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ARCHIV
DER
PHARMACIE
Zeitschrift
des
Deutschen Apotheker -Vereins.
Herausgegeben vom Direcetorium unter Redaction
von
= EB. Reichardt.
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Im Selbstverlage des Vereins.
In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S.
1877.
ARCHIV
PHARMACIE
Dritte Reihe, XI. Band.
Der ganzen Folge CCXI. Band.
Herausgegeben
vom
Directorium des deutschen Apothekervereins unter Redaetion
von
E. Reichardt.
ZISNAR,
NEW YORK
BSOTANICAL
Sanpe:
86. Jahrgang.
Im Selbstverlage des Vereins.
In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S.
1877.
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BOTANICAL
A. Originalmittheilungen.
Untersuchung der Brunnenwässer des Herzosthums
Meiningen.
Von A. v. Lösecke in Hildburghausen.
Bevor ich im Frühjahre 1875 damit begann, die Trink-
wässer des Herzogthums Meiningen in sanitätlicher Beziehung
zu untersuchen, war ich mir darüber klar geworden, dass
bei der voraussichtlich sehr grossen Anzahl von Brunnen, die
sich nach meiner ungefähren Berechnung auf viele Hunderte
belaufen musste, eine quantitative Prüfung eines jeden Was-
- sers auf alle Bestandtheile eine gar zu weit sich hinaus-
ziehende Arbeit sein werde.
Ausgehend von dem Gedanken, dass es bei sanitätspoli-
zeilichen Untersuchungen von Wasser nicht darauf ankomme,
zu erfahren, in welcher Menge alle Bestandtheile vorhanden
sind, wenn sie in einer die vorgeschriebenen oder allgemein
als erlaubt angenommenen Grenzen nicht oder wenigstens
nicht wesentlich überschreitenden Quantität sich vorfinden,
musste ich eine Methode befolgen, nach welcher die Prüfung
für gedachten Zweck hinreichend genau und rasch von Stat-
ten ging. In welcher Weise ich dabei verfuhr, will ich in
3 a
>“ sicht zu nehmen hat, sind organische Substanz, Kalk, Schwe-
= felsäure, Chlor, Salpetersäure, salpetrige Säure und Ammoniak;
in seltenen Fällen Schwefelwasserstoff, Eisen u. a.
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" Folgendem zeigen.
Die Bestandtheile des Wassers, auf welche man Rück-
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 1. Heft. 1
IH re A ir 1 R-
2 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen.
Was die organische Substanz betrifft, so macht eine
genaue Bestimmung kaum mehr Mühe als eine annähernde
und desshalb ist sie bei den vorliegenden Untersuchungen
immer quantitativ festgestellt.
Die Bestimmung aller übrigen Körper geschah in der
Regel mit Zuhülfenahme von reinem Wasser, in welchem
genau soviel von den betreffenden Salzen aufgelöst war, als
das bekannte Wiener Gutachten zulässt. Für solche Lösun-
gen wählte ich die Bezeichnung: Controlwasser. Versetzt
man eine Probe solchen Controlwassers einerseits und des zu
untersuchenden Wassers andrerseits mit dem entsprechenden
Reagens und vergleicht die entstandenen Reactionen mit ein-
ander, so bemerkt man ohne Schwierigkeit, ob die eine oder
die andere schwächer oder stärker ausgefallen ist. Auf solche
Weise überzeugt man sich leicht, ob der Körper nur in
erlaubter oder mehr oder weniger grösserer Menge vorhanden
ist. Erschien die Reaction im Wasser schwächer als im Oon-
trolwasser, so bezeichnete ich den Gehalt mit dem Ausdrucke
„Spur“, kam sie dem des letzteren etwa gleich, so mit
„starke Spur“ und war sie merklich stärker, so hiess es
„sehr starke Spur.“ Nur bei übermässig stärkerer Reac-
tion wurde zur quantitativen Bestimmung geschritten, so
namentlich beim Kalk, bei der Salpetersäure, Schwefelsäure
und beim Chlor.
Ganz genaue Resultate werden auf die oben angegebene
Weise natürlich nicht erzielt; ich halte sie für gedachten
Zweck auch für überflüssig, denn wenn man sich überzeugt
hat, dass der eine oder andere Bestandtheil oder gar mehrere
in nicht gestatteter Menge vorhanden sind, so ist das aus-
reichend und um so mehr, wenn man annähernd sagen kann,
um wieviel etwa die Grenze überschritten wird. Findet man
beispielsweise durch die intensivere Reaction den Gehalt an
salpetriger oder Salpetersäure in 100000 Th. über 5, 10 oder
20, so ist es ja, da das Wasser so wie so verworfen wer-
den muss, gleichgültig zu wissen, ob ganz genau 5, 10 oder
20 Th. oder etwa 6, 12, 22 u.s. w. vorhanden sind.
EIER IN X
BA V. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen, 3
Derartige, den Gehalt der Substanzen annähernd richtig
bezeichnende, Reactionen sind eine grosse Erleichterung und
zwar für alle Körper, deren quantitative Bestimmung man
nicht durch Titriren, wie beim Chlor, direct und rasch fer-
tig bringt.
Die Methode giebt im Allgemeinen befriedigende Resul-
tate und möchte für umfangreiche Untersuchungen von einer
Hand die einzig mögliche sein.
Es freut mich, erwähnen zu können, dass ich mit mei-
ner Ansicht über den Werth der annähernden Bestim-
mung der Bestandtheile nicht allein dastehe. Sanitätsrath
Dr. M. Böhr empfiehlt in seiner Abhandlung: „Eine verein-
fachte Methode der chemischen Trinkwasser - Untersuchung“,
welche mir kurz vor Beendigung meiner Arbeit in der Vier-
teljahrsschrift für gerichtl. Mediein von Dr. H. Eulenberg XXV,
2. 1876 zu Gesichte kam, einen ganz ähnlichen Weg. Boehr
veröffentlicht eine solche Untersuchungsweise hauptsächlich
für Aerzte, welche in dieser Weise ein annähernd richtiges
Bild von der Beschaffenheit des Wassers sich zu verschaffen
im Stande sind, und zwar rasch und ohne Verzug, was in
vielen Fällen von grosser Wichtigkeit sein wird. Aber auch
der Apotheker und Chemiker kann sich der Methode bedienen
und dadurch viel Zeit und Arbeit sparen.
Das Untersuchungsverfahren soll nun in Folgendem näher
angegeben werden.
1) Organische Substanz.
Grenze 5,00 in 100000.
Die Bestimmung geschah genau nach dem Verfahren,
wie es in Prof. Dr. Reichardt’s „Grundlagen zur Beurtheilung
des Trinkwassers“ angegeben ist. Trafen, was häufig der
Fall war, umfangreiche Sendungen zu gleicher Zeit ein, so
wurde die Prüfung auf organische Stoffe stets zuerst vorge-
nommen, damit nicht etwa weitere Veränderungen im Wasser
vor sich gehen konnten. Bei zweckmässiger Kochvorrichtung
kann man gleich mehrere Proben in Arbeit nehmen und so
innerhalb verhältnissmässig kurzer Zeit eine erkleckliche An-
1 +
4 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen.
zahl fertig bringen. Es empfiehlt sich, die Chamäleonlösung
in blauen Flaschen aufzubewahren, da sie sich darin ziemlich
lange unverändert hält und besser als in weissen oder grü-
nen. Die Oxalsäurelösung muss öfters auf ihren Gehalt geprüft,
ev. neu hergestellt werden, weil sie sich allmählig ' zersetzt
und nicht mehr der ursprünglichen Menge Chamäleonlösung
entspricht.
2) Kalk.
Grenze 18,0 in 100000.
Die Bestimmung geschieht durch Vergleichung der Reac-
tion des Wassers mit der eines ÜControlwassers, welches in
folgender Weise hergestellt wird. Man löst 3,56 g. geschmol-
zenes Chlorcalcium entsprechend 1,80 Kalk in 1 Liter reinen
Wassers und verdünnt hiervon 100 C.C. mit 900 C.C. Was-
ser, so dass man wieder 1 Liter erhält. Dieses enthält dem-
nach 0,356 Chlorcaleium entsprechend 0,18 Kalk, was dem
Verhältnisse von 18 Th. in 100000 Th. Wasser gleichkommt.
Anstatt der obigen Menge Chlorcaleium kann man auch 3,2 g.
reinen kohlensauren Kalk in verdünnter Salzsäure lösen, die
Lösung vorsichtig zur Trockne bringen und die Salzmasse in
der vorgeschriebenen Menge Wasser lösen. Die Gewichts-
bestimmung vermittelst Fällen durch oxalsaures Ammoniak
u. 8. w. musste wegen bedeutend überwiegenden Kalkgehaltes
häufig vorgenommen werden und ergab in Wässern aus
gypsführenden Schichten das 1!/,, 2, 3 auch 4fache mehr;
bei Wässern mit doppeltkohlensaurem Kalke bewegte sich
das Resultat meistens um die Grenze. Die Magnesia wurde
bei stark kalkhaltigen Wässern aus dolomitischem Gestein
nur qualitativ nachgewiesen.
Im Ganzen machten sich 26 genaue Kalkbestimmungen
nöthig. In einem Falle wurden ausser 63,17 Kalk (mit
Schwefelsäure als 138,70 Gyps) noch 27,0 Magnesia gefun-
den, ausserdem 227,20 Chlor, zusammen ein Gesammtrück-
stand von 450,0 in 100000; eine prächtige Mineralquelle,
die übrigens nicht benutzt wird. Von den 1584 Wässern
waren 390 — 24,62), kalkfrei.
DE
SEN
u
SER, v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiniugen. 5
3) Schwefelsäure.
Grenze 0,2 — 6,3 im 100000.
Die Bestimmung geschieht gleichfalls durch optische Ver-
gleichung wie beim Kalk, doch musste auch hier die genaue
Feststellung durch Ausfällen mit Chlorbaryum öfters vorgenom-
men werden und zwar in gypshaltigen und Glaubersalz und
Bittersalz führenden Wässern. Die letzteren stammten mei-
'stens aus der Gegend von Friedrichshall, bekannt durch das
von dort exportirte Bitterwasser. Die Menge der Schwefel-
säure stieg bis über 60,0 auf 100000. Das Controlwasser
zur Bestimmung des Maximalgehaltes bereitet man durch
Auflösen von 1,37 g. schwefelsauren Kalis = 0,63 Schwefel-
säure in 1 Liter reinen Wassers und Verdünnen von 100 0.C.
hiervon auf wiederum 1 Liter. Dieses enthält darnach 0,137
schwefelsaures Kali oder 0,063 Schwefelsäure, welches Ver-
hältniss dem von 6,3 in 100000 entspricht. Sollen Gehalte
zwischen 0,2 und 6,3 genauer erkannt werden, so nimmt man
beispielsweise für 0,63 Schwefelsäure in 100000 Thln. statt
100 C.C, schwefelsaurer Kalilösung nur 10 0.C. und für den
Gehalt von 0,2 nur 3,2 C.C. und bringt diese mit reinem
Wasser auf 1 Liter u.s.f._ Von den 1584 Wässern waren
784 — 49,49), frei von Schwefelsäure; mit 22 wurden
genaue Bestimmungen vorgenonimen.
4) Chlor.
Grenze 0,2 — 0,8 in 100000.
Die optische Prüfung ist beim Chlor wohl am leichtesten
und sichersten, da man durch das Auftreten eines schwachen
Opalisirens, einer milchigen Trübung bei Durchsichtigkeit bis
zur Undurchsichtigkeit und schliesslich durch das Erscheinen
eines mehr oder weniger starken Niederschlages leicht erkennt-
- liehe Abstufungen beobachten kann. Stellt sich übrigens ein
stärkerer Chlorgehalt heraus, so hat man in der Titrirmethode
ein expedites Mittel, in kurzer Zeit eine ganze Reihe genauer
Bestimmungen zu machen.
6 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen.
Zur Vergleichsprüfung wird das Controlwasser bereitet
durch Auflösen von 1,32 g. zerriebenen und getrockneten
Kochsalzes = 0,8 Chlor in 1 Liter Wasser und Verdünnen
von 100 C.C. dieser Lösung auf wiederum 1 Liter. Dieses
enthält 0,132 Chlornatrium oder 0,08 Chlor, entsprechend dem
Verhältnisse von 8,0 : 100000. Es werden hiervon wiederum
100 C.C. auf 1 Liter verdünnt und dadurch erhält man ein
Controlwasser, in welchem das Verhältniss von 0,8 : 100000
waltet. Nimmt man bei der letzten Verdünnung statt 100 C.C.
nur 25, 50 oder 75, so resultiren noch 3 Controlwässer mit
den Verhältnissen von 0,2—.0,4 und 0,6 : 100000. Bei der
ersten Verdünnung kann man auch statt 100 nur 100.0.
der Flüssigkeit nehmen und diese auf 1 Liter stellen, um
gleich das richtige Verhältniss zu erzielen; doch ist das letzte
Verfahren wohl sicherer und genauer.
Behufs Bestimmung des Chlorgehaltes durch Titriren
stellt man sich, wie das aus jedem Werke über Maassanalyse
näher zu ersehen ist, eine !/,, Normal-Silberlösung dar und
titrirt mit dieser aus einer in zehntel Cubikcentimeter getheil-
ten Bürette das Wasser, welches mit einigen Tropfen einer
Lösung von einfach chromsauren Kali versetzt war. Sobald
die Flüssigkeit einen röthlichen Schein angenommen hat, liest
man die verbrauchte Menge Höllensteinlösung ab, aus der
sich der Chlorgehalt leicht ergiebt. Schon ein einziger Tro-
pfen bewirkt an der Grenze deutlich und scharf das Auftre-
ten der röthlichen Färbung, Von den verbrauchten C.C.
bringt man 1 C.C. in Abzug, da dieser nach Mohr’s Versu-
chen constant mehr erfordert wird als der vorhandene Chlor-
gehalt eigentlich verlangt.
Aus den titrirten Flüssigkeiten scheidet man durch Salz-
säure Chlorsilber aus und sammelt es behufs späterer Reduc-
tion. (Bei der vorliegenden Arbeit wurden gegen 40 g. reines
Silber erzielt und zwar durch Reduction des Chlorsilbers mittels
Zink und Salmiakgeist, in dem etwa ?/,; des Chlorsilbers ge-
löst, das letzte Drittel aber nicht mehr löslich war.) Von
den 1584 Wässern waren 411 = 25,31%, chlorfrei; 205
mussten titrirt werden,
Ren
DR
UA y. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 7
5) Salpetersäure und salpetrige Säure,
Grenze 0,4 in 100000.
Die Bestimmung dieser beiden Säuren ist von grosser
Wichtigkeit; die annähernd richtige quantitative Feststellung
durch optische Vergleichung hat ihre Schwierigkeiten. Quali-
tativ sind sie leicht nachzuweisen.
Für Salpetersäure dient die Prüfung mit einer gesättig-
ten Brucinlösung — 2 Tropfen davon auf 1 Tropfen Wasser
— und tropfenweises Zufügen von reiner, farbloser, salpeter-
säurefreier Schwefelsäure. Salpetrige Säure erkennt man
leicht durch Versetzen einer Probe Wasser mit etwas Schwe-
felsäure und Jodkalium- oder Jodzinkstärkekleister. Es wur-
den oft die eine, oft die andere Säure, manchmal auch beide
Säuren neben einander gefunden. Da die Brucinreaction
ebensowohl für die salpetrige Säure als für Salpetersäure
gilt, so thut man doch wohl, selbst wenn die erstere viel-
leicht auch nicht bedenklicher sein sollte, beide Reactionen
anzustellen.
In der Erscheinung dass die Brucinreaction je nach
dem grösseren oder geringeren Gehalte obiger Säuren nach
Zusatz einer geringeren oder grösseren Anzahl Tropfen von
Schwefelsäure auftritt, hat man ein Mittel, die Menge der
Salpetersäure annähernd zu bestimmen. Zeigt sich die Rosa-
färbung auf Zusatz von schon 1 Tropfen Schwefelsäure, so
ist der Gehalt nach Reichardt bedeutend, etwa 20 — 40 auf
100000, zeigt sie sich noch nicht beim 5. Tropfen, so ist we-
niger als 2 bis 3 vorhanden und stellt sie sich erst beim
elften, zwölften u. s. w. Tropfen ein, so kann man annehmen,
dass wenigstens nicht viel mehr als 0,4 Salpetersäure in
100000 Wasser zugegen ist. Dieses Verfahren giebt in vie-
len Fällen befriedigende Resultate, um so mehr ausreichend,
.da eine absolut genaue Bestimmung jener Säure wegen des
leichten Wechsels im Gehalte, namentlich der Pumpbrunnen,
überflüssig erscheinen möchte. Es genügt in den meisten
Fällen zu constatiren, ob oder dass zuviel Salpetersäure vor-
handen ist, und bleibt es dann gleichgültig, ob die Menge
va? 2 7 en...
8 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d, Herzogth. Meiningen.
N
”
2, 3,4 u. s. w. auf 100000 beträgt, wenn so wie so das Was-
ser als unbrauchbar verworfen werden muss. Die Anwen-
dung einer salpetersäurefreien Schwefelsäure ist unbedingtes
Erforderniss und wenn eine solche oft auch schwer zu haben
ist, so ist es mir doch gelungen, sie zu acquiriren. Will
man dagegen den Gehalt der Salpetersäure genau bestimmen,
so ist das von Reichardt empfohlene Verfahren: Eindampfen
mit Baryt, Auslaugen des Rückstandes, Behandeln und Destil-
liren mit Aetzkali, Zinkfeile und Alkohol, Auffangen des ge-
bildeten und entwickelten Ammoniaks in einer bestimmten
Menge Normalschwefelsäure, Titriren mit Barytwasser und
Berechnung auf Salpetersäure (in der oben eitirten Schrift
genau beschrieben) das empfehlenswertheste. Für umfang-
reiche Untersuchungen ist die Methode jedoch nicht durch-
führbar, kann ja aber immer noch in besondern Fällen ange-
wandt werden.
Als ein Mittelweg zwischen den beiden angegebenen
Verfahren kam mir erwünscht die Methode von E. Hoff-
mann (die Salpetersäurebestimmung in Wässern. Archd. Pharm.
1875. 6, 513.) Dieselbe beruht auf dem Titriren mit einer
schwachen Indigolösung unter Zusatz von concentr. Schwefel-
säure. Ohne weiter auf die an gedachtem Orte näher
beschriebenen Operationen einzugehen, kann ich nicht umhin
zu bemerken, dass diese Methode gewisse Mängel hat. Man
erhält bei wiederholter Untersuchung eines und desselben
Wassers leicht differente Resultate, zumal wenn man nicht
das einemal wie das anderemal mit gleicher Geschwindigkeit
operirt. Mehrfach kam es vor, dass beim Mischen des Was-
sers mit der Schwefelsäure ein intensiver Geruch nach salpe-
triger Säure auftrat, welche durch die Hitze aus der Mischung
ausgetrieben wurde, noch ehe man Indigolösung zufliessen
lassen konnte. Das so verflüchtigte Gas kann natürlich nicht
mehr entfärbend wirken. Solche Fälle betrafen allerdings nur
Wässer, welche überreich an Salpeter- oder salpetriger Säure
waren; man muss das zu untersuchende Wasser vorher mit
einer bestimmten Menge reinen Wassers verdünnen, um dem
Uebel vorzubeugen. Jedenfalls hat man möglichst rasch und
A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 9
genau zu verfahren und thut wohl, wenigstens 2 oder 3 Be-
stimmungen zu machen. Durch Uebung bringt man es aller-
dings zu Resultaten, mit denen man um so eher zufrieden
sein kann, als ein kleiner Fehler ohne Bedeutung ist. Da
Salpetersäure und salpetrige Säure hier ebenso wie bei der
Brucin -Reaction ebenmässig wirken, so kann die Bestimmung
ja doch nicht in allen Fällen genau ausfallen.
Bemerkt sei, dass die Indigolösung ab und zu auf ihren i
richtigen Gehalt geprüft und gestellt werden muss, da sie sich
mit der Zeit verändert, Das Controlwasser, wenn auch nach
dem oben Gesagten eigentlich überflüssig, lässt sich darstellen
durch Auflösen von 0,74 g. Salpeter = 0,40 Salpetersäure
in 1 Liter Wasser, Verdünnen von 100 0.C. hiervon mit
900 ©.C. Wasser und nochmaliges gleiches Verdünnen dieser
letzten Flüssigkeit. Man hat dann schliesslich im Liter
0,0074 Salpeter = 0,0040 Salpetersäure, entsprechend dem
Verhältnisse von 0,4: 100000. Wie oben, so thut man auch
hier, wie bei den folgenden Controlflüssigkeiten der grösseren
Genauigkeit wegen gut, zweimal mit 100 C.C. anstatt mit
10 ©.C. die Verdünnung vorzunehmen.
Von den 1584 Wässern wurden 99 titrirt, 516 —
32,57), zeigten sich frei von den Säuren. Für die salpe-
trige Säure hat man ferner in den verschiedenen Nüancen
der Jodstärkereaction die Möglichkeit, den Gehalt annähernd
zu bestimmen. Man bereitet das Controlwasser aus 0,89 g.
salpetrigsaurem Kali — 0,40 salpetriger Säure, wenn diese
Zahl die Grenze bezeichnen soll und nicht 0,28, welches
Quantum 0,4 Salpetersäure entspricht und nur 0,623 salpe-
trigsauren Kali gleichkommt, gelöst in 1 Liter Wasser und
' zweimaliges Verdünnen wie oben. Die zweite Verdünnung
enthält dann im Liter 0,0089 salpetrigsaures Kali — 0,004
salpetriger Säure, was mit dem Verhältnisse von 0,4 : 100000
correspondirt. Die Reaction ist sehr scharf; bei einem Ge-
halte von 0,4 erscheint sie blass rosa bis hellviolettroth, bei
1,0 sofort hellviolett, bei 2,0 violettroth, bei 4,0 dunkelblau-
violett, von oben besehen fast schwarz und die Flüssigkeit
erscheint nach dem Absetzen eben durchsichtig. Bei stärke-
ar
10 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. &
rem Gehalte wird sie immer intensiver, so dass man Ver-
gleiche nicht mehr ziehen kann; bei 20, 30, 40 z. B. intensiv
chocoladenbraun, von oben schwarz, nach dem Absetzen
undurchsichtig; der Niederschlag erscheint schwarz, beim Zer-
reiben schwarz violett.
6) Ammoniak.
Grenze entsprechend 0,4 Salpetersäure = 0,125 in 100000.
Wenn man für Salpetersäure und salpetrige Grenzen
feststellt, so muss man für Ammoniak dasselbe thun; es ist
nicht jedes Ammoniak-haltige Wasser zu verwerfen, ebenso
wenig wie man auch nicht jedes salpetersäurehaltige ver-
dammt. Wie ich in einer späteren Arbeit, für welche meine
Untersuchungen noch nicht geschlossen sind, zeigen werde,
geht unter gewissen Umständen die Salpetersäure in salpe-
trige Säure und in Ammoniak über. Alle drei Körper stehen
also in einem bestimmten Zusammenhange; desshalb nehme
ich überhaupt eine Grenze für Ammoniak und zwar 0,125 :
100000 an. Der Stickstoffgehalt von 0,125 entspricht dem
von 0,4 Salpetersäure.
Das Controlwasser wird durch Auflösen von 0,39 g. Sal-
miak — 0,125 Ammon in 1 Liter Wasser und zweimaliges
Verdünnen wie oben gewonnen. Das Liter der letzten Ver-
dünnung enthält alsdann 0,0039 Salmiak — 0,00125 Ammo-
niak, was wiederum dem Verhältnisse von 0,125 : 100000
entspricht.
Die Reaction mit Nessler'schem Reagens ist ausseror-
dentlich scharf. Man erkennt 100 Th. in 100000 Wasser
an einem orangerothen, käsigen, sofort sich absetzenden Nie-
derschlage, 10 Th. an der orangerothen, trüben, undurchsich-
tigen und 1 Th. an der gelbbräunlichen, von oben gesehen
orangerothen Flüssigkeit. Bei 0,1 ist die Farbe weingelb,
von oben hell orange und bei 0,01 sehr blass gelb, von oben
deutlicher, hell citronengelb. Man ist demnach im Stande,
selbst 40000000 Ammoniak zu erkennen. Hiermit ist denn
aber auch so ziemlich die äusserste Erkennungsgrenze gege-
\
geben. Bei noch stärkerer Verdünnung kann man Ammoniak
nicht wohl mit Sicherheit nachweisen. Der Gehalt von 0,125
giebt also eine weingelbe, von oben deutlich orange Flüssig-
keit. Bei Vergleichen hat man genau darauf zu achten,
dass die verschiedenen Flüssigkeiten in gleich weiten Rea-
gensceylindern und in gleicher Höhe sich befinden.
Von den 714 auf Ammoniak geprüften Wässern waren
590 frei davon, 124 enthielten meistens nur Spuren.
Nachdem in dem bisher Gesagten das Untersuchungsver-
fahren beschrieben ist, erübrigte noch, die speciellen Resultate
anzugeben. Da dieselben aber von zu wenig allgemeinem
Interesse sind, so unterbleibt die tabellarische Uebersicht an
diesem Orte. Die nachfolgenden summarischen Angaben
möchten wohl genügen und aus ihnen erhellt, dass die Trink-
wässer im Herzogthume Meiningen grösstentheils gut sind,
was besonders dem Umstande zu verdanken ist, dass die
Laufbrunnen vorherrschend sind. Leider können über das
Verhältniss dieser zu den Pump- und Schöpfbrunnen genaue
Angaben nicht gemacht werden, da die Ortsvorstände trotz
Vorschrift nicht immer genaue Angaben über diesen Punkt
gemacht haben.
Soweit meine Beobachtungen an dem Wasser von Lauf-
brunnen gehen, unterliegt dieses je nach den verschiedenen
Jahreszeiten u. s. w. nur sehr unwesentlichen Schwankungen
im Gehalte an organischen Substanzen und Salzen. Salpe-
tersäure fand sich, wenn überhaupt, nur in minimalen Men-
gen. Pumpbrunnen- Wasser dagegen enthielt meistens
grössere, ja stellenweise sehr grosse Quantitäten, eine weitere -
Bestätigung für die andrer Orten gemachten Erfahrungen.
Bei Laufbrunnen muss man, wenn mehrere Leitungen von
einem und demselben Wasser existiren, jede Leitung unter-
suchen, um so mehr wenn sie von Holz gefertigt sind; das
Resultat unterliegt häufig geringen Schwankungen im Gehalte
an organischen Stoffen.
Die sämmtlichen Wässer vertheilen sich auf die 4 Kreise
des Herzogthums in folgender Weise:
12 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen.
I. Kreis Meiningen.
Die Untersuchung ergab:
Wässer ohne Kalk
mit Kalk
ohne Schwefelsäure
mit Schwefelsäure
ohne Chlor
mit Chlor
ohne salpetrige oder
Salpetersäure
mit denselben
davon mit salpetri-
ger Säure
mit organ. Substanz
bis 1,00
- - - 5,00
- - - 10,00
- - über 10,00
ganz frei von mineral,
Bestandtheilen
33
251
|
168
116
76
208 =
138
146
61
27
212
33
12
2
11,61
88,39
59,15
40,85
26,76
73,24
48,59
51,41
21,47
9,47
74,66
11,61
4,26
0,70
125 Orte mit 284 Brunnen,
Von 91 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 78
frei davon.
II. Kreis Hildburghausen.
Brunnen.
Die Untersuchung ergab:
Wässer ohne Kalk
mit Kalk
ohne Schwefelsäure
mit Schwefelsäure
ohne Chlor
mit Chlor
ohne salpetrige oder
Salpetersäure
mit denselben
davon mit salpetri-
ger Säure
126 Orte mit 429
88. — 20,51. 0),:
sar.=— AA
1957 == 45,45”
234 51.552
69 —= 16,08 -
360 —= 83,92 -
134, 731,237-
295 — 68,77 -
1H—=. 17,0,
Br A. v. Tiösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 13
Wässer ohne Ammoniak 332 119030:
- mit Ammoniak 90: == 20,91 -
- - organ. Substanz
bis 1,00 49 — 11,42 -
- - - - 5,00 326 —= 76,00 -
- - - - 10,00 44 — 10,25 -
- - - über 10,00 10 = 2,33 -
E - ganzfrei von mineral.
Bestandtheilen 38: =, 6,02
III. Kreis Sonneberg. 75 Orte mit 364 Brunnen.
Die Untersuchung ergab:
Wässer ohne Kalk 180 — 49,45 '),.
- mit Kalk 184 — 50,55 -
- ohne Schwefelsäure 232 63,71 -
- mit Schwefelsäure 132 — 36,29 -
|
- ohne Chlor a ee pn
- mit Chlor 183.— 30,28 -
- ohne salpetrige oder
Salpetersäure 154 — 42,30 -
- mit denselben 210.—=:51,10,-
davon mit salpetri-
ger Säure 102 — 29,39%
- mit organ. Substanz
bis 1,00: 23 = 6,58 -
- - - - 5,00 256 — 70,09
ee 4540,00 6517,85
- - - über 10,00 20 = 5,48 -
- ganz frei von mineral.
Bestandtheilen 62, — 14,03. -
| Von 56 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 50
frei davon.
IV. Kreis Saalfeld. 135 Orte mit 507 Brunnen.
Die Untersuchung ergab:
Wässer ohne Kalk 89
- mit Kalk 418
- ohne Schwefelsäure 189
82,44 -
37,20 -
I
rn ’
a
;.
m
=
14 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen.
Wässer mit Schwefelsäure 318
ohne Chlor 85
mit Chlor 422
ohne salpetrige oder
Salpetersäure 90
mit denselben 417
davon mit salpetri-
ger Säure 214
mit organ. Substanz
bis 1,00 35
- - - 5,00 340
- - - 10,00 102
- - über 10,00 27
ganz frei von mineral.
Bestandtheilen 9
62,80
16,76
83,24
17,75
82,25
42,20
6,95
67,02
20,71
5,32
1,77
%o-
Von 140 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 120
frei davon.
V. Ganzes Herzogthum. 461 Orte mit 1584
Brunnen.
Die Untersuchung ergab:
Wässer ohne Kalk 390
- mit Kalk 1194
- ohne Schwefelsäure 784
- mit - 800
- ohne Chlor 411
- mit Chlor 1173
- ohne salpetrige oder
Salpetersäure 516
- mit denselben 1068
- davon mit salpetri-
ger. Säure 458
mit organ. Substanz
bis 1,00 134
3%. 301 NO
ET
- = über 10,00 69
— 24,62 9.
75,38
49,49
50,51
25,31
74,69
32,57
67,43
28,29
8,45
71,61
15,59
4,35
A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 15
Wässer ganz frei von mineral.
Bestandtheilen 308. 26,36 9.
Von 714 auf Ammoniak geprüften Wässern war 590
— 82,63 %, frei davon.
Auf Grund der Untersuchungsresultate wurden folgende
Prädicate ertheilt:
1) vorzüglich, recht gut, gut 1122 mal — 80,93 %,.
2) eben und kaum brauchbar 343 mal — 11,56 9.
3) schlecht oder sehr schlecht 119mal = 7,51.
Auf die 16 Bezirke vertheilen sich die guten (1) und
_ die schlechten (3) Wässer wie nachstehend angegeben:
1. Bezirk Meiningen: Laufbrunnen stark vorwiegend.
103 — 90,11%, gute und 3 — 2,64 °/, schlechte.
2. Bezirk Wasungen: Laufbrunnen stark vorwiegend.
54 — 93,32), gute und 1 = 1,72, schlechte.
3. Bezirk Salzungen: Laufbrunnen stark vorwiegend.
94 — 83,25 %/, gute und 10 = 8,82 °/, schlechte.
4. Bezirk Hildburghausen: Laufbrunnen stark vorwiegend.
97 — 82,11%, gute und 3 —= 2,54 °/, schlechte.
5. Bezirk Römhild: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen vor-
. wiegend.
11 = 21,18°/), gute und 7 — 13,57 °, schlechte.
6. Bezirk Themar: Laufbrunnen stark vorwiegend.
42 = 80,95 °/, gute und 2 = 3,80 %, schlechte.
7. Bezirk Heldburg: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen
vorwiegend.
49 — 40,84), gute und 6 = 5,00 °/, schlechte.
8. Bezirk Eisfeld: Laufbrunnen stark vorwiegend.
73 — 83,88), gute und 1 — 1,14 °/, schlechte.
9. Bezirk Sonneberg: Laufbrunnen vorwiegend.
166 — 73,76 °/, gute und 6 — 2,77 °/, schlechte.
10. Bezirk Schalkau: Laufbrunnen stark vorwiegend.
74 — 87,06 °/, gute und 2 = 2,35°/, schlechte.
11. Bezirk Steinach: Laufbrunnen stark vorwiegend.
51 — 91,80 %/, gute und 1 = 1,80 °), schlechte.
.12. Bezirk Saalfeld: Laufbrunnen vorwiegend.
72 — 51,03 °/, gute und 18 — 12,59 %/, schlechte,
SE
16 B. Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl, üb. Aräometer,.
13. Bezirk Gräfenthal: Laufbrunnen stark vorwiegend.
99 —= 88,41%, gute und 3 — 6,67), schlechte.
14. Bezirk Pössneck: Laufbrunnen vorwiegend.
23 — 69,70%, gute und 4 — 12,12%, schlechte.
15. Bezirk Kranichfeld: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen
vorwiegend. 4
21 = 65,63 °/, gute und 4 —= 12,50%, schlechte,
16. Bezirk Camburg: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen
vorwiegend.
93 — 51,75 °/), gute und 48 — 25,66 °, schlechte.
Die Untersuchung hat ergeben, dass gute Wässer und
Laufbrunnen ebenso in geradem Verhältnisse stehen als
schlechte und Pump-, Schöpf- oder Ziehbrunnen und ferner
wie nothwendig es ist, derartige Anlagen, wenn sie nicht
besser durch Laufbrunnen ersetzt. werden können, mit grösse-
rer Sorgfalt herzurichten.
Dem glücklichen Umstande aber, dass eine verhältniss-
mässig so grosse Anzahl von Trinkwässern des Herzogthums
Meiningen von guter, ja häufig von ausgezeichneter Beschaf-
fenheit ist, habe ich die rasche Erledigung vorliegender Ar-
beit, der ich selbstverständlich nicht meine ganze Zeit wid-
men konnte, zu verdanken, ausserdem aber auch der freund-
lichen Unterstützung meines dermaligen Gehülfen, Herrn Albert
Link, dem ich hiermit Öffentlich nochmals meinen Dank aus-
spreche.
Erwiderung auf die Werner’sche Abhandlung über
Aräometer.
Von Dr. B. Hirsch, Apotheker zu Frankfurt a/M.
Im diesjährige Februarheft des Archivs findet sich
S. 137 — 145 unter dem Titel: „Bemerkungen zu: B, Hirsch,
über die gebräuchlichen Akne und ein neues Normalaräo-
meter“ ein Aufsatz des Herrn Collegen Werner in Breslau,
der mich zu einigen Gegenbemerkungen nöthigt, wobei ich
\
EB: Hirsch , Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer. 17
mit Absicht und Bewusstsein alles das unberührt lasse, was
mir als untergeordnet oder nebensächlich erscheint.
Zunächst muss ich in Abrede stellen, nur den engen
Kreis von Flüssigkeiten, deren Prüfung durch das specifische
Gewicht bei Apotheken- Revisionen die Ph. Germ. verlangt
(8. 137 des Werner’schen Aufsatzes), im Auge gehabt zu ha-
‘ben; das beweist meine oben genannte Abhandlung zur Genüge.
Sodann muss ich bemerken, dass Herr Werner nach seiner
_ eigenen Mittheilung ($. 145) das sog. Normalaräometer „noch
nicht unter den Händen gehabt hat“, dass dagegen ich die
seinerseits in den Vordergrund gestellte Westphal’sche Waage
nicht erst seit 2, sondern seit mehr als 4 Jahren, und zwar
_ zu sehr zahlreichen Bestimmungen benutzt habe, also hin-
_ reichend mit ihr vertraut bin.
2 Das Reinigen und Austrocknen des Cylinders (8. 137)
_ ist im Allgemeinen freilich etwas schwierig und zeitrau-
bend; desshalb ist eben für das Normalaräometer eine Form
gewählt, welche das Reinigen und Austrocknen sehr erleich-
tert und abkürzt, und das hätte Herr Werner nicht ignoriren
_ sollen. Wem das Austrocknen doch zu mühsam und zeitrau-
5 bend ist, verfahre bei Revisionen etwa nach der in meiner
Prüfung der Arzneimittel, II. Aufl. 5. 17/18 vorgeschlagenen
_ Reihenfolge; er braucht dann nur 4 (nicht 2) völlig trockne
Cylinder, nemlich für Schwefelsäure, Aether, Chloroform und
Glycerin,
Würde der Punkt, bis zu welchem die Einsenkung statt-
finden muss (S. 140), markirt sein, so würden fehlerhafte
Bestimmungen, wie ich sie gerade in Folge der mangelnden
Markirung genugsam zu beobachten Gelegenheit hatte, mit
Wahrscheinlichkeit seltener sein oder ganz in Wegfall kom-
= men. Wie aber eine gute Pharmacopöe bei ihren Vorschriften
zur Darstellung und Prüfung der Präparate darauf bedacht
_ sein soll, dass auch der minder Gesch..“te und minder
Unterrichtete damit zu guten und unzweifelhaften Resultaten
'gelange, so kann man auch von dem, der mit dem Anspruche
eigenen Verständnisses wissenschaftliche Instrumente für den
Gebrauch in weiteren Kreisen herstellt, eine gleiche Rücksicht
Arch. d. Pharm. XI. Bäs. 1. Heft, 2
18 B. Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer. ”e
Be, Fr
3 IT!
Ma ac
verlangen, ganz abgesehen davon, dass dadurch sein eigenes
Interesse gefördert wird. — Das Wittstock’sche und das
Normal- Aräometer lassen die Marke auch bei Wägung ganz
dunkler und undurchsichtiger Flüssigkeiten völlig deutlich
erkennen.
Bei den Punkten 6 und 7 (S. 140/1) verlässt sich Herr
Werner viel zu sehr auf den Mechaniker. Nicht dieser oder
irgend eine „verlassbare Handlung“, sondern der Apotheker
selbst hat für die Richtigkeit seiner Instrumente und der
damit ausgeführten Wägungen einzustehen, und er kann sich
nicht damit entschuldigen, dass Fehler „wenn sie vorkom-
men, ihren Grund in der Unachtsamkeit des Arbeiters“ haben.
Ich lege gerade darauf ein sehr grosses Gewicht, dass das
Normalaräometer binnen sehr kurzer Zeit und ohne alle ande-
ren Hülfsmittel, als eine mässig empfindliche Recepturwaage
und ein wenig destillirtes Wasser, nach allen Richtun-
gen hin auf seine Genauigkeit und Empfindlichkeit mit
unzweifelhaftem Resultat zu prüfen ist. Was Herr
Werner S. 144 über die Prüfung der Spindeln sagt, wider-
spricht dem wirklichen Sachverhalt, wie ich ihn angegeben
habe und wie ihn ein Jeder constatiren kann.
Herr Werner begnügt sich damit zum Zweck der Prüfung
den an der Waage ordnungsmässig aufgehängten Senkkörper
in destillirtes Wasser von 15° C. zu tauchen, den schwersten
Reiter anzuhängen und zu sehen, ob dann der Balken hori-
zontal steht; thut er das, „so ist das Instrument gut.“ Ich
möchte dieses Urtheil so rasch nicht unterschreiben; es han-
delt sich dazu meines Erachtens zuvor noch um Beantwortung
folgender Fragen:
1) Sind die beiden schwersten Reitergewichte (2 sind ja
immer erforderlich) wirklich gleich schwer?
2) wiegen die beiden kleineren genau !/,,, bezüglich "/;oo
des richtig befundenen schwersten Gewichtes?
3) sitzen die Reiter in den Einschnitten des Balkens
überhaupt richtig und rechtwinklig zu dessen Längsaxe?
4) sind die Einschnitte des Balkens genau an der richti-
gen Stelle angebracht?
I
IB, Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer. 19
Die Fragen 1 und 2 lassen sich mit Hülfe einer guten
| analytischen Waage beantworten; so ergab eine mit meinen
Reitergewichten im Mai vor. Jahres vorgenommene Prüfung
für das schwerste 6,9865, für dessen zweites Exemplar 6,986,
für das mittlere 0,6982, für das leichteste 0,0692. Eine feine
‚oder extrafeine Receptur- oder Hand- Waage nebst gewöhn-
lichen Präcisionsgewichten reicht für solche Bestimmung offen-
bar nicht aus.
Die Fragen 3 und 4 sind bei der Mohr’schen Waage
“noch ziemlich leicht auf indirectem Wege zu lösen. Man
verschafft sich zu einem genauen Gewichtssatz ein passendes
Reitergewicht, hängt dieses nacheinander in die Einschnitte
1, 2, 3—10 des Balkens, während man die an dem andern
Ende des Balkens befindliche Waagschaale mit den entspre-
chenden Gewichten belastet, und sieht zu, ob in jedem einzel-
nen Falle die Zunge genau einspielt. — Bei der Westphal’-
schen Waage ist diese Art der Prüfung nicht ausführbar,
weil die Waagschaale durch einen Metallkloben ersetzt ist,
‘der nicht wie jene belastet werden kann; es bleibt für sie
also nur die nicht so leicht und sicher auszuführende Prüfung
auf mechanischem Wege übrig.
Es ist in weiten Kreisen bekannt, dass Herr Westphal sehr
vorzüglich gearbeitete Waagen liefert, und in specie kann ich
bestätigen, dass die Resultate meiner direct von ihm bezoge-
nen Waage zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von
_ Flüssigkeiten sehr gut mit denen des Normal- Aräometers
_ übereinstimmen; gleichwohl muss ich meine im vorigen August-
‚heft ausgesprochene Ansicht in allen Punkten aufrecht erhal-
ten. Die genaue Prüfung der Waage ist eine schwierige,
zeitraubende, ohne analytische Waage nicht auszuführende
Arbeit. Ihre Empfindlichkeit ist für pharmaceutische Zwecke
jedenfalls ausreichend; was aber College Werner (S8. 143)
darüber sagt: „die Empfindlichkeit ist so gross, dass wenn
sie (die Waage) mit Weingeist eingestellt ist, und der Cy-
_ linder mit der warmen Hand umfasst wird, der Senkkörper
nach 8—10 Sekunden merklich in die Höhe steigt“, kann
' nur auf einer fehlerhaften Beobachtung oder einem lapsus calami
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20 B. Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer,
beruhen, denn nach bekannten Gesetzen kann der Senkkörper
zufolge Erwärmung der Flüssigkeit in derselben nur sinken,
nicht in die Höhe steigen. Dass bei dem sehr kleinen
Volumen des Senkkörpers (der meinige hat noch nicht ganz
7 Cm.) Beobachtungsfehler, wie sie z. B. sehr leicht durch
Berührung mit blosser, ein wenig fettiger Hand entstehen
können, im Verhältniss zu den Spindeln des Normalaräome-
ters (die ein Volumen von 40 Cm. besitzen) sehr gross aus-
fallen müssen, ist einleuchtend,
Herr Werner fürchtet bei der Wittstock’schen Spindel den
dünnen Hals (S. 144). Derselbe ist in der That minder zer-
brechlich, als es auf den ersten Blick scheinen mag, denn er
besteht nicht aus einem massiven Stab, sondern aus einem
hohlen Rohr, und hat durch seine Lage zwischen dem her-
vorstehenden Teller und Körper der Spindel schon einen
natürlichen Schutz. Mir ist binnen 25 Jahren bei sehr häu-
figer Benutzung nicht eine einzige solche Spindel zerbrochen.
Dass ‚die Wittstock’schen Spindeln bei zu grosser oder
allzu excentrischer Belastung schwanken (8. 144) und sich
schief stellen, liegt in der Natur der Sache; bei dem Normal-
aräometer ist auch dem durch Beigabe einer dritten Spindel
und geeignete Intervalle zwischen denselben vorgebeugt.
Recht angenehm erscheint es auf den ersten Blick, wenn
der Senkkörper ein Thermometer enthält (S. 144). Im All-
gemeinen aber kann man an die Genauigkeit so kleiner
Thermometer keine grossen Ansprüche machen, und häufig
ist die Temperatur der Flüssigkeit im oberen Theil des Cy-
linders von der im unteren recht erheblich verschieden, beson-
ders wenn sie durch Einsenken in kaltes oder warmes Wasser
absichtlich verändert wird. Da giebt das Mischen mit dem
so zweckmässigen, genauen und empfindlichen Zorn’schen
Thermometer eine viel grössere Sicherheit. Bei Wägung
vieler Flüssigkeiten nach einander entnimmt sie der Practiker
möglichst demselben temperirten Raum, und hat dann nur in
grösseren Pausen zu beobachten, ob die Temperatur gleich
bleibt oder nicht,
“
Br Lo Fr N 7
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E. Schulze, Ventilation. 21
Mit Recht hebt Herr Werner hervor, dass die, der Ge-
$ schicklichkeit und Ausdauer des Herrn W. Zorn zu verdan-
kende Verschmelzung des Emailstäbchens mit Hals und Tel-
ler des Instrumentes eine wesentliche Verbesserung der Witt-
stock’schen Spindel ist.
- Was den Schlusssatz des Herrn Werner (8.145) betrifft, so
x bin auch ich kein Freund unnöthiger Bevormundung. Warum
ieh — bisher leider vergeblich — gewünscht habe und noch
wünsche, dass wenigstens die Revisions- Commissionen zu
- Ihren Prüfungen Instrumente gebrauchen, welche einen bestimm-
ten und leicht controllirbaren Grad von Genauigkeit und
N Empfindlichkeit besitzen, glaube ich in meiner bezüglichen
Abhandlung hinreichend auseinander gesetzt zu haben; eine
grosse Anzahl Collegen hat mir darin beigestimmt und Herr
_ Werner, wie mir scheint, mich nicht widerlegt. Sehr bedauerlich
habe ich es dagegen gefunden, seinerzeit in meinem Kampfe
gegen eine andere Bevormundung, um bei diesem Ausdruck
zu bleiben, nemlich gegen die Einführung grosser Präeisions-
Waagen und Gewichte in die pharmaceutischen Laboratorien
_ und Vorrathsräume, bei den Üollegen so wenig Unterstützung
gefunden zu haben. Besässen wir eine so sehr wünschens-
werthe Vertretung bei den Oberbehörden, so wären statt
dieser Präcisions- Waagen wohl eher und besser Präcisions-
Aräometer eingeführt worden.
Frankfurt a/M. d. 27. März 1877.
Ueber Ventilation.
Von Ernst Schulze, Apotheker in Nordhausen. *)
Die tägliche Erfahrung lehrt, dass-in bewohnten Räumen
nie die gleiche Reinheit der Luft erzielt werden kann, wie
im Freien. In ihnen findet durch Respiration und Perspira-
tion eine Verschlechterung der Luft statt, im Freien dagegen
. unter Fixirung der gebildeten Kohlensäure durch die Pflanzen,
a *) Aus einem Vortrage des Vereins für öffentl. Gesundheitspflege in
Nordhausen.
23 .E. Schulze, Ventilation,
und unter Ausscheidung von reinem Sauerstoff eine Reinigung
derselben statt. Dies schnell auszugleichen, ist Aufgabe
der Ventilation. Wenn man an diese Ausgleichung herantre-
ten will, muss man erst Klarheit über die Vermehrung der
Kohlensäure in den Wohnzimmern haben, und über den
Normalgehalt derselben in der atmosphärischen Luft. Hierbei
kann nun das Gefühl nicht allein maassgebend sein. Man
nennt eine Luft noch rein, welcher man dies Prädikat im
Vergleich zur Luft im Freien verweigern sollte, und man
fühlt sich in einer reichlich mit Koblensäure geschwängerten
Luft noch wohl, und das Gemeingefühl der Behaglichkeit wird
erst alterirt, wenn die Luft anfängt einen unangenehmen
Geruch zu zeigen.
Dennoch kann diesem Eindrucke eine mehr als unbe-
stimmte Grundlage für die Beurtheilung der sanitären Zuläs-
sigkeit der Zimmerluft nicht gegeben werden, um so weniger,
als dieser Eindruck immer nur individuell ist und die Fein-
heit der Empfindlichkeit wohl vermehrt werden kann, im
Allgemeinen aber als nicht genügend ausgebildet vorausge-
setzt werden muss. Um nun ein von den Eigenthümlichkei-
ten vereinzelter Beobachter unabhängiges Kriterium zu bekom-
men, war es nothwendig eine Norm für die sanitäre Zulässig-
keit im chemischen Verhalten der Zimmerluft zu suchen. Man
wusste den Unterschied festzustellen zwischen einer allge-
mein als noch gut erkannten Zimmerluft und der beim
Wechsel einströmenden Atmosphäre, und konnte so in Zahlen
die Grenzen normiren, innerhalb welcher eine Unreinheit noch
zu gestatten ist. Die Resultate des Lebensprocesses durch
Athmung und Ausdünstung sind Kohlensäure, Wasser und
organische Verunreinigungen. Diese Letzteren entziehen sich
analytischen Experimenten und man wird vorläufig von ihnen
absehen müssen. Das Wasser ist auch wenig geeignet als
ein Maassstab zu dienen. Die Hauttranspiration ist wesent-
lich verschieden bei den einzelnen Individuen, selbst unter
denselben Breitengraden. Es sprechen hierbei Körperstärke,
Temperatur, Gewohnheit der Bewegung, Kleidung und selbst
Reinlichkeit mit, Die Feuchtigkeit ist noch viel wechselnder
E. Schulze, Ventilation. 23
und erleidet plötzliche Sprünge. Ein Zimmer ist von Steinen
gebaut, welche mit Vorliebe Feuchtigkeit anziehen, endlich
ist eine Waschküche, eine Garküche oder-eine Bäckerei im
Hause; der Wind wechselt plötzlich und führt uns eine mit
Wasserdampf reichlich geschwängerte Atmosphäre zu; alle
diese Einflüsse sind so überwiegend und ausser Verhältniss
mit der Feuchtigkeitsentwicklung auf dem Wege der Respi-
ration und Perspiration, dass letztere nicht in Betracht kommt
- für die Verschlechterung der Luft, sondern einfach bei Seite
gelassen werden muss.
Bei meinen vorjährigen Untersuchungen, die sich vor-
zugsweise auf Schulzimmer erstreckten, war mir ein unange-
nehmer Geruch, gesättigt-dumpf, aufgefallen, wie er sich in
Räumen entwickelt, in denen sich viel Kinder aufhalten. Er
legt sich belästigend auf die Nase, und die Lunge arbeitet
bei seinem Eintritt lebhafter, um die dicke Luft los zu werden.
Durch fortdauernde Athmung wird die Luft widerlich. Petten-
kofer erklärt dies auf folgende Weise: Es ist denkbar und
sogar wahrscheinlich, dass manche der bei der Respiration
und Perspiration entstehenden organischen Dämpfe nur eine
' sehr geringe Tension haben, dass also die Luft sehr bald für
sie den vollen Sättigungsgrad erreicht und dem Organismus
nichts weiter davon abnehmen kann, wenn sie nicht rasch
gewechselt oder erneuert wird. Das Zurückbleiben, die Anhäu-
fung dieser Dämpfe im Körper, so gering auch ihre Menge
' im Körper sein mag, kann ebenso leicht auf gewisse Nerven-
parthien und durch diese selbst auf den gesammten Stoffwech-
sel wirken, als sie in die Luft übergegangen auf unsere
Geruchsnerven wirkt und uns unter Umständen selbst zum
Erbrechen reizt.
Die Summe aller dieser Empfindungen hat natürlich gar
nichts gemein mit der Kohlensäure, letztere hat ein etwas
priekelnd erfrischendes, wie wir das beim Selterwasser schätzen.
Es war mir also klar, dass eine bestimmte kleine Menge
von Kohlensäure nicht an und für sich als die Anforderungen
an die Reinheit der Luft verletzend betrachtet werden konnte,
_ sondern dass sie sich nur als ein geeigneter Maassstab dafür
IM. ET Br 5 FRE RER ER
ast ie Boca a ES gi Zi x su
E Schulse, Ventilation.
1
sind durch Experimente festgestellt, fallen nicht ins Gewick ht, 7
und auf Grund dieser Versuche sind auch genaue Berech- %
nungen gemacht; der Ofen führt die geschaffene Kohlensäure
durch den Schornstein ins Freie, andere Quellen der Kohle >
säure sind nicht vorhanden, und vor Allem haben wir ee
fast immer constanten Bacon; die atmosphärische Luft, de
Kohlensäuregehalt immer derselbe, 0,4 auf 1000 Theile, Pr
Brennende Gasflammen u. s. w. vermehren allerdings Er
Kohlensäure, aber die erzeugten Mengen sind so ber 3
dass wohl die Calculation etwas umständlicher wird, das Re-
sultat aber durchaus nicht getrübt werden kann.
Unser berühmter Forscher in München, der Professor =
Pettenkofer, hat „Ueber den Luftwechsel in Wohngebäuden“
mit ausserordentlicher Gründlichkeit und Ausdauer gearbeitet
und als Resultat seiner Forschungen hat er den Grundsatz
aufgestellt, dass jede Luft als schlecht und für einen bestän-
digen Aufenthalt als untauglich zu erklären sei, welche in
7
ie
t
Folge der Respiration der Bewohner mehr als 1 p. M. Koh-
lensäure enthält, und dass eine gute Zimmerluft, in welcher a
der Mensch erfahrungsgemäss auf längere Zeit sich behag-
lich und wohl fühlen kann, keinen höheren Kohlensäuregehalt =
als 0,7 p.M. haben darf. Eine Vermehrung des Kohlen
säuregehalts durch die Erleuchtung lässt er um 1 p.M. zu. ei
Der constante Gehalt der Kohlensäure im Freien beträgt 04
auf 1 M., der in den Corridoren, Häusern, und Höfen ist von ne
Pettenkofer meistens zu 0,5 p. M. befunden worden. r =
Diese Zahlen habe ich bestätigt gefunden und meinen. ya
Arbeiten zu Grunde gelegt. Die stündliche Koh
Abgabe in Wohnzimmern für den Menschen wurde zu 22,6 Li 3
ter Kohlensäure, in Arbeitsräumen zu 36,3 Liter angenommen.
Von 13 Jahren abwärts kann man die Hälfte der Kohlen-
"
E
säureproduction rechnen, mit diesen Mittelwerthen lässt sich 4
Er
rechnen, ihre Zulässigkeit ergiebt sich aus der Annahme von
Woltshügel, der sich damit eingehend beschäftigt. Be
E. Schulze, Ventilation. 25
Für meine Versuche handelte es sich vorzugsweise um
Schulzimmer. Der Magistrat wünscht die Klassen der neu
erbauten Volksschule mit einer Ventilations-Einrichtung zu
versehen, die durch die neuesten Experimente als der Voll-
kommenheit nahe sich erwiesen hat. Unser Baumeister ver-
fügte über eine kleine Reihe von Apparaten. Zwar ist mir
_ eine officielle Aufforderung des Magistrats nicht zugegangen,
aber der Vorsitzende des Vereins für öffentliche Gesundheit
_ interessirte sich sehr für die ganze Einrichtung der Schule
_ vom Standpunkte der Hygiene aus und veranlasste mich, die
- Ventilationsapparate im Verein mit dem städtischen Baumei-
Bin
' ster einer möglichst gründlichen Beobachtung zu unterwerfen.
_ Die Schrift von Wolfshügel, klar, wie sie ist und mit den
"nöthigen Beispielen für die Berechnung, ist mir dabei ein
sicherer Führer gewesen. - Pettenkofer rechnet folgender-
maassen: Reine Zimmerluft darf nicht mehr wie 0,7 p. %o
Kohlensäure enthalten; die Aussenluft enthält 0,5 und diese
darf daher nur eine Zunahme von 0,2 erfahren. Zu jedem
' Volumen der mit 40 p. M. ausgeathmeten Luft muss daher
40
02
_ treten. Wenn nun ein Mensch per Stunde im Mittel 300 Li-
ter Luft einathmet, so sind 300 > 200 = 60,000 Liter —
- 60 ©.-Met. als stündlicher Luftwechsel nöthig. Der wirkliche
Bedarf stellt sich nach Wolfshügel höher. Der mittlere Koh-
_ lensäuregehalt bei jedem Athemzuge beträgt 43,34 p. M. und
_ das Volumen Luft bei jedem Athemzuge 500 C.C., die Zahl
_ der Athemzüge beträgt pro Stunde 1050. Der ganze Luft-
_ bedarf ist also 1050 x 500 = 525,000 C.C. oder 525 Liter
gegenüber 300 Liter nach Pettenkofer. Zu jedem Volumen
dieser mit 43,34 CO? p. M. geschwängerten Luft müssen
43,34
0,2
2595 >= 216,7 — 113767,5 Liter oder 113,8 C.-Met, Luft. Auf
diese Weise wird also fast das doppelte Quantum Luft zur
Ventilation erfordert. Am einfachsten berechnet sich der
Ventilationsbedarf nach der Schultze und Märcker’schen Formel
Ber...
26 E. Schulze, Ventilation.
k
P=4
V der Ventilationsbedarf in Cub.- Metern,
k die per Stunde ausgeathmete CO? in O.- Met,
p der Grenzwerth,
q der Kohlensäuregehalt der einströmenden Luft.
y 0,0226 :
Vı= 0.0007 0,0008 — 113 C.- Met.
Meine vorjährigen sehr ausgedehnten Untersuchungen,
welche sich auf Klassen fast sämmtlicher Schulanstalten be-
zogen, ferner auf kleinere Bierlokale und grössere Tanzsäle
zeigten sehr ungünstige Resultate, im Mittel zeigten nament-
lich die Schulklassen einen Kohlensäuregehalt von 2 p. M.
Nach der Formel . hat also noch nicht ein Luftwechsel
von 15 Cubik- Metern stattgefunden.
Um nun zu erfahren, ob das Eine oder das Andere der
angewendeten Ventilationsvorrichtungen diesen Anforderungen
entspricht, muss man sich gewisser Mittel bedienen, die ange-
ben, wie viel Luft durch eine Ventilationsvorrichtung streicht,
und ein solcher Apparat ist ein physikalischer; oder aber
man untersucht die Menge der im Raume vorhandenen Koh-
lensäure durch Titriren und dieser Weg ist ein chemischer.
Bei erster Methode zu messen, ist ein unabweisbares Erfor-
derniss, dass die Luftbewegung stärker ist, als die Trägheit
des Messinstruments. Dieses Verfahren, weil es mancherlei
Unzuverlässigkeiten bietet, insofern als es eine Gesammt-
bestimmung der Nebenventilation nicht zulässt, habe ich
früher unberücksichtigt gelassen. Es ist jedoch von hohem
Interesse, auch nach dieser Richtung hin Beobachtungen zu
machen, und zwar gewinnen ja diese Beobachtungen an In-
teresse, da man sie durch die chemischen Versuche mit Leich-
tigkeit controlliren kann. Wolfshügel empfiehlt in seiner
Schrift das Recknagel’sche Anemometer, das sich wegen sei-
ner Zierlichkeit überall einfügen lässt und überhaupt einen
hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat. . Da der Haupt-
werth der Kohlensäure - Bestimmung in der chemischen Me-
ve
E. Schulze, Ventilation. 27
thode besteht, so liess ich mir von den beiden Anemome-
_ tern, um Kosten zu ersparen, das zu einem billigeren Preise
kommen, welches aber für diese Zwecke vollkommen geeignet
ist. Bei der Einführung in die rechtwinklig gebogenen Blech-
_ röhren, dem sogen. Schilke’schen Ventilator, welche der
Grösse des Anemometers ziemlich entsprachen, zeigte sich
_ nieht die mindeste Verrückung des Zeigers.. Um ein solches
_ Instrument als Maass benutzen zu können, muss, wie oben
gesagt, die Lebhaftigkeit der Luftbewegung grösser sein, als
die Trägheit des Messinstruments. Bei einer Lebhaftigkeit
des Luftstroms, der den Zeiger des Anemometers bis auf 50
vorrückt, würden das Blechrohr der Berechnung nach 72
_Cubikmeter pro Stunde Luft passiren; nun verlangt aber jede
einzelne Lunge pro Stunde 113 Oubikmeter, so dass die durch
das Blechrohr geleistete Ventilation gar nicht in Betracht
kommt, um so weniger, als der Zeiger sich gar nicht von
der Stelle bewegte und also das berechnete Minimum noch
nicht einmal geleistet wurde.
Die in den Fensterflügeln angebrachten, sich um ihre
Axe drehenden und nach oben sich öffnenden einzelnen Schei-
ben setzten das Messinstrument ebenfalls nicht in Bewegung,
wahrscheinlich weil hier nicht Luftbewegung in einer Rich-
tung stattfindet, sondern ein Zuströmen von kalter gleichzeitig
mit einem Abströmen von warmer Luft vor sich geht, die
sich ziemlich aufheben, und weder auf der einen noch auf
der andern Seite eine Bewegung auf das Messinstrument
ausüben. Das Anemometer in den Munde’schen Ventilator
eingeführt, liess den Zeiger bis auf den Theilstrich 30 vor-
rücken, was der Berechnung nach einen Luftabzug von
71 Cub.- Meter pro Stunde ergab. Wo 71 Cub.- Meter abzie-
hen, müssen natürlich wenigstens ebensoviel an frischer Luft
eindringen und würde der Munde’sche Ventilator also dem
Bedürfnisse von einer Person nahezu genügen. In Wirklich-
keit rechnet aber Professor Recknagel auf eine Person nur
20 Cubik-Meter sicher, weil er die andern 80 Cubik-Meter
_ als wahrscheinlich durch Ritzen, Spalten, Fenster, Thüren sich
| vollziehend annimmt und auch vielleicht geringere Ansprüche
28 E. Schulze, Ventilation.
stellt. Der Munde’sche Ventilator ist also den physikalischen
Beobachtungen nach von den angewendeten Ventilationsmit-
teln das wirksamste. Natürlich genügt auch er den gemach-
ten Anforderungen noch lange nicht, da bei einer Gesammt-
zahl von 47 Kindern nach Recknagel 47 x 20 Cubik-Meter
Luftzufuhr pro Stunde verlangt werden, das ist 940 Oubik-
Meter, und in Wirklichkeit nur 71 Cubik-Meter geleistet
worden sind. Dem oberwähnten physikalischen Resultate
entsprach auch das chemische. Immer wurden reichliche
Mengen Kohlensäure gefunden. a
Der Schilke’sche Ventilator ist in der Weise construirt,
dass ein Blechrohr von 7— 9 Cm. Durchmesser von aussen
in der Höhe der Dielen in das Schulzimmer tritt und im
rechten Winkel an der Wand 1,70 Meter in die Höhe läuft.
Das Rohr ist oben offen, kann aber mittels eines Deckels
verschlossen werden. Gegen die Strasse ist die Oeffnung
durch ein Gitterwerk geschlossen. Dieser Ventilator ver-
langt, dass die kalte Luft steigt, was aber für gewöhnlich
nicht stattfinden wird, vielmehr wird dieselbe nur dann auf
diesem Wege in die Räume eindringen, wenn ein lebhafter
Luftdruck auf dem Gebäude liegt, wie dies auch spätere Ver-
suche erwiesen. Auch die Beobachtungen des Ordinarius von
der beobachteten Klasse stimmten hiermit überein. Derselbe
klagte, dass entweder gar kein Luftzuzug stattfände, oder
aber eine so unangenehme Kühle sich bemerkbar mache, dass
die Deckel der Ventilatoren geschlossen werden müssten.
Der Munde’sche Ventilator ist für Privatwohnungen sehr
zu empfehlen. Nach der Rechnung des Professor Recknagel
entspricht derselbe den Bedürfnissen an frischer Luft für drei
Personen vollständig. Derselbe besteht in einer Eisenblech-
röhre, welche ca. 16 Cm. Durchmesser hat. Diese Röhre
wird nahe der Decke im Schornstein angebracht und steigt
in der Schornsteinwand in einem Winkel von 45 Grad auf
und zwar genau in der Dicke der Mauer, damit der etwa im
Schornstein herabgleitende Feger sieh nicht verletzt. Bei der
Reinigung des Schornsteins wird die Oeffnung durch eine
Klappe geschlossen. Ein Zurücksteigen des Rauches ist nicht
E. Schulze, Ventilation. 29
zu fürchten, wie vielfach angebrachte Ventilatoren bewiesen
. haben; einmal im Schornstein, nimmt der Rauch wohl mit
‚Schnelligkeit seinen Weg nach oben ins Freie, aber nicht
zurück. Die Oeffnung macht man verschliessbar durch eine
' Klappe, und wenn dies Alles in Messingblech ausgeführt
wird, hat die ‚Vorrichtung selbst im sogenannten „Guten
5 _ Zimmer“ nichts Beleidigendes für das Auge.
ü _ Das Recknagel’sche Anemometer bildet einen Kreis, wel-
_ cher in 360 Theile getheilt ist. In der Mitte ist ein Zeiger
_ angebracht, welcher durch vier kleine Flügel in Bewegung
gesetzt wird und dem eine verborgene Feder in der inneren
_ Axe Widerstand leistet. Die Geschwindigkeit V (in Metern
_ pro Secunde) hängt mit der Anzahl der abgelesenen Grade
‘(n) durch die practisch und theoretisch bewährte Formel
V — 0,27 Vn zusammen.
| Hält man das Instrument in die Mitte der Ventilations-
Öffnung, so erhält man die grösste Geschwindigkeit, multipli-
_ eirt diese Zahl mit ?/,, so erhält man die mittlere.
| Die in der Secunde passirenden Luftmengen erhält
man, wenn man den in Quadratmetern ausgedrückten Oeff-
nungsquerschnitt mit der mittleren Geschwindigkeit multi-
‚ plieirt.
Die Bestimmung der Kohlensäure wurde in folgender
_ Weise ausgeführt: 7,2 Barythydrat wurden zum Liter gelöst
und 0,4 Chlorbarium zugesetzt, um die Rückbildung von
"Oxalsäure, Baryt und kohlens. Baryt zu verhindern. 100 Cubik-
_ Centimeter brauchen dann genau 100 Millig. Kohlensäure zur
Sättigung.
Eine 3 bis 4 Liter grosse Flasche, deren Grösse auf
den Wassergehalt von 4 4° genau Hareeiinet war, wurde
mittels eines Blasebalgs voll der zu untersuchenden Luft ge-
pumpt und mittels einer Pipette 50 Cub.-Oentim. der Baryt-
lösung hineinlaufen gelassen.
- Nach /, Stunde wurde die Flasche noch einmal tüchtig
umgeschwenkt und 25 Cub.-Centim. davon mittels einer Oxal-
‚säure abtitrirt. Diese Lösung wird bereitet, indem man
i ‚864 Oxalsäure zum Liter auflöst. Sie entspricht genau der
30 E. Schulze, Ventilation.
Barytlösung und gleiche Volumina sättigen sich. Als Index
dient ungeleimtes Curcumapapier, welches durch die kleinste
Spur freies Barythydrat lebhaft gebräunt wird. Die Anzahl
der Cubik-Centim. wurde verdoppelt, da nur die Hälfte des
angewandten Barytwassers abtitrirt wurde. Was also nicht
durch die Kohlensäure neutralisirt war, musste durch Oxal-
säure ersetzt werden. Es darf nicht vergessen werden bei
der Berechnung, dass der Inhalt der Flasche durch 50 Cub.-
Centim. Barytlösung um 50 Cub.-Centim. verringert wird.
Nun wird unter Berücksichtigung von Baro- und Thermome-
terstand die Kohlensäure nach folgender Rechnung festgesetzt:
5413 C.C. Luftinhalt der Flasche,
50 C.C. ab für Barytlösung,
5363 0.C. Luft.
Von den 50 C.C. Barytwasser wurden 25 ©. C. mit Oxal-
säure abtitrirt; sie gebrauchten 19,5, das macht für 50 das
Doppelte = 39 0.0. Oxalsäure. 50—39 — 11 Barytwasser,
welche durch die vorhandene Kohlensäure neutralisirt waren.
In 5363 C.C. waren also 11 Mg. Kohlensäure. 1 Mg.
Kohlensäure bis 0° und 760 M.M. Barometerstand = 0,503
Kohlensäure, also enthalten 5363 C.C. Luft 5,5 Kohlensäure.
Diese 5363 ©.C. Luft auf 760 Millimeter Barometerstand und
0°, gegenüber 718 M.M. und + 19,2°, bei welchen die Be-
stimmung gemacht war, ergab in 1000 Theilen 1,16 Theile
Kohlensäure
Da 18
760 . (1 + [19,2 . 0,00367]).
Die gesammten Untersuchungen wurden in der Quinta
En f
A La m
der hiesigen Realschule vorgenommen. Die Klasse hat vier 5
Fenster nach Norden und die Thür öffnet sich nach Osten
auf die Hausflur. Die Stube hat einen cubischen Inhalt von
ca. 170 C©.-M., und hat an Ventilationsöffnungen jene erwähn-
ten 4 Scheiben, in jedem Fenster eine, 2 Schilke’sche und
1 Munde’schen Ventilator. Die ausgeathmete Kohlensäure ist
immer das Resultat von 45 Minuten und 47 Schülern und
einem Lehrer. Die Luft wurde an der der Thür entgegen-
R E. Schulze, Ventilation. 31
| gesetzten Wand in drei Höhen abgefangen, am Fussboden,
an der Decke und in der Mitte.
Den 14. März: Alle Ventilationen geschlossen. Barome-
terstand 738,5 Cm. Aussentemperatur + 5° 0. Trübes Wet-
ter. Schnee. Starker Westwind.
Decke: Die Luft nahe der Decke + 15°C. Die Un-
tersuchung oder vielmehr das Auffangen der Luft fand dies
2 eine Mal nach fast 3 stündigem Unterricht statt, in Folge
eines Irrthums. Der Eindruck der Luft war ein höchst
bedrückender, 3 Knaben hatten den Lehrer um ihre Entlas-
sung gebeten. Der Gehalt betrug in 1000 C. 5,6 C.-C. Koh
lensäure.
Mitte: Die Luft von der Temperatur 16° C. enthielt in
1000 ©. 4,4 C.-C. Kohlensäure.
Fussboden: 14°C. 5,5 Kohlensäure in 1000.
Den 15. März: Nur die beiden Schilke’schen Ventilatoren
geöffnet. Der Wind ist so stark, dass die beiden Blechröhren
in der Nähe ein deutlich vernehmbares Geräusch geben. Man
empfindet in der Nähe der Oeffnungen einen empfindlichen
Zug. Versuche mit dem Anemometer konnten leider nicht
semacht werden, da dasselbe zwar schon bestellt, aber noch
nicht angekommen. Barometerstand 738. Aussentemperatur
5°C. Trüber Himmel. Sehr starker Norwestwind.
Decke: 15,5° 0. 2,8 in 1000.
Mitte: 17°C. 2,6 in 1000.
Fussboden: 13°C. 2,9 in 1000.
Den 16. März: 4 Scheiben, welche sich nach oben zu um
ihre Axe drehen, sind geöffnet, alle anderen Ventilationen
geschlossen. Barometer 732. Aussentemperatur + 5°C.
Trüber Himmel. Heftiger Nordwestwind.
Decke: 23°C. 3,3.
Mitte: 18°C. 2,3.
Fussboden: 20°C. 2,7.
Den 17. März: 4 Scheiben und beide Schilke’sche Ven-
a ‚tilatoren geöffnet. Barometerstand 735. Temperatur 7°C.
Die Sonne liegt auf den Fenstern. Schwacher NW.-Wind.
32 E. Schulze, Ventilation.
Decke: 22°C. 5,3 in 1000.
Mitte: 18°C. 4,7 in 1000.
Fussboden: 19°C. 4,6 in 1000,
Der Kohlensäuregehalt ist annähernd derselbe wie am
14., wo alle Ventilationen geschlossen waren; das allgemeine
Befinden aber ist besser, Keiner klagt über Unwohlsein.
Den 19: März: Der Munde’sche Ventilator ist allein
geöffnet. Barometer 735. Thermometer + 7°C. Ostwind
und Sonnenschein.
Decke: + 19°C. 4,4 Kohlensäure.
Mitte: + 15°C, 4,2 Kohlensäure.
Fussboden: + 16,5°C. 3,9 Kohlensäure.
Den 20. März: Der Munde’sche Ventilator und die bei-
den rechtwinklig gebogenen Röhren. Barometer 731. Ther-
mometer + 6°C. NO,.-Wind und trübes Wetter.
Decke: + 23°C. 4,6.
Mitte: + 18°0. 4,7.
Fussboden: + 17,5°C. 4,3.
Den 21. März: Munde’s Ventilator, 4 Ventilationsschei-
ben und die Schilke'schen Ventilatoren geöffnet. Schönes
Wetter und Sonnenschein. Barometer 727 Cm. Thermome-
ter + 8°C.
Decke: + 23°C. 4,4.002.,
Mitte: + 18,5°C. 4,3 002,
Fussboden: + 19°C. 3,7 CO.
Der Anfang der Osterferien beendete meine Untersu-
chungen. Es sind im Ganzen 3x 7 — 21 Beobachtungen
gemacht worden. Ich fasse dieselben hier noch einmal zu-
sammen:
Am 1. Tage: Keine Ventilation.
- 2. - Nur dierechtwinklig gebogenen Blechröhren,
- 3. - Nur die Scheiben, die sich um die Axe
drehen.
- 4 - Alle Blechröhren und Scheiben geöffnet.
EHNN r Allein der Munde’sche Ventilator.
E. Schulze, Ventilation. 33
Am 6. Tage: Der Munde’sche Ventilator und Blech-
- röhren.
Ts = Munde’s Ventilator, Blechröhren und die
4 Scheiben.
Nehme ich nun aus der in drei verschiedenen‘ Höhen
abgefangenen Luft den Mittelgehalt der Kohlensäure, so be-
trägt derselbe:
1) Bei keiner Ventilation . .
2) Nur bei rechtwinklig eosorton Blechruhren RN >
3) Nur bei 4 Scheiben . . RE ENTE LANDE:
4) 2 Blechröhren und 4 Soheihen N TE NAAR
E 5) Der Munde’sche Ventilator allein . . . ... 42
6) 2 Blechröhren, Munde’s Ventilator . . 4,4
7) 2 Blechröhren, Munde’s Ventilator und 4 Schönen
Ein kurzer Ueberblick zeigt, dass der 2. und 3. Versuch
_ die günstigsten waren. Geht man der Sache näher auf den
Grund ‚ so findet man, dass beim 2. Versuche nur die Blech-
_ röhren, beim 3. nur die um ihre Axe sich drehenden Schei-
ben als Ventilatoren wirkten, dass dagegen beim 4. 6. und
7. Versuche alle Ventilatoren geöffnet waren und das Resul-
‘tat dennoch ein viel ungünstigeres war. Es muss daher das
_ günstige Resultat in einer anderen Ursache gesucht werden
und diese glaube ich in dem starken Nord- West gefunden
zu haben, welcher an diesem Tage stark auf das Gebäude
_ drückte. Die Ventilation hat aber nicht allein durch die Ven-
tilationsöffnungen stattgefunden, die Aussenluft hat ihren Ein-
tritt durch alle Spalten, Risse und Löcher, ja sogar durch
das Mauerwerk genommen und hierdurch wurde das günstige
' Resultat: ermöglicht.
Auf dem Wege der Diffusion findet ein beständiger Aus-
gleich der kohlensäurereichen Zimmerluft gegen die reine
Aussenatmosphäre statt, selbst durch die dicksten Wände,
_ vorausgesetzt, dass dieselben nicht nass sind. Humboldt machte
schon 1810 die Beobachtung im pariser Theater, dass !/,
Stunde nach der grossen Oper der Kohlensäuregehalt wieder
ganz normal war, und ähnliche aber noch präcisere Beobach-
tungen hat Pettenkofer wiederholt angestellt.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 1. Heft,
(SP)
34 E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. Ss
Das Ergebniss meiner Untersuchungen ist für die an
unsern Schulen ausgeführten Ventilationen kein günstiges.
Die Quinta der Realschule ist im Ganzen bereits mit 9 Ven-
tilationsöffnungen versehen, ohne dass man dadurch wesentlich
etwas erreicht hätte, und ich halte es für eine besondere Pflicht
darauf aufmerksam zu machen, denn es ist eine‘tief im Cha-
rakter des Menschen begründete Schwäche, sein Gewissen mit
einer oberflächlichen Einrichtung abzufertigen und dabei das
Bessere, hier die Lüftung in den Zwischenviertelstunden, zu u
versäumen. Gegenüber der hohen Anforderung der Hygiene
kann ich die bisher getroffenen Einrichtungen nur als eine
Beruhigung für ventilationsbedürftige Gemüther betrachten
und es muss der Zukunft überlassen werden, an deren Stelle
etwas Vollkommeneres und Befriedigenderes einzuführen.
Mittheilungen aus dem Universitätslaboratorium zu x
Halle.
Von Privatdocent Dr. Ernst Schmidt.
U. Ueber einige Bestandtheile der Cubeben.
Vor längerer Zeit habe ich mich mit einer Untersuchung
der Bestandtheile der Cubeben beschäftigt, deren Resultate
im Auszuge sich in diesem Archiv B. 191, p. 1 vorfinden.
Unter diesen habe ich auch das ÜCubebenstereopten, eine
campherartige Verbindung, welche sich aus altem ätherischem
Oel abscheidet, näher untersucht und ihm, gestützt auf meh-
rere Analysen, die Formel C!°H2°0 = 015 H°? + H?O zu-
ertheilt, dasselbe also so als ein Hydrat des Cubebenöls
charakterisirt. —
Obschon meine damaligen Angaben von Schaer und
Wyss*) später vollkommen bestätigt worden sind, so scheint
es doch, als ob noch nicht alle Zweifel über die Natur jenes
Körpers geschwunden sind, wenigstens glauben Jobst und
*) Archiv d, Pharmac, B. 206, p. 316.
E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. 35
Hesse*) bei Besprechung einer Anzahl von Verbindungen,
welche dem von ihnen aus der Ditarinde isolirten Echicerin
_ isomer sind, auch in dem Cubebencampher einen derartigen
Körper zu erkennen und ertheilen ihm so die Formel C!°H?2O,
welche die eines Oxydationsproductes des Cubebenöls sein
. würde.
Um diesen Zweifeln zu begegnen, habe ich diesen Kör-
per, den ich in letzterer Zeit in grösseren Mengen unter den
Händen hatte, einer erneuten Untersuchung unterworfen und
_ kann nur meine früheren Angaben, auch in Betreff des Schmelz-
punktes bestätigen. Letzterer wurde von Schaer und Wyss
bei 67° gefunden, nach meinen Angaben bei 65°. **)
R Die mehrfach von einem Materiale, welches eben so rein
war, wie das zu meinen früheren Versuchen verwandte, aus-
geführten Analysen führen, ebenso wie jene zu der Formel:
C35H20 = C!5 H2% + H20.
: Es wurden jetzt folgende Daten ermittelt:
1) 0,2132 des aus Alkohol umkrystallisirten Cubeben-
- stereoptens lieferten 0,634 CO? und 0,2256 H?O.
2) 0,21625 Substanz lieferten 0,640 CO? und 0,2275 H2O.
3) 0,2025 - - VIII OD P RI
Berechnet für Gefunden
015 940 C15H®°O 1. 2. 3.
0381,82 81,08 81,10 80,72 80,81
wer 10,91 rt 11,76 11,69 12,02
Ö 7,27 7,21 — — _-
Es wurde früher von mir gefunden:
1; 2. =
©:.18099 8091. 81.12
ie 180, 11,60
(6) TE er 2
= Zur weiteren Uebersicht mögen auch hier die von Schaer
“ und Wyss ermittelten Zahlen, sowie die älteren Daten, auf
x *) Repert. d. Pharm. B. 25. p. 105.
**) Nach nochmaliger Bestimmung mit einem in ?/,, getheilten neuen
Normalthermometer jedoch bei 66,50.
3*+
36 E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben.
welche ich in meiner früheren Abhandlung bereits hingewie- i
sen habe, Platz finden. ER
Schaer und Wyss. Blanchet und Sell. _ Aubergier.
1. 2. 3. 1. 2. F 2.438
Ü 80,99 8142 80,80 80,4 80,6 76,57 77,33
H- 11,57 11,16. 1138 117: 11,5 :.11,90.
Bau 2742’ 7,89 A 8 RT A
Als weiteres Argument für die Hydratnatur des Cube-
benstereoptens ist bereits von Schaer und Wyss angeführt
worden, dass bei der Destillation von ganz entwässertem Ou-
bebenöl stets eine Bildung von Wasser auftritt, welche wohl
nur auf eine theilweise Spaltung des darin gelösten Hydrats
zurückzuführen ist. Dass aus diesem Körper in der That
Wasser abzuspalten ist, ergiebt sich, wenn man denselben im
zugeschmolzenen Rohr auf eine Temperatur von 200 — 250%
erhitzt; ja sogar schon bei der einfachen Destillation dieses
Camphers tritt eine theilweise Spaltung ein, indem in beiden
Fällen Woassertropfen zu beobachten sind, die weiter sich :
durch eine starke Trübung bemerkbar macht, wenn man die
betreffende Masse in trocknem Schwefelkohlenstoff oder Petro-
leumäther löst.
Weiter habe ich die Beobachtung gemacht, däss schon
bei gewöhnlicher Temperatur dieses Stereopten in Cubebenöl |
und Wasser zerlegt .wird.. Bewahrt man nemlich dasselbe
längere Zeit über Schwefelsäure auf, so fängt es allmählig an
zu schmelzen und verwandelt sich schliesslich in eine voll-
ständig durchsichtige, ölige Flüssigkeit, welche entsprechend
dem hochsiedenden Cubebenöl zwischen 250 und 260° siedete.
Auch unter der Luftpumpe sind zu dieser Spaltung 2 bis
3 Wochen erforderlich. Ich habe dieses Oel analysirt und
gefunden, dass es mehr Kohlenstoff und weniger Wasserstoff
und Sauerstoff enthält, als das Cubebenstereopten, aus dem es ie,
entstanden ist. |
Es wurden hierfür folgende Zahlen ermittelt:
0,217 dieses Oeles lieferten 0,6645 CO? und 0,2095 H? 0,.:
ET ER PASTE Fe EIER
- E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. 37
Be Berechnet für
C15 H26 O C15 H2* Gefunden.
| C 81,08 88,26 83,52
H 11,71 11,74 10,73
* 10) 7,21 — 5,75.
i "Wenn auch diese Daten mit der Formel des Kohlenwas-
serstoffs C15H?* bei weitem noch nicht übereinstimmen, so
ist doch die Vermehrung des Kohlenstoffgehalts um nahezu
3 Proc. schon ein entschiedener weiterer Beweis für die Hy-
dratnatur des Cubebenstereoptens, da wohl nur bei einem
solchen unter jenen Versuchsbedingungen durch Wasserabgabe
eine solche bewirkt werden kann. Ein Oxydationsproduct
Ton der Formel C!° H?* O0 würde seine Zusammensetzung
in jener Weise nicht haben ändern können. —
Dass nun die von dem umgewandelten Stereopten ermit-
telten Zahlen nicht besser mit dem reinen Kohlenwasserstoff
©15H2 übereinstimmen, kann nicht überraschen, wenn man
bedenkt, dass einestheils jenes aus dem Hydrat allmählig
ausgeschiedene Oel jedenfalls trotz seiner flüssigen, vollstän-
dig homogenen Beschaffenheit immer noch reichliche Mengen
davon aufgelöst enthält, anderntheils es auch wohl in dem
Momente der Abscheidung noch mehr zu einer partiellen
Oxydation neigt, als dies an und für sich bei dem gewöhnli-
chen Cubebenöle der Fall ist.
| Dem Cubebenöle kommt, wie ich früher aus dessen Ver-
- bindung mit Salzsäure ableitete, als einfachster Ausdruck die
Formel 0:15 H?* zu. Bezüglich des Schmelzpunktes jener
salzsauren Verbindung, deren Zusammensetzung ich als
- 61522 (HC1)? ermittelte und die durch die Untersuchungen von
- Ogliatore,*) dem die meinigen ganz unbekannt zu sein gewe-
sen scheinen, bestätigt worden ist, möchte ich nur erwähnen,
dass derselbe bei 118° und nicht bei 120 — 125° liegt.
_ Die Untersuchungen von Ogliatore scheinen mit einem
_ ätherischen Oele sehr alter Cubeben ausgeführt zu sein, indem
dasselbe, abgesehen von ganz kleinen Mengen eines bei 158
_ *) Berichte d. d. chem. Ges. VII, p. 1357,
38 E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben.
bis 163° siedenden Kohlenwasserstoffes über 260° destillirte, 2
wogegen in ganz frischen Cubeben, wie ich früher we
habe, ein specifisch leichterer, gegen 210° siedender Antheil |
und ein specifisch schwererer, gegen 250° siedender vorhan-
den ist und erst in dem Maasse, wie die Cubeben älter wer-
den, verschwindet jenes erstere Oel, indem es sich in en
specifisch schwereres und entsprechend höher siedendes ver-
wandelt, welches dann nach den Untersuchungen von Schaer |
und Wyss und, wie ich mich selbst in letzterer Zeit zu über-
zeugen Gelegenheit hatte, sich kaum noch durch Fractioni-
rung in jene beiden Bestandtheile zerlegen lässt, indem der
Siedepunkt ganz allmählig von 160 — 260° steigt.
Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen habe ich auch
das Cubebin, welches ich früher als ein krystallisirbares Harz
charakterisirte und ihm die Formel 033 H3* 010 zuertheilte,
nochmals analysirt, einestheils weil in den Daten von Soubei-
ran und Öapitaine,*) denen von Heldt,**) welche sich der
Formel 03° H?°0° (C. 67,41 Proc., H. 5,61 Proc.) anpassen,
und den meinigen Differenzen obwalten, anderentheils ich
mich überzeugte, dass das früher von mir analysirte Material,
trotz mehrfacher Umkrystallisation, noch eine kleine Menge
anorganischer Bestandtheile zurückgehalten hatte, was mir
damals entgangen war. Meine neueren Analysen haben
daher im Durchschnitt 0,5 Proc. ©. mehr ergeben als die
früheren.
Es wurden ermittelt folgende Daten:
1) 0,1565 Substanz lieferte 0,387 CO? und 0,0800 H?O.
2) 0,230 - - 0,566 - - 01165 -
Berechnet für Gefunden
030 H3° 03 1 >
16 67,41 67,44 67,11
H 9,61 5,68 5,63
Ö 26,98 _—— —
*) Annal. d. Chem. 31. p. 190.
**) Archiv d. Pharm. 191, S. 32.
E. Schmidt, Bildung des Allylsenföls. 39
Die früheren Analysen hatten ergeben:
Capitaine und Soubeiran Berechnet für
Tr D 3% C17 H10 05
C 67,05 66,73 66,93 68,00
H 5,80 5,48 5,64 5,33
Ö = == — 26,67.
Ber Schmidt Berechnet für
3 % 2. 3 C33 H3+ 010
: C 66,85 66,89 66,79 67,12
H 5,76 5,12 9,18 5,76
0) — — — 27,12
Nach meinen neueren Analysen stehe ich nicht an die
_ von Heldt vorgeschlagene Formel 03° HP 0°, welche nach
der Gleichung
| 2C:5H® + 180 = 9H?O + 03° H3° 09
das Cubebin als ein einfaches Oxydationsproduct des Oube-
"benöls erscheinen lässt, zu acceptiren.
Il Zur Kenntniss der Bildung des Allyl-
senföls.
Ä 6=H> :
Von den Verbindungen der Formel CNS } kennt man, je
nachdem der Schwefel oder der Stickstoff die Bindung der
Sulfocyangruppe CNS an ein Kohlenstoffatom des einwerthi-
gen Allylrestes
Dos SEE
| | |
CH=-H—C=-06-C0—H
’ |
bewirkt, zwei isomere, das eigentliche Allylsenföl und das
Rhodanallyl.
C3 B5 C3 #5
| |
Allylsenföl. Rhodanallyl.
Die Untersuchungen von G. Gerlich*) zeigen nun, dass
_ bei Einwirkung von Bromallyl auf Schwefeleyankalium, sobald
*) Berichte d, deutsch. chem, Ges, VIII, 650.
40 E. Schmidt, Bildung des Allylsenföls.
dieselbe sich bei einer Temperatur von 0° vollzieht, nur Rho-
danallyl und kein Senföl gebildet wird, dass dagegen letztere
Verbindung sich sofort durch den Geruch bemerkbar macht,
sobald die Flüssigkeit erwärmt wird. Es ist somit also der
Nachweis geliefert, dass bei der künstlichen Darstellung des a
Allylsenföls zuerst das isomere Rhodanallyl gebildet wird und
dieses erst durch die Anwendung von Wärme sich zu dem
eigentlichen Senföle umlagert. — a
Es schien mir nicht ohne Interesse, die Verhältnisse zu
studiren, unter denen sich jener Körper aus der in den schwar-
zen Senfsaamen vorhandenen Myronsäure bildet, resp. zu
sy 5
ermitteln, ob der Körper ER 1, welcher nach den wichtigen
Untersuchungen von Will und Körner *) sich nach der Gleichung
‚C10H!ENKS?010 — 06H!1208 + C®H5CNS + KHSO%
durch die fermentartige Wirkung des Myrosins bildet, als
reines Allylsenföl zu charakterisiren ist, oder ob auch hier
bei niederer Temperatur der Bildung desselben die des iso-
meren Rhodanallyls vorhergeht, a ob eventuell beide Kör-
per gleichzeitig auftreten.
— Ich habe diese Fragen durch Behandlung reinen
myronsauren Kalis, dargestellt nach den Angaben von Will
und Körner, bei einer Temperatur von 0° mit Myrosin-
lösung (filtrirtem Auszug von weissem Senf), zu entscheiden
gesucht.
Wurden beide Körper in verdünnten wässrigen Lösungen
gemischt, oder gepulverter schwarzer Senf mit Eiswasser zum
Brei angerührt, so trat nach kurzer Zeit der intensive Ge-
ruch nach Senföl auf, es war somit documentirt, dass also
auch bei 0° die Zerlegung der Myronsäure sich unter Bil-
dung von Allylsenföl vollzieht.
Es zeigten sich jedoch bei einer weiteren Untersuchung,
dass das so gebildete und durch Ausschütteln mit Aether
aus der wässrigen Lösung erhaltene Senföl kleine Quantitä-
ten des isomeren Rhodanallyls beigemengt enthält. Wurde
)
*) Annal, d. Chem. 125. p. 260,
re et
E. Schmidt, Bromöform. 4
- memlich der nach dem freiwilligen Verdunsten der ätherischen
Senföllösung bleibende Rückstand zunächst in der Kälte, dann
unter Anwendung von Wärme mit alkoholischer Kalilösung
bebandelt, so gab die Flüssigkeit nach dem Eindampfen und
Ansäuren intensive Rhodanreaction auf Zusatz von Eisen-
_ chlorid. Da das Allylsenföl unter diesen Verhältnissen eine
derartige Reaction bekanntlich nicht liefert, so war somit ge-
zeigt, dass bei der Zerlegung der Myronsäure bei niederer
Temperatur gleichzeitig Senföl und das ihm isomere Rho-
“y
danallyl auftreten. —
— Ob nun bei einer noch unter 0° liegenden Tempera-
' tur gleichzeitig auch beide Körper auftreten, oder nur Rho-
danallyl — vorausgesetzt, dass das Myrosin hier noch seine
fermentartige Wirkung ausübt — habe ich vorläufig nicht
entscheiden können.
Es scheint mir jedoch das letztere zweifelhaft, da nach
_ den Untersuchungen von Gerlich bei 0° noch keine Umlage-
rung des Rhodanallyls eintritt, somit also das durch Zerfallen
der Myronsäure bei jener Temperatur gebildete Senföl wohl
nicht erst als ein Umwandlungsproduct des zunächst entstan-
denen isomeren Rhodanallyls zu betrachten ist.
IV. Ueber Bromoform.
Ueber das specifische Gewicht des Bromoforms finden
sich in den Lehrbüchern zwei Angaben, welche wesentlich
differiren, indem nach der einen dasselbe 2,13 (Löwig, Annal.
d. Chem. 3. 295), nach der anderen 2,90 bei 12° (Cahours
Annal. d. Chem.:63, 352) beträgt.
Eine Wiederholung der Bestimmung des specifischen
_ Gewichts eines durch die Analyse auf seine Reinheit geprüf-
ten, bei 149 — 150° siedenden Bromoforms ergab bei 14,5°
2,775, Cahours fand 2,90 bei 12°.
Die Analyse desselben lieferte folgende Zahlen:
0,251 Bromoform lieferte 0,560 Ag Br.
BETEN ES TED ARRER TEST OR TENTIE US ETRRILTE TE NUT PRR
ur" h - ee N Yr .
! - TR + RT,
42 E. Schmidt, Jodwasserstoffs. u. bromwasserstoffsaur. Morphin.
Berechnet für
CH Br3 Gefunden,
C 4,74 He
H 0,40 re
Br 94,86 94,94.
V. Ueber jodwasserstoffsaures und bromwas-
serstoffsaures Morphin.
Bezüglich des jodwasserstoffsauren Morphins, welches
neben den salzsauren und schwefelsauren Salzen arzneiliche
Verwendung findet, bemerkte Pelletier,*) dass dasselbe, erhal-
ten durch Auflösen von Morphin in Jodwasserstoflsäure ein
weisses, seideglänzendes, in Wasser leicht lösliches Salz sei,
wogegen nach Winkler**) diese Verbindung, dargestellt
durch Wechselwirkung von Jodkalium und essigsaurem Mor-
phin ein in Wasser kaum lösliches Salz bildet. Da auch die
Angaben über den Krystallwassergehalt unbestimmt sind, so
hatte es den Anschein, als seien beiden Körper wesentlich
von einander verschiedene Präparate.
Dass dies indessen nicht der Fall ist, mögen diese Ver-
suche zeigen. ”
Ich habe dieses Salz nach beiden Darstellungsmethoden
bereitet und gefunden, dass die dabei erhaltenen Präparate
weder in der Zusammensetzung, noch in der Löslichkeit, noch
in ihren sonstigen Eigenschaften irgend welche Verschieden-
heiten zeigen. Beide Verbindungen krystallisiren in lan-
gen, seidenglänzenden, zu Rosetten gruppirten Nadeln, denen
die Zusammensetzung C!7’H!’NO®HJ + 2H?O zukommt.
Die zwei Molecüle Krystallwasser verlieren beide bei 1009,
um sie beim Stehen an der Luft wieder vollständig aufzu-
nehmen. In kaltem Wasser lösen sie sich nur wenig, leich-
ter dagegen in heissem.
Die Analysen der nach beiden Darstellungsmethoden i
bereiteten Salze lieferten folgende Zahlen: |
| Gmelin, organ. Chem. VII, 1341.
**) Chem, Centralbl. 1851, 146,
ir Schmidt, Jodwasserstoffs. u. bromwasserstoffsaur. Morphin. 43
A. Aus essigsaurem Morphin mit Jodkalium bereitet.
1) 0,5316 Substanz verlor bei 100° 0,0400 H?O.
2) 0,4196 - - - 7008 0,0335 -
Berechnet für Gefunden.
Ct? H1>NO®SHJ + 2H20 1. 2
H?20O 8,02 693 139:
3) 0,3861 wasserfreies Salz lieferte 0,2215 AgJ.
Berechnet für
C17 H19 NO3 Gefunden.
HJ 31,23 31,24.
B. Aus Morphin durch Auflösen in HJ bereitet.
1) 0,5895 Substanz verlor bei 100° 0,0475 H?O.
2) 0,2080 - - - =... 0.0163: =
i Berechnet für Gefunden.
C17H1NO3HJ + 2H20 1% Da
H?0O 8,02 8,05 7,84
3) 0,542 wasserfreies Salz lieferte 0,313 AgJ.
Berechnet für
C17 H1?NO3HJ Gefunden.
HJ 31,23 31,45.
Da auch über das jetzt gleichfalls mannigfach ange-
wandte bromwasserstoffsaure Morphin mir in der Literatur
bezüglich seiner Zusammensetzung keine Angaben vorgekom-
men sind, habe ich auch diese Verbindung durch Neutralisa-
tion von Bromwasserstoffsäure mit Morphin dargestellt und
sie der Analyse unterworfen.
Es krystallisirt dasselbe ähnlich dem jodwasserstoffsau-
ren Salz in langen, weissen Nadeln, die zu dichten Büscheln
gruppirt sind. Dasselbe enthält 2 Molecüle Krystallwasser,
welche es bei 100° verliert, so dass demselben die Formel
C17 H1° NO®HBr + 2H2O zuzuertheilen ist. —
Die Analysen lieferten folgende Zahlen:
1) 0,501 Substanz verlor bei 100° 0,0510 H20.
2) 0,285 -- - =012..20,0295.:-
3) 0,4008 - a 2.0.0407,
4) 0,295 - - 20029
5) 0,327 Substanz verlor bei Kon „0,0325
6) 0,282 . - EN
7) 0,682 -
8) 0,4925 -
9) 0,3286 - 0.03050 A
10) 0,2228 - - 0,0201
In Procenten ausgedrückt: 4
d, 2. 8. 4. 5. 6. 7...
10,17 1032 10,16 986 9,93 923 9,15 8738
| 9. 10. I
2,12 .9,02,
Vorstehende Bestimmungen, welche von einem Mat
sationen ausgeführt wurden, nähern sich am meisten der
2 Molecüle berechneten Krystallwassermenge, welche 8,95 Proc Be
erfordert.
21/, Molecül H?O entsprechen 10,95 Proc., 3 Mole
H?O 12,85 Proc.
0,2555 wasserfreie Substanz ergab 0,1305 Ag Br. & jr
%: A vi
Berechnet für
Cı7 Hı° NO3HBr Gefunden. E: F
BrH 22,13 | 22,01 kein
In den Löslichkeitsverbältnissen nähert sich das bror
wasserstoffsaure Morphin mehr dem salzsauren Salz, als di
bei der jodwasserstoffsauren Verbindung der Fall ist.
Halle a/S. im März 1877.
ne
Ss
ee‘.
“
%
(5
"BD
Ueber das Vorkommen von Ammoniak in weinste
sauren Salzen.
Von Dr. E. Holdermann, in Heidelberg.
Holdermann, Vorkommen v. Ammoniak in weinsteinsaur. Salzen, 45
S wie die Natronlauge waren von einer sehr renommirten chemi-
‚schen Fabrik direct bezogen und vor ihrer Anwendung auf
Identität geprüft und bezüglich der chemischen Reinheit als
den Anforderungen der Pharmacopoea Germanica entsprechend
befunden worden.
Während ich über die Art und Weise, wie das Ammo-
_ niak wohl in die Verbindung gekommen sein möge, nachdachte,
- drängte sich mir unwillkürlich die Vermuthung auf, es sei
_ analog, wie dies beim Ammoriakalaun der Fall ist, die fixe
Basis theilweise durch Ammoniak substituirt, wesshalb ich
mich entschloss, eine quantitative Bestimmung des Ammoniaks
_ vorzunehmen, deren Ergebniss ich hiermit mittheile.
Es wurde zuerst ein roher Versuch gemacht, um dann
bei der genauen Bestimmung mit grösserer Sicherheit arbei-
ten zu können.
2 g. des Tartar. natron. wurden mit hinreichend - viel
Liquor Kali caustici, der mit etwa 2 Thl. Wasser verdünnt
war, destillirt und das dabei entbundene Ammoniak in 100 C.C.,
1/0 Normalschwefelsäure geleitet und die Schwefelsäure wie-
der mit %/,, Normalnatron zurücktitrirt. Es waren hierzu
ea. 95 C.C. erforderlich, mithin 5 C.C. der Säure durch das
Ammoniak neutralisirt. 1 C.C. der Säure entspricht 0,0018
Ammonium NH, folglich waren in den 2 Gramm Tart. natron.
5 0,0018 g. Ammonium enthalten, was etwa 0,4°/, ent-
spricht. Zur genauen Ammoniakbestimmung wurden nun
4,925 Tartar. natron. mit KHO destillirt und das entwickelte
Gas in 50 C.C. %/,, Normal -Schwefelsäure aufgefangen, nach
beendigter Destillation das in dem Apparat befindliche Gas
vermittelst eines Aspirators durch die Säure geleitet. Es
wurden nun zum Rücktitriren 40,45 C.C. Y/,, Normalnatron
verbraucht, mithin waren 9,55 C.C. für das Ammonium ver-
schwunden. 1 C.C. !/,, Normallösung entspricht 0,0018 Ammo-
nium, es waren also in den in Arbeit genommenen 4,925 g.
Tart. natron. 9,55 = 0,0018 g. Ammonium = 0,0172 oder
0,35%, NH“ Ein fernerer mit allen Vorsichtsmassregeln
angestellter Versuch ergab 0,36%, NH“, somit waren im
ar?
Dr
a
46 E. Holdermann, Vorkommen v. Ammoniak in weinsteinsaur. Salzen. &
Mittel 0,355 %, NH? in dem untersuchten Tartar. natron.
enthalten.
Der Tartar. natron. enthält nach der Berechnung aus
seiner chemischen Formel 13,79%, Kalium und 8,15%, Na-
trium, Grössen, gegen welche die gefundene Ammoniakmenge
als Substituens nicht in Betracht kommen kann. Da der
untersuchte Tartarus der Bestimmung der Pharm. Germ,,
wonach seine mit Salpetersäure angesäuerte wässrige Lösung
mit salpetersaurem Silber (,„paullum modo turbetur“) nur
schwach getrübt wurde, entsprach, aber immerhin Spuren von
Chlorverbindungen enthielt, so entschloss ich mich zu der
Annahme, dass das Ammoniak in Form von Chlorammonium
dem Tartar. natronat. anhänge. Es wird diese Annahme um
so einleuchtender, wenn man sich erinnert, dass eine ziemlich
viel angewandte Methode der Darstellung von Tart. depur.
darin besteht, dass man rohen Weinstein in Ammoniak löst
und die Lösung wieder mit Salzsäure ausfällt. Hierdurch
kam ich auf den Verdacht, dass auch der aus derselben
Quelle bezogene Tartar. depur. Ammoniak enthalte und eine
in dieser Richtung angestellte Prüfung bestätigte diesen Ver-
dacht als einen nur zu wohl begründeten, indem der Tart.
depur. ganz in derselben Weise wie das Seignettesalz nicht nur
eine Ammoniakentwicklung, sondern auch eine, wenn auch
äusserst geringe Trübung auf Zusatz von Silbernitrat gab.
Mag nun auch dieser constatirte Ammoniakgehalt der
therapeutischen Wirkung der beiden Präparate nicht den ge-
ringsten Abbruch thun und mögen dieselben als Arzneimittel
mit bestem Gewissen verwendet werden können, so glaube
ich doch durch meine Untersuchung einen weiteren Beleg
dazu geliefert zu haben, dass ein chemisches Präparat allen
Anforderungen der Pharmacopöe entsprechen, dabei aber doch
noch Stoffe enthalten kann, die ihre Anwendung zu manchem
analytischen Zwecke unmöglich machen.
Im vorliegenden Falle war die Anwesenheit von NH?
sehr störend, indem dadurch die Reaction der Fehling’schen
Lösung auf Zucker wesentlich beeinträchtigt wird.
Y
%
>
En
x
hl ia a
>
2 K. Calmberg, Prüf. d. Rothweins. — Th. Pusch, Citronens. Natr.-Kali. 47
Zur Prüfung des Rothweins.
Von K. Calmberg in Darmstadt.
In Buchners Repert. 11. u. 12. Hft. 1876 wird ein Ver-
fahren aus dem Jahresbericht des phys. Vereins z. Frankfurt
aM. 1874/75 abgedruckt, welches auf einem Irrthum beruht,
denn es heisst dort, dass 10 C.C. ächter Rothwein mit 90 C.C.
destill. Wasser verdünnt durch 10 C.C. concentrirte Kupfer-
witriollösung eine kaum sichtbare grünliche Farbennüance
annehme, während der mit Malvenblüthe fabricirte Wein inner-
halb weniger Minuten eine rein blaue bis blauviolette Farbe
zu erkennen gäbe,
Der aus rothen Trauben, natürlich von mir selbst darge-
stellte Farbstoff, den ich zu vergleichenden Versuchen stets
vorräthig halte, erscheint nach obiger Behandlung, wenn die
Kupferlösung heiss zugesetzt wird, sofort, und wenn kalt etwas
langsamer, schön violett. In beiden Fällen wird diese Farbe
nach kurzer Zeit intensiver, ohne von Anfang an den gering-
sten grünen Schein zu zeigen. — Das Vorhalten der ächten
Farbe ist mithin grade so, wie dasjenige, welches in jenem
Bericht der Malvenfarbe zugeschrieben wird.
Darmstadt. April 1877.
Citronensaures Natron - Kali.
Von Th. Pusch in Dessau.
Die citronensauren Parallel- Verbindungen aller offieiellen
Weinsäure-Präparate habe ich dargestellt, aber — ausser
der schon in die Ph. Germ. aufgenommenen — nur eine ge-
- funden, die ich zur Aufnahme in den Arzneischatz empfehlen
kann, es ist dies eben das Natro-Kali citricum. Während
das Kali citricum ein an der Luft zerfliessl., das Natr. citri-
cum ein schnell an der Luft verwitterndes Salz ist, zeigt sich
das Natro-Kali citricum als eine an der Luft durchaus unver-
_ änderliche Verbindung. Ich habe einen Trichter mit Salz-
krusten gefüllt und nur mit einer Glasscheibe bedeckt zwei
Monate lang in mittlerer Temperatur stehen lassen, ohne dass
48 E. Reichardt, Zusammensetzung eines Markstückes.
sich dieselben im Geringsten veränderten. Das gepulverte
Salz eignet sich desshalb auch vorzüglich zu dem ge-
mischten Pulv. a@öroph. laxans; ich habe eine Parthie
einer solchen Mischung 2!/, Monat in einem mit Glasstöpsel
verschlossenen Glase, welches zur Entnahme von Proben
wöchentlich mehrmals geöffnet wurde, aufbewahrt — es ist
heute noch staubtrocken und braust vortrefflich. Ich
habe statt der für dieses Pulver vorgeschriebenen Weinsäure
allerdings eine entsprechende Menge Citronensäure genom-
men. Dabei will ich auch gleich erwähnen, dass sich Pulv. B.
aerophorus mit Acid. citric bereitet weit besser hält, wie das
mit Weinsäure gemischte. Die Vorschrift zum Natro-Kali
eitricum ist folgende:
100 Thle. Citronensäure werden in der hinreichenden
Menge destill. Wassers gelöst und
108 Thle. gereinigtes kohlensaures Kali und
221 Thle. krystallisirtes kohlensaures Natron hinzuge-
fügt, filtrirt und bis zur Syrupsconsistenz im Wasserbade
abgedampft, dann zur Krystallisation in den Keller gestellt.
Die gewonnenen prismatischen Krystalle werden auf einem
Trichter ablaufen gelassen, auf Fliesspapier getrocknet, die
Mutterlaugen werden auf dem Wasserbade soweit abgedampft,
dass sie nach den Erkalten zu Krystall-Krusten erstarren,
und als Pulv. Natr. Kali eitrici verwendet.
Zusammensetzung eines Markstückes.
Von E. Reichardt,
Vor einiger Zeit kam mir ein Markstück zu Gesicht,
völlig klanglos, aber sonst im Silberglanze gleich den ächten.
Mit Loupe war ein Riss zu erkennen und deutlich 2 Lagen
über einander, welche fast genau in der Mitte des Stückes
sich schieden. Obgleich in Zeitungen auf das Vorkommen
gesprungener ächter Markstücke aufmerksam gemacht war,
lag es doch nahe, anzunehmen, dass hier eine Fälschung
E. Reichardt, Zusammensetzung eines Markstückes. 49
derart vorliege, dass das Innere des Stückes mit billiger
Metalllegirung ausgefüllt sei.
Das specifische Gewicht verschiedener Markstücke
5 betrug 9,60; 9,60; 9,625; 10,3; 10,3. Diese Verschieden-
heit beruhte keineswegs in den verschiedenen Prägungssorten,
sondern wurde bei ein und demselben Fabrikate angetroffen
und kann somit nur in der verschiedenen Pressung liegen.
er Das gerissene klanglose Stück zeigte ein völlig den guten
Stücken entsprechendes specifisches Gewicht. Bei dem Durch-
sägen zeigte sich deutlich, dass der Riss ziemlich durchgehe,
die Mischung aber sonst völlig gleich sei. Der dann be-
bestimmte Silbergehalt entsprach auch den völlig guten
Stücken.
Ein tadelloses Markstück wog 5,522 g.; die chemische
"Untersuchung wurde von Herrn stud. chem. Neumayer aus
München ausgeführt und ergab:
in Procenten
Silber 4,925 @. 89,188
Kupfer 0,546 - 9,887
Wismuth 0,036 - 0,651
Unlöslicher Rückstand 0,014 - 0,253
5,5218. 99,979.
Später untersuchte Herr stud. pharm. Kröger aus Meck-
lenburg ein 20 Pfennigstück und fand in Procenten:
Silber 88,95
Kupfer 9,60
Wismuth 0,58
Eisen 0,19
99,32.
Es scheint demnach die Mischung der Silbermünzen eine
- gleichartige zu sein.
Arch, d. Pharm. XI. Bds. 1. Hft. A
50 R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees.
Notizen über einige Mineralquellen der Umgebung
des Laachersees.
Von R. Bender in Coblenz.
Der Heilbrunnen, einer der interessantesten Mineralquellen
des Brohlthales, liegt eine halbe Stunde von Brohl in einem
kleinen Seitenthale des romantischen Brohlthales. Die Quelle
kommt in der Tiefe aus einer engen 48 Ütm. tiefen Felsspalte.
Dass dieselbe schon zu den Zeiten der römischen Herrschaft
bekannt war, davon geben die vielen römischen Münzen, welche
man bei der Neufassung der Quelle im Jahre 1864 in der
Tiefe fand, deutlich Zeugniss. Diese Neufassung ist in Stein
ausgeführt. Auf dem die untere Fassung schliessenden
Gewölbe ist ein Trichter angebracht, welcher in die das Was-
ser nach oben führende Röhre übergeht. Diese Röhre führt
durch das Brunnenbassin einer zweiten ähnlichen Quelle und
spendet das Mineralwasser in mässig starkem Strahle.
Das der Quelle entströmende Wasser ist klar, farblos,
gasreich, im Glase stark perlend. Die Quelle liefert in einem
Tage 4908 Liter Wasser. Mit dem Wasser entströmt der
Brunnenröhre freies Gas in erheblicher Menge und liefert die
Quelle 650 Liter freie Kohlensäure in 24 Stunden. Die Menge
des von der Quelle gelieferten Wassers steht somit zu der
Menge des frei eniströmenden Gases in dem Verhältniss von
100 : 13,2. Das Wasser des Heilbrunnens trübt sich unter
Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffs rasch. Bei
einer ruhig stehenden grossen, nicht gefüllten Flasche sieht
man deutlich, wie das Trübewerden von oben nach unten
fortschreitet. Es rührt diese Erscheinung, welche man in
gleicher Art bei allen an Eisencarbonat reichen Mineralwas-
sern beobachtet, her von dem Uebergange des Eisenoxyduls
in Eisenoxyd, welches sich anfangs in Verbindung mit Phos-
phorsäure und Kieselsäure auszuscheiden beginnt, später bei
weitergehender Lufteinwirkung als Oxydhydrat niederfällt.
Aus demselben Grunde setzt sich auch in dem Abflusskanal
ziemlich reichlich Ocker ab.
R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees. 51
DH Das Heilbrunner Mineralwasser enthält nach der neuesten
- Analyse von Prof. Fresenius in 1000 Theilen:
Kalmmsullat 2 5: 2:02 2..20093900
Natrium - NA N 2 LEO
er chloridee 222 20, 141489
de 2... 00 2,.0,00008
= broamids, 2.20, 92.02 202. °.512:0.00080
ae nilratı 2 7.0, 008..:32%.0,00046
Aluminiumphosphat . . . ..0,00013.
Natrium _ 22008 000OLE
Lithiumearbonat . - . . . ...0,00390
Rom en 22181999
Ammonium - 2 00T
Baryuım - RENNER URN EIN EIG
Strontium - ne er 7200000
- Calcium - Rn 3 70,88278
Magnesium - a nr 0020
Eisen - ARNO REEL Bare)
Mangan - ande 450,000
Kaurselsaure 3: en 020,227
Summa der Bestandthele . . 5,19851
Halbgebundene Kohlensäure . . 1,49961
Freie - ....2,39334
Tot.: 9,09146.
Der Stahlbrunnen zu Wassenach liegt im Brohlthale,
oberhalb Toennisstein. Die seit langer Zeit bekannte Quelle
zieht in bedeutender Tiefe an dem naheliegenden Berg-
abhange hin und hatte früher eine Holzfassung. Im Jahre
1867 wurde die Quelle mit einer neuen Steinfassung versehen,
welche oben geschlossen ist und in ein Rohr von 3,4 ÜUtm.
, Durchmesser ausgeht. Das Wasser der Stahlquelle, welche
* aus dem Tufisteine entspringt, hat einen angenehmen etwas
_ eisenartigen Geschmack. ” Die Quelle liefert in einer Minute
6,3 Liter Wasser, in 24 Stunden demnach 9072 Liter. Ebenso
_ liefert die Quelle in. 24 Stunden 6840 Liter freies Gas und
= steht somit die Menge des von der Quelle gelieferten Was-
52 R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees.
sers zu der Menge der von ihr gelieferten freien Kohlensäure
wie 100 : 75,4. Das spec. Gewicht des Wassers beträgt
1,0027, Temperatur desselben 9,2° R.
Nach der Analyse von Fresenius enthalten 1000 Theile
des Wassers:
Kalnımsulfat u" 22:10 00
= CHIOBa a N Er a AI
Natrıım n=2 Bene ee OO
ABIT N au era LTE RE
- phosphat. - . » 2... 0,00040
Alununmm tz. nat OO
Lithiumearbonat . . . 2... ..0,00030
Natrium - RR ERBEN SEE
Ammonium - EN ea a
Baryum - EL RA U) Du l0 10).
Strontium - ERS UN HEN,
Calcium - VRR Na I RE
Magnesium - RR NEN LEN:
Eisen - ee BT IE
Mangan - TE ee a ie ea
Kieselsaure a0 28 28 BRETT
Summa der Bestandthele . . 1,90244
Halb gebundene Kohlensäure . 0,81568
Freie Kohlensäure . . . . .. 2,33600
Tot.: 5,05412.
Von Mineralquellen in der Umgebung des Laachersees
ist noch zu erwähnen: der Heilbür in dem Thale von Wehr.
Derselbe liegt 255 Meter über dem Spiegel der Nordsee. Die
festen Bestandtheile dieses Säuerlings betragen 3,5924 Theile
in 1000 Theilen Wasser. Unter diesen sind 5,19 Procente
Eisencarbonat, daher die starken Eisenockerabsätze in der
Umgebung der Quelle, deren constante Temperatur 8,25°R.
beträgt. —
Der Sauerbrunnen zu Bell zeichnet sich durch die Menge
der organischen Stoffe aus; die Infusorien Polygastrica, Phy-
tolitharia und Gallionella ferruginea finden sich vor. Die
_ R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees. 99
- Sauerquelle im Mühlbach bei Rieden hat nur eine Temperatur
von 6,5°R. und liegt 362 Met. über der Nordsee, sie enthält
in 1000 Theilen fast 3,33 feste Bestandtheile.
Der Sulzbrunnen liegt in einer Höhe von 288 Met. und
hat eine constante Temperatur von 7°R. —
Der Erlenborn in dem Thale von Obermendig liegt 295
Met. hoch über der Nordsee und hat eine Temperatur von
90R, Dieser Säuerling besitzt unter allen Mineralquellen in
der Umgebung des Laachersees den grössten Gehalt an Cal-
eium- und Magnesiumcarbonat, ferner in 10,000 Theilen 1,145
Eisencarbonat. In Folge des hohen Gehaltes von Erdalkalien
und Eisen trübt sich das Wasser rasch beim Stehen im
offenen Glase.
Der Punterbrunnen bei Kell hat eine Temperatur von
8,5°R. und liegt 184 Met. hoch.
Der Fehlenborn im Brohlthale hat 11,4°R. Temperatur
und besitzt in 1000 Theilen 2,317 feste Bestandtheile. Nach
G. Bischof enthält dieses Wasser 0,88 Volumprocente freie
Kohlensäure.
Bemerkenswerth ist noch, dass in dieser Gegend in
frühern Zeiten verschiedene Sauerquellen benutzt wurden,
welche jetzt ganz versiegt sind; so war oberhalb der Abtei
Laach, wenig über dem Seespiegel erhaben, früher eine Sauer-
quelle vorhanden, welche 1832 bereits von G. Bischof in einem
‚ verwahrlosten Zustande gefunden wurde. Die alte steinerne
Fassung zeigte, dass sie früher von der Abtei benutzt wurde.
Sehr auffallend war der gänzliche Mangel an Eisenocker in
dem Abfluss derselben, das sicherste Kennzeichen der gänz-
lichen Abwesenheit des Eisens in dem Quellenwasser. Sie
erschien daher damals als völlig eisenfreier Säuerling, wie sie
sehr selten sind. —
54 Ed, Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. >
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute | ;
der Universität Dorpat.
Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi-
harze, Harze und Balsame.
Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn,
(Fortsetzung.)
II. Resina Dammara lag mir in folgenden Proben vor:
1) Dammara ostindica aus der Martiny’schen Samm-
lung. Tropfenförmige grössere und kleinere farblose, klare
und durchsichtige Stücke, die von aussen bestäubt sind.
2) Dammara ostindica war in der Martiny’schen
Sammlung als „Dammara americana“ bezeichnet und mit der
Bemerkung versehen, dass es eine ostindische Sorte sei.
Wie No. 1.
3) Dammara indica aus der Martiny’schen Sammlung,
wie No. 1. ;
4) Dammara ostindica war ebenfalls in der Martiny’-
schen Sammlung als americanischer Dammar bezeichnet. Wie
die vorigen Proben, enthält aber beigemengt vollkommen
undurchsichtige trübe Stücke.
5) Dammara ostindica auch aus der Martiny’schen
Sammlung. Wie No. 4; oben grössere Stücke.
6) Dammara in massis aus der Martiny’schen Samm-
lung. Grosse unregelmässig geformte Stücke, durchsichtig,
stellenweise trübe, fast farblos und mit erdigen Beimengungen
verunreinigt.
7) Dammara in massis aus derselben Sammlung und
der vorigen Probe No. 6 vollkommen gleich, nur kleinere
Stücke.
8) Dammara ostindica aus der Sammlung des pharmac.
Institutes. Wie No. 1.
9) Dammara viridis von Vateria india. In der Mar-
tiny’schen Sammlung als sichere Probe bezeichnetes Stück.
Unregelmässiges Stück von hellgrüner Farbe, durchsichtig,
stellenweise, namentlich im Innern, trübe und mit Blasen-
räumen versehen,
ni ER ee En a ee
UT We TE
Re.
B3
Y>.
!E
vr,
#33
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 55
10) Dammara viridis von Gehe vor circa 30 Jahren
mit der Bezeichnung „grünlicher Dammar von Manilla“ für
die Sammlung des pharmaceut. Institutes bezogen. Der Probe
No. 9 sehr ähnlich, nur dass die Farbe mehr gelblich.
11) Dammara viridis aus der Martiny’schen Samm-
lung, wie No. 10.
12) Dammara viridis, in der Martiny’schen Samm-
FE lung, ebenfalls als von Vateria indica abstammend bezeichnet.
En.
Wie die Probe No. 10 aber ein viel grösseres Stück (circa
1 Pfund schwer) und mit erdigen Beimengungen verunreinigt.
13) Dammara viridis aus der Martinysschen Samm-
lung. Der vorigen Probe gleich und enthält beigemengt
dicke Rindenstücke.
14) Dammara nigra aus der Sammlung des pharmac.
: - Institutes. Braunschwarzes glasglänzendes, durchsichtiges Harz.
15) Dammara marmorata mit der Bezeichnung „Singa-
rn pore 1844“ von Prof. Pereira an Martiny gesandt. Beschrie-
ben in der Encyklopädie. Band II. pag. 658.
16) Dammara marmorata, ebenfalls aus der Martiny’-
schen Sammlung und mit der Bezeichnung „Singapore 1844“
versehen. Besteht zum grössten Theil aus dem gelblichen
_ undurchsichtigem Harze und ist nur mit wenigen Streifen
AR"
des rothen durchsichtigen Harzes versehen.
17) Dammara marmorata von Gehe vor circa 30 Jah-
® ren als röthlicher Manilla-Dammar für die Sammlung des
pharmaceut. Institutes bezogen. Wie No. 15; nur kleineres
Stück.
18) Dammara marmorata. Vorliegende Probe war
dem schwärzlich grauen Tacamahac Guibourts der Sammlung
von Martiny beigemengt. Wie No. 15, aber sehr verunrei-
-nigt mit Pflanzenüberresten.
Ausser eben diesen aufgezählten Dammarproben will ich
noch folgende in der Sammlung unter den aufgeführten Namen
befindliche Harze anführen, da dieselben zu Reagentien ein
gleiches Verhalten zeigen und jedenfalls Dammarharze sind.
19) Ein aus Turkestan unter der Bezeichnung „Gudi
E _ Anbir“ stammendes Harz, Siehe Dragendorf? zur Volks-
56 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete.
medicin Turkestans in Buchners N. Repertor. 1873 Band XXIL "ER
pag. 219. Die trüben Theile dieses Harzes gleichen vollkom- |
men dem trüben Harze des marmorirten Dammars (No, 15 bis
18), die klaren durchsichtigen Theile dagegen sind schwärz-
lich gefärbt und ziemlich hart, ähnlich dem schwarzen Dam-
mar No. 14. Beigemengt sind Rindenstücke von hellgrauer
Farbe.
20) Ein ebenfalls aus Turkestan, aber mit der Be-
zeichnung „Rol-Indija“ versehenes Harz. Der Probe
No. 19 vollkommen gleich.
21) Ein als Myrrha nach Hamburg gekommenes Harz
aus der Martiny’schen Sammlung. Unregelmässig geformte
Stückchen von dunkel bernsteingelber Farbe aus kleinen
Körnchen zusammengefügt. Sehr leicht zwischen den Fingern
zu kleinen sandkornähnlichen Stückchen zerreiblich. (Ein
ähnliches Verhalten zeigen die trüben gelblichen Theile des
marmorirten Dammar) Pulver bernsteingelb, geruchlos. Ent-
hält beigemengt Rindenstücke von grauer Farbe.
22) Gummi Bombay seu roher Dammar aus der
Martiny’schen Sammlung. Gleicht vollkommen den gelblichen
trüben Theilen des marmorirten Dammar und ist damit iden-
tisch, da es sich zu Reagentien, wie mir vergleichende Ver-
suche gezeigt haben, vollkommen ähnlich verhält.
23) Tacamahaca nova aus der Martiny’schen Samm-
lung. Der vorigen Probe No. 22 vollkommen gleich.
Alkohol, Aether-Alkohol und Aether lösten die
vorstehenden Proben nur zum Theil und es quoll dabei der
Rückstand nicht.
Die aetherische Lösung mit Alkohol versetzt, wurde trübe, f
Bleiacetat gab mit dem alkoholischen Auszuge des
Dammarharzes bei No. 4, 5, 6, 7 und 8 einen Niederschlag;
bei 19— 23 eine sehr geringe Trübung. Der Niederschlag
verschwand bei No. 8 beim Kochen vollkommen, bei 6 und 7
zum grössten Theil. No. 1, 2, 3, 9—18 wurden durch
Bleiacetat nicht verändert.
Eisenchlorid fällte die alkoholische Lösung entweder
DA Shan A a Der 2 Na lFte
31
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nicht oder rief, wie bei No, 6—8, nach einigen Minuten eine
2
SURIRTERE Yy
W 3 wen © a R
Bor, ae heilen &
= Ed. erecheokn, Beiträge 2. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 57
Trübung hervor, welche beim Erwärmen verschwand. Ge-
färbt wurde der alkoholische Auszug schwach grünlich oder
bräunlich.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine trübe Mischung.
Chloroform löste alle Proben vollkommen.
Bromlösung färbte allmählig grün No. 9 — 14, 19 und
20; die Uebrigen grünlich braun.
Salzsäure-Alkohol und cone. engl. Schwefel-
säure, sowie die Lösung in letztgenanntem Reagens zu
Alkohol und Wasser zeigten ähnliche Erscheinungen wie beim
Copalharz.
Natroncarbonatlösung*) gab sowohl bei gewöhn-
licher Temperatur wie auch beim Kochen einen farblosen
Auszug.
Beim Uebersättigen dieser Auszüge mit Essigsäure
konnte nur bei den durch Kochen erhaltenen eine geringe
Trübung wahrgenommen werden.
Chlorkalklösung verhielt sich negativ.
Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbel-
liferon konnten nicht nachgewiesen werden.
Die Petroleumätherauszüge waren farblos und
veränderten die Farbe der Jodlösung bei No. 21—23
nicht, bei No. 15— 20 in roth, wobei zugleich eine geringe
Trübung zu bemerken war, und endlich wurden die Uebrigen
braun unter Abscheidung von Flocken.
Chloralreagens färbte die Verdunstungsrückstände
der Petroleumätherauszüge bei No. 9—13 allmählig inten-
siv grün; die Uebrigen zeigten eine sehr schwache Grün-
färbung.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens lösten gelb,
in Gelbroth übergehend.
Auch hier habe ich ausser den nanen Versuehen
mit Petroleumäther auch solche mit 95 °, tigem Alkohol aus-
> *) Verdünnte Natroncarbonatlösung verhielt sich wie die concentrirte.
(Unterschied vom Copal.)
ER
Es
2,
4 ER 22 r“
58 Ed. Hirschsohn, Beiträge ı 2. a a wichtig. enmihh
geführt und sind die erhaltenen Zahlen in folgender Tabelle ie
zusammengestellt.
—
Petroleum- Alkohol ’
äther 95
Be -
getrocknet bei 120° C. 1200 0. er
Mn, Bezeichnung der Probe,
1 Dammara ostindica 88,03 87,97
4, 5 americana 83,42 83,90
6. - in massis 77,18 77,60
8. - ostindica 84,09 84,897
9. - viridis 13.13 1... D56D
10. - - 75,46 57,77
12: - - 75,20 58,70
14. - nigra 83,81 —_ı
1LD, . marmorata . 54,12 53,98
IR - - rl 30,20 29,99
19. | Gudi Anbir aus Turkestan . 18,60 —
22. | Gummi Bombay 9,27 9,30
23. | Tacamahac. nova 8,97 9,07
Nach dem oben angeführten Verhalten der Dammarpro- \ 3
ben wären die im Folgenden aufgeführten Reactionen als denzs R
Dammar charakterisirend anzuführen.
1) Eisenchlorid giebt mit der alkoholischen Lösung kei--
nen Niederschlag, oder entsteht einer, so löst sich derselbe {
sowohl beim Erwärmen, wie in Aether.
2) Die aetherische Lösung wird, mit Alkohol versetzt, trübe.
3) Chloroform löst vollkommen. 5
4) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen Lösung
eine trübe Mischung. ‘a
5) Weder concentrirte noch verdünnte Natroncarbonatlö-
sung nimmt bei gewöhnlicher Temperatur etwas auf. Von
diesen Reactionen hat der Dammar die ersten No. 2 und 3
aufgeführten mit dem brasilianischen Copal gemeinsam, unter- E
scheidet sich aber durch das Verhalten zu Eisenchlorid.
Ebenso unterscheidet sich der Dammar durch die Löslichkeit in
Chloroform und dem Verhalten zu Eisenchlorid von dem
Borneo -Copal, der in alkoholischer Lösung ebenfalls mit Ammo-
niakflüssigkeit eine trübe Mischung giebt; zur Unterschei-
dung der einzelnen Dammarsorten lassen sich wohl folgende
Eigenthümlichkeiten derselben verwenden;
.d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 59
r 1) Der helle ostindische Dammar ist zu 779, — 88%, in
_Petroleumäther löslich und giebt fast genau ebenso-
viel, wie an diesen, an Alkohol ab.
2) Auch die Dammara viridis resp. nigra giebt ca. 75°,
an Petroleumäther ab, an Alkohol aber weniger —57 bis
58°%,. Sie ist ausserdem durch die Brom- und Chloralreac-
tion ausgezeichnet.
3) Dammara marmorata hat wiederum gleich grosse Men-
; ‘gen von in Petroleumäther und in Alkohol löslicher Substanz,
_ aber die Menge derselben ist kleiner, wie bei den vorigen.
Es macht ausserdem einen Unterschied, ob man den durch-
_ scheinenden oder undurchsichtigen Theil der Drogue unter-
‚sucht. Wichtig ist bei dieser Sorte auch das Verhalten
gegen Jod.
TI. Resina Mastichis stand mir in 7 Proben zur Ver-
fügung.
1) Mastix No. 0 von Gehe 1870 bezogen. Eine sehr
gute Sorte.
2) Mastix von Gehe 1866 für die Sammlung des phar-
_ maäceutischen Institutes bezogen. Ebenfalls eine gute Sorte.
3) Mastix aus Turkestan aus derselben Sammlung, wie
No. 1.
4) Mastix, ebenfalls aus derselben Sammlung.
5) Mastix in sortis aus der Sammlung des pharmac,
Institutes. Eine verunreinigte Sorte.
6) Mastix von Alexandria aus der Martiny’schen
Sammlung. Wallnussgrosse, tropfenförmige Stücke von hell-
_ gelbbrauner Farbe, auf dem Bruche glänzend, zwischen den
Fingern sehr leicht erweichend und beim Kauen sich wie
der gewöhnliche Mastix verhaltend.
7) Mastix von Bombay, 1870 durch Gehe bezogen.
Dem gewöhnlichen Mastix in sortis sehr ähnlich, nur etwas
dunkler und sich beim Kauen wie der gewöhnliche Mastix
verhaltend. Von terpentinartigem Geruch.
Alkohol löste die Proben No. 6 und 7 vollkommen,
No, 1—5 bis auf einen zähen Rückstand.
Aether gab mit allen Sorten eine vollkommene Lösung, ; N
welche nach Zusatz von Alkohol bei No. 6 und 7 klar blieb;
bei No. 1—5 entstand dadurch eine Trübung und Ausschei-
dung von Flocken.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung einen
Niederschlag, der sich beim Kochen bei No. 1—6 löste und
bei No. 7 nur zum grössten Theil gelöst wurde.
Eisenchlorid bewirkte eine bräunliche Färbung.
Ammoniakflüssigkeit gab eine Ausscheidung von
Harz.
Chloroform löste vollkommen und es entstand in die-
sen Lösungen nach Zusatz von Bromlösung ausser einer
allmähligen Braunfärbung keine weitere Veränderung,
Salzsäure-Alkohol löste allmählig mit brauner
Farbe.
Cone. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner
Farbe und Alkohol gab mit dieser Lösung eine braune trübe
Mischung. Wasser fällte aus der Schwefelsäurelösung Harz
in bräunlichen Flocken.
Natroncarbonatlösung blieb farblos und es be-
wirkte Essigsäure in diesen Auszügen keine Veränderung.
Kochte man das gepulverte Harz mit Natroncarbonatlösung,
so färbte sich diese mit No. 1— 4 nicht, mit No. 5— 7 hell-
braun. Beim Uebersättigen dieser Auszüge war eine schwache
Trübung wahrzunehmen.
Chlorkalklösung gab auch hier negative Resultate.
Ebenso gab die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff,
Zimmtsäure und Umbelliferon negative Resultate,
Die Auszüge mit Petroleumäther waren farblos und än-
derten die Farbe der Jodlösung in rothviolett, ohne dass
eine Trübung zu bemerken war,
Chloralreagens gab nur mit dem Rückstande von
No. 7 eine sehr schwache grüne Färbung.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
gelbbraun.
ER. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 61
Petroleum- | Petroleum- | Petroleum-
: prob äther. Sie- äther. Sie- |äther. Sie-
No. Lane HEale) depunkt | depunkt depunkt
40°C. 60°C. 80°C.
getrocknet bei 120° C. 120°C. 120° C.
mir... .2..... 50,96 71,50 75,80
2. 222 ee RE 51,89 Bar a
5 SEIN ROLLIS Ta.d.. 38,49 — —
7 - von Bombay . . . 12,50 _ 12,45
Wie die erhaltenen Reactionen zeigen, können als Cha-
rakteristica für alle untersuchten Mastixproben folgende benutzt
werden:
1) Aether und Chloroform lösen vollkommen.
2) Bleiacetat giebt mit dem in Alkohol gelösten Harze
einen Niederschlag, der sich beim Kochen entweder vollständig
oder fast vollständig löst.
3) Ammoniakflüssigkeit scheidet aus der alkoholischen
Lösung Harz aus.
4) Natroncarbonatlösung greift das Mastix nicht an.
Nach dem Verhalten zu Alkokol lassen sich die abge-
handelten Mastixproben in solche, welche davon vollkommen
(No. 6 und 7) und in solche, welche nicht vollkommen (No. 1
bis 5) gelöst werden, eintheilen. Die letzteren, also die
nicht vollkommen löslichen (No. 1 bis 5) zeichnen sich noch
durch die Fällbarkeit der ätherischen Lösung durch Alkohol
und dem beim Kochen löslichen Niederschlag durch Bleiacetat
aus. Es gehört hierher die gewöhnlich im europäischen Han-
del erscheinende Mastixsorte. Die in Alkohol sich vollkom-
men lösenden Proben (No. 6 und 7), zu welchen der Mastix
von Alexandria und von Bombay gehören, geben in ätheri-
scher Lösung mit Alkohol eine klare Mischung. Eine Unter-
scheidung der letztgenannten Proben lässt sich vermittelst
Bleiacetatlösung bewerkstelligen, da der hervorgerufene Nie-
‚derschlag bei Mastix von Alexandria beim Kochen voll-
ständig, bei Mastix von Bombay nur zum Theil ver-
_ schwindet.
62 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. Be, Ei
Ü Von den bis jetzt abgehandelten Harzen, Copal und Dam- Dir
mar, unterscheidet sich der Mastix durch die vollkommene
Löslichkeit in Aether, “
IV. Resina Sandaraca lag mir in 2 Proben, welche %
beide aus der Sammlung des pharmaceutischen Institutes
stammen und mit dem gewöhnlich im Handel erscheinenden er $
übereinstimmen, vor. Ki
Alkohol, Aether-Alkohol und Aether lösten
vollständig.
Bleiacetat gab einen voluminösen Niederschlag, be
sich beim Kochen nicht löste.
Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung grüntien P%:
braun. Be
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine klare Mischung. BR:
Die ätherische Lösung mit Alkohol versetzt, blieb klar. g.
Chloroform löste nur geringe Menge. 3
Bromlösung wurde durch den Chloroformauszug ent- En
färbt. &
Salzsäure-Alkohol und conc. engl. Schwefel-
säure wie auch Alkohol und Wasser zur Lösung des San-
darac in Schwefelsäure gebracht, verhielten sich ähnlich, wie
beim Mastix angegeben. Ki
Natroncarbonatlösung färbte sich schon bei ge-
wöhnlicher Temperatur gelblich und löste zum Theil, beim
Kochen wurden grössere Mengen gelöst. Essigsäure fällte
sowohl aus dem bei gewöhnlicher Temperatur wie aus dem
beim Kochen erhaltenen Auszuge Harz in Flocken.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Stickstoff, Schwefel, Zimmtsäure und Um-
belliferon konnten nicht nachgewiesen werden.
Der Petroleumätherauszug war farblos und ver-
änderte die Farbe der Jodlösung in rothviolett, wobei
keine Trübung wahrzunehmen war.
Chlor a lreagens gab mit dem Verdunstungsrückstande
des Petroleumätherauszuges keine bemerkbare Reaction.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens lösten mit citronengel-
en
Beh di IR W
SEITE kt a) 0 ae ArEr
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 63
ber Farbe und wurde diese Lösung allmählig an den Rän-
dern rosa.
Die mit Petroleumäther ausgeführten quantitativen Ver-
suche gaben folgende Zahlen:
Petroleum- | Petroleum-
Pa Bezeichnung der Probe, ‘ jäther. Sie- |äther. Sie-
No. depunkt depunkt
40° C, 800 C.
getrocknet bei 120°C. 120°C,
1 Bandarack Br We RER, 6,72 6,30
2 NE 7,79 7,70
_ Wie die Versuche mit Petroleumäther, der einen Siede-
punkt von 80°C. besitzt, zeigen, ist es hier ganz einerlei,
was man für einen Petroleumäther nimmt. Beim Mastix scheint
dies nicht der Fall zu sein.
Als Unterscheidungsmerkmale des Sandarac vom Mastix
"lassen sich die meisten der erhaltenen Reactionen benutzen,
wie folgende Uebersicht der wichtigsten derselben zeigt.
1) Die vollkommene Löslichkeit in Alkohol und Aether-
> Alkohol.
2) Bleiacetat giebt mit der alkoholischen Lösung einen
' voluminösen Niederschlag, der sich beim Kochen nicht löst.
3) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der Lösung in Alkohol
eine klare Mischung.
| 4) Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine klare
„Mischung.
5) Chloroform löst nur geringe Mengen, *) der Rückstand
ist pulverig.
6) Natroncarbonat löst schon zum Theil bei gewöhnlicher
Temperatur.
7) Petroleumäther löst nur zum geringen Theil (7 bis
5%)
: *) Das hat schon Lepage vor ca. 30 Jahren hervorgehoben, es ist
aber bei Abfassung der meisten Lehrbücher übersehen worden.
64 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharas die
8) Die violette Farbe der Jodlösung wird durch den Pe-
troleumauszug in rothviolett geändert, ohne dass Trübung
eintritt.
Von allen abgehandelten Mastixproben unterscheidet sich
der Sandarac namentlich durch die unter No. 3, 5 und 6
aufgeführten Reactionen. Von dem gewöhnlich im Handel
erscheinenden Mastix aber auch noch durch das unter No. 2,
4 und 7 aufgeführte Verhalten, wozu noch die vollkommene
Löslichkeit des Sandarac in Alkohol kommt.
V. Resina Podocarpi cupressini var. imbrieatae lag
mir in einer von Prof. Flückiger der Sammlung des pharma-
ceutischen Institutes geschenkten Probe vor. Siehe auch
Oudeman jun. Berichte der deutsch. chem. Gesellschaft
Band VI. pag. 1122. Das Harz besteht durchweg aus schon
mit dem blossen Auge wahrnehmbaren Krystallen.
Alkohol und Aether lösten das Harz leicht und voll-
kommen. Die ätherische Lösung mit Alkohol versetzt, blieb
klar.
Bleiacetat gab keinen Niederschlag.
Eisenchlorid färbte grünlich.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine klare Mischung.
Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit dem
Harze hellrosa, ohne dass eine vollkommene Lösung eintrat,
Conc. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner
Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine klare grün-
lichbraune Mischung. Wasser fällte aus der Schwefelsäure-
lösung Harz in weissen Flocken.
Natronearbonatlösung gab schon bei gewöhnlicher
Temperatur eine schwach gelblich gefärbte Lösung, aus wel-
cher durch Essigsäure das Harz in Flocken gefällt wurde.
Chloroform löste nur geringe Mengen.
Bromlösung gab mit diesem Auszuge keine bemerk-
bare Erscheinung.
Petroleumäther löste fast nichts.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
BT A a ET A 9
Va nr A ETETER,
Ea. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig, Gummiharze ete. 69
Als gutes Unterscheidungsmittel des Podocarpusharzes
von den bis jetzt abgehandelten Harzen (Copal, Dammar,
Mastix und Sandarac) wäre namentlich die so ausgezeichnete
krystallinische Beschaffenheit desselben zu erwähnen. Zu
- diesem physikalischen Verhalten kämen noch folgende che-
mische Eigenschaften.
1) Alkohol- Aether lösen vollkommen.
2) Chloroform löst nur wenige.
3) Petroleumäther löst nicht.
4) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen Lö-
sung eine klare Mischung.
5) Bleiacetat fällt die alkoholische Lösung nicht.
6) Natroncarbonatlösung giebt schon bei gewöhnlicher
Temperatur eine vollkommene Lösung.
7) Salzsäure - Alkohol färbt sich mit dem Harze allmählig
rosa, ohne zu lösen.
Durch das unter No. 1, 2 und 4 aufgeführte Verhalten
nähert sich das vorliegende Harz dem Sandarac, unterscheidet
sich aber wiederum durch die unter No. 3, 5, 6 und 7 auf-
geführten Erscheinungen.
VI. Coniferenharze. Diese Harze habe ich besonders
desshalb studirt, weil sie häufiger zum Verfälschen anderer
Harze gebraucht werden und weil ich versuchen musste, sie
in diesem Falle leicht nachzuweisen. Ich habe berücksichtigt:
1) Olibanum silvestre aus der Sammlung des phar-
maceutischen Institutes. Rundlich geformte Körner, welche
vollkommen durchscheinend und dem Colophonium sehr ähn-
lich sind.
2) Olibanum silvestre aus der Martiny’schen Samm-
lung. Siehe Encyclopädie. Band II. pag. 690.
3) Resina alba aus der Sammlung des pharmaceutischen
Institutes.
4) Resina burgundica aus derselben Sammlung und
' der vorigen Probe vollkommen ähnlich.
5) Galipot aus der Sammlung ‚des pharmaceutischen
Institutes.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 1. Heft. 5
66 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. kin, r 9
6) Colophonium ebenfalls aus derselben Sammlung =
Ausser diesen eben angeführten sind noch folgende, in der
Sammlung unter dem aufgeführten Namen befindliche Harze,
nach ihrem Verhalten zu Reagentien als von Üoniferen ab- 5
stammend zu zählen.
7) Mastix spurius rossicus aus der Martinyschen
Sammlung. DBeschrieben in der Encyclopädie. Band I.
pag. 683.
8) Ein dem Res. Sanguin. dracon. american. in
globul.*) beigemengtes Harz. Diese Probe ist von Schaff-
ner aus Mexico an Martiny gesandt. Weallnussgrosse, ein-
zelne in Blätter sorgfältig eingewickelte Kugeln. Das Harz
besitzt eine graubraune Farbe, ist auf dem Bruche glänzend
schmutzig dunkelrothbraun und giebt beim Verreiben ein
gelbbraun gefärbtes Pulver, welches einen an (astoreum
canadense erinnernden Geruch besitzt.
9) Anime orientalis II aus der Martiny’schen Samm-
lung. Unregelmässige Stücke, welche auf dem Bruche matt,
undurchsichtig, hellgelb gefärbt sind und ab und zu Blasen-
räume zeigen. Die äussere Fläche besteht aus einer dunklen
gefärbten dünnen Schicht, welche bei einigen Stücken sich
auch ins innere zieht und dadurch denselben ein marmorirtes
Ansehen verleiht. Zwischen den Fingern lässt sich das Harz
leicht zu einem feinen, hellgefärbten Pulver, das einen bitte-
ren Geschmack besitzt, verreiben, wobei zugleich ein terpen-
tinartiger Geruch wahrzunehmen ist.
10) Anime oriental. ebenfalls aus der Martiny’schen
Sammlung und der Probe No. 9 ähnlich.
11) Anime aus der Sammlung des pharmaceut. Institu-
tes. Einzelne Stücke sind den Proben No. 9 und 10 voll-
kommen gleich, andere wiederum sind stellenweise durch-
scheinend und im Innern noch weich,
12) Anime brunea aus der Martiny’schen Sammlung.
Beschrieben in der Encyclopädie. Band II. pag. 633.
*) Conf. Pharm, Zeitschr. f, Russl. Jahrg. 16. 1877. p. 15.
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” Be Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 67
13) Tacamahac occidentale, Geigers bitteres
Tacamahac aus der Martiny’schen Sammlung, beschrieben
in der Encyclopädie. Band II. pag. 709 und in Geiger,
Handbuch der Pharmacie.
| 14) Tacamahac americana aus der Martiny’schen
Sammlung und der Probe No. 13 ähnlich.
15) Tacamahac aus einer älteren Apotheke St.- Peters-
_ burgs der Sammlung des pharmaceutischen Institutes ge-
schickt. Aehnlich der Probe No. 13; aber fast nur durch-
sichtige Stücke.
16) Resina Olampi aus der Lucae’schen Sammlung,
von Dr. Witte in Rostock der Sammlung des pharmaceuti-
schen Institutes geschenkt. Aehnlich der Probe No. 11.*)
: Alkohol, Aether-Alkohol, Aether und Chloro-
| 2 form lösten alle angeführten Proben vollkommen mit gelb-
licher oder gelblich-brauner (bei No. 8 war die Lösung gold-
gelb) Farbe.
Bleiacetatlösung gab mit dem in Alkohol gelösten
Harze einen Niederschlag, der sich beim Erwärmen nur zum
Theil löste.
Eisenchlorid färbte bräunlich.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung der Proben No. 3—6, 9— 19 eine klare Mischung,
mit No. 1, 2, 7 und 8 eine trübe Mischung.
Bromlösung gab keine besondere Reaction.
Salzsäure-Alkohol löste mit gelbbrauner Farbe,
Cone. engl. Schwefelsäure löste ebenfalls mit
gelbbrauner Farbe und diese Lösung gab mit Alkohol eine
trübe braungefärbte in missfarbig violett übergehende Mi-
schung. Wasser fällte aus der Lösung in Schwefelsäure
Harz in bräunlichen Flocken.
Natroncarbonatlösung gab schon bei gewöhnlicher
Temperatur einen gelblich gefärbten Auszug (No. 8 und 12
*) Als Resina Olampi wird von Geiger und von Martius eine Art
des Copalharzes beschrieben. Siehe Geiger, Handbuch der Pharmacie
1840. Band II. pag. 116.
RN - 5*#
68 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete.
lösten sich fast vollständig) und es wurde dieser beim Ueber-
sättigen mit Essigsäure durch ausgeschiedene Flocken
trübe.
Chlorkalklösung gab negative Resultate.
Stickstoff,; Schwefel, Zimmtsäure und Umbel-
liferon konnten nicht nachgewiesen werden.
Petroleumäther gab einen farblosen oder gelblichen
(bei No. 8 goldgelben) Auszug. Jodlösung bewirkte sofort
eine Ausscheidung von hellbraunen Flocken unter Entfärbung
der Lösung.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
des Petroleumätherauszuges bei No. 3—5 und 9—16 all-
mählig grün, in blaugerändertes Rothviolett übergehend;
No. 1, 2, 6—8 gelblich, allmählich ebenfalls in blaugerän-
dertes Rothviolett übergehend.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
gelbbraun.
Die quantitativen Versuche mit Petroleumäther gaben
folgende Zahlen.
Petroleum- | Petroleum-
äther. Sie-|äther. Sie-
No. | Bezeichnung der untersuchten Probe. depunkt depunkt
40°C, 600 C.
getrocknet bei 120° C, 120° C.
1 VOlhihanım?silvestrant. ur „meer na 54,51 —
3 BRessar alba Way Er, 50,23 —
4 OR DUTEHOGIGEN ARE 3 HABA, 49,78 ——
5 Falıpokles te ee tet 48,56 48,70
6 Colophonium . N ER 90,23 90,33
8. | Verf. v. Sang. drac. glob.. a te. 40,65 _
9. Anime oriental. . . EEE a ee 2,59 —
31. - RER EN Re 4,12 —
12 - brunea ee ea 24,52 —
14 Tacamahaca americana . ED" 23,50 _
15 - aus St. Petersburg Be 11,14 —
Als die wichtigsten Reaetionen der eben abgehandelten
Coniferenharze wären
1) die vollkommene Löslichkeit in Alkohol, Aether und
Chloroform,
wi
4,4
Ser
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nr.
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PP PrZR-
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Hirschsohn, Beiträge Ze hen d. wichtig. Gummiharze ete. 69
2) die Fällbarkeit der alkoholischen Lösung durch Blei-
acetat und unvollkommene Lösung dieses Niederschlages
beim Kochen,
3) die Ausscheidung von Flocken aus dem bei gewöhn-
licher Temperatur mit Natroncarbonatlösung erhaltenem
Auszuge,
4) die Entfärbung der Jodlösung und Abscheidung von
- bräunlichen Flocken zu erwähnen.
5) Färbt Chloralreagens den Verdunstungsrückstand des
"Petroleumauszuges allmählig entweder zuerst grün oder gelb-
lich und geht diese Färbung in beiden Fällen in ein blau-
gerändertes Rothviolett über. Von diesen Reactionen ist als
die wichtigste die unter No. 5 aufgeführte zu erwähnen, denn
alle von mir untersuchten Harze zeigen keine ähnliche Er-
scheinung.
‘Die vorliegenden Coniferenharze lassen sich nach dem
Verhalten der alkoholischen Lösung zu Ammoniakflüssigkeit
in solche, welche eine klare Mischung No. 3—6, 9—16
geben, und in solche, welche eine trübe Mischung wie No.1,
2, 7 und 8 geben, eintheilen. Letztere Gruppe (No. 1, 2,
7 u. 8) wird ausserdem von Chloralreagens zuerst gelblich
gefärbt; während die erste Gruppe No. 3—6, 9—16 sich
wiederum je nachdem Chloralreagens zuerst grün (3—5,
9—16) oder gelblich (No. 6) färbt, eintheilen. Auch das
Verhalten gegen Natroncarbonatlösung ist ein verschiedenes,
indem einige wie No. 8 und 12, sich darin schon bei gewöhn-
licher Temperatur fast vollkommen lösen, andere wiederum
sich nur zum Theil lösen.
Endlich ist auch die Löslichkeit in Petroleumäther eine
sehr verschiedene, da die Menge von 3—90°/, schwankt.
Diese eben angeführten Verschiedenheiten rühren jedenfalls
davon her, dass die Proben eine verschiedene Abstammung
besitzen und wäre es interessant eine vergleichende Unter-
‚suchung von Harzen der Coniferen, deren Abstammung sicher
ist, auszuführen. Leider sind meine Bemühungen, in den
Besitz sicherer Proben zu gelangen, bis jetzt erfolglos ge-
blieben.
N IA EPR a a Er N
70 Absolutes Gewicht der Atome:
Coniferen untergeschoben. Namentlich scheint, was den Na-
men Anime führt, zum kleineren Theile elemiartiges Harz,
zum grösseren Ooniferenharz zu sein. Ebenso wie als Anime
wird als Tacamahac öfters Coniferenharz verkauft und ist =
eben das von Geiger als bitteres Tacamahac aufgeführte Harz
nichts weiter. Auch schon Batka*) hat diese Beobachtung
gemacht und meint, dass amerikanisches Galipot als Tacama-
hae verkauft werde; ob die als Tacamahac mir vorliegende
Probe auch ein amerikanisches Galipot ist, kann ich leider
nicht entscheiden.
(Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.)
B. Monatsbericht.
Absolutes Gewicht der Atome.
J. Annaheim empfiehlt nachstehenden Vorlesungsver-
such, um den Zuhörern eine Vorstellung zu geben von der
ausserordentlichen Theilbarkeit der Materie. 0,0007 g. Fuchsin
(02° H1° N3 HCl) wurden in Weingeist gelöst, und die Lösung
auf 1000 C,C. verdünnt. In jedem Cubikcentimeter waren
also noch 0,0000007 g. Farbstoff enthalten. Füllt man diese
Flüssigkeit in eine Bürette von ungefähr 1 Cm. Durchmesser,
so zeigt sie sich auf weissem Grund stark gefärbt. Lässt
man einen Tropfen (wovon 35 auf 1 C.C. gehen) aus dieser
Bürette in ein kleines Reagirröhrchen fallen, so erkennt man
noch mit Sicherheit die Rothfärbung des Tropfens, wenn man
das Rohr schief auf weisses Papier und zum Vergleich ein
zweites mit reinem Weingeist danebenstellt. Hieraus ergiebt
sich, dass man mit blossem Auge noch 0,00000002 g. Fuchsin
wahrnehmen kann. Nimmt man an, es sei in einem Tropfen
der Lösung nur 1 Molecül Farbstoff enthalten — und soviel
muss unter allen Umständen vorhanden sein, — so berechnet
sich das absolute Gewicht eines Atoms Wasserstoff zu der
\
*) Buchner, N. Repertor, f, Pharmacie, 1875. Band XXIV. p. 603,
rt
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Geometrische Chemie.
_ erstaunlich kleinen Grösse von 0,000000000059 g. (nemlich
'0,00000002 : 337,5; Moleculargewicht von Fuchsin — 337,5).
Aus diesem Versuche ergiebt sich aber auf Grundlage
der heutigen Anschauungen der Chemie mit mathematischer
Bestimmtheit, dass im Maximum das absolute Gewicht eines
Atomes H nicht grösser sein kann, als die eben angeführte
Zahl. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1151.). I}
Geometrische Chemie.
Henry Wurz erklärt in dieser interessanten Abhand-
lung chemisch und arithmetisch die relativen Durchmesser der
chemischen Molecüle der festen und flüssigen Körper und
legt den Grund zu einer wirklichen geometrischen und dyna-
mischen Wissenschaft der Chemie.
Er begann seine Studien über Molecularchemie der festen
und flüssigen Stoffe mit dem Studium der Thermochemie und
fand bald, dass nicht allein die Temperatur- und Volumen-
veränderungen gegenseitig sind, sondern dass Veränderungen
der Wärmebedingungen und Verhältnisse in einem Medium
von bestimmter Temperatur unverändert mitwirken, wenn
eine Molecular - oder Volumenveränderung eintritt. Diese Vo-
lumenveränderung d. h. die molecularen Verdichtungen und
- Ausdehnungen beschäftigten denselben zuerst, indem sie unzwei-
En Aufschluss geben müssten über die Veränderungen
der inneren Structur und Natur. Ehe er seine sinnreiche
FE sötbese aufstellte und nach Untersuchungsmethoden suchte,
bespricht er die Arbeiten von Kopp, dessen Ansichten über Gay-
Lussac’s Gesetz, „dass Körper, wenn gasförmig, sich in multi-
plen Proportionen verbinden,“ ob dieses Gesetz auf feste und
flüssige Körper nicht auszudehnen sei, und wandte sich dann
der Ansicht Schröders zu, dass sich Körper nur in multiplen
Proportionen ganzer Zahlen zu gleichen Volumen verbinden. Die
frühere Ansicht, dass der gasförmige Zustand der geeignetste
sei, um uns Kenntniss vieler wichtiger Gesetze über chemi-
sche Verbindungen und Verdichtungen und über die Art und
Weise, wie die chemische Kraft wirke, zu geben, lässt er
fallen, weil in diesem Zustande ausdehnende und rückwir-
kende Kräfte wirken, um die meisten anderen Gesetze und
Kräfte der Materie zu zerstören. Er folgerte aus Kopps Ar-
' beiten, dass, um das Gesetz der Gase zu erhalten, es noth-
wendig sei, dieselben bei ein und derselben Temperatur zu ver-
gleichen. Indem er diese auf die festen und flüssigen Körper
12 Geometrische Chemie.
eben wohl beziehen konnte, wie auch die Volumenverhältnisse
sein mochten, kam er naturgemäss auf die des schmelzen-
den Eises und die der grössten Dichtigkeit des Wassers bei 490,
Es war eine maassgebende Temperatur der Natur, bei welcher
einfache Beziehungen zwischen gewissen Molecular - Räumen
sowohl der festen als flüssigen Körper streng vollzogen sind.
Alles Leben, jede Bewegung auf der festen Oberfläche der
Erde fängt da an, wo das Eis in den flüssigen Zustand
übergeht. Das Molecular- oder Aequivalentvolumen des Eises
bei seinem Schmelzpunkt war ein von Natur gegebenes Volu-
men, auf welche die Volumina aller festen und flüssigen Kör-
per können bezogen werden, wenn sie dieselbe Temperatur
haben. Was den grössten Dichtigkeitsgrad des Wassers
betrifft, so muss es für jetzt genügen, dass Eis bei dieser
Temperatur nicht vorkommt, und als solches nicht darauf
bezogen werden kann.
Die Untersuchungen Kopps, dass gewisse organische ho-
mologe Reihen durch Additionen von H?C wachsen und
solche Additionen durch eine Volumenvergrösserung von
21,8 — 88 Einheiten, je nach der Temperatur begleitet werden ;
dass in gewissen Fällen, wo wahrscheinlich H? durch C und
umgekehrt ersetzt werden möge, wenig oder gar keine
Volumenveränderung eintrete, führten den Verf. neben den
Arbeiten von Troost und Hautefeuille dahin, dass die Chemie
in ihrem reichen Schatze einen Anhaltepunkt geben müsse, um
das richtige Volumenverhältniss des OÖ im HO zu finden. Er
fand ihn in der Dichtigkeit des Wasserstoffhyperoxyds
— 1,452. Indem er gewisse Correctionen vornahm, welche
wegen der circa 2,63 °/, Wasser als Unreinheit nöthig waren,
erhielt er, später auch auf andere Weise das Volumen des
OÖ = 5,184 und das des H = 6,408, mit der Voraussetzung,
dass die 2 V. O im HOÖ gleich gross sind,
Um das Kohlenstoffvolumen zu erhalten, bezog er sein
neues H-Volumen auf die Kohlenwasserstoffe. Seine Be-
mühungen waren resultatlos. Als er mit den neuen O-Volu-
men dahingegen auf Carbonate experimentirte, erhielt er es
fast in allen Fällen gleichbleibend, nemlich 8. Als er sich
den Kohlenwasserstoffen wieder zuwandte, kam er mit dem
neuen Kohlenstoffvolumen zu der erschreckenden Thatsache,
dass H ein Proteanelement sei, so dass er in organischen
Verbindungen wohl kaum jemals aus einer Combinationsform
in die andere ohne Volumenveränderung übergeht und sein
eigenes Volumen im flüssigen Wasser dem unmittelbaren
Volumen dieses Körpers angehört. Die ganze organische
Geometrische Chemie. 73
_ Chemie mit ihren endlosen, manigfaltigen Verbindungen
ist vorzugsweise auf diese Proteaneigenschaft des H, auf
sein beständiges Verdichten und Ausdehnen, wenn er aus
einer Verdichtungsform in die andere übergeht, zurückzufüh-
ren. Verf. suchte nun durch mühsame Arbeiten die Gesetze
zu finden, nach welcher diese Verdichtungen stattfinden und
nennt die organische Chemie nicht mehr die Chemie der Koh-
lenstoffe, sondern die „Chemie des Wasserstoffs und
seiner Volumenveränderungen.“
Sauerstoff tritt unverändert, ohne Verdichtung und Aus-
dehnung in alle Verbindungen ein. Kohlenstoff scheint auch
in allen Kohlenwasserstoffverbindungen unverändert, nemlich
immer 8 zu sein, wenn er auch im Diamant, Graphit, CO?
und CS? und einigen anderen Verbindungen unbeständig ist.
Kohlenstoff und Wasserstoff bilden ein zusammengesetz-
tes Radical H?C, dessen Molecül sowohl ganz oder als im
Element Verdichtungen und Ausdehnungen erleidet, (in die-
sem Molecül ist es nur der H, welcher verändert wird, das
Vol. des Kohlenstoffs bleibt unverändert 8), je nach den geo-
metrischen Gesetzen, welchen die Elemente unterworfen sind.
Dieses zusammengesetzte Radical nennt er Homologen = Hm
und stellt es neben Ammonium als ein electropositives Radi-
eal. Soweit er finden konnte, ist es das einzige Kohlen-
wasserstoffradical, welches existirt, in Folge dessen
wirft er alle Alkoholradicale, wie sie alle heissen, über Bord.
Nach seinen Methoden erklärt er die Unmöglichkeit ihrer
Existenz.
Wasser, also die Verbindung H?O ist nach dem Verf.
— H?C ein zusammengesetztes Radical und keinesweges das
Oxyd des Metalls Wasserstoffs. Seine Molecüle in Eis erlei-
den Ausdehnungen und Zusammenziehungen, wie irgend ein
anderes Element. Verf. bezeichnet Wasser als ein Radical,
mit Hydor-Hd. Folgende Gesetze stellt Verf. nach seinen
Arbeiten auf.
1) Das geometrische Gesetz der Molecular-
Verdichtung.
„Die Volumen aller einfachen chemischen Molecüle von
Elementen oder Radicalen mit der einzigen Ausnahme des
Sauerstofls werden durch Grössen ausgedrückt, welche sie bei
der Temperatur des rasch schmelzenden Eises haben; die
Verwandtschaft gleicher Cuben einer Reihe ganzer Zahlen,
aus welcher Reihe die Zahl, welche dem Molecül des Eises
74 Geometrische Chemie 3 AR ec
bei dieser Temperatur angehört, ist 27. Verf. betrachtet also
die Reihe ganzer Zahlen, diese Cubikwurzeln der Molecular-
volumen, vom Standpunkt der Moleculdurchmesser, fasst die-
selben als geometrisch feste Körper und spricht von denselben
als „Moleculardurchmessern.“ Das Aequivalent des Wasser-
a;
ne
a
ei!
',
3
KT.
stoffs nimmt er 1000 an, um alle Decimalbrüche in den Vo- n%
lumen sowohl als in den Durchmessern zu vermeiden, so dass
die Volumina des O.H im gewöhnlichen Wasser und der
organische Kohlenstoff nicht 5,184, 6,408 und 8,0 sondern RR
5184, 6408 und 8000 geschrieben werden. Letzteres ist 20%,
also ist der Durchmesser des C in allen organischen Verbin-
dungen und Üarbonaten = 20, wohingegen er im Diamant
= 15 ist, weil 15° — 3375 das Volumen des Kohlenstoffs >
im Diamant ist. E
Die Form der Molecüle muss gleich sein, wenn sie regel-
mässige geometrische feste Körper sein sollen. a
Verf. stellt nun eine geometrisch volumetrische Multi-
plicationstafel auf, um die Berechnung der Molecularvolumen,
der Durchmesser und der Formeln zu erleichtern.
Unter den Säureelementen, die Halogene sowohl als de
Amphigene, nebst Cyan unter Ausschluss von O, sind, sowet
die Untersuchungen des Verf. gekommen sind, deren Volu-
mendurchmesser 24 und 28; Fluor ausgenommen, welches
18 hat.
Chlor in den Haloiden und Chloraten hat 24, in 3, 4
und Polychloriden 28.
S in den meisten metall. Sulfiden und Sulfaten 24.
Se in Selenaten 28, in Seleniten 24,
N, ausgenommen in Cy und in seinen einfachen Oxyden,
hat, soviel als bekannt ist, 20.
Cy hat 24 in allen Cyaniden.
Si, im Quartz und wahrscheinlich in allen krystall. Sili-
caten, hat 23.
H variirt, wurde zwischen 16 und 28 gefunden.
Br und J haben in allen Verbindungen, die bekannt sind,
28; die Bromate und Jodate sind ausgenommen und ha-
ben 24.
Hieraus folgerte er das Gesetz, dass „die Neigung, die
Volumen - Durchmesser zu verändern, paralell ist der Annähe-
rung zu dem äussersten positiven Ende der electro - chemischen
Scala,“ denn O, das eleetronegativste Element, ver-
ändert sich nicht.
In welcher Weise Verf. seine Volumen- oder Molecular-
formeln findet, mögen folgende Beispiele dienen.
| Geometrische Chemie. £ 75
— _ HEl, deren Dichtigkeit 1,28; das Aequivalent derselben
36,5 mit 1000 multiplieirt = 36500 und durch die Dichtigkeit
- dividirt = 28516. Das bekannte Volumen des Chlors
7
in allen Monochloriden ist = 24° = 13824, so dass 28516
— 13824 —= 14692 für den H bleibt. Diese Zahl entspricht
keinem geraden Cubus, doch in der erwähnten Tafel findet
man, dass derselbe zwischen 24 und 25 liegen muss. Hier-
nach soll Salzsäure = H?ÜCl? sein, welche H? mit den
2 Durchmessern 24 und 25 enthält.
Die volumetrische = oe Formel schreibt er:
a,
24 \24 .25)’
_ woraus er bei 0° die wahre Dichtigkeit 1,2785 berechnet,
Verf. lässt nun eine Menge Beispiele und seine Schlüsse
folgen und stellt schliesslich noch 2 Hauptgesetze auf, welche
_ ich mittheile.. Im Uebrigen muss ich auf die interessante
- Arbeit verweisen.
2. Gesetz. Das geometrische Gesetz der Molecular-
Engymetrie.
Fügt sich ein Molecül einer Reihe Molecüle an, so erstrebt
es einen schon vorhandenen Durchmesser oder einen Durch-
messer anzunehmen, welcher zunächst über oder unter einem
oder 2 schon vorhandenen ist und zwar in der Weise, dass
das Bestreben mehr und mehr gegen die Bildung einer Reihe
von unmittelbaren oder darauffolgenden Durchmessern ist,
welche um so regelmässiger werden, jemehr das zusammen-
gesetzte Molecül zusammengesetzter ist.
3. Gesetz. Das geometrische Gesetz der Molecular-
Cratesis.
Das Bestreben eines Elemental- oder Elementoid - Mole-
eüls, sich nach den Radien der Durchmesser zu verändern, wenn
es sich mit anderen Elemental - oder Elemetoid- Molecülen ver-
einigt, steht im Verhältniss seines Basicitätsgrades oder sei-
ner electropositiven Eigenschaft, welche auf die anderen vor-
handenen Elemental- oder Elementoid - Molecüle zu beziehen
ist. (The american Chemist. No.69. p. 321. March 1876.).
Bl.
76 Kenntn. .d. Speetr, — Künstl. Darstell. v. Ozon. — Chem, Eifeete ei i
Zur Kenntniss des Speetrum.
Becequerel hat in den phosphorescirenden Körpern,
vorab in den Sulfiden der Erdalkalien, ganz besonders aber er
in manchen Arten hexagonaler Blende ein Mittel gefunden,
um die Existenz eines diesseits vom Roth gelegenen Theils
des Spectrum, welche bisher nur aus dem calorischen Effecte
gefolgert wurde, auch sichtbar zu machen. Wenn nemlich auf
einer mit der betreffenden Substanz bedeckten Fläche durch
den violetten und ultravioletten Theil des Spectrum Phosphor-
escenz hervorgerufen war, so konnte dieselbe durch nachfol-
gende Projection des diesseits vom Roth gelegenen Theiles
nach derselben Stelle hin wieder gelöscht werden, wobei dieses
Löschen jedoch nicht gleichmässig, sondern in eigentlichen
Spectralstreifen und Spectrallinien, also mit local verschiedener
Intensität erfolgt. (Annales de COhimie et de Physique. 8. Se-
rie. Tome X. p. 5.). Dr. GER
Zur künstlichen Darstellung von Ozon
wendet Lender gleiche Theile von Manganhyperoxid, über-
mangansaures Kali und Oxalsäure an. Kommt diese Mischung
mit Wasser in Berührung, so entwickelt sich sofort Ozon.
Für ein Zimmer von mittlerer Grösse genügen zwei Theelöf-
fel voll von diesem Pulver, das man auf einen Teller bringt
und ab und zu mit Wasser befeuchtet. Das so entwickelte
Ozon desinfieirt die Umgebung, ohne Husten zu erregen.
Wenn auch diese Formel eine der besten von allen bis
jetzt vorgeschlagenen ist, so ist ihre Anwendung doch gefähr-
lich und erfordert die grösste Vorsicht. Reiben
muss beim Mischen der Ingredienzien vermieden werden, sie
müssen in kleinen Mengen mit einem Spatel gemengt werden,
und selbst dann kann das feine Pulver der Mischung beim
Contact leicht explodiren. (American Journal of Pharmaey.
Vol. XLVIII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 407). AR.
Chemische Effeete eleetrischer Spannung.
Berthelot hat eine Reihe neuer Untersuchungen in der
durch die Ueberschrift bezeichneten Richtung angestellt. Er
fand dabei, dass Ozon sich gleichmässig unter dem Einflusse
einer jeden der beiden Electrieitäten bilde, und zwar in reich-
9
Pflanzen als Naturbarometer. X
licher Menge nur bei sehr starken Entladungen. Bei keinem
Versuche konnte auch nur eine Spur irgend welcher Stick-
stoffverbindung nachgewiesen werden, sei es nun, dass das
angewendete Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff feucht
oder trocken genommen wurde. Dagegen entstand stets
Acetylen, wenn der Dampf organischer Verbindungen zusam-
men mit Stickstoff in eine Röhre eingeschlossen wurde und
man nun electrische Entladungen auf das Gemenge wirken
liess. Eine Absorption des Stickstoffs durch organische Kör-
per fand ebenfalls unter dem Einflusse jeder der beiden Elec-
trieitäten statt und zwar um so langsamer, je geringer die
eleetrische Spannung war. ÖOzonbildung scheint stets voraus
gehen zu müssen, wenn organische Körper atmosphärischen
Stickstoff fixiren sollet. (Journal de Pharmacie et de Ohimie.
4. Serie. Tome XXV. p. 87.). Der.
Die Pflanzen als Naturbarometer.
Convolvulus arvensis L., Anagallis arvensis L. breiten
bei Annährung von nassem Wetter ihre Blüthen aus, während
die Trifoliumarten beim Herannahen eines Gewitters ihre
Blätter zusammenlegen. Stellaria media richtet bei heiterem
Wetter des Morgens gegen 9 Uhr ihre Blüthen in die Höhe,
entfaltet die Blätter und bleibt bis gegen Mittag wachend,
steht Regen in Aussicht, so hängt die Pflanze nieder und die
Blüthen bleiben geschlossen. Schliessen sich letztere nur halb,
so ist kein anhaltender Regen zu erwarten. Pimpinella
saxifraga verhält sich ebenso. Calendula pluvialis öffnet sich
zwischen 6 und 7 Uhr Morgens und pflegt bis 4 Uhr Nach-
mittags wach zu sein. Ist dies der Fall, so ist auf bestän-
diges Wetter zu rechnen, schläft sie nach 7 Uhr noch, so ist
an demselben Tage Regen zu erwarten. Sonchus arvensis
und Sonch. oleraceus zeigen für den nächsten Tag heiteres
Wetter an, wenn sich der Blüthenkopf bei Nacht schliesst,
Regen, wenn er offen steht. Wenn Hibiscus Trionum seine
Blüthen nicht öffnet, die Kelche der Carlina acaulis sich
schliessen, wenn Oxalis acetosella und die meisten andern
Arten dieser Gattung die Blätter falten, dann ist mit Sicher-
heit Regen zu erwarten. Wenn Lapsana communis die Blü-
then Nachts nicht schliesst, Draba verna die Blätter tief
neigt, wenn Galium verum sich aufbläht und stark riecht,
und wenn endlich die Birke stark duftet, dann ist ebenfalls
Regen zu erwarten. Ranunculus repens zieht die Blätter
78 Bestimm, d. spec. Gew. d. Gase. — Verhalten d. Gase.
zusammen, wenn es regnen will; Ranunculus polyanthemus
aber lässt dann die Blätter hängen, und Ualtha palustris zieht
ihre Blätter zusammen, wenn stürmisches oder regnerisches
Wetter bevorsteht. Anemone ranunculoides schliesst bei An-
näherung von Regen ihre Blüthen und Anemone nemorosa
trägt bei trübem Wetter ihre Blüthen nickend, bei heiterem
Wetter aufrecht. (Apotheker-Zeitung. No. 39. 1876.).
©. Sch.
Bestimmung des speecifischen @ewichtes der Gase,
Friedrich ©. G. Müller empfiehlt nachstehende Methode,
die sich besonders als Vorlesungsversuch für naturwissen-
schaftliche Lehrer an Real- und Gewerbeschulen eignen möchte.
Das spec. Gew. der atmosphärischen Luft wird auf fll-
gende Weise ermittelt. Ein Halb-Liter-Kolben wird mt
einem sehr gut schliessenden Kautschuckstöpsel versehen, durch
dessen Bohrung ein in eine lange Spitze ausgezogenes Glas- {
röhrchen geht. In demselben wird etwas Wasser so lange >
zum Sieden erhitzt, bis alle Luft ausgetrieben ist, und darauf 3
i
Kr a
a
die Spitze zugeschmolzen. Nunmehr wird der Kolben auf die
Temperatur der Umgebung abgekühlt und auf einer Wage,
die noch 0,01 g. genau angiebt, ins Gleichgewicht gebracht.
Schliesslich bricht man die angefeilte Spitze ab, legt das abge-
brochene Stück auf die niedersinkende Schaale und stellt das E
Gleichgewicht wieder her. Aus dem zugelegten Gewichte
ergiebt sich durch Verdoppelung das Gewicht eines Liters
Luft. Um die Temperaturcorrection zu sparen, kann man
auch mit Eis abkühlen, Die Tension des Wasserdampfes ist
dann ebenfalls zu vernachlässigen. (Ber. d. d. chem. Ges. IX,
1626.) CK
Das Verhalten der Gase.
Andrews hat sich durch Versuche mit sehr vervoll-
kommneten Apparaten, welche eine Steigerung des Drucks bis
auf 500 Atmosphären gestatten, über das Verhalten der Gase
unter ausserordentlichen Druck- und Temperaturverhältnissen
Gewissheit zu verschaffen gesucht und dabei gefunden, dass
die Gesetze von Mariotte, Gay-Lussac und Dalton für Gase
unter sehr hohem Druck absolut keine Geltung haben. So
sollen nach Dalton Gase, welche mit anderen auf sie nicht
chemisch wirkenden gemengt sind, sich so verhalten, als ob
Herstellung von Waagebalken aus Bergkrystall. 79
jedes der einzelnen Gase allein sei. Andrews fand aber, dass
z. B. Kohlensäure, welche mit etwa ihrem gleichen Volumen
Stickstoff gemengt ist, bei einem Druck von 284 Atmosphären
noch nicht flüssig wird, während dieses bei reiner Kohlen-
säure schon bei 42 Atmosphären eintritt. Das Gay - Lussac'-
sche Gesetz wird dadurch durchlöchert, dass der Ausdeh-
nungscoeffieient mit dem Druck steigt und bei höheren
Temperaturen abnimmt. Wenn endlich bei 63° ein Kohlen-
'säurevolum durch einen Druck von 223 Atmosphären noch
_ einmal so stark comprimirt wird, als ein gleich grosses Luft-
volum, so steht diese Erfahrung mit dem Mariotte’schen Ge-
setze in ausgeprägtem Widerspruch. (Annales de Ohimie et
de Physic. 5. Serie. Tome VII. pag. 555... Dr. @. V.
Herstellung von Waagehalken aus Bergkrystall.
Siegf. Stein berichtet: Schon seit mehreren Jahren
werden auf seinen Vorschlag Gewichte aus Bergkrystall ange-
fertigt. Um nun mit solchen unveränderlichen Gewichten
auch genau wägen zu können, bedarf es einer ebenso unver-
änderlichen Waage. Der Waagebalken unddie beiden Schaalen
sollen möglichst leicht sein. Nun hat der Bergkrystall ein spec.
Gew. ven 2,65, ist also nur wenig schwerer als Aluminium,
während die Eigenschaft, weder von Säuren noch von Basen
oder von der Luft angegriffen zu werden, den Bergkrystall
vortheilhaft vor dem Aluminium auszeichnet. Für die An-
wendung eines Waagebalkens aus Bergkrystall spricht ganz
besonders der Umstand, dass er relativ starr ist und sich bei
normaler Belastung nicht biegen kann, seine Elasticitätsgrenze
liegt sehr nahe der Bruchgrenze. Um den drei einzulegen-
den Achsen genügenden Halt zu geben, muss ein solcher
Waagebalken in der Mitte und an beiden Enden etwas dicker
sein, wird aber in seinen übrigen Parthien auf das geringste
zulässige Maass abgeschliffen, um ihn möglichst leicht zu
erhalten.
Verfasser ist augenblicklich damit beschäftigt, die Trag-
fähigkeit des Bergkrystalls zu bestimmen und dessen Elasti-
‚eitätsgrenze zu ermitteln, um darnach die erforderliche Höhe
und Dicke eines Waagebalkens bei gegebener Länge und
beanspruchter Belastung zum Voraus berechnen resp. fest-
stellen zu können. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1824.).
0. J,
80 Vorlesungsversuch üb. Torpedos, — Gährung d. Glycerins.
Vorlesungsversuch über Torpedos.
Die ausserordentliche Kraft der Explosivstoffe und ihre
Anwendung in den Torpedos lässt sich nach A. Basarow
durch folgenden imponirenden Versuch veranschaulichen.
Man macht einen Cylinder aus Pergamentpapier in meh-
reren Lagen, verschliesst ihn einerseits mit einem Kork, durch
welchen die beiden Leitungsdräthe einer electrischen Batterie
geführt sind, deren Enden durch einen dünnen Platindrath
verbunden sind, füllt den Cylinder mit 3 g. Pulver und ver-
schliesst dann auch das andere Ende mit einem Kork. Die
Schliessung der Korke wird durch festes Umbinden erreicht.
Es ist nothwendig, dass der Platindraht ungefähr in der Pul-
vermasse sich befindet, da sonst viel Pulver unverbrannt bleibt.
Diese Patrone wird auf den Boden eines mehrere Liter grossen,
mit Wasser gefüllten eisernen Mörsers versenkt, und dann der
electrische Strom geschlossen. Es erfolgt ein dumpfer Knall,
und das Wasser wird 20—30 Fuss hoch emporgeschleudert.
Man kann sich daraus leicht eine Vorstellung von der Wirkung
der Torpedos machen, die oft mit mehreren Öentnern Pulver
geladen werden.
Noch mächtiger wirken natürlich die Torpedos, welche
statt Pulver Pyroxylin oder Nitroglycerin enthalten. (Ber.
d. d. chem. Ges. X, 25.). ©. J.
Gährung des Glycerins.
Zuerst fand Redtenbacher (1846), dass Glycerin mit
viel H?O und etwas Bierhefe versetzt in Gährung geräth.
Es findet eine schwache Gasentwickelung statt und die Flüs-
sigkeit wird sauer. Sie wurde mit Schwefelsäure versetzt
und destillirt. Die flüchtige Säure gab bei der Bestimmung
ihres Silbersalzes Zahlen, die auf Propionsäure passten. Neuer-
dings erhielten Ross, sowie Armstrong und Brown bei der
Wiederholung des Redtenbacher’schen Versuches nur nega-
tive Resultate. Zehn Jahre später fand Berthelot, dass Glyce-
rin mit Wasser, Kreide und Casein versetzt und einer Tem-
peratur von 40° ausgesetzt in Gährung geräth, die Monate
lang andauert.
Alb. Fitz stellte nun Gährungsversuche mit folgender
Gährflüssigkeit an:
2000 Thl. Wasser,
100 - Glycerin,
1 - Kaliumphosphat,
er
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eine Alkoholhefe. — Das Kälteschiff „Le Frigorifique. s1
0,5 Thl. Magnesiumsulfat,
2 - Pepsin. germ. (als Nährstoff),
20 - Caleiumearbonat und
eine Spur eines Schizomyceten. Herr Fitz kam zu nach-
stehendem Resultat:
Glycerin lässt sich bei Anwesenheit von CaCO% bei 40°
durch einen Schizomyceten in Gährung versetzen. Die Haupt-
producte derselben sind ausser Kohlensäure und Wasserstoff
Normalbutylalkohol und Normalbuttersäure. Nebenbei ent-
stehen in ganz kleiner Menge Aethylalkohol und eine höhere
Fettsäure, wahrscheinlich Capronsäure. (Ber. d. deutsch. chem.
Ges. IX, 1348.). sch
Reine Alkoholhefe.
Wie Pasteur nachgewiesen hat, rühren die Krankheiten
des Bieres von mikroskopischen Organismen her, die nicht,
wie die Hefe, alkoholische Gährung, sondern Bildung von
Milchsäure, Essigsäure etc. veranlassen. Es ist nun Moritz
Traube gelungen, ganz reine Hefe nach einer sehr einfachen
Methode herzustellen. Das Ergebniss seiner grossen Reihe
von Versuchen lässt sich in folgenden Sätzen zusammenfassen:
1) Die Entwicklung der Bacterien, auch aller übrigen
Krankheitsfermente, sogar der Mycoderma vini, wird in Nähr-
lösungen schon durch geringe Mengen (2,8°%,) Alkohol erheb-
lich verzögert, durch grössere Mengen von 5,6°, und darüber
völlig unterdrückt.
2) Auch die Entwicklung der Hefe wird durch Zusatz von
Alkohol verlangsamt, findet aber selbst noch in Lösungen
statt, die 8,2°/, Alkohol enthalten.
3) Demnach entwickelt sich in geeigneten Nährlösungen,
‚die 5,6— 8,2%, Alkoho! enthalten, reine Hefe.
Hat man nun nach 3. erst eine kleine Menge bacterien-
freier Hefe gezüchtet, so ist es klar, dass man beliebige
Quantitäten derselben durch Aussaat in vorher gekochte Nähr-
lösungen auch ohne weitere Anwendung von Alkohol gewin-
nen kann, wie auch durch den Versuch bewiesen wurde.
(Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1239.) 0. J.
Das Kälteschiff „Le Frigorifigue.‘“
Bekanntlich sind die verschiedensten Methoden theils
empfohlen, theils wirklich practisch durchgeführt worden, um
Arch. d. Pharm. XT. Bds. 1. Heft. 6
EEE SIEEWIRSNG
82 Der Papyrus Ebers.'
die so beispiellos niedrigen südamerikanischen Fleischprreise
zu Gunsten des europäischen Marktes auszunützen; Liebigs
Darstellungsweise eines Fleischextractes war ein solcher Ver-
such, heute geht man weiter. Eine französische Gesellschaft
hat sich gebildet, um frisches Fleisch aus den Laplatastaaten
in best erhaltenem Zustand auf den französischen Markt zu
bringen. Sie bedient sich hierzu eines eigenen, Frigorifiqgue
genannten Schiffes von besonderer Construction.
In einem Raum am Vordertheil des Schiffes befinden sich
fünf Behälter, von denen jeder 23 Gallonen Methyläther fasst.
Dieser wird durch eine mit Dampf getriebene Druckpumpe in.
eisernen Oylindern condensirt und die zur Wiederverdunstung
des zur Flüssigkeit verdichteten Methyläthers nöthige Wärme
einer Chlorcaleiumlösung entzogen. Durch die so hervor-
gerufene intensive Kälte wird die Temperatur des Frigida-
riums, d.h. des zur Aufnahme des frischen Fleisches bestimmten
Raumes auf — 6° gebracht und kann leicht noch mehr ernie-
drigt werden. Dieses Frigidarium, etwa 80 Fuss lang und
seiner ganzen Länge nach durch ein Eisengitter in zwei
Hälften geschieden, bietet Raum für das Fleisch von 500 Och- en
sen. Da das Pfund am Verschiffungsplatze nur auf 8 Pfennige i
zu stehen kommt, so hofft nicht nur die unternehmende Ge-
sellschaft auf lohnenden Gewinn, sondern man darf sich auch f
der Erwartung hingeben, dass grossen, der Fleischkost drin-
gend bedürftigen europäischen Bevölkerungsklassen dieselbe
durch die neue Unternehmung zugänglicher wie bisher ge-
macht werde. (The Chicago Pharmaeist. Vol. IX. No. 11.
pag. 334.). Dr. &.79%
Der Papyrus Ebers.
Es war dem deutschen Gelehrten Ebers vorbehalten,
einen höchst interessanten Papyrus ans Licht zu ziehen, wel-
cher in der Nekropolis von Theben drei und ein halbes Jahr-
tausend geschlummert hatte und dort vor vierzehn Jahren i
von einem Eingeborenen zwischen den Gebeinen einer Mumie
gefunden worden war. Diesem kaufte Ebers seinen Fund um
eine hohe Summe ab, entzifferte die gewaltige, in hieratischer
Schrift geschriebene Rolle, welche bei einer Breite von 0,3
eine Länge von 20 Metern besass, so dass deren Inhalt jetzt
gedruckt in einem interessanten Werke vorliegt.
Uns interessirt dieser Inhalt desshalb, weil er sich auf
die Heilkunde bezieht, und offenbar dieser Papyrus eines jener
zählreichen Bücher ist, deren Autorschaft die ägyptischen
Verzuckerung der Getreidekörner. 83
' Priester jenem Hermes Trismegistos zuzuschreiben für dien-
lich fanden, welcher eigentlich der Gott zahlreicher Erfindun-
gen ist, von den Alchemisten aber als Stammvater ihrer Kunst
gepriesen wurde.
Von den Kapitelsüberschriften dieses entzifferten in 110 Sei-
ten getheilten hermetischen Buches nennen wir unter Vor-
setzung der betreffenden Seitenzahlen die folgenden:
pag. 1. Von der Zubereitung der Arzneimittel.
pag. 25. Von den Salben zur Entfernung des Aus-
schlags.
pag. 47. Verzeichniss der verschiedenen medicinischen
Anwendungen des Tequembaumes.
ag. 48. Arzneien zur Erleichterung der Harnansamm-
lung und der Unterleibskrankheiten.
pag. 55. Das Buch von den Augen.
pag. 65. Mittel gegen das Ergrauen und zur Behand-
lung der Haare.
pag. 66. Mittel, um das Wachsen der Haare zu er-
zwingen.
pag. 79. Salben zur Stärkung und Heilung der Nerven.
pag. 85. Arznei zur Heilung von Zungenübeln.
pag. 89. Mittel zur Entfernung der Läuse und Flöhe.
pag. 91. Mittel gegen Harthörigkeit.
pag. 99. Geheimes Buch des Arztes. Die Wissenschaft
des Herzschlags und die Kenntniss des Herzens, mitgetheilt
von dem Priester- Arzt Nebsecht.
