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Full text of "Archiv der Pharmazie"

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ARCHIV 


DER 


PHARMACIE 


Zeitschrift 
des 


Deutschen Apotheker -Vereins. 


Herausgegeben vom Direcetorium unter Redaction 


von 


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Im Selbstverlage des Vereins. 


In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 


1877. 


ARCHIV 


PHARMACIE 


Dritte Reihe, XI. Band. 
Der ganzen Folge CCXI. Band. 


Herausgegeben 


vom 


Directorium des deutschen Apothekervereins unter Redaetion 


von 


E. Reichardt. 
ZISNAR, 


NEW YORK 
BSOTANICAL 
Sanpe: 


86. Jahrgang. 


Im Selbstverlage des Vereins. 
In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 


1877. 


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BOTANICAL 


A. Originalmittheilungen. 


Untersuchung der Brunnenwässer des Herzosthums 
Meiningen. 
Von A. v. Lösecke in Hildburghausen. 


Bevor ich im Frühjahre 1875 damit begann, die Trink- 
wässer des Herzogthums Meiningen in sanitätlicher Beziehung 
zu untersuchen, war ich mir darüber klar geworden, dass 
bei der voraussichtlich sehr grossen Anzahl von Brunnen, die 


sich nach meiner ungefähren Berechnung auf viele Hunderte 


belaufen musste, eine quantitative Prüfung eines jeden Was- 


- sers auf alle Bestandtheile eine gar zu weit sich hinaus- 


ziehende Arbeit sein werde. 

Ausgehend von dem Gedanken, dass es bei sanitätspoli- 
zeilichen Untersuchungen von Wasser nicht darauf ankomme, 
zu erfahren, in welcher Menge alle Bestandtheile vorhanden 
sind, wenn sie in einer die vorgeschriebenen oder allgemein 


als erlaubt angenommenen Grenzen nicht oder wenigstens 
nicht wesentlich überschreitenden Quantität sich vorfinden, 
musste ich eine Methode befolgen, nach welcher die Prüfung 


für gedachten Zweck hinreichend genau und rasch von Stat- 
ten ging. In welcher Weise ich dabei verfuhr, will ich in 


3 a 
>“ sicht zu nehmen hat, sind organische Substanz, Kalk, Schwe- 
= felsäure, Chlor, Salpetersäure, salpetrige Säure und Ammoniak; 
in seltenen Fällen Schwefelwasserstoff, Eisen u. a. 


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Er 


" Folgendem zeigen. 
Die Bestandtheile des Wassers, auf welche man Rück- 


Arch. d. Pharm. XI. Bds. 1. Heft. 1 


IH re A ir 1 R- 
2 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 


Was die organische Substanz betrifft, so macht eine 
genaue Bestimmung kaum mehr Mühe als eine annähernde 
und desshalb ist sie bei den vorliegenden Untersuchungen 
immer quantitativ festgestellt. 


Die Bestimmung aller übrigen Körper geschah in der 
Regel mit Zuhülfenahme von reinem Wasser, in welchem 
genau soviel von den betreffenden Salzen aufgelöst war, als 
das bekannte Wiener Gutachten zulässt. Für solche Lösun- 
gen wählte ich die Bezeichnung: Controlwasser. Versetzt 
man eine Probe solchen Controlwassers einerseits und des zu 
untersuchenden Wassers andrerseits mit dem entsprechenden 
Reagens und vergleicht die entstandenen Reactionen mit ein- 
ander, so bemerkt man ohne Schwierigkeit, ob die eine oder 
die andere schwächer oder stärker ausgefallen ist. Auf solche 
Weise überzeugt man sich leicht, ob der Körper nur in 
erlaubter oder mehr oder weniger grösserer Menge vorhanden 
ist. Erschien die Reaction im Wasser schwächer als im Oon- 
trolwasser, so bezeichnete ich den Gehalt mit dem Ausdrucke 
„Spur“, kam sie dem des letzteren etwa gleich, so mit 
„starke Spur“ und war sie merklich stärker, so hiess es 
„sehr starke Spur.“ Nur bei übermässig stärkerer Reac- 
tion wurde zur quantitativen Bestimmung geschritten, so 
namentlich beim Kalk, bei der Salpetersäure, Schwefelsäure 
und beim Chlor. 


Ganz genaue Resultate werden auf die oben angegebene 
Weise natürlich nicht erzielt; ich halte sie für gedachten 
Zweck auch für überflüssig, denn wenn man sich überzeugt 
hat, dass der eine oder andere Bestandtheil oder gar mehrere 
in nicht gestatteter Menge vorhanden sind, so ist das aus- 
reichend und um so mehr, wenn man annähernd sagen kann, 
um wieviel etwa die Grenze überschritten wird. Findet man 
beispielsweise durch die intensivere Reaction den Gehalt an 
salpetriger oder Salpetersäure in 100000 Th. über 5, 10 oder 
20, so ist es ja, da das Wasser so wie so verworfen wer- 
den muss, gleichgültig zu wissen, ob ganz genau 5, 10 oder 
20 Th. oder etwa 6, 12, 22 u.s. w. vorhanden sind. 


EIER IN X 


BA V. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen, 3 


Derartige, den Gehalt der Substanzen annähernd richtig 
bezeichnende, Reactionen sind eine grosse Erleichterung und 
zwar für alle Körper, deren quantitative Bestimmung man 
nicht durch Titriren, wie beim Chlor, direct und rasch fer- 
tig bringt. 

Die Methode giebt im Allgemeinen befriedigende Resul- 
tate und möchte für umfangreiche Untersuchungen von einer 
Hand die einzig mögliche sein. 

Es freut mich, erwähnen zu können, dass ich mit mei- 
ner Ansicht über den Werth der annähernden Bestim- 
mung der Bestandtheile nicht allein dastehe. Sanitätsrath 
Dr. M. Böhr empfiehlt in seiner Abhandlung: „Eine verein- 
fachte Methode der chemischen Trinkwasser - Untersuchung“, 
welche mir kurz vor Beendigung meiner Arbeit in der Vier- 
teljahrsschrift für gerichtl. Mediein von Dr. H. Eulenberg XXV, 
2. 1876 zu Gesichte kam, einen ganz ähnlichen Weg. Boehr 
veröffentlicht eine solche Untersuchungsweise hauptsächlich 
für Aerzte, welche in dieser Weise ein annähernd richtiges 
Bild von der Beschaffenheit des Wassers sich zu verschaffen 
im Stande sind, und zwar rasch und ohne Verzug, was in 
vielen Fällen von grosser Wichtigkeit sein wird. Aber auch 
der Apotheker und Chemiker kann sich der Methode bedienen 
und dadurch viel Zeit und Arbeit sparen. 

Das Untersuchungsverfahren soll nun in Folgendem näher 
angegeben werden. 