Man sieht, es giebt nichts Neues unter der Sonne, denn
schon von 36 Jahrhunderten wurde mit Haarfärbemitteln und
Wachsthumsbeförderungsmitteln für die Haare Schwindel ge-
trieben, und auch in der Erfindung von schmerzstillenden
Mitteln und Insectenpulver gebührt unserer Zeit die Ehre
der Priorität nicht. (The Chicago Pharmacist. Vol. VIL.
No. XII. December 1875.). Dr. G.;%
Verzuckerung der 6etreidekörner.
Seit einigen Jahren ist eine neue Methode der Ver-
zuckerung in einigen Getreidebrennereien, namentlich in Russ-
land und Mitteldeutschland, eingeführt. Dieses, von den
Practikern als die Ausbeute vermehrend, begünstigte Ver-
fahren besteht in der Anwendung einer schwachen Lösung
schwefeliger Säure während der diastatischen Verzuckerung.
Man unterwirft das Gemenge von Mehl und feingemah-
- lenem Malz einer kalten Maceration in wässeriger schwefeliger
6 =
3 De
Beer),
84 Verzuckerung der Getreidekörner, Be
Säure fünf Stunden lang, worauf das Gemenge auf 70 —7 5°0, 2
erwärmt und wie gewöhnlich behandelt wird. Obgleich diese
Methode für die Getreidebrennerei ein grosses Interesse bie-
tet, war doch noch nicht die Wirkung der schwefeligen Säure
auf Spiritus liefernde Substanzen untersucht. Dieses unter-
nahmen zwei russische Chemiker H&milian und Melnikoff. +
Bei einer Reihe von Versuchen fanden die Genannten,
dass schwefelige Säure und andere, selbst in kleinsten Men-
gen angewandte Säuren die Zucker bildende Fähigkeit der
Diastase erheblich vermindern. Arbeitet man also nach der
neuen Methode, so verhindert man die Wirkung eines Thei- 2
les des Malzes. Andrerseits macht die schwefelige Säure bei
längerer Maceration das Getreidestärkemehl zur Umwandlung R.
in Zucker geeigneter. Wahrscheinlich löst die Säure dabei
langsam den Kleber und die andern Eiweissstoffe, welche die
Stärkekörnchen im Mehl einhüllen, und begünstigt so den
unmittelbaren Contact dieser Körnchen mit der Diastaselösung
während der Verzuckerung.
Man kann annehmen, dass bei der neuen Methode die
durch schwefelige Säure hervorgebrachte Wirkung in der
Differenz zweier entgegengesetzter Thätigkeiten besteht: die
eine der Alkoholbildung nachtheilige vermindert die Zucker NE
bildende Fähigkeit des Malzes; die andere begünstigt die voll-
kommenste Umwandlung des im Material enthaltenen Stärke-
mehls. Diese Differenz, welche die Zuckermenge bedingt,
hängt direct von der Dauer der kalten Maceration und von
der Menge der angewandten schwefeligen Säure ab.
Die grösste Ausbeute an Zucker erhält man bei 5 bis
6stündiger Maceration mit einer Lösung von 0,1 bis 0,13 %,
der Mischung von Mehl und Malz. Verlängert man die Mace-
ration und vermindert gleichzeitig die Menge der Säure, so
erreicht die Zuckermenge dasselbe Maximum. Wird 18 Stun-
den macerirt, so unterscheidet sich das Ergebniss nur wenig
von dem durch Anwendung von schwefeliger Säure erhalte-
nen Resultat. Da aber lange dauernde Maceration des Mehls
in reinem kalten Wasser immer Säuerung und beginnende
Fäulniss mit sich führt, was bei Gegenwart der Säure nie
geschieht, so ist eine kurze Maceration mit schwefeliger
Säure einer langen in reinem Wasser vorzuziehen.
Vermehrt man die Menge der Säure und kürzt die Dauer der
Maceration, go vermindert sich die Zuckermenge schnell, weil
der schädliche Einfluss der Säure auf die Diastase die gün-
stige Wirkung der Säure auf das Mehl zu überwiegen be-
ginnt.
R
u BEE
4
ua =
PER
Dr n" =
akr
er a BE
| Verzuekerung der Getreidekörner. 85
| Unter den günstigsten Bedingungen beträgt die Zucker-
menge, die sich unter dem Einflusse der schwefeligen Säure
bildet, 2 bis 3 Gewichtsprocent der Getreidekörner.
Während der kalten Maceration verwandelt sich die
schwefelige Säure nicht in Schwefelsäure, aber sie bildet mit
dem macerirten Material Verbindungen, welche ohne Abschei-
dung von Schwefel schwefelige Säure entwickeln, wenn man
sie mit Mineralsäuren behandelte Es bilden sich demnach
keine unterschwefeligsauren Salze.
Die Farbstoffe des Malzes werden bei der kalten Mace-
ration durch die Einwirkung der schwefeligen Säure zerstört,
Es ist ferner sicher, dass die durch schwefelige Säure gebil-
deten Verbindungen nicht merklich die zuckerbildende Fähig-
keit der Diastase hindern.
Die oben genannten Ühemiker schlagen folgende Aus-
führung der neuen Methode vor:
Man macerirt kalt 5 bis 6 Stunden lang das Mehl allein,
ohne Malz, in einer Lösung von schwefeliger Säure in dem
oben angeführten Verhältnisse, dann erwärmt man die Masse
auf 50°C., um Spuren noch freier Säure zu verjagen, dann
fügt man das Malz durch Einteigen hinzu unter steigender
Erwärmung bis auf 70 bis 75°C., die gewöhnliche Tempera-
tur der Verzuckerung.
Was die Wirkung der schwefeligen Säure auf die Gäh-
rung anlangt, so haben vergleichende Versuche ergeben, dass
diese Säure im freien Zustande, selbst in kleinen Mengen
von 0,2%, des Zuckers, die alkoholische Gährung merklich
erschwert, indem sie dieselbe sehr verlangsamt, während die
während der Maceration durch schwefelige Säure gebildeten Ver-
bindungen in dem gewöhnlichen Verlaufe der Gährung keine
Aenderung veranlassen; sie verläuft regelmässig und hört erst
dann auf, wenn keine Spur Zucker mehr vorhanden ist.
Bei der Gährung der mit Beihilfe von schwefeliger Säure
erhaltenen Maische entwickelt sich etwas Schwefelwasser-
stoff neben sehr kleinen Mengen von Kohlensäure’ und es
bilden sich Schwefelverbindungen, die noch zu untersuchen
sind. —
Es ist für die Praxis wichtig, dass bei der Gährung von
Schwefelverbindungen-haltiger Maische sich fast zweimal we-
niger freie Säuren bilden als bei dem gewöhnlichen Process
der Spiritusbildung. Man begreift so die Nützlichkeit des
_ neuen Verfahrens, da die Gegenwart freier Säuren in gegoh-
_ renen Flüssigkeiten den Alkoholgehalt vermindern, Endlich
werden durch diese neue Methode die Schlempen weniger.
säurehaltig, wodurch sie für das Vieh nährkräftiger und 5
weniger nachtheilig werden.
»PRNT
ir
*
PR
Petroleumstatistik der Vorant
gten Staaten,
(Revue des Bieres, des Vins et
des Alcools 1876. No. 131.).
Petroleumstatistik der vereinigten Staaten.
Nach Chandlers Ermittelungen wurden in Pennsylva-
nien an Petroleum gewonnen etc., wie nachstehende Tafel
erkennen lässt:
Jährlicher
Durch- Gesammt- Teen B Ausfuhr-
Jahr. | Fässerzahl. | schnittspreis | preis an den > 27 og preis an den
an den Quellen. | Aequivalent, | Quellen
Quellen. | Fässer.
— | =
| Doll. Doll. | Doll,
1859 3,200 13,00 41,664
1860 650,000 6,72 4,368,000
1861 2,113,600. 2,73 5,770,128 27,812 75,926
1862 | 3,056,606 | 1,68 1,135,098 272,192 457,282
1863 | 2,611,359| 3,99 10,419,322 706,268 | 2,818,009
1864 2,116,182 | 9,66 20,442,318 796,824| 7,697,319
1865 3,497,712 | 6,57 22,979,967 | 745,138| 4,895,556
1866 3,597,527 3,73 13,418,775 | 1,685,761| 6,287,888
1867 3,347,306 | 3,18 10,644,443 | 1,676,300| 5,330,634
1868 3,775,741| 4,15 15,420,325 | 2,429,498 | 10,082,416
1869 4,215,010 5,85 24.657,750 | 2,568,713| 15,026,971
1870 5,659,000 | 3,80 21,504,200 | 3,530,068 13,414,258
1871 5,795,000 | 4,35 25,208,250 | 3,890,326| 16,922,918
1872 6,539,103 | 3,75 24,521,636 | 4,276,660| 16,037,475
1873 9,879,455 1,84 18,178,197 | 4,981,441| 9,165,851
1874 | 10,910,303 | 217 12,765,054 , 4,903,970| 5,737,644
1875 8,619,639 | 1,21 | 10,429,763 | 5,200,000) 6,292,000
Total 76,326,733 245,904,880 | 37,690,971 120,242,147
und zwar ist die Ausfuhr für 1874 1875
Rohes Oel, Fässer ä 42 Gallonen 299,008 386,664
Raffinirtes Oel : . ... .... .3,463,128. 3540522
Schmieröl . — 2,584
Naphtha . 199,660 283,676
nkBläind.. 2. ..7 7622 Sem —_ 47,316
Raffınirtes Oel, Behälter von
a 10 Gallonen . z 2,738,595 2,621,507
EB 3... See 1,550 19,100
h
nz
Rolle der Kohlensäure bei der Blutgerinnung. 87
Das aus dieser Gegend kommende Oel ist fast alles raffi-
nirt, so dass 2 Doll. fürs Raffiniren und 2 Doll. 50 Cts. für
Transport bis zum Schiffe per Fass dazu gerechnet werden,
um den Exportpreis fürs Fass zu haben. (The american
Chemist. January 1876. No. 67. p. 25.). Bi.
Rolle der Kohlensäure bei der Blutgerinnung.
Schon einigemal war in diesen Blättern von dem Streit
die Rede, welchen einige französische Chemiker über die
Ursache der Blutgerinnung an der Luft gegeneinander führen.
Dr. Glenard behauptet entgegen den Versicherungen der
Herren Mathieu und Urbain, dass die Kohlensäure hiermit nichts
zu thun habe und bewies seine Behauptung damit, dass er
_ eine mit Blut gefüllte Ader stundenlang in einer Kohlensäure-
atmosphäre aufhing, ohne dass Gerinnung eintrat. Seine Geg-
ner wenden ein, dass wegen der Exosmose des Wassers die
Endosmose der Kohlensäure nur äusserst langsam habe statt-
finden können und diese zunächst von den Blutkügelchen
absorbirt worden, also gar nicht als freie Kohlensäure zur
Wirkung gekommen sei.
Diese Einwürfe hat jetzt Glenard auf Kosten eines
armen Esels entkräftet. Diesem wurde ein Stück der Jugu-
laris bei lebendigem Leibe an zwei Stellen durch Unterbin-
dungen abgeschnürt und herausgeschnitten. Die Ader mit
ihrem Blutinhalt wurde nun eine Stunde lang in freier Luft
vertical aufgehängt, wodurch sich Cruor und Plasma schieden,
aber keine Gerinnung eintrat. Etwas oberhalb der Üruor-
schicht wurde jetzt eine weitere trennende Ligatur angelegt,
durch Oeffnung der Endligatur auf der Seite des Cruor dieser
vollständig entfernt, der dadurch gewonnene leere Abschnitt
mit Kohlensäure gefüllt, wieder geschlossen und sodann die
mittlere vom Plasma trennende Ligatur beseitigt. Das von
allen Blutkügelchen befreite Plasma war so in directen Contact
mit der Kohlensäure gebracht, die ganze Ader wurde noch
eine Stunde in einen Kohlensäurestrom gelegt, aber das Plasma
gerann nicht, also behielt Dr. Glenard Recht. (Journ. de
Pharm. et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXII. pag. 12. Janv.
1876.). INDIE Mr V.
Pre DRAN BR a4 j ‚ er Be,
Re 88 7 Ooydak v. Glycocoll, Leuein ete. — Verh. wähwer Substanzen ete. Br, se
Oxydation von 6lycocoll, Leuein und Tyrosin und
Vorkommen der Carbaminsäure im Blute. =
Einer unter obigem Titel veröffentlichten Arbeit von
Dr. E. Drechsel entnehme ich folgende Daten. Be.
Glyeocoll wurde in wässrigem Ammoniak gelöst und mit
einer Lösung von übermangansaurem Ammoniak versetzt.
Es fand sofort Einwirkung statt, und als Producte der re E
dation entstanden: Kohlensäure, Oxalsäure, Carbaminsäure,
ÖOxaminsäure und Wasser, Harnstoff wurde, selbst bei Gegen-
wart von viel überschüssigem Ammoniak, nicht gebildet. Diese
Bildung von Carbaminsäure war neu; bisher war nur eine
Entstehungsweise derselben bekannt, nämlich durch Einwirkung
von Kohlensäure auf Ammoniak, indem man beide Gase n
absolutem Alkohol zusammentreten lässt. Durch weitere Ver-
suche, die Verfasser über ihre Bildungsweise anstellte, kam
er zu dem Schluss, „dass sich Carbaminsäure überall da
bildet, wo stickstoffhaltige Kohlenstoffverbindungen in alkali-
scher Lösung verbrannt werden,“ oder allgemeiner aus-
gedrückt, „wo überhaupt Kohlensäure und Ammoniak im
Entstehungszustande zusammentreffen.“ Oxydationsversuche
mit Leucin, Tyrosin und Albumin hatten ebenfalls stets unter
den Oxydationsproducten Carbaminsäure ergeben. Ebenso
constatirte Dr. Drechsel diese!be im Serum des Hundeblutes,.
(Journ. f. pract. Chem. 12, 417.). 0. J. 5
Verhalten schwefelhaltiger Substanzen im Thier-
körper.
Einer Mittheilung E. Salkowski’s über obigen Ge-
genstand entnehme ich folgende Notizen:
1) Die Aethylschwefelsäure und Amylschwefelsäure passi-
ren den Körper ohne Veränderung, sie vermehren die Schwe-
felsäure des Harns nicht.
2) Die Aethylsulfosäure C?H5 - SO®H erscheint zum
grössten Theil unverändert im Harn wieder; sie vermehrt die
Schwefelsäure desselben nur unbedeutend.
3) Die Isäthionsäure zersetzt sich in viel stärkerem Grade,
sie vermehrt die H?SO* des Harns ansehnlich, namentlich
bei Pflanzenfressern, weniger bei Fleischfressern.
4) Die Disulfätholsäure erscheint unverändert im Harn,
höchstens eine sehr kleine Menge H?SO% liefernd. (Ber. d.
deutsch. chem. Ges. IX, 140.). ©. J.
Ueber Sulfosäuren im Harn, ..89
Ueber Sulfosäuren im Harn.
Vor Kurzem machte E. Baumann die Mittheilung, dass
im Harn besonders von Pflanzenfressern gepaarte Schwefel-
säuren vorkämen. Bei näherer Untersuchung fand er, dass
diese Säuren Sulfosäuren sind. Durch conc. HCl werden
ihre Salze zerlegt und die Säuren selbst werden gespalten
unter Wasseraufnahme in H?SO* und andere Körper. Um
im Harn Sulfate und Sulfosäuren neben einander zu bestim-
men, verfährt man folgendermaassen: Der frische Harn wird
mit C©?H*0O? stark angesäuert und mit überschüssigem Ba Cl?
versetzt. Der Niederschlag, welcher alle H?SO* enthält, die
in Form von Sulfaten im Harn enthalten war, wird abfiltrirt
und das Filtrat mit dem gleichen Volum starker HÜl meh-
rere Stunden lang auf dem Wasserbade erwärmt. Der dabei
ausgeschiedene Niederschlag enthält neben einem amorphen
organischen Körper BaSO*, dessen Schwefelsäure nicht als
Sulfat im ursprünglichen Harne vorhanden war. Nach dem
' Verfasser sind hauptsächlich drei Substanzen im Harne, welche
als Sulfosäuren erkannt werden konnten: die sogenannte
„Phenol bildende“, die „Indigo bildende“ und die ‚ Brenz-
catechin bildende Substanz.“ Den ersten dieser Körper konnte
Verfasser aus dem Pferdeharne in krystallisirtem Zustande
abscheiden. Pferdeharn wird zum Syrup verdunstet, mit
80%, Aikohol aufgenommen, nach Abdestilliren des Alkohols
wird wieder zum dünnen Syrup verdunstet und einige Tage
stehen gelassen, wobei sich reichliche Krystalle bilden. Der
Krystallbrei wird abfiltrirt, durch Pressen zwischen Filtrir-
papier möglichst von der Mutterlauge befreit und durch wie-
derholtes Umkrystallisiren aus Wasser und zuletzt aus Alko-
hol in blendend weissen perlmutterglänzenden Tafeln erhalten.
Durch Erhitzen mit conc. HCl wird diese Substanz gespalten
in Phenol und saures, schwefelsaures Kali und erwies sich
durch die Analyse als phenolsulfosaures Kali
! OH
0° H! Kos02
Verfasser untersuchte nun, ob in den Organismus ein-
geführtes Phenol unverändert durchgeht oder in die Sulfo-
säure übergeführt wird. Harn von mehreren mit Carbolsäure
behandelten Patienten enthielt keine Spur freies Phenol, lie-
ferte aber reichliche Mengen davon nach dem Erwärmen mit
"Salzsäure. Ein an einem Hunde angestellter Versuch ergab
das interessante Resultat, dass nach Einführung genügender
Mengen Phenol in den Organismus die Sulfate aus dem Harn
IE ERENTO E EEE TE
1A TIERE - \ u > fi ’ ? ur ar? 2 HER“
90 Milch von kranken Kühen.
verschwinden, dagegen natürlich die Menge des phenolsulfo-
sauren Salzes sich vermehrt. Die weitere Untersuchung des
Harns in dieser Richtung behält sich Verfasser vor. (Ber.
d. d. chem. Ges. IX, 54. 1876.). ©. J.
Milch von kranken Kühen.
1) Eczarma epizootica.
Wynter Blyth beobachtete mikroskopisch und unter-
suchte chemisch die Milch dieser kranken Kühe, an deren
Genuss am 3. Tage ein Kalb starb.
Am ersten Tage war kein abnormer Stoff in der Milch
zu erkennen, ausgenommen, dass die Milchkügelchen nicht
frei und einzeln, wie sie gewöhnlich vorkommen, sondern grup-
penförmig vereinigt waren. Am 3. Tage entstanden gestreckte,
abgeplattete stark lichtbrechende Körper, welche sich in Zwi-
schenräumen anzogen. Durch verdünnte Essigsäure sowohl N
als durch Jod wurden dieselben nicht verändert und durch
Magentaroth wurden sie nicht gefärbt. Am 4. Tage ver-
schwanden dieselben nach und nach, traten später nicht wie-
der auf und Eiterzellen, Vibrionen, Bacterien, Epithelialzellen
wurden gefunden. Die meisten derselben mögen durch Ab-
tropfen der ungeheilten Geschwüre am Eiter der Thiere in
die Milch gekommen sein.
Die Zusammensetzung der Milch dieser kranken Thiere
war folgende zum Vergleich mit der gesunden Milch.
= An
Ir RER.
e Pr
JE
ae
P% Milch- Feste Bestand-
Wasser. Fett. Casein. Cr Asche. theile au
Milch einer gesunden Kuh. Fett.
87,550 3,070 4,160 4,760 0,780 9,650
Milch einer kranken Kuh nach den Tagen der Erkrankung:
Tag
4.7 .,91,239- 0,390. 2,899 4,809 0,663 8,371
2. 79,903 5,010 14,380 0,707 15,087
2. 86,320 3,838 9,135 0,707 9,842
3. 87,676 0,891 3,948 7,152 0,333 711,433
4. 83,852 7,198 3,469 4,669 0,212 8,355
——
5. 87,900 1,062 10,376 0,662 11,038
7. 86,067 1,587 10,849 0,507 11,356
14. 83,882 2 3,961 11,478 0,679 12,156
(The american Chemist. No. 66. December 1875. p. 226.).
Bl.
Lösliches getrocknetes Blut, — Cosmolin u. Vaselin, 91
Lösliches getrocknetes Blut.
G. Le Bon ist es mit Hülfe eines besonders construirten
Apparates gelungen, grosse Mengen von Blut unter vermin-
dertem Drucke bei einer die Körperwärme nicht übersteigen-
den Temperatur zu einem Pulver einzutrocknen, welches
sowohl noch die unveränderte Zusammensetzung des Bluts,
als auch dessen sonstige Eigenschaften bewahrt hat. Eine
Probe dieses Pulvers, welche schon 18 Monate alt war, gab
beim Schütteln mit Wasser und Filtriren eine schön "rothe
Flüssigkeit, welche sich ganz wie frisches defibrinirtes Blut
verhielt, beim Erhitzen gefällt wurde und die beiden charak-
teristischen Absorptionsstreifen des Hämoglobins gab. Ein in
diese trockene Form gebrachtes und im Uebrigen unverändert
gebliebenes Blut kann dazu berufen sein, bei der Verpflegung
von Armeen in Feldzügen eine grosse Rolle zu spielen und
auch in der Therapie wegen seines Eisenreichthums und sei-
ner tonischen Eigenschaften wichtige Dienste zu leisten.
(Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome XXI.
pag. 428.). Dr..G 7.
Cosmolin und Vaselin.
Unter diesen Namen werden von Nordamerika aus zwei
Körper in den Handel gebracht, die beide aus dem rohen
Petroleum herstammen und den Rückstand bilden sollen,
welcher beim Abdestilliren der flüchtigen Antheile des Petro-
leums zurückbleiben. Dieser Rückstand wird durch Behand-
lung mit überhitztem Dampf und Thierkohle gereinigt.
Cosmolin und Vaselin unterscheiden sich wenig in ihren
Eigenschaften und es scheint fraglich, ob sie nicht eigentlich
identisch sind und die Verschiedenheit entweder durch das
Bereitungs- oder Reinigungsverfahren bedingt ist. Das Üos-
molin ist ein gelber, durchscheinender, fluorescirender, halb-
fester Körper. Schmelzpunkt etwa 40° C., spec. Gew. 0,866
bei 45°. Es ist von schwachem Geruch, bei gewöhnlicher
Temperatur nicht flüchtig, fängt bei 160° unter theilweiser
Zersetzung zu verdampfen an. Das Vaselin zeigt dieselben
äussern Eigenschaften, unter dem Mikroskop erkennt man
aber in der Masse eine Menge nadelförmiger Krystalle. Wahr-
scheinlich bildet es in starker Kälte eine feste ganz krystalli-
nische Masse. Schmelzpunkt etwa 37°, spec. Gew. 0,840
bei 55°.
Et
Vu ale NE NE darf De ala 220 ln ee nn ale de
92 Fabrikation des Eosins.
Beide bestehen bis auf ein ganz Geringes an Feuchtig-
keit und Aschenbestandtheilen aus Kohlenwasserstoflen, 'die
selbst von concentrirten Säuren und Kalilauge nur wenig
oder gar nicht angegriffen werden und wahrscheinlich zu
der Reihe CO" H”? zu den sogenannten Paraffinen gehören.
Beide verhalten sich auch gegen Lösungsmittel fast gleich:
in Wasser unlöslich, in Alkohol etwa zu einem Drittel, in
Aether, Chloroform, Benzin, Schwefelkohlenstoff und Terpen- |
thinöl völlig löslich, mit fetten uud flüchtigen Oelen mischbar.
Aus der ätherischen oder alkoholischen Lösung scheiden sich
beim Abkühlen auf bestimmte Grade Körper von verschiede-
nem Schmelzpunkt ab. An der Luft verändern sich Cosmolin
und Vaselin nicht und können daher statt des Fettes zu Sal-
ben, Suppositorien und Schmiere vortheilhaft benutzt werden,
(The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 293.
Febr. p..623. No. 295. Febr. p. 661 u. No. 297. March
1876. p. 707.). W».
Fabrikation des Eosins.
Die fabrikmässige Darstellung des Eosins bot noch
Schwierigkeiten, wenn auch nach Kopp aus dem Brasilien-
holz fast chemisch reines Resorein, von welchem Eosin ein
Derivat ist, gewonnen wurde.
Nach Egle’s Methode stellten Bindschedler und
Busch ein billiges Eosin dar. Benzin wurde in Resorein
übergeführt, indem benzindischwefelsaures Natron mit über-
schüssigem Aetznatron geschmolzen wurde. Das erhaltene
Resorein wurde durch Phthalsäure in Fluoresein übergeführt
und aus diesem durch Bromirung Eosin erhalten.
Fluoresein vereinigt sich mit Brom leicht, sei es in Eis-
essig gelöst oder in Wasser vertheilt. Jeder Tropfen Brom
verschwindet sofort, so dass es schwierig ist den Zeitpunkt
zu erkennen, wo die Einwirkung des Broms ausgesetzt wer-
den muss. Hiervon hängt der Erfolg ab, d.h. die Reinheit
und die glänzende Farbe des Eosins.
Reines Fluorescin färbt Seide schön gelb. Wird Fluo-
rescin in ammoniakhaltigem Wasser gelöst und nach und nach
in mit Essigsäure angesäuertes Wasser geschüttet, so erhält
man eine Farbe, in welcher Seide schön gelb gefärbt wird.
In ammoniakalisches Wasser die gefärbte Seide getaucht,
geht die gelbe Farbe in eine rothe Schattirung über, welches
um so mehr erfolgt, als Brom der Flüssigkeit zugesetzt
Anwendung des Eosins. & 93
wurde. Die bläuliche Schattirung, welche mit Eosin erhalten
werden kann, erreicht man langsam. Eine weitere Bromein-
wirkung zerstört den Farbstoff. Je nach der Einwirkung
des Broms kann man das reinste Gelb oder die verschiedenen
Schattirungen bis zur blauen Farbe des Eosins aus dem
Fluoresein erhalten. (The american Chemist. (Chem. News).
N0.66. December 1875. p. 225.). Bl.
ne Anwendung des Eosins.
Depierre wendet das Tetrabromfluoresein = O*°H ®Br?O1°,
welches mit Kali vereinigt das Eosin bildet, dessen Formel
C20H6Br#K20!° ist und welches folgende Eigenschaften
hat, in den Färbereien an.
Eosin ist ein röthlich braunes metallglänzendes Pulver,
welches in Wasser, Methyl- und Aethylalkohol, in den Alka-
lien, kohlens. Alkalien, Glycerin und in Seifen löslich, dage-
gen in Aether, Phenylsäure, Anilin und Benzin unlöslich ist.
Seine Löslichkeit ist weit grösser, als die des Fuch-
sins; 1000 Thle. kaltes Wasser lösen 400 Thle. und
‘1000 Thle. kochendes Wasser 450 Thle. Eosin auf. Die
warme Lösung riecht nach Brom. In Alkohol ist es weni-
ger als Fuchsin löslich; 11 Thle. lösen 1 Thl. Eosin wird,
da es ein Kalisalz ist, durch die meisten Säuren, besonders
aus concentr. Lösungen zersetzt, indem sich ein flockiger,
röthlich-oranger Stoff abscheide. Die Essigsäure zersetzt
Eosin ebenfalls, jedoch bleibt die Lösung rosaroth gefärkt,
weil die Säure des Eosins etwas in Essigsäure löslich ist.
Fast alle löslichen Salze geben mit Metallbasen Lacke,
von welchen die Zinn-, Aluminium - und Bleilacke besonders
glänzend und schönroth sind. Zink giebt einen gelben Nie-
‚derschlag; Silber und Quecksilber violette Lacke und Kupfer
einen bräunlich rothen Lack. Theilweise sind die Nieder-
schläge in Wasser, besonders in Kalkwasser löslich.
Seide und Wolle sowie alle Thierstoffe können da-
mit dauerhaft gefärbt werden; Baumwolle hingegen nicht.
Die gewöhnlichen Beizmittel wie Zinnsäure, Tannin, Thonerde,
Eisen, Glycerin, arsenige Säure und Üasein werden durch
Eosin nicht gefärbt; eine, wenn auch nicht glänzende Farbe
_ wird mit Eiweiss hergestellt. (The american Chemist. No. 66.
December 1875. p. 217.) Bl.
nr
en der, ie Da in a Malz Bi A
94 Anthracenhalt. Oele. — #-Naphtoösäure. — Wasserfreic Blausi re.
Reinigung der Anthracen -haltigen Oele.
A. Macd. Graham verwirft mit Recht die Methode
der fractionirten Destillation behufs der Gewinnung von Anthra- er.
cen des Handels. Das andere, meist gebräuchliche Verfahren:
Beseitigen der ersten Vorläufe und Destillation bis zur Ver-
kohlung des Rückstandes, giebt zwar das gesammte Anthracen,
aber enthalten zu höchstens 12 °/, in dem Robdestillat. Dage-
gen gelang es Graham, durch Concentration und Wiederabküh-
len des filtrirten Oeles das Anthracen zum Auskrystallisiren
zu bringen. Er gewann so leicht ein Product von 36%
reinen Anthracens und es ist nicht zu bezweifeln, dass bei
sorgfältigerem Verfahren die Ausbeute eine noch höhere sein
dürfte. (Monit. scientif. Mai 1876. p. 526.). 0. E.
Zur Kenntniss der %-Naphto@säure. .
P. Vieth stellte durch Erhitzen gleicher Mengen Naph-
talin und engl. Schwefelsäure auf 150-—160° zunächst de
Sulfosäuren dar, die durch Behandeln mit Kalkmilch und koh-
lensaurem Natron in die Natriumsalze übergeführt wurden.,
In geeigneten Gefässen werden letztere mit Cyankalium,
respective mit gelbem Blutlaugensalz erhitzt und neben vielen
Ammoniumsalzen Naphtalincyanid abgetrieben. Letztere mit
alkohol. Kali gekocht liefern die «- und #-Naphtoate des
Kaliums, die durch Salzsäure abgeschieden, und durch Kochen
mit CaH? 0? von einander getrennt werden, das ß-Kalksalz
ist sehr schwer, das «-Salz sehr leicht in Wasser löslich.
Die sublimirte Säure — Schmelzpunkt 182° — elementar-
analytisch bestimmt, erwies sich als C1!H®02 Durch Be-
handlung von Nitronaphtalin und Cyankalium lässt sich Naph-
talincyanid u. s. w. nicht erhalten. Die Naphtoesäure wurde
vom Verfasser durch Darstellung von Salzen, Aethern, Ami-
den etc. des weiteren charakterisir. Beide Naphto&säuren
liefern bei der Oxydation mit Chromsäure in Essigsäure
Phtalsäure. (Ann. Chem. u. Ph. 180. 3. 305.). C. E.
Zersetzung der wasserfreien Blausäure.
De Girard macht darauf aufmerksam, dass das zur
Entwässerung der Blausäure benutzte Chlorcaleium absolut
neutral, frei von Aetzkalk sein muss, da sich sonst Uyancaleium
ll. v. Cyanalkalimetall. — Umwandl. d. oxalsaur. Ammoniaks. 95
ad durch dessen Wechselwirkung mit dem vorhandenen
Wasser ameisensaurer Kalk und Ammoniak bildet. Letzteres
geht in der Form von Oyanammonium mit der wasserfreien
Blausäure über und verursacht deren baldige Zersetzung.
(Journ. de Pharmacie et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV.
pag. 224.). De.
Darstellung von Cyanalkalimetall.
E. Erlenmeyer empfiehlt folgendes einfaches Verfah-
ren. Durch Zusammenschmelzen von entwässertem gelben
Blutlaugensalz mit Natrium in dem nachstehender Gleichung
entsprechenden Verhältnisse:
2K*FeCy° + Na* = 8KCy + 4NaCy + Fe?
bekommt man eine vollkommen farblose, leichtflüssige Schmelze,
welche man fast vollständig von dem "ausgeschiedenen metal-
lischen Eisen abgiessen kann. Das erhaltene Product ist
schneeweiss und enthält im Mittel 40%, Cyan in der Form
von Cyanalkalimetall. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1840.).
VL
Umwandlung des oxalsauren Ammoniaks.
Gelegentlich des häufigen Gebrauchs einer verdünnten
Lösung von oxalsaurem Ammoniak zur- volumetrischen Bestim-
mung des Kalkes machte G. Fleury die Beobachtung, dass
die Stärke der Lösung des Ammoniumoxalats von Tag zu
Tag abnahm, indem sowohl die reducirende Wirkung auf
übermangansaures Kali, als auch die fällende auf Chlorcal-
ciumlösung sich verringerte. Eingehende Untersuchung zeigte,
dass sich auf Rechnung des oxalsauren kohlensaures Am-
moniak bildete, wobei das erstere im Verlauf von sechs
Wochen vollständig verschwand. Aehnliches geht auch mit
einer verdünnten Lösung von oxalsaurem Kali vor sich.
(Journal de Pharm. et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV.
pag. 375.). Dr. 6.V
C. Bücherschau.
Lehrbuch der organischen Chemie von Professor Dr. J. Lor-
scheid, 2. Auflage. Herder’sche Verlagsbuchhandlung zu
Freiburg im Breisgau. Ladenpreis 3 M. 60 Pf.
Auf etwa 250 Seiten gr. 8° giebt der Verfasser nicht allein einen
exaeten, kurzen Ueberriss der organischen Chemie, sondern flechtet auch
die wichtigsten Theile der physiologischen und technologischen Chemie
WR
. Bücherschau.
an den passenden Stellen ein, z. B. Schnellessigfabrikation, Bierbrauere
Bäckerei, Gerberei, Zuckerfabrikation, Papierfabrikation , die chemis E
Vorgänge im Pflanzen- wie im Thierorganismus, Verdauung ete. etc. Die
Einleitung des Werkchens erklärt kurz die Begriffe: organische Chemie,
organische Radicale, homologe und heterologe Reihen u. s. w., hieran
schliesst sich die organische Chemie in ihren wichtigsten Verbindungen,
vom Verfasser behandelt nach den 7 Klassen: 1) Fettkörper, in welcher
Abschnitte auch die verschiedenen chemischen Theorien besprochen w‘
den; 2) Wasserstoffärmere Verbindungen; 3) Kohlenstoffreichere Ver-
bindungen; 4) Aromatische Substanzen; 5) Naphtalinverbindungen; 6) Oyan-
verbindungen und 7) Verbindungen unbekannter Constitution; den Schluss
bildet ein Anhang über die Analyse und Synthese der organischen Ver-
bindungen und über die chemischen Vorgänge im Thier- und Pflanzen-
körper. 2
I,
Be
Dem Werke liegt die Radicaltheorie nach den neuesten Änschauun-
gen zu Grunde, jedoch versäumt der Verfasser nicht, die.Structurtheorie
besonders bei den aromatischen und isomeren Verbindungen gebührend
zu berücksichtigen. Klarheit der Sprache und Knappheit der Ausdrucks-
weise zeichnet dasselbe vortheilhaft aus, und wüssten wir kaum etwas
auszusetzen. Nur die Formel der Gallusgerbsäure 0?” H22 017 dürfte
gegenüber den neueren Untersuchungen von Schiff wohl nicht mehr halt-
bar sein. Nach letzterem ist die durch Aether-Alkohol aus Galläpfeln
extrahirbare Gerbsäure vielmehr ein wechselndes Gemenge von Trauben-
zucker und Digallussäure C!# H!0 0%, welche durch Anhydridbildung aus
2 Moleeülen Gallussäure “entstanden ist und unter Einwirkung von Säuren
die Elemente eines Moleeüls Wasser wieder aufnimmt und sich in 2 Mo-
lecüle Gallussäure spaltet. Be
Druck, Papier, sowie die in den Text gedruckten 73 Abbildungen
sind vorzüglich und lassen den normirten Preis als einen sehr mässigen
erscheinen. - ya
Geseke, den 26. Mai 1877. Dr. Jehn.
Beiträge zur Patentfrage. Zeitfragen Heft 1. Abthei-
lung Gewerberecht.
Obigen Titel führt ein bei F. Kortkampf in Berlin 1877 erschiene-
nes Heftchen, welches alles bis jetzt nach dieser Richtung hin geschehene,
deutlich und übersichtlich in folgender Reihenfolge enthält.
1) Aus den Vernehmungen der vom Bundesrathe berufenen Sachver-
ständigen. 2) Entwurf eines Patentgesetzes, veröffentlicht vom Reichs-
kanzler-Amte. 3) Rundschreiben an die Bundes-Regierungen, betr. den .
Entwurf eines Patent- Gesetzes. 4) Schreiben des Vorstandes des Deut-
schen Patentschutz- Vereins an das Reichskanzler- Amt, betr. den Entwurf
eines Patentgesetzes. 5) Uebersicht aller von 1850— 1875 einschliesslich
ertheilten Patente.
Uhlstädt, 25. Mai 1877. C. Schulze.
Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses.
ARCHIV DER PHARMACIE.
8. Band, 2. Heft.
un
A. Originalmittheilungen.
Das Nördlinger Register.
Beitrag zur Geschichte der deutschen .Pharmacie im XV. Jahr-
hundert.
Von F. A. Flückiger.
Im Archiv der Pharm. Bd. 201 (1872) p. 433 und folg.
habe ich unter dem Namen Frankfurter Liste ein Dro-
gen- Verzeichniss aus der Mitte des XV. Jahrhunderts ver-
öffentlicht, welches mir einen merkwürdigen Einblick in die
damalige Pharmacie zu gewähren scheint. Ich denke denselben
ferner erweitert zu haben durch die in der gleichen Zeitschrift
Bd. 207 (1875) p. 422 und folg. und Bd. 208 (1876) p. 52 etc.
mitgetheilten Documente zur Geschichte der Pharma-
cie. Der Wunsch, derartige Quellen mehr zu Tage geför-
dert zu sehen, den ich dort ausgesprochen, ist in so fern in
Erfüllung gegangen, als bezügliche Beiträge z. B. von
Dr. Krause im Archiv B. 208 p. 426 und E. Rommin-
ger ebendaselbst p. 423 niedergelegt worden sind. Der An-
nahme des letztern, dass seine Notiz sich auf eine im Jahre
1303 zu Prenzlau in der Uckermark vorhandene wirkliche
Apotheke beziehe, darf man vielleicht um so eher beipflich-
ten, als nach einer allerdings vom Einsender nicht genauer
verbürgten Notiz in der Pharm. Zeitung 1867 (No. 49 oder
50?) Magdeburg im Jahr 1383 eine Apotheke besessen hätte
und ein „Glozarium apothece“ aus Oosel in Schlesien vom
‚ Arch. d. Pharm, XI. Bds. 2. Hft. 7
) Vor? re 7 A WA, er Ar Fr »
ASTA RNEENRERITT 1 UEEDPÄRERIEND ER
Jahre 1417 *) als Verkaufsgegenstände einer (dortigen?) Apo- 2 en
theke unter andern aufzählt: Moschus oder Bhesem, eine
Salbe, Nieswurzel, Cassia, Natterkraut, Thymiama,**) also
zweifellos Medicamente und Rauchwerk.
Seiner Etymologie entsprechend wurden mit dem Namen _
Apotheke in frühern Zeiten sehr verschiedene Locale bezeich-
net. Als auffälliges Beispiel erinnere. ich an meine Notiz in
der Schweizerischen Wochenschrift für Pharmacie 1872 p. 371,
wonach in der Mitte des XIV. Jahrhunderts in Messina die ie
Fleischbank und die Färberwerkstätte Apothecae hiessen.
Und ebenso ist der Ausdruck Apotheker bisweilen im Mittel-
alter ganz einfach zum erblichen Familiennamen ohne noth-
wendigen Bezug auf die Pharmacie geworden. ***)
Um so willkommener sind daher Nachrichten oder we-
nigstens Verzeichnisse aus ältester Zeit, welche sich auf die
in Apotheken wirklich vorhandenen Drogen beziehen. Die
Erankfurter Liste bietet eine reiche derartige Auswahl, lässt
aber immerhin die Frage unentschieden, ob sie thatsächlich
den Bestand der Apotheken Frankfurts um das Jahr 1450
ausdrückt. Der um die Geschichte von Nördlingen ver-
diente Herr Dr. L. Müller, Bibliothekar an der Strassburger
Bibliothek, hat im Archiv jener Stadt ein ähnliches, wie es
scheint, aus dem Jahre 1480 stammendes Verzeichniss auf-
gefunden, welches der Aufschrift zufolge als wirkliches Apo-
theken-Inventar gelten darf, wenigstens den vollen Arznei-
mittelbestand vorführt, der damals dort für unentbehrlich galt.
Da dieses Verzeichniss durch den auch sonst urkundlich
nachweisbaren Stadtarzt, ohne Zweifel im Auftrage des Ma-
gistrates, aufgestellt wurde, so wird man wohl schliessen
dürfen, dass es nur solche Drogen enthalte, welche ohne
Schwierigkeit vom Apotheker beschafft werden konnten. Der
*) Henschel, in Janus Il (1846) 152.
**) Frankfurter Liste No. 24 pag. 15 des Separat- Abdruckes.
***) Vergl. meine Beiträge zur ältern Geschichte der Pharm, in
Bern. Schaffhausen 1862. 9; auch Ennen und Eckertz, Quellen zur
Gesch. der Stadt Cöln III (1867) 175.
F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register
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F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 99
practische Arzt wird sich sicherlich nicht damit begnügt ha-
ben, nur etwa einen Auszug aus den Schriften der Salernita-
nischen Mediein zu liefern, sondern sein Verzeichniss den
Bedürfnissen und Möglichkeiten seines Wirkungskreises ange-
passt haben. Die Authenticität der Frankfurter Liste ist in
dieser Hinsicht nicht nachzuweisen, auch ist das Nördlin-
ger Register sogar reichhaltiger als jene. Besonders zum
Zwecke eingehender Vergleichung mit der Frankfurter Liste
scheint mir daher seine Veröffentlichung gerechtfertigt. Beide
Schriftstücke zusammengenommen dürfen wohl den Anspruch
erheben, den Bestand deutscher Apotheken kurz vor dem
Anbruche des Zeitalterss der grossen Entdeckungen und
_ Erfindungen vorzuführen, die deutsche Pharmacie am
Ausgange des Mittelalters in ausdrucksvoller Weise
zu beleuchten.
3 Das Nördlinger Register ist auf 10 beiderseits beschrie-
benen Blättern (Breite 11, Höhe 32 Centimeter) enthalten
und zeigt jene sicheren und saubern Züge, welche in Deutsch-
land die Schrift am Ende des XV. Jahrhunderts bezeichneten,
so dass nach der Meinung des Herrn Dr. Müller das Acten-
stück, welchem zwar die Jahreszahl fehlt, unbedingt in die
angegebene Zeit fallen muss; es trägt von neuerer Hand
beigefügt das Datum 1480. Einige wenige Namen. sind mir
trotz der klaren und deutlichen Schrift unverständlich ge-
blieben.
Die mehr als 600 Artikel sind von dem Verfasser
Dr. Mettlinger, in nachstehender Art eingetheilt und (in
allerdings nicht genau zutreffiender Weise) summirt worden:
Br Er aromabibussuut. wo 2 een 00
PR seminibus aa van „mc. 2) AB
3. - fructibus, succis, gummi, radieibus ete. 118
4. - De herbis, floribus et. . . . .....96
5. - lapidibus, metallis, sale et. . . . 53
6. Ex medic. simpl. laxativis . . . .. 46
= De adıpıbus' _.7:'.* .. aid. 24
432 (435)
7*
100 F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register,
8. De oleis etc. .
9. - conservis .
10. - opiatis..
11. - syrupis
12. - elixirlis etc. .
13. - trochiseis ete.
14: 7%, 7 IRSUBRBIE 6 De elle 0 ERRRNN wee A
169 (166)
Die Mehrzahl der Rohstoffe der 6 ersten Abtheilungen
sind in den Erläuterungen zur Frankfurter Liste oder in den
Documenten zur Geschichte der Pharmacie besprochen. Auf
diese Arbeiten verweisend beziehe ich die nachstehenden ge-
naueren Angaben auf die Seitenzahlen der in Halle, Buch-
handlung des Waisenhauses, erschienenen Separatausgaben
derselben. Einzelnen andern Drogen und Präparaten habe
ich jedoch hier noch eigene Anmerkungen beigegeben.
Nur im Zusammenhange mit andern Forschungen wird
dieses Nördlinger Register einige Bedeutung beanspruchen
dürfen, und seine Stelle unter den Quellenschriften zur Ge-
schichte der Pharmacie einnehmen. Eine freundliche Recen-
sion meiner „Documente“ hat (Pharm. Zeitung 1876. 407)
den Schluss gezogen, dass ich „die Geschichte der einzelnen
Arzneisubstanzen als wichtigste Aufgabe einer Geschichte
der Pharmacie“ betrachte. Aus dem Vorworte zu meiner
genannten Schrift geht hervor, dass ich dieser einseitigen
Ansicht nicht huldige, wohl aber bestrebt bin, meiner-
seits auch dazu beizutragen, dass einmal eine solche Ge-
schichte mit aller wünschbaren Gründlichkeit aufgebaut wer-
den könne. Denn allerdings vermag ich eine Geschichte
unseres Faches nicht zu verstehen, worin den Substanzen,
mit denen sich die Pharmacie beschäftigt, eine hervorragende
Stelle nicht eingeräumt wäre. Als ein kleiner Beitrag zu
diesem Zwecke wird sich das Nördlinger Register dereinst
erweisen, welches ich hiernach folgen lasse.
F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register, -
101
Diss register begreifft stuck so notturftlich
ain yede appoteck habn soll und von vermischten
stuckn seind nur gesetzt die gewonlichen dero
geprauch am maystenist. also zü sammend ver-
ordnet durchewern willigen diener Bartholomeum
Mettlinger doctor in arczney.
De materialibus appoteckam concernentibus
Primo
Ambra
muscus
spica nardi
spica celtica
been album °)
been rubrum !)
blacte bisantia 2)
zinziber
zedoaria
gariofali
cinamomum
calamus aromaticus
cassia lignea
cardamomum majus
- minus
ceubebe
costus
cortices atri semen et folia 3)
erocus
cyperij
cuminum ®)
camphora
carpobalsamum 5)
xilobalsamum
doronicum
ex aromatibus
macis
nux moscata
lignum aloes
ebur rasura ejus
spodium
piper nigrum
piper album
piper longum
sandali albi
- rubri
- eitrini
seta tincta in Kermes ©)
seta cruda ?)
seta adusta 7)
alkermes °)
galanga
squinantum sive squinanti
flores sqnanti
sticados arabicum
- eitrinum
folium °)
folium cinamom ?)
viscus quercinus 10)
nux cipressi
50 £
_ - oximum 1!) gariofilatum 1?)
_ portulace
endiuie
lactuce
scariole
melonum
cucumeris
cucurbite
eitrulli
anisi
fenieuli
eitoniorum }?)
dauci
sisami 1*)
smazois !?)
eruce 16)
siseleos !7)
staphisagrie !®)
sinoni (sisonis) macedonici
rute
cieute
_ jusquiami albi
levistici
petroselini
porti 1)
Nux avellana®?)
Nux indica
_ Nux magna seu communis 28)
— Mastix
Camphora
_ Mirtus
_ Mirra
2% ex seminibus.
3° ex fructibus succeis gumi radicibus et quae ex
animalibus non solventibus
plantaginis
acetose
papaveris albi
- nigri
psillij 2 a
peonie
fenugreei
lini
apij
amomi
ameos
anacardi
agni casti
alkikengi ?°)
attriplicis
bulbi 2?)
gitt
lumbricorum semen ??)
aquilegij ?°)
coriandri
bombacis ?*)
citri semen ?°)
carpo ?°)
juniperi
48
.
Cortex radieis mandragore
Mummia |
Liquiritia
Lacca 2°)
Litium
Lupinus 3°)
Laudanum
N:
Den rien
„3
passule enucleatae
Pix greca Colophonia
migdala duleis Pix navalis
. amara Rasina
Peonia
rubea tinctorum
ypogstidos
r cantarides
satia succus gumi edere
gumi elenij (elemi)
balsamus
Radices
endivie
ap
fenieilli
petroselini
brusci
sparagi
graminis
dauci
satyrion *?)
Secacul #3)
filipendula
cardopacia **)
archangelica
pulpa sumach *5) -
succi exsiccandi
eupatori
fumi terrae
absinthii
endivie
liquiritie
feniculi
cortex salicis
serpens siceus
gentiana
gumi pini
xilo caracte *)
ie
FA Flückiger,
*
3 er dactilus
diptamus
castoreum
caro leonis
stinei #7)
fructus tamarisci domesticae
eoneule uste *)
cornu capre
cornu cervi ustum non ustum | vernix °°)
cornu unicorni ?”) risum
cappares faba
cortex radicis capparum pisa
thimiama ceicera
storax liquida ordeum
118
4° de herbis floribus foliis et quae comuniter
debeant haberi ex aquis distillatis
[ endivie
buglosse
boraginis
6° na violarum
if
rosarum
nenufaris citrini
foliorum tamarisei
capillus veneris
camedrios
camepitheos °*)
origanum
calamentum fluviale 5”)
- montanum>$)
et nepita °°)
menta
balsamita
cuscute
VE
u
Das Nör
storax rubea
consolida maior
yreos
squilla
sperma ceti °”)
boletum °')
trimboletum 5?)
benedicta 5°)
ceicoree radix
Tassi barbassi °®)
celidonie
aqua e
4 camomille flores
centaurea
fragarum herba
eupatorii
epatice
fumi terre
cheiri
flores salieis
folia salicis
oculos populi
savina
genestae
maiorane
saxifraga
arthemisia
absinthium
aqua ypericon
pilosella 6°)
sulphurata
ruta
scolopendria
salvia
lavendula
rosmarinus
raffani aqua
Meu
levisticum
betonica
herba staphylesis °!)
feniculi aqua
eufragia
papaveris rubri ©?)
solacri
maurelle aqua 9)
saturegia ®*)
marrubij
acetose
malva
bismalva et flos ejus
branca ursina
folia lauri
mellilotum
lactuca
ysopus
edera arborea
edera terrestris
serpillum
mellissa
F. A. Flückiger, Das Nördliuger Register,
aqua scabiosa
96
liliorum alborum
eitr. flores liliorum
borum
pentafilon 6°)
paritaria
juniperus
virga pastoris 66)
arno glosse aqua °°)
bursa pastoris
millefolium
virgula caballina 6°)
verbena
violaria
abrotanum
flores sambuci
agrimonia
gario filata
cicoree flores
cauda equina 6°)
senatio 7°)
politricum
105
al-
plantae seu pes leonis ?!)
gramen '?)
tassus barbassus ’3)
consolida media brunella
sanicla
folia quercus
cappis agrestis ’*)
yva ’°)
lambrusca ”5)
alcanna
F. A. Flückiger,
5° de lapidibus metallis sale et eis quae prove-
. u
Das Nördlinger Registe Er SE
= \> v-
niunt ex metallis usui medicine necessariis non.
aurum
argentum
granatis
gagates 76)
jacinctus
smaragdus
saphirus
rubinus
magnetes
emathites
lapis lincis
- judaicus
margarite perforate
- integre
sardonius lapis
borax 7”)
corallus albus
- rubrus
bolus armenus
terra sigillata
sanguis draconis
anthimonium
lapis calamiaris
pamfilix ?®)
tutia 7°)
tartarum 8°)
urifur 81)
laxatis
minium a
arsenicum sublimatum Er
auripigmentum citrinum
- rubrum
alumen roczi ®2) Br:
- zuccarium 83) Be e
- jamenum (armenum di SR
- ustum Be x
baurach 8%) Sa
sal alcali 85) E
- indi est et ex laxatis 8°)
- armeniacum 8°)
- yemen est et ex laxata-
NaB,88) hr
litargirum auri
- argenti
cerusa
plumbum ustum
calx
sulphur vivum
- mortuum ®°) Er.
argentum vivum
vitriolum album et est caleit 9% Br
- rubrum atrament =
marchasita auri 3.
- argenti ?!) ER
Im:
v SE
53 Ya
“ h)
6° ex medicinis simplieibus laxativis plus
aloes succotrinum
- epaticum'
- caballinum
famosis
cassie fistula a =
Reubarbarum zu
Jujubae
op
galbanum
bdellium g
indi |serapinum Ei
emblici panis porcinus °*) Re
Kebuli brionia
belliriei |asarum
euforbium
esula major
- minor
elleborus albus
Ban niger
mesereon folia
semen mesereon °)
sarco colla
lapis lazuli
- armenicus
a coloquintide 9°) tapsia 9€)
| peucedanum
46
° de adipibus medullis auxugiis comuni usui
necessariis
leporis
vulpis
lupi
taxi
ursi
zyboli piscis
canis
gatti silvestris
- domestice
serpentis
cera alba
- citrina
OA
Summa ain lützler stuck 432
EIN ;
108 F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register.
8° de oleis communi usui appotece mag s neces-
sariis simplicibus et compositis
oleum rosarum 9”)
violarum
camomillinum
anetinum
de liliis albis
de eitonijs
nenufaris citrini
amigdalarum dulcium
= amararum
rute
absinthii
9° de conservis elixirijs in liquida ac solida
mente
petroleum
laurinum
olium de cherua cheyri
de euforbio
nardinum
de castorio
masticinum
de scorpionibus
yrinum °®)
21
delectabilibus ac lohot °®)
elixirium de gemmis
dyamustum dulce
dyagalanga
aromaticum rosarıum descript.
Gabriel
dyambra
dyaciminum
dyacalamentum
dyatercompipereon
dyamargariton
dyacameron
dyanthos
dyasiliris artho con
elixirium liberantis
dyaros abbatis
elixirium ducis
dyadragant. frigidum
dyacurcuma
dyalacca
stomaticon calmidum
stomaticon frigidum
trisandali
manus Christi perlatum
- - simplex
- - sandalatum
mixtura nis
elixirum regum
regale album
dyayris
dyasatirion
dyapnis simplex et zuccaratum
zinziber coctum
dyacitoniton cum speciebus et
absque eis
conditum de atro
conserva rosarum
violarum
boraginis
buglosse
nenufaris
SRG RE TerlneK
\
eicoree
lavendule
calamus conditus
zingiber conditum
F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 109
lohot de primo
- sanum et expertum
- de squilla
42
10° de opiatis
filonium propter descriptionem |requies
Mesues dyacastoreum
aurea alexandrina lieivia contra tenesmos
athanasia tyriaca
dyasulfur metridatum
rubea trocisca
10
11° de syrupis
syrupus rosarum
violarum
de acetositate citri
Magma granalorum
\
berberis
_ eitoniorum
syrupus de papavere
- endivia
- bisantijs
Isyrupus de absinthia
de liquiritia
de prassio
syrupus de fumo terre
- - sticados
- - miraculosus (?)
oximel squilliticus
oxizacchara
oximel simplex
acetosus compositus deradicibus mel rosarum
syrupus de menta
- violarum
22
12° de elexiriis laxatis pillulis trocissis pul-
trifera saracenica reubarbata
descriptione Mesue
yera pigre Galeni
logaeron
archigenis
luff unde? fiunt pillule
de yera luff
veribus communiori usui magis necessariis
Elixirum Indum
dyaf!°0) in solida et liquida
Elixirum hamech
Dyacatholicon
Elixirum sucei rosarum in li-
quida et solida
benedicta laxatıva
| gi pille alephanginae !0') de oppoponaco rn. i
aromatice pillule cochie
agregative - auree
pillule de yera acuate - stomatice R
- de reumbo (rhabarbaro)| - optomere Br
- hali Indi 102) Troeisei alhandal !%)
- fetide majores - de agarico
- de agarico Pillule lueis
- arthritice Elixirum ellestoff 105)
de hermodactilis Pulvis dyasene
31
13° de trocissis pulveribus et epithematibus a
Gallia muscata Mesue Trocisei dyari 10°) R
Alipta muscata Nicolay 10%) - de tyro R:
Confectio ramich Pulvis rubrus contra calculum
Trocisei de reubaro - contra venenum Er
- de spodio - stie 110) Br.
- de berberis - ad vulnera (?) Be
- - terra sigillata Species pro epithemate capital er
- - Karabe !07) - pro epithemate cordis
- alkikengi Troeisei ydiocri
- proprü contra calculum - _ erocomagmatis
- dyarodii Nicolay 108)
21
14° De unguentis emplastris et ceratibus
ceratum ysopi philagij unguentum arogon
oxicroceum - marciaton 11) j:
ceratum stomachale - agrippa
- de sandal - dyaltee %
emplastrum de melliloto - basilicon majus et E
Dyachuilon parvum minus
- medium - album Rasis 112)
- magnum cumgummis - populeon
_ unguentum apostolorum
a Fluckiper, Das Nördlinger Register. 111
unguentum ad pediculos
- contra scabiem
de litargyro nutrito
19
Summa vermüschter stuck 169
Item farina zuckari on zuccarum Tabarset
zuccarum candie 113)
zuccarum penidiarum
Et confectiones ut solent fieri de aniso coriandro amig-
dalis cinamo.
Erläuterungen zu denin vorstehendem Register
0)
1)
2)
3)
4)
5)
7)
8)
9)
10)
11)
12)
13)
14)
15)
16)
genannten Drogen.
Wurzel der Silene inflata Sm.
- - Statice Limonium L.
Vergl. meine Documente zur Geschichte der Pharm,
Halle 1876. pag. 55.
unsicher,
Siehe Flückiger and Hanbury, Pharmacographia.
London 1874. pag. 295. x
Die kleinen Steinfrüchtchen des Meccabalsambaumes
Balsamodendron gileadense Kunth (Amyris L.)
Mit Alkermes gefärbte Seide.
Docum. pag. 41.
Die befruchteten Weibchen von Coccus Ilicis Fabr.,
der auf Quercus coccifera L. lebenden Eichenschildlaus.
Wahrscheinlich Folum Malabathri, Blatt einer
Zimmtart.
Mistel, Viseum album.
Ocimum basilicum.
zweifelhaft.
Quittensamen; in der Frankfurter Liste fehlend.
Sesamsamen; Pharmacogr. 425 und Jahresbericht der
Pharmacie 1866 p. 63.
Ohne Zweifel statt: sinapeos.
Weisser Senf oder Samen der Eruca sativa L.
17) Früchte südeuropäischer Umbelliferen aus dem Genus
Seseli.
112
18)
19)
20)
21)
22)
23)
24)
25)
26)
27)
28)
29)
30)
31)
32)
33)
34)
35)
36)
37)
38)
39)
40)
41)
42)
5)
BEN TINTE - TOTER Pr,
F, A. Flückiger, Das Nördlinger Register,
Pharmacogr. p. 5.
Vermuthlich portulacae zu
lesen.
Samen des Physalis
Alkekengil.
Samen von Colchicum
autumnaleLl.
Wurmsamen, Flores Ci-
nae,
Aquilegia vulgarisL.
Baumwollsamen.
Samen der Citrone oder
Limone.
Semen carpo, vermuthlich |;
Semen carpini, von Evo-
nymus europaeus,
Mandel oder Haselnuss.
Cocosnuss; vergl. Doc. 18.
Schellackfarbstoff, Körner-
lack.
Lupinen.
Weihrauch oder Fichten-
harz.
Eibisch.
Malve.
Clematis Vitalba.
Arum Dracunculus.
Arum maculatum.
Zweifelhaft.
Fett der Tauben?
Radix Levistici?
Valeriana Phu.
Hefe?
Knollen von Orchideen;
Documente p. 33.
Zweifelhaft.
44)
45)
56)
57)
58)
59)
60)
61)
62)
63)
64)
65)
66)
Carlina
Wurzeln der
acaulis L,
Vielleicht von Rhus co-
riaria? vergl. Doc. 28.
Johannisbrot, Siliqua duleis.
Die ägyptische Eidechse
Stincus marinus L.
Gebrannte Muscheln.
Entweder der Zahn des
Narwales, Ceratodon mo-
noceros (Einhorn), das
Rhinoceros-Horn oder aber
vielleicht nur Elfenbein.
Walrath.
Boletus cervinus?
Unbekannt.
Cnicus benedictus?
Taxus baccata?
Sandaraca, nach Frank-
furter Liste pg. 17 N0.40,
oder aber der in ältern
Apothekentaxen häufig ge-
nannte Danziger Firniss?
Vergl. Documente p. 32.
Ajuga Chamaepitys.
Mentha aquatica.
Calamintha officina-
lis Mönch.
Nepeta Cataria.
Hieracium Pilosella.
zweifelhaft.
Papaver Rhoeas.
Solanum nigrum,
Satureja hortensis,.
Potentilla anserina.
Asclepias Vincetoxi-
cum.
rg
F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 113
67) Plantago major. 75) zweifelhaft.
68) Equisetum? Hippuris? |76) Agat.
69) zweifelhaft 77) Natürliche Soda, Borax
70) Senecio vulgaris?
71) Alchemilla vulgaris. 79)
oder Salpeter.
78) Zinkweiss.
Galmei (Zinkcarbonat und
72) Tritieum repens. Silieat).
73) Taxus baccata? 80) Weinstein; damals ge-
74) Capraginis — Galega offi- wöhnlich als Neutrum
cinalis? geschrieben.
81) Usifur nannte Geber im VIII. Jahrhundert den
künstlich dargestellten Zinnober; merkwürdigerweise
ist das Wort nicht arabisch.
82) Alaun von Rocca, jetzt Urfa oder Edessa, im nörd-
lichen Mesopotamien; im Mittelalter kam der grösste
Theil des Alauns von dort.
83) Gemenge von Alaun und Zucker.
84) Vermuthlich Borax, doch wurden im frühern Mittel-
alter auch wohl Soda und Salpeter unter diesem
Namen verstanden.
85) Pottasche.
86) Zucker; vergl. Documente No. 99 pag. 79.
87) Salmiak, welcher damals in der That aus Armenien
bezogen wurde.
88) Steinsalz.
89) Unreiner Schwefel, im Gegensatze zu dem gereinig-
ten „Sulfur vivum.“
90) Der Ausdruck Caleit, den ich nicht zu erklären weiss,
9)
92)
93)
94)
95)
ist erhalten in der Bezeichnung Galizenstein, Galizel,
wie das rohe Zinkvitriol in manchen Gegenden heute
noch heisst.
Bleiglätte.
Eine Sorte Scammonium.
Das rohe markige Fruchtmus der Cologuinthe, also
wohl ohne Samen.
Öyelamen europaeum.
Daphne Mezereum,
Arch. d. Pharm. XI. Bäs, 2. Heft. 8
96) Documente p. 27. — Thapsia Silphium Viviani
97)
98)
99)
100)
101)
102)
103)
104)
r EETTLEN
BEITRLTEH TER hr Em Pr
, . NET? r RN Da .
F. ® Flückiger, Das En ogister.
und Th. garganica L. sind eine und dieselbe
Pflanze, an welche sich ein bedeutendes historisches,
sogar kunstgeschichtliches Interesse knüpft, während
die in neuester Zeit wieder zu mediecinischer Anwen-
dung herbeigezogene Wurzel in pharmacognostischer
Hinsicht nur ganz mangelhaft untersucht ist. In
ersterer Beziehung sind .dem Silphium eigene
Schriften gewidmet worden, z. B. Oersted (A.$8.) Re-
marques pour servir & linterpretation de la plansoze g:
celebre mais aujourd’ hui disparue, connue dans Yan-
tiquitöG sous le nom de Silphium. Copenhague
1869. — Ferner zu vergleichen: Birch, History of
ancient pottery 1873; Schroff in Buchner’s Reperto-
rium für Pharm. XI (1862) 145; Pastoret, Mem.de
Vacad. des inscript. et belles lettres VII (1824) 156;
Journal de Pharm. X (1870) 329 und XXV (1877) 23;
Geiger’s Handb. d. Pharm., Bot. Theil von Nees von
Esenbeck und Dierbach II (1840) 1345; endlich is " K
diese viel verkannte nordafricanische Dolde, welche
freilich leicht mit nahe stehenden Umbelliferen zu ®
verwechseln ist, sehr kenntlich, wenn auch nicht schön r i
abgebildet in Botanical Magazine 1877 Plate 6293.
Nicht das ätherische Oel, sondern ein durch Dig
stion von fettem Oele mit Rosen erhaltenes Trap BR
— Documente p. 36. No. 25. E
Ein ebenso mit Iriswurzel dargestelltes Oel. B.
Es kann keinen Zweck haben, hier diese gemischten
Arzneien zu erläutern, Tas Zusammensetzung im
einzelnen in den betreffenden Dispensatorien jener B
Zeit nachzulesen ist. er
undeutlich.
Vergl. Frankfurter Liste p. 48.
Hal indus vermuthlich was Sal indum, vergl. obeiil Me
No.: 86. B
Frankfurter Liste p. 16 No. 34.
Handal der arabische Name der Coloquinthe,
105)
106)
107)
108)
109)
110)
111)
112)
es)
F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 115
unklar.
Die bei diesem und dem vorigen Präparate genann-
ten Medieiner Mesue und Nicolaus Praeposi-
tus weisen auf die arabische Mediein des VII. bis
IX. Jahrhunderts und die zum Theil daraus hervor-
gegangene Schule von Salerno zurück, welcher letz-
tern Nicolaus zu Anfang des XII. Jahrhunderts
angehörte. In der Alphita, jenem merkwürdigen
Medicamentenverzeichnisse der Salernitaner Schule,
herausgegeben von Salvatore de Renzi, Üollectio
Salernitana III (Napoli 1854) ist das hier in Frage
stehende Präparat erläutert: „Alıpta est quaedam
confectio, quae quia muscum recipit, dieitur alipta
muscata.“
Karabe, arabischer Name des Bernsteins.
Diarhodion, mit Rosen bereitete Zeltchen, wieder nach
Vorschrift des Salernitaners Nicolaus.
Diari — auf Radix Ari bezüglich.
zweifelhaft.
mir unbekannt; „Unganton Marciatori“ auch in dem
von mir (vergl. Documente p. 10) veröffentlichten
Inventar einer Apotheke in Dijon vom Jahre 1439.
Rasis, der arabische Arzt El-Räzi aus Raj in der
persischen Provinz Chorassan, im zweiten oder drit-
ten- Jahrzehnt des X. Jahrhunderts zu Bagdad ge-
storben.
Ueber die hier genannten Zuckerarten, Cand, Tabarzet
und Penidiarum vergl. Documente p. 32. — Es ist
nicht ohne Interesse zu beachten, dass zwar Zucker
oben unter No. 86 (und 102) aufgeführt ist, unter
dem Namen Zucker jedoch hier erst anhangsweise
vorkommt und dass er in der Frankfurter Liste ganz
fehlte.
BEIN ER, FEN 2. > ? NT SR PERL }
3 a \ SE |
116 H. Werner, Leber cam: REN L.e
Ueber Rheum palmatum L. in Be . 1 >
pharmacologischer Beziehung. nn
Von Hermann Werner, Apotheker in Breslau. *)
Von welcher Pflanze, und aus welcher Gegend die offiei-
nelle Rhabarberwurzel stamme, darüber liegen schon seit Jahr- H
hunderten eine Menge Arbeiten vor, die sich in ihren Angaben |
theils ergänzen, theils widersprechen. In dem letzten Decen-
nium ist zur Lösung dieser Frage viel geschehen, und die
beiden Reisenden Dabry und Przewalski haben durch die Er
Resultate sowohl ihrer Forschungen, als auch ihrer Samm-
lungen, welche letztere theilweise leider in sehr traurigem
Zustande nach Europa gekommen, die Ansichten über diesen
Punkt so weit geklärt, dass wir jetzt gehalten sind, das früher
schon wiederholt als eine der Stammpflanzen genannte, und |
immer wieder aufgegebene Rheum palmatum L. als solche
anzusehen, und das Vaterland der zu uns sowohl unter dem
Namen russische wie chinesische Rhabarber gelangenden Droge
an dem oberen Hoang-ho in den, den See Koko-nur Tr
benden Alpenländern des östlichen Chinas zu suchen. -
wie weit nun Rheum palmatum und das Ländergebiet ur
den Koko-nur berechtigt sind, als Stammpflanze resp. Vater
land des Rhabarbers zu gelten, will ich, ohne den Leser mit ©
Anführung sämmtlicher älteren Kraitert über diesen Gegen-
stand zu belästigen, gestützt auf die Mittheilungen der Jüng-
sten Zeiten darzuthun versuchen. A
Rheum palmatum hat uns unter den deutschen -
wohl Nees v. Esenbeck als einer der ersten vorgeführt. In
seiner „Sammlung officineller Pflanzen“, Düsseldorf 1828, sagt
er, dass sie in den der chinesischen Tartarei westlich gelege-
nen Alpenländern, um den See Koko-nur einheimisch ist, und
giebt folgende Diagnose: „Die Wurzel ist aussen schwarz- £
braun etc. Die Wurzelblätter stehen ausgebreitet, oder in.
*) Nach'einem von demselben am 19. April 1877 in der botanznckahil „a ;
Section der „schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur““ gehal- B. ;
EM Er
tenen Vortrag. De, sa
B: Werner, Ueber Rheum palmatum Drete. - 417
schiefer Richtung aufsteigend, auf ungefähr anderthalb Fuss
langen, glatten, stielrunden, und nur an der Basis auf der
oberen Seite etwas flachen, mehr oder minder rothgefleckten
Blattstielen; das Blatt selbst ist fast so lang wie breit, herz-
förmig, und in drei Hauptlappen und zwei Nebenlappen
getheilt; diese Lappen sind breit, spitz, und in mehrere grosse,
spitze und ungleiche Zähne gespalten; die obere Seite ist
dunkelgrün, die untere graugrün, mit stark hervortretenden
runden Rippen. Beide sind mit einem sehr kurzen, und etwas
rauhen Haarüberzug bekleidet“,
Weiter sagt Nees: „Die meisten Autoren der Pharmaco-
logie stimmen gegenwärtig darüber überein, dass die echte
Rhabarberwurzel von diesem Rheum palmatum abstamme, und
die vergleichenden Untersuchungen Guibourts scheinen die
Sache zu bestätigen“.
Dem Umstande, dass Rheum palmatum damals für die
Stammpflanze der offieinellen Droge gehalten wurde, scheint
es zuzuschreiben sein, dass Nees davon eine so specielle
Abbildung, 1) die ganze Pflanze, 2) einen Ast der Blüthenrispe,
und 3) die Wurzel nebst Querschnitt gegeben hat. Seit
dieser Zeit ist diese Pflanze nicht nur in allen botanischen,
sondern vielfach auch in Privatgärten zu finden. Ihre geschicht-
liche Beziehung zur Rhabarberwurzel hat Professor Hallier
in seinen historischen Notizen hierüber des breiteren dargelegt.
— Archiv der Pharmacie 1864. —
Ueber den Standort haben wir die ältesten Nachrichten
höchst wahrscheinlich von dem berühmten Reisenden, dem
Venetianer Marco Polo. Dieser hat angegeben, dass die echte
Rhabarberwurzel auf den tangutischen Bergen, westlich von
China um die Stadt Singui wachse. Jedenfalls darf wohl der
vor 600 Jahren Singui genannte Ort mit dem heutigen Sining,
auf welches ganz genau die beschriebene Lage passt, und
welches, wie später ersichtlich werden wird, auch heute noch
eine bedeutende Rolle im Rhabarberhandel zu spielen berufen
ist, für identisch gehalten werden.
Marco Polo’s Angabe wird bekräftigt und unterstützt
durch die Nachrichten eines unter dem Namen Pun-tsau, auch
u WR Leber Be Balı m
Pun-tsao bekannten chinesischen Kräuterbuchs, der ung
nach der Uebersetzung des in Hankow stationirt ze
Missionair John bis ins achte oder neunte Jahrhundert der %
christlichen Zeitrechnung hinaufreichtt. Nach diesem liefern. ’
die Provinzen des nordwestlichen Chinas, und dessen westliche
Nachbarländer gute Rhabarber. RS .:
Aus weiteren Uebersetzungen chinesischer Werke durch _
Missionair John, welche durch Lockhard an Farre gelangt,
und von diesem im Pharmac. Journ, and Transact. 2. Ser. VI
mitgetheilt worden, geht ferner hervor, dass die Rhabarber e:
liefernden Provinzen des chinesischen Reiches: Schen- - BL
Szy-tschuan — jüngst von unserem breslauer Landsmann
Freiherr v. Richthoffen bereist, — Gansu*) und das Länder
gebiet um den Koko-nur sind. Berücksichtigen wir nun, dass
das heutige Sining nur etwa 15 geographische Meilen östlich
vom See Koko-nur liegt, und dieser von den tangutischen
Bergen eingeschlossen wird, berücksichtigen wir ferner, dass
nach den Mittheilungen von Marco Polo die Rhabarberpflanze
auf den tangutischen Bergen um die Stadt „Singui“ er
so kann gewiss mit Bestimmtheit behauptet werden, dass das
alte Singui und das heutige Sining ein und derselbe Ort ist.
Aus denselben Nachrichten geht ferner hervor, dass die in
der Provinz Gansu gewonnene für die beste gehalten wird,
weil von dieser gesagt ist, dass sie über das asiatische Russ-
land ausgeführt wird. Farre glaubt desshalb, und gewiss
nicht mit Unrecht, dass dies die Rhabarber ist, welche nach
Moskau gelangt, und den Namen: Moskowitische oder Kro- Bi
nen-Rhabarber erhalten. Eine Stammpflanze dieser Wurzel
ist nicht genannt. Die aus der Provinz Schen-ssi, und dem
südlich davon gelegenen Szy -tschuan kommende, nennt Farre
chinesische Rhabarber, und giebt an, dass sie von Rheum
palmatum stamme, weil nach den oben angeführten Ueber-
setzungen aus dem Chinesischen die Wurzel mit einer schwarzen
*) Kansu, Gansul, Konsu, Gansu sind Schreibweisen des Namens
ein und derselben Prosa ich wähle die von Przewalski ange genEzE
Gansu,
119
inde bekleidet ist, und die Pflanze grosse, dem Rieinus
_ communis ähnlich gestaltete Blätter habe. Nach dem Schälen
soll die Wurzel im Schatten, vielleicht auch unterstützt
durch künstliche Wärme getrocknet werden, weil sie in der
Sonne schwammig werde und leicht verderbe.
Alle diese Nachrichten chinesischen Ursprungs werden
durch die 1735 veröffentlichten Angaben von Du Halde
bestätigt.
Für die Vermuthung, dass Rheum palmatum die wirk-
_ liche Stammpflanze des Rhabarbers ist, spricht ausserdem
Boerhave. Dieser bekam 1750 von einem tartarischen Kauf-
mann angeblich echten Saamen, von welchem aber ausser
Rheum palmatum noch Rheum undulatum aufging. Beide
wurden vielfach gepflanzt, aber damals leider ohne günsti-
gen Erfolg.
Guibourt, bereits oben erwähnt, spricht mit grosser Ueber-
zeugung die Ansicht aus, dass der anatomische Bau der
Wurzel von Rheum palmatum, welcher neben Rheum undula-
tum, compactum und rhaponticum im Jardin des plantes gezo-
gen wurde, die meiste Aelmlichkeit mit der chinesischen Rha-
barber zeige, und bedeutend verschieden sei von den drei
anderen Arten.
Apotheker v. Schröders, russischer Staatsrath, hält eben-
falls Rheum palmatum für die richtige Stammpflanze. Dieselbe
Ansicht finden wir vertreten in den oben bereits erwähnten
Arbeiten von Hallier, und in einer Notiz von Radius in der
leipziger Apothekerzeitung von 1869 No. 6, in welcher gesagt
wird, dass die die Radix ceronalis gebende Wurzel in den
Ländern des oberen Hoangho, südlich von der Mongolei, und
an der Nordgrenze von Tibet gesammelt wird. Die Provinzen:
Gansu, Schen-ssi, Szy-tschuan werden namentlich angeführt.
Ueber die Art und Weise des Sammelns heisst es hier: Die
Wurzel wird im April und November ausgegraben, von der
schwarzen Rinde befreit, der Quere oder Länge nach durch-
schnitten, mit einem Loch versehen, und im Schatten, je nach
den verschiedenen Provinzen, mit, auch ohne künstliche
' Wärme getrocknet,
N
H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. etc.
Apotheker Calau, Vorsteher der Rhabarberbracke zu
Kiachta während der Zeit, als der Rhabarberhandel noch rus-
sisches Monopol war, hat sich während seiner amtlichen
Thätigkeit grosse Mühe mit dem Erforschen sowohl der Stamm-
pflanze, als des Vaterlandes der Rhabarber gegeben. Leider
basirten seine Mittheilungen nur auf Nachrichten, welche ihm
chinesische und bucharische Kaufleute brachten. Und da, wie
bekannt, diese absichtlich das Richtige verschweigen, um den
Rhabarberhandel sich nicht entziehen zu lassen, konnte uns
Calau nicht vollkommenen Aufschluss geben. Als Vaterland
giebt er wohl richtig das Ländergebiet zwischen dem 35°
und 40° n. Br. an, und nennt namentlich die chinesische
Tartarei und die Provinz Gansu, lässt sich jedoch über die
Species nicht näher aus, giebt aber von den bisherigen Mit-
theilungen abweichend an, dass die Wurzel während der
Sommerszeit gesammelt und an der Sonne getrocknet werde.
Die getrocknete Masse wird dann in aus Pferdehaaren gear-
beitete Säcke bis 200 Pfund schwer gepackt und nach dem
bereits oben bekannt gewordenen Sining gebracht, von wo
aus sie weiter theils über Kiachta, theils über Peking, Makao
oder Canton ausgeführt wird.
Angaben, dass die frische Wurzel nach dem Schälen nicht
in der Sonne, sondern im Schatten getrocknet werden soll,
finden wir ausserdem noch in der von Michael Bernhard
Valentinus 1723 unter dem Namen Aurifodina medica her-
ausgegebenen Schrift, und in den Arbeiten von Royle, Mar-
tius u. A,
Eine fernere übereinstimmende Nachricht über den
Standort der echten Rhabarber finden wir in einem vor etwa
10 Jahren ausgegebenen Waarenbericht aus dem ebenfalls
schon bekannt gewordenen Hankow, welcher in dem Pharmac.
Journ. and 'Transact 3. Ser. IV. nachzusehen. Hier werden,
ohne eine Rheum-Species näher zu bezeichnen, Gansu, Schen-ssi
und Szy-tschuan als Vaterland der chinesischen Rha-
barber genannt. Wenn hier nur von einer chinesischen Rha-
barber gesprochen wird, glaube ich die früheren Angaben,
dass die russische Rhabarber aus Gansu komme, nicht für
REEL
unrichtig halten zu sollen, da in Betracht gezogen werden
muss, dass der aus Hankow stammende Waarenbericht in
das verflossene Decennium, also in eine Zeit fällt, in welcher
nach dem jedenfalls glaubwürdigen Handelsbericht des Herrn
Gehe in Dresden vom April 1870 die russische oder mosko-
witische Rhabarber ganz und gar aus dem Handel verschwun-
den war. Es hat also in dieser Zeit dieselbe Rhabarber,
welche früher über Russland den Landweg zu uns gemacht,
den Weg durch China, und von da übers Meer zu uns genom-
men. In diesen aus Hankow stammenden Mittheilungen wird
vorzugsweise die aus Gansu und Schen - ssi gerühmt, woselbst
die Pflanze in gebirgigen Districten wächst. Die Wurzeln
werden nach dem Schälen zusammengebunden, an Pfählen
' aufgehängt, mit Matten bedeckt und im Schatten getrocknet.
Die aus Szy-tschuan stammende wird weniger gerühmt, weil
nach Angaben eines Chinesen das Klima dieser Provinz für
die Rhabarberpflanze zu feucht und zu warm, und die gesam-
melte Wurzel selbst, an der Sonne getrocknet werden soll.
Angaben jüngeren Datums bringt Eugene Oollin in Paris
aus dem Jahre 1871. Dieser berichtet, dass es dem aposto-
lischen Vicar Cauveau in Tibet geglückt ist, sich echte Rha-
barberwurzel zu verschaffen, leider aber, als er im Begriff
_ war sie einzupacken und an die Direction des Jardin d’accli-
matation nach Paris zu senden, brach in diesen Gegenden
Revolution aus, welche dieser höchst interessanten Sendung
den Untergang brachte. Jedoch ist es nach weiteren Angaben
Collins ausser Cauveau noch Dabry gelungen, von Tibet aus
die tangutischen Berge überschreitend in der Provinz Gansu
bis an den 40.° n. Br. zu gelangen, und dort Rhabarber zu
sammeln, die er nach Paris schickte. Dabry lässt uns darüber
im Unklaren, ob er selbst gesammelt oder die Pflanzen durch
einen Chinesen erhalten hat.
Baillon, welcher über diese Sendung in der französischen
Societe pour l’avencement des sciences zu Bordeaux berichtet,
setzt desshalb Zweifel in die Echtheit der Dabry’schen Sen-
dung, und meint, der Ühinese könnte ihm absichtlich falsche
Pflanzen gebracht, und die Wahrheit verschwiegen haben,
28 TEE
EN TIERE
N Pr= 0 N joa Bi . or Kuh
"TE, Werner, Ueber ma Tun, RR | ee SE
Aus diesem Grunde wird bedauert, dass die One
Be
Sendung verloren gegangen, um so mehr, als die Dabry'sche
leider fast verfault in Paris ankam. Doch ist es einem Gärt-
ner, Namens Neumann, welchem die Sendung von Soubeiran
übergeben worden, geglückt, einige gesunde Augen aus der Pe
Wurzel heraus zu schälen, und das eine im Thal von Mont- =
morency in dem Garten eines Herrn Giraudeau, das andere
im Garten der medicinischen Facultät zu Paris zum Blühen
zu bringen. Leider ist es mir zur Zeit nicht geglückt, die
Originalarbeit Baillon’s zu Gesicht zu bekommen, was ich um
so mehr bedauere, als die darüber zu Gebote stehende Notiz ei.
im Archiv der Pharmacie von 1873, III. Reihe, 2. Band =
pag. 154 u. f. die Gedanken und Meinungen des französischen
Forschers keinenfalls richtig wieder giebt. Es heisst dort:
„Die Rhabarberpflanze wächst in Wüsten, die gewöhnlich als
weite Sandplateaus sich ausbreiten; diese aber sind in der
That unnahbare Citadellen, gebildet aus übereinander geschich-
teten Etagen perpendiculärer Felsen, deren steile Wände wohl
selten, und dann mit Schwierigkeiten von Europäern erstiegen
werden. Am Ende des Jahres verschaffte er (Dabry) sich 2
aus jenen Gegenden eine Anzahl Stöcke (stalks) der echten
offieinellen Rhabarber. Wie er sich diese Pflanze verschafft
hat, wird nicht gesagt... etc. etc.“
Dies kann Baillon unmöglich haben sagen wollen, denn
bekanntlich verlangt Rheum sogar sehr guten Boden, und
würde jedenfalls in so grossen Mengen, und zu entsprechend
billigen Preisen nicht in den Handel kommen, wäre ee ur
auf unzugänglichen steilen Felsen zu finden.
Die Uebersetzung der Beschreibung der Pflanze, welche
Baillon Rheum officinale nennt, hat auch ganz eigenthümlich
klingende Stellen. Es heisst:
„Ein dicker, verzweigter Stamm, die Blätter 1,5 Meter
lang — höchst wahrscheinlich mit dem Blattstiel —, ein-
geschnitten, doppelt fünflappig, an der Basis ganz herzförmig,
oben glatt, bleich grün, unten mit feinem weissen Flaum
bedeckt, welcher die grüne Farbe nicht merklich ändert. In
dem Blüichenstande sind die Bracteen oft über zwei Meter O2)
123
lang, verzweigt, beblättert (?), nackt an der Spitze. Sie wer-
- den überragt durch zahlreiche Afterdolden von weissen Blü-
then, bemerklich durch die Tiefe ihrer concaven Receptacula,
und die grüne Farbe ihrer Scheibe.“
Diese Diagnose, die gerade zu Unmögliches enthält, kann
mit dem Original nicht übereinstimmen; so giebt sie kein
exacter Forscher. Ein Rheum, dessen zahlreiche Afterdolden
zwei Meter lange Bracteen überragen, was wäre dies für
eine colossale Pflanze!
Hoffentlich gelingt es binnen Kurzem den wahren Sach-
verhalt aus der Originalarbeit kennen zu lernen.
Die Pflanze blüht ausserordentlich dankbar und erleich-
tert dadurch sehr die Verbreitung. Sie kam von Paris in
den botanischen Garten von Kew unweit London, und in den
Garten des Apotheker Dr. Hanbury in London. Flückiger
theilt in No. 32 der botanischen Zeitung von 1873 folgende
Diagnose mit, nach Blättern, die er in England gesehen, und
giebt uns dadurch einigermaassen Ersatz für die unverlass-
baren Nachrichten über Baillon’s Arbeit. Er sagt: „Unter
ihren Charakteren ist die Form der, wie die ganze Pflanze,
sehr gross werdenden Blätter besonders hervorzuheben. Sie
sind kurz fünflappig, mit ungleich eingeschnittenem Rande
der Lappen; der Endlappen nicht länger, als die seitlichen,
die Unterfläche weisslich feinhaarig; der Blattstiel aus etwas
abgeflachter Basis fast cylindrisch, oben nicht gefurcht.“
Verständlicher sind die Mittheilungen, welche über die
Wurzel, resp. über die Droge gemacht werden. Von der
Wurzel giebt Baillon an, dass sie geringe Dimensionen hat,
leicht verdirbt, wenig nach Europa kommt, und den Aus-
schuss der Rhabarber bildet. Eine gute Droge, sagt er wei-
ter, giebt die voller entwickelte Wurzel (Wurzelbasis) mit
einem schmalen Theil des Stammes. Hier begegnen wir, so
weit mir bekannt, das erste Mal der wichtigen Mittheilung,
dass nicht eigentlich die Wurzel, sondern der Wurzelstock
die vorzügliche Droge liefert. Die sogenannte schwarze Rinde
der Rhabarber erklärt Baillon für „eine Masse von Tuten
und Blätterbasen, welche dicht an der Stammesfläche anliegen,“
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124 - _H. Werner, Ucber Rheum palmatum L. ete.
Selbstverständlich können diese Blätterbasen nur an der mit-
getrockneten Basis des unterirdischen Stammes, des Wurzel-
stocks, sitzen; eine Ansicht, welche frühere Autoren dadurch
schon angedeutet zu haben scheinen, wenn sie von Narben
an der Rhabarberwurzel sprechen. Diese Narben verdanken
ihr Vorhandensein entweder den Tuten und Blätterbasen oder
den Knospen des Wurzelstocks.
In dieser Mittheilung finden wir auch einen Grund für
die Unbrauchbarkeit der bei uns gezogenen Droge. Es wurde
stets nur auf die Wurzel Rücksicht genommen, und diese
als unbrauchbar bei Seite gelegt, weil sie einen ganz ande-
ren anatomischen Bau zeigte, als die chinesische. Wie rich-
tig dieser Ausspruch Baillon’s ist, lehrt uns eine Arbeit von
Schmitz, deren Resultat er in der Sitzung der naturforschen-
den Gesellschaft zu Halle a/S. am 12. December 1874 bekannt
gegeben hat. Schmitz kam zu der Ueberzeugung, dass alle
unsere aus dem fernen Osten bezogene Radix Rhei zum weit z
aus grössten Theil aus dem Wurzelstock bestehe. Nur der f
oberste Theil der Wurzel, der unmittelbar an den Wurzel- h
stock angrenzt, finde sich zuweilen an einzelnen Stücken der
offieinellen Droge erhalten, und fand, dass der Wurzelstock
von Rheum offieinale Baillon, welchen er aus dem Garten
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et IT in man AED ET 4 a ET
Hanbury’s erhalten, und im frischen Zustande studirte, in sei-
nem anatomischen Bau das gleiche Bild mit der echten Rha-
barber zeige. Geringe Verschiedenheiten werden dadurch
bedingt, dass vom Wurzelstock bald nur die Rinde, bald die-
ser so weit abgeschält ist, dass auch der Holzring mit fort-
geschnitten ist. Gleich Guibourt giebt auch Schmitz an, dass
der Bau des Wurzelstocks der übrigen ihm zu Gebote
gestanden habenden Rheum-Arten weit verschieden ist von
obigem; am meisten nahe steht Rheum Emodi.
Professor Langethal spricht im Archiv der Pharmacie von
1874 ebenfalls dem Rheum palmatum als Stammpflanze, und
dem nördlich von Tibet, zwischen dem 35° und 40° n. Br.
gelegenen Ländergebiet als Vaterland der echten Rhabarber
das Wort, und geht zum Beweise seiner Behauptung auch
bis Hermann Boerhave zurück. Ferner meint Langethal:
H. Werner, Ueber Rheum. palmatum L. ete. 125
dass dierussischeundchinesische Rhabarber glei-
chen Ursprungs sei. Widersprechen dieser Meinung
auch die in allen pharmacologischen Werken angegebenen
Diagnosen beider Rhabarber - Arten, so ist sie doch wohl nicht
sogleich bei Seite zu legen. Sie ist schon angedeutet durch
eine Mittheilung von Hallier — botanische Zeitung von 1866,
nach welcher Vernimb aus Hamburg, längere Zeit Zollbeam-
ter in einer kleinen Handelsstadt am Yang-tse-kiang, angiebt,
dass die in China — dem eigentlichen China — wachsende
Rhabarber nie zur Ausfuhr gelangt, sondern dass sämmtliche
nach Europa verschiffte Waare mittelst Karavanen aus „dem
Tibet“ — richtiger: aus dem Ländergebiet nördlich von Ti-
bet — nach den grossen Exportplätzen gebracht werde.
Langethals Annahme gewinnt noch an Boden durch die Mit-
theilung, die ein Chinese aus Tintsin machte, welcher Hübbe
in Hamburg Rhabarber brachte: „Die Rhabarber werde von
den Chinesen aus dem Innern des Landes geholt. Das Aus-
sehen der russischen werde erst in Kiachta besorgt, sie
werde auch besser geschält als die chinesische; wenn die
russische besser wirke, als die chinesische und dieser vor-
gezogen werde, so erkläre sich dies aus der Auslese in
Kiachta.“ Den Aussagen der Chinesen ist zwar, wie bereits
bemerkt, nicht viel Glauben zu schenken; aber, da hier ihre
Handelsinteressen nicht Gefahr laufen, zu leiden, kann obiger
Ausspruch schon als wahr angenommen werden.
Auch Professor Ludwig schliesst sich dieser Ansicht an,
wenn er im Archiv der Pharmacie 1873. II. Heft sagt:
„Die feine officinelle Rhabarber, wie sie unter dem Namen:
russische und chinesische bekannt ist, scheint das Product
einer besonderen botanischen Species zu sein.“
Ich meinerseits bekenne mich sehr gern zu der Lange-
thalschen Ansicht, denn wenn, wie erwiesen, die russische,
wie chinesische Rhabarber ein gemeinsames Vaterland haben,
warum sollen sie nicht von ein und derselben Pflanze abstam-
men? Ja es scheint mir gerade zu unwahrscheinlich, dass in
ein und demselben Lande, die von der einen Pflanze ge-
sammelte Wurzel ausschliesslich nach Russland, die von einer
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H. Werner y Ueber Abenm palmatum 1 .e Bl ® DE a
mi
Häfen gehen sollte. Wenn die russische einen etwas verän-
derten anatomischen Bau zeigt als die chinesische, so mag
das darin seinen Grund haben, dass nach Kiachta die best-
getrockneten Stücke grosser Wurzelstöcke, und nach China
die der Wurzelspitze zu gelegenen Wurzeltheile, die in
Kiachta nicht angenommen werden, gelangen.
Von London aus sind Abkömmlinge von Rheum offieinale
Baillon in den botanischen Garten von Strassburg und in
unsere Handelsgärten, z. B. in die von Haage & Schmidt in
Erfurt gelangt, worauf später noch zurückgekommen werden soll.
Die neuesten, sichersten und wohl auch wichtigsten Nach-
richten über Radix Rhei und dessen Abstammung sind bis
zur Stunde die des russischen Oberstlieutenant Przewalski,
weil er sie auf seiner im Auftrage der russischen Regierung
in den Jahren 1870—1873 gemachten Reise durch persön-
anderen Stammpflanze ausschliesslich nach den chinesischen
5:
liche Anschauung gesammelt hat. Sie sind seinem inter- BE
essanten Werk: Reise in die Mongolei, im Gebiet der Tan-
guten und den Wüsten Nordtibets. Aus dem Russischen
von Albin Kohn. Jena, Hermann Costenobel 1877, entlehnt. a
Przewalski war der erste Europäer, welcher das genannte
Ländergebiet, und besonders die Provinz Gansu besuchte.
In dem buddhistischen Kloster Tscheibsen, nördlich von Sining
fand er freundliche Aufnahme und Unterkommen, von da aus
machte er seine Ausflüge; er, mit seiner kleinen aus nur
4 Personen bestehenden Reisegesellschaft wurden als noch
nie gesehene Fremdlinge so sehr bewundert und begafft, dass
die dichten Haufen Neugieriger höchst lästig wurden. „Sie
gingen auch dann nicht zurück, schreibt er, wenn einer von
uns ein nothwendiges Geschäft zu verrichten hatte.“
Gansu hat einen vorzugsweise gebirgigen Charakter,
Bergketten von 4000 Meter Höhe und darüber durchziehen
die Provinz von Westen nach Osten in mehreren Parallelen,
die Wasser des Tetung-gol an beiden Ufern begleitend.
„Von Felsarten,“ sagt Przewalski, „überwiegen in den Ge-
birgszügen von Gansu: Lehm- und Ühloritschiefer, Kalk,
Felsit, Gneis, neben denen auch Diorit häufig vorkommt,
e
H. Werner, Veber ln palmatum L. ete. 127
‘Der Mineralreichthum besteht in Steinkohle und Gold, das
sich, wie die Bewohner der Gegend sagen, fast in allen aus
den Gebirgen kommenden Flüssen finde. Das Klima der
Gebirgsgegend von Gansu charakterisiren vor allen Dingen
sehr reichliche Feuchtigkeits-Niederschläge, welche vorwiegend
im Sommer, häufig aber auch im Herbst und Frühling fallen.
Während des Winters ist, nach der Aussage der Eingebore-
nen, grösstentheils heiteres Wetter, sehr kalt, wenn der Wind
geht, dagegen warm an windstillen Tagen. Im Sommer reg-
net es fast alle Tage, und zwar nicht blos im Gebirge, son-
dern auch in Gegenden, welche bedeutend entfernt von ihm
liegen. Wir beobachteten im „Juli 22, im August 27, im
September 23 Regentage. Von den 23 Tagen der Feuchtig-
_ keits- Niederschläge des Monats September kommen 12 auf
' Schneetage, denn seit dem 16. des Monats fiel schon bestän-
dig Schnee, nicht allein im Gebirge, sondern auch in den
Thälern. Als Folge dieses Reichthums an Niederschlägen
zeigt sich eine sehr grosse Anzahl von Giessbächen und Quel-
len, welche man in jeder Schlucht findet, und die eine bestän-
dige Feuchtigkeit des Bodens bedingen “.
„Die mittlere Temperatur des Sommers ist ziemlich
niedrig, was besonders auflällt, wenn man bedenkt, dass die
beschriebenen Gegenden unter dem 38° n. Br. liegen. In
der Alpenregion wird das Gras sogar im Juli von Reif
bedeckt und statt des Regens graupelt es. Im Laufe des August
ist der Rücken des Gebirges häufig mit Schnee bedeckt, doch
thaut es schnell unter dem Einflusse der Sonnenstrahlen; der
im September gefallene Schnee thaut nicht mehr auf.
» Wenn im Sommer die Sonne scheint, wärmt sie sehr
stark; trotzdem herrscht keine übermässige Hitze, und die
höchste von uns in einem tiefen Tetungthale beobachtete Tem-
peratur betrug im Juli + 38,6°C. im Schatten. Der Wind im
allgemeinen ist schwach, die Hauptwindriehtung von Süd - Ost
nach Nord-West; häufig herrscht jedoch vollkommene Windstille.“
Bei diesem Reichthum von Feuchtigkeit, einem humus-
reichen Boden, der an den waldlosen Abhängen der Berge
und in den oberen Regionen fast reiner Lehmboden ist, ist
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»
128 H. Werner, Ueber Rheun: palmatum L. ete.
es selbstverständlich, dass die Vegetation der Provinz Gansu
ausserordentlich reich und üppig ist. Przewalski fand dort
zahlreiche, und von ihm, wie er sagt, nie gesehene Arten
von Betula, Populus, Pinus, Picea, Abies, Salix und Sorbus,
von letzterem eine Species mit alabasterartigen Beeren, und
einen baumartigen Juniperus, der sechs Meter hoch war, und
dessen Stamm einen Durchmesser von ungefähr 4 Decimeter
erreicht hat. Von Sträuchern und Kräutern werden eine
grosse Anzahl aufgezählt, deren Erwähnung aber, als zu weit
führend, ich übergehen muss.
Die bemerkenswertheste Pflanze der Waldregion, sagt
Przewalski, ist der Rhabarber Rheum palmatum, von den
Mongolen „Schara mota“ d. h. gelbes Holz, von den Tan-
guten „Dschumbsa“ genannt. Obwohl er nicht Botaniker,
hält er diesen Fund doch für so wichtig, dass er es für noth-
wendig erachtet, eine eingehende Beschreibung der Rhabar-
berpflanze zu geben, und ich glaube am besten zu thun,
wenn ich auch hier die eigenen Worte des gewissenhaften
Beobachters folgen lasse.
„Der Rhabarber hat an der Wurzel drei bis vier grosse,
dunkelgrüne, lappig -gespaltene Blätter, die bis 63 Centimeter
lang, und 1 Meter breit gefunden werden, Zwischen diesen
Blättern erhebt sich der Blüthenstiel bis zu einer Höhe von
2,20 — 3,16 Meter; seine Dicke beträgt bis 4 Centimeter. Ein
Exemplar von dieser Dimension ist schon ganz entwickelt.
Ganz alte Pflanzen haben manchmal zehn, ja noch mehr Blät-
ter, doch haben sie in diesem Falle immer einige Blüthen-
stiele, so dass auf jeden der letzteren immer nur drei oder
vier Blätter kommen. Der Blattstiel hat im Querschnitte
eine ovale Form, und ist nahezu fingerdick. Manchmal
beträgt seine Länge bis 68 Centimeter. Unten ist er grünlich,
oben röthlich, und ist ganz bedeckt mit rothen Strichelchen,
welche 3—.5 Millimeter lang sind. Der Blüthenstiel treibt
an seinen Knoten kleine Blätter, und die kleinen weissen
Blüthen befinden sich an besonderen, vom Hauptstielchen
abgezweigten Stielchen, welche unter rechten Winkeln von
jenen abstehen. Diese Blüthe entwickelt sich ungefähr in
H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. ete. 129
2), der Höhe der Pflanze. Was die Wurzel betrifft, so
ist diese länglich, und treibt eine Menge langer, dünner
Wurzelchen, deren Zahl sich bei allen (?) Exemplaren auf 25
beläuft. Die grössten dieser Wurzelchen haben da, wo sie
an der Hauptwurzel ansitzen, eine Dicke von 4 Üentimeter,
bei einer Länge von 55 ÜÖentimeter, doch hängt natürlich die
Entwickelung dieser Seitenwurzeln vom Alter der Pflanze ab.
Die Wurzel einer vollständig entwickelten Pflanze hat eine
Länge von 32 Centimeter (ausnahmsweise finden sich jedoch
auch grössere) und ist mit einer braunen, rauhen Haut
bedeckt, welche, wenn man die Wurzel trocknet, abgeschält
wird. Die Hauptblüthezeit des Rhabarbers ist Ende Juni und
Anfang Juli, die Saamen reifen in der zweiten Hälfte des
Monat August“ (alten Stiels).
Vom Sammeln wird gesagt, dass nach den Angaben der
Eingeborenen die Wurzel nur wirksam sei, wenn sie entweder
in den Monaten März, April, oder September, October gesam-
melt wird. Die im Hochsommer gegrabene soll schwammig
sein, eine Thatsache, welche Przewalski, der mehrere Wurzeln
im Sommer ausgegraben, nicht bestätigt gefunden hat. Sie
waren eben so hart, wie die im Frühjahr oder Herbst gegra-
benen. Wenn gesagt wird, die im Sommer gegrabene Wur-
zel ist schwammig, so hat dies jedenfalls die Bedeutung,
dass sie nach dem Trocknen schwammig wird; wäre dem
nicht so, könnte sie ja während des ganzen Jahres gesammelt
und getrocknet werden.
Die Pflanze kommt am häufigsten im Quellengebiet des
Tetung-zol und Etzyn-gol vor, und wird auch von dort, von
den Eingeborenen in reichlichster Menge gesammelt, nach
dem Hauptstapelplatz des Rhabarberhandels, nach dem bereits
oben mehrfach erwähnten Sining gebracht, von wo aus sie
entweder durch Karavanen, oder zu Schiff nach Peking
gelangt. Dort wird sie von den Europäern gekauft, und mit
dem sechsfachen des Werthes bezahlt, den sie in Sining hatte.
Früher ging der Haupttransport nach Kiachta, wurde dort
gesichtet, und gelangte auf dem bekannten Wege über Russ-
land zu uns. Dieser Weg ist seit Anfang der sechziger
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 2. Heft. 5] |
ve
130 IH. Werner, Ueber Rheum palmatum L. eo,
Jahre wegen der dunganischen Revolte aufgegeben; aber es
bedürfte nach der Meinung Przewalski's nur einer mit bewafl-
neter Begleitung von 20 Mann ausgerüsteten Karavane von
Kiachta nach Sining, um den alten Weg wieder zu gewinnen, =
zumal da die Revolte im Keime erstickt, und die Ruhe längst
wiederhergestellt wurde.
Behufs Trocknen werden zunächst von der Hauptwurzel
die Nebenwurzeln abgeschnitten, dann wird sie geschält,
gespalten, in kleinere Stücke geschnitten, und auf Fäden
gezogen (durch Festbinden). In gleicher Weise werden die
stärkeren Nebenwurzeln behandelt, ohne jedoch, wenn sie nicht
von sehr alten Exemplaren herrühren, und sehr stark sind,
gespalten zu werden. Beim Trocknen selbst wird mit
grosser Aengstlichkeit jeder Sonnenstrahl ferngehalten,
weil die Wurzeln, wenn sie in der Sonne trocknen, verder-
ben, desshalb werden die geschälten und auf Fäden gereihten
Wurzelstöcke unter das Dach einer Fanse (Hütte der Ein-
geborenen) gehangen, und nur an der Luft getrocknet.
In den oben genannten Quellengebieten wächst Rheum
palmatum von der Thalsohle bis zur Grenze der Waldregion,
welche dort in der Höhe von 3150 Meter zu finden ist; am
liebsten wählt es Schluchten mit humusreichem Boden
an den nördlichen Abhängen; an den südlichen, den Winden
ausgesetzten Abhängen ist sie seltener zu finden; sehr sel-
ten in baumlosen (Gegenden. Q
Ueber die Cultur der Pflanze wird gesagt: „In den von
mir besuchten Gegenden cultiviren die Tanguten den Rha-
barber in ihren Gärten in der Nähe der Wohnungen, und
bedienen sich hierzu entweder des Saamens, oder auch des
Verpflanzens junger, im Walde gefundener Exemplare. Den
Saamen kann man im Herbst, oder im Anfang des Frühlings
säen; es ist jedoch Bedingung, dass man ihn auf feinen, rei-
nen, gut bearbeiteten, also lockeren, und dabei feuchten
Humusboden sät.“ Im dritten Jahr erreicht die Wurzel die
Grösse einer Faust, und ist in 6— 8 Jahren, mitunter noch
später erst ausgewachsen. Przewalski meint, dass die Rha-
barber im Amur-Gebiete, im Baikal-Gebirge, im Ural und
2178
308
re TB Bet “
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H. Werner, Ueber Rheum palmatum L, ete. Tat
Kaukasus sich mit Vortheil würde ziehen lassen, und hat
desshalb eine Menge Saamen mitgenommen, und sie dem
kaiserlichen botanischen Garten zu St. Petersburg zu Ver-
suchen übergeben. Die genannte Species kommt auch auf
den Bergen südlich von Sining, bis zu den Quellen des gel
ben Flusses vor; ob sie in Szy-tschuan zu finden ist, konnte
nicht mit Bestimmtheit angegeben werden; jedenfalls aber
findet sie sich nicht in den waldlosen Gebirgen von
Nord-Tibet. — Gegensatz zu Baillon’s Meinung. — Dess-
halb glaubt unser Reisende sich zu der Behauptung berech_
tigt, dass das Vaterland unser in den Öfficinen gebrauchter
Rhabarber nur in der Alpengegend des See Koko-nur und
im Quellengebiet des gelben Flusses zu suchen ist, und
bestätigt dadurch die ältesten Vermuthungen.
Stellen wir nun die Arbeit von Baillon über die von
Dabry gesammelte Pflanze neben die Mittheilungen über die
eigene Anschauung von Przewalski, und bedenken dabei, dass
‚Dabry von Tibet aus bis zum 40. n. Br. gegen Norden, und
letzterer von der Mongolei aus bis zum 38. n. Br. gegen
Tibet vorgedrungen, so wird man unwillkürlich zu der An-
nahme genöthigt, dass Beide, wenn auch nicht auf derselben
Strasse gezogen, doch dieselben Länder durchwandert sind.
Berücksichtigen wir ferner, dass Beide Studien über Rhabar-
berwurzel gemacht haben, dass Przewalski von der Rhabar-
berpflanze, nur von Rheum palmatum, als der bemerkens-
werthesten der Gegend spricht, so ist nicht unwahrscheinlich,
dass in den von beiden Reisenden durchstreiften Gegenden
hauptsächlich nur diese eine Species gesammelt worden. Ja,
wir haben Ursache dies thatsächlich anzunehmen, denn im
Verlauf seiner Reisebeschreibung sagt Przewalski, dass in
den Gebirgen von Gansu ausser Rheum palmatum noch Rheunı
spieiforme zu finden ist, welches aber dünne, fast 1,5 Meter
lange und verzweigte Wurzeln hat, welche in der Mediein
keine Verwendung finden. Nicht unmöglich ist also, dass
Dabry und Przewalski wirklich eine und dieselbe Pflanze
gesammelt haben. Nach der von letzterem gegebenen
Diagnose, und nach freundlicher brieflicher Mittheilung des
Br ".. 2.
Pi a a .
#
132 H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. ete
9 * ne Yale
BT
N
von Nees v. Esenbeck beschriebenen Rheum palmatum L.,
dem Professor Regel noch den Beinamen tanguticum gegeben
hat, zu thun. Weniger klar ist uns das Bild der von Dabry
gesammelten Pflanze aus den mitgetheilten Angaben der
Baillon’schen Beschreibung geworden; doch hilft uns hier
Flückiger durch seine oben angeführte Diagnose über den
Zweifel hinweg, und führt uns zu dem Schluss, dass von Bei-
den, Dabry und Przewalski, ein und dieselbe Species
gesammelt und beschrieben worden ist. In diesem
Schluss werden wir unterstützt durch die mir persönlich
gemachte Mittheilung der Herren Haage & Schmidt, Gärtner
in Erfurt. Diese cultiviren beide Species, haben das Material
für die eine aus dem botanischen Garten St. Petersburgs,
für die andere aus dem botanischen Garten zu Kew erhalten,
haben beide Pflänzchen neben einander gesetzt, und finden
zwischen Beiden gar keinen Unterschied. Eine gleich-
lautende Notiz findet sich auf Seite 5 des Pflanzenverzeichnisses
dieser Herren aus dem Jahre 1875. Dragendorff theilt diese
Ansicht nicht. In dem oben angeführten Privatschreiben sagt
er zwar, dass Rheum palmatum wohl eine der Rhabarber-
mutterpflanzen ist, dass aber bessere und mehr Rhabarber
von Rheum officinale Baillon eingesammelt wird. Ob dieser
Gelehrte beide Pflanzen nebeneinander gesehen, ob ihm die
Erfahrungen von Haage & Schmidt bekannt sind, weiss ich
nicht anzugeben. Die vielfach vorgenommenen Culturversuche
werden uns lehren, ob Rheum officinale Baillon als Species
bestehen bleiben, oder mit Rheum palmatum L. — Rheum
palmatum tanguticum Regel — verschmolzen werden wird.
Durch die Freundlichkeit des Drogenhauses Klos & Comp.
in St. Petersburg ist es mir geglückt, vor etwa drei Monaten
in den Besitz eines kleinen Pflänzchens von Rheum palmatum
aus dem dortigen botanischen Garten zu gelangen, welches
unter der kunstgeübten Hand unseres als Gartenkünstler
bekannten Inspector Neumann hier recht gut gedeiht, und bis
zur Stunde drei Blätter von etwa 15—20 Centim, Länge
und Breite getrieben hat. Einen Abkömmling der Dabry’schen
WERNE
Ay
”
je
Professor Dragendorff aus Dorpat haben wir es mit dem bereits
H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. etc. 133
Sendung zu erhalten, ist mir nicht geglückt. Der Garten von
Kew hat bereits vertheilt, was er vertheilen konnte, und die
beiden Exemplare von Haage & Schmidt sind erst zwei Jahre
alt und haben noch nicht geblüht. In dem bevorstehenden
dritten Sommer werden Blüthen erwartet, und ich hoffe von
den zu erntenden Früchten einige zu erhalten.
Die Lösung der Rhabarberfrage ist nun glücklicher Weise
so weit vorgeschritten, dass wir mit Bestimmtheit sagen kön-
nen: in Rheum palmatum haben wir eine richtige Stamm-
pflanze der offieinellen Droge gefunden, von der wir nicht die
Wurzeln, sondern den Wurzelstock zu sammeln haben, und
wenn es uns glückt, die übrigen, dem guten Gedeihen der
Pflanze nothwendigen Verhältnisse dem Stammlande möglichst
nachzuahmen, dann dürfte die Hoffnung wohl nicht zu kühn
sein, einstens deutsche Rhabarber in unseren Öffieinen zu
dispensiren, vorausgesetzt, dass unser Grund und Boden nicht
zu kostbar für diese Oultur ist; denn um auf eine gute Ernte
- rechnen zu dürfen, die erst in acht Jahren stattfindet, müssen
die einzelnen Pflanzen nach Przewalski’s Angabe wenigstens
2,5 Meter von einander entfernt gepflanzt werden.
Nachschrift.
Breslau, Mitte Juni 1877.
Wie bereits oben angegeben, giebt die im Archiv der
Pharmacie von 1873 III. 2. pag. 156 gebrachte Mittheilung
über die von Dabry gesammelte, von Baillon beschriebene
und Rheum offieinale genannte Rhabarberspecies zu Zweifeln
Veranlassung.
Mit Rücksicht auf die constatirten, oben erwähnten That
sachen:
Dass das Vaterland der echten Droge in dem‘ Länder.
gebiet am nördlichen Tibet zu suchen ist; De 2
dass Dabry sowohl wie Przewalski dieselben Gebiete
durchreist und in diesen gesammelt haben; =" 50
dass Przewalski festgestellt hat, die jarber
wird dort nur von Rheum palmatum L. gesammelt,
hieraus und noch aus anderen Gründen ist wohl die An-
nahme verzeihlich, auch Dabry habe seine Rhabarberpflanze
in diesen Gegenden gesammelt, diese daher identisch sei mit
der uns von Przewalski zugeführten. =
Nach längerem Suchen nach Material zur Begründung
dieser Annahme ist es mir durch die Freundlichkeit des
Professor Dr. Kny geglückt, den zehnten Band der von Bail-
lon redigirten Andansonia zu erhalten, in welcher er selbst.
die Diagnose seines Rheum officinale gegeben hat. Sie lautet:
„Rheum offieinale.
Planta e basi valde ramosa, caule ramisque brevibus crassis-
simis (humani brachii v. cruris crassitudine) supra terram
parum prominulis suffrutescentibus, ceicatrieibus v. vestigiis
(fuscatis) foliorum ocrearumque notatis, extus fuscatis, intus
subearnosis succoque lutescente v. subaurantiaco rhabarbari
offieinalis scatentibus. Folia alterna approximata ampla,
juniora ochrea obovoidea glabra (pallide virescente) sub-
lueida, demum inaequali-fissa, involuta; petiolo (ad 1;
bis metrali) e basi välde dilatata compressa sub cylin-
drico, intus haud sulcato, nunc paululum ad medium com-
planato albido — pubescente; limbo (ad 1—1!/, metr. longo
latoque, saepe paulo latiore quam longiore) orbiculato, basi
5-nervio subflabellato, ambitu breviter 5-lobo, lobis inaequali -
ineisis; terminali lateralibus haud longiore; nervis venisque
reticulatis subtus prominulis, uti pagina infera tota, sed ditius,
pube albida tenui villosulis; nervis inferioribus 2, extus ad
basin (inde spurie cordatam) nudatis; parenchymate petiolum
summum haud attingente ibique nunc subauriculatl. Ramuli
nunc juniores e stipite assurgentes herbacei, foliis paucis par-
vis remote alternis instructi (inflorescentiae ut videtur, abor-
tivae). Inflorescentiae (ad 2'/, metr. altae) foliatae, ad api-
cem ramosae; ‚ramis apice nutantibus flores crebros (pallide
virescentes) cymosos gerentibus; pedieillis gracilibus ad basin
articulatis; bracteis brevissimis (pedicello 5,6 —plo breviori-
H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. ete. : 135
| bus), mox fuscatis. Sepala vix perigyna oblongo-obovata,
interiora 3 paulo latiora. Discus e glandulis constans 2,3 plus
minus crenato-lobatis carnosulis (dense viridibus). Stamina 9,
subhypogyna; antheris ovatis apice marginatis; loculis basi
liberis, caducissimis. Gynaeceum perianthio brevius; ger-
mine 3-gono (viridi); stylis 3(albidis) recurvis, apice stig-
matoso suborbiculari-dilatatis, intus subreniformibus cen-
troque nonnihil depresso-concaviusculis, Üetera nobis hucus-
que ignota. — In Tibetia austro — orientali verisimiliter
indigena saepeque, ut videtur, plus minus culta, apud nos,
curante cl. Dabry, introducta, nondum in hort. Facult. med.
par. (sed in hort. cl. Giraudeau) floruit. Rhabarbarum verum
officinale Sinensium Moscovitarumque largitur, nullagque cum
specie hucusque descripta stirps valde conspicua quadrat (de
qua fusius ultra Jdisserendum).“
Danach haben wir es allerdings mit einer von der von
Przewalski gesammelten ganz verschiedenen Species
zu thun. Die Blätter sind wohl auch fünflappig; aber die
Lappen sind, wenn ich nach einem ganz jungen Exemplar
des breslauer botanischen Garten, welches dieser vor etwa
drei Monaten aus Strassburg erhalten, dessen Blätter zur Zeit
einen Durchmesser von etwa 30 Centim. haben, schon einen
Schluss ziehen darf, eigentlich nur schwach angedeutet, nicht
zerschlitzt wie bei Rheum palmatum L. sondern eher ganz-
randig zu nennen.
Ausserdem geben mir Haage & Schmidt in Erfurt in
einem Schreiben vom 23. v. M. zu, dass ihre früheren Anga-
ben nicht richtig seien. Sie seien belehrt worden, dass ihr
unter dem Namen Rheum oflicinale aus Kew erhaltenes Pflänz-
chen nicht dieses, sondern Rheum palmatum sei, dass hier ein
Irrthum vorliege, für den man nicht sie selbst, sondern den
Absender in Kew verantwortlich machen solle.
Da nun feststeht, dass beide Sammler, Przewalski und
Dabry verschiedene Species eingeschickt, resp. mitgebracht
haben, dass in dem Ländergebiet zwischen dem 36.° und 40.°
n. Br. die Droge nur von Rheum palmatum L. gesammelt
wird, so liegt vielleicht die Möglichkeit vor, Dabry habe, trotz-
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dem er diese Gegenden durchreist, sein Mn BR
dort, sondern aus dem südlichen Tibet, aus den Gebirgs-
ketten eingeschickt, welche sich an den östlichen Himalaja &;
anschliessen, ihre Richtung nach Norden nehmen, zwischen =
Tibet und der chinesischen Provinz Szy-tschuan hinziehen, N
und so zu sagen dem Lauf des blauen Flusses entgegen gehen.
Diese Möglichkeit gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, %
dass Eugen Collin — Des Rhabarbes, These de l’Ecole
superieure de Pharmacie de Paris 1871, um deren Erlangung ..
ich mich unausgesetzt bemühe — nach dem Archiv der Phar-
macie 1873 nicht genau BREIERE, wo Dabry das Rheum
gesammelt; j B:
dass Baillon behauptet, Dabry sei auf unbekannte Weise
in den Besitz der Wurzeln gelangt, und das südöstliche Tibet SE
für den Standort hält; #
dass Przewalski pag. 306 sagt: in den waldlosen Gebirgen =
Nord-Tibets ist die officinelle Rhabarber (sein Rheum palmatum |
L.) nicht zu finden; dass „ausser in den gegen Norden vom er
See Kuku-nor sich hinziehenden Gebirgsketten man den Rha-
barber, wie die Eingeborenen sagen, auch in den Gebirgen N
finde, welche sich im Süden des Sees hinziehen, ja sogar na “
den mit Schnee bedeckten Rücken südlich von Sining und n
der Ograi-ula-Kette in der Nähe des gelben Flusses.“ —
Schliesslich sei noch erwähnt, dass Nees v. Esenbeck in
seinem Supplementband zu der von Rheum australe Don,
Rheum Emodi Wallich, gegebenen Zeichnung, mit welcher
das Rheum offieinale Baillon des breslauer botanischen _Gar-
tens unverkennbare Aehnlichkeit zeigt, sagt, es finde sich in Be
der grossen Hochebene von Mittelasien — Tibet — bereits 4
unter dem 30.° n. Br. E.
Gewiss werden die Forschungen über Rheum palmatum
Baillon an Ort und Stelle fortgesetzt, und die Nachrichten u
darüber werden an Genauigkeit und Sicherheit gewinnen.
Jedenfalls haben wir in diesem und Rheum palmatum L. zwei B
Rhabarberspecies vor uns, von welchen wir sicher sind, dass E Ä,
sie eine offieinelle Droge liefern. 5.98
*s
- ie 1% \ 7 5 = . 3 -
. Bermbeek, Verwendung von Ag. fontana in der Receptur. 187
Ueber Verwendung von Ag. fontana in der Receptur.
Von C. Bermbeck in Germersheim.
Folgender Vorfall führte zu sehr unangenehmen Erörte-
rungen zwischen einem mir befreundeten Arzte und Apothe-
ker, indem es sich ereignete, dass nachstehende Ordinationen,
im Verlaufe von einigen Stunden, ihre schön rothe Farbe
verloren und dafür eine gelbliche schwach rosenroth schil-
lernde annahmen. Die betreffenden Ordinationen lauteten:
1) Chinin. sulfur. 0,5
Mixtur. sulfur. acida 1,0
Ag. fontana 180,0
Syr. rubi idaei 20,0.
2) Mixtur. sulfur. acid. 2,0
Ag. fontana 150,0
Syr. rub. idaei 20,0.
Bei beiden trat zeitweise die oben angedeutete Entfär-
bung ein und argwöhnte der Arzt, dass von Seiten des Apo-
thekers ein Versehen vorliege und da letzterer die Gewissheit
hatte, dass die Formeln genau nach Vorschrift angefertigt
wurden, ohne eine directe Erklärung für diese frappante Er-
scheinung zu haben, so wurde ich als Unparteiischer in die-
ser Sache, um Rath und Aufschluss gebeten.
Zu diesem Zwecke liess ich mir sämintliche Ingredienzen
aushändigen, um sowohl genaue Beobachtungen an den selbst-
gefertigten Mischungen, als auch Prüfungen der einzelnen
Stoffe vornehmen zu können! Hierbei erwiesen sich Chinin.
sulfur., Mixtur. sulfur. acid., als auch Syr. rubi idaei, voll-
ständig tadellos der Pharmacopoea Germanica entsprechend
und blieb somit nur noch eine specielle Prüfung des Ag.
fontan. übrig, indem die damit angefertigten, oben beschrie-
benen Formeln, regelmässig, nach Verlauf von 5—8 Stun-
den, die angedeutete Entfärbung in eclatanter Weise zeigten.
Hierbei bemerkte ich, dass diese Erscheinung niemals eintrat,
sobald Ag. destillata verwendet wurde, mithin die Ursache
lediglich im Ag. fontana gesucht werden musste!
Die Bestandtheile des betreffenden Wassers entsj
den nachstehenden Zahlen:
Verdampfungsrückstand bei 100° Cels. 80,7
Härte ei: ERBE EEE LTE A
Organische Stoffe 7,8
Salpetersäure . 8,2
Salpetrige Säure 0,020
Ammoniak . 0,010 Ki
Schwefelsäure 7,3 E.
Chlor 8,3 ha
Die bedeutenden Mengen von H2SO, NHO3, N?O®, NH*O, CL.
und undefinirte organische Stoffe stempeln dieses Wasser zu.
einem als „sehr schlecht“ zu bezeichnenden und war durch
den Gehalt an NHO3, N?203 und Cl, nach Zusatz der verord-
neten Haller’schen Säure, das Räthsel sogleich gelöst, indem
die freiwerdende ineiep und Salpetersäure, den rothen
Farbstoff des Syr. rubi id. zerstörten. Wahrscheinlich ist er
hierbei, dass das freiwerdende HÜl neben NHO?, ebenfalls
eine entfärbende Rolle spielt, indem sonst die Menge der
vorhandenen Salpetersäure (vide Pharmacopoea Germ. unter R
Syr. rub. id.) für sich allein zu gering sein würde, um der- 2
artige Reaction zu bewirken!
Eine Inspection des Brunnens, aus dem das Wasser Br
stammte, ergab die Thatsache, dass zeitweiser Zufluss von
waste aus einer in der Nähe desselben befindlichen E:
Cisterne stattfand, woraus sich auch leicht der Gehalt m
salpetriger Säure ge Ammoniak erklärt. x
Möge dieses Beispiel eine Warnung für Arzt und Apo- :
theker sein, niemals Ag. fontana in der Mediein zu verwen-
den, indem die Störungen, welche besondere organische
Stoffe unter diesen Umständen erleiden können, unberechen-
bar sind!
SEN: ER WERT 615:
G. Christel , Practische Notizen. 159
Praetische Notizen.
Von G. Christel in Lippstadt.
Porzellanschaalen.
Es ist eine bekannte Erfahrung, dass die in pharmaceu-
tischen Laboratorien gebräuchlichen Porzellanschaalen sich
meist nur eines kurzen Daseins erfreuen. Der vielfältige
Gebrauch derselben zum Abdampfen von Extract- und Salz-
lösungen, zum Schmelzen von Salben, Mischen von grösseren
Mengen pulverförmiger Substanzen, kürzt die Lebensdauer
derselben nicht unbeträchtlich. Namentlich die Methode des
Mischens von Pulvern — des Brausepulvers in erwärmten
Schaalen — ist für diese Gefässe eine gefährliche Manipu-
lation. Man ist dadurch nicht allein alljährlich zu Ausgaben
genöthigt, um defecte Schaalen zu ersetzen, sondern man
kommt auch noch dazu in Verlegenheit, woher man dieselben
nehmen soll. Von den Handlungen, welche pharmaceutische
Artikel führen, erhält man in der Regel nicht die gewünsch-
ten Formen und Grössen, wenn man nicht Gelegenheit hat,
die Auswahl selbst vorzunehmen. Zudem ist wohl manchem
aus Erfahrung bekannt, dass Porzellanschaalen im Handel
vorkommen, die nach dem Gebrauche, zumal durch Eisen-
lösungen, Flecke erhalten, deren Beseitigung selbst durch
kräftig wirkende Agentien nicht gelingt. Man vermeidet
diese Uebelstände, wenn man von der gewöhnlichen Form
der Schaalen absieht, und solche Porzellanschaalen in Gebrauch
nimmt, die zu Küchenzwecken verwendet werden. Diese
Schaalen sind meistens flacher, als die sonst übliche Form
und ohne Ausguss. Sie haben jedoch den Vorzug, dass unter
dem Boden sich ein erhabener Rand befindet, wodurch die
Schaale fest steht, und die unreinlichen Unterstützungen von
Stroh- oder Weidengeflecht vermieden werden. Dazu sind
diese Gefässe erheblich stärker in der Masse und dadurch
widerstandsfähiger. Schaalen dieser Art aus der Fabrik von
C. Tilsch in Waldenburg benutze ich schon seit längerer Zeit
in meinem Laboratorium und haben sich vorzüglich bewährt,
Ba. 110 c. Christel, RN, Notize its: &h
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Wird mal eine derselben zerbrochen, dann bietet En
assortirte Porzellanladen reichliche Gelegenheit zum Eı
Die Glasuren derselben sind tadellos und widerstehen g
concentrirten Eisenlösungen. Ich benutze diese Schaslon ®
allen möglichen Zwecken, wozu man Porzellanschaalen i über E:
haupt gebraucht, mit sah zur Darstellung von Phosphor-
säure. Zum Abdampfen derselben dient ausschliesslich eine
Schaale von Berliner Porzellan, die ein Erhitzen über freiem
Feuer zulässt, und deren Glasur sich bei wiederholter Berei-
tung dieses Präparats nicht im Mindesten angegriffen zeigt.
rn.
Waagen. A
Man findet in den pharmaceutischen Dispensirlocalen nicht
selten Handwaagen mit Schaalen von sogenanntem Hart-
gummi (Ebonit). Die Bestandtheile dieser Masse sind mir
unbekannt; sie wird auch zu andern Gegenständen verarbei-
tet, zu Federhaltern ete. Die Masse nimmt eine schöne Poli- %
tur an und ist dann glänzend schwarz, auch nicht schwer
sie hat sich unzweifelhaft in plastischem Zustande befunden
und ist dann in Formen gepresst worden. Wegen diesor
Eigenschaften eignet sie sich zu allerlei Geräthen, auch zu
Schaalen für feine Handwaagen recht wohl.
Dennoch sind diese Waageschaalen ganz unzulässig. Reibt
man eine der Schaalen mit Wollen- oder Seidenstoff, und
stellt die Schaalen um den Balken zu arretiren, auf die Tisch-
platte, so wird die sonst richtig eingestellte Waage plötzlich
unrichtig, — die geriebene Schaale wird von der Unterlage
angezogen, als wenn sie mit einem Gewicht beschwert wäre. 4 :
Bringt man die Waage alsdann in eine solche Entfernung
vom Tische, dass eine Einwirkung nicht mehr stattfindet, so
hört die Anziehung der Schaale auf, und der Balken kehrt B-
in die richtige Lage zurück. Es scheint, dass hinsichtlich 2
der Stärke der Anziehung sich die verschiedenen Unterlagen
verschieden verhalten. Ein Tisch mit Wachstuch überzogen,
zog stärker an, als ein Eichentisch. Reiben mit Seide oder
mit Wolle bewirkt keinen merklichen Unterschied; Leinen-
zeug wirkt schwächer. Bei einem Versuche dieser Art
6. Christel, Practische N ofizen. 141
ang es, die nicht geriebene Schaale mit 0,30 g. zu be-
‘schweren, ohne dass die Anziehung der mit Wollenzeug
‘geriebenen Schaale überwunden wurde. Dass bei dem Expe-
riment eine electrische Kraft thätig, schien zweifellos; die
Vermuthung wurde zur Gewissheit, als ich der (durch sei-
dene Schnüre isolirten) geriebenen Schaale eine ebenfalls
geriebene Siegellackstange näherte. Jetzt wurde die von der
Tischfläche angezogene Schaale deutlich abgestossen.
Es ist mir unbekannt, ob schon früher auf diese That-
‚sache hingewiesen ist; jedenfalls ist sie nicht ohne Interesse
und nicht ohne Nutzanwendung für die pharmaceutische
Praxis. Waageschaalen der genannten Art scheinen mir
gänzlich unzulässig, da mit Rücksicht auf die angeführte
Eigenschaft dieser Schaalen beim Abwägen differenter Stoffe
bedenkliche Fehler entstehen können. Hängen die Handwaa-
gen frei auf dem Receptirtische, und putzt man, wie das wohl
nicht selten geschieht, einen leichten Staubanflug von nur
einer Schaale aus, so kann die unmittelbar darauf stattfindende
Wägung von Morphin etc. sehr ungenau werden. Die elec-
trische Erregung der Masse kann, wie schon erwähnt, durch
ein Leintuch bewirkt werden, und dieser Umstand war die
Ursache, die mich zuerst auf die Beobachtung der mitgetheil-
ten Thatsache führte.
Seiher.
Zu den gewöhnlichsten Recepturarbeiten des Tages ge-
hören in den meisten Geschäften Decoctionen und Infusionen.
Die gewöhnliche Art, das Feste vom Flüssigen zu trennen,
besteht darin, dass man das fertige Decoct oder Infusum auf
ein Leintuch giesst und den Rückstand mit der Hand mehr
oder weniger auspresst. Diese Manipulation ist stets eine
unreinliche. Hat man nicht für jedes zu infundirende Vege-
tabil ein eigens bezeichnetes Tuch, so ist es meist nicht zu
vermeiden, dass die Flüssigkeit verunreinigt wird durch Reste,
die in dem Tuche stecken. Die Pflanzenfaser, aus der das
letztere angefertigt, hat für manche Extractiv- oder Farbstoffe
eine gewisse Verwandtschaft; jene haften dem Zeuge nicht
EN OR SS FRE TREE,
E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen. auf GI ye
selten hartnäckig an, und sind dann durch blosses W
nicht zu entfernen, Tücher von Wollenstoff, Flanell u. de Tg
sind noch weniger zu empfehlen. Sie verfilzen sich mit e
Zeit, und sind noch schwerer zu reinigen, als Leinenzeu; g
Diese ganze unreinliche Arbeit wird aber ausgeschlossen,
wenn man sich Seiher von Porzellan bedient. Solche Sei her IK
haben entweder einen Untersatz von gleichem Material, oder
sie sind nur Aufsätze auf Porzellanmensuren. Im Gebranche
sind dieselben äusserst bequem. Ein Benetzen der Hand,
womit man die Tücher meistens auspresst, findet niemala > E
statt, da ein etwa nöthiges Pressen des Rückstandes durch
einen Porzellanstempel bewirkt wird. Mohr hat schon vor. er
vielen Jahren zu demselben Zwecke Seiher empfohlen — irre >
ich nicht von Metall. Seiher von Weissblech rosten aber
leicht und sind desshalb nicht practisch; reines Zinn lässt
sich auch schwierig stets sauber und blank halten. Perforate R
von Pferdehaar in Holzfassung, etwa so weitinaschig, wie ein :
Pferdehaarsieb, sind ebenfalls zweckmässiger als Tücher; den er
Vorzug vor allen verdienen aber die erwälnten Porzellan-
seiher, deren ich mich schon seit vielen Jahren bediene, und E
die BR ihrer Reinlichkeit und practischen Brauchbarkoui Be
wegen vorzüglich bewährt haben. ®
Untersuchung von Weinen auf den Gehalt an il
cerin, Farbstoff u. s. w.
Von E. Reichardt in Jena.
dieselben häufiger getrieben würden, sondern vor Allem iet 0
es die sogenannte populäre Eieraası welche bald mit dem 4
einen, bald mit dem anderen Schreckbilde das Publikum
beschenkt. Bald ist alles Bier mit Colchiein verfälscht, bald h 2
aller Rothwein falsch gefärbt, bald alles Mehl mit Schwer-
spath vermengt u. dergl. mehr. Hierdurch entsteht für den
145°
_ Chemiker eine Menge von unnöthigen Untersuchungen; es ist
noch kein mit Colchiein vermischtes Bier gefunden worden,
mir wenigstens noch kein mit Schwerspath vermischtes Mehl
vorgekommen und die Rothweine werden wohl auch noch so
viel gefärbt, wie vorher, d.h. die billigeren und darum schon
verdächtig anzuschauenden Sorten.
Bei den zahlreichen Prüfungen, wie sie mir von diesen
verschiedenen Materialien zur Hand kamen, habe ich die
erfreuliche Thatsache erfahren, dass meistentheils Fabrikanten
selbst und Verkäufer die Proben zur Prüfung übergaben,
gerichtlich entnommen und so untersucht, um die Reinheit
ihrer Fabrikate zu beweisen, wie auch diejenigen befreunde-
ter, ehrenhafter anderer Händler.
Nichts desto weniger darf der Chemiker sein Augenmerk
diesen Zeichen der Zeit nicht verschliessen und so liegt ihm
die Aufgabe ob, die Methode der Prüfung zu vervollkommen
und zu bearbeiten.
: Hinsichtlich des Weines ist es, wie in einer früheren
Notiz bekannt gegeben, leicht möglich, auch das Glycerin zu
bestimmen, was in sofern noch Bedeutung hat, als Glycerin
auch künstlich zugesetzt zu werden pflegt (Scheelisiren).
In dieser Beziehung war es von Wichtigkeit, ächte Natur-
weine auf diesen Stoff zu untersuchen, wozu sowohl Erzeug-
nisse hiesiger Gegend verwendet wurden, wie auch anerken-
nenswerth bereitwillig zu Gebote gestellte Proben vom Rhein
und von Frankreich.
Die Herren Lauteren & Sohn in Mainz waren so freund-
lich, an Rheinweinen folgende Sorten zu senden:
1) Niersteiner Kranzberg, 1875.
2) Nackenheimer 1874.
3) Niersteiner Brudersberg, Auslese, 1874.
4) Michelsberger Auslese 1874.
5) Rauenthaler, 1874.
6) Niersteiner, Rehbach, Auslese, 1870.
7) Hochheimer Berg, 1870.
8) Gräfenberger, 1868.
en See Pr E Reichardt; Tinten nid v. Wei en au yeorin « ®
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Endlich sendeten die Herren Eraraaes Dupgl
Comp. in Bordeaux an französischen Rothweinen: a
9) St. Estephe 1874. Fe
10) Cantenac 1874.
11) Gr. Moulis 1875.
12) Ponjeaux 1875
und an Weissweinen
13) Barsac 1869.
14) Sauternes 1865.
Ausserdem hatte Herr Kaufmann H. Schulze hier Be
einer der öfters vorkommenden, billigen Weinancionen
Rothwein und Champagner gekauft, um die Unechtheit dem
selben beweisen zu lassen und zwar
15) Rothwein, Pontet canet gezeichnet.
16) Champagner.
Endlich wurden hiesige Weine verglichen und zwar
17) Weissweine 1870.
18) - 1874, mit etwas Rohrzucker gallisirt.
19) - 1874 - Stärkezucker -
20) - 1875
und durch Freundes Haud bezogen:
21) Aepfelwein aus Frankfurt a/Main.
Bestimmt wurden bei diesen Untersuchungen:
1. Speeifisches Gewicht des Weines.
Dasselbe beträgt fast durchgehend 0,99 und steigend B:
bis zu 1,02 (französischer Weisswein, Sauternes), abgescha
von dem Kunstfabrikat Champagner, welcher 1,042 spec. Gew. be
zeigte. En
Säureprocente. Dieselben beziehen sich auf eine
einbasische Säure, als Weinsäure berechnet, wie üblich. Be.
Alkohol, Abdampfrückstand, Asche. er
200 g. oder Cub.-Cent. Wein wurden über ?, überdestillirt
und im Destillate auf bekannte Weise der Alkohol bestimmt, % e-
Der Rückstand in der Retorte wurde dann bei 100°C, ein-
gedunstet, bis kein Gewichtsverlust mehr stattfand und so $
der Abdampfrückstand erhalten, welcher nach dem Glühen
E, Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin ete. 145
"und völligen Verbrennen die Asche hinterliess.. Oft wurden
Theile des Rückstandes zur Bestimmung der Säure, wie des
"Glycerins verwandt, oft aber auch der Wein direct unter-
sucht, jedenfalls gleichzeitig die Säure.
Glycerin. Die Methode der Ermittelung war die
schon früher (diese Zeitschr. Bd. 210. S. 408) angegebene.
Der Wein oder ein bestimmter Theil des Abdampfrückstan-
des wurden mit einem Uebermaass von gebranntem und
gelöschtem Kalk zur Trockne verdunstet und der Trockenrück-
stand mit 90 °/, Alkohol wiederholt behandelt. Bei reinen Wei-
nen hinterbleibt dann völlig reines, farbloses Glycerin, auch
bei Rothweinen, gallisirte Weine ergeben bald gallertige, bald
trübe, feste Rückstände, welche nunmehr durch ein Gemisch
von Alkohol und Aether nochmals geschieden werden. Von
diesem Lösungsgemisch wird nur das Glycerin aufgenommen,
während der fremde Bestandtheill, dem Gummi ähnlich, hin-
terbleibt.
Farbstoff der Rothweine.
Die Untersuchung der Rothweine auf Farbstoff wurde
nach verschiedenen Methoden vorgenommen, jedoch bald
erkannt und erwiesen, dass die beste und bis jetzt sicherste
Prüfungsweise diejenige nach Gautier ist (d. Zeitschr. Bd. 209
S. 486). Wenn einmal die Probeflüssigkeiten vorräthig, ist
auch die weitere Arbeit eine keineswegs zeitraubende oder
unangenehme; die Versuche mit andern Farbstoffen ergaben
stets die Richtigkeit der Angaben von Gautier.
Die nicht wenig Ausdauer verlangenden Prüfungen wur-
den sämmtlich von meinem Assistenten, Herrn stud. pharm.
Stöhr, ausgeführt.
Sämmtliche Rothweine der Herren Evariste
Dupont & C. hatten ächte Weinfarbe, dagegen war
der als Pontet Oanet bezeichnete Auctionswein, mit 50 Pf.
pro Flasche gekauft, mit Heidel- und Hollunderbeerensaft
gefärbt, wie verschiedene Wiederholungen der Prüfung stets
ergaben.
Der Reihe nach wurden folgende Ergebnisse erzielt:
Arch. d, Pharm. XI. Bds. 2. Heft, 10
u Dana De Fe
Bir ec er IE. IE ” & Br EM ei dr
you ey We es
126 E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf 5
I. Niersteiner Kranzberg 1875.
Spec. Gew. des Weines = 0,994. Säure — 0,4101
Alkohol in Gewichtsprocenten — 9,95 Proc. Abdampf
stand — 2,794 Proc., Asche = 0,260 Proc., Glycerin :
1,326 Proc. Beim Kochen des noch jungen Weines schieden
sich Spuren von Eiweiss aus. Bi ;
U. Nackenheimer, 1874. ER
Spec. Gew. — 0,993, Säure — 0,420 Proc., Alkohol = En
8,625 Proc., Abdampfrückstand — 2,536 Proc., Asche =
0,216 °/,, Glycerin — 0,978 %,. M
UI. Niersteiner Brudersberg, Auslese, 1874. 5 fi
Spec. Gew. — 0,993, Säure — 0,5325 °/,, Alkohol = en,
9,90 °/,, Abdampfrückstand — 2,268 °/,, Asche — 0,228 Yo
Glycerin — 1,368 ),.
IV. Michelsberger Auslese, 1874. B
Spec. Gew. — 0,990, Säure — 0,4950 %,, Alkohol =
11,0% , Abdampfrückstand — 2,50 %,, Asche — 0,188 Ir
Glycerin = 1,158 %,. Bi ie
V. Rauenthaler, 1874. E
Spec. Gew. — 0,996, Säure — 0,6825 %%,, Alkohol —
8,625 9), Abdamıpfenekeand =: 3,020 %,, Asche = DU rs
Glycerin = 1,196 9). 3 i
VI. Niersteiner, Rehbach, ER 1870,
Spec. Gew. — 0,995, Säure = 0,5800 %,, Alkohol = =
9,687 9), Abdampfinalr wi — 4,195 °/,, Asche — 0,250 m
Glycerin = 1,498 Proc. 3 i
VI. Hochheimer Berg, 1870. E
Spec. Gew. — 0,995, Säure — 0,7125 9, Alkohol =
9,90%, Abdampfrückstand — 2,630%,, Asche — 0,214 Te
Glycerin — 0,978 Proc. |
VII. Gräfenberger, 1868. B
Spec. Gew. — 1,000, Säure = 0,517 %,, Alkohol
9,90%, Abdampfrückstand — 4,39%,, Asche = 0,190 % “
Glycerin = 1,664 %),. Be
5
: 3 R- x
%
E* a
Er
g
E Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin etc, 147
Französische Rothweine. _
IX. St. Estephe, 1874.
Spec. Gew. — 0,997, Säure — 0,600 %,, Alkohol —
9,00%, , Abdampfrückstand = 2,976 °/,, Asche — 0,280 J,,
Glycerin = 1,038 |,.
X. Cantenac, 1874.
Spec. Gew. = 0,995, Säure — 0,600 %,, Alkohol =
7,875 %,, Abdampfrückstand — 2,608 %/,, Asche — 0,236 /,,
Glycerin — 1,408 ),.
XI. Gr. Moulis, 1875.
Spec. Gew. —= 0,995, Säure — 0,600 °),, Alkohol =
10,13 %/,, Abdampfrückstand — 2,380 %%,, Asche — 0,240 /,,
Glycerin = 0,874 %,.
XH. Ponjeaux, 1875.
Spec. Gew. — 0,995, Säure — 0,600°%,, Alkohol =
8,625 °%,, Abdampfrückstand —= 2,534 %,, Asche — 0,216 %,,
Elycezn — 1,102 ),.
Französische Weissweine,
XII. Barsac, 1869.
Spec. Gew. — 1,020, Säure — 0,430 °/,, Alkohol =
10,50 %,, Abdampfrückstand — 5,020 °/,, Asche — 0,410 %,,
eilycerin — 1,537 5.
XIV. Sauternes, 1865.
Spec. Gew. — 0,996, Säure — 0,592°/),, Alkohol —
10,875, Abdampfrückstand —= 3,700 %,, Asche = 0,295 /,,
Glycerin — 1,150 %-
Auctions weine.
Herr Kaufmann Schulze hier, in Firma Bartels & Söhne,
dessen Vermittelung ich auch die französischen Weine ver-
danke, kaufte auf einer hiesigen, von auswärts angestellten
Auction Rothwein, Pontet Canet, und Champagner, beide weit
unter dem möglichen Preise.
XV. Auctions-Rothwein.
Spec. Gew. — 0,992, Säure —= 0, 980 %,, Alkohol —=
9,65%, Abdampfrückstand — 2,376 °/,, Asche = 0,198 %/,,
"Glycerin — 0,620 %,. ;
a 1 %
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148 E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen au! Rn
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Schon oben wurde bemerkt, dass der Farbstoff sic hals
ein Gemisch von Heidel- und Hollunderbeeren erwies; das S
specifische Gewicht, der Alkoholgehalt, das Extraet sind.
annähernd in gleichem Verhältnisse da, wie bei den ächten
französischen Weinen, dagegen findet sich auffällig mehr Säure a
vor, welche auf einen sauren Wein Norddeutschlands schliessen
lässt. Bei der Ausscheidung des Glycerins aus dem mit
Kalk im Uebermaass versetzten eingetrockneten Wein durch
90%, Alkohol, wurde ein trübes Gemisch erhalten, was bei
dem Eintrocknen im Wasserbade fast gelatinös wutde und
trocken 1,270 °/, betrug. Br
Dieser Rückstand gab dann an eine Mischung von Aether e:
und Alkohol nur reines Glycerin ab, welches nach dem Ver- x
dunsten 0,620 °/, betrug, der rückbleibende Dextrin ähnliche x
Körper dagegen 0,650 %,. 4
Jedenfalls lag hier der Beweis vor, dass nicht reiner
Wein zu diesem Fabrikate gebraucht worden war, da alle
bisher untersuchten ächten Weine stets völlig reines Glycerin 4
schon bei Behandlung mit starkem Alkohol ergeben hatten.
Der dickschleimig in Wasser sich lösende Körper verhielt |
sich sehr ähnlich dem Dextrin und wurde nach den Unter- %
suchungen von Neubauer (s. d. Zeitschr. 1876. Bd. 209. =
S. 474) für den unvergährbaren Körper des Stärkezuckers 2
gehalten, ergab jedoch im Polarisationsapparate weder Links- 5
noch Rechtsdrehung.
XVI. Champagner.
Auch diese Probe war für viel zu niedrigen Preis in der %
Auction gekauft worden und gab nunmehr folgende Zahlen: Bi:
Spec. Gew. — 1,042, Säure 0,600 %,, Alkohol — 12,0%,
PEN = 15,246 %,, Asche‘ — 0,165 %,. yes R
rin — 0,09°, und Dextrin ähnlicher Körper = 0,19 or Y:
letzterer war abermals ohne Drehungsvermögen.
Dass man bei den gewöhnlichen Champagnerfahrikaieni ;
viel Zucker zufügt und oft gar keinen Wein, ist bekannt und 32
daher auf die Untersuchung analog den Weinen wohl weni- e-
ger Gewicht zu legen. =
E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin etc. 149
R: Der bedeutende Abdampfrückstand bestand fast nur aus
Zucker, derselbe wurde durch viel Kalk an letztern gebun-
_ den und in Alkohol unlöslich, so dass auch hier die Scheidung
_ des Glycerins gelang. Die so geringe Menge von Glycerin,
wie von dem begleitenden Körper dürfte als Beweis gelten,
wie wenig Wein dieser Champagner gesehen hatte. Die den
guten Weinen entsprechende Säure war jedenfalls künstlich
zugefügt worden und der verwendete Zucker rein, da die
Asche noch weniger beträgt, als bei den gewöhnlichen reinen
Weinen.
Jenaer Weine.
XVDH. Weisswein, 1870.
Derselbe war mir schon 1871 als völlig reiner Wein
übergeben worden.
Spec. Gew. 0,994, Säure —= 0,507 %,, Alkohol =
7,875 °),, Abdampfrückstand — 2,250 °),, Asche = 0,230 °/,,
Glycerin = 0,543 9.
Die Zahlen stimmen mit dem reinen Weine überein,
nur das Glycerin beträgt 50 Proc. weniger und lässt die
Säure natürlich im Geschmack mehr vorwalten.
XVII Weisswein, 1874, mit etwas Rohrzucker ver-
süsst und gallisirt.
Spec- Gew. —- 0,998, Säure — 0,615°%,, Alkohol —-
5,25 %,, Abdampfrückstand = 1,950 %/,, Asche — 0,262 /,,
Glycerin — 0,322 9).
Das Glycerin war völlig rein, beträgt jedoch sehr wenig
und kennzeichnet die Verdünnung des Mostes mit Wasser;
natürlich zeigt dasselbe die geringe Menge der Säure, da bei
uns nur in sehr guten Jahren ein Säuregehalt von 0,6%,
erreicht wird, gewöhnlich 0,8— 1,1 /,.
XIX. Weisswein, 1874, mit Stärkezucker gallisirt,
Spec. Gew. = 1,006, Säure — 0,473 %%,, Alkohol —
6,57 %,, Abdampfrückstand — 3,850 %,, Asche = 0,180],
- Glycerin — 0,540 %/,, Dextrinähnlicher Körper = 0,100 ),.
; Der etwas grössere Gehalt an Abdampfrückstand und
_ die immerhin noch geringe Menge Alkohol erhöhen das spec,
Gew. über 1,000. gering, aber auch das R k
cerin und endlich tritt sofort wieder der früher bemerkte
Begleiter des Zuckers auf, welcher die Neubauer’ schen
Angaben bestätigt, dass mit gewöhnlichem Stärkezucker galli-
sirter Wein so erkannt werden kann.
XX. Rothwein, 1876.
Spec. Gew. 0,999, Säure = 0,600 °/,, Alkohol = 4,20 %,,
Abdampfrückstand — 2,230°,, Asche = 0,275 °/,, Glycerin
A355,
Das Glycerin war rein, aber bestätigt wiederum, dass
hiesige Weine weit weniger davon enthalten, als die in bes-
seren Verhältnissen erzielten Rhein- oder französichen Weine,
so dass der auflällig stark saure Geschmack hiesiger Producte
auch durch dem Mangel von Glycerin mit bedingt erscheint.
XXI Aepfelwein aus Frankfurt a/M. 1875.
Spec. Gew. — 1,00, Säure = 0,483%),, Alkohol —
4,40 %,, Abdampfrückstand = 2,413 °/,, Asche = 0,394 %,,
Glycerin = 0,744 %,.
In Tabelle gestellt giebt dies folgenden Vergleich:
Rheinweine,
Weinsorte. Spec.Gew. Säure. Alhohol. Extract. Asche. Glycerin.
Nierst. Kranzb. 1875 0,99% 0,410 9,95 2,794 0,260 1,326
Nackenheimer 1874 0,993 0,420 8,63 2,536 0,216 0,978
Nierst. Brudersb. 1874 0,993 0,533 9,90 2,268 0,228 1,368
(Auslese).
Michelsb. Auslese 1874 0,990 0,495 11,00 2,500 0,188 1,158
Rauenthaler 1874 0,996 0,683 8,63 3,020 0,210 1,196
Nierst. Rehbach 1770 0,995 0,580 9,69 4,195 0,250 1,498
(Auslese).
Hochheimer Berg 1870 0,993 0,713 9,90 2,630 0,214 0,978
Gräfenberger 1868 1,000 0,517 9,90 4,390 0,190 1,664
Französische Rothweine.,
St. Estöphe 1874 0,997 0,600 9,00 2,976 0,280 1,038
Cantenac 1874 0,995 0,600 7,88 2,608 0,236 1,408
Gr. Moulis 1875 0,995 0,600 10,13 2,380 0,240 0,874
Ponjeaux 1875 0,995 0,600 8,63 2,534 0,216 1,102
‚ı Französische Weissweine.
Barsac 1869 1,020 0,430 10,50 5,020 0,410 1,537
Sauternes 1865 0,996 0,592 10,88 3,700 0,295 1,150
PR Tr
rn yelaı hi Eu Ei a 2.
E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin etc. 151
Auctionsweine.
Weinsorte, Spee.Gew. Säure. Alkohol. Extract. Asche. Glycerin.
Rothwein 0,992 0,980 9,65 2,376 0,190 0,6201
Champagner 1,042 0,600 12,00 15,246 0,165 0,0902
Jenaer Weine.
Weisswein 1871 0,994 0,507 7,88 2,250 0,230 0,543
Desgl. 1874 0,998 0,615 5,25 1,950 0,262 0,322
(mit Rohrzucker).
Desgl. 1874 1,006 0,473 6,57 3,850 0,180 0,5403
(mit Stärkezucker).
Rothwein 1875 0,999 0,600 4,20 2,230 0,275 0,435
Frankfurter Aepfelwein.
1875 1,000 0,483 440 2,413 0,394 0,744
Dieser Vergleich ergiebt zunächst das sehr brauchbare
Resultat hinsichtlich des Glycerins, dass unsere hiesigen (mehr
nördlich gelegenen) Weingegenden weit weniger Glycerin
erzeugen; bei den zur Untersuchung gezogenen Rheinweinen
schwankt das Glycerin zwischen 0,978 — 1,669, bei den
französischen Weinen zwischen 0,874— 1,537, die Jenaer
Weine ergeben 0,322 — 0,540. Der hier meist völlig unver-
mischt gährende Rothwein enthält 0,435 Proc. Der künstlich
gefärbte Rothwein aus der Auction giebt auch nur 0,620 Proc.
Glycerin, verräth also deutlich den Ursprung und das jeden-
falls völlige Kunstfabrikat Champagner enthält überhaupt fast
gar kein Glycerin. .
Wenn man auch hier und da eine Beziehung zwischen
Alkohol und Glycerin zu bemerken glaubt, oder zwischen
Abdampfrückstand und Glycerin, so ist es doch nicht möglich,
einen festen Anbaltepunkt zu gewinnen. Man könnte wohl
den Satz aufstellen, dass starke, gute, unverfälschte Weine
aus der Rheingegend, wie aus Bordeaux 1— 1,5 Proc. Gly-
cerin enthalten. Für andere Lagen müssen die Untersuchun-
gen noch angestellt werden.
1) und 0,650 °/, dextrinähnlichen Stoff.
2) Desgl. mit 0,190...
3) Desgl. 0,100.
ar er
a Balz ;
lung des Abdampfrückstandes mit Kalk und ln
hol reines farbloses Glycerin. en,
Mit Stärkezucker gallisirte Weine zeigen bei Gere
Behandlung ein Gemenge von Glycerin mit einem Dextrin
ähnlichen Körper, jedenfalls denselben, welchen Neubauer Br
gleichfalls beobachtete. Dieser Keere kann leicht vom Br
cerin durch Behandlung mit einer Mischung von Alkohol und
Aether geschieden werden, in welcher sich dann nur das
reine Glycerin löst,
Hinsichtlich der optischen Birenschahen dieses Glycerin
ähnlichen Körpers wurde bei dieser Untersuchung stets eine
Indifferenz beobachtet. Weine, direct auf die Polarisation
geprüft, gaben oft dasselbe indifferente Verhalten, namentlich
der thatsächlich mit Stärkezucker gallisirte jenenser Wein
polarisirte sogar deutlich nach links. Demnach sind diese
optischen Prüfungen erst noch weiter zu verfolgen, verspre-
chen aber wahrscheinlich brauchbare Resultate.
m
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute
5
der Universität Dorpat. R
Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi-
harze, Harze und Balsame. %
2%
Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn, =
(Fortsetzung.) gr
Anhang I. -
Balsam, Terebinthinae. Es wurde untersucht:
1) Terebinthina veneta aus der Sammlung des phar-
maceutischen Institutes. =
2) Terebinthina communis aus derselben Sammlung.
3) Terebinthina communis ebenfalls aus derselben
Sammlung.
Ge “ ER u Bee ar ILS : Ro ?
d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 153
Alkohol, Aether, Aether-Alkohol, Oloroform :
und Bleiacetatlösung verhielten sich ebenso wie bei den
Coniferenharzen.
Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung von No. 1
grünlich, No. 2 u. 3 bräunlich.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine trübe Mischung. i
Salzsäure-Alkohol, conc. engl. Schwefelsäure,
die Lösung in Schwefelsäure gegen Alkohol und Wasser,
sowie Natroncarbonatlösung zeigten auch hier diesel-
ben Erscheinungen wie bei den Coniferenharzen.
| Chlorkalklösung sowie die Prüfung auf Schwefel,
Stickstoff, Umbelliferon und Zimmtsäure gaben auch
hier negative Resultate.
Petroleumäther löste die Balsame bis auf einen sehr
geringen Rückstand und es entfärbte sich Jodlösung beim
Zufügen unter Abscheidung von braunen Flocken.
Chloralreagens gab sowohl mit dem Balsam, wie mit
dem Verdunstungsrückstande der Petroleumätherlösung bei
No. 1 anfangs schwach gelbliche in Rothviolett übergehende
Färbung; diese wurde allmählig immer intensiver und am
Rande bläulich. Bei No. 2 u. 3 war zuerst eine grüne Fär-
bung zu beobachten, in welcher allmählig rothviolette Streifen
entstanden und es ging schliesslich die ganze Mischung in
Rothviolett über und bildete sich auch dabei ein blauer Rand.
Anhang II.
Im Anschluss an die ebenbesprochenen Coniferenharze
und -balsame will ich hier gleich einige Bemerkungen
über die
Resinaorenburgensis*)machen. Die mir vorliegende
Probe, welche der Sammlung des pharmaceutischen Institutes
*) Ist nach Geiger und Martius das bei Waldbränden im südlichen
Russland aus Lärchenbäumen ausfliessende, durch die Hitze veränderte
Harz. Geiger, Handbuch der Pharmacie. 2. Auflage. 1843. Band II.
Ersänzungsband pag. 290.
„ angehört, bildet unregelmässig geformte (wie geschmolzene) 5:
Massen von schwarzbrauner Farbe. Bruch eben und glän-
zend. Splitter sind an den Rändern durchscheinend. Der
Geruch ist Vanilla-ähnlich, geht aber beim Verreiben zwischen
den Fingern in einen dem Ol. Pini silv. ähnlichen über. Das
Pulver ist hellbraun gefärbt.
Alkohol löste dieses Harz bis auf die vorhandenen
Pflanzenüberreste zu einer gelbbraun gefärbten Lösung.
Bleiacetat gab mit dieser Lösung einen Niederschlag,
der sich beim Kochen nicht löste,
Eisenchlorid färbte dunkelgrün.
Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen
Lösung eine trübe Mischung.
Aether-Alkohol verhielt sich ähnlich dem Alkohol
(die Lösung war trübe).
Aether und Chloroform lösten nur geringe Mengen
und färbten sich dabei schwach gelb.
Bromlösung färbte bräunlich.
Salzsaurer Alkohol löste allmählig mit brauner Farbe.
Conc. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraun
gefärbte Lösung, die mit Alkohol klar und violettgefärbt
wurde. Wasser fällte aus der Schwefelsäurelösung Harz in
schmutzig violetten Flocken.
Natroncarbonatlösung gab schon bei gewöhnlicher
Temperatur einen hellgelb gefärbten Auszug; durch Kochen
wurde ein dunkler gefärbter erhalten. Beim Uebersättigen
mit Essigsäure wurden in beiden Fällen Flocken gefällt.
Auch hier gab Chlorkalklösung, so wie die Prüfung
auf Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbel-
liferon durchaus negative Resultate.
Der mit Petroleumäther erhaltene Auszug war farb-
los, veränderte die Farbe der Jodlösung nicht und hinter-
liess beim Verdunsten einen fast farblosen Rückstand, dessen
Menge bei 120° C. getrocknet 4,29 °/, vom Gesammtgewichte
der Drogue betrug.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
vor dem Erwärmen auf 120° C. allmählig blauviolett,
TE ER TR ER
ev
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 155
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
gelbbraun.
Fasst man die erhaltenen Resultate zusammen, so erhält
man Folgendes:
1) Eisenchlorid färbt die Alkohollösung grün.
2) Alkohol löst vollkommen.
3) Chloroform und Aether lösen nur wenig, ebenso Pe-
troleumäther (4,29 °/,.)
4) Die Lösung des Harzes in Schwefelsäure giebt mit
Alkohol eine klare violette Mischung. Wasser fällt aus der
Schwefelsäurelösung Harz in missf. violetten Flocken.
5) Bleiacetat giebt einen Niederschlag, der sich beim
Kochen nicht löst.
6) Natroncarbonatlösung löst zum Theil schon bei gewöhn-
licher Temperatur.
7) Die Farbe der Jodlösung wird durch den Petroleum-
ätherauszug nicht verändert.
8) Chloralreagens färbt den Verdunstungsrückstand des
Petroleumätherauszuges blauviolett.
Von diesen aufgezählten Reactionen besitzt Resina oren-
burgens. nur noch die unter No. 2, 5 u. 6 aufgezählten mit
den Üoniferenharzen gemeinsam, während die Uebrigen ab-
weichend sind.
-
Anhang III.
Als Beleg dafür, dass sich Öoniferenharze und Balsame
leicht als Beimengung harziger Droguen erkennen lassen,
diene Folgendes:
Vor einiger Zeit erhielt ich ein aus St. Petersburg
bezogenes
Galbanum depuratum, welches sich durch die weiche
Consistenz, die es dem frischen persischen Galbanum ähnlich
machte, und die Halbdurchsichtigkeit auszeichnete. Der
Geruch dagegen deutete auf levantisches Galbanum, dessen
Gegenwart auch durch die folgende Untersuchung bestätigt
wird. —
Alkohol, Aether, Chlorofom lösten das Harz bi S
auf einen geringen Rückstand.
Bleiacetat gab einen starken Niederschlag, der sich
beim Erwärmen nur wenig löste. (Beim unverfälschten Gal-
banum entsteht nur eine Trübung.)
Eisenchlorid färbte dunkler.
Natroncarbonatlösung gab einen gelblichen Auszug
aus dem durch Essigsäure Flocken gefällt wurden. (Galbanum
giebt einen Auszug, welcher von Essigsäure nicht gefällt wird.)
Schwefel konnte nicht nachgewiesen werden. (Abwe-
senheit von Sagapen etc.)
Chlorkalklösung färbte das Harz nicht. (Abwesen-
heit von Ammoniak.)
Eine Probe des Harzes mit Alkohol befeuchtet und mit
Salzsäure oder Salpetersäure übergossen, gab eine
rosa Färbung, welche in Violett überging (wie levantisches
Galbanum.)
Petroleumäther löste grössere Mengen und gab
einen gelblich gefärbten Auszug, der Jodlösung sofort ent-
färbte unter Abscheidung von braunen Flocken. (Beim ächten
Galbanum ist der Auszug farblos und derselbe verändert die
violette Farbe der Jodlösung nicht.)
Beim Verdunsten des Petroleumätherauszuges hinterblieb
eine grosse Menge eines gelblich gefärbten Rückstandes, wel-
cher nach Terpenthin und Galbanum roch.
Salzsäure und Salpetersäure gaben mit diesem
Rückstande dieselben Färbungen, wie das Harz (also Reac-
tionen d. levantischen Galbanum.)
Bromdämpfe färbten gelb (wie levantisches Galbanum.)
Fröhde’s Reagens löste mit gelbbrauner Farbe (wie
das gegenwärtig im Handel erscheinende levant. Galbanum.)
Chloralreagens anfangs grün, allmählig bildeten sich
violette Streifen, die in blauviolette übergingen, und ging
schliesslich Alles in Dunkel-blauviolett über. Die quantita-
tive Analyse, welche nach derselben Methode wie das Gal-
banum, Ammoniak etc, ausgeführt wurde, gab folgende Re-
sultate :
id. acheohn, ae 2. nie d. es Gummiharze ete. 157
1,3g. gaben an Petroleumäther 0,725 g. = 56,54 9),
Auf 120° 0. erwärmt hinter-
blieben - 0,532 - — 42,96%),
Hierauf wurden v. Aether gelöst 0,4367 -—= 33,40 -
Hierauf löste 95°), tiger Alkohol 0,0145 -—= 1,12 -
Nach dieser Behandlung extra-
hirte Wasser 0,0540 -=. 4,16 -
Der unlösliche Rückstand wog 0,0586 -—= 4,51 -
99,73 un
Der nach dem Erwärmen auf 120°C. hinterbliebene
Rückstand des Petroleumätherauszuges war spröde, löste sich
in Alkohol, Aether und Ühloroform.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung einen Nieder-
schlag, der sich beim Erwärmen nur wenig löste (wie die
Coniferenharze).
Natroncarbonatlösung gab einen gelblichen Auszug, welcher
von Essigsäure gefällt wurde (Coniferenharz).
Die grosse Menge (42,96 °),) des von Petroleumäther
extrahirten Harzes beweist die Anwesenheit eines in Petroleum-
äther leicht löslichen Harzes, wie Copal, Dammar, Mastix, Elemi,
Coniferenharz oder Balsam, Olibanum und einige andere.
Die Consistenz sowohl als auch das Verhalten gegen
Eisenchlorid und der Aetherlösung gegen Alkohol schliesst die
Anwesenheit von Copal, Mastix und Dammar aus, dazu kommt
- noch der Preis, welcher es eben nicht vortheilhaft erscheinen
lässt, eine Verfälschung mit den genannten Harzen auszufüh-
ren. Von diesem Gesichtspunkte aus sowohl, als auch durch
das Verhalten zu Natroncarbonat wie auch den Geruch des
Petroleumätherauszuges, können ebenfalls Elemi, Olibanum und
einige andere ausgeschlossen werden.
Es bleiben also nur noch die Coniferenharze und Terpen-
thine und sprechen für ihre Anwesenheit nicht allein der Geruch,
' sondern auch die meisten Reactionen. Nach diesen Resulta-
ten stehe ich nicht an, die vorliegende Galbanumprobe als
mit Terpenthin- verfälscht zu erklären und zwar nach der grossen
Menge des von Petroleumäther extrahirten Harzes auf die
‚Anwesenheit von mindestens 50 °/, zu schliessen. Die geringe
y‘ N
158 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gumnillaene A "-
Menge, welche von Wasser gelöst wurde (b. echtem levan-
tischem Galbanum schwankt sie zwischen 8— 15 °/,) sowie
der geringe unlösliche Rückstand (bei levant. zwischen 11 bis
23 %/, schwankend) macht es wahrscheinlich, dass das vorlie-
gende Galbanum depuratum in der Weise dargestellt worden,
dass gleiche Mengen käuflichen levantischen Galbanums und
gewöhnlichen Terpenthins zusammengeschmolzen und colirt
wurden.
VII. Canadahalsam lag mir in folgenden Proben vor:
1) Canadabalsam aus der Sammlung des pharmaceu-
tischen Institutes.
2) Canadabalsam aus der Martiny’schen Sammlung.
3) Eine als Bals. de Mecca bezeichnete Probe der
Martiny’schen Sammlung.
Alkohol und Aetheralkohol lösten nur zum Theil
mit Hinterlassung weisser Flocken.
Chloroform und Aether gaben eine klare Lösung.
Beim Versetzen der ätherischen Lösung mit Alkohol wurden
Flocken ausgeschieden.
Bromlösung, dem in Chloroform gelösten Balsam zuge-
fügt, gab keine besondere Erscheinung.
Bleiacetat gab mit dem alkoholischen Auszuge einen
Niederschlag, der sich beim Erwärmen bis zum Kochen nur
zum geringen Theil löste.
Eisenchlorid färbte nicht, rief aber nach einigen
Secunden eine Trübung hervor, welche beim Kochen wie auch
nach Zusatz von Aether verschwand.
Ammoniakflüssigkeit gab mit dem alkoholischen
Auszuge eine trübe Mischung.
Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit dem
Balsam gelbbraun.
Cone. engl. Schwefelsäure löste ebenfalls mit gelb-
brauner Farbe, aus welcher Lösung Alkohol Harz in hell-
braunen Klumpen und Wasser dasselbe in weisslichen Flocken
ausschied.
Natroncarbonatlösung färbte sich weder bei ge-
wöhnlicher Temperatur noch beim Kochen mit dem Üanada-
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig, Gummiharze ete. 159
We balsam. und wurde die kalt bereitete Lösung durch Ueber-
sättigen mit Essigsäure nicht getrübt, während bei dem
durch Kochen erhaltenen Auszuge eine geringe Trübung zu
bemerken war.
Negativ fiel die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff,
Zimmtsäure, Umbelliferon, sowie diejenige mit Chlor-
kalklösung aus.
Petroleumäther löste bis auf einen aus weissen Flocken
bestehenden Rückstand. Fügte man der Petroleumäther-
lösung mehr Petroleumäther zu, so entstand eine Trübung.
Jodlösung wurde sofort entfärbt unter Abscheidung
brauner Flocken.
Chloralreagens färbte sowohl den Balsam wie den
Verdunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges zuerst
gelblich, allmählig ging diese Färbung in Rothviolett über.
Fröhde’s Reagens und Schwefelsäure geben gelb-
braune Solutionen.
Die im Folgenden aufgeführten Reactionen wären nach
den eben erhaltenen Resultaten als charakteristisch für den
Canadabalsam anzuführen.
1) Alkohol und Aetheralkohol lösen nur zum Theil.
2) Die ätherische Lösung wird von Alkohol getrübt.
3) Bleiacetat giebt einen Niederschlag, der beim Kochen .
unlöslich ist.
4) Eisenchlorid giebt nach einigen Secunden eine Trü-
bung, welche beim Erwärmen wie nach Aetherzusatz ver-
schwindet. /
5) Natroncarbonatlösung nimmt bei gewöhnlicher Tempe-
ratur nichts auf.
6) Chloralreagens färbt gelblich, allmählig in Rothviolett
übergehend.
Als Unterscheidungsmerkmale des Canadabalsams vom
Terpenthin können hier sehr gut die unter No. 1, 2,4 u.5
aufgeführten Reactionen dienen. Das unter No. 5 aufgeführte
Verhalten könnte noch benutzt werden zum Nachweise einer
etwa vorkommenden Verfälschung mit Terpenthin, indem, wie
wir schon gesehen, Terpenthin schon bei gewöhnlicher Tem-
dd en nn
ng
Be .e o,;
Gummiharze ete.
at”
160 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig.
ä has 4
peratur, noch mehr beim Kochen, von Natroncarbonatlösung
aufgenommen wird und Essigsäure aus dieser Lösung Harz
in Flocken fällt. Bei einem unverfälschten Canadabalsam
darf entweder keine oder nur eine sehr geringe Trübung
eintreten.
VIII. Meceabalsam hatte ich in folgenden Proben zur
Verfügung:
1) Meccabalsam aus der Martiny’schen Sammlung.
2) Meccabalsam aus derselben Sammlung.
3) Meccabalsam von Gehe für die Sammlung des phar-
maceutischen Institutes bezogen.
4) Meccabalsam ebenfalls aus der Sammlung des phar-
maceutischen Institutes.
5) Meccabalsam aus derselben Sammlung.
Für die Aechtheit dieser Proben kann ich keine Verant-
wortung übernehmen.
Alle eben angeführten Proben des Meccabalsams lösten
sich in Alkohol und Aether fast vollkommen, die Lösung
war schwach trübe.
Aether-Alkohol gab eine klare Mischung. Die
ätherische Lösung wurde nach Zusatz von Alkohol klar.
Bleiacetat der alkoholischen Lösung zugefügt, gab
aus No. 2—5 eine schwache Trübung, welche beim Erwärmen
verschwand; No. 1 blieb nach Zusatz von Bleiacetat klar.
Eisenchlorid liess keine auffallende Veränderung
wahrnehmen.
Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung.
Chloroform löste vollkommen.
Bromlösung, dieser Lösung zugesetzt, färbte gelblich
und ging diese Färbung allmählig in ein helles Grün über.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit dem Balsam
hellbraun.
Schwefelsäure löste den Meccabalsam gelbbraun und
gab diese Lösung mit Alkohol eine trübe rothbraune, allmäh-
lig in Violett übergehende Mischung. Wasser fällte aus der
Schwefelsäurelösung Harz in weissen Flocken,
E Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 161
Natroncarbonatlösung gab dieselben Erscheinungen
wie beim Canadabalsam, nur wurde der durch Kochen er-
haltene Auszug beim Uebersättigen mit Essigsäure stärker
getrübt.
Auch hier war die Prüfung auf Stickstoff, Schwe-
fel, Zimmtsäure und Umbelliferon, sowie diejenige
mit der Ohlorkalklösung von negativem Erfolg.
Petroleumäther löste bis auf einen geringen Rück-
stand und es verhielt sich Jodlösung zu dieser Lösung,
so wie beim Canadabalsam angegeben.
Chloralreagens färbte auch hier den Balsam für
sich, wie auch den Verdunstungsrückstand der Petroleum-
lösung allmählig bei No. 1 blaugrün und bei No. 2 —5 grün.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens zeigten das-
selbe Verhalten wie beim Canadabalsam.
Auch hier will ich, der besseren Uebersicht wegen, die
wichtigsten Erscheinungen, welche der Meccabalsam gegen
Reagentien darbietet in Folgendem vorführen.
1) Alkohol und Aether geben eine fast vollkommene
Lösung.
2) Aether-Alkohol löst klar.
3) Bleiacetat giebt entweder keine oder nur eine geringe
Trübung, welche beim Erwärmen verschwindet.
4) Eisenchlorid giebt keine Reaction.
5) Chloralreagens färbt allmählisg blaugrün oder grün.
Die meisten (mit Ausnahme der des Aethers) der aufgeführ-
ten Reactionen können zur Unterscheidung des Meccabalsams
vom Canadabalsam benutzt werden. Die unter No. 2 und 3
aufgeführten Reactionen könnte man auch zum Nachweis
einer Verfälschung mit Canadabalsam benutzen, da Canada-
balsam, in ätherischer Lösung mit Alkohol versetzt, trübe
wird und Bleiacetat mit der alkoholischen Lösung einen
Niederschlag giebt, der sich beim Erwärmen nicht löst. Was
_ die Unterscheidung oder eine Verfälschung mit Terpenthin
betrifft, so können dazu das Verhalten der Natroncarbonat-
lösung, des Chloralreagens und des Bleiacetats benutzt
_ werden.
2 _ Arch. d. Pharm, XI. Bas. 2. Hifi. il
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IX. Copaivabalsam. Es wurden folgende $ orte
tersucht:
1) Balsamum Copaivae brasil. aus der Martiny”
schen Sammlung. Dünnflüssig und rheinweingelb gefärbt.
2) Balsamum Copaivae brasil. aus derselben Sam Im.
lung. Dunkler als die vorige Probe. y Aa
3) Balsamum Copaivae de Para 1867 von Gehe
für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen. 2
Farbe wie bei No. 1, aber dickflüssiger.
4) Balsamum Copaivae de Maranham gleichfalls
1867 von Gehe bezogen. Farbe wie bei No. 2 sonst wie
No. 3. .
5) Balsamum Copaivae von Gehe unter der Bereich
nung „Gurjonbalsam“ aus der Sammlung des pharmaceuti-
schen Institutes. Wie No. 4. Ist kein Gurjonbalsam, da
er in Benzin gelöst keine Fluorescenz zeigt, sowie beim
Erhitzen im zugeschmolzenen Glasrohr nicht dick wird und
die Flückiger'sche Reaction mit Salpeter- und Schwefelsäure “
nicht giebt, welche Reaction beim echten Gurjonbalsam ein- }-
treten muss, a
6) Balsamum Copaivae, aus der Sammlung des
pharmac. Institutes. Dunkelgelb, dickflüssig. BE
7) Balsamum Copaivae antillor., aus der Marin
schen Sammlung. Wie No. 1.
Alkohol gab mit allen Proben eine trübe Mischung E
(bei No. 2 war die Trübung nur schwach.) Ei
Aether-Alkohol gab mit No. 1, 2 und 7 eine klare =
Mischung, mit No, 3 eine trübe Mira
Aether und Chloroform eine klare Lösung.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung eine h
geringe Trübung, welche beim Erwärmen verschwand. Bi:
Ammoniakflüssigkeit fällte die alkoholische Lö-
Eisenchlorid rief keine Reaction hervor. E:
Bromlösung dem in Chloroform gelösten Balsam zuge-
fügt (3 Tropfen Balsam, 1 Cl. Chloroform und 5 Tropfen
chsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 163
'Bromlösung), färbt die Lösung der No. 1, 4 und 7 zuerst
gelblich, rasch in Violett und endlich Blau übergehend,
letztere Färbung änderte sich beim Stehen in Grün. No. 2,
3 und 5 blieben farblos, No. 6 grünlich gelb in bräunlich.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 1 rothbraun,
No. 3, 5 und 7 braun, No. 4 grünlich und endlich mit
No. 2 grün.
Conc. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraune
Lösung, welche sich mit Alkohol zu einer trüben braunen in
Rothviolett übergehenden Flüssigkeit mischte. Wasser der
Schwefelsäurelösung zugefügt, bewirkte Ausscheidung von
braunem Harz und Oel.
Schüttelte man Copaivabalsam mit Natroncarbonat-
lösung, filtrirte und übersättigte das Filtrat mit Essig-
säure, so wurde nur eine Trübung des Auszuges bemerk-
bar. In dem durch Kochen erhaltenen Auszuge wurde durch
Essigsäure eine stärkere Trübung hervorgerufen.
Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbelli-
feron liessen sich nicht nachweisen.
Chlorkalklösung gab negative Resultate.
Gleiche Volumina Copaivabalsam und Petroleum-
äther gaben eine klare Mischung, welche nach Zusatz von
mehr Petroleumäther (d. 3—4fachen Menge) bei No. 1—6
durch Abscheidung von Flocken getrübt wurde, No. 7 blieb
hierbei klar.
Jodlösung wurde sofort entfärbt unter Abscheidung
von braunen Flocken.
Chloralreagens färbte No. 1, 2, 4 und 7 zuerst
gelblich, durch Violett in Bräunlich übergehend, No. 3 und 5
zuerst rosa in Bräunlich, No. 6 röthlich in Bräunlich.*)
2 Das von Prof. Flückiger empfohlene Reagens auf
Gurjonbalsam. (Lösen 1 Tropfen des Balsams in 19 Tropfen
*) Nach Prof. Dragendorff giebt Ol. Copaivae folgende Reactionen;
Chloralreagens allmählig dunkelgrün, Bromlösung tiefblau, Salzsäure - Al-
kohol tief violettroth.
Ei”
n,,
’ * ze. Br
e 6 164 6 e Perg 2. Chem
Schwefelkohlenstoft und Zumischen eines Tropfens.
bei No. 3, 4 und 7 häiloee in Hellviolett,
in Bräunlich, No. 6 bräunlich. i
Die abgehandelten Copaivabalsamproben zeigen zu zu =
gentien ein verschiedenes Verhalten und will ich deschalb m
der besseren Uebersicht wegen folgendes Schema u E
I. Die ätherische Lösung mit Alkohol versehuhunn gi
eine klare Mischung (No. 1, 2 und 7.) Rn.
A. Bromlösung färbt den in Chloroform gelösten Bat
sam erst gelblich, rasch in Violett und Blau übergehend. 7
(No. 1 und 7.) B
a) Die Petroleumäthermischung mit dem 3fachen Vo
| lumen Petroleumäther versetzt, wird trübe (No. 1.)
ee ET
-
Balsamum Copaivae brasil. Be
b) Die Petroleumlösung giebt mit mehr Petr. eine klare
Mischung (No, 7.)
Balsamum ÜCopaivae antillor.
B. Bromlösung wird entfärbt (No. 2.)
Balsamum Copaivae brasil.
II. Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine trübe 2
Mischung (No. a:
E Rend (No. 4.)
Balsamum Copaivae Maranham.
B. Bromlösung färbt grünlich gelb (No. 6.)
Balsamum Üopaivae?
C. Bromlösung färbt nicht (No. 3 und 5.)
Balsamum Copaivae de Para.
| (Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.)
vate d. Salieylsäure. — Erschöpf. Bromirung aromat. Körper. 165
B. Monatsbericht.
Ueber Aethylderivate der Salieylsäure
berichtet Christ. Göttig,
I. Salicylsäuremonoäthyläther. Verfasser leitete Salz-
_ säuregas in eine alkoholische Lösung von Salieylsäure, so
lange dasselbe noch absorbirt wurde. Auf Zusatz von Was-
ser schied sich ein Oel aus, welches mit Kaliumcarbonat-
lösung gewaschen, dann getrocknet und durch Destillation
rein erhalten wurde.
Nach Ch. Göttig verläuft die Reaction folgendermaassen:
DrCB>0Hr1 HC — €2H>C1 7 H?0;
OH OH
a) CC H*® COoH + CO, GE! cooc2H5 + HCl.
I. Salicylsäurediäthyläther. Aus dem Monoäthyläther
erhielt Verfasser den Diäthyläther durch mehrstündiges Er-
hitzen der Kaliumverbindung ooHeOK e mit der äqui-
CO0C?H5 E
valenten Menge Jodäthyl auf etwa 160° im zugeschmolzenen
Glasrohre. Die erhitzte Masse wurde mit Wasser behandelt,
wobei sich der Diäthyläther als ölige Substanz ausschied.
Der Aether entsteht nach folgender Gleichung:
OK . 2, O0
oe! PI NL CE 000%
Der Salicylsäurediäthyläther ist eine farblose Flüssigkeit
von 1,1005 spec. Gew., deren Geruch an den des Wintergrün-
öls erinnert, reagirt neutral und ist in Wasser wenig, in
Alkohol jedoch in grösserer Menge löslich, (Ber. d. deutsch.
chem. Ges. IX, 1473.). BERDE
Erschöpfende Bromirung aromatischer Körper.
Emil Gessner übernahm, im Anschluss an die von
anderen Chemikern in der letzten Zeit ausgeführte erschöpfende
_ Chlorirung zahlreicher organischer Körper, die erschöpfende
d,h. bei möglichst hoher Temperatur durchgeführte Bromirung
166 Salzsaures Rosanilin.
verschiedener Körper aus der aromatischen Reihe. Or
Chlorirung wurden schliesslich immer wieder dieselben 3 bis iR
4 Chlorkohlenstoffe beziehungsweise Perchlorbenzol (Perchlor-
diphenyl), Perchlormethan und Perchloräthan erhalten. &
Benzol C6H®. Das höchste bisher bekannte Bromsub-
stitutionsproduct des Benzols ist das Pentabrombenzol. Zur
Darstellung von Hexabrombenzol liess Verfasser jodhaltiges
Brom tropfenweise in gekühltes Benzol fallen; es erfolgte
eine sehr heftige Entwicklung von HBr und war schon nach
kurzer Zeit eine krystallinische Masse — wahrscheinlich
C®H* Br? und C®H?Br®?. Diese Masse wurde in nicht zu
grossen Parthien mit überschüssigem Brom eingeschmolzen
und zunächst auf 80 — 100° erhitzt. Die Temperatur wurde
von 50 zu 50° allmählich auf 350 — 400° gesteigert. Nach
20— 30stündigem Erhitzen auf diese Temperatur hatte alle
Bromwasserstoffentwicklung aufgehört, nachdem im ganzen
eirca 150 Stunden erhitzt war. Das so erhaltene Endproduct
wurde mit wässriger Natronlauge extrahirt, um alles freie
Brom und Jod wegzunehmen, dann aus siedendem Toluol
umkrystallisirt, mit Alkohol ausgewaschen und zwischen zwei
Uhrgläsern sublimirt. Es war reines Perbrombenzol C® Br$,
in sehr schönen, langen, glänzenden Nadeln erhält man es
aus einer gesättigten, heissen Chloroformlösung. In Alkohol
und Aether ist C® Br® fast unlöslich.
Das Toluol C°H5 . CH? wurde ebenfalls erschöpfend
bromirt. Es entstanden als Endresultate Perbrombenzol und
Perbrommethan, entsprechend der Gleichung:
C®H5.CH® + 9Br? = C®Br6 + CBr* + 8HBr.
Das Azobenzo] (0° H°)? N? lieferte als einziges Reactions-
product Perbrombenzol, aller Stickstoff war somit abgespalten
und die Einwirkung des Broms nach folgender Gleichung vor
sich gegangen:
CSH>N
| + 11Br?.= 20®Br® + 10HBr + N2
C°H5N
(Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1505.). 0. J.
Salzsaures Rosanilin.
Wir entnehmen einem Berichte von Wurtz über Ros-
anilin und Fuchsin Folgendes: |
Der unter dem Namen Rosanilin bekannte Körper ent-
steht durch Oxydation, resp. durch Wasserstoffentziehung
* a
Salraaures Bosanilin. 167
_ aus einem Gemisch von Anilin und Toluidin. 2C’H®N +
CsH’N + 30 = C2°H!?N® + 3H2O.
Die Technik führt diese Oxydation auf 2 wesentlich von
einander verschiedene Arten aus.
Entweder es wird das Anilin des Handels, d.h. eine
Mischung von Anilin und Toluidin, mit einer concentrirten
Arsensäurelösung der Wirkung gespannter Dämpfe in eigens
dazu construirten Kesseln, die ein zeitweiliges Umrühren der
Masse gestatten, ausgesetzt. Bei dieser Operation bildet sich
im Wesentlichen arsenigsaures und arsensaures Rosanilin, die
durch Wasser unter Mitwirkung gespannter Dämpfe aus der
Masse ausgezogen werden. Um aus diesem Arseniat und
Arsenit das Ohlorhydrat des Rosanilins zu erhalten, wird de-
ren Lösung mit viel Meersalz versetzt, was eine doppelte
Wirkung ausübt.
Erstens vollzieht es die Umsetzung in Chlorhydrat und
2tens bewirkt es die Ausscheidung dieses, indem es in con-
centrirter Salzlauge unlöslich ist. Die arsenige und Arsen-
säure werden bei diesem Vorgang an Natron gebunden und
bleiben in Lösung, während das Chlor des Chlornatriums mit
dem Rosanilin zu COhlorhydrat zusammentritt, welch letzteres
sich -in der Salzlösung auf der Oberfläche ausscheidet. Es
wird nun gesammelt und aus kochendem Wasser umkry-
stallisirt.
Aus der Mutterlauge wird durch Fällen mit Soda, Wieder-
auflösen in Salzsäure und Ausscheidung durch Kochsalz
eine gelbliche Handelssorte dargestellt, die neben Rosanilin
noch Chrysanilin enthält.
Um aus dem Chlorhydrat reines Rosanilin abzuscheiden,
behandelt man mit Natronhydrat in der Wärme und erhält
beim Abkühlen Rosanilin ausgeschieden in wenig gefärbten
Krystallen. Oder es wird das Chlorhydrat durch Kalkwasser
unter Druck in der Wärme zersetzt und aus den durch Ab-
kühlen erhaltenen Krystallen durch Alkohol das Rosanilin
aufgenommen, wobei das Chrysanilin zurückbleibt.
Die 2te Fabrikationsmethode des Rosanilins schreibt die
Behandlung von Toluidin-haltigem Anilin mit Nitrobenzol, Eisen
und Salzsäure vor. Das Anilin wird hierbei nicht direct
durch die Nitrogruppe des Nitrobenzols oxydirt, es bildet
vielmehr das Eisen, resp. seine Oxydationsstufen den Sauer-
stoffvermittler zum Anilin.
Man nimmt an, dass bei der hohen Temperatur während
der Operation der chemische Vorgang in der Weise stattfinde,
E
A a a ne z EN NE
Platonitrite.
dass sich aus Eisen und Salzsäure Eisenchlorür bildet, dieses
oxydirt sich auf Kosten der Nitrogruppe und wird anderer-
seits wieder durch das Anilin reducirt, um sich sofort wieder
von Neuem von der Nitrogruppe oxydiren zu lassen. Dieser
Process geht beständig in einander über, bis sämmtliches Ani-
lin zu Rosanilin oxydirt ist. Im der hierbei resultirenden
Masse sind noch bei 25°, Anilin enthalten, welches entfernt
wird, indem man in Salzsäure auflöst, mit Kalk genau neu-
tralisirt und destillirtt. Es geht alsdann das Anilin mit den
Wasserdämpfen fort und das entstandene Chlorcalcium be-
wirkt die Ausscheidung vom Chlorhydrat des Rosanilins, das
nur noch aus heissem Wasser umkrystallisirt werden muss.
(Journal de Pharmacie et de Chimie. IV. Ser. Tom. XXIV.
pag. 18.). Dr. E..H2E
Platonitrite.
Ueber die interessanten Doppelnitrite von Platinoxydul
mit Kalium, Natrium, Ammonium, Silber u. s. w. berichtet
L. F. Nilson.
Kaliumplatonitrit. K?.4NO?. Pt krystallisirt in kleinen,
glänzenden, farblosen Prismen, K?.4NO2.Pt + 2H?O in
grossen verwitternden, rhombischen Tafeln. Das wasserfreie
Salz, welches man durch die Umsetzung 2KCl . PtC1?
+4KNO?= K?.ANO?.Pt + AKClI erhält, bildet das Material
für die Darstellung der übrigen Salze. Durch AgNO?® wird
es in Silberplatonitrit, dies durch BaCl? in Bariumplatonitirt
übergeführt und aus diesen beiden Salzen lassen sich dann
die übrigen durch doppelte Zersetzung mit äquivalenten Men-
gen Chloriden und Sulfaten darstellen,
Rubidiumplatonitrit. Rb?.4NO?,Pt u. Rb?.ANO?. Pt
+ 2H?O sind den entsprechenden Kaliumverbindungen voll-
kommen ähnlich.
Ammoniumplatonitrit. (NH®)?. ANO?.Pt + 2H?O
bildet brillante, farblose, luftbeständige, prismatische Krystalle.
Natriumplatonitrit. Na?.4NO?.Pt krystallisirt in lan-
gen, farblosen, luftbeständigen Prismen.
Silberplatonitrit. Ag?2.ANO2.Pt bildet schöne, gelbe,
monokline Prismen, die sehr schwer löslich sind. Um diese
Verbindung kaliumfrei zu erhalten, muss sie wenigstens drei-
mal mit überschüssigem AgNO® umkrystallisirt werden.
_ Aromatische Arsenverbindungen. 169
| Caleiumplatonitrit. Ca.ANO?. Pt + 5H?0. Gelb-
liche, dünne, leicht lösliche Prismen, die an feuchter Luft
beständig sind, an trockner verwittern.
Strontiumplatonitrit Sr. 4NO?. Pt + 3H?O krystallisirt
in schwach gelblichen, grossen, fettglänzenden Tafeln; ebenso
das Bariumplatonitrit.
Manganplatonitrt. Mn. ANO?.Pt + 9H?O bildet
grosse, schön rosenrothe, vierseitige Prismen, die beim Auf-
bewahren an der Luft allmählig dunkler werden.
_Cobaltplatonitrit. Co. ANO?. Pt + 8SH?O krystallisirt
in prachtvollen, rothen Tafeln, die luftbeständig und leicht
löslich sind. Das ebenso zusammengesetzte Nickelplatonitrit
bildet schön grüne Tafeln. Alle drei letzteren Salze werden
beim Erhitzen auf 100° zersetzt.
Cadmiumplatonitrit. Cd.4ANO?.Pt + 3H?0O. Grosse,
glänzende, schwach gelbe Prismen, die luftbeständig und leicht
löslich sind. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1722.) ©. J.
Aromatische Arsenverbindungen.
Phenylarsenchlorür C6H5AsCl? erhielt A. Michaelis
durch Einwirkung von Arsenchlorür auf Quecksilberdiphenyl.
Nach einstündigem Erhitzen am Rückflusskühler war die
Reaction beendet, es hatte sich ein schwerer Niederschlag
abgesetzt (Sublimat) und die Flüssigkeit eine dunkle Farbe
angenommen. Die Flüssigkeit wurde decantirt, der feste
Rückstand mit As Cl? ausgezogen und 0° H AsCl? von dem
überschüssigen AsOl? durch fractionirte Destillation getrennt.
Die Reaction verläuft nach der Gleichung:
2AsCl® + Hg(C°H5)? = 2C°H>’As0Ql? + HgCl2.
Das Phenylarsenchlorür ist eine farblose, stark lichtbre-
chende Flüssigkeit, die an der Luft raucht, von Wasser nicht
verändert, aber von Alkalien leicht gelöst wird, wahrschein-
lich nach folgendem Schema:
CEH>AsCl? + 2K?0O = C$H°As(OK)? + 2KÜl.
Phenylarsentetrachlorid. Das Phenylarsenchlorür addirt
sehr leicht unter starker Wärmeentwicklung Chlor beim Sät-
tigen mit Chlorgas; das überschüssige Chlor wird durch Koh-
lensäure entfernt. Es entsteht flüssiges Phenylarsentetrachlo-
rid, C®H®AsCl*, welches sich mit Wasser lebhaft zersetzt,
indem zuerst, wie es scheint, ein festes Oxychlorid gebildet,
das mit mehr Wasser leicht in die Monophenylarsinsäure
10
C5H5 AsO(OH)? übergeht. Dieselbe A sah lich 6
in langen, weissen Nadeln, ist in kaltem H?O ziemlich, in
heissem sehr leicht löslich.
Bei der fractionirten Destillation des O° H°AsCl? blieb
immer ein höher siedender Rückstand; durch wiederholte
Destillation und Filtration gereinigt, bildete er eine dicke
ölige Flüssigkeit und erwies sich als Diphenylarsenchlorür
(C® H5)? AsCl. |
Diphenylarsentrichlorid (C® H5)?AsCl?: Das Diphenyl-
arsenchlorür addirt sehr begierig unter starker Erwärmung
Chlor und wird zu obigem festem Trichlorid. (C® H°)? AsQl®
ist gelb, schmilzt bei 174° und erstarrt krystallinischh Mit
H?O zersetzt es sich beim Erwärmen, indem zuerst eine
Flüssigkeit, wahrscheinlich das entsprechende Oxychlorid ent-
steht, welches bei längerem Kochen weiter zersetzt wird.
Bei Erkalten krystallisirt in feinen Nadeln die Diphenylarsin-
säure (0° H°)? AsO(OH), welche in kaltem Wasser schwer,
in heissem leicht löslich ist. Die mit Ammoniak neutralisirte
Lösung giebt mit AgNO? einen weissen Niederschlag von
Diphenylarsinsaurem Silber (C#H°)?AsO (OAg). (Ber. d
deutsch. chem. Ges. IX, 1566.). 0. J.
Einwirkung des Broms auf Natriumäthylat.
M. Barth liess Brom in Dampfform auf Natriumäthylat
C?H5ONa einwirken, indem die Bromdämpfe durch eine
Bunsen’sche Wasserluftpumpe aus einer Flasche mit flüssigem
Brom in den Entwickelungskolben gesogen wurden. Als Re-
sultate der Einwirkung liessen sich constatiren: Essigäther,
Bromwasserstoffsäure, Bromal, Bromäthyl, wenig bromsaures
Natron und Bromnatrium. Eine Erklärung für diese Beobach-
tungen lässt sich nach dem Verfasser finden, wenn man die
Einwirkung des Broms auf das Aethylat nach drei Seiten hin
betrachtet:
1) Entziehung des Natriums, Verbindung mit dem Aethyl
als solchen, unter Bildung von Bromnatrium, Bromäthyl und
bromsaurem Natron, welches letztere sich während der ersten
heftigeren Einwirkungen allerdings zersetzt und nur bei der
zuletzt eintretenden weniger heftigen Absorption erhalten
bleibt:
30?H°>ONa + 6Br = 3C?H5Br + 2NaBr + NaBrO®,
2) Oxydirende Einwirkung des Broms unter Bildung von
Essigäther, Bromnatrium und Bromwasserstoff;
Alizarin aus Anthracensulfosäure. SER
3C?H°ONa + 4Br = 2NaBr + 2HBr + CH?CO0C?H°.
3) Oxydirende und zugleich substituirende Wirkung, indem
das Brom das 0?H° ONa in Bromnatrium, Bromwasserstoff
und Aldehyd zersetzt und in dem Aldehyd zugleich drei
Wasserstoffatome substituirt, so dass daraus Tribromaldehyd
oder Bromal wird:
C2H5ONa + 8Br — NaBr + AHBr + CBr3COH.
(Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1455.). ©. J.
Alizarin aus Anthracensulfosäure,
darzustellen, hält Auerbach für unmöglich, weil die Anthra-
_ censulfosäure durch Oxydation kein Anthrachinon, sondern
nur eine isomerische Sulfosäure neben Anthrachinonsulfo-
säure gebe.
Wird Anthracen mit Chlor behandelt, so entsteht ein
Körper, welcher 2 H-Atome gegen 2 Cl- Atome ausgetauscht =
hat (Dichlor-anthracen). Durch Oxydationsmittel wie Or O3,
MnO? etc. wird Chlor aus und Sauerstoff nach folgender For-
mel eingeschoben.
EB Hr TS RJSAEE
C—-C 0—C
N Br
HC CH HC CH
N NED
=C C=C
A ek
E10, 0. Cl 0—- 6-00
I NZ
|
06 C—C
en
HC CH HO CH
N 00% BG
—t C—6
HH HH
Diehlor - Anthracen. Anthrachinon.
Wird nach Perkin Dichlor-Anthracen mit SO3 behandelt,
so entsteht zunächst Dichlor-sulfo-anthracensäure durch wei-
tere Behandlung mit SO? werden die Chloratome oxydirt, O
0
tritt an die Stellen des Chlors, SO? entweicht und es entsteht
Anthrachinon - bisulfo - säure. I
Wird Anthracensulfosäure oxydirt, so entsteht kein An-
thrachinon, sondern eine Anthrachinonsulfosäure. Es ist kein
Grund vorhanden , anzunehmen, dass die SO? irgend einen
anderen Platz in dem Anthracen einnehme, als das Chlor,
nur dass, bei der Oxydation der Anthracensulfosäure, die SO®
ihre Stellung wegen des Sauerstoffes verändert. Im Gegen-
theil muss der Sauerstoff in dieser Anthrachinonsulfosäure
anders gruppirt sein als in der, welche durch Behandlung
des Anthrachinons mit Schwefelsäure erhalten wird. Diese
beiden Säuren können nur isomerisch sein. Alizarin wurde
nach keiner dieser Methoden erhalten.
Verf. versuchte ferner Anthrachinonsulfosäure aus Bichlor-
anthracen - sulfosäure herzustellen. Anthracen wurde in An-
thracensulfosäure übergeführt und diese mit Cl erhitzt; die
Temperatur stieg auf 170° ohne Erwärmung. Die Sulfo-
säure wurde alsdann mit überschüssigem Cl erhitzt und um
Anthrachinonsulfosäure zu bilden mit überschüssiger SO3 bei
einer Temperatur von 220°. weiter erhitzt. Es bildet sich
eine braunrothe Sulfosäure, SO? und HCl entweichen und ein .
schwarzer unlöslicher Rückstand, welcher immer bei der Be-
reitung der Anthrachinonsulfosäure aus unreinem Bichlor-
anthracen erhalten wird. Das erhaltene Sulfosäuresalz ist
roth, wie das gewöhnliche anthrachinondisulfosaure Natron.
Mit Soda geschmolzen giebt es eine violette Schmelze; durch
eine Säure gefällt giebt es weder Alizarin noch irgend eine
andere Farbe.
Wenn die SO3 in der Anthracensulfosäure eine andere
Gruppirung hätte als das Cl in dem Bichloranthracen, dann
müsste das Cl den Platz des OÖ im Chinon haben. Wäre
dieses der Fall gewesen, so würde Verf. das gewöhnliche
Natronsalz der Anthrachinondisulfosäure und aus diesem Ali-
zarin erhalten haben. Da jedoch kein Alizarin erhalten wurde,
so ist bewiesen, dass die SO® in der Anthracendisulfosäure
dieselbe Stellung wie das Chlor in dem Bichloranthracen hat.
Die SO? in der Anthracendisulfosäure ist gebunden und
kann nicht durch das Chinon-oxygen ersetzt werden und
erhält desshalb, wenn sie . durch Hydroxyle ersetzt wird,
einen mit Alizarin isomeren aber nicht identischen Körper.
(The american Chemist. No. 66. December 1875. p. 223.).
Bl.
Einwirkung von Sulfarylchlorid auf Alkohole.
Lässt man nach Paul Behrend ein Molecül Alkohol
zu stark abgekühltem Sulfurylchlorid (ebenfalls 1 Mol.) tropfen,
so tritt unter Entweichen von HÜl lebhafte Reaction ein.
Das Reactionsproduct, eine schwere, ölige, schwach gelbliche
Flüssigkeit wird in Eiswasser gegossen und schliesslich über
Phosphorsäureanhydrid getrocknet, die Reaction verläuft nach
der Gleichung:
50>01? + 0?HsOH — 80: OU H° Hau
Lässt man umgekehrt SO?Cl? zum Alkohol tropfen, so dass
es also stets mit Alkohol im Ueberschuss in Berührung ist,
so entsteht neben dem Aethylschwefelsäurechlorid der neu-
trale Schwefelsäureäther nach folgender Gleichung:
SOC H> en ana O0CHr
so a + C?H°’OH = SO oc2H5 + HCl.
Durch Einwirkung von Methylalkohol auf Aethylschwe-
2H35
felsäurechlorid erhält man den gemischten Aether SO? a 3
In analoger Weise, wie beim Aethylalkohol, nur noch
heftiger, verläuft die Einwirkung von Sulfurylchlorid auf Me-
thylalkohol unter Bildung von Methylschwefelsäurechlorid.
Das vom Verfasser ebenfalls dargestellte Butylschwefelsäure-
chlorid unterscheidet sich wesentlich von den beiden anderen,
es zersetzt sich nemlich schon bei gewöhnlicher Temperatur,
indem es allmählig zu einer dunkelbraunen, klebrigen Masse
verharzt. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1334.). VE:
Reinigung der Baldriansänre.
Die aus Kartoffelfuselöl dargestellte Baldriansäure ist
häufig genug mit benachbarten Fettsäuren, sowie mit Bal-
driansäureamyläther stark verunreinigt. Zu ihrer Reinigung
empfiehlt Lescoeur, in zwei Aequivalenten derselben ein
Aequivalent neutrales baldriansaures Natron durch Erwärmen
aufzulösen. Beim Stehen an einem kühlen Orte scheiden
sich Krystalle von dreifach baldriansaurem Natron aus,
welche man auf porösen Steinplatten und zuletzt durch Pres-
sen zwischen Papier trocknet. Dieselben liefern bei der
Destillation zwischen 200 und 300 Grad eine völlig reine
ARE TEN
174 Chlor auf Acetonitril.— Ueberführ. d, Nitrileete. — Bernst
Baldriansäure. Was unter und über den bezeichneten Tem-
peraturgrenzen übergeht, muss “beseitigt werden. (Bulletin
de la Societe Chimique de Paris. Tome XXVIIL No.3.
pag. 104.). Dr. @. V.
Einwirkung von Chlor auf Acetonitril.
Nach G. Backunts wirkt Chlor weder in der Kälte
noch in der Wärme auf das Nitril ein, wohl aber bei Gegen-
wart von Jod, doch ist auch dann die Reaction eine sehr
träge. Nach fünftägigem Einleiten von Chlor wurde fractionirt,
wobei der grösste Theil zwischen 80— 90° überging. Die-
ses Destillat enthielt neben viel unverändertem Acetonitril
Trichloracetonitril. Bei der Zersetzung mit Kalilauge bildete
sich Chloroform. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1594.).
Ö. J.
Die direete Ueberführung der Nitrile in zusammen-
gesetzte Aether
geht nach H. Backunts und R. Otto leicht von Statten,
wenn man auf eine Lösung der Nitrile in absolutem Alkohol
Salzsäuregas einwirken lässt. Noch leichter gelingt den Ver-
fassern zufolge diese Ueberführung mittelst Schwefelsäure,
Sie stellten auf diese Weise aus Acetonitril Essigsäureäthyl-
äther, aus Propionitril Propionsäureäthyläther und aus Benzo-
nitril Benzo@säureäthyläther dar. (Ber. d. deutsch. chem. Ges.
IX, 1590.).
Zur Bernsteinsäurereihe.
Bourgoin legt der Academie des sciences einen Bericht
über seine auf dem Gebiete der Bernsteinsäurereihe ausge-
führten Studien vor. Wie wir demselben entnehmen, ist es
Bourgoin gelungen, beim Studium der Verhältnisse, unter
denen Bernsteinsäure und Aepfelsäure in einander übergeführt
werden können, 2 neue Säuren zu entdecken, denen er die
Namen ÖOxymalein- und Dioxymaleinsäure beigelegt hat.
(Journal de Pharmacie et de Chimie. IV. Serie. Tom. XX1II.
p. 433.). Dr. E. HA.
\
yinnu 8 v. Glyeolsäure. — Verbind. v. Chloralhydr. mit Camphor. 175
Gewinnung von 6Glycolsäure.
Crommydis erhielt reichliche Mengen von Glycolsäure
durch anhaltendes Erhitzen einer Oxalsäurelösung mit Zink-
spähnen und Sättigen des Filtrats mit Kalk. Aus dem so
gewonnenen glycolsauren Kalk werden durch doppelte Um-
setzung andere glycolsaure Salze dargestellt, aus diesen dann
aber die Glycolsäure selbst in krystallisirbarer Form abge-
schieden. (Bulletin de la SocieteE Chimique de Paris. Tome
EEE VIT No.1. pag. 3.). Dr..G.
Verbindung von Chloralhydrat mit Camphor.
Rührt man nach ©. Saunders ein Gemisch von gleichen
Theilen Chloralhydrat und Üamphorstückchen zuweilen um,
so bilden sie nach 24 Stunden eine klare Flüssigkeit. Findet
bei dieser Verflüssigung eine chemische Verbindung statt?
Nach des Verfassers Versuchen scheint es nicht so. Unter-
wirft man nemlich eine solche Flüssigkeit der fractionirten
Destillation, so geht bis 300° eine weiche grünliche Masse
über, die zum grössten Theil aus Chloralhydrat in feinen
Krystallen besteht, dem ein wenig Camphor und eine geringe
Menge eines grünlichen Oels anhängt, welches letztere viel-
' leicht als Resultat einer durch die Hitze bewirkten chemi-
schen Action zwischen Chloralhydrat und Camphor zu betrach-
ten ist, seiner Geringfügigkeit wegen sich aber weiterer
Untersuchung entzieht. Von 300 —402° geht ein dickes
öliges, nach Chloralhydrat riechendes Liquidum über, wel-
ches in der That auch grossentheils daraus besteht, nur mit
soviel Camphor gemischt, dass der flüssige Aggregatzustand
erhalten bleibt. Was bei 402° in der Retorte zurückbleibt,
ist reiner Camphor.
Die Chloralhydrat - Camphor - Flüssigkeit wird durch Was-
ser zersetzt, so zwar dass der Camphor auf der Oberfläche
schwimmt, während die unterstehende Flüssigkeit alle Reac-
tionen des Chloralhydrats zeigt.
Es bedarf übrigens der Berührung der beiden Körper’
nicht, um sie zu verflüssigen, getrennt unter eine Glasglocke
gebracht werden die Dämpfe des Chloralhydrats vom Uam-
phor absorbirt und dieser dadurch flüssig gemacht. Ein
Theil Camphor giebt mit 3*/, Thln. Chloralhydrat eine stabile
Flüssigkeit, aus der sich nichts ausscheidet, dagegen krystal-
lisirt aus dem Liquidum, welches man in der Wärme aus
1 Thl. Chloralhydrat und 2 Thln. Camphor darstellt, das
letztere beim Erkalten zum Theil aus.
.
a 1 Se Tr a.
ETIET TE ITTRe
Die aus gleichen Theilen der beiden Körper erhalten Pr
Flüssigkeit ist in allen Verhältnissen mischbar mit Alkohol,
Schwefelkohlenstoff, Aether und Olivenöl, mit 1%, Thln. Chlo-
roform bildet sie eine klare Mischung, die durch mehr Chloro-
form getrübt wird. (The Pharm. Journ. and Transact. Third. en
Ser. No. 318. July 1876. a 89.). Wr. m
2
Eine Eigenschaft des Chloralhydrats. “
Durch eine Veröffentlichung veranlasst, in welcher eine &
Bildung von weissen Dämpfen bei Annäherung von Ammo-
niak ausdunstenden Körpern an Chloralhydrat als ein Zeichen
von Salzsäuregehalt des letzteren erklärt wurde, macht
Anneessens auf das Irrige dieser Anschauung aufmerksam,
indem er nachweist, dass die erwähnten weissen Nebel eine
Folge der Entstehung von ameisensaurem Ammoniak sind,
wenn Chloraldampf mit Ammoniak in Berührung kommt. Es
wird daher auch das reinste, gegen Silbernitrat völlig indiffe-
rente Chloralhydrat stets jene Nebelbildung veranlassen,
Anneessens beweist seine Erklärung damit, dass er ein mit
Ammoniaklösung getränktes Fliesspapier einige Zeit über
Chloralhydrat aufhängt, dann mit Wasser auszieht, das über-
schüssige Ammoniak durch Erwärmen im Wasserbade verjagt
und dann Silbernitratlösung zusetzt, wodurch alsbald Schwär-
zung und Bildung eines Silberspiegels an der Glaswand ein-
tritt, als ein sicheres Zeichen der Anwesenheit eines ameisen-
sauren Salzes. (Journ. de Pharm. d’Anvers. Janvier 1877.
pag. 1.). Dr’ GR
un 2
Cyanür-Cyanat des Chlorals.
0. O. Cech fand, dass beim Vermischen von Chloral-
hydrat, Cyankalium und Kaliumeyanat in Lösungen unter
heftiger Blausäure-Entwicklung ein ölartiger, bald zu feinen
weissen Krystallen erstarrender Körper abgeschieden wird.
Die Analyse ergab für diesen Körper die Formel C*H3C1?N? O2,
was einer einfachen Addition gleicher Aequivalente Chloral
C2HC1?0, Cyanwasserstoffsäure CNH und Cyansäure CNOH
entspricht. Es ist das Cyanür-Cyanat des Chlorals das erste
bis jetzt bekannte Beispiel davon, dass die Cyansäure und
Uyanwasserstoffsäure im Stande sind, mit Aldehyden Additions-
producte zu geben. (Journal de Pharmacie et de Chimie.
IV. Serie. Tom. XXI. p. 439.). Dr. 2: 48
ydr, u.Chloralh.— 2. insüss. Man Bynth, d. Allantoins. 177
ie Einwirkung von Kaliumsulfhydrat auf Chloral-
hydrat
studirte A. Michael. Zu einer kalten Lösung von Chloral-
_ hydrat in 3—4 Theilen H?O fügt man eine, zur völligen
Umsetzung nicht genügende Menge frisch bereiteter Kalium-
sulfhydratlösung, erwärmt nach dem Eintreten der Reaction
gelinde, filtrirt und überlässt die Flüssigkeit einige Zeit sich
selbst, worauf sich eine krystallinische Verbindung abscheidet,
‚die durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt wird. Die
Analyse führte zu der Formel 0°H'C1? 50°. Sie krystalli-
sirt in schön ausgebildeten, durchsichtigen, farblosen Rhom-
boedern. Als ÜConstitutionsformel ergiebt sich:
CC13 . CHOH S.
CH> . CHOH”
Das Kaliumsulfhydrat wirkt reducirend, und das aus dem
- Chloral reducirte Aldehyd verbindet sich im Entstehungs-
zustande mit einem Molecül Chloral und einem Molecül Schwe-
_ felwasserstoff. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1267.).
0
Asparagin in den süssen Mandeln.
Portes hat durch Behandlung von 11 Kg. süssen Man-
deln mit 90 procentigem Alkohol ungefähr 30 g. reines kry-
stallisirtes Asparagin erhalten, dessen chemische und physi-
kalische Eigenschaften in keinem Punkte von auf anderem
Wege gewonnenem Asparagin abweichen. (Journ. de Pharm.
et de Chimie. 4. Serie. Tome XXV. pag.30.). Dr. @. V.
Synthese des Allantoins.
Grimaux liess Brenztraubensäure auf Harnstoff einwir-
ken und erhielt dabei verschiedene Producte, von denen das
eine, das Pyruvil = C?’H®N*0O3 ein Homologes vom Allan-
toin zu sein schien. Da nun die Brenztraubensäure zur
Glyoxylsäure in den nemlichen Beziehungen steht, wie der
Aldehyd zum Aceton, so war es wahrscheinlich, dass die
Glyoxylsäure mit dem Harnstoff eine dem Allantoin isomere
oder mit demselben identische Verbindung geben würde. In
dieser Voraussicht sah sich Grimaux nicht getäuscht, denn
7 erhielt durch zehnstündiges Erhitzen von einem Theile
Iyoxylsäure mit zwei Theilen Harnstoff, Auskochen mit
Arch. d. Pharm. XI. Bas. 2. Heft. 12
x
. Br
MR
178 Wirk. d, Schwefels b. hoh. Temperatur ete. — Isomer.d. Rohrzuckers./ |
standes mit kochendem Wasser Krystalle, welche genau die
Form des Allantoins besassen, in der Zusammensetzung
64 H$® N! O? mit diesem vollkommen übereinstimmten und auch‘
die sämmtlichen charakteristischen Reactionen desselben zeig-
ten. Der in beschriebener Weise erhaltene Körper besäss
die gleiche Löslichkeit in Wasser, war gleich dem Allantoin
in Alkalien löslich und durch Essigsäure fällbar, gab beim
Kochen mit Barytwasser ein Oxalat und wurde sowohl durch
Quecksilbernitrat, als auch durch salpetersaures Silberoxyd-
ammoniak gefällt, also nach jeder Richtung hin mit Allantoin
übereinstimmend, mit diesem identisch. (Bulletin de la So-
cietE Chimique de Paris. Tome XXV1. No. 11. pag 482.).
Dr.
Wirkung des Schwefels bei hoher Temperatur auf
normale Paraffine.
Cabat glaubte, der Schwefel würde mit den Gliedern
dieser Gruppe bei hoher Temperatur eine Verbindung ein- |
gehen. Seine Versuche, wozu er Heptan C?H!‘ benutzte, |
beweisen dahingegen, dass Heptan und somit die ganze
Gruppe, keine Verbindung mit dem Schwefel eingeht.
Es bildete sich H?S und © wurde abgeschieden. (The ame-
rican Ohemist. No. 73. July 1876. p. 20.). Bi. {
Constitution der Isomeren des Rohrzuckers.
Im Anschluss an den von Villiers gelieferten Nach-
weis des gleichzeitigen Vorkommens von Melezitose neben
Rohrzucker in einer Mannaart schreibt Berthelot:
Das gleichzeitige Vorkommen der gewöhnlichen Saccharose
(des Rohrzuckers) neben Melezitose in demselben vegetabi-
lischen Product verdient besonders auch desshalb besondere
Beachtung, weil dadurch eine verwandte Bildungsweise beider
Zuckerarten wahrscheinlich wird. Nach der Theorie wären
die mit dem Rohrzucker gleich zusammengese tzten Saccharosen
gebildet nach Art der gemischten Aether durch die Vereini-
gung zweier mehratomiger Alkohole, d. h. aus zwei isomeren,
unter Elimination von Wasser in Verbindung getretenen
Glucosen. In der That liefern die Saccharose, die Melitose
und Lactose durch Spaltung zwei verschiedene Glucosen.
Melezitose. — Quercit. T 179
Unter diesem Gesichtspunkte erscheint es bemerkenswerth,
dass als Endproduct der Einwirkung von Säuren auf Mele-
zitose wie auf Trehalose im Gegentheile ein einziger Zucker,
_ der Traubenzucker auftritt. Diese Identität der zwei regene-
rirten Glucosemolecüle macht die Trehalose und die Melezi-
tose dem gewöhnlichen Aether vergleichbar, welcher ja durch
Verbindung zweier Molecüle desselben Alkohols entsteht.
_ Noch mehr: Wenn die Identität der von den beiden genann-
ten Saccharosen gelieferten Glucose definitiv festgestellt wird,
so würde man daraus folgern dürfen, dass zwei Molecüle der-
selben Glucose auf verschiedene Weise mit einander ver-
bunden sein können.
Man kann sich diese Verbindung nach Art eines gemisch-
ten Aethers, nach der eines mehratomigen Alkohols oder
' endlich nach Art eines Aetheraldehyds gebildet denken und
wird hiernach drei unter sich verschiedene Typen isomerer
Sacchärosen erhalten. Von diesen werden nur der erste und
‘der dritte durch einfache Wasseraufnahme unter dem Ein-
flusse von Säuren oder Fermenten die Glucose, der sie ent-
sprossen, wieder liefern können. (Bulletin de la Societe Chi-
mique de Paris. Tome XXV1I. No. 3. p. 101.).
Dr. @. V:
Ca
Melezitose.
Villiers hat eine ihm übergebene Mannasorte, von
Alhagi Maurorum abstammend, untersucht und darin Melezi-
tose mit all’ ihren Eigenschaften neben ächtem Rohrzucker
gefunden. Erstere scheidet sich ab, wenn man die Lösung
der Manna in fünf Theilen Wasser bis zur Syrupconsistenz
eindampft, dann einige Monate der Ruhe überlässt, und kann
nun durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt werden.
In dem flüssig gebliebenen Theil jenes Syrups befindet sich
der Rohrzucker. Interessant bleibt es, in dem Secret der-
selben Pflanze zwei isomere Saccharosen nebeneinander zu
finden. (Bulletin de la Societe Chimique de Paris. Tome
XXVI. No. 3. pag. 98.). Dr GM
Quereit.
Prunier, welcher sich schon längere Zeit mit Unter-
: suchungen über Quereit beschäftigt, glaubt diesen Körper als
eine Art von Bindeglied zwischen der Reihe der fetten und
42 *
{ ER 2 en
‚ RN A un E: ;
” I
Anilid des Milchzuckers. 5
derjenigen der aromatischen Säuren bezeichnen zu dürfen.
Bei sorgfältig geführter Behandlung von 16 g. Quereit mit
1 Kilog. Jodwasserstoffsäure erhielt er nemlich 4 g. Benzin,
1,0 Phenol, 2,0 Chinon und Hydrochinon, 1,0 verschiedener
Oxychinone, 1,0 flüchtiger jodhaltiger Producte, welche He-
xylenhydrür liefern können, und endlich 1,0 regenerirten
Quereit. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome
XXV. pag. 29.). Dr. @. V.
Anilid des Milchzuckers.
E
;
Vielfache Versuche, die gemacht worden sind, um aus
Kohlehydraten durch Einwirkung von Ammoniak stickstoff-
haltige Derivate herzustellen, veranlassten W. Rossbach zu |
genauerem Studium dieses Themas, wobei er zu folgenden
Resultaten gelangte.
An Stelle der nur schwierig rein darzustellenden Cellu-
lose oder Stärkmehle, die früher häufig zur Untersuchung dien-
ten, ging Rossbach von dem Kohlehydrat Milchzucker H
C?: H#2 0°? aus und zur Einführung des Stickstofis zog der-
selbe das Anilin dem ungleich heftiger wirkenden NH? vor.
Er fand, dass durch Kochen von 1 Thl. Milchzucker mit 2 Thl.
Anilin unter starkem Aufschäumen ein anilirter Milchzucker
entsteht, der auf Zusatz von absolutem Alkohol in schönen
Krystallen ausgeschieden wird. Diese Krystalle sammelte er
auf einem Filter, wusch zuerst mit absolutem Alkohol, dann
mit Aether und trocknete bei 100%. Die Zusammensetzung
des so erhaltenen Körpers entspricht der Formel 03° H5*N 2020
entstanden aus:
C24 H44 022 + 20°H’N — C36H5+N?02° 4 2H2O.
Durch Einwirkung kalter Salpetersäure färbt sich das
Milchzuckeranilid schwarz, bei Erwärmen entsteht unter Ent-
wicklung salpetrigsaurer Dämpfe Schleimsäure und zwar ge-
nau so viel, als dem zur Bildung des Anilids nothwendig
gewesenen Milchzucker entspricht. Es trennt sich bei dieser
Reaction das Anilin von dem Milchzucker, ganz dasselbe Re:
findet statt bei Behandlung der wässrigen Lösung mit Brom.
Mit höheren Homologen des Anilins wurden entsprechende
Substitutionsproducte des Milchzuckers erhalten, z. B. toluidir-
ter Milchzucker.
Zum Schluss vergleicht der Verfasser das Anilinderivat
des Milchzuckers mit den anderen Substitutionsproducten
desselben, vor allem stellt er es in Parallele mit dem Lacto-
FA; a
ie ad An
. Cournal de Pharoda de ne 1876.
Dr. E. H.
Chlormargarinsäure.
E: Während bislang aus der Fettsäurereihe nur die Chlo-
_ rüre der Essigsäure, Buttersäure und Baldriansäure bekannt
_ waren, ist es Villiers gelungen, durch Behandlung von
margarinsaurem Natron mit Pentachlorphosphor eine gechlorte
Margarivsäure C01°H°!C]O darzustellen und zwar in Form
er schwach bräunlich gefärbten Masse, welche bei 50°
chmilzt, mit grüner Flamme brennt und in feuchter Luft
Jämpfe von Chlorwasserstoffsäure ausstösst. (Journ. de Phar-
macie et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXV. pag. 28.).
| Dr. @. V.
Wirkung des Wasserstoffhyperoxyds auf fette Oele.
‚8. Colm& fand, dass Wasserstoffhyperoxyd keine Wir-
kung äussert auf nicht trocknende Oele, wohl aber auf
rocknende energisch einwirkt. Wird eines der letzteren, z. B.
Lein-, Rieinus-, Mohn- oder Nussöl mit einigen Tropfen
Wasserstoffhyperosyd geschüttelt, so scheidet sich alsbald
’twas einer Fettsäure aus und das Oel hat damit seine Eigen-
schaft, zu trocknen, verloren. Dabei verliert das Rieinusöl
ch einen Theil seiner Löslichkeit in Alkohol. Ist Olivenöl
ch nur mit !/, Procent des Oels der Baumwollsaamen ver-
ngt, so giebt sich dies sofort durch eine beim Schütteln
t einigen Tropfen Wasserstoffhyperoxyd an der alsdann
tretenden Trübung und Verdickung zu erkennen. Dabei
scheint das Wasserstoffhyperoxyd selbst in all’ den erwähn-
ten Fällen kaum eine Veränderung zu erleiden. (Bull. de la
Soc. Chim. de Paris. Tome XXVI. No. 3 u. 4. pag. 235.).
Dr. G. V.
Ueberführung von Rieinusölsäure in Stearinsäure.
Zur Darstellung reiner Ricinusölsäure bedienen sich
Ad. Claus und Hassenkamp einer neuen Methode, die
cht zu günstigen Resultaten führt: nemlich der fractionirten
Fällung der rohen Ricinusölseife mit Chlorealeium. Giebt man
abei die ersten Fractionen, etwa !/, der ganzen Fällung, ver-
hs
188% Einwirkung v. Zinnchlorid auf Benzol. — Synthese v. Ketonen etc. ER
loren, so repräsentiren die folgenden °/, reinen rieinusölsauren Pr
Kalk. Aus diesem Salz wurde die reine Säure abgeschieden.
Verfasser studirten zunächst das Verhalten von Jodwasserstoff
gegen diese Säure. Durch Erhitzen der Gemische in geschlos-
senen Röhren liess sich kein glattes Resultat erhalten, leicht
wirkt aber HJ im status nascendi, wenn man Ricinusölsäure
6:5H3*03 mit wenig H?O zur Emulsion schüttelt und nach
und nach Phosphor und Jod unter Erhitzen im Wasserbade
einträgt. Sie erhielten eine Säure C!° H33JO2, die Jodstea-
ridensäure. Diese addirt leicht 2 Atome Brom und bildet so
eine Säure C13°H3®? Br? JO?, die man als Joddibrom - Stearin-
säure ansprechen könnte, aus der sich aber bis jetzt die
Stearinsäure noch nicht darstellen liess. Behandelt man da-
gegen die Jodstearidensäure mit Wasserstoff im status nas-
cendi, so erhält man mit Leichtigkeit Stearinsäure 01° H36 O2,
welche mit der auf anderem Wege dargestellten Stearinsäure
völlig identisch ist. (Ber. d. d. chem. Ges. IX,.1916.). 0. J.
Einwirkung von Zinnchlorid auf Benzol.
In der Hoffnung, durch Reaction von SnCl* auf C°H®
zur Darstellung von Zinnphenylverbindungen zu gelangen,
liess B. Aronheim beide Körper gemeinsam dampfförmig
durch ein glühendes Rohr streichen. Der Process verlief nicht
in der erwarteten Weise nach der Gleichung:
Sn Cl® + CCH® = HCl + SnC13C6CH5,
sondern es bildete sich unter Reduction des SnClt zu SnCl2
unter starker Salzsäureentwicklung eine reichliche Menge
Diphenyl, so dass der Process nach der Gleichung:
SnCl® + 20°H$ — SnCl? + (C°H5)2 + 2HCI
verläuft. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1898.). ©. J.
Synthese von Ketonen aus Dimethylanilin.
Erhitzt man, nach W. Michler und Ch. Dupertuis,
Dimethylanilin fast bis zum Kochen unter gleichzeitigem Ein-
leiten von Chlorkohlenoxyd, so wird dieses vollständig absor-
birt. Wenn kein COCI? mehr aufgenommen wird, entfernt
man das noch vorhandene Dimethylanilin mit HCl und kry-
stallisirt das Reactionsproduct aus heissem Alkohol um. Es
krystallisirt das Hexamethyltriamidodibenzoylbenzol
nn edrenoren. ee,
60 — 05 H+ N (CH?)
Cs HEN (CH9)
000° H+ N (CH3)2,
‘Zur Darstellung von Tetramethyldiamidobenzophenon
ETHSNACH2)2
|
Co
6 HN (CI):
wird in eine abgewogene Menge Dimethylanilin bei gewöhn-
licher Temperatur unter öfterem Umschütteln so lange Chlor-
kohlenoxyd geleitet, bis die theoretisch erforderliche Gewichts-
zunahme erreicht ist. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol
und Auswaschen der Krystalle mit kaltem Alkohol erhält man
dieselben rein vom Schmelzpunkt 179°.
Verfasser liessen ferner Chlorbenzoyl auf Dimethylanilin
im zugeschmolzenen Rohre bei 150— 180° einwirken, wobei
der Röhreninhalt in eine dicke Krystallmasse verwandelt
_ wird. Das Reactionsproduct wurde mit H?O gekocht, die ölige
Schicht in Aether gelöst, mit CaCl? getrocknet und destillirt,
wobei der grösste Theil über 360° überging und nach mehr-
tägigem Stehen über H?SO* zn prachtvollen Krystallen
erstarrte. Das Product ist Dimethylamidodibenzoylbenzol
CoO—C® #5
|
C° H3 N (CH3)2
CO—C5 H5.
Der Körper löst sich leicht in Alkohol und Aether und
krystallisirt in prachtvollen Krystallen, die bei 55° schmelzen;
er bildet sich nach der Gleichung:
C° H>N(CH°) + 2C°H°COCI1 = 2HÜl
+ 06°H5— 00 —C®H3N (CH)? — CO —C°H?°.,
(Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1899.). 0. J.
Trijodresorein
stellen A. Michael und Th. H. Norton dar. Resorein
wurde in viel H?O gelöst und in der Kälte tropfenweise
Chlorjod hinzugegossen. C$HJ®(HO)? fällt als flockiger
Niederschlag, der nach Umschütteln und Umrühren sich auf
dem Boden als ein schweres, rosenrothes Pulver sammelt.
Durch Umkrystallisiren aus Schwefelkohlenstoff wird das Tri-
und wird durch Umkrystallisation aus Alkohol gereinigt. Der q
jodresorein in langen, rosenrothen Nadeln erhalte sie
in Wasser unlöslich, dagegen leicht löslich in Schwefelko
stoff, Alkohol und Aether. Beim Kochen mit Salpeters
werden die 3 Jodatome durch 3 Nitrogruppen ersetzt,
dämpfe werden reichlich abgegeben, und beim Eindampioni
Lösung erhält man gelbe Kr ystalle von Trinitroresorein 0
Styphninsäure CH (NO?) (HO)?. (Ber. d. d. chem. TE
1752.). C.
Thiobenzo@säurephenyläther
erhielten R. Schiller und R. Otto durch Erhitzen von
gleichen Molecülen Benzolsulfhydrat und Chlorbenzoyl. Es
entweicht HCl, die Masse erstarrt beim Erkalten krystallinisch Er
Thiobenzoösäurephenyläther ee = S krystallisirt in ob
zolllangen, farblosen, glasglänzenden Nadeln. Auch in Aether, E
Chloroform und Schwefelkohlenstoff löst er sich reichlich, in. Br
Wasser dagegen ist er unlöslich. (Ber. d. deutsch. chem. Bi:
Ges. IX, 1634.). CI
Zur Analyse des Pflanzengewebes. Y
Frömy wendet eine relativ einfache Methode zur che-
mischen Analyse des Pflanzengewebes, speciell des Hohen
bes an, in welchem Cellulose, Vasculose, Cutose, Pectose und
pectinsaurer Kalk neben einander vorkommen. "Die verwen-
deten Reagentien sind nur solche, welche auch bei der unor-
ganischen Analyse benutzt werden. 2
Verdünnte kalte Chlorwasserstoffsäure zersetzt den pec-
tinsauren Kalk und macht Pectinsäure frei, welche alkalimetrisch
dosirt wird.
Verdünnte kochende Chlorwasserstoflsäure verwandeni
vorhandene Pectose in Pectin, welches sich durch Alkohol
fällen lässt, E
Kupferoxydammoniak löst die Cellulose auf, die Parace
lulose dagegen erst nach vorheriger Behandlung mit kochen
der Chlorwasserstoffsäure; Schwefelsäurebihydrat löst all
anwesenden Cellulosekörper. Me
Von kochender verdünnter Kalilösung wird die a
aufgenommen, und, wenn unter hohem Drucke die Einwirkung /
stattfindet, auch die Vasculose. Letztere wird leichter löslich
in alkalischen Flüssigkeiten durch vorausgegangene Einwagı
kung verdünnter Salpetersäure, =:
Cellu
Mit den hier ee Mitteln Ben hy und
Urbain vergleichende Analysen der verschiedenen Holzarten
ausgeführt. (Journal de Pharm. et de Ohimie. 4. Serie.
Tome XXV. pag. 81.). Ir2G. PR
Cellulosederivat.
'Hydrocellulose nennt Girard das erste Product der
inwirkung verdünnter Mineralsäuren auf Cellulose und giebt
mselben die Formel C!?H??0O!4 Es soll durch eine Sr
ausserordentliche Zerreiblichkeit bei scheinbar erhaltener 3
äusserer Faserstructur ausgezeichnet sein und die Fähigkeit
besitzen, schon bei einer Temperatur von 50° sich an der”
Luft weiter zu oxydiren, d.h. ärmer an Kohlenstoff und rei-
cher an Sauerstoff zu werden. Das Pergamentpapier soll in
er Hauptsache aus solcher Hydrocellulose bestehen. (Anna-
s de Ohimie et de Physique. 5. Serie. Tome ae p. 116.).
neo:
Cellulosegährung des Rohrzuckers.
— _E. Durin beobachtete zu wiederholten Malen sowohl im
Zuckerrübensaft, als auch in neutralen Melasselösungen die 4
Bildung eigenthümlicher, oft in Schleim eingebetteter Concre-
tionen, welche fest, in den gewöhnlichen Lösungsmitteln
öslich waren und durch längeres Kochen mit verdünnter
chwefelsäure in Dextrin, dann in Glucose übergingen. Mit
petersäure behandelt liefern sie Oxalsäure und können auch
Pyroxylin übergeführt werden, kurzum sie verhalten sich
jau wie Cellulose. Genaue quantitative Versuche haben
denn auch die überraschende Thatsache gelehrt, dass es sich
hier um eine durch den Einfluss eines diastaseartigen Fer-
mentes hervorgerufene Spaltung des Rohrzuckers in gleiche
äquivalente Cellulose und Levulose handle. Durin giebt für
diesen Gährungsvorgang, dessen übrigens nur der krystallisir-
bare Zucker, nicht aber Glucose und Mannit fähig sind, de
Gleichung: 3
2012 H22012— C12H 20010 4 01222012,
(Journal de Pharmacie et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV.
9. 290.). Ir... V.
186 Ratfinose. — Best. adstring. Substanzen. — Bildung d. Senegalgummi
Raffinose.
In einer grossen Zuckerraffinerie damit beschäftigt, aus
Melasse mit Hilfe der Zuckerkalkbildung den Zucker zu
gewinnen, fand D. Loiseau einen neuen krystallisirbaren
zuckerartigen Körper, welchem er den Namen Raffinose und
die Formel C$ H!?O? giebt und von dem er glaubt, dass man
vielleicht in ihm denjenigen Körper zu erblicken habe, wel-
cher in Pflanzen der Zuckerbildung vorangehe.
Diese in farblosen Krystallen zu erhaltende Raffinose ist
in ihrem siebenfachen Gewicht Wasser, in Alkohol kaum lös-
lich, schmeckt nur sehr wenig süss; von kochendem Wasser
wird sie in jedem Verhältniss aufgenommen, schmilzt im ge-
"schlossenen Rohr erhitzt bei 80° und verliert beim Erwärmen
auf 100° an freier Luft etwa 15°, ihres Gewichts Wasser,
welches jedoch bei gewöhnlicher Temperatur allmählig wieder
aus der Luft aufgenommen wird. Das Rotationsvermögen
der Raffinose ist mehr als ein halb mal stärker als das des
Zuckers. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome
XXIV. pag. 125.). Dr.’G
Bestimmung adstringirender Substanzen.
Jean hat gefunden, dass Lösungen adstringirender Sub-
stanzen, mit kohlensauren Alkalien gemischt, Jod ebenso
kräftig absorbiren, wie arsenigsaures Natron. Die Absorption
findet statt in gradem Verhältniss zur Menge des adstrin-
girenden Stoffes und 1 Thl. trockner Gerbsäure entspricht
4 Thln. Jod, was als Anhaltepunkt für die Bestimmung ande-
rer Gerbstoffsubstanzen dient. Die hierbei entstehende Ver-
bindung ist noch nicht weiter untersucht. (The Pharm. Journ.
and Transact. Third Ser. No. 322. Aug. 1876. p. 172.).
Wr.
Bildung des Senegalgummi.
Der Marinearzt D. Corre berichtet über seine Beobach-
tungen hinsichtlich der Entstehung der Gummiabsonderung
der Acacia Verek, welche neben einigen verwandten Arten
uns das Senegalgummi liefert. Er constatirt zunächst, dass
das Gummi in der Cambialregion in Form einer dünnen Schicht
zwischen Holz und Rinde ausgeschieden wird, wobei die
letztere sich erst hebt, dann berstet, um das Gummi durch
er Amerik. Oliven. — Prüfung d. Olivenöls in d. Türkischrothfärberei. 187
die so entstandenen Risse an die Oberfläche treten zu lassen.
In der Bildungsschicht selbst aber finden sich zwei Lagen,
die eine aus Holzgefässen bestehend und den rohen Nahrungs-
saft führend, die andere aus Zellgewebe gebildet und mit
assimilirten Saft gefüllt.
Corre glaubt nun beobachtet zu haben, dass das Gummi
ein Product der Erstgenannten dieser beiden Schichten ist.
Er erblickt Beweise hierfür in dem Umstande, dass auf dem
Niveau der Basis der Gummiausschwitzungen die äussersten
Holzgefässbündel sich aufzulösen und in einer Erosionsarbeit
begriffen zu sein scheinen, sowie ferner darin, dass die im
Gummi sich befindenden Mineralbestandtheile diejenigen des
rohen Saftes sind. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie.
Tome XXIV. »pag. 318.). DriG.V:
Amerikanische Oliven.
Der Olivenbaum ist in Amerika als glücklich acclimatisirt
zu betrachten und seine Culturen bedecken in Californien
weite Flächen. Die californischen Oliven sind zwar nur von
mittlerer Grösse, aber schwer und saftig. Die Apparate zum
Pressen des Oels sind noch der einfachsten Art. Dabei lässt
man das Oel von der Presse weg direct in frisches Wasser
rinnen, auf dessen Oberfläche es sich beim längeren Stehen
in ziemlicher Reinheit ansammelt, um dann abgeschöpft zu
werden. (New Remedies. Novemb. 1876. pag. 326.).
Dr.:G.V:
Prüfung des Olivenöls in der Türkischrothfärberei.
Da neuerdings wieder vorgeschlagen ist, die Reinheit
und Tauglichkeit des Olivenöles mittelst dessen Umwandlung
durch salpetrige Schwefelsäure in festes Elaidin zu vermitteln,
empfiehlt E. Kopp folgendes Verfahren:
In einem Reagensglas werden 10 Vol. des fraglichen
Oels und 1 Vol. gewöhnliche Salpetersäure gegossen und ein
Stückchen Kupferdraht zugefügt. Sobald die Gasblasen etwas
zahlreich durch das Oel durchziehen, mischt man Säure und
Oel recht innig, wartet einige Minuten bis zur Trennung und
mischt dann zum zweitenmale. Hierauf bleibt die Mischung
bei 12— 15°C. ruhig stehen, wo sich das Oel von der Ku-
pfernitratlösung trennt und nach einiger Zeit erstarrt und
zwar um so schneller, je reiner das Oel war. Das 1
ist nicht nur hart, sondern auch ganz weiss. Bei Mischw
gen mit anderen 'Oelen tritt die Erstarrung viel späte
und ist das Elaidin dann gewöhnlich weich und mehr 0
weniger gelblich oder bräunlich gefärbt. (Muster - Zeitung.
Jahrg. 24. pag. 334. Polytechn. Notizbl. v. Böttger. e
XXXI pag. 80.). C. Sch.
Teli.
Unter diesem Namen sind im Jardin d’acclimatation einige
Exemplare der Flora von Rio-hunez angekommen. Dieser
Baum, welcher bis jetzt fast unbekannt war, enthält eines der. 2
| heftigsten Gifte. Derselbe hat einen aufrechten, schlan-
ken Wuchs, ist sehr ästig und erhebt sich bis zu 80. Si
dunkelröthliches Holz ist "sehr dicht und hart, so dass es zu
Zimmer- und Schiffsarbeiten recht gesucht wird. R
Die runzliche, rissige, aussen graue, nach innen röth-
liche Rinde, ist sehr brüchig und sehr giftig und soll die
Rinde von boullebete, einer nahestehenden Acacie der Acaci
Sing, ein Gegengift sein, indem heftige Erbrechungen dur
dieselbe hervorgerufen werden. (Repertoire de Pharmacıe
No. 24, Decembre 1876. p. 748.). Bl..;
Die hygienische Wirksamkeit von Pinus und Euca-
Iyptus. >
Kingzett hat gefunden, dass, wenn man ein Gemisch
von Wasser und Terpenthinöl bei Sommertemperatur einem
Lultstrome aussetzt, Camphor säure und Wasserstoffsuperoxyd
entstehen, welche sich in dem Wasser auflösen. Das letztere
ist als kräftiges Desinfectionsmittel bekannt, die erstere wirkt E
nicht blos desinfieirend, sondern auch antiseptisch ähnlich der
Salieylsäure. Kingzett erklärt nun den günstigen Einfluss
von Eucalyptus- und Pinas - Wäldern durch die von der Natur
selbst bewirkte Bildung dieser beiden Körper aus den in den
Bäumen enthaltenen ätherischen Oelen. Er hofft bald im
Stande zu sein, fabrikmässig grosse Quantitäten jener Solu-
s tion von Camphorsäure und Wasserstoffsuperoxyd darzustellen,
| womit man Strassen besprengen, Hospitäler ete. desinfiiren
% könnte. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third Ser,
No. 336. Decbr. 1876. p. 449.). Wr. 5
’
i
Jervin in Veratrum viride.
Bullock hat gefunden, dass das früher von ihm für ein
& besonderes Alkaloid gehaltene Veratroidin im Veratr. viride
nichts ist als Jervin, dem ein schwach gefärbtes Harz hartnäckig
'anhängt. Dieses Harz vermittelt die Löslichkeit des BD
n Aether und bedingt auch die von der des reinen Jervins
‚abweichende physiologische Wirkung des Veratroidins. Ausser
-Jervin findet sich weiter kein Alkaloid im Veratrum viride.
(The Pharm. Journ. and Transact. Third. Ser. No. 312.
June 1876. p. 1009.). W».
Salpeterbildung.
-- Boussignault hat über dieses Thema eine Reihe von
suchungen ausgeführt, indem er mehrere stickstoffhaltige
organische Substanzen, wie ungeröstete Knochen, getrocknetes
ut ete. mit Sand, Kreide oder Ackererde gemischt längere
it liegen liess und dann getrennt von einander auf die ge-
dete Salpetermenge untersuchte. Er fand, dass die Acker-
e unter den 3 zur Untersuchung gewählten Medien das-
ige ist, welches die Nitrification weitaus am meisten
egünstige.
Uebrigens habe die freiwillige Nitrification der Ackererde
hre Grenzen, indem nicht der gesammte Stickstoff der orga-
chen Substanzen der Salpeterbildung zugänglich sei. Bous-
nault liess Ackererde für sich und dieselbe mit trockenem
ut gemengt geraume Zeit liegen und fand, dass in dem
menge die 5fache Quantität Salpetersäure enthalten war
in der Ackererde für sich. Trockenes Blut mit Kreide
er Sand gemischt, gab während der gleichen Zeit nur zu
;purweiser Salpetersäurebildung Anlass. Boussignault erklärt
lie Wirkung der Ackererde als eine Befähigung derselben,
len Stickstoff der organ. Materie zu oxydiren, welche dem
nd, der Kreide etc. nicht zukomme. (Annales de Chimie et
de Prysique. Vz Serie. Tom. VIE. -R6el.5.)... Dr. B. B:
_ Ueber den indischen Hanf und dessen wirksamen
Bestandtheil.
A. Peltz hat den indischen Hanf einer umfassenden
Analyse unterworfen und gefunden, dass das wirksame Prin-
cip Nicotin ist. (Pharmac. Zeitschr. f. Russland. Jahrg. XV.
. 705.). ©. Sch.
190 Bücherschau.
© Bücherschau.
Das Mikroskop von Dr. Julius Vogel, Professor in Halle.
Zweite vermehrte Auflage, Berlin 1877. Denicke’s Verlag.
Unter den verschiedenen Büchern, die sich die Aufgabe stellen, das
Verständniss für das Mikroskop zu wecken, auf dessen Wichtigkeit und
Nützlichkeit in allen Berufskreisen hinzuweisen und Anleitung zum Gebrauch
desselben zu geben, hat sich des Verf. Werk einen guten Namen erwor-
ben, Dasselbe ist bereits in zweiter Auflage erschienen und bedarf kaum
noch einer besonderen Empfehlung; in seiner ersten Abtheilung belehrt
es in erschöpfender Weise über die Bestandtheile des Mikroskopes und
deren Wirkungsweise, in der zweiten bespricht es die Aufgaben der mi-
kroskopischen Untersuchung und erläutert dieselben durch Beispiele, in
der dritten wird auf die Wichtigkeit des Miskroskopes hingewiesen als
Werkzeug für bestimmte Berufskreise, wie als reiche Quelle der Belehrung
und Unterhaltung für Jedermann. Zahlreiche und gut ausgeführte Holz-
schnitte unterstützen das Verständniss; eine weitere sehr dankenswerthe
Zugabe ist auch ein Verzeichniss der Bezugsquellen von Mikroskopen und
mikroskopischen Nebenapparaten und deren ungefähren Preise, mit Hin-
weis darauf, welche Instrumente sich für den oder jenen Zweck am besten
eignen. — Das Buch wird für Jeden, der sich aus Beruf oder aus Nei-
gung mit den Mikroskop beschäftigt, ein zuverlässiger Führer und Rath-
geber sein.
Dresden. @. Hofmann.
Grundriss der chemischen Technologie von Dr. Jul. Post,
Privatdocent der Chemie an der Universität Göttingen.
Erste Hälfte. Berlin, Verlag von Robert Oppenheim. 1877.
Das Werk will kein neues Lehrbuch, sondern ein möglichst voll-
ständiger Grundriss der chemischen Technologie sein und erfüllt das, was
das Vorwort verspricht, reichlich. — Die Eintheilungsweise ist eine von
Lehrbüchern ähnlicher Art abweichende; im ‚allgemeinen Theile‘ werden
zunächst die in der chemischen Industrie befolgten allgemeinen Operatio-
nen (Zerkleinern, Mischen, Pressen, Destilliren, Abdampfen ete.), die
Reinigung des Wassers für technische Verwendungen (Beseitigung des
Kesselsteins, Härtebestimmung), die Erzeugung von Wärme (Brennstoffe,
Rauchverzehrung, Heizwerthbestimmung ete.) und die Erzeugung von
Kälte (Eisfabrikation) besprochen; zahlreiche in den Text eingefügte und
recht gut, wenn auch zum Theil in einem etwas zu kleinen Maassstabe
ausgeführte Holzstiche unterstützen die Erläuterungen. Im „speciellen
Theile“ werden als Ausgangspunkt immer die von der Natur gebotenen
Rohstoffe gewählt und an diese schliesst sich die Besprechung der
inzelnen Industrien an, denn Verf. ist der Ansicht, dass die Aufgabe
eines technischen Betriebes vorzugsweise in der möglichst öconomischen
Verarbeitung eines gegebenen Rohstoffes bestehe, nicht aber in der Dar-
stellung eines bestimmten Productes. In dem vorliegenden ersten Bande
des Werkes wird die Darstellung der in andere Theile der chemischen
Industrie wandernden und dort weiter zu verarbeitenden Rohproducte
behandelt, im zweiten soll die Besprechung der Fabrikation der dem all-
gemeinen Consum dienenden Endproducte folgen. So behandelt beispiels-
weise das 3. Capitel die trockene Destillation der thierischen Stoffe, als
Unterabtheilung a) die Destillation stickstoffreicher thierischer Abfälle
(Fabrikation von gelben und rothen Blutlaugensalz, von Cyankalium) und
b) die Destillation von Knochen (Fabrikation von Knochenkohle). Eines
der interessantesten Capitel ist das von der Metallgewinnung, an welche
sich die Verarbeitung der bei derselben erhaltenen Nebenproducte (Arsen
und seine Verbindungen, sowie Vitriole) und die Fabrikation der eng-
lischen Schwefeisäure und Besprechung der mit dieser in Beziehung ste-
- henden Industrien anschliesst. Man sieht, dass der Leser auf diese Weise
einen lehrreichen und ganz umfassenden Einblick und Ueberblick über die
einzelnen chemischen Industrieen erlangt, wozu andere Bücher kaum so
günstige Gelegenheit bieten. Um den Gang der verschiedenen Processe
anschaulicher zu machen, ist da, wo derselbe etwas verwickelter erscheint,
eine stammbaumartige Tabelle beigegeben und solche Tabellen, wie z. B.
auf Seite 84, 252 oder 390 wird man mit Vergnügen betrachten,
Das Werk ist als Leitfaden für den Unterricht bestimmt, es wird
nieht minder gut als Repetitorium dienen können, da unter den Rubriken:
Rohstoffe, Fabrikation (Hauptproduet und Nebenproduct), chemische Auf-
sicht (Gehaltsprüfung ete,) und Statistik eine Menge interessanter Daten
zusammengetragen sind, die zu weiteren Nachlesen anspornen. — Die
Nomenclatur und die Formeln der chemischen Verbindungen sind ganz
den Ansichten der neueren Chemie angepasst und so streng durchgeführt,
dass man sich beispielsweise nach Chlornatrium, kohlensaurem Natron oder
salpetersaurem Kali vergebens im ganzen Buche umsehen wird; dagegen
sind empirische Namen wie Kochsalz, Salpeter, Soda, Vitriol, Alaun selbst-
verständlich beibehalten worden. Die bei gewissen Schwefelverbindungen
üblichen (aber nicht glücklich gewählten) Endungen „id“ und „it“ haben
zu einigen Druckfehlern geführt, die sonst im Buche bei Berücksichtigung
der auf der letzten Seite gegebenen Berichtigungen kaum zu finden sein
dürften.
Das Buch kann bestens empfohlen werden und man darf mit Interesse
dem Erscheinen des zweiten Bandes entgegen sehen.
G. Hofmann.
Handverkauf- Taxe für Apotheker. Verfasst von W. Stromeyer,
Apotheker und Bergcommissar in Hannover. Leipzig,
E. Günther’s Verlag.
Zweierlei Gründe haben, wie das Vorwort sagt, den Herrn Verf.
veranlasst, eine neue Taxe auszuarbeiten, einmal weil in den bereits
existirenden Handverkaufstaxen Gewichte und Preise ausgefüllt enthalten
seien und zweitens, weil darin eine Menge der in Hannover im Handver-
kaufe gefordert werdenden Arzneimittel fehlen. Der erstere Grund ist
' nicht stichhaltig, da es mehrere gut verfasste Taxen der gewünschten Art
z. B. die von Hultzsch giebt, die Richtigkeit des zweiten Grundes will
hi% “ 3 Pe. ne Bü ne sch u. < 2
RR üchers BE
ich aber nicht anzweifeln, denn Aral wie Albaan
cholgog., Lapis Lyneis, Pulv. arohr. ‚ Vesica Aurifabr. "sind
nicht sehr geläufig; auch dürften wohl kaum anderswo Aeid. ı
Tinct. opii cum chloroformi dä part. aeg. unter den er sar
()) en
Ausstattung schön und handlich, beim Druck hat aber der Se ‚er
Lettern zu sehr gespart und die Correetur ist eine höchst man
gewesen. Kurz und bündig macht eine Taxe übersichtlich, die Kü
sollte aber nicht so sehr dominiren, dass die Sache unverständlich wird
abgesehen davon, dass sich der Lehrling nicht gewöhnt und nicht
wöhnen kann, die lateinischen Namen richtig auszusprechen, was z
nicht der Hauptzweck aber eine sehr schätzenswerthe Nebeneigenschal
einer gut gearbeiteten Taxe ist. Die Worte sind gekürzt da, wo meh
als genug Raum für das ganze Wort war, sie sind überdies” oft falsch
gekürzt, manchmal fehlt auch der Abkürzungspunkt oder er steht da, wo
er nicht stehen sollte; Beispiele dieser Art sind Cardam. min., Emp RN,
canth. ext., Bulb. vietor. long., Extr. taraxa lig. und die schon erwähn
Klix. cholgog. und Pulv. arohr.; auch bei Resin. Damara siehe Dam.
oder Tamarindi siehe Pulp. dürfte wohl der Kürze zu viel gethan sein,
Dank dem Sparsystem des Setzers ist ferner auf Seite 22 ein ganz eurio-
ser Artikel, nemlich „krystallisirter salpetersaurer Fliegenstein* in die En
Taxe gekommen.
Am störendsten ist, abgesehen von vielen anderen Drucken
(Seite 33 z. B. beginnt mit Herb. statt mit Flores), die mangelhafte Cor-
ER reetur, da wo von einem Namen eines Arzneimittels auf einen andeı
Ri verwiesen wird, diese Verweisung aber nicht zutrifft; Beispiele dafür sit
.. Spir. mur, acth., Spir. nitrie. aeth., Papier Fayard, Fruct. oryzae u.
ii Was bei Sem. eynosbati das eingeklammerte (reet. Fruct) bedeuten
=; ist nicht klar, da Fruct. cynosbati und auch noch Cynosbata aufgefüi
B sind. Schliesrlich möchte zu bezweifeln sein, ob lateinische Ben
ir nungen wie Album Kremnitz oder Spir. ad urend. sehr elückuch
wählt sind.
Ber Diese neue Handverkauf- Taxe wird sicher in Hannover viele Äneh il
mer finden, für die anderen Provinzen aber dürfte sie gegenüber den
- bereits existirenden Taxen kaum in Frage kommen.
Be Dresden, G. Hofmann.
Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses.
9. Band, 3. Heft.
nun
A. Originalmittheilungen.
Die Verbreitung der Krampfgifte im Pflanzenreiche
| und ihr physiologischer Nachweis.
Von Prof. Th. Husemann in Göttingen.
i Wie sich aus einer früheren Studie über die nach Art
des Digitalins wirkenden Pflanzenstoffe ergiebt, zeigen diesel-
ben besondere Beziehungen zu gewissen Pflanzenfamilien in
der Weise, dass dieselben in grösserer Anzahl einerseits in
der Familie der Apocyneen nachgewiesen sind, andererseits
‚in einzelnen monokotyledonischen Familien (Liliaceen, Ama-
ryllideen, Asparageen) nach der Wirkung der betreffenden
Angehörigen derselben mit einer an Gewissheit grenzenden
_ Wahrscheinlichkeit angenommen werden müssen. Aehnliche
bisher wenig beachtete Verhältnisse ergeben sich auch in
_ Bezug auf diejenigen Pflanzengifte, welche wir unter der Be-
zeichnung Krampfgifte zusammenfassen, weil in dem Bilde
der durch dieselben erzeugten Vergiftungen der Willkühr
entzogene Muskelbewegungen, bald auf einzelne Muskeln,
bald auf verschiedene Muskelgruppen sich erstreckend, die
_ Haupterscheinung ausmachen. Derartige Substanzen, welche
- direct Krämpfe oder Convulsionen hervorrufen, sind wohl von
denjenigen zu unterscheiden, welche Veränderungen im Orga-
nismus bedingen, die ihrerseits zur Entstehung von Krämpfen
hren, indem sie den Zutritt sauerstoffhaltigen Bluts zu den
Nervencentren erheblich verringern oder gänzlich aufheben.
Solche Krämpfe gleichen dann wesentlich den fallsuchtähn-
lichen Zufällen, wie man sie durch Verblutung herbeiführen
_ Arch. d, Pharm. XI. Bds. 3. Heft, 13
Ex
194 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche IT
kann und treten z. B. auch bei Herzgiften manchmal kurz =
vor dem Tode ein. Da sie in der Regel den Schluss des
Vergiftungsbildes ausmachen, bezeichnet man sie als terminale
Convulsionen. 3
Man theilt die Krampfgifte in der Regel in zwei Haupt- 3
abtheilungen ein, je nachdem dabei entweder das Gehirn oder
die Medulla oblongata oder das Rückenmark in einem Zu-
stande erhöhter Reizbarkeit sich befindet. Die erste Abthei-
lung zeichnet sich dadurch aus, dass sie bei Säugethieren
Anfälle von rasch vorübergehenden Zusammenziehungen der.
Muskeln, abwechselnd mit länger dauernden Oontractionen be-
wirkt; die Krämpfe, welche hier oft in der von dem Gehirn aus
innervirten Muskel (Augenmuskeln, Gesichtsmuskeln, Kiefer-
muskeln) beginnen, können sich auf sämmtliche Muskeln des
Körpers erstrecken und tragen in vielen Fällen den Charakter
der Schwimmbewegungen, in andern den der Stosskrämpfe
u.s. w. Eigenthümlich ist für diese Abtheilung, welche man
schlechtweg als Krampfgifte bezeichnet, der Wechsel von hoch-
gradig darniederliegender Gehirnthätigkeit (Sopor, Koma) mit
den heftigsten Muskelbewegungen, welche die Thiere oft im
Kreise umherdrehen, ein Verhalten, welches den durch die
betreffenden Gifte hervorgebrachten Krampfanfall als ausser-
ordentlich ähnlich einem epileptischen erscheinen lässt, zumal
wenn auch die Kiefermuskeln in Mitleidenschaft gezogen sind
und in Folge von deren Betheiligung Massen schaumigen
Schleims dem Maule der Thiere entfliessen,. Ich bezeichne
‚diese Abtheilung der Gifte als Hirnkrampfgifte; will man sie
um den hauptsächlichsten Repräsentanten derselben gruppi-
ren, so würde die Bezeichnung „Gruppe des Pikrotoxins“
angemessen erscheinen.
Die letztere Gruppe steht dann gegenüber der „Gruppe
des Strychnins“ oder den spinalen Krampfgiften, wie
ich die durch Steigerung der Reflexfunetion des Rücken-
marks den sogenannten Tetanus toxicus erzeugenden Gifte
lieber nennen möchte. Das Bild der Vergiftung ist wesent-
lich abweichend durch die länger dauernde Contraction der
Muskeln und das vorzugsweise Ergriffensein der Extensoren
_ Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 195
(Streckmuskeln), es entspricht den verschiedenen Formen des
Starrkrampfes, welche die Pathologie unterscheidet, je nach
dem der Körper gerade gestreckt oder nach vorn, nach hinten
oder nach den Seiten hin gekrümmt erscheint.
Man hat in der neuesten Zeit eine Fusion dieser beiden
Arten der Krampfgifte herbeiführen wollen, indem man die
Ansicht aufgestellt hat, dass auch bei der Gruppe des Strych-
nins zuerst die Medulla oblongata afficirt sei. Es ist hier
nicht der Ort, die Gründe darzulegen, welche gegen eine
solche Einigung sprechen. Dagegen müssen wir hervorheben,
dass allerdings einerseits im Verlaufe von Vergiftungen durch
exquisite Hirnkrampfgifte auch intercurrent tetanische Paroxys-
men vorkommen, welche nicht allein gegen Schluss der gan-
zen Vergiftung auftreten, und dass andererseits bei einzelnen,
der Gruppe des Strychnins zugezählten Stoffen auch klonische
Krämpfe: neben dem Tetanus sich einstellen, z. B. bei den
Ammoniakalien, dass also gewisse Uebergänge von einer zur
_ andern Gruppe sich nicht in Abrede stellen lassen.
Die letzten Jahre, in denen die Erforschung der Wir-
kung giftiger Substanzen so überaus eifrig betrieben wurde,
haben übrigens gelehrt, dass wir bezüglich der krampferre-
genden Stoffe nicht mit den oben angegebenen Abtheilungen
> auskommen und dass wir neben den central wirkenden Sub-
stanzen noch solche zu unterscheiden haben, welche periphe-
risch entweder auf die Muskeln oder auf die intramusculären
Nervenendigungen wirken. Schon vor mehreren Jahren zeig-
ten Bezold und Hirt, dass das Veratrin in eigenthümli-
cher Weise auf die Muskelsubstanz einwirke, indem es zu
einer auffallenden Verlängerung der Muskelzusammenziehung,
die bei directer Reizung des Muskels oder auch indirect
bei Reizung des zuführenden Nerven hervortrete, führe.
Diese eigenthümliche, früher übersehene oder auch, da sie
sich beim vergifteten Thiere häufig an einer grösseren Ab-
theilung von Muskeln gleichzeitig zu erkennen giebt, als
central gedeutete Erscheinung dauert beim Frosche auch
noch eine Zeit lang in einer abgeschnittenen Extremität
fort. Ganz in der neuesten Zeit haben Gergens in Strass-
£ : 13*
196 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche et.
burg und die Holländer Swaen und Putzeys in dem aller-
dings nicht den Pflanzenstoffen angehörigen Guanidin eine
Substanz erkannt, welche dadurch klonische Krämpfe hervor-
ruft, dass sie eine hochgradige Erregung der in den Muskeln
sich verzweigenden Nervenendigungen setzt. Roeber u. A.
hatten freilich bereits früher die bei Nicotin, Physostigmin
und andern Giften vorkommenden unfreiwilligen Zusammen-
ziehungen einzelner Muskelfasern (sogenannte fibrilläre Zuckun-
gen) oder einzelner Muskelbündel (fascieuläre Zuckungen)
von einer Erregung der im Muskel verlaufenden Nerven-
endigungen abgeleitet, aber dass sich solche in so gewaltigen
Maasse steigern könnten, dass sie das Bild allgemeiner klo-
nischer Krämpfe vortäuschen, ist erst seit den genannten
Untersuchungen über Guanidin bekannt. Es liegt nun nicht
fern, zu vermuthen, dass sich neben Veratrin und Guanidin
noch eine Anzahl anderer krampferregender Gifte finden wer-
den, deren Wirkung vorzugsweise auf die peripherischen Ner-
ven oder Muskeln gerichtet ist. Es brauchen die letzten
Organe freilich nicht ausschliesslich afficirt zu sein, denn
sowohl beim Veratrin als beim Guanidin scheint auch eine
reizende Wirkung auf centrale Theile des Nervensystems und
namentlich auf das Rückenmark stattzufinden, welche freilich
von Andern in Abrede gestellt wird. Schon nach der Ent-
deckung der Muskelwirkung des Veratrins haben Buchheim
und Weiland nach Stoffen gesucht, welche dem Veratrin
analog wirkten und glaubten im Sabadillin, Delphinin und
andern eine gleiche Wirkung annehmen zu können; doch ruft
keiner dieser vermeintlich den Muskeltonus hebenden Stoffe
ein der Veratrinvergiftung ähnliches Bild hervor, und die mit
feineren physiologischen Instrumenten erhaltenen Resultate
beruhen nach Böhm auf Irrthum. Mindestens ein Theil der
heftigen klonischen Krämpfe, welche die Carbolsäure bei
Warmblütern hervorruft, muss auf die Reizung peripherischer
Gebilde bezogen werden, da nach neueren von mir angestell-
ten Versuchen bei Kaninchen die Krämpfe in den Hinterbei-
nen auch nach vollständiger Zerstörung der unteren Partie
des Rückenmarks bestehen bleiben,
a Er { Ei 2 ee
Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 197
Ich werde auf diese Verhältnisse bei Besprechung der
einzelnen Krampfgifte zurückkommen, insofern sich damit
ein allgemeineres Interesse verbindet, nicht nur ein rein phy-
siologisches. Indem ich daher hier darauf verzichte, tiefer in
die Theorien der Action der Krampfgifte mich einzulassen,
will ich nur einen Punkt hervorheben, welcher für die foren-
sische Toxikologie von grösster Bedeutung ist. Bekanntlich
hat man als besondere Art des Nachweises der Vergiftung
den physiologischen hingestellt, d. h. den auf Experimente an
- Thieren, welche ein bestimmten Giften zugehöriges Krankheits-
bild ergeben, gegründeten Beweis, dass in den Körper des
_ Vergifteten diese und keine andere Substanz eingeführt wor-
den sei. Ich habe schon im Supplement zu meinem Hand-
buche der Toxikologie ausgeführt, dass die Bedeutung dieses
Beweises namentlich von Tardieu und Roussin weit
überschätzt worden ist und dass er auf jeden Fall dem che-
mischen Nachweise, soweit dieser durch scharfe Reactionen
geliefert wird, an Bestimmtheit weit nachstehe, ja zweck-
mässig sogar höchstens als Unterstützungsmittel des chemi-
schen Nachweises angesehen werde Wir sind, wie ich be-
_ reits früher betont habe, durch derartige Versuche nicht im
Stande, ein bestimmtes Gift nachzuweisen. Wenn wir z.B,
_ vermittelst eines Extracts aus dem Magen eines mit Atropin
_ Vergifteten die Pupille einer Katze hochgradig erweitern
können, so beweisen wir damit durchaus nicht, dass es sich
um eine Atropinvergiftung handelt, sondern nur, dass eine
_ mydriatische Substanz im Mageninhalte existire, die eben so
gut auch Hyoscyamin sein könnte; ebenso weisen wir, wenn
wir mittelst eines analogen Extracts bei Fröschen systolischen
Herzstillstand herbeiführen, damit keineswegs das Vorhanden-
sein von Digitalin oder Digitoxin nach, sondern dasjenige
eines Herzgiftes, welches nach Art des Digitalin wirkt. Neben
Atropin und Digitalin sind bekanntlich Strychnin und Pikro-
toxin als zum physiologischen Nachweise der Vergiftung beson-
ders geeignet bezeichnet, wobei man als Versuchsthiere vor-
zugsweise Frösche verwendet. Es versteht sich von selbst,
dass wir auch hier, wenn wir das charakteristische Bild des
EB R
198 Th, Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche te.
Strychnismus oder Pikrotoxinismus bei den genannten Thieren "R
beobachten, uns daraus höchstens der Schluss erlaubt ist, dass
wir es mit einem spinalen oder cerebralen Krampfgifte zu
thun haben. Aber selbst dieser Schluss ist nicht ohne Wei-
teres gestattet, da das Verhalten der Rückenmarks- und
Hirnkrampfgifte bei Fröschen und Warmblütern ein im hohen
Grade mannigfaltiges ist. Man ist freilich gewohnt, ein be
sonderes Bild der Intoxication mit spinalen und cerebralen
Krampfgiften beim Frosche zu statuiren und wenn man aus-
schliesslich das Pikrotoxin und das Strychnin berücksichtigt,
so springen allerdings die Besonderheiten der Wirkung in
die Augen. Der Strychnismus äussert sich ausschliesslich
durch die bekannten gewaltsamen Ausstreckungen der Ex-
tremitäten und des Körpers, welche durch jede leise Berüh-
rung hervorgehoben werden, durch jene erstaunlich gesteigerte
Reflexaction, welche oft 24 Stunden und länger dauert, ehe
das Versuchsthier zu Grunde geht. Der Tetanus tritt schon
bei sehr geringen Mengen in wenigen Minuten ein. Das
Bild der Pikrotoxinvergiftung beim Frosche, wie es zuerst
von Roeber (Archiv f£ Anatomie und Physiologie 1869
H. 1. p. 30) ausserordentlich exact beschrieben wurde, gestal-
tet sich so, dass zunächst nach der Einführung des Giftes
unter die Haut Unruhe eintritt, dann nach circa 18 Min. die
Bewegungen schwerfällig werden, Somnolenz und Herab-
setzung, bisweilen Vernichtung der Reflexerregbarkeit eintritt,
welche letztere allmählig wieder deutlich wird, dass dann
nach einiger Zeit, etwa einer Viertelstunde, Anfälle von Opis-
thotonas eintreten, welche mit einer trommelartigen Auftrei-
bung des Bauches verbunden sind. Diese Anfälle, welche
sich alle 30—40 Sec. wiederholen, gehen mit Excitations-
phänomenen (schnelles Fortschieben auf dem kugelförmigen
Hinterleibe, Halbdrehungen im Kreise) einher und enden unter
heftigen tonischen Krämpfen der Beine und plötzlichem Ab-
schwellen des Abdomens bei aufgesperrtem Maule und einem
laut knarrenden Geräusche, um einem Zustande höchster
Erschöpfung Platz zu machen, auf welchen dann wieder Empros-
thotonas mit den wunderlichsten Stellungen der Hinterextremi-
äten, Ueberschlagen, Kreisbewegungen, Rückwärts- oder
"Seitwärtsschieben und schliesslich Orthotonas folgt. Diese
Anfälle, welche im Laufe der Vergiftung allmählig an Inten-
sität abnehmen, führen bei grösseren Mengen in einigen
Stunden, bei kleinen oft erst nach mehreren Tagen zum Tode.
x Es lässt sich, wenn man die bisher als Tetanica und Hirn-
krampfgifte zusammengefassten Substanzen bezüglich der
durch sie verursachten Intoxicationssymptome betrachtet, beim
Frosche nicht verkennen, dass es einzelne giebt, deren Wir-
_ kungen sich mit denen des Strychnins resp. des Pikrotoxins
decken. So ist der durch das bekannte Opiumalkaloid The-
bain hervorgerufene Tetanus sowohl in Bezug auf Intensität
‚als auf Dauer der Anfälle von dem Strychnintetanus nicht zu
unterscheiden. Auch die Zeit des Eintritts der Convulsionen
differirt bei diesen Stoffen nicht, während allerdings ein Un-
terschied in der Dosis stattfindet.*) Ebenso ist das von
Böhm beschriebene Vergiftungsbild, welches das active Prin-
cip des Wasserschierlings, das von ihm als Cicutoxin bezeich-
nete Harz, beim Frosche erzeugt, vollständig dem durch
' Pikrotoxin hervorgerufenen gleich. Weit häufiger indessen
treffen wir Abweichungen an in der Weise, dass Substanzen,
welche den exquisitesten Tetanus bei Warmblütern erzeugen,
dies nicht bei Fröschen thuen oder dass Stoffe, welche
unzweifelhaft durch Reizung im Hirn belegener Centren klo-
nische und tonische Convulsionen bei Kaninchen und andern
Säugetbieren bedingen, beim Frosche nicht das Bild der Pi-
krotoxinvergiftung liefern. In Bezug auf die tetanisirenden
Gifte heben wir hervor, dass z. B. das dem Strychnin so nahe
stehende Brucin, welches bei Kaninchen in geeigneter Dosis
*) Thebain hat dagegen nach meinen Versuchen beim Warmblüter
noch eine, früher auch schon von Rabuteau hervorgehobene Wirkung,
- welche dem Strychnin abgeht. Giebt man Thebain in Gaben, welche
keinen eigentlichen Tetanus erzeugen, so zeigt sich eine überaus starke
Herabsetzung der Sensibilität und das Thier reagirt weder auf Brennen
noch auf Kneifen. Ich habe diese Versuche mit einem durchaus reinen
krystallisirten Präparate von salzsaurem Thebain, das ich der Güte des
Herrn T. und H. Smith in London verdanke, angestellt.
de a
00 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenrei
Reflextetanus nach Art des Strychnins erzeugt, nach den
Versuchen von von Wittich und Liedtke (1875) vor-
zugsweise paralysirend auf die peripherischen Nervenendigun-
gen, somit nach Art des Curare, wirkt. Allerdings kom-
men auch bei brucinisirten Fröschen Muskelzuckungen vor,
aber hauptsächlich nur fibrilläre, und zum eigentlichen Tetanus
kommt es höchstens bei den so reizbaren Frühlingsfröschen,
die übrigens ja, wie man weiss, schon in Folge einfacher
Verletzungen mit der Scheere in Tetanus verfallen, Man
würde daher im Falle einer Brucinvergiftung nicht erwarten
dürfen, mittelst eines Extracts aus Leichentheilen den Nach-
weis eines tetanisirenden Giftes durch ein Froschexperiment
zu führen. Was dann weiter das Fehlen der charakteristischen
Phänomene des Pikrotoxismus bei eigentlichen Hirnkrampfgiften
betrifft, so kommt dieses noch verhältnissmässig häufiger vor.
Nach den Untersuchungen von Schmiedeberg und Per-
rier (1874) gehören der Gruppe des Pikrotoxins zwei Spal-
tungsproducte von Digitalisstoffen, das Toxiresin und Digitali-
resin, an. Untersucht man die bei beiden mitgetheilten Ver-
suchsprotokolle, so findet man nur beim Digitaliresin „petits
cris,“ eine Reminiscenz an das oben mitgetheilte Bild, aber
auch hier fehlt jener charakteristische Tympanites und der
damit verbundene Anfall von Excitation u. s. w., welchen in
einer Arbeit über das ebenfalls zu den Krampfgiften gehörige,
dem Amylnitrit isomere Nitropentan Filehne als einen
maniakalischen Anfall auffasst, ferner fehlt der Emprosthotonas,
und das Krankheitsbild entspricht im Wesentlichen dem durch
Strychnin hervorgerufenen, von dem das durch Toxiresin
erzeugte, welchen die petits cris mangeln, nur in Bezug auf
die Intensität der Paroxysmen abweicht. Man hat in der
That manche Hirnkrampfgifte wegen der tonischen Krämpfe,
welche sie bei Fröschen verursachen, als tetanisirende bezeich-
net, obschon man doch nur solche Stoffe mit diesem Namen
zu belegen berechtigt ist, welche auf verschiedene Thierklas-
sen in der angeführten Weise einwirken. Man hat lange
Zeit, auf Froschversuche gestützt, das Nitroglycerin als ein
zur Gruppe des Strychnins gehöriges Gift bezeichnet und
Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 201
doch ruft es nur, wenn es in sehr grossen Mengen bei Säuge-
thieren in das Blut auf einmal eindringt, überhaupt Krämpfe,
und zwar meist vorwiegend klonische, hervor. Bekanntlich
haben neuerdings Harnack und Witkowski den Nachweis
geliefert, dass in der Oalabarbohne neben dem Physostigmin
eine zweite basische Substanz, welcher sie den Namen Cala-
barin beigelegt haben, existire. Wiederholt hatten schon
früher verschiedene Experimentatoren darauf hingewiesen,
dass das im Handel vorkommende Physostigmin häufig nicht
eine primäre paralysirende Wirkung zeige, sondern eine die
Reflexaction steigernde, und man ist sogar soweit gegangen,
die Herabsetzung der Reflexerregbarkeit bei der namentlich
von englischen Aerzten mit grossem Erfolge benutzten Be-
handlung des Wundstarrkrampfs mit Calabarextract als eine
secundäre Lähmung nach voraufgegangener primärer hoch-
gradiger Erregung des Rückenmarks, von welcher freilich die
betreffenden Krankengeschichten nichts mitzutheilen haben, zu
betrachten. Alles dies geschieht auf Grund der tetanisirenden
Wirkung unreinen Physostigmins bei Fröschen, welche offen-
bar von der Beimengung von Üalabarin abhängig ist, welches
nach den ebenfalls an Fröschen angestellten Versuchen von
Harnack und Witkowski bei Kaltblütern einen heftigen
strychninartigen Tetanus hervorbringt.*) Ich habe kürzlich Ge-
legenheit gehabt, mit einem mir von Herrn E.Merck in Darm-
stadt gütigst zur Disposition gestellten, nach der Methode von
Harnack bereiteten Calabarin an Kaninchen zu experimen-
tiren. Es ergab sich dabei das Resultat, dass das Calabarin
auf den genannten Warmblüter durchaus nicht nach Art des
Strychnins tetanisirend wirkt, sondern ein Vergiftungsbild
erzeugt, wie es das Pikrotoxin und die reinen Hirnkrampf-
gifte hervorzurufen pflegen. Dieses Bild manifestirte sich am
prägnantesten an einem vorher noch einmal tüchtig mit Aether
ausgeschüttelten Theile des Versuchsmaterials. Durch dieses
Verfahren wurde freilich die Giftigkeit des betreffenden Prä-
arats stark verringert, aber auch aus dem Intoxicationsbilde
-*) Archiv f. experimentelle Pharmakologie V. H, 6. p. 404.
”
Ze
nu 1. Zen id f war, a PTR EEE ER
‘ 9
ta
202 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete.
die dasselbe trübenden Erscheinungen der Physostigminver-
giftung, insbesondere die starke Steigerung der. Peristaltik,
der Speichelfluss und die Pupillenverengung entfernt. Ich
bemerke, dass das betreffende Präparat auch eine grosse
Menge jenes auf den Thierkörper unwirksamen Farbstoffes
enthielt, welcher so leicht aus dem Physostigmin entsteht und
von Duquesnelden Namen Rubreserin erhielt. Derselbe war
in dem von mir benutzten Calabarinpräparate sogar noch weit
reichlicher vorhanden als in einem ebenfalls von Herrn E. Merck
in Darmstadt herrührenden Präparate des Physostigmins, welches
letztere bezüglich seiner Activität und der durch dasselbe erzeug-
ten Vergiftungserscheinungen, so wie bezüglich seiner verengen-
den Wirkung auf die Pupille vollkommen gleichwerthig mit
dem frisch dargestellten reinen Physostigmin erwies, welches
Harnack und Witkowski bei ihren Versuchen benutzten. *)
Die über Toxiresin, und Digitaliresin, Nitroglycerin und
Calabarin gemachten Erfahrungen machen uns sehr zweifelhaft,
ob wir manche bisher nur an Fröschen untersuchte Gifte,
welche bei den genannten Versuchsthieren tetanische Convul-
sionen erregen, auch wirklich den Rückenmarkskrampfgiften
beizählen dürfen. Ich hege einen solchen Zweifel namentlich
bezüglich der in der neuesten Zeit (1876) von Sidney
Ringer und William Murrell den tetanisirenden Giften
ausschliesslich nach Froschversuchen zugezählten beiden Pflan-
zengiften, Gelsemium sempervirens und Buxus sempervirens,
Die erstgenannte Apocynee scheint toxikodynamisch der Cala-
barpflanze darin nahe zu stehen, dass beide ein lähmendes
und ein erregendes Princip nebeneinander einschliessen und
dass der erregende (krampfmachende) Stoff vorzugsweise sich
*) Es ist, soweit ich bis jetzt das Verhalten des Rubreserins zum
Physostigmin übersehe, vollkommen unmöglich, die Entstehung des ersteren
aus letzterem bei läugerer Aufbewahrung von Physostigmin unter den
gewöhnlichen Verhältnissen zu verhüten. Ob es Präparate giebt, welche
leichter als andere zur Zersetzung geneigt sind, wie dies Harnack und
Witkowski nach Maassgabe des Verhaltens vom Pariser ‚„Eserin“ zu
dem von ihnen selbst dargestellten Physostigmin andeuten, bin ich zu
entscheiden ausser Stande,
geltend macht, nn das aus demselben olie Prineip in
_ Anwendung Komet, weniger wenn aus den resp. Pflanzen
dargestellte Extracte zu den Versuchen dienen.*) Dagegen
hat sich die tetanisirende Wirksamkeit von Buxus sempervirens
gerade am Extract aus dieser Euphorbiacee herausgestellt.
Bei beiden neuen Krampfgiften wird allerdings eine gewisse
Differenz gegenüber der Wirkung des Strychnins bei Fröschen
_ hervorgehoben, darin bestehend, dass dem Tetanus selbst ein
Zustand herabgesetzter Reflexerregbarkeit vorausgeht und dass
die tetanischen Krämpfe im Verhältnisse erst ausserordentlich
spät eintreten. Beim Gelsemin ist der Tetanus offenbar weniger
ausgeprägt als beim Strychnin und zur Hervorrufung eines
Anfalls bedarf es intensiverer Reize; beim Buxus ist nach
Sidney Ringer und Murrell die Intensität der Krämpfe
B grösser als beim Strychnin selbst. Ich nehme keinen Anstand,
les auszusprechen, dass das Stadium der Herabsetzung der
Reflexerregbarkeit, da es ja auch in ausgesprochener Weise
nach Pikrotoxin zur Beobachtung gelangt, ein Moment mehr
ist, um die Zugehörigkeit der beiden neuen vermeintlichen
Tetanica zu den Hirnkrampfgiften im hohen Grade wahrschein-
lich zu machen. Wenden wir unsere bisherigen Betrachtungen
*) Da ich früher niemals bei der Prüfung verschiedener aus der
Calabarbohne dargestellten Extracte einen Tetanus bei Fröschen erhielt,
vermuthlich weil das in überwiegender Menge vorhandene paralysirende
Prineip (Physostigmin) das krampferregende Prineip (Calabarin) nicht zur
Wirkung gelangen liess, und da die Beobachtungen von N othnagel,
Rossbach u. A. über ei tetanisirende Wirkung der Calabarbohne auf
Versuchen mit käuflichem Physostigmin beruhen, so neigte ich mich früher
der Ansicht zu, dass bei der Bereitung des Physostigmins durch chemische
Einflüsse ein Theil desselben zersetzt werde und eine neue Substanz von
veränderter Wirkung entstehe. Seit indess Harnack und Witkowski
_ gefunden haben, dass in einem englischen Calabarextracte fast ausschliess-
lieh Calabarin und kein Physostigmin existirte, kann man wohl kaum
_ umhin, anzunehmen, dass das Calabarin in den Semina Physostigmatis
_ präformirt enthalten ist; man müsste denn annehmen, dass das Calabarin
"sich ausserordentlich leicht aus Physostigmin bilde, so dass seine Entstehung
chon durch einfaches Erhitzen geschähe, wofür bis jetzt mindestens kein
_ Beweis vorliegt.
“
N
204 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreicheete.
auf den sogenannten physiologischen Nachweis der Vergif-
tungen an, so können wir folgende Sätze als bewiesen ansehen:
1) Es giebt tetanisirende Gifte, welche bei Warmblütern
und bei Fröschen das charakteristiche Bild des Reflextetanus
hervorrufen (Strychnin, Thebain). Der Tetanus tritt hier in
verhältnissmässig kurzer Zeit nach vorausgehender Steigerung
der Reflexerregbarkeit oder auch ohne eine solche ein und
die Krämpfe werden durch die leisesten Reize hervorgebracht.
Das Intoxicationsbild dauert selbst bei geringen Dosen des
Giftes 24 Std. und länger. Es unterliegt keinem Zweifel,
dass das aus dem Mageninhalte oder aus Leichentheilen
vergifteter Menschen wiedergewonnene Strychnin und das aus
dem Mageninhalte abgeschiedene Thebain*) dieselben Erschei
nungen bei Fröschen hervorbringen.
2) Wenn somit für die beiden genannten tetanisirenden
Gifte der physiologische Nachweis der Vergiftung von Bedeu-
tung erscheint und selbst insbesondere für das Strychnin mit
grosser Präcision an geringem isolirtem Material geliefert
werden kann, so giebt es andererseits Alkaloide, welche bei
Säugethieren und Menschen die Erscheinungen der Strych-
ninvergiftung in exquisitester Weise hervorrufen, ohne dass
sie beim Frosche eigentlichen Tetanus erzeugen (Brucin).
Wird aus der Leiche eines Vergifteten, der unter tetanischen
Krämpfen zu Grunde gegangen ist, ein derartiges Alkaloid,
2. B. Brucin, isolirt, so muss selbstverständlich durch Frosch-
*) Bezüglich des Thebains haben die Versuche von Dragendorff
und Schwemmann (1871) den Nachweis geliefert, dess die lsolirung
desselben zwar wohl aus dem Mageninhalt und vielleicht auch aus der
Leber, nicht aber aus anderen Theilen damit vergifteter Thiere, nament-
lich nicht aus dem Harn möglich ist, wonach es wahrscheinlich ist, dass
wenigstens eine theilweise Zersetzung des Thebains im Thierkörper statt-
findet. Man wird daher bei etwaigen Thebainvergiftungen vorzugsweise
auf den Mageninhalt seine Aufmerksamkeit zu richten haben. Uebrigens
ist Thebain für den Menschen verhältnissmässig wenig giftig, da nach den
Selbstversuchen von Rabuteau selbst 1 Degm. eingeführt werden kann»
ohne überhaupt Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Für die praktische
Toxikologie dürfte der betreffende Stoff höchstens als Opiumbestandtheil
von Bedeutung sein.
Me
# 1
Th, Husemann, Verbreit, d. Krampfeifte im Pflanzenreiche ete. 205
versuche der Nachweis einer Vergiftung durch ein tetanisiren-
des Gift misslingen.”*)
3) Es giebt einzelne Hirnkrampfgifte, welche in exquisi-
tester Weise das eben geschilderte Bild der Pikrotoxinver-
giftung, für welches ein Wechsel von Hirndepression und
Krämpfen charakteristisch ist, bei Warmblütern und Fröschen
erzeugen. Bei Vergiftungen mit derartigen Stoffen, zu welchen
ausser Pikrotoxin namentlich noch Cicutoxin, Coriamyrthin
und Codein gehören, ist unter geeigneten Cautelen durch Ver-
suche an Fröschen der Nachweis der mit einem Hirnkrampfgifte
geschehenen Intoxication zu führen. Von besonderer Bedeu-
tung ist dieser Nachweis für die Wasserschierlingvergiftung,
insoweit als für das jetzt als Cieutoxin bezeichnete active Harz
sehr charakteristische chemische Reactionen nicht existiren.
4) Manche Stoffe, welche bei Säugethieren das ausgeprägte
Bild der Pikrotoxinvergiftung liefern, geben bei Fröschen nicht
dasselbe Bild. Bei einzelnen (Toxiresin, Nitroglycerin) ent-
steht beim Frosche ein Symptomencomplex, welcher dem
durch Strychnin und Thebain hervorgebrachten Tetanus im
*) Nach dem oben über das Bruein Mitgetheilten beweist das Auf-
treten von curareartiger Lähmung nichts gegen die Möglichkeit des Vor-
handenseins eines Stoffs, welcher bei Säugethieren exquisiten Tetanus
hervorruft. Nach den Angaben von Rabuteau und Peyre scheint der-
artige Lähmung auch bei dem zuerst von Fraser als Tetanicum erkannten
westafrikanischen Gottesgerichtsgifte Akazga neben und vor tetanischen
Krämpfen bei Fröschen hervorzutreten und bei Anwendung sehr kleiner
Dosen ganz ohne die letzteren vorzukommen. Das Akazga und das von
Fraser darin nachgewiesene Akazgin dürfte freilich für die forensische
Toxikologie keine Bedeutung haben, während das Brucin, da verschiedene
Theile von Strychnosarten bekanntlich fast ausschliesslich Bruein enthal-
ten, z. B. die früher soviel als Gift in Frage gekommene falsche Angostura-
rinde, in der That ein toxikologisches Interesse beanspruchen. Ich habe
bereits vor mehreren Jahren das Factum hervorgehoben, dass sehr grosse
Quantitäten Strychnin Frösche ohne Tetanus tödten, und neuerdings haben
Liedtke und von Wittich gezeigt, dass solche Mengen Lähmung der
peripherischen N ervenendigungen bedingen. Für den physiologischen
_ Nachweis der Strychninvergiftung erscheinen diese paralytischen Symptome
von nur untergeordneter Bedeutung, da der Experimentator den ganzen
Umständen nach in der Regel nur minimale Mengen benutzen kann,
hohen Grade analog oder geradezu identisch ist.. Man darf
daher, wenn eine aus der Leiche eines unter klonischen und
tonischen länger anhaltenden Krämpfen zu Grunde Gegange-
nen beim Versuchsfrosche Tetanus erzeugt, nicht mit absoluter
Sicherheit schliessen, dass keine Vergiftung durch ein soge-
nanntes Hirnkrampfgift vorliege.
5) Sind die Erscheinungen der Vergiftung in einem foren-
sischen Falle nicht bekannt, so liefert der durch eine aus
dem Leichnam isolirte Substanz bei Fröschen erzeugte „Strych-
nintetanus“ keineswegs den Beweis, dass ein auch bei Kalt-
blütern exquisiten Starrkrampf erzeugendes Rückenmarks-
krampfgift im Spiele sei, da möglicherweise auch ein Hirn-
krampfgift den betreffenden Froschtetanus bewirkt haben
kann. Ueber das Vorhandensein der einzelnen Stoffe können
nur die chemischen Reactionen entscheiden, insoweit nicht
der bei der Analyse befolgte Gang gewisse Substanzen aus-
schliesst.
Ich brauche wohl kaum hervorzuheben, dass nur, wo in
ausgesprochenster Weise und längere Zeit hindurch die Er-
scheinungen der Rückenmarkskrampfgifte oder der Hirnkrampf-
gifte*) hervortreten, überhaupt ein für die medicolegale
Diagnose der Intoxication zulässiger Schluss gezogen werden
*) In Bezug auf die Hirnkrampfgifte muss ich noch eine Thatsache
erwähnen, welche einigermaassen ein Pendant zu dem oben hervorgehobe-
nen verschiedenen Verhalten des Strychnins und Thebains bei Warmblü-
tern darstell. Böhm hat auf die Identität der Wirkung der Barium-
verbindungen bei Fröschen mit den Hirnkrampfgiften hingewiesen. Wie
von ihm hervorgehoben ist und wie ich auf der Basis älterer und neuerer
Versuche mit Chlorbarium am Kaninchen bestätigen kann, weicht das
Vergiftungsbild dagegen bei Warmblütern erheblich ab, insofern hier in
den meisten Fällen jede Andeutung von eonvulsivischen Zusammenziehungen
der Muskeln fehlt und nur vereinzelt terminale Krämpfe vorkommen.
Die wesentlichsten Erscheinungen der Vergiftung mit Bariumverbindungen
(und wahrscheinlich auch mit Strontiumsalzen) sind die enorme Adynamie
und die hochgradige Steigerung der Peristaltik, durch welche letztere
bisweilen Prolapsus ani resultirt. Ob die Bariumkrämpfe beim Frosche
den Ausdruck heftiger Schmerzen in Folge intensiver Darmentzündung
darstellen, wage ich vorläufig nicht positiv zu behaupten.
=
an erbreit ER Krampfgifte Pa zent eiche etc. 207
L. K, ‚if
Dh. Husemann
darf. Da, wo nur vereinzelte Muskelcontractionen oder wenige
_ nur durch die Einwirkung eines stärkeren Reizes hervorge-
brachte tetanische Paroxysmen in sehr langen Intervallen
zur Erscheinung kommen, thuen wir wohl, den betreffenden
Beweis als nicht erbracht anzusehen, obschon sich ja natür-
licher Weise auch solche in Folge der: Action von Strychnin,
Pikrotoxin u. s. w. geltend machen können. Es giebt aber
eine grosse Anzahl von Substanzen, welche bei einer vor-
wiegend paralysirenden Wirkung auch eine convulsionener-
zeugende besitzen. Schon vor längeren Jahren hat z. B.
Fraser den Nachweis geliefert, dass das Atropin bei Fröschen
nach einem längeren paralytischen Stadium ein oft sogar
mehrere Tage dauerndes Stadium convulsivum hervorbringe.
Wir wissen auch längst, dass ein Frosch, namentlich ein
Frühlingsfrosch, durch einen einzigen Schnitt mit der Scheere
in Tetanus versetzt werden kann. Nach der Einführung der
durchbohrten Nadel der Pravaz’schen Spritze habe ich dies
freilich bisher noch nicht beobachtet. Jedenfalls wird man,
um den physiologischen Beweis der Vergiftung mit Giften
aus den Gruppen des Strychnins und Pikrotoxins zu haben,
neben der Dauer der Erscheinungen auch deren frühzeitiges
Auftreten als ein wesentliches Moment betrachten müssen.
Ich muss endlich in Bezug auf den physiologischen
Nachweis mit Strychnin und verwandten Stoffen noch auf
eine neue Errungenschaft der Toxikologie hinweisen, welche
auf verschiedene andere Gebiete der Medicin einen wichtigen
Einfluss auszuüben verspricht. Professor Lombroso in Turin
und Carlo Erba in Mailand haben unter den bei der Fäul-
aiss von Mais entstehenden Producten eine Substanz aufge-
funden, welche auf Frösche nach Art des Strychnins tetani-
sirend wirkt und auf höhere Thiere ebenfalls einen krampf-
erregenden Einfluss ausübt, wobei jedoch eine narkotische
Nebenwirkung sich geltend macht. Die fragliche Substanz
_ hat den Namen Pellagrozein erhalten, weil die Entdecker
annehmen, dass sie in einer ursächlichen Beziehung zu der
in verschiedenen Gegenden Italiens‘ vorkommenden eigenthüm-
% lichen Affeetion steht, die wegen der dabei auftretenden Ver-
208 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenroiche ete, Ei
änderungen der Haut den Namen Pellagra führt. Lassen wir
diese Beziehungen vorläufig auf sich beruhen, so lehrt das |
Auffinden des Pellagrozein jedenfalls, dass unter dem Einfluss
der Fäulniss aus organischen Materien ein Stoff entstehen
kann, welcher tetanische oder tetaniforme Convulsionen her-
vorbringt. Es wird dadurch eine neue Grundlage für jene
Anschauung gewonnen, welche manche Formen des Tetanus
und Trismus, sei es des nach Verletzung auftretenden Wund-
starrkrampfs, sei es des Trismus neonatorum auf septische
Processe zurückführt. Es wird dadurch aber auch eine
neue Schwierigkeit geschaffen für den Nachweis tetanisirender
Pflanzenstoffe und anderer Gifte durch Extraction von Leichen-
theilen, insofern möglicherweise bei fortgeschrittener Zersetzung
sich ein dem Pellagrozein identisches oder doch wenigstens
in seiner Wirkung ihm gleichkommendes Princip bildet. Im
Laufe des bekannten Processes Trümpy machten schon Aebi
und Schwarzenbach darauf aufmerksam, dass mit Alkohol
und Salzsäure gemachte Auszüge von Leichentheilen bei
Fröschen ein mit dem Tode endigendes Intoxicationsbild erzeu-
gen können, welches ein nicht ganz Unbefangener als von
Strychnin herrührend ansehen könnte. Aebi und Schwarzen-
bach glaubten damals, dass es sich um die Bildung von
Salzsäureaether handle; plausibler erscheint, besonders unter
Berücksichtigung des Pellagrozeins die schon früher von
Devergie aufgestellte Hypothese, dass die Fäulniss selbst
einen solchen Stoff zu produciren im Stande sei.*)
Es sei mir gestattet, an meine Bemerkungen über die
eigenthümliche Differenz der Action der nach Art des Strych-
nins und Pikrotoxins wirkenden Gifte noch eine kurze Notiz
in Hinsicht analoger Verhältnisse gewisser giftiger Substanzen,
die nicht mit völliger Sicherheit einer der erwähnten Gruppen
zugewiesen werden können, zu schliessen. Es ist ein schon
*) Ich bemerke, dass ich durch die Freundlichkeit der Herren Erba
und Lombroso nicht allein das Pellagrozein, sondern auch verschiedene
andere, aus faulem Mais dargestellte Producte erhalten habe. Ich hoffe
auf diese theils bereits in Italien als Medieamente benutzten Präparate
recht bald zurückkommen zu können.
Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 209
_ früher von mir und verschiedenen Andern hervorgehobenes
Factum, dass die Carbolsäure ihre krampfmachende Wirkung
in weit intensiverer Weise bei Säugethieren und Vögeln
äussert als bei Kaltblütern. Ganz das Nämliche ist beim
Camphor der Fall, welcher sich übrigens von der Carbolsäure
dadurch unterscheidet, dass er sehr leicht beim Menschen
klonische und tonische Krämpfe erregt, während die Carbol-
E säure solche nur ganz ausnahmsweise hervorruft. Man darf
sich über derartige Differenzen nicht wundern, wenn man
_ bedenkt, dass ja bezüglich der Wirkung des Caffeins und des
Aconitins auf zwei Angehörige derselben Thierspecies, nämlich
| auf Rana esculenta und Rana temporaria, dem Muskel- und
% Nervensystem gegenüber die erheblichsten Unterschiede beste-
hen. Eine Klärung dieser Eigenthümlichkeiten ist erst dann
_ möglich, wenn wir über die chemischen Verhältnisse der einzelnen
Organe und Systeme durch die Chemie genügenden Aufschluss
erhalten haben. Verfolgen wir nun die Verbreitung der
_ Krampfgifte in den eigentlichen Familien, so finden wir exqui-
site Tetanica ausschliesslich in den beiden Familien der Loga-
naceae und Papaveraceae, welche letztere Familie dadurch,
dass .sie uns auch Repräsentanten zur Gruppe des Pikrotoxins
_ liefert, den Uebergang zu der Abtheilung der Hirnkrampfgifte
erzeugenden Familien in geeigneter Weise macht,
i Loganiaceae (Strychneae).
a In dieser bekanntlich den Apocyneen nahe verwandten
Pflanzenfamilie, welche von vielen Botanikern sogar nur als
_ eine Unterfamilie der letzteren aufgefasst wird, finden sich die
verschiedenen basischen Stoffe, welche wir als Strychnos-
'alkaloide zusammenfassen. Es ist mir im hohen Grade
wahrscheinlich, dass neben dem Strychnin und Brucin in den
Samen von Strychnos nux vomica noch andere ebenfalls bei
Warmblütern und theilweise wohl auch bei Kaitblütern tetani-
sirende Gifte, vermuthlich Alkaloide, vorhanden sind. Ich
schliesse das namentlich aus dem Umstande, dass im Handel
Brucinsorten vorkommen, welche tetanisirend auf Frösche
_ wirken, ohne dass wir dafür eine Erklärung in einer stärkeren
Arch, d, Pharm. XI, Bds. 2, Hit, 14
Reizbarkeit der betreffenden Versuchsthiere finden, indem die
fraglichen Brucinsorten auch bei apathischen Herbstfröschen
die charakteristischen Erscheinungen des Strychnintetanus
erzeugen und ohne dass in eine Verunreinigung mit Strych-
nin der Grund läge, denn die so äusserst empfindlichen Reac-
tionen des Strychnins lassen sich, wie ich wenigstens bezüglich
eines bestimmten Präparats dieser Art versichern kann, nicht
nachweisen. Es ist auf diese Weise erklärlich, wie man erst
in der allerneuesten Zeit die die peripherischen Nervenendi-
gungen paralysirende Action des reinen Brucins erkannt hat,
während man früher, indem man mehr oder minder unreines
Brucin zur Anwendung brachte, auch die Erscheinungen des
Strychnintetanus in ausgeprägterer Weise bei Fröschen erhielt.
Aus der Anwendung mehr oder minder verunreinigter Präpa-
rate von Brucin erklären sich auch die verschiedenen Angaben
in Bezug auf die letale Dosis bei Warmblütern. Ich habe
neuerdings Gelegenheit gehabt mit einem strychninfreien Bruein
zu arbeiten, welches aus einer sehr renommirten und zuver-
lässigen deutschen Fabrik stammte und trotz der Abwesenheit
des Strychnins etwa doppelt so stark wirkte wie das zur
Feststellung der letalen Dose in der neueren Zeit von Falck
jun. benutzte reine Präparat von Brucinum nitricum. Indem
ich die näheren Details dieser Untersuchung einer späteren
Mittheilung vorbehalte, bemerke ich hier vorläufig nur, dass
dieselben in der That eine physiologische Stütze für die
chemische Angabe Schützenberger’s,*) dass im käuflichen
Brucin neben Strychnin und wahrem Brucin noch verschiedene
andere (nach Schützenberger sogar neun) Alkaloide sich
finden, welche in ihrer Zusammensetzung und bezüglich ihrer
Löslichkeit im Wasser differiren. Wie sich zu diesen dann
das von Desnoix aufgestellte dritte Strychnosalkaloid, das
Igasurin, verhält, weiss ich aus eigener Erfahrung natürlich
nicht, aber gemäss den Angaben von Desnoix ist eins der
charakteristischsten Merkmale desselben die grössere Löslich-
keit in Wasser und nach den von Desnoix in Gemeinschaft
*) Ann. Chim. Phys. (3) LIV. 65. Pflanzenstoffe. p. 414.
Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete, 211
mit L. Soubeiran ausgeführten Thierversuchen soll das
Igasurin nach Art des Strychnins wirken und hinsichtlich
seiner Giftigkeit die Mitte zwischen Strychnin und Bruein
halten *).
Dass in Bezug auf die Strychnosalkaloide chemische
Untersuchungen sowohl der einzelnen Pflanzen aus der Familie
der Strychneen, in denen Strychnin und Brucin vorkommen,
als in Bezug auf bisher ununtersuchte Strychneen ein interes-
santes Resultat versprechen, glaube ich noch hervorheben
zu müssen, Interessant ist an sich schon die Vertheilung
des Brucins und Strychnins in verschiedenen Theilen von
Strychnos nux vomica, insofern als bekanntlich in der falschen
Angosturarinde das Brucin in auffallender Weise prävalirt.
Andererseits hat A. Husemann**) in dem Upas Radja oder
Tieute, dem eingedickten Safte von Strychnos Tieute, keine
Spur von Brucin nachweisen können. Möglicherweise enthält
eine oder die andere der noch nicht untersuchten Strychnos-
species ein von den Alkaloiden der Nux vomica verschiedenes
Alkaloid und bildete dann ein Pendant zu der westafrikanischen
Akazgapflanze, deren tetanisirendes Princip von Fraser isolirt
und als vom Strychnin und Brucin different erkannt wurde. ***)
Nachgewiesen sind Strychnin und Brucin unseres Wissens
- bisher nur in Strychnos nux vomica, Strych. Ignatia, Strych.
eolubrina und Strych. Tieute; mit grösster Wahrscheinlichkeit
finden sich dieselben auch in Strych. ligustrina. Genauerer
Untersuchung bedürftig sind namentlich noch ausser der letz-
teren Strychnos minor, welche, wie Strychnos colubrina und
Strychnos ligustrina, Schlangenholz liefert, ferner Strychnos
*) Pflanzenstoffe. p. 414.
**) Handbuch der Toxikologie. Supplementband. p. 62.
*%**) In seiner Wirkungsgrösse steht das Akazgin den Angaben von
Fraser zufolge dem Brucin nach. Ein stärkeres tetanisirendes Alkaloid
als das Stryehnin dürfte bei der Untersuchung der bisher noch nicht
- näher geprüften Strychnosarten kaum vorkommen. Recht wohl möglich
' wäre es übrigens, dass bei derartigen Untersuchungen dem Curare ähnlich
wirkende Stoffe aufgefunden würden. In dieser Beziehung ist nicht allein
der Umstand, dass das Pfeilgift der Indianer von Guyana mit Bestimmt-
14*
d
212 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche etc. S
axillaris, Strych. potatorum und Strych. bieirrhosa, d. h. sämmt-
liche ostasiatische Species *).
Papaveraceae.
In dieser Familie ist es Papaver somniferum resp.
das aus demselben dargestellte Opium, in welchem tetanisirende
Alkaloide vorhanden sind. Dieselben sind sämmtlich schwächer
als Strychnin, ja selbst als Brucin und Akazgin. Am giftig-
sten ist das bereits oben erwähnte Thebain, dem sich in
absteigender Linie Laudanin, Porphyroxin und Narco-
tin anschliessen. Die Stellung des Laudanins zu den tetani-
sirenden Giften kann nach den Untersuchungen von Ü. Ph.
Falek (1874) wohl nicht in Zweifel gezogen werden,
während die des Porphyroxins und Narcotins keineswegs als
völlig gesichert erscheint. Hinsichtlich des Porphyroxins
kann nach den wenigen darüber angestellten Versuchen die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um
ein nach Art des Pikrotoxins wirkendes Gift handle; wenig-
stens geht bei Fröschen nach den Versuchen von Baxt**) dem
Tetanus ein narkotischer Zustand voraus, der übrigens hier auch
möglicherweise wie beim Brucin mit einer Paralyse der Ner-
venendigungen im Zusammenhange stehen mag. Die Erschei-
heit von Strychnosarten abzuleiten ist, sondern auch die Thatsache, dass
neben der tetanisirenden Wirkung dem Strychnin, Brucin und Akazgin,
wie oben bemerkt, die lähmende Wirkung des Curarin zukommt, massgebend.
Nachdem neuerdings Harnack in dem Ditain der als Mittel gegen
Wechselfieber geschätzten Alyxiarinde ein Curare ähnlich wirkendes Gift
erkannt hat, dürfte unter Berücksichtigung der Verwendung des Curare
als Fiebermittel in seinem Vaterlande einige Wahrscheinlichkeit vorhanden
sein, Substanzen dieser Art in Strychnos pseudoquina und Anassera
febrifuga aufzufinden.
*) Ich verweise bezüglich der Benutzung einzelner Theile der genann-
ten Strychnosspecies auf Rosenthal’s Synopsis plantarum diaphoricarum
p. 361—364. Dass die Früchte einzelner Strychneen, z. B. von Strychnos
spinosa auf Madagascar oder die der ostindischen Strychnos potatorum
essbar sind und durch die Abwesenheit eines bitteren Geschmacks das
Freisein von Strychnin oder Brucin beweisen, verträgt sich recht gut
damit, dass in andern Theilen derselben giftige Alkaloide vorhanden sind.
“*) Pflanzenstoffe, p, 193.
1
u et
ee fa
ur
2
a
N
Th. Husemann, Verbreit. d, Krampfgifte im Pflanzenreiche etc, 213
nungen bei Säugethieren erinnern allerdings in keiner Weise
an Pikrotoxinismus. Bezüglich des Narcotins stehen sich die
Angaben verschiedener Experimentatoren ziemlich schroff
gegenüber.*) Die Einen, wie Öharvet und Kauzmann stel-
len die Convulsionen — welche nach den Kauzmann’schen
Versuchen ganz bestimmt keine terminalen Krämpfe sind —
in den Vordergrund, während Andere, namentlich Albers’
das Alkaloid zu den narkotischen Stoffen stellen; zwischen
beiden steht gewissermaassen vermittelnd Baxt, der dem
Präparat eine excitirende und sedirende Wirkung beimisst.
Ich bin der festen Ueberzeugung, dass diese Widersprüche
sich einfach dadurch lösen, dass keiner der Experimentatoren
völlig chemisch reines Narcotin zu seinen Versuchen benutzt hat.
Das verschiedene Verhalten des Narkotin des Handels gegen che-
mische Reagentien, auf welches 1862 A.Husemann aufmerksam
machte, macht es wahrscheinlich, dass der Handelswaare mehr
und mehr von jenen neuen Opiumbasen beigemengt ist, mit
denen namentlich O. Hesse die Phytochemie bereicherte.
Nehmen wir z.B. an, dass das Narcotin des Handels kleine
Mengen des eben als Tetanicum erwähnten Laudanins oder
der gleich zu besprechenden, wahrscheinlich zur Gruppe des
Pikrotoxins gehörenden beiden Hesse’schen Basen Laudanosin
und Hydrocotarnin beigemengt enthalte, so würde es recht
wohl möglich sein, dass diese ihre krampferregende Wirkung
eher äusserten als das Narcotin die ihm etwa eigenthümliche
narkotische Action. Es ist eine bekannte Thatsache, dass
sehr hohe Dosen des käuflichen Narcotin dazu gehören, um
kleine Säugethiere zu tödten und es ist klar, dass um so
leichter die beigemengten Krampfgifte ihre Effecte im das
Krankheitsbild einzeichnen können. Jedenfalls gehört das Nar-
cotin bis jetzt zu denjenigen Opiumalkaloiden, deren Gruppirung
unter den Giften bis auf den heutigen Tag nicht möglich ist.
Dass das Opium neben den erwähnten tetanisirenden
Alkaloiden auch solche enthält, welche höchst wahrscheinlich
*) Vgl, das Genauere über diese Untersuchungen in Pflanzenstoffe
pag. 151,
BE >
Ei
te
N
214 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreich Bi; == X
den Hirnkrampfgiften zugezählt werden müssen, wurde bereits x
oben erwähnt. Wir verdanken ihre Kenntniss hauptsächich
den Untersuchungen von Falck sen. und Falckjun. Es
sind Codein, Hydrocotarnin und Laudanosin, welche E
man nach den bezüglichen Thierversuchen der Gruppe des
Pikrotoxin einzureihen sich berechtigt hält. Beim Codein :
sind, wie ich durch einen eigenen Versuch weiss, die Krämpfe
unabhängig vom Rückenmark und dauern nach Durchschnei-
dung des letzteren nur in den noch mit dem Gehirn zusam-
menhängenden Partien fort. Für Hydrocotarnin und Lauda-
nosin liegt ausser der Aehnlichkeit der Krämpfe kein strieter
Beweis für ihre Zugehörigkeit zu den Hirnkrampfgiften vor.
In der neuesten Zeit (1876) ist von einem amerikanischen
Forscher ein anderes Alkaloid aus der Familie der Papave-
raceen, das in Chelidonium majus und in Sanguinaria Cana-
densis vorkommende Sanguinarin als ein Gift bezeichnet,
welches gleichzeitig zu den krampferregenden und paraly-
sirenden gehört. Krämpfe und Paralyse werden von Smith
als spinale bezeichnet, doch bleibt es zweifelhaft, in welcher
Weise bei ersteren die peripheren Gebilde betheiligt sind.
Convulsivische Steifigkeit der Gliedmassen sind übrigens in
Amerika in einzelnen Fällen von Vergiftung mit Radix San-
guinariae bei Menschen beobachtet worden (vgl. Pflanzenstoffe
p. 201). Aus der Canadischen Blutwurzel ist übrigens auch
eine dem Porphyroxin ähnliche Base isolirt worden, welche
man als Sanguinaria - Porphyroxin bezeichnet hat. In wie weit
die Gleichheit der äusseren und chemischen Eigenschaften
auch mit einer Gleichartigkeit der physiologischen Wirkung
einhergeht, wurde bis jetzt nicht ermittelt. Dass möglicher-
weise unter den in Glaucium luteum und Eschscholtzia
Californica aufgefundenen Pflanzenbasen auch eine oder *,
die andere Convulsionen erregt, lässt sich nicht bestreiten.
Die bisher besprochenen Krampfgifte aus der Familie der
Loganiaceae und Papaveraceae sind sämmtlich basischer Natur
und schliessen sich in dieser Beziehung am engsten an die
beiden oben erwähnten neuen Krampfstoffe, deren Entdeckung
wir Ringer und Murrell verdanken, deren Stellung jedoch
Verl 1. untäfte u Plläfzenreiche ete. 215
vorläufig noch dubiös erscheint. Die betreffenden Pflanzen
gehören zur Familie der Apocyneae und Euphorbiaceae. Wir
lassen ihrer Betrachtung diejenige der übrigen basischen Krampf-
gifte aus andern Familien folgen.
Apocyneae.
Ausser dem in Gelsemium sempervirens enthalte-
nen Krampfgifte, mag dasselbe das Alkaloid Gelsemin selbst
‚sein oder eine diesem Stoffe beigemengte andere Base, ist
kein zweites aus dieser Familie bekannt und giebt dasjenige,
welches wir über die giftige Wirkung verschiedener Species
aus der betreffenden Familie wissen, keinen bestimmten
Anhaltspunkt für das Vorkommen eines echten Krampfgiftes
in derselben.
Euphorbiaceae.
Das Vorkommen eines tetanisirenden oder nach Art der
Hirnkrampfgifte wirkenden Giftes n Buxus sempervirens
hat etwas Ueberraschendes, da wir gewohnt sind, den Bux-
baum als Gift und Medicament von ganz anderem Gesichts-
punkte aus zu betrachten. Da die Versuche von Ringer und
Murrell nur mit Buxusextracten angestellt sind, lässt sich
über das Verhältniss des krampferregenden Princips zu dem
längst bekannten Alkaloide Buxin mit Sicherheit nichts sagen.
Man pflegt bekanntlich neuerdings nach dem Vorgange von
Flückiger das Buxin mit dem Bebeerin und Pelosin, der
Alkaloiden der Bebeerurinde und der Radix Pareirae bravae
zu identifieiren, und die Identität der beiden erstgenannten
erhält eine Stütze durch den Umstand, dass beide, das Bebeerin
vorzugsweise in England, das Buxin neuerdings in Italien, mit
Erfolg gegen Intermittens in Anwendung gezogen sind. Nach
den von Binz und Conzen angestellten pharmakologischen
Versuchen mit Bebeerin wirkt dasselbe im Wesentlichen analog
_ dem Chinin, welches bekanntlich, wie das namentlich die neu-
_ eren Versuche von Köhler darthuen, direct die Reflexthätig-
keit des Rückenmarks herabsetzt. Es ist daher nicht wohl
anzunehmen, dass die krampferregende Wirkung des Buxus_
2
Fi
i FRRER RN,
216 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche e
extracts dem Buxin zukommt, das, wenn es wirklich identisch f
mit Bebeerin wäre, allerdings wohl die nach Ringer und
Murrell’s Versuchen den Krämpfen vorausgehende Herab-
setzung der Reflexerregbarkeit bedingen könnte, nicht aber
die Krämpfe selbst. Werden dagegen die Krämpfe selbst
wirklich durch das Buxin hervorgerufen, so würde die Iden-
tität des Buxins und Bebeerins jedenfalls höchst problematisch.
In wie weit die Familie der Euphorbiaceen noch andere
Repräsentanten der Krampfgifte einschliesst, verdient weitere
Untersuchung. Zu der Gruppe der Buxineen gehört die am
Cap als Giftpflanze bekannte Hyaenanche globosa, deren
Früchte zur Vergiftung von Hyänen und andern Raubthieren
benutzt werden, indem man Stücke Hammelfleisch damit
bestreut. Nach den Untersuchungen des verstorbenen Phar-
macognosten J. B. Henkel*) enthalten dieselben einen eigen-
thümlichen Stoff, welcher nach Art des Strychnins und der
in die Gruppe der Tetanica gehörenden Gifte wirkt, sich aber
von denselben dadurch unterscheidet, dass er die Reflexthä-
tigkeit nicht steigert. Es würde dies im Wesentlichen mit
dem von Ringer und Murrell gegebenen Vergiftungsbilde
des Buxus übereinstimmen und es wahrscheinlich machen,
dass auch dieses Gift der Gruppe des Pikrotoxins angehört.
Aus der Ordnung der Phyllantheae dürften die in tropischen
Ländern zum Betäuben von Fischen benutzten Species von
Phyllanthus, Ph. piscatoria H. B. K. (Südamerika) und Ph.
virosus Roxb. (Östindien) besondere Berücksichtigung verdie-
nen, da bekanntlich gerade das Pikrotoxin resp. die Kokkels-
körner in derselben Richtung benutzt werden. In ähnlicher
Weise dient freilich auch das Holz von Croton Tiglium, dem,
wie den meisten Theilen von Euphorbiaceen, vorzugsweise
scharfe Wirkung auf den Tractus zukommt.
Solaneae.
Ich habe oben der Angabe von Fraser gedacht, wonach
Atropin bei Fröschen nach voraufgehendem länger dauerndem
*) Beiträge zur Kenntniss der chemischen Bestandtheile der Früchte
von Hyaenanche globosa Lamb, Würzburg 1857.
Th. Husemann, Verbreit. d, Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 217
Stadium paralyticum ein ebenfalls lange anhaltendes Stadium
_ tetanischer Convulsionen erzeugt. Ausgesprochener und früh-
i zeitiger kommen Krämpfe bei Fröschen nach einigen andern
Stoffen aus dieser Familie vor. So, wie Buchheim nachwies,
nach Benzoyltropin und nach dem in Hyoscyamus niger
neben dem Hyoscyamın enthaltenen amorphen Alkaloide,
welches Buchheim Sikeranin (nach der persischen Benen-
nung des Bilsenkrauts) getauft hat und das vermuthlich nicht
erst bei der Bereitung des Hyoscyamins als Nebenproduct
entsteht.*) Genaueres über die Natur der Krämpfe liegt
nicht vor, ebenso sind die Verhältnisse des Sikeranins zum:
Hyoscyamin, welches in reinem Zustande nach den überein-
stimmenden Versuchen von Hellmann und von Buchheim
keine Convulsionen erzeugt, nicht genauer studirt. Ich will
hier hervorheben, dass nach meinen Erfahrungen auch Bilsen-
- krautextracte für gewöhnlich bei Fröschen keine Krämpfe
hervorbringen, dass ich aber bei Experimenten mit einem sehr
alten Bilsenkrautextracte exquisite, rasch auftretende und
lang dauernde Oonvulsionen wahrgenommen habe. Es dürfte
durch weitere Versuche leicht zu constatiren sein, ob es sich
um ein ausnahmsweises Vorkommen grosser Mengen Sikeranin
in dem betreffenden Extract resp. der Pflanze, aus welcher
es dargestellt wurde, handelt oder ob vielleicht überhaupt
durch jahrelange Aufbewahrung von Extractum Hyoscyami
in letzterem das krystallisirte Hyoscyamin, welches im frischen
Extracte durch seine paralysirende Action die krampferregende
Wirkung des Sikeranins verdeckt, eine Umwandlung in amor-
phes Alkaloid erfährt.
Leguminosae.
Die Verhältnisse des Oalabarins, mit welchem die
basischen Krampfgifte abschliessen, sind bereits oben so genau
besprochen worden, dass es hier genügen kann, den betreffen-
den Stoff nur noch einmal zu erwähnen. Ich finde in der
*) Archiv f. experimentelle Pathologie und Pharmakologie V. H. VI,
pag. 463. |
2
218 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenre
toxikologischen Literatur keinen Anhaltspunkt für die Annahme, ER
dass eigentliche Krampfgifte in der Familie der Leguminosen
vorkommen, welche ja ausser der Calabarbohne noch eine nicht
unbedeutende Anzahl exotischer giftiger Repräsentanten ein. |
schliesst. (Vgl. darüber mein Handbuch der Toxikologie,
pag. 627). E
Wenden wir uns nun zu den nichtbasischen krampf-
erregenden Stoffen, so haben wir zunächst die Familie der
Menispermaceae mit dem hauptsächlichsten Repräsentanten der
Hirnkrampfgifte, dem Pikrotoxin, zu betrachten, um daran
einige Familien zu schliessen, irnerhalb deren eine grössere
Anzahl von Krampfgiften theils schon nachgewiesen, theils
mit ziemlicher Sicherheit zu vermuthen ist. Letzteres gilt
übrigens auch von den
Menispermaceae.
Dieser Familie gehört nämlich nicht allein Anamirta
coceulus, die Mutterpflanze der Kokkelskörner, an, sondern
auch das Genus ÜUocculus, von welchem besonders die
südamerikanischen Arten giftige Eigenschaften zu besitzen
scheinen. Wenn man im Allgemeinen den Pfeilgiften der süd-
amerikanischen Indianer eine lähmende Wirkung auf die peri-
pherischen Nervenendigungen zuschreiben muss, so ist doch wohl
kaum zu bezweifeln, dass wenigstens früher auch krampfer-
regende Pfeilgifte in Südamerika in Gebrauch waren. Das
sogenannte Tikunas, das in Europa am längsten bekannte
südamerikanische Pfeilgift, mit welchem die ältesten Experimen-
tatoren ihre Versuche anstellten, war allem Anscheine nach
ein solches, von Öurare, durch welches es jetzt mehr und
mehr verdrängt worden ist, differentes, convulsionenerzeugen-
des Pfeilgift, dessen Hauptbestandtheil die jungen Sprossen
einer oder mehrerer Species von Coceulus bildete. Meist wird
Cocculus Amazonum als solche bezeichnet. Herberger
stellte aus der Rinde der zur Bereitung des Tekunas ver-
wandten Schlingpflanze, welche Martius aus Südamerika
mitgebracht hatte, ein Extract dar, welches heftige Convulsio-
nen hervorbrachte, Sehr zu wünschen wäre es, wenn es
3 ee a DR a ER
Th, Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 219
gelänge, der als Urari Sipo bezeichneten Liane wieder aufs
Neue habhaft zu werden, um dieselbe auf etwaigen Pikro-
toxingehalt, beziehungsweise auf die Qualität der dadurch
- hervorgerufenen Convulsionen zu untersuchen.
Laurineae.
Kann bei dem Pikrotoxin darüber kein Zweifel obwalten,
dass die dadurch hervorgebrachten Krämpfe von der Erregung
im Hirn belegener Uentren ausgehen, so ist eine complicirtere
' Wirkung vielleicht anzunehmen bei dem schon lange Zeit als
convulsionserregend bekannten Kampher, welcher mit der
Carbolsäure die Eigenthümlichkeit theilt, dass er bei Kalt-
blütern keine Krämpfe hervorruft. Da bei der Carbolsäure
nach den oben genannten Angaben die krampferregende
Wirkung wenigstens zum Theil auf peripherer Erregung
berubt, dürfen wir die Vermuthung aussprechen, dass auch
beim Kampher etwas Aehnliches im Spiele ist. Es gilt dies
wohl von der ganzen Gruppe der Krampfgifte, dessen Haupt-
repräsentant der Kampfer bildet, d.i. von den verschiedenen
ätherischen Oelen, welche in grösserer Dosis genommen Üon-
vulsionen erzeugen. Man hat sich in der neueren Zeit daran
sewöhnt, gemäss den Untersuchungen von Binz u. A. die
Wirkung der flüchtigen Oele als eine die Reflexerregbarkeit
_ herabsetzende anzusehen. Ich hege keinen Zweifel daran,
dass dies für einzelne aetherische Oele richtig ist, aber es
giebt auch andere, bei denen die krampferregende Action sich
bei Vergiftungen an Thieren und Menschen in den Vorder-
grund drängt. Viele dieser Oele sind noch keineswegs genü-
gend erforscht, aber soviel lässt sich mit Bestimmtheit sagen,
dass es sich nicht um terminale Convulsionen handelt. Auf
fallend ist, dass diese krampferregende Wirkung sich gerade
bei einzelnen Pflanzenfamilien findet, während die Olea aetherea
_ anderer Familien, so namentlich die Labiatenöle, keine Krämpfe
_ hervorrufen.
Was die Laurineenöle anlangt, so sind wir über die
Wirkung derselben verhältnissmässig wenig aufgeklärt, inso-
ern nur das Zimmtöl von ©. @. Mitscherlich als tödt-
220 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete,
liches Gift für Kaninchen erkannt worden ist, ohne dass sich
dabei in ausgeprägter Weise Üonvulsionen gezeigt hätten.
Die übrigen flüchtigen Oele dieser Familie entbehren noch
einer eingehenderen pharmakodynamischen Prüfung. Mit einer
an Gewissheit grenzenden Wahrscheinlichkeit können wir eine
krampferregende Wirkung bei dem Kampheröl (vgl. Pflan-
zenstoffe p. 1152), voraussetzen, da dasselbe gewöhnlichen
Kampher gelöst enthält.
Synanthereae.
Die hauptsächlichste Pflanzenfamilie, in welcher krampf-
erregende aetherische Oele vorkommen, ist die Familie der
Compositen, welche übrigens auch noch andere, nicht zu den
Aetherolea gehörende Substanzen einschliesst. In erster
Linie gehört dahin bekanntlich das Santonin, welches
wahrscheinlich seinen Sitz nicht allein in Artemisia Cina Berg,
sondern noch in verschiedenen, durch wurmwidrige Eigen-
schaften ausgezeichneten Species der genannten Gattung sich
findet. Die Stellung des Santonins zu den Hirnkrampfgiften
ist eine unbestreitbare. Durchaus dem durch Hirnkrampfgifte
hervorgerufenen Intoxicationsbilde entsprechen auch die Erschei-
nungen der Vergiftung durch eine mexikanische Giftpflanze
aus der in Rede stehenden Familie, der unter dem Namen
Itzcuimpatli aber Yerba de la Puebla oder Y. de los perros
in ihrer Heimat bekannten Senecio canicida.*) Diese Pflanze
würde sich an die santoninhaltigen Gewächse um so mehr
anschliessen, als das giftige Prineip derselben nach den Unter-
suchungen eines mexikanischen Chemikers eine Säure sein
soll. Auch in den Vergiftungen durch andere, nicht durch
einen Gehalt an aetherischen Oelen ausgezeichneten, dagegen
Milchsaft führenden Compositen kommen ÜConvulsionen vor,
doch sind sie wohl meistens als terminale zu betrachten, wie
*) Vgl. über dieses interessante Gift, le poison populaire de Mexi-
que, wie es ein französischer Autor nennt, meine Abhandlung im Neuen
Jahrbuche für Pharmacie XXXIII p. 129. Jahrgang 1869,
Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfeifte im Pflanzenreiche ete, 221
: SBlche fast constant bei den mit Giftlattichextraet Past
_ Warmblütern sich zeigen.
Was. nun die aetherischen Oele der Synanthereen anlangt,
so ist zu vermuthen, dass noch eine viel grössere Anzahl
E derselben bei näherer Untersuchung als convulsionserregend
sich herausstellen wird, als bis jetzt durch Versuche oder
auch durch Vergiftungen am Menschen constatirt worden ist.
Wir wissen durch Thierversuche von E. Rose, dass das
_ aetherische Oel, welches in den Flores Cinae neben der
Santonsäure sich findet und wie letztere Helminthen zu tödten
im Stande ist, bei Warmblütern Krämpfe erregt; dasselbe
ist uns von dem Oele von Tanacetum vulgare durch
Vergiftungsfälle am Menschen und von dem aetherischen Oele
das Wermuths sowohl durch letztere als durch directe
Experimente an Thieren bekannt. Diese drei Oele umschlingt
_ so zu sagen ein gemeinsames therapeutisches Band, insofern
alle drei exquisite wurmtödtende Eigenschaften besitzen und
in dieser Richtung Benutzung finden. Sie haben aber auch
eine nahe chemische Verwandtschaft, insofern in allen ein
Stearopten sich findet, welches mit dem Lauri-
neenkampher isomer ist, ohne übrigens in allen chemi-
schen Eigenschaften damit übereinzustimmen. Es liegt sehr
nahe zu vermuthen, dass die betreffenden Convulsionen eben
durch dieses Stearopten hervorgerufen werden, nicht durch die
Kohlenwasserstoffe, welche dasselbe in Lösung erhalten. Bei
der relativ grossen Vernachlässigung der Pharmakodynamik
der aetherischen Oele kann es nicht befremden, dass bei
Versuchen mit denselben auf die einzelnen Componenten fast
gar keine Rücksicht genommen ist. Ich glaube, dass gerade
das auffällige Verhalten der drei genannten Synanthereenöle
dazu auffordert, das‘ Studium der Aetherolea in dieser Bezie-
hung zu vertiefen. Uebrigens ist ja die in Frage stehende
Familie ausserordentlich reich an Kamphern. Wir haben hier
' nicht allein das Helenin oder den Alantkampher, dessen
Elementarzusammensetzung von der des gewöhnlichen Kampfers
abweicht, so wie den bisher nur oberflächlich untersuchten
Buphthalmumkampher, sondern auch den überaus interes-
santen Pyrethrumkampher, welcher nicht allein die For- 2
mel C!°H1!°0, sondern auch alle Eigenschaften des gemeinen
Kamphers besitzt und sich von letzterem eigentlich nur dadurch ;
unterscheidet, dass er die Ebene des polarisirten Lichts eben
so stark nach links wie dieser nach rechts dreht*), Auf
diese Kampherarten und auf die aetherischen Synanthereen-
öle, welche ein Stearopten von der Formel C1°H160 ein- €
schliessen, dürfte bei weiteren Versuchen über die convulsions-
erregenden Wirkungen aromatischer Synanthereen besonders
zu achten sein. Die Beziehung derselben zum Laurineen-
kampher lassen es vermuthen, dass bei den durch die genann-
ten Synanthereenöle hervorgerufenen Vergiftungen periphe-
rische Gebilde afficirt sind, wofür auch einige andere, hier
nicht zu erörternde Gründe sprechen.
Cupressineae.
Dass übrigens nicht allein flüchtige Oele, welche ein dem
Kampher isomeres Stearopten enthalten, heftige Krämpfe her-
vorzurufen vermögen, lehrt ein Blick auf die Intoxicationen
mit dem Oel von Juniperus Virginiana, dem sogenannten
Cedernöl, welche wiederholt in Amerika nach dem Gebrauche
dieses Oels als Abortivum oder Emmenagogum beobachtet
worden sind. Dieses Oel enthält aber einen Kampher von
der Formel C!° H2° 0, neben dem Kohlenwasserstoffe Cedren,
0:5 H?*. Die von den Beobachtern der fraglichen Vergiftung
angeführten allgemeinen tonischen Convulsionen und Trismus
könnten freilich möglicherweise terminale sein und einiger-
maassen möchte hierfür auch die gleichzeitig bestehende
Dyspnoe sprechen. Sicherheit können in dieser Beziehung
nur Thierversuche geben, welche zweckmässig auch auf andere
Aetherolea dieser Familie, z. B. das Thujaöl ausgedehnt
werden. Bei den bisher in dieser Richtung ausgeführten
Experimenten mit Sadebaumöl und Wachholderöl
(©. G. Mitscherlich) sind auffallende convulsivische Erschei-
nungen entschieden nicht hervorgetreten.
*) Pflanzenstoffe. p. 946 und 947,
PP ANLEE
=
. Husemann, Verbreit. d Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 223
Umbelliferae.
Es ist ein auffallendes Factum, dass die aetherischen
Oele aus der Familie der Doldenblüthler im Gegensatz zu
denen der Korbblüthler bei Thieren keine Convulsionen erre-
gen, sondern vorwiegend paralytische Symptome erzeugen.
Diese Thatsache frappirt, weil Hirnkrampfgifte anderer Art
unter den Umbelliferen fast noch reichlicher vertreten sind
als unter den Synanthereen. Selbst das aetherische Oel von
Cicuta virosa, dem Hauptrepräsentanten der krampferre-
genden Doldengewächse, dessen Stellung unter den Giften
Böhm zuerst (1876) präcisirte, ist nach älteren und neueren
Untersuchungen von Simon und von van Ankum für die
Wirkung des Wasserschierlings indifferent. Das wirksame
Princip des letzteren ist das von Böhm als Cicutoxin
bezeichnete Weichharz, von welchem wir annehmen dürfen,
dass es aus dem aetherischen Oele hervorgehe. Ob nicht das
letztere in sehr grossen Dosen dennoch gifüge Eigenschaften
besitze und ob es nicht gelingt aus demselben durch chemische
Agentien einen nach Art des Cicutoxins wirkenden Stoff zu
erzeugen, dürfte der Untersuchung werth sein.
Böhm hat schon hervorgehoben, dass höchst wahrschein-
lich ein ähnlicher Stoff wie das Cicutoxin in der in Südeuropa
und England so sehr gefürchteten Oenanthe crocata
existiree In der That haben ältere Untersuchungen von
Cormeiran und Pihan Dufailley einerseits und Christison
andererseits in einem dunkelrothen Harz das active Princip
der Safranrebendolde und die Abwesenheit eines Alkaloids
nachgewiesen. Ebenso findet sich nach den neueren Analysen
von Porter inSium latifolium ein dem Cicutoxin ausser-
ordentlich ähnliches, in seinen Lösungsverhältnissen jedoch
einigermaassen davon abweichendes Harz, welches bei Thieren
Speichelfluss und Krämpfe erzeugt. Es ist mir im hohen
Grade wahrscheinlich, dass die Gattungen, denen die drei
genannten Umbelliferen angehören, noch mehrere Species
einschliessen, welche durch dasselbe oder ein ähnliches Prin-
eip nach Art der Hirnkrampfgifte wirken. Man darf sich
freilich gerade in der Familie der Umbelliferen nicht von der
224 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete,
botanischen Verwandtschaft zu irrigen Schlüssen über die
pharmakodynamischen Eigenschaften der fraglichen Pflanzen
hinreissen lassen. Nirgends findet man essbare, aromatische
und giftige Species ein und derselben Gattung so zahlreich
neben einander, wie in der Familie der Doldenblüthler. So
findet sich z. B. in der Gattung Sium neben der durch neuere
in Amerika gemachten Erfahrungen als stark giftig erwiesenen,
oben erwähnten Species Sium latifolium, die Zuckerrübe Sium
Sisarum, und die aromatische Ninsidolde von China, Sium
Ninsi; auch eine Species von Oenanthe, Oenanthe pimpinel-
loides, hat nach Rosenthal eine den Pastinaken ähnliche,
essbare Wurzel. Andererseits giebt es aber wenigstens in
den Gattungen Cicuta und Oenanthe Species, deren Giftigkeit
durch Erfahrungen festgestellt ist. Dahin gehört die nord-
amerikanische Cicuta maculata L., der American Hemlock,
deren Wurzel nach der Angabe von G. B. Wood*) in den
Vereinigten Staaten wiederholt zur Vergiftung von Kindern
geführt hat. In ihrem Aeussern hat Cicuta maculata auch
einige Aehnlichkeit mit Conium maculatum und die Angabe
von Rosenthal, dass die amerikanische Dolde in ihrem
Vaterlande nach Art des Fleckschierlings medieinisch verwen-
det werde, welcher letztere in den Vereinigten Staaten
ursprünglich nicht einheimisch war, mag daher wohl ihre Rich-
tigkeit haben, obschon ja selbstverständlich die Wirkung beider
nicht eine gleiche sein kann, wie auch schon B. G. Wood
vor einer solchen Verwechslung warnt. Aus der Gattung
Oenanthe würde Oenanthe fistulosa zu nennen sein, in
welcher Greding ebenfalls ein giftiges Harz nachgewiesen
haben will, ferner Oenanthe Lachinalii und peucedani-
folia, sämmtlich in Deutschland vorkommend, O. apiifolia
(Portugal) und O. inerassans (Griechenland), welche nach
Rosenthal als gefährlich gelten. In einzelnen Gegenden
Deutschlands betrachtet man auch die von Linne als Sium
angustifolium bezeichnete, jetzt der Gattung Berula zuge-
zählte Dolde als giftig. Von Interesse ist, dass alle diese
*) Treatise on Therapeuties and Pharmaeology. Vol. II p. 214.
De
Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche etc. 225
giftigen und verdächtigen Umbelliferen, welche nach Art des
Wasserschierlings zu wirken scheinen, auch wie dieser am
Wasser wachsen.
Coriarieae.
Die Reihe der bis jetzt bekannten Hirnkrampfgifte
beschliesst das von Riban entdeckte active Prinecip der in
Südeuropa und Nordafrika einheimischen Coriaria myrti-
folia, das Coriamyrtin. Ich habe bereits früher*) dem
Coriamyrtin nach den Erfahrungen über die Wirkung der
Coriaria bei Thieren und Menschen seinen Platz an der Seite
des Pikrotoxins angewiesen. In auffallender Weise gleich-
artig sind auch die Erscheinungen des neuseeländischen Giftes
Tut oder Tutu, Coriaria sarmentosa, dessen Verhältniss ich
früher in einer grösseren Arbeit**) ausführlich besprochen
habe und welches nach den dadurch bedingten Erscheinungen,
wenn nicht Coriamyrtin, so doch ein in seiner Wirkung dem-
selben sehr nahe stehendes actives Princip enthält. Damit
hat auch der fünfte Welttheil seinen Repräsentanten unter
den Krampfgiften, die sich, wenn wir die geographische Ver-
breitung der in Rede stehenden Pflanzen ins Auge fassen, auf
allen Theilen der Erde einheimisch finder, freilich keineswegs
in gleichmässiger Vertheilung, sondern so, dass das tropische
Asien, bekanntlich ein der Production von giftigen Pflanzen
und Thieren überhaupt ausserordentlich günstiges Territorium,
_ nicht nur die meisten, sondern auch die stärksten Krampf-
gifte liefert. Auffallend erscheint es daher, dass gerade Ost-
asien eine angeblich ungiftige Species von Üoriaria, Coriaria
_Nepalensis, hervorbringt, während die übrigen Welttheile
sämmtlich (Coriaria sarmentosa findet sich auch in Chile und
Peru) giftige Species dieser Gattung erzeugen.
In monokotyledonischen Familien ist, vom Veratrin
abgesehen, mit Sicherheit kein eigentliches Krampfgift consta-
tirt worden und die Betrachtung der Symptomatologie der
durch Monokotyledonen bedingten Intoxicationen giebt keine
*) Pflanzenstoffe p. 739.
**) Neues Jahrbuch für Pharmacie XXX. p. 257.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 3. Hoft. 15
226 E. Bohlig, Mittel, Kesselsteinbildung zu verhüten.
bestimmten Anhaltspunkte für die Annahme, dass ein eigent-
liches Hirn- oder Rückenmarkskrampfgift in dieser Abtheilung
des Gewächsreiches vorkomme. Die wenigen Beobachtungen
über giftige Wirkung von Lolium temulentum geben als Er-
scheinungen der Intoxication zwar Zittern, aber keine eigent-
lichen Convulsionen an und machen den Eindruck, als ob es
sich mehr um ein Paralysans handle.
Ueber Wasserreinigung resp. ein neues höchst ratio-
nelles Mittel, jede Kesselsteinbildung zu verhüten.
Von E. Bohlig in Eisenach.
Das eigentliche Warum der Kesselsteinbildung ist, abge-
sehen von der geläufigen, allgemeinen Erklärung des Unlös--
lichwerdens der Erdbicarbonate durch CO?- Verlust u. s. w,,
bis jetzt immer noch eine viel ventilirte Frage!
Es ist beispielsweise eine bekannte Thatsache, dass manche
Speisewässer fast ihre sämmtlichen Mineralstoffe nur als
steinharte Massen in Dampfkesseln ablagern, während andere
wenige blossen Schlamm bilden und die meisten übrigen
zwischen inne liegen, d.h. Kesselstein- und Schlammbildung
bewirken. Dass dieses Verhältniss nur ein scheinbar zufäl-
liges ist, vielmehr eine ganz bestimmte Ursache haben muss,
liegt auf der Hand. Ich vermuthete diese in dem schwan-
kenden Magnesia-Gehalt der Wässer und stellte in Folge des-
sen zahlreiche Versuche nach dieser Richtung hin an.
Die vorliegenden Wasser- und Kesselsteinanalysen und
deren Vergleichung boten sehr wenig Stützpunkte wegen der
willkürlichen Vertheilung der Basen und Säuren und der oft
fehlenden directen Kohlensäurebestimmung. Ich musste dess-
halb diverse, genau analysirte Wässer und deren Abschei-
dungen auf Qualität und Quantität einer sorgfältigen, verglei-
chenden Prüfung unterwerfen.
Die erste Thatsache, welche ich feststellte, ist zunächst
folgende: Der Kesselstein oder Schlamm (gewöhnlichen Koch-
'E. Bohlig, Mittel, Kesselsteinbildung zu verhüten. 927
gefässen, also nicht über 100°C., sondern bei gewöhnlichem
Luftdruck kochend, entnommen), zeigte sich stets frei von
Magnesia, während im Dampfkessel bei demselben Wasser
der ausgeschiedene Schlamm alle Magnesia als kohlensaure
Magnesia bezw. Magnesiumoxyd enthielt. Obgleich die That-
sache, dass bei gewöhnlicher Temperatur gefällte kohlensaure
Magnesia den Gips sehr leicht zersetzt, längst bekannt ist,
so hat meines Wissens noch Niemand die natürliche Conse-
quenz gezogen.
| Es ist aber sofort klar, dass aus Wässern, welche dop-
pelt kohlensaure Magnesia neben Gips enthalten, durch Kochen
sämmtliche soeben gebildete einfach basisch - kohlensaure Mag-
nesjia in Bittersalz übergeführt wird, während aus dem Gips
eine aequival. Menge Calcium als einfach kohlensaurer Kalk
niederfällt. Ebenso selbstverständlich ist es nunmehr, dass
Wässer, welche annähernd die Zusammensetzung von MgCO®
+ CO? + CaSO* haben, nicht nur magnesiafreien sondern auch
gipsfreien Kesselstein nur abscheiden können, letzterer in
. diesem Falle nur aus kohlensaurem Kalk bestehen kann.
Interessant ist ferner der Umstand, dass mit den abge-
kochten Wässern oft, wenn auch unbewusst, genügend starke
' Dosen Bittersalz in den Magen gelangen und mit Sicherheit die-
jenige Wirksamkeit entfalten, wie sie bei vielen Biersorten ja
bekannt ist.
Was geht nun aber in Dampfkesseln vor sich?_ Da sich
dort aus dem Wasser in normaler Weise einfach kohlensaure
Magnesia aus dem Speisewasser abscheidet, so wäre der oben-
gegebene Prozess zur Erklärung der Bildung von Kesselstein,
ob hart oder schlammig, nicht zu verwenden. Hoppe - Seyler
erklärt bekanntlich die Bildung der Dolomite durch stattge-
' habte Einwirkung von Bittersalz, Meerwasser auf kohlensauren
_ Kalk bei höheren Temperaturen, 120° — 150° C.
Wäre diese Annahme richtig, so müssten auch in
‚ Dampfkesseln diese Hergänge stattfinden, was ich bis jetzt
nicht beobachtet habe, wohl aber geht hier durch Einwirkung
von Bittersalz auf kohlensauren Kalk — die Bildung von Gips
und kohlensaurer Magnesia vor sich, also genau der umge-
15*
kehrte Prozess, wie er bei 100°C. und darunter ae
Und zwar geht dieser Prozess mit staunenswerther Ener
vor sich, so dass harter Kesselstein, aus Gemengen von koh-
lensaurem Kalk und Gips bestehend, in kurzer Zeit in Schlamm
übergeführt ist.
Diese durch eine lange Reihe sorgfältigster Beobachtun-
gen an Dampfkesseln erlangten Ergebnisse führten mich auf
eine neue Wasserreinigungsmethode, wie sie einfacher und
rationeller wohl nicht gedacht werden kann.
Das Mittel, dessen ich mich hierzu bediene, ist ein Mag-
nesia- Präparat, dessen Zusammensetzung ich dem betreffenden
Wasser genau anpasse, wesshalb die vorherige Einsendung
einer Probe Speisewasser nöthig wird.
Mit Folgendem gebe ich noch die bedeutenden Vortheile
meiner neuen Methode an, wie sich solche an der Hand der
Theorie und Praxis ergeben haben.
1) Zur völligen Reinigung des Wassers ist nur ein
einziges Mittel nöthig, dasselbe ist in Wasser fast unlös-
lich (1:50000). Durch diese hervorragenden Eigenschaften
kann das Reinigungsmittel in sicherem Ueberschuss auf 8 Tage
hin in den Reinigungsbottich gegeben werden.
(Alle zeitherigen Methoden brauchen zwei verschiedene |
Mittel zum Ausfällen von Gips und dann der kohlensauren
Erden. Diese beiden Stoffe müssen jedem neuen Wasser-
quantum genau zugewogen werden, weil sie löslich im Wasser
und desshalb leicht ein schädlicher Ueberschuss hinzugelangt.)
Hierdurch fällt natürlich jede Controle einer nicht jedem Arbei-
ter anzuvertrauenden Arbeit und diese selbst ganz weg.
2) Das Absetzen im Reinigungsbottich geht so rasch und
vollständig vor sich, dass jedes Filtriren wegfällt und in Folge
dessen die apparatliche Einrichtung in hohem Grade einfach
ist und überall anwendbar wird.
Das rasche Absetzen und Klären, was heiss kaum
/, Stunde, in der Kälte “, Stunde Zeit beansprucht, ı
findet seine Erklärung in dem günstigen Umstand, dass in
dem Reinigungsbottich es der Hauptmenge nach ja immer
dieselben Moleküle sind, welche auf und nieder gehen. Diesel-
a eu hand
m
MT
Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernstein. 229
ben müssen dichter und dichter werden und die geringe Menge
frisch gefällten kohlensauren Kalk einhüllen und niederreissen.
3) Die Wirkung des gereinigten Wassers auf alten Kes-
selstein ist eine erstaunliche, indem dadurch eine Schlamm-
bildung eingeleitet wird, welche fortgeht bis der letzte Rest
harten Kesselsteins verschwunden und sämmtliche Eisentheile,
Siederohre frei liegen. Bei Einführung meines Verfahrens
braucht desshalb der alte Kesselstein vorher nicht durch
Abhämmern entfernt zu werden.
Dass diese Einwirkung auf den oben näher dargelegten
Doppelprozess beruht, bedarf kaum der Erwähnung.
4) Das neue Kesselsteinmittel hat an und für sich schon
einen niedrigen Preis, wird aber durch das sehr geringe Mole-
kulargewicht des Magnesiums um vieles mal billiger als alle
existirenden, bis dato vorgeschlagenen, da beispielsweise
20 Thle. Magnesiapräparat gleichkommen 131 Thln. Chlorbarium,
40 Thln. festen Aetznatron, 50 —70 Thl. Soda ete., so dass die
Reinigung von 1 Cubikm. Wasser mittlerer Härte durchschnitt-
lich kaum auf 2 Pf. kommt.
Notizen über die chemische und physikalische
Beschaffenheit des Bernsteins.
Von Otto Helm in Danzig.
Ueber die chemische und physikalische Beschaffenheit
des Bernsteins haben bisher Berzelius, Pelletier, Schrötter,
Forchhammer, Elsner und Andere eingehende Forschungen
angestellt und sind ihre Angaben in die chemischen Hand-
bücher übergegangen. Ich erlaube mir, in Nachstehendem
dieselben durch einige darauf bezügliche Bemerkungen und
Untersuchungen zu ergänzen. Bevor ich jedoch dazu über-
gehe, wird es nöthig sein, einige Worte über das Vorkommen
des Bernsteins voranzuschicken,
Der Bernstein, ein fossiles Baumharz von Pinites
suceinifer Göppert und andern verwandten Bäumen kommt
in primärer Lagerstätte nur an einem Punkte der Erde vor
und zwar im Samlande an der ostpreussischen Küste und dem
daran grenzenden Seegrundboden. Die bernsteinführende Schicht
liegt im Samlande theils unter dem Meeresspiegel theils über
demselben, hat eine blaugrüne Farbe und besteht aus mehr
oder minder grobkörnigem Sand, von dem jedes Körnchen
noch mit einem gelblichen Ueberzuge versehen ist; dazwischen
finden sich einzelne Glimmerblättchen und Körnchen von
einem blaugrünen Minerale, Glauconit genannt. In dieser
sogenannten „blauen Erde“, welche einen ziemlich festen
Zusammenhang hat, liegen zerstreut Bernsteinstücke in allen
Grössen, auf 20 Kubikfuss der Erde durchschnittlich 1 Kilog.
Die Stücke sind mit einer starken Verwitterungsschicht
rindenartig bezogen, im allgemeinen aber noch in der Form
erhalten, wie der Bernsteinbaum sie einst erzeugte; es deutet
dieser Umstand darauf hin, dass ein weiter Transport
durch die hoch und stürmisch bewegten Fluthen des Meeres
mit ihnen nicht stattgefunden haben kann; einige der Stücke
sind zwar zerschlagen, die dadurch hervorgebrachten Ecken
und Kanten jedoch wenig oder gar nicht abgeschliffen, die
daran haftenden Holz- und Rindenstückchen unversehrt, und
die zarten darin eingeschlossenen Insecten und Pflanzentheile
so wohl erhalten, als wären sie erst heute hineingekommen.
Nach Berend lag das Land, welches den urweltlichen
Wald trug, der den Bernstein erzeugte, inmitten der jetzigen
Ostsee unweit der preussischen Küste; die mittlere Tertiärzeit
hat ihn noch gesehen; nach ihr fegten einbrechende Meeres-
fiuthen das ganze Land hinweg und spülten es zum grössten
Theile an die Küste des Samlandes, wo das darin enthaltene
Baumharz denn heute noch inmitten des Mutterbodens, der
es einst erzeugen half, in gewaltigen Mengen gefunden, gegra-
ben und bergmännisch gewonnen wird.
Aller Bernstein, welcher an andern Orten gefunden wird,
ist entweder aus dieser primären Lagerstätte ausgewaschen
und durch Meereswogen nach nah belegenen Orten hingetrie-
ben worden, oder er ist gar nicht erst in die primäre Lager-
stätte gekommen, sondern sogleich durch die hoch- und weit-
. $ a R ER EIER X <_
230 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernstein.
3
E
' Tenheit d. Bernsteins.
gehenden Fluthen des Meeres fernhin in das Land getragen
und dort von dem aufgewühlten Erdreiche verschüttet worden;
_ hierzu gehört unter andern der in Schlesien, Böhmen, Mähren
und Russland gefundene Bernstein; oder er stammt von ein-
zelnen oder in kleinen Parthien an andern Orten der Erde
gewachsenen harzführenden Bäumen ab, welche in derselben
a Weise, wie vorangeführt, zerstört und dessen abgeschiedene
Harztheile sich im Innern der Erde erhalten haben; zu. dieser
- Kategorie gehört der in andern, zum Theil aussereuropäischen
“Ländern vorkommende Bernstein, so der aus England, Frank-
‚reich, Spanien, Oberitalien, Sicilien, Nordafrika, Rumänien,
Türkei, Syrien und Nordamerika.
# Ich habe allerdings Grund, daran zu zweifeln, ob aller
in diesen letztgenannten Ländern vorkommende vermeintliche
Bernstein wirklich Bernstein ist, denn ich habe Gelegenheit
gehabt, mir einigemale Bernstein, der aus andern Ländern
stammte, zu verschaffen und ermittelt, dass in den meisten
Fällen ein anderes Harz vorlag, so namentlich bei einem aus
Nordamerika von sicherer Hand bezogenen und bei einem
_ durch Herrn Professor Fraas in Stuttgart mir gütigst über-
lassenen, von ihm selbst in Syrien gesammelten. Beide soll-
ten Bernstein sein, enthielten aber keine Bernsteinsäure, zeig-
rn ten auch im übrigen ein anderes chemisches Verhalten, wie
E: ich noch später genauer ausführen werde. *) Es wäre wich-
tig, auch die andern Bernsteine, welche in den von der
preussischen Küste weitabbelegenen Ländern gefunden werden,
_ einer chemischen Untersuchung zu unterziehen, um zu consta-
tiren, ob und welche Unterschiede zwischen ihnen und dem
Ostseebernstein existiren. So behauptete Prof. Capellini aus
Bologne auf dem Congresse für Anthropologen in Stockholm
1874, dass der in der Etruskergräbern Oberitaliens gefundene
a _ Bernstein seiner Zeit im Lande selbst gefunden und bearbeitet
wurde, während anderseits die Meinung aufrecht erhalten
' wurde, dass dieser Bernstein durch Handelsverbindungen von
*) Wie mir mitgetheilt wurde, hat Herr Prof. Lebert in Vevey in
dem letztgenannten Bernstein ebenfalls keine Bernsteinsäure gefunden,
232 O0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. rs ee
der baltischen Küste bezogen wurde; die chemische Analyse
beider würde hier richtige Aufschlüsse über die Beziehungen
der Völker zu einander in dieser ältesten Zeit geben können.
Ich habe mich vergeblich bemüht, von dort Bernstein zu be-
kommen, um vergleichende Untersuchungen zu machen; es
würde mir im hohen Grade erwünscht sein, von hier und
andern entfernten Orten Bernsteinproben zu erhalten.
Der aus der Stammpflanze des Bernsteins hervorfliessende
Saft war gewiss ursprünglich vollständig flüssig, ölartig; denn
nur so ist es zu erklären, dass die darin heute gefundenen
Pflanzentheile und Thiere völlig davon umschlossen und intact
geblieben sind; unter ihnen giebt es manche, die ausser-
ordentlich zart und fein gebaut und dennoch vollständig wohl
erhalten in dem Bernstein vorgefunden wurden. Wäre der
Saft damals nicht flüssig gewesen, so hätten diese federleich-
ten Thierchen gar nicht hineinkommen können. Nach seiner
Erhärtung erlitt der Bernstein durch die Länge der Zeit
noch eine vollständige Fossilation. Ob hierbei Einflüsse che-
mischer Natur mitwirkten, zu denen der Einfluss von schwe-
felsauren Dämpfen gerechnet werden ıuss, die der Erde
entstiegen, wie solches mit einigem Rechte von mehreren
Forschern angenommen wird, will ich dahin gestellt sein las-
sen. Vielleicht hat die Anwesenheit von den schönen glän-
zenden Schwefelkieskrystallen im Bernstein zu dieser Annahme
Mitveranlassung gegeben. Thatsächlich findet man diese
Schwefelkiesbildung recht häufig auch bei vielen andern Na-
turerzeugnissen der ältesten und Diluvialzeit. Exact und
überall zutreffend hat sich dieselbe bis heute noch Niemand
erklären können. Der genannte Schwefelkies ist die Verbin-
dung von 2 Aeg. Schwefel mit 1 Aeg. Eisen; die einfache
Verbindung, aus gleichen Aeq. zusammengesetzt, sieht man
heute noch überall und häufig entstehen, während die Bildung
von Doppel-Schwefeleisen heute nur sehr selten in der Natur
beobachtet wird; zunächst nur da, wo die Gegenwart von
Sauerstoff der Luft völlig ausgeschlossen ist, so im Unter-
grunde und in der Nähe von Mineralquellen als feiner Ueber-
zug über Quarz und andern Gesteinen; in einem Falle als
erzug eines Feuersteinmessers, welches von Menschen-
hand angefertigt, also gewiss jüngeren Datums war (von
Daubree in Bourbonne les bains beobachtet) und in der Tiefe
des Erdbodens gefunden wurde; in einem andern Falle wurde
Doppel- Schwefeleisen innerhalb eines Stückchens Holz beobach-
tet, welches aus einem englischen Schiffskörper entnommen
_ und abwechselnd seinen Aufenthalt in salzigem und süssem
Wasser gehabt hatte.
® Die Qualität des Bernsteins ist: eine äusserst verschie-
‘dene, nicht allein des Aussehens, sondern auch der chemischen
Bestandtheile nach; ebenso differirt das spec. Gewicht nicht
_ unbedeutend. Berzelius giebt an, dass es zwischen 1,065 und
a 1,070 liege; diese Angabe ist jedoch nicht überall zutreffend.
Bi Ich habe eine grosse Anzahl von Bernsteinstücken auf ihr
* spec. Gewicht untersucht und gefunden, dass dasselbe sich in
dem weiten Zwischenraume von 1,05 bis 1,095 bewegt. Die
N weisse Modification des Bernsteins, gewöhnlich „Knochen “
- genannt, ist oft noch leichter; ich besitze von derselben ein
Paar Stückchen, deren spec. Gewicht noch unter 1 liegt, sie
> schwimmen auf Wasser wie Meerschaum. Von Bernstein aus
andern Ländern untersuchte ich ein Paar Stückchen siciliani-
‚schen, das spec. Gewicht betrug 1,056 — 1,066.
ä Die Farbe des Bernsteins ist ebenfalls eine ausserordent-
' lich verschiedene, es ist nicht blos die gewöhnliche goldgelbe,
durchsichtige oder mehr oder minder getrübte, welche wir
_ gewohnt sind, bei den im Handel vorkommenden Bernstein-
_ arbeiten zu beobachten, sondern sie durchläuft alle Farbentöne
vom hellsten Weingelb bis zum dunkelsten Weinroth, ebenso
‚sind alle Stufen der Durchsichtigkeit und Undurchsichtigkeit
vertreten, es giebt ferner rein kreideweisse Stücke, hellbräun-
_ liche bis dunkelbraunschwarze, dazwischen liegen gemischte
Farbentöne aller Art, graugelb, bräunlichroth u.a.
Ich besitze ein Farbensortiment von etwa 100 Nummern;
sehr selten kommt der dunkelrothe oder grünlich schimmernde
Bernstein hier vor; häufiger sollen diese beiden Farben in
Sieilien vertreten sein, der dort gefundene Bernstein ist oft
völlig grünlich oder violett bläulich, oft schillert er in allen
EN
234 O. Helın, Chem. u, physikal. Beschaffenheit d. Bernsteing a
Farben, er ist polychroid. Bei hiesigem Bernstein beobach-
tet man eine blaue Färbung auf undurchsichtigem weissen
Grunde manchmal, sie ist wohl durch einen Gehalt von
phosphorsaurem Eisenoxyduloxyd, sogen. Vivianit, bedingt,
welches Mineral sich im Diluvium häufig da bildet, wo die
beiden bedingenden Substanzen unter gehemmten Luftzutritt
auf einander einwirken. Dann giebt es noch unter dem nicht
zur Verarbeitung zu Schmuckgegenständen kommenden Bern-
stein Stücke, welche die bunteste Farbe tragen; da sind vor
allen die mit Schwefelkies durchmengten, welche wie Erz
aussehen, melirte von der Farbe des Porphyrs, Achats, Gra-
nits; sehr schön ünd auch für Schmuckgegenstände beliebt
sind die gelb und weiss mehr oder minder undurchsichtig
geflammten oder gestreifien Stücke, Ich habe ein Sortiment
dieser bunten Stücke zusammengestellt, welches beim ersten
Anblicke wie eine Sammlung von Gesteinen aller Art aus-
sieht. —
Die eigenthümliche Farbe des reinen Bernsteins mag
wohl eine klare wasserhelle sein und all die genannten
Nuancirungen mögen erst durch Beimischung von Extractiv-
stoffen, die gleichzeitig mit dem Bernsteine vermischt aus dem
Baume flossen, bedingt sein; ähnliches beobachtet man ja
noch heute bei den aus Bäumen hervortretenden Harzen u. a.
Säften, z. B. beim Gummi des Kirschbaumes; auch mag ein
mehr oder minder grosser Eisengehalt, der sich mit diesen
extractiven Stoffen verband, das seinige zur Färbung bei-
getragen haben, Die bunten und melirten Stücke sind mei-
stentheils durch von aussen stattgehabte Verunreinigungen
mit Stoffen pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs ent-
standen. Die milchweisse Farbe einiger Bernsteinsorten ist
gleichfalls bei seiner Entstehung vorhanden gewesen. Berend
vertritt die Ansicht, dass solche durch einen darin fein ver-
theilten Gehalt an Wasser bedingt sei, denn man beobachtet
oft klare Stücke, in welchen weisse Wolken mehr oder min-
der scharf begrenzt gleichsam schwimmen; es scheine fast,
sagt Berend, als ob aller ursprünglich aus dem Baume ge-
quollener Saft zuerst milchig war von beigemengten wässrigen
RER
u. physik Beschaffenheit d. Bernsteins.
; Schichten bestehen. Thatsächlich scheint die milchige Trü-
ung im Bernstein noch heute auf eingeschlossenen Wasser-
wenn er mit kochendem Oel behandelt wird, wobei geringe
Wasserdämpfe entweichen.
Der knochenfarbige Bernstein wird nicht durch Kochen
in Oel klar, es giebt eine leichte unansehnlich aussehende
Qualität dieses Bernsteins, von welchem man fast annehmen
_ möchte, dass sie das Product eines ganz andern Baumes, als
| das gewöhnliche ist, denn nicht allein im spec. Gewicht ist
dieser Bernstein stets leichter, als der gewöhnliche, sondern
auch in seinen chemischen Bestandtheilen zeigt er eine ab-
weichende Zusammensetzung, u. a. ist er stets reicher an
Bernsteinsäure, welche oft im freien Zustande darin existirt,
so dass schon die Zunge den sauren Geschmack darin
i ‚herausfinden kann; und doch findet man auch von diesem
_ Bernstein Stücke, welche unmittelbar mit klarem gelben Bern-
& stein verbunden sind, daher das Product aus zwei verschiede-
_ nen Bäumen nicht vorliegen kann.
Es dürfte hier noch zu berücksichtigen sein, dass gewiss
‚die Jahreszeit, - in welcher der Bernstein aus dem Baume
quoll, einen Einfluss auf die Farbe, namentlich die mehr oder
minder grosse Klarheit ausgeübt haben muss, Wenn der
Bernstein ursprünglich stets mit Wasser getrübt aus den
Bäumen floss und sich erst mit der Zeit klärte, so ist wohl
mit einiger Gewissheit anzunehmen, dass diese Klärung in
_ heisser Jahreszeit sehr bald vor sich gehen konnte, weil ein-
% mal das Harz dann flüssiger war, anderseits auch die Was-
serverdunstung leichter stattfinden konnte, während das bei
kälterer Jahreszeit heraustretende Harz träge floss und schon
‘or der völligen Klärung erhärtete. So ist auch das Neben-
inandervorkommen von klarem hellen Bernstein neben milch-
veissem ohne jeden Uebergang der Farbe leicht zu erklären.
Wird hellfarbiger Bernstein Jahre lang der Luft und
em Lichte ausgesetzt, so dunkelt er auf der Oberfläche
236 0. Helm, Chem, u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. SR
mehr und mehr nach, er wird zuerst dunkelgoldgelb, endlich
dunkelroth und diese rothe Schicht ist gleichzeitig mit unzäh-
ligen feinen Rissen durchzogen; sie ist in Folge dessen auch
leichter zerstörbar geworden, mit einem Messer lässt sie sich
leicht abschaben, und sieht man darunter die ursprüngliche
hellgelbe Farbe des Bernsteins unverändert.
Aehnliche Veränderungen wie diese hat der Bernstein
nun während der Jahrtausende erlitten, welche er nach seiner
Entstehung durchgemacht hat. Zwar ist diese Einwirkung
in diesem Zeitraume keine so rapide gewesen, denn der
Bernstein ist doch im Innern der Erde oder des Meeres mehr
oder minder vom Zutritte der Luft und des Lichtes geschützt
gewesen; dennoch ist diese Verwitterung namentlich bei dem
aus der Erde gegrabenen, dem sogenannten Grabsteine, eine
oft sehr bedeutende, während der aus dem Meeresgrunde
genommene, der sogenannte Seestein, nicht allein durch das
umgebende Wasser besser geschützt war, sondern auch die
verwitterten Theile seiner Oberfläche durch Reibung mit dem
Sande und dem spülenden Salzwasser leichter wieder verlor.
Desshalb besitzt der Seebernstein nur eine dünne fast durch-
sichtige Haut, während der Grabbernstein eine starke braune
schmutziggelbe bis grauschwarze Kruste zeig. Man hat es
versucht, diese Kruste auf mechanischem und chemischem
Wege von den Steinen zu lösen, um so eine besser verkäuf-
liche Waare zu erlangen. Unter dem Seebernstein giebt es
Stücke, welche förmlich ganz überzogen sind mit einer feinen
gänsehautartigen Kruste, auch giebt es solche, welche mit
unzähligen feinen netzförmigen Strichelchen bedeckt sind;
beides sind Verwitterungsprocesse. Der Grabstein ist durch
denselben Process oft mit bienenzellenartig gestalteten Rissen
bedeckt; ja es giebt Stücke, welche diese Veränderung in
ihrem ganzen Innern erlitten haben. Wie viel tausende von
Jahren dazu gehört haben, diese Verwitterungskruste hervor-
zubringen, können wir daraus ermessen, dass bearbeitete Bern-
steinstücke, die in alten Heidengräbern gefunden werden, z. B.
Perlen, eine Kruste zeigen, welche kaum 1 Centim, tief ein-
0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernstein. 237
drungen ist, während der Grabstein oft Decimeter tief
angegriffen erscheint.
2 Ueber das Verhalten des Bernsteins gegen Lösungsmittel
habe ich eingehende Versuche gemacht, welche die Angabe
; Heyers, dass Alkohol und Aether nur etwa 10 bis 12 Proc,
_ lösliche Theile aus dem Bernsteine aufnehmen, nicht bestäti-
gen. Das Auflösungsvermögen ist ein grösseres.
Von gewöhnlichem klaren hellgelben bis goldgelbem
_ Bernstein lösten sich:
In Aether 18 bis 23 Proc.,
in Alkohol 20 bis 25 Brde.
in Terpenthinöl 25 Proc.
in Chloroform 20,6 Proc.,
in Benzin nur Spuren.
Der knochenfarbige Bernstein verhielt sich gegen Lö-
zung) etwas widerstandsfähiger, so lösten sich:
in Aether 16 bis 20 Proc.,
in Alkohol 17 bis 22 Pro
Der mit Alkohol erschöpfte Rückstand von Bernstein gab
“an Aether noch 6,2 °/, ab, an Chloroform dann noch 0,015 %,.
i Wird der aetherische, resp. alkoholische Auszug des
Bernsteins verdunstet, so bleibt ein sprödes leicht zerreibliches
Harz übrig, welches den eigenthümlichen Bernsteingeruch in
hohem Grade besitzt; das durch Alkoholauszug erhaltene Harz
löst sich zum allergrössten Theile in Aether, das aetherische
_ umgekehrt zum grossen Theile in Alkohol.
" - Ein nur in Aether lösliches Harz wird erhalten, wenn
der klare aetherische Auszug verdampft und mit Alkohol
_ wieder aufgenommen wird, es bleiben dann Harzflocken zurück,
welche nun wieder in Aether löslich sind; oder man erhält
es auch durch Ausziehen des mit Alkohol erschöpften Bern-
steinrückstandes in Aether; dieser aetherische Auszug muss
' aber nach dem Verdampfen noch mit Alkohol behandelt wer-
den, weil er noch immer einen kleinen Rückhalt darin lös-
_ lichen Harzes enthält.
u Dieses nur in Aether lösliche Harz erweicht bei einer
Temperatur von 142°C. und schmilzt bei 146° C., während
238 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. 1 ernstein So
das in Alkohol lösliche Harz schon unter 100° C. erweicht
und bei 105° C. schmilzt. Das aus dem Bernstein direct E
mittels Aether ausgezogene gemischte Harz erweicht ebenfalls R
bei einer Temperatur unter 100° C., schmilzt aber erst völlig,
wie das reine in Aether lösliche, bei ca. 140° 0, ..
Alle drei genannten Harze besitzen beim Reiben zwischen
den Fingern einen durchdringenden Bernsteingeruch, die bei-
den letztgenannten kleben dabei an der Haut. Mit Wasser
erwärmt stossen sie einen starken pfeflerartigen Geruch aus,
durch Kalilauge sind alle drei verseifbar.
Wird die alkoholische Lösung des Bernsteins concentrirt
und dann mit Wasser vermischt, so scheidet sich das Harz
in reinerer Beschaffenheit wieder aus; in der wässrigen Lösung
bleibt ein kleiner Theil des riechenden Princips gelöst, ferner
eine Spur freier Bernsteinsäure und nach dem Verdampfen
sehr wenig Extractivstofl.
Dasjenige Lösungsmittel, welches vom Bernstein am
meisten aufnimmt, ist unzweifelhaft Terpenthinöl. Dakin giebt
an, dass er darin Bernstein vollständig gelöst habe, als er
die Einwirkung bei hoher Temperatur und in einer zuge-
schmolzenen Glasröhre vorgenommen habe. Ich habe dieses
Experiment ebenfalls gemacht und die Temperatur bis zum
Schmelzpunkte des Bernsteins gesteigert, jedoch keine voll-
ständige Auflösung erzielen können. Eine concentrirte Auf-
lösung des in Alkohol löslichen Harzes aus dem Bernstein
in Alkohol ist der beste Kitt für zerbrochene Bernstein-
gegenstände.
Ausser den vorbeschriebenen in Alkohol und Aether
löslichen Harzen und dem daran haftenden flüchtigen Oele
enthält der Bernstein nur noch ein in spirituöser Kalilösung
lösliches Harz, eine kleine Menge Bernsteinsäure und ein in
allen Lösungsmitteln unlösliches Bitumen. Nach Schrötter und
Forchhammer zeigt der durch Aether von allen löslichen
Theilen befreite Bernstein die Zusammensetzung des Laurineen-
kamphers, C10H!$0. Die Bernsteinsäure ist in einem gebun-
denen Zustande in dem Bernstein enthalten und kann diese
Verbindung bekanntlich durch vorsichtiges Erhitzen zersetzt
-.
ac
. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 239
und auf diese Weise aus dem Bernstein die Säure durch
Sublimation erhalten werden, Je nach der Güte des Bernsteins
werden 3 bis 5 Proc. Bernsteinsäure auf diese Weise erhalten.
Ich bediene mich zur quantitativen Abscheidung der
Bernsteinsäure aus dem Bernsteine einer andern Methode,
einer auf nassem Wege bewerkstelligten, weil durch die
| Methode der Sublimation leicht Theile verflüchtigt werden
oder auf andere Weise der Bestimmung entgehen können.
Ich digerire eine abgewogene Menge sehr fein gestosse-
nen Bernsteins in einer verschlossenen Flasche mit einer
frisch bereiteten Lösung von Kali resp. Natronhydrat in Alkohol,
filtrire dann das ungelöste ab, wasche dasselbe zuerst mit
- Alkohol, dann noch mit heissem Wasser, um die darin an
et
Alkali gebundene Bernsteinsäure und Kohlensäure zu entfer-
nen. Das hierbei zurückbleibende, gut ausgewaschene und
getrocknete Bitumen beträgt dem Gewichte nach 44 bis
60 Proc. von dem in Arbeit genommenen Bernstein. Es ist
schwierig, dasselbe völlig frei von Alkali zu erhalten, es
stellt ein leicht zerreibliches weisses Pulver dar, welches
schwer schmelzbar ist, dabei den eigenthümlichen Bernstein-
geruch ausstösst,
Die davon abfiltrirte alkoholische Lösung wird verdunstet,
; der stark nach Bernsteinöl riechende Rückstand mit dem
wässrigen Auszuge vermischt und mit überschüssiger Chlor-
wasserstoffsäure erwärmt; es bleibt dann ein harzartiger,
bittrer, gelblicher Körper zurück, welcher gut ausgewaschen
immer noch etwas Alkali gebunden hält. Dem Gewichte nach
' beträgt dieses Harz 34 bis 46 Proc. von dem in Arbeit
genommenen Bernstein. In Lösung bleibt alle im Bernstein
enthaltene Bernsteinsäure, an Kali gebunden. Durch Abdampfen
_ concentrirt wird daraus mittels einer klaren Lösung von
Chlorbaryum in Spiritus und Ammoniak alle Bernsteinsäure
als zweifach basisch bernsteinsaurer Baryt abgeschieden; die
‚völlige Ausscheidung erfolgt erst nach längerem Stehen.
Dieser Niederschlag, mit Spiritus ausgewaschen und
getrocknet, wird entweder direct gewogen und aus dem
ur. Vi ur N
er
940 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins,
Gewichte der Bernsteinsäuregehalt berechnet, oder er wird
in geeigneter Weise durch Schwefelsäure zersetzt und Bern-
steinsäurehydrat erhalten. Letztere Methode ist genauer und
liefert die Bernsteinsäure in reiner krystallinischer Beschaf-
fenheit.
Ich habe 12 verschiedene Sorten preussischen Bernsteins
nach dieser Methode auf ihren Gehalt an Bernsteinsäure unter-
sucht und 3,2 bis 8,2 Proc., entsprechend 3,7 bis 9,4 Proc..
Bernsteinsäurehydrat daraus erhalten. Die wenigste Bern-
steinsäure geben die klaren reinen Sorten, 3,2 bis 4,5 %,;
etwas mehr die rohen unansehnlich aussehenden, 4 bis 6,2%, ;
dann folgte der weissaussehende sogenannte Bernsteinknochen,
5,5 bis 7,8°%,; endlich die durch Verwitterung entstandene
Schicht aufgegrabenen Bernsteins mit 8,2 %,.
Um die verschiedenen Sorten des preussischen Bernsteins
chemisch von einander zu unterscheiden und um einen Maass-
stab der Vergleichung mit Bernstein aus andern Ländern zu
haben, genügt es aber nicht allein, den Bernsteinsäuregehalt
kennen zu lernen, sondern es kommt auch der Gehalt an den
verschiedenen darin enthaltenen Harzen mit ihren verschie-
denen Schmelzpunkten dabei in Betracht.
Ich ermittele dieselben, wie schon bei der Beschreibung
der Löslichkeitsverhältnisse des Bernsteins angedeutet in fol-
gender Weise. Eine abgewogene Quantität Bernstein wird
fein pulverisirt mit Alkohol digerirt, nach dem Erkalten durch
ein Filter getrennt, Filter gut nachgewaschen und der Rück-
stand getrocknet. Filtrat in der Wärme abgedampft und
längere Zeit getrocknet.
Der vom Alkoholauszug verbliebene Rückstand wird mit
Aether ausgezogen und dabei ebenso verfahrenwie vorangegeben,
der zur Trockne verdampfte ätherische Auszug mit warmem
Alkohol behandelt und das gelöste zu dem vorerwähnten alko-
holischen Auszuge gegossen; das zurückbleibende nur in
Aether lösliche Harz aber längere Zeit bei gelinder Wärme
getrocknet.
Der vom ätherischen Auszuge verbliebene Rückstand
wird mit alkoholischer Kalilösung digerirt, das gelöste abfiltrirt,
0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 941
das ungelöste mit Alkohol nachgewaschen, beide Lösungen
vermischt und verdampft, dann mit Ühlorwasserstoff zersetzt;
das so erhaltene Harz, mit Wasser ausgewaschen und getrock-
net, enthält immer noch einen kleinen Rückhalt von Alkali
und besitzt einen Schmelzpunkt bei 175° C.
Auf diese Weise trenne ich den Bernstein
1) in ein in Alkohol lösliches Harz, dessen Schmelzpunkt
105° C. ist, es beträgt bei preussischem Bernstein 17 bis 22°/,.
2) in ein Harz, welches in Alkohol unlöslich, dagegen
löslich in Aether ist; Schmelzpunkt 145° C.; es beträgt
a bıs 6),.
3) in ein in Alkohol und Aether unlösliches, dagegen in
alkoholischer Kalilösung lösliches Harz; Schmelzpunkt 175° C;
es beträgt 7 bis 9%,.
4) in ein in allen genannten Lösungsmitteln unlösliches
Bitumen; es beträgt 44 bis 60°/,.
5) in Bernsteinsäure, von welcher 3,2 bis 8,2 Proc.
. gefunden werden.
Die Elementaranalyse des Bernsteins ergab nach Schrötter
ausser einem sehr kleinen Stickstoffgehalte:
78,60 Proc. Kohlenstoff
10,19 Proc. Wasserstoff
10,99 Proc. Sauerstoff
Draping fand in einem Bernsteine, den er bei Trahe-
nieres gesammelt hatte:
80,59 Proc. Kohlenstoff
7,31 Proc. Wasserstoff
6,73 Proc. Sauerstoff
3,27 Proc. Asche.
Ich habe eine so grosse Quantität Asche niemals im
Bernstein gefunden, vermuthe auch, dass der von Draping
_ untersuchte Bernstein ein anderes Product gewesen ist, als
der hiesige, denn auch die organischen Bestandtheile differiren
bedeutend.
Ich erhielt durch Vergleichen des Bernsteins nur 0,08 bis
0,12 Proc. Asche, bestehend aus Kalkerde, Kieselsäure, Eisen-
oxyd und Schwefelsäure. Der sogenannte Bernsteinknochen
Arch. d, Pharm, XI. Bäs. 3. Heft, LG
242 O. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins.
enthielt auch nicht mehr Asche; auch die rothe, wie eisen-
oxydhaltig aussehende Verwitterungsschicht des Grabsteines
enthielt nicht mehr Aschenbestandtheile.
Die Bernsteinsäure ist an keinen mineralischen Bestand-
theil gebunden.
Baudrimonts Angabe, dass der Bernstein Schwefel in orga-
nischer Verbindung enthalte, habe ich nicht bestätigt gefunden,
weder nach der von ihm angegebenen Methode der Auffindung
mittels Bleipapier, noch nach der Bunsenschen Methode mittels
Nitroprussidnatrium, oder der neuerdings von Vohl in Cöln
angegebenen mittelst einer Lösung von Kalkhydrat und Blei-
oxyd in Glycerin. Selbstverständlich sind die im Bernstein
allerdings selten vorkommenden Krystalle von Schwefelkies
hier nicht in Berücksichtigung gezogen, ebenso wenig die
darin enthaltenen Spuren von Schwefelsäure.
Von andern Harzen unterscheidet sich der Bernstein
schon äusserlich durch grösseren Glanz und Politurfähigkeit,
grössere Härte und durch seinen charakteristischen Bernstein-
geruch, welchen er bei starkem Reiben oder nach dem Erhitzen
ausstösst, ferner durch den grösseren Widerstand gegen
Lösungsmittel.
Am ehesten kann der Bernstein noch mit andern fossilen
Harzen, die keine Bernsteinsäure enthalten, verwechselt wer-
den; weniger leicht mit dem Copal, welcher bedeutend weicher
ist, so dass er vom Bernstein geritzt wird.
Auch ist der Schmelzpunkt des Copals viel niedriger,
etwa bei 100° C,, als der des Bernsteins, der einer Temperatur
von nahezu 300° C. zum Schmelzen bedarf.