1) Organische Substanz. 
Grenze 5,00 in 100000. 


Die Bestimmung geschah genau nach dem Verfahren, 
wie es in Prof. Dr. Reichardt’s „Grundlagen zur Beurtheilung 
des Trinkwassers“ angegeben ist. Trafen, was häufig der 
Fall war, umfangreiche Sendungen zu gleicher Zeit ein, so 
wurde die Prüfung auf organische Stoffe stets zuerst vorge- 
nommen, damit nicht etwa weitere Veränderungen im Wasser 
vor sich gehen konnten. Bei zweckmässiger Kochvorrichtung 
kann man gleich mehrere Proben in Arbeit nehmen und so 
innerhalb verhältnissmässig kurzer Zeit eine erkleckliche An- 

1 + 


4 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 


zahl fertig bringen. Es empfiehlt sich, die Chamäleonlösung 
in blauen Flaschen aufzubewahren, da sie sich darin ziemlich 
lange unverändert hält und besser als in weissen oder grü- 
nen. Die Oxalsäurelösung muss öfters auf ihren Gehalt geprüft, 
ev. neu hergestellt werden, weil sie sich allmählig ' zersetzt 
und nicht mehr der ursprünglichen Menge Chamäleonlösung 
entspricht. 


2) Kalk. 
Grenze 18,0 in 100000. 


Die Bestimmung geschieht durch Vergleichung der Reac- 
tion des Wassers mit der eines ÜControlwassers, welches in 
folgender Weise hergestellt wird. Man löst 3,56 g. geschmol- 
zenes Chlorcalcium entsprechend 1,80 Kalk in 1 Liter reinen 
Wassers und verdünnt hiervon 100 C.C. mit 900 C.C. Was- 
ser, so dass man wieder 1 Liter erhält. Dieses enthält dem- 
nach 0,356 Chlorcaleium entsprechend 0,18 Kalk, was dem 
Verhältnisse von 18 Th. in 100000 Th. Wasser gleichkommt. 
Anstatt der obigen Menge Chlorcaleium kann man auch 3,2 g. 
reinen kohlensauren Kalk in verdünnter Salzsäure lösen, die 
Lösung vorsichtig zur Trockne bringen und die Salzmasse in 
der vorgeschriebenen Menge Wasser lösen. Die Gewichts- 
bestimmung vermittelst Fällen durch oxalsaures Ammoniak 
u. 8. w. musste wegen bedeutend überwiegenden Kalkgehaltes 
häufig vorgenommen werden und ergab in Wässern aus 
gypsführenden Schichten das 1!/,, 2, 3 auch 4fache mehr; 
bei Wässern mit doppeltkohlensaurem Kalke bewegte sich 
das Resultat meistens um die Grenze. Die Magnesia wurde 
bei stark kalkhaltigen Wässern aus dolomitischem Gestein 
nur qualitativ nachgewiesen. 

Im Ganzen machten sich 26 genaue Kalkbestimmungen 
nöthig. In einem Falle wurden ausser 63,17 Kalk (mit 
Schwefelsäure als 138,70 Gyps) noch 27,0 Magnesia gefun- 
den, ausserdem 227,20 Chlor, zusammen ein Gesammtrück- 
stand von 450,0 in 100000; eine prächtige Mineralquelle, 
die übrigens nicht benutzt wird. Von den 1584 Wässern 
waren 390 — 24,62), kalkfrei. 


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SER, v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiniugen. 5 


3) Schwefelsäure. 
Grenze 0,2 — 6,3 im 100000. 


Die Bestimmung geschieht gleichfalls durch optische Ver- 
gleichung wie beim Kalk, doch musste auch hier die genaue 
Feststellung durch Ausfällen mit Chlorbaryum öfters vorgenom- 
men werden und zwar in gypshaltigen und Glaubersalz und 


Bittersalz führenden Wässern. Die letzteren stammten mei- 
'stens aus der Gegend von Friedrichshall, bekannt durch das 


von dort exportirte Bitterwasser. Die Menge der Schwefel- 
säure stieg bis über 60,0 auf 100000. Das Controlwasser 
zur Bestimmung des Maximalgehaltes bereitet man durch 
Auflösen von 1,37 g. schwefelsauren Kalis = 0,63 Schwefel- 
säure in 1 Liter reinen Wassers und Verdünnen von 100 0.C. 
hiervon auf wiederum 1 Liter. Dieses enthält darnach 0,137 
schwefelsaures Kali oder 0,063 Schwefelsäure, welches Ver- 
hältniss dem von 6,3 in 100000 entspricht. Sollen Gehalte 
zwischen 0,2 und 6,3 genauer erkannt werden, so nimmt man 
beispielsweise für 0,63 Schwefelsäure in 100000 Thln. statt 
100 C.C, schwefelsaurer Kalilösung nur 10 0.C. und für den 


Gehalt von 0,2 nur 3,2 C.C. und bringt diese mit reinem 


Wasser auf 1 Liter u.s.f._ Von den 1584 Wässern waren 
784 — 49,49), frei von Schwefelsäure; mit 22 wurden 
genaue Bestimmungen vorgenonimen. 


4) Chlor. 
Grenze 0,2 — 0,8 in 100000. 


Die optische Prüfung ist beim Chlor wohl am leichtesten 
und sichersten, da man durch das Auftreten eines schwachen 
Opalisirens, einer milchigen Trübung bei Durchsichtigkeit bis 
zur Undurchsichtigkeit und schliesslich durch das Erscheinen 
eines mehr oder weniger starken Niederschlages leicht erkennt- 


- liehe Abstufungen beobachten kann. Stellt sich übrigens ein 


stärkerer Chlorgehalt heraus, so hat man in der Titrirmethode 


ein expedites Mittel, in kurzer Zeit eine ganze Reihe genauer 
Bestimmungen zu machen. 


6 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 


Zur Vergleichsprüfung wird das Controlwasser bereitet 
durch Auflösen von 1,32 g. zerriebenen und getrockneten 
Kochsalzes = 0,8 Chlor in 1 Liter Wasser und Verdünnen 
von 100 C.C. dieser Lösung auf wiederum 1 Liter. Dieses 
enthält 0,132 Chlornatrium oder 0,08 Chlor, entsprechend dem 
Verhältnisse von 8,0 : 100000. Es werden hiervon wiederum 
100 C.C. auf 1 Liter verdünnt und dadurch erhält man ein 
Controlwasser, in welchem das Verhältniss von 0,8 : 100000 
waltet. Nimmt man bei der letzten Verdünnung statt 100 C.C. 
nur 25, 50 oder 75, so resultiren noch 3 Controlwässer mit 
den Verhältnissen von 0,2—.0,4 und 0,6 : 100000. Bei der 
ersten Verdünnung kann man auch statt 100 nur 100.0. 
der Flüssigkeit nehmen und diese auf 1 Liter stellen, um 
gleich das richtige Verhältniss zu erzielen; doch ist das letzte 
Verfahren wohl sicherer und genauer. 

Behufs Bestimmung des Chlorgehaltes durch Titriren 
stellt man sich, wie das aus jedem Werke über Maassanalyse 
näher zu ersehen ist, eine !/,, Normal-Silberlösung dar und 
titrirt mit dieser aus einer in zehntel Cubikcentimeter getheil- 
ten Bürette das Wasser, welches mit einigen Tropfen einer 
Lösung von einfach chromsauren Kali versetzt war. Sobald 
die Flüssigkeit einen röthlichen Schein angenommen hat, liest 
man die verbrauchte Menge Höllensteinlösung ab, aus der 
sich der Chlorgehalt leicht ergiebt. Schon ein einziger Tro- 
pfen bewirkt an der Grenze deutlich und scharf das Auftre- 
ten der röthlichen Färbung, Von den verbrauchten C.C. 
bringt man 1 C.C. in Abzug, da dieser nach Mohr’s Versu- 
chen constant mehr erfordert wird als der vorhandene Chlor- 
gehalt eigentlich verlangt. 

Aus den titrirten Flüssigkeiten scheidet man durch Salz- 
säure Chlorsilber aus und sammelt es behufs späterer Reduc- 
tion. (Bei der vorliegenden Arbeit wurden gegen 40 g. reines 
Silber erzielt und zwar durch Reduction des Chlorsilbers mittels 
Zink und Salmiakgeist, in dem etwa ?/,; des Chlorsilbers ge- 
löst, das letzte Drittel aber nicht mehr löslich war.) Von 
den 1584 Wässern waren 411 = 25,31%, chlorfrei; 205 
mussten titrirt werden, 


Ren 
DR 


UA y. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 7 


5) Salpetersäure und salpetrige Säure, 
Grenze 0,4 in 100000. 


Die Bestimmung dieser beiden Säuren ist von grosser 
Wichtigkeit; die annähernd richtige quantitative Feststellung 
durch optische Vergleichung hat ihre Schwierigkeiten. Quali- 
 tativ sind sie leicht nachzuweisen. 

Für Salpetersäure dient die Prüfung mit einer gesättig- 
ten Brucinlösung — 2 Tropfen davon auf 1 Tropfen Wasser 
— und tropfenweises Zufügen von reiner, farbloser, salpeter- 
säurefreier Schwefelsäure. Salpetrige Säure erkennt man 
leicht durch Versetzen einer Probe Wasser mit etwas Schwe- 
felsäure und Jodkalium- oder Jodzinkstärkekleister. Es wur- 
den oft die eine, oft die andere Säure, manchmal auch beide 
Säuren neben einander gefunden. Da die Brucinreaction 
ebensowohl für die salpetrige Säure als für Salpetersäure 
gilt, so thut man doch wohl, selbst wenn die erstere viel- 
leicht auch nicht bedenklicher sein sollte, beide Reactionen 
anzustellen. 

In der Erscheinung dass die Brucinreaction je nach 
dem grösseren oder geringeren Gehalte obiger Säuren nach 
Zusatz einer geringeren oder grösseren Anzahl Tropfen von 
Schwefelsäure auftritt, hat man ein Mittel, die Menge der 
Salpetersäure annähernd zu bestimmen. Zeigt sich die Rosa- 
färbung auf Zusatz von schon 1 Tropfen Schwefelsäure, so 
ist der Gehalt nach Reichardt bedeutend, etwa 20 — 40 auf 
100000, zeigt sie sich noch nicht beim 5. Tropfen, so ist we- 
niger als 2 bis 3 vorhanden und stellt sie sich erst beim 
elften, zwölften u. s. w. Tropfen ein, so kann man annehmen, 
dass wenigstens nicht viel mehr als 0,4 Salpetersäure in 
100000 Wasser zugegen ist. Dieses Verfahren giebt in vie- 
len Fällen befriedigende Resultate, um so mehr ausreichend, 
.da eine absolut genaue Bestimmung jener Säure wegen des 
leichten Wechsels im Gehalte, namentlich der Pumpbrunnen, 
überflüssig erscheinen möchte. Es genügt in den meisten 
Fällen zu constatiren, ob oder dass zuviel Salpetersäure vor- 
handen ist, und bleibt es dann gleichgültig, ob die Menge 


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8 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d, Herzogth. Meiningen. 


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2, 3,4 u. s. w. auf 100000 beträgt, wenn so wie so das Was- 
ser als unbrauchbar verworfen werden muss. Die Anwen- 
dung einer salpetersäurefreien Schwefelsäure ist unbedingtes 
Erforderniss und wenn eine solche oft auch schwer zu haben 
ist, so ist es mir doch gelungen, sie zu acquiriren. Will 
man dagegen den Gehalt der Salpetersäure genau bestimmen, 
so ist das von Reichardt empfohlene Verfahren: Eindampfen 
mit Baryt, Auslaugen des Rückstandes, Behandeln und Destil- 
liren mit Aetzkali, Zinkfeile und Alkohol, Auffangen des ge- 
bildeten und entwickelten Ammoniaks in einer bestimmten 
Menge Normalschwefelsäure, Titriren mit Barytwasser und 
Berechnung auf Salpetersäure (in der oben eitirten Schrift 
genau beschrieben) das empfehlenswertheste. Für umfang- 
reiche Untersuchungen ist die Methode jedoch nicht durch- 
führbar, kann ja aber immer noch in besondern Fällen ange- 
wandt werden. 

Als ein Mittelweg zwischen den beiden angegebenen 
Verfahren kam mir erwünscht die Methode von E. Hoff- 
mann (die Salpetersäurebestimmung in Wässern. Archd. Pharm. 
1875. 6, 513.) Dieselbe beruht auf dem Titriren mit einer 
schwachen Indigolösung unter Zusatz von concentr. Schwefel- 
säure. Ohne weiter auf die an gedachtem Orte näher 
beschriebenen Operationen einzugehen, kann ich nicht umhin 
zu bemerken, dass diese Methode gewisse Mängel hat. Man 
erhält bei wiederholter Untersuchung eines und desselben 
Wassers leicht differente Resultate, zumal wenn man nicht 
das einemal wie das anderemal mit gleicher Geschwindigkeit 
operirt. Mehrfach kam es vor, dass beim Mischen des Was- 
sers mit der Schwefelsäure ein intensiver Geruch nach salpe- 
triger Säure auftrat, welche durch die Hitze aus der Mischung 
ausgetrieben wurde, noch ehe man Indigolösung zufliessen 
lassen konnte. Das so verflüchtigte Gas kann natürlich nicht 
mehr entfärbend wirken. Solche Fälle betrafen allerdings nur 
Wässer, welche überreich an Salpeter- oder salpetriger Säure 
waren; man muss das zu untersuchende Wasser vorher mit 
einer bestimmten Menge reinen Wassers verdünnen, um dem 
Uebel vorzubeugen. Jedenfalls hat man möglichst rasch und 


A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 9 


genau zu verfahren und thut wohl, wenigstens 2 oder 3 Be- 
stimmungen zu machen. Durch Uebung bringt man es aller- 
dings zu Resultaten, mit denen man um so eher zufrieden 
sein kann, als ein kleiner Fehler ohne Bedeutung ist. Da 
Salpetersäure und salpetrige Säure hier ebenso wie bei der 
Brucin -Reaction ebenmässig wirken, so kann die Bestimmung 


ja doch nicht in allen Fällen genau ausfallen. 