Hierbei bläht sich der Copal auf, schäumt und seine
Flamme erlöscht schneller, als die des Bernsteins,. Copal
enthält keine Bernsteinsäure, in alkoholischer Kalilösung sind
35 Theile löslich.
Ob der in weiter abgelegenen Ländern vorkommende
Bernstein stets dasselbe Product ist, als der an der Ostsee-
küste gefundene bezweifele ich, wie ich schon früher erwähnt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der mir aus andern
weitabgelegenen Ländern zugekommene Bernstein entweder
BR
0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 243
_ ein fossiles Harz, welches sich von dem Ostseebernstein wesent-
lich unterschied, oder Copal war.
So enthielt ein in Rumänien gefundener, von dem ich
einige kleine Stückchen aus sicherer Hand erhielt, nur geringe
Mengen Bernsteinsäure, auch verhielt er sich gegen Lösungs-
mittel bedeutend weniger widerstandsfähig als der Ostsee-
_ bernstein. Eingehende quantitative Untersuchungen konnte
ich mit diesem Bernstein nicht machen, weil das Material zu
gering. Ein mir aus. sicherer Bezugsquelle zugegangener
yermeintlicher Bernstein aus Nordamerika enthielt keine Bern-
steinsäure, war gegen Lösungsmittel ebenfalls weniger wider-
standsfähig und zeigte beim Erhitzen ein ähnliches Verhalten
wie Copal.
©. Von syrischem Bernstein erhielt ich durch Herrn Professor
Fraas in Stuttgart Stücke, die er selbst dort gesammelt hatte,
sie waren in ihrem Zusammenhange sehr gelockert, wie ich
schon früher erwähnte.
Ihr specifisches Gewicht war 1,051 bis 1,067.
Ihr Aschengehalt betrug 0,088 °/,, die Asche bestand der
Hauptsache nach aus Kalkerde, Eisenoxyd und Schwefelsäure.
Auf Platinblech ‘erhitzt, quollen sie stark auf und hauchten
einen eigenthümlichen aromatischen Geruch aus, welcher weder
mit dem des Ostseebernsteins noch dem des Copals Aehnlich-
keit hatte. Stechende Dämpfe waren nicht wahrnehmbar, auch
im Destillate war keine Bernsteinsäure enthalten. Mit alko-
kolischer Kalilösung, in der Weise wie vorher beschrieben,
verblieb ein Rückstand von 80°,, in der Kalilösung war
_ keine Bernsteinsäure zu finden. Ausser diesem Mangel an
Bernsteinsäure unterscheidet sich dieser vermeintliche Bern-
stem noch wesentlich durch seine geringere Wider-
standsfähigkeit gegen Lösungsmittel. Von Aether wurden in
der Wärme 41 bis 48°/, gelöst, von Alkohol 21°). Das in
Aether lösliche und ausgetrocknete Harz erweichte bei einer
Temperatur von 150° ©. und schmolz bei 156° C.
“ In dieser Beziehung verhielt sich der syrische Bernstein
"ähnlich wie ein an der Ostseeküste hie und da gefundener
_ Bernstein, welchen die hiesigen Bernsteinarbeiter mit dem
6
244 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d, Bernsteins.
Namen ‚„mürber Bernstein“ bezeichnen. Derselbe ist hinsicht-
lich seines specifischen Gewichts und seines Aussehens kaum
von dem gewöhnlichen Bernstein zu unterscheiden, doch ist
er weniger hart, splittert beim Brechen und Schneiden leicht
und ist aus diesem Grunde zur Bearbeitung weniger geeignet.
Die Stücke, welche ich besitze, haben alle eine mehr
oder minder helle Bernsteinfarbe. Erwärmt trübt er sich all-
mählig, wird auf der Oberfläche weisslich und nimmt endlich
ein vollständiges milchiges Aussehen an; bei einer Temperatur
von 140°C. fängt er an, blasig aufzugehen und bald darauf
schmilzt er und fliesst dann wie gewöhnlicher Bernstein, indem
er Dämpfe ausstösst, die dem Geruche nach nicht von denen
des ächten Bernsteins zu unterscheiden sind. Diese Dämpfe
bringen jedoch kein stechendes Gefühl in der Schleimhaut der
Nase und des Schlundes hervor, woraus zu schliessen, dass sie
wenig oder keine Bernsteinsäure enthalten und in der That konnte
bei der Destillation des fraglichen Bernsteins im Destillate
diese Säure nicht gefunden werden. Das Destillat enthielt
ein ätherisches Oel, welches dem Bernsteinöle im Aussehen
und Geruch ähnlich; das zurückbleibende Colophonium sah
jedoch nicht braunschwarz und undurchsichtig sondern dunkel-
gelb und klar aus.
Mit alkoholischer Kalilösung, wie vorher beschrieben
behandelt, blieb ein Rückstand von 70°%,. In der kalischen
Lösung wurde zweimal keine Bernsteinsäure gefunden, ein
drittes Mal 0,3 Proc., ein viertes Mal 0,4 Proc. “In heissem
Aether waren von einem Stücke 53°/, löslich, ein andermal
von einer Mischprobe 39,3, ; von den 60,7°/, Rückstand des
letzten Versuchs löste dann Alkohol noch 2,4 Theile auf.
In heissem Alkohol wurden einmal 24,4%, aufgelöst;
von den zurückbleibenden 75,6%, des letzten Versuchs waren
in Aether noch 22,3 Theile löslich. Dieses nur in Aether
lösliche Harz stellte gut ausgetrocknet einen weissen krüm-
lichen Körper vor, welcher bei einer Temperatur von 162° C.
weich wurde, bei 170° C. unzersetzt zu einer durchsichtigen
terpenthinähnlichen Masse zusammenschmolz. Das in Alkohol
lösliche Harz dieses Bernsteins erweichte, wie das des gewöhn-
dr 7 er
lichen Bernsteins, schon bei einer Temperatur von etwas
weniger als 100° C. und schmolz bei 105°C. Der in Aether
und Alkohol unlösliche Theil schmolz erst bei hoher Tempe-
ratur unter Zersetzung.
Gegen Terpenthinöl verhielt sich der mürbe Bernstein
‚noch leichter löslich, als der gewöhnliche Bernstein. Der
Aschengehalt betrug 0,06 %,, bestehend aus Eisenoxyd, Schwe-
felsäure, Kieselerde und Kalkerde Hiernach unterscheidet
sich dieses bernsteinähnliche Harz von dem gewöhnlichen
Bernstein der Ostseeländer hauptsächlich:
1) durch seinen niedrigen Schmelzpunkt,
2) durch seine geringere Härte,
3) durch seine grössere Löslichkeit in Aether und andern
Lösungsmitteln,
4) durch den höheren Schmelzpunkt des in Aether lös-
lichen Harzes,
5) durch den Mangel, resp. bedeutenderen Mindergehalt
an Bernsteinsäure.
Vom Copal und anderen Harzen unterscheidet es sich:
1) durch seinen höheren Schmelzpunkt,
2) durch seine grössere Härte,
3) durch seine geringere Löslichkeit in Aether und andern
Lösungsmitteln,
4) durch seinen Bernsteingeruch beim Erhitzen.
Ob dieser Bernstein ein in seiner Reife zurückgebliebener
ist, wie leicht angenommen werden kann, d.h. ob er nicht
die gehörige Länge der Zeit der Fossilation ausgesetzt war,
‚ist nicht wahrscheinlich, weil er mit anderm Bernstein gemein-
sam vorkommt und an ein und derselben Lagerstelle gefunden
wird; selbst in seiner primären Lagerstätte, in der blauen
Erde des Samlandes, kommt er mit anderm Bernstein gemein-
sam vor. Es ist wohl eher anzunehmen, dass dieser Bern-
stein von einer andern Stammpflanze, als der gewöhnlich vor-
kommende, herrühre; Einschlüsse sind in meinen Stücken nicht
enthalten.
Weitere Untersuchungen über diesen und andere unter
dem Namen „Bernstein“ vorkommende fossile Harze werde
246 H. Werner, Honig - Verfälschung,
ich in der Folge veröffentlichen und spreche nochmals den
Wunsch aus, dass mir von freundlicher Seite Material aus
andern Orten für diesen Zweck zugehen möge.
Honig - Verfälschung.
Von H. Werner in Breslau.
In Schlesien herrscht noch die allgemeine Sitte am
grünen Donnerstage und der Osterzeit Honigsemmeln zu essen,
und an erstgenanntem Tage einen Honigmarkt abzuhalten,
Unter den vielen in vorzüglicher Güte feilgehaltenen
Waaren fand sich eine Sorte, welche bei oberflächlicher Betrach-
tung nicht die helle goldbraune Farbe des hier gewonnenen,
sondern die dunklere Farbe, wie sie an dem in der Lüne-
burger Haide stammenden bekannt ist, zeigte. Dadurch sowohl
als durch den nicht ganz reinen Geschmack verdächtig gewor-
den, wurde derselbe einer Untersuchung unterworfen,
Mit Wasser angerührt löste er sich sehr leicht, aber
trübe, und zeigte nach wenig Minuten die Absicht zu sedi-
mentiren. Nach dem Umschütteln einige Tropfen unter das
Mikroskop gebracht, liessen diese zahlreiche aufgequollene
Stärkemehlkörner von Weizenmehl erkennen. Der Mann
hatte also in gewinnsüchtiger Absicht erst einen Weizenstärke-
kleister und dann diesen mit dem Honig zusammen aufge-
kocht, um dem Ganzen das homogene Aussehen zu geben.
Aus dem entstandenen Bodensatz zu urtheilen, betrug die
Stärkemehlmenge an 15 — 20 Proc.
Der Käufer machte hiervon Anzeige bei der Polizei, die
an diesem Tage wahrscheinlich etwas mehr als gewöhnlich
zu thun hatte, und erhielt die inhaltsschwere Antwort:
Weizenmehl ist ja nichts Schlimmes, davon stirbt Nie-
mand; man muss sich aber vorsehen und sich nicht betrügen
lassen!! — —
h eiträge z. Chemie wichtig. 'Gummiharze ete. 247 L
tersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute
der Universität Dorpat.
Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi-
B harze, Harze und Balsame.
; Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn,
(Fortsetzung.)
Anhang.
Gurjunbalsam lag mir in einer 1871 von Gehe bezo-
genen Probe vor. Der Balsam ist ziemlich dickflüssig, braun-
Fr gelb, trübe und setzt beim Stehen einen starken Bodensatz
ab. Dieser bestand, als ich ihn mikroskopisch untersuchte,
_ aus lauter Krystallen. Die Lösung in Benzin zeigte keine
K: Fluorescenz und wurde der Balsam beim Erhitzen auf 200°C.
_ im zugeschmolzenen Rohr nicht fest, wohl aber etwas dick-
B. flüssiger,
; Alkohol, Aether und Chloroform lösten den
Balsam nur zum Theil.
Aether-Alkohol gab eine klare Lösung.
‚Der ätherische Auszug mit Alkohol, ebenfalls eine klare
Mischung.
Bleiacetat und Eisenchlorid gaben mit der alkoholi-
schen Lösung keine Reaction.
Ammoniakflüssigkeit fällte Harz in Flocken.
Bromlösung färbte den Chloroformauszug gelblich.
Salzsäure-Alkohol gab mit dem Balsam eine roth-
braune Mischung.
Conc. engl. Schwefelsäure und Natroncarbo-
natlösung zeigten dasselbe Verhalten wie beim Copaiva-
balsam.
Er Petroleumäther löste mit Hinterlassung weisser
Flocken (Krystalle).
Jodlösung wurde sofort entfärbt und braune Flocken
x abgeschieden. =
3 Chloralreagens färbte sowohl den Balsam, wie den
'Verdunstungsrückstand der Petroleumätherlösung erst gelblich,
welche Färbung allmählig in ein intensives Grün überging,
r R
AN
248 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 9
Flückiger’s Reagens gab mit dem in Schwefelkoh-
lenstoff, (wobei er sich nur zum Theil löste) gelösten Balsam
eine hellgelbe Färbung des Schwefelkohlenstoffes.
Wie das Verhalten des letzten Reagens zeigt, ist die
vorliegende Probe nicht das von Flückiger als Gurjunbalsam
beschriebene, da der ächte Balsam mit obigem Reagens eine
violette Färbung des Schwefelkoblenstoffs giebt. Wahrschein-
lich besitzt die vorliegende Probe eine andere Abstammung,
da nach Flückiger*) mindestens 9 Dipterocarpusarten Bal-
sam liefern. Von den besprochenen Proben des Copaivabal-
sams unterscheidet sich die vorliegende Probe schon durch
ihren krystallinischen Bodensatz, wozu noch die unvollkom-
mene Löslichkeit in Aether, Chloroform und Schwefelkohlen-
stoff, sowie auch das Verhalten des Bleiacetats und des Chlo-
ralreagens kommen.
Ich habe diese Versuche hier nur aufgenommen um zu
zeigen, dass Proben des Gurjunbalsams vorkommen, welche
die Flückiger’sche Reaction nicht geben.
X. Resina Caranna. Ich hatte folgende Proben zur
Disposition.
1) Caranna aus der Sammlung des pharmaceutischen
Institutes. Länglich viereckiges Stück von eirca 3 Centimeter
Dicke und 6 Cent. Länge von durchgängig missfarbig dun-
kelgrüner Farbe. Bruch glänzend, leicht zerreiblich. Pulver
hellgraugrün.
2) Caranna aus einer älteren Apotheke in St. Peters-
burg. Wie die vorige Probe.
3) Caranna ebenfalls aus St. Petersburg. Diese Probe
war der vorigen No. 2 beigemengt. Unregelmässige Stücke
von graugrüner Farbe, auf dem Bruche glänzend schwarz.
Zwischen den Fingern allmählig erweichend und einen an
Myrrha erinnernden Geruch entwickelnd. Ist vielleicht das-
selbe Harz, welches Maisch von Herbruger aus Panama erhal-
ten und das er in American Journal of Pharmacie 3. Ser. XVII.
*) Archiv f. Pharmacie 1876, 3. Reihe. Band 8. p. 42,
pag. 230 (Siehe auch Jahresbericht f. Pharmae. etc, 1869.
pag. 133) beschrieben.
4) Caranna aus der Martiny’schen Sammlung mit der
Bezeichnung „älteste Sorte und rohes Harz.“ Beschrieben in
der Encyclopädie Band II. pag. 640. Die beigemengten
Holzstücke zeigen unter dem Mikroskop Gefässe mit grossen
gehöften Tüpfeln, also Formen des Coniferenholzes.
5) Caranna ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung
mit der Bezeichnung „geschmolzen.“ Länglich geformtes
Stück. Siehe Encycelopädie Band II. pag. 640.
6) Caranna aus derselben Sammlung. Wie die No. 5
nur rundliche Stücke.
7) Caranna 1874 durch Dr. Mehu aus Paris erhalten.
Unregelmässig geformte bestäubte Stückchen von missfarbig
graugrüner, darunter Stückchen von hellerer Farbe. Bruch
mattglänzend. Leicht zerreiblich. Pulver hellgrünlich und
von an Flores Meliloti erinnerndem Geruch. Enthält zimmt-
farbige Holzfäserchen.
8) Caranna aus der Martiny’'schen Sammlung. Wie die
Probe No. 4, aber heller und durchscheinender.
9) Caranna ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung.
Wie No. 5.
10) Caranna aus derselben Sammlung. Wie No. 4.
11) Ein mit der Bezeichnung, „Accyta americana“
in der Martiny’schen Sammlung versehenes Harz. Unregel-
mässig geformte Stücke von grünlich schwarzer Farbe, auf
dem Bruche pechartig glänzend. Zwischen den Fingern leicht
zerreiblich und dabei ein Pulver von graugrüner Farbe ge-
bend. Geruch wie bei der Caranna aus Paris (No. 7), an
Flores Meliloti erinnernd, aber intensiver. Enthält ebenfalls
wie dieses zimmtfarbige Holzfäserchen beigemengt.
Alkohol, Aether und Aether-Alkohöl lösten von
den ebengenannten Proben die Sorten No. 1 und 2 mit Hin-
terlassung eines grünen Rückstandes, die Proben No. 3—11
bis auf einen geringen braunen Rückstand. Unter dem Mi-
_ kroskop erwiesen sich diese Rückstände als zum Theil aus
Pflanzenresten, zum Theil aus Sand bestehend. Gefärbt
waren die Lösungen bei No. 1 und 2 grün, bei 7 und
grünlich gelb und endlich bei No. 3—6 und 8—10 gelb-
braun.
Die ätherische Lösung gab mit Alkohol eine klare
Mischung.
Essigsaures Bleioxyd in Lösung gab mit dem alko-
holischen Auszuge von No. 1 und 2 eine Trübung (die bei
No. 2 etwas stärker war), mit No. 3—6 und 8—10 einen
Niederschlag, No. 7 und 11 blieben klar. Die erhaltenen
Trübungen und Niederschläge verschwanden auch beim Er-
wärmen bis zum Kochen nicht.
Eisenchloridlösung färbte die alkoholischen Lösun-
gen von No. 1—6 und 8—10 dunkler, No. 7 und 11 aber
intensiv blau.
Ammoniak gab nur mit der alkoholischen Lösung von
No. 7 und 11 eine klare Mischung; die Uebrigen wurden
gefällt.
Chloroform verhielt sich wie Alkohol und Aether
und wurde diese Lösung nach Zusatz der Bromlösung bei
No. 1, 2, 4—6 und 8— 10 in braun, bei No. 3 in roth-
violett und bei No. 7 und 11 in gelb geändert.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 1 und 2
grünlich gelb, mit den anderen Proben braun in verschiede-
nen Nüancirungen.
Concentrirte engl. Schwefelsäure löste das. Harz
mit gelbbrauner Farbe und gab diese Lösung nach Zusatz
von Alkohol eine braune trübe Mischung. Wasser fällte aus
der Lösung in Schwefelsäure Harz in missfarbig braunen
Flocken. ;
Natroncarbonatlösung färbte sich schon bei gewöhn-
licher Temperatur gelblich oder hellbraun, No. 7 und 11
wurden hierbei zum grossen Theil gelöst.
Essigsäure bewirkte beim Neutralisiren dieser Aus-
züge bei No. 7 und 11 Ausscheidung von Flocken, bei den
anderen Proben nur geringe Trübung. Kochende Natroncar-
bonatlösung löste die Proben No. 7 und 11 fast vollkommen
mit gelbgrüner Farbe, No. 1 und 2 färbte die Lösung grün,
No. 3—6 und 8— 10 gelbbraun. Bei den Proben, wo keine
vollkommene Lösung eintrat, schmolz das Harz hierbei. Beim
Uebersättigen mit Essigsäure verhielten sich diese Auszüge
_ wie die bei gewöhnlicher Temperatur erhaltenen, nur wurden
hier mehr Flocken ausgefällt oder es trat eine stärkere Trü-
bung ein.
Die Prüfung auf Schwefel ergab die Gegenwart des-
‚selben bei No. 1—6 und 8—10; No. 7 und 11 waren frei
davon.
a Stickstoff, Umbelliferon und Zimmtsäure konn-
ten nicht nachgewiesen werden.
Die Petroleumätherauszüge von No. 1 und 2
waren schön grün, die von No. 7 und 11 grünlich gelb und
_ endlich die von No. 3—6 und 8—10 hellgelb gefärbt. Jod-
_ lösung veränderte ihre Farbe mit diesen in braun unter
' Abscheidung von Flocken. Die bei gewöhnlicher Temperatur
_ erhaltenen Verdunstungsrückstände des Petroleumäthers ver-
hielten sich zu Reagentien folgendermaassen: Chloralrea-
_ gens wurde mit No. 1 und 2 hellblauviolett, mit No. 3
intensiv violett (wie bei der Myrrha) mit No. 4—6 und
8— 10 missfarbig blauviolett und mit No. 7 und 11 gelb.
5 Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
_ den Rückstand von No.1—6 und 8—10 gelbbraun, welche
A Färbung beim Fröhde’schen Reagens in Olivenbraun überging;
No. 7 und 11 wurden intensiv gelb.
Die Menge der Rückstände betrug bei:
No. Bezeichnung der Sorte, 120° C,
= 1 Caranna Samml. d. ph. Inst. EA TE Sea 2 26,78 00.
; 2 - St.s Petersburga EN er men en 42,39 -
3 - DIEB EtersDungs re ae 47,02 -
7 - AUSH Parse ea NT 37,40 -
9 - Martin yeah re ee Een 31,60 -
SM) - Martiny ee an ee RE > 24.93 -
at - Aceyta’ american. „0. len ARE 25,71 -
Die vorliegenden Carannaproben lassen sich in schwefel-
‚haltige und schwefelfreie eintheilen. Die Ersteren, die
Y4
252 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et.
schwefelhaltigen (No. 1—6, 8—10) geben mit Bleiacetat
eine Trübung oder einen Niederschlag, der beim Kochen nicht
verschwindet, mit Ammoniakflüssigkeit bilden sie eine trübe
Mischung. Sie werden durch Eisenchlorid dunkler gefärbt,
lösen sich nur zu geringer Menge in Natroncarbonatlösung
und lassen sich wieder nach dem Verhalten zur Bromlösung
in solche, welche dadurch braun (No. 1, 2, 4— 6 und 8— 10)
und in solche, welche rothviolett (No. 3) gefärbt werden, zer-
legen. Die Ersteren werden in ihren Petroleumätherrück-
ständen durch Chloralreagens blauviolett gefärbt, kurz zeigen
alle Eigenschaften der Coniferenharze, von denen sie sich nur
durch den Schwefelgehalt unterscheiden. Wahrscheinlich
stammen diese Proben auch von Coniferen, welche Annahme
noch durch das Vorkommen von Holzstückchen, die die Gewe-
beformen der Coniferen besitzen, unterstützt wird. Bei den Letz-
teren wird die durch Brom gefärbte Probe in ihrem Petro-
leumäther- Verdunstungsrückstand durch Chloralreagens intensiv
violett, ähnlich der Myrrha*) gefärbt, unterscheidet sich aber,
abgesehen davon, dass sie sich in Alkohol, Aether und Chloro-
form vollkommen löst, ebenfalls durch den Schwefelgehalt.
Die schwefelfreien (No. 7 und 11) werden von Bleiacetat
nicht gefällt, geben mit Ammoniakflüssigkeit eine klare
Mischung, werden durch Eisenchlorid intensiv blau gefärbt,
lösen sich in Natroncarbonatlösung und werden endlich in
ihren Verdunstungsrückständen der Petroleumätherauszüge von
Chloralreagens und Schwefelsäure mit gelber Farbe gelöst.
Diese vorliegenden Proben scheinen dasselbe Harz zu
sein, welchen Heckel und Schlagdenhaufen**) als Bourbon
Tacamahac von Calophyllum Tacamahac beschrieben haben.
Denn nicht allein die Beschreibung sondern auch die ange-
gebenen Reactionen passen auf die vorliegenden Proben, nur
geben die Verfasser an, dass das Harz einen angelicaartigen
Geruch besitze, während die vorliegenden Proben einen deut-
lichen Melilotengeruch zeigen.
*) Pharmaceut. Zeitschrift für Russland. 1877. pag. 44.
**) Journal de Pharm, et de Chimie. B. 24, Heft 5, pag. 396. 1876,
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 253
XI. Resina Mani stand mir in einer Probe, welche aus
der Sammlung des pharmaceutischen Institutes stammte, zur
Verfügung. Dieselbe ist vor ca. 10 Jahren durch Henckel
geschenkt worden.
Alkohol, Aether, Aether-Alkohol und Chloro-
form lösten zum grössten Theil mit dunkelbrauner Farbe.
Der Rückstand bestand aus amorphen Beimengungen, wie
Pflanzenüberresten etc.
Alkohol gab mit der ätherischen Lösung eine klare Mi-
schung.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung eine
Trübung, welche beim Kochen zum grössten Theil verschwand.
Eisenchlorid färbte grünlich.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine trübe Mischung.
Bromlösung gab keine wahrnehmbare Reaction.
Salzsäure-Alkohol löste das Harz mit brauner
Farbe.
Cone. engl. Schwefelsäure löste ebenfalls mit brau-
ner Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine braun
gefärbte trübe Mischung, Wasser fällte aus der Schwefel-
säurelösung Harz in braun gefärbten Flocken.
Natroncarbonatlösung gab bei gewöhnlicher Tem-
peratur einen farblosen Auszug und blieb derselbe beim
_Uebersättigen mit Essigsäure klar. Beim Kochen mit
Natroncarbonatlösung wurde ein hellbraun gefärbter Auszug
erhalten, der sich beim Uebersättigen mit Essigsäure wie der
frühere verhielt.
Chlorkalklösung gab auch ein negatives Resultat.
Ebenso gaben die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff,
Zimmtsäure und Umbelliferon ein negatives Resultat.
Petroleumäther gab einen dunkelbraun gefärbten
Auszug, der mit Jodlösung eine blutrothe trübe Mischung
_ bildete. Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
nicht d. h. er blieb braun.
Schwefelsäure gab eine braune Lösung.
Fröhde’s Reagens lieferte eine olivenbraune Solution,
254 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d, wichtig. Gummiharze ete.
Die Menge des von Petroleumäther Gelösten betrug,
nachdem bei 120° C, getrocknet worden war, 54,17%, vom
Gesammtgewichte der Drogue.
Als das beste Characteristicum der vorliegenden Resina
Mani wäre die dunkelbraune Färbung des Petroleumäther-
auszuges anzuführen, eine Eigenschaft, wodurch sich dasselbe
von Allen bis jetzt abgehandelten Harzen etc. unterscheidet.
XII. Ladanum. Ich muss hier die Bemerkung voraus-
senden, dass alle Ladanumproben, welche ich unter Händen
gehabt habe, mir den Eindruck von Kunstproducten machen.
Es sind
1) Ladanum aus einer älteren Apotheke St. Petersburgs
der Sammlung des pharmaceutischen Institutes übersandt.
Spiralig aufgewickelte und zusammengeflossene Stücke,
aussen schwarz glänzend, auf dem Bruche stahlgrau, matt
und beim Verreiben ein graues, nach Storax riechendes Pulver
gebend.
2) Ladanum aus der Sammlung des pharmaceutischen
Institutes. Aehnlich der vorigen Probe, nur dickeres Stück.
3) Ladanum creticum aus St. Petersburg. Ebenfalls
gewundenes Stück, welches aussen matt und grau ist.
Besteht zum grössten Theil aus anorganischen Substanzen.
4) Ladanum, auch aus St. Petersburg der Sammlung
des pharmac. Institutes geschickt. Wie No. 3.
5) Ladanum aus dem Kaukasus aus der polytechnischen
Abtheilung der Moskauer Ausstellung.
Unregelmässig geformte Stücke von schwarzgrüner Farbe,
matt, zwischen den Fingern leicht erweichend und innen weich.
6) Ladanum in baculis aus der Martiny’schen Samm-
lung. Eine Stange von ca. 4 Centim. Dicke von schwarz-
brauner Farbe, beim Verreiben ein dunkelbraunes, geruch-
loses Pulver gebend. |
Alkohol, Aether und Chloroform löste bis auf
einen schwarzgrauen Rückstand, der zum Theil aus Mineral-
substanzen bestand und deren Menge sehr verschieden war.
Die Lösung von No. 1—5 war mehr oder weniger gelbbraun
mit grüner Fluorescenz. No. 6 gab einen fast farblosen Auszug.
Beiträge z. a = wichtig, Gummiharze ete. 255.
: Die ätherische Lösung mit Alkohol versetzt, gab mit
No. 1—4 und 6 eine klare, mit No. 5 eine trübe Mischung.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung von No. 1—5 eine trübe, mit No. 6 eine klare
Mischung.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung bei
No. 1 und 4 keinen, bei No. 2, 3 und 5 einen Niederschlag,
_ der sich beim Erwärmen zum grössten Theil löste, bei No. 6
eine sehr geringe Trübung, die beim Kochen nicht ver-
schwand.
Eisenchlorid färbte dunkler.
Bromlösung gab keine besonderen Erscheinungen.
Salzsäure und conc. engl. Schwefelsäure zeigten
ein ähnliches Verhalten wie bei den Üoniferenharzen.
Natroncarbonatlösung gab einen mit No. 1—5
mehr oder weniger intensiv gelbbraun gefärbten Auszug, wobei
das Harz zusammenballte; No. 6 löste sich vollkommen mit
dunkelgelbbrauner Farbe. Uebersättigte man diese Auszüge
mit Essigsäure, so blieben dieselben nur bei No.4 und 6
klar, bei den Uebrigen werden Flocken ausgeschieden,
Ohlorkalklösung gab auch hier negative Resultate.
_ Ebenso waren die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff
und Umbelliferon von negativem Erfolge.
Die Petroleumätherauszüge waren farblos, oder wie
_ bei No. 5 schwach gelblich gefärbt und veränderten die Farbe
der Jodlösung bei No. 1—5 in braun; No.6 gab eine
' violette Mischung.
Chloralreagens färbte No. 1, 3 und 4 missfarbig
braunviolett, No. 2 und 5 rothviolett mit blauem Rande in
blau übergehend und endlich No. 5 nicht.
8 Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbte
_ mehr oder weniger gelbbraun.
N 2 Proben, bei denen ich die Menge des von Petroleum-
_ äther Extrahirten bestimmt habe, geben folgende Zahlen:
EL
Sa 2 “
SR ze
ey;
% f
? ER a
256 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete,
No. Bezeichnung der Probe. 120°C,
1 Ladanumat IR en N N es DER 40,25
2 Tradanuma a Fan ee a eh 2 320- Ec HH Mor 52,22
XII. Resina Guajaci. Es wurden untersucht:
1) Guajacum in granis aus der Sammlung des phar-
maceutischen Institutes. NRundliche, haselnussgrosse und
kleinere Stücke.
2) Guajacum in lacrymis aus derselben Sammlung.
Rundliche wallnussgrosse Stücke.
3) Guajacum in massis opt., 1870 von Gehe bezogen.
Unregelmässige aber reine Stücke.
4) Guajacum in massis aus der Sammlung des phar-
maceutischen Instituts. Wie No. 3.
5) Guajacum in massis in der Sammlung des phar-
maceutischen Institutes als „falsum“ bezeichnet. Ist eine
mit Pflanzenresten verunreinigte Sorte.
6) Guajacum in massis, war einer Kinoprobe bei-
gemengt. Ist ebenfalls eine unreine Sorte Guajak.
7) Guajacum in massis, war in der Sammlung des
pharmaceutischen Institutes als „Hedera“ bezeichnet. Wie
die Probe No. 3.
8) Guajacum in massis von Dr. Mehu aus Paris
der Sammlung des Dorpater Instituts überlassen. Wie die
Probe No. 3.
Alkohol löste alle angeführten Proben bis auf die
etwa vorhandenen Verunreinigungen (welche bei No. 5 und 6
in grösserer Menge vorhanden waren.)
Aether und Aether-Alkohol verhielten sich ebenso
und gab die ätherische Lösung mit Alkohol eine klare
Mischung.
Bleiacetatlösung gab mit der alkoholischen Lösung
einen starken Niederschlag, der beim Erwärmen nicht ver-
schwand.
Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung dunkelblau,
257
a atlassiekett gab eine klare grünfluores-
eirende Mischung.
Chloroform löste leicht und wurde diese Lösung duch
Bromlösung prachtvoll blau, in Grün und Gelb überge-
hend, gefärbt.
Salzsäure-Alkohol löste das Harz mit gelbbrauner,
allmählig (nach /, Stunde) in Grün übergehender Farbe.
Cone. engl. Schwefelsäure löste No. 1—4,7u.8_
mit kirschrother, No. 5 und 6 mit gelbrother Farbe.
Alkohol gab mit dieser Lösung eine mehr oder weniger
intensiv grün gefärbte, klare Mischung. Wasser fällte aus
der Schwefelsäurelösung Harz in schwarzblauen Flocken.
Natroncarbonatlösung färbte sich beim Schütteln
mit dem gepulverten Harze grünlich. Dieser Auszug mit
Essigsäure übersättigt, liess Flocken fallen. Beim Kochen
mit der Natroncarbonatlösung löste sich das Harz zum grössten
Theil darin, wobei das Ungelöste schmolz. Beim Abkühlen
schied sich wiederum ein Theil aus.
Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, Zimmt-
säure und Umbelliferon gab negative Resultate.
Chlorkalklösung ebenso.
Petroleumäther gab einen farblosen Auszug, der die
Farbe der Jodlösung nicht veränderte und beim Verdun-
sten einen farblosen Rückstand hinterliess.
Chloralreagens färbte den Rückstand nicht.
Schwefelsäure löste mit kirschrother Farbe.
Fröhde’s Reagens verhielt sich ebenso.
Die Menge des vom Petroleumäther Aufgenommenen
betrug bei: |
ee m re —n ——
No. Q0G, 120° C
1 Guajacum in granis . ..: . 2... 2,35 2,00
2 - Se laer ya ee 2,92 2,01
3 - - massis ANNE TE 2,10 1,80
4 - SPIMASSISCH U 2 an 3,03 2,40
5 = SRIIHABSER) 1. 2. us: Mars ee 4,03 3,97
|
258 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et.
Nach dem Erwärmen auf 120° C. waren die Rückstände
geruchlos, gelbgefärbt, spröde und lösten sich vollkommen in
Alkohol und Aether.
Anhang.
Guajacum peruvianum odoriferum.®) Die von mir be-
nutzte Probe war von Gehe & Comp. bezogen.
Alkohol, Aether, Aether-Alkohol und Chloro-
form lösten auch dieses leicht und vollkommen bis auf die
beigemengten Pflanzenreste.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung nur eine
geringe Trübung, welche beim Kochen verschwand.
Eisenchlorid färbte grünlich.
Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkalischen
Lösung Harz.
Bromlösung gab mit dem in Chloroform gelösten
Harze eine rothe Färbung.
Salzsäure-Alkohol löste das Harz mit brauner
Farbe.
Cone. engl. Schwefelsäure gab eine braun gefärbte
Lösung, welche sich mit Alkohol zu einer ebenfalls braunen
Flüssigkeit mischte. Wasser fällte aus der Lösung des Har-
zes in Schwefelsäure hellbraun gefärbte Flocken.
Natroncarbonatlösung färbte sich weder bei ge-
wöhnlicher Temperatur noch beim Kochen mit dem Harze
und gab Essigsäure beim Uebersättigen dieser Auszüge
eine klare Mischung.
Auch hier hatten die Prüfungen auf Stickstoff,
Schwefel, Zimmtsäure und Umbelliferon negativen
Erfolg.
Chlorkalklösung verhielt sich ebenfalls negativ.
Der Petroleumätherauszug war schwach gelblich
gefärbt, veränderte die Jodlösung nicht und hinterliess
*) Vergl. Kopp, Archiv für Pharmacie 1876. 3. Reihe. Band 9,
pag. 193.
d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 259
beim Verdunsten einen gelblichen, nach Ol. Rutae riechenden
Rückstand.
Chloralreagens färbte diesen Rückstand hellrosa.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens gelbbraun.
Die Menge des von Petroleumäther Extrahirten betrug
(bei 120° C. getrocknet) 42,97 %, vom Gesammtgewichte der
Drogue. Der Rückstand war geruchlos, gelblich gefärbt, in
Alkohol und Aether löslich.
Der besseren Uebersicht wegen will ich die wichtigeren
Reactionen des gewöhnlichen so wie des peruvianischen Gua-
jacharzes in folgender Tabelle zusammenstellen:
gewöhnl. Guajae.f peruvian. Guajac.
Reagentien.
Bleiacetat Niederschlag, b. Kochen | Trübung, beim Kochen
unlöslich verschwindend.
Eisenchlorid blau grünlich.
Ammoniakflüssigkeit klare, grün fluoreseir. | trübe, gelbliche Mi-
Mischung schung.
Bromlösung blau in Grün u. Gelb roth.
Schwefelsäurelösung grün braun.
mit Alkohol
Natroncarbonatlösung löst zum Theil löst nicht.
Chloralreagens färbt nicht färbt rosa.
Schwefelsäure löst den
Verdunstungsrückstand kirschroth gelbbraun.
des Petroleumauszuges
Ausser durch die ebenangeführten Reactionen ist das
gewöhnliche Guajacharz auch durch das Verhalten zum Blut
ausgezeichnet, denn bis jetzt ist mir weder ein Harz noch
irgend ein Gummiharz oder Balsam*) vorgekommen, das mit
Blut eine blaue Färbung giebt. Abgesehen von diesem Ver-
halten gegen Blut und Terpenthinöl lässt sich das gewöhnliche
Guajacharz von allen bis jetzt abgehandelten Harzen und
*) Ich habe alle Harze, Balsame und Gummiharze mit Ausnahme
von Olibanum, Myrrha, Asa foetida und Hedera untersucht und nirgends
„eine Blaufärbung mit Blut ete. erhalten.
17*
EEE, a ra Rn
EN
260 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig.
Balsamen durch das Verhalten des in Chloroform gelösten
Harzes gegen Bromlösung, der Lösung in Schwefelsäure zum
Alkohol, sowie des Petroleumätherverdunstungsrückstandes
zur concentrirten Schwefelsäure unterscheiden. Auch die
Blaufärbung der alkoholischen Lösung durch Eisenchlorid
kann als Characteristicum benutzt werden, denn ausser zwei
als Caranna (No. 7 und 11) aufgeführten Harzproben zeigt
keines der von mir abgehandelten Harze, Gummiharze etc.
eine solche Färbung. Die genannte Caranna wird aber von
Brom nicht gefärbt, giebt mit Bleiacetat keinen Nieder-
schlag und es färbt Schwefelsäure den Verdunstungsrück-
stand des Petroleumätherauszuges (worin sich ausserdem
grössere Mengen lösen) ceitronengelb.
Alle in der Tabelle aufgeführten Reactionen des gewöhn-
lichen Guajacharzes lassen sich auch zur Unterscheidung von
dem peruvianischen Guajacharz (der mit Unrecht diesen Na-
men führt, da es, nach seinem Verhalten zu urtheilen, von
einer Pflanze abstammt, die wahrscheinlich mit dem Guajacbaume
gar nicht verwandt ist) benutzen und es unterscheidet dieses
Harz von den schon abgehandelten durch die rothe Färbung,
welche Bromlösung mit dem in Chloroform gelösten Harze
giebt. Auch die Menge des von Petroleumäther Extrahirten
kann zur Unterscheidung des gewöhnlichen Guajac vom
peruvianischen benutzt werden. Von Letzterem werden
42 °/, aufgenommen aus dem gewöhnlichen Guajac, dagegen 2
bis 3%, vom Gesammtgewichte der Drogue. Dieses Verhalten
kann ebenso benutzt werden zum Nachweise einer Verfäl-
schung des gewöhnlichen Guajacs mit dem peruvianischen
Guajac, sowie einer Beimengung von anderen leichtlöslichen
Harzen, wie Coniferenharze, Dammar etc.
(Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.)
B. Monatsbericht.
Wellenbewegung in Seen.
In Morges am Ufer des Leman beschäftigt sich gegen-
_ wärtig Dr. Forel eifrig. mit genauen Messungen gewisser
schon längst dort unter dem Namen „Seiches“ bekannter
rythmischer Hebungen und Senkungen des Wasserspiegels,
welche zwar sehr an die Erscheinungen der Ebbe und Fluth
erinnern, aber mit dieser weder die Periodendauer noch die
kosmische Ursache gemein haben. Nach Forel sind dieselben
vielmehr lediglich eine Function der drei Dimensionen des
Seebeckens und auch an anderen Seen in ähnlicher Weise zu
beobachten. In Morges kehrt eine Hebung alle 10, eine
zweite alle 70 Minuten wieder und wird nach Grösse und
Dauer von einem selbstthätigen Apparate, welchen Forel
ersonnen hat, registrirt. (Annales de Ohimie et de Physique.
2 Serie. Tome IX. 9». 78.). Dr. GB,
Pendelbeobachtungen.
Als Resultat der seit 1865 in Indien fortgesetzten Pen-
delbeobachtungen hat sich in unzweifelhafter Weise erge-
ben, dass die Dichte der unter Continenten und Gebirgen
befindlichen Erdrinde constant abnimmt, dagegen diejenige
der unter dem Meeresboden befindlichen Schichten in ebenso
bestimmtem Zunehmen begriffen ist. (The Chicago Pharma-
cist. Vol. IX. Nr. 10. pag. 298.). Dr. GV
Dissociation des Wassers durch Wärme als en
Ursache der Dampfkessel-Explosionen.
Wird in Eis ein Thermometer gesteckt, so zeigt derselbe
20° Fahr., wird es in einem geschlossenen Kessel einer mässi-
gen Wärme ausgesetzt, so steigt das Hg bis zu 32°, dem
Schmelzpunkte des Eises, und nimmt diesen Stand so lange
unverändert ein, bis das letzte Stückchen Eis geschmolzen
262 Dissociation des Wassers etc. Et
ist, Bei diesem Uebergang des Wassers aus dem festen in
den flüssigen Zustand werden 143 Wärme-Einheiten absorbirt,
das Hg wird dann ferner bis 212° steigen und diese Tem-
peratur behalten, bis alles Wasser in Dampf verwandelt ist,
wobei 967 Wärme-Einheiten absorbirt werden. Diese That-
sachen sind schon lange bekannt; die Wärmemenge aber,
welche der nächste Aggregatwechsel dieses Pfundes Wasser
d.h. seiner Dissociation in seine Elemente verlangt, indem
freies Oxyhydrogengas gebildet wird, ist noch nicht gemes-
sen worden.
Nach einer Berechnung Bradley’s findet die Dissociation
des Wasserdampfes unter Atmosphärendruck allein bei 1298°
statt. Wird über einen Tropfen Wasser ein bis 1298°
erhitzter Eisenstab gehalten und mit dem Hammer darauf
geschlagen, so erfolgt eine Detonation; das Wasser zerfällt
durch die Wärme in seine Elemente und diese bedingen
dadurch, dass sie abgekühlt sich sofort wieder vereini-
gen, die Explosion. Der Grad der Dissociation sowohl als
der des Dampfes wird durch Druck und in demselben
Verhältniss gesteigert. Die zunehmende Thermometersteigung
ist nach Regnault’s Tafeln für jeden Atmosphärendruck
(15 Pfund) gegen 143°, so dass die Höhe bei 4 Atmosphären-
druck (60 Pfund) 1870° ist, welcher dem Schmelzpunkt des
Silbers sehr nahe liegt. Die Temperatur der Dissociation- ist
demnach unter verschiedenem Druck ebenso bestimmt und
sicher wie die der Verdampfung. Die Dampfmoleküle, welche
sich auf der inneren Fläche eines Dampfkessels dissociirten,
verbinden sich dahingegen nicht augenblicklich
wieder, sondern werden sofort mit dem 7- oder mehr-
fachen Volumen Dampf gemischt, in welcher Mischung
keine Explosion stattfindet. Explosives Gas wird in
einem Kessel nur dann erzeugt, wenn der Dampf mit einer
stark erhitzten Aussenfläche in Berührung kommt
und dieses geschieht, wenn das Wasser in dem unteren Theil
des Kessels die Sphäroidform annimmt.
Fällt ein Tropfen irgend einer Flüssigkeit auf eine heisse
Metallplatte, so nimmt dieser die Sphäroidform an. Er tanzt
ohne die Metallfläche eigentlich zu berühren auf derselben
herum, indem eine dünne Dampfschicht denselben um-
hüllt hat. Denselben Zustand nimmt das Wasser auf der
unteren Fläche des erhitzten Kessels ein. Wahrscheinlich
müssen alle Flüssigkeiten Dampf entwickeln, ehe sie
die Sphäroidform annehmen. In dieser Form steigt ihre
Temperatur niemals über 205°, selbst dann nicht,
PR
se AT
g d. Erstarrungspunktes geschmolzener Körper et. 263
wenn die Temperatur des Metalles, auf welchem sie ruhen,
viel höher ist. Dampf geben sie ebenso nur wenig ab. Die
Sphäroidform verlangt weit weniger Hitze als die Dissociation
des Dampfes. Die Geschwindigkeit aber, mit welcher das
Wasser in der Sphäroidform verdampft, steht im Verhältniss
zu der Temperatur des Kessels, aber bei einer Temperatur
von 400° ist sie 50 Mal schwächer als beim gewöhnlichen,
bei 212° kochenden Wasser. Die Sphäroidbildung bei nie-
derer Temperatur zu erklären ist nur dann möglich, wenn
man derselben die Eigenschaft giebt, die strahlende Hitze,
welche von dem heissen Dampfkessel kommt, vollständig
zurückzustrahlen. Die Dampfschicht, welche sie um-
giebt, ist kein Leiter, sie ist überhitzt und hat mit dem Kes-
sel eine Temperatur.
Sonach kommt Wasser, sei es im heissen oder kalten
Zustand, niemals mit einer rothglühenden Fläche
in Berührung. Die Umstände, unter welchen die relativen
Gas- und Dampfmengen zu den explosiven Proportionen ste-
hen, sind 1) die unaufhörliche Erzeugung des Gases, bis es
zur explosiven Proportion steigt und 2) die Dampfverdich-
tung, bis es zu der explosiven Proportion fällt. (The ame-
rican Chemist. No. 64. Oct. 75. p. 126.). Bi.
Bestimmung des Erstarrungspunktes geschmolzener
Körper, insbesondere des Schwefels.
Die Bestimmung des Schmelzpunktes der meisten festen
Körper hat gewisse, nicht leicht zu überwindende Schwierig-
keiten und desshalb stimmen die Angaben verschiedener
Autoren selten überein. Geht man von der Annahme aus,
dass der Erstarrungspunkt eines geschmolzenen Körpers mit
seinem Schmelzpunkte übereinstimme oder zusammenfalle, so
' kann man nach Gernez Methode, jenen zu bestimmen, zu
‚Resultaten gelangen, deren Genauigkeit blos von der Geduld
des Experimentators bedingt ist.
Man thut in ein 3 Cm. weites Glasrohr soviel des zu
untersuchenden Körpers, dass er im geschmolzenen Zustande
eine 5—6 Cm. hohe Flüssigkeitssäule bildet. In der Achse
des Rohrs senkt man ein, durch einen Kork gehaltenes Ther-
mometer mit kleiner Kugel so tief ein, dass es nur einige
Millimeter vom Boden entfernt ist. Diese Vorkehrung taucht
man in ein Wasser- oder Paraffinbad ein, dessen Temperatur
964 Bestimmung d. Erstarrungspunktes geschmolzener Kö pe
einige Grade höher ist als die des vermutheten Erstarrungs-
punktes, wodurch der Körper schmilzt. Jetzt bringt man das
Rohr in ein Bad von constanter Temperatur, die niedriger ist
als die gesuchte, und wartet, bis das innerhalb befindliche
Thermometer mit einem in dem äusseren Bade befindlichen
nahezu übereinstimmt, was man durch Drehung des Rohrs
um seine Achse zu beschleunigen sucht. Wenn der Körper
somit in der Ueberschmelzung sich befindet, so bringt man
mittelst einer feinen Nadel, deren Ende mit ganz wenig von
dem Pulver des fraglichen Körpers bepudert ist, durch eine
zweite Oeffnung im Kork etwas von diesem in die Schmelze,
was die sofortige Erstarrung bewirkt. Eine Bewegung des
Thermometers um seine Achse befördert die Vertheilung der
festen Partikelchen in der Schmelze und beschleunigt das
Erstarren noch. Man beobachtet jetzt das Thermometer, das
in kurzer Zeit ein Maximum erreicht, das sicherlich nicht
höher als der gesuchte Erstarrungspunkt, möglicherweise aber
niedriger ist. Nun wird das Experiment wiederholt, so zwar,
dass man das gefundene Maximum als Temperatur des um-
gebenden Bades benutzt, es findet sich, dass das Thermometer
jetzt das vorhergehende Maximum überschreitet. Nach drei
bis vier Wiederholungen dieser Art gelangt man zu Tempe-
raturen, die nur in einem nicht weiter zu beachtenden Grade
von einander abweichen. Die höchste ist als wirkliche Er-
starrungstemperatur zu nehmen, indem man zur Üorrectur den
Umstand in Betracht zieht, dass das Thermometer nicht ganz
in die Schmelze eingetaucht ist.
Die Genauigkeit obiger Methode hat der Verfasser
benutzt, um die Eigenthümlichkeiten zu zeigen, welche die
verschiedenen Modificationen des Schwefels darbieten. Das
einfachste Resultat gab ihm der bei Behandlung von Schwefel-
blumen mit Schwefelkohlenstoff in letzterem unlösliche Rück-
stand. Der Erstarrungspunkt desselben liegt bei 11493,
gleich viel bei welcher Temperatur derselbe geschmolzen
war, ob beim Siedepunkt oder bei 170— 121°. Die Diffe-
renz betrug höchstens !/,, Grad. Bei dem octaedrischen
Schwefel ist der Erstarrungspunkt 117°,4 wenn er bei 121°,
113%,4 wenn er bei 144° und 112°%2, wenn er bei 170°
geschmolzen war. Der bei Temperaturen zwischen 200 bis
447° geschmolzene octaödrische Schwefel hat seinen Erstar-
rungspunkt bei 114°,4, also fast ganz so wie der in Schwefel-
kohlenstoff unlösliche Schwefel. Der Erstarrungspunkt des
prismatischen Schwefels ist von seiner Abstammung abhängig.
Kommt er von unlöslichem Schwefel, so verhält er sich wie
er] 1. Salze. — Weiches Eisen geg. kalten Stahl gerieben ete. 265
dieser, jedoch kann eine Erhöhung des Erstarrungspunktes
eintreten, wenn der prismatische Schwefel verschiedene Male
dem Schmelz- und Erstarrungs- Process unterworfen war.
Kommt er von octaödrischem Schwefel, so ist der Erstar-
rungspunkt von der Temperatur abhängig, bei welcher er
geschmolzen war. (The Pharm. Journ. and Transact. Third
Ser. No. 319. Aug. 1876. p. 116.). Wp.
Verhalten einiger Salze.
Naudin und De Montholon haben untersucht, wie
sich einerseits Cyanzink, andererseits ameisensaures Kali
gegen Kohlensäure, atmosphärische Luft und reinen Wasser-
stoff verhalten.
Sie fanden, dass in Wasser suspendirtes Oyanzink durch
einen eingeleiteten Kohlensäurestrom allmählig zersetzt werde,
nur ganz wenig an kohlensäurefreier Luft. Gleiches gilt vom
ameisensauren Kali, doch mit der weiteren Eigenthümlichkeit,
dass dieses auch in einer Mischung von kohlensäurefreier
Luft mit reinem Wasserstoff nicht unzersetzt bleibt. (Bul-
letin de la Societe Ohimique de Paris. Tome XXVI. No. 3.
-pag. 122.). De. @.WV.
Weiches Eisen gegen kalten Stahl gerieben, schmilzt
denselben.
Durch Reiben entsteht bekanntlich Wärme und durch
‚eine rollende oder reiberde Bewegung wird die Molecular-
struetur des Eisens und Stahls verändert.
Jacob Reese von Pittsburg, Penn., construirte eine
Maschine, mit welcher er kalt gehärtete Stahlbarren schnitt.
Eine Scheibe aus weichem Stabeisen, gegen 42° im Durch-
messer und °/,,“ Dicke, wurde an einer horizontalen Axe
angebracht, so dass diese eine Rotationsgeschwindigkeit hatte,
um der Peripherie der Scheibe eine Geschwindigkeit von
25000‘ per Minute (also nahe an 5 Meilen) zu geben. Fun-
ken flogen unaufhörlich umher, und der Stahl wurde sehr
rasch durchschnitten, besonders wenn der zu durchschneidende
Stahl langsam gegen die Scheibe gedreht wurde.
« Anfangs glaubte man, der Stahl wäre einfach abgerieben,
doch die sich unter der Maschine ansammelnden Theilchen,
266 Gesetze v. Dulong u. Petit. — Vorlesungsversuche, en
waren in Gestalten eines langen Kegels zusammengeschweisst,
ähnlich den Stalagmiten in den Kalksteinhöhlen. Der Stahl
muss also durch die rasche Umdrehung der Scheibe geschmol-
zen sein ; die Scheibe selbst ist nur wenig warm, ebenso die bei-
den Seiten des Schnitts. Eine gewalzte, polirte und gehärtete
Stahlbarre von 2—3‘ Durchmesser, kann in 2—3 Minuten
auf diese Weise durchschnitten werden. (The american Che-
mist. No. 11. März 1876. Proceeding of the american
Apoc. for the adrancm. of science detroit Meeting. August
1875.). Bl.
Zum Gesetze von Dulong und Petit.
Am Schlusse einer längeren, für den deutschen Chemiker
wenig Neues enthaltenden Abhandlung über die Beziehungen
zwischen Aequivalent, Volumen und specifischen Wärme der
Körper stellt Terreil unter Anderem auch den Satz auf,
dass einfache oder zusammengesetzte Körper, welche ihren
Gaszustand verloren haben, eine specifische Wärme besitzen,
welche das Doppelte von derjenigen ist, die sie im Gas-
zustande hatten. (Bull. de la Soc. Chim. de Paris. Tome
XXV1. No. 1. pag. 24.). Dr.
Vorlesungsversuche.
Unter obigem Titel theilt B. Tollens einige Versuche
mit, die sich besonders zur Demonstration in populären Vor-
lesungen eignen.
a) Zersetzung des Glases durch siedendes Wasser:
Man bringt in einem Kolben von ca. 200 C.C. Inhalt
etwas destillirttes Wasser zum Sieden und lässt den Dampf
durch Röhren ausströmen, welche, in dem Kork des Kolbens
befestigt, erst nach oben gehen und dann schräg nach unten
gebogen sind und welche einerseits aus gewöhnlichem (Natrium-)
Glase bestehen, andererseits aus einem schwer schmelzbaren
Verbrennungsrohre (Kaliumglas) durch Ausziehen und Ver-
engen hergestellt sind. Der ausströmende Dampf verändert
feuchtes, empfindliches, rothes Lackmuspapier nicht; fällt
jedoch ein Tropfen des in dem Ausströmungsrohre sich con-
densirenden Wassers auf das rothe Papier, so wird es gebläut,
während bei Anwendung des mehr resistenten Kaliumglases
die Farbe des Papieres nicht verändert wird.
">b) Demonstration der Gegenwart von brennbarem Alkohol
in Bier und Wein:
Man erhitzt in eimem mit Kork und einem 1!/, Meter
langen 1 Cm. weiten Glasrohr versehenen, 600 — 700 C.C. fas-
senden Kolben 150— 200 C.C. Wein oder Bier zum Kochen;
die Dämpfe steigen in dem Glasrohre auf und erleiden durch
das von Luft umspielte Glasrohr eine Abkühlung, welche
zuerst alles, dann jedoch hauptsächlich das Wasser zum Zurück-
fliessen in den Kolben bringt, während der Alkoholdampf
leichter passirt und oben ausströmt. Man beobachtet, wie die
Zone, in welcher noch alles condensirt wird, immer höher
steigt; in dem Momente, in welchem diese Zone die obere
‘Mündung des Rohres berührt, kann man die ausströmenden
Dämpfe anzünden. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1539.). 0. J.
Aus der Lehrpraxis.
Unter diesem Titel bringt Theodor Koller folgende inter-
essante Dinge. Ein Kochfläschehen von ca. 125—250 g.
Fassungsvermögen wird mit reinstem krystallisirtem (durchaus
nicht verwittertem) essigsaurem Natron beinahe gefüllt, hierauf
wird alles Salz zum Schmelzen gebracht, die Schmelze 2 bis
3 Secunden stark gekocht, der Kolben dann möglichst schnell
mit einem Baumwollenstopfen verstopft und die verschlossene
Flüssigkeit noch 1 Secunde schwach fortgekocht. Durch ein-
faches ruhiges Hinstellen kühlt sich die Flüssigkeit ab, ohne
wieder zu erstarren, sogar nach Wegnahme des Stopfens
und Bewegen der Flüssigkeit ändert sich nichts an der Sache.
Lässt man hingegen ein kleines Fragmentchen eines Krystal-
les von Natronacetat einfallen, so findet sofort eine ausser-
ordentlich regelmässige Krystallisation statt. Dieser Versuch
lässt sich mit dem gebrauchten Saiz beliebig wiederholen.
Um den bedeutenden Wärmeentzug und damit die tiefe
Temperatur zu zeigen, welche beim Auflösen durch Wärme-
bindung entsteht, verfährt Verf. auf folgende Weise: 120 g.
Ammoniumnitrat werden in ein sehr geräumiges Becherglas
eingewogen, in einem zweiten dieselbe Menge Wasser abgewo-
gen und in ein Glasprobirröhrchen etwas Wasser. Jetzt wird
das H?O zum Ammoniumnitrat gefügt, ein Thermometer an
der Becherglaswand eingeführt und mit dem Probirröhrchen
_ umgerührt, wo dann selbst bei einer Zimmertemperatur von
DS )
a en 5
>
a, IE,
268 Zinkwasserstoff. — Reinigung d. Wasserstoffgases e a Co.
17°C. das Thermometer — 8 bis — 10°C. zeigt und natür-
lich das Wasser im Probirröhrchen einen Eiskegel liefert.
(Gemeinnützige Wochenschrift. Jahrgang 26. pag. 271.).
©. Sch.
Zinkwasserstoff.
Bei der Untersuchung von Wasserstoff, dargestellt aus
dem Zink der Passaik Zink- Comp., fand A. R. Leeds, dass
derselbe eine Spur Zink — augenscheinlich in der Form von
Zinkwasserstoff — enthielt. Das Zink konnte nachgewiesen
werden in dem Wasser, der conc. Schwefelsäure, der ver-
dünnten Salzsäure und Salpetersäure, durch welche das Gas
gestrichen war. Ch. Violette hat den Beweis geliefert, dass
auf gewöhnliche Art dargestelltes Wasserstoffgas nach pas-
sender Reinigung keine Spur von Kohlenwasserstoffen ent-
hält. Es konnte daher die Thatsache, dass reines Wasser-
stoffgas mit nahezu farbloser Flamme brannte, während die
Flamme desjenigen, in welchem Zinkwasserstoff vermuthet
wurde, stark blau gefärbt erschien, als ein besonderer Beweis
für die Existenz dieser Wasserstoffverbindung angesehen
werden. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1457.). CI
Reinigung des Wasserstoffgases zu analytischen
Zwecken.
Eine Reihe von Versuchen, die Eugen Schobig
anstellte, um Wasserstoffgas zu reinigen von beziehungsweise
Arsenwasserstoff, Antimonwasserstoff (zwar nur sehr selten),
Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff und Kohlenwasser-
stoffen, zeigte, dass zur Reinigung des Wasserstoffs überhaupt,
besonders aber behufs Verwendung desselben zu analytischen
Zwecken eine Lösung von übermangansaurem Kali sich
vortrefflich eignet. Dieselbe macht die gleichzeitige Anwen-
dung verschiedener Reinigungsmittel, die man zur Entfernung
dieser Verunreinigungen bisher gebrauchte, nicht nur entbehr-
lich, sondern übertrifft sie auch weit an präeiser Wirkung.
Zur Aufnahme des H?S dagegen bleibt die Reinigung durch
Kali- oder Natronlauge nothwendig, und es empfiehlt sich,
um ganz reinen Wasserstoff zu erhalten, diesen zuerst durch
eine Lösung von KMnO* und dann durch NaHO zu leiten,
Natürlich bildet auch hier das Trocknen des Gases durch
H?SO* den Schluss der Reinigung.
Thermisches Verhalten des Ozons,.
; Zur Entscheidung der Frage, ob reiner Wasserstoff durch
KMnO#* oxydirt werden kann und ob die Wirkung gleich oder
ungleich intensiv bei Anwendung neutraler, angesäuerter oder
alkalischer Lösung sei, brachte Verfasser in drei calibrirte,
mit den betreffenden Lösungen gefüllte, gleich weite Röhre
bestimmte Volume Wasserstoff und beobachtete dieselben täg-
lich. Dabei ergab sich eine fortwährende Verminderung der
Volume in den 3 Röhren bis zum völligen Verschwinden des
_ Wasserstoffs Die Oxydation durch neutrale Lösung schritt
ungleich rascher vor, als die beiden anderen.
ir Nachdem sich Verfasser überzeugt hatte, dass durch
° Reinigung mit KMnO# ein Wasserstoff erhalten werden kann,
in dem sich mit den gewöhnlichen Reagentien keinerlei Ver-
wnreinigungen mehr nachweisen lassen, versuchte er die Ent-
scheidung der Frage, ob reiner H reducirend auf Silbernitrat-
lösung wirke oder nicht. Ganz reine Lösung von AgNO®
\ wurde in ein Kölbchen mit doppelt durchbohrtem Kork
gebracht und das Einleitungsrohr sowohl, wie das zweite
Rohr, durch das der Wasserstoff austrat, mit reinen Baum-
| wollkorken verschlossen, um eine Verunreinigung durch Staub
zu verhüten. Die Versuche wurden im Dunkeln angestellt.
Es fand sich, dass Wasserstoff AgNO3 reducirt. In verdünn-
ten Lösungen schied sich das Silber als sehr feines Pulver
ab, in concentrirten als schöner Silberspiegel. (Journ. f. pract.
©. J.
Ohem. 14, 289.).
Thermisches Verhalten des Ozons.
Der unermüdliche Forscher auf dem Gebiete der Thermo-
chemie, Berthelot, hat constatirt, dass bei der Bildung des
Ozon’s Wärme verbraucht wird. Dieser Ueberschuss. von
Wärme wird bei den Oxydationen frei, woraus sich die höhere
Activität des ozonisirten Sauerstoffs in dieser Richtung erklärt.
Dieser unter dem Einflusse der Electrieität magazinirte Wärme-
überschuss erscheint um so auffallender, als das Ozon ein
. dichterer Körper ist, als der es erzeugende Sauerstoff, somit
nach dem gewöhnlichen Verhalten der Körper bei seiner Bil-
dung eher eine Abgabe von Wärme zu erwarten wäre. (Bull.
de la Soc. Chim. de Paris. Tome XXVI. No.2. p. 56.).
Dr. &.V.
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270 Zersetzung d. Bicarbonate ete. — Ammoniak im Regenwasser,
Zersetzung der Bicarbonate durch Wärme.
Anlässlich einer zwischen Gautier und Urbain über
die Coagulirung des Blutes geführten Controverse theilt der
letztere eine nicht uninteressante Beobachtung über das Ver-
halten des doppeltkohlensauren Natrons, sowie überhaupt der
Bicarbonate in der Wärme mit. Das Entweichen des einen
Aequivalents Kohlensäure in der Wärme, bei 100°, setzt
nemlich voraus, dass die entweichende Kohlensäure rasch sich
entferne und nicht über dem Salze lagere, es wird also beim
Erhitzen in offenen, besonders flachen Gefässen rasch von
Statten gehen. Anders verhält sich die Sache, wenn man
Natriumbicarbonat in einem Kölbchen erhitzt, von dem eine
doppeltgebogene Glasröhre in Barytwasser führt. Hier findet
eine so geringe Abgabe von Kohlensäure statt, dass erst nach
längerer Zeit die Barytlösung sich zu trüben beginnt und
nach stundenlangem Erhitzen auf 100° noch keine nennens-
werthe Zersetzung eingetreten ist. Sobald man jedoch einen
Luftstrom durch das Kölbchen leitet, findet sehr rasches Ent-
weichen des einen Kohlensäureäquivalentes statt. (Bulletin
de la SocidtE Chimique de Paris. Tome XXVI. No. 10.
pag. 440.). Dr. G.V,
Ammoniak im Regenwasser.
Ueber die gegenseitigen Beziehungen des in der Luft
enthaltenen und des in atmosphärischen Niederschlägen auf-
gelösten Ammoniaks hat Schlösing eingehende Beobach-
tungen angestellt. Er hat vor Allem gefunden, dass in dieser
Beziehung ein wesentlicher Unterschied zu machen ist, je
nachdem sich das Ammoniak als Carbonat oder als Nitrat
vorfindet. Letzteres wird vom Regenwasser auf dem Wege
zur Erde stets nur aufgenommen, eine Abgabe an die umge-
bende Atmosphäre seitens der Lösung in Regenwasser findet
nie statt. Ganz anders verhält es sich mit dem als Carbonat
vorhandenen Ammoniak, in welchem Falle es sehr auf den
relativen Gehalt der beiden Medien, sowie auf die relative
Temperatur derselben ankommt.
So kann es vorkommen, dass ein einer kalten, an kohlen-
saurem Ammoniak verhältnissmässig reichen Wolke entstam-
mendes Regenwasser, das durch eine warme Luftschicht geht,
auch dann kohlensaures Ammoniak an die Luft noch abgiebt,
1 Tinker, d. Kürbissaam.— Kürbiskerneals Bandwurmmitt. 271
wenn die betreffende Luft an und für sich schon viel davon .
enthält. (Journ. de Pharm. et de Chimie. I V. Serie. Tom.
XXIII. pag. 427.). Dr. 2.2:
Amerikanischer Blutegelhandel.
Nach Aussage amerikanischer Aerzte und Händler sind
die dort in der Mississippigegend und Pennsylvanien vorkom-
menden einheimischen Egel zum medicinischen Gebrauch
durchaus ungeeignet, da sie nur ausnahmsweise zum Saugen
zu bringen sind. Daher bezieht Amerika seinen ganzen Blut-
egelbedarf aus Europa, vorab von Schweden. Die Thiere
werden vor ihrer Reise nach der neuen Welt gut mit Blut
gefüttert und bei ihrer Ankunft auf Rhode Island in grosse
Reinigungsteiche gebracht, wo sie bis zum Aufbrauch des
genossenen Blutes etwa ein Jahr lang verbleiben, um erst
nach dieser Zeit als saugfähige Waare in den Detailhandel
zu gelangen. (New Remedies. November 1876. pag. 324.).
Dr..G. 1%
Untersuchung des Kürbissaamen.
Nicolai Kopylow hat neuerdings den Kürbissaamen
einer chemischen Untersuchung unterworfen und hat dabei die
Arbeit von Dorner & Wolkowitsch, welche ein Glycosid gefun-
den hatten, der Prüfung unterzogen. Es hat sich dabei
ergeben, dass die Saamen ein Glycosid nicht enthalten.
Das Oel der Saamen besteht aus den Glyceriden von Palmitin-,
Myristicin- und Oelsäure. Das durch Aether extrahirte Oel
_ enthielt freie Fettsäure. (Pharmaceut. Zeitschrift f. Russland.
Jahrg. XV. pay. 513.). ©. Sch.
Kürbiskerne als Bandwurmmittel.
Heckel hat die inneren Saamen des Kürbis und die vor
dem Gebrauche gewöhnlich entfernten Saamenschaalen getrennt
auf ihre Wirksamkeit zum oben angedeuteten Zwecke geprüft.
Er kam zu dem Schluss, dass es besser ist, die Kürbiskerne
als Wurmmittel mit ihrem Perisperm zu verwenden. (Journ.
de Pharm. et de Chimie. IV. Serie. Tom. XXIII. ». 450.).
Dr. E. H.
272 Kürbiss. alsBandwurmm. — Glye. u. salpet. Wismuth. — Wismutho
Kürbissaamen, als Bandwurmmittel.
Nach F. Vigier’s Erfahrungen ist den Schaalen der
Kürbissaamen (Cucurb. maxima) nicht die Bandwurm abtrei-
bende Wirkung zuzuschreiben, wie Heckel im Journal de
Pharm. et Chimie berichtete.
Die geschälten Kürbissaamen fand er ebenso wirk-
sam, wie die nicht geschälten und Schaalen allein in
hinreichender Menge angewandt, geben nur unvollstän-
dige Resultate.
Er bereitete den Trank gewöhnlich nach folgender Vor-
schrift.
Trockne Kürbissaamen . . 608.
Zucker a A he)"
Pommeranzenblüthenwasser . 10 -
DestilE Wasser 77 %.75,, 77008
Die Saamen werden mit dem Zucker gestossen und ohne
einen Rückstand zu hinterlassen durch ein enges Sieb gerie-
ben. Das so erhaltene Pulver wird mit Wasser zur Emulsion
angestossen und dann wie gewöhnlich mit einem Abführungs-
mittel gegeben. (Repertoire de Pharmacie. No. 14. Juillet
1876. p. 421.). Bl.
Glycerin und salpetersaures Wismuth.
Squire hat gefunden, dass das neutrale salpetersaure
Wismuthoxyd sich ohne Zersetzung in Glycerin auflösen lässt
und dass diese Lösung selbst eine gewisse Verdünnung in
Wasser verträgt, ohne einen Niederschlag zu geben. (The
Pharmaec. Journ. and Transact. Third Ser. No. 333. Novbr.
1876. p. 389.). W».
Wismuthol£at.
Angesichts des Mangels an einem für die äusserliche
Anwendung geeigneten Wismuthpräparat sah sich Betty
veranlasst, durch Erhitzen von Wismuthoxyd mit Oelsäure
ein Wismutholöat herzustellen, welches sich zu genanntem
Zwecke wohl eignet und ganz die äusseren Eigenschaften
eines Pflasters zeigt. (Pharm. Journ. and Transactions.
Decemb. 1876. pag. 470.). Dr. ’G9
Prüf. d. Copaivabalsams. — Haltbare Copaivaharz- Emulsion. 273
Zur Prüfung des Copaivabalsams.
Dr MR empfiehlt nachtolgend beschriebene Methode
als wohlgeeignet, um eine Verfälschung des Copaivabalsams
mit Ricinusöl und anderen fetten Oelen sogar quantitativ zu
ermitteln.
Drei bis vier Gramm des zu prüfenden Balsams werden
in ein trockenes Kölbehen gebracht und hierin mit 50 0.C.
Alkohol und 5 g. Aetznatron auf dem Wasserbade verseift.
Ist Alles gelöst, so wird der Inhalt mit einer nicht zu klei-
nen Wassermenge in eine Schaale gespült und über einer
schwachen Gasflamme bis auf 100 C.C. eingeengt. Jetzt
wird verdünnte Schwefelsäure bis zur bleibenden Trübung
und dann wieder Natronlösung bis zur völligen Aufhellung
zugefügt, damit so eine möglichst neutrale Lösung mit einem
erheblichen Gehalte an Natriumsulfat resultire. Das Ganze
wird jetzt im Wasserbade unter beständigem Rühren zur völ-
ligen Trockene gebracht und das zurückbleibende Pulver
dreimal mit je 70 0.C. Aetherweingeist in einem verschlosse-
nen Kolben ausgezogen. Der dabei verbleibende und auf
einem Filter gesammelte Rückstand wird jetzt nur aus Na-
triumsulfat bestehen, wenn der Balsam frei war von fetten
Oelen, sonst aber auch Natriumoleat enthalten. Man wird
ihn in warmem Wasser lösen, mit Salzsäure ansäuern und
kalt stellen. Bei reinem Balsam werden sich nur einige we-
nige bräunliche Harzflocken an der Oberfläche finden, eine
ölige Schicht dagegen, wenn er mit fetten Oelen vermischt
war. Geruch und Geschmack dieser Schicht zeigen schon,
ob die Verfälschung mit Ricinusöl oder einem anderen statt-
gefunden hatte. Zur quantitativen Bestimmung fügt man jetzt
zwei Gramm trockenes weisses Wachs zu und erhitzt das
Ganze, bis das Wachs mit der Oelsäure zusammenschmilzt.
Nach dem Erkalten hat man einen festen, leicht abzunehmen-
den Kuchen, an dessen Gewicht man nach dem sorgfältigen
Trocknen nur das Gewicht des zugesetzten Wachses abzu-
ziehen braucht, um die Menge der zugesetzten Verfälschung
zu finden. (New-Remedies, January 1877. pag. 11. from
the Analyst, 1876. 160.). Dr.G Vi
Haltbare Copaivaharz - Emulsion
bekommt man nach folgender Formel:
Res. copaivae 58
Ol. amygdal. 38
Arch, d. Pharm, XI. Bds. 3. Hft. 18
u ag u N AH ee a PT7S ne ne
274 Kaffeesyrup. — Ammoniakalisches Glyeyrrhizin.
Muc. gm. Arab. 3j#
Lig. kali caust. 5£
Öl. cinnam. gtt. vj
Aquae Zvj.
Das Harz wird bei gelinder Wärme in dem Oel gelöst,
dann fügt man die Kalilauge und unter fortwährendem Rei-
ben den Gummischleim, schliesslich das Wasser hinzu. (The
Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 335. Novbr.
1876. p. 431.). W».
Nach Greenish erhält man gute Harzemulsionen, wenn
man das Harz, Copaiva- oder Guajakharz, zunächst mit Milch-
zucker verreibt, dann unter fortwährendem Reiben etwas
Spiritus, schliesslich das arabische Gummi und allmählig das
Wasser zusetzt. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third
Ser. No. 332. Novbr. 1876. p. 369.). Wr.
Kaffeesyrup.
Zwei Unzen gröblich zerkleinerter gebrannter Kaffee
werden im Verdrängungsapparat mit soviel Wasser ausgezo-
gen, dass 16 Unzen Flüssigkeit gewonnen werden. Letztere
giesst man nach und nach auf 28 Unzen Zucker, welcher sich
in einem Trichter befindet, dessen Rohr unten durch einen
Schwamm lose verstopft, oben aber mit einem Korke so lange
verschlossen ist, bis der Zucker sich grösstentheils gelöst hat.
Man nimmt dann den Kork weg und lässt die Flüssigkeit
langsam durch den Schwamm ablaufen.
Dieser Syrup soll ein vortreffliches Geschmackscorrigens
sein. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third Ser. No. 335.
Novbr. 1876. p. 432.). Wr».
Ammoniakalisches 6lyeyrrhizin
benutzt Brown, um den bittern Geschmack des Chinins zu
verdecken. Von diesem Glycyrrhizin werden 7,308 g. in
einem halben Liter Syrup gelöst, und zu je 3,654 g. Flüssig-
keit werden 6,090 Centig. schwefelsaures Chinin gegeben.
Bei Darstellung des ammoniakalischen Glycyrrhizins muss
chemisch reine Schwefelsäure zur Fällung benutzt werden,
und bei der Darstellung der zusammengesetzten Liquiritia -
"Ava oder Kaya Kaya
Mixtur muss ein Ueberschuss von Ammoniak vermieden wer-
den. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Ser.
Vol. VI. 1876. pag. 520.). R.
Ava oder Kava-Kava.
Die unter obigem Namen schon länger bekannte Wurzel
ist in letzter Zeit im Frankreich wieder häufig und mit Erfolg
gegen Gonorrhoe angewendet worden und hat damit die
Aufmerksamkeit wieder auf sich gelenkt. Ihre Stammpflanze
ist Piper methysticum, ein auf Viti, Tahiti, Hawai, den Ge-
sellschafts- und Tongainseln viel gebauter etwa 2 Meter hoher
Strauch mit 12 bis 24 Centimeter langen und beinahe eben
so breiten Blättern, welche herzförmig und kurz zugespitzt
‚sind. Die leichte, schwammige Wurzel findet sich in Exem-
plaren von 2 bis 4, ausnahmsweise bis zu 20 Pfund schwer,
von welchem Gewicht beim Trocknen etwa die Hälfte ver-
loren geht. Sie ist aussen grau braun, innen gelblichweiss,
im Oentrum saftig und von anastomosirenden Gefässbündeln
durchzogen. Ihr Geruch erinnert an die Blüthen von Syringa
vulgaris und zugleich an den von Spiraea Ulmaria. Der Ge-
schmack ist schwach stechend, wenig bitter und adstringi-
rend, wobei die Speichelsecretion vermehrt wird. In der
Regel wird die Wurzel in Form eines Infusum angewendet,
welches gern genommen wird, und nicht, wie viele andere
antigonorrhoeische Mittel, den "Appetit verdirbt, sondern den-
selben erhöht. Die Wur zel enthält nach den Untersuchungen
von Cuzent ein blassgelbes ätherisches Oel, zwei Procent
eines sauren Harzes und etwa 1 Procent eines neutralen
krystallirbaren Körpers, Kavahin oder Methystiein genannt.
Dieses wird durch Chlorwasserstoffsäure erst roth, dann hell-
gelb, durch concentrirte Schwefelsäure anfangs violett, dann
grün gefärbt. (New Remedies, New- York. Vol. V. No. X.
pag. 294.). Driz
Ava oder Kava-Kava.
Dieses neue Heilmittel wird auf den Inseln des stillen
ÖOceans, besonders auf Viti, Tahiti, Hawaii, den Gesellschafts -
und Freundschaftsinseln gebaut und ist dasselbe unter ver-
schiedenen Namen bekannt. Es wird auf Viti „Yaquoru,“ auf
Tahiti „Ava-Ava“, auf Hawaii „Kawa“ und auf den Mar-
quesainseln „Kava“ oder „Kava-Kava“ genannt.
18*
276 Gerein. Petroleum z. Bereitung v. Tincturen u. Lösungen. ERITEREN
F. Th. Jordan giebt die Stammpflanze als Piper me-
thysticum an, und beschreibt sie als eine 6 Fuss hohe Pflanze,
mit 1— 1!/, Zoll dicken Aesten, ziemlich starken, 4 bis 8 Zoll
langen und fast ebenso breiten, herzförmigen, oben etwas
plötzlich zu einer kurzen, scharfen Spitze zulaufenden Blät-
tern. Diese sind gestielt. Blattstiel gewöhnlich 1 bis 14, Zoll
lang und gegen die Basis erweitert. Die Blattnerven fein
behaart, Blattfläche mit zerstreuten Haaren besetzt, doch blos
mit bewaffnetem Auge bemerkbar. Die 10 bis 12 Hauptner-
ven des Blattes laufen strahlenförmig vom Gipfel des Blatt-
stieles aus, indem die 3 mittelsten derselben ungefähr !/, Zoll
aufwärts von der Basis des Blattes sehr eng zu einander
geschlossen sind.
Die starke, faserige Wurzel ist ziemlich leicht und von
schwammiger Structur, frisch gewöhnlich 2 bis 4 Pfund wie-
gend. Beim Trocknen verliert sie die Hälfte ihres Gewichts,
ist dann äusserlich graulich-braun und hat eine sehr dünne
Rinde, nach deren Entfernung sich ein vollständiges Netz-
werk von Holzgewebe zeigt, dessen Zwischenräume mit einer
weichen gelblichweissen Cellularsubstanz gefüllt sind. Der
Querschnitt zeigt eine Anzahl dichter Linien, welche strah-
lenförmig fast vom Mittelpunkte zur Peripherie verlaufen; die
Theile des weichen Üellulargewebes, welches die Linien trennt,
sind viel weiter, als die Linien selbst. Der mittlere Theil
der Wurzel ist weich und zellig mit wenigen Holzbündeln,
die untereinander anastomisirend und im rechten Winkel zu
den Strahlenbündeln fortschreitend ein Netzwerk im Centrum
des Querschnittes bilden. Der Geruch ist angenehm, nach
Syringa vulg. oder Spiraea Ulmar., der Geschmack ist schwach -
bitterlich, stechend und vermehrt die Speichelabsonderung.
Die Wurzel enthält nach M. Cuzent ein ätherisches hellgel-
bes Oel, 2%, scharfes Harz und ungefähr 1°/, eines indiffe-
renten krystallinischen Prineips, Kavasin oder Methystiein.
(Abbildung von Pflanz- und Wurzeltheilen beigegeben.)
(Pharmaceut. Zeitschrift f. Russland. Jahrg. XV. pag. 609.).
©. Sch.
Gereinigtes Petroleum zur Bereitung von Tineturen
und Lösungen,
welche zu äusseren Zwecken bestimmt sind, empfiehlt der
Nützlichkeit und Billigkeit wegen, Masson.
Um 100,000 Thle. Petroleum zu reinigen und demselben
cinen augenehmen Geruch zu geben, werden 60 Thle, Schwe-
Verwendung des Petroleum - Benzins etc. 277
felsäure und 60 Thle. Salpetersäure mit 500 Thln. Alkohol
von 93° langsam gemischt und nach Einwirkung einer Stunde
mit Wasser tüchtig durcheinander geschüttelt. Nach 8 bis
10 stündiger Ruhe wird die obere Schicht, welche das des-
infieirte Petroleum ist, abgelassen und kann die andere Schicht
zur Reinigung schwerer Mineralöle weiter angewendet wer-
den. Diese werden einfach damit geschüttelt, wiederholt mit
Kalkwasser behandelt und finden getrennt, als Maschinenöle,
gute Verwendung.
Verf. berechnet die Summe, welche in den Apotheken
Frankreichs jährlich für Spiritus, welcher allein zu äusser-
lichen Arzneimitteln verwendet wurde, ausgegeben wurde, an
2 Millionen Frances und glaubt, dass das gereinigte Petroleum
in therapeutischer Hinsicht den Spiritus ersetzen kann, indem
an 1,400,000 Francs gespart werden würden. (Repert. de
Ph. No. 24. Decbr. 1876. p. 742.). Bl.
Ueber die Verwendung des Petroleum -Benzins in
der Pharmaeie
schreibt L. Wolff:
Verschiedene Untersucher haben mit Petroleum - Benzin
experimentirt und wiederholt empfohlen, dasselbe statt des
viel theurern Aethers zur Darstellung von Oelharzen anzu-
wenden. Obgleich es Fette, Wachs und ätherische Oele mit
Leichtigkeit löst, so vermag es doch nicht Harze und die wirk-
samen Bestandtheile in Lösung zu bringen, welche den
Hauptwerth der Oelharze bilden. Behandelt man Ingwer mit
Benzin, so erhält man zwar ein Oel, das die Riechstoffe des
Ingwers, aber nichts von dem scharf schmeckenden Harze ent-
hält, das medicinisch den Ingwer so werthvoll macht, und
das nach der Behandlung mit Benzin leicht von Aether und
Alkohol aufgenommen wird. Buchublätter geben an Benzin
eine ölige Substanz ab, die zwar den specifischen Geruch der
Blätter, aber nicht ihre diuretischen Wirkungen hat. Cubeben
geben an Benzin das fette und ätherische Oel ab, aber Benzin
zieht aus Cubeben keine Cubebensäure aus, aus schwarzem
Pfeffer kein Piperin, aus Zittwersaamen kein Harz und kein
Santonin. Alle diese Substanzen werden aber durch Benzin
an ihren Oelen erschöpft und bleiben geruchlos, anscheinend
trocken und als Pulver zurück, geben aber an Alkokol, Aether
‚und Chloroform leicht ihre Harze ab, so dass damit eine
; Ä EN
278 Verwendung des Petroleum-Benzins ete.
a
Methode geboten ist, Harze getrennt von Wachs, Fetten un
ätherischen Oelen zu erhalten.
Diese ausserordentliche Fähigkeit des Benzins, ätherische
Oele zu lösen, weist ihm einen wichtigen Platz in der Phar-
macie an, und aus Zimmt, Gewürznelken u. a. Droguen
durch Benzin extrahirte Oele sind wenn nicht vorzüglicher,
aber sicher nicht schlechter als die durch Destillation erhal-
tenen, wenn man ihren Werth allein nach der Stärke ihres
Geruchs abschätzt.
Die durch Benzin und seine nächherige Verdunstung
erhaltenen Oele sind mit Wachs und fetten Velen in gewissem
Grade vermengt, doch kann durch Lösen in Alkohol die
Reinigung vorgenommen werden, dann wird filtrirt, und ent-
weder der Alkohol durch Verdunsten im Wasserbade entfernt
oder besser noch, indem man die filtrirte alkoholische Lösung
mit dem mehrfachen Volumen Wasser versetzt, wobei das Oel
je nach seiner specifischen Schwere entweder in die Höhe
steigt oder zu Boden sinkt.
Die so auf kaltem Wege dargestellten Oele riechen viel
aromatischer als die destillirten. Die Methode ist werthvoll
für Apotheker, die verlangte Oele im Handel vielleicht nicht
vorfinden oder zu deren Destillation keine Einrichtung haben,
zugleich kann so die quantitative Oelmenge einer Drogue
leicht ermittelt werden.
Reines Petersilienöl kann durch Benzin nicht abgeschie-
den werden, da es noch eine andere ölige Substanz, das
ee
Apiol, enthält, das in Benzin und auch in Alkohol lös-
lich ist.
Das meiste Petersilienöl des Handels ist nichts mehr als
ein Oelharz aus Petersiliensaamen, denn es ist grün, in Alko-
hol schwer löslich und erstarrt im Winter, alles Eigenschaften,
die echtes Apio! nicht besitzt. Apiol ist in den letzten Jahren
viel in Gebrauch gekommen als ein treffliches, die Menstruation
beförderndes Mittel und als dem Chinin fast gleichstehendes
Fiebermittel, aber sein hoher Preis und die Umständlichkeit
seiner Darstellung nach der Methode von Joret & Homolle
verhindern seine allgemeine Einführung. ;
Wird Petersiliensaamen mit Benzin erschöpft und die
Flüssigkeit der freiwilligen Verdunstung überlassen, so re-
sultirt ein Gemenge von fettem Oel, Wachs und Apiol. Durch
wiederholtes Waschen mit starkem Alhohol kann das Apiol
abgeschieden werden, das beim Abdampfen im Wasserbade
in gelinder Wärme zurückbleibt; zugleich ist die Herstellung
eine billige. Es dadurch zu vertheuern, dass es in Capseln
= Verwendung des Petroleum - Benzins ete. 279
gegeben wird, ist überflüssig, da es in Pfeffermünzöl oder in
Emulsion gegeben werden kann.
Die fetten Oele sind bei Darstellung von Präparaten oft
sehr im Wege, so namentlich bei Extract, Strychni spirituos.
Die mit Benzin erschöpfte Nux vomica giebt eine grosse
Menge klares fettes Oel, das bei Wintertemperatur erstarrt;
wird nun das hinterbleibende Pulver wie vorgeschrieben mit
Alkohol behandelt, so erhält man ein Extract, das sich ohne
Schwierigkeit zur Trockne bringen lässt. Um sicher zu
gehen, dass durch das Benzin nicht etwas Strychnin oder
Brucin verloren wird, soll das erhaltene Oel wiederholt mit
Alkohol geschüttelt werden, bis kein bitterer Geschmack mehr
wahrzunehmen ist. Dann werden die Waschflüssigkeiten dem
Extract im Verlaufe des Eindunstens zugesetzt.
Auch reine Oelsäure kann mit Hilfe des Benzins auf
folgende Weise dargestellt werden:
Süsses Mandelöl wird mit Aetzkali verseift, die Seife mit
Weinsäure zersetzt und mit heissem Wasser gewaschen, um
das doppelt weinsaure Kali von dem Gemenge von Oelsäure
und Palmitinsäure zu trennen. Diese Säuren werden mit
Bleiglätte verbunden zu oleo-palmitinsaurem Bleioxyd, aus
welchem Benzin das ölsaure Salz aufnimmt und das palmitin-
saure ungelöst lässt. Aus der Benzinlösung wird das Blei
durch verdünnte Salzsäure gefällt, und beim Verdampfen des
Benzins hinterbleibt Oelsäure hinlänglich rein für pharmaceu-
tische Zwecke, die mit gelbem und rothem Quecksilberoxyd
klare und permanente Lösungen bis zu 30 Procent, wenn
nöthig, giebt.
Da die rohe Oelsäure im Handel ziemlich billig ist, so
kann sie durch Verbinden mit Bleiglätte und weitere Behand-
lung, wie angegeben, gereinigt werden.
Zur Darstellung reiner Oelsäure ist vielleicht das ein-
fachste Mittel, das officinelle Bleipflaster in Benzin zu lösen
und durch Ausfällen des Bleies mittelst verdünnter Salzsäure
die Oelsäure zu trennen.
Maisch hat mit Petroleum-Benzin Styracin dargestellt,
Harrison neben Styracin auch Zimmtsäure, Wallace
Procter die krystallinische Substanz aus Magnolia tripetala.
‚Ferner ist Petroleum- Benzin ein gutes Lösungsmittel für
Monobromcampher und für andere krystallinische Stoffe, die
daraus schöne Krystalle ergeben. Remington nimmt an,
' dass bei nicht gut rectificirtem Benzin in den betreffenden
Präparaten ein Geruch nach Kerosen hinterbleiben könne.
Dagegen hat Pile mit Gasolin verschiedene Oelharze dar-
Er
R
280 Vanille-Essenz. — Phosphorpillen. — Bromwasserstoffsanr. Chi ni
gestellt, ohne einen hinterbleibenden Geruch wahrzunehmen.
(American Journal of Pharmaey. Kol. XLIX. 4. Ser. Vol. ns
1877. pag. 1—4 und pag. 40.)
Zu Vanille - Essenz
giebt Chas. Becker folgende Vorschrift: Man nimmt
2,3385 Hektog. Vanilleschoten und 21,0470 Hektog. zer-
schlagenen Hutzucker. Die Vanille wird zerkleinert und mit
dem Zucker allmählig in einem Steingutmörser zu grobem
Pulver zerrieben, das leicht durch ein Sieb von 20 Maschen
pro 3 Centimeter geht. Dieses Pulver wird in einen cylin-
drischen Glas-Percolator gebracht und ganz langsam mit
verdünntem Alkohol bis zu 8 Liter Percolat erschöpft. Zu-
erst fliesst ein dunkler Syrup ab, bei guter Arbeit ist das
zuletzt Abfliessende von Vanillegeruch und Vanillegeschmack
völlig frei. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIL.
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 343.). R.
Phosphorpillen.
Man erhitzt nach Haffenden im Wasserbade ein Ge-
misch von Phosphor mit Gummischleim und mischt, wenn
ersterer geschmolzen ist, sorgfältig mit dem letztern. Es ent-
steht eine Art Emulsion, der man noch warm die übrigen
vorgeschriebenen Pulver mittelst eines Spatels einmischt.
Nach dem Erkalten lässt sich die Masse im Mörser weiter
verarbeiten und formen. (The Pharm. Journ. and Transact.
Third Ser. No. 326. Septbr. 1876. p. 253.). Wp.
Bromwasserstoffsaures Chinin zu subeutanen
Injeetionen.
Das Chininbromid des Handels ist nicht löslich genug,
um zu subcutanem Gebrauche eine concentrirte Lösung zu
geben. Auf Ansuchen von Professor Howard unternahm
William Silver Thompson Versuche, eine Lösung dar-
zustellen, die 24,36 Centig. in 20 Tropfen oder 5,846 g. in
29,232 g. enthielt. Er benutzte zunächst die Reaction zwi-
schen schwefelsaurem Chinin und Bromcaleium, wurde dadurch
aber nicht befriedigt und kam zu dem folgenden Verfahren:
' Bereitung der Salieylsäure- Watte, 281
' Man löst 5,846 g. schwefelsaures Chinin in 1,1692 Hektog.
destillirtem Wasser unter Zusatz der erforderlichen ver-
dünnten Schwefelsäure. 150 Tropfen wässriges Ammoniak
werden anderseits mit 1,1692 Hektog. destillirtem Wasser
gemischt, diese Mischung wird unter beständigem Rühren der
Chininlösung zugefügt, und das Ganze auf ein Mousselinfilter
gebracht. Die ablaufende Flüssigkeit wird geprüft und, wenn
Chinin vorhanden ist, wird ein wenig mehr Ammoniak zuge-
setzt und das Filtrat auf das Filter zurückgegeben.
Wenn das Chinin gesammelt ist, wird es mit destillirtem
Wasser gewaschen, das noch feuchte Magma in eine tarirte
Abdampfschaale gebracht und grade so viel Bromwasserstofl-
säure allmählig zugesetzt, als zur Lösung erforderlich ist.
Die Lösung wird im Wasserbad bis zur transparenten Masse
eingedampft, das Gewicht des erhaltenen bromwasserstoffsauren
Chinins kann man nun bestimmen, während zu gleicher Zeit
ein Ueberschuss von Bromwasserstoffsäure ausgetrieben ist.
Endlich löst man die Masse in der hinlänglichen Menge
destillirtem Wasser, so dass jede 3,654 g. Flüssigkeit
73,08 Centig. enthalten. Die resultirende Lösung wird etwas
über 29,232 g. betragen. (American Journal of Pharmacy.
Vol. XLVIM. 4. Serie. Vol. VI. 1876. pag. 293). R.
“
Bereitung der Salieylsäure - Watte.
Zur Darstellung dieses neuen sehr beliebten Verband-
mittels empfiehlt E. Rennard folgendes Verfahren. Behufs
Darstellung der 10%, Watte werden 2 Thle. Salicylsäure in
715 Thln. Weingeist von 80%, gelöst und mit 35 Thln. Was-
ser von 25 bis 30°C. verdünnt. In diese Mischung werden
10 Thle. gute, weisse, gereinigte und mit Natronbicarbonat
vollständig entfettete Watte getaucht und dann getrocknet.
Wird die rothe Farbe der käuflichen Watte gewünscht und
soll der Spiritus nicht verloren gehen, so löst man die Säure
blos in Spiritus und destillirt denselben aus der Destillirblase
ab, wodurch beides erzielt wird.
Auf dieselbe Weise, nur mit entsprechend weniger Säure
wird die 4°, Watte, sowie auch die Salieylsäure Jute ber-
gestellt. Um das Stäuben zu verhüten wurden 10—20%
Glyeerin zugefügt. (Pharmaceut. Zeitschrift für Russland.
wJanrg. ZV. mpag. 33... - ©. Sch.
982 Neue Sorte Lakritzensaft. — Ferrum osydatum pho
saft.
A, Peltz untersuchte eine als italienische Waare bezeic
Neue im Handel vorkommende Sorte von Takritzen- ’
nete Sorte Lakritzen, we!che eine unförmliche Masse bildete,
sich mit dem Messer "schneiden liess, ein mattglänzendes Aus-
Ib
sehen und einen rein süssen nicht angebrannten Geschmack
hatte. Sie lieferte 75 %/, eines bei 90° getrockneten Extractes.
Der Rückstand enthält Stärke. Das Extract enthält = 15%
Glyeyrrhizin und 10°, Zucker.
Folgende Tabelle giebt den Unterschied der verschiede-
nen Sorten:
Sorte von Feuchtig- Trocknes Glycyr- Stärke-
Lakritzen. keit. Extract. rhizin. mehl, Auekez
Anylicus 12% 38% 244%, ' 2710% 1300
Calabrin 2,0 47 1088 35,50 11
Bayonne SE 48 2,19 35,10 14
Astrachan 7,3 50 18,14 133 12
Hispania 4.12 55 313 8,85 14
Kasan 4,5 57 14.74 2,62 14
Sicilia 4,1 60,5 4,67 5,00 16
Baracco ST 67,5 4,95 13-12 19
Morea — 79 11,88 DI 16
Italienische 14,0 75 15,00 2:5 10
(Pharmaceut. Zeitschrift für Russland. Jahrg. XV. ». 257.).
©. Sch.
Ferrum oxydatum phosphoriecum cum Natro eitrico.
J. Martenson hat die von Creuse schon früher empfoh-
lenen Eisendoppelsalze einer näheren Prüfung unterworfen
und dabei sein Augenmerk auf die Verbindung des Eisen-
phosphats mit Natroneitrat gewendet. Er stellt dieses Prä-
parat dar, indem er frisch "gefälltes Eisenoxydphosphat mit
der nöthigen Menge Citronensäure erwärmt, dann mit kohlen-
saurem Natron neutralisirt und zur Hrocene verdunstet.
Es ist eine hell olivengrüne in Wasser lösliche Verbin-
dung, die lufttrocken einige Procente Feuchtigkeit enthält,
doch nicht hygroskopisch ist. Beim Eindampfen hinterbleibt
eine rissige, leicht abspringende, glänzende, bröcklige Masse,
die keine Neicung zum Krystallisiren zeigt. Die schwach
saure Lösung ist grün, die schwach alkalische braun. Die
alkalische Lösung färbt sich mit Zucker am Licht und beim :
Yhina auf Eisensalze. — Olivenrinde als Fiebermittel. 283
rnitzen dunkel, wobei starke Flockenbildung eintritt. Aehn-
lich verhält sich Alkohol. Ammoniak, doppeltkohlensaure
_ und kohlensaure Alkalien geben keine Niederschläge; Aetz-
' alkalien, Kalk- und Barytwasser fällen das Eisenoxyd, beson-
_ ders in der Wärme vollständig. Schwefelammonium giebt
sofort FeS, Ferrocyankalium Berlinerblau. Ferrideyankalium
giebt keine Reaction; Galläpfeltinctur giebt tiefviolette Fär-
bung. Der Geschmack ist schwach salzig. Es ist räthlich,
' em Salz mit 25°, Eisenoxyd darzustellen. Die eigentliche
* Verbindung hat 27,9 °/, Fe?Ö3, welches der Formel 2(FePO%)
+ (CSH5Na?0”°) entspricht. (Pharmaceut. Zeitschrift für
Russland. Jahrg. XV. pag. 289.). ©. Sch.
a ee
Glycerin verhindert die Reaction der China auf
Eisensalze.
Wird Jodeisen in Chinasyrup oder Wein gelöst, ‘was in
der Therapie häufig vorkommt, so tritt eine Zersetzung ein;
die Flüssigkeit wird trübe und nach einiger Zeit scheidet sich
_ ein schwarzer Bodensatz ab, welcher das Eisen als Tannat
' enthält. Beide Arzneistoffe lassen sich nach Catillon unzer-
setzt vermischen, wenn das alkoholische Chinaextract anstatt
in Alkohol, Wasser und Wein in reinem Glycerin gelöst
"und dann das in Glycerin gelöste Eisenjodür zugesetzt wird.
' Die Flüssigkeit ist und bleibt klar und hat die Chinafarbe.
(Repertoire de Pharmacie. No. 11. Juin 1876. p. 321.).
N Bl.
Olivenrinde als Fiebermittel; Oliverin.
Die günstigen Resultate, welche bei Gebrauch der Oliven-
rzinde beim Wechselfieber vön mehreren Aerzten erhalten
' wurden, veranlassten Thibon, das wirksame Princip zu iso-
liren.
Sein Verfahren war folgendes:
Olivenrinde wird mit Wasser so lange ausgekocht, bis
sie alle Bitterkeit verloren hat. Das Decoct, bis zur Syrup-
eonsistenz eingedampft, wird mit starkem Alkohol vermischt,
um alle Gummistoffe etc. zu fällen. Dem Filtrat werden einige
Tropfen Oxalsäure zugesetzt, jedoch jeder Ueberschuss ver-
mieden, und der dadurch entstandene Niederschlag abermals
abfiltrirt. Aus diesem Filtrat scheidet sich das Oliverin nach
emiger Zeit Ruhe bei langsamer Verdunstung am Boden ab,
%
284 Vergleichende Prüfung über die Färbekraft ete.
welches gesammelt und mit kaltem Wasser abgewaschen
wurde. Es ist körnig, gelb und hat etwas Geruch. Wenn
es kein Alkaloid ist, so ist es doch nach seinen Versuchen
der wirksame Stoff der Olivenrinde, welcher bei Wechselfieber
in Gaben von 10—30 ÜCentig. gegeben wurde. (Repertoire:
de Pharmacie. No. 18. Septbr. 1876. p. 558.). Bl.
Vergleichende Prüfung über die Färbekraft einiger
künstlicher und natürlicher Farbstoffe.
Th. Köpfer macerirte sämmtliche Farbstoffe mit Spirit.
dilut., filtrirte nach dem Lösen und stellt folgende Tabelle auf:
I. Reihe: gelb, gelb-orange, orange-roth.
Uebereinstimmende Stärke
Natürliche Färbemittel. der Färbung.
Saflor (Ausgangspunkt) 1:80
Rad. Cureumae 1200 |
Gummi Gutti 1: 200 |
Orlean 1.:280 |
Safran 1: 700
Künstliche Farbstoffe.
Pierinsäure 1::.7,008
Martiusgelb (Naphthalinderivat) 1: 2,000
Hexanitrodiphenylamin 1: 14,000 |
Alizarin (aus Anthracen) 1: 18,000 f
U. Reihe: roth und purpurroth. [
Natürliche Färbemittel.
Sandelholz (Ausgangspunkt) 1: 100
Cocecionella 1350
Uampecheholzextract 19950
Künstliche Farbstoffe.
Purpurin (Anthracenderivat) 1: 1,000
Corallin (Phenolfarbstoff) 1: 2,500
Safranin (Toluidinderivat) 1.255008
Naphthalinrosa 1: 4000
Fuchsin (Rosanilinsalz) 1: 6,500
(Schweiz. Wochenschrift f. Pharm. Jahrg. XIV. pag. 191.).
CO. Sch
285
Bücherschau.
C. Bücherschau.
Deutsche Revue über das gesammte nationale Le-
ben der Gegenwart. — Unter ständiger Mitwirkung
von Prof. Dr. Birnbaum (Leipzig), Geh.-Rath Prof.
Dr. Bluntschli (Heidelberg), Dr. H. Bresslau (Ber-
lin), Prof. Dr. Carriere (München), Prof. Dr. Fe-
lix Dahn (Königsberg i. Preussen), Prof. Dr. Gareis
(Giessen), Prof. Dr. Huber (München), Prof. Dr. Kirch -
hoff (Halle a. S.), Dr. J. Landgrat (Stuttgart), Prof.
Dr. Laspeyres (Giessen), Dr. Max Schasler (Berlin),
Geh.-Rath Prof. Dr. v. Schulte (Bonn), Prof. Dr. Seitz
(München), Carus Sterne [Dr. Ernst Krause] (Berlin),
AdolfStrodtmann (Berlin), herausgegeben von Richard
Fleischer. — Jahrgang I, Heft 1. — Berlin, 1877.
Carl Habel. —
: Das erste Heft dieser neuen Zeitschrift liegt uns als Probenummer
vor, deren Vielseitigkeit schon aus dem blossen Inhaltsverzeichniss der
' vortrefflich abgefassten Beriehte hervorleuchtet. Dieselben verbreiten sich
| "in allgemein verständlicher Darstellungsweise über folgende Gebiete:
a) Oeffentliches Leben. Politik (H. B. Oppenheim), Natio-
"halökonomie und Statistik (E. Laspeyres), Handel, Gewerbe
nd Industrie (Josef Landgraf), Landwirthschaft (K. Birnbaum). —
9) Wissenschaft, Kunst und Literatur. — Staats- und Rechts-
wissenschaft (C. Gareis), Geschichte (H. Bresslau), Geographie
- (A. Kirchhoff), Philosophie (M. Carriere), Mediein und Gesund-
heitspflege (F. Seitz), Naturwissenschaft (Carus Sterne), Kunst
(M. Schasler), Literatur (A. Strodtmann). — ce) Feuilleton. —
' Die Schutzheiligen. — Mittelalterliche Novellette, von E. v. Bauern-
feld. — Professor Hydra. — Ein Charakterbild aus Oesterreich, von
Karl Emil Franzos, — Die Meteorologie im Dienste der Land-
wirthschaft von J. van Bebber. — Fehde-Gang und Rechts-Gang
der Germanen, von Felix Dahn. — Wenn die „deutsche Revue “
ihrem Programm stets treu bleibt und, wie dies in dem 1. Hefte durch-
gehends der Fall ist, nur bewährte Autoritäten für jedes einzelne Fach
' auswählt, so wird sie als ein wahrhaft nationales Organ bald einen her-
' vorragenden Platz in der Literatur einnehmen und sich die weiteste Ver-
breitung sichern. — Die deutsche Revue wird zweimal monatlich
im Umfange von ca. 3 Bogen Lexikon-Octav erscheinen, zu dem
Preise von 4 Mark 50 Pf. pro Quartal. —
Geisa, im Juni 1877. A. Geheeb,
}
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ET Te KEN ee x
El RER 7
it:
ge I. er
E
286 Bücherschau.
Die Medieinal- Gesetzgebung des deutschen Reichs und seiner
Einzelstaaten. Zusammengestellt von Dr. G. M. Kletke.
2. Band. Berlin, 1877, bei Eugen Grosser.
Als Band Il umfasst derselbe die Gesetze und Verordnungen des
Jahres 1876; dieselben sind geschickt zusammengestellt und es wird die
Orientirung durch ein chronologisches Register und ein alphabetisches
Inhaltsverzeichniss (welch letzteres sich auch auf den ersten Band bezieht)
sehr erleichtert. Das Werk wird durch seine Reichhaltigkeit vorzugsweise
den Medicinal- Beamten und Aerzten von Nutzen sein, wenn gleich auch
alle die Apotheker speciell betreffenden Cireulare, Verordnungen, Ver-
fügungen, Bekanntmachungen, Entschliessungen, Erlasse u. s. w. Aufnahme
gefunden haben, womit es auch Diesen ein bequemes Nachschlagebuch
bietet.
Dresden. @. Hofmann.
Yearbook of Pharmacy comprising abstracts of papers
relating to Pharmacy, Materia medica and Chemistry con
tributed to British and foreign journals, from 1. July
1875 — 30. June 1876, with the Transactions of the
British Pharmaceutical conference at the 13.
annual meeting, held in Glasgow, Septbr. 1876. London:
J. & A. Churchill.
Die British Pharmaceutical Conference hielt ihre 13. Gene-
ralversammlung vom 4.—7. Septbr. vor. Jahres, unter Präsidentschaft des
Prof. Redwood in Glasgow ab. Nach Erledigung geschäftlicher Formali- |
täten, Rechnungslegung ete. hielt der Präsident seine feierliche Anrede, x
in welcher er die Obliegenheiten des ärztlichen und pharmaceutischen
Berufes scharf begrenzte, die Apotheker vor Selbstdispensiren und Curpfuschen €
warnte und sie auf das grosse und interessante Feld verwies, welches sie 3
im Dienste der leidenden Menschen, zugleich aber in ihrem eigenen Nutzen E
beackern möchten. Er erblicke in der synthetischen Herstellung der
Alkaloide resp. Arzneistofle, sowie in der beliebigen Verwendung des
Stickstoffes zur direeten Bildung von Nahrungsmitteln das höchste Ziel :
pharmaceutischer Studien; nicht minder wichtig sei das Studium der
antiseptischen und desinfieirenden Körper, besonders aber derjenigen, gegen 3
welche jene angewendet würden. Der Wunsch, eine allgemein verständ-
liche Nomenclatur, auch für galenische Mittel, anzustreben, beschloss die
mit grossem Beifall aufgenommene, lange Rede.
Die zur Vorlesung resp. zur Discussion kommenden Vorträge behan-
delten folgende Themen: Flüssiges Pareiraextract (Procter); über den
Croeusfarbstoff (Stoddart); ‘Verschiedenheit der Opiumpräparate (Dott);
Prüfung des Opium auf Morphiumgehalt (Cleaver); Notiz über Opiumprü-
fung (Procter); neue Derivate von Opiumalkaloiden (Wright); Gegenwar
freier Essigsäure im Opium (Brown); neues Bindemittel für Pillenmassen
(Welborn); Bereitung und Aufbewahrung von Phosphorpillen (Haffenden);
Pilocarpinsalze (Gerrard); über Aconitalkaloide (Wright); Prineip von Cap-
sicum annuum (Treesh); über Oxydation ätherischer Oele (Kingzett); the- _
rapeutischer Werth des Aloin (Tilden); Löslichkeit der Chinaalkaloide
in Glycerin (Andrews); Salbeiöl (Muir); Benzoösäure aus Wollfett,
(Taylor); neue Form von Span, Fliegenpflaster (Gerrard); Lösung von)
j
287
'Chinin und Eisen (Brown); Chemie des Epheu (Davies und Hutchinson) ;
antiseptische Wirkung der Salicylsäure (Hunter); Natriumsalieylat und
Sulfosalieylat (Williams); über Filtrirpapier (Greenish) ;, Bedingung, unter
welcher Salicylsäure ausgeschieden wird (Benger); Stärke der Brechnuss-
tinetur (Siebold); Sulphur praecipitatum (Siebold); Peccoblüthen oder
Theeblätter? (Groves).
{ Von weiteren Verhandlungen ist zu berichten, dass das Honorar für
E den Redacteur der Jahrbücher (Prof. Attfield) von 100 auf 150 L. 8.
- erhöht wurde; Präsident für das nächste Jahr blieb Prof. Redwood; als
Versammlungsort wurde Plymouth auserkoren.
In der Einleitung zum Jahrbuche, welches die, allen namhaften Fach-
journalen des In- und Auslandes excerpirten Neuigkeiten des verflossenen
Jahres in übersichtlicher Ordnung enthält, wird der Haupterscheinungen
besonders gedacht. Die bestätigte Nützlichkeit der Salieylsäure wird
hervorgehoben. — Ferner wird mitgetheilt, dass, sowie sich beim Ersetzen
des Natriumcarbolates in einem Kohlensäurestrome das Salicylat bildet,
d aus Kaliumearbolat unter denselben Verhältnissen Paraoxybenzoat ent-
| stehe; diese Säure lässt sich in Protocatechinsäure und diese leicht wie-
der in Dimethylprotocatechusäure überführen ; letztere mit Salzsäure in
'verschlossener Röhre erhitzt, bildet Monomethyl-Protocatechu (V anille-)
säure; bei der trockenen Destillation des Caleiumvanillates (nebst For-
miat) entsteht Guajacol und Vanillin, welches letztere getrennt und ge-
reinigt werden kann. — Sonnenschein’s Mittheilung, betr. die Ueber-
führung des Brucin in Strychnin, wird auf Grund nachgemachter
Versuche alsirrig bezeichnet und dabei gewarnt, derartige Mittheilungen,
bevor solche nicht mehrfach bestätigt worden sind, für sich zu registriren.
— de Vrij’s Mittheilung über Fällung von Chinin mittelst wein-
geistiger Chinioidinjodosulfatlösung (amorphes Chininsulfat). —
Wright’s Entdeckung des Oxynarcotins als neuer Base, und Bezeich-
nung des ÖOpianin als identisch mit Narcotin. — Brown’s Mittheilung,
dass im Aconit. Napellus nur eine krystallinische, physiologisch
' wirksame Base von der Zusammensetzung C33 H*3 NO1? vorhanden sei.
— Stolba’s Empfehlung des Borofluorid- Natrium als Reagens auf Ka-
"liumsalze. — Marko@’s neue Methode der Phosphorsäureberei-
tung wird als gut, aber gefährlich bezeichnet. — Davy’s Vorschlag, anstatt
- des oft mit Arsen verunreinigten Zink und Schwefelsäure sich des Natrium-
amalgams im Marsh’schen Apparat zu bedienen. — Neue
Methode zur Bestimmung der Nitrate im Wasser von Nicholson und
Hoffmann. — Allen’s Butterprüfung, sowie Redwood’s Mittkeilungen
über den Schmelzpunktetc. Von neuen Droguen werden u. a. ange-
führt Chondodendron tomentosum (J. Mass); Gelsemium sempervirens und
Damiana, (Aphrodisiacum, Blätter von Haplopappus discoidäus); Raiz del
Indico (eine Polygonumwurzel) und Eriodyction Californicum (Schwind-
ü suehtsmittel, alle drei von Holmes beschrieben); Cassia oceidentalis
EN (Saumen als Caffeesurrogat); Ditarinde «(von Echites scholaris; Jobst und
Hesse); Savignac wünscht, dass die, an Oel und Gerbstoff reichen Blät-
ter der Myrtus communis pharmacologisch geprüft werden möchten; Va-
seline und Cosmoline werden als Mischungen von Parafinen bezeichnet.
— Den Schluss bilden galenische Präparate der Engl. Pharmacie.
Die Originalabhandlungen, von welchen einige auszugsweise im an-
dern Theil des Archives erscheinen sollen, zeiehnen sich dureh Inhalt und
Gründlichkeit vor den im vorigen Jahrbuch enthaltenen vortheilhaft aus.
Die Ausstattung des Buches ist die altbekannte.
Dr. F. Eisner,
238 Bücherschau.
Thirteenth annual report, of the Alumni Asso-
ciation, with the exercises of the 56the Com-
mencement ofthe Philadelphia College of Phar-
macy. Philadelphia 1877.
Die Eröffnung eines neuen Curses des ‚‚College of Pharmacie‘‘ fand
unter grosser Feierlichkeit am 15. März vor. Jahres statt. Der Bericht
hierüber enthält eine einleitende Festschrift von Prof. John Maisch,
welcher in gedrängter Uebersicht auf die hervorragendsten Stücke der
Weltausstellung aufmerksam macht, welche vorzugsweise als Studienobjeete
für die Studirenden der Pharmacie qualificirt erscheinen. — Mr. Wiegand
hielt die Begrüssungsrede an das, aus Damen und Herren bestehende
Auditorium, in welcher er gleichzeitig die jungen Studenten auf die
Wichtigkeit ihres Berufs aufmerksam macht und sie ermahnt, ihren grossen
Vorbildern, die er auführt, nachzustreben. Präs. G. W. Kennedy eröffnet
die Sitzung mit allgemeinen Mittheilungen über Wesen und Zweck des
Colleges und begrüsst sodann diejenigen (87), welche die höhere Prüfung
bestanden haben und somit in die Association eintreten. Sodann erfolgt
eine Vertheilung von Preisen an diejenigen, welche in einzelnen oder
allen Branchen Hervorragendes geleistet haben. Endlich folgt ein rein
geschäftlicher Bericht des Präsidenten. Am folgenden Abend versammel-
ten sich unter Vortritt der Professoren, unter den Klängen der Musik, im
Saale der Musikacademie, die neu Graduirten, deren Namen, nebst Themen
für ihre grösseren schriftlichen Arbeiten, aufgeführt sınd, und wurden hier
mit der Mahnung, ihre Alma mater und deren guten Ruf niemals zu ver-
gessen, feierlich entlassen.
Elsner.
The People viz Daniel Schrumpf. Misdemeanor.
Adulteration of Milk. Argument of W. P. Prentice. New-
York, John F. Trow & Son.
Ein Gutachten, welches bei Gelegenheit der Verurtheilung eines,
wegen Milchverfälschung öffentlien Angeklagten dem Gerichtshofe von
New-York in einer, im Decbr. vor. Jahres abgehaltenen Sitzung vorge-
legt worden war, und dessen Quintessenz in der Behauptung liegt, dass
unverfälschte und gesunde Milch ein spec. Gew. von 1,029— 1,0348 bei
60° Fahrenheit haben müsse und zugleich in Vorschlag bringt, ein Gesetz
zu erlassen, welches jeden Milchverkäufer zwingt, ein Lactometer bei sich
zu führen, welches derart construirt ist, dass der Raum von dem Punkte,
welcher das Gewicht von dest. Wasser — 1,000 bis zu dem Punkte,
welcher ein spec. Gew. von 1,0348 anzeigt, in 120 Theile getheilt wäre;
ein solches Lactometer würde in eine Flüssigkeit vom spec. Gew. 1,029
genau bis zu 100° einsinken und Milch, welche eine derartige Mindest-
dichtigkeit nicht besässe, solle unter allen Umständen verworfen werden.
Elsner.
Berichtigung.
8. 48. Z. 14 dieses Bandes v. oben muss es heissen 200 Thle. Citro-
nensäure statt 100,
Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses,
ARCHIV DER PHARMACIE,
9. Band, 4. Heft.
A. Originalmittheilungen.
Luftheizung und Kohlenoxydvergiftung.
Von Professor Dr. Alex. Müller, Berlin,
Im Laufe der letzten vierzig Jahre haben die Luftheizungs-
anlagen nach Zahl und Grösse bedeutend zugenommen und
zwar nicht nur, wo es um Billigkeit der Erwärmung sich
handelte, sondern auch in reich dotirten Krankenhäusern und
in Palästen. Das System der Luftheizung hat von Anfang an
heftige Gegner gehabt; es hat deren heut noch in Fülle.
Zweifelsohne ist manche Anlage mit grossen Mängeln behaftet
gewesen und ebenso zweifellos ist es, dass manche Anlage
unverständig benutzt wird — im grossen Ganzen muss man
nach der Logik der Thatsachen schliessen, dass die Luft-
heizung die an sie gestellten Forderungen erfüllt, dass ihre
Existenzberechtigung nicht in Frage gestellt werden darf,
_ sondern dass es nur darauf ankommt, die einzelnen ihr anhaf-
tenden Fehler zu erkennen und zu beseitigen.
Sehr häufig wird der Luftheizung vorgeworfen, dass sie
ungesund sei; sie kann es sein, wie jede andere Heizung, sie
braucht es aber principiell nicht mehr und kaum so sehr zu
sein, wenn man künstliche Erwärmung überhaupt nicht für
unnatürlich erklären will. Es möchte nicht leicht sein, irgend
einen Fehler der Luftheizung anzugeben, dessen Beseitigung
technisch besonders schwierig ist.
In neuerer Zeit wird lebhaft die Möglichkeit der Kohlen-
oxydvergiftung durch Luftheizung besprochen. Obwohl unse-
res Wissens bis jetzt noch nicht ein einziger Fall derartiger
‚Vergiftung constatirt worden ist, so ist diese Frage doch eine
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Heft. VE)
var
290 A. Müller, Luftheizung und Kohlenoxydvergiftung. ei
so ernste, dass ihre gründliche Beantwortung als eine dringende
Aufgabe der Gesundheitspflege gelten muss, um so mehr, als
leider die Zahl der Kohlenoxydvergiftungen bei anderen Heiz-
vorrichtungen in Berlin eine geradezu schreckenerregende ist.
Das Kohlenoxyd im reinen Zustand ist eine farb- und
geruchlose Luftart und in seinen äusseren Eigenschaften sehr
ähnlich dem Stickstoffgas, welches zu 4 Fünftheilen neben
1 Fünftel Sauerstoff die atmosphärische Luft bildet. Während
der Kohlenstoff schwach glimmender Holzkohlen bei ungehin-
dertem Luftzutritt zu Kohlensäure verbrennt und als solche,
unter Hinterlassung der Asche, in die Luft sich verflüchtigt,
entsteht das Kohlenoxydgas, wenn ein kohlehaltiges Brenn-
material bei starker Glühhitze nicht genug Sauerstoff findet,
desshalb besonders leicht aus harten Coaks, welcher immer
sehr heiss gehalten werden müssen, wenn sie nicht auslöschen
sollen, während leichte Holzkohle (Zunder, verkohlter Lampen-
docht u.s. w.) fast bis herab zu Dunkelrothgluth fortglimmt.
Wie fertige Coaks verhält sich ausgebrannte Steinkohle. Die
weniger dichte Braunkohle lässt auch weniger leicht Kohlen-
oxyd entstehen; noch weniger der noch lockrere Torf. Bei
Torfheizung weiss man von Erstickungen durch ‚‚Kohlen-
dunst“ nichts, z. B. in Holland.
Glühheisses Kohlenoxyd verbrennt an der Luft mit blass-
blauer Flamme zu Kohlensäure, wie man solches an einem
Haufen lebhaft glühender Holzkohlen bemerkt z. B. bei Schmie
defeuer oder in einem mit Holz geheizten Kachelofen unmit-
telbar nach dem Erlöschen des Flammenfeuers. Bei offenem
Coaksfeuer ist die Menge des entstandenen Kohlenoxyds so
gross, dass in der Regel ein Theil desselben unverbrannt in
die umgebende Luft entweicht.
Wie bei heftiger Glühhitze bereits fertig gebildete Koh-
lensäure mit Kohlenstoff zu Kohlenoxyd sich verbindet, so
erzeugt auch Wasserdampf mit glühenden Coaks Kohlenoxyd,
neben Wasserstoff.
Ausser Kohlenoxyd entstehen bei Coaksfeuer wahrschein-
lich noch andere Gase von bedenklicher Art, wenn auch in
geringer Menge z. B. Cyan, Schwefelkohlenoxyd u. s. w.; es
'ist aber das Kohlenoxyd für sich giftig genug, um jedweden
Kohlendunst mit Recht fürchten zu lassen.
Das Kohlenoxyd hat die Eigenthümlichkeit, sehr begierig
und reichlich vom Blut aufgesogen zu werden; in demselben
Maasse wird die Aufnahme des Sauerstofis, ohne welche thie-
risches Leben nicht möglich ist, beeinträchtigt oder aufgeho-
ben; im letzteren Falle tritt sofort der Erstickungstod ein,
im ersteren ein mehr oder weniger heftiges Unwohlsein, wel-
ches erst mit vollständiger Verdrängung des aufgesogenen
Kohlenoxyds durch Sauerstoff verschwindet.
Der menschliche Organismus ist ausserordentlich empfind-
lich gegen Kohlenoxyd; man leitet die Giftigkeit des gewöhn-
lichen Leuchtgases hauptsächlich von dessen Gehalt an
Kohlenoxyd (nur etwa 5 Volumprocent in Steinkohlengas,
gegen 40 Proc. in Holzgas) ab. Da nun atmosphärische Luft
schon als absolut tödtlich gilt, wenn sie mit einem dreissig-
stel Volum Leuchtgas verunreinigt ist, so wäre demnach auch
ein Gehalt von 15 Zehntausendstel Kohlenoxyd in der Stu-
benluft lebensgefährlich, und so wenig wie ein halbes Loth
zu Kohlenoxyd verbrennende Coaks wäre im Stande je einen
Menschen zu vergiften, wenn auf denselben z. B. in einem
Schlafzimmer 10 Kubikmeter Luftraum entfallen.
Wie schnell eine derartige Menge Kohlenoxyd aus einem
Kachelofen nach Schluss der Klappe ausströmen kann, ist
aus einer Beobachtung zu entnehmen, welche letzten Winter
bezüglich der wissenschaftlich leicht fassbaren Kohlensäure
semacht worden ist; aus einem mit Holz geheizten Kachel-
ofen, dessen Klappe (und Thür) geschlossen worden war, als
keine leuchtende Flamme mehr aus den glühenden Kohlen
aufstieg, entwich in die Luft des Zimmers ohne bemerkbareh
Geruch so viel Kohlensäure, dass ihre Menge auf 10 Kubik-
meter Raum berechnet mehr als 100 Zehntausendstel betrug!
Man sieht hieraus, wie vorsichtig man mit dem Schliessen
der Ofenklappe sein muss, wenn man mit Coaks oder Stein-
kohlen heizt!
Ueber den Verdünnungsgrad, bei welchem das Kohlen-
oxyd vom Blut nicht mehr aufgesogen, bezügl. das aufgeso-
19
292 A. Müller, Luftheizung und Kohlenoxydvergiftung.
gene durch reine Athemluft wieder ausgetrieben, gewisser-
maassen ausgewaschen wird, kann zur Zeit eine bestimmte
Angabe nicht gemacht werden, und doch ist gerade dieser
Verdünnungsgrad der Angelpunkt, um welchen die Beurthei-
lung der Heizluft sich dreht. Die Frage muss gemeinsam
von der chemischen Analyse und der Physiologie in Angriff
genommen werden; leider stellen sich ihrer Lösung auf bei-
den Gebieten ausserordentliche Schwierigkeiten entgegen.
Es ist im Allgemeinen die Aufgabe, geringe Mengen
Kohlenoxyd in grossen Luftvolumen mit Bestimmtheit nachzu-
weisen, eine sehr missliche. Es ist nicht möglich die Luft
bewohnter Räume so vorbereitend zu reinigen, dass eine
nachträgliche Reduction von Chlorpalladiumlösung oder eine
Kohlensäurebildung mit Chromsäure oder durch andere Oxyda-
tion nothwendiger Weise auf vorhanden gewesenes Kohlen-
oxyd bezogen werden muss. Von der Aufsaugung desselben
durch Kupferchlorür weiss man noch nicht, bei welchem Ver-
dünnungsgrad die Reaction unzuverlässig wird.
In beiderlei Richtung ist der chemische Befund mehr
dazu angethan, eine starke Verunreinigung durch Kohlenoxyd
zu constatiren, wie sie nur- bei ganz stümperhaften Luft-
heizungsanlagen oder bei äusserst nachlässigem Betrieb vor-
kommen kann. Bei schwächerer Verunreinigung bleibt man
über deren Ursprung und Bedeutung im Zweifel.
An Orten, wo allgemein mit Steinkohlen und Üoaks
geheizt wird und, besonders in der Nähe grosser techni-
scher Anlagen (Maschinenbauanstalten, Gasfabriken u. s. w.),
der natürliche Gehalt der atmosphärischen Luft an Kohlen-
säure auf das Zwei- und Dreifache gesteigert wird, enthält
letztere nothwendiger Weise auch Kohlenoxyd; innerhalb der
Wohn-Häuser wird unter Umständen die Luft so reichlich
mit Kohlenoxyd verunreinigt, dass es in den Lungen vom
Blut fixirt wird, bis es bei Ortsveränderung von reinerer
Luft wieder ausgewaschen wird. Wo bei Heizanlagen Koh-
lenoxyd erzeugt wird, stehen demselben auch mancherlei
Wege zum Uebertritt in die umgebende Luft offen. Abgese-
hen von mangelhaftem Zug in den Essen und von öfteren
RN Müller, Luftheizung und Kohlenosydvergiftung. 22295,
Rückstössen bei windigem Wetter, abgesehen auch von zeit-
weiligem Austreten der Feuerluft aus geöffneten Stubenöfen
und Kochherden, findet durch die porösen Wandungen der
Essen und Oefen eine stetige Gasdiffusion statt — ganz
ähnlich der Kochsalzdiffusion aus dem Innern eines Stückes
Salzfleisch oder eines Schinkens in darüber geschüttetes
Brunnenwasser.. Man schreibt sogar dem glühenden Guss-
eisen eine merkbare Durchlässigkeit für Kohlenoxyd zu, wie
auch weissglühendes Platin für manche Gase durchlässig ist.
Die genannte Diffusionswirkung steht augenscheinlich in
seradem Verhältniss zur Flächen- Ausdehnung der porösen
-Wandung und zur Zeitdauer; bezüglich letzterer wolle man
nicht übersehen, dass in einem schlecht ventilirten Zimmer,
wie leider die übergrosse Mehrzahl ist, die hineindiffundiren-
den Gase immer. mehr sich anhäufen, bis zur Herstellung
einer Art von Gleichgewicht ganz wie bezüglich des Salz-
gehaltes zwischen Schinken und seinem Wässerungswasser.
Aus diesen Gründen ist es nicht genug’, dass der Che-
miker durch delicate Methoden die Gegenwart des a priori
zu vermuthenden Kohlenoxyds bestätigt; die wichtigere Auf-
gabe ist es, dessen Menge zu präcisiren relativ zum Luft-
volumen oder noch besser in Rücksicht auf die Schädlich-
keitsgrenze.
Herr Dr. R. Kayser hat im vergangenen Jahre der
ebenso schwierigen wie dankenswerthen Aufgabe sich unter-
zogen, die Luft einer Luftheizungsanlage in Nürnberg auf
Gehalt an Kohlenoxyd und Brenzproducten zu prüfen. Soweit
die Untersuchung nach dem kurzen Bericht in der Chemnitzer
„Deutschen Industriezeitung“ Jahrg. 1876, S. 396 beurtheilt
werden kann, ist Herrn Dr. Kayser der qualitative Nachweis
in beiden Richtungen gelungen; leider aber hat er kein Wort
mitgetheilt über die Construction, Aufstellung und Heizungs-
weise, und bezüglich der Quantität des Kohlenoxyds ist nur
zu schliessen, dass sie eine minimale gewesen sein muss,
denn „die Bestimmungen der Kohlensäure und des Wasser-
gehaltes der Luft vor ihrem Eintritt in den Heizungs- Apparat
und nach ihrem Austritt ergeben keine erheblichen Differenzen.“
Dr. Kayser lässt es dahin gestellt sein, ob das Kohlen-
oxyd und die Brenzproducte beide in dem starkerhitzten
Calorifer aus organischen Staubtheilen entstanden sind, oder
ob ersteres wegen der Permeabilität des glühenden Eisens für
dieses Gas aus der Feuerluft in die erwärmte Luft gelangen“
konnte, In jedem Falle darf man vermuthen, dass die er-
wärmte Luft bedeutend mehr Kohlensäure (unter Umständen
auch Wasser) aufgenommen habe als Kohlenoxyd. Der Ge-
halt an Kohlenoxyd muss demnach sehr unerheblich gewe-
- sen sein; immerhin wird der analytische Befund Veranlassung
geben, mit der Nürnberger Luftheizungsanlage weiter zu
experimentiren; die Ergebnisse werden von allen Hygienisten
mit lebhaftem Interesse aufgenommen werden.
Bei den Untersuchungen, welche in Berlin auf Beschluss
der städtischen Behörden über Heizung und Ventilation vor-
genommen werden, wird zunächst geprüft, ob und welche
Anreicherung von Kohlensäure in der den Calorifer passiren-
‘den Luft erfolgt; dann erst wird der Kohlenoxydgehalt in
Betracht gezogen. Dabei soll versucht werden, inwieweit der
Blutfarbstoff benutzt werden kann zur Ermittlung der Grenze,
oberhalb deren der Kohlenoxydgehalt als gesundheitsgefährlich
zu gelten hat.
Der ungewöhnlich milde Winter, dessen kälteste Periode
überdies in die Weihnachtsferien fiel, war den Untersuchun-
gen über die Leistungsfähigkeit der Heizapparate wenig günstig
und sollen dieselben kommenden Winter fortgesetzt werden.
Um so entscheidender war der vergangene Winter für
die Leistungsfähigkeit der Ventilationseinrichtungen — und
da hat es sich denn ganz unzweifelhaft herausgestellt, dass
die spontane Ventilation bei Ofenheizung durch Wände, Fen-
ster und Thüren ganz ungenügend ist und dass, wo es keine
Ventilationsmaschine giebt, der durch Luftheizung bewirkte
Luftwechsel in einigermaassen stark besetzten Zimmern kaum
zu entbehren ist, wenn nicht nach einigen Unterrichtsstunden
der Gehalt an Kohlensäure und organischen Athmungsproduc-
ten eine bedenkliche Höhe erreichen soll. Gleichwohl ist
kaum ein Mal, weder von Lehrern noch von Schülern, über
3
EN Der.
lechte Luft zufolge mangelhafter Ventilation geklagt wor-
den; die meisten Klagen kamen aus den Schulen, welche mit
‘ directer Luftheizung versehen sind. Theils beschwerte man
“ sich über ungleichmässige Erwärmung und jähe Temperatur-
schwankungen, theils über Russgehalt der Luft, theils über
brenzliche Beschaffenheit derselben, theils über Trockenheit.
Die meisten Klagen mussten als berechtigt anerkannt werden;
es ist ihnen bereits abgeholfen worden oder hofft man es im
Laufe der Zeit zu können.
Am meisten wird durch Steigerung der Luftfeuchtigkeit
genützt werden können. Nach unseren Beobachtungen erscheint
ein Feuchtigkeitsgehalt von 40 — 50 Procent für Luftheizung
zu gering, ein solcher von 70 —80 Proc. nicht zu hoch.
Wegen der kräftigen Ventilation, welche durch eine gut ein-
gerichtete und geleitete Luftheizung bewirkt wird, ist der
Feuchtigkeitsverlust des menschlichen Körpers in Luftheizungs-
luft von 70 Proc. Feuchtigkeit auf die Dauer bedeutender, als in
der beinahe stagnirenden Luft eines unventilirten, mit Kachel-
ofen geheizten Zimmers bei anfänglich 40 Procent; die Feuch-
tigkeit steigt eben hier bald auf 70 und 80 Proc., gemein-
schaftlich mit dem Gehalt an Kohlensäure und organischen
Exhalationen. Nach unseren Erfahrungen werden diese Ver-
unreinigungen in den Berliner Schulen weit leichter ertragen,
als Feuchtigkeitsmangel, und verdient dieser Punkt die ein-
sehendste Prüfung seitens der Hygienisten. Die regelmässige
und zweckentsprechende Anfeuchtung der Heizluft wird vor-
aussichtlich keinen ernsten Schwierigkeiten begegnen. Man
wird sich zu dem Ende eines weichen Wassers zu bedienen
haben, welches nicht viel Kalksalze absetzt; vor allem aber
beachte man die Reinheit des Verdunstungswassers von orga-
nischen Substanzen; wenn v. Pettenkofer zu Spülzwecken reines
Wasser fordert, muss man es noch viel energischer für die
Verdunstung.*) Am wünschenswerthesten erscheint die An-
*) Wegen hineinfallenden organischen Staubes geräth auch anfäng-
lich reines Wasser allmählich in Fäulniss; es muss darum häufig gewech-
selt oder durch ein nicht flüchtiges Antisepticum, z. B. Zinkvitriol con-
servirt werden.
feuchtung der Luft durch Wasser-Dampf, womit sich unter
Umständen eine Waschung der Luft vor dem Eintritt in die
Heizkammer — zur Entfernung des Staubes — verbin-
den lässt.
Berlin im Mai 1877.
Nachschrift: Während des Druckes sind sehr beach-
tenswerthe Mittheilungen über Heizung und Ventilation von
Dr. Friedrich Gottschalk veröffentlicht worden unter dem
Titel: Die Nachweisbarkeit des Kohlenoxydes u. s. w. Leipzig
1877, Verlag von J. A. Barth.
Ueber Bischofit,
ein neues Mineral des Stassfurter Salzlagers
nebst Bemerkungen über Bildung der Salzlager.
Von Dr. Emil Pfeiffer in Jena.
Nachdem vorher schon die Analysen von Rose, Reichardt*)
und andern Chemikern nicht nur im Carnallit, sondern auch
in sonstigen Vorkommnissen der Stassfurter Abraumsalze
einen Antheil von Chlormagnesium constatirt hatten, der in
der Formel keine Verwendung finden konnte, war es bereits
1864 F. Bischof**) möglich, auf Grund einer Anzahl von
Durchschnittsanalysen über grosse Mengen geförderter Pro-
ducte den drei verschiedenen Regionen der Abraumsalze fol-
genden Gehalt an freiem Chlormagnesiumhydrat zuzuerthei-
len: der obersten oder der Carnallitregion 4 Procent, der
darunter liegenden Kieseritregion 3 Procent, der noch tieferen
Polyhalitregion 1!/, Procent. Für letztere hatten die spe-
ciellen Untersuchungen des Dr. Steinbeck, ***) ebenfalls wieder
eine regelmässige Abnahme nach der Tiefe zu festgestellt.
Wenn er die Polyhalitregion horizontal gedacht in fünf Eta-
*) Akten der K. K. Leopold. Akad. 1860. Bd. 27. p. 609 ff.
**) F. Bischof, die Steinsalzwerke bei Stassfurt 1864. Neue Auflage.
1875.
***) Ebendaselbst. Neue Auflage. p. 34.
gen von je 12!/, Meter Mächtigkeit theilte, so enthielt die
_ oberste dieser Etagen noch 2,92 Proc. an freiem Chlormagne-
siumhydrat, während die unterste nur noch 0,38 Proc. dessel-
ben aufwies.
Die zu den Einzelanalysen der Mineralien verwendeten,
ausgesuchten Stücke hatten meistens einen viel geringern
Ueberschuss an Chlormagnesium ergeben, es trat nun die
Frage mit doppeltem Interesse auf, unter welcher Form sich
dieses Product wohl dort finden möchte, wollten doch Einzelne
den dortigen Carnallit dieserhalb gar nicht als chemische
Verbindung, sondern als blosses Gemenge von Chlorkalium
mit Chlormagnesium ansehen,
Erst-der Letztzeit blieb es vorbehalten, diese Zweifel zu
lösen und direct krystallisirtes Chlormagnesiumhydrat aufzu-
finden; und zwar war es grade seine Einlagerung zwischen
Steinsalz, welche bei der grossen Zerfliesslichkeit des Chlor-
magnesiums gegenüber der Beständigkeit des Chlornatriums
die Aufmerksamkeit auf dasselbe lenkte.
Nach gütiger, brieflicher Mittheilung des Herrn Berg-
meister Borchardt, Dirigenten des Herzogl. Anhalt. Salzwerkes
zu Leopoldshall, fand derselbe im Juli 1876 das Chlormagne-
siumhydrat in ziemlicher Menge im Niveau der fünften und
sechsten Etage oder Abbausohle des Leopoldshaller Werkes.
Der Carnallit ist dort von Steinsalz unterteuft, das
vielfach mit Kieserit und Carnallit verwachsen ist. Von der
fünften Etage senkt sich dieses in dem regelmässigen Einfalls-
winkel von etwa 30 bis 35 Grad nach der sechsten Etage
zu, erreicht aber nicht die Sohle derselben, sondern steigt,
eine muldenförmige Ausbuchtung bildend, wieder bis über die
Sohle der fünften Etage in die Höhe, dort sich in einer Kuppe
umbiegend, um dann wieder das normale Einfallen anzuneh-
men. Diese, über die Sohle der fünften Etage hervorragende
Kuppe war es nun hauptsächlich, die Chlormagnesiumhydrat
in Lagen von einigen Üentimetern Stärke in einer grauen
Steinsalzgrundmasse mit zahlreichen Kieseritstreifen eingebet-
tet enthielt.
298 E. Pfeiffer, Bischofit.
Merkwürdigerweise war der das Hangende bildende Car-
nallit namentlich in der eben erwähnten Mulde durch Kieserit
stark verunreinigt, während er von der Kuppe an abwärts
wieder sehr rein wurde.
Nach meiner Ansicht dürfte hier schon zur Zeit der
Kieseritbildung, als im Uebrigen das Lager noch horizon-
tal war, eine muldenförmige Vertiefung vorhanden gewesen
sein, in der sich die schwereren Kieseritbänke mehr angehäuft,
Als dann die allgemeine Aufrichtung des fertigen und über-
deckten Salzlagers stattfand, behielt diese Stelle die Form
einer Falte bei.
Auch die Anhäufung des Chlormagnesiums grade an die-
ser Stelle erscheint sehr erklärlich, wenn man bedenkt, dass
die scharf umgebogene, sattelförmige Kuppe in ihren dichteren
Theilen, also der Steinsalzunterlage, durch Stauchung spal-
tenförmige Zwischenräume freilegen musste, während in darüber-
liegenden Schichten in Folge des scharfen Knickes leicht Risse
und Spalten entstehen konnten, die von oben her geringe
Mengen Flüssigkeit zutreten liessen. In Berührung mit Car-
nallit konnte diese Flüssigkeit nur gesättigte Chlormagnesium-
lauge sein, die nun in die Spalten des Steinsalzes eindrang
und zur Krystallisation gelangte, während der in den Carnal-
litschichten verbleibende Antheil zur Schliessung der Risse
beitragen half. — Durch solcher Weise zugedrungene Wäs-
ser liesse sich übrigens auch der vorwaltende Kieseritgehalt
in den höher liegenden Carnallitschichten erklären, zeigt uns
doch grade der Leopoldshaller Theil des Stassfurter Salzlagers
durch zahlreiche Knicke und Faltungen, sowie durch die mäch-
tigen Secundärbildungen des Hartsalzes und Kainites, dass
dort derartige Einflüsse im grossartigsten Maassstabe zur
Geltung gekommen sind.
Consul Ochsenius in Marbur&, der das neue Mineral vom
Bergmeister Borchardt erhielt, beschrieb dasselbe zuerst*) und
*) Carl Ochsenius, die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutter-
laugensalze unter specieller Berücksichtigung der Flötze von Douglashall
in der Egeln’schen Mulde. Halle 1877.
b ihm den Namen Bischofit zum Gedächtniss des bekann-
ten Chemikers K. G. Bischof, der zuerst der Chemie als
Hilfswissenschaft der Geologie die gebührende Anerkennung
verschaffte, nebenbei aber auch zur Erinnerung an den Bergrath
F. Bischof, früherem Dirigenten des Stassfurter Salzwerkes.
Dieser Arbeit von Ochsenius ist die Beschreibung des
Bischofit, wie folgt, entnommen.
Der Bischofit durchdringt in feinen, für das unbewaffnete
Auge nicht erkennbaren Theilen die ganze obere Abtheilung
des Salzlagers. Nur da, wo sich etwas mehr angehäuft hat,
zeigt er meist stänglich-faserige Absonderung, die ihn auf
einem frischen Bruch dann auch zwischen Carnallit kenntlich
macht; noch deutlicher treten aber derartige Absonderungen
hervor, wenn sie rechtwinkelig gegen die Lagen zwischen
Steinsalz eingeschaltet sind. Die Dicke seiner Einlagerungen
beträgt selten mehr als einige Oentimeter. Seine feinstäng-
lichen Varietäten sollen auf frischem Bruch dem Fasergyps
ähnein.
Bald nach dem Freilegen zieht er mit Begierde die Feuch-
tigkeit der umgebenden Luft an, wird trübe, die Faserabson-
derung verschwindet mehr und mehr und er zerfliesst in
kurzer Zeit so vollständig, dass etwa eingeschlossene Carnal-
litpartien skelettartig hinterbleiben.
Wie Nicol im Steinsalz -von Cheshire in kleinen unregel-
mässigen Höhlungen eine concentrirte Lösung von Chlormag-
' nesium mit etwas ÜÖhlorcaleium fand,*) so fand ich in einem
sonst sehr regelmässig cubisch spaltenden Stück Steinsalz
aus der Stassfurter Carnallitregion zahlreiche bis hanfkorn-
grosse Hohlräume, theilweise mit gelbem Tachydrit, theilweise
mit Bischofit erfüllt.
Die mineralogische und optische Beobachtung des Mine-
rals ist durch die leichte Zerfliesslichkeit sehr erschwert, doch
lässt das sonstige Verhalten und die Aehnlichkeit schliessen,
dass die Krystallform den aus einer, am besten über Schwe-
*) Edinb, new philos,. Journ. Vol. VII. pag. 191.
: \
300 E. Pfeiffer, Bischofit.
felsäure verdampften, Lösung erhaltenen Nadeln conform, also
monoklinisch sei.
Von den Blätterdurchgängen ist nur einer deutlich, ein
zweiter, nahezu rechtwinkelig gegen diesen, weniger aus-
geprägt, von einem dritten finden sich nur Spuren. Der
Bruch ist uneben, die Textur krystallinisch körnig.
Glasglänzend bis matt ist die Farbe weiss von verschie-
dener Reinheit bis wasserhell. Die Härte ist 1,7.
Das specifische Gewicht (unter Anwendung von Benzol
von 0,884 Dichte bestimmt) betrug 1,65.
Im Kölbehen erhitzt wird der Bischofit trübe, zerspringt
und giebt viel Wasserdämpfe aus, denen sich bald der stechende
Geruch der Salzsäure beigesellt.
Um den Gehalt an Chlor auch ohne Erhitzung nachzu-
weisen, soll man ein Splitterchen des Minerals in ein, auf
einer blanken Silbermünze befindliches Tröpfchen einer Eisen-
vitriollösung einbringen, worauf sofort Schwärzung sich kund-
geben soll. Schreiber dieses erreichte nur eine gelbbräun-
liche Färbung.
Im Platinlöffel erhitzt schmilzt der Bischofiv und hinterlässt
eine weisse, lockere Masse von Magnesiumoxychlorid, welche
dem Gewicht oder Volumen nach reichlich ein Fünftel der
ursprünglichen Masse ausmacht. Am Platinöhr giebt es eine
schwammige Masse, die mit Kobaltsolution in der äussern
Flamme die rosenrothe Färbung der Talkerde annimmt.
Mit Borax oder Phosphorsalz am Platindraht erhitzt giebt
der Bischofit heiss klare Perlen, die beim Erkalten sich trü-
ben, der Geschmack ist stechend, bitter, salzig. An der Luft
wird er sehr rasch feucht. Ein Theil Bischofit löst sich in
0,6 Theilen kalten Wassers, ebenso in 2 Theilen Alkohols.
Die durch Herrn Georg König im chemischen Laborato-
rium zu Marburg ausgeführte Analyse ergab:
Als Mittel Berechn. proc.
% Il. beider Zusammensetzung
Magnesium 11,79 Proc. 11,92 Proc. 11,86 Proc. 11,83 Proc.
Chlor 34,99 - 35,09 = 35,04 - 34,95 -
Wasser als Verlust berechnet 53,10 - 3,22 25
x
a} Pfeiffer, Bischofit.
Demnach ist das Mineral nach der Formel M3Cı? + 6H?O
oder wie früher üblich MgCl + 6HO zusammengesetzt, was
durch die nebengestellte berechnete procentische Zusammen-
setzung genügend erhärtet wird. Der Controle halber wurde
der Wassergehalt noch indirect durch einen Glühversuch
bestimmt.
Der Glühverlust belief sich auf 79,10 Proc. Der Rück-
stand wog 20,90 Proc. und enthielt noch 3,57 Proc. Chlor.
Diese 3,57 Proc. Chlor von dem früher constatirten Ge-
sammtchlorgehalt 35,04 Proc. abgezogen, bleiben 31,47 Proc.
Chlor, die als 32,357 Proc. Chlorwasserstoff an dem Glühver-
lust betheiligt waren und davon abgezogen
46,743 Proc. Wasser übrig lassen. Hierzu ist noch die,
dem als Chlorwasserstoff mit entwichenen Chlor entsprechende
Quantität Wasser zuzufügen.
31,470 Chlor sind gleich 0,887 Wasserstoff, diese aber '
gleichbedeutend einem Wasserquantum von 7,983;
dies ergiebt 46,743
7,985
54,726 Proc.
Gesammtwassergehalt. Gegenüber 53,22 Proc. nach der berech-
neten Zusammensetzung, oder 53,1 als mittlere, durch den
Verlust berechnete Zahl wäre dieser Wassergehalt nicht
_ übrig hoch und soll sich durch Anziehen von Wasser während
des Wägens erklären,
Ich finde jedoch diese Art der Wasserbestimmung als
Controle schon im Princip mangelhaft.
Erstens: weil der in Rechnung gezogene Gesammtchlor-
gehalt in dem zur Verwendung gekommenen Stücke nicht
nachgewiesen war; zweitens: weil vorausgesetzt wird, ohne
constatirt zu sein, dass das entwichene Chlor nur unter der
Form von Chlorwasserstoff weggegangen und den ihm nöthi-
_ gen Wasserstoff dem im Bischofit enthaltenen Wasser ent-
lehnt habe.
| Dem entgegen braucht man nur die Thatsache anzuführen,
dass auch vollkommen wasserfreies Magnesiumoxychlorid bei
302 E. Pfeiffer, Bischofit.
fortgesetztem Glühen immer noch successive Mengen Chlor ®
gegen Sauerstoff austauscht.
Geht man dagegen von dem factisch erhaltenen Rück-
stand aus, so entsprechen die darin nachgewiesenen 3,57 Proc.
Chlor 4,77 Proc. Chlormagnesium; es bleiben also, der Rest
als Magnesiumoxyd angenommen, 16,13 Proc. desselben übrig, i
die ihrerseits 38,27 Proc. Chlormagnesium entsprechen würden,
38,27 + 4,77 Proc. machen in Summa 43,04 Proc, Chlor-
magnesium, die von 100 abgezogen 56,96 Proc. Wasser erge-
ben würden.
Stellt man nun obige Rechnung auf dieser Basis an, so
ergäbe sich als Gesammtchlorgehalt 32,15 Proc.; davon ab im
Rückstand verblieben 3,57 Proc., also entwichen 28,58 Proc.,
CE Rn Proc. Chlorwasserstoff oder
7,25 - Wasser
Ziehen wir nun die 29,66 Proc. Chlorwasserstoff vom
gefundenen Gesammtverlust ab, so bleiben 49,44 Proc. Was-
ser; dazu die 7,25 Proc., die dem Chlorwasserstoff selbst
entsprächen, machte in Summa 56,69 Proc. Gesammtwasser-
gehalt.
Ich gelangte inzwischen durch die Güte des Herrn
Bergmeister Borchardt ebenfalls in Besitz von Bischofit und
beabsichtigte die Analyse desselben zu wiederholen, unter-
liess es aber, weil es mir nicht gelang, mit Sicherheit
reine Stücke auszusondern, das Material durch Zerbrechen
der Kruke auch bereits etwas Feuchtigkeit angezogen hatte.
Die nur in einem kleineren Theile der Stücke vorhan-
dene, meist gekrümmt stängliche Absonderung erschien auch
nicht als Beweis der Reinheit, da grade diese Stückchen
häufig mikroskopische Chlornatriumkryställchen einschlossen.
Der einfachste Nachweis der grössern oder geringern
Reinheit geschah sehr zweckmässig durch Zerfliessenlassen
eines Bruchstückchens auf einem Objectträger für das Mikro-
skop, welches nur in seltenen Fällen gar keine Kryställchen
von Ühlornatrium mehr erkennen liess und auch dann noch
durch die Natronflamme auf Anwesenheit gelöster Theile hin-
deutete,
gleichkommen.
E. Pfeiffer, Bis =.308.
Eine fast ebenso häufige Verunreinigung bestand in Kie-
serit, der allem oder neben Chlornatriumkryställchen die
Stücke oft mehr oder weniger rauchgrau getupft oder trübe
wolkig erscheinen liess, sich nach dem Zerfliessen unter dem
Mikroskop aber auch noch in dem fast wasserhellen Mineral,
in seinen charakteristischen poly&drischen Theilstückchen zu
erkennen gab.
/
Die eingeschlossenen Steinsalzkrystalle sind auch bereits
bei 50 bis 100facher Vergrösserung in dünnen Splitterchen
des Minerals direct zu beobachten, ebenso bei stärkerer Ver-
grösserung, die oft reihen- und truppenweise angeordneten,
beim Bischofit in grösserer Anzahl als bei irgend einem
andern der Stassfurter Mineralien vorhandenen Poren dem
Anscheine nach Gasporen, über deren Inhalt erst Dünnschliffe
Näheres ergeben werden. Ein grosser Theil derselben ent-
hält jedenfalls comprimirte Gase, denn das Auflösen des
Bischofits in Wasser geht unter heftigem Knistergeräusch
vor sich.
Diese Versuche führten mich zu der sehr interessanten
‚Beobachtung, dass die durch freiwilliges Zerfliessen entstandene
‚gesättigte Chlormagnesiumlösung, schon bei einer T’empera-
_ tur von 35 kis 40 Grad Celsius, noch besser aber bei einer
Temperatur von 40 bis 45 Grad Üelsius, wie die Junitage
dieselbe wiederholt brachten, dem direeten Sonnenlicht aus-
gesetzt, vollkommen hart krystallisirte.
Bei der niederen Temperatur kann man das Phänomen
beliebig oft wiederholen, indem im Schatten das Zerfliessen
sofort wieder beginnt, während ein neues Aussetzen an die
Sonne, namentlich auf einem Stück dunkeln Papiers in der
Flüssigkeit die strahlich ineinandergreifende Krystallbildung
eben so rasch wieder hervorruft.
Bei mittlerer Temperatur kann man ein Splitterchen
_ weissen Carnallits sehr leicht von einem solchen von Bischofit
unterscheiden, da der Erstere auch im Schatten nicht zerfliesst,
_ was erst bei noch niederer Temperatur oder sehr feuchter
Luft geschieht.
ee
904 E. Pfeiffer, Bischof.
Alle diese Versuche wurden bei mässig hohem Barome-
terstand angestellt und zeigte sich hoher Barometerstand von
viel geringerem Einfluss auf das Krystallisiren des Chlor-
magnesiums als hoher Thermometerstand, was einen Rück-
schluss auf die günstigsten Bedingungen zum Ueberfüllen
von Sammlungen Stassfurter Salze gestatten dürfte, da ja
eigentlich bei hohem Barometer - und niedrigem Thermometer-
stande die relativ geringste Menge Feuchtigkeit in der Luft
enthalten ist.
Auch im Laboratorium dargestelltes, chemisch reines
Chlormagnesium verhielt sich genau so wie der Bischofit; bei
Zusatz von etwas chemisch reinem Chlorkalium zur Chlor-
magnesiumlösung krystallisirte beim Aussetzen an die Sonne
der Carnallit in seinen abgekürzten rhombischen Formen, die
wieder zu regelmässigen Linien und Gruppen aufgereihet
waren, und mit den schlanken rhombischen Nadeln des Chlor-
magnesiumhydrates gar nicht zu verwechseln sind.
Die Betrachtungen dieser Erscheinungen sind von Inter-
esse für das Studium der Krystallbildung, So kann man
beim Krystallisiren des Chlormagnesiums öfters sehen, wie
die zu Seiten einer langen Nadel sprossenförmig schief ange-
lehnten kurzen Nädelchen sich bei geringen Temperaturver-
änderungen, wie durch eine gewisse Polarität plötzlich sämmt-
lich der langen Nadel parallel stellen und zu einer neuen
langen Nadel verschmelzen. Von grösserer Wichtigkeit sind
aber noch die Schlüsse, die diese Versuche, die Bildung der
Salzlager betreffend, erlauben, und die durch Krystallisiren-
lassen von etwas grösseren Mengen in Uhrgläsern ihre Bestä-
tigung erhielten.
Demnach steht es ausser allem Zweifel, dass Chlor-
magnesiumhydrat bei Temperaturen unter 50 Grad Üelsius
krystallinisch erhärten kann; ebenso, dass eine Chlorkalium
neben Chlormagnesium haltende Lösung nicht ein Mal eines
so bedeutenden Ueberschusses an letzterem bedarf, um bei
dieser gelinden Verdunstung sofort Carnallit auskrystallisiren
zu lassen.
3
2
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Gustav Bischof, der, wie Keiner vor ihm, in seinem Lehr-
buche der chemischen und physikalischen Geologie massen-
haftes Material über Bildung der Gesteine gesammelt hatte,
sagt in der 2. Auflage. Bd. II. pag. 25: Die Verdunstung
=
—
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einer Ühlormagnesiumlösung in der Luftwärme kommt zum
Stillstande, wenn sie ein gewisses Maximum erreicht, und
pag. 26: Nur wenn eine den Siedepunkt des Wassers über-
steigende Temperatur herrscht, kann es zur Trockne kommen.
Endlich pag. 69. Anmerk. 2 berichtet er noch über genaue
Gewichtsversuche, die er über Ab- und Zunahme derartiger
Lösungen bei freiwilligem Verdunsten an der Luft ange-
- stellt.
Gestützt hierauf waren bisher alle Forscher, die über
die Bildung der Salzlager geschrieben, geneigt, eine höhere
Temperatur für die Entstehung namentlich der so zerfliess-
lichen Abraumsalze anzunehmen.
Auch Ochsenius sagt in dem oben erwähnten, neuesten
Werkchen über den Gegenstand pag. 59: „Nachdem die
Erstarrung der Mutterlauge (nur durch Temperaturerhöhung
bis jetzt erklärlich) erfolgt war.“
Ebenso erschien auch die geringe Löslichkeit des Chlor-
kaliums in einer Ühlormagnesiumlösung*) als ein wesent-
liches Hinderniss für die Bildung des Carnallits und war
ich der Ansicht , dass die Temperaturunterschiede zwischen
Tag und Nacht eine vermittelnde Rolle für die Abschei-
dung desselben übernommen hätten; die obigen Versuche
zeigen aber, dass die Annäherung beider Stoffe durch eine
Verdunstung bei gelinder Temperatur ebenso gut im Stande
ist, ihre Verbindung zu veranlassen.
Näheres hierüber in einem demnächst von mir zu
erwartenden Aufsatze über Bildung der Salzlager.
*) Siehe Ochsenius, Bildung der Steinsalzlager pag. 65.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Heft, 20
Dr“
306 E. Mylius, Das künstliche Senföl.
Ueber das künstliche Senföl.
Von Dr. E. Mylius in Freiberg.
Nachdem ich in einer früheren Mittheilung gezeigt hatte,
dass durchaus nicht alles künstliche Senföl zur Verwendung
in der Pharmacie geeignet ist, wurde ich unter gütiger Ueber-
lassung des erforderlichen Materials durch eine grosse deutsche
Handelsfirma aufgefordert, dem genannten Gegenstande auch
fernerhin meine Aufmerksamkeit zu widmen, namentlich eine
Methode aufzusuchen, welche bei leichter Ausführbarkeit
gestattet, künstliches und natürliches Senföl zu unterscheiden.
Demnächst aber kam es darauf an, diejenigen der objectiven
Beobachtung zugänglichen Eigenschaften des künstlichen
Senföles festzustellen, welche einem dem Naturproduct eben-
bürtigen Fabrikat zukommen. Bei der Preisdifferenz zwischen
künstlichem und natürlichem Senföl und der thatsächlichen
Möglichkeit, das erstere vollkommen zweckentsprechend her-
zustellen, ist nichts natürlicher, als dass das theure Oel mit
dem billigen gemischt und dadurch von Seiten der Kaufleute
ein Gewinn erzielt wird, der, sagen wir es offen, auf Täu-
schung des Käufers beruht. Thatsächlich kann der gewis-
senhafte Fabrikant und Kaufmann schon jetzt nicht mehr
mit dem leichtherzigeren hinsichtlich des Preises des
natürlichen Oeles concurriren.
Ich habe mir viele Mühe gegeben, auf Grund der frühe-
ren Beobachtungen ein Auffinden des künstlichen Oeles im
natürlichen zu ermöglichen, es jedoch nicht über „Riechen“
hinaus bringen können. Dieser Misserfolg ist ganz natürlich,
da künstliches Senföl von manchen Fabriken so rein darge-
stellt wird, dass es keine Verunreinigungen enthält, welche
sein Auffinden im natürlichen Oel gestatten, zumal das letz-
tere thatsächlich mehr Nichtsenföl enthält, als gutes künst-
liches Oel.
Um natürliches Oel mit einem mustergiltigen und einem
weniger guten künstlichen Product zu vergleichen wurden
folgende Versuche ausgeführt:
EEE ee OBER 4
E. Mylius, Das künstliche Senföl, er i 307
Schwefelbestimmungen nach Carius ergaben für alle drei
so übereinstimmende Zahlen, dass sich kein Unterschied daraus
ableiten lässt.
Vorzügliches Schlechtes
Theorie für Natürliches Oel. Kunstproduet. Kunstproduct.
C3 H5 CNS I IB
32:32:98 33,06 S 32,27 8 33,05 8
Die Zahl für das gute künstliche Oel (direct erhaltenes
Handelsproduct, ohne vorherige Reinigung im Kleinen) stimmt
wie man sieht mit dem theoretischen Gehalt am nächsten
überein, während natürliches Oel und das schlechtere Kunst-
product übereinstimmende Zahlen lieferten.
Natürliches und vorzügliches künstliches Oel wurden
fraetionirt destillirt, unter Anwendung von 50 g. Substanz
und zwar mit nachstehendem Erfolg:
I. Natürl. Oel. Il. Künstl. Oel.
Siedepunkt 90— 149° 2,08. Siedep. 130—149° 2,08.
149 — 155° 46,0 - 149 -— 155° 47,0 -
über 155° 2,0 - über 155° 1,0-
Die Fractionen unter 149° und über 155° wurden in
Thiosinammin verwandelt. Hier zeigte sich, dass das künst-
liche Oel kein Schwefelammonium bildete, das natürliche Oel
_ einen ziemlich grossen Gehalt an leicht siedenden
Schwefelkörpern besass, welche mit Ammoniak, Schwefelammo-
nium, dem Geruch nach auch Mercaptane, bildeten, wahr-
scheinlich Sulpho -Kohlensäureäther irgend welcher Art. Die
hochsiedenden Fractionen beider Oele lieferten mit Ammoniak
kein Schwefelammonium.
Der Versuch, die Thiosinammindarstellung zur quantita-
tiven Bestimmung des Senfölgehaltes zu verwenden, hatte einen
sehr zweifelhaften Erfolg, da die Bildung von Thiosinammin
durchaus nicht ohne Nebenreaction verläuft. In allen Fällen
habe ich die Bildung von Rhodanamınonium beobachtet, sowohl
beim natürlichen als künstlichen, sorgfältig fractionirten Oel.
Die quantitativen Versuche, mit annähernd 1 g. Substanz
ausgeführt, lieferten folgende Zahlen, welche aus der durch
Verdampfen der ammoniakalischen Lösung und Trocknen bei
90° gewonnenen Thiosinamminmenge berechnet sind.
20*
auf = > Dr er x ern.
308 E. Mylius, Das künstliche Senföl. mr En
I. Natürliches Oel 95,18°/, berechneter Senfölgehalt : 0
II. Gutes künstlich. Oel 92,53%, - „ee
III. Schlechtes Oel . 80,25%, 2 S
I. u. II. gemischt zu
gleichen Theilen 95,00% - -
Das scheinbar günstige Resultat der Versuche I. bis III.
wird also durch den Erfolg des vierten, welcher nicht die
Durchschnittszahl von I. und II. ergab, werthlos gemacht, der
hier eingeschlagene Weg der quantitativen Bestimmung also
als ebenso untauglich erwiesen, wie die Schwefelbestim-
mungen.
Gegen Reagentien, welche bisher zur Untersuchung des
Senföls angewendet wurden, Schwefelsäure und Natronlauge,
verhielt sich das natürliche und gute künstliche Oel vollkom-
men gleich. Auch Nessler’sche Lösung, ammoniakalisches
Bleiacetat, Quecksilberchlorid in alkoholischer Lösung (behufs
Auffindung von Sulfiden) ergab keine Verschiedenheiten, wenn
das künstliche Oel nicht sehr reich (an verunreinigenden
Schwefelkörpern war. Kupfersulfat und Guajactinetur wurde
durch alle sofort blau gefärbt. Kurz objectiv liess sich ein
gutes künstliches Senföl von dem natürlichen nicht so unter-
scheiden, dass ein Zusatz von ersterem zu letzterem zu ent-
decken gewesen wäre. Wohl aber war das künstliche Oel,
gutes, wie schlechtes, durch den Geruch noch sehr wohl von
dem natürlichen zu unterscheiden. Während jedoch zwischen
der schlechten künstl. Handelswaare und dem natürlichen
Oel der Vergleich entschieden zu Gunsten des letzteren aus-
fiel, musste man bei dem guten Kunstproduct die Ebenbürtig-
keit mit dem natürlichen anerkennen. Die ganze Unter-
suchung hatte sich daher in die Frage zugespitzt: Wie muss
ein künstliches Oel beschaffen sein, um dem natürlichen für
die pharmaceutische Praxis gleichwerthig zu sein?
Nach allen bisherigen Erfahrungen konnte nur die Thio-
sinamminreaction hinreichend Anhaltspunkte bieten, um die
Tauglichkeit eines Senföles festzustellen. Es wurden daher
gleichlaufende Versuche mit verschiedenen Senfölen nach fol-
gender Vorschrift gemacht: 1 g. Senföl wurde in einem Glas
| - E. Mylius, Das künstliche Senföl. 309
von 15 g. Gehalt mit 3 g. Wasser und 3 g. Liquor Ammon.
caust. gemischt und mittelst eines Korks, welcher durch Bind-
faden befestigt wurde, sorgfältig verschlossen, unter öfterem
Umschütteln, während einer halben Stunde in das Dampfbad
direct in den Dampf gehängt, oder im Wasser eines Wasser-
bades gekocht.
Die Resultate waren folgende:
1) Natürliches Oel, Lösung fast vollkommen, nur geringe
Re: Flockenabscheidung.
2) Brauchbares künstliches Oel, wie 1.
3) Uebelriechendes künstliches Oel, gelöst bis auf einen
an der Oberfläche schwimmenden Tropfen.
4) No. 2 mit 5°), Nitrobenzol, ein Tropfen blieb ungelöst
am Boden.
5) No. 2 mit 5%, Petroleum, Tropfen an der Oberfläche.
6) No.2 mit 5°, käufliches Benzylchlorid, Tropfen an
der Oberfläche.
7) No.2 mit 5°), Bromäthyl, Lösung wie bei 1.
8) No.2 mit 5°, Monochlorbenzol, Tropfen an der Ober-
fläche. .
9) No. 2 mit 5%, Amylalkohol, Tropfen an der Oberfläche.
10) No. 2 mit 2°), Schwefelkohlenstoff, Lösung wie bei 1.
Mit Schwefelsäure schwach angesäuert, entwickelte 1, 3
und 10 Schwefelwasserstoff; sämmtliche Proben gaben mit
Eisenchlorid Rhodanreaction. Der Geruch war bei allen nach
dem Ansäuern sehr charakteristisch. Während 1 nach Senf-
saamen, 2 eigenthümlich ätherisch, kaum an Schwefelkörper
' erinnernd, 3 ekelhaft nach Schwefelkörpern, 10 nach Schwe-
felwasserstoff roch, erkannte man bei 4, 5, 6, 7, 8,9 die
Zusätze deutlich am Geruch. 6, 7 gab nach dem Abdampfen
und Glühen mit Natriumcarbonat und Salpeter mit Silbernitrat
Halogenreaction.
Ich schlage daher vor, an ein künstliches Senföl, welches
pharmaceutische Verwendung finden soll, folgende Anforde-
rungen zu stellen:
Es muss farblos, klar und in Alkohol ohne Trübung lös-
lich sein, Mit 3 Thln, Wasser und 3 Thln. Ammoniakflüssigkeit
310 E. Mylius, Das künstliche Senföl.
von 10%, bei 100° unter zeitweiligem Schütteln etwa
\/, Stunde digerirt, darf, so lange die Flüssigkeit heiss ist,
nur eine unbedeutende flockige Masse ungelöst bleiben, kei-
nenfalls aber bei Anwendung von 1 g. Substanz die unge-
löste Menge Oel die Grösse eines gewöhnlichen Tropfens
erreichen. Das Reactionsproduct muss frei sein von Schwe-
felammonium. Nach dem Ansäuern darf die erhaltene Flüs-
sigkeit keinen unangenehm auffallenden Geruch, in Sonder-
heit nicht nach Schwefelkörpern besitzen. Wenn ein Senföl
so beschaffen ist, so enthält es nicht:
Kohlenwasserstoffe,
Schwefelkohlenstoft,
Fremde ätherische Oele,
Hochgegliederte Alkohole,
Nitro- oder Halogen- Abkömmlinge der aromatischen Reihe,
Kohlenwasserstofisulfide und Hydrosulfide.
Gelöst werden durch das Ammoniak, so dass sie über-
sehen werden können, nur Halogenderivate der Fettkohlen-
wasserstoffe und zusammengesetzte Aether. Das Vorhandensein
der ersteren kann an dem Halogengehalt des ammoniakalischen
Reactionsproductes erkannt werden nach vorbereitender Be-
handlung desselben mit Natriumcarbonat und Salpeter.
(Direct lässt sich Chlor in Folge des Rhodangehaltes nicht
gut nachweisen). Zur Auffindung von zusammengesetzten
Aethern bedarf es einer grösseren Quantität Material und
Anwendung von Destillationsapparaten. Es ist jedoch kaum
anzunehmen, dass derartige Flüssigkeiten im Senföl vorkom-
men werden.
Für natürliches Senföl können die Anforderungen ähnlich
gestellt werden, nur muss man hier die Schwefelammonium-
bildung unbeanstandet lassen, da dieselbe dem natürlichen
Oel eigenthümlich ist.
Künstliches Senföl von vorzüglicher Güte wird übrigens
von mehreren deutschen Firmen dargestellt und von den
grossen Arzneiwaarenhandlungen geführt, wie dies auch College
Schacht neuerdings wieder hervorgehoben hat, Der Ver-
_ wendung von Senföl, welches sich nach der im Vorstehenden
erörterten Untersuchungsmethode als rein bewährt, kann ich
ebenso warm das Wort reden, wie dies durch Herrn Schacht
wiederholt geschehen ist.
Giftschrank.
Von Apotheker Hobe, Berlin.
Es hat sich herausgestellt, dass in vielen Apotheken,
namentlich in kleinen Städten, der Auxiliar-Giftschrank nicht
den gesetzlichen Anforderungen entspricht und deshalb bei
Revisionen häufig Veranlassung zu Ausstellungen giebt. Es
ist sogar vorgekommen, dass die Üollegen mit den bezüg-
N \ ii
\yB |
lichen Vorschriften gar nicht oder nur zum Theil bekannt 27 ke
waren. Ebenso oft aber möchte mancher Üollege diesen
Bestimmungen nachkommen, ist jedoch bei dem notorischen
Mangel an tüchtigen Tischlern in kleinern Städten, wohl auch
im Raume zu sehr beschränkt, nicht in der Lage, seinen
alten nicht genügenden Giftschrank umändern, respective einen
neuen mit wenigen Kosten und Umständen herstellen zu las-
sen. In einem solchen Falle wurde ich von ausserhalb
beauftragt, ein für alle Zwecke brauchbares und den gesetz-
lichen Bestimmungen entsprechendes Schränkchen hier anfer-
tigen und complettiren zu lassen. Diesem Auftrage bin ich
gerne nachgekommen und gebe nun in vorstehender Zeich-
nung (!/, der natürl. Grösse) ein Bild des Schrankes, wie er
den vollen Beifall des Empfängers gefunden hat.
In der guten Absicht, mit dieser Bekanntmachung man-
chem Collegen einen Dienst zu erweisen, bemerke ich, dass
die Firma Warmbrunn, Quilitz & Co., Rosenthaler Str. 40
hier, von diesen Schränken stets mehrere Exemplare vorrä-
thig hält und zur Auskunft über die näheren Details gerne
bereit ist. |
Berlin im August 1877.
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institut
der Universität Dorpat.
Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi-
harze, Harze und Balsame.
Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn,
(Fortsetzung.)
XIV. Resina Euryopsis von Euryops multifidus de Cand.
lag mir in einer von Yuritz an Martiny gesandten Probe
vor. Beschrieben ist dieses Harz in der Encyclopädie, Band II.
pag. 669.
Alkohol löste nur zum geringen Theil mit goldgelber
Farbe.
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Ka E .
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ae
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; Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 318
Bleiacetat und Eisenchlorid gaben mit der alko-
holischen Lösung keine besondern Erscheinungen.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der Alkohol - Lösung
eine klare Mischung.
Aether löste bis auf einige weisse Flocken und fällte
Alkohol aus dieser Lösung Harz in Flocken.
Chloroform löste ebenfalls bis auf einen geringen
Rückstand.
Bromlösung bewirkte in dieser Lösung zuerst eine
grüne, bei mehr eine intensiv blaue Färbung.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit dem Harz roth in
prachtvoll Rothviolett übergehend.
_Cone. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner
Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine klare, intensiv
rothviolett gefärbte Mischung. Wasser der Schwefelsäure-
lösung zugefügt, fällte rothbraun gefärbte Flocken.
Natroncarbonatlösung gab sowohl bei gewöhnlicher
Temperatur als auch beim Kochen einen farblosen Auszug,
der beim Uebersättigen mit Essigsäure klar blieb.
Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, Zimmt-
säure und Umbelliferon, sowie diejenige mit Chlorkalk- _
lösung gaben negative Resultate.
Der Petroleumätherauszug war farblos und verän-
derte die Farbe der Jodlösung.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
des Petroleumätherauszuges roth, in Violett übergehend.
Schwefelsäure löste mit gelbbrauner in Rothbraun
übergehender Farbe.
Der Verdunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges
betrug bei 120° C. getrocknet 18,80 %/, vom Gesammtgewichte
der Drogue.
Auch hier will ich die erhaltenen Reactionen zusammen-
stellen.
1) Alkohol löst geringe Mengen, der Auszug ist gelb
gefärbt.
2) Aether und Chloroform lösen fast vollständig.
314 Ed, Iirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete, *
3) Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine trübe
Mischung.
4) Bleiacetat und Eisenchlorid geben eine Reaction.
5) Bromlösung giebt bei wenig eine grüne, bei mehr eine
blaue Färbung.
6) Salzsäure- Alkohol färbt sich prachtvoll rothviolett.
7) Schwefelsäurelösung giebt mit Alkohol eine klare roth-
violette Mischung.
8) Chloralreagens färbt den Verdunstungsrückstand des
Petroleumätherauszuges roth in Violett übergehend.
9) Schwefelsäure löst den Verdunstungsrückstand mit
gelbbrauner Farbe.
Wie die vorstehende Uebersicht zeigt, besitzt das Euryops-
harz zur Bromlösung eine dem gewöhnlichen Guajac ähnliche
Reaction, unterscheidet sich aber durch fast alle anderen
Reactionen und wären namentlich das Verhalten des Salz-
säure-Alkohol und der Schwefelsäurelösung zum Alkohol hier
anzuführen, da es sich auch dadurch von allen bis jetzt
abgehandelten Harzen und Balsamen unterscheidet,
XV. Resina Ceradiae von Ceradia furcata lag mir in
einer von Prof. Pereira an Martiny gesandten Probe vor. Siehe
Encyclopädie, Band II. pag. 642. Pharmaceut. Centralblatt
1846. pag. 559. Phil. Mag. and Journ. of Science. 11. Ser.
28. Vol. No. 188. pag. 422.
Alkohol und Aether lösten bis auf einige weisse
Flocken. Die ätherische Lösung gab mit Alkohol eine klare
Mischung.
Bleiacetat rief in der alkoholischen Lösung nach
einiger Zeit eine schwache Trübung hervor, welche beim
Kochen nicht verschwand.
Eisenchlorid gab keine Reaction.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine klare Mischung.
Chloroform löste bis auf die vorhandenen Pflanzen-
reste und rief in dieser Lösung der erste Tropfen Brom-
lösung eine röthliche Färbung hervor, nach Zusatz von
mehreren Tropfen entstand eine intensiv blaue Färbung.
d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 315
Salzsäure-Alkohol löste mit ziegelrother Farbe.
Cone. engl. Schwefelsäure löste das Harz mit
gelbbrauner Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine
fast klare schwarzbraune Mischung. Wasser fällte aus der
‘ Lösung in Schwefelsäure Harz in weissen Flocken.
Natroncarbonatlösung wirkte bei gewöhnlicher
Temperatur nicht ein, beim Kochen wurde ein hellbrauner
‚Auszug erhalten, aus welchem Essigsäure Flocken fällte.
Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure,
und Umbelliferon gab negative Resultate.
Ebenso war das Verhalten zur Chlorkalklösung
ein negatives,
Der Petroleumätherauszug war fast farblos und
änderte die Farbe der Jodlösung in Roth,
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand inten-
siv roth violett.
Schwefelsäure löste mit gelber Farbe.
Die wichtigsten Reactionen des ÜCeradiaharzes waren:
1) Alkohol und Aether lösen unvollkommen.
2) Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine klare
Mischung.
3) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen Lösung
eine klare Mischung.
4) Bromlösung bewirkt in geringer Menge eine rothe, bei
mehr eine blaue Färbung.
5) Salzsäure- Alkohol löst das Harz mit ziegelrother
Farbe.
6) Schwefelsäurelösung mit Alkohol giebt eine schwarz-
braune Mischung.
7) Chloralreagens färbt den Verdunstungsrückstand des
Petroleumätherauszuges roth violett,
8) Schwefelsäure aber gelb.
Auch das ÜOeradiaharz zeigt in dem Verhalten zur Brom-
lösung ein ähnliches Verhalten, wie das gewöhnliche Guajac,
sowie das Euryopsharz, unterscheidet sich aber auch hier
wieder vom gewöhnlichen Guajacharz durch das negative
_ Verhalten zum Eisenchlorid, wozu noch die Reactionen mit
see,
316 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummibharze e
Salzsäure - Alkohol, der Schwefelsäurelösung mit Alkohol, und
des Chloralreagens kommen; diese letztgenannten Reactionen
können ebenfalls zur Unterscheidung vom Euryopsharz benutzt
werden. Ausserdem kann noch das Verhalten der ätherischen
Lösung zu Alkohol, welche hier eine klare, beim Euryops-
harz eine trübe Mischung giebt, dazu benutzt werden.
XVI. Besina Eupatorii. Ich schliesse hier ferner noch
ein von Schaffner 1856 an Martiny gesandtes Harz mit der Be-
zeichnung „Gummi resina meliodora der mexicanischen
Autoren“ an, von dem angegeben wird, dass es von Eupa-
torium meliodoratum La Leave et Lex. in der Nähe
von Guadaljara gewonnen werden soll. Es soll früher ein
sehr geschätztes Arzneimittel gewesen und Gomma de paua-
les de rosa genannt worden sein. Das Harz ist gebildet aus
hellgelb gefärbten, zusammengeflossenen Thränen, enthält
Blattüberreste beigemengt, lässt sich zwischen den Fingern
leicht zerreiben und ist fast geruchlos.
Alkohol löste das Harz bis auf einige weisse Flocken,
welche noch beim Kochen nicht verschwanden.
Bleiacetat gab mit dieser Lösung einen Niederschlag,
der sich beim Kochen nicht löste.
Eisenchlorid färbte bräunlich.
Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkoholischen
Lösung Harz in Flocken.
Aether löste vollkommen und gab diese Lösung mit
Alkohol eine klare Mischung.
Chloroform löste ebenfalls vollkommen und wurde
diese, mit Bromlösung versetzt, allmählig grün.
Salzsäure-Alkohol löste mit braunen, allmählig in
Rothbraun übergehender Farbe.
Schwefelsäure gab eine gelbbraun gefärbte Lösung,
die sich mit Alkohol zu einer braunrothen trüben Flüssigkeit
mischte. Wasser der Schwefelsäurelösung zugefügt bewirkte
eine Ausscheidung von hellbraun gefärbten Flocken.
Natroncarbonatlösung wirkte bei gewöhnlicher
Temperatur nicht ein, beim Kochen wurde ein gelblich gefärb-
_ wichtig. Gummiharze rs 317
ter ne allen. (wobei das Harz schmolz), der beim
Uebersättigen mit Essigsäure trübe wurde.
Chlorkalklösung gab ein negatives Resultat.
Ebenso fielen die Prüfungen auf Schwefel, Stick-
stoff, Zimmtsäure und Umbelliferon negativ aus.
Der Petroleumätherauszug war farblos und änderte
die Farbe der Jodlösung in braun unter Abscheidung von
Flocken.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
allmählig indigoblau.
Schwefelsäure löste mit gelbbrauner Farbe.
Bei 120°C. getrocknet, betrug die Menge des Ver-
dunstungsrückstandes 37,62%, vom Gesammtgewichte der
Drogue.
Von Allen schon abgehandelten Harzen und Balsamen
unterscheidet sich die vorliegende Probe des Eupatorium-
harzes durch die indigoblaue Färbung, welche Chloralrea-
gens mit dem Verdunstungsrückstande des Petroleumäther-
auszuges giebt.
XVlU. Resina Benzoe. Von dieser Drogue lagen mir
15 Sorten vor.
1) Benzo& de Siam opt. in laerymis, 1867 von
Gehe für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes
bezogen.
Mehr oder weniger platte, aussen gelbbraune, innen
milchweisse, wachsglänzende, höchstens 1/, Zoll grosse, sehr
wohltiechende Mandeln.
2) Benzo&de Siam, 1874 aus St. Petersburg der en
lung des pharmaceutischen Institutes geschickt. Vermittelst
einer durchsichtigen Masse zusammengekittete Mandeln, die
ebenso aussehen wie bei No.1.
3) Benzo&de Siam, 1875 aus St. Petersburg bezogen.
Aehnlich der Probe No. 2, aber grössere und hellere Mandeln.
4) Benzo&äin granis]l. aus der Martiny’schen Sammlung.
Verschieden geformte Stücke von Linsen- bis Haselnuss.
. grösse; aussen röthlich gelb; innen zeigen einige milchweisse
Var
ar N
u ie » 2 za %
318 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze te.
Stellen, andere und zwar die grosse Mehrzahl sind auch
innen röthlich gelb, glasglänzend und durchscheinend.
5) Benzo& in granis aus derselben Sammlung. Wie
No. 4.
6) Benzo& in granis von Lampe vor ca. 30 Jahren
für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen.
Wie die Probe No. 4, aber kleinere Stücke.
7) Benzo& in granis II. aus der Martiny’schen Samm-
lung. Aehnlich der Probe No. 4; aber grössere Stücke und
verunreinigt durch eingeschlossene Rindenstücke.
8) Benzo& in granis, ebenfalls aus der Martiny’schen
Sammlung und der vorigen Probe No. 7 vollkommen gleich.
9) Benzo& de Sumatra II., 1867 von Gehe für die
Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen. Unre-
gelmässig geformte Massen, gebildet aus fleischfarbigen
grösseren und kleineren Mandeln, welche vermittelst einer
dunkleren Harzmasse zusammengekittet sind. Eine reine Sorte.
10) Benzo& de Sumatra Ill. ebenfalls 1867 von Gehe
bezogen. Massen, die fast nur aus der bei der vorhergehen-
den Probe (No. 9) erwähnten Grundsubstanz von hell choco-
ladenbrauner Farbe mit einigen wenigen Mandeln bestehen.
Ausserdem sind Rindenstücke und andere Pflanzenüberreste
eingeschlossen und die Stücke voller Blasenräume,
11) Benzo@ de Sumatra, als Penang-Benzo& aus
einer Dorpater Apotheke erhalten. Der vorigen Probe No. 10
sehr ähnlich, nur viel dunkler und mehr verunreinigt mit
Rindenstücken.
12) Benzoö de Sumatra, 1875 aus St. Petersburg
bezogen. Stücke von hellbrauner Farbe, welche stellenweise
gelblich weiss und verunreinigt mit Rindenstücken.
13) Benzo@ amygdaloides aus der Sammlung des
pharmaceutischen Institutes. Wie No. 9.
14) Benzo& ohne weitere Bezeichnung aus der Martiny’-
schen Sammlung. Wie No. 10.
15) Benzo& de Sumatra aus der Sammlung des
pharmac. Institutes. Wie No. 10.
sobn, Beiträge z. Chemie d. wichtig, Gummiharze ete. 319
Alkohol und Chloroform lösten die genannten Ben-
zoeproben bis auf die Verunreinigungen, welche bei No. 7,
8—12, 14 und 15 in grösserer Menge vorhanden waren.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung einen
starken Niederschlag, der sich beim Erwärmen zum geringen
Theil löste.
Eisenchlorid färbte die alkoh. Lösungen grün in ver-
schiedenen Nuancen.
Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkoholischen
Lösung Harz.
Aether löste unvollkommen und es wurde diese Lösung
bei Zusatz von Alkohol nicht verändert.
Bromlösung gab keine besonderen Erscheinungen.
Salzsäure-Alkohol löste mit gelber Farbe und es
ging diese Färbung allmählig durch Rothbraun in Kirsch-
roth über.
Conc. engl. Schwefelsäure löste die Sorten
No. 1—8 d.h. alle Siamsorten mit kirschrother, die Sor-
ten No. 9— 15 mit braunrother Farbe. Alkohol gab mit
diesen Lösungen bei No. 1—8 eine klare violette, bei
- No. 9—15 eine ebenfalls klare, aber mehr rothviolettgefärbte
Mischung. Wasser der Schwefelsäurelösung zugefügt, bewirkte
bei No. 1— 8 Ausscheidung von prachtvoll violett gefärbten
Flocken, bei No. 9—15 waren diese schmutzig violett gefärbt.
Natroncarbonatlösung wirkte bei gewöhnlicher
Temperatur nicht auf Benzo& und wurde dieser Auszug
beim späteren Uebersättigen mit Essigsäure sehr schwach
trübe. Beim Kochen der obengenannten Lösung färbte sich
diese citronengelb, wobei das Harz schmolz und es gab dann
Essigsäure beim Neutralisiren eine Trübung.
Zimmtsäure konnte nur in den Proben No. 9 — 15
nachgewiesen werden.
Die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff und Um-
belliferon gaben negative Resultate.
Ebenso verhielt sich Chorkalklösung negativ.
Die Petroleumätherauszüge waren farblos und ver-
änderten die Farbe der Jodlösung nicht.
320 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ı ZI
Auch die Verdunstungsrückstände des Petroleumäther-
auszuges waren farblos und bei No. 9—15 fast nur aus
Krystallen bestehend, bei No. 1—8 waren aber grössere
Mengen eines flüssigen Körpers beigemengt.
Chloralreagens färbte die Rückstände von No. 1—8
sehr schwach rosa, die von No. 9—15 sehr schwach grünlich.
Schwefelsäure löste die Rückstände der Siambenzo&
No. 1—8 mit schön kirschrother, in violett übergehender
Farbe; No. 9—15 wurden nur hellbraun gefärbt.
Fröhde’s Reagens zeigte dieselben Erscheinungen
wie die Schwefelsäure.
Die mit Petroleumäther ausgeführten quantitativen Ver-
suche ergaben folgende Zahlen:
No. Bezeichnung der Proben. | LE} 120” C.
1 IBEnZoBsV ON IDIam ER. Sr Er 27,53 16,49
3 ENONSDIATTTLL ET re RE AURUTE: 26,66 21,19
6 HIN EPTANIEI Te ee angenere 28,73 17,49
9 =. de DUMaLTasg Te ae: 12,06 4,48
10 =: (de 1 SUMAILBı RE ee AL Ner ter 7,70 2,06
11 ande SUMALEaF KEIL I RT lern: 4,94 3,64
12 SU de SUmMaLLa Eee ee 9,83 2,95
13 etamyEdalnidesee 200 2 Sr nn 11,83 4,45
15 = 3 INK IN ARBIR ER DE ST et, 8,59 2,02
Die Rückstände der Siambenzo@ No. 1—8 waren nach
dem Erhitzen auf 120°0. braun gefärbt, spröde und fast geruch-
los, die der Sumatrabenzo@ No. 9—15 dagegen weich, fettig,
aber ebenfalls fast geruchlos.
Aus dem Ebengesagten geht hervor, dass es sehr leicht
ist die*Siam- von der Sumatra- und Penangbenzo& zu unter-
scheiden. Grösserer Gehalt an in Petroleumäther löslichen
Bestandtheilen, Reaction gegen Schwefelsäure und Fröhde’s
Reagens charakterisiren die Siambenzo& hinlänglich, bei der
auch das Fehlen der Zimmtsäure in Betracht kommt.
Von den früher untersuchten Harzen sind die Benzo&-
sorten namentlich durch Krystallinität ihres Petroleumrück-
standes verschieden,
rschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 331
XVII. Balsamum tolutanum. Ich habe untersucht:
1) Balsamum tolutanum aus der Sammlung des phar-
maceutischen Institutes.
2) Balsamum tolutanum aus der Martiny’schen
Sammlung.
3) Balsamum tolutanum Venezuela 1854, ebenfalls
aus der Martiny’schen Sammlung.
Alkohol, Aether, Chloroform, Bleiacetat, Eisen-
ehlorid, Salzsäure-Alkohol, Ammoniakflüssigkeit
und Bromlösung gaben genau dieselben Reactionen wie
bei der Benzo& angegeben.
Schwefelsäure löste mit kirschrother Farbe und ver-
hielt sich diese Lösung zu Alkohol und Wasser wie die der
Siambenzo&e.
Natroncarbonatlösung verhielt sich auch hier wie
bei Benzo& angegeben. Zimmtsäure konnte in allen Proben
nachgewiesen werden. Die Prüfungen auf Stickstoff,
Schwefel und Umbelliferon, sowie die mit Chlorkalk-
lösung waren auch hier von negativem Resultat.
DiePetroleumätherauszüge sowohl wie die Verdun-
stungsrückstände desselben zeigten ebenfalls dasselbe Verhalten
wie die der Sumatrabenzo&. Die Menge des Verdnnstungs-
rückstandes betrug bei der Probe No.1 bei 17° 0. — 8,69 %,,
nachdem dieselbe auf 120°0. erhitzt worden, betrug sie
1,19 °/, vom Gesammtgewichte der Drogue und war eben-
falls weich und fast geruchlos wie bei der Sumatrabenzoe.
Tolubalsam unterscheidet sich von der Sumatrabenzo&
durch die Reactionen gegen Schwefelsäure, von der Siam-
benzo& durch den Gehalt an Zimmtsäure und die geringe
Menge des nicht krystallinischen Petroleumrückstandes.
Anhang I.
Opohalsamum siccum. Ich untersuchte:
1) Opobalsamum siccum aus der Sammlung des
pharmaceutischen Institutes. Ist vollkommen übereinstimmend
mit No. 1 des Tolubalsams.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Hfi. 21
2) Opobalsamum siccum aus der Martiny’schen
Sammlung.
Beide Proben verhielten sich gegen Reagentien genau
so, wie der feste Tolubalsam.
Die Menge des von Petroleumäther Gelösten betrug bei:
No. Bezeichnung der untersuchten Sorte. 170C. 120°C,
1 Opobalsamum aus der Sammlung des In-
stitutes a ae 9,30 1,04
2 Opobalsamum aus der Martiny’schen Samm-
Jungen sn. AR Reue Vreden Pe 8,75 1,07
Auch hier waren die hückstände nach dem Erwärmen
weich und fast geruchlos wie beim Tolubalsam und der Su-
matrabenzo&.
Diese als Opobalsamum mir vorliegenden Proben sind
sowohl nach den physikalischen Eigenschaften wie dem che
mischen Verhalten vom festen Tolubalsam nicht verschieden.
Anhang I.
Balsamum tolutanum liquidum lag mir in einer aus der
Martiny’schen Sammlung stammenden Probe vor. Ein grün-
lich brauner Balsam von Terpenthinconsistenz, etwas trübe.
Geruch an Perubalsam erinnernd.
Alkohol löste nur etwa zur Hälfte.
Bleiacetat gab mit dieser Lösung einen Niederschlag,
der sich beim Erwärmen zum grössten Theil löste.
Eisenchlorid färbte. dunkler.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Lösung eine trübe Mischung.
Aether löste bis auf einen geringen Rückstand und
wurde diese Lösung auf Zusatz von Alkohol trübe.
Chloroform verhielt sich wie Aether.
Bromlösung gab keine besonderen Erscheinungen.
Hirschsohn, z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 323
Salzsäure-Alkohol und Schwefelsäure lösten
mit gelbbrauner Farbe und gab die Lösung in Schwefelsäure
mit Alkohol eine trübe violett gefärbte Mischung. Wasser
der Schwefelsäurelösung zugefügt, fällte Harz in schmutzig
‚violett gefärbten Flocken.
Zimmtsäure liess sich nachweisen.
Schwefel, Stickstoff und Umbelliferon konnten
nicht dargethan werden.
Chlorkalklösung verhielt sich negativ.
Der Petroleumätherauszug war farblos und gab
mit Jodlösung keine Färbung.
Der Verdunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges
war flüssig und enthielt keine Krystalle.
Chloralreagens färbte allmählig hell violett.
Schwefelsäure färbte gelbbraun an den Rändern roth
werdend.
Fröhde’s Reagens verhielt sich ebenso.
Die Fällbarkeit der Aetherlösung des flüssigen Tolubal-
sams durch Alkohol, sowie die gelbbraun gefärbte Lösung
in Schwefelsäure und endlich die hellviolette Färbung des
Petroleumätherauszuges durch Chloralreagens sind als Unter-
schiede von dem mir vorliegenden festen Tolubalsam anzu-
führen.
Anhang III.
Balsamum Bakasir hatte ich in 2 Proben zu unter-
suchen.
1) Balsamum Rakasir von Murray aus der Martiny’-
schen Sammlung. Gelbbraunes, zwischen den Fingern zer-
reibliches Harz von schwachem Geruche. Beigemengt finden
sich Kürbisschaalenstücke, an denen auch Harz haftet.
2) Balsamum Rakasir aus der Martiny'schen Samm-
lung.
Auch diese Probe ist in einer Kürbisschaale und zeigt
sowohl den Geruch wie alle anderen Eigenschaften, dass die
_ vorliegende Probe Tolubalsam ist.
Alkohol löste vollkommen.
Bleiacetat gab mit dieser Lösung bei No. 1 keine Ver-
änderung. No. 2 gab einen Niederschlag, der sich beim Er-
wärmen zum Theil löste.
Eisenchlorid färbte grünlich oder grün.
Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung.
Aether löste bis auf einige weisse Flocken, die auf
Zusatz von Alkohol sich lösten.
Chloroform löste No. 1 unvollkommen, No. 2 voll-
kommen.
Bromlösung gab keine Reaction.
Salzsäure-Alkohol löste mit rothbrauner Farbe.
Cone. engl. Schwefelsäure löste No. 1 mit brauner
und No. 2 mit kirschrother Farbe. Diese Lösungen mit
Alkohol versetzt gaben bei No. 1 eine trübe braune, bei
Ne. 2 eine klare violett gefärbte Mischung. Wasser fällte
aus der Schwefelsäurelösung bei No. 1 weisslich, bei No. 2
violett gefärbte Flocken.
Natroncarbonatlösung löste No, 1 schon zum Theil
bei gewöhnlicher Temperatur, No. 2 wurde nicht angegriffen.
Kochte man mit der Sodalösung, so wurde No. 1 zum gröss-
ten Theil gelöst; No. 2 gab hierbei einen gelblichen Auszug.
Beim Uebersättigen mit Essigsäure wurde bei No. 1 Harz in
Flocken gefällt, bei No. 2 war nur eine Trübung wahrzu-
nehmen.
Zimmtsäure konnte nur in No. 2 nachgewiesen wer-
den. Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff und Um-
belliferon gab ein negatives Resultat.
Petroleumäther gab einen farblosen Auszug, der
Jodlösung nicht veränderte,
Chloralreagens färbte allmählig grünlich.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens gelbbraun.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, dass nur
die erste Probe ächt ist und ich demnach als dem Rakasir-
balsam charakteristisch halte
1) die Grünfärbung mit Eisenchlorid,
Ed. irschsobn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 325
| 2) das Verhalten gegen Salzsäure-Alkohol, Chloral und
gegen Sodalösung,
3) das Fehlen der Zimmtsäure.
XIX. Storax liquidus. Ich untersuchte:
1) Storax liquidus aus der Sammlung des pharmaceu-
tischen Institutes.
2) Storax liquidus aus derselben Sammlung.
3) Storax liquidus, 1870 aus St. Petersburg bezogen.
Alkohol, Aether, Aether-Alkohol, und Chloro-
form lösten zum Theil mit gelbbrauner Farbe.
Bleiacetat gab mit dem in Alkohol gelösten Storax
liquidus einen starken Niederschlag, der sich beim Kochen
nicht löste.
Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung grün.
'Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung.
Der ätherische Auszug mit Alkohol versetzt, wurde
trübe.
Bromlösung gab mit dem in Chloroform gelösten Theil
des Balsams keine Veränderung.
Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit dem
Hüssigen Storax gelblich, allmählig in Braun übergehend.
Cone. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraune
Mischung, welche nach Zusatz von Alkohol trübe, braun ge-
färbt und allmählig in missfarbig Rothviolett sich änderte.
Wasser der Schwefelsäuremischung zugefügt, bewirkte Aus-
scheidung von braunen Flocken.
Natroncarbonatlösung blieb beim Schütteln mit
dem flüssigen Storax farblos und wurde dieser Auszug beim
Uebersättigen mit Essigsäure nur schwach trübe. Kochte
man den Storax mit der Sodalösung, so färbte sich diese gelb
und wurde durch Essigsäure trübe.
Die Prüfung auf Zimmtsäure ergab bei allen Proben
die Anwesenheit desselben.
Stickstoff, Schwefel und Umbelliferon konnten
nicht nachgewiesen werden.
Chlorkalklösung gab keine Reaction,
326 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d, wichtig. Gummiharze e
Die Petroleumätherauszüge waren farblos und
hinterliessen beim Verdunsten einen fast farblosen und flüssi-
gen Rückstand von intensivem Storaxgeruch.
Jodlösung gab mit den Auszügen eine violette Mi-
schung.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
sehr schwach grünlich,
Schwefelsäure gelbbraun in blaugerändertes Kasta-
nienbraun übergehend,
Fröhde’s Reagens rothbraun durch kastanienbraun in
Olivenbraun.
In folgender Tabelle sind die von Petroleumäther auf-
genommenen Mengen zusammengestellt:
No. Bezeichnung der untersuchten Probe. ING. 120°C.
1 Storax liquidus*) aus der Sammlung des
Institutes ae Re 59,12 52,09
2 Storax liquidus aus derselben Sammlung 43,30 32,82
3 Storax liquidus 1870 aus St. Petersburg 54,76 47,98
Nach dem Erhitzen auf 120°C, waren die Rückstände
farblos, fast geruchlos, besassen eine ölige ÜOonsistenz und
gingen nach einiger Zeit in krystallinischen Zustand über.
Die wichtigsten chemischen Characteristica des flüssigen
Storax wären:
1) Alkohol und Aether lösen unvollkommen.
2) Die ätherische Lösung wird durch Alkohol trübe.
3) Schwefelsäure giebt eine gelbbraun gefärbte Mischung.
4) Natroncarbonatlösung wird durch Essigsäure schwach
trübe.
5) Der Petroleumätherauszug ist farblos.
6) Chloralreagens färbt sehr schwach grünlich.
*) Aus dem mit Petroleumäther erschöpften Rückstand nahm Aether
24,89°/,, darauf Alkohol 7,08%, und es hinterblieb ein Rückstand, der
8,91%, vom Gewichte des Balsams betrug.
. Gummiharze ete.
7) Das Vorhandensein von Zimmtsäure.
Von den bis jetzt abgehandelten zimmtsäurehaltigen Bal-
samen und Harzen unterscheidet sich der flüssige Storax
durch die unvollkommene Löslichkeit in Alkohol, sowie durch
das Verhalten der ätherischen Lösung zu Alkohol und durch
die gelbbraune Mischung mit Schwefelsäure. Nur mit dem
Hüssigen Tolubalsam zeigt er viele Aehnlichkeit, unterscheidet
sich aber dadurch, dass Chloralreagens den Petroleumäther-
verdunstungsrückstand hellviolett färbt.
Was eine Verfälschung mit Terpenthin anbetrifft, so
lässt sich dasselbe sehr leicht, wie das schon von Hager*)
angegeben, durch Petroleumäther nachweisen. Auch würde
bei Gegenwart von Terpenthin der Balsam an Natroncarbo-
natlösung Harz abgeben, der Petroleumätherauszug Jodlösung
entfärben und der Verdunstungsrückstand von Chloralreagens
roth violett gefärbt werden.
XX. Balsamum Liquidambar habe ich in folgenden
Proben untersuchen können:
1) Liquidambar aus der Martiny’schen Sammlung.
Ein flüssiger, an Consistenz dem officinellen Syrupus Sacchari
gleichender Balsam von hellgelblicher Farbe und angenehmen
Geruch.
2) Ein als Storax liquidus pellucid. bezeichneter
und von Prof. Pereira stammender Balsam aus derselben
Sammlung. Ist an Farbe und Geruch der unter No. 1 beschrie-
benen Probe gleich; aber viel dicker an Oonsistenz (wie Tereb.
communis) und verunreinigt durch Beimengung von Pflanzen-
resten.
3) Ein als Storax liquidus mexicanus bezeichneter
und von Ligquidambar styraciflua abstammender Balsam,
von Schaffner aus Mexico an Martiny gesandt. Beschrieben
in der Encyclopädie. Band II. pag. 702.
4) Liquidambar aus der Sammlung des pharmaceuti-
schen Institutes. Dieser Balsam, der sich in einer Lehm-
*) Pharmae. Centralhalle 1874. Band XV, p. 161,
II
war ae N TE”, |
EEE BE IR
OR A RER
328 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete.
flasche von circa 3 Pfund Inhalt) befindet, besitzt einen
schwachen Geruch, welcher der Probe No, 1 ähnlich ist. Die
der Luft ausgesetzt gewesenen Theile sind fest, durchschei-
nend, dem Galipot ähnlich, erweichen leicht zwischen den
Fingern und entwickeln hierbei einen etwas stärkeren Geruch
nach Liquidambar, dem aber auch ein terpenthinartiger bei-
gemengt ist. Im Innern der Flasche ist der Balsam noch
weich und trübe. Diese Sorte ist jedenfalls ein Kunstproduct,
was auch durch die erhaltenen Reactionen bestätigt wird.
5) Eine als Ambra liquida bezeichnete Probe aus der
Martiny’schen Sammlung. Ist der vorigen Probe No. 4
gleich, nur ist sie vollkommen fest, besitzt einen schwächeren
Geruch und die Stücke sind trübe.
Alkohol und Aether-Alkohol lösten No. 4 und 5
vollkommen, No. 3 fast vollkommen (schwach trübe) und
endlich No. 1 und 2 bis auf einige weisse Flocken,
Bleiacetat gab mit diesen Lösungen bei No. 1 und 2
keine Veränderung, mit No. 3 eine Trübung, welche beim
Erwärmen verschwand und mit No. 4 und 5 einen starken
Niederschlag, der auch beim Kochen nicht verschwand.
Eisenchlorid gab bei No. 1—3 keine wahrnehmbare
Veränderung, No. 4 und 5 wurden grünlich gefärbt.
Ammoniakflüssigkeit der alkoholischen Lösung zu-
gefügt, gab mit No. 4 und 5 eine klare Mischung, bei No. 1
bis 3 wurde Harz ausgefällt.
Aether und Chloroform lösten No. 4 und 5 voll-
kommen, No. 2 und 3 fast vollkommen (schwachtrübe) und
endlich No. 1 bis auf einige weisse Flocken. Versetzte man
die ätherische Lösung mit Alkohol, so entstand bei No. 1 und
2 eine Trübung, bei No. 3, 4 und 5 eine klare Mischung,
die bei No. 3 nach Zusatz von viel Alkohol nach einigen
Minuten auch trübe wurde.
Bromlösung dem in Chloroform gelösten Balsam zuge-
fügt, entfärbte sich, wurde trübe und färbte sich die Mischung
allmählig bei No. 1—3 schwach grün, bei No. 4 und 5
grünlich braun,
/
f
irschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 329
Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit
dem Balsam gelbbraun.
Conc. engl. Schwefelsäure zeigte dieselben Er-
scheinungen, wie beim Storax liquidus.
Natroncarbonatlösung färbte sich mit den Proben
No. 4 u. 5 schon bei Zimmertemperatur gelblich und wurden
aus diesem Auszuge beim Uebersättigen mit Essigsäure
Flocken ausgeschieden. No. 1—3 färbten die Sodalösung
nicht und wurden diese Auszüge nach Zusatz von Essig-
säure nur schwach trübe. Beim Kochen des Liquidambar-
balsams mit Sodalösung lösten sich No. 4 und 5 zum grössten
Theil, wobei ein deutlicher Terpenthingeruch wahrzunehmen
war; No. 1— 3 liessen hierbei nur einen den Balsam charak-
terisirenden Geruch wahrnehmen und färbten den Auszug
nur schwach gelblich. Beim Uebersättigen dieser Auszüge
mit Essigsäure wurde bei No. 4 und 5 Harz in Flocken
gefällt, bei No. 1—3 war hierbei nur eine Trübung wahr-
zunehmen.
Die Prüfung auf Zimmtsäure ergab ihre Anwesenheit
bei No. 1—3 sehr deutlich; bei No. 4 und 5 konnte dieselbe
durch den Bittermandelgeruch nicht sogleich erkannt werden,
da der terpenthinartige Geruch denselben verdeckte. Erst
als der Balsam mit der Sodalösung so lange gekocht worden,
bis der Terpenthingeruch vollkommen verschwunden war, und,
nachdem er hierauf mit Kaliumhypermanganatlösung versetzt
worden, konnte ein deutlicher Geruch nach bitteren Mandeln
wahrgenommen werden. Schwefel, Stickstoff und Um-
belliferon konnten nicht nachgewiesen werden.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Die Petroleumätherauszüge waren bei No. 1—3
farblos, bei No. 4 und 5 gelblich. Jodlösung färbte sie
sofort roth (bei No. 4 und 5 braun), wobei zugleich eine
Trübung wahrzunehmen war.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
des Petroleumätherauszuges bei No. 4 und 5 grün in blau-
gerändertes Violett; bei No. 3 bläulich in blaugerändertes
Violett übergehend und No. 1 und 2 sehr schwach grünlich.
x x.
330 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et.
Schwefelsäure färbte gelbbraun und ging diese Fär-
bung bei No. 3 in rothbraun mit violettem Rande über.
Fröhde’s Reagens färbte ebenfalls gelbbraun.
Folgende Mengen nahm Petroleumäther aus dem
Balsamum Liquidambar auf.
Petroleumäther,
17°C. 120°C.
No. Bezeiehnung der untersuchten Sorte.
1 Liquidambar aus der Martiny’schen Samm-
LER SV N BE 60,95 40,91
2 Storax liquidus pellucid. v. Pereira . . 33,44 22,74
3 | Balsam von Liquidamb. styracifua . . 55,45 42,33
4 Liquidambar aus der Sammlung des In-
BLıtuteRe Ver NE RE T E 32,04 26,04
5 Ambra liquida aus der Martiny’schen
SEITE Be a 24,39 19,86
Die auf 120° C. erhitzten Rückstände waren, nachdem
sie erkaltet, bei No. 4 und 5 schwach gefärbt und spröde,
bei No. 3 halbfest und endlich bei No. 1 und 5 besassen sie
dieselben Eigenschaften wie der aus Storax liquidus erhal-
tene. Sie waren nemlich farblos, ölig und fast geruchlos.
Die abgehandelten Proben des Balsamum Liquidambar
lassen sich nach ihrem Verhalten gegen Bleiacetat in 3 Grup-
pen eintheilen:
1) In solche, welche nicht gefällt werden, No. 1 und 2,
2) in solche, welche eine Trübung geben, die beim Er-
wärmen verschwindet, No. 3,
3) in solche, welche einen starken Niederschlag geben,
der beim Kochen nicht verschwindet, No. 4 und 5.
Die Proben der 1. und 2. Gruppe geben in alkoholischer
Lösung mit Ammoniakflüssigkeit eine trübe, die der 3. Gruppe
eine klare Mischung. Auch das Verhalten der ätherischen
Lösung (in welchem sich No. 4 und 5 vollkommen, während
die Uebrigen sich bis auf einige weisse Flocken darin lösen)
zu Alkohol theilt die vorliegenden Liquidambarproben in
solche, welche dabei eine trübe — die der ersten Gruppe
No.1 und2 —, und in solche, welche eine klare Mischung —
ie 2. und 3. Gruppe No. 3—5 — geben. Ebenso kann
man das Verhalten des Chloralreagens gegen den Ver-
dunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges zur Unter-
scheidung der Liquidambarproben benutzen. Die erste Gruppe
(No. 1 und 2) werden dadurch schwach grünlich, die 2. Gruppe,
also der Balsam von Liquidambar styraciflua, wird bläulich in
Violett mit blauem Rande und endlich die dritte Gruppe
(No. 4 und 5) grünlich in blaugerändertes Violett gefärbt.
_ Auf Grund der erhaltenen Reactionen möchte ich behaupten,
_ dass die Proben der dritten Gruppe No. 4 und 5 Kunstpro-
ducte, welche aus Coniferenbalsamen und Liquidambarbalsam
dargestellt worden, sind.
Anhang.
Storax calamitus lag mir in folgenden Proben vor:
1) Storax calamitus in massis aus der Martiny’-
schen Sammlung und mit folgenden Bemerkungen versehen.
„Eine sehr geschätzte Sorte, die sich früher im Handel befand.
Tinetur hellweingelb und von starkem Geruche, Rückstand
gering, bestehend aus unlöslichem Harze und farblosem Holz-
mehle.“ Unregelmässig geformte, sehr harte Masse von
schwarzer Farbe, auf dem Bruche keine mit dem blossen
Auge wahrnehmbaren Gewebereste zu bemerken.
2) Storax calamitus in massis ebenfalls aus der
Martiny’schen Sammlung und mit Bemerkung „eine sehr alte
Sorte“ versehen. Wie die vorige Probe.
3) Storax calamitus; Martiny giebt zu dieser Probe
folgende Notiz: „Diese Sorte kommt in neuester Zeit hie und
da als Storax in granis vor. Ist dieselbe Sorte, von der
Martius sagt, dass sie durch Abdampfen des Storax liquidus
‚bereitet werde. Tinctur weingelb.b Das Meiste bleibt unge-
löst als braune, pulverige Masse von erdiger und holziger
Beschaffenheit.“
Unregelmässige, fast vierkantige Stücke von brauner
Farbe, die auf dem Bruche ein blasiges Gefüge zeigen, Zwi-
schen den Fingern ziemlich leicht erweichend,
332 Ed. Hirschsohn, Beiträge z, Chemie d, wichtig. Gummiharze ee.
4) Storax mexicana spur. (Storax bogotensis des
Bonastre) aus der Martiny’schen Sammlung. Siehe Encyclo-
pädie. Band Il. pag. 702.
5) Storax calamitus ebenfalls aus obiger Sammlung
stammend und mit folgender Bemerkung versehen: „Eine
gute Sorte Scobs storacina. Tinctur weinroth. Rückstand
rothes Holzpulver (Sandelholz).‘“ Theile eines tafelförmigen
Stückes, das auf der einen Seite die Eindrücke vom Press-
tuch zeigt von rother, dem Sandelholz ähnlicher Farbe und
angenehmem Geruche.
6) Storax calamitus antig. aus derselben Sammlung
mit folgender Bemerkung versehen „Tinctur dunkelroth (wie
Rothwein) und von starkem angenehmen Geruche. Rückstand
röthliches Holzmehl.“ Rothbraune, erbsen- bis bohnengrosse
unregelmässige Stücke, welche an einzelnen Stellen weisse
Pünktchen zeigen (aus Krystallen bestehend). Zwischen den
Fingern allmählig erweichend.
7) Storax calamitus, Martiny hat bei dieser Probe
folgendes bemerkt „eine feine ältere Sorte. Tinctur gelblich
hellbraun, Rückstand Holzfaser und braunes Holzmehl.“ Grau-
braun gefärbte, zwischen den Fingern schwer erweichende
unregelmässige Körner. Einzelne derselben mit einem weissen
Ueberzuge (Krystalle) versehen.
8) Storax calamitus. Von Martiny mit folgender
Bemerkung versehen: „Kommt in Norddeutschland häufig als
Storax in granis vor. Tinctur hellbraun, Rückstand Holz-
faser.“ Dunkelbraun gefärbte, erbsen- bis wallnussgrosse,
beinahe kugelförmige Stückchen, welche zwischen den Fingern
leicht erweichen.
9) Storax calamitus aus der Martiny’schen Sammlung
und mit der Bemerkung: „Eine feine Sorte, die 1844 im
Handel gewesen. Tinctur trübe rothweinfarbig, Rückstand
Holzfaser.“ Weiche schwarzbraun gefärbte Masse, welche
aus lauter Holzfasern, die vom Balsam zusammengehalten
werden, besteht. Von angenehmem Geruche.
10) Storax calamitus aus Frankfurt, ebenfalls aus
obiger Sammlung und mit der Bemerkung: „Diese Sorte ist
dieselbe, welche Guibourt rothbraunen Storax (Storax rouge-
brun) nennt. Tinctur weingelb, Rückstand feine Holzsplitter-
chen.“ Viereckiges Stück von schwarzbrauner Farbe mit dem
Messer schneidbar, sehr ähnlich der Probe No. 9.
. 11) Storax calamitus vor circa 80 Jahren im Handel
gewesen, aus einer alten Apotheke. Lebhaft rothbraun gefärbte,
unregelmässig geformte Körner, welche zwischen den Fingern
erweichen. Die alkoholische Tinctur ist hellgelb gefärbt und
der Rückstand rothbraun. Nachdem die organische Substanz
durch Glühen zerstört worden, bleibt eine grosse Menge von
Eisenoxyd nach.
12) Storax calamitus, wie er jetzt im Handel er-
scheint, aus der Sammlung des pharmaceutischen Institutes.
Braune zwischen den Fingern zerreibliche Masse aus sehr viel
Holzfaser bestehend und von schwachem Geruche. Tinetur
hellbraun.
13) Storax calamitus, 1875 aus St. Petersburg
bezogen. Der vorigen Probe No. 12 ähnlich, nur sind die
einzelnen Körnchen mit einem weissen, wie Schimmel aus-
sehenden Ueberzug versehen. Dieser Ueberzug, erwies sich
unter dem Mikroskop als aus nadelförmigen Krystallen
bestehend. Tinctur hellgelbbraun gefärbt.
Bieiacetatlösung gab mit der alkoholischen Tinctur
bei No. 1—3, 9—13 einen gelblichen, bei No. 6 und 8
einen rothen, bei No. 5 einen violetten Niederschlag und end-
lich bei No. 4 und 7 eine Trübung. Diese Trübungen und
Niederschläge lösten sich nicht beim Kochen.
Eisenchlorid färbte die Tinetur von No. 3— 10
bräunlich, No. 1, 2, 11 —13 grün.
Ammoniakflüssigkeit bewirkte eine Ausscheidung
von Harz.
Aether färbte sich gelb oder gelbbraun mit No. 1—4,
6—13; No. 5 gab einen gelben; grün fluorescirenden Auszug.
Versetzte man diese Auszüge mit Alkohol, so wurden diesel-
ben bei No. 1, 2, 5, 9—11 trübe; No. 3, 4, 6— 8, 12 und
13 gaben eine klare Mischung.
Die Chloroformauszüge waren bei No. 1—4 und
7—13 gelb oder gelbbraun, bei No. 6 roth und bei No. 5
goldgelb, mit grüner Fluorescenz*) gefärbt.
Bromlösung änderte diese Farbe bei No. 5 in roth,.
bei den Uebrigen war keine besondere Erscheinung wahr-
zunehmen.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 5—7 roth,
mit No. 1—4 und 8—13 gelb in Gelbbraun übergehend.
Conc. engl. Schwefelsäure färbte sich mit No. 3—5,
9—13 gelbbraun oder braun, mit No, 1, 2, 6—8 rothbraun
und gaben diese Lösungen mit Alkohol eine braune oder
rothbraune trübe Mischung. Wasser der Schwefelsäurelösung
zugefügt, zeigte dieselben Erscheinungen wie beim Storax
liquidus.
Natroncarbonatlösung färbte sich entweder nicht
oder schwach bräunlich (No. 4 und 8). Diese Auszüge mit
Essigsäure übersättigt, blieben klar. Beim Kochen des
Storax calamitus mit der Sodalösung wurden bräunlich (bei
No. 5 rothviolett) oder gelblich gefärbte Auszüge erhalten,
wobei das Harz schmolz. Essigsäure bewirkte in diesen Aus-
zügen beim Uebersättigen geringe Trübung.
Zimmtsäure konnte auch hier überall nachgewiesen
werden.
Schwefel und Stickstoff enthielten No. 3, 4, 6—8.
Stickstoff, aber keinen Schwefel No. 5, 9 und 10,
Schwefel- und stickstofffrei waren No. 1, 2,
a1 13:
Umbelliferon konnte bei keiner Probe nachgewiesen
werden.
Chlorkalklösung verhielt sich negativ.
Die Petroleumätherauszüge waren farblos und
veränderten die Farbe der Jodlösung nicht. Der Verdun-
*) Die Fluorescenz, das Verhalten der Bromlösung und andere Eigen-
thümlichkeiten von No. 5 sind durch das in ihr vorhandene Sandelholz
bedingt. (Vergl. Ph. Ztschr, f. Russl. Jahrg. 16. p. 36.)
Beiträge z. Chemie d. a Gummiharze ete. 335
‚stungsrückstand dieser Auszüge war farblos, flüssig und besass
den eigenthümlichen Geruch des Storax.
Chloralreagens färbte nur den Rückstand von No. 5
und 6 schwach gelblich, die Uebrigen nicht.
Cone. reine Schwefelsäure färbte gelbbraun und
ging diese Färbung allmählig bei No. 4—10 in schmutzig
« Rothviolett über.
Fröhde’s Reagens färbte ebenfalls gelbbraun, in Oli-
vengrün übergehend.
Den mit Petroleumäther erschöpften Rückstand habe ich
hierauf mit Aether, dann mit 95 °/,igem Alkohol und endlich
mit Wasser behandelt. Der nach diesen Behandlungen hin-
terbliebene Rückstand wurde, nachdem er bei 120° C. ge-
trocknet worden, gewogen. Die erhaltenen Zahlen sind in
folgender Tabelle zusammengestellt.
5 Petroleum- Rück-
No Bezeichnung der Sorte. Shen a
1 | Storax calamitus . . . .|13,86| 8,56 | 43,47 115,95 | 1,20 | 24,67
2 = . 2.22. F18,49l14,31 | 37,42| 11,35 | 1,68 |26,95
3 - 2 2.2. |15,73115,03 | 32,78| 4,72| 3,96 |42,99
4 - mexicanus spur. . . | 1,69) 1,12 | 10,77| 5,87 110,09 | 70,01
5 - cealamitus . . . .[12,8112,44| 15,37 | 6,36| 3,50 |58,87
6 - = antig. . |13,8712,89| 12,93 | 13,99 | 3,79 |53,07
7 - e 2.2.1] 6,68| 5,80) 14,12|13,25| 9,94 |54,02
8 2 - 2.2, [92,72119,57 | 19,19) 6,66) 3,47 |44,97
9 2 - 1844 . . [31,3328,78| 18,59| 2,56 | 4,06 |36,21
ON .- a 2.2. ]83,43131,09| 25,49| 7,16| 9,25 |23,23
11 - - „2. „ J13,95l11,74| 6,7417, 814,94 155,09 .
12 > = 2.2.1] 9,95| 8,33 | 27,27| 4,86| 3,48 | 52,05
Nach dem Erwärmen auf 120° C. waren die Rückstände
des Petroleumätherauszuges bei No. 4, 5 und 11 fest; bei den
Uebrigen verhielten sie sich wie schon beim Storax liquidus
angegeben, d. h.: sie waren flüssig, ölig und wurden nach
längerer Zeit (ca. 1 Woche) krystallinisch.
Das von Aether Extrahirte war fest, gelbbraun oder
rothbraun gefärbt und gab in alkoholischer Lösung mit alko-
holischen Lösungen von Blei- und Kupferacetat starke Nie-
derschläge.
2. 2
ee AR er T
er BL 25
336 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et.
Der Rückstand des Alkoholauszuges löste sich zum Theil
in Wasser und gab Eisenchlorid mit dieser Lösung einen
grünlich braunen Niederschlag. Ebenso wurde dadurch bei
No. 1—2, 4—6, 5— 11 Fehling’sche Lösung (namentlich
war starke Reduction bei No. 4, 8 — 10) reducirt; bei No. 3,
7 und 12 konnte keine Reduction wahrgenommen werden.
Der Rückstand des Wasserauszuges war gelblich oder
braun gefärbt und reducirte ihn beim Kochen die Fehling’-
sche Lösung mehr oder weniger stark.
Auf Grund der erhaltenen Reactionen lassen sich die
vorliegenden Proben des Storax calamitus in mehrere Grup-
pen eintheilen:
I. Der ätherische Auszug wird durch Alkohol getrübt.
A. Chloroformauszug goldgelb mit grüner Fluorescenz.
Bromlösung ändert die Farbe in roth, wobei die
Fluorescenz verschwindet.
Storax calamitus No.5.
B. Chloroformauszug gelb oder gelbbraun ohne Fluo-
rescenz.
1) Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug grün.
Storax calamitus in massis No.1u. 2.
2) Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug bräunlich.
a) Schwefelsäure färbt den Verdunstungsrückstand
des Petroleumätherauszuges gelbbraun in schmutzig
Rothviolett übergehend.
Storax calamitus No. 9 u. 10.
b) Schwefelsäure färbt den Verdunstungsrückstand des
Petroleumätherauszuges gelbbraun, welche Färbung
sich nicht ändert.
Storax calamitus No. 11.
II. Der ätherische Auszug giebt mit Alkohol eine klare
Mischung.
A. Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug grün.
Storax calamitus No. 12u.13.
B. Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug bräunlich.
1) Bleiacetat giebt mit der alkoholischen Tinctur einen |
rothen Niederschlag.
a) Chloroformauszug ist roth gefärbt.
Storax calamitus antig. No. 6.
b) Chloroformauszug ist gelb oder gelbbraun gefärbt.
as aa) Der alkoholische Auszug giebt an Wasser
Zucker ab.
\ Storax calamitus No. 8.
u bb) Der alkoholische Auszug enthält keinen Zucker.
: Storax ealamitus No. 7.
2) Bleiacetat giebt mit der alkoholischen Tinctur einen
NR gelblichen Niederschlag.
1 a) Schwefelsäure färbt den Verdunstungsrückstand
1 des Petroleumätherauszuges gelbbraun.
Storax calamitus No. 3.
b) Schwefelsäure färbt ebenfalls gelbbraun, die Fär-
bung wird allmählig schmutzig rothviolett.
Storax mexican. sp. No. 4.
XXI. Balsamum peruvianum nigrum lag mir in 3 Pro-
ben vor.
1) Balsamum peruvianum nigr., aus der Martiny’-
schen Sammlung. Dünnflüssig und von sehr feinem Geruch.
2) Balsamum peruvianum nigr., von Pereira mit der
Bezeichnung „Storax liquidus“ an Martiny gesandt. Eine
X sehr dünnflüssige Probe von ausgezeichnetem Geruch.
| 3) Balsamum peruvianum nigr., aus der Sammlung
' des pharmaceutischen Institutes. Diekflüssiger als die vor-
hergehenden Proben und nicht so gut riechend, vor circa
8 Jahren gekauft.
Alkohol gab mit dem Perubalsam eine fast klare
Lösung.
& Bleiacetat dieser Lösung zugefügt, gab einen star-
‚Re ken gelblich gefärbten Niederschlag, der beim Erwärmen nicht
verschwand.
ya Eisenchlorid färbte die Lösung des Balsams in Alko-
hol grün.
| Ammoniakflüssigkeit der. alkoholischen Lösung
} zugefügt, bewirkte eine Ausscheidung.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Heft. 22
nr
wa B ER f
338 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ee.
Aether und Aether-Alkohol lösten zum Theil.
Die ätherische Lösung gab mit Alkohol eine klare
Mischung.
Chloroform löste den Balsam klar.
Bromlösung gab damit keine besonderen Erschei-
nungen.
Salzsäure-Alkohol löste den Balsam mit gelblicher
in braun übergehender Farbe.
Conc. engl. Schwefelsäure gab eine braunroth
gefärbte Mischung, welche mit Alkohol eine trübe, missfarbig
violett gefärbte Flüssigkeit bildete. Wasser fällte aus der
Schwefelsäuremischung Harz in schmutzig violett gefärbten
Flocken.
Natroncarbonatlösung färbte sich beim Schütteln
mit dem Balsam gelb. Beim Uebersättigen dieses Auszuges
mit Essigsäure konnte nur eine schwache Trübung bemerkt
werden. Kochte man den Balsam mit der Sodalösung, so
färbte sich letztere intensiv gelb und wurde dann beim Ueber-
sättigen mit Essigsäure stärker trübe, als der bei gewöhn-
licher Temperatur erhaltene Auszug.
Zimmtsäure konnte nachgewiesen werden.
Die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff und Um-
belliferon gaben negative Resultate.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Petroleumäther gab einen schwach gelblich gefärbten
Auszug.
Jodlösung gab mit diesem Auszuge anfangs eine vio-
lett gefärbte klare Mischung, welche nach einigen Minuten
trübe wurde und in roth überging.
Beim Verdunsten des Petroleumätherauszuges hinterblieb
ein hellgelb gefärbter flüssiger Rückstand, welcher intensiv
nach dem Balsam roch.
Chloralreagens färbte diesen Rückstand allmählig
schwach grünlich.
. Hirschsobn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 339
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
gelbbraun und ging diese Färbung von den Rändern aus
allmählig in rothviolett über. *)
Die Menge des Verdunstungsrückstandes des Petro-
leumätherauszuges ist in folgender Tabelle zusammengestellt:
r Bezeich Rückstand.
0. ezeichnung der Sorte,
= 17°C. 12000.
1 Balsamum peruvianum nigr.. . . .. 63,55 24,73
2 = = Bl 796.00 23,97
3 2 R SE N LTE 33,35
Nach dem Erwärmen auf 120° C. waren die Rückstände
schwach gelblich gefärbt, fast geruchlos und flüssig. Sie ver-
hielten sich auf Papier wie Fett und wurden nach längerem
Stehen an der Luft zum Theil krystallinisch.
Anhang.
Balsamum peruvianum album lag mir in einer von Prof.
Pereira an Martiny gesandten Probe vor. Sie trägt die eigen-
händige Aufschrift Pereira’s ‚Balsamum album obtained from
the fruit of the Myrospermum pubescens DO. From the Bal-
sam coast St. Salvador.“
Alkohol, Aether und Aether-Alkohol lösten den
Balsam bis auf einen flockigen, weissen Rückstand, der sich
unter dem Mikroskop als aus amorpher Substanz bestehend
erwies.
Bleiacetat gab mit dem in Alkohol gelösten Theil
des Balsamis keine Veränderung.
Eisenchlorid färbte grünlichbraun.
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Tinetur eine trübe Mischung.
Alkohol der ätherischen Lösung zugefügt, bewirkte Aus-
scheidung von Flocken.
*) Cinnamein aus der Präparaten - Sammlung des pharmaceutischen
Institutes zeigte ein ganz gleiches Verhalten gegen Schwefelsäure.
22°
Chloroform löste den weissen peruvianischen Balsam
vollkommen.
Bromlösung färbte diese Lösung kirschroth.
Salzsäure-Alkohol löste den Balsam mit ziegel-
rother Farbe.
Conc. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraun ge-
färbte Mischung. Alkohol gab mit dieser Lösung eine trübe
braun gefärbte Mischung. Wasser der Schwefelsäurelösung
zugefügt, fällte Harz in braun gefärbten Flocken.
Natroncarbonatlösung färbte sich in Berührung
mit dem Balsam bei gewöhnlicher Temperatur nicht, beim
Kochen wurde ein hellgelb gefärbter Auszug erhalten.
Essigsäure liess beim Uebersättigen dieser Auszüge
keine Veränderung wahrnehmen.
Chlorkalklösung verhielt sich negativ.
Zimmtsäure, Schwefel, Stickstoff und Umbelli-
feron konnten nicht nachgewiesen werden.
Der Petroleumätherauszug war hellgelb gefärbt
und gab mit Jodlösung eine braun gefärbte und trübe
Mischung.
Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand
des Petroleumätherauszuges kirschroth in violett.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens lösten mit
gelbbrauner Farbe.
Die Menge des von Petroleumäther Gelösten betrug,
nachdem bei 120° C. getrocknet worden, 32,83 %/, vom Ge-
wichte des Balsams und war derselbe spröde, geruchlos und
amorph.
Auch hier will ich der besseren Uebersicht wegen die
wichtigeren Reactionen sowohl des schwarzen, wie auch des
weissen peruvianischen Balsams zusammenstellen:
wichtig. Gummiharze ste. 341
Bals. peruv. nigr.
Reagentien. Bals. peruv. alb.
1 Alkohol löst vollkommen unvollkommen,
2 | Die ätherische Lösung
mit Alkohol klar Ri trübe.
3 Bleiacetat Niederschlag keine Veränderung,
4 Bromlösung keine Veränderung kirschroth.
5 Salzsäure - Alkohol gelbbraun ziegelroth.
6 Zimmtsäure vorhanden nicht vorhanden.
7 Chloralreagens sehr schwach grünlich | kirschroth in violett.
8 | Verdunstungsrück-
stand des Petroleum-
ätherauszuges nach
dem Erwärmen ist flüssig fest.
Wie die angeführten Thatsachen zeigen, besitzen wir
schon in dem Verhalten des Alkohols und der Aetherlösung
zu Alkohol ein Unterscheidungsmittel des weissen vom schwar-
zen peruvianischen Balsam. Noch besser und auffallender ist
das Verhalten der Balsame zu Salzsäure-Alkohol, der alko-
holischen Lösung zu Bleiacetat, der Lösung des Balsams in
Öhloroform zur Bromlösung und endlich das Verhalten des
Petroleumätherverdunstungsrückstandes zum Chloralreagens.
Auch das Vorhandensein der Zimmtsäure in dem schwarzen
peruvianischen Balsam und das Fehlen derselben im weissen
kann als Unterscheidungsmerkmal dienen.
Wie das Verhalten des Petroleumäthers zeigt, kann das-
selbe nicht allein zu einer Unterscheidung des weissen vom
schwarzen peruvian. Balsam, sondern auch zum Nachweise
von Verfälschungen und zur Werthbestimmung dienen.
Der bei gewöhnlicher Temperatur hinterbleibende Rück-
stand des Petroleumätherauszuges muss bei einem guten Bal-
samum peruvianum nigrum mindestens 60%, vom Gesammt-
gewichte des Balsams betragen und beim Erwärmen auf
120° ©. höchstens 30 %, eines schwach gelblich gefärbten und
flüssigen Rückstandes hinterlassen. Ist er fest und stark
‚gefärbt, so könnte das auf eine Verfälschung mit dem weissen
Balsam, dem Canadabalsam, dem Copaivabalsam oder dem
Terpenthin deuten.
Bei einer Verfälschung mit dem peruvianischen Balsam
oder dem Canadabalsam würde der Balsam sich nicht voll-
kommen in Alkohol lösen und der Aetherauszug durch Alko-
hol getrübt werden. Bei Gegenwart von weissem peruvia-
nischem Balsam würde die Lösung des Balsams in Chloroform
durch Bromlösung kirschroth gefärbt und der Rückstand des
Petroleumätherauszuges von Chloralreagens kirschroth in violett,
bei Gegenwart von Canadabalsam aber rothviolett gefärbt
werden.
Terpenthin und Copaivabalsam könnten durch Natron-
carbonatlösung nachgewiesen werden.
Ausser dem angeführten Verhalten des Petroleumäthers
kann noch als Characteristicum eines guten schwarzen peruvia-
nischen Balsams die vollkommene Löslichkeit in Alkohol und
die Nichtfällbarkeit der ätherischen Lösung durch Alkohol
angeführt werden. Entsteht durch Alkohol in der ätherischen
Lösung eine Trübung und ist der auf 120°C. erhitzte Rück-
stand des Petroleumätherauszuges flüssig (wie beim echten
Balsam), so deutet das auf die Anwesenheit von Storax
ligquidus, mit dem, wie Schwanert (Hager, Untersuchungen
Band II pag. 573) nachgewiesen, in letzterer Zeit Perubalsam
verfälscht worden. Dieses Verhalten der ätherischen Lösung
zu Alkohol tritt noch deutlich bei Gegenwart von 10%,
Storax liquidus, wie ich mich experimentell überzeugt habe,
ein. Es ist möglich, dass man noch geringere Mengen wird
nachweisen können.
(Schluss im nächsten Hefte.)
GENE wir
'nverträglichk. v. chlorsaur. Kaliete, 343
B. Monatsbericht.
Versehwinden des Ammoniaks im meteorischen
Wasser.
Houzeau macht darauf aufmerksam, dass der längst
constatirte Ammoniakgehalt vieler Wasser, besonders auch
des in der Nähe von Volkscentren gefallenen Regenwassers
allmählig abnimmt, selbst wenn das fragliche Wasser in voll-
kommen luftdicht geschlossenen Gefässen aufbewahrt wird.
Beschleunigt wird dieses Verschwinden des Ammoniaks durch
das Licht, findet aber auch in dessen Abwesenheit, wenn
freilich ungleich langsamer statt. Houzeau verspricht in
einer zweiten Arbeit mitzutheilen, was dabei aus dem ver-
schwindenden Ammoniak wird. (Journal de Pharmacie et de
Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. pag. 447.). Dr...
Unverträglichkeit von chlorsaurem Kali mit Jod-
kalium.
S. Bidwell hat die Beobachtung gemacht, dass gleich-
zeitig innerlich gegebenes chlorsaures Kali und Jodkalium
Vergiftungserscheinungen hervorzurufen pflegen, während
jedes einzelne in gleicher Dosis gegeben ohne Nachtheil
ertragen wird. Wenn daher auch beim Kochen einer ge-
meinschaftlichen Lösung beider Salze sich keinerlei Zersetzung
bemerklich macht, so muss angesichts der beobachteten
Intoxicationserscheinungen, welche genau diejenigen des jod-
- sauren Kalis sind, gleichwohl angenommen werden, dass im
Thierkörper die Umsetzung des Jodkaliums und chlorsauren
Kalis in Chlorkalium und jodsaures Kali stattfinde. Bidwell
warnt daher vor gedachter Combination bei Darreichung von
Arzneimitteln. (New Remedies, New- York. July 1876.
pag. 214.). DER
+3 Tr
er
. -, # x a w
344 Fabrikation wasserfreier Schwefelsäure. — Schwefelsäurcfabrikation,
Fabrikation wasserfreier Schwefelsäure. PR
Messel und Squire lassen zur Gewinnung von Schwe-
felsäureanhydrid die Dämpfe der gewöhnlichen Schwefelsäure
durch ein weiss glühendes Platinrohr gehen, worin sie sich
in Wasser, Sauerstoff und Anhydrid der schwefeligen
Säure zersetzen.
Das Gasgemenge streicht nun durch ein Schlangenrohr, in
welchem sich der grösste Theil des Wassers verdichtet, um
dann die letzten Mengen desselben beim Leiten über Coaks,
welche mit concentrirter Schwefelsäure befeuchtet wurden, zu
verlieren. Das so getrocknete Gemenge von SO? mit O wird
jetzt durch ein zweites mit Platinschwamm gefülltes und zur
dunkeln Rothgluth erhitztes Platinrohr geleitet, in welchem
die Vereinigung Beider zu Schwefelsäureanhydrid zu Stande
kommt, das nunmehr in einer Reihe tubulirter Kolben auf-
gefangen wird. (Bulletin de la Societe Chimique de Paris,
extr. from The Chemic. News. Tome XXXIl. pag. 99.).
Dr.
Zur Schwefelsäurefabrikation.
Bekanntlich geschieht die Concentration der Schwefel-
säure, die die Bleipfannen passirt hat, gegen Ende ebenso
wie die Destillation der Säure in Gefässen von Platin.
Scheurer-Kestner beschäftigte sich, angeregt durch eine
seitens A. W. Hofmans früher geschehene Aeusserung, mit
der Frage, ob und eventuell in welcher Menge Platin von
der Schwefelsäure aufgelöst wird. Ferner suchte er die Ur-
sachen auf, die diese Auflösung begünstigten, sowie er auch
Versuche anstellte, durch welche Mittel dem so schädlichen
und verlustbringenden Einfluss der Schwefelsäure vorgebeugt
wird. Er fand, dass das Lösungsvermögen der Schwefelsäure
für Platin um so grösser sei, je mehr diese noch von der
Bleikammer herrührende Oxydationsstufen des Stickstoffs ent-
halte. Ferner bestätigte er das Vortheilhafte eines Ammo-
niumsulfatzusatzes beim Eindampfen und schliesslich stellte
er fest, dass eine mit schwefliger Säure verunreinigte Schwe-
felsäure — diese Verunreinigung schliesst selbstredend die
Sauerstoffverbindungen des Stickstoffs aus — das Minimum
von Lösungscapaeität für Platin besitzt.
Einen Zusammenhang mit dem Gehalt der Säure wies
Scheurer als in der Weise bestehend nach, dass das Lösungs-
ermögen bei der Steigerung des Gehaltes von 94°, auf
97 bis 98°, versechsfacht wird. Ein Platinkessel, der an-
fangs 30 Kilog. wog, hatte, nachdem 180,000 Kilog. 97 — 98 %,
Säure darin eingedampft waren, 6,070 g. Platin per Tonne
Säure verloren. (Journal de Pharmacie et de Ohimie. IV. Ser.
Tom. XXI. p. 437.). Dr. £. H.
Einwirkung trockner gasförmiger Salzsäure auf
Sulfate.
Nach ©. Hensgen wird K?2SO* sowohl in der Kälte
wie bei gewöhnlicher Temperatur von trockner gasförmiger
HC] nicht angegriffen. Bei einer Temperatur von 360° liess
sich in dem vorgelegten Wasser schon eine wägbare Menge
H?SO? nachweisen; eine vollständige Zersetzung tritt jedoch
erst bei höherer Temperatur ein: K?S0O* +2 HCl = 2KCl
+ H?2SO# Entwässertes Natriumsulfat verhält sich ebenso,
wogegen das gewöhnliche Na?SO* + 10H?O schon bei
gewöhnlicher Temperatur in einem Strom von Salzsäuregas
vollständig in Chlornatrium übergeht.
Wasserfreies Lithiumsulfat Li? SO* lässt sich unter den-
selben Bedingungen, wie die beiden obigen Sulfate zersetzen
und in Chlorid überführen; Li?SO* + H?O ebenfalls schon
bei gewöhnlicher Temperatur. Es schmilzt in seinem Kry-
stallwasser und nimmt die Salzsäure unter beträchtlicher Er-
wärmung auf. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1671.). 02%
Das Atomgewicht des Selens
ist Gegenstand einer Reihe von Untersuchungen und bezie-
hungsweise Bestimmungen von Otto Pettersson und
Gustav Ekmann gewesen. Sie präcisiren das Atom-
gewicht des Selens auf 79,08 mit dem Bemerken, dass die
‘erste Decimalstelle sicher, die zweite als annähernd richtig
zu betrachten ist. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1210... 0. J.
Boraxvorkommen in Californien.
Ueber massenhaftes Vorkommen von krystallisirtem natür-
lichem Borax in Californien, dessen Erwähnung noch Hager
in seinem Commentar zur Pharmacopöa Germanica mit einem
36 Bor. R Be Te
„soll“ des Zweifels begleitet, erfahren wir durch amerikani-
sche Journale Näheres. Das betreffende im San Bernandino
Jounty gelegene Boraxlager muss als das mächtigste der
Welt angesehen werden. Prachtvoll ausgebildete und in
den verschiedensten Farben schillernde bis zu 100 Pfund
schwere Boraxkrystalle bedecken in bedeutender Mächtig-
keit eine Fläche von 2400 Acres, während die gesammte
Ausdehnung des Lagers, über welchem eine ganz seichte
Wasserschichte ruht, zwölf engl. Meilen in die Länge und
fünf in der Breite beträgt. Man beabsichtigt jetzt quer durch
diesen Boraxsalzsee eine Eisenbahn anzulegen, um die Aus-
beutung zu erleichtern. Die Qualität des hier gewonnenen
Borax lässt nichts zu wünschen übrig. (New Remedies, New-
York. July 1876. pag. 208.). Dr:
B oT.
W. Hampe hat die Versuche von Wöhler und Sainte-
Olaire Deville über das krystallisirte Bor, wie es durch
Schmelzen von Aluminium mit Borsäure oder amorphem Bor
erhalten werden soll, wieder aufgenommen und erklärt die
von jenen als reines Bor angesprochenen Krystalle für Bor-
verbindungen. In dem wir bezüglich der von Hampe sehr
genau specialisirten Schmelzmethode auf die Originalarbeit
hinweisen, bleibt nur zu erwähnen: dass die Ausbeute bei
Anwendung von 200 Borsäure und 100 Aluminium 2—3g8,
der schwarzen, und unter veränderten Bedingungen etwas
mehr der gelben Krystalle erhalten wird. Beide Substanzen
sind härter als der Corund, etwas weniger hart als der Dia-
mant. Wir lassen die wesentlichsten Momente ihrer Eigen-
schaften, Entstehungsbedingnisse und Zusammensetzung folgen
in tabellarischer Ordnung:
1) Schwarze Krystalle. 2) Gelbe Krystalle.
Krystallform: monoklin, nicht |... quadratische, Octa&derherr-
quadratisch. (Wöhler und) schend.
Deville.)
Spaltungsrichtung: nicht ge-|... nichts angegeben.
funden
Härte: 9— 10 .... 9— 10, sehr zerbrechlich,
Spec, Gewicht: 2,5345 ee hln,
1) Schwarze Krystalle. 2) Gelbe Krystalle.
Anwesenheit von Koblenstof‘:|...... zu ihrer Bildung noth-
ihrer Bildung hinderlich wendig.
Zusammensetzung in Procenten: |... gef.: Cu—= 0,04ber.: —
gef.: Cu = 0,07 ber.: — Fe = 0,24 —
Fe — 0,09 Ai 1315 172008
Al = 17,00 17,24 Be
Bo — 82,84 82,76 Bo— 82,81 83,215
BE Ni wa len.a BADER
Das Bor ist aus der Differenz bestimmt, Cu und Fe sind
als Verunreinigungen des Aluminiums in die Verbindung
gekommen. Die bisherige scheinbare Abweichung des Bors
vom Dulong-Petit’schen Gesetz, ist nun leicht erklärlich aus
den Wärmebestimmungen mit falschem Material. Die von
Kopp für das amorphe Bor gefundene spec. Wärme 0,254,
giebt mit dem Atomgewicht des Bors, der Zahl 11, der klein-
sten gefundenen Menge Bor in seinen gasförmigen Verbin-
dungen, das Product 2,798, also ein halb so grosses Product,
als die übrigen Elemente. Hampe hat bis lang vergebliche
Versuche gemacht, krystallisirtes Bor darzustellen. (Ann.
Ohem. u. Pharm. 183. 1, 75.). ©. E.
Ostruthin.
In der Imperatoriawurzel findet sich nach E. v. Gorup-
Besanez, ein triklin krystallisirender Körper, von phenol-,
bezw. alkoholartiger Beschaffenheit. Die Ausbeute beträgt im
Maximum 0,58°/, der Wurzel. Die Formel 01 H!?7O? giebt
seine Zusammensetzung. Der Schmelzpunkt liegt bei 115°,
der Erstarrungspunkt bei 91°C. Es ist ein gelbliches,
geruch- und geschmackloses, durch Reiben electrisch werden-
des Pulver. Die alkalischen Lösungen zeigen starke blaue
Fluorescenz, die darin enthaltenen Verbindungen sind ihrer
leichten Zersetzlichkeit wegen nicht zu isoliren. Mit HCl
und HBr liefert es Additionsproducte, mit Eisessig unter
Druck ein Monacetylostruthin, in der Kalischmelze werden
Essigsäure und Buttersäure, neben Resorcin, erhalten. Mit
Salpetersäure von 1,4 spec. Gew. in 3 Vol. Wasser liefert
es Styphninsäure CS H(NO?)? (OH)?. Brom giebt ein Tri-
und Tetrabromsubstitutionsderivat. (Ann. Chem. u. Pharm.
13. 3:3, 321.). GREEN
348 Bilsenkrautextract, — Gelbes Bienenwachs. — Pers. Inse
Die sich im Bilsenkrautextracte ausscheidenden
Krystalle
bestehen nach Huguet aus Chlorkalium, welches in regel-
mässigen Octa@dern und in verschiedenen Modificationen des
Würfels auskrystallisirt ist.
Die filtrirte Lösung derselben krystallisirt nicht wieder,
es sei denn, dass sie zur Trockne verdampft, caleinirt und
der Rückstand in Wasser gelöst werde.
1000 Thle. der 4 untersuchten Bilsenkrautextracte ent-
hielten an:
1) Stoffen, welche durch die Wärme zerstört
würden ann. Ta Sue vor Ge
7015 -
777 0m
761,91 -
2) Festem Rückstand 315 Thle. mit 57,7 |
298,5 - >.:9152 5
222,83 A E 81,12 Thln. KCi.
238,09 - - 74,60 |
(Repert. de Pharm. No. 18. Septr. 1876. p. 545... Bl.
Untersuchung eines für gelbes Bienenwachs angebo-
tenen Kunstproductes.
Gustav Hell kam in Besitz eines derartigen Kunst-
productes, welches den Schmelzpunkt von 70°C. und das
spec. Gew. 0,962 hatte. Dasselbe der Analyse unterworfer,
zeigte sich als ein Gemisch aus ungefähr 60 °/, Paraffin und
40°, gelben Fichtenharzes, welches in die übliche Form der
Wachskuchen gebracht und aussen mit gelbem Bienenwachs
überzogen worden war. (PAharmaceut. Post. Jahrg. IX.
pag. 218.). ©. Sch.
Chemische Bestandtheile des persischen Inseeten -
Pulvers.
R. Rother hat in den als persisches Insectenpulver in
den Handel kommenden gestossenen Blüthen verschiedener
Pyrethrumarten drei Säuren gefunden und diese isolirt. Die
erste ist grüngelb, öligharziger Natur, wird als Persicein
bezeichnet, besitzt Geruch und Geschmack des Pulvers, ist in
Alkohol, Aether, Benzin leicht, in Wasser kaum, in Chloro-
form gar nicht löslich.
Die zweite Säure, das Persiretin, löst sich nur in Alko-
hol und heissem Wasser, und bildet mit den Alkalien dunkel
braunrothe Salze, aus denen durch Säuren das Persiretin
wieder abgeschieden wird.
Die dritte Säure, das Persiein, ist von hell weinrother
Farbe, angenehmem Honiggeruch, anscheinend mehr basisch,
da sie mit Blei ein lösliches und ein unlösliches Salz bildet.
Beim Kochen mit verdünnten Mineralsäuren erfährt dieser in
Wasser sehr leicht lösliche Körper eine Spaltung in Persire-
tin und Zucker. (The Chicago Pharmacist. Vol. IX. No.8.
pag. 235, from the Druggists Circular). DiyG. 12
Gefährliche Zuckerwaare
fand Debrunner in Massillon, Ohio. Diese war in grünes
Papier verpackt, und die Untersuchung ergab:
Grösse der Papierstücke . . . sad, 9: Gentimt
Durchschnittsgewicht eines Papierstückes ‚0,5022
Farbenmenge in einem Papierstücke . . 0,062 -
Arsenikmenge (As?O®)in einem Papierstücke 0,032 -
Kupferoxydmenge (Cu0) . 0,022 -
Entsprechende Menge metallischen Kupfers 0,017 -
Die Gefährlichkeit dieser Verpackung liegt auf der Hand.
— Als ein practisches Prüfungsmittel für die Reinheit des
Pariser Grün dient Ammoniakflüssigkeit, in welcher sich rei-
nes Pariser Grün vollständig löst. (American Journal of Phar-
maey. Vol. XLIX. 4. Ser. Vol. VII. 1877. pag. 14 seq.).
I.
Praetische Notizen.
Aquae medicatae prüfte Wesley Trout nach ver-
schiedenen Darstellungsmethoden und giebt den durch Destil-
lation bereiteten den Vorzug. Nach diesen ist das „heiss
Wasser Verfahren“ das beste und ergiebt reine und kräftige
Wässer. Ganz brauchbare Präparate giebt die Anwendung
‚ der Elaeosacchara der europäischen Pharmacopöen: man nimmt
15 Tropfen des Oels auf 10,962 g. Zucker, verreibt gehörig
und setzt unter fortwährendem Reiben allmählig die erforder-
350 Löslichkeit der Salicylsäure.
liche Menge destillirtes Wasser zu. Anwendung von Papier-
brei zur Vertheilung der Oele ergiebt die schwächsten Wässer
nach Trout’s Versuchen, (wahrscheinlich wurde zu viel
Papierbrei angewandt). (rereinigte Knochenkohle giebt zu-
sammen mit dem Oel gute Wässer.
Walter Theron Baker hat namentlich mit Zimmt -
und Campherwasser gearbeitet und giebt zur Darstellung des
letztern gekörnter Holzkohle den Vorzug. 1!/, Thl. Kohle zu
1 Thl. Campber erwies sich als hinreichend.
Conservirung von Syrupen. Allen Spengler
findet, dass ein geringer Zusatz (wie viel?) von Salicylsäure
zu Syrup. Scill. comp. diesen monatelang gut erhält, während
derselbe Syrup ohne diesen Zusatz sehr bald verdarb.
Löslichkeit von Droguen. Philipp Laver be-
stimmte den Feuchtigkeitsgehalt in den nachgenannten luft-
trockenen, gepulverten Droguen, indem er sie so lange in ein
Luftbad bei 43,330 C. brachte, bis kein Gewichtsverlust mehr
eintrat; diejenigen, welche ätherische Oele enthalten, wurden
in einem luftdichten Behälter über Kalk getrocknet. Der
Gehalt an löslichen Bestandtheilen wurde durch Percoliren
von 58,464 g. der lufttrockenen Droguen bestimmt, in der
Weise wie bei Darstellung von Tincturen. Die Rückstände
wurden getrocknet, und die Differenz, nach Abzug des vorher
festgestellten Feuchtigkeitsgehalts, als Menge der löslichen
Bestandtheile betrachtet. Die Resultate waren:
58,464 g.luftrocken. Ingwer, Baldrian, Lobelia, Columbo, Sanguinaria,
verloren beim
Trocknen 2,436 6,090 4,506 6,255 6,4558.
gaben lösliche
Bestandtheille 3,349 8,465 8,891 9,196 12,971 -
China, Arnica, Digitalis, Krameria
verloren beim
Trocknen 6,090 5,968 4,384 3,654 g.
gaben lösliche
Bestandtheile 9,378 11,693 19,975 26,796 -
(American Journal of Pharm. Vol. XLIX. 4.Ser. Vol. VII.
1877. pag. 4 seq.). R.
Löslichkeit der Salieylsäure.
Ein grosses Hinderniss für eine umfangreiche Verwen-
dung der Salicylsäure zu medicinischen Zwecken liegt in der
grossen Schwierigkeit, wässrige, concentrirte Auflösungen der-
Concentrirte Lösung von Salieylsäure. I
selben herzustellen. 1 Theil C”H°O°® löst sich erst in
300 Theilen H?O, aber auch hierbei scheidet sie sich zum
Theil bald wieder aus. Der von vielen Practikern ange-
wandte Zusatz von Natriumphosphat ist aber nach Kolbe
ganz unstatthaft, da durch die Neutralisirung der Salicylsäure
ihre antiseptische Wirkung geradezu aufgehoben wird. Auch
das vielfach zur Erhöhung der Löslichkeit angepriesene Gly-
cerin bewährt sich nur dann, wenn es quantitativ vorherrscht;
nicht viel besser verhält es sich mit dem Alkohol. B. Kohl-
mann ist es nun gelungen, durch Ammonacetat die Salicyl-
säure bis zu 20°, in Lösung zu bringen. Am einfachsten
ist folgendes Verfahren: 10 Theile Salicylsäure werden mit
24 Theilen offieinellen Salmiakgeist übergossen, durch öfteres
Schütteln in Lösung gebracht und nun 16 Theile oder so viel
Acetum concentratum zugesetzt, bis die Flüssigkeit eine
schwachsaure Reaction angenommen hat.
Der Geschmack dieser Lösung ist salzig, aber nicht
unangenehm. (Journ. f. pract. Chem. 14, 286.). 0: J.
Eine eoncentrirte Lösung von Salieylsäure
war ein lange gefühltes Bedürfniss. Die Säure ist wenig lös-
lich in kaltem Wasser und scheidet sich aus heisser Lösung
beim Erkalten wieder aus, auch eine alkoholische Lösung ist
nicht verwendbar, da sich aus ihr bei Wasserzusatz die Säure
ausscheidet.
» Verschiedene Methoden sind in Vorschlag gekommen, um
die Säure löslicher zu machen, namentlich die Anwendung
verschiedener Salze, wie orthophosphorsaures Natron, Chlor-
ealeium, essigsaures Ammoniak u. s. w., und die Lösung der
Säure in Glycerin. Aber keine dieser Methoden giebt eine
Lösung, die mehr als !/, Procent Salicylsäure enthält. Das
Bedürfniss blieb eine concentrirte Lösung der Säure, die
beliebige Verdünnung mit Wasser verträgt. Im „Druggist’s
Circular“ wurde Borax und Glycerin empfohlen in dem Ver-
hältnisse 1 Th. Säure zu 16 ‘Ib. Glycerin. Dies giebt eine
Lösung, die 6 Procent Salieylsäure enthält und in ällen Ver-
hältnissen mit Wasser gemischt werden kann. Nach mehr-
fachen Versuchen kam Mitchell zu der Formel
Reine Salicylsäure 7,308 8.
Borax 3,604 -
Glycerin g. 8.
352 Lösungen der Salicylsäure,
Die Säure und der Borax werden mit 14,616 g. Glyce-
rin gemischt, bis zur Lösung leicht erwärmt, dann so viel
. Glycerin zugesetzt, dass die ganze Menge 29,232 g. beträgt.
Diese Lösung enthält 25 Procent Salicylsäure und kann nach
Belieben mit Glycerin, Wasser oder Alkohol verdünnt wer-
den. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Ser.
Vol. VI. 1876. pag. 305.). R.
Die Lösungen der Salieylsäure.
Der Zusatz von phosphorsaurem Ammoniak oder Natron
wurde zur Erhöhung der Löslichkeit der Salicylsäure in Was-
ser empfohlen, aber diese Zusätze helfen nur wenig, da eine
Lösung von 1 Th. Säure zu 3 Th. Phosphat und 50 Gewichts-
theilen Wasser in weniger als 24 Stunden einen starken
Bodensatz giebt. Ein Zusatz von 2 Th. schwefelsaurem Natron
zu 1 Th. Säure in 50 Th. Wasser giebt in wenigen Stunden
einen Niederschlag. 2 Th. Borax zu 1 Th. Säure und 50 Was-
ser geben in 24 Stunden einen leichten Niederschlag; eine
Lösung von 1 Th. Salicylsäure und 1 Th. Borax in 5 Th.
Glycerin und 25 Th. Wasser ist beständig, während gleiche
Mengen Säure, Borax und Glycerin in 50 Th. Wasser in
24 Stunden einen Niederschlag geben.*) Eine Lösung von
1 Th. Säure zu 2 Th. Borax in 12 Th. Glycerin, in der
Wärme dargestellt, ist beständig, aber wenn 1 Th. dieser
Lösung mit 3 Th. Wasser verdünnt wird, wodurch sich das
Verhältniss zu 2 Th. Säure, 4 Th. Borax, 24 Th. Glycerin
und 90 Th. Wasser ändert, so erscheint in wenig Stunden
eine ‚Trübung. 1 Th. Säure mit 1 Th. wässrigem Ammoniak
(20°) giebt mit 10 Th. Wasser eine beständige Lösung von
hellbrauner Farbe, schwachem Ammoniakgeruch, deutlich
süssem Geschmack der Säure und schwachsaurer Reaction
auf Lackmus.
Salicylsäure ist löslich in dem 10fachen Gewichte ver-
dünnten Alkohols bei 80° F. (26,67°C.; 21,33° R.), in 11), Ge-
wichtstheilen Alkohol von 0,835 spec. Gew. und in 2 Gewichts-
theilen Schwefeläther. In kaltem Terpenthinöl ist sie fast
*) Schinn beobachtete, dass eine Lösung von gleichen Theilen Borax
und Salieylsäure sehr bitter schmecke, was bei zwei Theilen Borax nicht
der Fall war. American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Ser.
Vol. VI. 1876. pag. 331.
in eitronens. Ammoniakflüssigk. ete.— Lös. d.Salieylsäure. 353
unlöslich, heisses Terpenthinöl löst etwa 5 Procent seines
Gewichts. Die alkoholische Lösung hat deutlich saure Reac-
tion auf Lackmus. Ein Zusatz von !/, Procent Salieylsäure
zu wässrigen Infusen erhält diese Wochen lang unverändert,
derselbe Zusatz zu Syrupen aus Fruchtsäften conservirt diese
ebenfalls, während etwa eingetretene Gährung dadurch nicht
aufgehoben wird.
Wenn 1 Th. Salicylsäure mit 2 Th. Olivenöl erwärmt
wird, so bildet sich eine homogene Mischung, die sich auf-
streichen lässt. Nach einiger Zeit scheidet sich beim Stehen
das Oel ab, wird aber durch Schütteln leicht wieder mit der
Säure vereinigt.
Die zu diesen Versuchen von Charles Becker benutzte
Säure war von Schering dargestellt und völlig weiss und
geruchlos. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII.
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 306 seq.). A
Salieylsäure löst sich in eitronensaurer Ammoniak-
lösung leicht auf.
Cassan löst 2 g. Salicylsäure in 120 g. destill. Wasser,
in dem vorher 2—3g. citronensaures Ammoniak gelöst wa-
ren, auf und giebt folgende Vorschrift
a) zu einer Lösung:
Salicylsäure 48.
Citronensaures Ammoniak 2 -
Rum oder Cognac 30 -
Destillirtes Wasser 164 -
b) zu einer Mixtur:
Salicylsäure 12.
Citronensaures Ammoniak 2 -
Syrup 30 -
? Destillirtes Wasser 730 -
(Repertoire de Pharmacie. No. 12. Juin 1876. p. 353.).
Bl.
-
Zur Lösung der Salieylsäure.
Nach Versuchen von Bose wird die Löslichkeit der
Salieylsäure in einem wünschenswerthen Grade erhöht, wenn
man Borax in mässiger Menge zusetzt. Es soll dabei nur
Arch. d, Pharm. XI. Bds. 4. Heft. 23
354 Lösungsmittel für Salicylsäure.
ganz wenig salieylsaures Natron sich bilden. Durch einen
Zusatz von etwa 4 Theilen Borax zu einer kochenden Lösung
von beinahe 7 Theilen Salicylsäure in 100 Theilen Wasser
soll jede Wiederausscheidung der Säure beim Erkalten ver-
hindert werden.
Uebrigens müssen wir gestehen, dass uns trotz aller
gegentheiligen Versicherungen die Sache doch auf eine Bil-
dung von Natriumsalicylat hinauszulaufen scheint, was gewiss
auch bei dem neuerdings so sehr empfohlenen Zusatz von
Melasse, deren starker Gehalt an Alkalien und Kalksaccharat
ja bekannt ist, mutatis mutandis der Fall sein dürfte. (Journ.
de Pharm. d’Anvers. Avril et Mai. pag. 221). Dr. @. V.
Lösungsmittel für Saliceylsäure.
Die, Löslichkeit der Salicylsäure in Wasser wird nach
u... Ihresh durch gewisse Salze bedeutend erhöht, vor allem
nie gebrUrch Borax. Mischt man Borax und Salicylsäure im Mörser,
Lösung 30 entsteht eine teigige Masse, die anfangs nach den Bestand-
Glyceri theilen, bald aber sehr bitter schmeckt. Durch vorsichtiges
Menge Schmelzen desselben tritt die Bitterkeit sofort en. Ein Ge-
94 & misch von 1 Thl. Borax und 2 Ihln. Salieylsäure ist in etwa
17 dem doppelten Gewicht Wasser löslich. Die concentrirte Lö-
v sung wird bald bitter, bei Verdünnung tritt die Bitterkeit
nicht ein. In einer Lösung von 3,5 Borax und 4,0 Salicyl-
säure in 50,0 Wasser entsteht beim langsamen Verdunsten
ein krystallinischer Niederschlag, vielleicht das bittere Pro-
duct der stattgehabten Reaction.
Von phosphorsaurem Natron erfordert 1 Thl. Salieylsäure,
um eine Lösung zu bilden,
2 Thle. mit 50 Thln. Wasser.
2,25 - 25 -
2,9 - 12,5 -
Die stärkste dieser Lösungen hat eine schwach rothe
Färbung. Mit Wasser verdünnt färben sie sich durch Eisen-
chlorid dunkelroth, wodurch die Anwesenheit eines salieyl-
sauren Salzes erkannt wird, da freie Salicylsäure sich mit dem
Reagens purpurroth färbt. Freie Phosphorsäure ist aber nicht
da, denn ein einziger Tropfen derselben bringt in der Flüs-
sigkeit sofort die Ausscheidung von Salicylsäure zuwege.
Von eitronsaurem Kali erfordert 1 Thl. Salicylsäure, um
eine Lösung zu geben:
-
0,75 mit 100 Wasser.
1,0 See
1,15 Da
1,25 20
1,4 DD
1,5 a -
Eine stärkere Solution erstarrt beim Erkalten, die feste
Masse giebt Reactionen, welche auf freie und gebundene
8alicylsäure, so wie auf gebundene, nicht aber auf freie Citron-
- säure hindeuten.
E Die Lösungen der Salicylsäure in den genannten Salzen
wirken antiseptisch eben sowohl wie die freie Salicylsäure
bei einer Menge vegetabilischer Aufgüsse, schwächer jedoch
bei Mehlteig und Traubensaft. Die Gährung von Mischungen
aus Mehl, Wasser und Hefe wird von der Boraxsolution eben
so gut gehemmt, wie von einer entsprechenden Menge freier
S8alieylsäure. Die Lösungen in phosphorsaurem Natron und
_ eitronsaurem Ammoniak widerstehen der Gährung in schwä-
cherem Grade. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser.
No. 335. Novbr. 1876. p. 429.). Wn».
Ueber Acidum salieylieum sublimat.
Nach einer Beobachtung des Dr. O. Biel ist es gefähr-
‘lieh, sublimirte Salieylsäure innerlich anzuwenden, indem sich
dieses Präparat bei der Aufbewahrung freiwillig in Kohlen-
_ säure und Phenol zerlegt. Verfasser schloss das Gefäss mit
doppelt durchbohrtem Kork, liess vollständig getrocknete und von
Kohlensäure befreite Luft durchstreichen und fing die abge-
spaltene CO? in titrirtem Barytwasser auf. (Pharmaceut.
Zeitschrift f. Russland. XV. Jahrg. pag. 161.). ©. Sch.
Unterscheidung von Galbanum und Ammoniakgummi.
weicht und dann ein wenig Ammoniak züfügt, so entwickelt
sich eine prächtige blaue Fluorescenz, die durch Säuren wie-
der gehoben wird. Asa foetida verhält sich ähnlich, aber die
nieht wahrzunehmen. (The Pharmac. Journ. and Transact.
' Third Ser. No. 333. Novbr. 1876. p. 383.). Wr.
23
um salieylicum sublimat. — Unterscheidung v. Galbanumete. 355
Wenn man Galbanum einige Stunden in Wasser ein- .
- Fluorescenz ist schwächer, mit Ammoniakgummi ist sie fast
=
\
356 Sium latifolium.
Sium latifolium.
Die Wurzel dieser in sumpfigen Gegenden Europas und
Nordamerikas vorkommenden Umbellifere soll giftig sein. Mit
Aetzkali destillirt, giebt sie ein im Geruch an Üoniin erin-
nerndes Destillat. Aus der alkoholischen Tinctur wird durch
Wasser ein Weichharz abgeschieden, das sich durch Benzin
in lösliches fettes Oel und unlösliches Harz trennen lässt.
Mit Wasser destillirt giebt das Weichharz ein wenig flüchti-
ges Oel vom Geruch und Geschmack der Wurzel. Die wäss-
rige Flüssigkeit, aus der sich das Harz abgeschieden, enthält
viel Zucker. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third Ser.
No. 322. Aug. 1876. p. 174.). W».
Sium latifolium.
Die Wurzel dieser verdächtigen Umbellifere scheint
ausser ätherischem Oele, welches bei der Destillation mit
Wasser übergeht, eine alkaloidische Substanz zu enthalten.
Neutralisirt man nach Rogers das durch Destillation der
Wurzel mit Kalilauge übergegangene alkalische Destillat,
nachdem das aufschwimmende Oel entfernt worden, mit Schwe-
felsäure, dampft ab und zieht den Rückstand mit Aetherwein-
geist aus, so bleibt beim Verdunsten des letztern ein Rück-
stand, der, mit Kalilauge destillirt, ein urinös, nach Coniin
riechendes und stechend schmeckendes Destillat giebt, welches
alkalisch reagirt und, mit Schwefelsäure neutralisirt, beim
Verdunsten nadelförmige Krystalle bildet. Auffallender Weise
giebt diese alkaloidische Substanz weder die den Alkaloiden
sonst eigenen Reactionen mit Phosphor - Molybdänsäure, Jod-
quecksilber, Jodkalium ete., noch bemerkt man daran bei Hun-
den irgend eine Wirkung. Die Wirksamkeit der Wurzel
scheint vielmehr in einem Harze zu liegen, das sich mit
Alkohol ausziehen lässt, und zwar in dem Theile desselben,
der in Ammoniak löslich ist. Der unlösliche Antheil ist inert.
Fällt man die Lösung des letztern in Alkohol mit einer spi-
rituösen Bleizuckerlösung, zersetzt den Niederschlag unter
Alkohol mit Schwefelwasserstoff und verdunstet, so scheiden
sich farblose neutral reagirende Krystalle aus. (The Pharm.
Journ. and Transact. Third Ser. No. 335. Novbr. 1876.
p. 433.). W».
ay. —_ Samen von Rieinus. communis. 857
an latifolium Gray
untersuchte Andrew Porter. Die „wilde Pastinake “ ist
eine Umbellifere, die in Californien und an den Küsten des
Stillen Oceans an feuchten und sumpfigen Orten wächst, und
1873 die Vergiftung eines Mannes verursachte, der etwas
von der Wurzel genossen hatte. White rettete durch erfolg-
reiche Behandlung den Erkrankten.
Die Wurzel hat einen angenehmen, aromatischen Geruch
und süsslich aromatischen, etwas stechenden Geschmack. Die
Analyse ergab: Zucker, ätherisches Oel (farblos, aroma-
tischer Geruch, warmer stechender Geschmack), fettes Oel
(dick, tiefroth, schwacher Geruch, unangenehmer Geschmack,
löslich in Alkohol, Chloroform, Aether, Terpenthinöl, Benzin,
Schwefelkohlenstoff), Harz. Das Harz giebt ein röthlich
_ braunes Pulver von schwachem Geruch und schwachem Ge-
schmack, in der Hitze schmelzend, unkrystallisirbar, löslich in
Alkohol, Chloroform, Aether, unlöslich in Benzin und Schwe-
telkohlenstoff. Dieses Harz scheint das giftige Princip zu
sein, denn eine kleine, einer Katze beigebrachte Menge ver-
ursachte Vergiftungserscheinungen: Schaum vor dem Munde,
Schmerzen, Convulsionen. Ferner fand sich in der Wurzel
Gummi, Eiweiss, Pektin, aber kein Amylum. Das
Suchen nach einem Alkaloid hatte keinen Erfolg. (American
Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII 4. Ser. Vol. VI. 1876.
pag. 348 seq.). R.
Saamen von Ricinus ecommunis.
Benzin, Aether, Schwefelkohlenstoff ziehen nach Börner
aus den Pressrückständen von Bereitung des Oels, wie es
scheint, nur noch Oel aus, Alkohol löst auch Farbstoff auf,
der sich beim Stehen abscheidet. Das mit Benzin behandelte
Mark giebt an Schwefelkohlenstoff noch eine Portion Oel ab,
aus welcher sich beim Stehen zuweilen nadelförmige Kry-
stalle abscheiden.
Macerirt man das Mark so lange mit Wasser, bis es
zersetzt ist und destillirt, so geht Buttersäure über. Tuson’s
Alkaloid konnte der Verfasser nicht erhalten. Der mit sie-
_ dendem Wasser bereitete und zum dünnen Extract abge-
dampfte Auszug wurde mit kochendem Alkohol behandelt, die
alkoholische Flüssigkeit von einem beim Erkalten sich ab-
scheidenden harzartigen Körper abfiltrirt, abgedampft und der
_ Rückstand, nachdem er mit Magnesia zusammengerieben Wwor-
358 Rinde des Lassy - Baums.
den, wieder mit Alkohol ausgezogen. Dieser Auszug gab
nach einigen Tagen farblose Krystalle, die jedoch in ver-
dünnter Säure gelöst, keineswegs die bekannten Reactionen
der Alkaloide zeigten. Dagegen zeigten sich diese mit der
Mutterlauge der Krystalle, welche auch mit Aetzkali Ammo-
niak entwickelten.
Eine Art Emulsin, ähnlich dem der Mandeln, lässt sich
aus dem Mark des Rieinussaamen darstellen, indem man eine
mit Wasser daraus bereitete Emulsion mit einem gleichen
Volum Aether mischt, den überstehenden Aether abgiesst
und die darunter befindliche Flüssigkeitsschicht mit Alkohol
mischt, der das Emulsin niederschlägt. Es entwickelt mit
Amygdalin Blausäure. (The Pharmac. Journal and Transact.
Third Ser. No. 335. Novb. 1876. pag 433.). Wr.
Rinde des Lassy -Baums.
Dieser Baum gehört nach Gallois und Hady zu den
Leguminosen,; Ord. der Cäsalpinien (Erythrophlaeum Guine-
ense Don) und ist in Westafrika heimisch. Das Holz ist hart
und dauerhaft, die Rinde wird von den Eingebornen zum Ver-
giften der Pfeile gebraucht. Sie bildet flache röthlichbraune
Stücke mit rauher Oberfläche, welche hart, faserig und geruch-
los sind. Beim Pulvern erregt sie Niesen. Die Verfasser
haben darin ein Alkaloid entdeckt, das sehr giftig ist. Die
Rinde wurde mit schwach gesäuertem Alkohol kalt ausgezo-
gen, der Alkohol abdestillirt, der harzige Rückstand mit
lauwarmem Wasser extrahirt, der Auszug concentrirt, die
klare Flüssigkeit von dem gebildeten Bodensatz abgegossen,
mit Ammoniak gesättigt und mit Essigäther geschüttelt. Die
ätherische Flüssigkeit destillirte man und behandelte den
gelblichen Rückstand mit kaltem Wasser. Beim Verdampfen
der wässrigen Lösung unter der Luftpumpe hinterblieben
farblose Krystalle, welche alle Reactionen eines Alkaloids
zeigten, löslich in Wasser, Alkohol, Amylalkohol und Essig-
äther, fast unlöslich in Aether, Chloroform und Benzin. Das
salzsaure Salz ist krystallisirbar. Mit übermangansaurem
Kali und Schwefelsäure giebt das Erythrophlein eine ähn-
liche Färbung wie Strychnin. (The Pharmac. Journ. and
Transact. Third Ser. No. 317. July 1876. p. 77.. Wp.
7
Chemische Bestandtheile des Ephens.
Aether zieht nach Davies und Hutchinson aus
gequetschten Epheubeeren eine fettige Substanz aus. Behan-
delt man sie demnach mit kochendem Spiritus und zieht den
grössten Theil desselben ab, so scheidet sich beim Erkalten
der Flüssigkeit ein grünliches Pulver ab, welches durch
wiederholte Auflösung ım Spiritus und Behandlung mit Thier-
kohle ganz farblos wird. Dieser Körper entspricht der He-
derasäure von Possett, reagirt jedoch nur dann sauer, wenn
er nicht ganz rein ist, die Mutterlauge reagirt dagegen ent-
schieden sauer. In Aether ist derselbe schwach löslich, noch
weniger in Chloroform, Benzin, Schwefelkohlenstoff und Was-
ser. Mit concentrirter Schwefelsäure färbt er sich prächtig
violett. In schwach erwärmter Salpetersäure löst er sich mit
Leichtigkeit, beim Erhitzen entwickeln sich rothe Dämpfe.
Die Lösung wird durch Wasser gefällt, der Niederschlag
scheint eine Nitroverkindung zu sein. Ammoniak löst die
sogenannte Hederasäure mit Leichtigkeit, die Lösung wird
auf Zusatz von Wasser gelatinös. Die Epheublätter scheinen
gleichfalls Hederasäure zu enthalten, der daraus vom Ver-
fasser dargestellte Körper färbt sich wenigstens mit Schwe-
felsäure violett. Die alkoholische Lösung dieses Körpers, mit
Wasser stark verdünnt, schäumt stark beim Schütteln, wie
Saponin, doch unterscheidet er sich von diesem durch eine
viel geringere Löslichkeit in Wasser. (The Pharm. Journ.
and Transact. Third Ser. No. 327. Septbr. 1876. »p. 275.).
Wr.
Vanille.
Die Entdecker des künstlichen Vanillins Ferd. Tie-
mann und Wilh. Haarmann haben nach ihrem früher
(Archiv. Sept. 1876) mitgetheilten Verfahren zur quantitati-
ven Bestimmung des in der natürlichen Vanille enthaltenen
Nanillins eine Anzahl Vanillesorten untersucht und folgende
Werthe erhalten:
I. Mexico-Vanille.
1) Beste Qualität 1873er Ernte 1,69 °/, Vanillin.
a later
3) Mittlere - - =: 1232, -
ne Cumarin und seine Verwendungen. Det
II. Bourbon-Vanille.
1) Beste Qualität 1874er Ernte 2,48%, Vanillin.
BT - - RO ER
BE - - N
4) - - 1875er - 1,97 - -
5) - - - - 2,43 - -
6) Mittlere - - 37 -
7) Geringe - 1874er _ 1,55 - -
Br 875er." MORE wie
II. Java-Vanille.
1) Beste Qualität 1873er Ernte 2,75 °, Vanillin.
2) Mittlere - 1874er - 1,56 - 2
Es wird durch diese Resultate die Folgerung aus frühe-
ren Versuchen bestätigt, dass, wenn auch das bessere oder
schlechtere Aussehen, nach welchem man gewöhnlich ver-
schiedene Qualitäten der Vanille unterscheidet, nicht immer
genau einem höheren oder geringeren Vanillingehalte entspricht,
die besten Qualitäten der Vanille doch im Durchschnitt 1,5
bis 2,5%, Vanillin enthalten.
Frühere Forscher wollten in der Vanille Benzoesäure
gefunden haben, Verfasser constatirten deren Abwesenheit
und nehmen an, dass die früher für Benzo&säure gehaltene
Substanz Vanillinsäure oder ein Gemisch von Vanillinsäure
und Vanillin gewesen ist. Dies gilt natürlich nur von unver-
fälschter Vanille; denn es ist bekannt, dass man die Vanille-
schoten häufig mit Benzoesäure überstreut, um einen nicht
vorhandenen Krystallüberzug zu ersetzen. (Ber. d. d. chem.
Ges. IX, 1287.). 0. J.
Cumarin und seine Verwendungen.
Erschöpft man zerkleinerte Tonkabohnen mit Aether, so
erhält man beim Verdampfen Cumarinkrystalle, die durch eine
fettige Substanz verunreinigt sind und durch wiederholtes
Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt werden. 4,6771 Hektog.
Tonkabohnen ergaben 7,125 g. Cumarin. Dies ist die Methode
von Boullay und Boutron-Charlard. Eine etwas ge-
ringere Ausbeute wird erhalten, wenn man statt Aether das
billigere Petroleum-Benzin anwendet. In ähnlicher Weise
lässt sich Cumarin darstellen aus den getrockneten Kräutern:
\spernla odorata L., Melilotus officinalis Pers., Liatris odora-
_ tissima Willd. und Galium triflorum Mich.
Das letztere halten die Deutschen in Amerika für unsern
Waldmeister (Asperula odorata), dessen massenhafte Verwen-
dung zu Maibowle bekannt ist. Galium gehört wie Asperula
zu den Rubiaceen, nimmt beim Trocknen einen, von Cumarin
herrührenden, starken Geruch an und enthält ebenso eine
adstringirende Snbstanz, ein gelbes Harz, ein unangenehmes
fettes Oel und Traubenzucker.
Nach Cotzhausen ist Cumarin enthalten in den Prä-
paraten: Extract von frisch gemähtem Heu, in Extract Mille
Fleurs, in Moschusextract, Tonkaextract, Sachet (Riechsäck-
chen) Mille Fleurs und Maiwein- Essenz. (American Journal
of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Serie. Vol. VI. 1876.
pag. 405 seqg.). 10%
Ueber Liquidambar styracifiua
berichtet Louis Hughes in Dyersburg, Tenn.: „Der Baum
ist hier häufig und wächst in Thälern und auf Höhen. In
den erstern ist er gross, 10 bis 18 Meter hoch mit wenigen
und kurzen Zweigen, auf den Höhen ist er niedriger und
schattiger, Die flügelähnlichen Korkfurchen finden sich ge-
wöhnlich in der Rinde der kleinen Zweige und am entwickelt-
sten an den Bäumen der Thäler. Das „Gummi“ schwitzt
aus den Rissen der Rinde und aus den Wunden des Stammes
zu allen Jahreszeiten aus und erhärtet an der Luft. Es ist
löslich in Alkohol und lässt sich zu einem Syrup verarbeiten,
der dem Tolusyrup ähnlich und eben so angenehm ist. Die
Kinder der Einwohner des Landstrichs kauen das Gummi,
ziehen aber das härtere vor. Monatlich werden gegen
50 Kilog. an Fabriken exportirt, die Kaugummi daraus fabri-
eiren.“ (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVII.
228er Vol. VE 18976: nag. 335.). R.
Iris versicolor
enthält nach der Analyse von Marquardt ein Oel, das
durch Aether gereinigt hellfarbig und von angenehmem mil-
dem Geschmacke ist, aber bald scharf wird; ein weiches Harz
mit deutlich scharfem Geschmack, das durch Salpetersäure
schön purpurroth, nach einigen Stunden gelb und zäh wird;
362 Epilobium angustifolium. — Eupatorium purpureum, a
Zucker; eine gelbe Masse mit eigenthümlichem, nicht unan-
genehmem bitterm Geschmack; Eiweiss; Gummi; Stärke, —
Wird das frische Rhizom mit Wasser destillirt, so erhält man
ein opalescirendes Destillat mit eigenthümlichem Geruch, aus
welchem sich eine weisse campherähnliche Masse abscheidet,
schuppig, mit schwachem Geruch, fast geschmacklos und lös-
lich in Alkohol. (American Journal of Pharm. Vol. XLV11.
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 406.). R.
Statt Epilobium angustifolium
wird neuerdings viel Salix Muhlenbergiana betrügerischer-
weise auf den Markt gebracht, wodurch weniger Erfahrene
leicht getäuscht werden können. (American Journal of Phar-
macy. Vol. XLVIII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 431.)
Yin;
Aus der Wurzel von Eupatorium purpureum
hat Lloyd eine gelbe, neutrale, krystallisirte Substanz dar-
gestellt. Sie ist leicht löslich in heissem, wenig löslich in
kaltem Alkohol, unlöslıch in Wasser; mit verdünnten Säuren
geht sie keine Verbindungen ein, wird durch starke Schwe-
felsäure zersetzt, ist geschmacklos und scheint keinen arznei-
lichen Werth zu haben. (American Journal of Pharmacy.
Vol. XLVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 331.). R.
Ueber das Genus Teuerium
schreibt John M. Maisch.
Teucrium Scordium L., der Lachenknoblauch, germandree
aquatique, wird in England gewöhnlich water germander
genannt, weil er in feuchten, sumpfigen Wiesen, in Teichen
u.s. w. wächst. Man findet ihn in Westasien und in einem
grossen Theile von Europa. Vor vierzig Jahren war er in
den meisten Pharmacopöen des europäischen Festlandes offici-
nell, ist aber seitdem fast überall obsolet geworden.
Die Pflanze gehört zu den Labiaten, einer Pflanzenfami-
lie, die durch völliges Fehlen aller giftigen Eigenschaften
characterisirt ist, und deren wirksame Bestandtheile haupt-
sächlich in ätherischen Oelen bestehen, verbunden mit mehr
oder weniger eines bittern, nicht alkaloidischen Stoffes, gele-
gentlich mit etwas Tannin. Die medicinische Wirkung der
Labiaten ist desshalb in der Hauptsache carminativ und stimu-
lirend, bisweilen tonisch und stomachisch. Ihr Vaterland sind
die gemässigten Landstriche der alten Welt, von wo eine
Anzahl nach Amerika verpflanzt und dort in manchen Gegen-
den völlig einheimisch geworden ist.
Das Genus Teucerium ist mit den Ajugoideen classificirt,
welche eine kurze oder tief gekerbte und vorwärts gekehrte
Oberlippe haben, so dass diese zu fehlen scheint; die vier
stamina dringen durch den Schlitz der Oberlippe. Manche
europäische Arten hatten früher grossen Ruf, so Teucrium
Scordium und T. scordioides Schreb., welche das o%o0dıov
des Diosceorides sein sollen. Ersteres ist weich behaart,
erlangt eine Höhe von 29 bis 44 Üentimeter, hat sitzende,
oblonge, gesägte Blätter und rosenrothe Blüthen, von welchen
zwei bis drei zusammen in den Blattwinkeln sitzen. T. scor-
dioides ist rauhbehaart und hat herzförmig ovale, etwas um-
fassende Blätter. Beide haben bittern Geschmack und in
frischem Zustande einen deutlichen Knoblauchgeruch, ihre
Anwendung war früher als antiseptisch und diaphoretisch als
Gurgelwasser und als Verband für unreine Geschwüre. Das
Londoner Dispensatorium von 1676 zählt eine lange Reihe
guter Eigenschaften dieser Pflanze auf.
Geringere Wirkung wird T. Scorodonia L. oder ee:
nia heteromalla Mönch. beigelegt. Die folgenden Species
en früher in Europa als Arzneipflanzen in Gebrauch we-
gen ihrer stimulirenden und tonischen Eigenschaften und haben
als Hausmittel noch einigen Ruf: T. Polium L., T. monta-
num L., T. ereticum L. und T. rosmarinifolium Lam., T. fla-
vum L., T. fruticans L. (das Erba di $S. Lorenzo in Unter-
italien), T. chamaedrys L. (das Xaueıdovg des Dioscorides),
‚_T. botrys L.
Diese und andere in Südeuropa und an den Ufern des
Mittelmeeres einheimische Species differiren sehr wahrschein-
lich in ihren medicinischen Eigenschaften nicht von T. Cana-
dense L., dem wilden Salbei oder Gamander der Vereinigten
Staaten und Canada.
Etwas abweichende Eigenschaften hat T. marum L., der
Katzenthymian oder syrisches Mastixkraut, das am Mittelmeer
wächst. Es hat einen stark aromatischen, kampferartigen
- Geruch und aromatischen, etwas bitter herben Geschmack.
Man hat es innerlich in Dosen von 1,218 g. bis 3,654 g.
354 Fucus vesiceulosus und verwandte Species,
angewandt in verschiedenen spasmodischen und Nervenleiden
und äusserlich besonders wegen seiner Niesen erregenden
Eigenschaften; es bildet desshalb einen Hauptbestandtheil im
Pulvis sternutatorius einiger alten europäischen Pharmacopöen.
Der Katzenthymian führt den officinellen Namen Herba mari
veri. (American Journal of Pharm. Vol. XLVII. 4. Ser.
Vol. VI. 1876. pag. 392 seq.). R.
Ueber Fuecus vesieulosus und verwandte Species
schreibt John M. Maisch.
Obgleich Theophrastus in seiner Botanik mehrere
Seealgen erwähnt, so scheint doch der Seetang vor der ersten
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts keine medicinische An-
wendung gefunden zu haben, wenigstens nennt das Londo-
ner Dispensatorium von 1676 denselben nicht: Russell
führte ihn in die Mediein ein durch seine Schrift „De tabe
glandulari“ 1750, in welcher er Fucus vesiculosus in Form
von Kohle und Gallerte empfiehlt. Die erstere, später als
Aethiops vegetabilis bekannt, wurde dargestellt, mndem man
die Pflanze in einem verschlossenen, mit durchbohrtem Deckel
versehenen Tiegel erhitzte, bis kein Rauch mehr entwich; die
letztere erhielt man durch Auspressen der schleimigen Flüs-
sigkeit oder durch Maceration des Fucus in gleichem Gewichte
Seewasser zwei Wochen lang, oder bis er in Gallerte ver-
wandelt war, die innerlich und äusserlich Anwendung fand.
Nun fand Fucus vesieulosus Eingang in verschiedene Phar-
macopöen, wurde aber wieder daraus gestrichen, zuletzt 1850
von der Dubliner Pharmacopöe. Die guten Wirkungen gegen
Skropheln und Kropf des Aethiops vegetabilis und der
Schwammkohle, welche Arnaud de Villeneuve gegen
Ende des dreizehnten Jahrhunderts anwandte, und die Ent-
deckung des Jods in der Asche von Seepflanzen, veranlasste
Coindet in Genf 1819 die Wirkungen des Jods zu unter-
suchen, worauf dieses Element in die Medicin eingeführt
wurde. Duchesne Dupare und später Godsfrey (1862)
fanden, dass dieser Fucus ein werthvolles Mittel gegen Fett-
sucht sei, was sich aber nachher nicht in vollem Maasse
bestätigte. Im neuer Zeit hat der Blasentang in den Ver-
einigten Staaten ausgedehnte mediceinische Anwendung ge-
funden.
Das Genus Fucus gehört zur Ordnung Algae, Unter-
ordnung Fucoideae oder Melanosporeae und hat entweder
Fucus vesiculosus und verwandte Species. 365
einen cylindrischen (fadenförmigen) oder flachen, gewöhnlich
gegabelten Thallus, die Sporocarpien sind aufgeblüht und
sitzen meistens an den Zweigenden. Bei einigen Species ist
der Thallus theilweise aufgeblüht und bildet hohle Blasen.
Fucus vesiculosus L. erlangt eine Länge von 29 bis
87 Centimeter und hat einen 1!/, bis 3 Centimeter starken
flachen Thallus mit ganzem Rande und deutlicher Mittelrippe
in seiner ganzen Länge. Die Blasen stehen paarweise, auf
jeder Seite der Mittelrippe eine, kugelförmig oder oblong von
Gestalt, bisweilen Haselnuss gross. Der Tang wächst an fel-
sigen Küsten des Atlantischen Oceans nahe der Hochwasser-
srenze und in Sümpfen, die gelegentlich durch die Fluth
überschwemmt werden. Er hiess früher Quercus marina,
seine englischen Namen sind: bladder-wrack, sea-wrack,
sea-ware, kelp-ware, black tang. In Schottland und
andern Ländern des Nordens dient er im Winter als Futter
für Pferde, Rinder und Schafe, wird auch bei Futtermangel
vom Rothwild genossen.
Andere Species sind Fucus nodosus L., F. serratus L.,
F. siliquosus L. (Cystoseira siliquosa Agardh), F. natans L.
(Sargassum bacciferum Agardh).
Alle diese und noch andere scheinen dieselben Bestand-
theile zu haben: Schleim, Mannit, riechendes Oel, Bitterstoff
und viel Salze, die für trockne Pflanzen berechnet 14 bis
20 Proc. betragen. Die Zusammensetzung ändert sich nach
Gödeschen, James u.a. je nach den Standorten, die wirk-
samsten Pflanzen werden gesammelt, wenn die Sporocarpien
sich gebildet haben, etwa im Juli. Marchand fand (1865)
in der Asche von Fucus vesiculosus 0,719 Proc. Jod und
0,603 Proc. Brom; in F. siliquosus fast eben soviel; in F.
serratus 0,834 Jod und 1,007 Brom, während die Fucoidee
Laminaria digitata Lamx. 5,352 Jod und 0,774 Brom enthielt;
Lam. saccharina Lamx. ergab etwa die Hälfte.
Blasentang wird in Frankreich als Extraet angewandt,
indem man die Pflanze mit 54 Proc. Alkohol auszieht; es soll
15 Theile des Fucus repräsentiren; — dann als Syrup nach
Potier, indem man 150 Theile der gepulverten Pflanze mit
14 Proc. Alkohol behandelt, die Tinetur zu 230 Theile ein-
dampft und darin 370 Theile Zucker löst; 20 g. (ein Ess-
löffel voll) dieses Syrups repräsentirt 0,6 g. des Extraets und
5 g. des Fucus. (American Journal of Pharm. Vol. XL VII.
4. Ser. Vol. 1876. pag. 395 seq.). R.
366 Carnaubabaum. — Erythrophlaeum guinense ete. — Oel d. Elaeoco
Carnaubabaum.
Der vor dem Parlament verlesene brasilianische Handels-
bericht giebt über den Carnaubabaum, Copernicia cerifera,
interessante Daten. Es ist eine in den nördlicher Provinzen
Brasiliens wildwachsende Palme, welche die stärkste Trocken-
heit erträgt, ohne ihr üppiges Grün zu verlieren. Der Wur-
zel sollen ähnliche Heilkräfte zukommen wie der Sarsaparille.
Das Holz des Stammes ist in hohem Grade politurfähig. Der
junge Blätterschopf dient als beliebtes Nahrungsmittel, zur
Bereitung von Zucker, Wein und Essig. Aus der Stamm-
spitze lässt sich ein sagoartiges Gummi gewinnen, aus dem
Holz werden musicalische Instrumente, sowie Pumpenstöcke
gefertigt. Das Fruchtmark ist wohlschmeckend, die geröste-
ten ölreichen Saamen liefern ein caffeeartiges Getränk. Aus
den Blättern endlich wird ein zur Fabrikation von Kerzen benutz-
tes Wachs gewonnen, von welchem im Durchschnitt jährlich
900,000 Kilog. im Werth von 3,200,000 Mk. exportirt wer-
den, während der Exportwerth der übrigen dieser nützlichen
Pflanze abgerungenen Producte sich gleichfalls auf nahezu drei
Millionen Mark beläuft. (The Chicago Pharmacist. Vol. IX.
No. 6. pag. 178. June 1876.). Dr. GE
Erythrophlaeum guinense et E. coumenga.
Gallois und Hardy haben die Rinde obengenannter
Pflanzen in chemischer und physiologischer Beziehung einge-
hender Studien unterzogen. Es gelang ihnen, aus der Rinde
ein Alkaloid darzustellen, das sie Erythrophlein nannten,
welches auf die Bewegung des Herzens sistirend wirkt.
(Journal de Pharmacie 'et de Chimie. IV. Serie. Tom. XX1V.
p. 25.). Dr: RR
Oel der Elaeococca.
Durch Verseifung des aus den Saamen von Elaeococca
vernicia gepressten Oeles mit alkoholischer Kalilösung erhielt
Clo&z ein vollkommen krystallisirtes Salz, aus dem sich eine
feste, bei 48° schmelzende Fettsäure abscheiden lässt, welche
er als Elaeomargarinsäure bezeichnet. Dieselbe besitzt die
Eigenthümlichkeit, sowohl im reinen Zustande, als auch in
ihrer Verbindung mit Glycerin, dem Trielaeomargarin, durch
%*
RS Einwirkung des Lichtes auf Elaeococcaöl ete. |
den Einfluss des Sonnenlichtes verhältnissmässig rasch in
eine isomere Modification überzugehen, welche erst bei 71°
schmilzt und in Alkohol wenig löslich ist, Sie kann daher
leicht erhalten werden, indem man eine kalt gesättigte wein-
- geistige Lösung der noch unveränderten Säure den Sonnen-
strahlen aussetzt, wodurch sich allmählig stattliche Krystall-
lamellen der modificirten Verbindung ausscheiden. Für letztere
giebt Olo&öz den Namen Elaeostearinsäure. Beide haben die
Zusammensetzung 0:7 H?’ O2 und die übereinstimmende
Eigenschaft, durch 24stündiges Erhitzen auf 180° sich voll-
ständig in eine dritte, schon bei gewöhnlicher Temperatur
flüssige Modification von gleicher Zusammensetzung, die Elaeo-
$
;
oleinsäure, umzuwandeln, welche die Eigenschaft, durch das
Licht in Elaeostearinsäure übergeführt zu werden, gänzlich
verloren hat. Die längst bekannte Eigenthümlichkeit des
Elaeococcaöles, bei Lichtzutritt fest zu werden und nach vor-
herigem Erhitzen dieses nicht mehr zu thun, hat damit eine
experimentelle Erklärung gefunden. (Journ. de Pharm. et de
Chimie. 4. Serie. Tome XXV. vpag. 5.). Dr.-G2B
Einwirkung des Lichtes auf Elaeococcaöl und seine
feste Modification.
Nach Cloez bleibt das aus den frischen geschälten Saa-
men durch kaltes Pressen erhaltene Elaeococcaöl im Dunkeln
' und selbstbei einer Temperatur unter O° unverändert. In einer
r
e
geschlossenen Röhre dem Sonnenlicht dahingegen ausgesetzt,
verdickt sich die Flüssigkeit nach und nach, so dass sie nach
einigen Tagen butterartige Oonsistenz annimmt und
ihr Schmelzpunkt nahezu 32° wird.
Die concrete Masse hat weder an Gewicht zu- noch ab-
genommen und verhält sich ebenso, wie das flüssige Oel
gegen Lackmus neutral. Das flüssige Oel mit einer alkoho-
lischen Kalilösung verseift und diese Seife durch Phosphor-
säure zersetzt, giebt Glycerin und 2 Fettsäuren, wovon eine
fest, die andere flüssig ist. Durch Pressung werden diese
getrennt und erstere durch wiederholtes Lösen in Alkohol
krystallinisch erhalten. Um sie ganz rein zu erhalten, berei-
tete Verf. eine Kalkseife, behandelte diese mit Aether und
zersetzte diese in der Wärme durch HCl. Verf. nennt diese
Säure Margarolsäure, welche in Rhomboidal- Blättchen
krystallisirt und bei 48° schmilzt. In geschlossenen Röhren
368 Zusammensetzung der Tayuiawurzel. — Mate.
lässt sich diese neue Säure unter einer Wasserschicht auf-
bewahren. Die Analyse gab folgende Zusammensetzung:
Ü 71,50
H 10,94
16) 17,56
100,00.
(Repertoire de Pharmacie. No. 11. Juin 1876. p. 328.).
Bi.
Zusammensetzung der Tayuiawurzel.
Yvon fand folgende Zusammensetzung:
Wasser 11557 11,57
Glucose 0,84
| Krystallisirbare Stoffe in
Alkohol löslich 0,24
Organische Stoffe 76,96 \ Bitteres Harz 1,3%
| Aeth. Oel =
ı Stärke 17,32
| Organische Säure, Holz —
[ Verlust DI
| Kiesel 1,02
] Kalk 4,71
Mineralstoffe 11,47 \ Magnesia 3,12
| Aluminium und Eisen 1,28
Kali, Natron 1,39
Schale und Salzsäure —
100,00.
(Repertoire de Pharmacie. No. 17. Septembre 1876. p. 518.).
® io £. er E Bi.
Mate.
Nach Paul wird dieses südamerikanische Getränk auf
folgende Weise bereitet. /
In einem Gefässe wird Zucker und eine Lage kleiner
Zweige, auf welchen das Pulver der Blätter ruht, gebracht
und diese Schichten so lange wiederholt, bis die Flasche zu
?/, damit angefüllt ist.
Mit lauwarmem Wasser übergossen, wird der erste Aus-
zug erhalten, welcher von so geringer Güte ist, dass gewöhnlich
AB Br It AR
Manconarinde u. Erythrophlaeum eouminga. hg
eine Negerin den Vorzug hat, denselben vermittelst eines
Metallrohrs abzusaugen. Die 6—7 späteren auf einander
folgenden Auszüge, mit heissem Wasser unter jedesmaligem
Zusatz von etwas Zucker und Pulver erhalten, sind gut. Das
Gefäss geht während dieser Zeit von Hand zu Hand, wo
jeder sein Theil aussaugt. Unter Mate wird eigentlich das
Gefäss verstanden, in welchem und aus welchem dieses Ge-
tränk bereitet und gezogen wird. Die Pflanze selbst heisst
Hierba und ist ein kleiner Baum. Die Blätter gleichen den
Coccablättern, enthalten Caffein und haben nur eine Central-
rippe. Das Getränk soll gegen den Durst und Hunger sehr
gut sein. (Repertoire de Pharmacie. No. 17. Septembre
#976. pn. 331.) : Bl.
Manconarinde und Erythrophlaeum couminga.
Nach Gallois und Hardy stammt diese Rinde von
einem hohen Baum, einer Caesalpinaea, dessen Holz sehr hart
und unzerstörbar ist. Die Rinde wird von den Wilden zum
Vergiften der Pfeile verwandt und kommt in abgeplatteten,
unregelmässigen Stücken, von braunröthlicher Farbe mit un-
ebener Oberfläche vor. Sie ist sehr hart, geruchlos und reizt
der geringste Staub derselben ausserordentlich zum Niesen.
Das Alkaloid, welches sie enthält, wurde auf folgende Weise
gewonnen.
Die mit Vorsicht gepulverte Rinde wurde mit 90° Alko-
hol, welcher mit HCl schwach angesäuert war, drei Tage lang
wiederholt ausgezogen. Die abdestillirten Auszüge, welche
ein rothbraunes Extract gaben, wurden durch wiederholte Be-
handlung mit lauwarmem destillirten Wasser von vielen harzi-
gen Stoffen befreit. Die wässrige Lösung im Wasserbade
gehörig eingeengt, wurde kalt mit Ammoniak gesättigt, mit
ihrem 4—5fachen Volumen säurefreien Essigäther übergossen
und in einem Glascylinder kräftig durcheinander geschüttelt.
Vermittelst eines Glashahnes wurde der Aether abgelassen
und die wässrige Schicht so lange mit weiterem Aether behan-
deit, bis dieselbe vollständig erschöpft war.
; Die gesammelten, filtrirten ätherischen Lösungen, in einem
- Wasserbade bei sehr gelinder Temperatur verdunstet, gaben
einen gelblichen Rückstand, welcher mit kaltem destill. Was-
ser mehrmals behandelt wurde. Giebt die wässrige Lösung
_ kein genügend reines Alkaloid, so ist die Reinigung mit dem
Essigäther nochmals vorzunehmen.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Hit, 24
370 Das Amyrıin.
Das so erhaltene Alkaloid, welches Erythrophlein genannt
wurde, ist ein fester Körper von krystallinischem Ansehen,
vereinigt die toxischen Eigenschaften der Rinde im höchsten
Grade und ist als ein Herzgift zu betrachten. 2 Millig. unter
die Haut eines Froschschenkels eingespritzt, bewirken 5 bis
8 Minuten langes Stillstehen der Herzkammer, indem das
Herz selbst zusammengezogen wird. Die Herzohren schlagen
während einer unbeständigen Zeit, wenn auch sehr beschränkt,
weiter und hören gewöhnlich beim Ausdehnen des Herzens
auf. Bei warmblütigen Thieren bedingt dieses Gift convul-
sive Zuckungen und unmittelbare auf einander folgende Eng-
brüstigkeit mit Störungen der Blutbildung. Bei der Leichen-
schau ist das Herz gewöhnlich weich und mit Blut gefüllt.
Erythrophlein ist darin nachzuweisen.
Atropin ruft die Bewegungen des mit Manconagift ge-
lähmten Herzens nicht zurück. Curare schwächt dahingegen
die Wirkung. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist in den Saa-
men und in den Blättern dasselbe Alkaloid enthalten, wie in
der Rinde.
Erythrophlaeum couminga oder Koumango ist eine ver-
wandte Species der Erythr. guinensis. Es ist ebenfalls ein
Baum mit hohem Wuchs, und enthält ebenfalls ein giftiges,
aber nicht mit Erythrophlein identisches Gift.
Erythrophlaeum guinensis ist zu deutsch der Rothwasser -
oder Sussybaum. (Repertoire de Pharmacie. No. 17. Sep-
tembre 1876. 531.). Bl.
Neue Beiträge zur Kenntniss des Elemi.
Ueber das Amyrin.
Eugen Buri stellte sich zur Aufgabe, die von Flücki-
ger ausgesprochene Vermuthung, dass das Amyrin nach der
Formel (C!°H!°O)? + H?O zusammengesetzt sein müsse,
näher zu untersuchen, stellte sich zu diesem Zweck Amyrin
durch Extrahiren des Elemi mit kaltem Weingeist selbst dar,
krystallisirte aus kochendem Weingeist um und fand für das
nicht sublimirte wie für das sublimirte Präparat die Formel
C?5H420, welche sich zunächst in C?5H4°H2O = (C°H®)5H 20
zerlegen lässt und wonach das Amyrin als ein Terpenhydrat
zu betrachten ist.
Das Amyrin reagirt in weingeistiger Lösung neutral und
löst sich in den wässrigen Lösungen der ätzenden Alkalien
en 3
auch beim Kochen nicht, ist rechtsdrehend und ist mit Was-
serdämpfen von atmosphärischer Spannung nicht flüchtig.
In der Retorte erhitzt, schmilzt es zuerst, sublimirt dann
theilweis und zersetzt sich zuletzt in eine ölig braune flüch-
tige Flüssigkeit unter Rücklassung einer glänzenden Kohle.
Der Schmelzpunkt liegt bei 177°. Mit schmelzendem Kali
behandelt, wird es wenig angegriffen und giebt dann Oxal-
säure und Spuren flüchtiger Säuren.
Acetylirtes Amyrin 027 H42O? oder 025H#10, C2H30.
In dem Molecul des Amyrins lässt sich ein Atom H
durch das Radical der Essigsäure vertreten. Das erhaltene
Product bildet umkrystallisirt blendendweisse, glimmerartige
Blättchen, welche bei 198° schmelzen, im Weingeist schwerer
löslich sind; das Amyrin enthält den Sauerstoff als Hydroxyl
02327 .H0;
Verhalten des Amyrins zum Brom.
Brom wirkt sehr heftig auf festes Amyrin und lässt sich
aus weingeistiger Lösung ein undeutlich krystallinisches gel-
bes Pulver erhalten, das nicht unzersetzt schmelzbar ist, son-
dern sich bei 130° unter Schmelzen und Aufschäumen zersetzt.
Die nach zwei verschiedenen Methoden ausgeführten Analysen
geben folgende Formeln:
8(C2°H%?0) + 30 Br =5(0*°H$3Br?O) + 15 HBr + 3H?O
oder 8(02°H*?0) + 20Br = 5(0?°H8Br®0) + 5HBr
+ 3H?O.
Producte der trockenen Destillation des Amyrins.
Fraetion von 60— 70°. Farblose, leichtbewegliche auf H?O
schwimmende Flüssigkeit, von angenehmem Geruch, fast ge-
schmacklos.. Mit H?O geschüttelt, ertheilt sie demselben einen
aromatischen Geschmack und giebt mit Jod und Kali Jodoform.
Der in HO unlösliche Theil löste Jod mit himbeerrother
Farbe.
Fraction von 185 — 200°. Hellgelbe dünnflüssige Flüs-
sigkeit von angenehmem Geruch und Geschmack, auf H?O
schwimmend und darin sehr wenig löslich.
Fraction von 200—280° Goldgelbes etwas dickflüssi-
ges Oel, von schwachem Geruch und scharfem Geschmack,
leichter als H?2O und sehr wenig darin löslich.
Was bei 300° und darüber überging, bildete ein dick-
flüssiges Oel von brauner Farbe.
#
24*
ni DIR € Re
.
An
Verhalten des Amyrins gegen Salpetersäure. “4
372 Megarrhiza Californica (Torrey
Kochende Salpetersäure greift das Amyrin lebhaft an und
giebt eine klare gelbe Lösung, welche beim Verdampfen eine
glasig gelbe Masse hinterlässt, welche in H?O gelöst eine
oxalsäurehaltige, die Fehling’sche Lösung redueirende Flüssig-
keit giebt. Der grössere unlösliche Theil ist eine Harzsäure,
die aus der weingeistigen Lösung als gelbes Pulver fällt.
(Buchner's Repertorium. Bd. XXV. pag. 193.). ©. Sch,
Megarrhiza Californiea (Torrey)
gehört zu den Cucurbitaceen, ist eine krautige, saftige Rebe
und zeichnet sich durch eine riesige Wurzel aus. Diese ist
perennirend, tubero-fusiform, äusserlich von gelblich grauer
Farbe und runzelig; innen weiss, saftig und fleischig mit
einem widerlichen Geruch, der beim Trocknen fast ganz ver-
schwindet, mit bitter scharfem, unangenehmem Geschmack,
der eine Schärfe im Halse zurücklässt. Die Indianer be-
nutzen diese Wurzel als ein drastisches Abführungsmittel bei
Wassersucht.
John P. Heaney untersuchte diese Wurzel. Sie ver-
liert beim Trocknen 70 bis 75 Procent an Gewicht. Die
trockne Wurzel ist äusserlich gelblich braun, der Länge nach
gerunzelt; innen weiss, mit der Zeit dunkel werdend, con-
centrisch gestreift, leicht zerbrechlich, leicht zu pulvern und
giebt ein weisses Pulver.
Bei der Behandlung des Pulvers mit Aether fand Hea-
ney ein Harz mit rhomboidisch krystallinischer Structur.
Er nennt es Megarrhizitin; es ist löslich in Alkohol und
Aether, wird durch Alkalien und Kupfervitriollösung nicht
affieir. Bei der Behandlung mit Alkohol ergab sich eine
bräunliche, etwas durchscheinende, zerbrechliche und zu gelb-
lich braunem Pulver zerreibliche Substanz, die den Namen
Megarrkizin erhielt. Sie ist unter 100° ©. schmelzbar, ent-
zündet sich nicht, ist in Alkohol löslicher als in Wasser;
beide Lösungen sind äusserst bitter; in Aether unlöslich.
Schwefelsäure löst diese Substanz langsam zuerst mit hellro-
ther dann brauner Farbe, Salzsäure giebt eine schwach vio-
lette Färbung, Ammoniak eine matt gelbe Farbe. Andere
Reagentien geben zweifelhafte Erscheinungen; verdünnte
Schwefelsäure oder Salzsäure wirken in der Kälte nicht, aber
beim Sieden tritt sofort Zersetzung ein: es entsteht ein Zucker
Stickstoffbestimmung in organischen ; Körpern.ete. :
und eine unlösliche Substanz, die Heaney Megarrhizioretin
nennt. Nach dem Auswaschen und Trocknen hat dieses eine
dunkelbraune Farbe, ein harziges Aussehn und ist leicht zer-
brechlich. Alkohol löst es leicht, Aether nur theilweise.
Der Rückstand der Aetherlösung zeigt, dass es ein zusam-
mengesetzter Körper ist.
Die Asche der Wurzel enthält: Magnesia, Kalk, Eisen,
Kali und Natron, gebunden an Salz-, Schwefel- und Phos-
phorsäure, und Kieselerde. :
Mesarrhizin ist also ein Glucosid und hat manche Achn-
_ liehkeiten mit den Glucosiden Colocynthin und Bryonin, unter-
‘ scheidet sich aber auch von diesen beiden in manchen Eigen-
schaften und ist desshalb als eine besondere Substanz zu
betrachten.
ei Ein Arzt in San Franzisco prüfte auf seine physiologische
Wirkung ein alkoholisches Extract der Wurzel und das Me-
_ garrhizin und kommt zu folgendem Resultate:
Das Extract ist in grossen Dosen ein kräftiges Irritans,
das Gastro-enteritis und Tod bewirkt. Es verursacht knei-
_ fende Schmerzen im Magen, Ekel, Erbrechen und profuse
‘ Diarrhöe, starke Strangurie und andere Symptome von Nie-
_ ren- und Blasenreiz. In kleinen, häufig wiederholten Dosen
_ wirkt es diuretisch und abführend. Da es reichliche Entlee-
zungen bewirkt, so müssen seine hydragogischen Eigenschaften
bei Wassersucht gut verwendbar sein. — Vergiftungsversuche
mit dem Megarrhizin an einem Hunde misslangen, da dieses
‘ Erbrechen verursacht. Da nichts im Magen des Thieres ver-
plieb, nicht einmal das Futter, so wurde der Hund nach eini-
gen Tagen getödtet und sofort_obducirt. Hauptsächlich wur-
‘ den constatirt: ein rother Fleck in der Schleimhaut des Magens
nahe dem obern Magenmunde, die Eingeweide waren leicht
entzündet, eben so die Blase, die fast leer war, die Nieren
zeigten deutliche Congestion. (American Journal of Pharmacy.
_ Vol. XLVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 451 seq.).,. AR.
hr Stickstoffbestimmung in organischen Körpern, ins-
besondere in Düngmaterialien.
Mit Rücksicht auf den Umstand, dass gebildete Land-
- wirthe, welche den verschiedenen Werth des in Düngmateria-
= "a enthaltenen Gesammtstickstoffs wohl kennen, an den
374 Titrirung des Stickstoffgehalts im Dünger.
Agriculturchemiker häufig mit der Forderung herantreten, die
Form zu bestimmen, in welcher der Stickstoff in einem ge-
wissen Material enthalten ist, hat F. Jean die mancherlei
üblichen Methoden der Stickstoffbestimmung untersucht und
empfiehlt als leicht ausführbar und zuverlässig das folgende
Verfahren.
Man bestimmt zunächst die Gesammtmenge des vorhan-
denen Stickstoffs durch Erwärmen der Substanz mit Alumi-
nium und Kalilauge, wobei aller vorhandene Stickstoff in
Ammoniak übergeführt wird, welches man in Normalsalzsäure
leitet und durch Rücktitriren derselben seiner Menge nach
kennen lernt. Nun wird eine zweite Menge des zu unter-
suchenden Körpers mit Wasser erschöpft und der Auszug mit
Magnesia der Destillation unterworfen, wobei nur das als
solches vorhandene Ammoniak entweicht, gleichfalls in Nor-
malsalzsäure aufgefangen und so quantitativ bestimmt wird.
Ein weiterer Auszug einer dritten Substanzmenge wird
mit Eisenchlorürlösung gemischt, durch ein Trichterrohr rau-
chende Salzsäure hinzugegeben und das sich nun während des
Kochens entwickelnde Stickoxyd über Quecksilber aufgefangen
und gemessen, wobei noch durch Titriren des unverändert
gebliebenen Eisenchlorürs eine Controle geübt werden kann.
Die hierbei erhaltene Stickstoffmenge war als Nitrat vorhan-
den und zieht man sie, sowie das durch die zweite Operation
gefundene Ammoniak von der beim ersten Versuch ermittel-
ten Gesammtstickstoffmenge ab, so giebt der Rest diejenige
Stickstoffmenge an, welche in organischer Form, als Protein-
körper, vorhanden war. (Bull. de la Soc. Chim. de Paris.
Tome XXV1. No. 1. pag. 10.). Dr. 6%
Titrirung des Stickstoffgehalts im Dünger.
Für Apotheker, welche nicht mit allen Apparaten zur
Ausführung einer Elementaranalyse ausgerüstet sind, mag es
von Werth sein, zu erfahren, dass Houzeau einen verhält-
nissmässig einfachen Apparat zusammengestellt hat, welcher
die Stickstoffbestimmung von Dünger und vielen anderen
stickstoffhaltigen organischen Körpern mit Leichtigkeit aus-
zuführen erlaubt. Dieses Azotimeter besteht in der Haupt-
sache aus einem kleinen Verbrennungsofen aus Eisenblech,
heizbar durch sechs Spiritus- oder auch Gasflammen. Ihm
sind beigegeben eine gewisse Anzahl von Verbrennungs-
Behandlung der Schmelzmasse von Silieaten. 375
röhren, in der richtigen Reihenfolge gefüllt mit oxalsaurem
Kalk, Natronkalk und grob gestossenem Glas und mit einem
rechtwinklig gebogenen Glasrohr versehen, ferner eine gra-
duirte Burette und eine genau titrirte alkalimetrische, resp.
azotimetrische Flüssigkeit. Nachdem eine abgewogene Menge
des zu untersuchenden Materials mit der mittleren Partie
Natronkalk gemengt und wieder an die richtige Stelle in das
Verbrennungsrohr gebracht worden, wird mit dem Erhitzen
in einer genau beschriebenen Weise begonnen und die sich
entwickelnden Gase durch die gebogene Glasröhre in einen
mit Wasser gefüllten Cylinder geleitet, dessen Inhalt durch
einen Tropfen der azotimetrischen Flüssigkeit nach vorherigem
Zusatz von etwas Lackmus geröthet wurde. Sobald die Am-
moniakentwicklung beginnt, wird sich das vorgeschlagene
Wasser blau färben, worauf man wieder von der titrirten
Säure zusetzt und sofort, wobei aus dem endlichen Gesammt-
verbrauch der letzteren der Stickstoff nach beigegebener
Tabelle berechnet und schliesslich in Procenten ausgedrückt
wird. (Journ. de Pharm. et de Chimie,. 4. Serie. Tom. XXV.
pag. 91.). Dr. 624
Behandlung der Schmelzmasse beim Aufschliessen
von Silicaten.
Um die Schmelze nach dem Aufschliessen von Mineralien
durch Kali- Natron-Carbonat leicht aus dem Platintiegel ent-
fernen zu können, empfiehlt ©. Störkmann aus langer
Erfahrung folgenden Kunstgrifl.
Nachdem die Aufschliessung in starker Hitze beendet
ist, lässt man die Masse mit dem Tiegel völlig erkalten.
Darauf erhitzt man nochmals, aber nur so lange, bis der
Rand des Kuchens zum Schmelzen kommt, und lässt dann
wieder erkalten. Darauf bedeckt man die Masse mit Wasser,
welches man in den Tiegel spritzt, erwärmt einen Augen-
blick durch Unterhalten der Flamme und „sofort löst sich
der Kuchen los.“ — Drückt man nun mit einem Glasstabe
auf den Rand des Kuchens, so kann man ihn im Tiegel wen-
den und meist als Ganzes in eine Porzellanschaale ausschüt-
ten, wo er mit Wasser so lange erwärmt wird, bis er zer-
sangen ist. Den Tiegel reinigt man mit etwas Wasser und
Salzsäure, und spült die Reste ebenfalls in die Schaale. Die
Platintiegel müssen frei von Beulen sein und dürfen keine zu
höhe und schmale Form haben; der des Verfassers hatte
376 Molybdänsaures Ammon. — Jodstärkereaction, BR '
38 MM. Höhe, ebenso viel oberen und 21 MM. unteren Durch-
messer. Auch Tiegel von 41 MM. Höhe, 33 MM. oberem
und 19 MM. unterem Durchmesser zeigten sich brauchbar;
jedoch ist die breitere Form bequemer. Um Beulen zu ver-
meiden, unterlasse man stets, den Tiegel zu biegen oder zu
drücken. Schon vorhandene Beulen klopfe man vorsichtig,
womöglich über einer Form, heraus. Die aufzuschliessende
Substanz mengt Verfasser mit dem 2!/, bis 3fachen Gewicht
kohlens. Kali- Natron und giebt oben auf noch eine Messer-
spitze Salpeter. Letzterer erhält den Tiegel blank und ver-
hütet die Bildung von Platinlegirungen. (Zeitschrift für anal.
Chemie. 15. Jahrg. 3. Hft. S. 283.). Dr. E. FE.
Verhalten der Auflösung von molybdänsaurem Ammon
in Salpetersäure zum Licht.
Eine derartige Auflösung dem Tageslicht ausgesetzt, bil-
det nach längerer Zeit einen gelben, aber phosphorsäurefreien
Absatz. Derselbe wird von M. Jungk, der ihn näher unter-
sucht hat, als eine Modification der Molybdänsäure bezeichnet.
In dunklen oder blauen Flaschen aufbewahrt, bildete sich die-
ser Absatz gar nicht, oder doch nur in sehr unbedeutender
Menge. (Zeitschrift f. anal. Chemie. 15. Jahrg. 3. Hft.
S. 290.). Dr. E. F.
Zur Jodstärkereaction.
Puchot fand gelegentlich der Untersuchung verdächtiger
Butter auf eine Beimischung von Amylum, dass die Bildung
von Jodstärke nicht stattfindet, also eine Bläuung stärkmehl-
haltiger Flüssigkeiten nicht eintritt, wenn gleichzeitig gewisse
stickstoffhaltige organische Körper zugegen sind, z. B. Eiweiss.
Ebenso verhält sich Milchserum. Schon gebildete Jodstärke
wird durch Eiweisszusatz wieder entfärbt, offenbar weil das
Eiweiss ihr das Jod entzieht und mit letzterem eine feste
Verbindung eingeht. Hierfür spricht auch der Umstand, dass
reichlich zugesetztes Jod die blaue Färbung wieder hervor-
ruft. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome XXIV.
p. 221.). Dr.
rn
Schwefels. im Easig ete. 377
ohle. — SW Alkalien
Bestimmung des Schwefels in Kohle
nach Dunnington. 202 Thle. schwefelfreier Salpeter und
53 Thle. schwefelfreies kohlensaures Natron werden zusam-
mengeschmolzen und die geschmolzene Masse pulverisirt.
Die zu untersuchende Kohle wird mit 15 Thln. dieser
Schmelze in einem Agatmörser gemischt, mit 15 Thln. schwe-
felfreier kohlens. Magnesia zusammengerieben und in
einem bedeckten Platintiegel so erhitzt, dass die ganze Mi-
schung innerhalb 2—3 Minuten vollständig flüssig ist. Nach
dem Abkühlen wird die Masse 3—4 Mal mit kochendem
Wasser ausgesüsst, die Lösungen fÄiltrirt, mit HCl ange-
säuert, erwärmt und die Sulfate wie gewöhnlich mit BaCl?
gefällt und daraus der S berechnet. (Te american Chemist.
No. 75. September 1876. pag. 83.). Bl.
Eine neue Titrirmethode für scehwefelsaure Alkalien.
Zur maassanalytischen Bestimmung schwefelsaurer Alka-
lien versetzt Jean deren Lösung mit überschüssigem Baryt-
wasser und dann mit einer genügenden Menge kohlensauren
Wassers, um hierdurch nicht allen den überschüssigen Baryt
als kohlensauren auszufällen, sondern auch die als solche
abgeschiedenen Alkalien in kohlensaure zu verwandeln. Dem
Filtrat wird Lackmustinetur und dann bis zur beginnenden
Röthung Normalschwefelsäure zugesetzt. Die hierbei ver-
brauchte Menge der letzteren ist natürlich genau gleich der-
jenigen, welche ursprünglich mit den Alkalien verbunden
war, und damit diese ermittelt. (Journ. de Pharm. et de Chi-
mie. 4. Serie. Tome XXV. pag. 112.). Dr..G.12
Neue Methode, freie Schwefelsäure oder Salzsäure im
Essig, im Citronsaft und ähnlichen Flüssigkeiten nach-
zuweisen.
. Da der Essig, ausser wenn er destillirt ist, nicht blos
aus Essigsäure und Wasser besteht, sondern immer Kali-_und
Natronsalze organischer Säuren, als der Essigsäure und Wein-
steinsäure, ferner Chlornatrium enthält, so leuchtet ein, dass
Schwefelsäure und Salzsäure, wenn sie in kleinen Mengen
dem Essig zugesetzt wurden, nicht als im freien Zustande
ie Si rr,
RR TER
? . HH
darin vorkommend betrachtet werden können. Sie werden
vielmehr nach Hehner die Salze der organischen Säuren in
äquivalenter Menge zersetzen. Sobald noch urzersetztes
essigsaures oder weinsaures Salz im Essig vorhanden ist,
kann keine Spur freier Mineralsäure gegenwärtig sein. Da
die organischen Salze der Alkalien beim Einäschern in koh-
lensaure Salze verwandelt werden, so lässt sich mit Sicher-
heit schliessen, dass bei alkalischer Reaction der Asche des
‘ssigs freie Mineralsäure in demselben nicht vorhanden sein
konnte. Wenn aber die Asche neutral reagirt, so war wahr-
scheinlich freie Mineralsäure vorhanden. Die Menge derselben
lässt sich sehr genau bestimmen in der Weise, dass man dem
verdächtigen Essig ein bekanntes, genau gemessenes Volum
einer Decinormal- Natronlösung zusetzt, etwas mehr als zur
Neutralisation aller muthmasslich vorhandenen Mineralsäure
nöthig sein würde, abdampft und einäschert. Der Alkali-
gehalt der Asche giebt alsdann das Maass für die Menge der
freien Schwefelsäure oder Salzsäure. Gesetzt, man habe 200.C.
Natronlösung zugefügt und nach der Einäscherung findet man
durch Titrirung mit Normalsäure nur einen 5 0.C. entspre-
chenden Alkaligehalt, so sind 15 C©.C. der Natronlösung durch
die Mineralsäure im Essig neutralisirt.
Da der Neutralisationspunkt mit Lackmus viel besser und
genauer zu ermitteln ist, wenn man roth zu blau, statt um-
gekehrt, titrirt, so verfährt man besser der Art: 50 0.C.
Essig werden mit 25 C.C. Zehntnormalnatronlösung versetzt,
welche 0,200 Procent Schwefelsäure neutralisiren. Die Flüs-
sigkeit wird in einer Platinschaale abgedampft, eingetrocknet
und eingeäschert; dann fügt man 25 0.0. Decinormalschwefel-
säure zu, genau entsprechend dem Natron, erwärmt zur
Austreibung der Kohlensäure und filtrirt in einen Becher, das
Filter mit heissem Wasser nachwaschend.. Zu dem Filtrat
setzt man Lackmustinetur und ermittelt durch Decinormal-
natron die Säure, wo denn das Volum der zur Neutralisation
erforderlichen Alkalilösung direct das Verhältniss der freien
Mineralsäure im Essig angiebt. (The Pharmac. Journ. and
Transact. Third Ser. No. 333. Novbr. 1876. pag. 391.).
Wr.
378 Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs.
Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs.
Finot und Bertrand wenden zur Werthbestimmung
der Alkalisulfocarbonate folgende Methode an, welche auf der
Be | Bestinnmung der CO? im Kohlensäureapparate. 379
Ben bei 60° vollständig eintretenden Zersetzung des sulfo-
kohlensauren Zinks basirt.
Zehn Gramm des zu untersuchenden Alkalisulfocarbonates
werden mit 25 C.C. Wasser und 10 C.C. einer concentrirten
Zinksulfatlösung in einem einschliesslich seines Inhalts zuvor
genau gewogenen Kolben langsam und vorsichtig erwärmt,
bis die Zersetzung des anfänglich gebildeten Zinksulfocarbo-
nates vollendet und die Flüssigkeit von dem noch übrig
gebliebenen Schwefelzink weiss geworden ist. Der dabei
fortgegangene Schwefelkohlenstoff musste durch eine auf-
gesetzte Röhre streichen, in der mit Schwefelsäure getränkter
Bimsstein sich befand, so dass mitgegangenes Wasser zurück-
gehalten wurde. Zuletzt lässt man einen Luftstrom etwaige
Reste von Schwefelkohlenstoff mitnehmen und bestimmt nun
durch eine zweite Wägung den Gewichtsverlust des Apparats
und damit die Menge des in 10 g. Sulfocarbonat enthalten
gewesenen Schwefelkohlenstofis. (Journ. de Pharm. et de
Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. pag. 298.). Dr, G-%
Zur Bestimmung der CO? im Kohlensäureapparate.
Wird zur Bestimmung der CO? im Carbonate der Koh-
lensäureapparat angewandt und die CO? aus dem Gewichts-
verlust berechnet, so sind die Resultate ungenau.
Die CO?, welche durch irgend eine stärkere Säure aus
den Carbonaten getrieben und gegen Ende durch Erhitzen
aus dem Apparat und um eine Wiederaufnahme nach dem
Erkalten zu vermeiden, durch Aussaugen des heissen Ap-
parates nur allein entfernt wird, reisst Wasserdämpfe, HCl etc.
mit sich, wenn der Apparat heiss ausgesaugt wird.
Land setzt desshalb dem abgewogenen Carbonat ein
Stückchen Paraffin zu und wiegt dieses als zum Appa-
rat gehörend, mit. Wird jetzt die Flüssigkeit erhitzt, so
schmilzt das Paraffin und bedeckt die Flüssigkeit und diese
kann ruhig erkalten, ohne dass eine Wiederabsorption
des Gases stattfindet. Nach dem Erkalten wird der Ap-
parat ausgesaugt und gewogen.
Die Trockenröhre füllt Verfasser mit Bimsstein, wel-
cher vorher mit schwefelsaurer Kupferlösung gesättigt war,
und etwas CaUl, beide durch etwas Wolle oder Asbest ge-
trennt.
Die Bestimmungen fand Verf. viel genauer, so dass die-
ser kleine Zusatz zu empfehlen ist. (American Chemist.
No 76. October 1876. p. 125.). DI.
Volumetrische Bestimmung von Biearbonaten neben
freier Kohlensäure. IR
Die von dem Maassanalytiker so häufig empfundene Unan-
nehmlichkeit, dass die Farbe der Lackmustinetur schon unter
dem Einfluss der freien Kohlensäure etwas verändert wird,
umgeht E. Jaquemin auf die Weise, dass er an Stelle der
Lackmustinctur als Indicator für die Neutralität eine Mischung
von Pyrogallussäure- und Eisenchloridlösung verwendet. Eine
solche Mischung wird nemlich durch alkalisch reagirende
Körper, mithin auch durch Bicarbonate violett gefärbt, welche
Farbe bei erfolgter Neutralisation sofort in hellbraun über-
geht, ohne dass gleichzeitig anwesende freie Kohlensäure die-
sen Farbenübergang auch nur im Mindesten alterirte. Die
Leichtigkeit, mit der das Ende der Reaction beurtheilt wer-
den kann, macht es nach Jaquemin möglich, die Menge von
Bicarbonaten auch in solchen Wässern zu bestimmen, die
davon nur minimale Quantitäten enthalten, wie dies bei Brun-
nen-, Flusswässern u. dergl. der Fall ist. (Journal de Pharm.
et de Ohimie. IV. Serie. Tom. XXI. pag. 412.).
Dr. E. RB:
Titrirung von Arsen.
Ein von Champion und Pellet angegebenes Verfah-
ren zur maassanalytischen Bestimmung des Arsens besteht im
Wesentlichen:
1) In der Ueberführung des Arsens in das Sulfür,
2) Auflösung des letzteren in Ammoniak und Saturiren.
mit Essigsäure,
3) Titriren des Arsens in dieser, jetzt mit Amylumlösung
versetzten Flüssigkeit mittelst Jod. (Bulletin de la Societe
Chimique de Paris. Tome XXVI. No. 12. pag. 541.).
Dr.-CHE
C. . Bücherschau.
Kryptogamen-Flora von Schlesien. Im Namen
der Schlesischen Gesellschaft für den Cultur
herausgegeben von Prof. Dr. Ferdinand Cohn. --
Erster Band. Gefäss-Kryptogamen, bearbeitet
von Dr. K. Gustav Stenzel.e. Laub- und Leber-
moose, bearbeitet von K. Gustav Limpricht. Cha-
raceen, bearbeitet von Prof. Dr. Alexander Braun. —
' Breslau, 1876/77. — J. U. Kern’s Verlag (Max Müller). —
XI. und 4718.
Es war gewiss ein glücklicher Gedanke des Herausgebers vorliegen-
den Werkes, dem allverehrten Präses der Schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Cultur, Herrn Geh. Medieinalrath Prof. Dr. Göppert, zur
Feier seines 50 jährigen Doctor-Jubiläums (11. Januar 1875) eine wissen-
schaftliche Huldigung durch Herausgabe einer Gesammtflora der Krypto-
samen Schlesiens darzubringen, welehe dem hochyerdienten Nestor der
schlesischen Botaniker gewidmet ist,
Hat doch der gefeierte Jubilar selbst seit einem halben Jahrhundert
die Kryptogamenkunde Schlesiens nach allen Richtungen hin mächtig
- gefördert, theils durch eigene Forschungen, theils durch Anregung zahl-
reicher Schüler! —
Die Resultate aller dieser Forschungen, sie sind niedergelegt in die-
ser Kryptogamen-Flora, deren 1. Band vor kurzem erschienen ist.
Derselbe ist von Specialforschern bearbeitet, deren Leistungen weit über
die Grenzen Schlesiens heraus rühmlichst bekannt sind. Es dürfte ge-
rade dieser 1. Band von dem grössten Interesse für die ganze botani-
sche Welt schon desshalb sein, weil er die letzte Arbeit einschliesst,
die der unvergessliche und unersetzliche Alexander Braun noch kurze
Zeit vor seinem zu früh erfolgten Tode vollendet hat: die Bearbeitung
der Characeen! Und diese glauben wir auch als die Perle des kost-
baren Werkes bezeichnen zu dürfen! Eine Monographie, welche
nieht nur die systematischen, sondern auch die entwicklungsgeschichtlicher
-und morphologischen Verhältnisse erschöpfend behandelt, umfasst sie
alle bekannten Characeen des deutschen Reichs.
Mit gleicher Meisterschaft haben die Herren Dr. Stenzel und
- 6. Limpricht ihre Aufgaben gelöst. Jeder der betreffenden Abtheilun-
gen der Kryptogamen geht ein kurzer historischer Abriss voraus; dann
_ folgen detaillirte Schilderungen der Verbreitung im Gebiete, nach den
_ Höhen und dem Substrate, eine Uebersicht des in dieser Flora befolgten
Systems, eine kurze Darstellung der organographischen und morphologi-
389 Bücherschau.
schen Elemente, bis endlich die Aufzählung und Beschreibung der ein- _
zelnen Arten den Abschnitt beschliesst. Die Beschreibungen sind durch-
gehends vorzüglich; in präciser und klarer Darstellungsweise sind die
Diagnosen von Gattung und Art durch Hervorheben der charakteristischen
Merkmale auch dem Anfänger verständlich. — Der zweite Band dieser
Kryptogamen-Flora wird binnen Jahresfrist erscheinen und enthält die
Algen, bearbeitet von Dr. Osear Kirchner, Sanitätsrath Dr. Bleisch,
und Prof. Dr. Ferdinand Cohn, die Flechten, bearbeitet von Prof.
Dr. Körber und Garteninspector B. Stein, während der 3. Band, die
Pilze, bearbeitet von Oberstabsarzt Dr. Schröter, enthaltend, spä-
testens im Jahre 1879 zur Versendung kommen wird. —
Wir wünschen dem Werke eiue glückliche Vollendung, — einem
Werke, das, einzig in seiner Art dastehend, der botanischen Literatur
aller Länder zur Zierde gereichen und des ausgezeichneten Mannes, dem
es gewidmet ist, sich gewiss würdig erweisen wird. —
Geisa, im Juni 1877. A. Geheeb.
Schlüssel der Gattungen und Blüthenkalender
zu Hochstetter’s populärer Botanik für Schule
und Haus. — Neu bearbeitet von Wilhelm Hoch-
stetter, K. Universitätsgärtner in Tübingen. — Stutt-
gart, Verlag von Schiekhardt & Ebner. — VIII und
199 8. —
Hochstetter’s „Populäre Botanik“ ist ein beliebtes Volksbuch
geworden, für dessen praktische Brauchbarkeit die bereits in 4. Auflage
erschienene, von dem Sohne des verstorbenen Ch. F. Hochstetter
besorgte Bearbeitung der beste Beweis ist. Vorliegendes Taschenbuch,
zum praktischen Gebrauch auf Excursionen bestimmt, bildet den Beglei-
ter und Schlüssel zum II. Bande der speciellen Botanik, in welchem die
in Deutschland , Oesterreich und der deutschen Schweiz wildwachsenden
Pflanzen beschrieben sind. Die hinter den verschiedenen Arten im Blü-
thenkalender und die hinter den Gattungen im Schlüssel stehenden Zah-
len weisen auf die Seite hin, auf welcher im II. Bande die nähere Be-
schreibung der Gattungen und Arten zu finden ist, während die im Blü-
thenkalender vor den Gattungsnamen stehenden Zahlen die Klasse und
Ordnung des Linn@’schen Systems angeben. Wie in den früheren Aufla-
gen, so werden auch in diesem Exceursionsbuch die Pflanzen in 5, resp.
6 besondere Gärten eingetheilt, nemlich: 1) Holzpflanzen, 2) Kraut-
pflanzen und krautartig aussehende kleine Sträucher, 3)Gras-
pflanzen, 4) lilienartige Pflanzen, 5) Wasserpflanzen,
6) Farnkräuter. Jeder dieser Gärten ist nach dem Linne’schen Sy-
stem geordnet. — Der Blüthenkalender giebt die Monate an, in
welchen die in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz am häufigsten
wild sich findenden Pflanzen ihre Blüthezeit haben und theilt sich in 5
besondere Kalender, den 5 ersten Gärten des Schlüssels entsprechend.
Der 2., 4, und 5. Kalender zerfällt in 3 Hauptabtheilungen, Frühling,
Sommer und Herbst, jede dieser Hauptabtheilungen hat wieder ihre
Unterabtheilungen nach den Farben der Blüthen, so dass zuerst die
weissblühenden, dann die gelbblühenden, 3) die blaublühenden, 4) die
Bücherschau, _
rothblühenden, 5) die braunblühenden und 6) die grünblühenden Kräuter
verzeichnet sind. Endlich ist bei jeder dieser Abtheilungen eine An-
ordnung nach den Standorten getroffen worden. Die Bäume und Sträu-
cher (Kalender I) sind einfach nach den Monaten geordnet, und auch die
Graspflanzen (Kalender III) entbehren der Angabe der Farbe der Blü-
then, da ihr Unterschied in dieser Beziehung sehr unbedeutend ist. Sie
sind nach ihren Standorten, die Scheingräser ausserdem noch nach ihrer
Grösse geordnet. —
Wir zweifeln nicht daran, dass dieses rein auf das Practische ge-
richtete Buch dem Anfänger zur bequemen ÖOrientirung auf Exeursionen
von Nutzen sein wird. —
Geisa, im Juni 1877. 4A. Geheeb.
Uebersicht der speciellen Drogenkunde, von Dr.
med. Ferd. Aug. Falck, Privatdocent an der Universi-
tät in Kiel. — Kiel, Schwers’sche Buchhandlung, 1877. —
V. und 378. —
Dieses vorzugsweise als Leitfaden bei den Vorlesungen des Verfasser’s
ausgearbeitete Schriftehen beschenkt uns mit einer Classification der Dro-
gen von einem neuen Gesichtspunkte aus, welche vom Verf., nach einem
kurzen vergleichenden Ueberblick der pharmakognostischen Literatur, in
folgender Weise motivirt wird: „Je länger ich über die Classifica-
tion der Drogen nachdenke, um so weniger vermag ich einzusehen,
dass die Spaltung des Materials der Pharmakognosie in 3, rcsp. 2 Theile
(Tbier-, Pflanzen- und Mineralreich) naturgemäss sei. Aus welchem
Grunde hat man denn z. B. die Belladonnawurzel zur Droge erhoben?
Etwa desshalb, weil sie zu den Wurzeln zählt oder desshalb, weil ihre
Stammpflanze im natürlichen System zu den Solanaceen gerechnet wird oder
desshalb, weil sie eine auffallende Wirkung hat? Doch sicher nur aus
dem zuletzt angeführten Grunde! Da das Atropin der wirksame Bestand-
theil der Belladonnawurzel ist, so kann über das Wesen der Droge kein
Zweifel bestehen. Es liegt im genannten Alkaloid. Was von der Bella-
donnawurzel soeben dargethan wurde, gilt auch für die übrigen Drogen.
Wenn die Classification derselben nach haltbaren Principien geschehen
soll;so müssen sie nach den wirksamen Bestandtheilen geordnet werden.
Diese Forderung muss zur Zeit gestellt und festgehalten werden, wenn die
Erfüllung derselben auch hier und dort Schwierigkeiten macht. Letztere
sind nur dadurch bereitet, dass die Forschung noch nicht so weit gekom-
men ist, den wirksamen Bestandtheil einer jeden Droge zweifelsfrei anzu-
geben. Drogen der Art sind bei der Classification so zu behandeln, dass
an Stelle des unbekannten Stoffes derjenige Stoff, welcher die Droge am
meisten auszeichnet, zu Hülfe genommen wird.“
Nach diesen Principien theilt Verf. die Drogen in folgende 11 Clas-
sen ein:
x 1 Drogen, welche Alkaloide enthalten; II. Drogen,
welehe Säuren, Anhydride, Aldehyde und Amidoderivate
enthalten; IIl. Drogen, welche Aether und Kohlenwasser-
stoffe enthalten; IV. Drogen, welche Glucoside enthalten;
V. Drogen, welche Gerbstoffe enthalten; VI. Drogen, welche
‘ durch ihnen eigenthümliche, chemisch indifferente Stoffe
383
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2; 384 Bücherschau.
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Ai ausgezeichnet sind; VIL. Drogen, welche ätherische Oele
” enthalten; VIII. Drogen, welehe Harze enthalten; IX. Dro-
BT. gen, werthvoll durch ihren Gehalt an Kohlenhydraten;
X. Drogen, welche durch keine ihnen eigenthümliche Stoffe
ausgezeichnet, äusserlichzurAnwendungkommen; XI, Dro-
gen, welche durch einen hohen Gehalt an anorganischen
Bestandtheilen (kohlensaurer und phosphorsaurer Kalk)
ausgezeichnet sind. — Jede Classe zerfällt wieder in Ordnungen,
Unterordnungen und Gruppen, bei deren Aufstellung Verf, zunächst .
an chemische, in zweiter Linie erst an botanische und zoolo-
gische Thatsachen angeknüpft hat. Zur Einreihung der phaneroga-
mischen Stammpflanzen in die Familien wurde der „Syllabus der
Vorlesungen über Phanerogamenkunde“ von Dr. A.W. Eich-
ler, zur Classifieation der Stammthiere der animalischen Drogen das
Werk von Claus benutzt; für die Formeln der chemischen Stoffe wurde
© — 12 angenommen. —
3, So neu und eigenthümlich uns auch diese Eintheilung der Drogen
erscheinen mag, deren Durehführung auf mancherlei, vom Verf. selbst
anerkannte Schwierigkeiten stossen wird, so halten wir diese Uebersicht
dennoch für eine sehr verdienstvolle Arbeit, welehe gewiss vielfach anre-
gend wirken und zum Nachschlagen und Repetiren von Nutzen sein
wird. —
Geisa, im Juni 1877. 4A. Geheeb.
Der Kohle-Druck und dessen Anwendung beim Vergrösse-
rungs- Verfahren. Nebst einer Notiz über Photomikrographie
von Dr. Paul E. Liesegang. Fünfte Auflage. Düsseldorf.
Ein Beweis für die Zweckmässigkeit des Werkes ist schon der, dass
dasselbe bereits in fünfter Auflage vorliegt. Der Kohledruck hat sich
neben dem Chlorsilberdruck, trotzdem er verhältnissmässig viel jünger ist,
sehon ziemlich bedeutend Terrain erobert, wenn er auch noch lange nicht
so einfach zu handhaben ist wie dieser. Da der Kohlenstoff einer der
beständigsten Körper ist, welchen wir kennen, so werden auch die durch
denselben erzeugten Bilder unbegrenzt lange haltbar sein.
Jedem, der sich mit diesem zukunftsreichen Verfahren bekannt machen
will, ist das vorliegende Buch nur zu empfehlen.
Dresden. Dr. E. @eissler,
Halle, BuchZruckerei des Waisenhauses,
ARCHIV DER PHARMACIE
Band, 5: Delft.
mn
A. Originalmittheilungen.
August Husemann.
Nekrolog.
Die nachfolgenden Mittheilungen über das Leben und
die wissenschaftliche Thätigkeit des am 17. Juli im rüstigen
Mannesalter verstorbenen Dr. phil. August Husemann,
früheren Professors der Chemie und Physik an der Kan-
tonsschule in Chur, dürften vielen Deutschen Apothekern
nicht unwillkommen sein. Wohl wenige Fachgenossen ken-
nen den Verstorbenen noch aus der Zeit, wo er selbst als
Pharmaceut in verschiedenen Orten Deutschlands thätig war.
Eine nicht unbedeutende Zahl hat ihn später, als er als Docent
der Chemie und Assistent an einem noch jetzt von Studiren-
den der Pharmacie stark besuchten Laboratorium einer Deut-
schen Hochschule wirkte ‚ als Lehrer kennen und schätzen
gelernt. Durch seine wissenschaftlichen Leistungen schon in
dieser Periode in weiteren Kreisen bekannt geworden, hat er
seit der Zeit, wo ihn die Annahme einer anderen Stellung
nicht allein der Deutschen Heimath entführte, sondern auch
den pharmaceutischen Interessen mehr zu entfremden schien,
bei uns durch eine grössere Reihe wissenschaftlicher Aufsätze,
die zum Theil im Archiv publieirt wurden, und durch mehrere
unfangreiche Werke die Zahl derjenigen Apotheker bedeutend
vergrössert, welche durch ihn Belehrung gefunden haben.
Die reiche Fülle seiner wissenschaftlichen Leistungen ist
besonders den Apothekern und Aerzten zu Gute gekommen
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. Heft. 25
386 A. Husemann, Nekrolog.
und wird ihm bei beiden ein wohlverdientes Andenken über
das Grab hinaus bewahren. Man wird den Mann, dem wir
sie verdanken, um so höher schätzen, wenn man weiss, dass
derselbe schon von früher Jugend auf schwächlich und kränk-
lich war und mit einem complicirten Brustleiden ringen musste,
das bei Verschlimmerungen ihm schon früh so heftige Athem-
noth bereitete, dass er viele Tage und Nächte nur im Bette
sitzend zubringen musste, und welches ihn in den letzten
vierzehn Jahren wiederholt an die Schwelle des Todes führte.
Man wird seine Arbeitskraft bewundern müssen, wenn man
erwägt, dass es ihm nie vergönnt war, über sachverständige
Assistenten oder Schüler zu gebieten, die ihn mit Vorarbeiten
unterstützen konnten; alle seine zahlreichen mühsamen und
zeitraubenden Untersuchungen und Analysen, mit Ausnahme
einzelner phytochemischer, bei denen ihm fleissige Hände
geholfen, hat er mit eigener Hand vollendet.
August Heinrich Husemann wurde am 5. Septem-
ber 1833 zu Stolzenau im ehemaligen Königreiche Hannover
geboren, wo sein Vater noch jetzt in hohem Alter lebt. Er
erhielt seine Schulbildung theils in Privatinstituten seines
Geburtsortes, theils auf dem Gymnasium zu Detmold und
widmete sich Ostern 1848 der Pharmacie, die er auf der
damals von dem jetzigen Fürstl. Lippeschen Medicinalrathe
G. Quentin geleiteten Detmolder Hofapotheke erlernte. Nach
vollendeter Lehrzeit fungirte er als Apothekergehülfe in meh-
reren Hannoverschen Orten, zuerst in Lamspringe (1852 —53),
dann in Aurich (1853 —55) und Nienburg (1855 — 1857),
von wo aus er Ostern 1857 die Universität Göttingen bezog.
Nach vollendetem pharmaceutischen Studium und glänzend
bestandenem Hannoverschen Staatsexamen nahm er 1858 wie-
derum eine Gehülfenstelle in Osnabrück an, die er jedoch
schon nach einem halben Jahre aufgab, um seinen längst
gehegten Plan, sich ganz der Chemie zu widmen, auszufüh-
ren. Michaelis 1858 nach Göttingen zurückgekehrt, studirte
. er daselbst unter Wöhler und Limpricht Chemie und wurde
im Sommer 1860 Assistent an dem damals neu eingerichte-
ten, unter Leitung von Prof. ©. Bödeker stehenden physiolo-
A. Husemann, Nekrolog. 387
gisch-chemischen Laboratorium. Hier vollendete er seine Stu-
dien über die eigenthümlichen Bestandtheile von
Daucus Carota, welche den Gegenstand seiner Inaugural-
dissertation bilden, auf Grund deren er am 8. August 1860
zum Dr. phil. promovirt wurde.
Schon in seiner Studienzeit hatte eo: Husemann
mannigfache Gelegenheit, sein eminentes Lehrtalent zur Gel-
tung zu bringen. Seit 1859 hielt er regelmässige Repetito-
rien und Examinatorien über pharmaceutische Chemie und
der Kreis seiner Zuhörer erweiterte sich bald so, dass in den
- Jahren 1860 — 63 kaum ein Pharmaceut in Göttingen studirt
haben dürfte, welcher nicht an denselben Theil genommen
hätte. Auch das physiologisch -chemische Laboratorium füllte
sich rasch in dieser Zeit mit Pharmaceuten und bot ihm Ge-
legenheit zu Belehrung in der verschiedensten Weise und
Arbeit in Hülle und Fülle. Zu dieser Lehrthätigkeit kamen
seit 1862, wo er sich an der Universität Göttingen als Pri-
vatdocent der Chemie habilitirte, noch stark besuchte Vor-
lesungen über pharmaceutische und gerichtliche Ohemie hinzu.
Wie sehr er die letzterwähnte Partie der Chemie mit
Meisterschaft beherrschte, davon legte er im Jahre 1862 den
besten Beweis durch die Bearbeitung des chemischen Theiles
des von ihm in Gemeinschaft mit seinem Vetter und nach-
maligen Schwager Dr. med. Th. Husemann herausgegebenen
Handbuches der Toxikologie (Berlin, G. Reimer) ab.
Es war keine Ueberhebung, dass er, nachdem er erst durch
eine sehr sorgsam ausgeführte Dissertation in die Reihe der
chemischen Schriftsteller sich eingeführt hatte, sofort mit einer
so umfangreichen Arbeit, welche die ausgedehntesten Studien
und umfassendes eigenes Forschen voraussetzt, auftrat. Die
Arbeit, durch welche sein Name in den weitesten Kreisen
bekannt geworden ist, zeugt auf jeder Seite von den aus-
geführten gewaltigen Vorarbeiten, die er dazu unternommen,
z _ und hat die ungetheilte Anerkennung der Fachgenossen ge-
_ funden, welche speciell im Gebiete der forensischen Chemie
thätig waren. Die Bearbeitung des Stoffes zeigt jene Klarheit
und Durchsichtigkeit, welche auch die späteren Abhandlungen
25*
388 A. Husemann, Nekrolog.
A. Husemann’s auszeichnet. Für viele jüngere Gerichts-
Chemiker ist der als „ Ermittlung der in gerichtlich medicinischer
Hinsicht wichtigsten Gifte“ (S. 179 — 233) überschriebene
Abschnitt ein Leitfaden bei ihren Untersuchungen geworden.
Inzwischen wurden übrigens auch andere Theile der Chemie
nicht vernachlässigt. Zunächst folgten einige Arbeiten aus dem
Gebiete der organischen Chemie, welche weniger dem Arzte
und Apotheker als dem Chemiker von Fach zu Gute kamen.
Schon 1860 hatte er sich bemüht, das problematische Sulfo-
carbamid, den dem Rhodanammonium isomeren Harnstoff, durch
Einwirkung des Chlorürs vom Schwefelkohlenstoff auf Ammo-
niak zu erhalten. Aber auch die Methode Natanson’s für die
künstliche Bildung des Harnstoffs gab ihm, auf die Rhodan-
verbindungen übertragen, ein negatives Resultat, indem er
durch Einwirkung von Ammoniak auf Aethylsulfocarbonat
stets nur Aethylmercaptan und Rhodanammonium erhielt, wie
ihm auch Methyl-, Aethyl- und Allylsulfocarbonat bei Be-
handlung mit Ammoniak stets Rhodanammonium lieferten.
War durch diese Arbeit auch nicht das Ziel erreicht, nach
dem er gestrebt hatte, so ergab sie doch theils eine reiche
theoretische Ausbeute in Bezug auf die Constitution des
Rhodanammoniums und der Rhodanverbindungen überhaupt,
theils practische Resultate, z. B. eine sehr einfache Methode
zur Darstellung des Aethylsulfocarbonats, theils führte die
weitere Verfolgung derselben Aug. Husemann zur Entdeckung
verschiedener bisher nicht dargestellter organischer Verbin-
dungen. Dahin gehört in erster Linie der Sulfokohlen-
säure-Aethylglycolaether (Aethylensulfocarbo-
nat), dann das bei der Darstellung des letzteren zuerst
erhaltene, später aus amorphem Aethylensulfür von ihm dar-
gestellte Diäthylensulfür und verschiedene Verbindungen
des Sulfäthylens, hierauf das Dimethylensulfür und sechs
neue Sulfocarbonate der Aethyl-, Allyl- und Aethylenreihe,
welche mit Ammoniak ebenfalls nur Rhodanammonium und den
entsprechenden Mercaptan gaben, endlich eine grosse Anzahl
von Salzen der äthylenschwefligen Säure (Disulf-
ätholsäure). Die Einzelheiten dieser Untersuchungen sind
be EHE EL ET SFr Dekan ARD a ER Fe Be .;
ARE
N:
A. Husemann, N Serie 389
theils in den Nachrichten der Göttinger Soeietät der Wissen-
schaften (1861/62), theils im chemischen Centralblatt und in
den Annalen der Chemie und Pharmacie publicirt.
Bald jedoch zog es A. Husemann wieder zur Phytoche-
mie zurück. Wenn er in seiner ersten Arbeit dieser Art eine
exacte chemische Prüfung zweier bereits bekannter Pflanzen-
stoffe, des in der gelben Mohrrübe enthaltenen Carotins
und Hydrocarotins, sich zur Aufgabe gemacht hatte: so
waren es jetzt höhere Ziele, denen er nachstrebte. Es war
ihm durch seine forensisch-chemischen Studien klar geworden,
dass viele durch starke Wirksamkeit ausgezeichnete Vege-
tabilien noch gar nicht oder doch nur ungenügend untersucht
seien, so dass die angeblichen activen Principien als Gemenge
verschiedener, zum Theil vielleicht ganz entgegengesetzt wir-
kender Stoffe erschienen, und dass die Isolirung vieler reinen
Pilanzenstoffe wegen der grossen Löslichkeit derselben, zumal
in Wasser, andere Methoden erfordern, als bisher meist in
Anwendung gebracht wurden. In dieser Richtung untersuchte
er nun unter Beihülfe des damals in Bödeker’schen Laborato-
rium arbeitenden Dr. W. Marme& mehrere zu den Giftpflanzen
zählende Gewächse, zunächst Lycium barbarum, dann ver-
schiedene Species von Helleborus und endlich Cytisus Labur-
num und einige verwandte Arten der letzteren Gattung. Es
gelang ihm dabei die Isolirung der unter dem Namen Lyecin
und Cytisin bekannt gewordenen Alkaloide und des Glyco-
sids Helleborein, welches die Wirkung der Nieswurzarten
auf das Herz repräsentirt. Beim Lyein wurde zum ersten
Male bei Abscheidung einer Pflanzenbase die Ausfällung mit
phosphorwolframsaurem Natron benutzt, während beim Cytisin
die Ausfällung mit Gerbsäure zur Isolirung führte. In dem
Lyecin hat er, wie er später nachwies, denjenigen basischen
Körper entdeckt, welcher, mehrere Jahre später (1866) von
Scheibler nach derselben Methode im Runkelrübensafte auf-
_ gefunden, unter dem Namen Betain bekannter geworden ist,
und die Aufmerksamkeit der Chemiker durch seine künstliche
Darstellung durch Peter Gries und seine Beziehungen zum
Neurin und Muscarin bis in die jüngste Zeit wach erhalten hat:
390 A. Husemann, Nekrolog.
Im Frühjahr 1863 fand A. Husemann die bekannte, für
den forensischen Nachweis des Morphins jetzt unentbehrliche
Reaction, welche verdünnte Salpetersäure und mehrere andere
oxydirende Substanzen an der in concentrirter Schwefelsäure
gelösten Base hervorruft, eine Reaction, deren Werth und
Bedeutung namentlich von Dragendorff wiederholt dargelegt
wurde.
Leider erfuhr A. Husemann’s Forschen und Wirken eine
jähe Unterbrechung im August 1863 durch eine heftige Lun-
genblutung, welche ihn nöthigte, ein südlicheres Klima auf- \
zusuchen und den Winter 1863/64 in Italien — vorzugsweise
in Pisa — zuzubringen. Obschon der Winter nicht besonders
günstig war, kehrte er doch ziemlich gekräftigt nach Göttin-
gen im Mai 1864 zurück, wo er seine phytochemischen Stu-
dien wieder aufnahm. Vorlesungen und Repetitorien liess er
auch im folgenden Semester ausfallen, da schon im Beginne
desselben seine Berufung als Professor der Physik und Che-
mie an die Kantonsschule in Chur erfolgte, welche er um so
lieber annahm, als ihn dadurch die Möglichkeit gegeben
wurde, dem rauhen Winter des nordwestlichen Deutschlands
zu vermeiden, dem er leider noch im Anfange des Jahres
1865 einen Anfall von Lungenblutung verdankte.
Selbstverständlich nahm ihn nach seiner Uebersiedelung
nach Chur die völlig veränderte Lehrthätigkeit, namentlich der
ihm ganz neue und die Hauptsache seiner Aufgabe bildende
“physikalische Unterricht, fast vollständig in Beschlag. Nach-
dem er mit dem ihm eigenen Eifer und Fleiss sich rasch
hineingearbeitet, war er bald im Stande, nicht allein über die
Grenzen des ihm übertragenen Amtes hinaus durch Lehrthä-
tigkeit und öffentliche Vorträge zu wirken, sondern auch seine
wissenschaftlichen Arbeiten wieder aufzunehmen und in alter
Weise zu fördern. In ersterer Hinsicht hielt er — ausser
verschiedenen weiter unten zu erwähnenden Vorträgen in der
Graubündener naturforschenden Gesellschaft — namentlich im
Winter 1867/68 einen Cyclus von Vorlesungen über Physik
und Chemie für Damen, welcher reichen Zuspruch und An-
klang fand.
In wissenschaftlicher Beziehung empfing in Chur zunächst _
cine literarische Thätigkeit ihren Abschluss, welche er bereits
im Herbst 1863 begonnen hatte. Nach der Ostermesse 1863
war der Buchhändler Winter aus Heidelberg bei ihm in Göt-
tingen gewesen, um ihn für die Bearbeitung eines Supple-
mentbandes zu dem organischen Theile des bekannten
Gmelin’schen grossen Handbuches der Chemie, der durch‘
das oft genug beklagte langsame Vorschreiten des Haupt-
werkes nothwendig geworden war, und einen Auszug aus
dem unorganischen Theile des betreffenden Werkes zu gewin-
nen, und er hatte einen Theil der ersten Aufgabe zu lösen
übernommen. Der Eifer, mit welchem er die Bearbeitung der
beiden ersten Hefte des Supplements förderte, hatte den Ver-
leger bereits im October 1864 bewogen, ihm die Uebernahme
des ganzen Werkes unter Beseitigung des bisherigen Redac-
- teurs anzubieten, eine Offerte, welche er seinem uneigennützi-
sen und redlichen Charakter folgend, sofort ablehnte, die aber
auch der Hauptgrund gewesen ist, sich von dem Unterneh-
men zurückzuziehen, da Winter auch noch in einem späteren
Briefe seine feste Absicht aussprach, die Redaction des Hand-
buches einem andern Bearbeiter übertragen zu wollen. Von
A. Husemann rühren die Verbindungen mit weniger als
7 Atomen Ü her.
Ein weiterer Grund, sich von der gut honorirten Arbeit
loszusagen, war die Rücksicht auf die Bedürfnisse der Lehr-
anstalt, an der er thätig war. Der Mangel an einem ihm
senehmen Lehrbuche der Chemie für den Unterricht ver-
anlasste seinen 1868 im Verlage von J. Springer in Berlin
erschienenen „Grundriss der reinen Chemie,“ welcher
auch ausserhalb der Schweiz in mehreren Anstalten als Lehr-
buch eingeführt wurde. Den separat herausgegebenen unor-
ganischen Theil hatte er 1876 die Freude, in völlig umgear-
beiteter, den modernen chemischen Theorien angepasster
zweiter Auflage erschienen zu sehen.
Noch ein zweites Buch verdankt seine Entstehung dem
Interesse für die Kantonsschule, die 1871 bei Christen in
Aarau erschienenen „Elemente der Chemie als Grund-
392 A. Husemann, Nekrolog.
lage für den landwirthschaftlichen Unterricht,“ welche zunächst
für die mit der Kantonsschule in Verbindung stehende land-
wirthschaftliche Anstalt auf Anregung des damaligen Leiters
der letztern, seines Freundes Schatzmann, entstand und, in
der Zeit der Reconvalescenz von einer schweren Erkrankung
geschrieben, zeigt, wie ihr Autor auch solche Stunden zum
allgemeinen Wohle zu benutzen bestrebt war.
Zwischen diese beiden mehr elementaren und für den
Unterricht an Anstalten berechneten Bücher schiebt sich das
Erscheinen der umfassendsten literarischen Production A. Hu-
semann’s, das bekannte in Gemeinschaft mit Th. Husemann
bearbeitete Werk „Die Pfanzenstoffe in chemischer, phy-
siologischer, pharmacologischer und toxicologischer Hinsicht“
(Berlin, Springer 1871), dessen Stellung durch die Worte des be-
deutenden Englischen Pharmacologen Anstie: „The book is not
milk for babies, but meat for men“ am besten charakterisirt wird.
Der ursprünglich von seinem Mitarbeiter entworfene Plan des
Buches bezweckte, die Errungenschaften der Phytochemie den
Aerzten und Pharmacologen nutzbar zu machen und eine Basis zu
schaffen, auf welcher Physiologen und Pharmacologen mit Leich-
tigkeit weiter zu bauen vermöchten. A. Husemann erweiterte
das Werk zu einer completen Phytochemie, um auch den
Anforderungen der Chemiker und Pharmaceuten Rechnung zu
tragen, wodurch freilich der ursprünglich vorgesehene räum-
liche Umfang bedeutend erweitert werden musste und bei den
Bedenken der Verlagshandlung wesentliche Kürzungen einzel-
ner Theile des beiderseitigen Manuscripts nöthig wurden.
Aber auch in dieser Form hat sich bei unparteiischen Fach-
genossen das Werk einer ausgezeichneten Aufnahme zu erfreuen
gehabt, nicht allein in Europa und Nordamerika, sondern selbst
in Ostindien und Australien hat es anerkennende Urtheile in
Bezug auf die Reichhaltigkeit des Inhaltes und die Art der
Bearbeitung hervorgerufen. Eine gleich nach dem Erscheinen
der ersten Lieferung projectirte Uebersetzung ins Französische,
welche unter den Auspicien des bekannten Pharmacologen
Hubler erscheinen sollte, ist in Folge der politischen Con-
stellationen nicht zu Stande gekommen.
RR Husemann, Nekrolog. & 1395
Von 1868 an betheiligte sich A. Husemann auch an dem
Wiggers’schen Jahresberichte für Pharmacie durch Bearbeitung
des toxicologisch-chemischen Referats, bis ihn 1874 Gesund-
heitsrücksichten an der Fortsetzung dieser Arbeit verhinderten.
Inmitten dieser reichen publicistischen Thätigkeit wurden
indess auch die Arbeiten im Laboratorium nicht vergessen,
und namentlich nach der Einrichtung eines neuen Laborato-
rıums in der unmittelbaren Nähe der Kantonsschule gab es
dort Arbeit für ihn in Hülle und Fülle, deren Resultate er
zum grössten Theile im N. Jahrbuche für Pharmacie und im
Archiv der Pharmacie veröffentlichte. Zuerst wurde die che-
mische Untersuchung des Cytisins vollendet (1869); dann
folgte eine Analyse in Graubünden niedergefallenen Passat-
staubes, interessant dadurch, dass trotz des geringen Materials
die chemische Analyse in Bezug auf die Herkunft desselben
gleiches Resultat wie die mikroskopische Prüfung lieferte.
Von verschiedenen gerichtlich-chemischen Ana-
lysen, welche er im Auftrage Graubündener Gerichte aus-
führte, wurde auch der Wissenschaft ihr Antheil. Eine
interessante Oantharidenvergiftung führte ihn zu einer Modi-
fication des Dragendorff’schen Verfahrens zur Abscheidung
des Cantharidins; ein anderer Fall subsumirter Vergiftung
machte ihn auf die Möglichkeit aufmerksam, wie das bei
Verschluss der zu untersuchenden Objecte benutzte Siegellack
die Quelle beigemengten Bleis werden kann; ein Fall von
Vergiftung durch gefärbtes Backwerk lieferte den Beweis,
wie unter Umständen bei Kindern ganz minimale Arsenmengen
tödtlich werden können. Diese Beschäftigung als forensischer
Chemiker führte ihn dann auch zuerst auf dasjenige Gebiet
der Analyse über, durch welches er in den letzten Jahren
seines Lebens sich um den Kanton Graubünden ein so her-
vorragendes Verdienst erworben hat und dessen er sich um
so lieber annahm, als er in seinen Studien ein Förderungs-
mittel der Nationalwohlfahrt erkannte und als dieselben ihm
thätig zu sein verstatteten, ohne sich irritirenden Däm-
pfen aussetzen zu müssen, auf das Gebiet der Heilquellen-
analyse.
394 A. Husemann, Nekrolog.
Ein Process zwischen der Gemeinde Tarasp und der
Gesellschaft Tarasp-Schuls, welche die bekannten Quelien in
Benutzung hatte, veranlasste das Gericht im Sommer 1871,
ihn zu einer neuen Analyse der am rechten Ufer des Inn
belegenen beiden Eisensäuerlinge Bonifacius und Carola
aufzufordern. Er benutzte diese Gelegenheit, um auch dem
Wunsche seines Freundes Dr. Killias nachzukommen und eine
Analyse der beiden Natronsäuerlinge Lucius und Emerita,
welche die Hauptquellen des vielbesuchten Badeorts bilden,
vorzunehmen. In diesen früher wiederholt — von (assel-
mann, Löwig und von Planta — analysirten Mineralwässern
gelang ihm der Nachweis einer grösseren Reihe bisher über-
sehener oder nicht gesuchter heilkräftiger Bestandtheile in
theilweise reichlichen Mengen, unter denen Borsäure, Brom
und Lithium die vorzüglichsten waren; auch constatirte er die
Identität beider Quellen, welche die Benutzung in gleichem
Sinne, der bisher Widersprüche entgegenstanden, möglich macht.
Diese Arbeit, welche er in ausführlicher Weise zuerst
1873 im N. Jahrbuche für Pharmacie veröffentlichte, gab An-
lass dazu, dass aus den verschiedensten Theilen des mineral-
wasserreichen Kantons Aufforderungen zu Analysen theils
bereits bekannter, theils neuer Quellen an ihn ergingen, die
er, soweit Zeit und Gesundheit es ihm erlaubten, und mit der
ihm von jeher eigenen Accuratesse ausgeführt hat. Unter
ihnen befinden sich neben drei weitern Quellen Tarasp’s
(Ursusquelle, Neue Badequelle, Neue Innquelle) die beider
Quellen des zweiten weltberühmten Badeorts im Engadin,
St. Moritz, welche ihn veranlasste, seine classische Mono-
graphie dieses Ourorts: „Der Kurort St. Moritz und seine
Eisensäuerlinge (Zürich 1874),“ zu welcher ihm die medicini-
schen Daten von Dr. Brügger in Samaden und die Daten
über Geschichte, Flora und Klima von Prof. Dr. Chr. Brüg-
ger in Chur zur Disposition gestellt wurden und von der ein
gedrängter Auszug in Deutscher und Französischer Sprache
später erschien. Ein besonderes Interesse wendete er auch den
Eisensäuerlingen in der unmittelbaren Nähe Churs zu, zunächst
dem Belvedra-Eisensäuerling in der Rabiusaschlucht,
zn Se Ed ea au hl rd © un, an
u
DEN
#
A. Husomann, Nekrol.. 395
Dr die er mit Dr. Lorenz in Chur 1872 eine Broschüre
verfasste, dann den von ihm als Sassalquellen bezeichne-
ten, über die er Genaueres im N. Jahrb. für Pharm. mittheilte.
In dem Programme der Kantonsschule von 1874, in welchem
er eine Serie von Analysen Bündnerischer Mineralquellen
publicirte, finden sich ausserdem noch Mittheilungen über die
Gypsquellen von Vals, Bergün und Surlej bei
Silvaplana, in denen er dem Kanton wohlzubeachtende
Curmittel, welche sich Lippspringe, Weissenburg und Leuk
zur Seite stellen, erschloss. Eine besondere Broschüre hat er
auch über den von ihm öfters besuchten klimatischen Kur-
ort Serneus geschrieben, dessen Schwefelquellen er neu
analysirte. Den höchst interessanten Abschluss dieser Ana-
]lysen bildet, — wenn wir der Untersuchung der Trink-
wässer von Chur und Flims, des Gaumasees und des Mineral-
schlamms von Andeer nur beiläufig gedenken, — diejenige
der Quellen von Val Sinestra bei Sins, in denen er ein durch
gleichzeitigen hohen Gehalt von Eisen, Arsen und Borsäure
ausgezeichnetes, einzig in seiner Art dastehendes Mineral-
wasser erkannte, dem eine hohe Zukunft vorausgesagt werden
kann, (vgl. die Broschüre von Dr. Killias: Die arsenhaltigen
Eisensäuerlinge von Val sinestra bei Sins. Chur. 1876).
Man darf diesen Untersuchungen nicht einen bloss loca-
len Werth beilegen, sie haben auch, selbst wenn es sich bei
_ Tarasp und St. Moritz nicht um Weltbäder handelte, eine
allgemeinere Bedeutung für die Wissenschaft. Ein wichtiges
Resultat seiner Arbeiten ist z.B. die Variabilität der
Quellen in verschiedenen Monäten des Jahres,
welche er schon in seiner ersten Arbeit über Tarasp hervor-
hob, die sich aber am deutlichsten bei St. Moritz zu erken-
nen gab, wo der Eisengehalt der Quellen im Winter ganz
schwindet. Die practisch therapeutische Bedeutung dieser
A Entdeckung, welche die Zeit der Füllung der Mineralwässer
beschränken muss, sobald auch anderswo ähnliche Differenzen
‚analytisch constatirt werden, liegt auf der Hand.
- Von noch mehr practischer Bedeutung erscheinen aber
_ zwei Arbeiten, welche in directer Verbindung mit den Mine-
396 A. Husemann, Nekrolog.
ralwasseranalysen stehen. Die erste, welche jahrelanges
Experimentiren nothwendig machte, betrifft die Füllung
natürlicher Eisensäuerlinge. Husemann hatte sich
davon überzeugt, dass in allen im Handel befindlichen Wäs-
sern dieser Art kein Eisen in Lösung vorhanden sei und
dass selbst unter sorgfältigsten Anwendung der modernen
Füllungsmethoden die Präcipitation des Eisens in wenigen
Tagen vor sich gehe. Nach langen Vorversuchen gelangte
er zu der zuerst im Archiv für Pharmacie publicirten Me-
thode, welche auf dem Zusatze einer äusserst geringen Menge
Citronensäure beruht und, nachdem sie die Feuerprobe scru-
pulösester Untersuchungen in verschiedenen Stahlbädern be-
standen, nach dem Vorgange der meisten Bündener Bäder
und des Sächsichen Bades Elster, wohl zweifelsohne überall
eingeführt werden muss, wo man den Patienten ein wirklich
wirksames Stahlwasser überliefern will.
Eine zweite Arbeit, welche er auf Wunsch der Brunnen-
directionen von Tarasp und St. Moritz ausführte, bezieht sich
auf die Verwendung der Stahlwässer resp. kohlensäurereicher
Mineralwässer überhaupt zu Bädern. Die Gründlichkeit, mit
der er alle derartigen Fragen behandelte, zeigt sich auch bei
dieser, die Vorzüge der Schwarz’schen Wanne in prägnan-
tester Weise herausstellenden Untersuchung, welche erst im
August 1877 in der Oesterreichischen Badezeitung erschien,
gleichzeitig mit der Nachricht vom Tode des Verfassers. |
Das Leben in Chur ist für A. Husemann keinesweges
immer gleichmässig dahingeflossen. In den ersten Jahren
schon zeigte sich, dass das Brustleiden durch den südlichen
Aufenthalt nicht völlig geheilt war und schon 1866 musste
er wegen einer Blutung einen mehrmonatlichen Urlaub antre-
ten. Etwas stabiler schien die Gesundheit zu werden, seit
er eine eigene Haushaltung unter Leitung seiner Schwester
gegründet und eine sonnige Wohnung in unbedeutender Ent-
fernung von dem neuen Laboratorium bezogen hatte. Aber
die aufregende Zeit des Krieges von 1870, aufregend für ihn
um so mehr, als seine Anhänglichkeit an das Deutsche Vater-
land keinen sympathischen Wiederhall in den meisten seiner
A. Husemann, Nekrolog. . 897
Schweizer Bekannten fand, brachte ihm wieder eine heftige
_ Lungenblutung, die heftigste, welche er durchgemacht hat, und
die ihn um so schwerer traf, als er ihretwegen die unmittel-
bar nach seiner Erkrankung von Berlin aus an ihn ergangene
Aufforderung, die Desinfection der Schlachtfelder in Elsass-
Lothringen zu übernehmen, ablehnen musste und als sie ihn
um die angenehme Gesellschaft eines jungen Schwedischen
Gelehrten, des jetzigen Professor Dr. Jäderholm in Stockholm,
brachte, welcher die von ihm im Churer Laboratorium begon-
nenen medicolegalen Studien desshalb jäh abzubrechen genö-
thigt war. Kleinere Blutungen sind auch später noch einge-
treten, von denen er sich unter sorgsamer Pflege seiner
Schwester rasch erholte.e Dieser und dem Aufenthalte in
höher gelegenen Bündener Orten, die theils wegen der Quel-
lenarbeiten, theils der Gesundheit wegen aufgesucht wurden,
ist es zu danken, dass der Kräfteverfall nicht frühzeitiger
eintrat. Er blieb nicht aus, aber er kam langsam und machte
sich ihm weniger fühlbar, als man hätte erwarten sollen,
Denn das Lungenleiden schritt fort, nach jeder Blutung wurde
die Athemnoth grösser, der Reiz zum Husten, namentlich
Nachts, gesteigert; es musste wiederholt zu Morphin und
Chloral die Zuflucht genommen werden. Die kleine „Berg-
partie,“ welche er täglich von seiner Wohnung mehrmals zu
machen genöthigt war, verursachte ihm derartige Athemnoth,
dass er in den letzten Jahren seines Ohurer Aufenthaltes sich
täglich in einem Rollwagen zum Laboratorium fahren liess.
Noch quälender als Husten und Athemnoth war das inten-
sive, oft Stunden lange anhaltende Herzklopfen, das bei der
geringsten Anstrengung sich herausstellte. Es hat eine Zeit
gegeben, wo er nach jedem Unterrichte der Palpitationen
_ wegen mehrere Stunden auf dem Sopha liegend zubringen
musste. Im Winter 1875 kam es zu wassersüchtigen Be-
schwerden, jedoch nur vorübergehend, doch eine bedeutendere
Schwäche hinterlassend.. So kam für ihn der Gedanke, sein
Amt, trotzdem dass der des Mannes Werth erkennende
Erziehungrath durch Einschränkung der Stundenzahl und Ur-
lauhsertheilungen ihm möglichste Erleichterung geschafft hatte,
398 A. Husemann, Nekrolog.
gänzlich niederzulegen und nachdem er ein nach jener Krank-
heit gestelltes desfallsiges Gesuch um Enthebung von seiner
Stelle auf den Wunsch der Behörde noch einmal zurückgezo-
gen und auf’s Neue den Unterricht begonnen hatte, erneuerte
er sein Abschiedsgesuch im Frübjahr 1876 und verliess im
Mai Chur, um sich zunächst zu seinem Schwager in Göttin-
gen und von da nach Friedrichsroda in Thüringen, wo er den
grössten Theil des Sommers 1876 verlebte, zu begeben. Der
Plan, im Winter in irgend einer Universitätsstadt Deutschlands,
wo ihm literarische Hülfsmittel zu Gebote ständen, zu leben,
musste bald als unausführbar erkannt werden, da das nord-
deutsche Klima seine alten asthmatischen Beschwerden wie-
der hervorrief. So reiste er dann nach einem Besuche bei
seinem Vater Ende September in Begleitung seiner Schwester
nach Meran, um noch einmal den Einfluss eines milden Win-
terclimas auf sein Brustleiden zu erproben.
Der Aufenthalt in Meran wirkte nicht ungünstig, obschon
seine Pflegerin dort nicht unbedenklich erkrankte. Nament-
lich verschwanden die asthmatischen Beschwerden ganz. Nur
seine Gemüthsstimmung wurde, wie es für einen an stete
Thätigkeit gewohnten Mann nicht anders zu erwarten stand,
in Folge mangelnder genügender Beschäftigung trüber. Etwas
besser wurde dieselbe durch unerwartete Anregungen. Von
New-York aus kam die Aufforderung zur Veranstaltung einer
Englischen Ausgabe der Pflanzenstoffe; wenige Tage spä-
ter eine solche für die Bearbeitung einer neuen Deutschen
Auflage desselben Buches. Die Bedenken, welche seine Ge-
sundheitsverhältnisse boten, bei Seite setzend, nahm er den
Auftrag an und arbeitete rasch den Plan zur völligen Umge-
staltung des Buches in Gemeinschaft mit seinem bisherigen
Mitarbeiter aus. Auch schrieb er einige kleine Aufsätze für
die Oesterreichische Badezeitung, das Letzte, was er in
wissenschaftlicher Hinsicht geschrieben hat und das erst nach
seinem Tode zum Drucke gelangte.