Bemerkt sei, dass die Indigolösung ab und zu auf ihren i 
richtigen Gehalt geprüft und gestellt werden muss, da sie sich 
mit der Zeit verändert, Das Controlwasser, wenn auch nach 
dem oben Gesagten eigentlich überflüssig, lässt sich darstellen 
durch Auflösen von 0,74 g. Salpeter = 0,40 Salpetersäure 
in 1 Liter Wasser, Verdünnen von 100 0.C. hiervon mit 
900 ©.C. Wasser und nochmaliges gleiches Verdünnen dieser 
letzten Flüssigkeit. Man hat dann schliesslich im Liter 
0,0074 Salpeter = 0,0040 Salpetersäure, entsprechend dem 

Verhältnisse von 0,4: 100000. Wie oben, so thut man auch 
hier, wie bei den folgenden Controlflüssigkeiten der grösseren 
Genauigkeit wegen gut, zweimal mit 100 C.C. anstatt mit 
10 ©.C. die Verdünnung vorzunehmen. 

Von den 1584 Wässern wurden 99 titrirt, 516 — 
32,57), zeigten sich frei von den Säuren. Für die salpe- 
trige Säure hat man ferner in den verschiedenen Nüancen 
der Jodstärkereaction die Möglichkeit, den Gehalt annähernd 
zu bestimmen. Man bereitet das Controlwasser aus 0,89 g. 
salpetrigsaurem Kali — 0,40 salpetriger Säure, wenn diese 
Zahl die Grenze bezeichnen soll und nicht 0,28, welches 
Quantum 0,4 Salpetersäure entspricht und nur 0,623 salpe- 
 trigsauren Kali gleichkommt, gelöst in 1 Liter Wasser und 


'  zweimaliges Verdünnen wie oben. Die zweite Verdünnung 


enthält dann im Liter 0,0089 salpetrigsaures Kali — 0,004 
salpetriger Säure, was mit dem Verhältnisse von 0,4 : 100000 
correspondirt. Die Reaction ist sehr scharf; bei einem Ge- 
halte von 0,4 erscheint sie blass rosa bis hellviolettroth, bei 
1,0 sofort hellviolett, bei 2,0 violettroth, bei 4,0 dunkelblau- 
violett, von oben besehen fast schwarz und die Flüssigkeit 
erscheint nach dem Absetzen eben durchsichtig. Bei stärke- 


ar 
10 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. & 
rem Gehalte wird sie immer intensiver, so dass man Ver- 
gleiche nicht mehr ziehen kann; bei 20, 30, 40 z. B. intensiv 
chocoladenbraun, von oben schwarz, nach dem Absetzen 
undurchsichtig; der Niederschlag erscheint schwarz, beim Zer- 
reiben schwarz violett. 


6) Ammoniak. 


Grenze entsprechend 0,4 Salpetersäure = 0,125 in 100000. 


Wenn man für Salpetersäure und salpetrige Grenzen 
feststellt, so muss man für Ammoniak dasselbe thun; es ist 
nicht jedes Ammoniak-haltige Wasser zu verwerfen, ebenso 
wenig wie man auch nicht jedes salpetersäurehaltige ver- 
dammt. Wie ich in einer späteren Arbeit, für welche meine 
Untersuchungen noch nicht geschlossen sind, zeigen werde, 
geht unter gewissen Umständen die Salpetersäure in salpe- 
trige Säure und in Ammoniak über. Alle drei Körper stehen 
also in einem bestimmten Zusammenhange; desshalb nehme 
ich überhaupt eine Grenze für Ammoniak und zwar 0,125 : 
100000 an. Der Stickstoffgehalt von 0,125 entspricht dem 
von 0,4 Salpetersäure. 

Das Controlwasser wird durch Auflösen von 0,39 g. Sal- 
miak — 0,125 Ammon in 1 Liter Wasser und zweimaliges 
Verdünnen wie oben gewonnen. Das Liter der letzten Ver- 
dünnung enthält alsdann 0,0039 Salmiak — 0,00125 Ammo- 
niak, was wiederum dem Verhältnisse von 0,125 : 100000 
entspricht. 


Die Reaction mit Nessler'schem Reagens ist ausseror- 
dentlich scharf. Man erkennt 100 Th. in 100000 Wasser 
an einem orangerothen, käsigen, sofort sich absetzenden Nie- 
derschlage, 10 Th. an der orangerothen, trüben, undurchsich- 
tigen und 1 Th. an der gelbbräunlichen, von oben gesehen 
orangerothen Flüssigkeit. Bei 0,1 ist die Farbe weingelb, 
von oben hell orange und bei 0,01 sehr blass gelb, von oben 
deutlicher, hell citronengelb. Man ist demnach im Stande, 
selbst 40000000 Ammoniak zu erkennen. Hiermit ist denn 


aber auch so ziemlich die äusserste Erkennungsgrenze gege- 
\ 


geben. Bei noch stärkerer Verdünnung kann man Ammoniak 
nicht wohl mit Sicherheit nachweisen. Der Gehalt von 0,125 
giebt also eine weingelbe, von oben deutlich orange Flüssig- 
keit. Bei Vergleichen hat man genau darauf zu achten, 
dass die verschiedenen Flüssigkeiten in gleich weiten Rea- 
gensceylindern und in gleicher Höhe sich befinden. 


Von den 714 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 


590 frei davon, 124 enthielten meistens nur Spuren. 


Nachdem in dem bisher Gesagten das Untersuchungsver- 
fahren beschrieben ist, erübrigte noch, die speciellen Resultate 
anzugeben. Da dieselben aber von zu wenig allgemeinem 
Interesse sind, so unterbleibt die tabellarische Uebersicht an 
diesem Orte. Die nachfolgenden summarischen Angaben 
möchten wohl genügen und aus ihnen erhellt, dass die Trink- 
wässer im Herzogthume Meiningen grösstentheils gut sind, 
was besonders dem Umstande zu verdanken ist, dass die 
Laufbrunnen vorherrschend sind. Leider können über das 
Verhältniss dieser zu den Pump- und Schöpfbrunnen genaue 
Angaben nicht gemacht werden, da die Ortsvorstände trotz 
Vorschrift nicht immer genaue Angaben über diesen Punkt 
gemacht haben. 


Soweit meine Beobachtungen an dem Wasser von Lauf- 
brunnen gehen, unterliegt dieses je nach den verschiedenen 
Jahreszeiten u. s. w. nur sehr unwesentlichen Schwankungen 
im Gehalte an organischen Substanzen und Salzen. Salpe- 
tersäure fand sich, wenn überhaupt, nur in minimalen Men- 
gen. Pumpbrunnen- Wasser dagegen enthielt meistens 
grössere, ja stellenweise sehr grosse Quantitäten, eine weitere - 
Bestätigung für die andrer Orten gemachten Erfahrungen. 
Bei Laufbrunnen muss man, wenn mehrere Leitungen von 
einem und demselben Wasser existiren, jede Leitung unter- 
suchen, um so mehr wenn sie von Holz gefertigt sind; das 
Resultat unterliegt häufig geringen Schwankungen im Gehalte 
an organischen Stoffen. 


Die sämmtlichen Wässer vertheilen sich auf die 4 Kreise 
des Herzogthums in folgender Weise: 


12 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 


I. Kreis Meiningen. 


Die Untersuchung ergab: 
Wässer ohne Kalk 


mit Kalk 

ohne Schwefelsäure 

mit Schwefelsäure 

ohne Chlor 

mit Chlor 

ohne salpetrige oder 
Salpetersäure 

mit denselben 

davon mit salpetri- 
ger Säure 

mit organ. Substanz 

bis 1,00 

- - - 5,00 
- - - 10,00 
- - über 10,00 

ganz frei von mineral, 
Bestandtheilen 


33 
251 


| 


168 


116 
76 


208 = 


138 
146 


61 
27 
212 
33 
12 


2 


11,61 


88,39 
59,15 
40,85 
26,76 
73,24 


48,59 
51,41 


21,47 
9,47 
74,66 
11,61 
4,26 


0,70 


125 Orte mit 284 Brunnen, 


Von 91 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 78 


frei davon. 


II. Kreis Hildburghausen. 


Brunnen. 


Die Untersuchung ergab: 
Wässer ohne Kalk 


mit Kalk 

ohne Schwefelsäure 

mit Schwefelsäure 

ohne Chlor 

mit Chlor 

ohne salpetrige oder 
Salpetersäure 

mit denselben 

davon mit salpetri- 
ger Säure 


126 Orte mit 429 
88. — 20,51. 0),: 
sar.=— AA 
1957 == 45,45” 
234 51.552 
69 —= 16,08 - 
360 —= 83,92 - 
134, 731,237- 
295 — 68,77 - 
1H—=. 17,0, 


Br A. v. Tiösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 13 


Wässer ohne Ammoniak 332 119030: 
- mit Ammoniak 90: == 20,91 - 

- - organ. Substanz 
bis 1,00 49 — 11,42 - 


- - - - 5,00 326 —= 76,00 - 
- - - - 10,00 44 — 10,25 - 
- - - über 10,00 10 = 2,33 - 
E -  ganzfrei von mineral. 
Bestandtheilen 38: =, 6,02 


III. Kreis Sonneberg. 75 Orte mit 364 Brunnen. 
Die Untersuchung ergab: 
Wässer ohne Kalk 180 — 49,45 '),. 
- mit Kalk 184 — 50,55 - 
- ohne Schwefelsäure 232 63,71 - 
- mit Schwefelsäure 132 — 36,29 - 


| 


- ohne Chlor a ee pn 

- mit Chlor 183.— 30,28 - 
- ohne salpetrige oder 

Salpetersäure 154 — 42,30 - 

- mit denselben 210.—=:51,10,- 
davon mit salpetri- 

ger Säure 102 — 29,39% 


- mit organ. Substanz 
bis 1,00: 23 = 6,58 - 
- - - - 5,00 256 — 70,09 
ee 4540,00 6517,85 
- - - über 10,00 20 = 5,48 - 
- ganz frei von mineral. 
Bestandtheilen 62, — 14,03. - 
| Von 56 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 50 
frei davon. 


IV. Kreis Saalfeld. 135 Orte mit 507 Brunnen. 
Die Untersuchung ergab: 

Wässer ohne Kalk 89 

- mit Kalk 418 

- ohne Schwefelsäure 189 


82,44 - 
37,20 - 


I 


rn ’ 

a 

 ;. 
m 
= 


14 A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 


Wässer mit Schwefelsäure 318 


ohne Chlor 85 
mit Chlor 422 
ohne salpetrige oder 
Salpetersäure 90 
mit denselben 417 
davon mit salpetri- 
ger Säure 214 
mit organ. Substanz 
bis 1,00 35 
- - - 5,00 340 
- - - 10,00 102 
-  - über 10,00 27 
ganz frei von mineral. 
Bestandtheilen 9 


62,80 
16,76 
83,24 


17,75 
82,25 


42,20 
6,95 
67,02 
20,71 
5,32 


1,77 


%o- 


Von 140 auf Ammoniak geprüften Wässern waren 120 


frei davon. 


V. Ganzes Herzogthum. 461 Orte mit 1584 


Brunnen. 


Die Untersuchung ergab: 


Wässer ohne Kalk 390 
- mit Kalk 1194 
- ohne Schwefelsäure 784 
- mit - 800 
- ohne Chlor 411 
- mit Chlor 1173 
- ohne salpetrige oder 

Salpetersäure 516 
- mit denselben 1068 
- davon mit salpetri- 

ger. Säure 458 


mit organ. Substanz 

bis 1,00 134 
3%. 301 NO 
ET 
- = über 10,00 69 


— 24,62 9. 