Die zunehmende Hitze zwang ihn, Mitte Mai 1877 Meran
zu verlassen. Er ging nach Oberhofen am Thuner See, aber
der Aufenthalt sagte ihm nicht zu; die Engbrüstigkeit machte
A. Husemann, Nekrolog. 399
sich wieder in erhöhtem Maasse geltend, die geringste An-
strengung verursachte ihm Herzklopfen, dazu kam grosse
Heiserkeit, eine seltene Erscheinung bei ihm. Er entschloss
sich bald, dem Rath seines erprobten Ohurer Arztes Dr. Lorenz
zu folgen und das neu eingerichtete klimatische Curhaus
„Waldhaus Flims“ in Graubünden aufzusuchen. Aber auch
dort wurde es nicht besser, die Schwäche nahm zu, und als
wenige Tage nach seiner Ankunft sein Schwager, Professor
Dr. Michael, und seine Schwester ihn dort aufsuchten, fanden
sie ihn kränker als je, so leidend, dass sofort eine Uebersie-
delung nach dem benachbarten Thusis in das Haus von M.'s
' Schwester beschlossen und ausgeführt wurde, um zu versu-
chen, ob nicht durch die gewohnte sorgsame Pflege das Lei-
den nochmals zu bannen sei. Aber das Geschick wollte es
anders; die rasche Abnahme der Kräfte warf ihn auf das
Krankenlager, daneben zeigten sich Oedeme und in wenig
Tagen — am 17. Juli Abends 6 Uhr — war ein thätiges
und fruchtbringendes Leben geendet.
Am 20. Juli fand die Beerdigung auf dem Friedhofe von
Thusis statt. Am Grabe, zu dessen Ausschmückung die Bünd-
ner naturforschende Gesellschaft einen schönen Lorbeerkranz
sandte, sang der Männergesangverein des Orts; beim Leichen-
begängnisse, zu dem der Erziehungsrath einen Deputirten
entsendet hatte, war die Betheiligung eine allgemeine aus
‚allen Schichten des Volkes; denn der Name des Verstorbe-
nen, den jetzt die Erde des Landes deckt, für das er so
Vieles gewirkt, das er aber noch im Jahre zuvor niemals
wiederzusehen hoffen konnte, war im Kanton Graubünden ein
allgemein geachteter und populärer.
‚In den Kreisen, mit welchen ihn seine Stellung und der
persönliche Verkehr zusammenführte, hatte er, wie früher in
Deutschland, so auch in der Schweiz warme Freunde gefun-
den, welche ihn wegen seines rechtschaffenen, uneigennützigen
| 2 und aufrichtigen Charakters liebten und verehrten. Sein Stre-
_ ben um des Kantons Wohlfahrt, seine Anhänglichkeit an die
- Kantonsschule, der er treu verblieb, so lange es ging, und
' die er nicht verliess, obschon mehrfach lucrativere Stellungen
400 A, Husemann, Nekrolog.
z.B. noch bei Gelegenheit der letzten Schweizer Naturfor-
scherversammlung in Chur von Elsass-Lothringen aus, ihm
geboten waren, sein Wirken für die Kenntniss der Mineral-
quellen Graubündens, eines der grössten Schätze dieses
Alpenlandes, in Nähe und Ferne, waren in weitere Kreise
gedrungen und die Theilnahme, welche ihm bei Gelegenheit
seiner wiederholten Erkrankungen in Chur von allen Seiten
bezeigt war, beweist, dass selbst eingefleischte Particularisten
es ihm verziehen hatten, nicht in der Schweiz geboren zu
sein. Unter Handwerkern und Arbeitern war der Name
besonders durch einen Federkrieg bekannt geworden, den der
Verstorbene mit der Churer Polizei im letzten Jahre seiner
Amtsthätigkeit im Interesse der Unbemittelten führte. Durch
ausgedehnte Untersuchungen hatte er sich überzeugt, dass
die in Chur verkaufte Milch vielfach der Verfälschung durch
starken Wasserzusatz unterliege. Er machte davon der Poli-
zeibehörde Anzeige, welche jedoch der Meinung war, dass in
einer Republik die Aufgabe der Polizei eine andere sei als
sich um Verfälschung von Lebensmitteln zu kümmern und
dass ihm, wenn er sich übervortheilt glaubte, ein Klagrecht
bei den Bündner Gerichten zustehe. So blieb ihm nichts übrig
‚als diese Anschauungen der Polizei in dem geachtetsten Blatte
der Ostschweiz, dem freien Rhätier, zur Sprache zu bringen,
obschon er wusste, dass er damit erbitterte und persönliche
Angriffe seitens der Angegriffenen provocirte. Die Sache
selbst fand ihren Abschluss in der Ueberreichung einer Adresse
von mehr als hundert der angesehensten Einwohner Churs,
mit den Namen der Räthe der Kantonalregierung an der
Spitze, welche ihm den Dank für den dem allgemeinen Wohle
geleisteten Dienst aussprachen, und in der Beseitigung des
eigenthümlichen Republicanismus einer Polizeibehörde!
In Bezug auf A. Husemann’s Wirken an der Kantons-
schule mögen hier die Worte, mit denen das Programm die-
ser Anstalt sein Scheiden von der Schule anzeigt, Platz
finden: „Sodann hat der Abgang des Herrn Professor Dr. Hu-
semann von der Anstalt eine Lücke hinterlassen, welche, so
oft man seiner gedenkt, von ehemaligen Schülern, Collegen
R Husemann , N ekrolog, 401
und von der Schulbehörde schmerzlich empfunden werden
_ wird. Seine schriftstellerischen Leistungen haben bei den
Männern der Wissenschaft einen guten Klang, sein beneidens-
werthes Lehrtalent, unterstützt von einer Fülle des Wissens
und einem gewinnenden Umgang, waren geeignet, empfäng-
lichen Jünglingen Eifer für seine beiden Disciplinen einzu-
flössen und erfreuliche Ergebnisse seines Unterrichts zu erzie-
len. Haben sanitarische Gründe den trefflichen Mann dem
Lehramt entrissen, so möge ihm doch die Befriedigung zu
Theil werden, in ruhigen Verhältnissen seiner Wissenschaft
zu leben und dieselben mit neuen Erzeugnissen seines Geistes
zu bereichern.“
Der Wunsch ist nicht erfüllt worden, aber es bleibt auch
ohnedies aus dem kurzen Leben des Verewigten genug reiche
Frucht wissenschaftlicher Thätigkeit zurück, um seinem Na-
men ein dauerndes Andenken zu erhalten. Das Verdienst,
welches er sich durch seine Arbeiten um die Heilkunde
erwarb, ehrte die Svenska Läkare Sällskap, zu Stockholm,
indem sie ihn 1870 zum Mitgliede ernannte. Ausserdem war
er Mitglied der Deutschen chemischen Gesellschaft in Berlin
seit deren Bestehen und der Schweizer und Graubündener
naturforschenden Gesellschaft, welcher letzteren er seit Antritt
seines Churer Lehramts angehörte. Bis zum Herbst 1870
nahm er regen Antheil an den Versammlungen und Verhand-
lungen der Graubündner naturforschenden Gesellschaft und
hielt wiederholt Vorträge allgemeineren Inhalts in derselben,
2. B. über Anilinfarben (Mai 1865), über Wein und Wein-
bereitung (Nov. 1866), über Pflanzenbasen (Apr. 1869), über
die Kohlensäure und ihren Kreislauf in der Natur (Nov. 1869)
u.a. m. Später erlaubte ihm seine Kränklichkeit eine directe
Theilnahme nicht mehr, doch hat er den Berichten die mei-
sten seiner auf den Kanton bezüglichen Mineralwasseranalysen
mitgetheilt.
Lebhaften Antheill nahm er auch trotz seines a
vorgeschrittenen Leidens an der am 12, und 13. Sept. 1874
in Chur abgehaltenen Versammlung der Schweizer Natur-
Arch, d, Pharm, XI. Bds. 5. Hit, 26
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402 Berthelot, Salpetrigsaures Ammoniak.
forscher; die Protokolle der physicalisch - chemischen und
mathematischen Section geben über vier verschiedene Vorträge
und Demonstrationen Nachricht.
Ueber das salpetrigsaure Ammoniak.
Von Berthelot.*)
Das salpetrigsaure Ammoniak ist im festen Zustande
bis jetzt noch keinem näheren Studium unterworfen worden.
Da ich Gelegenheit gehabt habe, dasselbe in bedeutender
Menge darzustellen, weil ich es zu meinen thermochemischen
Untersuchungen bedarf, so will ich die dabei gemachten Er-
fahrungen zur allgemeinen Kenntniss bringen.
Die Darstellung geschieht am besten durch doppelte Zer-
setzung gleicher Aequivalente salpetrigsauren Baryts und
schwefelsauren Ammoniaks in concentrirten Lösungen. Man
operirt in der Kälte und verdunstet das Filtrat im Vacuum
neben gebranntem Kalk so rasch als möglich. Wie man
auch verfahren mag, so dauert die Operation doch mehrere
Wochen, und die Ausbeute übersteigt, wegen der freiwilligen
Zersetzung des Salzes, nicht 30 bis 40 Proc. der theoreti-
schen. Man muss zur völligen Trockne verdunsten und das
Salz in einer Schaale im Vacuum neben gebranntem Kalk
aufbewahren, aus Gründen, die weiter unten folgen.
Das trockne Salz ist weiss, krystallinisch, aber elastisch
und zähe, lässt sich zwischen den Fingern rollen und haftet
merkwürdig fest an den Wänden der Gefässe, ähnlich wie
der künstliche Campher (Chlorwasserstoff- Tereben). Es rea-
girt vollkommen neutral, und seine Zusammensetzung ent-
spricht genau der Formel HN, NO? An der Luft zerfliesst
es sehr rasch.
Bei gewöhnlicher Winter- Temperatur zersetzt sich das
Salz nur langsam, im Sommer dagegen rascher. Bei 60 bis
*) Aus dem Bulletin de la Soe. chim, de Paris, t. XXI, p. 55. 7%
Berthelot, Salpetrigsaures Ammoniak. 403
70° bleibt es eimige Augenblicke anscheinend unverändert,
dann aber detonirt es heftig. Ebenso detonirt es durch
einen Hammerschlag. Es will also sehr vorsichtig gehand-
habt sein. Bei seiner Zersetzung wird beinahe ebenso viel
Wärme frei wie bei der des Nitroglycerins.. Allmählig auf
einem Platinblech erwärmt, verschwindet es auf einmal; wirft
man es aber in kleiner Menge auf das schon heisse Blech, so
verbrennt es sofort mit lividem Schein.
Bei seiner langsamen Zersetzung liefert es als Producte
Stickstoff und Wasser, und behält die neutrale Reaction. Es
darf nicht in hermetisch verschlossenen Gefässen aufbewahrt
werden, denn diese würden bald zerschmettert werden. Selbst
das Aufbewahren in, wenn auch nur unvollständig mit einem
Glasstöpsel verschlossenen Flaschen ist bedenklich, denn als-
dann kann das durch die langsame Zersetzung erzeugte Was-
ser nicht sofort verdunsten, dieses wirkt lösend auf das übrige
feste Salz und beschleunigt dadurch dessen Zersetzung. Da-
her ist es am zweckmässigsten, das Wasser in dem Grade,
als es entsteht, im Vacuum gleich durch Kalk absorbiren zu
lassen,
Die concentrirte wässerige Lösung des Salzes zersetzt
sich in der Kälte weit rascher als das trockne Salz, wovon
ich mir den Grund nicht erklären kann. Schüttelt man eine
solche Lösung, so schäumt sie wie Champagner. In der
Wärme entbindet sie, unter Beibehaltung ihrer Neutralität,
reines Stickstoffgas.
Nach zwei Monaten enthält die wässerige Lösung fast
gar kein Salz mehr; nur ein paar Procent sind noch darin,
diese verschwinden aber nicht, sei es nun dass bei einer
gewissen Verdünnung die Zersetzung ganz still steht, oder
dass sie immer langsamer verläuft,
‚Stellt man eine Glasschaale, worin sich einige Krystalle
des Salzes befinden, an die Luft, so zergehen sie gleich zu
_ einem Liquidüm und entwickeln dann Blasen von Stickstoff.
‚Nach einigen Wochen enthält die Schaale nichts weiter mehr,
‚als nadelförmige Spuren salpetersauren Ammoniaks, welche
entweder schon im Azotite präexistirt oder sich erst während
| 26*
KENT
nn
404 D. Seolosuboff, Ansamml. d. Arsens in d. verschied, Geweben ete.
der freiwilligen Zersetzung gebildet hatten. Jedenfalls bleibt
nichts zurück, was ähnlich einem Azotit auf salpetersaures
Silber präcipitirend wirkt.
Das feste salpetrigsaure Ammoniak lässt sich leicht durch
gleichzeitiges Zusammentreffen von Stickstoffoxyd, Aramoniak
und Sauerstoff erzeugen und wahrscheinlich selbst in Qanti-
täten bereiten. Man leitet diese drei Gase trocken in einem
abgekühlten Cylinder, und zwar vermittelst sehr weiter Röh-
ren, welche nicht bis auf den Boden reichen. Zur Verein-
fachung der Vorrichtung kann man auch das Stickstoffoxyd
und das Ammoniak vorher mischen. Die drei Gase wirken
sofort auf einander ein; da sie aber das zur Bildung des
Salzes erforderliche Wasser nicht enthalten, so tritt gleichzei-
tig auch Stickstoff auf:
2NO +0 +2NH?® = 4N + 3H20.
2NO +0 + 2H’N + H?O = 2(H*N, NO2).
Beide Reactionen erfolgen in der That gleichzeitig, aber
das Volum des erzeugten Stickstofls ist viel grösser, als es
sein müsste, wenn alles entstandene Wasser zur Bildung von
salpetrigsaurem Ammoniak verwendet wäre. Ich erhielt
nemlich über das Doppelte der theoretischen Menge, was sich
übrigens leicht aus der gleichzeitigen Zersetzung einer Portion
Azotit erklärt. Azotat entsteht, wie ich mich überzeugt habe,
dabei nicht. Jedenfalls verdichtet sich im oberen Theile des
Oylinders eine bedeutende Menge salpetrigsaures Ammoniak,
und zwar krystallinisch, anscheinend würfelig und von deut-
licherer Form, als es durch freiwilliges Verdunsten erhalten
wird. Dieser Versuch empfiehlt sich besonders als Collegien -
Experiment.
Ueber die Ansammlung des Arsens in den verschie-
denen Geweben der vergifteten Thiere.
Von D. Scolosuboff,*) Arzt in Moskau.
Die Lähmung und Atrophie der Muskeln, welche man
an den Extremitäten der Thiere oder der Kranken, die mit
*) Bullet, de la Soc, chim. de Paris, XXII. p. 124.
colosuboff, Ansamml. d. Arsens in d, verschied. Geweben etc. 405
arsenikhaltigen Präparaten behandelt worden sind, bemerkt,
brachten mich auf die Vermuthung, dass das Arsen sich viel-
leicht in den Muskeln ansammeln würde. Um hierüber Ge-
wissheit zu bekommen, stellte ich zahlreiche physiologische
und chemische Versuche an, aus welchen sich indessen ergab,
dass dieses Metall weniger in den Muskeln, sondern ganz
besonders in dem Nerven- Gewebe verbleibt, und nur wenig
davon in die Leber und Muskeln gelangt.
_ Ich experimentirte mit Hunden, Kaninchen, Meerschweinchen
und Fröschen. Die beiden ersten Thierarten namentlich kön-
nen ohne Nachtheil bedeutende Mengen Arsen aufnehmen,
nemlich für das gleiche Thiergewicht 18mal mehr, als hin-
reicht, einen Menschen zu tödten. Der Hund wird durch-
gängig schwerer, und weder Leber noch Muskeln zeigen Fett-
degeneration, obgleich im Gehirn und Rückenmark viel Arsen
verbleibt. Die Thiere bekamen ihre gewöhnliche Nahrung
mit Zusatz eines bekannten Volums titrirter arsenigsaurer
Natronlösung.
Zur Extraction des Arsens operirte ich auf den Rath
Gautier’s wie folgt. Ich digerirte die organische Substanz
mit Salpetersäure, welcher ein wenig Schwefelsäure beige-
mischt war, verdunstete fast zur Trockne, setzte noch etwas
Schwefelsäure hinzu, fuhr mit dem Erhitzen so lange fort,
bis Dämpfe von Schwefelsäure aufzusteigen anfingen, liess
tropfenweise Salpetersäure auf die Masse fallen, erhitzte wie-
der und zwar bis zur beginnenden Verkohlung und behandelte
hierauf mit heissem Wasser. In die abfiltrirte Flüssigkeit
leitete man anhaltend Schwefelwasserstof, erwärmte, liess
absetzen, führte das Schwefelarsen in Arsensäure über und
behandelte diese im Marsh’schen Apparate.
Die nachstehende Tabelle giebt die Quantitäten metalli-
schen Arsens, welche aus 100 Theilen frischer Organe meh-
rerer, längere Zeit mit arsenigsaurem Natron behandelter Thie-
re erhalten worden sind.
406 D. Scolosuboff, Ansamml. d. Arsens in d. verschied. |
> T—————————————————————————— ie BR N
Bulldogge,
welche 34 Tage
hindurch arse-
nige Säure in
steigenden Ga-
ben von 0,005
bis 0,150 g.
täglich bekom-
men und gut
Een
Kaninchen Ein anderer
von 1700
Hund,*) wel-
g.
Schwere, wel-
ches 15 Tage
hindurch arse-
nige Säure in
steigenden Ga-
ben von 0,005
bis 0,05 g. täg-
‚lich bekommen
cher 32 Tage
| hindurch arse-
ınige Säure in
steigenden Ga-
ben von 0,005
bis 0,06 g. täg-
lich bekommen
hatteunddurch
I»,
ig
vertragen |hatte und am einen arteriel-
hatte. 15. Tage ge-| len Aderlass
storben war. | getödtet wor-
\ den war.
Sehr schwa-
100 g. frische Muskeln 0,00025 g- chen Ring. 0,00210 g.
100 - Leber B 0,00271 Schwach.Ring. | unbestimmbar.
100 - Gehirn. 0,00885 - 0,00594 g. 0,00422 g.
100 - Rückenmark . 0,00933 - |Starker Ring. |Starker Ring.
Aus diesem Zahlen ersieht man, dass es besonders die
Nervensubstanz ist, worin das Gift sich ansammelt. Setzt
man bei der Bulldogge die Menge des in 100 Theilen fri-
scher Muskeln gefundenen = 1, so beträgt dieselbe in der
Leber — 10,8, im Gehirne = 36,5
31:3:
Die Resultate sind vielleicht noch frappanter bei acuten
Vergiftungen. Man erhielt sie durch Einspritzen bestimmter
Mengen arsenigsauren Natrons unter die Haut des Thiers,
Eine Bulldogge von 11 Kilog. Schwere starb, nachdem sie
0,15 g. arsenige Säure bekommen hatte, nach 17 Stunden.
Das Gehirn lieferte einen sehr starken Ring, das Rücken-
mark einen schwächern, Leber und Muskeln einen kaum
wahrnehmbaren. Ein anderer Hund (griffon), ebenso schwer,
starb nach Empfang von 0,10 g. arseniger Säure nach
17!/, Stunden. Der von 100 g. Gehirn erhaltene Ring wog
0,00117 g. 200 g. Leber gaben einen kaum sichtbaren, und
die Muskeln so gut wie gar keinen Ring.
Man hat also bei Vergiftungen mit Arsen das Gift vor-
zugsweise im Gehirne und Rückenmarke zu suchen, denn
und im Rückenmarke
*) Chien griffon.
407
die Leber könnte sogar möglicherweise gar nichts davon
enthalten, zumal bei sehr rasch verlaufenen Fällen.
Dass das Arsen vornehmlich im Nervengewebe verbleibt,
liesse sich vielleicht in der Weise erklären, dass es für den
Phosphor die Rolle eines Substituts spielt, W.
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute
der Universität Dorpat.
Werthbestimmung des Wismuths und des käuf-
„lichen Magisterium Bismuthi.
Von Stud. pharm. Julius Löwy.
Zur quantitativen Bestimmung des Wismuthes hatten
Buisson & Ferray im Monit. scient. T. 3. p. 900 Titriren
mittelst Jodsäure empfohlen. Die salpetersaure Lösung des
Wismuthpräparates wird mit Wasser verdünnt, mit Natrium-
carbonat bis zu bleibender Trübung, dann mit Essigsäure bis
zur stark sauren Reaction versetzt und gekocht, damit sich
etwa vorhandenes basisches Chlorid und Eisenoxyd ab-
scheiden.
Nachdem diese eventuell abfiltrirt worden, wird mit Jod-
säurelösung im Ueberschuss versetzt (auf 0,5 g. Mag. Bism.
25 0.C. einer Lösung von 30 g. krystallisirter Säure auf ein
Liter Wasser), mit Wasser auf 250 C.C, verdünnt und filtrirt.
In der so vom Wismuthjodat befreiten Flüssigkeit wird
der Ueberschuss der Jodsäure nach Zusatz von verdünnter
Schwefelsäure und Jodkalium durch Titriren mit Natrium-
hyposulfit ermittelt, wobei !/, des gefundenen Jods als Jod-
säure zu berechnen ist. Die Berechnung des Wismuthes
geschieht auf Grundlage der Annahme, dass in die Verbin-
dung „auf 3 Aeq. Jod, = 2 Aeq. Wismuth*) übergegangen
*) Die in der mir zugänglichen Quelle — Journ. de Pharm. et de
Chim. T. 20, p. 211 gegebene Formel für den Niederschlag Bi”0>, 3305
(0 = 8) ist jedenfalls unrichtig,
Va
ft
408 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete, RO ER
N
sind und dass die Verbindung wasserfrei ist. Dann müsste
dieselbe enthalten Bi?J# 01%, —
Um diese Vorschrift durch mehrere practische Versuche
zu controliren, musste ich mich zunächst von der Zusammen-
setzung und Beschaffenheit der anzuwendenden Materialien
überzeugen. Desgleichen musste ich mir auch über die Wir-
kung der aus KJ und H?SO? dargestellten Jodwasserstofl-
säure auf Jodsäure, namentlich aber darüber Klarheit ver-
schaffen, ob nicht bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf
Jodsäure allzuschnell durch Secundärzersetzung der letzteren,
Jod frei werde und so für die Titrirung ein Fehler entstehe.
Zu diesem Zwecke verfuhr ich folgendermaassen: Das bas.
Wismuthnitrat, welches ich zur Analyse benutzen wollte, ent-
hielt, durch den Glühverlust von 0,5 g. bas. Wismuthnitrat
— 0,101 ermittelt, 0,399 g. Wismuthoxyd; durch Zer-
setzung von 0,5 g. mit titrirter Natronlauge und Rücktitriren
gefunden 0,0756 g. Salpetersäure in Procenten ausgedrückt:
ER NL men
an Verhältnisse 0,25 oder 25 — 11, — 3
5,08 %, Inte 16) | 0,28 28 —Z 1°), DZ ai
Die empirische Formel wäre somit = Bit N?018 119,
Die zu meiner Verfügung stehende Jodsäure wurde wei-
ter folgendermaassen untersucht:
1) Ein Versuch, den wahren Gehalt an Jodsäure in mei-
nem Präparate mit Natronlauge titrimetrisch zu bestimmen,
lieferte folgendes Resultat: 0,491 Jodsäure verbrauchten
3,3 C.C. Normal- Natronlaugelösung — 1 C.C. entspricht 0,176
Jodsäurehydrat; 2,3 C.C. = 0,4048, es fehlen 0,0862 auf
0.491, auf 100 Th. = 17,556 und die Säure entspricht
BAAR JHO®:
0,491 : 0,0862 = 176: x, und */s = 1,6 Aeg. Krystall-
wasser auf 1 Aequiv. JHO3 oder 2(JHO®) + 3H? 0, welches
Resultat auch mit dem zweiten Versuche übereinstimmt. —
2) 0,053 krystallisirte Jodsäure wurde mit Jodkalium und
Schwefelsäure versetzt, das ausgeschiedene Jod mit Natrium-
hyposulfit titrirt. Von der !/,, Normallösung verbrauchte ich
15.1. 0:C. — 1 C. ©. - Ventspricht 2002 7J0d5 7154 GE
J. Löwy, Weıthbestimmung des Wismuths cte. 409
Be, 0,19177 Jod; davon !/, als Jod aus der Jodsäure stam-
mend ee ist, d. h. 0,0319 Jod.
JHO3 JOSH
197: 0 ‚0319 — 176:x; x = 0,0442. — Genommen habe
ich 0,053, so fehlen 0,0088 g. Jodsäurehydrat auf 0,053 g.
Betrachte ich dieses Fehlende als das Gewicht des Kry-
stallwassers, so bekomme ich, wenn auf 0,053 — 0,0088
fehlen, so auf 176 — 28,55 — durch das Aequivalentgewicht
des Wassers dividirt (18) = 1,58 Aeg. Krystallwasser und
= El
3) Ein zweiter Versuch mit 0,169 Jodsäure, welche ich
gleichfalls mit Jodkalium und Schwefelsäure behandelt, ergab
ein wesentlich anderes Resultat und beweist, dass während
des Experimentes durch Zersetzung von Jodwasserstoff Jod
frei werden und die Bestimmung fehlerhaft machen kann.
Ich verbrauchte 52 0.C. !/,, Normallösung von Na?S?0°+5.aag.
520 e entsprechen 0,6604 Jod; !/, davon = 0,11006 Jod.
3 JHO3 JHO3
127: 0,1% 176:x; x 0,152. Genommen .0,169.88
fehlen 0,017 auf 0,169 g., auf 176 folglich = 17,704. —
Dies entspräche nicht einmal 1 Aeg. Krystallwasser und einem
Gehalt an 89,4 °/, JHO3. Dieser grosse Unterschied in den
beiden letzten Fällen rührt daher, dass ich hier etwas mehr
Schwefelsäure angewandt und weniger schnell titrirt hatte.
4) Ein Versuch mit 0,132 Jodsäure, aber anstatt mit
Schwefelsäure, mit PH? O* ausgeführt, ergab einen Verbrauch
von 42,6 C.C. der Natriumhyposulfitlösung, entsprechend
0,54102 Jod, 1/; — 0,09017 Jod.
127 :0,09 = 176:x; x = 0,1247. ‚Es fehlen 0,0073;
dieses auf Wasser berechnet, ergiebt 0,132 : 0,0073 = 176 :x;
"ss = 09,54, also nur '/, Aeg. Krystallwasser und der
Gehalt an JHO° wäre 94,47 /,.
5) Ein Versuch mit 0,104 Jodsäure, Essigsäure und Jod-
kalium verbrauchte 28 C.C.; sie entsprechen 0,3556 Jod,
ı/, — 0,0592 Jod.
127 : 0,0592 = 176:x; x — 0,082 Jodsäurehydrat; es
fehlen 0,022 auf 0,104. 0,104 : 0,022 = 176: x; “hs
— 2,048 Aeg. Wasser; die Säure enthielt 78,85 °/, JHO®.
EN ER
410 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuthsete. ee
6) Ferner wurde 0,1351 Jodsäure mit Weinsäure und
Jodkalium versetzt und mit Natriumhyposulfit titrirt; ich ver-
brauchte 40 C.C., diese entsprechen 0,508 Jod, !/;, = 0,0846
Jod.
127 : 0,0846 = 176:x; x = 0,1172, es fehlen 0,0179.
Wenn bei 0,1172 Jodsäure 0,0179 fehlen, so auf 176 — 26,88
als Wasser berechnet — 1,49 und enthält 86,1 %/, JHO3, —
Aus diesen Versuchen ist zu ersehen, dass die gebildete
Jodwasserstoffsäure sich bald mehr, bald minder rasch zersetzt
und mithin das Jod einmal zu hoch, ein andermal zu niedrig
finden lässt. Es war aber nothwendig, um die vorgeschrie-
bene Methode anzuwenden, diesen Fehler auf das möglichste
Minimum zu beschränken; desshalb habe ich eine schon fer-
tige „völlig farblose“ wässrige Lösung von Jodwasserstoff-
säure hinzugefügt.
7) Ich nahm 0,0812 Jodsäure und verbrauchte 24 0.C.
Natriumhyposulfitlösung entsprechend 0,3048 Jod, !/, = 0,0508
Jod.
127: 0,0508 = 176: x; x = 0,0704; es fehlen 0,0108
bei 0,0812, bei 176 = 23,4, durch 18 dividirt — 1,3 Wasser
und enthält 86,7 °/, JHO®.
Nachdem ich mich nun von der Zusammensetzung des
bas. Wismuthnitrates, so wie auch von derjenigen der Jod-
säure ([JHO°]? + 3aq.) überzeugt hatte; ferner gefunden,
dass die Zersetzung der Jodsäure mit Jodkalium und Schwe-
felsäure, Essigsäure, Phosphorsäure unzuverlässig ist, während
Jodkalium und Weinsäure und fertige Jodwasserstoffsäure gut
wirken, stellte ich folgende Versuche an:
I. 0,5 Bism. nitrie. bas., welches 0,399 Bi?O3 enthält,
wurden in 25 Tropfen Salpetersäure von 1,3 spec. Gew.
gelöst, mit ca. 120 C.C. Wasser verdünnt, mit Natrum carbon.
bis zum ÖOpalisiren versetzt, wonach die Flüssigkeit noch
sauer reagirte. Ich setzte dann ca. 8 0.C. Essigsäure von
1,04 spec. Gew. zu und kochte, liess erkalten und sammelte
den minimen Niederschlag, der 0,007 wog, auf einem Filter,
Das Filtrat versetzte ich mit einer Lösung von 0,75 g. Jod-
I. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths etc.
jure in 25 C.C. Wasser gelöst, entsprechend 0,648 g. Jod-
äurehydrat; verdünnte das Ganze mit Wasser bis auf
250 C.C. — Den Niederschlag von Wismuthjodat sammelte
und trocknete ich bei 100°. — 25 C.C. des Filtrates wurden
mit Jodkalium und Weinsäure gemengt, um die unverbraucht
gebliebene Menge Jodsäure zu zersetzen, und mit Natrium-
hyposulfit titrirt. Erst verbrauchte ich 1,2 C.C., da ging die
_ durch Amylum blau gefärbte Flüssigkeit in gelb über und
_ erst nach Verbrauch von 4,1 C©.C. wurde sie farblos. Der
letzte Umstand rührt wahrscheinlich daher, dass ein Theil
_ des Wismuthjodates in Lösung ging und zu BiJ3 redueirt
wurde, welche die Flüssigkeit gelb färbte.. Der Sauerstoff
‘ dieser letzten Jodsäure muss aber überschüssigen Jodwasser-
stoff zersetzen, scedass ein Ueberschuss von Jod gefunden
wird, welcher noch grösser wird, wenn man bis zur Entfär-
bung zusetzt, denn dann wird auch noch ein Theil des Jods
- des Wismuthjodides mitgefunden. —
25 C.C: also .erforderten 1,2 C.€., 250 C.0. = 12 €
Natriumhyposulfitlösung (!/,, norm.) entsprechend, 0,1524 Jod,
U, = 0,0254 Jod und 0,0352 JHO?®, welche unverbraucht
blieben; verbraucht 0,613 Jodsäurehydrat.. Da nun nach
Buisson und Ferray 528 Jodsäure = 463 Wismuthoxyd sein
_ müssen, so hätte die Titrirung hier 0,537 anstatt 0,399 g.
Bi? 0° ergeben. Wenn 1056 Jodsäure ferner 1880 Wismuth-
'jodat geben, so musste ich 1,08 Bi?J60'3 erhalten, gefunden
aber wurde durch Wägung 0,922 g. Wismuthjodat. Setze
ich dagegen den Ueberschuss an Jodsäure — 4!/, C.C. Na-
triumhyposulfitlösung, so hätte ich 0,5277 g. Jodsäure zur
Fällung verbraucht, welche = 0,462 g. Bi?O° und 0,940 g
Jodat wären.
II. Versuch. 0,5 Bis. nitr. bas., welche 0,399 Bi? 0?
enthalten, wurden in HNO3 gelöst, mit Wasser verdünnt, mit
Natriumcarbonat bis zur Neutralisation versetzt, dann wurde
Essigsäure bis zur Lösung zugefügt, gekocht und stehen
' lassen. Kein Niederschlag. Filtrat mit 0,648 Jodsäurehydrat
_ versetzt und bis 275 C.C. verdünnt; filtrirt, 25 C.C. davon
212 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete. ZN „3
mit farbloser JH versetzt, titrirt mit Natriumhyposulfitlösung
und verbraucht 4,8 C.C. Die Flüssigkeit war gelb, bei
5,7 C.C. wurde sie farblos. Wenn ich nur 4,8 C.C. rechne,
so entspricht das 0,15488 Jodsäurehydrat unverbraucht und
0,493 g. verbraucht; somit müsste ich 0,43 g. Bi?O® gehabt
haben und 0,89 Jodat erhalten, — gefunden aber habe ich
0,74g. — Wenn ich 5,7 C.C. rechne, so müsste ich 0,464
JHO® und 0,407 Bi?O® gehabt haben und 0,826 Wismuth-
jodat erhalten haben.
III. Versuch. 0,495 Bism. nitr. bas. und 0,005 Bi Cl?
wurden in HNO? gelöst, mit Natriumcarbonat bis zur blei-
benden Trübung versetzt, dann in Essigsäure aufgenommen,
die Flüssigkeit wurde klar. Als ich kochte, entstand ein Nie-
derschlag, den ich sammelte, welcher aber durch einen unvor-
hergesehenen Umstand verloren ging. Das Filtrat wurde mit
0,648 JO®H (oder 0,75 kryst. Säure) versetzt, auf 250 C.C.
verdünnt und filtrirt. 25 C.C. des Filtrates verbrauchten
3 0.C. Natriumhyposulfitlösung, das Ganze mithin 30 0.C,,
entsprechend 0,381 Jod, !/;, = 0,0635 Jod — 0,088 Jodsäure-
hydrat unverbraucht. Wird dies von 0,648 abgezogen, so
sind verbraucht 0,56 g. Jodsäurehydrat und diese würden ent-
sprechen 0,49 Bi?O° und 1,0 g. Jodat; gefunden aber sind
0,7958 g. des bei 100° Ö. getrockneten Jodates, welche nach
dem Erhitzen auf 140°C. = 0,764 g. wogen. Im Filtrate
ist Wismuthjodat gelöst. Mit H?S gefällt, ergiebt sich
ein Quantum von Bi? S?, welches 0,0514 Wismuthjo-
dat entspricht; so wären denn im Ganzen 0,8472 g. Jodat
gewesen.
IV. Versuch, Bei diesem Versuch, welchen ich mit
denselben Quantitäten ausführte, bemühte ich mich den Nie-
derschlag von Wismuthjodat so schnell als möglich abzufiltri-
ren. Ich fand 0,948 Wismuthjodat, mithin eine Differenz von
0,025 g., wenn ich nemlich 0,5453 Jodsäure verbraucht habe,
Trotz des schnellen Filtrirens hatte sich auch hier etwas
Jodat gelöst, wenn auch weniger wie beim vorigen Ver-
suche, —
ir Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete. 413
Br V. Einen weiteren Versuch stellte ich mit 0,5 g. Bism.
nitr. bas. und 0,05 Wismuthchlorid an. Ich löste in HNO®,
setzte Natriumearbonat zu bis zur Opalescenz, übersättigte
mit Essigsäure und kochte. Eine deutlichere Trübung ent-
stand, die sich nach dem Erkalten schnell absetzte. Ich sam-
melte den Niederschlag, trocknete ihn bei 100° und fand, dass
er 0,039 g. betrug.
Das Wismuthchlorid scheint demnach zu Wismuthoxy-
chlorid geworden zu sein, dessen Gewicht nach der Rechnung
0,041 hätte betragen müssen. Die weitere Analyse ergab
0,943 Wismuthjodat, also ebensoviel wie im IV. Versuche.
Die Menge unverbrauchte Jodsäure war ebenso gross wie im
Versuch IV; auch hier verbrauchte ich 35 ©.C. Natriumhypo-
sulfitlösung zum Titriren. —
Um mich weiter davon zu überzeugen, dass das Wis-
muthehlorid als BiOCI gefällt worden, kochte ich den Filter-
rückstand mit KHO, filtrirte und fällte mit Argentum nitrie,,
bis Kali chromic. eine röthliche Färbung anzeigte. Trocknete
den Niederschlag und wog = 0,019 g. Ag0l. 0,039 BiOC1
hätten eigentlich 0,024 AgÜl liefern müssen,
_ Ueberblicken wir die bisher erlangten Resultate, so kön-
nen dieselben nicht dazu dienen, die vorliegende Methode
der Wismuthbestimmung als empfehlenswerth zu charakteri-
siren, denn
1) entsprach der Verbrauch von Jodsäure nicht der
Menge, welche auf Grundlage der in der Einleitung erwähn-
ten Formel des Wismuthjodates aus der angewandten Mean
Mag. Bismuthi berechnet werden konnte, und
2) entsprach das Gewicht des erhaltenen Jodates nicht
der Voraussetzung. Letzteres ist aus folgender Zusammen-
stellung ersichtlich:
414 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete.
Es sind verbraucht t ; S
Jodsäurehydat auf Wismuthoxyd zu Wismuthjodat
Der
4 3 bar ? j
s | &=- | Yer- | Difie- | Formel |In Ar-| pipe. | Be | Gerun- IrmeEn
2 | 20M- braucht renz nach |beitge- renz, |rechne- denes. | renz
5 | men raucht, FENZ- | berech-| wesen. ten: i .
net.
| 0,537 De 0,138 |1,08 | 0,922 | 0,158
| 0,43 0,399 0,031 |0,89 | 0,74 | 0,15
. [0,648 | 0,613 |0,035 |
II. |0,648 | 0,493 |0,155 |
\ 0,9 0,399 |0,091 1,0 a
III. |0,648 | 0,56 ı 0,088 | 0,8472 0,1528
IV. [0,648 | 0,5453| 0,1027) 0,477 |0,399 |0,078 |0,973 | 0,948 | 0,025
V. [0,648 |0,5453|0,1027| 0,477 | 0,399 0,078 | 0,973 | 0,943 | 0,03
Es ergab sich
3) dass die Fällung des Wismuthes als Jodat keine voll-
ständige war, dass in einem Falle mehr, im andern weniger
desselben in Lösung blieb und dass
4) das in der Lösung bleibende Jodat die Bestimmung der
unverbrauchten Jodsäure erschwerte resp. ungenau machte.
Es wäre aber immerhin noch möglich, dass man durch Be-
nutzung einiger Handgriffe und durch Annahme einer andern
Formel des Wismuthjodates die Methode dahin verbessern
könnte, dass sie wenigstens annähernd richtige Resultate
liefert.
In Bezug auf ersteres darf ich wohl darauf aufmerksam
machen, dass von allen 5 Versuchen der zweite am wenigsten
befriedigende Resultate geliefert hatte. Ich hatte hier soviel
Sodalösung zu der Lösung des Nitrates gesetzt, dass neutrale
Reaction entstand, hatte dem entsprechend auch mehr Essig-
säure gebraucht, um wieder klare Flüssigkeit zu erhalten-
Bei den übrigen Versuchen war der Sodazusatz auf die
Menge beschränkt geblieben, welche zur Herbeiführung einer
Trübung oder Öpalescenz erforderlich ist. Eine solche tritt
aber bereits ein, wenn noch saure Reaction in der Flüssig-
keit herrscht. Es scheint nun, als wenn es besser sei, diese
saure Reaction zu lassen, weil dann weniger Essigsäure spä-
ter verwendet zu werden braucht. —
Es muss ferner wohl auf Versuch IV. und V. aufmerk-
sam gemacht werden, deren gutes Resultat ich besonders
dem Umstande zuschreibe, dass ich hier möglichst schnell
_ arbeitete, —
Wesentlicher aber noch als diese practischen Handgriffe
ist jedenfalls, dass die Berechnung mit Hilfe einer andern
Formel für Wismuthjodat vorgenommen werde. Nehme ich
das Mittel aus allen 5 Versuchen, so haben 0,399 g. Wismuth-
oxyd durchschnittlich 0,5513 g. Jodsäurehydrat verlangt, d.h.
‘es sind auf 1 Aeq. Wismuthoxyd — 464, — 4 Aeg. Jodsäure
= 704 beim Titriren verbraucht. Unter der Voraussetzung,
dass dies das richtige Verhältniss wäre, liesse sich nach dem
Verbrauche an Jodsäure
‘Versuch I. berechnen 0,403 g. Wismuthoxyd anstatt 0,399 g.
BT 0.0319. £ = ne
er IT. _ 0,369 - - - PR
EV. = Da - -
ee W, i ne : 2
Es liesse sich ferner aus der bei Versuch IV. und V.
verbrauchten Menge Jodsäure, vorausgesetzt, dass wirklich
der Niederschlag wasserfrei wäre, 0,877 g. Wismuthjodät
(Bi?J* 013) berechnen. Da nun aber der Niederschlag grösser
_ war, so ist es wahrscheinlich, dass die Urheber der Methode
- sich auch insofern getäuscht haben, als der bei 100° getrock-
nete Niederschlag noch Wasser enthält. Dem entspricht das
_ Resultat meines Versuches III., bei dem der Niederschlag
zwischen 100° und 140° Ö. noch 4°), Trockenverlust erfuhr.
Ein Versuch, welcher unternommen wurde, um die Zu-
sammensetzung des aus essigsaurer Lösung gefällten Wis-
_ muthjodates zu ermitteln, ergab noch einen Ueberschuss von
Jodsäure über obige Formel. Aus 1 g. des Jodates wurden
nach längerer Einwirkung von Natronlauge 0,325 g. Bi? O°
e\
erhalten. Die Natronlösung wurde auf 50 C.Ü. verdünnt,
-5C.C. davon mit starker Salzsäure erhitzt und das freiwer-
dende Chlor in Jodkaliumsolution geleitet. Auch das Volum
_ dieser letzteren Lösung betrug 50 0.C. Bei mehreren Titri-
416 W, Stoeder, Calearia phosphorica. “ Pa
rungen von je 5 ©.C. der letzteren mit unterschwefligsaurem
Natron wurden je 1,3 ©.C. verbraucht, was auf die Gesammt-
menge des Jodates 130 C.C. ausmachen würde und 0,543
J20° entspricht. Es blieben demnach 0,132 g. des Jodates
über, welche als H?O in Rechnung zu bringen sind. Hier-
nach berechnen sich 1 Aeq. Bi? O3 etwas über 2 Aegq. J?0°
und 5 Aeq. H?O.
Wenn man das Jodat nicht aus essigsaurer, sondern aus
mineralsaurer Lösung fällt, so erhält man Niederschläge, in
welchen mehr Jodsäure vorhanden ist. Aus einer Lösung
dagegen, welche zunächst mit Soda fast neutralisirt und dann
wieder mit der nöthigen Menge Essigsäure versetzt war, fiel
ein basisches Jodat mit 44,4, Bi? O3.
Die Bestimmung des Wismuthchlorides im Magisterium
Bismuthi nach der Anleitung von Buisson & Ferray scheint
ziemlich befriedigende Resultate zu geben. Dagegen leidet
aber nach meiner Erfahrung die Titrirung mit Jodsäure an
mancherlei Mängeln, so dass sie, wenigstens für pharmaceu-
tische Zwecke, wohl kaum verwendbar ist.
Ueber Calearia phosphoriea.
Pharmaceutisch-chemische Studie.
Von W. Stoeder in Amsterdam. *)
Schon lange hatte ich die Absicht, meine bei der Berei-
tung des phosphorsauren Kalks gesammelten Erfahrungen mit
den Angaben der Theorie zu confrontiren, um ‚auf diesem
Wege wo möglich die Verwirrung zu beseitigen, welche hin-
sichtlich der Bereitung und Zusammensetzung dieses Salzes
besteht. Alle mir zu Gebote stehenden Lehr- und Hand-
*) Vortrag im Departement Amsterdam der Niederländ. Gesellsch. zur
Beförderung der Pharmacie (Sitzung vom 20. Dee. 1876). Aus den Be-
richten van de Nederlandsche Maatschappij ter befordering der Pharma-
eie, Jan. 1877, mitgetheilt von Th. Husemann,
“ W. Stoeder, Calcaria phosphorica. \
_ bücher, sowohl chemische als pharmaceutisch - chemische, welche
gern Thatsachen und Theorie zusammensprechen lassen, geben
keine genügende Auskunft und dienen eher dazu, die Confu-
sion zu fördern als ihr ein Ende zu machen.
Dass meine Absicht zur That wurde, verschuldet vor
Allem ein Rapport des geneeskond. Rad voor Gelderland en
Utrecht, in welchem Zusätze und Verbesserungen zu der
gegenwärtig in Kraft stehenden Pharmacopoea Neerlandica
proponirt werden und der Wunsch ausgesprochen ist, dass
die von den letzteren gegebene Vorschrift zur Bereitung von
Calcaria phosphorica oder Phosphas calcicus, wie es die Phar-
mapöe nennt, eine Modification erfahre. Das Präparat der
Pharmacopoea Neerlandica wird, wie dasjenige der britischen
und französischen Pharmacopöe, aus weiss gebrannten Knochen
bereitet, während in Deutschland, Oesterreich und in der
Schweiz die Darstellung aus Natrum phosphoricum, Dinatrium-
hydrophosphat Na®H, PO* — 12H?0*) und Chlorcaleium,
CaCl? vorgeschrieben ist. Beide Vorschriften führen zu ge-
nau demselben Salze, nemlich zu Caleciumhydrophosphat,
CaHPO*+ 2H?0O,**) welches unter dem Einfluss starker Basen
in normales Tricaleiumphosphat, Ca? (PO*)?, verwandelt wird.
In Hagers Handbuch der pharmaceutischen Praxis
findet sich die irrthümliche Angabe, dass die Darstellung aus
Ossa usta direct zu dem letzten Salze führe, obschon dieser
‘ Autor früher an einem andern Orte deutlich auseinander-
gesetzt hat, dass nur beim Hinzusetzen des Aetzammons im
Ueberschuss zur Präcipitation des Salzes letzteres der Fall
ist, eine Angabe, welche in der That theoretisch und practisch
richtig ist, wenn der Ueberschuss in beträchtlicher Menge zur
Anwendung kommt. Nun schreibt der Code Frangais bezüg-
lich des zur Fällung nothwendigen Ammoniaks „un leger exces“
*) Von vielen Chemikern wird dieses Salz noch immer mit 24 Mol,
H20O geschrieben, obschon die Untersuchungen von Clark, Graham
_ und Fresenius dargethan haben, dass es nur 12 Mol. Krystallwasser
enthält.
**) Wurtz, Dietionn, de Chimie. T. I.
***) Hager, Commentar zur Pharmacopoea Germanica. Bd. 1. p. 394,
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. Heft. Dan
E 5 EL p:VR
418 W. Stoeder, Calcaria phosphoriea,
vor und die British Pharmacopoeia sagt: „Until the mixture
acquires an alcaline reaction“, während es in der niederländi-
schen Pharmacopöe heisst: „ita ut reactio acida liquoris
evanescat.“ In der Neerlandica finden sich zugleich Verhält-
nisszahlen angegeben und zwar 6:9: 11, die erste für Ossa
usta, die zweite für Salzsäure und die dritte für Ammoniak.
Diese letzte Ziffer soll nun nach dem oben erwähnten Rap-
port viel höher sein, als es zur Erlangung des angegebenen
Resultats nothwendig ist, worauf dann die Ansicht gestützt
wird, dass die Pharmacopöe das Tricalciumphosphat verlange.
Vergleicht man die Vorschrift mit derjenigen von Caleis
phosphas, so finden wir hier die Verhältnisszahlen 4, 6 und
12, obschon die Stärke von Solution of Ammonia und Hydro-
chloric acid. dieselbe wie in der holländischen Pharmacopöe
ist. Bei der Zahlenangabe von Ammoniak findet sich aber
der Zusatz: „or a sufficieney,“ was möglicherweise auch
zweckmässig in der Pharmacopoea Neerlandica geschehen wäre,
um jeden Zweifel darüber zu entfernen, dass die eben ange-
gebene Bemerkung im Text: „bis zum Verschwinden der
sauren Reaction“ mehr Bedeutung habe als die betreffende
Ziffer.
Es ist mir unbekannt, ob die Angaben des fraglichen
Rapports auf eigenen Untersuchungen beruhen oder sich auf
die Autorität Anderer verlassen. Sie harmoniren mit der oben
hervorgehobenen Behauptung von Hager, welcher jedoch
keineswegs dafür ausschliesslich verantwortlich ist, da er nur
dasjenige reproducirt, was die Pharmacopöen Grossbritanniens
und Frankreichs über ihr Präparat vorbringen. Die Brit.
Pharm. setzt die chemische Formel des normalen Salzes über
ihre Vorschrift, welche absolut zu nichts Anderm als zu dem
sauren Salze, dem Caleciumhydrophosphat, führen kann. Dor-
vault, in seiner bekannten Officine, macht es ebenso schlimm.
Bei dem Präparate des Code sagt er auf p. 679: „On pour-
rait obtenir le phosphate de chaux en precipitant un solute
de chlorure de caleium par du phosphate de soude et lavant
a leau chaude le preecipit@ blanc insoluble forme, mais on
obtiendrait du phosphate neutre (Caleiumhydrophosphat der
lernen Chen) au lie de rs haslıma (Triealeium
Phosphat der modernen Chemie) qui est le sel offiemal,“ wäh-
rend dies ‚sogenannte sel officinal ebenfalls das phosphte
neutre und nichts Anderes darstellt.
Um diese unrichtigen Vorstellungen über Zusammen-
setzung und Bereitung des offieinellen Calciumphosphats zu
widerlegen, verfolge ich zuerst den Gang der Bereitung theo-
retisch und schliesse daran die Resultate meiner eigenen
Erfahrung.
Die Darstellung aus Dinatriumhydrophosphat und
Caleiumchlorid lässt sich in folgendem Schema ausdrücken:
N22220 712970), 020777 (Ca HP0° 2H2%0)
358 111 172
2Na Cl 1080
RT 180
100 Theile Dinatriumhydrophosphat geben 48 Theile Cal-
eiumhydrophosphat.
Die Bereitung aus Ossa usta verläuft folgendermaassen:
632097, 4EG Ca B? E03} 2Ca0l?
I sn en 234 222
9 CaHt(PON? _ 2020? _ 2(NH4HO) _ 2H20
234 223 70 36
_ 2(CaHPO4 2H?0) , 2NH20], 0aCl?
2: 344 107 111
Nach diesem Schema geben 100 Th. Ossa usta mit einem
_ Gehalt von 87 %, Ca?(PO%)?, 96 Th. Caleiumhydrophosphat.
Wird aber die Ammoniakmenge verdoppelt, dann wird
Triealeiumphosphat nach diesem Schema abgeschieden:
CaH41 (POS) 2CaCl®? 4(NH# HO)
234 + 7322 140
Ca (POS? ANH“CI 4H2O
TG 310 214 AP,
Der Deutlichkeit wegen habe ich hier wie im Schema
No. I, die Bildung von Ammoniumhydrophosphat und seine
Zersetzung durch Oaleiumchlorid fortgelassen.
27°
420 W. Stoeder, Calcaria phosphorica,
Bei diesem letzten Process erhält man alles Tricaleium- _
phosphat wieder, welches in den gebrauchten Ossa usta vor-
kam. Dieses Salz ist aber amorph und kann von dem Cal-
ciumhydrophosphat, welches krystallinisch ist, mikroskopisch
sehr gut unterschieden werden. Bei etwa 250facher Ver-
grösserung erscheint das letztgenannte Salz in Form von
Aggregaten rhombisch säulenförmiger Krystalle.
Um die Vorschrift der Pharmäcopoea Neerlandica an
diesen Schemata zu prüfen, habe ich absichtlich mit nicht zu
grossen Mengen und mit möglichster Accuratesse gearbeitet.
6 Th. Ossa usta des Handels von ausgezeichneter Qualität,
pulverisirt, wurden durch Erwärmen im Wasserbade (Maxi-
mum der Temperatur = 80° O.) in verdünnter reiner Salz-
säure aufgelöst. An Stelle von 9 Th. von 31°, HCl, wie
die Pharmacopöe angiebt, bedurfte ich 10 Th. Säure von
36 °/,, wobei jedoch noch ein geringer Rest ungelöst blieb,
welcher abgewaschen, getrocknet und gewogen 5°, betrug
und in concentrirter Salzsäure später ganz auflöslich erschien.
Theoretisch sollten die 6 Theile Ossa usta minus 5°,
— 5,7 Theile, bestehend aus 87°, Tricaleiumphosphat und
10%, Caleiumearbonat, daher enthaltend:
a) 4,95 Th. Ca® (PO®)?
b) 0,57 - CaCO},
none haben‘ für. x 2... mn.)
- NEN U A by
in Summa 2,747 Th. HCl,
während 3,6 Th. gebraucht wurden. Es ist klar, dass ein
Ueberschuss der Säure nothwendig ist.
Die filtrirte, vollkommen klare Lösung wurde nun mit
doppelt so grosser Menge Wasser, wie von der Pharma-
copoea Neerlandica vorgeschrieben ist, verdünnt und erfor-
derte zu schwach alkalischer Reaction 14,2 Th. vorher mit
Wasser verdünnten Liquor Ammoniae (von 10 ,).
Das mit Wasser sorgfältig ausgewaschene Präcipitat,
welches man am besten und raschesten bekommt, wenn man
einige Stunden nach der Abscheidung des Salzes sehr viel
W. Stoeder, Calcaria phosphorica. - 421
Wasser hinzusetzt, rasch rührt, absetzen lässt, abgiesst und
dies einige Male wiederholt, um das auf ein Tuch gesammelte
nochmals bis zu vollständiger Abwesenheit der Chlorreaction
auszuwaschen, lieferte nach Auspressen und Trocknen ein
schönes voluminöses, rein weisses Salz, in höchst feiner Ver-
theilung, welches unter dem Mikroskope sich als krystallinisch
erwies und nach unserem Schema aus Calciumhydrophosphat
bestand. Die Ausbeute betrug 5,1 Th.; nach der Theorie
hätten es 5,4 Th. sein müssen. Die Löslichkeit in Wasser
fand ich gleich °°/,goeoo-, Um mich zu überzeugen, ob ich
es wirklich mit einem Salze von der angegebenen Zusammen-
setzung zu thun hatte, wurde ein Theil desselben geglüht, -
wobei es in Dicaleciumpyrophosphat übergehen musste:
2(CaHPO%, 2H?0O) 772.075 1708
344 na 90
was in der That auch stattfand:
2,718 g. des erhaltenen Salzes erfuhren beim Glühen
einen Verlust von 26,5 °/,, wobei 1,996 g. Ca?P?O? zurück-
blieb. Mit AgNO°-Lösung übergossen, blieb dies geglühte
Salz vollständig ungefärbt.
° Um nun zu untersuchen, in wie weit ein Ueberschuss
von Ammoniak bei der Präcipitation an Stelle der Abschei-
dung von Calciumhydrophosphat eine solche von Tricaleium-
phosphat verursache, wurde die vorhergehende Darstellung
wiederholt und nach Schema II. die Ammoniakmenge verdop-
pelt. Der anfangs starke Geruch des Gemenges nach Ammo-
niak liess in einigen Stunden nach. Am folgenden Morgen
war Alles in eine gelatinöse Masse verwandelt, welche gerührt
vollständig dickem Stärkekleister glich. Unter dem Mikro-
skope erwies sich das Salz als vollständig amorph. Obschon
mit einer grossen Menge Wasser angemengt, blieb die Ab-
scheidung doch höchst beschwerlich (in der Praxis sicher
unausführbar). Es wurde daher das Gemenge zum Kochen
erhitzt und einige Zeit auf dieser Temperatur erhalten, wobei
die gelatinöse, fast durchsichtige Beschaffenheit verschwand
und die Abscheidung von statten ging. Das Salz wurde auf
_ einem Tuche gesammelt, sorgfältig abgewaschen, ausgepresst
422 W. Stoeder, Calcaria phosphorica.
und bei gelinder Wärme getrocknet. Es wurden aus 6 Th.
Ossa usta 5,4 Th. erhalten, die bei weiterem Erwärmen fer-
nere 10,7 °/, einbüssten, welcher Verlust auf Rechnung anhaf-
tenden Wassers zu setzen ist. Die Ausbeute an Ca? (PO%)?
betrug 4,68 Th., während theoretisch 4,95 Th. hätten erhalten
werden sollen. Das Product war ein schneeweisses amorphes
Pulver, weit weniger voluminös als Calciumhydrophosphat
| (im Verhältniss von + 3:5). Mit Silbersalpeterlösung über-
gossen wurde dasselbe intensiv gelb gefärbt.
Die Löslichkeit in Wasser bestimmte ich zu ??/, p0000-
Nach Völcker beträgt diese Zahl für das frisch präcipitirte
Salz ®/ıo0000. Ich bestimmte die Löslichkeit des Caleciumhy-
drophosphats sowohl als des Tricalciumphosphats, indem ich
von jedem 5 Th. mit 100 Th. dest. Wasser in verschlossener
Flasche 2 Tage lang bei einer mittleren Temperatur von
15°C. (unter wiederholtem Umschütteln) stehen liess, hierauf
durch ausgewaschenes schwedisches Filtrirpapier sorgfältig
abfiltrirte, die vollkommen klare Lösung von Staub geschützt
im Wasserbade verdampfte und den Rückstand. bis zu con-
stantem Gewicht austrocknete.
Die Löslichkeit beider Calciumphosphate in salzsäure-
haltigem Wasser prüfte ich, indem ich 1 Theil von beiden
mit 15 Th. 2procentiger gewässerter HC] vermischte. Beim
Caleiumhydrophosphat fand rasche und vollständige Lösung
statt; dagegen hatte sich das Tricaleiumphosphat auch nach
tagelangem Stehen nicht vollständig aufgelöst. Alle diese
Thatsachen sprechen nach meiner Meinung in überzeugender
Weise für die Vorzüge des Calciumhydrophosphats. Es
scheint mir auch kaum einem Zweifel mehr zu unterliegen,
dass auch die Pharmacopoea Neerlandica das saure Salz von
der Formel CaHPO#, 2H?O verlangt, wie es überhaupt das in
Europa gebräuchliche Caleiumphosphat ist, das sowohl die Pharm.
Germ., Austr. und Helv. verlangen, als die British Pharm.
und der französische Codex medicamentarius beabsichtigen.
Die letztgenannten beiden Pharmacopöen weichen von
der Pharmacopoea Neerlandica in ihren Vorschriften nur darin
ab, dass sie ein Auswaschen des präcipitirten Calciumhydro-
ER
phorie..
lässt das ausgeschiedene Salz geradezu mit kochendem Was-
ser auswaschen, während der Codex nach der Präecipitation
vorschreibt: ‚On fait bouillir une minute.“ Ich habe mich durch
Versuche überzeugt, dass dieser Umstand keinen Einfluss auf
das krystall. Calciumhydrophosphat hat, während beim Trock-
nen schon bei der Temperatur des Wasserbades dasselbe
seine beiden Molecule Krystallwasser grösstentheils verliert.
Will man die Bereitung des Caleiumphosphats aus Ossa
usta beibehalten, so ist, abgesehen davon, dass eine grössere
Menge Wasser zur Verdünnung der Lösung der Ossa usta
in Salzsäure erforderlich ist, die Angabe des nothwendigen
Ammoniaks in Ziffern völlig unthunlich. Die zur Erzielung
einer schwach alkalischen Reaction erforderliche Ammoniak-
menge kann keine bestimmte sein, weil die Ossa usta keines-
wegs vollkommene Identität zeigen. Wahrscheinlich hat vor
Allem die Temperatur beim Weissbrennen darauf einen erheb-
lichen Einfluss. Gewiss ist, dass das Präparat bald mehr,
bald weniger leicht durch Salzsäure angegriffen wird und in
Folge davon die Auflösung mehr oder weniger freie Säure
enthalten muss, welche, je nachdem das Erwärmen längere
‘oder kürzere Zeit und mehr oder minder intensiv fortgesetzt
wurde, auch in grösserer oder geringerer Menge in der Flüs-
sigkeit vorhanden sein muss. Uebrigens ist es wohl nur eine
Frage der Zeit, dass in Frankreich, England und Holland die ver-
altete Bereitungsweise des phosphorsauren Kalks aus gebrannten
Knochen aufgegeben und an Stelle derselben eine der Vorschrift
der Pharmacopoea Germanica nachgebildete treten wird.*)
*) Die Darstellung des phosphorsauren Kalks aus Caleium chloratum
ist in dem grössten Theile von Europa gebräuchlich, indem ausser Deutsch-
land, Oesterreich und der Schweiz auch Russland, Ungarn und Rumänien
in ihren Pharmacopöen entsprechende Vorschriften geben. In den scan-
dinavischen Staaten scheint phosphorsaurer Kalk nicht angewendet zu
werden; ebenso fehlt das Präparat in der Farmacopea Espanola und
selbstverständlich in der Pharmacopoea Belgica von 1854. Die neueste
Ausgabe der Hellenischen Pharmacopöe stand mir zur Vergleichung nicht
zu Gebote. (H.)
N
424 G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside.
Untersuchungen über die Prusside (Cyaneisenverbin-
dungen). -
Von Gaston Bong.*)
Anwendung des Kaliumeisencyanürs in der
Analyse. Die Leichtigkeit, womit das Kaliumeiseneyanür
sich durch Chlor in das Cyanid überführen lässt, gestattet
dessen Anwendung in der Chlorometrie mit demselben Er-
folge, wie die der arsenigen Säure. Man benutzt zu diesem
Zwecke eine Normallösung, welche im Liter 37,765 g. Kalium-
eisencyanür enthält, eine Quantität, die 1 Liter Chlor ent-
spricht. Man misst davon 10 C.C. ab, verdünnt sie mit
Wasser, färbt sie durch ein paar Tropfen Indigolösung, und
setzt von der chlorhaltigen Flüssigkeit so lange hinzu, bis
ihre blaue Farbe in die braune des Kaliumeisencyanids über-
gegangen ist.
Die hierbei erhaltenen Resultate fallen ganz befriedigend
aus, der Grad der Verdünnung und Sauerheit übt keinen
Einfluss aus,
Umgekehrt kann man sich dieses so einfachen Verfah-
rens bedienen, um die Reinheit des Kaliumeisencyanürs zu
prüfen.
Ferner lässt sich das Kaliumeiseneyanür vortheilhaft bei
acidimetrischen Proben, sei es als reducirende oder als präci-
pitirende Substanz anwenden. So z. B. zur Ermittlung des
ganzen Alkaligehalts einer chlorhaltigen Flüssigkeit, wie der
Javelle’schen Lauge. Man versetzt dieselbe mit Kaliumeisen-
cyanür im Ueberschusse, dann mit einer bekannten Menge
Säure, und bestimmt den Ueberschuss der letztern wie ge-
wöhnlich mit Natronlauge. Um das Ende der Operation leicht
zu erkennen, färbt man vorher die Flüssigkeit durch Zusatz
einer Spur Eisenchlorid blau; dieses Blau geht, wenn der
Sättigungspunkt erreicht ist, in Braun über,
In manchen Fällen ist die Lackmustinetur nicht anwend-
bar, theils wegen der Farbe der Flüssigkeit, theils wegen des
*) Bullet. de la Soc. chim. de Paris 1875. No. 6. u. 7. S. 264.
G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside. 425
mit Metallsalzen entstehenden Niederschlag. Man braucht
dann nur vorher das Metall mit Kaliumeisencyanür zu präci-
pitiren, um die Frage auf eine einfache acidimetrische Titri-
rung mittelst Lackmus und Natronlauge zurückzuführen.
Derartige Bestimmungen können bei sauren Lösungen von
Zink, Kupfer etc. vorkommen.
Oxydirende Eigenschaften der Eisencyanid-
Verbindungen. Das Kaliumeisencyanid besitzt kräftige
oxydirende Eigenschaften, namentlich bei Gegenwart von Al-
kalien; aber diese Eigenschaft tritt noch beträchtlicher hervor
bei den metallischen Eisencyanid- Verbindungen.
Wenn man nemlich annimmt, dass diese Oxydationen
auf einem Austritte von Cyan beruhen, welches fähig ist
Wasser zu zerlegen und Sauerstoff frei zu machen, so muss
sich dabei stets Oyanwasserstoflsäure oder Cyankalium oder
ein unlösliches Cyanmetall erzeugen. Man begreift aber leicht,
dass die Fällung eines passiven Körpers wie das letztere viel
weniger im Stande ist, die oxydirenden Wirkungen der Eisen-
eyanid- Verbindung zu verhindern, als eine reducirende und
lösliche Substanz wie das Cyankalium oder die Blausäure.
Man kann die Oxydations- Fähigkeit der metallischen
Eisencyanid- Verbindungen mit Hülfe von Reductionsmitteln,
welche fähig sind Farbstoffe zu erzeugen, anschaulich machen.
Dahin gehören die Anilinsalze, denn sie werden schon binnen
wenigen Secunden in der Kälte durch diese Oyanide oxydirt
und liefern Anilinschwarz, Smaragdgrün, Braun, Orange, je
nach dem angewandten Cyanide und auch je nach den Um-
ständen, unter welchen man operirt. Ein grosser Ueberschuss
von Säure oder Alkali verhindert oder verlangsamt alle diese
Oxydationen.
Unter diesen Eisencyaniden sind es besonders die unlös-
lichen wie die des Zinks, Kupfers, Quecksilbers, welche am
stärksten oxydirend wirken; sie erzeugen das Anilinschwarz
sofort bei gewöhnlicher Temperatur. Alle metallischen Eisen-
eyanide bringen übrigens dieselbe Wirkung in der Wärme
hervor, Behandelt man die erhaltenen Niederschläge succes-
426 G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside.
siv mit einem Alkali oder einer Säure, so kann man ihnen
den reinen Farbestoff entziehen.
Um die oxydirenden Wirkungen der Eisencyanide auf
andere Körper als das Anilin leicht zu beobachten, habe ich
ein solches gewählt, welches fähig ist, durch seine Reduction
je nach den Fällen verschieden gefärbte Producte zu erzeu-
gen; es ist dies das Eisencyanid, d.h. die braune Flüssig-
keit,*) welches durch Vermischen der Lösungen des Kalium-
eisencyanids und eines Eisenoxydsalzes entsteht.
Darin bringen die in der Kälte schwach reducirenden
Substanzen wie Zucker, Weingeist, Glykose nur einen brau-
nen Niederschlag hervor.
Ein grüner Niederschlag, welcher alle Eigenschaften des
Pelouze’schen grünen Cyanürs**) besitzt, erscheint rasch
unter dem Einflusse der thierischen Gewebe wie der Seide,
Wolle, und langsamer bei Gegenwart der Oele, Gummata,
des Stärkmehls, der Ameisensäure, Harnsäure, Arsensäure.
Die kräftigeren Reductionsmittel, wie die Blausäure,
Gerbsäure und andere Gerbstoffe, das Anilin, die Holzfaser,
*) Diese Flüssigkeit besitzt nur dann eine grüne Farbe, wenn eine
reducirende Verunreinigung zugegen ist, entweder wenn das Eisensalz
eine organische Säure enthält, oder wenn dieses Salz Eisenchlorid ist, in
welchem Falle die Flüssigkeit sich unter Entwicklung von Chlor zersetzt.
In den übrigen Fällen sieht die Mischung tiefbraun aus, was auch eine
darin befindliche neue Verbindung deutet, die man als Eiseneyanid be-
trachten muss, weil sie beim Behandeln mit einem Alkali Kaliumeisen-
eyanid und Eisenoxyd giebt. — Ueberlässt man diese Flüssigkeit sich
selbst, so scheidet sich daraus ein braunes Pulver ab, welches in Seig-
nettesalz löslich ist, und dann bloss die Merkmale des Kaliumeiseneyanids
und der Eisenoxydsalze zeigt; demungeachtet kann diese neue Cyanver-
bindung nicht mehr als Eiseneyanid angesehen werden, denn beim Behan-
deln mit einem Alkali liefert sie nicht bloss Kaliumeisencyanid und Eisen-
oxyd, sondern auch noch Eiseneyanür, und (was bemerkenswerth ist)
gleichzeitig entwickelt sich lebhaft Sauerstoffgas.
**) Wenn man die Körper als Eiseneyanid ansehen will, verbunden
mit einem Aequivalent Eisen im Maximum und 2 Aeg. Eisen im Mini-
mum, so muss man eine umgekehrte Zusammensetzung für den braunen
Niederschlag annehmen, der cyanreicher als die grüne Verbindung und
fähig ist, sie durch Reduction zu erzeugen,
G. Bong, Untersuchungen über d, Prusside. 437
die thierische Haut, bilden Berlinerblau in- wenigen Augen-
blicken; der Methylalkohol, Amylalkohol,*) das Benzin, der
Leim, die Baumwolle wirken ähnlich, aber nicht dauernd,
was anzudeuten scheint, dass diese Materie nur vermöge der
'in ihnen enthaltenen fremden Körper wirken. Hierin besässe
man demnach ein Mittel, ihre Reinheit zu erkennen.
Die stärksten Reductionsmittel, wie die Sulphite, Sul-
phüre, fällen natürlich sofort Berlinerblau. Die unlöslichen
Sulphüre und selbst solche natürliche wie die des Eisens,
Zinks, Zinns, Antimons, Arsens, Kupfers, Bleies, wirken im
Vergleich zu den vorgenannten energisch; die Metalle, wie
Eisen, Zinn, Blei, Kupfer, Aluminium, verhalten sich ähnlich.
In der Wärme ist der reducirende Einfluss sämmtlicher
Materien noch grösser.
Die Leichtigkeit, mit der die Mischung durch Seide oder
Wolle reducirt wird, gestattet die Färbung dieser Gewebe
mit grosser Leichtigkeit; man erhält auf diese Weise einen
grünen Ton, welcher unter dem Einflusse der Reductionsmit-
tel sehr schön blau wird. Man kann die Erzeugung des
Blau mit der einer andern Farbe combiniren, welche zu ihrem
Entstehen eine Oxydation erfordert, wie z.B. das Catechu,
der Indigo. en)
*) Hierbei will ich bemerken, dass der unreine, mit rauchender
Schwefelsäure destillirte und dann mit Chlor behandelte Amylalkohol eine
prächtige blaue Farbe giebt, die durch Wasser oder überschüssiges
Chlor zerstört wird, während der reine Amylalkohol sich nicht so ver-
hält. —
**) Man kann dasselbe Verfahren auf jedes Gewebe anwenden, wenn
man es mit einem Reductionsmittel, z. B. mit Zinnchlorür, bedeckt.
Einige andere Anwendungen des Berlinerblau sind:
1) Man löst es in einem Tartrat oder Oxalat, und fällt es mit einer
Säure oder einem sauren Zinnsalze. Seignettesalz eignet sich wegen seiner
Billiskeit am besten dazu.
2) Man löst es in einem neutralen Oxalat und fällt es durch ein
Kalksalz, vermeidet also dabei eine saure Flüssigkeit. Um die Farbe zu
erhöhen, setzt man der Lösung Cyaneisenzinn hinzu, welches in den
Oxalaten löslich ist.
428 G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside.
Ueber den Purpur, welcher durch die Einwir-
kung der alkalischen Sulphüre auf die Nitro-
prusside entsteht. Diese so unbeständige Materie erhält
eine gewisse Dauer, wenn man sie gleich nach ihrer Bildung
durch ein Metallsalz, namentlich ein Zinksalz niederschlägt.
Es scheidet sich dadurch eine rosarothe Verbindung ab,
welche, bei gewöhnlicher Temperatur gesammelt und getrock-
net, einen Lack darstellt, der sich in der Kälte ganz gut hält
und zum Färben der Papiere verwendet werden könnte. In
der Wärme allerdings wird diese Verbindung zerstört.
Ueber eine neue Classe von Cyaneisen-Ver-
bindungen (Prussiden). Wenn man das gelbe Blutlau-
gensalz statt mit Salpetersäure, mit Chlorsäure behandelt, so
treten dieselben Reactionen ein; aber man erhält dabei kein
Nitroprussid, sondern eine neue Verbindung, welche sich ihm
durch ihre Eigenschaften nähert. Zu ihrer Gewinnung
benutzt man ein Gemenge von gleichen Theilen gelben Blut-
laugensalzes und chlorsauren Kalis mit so viel Wasser, dass es
davon bedeckt ist, und setzt nach und nach Schwefelsäure in
kleinen Portionen so lange hinzu, bis die blaue Färbung,
welche bei jedem Zusatze entsteht, beständig und gesättigt
erschein. Wenn man dann erwärmt, so bleibt anfangs die
blaue Farbe, bald aber erfolgt lebhafte Gasentwicklung, und
das Ganze wird schwarz und dick. Nun behandelt man mit
Wasser, neutralisirt in der Kälte genau mit kohlensaurem
Natron, erhitzt zum Kochen und filtrirt; es läuft eine sehr
tief gefärbte Flüssigkeit durch, welche nach dem Verdünnen
mit Wasser purpurviolett erscheint. Eingedampft setzt sie
erst Krystalle von schwefelsaurem Natron ab, dann erstarrt
sie. Wird die Masse mit wenig Wasser behandelt, so erhält
man eine syrupdicke Lösung, aus welcher sich im Vacuo
schwarze Krystalle scheiden. Die Ausbeute davon ist eine
verhältnissmässig reichliche.
Die Krystalle, im trocknen Zustande schwarz, lösen sich
sehr leicht im Wasser mit tief violetter Farbe, in Weingeist
nur spurweise, und sind luftbeständig, selbst als Lösung. Mit
Metallsalzen entstehen schmutzig grüne, mehr oder weniger
Kor
helot, Coulier u. d’ Almeida, Verificat. d. Baume’schen Aräometers. 429
_ dunkle Niederschläge, selbst mit den Zinksalzen, wodurch sich
die neue Verbindung deutlich von den Eisencyanid - Verbin-
dungen unterscheidet. Sie ist jedenfalls ein energisches Oxy-
dationsmittel, besonders bei Gegenwart der Metallsalze.
Salpetersäure verwandelt dieselbe leicht in Nitroprussid.
Durch alkalische Sulphüre wird die tief violette Farbe sofort
in eine gelbe übergeführt.
Ueber ihre Constitution kann ich bis jetzt noch nichts
Endgültiges sagen, aber nach den bisherigen Versuchen zu
schliessen, haben wir hier ein Prussid vor uns, welches den
Nitroprussiden entspricht, und worin das Stickstoffoxyd der
letzteren durch Cyan vertreten ist.
Die neue Verbindung wäre demzufolge das dritte Glied
der Reihe
Fe Cy° K* Gelbes Prussid
FeCy®K°® Rothes Prussid
Fe?Oy!?K* Schwarzes Prussid,
welches fähig ist, die Nitroprusside:
Be Oy2ıNO) K-
und die Nitrosulphide:
Fe?2S5(NO)2K* + nK?S (Roussin)
Fe?S?(NO)*K* + nK?S (Porezinski)
zu erzeugen. W.
Die Verifieation des Baume@’schen Aräometers.
Von Berthelot, Coulier und d’Almeida.*)
Da die Baume’schen Aräometer, wie sie aus den Händen
der Anfertiger hervorgehen, selten untereinander übereinstim-
men, so haben die Verfasser sich der Mühe unterzogen, das
Verfahren der Verificirung dieser Instrumente näher ausein-
ander zu setzen. Das Folgende ist ein Auszug ihrer darüber
publieirten Abhandlung. |
*) Aus dem Repertoire de Pharmacie I. 623. W,
430 Berthelot, Coulier u. d’Almeida, Verifieat. d. Baumdschen Ardometers.
$ I. Die von Baum& gegebene Definition der
festen Punkte seines Aräometers. In der noch wäh-
rend seines Lebens erschienenen achten Auflage seiner Ele-
ments de Pharmacie heisst es (Bd. I.. S. 341) wörtlich:
„Man nehme ein gläsernes Hydrometer (Aräometer, Senk-
waage), und bezeichne die Stelle, bis zu welcher dasselbe nicht
mehr im Wasser untersinkt, mit Null; dies ist der erste
Punkt (terme). Zur Feststellung des zweiten Punkts be-
reite man eine Auflösung von 15 Pfund reinen trocknen Koch-
salzes in 85 Pfund Wasser, senke in diese das Instrument,
und bezeichne die Stelle, wo es eben daraus noch hervorragt,
mit 15, dies ist der zweite Punkt. Den Zwischenraum zwi-
schen diesen beiden Punkten theile man in 15 gleiche Theile
oder Grade. Der so graduirte Raum dient zur Grundlage
der Eintheilung des untern Theils der Röhre in derselben
Weise. Alle diese Operationen müssen in einem Keller vor-
genommen werden und die Flüssigkeiten hinreichend lange darin
stehen bleiben, um die geeignete Temperatur, welche 10°
(Reaumur) über dem Frierpunkte des Wassers oder 12,5% C.
sein soll, anzunehmen.“
Das waren Baume’s eigene Instructionen, und die genau
danach verfertigten Instrumente müssen natürlich untereinan-
der übereinstimmen, während, wenn man sich Abweichungen
davon erlaubt, die Resultate nothwendig anders ausfallen werden.
$ II. Dichtigkeit der Normallösung und Ta-
bellen. Der Ausgangspunkt aller Operationen zum Zweck
der Herstellung und Verificirung des Baum&’schen Aräometers
ist die Anfertigung einer normalen Salzlösung und die Ermitt-
lung des Gewichts eines Liters dieser Solution. Zu ihrer
Anfertigung wogen also die Verfasser 15 Theile reines trock-
nes Kochsalz und 85 Theile destillirtes Wasser zusammen,
und fanden dann, dass 1 Liter dieser Solution, bei 12,5° C.
mit Messinggewichten und unter einem Luftdruck von 760 Mil-
limeter gewogen, 1110,57 g. beträgt. Hieraus und aus dem
Gewichte eines Liters Wasser bei derselben Temperatur und
unter demselben Luftdrucke ist die nachstehende Tabelle
construirt.
er
„is
Be
ahelle über Er Verhaltnis der Grad: des
Baumä’schen Aräometers zu dem Gewichte eines
in der Luft, unter dem Druck von 760 Millimeter
_ und bei der Temperatur von 12,5°C. gewogenen
Liters Flüssigkeit.
Liter - Liter- Liter-
Grade. Gewichte, Grade. Gewichte. Grade Gewichte,
|
0 998,404 26 1210 51 1520,5
1 1005 27 1220 52 1536
2 1012 28 1230 53 1552,5
3 1019 29 1240,5 54 1569
4 1026 30 1251 55 1586
5 1033 3 1262 56 1603
6 1040 32 1272,5 57 1620
7 1047,5 33 1283 58 1638
8 1055 34 1295 59 1656,5
9 1063 35 1306 60 1675
10 1070,5 36 1318 61 1694
ut 1078 37 1330 62 1714
12 1086 38 1342 63 1734
13 1094 39 1354 64 1754,5
14 1102 40 1366 65 1775
15 1110,57 41 1379 66 1797
16 1119 42 1392 67 1819
17 1127,5 43 1405 68 1841,5
18 1136 44 1418,5 69 1865
19 1145 45 1432,5 70 1839
20 1154 46 1446,5 71 1914
21 1163 47 1460,5 72 1938
22 1172 48 1475 73 1964
23 1181,5 49 1490 74 1990
24 1191 50 1505 75 2017
25 1200,5
Diese Tabelle kann nicht nur bei 12,5° C., sondern auch
bei solchen Temperaturen, welche bis zu 15° und noch ein
wenig höher hinaufgehen, benutzt werden, weil dadurch kein
wesentlicher Fehler entsteht. Nur hat man dabei immer zu
beachten, dass, wenn bei einer gewissen Temperatur, z. B.
bei 14°, das Instrument in die Flüssigkeit bis zu einem
gewissen Punkte einsinkt, die Tabelle das Gewicht eines bei
derselben Temperatur von 14° gemessenen Liters dieser Flüs-
sigkeit anzeigt.
EeaR =
{ ige
432 Berthelot, Coulier u. Almeida, Verifcat. d, Baume’schen Aräo
$ III. Verification des Aräometers. Zu diesem
Zwecke können zwei gleich gute Methoden angewandt werden.
1) Zuerst vergewissert man sich, dass das Aräometer bei
12,5°C. in destillirtem Wasser auf Null steht. Alsdann
ermittelt man das Gewicht von Litern Flüssigkeiten verschie-
dener Dichtigkeit, z. Be mehr oder weniger concentrirter
Lösungen von Kochsalz, Zinkvitriol, Zuckersyrup, Glycerin,
Schwefelsäure etc. Wenn das Gewicht eines Liters einer
dieser Flüssigkeiten festgestellt ist, so giesst man dieselbe
bei einer gewissen Temperatur, etwa bei 12,5°, in einen Oy-
linder und senkt das Aräometer in dieselbe unter Einhaltung
derselben Temperatur. Das Aräometer zeigt nun den mit der
obigen Tabelle correspondirenden Grad an. Die Hauptsache
ist, dass die Temperatur der Flüssigkeit, wobei das Liter
gewogen worden, genau mit derjenigen, wobei das Aräometer
in derselben schwebt, übereinstimmt,
Wenn man die ganze Scala zu verificiren wünscht, so
muss man Solutionen wählen, deren Litergewichte zwischen
1000 und 2000 g. liegen. Will man aber das Aräometer
für besondere Zwecke benutzen, z. B. zur Prüfung der Giy-
cerine, so braucht man nur solche Gewichte mit Sorgfalt zu
verificiren, welche mit denen der käuflichen Glycerine cor-
respondiren, und das lässt sich vermittelst der obigen Tabelle
leicht ausführen.
2) Die zweite Methode erfordert die Anwendung einer
guten Waage, welche vermittelst eines Hakens, einer Schnur
und einiger kleinen Rollen höher und tieler gestellt werden
kann. Unter eine der beiden Schaalen (A) wird ein 12 bis
15 Centimeter langer seidener Faden oder ein Haar befestigt,
und an das untere Ende desselben ein Stecknadelknopf
grossös Stück weiches Wachs, an welches das Aräometer zu
kleben ist. In die andere Schaale (B) legt man so viel Ge-
wicht, um gewissen Gewichten in der Schaale A das Gegen-
gewicht zu halten, und die Zunge der Waage auf Null zu
bringen, wenn das Aräometer in Wasser von 12,5° 0. bis zu
Null eingetaucht ist. Dieses Gegengewicht lässt man während
aller folgenden Verificationen in der Schaale B liegen. Das
Berthelot, Coulier u. d’Almeida, Verifieat. d. Baum@schen Aräometers. 433
Aräometer wird hierauf in der Luft gewogen, und sein Ge-
wicht notir. Nun taucht man es wieder in Wasser von
12,5° C. bis zu Null, stellt das das Wasser und das Aräo-
meter enthaltende Gefäss unter die Schaale A der Waage,
hängt den Faden an den Stiel des Aräometers, entfernt von
der Schaale A allmählig so viel Gewicht, als dem Gewichte
des Aräometers, multiplieirt mit 0,03367, 0,06733 ete. (wie in
der folgenden Tabelle angegeben), entspricht, und wenn die
Zunge der Waage auf Null steht, was man durch Heben
der Waage erreicht, so muss das Aräometer diejenigen Grade
anzeigen, welche jenen Zahlen gegenüber gestellt sind.
Zahlen, mit welchen Zahlen, mit welchen
Angezeigte | das Gewicht des Aräo- | Angezeigte | das Gewicht des Aräo-
Grade. meters multiplieirt Grade. meters multiplieirt
werden muss. werden muss.
5 0,03367 45 0,30300
10 0,06733 50 0,33666
15 0,10100 55 0,37033
20 0,13467 60 0,40400
25 0,16833 65 0,43766
30 0,20200 70 0,47133
35 0,23566 75 0,50500
40 0,26933
Wenn z.B. der 25ste Grad eines Aräometers, welcher
in der Luft 57,3 g. wiegt, verificirt werden soll, so multipli-
eirt man letztere Zahl mit 0,16833 und entfernt ein dem
Producte = 9,645 g. gleiches Gewicht von der Schaale A.
Ist alsdann die Waage so weit gehoben, dass der Zeiger
auf Null steht, so muss das Aräometer 25 Grade anzeigen,
vorausgesetzt, dass es in Wasser von 12,5° C. eintaucht.
Das Aräometer muss einige Grade oberhalb der Ein-
tauchstelle angefeuchtet und beim Ablesen dieser Stelle
ebenso verfahren werden, wie beim Graduiren einer Röhre.
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. It. 28
434 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. ei;
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institut
der Universität Dorpat.
Beiträge zur Ohemie der wichtigeren Gummi-
harze, Harze und Balsame.
Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn,
(Schluss.)
XXNH. Elemiharze. In dieser Abtheilung will ich nicht
allein die unter dem Namen ‚Elemi‘“ in den Handel gebrach-
ten Harze, sondern auch die als Tacamahac, Anime etc.
benannten zusammenfassen. Wie ich zeigen werde, sind alle
diese Droguen in ihren Eigenschaften unter einander so ähn-
lich, dass man mindestens auf Abstammung von sehr nah
verwandten Mutterpflanzen schliessen muss. Ich untersuchte:
1) Elemi cayennense, von Guibourt Tacamaque hui-
leuse encolore genannt. Seit 1834 im europäischen Handel
als westindisches Elemi, aus der Martiny’schen Sammlung.
Beschrieben in der Encyclopädie. Band Il. pag. 663 un-
ter VI.
2) Elemi cayennense aus derselben Sammlung und
der vorigen Probe vollkommen ähnlich.
3) Elemi occidentale in Massen aus der Martiny’-
schen Sammlung. Wie No. 1.
4) Elemi mexicana von Amyris elemifera Royal
abstammend. Diese Probe ist von Schaffner an Martiny
gesandt. Wie No. 1.
5) Elemi ohne weitere Bezeichnung aus der Sammlung
. des pharmaceutischen Institutes. Ist vollkommen gleich mit
den vorhergehenden Proben, nur von schwächerem Geruche.
6) Ein als Elemi spurium von Lampe für die Samm-
lung des pharmaceutischen Institutes bezogene Probe; ist den
schon angeführten Proben ebenfalls gleich, nur viel ölreicher,
da sie verschlossen aufbewahrt worden.
7) Elemi americana aus der Martiny’schen Samm-
lung. Beschrieben in der Eneyclopädie. Band II. pag. 660.
schsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 435
8) Elemi ohne nähere Bezeichnung, ebenfalls aus der
_ Martiny’schen Sammlung und der vorigen Probe No. 7 voll-
kommen ähnlich.
9) Elemi in Kuchen, aus einer alten Apotheke der
Sammlung des pharmaceutischen Institutes geschickt. Kuchen
_ von der Form eines Dreiecks mit einem Monocotylenblatt
umwickelt. Das Harz ist spröde, grünlich gelblich und ver-
unreinigt durch beigemengte rothbraune Rindenstücke.
- 10) Elemi aus der Martiny’'schen Sammlung. Das Harz
ist der eben angeführten Probe No. 9 sehr ähnlich und ist die
vorliegende Probe auch ein Stück von der Sorte in Kuchen;
sie ist aber in das Blatt einer Dicotyle gewickelt.
11) Elemi africanum aus der Sammlung des pharma-
ceutischen Institutes. Erbsengrosse Stücke von gelber, stellen-
weise grünlicher Farbe, leicht zerreiblich.
12) Elemi mexicanum ebenfalls aus der Sammlung
des pharmaceutischen Institutes. Stückchen von Erbsen -
bis Wallnussgrösse, durchscheinend, stellenweise trübe und
weisslich, zwischen den Fingern leicht erweichend, von mus-
katnussartigem Geruche.
13) Elemi occidentale aus derselben Sammlung. Wie
die vorige Probe No. 2, enthält rothbraune Rindenstückchen
beigemengt.
14) Elemi occidentale verum, vor Jahren von Lampe
für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen.
Grünlich gelbes, weiches, durchscheinendes Harz von starkem
Muskatnussgeruche. Einzelne Stellen des Harzes sind mit
einem schimmelartigen Ueberzuge versehen, letzterer besteht
aus Krystallen.
15) Elemi ohne weitere Bezeichnung, ebenfalls aus der
Sammlung des pharmaceutischen Institutes. Der Probe No. 14
_ ähnlich, etwas heller.
16) Elemi 1846, aus der Martiny’schen Sammlung und
_ mit der Bemerkung ‚Kein Elemi,“ jedenfalls dem Pechbaum-
harze (Resina arbol a brea) und dem Neu-Guinea (Resina
Guineae novae) nahestehendes Harz. Geruch und Aussehen
wie bei No. 14, ebenfalls mit einem schimmelartigen Ueber-
28*
436 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze etc.
zug versehen. Diese Probe ist auch beschrieben in der En-
eyclopädie. Band II.
17) Elemi aus der Martiny’schen Sammlung. Wie No. 15,
aber weicher.
18) Elemi ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung.
Grünlich braune, zusammengeflossene, innen weiche Harz-
masse, welche Blattreste beigemengt enthält; von honigarti-
gem Geruche.
19) Elemi de Manilla, von Prof. Pereira an Martiny
gesandt. Beschrieben in der Encyclopädie. Band II. pag. 663.
Die schwärzlich grünliche Färbung einzelner Stücke wird
durch das Vorhandensein von Algenfäden hervorgerufen.
20) Kikekunemalo I. aus der Martiny’schen Samm-
lung. Ist sehr ähnlich dem unter No, 19 aufgeführten Ma-
nilla Elemi, nur sehr verunreinigt durch dicke rothbraune
Rindenstücke. Geruch erinnert an Semen Nigellae.
21) Kikekunemalo II. aus der Martiny’schen Samm-
lung. Gelblich gefärbte, mattglänzende Stücke, die stellen-
weise mit einer schwarz grauen Kruste überzogen sind und
sehr ähnlich dem von Martiny als Resina Hedwigiae balsami-
ferae (No. 24) beschriebenen Harze. Geruch ebenfalls nigel-
laartig.
22) Kikekunemalo vera ebenfalls aus der Martiny’-
schen Sammlung. Wie No. 20.
23) Kikekunemalo aus der Sammlung des pharmaceu-
tischen Institutes. Wie No. 20.
24) Resina Hedwigiae balsamiferae aus der Mar-
tiny'schen Sammlung. Beschrieben in der Encyelopädie.
Band II. pag. 671.
25) Resina Hedwigiae balsamiferae aus derselbe:
Sammlung und der vorhergehenden Probe ähnlich.
26) Grüner brasilianischer Tacamahac, aus Bre-
men an Martiny gesandt. Beschrieben in der Encyclopädie.
Band II. pag. 710.
27) Grüner brasilianischer Tacamahac aus der-
selben Sammlung und der vorigen Probe gleich.
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 437
. 28) Tacamahaca oceidentalis aus der Sammlung
des pharmaceutischen Institutes, Ist der Probe No. 9 sehr
ähnlich, enthält aber viel mehr Rindenstücke beigemengt.
29) Eine als Hedera bezeichnete Probe aus derselben
Sammlung. Ist vollkommen ähnlich der No. 28.
30) Geiger’sschwärzlich graues Tacamahae aus
der Martiny’schen Sammlung. Beschrieben in der Eneyelo-
pädie. Band II. pag. 711.
31) Schwärzlich graues Tacamahae aus dersel-
ben Sammlung und der vorigen Probe No. 30 vollkommen
ähnlich.
32) Guibourt’s schwärzlich graues Tacamahac,
ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung. Wie die Probe
No. 30. Enthielt beigemengt Stücke des marmorirten Dam-
mars.
33) Schwärzlich graues Tacamahac aus der Mar-
tiny'schen Sammlung. Wie No. 30.
34) Schwärzlich graues Tacamahac auch aus der
Martiny’schen Sammlung. Wie No. 30.
35) Resina Gualda aus der Sammlung des pharmac.
Institutes. Gleicht vollkommen den eben angeführten Proben
des schwärzlich grauen Tacamahacs.
36) Geiger’s orientalisches Tacamahac aus der
Martiny’schen Sammlung. Siehe Encyclopädie.e. Band II.
pag. 709.
37) Orientalisches Tacamahac, von Ülamor Mar-
quart an Martiny gesandt. Vollkommen gleich der Probe
No. 36.
38) Mexicanisches Tacamahac, von Schaffner an
Martiny gesandt, mit der Bemerkung, dass dasselbe nicht
mexicanischen Ursprungs sei, sondern aus Europa stamme:
erbsen- bis wallnussgrosse Stückchen von weingelber Farbe,
durchscheinend, leicht zerreiblich und vollkommen ähnlich
den hellen Stückchen des orientalischen Tacamahacs von
Geiger (No. 36) und von demselben Geruche. Unterscheidet
_ sich von der Probe No. 36 nur dadurch, dass es keine frem-
den Beimengungen, wie Holzstückchen ete, enthält,
073
5 Br, :
438 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et,
39) Anime orientale I. aus der Martiny’schen Samm-
lung. Beschrieben in der Eneyclopädie. Band II. pag. 631.
Der Geruch und das Aussehen ist ähnlich der vorhergehenden
Probe No. 38, nur dass die Stücke grösser sind.
40) Anime oceidentale aus der Martiny’schen Samm-
lung. Siehe Encyclopädie Band II. pag. 631. Einzelne
Stücke gleichen vollkommen dem Harze von Amyris elemifera
Royal (No. 1—6), andere dagegen dem unter No. 30 — 35
aufgeführten schwärzlich grauen Tacamahac.
41) Anime orientale aus der Sammlung des pharma-
ceutischen Institutes. Gleicht der vorhergehenden Probe
No. 40, nur sind es viel kleinere Stücke.
42) Anime orientale aus derselben Sammlung und
wie die vorhergehende Probe No. 41.
43) Anime oceidentale aus der Martiny’schen Samm-
lung. Ebenfalls vollkommen gleich der Probe No. 40.
44) Caranna von Venezuela aus der Martiny’schen
Sammlung. Gelblich grünes, weiches, durchscheinendes Harz
von Muskatnussgeruch.
45) Caranna aus Peru, von Prof. Pöppig an Martiny
gesandt. Beschrieben in der Encyclopädie. Band II. p. 641.
Alkohol löste die aufgeführten Proben bis auf einen
Rückstand, der sich unter dem Mikroskop als aus lauter
Krystallen bestehend erwies, bei einigen Proben aber auch
aus grösseren oder geringen Mengen anderer Körper, wie
Rindenstückchen etc. und endlich waren bei No. 17 — 25
und 28— 33 grössere oder geringere Mengen von schwarz-
grün gefärbten Algenfäden vorhanden, durch welche wohl
hauptsächlich die dunkle Farbe bedingt wird. Beim Kochen
mit Alkohol lösten sich die Krystalle auf.
Aether, Aether-Alkohol und Chloroform lösten
bis auf die etwa vorhandenen Verunreinigungen.
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung keine
Reaction.
Eisenchlorid verhielt sich ebenfalls negativ.
s ’ , Beiträge, a Chemie . Gummiharze ee. 439 v
x mmoniakflüssi gk: eit fällte aus der alkoholischen
Lösung Harz,
Bromlösung dem in Chloroform gelösten Harze zuge-
fügt, bewirkte bei No. 1 —11, 24—43 und 45 keine bemerk-
bare Veränderung, No. 12—23 wurden allmählig intensiv
grün und endlich No, 44 rothviolett.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 1—11, 24
bis 43 und 45 allmählig gelbbraun, mit No. 20— 23 roth-
braun, mit No. 12— 19 violett in Blau und mit No. 44 roth-
violett.
Schwefelsäure gab eine gelbbraun gefärbte Lösung,
die mit Alkohol eine braune mehr oder weniger trübe Mi-
„schung bildete. Wasser der Schwefelsäurelösung zugefügt,
bewirkte Ausscheidung von weisslichen oder hellbräunlichen
Harzflocken.
Natroncarbonatlösung gab bei gewöhnlicher Tem-
peratur einen farblosen Auszug, der beim Uebersättigen mit
Essigsäure klar blieb.
Kochte man das Harz mit der Sodalösung, so wurde
entweder ein farbloser oder nur schwach gelblich gefärbter
Auszug erhalten, wobei das Harz gewöhnlich schmolz. Essig-
säure bewirkte in diesem Auszuge entweder keine oder nur
eine sehr schwache Trübung.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbel-
liferon konnten nicht nachgewiesen werden.
Petroleumäther löste die Proben No. 1—6 voll-
kommen und farblos. Bei den Uebrigen war der Auszug
entweder farblos oder nur schwach gelblich gefärbt. Alle
Auszüge gaben mit Jodlösung eine roth gefärbte trübe
Mischung.
Chloralreagens färbte al schwach rosa in
hellbraun übergehend.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens Eelbn
Die von Petroleumäther aufgenommene Harz- Menge ist in
folgender Tabelle zusammengestellt.
%
Sun =
WE u
440 Ed. Hirschsohn, Beiträge z, Chemie d. HER RE abe)
No, Bezeichnung der untersuchten Probe, 1200 C,
1 = Klemi, von: Cayennem asp are. Der. 0) 81,44
3 -3 soccıdentalel una nei a ee SURETERR 85,95
4 - von Amyris elemifera . . . EN EV - 83,60
5 - aus der Sammlung des Institutes . . oo . 91,61
6 ee - - - RR 78,10
7 =. »,americana Martins 2 Be 52,80
8 - in Kuchen - ar SEE 55,78
9 ur are ale EEE
10 - aus der Martiny’ schen Sammlung en 3 49,88
13 - oceidentale aus der Sammlung des Institutes i 35,67
14 - - TEGENSHNERUMT IH ER 33,03
16 - 1846, A ne DAN
17 - Martiny . - BEN ES 37,68
19 VORAManT la ER TENREETE SEN 37,37
20 Kee IT Marlinyıscr an re a 63,68
21 - IEIR - A Re rs AR 69,48
22 - VOR ER. MEHT TIERE SE 60,85
23 - N RT re EEE ee 59,74
PAS Res: Hedwapıianıbalsamiteran rennen Se ee 49,20
26 | Grüner brasilianischer Tacamahac . . . . ... 71,59
27 - = - RN 2 >> 72,72
28 ! Tacamahaca oceidentalis . . RR ME EEE 44,11
30 | Geiger’s schwärzlich graues Tacamahac SUN BaR N SALITENEEE. 52,93
32 | Guibourts - - - WE TARIR EN L 61,89
33..1°Schwärzlich" graues-Tacamahac . . . 23.2 22 26,99
SH BR esing .Gualdata aa N DE 47,70
sul Tacamahacagmexicana \n. 2 1.010 IE RE 69,64
397 17 Anime, orientalerl.Marlıny a. De ee 74,05
40 - oceidentale Er BEE TNIEITRIE FF FER 72,89
41 = OILENTAIOR ra a a I NE 65,05
42 - - Se ee ee 7.1089
Die vorliegenden 45 Proben der elemiartigen Harze zeichnen
sich vor Allem durch ihre krystallinische Beschaffenheit, die
schon Flückiger hervorhebt, aus und können Krystalle bei
einigen Proben, wie No. 1—6, 26—35, 40—43 und 45,
schon mit blossem Auge wahrgenommen werden, Zu diesem
Verhalten käme noch die unvollkommene Löslichkeit in Alko-
hol, die vollkommene Löslichkeit in Chloroform und Aether,
sowie die Indifferenz gegen Bleiacetat und Natroncarbonat,
wie auch die grosse Löslichkeit in Petroleumäther. Nach
dem Verhalten des in Chloroform gelösten Harzes gegen
Bromlösung lassen sich die vorliegenden Proben in 2 Gruppen
eintheilen:
Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 441
1) in solche, welche davon nicht gefärbt werden (No. 1
bis 11, 24—43 und 45),
2) in solche, welche allmählig grün oder le ge-
färbt werden. (No. 12— 23 und 44).
Die 2. Gruppe, d.h. die durch Brom gefärbten, können
wiederum nach dem Verhalten gegen Salzsäure- Alkohol in
folgende 3 Gruppen eingetheilt werden
1) in solche, welche violett oder blau (No. 12 — 19),
2) in solche, welche rothbraun (No. 20 — 23),
3) in solche, welche rothviolett gefärbt werden (No. 44).
Die von Salzsäure - Alkohol rothviolett oder violett in blau
gefärbten Proben (No. 12—19 und 44) zeichnen sich auch
noch durch einen muskatnussartigen Geruch aus und sind
vielleicht zu dem Arbol a brea-Harze zu zählen, wenn nicht
mit demselben identisch. Leider kann ich dies nicht beweisen, da
mir keine Probe des Arbol a brea- oder Neu- Guinea- Harzes
vorliegt.
Die andere Gruppe, d. h. die von Salzsäure rothbraun
gefärbten, besitzen einen an Semen Nigellae erinnernden Geruch
und zeichnen sich namentlich dadurch aus, dass sie von grünen
Algenfäden durchzogen sind, wodurch auch hauptsächlich ihre
schwarzgrüne Farbe bedingt wird.
Was endlich die durch Brom nicht gefärbten Proben
(No. 1— 11, 24—43 und 45) anbetrifft, so besitzen diesel-
ben im Allgemeinen, namentlich die weichen Proben, einen
‚ausgeprägten dill- und levisticumartigen Geruch, welchem
bei einigen noch ein terpenthinartiger oder modriger Beige-
ruch sich hinzugesellt. Es scheint mir, wie gesagt, dass alle
diese Proben entweder von sehr nahe verwandten oder auch
von ein und derselben Pflanze abstammen und die Verschie-
denheit nur von der Gewinnung und dem Alter der Drogue
bedingt wird.
. Die als schwärzlich graues Tacamahac vorliegenden Pro-
ben zeigen schon äusserlich eine grosse Uebereinstimmung
mit dem Harze von Amyris elemifera Royal, nur dass letz-
teres eben frischer und reicher an ätherischem Oel ist und
wahrscheinlich durch Verwunden des Baumes erhalten wor-
442 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. -
den, während die als Tacamahac vorliegenden Proben frei-
willig ausgetretenes und an der Rinde erhärtetes Harz vor-
stellen. Ein ebenso gleiches und namentlich mit dem schwärz-
lig grauen Tacamahac übereinstimmendes Aeussere besitzen
die als graues brasilianisches Tacamahac bezeichneten Proben,
nur dass diese Proben schwarzgrün gefärbt sind, was ebenfalls
‚durch Algenfäden bewirkt wird — eine solche stellenweise
grünliche oder grüne Färbung zeigen auch einzelne Stücke
des schwärzlich grauen Tacamahacs, welche dann gleichfalls
stets die Algenfäden erkennen lassen. Man gewinnt bei
Untersuchung dieser algenhaltigen Harzproben die Ueberzeu-
gung, dass hier ein Zusammenhang zwischen der Entstehung
des Harzes und dem Vorkommen der Alge bestehen muss.
Vergl. übrigens auch unter Coniferenharzen und unter (a-
ranna,
Anhang.
Archipin. Diese Substanz will ich, trotzdem sie vom
Elemi verschieden ist, hier vorführen, weil sie von einer
Pflanze gesammelt sein soll, welche man sonst wohl als
Stammpflanze einiger der im vorigem Abschnitte aufgezähl-
tem Harze ansieht.
1) Das unter dem Namen Archipin von Schaffner aus
Mexico an Martiny gesandte Gummiharz, versieht Schaffner
mit folgenden Notizen: „Archipin, ein unter diesem Namen
mir hier zum erstenmale vorgekommenes Gummiharz, welches
nach Angabe des Dr. Louis Montana von Bursera gum-
mifera Jacq. stammt. Wird in Emulsionen gegen Wasser-
sucht in einer Dosis von !/, Scrup. bis "/, Drachm. und
gewöhnlich mit einer Abkochung von Sennesblättern ange-
wandt.“ In einer zweiten Notiz sagt er: „Gummi Archipin
aus Zonora soll von Bursera gummifera abstammen und wird
hier zu Tincturen, Balsamen, Pflastern u. s. w. gebraucht.“
Die vorliegende Probe besteht aus wallnussgrossen und
grösseren tropfenförmigen Stücken, die sehr ähnlich dem per-
sischen Ammoniak in Körnern sind. Mit Wasser giebt das
Gummiharz eine milchweisse Emulsion, die geruch- und fast
Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. are Mi
geschmacklos ist; aber nach einigen Minuten entsteht ein
starkes Kratzen im Schlunde. Hieran schliesse ich
2) eine als Bdellium bezeichnete Probe, die wahr-
scheinlich von Kind herrührt, aus der Martiny’schen Samm-
lung. Wie die vorige Probe, aber grössere Stücke.
3) eine ebenfalls als Bdellium bezeichnete Probe aus
derselben Sammlung. Ist den vorigen Proben ähnlich, nur
von durchgängig dunkelgelbbrauner Farbe.
Der alkoholische Auszug der eben angeführten
Gummiharze war hellgelb gefärbt und es entstand nach Zu-
satz von Bleiacetat eine sehr geringe Trübung, welche
beim Erwärmen nicht verschwand.
Eisenchlorid färbte sehr schwach grünlich.
Ammoniakflüssigkeit fällte Harz aus der alkoholi-
schen Tinctur.
Aether und Chloroform verhielten sich wie Alkohol
und gab der ätherische Auszug mit Alkohol eine klare Mi-
schung.
Bromlösung, dem Chloroformauszuge zugefügt, wurde
entfärbt.
- Salzsäure-Alkohol färbte sich gelbbraun.
Gone. engl. Schwefelsäure gab mit dem Gummi-
harz eine gelbbraun gefärbte Mischung, welche nach Zusatz
von Alkohol trübe und rothbraun gefärbt war. Wasser
fällte aus der Schwefelsäurelösung Harz in deischfarbigen
Flocken.
Natroncarbonatlösung gab eine weisse, nicht filtrir-
bare Emulsion.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Weder Schwefel und Stickstoff noch Umbelli-
feron und Zimmtsäure konnten nachgewiesen werden.
Petroleumäther gab einen farblosen Auszug, der die
Farbe der Jodlösung nicht veränderte.
Chloralreagens gab keine Reaction.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
braun.
444 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete.
Petroleumäther hatte aus dem Gummiharz bei No. 1
13,22, bei No.3— 10,55 °/, vom Gewichte der Drogue auf-
genommen.
Vom Elemi unterscheidet sich diese Drogue schon dadurch,
dass sie Pflanzenschleim enthält.
XXI. Gummi-resina Olibanum. Alle von mir unter-
suchten Proben dieses Harzes zeigen unter einander grosse
Uebereinstimmung. Es sind:
1) Olibanum ganz electum Behr et Co. Successo-
res, 1874 aus Triest als Probe nach St. Petersburg geschickt.
Wachsartig durchscheinende, rundliche, längliche oder
thränenföormige Körner verschiedener Grösse von gelblich
weisser Farbe.
2) Olibanum indicum I. von Prof. Pereira an Martiny
gesandt. Form der einzelnen Stücke ähnlich der vorigen
Sorte, die Farbe aber gelblich röthlich und schliessen einzelne
Stücke papierdünne Rindenlamellen ein.
3) Olibanumindicum II. aus der Martiny’schen Samm-
lung. Wie die Probe No. 2, aber mehr trübe Stücke bei-
gemengt; auch enthält diese Probe ausser den papierdünnen
Rindenlamellen rothbraune Rindenstücke beigemengt.
4) Olibanum africanum electum aus der Martiny’-
schen Sammlung. Wie die Probe No. 2.
5) Olibanum africanum natur. Besteht fast nur
aus Rindenstücken (welche äusserlich ähnlich der unter No. 3
erwähnten sind), an denen stellenweise gelblich röthliche
Gummiharzstückchen haften. Auch hier finden sich die schon
erwähnten papierdünnen Rindenlamellen.
6) Olibanum aus der Sammlung des pharmaceutischen
Institutes. Stücke von gelblicher, röthlichgelber oder röth-
licher Farbe der verschiedensten Form, vorwiegend tropfen-
föormig. Ebenfalls mit dünnen Rindenlamellen, sowie rothbrau-
nen Rindenstücken verunreinigt.
7) Olibanum arabicum in sortis aus der Martiny’schen
Sammlung. Wie die Probe No. 6.
8) Olibanum aus Turkestan mit der Bezeichnung
„Kundur.“ Wie No, 6, Siehe Dragendorff zur Volksmediein
Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 445
von Turkestan in Buchner’s N. Repertor. Bd. 23. p. 590.
(1874).
9) Olibanum arabicum in sortis. Aus der Samm-
lung des pharmaceutischen Institutes. Wie No. 6.
10) Olibanum medium, ebenfalls aus der Sammlung
des pharmaceutischen Institutes. Wie No. 2, aber kleinere
Körner und Tropfen.
11) Olibanum in sortis aus derselben Sammlung.
Unregelmässig geformtes Stück von röthlicher Farbe, wachs-
glänzend und durchscheinend.
12) Olibanum aus der Martiny’schen Sammlung. Wie
die vorhergehende Probe. No. 11.
Bleiacetat dem alkoholischen Auszuge des Olibanum
zugefügt, bewirkte keine Veränderung.
Eisenchlorid gab keine Reaction.
Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkoholischen
Tinctur Harz.
Aetherauszug mit Alkohol versetzt, blieb klar.
Bromlösung, dem Chloroformauszuge des -Olibanum
zugefügt, färbte allmählig grün.
Salzsäure-Alkohol färbte sich mit Olibanum allmäh-
lig bräunlich violett.
Schwefelsäure löste mit gelbbrauner Farbe und gab
diese Lösung mit Alkohol eine trübe, braun gefärbte, in miss-
farbig Violett sich ändernde Mischung. Wasser fällte aus der
Lösung in Schwefelsäure Harz in Flocken.
Natroncarbonatlösung färbte sich weder bei,ge-
wöhnlicher Temperatur noch beim Kochen mit dem Weih-
rauch. Die bei gewöhnlicher Temperatur erhaltenen Auszüge
blieben beim Uebersättigen mit Essigsäure klar; während bei
den durch Kochen erhaltenen eine schwache Trübung hierbei
zu bemerken war.
Stickstoff konnte in geringer Menge nachgewiesen werden.
Schwefel, Zimmtsäure und Umbelliferon dagegen nicht.
Chlorkalklösung gab auch hier negative Resultate.
'z
445 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et.
Die Petroleumätherauszüge waren farblos und veränder-
ten die Farbe der Jodlösung sofort in Braun unter Abschei-
dung von Flocken.
Chloralreagens färbt graubraun.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens gaben gelbbraun
gefärbte Solutionen.
Die Menge des von Petroleumäther Extrahirten habe ich
in folgender Tabelle zusammengestellt.
No. Bezeichnung der untersuchten Proben. 120° C.
Is #Olıbanumzganzelectum 1874 2 7:2 SE Ele 31,00
2 - indiemmal-HPereiralevi.n 0 eV ec Re 24,09
3 - ES |
4 - ARTCanumyelechume sense le ee 26,98
5 E - DACHr.E > ner Serie irre enden 22,87
8 - ausi-Turkestan, un a ee 22,08
9 - arablcum une gortis ne ee 36,09
10 - TNERIUTD ER A Re Te 22,88
11 - INMBOTUS FEN Re ER re Nee 0 38,81
Wie das Verhalten des africanischen uud des sogenann-
ten indischen Olibanums zeigt, besitzen dieselben vollkommen
gleiche Reactionen und bin ich darauf hin geneigt, zu behaup-
ten, dass das gewöhnlich im Handel unter den verschiedensten
Namen vorkommende Olibanum eine gleiche Abstammung
besitzt oder doch von sehr nahverwandten Pflanzen stammt.
Als chemische Characteristica des Weihrauchs können fol-
gende benutzt werden:
1) Bleiacetat und Eisenchlorid geben keine Reaction.
2) Ammoniakflüssigkeit fällt Harz aus der alkoholischen
Tinctur.
3) Natroncarbonatlösung nimmt nichts auf.
4) Petroleumäther löst grössere Mengen.
Durch das unter No. 1 und 3 aufgeführte Verhalten,
kann nicht allein eine Unterscheidung, sondern auch eine
etwaige Verfälschung des Olibanum mit Coniferenharzen
erkannt werden.
d Hirschso n, Beikzise 2. Chemie d. hie Gummiharze ete. 447
XXIV. Gummi-resina Gutti hatte ich in 4 Proben
vor mir:
1) Gummi-resina Gutti americana aus der Mar-
tiny'schen Sammlung. DBeschrieben in der Encyelopädie.
Band I. pag. 94.
2) Gummi-resina Gutti, gewöhnliche Sorte, aus der
Sammlung des pharmac. Institutes.
3) Gummi-resina Gutti aus Turkestan mit der Be-
zeichnung „Agorei Rewand.“ Siehe Dragendorff zur Volks-
mediein Turkestans in N. Repert. f. Pharmacie. Band 23,
p. 590. (1874).
4) Gummi-resina Gutti aus der Sammlung des
pharmac. Institutes.
Der alkoholische Auszug aller angeführten Gunmi-
guttproben war goldgelb gefärbt und blieb nach Zusatz von
Bleiacetat klar.
Eisenchlorid färbte schwarz.
'Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen
Tiretur eine klare Mischung.
Der Aetherauszug blieb nach Alkoholzusaiz klar.
Bromlösung gab mit dem Chloroformauszuge keine
bemerkbare Veränderung.
; Salzsäure-Alkohol färbte sich gelb.
Conc. engl. Schwefelsäure löste Gummigutt mit
gelber Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine klare
gelbe Mischung. Wasser fällte Harz aus der Lösung in
Schwetelsäure mit ursprünglicher Farbe.
Natroncarbonatlösung löste schon bei gewöhnlicher
Temperatur zum grössten Theil mit intensiv gelber Farbe
und wurde aus dieser Lösung durch Essigsäure beim Neu-
tralisiren Harz in gelben Flocken gefällt.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Schwefel, Umbelliferon und Zimmtsäure konn-
ten nicht,
Stickstoff dagegen in sehr er Menge nach-
gewiesen werden.
u
448 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete.
Der Petroleumätherauszug war goldgelb gefärbt
und gab mit Jodlösung eine roth und von ausgeschiedenen
Flocken getrübte Mischung.
Chloralreagens, Schwefelsäure und Fröhde’s
Reagens lösten den Verdunstungsrückstand des Petroleum-
ätherauszuges mit gelber Farbe.
Auch hier geben, wie die erhaltenen Resultate zeigen,
die von mir angewandten Reagentien bei den vorliegenden
Gummiguttproben keine Anhaltspunkte zu einer Unterschei-
dung der verschiedenen Sorten, was auch hier wahrscheinlich
davon herrührt, dass die vorliegenden Proben eine gleiche
Abstammung besitzen. Wohl aber können die erhaltenen
Reactionen zur Erkennung und Unterscheidung des Gummi-
guttes von anderen Gummiharzen und Harzen benutzt werden
und wären die wichtigsten folgende:
1) Bleiacetat giebt keine Reaction.
2) Eisenchlorid färbt schwarz.
3) Ammoniakflüssigkeit giebt eine klare Mischung.
4) Natroncarbonat löst mit gelber Farbe.
5) Schwefelsäurelösung giebt mit Alkohol eine klare gelbe
Mischung.
6) Der Petroleumätherauszug ist intensiv gelb gefärbt.
Von allen anderen Harzen und Gummiharzen lässt sich
Gummigutt schon durch die intensiv gelbe Färbung des Pe-
troleumätherauszuges unterscheiden und ausserdem vom gel-
ben Xanthorrhoeaharze, mit welchem leichter eine Verwechse-
lung stattfinden könnte, durch das Verhalten gegen Bleiacetat.
XXV. BHuphorbium stand mir in einer Probe aus der
Sammlung des pharmaceutischen Institutes zur Verfügung
und stimmte dieselbe mit der von Berg beschriebenen
vollkommen überein. Sie enthielt ebenfalls Früchte und
Stacheln etc, beigemengt, die genau mit den von Berg beschrie-
benen übereinstimmen.
Bleiacetat bewirkte in dem alkoholischen Auszuge
des Euphorbium einen starken Niederschlag, der nach dem
Erwärmen bis zum Sieden nicht verschwand.
. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummihaxze ete. 449
Eisenchlorid färbte den Auszug nur dunkler.
Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung.
Der Aetherauszug mit Alkohol versetzt blieb klar.
Bromlösung gab mit dem Chloroformauszuge keine
bemerkenswerthe Erscheinung.
Salzsäure-Alkohol färbte sich allmählig braun.
Conc. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner
Farbe und gab diese Lösung beim Versetzen mit Alkohol
eine braune trübe Mischung. Wasser, der Lösung des
Euphorbium in conc. Schwefelsäure zugesetzt, bewirkte Aus-
scheidung von graubraun gefärbten Flocken.
Natroncarbonatlösung färbte sich in Berührung
mit dem Euphorbium gelb und blieb dieser Auszug beim
Uebersättigen mit Essigsäure klar. Beim Kochen mit der
Sodalösung wurde ein intensiv goldgelb gefärbter Auszug
erhalten und verhielt sich dieser Auszug gegen Essigsäure,
_ wie der bei gewöhnlicher Temperatur erhaltene.
Chlorkalklösung gab keine Reaction.
Umbelliferon, Zimmtsäure, Schwefel und Stick-
stoff konnten nicht nachgewiesen werden.
Der Petroleumätherauszug war farblos und ver-
änderte die violette Farbe der Jodlösung in braun unter
Abscheidung von Flocken. Beim Verdunsten des Petroleum-
ätherauszuges hinterblieb ein Rückstand, der aus lauter
Krystallen *) bestand, diese schmolzen beim Erwärmen auf
2090.
Der bei gewöhnlicher Temperatur hinterbliebene Ver-
dunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges verhielt sich
zu Reagentien folgendermaassen:
Chloralreagens färbte allmählig schwach grünlich gelb,
Schwefelsäure löste gelbbraun,
Fröhde’s Reagens braun.
Die Menge des bei 120°0. getrockneten Rückstandes
betrug 20,25 °/, vom Gewichte der Drogue.
*) Flückiger, Archiv der Pharmacie 1868. 2. Reihe. Bd. 134. p. 249,
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. Heft. 29
DD A Tr a Ra TE Fe en un
Aa, . 5 j ir AENEEHy
450 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gum:
Anhang. YET
An das eben abgehandelte Euphorbium will ich noch das
mir vorliegende von Prof. Henkel dem hiesigen pharmaceuti-
schen Institute überlassene Harz der Euphorbia Tira-
calli, aus Indien stammend, anschliessen. Die vorliegende
Probe ist ein unregelmässig geformtes Stück von schwarz-
brauner Farbe, mattglänzend, geruchlos und an den Kanten
sehr wenig durchscheinend.
Alkohol nimmt aus diesem Harze nur geringe Mengen
(auch beim Kochen) auf und färbt sich hierbei schwach
gelblich. | r
Bleiacetat gab eine geringe ‚Trübung, welche beim
Kochen nicht verschwand.
Eisenchlorid gab keine Reaction.
Ammoniakflüssigkeit gab eine Ausscheidung.
Aether nahm grössere Mengen als der Alkohol aus,
dem Harze auf und wurden aus dieser Lösung nach Zusatz
von Alkohol Flocken ausgeschieden.
Chloroform löste fast vollkommen.
Bromlösung wurde entfärbt.
Salzsäure-Alkohol zeigte dieselben Erscheinungen
wie beim gewöhnlichen Euphorbium.
Conc. engl. Schwefelsäure löste auch hier mit
gelbbrauner Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine
mehr rothbraun gefärbte trübe Mischung. Wasser fällte aus
der Schwefelsäurelösung Harz in hellröthlichen Flocken.
Natroncarbonatlösung zeigte sowohl bei gewöhn-
licher Temperatur als auch beim Kochen dieselben Erschei-
nungen, indem hierbei ein hellbraun gefärbter Auszug erhalten
wurde, der beim Uebersättigen mit Essigsäure klar blieb.
Chlorkalklösung verhielt sich auch hier negativ,
Ebenso konnten nicht nachgewiesen werden:
Stickstoff, Schwefel, Zimmtsäure und Umbelli-
feron.
Petroleumäther färbte sich gelblich und hinterliess
beim Verdunsten einen hellgelb gefärbten amorphen Rückstand.
Zur ge Valenz des Stickstofs, HABT
Jodlösung zeigte dieselbe Erscheinung wie beim gewöhn-
lichen Euphorbium.
Chloralreagens gab keine Reaction.
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten
gelbbraun.
Bei 120° C. getrocknet betrug die Menge des von Pe-
troleumäther Aufgenommenen 66,71°), vom Gewichte der
Drogue.
Das Harz der Euphorbia Tiracalli unterscheidet sich vom
Euphorbium nicht allein durch seine physicalischen Eigen-
schaften, sondern auch durch die fast vollkommene Löslichkeit
in Chloroform, das Verhalten gegen Natroncarbonatlösung,
die geringe Trübung durch Bleiacetat, die Trübung des Aether-
auszuges durch Alkohol und endlich durch die doppelt so
grosse Menge des von Petroleumäther Gelösten, welches ausser-
dem amorph ist.
B. Monatsbericht.
Zur Frage nach der Valenz des Stickstoffs.
Fast ebenso alt wie der Begriff der Valenz sind die Streit-
fragen über den Stickstoff. Während sich die hervorragend-
sten Theoretiker als Anhänger der constanten Valenz erklärt
' haben, dient bei der weitaus grössten Zahl von Lehrbüchern
die wechselnde Valenz als Grundlage. Charakteristisch für
die Streitfrage ist, dass sie schliesslich immer in der Ver-
schiedenheit der Auffassung des Salmiaks ihren Ausdruck
finden kann und dass daher die Entscheidung darüber, ob
der Salmiak
H
NH?, HCl oder NHCI ist, gleichzeitig die
H
H
ganze Frage lösen würde. Neuerdings glaubten V. Meyer
und Lecco beweisen zu können, dass nur die letztere An-
nahme, d.h. die Fünfwerthigkeit des Stickstoffs möglich sei,
29*
AR 5
452 Zur Frage nach der Valenz des Stickstofs,
indem sie aus einer Reihe von Versuchen auf die Identität
von Dimethyldiäthylammoniumjodür (aus Dimethylamin und
Jodäthyl) und Diäthyldimethylammoniumjodür (aus Diäthyl-
amin und Jodmethyl) schlossen. Lossen hat hiergegen
bereits geltend gemacht, dass die gefundenen Thatsachen
nicht hinreichen, die Identität der genannten Verbindungen
zu begründen, und hat ferner auf die Möglichkeit hingewie-
sen, dass in Folge einer Atomwanderung im Molecül beiden
Körpern dieselbe Constitution zukomme. Dann aber würde
ihre Identität ohne Einfluss auf die Lösung der Streitfrage
bleiben. A. Ladenberg und Ö. Struve haben zur Ent-
scheidung der Frage eine Reihe von Versuchen in Angriff
genommen, ausser der Wiederholung der von Meyer und
Lecco veröffentlichten Angaben die Vergleichung der Ammo-
niumverbindungen, welche einerseits aus Triäthylamin und
Benzylchlorid und andererseits aus Benzylamin durch Behand-
lung mit Jodäthyl entstehen können.
I. Triäthylamin verbindet sich direct mit Benzylchlorid,
wenn beide Körper einige Zeit im zugeschmolzenen Rohre
auf 100° erhitzt werden, zu einer weissen krystallinischen
Masse. Versetzt man die wässrige Lösung mit Platinchlorid,
so scheidet sich ein schönes Platinsalz aus von der Formel
[N (6? H°)3C?H’C1]?.. PtCl?. Wird das Triäthylbenzylam-
moniumchlorid der trocknen Destillation unterworfen, so spal-
tet es sich ganz glatt in Benzylchlorid und Triäthylamin.
Durch Behandlung mit Silberoxyd und Jodwasserstoffsäure
lässt sich leicht eine Lösung von Triäthylbenzylammoniumjo-
did darstellen. Beim Eindampfen auf dem Wasserbade tritt
Benzyljodid auf; verdunstet man dagegen bei gewöhnlicher
Temperatur über Schwefelsäure, so hinterbleiben farblose
Krystalle von Triäthylbenzylammoniumjodid. Diese Verbin-
dung ist sehr leicht zersetzbar; wird die mit HJ angesäuerte
Lösung der Destillation unterworfen, so entweicht Benzyljodid,
während jodwasserstoffsaures Triäthylamin zurückbleibt:
N(C? H°)3 C’H7’J +. HJ. + N (C?H>)? HJ. + OB
Neben dieser Zersetzung erfolgt aber beim Erwärmen
oder bei längerem Stehen mit HJ noch eine andere, die zur
Bildung von Triäthylbenzylammoniumtrijodid in schwarzen
glänzenden Prismen führt, die bei 87° ohne Zersetzung
schmelzen und der Formel N (U? H5)3 C?H?J®? entsprechen.
II. Benzylamin wurde mit Jodäthyl mehrere Stunden auf
130° erhitzt. Man erhält ein krystallinisches Product, das
aus einem Gemenge von Benzyltriäthylammoniumjodid neben
den jodwasserstoffsauren Salzen von Benzyldiäthylamin und
Stickstoffgewinnung. — Stickstoffabsorption. ‚453
Benzyläthylamin entsteht. Die Masse wurde zur Trennung
mit KOH destillirt, wobei bei 209° constant reines Benzyl-
diäthylamin NO’? H’(C? H°)? überging. Dasselbe liefert beim
Erhitzen mit Jodäthyl ziemlich glatt Benzyltriäthylammonium-
jodid. Werden wässrige Lösungen von Benzyltriäthylammo-
niumjodid mit HJ versetzt und auf dem Wasserbade verdampft,
so entweicht kein Benzyljodid; auch wenn man seine Lösung
mit verdünnter HJ der Destillation unterwirft, tritt keine
Zersetzung ein.
Hierdurch ist ein prägnanter Unterschied des Benzyl-
triäthylammoniumjodid constatirt und dadurch also die Isomerie
der 2 Verbindungen
NECH7(C2H2)2C2H>I mnd!N (E2HSSCTHTF
nachgewiesen, folglich auch die Unrichtigkeit der von Meyer
und Lecco gezogenen Schlüsse dargethan. (Ber. d. d. chem.
Ges. X, 43.) EEE
Stickstoffgewinnung.
Man stellt sich grössere Mengen von Stickstoff in der
Regel auf die Weise dar, dass atmosphärische Luft über
glühende Kupferspähne geleitet wird, wobei Kupferoxyd ent-
steht und Stickstoff allein weitergeht:
(2N? + O0) + Cu = OCuO + 2N?.
Dabei muss eine beträchtliche Kupfermenge erhitzt wer-
den und die Reaction hört auf, sobald das Kupfer mit einer
dicken Oxydschicht bedeckt ist.
Harcourt und Lupton beseitigten diesen Missstand,
indem sie die atmosphärische Luft zuerst durch eine concen-
trirte wässerige Ammoniakflüssigkeit streichen liessen. Das
auf diese Art beigemengte Ammoniak reducirt das gebildete
Kupferoxyd alsbald wieder, die Operation kann bis zur Er-
schöpfung der Ammoniakquelle ununterbrochen fortgeführt
werden und man erhält einen absolut reinen Stickstoff nach
der Gleichung 3(2N? + O0) + 2NH? = 3H?0 + 7N?.
(The Chicago Pharmacist. Vol. IX. Nr. 6. pag. 169. June
1876.) Dr.
Stickstoffabsorption.
Berthelot hat durch zahlreiche mit Benzin, Terpen-
thinöl, Sumpfgas, Filtrirpapier und Dextrin angestellte Ver-
Rn;
454 Jod- u. Brom-Ammonium. — Wirk. d. Phosphors auf Jod at
suche bewiesen, dass alle diese, somit wohl auch noch zahl-
lose andere organische Körper im Stande sind, unter dem
Einflusse von Electrieitätsausströmungen, sogenannten dunkeln
Entladungen, bei gewöhnlicher Temperatur bedeutende Stick-
stoffmengen aufzunehmen und zur directen, ohne Dazwischen-
kunft von Nitraten oder Ammoniak, stattfindenden Bildung
complexer stickstoffhaltiger Körper zu benutzen. Dabei ist
es gleichgültig, ob der gasförmige Stickstoff im reinen oder
mit Sauerstoff gemengten Zustande dargeboten wird. Da
fortwährend electrische Ausgleichungen zwischen der Erd-
oberfläche und den sie umgebenden Luftschichten stattfinden,
so erblicken wir hier eine reiche Quelle der Bindung atmo-
sphärischen Stickstoffs und der Entstehung verdichteter Stick-
stoffverbindungen von der Art der Humuskörper in jedem Moment
und an jedem Punkte der Erdoberfläche. (Bulletin de la Soc.
Chim. de Earis. Tome XXVI. No.2. p.58). Dr. @V.
Löslichkeit von Jod- und Brom-Ammonium in Aether
beobachtete Wells und findet, dass Jod- und Brom- Ammo-
nium in reinem Aether nicht unlöslich sind, und dass die
Löslichkeit beträchtlich zunimmt, im Verhältniss des Alkohol-
gehalts im Aether. (American Journal of Pharmacy. Vol.
ALVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 491.). R.
Wirkung des Phosphors auf Jodate.
Die Leser des Archivs erinnern sich, dass der Behaup-
tung Corne’s, nicht Phosphor, sondern nur eine niedere Oxy-
dationsstufe desselben vermöge jodsaure Salze zu zersetzen,
von Pollacci entschiedener Widerspruch entgegengesetzt
wurde. Corne hält dem gegenüber seine frühere Behaup-
tung aufrecht und zwar auf Grund von Versuchen, welchen
man allerdings Beweiskraft nicht absprechen kann. So liess
er z. B. in dem leeren Raum des Barometers eine Auflösung
von jodsaurem Kali mit Stärkekleister und einem Stückchen
Phosphor in Berührung, und zwar während eines ganzen
Tages, ohne dass die geringste Bläuung, von ausgeschiede-
nem Jod und gebildeter Jodstärke herrührend, zu beobachten
gewesen wäre, dagegen trat diese schon nach wenigen Minu-
ten auf, als Corne einige Luftblasen zutreten liess. (Journ.
de Pharm.:et de Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. p. 216.).
Dr...
_ Zusammensetz. d. phosphorigs. Sale. — Unterphosphorigs. Salze. 455
Die Zusammensetzung der phosphorigsauren Salze.
Die Salze der H?®PO® sind bekanntlich dadurch ausge-
zeichnet, dass in ihnen der Wasserstoff der Säure vielmals
vollständig durch Metall ersetzt it. Man nahm aber nach
früheren Untersuchungen an, dass bezüglich der Menge des
Wasserstoffs zwei Classen phosphorigsaurer Salze existirten.
Nach Berzelius und H. Rose enthalten nemlich die Salze
von Blei und Mangan gegen 1 Atom P ein Atom H, die von
Barium, Strontium und Caleium aber zwei Atome H. Nach
Wurtz gehören auch die Salze des Kupfers und der Alkali-
metalle der ersten Classe an. ©. Rammelsberg hat aber
nunmehr nachgewiesen, dass obige Auffassung eine irrige ist,
dass vielmehr alle phosphorigsauren Salze sich von folgendem
Schema ableiten.
Phosphorige Säure = HH? PO?.
I
| HR2 PO®
Phosphorigsaure Salze = ud
\uR P9°.
Unterphosphorige Säure — H?HPO?.
I
H>R PO?
Unterphosphorigsaure Salze — | und
H-RP20,
(Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1577.). 0. J.
Unterphosphorigsaure Salze.
Die Einführung der Hypophosphite in den Arzneischatz
hat Patrouillard veranlasst, deren Reactionen und Erken-
-nungsmethoden genauer zu beschreiben. Man erkennt die in
Wasser löslichen Hypophosphite an ihrer, besonders beim
Erwärmen thätigen reducirenden Kraft auf die Salze des
Quecksilberoxyds und Silberoxyds.. Mit Quecksilberchlorid
_ entsteht ein weisser, bisweilen durch metallisches Quecksilber
schwach grau gefärbter Niederschlag. In Silbersalpeterlösung
rufen sie einen dunkelbraunen Niederschlag von mit metalli-
schem Silber gemengtem Silberphosphür hervor.
In einer Proberöhre erhitzt entwickeln die unterphospho-
_ rigsauren Salze der Alkalien und alkalischen Erden selbst-
entzündliches Phosphorwasserstoffgas, das im Innern der Röhre
456 Plıosphoroxychlorid. — Saure Ammoniumsulfate. er
verbrennt und dabei an deren Wand einen orangegelben oder
bräunlichen Körper absetzt. Concentrirte Salpetersäure be-
wirkt lebhaftes Aufbrausen unter Entwicklung salpetrigsaurer
Dämpfe.
Bezüglich der Löslichkeit des Natriumhypophosphits sei
gesagt, dass es in ungefähr 2 Theilen destillirten Wassers,
sowie in 15 Thln. 90° Alkohols löslich ist. (Journal de Phar-
macie et de Chimie. IV. Serie. Tome XXI. pag. 445.)
Dr. 2.28
Phosphoroxycehlorid.
Vor Kurzem wurde festgestellt, dass CO, obgleich es als
ungesättigte Verbindung angesehen wird, nicht leicht sich mit
dem Sauerstoff aus Ozon verbindet, um die gesättigte 00?
zu bilden; es war sogar unmöglich, Verhältnisse aufzufinden,
unter denen diese Verbindung stattfindet. Ira Remsen
studirte nun das Verhalten des Ozons gegen Phosphortrichlo-
rid in der Hoffnung, so das Oxychlorid POC]1? zu erhalten.
Schon Brodie hatte gezeigt, dass, wenn Sauerstoff durch sie-
dendes PCI? geleitet wird, eine theilweise Umwandlung in
POCI? stattfindet; und Michaelis zeigte später, dass diese
Umwandlung sehr unvollständig ist, selbst wenn die Einwir-
kung 2—3 Tage dauerte. Der Versuch zeigte nun, dass bei
der Einwirkung von Ozon die erwartete Umwandlung mit
Leichtigkeit stattfindet. Zu Anfang der Operation war die
Temperatur der Flüssigkeit 15°, stieg aber in kurzer Zeit auf
36° und blieb constant, so lange das Ozon in die Flüssigkeit
geleitet wurde. Sobald die Einleitung aufhörte, fing das
Quecksilber an zu sinken und kam allmählig auf die Zimmer-
temperatur zurück. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1872.) 0. J.
Einige saure Ammoniumsulfate.
Schweitzer setzte Ammoniumsulfat verschiedenen Hitz-
graden aus, merkte den Verlust und bestimmte, da er eine
gewisse Regelmässigkeit beobachtete, die Schwefelsäure dieser
Producte, aus welchen er wenigstens eine neue Verbindung
von Ammonium und Schwefelsäure ableitet.
(NH®)?2 SO* = Ammoniumsulfat, getrocknet bei 100°
enthält 60,8514 °/, Schwefelsäure, so dass es als rein be-
trachtet werden konnte,
Schwefel im Leuchtgas. 457
Dieses Salz wurde mässig erhitzt, so dass es zuerst ruhig
und ohne Aufbrausen die Hälfte seines Ammoniaks abgab.
Stärker erhitzt, verlor es unter Aufschäumen !/, seines Am-
moniaks und seiner Schwefelsäure, wurde bei einer Tempera-
tur, welche etwas höher als der Siedepunkt des Hg ist, eine
teigartige und schleimige Masse, welche unter Roth-
glühhitze lebhaft aufschäumt und in eine bewegliche Flüs-
sigkeit übergeht.
Durch Abkühlen wurden aus beiden Zuständen krystal-
linische Massen erhalten, welche zäher aber weniger hart
als saures schwefelsaures Kali, mit dem sie sonst Aehnlich-
keit hatten, waren. Beide absorbirten nur langsam Was-
ser und hatten wenig Neigung Ammoniak aus trockner
Luft aufzunehmen.
Wurde die teigartige Masse so lange erhitzt, bis
sie kein Ammoniak mehr abgab, so enthielt sie 69,1746 %,
80° und wurde, als sie weitere 15 Minuten erhitzt keine
Veränderung wahrnehmen liess, von dem Verf. für eine stän-
dige Verbindung gehalten. Sie enthielt 69,4971 °/, SO® und
scheint nach folgender Gleichung entstanden zu sein
(8H)°50=— NICH. 2507-2 NH:
Wird dieses Ammoniumbisulfat stärker erhitzt, bis kein
Aufbrausen mehr stattäündet und sich 3 g. verflüchtigt haben,
so enthält es 72,5224°), SO?, nach weiterem Erhitzen und
Verflüchtigen von 3 g., 72,9536 °/, SO?.
Verf. hält dieses Salz des geringen Unterschiedes wegen
für eine noch saurere Ammoniumverbindung, nach der Formel
A(NH:H SO) — (NH2)2 H2(SO%)3 + SO? + 2H?0
+ N2 + H&
(The american COhemist. No. 74. August 1876. p. 42.)
\ Bl.
Der in Kohlenleuchtgas vorkommende S ver-
brennt zu SO? . H0.
Nach W. C. Young’s Versuche verbrennt der im
Leuchtgase vorkommende Schwefel nicht zu schwefeliger Säure,
sondern zu Schwefelsäure, sobald hinreichender
Wasserdampf vorhanden ist. (American Chemist. No 76.
October 1876. p. 149.) Bl.
458
Salze des Manganhyperoxydes.
Fremy theilt als Resultat seiner Versuche mit, dass es
Salze giebt, die Manganhyperoxyd als Basis enthalten. Durch
seine Versuche wurde festgestellt, dass das Mangansalz, das
der Schwefelsäure eine rosarothe Farbe verleiht, nicht eine
bestimmte Oxydationsstufe des Mangans als Basis enthält,
wie das früher angenommen wurde, dass vielmehr in diesem
Salze das Monoxyd und das Peroxyd des Mangans von Schwe-
felsäure gebunden seien,
Dass man es nicht etwa mit der Zwischenstufe, dem
Sesquioxyd, zu thun habe, bewies Fremy dadurch, dass er
aus dem Niederschlag der Oxyde durch Ammoniak das Mon-
oxyd unter Zurücklassung des Peroxyds ausziehen konnte,
was bei dem Sesquioxyd nicht gelingt. Fremy liefert durch
diese Thatsache den Beweis, dass die Zahl der Oxyde mit
bald sauren, bald basischen Eigenschaften doch grösser ist,
als man es annahm. (Journal de Pharmacie et de Ohimie.
IV. Serie. XXIV. Tome. pag. 5.). Dr. 2.4.
Darstellung von Eisensulfür.
Mehu schlägt angesichts des, wie es scheint in Frank-
reich ziemlich hohen Preises des Schwefeleisens vor, dasselbe '
nicht mehr wie bisher durch Zusammenschmelzen von Eisen
und Schwefel, sondern von dem wohlfeilen Schwefelkies mit
Eisen zu bereiten. Ein so dargestelltes (FeS?+ Fe=2FeS$)
Präparat zeigte sich überdies sehr geeignet zur Schwefel-
wasserstoffentwickelung. (Journ. de Pharm. et de Chimie.
4. Serie. Tome XXIV. pag. 233.). Dr.:G=B
Eisenjodid.
®
Die längst ausgesprochene Vermuthung der Existenz
eines dem Chlorid analog zusammengesetzten Jodids des Eisens
hat ihre experimentelle Bestätigung gefunden. R. Rother
hat diese Verbindung auf der Ausstellung in Philadelphia in
langen, schwarzen, sternförmig gruppirten Krystallen aufgestellt.
Dieselben wurden dargestellt durch Einwirkung von Eisen
auf eine starke alkoholische Jodlösung; zu der dabei entstan-
denen grünlichen Lösung von Eisenjodür wurde eine ent-
sprechende weitere Jodmenge gebracht, wobei eine neue Er-
erstellung rein. Nickelsalze, er Reindarstellung v. Wismuth. 459
wärmung eintrat und eine gelbrothe Lösung von Eisenjodid
entstand, aus welcher durch Verdunstung und Kälte die
erwähnten Krystalle gewonnen wurden. Sie sind zerfliesslich,
lösen sich in Alkohol leicht zu einer gelbrothen, nicht nach
Jod riechenden Flüssigkeit, wurden aber durch Wasser sofort
in Eisenjodür und freies Jod zersetzt. (The Chicago Phar-
macisi. Vol. IX. No. 6. pag. 172. June 1876). Dr.G.V.
4 Herstellung reiner Nickelsalze.
Terreil gewinnt aus dem gewöhnlichen Nickel reines
Sulfat, indem er das unreine Metall in Königswasser aufnimmt,
durch metallisches Eisen das Kupfer ausfällt, durch Chlor oder
Salpetersäure alles Eisen in Oxyd verwandelt, durch Erhitzen
mit überschüssiger Schwefelsäure die Salpetersäure und Salz-
säure verjagt, endlich das Eisen mit kohlensaurem Baryt
‘ ausfällt und das Filtrat zur Krystallisation verdampft, welche
nun Anschüsse von chemisch reinem Nickelsulfat liefert. (Te
Chicago Pharmacist. Vol. IX. No. 10. pag. 311. Dr @. V.
Reindarstellung von Wismuth.
Die Darstellung des Wismuths im Zustande völliger
Reinheit bietet grosse Schwierigkeiten, da hauptsächlich zwei
das Wismuth stets begleitende Metalle, Silber und Eisen, dem-
selben hartnäckig anhaften. Thürach hat eine Reihe von
Versuchen ausgeführt, um dem fühlbaren Mangel einer beson-
ders für das Arbeiten in Laboratorien in kleinerem Maassstabe
tauglichen Methode abzuhelfen. Die älteste Methode der
Darstellung eines reinen Wismuths dürfte wohl die von Ques-
neville sein, welcher empfahl, das rohe Wismuth so lange
mit KNO3 zu schmelzen, als eine herausgenommene Probe
sich noch roth, violett oder indigblau färbt. Sobald die Probe
grün oder goldgelb erscheint und diese Färbung auch nach
dem Erkalten beibehält, sei das Wismuth rein. Nach den
Versuchen Thürachs lässt sich nach dem Quesneville’schen
Verfahren allerdings leicht reines Bi gewinnen, aber nicht
ohne beträchtlichen Verlust an Bi, das gleichfalls oxydirt wird
und in die Schlacke eingeht. An demselben Fehler leiden
die Methoden von Muspratt, der Schmelzen des Metalls mit
!li« seines Gewichts KNO°? und Boraxglas im Graphittiegel
oder auch Schmelzen mit KNO° und NaCl empfiehlt. Auch
460 Reindarstellung v. Wismuth.
die Herapath’sche Methode, wonach man völlig reines Bi
erhalten soll, wenn man das unreine Metall in HNO3 löst,
mit H?O fällt, den Niederschlag mit Na HO auskocht, um
Arsen und Thallium zu entfernen, das ausgewaschene Oxyd
von neuem in HNO? löst, wieder mit H°O fällt und nun den
Niederschlag mit Kohle im Kohlentiegel reducirt, gab kein
gutes Resultat; ein eisenfreies Wismuth war auf diese Art
nicht zu gewinnen, Fe? OÖ? fällt stets mit dem Wismuth nieder,
Als vorzügliche Methode empfiehlt Thürach, das unreine
Bi eine Viertelstunde lang unter einer Decke von chlorsaurem
Kali, dem sehr wenig Na?00°, etwa 2—5°;,, zugesetzt
ist, zu schmelzen, wodurch reines, absolut eisenfreies Wismuth
ohne Verlust an Metall gewonnen wird.
Als sehr einfaches und sicheres Trennungsmittel von
Eisen und Wismuth erwies sich Oxalsäure. Setzt man zu
einer schwach sauren Wismuthnitratlösung eine gesättigte
Lösung von Oxalsäure, so entsteht sogleich ein weisser kry-
stallinischer Niederschlag von Wismuthoxalat Bi? (GC? 04)3 +
15 H?0. Man erhält auch aus eisenhaltigen Lösungen sogleich
ein eisenfreies Präparat, doch muss man einen allzugrossen
Ueberschuss von Oxalsäure vermeiden, weil sich darin das
Wismuthoxalat merklich löst, und man darf den Niederschlag
nicht lange mit viel H?O stehen lassen, da er sonst in Bis-
muthyloxalat (Bi 0)? 020% übergeht, und sich diesem wieder
Eisenoxydhydrat beimengt. Beim Glühen des Wismuthoxalats
im Porzellantiegel zersetzt es sich in Kohlensäure und metal-
lisches Wismuth: Bi? (0?09)3 — 6 CO? + Bi?.
Die Trennung des Wismuths von kleinen Mengen Silber,
wie sie im käuflichen Wismuth enthalten zu sein pflegen,
gelang Verfasser nicht vollständig. Silberhaltiges Bi? O3 löst
sich in HNO® ohne Rückstand, und aus der salpetersauren
Lösung fällt HCl die geringe Silbermenge nicht.
Digerirt man aus Wismuthchlorid dargestelltes Wismuth-
hydroxyd, in dem alles Silber als Ag Ol enthalten sein muss,
mit überschüssigem H?’N, so geht zwar etwas AgÜl in
Lösung, aber das rückständige Wismuthhydroxyd bleibt stets
silberhaltig.
Glüht man Ag CO] haltiges Bi? O3 längere Zeit und behan-
delt es dann mit HNO, so bleibt wohl eine geringe Menge
Ag] ungelöst, allein auch die Lösung nimmt Silber auf.
(Journ. f. pract. Chem. 14, 309.) 0. J,
Metallurgie d. Silbers. — Gewinnung d. Silbers etc, 461
Zur Metallurgie des Silbers.
Aus Bolivia importirte Silbererze, welche neben den
Schwefelverbindungen des Silbers und Antimons noch Eisen,
Zink, Wismuth, Blei, Arsen, Kupfer, Chlor und Gangart in
variabeln Quantitäten enthalten, lassen sich nur sehr schwer
auf trockenem Wege verarbeiten. Dieselben werden jetzt
nach Guyard in der Weise verarbeitet, dass man das zer-
kleinerte Erz mit seinem vier- bis fünffachen Gewicht concen-
trirter Schwefelsäure etwa zwölf Stunden lang erhitzt, wobei
massenhaft schwefelige Säure entweicht, auch Schwefel subli-
mirt, während die Mehrzahl der vorhandenen Metalle in Sulfate
übergeht, von denen die meisten nun durch Wasser ausge-
zogen werden. Aus dieser Lösung fällt man durch Eisen
das Silber metallisch und erhält es durch einmaliges Schmel-
zen schon ziemlich rein. Ein Gehalt an Antimon lässt sich
bei der leichten Oxydirbarkeit dieses Körpers leicht genug
entfernen. (Bull. de la Soc. Ohim. de Paris. Vol. XXV1.
No. 1. pag. 6.) Dr.@G: I%
Gewinnung des Silbers aus Cyansilberlösungen
und Reduction von Chlorsilber.
Es sind mehrfache Methoden angegeben, um aus Cyan-
silberlösungen, die längere Zeit zur galvanischen Versilberung
dienten und fast unbrauchbar wurden, das Silber wieder zu
gewinnen.
E. von Bibra empfiehlt folgendes Verfahren. Er behan-
delt die Lösung mit H?SO® Der erhaltene Niederschlag
enthält alles Silber, wohl als Ag Cy, aber auch noch Kupfer,
Zink und Eisen. Der Niederschlag wird geglüht (ziemlich
stark) und dann kurze Zeit mit HNO? digerirt. In der so
erhaltenen Lösung befinden sich neben Silber Kupfer und Zink,
und durch HCI wird vollständig reines AgÜl erhalten. Un-
löslich in HNO3 ist ein geringer schwarzer Rückstand. Der-
selbe enthält Kohle, das bekannte schwer lösliche Eisenoxyd
und sehr geringe Mengen von Silber, die durch Ammoniak
ausgezogen werden können. —
Von den verschiedenen Reductionsmethoden des Chlor-
silbers versuchte Verfasser das Verfahren von Scurati (B. ch.
Ges. 1874. S. 361.), welcher frisch gefälltes Ag Ol mit frisch
dargestelltem Natriumhydrosulfid erwärmt. Ein Volum Ag Ol
wurde mit 3 Volum NaHS gemengt, mit H?O übergossen
FERIEN
462 Verhalten d, Palladiums in d. Alkoholdiamme 82 . ne
und eine Stunde gekocht. Der abfiltrirte, die ganze Masse
Silber enthaltende, schwarze Rückstand gab nach gutem Ab-
waschen und Glühen eine weisse, metallisch glänzende Masse,
die bei der Behandlung mit HNO? eine Lösung von reinem
Silbernitrat gab. Das Verfahren ist also .gut.
Ebenfalls befriedigende Resultate gab das vor einigen
Jahren von Mierzinski publicirte Verfahren durch Kochen von
Ag Cl mit Kalilauge von 1,25 spec. Gew. und zeitweisem
Zusatze von geringen Mengen Glycerin. Das gut gewaschene,
graue Silberpulver hinterlässt bei der Behandlung mit HNO®
nur Spuren von AgÜl. (Journ. f. pract. Chem. Bd. 14, S 185.)
0. J.
Verhalten des Palladiums in der Alkoholflamme.
F. Woehler berichtet: Schon vor 50 Jahren machte
derselbe die Beobachtung, dass Palladium sowohl in der Form
von Schwamm als von blankem Blech in der Alkoholflamme
berusst und nach und nach mit einer dicken Lage von Kohle
bedeckt wird. Ein Stückchen Palladiumschwamm schwillt dabei
zu dem mehrfachen seines Volums auf, indem sich blumenkohl-
föormige Verzweigungen von abgeschiedener Kohle darauf
bilden. Woehler nahm damals an, dass dieses Verhalten auf
einer besonderen Affinität des Palladiums zum Kohlenstoff
beruhe; jedoch nachdem die merkwürdigen Beobachtungen
von Graham über das Verhalten dieses Metalls zum Wasser-
stoff bekannt geworden sind, lag die Vermuthung näher, dass
diese Eigenschaft mit seiner Durchdringbarkeit durch Wasser-
stoff und seinem Vermögen, das viele Hundertfache seines
Volums Wasserstoffgas aufnehmen zu können, im Zusammen-
hange stehe. Das Verhalten des Metalls zum Aethylengas
schien hierüber Aufschluss geben zu können. Ueber 6 Gramm
vollkommen reines Palladium wurde bei 100° stundenlang ein
langsamer Strom von reinem trocknen Aethylen geleitet.
Weder bei dieser noch bei höheren, unter der Glühhitze lie-
genden Temperaturen fand eine Einwirkung statt. Erst als
das Glasrohr zum Glühen kam, wurde Kohle abgeschieden
unter Freiwerden von Wasserstoffgas, jedoch schon bei einer
Temperatur, die, wie ein Gegenversuch zeigte, nicht so hoch
war, um für sich das Gas zersetzen zu können. Auf Sumpf-
gas war das Palladium ohne alle Wirkung.
Aus diesem Versuche geht also hervor, dass das Palla-
dium Aethylengas oder die Gase der Alkoholflamme nicht
2 N
Silieiumplatin. 5 ie ee 463
aufnimmt; dass es aber aus diesen Gasen die Abscheidung
von Kohle bewirkt bei einer Temperatur, bei welcher Aethy-
len für sich nicht zersetzt wird. Nach Woehler kann man
dies Verhalten vielleicht durch die Annahme erklären, es
finde wirklich, unter Abscheidung von Kohle, vorübergehend
eine Aufnahme von Wasserstoff, ein continuirlicher Bindungs-
und Trennungs - Vorgang statt.
Es könnte dafür der Umstand sprechen, dass blankes
Palladiumblech, nachdem es der Wirkung der Alkohol- oder
Aethylenflamme ausgesetzt war, gänzlich seinen Glanz und
seine Geschmeidigkeit verloren hat. (Ber. d. d. chem. Ges.
DR1113.). ©. J.
Silieiumplatin.
Die Resultate einer Reihe von Boussingault ange-
stellter Versuche über das Verhalten der Platinmetalle zu
Kohle und Silicium bei hohen Temperaturen lassen sich in
folgenden Sätzen zusammenfassen.
Platin, Palladium , Iridium und Ruthenium mit Kohle zur
Rothgluth erhitzt, gehen keinerlei Verbindung mit dem Kohlen-
stoff ein. In sehr hohen Temperaturen kann die Kieselsäure
durch Kohlenstoff reducirt werden. In einer zur Weissgluth
erhitzten Mischung von Kohle und Kieselsäure, in welche man
Platin bringt oder durch welche man einen Chlorstrom leitet,
übt weder Platin noch Chlor einen die Reduction der Kiesel-
säure durch die Kohle begünstigenden Einfluss aus; ihre
Wirkung beschränkt sich vielmehr darauf, sich mit dem durch _
die Wirkung des Kohlenstofis in Freiheit gesetzten Silicium
zu verbinden.
“In einem hohen Temperaturen ausgesetzten Gemenge von
Kieselsäure und Kohle findet man, nachdem dasselbe unter
Luftabschluss erkaltet ist, kein freies Silicium, indem dieses
während des Glühens sich mit den dabei entweichenden Gasen,
unter welchen Kohlenoxyd vorherrscht, entfernt hat. Der Be-
weis hierfür kann durch ein Platinblech erbracht werden, über
welches man jene entweichenden Gase streichen lässt, wobei
das Platin das Silicium in Form von Silieiumplatin zurückhält.
(Annales de Chimie et de Physique, V. Serie. Tome VI.
vag. 145.). Dr. GV.
464 ÖOsmium. — Amalgamirung des Eisens ete.
Osmium.
Dieser Körper, der in dem amorphen Zustande, wie er
seither nur bekannt war, wenig Interesse bot, wurde von
Sainte-Olaire Deville und H. Debray in krystallisirtem
Zustande erhalten, indem sie den Dampf von ÖOsmiumsäure
durch eine rothglühende Porzellanröhre leiteten, deren innere
Wandung künstlich mit einer sehr dichten Kohle bedeckt war.
Es setzt sich dabei das durch die heisse Kohle reducirte
ÖOsmium in zu einer förmlichen Röhre zusammenhängenden
Krystallen ab, die die grösste bekannte Dichtigkeit, nämlich
die von 22,477, besitzen. Eine andere Methode, krystallisir-
tes Osmium herzustellen, ist folgende: Man löst das pulver-
förmige amorphe Osmium in der 3 bis 4fachen Menge Zinn
in einem sehr stark erhitzten Kohletiegel auf und entfernt
aus der zusammengeschmolzenen und wieder erkalteten Masse
das überschüssige Zinn durch Auskochen mit Salzsäure, wobei
Krystalle von Osmium zurückbleiben. (Journal de Pharmacie
et de Ohimie. IV. Ser. Tom. XXIV. p. 37.). Dr. E. H.
Amalgamirung des Eisens und einiger anderer
Metalle.
Cassamajor hielt einen Vortrag in der americ. chem.
Gesellsch., besprach unter andern das Verfahren von Cailletet
und gab folgendes einfaches und billiges Verfahren an, Eisen
und einige andere Metalle zu amalgamiren.
In einem Becherglas übergiesse Quecksilber mit ange-
säuertem Wasser und lege das zu amalgamirende Eisen nebst
einem Zinkstab hinein. Es entsteht sofort eine lebhafte Was-
serstoffentwickelung, das Eisen überzieht sich mit Quecksilber
und sinkt in dasselbe ein. Ohne Zinkzusatz tritt wohl
eine schwache H-Entwickelung auf der Oberfläche des Eisens
auf, aber eine Amalgamirung desselben ist selbst nach 24 Stun-
den nicht wahrzunehmen. Der Verbrauch an Zink ist sehr
gering; denn es wird nur dann angegriffen, wenn das Eisen
oder irgend ein anderes, mehr negativ electrisches Metall als
Zink, mit dem Zinkamalgam und der Säure in Berührung
gebracht wurde.
Das Eisen wird auf diese Weise nicht oberflächlich
mit Quecksilber überzogen, sondern von demselben so durch-
drungen, dass seine chemischen und physikalischen Eigen-
schaften verändert sind. Wird reines weiches Eisen genommen,
Krystallisirtes Schwefelquecksilber. 465
so ist kaum eine Abnahme seiner Zähigkeit noch die Amal-
gamirung wahrzunehmen; hart angelassener Stahl zeigte dahin-
gegen eine grosse Brüchigkeit. Obgleich in beiden das Hg
tief in das Eisen emgedrungen, ist der Quecksilbergehalt ein
ausserordentlich geringer.
Wie amalgamirtes Zink von Säuren nicht so angegriffen
wird wie Zink, welches frei von Quecksilber ist; wie ein amal-
gamirtes Zinkstück, wenn es mit einem nicht amalgamirten
Zinkstück vereinigt wird, die positive Platte in einem vol-
taischen Paar wird, so zeigt das Eisenamalgam, wenn auch
im geringeren Grade, dieselben Eigenschaften.
Andere Metalle wie Pt, Pd, Al, Ni und Co, welche einen
sehr hohen Schmelzpunkt haben und sich mit Hg nur schwie-
rig amalgamiren, gaben auf diese Weise mit Hg Amalgam.
Das Aluminiumamalgam hat nur das Eigenthümliche, dass,
wenn es herausgenommen und getrocknet wird, sehr heiss
wird, so dass das Hg zu kochen scheint, und Al bleibt mit
einem kreideartigen Ueberzuge zurück. Wird dieser entfernt,
so ist seine Amalgamirung nicht wahrzunehmen. (T'he american
Ohemist. No. 72. Juni 1876. pag. 452.) ; Bl.
Krystallisirtes Schwefelquecksilber.
Den mit grosser Genauigkeit von Mehu in dieser Rich-
tung angestellten Versuchen entnehmen wir Folgendes. Lässt
man krystallisirtes Einfachschwefelnatrium, Seifensiederlauge
und Schwefelquecksilber, gleichgültig ob in der rothen oder
schwarzen Modification, auf einander einwirken, so erhält man
eine Auflösung von Schwefelalkali, Schwefelquecksilber, die auf
Zusatz von Säuren das Schwefelquecksilber als schwarzes
amorphes Pulver fallen lässt. Mehu liess eine solche Lösung
in einer Porzellanschaale an der offenen Luft mehrere Monate
lang stehen. Die Kohlensäure der Luft zersetzte während
dieser Zeit sehr langsam und allmählig das gesammte Schwe-
felalkali unter Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas und
Ausscheidung von Natriumcarbonat in schönen grossen Kry-
stallen. Durch den Umstand, dass das Schwefelquecksilber
bei dem beschriebenen Versuch seiner Lösungsbedingung, des
Schwefelalkalis, nur ‚sehr langsam verlustig geworden ist,
geschah es, dass seine Ausscheidung nicht, wie dies bei der
raschen Zersetzung durch eine Säure der Fall ist, in amor-
phem Zustande stattfand, dass es sich vielmehr gleichen
Arch. d, Pharm. XI. Bds, 5. Heft, 30
466 Titanverbindungen. — Sulfüre d. Arsens u. deren Verbindung A
Schrittes mit den Sodakrystallen in, wenn auch nur kleinen,
Krystallen absetzte.
In den chemischen Eigenschalten stimmt dieses Be.
lisirtte Schwefelquecksilber mit dem gefällten Sulfür und dem
sublimirten Zinnober überein, seine Krystallform ist die der
in der Natur gefundenen Zinnoberkrystalle, d.h. nach dem
Quarztypus geformte hexagonale Prismen.
Zu einem genaueren Studium der physikalischen Eigen-
schaften der Krystalle hat Mehu bis jetzt noch nicht hin-
reichend grosse Exemplare erhalten. Ebenso lässt Mehu die
Frage über die Constitution der Verbindung von Schwefel-
quecksilber und Schwefelalkali deren leichten Zersetzbarkeit
wegen noch often. (Journal de Pharm. et de Ohimie. IV. Serie.
Tom. XXIII. pag. 423.) Dr. 220
Titanverbindungen.
Friedel und Gu&rin veröffentlichen eine längere
Abhandlung über Titanverbindungen. Sie reihen dieselben
sämmtlich in die 3 wohldefinirten Typen der Chlorverbindungen
Ti C1#, Ti? C1$, Ti Cl? ein und beschreiben speciell des Dichlorid
TiCl?, das Oxychlorür Ti?0?C1?, das Sesquioxyd Ti? O3,
sowie eine Stickstoffverbindung des Titans Ti? N?, welche
sämmtlich bis dato noch nicht dargestellt gewesen sein sollen.
Ferner machen sie auf die bemerkenswerthe Analogie auf-
merksam, die zwischen den Titanverbindungen des 2. Typus
und den correspondirenden Eisenverbindungen besteht. (Anna-
les de Ohimie et de Physique V. Serie. Tom. VIII. pag. 24.)
Di. u
Sulfüre des Arsens und deren Verbindungen.
Arsenpentasulid As?S°®. Da H?S nicht sogleich eine
Lösung von As? O5 fällt, wie es bei As? O? der Fall ist, war
man früher der Ansicht, es bestände keine As? O° entsprechende
Schwefelverbindung, so Berzelius, der den Niederschlag als
mechanische Mengung von As? S°? + S? erklärte. Pfaff suchte
diese Ansicht zu widerlegen, es wurde aber später von, Wacken-
roder und Ludwig die Berzelius’sche Ansicht bestätigt und
von H. Rose folgendes Reactionsschema festgestellt:
As?05 + 2 H?S = As20° + 3H?0 + 25;
As?0? + 3H?8 = 3H20 + As? S3,
Sulfüre d, Arsens u. deren Verbindungen. ei 467
Fuchs fand endlich, dass man durch Zerlegung des dem
Schlippe’schen Salze entsprechenden Salzes Na® As S* mit
Salzsäure wirklich Arsenpentasulfid erhält, da Schwefelkohlen-
stoff demselben nichts entzieht.
2 Na® AsS* +6 HCl=6 NaCl + 3H?S + As?S°.
L. F. Nilson stellte das Pentasulfid auf dieselbe Weise
dar. Das erhaltene As?S° war bedeutend heller, als As? $3,
beinahe schwefelgelb. Nach vollständigem Auswaschen, wobei
das Wasser wie von Schwefel opalisirte, und Trocknen löste
es sich unvollständig in Salmiakgeist. Bei einem Versuche
über seine Löslichkeit in Alkalicarbonat erhielt Verfasser unter
Entwicklung von CO? und H?S eine tiefbraune Flüssigkeit,
die beim Erkalten unter Fällung von Schwefel hellgelb wurde
und endlich schied sich, nachdem sich Schwefel unaufhörlich
abgesetzt hatte, ein krystallisirtes Salz ab, welches mit HC1
schweflige Säure entwickelte und ein gelbes Präcipitat fällte.
Diese Erscheinungen können nur dadurch erklärt werden, dass
das Sulfid freien Schwefel enthielt, welcher zur Bildung von
Kaliumsupersulfuret Veranlassung gab. Aus der weiteren
Untersuchung schliesst der Verfasser, dass bei obiger Zer-
setzung ein Sulfhydrat 3 H?S.As?S° abgeschieden wird,
welches‘ theils beim Waschen mit lufthaltigem Wasser und
theils bei der Berührung mit der Luft eine Mischung von
38 + As?S5 gegeben hat. Diese Verbindung von Schwefel-
wasserstoff mit Arsenpentasulfid würde dem bekannten Schwe-.
felkohlenstoffsulfhydrat entsprechen. Um ein völlig reines
Arsenpentasulfid zu erhalten, musste eine verdünnte Lösung -
von Natriumsulfarseniat kochend durch HCl zerlegt und die
Erhitzung längere Zeit fortgesetzt werden, da das As? sehr
hartnäckig etwas H?S zurückbehält. Das so erhaltene Penta-
sulfid zeigte sich wasserhaltig, bis zum constanten Gewicht
über H?SO* getrocknet entsprach es der Zusammensetzung
As?S° + H?O. Hieraus geht hervor, dass (das Arsenpenta-
sulid, welches ursprünglich als Sulfhydrat aus Na® As S*
gefällt wird, bei andauerndem Kochen den Schwefelwasserstoff
verliert, aber statt dessen H?O aufnimmt und damit ein Hy-
drat bildet, wie dies auch mit etlichen anderen Schwefel-
metallen z.B. ZznS. H?O der Fall ist.
Das wasserhaltige Arsenpentasulfid kann vom Wasser
durch Trocknen bei + 90 — 95° befreit werden, welche Tem-
n 'peratur die Schwefelverbindung ohne Veränderung verträgt. —
Salze von As? 8°:
Kaliumsulfarseniat K?AsS* +. H?O bildet lange vier-
seitige, leicht zerfliessliche Prismen.
30*
En Pr RE ou EN ’ TREO, VRR a Le I’
Se PN ERS j er OLENR or RE
468 Borsäure nachzuweisen,
Natriumsulfarseniat (Na? As St)? + 15 H?O krystallisirt
schön in grossen, gelben, monoklinischen Prismen.
Bariumsulfarseniatarsenit 3BaS. As?S5® + 2BaS. As?S3
+ 83H?O. Eine concentrirte Lösung von Baryumsulfhydrat
setzt bei Sättigung mit As?S° sogleich eine Fällung von sehr
grossen, schwer löslichen, schwach gelblichen, glasglänzenden,
prismatischen Krystallen ab, die nach der Analyse obige
Zusammensetzung haben. Ein analoges Salz giebt Strontium-
sulfhydrat.
Die angeblichen Schwefelverbindungen des Arsens: Ber-
zelius As? S!8 und Kühn’s As? S10 erklärt Nilson für Gemenge
von Arsenpentasulfid mit Schwefel, ferner das sogenannte
schwarze Schwefelarsen As!?S für eine zufällige Mischung von
Schwefelarsen und Arsen. Es existiren keine anderen Schwe-
felverbindungen des Arsens, als As?S?, As?S? und As?S?,
(Kolbe’s Journ. f. pract. Chem. Bd. 14. S. 145.) 635 f
Borsäure nachzuweisen.
Um Borsäure in den verschiedenen Boraten nachzuweisen,
wo oft selbst die anderen bekannten Methoden negative Re-
sultate geben, empfiehlt Malvern W. Iles folgendes Ver-
fahren.
Das zu untersuchende Mineral caleinire, reibe es fein
und befeuchte das Pulver mit Schwefelsäure. Die Säure
treibe durch Erhitzen wieder aus und befeuchte es alsdann
mit Glycerin. Vor dem Löthrohr langsam erhitzt, ver-
brennt das Glycerin mit einer sehr schwachen blauen Farbe,
welche recht bald in’s Grüne übergeht und dann die Gegen-
wart von Borsäure beweist.
Nach Verf. Versuchen geben die verschiedenen Borate,
wie sie in der Natur vorkommen, mehr oder weniger intensiv
diese Reaction, und besonders Nickel, Cobalt, Cadmium, Kalk,
Silber und Bleiborate am schärfsten.
Das Spectroskop zeigt ein schönes Borspectrum, wenn
Borsäure oder irgend ein Borat mit Glycerin befeuchtet und
langsam in einer Bunsenflamme erhitzt wird. Die flüchtige
Borverbindung, welche ausgetrieben wird, färbt oft für eine
kurze Zeit die ganze Flammenlänge. Es wurden 4 deutliche
grüne Streifen wahrgenommen. Wenn auch Kupfer und Ba-
ryum die Eigenschaft haben, die Flamme grün zu färben und
Salze dieser beiden Metalle, besonders die Chloride mehr oder
7
RE
estimmung. = Alkalimetr. Bestimmung d, Phosphorsäure. 469
weniger diese Probe zweifelhaft machen würden, so muss man
doch wissen, dass diese Metalle mit Borsäure gebunden, in
der Natur noch nicht gefunden worden sind. Ist Baryum mit Bor-
säure künstlich vereinigt, so wird durch das vorherige Be-
feuchten mit Schwefelsäure unlöslicher schwefelsaurer Baryt
gebildet, welcher der Glycerinprobe nicht im geringsten
schaden wird.
Das Glycerin scheint mit dem Bor eine flüchtige Verbin-
dung einzugehen, welche mit grüner Flamme brennt, (Te
american Ohemist. No. 70. Apr. 1876. p. 361.)' Bl.
Phosphorbestimmung.
Die Angabe Boussingault’s, dass Phosphor besser und
genauer direct als Phosphormolybdat bestimmt, die Wieder-
auflösung dieses und seine Umwandlung in phosphorsaure
Ammoniakmagnesia aber füglich entbehrt werden könne, wird
von Champion und Pellet mit dem Zusatze bestätigt, dass
die richtige Concentration und Temperatur der zum Ausfällen
des Phosphormolybdats benutzten Lösung von molybdänsaurem
Ammoniak von grosser Wichtigkeit sei. Auch die auf Phos-
phorsäure zu untersuchende Flüssigkeit soll möglichst con-
centrirt ihre Mischung mit dem Reagens schnell auf 70 bis
80° erhitzt und dann rasch ein Ueberschuss von Salpeter-
säure zugesetzt werden, worauf die Bildung des Niederschlags
noch durch kräftiges Schütteln zu unterstützen ist. (Bulletin
de la SocietE Chimique de Paris, Tome XXVII. No. 1.
pag. 6.) Dr.G- %
Alkalimetrische Bestimmung der Phosphorsäure
und der alkalischen Phosphate.
Maly hat gefunden, dass, wenn eine Lösung von freier
Phosphorsäure oder eines sauren phosphorsauren Alkalis mit
einer gemessenen Menge !/, Normal- Aetznatron übersättigt
und darauf sämmtliche Phosphorsäure durch Zusatz von Chlor-
barium als dreibasisches Barytphosphat gefällt wird, sich mit
einer titrirten Säure (unter Anwendung eines Tropfens Corallin
als Indicator) der Natronüberschuss bestimmen und daraus
die freie Phosphorsäure berechnen lässt.
Zu diesem Zwecke misst man die zu analysirende, nicht
zu concentrirte Phosphatlösung in einem Kolben, lässt eine
re art
abgemessene Menge !/, oder 1/, Normal-Natronlösung zufliessen,
färbt mit einem Tropfen Corallin, fügt eine beliebige Menge
Chlorbaryum hinzu, erhitzt und titrirt mit !/, oder Y/, Normal -
Salzsäure zurück. Die Flüssigkeit muss (namentlich zuletzt)
heiss gehalten werden. Der in ihr schwimmende phosphor-
saure Baryt stört die Titrirung nicht und lässt die Farbe
deutlich erkennen. Corallin ist hierbei empfindlicher als Lack-
mus. Ein Tropfen davon genügt, um die alkalische Flüssigkeit
stark rosenroth zu färben. Ist der Neutralisationspunkt nahe,
so wird die Masse weiss wie Milch, da eine kleine Menge
Corallin, die in alkalischer Lösung noch stark rosenroth
erscheint, am neutralen Punkte kaum mehr gefärbt ist, und
durch den phosphorsauren Baryt verdeckt wird. Man kocht.
nun auf, wobei gewöhnlich noch einmal eine rosa Färbung
eintritt, die man wieder durch ein paar Tropfen Säure ver-
schwinden macht und dann wieder aufkocht. Man kann des-
halb auch bei der ersten Titrirung nicht leicht zu viel Säure
erhalten. Erscheint nach einigen Minuten Kochen die Mischung
milchweiss oder höchstens gelblich, nicht aber rosa, so ist die
Neutralisation erreicht. Zieht man nun die der verbrauchten
Säuremenge entsprechende des Aetznatrons von dessen ange-
wandter Menge ab, so ergiebt die Differenz diejenige Natron-
menge, welche zur Bildung von Na? PO? erforderlich war,
und sonach lässt sich daraus die Menge der freien Phosphor-
säure berechnen. Titrirt man freie Phosphorsäure, so ver-
braucht man in dieser Weise in der That auf jedes Aequiva-
lent derselben 3 Aequivalente Natron.
Die Beleganalysen des Verfassers mit Na®HPO* und
freier Phosphorsäure in verschiedenen Verdünnungen erge-
ben im Allgemeinen ziemlich gute Resultate, allerdings _
kommen auch Differenzen von ca. 2°/, vor, jedoch selten; die
meisten Zahlen ergeben eine Zuverlässigkeit auf nicht ganz 1%,.
Das dreibasische phosphorsaure Natron soll sich, wie der Ver-
fasser selbst angiebt, vergleichsweise am ungünstigsten bei
dieser Methode titriren lassen. Ob das Verfahren auch zur
Untersuchung der sauren Kalkphosphate, wie solche zu Düng-
zwecken verwandt werden, geeignet ist, beschreibt der Ver-
fasser nicht, jedoch würde dies voraussetzen, dass das drei-
basische Kalkphosphat, welches bei dieser Methode (natürlich
mit Hinweglassung des Chlorbaryumzusatzes) gebildet würde,
sich entsprechend dem Barytphosphat bei der Titrirung ver-
halte. Es bedarf wohl kaum des Hinweises, dass diese einfache
Methode, wenn sie auch auf das Kalkphosphat ausgedehnt
werden könnte, für die technische Analyse des letzteren recht
equem zu nennen wäre; nur möchte eine noch etwas
grössere Genauigkeit selbst dabei erwünscht sein. Nicht
unerwähnt wollen wir lassen, dass nach Mohr sich das Natron
im phosphorsauren Salz bei Anwendung von Cochenille- Tinc-
tur als Indicator ebenso durch Salzsäure titriren lässt, als
wäre gar keine Phosphorsäure vorhanden. In dessen interes-
santer Arbeit über anomale Zersetzungen durch Kohlensäure
(Liebigs Annalen d. Chemie 185. Bd. 8. 286) ist davon
auch die Rede. (Fresenius Zeitschrift f. anal. Chemie. 14. Jahr-
gang. 4. Hft. S. 417.) Dr. E. F.
Arsenbestimmungen.
A. Gautier hat über die verschiedenen gebräuchlichen
und empfohlenen Methoden zur Nachweisung und quantitati-
ven Bestimmung des Arsens in gerichtlichen Fällen verglei-
chende Versuche angestellt und dabei besonders auch die
Frage ventilirt, ob es gerechtfertigt erscheine, den Marsh’-
schen Apparat durch die von Fresenius und v. Babo vor-
geschlagene Reduction der Sauerstoff- oder Schwefelverbin-
_ dungen des Arsens mittelst Oyankalium und Soda im Kohlen-
säurestrom zu ersetzen, eine Frage, welche schliesslich mit
Entschiedenheit im negativen Sinne beantwortet wird. (Anna-
les de Chimie et de Physique. 5. Serie. Tome VII. p. 384.)
Dr: GM
Alkalimetrische Bestimmung der Magnesia in
Brunnenwässern.
Nach Ludwig Legler gründet sich die Methode auf die
Fällbarkeit der Magnesia als Hydrat durch Aetzalkalien und
deren vollkommene Unlöslichkeit in neutralen oxalsauren Al-
kalien. Sie gelingt rur in von Kohlensäure und von kohlen-
sauren Verbindungen befreitem Wasser. Man versetzt zu
ihrer Ausführung ein gemessenes Volumen des zu prüfenden
Wassers, welches aufgekocht wurde, mit gemessener über-
schüssiger 1/,, Normal-Schwefelsäure und nach kurzem Stehen
unter Färbung mit etwas Rosolsäure mit gemessener !/,; Nor-
mal-Natronlauge in schwachem Ueberschuss. Hiernach fügt
man vorsichtig wieder bis zur Entfärbung Schwefelsäure hinzu
und kocht. Die Flüssigkeit wird sich hierbei in Folge der
Zersetzung von gebildetem doppeltkohlensauren Natron wie-
u ee ee Te De el > a Huhn
ur
412 Alkalimetrische Bestimmung d. Melnen; etc.
- derum röthen. Man fügt nun wiederum ein Eass op Se
Schwefelsäure hinzu, kocht nochmals, und setzt dieses abwech-
selnde Säurezufügen und Aufkochen so lange fort, bis sich
dabei die Flüssigkeit nicht wieder roth färbt. Die verbrauchte
Schwefelsäure berechnet man auf Kohlensäure oder Kalk.
Der Verfasser giebt an, dass hierbei das Kochen des
Wassers mit freier Säure zu vermeiden ist, weil dabei zu
viel Säure verbraucht werde, was in der Zersetzung der Chlor-
alkalien und der Verflüchtigung von Salzsäure jedenfalls seinen
Grund haben müsse. Diesem müssen wir in sofern wider-
sprechen, als bekanntlich die Titrirungen mit Normal- Salzsäure
ergeben, dass eine kochende Flüssigkeit, welche bis zu 4, %
HCl enthält keine sauer reagirenden Dämpfe giebt. Wenn wir °
also die Angabe des Verfassers als eine von ihm gefundene
Thatsache gern anerkennen wollen, so möchten wir deren
Motive doch bezweifeln. Wir möchten hingegen, ohne einen
bestimmten Grund angeben zu wollen, nur darauf hinweisen,
dass vielleicht salpetrigsaure Salze, vielleicht auch etwas schwef-
ligsaure, welche ja durch Reduction des Gypses durch die
organische Substanz im Brunnenwasser eventuell vorkommen
können, möglicherweise diesen Mehrverbrauch an Säure beim
Kochen des angesäuerten Wassers erklären dürften. Doch
dies nur beiläufig,. Das auf diese Weise von Kohlensäure
und kohlensauren Salzen völlig befreite und neutrale Wasser
wird hierauf mit einem Ueberschuss von neutralem oxal-
saurem Kali und nach dadurch herbeigeführter Ausfällung
allen Kalkes mit einer gemessenen Menge !/,, Normal-Natron
versetzt. Darauf wird gekocht, alsdann auf ein bestimmtes
Volumen (150 C.C.) verdünnt und heiss durch ein trockenes
faltiges Filter filtrirt. 100 C.C. des Filtrats titrirt man in
der vorher angegebenen Weise mit Schwefelsäure zurück,
(auch hierbei bildet sich etwas doppeltkohlensaures Natron)
und berechnet die verbrauchte Natronlauge auf Magnesia.
Die Beseitigung der kohlensauren Salze ist nöthig, weil
der im Wasser gelöste doppeltkohlensaure Kalk sich mit dem
oxalsauren Alkali in oxalsauren Kalk und doppeltkohlensaures
Alkali zersetzen würde, welches Schwefelsäure binden und
daher die Magnesiabestimmung unrichtig machen müsste.
Eisen ist vor der Magnesiabestimmung abzufiltriren. Der
Verfasser giebt an und belegt es durch Analysen, welche er
nach dieser Methode ausführte, dass noch 0,002 g. Magnesia
auf diese Weise bestimmbar sind, Wir glauben, dass bei dem
Verfahren allerdings in geübten Händen diese Resultate zu
erreichen sind. Welchen Einfluss dabei nicht zu unbedeutende
\
N =
& - Alkalimetrische Bestimmung d. Magnesia de 2.48
Mengen organischer Substanzen oder von Phosphorsäure in
den Wässern haben, ist nicht angegeben.
Jedenfalls hängt Alles von der genauesten Festellung des
neutralen Punktes bei den Titrirungen ab, und alle hierbei
gemachten Fehler müssen sich wegen der wiederholten Rück-
titrirungen vergrössern. Ob die Löslichkeit der Aetzmagnesia
geringer ist, als die der phosphorsauren Ammonmagnesia im
ammoniakalischen Wasser ist zweifelhaft. Allerdings giebt
Fresenius in seiner 5. Auflage der quantitativen Analyse an,
dass chemisch reine, geglühte Magnesia sich in 55368 Theilen
Wasser löst, während das Ammonphosphat von ammoniaka-
lischem Wasser nur 45000 Theile zur Lösung bedarf. Dage-
gen finden wir bei demselben Analytiker auf Seite 938 die
Angabe, dass die kalt bereitete Magnesialösung (aus der geglüh-
ten caustischen Magnesia hergestellt) schwach geröthete Lack-
mustinktur blau färbe und mit phosphorsaurem Natron und
Ammon vermischt, nach kurzem Stehen getrübt werde. Heisse
Lösung verhält sich ebenso. Dies ist kein Widerspruch zu
den Löslichkeitsbestimmungen; denn das Aequivalent der
phosphorsauren Ammonmagnesia ist ja (Mg, HN, PO*
+ 6.aq.) 245, dagegen das der wasserfreien Aetzmagnesia nur
20, also 12 Mal geringer. Da nun aber 245 Gewichtstheile
Ammon-Magnesiaphosphat nur 40 Theile MgO enthalten, so
löst sich 1 Gewichtstheil Magnesia in Form desselben in
45000 x —. das heisst in 251125 Theilen Wasser, während
reine Magnesia schon in 55368 Theilen Wasser, also über
4 Mal leichter löslich ist.
Es geht daraus jedenfalls hervor, dass die Fällung der
Magnesia als Ammonphosphat eine vollständigere sein muss,
als deren Abscheidung als Hydrat. Nun kann man aber sehr
gut aus einem Brunnenwasser durch Zusatz von oxalsaurem
Ammon und darauf folgendem von Aetzammon und phosphor-
saurem Natron- Ammon (Phosphorsalz) gleichzeitig allen Kalk
und die Magnesia, ohne vorher filtriren zu müssen, ausfällen.
Wäscht man nun den Niederschlag mit heissem ammonhaltigen
Wasser aus, löst ihn dann in Salzsäure und theilt die Lösung
in 2 Theile, so kann man in dem einen direct den Kalk als
Oxalat mit Chamäleon, in dem andern nach Zusatz von etwas
_ Chlorwasser zur Zerstörung der Oxalsäure und Uebersättigung
_ mit essigsaurem Ammon die Magnesia als phosphorsaure durch
Uran ganz genau titriren. g
Dabei erlangt man eine directe Bestimmung und ist
(was bei sehr kleinen Mengen, wie sie im Brunnenwasser
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474 Ausfällung d. Eisenoxyds. — Nickel u. Kobalt. _ - Sulfooyans lic
enthalten sind, sehr wichtig ist) aller Ditforene ir En
hoben. (Fresenius Zeüschrift f. anal. Chemie. 14. Jahrgang.
4. Heft. S. 425.) Dr. E. F.
Zur Ausfällung des Eisenoxyds und der Thonerde
durch essigsaures Natron.
Um einen gut filtrirbaren Niederschlag zu erhalten, räth
M. Jungk die eisen- und thonerdehaltige Lösung möglichst
zu neutralisiren, ohne etwas zu fällen, dann mit heissem Was-
ser zu verdünnen und mit viel essigsaurem Natron (etwa
2 g. auf 0,1 g. Fe?O°) zu fällen. Beim Kochen setzt sich
dann der Niederschlag flockig ab und lässt sich ebenso gut
als der mit Ammon gefällte auswaschen.
Es sei bemerkt, dass Andere vorgeschlagen haben, die
Flüssigkeit kochend (vor dem Zusatz des Füällungsmittels)
möglichst zu neutralisiren und dann plötzlich im Kochen die
ausreichende Menge Natron- oder noch besser Ammon- Ace-
tat zuzusetzen. In der That erhält man auf diese Weise
einen verhältnissmässig leicht filtrirbaren Eisenoxyd - Nieder-
schlag. Für Thonerde allein ist nebenbei die Fällung durch
essigsaure Alkalien nicht ganz vollständig. (Zeitschrift für
anal. Chemie. 15. Jahrg. 3. Hft. S. 291.) Dr. EaR
Neue Trennungsmethode von Nickel und Kobalt.
A. Guyard empfiehlt das auf bekannte Weise im Gang
der Analyse erhaltene Gemenge von Schwefelnickel und Schwe-
felcobalt direct und noch feucht mit Cyankalium in kalter und
sehr verdünnter Lösung zu behandeln, wobei sich Schwefel-
nickel rapid auflöst, das Schwefelcobalt aber vollständig zu-
rückbleibt. Ersteres wird aus seiner Lösung durch Zusatz
von Ühlorwasserstoffsäure als Cyannickel gefällt, welches
gewaschen, getrocknet, durch Glühen in Oxyd übergeführt
und als solches quantitativ bestimmt wird. (Bull. de la Soe.
Chim. de Paris. Tome XXV. No. 11. pag. 509.)
Dr.@.%
Ueber Sulfoeyansilieium.
Durch Einwirkung von Sulfocyanblei auf Chlorsilieium
erhielt P. Miquel lange, weisse, verfilzte Nadeln von Sullo-
cyansilieium: (CNS)* Si. Durch Wasser, ja schon durch feuchte
u, Cdu. Bi nachzuw. Kr Aufarbeit.v. Uran-Rückständen. A
Luft wird dasselbe rasch zersetzt. Es färbt Holz, Papier, die
Finger roth, schmilzt bei 142°, siedet bei 300° unter Ent-
wickelung brennbaren Dampfes. Es löst sich weder in Aether
und Benzin, noch in Schwefelkohlenstoff auf, wohl aber in
kohlensaurer Kalilösung unter Bildung von Kaliumsilicat und
Sulfocyankalium. Säuren, sowie Ammoniak zersetzen es
augenblicklich. (Bull. de la Soc. Chim. de Paris. Tome XXV.
No. 11. pag. 501.) Dr. GEy.
Neue Methode Cu, Cd und Bi nachzuweisen.
Malvern W. Iles behandelt den in Schwefelammonium
unlöslichen Theil auf die gewöhnliche Weise, bis Cu, Cd und
Bi zusammen allein in Lösung sind, und fällt dieselbe, anstatt
mit übersch. Ammoniak zu sättigen, mit überschüss. Fer- .
. rideyankalium. Das entstandene Ferrideyankupfer, Ferrid-
cyancadmium und Ferrideyanbismuth wird wieder mit übersch.
KCy behandelt. Die beiden ersteren lösen sich auf
und lassen Bi? (HO)® zurück. Von dem Bismuthhydrat abfil-
trirt, wird die Lösung in 2 Theile getheilt; dem einen Theile
setzt man einige Tropfen (NH*)HO und dann, (NH®)?S_zu
und erwärmt gelinde Es scheidet sich CdS ab; den anderen
Theil säuert man mit HCl an und es scheidet sich braunrothes
Cu?FeCy® ab. (The american Ohemist. No. 71. May 1876.
ın. 407.) Bl.
Aufarbeitung von Uran -Rückständen.
A. Gawalovsky empfiehlt dazu, dieselben in kohlen-
saurem Ammon (gesättigte Lösung!) zu lösen und daraus
die Phosphorsäure mit Magnesia-Mixtur zu fällen. Das gelöst
bleibende Uran wird abfiltrirt, und nachdem alle Kohlensäure
durch Salzsäure ausgetrieben, durch Aetzammon gefällt. Nach-
‚dem der Uran- Niederschlag abfiltrirt und ausgewaschen, wird
er in Essigsäure oder Salpetersäure gelöst. Nach Angabe
des Verfassers hat derselbe bei diesem Verfahren nur etwa
2,6%, Uran verloren.