75,38 
49,49 
50,51 
25,31 
74,69 


32,57 


67,43 
28,29 


8,45 
71,61 
15,59 

4,35 


A. v. Lösecke, Untersuch. d. Brunnenwässer d. Herzogth. Meiningen. 15 


Wässer ganz frei von mineral. 
Bestandtheilen 308. 26,36 9. 
Von 714 auf Ammoniak geprüften Wässern war 590 
— 82,63 %, frei davon. 
Auf Grund der Untersuchungsresultate wurden folgende 
 Prädicate ertheilt: 
1) vorzüglich, recht gut, gut 1122 mal — 80,93 %,. 
2) eben und kaum brauchbar 343 mal — 11,56 9. 
3) schlecht oder sehr schlecht 119mal = 7,51. 
Auf die 16 Bezirke vertheilen sich die guten (1) und 
_ die schlechten (3) Wässer wie nachstehend angegeben: 
1. Bezirk Meiningen: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
103 — 90,11%, gute und 3 — 2,64 °/, schlechte. 
2. Bezirk Wasungen: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
54 — 93,32), gute und 1 = 1,72, schlechte. 
3. Bezirk Salzungen: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
94 — 83,25 %/, gute und 10 = 8,82 °/, schlechte. 
4. Bezirk Hildburghausen: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
97 — 82,11%, gute und 3 —= 2,54 °/, schlechte. 
5. Bezirk Römhild: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen vor- 
.  wiegend. 
11 = 21,18°/), gute und 7 — 13,57 °, schlechte. 
6. Bezirk Themar: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
42 = 80,95 °/, gute und 2 = 3,80 %, schlechte. 
7. Bezirk Heldburg: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen 
vorwiegend. 
49 — 40,84), gute und 6 = 5,00 °/, schlechte. 
8. Bezirk Eisfeld: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
73 — 83,88), gute und 1 — 1,14 °/, schlechte. 
9. Bezirk Sonneberg: Laufbrunnen vorwiegend. 
166 — 73,76 °/, gute und 6 — 2,77 °/, schlechte. 
10. Bezirk Schalkau: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
74 — 87,06 °/, gute und 2 = 2,35°/, schlechte. 
11. Bezirk Steinach: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
51 — 91,80 %/, gute und 1 = 1,80 °), schlechte. 
.12. Bezirk Saalfeld: Laufbrunnen vorwiegend. 
72 — 51,03 °/, gute und 18 — 12,59 %/, schlechte, 


SE 
16 B. Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl, üb. Aräometer,. 
13. Bezirk Gräfenthal: Laufbrunnen stark vorwiegend. 
99 —= 88,41%, gute und 3 — 6,67), schlechte. 

14. Bezirk Pössneck: Laufbrunnen vorwiegend. 

23 — 69,70%, gute und 4 — 12,12%, schlechte. 

15. Bezirk Kranichfeld: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen 
vorwiegend. 4 

21 = 65,63 °/, gute und 4 —= 12,50%, schlechte, 

16. Bezirk Camburg: Pump-, Schöpf- und Ziehbrunnen 
vorwiegend. 

93 — 51,75 °/), gute und 48 — 25,66 °, schlechte. 

Die Untersuchung hat ergeben, dass gute Wässer und 
Laufbrunnen ebenso in geradem Verhältnisse stehen als 
schlechte und Pump-, Schöpf- oder Ziehbrunnen und ferner 
wie nothwendig es ist, derartige Anlagen, wenn sie nicht 
besser durch Laufbrunnen ersetzt. werden können, mit grösse- 
rer Sorgfalt herzurichten. 

Dem glücklichen Umstande aber, dass eine verhältniss- 
mässig so grosse Anzahl von Trinkwässern des Herzogthums 
Meiningen von guter, ja häufig von ausgezeichneter Beschaf- 
fenheit ist, habe ich die rasche Erledigung vorliegender Ar- 
beit, der ich selbstverständlich nicht meine ganze Zeit wid- 
men konnte, zu verdanken, ausserdem aber auch der freund- 
lichen Unterstützung meines dermaligen Gehülfen, Herrn Albert 
Link, dem ich hiermit Öffentlich nochmals meinen Dank aus- 
spreche. 


Erwiderung auf die Werner’sche Abhandlung über 
Aräometer. 


Von Dr. B. Hirsch, Apotheker zu Frankfurt a/M. 


Im diesjährige Februarheft des Archivs findet sich 
S. 137 — 145 unter dem Titel: „Bemerkungen zu: B, Hirsch, 
über die gebräuchlichen Akne und ein neues Normalaräo- 
meter“ ein Aufsatz des Herrn Collegen Werner in Breslau, 
der mich zu einigen Gegenbemerkungen nöthigt, wobei ich 


\ 


EB: Hirsch , Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer. 17 


mit Absicht und Bewusstsein alles das unberührt lasse, was 
mir als untergeordnet oder nebensächlich erscheint. 
Zunächst muss ich in Abrede stellen, nur den engen 
Kreis von Flüssigkeiten, deren Prüfung durch das specifische 
Gewicht bei Apotheken- Revisionen die Ph. Germ. verlangt 
(8. 137 des Werner’schen Aufsatzes), im Auge gehabt zu ha- 
‘ben; das beweist meine oben genannte Abhandlung zur Genüge. 
Sodann muss ich bemerken, dass Herr Werner nach seiner 
_ eigenen Mittheilung ($. 145) das sog. Normalaräometer „noch 
nicht unter den Händen gehabt hat“, dass dagegen ich die 
seinerseits in den Vordergrund gestellte Westphal’sche Waage 
nicht erst seit 2, sondern seit mehr als 4 Jahren, und zwar 
_ zu sehr zahlreichen Bestimmungen benutzt habe, also hin- 
_ reichend mit ihr vertraut bin. 
2 Das Reinigen und Austrocknen des Cylinders (8. 137) 
_ ist im Allgemeinen freilich etwas schwierig und zeitrau- 
 bend; desshalb ist eben für das Normalaräometer eine Form 
gewählt, welche das Reinigen und Austrocknen sehr erleich- 
tert und abkürzt, und das hätte Herr Werner nicht ignoriren 
_ sollen. Wem das Austrocknen doch zu mühsam und zeitrau- 
5 bend ist, verfahre bei Revisionen etwa nach der in meiner 
Prüfung der Arzneimittel, II. Aufl. 5. 17/18 vorgeschlagenen 
_ Reihenfolge; er braucht dann nur 4 (nicht 2) völlig trockne 
 Cylinder, nemlich für Schwefelsäure, Aether, Chloroform und 
Glycerin, 
Würde der Punkt, bis zu welchem die Einsenkung statt- 
finden muss (S. 140), markirt sein, so würden fehlerhafte 
Bestimmungen, wie ich sie gerade in Folge der mangelnden 
 Markirung genugsam zu beobachten Gelegenheit hatte, mit 
 Wahrscheinlichkeit seltener sein oder ganz in Wegfall kom- 
= men. Wie aber eine gute Pharmacopöe bei ihren Vorschriften 
zur Darstellung und Prüfung der Präparate darauf bedacht 
_ sein soll, dass auch der minder Gesch..“te und minder 
Unterrichtete damit zu guten und unzweifelhaften Resultaten 
'gelange, so kann man auch von dem, der mit dem Anspruche 
eigenen Verständnisses wissenschaftliche Instrumente für den 
Gebrauch in weiteren Kreisen herstellt, eine gleiche Rücksicht 
Arch. d. Pharm. XI. Bäs. 1. Heft, 2 


18 B. Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer. ”e 


Be, Fr 
3 IT! 
Ma ac 


verlangen, ganz abgesehen davon, dass dadurch sein eigenes 
Interesse gefördert wird. — Das Wittstock’sche und das 
Normal- Aräometer lassen die Marke auch bei Wägung ganz 
dunkler und undurchsichtiger Flüssigkeiten völlig deutlich 
erkennen. 

Bei den Punkten 6 und 7 (S. 140/1) verlässt sich Herr 
Werner viel zu sehr auf den Mechaniker. Nicht dieser oder 
irgend eine „verlassbare Handlung“, sondern der Apotheker 
selbst hat für die Richtigkeit seiner Instrumente und der 
damit ausgeführten Wägungen einzustehen, und er kann sich 
nicht damit entschuldigen, dass Fehler „wenn sie vorkom- 
men, ihren Grund in der Unachtsamkeit des Arbeiters“ haben. 
Ich lege gerade darauf ein sehr grosses Gewicht, dass das 
Normalaräometer binnen sehr kurzer Zeit und ohne alle ande- 
ren Hülfsmittel, als eine mässig empfindliche Recepturwaage 
und ein wenig destillirtes Wasser, nach allen Richtun- 
gen hin auf seine Genauigkeit und Empfindlichkeit mit 
unzweifelhaftem Resultat zu prüfen ist. Was Herr 
Werner S. 144 über die Prüfung der Spindeln sagt, wider- 
spricht dem wirklichen Sachverhalt, wie ich ihn angegeben 
habe und wie ihn ein Jeder constatiren kann. 

Herr Werner begnügt sich damit zum Zweck der Prüfung 
den an der Waage ordnungsmässig aufgehängten Senkkörper 
in destillirtes Wasser von 15° C. zu tauchen, den schwersten 
Reiter anzuhängen und zu sehen, ob dann der Balken hori- 
zontal steht; thut er das, „so ist das Instrument gut.“ Ich 
möchte dieses Urtheil so rasch nicht unterschreiben; es han- 
delt sich dazu meines Erachtens zuvor noch um Beantwortung 
folgender Fragen: 

1) Sind die beiden schwersten Reitergewichte (2 sind ja 
immer erforderlich) wirklich gleich schwer? 

2) wiegen die beiden kleineren genau !/,,, bezüglich "/;oo 
des richtig befundenen schwersten Gewichtes? 

3) sitzen die Reiter in den Einschnitten des Balkens 
überhaupt richtig und rechtwinklig zu dessen Längsaxe? 

4) sind die Einschnitte des Balkens genau an der richti- 
gen Stelle angebracht? 

I 


IB, Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer. 19 


Die Fragen 1 und 2 lassen sich mit Hülfe einer guten 
| analytischen Waage beantworten; so ergab eine mit meinen 
Reitergewichten im Mai vor. Jahres vorgenommene Prüfung 
für das schwerste 6,9865, für dessen zweites Exemplar 6,986, 
für das mittlere 0,6982, für das leichteste 0,0692. Eine feine 
‚oder extrafeine Receptur- oder Hand- Waage nebst gewöhn- 
lichen Präcisionsgewichten reicht für solche Bestimmung offen- 
bar nicht aus. 

Die Fragen 3 und 4 sind bei der Mohr’schen Waage 

“noch ziemlich leicht auf indirectem Wege zu lösen. Man 
verschafft sich zu einem genauen Gewichtssatz ein passendes 

 Reitergewicht, hängt dieses nacheinander in die Einschnitte 
1, 2, 3—10 des Balkens, während man die an dem andern 
Ende des Balkens befindliche Waagschaale mit den entspre- 
chenden Gewichten belastet, und sieht zu, ob in jedem einzel- 
nen Falle die Zunge genau einspielt. — Bei der Westphal’- 
schen Waage ist diese Art der Prüfung nicht ausführbar, 
weil die Waagschaale durch einen Metallkloben ersetzt ist, 
‘der nicht wie jene belastet werden kann; es bleibt für sie 
also nur die nicht so leicht und sicher auszuführende Prüfung 
auf mechanischem Wege übrig. 

Es ist in weiten Kreisen bekannt, dass Herr Westphal sehr 
vorzüglich gearbeitete Waagen liefert, und in specie kann ich 
bestätigen, dass die Resultate meiner direct von ihm bezoge- 
nen Waage zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von 

_ Flüssigkeiten sehr gut mit denen des Normal- Aräometers 
_ übereinstimmen; gleichwohl muss ich meine im vorigen August- 
‚heft ausgesprochene Ansicht in allen Punkten aufrecht erhal- 
ten. Die genaue Prüfung der Waage ist eine schwierige, 
zeitraubende, ohne analytische Waage nicht auszuführende 
Arbeit. Ihre Empfindlichkeit ist für pharmaceutische Zwecke 
jedenfalls ausreichend; was aber College Werner (S8. 143) 
darüber sagt: „die Empfindlichkeit ist so gross, dass wenn 
sie (die Waage) mit Weingeist eingestellt ist, und der Cy- 

_ linder mit der warmen Hand umfasst wird, der Senkkörper 
nach 8—10 Sekunden merklich in die Höhe steigt“, kann 
' nur auf einer fehlerhaften Beobachtung oder einem lapsus calami 


EIER 
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d) rm 
20 B. Hirsch, Erwiderung auf d. Werner’sche Abhandl. üb. Aräometer, 


beruhen, denn nach bekannten Gesetzen kann der Senkkörper 
zufolge Erwärmung der Flüssigkeit in derselben nur sinken, 


nicht in die Höhe steigen. Dass bei dem sehr kleinen 
Volumen des Senkkörpers (der meinige hat noch nicht ganz 


7 Cm.) Beobachtungsfehler, wie sie z. B. sehr leicht durch 
Berührung mit blosser, ein wenig fettiger Hand entstehen 
können, im Verhältniss zu den Spindeln des Normalaräome- 
ters (die ein Volumen von 40 Cm. besitzen) sehr gross aus- 
fallen müssen, ist einleuchtend, 


Herr Werner fürchtet bei der Wittstock’schen Spindel den 
dünnen Hals (S. 144). Derselbe ist in der That minder zer- 


brechlich, als es auf den ersten Blick scheinen mag, denn er 


besteht nicht aus einem massiven Stab, sondern aus einem 
hohlen Rohr, und hat durch seine Lage zwischen dem her- 
vorstehenden Teller und Körper der Spindel schon einen 
natürlichen Schutz. Mir ist binnen 25 Jahren bei sehr häu- 
figer Benutzung nicht eine einzige solche Spindel zerbrochen. 


Dass ‚die Wittstock’schen Spindeln bei zu grosser oder 
allzu excentrischer Belastung schwanken (8. 144) und sich 
schief stellen, liegt in der Natur der Sache; bei dem Normal- 
aräometer ist auch dem durch Beigabe einer dritten Spindel 
und geeignete Intervalle zwischen denselben vorgebeugt. 