Wir müssen hierbei bemerken, dass das Princip dieser
Methode in schreiendem Widerspruch mit einer Stelle aus
Heinrich Rose’s Lehrbuch für analyt. Chemie. 1. Aufl. 2. Bd.
S. 525 steht. Es heisst da: „Löst man die Verbindung von
Uranoxyd und Phosphorsäure in einer Säure auf und über-
sättigt die Auflösung mit einer grossen Menge von kohlen-
Er...
476 Quantitat. Bostiiin. d. Nophtha ; im rohen cn Perlen.
saurem Ammoniak, so löst sich alles Uranoxyd auf. win
man nun aus der Auflösung die Phosphorsäure als phosphor-
saure Ammoniak - Magnesia fällen, so wird eine grosse Menge
von kohlensaurer Ammoniak- Magnesia nieder-
geschlagen, die oft gar keine Phosphorsäureent-
hält. Eine Trennung nach dieser Methode ist daher nicht
zu erreichen.“ Soweit Hienrich Rose, dessen Angabe wir
bestätigen können. Endlich dürfte wohl ziemlich allge-
mein bekannt sein, dass kohlensaures Ammon in concentrirter
Lösung als quantitatives Fällungsmittel von Magnesia
häufig empfohlen und angewendet worden ist. Man werfe
nur einen Blick in Fresenius quant. Analyse, so wird,man
bei Magnesia Bestimmungen wiederholt dem Ammoncarbonat
begegnen.
So verlockend also die einfache Methode von Gawalovsky
ist, so müssen wir doch wohl noch so lange von den umständ-
licheren, auf die Reduction des Uranoxyds basirten, Verfah-
ren Gebrauch machen, bis der Verfasser den Rose’schen
Widerspruch widerlegen kann. (Zeitschrift f. anal. Chemie,
#5 Bi. 3. Hfl: 8. 292.) Dr. E. F.
Die Aufarbeitung der Uranrückstände lasse ich schon
seit mehreren Jahren nach dem von mir 1873. d. Z. Bd. 202,
8. 232 beschriebenen Verfahren durch Lösung im kohlensauren
Natron und Fällen der Phosphorsäure mit Magnesiamischung
ausführen und stets mit vollständigem Erfolge, sobald die
dort angegebenen Vorsichtsmaassregeln inne gehalten werden.
‚Rdt.
Quantitative Bestimmung der Naphtha im rohen
Petroleum.
Bourgougnon wendet zur Bestimmung der Naphtha
im rohen Petroleum ein Naphtometer an. Die Ausführung
ist rasch geschehen und sollen die erhaltenen Resultate mit
denen einer fractionirten Destillation übereinstimmend sein.
Um dieses Naphtometer, welches Aehnlichkeit mit dem
Aräometer hat, zu graduiren, wird dasselbe in käufliche
Naphtha, deren spec. Gew. 0,700 bei 15°C. ist, bei einer
Temperatur von 15°C. gesenkt und die Stelle am Stiel,
soweit er untertauchte, mit 15 bezeichnet. Dieselbe Naphtha
auf 20°C. gebracht, wird das Naphtometer tiefer einsinken
lassen und ist diese Stelle mit 20 zu bezeichnen.
Volumetr. Bestimmung d. Alkoholgehaltes im. Weingeist. 417
Die Temperatur derselben Naphtha wird alsdann um
weitere 5° erhöht und jedesmal die Stelle am Stiel des
Naphtometers mit der Zahl beschrieben, welche der Tempera-
tur entspricht. Soll nun der °, Gehalt der Naphtha im rohen
Petroleum bestimmt werden, so wird ein bekanntes Vol. z. B.
300 ©.C. des rohen Petroleums destillirt und das Destilla-
tionsproduct in einem Cylinder, welcher nm 0.0. getheilt und
in welchem das Naphtometer gesenkt war, gesammelt. Die
Temperatur des Destillationsproductes wird gemerkt und
wenn die Temperatur z. B. 25°C. ist, die Destillation so
lange fortgesetzt, bis die mit 25 bezeichnete Stelle an dem
Naphtometer von der Flüssigkeit erreicht wird. Die erhaltene
Naphtha hat alsdann ein spec. Gew. von 0,700 bei 15°C.
Wird nun das Naphtometer aus dem Cylinder entfernt,
bis auf 15° abgekühlt, die erhaltene Ü.C. Zahl abgelesen und
durch 3 dividirt, so wird endlich der °, Gehalt der Naphtha
von 0,700 Dichtigkeit bei 15° C., welche in dem rohen Oele
enthalten ist, berechnet. (American Chemist. No. 76. Octo-
ber 1876. ». 123.) Bl.
Volumetrische Bestimmung des Alkoholgehaltes im
Weingeist.
Monnel empfiehlt im American Chemist ein eigenthüm-
liches Verfahren zur approximativen volumetrischen Bestim-
mung der Stärke eines Weingeistes. Dasselbe gründet sich
auf die intensiv blaue Farbe einer weingeistigen mit Sulfo-
cyanammonium versetzten Cobaltsalzlösung, welche durch
Wasserzusatz in einem bestimmten Verhältniss verschwindet.
Wenn man durch den Versuch festgestellt hat, wieviel Was-
ser zu einem bestimmten Volumen der Normalflüssigkeit gesetzt
werden muss, um die blaue Farbe zum Verschwinden zu
bringen, so zeigt die zum gleichen Effect erforderliche Menge
des fraglichen Weingeists durch eine einfache Rechnung den
Gehalt dieses Weingeists an Wasser an. Es mag zwar schei-
nen, dass ein einfaches Aräometer schneller und leichter zum
Ziele führe, doch ist zu berücksichtigen, dass obige Methode
durch etwa vorhandene andere Stoffe, wie Zucker nicht behin-
dert wird, also auch den Weingeistgehalt in Liqueuren zu
bestimmen erlaubt, wo kein Aräometer benutzt werden kann.
(New Remedies. New- York. July 1876. pag. 205.)
Dr, YV
478 Bücherschau.
€. Bücherschau.
Gmelin-Kraut’s Handbuch der Chemie. Anorganische Che-
mie. I. Bd. 1. Abth. 11 —14. Lief. Heidelberg 1877.
Carl Winter.
Mit diesem Hefte schliesst der erste, von Prof. Naumann in Giessen
bearbeitete Band ab. Derselbe enthält nur die chemischen und physi-
ealischen Theorien und darauf bezüglichen Angaben und Thatsachen,
Gegenüber den früheren Auflagen ist dies eine sehr wesentliche Vermeh-
rung, da der frühere erste Band auf 915 Seiten nicht nur den sog. theo-
retischen Theil umfasste, sondern auch die Nichtmetalle, so dass Bd. IL.
mit dem Kalium begann, jetzt nimmt die Bearbeitung von Naumann
886 Seiten ein und zeigt sich demnach deutlich, welche bedeutende Ver-
stärkung dieses Theiles für nöthig erachtet wurde,
Schon früher habe ich genügend hervorgehoben, wie gerade diese
Bearbeitungen der auf Chemie Bezug habenden Theorien eine äusserst
sorgfältige, völlig neue sei, entsprechend den so bedeutenden Aenderun-
gen in den Anschauungen, wie sie für jetzt als Grundlage der chemischen
Forschung hingestellt werden. Sehr dankenswerth ist diesem ersten Bande
ein ausführliches Register beigegeben, welches möglichst in Einzelnheiten
eingeht, so dass man daraus z. B. sofort ersehen kann, wo die specifische
Wärme eines Metalles ersehen und beurtheilt werden kann u. s. w. Wer
die mühevolle Arbeit bei einem guten Register kennt, wird das Gebotene
wohl zu schätzen wissen.
Der Inhalt dieses Schlussheftes betrifft:
V. Thermochemische Erscheinungen.
VI. Eleetrochemische -
VII. Magnetisch- chemische -
VIII. Optisch-chemische -
Schon diese Theilung besagt sehr gut die aufmerksame Scheidung
der einzelnen Disciplinen und wer sich diesen Studien der chemischen
Theorien widmen will, findet gewiss jetzt kein vollständigeres und gedie-
gener bearbeitetes Werk, als diesen ersten Band von Gmelin -Kraut’s
Handbuch.
Jena. Dr. E. Reichardt.
Deutsche Revue über das gesammte nationale Le-
ben der Gegenwart. — Unter ständiger Mitwirkung
einer Anzahl namhafter Gelehrter, herausgegeben von
Richard Fleischer. — Jahrgang I. Heft 2. — Berlin,
bei Carl Habel. —
Das uns vorliegende 2. Heft schliesst sich dem bereits von uns be-
sprochenen 1. Hefte in würdiger Weise an. Es enthält eine Reihe hoch-
interessanter Artikel, unter welchen wir besonders hervorheben: Bluntsehli
und v. Schulte, „die deutsche Politik in der orientalischen Frage“ und
„Frankreichs politische Wendung,“ Laspeyres, „die Entthronung des
Windes durch den Dampf,“ Kirchhoff, „die Meerestiefen und die kli-
matischen Verhältnisse Europas,“ Reitlinger, „Telephonie, “ Strodt-
mann, „die letzten 50 Jahre deutscher Dichtung,“ Karl Gutzkow,
„ Wilhelm von Humboldt’s Freundin.“ — So sei denn die „deutsche
Revue“ nochmals aufs Wärmste empfohlen! —
A. Geheeb.
Annual report of the board of regents of the
‚Smithsonian Institution, showing the operations,
apenditures, and condition of the institution
for the years 1872 and 1874. Washington: Govern-
ment Printing Office.
Diese Jahresberichte, welche früher in grösserem Umfange erschie-
nen, sind durch Senatsbeschluss auf 450 Seiten beschränkt worden; nur
solehe Illustrationen dürfen hinfort mehr verwendet werden, welche das
Institut selbst herzustellen vermag; 12,500 Exemplare werden in der
Staatsdruckerei gedruckt und gelangen durch das Institut zur Ver-
theilung.
Beide Jahresberichte enthalten, wie bisher, die Stiftungsurkunde und
Statuten, Bericht des Secretairs Prof. Henry über die Leistungen des In-
stitutes, während des verflossenen Jahres für sich und in Correspondenz
mit anderen wissenschaftlichen Instituten, sowie über Erweiterungen des,
mit dem Institut verbundenen, Nationalmuseums und kleinere Mittheilun-
gen über elassitieirte Arbeiten und Büchervertrieb. Es folgt der Bericht
der Finanzdeputation, der über den Stand des Vermögens Rechnung ab-
legt und endlich folgen die Protocolle der Directorialsitzungen. Aus die-
sen ist zu bemerken, dass Prof. John Tyndall den Ueberschuss der Ein-
nahmen, welche er für seine, während vier Monaten in Amerika abgehal-
tenen, Vorlesungen erzielte, mit 13,000 Dollar dem Institute unter der
Maassgabe zur Verfügung stellte, dass von den Einkünften dieses Kapitals
regelmässig zwei befähigte junge Amerikaner, welche Physik und Mathe-
matik studirten, je vier Jahre lang auf eine deutsche Universität
geschickt werden möchten.
Der zweite, grössere Theil der Berichte umfasst wissenschaftliche
Abhandlungen, von welehen wir aus dem Berichte für 1872 folgende her-
vorheben: Liobrede auf Amp£re, von Arago; Wissenschaftliche Leistungen
von Edw. Lartet, von P. Fischer; Wissenschaftliche Erziehung der Me-
ehaniker und Kunsthandwerker, von P. Peabody; Organische Basen, von
A. Bauer; Stickstoffkörper der modernen Körper, von Kletzinski; Schema
zur qualitativen Löthrohranalyse, von Th. Egleston;, Verbindungsfaden
zwischen Geologie und Geschichte, von Edw. Süss; Auseinandersetzung
der Prineipien der Krystallographie und der Krystallophysik, von A. Bre-
zina; Meteorologie in Russland, von A. Woiekoff; Erscheinungen, welche
auf Telegraphenlinien bei Nordscheinen beobachtet sind, und über den
Ursprung der Nordlichter, von H. B. Donati.
. Aus dem Bericht für 1874 mögen folgende hervorgehoben werden: Lobrede
_ auf Laplace, von Arago; auf Quetelet, von Mailly; auf De la Rive, von M.
Dumas; Ebbe- und Flutherscheinungen in Häfen, von J. E. Hilgard;
Beobachtungen über die atmosphärische Electrieität und über Nordscheine,
auf der schwedischen Nordpolexpedition 1868 gesammelt von Selim Lem-
a
480 Bücherschau.
s -
ström; über eine wissenschaftliche Universalsprache (Englisch), von Al- -.
phonse De Candolle, mit Bemerkungen von J. Edw. Gray, Ueber unter-
irdische Temperatur; über eine Reihe von Erdbeben in N. Carolina;
Bericht der Gesellschaft für Physik und Naturgeschichte zu Genf von
1872 — 73; eine aus dem Französischen übersetzte, sehr ausführliche,
umfassende, mit Illustrationen versehene Abhandlung über Heizung und Ven-
tilirung von Localen aller Art, von Arthur Morin. — Den Schluss dieses
Theiles bildet in beiden Büchern eine lange Reihe etnographischer Ab-
handlungen, welche sich auf die Vorgeschichte Amerikas beziehen und mit
Karten und Illustrationen reichlich versehen sind.
Die Ausstattung ist solide und elegant, wie bisher.
Elsner.
Pharmacognosie, Pharmacie und Receptirkunde, auf Grund der
Pharmacopoea Germanica für die Thierheilkunde bearbeitet
von Ü. Begemann, Professor an der königlichen Thierarznei-
schule in Hannover. Zweite verbesserte und vermehrte
Auflage der Veterinär- Pharmacopöoe. Hannover, Schmorl
& von Seefeld 1877. VI. u. 3108.
Wenngleich vorliegendes Werk vorzugsweise für Thierärzte berechnet
ist, so dürfte es auch für diejenigen Collegen, in deren Bezirke die Thier-
ärzte nicht selbst dispensiren, besonderes Interesse darbieten. Das erste
Kapitel handelt von den Arzneikörpern, deren Einsammlung und Auf-
bewahrung, das zweite giebt eine kurze Charakteristik der medieinisch
wichtigen Pflanzenfamilien, das dritte spricht von den Arzneiformen, das
vierte behandelt die Arzneimittel aus dem Pflanzenreiche, das fünfte die
aus dem Thierreiche, das sechste die chemisch einfachen Stoffe und che-
mischen Präparate. Im siebenten Kapitel wird die Receptirkunde darge-
legt, im achten werden Magistralformeln und zusammengesetzte Mittel
besprochen. Eine Anleitung zur Prüfung von Arzneimitteln und verschie-
dene Tabellen finden wir im Anhange; besonders hervorheben möchte ich,
dass sich bei derjenigen über die Dosen stark wirkender Arzneimittel für
ausgewachsene Thiere der verschiedenen Gattungen Angaben finden, in
wie weit diese Dosen bei geringerem Lebensalter zu redueiren sind. Ein
vollständiges Register bildet den Schluss.
Das Werk ist mit grossem Fleisse und vieler Umsicht, wie dieses bei
der anerkannten Tüchtigkeit des Verfassers, welcher, früher Apotheker,
seit längeren Jahren zu den hervorragenden Lehrern der Thierarzneischule
zu Hannover zählt, nicht anders zu erwarten, ausgearbeitet; den Fort-
schritten der Naturwissenschaften ist volle Rechnung getragen.
Möge das vorliegende Werk sich rasch ebenso zahlreiche Freunde
erwerben, wie die Veterinär - Pharmacopöe!
Bissendorf, Juli 1877. R. Kemper, Dr.
Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses.
ARCHIV DER PHARMACIE,.
9. Band, 6. Heft.
nun
A. Originalmittheilungen.
Mittheilungen aus dem Laboratorium von E. Reichardt.
Ueber einige Phenolfarbstoffe: die Rosolsänre,
das Aurin und Corallin, das Azulin.
Von C. Erhart, Chemiker in Barmen.
Bevor noch die ersten Notizen von Dale und Schorlem-
mer, ! Fresenius und Kolbe ? bekannt waren über die Ergeb-
nisse, welche die genannten Chemiker bei ihren Untersuchungen -
über die Phenolfarbstoffe: Aurin und Corallin erhielten, hatte
ich Versuche mit denselben und einigen andern, ähnlichen
Phenolabkömmlingen begonnen. Ich gebe im Folgenden die
Resultate meiner Arbeit wieder, indem ich gleichzeitig ver-
suchen will, alles den Gegenstand näher Berührende, heran
und in Vergleich zu ziehen.
Offenbar wurden lange: Zeit gewisse, durch sehr ver-
schiedenartige Einwirkung aus dem Phenol zu gewinnende
Farbstoffe gleichgesetzt, deren Entstehung schon die Möglich-
keit der Identität ausschloss. Denn obwohl diese Körper eine
gewisse (semeinsamkeit ihrer Eigenschaften und ihres Ver-
_ haltens theilen, so erscheinen sie doch in den Angaben weit
gleichartiger, als sie wirklich sind: z. Th. weil man nicht
genügend reine Substanz in Händen hatte, z. Th, weil man
1) Berl. Ber. IV. 574 u. 971 — Chem. C.-Bl. 1871, 502 u. 1872. 100.
x 2) J. p. Chem. (2) 3, 477 u. 5. 204 — Chem. C.-Bl. 502 u. 1872. 301.
Arch. d. Pharm. XI. Bas. 6. Hft. 31
u
452
mehr generelle als specielle Reactionen kannte und ent-
scheiden liess. Die fraglichen Phenolderivate lassen sich von
vornherein in 2 Gruppen bringen: die eine bestehend aus
solchen, die durch Einführung andrer Kohlenstoffgruppen, die
andere aus jenen, die durch directe oder indirecte Oxydation
entstanden sind. Beide in der Regel verbunden mit der
Erscheinung der polymeren Condensation, mehrerer: 2, 3 und
4 Phenole. Zu den ersten gehört das nach Kolbe und Schmitt, ?
Guinon, resp. Persoz ?) aus Phenol, Oxalsäure und Schwefel-
säure entstehende Corallin, das eben daraus entstehende Aurin
von Dale und Schorlemmer, auch die Rosolsäure aus Rosani-
lin nach Caro und Wanklyn, 3? das Phtalein von A. Baeyer.
In die andere Gruppe sind zu stellen die Farbstoffe, die nach
den Vorschriften von Aug. Smith,® H. Müller, Jourdin, ?
Schützenberger,® Fol,? neuerdings von Wichelhaus !° zu ge-
winnen sind; endlich auch die von Runge !! direet aus dem
Steinkohlentheer gewonnene, zuerst so benannte, Rosolsäure,
Diese und den auf analoge Weise, aus Behandlung des Phe-
nols mit Kalk hervorgehenden rothen Farbstoff werde ich
fortan der Kürze wegen ausschliesslich Rosolsäure nennen,
und die Bezeichnung „Corallin“ gebrauchen für den von
Fresenius, „Aurin“ für den von Dale und Schorlemmer
untersuchten Körper. Unter Phenol schlechthin ist immer
das Hydroxylbenzol C®H5 OH zu verstehen. Ich arbeitete
mit einem von Trommsdorf bezogenen Phenol, dessen Schmelz-
punkt bei 35 — 36°, dessen Siedepunkt bei 1860 — 187° lag.
Ich versuchte zunächst die directe Oxydation des Phe-
nols so zu leiten, dass grössere Mengen eines relativ homo-
genen Rohproductes erhalten würden, doch scheiterten alle
Reinigungsmethoden an der Vielartigkeit der Gemengtheile
des durch Arsensäure erhaltenen braungrünen Farbharzes:
1) Ann. Ch. u. Ph. 119, 169. — 2) Bull. soc. ind. Mulh. 1861.
Oct. — 3) Chem. News XIV. 37. — 4) Berl. Ber. IV, 658. — 5) Chem.
Gaz. 1858, 20. — 6) Chem. Soc. J. 9. 1. — 7) R£p. ch. appl. 3, 217
u. 282. — 8) Compt. rend. 54, 117. — 9) R£p. ch. appl. 4, 179. —
10) Berl. Ber. 1872, 248 u. 846. — 11) Poggd. Ann. 31, 70. — Gmelin
Hab. org, Ch, II. 636, |
rl © 0. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe te. 483
Es ist anzunehmen, dass AsO*H?° z. Th. chinonartige Ver-
_ bindungen erzeugen wird, wie die Chromsäure nach Wichel-
haus! (s. weiter unten.) Nach Analogie der Rosanilinbildung
aus 1 Anilin und 2 seiner Homologen lässt sich die reich-
lichere Bildung eines gleichartigen rothen Farbstoffs erwarten
bei der Einwirkung von Arsensäure auf eine Mischung aus
2 Mol: CS H>OH und. 2 Mol. C°H* CH3. OH.
Einzelne Erscheinungen indess machen es wahrscheinlich,
dass die durch Arsensäure erzeugten Pigmente nahe stehen
denen, die Runge im Destillationsrückstand rohen Theeröles
mit Kalk auffand und Rosol- und Brunolsäure benannte: so
das Verhalten einer weingeistigen Kalkwasserlösung, aus der
der grössere Theil des Farbstoffs sich in braunen Flocken
niederschlug, während ein geringerer die überstehende Flüs-
sigkeit als Kalkverbindung rosenroth färbte. Unverkennbare
Aehnlichkeit zeigen ferner die von Tschelnitz ? und H. Müller
auf analoge Weise erhaltenen Farbstoffe. Das Müller’sche
Verfahren ist sehr geeignet, grössere Mengen einer roöth-.
gefärbten Kalkverbindung zu erzeugen: man verreibt gelösch-
ten Kalk mit Phenol und lässt bei Zimmertemperatur und
Luftzutritt längere Zeit — 3 Monate — stehen; man erhält
so eine ziegelrothe Masse, aus der sich nach Runge’s Ver-
fahren ein Farbstoff abscheiden lässt.
Indem ich den Versuch Runge’s wiederholte und gegen
1 Kilog. rohen Theeröls mit Kalkmilch behandelte und so lange
destillirte, bis der Rückstand zähflüssig geworden war, konnte
ich doch nur 2—2,5 g. eines annähernd reinen Productes
von dunkelgrünschillernder Farbe gewinnen, dessen weitere
Reinigung sich nicht verlohnt hätte. Merkwürdiger Weise
fanden sich darin deutliche Spuren von Schwefel.
Endlich stand mir gegen 1 Kilog. sogen. carbolsauren
Kalks zu Gebote, der schon seit geraumer Zeit zum Zweck
der Desinfection dargestellt war. Die Masse war von inten-
siv dunkelrother Farbe und war, wie man annehmen darf, in
1) Berl. Ber. 1872. 249. 846.
2) Wien. Akad. Ber. 23, 269. 1857. — 3) s. oben.
318%
484 ©. Erhart, Ueber einige Phenoltarbstoffe etc.
der Hauptsache eine Kalkverbindung derselben Entstehungs-
weise wie der rosolsaure Kalk Runge’s und die oben erwähn
ten Körper nach Tschelnitz und Müller. Ich löste davon in
Portionen zu 250 — 300 g. in vielem Wasser und kochte
anhaltend, um das dem Geruche nach noch vorhandene Phenol
zu vertreiben. Bei hinreichender Concentration setzte sich in
der Kälte aus der rosenrothen Lösung ein dunkelbrauner
Schlamm ab (der brunolsaure Kalk Runge’s?), der sich auf
Zusatz von etwas Alkohol noch vermehrte. Aus der abfiltrir-
ten Flüssigkeit wurden durch Salzsäure orangefarbene Flocken
gefällt. Bis hierher wurde die Procedur dreimal wiederholt,
sodann die Kalklösungen aller Portionen vereinigt, mit Salz-
säure zerlegt, der Niederschlag wiederholt in Wasser suspen-
dirt und filtrirt; sodann in Ammoniak aufgenommen und
durch Kohlensäure zum grössten Theil ausgefällt, letzteres
wiederholt. Man erhält so unter grossem Verlust den Farb-
stoff als feinschuppig-flockigen Niederschlag von hellrother
Farbe, mit grünem Reflex. Meine Ausbeute betrug 8—98.
Die Masse wurde noch feucht vom Filter genommen und über
Schwefelsäure getrocknet, ohne dass sie ihr Aussehen ver-
änderte, erst bei 140° wurde sie dunkeler und der Schmelz-
punkt wurde erreicht bei 159 — 160° C. Versuche, deutliche
Krystalle zu erhalten, unter Anwendung verschiedener Lösungs-
mittel, schlugen fehl, es liessen sich unter dem Mikroskop nur
rothdurchsichtige krystallinische Aggregate, mit einzelnen
schärfer hervorstehenden Kanten wahrnehmen. Im Uebrigen
verhielt sich der Farbstoff, der aus übersättigten alkoholischen
Lösungen abgeschieden war, vollkommen wie der ursprüng-
lich durch Kohlensäure gefällte: Er zeigte denselben Schmelz-
punkt, verbrannte mit russender Flamme, unter bedeutender
Aufblähung, ohne Asche zu hinterlassen. Bei Luftabschluss
erhitzt, entwickelten sich reichlich Phenoldämpfe, noch stärker
beim Erhitzen der Kalkverbindung, wie auch Dusart ! bemerkte.
Er löste sich leicht in Alkohol, Chloroform, Amylalkohol,
weniger in Aether, nicht in Benzin, verschieden gut in conc.
1) Rep. chim. appl. 1. 207.
©. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe etc. 489
Säuren. (one. Salpetersäure giebt eine rein gelbe Lösung
von Nitroverbindungen, die durch Wasser in gelben Flocken
gefällt werden. Durch Wasserstoff in statu nascenti wird er
in saurer und alkalischer Lösung entfärbt, woraus durch Zu-
satz von vielem Wasser weisse Flocken (Leuko-Körper)
gefällt werden. Die Lösungen in Alkalien, Alkalicarbonaten,
alkalischen Erden sind purpurroth, im Gegensatz zu den gelb-
rothen, bis braurgelben Lösungen in Alkohol und Säuren; sie
werden durch verdünnte Säuren und schon durch Kohlensäure
zerlegt. Auch Wasser färbt sich damit, besonders beim Er-
wärmen hellgelbroth; ist der geschmolzene Farbstoff längere
Zeit mit Wasser in Berührung, so bilden sich hellrothe
Beschläge auf der grünen Masse, die auf eine Hydratbildung
hindeuten.
Mit conc. Ammoniak in zugeschmolzenen Röhren erwärmt,
desgleichen wenn trocknes Ammoniakgas über die schmel-
zende Rosolsäure geleitet wird, erhält man keine constante
Verbindung. Im letzten Falle wurde überhaupt kaum etwas
absorbirt, oder doch das etwa absorbirte durch die Schmelz-
wärme sofort wieder ausgetrieben. Die erste Ammoniaklösung
verhielt sich wie eine unter gewöhnlichen Druck- und Tem-
peraturverhältnissen bereitete und liess beim Einleiten von
Kohlensäure den grössten Theil des Farbstoffs unverändert
herausfallen, soweit er nicht durch entstandenes Ammonium-
carbonat in Lösung gehalten wurde. Auf Zusatz von Alkohol
dagegen fällt nicht sofort eine Ammoniumverbindung, wie
Dale und Schorlemmer bei ähnlich behandelten Aurinlösungen
beobachteten, sondern nach einiger Zeit scheidet sich dieselbe
halbkrystallinische Masse ab, wie oben gelegentlich der Kry-
stallisationsversuche mit reinem Alkohol bemerkt worden;
anhaftende Spuren von Ammoniak wurden durch Erwärmen
auf 120° vollständig entfernt. Während so fast alle Eigen-
schaften dieses nach Runge’s Vorgang „Rosolsäure‘“ zu nen-
nenden Farbstoffs mit dem nach Persoz und Kolbe und Schmitt
aus Phenolsulphosäure und Oxalsäure entstehendem Corallin
nahezu übereinstimmen, zeigen sich doch auch specifische
Unterschiede. Abgesehen von den Schmelzpunkten, die wie
- AR nee Br = Eure
EEE EN, FRE
ex Ka
Den
ARE TENNG, Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete
Farbstoff, das später zu beschreibende Azulin oder Azurin, 3
während Rosolsäure, selbst unter Druck, nur dunkelbraune
bis schwarze Pigmente liefert, die in Hinsicht auf ihre tincto-
rialen Eigenschaften vielleicht einiger Beachtung werth sind.
Ferrideyankalium ruft selbst in noch ungereinigten Rosol-
säurelösungen keine dunklere Färbung hervor, dagegen wer-
den noch geringe Spuren von Sulphoverbindungen in Coral-
linlösungen angezeigt. Diese ausgezeichnete Reaction ist -
zuerst von Wanklyn und Caro angegeben: man füllt gleich
weite Reagenzgläschen mit gleich viel derselben Lösung und
setzt zur einen Probe einen Tropfen frischbereiteter Ferrid-
salzlösung, resp. ein Körnchen festen Salzes. (s. weiter unten.)
Eine krystallinische Kalkverbindung, wie sie Runge aus
der weingeistigen Lösung erhielt, konnte ich nur einmal
beobachten, sonst zeigten alle Kalk-, Baryt-, Magnesia- und
Bleiverbindungen einen so wechselnden Gehalt an diesen
basischen Bestandtheilen, dass es unmöglich war, von bier aus
über den Molecularwerth der Rosolsäure eine Ansicht zu
gewinnen. Hierin zeigen auch die entsprechenden Nieder-
schläge aus Corallinlösungen das nemliche Verhalten, nur
unter besonders günstigen Umständen scheinen chemisch
bestimmte Verbindungen zu entstehen, Näheres über diese
Lackfarben hat Adriani, 1 der übrigens mit sehr wenig reinem
Handelsmaterial arbeitete, mitgetheilt. Die technische Ver-
werthung sowohl der Rosolsäure als auch des Corallins ist
noch besonders gehemmt durch die Schwierigkeiten, die sich
beim Fixiren der sonst so brillanten Farben auf Gewebe
herausstellen.
Rosolsäure.
Die nähere Prüfung des aus carbolsaurem Kalk abge-
schiedenen Farbstoffs hat folgende Resultate ergeben, deren
Deutung noch unbefriedigend bleibt.
Die durch Kohlensäure aus ammoniakalischer Lösung
gefällte, sodann aus Alkohol abgeschiedene Rosolsäure enthielt
1) Chem. News. July 1868. 17. — Chem, C.-Bl, 1868. 1088.
bgab: (Substanz über Vnsesn getrocknet.) Es ver- =
oren 1,753 g. bei 140° C. — 0,0495 g., und ferner
h bei 160° C. = 0,0500 g. Wasser, hierbei I e
‚das Gewicht constant. Bei 165—170° trat aber neben
"unbedeutendem Gewichtsverlust der Geruch nach Phenol auf,
das bei 180° in erstarrenden Tröpfchen im kühleren Theile
der Trockenröhre sich absetzte. Gleichzeitig. bräunte sich
‚die Masse, löste sich darauf schwieriger in Alkohol und Alka-
‚lien , mit dunklerem Farbenton. In einem anderen Versuche
mit 1,480 g. betrug die gesammte Gewichtsabnahme bis zum
constanten Gewicht bei 159— 160° = 0,0849 g. — 5,74%),
"während vorhin 5,67 °/, gefunden wurden.
' Elementaranalysen wurden, nach gewonnener Ueberzeu-
gung von der Abwesenheit feuerbeständiger Theile, sowohl
mit über Schwefelsäure getrockneter, als bei 159° Ü. längere
| Zeit gehaltener Substanz vorgenommen. Die Verbrennungen
wurden mit Kupferoxyd und nachfolgendem Sauerstoffgas-
strom ausgeführt.
a) Substanz über Schwefelsäure getrocknet:
1) 0,1791 g. = 0,0839 H?O u. 0,4523 00°.
2) 0,2210 - = 0,1064 - - 0,5538 -
b) Substanz geschmolzen:
1) 0,1509 g. = 0,0664 H?O u. 0,4013 00?
92) 0,2192. — 0,0954. =. =.10,5872, -
DEN a - - 0,5527 -
Die Wasserstoffbestimmung von b.3) verunglückte bei .
der Wägung, gleichwohl habe ich mir erlaubt, das halbe
"Resultat aufzuführen, da hier jedenfalls die kohlenstoffreicheren
Resultate für die exacteren zu nehmen sind.
Es ergeben sich folgende Procentverhältnisse für:
a) b)
gefunden: berechnet: gefunden: berechnet:
18 22 20. 3H20 2. 3. 10159205
68,87 68,97 69,23 2,1 13,05 73,34 73,46
05,34 5,20 5,12 4,90 4,80 — 4,79
| 25,79 25,83 25,65 22,19 22,15 = 21,75.
488 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 5
Gelten obige Zahlen als correct, so könnte die Bildung
der Rosolsäure durch die folgenden, schematischen Reactionen
dargestellt werden, wenn man in Analogie der pyrogallussau-
ren Alkaliverbindungen annehmen dürfte, dass gewisse Phe-
nolealeiumverbindungen unter Wasserbildung entstünden, welche
durch dieses Wasser und den Sauerstoff der Luft zum Theil
zerlegt und oxydirt würden:
a. 1) 3(C6H5OH) + 3Ca0 = 3(C° H3CaOH) + 3H20.
2) 3(C®H30Ca0H) + 320 + 30 = (232
+ 3Ca0 + 2H20O.
vergleiche ferner:
b. CSHSCa0OH + H30 +20 = CaO + H20 + Cs H% O2 Chinon. u,
ce. 2(C H3Ca0H) + 2120 + O—=2Ca0 + H?0 + 2(C5H4OH) >
— 3Ca0 -+ 2H20 + Cıs H14 Ot,
Hierbei ist allerdings entweder die, der Theorie nach
unzulässige, Annahme gemacht, dass 2H desselben Benzolker-
nes durch 1 Ca vertreten seien, während dem wirklichen
Caleiumphenolat die Formel, 2(C°H°0)Ca zukommt; oder
man muss sich 3 Phenole durch 3Ca so zusammengehalten
denken, dass 1 Ca je 1 H in 2 Phenolen ersetzt. Nicht im
Widerspruch hiermit ist wenigstens der Umstand, dass, wenn
man Kalk und Phenol zusammen giebt, die Einwirkung immer
weiter schreitet und dass nach längerem Stehen auch humus-
artige Körper (Brunolsäure) entstehen. Insolation befördert
die Rothfärbung des Gemisches ungemein, welche im Dun-
keln und bei Luftabschluss nur sehr langsam vorgeht. Hierauf
kann auch vielleicht die bald eintretende Missfärbung alkali-
scher Lösungen von Aurin und Corallin bezogen werden.
Phenochinon u. a.
Einstweilen sei dahingestellt, ob die Phenolcaleiumverbin-
dungen entsprechend der obigen Aufstellung reagiren und
also chinonartige Körper liefern können, doch ist zu erwäh-
nen, dass von anderer Seite die Bedeutung der Chinonbil-
dung für gewisse Phenolfarbstoffe unzweifelhaft erwiesen ist,
489
w ichelhaus, * in einer Arbeit über den Einfluss der Chrom-
säure auf Phenol und Phenolderivate, stellte eine Reihe von
Körpern dar, die es angemessen erscheint hier aufzuführen:
OROACEH?
Bl. C®H* O0 Csps Phenochinon, rothe -
Nadeln, löslich in Wasser, mit Kali blau. Schmelzpunkt 71°C.
Entsteht aus: Br
3C°H5OH + CrO3 und aus 2C6H5OH + C°H* O2.
2) 01°H1406 — CSH2 0" Oona OH Chinhydron, —
früher C!? H100% — aus:
20°H?(OH)? + C®H*02.
16 73 2
220.27:208 68 HE R | e = on Pyrogallo-
chinon, kryst., Schmelzpunkt über 200° C., aus:
2C5H3 (OH)? + C°H*0O2
6 3 T\2
BE bausos — OH.CH> gone (on Purpuro-
gallin, kryst., Schmelzpunkt über 220° 0, aus: Pyrogallussäure
und CUhromsäure.
| Demnach würde die aus dem carbolsauren Kalk gewon-
nene Rosolsäure mit dem Phenochinon isomer sein, es ist
aber bei den weit aus einandergehenden Eigenschaften beider
Körper jedenfalls eine verschiedene Gruppirung anzunehmen.
E Rosolsäure aus Rosanilin.
Zu der Phenochinonreihe von Wichelhaus werden sich die
durch andere directe Oxydationsmittel aus dem Phenol ent-
stehenden Producte in Beziehung setzen lassen. Jedenfalls
sind aber davon speeifisch verschieden der rothe Farbstoff
von Caro und Wanklyn ”? — aus Rosanilin mittelst salpetri-
ger Säure und Salzsäure —, der mit diesem wahrscheinlich
identische, von Liebermann ? — aus Rosanilin und Wasser
1) Berl. Ber. 1872, 249 u. 846,
2) Lond. R. Soc. Proc. XV. 210. — Chem. News. XIV. 37. —
Zeitschr. Ch. 1866. 511.
3) Berl. Ber, 1872. 144,
a a Te A u a er
un er / ai, ” a DE 9] 4 e
{ er LT
490 C. Erhart, Ueber einige Bhonolfarbstofte etc, |
unter Druck bei 270— 280° — dargestellt, ferner
lein von A. Baeyer! — aus Phtalsäure und Phenol, endlich
das Aurin und das Corallin,
Caro und Wanklyn drückten die Bildung ihrer Rosol-
säure durch folgende Gleichungen aus:
C2°H19N® + 3NHO2 — C20H!0N° + 6H2O
Rosanilin Azorosanilin
C2°H1PN® 2 3H?0O = 02%H!603 12 N®
Rosolsäure.
Caro? suchte sodann die Entstehung des Rosanilins und
der Rosolsäure in gleicher Weise auf das nothwendige Zu-
sammenkommen von Kohlenstoffgruppen aus der fetten mit
solchen aus der aromatischen Reihe zurückzuführen. Wie die
Oxydation von Anilin CCH5. H?N nur bei Gegenwart von
Toluidin C°H*CH®. H?N Rosanilin erzeugt, so entstehe
Rosolsäure aus Phenol CCH5OH nur bei Gegenwart von
Cressol C6 H*CH®?, OH, — oder man muss die ersten —
Anilin und Phenol — durch Behandlung mit geeigneten Kör-
pern aus der Fettreihe (p. e. Anilin mit Jodoform CHJ?®, Phe-
nol mit Bromessigsäure C?H?BrO ..HO) in die zweiten theil-
weise überführen. Hierauf construirt Caro die folgenden,
parallelen Bildungsvorgänge des Rosanilins und seiner Rosol-
säure:
1) C°H°.H?N + 2(C°H*CH®.H?N)=0C2°H!?’N®?-+6H oder:
3(C6H5.H®N)+2C —020H19N3+2H
2) C6H5.OH + 2(C°H+CH3.OH) =0?°H160°+6H oder;
3(06H5.0H)+ 2C —(20Y1603+2H.
Liebermann endlich stellte für die als Spaltungsderivat
aus dem Rosanilin hervorgehende Rosolsäure folgende auf-
gelöste Formel auf:
CH?— C°H?— 0 — C°Ht
G2H!603— | |
CH? — 0°H?— 0 —0O
1) Berl. Ber. IV. 658. — Deutsche Ind.-Zeit. 1871. 324.
2) Phil. Mag. (4). XXXII. 127. — Chem, C.-Bl, 1866, 683. —
Jahresb. Fort. d. Ch. 1866. 585.
das Da
Fr
Dan er u ee
ee in Widerapruch sicher a von H. Beesedine ®
erhaltenen Resultate. Derselbe bestimmte den Schmelzpunkt
_ der krystallinischen Substanz zu 158° C., und führte ihn die
; Elementaranalyse des nach Caro und Wanklyn bereiteten
- Körpers auf die Formel O?°H?301°, ber.: C— 174,28; H=6.66,
H während C?° H16 O3 verlangt: © = 78,94; H= 5,26. Gleich-
zeitig wird hierdurch dieser Farbstoff von dem ihm sonst
ähnlichen Corallin — s. unten — scharf unterschieden. Dass
; Natriumbisulfit die aus Rosanilin gewonnene Rosolsäure nicht
_ entfärbt, wie Fresenius angiebt, kann ich bestätigen, gemäss
dem Verhalten einer Substanz, die ich eigens zur Prüfung
_ dieser Reaction darstellte, während im Uebrigen ich diesen
' Körper nicht in Untersuchung genommen habe.
Phtalein.
Das Phtalein, welches nach A. Baeyer ? aus Phtalsäure-
_ anhydrid und Phenol bei höherer Temperatur entsteht nach:
= 2B820> 7 2C°H°OH = H?O + C?°H!O*, wird dureh.
\ Wasserstoff in statu nascenti zu einem farblosen Körper, dem
- Phtalin: 02°H!60%, reducirt. Das Phtalein kann als Typus
_ einer Reihe durch ähnliche Reaction darstellbarer Körper
_ angesehen werden, welche der Pheno-Chinonreihe von Wichel-
haus zu en wäre, wenn nicht im Phtalsäureanhy-
Aid ER 2 oo co Oschon Kohlenstoff der Fettreihe enthalten
wäre, Hierdurch treten diese Verbindungen in viel nähere
Beziehung zu dem Corallin und Aurin,
Aurin und Corallin,
Aus dem Aurin des Handels hatten Dale und Schorlem-
mer? zuerst den Farbstoff scheinbar rein, verschieden nach
}
Form und Farbe, wenn aus Alkohol oder wenn aus Eisessig
_ krystallisirt, erhalten Sie gaben dem Product abgesehen vom
s Wassergehalt die Formel C?*H13 O8:
=
1) I. £. pr. Ch. N. F. 5, 204. — Chem. C.-Bl. 1872. 299.
2) Berl. Ber. IV. 658. — Chem. C.-Bl. 1871. 675.
3) Berl. Ber. IV. 574. — Chem, C.-Bl. 1871. 502.
492 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete.
gefunden: © = 66,7 u. 66,9, Mittel = 66,85
berechnet: 0 = 66,35
gefunden: H=4,4 u. 4,5, Mittel 4,455 9,.
berechnet: H — 4,14%).
A. Baeyer,! von der — wie wir sehen werden — falschen
Annahme ausgehend: „es sei die Kohlensäure, welche ver-
schiedene Phenole zusammenhalte, weil sonst die Elemente
der Oxalsäure füglich nicht eine Rolle bei der Bildung der
„LRosolsäure“ spielen könnten, construirte einen andern Aus-
druck. Mit Hülfe der weiteren Annahme, dass bei der Reac-
tion von Phenolsulphosäure auf Oxalsäure zunächst das
Leukoaurin C?° H?° O4 gebildet werde — zufolge der Glei-
chung: 00? + AC®H°O = C?5H??0* + 2H2?0O, — lässt
er unter fernerem Eintritt von 40 das Aurin entstehen, von
der Formel C?25H2°08, worin C = 67,01 und H = 4,46
sich berechnen.
Wenn man dagegen unter Berücksichtigung der Bil-
dungsreaction des Farbstoffs nach Kolbe und Schmitt, ange-
nommen hätte, dass 300 mit 2C°H®O in Bindung getreten
wären, so würde man als den, den gefundenen Verhältnissen
ungefähr auch entsprechenden Ausdruck C!5H1?05 aufge-
stellt haben, C = 66,17, H = 4,41 °/, berechnet. Beide
Formeln sind aber vollkommen falsch und man sieht hieraus,
wie unsicher es ist, mit Zuhülfenahme vermeintlicher, oder
selbst wirklich beobachteter Umsetzungserscheinungen und
der procentischen Zahlen, rationelle Formelausdrücke auf-
zustellen. Der vorliegende Fall erregt noch desshalb beson-
deres Interesse, weil die gegebenen, analytischen Zahlen
infolge der ausgesprochenen Eigenthümlichkeit des Farbstoffs
von seinen Lösungsmitteln etwas und hartnäckig zurück-
zuhalten, nicht correct waren. Es verdient indessen der
Erwähnung, dass A. Baeyer an derselben Stelle zuerst die
Möglichkeit der Bildung verschiedener Körper durch den
Kolbe- Schmitt’schen Process hervorgehoben hat.
1) S. oben,
Ü. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe etc. 493
Mit den Resultaten von Dale und Schorlemmer standen
die von H. Fresenius ! erhaltenen in Widerspruch. Der Letzte
hatte sein Untersuchungsmaterial selbst im Kleinen bereitet
und es stellte sich heraus, dass jene eine, wahrscheinlich noch
Wasser und Essigsäure haltige Substanz verbrannt hatten.
In der That fanden D. und 9. ? in späteren Versuchen, dass
ihr mehrfach gereinigtes und umkrystallisirtes Aurin, bei
110° 0. getrocknet der Formel: C2°H!*03 + 2H?0 (5,32 °/,)
entspräche, während Fresenius für sein bei 100°C. getrock-
netes, krystallinisches Präparat fand : O*° H°® O1!— 2 (02°H 1203
+ 21, H?0O). Beide Verbindungen werden durch nascirenden
_ Wasserstoff in farblose, sogen. Leuko-Körper übergeführt,
dagegen lässt sich das Aurin der beiden ersten ohne Zer-
setzung bis auf 200° erhitzen, indem die letzten Antheile
Wasser erst zwischen 140 — 180° entweichen; und zeigt das
Corallin von Fresenius, mit Schmelzpunkt 156°, schon bei
170° Zersetzungserscheinungen. (14,8 °/, Verlust, 2!/, H?O
— 12,96 '),.)
Die eigenen Resultate habe ich damals nicht veröffent-
licht, weil ich der jetzt aufgegebenen Meinung war, es könn-
ten Sulpho -haltige Mittelstufen im Spiele sein und sich isoli-
ren lassen. Ich gebe im Folgenden meine Beobachtungen
und Resultate, die mit denen von Fresenius nahezu überein-
stimmen.
Man erhält ein um so reineres und reicheres Product,
je reiner die angewandten Substanzen — in erster Linie das
_ Phenol — sind, indem man das von Kolbe gegebene Verhält-
niss: 1,5 Phenol, 1 kryst. Oxalsäure, 2 engl. Schwefelsäure
festhält, wie auch Fresenius bestätigt, Ein kleiner Ueber-
schuss von Schwefelsäure und Oxalsäure befördert die Reac-
tion, es ist zweckmässig die Temperatur nicht über 140° zu
erhöhen, dann ist in etwa 10 Stunden bei Anwendung von
100.g. Phenol die Masse zähflüssig und zur weiteren Behand-
lung fertig geworden. Durch wiederholtes Auskochen mit
1) 3. f. pr. Ch. (2). 3. 477 und 5. 184. — Chem. C.-Bl. 1871. 502
und 1872. 290.
2) Berl. Ber. IV. 574. und yl — Chem. C.-Bl. 1872. 100.
494 ©. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete,
Wasser und Decantiren der gelbgefärbten Flüssigkeiten kann
man das grünschillernde, in dünnen Schichten kirschroth
durchscheinende Farbharz von Schwefelsäure fast ganz, von
Phenolsulphosäuren und anderweitigen Umsetzungsprodueten
zum grössten Theil befreien. Der Gehalt an Schwefel über-
haupt beträgt sodann im Rohproduct noch immer zwischen
3 und 4°/,, wie sich an Proben verschiedener Schmelzen
erwies, während Barytsalzlösungen in den angesäuerten alko-
holischen Lösungen keinen Niederschlag mehr hervorriefen.
Durch wiederholtes Auflösen in heisser, verdünnter Natron-
lauge, Fällen durch Salz- oder Essigsäure wurde der Schwe-
felgehalt bis auf 0,25 °, etwa heruntergebracht, war aber
durch weitere Behandlung nicht völlig zu entfernen. Dieser
Umstand mag die Veranlassung zu den so abweichenden
Resultaten früherer Elementaranalysen gewesen sein, insofern
der Schwefelgehalt als Maass der Verunreinigung gelten
kann. Hierauf kann man auch, wenn es sich um das Her-
kommen eines Handelsproductes handelt, zurückgehen: Eine
Probe englischen Aurins, welches kaum Spuren Asche
lieferte, enthielt gegen 5°,, eine Probe Leipziger Fabri-
cats — wie es schien, eingedickte Natronlösung — gegen
6°, Schwefel. Mag man nun übrigens nach der Me-
thode von Fresenius, mittels Darstellung der Magne-
siaverbindung, Zerlegung durch Chlorammonium u. s. w., oder
mag man nach Dale und Schorlemmer von einer ammoniaka-
lischen Alkohollösung ’ ausgehen, es gelingt immerhin nicht
ganz die Sulphoverbindungen zu entfernen, wenn schon die
minimalen Spuren auf die Analyse ohne Einfluss sein mögen.
Die übrigens vortreffliche Reaction mit Ferrideyankalium ist,
wie Versuche ergaben, nicht mehr recht sicher bei einem
Schwefelgehalt von 0,25 °/, abwärts.
Da der Farbstoff durch Kohlensäure aus alkalischen
Lösungen zum Theil gefällt wird, so nahm ich den durch
Natronlauge u. s. w. annähernd gereinigten in Ammoniak wie-
1) Die Ammoniakverbindung des selbstbereiteten Corallins schied
sich, selbst aus concentrirten Lösungen, nicht so schnell ab, wie Dale und
Schorlemmer bei gleicher Behandlung des Aurins angeben,
er auf und leitete so lange Kohlensäure ein, bis der Nieder-
‚schlag sich nicht mehr vermehrte. Man erhält so etwa ein
Viertel des gelösten Farbstoffs wieder, kann aber die resti-
rende Lösung mit weniger reinem Material weiter verarbeiten.
Der Farbstoff fällt flockig und lässt sich ohne grossen Ver-
lust waschen. Nachdem man längere Zeit bei 100° getrocknet,
wobei Ammoniak resp. Carbonat entweicht, löst ınan in Alko-
hol. Es bilden sich zunächst undeutlich krystallinische Krusten,
die wiederholt umkrystallisirt, zuletzt in haarförmigen, büschel-
und ruthenförmig gruppirten Nadeln erscheinen. Aus starker
Essigsäure und selbst aus Eisessig konnte ich keine so deut-
lich gebildeten Krystallisationen erhalten, die niedergefallenen
Schüppchen zeigten eine dunklere Reflexfarbe als die aus
Alkohol gewonnenen Krystalle. Aehnliches Verhalten zeigten
stark concentrirte alkoholische Lösungen.
Den Schmelzpunkt der krystallinischen Substanz fand ich
zu 154—155°, etwas niedriger erschien der Schmelzpunkt
‚der aus ammoniakalischer Lösung gefällten, über Schwefel-
säure getrockneten Masse. - Fresenius fand 156°. Ich führte
die Schmelzpunkt- Bestimmungen in ausgezognen Röhrchen
aus und notirte den Punkt, wo die Masse ein von oben und
unten eingedrücktes, hellroth durchsichtiges Säulchen dar-
stellte.
Der Elementaranalyse wurden unterworfen: a) das durch
Kohlensäure aus ammoniakalischer Lösung gefällte, b) das
aus dem oben erwähnten Leipziger Fabrikat in gleicher Weise
behandelte, aber jedenfalls nicht völlig reine, ce) das aus Al-
kohol mehrfach umkrystallisirte Präparat. Alle drei Proben
waren in feingepulvertem Zustande gegen fünf Stunden einer
Temperatur von 100— 105° ausgesetzt und dann über Schwe-
felsäure gestellt worden.
a) I. 0,2248 g. gaben 0,1008 H?O und 0,5616 00°.
0 1746 2 21,50,0796, 22-0043
by 1 0,1868 >, 00856 2 2. 046847:
e) 1 025807- - 01064 °- - 05342 _
H20150-.,. 005. .-. 0395.
EL. 02115... .0,10545,2.,.2...05403
456 Ü. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstofie ete,
Hieraus berechnen sich folgende Procentverhältnisse:
a. b.
ıR 11. IE:
Geo .468,33.:% 003
Be An. 25.06 ee
0,9689, 96:61... 2688
6:
Ik II, III. Mittel aus e.
— 69,06... 69,18... 69,67... 69,30
5,12 „2: 9.6922.229,54.2.. 9,48
— 25,82... 25,13..24,79.. 25,25
a,lI. und c,Ill. wurden mit Bleichromat, die übrigen mit
Kupferoxyd und folgendem Sauerstoffgasstrom ausgeführt.
Ha
|
Wenn man aus ersichtlichen Gründen von der Verwer-
thung der drei ersten Analysen absehen muss, so stimmen
hingegen die drei letzten c) l., Il., Ill. so vollkommen mit
der Fresenius’schen Formel C*’ H?®0!! überein, dass die
Identität der beiderseits untersuchten Substanzen gar nicht
mehr zu bezweifeln ist. Für jenen Ausdruck berechnet sich
C= 69,16 und H = 5,45 %,. Die Resultate einiger Ver-
brennungen, die ich mit aus Essigsäure niedergefallener Sub-
stanz vornahm, gaben für Ü zu geringe, für H sehr variable
Grössen, eine Erfahrung, die Dale und Schorlemmer, wie oben
bemerkt, auch beim Aurin machten, und welche beweist, dass
der krystallinische Zustand — obwohl schwer zu erhalten
— hier noch nicht genügend die Reinheit der Substanz
verbürgt.
Aus den verschiedenen Formen: Flocken, Krystalle und
Harz, welche der Farbstoff zeigt, konnte auf einen wechseln-
den Wassergehalt geschlossen werden, Trocknungsversuche,
die ich zur Ermittelung dieser Verhältnisse anstellte, wurden
in der Weise ausgeführt, dass ein trockner Luftstrom über
die Substanz geleitet wurde. Dieselbe befand sich in einem
höhrchen, eingesenkt in einem Luftbade, dessen Temperatur
durch einen Dreiflammenbrenner gut zu reguliren war, Sub-
stanz und Quecksilberkugel in gleicher Höhe. Bei allen
beobachteten Temperaturen bis auf 165° liess sich so ein
‚C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 497
_ constantes Gewicht erreichen, bis auf Schwankungen um einige
Deeimilligramme. Mit folgendem Resultat wurde zunächst
mittelst Kohlensäure gefälltes, andauernd bei 100 — 105°
getrocknetes Corallin untersucht. 0,6769 g. zeigten einen
constanten Gewichtsverlust von:
0,0333 = 4,93, bei 105 —120°C,
a
elussa yas : 21551700:
Ve oe
Das in einem vorgelegten Kugelröhrchen aufgefangene
Wasser war ungefärbt, geschmacklos, geruchlos und von neu-
traler Reaction bis zu 155° (Schmelzpunkt). Nicht so bei
170 und 175°, wo neben einigem Wasserverlust ein deutli-
cher Phenolgeruch bemerklich wurde und es würde der Ge-
wichtsverlust bei 175° noch grösser gewesen sein, wenn sich
nicht im oberen, kühleren Theile der Trockenröhre ölige
Tröpfehen (Phenol?) verdichtet hätten.
Als ich in gleicher Weise, vorgetrocknete, aus Alkohol
krystallisirte Substanz behandelte, ergaben 0,840 g. bei: -
120— 125° 0. einen Verlust von 0,0463 — 5,51°/, und
ER = 0 A
Dagegen verloren 0,536 g. aus Essigsäure niedergefallene
Substanz 0,0644 = 12,01 °/, bei 155°; das aufgefangene Was-
ser war schwach sauer und es beweist somit auch dieser
Versuch, dass Essigsäure nicht als letztes Lösungsmittel zu
verwenden ist behufs der Reindarstellung des Corallins. In
allen diesen Versuchen wandte ich fein verriebenes Material
an, dem Schmelzpunkt nahe färbte es sich dunkler und frittete
sewissermaassen vor dem Schmelzen zusammen.
Für den ersten Versuch stellte sich der Gesammtverlust
auf 21,81%, bei 175°, auf 15,54 bei 170°, auf 10,11 bei
155°, Desgleichen betrug der Gesammtverlust der krystalli-
sirten Substanz bei 155° fast genau 10 °,, welche man als
reines Wasser und ohne den Zusammenhang der Verbindung
zu zerstören — ausgetrieben, ansehen muss. Fresenius fand
er
;
a
bei 156°, dem Schmelzpunkt seines Corallins, 9,8 °/, und bei
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Heft. 32
P
> Be re NE a b EUR TE ee
a a a an
PT 0 2 RE ne, er ARISEE r- - Br
ARE
498 | C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstofte ete. en S
ar et
170° unter Beobachtung von Zersetzungserscheinungen 14,8%,
Verlust. Hiervon völlig verschieden erscheint das von Dale
und Schorlemmer beschriebene Aurin, welches erst bei 180°
sein letztes Wasser (5,4 °/,) abgiebt und dessen Schmelzpunkt
über 200° liegt. Da es in verschiedenen Versuchen nicht
gelang „ein Aurin“ zu erhalten, so liegt es nahe zu glau-
ben, dass schon das Rohharz, von dem jene Chemiker aus-
gehen, unter modificirten Bedingungen, Abänderungen des
Kolbe’schen Verfahrens gebildet wurde. (s. die Nachschrift.)
Zum Theil nun, um die Wasserbestimmungen zu con-
troliren, besonders aber, um zu sehen, ob ein Körper von der
Formel C?° H!*0O® durch Erhitzen auf einige Grade über dem
Schmelzpunkt zu erhalten wäre, unterzog ich bei verschiede-
nen Temperaturen getrocknetes — ursprünglich krystallini-
sches — Material der Elementaranalyse. Verbrennungen mit
Kupferoxyd und folgendem Sauerstoffstrom.
a) Getrocknet längere Zeit bei 155 — 158°.
I) 0,284 g. gaben 0,1275 g. H?O und 0,7001 g. CO2,
1,0207 - . 0,0965. - 0 One
b) Getrocknet bei 160 — 165°.
0,1735 g. gaben 0,0751 g. H?O und 0,5032 g. CO2,
c) Getrocknet bei 170°.
0,1559 g. gaben 0,0565 g. H?O und 0,4703 g. CO#,
d) Getrocknet bei 175°.
0,1260 g. gaben 0,0441 g. H?O und 0,3936 g. CO?.
Hieraus ergeben sich die folgenden Procentverhältnisse:
a) I. 158° U. vgl.: 02°H:!604
Ci 74.39.22 718 SE
Hi 5.38.0000 25 18,000
0.290,33, ... 20684, 38.200
5)7165° ‚nel: 0209408
7909 278708
HS 4:80 7 2:00. 74&68
re dr RT
Vielleicht also würde es möglich sein, einen Körper dar-
zustellen durch Erhitzen des krystallisirten Corallins, von der
|
“;
Phenolfarbstofle ete. 499
ormel: 02°H160*, doch bin ich aus unten ersichtlichen
; _ Gründen der Ansicht, dass diesem ein weiteres H?O nicht
ohne Zersetzung, respective Veränderung entzogen werden
kann. Dagegen ist die bei 165° getrocknete Substanz, obwohl
‘sie nahezu der von Dale und Schorlemmer geforderten Formel
des Aurins C?° H1203, procentisch entspricht, ein Gemenge
von unzersetztem und zersetztem Corallin: denn das auf 165°
erhitzte Corallin giebt ein sehr unreines Azulin, gegenüber
dem bei 158° getrockneten, endlich liefern die auf 170 und
175° erhitzten Substanzen mit Anilin nur dunkel gefärbte,
pechartige Verbindungen. Uebrigens enthielt auf 100 Theile
von den beiden letzten das Material getrocknet bei:
| ©) 1002 und d); 175°
C = 82,27 0 = 85,20
H = 402 H= 3,88.
Wenn in diesen Zahlen einerseits sich deutlich die Zer-
setzung manifestirt, so ist auch — wenn die Zahlen für den
Wasserstoff nicht wesentlich zu hoch gefunden sind — ein
Schluss auf den Verlauf der Zersetzung zu ziehen: dass nem-
lich der als CO eingeführte Kohlenstoff schneller ausgeschie-
den wird, als der dem Phenol eigenthümliche.
Wie bei der Corallinbildung der Kohlenstoff als CO und
nicht als CO? eingreift, scheint mit Gewissheit aus folgenden
Versuchen hervorzugehen. Aus drei, genau nach Kolbe und
Schmitt bemessenen Versuchen fing ich in graduirten Röhren
verschiedene Portionen der Gase auf, die im Verlauf der
Reaction unter Aufschäumen entweichen. Die Gase waren
"natürlich mit wechselnden Luftmengen gemischt; die Kohlen-
säure wurde mit Kali weggenommen, der Rest auf seine
Brennbarkeit geprüft; von den feineren Cautelen der Gas-
analyse wurde, als hiebei zwecklos, abgesehen. Die drei
Ansätze wurden mit je 15, 17, 10 g. Phenol eingerichtet, die
Auffangröhren waren mit Wasser gefüllt und standen über
Quecksilber.
I. Gas bei 100— 115° C., wobei die Oxalsäure z. Th.
noch eine geschmolzene Decke bildet: überall Spu-
32*
500 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe etc.
ren von ÜO, Hauptmasse CO? und Luft. Die obere
Zahlenreihe unter A. B. C., giebt die ©.C. vor, die
untere nach der Absorption der ÜO® durch Kali an,
II. Gas bei 125 — 130° 0., die Oxalsäure fast ganz auf-
gelöst, Wassertropfen im Gasleitungsrohr, Geruch
nach Phenol, Rest: reine Luft.
III. Gas bei 135— 140° 0., Phenol und viel Wasser gehen
über, Rest: reine Luft.
1V. Gas bei 145 — 150°0., Masse wird dunkler, bei noch
andauernder Gasentwicklung. In Versuch „C“ Spu-
ren von U, sonst Rest: reine Luft.
V. Gas bei 150 —160°0. Gasentwicklung wird spär-
licher, die Masse wird braun bis schwarz, wirft
grosse Blasen auf. Neben Wasser und Phenol auch
Spuren von SO? und endlich überall die CO-Flamme.
A. B. 0.
I. 29,5 21,0 36,0
13,5 11,9 24,7
Il. 40,2 32,0 Bee
10,4 6,4 iu:
II. 35,5 37,2 re
8,0 6,3 u
IV. 14,0 27,1 39,7
3,5 10,0 14,6
NAMEN 20,2 15,2
9,0 16,6 13,5
Das Auftreten von Kohlenoxyd im Anfang der Reaction
erklärt sich durch die schon bei niederer Temperatur begin-
nende Zerlegung der C?H?O* durch SO: H?, respective
103 .
durch C° H? sl 2 ehe noch die Bildungswärme des Farb-
stoffs erreicht wird.
Bei 150° und darüber scheint eine Rückzersetzung des
Farbstoffs, z. Th. unter Rückbildung von Sulphophenolen,
z. Th. von anderen, sehr merkwürdigen schwefelhaltigen Grup-
pen ! der Fettreihe, vor sich zu gehen. Es ist nicht unwahr-
1) In den Mutterlaugen, aus denen das Corallin sich abgeschieden,
fand Alfraise Paräthionsäure. Comaille stellte davon unter andern zwei
501
scheinlich, dass eine Rückbildung des Farbstoffs schon die
noch unvollendete Hauptreaction begleitet: darum ist vielleicht
das Nachdunkeln nicht ganz reinen Corallins in alkalischer
Lösung auf Zusatz von Ferrideyankalium verursacht eher
durch das Vorhandensein solcher Rückbildungsproducte, als
sogen. Leukoverbindungen, wie andrerseits behauptet worden
ist und wofür sich eine plausible Reductionsreaction schwer
auffinden lässt.
Man hat bei der Entstehung des Üorallins nach Kolbe
die sichere Beobachtung festzuhalten, dass das Kohlenoxyd in
statu nascenti mit dem Phenol sich vereinigt, wie dies aus
obigen Versuchen (gasometrischen) hervorgeht und wie es
noch besonders schlagend H, Fresenius! durch Anwendung
von CH? O0? für C?H?O* bewiesen hat. Ob man nun die
Bildung des Farbstoffs aus einer einfachen Kohlenoxydaddition
unter Wasserabscheidung und Condensirung mehrerer Phenole
herleiten will (Dale und Schorlemmer), oder ob man nach
Kolbe ? die Einwirkung der Phenolsulphosäure auf Oxalsäure
der des Glycerins vergleichend, formylirtes Phenol als letztes
und in Frage stehendes Product annehmen mag, — das ist
den analytischen Ergebnissen der bei 100° getrockneten Sub-
stanz gegenüber fast gleich und in gleicher Weise anschau-
lich: die Anschauung jener repräsentirt sich in der Formel-
gleichung:
3C°H80O + 2C0 = C2°H1203 + 2H2O resp. 21), H20, —
dieser, indem er allerdings den niedersten Gehalt an C und H
Bleisalze dar: 2 (C2H5 0782) 3PbO + Aagq. und C# H5 0782 PbO.HO.*) —
Ferner fand der Letzte noch die Thioamylsäure, isomer der Sulphamylsäure,
deren Barytsalz: C10H110782BaO +4 1, HO. Wahrscheinlich beruht
diese interessante Nebenreaction auf der Ueberführung aromatischer Com-
\ plexe in solche der Fettreihe. Compt. rend. 75. 1630.
1) H. Fresenius, indem er statt C6 H5OH anwandte Anisol 06 H5 OCH3
und Phenetol C6H5. OC2H3 erhielt ebenfalls rothe Farbstoffe, die er für
identisch dem Corallin nimmt, obwohl sie eher für Homologe desselben
zu halten sein möchten. J. f. pr. Chem. (2) 5. 184.
2) J. f. pr. Chem. (2) 5. 208,
0-8.
ri
ia en SE a ne Se A au are nn ne = an N le
502 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete, _ Er
r
unterlegt, interpretirt den Vorgang durch: C6H®’OH + CORE
081460 [OH. (ber. © — 68,89. H — 4,90).
Doch ist die Auffassung Kolbe’s infolge der Wasser-
abscheidung bei relativ niedriger Temperatur, ohne dass Zer-
setzung eintritt, nicht wohl zuzulassen. Bei Verlust von
1 Mol. = 14,91%, H?O würden nach den obigen Erfahrun-
gen schon eingreifende Zersetzungserscheinungen sich zeigen,
die Substanz müsste weit über den Schmelzpunkt erhitzt
werden und ein schwer zu deutender Rest von C’H?O zu-
rückbleiben. Zudem ist man geneigt, im Vergleich zu andern,
genauer bekannten Farben und Färbungen aromatischer Kör-
per, die Eigenschaft: nur gewisse Strahlen zu reflectiren, aus
der Zusammenfassung mehrerer Gruppen zu erklären, während
hierfür ein Isomeres des Salieylaldehydes und der Benzoe-
säure jeder Analogie entbehren dürfte.
Aus den analytischen Daten von H. Fresenius und mir
wird man als nächsten empirischen Ausdruck 0*° H?3O11
abzuleiten haben.
3H?O sind nun hierin = 7,77 °/,, ein viertes H?O kann
der Substanz selbst durch andauerndes Schmelzen, wie es
scheint — nur unvollständig entzogen werden; 12,5 %, Was-
ser, die 5H?O entsprechen, gehen ohne beginnende Zerstö-
rung nicht weg. Man muss sich daher entschliessen die
ersten 3H?O als Krystallwasser, die letzten 2, soweit es
zulässig von einem fünften H?O zu reden — ihrem Verhal-
ten gemäss als enger gebunden zu betrachten. Die Entste-
hung des Corallins liesse sich dann ausdrücken, wie folgt:
460.6 C°H50.+4.H20 — 122932083 7 32H
Der Ausdruck zur Rechten halbirt, ergäbe für das kry-
stallisirte Corallin die Formel: C2° H1#0* + 11, H?O.
Formel C?°H!$ O* würde, wie aus den Trocknenversuchen
hervorgeht, am meisten dem bis zum Schmelzen erhitzten
Corallin entsprechen, welches noch eine ausgezeichnete Azu-
linreaction giebt, während ein bei 165° erhitztes Material,
etwa C2°H!#O3 entsprechend, dies Kennzeichen der Ursprüng-
lichkeit nicht mehr zeigt.
F
x
Ge chart, Ueber einige Phenol arbstoffe ete. = 508
Trotz der weiten Differenz der beobachteten Schmelz-
punkte des Corallins und Aurins, möchte man einstweilen
noch immer geneigt sein, die Identität ihrer Substanz bei
verschiedener, an Allotropie erinnernder Erscheinungsform
festzuhalten: so zwar dass es gelingt den Körper „Aurm“
022 H1203 unter gewissen Bedingungen abzuscheiden, wäh-
rend unter andern derselbe unabänderlich an 1 Mol. Wasser
gebunden als „Corallin“ C2° H!#0* = 02° H!0° + H?O
gewonnen wird.
Azulin,
oder Azurin stellten zuerst dar die lyonnaiser Fabrikanten
Guinon, Marnas und Co.,! indem sie auf ein Theil Corallin
4 Theile Anilin einwirken liessen, etwa bei der Siedhitze des
letzteren. Hierbei resultirt der schon mehrfach erwähnte
blaue Farbstoff, der im gereinigten Zustande einen goldfarbe-
nen Schimmer zeigt, auf Geweben sehr satte, aber nicht so
brillante Töne erzeugt wie das Anilinblau.
Indem ich in denselben Mengenverhältnissen ziemlich
reines, aber nicht krystallinisches Corallin mit Anilin behan-
delte, gelang es leicht in einem Kolben mit Destillirvor-
richtung hinreichende Mengen des Farbstoffs zu gewinnen.
Das Corallin löst sich schon in der Kälte mit rothbrauner
Farbe im Anilin auf, im Verlauf der Reaction wird die Lö-
sung beim Erwärmen bis auf 180° immer dunkler, dann
_ wiolett und endlich rein blau. Bei niedrigerer Temperatur
und augenscheinlich reiner erhält man den Farbstoff unter
Druck, in zugeschmolzenen Röhren. Es ist ohne bemerkens-
werthen Einfluss, Eisessig oder Benzo&säure dem Ansatz zuzu-
geben. Ein überhitztes Corallin liefert, wie erwähnt, kein
Azulin mehr, sondern dunkelbraune bis schwarze, harzige
Producte, desgleichen die aus carbolsaurem Kalk entstandene
Rosolsäure. Vom Pheno-Chinon (Wichelhaus), Phtalein
(Bayer), Rosolsäure aus Rosanilin (Caro, Liebermann, Fre-
senius) ist nicht- bekannt, ob sie ähnliche Reactionen geben.”
1) Jahresb. d. Fortsch. Chem. 13, 719 u. 15, 699. — Chem. C.-Bl.
1868, 1081. — 2) Bezügl. des Aurins siehe die Nachschrift.
Be:
504 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete.
Wenn man die vom überschüssigen Anilin gelöst gehal-
tene Blaulösung mit absolutem Alkohol übergiesst, so scheiden
sich nach einiger Zeit, mehr oder weniger, weisse Nadeln von
Anilinsulfat aus, die auf dem Filter zurückbleiben.
Hierbei war in der Regel das verwendete Corallin von
Schwefelsäure scheinbar ganz rein, und möchte man deren
Regeneration aus den hartnäckiger zurückgehaltenen Sulpho-
verbindungen annehmen. Die alkoholische Lösung lässt den
Farbstofl in feinen Flocken fallen auf hinreichenden Wasser-
zusatzz Ein so ausgefälltes Product wurde einige Male
abwechselnd mit verdünnten Säuren und verd. Natronlauge
behandelt. Dieselben sind bei einer Digestionswärme bis
70°C. ohne Einfluss auf den Farbstoff. In den sauren Aus-
zügen findet sich Anilin, in den alkalischen Phenol wieder,
Ins Destillat gehen ausser Spuren von Anilin über, Wasser
und wiederum Phenol. Die Menge des letzteren deutet darauf
hin, dass es nicht von Verunreinigungen des Corallins, sei es
durch Spuren von Phenol selbst oder von Phenolsulphosäuren,
herrühren kann; vielmehr muss man, da der Process im Uebri-
gen ohne jede Nebenerscheinung (Gasentwicklung) verläuft,
schliessen, dass das Auftreten von Phenol und Wasser für
die Reaction der Blaubildung von specifischer Bedeutung sind.
Aether, der vom Farbstoff je nach der Darstellung mehr
oder weniger aufnimmt, färbt sich damit braungrün und hin-
terlässt einen schwarzgrünen, pulverigen Rückstand. Die
schwach violettroth gefärbten, alkalischen Auszüge lassen auf
Zusatz von Säuren violettrothe Flocken fallen, die in Lösung
denselben Farbenton zeigen, wie die oben erwähnte Ueber-
gangsfarbe bei Bildung des Azulinblaus. Da von verschie-
denen Darstellungen verschieden viel von diesem und von
dem in Aether löslichen erhalten wurde, so galt es die Be-
dingungen festzuhalten, unter welchen diese als Durchgangs-
stufen aufzufassenden Verbindungen am wenigsten gebildet
würden.
Dies war der Fall, wenn man entweder in zugeschmol-
zenen höhren bei 170 — 175° mit der 4fachen Menge Aniliu
arbeitete, oder im Kolben mit der 8—10fachen. Letzteres
505
Verfahren, als das bequemere, wurde festgehalten und auf
diese Weise aus 20 g. lufttrockenem, durch CO? aus ammo-
niakalischer Lösung abgeschiedenem Üorallin und ca. 160 g.
Anilin (4—5 Stunden bei 175°— 180°) wurden gegen 218g.
einmal mit Alkohol und einmal mit Säure behandelten Roh-
‚productes gewonnen, eine Menge, die sich durch weitere
wechselnde Behandlung mit Säuren und Alkalien, Ausziehen
mit Aether u. s. w. bis auf 18 g. verminderte.
Der Farbstoff löst sich auch in Chloroform und Amyl-
_ alkohol, ist indessen von diesen Lösungsmitteln schwer wie-
der völlig zu befreien. Desgleichen wird er von concentr.
Essigsäure, concentr. Lösungen von Oxalsäure und Weinsäure
aufgenommen. ÜConc. Schwefelsäure löst ihn, je nach der
Reinheit, mit brauner bis hyanzinthrother Farbe auf, welche
Lösung, wenn nicht erwärmt, auf Zusatz von Wasser ihn
unverändert wieder fallen lässt; andernfalls scheinen sich
Sulphosäuren zu bilden von dem allgemeinen Charakter der
entsprechenden Verbindungen des Anilin- und Indigoblaus.
"Conc. Salpetersäure giebt beim Erwärmen eine grüne Lösung,
aus der auf Wasserzusatz gelbbraune Flocken fallen und
welche, auf dem Wasserbade verdunstet, eine z. Th. krystal-
linische, braungelbe Masse, von schwach explosiver Eigen-
schaft zurücklässt. Üonc. alkalische Lösungen färben sich
_ wiolettroth damit und zerstören den Farbstoff beim Kochen.
Nascirender Wasserstoff verändert die blauviolette Lösung
in Essigsäure in eine hellgrüne bis farblose.
Um für die Elementaranalyse möglichst reines Material
zu gewinnen, wurde folgendermaassen verfahren: Der von
Anilin und Phenol befreite Farbstoff wurde einige Male mit
kaltem Aether ausgezogen, sodann in starker Essigsäure bei
mässiger Erwärmung aufgenommen; das hieraus nach länge-
rem Stehen zum Theil herausgefallene wurde wiederholt mit
_ verdünnter Lauge und verdünnter Salzsäure, schliesslich mit
Ammoniak (verd.) behandelt, endlich der ausgewaschene Rück-
stand in Alkohol gelöst. Aus den übersättigten Lösungen
schied sich der Farbstoff in harten, feinkörnigen Krusten und
Schüppchen ab, die aber selbst nach 6facher Behandlung mit
506
Alkohol keine deutlich krystallinische Textur erkennen liessen, |
So blieben von den 18 g. 11 g. einer Masse, von der Farbe
des sublimirten Indigoblau’s. Dieselbe verbrannte mit russen-
der Flamme, ohne Asche zu lassen, sie war frei von Schwe-
fel, was bei dem mit conc. Schwefelsäure behandelten Farb-
stoff schwer zu erreichen ist; der Schmelzpunkt liegt bei
146°, höher erwärmt zersetzt sich die Substanz, röthliche
Dämpfe ausstossend und hinterlässt eine pechartige Masse,
Mehrere Proben verschiedener Darstellungen, getrocknet bis
zu 140° zeigten kaum merklichen Verlust, zwei andere indes-
sen je einen von 4,47 und 6,5°/,: dabei aber zeigte sich ein
deutlicher Geruch nach Alkohol, Von einem der Verbindung
eigenthümlichen Wassergehalt kann daher nicht die Rede sein.
Die der Verbrennung zu unterwerfende Substanz wurde
andauernd bei 120° getrocknet. Es gelang nicht den Stick-
stoff nach Will und Varrentrapp zu bestimmen. Es gehen
neben geringen, wechselnden Mengen von Ammoniak —
höchstes Quantum etwa ein Drittel des Stickstoffs nach Du-
mas’scher Methode — Anilin und farbige Theere in die Vor-
lage über.
Die Verbrennungen wurden mit Kupferoxyd und frisch
redueirten, vorgelegten Kupferdrehspähnen ausgeführt.
GH:
1) 0,2603 g. gaben 0,1413 H?O und 0,7529 CO?
3)-0,1490 - - ‚0,0781. - 2 -00,43308
1. 2
0.2298.,88,3079,93
H Er 5089582
N.
1) 0,1705 g. gaben Stickgas — 11“ bei 19,5°C. und
757,5nDr. = 0,012573 8.N = 7,37%.
2) 0,2584 g. gaben Stickgas = 15,5 bei 20°C. u. 756,35” Dr.
— 0,017646 g. N = 6,82 %,.
3) 0,2020 g. gaben Stickgas = 12,8 bei 20°C. und
755,5”Dr.. = 0,014554g. N = 7,209j,.
In Erwägung der Schwerverbrennlichkeit der Substanz
dürfen die Ergebnisse mit dem höheren Kohlenstoff- und
?
N
|
4
:
5
;
Bi
Br
akt 2 berechnet:
e 7933 6.0055 -— 08 7791890
Be een
ee ner. 10
6) ee 8,14 -
Die Entstehung des Azulins lässt sich durch folgende =
Gleichungen ausdrücken:
2022602 20°HTN—02°H202N?2+05H°OH-LH20, od:
25202 4+.H20)- 20°H!N —..:. ga
_ Letztere Schreibweise ist auf Grund der Bildungsproducte
vorzuziehen und schliesst gleichzeitig die Möglichkeit nicht
® aus, dass auch aus dem Aurin von Dale und Schorlemmer
dasselbe Azulin gebildet werde, selbst wenn jenes, wie vor-
_ aussichtlich, der Formel 02°H1403 entspricht: Angenommen,
es treten zwei Mol. Anilin als Diphenyldiamin an das Aurin
_ unter Rückbildung von Phenol, so liesse sich folgende, aller-
dings discutable Gleichung aufstellen:
CSH>OH + (CCH5)2H*N?
A \G6H5
Aurin.
6H5
eo
2(CC HS)2H? N? + C°H°OH.
66 H5
Azulin. Ss
Wollte man obigen Ausdruck für das Azulin auf O1!>H1!ON Se
vereinfachen, so würde der für die rothen Farbstoffe eigen-
thümlich befundene Zusammenhalt durch 200 aufgehoben
verden, es würde je ein Änilinrest an je eine Affinität eines
® em eo nach Austritt Se Phenols zu binden sein und
co
508 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete.
co +6° BR?
-C6H3OH + H2O| + 2C6H’N
2r 0°H3
=.9 CO er + CSH50OH + H20.
Vor Feststellung der moleeularen Grösse des Corallins,
resp. des Aurins lässt sich indessen weder eine klare Vor-
stellung von der Bildung, noch ein endgültiger Formelaus-
druck des Azulins gewinnen.
Mir bleibt am Schlusse dieser Mittheilungen noch die
angenehme Pflicht übrig, dem Herrn Prof. E. Reichardt mei-
nen Dank abzustatten für das freundliche Interesse, welches
er an diesen, in seinem Laboratorium ausgeführten Unter-
suchungen bewiesen hat.
Nachschrift.
Zur Zeit, als ich mit dem Abschluss des vorstehenden
Berichtes beschäftigt war, erschienen in den Annalen aus-
führlichere Mittheilungen von Dale und Schorlemmer ! über
das Aurin und später auch über einen aus Aurin und Anilin
dargestellten Körper, der mit dem von mir als „Azulin“
beschriebenen übereinkommen dürfte; ihn in zweifelloser Rein-
heit zu erhalten, ist auch jenen nicht gelungen. Für das
Aurin halten sie mit gutem Grund die Formel: 0?°H1403
fest, geben allerdings an, dass sie nicht unerheblich vom
Kolbe-Schmitt'schen Verfahren abgewichen sind. So wird es
wahrscheinlich, dass ein Gemenge zweier Isomeren oder zweier
in naher Beziehung stehender Körper gebildet wird, in wel-
chem je nach Maassgabe der Temperatur und Einwirkungs-
dauer bald der eine, bald der andere überwiegt. Diese Idee
ist zuerst kürzlich von Zulkowsky ? ausgesprochen worden
und hat derselbe bereits — wie es scheint mit Glück — die
1) Ann. Ch. Ph. N. F, XC. 3, 279. — 2) Berl, Ber. X.
509
!
experimentelle Bestätigung begonnen. Er fand, dass im Pro-
cess Kolbe-Schmitt zwei Körper (isomere?) entstehen, welche
_ durch Behandlung mit Natriumbisulfit und Magnesia getrennt wer-
den: 1) die krystallisirende Rosolsäure (Aurin, Corallin z. Th.?),
und eine bislang immer amorph erhaltene, von Zulkowsky
„Pseudorosolsäure‘“ genannte Substanz, Diese Verbindung
ist dieselbe nach Z,, welche in der interessanten Reaction von
Schwefelsäure auf Salicylaldehyd erhalten wird. Liebermann
und Schwarzer, ! die Entdecker dieser Reaction, stellten ferner
durch Erwärmen von Phenol und Salicylaldehyd mit Schwe-
felsäure, die eigentliche Rosolsäure (Aurin) dar: C6H$O
+ 2C7H°0? = 0°°H!#O3 + 2H?O, dieselben fanden die
Eigenschaften der so erzeugten Verbindung in vollkomme-
ner Uebereinstimmung mit dem Körper von Dale und Schor-
lemmer.,
Zulkowsky ? hat schon früher, auf die inzwischen auch
von OÖ. und E. Fischer ® gestützte Anschauung hingewiesen:
dass Rosaniline und KRosolsäuren als Triamide und Tri-
hydroxyle eines Kohlenwasserstoffs G1® H!° aufzufassen seien.
Thatsächlich haben O. und E. Fischer, durch eine bemerkens-
werth modificirte Behandlung azotirten Leukanilins — Behan-
deln mit HNO? in conc. Schwefelsäure, Zerlegen durch sieden-
den Alkohol, einen Kohlenwasserstoff erhalten: 02° H18,
Smpt. 36°, Sdpt. weit über 360°.
Selbstverständlich geschieht diese späte Veröffentlichung
der eigenen’ Untersuchungen und Beobachtungen weniger ihrer
selbst willen, als um daranzuschliessen ein Bild des stetigen
Fortschritts in der Bearbeitung der so vielseitig ventilirten
Frage nach der Constitution der Rosolkörper. Die Lösung
dieser Frage, die gerade durch die Untersuchung der unter
dem Namen „Rosolsäuren‘“ bezeichneten Verbindungen eine
wesentliche Forderung erfahren hat, scheint jetzt einem ge-
wissen Abschluss nahe zu sein und möchte um deswillen
1) Berl, Ber. IX. 800. — 2) Berl. Ber. IX. 1073. — Siehe auch:
Ber. der kais. Akad. d. Wiss. Wien LIX. Bd. — 3) Berl. Ber. IX. 891,
ame.
” I
510 M. Dunin, Färbungen des Pfeferminzöles €
die versuchte Zusammenfassung des bezüglichen Materials
vielleicht nicht unwillkommen sein.
Weitere Untersuchungen auf Grund der früheren fortzu-
führen, wie ich beabsichtigte, war ich durch andere Thätigkeit
zu sehr in Anspruch genommen.
Jena. Februar 1877.
Ueber die Färbungen des Pfefferminzöles durch
Chloralhydrat.
i
Von Dr. M. Dunin von Wassowiez, Mag. d. Pharm. und appr. 4
Apotheker. E
In dieser Zeitschrift machte vor einigen Jahren Dr. C. Jehn !
über eine von ihm beobachtete Rothfärbung des Chloralhydrats
mit Pfefferminzöl Mittheilung. Hager ? erklärte dieselbe als-
bald für eine irrthümliche Behauptung, während Hr, Professor
Flückiger in seinem Artikel über Pfefferminzöl ? dieser Reac-
tion zwar erwähnte, jedoch mit dem Bemerken: „er habe nur
eine gelblich-braune Färbung erzielt. Einige Monate darauf
veröffentlichte Dr. ©. Jehn einen zweiten Aufsatz* über die-
sen Gegenstand, in welchem er seine frühere Behauptung
aufrechthaltend hinzufügt, dass es hauptsächlich das französi-
sche Pfefferminzöl ist, welches mit Chloralhydrat zusammen-
gebracht, alsbald röthlich, indem zunächst die Chloralhydrat-
krystalle einen röthlichen Ton annehmen, allmählich dunkler und
zuletzt besonders beim Erwärmen fast kirschbraun wird; —
das deutsche Oel liefere nur eine hellbräunliche Färbung,
ebenso das selbst dargestellte, während beim englischen Oele
die Färbung noch schwächer hervortritt.
In Tarnowitz (Ob.-Schlesien) hatte ich, da mir dortselbst
die besten im Handel vorkommenden Pfefferminzölsorten zu
1) Arch. d. Pharm. Band 203 (III. Reihe. 3. Bd.) 1. Heft.
2) Commentar z. Pharmacop. Germanie. Berlin 1874. Bd. 2. S. 491.
3) Pharmac. Handelsblatt (Beilage z. Pharm. Zeitg.) Bunzlau 1874.
4) Arch. d. Pharm. Band 205 (III. Reihe. 5. Band.) IV. Heft.
Seite 326— 328,
k EIER TIERE DIER
Edel De Eu Ben 1 up Dead a a u
Färbungen des Pfeflerminzöles ee. = 11
Gebote standen, Gelegenheit gehabt zu mindestens zwanzig-
_ mal diese Probe anzustellen. Hierbei beobachtete ich sofort
nach dem Zusammenbringen der besagten Producte keine
Färbungen, später aber nur sehr undeutliche, keineswegs den
von Herrn Dr. J. beschriebenen gleichende, ausgenommen bei -
dem deutschen Oele, das in der That gelblich-braun wird
und diese Färbung eine geräumige Zeit behält.
Obwohl überzeugt, dass alle von mir angewandten Pro-
ducte eine ausgezeichnet reine Waare gewesen, bemühete ich
mich doch sämmtliche im Handel vorkommenden Pfefferminzöl-
sorten aufzutreiben, um mit allen gleichzeitig experimentiren
zu können.
Endlich gelang es mir nachstehende Oelsorten zu be-
kommen:
1) Ol. menth. pip. gallic. ver.
2) - - anglic. (Mitcham).
3) - - - americ. opt.
4) - - - german. ver. und
5) stellte ich mir selbst, aus Blättern der in Galizien
eultivirten Mentha piperita, ein Oel dar.
Sämmtliche Oele waren frei von fetten Oelen und Wein-
geist, besassen einen feinen Geruch und Geschmack, bestanden
die Jodprobe vollkommen. Das englische Oel war schwach
gelblich, das amerikanische hellgelb gefärbt, alle anderen farb-
los. Gleichzeitig unterzog ich der Untersuchung:
6) ein älteres, mit gleichen Theil. Weingeist verdünntes
englisches Oel und
7) ein diekflüssiges, stark gelbgefärbtes amerikanisches Oel.
Das Chloralhydrat war (das sogenannte Liebreich’sche
aus der chem. Fabrik auf Actien vorm. E. Schering in Berlin)
vollständig rein, löste sich in ätherischen und fetten Oelen,
in Aether, Weingeist, Wasser u. s. w. auf, und gab seine
wässerige Lösung, mit Silbernitrat versetzt, keine Trübung.
Die Reactionen wurden (wie es Hr. Dr. J. vorschreibt)
_ mit homogenen je gleichen Chloralhydrat- und Oelmengen
angestellt.
Dabei wurde beobachtet:
512 M. Dunin, Färbungen des Pfefferminzöles ete.
nach 5 Minuten Nu beim Erwärmen Ri
1 Stunde
Bei 1 keine hellviolette schwach röthliche
Färbung
22 keine | keine | keine Färbung
is hellviolette ı schmutzig grüne | schmutziggrüne Fär-
bung
- 4 gelblichbraune | gelblichbraune gelblichbraune Fär-
| bung
-5 keine | keine gelblichbraune Fär-
| bung
- 6 keine keine keine Färbung
- 7 keine | röthlichbraune | schmutziggrüne Fär-
bung.
Ganz anders gestaltete sich jedoch die Sache, als ich vor
kurzer Zeit im Besitz eines Chloralhydrats gelangte, das
wegen anhängender Chlorwasserstoffsäure monirt wurde, des-
sen Lösung also mit Silbernitrat einen Niederschlag gab,
Mit demselben und den oben beschriebenen Oelen angestellte
Proben ergaben:
sogleich Ga en on beim Erwärmen
|
Bei 1 röthliche violette | dunkelrothe Färbung
-%2 | unbedeutende röth- rothviolette | hellrothe Färbung
liehbraune |
- 3 [rosarothe, nach unge- dunkelbraune dunkelbraune Färbung
fähr 3 Minuten maha- |
gonibraune
De! gelblichbraune braune | braune Färbung
-,5 gelbliche gelblichbraune | - -
- 6 röthlich - violette rothviolette hellrothe -
en rosarothe röthlichbraune |dunkelbraune -
Die von Herrn Dr. C. Jehn beschriebenen Reactionen
kommen somit sogleich zum Vorschein, wenn man mit unrei-
nem Chloralhydrat experimentirt. Mit demselben gab auch
ein sehr gutes Anisöl alsbald eine violette Färbung.
Freiburg im Brg. August 1877.
M. Dunin, Beitrag zur Getreidemehluntersuchung. 513
Beitrag zur Getreidemehluntersuchung.
Von Dr. M. Dunin von Wassowiez, Mag. d. Pharm. und appr.
Apotheker.
Vor einiger Zeit wurde mir zur näheren Untersuchung
Roggenmehl mit dem Bemerken übergeben, dass das daraus
dargestellte Brod, selbst wenn es so stark gebacken wurde,
dass die Aussenrinde- fast verkohlte im Innern immer noch
auffallend weich war und auch nach längerer Zeit nicht aus-
_ trocknete, sondern einen ziemlich knetbaren und beim längeren
Aufbewahren (ohne Aussenrinde) auf der Oberfläche schimm-
lig werdenden Teig darstellte.
Das fragliche Mehl sah allerdings etwas zu gelblich aus,
roch aber weder dumpfig noch in irgend einer anderen Weise
auffällig, knirschte keineswegs unter den Zähnen und sein
Geschmack liess anfänglich auch nichts fremdartiges erken-
nen — beim längeren Verbleiben jedoch auf der Zunge
konnte ein etwas kratzender Geschmack wahrgenommen
werden.
Ein Theil desselben wurde nun bei 100°C. bis zum.
constanten Gewicht getrocknet und dabei ein Verlust von fast
14 °%, constatirt.
9,6982 g. des getrockneten Mehls lieferten nach voll-
ständigem Einäschern in einer mit einem Silberdrahtnetz
bedeckten Platinschaale 0,2343 g., somit 2,415 °, feuer-
_ beständigen Rückstand, welch’ letzterer in Wasser fast voll-
kommen löslich war. Die wässerige Lösung reagirte stark
alkalisch.
Dieser nicht zu hohe Aschengehalt, ? seine fast vollstän-
dige Löslichkeit in verhältnissmässig wenig Wasser und die
stark alkalische Reaction einer solchen Lösung schlossen
zwar von vornherein die Möglichkeit einer Verfälschung mit
anorganischen , leider hierzu jetzt so oft gebrauchten Stoffen
wie Gyps, Kreide, Thon, Alaun, Schwerspath u. dgl. aus —
1) Nicht zu hoch in Anbetracht dessen, dass eine Verunreinigung
des Mehls mit bis zu 1°, anorganischer Stoffe wohl eine rein zufällige
sein kann.
Arch. d. Pharm, XI. RBds 6 Heft, 33
nn
514 M. Dunin, Beitrag zur Getreidemehluntersuchung. PEN
dennoch verpuffte ich ungefähr 15 g. des Mehles mit der
doppelten Menge Kalisälpeters unter Zusatz von etwas koh-
lensaurem Natron-Kali und prüfte die Schmelze nach der
Vohl’schen Methode, ! war jedoch ausser Stande, irgend eine
erheblichere Menge eines der erwähnten Stoffe nachzuweisen.
Es blieb somit nur noch die Untersuchung auf Mehl-
surrogate organischer Natur übrig.
Bekanntlich liefern: Weizen (ganzes Korn) durchschnitt-
lich 1,96 °%/, und Roggen (ganzes Korn) 1,6°, Asche, ? man
kann somit annehmen: reines Weizenmehl (nach Abrechnung
der Kleienasche) etwas über 1°, und reines Roggenmehl
etwas unter 1°,. Das Mehl der Leguminosen liefert aber
durchschnittlich 3, 2°, Asche. Weiterhin — reagirt Wei-
zenmehlasche neutral, die des Roggenmehls kaum oder nur
sehr schwach alkalisch, dagegen die Asche des Leguminosen-
mehls stark alkalisch und zwar in dem Grade, dass sie in
offenen Gefässen aufbewahrt schon nach kurzer Frist feucht
wird. —
Da das Letzte auch bei der Asche des von mir unter-
suchten Mehls eingetreten, war ich überzeugt, dass dasselbe
ein Gemisch von Roggen und irgend einem Leguminosen-
fruchtmehl ist. Jetzt handelte es sich nur noch, das Legumin,
den charakteristischen und wesentlichsten Bestandtheil sämmt-
licher Leguminosenfrüchte, nachzuweisen.
Zu dem Zwecke rührte ich etwas über 100 g. des Mehls
mit destillirtem Wasser zu einem Brei an, brachte denselben
in einen Spitzbeutel und knetete unter Wasser, das öfters
erneuert wurde, so lange bis letzteres nicht mehr milchig
trübe erschien. Nachdem sich die erhaltene in Wasser suspen-
dirte Stärke abgesetzt hat, filtrirte ich die obenstehende noch
immer etwas trübe Flüssigkeit ab und dampfte das Filtrat
1) Berichte d. deutsch. chem. Gesellschaft. Berlin 1876. Heft 17.
Seite 1660 — 1664.
2) Nach den Untersuchungen von Th. May u. G. Ogston s. Jahres-
bericht v. J. Freiherr v. Liebig und H. Kopp. 2. Band. Tabelle D,
zur Seite 656.
odefiroy, Unterscheidung der Chndalkeloide 515
| em Wasserbade bis zum !/, des ursprünglichen Volums
ein. Beim Erkalten bildete sich auf der Oberfläche eine dünne
x Hautschicht und musste die Flüssigkeit nochmals filtrirt
werden.
In dem so erhaltenen Filtrate erzeugte Essigsäure sofort
einen bedeutenden Niederschlag, der gesammelt und ausge-
_ waschen in Ammoniak vollständig und leicht löslich war.
Somit war die Art der Verfälschung constatir. Um
jedoch mit Sicherheit angeben zu können, mit welchem Legu-
_ minosenmehl das Untersuchte verfälscht war, betrachtete ich
dasselbe, so wie die daraus gewonnene Stärke unter dem Mi-
kroskope. Die Stärkekörner des Untersuchungsgegenstandes
erschienen mit denen durch Zerreiben mehrerer Roggen-
körner selbstverständlich nicht völlig übereinstimmend, vielmehr
konnte eine grosse Anzahl elliptischer, nierenförmiger oder
kugeliger Körner mit Querrissen erkannt werden, die zweifel-
los von Phaseolus communis L. abstammten.
[4
Darauf gestützt gab ich mein Gutachten dahin ab, dass
das von mir untersuchte Mehl fast zur Hälfte mit Weiss-
bohnenmehl verfälscht war. Andere Leguminosenfrüchte wie
Erbsen, Vitsbohnen, Linsen oder Wicken besitzen zwar auch
Stärkekörner von derselben Structur, liefern aber entschieden
ein stärker gelb gefärbtes Mehl. —
Freiburg im Brg. August 1877.
Zur Unterscheidung der Chinaalkaloide.
Von Dr. Richard Godeffroy.
4 In den Preiseouranten der verschiedenen Droguenhäuser
findet man oft für ein und dasselbe Chinaalkaloid die man-
nigfachsten oft willkürlichsten Namen oder Nebenbezeich-
_ mungen, welche mitunter wohl geeignet sind, Verirrungen oder
Täuschungen hervorzurufen. So wird beispielsweise das
Conechininsulfat mit folgenden Namen belegt: Chininum
_ sulfuricum BI oder B oder b oder ß, Chinidinum sulfuricum
33*
516 R. Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide.
purum verum u. dgl. m. für Cinehonidinsulfat finden sich
folgende Namen: Chininum sulfuricum B, oder BII, Chinidi-
num sulfuricum, oder Ima u. dgl. m.
Wie leicht ist da eine Verwechslung der Sulfate des
Chinins, Conchinins und Cinchonidins möglich und wie schwer
kann da der Apotheker beschädigt werden, wenn er diese
Alkaloide nicht genau und scharf von einander zu unter-
scheiden weiss. Bei dem hohen Preise, den das Chininsulfat
jetzt im Droguenhandel hat, ist diese Unterscheidung um so
wichtiger, als die Möglichkeit einer Verfälschung des theuren
Chininsulfates mit dem bedeutend billigern Conchinin- und
Cinchonidinsulfat nicht ganz unmöglich wäre.
Zur raschen und genauen Prüfung des Chininsulfates
auf vollkommene Reinheit, liefert nur die mikroskopische
Untersuchung scharfe Resultate und wurden auch in dieser
Richtung von Stodelart! und F. Schrage ?® einige inter-
essante Mittheilungen gebracht. Da aber beide genannten
Herren nur Chinin, Cinchonin und Chinidin in den Kreis ihrer
Betrachtungen zogen, und es gerade bei letzterm fraglich ist,
ob damit Conchinin oder Cinchonidin gemeint sei, so glaubten
Herr ©. Ledermann und ich, eine neuere Untersuchung
vornehmen zu können und gelangten wir zu dem Resultate,
dass namentlich F. Schrage einige theils unvollständige,
theils unrichtige Angaben gemacht haben müsse,
Die mikroskopische Untersuchungsmethode Stodelart’s
und Schrage’s stützt sich auf das charakteristische Verhal-
ten der Chinaalkaloide gegen Rhodankalium. Zum Gelingen
der Reaction ist erforderlich: eine concentrirte Rhodankalium-
lösung und eine, bei der zur Zeit des Versuches herrschenden
Temperatur gesättigte Lösung des Chinaalkaloidsalzes. Bei
schwerlöslichen Salzen empfiehlt Schrage, zur Herstellung
der gesättigten Lösung, eine die herrschende Temperatur um
etwa 10° C. übersteigende Wärme anzuwenden.
1) Archiv d. Pharm. Bd. 174. Seite 143.
2) Ebenda. Bd. 105. Seite 504. 1874.
R Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 517
Letzteres ist nun, wie Herr C. Ledermann und ich
gefunden haben, falsch, da man auf diese Weise ganz andere
der Reactionserscheinung widersprechende mikroskopische Bil-
der erhält. Wir benutzten zu unseren Versuchen reine aus
der chemischen Fabrik von Merk in Darmstadt bezogene
Präparate und beschäftigten wir uns vorzüglich mit der mikro-
_ skopischen Untersuchung von Chininsulfat, Conchinin-
—— sulfat, Cinchoninsulfat und Cinchonidinsulfat.
Von jeden dieser Sulfate wurde eine gesättigte wässrige
Lösung bereitet und dieselbe unmittelbar vor dem mikrosko-
pischen Versuche filtrir. Ein Tropfen des Filtrates auf ein
Objectgläschen gebracht und mit einem Tropfen Rhodanka-
liumlösung vermengt, zeigte sofort eine weisse Trübung, welche
bei Chininsulfat am schwächsten war. Beobachtet man diese
weisse Trübung mit einem Mikroskope bei 110facher Vergrösse-
rung, so zeigen sich folgende Erscheinungen:
1) Chininsulfat. Kleine Kügelchen oder runde Bläs-
chen, welche auch nach tagelangem Stehen sich nicht aneinan-
derreihen und durchaus keine Gruppen oder Krystalle bilden.
Ye!
00
©
RS
goc
Cl
17°}
Fig. II.
Da nun Schrage ein dem unseren durchaus abweichen-
des Bild gefunden hatte, — er beschreibt nemlich dünne
518 R Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide.
spiessförmige Krystalle, welche sich um einen Punkt strah-
lenförmig ordnen, -—— so versuchten wir, nach ihm einen
Tropfen einer bei 10°C. über die herrschende Temperatur
(20° 0.) gesättigten Lösung mit einem Kryställchen von Rho-
dankalium mikroskopisch zu beobachten. Dort wo die weisse
Trübung, bedingt durch die Einwirkung von Rhodankalium
auf Chininsulfat, mit freiem Auge sichtbar war, bemerkten
wir nur die früher beschriebenen Kügelchen oder Bläschen.
Nach Verlauf von etwa 10 Minuten zeigten sich aber an den
Stellen, wo Rhodankalium keine mit freiem Auge sichtbare
Reaction hervorgerufen hatte, in der That sternförmig grup-
pirte Krystalle. Sofort mussten wir auf die Vermuthung
kommen, dieselben können nur von reinem aus der übersät-
tigten Lösung herauskrystallisirtem Chininsulfat herrühren.
Desshalb wurde dieselbe Lösung, wie oben, aber ohne Rho-
dankaliumzusatz untersucht und wirklich nach etwa 8 bis
10 Minuten die spiessförmigen, zu Sternen gruppirten Kry-
stalle Fig. II. gefunden. Schrage hatte aber seine Versuche
auch auf Chininum valerianicum und aceticum ausgedehnt
und fand für letztere zwei Salze etwas abweichende Krystall-
gruppirungen als für Chininsulfat. Wir konnten auch bei
Chininvalerianat und -acetat nichts weiter als die Kügelchen
oder runden Bläschen wahrnehmen und nur ein einziges vale-
riansaures Chinin des Handels zeigte Krystallbildung, welche
der Schrage’schen
ähnlich war, aber von
einer Verunreinigung mit
Cinchonidinsalz her-
rührte.
2) Conchininsul-
fat unterscheidet sich
wesentlich von Chinin-
sulfat. Man bemerkt so-
fort krystall. Gebilde von
oft wunderbarer Form u.
Gruppirung Fig. II.
Fig. III. Dieselben haben bei
R. Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 519
durchfallendem Lichte eine bräunlich gelbe Farbe und gleichen
im allgemeinen den Schrage’schen Chinidinkrystallen.
3) Cinchoninsulfat. Lange, strahlenförmige, zumeist
stark verästelte. Krystalle, Fig. IV. Sie zeigen theils das
Bild eines Hirschge- zz
weihes, theils dasjenige
von equisetum. Im
Uebrigen mit dem ersten
Bilde der Schrage’-
schen Krystalle (Fig. III.
Seite 506) übereinstim-
mend. Das zweite
Schrage’sche Bild
(Fig. IV) konnten wir
bei reinem Üinchonin-
sulfat niemals beobach-
ten, wohl aber bei
einem mit Cinchonidin-
sulfalt verunreinigtem Cinchoninsalz.
4) Cinchonidinsulfat. Dessen Krystallbildungen wur-
den von Schrage gar nicht angeführt und doch glauben
wir, dass dies um so nothwendiger ist, als wie ich anfangs
erwähnte, für dieses Salz sehr häufig die Bezeichnung Chini-
SF re
520 R. Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide.
dinsulfat, oder Chininum sulfuricum B, oder BII. etc. gebraucht
wird. Das Cinchonidinsulfat, auf gleiche ‚Weise wie die 3
anderen Salze, unter dem Mikroskope untersucht, zeigt sofort
dichte büschelförmige Krystalle um einen Punkt sternförmig
Fig. VII.
Fig. VII.
gruppirt, Fig. V. und VI., oder ungleichlange spiessförmige
Krystalle, entweder sternförmig Fig. VII. oder fächerartig
Fig. VIII. um einen Punkt gruppirt. Ein Blick auf die
Schrage’schen Bilder zeigt, dass sein Chininsalz (Fig. II.)
mit Cinchonidinsalz verunreinigt war, (unsere Figur VII.) und
dass sein Oinchoninsalz (Fig. IV.) ebenfalls mit Cinchonidin-
sulfat verunreinigt war (unsere Fig. V1.).
Mittels dieser mikroskopischen Prüfung läst sich nun mit
Leichtigkeit ein jedes dieser Chinaalkaloide von dem anderen
unterscheiden, ebenso wie sich auch jede Verfälschung oder
Verunreinigung an der verschiedenen Krystallgestallt erkenn-
bar macht. Es ist auch die mikroskopische Prüfung um so
wichtiger, als man auf nassem Wege viel umständlicher zu
Werke gehen muss, um eine Verfälschung oder Verunreini-
gung erkennen zu können. Freilich ist der sogenannte nasse
Weg nicht ganz ausser Acht zu lassen und möchte ich nament-
lich die Chlorwasserammoniakprobe empfehlen, welche Chinin-
und Conchinin-, nicht aber Oinchonin- und Cinchonidin - Salze
geben,
C. Bernbeck, Ferr. albuminatum solutum. 521
Es wird daher ein Apotheker beim Einkauf von Chinin-
salz zunächst eine kleine Menge etwa 0,1 g. des Salzes in
Chlorwasser (etwa 10 — 15 C.C.) lösen, und mit 2 — 3 Tropfen
Ammoniak versehen. Entsteht eine smaragdgrüne Färbung, so
ist Chinin- oder Conchinin - Salz vorhanden, möglicherweise
aber auch noch Cinchonin- oder Cinchonidin-Salz. Den
besten Aufschluss hierüber giebt ihm die vorher beschriebene
mikroskopische Prüfung.
Herr C. Ledermann und ich haben gegen 20 Proben
von Chininsulfat absichtlich mit verschiedenen Mengen der
3 übrigen Alkaloidsalze gemengt und jedes Mal bei der
mikroskopischen Prüfung diese DBeimengungen erkennen
können. -
Pharmaceutische Schule. Wien. Juli 1877.
Ferr. albuminatum solutum.
Von C. Bernbeck, Germersheim.
Sanitätsrath Dr. Triese in Illingen bei Saarbrücken hat
sich durch die Veröffentlichung einer Vorschrift zur Dar-
stellung von Ferr. albuminat., in der Berliner Klinischen
‘Wochenschrift, ein wesentliches Verdienst erworben, indem
er die Materia medica um ein wirklich rationelles, höchst
leicht assimilirbares Eisenmittel bereicherte.
Die betreffende Vorschrift lässt das Eiweiss eines Hüh-
nereies mit 10 g. Lig. ferr. sesquichlorati, durch Zusammen-
reiben in einem Mörser, innig mischen, das überschüssige
Eisenchlorid durch Auswaschen mit destillirtem Wasser ent-
fernen und den gebildeten Niederschlag in einem halben
Liter destillirten Wassers, der mit 12 Tropfen acid. hydrochlorie.
pur. versetzt wurde, durch 2tägige Maceration wieder auflösen.
Vielfache Darstellungsversuche bewiesen mir, dass nur
auf folgendem Wege, durch sorgfältige Vermeidung eines
freien salzsäurehaltigen Eisenchlorids, ein den Angaben des
Dr. Triese entsprechendes Präparat zu erlangen ist! Es ist
522 E. Reichardt, Untersuchung der Biereet.
eine bekannte Thatsache, dass der offieinelle Lig. ferri sesqui-
chlorati fast immer überschüssige Salzsäure enthält; wird nun
dieser zur Darstellung von Ferr. albuminatum verwendet, so
geht beim Auswaschen der Mischung von Eiweiss mit Eisen-
chlorid der grösste Theil von dem hierbei gebildeten Ferr.
albuminatum in Lösung und unrettbar verloren! Dieser
Uebelstand lässt sich jedoch durch Verwenden eines neutra-
len Eisenchlorids, zu Gunsten des Präparates, leicht vermei-
den, indem man nachstehende Formel genau befolgt:
Trockenes, durch Eindampfen des officinellen Lig. ferr,
sesquichlorati, gewonnenes Eisenchlorid 6 Theile, löst man in
10 Theilen Ag. dest,, filtrirt und mischt das Filtrat innig mit
20 Thln. Eiweiss, bringt das gebildete braungelbe Magma
auf ein angefeuchtetes leinenes Colatorium, presst mit den
Händen gut aus, und wiederholt dieses öfter, unter kleinen
Zusätzen von Ag. dest., bis alles überschüssige Eisenchlorid
entfernt, löst alsdann den Rückstand in dem mit 12 Tropfen
Salzsäure angesäuerten !/, Liter destillirten Wassers durch
1 bis 2tägige Maceration und filtrirt.
Dr. Triese giebt das Präparat bei Chlorose ohne Zusatz
von Aether phosphoratus und muss es in diesem Falle stets
frisch bereitet werden; bei Rhachitis dagegen lässt er
12 Tropfen einer Lösung von 0,05 Phosphor in 30,0 Aether
auf 250,0 der Eisenalbuminatlösung zusetzen, welcher Zusatz
die Lösung mindestens 6 Wochen unverändert haltbar macht
und in diesem Falle ein Vorräthighalten während einiger
Wochen ermöglicht!
Mittheilungen zur Prüfung der Nahrungsmittel.
Untersuchung der Biere, namentlich auf den
sauren Zustand,
Von E. Reichardt.
Mit welcher überraschenden Menge jetzt alle diese Prü-
fungen der Nahrungsmittel an den Chemiker und speciell
den Apotheker herantreten, weiss wohl Jeder aus eigener
Reichardt, Untersuchung ‚der Biere etc.
rfahrung und so drängt sich auch immermehr die Masse der
Fragen über die Untersuchungsmethoden zusammen, welche
sehr häufig nicht mit der Sicherheit Aufschluss zu geben im
Stande sind, wie wir sie zur Be- und Verurtheilung der
Substanzen gebrauchen.
Ein Uebelstand tritt hierbei noch weiter dadurch hinzu,
dass häufig ohne alle Ueberlegung Proben in kleinster Menge
eingesendet werden, bei denen man thatsächlich auf che-
mische Prüfung verzichten möchte und denken, dass der
' Einsender glaube, ein Ansehen genüge schon zur völligen
Erkenntniss der Bestandtheile.
Für die Untersuchungen der Biere habe ich desshalb,
um diesen eingerissenen Uebelständen entgegen zu treten,
eine kleine Anweisung gegeben, ganz ähnlich, wie bei den
Wasseruntersuchungen, für den Einsendenden ebenso, wie für
den Beurtheilenden berechnet, und habe dieselbe schon in
manchen Fällen bewährt gefunden:
5
Anweisung, betreffend die Prüfung der Biere,
Die Untersuchungen der Biere auf fremde Stoffe, wie
auf den Grad der Säuerung und sonstiger guter Beschaffen-
heit schliessen sehr umständliche Prüfungen in sich, welche
nur mit grösserem Aufwande ausführbar sind, können jedoch
leicht durch vorhergehende Erörterungen vereinfacht werden,
wozu diese Anweisung Anleitung geben soll.
Verdorbene sauere Biere.
Man bezeichnet damit die in sauere Gährung überge-
gangenen Biere, welche gewöhnlich und zwar sehr bald durch
den Geschmack erkannt werden. Sehr leicht und mit grösster
Bestimmtheit ist dieser Uebergang durch Kostversuche fest-
- zustellen, vielleicht durch gemischte Commissionen, und genügt
dies in den meisten Fällen, um Beweise zur Verurtheilung
und Verwerfung dieser Biere als Genussmittel zu erhalten.
Sollte es jedoch für nöthig erachtet werden, durch be-
stimmte Prüfungen die Verderbniss zu beweisen, so genügt
524 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete.
die Einsendung von !,—1 Liter. Die Untersuchung selbst
ist dann sowohl mikroskopisch, auf die Beschaffenheit der
Hefe, vorzunehmen, wie die vorhandene Säure der Menge
nach zu bestimmen und mit dem Gehalte guter Biere zu
vergleichen.
Stärke und Gehalt des Bieres,
Für diese Bestimmungen, welche namentlich auf die ver-
wendeten Materialien zum Biere und die Menge derselben
Einblick verschaffen sollen, genügt ebenfalls 1 Liter Bier und
kann die Bestimmung mit der obigen Prüfung vereint aus-
geführt werden.
Man ermittelt hierbei die Menge des Alkohols und Ex-
tractes, eventuell des Eiweisses, Zuckers und Glycerins.
Fremde und schädliche Bitterstoffe.
Für diese umständliche Prüfung sind mindestens 3 Liter
einzusenden und dürfte dieselbe stets zu vermeiden sein, wenn
nicht bestimmte Gründe sie veranlassen.
Die beste Methode ist die von Dragendorff gegebene.
(Archiv der Pharmacie 1874. Bd. 204. 8. 294 u. 389.)
Hierzu mag vorerst eine kurze kritische Besprechung
folgen.
Dass die meisten, vom Publikum angegriffenen und ver-
worfenen Biere auf die saure Beschaffenheit zurück zu führen
sind, liegt ausser allem Zweifei, denn der Lärm beginnt in
jedem Jahre erst im Juli, August, September, legt sich sofort
bei eintretender kalter Witterung u.s. w. So lange noch
alte, abgelagerte Lagerbiere genügend vorhanden sind, schwei-
gen auch die Verfälschung witternden Biertrinker, kommt
nun junges Bier, oder kommen Mischungen alter und junger
Biere, sog. gekräuselte, so sind diese bei der in gegebener
Zeit waltenden Temperatur eben der Säuerung unendlich
leicht ausgesetzt und vermindert sich die Zahl des Bier trin-
kenden Publikums, entleert sich das Fass immer langsamer,
so steigen die Verderbniss bringenden Umstände in völlig
gleichlaufender, sich immer verstärkender Weise.
NE rn Se ra ALT Lebe Ba a Se a SE Br Rare
ZEN BE Eee
E. Reichardt, ‚Untersuchung der Biere ete. 525
Sehr viele Leute, welche das fertige Bier gut beurtheilen
können, haben noch nie den bitteren Geschmack der Bier-
würze gekostet, noch nie in der Gährung befindliches Bier,
sondern kennen eben nur das fertige Fabrikat und urtheilen
nach diesem. Verlangen wir nun als Bier ein Getränk von
bekanntem Geschmack und von bestimmter wohlthätiger Wir-
kung, in begrenzter Menge genossen, so ist das Urtheil einer
gemischten Commission von Biertrinkern ein eben so urtheils-
fähiges, wie die Weinhändler ihre Weine, die Brauer ihre
' Biere, ohne jede chemische Prüfung, beurtheilen und völlig
sicher Werth und Bedeutung feststellen. In den allermeisten
‘ Fällen kann so ein Urtheil in kürzester Zeit begründet und
ausgesprochen werden.
Die Untersuchung auf den Säuregehalt der Biere scheint
leichter zu sein, als die Ausführung ergiebt. Sehr leicht
könnte die Menge der Säure durch Titriren ermittelt werden,
aber bei dem Biere lässt sich, als schon an und für sich
gefärbt, die Färbung bei Neutralisation oft sehr schwer fest-
‚stellen. Durch Destillation mit starken Säuren die flüchtige
Säure zu scheiden, ist ebenfalls zu verwerfen, da wir noch
gar nichts über die Menge derselben im guten oder verdor-
benen Zustande wissen und es sich thatsächlich oft um sehr
geringe Mengen handelt; unbedingt ist das feinste Reagens
die Zunge, welche oft die geringsten Umänderungen sofort
feststellt, freilich aber nur als persönliches Zeugniss gelten
kann.
. Schon vor mehreren Jahren machte ich in einer ärzt-.
lichen Zeitschrift auf das Verhalten der Hefe! aufmerksam
und die zahlreichen weiteren Prüfungen in dieser Hinsicht
haben mir gezeigt, dass der Zustand der Hefe sofort die Be-
schaffenheit des Bieres hinsichtlich des Ueberganges in saure
Gährung auf das Genaueste erkennen lässt. Bei Erwägung
der Thätigkeit der Hefe ist dies schliesslich auch von vorn
herein zu erwarten.
1) Correspondenzblätter des allgemeinen ärztlichen Ver. von Thürin-
gen 1874. 8. 1.
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526 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete.
Mit welcher Sorgfalt jeder Brauer die Hefe als Gäh-
rungserreger beobachtet und sie hütet, kann Jeder erfahren,
welcher diesen Vorgänger der alkoholischen Gährung genauer
nachgeht; der Brauer weiss nur zu gut, dass von der
Güte der Hefe die Haltbarkeit der Biere abhängt, da er
vom Beginn der alkoholischen Gährung an bis zum Verkauf
immer Wärmegrade behält, welche sowohl die alkoholische,
wie saure Gährung ermöglichen und somit liegen diese
Vorgänge zu nahe, um nicht stets die grösste Aufmerk-
samkeit zu beanspruchen. Etwas höhere Wärme in der
heissen Jahreszeit erleichtert ebenso den Uebergang in saure
Gährung.
Die anhaltende Darstellung obergähriger Biere ist jetzt
so in den Hintergrund getreten und dafür die Lagerbier-
brauerei oder Untergährung eingeführt, dass es, wenigstens
in hiesiger Gegend, mir gar nicht mehr gelungen, sog. ober-
gährige Hefe zu erlangen, man verwendet zu dem obergähri-
gen Biere auch Unterhefe und beschleunigt die Gährung selbst
nur durch höhere Temperatur.
Die Unterhefe (Fig. I.)
zeigt sich bei 3—500facher
Vergrösserung als einzelne,
runde oder nahezu runde
Zellen, oft völlig durchsichtig,
oft im Innern mit kleinen
Punkten versehen; hier und da
sieht man eine kleine Hefe-
zelle an dem äusseren Rande
der grossen (Mutter-) Zelle
hängen, sehr bald findet je-
Fig. I. Unterhefe. doch die Trennung statt und
der Grösse nach sind diese einzelnen Hefenzellen sehr ver-
schieden; man sieht sehr kleine, gemengt mit sehr grossen,
bei vollendeter Gährung und völlig klarem Lagerbiere muss
man wiederholt Proben unter das Mikroskop bringen, bis man
einzelne, dann meistens grosse Hefenzellen findet,
De
Die Oberhefe (Fig. II.)
zeigt dagegen die bekannten
eiförmigen Gestalten, anein-
ander gekettet, selten ganz
durchsichtig und klar. Lässt
man nun eine Probe von
bestem Lagerbiere ruhig ste-
hen, so trübt es sich schon
binnen 6—24 Stunden, je
nach der Wärme, und dann
zeigen sich zunächst
Menge rundlicher Hefenzel-
eine
E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete.
Fig. Il. Oberhefe.
len, neu entstanden, wie auch die Oberhefe, d.h. es treten
mehr und mehr eiförmige Hefezellen auf oder Formen, welche
nicht mehr völlig rund sind.
Fig. III soll ein derarti-
ges Gemenge wieder geben.
Bleibt das Bier noch länger
stehen, oder jede noch wei-
ter gährungsfähige, d. h. in
Säuerung dann übergehende
Flüssigkeit, so treten immer
mehr und mehr gestreckte,
verlängerte Zellen auf, theils
noch rundlich am Ende, theils
endlich völlig gerade und zu-
letzt wie astartig oder den
Grasknoten ähnlich vereint.
Fig. III. Gemenge von Unter- und
Oberhefe,
In diesem letzten Stadium ist es bei massenartiger Entwicke-
lung sehr leicht, durch Abschlemmen wirkliche Pilzfäden zu
trennen und zu erkennen.
Fig. IV. und V. (siehe pag. 528) geben derartige Um-
formungen wieder.
Fig. V. zeigt aber eigentlich das Bild von Säurehefe,
wie man sie höchst ähnlich oder gleich geformt bei milchsau-
rer Gährung findet.
Fig. IV. Uebergang in saure Fig. V. Säurehefe mit anderer
Hefe. gemischt.
Je weiter nun diese Umgestaltung der Hefezellen schrei-
tet, je weniger noch die ursprünglich runde Form der Unter-
hefe vorliegt, desto weiter ist auch die Säuerung des Bieres
vorgeschritten.
Um in dieser Beziehung auch andere Sachverständige
zu hören, habe ich Brauer zugezogen, welche mit dem Uebel-
stande in Säuerung übergehender Biere zu kämpfen hatten
und diese fanden thatsächlich in dem mikroskopischen Bilde
der “Hefezellen das genaueste Spiegelbild ihrer misslichen
Fabrikate.
Die mikroskopische Prüfung der Hefe gewinnt desshalb
eine mehrfache Bedeutung, einmal bietet dieselbe die einzig
sichere Handhabe, das Bier oder den Wein u. dergl. auf den
Zustand der Gährung oder Säuerung zu untersuchen und
sodann dürfte es eben so wichtig für den Brauer sein, die
Hefe selbst beim Beginn des Brauens oder sonst auf ihre
tadellose Beschaffenheit zu prüfen.
Wie schon oben ausgesprochen, ist natürlich die Zunge
ein äusserst feines Mittel zur Feststellung des sauren Ge-
schmackes und halte ich die weitere Prüfung in den meisten
Fällen für unnöthig, jedoch oft will die Behörde noch den
weiteren Ausspruch eines chemischen Sachverständigen zur
Bekräftigung haben. Die Versuche, die Menge der Säure
selbst titrimetrisch festzustellen, ergaben mir bis jetzt keine
E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 529
| ‚brauchbaren Resultate. So ergaben (auf Essigsäure bezogen)
10 Proben folgende Resultate:
Völlig gute Biere enthielten 0,10— 0,10 — 0,06 — 0,18 Proc.
Säure.
Mehr oder weniger saure Biere enthielten 0,10 — 0,12 —
0,12 — 0,16 — 0,16 — 0,24 Proc. Säure und ganz ähnliche
Resultate zeigten sich auch bei anderen Untersuchungen.
_ Nimmt man noch dazu, dass bei sauren Bieren ein Theil der
Säure durch künstliche Mittel abgestumpft sein kann, so ver-
liert die Ermittelung der freien Säuren allen Halt, um so
mehr Wichtigkeit fällt der mikroskopischen Prüfung zu.
Ob die mikroskopische Untersuchung gleich genau oder
noch genauer ist, als die Zungenprüfung, ist natürlich zu-
_ nächst nach persönlicher Befähigung bei letzterer zu unter-
scheiden, jedoch kam mir ein Fall vor, wo das biertrinkende
Publikum den Stoff noch als ausgezeichnet hinstellte, der
Wirth an der neu erwachenden Gährung den Uebergang zur
Säuerung erkannte und das Mikroskop schon eine Menge
eiförmiger, der Oberhefe gleichender, mit einander verbundener
Zellen zeigte, während das wirklich tadellose Bier die letzte-
ren nicht enthielt.
Sehr leicht und sogar interessant ist es, bei einer Probe
Bier, die man offen stehen lässt, die allmählige Umbildung
und Entwickelung der sauren Hefe zu beobachten.
Stärke und Gehalt des Bieres.
Die Untersuchung hierauf kann sofort gemeinsam vor-
genommen werden und erstreckt sich in der Regel auf Alko-
hol und Extraet, kann aber auch auf Eiweiss, Zucker,
Glycerin und Asche ausgedehnt werden, falls man dieselben
berücksichtigen will.
Alkohol. Derselbe wird unbedinst am Genauesten
durch Destillation geschieden. Man destillirt 200 g. Bier bis
auf 1/, ab und ermittelt den Alkohol im Destillate.
Das Destillat selbst enthält natürlich die flüchtigen Stoffe
anderer Art gleichzeitig, so namentlich Hopfenöl, jedoch auch
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Hft, 34
EN Te
A 17 Br
530 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete.
flüchtige Säuren, wie Essigsäure und kann durch Geruch
und sonst darauf geprüft und beurtheilt werden.
Der Destillationsrückstand enthält häufig in Flocken oder
Fasern das Eiweiss abgeschieden, welches auf gewogenem
Filter gesammelt werden kann, jedoch muss man ein grösse-
res Filter wählen und heiss filtriren, sonst geht die dicklige
Flüssigkeit nicht mehr durch das Filter. Die Eiweissbestim-
mung wird dadurch ungenau, dass fast stets an der Retorte
einiges fest anhaftet. Junge Biere und obergährige scheiden
stets mehr davon aus, als alte ausgegohrene. Diese Be-
stimmung wird stets etwas ungenau bleiben; den Stick-
stoff des Bieres zu ermitteln und auf Eiweiss zu berechnen,
dürfte aber kaum richtigere Resultate versprechen.
Das Filtrat vom Eiweiss giebt verdunstet den Abdampf-
rückstand oder das sogenannte Bierextract; man trocknet
bei 100° C. ein, bis kein weiterer Gewichtsverlust mehr eintritt.
Ueberträgt man diese beiden, der Menge nach vorwal-
tenden Bestandtheile des Bieres auf das dazu verwendete
Malz oder die zur alkoholischen Gährung dargestellte Würze,
so enthält letztere bei Lagerbier annähernd gleiche Theile
Zucker und Dextrin; bei der alkoholischen Gährung liefert
ersterer annähernd die Hälfte Alkohol, so dass man ebenso
annähernd die Menge des sogenannten Malzextractes erhält,
wenn man den gefundenen, auf Gewichtsprocente berechneten
Alkohol verdoppelt und zu den Procenten des AbdampE
standes zählt,
Zucker von der Formel 06 H1?06# liefert 51,1 Proc. abso-
luten Alkohol. Gewöhnlich findet man annähernd gleiche
Mengen Alkohol und Abdampfrückstand des Bieres, d.h. bei
dem weiteren Verlauf der Zucker- und alkoholischen Gäh-
rung ist gegenüber dem Dextrin die doppelte Menge Zucker
erzeugt und zersetzt worden.
Da das Dextrin in absolutem Alkohol unlöslich ist, so
kann man Zucker (in der Regel auch Bitterstoff) auf diese
Weise in dem Bierextracte aufsuchen. Bei gut ausgegohre-
nen Bieren finden sich übrigens nur Spuren Zucker, nach-
weisbar durch die Trommer-Fehling’sche Probe, vor,
E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 531
weil derselbe eben in der Gährung möglichst vollständig
umgesetzt wurde Sehr häufig besitzt daher der Rückstand
der so gewonnenen alkoholischen Lösung einen widerlichen,
bitteren, keineswegs an Zucker erinnernden Geschmack. Bei
obergährigen oder jung gebrauten Bieren kann dagegen zuwei-
len noch Zucker bestimmt werden.
Glycerin. Die Bestimmung desselben wird auf völlig
gleiche Weise, wie bei dem Wein ausgeführt (diese Zeitschr.
1877. Bd. 210. 8. 408), entweder in 50 Cub.-Cent. Bier
direct nach dem Eindunsten mit Kalk, oder man verdünnt
den Destillationsrückstand des Bieres sofort auf ein bestimm-
tes Maass (100 — 200 Cub.-Cent.) und verdunstet nur einen
Theil zum Extract, den anderen zu Glycerin u. s. w. u. s. w.
Wie viel ein Bier normal Glycerin enthält, ist noch nicht
genügend bekannt und bestimmt; hiesiges Lagerbier der
Stadtbrauerei mit 4,2 Proc. Alkohol, 5,0 Proc. Extract ergab
0,276 Proc. Glycerin, 2 andere in der Stärke sehr ähnliche
Biere: I = 4,0 Proc. Alkohol und 6,0 Proc. Extract, II = 4,7
Alkohol und 6,9 Proc. Extract enthielten 0,27 und 0,28 Proe.,
demnach übereinstimmend; zwei andere Biere mit III = 5,3
Proc. Alkohol und 6,6 Proc. Extract, sowie IV — 4,9 Proc.
Alkohol und 6,7 Proc. Extract ergaben wiederum genau so
viel, dagegen erwies ein anderes Bier mit 4,0 Proc. Alkohol
und 4,7 Proc. Extract 0,846 Proc. Glycerin und dürfte somit
ein Zusatz von letzterem anzunehmen sein, jedoch fehlen
noch weitere Prüfungen, um sichere Urtheile zu ermöglichen.
Asche. Auch diese ist sehr häufig zum Anhalt der
Beurtheilung gewählt worden, jedoch können auch nur sehr
auffällige Verschiedenheiten zu bestimmten Schlussfolgerungen
berechtigen. Die früheren Angaben z. B. von Martius!
über Erlanger Biere schwanken zwischen 0,288 — 0,303 Proe.
des Bieres, meine Untersuchung von gewöhnlichen Lagerbie-
ren mit 3,5—5,0 Alkohol und eben soviel oder etwas mehr
Extract, führten zu den Procenten 0,2 —0,22— 0,23, wovon
etwa der dritte Theil Phosphorsäure ist.
1) Annal. der Chemie u. Pharmacie 93. 368.
34*
532 P.J. Haaxman, Bereitung von Tannas Chinini neuter etc.
Specifisches Gewicht. Dasselbe beträgt bei den
gewöhnlichen sog. einfachen oder Lagerbieren wenig mehr
als 1,0 z. B. 1,010 — 1,020. Man bestimmt dasselbe nament-
lich auch desshalb, um dann die zu entnehmenden Proben
auszunlessen.
Fremde und schädliche Bitterstoffe.
Bis jetzt dürfte in der That keine vollständigere und
bessere Prüfungsweise vorhanden sein, als die von Drag-
gendorf in dieser Zeitschrift veröffentlichte (1874. Bd. 204.
S. 294 und 389); über Colchiein speciell sind die interessan-
ten Beobachtungen von Dannenberg (Arch. der Pharm.
1876. Bd. 208. 8.411 und 1877. Bd. 210. S. 97 und 238)
nachzusehen, wobei beiläufig erwähnt werden dürfte, dass mir
selbst noch kein Fall bekannt ist, in welchem Üolchicum als
Zusatz zu Bier erwiesen worden wäre.
Die Methode von Draggendorf hat bei den hier häufig
wiederholten Gegenversuchen mit absichtlichen Zusätzen stets
gute Nachweise geliefert.
Diese vorläufigen Andeutungen mögen zur Beurtheilung
schlechter Biere einiges Material liefern; die eigentliche Me-
thode der Bieruntersuchung soll baldigst folgen, sowie in
einigen anderen Prüfungsweisen genauere Kenntnisse erlangt
worden sind.
Bereitung von Tannas Chinini neuter (geschmack-
freies gerbsaures Chinin.)
Von P. J. Haaxman.!
Das gegenwärtig viel besprochene und verschriebene
geschmackfreie Chinintannat von Mathyas Rozsnyay,
welches vor Allem in der Kinderpraxis gute Dienste leisten
kann, ist in dieser Zeit auch nach Holland gelangt, erfüllt
1) Aus der Nieuw Tijdschrift voor de Pharmacie, Maart 1877, mit-
getheilt von Th. Husemann.
RN E
“
rad: Haaxman , ereitung von Tannas Chinini neuteretee 533
jedoch nach meiner Erfahrung keineswegs vollständig die Be-
dingung eines nicht bitter schmeckenden Präparats. Ich ver-
suchte daher die Darstellung desselben nach der oberflächlich
dafür mitgetheilten Bereitungsweise: Auflösung von Sulphas
Chinini in einer grossen Menge Wasser, Präcipitation mit
einer Lösung von Acidum tannicum, welche vorsichtig mit
sehr verdünntem Ammoniak neutralisirtt war. Sammeln des
sehr voluminösen und schwierig abzuscheidenden Nieder-
schlages, Abwaschen mit wenig Wasser und vorsichtiges
Trocknen ohne Anwendung künstlicher Wärme. Das Prä-
parat entsprach nicht ganz den Erwartungen, da es, obschon
weniger als das gewöhnliche Chininum tannicum, doch immer
noch entschieden bitter schmeckte.
Eine Veränderung dieser Methode in der Weise, dass
ich das Chininsulfat zuerst in Alkohol oder in reinem me-
thylirtem Alkohol löste und diese Lösung später mit Wasser
verdünnte, hatte nur den Vortheil, die Menge des Liquidum,
in welchem sich das Chinin löste, zu verringern; das Product
_ war dagegen stets bitter. Nach verschiedenen andern Ver-
suchen bin ich endlich zu einer Methode gelangt, ein wirklich
geschmackfreies Chininum tannicum darzustellen. Mein Ver-
fahren ist folgendes:
1 Th. Sulphas Chinini wird mit Hülfe von verdünnter
Schwefelsäure in Wasser gelöst und diese Lösung mit einer
Solution von Natriumhydroxyd von 1,12 spec. Gew. gefällt.
Nachdem alles Chinin niedergeschlagen ist, wird die Schaale,
in welcher die Präcipitation geschah, auf ein Wasserbad
gestellt und unter fortwährendem Umrühren erwärmt, wodurch
das gefällte Chinin sich in compacten Flocken abscheidet und
nun sehr bequem filtrirt und ausgewaschen werden kann,
Nach vollständigem Auschwaschen, welches natürlich wegen
der Löslichkeit von Chinin in Wasser mit einer möglichst
‚geringen Menge destillirten Wassers geschehen muss, lässt
man den Niederschlag auf dem Filtrum abtropfen und lang-
‘sam trocknen, worauf man ihn in 10 Th. reinen rectificirten
Weingeists oder methylirten Spiritus von 0,828 spec. Gew.
auflöst. Nach vollkommener Lösung des Chinins wird so viel
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534 P. J. Haaxman, Bereitung von Tannas Chinini neuter ete.
warmes destillirtes Wasser zugesetzt, dass die Flüssigkeit bei
gelindem Erwärmen noch klar bleibt. In einer zweiten Schaale
werden 3 Th. Acidum tannicum in 40 T. Aqua destillata auf-
gelöst. Zu dieser Gerbsäurelösung wird nun die noch warme
klare Chininsolution in sehr dünnem Strahl und unter fleissi-
gem Umrühren geschüttet und nach vollendeter Präcipitation
das Gemenge auf dem Wasserbade unter starkem Umrühren
so lange erwärmt, bis die Hälfte verdunstet ist. Man erreicht
hierdurch einerseits die Verjagung des Spiritus und anderer-
seits die Vereinigung des Chinintannats in compacter Form
und die bequeme Abscheidung des letzteren. Nachdem die
verdampfte Flüssigkeitsmenge wieder durch warmes Wasser
ersetzt worden ist, wird das erhaltene Product auf einem
Filtrum gesammelt und nun so lange mit heissem destillirtem
Wasser ausgewaschen, bis die Flüssigkeit klar und geschmack-
frei abläuft und so lange die warme, klar durchlaufende
Flüssigkeit beim Abkühlen noch milchig getrübt wird. Nach
vollkommenem Abtropfen wird das Filtrum mit seinem Inhalt
auf doppeltem Filtrirpapier ausgebreitet und bei gelinder
Wärme getrocknet.
Ergiebt sich nach vollkommenem Trocknen einer kleinen
Menge, dass der Geschmack noch etwas bitter ist, so wird
das halbgetrocknete Präparat im Mörser mit heissem destil-
lirtem Wasser verrieben und so lange damit ausgewaschen,
bis die ablaufende Flüssigkeit geschmackfrei ist, worauf das
Präparat getrocknet und fein zerrieben wird.
Die bitterschmeckenden Waschflüssigkeiten können spä-
ter durch Abdampfen concentrirt und nach Abkühlung das
gefällte bittere Chinatannat gesammelt werden. Man muss
hierbei jedoch im Auge behalten, dass das Tannas Chinini
bei Verschiedenheit der zur Fällung benutzten Mengen Gerb-
säure kein Präparat von constanter Zusammensetzung ist.
Eine Lösung von Chinin lässt sich mit verschiedenen Mengen
Gerbsäure vollkommen präcipitiren, weil diese Säure die Eigen-
schaft besitzt, mit Chinin nicht allein quantitativ verschiedene
Verbindungen zu bilden, sondern auch sowohl Chinin als
Gerbsäure bis zu einer gewissen Grenze mit dem gebildeten
Tannat mitzureissen. Man muss sich Aaher bei der Berei-
tung des gewöhnlichen Chininum tannicum an die offcielle
Vorschrift halten.
Es ist mir bei dieser Behandlungsweise klar geworden,
dass Erwärmen, welches ich bei Bereitung des gewöhnlichen
Chininum tannicum sowohl bei der Fällung als beim Trocknen
sorgfältig vermeide, weil sonst das Präparat bisweilen harz-
artig zusammenbackt und das Product eine sehr dunkelgelbe
Farbe bekommt, keinen nachtheiligen Einfluss ausübt, wenn
man es in der beschriebenen Weise ausführt. Wohl wird
die Flüssigkeit, in welcher das gerbsaure Chinin suspendirt
ist, dunkler gefärbt, aber nach Filtriren und Auswaschen bis
zu der Zeit, wo dieselbe farblos abläuft, bleibt das Chininum
tannicum wenig gefärbt zurück und liefert, vollständig bei
zelinder Wärme getrocknet, ein Product von gelblichgrauer
Farbe.
Erst nach der Vollendung vorstehenden Artikels kam
ich auf den Gedanken, ob sich nicht durch einfaches Aus-
waschen des gewöhnlichen Chininum tannicum mit heissem
Wasser dasselbe Resultat erhalten lasse, dass nemlich daraus
das bittere, in heissem Wasser lösliche Tannat ausgewaschen
werden könne und ein nicht bitteres Salz hinterlasse. Ich
kam auf diesen Gedanken, weil ich zu der Erfahrung gelangt
war, dass ich kein befriedigendes Resultat erhalten konnte,
ehe das auf die beschriebene Weise dargestellte Präparat so
lange mit heissem Wasser ausgewaschen war, bis das ablau-
{ende Liguidum keinen bitteren Geschmack mehr besass und
vor Allem beim Abkühlen keine milchige Beschaffenheit mehr
annahm. Diese Vermuthung hat sich mir durch den Versuch
auch bestätigt.
Eine bestimmte Quantität von mir selbst bereiteten
gewöhnlichen Chinintannats wurde in einem Schälchen mit
Wasser vermengt und auf einem Heisswasserbade unter star-
kem Umrühren etwa eine Viertelstunde lang erwärmt, dann
unmittelbar auf ein Filtrum gebracht und nun so lange mit
kleinen Quantitäten heissen Wassers ausgewaschen, bis die
536 E. M. Holmes, Eine falsche Senna.
beim Abkühlen nicht mehr lactescirte.
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g-
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durchgehende Flüssigkeit nicht mehr bitter schmeckte und
Nach vollkommenem Abtropfen konnte das Filtrum mit
seinem Inhalt ohne Mühe bei gelinder Wärme getrocknet
werden und lieferte das verlangte geschmackfreie Chininum
tannicum. Das durch Verdampfen der concentrirten Wasch-
wasser und Abkühlen entstehende Präcipitat war von ausser-
ordentlich stark bitterm Geschmack,
Als Schlussfolgerung aus diesen Versuchen ergiebt sich,
dass die Bereitung von Tannas Chinini neuter (geschmack-
freies Chinintannat) auf die einfachste Weise durch gehöriges
Auswaschen von Chininum tannicum geschehen kann.
Ueber eine falsche Senna.
Von E. M. Holmes.
Vor Kurzem wurde in London unter dem Namen „schöne
Senna“ eine Waare ausgeboter, welche sich durch ihre bota-
nischen Merkmale beträchtlich von der ächten Drogue unter-
scheidet, obwohl sie in Form und Farbe der Tinnevelly - Sorte
ähnelt. Vorläufig waren nur zwei Ballen davon angekommen,
aber die ungeheure Menge von 200 Tonnen (4000 Centner)
in Aussicht gestellt. Diese Nachricht forderte um so mehr
zur näheren Kenntnissnahme der Novität auf; ich unterzog
mich derselben und fand, dass allerdings hier die Blätter
einer Leguminose vorliegen, die möglicherweise selbst zur
Gattung Cassia gehört, obwohl zu einer ganz anderen Ab-
theilung als die offieinelle Senna. Da die Gattung Senna
eine sehr artenreiche ist, so zog ich den Professor Oliver mit
ins Interesse, und dieser sprach die Vermuthung aus, dass
die in Rede stehende Drogue von Cassia brevipes DC,
welche in Costa Rica und Panama einheimisch ist, stamme.,
Bestätigung geben einige in einer neuen Probe enthaltene
Blüthen und junge Zweige. Die Abtheilung Chamaecrista,
zu welcher diese Senna-Art gehört, enthält Kräuter und
Sträucher mit gefiederten Blättern, deutlichen Afterblättern
R. M. Holmes, Eine falsche Senna, 537
und Blüthen, welche entweder einzeln in den Blattachseln
oder auch fast büschelig auf einem sehr kurzen allgemeinen
Stiele sitzen. Jene Abtheilung enthält 78 Arten, aber die
kleine aus 9 bestehende Gruppe, wozu Cassia brevipes
gehört, besteht aus Pflanzen, welche so nahe zusammen gehö-
ren, dass sie eine fortlaufende Reihe bilden, denn die Blätter
sehen sich sehr ähnlich. Unsere Pflanze unterscheidet sich
jedoch von ihren Nachbarn durch ihre kurze stark behaarte
Hülse, deren Haare goldgelb und nicht angedrückt sind.
Ich lasse nun eine Beschreibung der Drogue folgen. Die
erwähnten Zweige haben haarige Stengel, die Blätter sind
abwechselnd, zusammengesetzt, mit sehr kurzem Stiel, zwei-
zackig, und die Spindel endigt in eine äusserst feine kurze
haarförmige Spitze. Die Blättchen, welche so nahe zusammen-
stehen, dass sie fast einander decken, sind ganzrandig, an der
Basis ungleich, ungefähr 1'/, Zoll lang, im äusseren Umriss
ziemlich elliptisch, am untern Ende weniger gekrümmt als am
‘oberen, am Ende stachelspitzig. Der bemerkenswertheste
Charakter besteht aber in dem Aderverlauf. Drei Hauptadern
zehen von der Basis des Blattes aus, divergiren nur wenig
und setzen sich fast bis zur Spitze des Blattes fort. Jede
dieser 3 Adern verzweigt sich fiederig in sehr spitzem Win-
kel (etwa 7°), so dass ein flüchtiger Blick das Blatt gabelig
geadert erscheinen lässt. Die zwei unteren Blättchen an
jedem Blatte sind kleiner als die beiden oberen. Die Hülsen
sind bräunlich, ungefähr doppelt so lang als breit, und mit
gelblichen aufrecht stehenden Haaren bedeckt. Die After-
blätter sind lanzettlich mit herzförmiger Basis, und haben zahl-
reiche kleine Adern. Die Blumen sind gross und gelb, mit
steifen trocknen Kelchblättchen, und stehen einzeln in den
Blattachseln.
Da ich es wegen der systematischen Stellung für wahr-
scheinlich hielt, dass Cassia brevipes dieselben purgiren-
den Eigenschaften besitze wie die Sennesblätter, so bereitete
ich zwei Aufgüsse, eine von ihr und eine von der Tinnevelly-
Senna in gleichem Verhältniss. Aeusserlich waren die beiden
Aufgüsse sehr ungleich, denn der von der Senna hatte eine
538 E. B. Shuttleworth, Benzoösaures Lithion.
gesättigt braune, hingegen der andere eine fast wie Mandelöl ®
helle Farbe. Beide reagirten neutral und gaben mit essig-
saurem Bleioxyd, Galläpfeltinctur und Eisenchlorid ähnliche
Niederschläge, doch waren die von Cassia brevipes blas-
ser und geringer, als die von der Senna. Geschmack und
Geruch beider stimmten nahe miteinander überein.
Der Aufguss von !/, Unze Blätter der Cassia brevi-
pes zeigte sich wirkungslos auf den Organismus, während
ein ebenso starker Aufguss der Tinnevelly-Senna sich als
entschiedenes Purgans erwies. Aber auch selbst die doppelte
Dosis der ersteren, also ein aus !/, Unze derselben bereiteter
Aufguss äusserte keine Wirkung. Diese neue Senna ist mit-
hin gänzlich zu verwerfen, und ein Zusatz derselben zur
ächten Senna als Fälschung anzusehen. (Aus dem Pharm.
Journal and Transactions durch d. Pharmacist 1875, No. 3,
P.277.) W.
Ueber benzo&@saures Lithion.
Von E. B. Shuttleworth.
Dieses Salz ist gegen gewisse Störungen in den Func-
tionen der Harnorgane empfohlen worden und scheint besser
zu wirken als das Lithion in den andern bisher angewandten
Formen. Dem kohlensauren Lithion steht seine Schwerlös-
lichkeit im Wege, und das allerdings leichter lösliche citro-
nensaure Lithion ist wegen seiner Zerfliesslichkeit nicht bequem
zu bereiten und zu dispensiren. Das benzo@saure Lithion
treffen diese Vorwürfe nicht, und es hat noch den Vorzug,
eine Säure zu enthalten, welche ebenfalls im Rufe eines Heil-
mittels bei Harnkrankheiten steht.
Im Handel kommt es bis jetzt noch nicht vor, aber seine
Darstellung unterliegt keiner Schwierigkeit. Am besten ver-
fährt man, indem man kohlensaures Lithion mit Benzoesäure
behandelt, z. B. 1 Unze des erstern in einer Porzellanschaale
mit 9 Unzen Wasser übergiesst, mässig erwärmt und so lange
Benzoesäure einträgt, bis kein Brausen mehr erfolgt. Man
des Tragants. = = 539
bedarf dazu ungefähr 3%/, Unzen Säure. Hierauf verdunstet
_ man die Solution zur Trockne. Die Ausbeute beträgt bei-
nahe 34, Unzen.
Watts giebt an, diese Verbindung krystallisire nicht; das
ist aber ein Irrthum. Sie bildet perlmutterglänzende Schup-
pen oder Blätter und sieht dem Jodcadmium ähnlich; die
Krystalle fühlen sich seifig oder fettig an, schmecken nicht
unangenehm süsslich kühlend, sind luftbeständig, und ihre
Lösung reagirt sauer.
Das Salz löst sich bei + 15° C. in 3%/, Theilen, und bei
100° in 21%, Theilen Wasser, ferner in 10 Theilen kaltem
Weingeist von 0,838 spec. Gew. (Americ, Journ. of Pharm.
28752 °No. 3, p. 113.) W.
Ueber die Entstehung des Traganths.!
Die Erzeugung des Gummi durch die Pflanzen scheint
von einem eigenthümlichen krankhaften Zustande abzuhängen,
dessen Hauptphasen von Tr&ecul im Jahre 1860 studirt und
beschrieben sind. Dieser Gelehrte hat sich nur mit der Bil-
dung des Gummi in den Rosaceen beschäftigt, aber man
nimmt allgemein an, dass das durch die Acacien producirte,
welches als Handelsartikel eine weit grössere Wichtigkeit
besitzt, aus ähnlichen Processen hervorgeht.
Die Gummi-Krankheit entspringt aus einer Art Voll-
saftigkeit der jungen Gewebe. Die Säfte, indem sie massen-
haft mit den neuen Zellen in Berührung kommen, erweichen,
verletzen und desorganisiren dieselben schliesslich. Dadurch
entstehen dann mit Flüssigkeit angefüllte Räume, worin die
Trümmer der zerstörten Gewebe schwimmen. Nach und
nach erweitern sich, in Folge des Auseinanderfallens der
benachbarten Zellen, die Räume noch mehr, und wenn sie
sich in unmittelbarer Nähe der Epidermal- Schichten befinden,
so können sie sich an der Oberfläche der Pflanze Luft machen
_ und einen mehr oder weniger weiten Riss erzeugen. Bleiben
1) Journ, de Med. de Bruxelles, Juli 1875, p. 56.
540 Entstehung des Traganths.
sie aber allseitig geschlossen, so werden sie mit der Zeit
Gummi-Behälter. Dieses Gummi erscheint im Umfange der
Höhlung unter der Gestalt gelatinöser Wärzchen, welche
wachsen, sich gelb oder braun färben und zuletzt den leeren
Raum ausfüllen. In der Nähe der Fasern scheint es zuerst
aus ihren Wänden zu schwitzen, dann allmählig sie selbst
mit ihrem Inhalte umzuwandeln. Wenn die Räume neben
der Rinde oder in holzigen wenig widerstandsfähigen Schich-
ten entstanden sind, so tritt ihr Inhalt in Form der bekann-
ten durchsichtigen Thränen heraus.
So verhält es sich mit der Entstehung der Gummiarten
in den Rosaceen und Acacien, welche wesentlich aus Gummi-
säure oder Metagummisäure bestehen.
Davon durch seinen Ursprung und seine Eigenschaften
wesentlich verschieden ist der Traganth. Nach Hugo Mohl
wäre derselbe gleichfalls ein pathologisches Product, das einige
Aehnlichkeit mit den vorigen hätte: er ist, wie M. sagt, das
Resultat einer mehr oder weniger vollständigen Umwandlung
der Zellen des Marks und der Markstrahlen in eine gelatinöse
Materie, welche durch Einwirkung des Wassers um das meh-
rere Hundertfache der ursprünglichen Grösse der Zellen
anschwill. Wenn man die anatomische Structur der Astra-
gali, welche diese Materie liefern, untersucht, so findet man
das Mark und die Markstrablen mehr oder weniger verändert
und in allen Zwischenstadien, die die verschiedenen Umwand-
lungsphasen zu verfolgen gestatten. Die Zellen, welche
anfangs eine harte hornartige Oonsistenz angenommen haben,
ohne ihre Form zu verändern, verdichten sich zuletzt zu
einer homogenen Masse, worin ihre Wände nicht mehr zu
erkennen sind.
Dieser Ursprung schien hinterher die Ansicht Guibourt’s
zu bestätigen, wonach der lösliche Theil des Traganths aus
Arabin und der unlösliche aus einem Gemenge von Cellulose
und Stärkmehl, beide theilweise verändert, bestehen. Diese
Ansicht ist aber ebenso wenig genau, wie diejenige, welcher
man allgemein in den Büchern begegnet, nemlich: der lösliche |
Theil unterscheidet sich vom Arabin dadurch, dass er von
Entstehung des Traganths. 541
Eisenoxydsalzen nicht verdickt wird und dass er, durch
Weingeist gefällt, eine ganz eigenthümliche schleimartige Con-
sistenz zeig. Und was den in heissem Wasser unlöslichen
Theil betrifft, so gab man ihm den Namen Bassorin; er
habe die allgemeine Zusammensetzung der Amylaceen, weiche
von der Cellulose bedeutend ab, und charakterisire sich be-
sonders durch die Fähigkeit, im Wasser stark aufzuquellen.
Guibourt gab als Bestandtheil des Traganths Stärkmehl
an, und Andere machten dieselbe Wahrnehmung. Der wurm-
föormige enthält mehr davon als der blättrige, und die Art
und Weise, wie sich nach Mohl der Traganth bildet, würde
auch sehr leicht die Anwesenheit des Stärkmehls erklären.
Allein man begreift, wenn man so viel Mühe hat, sich hin-
sichtlich eines so leicht zu erkennenden Körpers zu verstän-
digen, wie viel schwieriger es ist, sich über die Natur der-
jenigen Materie zu vereinigen, welche die Hauptmasse des
Traganths ausmacht und ihm seine wesentlichsten Eigen-
schaften verleihet. In der That herrschte darüber auch eine
grosse Verwirrung, und es freut uns daher um so mehr, einer
Arbeit von Giraud zu begegnen, welche über die Frage
ein unerwartetes Licht verbreitet.
Wenn man, sagt der Verfasser, 1 Theil Traganth mit
50 Theilen Wasser, welches 1 Proc. Salzsäure enthält, digerirt,
hierauf filtrirt und die Flüssigkeit mit Barytwasser im Ueber-
schuss versetzt, so besteht der dadurch allmählig entstandene
Niederschlag aus pektinsaurem Baryt. Hat sich derselbe
gehörig gesammelt, und man wäscht ihn dann, vertheilt ihn
wieder in Wasser und behandelt ihn mit Salzsäure oder
Essigsäure, so löst sich die Base, während die Pektinsäure
zurückbleibt. Auf diese Weise kann man aus dem Traganth
60 Procent Pektinsäure gewinnen.
Das so eben angegebene Verfahren beweist, dass die
Pektinsäure im Traganth nicht präexistirt, sondern sich erst
‚aus einer andern Substanz erzeugt. Giraud giebt darüber
folgende Aufschlüsse.
1) Vom Traganth löst sich nur sehr wenig in kaltem
Wasser, keineswegs, wie man angegeben findet, 30 bis 50 Proc,
542 Eutstehung des Traganths.
Was sich löst, ist nicht ein dem Arabin ähnlicher Körper,
sondern ein Gemenge.
2) Digerirt man den Traganth mit seiner 50 fachen Menge
Wasser im Wasserbade, so wandelt sich binnen 24 Stunden
sämmtliche gummöse Substanz in lösliches Gummi um, und
hat dabei die Eigenschaft verloren, sich nach dem Trocknen
aufzublähen. Das neue Product ist aber kein Arabin, sondern
Pektin.
3) Behandelt man dieses Product mit Wasser, worin
1 Proc. Säure, im Woasserbade, so wird es binnen 2 bis
3 Stunden vollständig löslich, ist aber noch immer wesentlich
Pektin, durch Weingeist fällbar, aber kein Gummi, wie man
angegeben findet. Der dabei zugleich entstehende Zucker
macht kaum den zehnten Theil der angewandten Substanz aus.
Der Traganth verwandelt sich also unter diesen verschie-
denen Einflüssen in Pektin, welches in Wasser löslich, durch
Weingeist fällbar und fähig ist, durch Einwirkung von Alka-
lien pektinsaure und metapektinsaure Verbindungen zu geben.
Dieses Pektin selbst entsteht aus einem unlöslichen Pektin-
körper, welcher über die Hälfte des Traganths ausmacht und
mit Fremy’s Pektose identisch zu sein scheint.
Bekanntlich kommt die Pektose reichlich in dem Schlauch-
gewebe vieler Früchte und Wurzeln vor; sie begleitet fast
immer die die Umhüllungen bildende Cellulose, kann aber
nicht mit ihr verwechselt werden, denn die Oellulose verwan-
delt sich unter dem Einflusse der Säuren erst in Dextrin
und dann in Zucker, nie in Pektin.
Die Beobachtungen von Giraud scheinen also Mohl’s An-
gabe, wonach die Cellulose der Astragali sich in Traganth
umändern soll, zu entkräften.
Nach des Verf. Analysen hat der Traganth folgende
durchschnittliche Zusammensetzung in hundert Theilen:
20 Wasser. 2— 3 Stärkmehl.
60 Pektinkörper. 3 Mineralstoffe.
8—10 lösliches Gummi. Spuren stickstoffhaltiger Ma-
3 Cellulose. terie. W.
EL
Krystallisationswasser d. schwefels. Chinins. — Herapathit. 543
B. Monatsbericht.
Das Krystallisationswasser des schwefelsauren
Chinins.
Cownley bestätigt die Angabe von Jobst und Hesse,
dass frisch bereitetes schwefelsaures Chinin 7!/, Mol. Wasser
enthält. An trockner Luft verliert das Salz soviel Wasser,
dass noch 2 Mol. übrig bleiben. Die gleiche Zusammensetzung
findet sich bei dem auf 100° erhitzten Salze, bei 110 — 120°
. wird es wasserfrei, das wasserfreie Salz nimmt aber an feuch-
ter Luft nach und nach wieder 2 Mol. Wasser auf. (The
Pharm. Journ. and Transact. Third. Ser. No. 323. Sepib.
1876. p. 189.). W».
Der sogenannte Herapathit und ähnliche Acidper-
jodide.
Der sogenannte Herapathit wurde zuerst 1852 von He-
rapath, welchem zu Ehren er benannt war, in die chemische
Literatur eingeführt. Schon 1845 beschreibt ihn jedoch
Bouchardat (Nouveau formulaire magistral, Paris 1845, S. 261)
als dunkelgrüne, glänzende Krystallschuppen und erwähnt
seine Bildung durch Zusatz von Jodeisen mit überschüssigem
Jod zu der sauren Lösung eines Chininsalzes und Umkrystal-
lisiren des gebildeten, braunen Niederschlags aus W eingeist.
Diese Beobachtungen waren Herapath offenbar ganz
unbekannt, als sein Schüler Thelps zufällig auf den Herapa-
thit stiess. Bouchardat spricht nur im Allgemeinen von
„saurer“ Lösung, während die Verbindung nur aus „schwefel-
saurer“ Lösung entsteht und selbst Schwefelsäure enthält.
Nach $S. M. Jörgensen bildet Chinin ausser dem Hera-
pathit mehrere ähnliche Verbindungen. Dieselben zerfallen
in zwei Reihen; die erstere, zu welcher der Herapathit gehört,
hat auf 4 Mol. Chinin 3 Mol. H?SO* und ist ziemlich con-
' stant, die andern auf 2 Mol. Chinin 1 Mol. H?S0O#, und zer-
fallen ihre Salze leicht.
544 Herapathit u. ähnl. Acidperjodide.
1. Herapathit 402°H??N?O2 3H?S0# 2HJ, J* + xag.
Am einfachsten erhält man diese Verbindung und fast in der
theoretischen Menge beim Auflösen des neutralen Chininsulfats
in der berechneten Menge H?SO*, Erwärmen mit reichlichem
Weingeist bis zum Sieden, Versetzen mit den berechneten
Mengen HJ und J, erstere in wässriger, letzteres in wein-
geistiger Lösung, und langsames Erkaltenlassen des Ganzen,
Er krystallisirt in dunkelglasgrünen, cantharidenglänzen-
den Blättern. Besonders interessirten zwei Fragen, ob der
Herapathit wirklich unverändertes Chinin enthalte, und ob er,
wie Herapath annimmt, alles Jod als solches, keines als Jod-
wasserstoff enthalte?
a) Der Herapathit enthält unverändertes Chinin: Aus der
in ganz schwacher, kalter, wässriger, schwefliger Säure ge-
lösten Verbindung lässt sich , nach Austreiben des geringen
Ueberschusses der SO? durch schwaches Erwärmen, durch
verdünntes Ammoniak amorphes, in Aether leicht ösliches
Chinin ausfällen.
b) Der Herapathit enthält !/, seines Jods im Zustande von
Jodwasserstoff, wie Jörgensen nachweist. In Bezug auf die
Untersuchungsmethode verweise ich, weil hier zu weitführend,
auf die Originalarbeit:
2. Chininperjodidsulfat 80?2°H?#N? 02, 6H?SO# 4 HJ, J1%.
Man löst 1 Mol. neutrales Chininsulfat und 2 Mol. H?SO# in
Weingeist, erhitzt bis zum Sieden und fügt 1 Atom Jod in
heisser, weingeistiger Lösung hinzu. Das Salz bildet dünne
rhombische Blätter, welche in Masse metallglänzend und
olivengräulich erscheinen. Es ist in kaltem Weingeist schwer
löslich und ist sicher als 2 Mol. Herapathit, durch 1 Mol.
Jod verbunden, aufzufassen.
3. Chininperjodidsulfat 40?°H?!N?O2, 3H?SO#, 2HJ, J®
+ 2H?O wird gebildet durch Zusatz von Jodtinctur zu
heisser, weingeistiger Herapathitlösung, am besten etwa 1 Theil
Jod auf 3,5 Thle. Herapathit.
Das Salz krystallisirt in langen flachen Nadeln, hellgelb
bis hellolivengelb; in Masse ist die Verbindung metallglän-
zend, bronzegelb.
Ausser den hier angeführten Chininperjodidsulfaten stellte
Verfasser noch 4 weitere und eine Reihe von Methylchinin-
perjodidsulfaten dar. (Journ. f. pract. Chem. 14, 213.) 0. J.
Organische Sulfinverbindung. — Glyeyrretin. 545
Organische Sulfinverbindung.
Einer grösseren Arbeit über organische Sulfinverbindun-
gen von Dr. Friedrich Krüger entlehne ich folgende
Daten.
Die Sulfinverbindungen entdeckte von Oefele, der durch
Einwirkung von Jodäthyl auf Schwefeläthyl S(C?H°)? das
Triäthylsulfinjodid S(C? H°)®J erhielt.
1) Diäthylmethylsulfinjodidd S(C?H°)? CH? J erhielt Krü-
ger durch Einwirkung von Jodmethyl auf Schwefeläthyl. Die
Jodverbindung war jedoch nicht im reinen Zustande zu erhal-
ten, es wurde daher durch Schütteln derselben mit feuchtem
AgCl das Chlorid dargestellt, um von diesem aus weitere
Verbindungen zu gewinnen.
2 y5y2\ 2
2) Diäthylmethylsulfin -Platinchlorid (5 en + PtCl*
entsteht beim Vermischen des obigen Chlorids mit überschüs-
sigem Platinchlorid. Aus concentrirten Lösungen fällt es als
hellrothes krystallinisches Pulver, welches schwer löslich in
kaltem Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether ist.
245\2
3) Diäthylmethylsulfingoldchlorid S a “a + AuCl?
wird auf dieselbe Weise bei Anwendung von Goldchlorid erhal-
ten. Beim Abdampfen der wässrigen Lösung krystallisirt es
in langen hellgelben Nadeln, die in Alkohol, Aether und
heissem Wasser leicht löslich sind und bei 192° unter Zer-
setzung schmelzen. (Journ. f. pract. Chem. 14, 193.) (0. J.
Glyeyrretin. °
Bekanntlich spaltet sich das Glycyrrhizin beim Kochen
mit verdünnten Säuren in Zucker und ein braungelbes Harz:
Glyeyrretin. P. Weselsky und R. Benedikt behandelten
letzteres mit Aetzkali unter Schmelzen. Die Schmelze wurde
in verdünnter H?SO* gelöst, wobei sich ziemliche Mengen
einer nur sehr schwer weiter verschmelzbaren Harzmasse
ausschieden, filtrirt und mit Aether geschüttelt, welcher als
Reactionsproduct Paraoxybenzo&säure aufnahm. (Ber. d. d.
chem. Ges. IX, 1158.) GI
Arch. d. Pharm. XI. Bas. 6. Heft. 35
546 Darstellung v. Monobromeampher. — Nitroalizarin.
Zur Darstellung von Monobromeampher
versuchte Linthicum die drei Methoden von Maisch,
Lloyd und Dubois. Die letztere Methode ist der von
Gault ähnlich, unterscheidet sich aber von ihr durch die
Behandlung des Rohproducts mit kohlensaurem Natron und
durch das fast vollständige Fehlen aller Nebenproducte. Nach
Dubois werden 75 g. Campher in eine Retorte gebracht
und 80 g. Brom auf einmal zugesetzt. Beide Substanzen
vereinigen sich mit schwacher Erwärmung und bilden eine
Flüssigkeit. Nach zwei bis drei Stunden wird die Mischung
auf dem Wasserbade auf 100° C. erhitzt, und wenn die Reac
tion vollendet ist, wird der Retorteninhalt mit einer warmen
Lösung von kohlensaurem Natron behandelt, dann in sieden-
dem Alkohol gelöst und zur Krystallisation hingestellt.
Bei Anwendung der genannten drei Methoden wurden
die von Maisch 1872 angegebenen Resultate bestätigt; nach
Dubois konnte Linthicum keine Krystalle von Monobrom-
campher erhalten, erhielt aber schöne grosse, nadelförmige
Krystalle, als er die resultirende Masse auf 132° C. erhitzte
und mit heissem Benzin behandelte. Lloyd schreibt vor,
etwas über 1 Atom Brom auf 1 Molecül Campher anzuwen-
den, Linthicum findet, dass das alkalische Carbonat in der
Vorlage nur wenig angegriffen wird, weil nur sehr wenig
freie Bromwasserstoffsäure vorhanden ist. Um die hier resul-
tirende braune, ölige Masse zum Krystallisiren zu bringen,
was weder aus warmem Alkohol noch aus Benzin gelang,
wurde das Ganze in eine Retorte gebracht, auf 132° C. erhitzt
und aus heissem Benzin krystallisirt, worauf Krystalle von
Monobromcampher und eine grosse Menge öliger Flüssigkeit
erhalten wurden.
Die Versuche ergaben, dass zwei Atome Brom auf ein
Molecül Campher erforderlich sind, und dass Monobromcam-
pher sich am besten bei 132° 0. bildet. (American Journal
of Pharm. Vol. XLVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. vpag. 346.)
R.
Nitroalizarin.
Durch Einwirkung von Dämpfen salpetriger Säure auf
Alizarin in dünner Schicht hat Rosenstiehl ein aus Chlo-
roform in orangefarbenen Schuppen krystallisirendes Mononi-
trat des Alizarins erhalten, für welches er die Formel
\ ' Isomere Rosaniline. 547
C?H?(NO)O?2 angiebt und als dessen interessanteste Eigen-
schaft er die sonst keiner Nitroverbindung zukommende Fähig-
keit bezeichnet, sich nicht allein auf der animalischen, sondern
auch auf der vegetabilischen Faser durch eine Beize mit gel-
ber Farbe fixiren zu lassen. (Bull. de la Soc. Chim. de
Paris. Tom. XXVI. No. 2. pag. 63.) Dr.@ m
Isomere Rosaniline.
: Nach Angabe von A. Rosenstiehl sind an der Bildung
des Anilinroths drei Alkaloide betheiligt: Anilin, Toluidin und
Pseudotoluidin. Die beiden ersten für sich sind nicht im
Stande den rothen Farbstoff zu erzeugen, das Pseudotoluidin
allein besitzt diese Eigenschaft. Es veranlasst die Bildung
eines isomeren, von Rosenstiehl #-Rosanilin genannten Ro-
sanilins von der Constitution:
Nr 021° .2(8 0. 40),H:0
Bei der betreffenden Reaction geht ein Theil des Pseu-
“ dotoluidins unter Verlust von CH? in Anilin über und dieses
nimmt zusammen mit dem Ueberschuss des Pseudotoluidins
an der Bildung des Anilinroths Theil. Der gleiche isomere
Körper entsteht bei der Einwirkung der Arsensäure auf ein
direct bereitetes Gemenge von Anilin und Pseudotoluidin.
Eine Mischung von Anilin und Toluidin liefert ein zwei-
tes isomeres Product, das «-Rosanilin:
N212. 0° (ea C7H2)H- ©.
Eine dritte isomere Verbindung enthält folgende Grup-
pirung des Anilins und der beiden Toluidine:
N U2265H=. £67B° 8 C2B°,H20.
Sie bildet den Hauptbestandtheil des Toluenroths und
der Fuchsine und kann auf zwei Arten erhalten werden,
zunächst aus dem flüssigen Toluidin des Handels, welches
eine Mischung von Toluidin mit Pseudotoluidin darstellt,
von denen das letztere bei seiner theilweisen Zerstö-
rung das zur Erzeugung des Anilinroths nöthige Anilin lie-
fert; sodann mit Hilfe einer Mischung von Anilin mit den
beiden Toluidinen. Die Leichtigkeit, mit welcher dieses im
Verhältniss der Aequivalente hergestellte Gemenge das Ani-
linroth erzeugt, spricht deutlich dafür, dass wir es in ihm mit
einem dritten isomeren Körper und nicht mit einem Gemenge
der beiden vorhergehenden zu thun haben. Chemische und
physikalische Eigenschaften der drei Rosaniline reichen bei
ihrer grossen Uebereinstimmung nicht zur a
‚aa
B bö ? EG 7 2;
* = E nr
548 Zusammens. d. Leuchtgases.— Analysed, Wassers a. d.artes, Brandl etc.
aus, man muss zu diesem Behufe die Alkaloide selbst durch
die reducirende Wirkung von Jodwasserstoff regeneriren.
(Annales de Chimie et de en V. Serie. Tome VII.
pag. 176.) Dr
Zusammensetzung des Leuchtgases.
Berthelot hat sehr grosse Mengen von Leuchtgas
auf seine Bestandtheile untersucht, indem er dasselbe durch
concentrirte Schwefelsäure streichen liess, wobei letztere eine
Reihe von Producten der trockenen Destillation absorbirte,
Hiernach fänden sich in 1 Million Volumen des von Brom
absorbirbaren Antheils des Pariser Leuchtgases:
Dampfförmiges Benzin, 08 H® 35,000 Vol.-Theile.
Acetylen C? H? 1000 -
Aethylen 0? H* 1000— 2000 -
Propylen C°? H$ 2,5 -
Allylen C3 H® 8 -
Butylen O*H°® und analoge Spuren
Crotonylen U*H® 31 -
Teren 0° H® 42 -
Den vorhergehenden ähnliche, aber
polymerisirte Kohlenwasserstoffe 83 r
Diacetylen und analoge 15 -
Nach Berthelot verdanken alle diese und noch viele
andere in dem Producte der trockenen Destillation der Stein-
kohlen vorkommende Kohlenwasserstoffe ihr Entstehen reci-
proken und directen Metamorphosen der vier Fundamental-
kohlenwasserstoffe Acetylen, Aethylen, Methyl und Formen
unter dem Einflusse der Rothglühhitze. Durch Erfüllung
dieser Bedingung hat Berthelot aus Acetylen und Benzin
\ das Styrolen, aus Styrolen und Acetylen das Naphthalin,
aus Acetylen und Naphtalin das Acenaphten, aus Styrolen
und Benzin das Anthracen synthetisch darzustellen vermocht.
(Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome XXIV.
pag. 97 und 273.) Dr. GR
Analyse des Wassers aus dem artesischen Brunnen
der Stadt Sheboyan, Wiskonsin.
Chandler und Cairns fanden in einer Gallone von
231 C.“ folgende Basen und Säuren:
Gran.
Natrium 120,7034
Kalium 7,5813
Lithium 0,0175
Calcium 63,3626
Baryum Spuren
Magnesium 13,8730
Eisen . 0,1587
Mangan 0,0542
Aluminium 0,1283
Chlor . 252,1086
Brom . 0,1458
Jod ; Spuren
Schwefelsäure . 99,8986
Phosphorsäure . 0,0175
Borsäure . . R Spuren
Kohlensäure in er Dale Be 3,8777
- für Bicarbonate . 3,8777
Kieselsäure . ENTE NE 0,4665
Organische Stoffe. . . Spuren
Wasser in den re ngan : 1,5863
Sauerstoff im Kalksulfat . . 19,9797
- im Kalkphosphat . 0,0060
= in den Oarbonaten . 1,4100
oder in Salzen . 589,2534.
Chlornatrium 306,9436
Chlorkalium . 14,4822
Chlorlithion . LE 0,1062
Ehlormaenesium .........:.....54,9139
Chlorealecium ; 27,8225
Bromnatrium 0,1873
Jodnatrium . ar. Spuren
Schwefelsaurer Kal EEE AN OS eirkrn
- Baryb 22 4... Sporen
oppeltkoblener Kalk... 2...20.019,0582
Bisen so... 0,5044
- Mangan. . . 0,1742
Ehosphors Kalkı . 2. 0,0383
Saures borsaures Natron . . Spuren
Thonerde 0,1283
Kieselsäure . a 0,4665
Organische Stoffe. . . . . Spuren
589,2534.
(The american Chemist.
Analyse d. Wassers a. d. artesischen Brunnen ete.
No. 70. April 1876. p. 370.)
549
BI,
Kohlensäurehaltige Mineralquelle bei Gerolstein ii
der Eifel.
Diese im Kyllthale bei Gerolstein entspringende Quelle
zeichnet sich nach Apotheker F. Winter nicht allein durch
ihren Reichthum an freier Kohlensäure aus, sondern enthält
auch nicht unbeträchtliche Mengen Kochsalz, kohlensaures
Natron, kohlensaure Magnesia und Glaubersalz. Nach Win-
ter’'s Analyse enthalten 10000 Theile:
Chlornatrium 15,1200
Schwefelsaures Natron 3,7600
Kohlensaure Magnesia 2,9000
Kohlensaures Natron 7,3600
Kohlensauren Kalk 2,6400
Kohlens. Eisenoxydul Spuren
Kieselsäure 0,2200
32,0000.
An freier Kohlensäure sind darin enthalten 42,2500; diese
Mineralquelle gehört demnach mit zu den vorzüglichsten
Deutschlands. (15. Ber. d. Offenbacher Vereins für Natur-
kunde.) 0. J.
Neues Niekelmineral.
Eingebettet in ein serpentinartiges Gestein fand Gär-
nier auf Neucaledonien in grossen Massen ein jetzt nach ihm
„Garnierit“ genanntes Mineral, welches ein Hydrosilicat von
Nickel und Magnesia darstellt, begleitet von Eisen und Chrom,
aber frei von Schwefel und Arsen. Schiffsladungen dieses
Minerals sind auf dem Wege nach Frankreich, um dort auf
Nickel verarbeitet zu werden. (Journal de Pharmacie et de
Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. pag. 457) Dr. @. V.
Eine Braunsteinanalyse.
Als einen Beweis, wie verbreitet die sogenannten selten
vorkommenden Körper und wie mannigfach gemischt so
viele Mineralien sind, mag hier die von Phipson ausge-
- führte Analyse eines viel verwendeten Braunsteins eine Stelle
finden,
je wessen INES. OR AO
Manganhyper nt IR TIER
Manganoxydsı 2. 20,0% 2%.2.7060,20
Bisenoxyd e.arleee RLNY0
Bhonerde, 8%, 2 I meter 90
Virtererde Fre Zara 0,10
BaBytausn Wake) ag 22700
Kalkan ae 2 EN
Masmesia mas al „oe 32.430,94
Bleiosydis ar 22 32...200,1%
Kupferosyd eur 2.4... ...009
Wismuthoxyd. 2.2... ....-SpuE
Niekeloeyd, 2200 2°..72,3.004
Gobaltoxydı 202... ‚Spur
Ainkoxyder 20. Spur
Thalmmewydı2%,,.3°.3 20.2.:...008
Endinmoxyae a. 00. nd deutliche Spur
Airsensduter Near. 2820,07, 8018
i Ehöspkroraaure.... 22a. 2.20..1.40.0,85
FRKollenBaurerkien Mash ee,
Baer NONE ST a 070
#lithion =. 5:%. 34.0 SpU
Kieselsäure und Gangart 200
Verlust, inclusive Fluor . 1,44
100,00
(Bulletin de la Soc. COhim. de Paris. Tome XXVI. No. 1.
B9.) DrG2V.
Beimengungen des Molybdänglanzes.
Allgemein bekannt ist das Vorkommen von Molybaän-
ocker als durch Oxydation entstandener Ueberzug des Mo-
lybdänglanzes. Bei der Untersuchung einer Reihe von
Molybdänglanzsorten fand nun Thürach, dass sämmtliche
freie Molybdänsäure oder molybdänsäuren Kalk enthalten.
Die Entstehung der freien Molybdänsäure neben schwe-
felsaurem Kalk, Strontian und Magnesia erklärt sich
einfach aus der Oxydation des Molybdänglanzes zu Molyb-
dänsäure und Schwefelsäure, welch’ letztere mit den beige-
mengten Üarbonaten des Dolomits, der oft bis zu 4°, Sr
enthält, sich zu Sulfaten umsetzt. Durch Behandlung mit
HCl lassen sich dem Molybdänglanze alle fremden Bestand-
theile mit Ausnahme der Kieselsäure entziehen. Nach Thürach
Sn,
BE ran. 5
552 Vanadium in amerikanischen Magnetiten.
bedient man sich zum Aufschliessen des Molybdänglanzes am
besten einer HNO® von 1,3 — 1,4 spec. Gew., welche beim
Erwärmen das Molybdän rasch in Molybdänsäure überführt;
dagegen ist die Aufschliessung desselben durch Rösten sehr
zeitraubend. (Journ. f. pract. Chem. 14, 305.) GR
Vanadium in amerikanischen Magnetiten.
Dieses seltene Metall, welches wenn auch spärlich, doch
sehr verbreitet in Amerika ist und in den Porphyr- und
Schieferfelsen, den natürlichen Wässern, dem Schorlamit und
Perrowskit und in vielen anderen Mineralien vorkommt, ist
von Js. Walz in den amerikanischen Magneteisensteinen
gefunden worden.
Qualitativ wies er dasselbe auf folgende Weise nach:
Das fein pulverisirte und durchgesiebte Erz wurde mit
wasserfreiem kohlensaurem Natron und Schwefel geschmolzen,
die geschmolzene Masse mit Wasser behandelt, filtrirt und
das Filtrat mit HCl angesäuert. Je nach dem Vanadiumge-
halt, war der S- Niederschlag hell bis dunkelchocoladenfarbig.
Bei 100° C. getrocknet, wurde der S durch OS? gelöst und
Vanadiumsulfit mit Titan und Kieselsäure verunreinigt, bleibt
zurück. In einem Porzellantiegel zu Vanadinsäure oxydirt, ist
dieselbe an der eigenthümlichen Farbe und krystallinischem
Gefüge zu erkennen. In so wenig als möglich HCl gelöst
und mit soviel Wasser verdünnt, bis die Lösung farblos
wurde, brachte sehr verdünnte Ferrocyankaliumlösung
eine schön grüne Färbung hervor. Diese Reaction soll für
Vanadinsäure sehr empfindlich sein.
Die quantitative Bestimmung gab in den verschiedenen
titanreichen Magneteisensteinen von Church mine, nahe Van
Sickles corner N. J. folgende Zusammensetzung:
No. 1. No: 2. No. 3, No. 4.
Titansäure 14,45 12,19 9,82 13,30
Phosphorsäure 0,007 — — Spuren
Vanadinsäure 0,31 0,38 0,36 0,41
Schwefel 0,435 — — ——
Eisen 55,02 —— 54,04,
Aeusserlich waren diese von anderen Magneteisensteinen
nicht zu unterscheiden, und ergab die Untersuchung vieler
anderer Magneteisensteine aus verschiedenen Gegenden Ame-
rikas, mit wenigen Ausnahmen, einen Vanadingehalt, Es
| umin d. era Hämatiten ee Anal, d.Gneissv.Manhattan Isl. 553
muss desshalb wünschenswerth erscheinen, dass bei Unter-
suchungen von Magneteisensteinen darauf Rücksicht genom-
men wird. (The american Chemist. No. 72. Juni 1876.
p. 454.) Bl.
VYanadium in den amerikanischen Hämatiten und
anderen seceundären Eisenerzen.
Stillwell untersuchte eine Menge secundärer Eisen-
erze aus Alabama, Canada West, Staten Island Missouri,
Pennsylvania und vieler anderen Gegenden und fand Vana-
dium in allen, wenn auch oft nur in geringen Mengen
vor. Die titanhaltigen und titanfreien Magnetite,
welche Walz untersuchte, sind jedoch reicher an Vana-
dium. Zur Bestimmung reichten oft nur A—5 g. des Erzes
aus, (The american Ohemist. No.47. August 1876. p. 41.)
Bl.
Analyse des Gneiss von Manhattan Island.
Nach Paul Schweitzer ist die Zusammensetzung
dieses Gneiss fast identisch mit der eines Gneiss, welchen
Bischoff erwähnt (Lehrbuch der chem. u. physik. Geologie.
Vol. II. p. 245.)
Sio2 57,20
A12 03 19,51
Fe? O3 9,52
Fe 0,59
S 0,67 i
MgO 4,46
CaO 5,73
K20O 0,28
Na?O 2
Verlust 0,48
100,51
Starke HCl löst beim Kochen davon auf 9,99 %,. Kali-
lauge dahingegen 3,74%. (The american Chemist. No. 12.
June 1876. pag. 457.) Bl.
554 Galizischer Ozokerit u. Ceresin.
Galizischer Ozokerit und Ceresin.
Özokerit wird nach Dr. J. Grabowsky in Galizien
(Oesterreich) besonders in Borislaw bei Drohobyez und Ozroi-
niacz bei Stanislawow gefunden. Beide Oerter liegen am
nördlichen Fusse der Karpathen. Die Formation ist miocän
und wegen ihrer Petroleumquellen von Wichtigkeit. Der
Ozokerit (Erdwachs), welcher im Jahre 1875 gewonnen wurde,
wird an 20 Millionen Kilo geschätzt, wovon 18 Millionen Kilo
allein von Borislaw kommen. Mach Fr. Hauer beweisen die
grossen Salzkrystalle, womit der Ozokerit gemischt ist, ebenso
gut als die Salzquellen in den Petroleum führenden Schichten,
dass diese letztere in die Zone der kalkreichen Neogenforma-
tion gehöre. Sie enthalten das flüssige und auch das feste
Oel (Erdwachs) in mehr oder weniger regelmässigem Lager,
Spalten und Rissen. Vermittelst Schachte und Stollen wird
es zu Tage befördert; die ersten sind 40 — 80 Meter tief und
haben 1 Meter im Quadrat, die letzteren sind dahingegen
kurz, wegen der sehr mangelhaften Ventilation und der
grossen Menge von Gasen; die Schachte gehen durch eine
8— 10 Meter dicke Sandschicht, in welcher sehr dicke Steine
vorkommen, dann durch blauen Lehm und plastischen Thon,
welcher zahlreiche Mergel-, Schiefer- und Sandsteinschichten
enthält. Aus diesem Thon quillt gewöhnlich bei einer Tiefe
von 40— 50 Meter Petroleum und Özokerit wird gefunden.
Letzterer bildet Klumpen und Schichten von 1— 3 Fuss Dicke,
so dass oft Stücke von mehreren Hundert Kilo Gewicht vor-
kommen. Der natürliche Ozokerit ist transparent von rein
honiggelber Farbe und hat die Härte des gewöhnlichen Bienen-
wachses. Häufiger wird natürlich der Ozokerit in dünnen
Lagen und in kleinen Stücken gefunden, welche von der Gang-
art gereinigt werden müssen und können die kleinsten Stücke
nur durch einen Waschungsprozess erhalten werden.
Neben gutem, reinem Erdwachs kommen Sorten vor,
welche sich besonders durch Härte und Farbe auszeichnen.
Das beste Erdwachs soll eine rein gelbe oder grünliche
Farbe haben, leicht zwischen den Fingern zu kneten sein und
nach der Schmelze eine prima Sorte Erdwachs geben, welche
vorzugsweise zur Bereitung des Üeresin gebraucht wird.
Die geringeren Sorten sind dunkel gefärbt und entweder sehr
weich, weil sie viel Petroleum noch enthalten oder zu hart,
weil sie bei einer hohen Temperatur geschmolzen sind. Letz-
tere gleichen dem Asphalt. Werden diese Sorten gereinigt,
so geben sie ein Erdwachs, welches zur Paraffinbereitung
verwendet wird.
2 kommen auch suweilen: Ozokeritstücke vor, welche
‚sehr dicht und so hart als Gips sind, über 100° C. helm
und doppelfarbig sind (dunkelgrün im reflectirten und rein
gelb im refractirten Lichte).
Die Zusammensetzung des eh wird am besten durch
die Formel C”H® ausgedrückt. Ueber seine Bildung ist
wenig bekannt. Er scheint durch Oxydation und Verdichtung
der Petroleumkohlenwasserstoffe entstanden zu sein, zumal,
_ wie wir später gesehen haben, Kohlenwasserstoffe, z. B. das
-_ Naphthalin, durch Oxydation keine Sauerstof enthaltende Pro-
- duete sondern Dinaphtyl geben
2 CI HS E0:— Ca # BO.
Indem wir eine ähnliche Oxydation des Hexan oder Oc-
tan annehmen, erhalten wir Verbindungen von der Formel -
C°H®, welche sich mit Kohlenwasserstoffen der Sumpfgasreihe
verdichten und so Veranlassung zur Bildung von sehr com-
_plieirten Kohlenwasserstoffen mit hohem Schmelzpunkt geben
können, z. B.:
an. 26021221702 016932 7,2120.
2) GCıHs2 ı CSH!® 7 O — C22H#3 4 H2O.
Nach dieser Hypothese kann die Bildung des Petroleums
auf eine Oxydation des Sumpfgases zurückgeführt und so die
nahe Beziehung zwischen Ozokerit, Petroleum und Kohle
auf die einfachste Weise erklärt werden.
Wie oben angegeben, wird der rohe Ozokerit von seiner
Gangart durch Schmelzen gereinigt und zu Paraffın oder
Ceresin verarbeitet. Das Schmelzen geschieht entweder auf
offnem Feuer oder durch Dampf. Im ersteren Fall wird der
Ozokerit in Eisenkessel von 1'/, Meter Umfang und 1 Meter
- Höhe gebracht, abgelassen und der Rückstand mit Wasser
gekocht, so dass aller Ozokerit auf dem Wasser zu schwim-
men kommt. Im letzteren Falle wird das Schmelzen durch
Dampf in derselben Weise wie bei der Paraffin- oder Stea-
rinbereitung bewirkt. Der geschmolzene Ozokerit wird durch
mehrere Stunden Ruhe geklärt und dann in eiserne Formen
gegossen und kommt so ohne weitere Verpackung in Broden
von 50—60 Kilo in den Handel.
8 Man unterscheidet- im Handel 2 Sorten Ozokerit. Die
_ erste Sorte ist soviel wie möglich frei von erdigen Bei-
mischungen und die grünlich braunen bis gelben Stücken klein
_ und durchsichtig. Je heller in Farbe, desto durchsichtiger
und desto besser ist der Ozokerit. Die 2. Sorte ist dunkel-
braun, fast undurchsichtig, enthält noch eine grosse Menge
erdiger Beimischungen und ist im Allgemeinen weicher als
"ls
556 Galizischer Ozokerit u. Ceresin.
die erste Sorte. Beide werden zur Fabrikation der Paraffine,
Brennöle oder Üeresin verwendet, Um Paraffın aus dem
ÖOzokerit zu gewinnen, wird derselbe in eisernen Retorten,
welche gegen 700 — 1000 Kilo enthalten, über directem Feuer
destillirt. Die Destillationsproducte sind folgende:
Benzin 2 — 8%.
Naphtha 15—20 -
Paraffin 36 —50 -
Schwere Oele 15— 20 -
Coke 10 — 20 -
Das Paraffın wird gepresst, mit SO? und K?O behandelt,
durch Papier und feine Thierkohle filtrirt und zu Kerzen ver-
arbeitet. Die Naphtha wird auf gewöhnliche Weise gereinigt
und die schweren Oele einer fractionirten Destillation unter-
worfen oder als solche meistens nach Wien gebracht.
Zur Bereitung des Ceresins werden nur die besten Sor-
ten Ozokerit genommen, alle Unreinheiten werden durch SO?
und Thierkohle entfernt. Die verschiedenen Processe werden
geheim gehalten und sind durch Patente geschützt. Im All-
gemeinen wird der Ozokerit mit concentrirter SO3® und dem
Rückstand, welcher bei der Bereitung des Blutlaugensalzes
bleibt, geschmolzen, gepresst, wiederholt mit Blutlaugensalz-
rückstand behandelt und dann filtrirt. 100 Thle. der ersten
Sorte Erdwachs geben an 60—70 Theile weisses Wachs,
welches in seinen Eigenschaften dem weissen Bienenwachs
sehr ähnlich ist und ÜCeresin genannt wird. Bei der Fabri-
kation des Ceresins fallen nur schwefelige Säure und Press-
rückstände ab, erstere entweicht oder kann wieder nützlich
verwandt werden. In Borislaw sollen allein gegen 1 Million
Kilo SO? jährlich verbraucht werden, die Blutlaugensalzrück-
stände werden von Moravia bezogen.
Verhältnissmässig wird nur-eine kleine Menge Erdwachs
in Gallizien verarbeitet, das meiste wird nach England, Mora-
via und Wien verschifft. Das ÜCeresin wird in grossen Men-
gen nach Russland exportirt, wo es als Bienenwachs verkauft
wird. Um ihm den charakteristischen Wachsgeruch zu geben,
wird es zuvor mit etwas Bienenwachs geschmolzen, Gutes
Oeresin ist schwer von Bienenwachs zu unterscheiden; die
besten Methoden sind folgende:
1) Ceresin wird nicht so leicht zwischen den Fingern
geknetet und wird rascher brüchig als Bienenwachs. Eine
Mischung von beiden kann auf diese Weise nicht erkannt
werden.
ER Pennsylvanische Gasqusllen. 557
2) Ceresin wird von warmer concentrirter SO? kaum
angegriffen; Bienenwachs dahingegen von derselben voll-
ständig zerstört und kann, wenn es in einer Mischung
erkannt, auf diese Weise bestimmt werden.
In vielen Fällen kann Ceresin anstatt des Bienenwachses
angewandt werden; 100 Kilo kosten in Wien 32—40 Dollar,
wohingegen der Preis des Erdwachses 10—12 Dollar ist.
(American Ohemist. No. 76. October 1876. p. 123.) Bl.
Pennsylvanische Gasquellen.
Im Bezirk Butler in Pennsylvanien finden sich etwa
35 engl. Meilen von Pittsburg entfernt mächtige Gasausströ-
mungen des Bodens. Einzelne dieser Gasbrunnen geben nur
Gas, andere gleichzeitig, oder auch nur anfänglich Yetroleum,
Unter diesen interessanten Gasquellen ist die bedeutendste
die von Delamater.
Ihr Gas besteht im 100 Theilen aus 0,34 Kohlensäure,
einer Spur Kohlenoxyd, 6,10 Wasserstoff, 75,44 Sumpfgas
und 18,12 Aethylen, also ganz vorwiegend aus Kohlenwas-
serstoffen. Es entströmt der Erde durch ein fünfzölliges
Rohr mit einem Druck von 100 Pfund auf den Quadratzoll
und mit einer Geschwindigkeit von 1700 Fuss per Secunde.
In der Stunde ergiebt dieses eine Ausströmung von rund
einer Million Kubikfuss — 1408 Tonnen im Tag. Eine Ab-
nahme in der Ergiebigkeit hat sich während der mehrjährigen
Ausbeutung noch nicht bemerklich gemacht, obwohl die letz-
tere in grossartigstem Maassstabe stattfindet, sowohl als Be-
leuchtungs- und Heizmaterial nicht nur für die nächst gele-
senen Städtchen und Dörfer, sondern auch für das 35 Meilen
entlegene Pittsburg, nach welchem das Gas durch eine Röhre
geleitet wird, als auch zum Betrieb grosser Hochöfen, wozu
es sich vorzüglich eignet.
Unwillkürlich drängt sich der Gedanke auf, dass ein Land,
welches in seinen Kohlen und Kohlenwasserstoffschätzen noch
so ungeheure Kraftmagazine besitzt, nothwendig dazu kom-
men muss, mit der Zeit eine erste Rolle in der Geschichte
der Menschheit zu spielen. (Annales de Ohimie et de Phy-
sique. 5. Serie. Tome VII. p. 566.) Dr. 6:02
£
=
558 Maassanalytische Bestimmung des Phenol;
Maassanalytische Bestimmung des Phenols.
Die Bestimmung des Phenols ist, wie W. F. Koppe-
schaar sehr richtig erwähnt, bisher durch Messung der bei
Zusatz von Kalilauge sich absondernden Phenolflüssigkeit in
einer durchaus ungenügenden Weise vorgenommen worden.
Die Auffindung einer genaueren Phenolbestimmung ist
deshalb geradezu Bedürfniss, und die schönen Resultate,
welche der Verfasser mit seiner einfachen Methode darin
erzielt hat, dürften gewiss den Dank der Techniker, welche
sich mit diesem Stoffe beschäftigen, verdienen.
Das in Rede stehende Verfahren gründet sich auf die
Thatsache, dass Phenol durch einen Ueberschuss von freiem
oder nascirendem Brom in unlösliches Tribromphenol verwan-
delt wird. Die Bromreaction ist so empfindlich auf Phenol,
dass man noch in Lösungen, welche nur etwa sooo Phenol
enthalten, durch Bromzusatz eine schwache Trübung erhält.
Um seinem Verfahren eine leicht ausführbare maassanaly-
tische Form zu geben, setzt der Verfasser eine bekannte
Menge freien oder (durch Zersetzung mit Salzsäure aus brom-
sauren Natron und Bromnatrium) nascirenden Broms der zu
untersuchenden phenolhaltigen Flüssigkeit zu. Nach einge-
tretener Bildung von Tribromphenol (was in 10—15 Minu-
ten von Statten geht) wird alsdann der Bromüberschuss durch
Zusatz von Jodkalium als äquivalentes freies Jod mit unter-
schwefligsaurer Natronprobelösung wie üblich ermittelt, und
dadurch die an Phenol gebundene Brommenge respective.
daraus die Quantität des Phenols berechnet.
Die mitgetheilten Resultate des Verfassers ergeben eine
Genauigkeitsgrenze von 1—2°/, des zu bestimmenden Phenols,
so dass also dieses Verfahren technischen Ansprüchen weit
besser als das bisherige entspricht.
Der Verfasser giebt zwei Methoden an, wovon die eine
(minder genaue) mit Bromwasser, die andere mit einer Mi-
schung von 5NaBr + NaBrO?, aus welcher alles Brom
durch Salzsäure in medias res in Freiheit gesetzt wird, aus-
zuführen ist.
Die letztere Methode giebt etwas genauere Resultate als
die mit Bromwasser; da jedoch, wie der Verfasser meint,
nicht Jeder das Salzgemisch vorräthig haben dürfte, so lässt
sich bei einmaligen Bestimmungen auch recht gut das Brom-
wasser dazu anwenden.
Die Salzmischung eignet sich dagegen wegen ihrer minder
lästigen Eigenschaften und der damit erzielten grösseren
keine ganz besonders für möhrehe oder a Phenol-
bestimmungen.
Zur Phenolbestimmung mit Bromwasser ar: man:
1) einer Lösung von unterschwefligs. Natron, entsprechend
einer Jodlösung von 5 g. J per Liter,
2) einer klaren Stärkelösung,
3) Bromwasser, wovon 50 0.C. nach Zusatz von Jodkalium
Ueberschuss etwa 18—20 0.0. der sub 1 genannten unter-
‚schwefligs. Natronlösung (zur Bindung des freien Jods) erfor-
dern. Das Bromwasser wird in Flaschen von mindestens
500—600 C.C. Inhalt, welche mit gut eingeriebenen Glas-
stöpseln versehen sind, aufbewahrt.
4) einer Jodkaliumlösung, die im Liter etwa 125g. KJ
enthält.
Für die Untersuchung werden 4 g. Phenol oder eventuell
Kreosotöl in 1 Liter Wasser gelöst, und 25 0.C. dieser Lö-
sung in einen 500 0.C.-Kolben (mit Glasstöpsel verschliessbar)
pipettirt. Nachdem man alsdann den Tagestiter von 50 0.C.
Bromwasser mit Jodkalium und unterschwefligs. Natron fest-
gestellt hat, füllt man den halben Literkolben damit bis zur
Marke, verstopft ihn und schüttelt einige Zeit. Nach einer
Viertelstunde entleert man denselben in ein Becherglas, spült
mit Wasser nach und fügt etwa 100.0. Jodkaliumlösung
hinzu. Den Jodüberschuss titrirt man darauf mit unterschwef-
ligsaurem Natron, wobei man (wie der Verfasser räth) erst
segen Ende der Operation Stärkelösung zufügt, und liest ab,
sobald die Blaufärbung nach einigen Minuten nicht mehr wie-
derkehrt.
| Hatte man in der angegebenen Weise (also mit 0,1 g.
' der Phenolprobe) gearbeitet, so berechnet sich deren Phenol-
gehalt nach der Formel: 0,61753 (9,5 a—b) worin a die
verbrauchten Cubikcentimeter unterschwefligsauren Natrons,
_ welche 50 ©.C. Bromwasser entsprechen, und b den Brom-
Ueberschuss der Probe in Cub.- Centimetern unterschweflig-
sauren Natrons ausgedrückt entsprechen.
Der Vorgang selbst entspricht der Gleichung:
eSH>0N 2 6br- ESH2brr.0OH £ 3HBbr.
Es verbraucht also jedes Aequivalent Phenol CCH°’OH
(oder nach alter Formel 01? H*% 6?) sechs Aequivalente Brom.
- Mithin ist 1 Aeq. Br oder 80 Gew.-Theile Brom, °*, oder
- 15,66 Gew.-Theilen Phenol entsprechend.
® Zur Ausführung der andern Methode bedarf man statt
des Bromwassers einer Lösung von 5NaBr + Na BrO:
yon solcher Stärke, dass 50 0.0. davon mit 10 C.Ü, obiger
we MR ar
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560 Maassanalytische Bestimmung des Phenols.
Jodkaliumlösung und 5 C.C. concentrirter Salzsäure zersetzt,
nach Verdünnung mit etwa 100 0.C. Wasser 86—95 (.C.
der vorerwähnten Natron-Hyposulfitlösuug (zur Bindung des
freien Jods) erfordern.
Das Salzgemisch von 5NXaBbr + NaBrO? bereitet
Verfasser durch Zusatz eines Ueberschusses von Brom zu
Aetznatronlauge und Abdampfen zur Trockne. Löst man von
dem zerriebenen Rückstand dann 9 g. in 100 0.C. Wasser,
so erhält man meist eine zu starke Lösung, welche man durch
Verdünnung auf die nöthige Stärke bringen kann.
Nachdem der Titer der Salzgemischlösung genau fest-
gestellt ist, bringt man 25 O.C. der zu untersuchenden Phe-
nollösung (wovon 4 g. im Liter) in eine mit Glasstöpsel ver-
schliessbare !/, -Literflasche. Hierauf werden 1000.0. der
Salzmischung, dann 5 C.C. concentrirte Salzsäure zugesetzt
und tüchtig geschüttelt. Nach 15 Minuten werden 10 0.C,
Jodkaliumlösung zugefügt und abermals, nachdem die Flasche
verschlossen, stark geschüttelt. Darauf wird in derselben
Flasche der Jodüberschuss wie vorbin mit Natronhyposulfit
austitrirt. Die Berechnung erfolgt, wenn man in dieser Weise
gearbeitet hatte, nach der Formel: (2a—.b) 0,61753, worin
a und b die vorige Bedeutung haben,
Die beiden Methoden eignen sich ganz besonders zur
Untersuchung der wasserhaltigen, nicht krystallisirten Quali-
täten des Phenols und des Kreosotöls. Bei letzterem muss
die Probe in einem Literkolben mit warmem Wasser über-
gossen werden, um das Phenol leichter in Lösung zu bringen.
Nach einigem Stehen und Abkühlen haften dann die braunen
theerigen Substanzen fest an den Glaswänden, so dass man
oft eine klare und farblose Phenollösung abpipettiren kann.
Trübe bleibende Flüssigkeiten sind zu filtriren.
Das Kreosotöl enthält zuweilen auch die Homologen des
Phenols namentlich etwas Kresol. Letzteres verhält sich zu
Brom wie Phenol, wird also fälschlich als solches mitbestimmt.
Da aber meist die Phenoluntersuchungen den Zweck haben,
den Desinfectionswerth des Kreosotöls zu ermitteln und die
Homologen des Phenols ebenfalls Desinficientien sind, so ist
der bei ihrer Anwesenheit entstehende Fehler in diesem
Sinne unerheblich.
Wir bemerken noch, dass die beschriebene Salzmischung
wohl zweifelsohne direct aus den (leicht zu beziehenden) reinen
Substanzen herzustellen sein dürfte. Der Verfasser hat ganz
recht, wenn er die Anwendung des (auch zu vielen anderen
Bestimm. v. Baumwolle u. Schafwolle ete. 561
analytischen Zwecken empfohlenen) Bromwassers seines belästi-
genden Geruches wegen anfechtet und statt dessen räth, das
Brom in medias res zu entwickeln. Wir schlagen deshalb
vor, auch in anderen Fällen, wo man sich des Broms in saurer
Lösung (z. B. bei Auflösung‘ von Metallen oder geschwefelten
Erzen) bedienen will, dasselbe direct im status nascens ein-
wirken zu lassen.
Als solche Bromquelle dürfte sich, als am leichtesten
und billigsten zu verschaffen, eine Mischung von 6äg. KBr
(oder etwa 720 Gew.-Theilen Bromkalium) und 1 äq. KCIO3
(oder 122 Gew.-Theilen chlorsaurem Kali; allenfalls auch
‚1 Theil chlorsaures Kali auf 6 Theile Bromkalium) empfehlen.
_ Uebergiesst man eine solche Mischung in dem die zu lösende
Substanz enthaltenden Gefäss mit Salzsäure, so wird sogleich
Brom in Freiheit gesetzt und mithin zur Wirkung gelangen.
Je nach der Verdünnung der Salzsäure ist man dann im
Stande eine stärkere oder schwächere Bromflüssigkeit auf die
Substanz einwirken zu lassen, ohne in so hohem Grade als
beim Manipuliren mit Bromwasser oder gar reiner Brom-
flüüssigkeit belästigt zu werden. (Zeitschrift f. anal. Chemie.
15. Jahrgang. 3. Hft. S. 233.) Dr. E. F.
Bestimmung von Baumwolle und Schafwolle in
Garnen.
Dieses sehr einfache und gewiss für die Technik schätzbare
Verfahren von Dr. K. J. Bayer beruht darauf, dass schwach
verdünnte englische Schwefelsäure auch bei längerer Digestion
in der Kälte Schafwolle nicht angreift; vielmehr deren Ge-
wicht dabei um etwa 2°, vergrössert; Baumwolle dagegen
wird vollständig dadurch aufgelöst und kann von der Schaf-
wolle alsdann abfiltrirt werden.
Der Verfasser verfährt nun in folgender Weise: 0,5 bis
0,8 g. des fraglichen Garnes werden lufttrocken gewogen;
dann bei 100° getrocknet und ihr Feuchtigkeitsgehalt be-
stimmt.
Hierauf übergiesst man die Probe mit 20 0.C. eines
Gemenges von 4 Volumen concentrirter Schwefelsäure und
1 Volumen Wasser, und lässt damit unter öfterem Umrühren
12 Stunden stehen. Nach dieser Zeit giebt man die Wolle
nochmals in ein anderes Becherglas und digerirt sie 4 bis
5 Stunden mit derselben Menge Schwefelsäure Man ist
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Hft. 36
2 a 0 9
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Eu
562 Eine neue Probe auf Alkohol,
dann sicher, alle Baumwolle gelöst zu haben. Es wird sodann
die Flüssigkeit mit der dreifachen Menge Wasser und eben
so viel Alkohol verdünnt und durch Papier filtrirt. In
gleicher Weise wird der erste schwefelsaure Abguss behan-
delt. Man filtrirt ihn auch durch dasselbe Filter. Zur Ent-
fernung der bei gefärbten Garnen auf dem Filter befindlichen
Farbstoffe oder deren Zersetzungsproducte wäscht man
hierauf den Rückstand auf dem Filter noch mit kochendem
Wasser bis zum Aufhören der Säurereaction aus, So bleibt die
Schafwolle nur leicht gefärbt zurück und giebt bei 100°
getrocknet nach Abzug von 2°, den wahren Gehalt an.
Die Versuche, welche Verfasser mittheilt, zeigen deut-
lich, dass sein Verfahren als ein ganz entschieden brauch-
bares und für die Technik sehr beachtenswerthes zu bezeichnen
ist. (Zeüschrift f. anal. Chemie. 15. Jahrgang. 3. Heft.
S. 295.) Dr. E. F.
Eine neue Probe auf Alkohol.
Eine Lösung von 1 Thl. Molybdänsäure in 10 Thln.
concentrirter Schwefelsäure wird nach E. Davy durch Alko-
hol blau gefärbt. Man macht die Probe so, dass man
5 Tropfen jener Lösung in einem Porzellanschälchen gelinde
erwärmt und dann einige Tropfen der alkoholhaltigen Flüs-
sigkeit zutröpfelt oder zufliessen lässt. Die auf Reduction
der Molybdänsäure beruhende Reaction ist so empfindlich,
dass sie sich noch bei einer Verdünnung des Alkohols mit
1006 Thln. Wasser zeigt. Nach einiger Zeit verschwindet
die blaue Farbe wieder, aber nicht etwa durch Oxydation der
reducirten Säure, sondern durch Wasseranziehung, denn durch
Erhitzen oder im Exsiccator über Schwefelsäure kommt sie
wieder zum Vorschein. Zwar ist die Reaction dem Aethyl-
alkohol nicht eigenthümlich, denn sie zeigt sich auch, wenn
schon mit geringerer Empfindlichkeit, mit Methyl-, Propyl-,
Butyl- und Amyl- Alkohol, aber doch hat sie insofern Werth,
dass man durch dieselbe gewisse Körper auf einen Gehalt
an Alkohol prüfen kann, z. B. Chloroform und Chloraihydrat,
welches letztere öfters ganz und gar Alkoholat ist oder doch
zum Theil mit demselben gemischt vorkommt. (The Pharmac.
Journ. and Transact. Third Ser. No. 336. Decbr. 1876.
p. 463.) W».
_ Best. d. Ameisensäure. — Titriren d. Gerbstofs. — Trinkwasserprüfung. 563
Volumetrische Bestimmung der Ameisensäure.
Portes und Ruyssen bestimmen die Ameisensäure
neben der Essigsäure dadurch, dass sie den Gehalt einer
Quecksilberchloridlösung vor und nach der Behandlung mit
der ameisensäurehaltigen Flüssigkeit durch Titriren mit einer
Jodkaliumlösung ermitteln. Die Abnahme wird der Menge
des zu Ühlorür reducirten Sublimats, diese aber wieder der
Menge vorhandener Ameisensäure entsprechen. Dabei ge-
brauchen die Genannten die Vorsicht, stets etwas essigsaures
Natron zuzusetzen, damit nicht durch die bei der Reduction
des Sublimats freiwerdende Chlorwasserstoffsäure die Reaction
aufgehalten werde. (Journal de Pharmacie et de Chimie.
4. Serie. Tome XXIV. pag. 129.) Dr. -@ =
Titriren des Gerbstoffs.
F. Jean empfiehlt zur maassanalytischen Bestimmung
des Tannins eine Lösung von 4 g. Jod in einem Liter Was-
ser, welchem die nöthige Menge Jodkalium zugesetzt worden
ist. Von dieser Lösung wird solange zu der mit kohlensau-
rem Natron alkalisch gemachten tanninhaltigen Flüssigkeit
gebracht, bis ein herausgenommener Tropfen der letzteren
auf Amylumpapier einen violetten Fleck hervorruft, bis also
überschüssig zugefügtes Jod vorhanden ist. Von obiger
Flüssigkeit entsprechen je 10,5 C.C. 0,01 Tannin, mag dieses
nun als reine Substanz in Wasser gelöst oder direct aus
einem adstringirenden Rohstoff ausgezogen worden sein. Es
‘ würde sich somit diese Methode zur Werthbestimmung der
Gerbmaterialien ganz wohl eignen. (Journ. de Pharm. et de
Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. p». 127.) De. @£.V.
Rasche Trinkwasserprüfung.
Davon ausgehend, dass gutes Trinkwasser mindestens
8 bis 10 Cubikcentimeter gasförmigen Sauerstoffs gelöst ent-
halten soll, benutzt Abonnel eine schnell und leicht aus-
zuführende Bestimmung dieses Sauerstoffs zur Beurtheilung
‘ der Güte des Wassers. Diese Bestimmungsmethode selbst
_ gründet sich auf. die Eigenschaft einer ammoniakalischen
Kupferlösung, durch Natriumhydrosulfit, nicht aber durch
- Natriumbisulfit entfärbt zu werden. Die Natriumhydrosulfit
36*
564 Anwendung des Tannins in der Wasseranalyse.
enthaltende Flüssigkeit verschafft man sich durch Einwirkung
von Zinkspähnen auf eine Lösung von Natriumbisulfit. Der
Gehalt der Flüssigkeit an Hydrosulfit wird durch Titriren
mit der Kupferlösung ermittelt und dann zugesehen, wie viel
des Hydrosulfits bei Zusatz einer gemessenen Wassermenge
verschwindet, d. h. durch den freien Sauerstoff wieder in
Bisulfit: übergeführt wurde. (Journal de Pharm. d’Anvers,
Avriü et Mai 1876. pag. 215.) Di
Anwendung des Tannins in der Wasseranalyse.
Durch Lefort wurde in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit
auf das wahrscheinliche Vorkommen von Leim im Grundwas-
ser der Kirchhöfe gelenkt; derselbe erhielt einen Abdampf-
rückstand, dessen Eigenschaften, besonders der beim Verkohlen
auftretende Geruch, nach ihm nur von Leim herrühren konnte.
Gelegentlich der . Untersuchung dreier Brunnenwässer von
einem Kirchhofe beobachtete Hermann Kämmerer ein
ähnliches Verhalten der Abdampfrückstände und prüfte darauf
hin die Wässer direct mit Tannin. Zu je 3000.C. des
betreffenden Wassers setzte er 3 C.C. einer kalt gesättigten
Tanninlösung und liess in den luftdicht verschlossenen Ge-
fässen stehen. Nach mehr oder minder kurzer Zeit bildeten
sich in den Gefässen dicke, kleisterartige Niederschläge, die
beim Verkohlen den Geruch verkohlenden Hornes in sehr
intensivem Grade verbreiteten. Vergleichende Versuche mit
durch Schwefelsäure getälltem Tannin und durch Tannin
gefälltem Leim, sowie terner das verschiedene Verhalten von
Eiweiss und Leim zu alkalischer Bleilösung überzeugten
Verfasser, dass die Tanninfällungen wirklich Leim ent-
hielten, aber frei von Eiweiss waren. Nach den bis jetzt
angestellten Untersuchungen hält sich Kämmerer vorläufig zu
folgenden Schlüssen berechtigt:
1) Das Vorkommen des Leimes im Grundwasser kann
nicht mehr bezweifelt werden. In einzelnen Fällen findet
sich derselbe sogar in verhältnissmässig sehr grosser Menge
darin.
2) Als ein geeignetes Reagens zur Auffindung desselben
und ähnlicher Stoffe erweist sich das Tannin, und sollte bei
zu hygienischen Zwecken ausgeführten Wasseranalysen die
Prüfung damit niemals unterbleiben.
3) Die Gegenwart von Salzen und anderen im H?O vor-
kommenden Verbindungen kann die Fällungen durch Tannin
BR Quantitative Bestimmung d. Chinins in Lösungen. 565
verzögern. Die Beurtbeilung der Reinheit eines H?O auf
Grund der Tanninreaction darf deshalb erst nach 24- stündiger
Einwirkung des Tannins geschehen.
4) Jedes Wasser, welches durch Tannin in erheblichem
Grade Trübung erleidet, muss zum Gebrauche als Trinkwas-
ser für gefährlich gelten. Für die Beurtheilung erscheint es
gleichgültig, ob ein Niederschlag sofort oder erst nach längerer
Zeit entsteht, weil die Zeitdauer bis zum Eintritte oder zur
Vollendung der Fällung weniger von der Natur des durch
Tannin fällbaren Körpers, als von anderen im Wasser gelösten,
die Fällung hemmenden Stoffen abhängt. (Journal f. pract.
Chemie. 14, 322.) ©. J.
Quantitative Bestimmung des Chinins in Lösungen.
Die Methode der Bestimmung, welche A. N. Palmer
befolgt hat, ist die bekannte, wonach das Alkaloid durch ein
Alkali ausgefällt, durch Schütteln der Flüssigkeit mit Aether
oder Chloroform aufgenommen und durch Verdunsten dieser
Solventien wieder gewonnen und gewogen wird. Palmer’s
Resultate fassen sich in folgende Sätze zusammen:
1) Es ist gleich, welches Alkali, ob Ammoniak, kohlen-
saures Kali oder Natron und ob dasselbe in schwächerem
oder stärkerem Ueberschuss zur Fällung angewendet wird.
Man erhält sowohl mit Aether wie mit Chloroform die rich-
tige Menge des Alkaloids.
2) Bei Gegenwart von Glycerin oder Zucker in der Chi-
ninlösung erhält man mit Chloroform richtige Resultate, mit
Aether nur bei Gegenwart von Zucker.
3) Citronsaures Ammoniak beeinträchtigt das Verfahren
nicht bei Anwendung von Chloroform, dagegen ist Aether
nicht zweckmässig, weil die ätherische Lösung des Chinins
sich nicht vollständig /absondert. Eben so eignet sich Aether
auch nicht, um den Gehalt an Chinin in dem Doppelsalze
von citronsaurem Eisen und Chinin zu bestimmen, wenn es
durch Ammoniak zersetzt worden, man muss sich an Chloro-
form halten. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third. Ser.
No. 318. July 1876. pag. 89.) Wy.
P + \ a Daran Ps 5
566 Morphiometrische Methoden. — Eine neue Anilinreationn
Vergleichung der morphiometrischen Methoden.
Vier aus gut renommirten Firmen stammende Opiumproben
untersuchte James Lynn nach vier Methoden. Das: Opium
wurde bei 100° ©. getrocknet, bis keine Gewichtsveränderung
mehr statt fand, und ergab den Procentgehalt an Morphium:
1% = 3. 4.
Methode nach Procter und
Staples 11,22: 13,62 -9,142 7325
Methode nach Mohr 11,40. 13,48 79,50 12
Methode nach Hager und
Jacobsen 11,68 13,86 9,46 12,98
Methode nach Dragen-
dorff und Mayer 12,33- 14,00 10,40 23385
Von den drei gravimetrischen Methoden giebt die von
Staples das reinste und am besten krystallisirte Morphium,
das fast farblos ist und sich leicht sammeln lässt. Die Me-
thode erfordert jedoch mehr Zeit als die von Mohr und
Hager. Hager’s Methode ist schnell und einfach, ist in
vier bis sechs Stunden beendet, ihr Product ist fast ebenso
rein als Mohr’s; die Krystalle beider Methoden sind unvoll-
kommen und gefärbt. Die Ausbeute ist bei Hager grösser
als bei Staples, aber die Menge des wirklichen Morphiums
ist nicht bedeutender.
Bei den gravimetrischen Methoden krystallisivt das Mor-
phium langsam und nicht in seiner ganzen Menge, und die
volumetrische Methode beweist, dass wägbare Mengen Mor-
phium in den Mutterlaugen der gravimetrischen Processe
zurückbleiben, so dass die volumetrische Methode den Vorzug
verdient. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVILH.
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 358.) R.
Ueber eine neue Anilinreaction.
Jacquemin berichtet, dass eine zunächst mit unter-
chlorigsaurem Natron versetzte Lösung von 1 Theil Anilin
in 250,000 Theilen Wasser durch Hinzubringen einiger Tropfen
sehr verdünnten Schwefelammoniums eine prächtige Rosen-
farbe annimmt. Den noch nicht isolirten Körper, welcher
diese Rothfärbung verursacht, nennt er Rhodein und erklärt
diese Reaction auf Anilin für 25mal empfindlicher, als die-
jenige des erythrophenylsauren Natrons. (Journal de Phar-
macie et de Chimie. 4. Ser. Tom. XXIV. p. 284.) Dr @.V.
ulpetes, auf Gallonfarbstoe. — Schwelle, Kupferosyd- Ammoniak ete. 567
Reaction der Salpetersäure auf Gallenfarbstoffe.
Um Irrthümer zu vermeiden, macht Cazeneuve auf-
merksam, dass Gallenfarbstoffe nur in alkoholfreien Flüs-
‘sigkeiten durch N?0° nach Gmelin nachzuweisen sind.
N205 wird durch Alkohol, selbst in sehr verdünnten
Lösungen zu N?O® reducirt, wodurch Färbungen eintreten,
welche zu falschen Schlüssen führen können. Ist demnach
die auf Gallenfarbstoffe zu prüfende Flüssigkeit alkohol-
haltig, so ist dieser zuvor zu entfernen, ehe der Versuch
mit N20° gemacht wird. (Repertoire de Pharmacie. No 14.
Juület 1876. p. 425.) Bl.
Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd- Ammoniak
als Reagens für Traubenzucker.
Diese Reaction beobachtete Power und theilt darüber mit:
| Wenn ein Tropfen Normallösung von Kupfervitriol (1 Th.
Vitriol zu 14 Th. Wasser) in ein Reagensglas gebracht und
etwas mehr Ammoniak zugesetzt wird, als erforderlich ist,
den Niederschlag zu lösen, ferner mit wenig Wasser verdünnt
wird, so wird die Flüssigkeit auf Zusatz einiger Tropfen
Traubenzuckerlösung beim Erhitzen zum Sieden in wenigen
Secunden farblos. Es genügten bei einem Tropfen der
obigen Lösung vier Tropfen einer Lösung von einem Gramm
Traubenzucker in 100 C©.C. Wasser; es konnten also 0,005 g.
Traubenzucker entdeckt werden.
& Nach einigen Stunden wird die farblose Flüssigkeit beim
Stehen an der Luft wieder blau wie vorher.
Milchzucker und Dexirin geben dieselbe Reaction wie
Traubenzucker, doch ist von Dextrin eine concentrirtere Lö-
sung erforderlich. Reiner Mannit giebt hier ebenso wenig
eine Reaction wie mit den Reagentien von Trommer und
Fehling.
"Mit Rohrzucker tritt die Reaction nicht ein, doch genügt
ein ganz geringer Zusatz von Traubenzucker, um die Ent-
färbung zu bewirken.
Nebenbei sei noch bemerkt, dass die Lösung von schwe-
felsaurem Kupferoxyd - Ammoniak die Fähigkeit hat, Morphin
im Oxy-Morphin zu verwandeln, das nach Hesse mit
- Pseudo-Morphin identisch ist. (American Journal of Pharm.
Vol. XLIX. 4. Ser. Vol. VII. 1877. pag. 13.) R.
568 Notiz üb. Euryangium Sumbul. — Oel v. Fol. Cinnamomi.
Eine Notiz über Euryangium Sumbul.
Nach Karl Wittmann findet sich die Pflanze in grosser
Menge in der Gegend von Chabarowku am Amur. Sie ge-
hört zu den perennirenden Umbelliferen und erreicht die Höhe
von 1!/, Meter. Die Wurzel ist ästig, fleischig, an der Basis
28 Cm. im Umfange, gegen 9 Cm. im Durchmesser, in viele
Wurzelfasern auslaufend, mit einer braunen Rinde bedeckt.
Der ebenfalls fleischige Stengel ist an der Basis vom gleichen
Umfange der Wurzel und wird nach der Spitze allmählig
dünner. Die Blätter sind doppelt und mehrfach gefiedert,
die Theilblättchen lanzettförmig, scharf gesägt; die Dolden
30- bis 50-strahlig; die Blüthen weiss und klein. Die dort
lebenden Chinesen nennen die Wurzel „Zsöuma -tschen -tuk,“
die Eingeborenen sagen „Ofuokgi“ oder „Ouchi.“ (Pharmae.
Zeitschrift f. Russland. Jahrg. XV. pag. 545.) ©. Sch.
Das Oel von Fol. Cinnamomi
hat nach Kuhn einen scharfen, beissenden Geschmack, riecht
anfangs schwach nach Muskatnuss, dann stark nach Gewürz-
nelken, aber beim Erhitzen mit Aetzkali ist der Geruch nach
Zimmt vorherrschend. Die Farbe ist fast die des echten
Zimmtöls, das specifische Gewicht ist dasselbe, indem das
Oel in Wasser untersinkt.
Mit Jod verpufft das Oel von Fol. Cinnam. nicht, giebt
mit Kupfernitroprussid, auch mit Salzsäure keine Färbung,
mit Salpetersäure eine braune Färbung wie ein Jodflecken,
mit Schwefelsäure wird es purpurviolett, durch Salpetersäure
wird dieses Violett zu Braun.
Eine Quantität Oel wurde im Reagensglas mit einer
kleinen Menge Schwefelsäure mit doppeltchromsaurem Kali
behandelt. In dem aufsteigenden Dampfe wurde ein mit Gua-
jactinetur befeuchtetes, dann in schwache Lösung von Kupfer-
vitriol getauchtes Stück Fliesspapier blau, es war also Blausäure
vorhanden. Zu beachten ist bei dieser Reaction, dass die
oxydirenden Stoffe nicht im Ueberschuss vorhanden sein dür-
fen, weil sonst das aus der Zimmtsäure entstehende Benzo&-
Aldehyd zu Benzo&säure wird, welche im Dampfe die Reaction
nicht giebt. Das Oel enthält demnach Zimmtsäure.
Eine mit Kali versetzte Quantität Oel wurde erhitzt,
und der Dampf condensirt, mit verdünnter Salzsäure behandelt
und filtrirt. Das Filtrat gab mit Salpetersäure beim Uoncen-
Zusammensetzung von Xanthium. 569
triren ein braunrothes Harz und sternförmige Krystalle, dem
oxalsauren Ammoniak ähnlich. Die Lösung dieser Krystalle
gab mit Chlorcaleium einen in Essigsäure unlöslichen, in Salz-
säure löslichen Niederschlag, also ein Oxalat Nemsisent. Dies
zusammen mit dem braunen Harz zeigt die Gegenwart von
Eugensäure an. Beim Zusatz der Salpetersäure entwickelte
sich der Geruch nach aromatischem Essig, unter den Zer-
setzungsproducten war demnach auch Essigsäure. (American
Journal of Pharmacy. Vol. XLIX. 4. Ser. Vol. VlI. 1877.
pag. 12.) R.
Zusammensetzung von Xanthium spinosum.
Nach Yvon besteht dieses neue Mittel, welches gegen
die Wasserscheu empfohlen wird, aus:
Wasser 11,828 11,828
Stärke =. 2.000,20: 21000
| Glucose . . ....0,808
In Aether dass Hara
organische Stoffe 76,518 J und Chlorophyll . . . 2,040
Alkaloid ? \
| Organische Säuren [ ; 63,038
( Holzstoff, Cellulose etc.
Bisenz » 2. „ur. 208,080
Thonerde 0... 2227, 200R
Kalle, Se, 20
Masnesıa - 2.0... 722.2...
IKalar .. ag
Mineralstoffe 11,654 Schwefelsäure . . . . 0,501
Salzsanre: „0. 22.92.2027 0906
| Phosphorsäure . . . . 0,887
Kieselsäure . . 1,016
Säuren und nicht er ne
| Basen, Verlust . . . 3,119
100,000
(Repertoire de Pharmacie. No. 18. Septbre. 1876. p. 547.)
Bl.
570 Bücherschau,
© Bücherschau.
Die Grundlagen der modernen Chemie, von Albrecht Rau;
Braunschweig bei Friedr. Vieweg u. Sohn.
Verfasser giebt in den 7 Abschnitten des Werkchens eine „‚, Historisch -
philosophische Analyse‘‘ der verschiedenen chemischen Theorien bis auf
unsere Zeit. Hippokrates war ihm zufolge der erste, welchen die Frage
nach der Ursache der chemischen Vereinigung der Körper beschäftigte,
und welcher den Satz aufstellte: Gleiches vereinige sich nur mit gleichem.
Erst Boerhave im 17. Jahrhundert verliess diese Ansicht und legte den
Grund zu derjenigen Auffassung, welche wit heute mit dem Worte Ver-
wandtschaft verbinden. Die eingehendste Behandlung lässt A. Rau, wie
billig, der Dalton’schen- Atomtheorie und der elektrochemischen Theorie
von Berzelius angedeihen. Diese Theorien genügten der Aufgabe natur-
wissenschaftlicher Forschung, und es sei nothwendig, dass eine auf dem
Boden der Thatsachen geschaffene und als wissenschaftlich anerkannte
Theorie nicht mit jeder neuen Erfahrung, wenn sich letztere auch nicht
sofort auf jene zurückführen lasse, aufgegeben werde.
Im sechsten Abschnitt wendet sich der Verfasser nach einer Ver-
gleichung der Davy’schen, Liebig’schen und modernen Wasserstoffsäuren-
theorie gegen die moderne Nomenelatur. ;
Im letzten Abschnitt werden Dumas’ Typenlehre nnd Substitutions-
theorie besprochen und ausgeführt, dass sich durch dieselben die Substi-
tutionserscheinungen nicht erklären lassen.
Jedem, der sich mit den leitenden Ideen der beiden Richtungen in
der Chemie, den Versuchen ihrer Begründung uud beziehungsweise Wider-
legung bekannt machen möchte, darf das kurze, übersichtliche Werk
Rau’s aufs beste empfohlen werden,
Geseke d. 20. Oct. 1877. Dr. ER
Lübecks Trinkwasser, chemische Untersuchung sämmtlicher
öffentlichen Grundbrunnen, einiger Privatbrunnen und des
Kunstleitungswassers der Stadt Lübeck, nebst verglei-
chender Uebersicht der wichtigsten Bestandtheile von Fluss-,
Grund- und Leitungswasser verschiedener Städte. Von
Th. Schorer. Lübeck. Rudolf Seelig. 1877.
Eine sehr verdienstvolle Arbeit und Zusammenstellung, die allen
denjenigen, welche sich mit Wasseranalysen beschäftigen, nur dringend
empfohlen werden kann, nicht nur zur Lectüre, sondern auch als ein
Beispiel, das Nacheiferung verdient, denn nur durch die Kenntniss der
Bucheracher. = a 571
Zusammensetzung einer grossen Zahl von Wässern aus den verschieden-
sten Gegenden dürfen wir hoffen, dem Ziele, genaue Präcisirung der An-
forderungen, welche an ein gutes Trinkwasser zu stellen sind, näher zu
kommen.
Das Werk zerfällt im Wesentlichen in 3 Theile, die Einleitung, vom
Verfasser ausgeführte Untersuchungen und vergleichende Uebersichten
über die Zusammensetzung von Grundwässern verschiedener Städte, sowie
von Heilquellen etc.
In der Einleitung giebt der Verfasser auch für Lübeck anzuneh-
mende höchste Grenzzahlen, die für einzelne Bestandtheile etwas höher
sind als die allgemein gebräuchlichen Grenzzahlen. Er rechtfertigt diese
Abweichungen auch und es ist hiergegen Nichts zu sagen, unmögliei
kann man an alle Wässer in Bezug auf procentische Zusammensetzung ganz
gleiche Anforderungen stellen; es ist Prof. Reichardt’s grosses Verdienst,
zuerst Grenzzahlen für die verschiedenen Formationen aufgestellt zu ha-
ben; ein dem Granit entspringendes Wasser wird verworfen werden müs-
sen, wenn es 4—5 Theile Schwefelsäure und 10— 12 Theile Kalk ent-
hält, während ein dem Gyps und Muschelkalk entstammendes Wasser bei
dieser Zusammensetzung ganz rein ist.
Ganz entschieden aber ist dem Ausspruche des Verfassers entgegen
zu treten, dass, wenn in einem Wasser nur wenig organische Stoffe,
wenig Chloride und gar kein Ammoniak und salpetrige Säure enthalten
"sind, man also Grund hat anzunehmen, dass die sticksioffhaltigen Körper
sämmtlich oxydirt sind, dieses Wasser auch bei hohem Salpetersäure-
gehalt unschädlich sei. Ein Wasser, welches nur halbwegs bedeutende
Mengen Salpetersäure enthält, ist fremden Zuflüssen ausgesetzt, diese Zu-
flüsse können bald stärker, bald schwächer werden, das Wasser wird also
von schwankender Zusammensetzung sein, es wird gegen einen Haupt-
artikel des Wiener Gutachtens, „der chemische Bestand solle nur inner-
halb enger Grenzen schwanken,‘ verstossen. Die von dem Verfasser
angestellten Berechnungen, wie starke Dosen salpetersaurer Salze man
ohne Beschwerden vertragen kann, und welche Mengen von denselben
man durchschnittlich im Wasser zu sich nimmt, sind solange ohne allen
Werth, als wir nicht ganz bestimmt wissen, welche Bestandtheile im
Wasser die eigentlich schädlichen sind; da dies leider nicht der Fall ist,
so müssen alle Wässer, welche ungehörige Beimischungen haben, ver-
worfen werden. Eine gleiche Berechnung, wie die erwähnte, liesse sich
dann leicht z. B. für die Chloride, welche wir in den Speisen in grosser
Menge zu uns nehmen, aufstellen. Zu bedauern ist noch, dass die sehr
beachtenswerthe Methode von Fleck, Bestimmung der organischen Sub-
stanz durch Silber in alkalischer Lösung, nicht wenigstens zu einigen
vergleichenden Bestimmungen benutzt worden ist.
In allem Uebrigen sei auf das interessante Werkchen selbst ver-
wiesen.
Dresden, Septbr. 1877. Dr. E. Geissler.
Taxe für den pharmaceutischen Handverkauf. Ausgearbeitet
von Otto Sautermeister in Rottweil; 2. Auflage, Speichingen,
Druck u. Verlag von Franz Werner.
Die in zweiter völlig umgearbeiteter Auflage vorliegende Taxe ist sehr
sorgfältig zusammengestellt und wird in Süddeutschland, für das sie
ie Zn, BEN. Ma u ae AT ON: Er a Sn ul, Vs Ce a a aD
512 Bücherschau.
zunächst bestimmt ist, viele Freunde finden. Ihr Inhalt ist so reichhaltig,
dass kaum ein gangbarer Handverkaufsartikel vermisst werden wird, auch
sind in der Vorrede die Principien, nach denen die Preise berechnet
wurden, besprochen, so dass es nicht schwer hält, etwaige Ergänzungen
selbst zu bewerkstelligen.
Die für zurückgebrachte leere Mineralwasserkrüge oder- Flaschen
ausgeworfenen Preise erscheinen ziemlich hoch, während die für neue Ge-
fässe (Gläser, Töpfe, Schachteln ete.) sehr niedrig gegriffen sind,
Papier und Ausstattung der Taxe sind sehr gute, das Format ist
handlich und Druckfehler finden sich gar nicht. Einen Wunsch auszu-
sprechen möchte ich mir aber bei dieser Gelegenheit nicht versagen: man
wolle sich doch nicht alizusehr bemühen, in einer Handverkaufstaxe gang-
bare allgemein verständliche Benennungen zu latinisiren resp. in Küchen-
latein zu übertragen, so z. B. Potio eitrata refrigerans für Limonade.
Dresden. @. Hofmann.
G. A. Pritzel. — Thesaurus literaturae botanicae
omnium gentium inde a rerum botanicarum ini-
tiis ad nostra usque tempora, quindecim millia
opera recensens. — Editio nova reformata. — Fase. V.
VI. VII, Plag. 41 — 72. contin. — Lipsiae: F. A. Brock-
haus, 1877. — 4°. — 266 Seiten. —
Auf die hohe Bedeutung dieses Repertoriums der botanischen Litera-
tur aller Völker ist bereits in einem früheren Jahrgang dieser Zeitschrift
(Archiv d. Pharm., März 1872) hingewiesen worden, Jetzt, nachdem die
neue Auflage glücklich vollendet ist, nehmen wir auf’s Neue Veranlassung,
das Werk allen Freunden der Botanik angelegentlich zu empfehlen. Lei-
der ist es dem Verfasser des Thesaurus nicht vergönnt worden, seine
Riesenarbeit in neuem Gewande vollendet vor sich zu sehen; mit der
Sichtung des Materials für die 2. Hälfte der neuen Bearbeitung beschäf-
tigt, wurde er von schwerer Krankheit getroffen, der er am 16, Juni 1874
erlag. Die Vollendung des Werks übernahm Prof. Dr. K. F. W. Jes-
sen in Berlin, dessen Meisterschaft sich schon als Mitarbeiter an der
1. Auflage glänzend bewährt hat. —
Geisa, Anfang November 1877. A. Geheeb.
Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses.
573
Register
über die Bände 10 und 11 der ‚dritten Reihe des Archivs der
Pharmacıe.
Jahrgang 187%
(Die erste Zahl zeigt den Band, die zweite die Seite an.)
I. Sachregister.
Acetonitril, Wirkung von Chlor
darauf; v.@. Backunts 11, 174.
Adstringirende Substanzen,
Bestimmung, von Jean 11, 186.
Aepfelsäure, Iso-;v.M.Schmö-
ger 10, 360.
Aether, Essig-, Zersetzung durch
Wärme; von A. Oppenheim u.
H. Precht 10, 358.
— Schwefelsäure -, Darstellung; von
M. Mazurowska 10, 363.
Aethernitrile; von H. Backunts
u. R. Otto 11, 174
Aethylnatrium, Wirkung von
Brom; von M. Barth 11, 170.
Aldehyd, Oxydation dess.; von
Berthelot 10, 362.
— Verbrennungswärme; von Ber-
thelot 10, 357.
— Wirkung der Wärme darauf; v.
Berthelot 10, 357.
Algenkohle, Darstellung u. Ver-
werthung; v. E.Moride 10, 251.
Alizarin aus Anthracensulfosäure;
von Auerbach I:
— isomere Säure; von E. Schunk
u. H. Römer 10, 82.
Alkalien und Säuren, neues Far-
benreagenz; v. Trebault 10, 65.
Alkaloide, ähnlicher Körper in
Leichentheilen; von L. Lieber -
mann 10, 75:
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Heft,
Alkaloide, flüchtige, Darstellung;
von W. Kirchmann 10, 43.
Alkohol, Aethyl-, Nachweis neben
Methyl-; von Riche u. Bardy
10, 273.
— aus Feigen; von Balland
10, 273.
— Begleiter des Aethyl-; von J.
Pierre 10, 273.
— Prüfung auf denselb.; von E.
Davy 11, 562.
— Versuch zur Nachweisung in Bier
und Wein; von B. Tollens
11, 266.
— volumetrische Bestimmung; von
Monnel 11, 477.
Alkohole, Wirkung von Sulfu-
rylchlorid; von P. Behrend
11, 243:
Alkoholometer, Correction; von
Salleron 10, 549.
Alkoholometrie, Richtigkeit; v,
Maumene 10, 550,
Allantoin, Synthese; von Gri-
maux T1,.u0T-
Allylsenföl; von E. Schmidt
11, 39.
Aloin, Vorkommen; von Mitchell
10, 184.
Amalgamirung v. Eisen u. s. w.;
von Cassamajor 11, 464.
y 37
von Portes und Ruyssen
11, 563.
Ameisensaures Kali, Verhalten
gegen Luft; von Naudin und De
Montholon 11, 265.
Ameisenspiritus, bleihaltiger;
von A. Geheeb 10, 41.
Ammoniak, Absorption durch |
Gyps; von E. H. Jenkins
10, 254.
— giftige Wirkung dess.; von Th.
Husemann 10, 214.
— oxalsaur., von G.
Fleury ihn. oe
— salpetrigs., Darstellung; v. Ber-
thelot 11, 402.
— schwefelsaures, verschiedene Salze;
Zersetzung;
von Schweitzer 115246:
— und Galbanum, Unterschei-
dung 11, 355.
— Vorkommen in weinsaur. Salzen;
von E, Holdermann 11, 44.
— Verhalten in Regenwasser; von
Schlösing 11, 270.
— Verschwinden in Regenwasser; v.
Houzeau 52343:
Amyrin, Darstellung und Verhal-
ten; von E. Buri 1167 3:70:
Anilin, neue Reaction darauf; von
Jacquemin 11, 566.
Anthracenöle, Reinigung; von
A. M. Graham 11, 94.
Antimonchlorid, fünffach., Wir-
kung auf organische Substanzen;
von S. Sössner 10, 78.
Antiseptische Mittel; v. Bid-
well 10, 279.
Apomorphin, Reactionen 10, 73.
Aräometer, Baume@’s, Richtig-
stellung; von Berthelot, Cou-
lier und d’Almeida 11, 429.
Aräometer, Bemerkungen; von
H. Werner 10, 137.
— Erwiderung von B., Hirsch
11416;
— Fehler beim Gebrauch; von
Coulier 10, 167.
— graduirte; von Fleischer
10, 549.
— Normal-; von ©. Schneider
10, 38.|
Sachregister.
a SE ae
waagen; von G. Westphal
10,382,
Archipin, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, AT
Aromatische Reihe, die; von
| E. Reichardt 10,58
| Arsen, Aufnahme dess. im Körper;
von Scolosuboff 11, 404,
\— Bestimmung dess.; von Gau-
tier 11,471.
— Schwefelverbindungen; von L. F,
Nilson 11, 467.
— Titrirung; von Champion und
Pellet 11, 380.
Arsenik, neue Entwickelung des
Wasserstoffgases dazu; v. Davy
10, 74.
Arsenverbindungen, aromati-
sche; v. A. Michaelis 11, 169.
— mit Schwefel; von F. L. Nil-
son 10, 460.
Asparagin in den Mandeln; von
Portes 11,210
Atome, Gewicht ders.; von J. An-
naheim 11,-.703
|Atomistische Theorie, Ur-
theil; von Berthelot 10, 161.
Atropingehalt des Belladonna-
extractes; von J. Weber 10, 91.
Aurin und Corallin, von C. Er-
hart 11, 491.
Ava oder Kava-Kava; von FE.
Th. Jordan 11, 275.
Azulin; von C. Erhart 11, 508.
|
I B.
Baecterien, Auftreten; v. Schnetz-
| ler 10, 278.
— Einfluss bei Fäulniss; von Meu -
sel 10, 279.
Baldriansäure, Reinigung; von
Lescoeur 11, 108
Balsame, Gummi und Harze, Un-
tersuchungen; von E. Hirsch-
sohn 10, 481. 11, 54. 152.
Bandwurmmittel, neues; von
Heckel 11, 27%:
\Barometer, Pflanzen als solches
11,77.
Baryum, Darstellung; von S8.
Kerne
10, 258,
Baumwolle und Wolle, Bestim-
mung in Garnen; von J. Bayer
; 11, 561.
Belladonnaextract, Atropinge-
halt; von J. Weber 10, 91.
Benzin, Petroleum-, Verwendung
in der Pharmacie; von L. Wolff
11.277,
Benzoäharz, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11,3
Benzoesäure, Einwirkung von
Aethylnitrat; von F. Fittica
10, 86.
Benzol, Wirkung von Zinnchlorid
darauf; von B. Aronheim
11, 182.
Benzylehlorid, Wirkung auf
Cyanamid und Natriumeyamid; v.
6. Gerlich 10, 84.
Bernstein, Eigenschaften dess.; v.
O0. Helm 11, 229.
Bernsteinsäure, Vorkommen in
den Trauben; von R. Branden-
burg 10, 361.
Bernsteinsäurereihe, neue Säu-
ren; von Bourgoin 1152174.
Bicarbonate, Zersetzung; von
Gautier und Urbain 11, 270.
Bier, Nachweis von “Colchiein da-
rin; von Dannenberg 10, 238.
— Prüfung auf Stärkezucker; von
E. Dieterich 10, 246.
Biere, Prüfung ders.; von E. Rei-
ehardt 14°523:
Birresborn, Analyse der Quelle;
von H. Vohl 10, 468.
— Mineralwasser das.; vonR. Fre-
senius 10, 560.
Bisehofit, neues Mineral in Stass-
_—- furt; von E. Pfeifer 11, 296.
Blausäure, Einwirkung auf Calo-
mel; von Pawell und Payne
#0,.71.
— Zersetzung der wasserfreien; von
De Girard 11, 94.
Bleihaltiger Ameisenspiritus;
von A. Geheeb 10, 41.
Blut, lösliches getrocknetes; von
G. le Bon #191.
_ — Oxydation von Stoffen darin; von
-E. Drechsel 11, 88.
Blutegel, Bezug nach Amerika
110271
_ Sachregister.
975
Blutgerinnung, Einfluss der Koh-
lensäure; von Glenard 11, 87.
Blutlinien, neuer Körper damit;
von H. Struve 10, 569.
Bor, Reinheit; von W. Hampe
11, 346,
Borax, neues Vorkommen 11, 345.
Borsäure, Nachweisung; von W.
Iles 11, 468.
Borsäureallyläther; © von C.
Councler 10, 359.
Braunstein, Analyse; von Phip-
son 11, 550.
Brechmittel, neues; v. Blache
10, 377.
Brom, Wirkung auf Natriumäthylat;
von M. Barth 11, 170.
Bromirung aromatischer Körper;
von E. Gessner 11,°165%
Brom und Jodammonium, Lös-
lichkeit in Aether; von Wells
11, 454.
Bromoform; von E. Schmidt
11,746
Bromsilber, Lichtempändlichkeit;
von H. W. Vogel 10, 265.
Bucco, Bestandtheile; von Wayne
10, 370,
Butter, Kunst-, Bereitung; von
R. Godeffroy 10, 146.
— verfälschte; von E. Reichardt
10, 339.
Butterverfälschung, Erkennung;
von Bell 10, 274.
©.
Cacao, Abhandlung über dens.; v.
P. Trojanowsky 10, 30.
— und Chocolade, _Untersuchun-
gen; von BE. Heintz 10, 506.
Cadmium, Kupfer und Wismuth,
Trennung; von W. Iles 11, 475.
Caesium und Rubidium, Atom-
gewicht; von R., Godeffroy
10, 257.
Calear. phosphoric., Darstel-
lung; von W. Stöder 11, 416.
Calomel und Blausäure, Ein-
wirkung; von Pawell und Payne
10, 71.
Camphen, Ueberführung in Cam-
phor; von Riban 10, 368,
ars
576
tn,
} u N m)
x
=;
Sachregister.,
Camphor und Chloralhydrat; |Chinin, bromwasserstoffsaur. zu In-
von C. Saunders 3,675:
jeetionen; von W. S. Thompson
Canadabalsam, Verhalten; von 11, 280.
E. Hirschsohn 11, 158.|— gerbsaures, Darstellung; von P.
Canthariden, Ersatz; von Pre-| J. Haaxman 11,,93%
stat 10, 378.1 — jodschwefelsaures; von Cown-
Cantharidin, Zersetzbarkeit dess.,| ley 11, 543.
in den Canthariden; v. R. Wolff
10, 22
Carannaharz, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, 248.
Carbolsäure, Maassanalytische Be-
stimmung; von W. F. Koppe-
schaar 11, 558
— und Kreosot; von A. Grätzel
10, 130.
— und Salicylsäure, Empfind-
lichkeit der Reactionen; von A.
Almen 10, 44.
Carbonyle 10, 367.
Carminsäure u. Hämatin, Wir-
kungv. Jod; v. R.Maly 10, 568.
Carvol, Verhalten; von F. A.
Flückiger 10, 369.
Cassia occidentalis als Kaffee
10, 284.
Cellulosegährung; von E. Du-
rin 11,185.
Cellulose, Hydro-; von Girard
11, 185.
Cer, Darstellung von didymfreien ;
von H, Bührig 10, 261.
Ceradiaharz, Verhalten; von E.|
Hirscehsohn 11, 314.
Ceresin und Ozokerit, Vorkom-
men in Galizien; von J. Gra-
bowsky 141,554:
Chemie, von H.
Wurz 1
Chemische Effecte
Spannung; v. Berthelot 11, 76.
China, Eisen und Glycerin, Ver-
halten; von Catillon 11, 283.
Chinaalkaloide, Bestimmung
ders.; vonE. Johanson 10, 418.
— Unterscheidung; von R. Godef-
froy 11, 515.
Chinadecocte, Alkaloidgehalt; v.
J. Bröker
Chinapflanzungen in Britisch
Indien; von F. A. Flückiger
10, 385.
Chinarinde, Bestimmung der Al-
kaloide; v.E.Johanson 10, 418.
geometrische;
electrischer |
10, 404.
|
{
— qualitat. u. quant. Reagens darauf;
von de Vrij 10, 72,
— quantitat. Bestimmung; von A.
N. Palmer 115962,
— schwefelsaures, Krystallwasser; v.
Cownley 11, 543.
Chininsalze, phosphorescirende;
von Landerer 10, 322.
Chlor, Wirkung anf Acetonitril;
von G. Backunts 11,124
Chloral, Reaction dess.; von
Anneessens 11, 176.
Chloraleyanürcyanat; von C,
0. Cech 11, 176.
Chloralhydrat, Reaction auf Pfef-
ferminzöl; v. M, Dunin 11, 510.
— Wirkung des Kaliumsulfhydra-
tes; von A. Michael 14507
— und Camphor; von C. Saun-
ders 111792
Chloralid’s, Synthese; v. OÖ. Wal-
lach u. Th. Heymer 10, 183.
Chloroform, Zersetzung; von
Jaillard 10, 181.
Chlorsaures Kali in Jodkalium,
Verhalten; v.S. Bidwell 11,343,
Chlorsaures Kali und Jodka-
lium, Zersetzung; von Melsens
10, 472.
|Chlorwasserstoffsäure, festes
Hydrat 10, 176.
— Nachweis neben Chlorür; von J.
Löwenthal 10, 66.
Chondruscrispus, Bestandtheile;
von A. Church 10, 61.
Chromeisenstein, Aufschliessung
dess.; von R. Kayser 10, 69.
Citronens. Natron-Kali, Dar-
stellung; v. Th. Pusch 11, 47,
Citronensäure als Mittel zur Ver-
hinderung der Scheidung; von
Warington 10, 264.
Colehiein, Nachweis in gerichtli-
chen Fällen; von E, Dannen-
berg 10, 97. 238.
Coniferin, Verhalten; von F,
Tiemann 10, 365,
Copaivabalsam,
Prüfung; von
Mutter 11, 273.
— Verhalten; von E. Hirschsohn
11, 162.
Copaivaharzemulsion, Berei-
tung 11, 273.
Copal, Verhalten; v. E. Hirsch-
sohn 10, 489.
Corallin und Aurin, von C. Er-
hart 11, 491.
‘ Cosmolin u. Vaselin al GE
Cubeben, Bestandtheile; von E.
Schmidt ala
CGubebenöl, Zusammensetzung; v.
E. Schmidt 11, 34
Cumarin, Vorkommen; v. Cotz-
hausen 11, 361.
Cuprocyanverbindungen; von
Vidau 10, 354,
Cyanalkalimetall, Darstellung;
von E. Erlenmeyer I
Cyanamid, Einwirkung von Ben-
zoylehlorid ;
10, 84.|
Cyaneisenverbindungen, An-ı
wendung zur Analyse und neue
Verbindungen; von G. Bong
11, 424.
Cyanzink, Verhalten gegen Luft;
von Naudin und De Montho-
lon 11, 265.
D.
Dammarharz, Verhalten; von E.
Hirschsohn 215,752.
Dampfkessel, Verhalten "des
Zinks darin; von Sermant
10, 570.
Dampfkesselexplosion, Ursache;
von Bradley 1 201.
Destillation, ununterbrochene; v.
Siemens ip ala
Diamant, Verbrennung; von R.
Blindow 10.251.
Diazoberzol, Einwirkung von
Blutlaugensalz; von P. G. Griess
10, 83.
Dibenzamid, Darstellung; von L.
Barth u. C. Senhofer 10, 84.
Dimethylanilin, Synthese der
Ketone;, von W. Michler und
von G Gerlich|
Ch. Dupertuis 1152192:
‚Sachregister. 577
Dysodil, Vorkommen; von A.
Frickinger 10, 463.
Ditolyl, Oxydation; von O0. Döb-
ner 10, 88.
Droguen, lösliche Bestandtheile;
von P. Laver
E.
von H. Vohl
10, 277.
Eisen, Amalgamirung dess.; von
Cassamajor
— Aufnahme der Gase darin; von
Eierconserven;
Troost und Hautefeuille
10, 263.
— saures, knallsaures; v. E. Dary
10, 355.
— Schmelzung durch Reibung; von
J. Reese 11,265:
— und China, Verhalten gegen
Glycerin; v. Catillon 11, 283.
Eisenjodid, Darstellung; von R.
Rother 11, 358.
Eisenoxyd und Thonerde, Fäl-
lung durch essigsaures Natron; v.
M. Jungk 11, 474.
Eisenstein, vanadinhaltiger;
11, 552. 553.
Eisensulfur, Darstellung; von
Mehu 11, 358.
Eisschwimmer; von A. Watzin
10, 271.
Eläococea, Oel und Verhalten
dess.; von Clo&z 11, 366. 367.
Elemi, Bestandtheile; von E. Buri
11,370.
— Verhalten; von E. Hirschsohn
11, 434.
Emulsionen, Harz-, Bereitung;
von Greenish 11, 272,
Entianwurzel, Tannin darin; von
J. M. Maisch 10, 89.
Bosin, Anwendung; von Depierre
IL938
— Darstellung; von Bindschedler
und Busch LIIEI
Epheu, Bestandtheile; von Da-
vies und Hutchinson 11, 359.
Epilobium angustifol.; Verfäl-
schung S 11, 362.
Equinsäure; von J. Duval
10, 566,
11, 350.
11, 464. °
578
Erde, Dichte ders.
Er gotin, subeutane Anwendung ;
von J. H. Miller 10, 372.
Erstarrungspunkte, Bestim-
mung; von Gernez 11, 263.
Erythrophlaeum guinense und
coumenga; von Gallois und
Hardy 11, 358. 360. 369.
Essig, Bestimmung feiner Säuren
darin; von Hehner erh
Essigbitter; von Eberbach
10, 373.
Essig, einfache Prüfung; von C.
Jehn
Salzsäure; von 0. Hehner
10, 399.
Eucalyptus und Pinus, hygie-
nische Wirkung; von Kingzett
’ 11, 183.
Eugenol, Verhalten; von E. Tie-
mann 10, 367.
Eupatoriumharz, Verhalten; von
E. Hirschsohn 14,03:16%
Eupatorium purpureum, Be-
standtheile; von Lloyd 11, 362.
Euphorbium, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, 448.
Euryangium Sumbul, Vorkom-
men; v. K. Wittmann 11,
Euryopsisharz, Verhalten; von
E. Hirschsohn 11.2312
Extract, Fehler bei der Bestimmung
durch Abdampfen; von Magnier
10, Ai.
— Prüfung auf Schwefelsäure und
568.
Sachregister.
11, 261.|Ferr. phosphor,
I
|
|
de la source TOSEINE
Extract. hyoseiami, Krystalle|
darin; v. Huguet 11, 348.
F.
Fagus sylvatica, Bestandtheile;
von H. A. Church 10, 62.
Farbstoffe, Färbevermögen; von
Th. Köpfer 11, 284.
Fäulniss, Rolle der Bacterien; v.
Meusel 10, 279.
Fäulnisswidrige Mittel, Ver-
suche; von Bidwell 10,279:
Ferr. albuminat. solut., Dar-
stellung; von C. Bernbeck
11,591.
ir x
cum Rake ei-.
trico, Darstellung; von J. Mar-
tenson 11, 283.
Ferrocyankalium, Asche; von
A. Terreil 10, 354, A55.
Ferulasäure, Darst. und Eigen-
schaften; von F. Tiemann
10, 366.
Fette, Bestimmung des Schmelz-
punktes; von Redwood 10, 364.
Fettkörper, Dinitroverbindungen;
von E. ter Meer 10, 81.
'Filtriren, beschleunigtes; von W.
Hempel 10, 66.
Flamme, niedrige Temperatur einer;
von Merrick .10, 164,
Fleisch, haltbar durch Ozon; von
A, Boillot 10, 166.
Fluorenu. Brenzkohlenstoffe;
von Barbier 10, 182,
Fucusarten, Verwendung; von M.
Maisch 11, 364.
6.
Gährung, alkoholische, Erreger;
von A. Fitz 10. 551.
— alkoholische, Ursache; v. Fremy
und Pasteur „ 1075588
— Beförderung ders.; von H&mi-
lian und Melnikoff 11,822
— des Glycerins; von A. Fitz
11, 80.
— Salieylsäure dagegen; von C.
Neubauer 961:
|— Wirkung von comprimirter Luft;
von P. Bert 10, 277.
‚Galbanum und Ammoniac, Un-
terscheidung 11, 355.
Galizien, Vorkommen von Ozoke-
rit und Ceresin das.; v. J. Gra-
bowsky 11, 554.
Galle, Nachweis ders. im Harn; v.
Yvon TO
Gallenfarbstoff, Reaction der
Salpetersäure; von Cazeneuve
11, 567.
'Gallium, Gewinnung; von Lecogq
10, 453, 454.
— zur Entdeckung; von Mende-
leef 10, 258.
Galvanischer Strom, Leitungs-
widerstand; von Edlund 10, 168,
& as, y
von Berthelot
Gase, Bestimmung des specif. Ge-
C
Leucht- , Zusammensetzung;
11, 548.
G. Müller
wichtes; von
11.73
- — Verhalten; v. Andrews 11, 78.
Gehirn,
ei@has,
— Sassafras als
Gasquellen in Pennsylvanien |
11, 557.|
dess,; von
Gobley 10, 445.|
Gerbstoff, Titriren dess.; von F.
Jean 11,=563.
Getreide, Verzuckerung; von H£-
milian und Melnikoff 11, 84.
Bestandtheile
Gift, geringe Mengen zu dispensi-
ren; von Bibby 10, 74.
— im verdorbenen Mais, v. Dupre
und Lombroso 10, 569.
Gegengift; von
Lyle 10, 472.
Gifte, Krampf-, von Th. Huse-
mann 255193.
— weniger bekannte; von Th. Hu-
semann 10, 214.
Giftschrank, Einrichtung; von
Hobe 11, 311.
Ginseng, Handel; von Lockhart
10, 92.
Versuch der Zersetzbarkeit
durch Wasser; von B. Tollens
11, 266.|
Glycerin, Bestimmung im Wein;
von E. Reichardt 10, 408.
Glyceringährung; von H, Fitz
11.80,
Glycerin, Verhalten gegen Eisen
und China; v. Catillon 11, 283,
— Verhalten gegen salpeters. Wis-
muth; von P. Vigier EHRDTY:
— Wirkung von electrolyt. Sauer-|
stoff; von Renard 10, 361.
Glyeolsäure, Gewinnung; von
Crommydis 1152175.
Glyeyrretin, Verhalten; von P,
Weselsky und R. Benedict
11, 545.
Glyeyrrhizin, ammoniakalisches;
von Brown IL, 274.
Gneis, Zusammensetzung; von P.
‚Schweitzer +1,,552.
Gold, neues Reagenz; von N. ren
105271.
Sachregister.
- Goldsalze ‚„ Darstellung u. Bigen-
- schaften; v. J. Thomsen 10, 266.
Grindbrunnen bei Frankfurt a/M.;
von R. Fresenius 10, 468.
Guajacharz, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, 256.
Guajacum peruy.; Verhalten; von
E. Hirschsohn 11, 258.
Gummi-Gutti, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, 446,
Gummi, Harze und Balsame, Un-
tersuchungen; von E. Hirsch-
sohn 10, 481. 11, 54. 152.
— Senegal-, Bildung; v. D. Corre
11, 186,
Gurjunbalsam; Verhalten; vonE.
Hirschsohn 11, 247.
H.
Haarfärbung, Verwendung; von
Ogston 10, 234.
Hämatin u. Carminsäure, Wir-
kung von Jod; von Frebault
10, 568.
Hanf, indischer, wirksamer Be-
standtheil; v. A. Peltz 11, 189.
Harn, Nachweis der Galle darin;
von Yvon 10707
— Sulfosäure darin; von E. Bau-
mann 11, 89.
Harnsäure, Aether ders.; von H.
Hill 10, 357-
Harnstoff, Sulfo- und Metall-
salze; von R. Maly 10, 568.
— Verhalten des Fermentes; von
Museulus 10, 567.
Harze der Coniferen, Verhal-
ten; von E. Hirschsohn
11, 65. 152.
— Gummi und Balsame, Untersu-
chung; von E. Hirscehsohn
10, 381. 11, 55. 152. 247. 312. 434.
Harzemulsionen, Bereitung; von
Greenish 11, 274.
Hefe, reine; von Traube 11, 81.
Heizung durch Luft und Kohlen-
oxydvergiftung; von A. Müller
11, 289.
Heracleumarten, Geschmack
derselb.; von W. Kirchmann
10, 44.
Herapathit und ähnliche Verbin-
dungen; von S. M. Jörgensen
11, 543.
579
580
Honig, Verfälschung; von H. Wer-
ner 11, 246.
Husemann, A., Nekrolog; von
Th. Husemann 11, 385.
T.
Jaborandi, Bestandtheile; von E.
Hardy 10, 92.
Jervin in Veratrum viride;
Bullock 113 1897]
Inosit, Milchsäure aus dems.; von
H. Vohl 10, 360.
Insectenpulver, persisches, Be-
standtheile; von R. Rother
da,raig.
Jod, Nachweisung in kleinsten |
Mengen; von Chatin 10, 12.6.1
Jodate und Jodide, .Nachweisung
mittelst Phosphor; von Corne
10, 67.
— — Nachweisung mittelst Phos-
phor; von Polacei 10, 67.|
Jodkalium, Prüfung; von Le-
paye 10, 68.
— Zersetzung durch kohlensaures |
Kali; von Melsens 10, 472.
— und chlorsaur. Kali, Verhal-
ten; von L. Bidwell 110343:
Jodoform, Bildung; v. Schwar-
zenbach 10, 180,
— in Tinet. jodi decolorata
10, 89.
Jodsaure Salze, Einwirkung von
Phosphor; von Corne 11, 454.
Jodstärkereaction, Verhinde-
rung; von Puchot 11, 376.
Jod- undBromammonium, Lös-
lichkeit in Aether; von Wells
11, 454.
Jodwasserstoffsäure, Reactio-
nen; von R. D. Silva 10, 177.
Iridium und Platin, Dichte; von
Deville und Debray 10, 457.
Iris versicolor, Oel darin; von
Marquardt 11, 361.
Isoäpfelsäure; von M, Schmö-
ger 10, 360.
K.
Kälte, Versuch der Erzeugung; von
von |
Th. Koller 105267.
Sachregister.
Kälteerzeugung; von Bonart
und Mignon 10, 166.
Kälteschiff 11,397
Kaffee, Neger- 10, 284.
Kaffeesyrup, Bereitung 11, 274.
Kalk, schwefelsaurer, Absorption
von Ammoniak; von E. H, Jen-
kins 10, 254.
Kesselstein, Mittel dagegen; von
E. Bohlig 11, 227.
Ketone aus Dimethylanilin, Syn-
these; von W. Michler und Ch.
Dupertuis 11, 182.
Kieselsäure, der Phosphorsäure-
bestimmung nicht hinderlich; von
C. H. Jenkins 10,770%
Kobalt und Nickel, Trennung;
von A. Guyard 11, ATA.
Kohle, Bestimmung des Schwefels
darin; v. Dunnington 11, 377.
— thierische, moderne Bereitung;
10, 252.
Kohlenoxydvergiftung bei Luft-
heizung; von A. Müller 11, 289.
Kohlensäure, freie und Biearbo-
nat-Bestimmung; von E. Jacque-
min 11, 380,
— zur Bestimmung; von Land
- 11,373
Kohlensäuregehalt der Grund-
luft; von Port 10, 186.
Kohlenwasserstoffe, Chlorirung;
von V. Merz und F. Kraftt
10, 81,
— condensirte, Darstellung; von W.
Smith 10, 80,
Kräuter, gepresste; von Miller
10, 473.
Krampfgifte; von Th. Huse-
mann 11, 1937
Kreosol, Verhalten; von F. Tie-
mann 10, 366.
Kreosot und Carbolsäure; von
A. Grätzel 10, 130,
Krystallisationsversuch, ra-
scher; von Th. Koller 11, 267.
Kürbissamen, Bestandtheile; von
N. Kopylow 11, 271.
— gegen Bandwurm; von Vigier
11, 272.
— Mittel gegen Bandwurm; von
Heckel 11, 271.
Kupfer, Cadmium und Wismuth,
Er Trennung; von W. Iles 11, 475.
Kupferoxydammoniak, Verhal-
ten gegen ‘ Traubenzucker; von
Power 11,2.367.
L.
Lactopepsin, Vorschrift 10, 379.
Laetuea sativa, Bestandtheile; v.
A. H. Church 10, 60.
Ladanum, Verhalten; von E.
Hirscehsohn 11, 254.
Lassybaum; von Gallois und
Hardy 11, 358.
Lakritzen; Zusammensetzung ver-
schiedener Sorten; von A. Peltz
11, 282
Leon’s-Quelle in Ostcanada, Un-
tersuchung von Cairns und
Chandler 10, 470.
Leuchtgas, Zusammensetzung; v.
Berthelot 11, 548.
Licht, Gewicht; von Crook
10, 168.
Liquidambarbalsam, Verhal-
ten; von E. Hirschsohn
11,320
— styraciflua, Vorkommen; von
L. Hughes 1, 361.
Lig. ferri acetici, Bereitung; v.
G. Mankiewicz 10, 510.
Lithion, benzoösaures, Darstel-
lung; von E. B. Shuttleworth
11, 538.
Luft, Abkühlung ders.; von Bo-
nart und Mignon 10,166.
— Grund-, Kohlensäuregehalt; von
Port 10, 186.
Luftheizung und Kohlenoxyd-
vergiftung; von A. Müller
11, 299.
Luftuntersuchungen; von E.
Schulze 11, 21.
M.
Magnesia, alkalimetrische Bestim-
mung; von L. Legler 11, 471.
— Bestimmung im Wasser; von
Wanklin 10, 70.
Magnetismus, Wärmewirkung; v.
A. Cazin 10, 168.
Sachregister.
581
Mahonia ilicifolia, Verwen-
dung; von J. Pierre 10, 91.
Mais, Gift im verdorbenen; von
Lombroso und Dupre 10, 569.
Malzdarren, mechanische 10, 269.
Manconarinde; von Gallois u.
Hardy 11, 369.
Mandeln, süsse, Asparagin darin
11, 177.
Mangan, bas, schwefels. Oxyd; v.
Fremy 10, 263.
Mangansuperoxyd, Salze dess.;
von Fremy 11, 458.
Maniharz, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, 253.
Margarinsäure, gechlorte; von
Villiers 11, 181.
Mark, Zusammensetzung; von E.
Reichardt 11, 48.
Mastix, Verhalten; v. E. Hirsch-
sohn u 38),
Mate; von Paul a:
Maxit; von H. Laspeyres
10, 465.
Meccabalsam, Verhalten; von E.
Hirschsohn 10, 168:
Megarrhiza Californica; Be-
standtheile; von J. P. Heanay
1153.72.
Mehl, Untersuchung dess. auf Zu-
sätze; von M. Dunin 11, 513.
Meiningen, Untersuch. der Brun-
nenwässer des Herzogthums; von
A. v. Lösecke 1118
Melezitose;, von Villiers
11,+179.
Metalle, Werth ders. 10, 187.
Metalllegirung, specif. Wärme;
von W. Spring 10, 165.
Methyläther, Darstellung; von
Tellier TODE
Mileh, Bestimmung des Stick-
stoffs von L. Lieber-
mann 1052.08
— Frauen-, Kuh- und Stuten-, von
A. Languard 10, 565.
Scheidung des Rahms durch
Kälte; von Tisserand 10, 475.
— von kranken Kühen; von Wyn-
darin;
ter Blyth 21,90:
Milchsäure aus Inosit; von H.
Vohl 10, 360.
582
Milehsäure, Einwirkung d. Broms;
von E. Klimento 10, 359.
Milchzucker, Verwendung; von
Bibby 10, 473.
Molybdänglanz, Beimengungen;
von Thürach 14147551:
Molybdäns. Ammoniak, Ver-
halten der Lösung im Lichte; v.
M. Jungk 115976.
Monazit und Xenotime, künstl.
Darstellung; von Radominski
10, 467.
Monobromcamphor, Darstellung;
von Linthieum 11, 546.
Morphin, brom- und chlorwasser- |
stoffs.; von E. Schmidt 11, 42.
Morphium, Bestimmung dess.; v.
J. Lynn 11, 566.|
Münzen, deutsche, Zusammen-
setzung; von E, Reichardt
11, 48.
Mylabris interrupta für Canthari-
den; von Prestat 10, 378,
N.
Narcisse des pres als Brechmittel;
von Blache 20,3.
Nahrungsmittel, künstliche, Un-
tersuchung; von A, v. Lösecke
10, 415.
Naphthoäösäure, £#-; von P.
Vieth 11, 94.
— ß- Eigenschaften; von P. Vieth
10, 82,
Nasturtium off., Bestandtheile; v.
A. H. Church 10, 60,
Natriumeyamid, Einwirkung von
Benzoylchlorid 10, 84.
Natron, zweifach kohlens., Zer-
setzung; von Gautier und Ur-
bain 11, 270.
Nickel und Kobalt, Trennung;
von A. Guyard 11, 475.
Nickelmineral, neues; von Gar-
nier 11, 550,
Nickelsalze, Darstellung reiner;
von Terreil 11,2459;
Nicotin, im indischen Hanf; von
A. Peltz 11, 189.
Nitroalizarin, Darstellung; von
A, Rosenstiehl 11, 546.
Sachregister.
Nitroglycerin haltbar zu machen;
von Ch. Girard 10, 180.
Nitromethan, Reaction; von P.
Friese 1057183%
Nitrophosphenylsäure, Verhal-
ten gegen Natronkalk; von A.
Michaelis und E. Benzinger
10, 87,
Nördlinger Register; von F. A.
Flückiger 11,3%
0.
\Oele, ätherische, Drehungsvermö-
gen; von F. A. Flückiger
10, 193,
\— fette, Wirkung des Wasserstoff-
superoxydes; von 8. Colme&
11,188
Ol. folior. Cinnamomi; v. Kuhn
11, 568.
Olibanum, Verhalten; von E,
Hirschsohn 11, 65. 444.
Oliven, amerikanische 11, 1872
Olivenöl, Prüfung; von E. Kopp
11,18
Olivenrinde als Fiebermittel; von
Thibon 11, 283.
Oliverin; von Thiboen 11, 283.
Opium, Gehalt an Morphium; von
J. Lynn 11, 566.
Opobalsamum, Verhalten; von E.
Hirschsohn 11, 321.
Organische Verbindungen,
Wirkung von 5 fach Chlorantimon ;
von S. Sössner 10, 78,
Orthoamidophenetol, Darstel-
lung; von A. Groll 10, 87.
Osmium, Darstellung und Eigen-
schaften; von St. Claire-De-
villeund Depray 11, 464.
OÖstruthin; von Gorup-Besa-
nez 1157.34
Otterndorf, Untersuchung des
Wassers; von Pellens 10, 551.
Oxalsaures Ammoniak, Zer-
setzung; von G. Fleury 11, 9.
Ozokerit und Ceresin, Vorkom-
men in Galizien; von J. Gra-
bowsky 11, 554.
Ozon, Darstellung; von Lender
11, Te
Sachregister.
on, Mittel gegen Fäulniss;
Boillot 10, 166.
- thermisches Verhalten; von Ber-
- thelot 11, 269.
r
- Palladium, Verhalten in der Al-
e Eoholfanme; v. Wöhler 11, 462.
Palmen, Ausnutzung ders.; von
Biedermann 10, 374.
_ Pankreatin, Darstellung; von De -
. fresne 10, 566.
— Verhalten; von Scheffer
E 10, 566.
Papyrus Ebers, Inhalt 11, 82.
Paraffine, Wirkung des Schwe-
fels darauf; v. Cabat 11, 179,
Pectinkörper, v. E. Reichardt
h 10, 116.
Pendelversuche, neue 11, 261.
Pennsylvanische Gasquellen
2: 41, 59%
_ Perubalsam, Prüfung 10.3179:
: Verhalten; von E. Hirsch sohn
F I, 7B31-
bien m, Ausbeute Amerikag,
von Chandler 11, 86.
Petroleum-Benzin, Verwendung
in der Pharmacie; von L. Wolff
Sy Eye
— zu Lösungen und Tincturen; von
Masson 11, 276.
— Bestimmung der Naphtha darin;
_ von Borgougnon 11, 476.
ee öl, React.. von 'Chlo-
' ralhydrat; v. M. Dunin 11, 510.
Pflanzen als Barometer 11, 77.
Pflanzengew ebe, Analyse; von
Fremy 11, 184.
Pharmacie, Beitrag zur _Ge-
schichte; von F. A. Flückiger
; 11, 97,
Phenochinon, von CO. Erhart
11, 488.
Phenol, maassanalytische Bestim-
-. mungen; von W. F. Koppe-
schaar 11, 558,
— Zersetzung in der Glühhitze; von
_ J. @. Kramers 10, 440.
BE ervsiotte, von C. Er-
hart 11, 482.
von
Phenylbutyl, Darstellung; von
Br. Radziszewski 10, 88.
Phosphate, Constitution, von
Berthelot und Longuinine.
10, 276.
— Super-, Ursache des Rückge-
hens; von Millot 10, 276.
Phosphenylsäure, Verhalten ge-
gen Natronkalk; v. A. Michae-
lis und E. Benzinger 10, 87.
Phosphor, Bestimmung; y. Cham-
pion und Pellet 11, 469,
— Einwirkung auf jodsaure Salze;
von Öorne 11, 454.
Phosphorigsaure Salze, Zu-
sammensetzung; v. C. Rammels-
berg 11, 455.
Phosphoroxychlorid, Bildung;
von Ira Remsen 11, 456.
Phosphorpillen, Bereitung; von
Haffenden 11, 280.
Phosphorsäure, alkalimetrische
Bestimmung; von Maly 11, 469.
— Bestimmung im Dünger; von
Chester 10, 275.
— Bestimmung, ist Kieselsäure hin-
derlich? von = H. Jenkins
10, 70,
— zur Darstellung; von Krane
hausen 10, 410.
Phosphorsaur. Kalk, Darstel-
lung; von W. Stöder 11, 416.
— — Verhalten gegen Schwefel-
säure; von H. P. Armsby
10, 275.
Phosphorzink als Medicament;
von P. Vigier 10, 372.
Phtalöin; v. C. Erhart 11, 491.
Phylloxera u. Mittel dagegen; v.
Dumas 10, 563.
— Unwirksamkeit der Sulfocarbo-
nate 10, 565.
Pillen, Glycerin dazu; von Ema-
nuel 10, 380.
Pilze, Gährungs-; von H. Hof-
mann 10, 289.
Pinus und Eucalyptus, hygie-
nische Wirkung; von Kingzett
11, 188.
Platinschaalen, Einwirkung der
Schwefelsäure; von Scheurer-
Kestner 10, 456.
584
Sachregister.
Platinschwarz, Darstellung; von/Ragasirbalsam, Verhalten; von
Zdrawkowitch 10, 456.
Platin und Iridium, Dichte; von
Deville und Debray 10, 457.
— zersetzt das Wasser; von De-
ville und Debray 10, 458.
Platonitrite; von L. F. Nilson
11, 168.
Polarimeter, Irrungen; v. Muntz
10, 268.
Porzellanschaalen, practische;
von G. Christel 14,139:
Probirstein, Zusammensetzung;
von Mermet und Delachanal
10, 462.
Propylnitrolsäure; v. V. Meyer
und M. Lecco 10, 358.
Prusside, Anwendung in der Ana-
lyse und neue Verbindungen; von
G. Bong 11, 424.
Psilomelane, Zusammensetzung;
von H. Laspeyres 10, 464.
Pyrite in Frankreich; v. Mo-
rin und Girard 10, 466,
0.
Quecksilber, Ausbeute in Alma-
den 10, 462.
Quecksilberchlorür und Blau-
säure, Verhalten; von Pawell
und Payne LO RE
Quecksilberjodid und Oxyd,
Bereitung; von C. L. Mitchell
10, 185.
Quecksilberoxyd u. Jodid, Be-
reitung; von C, L. Mitchell
10, 185,
Quecksilbersulfid, Darstellung
von krystallisirtem; von Mehu
11, 465.
Querecit, von Prunier 11, 179.
Quinium; v. J. Bröker 10, 407.
Quinetum; von Th. W. Whiffen
10, 380,
R.
Radiometer, Crook’s; von R.
Böttger 10, 163.
— v. G. Vulpius 10, 322.
Raffinose; von D. Loiseau
11, USB.
E. Hirschsohn 11.7323%
Raiz del Indieo; von Völcker
10, 93.
Resina Podocarpi, Verhalten;
von E. Hirschsohn 11, 64,
Resorcin, v. Godeffroy 10, 213.
— Trijod-, von A. Michael und
Th. H. Norton 11, 183
Riecinus communis, Bestand-
theile; von Börner 11,733
Ricinusölsäure, Verwandlung in
Stearinsäure; von L. Claus und
Hassenkamp 115.189
Rheum palmatum; v. H. Wer-
ner 11, 1162
Rosanilin, salzs., Darstellung; v.
A, Wurtz 11, 166.
Rosaniline, isomere; von A. Ro-
senstiehl 11,799.
Rosenöl, Verfälschung; von Mil-
ler 10, 380.
Rosolsäure; von C. Erhart
11, 486.
Rubidium und Caesium, Atom-
gewicht; von R. Godeffroy
10, 257.
S.
Säure, Theilung zwischen mehrere
Basen; von Berthelot 10, 175,
Säuren, freie, im Essig nachzuwei-
sen; v. Hehner 11,37%
— organische, Mittel zur Synthese;
von W. Michler 10, 80.
— u. Alkalien, neues Farbenrea-
genz; von Trebault 10565
und Salze, Constitution; von
Berthelot 10,170
Salben, Darstellung; von H. M.
Wilder 10, 471.
Salbenfett, Ersatz; von Bab-
cook 10, 185.
Salicylsäure, Aethylderivate; von
C. Göttig 114103
— concentrirte Lösung; von Mit-
chell 11, 351.
— gegen Gährung; von C. Neu-
bauer 10, 561.
— Löslichkeit; v, Becker 11, 352.
— — v. Cassan u, Bose 11, 353.
— Löslichkeit; von B. Kohlmann
11, 350,
Salicylsäure Lösungsmittel;
von
Thresh 11, 354.
— Prüfung; von Kolbe 10, 475.
— Reinigung; v. Thresh 10, 76.
_ — Verwendung; von H. Kolbe
10, 562.
— Zersetzung der sublimirten; von
0. Biel 41,335.
— und Carbolsäure, Empfindlich-
keit der Reactionen; von A, Al-
men 10, 44.
Salicylsäurewatte, Bereitung;
von E, Rennard 11,281.
Salicylsaur. Ammon,, Anwen-
dung; von J. Martenson 10, 93,
Salpeter, Natron-, Ausbeute in
Chili 10, 256.
Salpeterbildung; von Boussin-
gault 11, 189.
Salpetersäure, Bildung im Bo-
den; v. Boussingault 10, 256.
— Nachweisung; von A. Vogel
10, 68.
Salpetrige Säure, trügerische
Reaction; von C. G. Wittstein
10, 69.
Salze, Löslichkeit in Wasser
10, 172.
Salzsäure, Nachweisung neben
Chlorür; von J. Löwenthal
10, 67.
— trockne, Einwirkung auf schwe-
felsaure Salze; von CO. Hensgen
11, 345,
Salze und Säuren, Constitution;
von Berthelot 10, 170.
Sandarac, Verhalten; von E,
Hirschsohn 1162,62.
Santonin-Natron- Albuminat,
Anwendung; v. C. Pavesi 10, 94.
Saponin der Sarsaparilla; von F.
A. Flückiger 10, 532.
Sarsaparilla, Saponin darin; von
R. A. Flückiger 10.532:
Sassafras als Gegengift; v. Lyle
10, 472.
Schilder und Standgefässe; von
E. Ungewitter 10, 154.
Schiesspulver, Verbrennungspro-
duct; von Berthelot 10, 257,
Schwefel, Erstarrungspunkte ; von
4 Gernez 11, 263,
— Nachweisung in der Kohle; von
Dunnington 11, 377.
Sachregister.
585
Schwefel, Nachweis in organischen
Verbindungen; von H. Vohl
10,.73,
— neue Oxydationsstufe; v. R. We-
ber 10, 249.
— Verbrennungsproduct im Leucht-
gas 11, 457.
— zum Beizen; v. Lauth 10, 378.
Schwefelarsen, Darstellung; von
Mehu HS AI8.
Schweflige Säure, Anwendung
zur Gährung; von ans u.
Melnikoff 11,483:
Schwefelkiese, Vorkonimen in
Frankreich; von Morin und
Girard 10, 466.
Schwefelkohlenstoff als Comer
virungs- und Desinfectionsmittel;
von Th. Zöllner 10, 281. 283.
— Bestimmung; von Finot und
Bertrand JR, Er USS
— Färbung; von P. Marquart
10, 250.
— Mittel zur Conservirung 10, 282.
Schwefellager in Nordamerika
10, 178,
Schwefelquecksilber, Darstel-
lung von krystallisirtem; v.Mehu
11, 465,
Schwefelsäure, Angriff des Pla-
tins; v. Scheurer u. Kestner
11, 344.
— Darstellung wasserfreier; von
Messel und Squire 11, 344.
— Verhalten beim Erhitzen; von E.
J. Maumene& 10, 249.
Schwefelsäurequellen; von A.
Fleischer 10, 250.
Schwefels. Alkalien, Titrirung;
von Jean Se
Schwefelsaure Salze, Einfluss
trockner Salzsäure; von C. Hens-
gen 11, 345.
Schwefelverbindungen, Verhal-
ten im Thierkörper; von E. Sal-
kowski 11, 88.
Schwefelwasserstoff, neuer Ap-
parat; v. Cassamajor 10, 179.
Seiher, practische; von (. Chri-
stel 11, 141,
Selen, Atomgewicht; von O, ae
tersson und 6. Ekmann
11, 345,
2
Sg
Kl
Be
a NEE
dan,
3 } N # 3 Tee
586 Sachregister. ER EIR et
EN
Senegalgummi, Bildung; von D.|Stiekstoff, Absorption dess.; von
Corre 11, 186.| Berthelot 11,453.
Senf und Verfälschungen; von A.|— Bestimmung in Verbindungen; v.
H. Hassal 10, 156.| F. Jean 11, 303:
enföl, A -; von E. Schmidt — Gewinnung; von Harcourt un
Senföl, Allyl E. Schmid Gewi g H t und
11,39, Lapton 11, 453.
— künstliches; von E. Mylius — Titrirung im Dünger; von Hou-
10, 207.| zeau 11, 374.
— künstliches, Verhalten; von E.|— Valenz dess.; von A. Laden-
Mylius 11, 306.| burg und O. Struve 11, 451.
Senna, falsche; von E. M. Hol- Storax calamitus, Verhalten; von
88 11, 536.| E. Hirschsohn 11, 331.
Sheboyan, Zusammensetzung des| en als. Zusatz au SE
Wassers vom artesischen Brunnen Sr Rn halten: 10, m
anselbsi;“ von Chandler und| "1 dUAne, : Veen
we 11. 548 Hirschsohn 11, 325.
; i ? *;Styrax, Gemengtheile; von W.
Silber, Gewinnung aus Cyan- und| y, Miller 10, 371.
Chlorsilber; v. v. Bibra 11, 461.
— Gewinnung aus Erzen; von
Guyard 11, 461.
Silieate, Behandeln beim Auf-
schliessen; von C. Störkmann
11, 375.
Silieiumplatin, Bildung; von
Boussingault 11, 463.
Silieiumverbindungen;
Troost und Hautefeuille
von
10, 255.
Sium latifolium, Wirkung und
Bestandtheile von Rogers
11, 356. 357.
Spectra durch Oxyhydrogenflamme;
von T. H. Marvin 10, 169.
Spectrum, v. Becquerel 11, 76.
Spir. aether. nitros. mit Extr.
Uyae ursi; v. Bidwell 10, 472.
Spiritus, Fabrikation in Deutsch-
land 10, 270,
— formiearum, bleihaltiger; von A.
Geheeb 10, 41.
— Preis in Frankreich TE
Stärke, Verhinderung der Jodreac-
tion; von Pochot Ef
Stassfurt, Abfälle und Nebenpro-
ducte das.; von Th. Pusch
10, 302.
Stassfurt, neues Mineral daselbst;
von E. Pfeifer 14772362
Stearinsäure aus Riecinusölsäure;
von A. Claus und Hassen-
kamp 142,181.
Stickoxyd, Experiment mit Sauer-
stoff; v. G. Bruylants 10, 253.
Sulfine; v. A. Cahours 10, 181.
organi-
11, 545.
Sulfinverbindungen,
sche; von F. Krüger
|Sulfocyansilicium, Darstellung;
von P. Miquel 11, 474.
Syrupe, Conservirung; von A.
Spengler 11, 350,
Syr. ferri jodati, Herstellung; v.
Iudge 10, 471.
— — Zersetzung; von Cl. Parrish
10, 471.
T.
Taynia, neues Heilmittel; von St.
Martin 10, 370.
Tayniawurzel, Zusammensetzung,
11,
Teli tt,
Tellur in Wismuthpräparaten;
Brownen 10, 265.
Tellurverbindungen; von Fr.
Becker 10, 459.
Teuerium, medieinische Verwen-
dung; von M, Maisch 11, 362,
Theorie, atomistische, Urtheil; v.
Berthelot 10, 161,
Thiobenzoösäurephenyläther;
von R, Schiller und R. Otto
11, 184.
Thonerde und Eisenoxyd, Fäl-
lung durch essigsaures Natron; v.
M. Jungk 11, 474.
Tinet. jodi de colorata, Jodo-
form darin; v. Darling 10, 89,
Tinte, Gold- und Silber-;
Viedt 10, 373,
368.
von
neue;
11, 466.
tanverbindungen,
'riedel und Gu&rin
balsam, Bestandtheile; von
. Bosse 10, 370.
künstlicher; von Mattison
10,23701:
EB chalten; von E. Hirs an
11, 321.
rpedoversuch; von A. Basa-
row 11, 80.
Traganth, Entstehung und Zusam-
‚mensetzung; v. Girard 11, 539.
Triacetonamin, Rückverwand-
FR: lung; von W. Heintz 10, 181.
Trijodresorein; von A. Michael
es sund Th. H. Norton 11 183%
_ Trinitrobenzol, Darstellung von
BD Hepp 10, 83.
Tritieum sativum, Bestandtheile;
‘ von H. A. Church 10, 64.
U.
Ulmus campestris, Bestandtheile;
von H. A. Church +0,63:
_ Ultramarin, Zusammensetzung; v.
=. Phillipp‘’ 10, 259.
_ Unterphosphorigsaure Salze,
Verhalten; von Patrouillard
i 11, 455.
Uranrückstände, Aufarbeitung,
11, 475.
vw. A. Gawalowsky
_ Vanadin, Verbindungen; von R.
_W. Gerland 10, 458.
_ Wanadin, Vorkommen in Amerika;
von Stillwell 11.2598:
_ — Vorkommen in Magneteisen; von
J. Walz 11, 552.
Vanille-Essenz, Bereitung; von
BG. Becker 11, 280.
_ Vanille, Gehalt an Vanillin; von
— E. Tiemann und W. Haar-
mann 11, 359.
Yanil linsäure, Darstellung; von
F. Tiemann 10, 365.
Tanillylalkohol, Gewinnung; v.
F. Tiemann 10, 365.
Naselin und Cosmolin 11, 91.
; Sachregister
587
von|Ventilation; Einrichtung und Un-
tersuchung; von E. Schulze
317,
Veratrin, zur Kenntniss; von E,
Schmidt 10, 511,
Veratrum viride, Jervin darin;
von Bullock 11, 189.
Vukanische Erhebungin Grie-
ehenland; von X, Landerer
10, 321.
W.
Waagen, Nachtheile der Gummi-
schaalen; v. C. Christel 11, 140.
Waagen, specifische; vonG. West-
phal 10, 332.
Waagebalken aus Bergkrystall;
von 8. Stein EST
Wachs, künstliches; von G. Hell
> 11, 348.
Wärme, specifische von Metalllegi-
rungen; von W. Spring 10, 165.
— specifische, der Verbindungen;
von Terreil 11, 266.
Waschflasche, neue; v. Drech-
sel 10, 170.
Wasser, aromatische, Bereitung;
von Racher 10, 379.
— Bestimmung der Magnesia; von
Wanklin 10, 70,
— Brunnen-, Nachtheile bei Recep-
tur 11, 13%
— — Untersuchung ders. im Herzogth.
Meiningen v. A. v. Lösecke 11,1.
— chemische Massenwirkung 10, 173.
— medieinische, Prüfung und Dar-
stellung; von W. Trout 11, 349.
— meteorisches, Krystallisation; von
Tissandier 10, 173.
— Mineral-, zu Birresborn; von R.
Fresenius 10, 560.
— — Birresborn a. d. Eifel; von
H. Vohl _ 10, 468.
— — von Gerolstein, Analyse; von
F. Winter 11, 550.
— — Grindbrunnen bei Frank-
furt a/M.; von R. Fresenius
10, 468.
— der Umgebung des -Laa-
cher Seees; von R. Bender
11, 50.
— — zu St. Leons in Ostcanada,
von Chandler und Cairns
10, 470,
588
Wasser, Nachweisung der Salpe-
tersäure; von A. Vogel 10, 68.
Sachregister.
Weine, Medieinal-, Aufbewahrung;
von J. Nessler 10, 236.
— Prüfung dess,; von R. Hercher|Weinsaures Natron, moussiren-
10, 436. |
— — dess., durch Tannin; von H.
Kämmerer 11, 564.
— Regen-, Verhalten des Ammo-
niaks; von Schlösing 11, 270.
— — Verschwinden des Ammoniaks;
von Houzeau
— Trink-, in Griechenland; von X.
Landerer 10, 320.
— — rasche Prüfung; von Abon-
nel 11625635
— Verunreinigung des Fluss-, durch |
Stassfurter Abfälle; von Ph.
Pusch 10, 302.
— von einem artesischen Brunnen
in Amerika; von Chandler und
Cairns 11, 548.
— Zersetzung als Ursache zu Ex-
plosionen; von Bradley 11, 261.
durch Platin; B:2 WW
Gerland 10, 458.
— zu Otterndorf, Untersuchung; v.
A, Pellens 10, 551.
— zu London, Bestandtheile; von H.
Letheby 10, 557.
Wasserproben aus Fulda, Unter-
suchung; von W. Rullmann
10, 150.
Wasserstoff, Reinigung; von E.
Schebig 11, 268.
— Verhalten zu übermangans. Kali;
von E, Schebig 11, 268.
— zinkhaltender; von A. R. Leeds
11, 268.
Wasserstoffentwickelung,
neue; von Leykauf 10, 172.
Wasserstoffsuperoxyd, Wir-
kung auf fette Oele, v. S. Colm&
14.180
Wein, Bestimmung der Gerbsäure;
von
von Carpeni 10, 272.
— Nachweis des Farbstoffes; von
Sulzer 10, 272.
— — des Fuchsins; von Yvon
10, 272.
— Prüfung auf Glycerin; von E.
Reichardt 10, 408.
— — von Roth-; von K. Calm-
berg 11, 47,
— Untersuchung von Sorten; von
E. Reichardt 11, 142.
11, 343.|
des; von Hayhurst 10, 558.
Weinsaure Salze, Vorkommen
von Ammoniak darin; von E.
Holdermann 11, 44.
Wellenbewegung der Seeen,
Ursache; von Forel 11, 261.
Wismuth, Bestimmung dess.; von
J. Löwy 11, 407.
— Kupfer und Cadmium, Trennung;
von W. Iles 11, 475
— ölsaures, Darstellung; von Betty
11, 272.
— salpeters., Verhalten gegen Gly-
cerin; von Squire 11, 272.
— reines, Darstellung; von Thü-
rach 11, 459.
Wismuthoxyd, citronensaures als
Medicament 10, 474.
Wismuthpräparate, Verunreini-
gung durch Tellur; von Brow-
nen 10, 265.
Wolle und Baumwolle, Bestim-
mung in Garnen; von K. J.
Bayer 11, 561.
X.
|Xanthium spinosum, Bestandth.
der Asche; von R. Godeffroy
10, 297.
— — Zusammensetzung; v. Yvon
11, 569.
Xanthogens. Kali zur Aualyse;
von E. A. Grete 10, 253.
|Xanthoxylum fraxineum, Sub-
stanz darin; v. Lloyd 10, 89.
Xenotime und Monazit, künstl.
Darstellung; von Radominsky
10, 467,
2.
Zimmtöl aus Blättern, Eigenschaf-
ten; von Kuhn 11, 568.
Zink, Verhalten in Dampfkesseln;
von Sermant 10, 570.
Zuckerwaaren, gefährliche; von
Debrunner 11, 349.
Zinkwasserstoff; von A. R.
Leeds 11, 268,
I et We
vo mn R
Ne Ne
Becker) 589
R Zucker ‚ Milch-, Anilid; von W.|Zucker, Stärke- ‚„ Nachweis im
Rosshach 11, 180.| Bier; von E. Dieterich
— Rohr-, Cellulosegährung; von E. 10, 246.
Durin 11, 185.|— Trauben-, Reagens darauf; von
- — Rohr-, Constitution der Isomeren;| Power 11360:
von Villiers TIERE:
II. Bücherschau.
- Annual report of the Smithsonian, Krause, G., Industrie von Stass-
Institution; von F. Elsner furt; von E. Geissler 10, 192.
11, 479.|Liesegang, der Kohledruck; von
Arzneistoffe, Zusammenstellung;| E. Geissler 11, 384.
von E. Geissler 10, 285,|Lorscheid, J., Lehrbuch der organ.
_ Begemann, C., Pharmacognosie| Chemie, Anzeige; v. Jehn 11, 95.
für Thierärzte; von R. Kemper Maisch, J., Pharmaey in its Sani-
11, 480.| tary relations 10, 480.
Braunstein, J., Sulfophenylsäu- Maly, R., Jahresbericht der Thier-
ren; von J. Hertz 10, 381. chemie; von R. ‚Pott 10, 95.
Cohn, F., Kryptogamenflora; von Patentfrage, Beiträge; Anzeige von
A. Geheeb 11, 381.| _ ©. Schulze 11, 96.
Dellingshausen, v. ıationelle Bee J., Geschichte der 'The-
Formeln der Chemie; v. G. Vul- rapie; von C. Be 382
pius 10,197. 5 EEE
Falck, A., Drogenkunde; von A.|Post, J.; chemische Technologie;
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Pritzel, G. A., Thesaurus literatu-
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Gautier, A., La sophistication des Pröcecdnrs eıhe Are
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Rau, A., Grundlage der modernen
as: B% a Chemie; von Jehn 11, 570.
Hager, H., erster Unterricht der Sautermeister, O., Handver-
Pharmaceuten;, von R. Kemper kaufstaxe; von G. Hofmann
ee 11, 571.
Hirsch, B., Fabricat. d. künst. Mi- Schiff, H., Einführung in das
neralwässer; von G. Hofmann) studium der Chemie; von J.
> 10, 285.| Hertz 10, 95.
Hochstetter, Schlüssel zur Bota- Schlickum, O,, pharmaceutischer
nik; von A. Geheeb 11, 382. Atlas; von R. Kemper 10, 572.
Husemann, A., Grundriss der an-|Schnauss, Catechismus der Photo-
organischen Chemie; v. E. Geiss- graphie; v. E. Geissler 10, 96.
anler 10, 287.|Schorer, Lübecks Trinkwasser; v.
Kletke, 6. M., Die Medieinalge-| E. Geissler 11, 570.
setzgebung; von G. Hofmann|Stromeyer, W., Handverkaufs-
5 11, 286.| taxe; von G Hofmann 11, 191.
Krause, G., Chemikerzeitung; von|The people viz Daniel Schrumpf;
Wittstein 10, 288.! von F. Elsner 11, 289.
Arch, d, Pharm. XI. Bis, Hit - 38
580
Thirteenth annualrep.ofthe Alumni
Assosiation; v.F. Elsner 11, 288,
Autorenregister.
|Vogel, J., Das Mikroskop; von @,
| Hofmann 1152790;
Trommsdorff, H., Gratulations-|Yearbook of Pharmacie; von F.
schrift; v. E. Geissler 10, 284.
II.
A.
Abonnel, Prüfung des Trinkwas-
sers 14.2563
d’Almeida, Berthelot u. Cou-
lier, Richtigstellung des Aräome-
ters nach Baum& 11, 429.
Almen, A., Empfindlichkeit der
Reaetionen auf Carbolsäure und
Salieylsäure 10, 44,
Andrews, Verhalten der Gase
115.78.
Annaheim, J., Gewicht der Atome
11,70,
Anneessens, Reaction des Chlo-
ralhydrates 1172176:
Armsby, H.P. Wirkung der Schwe-
felsäure auf phosphorsaur. Kalk
10, 275.
Aronheim, B., Wirkung von Zinn-
chlorid auf Benzol IEESDE
Auerbach, Alizarin aus Anthra-
censulfosäure TE.
B.
Babcook, Ersatz für Salbenfett
10, 185.
Backunts, G., Chlor und Acetoni-
tril 11,174.
— H. und R. Otto, Aethernitrile
1151 TA.
Balland, Alkohol aus Feigen
10, 273.
Barbier, Fluoren und Brenzkoh-
lenstoffe 10, 182.
Bardy und Riche, Cothylalkohol
nachzuweisen 10, 273.
Barth, L und €. Senhofer, Di-
benzamid 10, 84,
— M., Wirkung von Brom auf Na-
triumäthyl 11531.70:
| Elsner 11, 286.
Autorenregister.
Basarow, A., Torpedoversuch
11,808
Baumann, E., Sulfosäuren im Harn
11, 89.
Bayer, K. J., Bestimmung von
Wolle und Baumwolle in Garnen
11, 561.
Becker, C., Lösung der Salieyl-
säure 11, 332.
— — Vanilleessenz 11, 280.
— Fr., Tellurverbindungen 10, 459.
Beequerel, das Spectrum 11, 76.
Behrend, P,, Wirkung von Sulfu-
rylchlorid auf Alkohole 11, 173.
Bell, Erkennung der Butterverfäl-
schung 10, 274.
Bender, Mineralquellen des Laa-
cher Sees 11, 50.
Benedict, R. und P. Weselsky,
Verhalten des Glycyrretins 11, 545.
Benzinger, E. und A. Michae-
lis, Wirkung des Natronkalks auf
Phosphenylsäure und Nitrophos-
phenylsäure 10, 87.
Bermbeck, C., Ag. fontana in der
Receptur 11,713%.
— — Darstellung von Ferr. albu-
minat. sol. 11729
Bert, P., Wirkung comprimirter
Luft auf Gährung 10, 277.
Berthelot, Absorption des Stick-
stoffes 11, 453.
— atomistische Theorie 10, .161,
— chemische Effecte I150706=
— Constitution von Säure und Salz
10,73770%
— Darstellung von salpetrigs. Am-
moniak 11, 402.
— Oxydation des Amylens 10, 363.
— Theilung einer Säure in mehrere
Basen 10-5175:
— thermisches Verhalten des Ozons
11, 269,
Äutorenregister.
Berthelot, Verbrennung d. Schiess-
pulvers 10, 257.
— WVerbrennungswärme des Alde-
hyd 10, 357.
— Wirkung der Wärme auf Alde-
hyd 10, 357.
— Zusammensetzung des Leucht-
gases 11, 548.
— Coulier u. d’Almeida, Rich-
tigstellung des Aräometers von
Baume& 11, 429.
— und Longuinine, Constitution
der Phosphate 10, 276.
Bertrand und Finot, Bestim-
mung des Schwefelkohlenstoffs
14, 378.
Betty, salpetersaur. Wismuth
11, 272.
Bibby, Anwendung des Milch-
zuckers OT:
— Dispensation kleiner Mengen v.
Gift - 10, 74.
Bibra, v., Gewinnung von Silber
aus Rückständen 11, 461.
Bidwell, S., Versuche mit anti-
septischen Mitteln 10, 279.
— — Verhalten von Jodkalium u.
ehlorsaur. Kali 11, 343.
— — Zersetzung des Extr. Uvae
ursi durch Spir. Aeth. nitrosi
10, 472.
Biedermann, v., Ausnutzung der
Palmen 10, 374.
Biel, O., Zersetzung der sublimir-
ten Salicylsäure 11,.85B.
Bindschedler und Busch, Dar-
stellung von Eosin 11, 92.
Blache, Narcisse des pres als
Brechmittel 109377:
Blindow, R., Verbrennung des
Diamanten 10, 251.
Blyth, Winter-, Milch kranker Kühe
1190.
Börner, Bestandtheile von Ricinus
communis 11, 357.
Böttger, R., Crooke’s Radiometer
10, 163.
Bohlig, E., Mittel gegen Kessel-
stein 17, 226.
Bolliot, A., Wirkung von Ozon
"auf Fleisch 10, 166.
Bon, 6. le, lösliches getrocknetes
Blut 21.98
591
Bonart und Mignon, Abkühlung
der Luft 10, 166.
Bong, Gaston, Prusside, Darstel-
lung und Gebrauch in der Ana-
lyse 11, 424.
Bose, Lösung der Salieylsäure
11, 353.
Bourgoin, neue Säuren der Bern-
steinreihe aa
Bourgougnon, Bestimmung der
Naphtha im Petroleum 11, 476.
Boussingault; Salpeterbildung
11, 189.
— — im Boden 10, 256.
— Siliciumplatin 11, 463.
Bradley, Ursache der Dampfkes-
selexplosionen 11, 261.
Brandenburg, R., Bernsteinsäure
in unreifen Trauben 10, 361.
Bröcker, J., Alkaloidgehalt der
Chinadecocte 10, 404.
Brown, ammoniakalisches Gly-
eyrrhizin 11, 274.
Brownen, Tellur in Wismuthprä-
paraten 10, 265.
Bruylants, Stickoxydexperiment
10, 253.
Bührig, H., Darstellung von di-
dymfreiem Cer 10, 261.
Bullock, Jervin in Veratrum vi-
ride 1.1,,189:
Buri, E., Bestandtheile des Elemi
11, 370.
Buseh und Bindschedler, Dar-
stellung von Eosin 11,92
Busse, E., Bestandtheile des Tolu-
balsams 10, 370.
c.
Cabat, Wirkung des Schwefels auf
Paraffine ISIS
Cahours, A, Suläne 10, 1SE:
Cairns und Chandler, Analyse
der St. Leonsquelle 10, 470.
— Analyse des Wassers von einem
artes. Brunnen 11, 548.
Calmberg, K., Prüfung des Roth-
weines 11, 47.
Carpeny, Nachweis der Gerbsäure
im Wein 10, 272.
Cassamajor, Amalgamirung von
Eisen u. 8. w. 11, 464.
38 7
592
Cassamajor, Apparat zur Schwe-
felwasserstoffentwickelung 10, 179.
Cassan, Lösung der Salicylsäure |
11, 353.
Catillon, Einwirkung des Glyce-|
rins auf China u. Eisen 11, 283.
Cazeneuve, Reaction der Salpe- |
tersäure auf Gallenfarbstoffe
11, 567,|
Cazin, A., Wärmewirkung des|
Magnetismus 10, 168.
Cech, C. O., Cyanurcyanat des
Chlorals 414,176
Champion und Pellet, Bestim-
mung des Phosphors 11, 468.
— — Titrirung des Arsens 11, 380.
Chandler, Petroleumausbeute
11, 86.
— und Cairns, Analyse der St.
- Leonsquelle 10, 470.
- — Analyse des Wassers von
einem artesischen Brunnen 11, 548.
Chatin, Nachweisung von Jod
10, 176,
Chester, Bestimmung der Phos-
phorsäure im Dünger 10, 275.
Christel, G., practische Notizen
11, 139.
Church, H. A., Bestandtheile eini-
ger Pflanzen 10, 60.
Claus, A. und Hassenkamp,
Ueberführung der Ricinusölsäure
in Stearinsäure 11,.181;
Clo&z, Oel der Elaeococca
11, 366. 367.,
Colme&, S., Wasserstofisuperoxyd u.|
fette Oele 11, 181.|
Corne, Reaction auf Jodate und
Jodide 10, 67.
— Wirkung des Phosphors auf jod-
suure Salze 11, 454.
Corre, D., Bildung des Senegal-
gummi 11, 186.
Cotzhausen, Vorkommen von Cou-
marin 11, 360.
Coulier, Fehler der Aräometer
10, 167.
Coulier, Berthelot und d’Al-
meida, Richtigstellung des Aräo-
meters; nach Baum & 11, 429.
Councler, C., Borsäureallyläther
10, 359,
Cownley, Krystallwasser desschwe-
felsauren Chinins 11, 548.]
Autorenregister.
Crommydis, Gewinnung von Gly-
eolsäure 11,173.
Crook, Wägung des Lichtes
10, 163.
D.
Colchiein im Bier
10, 238.
— E., Nachweis des Colchieins in
gerichtlichen Fällen 10, 97.
Darling, Jodoform in Tinet. jodi
decolorata 10, 89.
Dary, E., knallsauses Eisen 10, 355.
Davies und Hutchinson, Be-
standtheile des Epheus 11, 359.
Davy, E., Nachweisung von Alko-
Dannenberg,
hol 11, 562.
— — Entwickelung von H zu Arse-
nikuntersuchungen 10, 74,
Debray, H und St. Claire De-
ville, Darstellung u. Eigenschaf-
ten des Osmiums 11, 464.
— — Dichte von Platin u. Iridium
10, 457.
— — Wasserzersetzung durch Pla-
tin 10, 458.
Debrunner, gefährliche Zucker-
waaren E 11, 349.
Defresne, Darstellung v. Pankrea-
tin 10, 566.
Delachanal und Mermet, der
Probirstein 10, 462.
Depierre, Anwendung des Eosins
11, 93.
Deville, St. Claire u. Debray,
Darstellung und Eigenschaften des
Osmiums 11, 464,
— — Dichte von Platin und Iri-
dium 10, 457,
— — Wasserzersetzung durch Pla-
tin 10, 458.
Dieterich, E., Nachweis des
Stärkezuckers im Bier 10, 246.
Döbner, O., Oxydation des Di-
tolyls 10, 88,
Drechsel, E., Oxydation im Blute
11, 88,
— — neue Waschflasche 10, 172.
Dumas, Phylloxera und Gegen-
mittel 10, 562.
Dupertuis, Ch. und W. Mich-
ler, Ketone aus Dimethylanilin
i1, 188
Dupre und Lombroso, Gift im
verdorbenen Mais 10, 569.
Durin, E., Cellulosegährung
11, 185.
D uval, Equinsäure 10, 566.
Dunin, M., Pfefferminzöl u, Chloral-
hydrat 11, 510,
— — Untersuchung von Mehl
11, 513.
Dunnington, Bestimmung des
Schwefels in der Kohle 11, 377.
E.
Eberbach, Essigbitter 10, 373.
Ebers, Inhalt des Papyrus 11, 82.
Edlund, wLeitungswiderstand bei
galvanischen Strömen 10, 168.
Ekmann, G. und ©. Petter-
son, Atomgewicht des Selens
11, 345.
Elsner, F., Anzeige von, Annual
zeposl of Seikhkonen Institution
‚479,
— — Anzeige von J. a
Pharmacy ete. 10, 480.
— — Anzeige von Proceedings of
the American Pharmaceutical As-
sociation 10, 479.
— — Anzeige von The People viz
Daniel Schrumpf 11, 288.
— — Anzeige von Thirteenth an-
nual report of the Alumni Asso-
eiation 11, 288.
— — Kritik über Yearbook of
Pharmacy 11, 286.
Emanuel, Glycerin zu Pillenmas-
sen 10, 380.
Erhart, C,, Phenolfarbstoffe
11, 482.
Erlenmeyer, E., Darstellung von
Cyanalkali 11,95.
F,
Finot u. Bertrand, Bestimmung
des Schwefelkohlenstoffs 11, 378.
Fittiea, F., Wirkung von Aethyl-
nitrat auf Benzo&säure 10, 86.
Fitz, A., alkoholische Gährung
10, 551.
— — Glyceringährung 11, 80.
Fleischer, E., graduirte Aräometer
10, 549.
Autorenregister.
593
Fleischer, A., Schwefelsäurequellen
10, 250.
Fleury, G., Zersetzung des oxal-
sauren Ammoniaks 17,95.
Flückiger, F. A., Chinapflanzun-
gen in Indien 10, 385.
— — Carvol. 10, 369.
— — Drehungsvermögen ätheri-
scher Oele 10, 1932
— — das Nördlinger Register
+15.94
— — Saponin der Sarsaparilla
10, 532.
Forel, Wellen der Seen 11, 261.
Frebault, Wirkung von Jod auf
Carminsäure u. Hämatin 10, 568.
Fremy, Analyse des Pflanzenge-
webes 11, 184.
— bas. schwefels. Manganoxyd
10, 263.
— Salze des Mangansuperoxydes
11, 458.
— u. Pasteur, Gährung 10, 551.
Fresenius, R., Analyse des Grind-
brunnens 10, 468.
— — Mineralwasser zn Birresborn
10, 560.
ne A., Dysodil 10, 463.
Friedel‘ u. Ans Titanverbin-
dungen 11, 466,
Friese, Nitromethan 10, 183.
Frommanını, (., Kritik v. Peter-
sen, Geschichte der Therapie
10, 382.
6.
Gallois und Hardy, Erythro-
phlaeum guinense und coumenga
11, 358. 366. 369.
Garnier, neues Niekelmineral
11, 550.
Bestimmung des Arsens
11, 471.
— und Urbain, Zersetzung der
Biearbonate 11, 270.
G awalowsky, A., Aufarbeitung v.
Gautier,
Uranrückständen 11, 475.
Geheeb, A., bleihaltiger Ameisen-
spiritus 10, 41.
— — Kritik der deutschen Revue
11, 285. 474.
— — Kritik üb. Hochstetter, Schlüs-
sel zur Botanik 11, 382.
594
Autorenregister.
Geheeb, A., Kritik über Falk,Göttig, C., Aethylderivate der Sa-
Drogenkunde 11, 383.
— — Kritik über F. Cohn; Kıyp-
togamenflora 11, 381.
— — Kritik über Pritzel, The-
saurus literaturae 11, 572.
Geissler, E., Anzeige der tabellar,
Zusammenstellung der Arzneistoffe
10, 285.
— — Anzeige v. A. Husemann’s
Grundriss der anorgan. Chemie
10, 287.
— — Anzeige von H. Tromms-
dorff’s Gratulationsschrift
10, 284.
— — Kritik über Krause, Indu-
strie von Stassfurt 10,192
— — Kritik über Liesegang,
Kohledruck 11, 384.
— — Kritik über Schnauss, Ca-
techismus der Photographie
10, 96.
— — Kritik über Schorer, Lü-
becks Trinkwasser 19,15,70,
Gerland, B. W., Vanadinverbin-
dungen 10, 458.
Gerlich, G., Benzoylchlorid, Ein-
wirkung auf Cyanamid und Na-
triumeyamid 10, 84.
Gernez, Bestimmung der Erstar-
rungspunkte 11, 263.
Gessner, E., Bromirung aromati-
scher Körper 11, 165.
Girard, Ch., haltbares Nitrogly-
cerin 10, 180.
— De, Zersetzung der Blausäure
11, 94.
— Traganth, Entstehung und Zu-
sammensetzung 11, 539.
— und Morin, Schwefelkiese in
Frankreich 10, 466.
Giraud, Hydrocellulose 11, 185.
Glönard, Wirkung der Kohlen-
säure auf Blut 117187.
Gobley, Bestandtheile des Gehirns
10, 444.
Godeffroy, R., Asche von Xan-
thium spinosum 10, 297.
— — Atomgew. von Cs und Rb
10, 257.
— — Kunstbutter 10, 146,
— — Resorein 1072173.
— — Untersuchung der Chinaalka-
loide 14-510.
lieylsäure 11,RU6H!
Gorup-Besanez, von Östruthin
11, 347.
Grabowsky, J., Ozokerit und Ce-
resin, Vorkommen 11,:554,
Grätzel, A., Kreosot und Carbol-
säure 10, 130.
Graham, A. M., Reinigung von
Anthracenölen 11, 94.
Greenish, Harzemulsionen 11, 274,
Grete, E. A., Xanthogensaures Kali
zur Analyse 10, 253.
Griess, P. G@, Wirkung von Blut-
laugensalz auf Diazobenzol 10, 83.
Grinaux, Synthese des Alantoins
11, 1a
Groll, A., Orthoamidophenetol
10, 87.
Gu6rin und Friedel, Titanver-
bindungen 11, 466.
Guyard, Gewinnung des Silbers
aus Erzen ' 11, 461.
Guyard, A., Trennung von Kobalt
und Nickel 11, 474.
H.
Haarmann, W.u.F. Tiemann,
Vanille 11,359:
Haaxman, P. J., Bereitung von
gerbsaurem Chinin 11, 532.
Haffenden, Bereitung der Phos-
phorpillen 11, 280.
Hampe, W., krystallisirtes Bor
11, 346.
Harcourt und Lupton, Gewin-
nung von Stickstoff 11, 453.
Hardy, E., Bestandtheile des Ja-
borandi 10, 92.
— und Gallois, Erythropklaeum
guinense und coumenga
11, 358. 366. 369.
Hassal, A. H., Senf und Ver-
fälschungen dess. 10, 156.
Hassenkamp u. A. Claus, Ueber-
führung der KRicinusölsäure in
Stearinsäure 11,218
Hautefeuille und Troost, Lö-
sung der Gase in Eisen 10, 263.
— — Silieiumverbindungen
10, 258.
Hayhurst, mouissirendes wein-
saures Natron 100338
‚Heaney, J, P., Megarrhiza Cali-
fornica 30
Heckel, Kürbiskerne gegen Band-
wurm 11, 271.
Hehner, Nachweisung freier Säu-
ren im Essig ale, Brite
— 0., Prüfung des Essigs auf Salz -
und Schwefelsäure 10.2399:
Heintz, W., Rückverwandlung des
Triacetonamins 10, 181.
— E,, Untersuchung von Cacao und
Chocolade 10, 506.
Hell, G., Kunstwachs, Bestand-
theile 11, 348.
Helm, O., Eigenschaften des Bern-
steins 11, 229.
Hemilian und Melnikoff, alko-
holische Gährung 1183:
Hempel, W., beschleunigtes Fil-
triren 10, 66.
Hensgen, Wirkung von Salzsäure
auf Sulfate 11, 345.
Hepp, P., Eigenschaften des Tri-
nitrobenzols 10, 83.
Hercher, R., Prüfung des Was-
sers 10, 436,
Herz, J., Kritik über Braunstein,
Sulfophenylsäuren 10, 381.
— — Kritik über H. Schiff,
Studium der Chemie 10, 95.
Heymer, Th. und O0. Wallach,
Synthese des Chlorals 10, 183,
Hill, H., Aether der Harnsäure
10, 357,
Hirsch, B., Aräometer, Erwide-
rung 1415.16:
Hirschsohn, E., Untersuchungen
über Harze, Gummi und Balsame
10, 481. 11, 55.152. 24%. 312. 434.
Hobe, Einrichtung des Giftschran-
kes EI,
Hofmann, G., Anzeige von G. M.
Kletke, Medicinalgesetzgebung
11, 286.
Kritik über B, Hirsch,
Fabrikation künstlicher Mineral-
wässer 10, 285.
— — Kritik über J. Post, Tech-
nologie 151.190.
— — Kritik üb. Sautermeister,
Taxe für den Handverkauf 11, 571.
Autorenregister,
is
595
Hofmann, G., Kritik über W.
Stromeyer, Handverkaufstaxe
11, 191,
— — Kritik über Vogel, das Mi-
kroskop 1121905
— H., Fermentpilze 10, 289.
Holdermann, E, Ammoniak in
weinsauren Salzen 11, A4,
Holmes, E. M., falsche Senna
11, 536.
Houzeau, Titrirung des Stick-
stofes 11, 374.
— Verschwinden des Ammoniaks im
Regenwasser 11, 343.
Hughes, Liquidambar styraciflua
1136
Huguet, Kıystale im Bilsen-
krautextrat 11, 348.
Husemann, Th., Krampfgifte
11, 193.
— — Nekroloeg von A. Huse-
mann 1159389:
— — weniger bekannte Gifte
10, 214.
Hutchinson und Davies, Be-
standtheile des Epheu 14,399:
I.
Jaecequemin, Bestimmung von freier
Kohlensäure u. Biearbonat 11, 380.
— neue Anilinreaction 11, 566.
Jaillard, Zersetzung des Chloro-
forms 10, 181.
Jean, Bestimmung adstringirender
Substanzen 11, 1860
— F., Titriren des Gerbstoffes
11, 563.
— — Titrirmethode für schwefels.
Alkalien II UT.
— — zur Bestimmung des Stick-
stoffs 115.903
Jehn, C., Grundlagen der modernen
Chemie; von A. Rau, Kritik
11, 570.
— — Kritik von Lorscheid’s
organ. Chemie 11293
— — Prüfung des Essigs 10, 414.
Jenkins, C. H., Kieselsäure hin-
dert nicht die Bestimmung der
Phosphorsäure 10570>
Absorption des Ammoniaks
durch Gyps 10, 254.
Iles, W., Nachweisung der Bor-
saure 11, 468
596
Iles, W., Scheidung von Kupfer,
Cadmium u. Wismuth 11, 475.
Jörgensen, $. M., Herapathit und
ähnliche Verbindungen 11, 543.
Johanson, E., Bestimmung der
Chinaalkaloide 10, 418,
Jordan, F. Th., Ava oder Kava-
Kava 11, 275.
Judge, Syr. ferri jodati 10, 471.
Jungk, M., Einfluss des Lichtes
auf molybdänsaures Ammoniak
11, 376.
— — Fällung von Eisenoxyd und
Thonerde durch essigsaures Na-
tron 11, 474.
K.
Kämmerer, H., Prüfung des Was-
sers mit Tannin 11, 564.
Kayser, R., Aufschliessung des
Chromeisensteins 10, 69.
Kemper, R., Kritik über Bege-
mann, Pharmacognosie u. s. w.
11, 480
— — Kritik von Hager’s Unter-
richt der Pharmaceuten 10, 571.
— — Kritik von Schlickum’s
pharmaceutischen Atlas 10, 572.
Kern, $., Reagens auf Gold
10,074.
Kerne, $., Darstellung von Ba
10, 258,
Kingzett, hygienische Wirkung
von Pinus und Eucalyptus
11, 188.
Kirchmann, W., Darstellung
flüchtiger Alkaloide 10, 43.
— — Geschmack der Heracleumar-
ten 10, 44.
Klimenho, E., Wirkung des Broms
auf Milchsäure 10, 359.
Köpfer, Th., Färbekraft 11, 284.
Kohlmann, B., Lösung der Salieyl-
säure 11, 350.
Kolbe, H., Prüfung der Salieyl-
säure 10, 475.
— — Verwendung der Salieylsäure
10, 532.
Koller, Th., Versuche 11, 267.
Kopp, E., Prüfung des Olivenöls
11,187.
Kopylow, N., Bestandtheile der
Kürbissaamen dl 22018
Autorenregister.
Krafft, F. und V. Merz, Chlori-
rung von Kohlenwasserstoffen
105551
Kramers, J. G., Zersetzung des
Phenols in der Glühhitze 10, 440.
Krauthausen, Darstellung der
Phosphorsäure 10, 410.
Krüger, F., Organische Sulfnver-
bindungen 11, 545.
Kuhn, Ol. folior. Cinnamomi
11, 568.
L.
Ladenberg, A. und O. Struve,
Valenz des Stickstoffes 11, 451.
Land, Bestimmung der Kohlen-
säure 11, 379,
Landerer, X., Mittheilungen
10, 320.
Languard, A., Frauen-, Kuh- u.
Stutenmilch 10, 565.
Laspeyres, H., Maxit. 10, 465.
— — Zusammensetzung der Psilo-
melane 10, 464,
Lauth, Schwefel als Beize 10, 378
Lecco, M: und V. Meyer, Pro-
pylnitrolsäure 10, 358.
Lecoq de Boisboudran, Gewin-
nung des Galliums 10, 453. 454.
Leeds, A. R., Zinkwasserstoff
11, 268.
Legler, L., alkalimetrische Be-
stimmung der Magnesia 11, 471.
Lender, Darstellung von Ozon
il, 7,
Lepaye, Prüfung des Jodkaliums
10, 68,
Lescoeur, Reinigung der Bal-
driansäure IT; 2B:
Lethebf, H., Wasser zu London
10, 557.
Leykauf, neue Wasserstoffentwicke-
lung 10, 172.
Liebermann, L,, Alkaloidähnli-
cher Körper in Leichenresten
1057.28
— — Bestimmung des Stickstoffes
in der Milch 10577:
Linthicum, Darstellung - von Mo-
nobromcamphor 11, 546.
Lloyd, Substanz in Xanthoxylum
fraxineum 10, 89.
10, 92.
Untersuch. der
Lockhart ‚ Ginseng
Lösecke, A. v.,
Brunnenwässer des Herzogthums
Meiningen INT,
— — Untersuchung von Nahrungs-
mitteln 10, 415.
Löwenthal, J., Nachweis der
Salzsäure neben Chlorür 10, 66.
Löwy, J., Bestimmung des Wis-
muthes 11, 407.
Loiseau, Raffinose 11, 186.
Lombroso und Dupre, Gift im
verdorbenen Mais 10, 569.
Longuinine und Berthelot,
Constitution der Phosphate
10, 276.
Lupton und Harcourt, Gewin-
nung von Stickstoff 11, 453.
Lyle, Sassafras als Gegengift
10, 472.
_ Lynn, J., Methode der Morphium-
bestimmung 11, 566.
M.
Magnier de la Source, Fehler
beim Eindampfen von Extracten
10, 77,
Maisch, M., Fucusarien 11, 364,
— — medicinische Anwendung von
Teucrium 715.362:
— — Tannin in Rad. Gentianae
10, 89.
Maly, alkalimetrische Bestimmung
der Phosphorsäure 11, 469.
— R., Sulfoharnstoff und Metall-
salze 10, 568.
Mankiewicz, G., Bereitung von
Lig. ferri acetiei 10, 510.
Margquart, P., Färbung des Schwe-
felkohlenstoffs 10, 250.
Marquardt, Oel von Iris versico-
lor 11, 361.
Martenson, J., Anwendung von
salicylsaur. Ammoniak 10, 93.
Martenson, J., Ferr. phosphor.
cum Natro citrie. 11, 2832.
Martin, St., Taynia 10, 370.
Marvin, T. H., Spectra durch
Sauerwasserstofflamme 10, 169.
Masson, Petroleum zu Lösungen
und Tincturen -11, 276.
Mattisson, künstlicher Tolubal-
sam 10, 371, |
Autorenregister.
B 597
Maumene, Alkoholometrie 10, 550.
— E. J., Schwefelsäure in der
Hitze 10, 249.
Mazurowska, M., Schwefelsäure-
äther 10, 363.
Meer, E. ter, Dinitroverbindun-
gen der Fettreihe. 10, 81.
Mehu, Darstellung von Schwefel-
eisen 11, 458.
— Darstellung von kıystallisirtem
Schwefelquecksilber 11, 465.
Melnikoff und Hemilian, alko-
holische Gährung 11, 83.
Melsens, Zersetzung von Jodka-
lium und chlorsaurem Kali
: 10, 472.
Mendeleef, D., zur Entdeckung
des Gallium 10, 258.
Mermet und Delachanal, der
Probirstein 10, 462.
Merrick, niedrige Temperatur einer
Flamme 10, 164.
Merz, V. und F. Krafft, Chlori-
rung von Kohlenwasserstoffen
10, 81.
Messel und Squire, wasserfreie
Schwefelsäure 11, 344.
Meusel, Einfluss der Bacterien bei
Fäulniss 10, 279,
Meyer, V. und M. Lecco, Pro-
pylnitrolsäure 10, 358.
Michael, A., Chloralhydrat und
Kaliumsulfhydrat 11,800
— — u. Th, H. Norton, Trijod- -
resorein 115.183%
Michaelis, A., aromatische Arsen-
verbindungen A lR)
— — und Benzinger, Wirkung
des Natronkalks auf Phosphenyl-
säure und Nitrophosphenylsäure-
10, 86.
Michler, M. und Ch. Dupertuis,
Ketone aus Dimethylanilin 11,182.
— W., Synthese organischer Säu-
ren 10, 80.
Mignon und Bonart, Abkühlung
der Luft 10, 166.
Miller, gepresste Kräuter 10, 473.
— J. H., subeutane Anwendung des
Ergotins 10, 372.
— — Verfälschung von Rosenöl
10, 380.
Re NE
P 19 Se #: "r
598 Autorenregister.
Miller, W. v., Bestandtheile des|Ostwaldt, H., chemische Massen-
flüssigen Styrax 10, 371.| wirkung des Wassers 10,172.
Millot, Rückgehen der Superphos- Otto, R. und H, Backunts,
phate 10, 276.| Aetkernitrile 11, 174.
Miquel, P,, Sulfoeyansilicium — R. und R. Schiller, Thioben-
In AT: zo&säurephenyläther 11, 184;
Mitchell, C. L. Aloin 10, 184,
— — Bereitung von Quecksilber- P.
jodid und Oxyd 10,185:
— concentrirte Lösung der Sali-|Palmer, A. N., Bestimmung des
eylsäure 11, 351.| Chinins 11, 565.
Monnel, Bestimmung des Alkohols|Parrish, Cl., Zersetzung von
11, 476.| Syr. Ferr. jodat. 10, 471.
Montholon, De und Naudin, Pasteur und Fremy, Ansichten
Verhalten einiger Salze 11, 265.| über Gährung 10, 551.
Moride, E., Algenkohle 10, 251.[|Patrouillard, Verhalten unter-
Morin und Girard, Schwefelkiese| phosphorigsaurer Salze 11, 455.
in Frankreich 10, 466.| Paul, Mate 11, 368.
Müller, A., Luftheizung und Koh- Pavesi, Santonin - Natron - Albumi-
lenoxydvergiftung 222172289: nat 10, 94.
— C. G., Bestimmung des specif.|Pawell und Payne, Blausäure u.
Gew. der Gase 11, 78.| Calomel AT
Muntz, Irrungen am Polarimeter, Payne und Pawell, Blausäure u.
10, 268.| Calomel 10,278
Musculus, Ferment des Harm-|Pellens, A., Wasser zu Ottern-
stoffs 10, 567. dnriae% 10,55%
Mutter, Prüfung des Copaivabal-|Pellet und Champion, Bestim-
sams 11, 273.| mung des Phosphors 11, 469.
Mylius, E., künstliches Senföl — — Titrirung des Arsens 11, 380,
10, 207. 11, 306.|Peltz, A., Nicotin im indischen
Hanf 11,518
N. — — Zusammensetzung von La-
kritzen 11, 282
Naudin und De Montholon, Pettersson, O. u. G. Ekmann,
Verhalten einiger Salze 11, 265.| Atomgew. des Selens 11, 345.
Nessler, D. J., Aufbewahrung und/Pfeifer, E, Bischofit 11, 296.
Darstellung der Medieinalweine|pnillipp, J., Zusammensetzung
10, 236.| des Ultramarin 10,259,
Neubauer, C., Salieylsäure gegen Phipson, Braunsteinanalyse
Gährung 10, 561. "11, 550.
Nilson, L. F,, Platonitrite Pierre, J., Begleiter des Aethyl-
11, 168.| alkohols 10, 273.
—— — Schwefelverbindungen des Ar- | _ _— Verwendung von Mahonia
sens 10, 460. 11. 466. ilieifolia 10, 9
Norton, Th. H. u. A. Michael,|Polacci, Nachweis der Jodate
Trijodresorein 11, 183.} durch Phosphor 10, 67.
Port, Kohlensäuregehalt der Grund-
®. luft 10, 186.
Porter, A., Bestandtheile von Sium
Osston, Gebrauch der Haarfär- latifolhhum 11,,357.
bung 10, 234.|Portes, Asparagin in den Mandeln
Oppenheim, A. und H. Precht, Et, 1,008
Wirkung der Wärme auf Essig-|— und Ruyssen, Bestimmung der
äther 10, 358.| Ameisensäure 11, 563.
Pott, R., Kritik über Maly’s Jah-
resberictt der Thierchemie
10, 95.
Power, Reagenz auf Traubenzucker
11, 567.
Preeht, H. und A. Oppenheim,
Wirkung der Wärme auf Essig-
äther : 10, 358,
Prestat, Ersatz für Canthariden
10, 378.
Prunier, Quercit 112179:
Puchot, Verhinderung der Jod-
stärkereaction 1, 36:
Pusch, Th., Darstellung v. citrons.
Natron - Kali SEE
— — Stassfurter Nebenproducte u,
Abfälle 10, 302.
R.
Racher, aromatisch” Wässer
10, 379.
Radominski, künstliche Darst. des
Monazits und Xenotims 10, 467.
Radziszewski, Br., Phenylbutyl
10, 88.
Rammelsberg, C,, Zusammen-
setzung phosphorigsaurer Salze
11, 455.
Redwood, Bestimmung d. Schmelz-
punktes der Fette 10, 364.
Reese, J., Schmelzen des Eisens
durch Reibung 11, 265.
Reichardt, E, Anzeige v. Gme-
lin’s Kandbuch 10, 381. 11, 478.
— — Bestimmung des Glycerins im
Wein 10, 408.
— — die aromatische Reihe 10, 1,
— — Peetinkörper 10, 116.
— — Untersuchung der Biere
11, 522.
— — Untersuchungen von Wein
11 189.
— — verfälschte Butter - 10, 339.
Zusammensetzung deutscher
—
- Münzen 11, 48.
Remsen, Ira, Darstellung von
Phosphoroxychlorid 11, 456.
Renard, Wirkung von electrolyti-
schem Sauerstoff auf Glycerin
10, 361.
Rennard, Bereitung der Salicyl-
Autorenregister.
säurewatte 11, 231.
599 -
Riban, Ueberführung des Camphors
in Camphen 10, 368.
Riche und Bardy, Nachweis des
Aethylalkohols 10, 273.
Rimbach,; E., Kritik von A.
Gautier, La sophistication des
vins 10, 476.
Römer, H. und E. Schunk, iso-
mere Säure des Alizarins 10, 82.
Rogers, Bestandtheile von Sium
latifolium 11, 356.
Rosenstiehl, A., Isomere Rosani-
line 11,. 5472
— — Nitroalizarin 11, 546.
Rossbach, W., Anilid des Milch-
zuckers 1P, 181:
Rother, R., Bestandtheile des In-
sectenpulvers 11, 348.
— — Darstellung von Eisenjodid
11, 458.
— — flüssiger Storax zu Salben
10, 372.
Rullmann, W., Untersuchung von
Wasser aus Fulda 10, 150.
Ruyssen und Portes, Bestim-
mung der Ameisensäure 11, 563.
S.
Salkowski, E., Verhalten von
Schwefelverbindungen im Thier-
körper 11, 88.
Salleron, Alkoholometer 10, 549.
Saunders, C., Chloralhydrat und
Camphor ins fa)
Scheffer, Verhalten des Pankrea-
tins 10, 566.
Scheurer-Kestner, Schwefelsäure-
fabrikation 11, 344.
— — Wirkung der Schwefelsäure
auf Platin 10, 456.
Schiff, H., Schwefelkohlenstof zur
Censervirung 10, 282.
Schiller, R. und R. Otto, Thio-
benzo&säurephenyläther 11, 184.
Schlösing, Ammoniak im Regen-
wasser 11, 270.
Schmidt, E., Allylsenföl 11, 39.
— — Bestandtheile der Cubeben
11, 38,
— — Bromoform 11, 41.
600
Schmidt, E., Brom- und chlor-
wasserstoffsaures Morphin 11, 42.
— — Veratrin 10, 511.
Schmöger, M., Isoäpfelsäure
10, 360.
Schneider, C., Aräometer
10, 29.
Schnetzler, Vorkommen der Bac-
terien 10, 278,
Schobig, O,, Reinigung des Was-
serstoffes 11, 268.
Schulze, C., Anzeige von: Bei-
träge zur Patentfrage 11,596:
— E., Ventilation 11, 21.
Schunk, E. und H. Römer,
isomere Säure des Alizarins
10, 82.
Schwarzenbach, Bildung von
Chloroform 10, 180.
Schweitzer, schwefelsaures Am-
moniak 11, 456.
— P., Analyse von Gneiss
11, 553.
Scolosuboff, Aufnahme des Ar-
sens in dem Körper 11, 404.
Senhofer, C. und L. Barth, Di-
benzamid 10, 84.
Sermant, Verhalten des Zinks in
Dampfkesseln 10, 570.
Shuttleworth, E. B., benzoesau-
res Lithion 11.0538:
Siemens, Apparat zur Destillation
107487,
Silva, R. D., Reactionen der Jod-
wasserstoffsäure 0177.
Smith, Watson, Darstellung
condensirter Kohlenwasserstoffe
10, 831.
Sössner, W., Wirkung des fünf-
fach. Chlorantimons auf organische
Substanzen 10, -78.
Spring, W., spec. Wärme von Me-
talllegirungen 10, 165.
Squire, Glycerin und salpetersaur.
Wismuth 11, 272.
— und Messel, wasserfreie Schwe-
felsäure 11, 344.
Stein, S., Waagebalken aus Berg-
krystall ale
Stillwell, Vanadhaltige Erze
11, 553.
Autorenregister.
Stöder, W., Calcar. phosphorica
11, 416.
Störkmann, C., Behandeln der
Schmelzmasse der Silicate
11, 375.
Struve, H., neuer Körper mit Blut-
spectrum 10, 569.
— 0. und A. Ladenberg, Va-
lenz des Stickstoffes 11, 451,
Sulzer, Erkennung der Wein-
farbstoffe 10, 272.
T.
Tellier, Darstellung des Methyl-
äthers 105857:
Terreil, Darstellung reiner Nickel-
salze 11, 459.
— specifische Wärme 11, 266.
— A., Glührückstand von Ferro-
cyankalium 10, 354. 455.
Thibon, Olivenrinde als Fieber-
mittel, Oliverin 11, 283.
Thompson, W. S., bromwasser-
stoffsaures Chinin zu Injeetio-
nen 11, 280.
Thomsen, J., Goldpräparate
10, 266.
Thresh, Lösung der Salieylsäure
11, 354.
— Reinigung der Salicylsäure
10, 76.
Thürach, Beimengungen des Mo-
lybdänglanzes 11, 551.
— Darstellung von reinem Wis-
muth 11, 459.
Tiemann, F., Coniferyl- und Va-
nillinreihe 10, 365.
Tiemann, F. u. W. Haarmann,
Vanille 11,.353%
Tissandier, Krystalle aus meteo-
rischem Wasser 10, 173.
Tisserand, Rahmabscheidung durch
Kälte 10, 475.
Tollens, B., Vorlesungsversuche
11, 266.
Traube, Reine Hefe 11,8%
Trebault, neuer Indicator für Säu-
ren und Alkalien 10, 65.
Trojanowski, P., Abhandlung
über den Cacao 10, 30.
- Troost und Hautefeuille, Lö-!Vulpius,
sung der Gase im Eisen
10, 263.
— — Silieiumverbindungen
10, 255.
Trout, W., practische Notizen
11, 349,
UV.
Schilder und
10, 154.
Urbain und Gautier, Zersetzung
der Bicarbonate 11, 270.
Ungewitter,
Standgefässe
E:
V,
Vidau, Cuprocyanverbindungen
10, 354.
und Silbertinten
10, 378.
Vieth, P., Naphthoesäure 11, 94.
— — $-Naphthoesäure 10, 83,
Vigier, P., Kürbissaamen gegen
Viedt, Gold-
Bandwurm 11, 272.
— — Phosphorzink als Mediein
10, 372.
Villiers, Chlormargarinsäure
13, 181.
— Isomeren des Rohrzuckers
11, 178.
— Melezitose 11.2.1079:
Völcket, Carvol 10, 369.
— Raiz del Indico 10, 93.
Vogel, A,, Lichtempfindlichkeit des
Bromsilbers 10, 265.
— — Nachweis der Salpetersäure im
Wasser 10, 68.
Vohl, H., Eierconserven 10, 277.
— — Milchsäure aus Inosit
-10, 360.
— bei Bires-
born 10, 468,
— — Nachweis des Schwefels in
organischen Verbindungen 10, 73.
Vrij, de, Quantitative Bestimmung
des Chinins 10, 72.
"Vulpius, G., Kritik über De-
lingshausen, rationelle For-
meln 20,19%:
Mineralquelle
Autorenregister.
601
G., das Radiometer
10, 322.
W.
Wallach, O. und Th. Heymer,
Synthese des Chlorals 10, 183.
Walz, J., Vanadin in Magneteisen-
stein 11, 552.
Wanklin, Bestimmung der Mag-
nesia im Wasser 10, 70.
Warington, Citronensäure hin-
dert die Fällung von Eisen
u. 8. w. 1050263:
Watzin, A., Eisschwimmer
10, 271.
Wayne, Bestandtheile von Bucco
10, 370.
Weber, J. le Roy, Atropinge-
halt des Belladonnaextractes
10, 91.
— R., S2 03 10, 249.
Wells, Löslichkeit von Jod- und
Bromammonium in Aether
11, 454.
Werner, H., Bemerkungen über
Aräometer 10, 137,
— — Rheum palmatum 11, 116.
— — Verfälschung von Honig
11, 246.
Weselsky, P. und R. Bene-
diet, Verhalten des Glyeyrre-
tins 1155525:
Westphal, G., Aräometer in spe-
cifischen Gewichts - Waagen
10, 332,
Wiffen, Th., Quinetum 10, 380.
Wilder, H. M., Darstellung der
Salben 10, 471.
Winter, F., Mineralwasser von
Gerolstein 11, 550.
Wittmann, K., Vorkommen von
Euryangium Sumbul 11, 568.
Wittstein, C. G., Anzeige von
G. Krause, Apothekerzeitung
10, 288.
— Reaction auf salpetrige Säure
10, 69.
Wöhler, Verhalten des Palla-
diums in der Alkoholflamme
11, 462.
602
Wolff, R., Zersetzung des Cantha-
ridins 10, 22.
— S., Verwendung des Petroleum-
benzins LIR2UT:
Wurtz, A., Darstelluug von salz-
saurem Rosanilin 11, 166.
Wurz, H., geometrische Chemie
Al za7dt
Y;
Young, W. C., Verbrennung des
Schwefels im Leuchtgas 11, 457.
Yvon, Nachweis der Galle im
Harn 10, 77.
Autorenregister.
Yvon, Nachweis von Fuchsin im
Wein 10, 272.
— Tayniawurzel 11, 368.
— Zusammensetzung von Xanthium
spinosum 11, 569.
2.
Zdrawkowitch, Darstellung von
Platinschwarz 10, 435.
Zöller, Ph., Schwefelkohlenstoff
als Conservirungs- und Desinfee-
tionsmittel 10, 281. 283.
Anzeigen:
‚Im Verlage der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. ist
erschienen:
Blell, C., Apotheker in Neustadt-Magdeburg. Die dop-
pelte Buchführung in vereinfachter Form für Apotheker.
18/53. 5», Bog..; Text‘ und "Tabellen. gr. 8 ea
1 M 50 9,
Flückiger, Dr., Prof. d. Pharm. in Bern (jetzt in Strass-
burg), Die Frankfurter Liste. Beitrag zur mittelalter-
lichen Geschichte der Pharmacie. 1873. 3 Bog. gr. 8.
geh. 80 9.
— —- Documente zur Geschichte der Pharmacie. 1876.
6!/, Bog. gr. 8. geh. 1.M 509,
Geist, R., Oberlehrer an der Realschule I. Ordnung im
1.
Waisenhaus Halle a/S. Krystallnetze zur Bildung der
wichügsten Krystallformen durch Ausschneiden und Zusam-
menkleben. Zum Gebrauch für den Schul- und Selbstun-
terricht gezeichnet. 3 Hefte in Cartons mit 12 Tafeln.
1875. A. geh & 1 M
— — Methode der qualitativen chemischen Analyse
von Substanzen, welche die häufiger vorkommenden
Elemente enthalten. Für den Schulgebrauch zusammen-
gestellt. 1863. 1!/, Bog. gr. 8. geh. 504,
Heintz, Dr. Wilhelm, Prof., Leitfaden für qualitative
chemische Analyse. _1875. gr. 8. 9"), Bog. cart.
3 .M, 50 0.
Meyn, Dr. L., Ehrenmitglied des Schleswig - Holsteinisch
landwirthschaftlichen Generalvereins. Die natürlichen
Phosphate und deren Bedeutung für die Zwecke der Land-
wirthschaft. 1873. VI, 1628. 8& 2%
Reichardt, Dr. Ed., a. o. P. a. d. Univ. Jena. Ist es noth-
wendig, dass die Professur der Pharmaeie nur durel:
einen Pharmaceuten vertreten werde? 1875. 208. gr. 8.
50 d.
— — Element und Atomgewicht. Hülfstabellen zur
Kenntniss des Atomgewichtes, des chemischen Werthes
und Verhaltens der: Elemente. 1876. 208. 8 geh.
60 4.
SF
Schelenz, H. E., Pharmacognostische Karte zur Pharmaco-
poea Germanica. 1876. 1.M 504.
Sommaruga, Dr. Hugo Freiherr von, Die Städtereini-
gungs-Systeme,in ihrer land- und volkswirtkschaftlichen
Bedeutung. 1874. X, 1808. 8 3M
Weber, J. U., Uebersicht der Halleschen Waisenhaus-
Arzneien nach ihren allgemeinen Wirkungen. 1857.
7 Bog. kl. 8. cart. 759,
Wolff, Dr. Reinhold, Landwirth, Der Brand des Ge-
treides, seine Ursachen und seine Verhütung. Eine
pfanzenphysiologische Untersuchung in allgemein verständ-
licher Form. Mit fünf Steindrucktafeln. 1874. 388.
gr.8. 14 500.
Halle, Buchdruckcrei des Waisenhauses.
Zusammenstellung
der vom
Directorium des deutschen Apotheker-Vereins
publicirten Bekanntmachungen
und der
amtlichen Verordnungen und Erlasse *).
Nr. 9 bis 11. Septbr. bis Novbr. 1877.
I. Bekanntmachungen des Direetoriums.
Nachstehend bringe ich die Rückäusserung des Kgl.
‚bayrischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten und den Bericht des akademischen Senats
der Universität Würzburg in Betreff des Antrags, die Errich-
tung von Lehrstühlen für Pharmacie an den Hochschulen, zur
allgemeinen Kenntniss und bemerke dabei, dass die nächste
'Generalversammlung über die weiteren Schritte, welche in
dieser Angelegenheit zu thun sein werden, berathen wird.
Das Directorium: Wolfrum, Vorsitzender.
3 München, den 19. September 1877.
K. Bayrisches Staatsministerium des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten.
Nach Inhalt der Vorstellung vom März 1877 hat die im
September v. J. abgehaltene Generalversammlung des deut
schen Apothekervereins nachstehender Resolution einstimmig
zugestimmt: >
„Es bestehe in der pharmaceutischen Ausbildung eine
offenbare Lücke, insofern als auf den Universitäten in den
Vorträgen über Chemie und in den chemischen Laboratorien
die Pharmacie zu wenig Berücksichtigung fände.
*) Entnommen aus der Bunzlauer pharmaceut. Zeitung.
16
182
Um diese Lücke auszufüllen und einem Verfall der
wissenschaftlichen Pharmacie vorzubeugen, halte die General-
versammlung die Trennung der Pharmacie von der Professur
der allgemeinen Chemie und die Errichtung einer besonderen.
Lehrstelle für Pharmacie, verbunden mit einem pharmaceutisch-
chemischen Laboratorium, welche Stelle wo möglich mit
einem practischen Pharmaceuten zu besetzen wäre, für dringend
geboten.“
Das Directorium des deutschen Apothekervereins hat die
Bitte gestellt, dieser für die Pharmacie wichtigen Angelegen-
heit Berücksichtigung zu Theil werden zu lassen.
Auf diese Vorstellung wird nach vorgängiger Einvernahme
der medicinischen und philosophischen Facultäten, sowie der
Senate der drei Landesuniversitäten Nachstehendes erwidert:
An den Hochschulen München und Erlangen bestehen
etatsmässige Lehrstühle für Pharmacie, welche ordentliche
Professoren inne haben, die aus dem Stande der approbirten
Pharmaceuten hervorgegangen sind. Es bestehen ferner dort .
eigene pharmaceutische Laboratorien und pharmaceutische
Sammlungen. Die Gelegenheit, in der Anfertigung chemisch -
pharmaceutischer Präparate, sowie in der Ausführung forensi-
scher, forensisch - polizeilicher und hygiönischer Untersuchungen
sich zu üben, ist den studirenden Pharmaceuten in den chemi-
schen Universitäts-, sowie in den pharmaceutischen Laboratorien
gegeben, und wird ihnen dort auch die hiezu nöthige Anlei-
tung ertheilt. Pharmaceutische Chemie wird nicht nur in
jedem Semester angekündigt, sondern auch gelesen und von
den studirenden Pharmaceuten besucht.
In Bezug auf die Hochschulen München und Erlangen
dürfte daher die Resolution des deutschen Apothekervereins
gegenstandslos erscheinen. Was den Wunsch derselben anbe-
langt, dass die Lehrstellen für Pharmacie an den Universi-
täten München und Erlangen wenn möglich mit practischen
Pharmaceuten besetzt werden möchten, so kann die Erfüllung
desselben für die Zukunft nicht zugesichert werden, weil bei
der Besetzung von Universitätslehrstellen das Hauptgewicht
183
auf den Bildungsgang, die Lehrgabe und die wissenschaft-
"lichen Leistungen gelegt werden muss. x
Anders sind die Verhältnisse an der Universität Würz-
burg gelagert. Hier werden die zur Pharmacie gehörigen
Fächer von den Vertretern der Chemie, Botanik, Mineralo-
gie etc. gelehrt, da ein eigener Lehrstuhl für Pharmacie mangelt.
Sowohl die medicinische und philosophische Facultät, als auch
der Senat der K. Universität Würzburg halten aber diese
Einrichtung für die zweckmässigere und haben den Antrag
gestellt, die verlangte Einrichtung von Lehrstühlen der Phar-
macie als überflüssig und sogar als dem Studium der Pharma-
ceuten schädlich abzulehnen. Die Gründe für diese An-
schauung sind im Wesentlichen in dem in Abschrift hier
anruhenden Berichte des Senates der K. Universität Würzburg
-vom 26. Juli d. J. entwickelt.
Das unterzeichnete Staatsministerium ist nicht gesonnen,
die Lage des pharmaceutischen Unterrichtes an der Hoch-
schule Würzburg zu verändern und derselben, entgegen dem
einstimmigen Gutachten der Universitätsbehörden, einen eige-
nen Professor der Pharmacie aufzudrängen, da die principielle
Frage über die zweckmässigste Einrichtung des pharmaceu-
tischen Unterrichtes unter den Sachverständigen bestritten ist,
für die Unterweisung der Pharmaceuten an der Hochschule
Würzburg in anderer Art genügend gesorgt erscheint und
jedenfalis die Einrichtungen an den Hochschulen München und
Erlangen den Wünschen des deutschen Apothekervereins
entsprechen.
Uebrigens würden auch zur Gründnng einer eigenen
Professur der Pharmacie und Einrichtung eines pharmaceutisch-
chemischen Laboratoriums an der Hochschule Würzburg zur
Zeit alle Mittel fehlen.
Aus dieser Erörterung wird das Directorium des deutschen
Apothekervereins selbst erkennen, dass das unterzeichnete
Staatsministerium auf die Vorstellung vom März 1877 zu
einer weiteren Verfügung oder Einleitung keinen genügenden
Anlass hat. Dr..v. Ent.
6°
%
re
x
”
Be
5 er o uf
184
a,
Würzburg, den 26. Juli 1877.
Bericht des akademischen Senats der k. Universität Würzburg
zum k. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten, betreffend die Einrichtung von Lehr-
stühlen für Pharmacie an den Hochschulen.
Durch höchsten Ministerial-Erlass vom 25. Mai d. J.
wurde der Senat beauftragt, nach Einvernahme der mediei-
nischen und der II. Section der philosophischen Facultät gut-
achtlichen Bericht zu erstatten über eine Vorstellung des
Directoriums des Deutschen Apothekervereins vom März 1877,
in welcher die Einrichtung von Lehrstühlen für Pharmacie
an den Universitäten verlangt wird. Diese sollen durch Per-
sonen aus dem Stande der Apotheker besetzt und mit phar-
maceutisch - chemischen Laboratorien verbunden werden, um,
wie die Vorstellung sich ausdrückt, dem Verfall der wissen-
schaftlichen Pharmacie und der lückenhaften Ausbildung der
Pharmaceuten vorzubeugen.
Die dem Senate nunmehr vorliegenden Facultätsberichte
sprechen sich in wesentlich übereinstimmender Weise auf das
Bestimmteste gegen diesen Antrag ebenso, wie gegen jeden
Punkt seiner Motivirung aus, und der Universitätssenat seiner-
seits hat sich dieser Ablehnung einstimmig angeschlossen.
Da die Facultätsberichte hier beiliegen, glauben wir uns
auf eine kurze Hervorhebung unserer wesentlichen Gesichts-
punkte beschränken zu dürfen.
Mit Recht heben die Facultätsberichte hervor, dass der
Verfall der sogenannten wissenschaftlichen Pharmacie nicht
ein beunruhigendes Zeichen des Rückschrittes, sondern viel-
mehr ein erfreulicher Beweis des Fortschrittes der hier ein-
schlägigen Wissenschaft ist. Wenn früher, zu einer Zeit, wo
die älteren der Antragsteller noch in der Lehre waren, die
Zubereitung der Medicamente nach alterthümlichen, langen
Recepten der Aerzte complieirte Manipulationen und zuweilen
ausgedehntere chemische und botanische Kenntnisse erforderte,
so haben die neuen Forschungen auf dem Gebiete der Arznei-
wissenschaft und der Chemie einen Umschwung herbeigeführt,
durch den die Beschäftigung des Apothekers wesentlich ver-
einfacht wird: ein grosser Theil der früheren Medicamente
' ist aus dem „Arzneischatz‘ gänzlich verschwunden, von der
Mehrzahl der übrigen werden die wirksamen Bestandtheile in
1
chemisch reiner Form von Fabriken dargestellt, von den er
Aerzten verordnet und von den Apothekern nach gesetzlich
vorgeschriebenen Normen dispensirt. Es scheint, dass diese
Vereinfachung ihres Gewerbes den Antragstellern den Ein-
druck eines Verfalles macht. Zugegeben ist allerdings, dass
der Apotheker gegenwärtig mehr, als es früher der Fall war,
in die Stellung eines Kleinkaufmanns gedrängt wird; aus
dieser würde ihn aber eine handwerksmässige Abrichtung,
wie sie in der Vorstellung des Apothekervereins im Grunde
doch verlangt wird, nicht befreien, vielmehr würde eine solche
nur dazu beitragen, einen wirklichen Verfall des Apotheker-
standes herbeizuführen. Einem solchen wird nur dadurch
. vorgebeugt, eine Hebung des Standes nur dadurch ermöglicht
werden, dass die Apotheker sich in die durch den Fortschritt
der Wissenschaft neu geschaffene Lage fügen und den in
Zukunft an sie gestellten Forderungen gerecht werden,
Trotz der angedeuteten Vereinfachung des Apothekerwesens
_ erfordert dieses auch jetzt noch, wenn es den gesetzlichen
Anordnungen entsprechend gehandhabt werden soll, einen
‚aus wissenschaftlicher Grundlage entspringenden Einblick in
_ chemische Processe, eine auf derselben Grundlage ausgebildete
Fertigkeit in mannigfaltigen Manipulationen und unter Umstän-
den bestimmte botanische, selbst mikroskopische Kenntnisse.
Diese wissenschaftlichen Grundlagen seiner Fachbildung
würden dem jungen Pharmaceuten ein als Professor der Phar-
macie angestellter Apotheker gewiss nur in sehr mangelhafter
Form, wenn überhaupt, darbieten können, jedenfalls würde
der studirende Pharmaceut auf diese Art die Wissenschaft aus
zweiter Hand, statt aus der ersten, der des wissenschaftlichen
Fachmannes empfangen; selbst die für die practische Thätig-
keit des Apothekers nothwendigen Hinweise auf bestimmte
Anwendungen wissenschaftlicher Sätze und die Uebungen im
chemischen Laboratorium wie am Mikroskop werden die Pro-
sc
di
ER ES VE
a ER Par
186
fessoren für Chemie und Botanik in einfacherer und leicht
verständlicher Form gewähren können, als ein Professor der
Pharmacie. Wollte man den studirenden Pharmaceuten aber
zumuthen, neben den Vorlesungen aus Chemie, Physik, Bota-
nik und den damit verbundenen praktischen Oursen auch noch
solche der speciellen Pharmacie zu besuchen, so drängt sich
die Frage auf, wie in den drei kurzen Studiensemestern die
Zeit der ohnehin schon mit Lehrstoff überbürdeten Pharmaceuten
auch zur Bewältigung dieser neuen und bei unseren Einrich-
tungen ganz überflüssigen Beschäftigungen gewonnen werden
sollte.
Aus diesen, in den Facultätsberichten ausführlich darge-
legten Gründen beehrt sich der Senat an das Königliche Mini-
sterium ganz gehorsamst den Antrag zu stellen:
„Die verlangte Einrichtung von Lehrstühlen der Pharmacie
wolle als überflüssig und sogar als dem Studium der Phar-
maceuten schädlich abgelehnt werden“,
In weiterer Uebereinstimmung mit den Facultätsgutachten
finden wir uns schliesslich veranlasst, auf einen, die pharma-
ceutischen Studien berührenden Uebelstand hinzuweisen, der
nicht den Universitäten, sondern den Apothekenbesitzern, also
gewiss auch den Mitgliedern des Apothekervereins, zur Last
fällt. Dieser Uebelstand liegt in dem immermehr überhand
nehmenden Mangel an derjenigen Vorbildung, welche die
Pharmaceuten mit auf die Universität bringen sollten. Nur
eine sehr geringe Zahl von Lehrherren scheint die gesetzlichen
Vorschriften über die Behandlung der Lehrlinge zu befolgen
und noch laxer scheinen die Bestimmungen über die Gehülfen-
prüfung gehandhabt zu werden. Die Lehrlinge werden offen-
bar durch rein mechanische Arbeiten und als Ladengehülfen
ausgenutzt, es wird ihnen weder Zeit noch Gelegenheit gebo-
ten, das geringe Maass von Kenntnissen sich anzueignen,
welches sie auf die Universität mitbringen sollten, den meisten
fehlen die elementarsten Kenntnisse in der Chemie, Physik
und Botanik und sogar die Mehrzahl der Drogen und ihrer
gewöhnlichen Handelsform ist ihnen unbekannt. Einen sehr
grossen Theil der kurzen Studirzeit muss der Pharmaceut
187
daher auf die nachträgliche Erlernung von Dingen verwenden,
welche er sich in den langen sechs Lehrlings- und Gehülfen-
jahren spielend hätte aneignen können.
Wir sind überzeugt, dass der Deutsche Apothekerverein,
wenn er die Hebung seines Standes ernstlich anstrebt, ein
lohnendes Feld seiner Thätigkeit finden würde, wenn er es
seinen Mitgliedern zur Pflicht machte, ihren Lehrlingen und
Gehülfen Zeit und Gelegenheit zu ausreichender Vorbildung
für das Universitätsstudium zu geben.
Ehrerbietigst gehorsamst
Dr. M. Lexer. Kölbel.
Die Hagen-Buchholz’sche-Stiftung betreffend.
Die Preisfrage pro 1876/77 lautete: „Die neueren Unter-
suchungen scheinen zu zeigen, dass der feste Chlorkalk eine
andere chemische Zusammensetzung habe, als seine Auflösung.
Es werden Versuche gewünscht, welche geeignet sind, diese
Frage zu entscheiden, “
Auf diese Frage ist nur eine Arbeit mit dem Motto:
„Beharrlichkeit führt zum Ziel“ eingegangen, deren Verfasser
aber die Frage gar nicht verstanden oder falsch aufgefasst
hat. Statt vergleichender Versuche z. B. über die Einwirkung
von Chlorgas auf festes Kalkhydrat und auf Kalkmileh giebt er
nur eine Darstellung der Ansichten von Kalb, Stahlschmidt und
Göpner, und tadelt schliesslich gewissermaassen die Frage-
stellung. Das unterzeichnete Amt hat sich deshalb nicht für
Prämürung der Arbeit erklären können.
Als neue Preisarbeit für das Jahr 1877/78 geben wir
folgende:
„ Von den Verbindungen des Chinins mit den Säuren des
Arsens ist bis jetzt nur das arseniksaure Chmin bekannt.
Ein Präparat, welches als arseniksaures Chinin ausgegeben
wurde, erwies sich als ein mechanisches Gemenge von Chinin
188
a ea Se SF ae as Tale En a ehr in A Fee a a EL as
Tr a u ;; NT) ae “
und arseniger Säure. Um die Frage zu entscheiden, ob über-
haupt eine chemische Verbindung zwischen Chinin und arseni-
ger Säure existirt, sind umfassende Versuche zur Herstellung
einer solchen Verbindung anzustellen und eventuell die Eigen-
schaften und die Zusammensetzung derselben anzugeben.“
Die Arbeiten sind ohne Namen, aber mit einem Motto
versehen an den mitunterzeichneten Apotheker W. Danck-
wortt in Magdeburg vor dem 1. August 1878 franco einzu-
senden. Dasselbe Motto hat das versiegelte curriculum vitae
zu tragen, dem die Zeugnisse über den Bildungsgang beizu-
fügen sind.
Das Vorsteheramt der Stiftung:
W.Danckwortt. Dr. Th. Geiseler. Dr. Rammelsberg.
H. Trommsdorff. Dr. Wilms,
Die Meurer-Stiftung betreffend.
Die Preisarbeit pro 1876/77 war: „Löslichkeitsverhält-
nisse der Salicylsäure in Wasser, Weingeist und verdünntem
Weingeist bei verschiedenen Temperaturgraden (etwa bei 5,
10, 15, 20 und 30° C.) nebst Angabe der Fabrik, von welcher
dieselbe dargestellt ist nnd Angabe der äusseren Eigen-
schaften.“
Ausser einer Arbeit, die nicht zur Concurrenz kommen
konnte, weil sie zu spät eingegangen war und der Verfasser
sich genannt hatte, waren fünf Arbeiten eingegangen. Die
Hauptschwierigkeit der Arbeit lag darin, dass die Salicylsäure
flüchtig ist, und sich mit den Wasserdämpfen verflüchtigt.
Die Arbeit mit dem Motto: „nullum diem nisi lineam“ hatte -
darauf keine Rücksicht genommen, es war gar nicht zu ersehen,
wie der Verfasser seine Resultate gewonnen hatte, sie war
überhaupt sehr dürftig und kurz (2 halbe Folioseiten), so dass
wir ihr keinen Preis zuerkennen konnten.
Die Arbeit mit dem Motto: „Kannst Du nicht Allen
gefallen durch Deine That und Dein Kunstwerk, mach’ es nur
Wenigen recht; Vielen gefallen ist schlimm“ hatte zwar auch
_ die Hauptschwierigkeit nicht erkannt, sie war aber fleissig
und ziemlich umfangreich abgefasst, und wurde ihr der dritte
Preis zuerkannt. Verfasser ist Richard Bauroth, mder
Lehre bei Herrn Hofapotheker Brockmann in Arnstadt.
Die Arbeit mit dem Motto: „In den Ocean schift mi
tausend Masten der Jüngling; still auf gerettetem Brett treibt. a
in den Hafen der Greis“ ist sehr umfangreich, mitunter etwas
breit. Sie hat die angedeutete Schwierigkeit erkannt und
geht in Folge dessen sehr vorsichtig beim Austrocknen des
' ungelösten Rückstandes zu Werke. Sie hat sehr viel Ver-
suche angestellt, namentlich in Betreff verschiedener Verdün- _
nungen des Weingeists mit Wasser. Der Arbeit ist der zweite
Preis zuerkannt. Verfasser ist Georg Kassner, in der
Lehre bei Herrn Apotheker Schneider in Sprottau.
Auch die Arbeit mit dem Motto: „Unser Wissen ist Ver-
muthung, unser Thun ist Streben“ hat die Schwierigkeit
_ erkannt, und in Folge dessen die Menge der gelösten Säure
durch Titriren mit Kalilauge bestimmt. Die Arbeit ist sehr
gut abgefasst und umfasst namentlich mehrere Sorten Salieyl-
säure. Der Verfasser erhält auch den zweiten Preis, und ist
derselbe Peter Joseph Klein, in der Lehre bei Herrn
Apotheker Dr. Engel in Brauweiler. |
Ganz hervorragend ist die Arbeit mit dem Motto: „nil
sub sole novum“. Der Verfasser hat die Hauptschwierigkeit
richtig erkannt und darum ebenfalls titrirt, er hat aber auch
_ die Löslichkeit direct bestimmt in einem sehr sinnreich erdach-
ten und ausgeführten Apparat, der sich auch für andere ähn-
liche Zwecke empfehlen dürfte. Ausserdem ist die Arbeit
sehr gut, die Zeichnungen sind ausgezeichnet, sie ist kalli-
graphisch sehr schön geschrieben, und die ganze Anordnung
und Ausführung musterhaft. Der Verfasser erhielt den ersten
Preis und mehrere Herren haben noch privatim eine kleine
Summe zusammengebracht, um die musterhafte Arbeit durch
_ eine Extraprämie anzuerkennen. Der Verfasser ist Fritz
Miller, Lehrling bei den Hofapothekern Gebrüder Framm
in Wissmar; derselbe, der schon im vorigen Jahre durch
190
seine ausgezeichnete botanische Arbeit den ersten Preis
errungen hatte.
Als Preisarbeit für das Jahr 1877/78 geben wir folgende:
„Bekanntlich entwickelt das nach der Pharm. German.
mit Ammoniak gefällte Eisenoxydhydrat schon vor dem Trock-
nen, viel mehr nachher, bei dem Auflösen in Säuren Gasbläs-
chen. Es werden Versuche über die Natur und den Ursprung
dieses Gases und Vorschläge zu dessen Verhinderung ge-
wünscht. “
Die Arbeiten sind ohne Namen, aber mit einem Motto
versehen, an den mitunterzeichneten W. Danckwortt in
Magdeburg gut geschrieben vor dem 1. August 1878 franco
einzusenden. Dasselbe Motto hat das curriculum vitae mit
dem Atteste des Lehrherrn über selbstständige Arbeit zu
tragen.
Die Prüfungs- Commission:
W. Danckwortt. D. Herzog. L. Leiner.
Wolfrum.
Gehülfen-Unterstützungs- und Pensions-ÜOasse.
Die Generalversammlung bewilligte in der Sitzung vom
6. Septbr. zu Leipzig nachfolgende Unterstützungen resp,
Pensionen.
I. pro 1878: 1. Bahll- Wittenburg 300. M., 2. Broagger
Wtw. Kappeln 150 M., 3. Brunnemann - Dresden 240 M.,
4. Eckhard - Niederselters 120 M., 5. Ehrlich-Liebau 300 M.,
6. Elsner- Posen 260 M., 7. Fritsch -Landsberg 200 M., 8. Graf-
Kölln b. Meissen 180 M., 9. Hagen-Flensburg 150 M., 10. Hart-
Königsberg 150 M., 11. Hederich-Untersiemau 200 M., 12. Kintz-
mann - Feterow 300 M., 13. Jewarowsky-Pr. Holland 100 M.,
14. Kleinmann - Niedeggen 300 M., 15. Köhn- Wieda 240 M.,
16. Kalb- Regensburg 200 M., 17. v. Lucas- Regensburg
150 M., 18. Leiner-Elbing 75 M., 19. Lieblein Wtw.-Fulda
75 M., 20. Langenfeld - Seidnitz 240 M., 21. Lindisch - Orten-
191
burg 200 M, 22. Matthias Wtw.- Brieg 75 M., 23. Mayhöfer-
Angerburg 150 M., 24. Müller Wtw. gb. Ochert-Berlin 150 M.,
25. Neumann-Goldap 210 M., 26. Oer-Borau 75 M,,
27. Rückert- Darmstadt 200 M., 28. Speier- Breslau 150 M.,
29. Steiner-Untermerzbach 200 M., 30. Strebelow-Pelplin 150 M.,
31. Thompson - Scharmbeck 300 M., 32. Tilesius - Hirschberg
270 M., 33. Totz-Treptow a. d. Rega 180 M., 34. Wilhelmi-
Xanten (aus Webers Legat) 75 M., 35. Wolckow - Marlow
240 M., 36. Wolff-Lügde 240 M., 37. Zierl- Reichenhall 150 M.,
Summa 6945 M.
Il. Für Theilhaber der ehemaligen süddeutschen Gehül-
fen - Pensions- Casse: in Summa 562 M. 50 Pf.
II. Nachträglich für das Jahr 1877 an: Hederich - Unter-
siemau 60 M., Rückert- Darmstadt 50 M.
Münster. Dr. Wilms,
z. Z. Director d. Gehülfen - Unterstützungscasse.
Bekanntmachung, die Stipendiencasse betreffend.
Die Generalversammlung in Leipzig hat für das Jahr
1878 folgende Stipendien bewilligt:
a) Aus der Brandes- Wackenroder Stiftung und dem
Stipendienfond des Vereins je 150 Mark an nachfolgende
Herren: 1. Carl Amthor-Gotha, 2. Carl Aufsberg- Tann,
3. Carl Biel-Bergen, 4. Joh. Drösz- Dresden, 5. Friedrich
Fritsch - Stolp, 6. Carl Geyer-Dresden, 7. Ernst Grimm- Bres-
lau, 8. Wilh. Guenste- Wettern, 9. L. Haack- Naumburg,
10. Guido Hüttig- Wettersdorf, 11. Gust. Husse- Breslau,
12. Rud. Kastropp-Salmünster, 13. E. Kempe- Annaberg,
14. Max Kessler - Lehesten, 15. Fr. Kisselbach - Witzenhausen,
16. Max Klapper-Schildberg, 17. Franz Klippgen - Annaberg,
18. Wilh. Laske - Fast, 19. Adolf Matthies- Hannover, 20. Bal-
duin Michael- Naunhof, 21. Th. Michaelis - Stettin, 22. Georg
Müller-Dresden, 23. Paul Niekse-Perleberg, 24. Marcus Paul-
Seitenhain, 25. Conr. Poppo-Naumburg, 26. Alwin Scherbel-
Brunn, 27. Herm. Serger-Guhlsdorf, 28. Carl Taeger- Magde-
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192
burg, 29. Julius Voigt-Kiel, 30. Arnold Wolff-Oppeln,
31. Samuel Zluhan - Göppingen.
b) Aus der Müller-Stiftung, nach Bestimmung des Hrn.
Medieinalrath Dr. Müller: ein Stipendium von 150 M. an
Herrn Arthur Müller in Leipzig.
c) Aus dem Weber’schen Legat die Prämie von 75 M,
an Paul Lueg aus Schwelm, Lehrling bei Hrn. Baumeister
in Inden,
Die Auszahlung erfolgt in der zweiten Hälfte des Januar
1878 durch den Üassendirector Hrn, Dr. Brunnengräber in
Rostock gegen Quittung, wozu den betr. Herren die Zahlungs-
anweisung auch durch den Unterzeichneten rechtzeitig zugehen
wird. Wohnungswechsel ist bis ult. December anzuzeigen,
Meldungen für die im nächsten Jahr zu bewilligenden Stipen-
dien sind vor dem 1. Juli.1878 ebenfalls an den Unterzeich-
neten zu richten, auch haben alle diejenigen Herren, deren
Bewerbung in diesem Jahre keine Berücksichtigung hat finden
können, sich von Neuem zu melden, falls sie auf die nächste
Vertheilung reflectiren. Die betreffenden Papiere werden nur
auf Wunsch zurückgesandt,
Hamburg, den 6. October 1877.
Th. Wimmel, d. Z. Director der Stipendienfonds.
II. Amtliche Verordnungen und Erlasse.
Deutsches Beich.
Preussen. Circe.-Verf., betr. die Nachprüfung
der Apothekergehülfen.
Durch die Instruction für das Verfahren bei Apotheken-
revisionen vom 21. October 1819 ist in Ausführung des
Titel II. der Apothekerordnung vom 11. October 1801 ange-
ordnet worden, dass bei Gelegenheit der gedachten Revisionen
nicht nur die Lehrlinge, sondern auch die Gehülfen einer
Prüfung in der pharmaceutischen Chemie und Botanik unter-
zogen werden und eine Probe von ihrer Handschrift zu den
Acten geben sollen. Es ist in Frage gekommen, ob diese
Anordnung auch noch jetzt zu befolgen sei, nachdem die
ordentlichen Prüfungen, welche dem Erwerb der Qualification
als Apothekergehülfe und der Approbation als Apotheker
vorausgehen müssen, auf Grund der reichsgesetzlichen Vor- 2
schriften durch die Reichsbehörden in einer, die volle Befähi- Se
gung zu den gedachten Berufsstellungen sichernden Weise
einheitlich geordnet worden sind. Ich nehme keinen Anstand,
hinsichts der den Commissarien für die Apothekenrevisionen
auferlegten Verpflichtung zur Prüfung der Apothekergehül-
fen bei Gelegenheit jener Revisionen die erhobene Frage zu
verneinen, und genehmige daher, dass diese Prüfung ferner-
hin unterbleibt. In Betreff der Lehrlinge bewendet es dage-
sen bei den gedachten Vorschriften.
Berlin, den 27. September 1877.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-
Angelegenheiten. Falk.
— Bek,, betr. dieAnwendung giftiger Farben.
Obwohl es durch die Fortschritte der Chemie gelungen
ist, arsenik- und andere gifthaltige Farben vollkommen zu
ersetzen, so werden jene noch immer häufig so verwendet,
"dass dadurch Beschädigung der menschlichen Gesundheit und
‚selbst der Tod herbeigeführt wird. Dies ist vorzugsweise
der Fall beim Bewohnen von Zimmern, deren Wände mit
Arsenikfarbe bemalt oder mit arsenikhaltigen Tapeten beklebt
oder in denen ‚arsenikhaltige Rouleaux und Fenstervorsetzer
vorhanden sind; bei Benutzung derartiger Drahtglocken zum
' Bedecken von Speisen, beim Tragen von Kleiderstoffen, künst-
lichen Blumen und Blättern, auf denen die Arsenikfarben oft
so locker aufliegen, dass sie beim Gebrauch sich ablösen;
beim Genuss von Zucker- und anderen Esswaaren, welche
mit Arsenikfarben bemalt sind; beim Gebrauch derartigen
Spielzeugs u.s. w. Die daraus entstehenden Vergiftungen
‘geben sich nicht immer durch die bekannteren, plötzlich auf-
en,
PART IE ne
194
tretenden heftigen, oft schnell den Tod herbeiführenden Krank-
heitserscheinungen zu erkennen, sondern oft auch, — wie
namentlich bei dem Bewohnen arsenikgefärbter Zimmer, —
durch ein lange dauerndes, spät erst tödtlich endendes Siech-
ihum. Das Polizei- Präsidium erachtet es für Pflicht, das
Publikum wiederholt an die Gefahren, welche der Genuss und
anderweitige Gebrauch von Gegenständen, die mit Giftfarben
gefärbt sind, für Leben und Gesundheit mit sich führen, zu
erinnern, Fabrikanten und Händler aber bezüglich des An-
fertigens und Feilhaltung derartiger Gegenstände auf die
Bestimmungen der $$ 324—326 des Strafgesetzbuches hin-
zuweisen.
Berlin, den 7. October 1877.
Königliches Polizei- Präsidium. von Madai.
Württemberg. Verfügung des K. Med.-Colle-
giums, betr. die Abänderung der Arzneitaxe,
Vom 2. Juli 1877.
Mit Rücksicht auf die in den letzten Monaten eingetre-
tene ausserordentliche Preissteigerung von Chininsalzen werden
die Preisansätze der Arzneitaxe pro 1877 wie folgt abgeändert:
Chinin. bisulfuric. 0,1 gr. 12 Pf., 1,0 gr. 100 Pf.; Chin. hydro-
ehloric. 0,1 gr. 15 Pf., 1,0 gr. 120 Pf.; Chin. sulfurie. 0,1 gr.
12 Pf., 1,0 gr. 100 Pf.
— Verfügung des Ministeriums des Innern
in Betreff der Reibfeuerzeuge. Vom 15. Juni 1877.
Auf Grund des $ 368 No. 8 des Strafgesetzbuchs für
das Deutsche Reich werden unter gleichzeitiger Hinweisung
auf die Bestimmungen der Feuerpolizeiordnung vom 21. De-
cember 1876 (Reg.-Bl. S. 513), insbesondere $ 1 bis 3, $ 7
Absatz 1, 2 und 4, $ 8, $ 23, $ 35 und 36, in Betreff der
Reibfeuerzeuge nachstehende besondere Vorschriften ertheilt:
$ 1. Für die Versendung müssen die Reibfeuerzeuge
und sonstige ähnliche Zündmittel in den Portionen, wie sie
195
zum Kleinverkauf kommen, in gut schliessende unmangelhafte
Hülsen von Holz oder starkem Papier gebracht, mit den
Hülsen in gut schliessende hölzerne Kisten von mindestens
2 Centimeter Dicke verpackt und die leeren Zwischenräume
in den Kisten mit lockeren weichen: Materialien, wie trocke-
nem Sägemehl, Kleie u. dergl. ausgefüllt werden. Der Fracht-
fuhrmann ist auf die Feuergefährlichkeit der Waare aufmerk-
sam zu machen und es ist auf den Kisten und in dem Lad-
schein der Inhalt durch das Wort „Reibfeuerzeuge“ zu
bezeichnen.
$ 2. Bei dem Kleinverkauf sind die Zündmittel in den
in $ 1 vorgeschriebenen Hülsen zum Verkauf zu bringen,
Hinsichtlich der feuersicheren Verwahrung der für den Ver-
kauf oder für die Benutzung bestimmten Vorräthe wird auf
die Bestimmung in $ 367 No.5 und 6 des Strafgesetzbuchs
für das Deutsche Reich verwiesen. - Ausserdem sind für die
Aufbewahrung solche Orte zu wählen, welche für Kinder nicht
zugänglich sind.
S 3. Das Verschleudern oder Wegwerfen von Zünd-
hölzern, an welchen noch Zündstoff haftet, ebenso das Weg-
werfen brennender Zündhölzchen ist sorgfältig zu vermeiden.
$ 4. Uebertretungen der vorstehenden Vorschriften, soweit
nicht $ 367 No. 5 und 6 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche
Reich Platz greift, unterliegen der Strafbestimmung des $ 368
No. 8 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich.
Anzeigen:
Von dem durch seine schriftstellerischen Arbeiten und
seine lehramtliche Thätigkeit an der Universität zu Jena
auch in weiteren Kreisen bekannten Professor Ernst Hallier
erscheint Ende October dies. J. im W. G. Korn’schen Ver-
lage zu Breslau ein
Handbuch der systematischen Botanik
mit zahlreichen, vom Verfasser gezeichneten Abbildungen.
196
_Verlag von FERDINAND ENKE in Hs;
Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
SIDNEY RINGER’s
Handbuch der Therapeutik.
Nach der fünften englischen Auflage mit Bewilligung des
Verfassers deutschen Aerzten frei übersetzt von
Dr. Oscar Thamhayn,
pract. Arzt in Halle a. S.
42 Bogen in Oectav. Preis 12 Mark,
Einer vorurtheilslosen Empirie folgend, dabei sich des Genauesten auf
die physiologischen Gesetze und Erfahrungen stützend, hat das vorlie-
gende Werk eine durchweg praktische Richtung und Bestimmung.
Dasselbe empfiehlt sich daher vorzüglich als Nachschlagebuch für den
praktischen Arzt, wobei das mit peinlicher Genauigkeit gefertigte Register,
wie die handliche äussere Form sehr zu Statten kommen wird.
APHORISMEN
über
Thun und Lassen der Aerzte und des Publikums.
Von
Dr. K, FR. H. MARX,
Hofrath und ordentlichem Professor an der Universität Göttingen.
8 Bogen in Octav. Preis 2M. SO Pf.
In €. W. Kreidel’s Verlag in Wiesbaden ist erschienen und
durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen:
Anleitung zur qualitativen und quantitativen
ANALYSE DES HARAN,
Zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und
Pharmaceuten bearbeitet von
Dr. C. Neubauer u. Dr. J. Vogel.
Bevorwortet von Professor Dr, R. Fresenius.
Siebente verbesserte und vermehrte Auflage.
Mit 3 lith. Tafeln, 1 Farbentabelle und 38 Holzschnitten.
Gross Octav. Geheftet, Preis Mark 9, 60 Pf,
Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses.
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