Recht angenehm erscheint es auf den ersten Blick, wenn 
der Senkkörper ein Thermometer enthält (S. 144). Im All- 
gemeinen aber kann man an die Genauigkeit so kleiner 


Thermometer keine grossen Ansprüche machen, und häufig 


ist die Temperatur der Flüssigkeit im oberen Theil des Cy- 
linders von der im unteren recht erheblich verschieden, beson- 
ders wenn sie durch Einsenken in kaltes oder warmes Wasser 
absichtlich verändert wird. Da giebt das Mischen mit dem 
so zweckmässigen, genauen und empfindlichen Zorn’schen 
Thermometer eine viel grössere Sicherheit. Bei Wägung 
vieler Flüssigkeiten nach einander entnimmt sie der Practiker 
möglichst demselben temperirten Raum, und hat dann nur in 
grösseren Pausen zu beobachten, ob die Temperatur gleich 
bleibt oder nicht, 


“ 


Br Lo Fr N 7 
en a ehe R 
ER ar 


E. Schulze, Ventilation. 21 
Mit Recht hebt Herr Werner hervor, dass die, der Ge- 


$ schicklichkeit und Ausdauer des Herrn W. Zorn zu verdan- 


kende Verschmelzung des Emailstäbchens mit Hals und Tel- 
ler des Instrumentes eine wesentliche Verbesserung der Witt- 
stock’schen Spindel ist. 

- Was den Schlusssatz des Herrn Werner (8.145) betrifft, so 


x bin auch ich kein Freund unnöthiger Bevormundung. Warum 
ieh — bisher leider vergeblich — gewünscht habe und noch 


wünsche, dass wenigstens die Revisions- Commissionen zu 
- Ihren Prüfungen Instrumente gebrauchen, welche einen bestimm- 


ten und leicht controllirbaren Grad von Genauigkeit und 
N Empfindlichkeit besitzen, glaube ich in meiner bezüglichen 
Abhandlung hinreichend auseinander gesetzt zu haben; eine 


grosse Anzahl Collegen hat mir darin beigestimmt und Herr 


_ Werner, wie mir scheint, mich nicht widerlegt. Sehr bedauerlich 


habe ich es dagegen gefunden, seinerzeit in meinem Kampfe 
gegen eine andere Bevormundung, um bei diesem Ausdruck 
zu bleiben, nemlich gegen die Einführung grosser Präeisions- 


Waagen und Gewichte in die pharmaceutischen Laboratorien 
_ und Vorrathsräume, bei den Üollegen so wenig Unterstützung 
gefunden zu haben. Besässen wir eine so sehr wünschens- 
 werthe Vertretung bei den Oberbehörden, so wären statt 
dieser Präcisions- Waagen wohl eher und besser Präcisions- 


 Aräometer eingeführt worden. 


Frankfurt a/M. d. 27. März 1877. 


Ueber Ventilation. 
Von Ernst Schulze, Apotheker in Nordhausen. *) 


Die tägliche Erfahrung lehrt, dass-in bewohnten Räumen 


nie die gleiche Reinheit der Luft erzielt werden kann, wie 


im Freien. In ihnen findet durch Respiration und Perspira- 


tion eine Verschlechterung der Luft statt, im Freien dagegen 
. unter Fixirung der gebildeten Kohlensäure durch die Pflanzen, 


a *) Aus einem Vortrage des Vereins für öffentl. Gesundheitspflege in 
Nordhausen. 


23 .E. Schulze, Ventilation, 


und unter Ausscheidung von reinem Sauerstoff eine Reinigung 
derselben statt. Dies schnell auszugleichen, ist Aufgabe 
der Ventilation. Wenn man an diese Ausgleichung herantre- 


ten will, muss man erst Klarheit über die Vermehrung der 


Kohlensäure in den Wohnzimmern haben, und über den 
Normalgehalt derselben in der atmosphärischen Luft. Hierbei 
kann nun das Gefühl nicht allein maassgebend sein. Man 
nennt eine Luft noch rein, welcher man dies Prädikat im 
Vergleich zur Luft im Freien verweigern sollte, und man 
fühlt sich in einer reichlich mit Koblensäure geschwängerten 
Luft noch wohl, und das Gemeingefühl der Behaglichkeit wird 
erst alterirt, wenn die Luft anfängt einen unangenehmen 
Geruch zu zeigen. 

Dennoch kann diesem Eindrucke eine mehr als unbe- 
stimmte Grundlage für die Beurtheilung der sanitären Zuläs- 


sigkeit der Zimmerluft nicht gegeben werden, um so weniger, 


als dieser Eindruck immer nur individuell ist und die Fein- 
heit der Empfindlichkeit wohl vermehrt werden kann, im 


Allgemeinen aber als nicht genügend ausgebildet vorausge- 


setzt werden muss. Um nun ein von den Eigenthümlichkei- 
ten vereinzelter Beobachter unabhängiges Kriterium zu bekom- 
men, war es nothwendig eine Norm für die sanitäre Zulässig- 
keit im chemischen Verhalten der Zimmerluft zu suchen. Man 
wusste den Unterschied festzustellen zwischen einer allge- 
mein als noch gut erkannten Zimmerluft und der beim 
Wechsel einströmenden Atmosphäre, und konnte so in Zahlen 
die Grenzen normiren, innerhalb welcher eine Unreinheit noch 
zu gestatten ist. Die Resultate des Lebensprocesses durch 
Athmung und Ausdünstung sind Kohlensäure, Wasser und 
organische Verunreinigungen. Diese Letzteren entziehen sich 
analytischen Experimenten und man wird vorläufig von ihnen 
absehen müssen. Das Wasser ist auch wenig geeignet als 
ein Maassstab zu dienen. Die Hauttranspiration ist wesent- 
lich verschieden bei den einzelnen Individuen, selbst unter 
denselben Breitengraden. Es sprechen hierbei Körperstärke, 
Temperatur, Gewohnheit der Bewegung, Kleidung und selbst 
Reinlichkeit mit, Die Feuchtigkeit ist noch viel wechselnder 


E. Schulze, Ventilation. 23 


und erleidet plötzliche Sprünge. Ein Zimmer ist von Steinen 
gebaut, welche mit Vorliebe Feuchtigkeit anziehen, endlich 
ist eine Waschküche, eine Garküche oder-eine Bäckerei im 
Hause; der Wind wechselt plötzlich und führt uns eine mit 
Wasserdampf reichlich geschwängerte Atmosphäre zu; alle 
diese Einflüsse sind so überwiegend und ausser Verhältniss 
mit der Feuchtigkeitsentwicklung auf dem Wege der Respi- 
ration und Perspiration, dass letztere nicht in Betracht kommt 
- für die Verschlechterung der Luft, sondern einfach bei Seite 
gelassen werden muss. 

Bei meinen vorjährigen Untersuchungen, die sich vor- 
zugsweise auf Schulzimmer erstreckten, war mir ein unange- 
nehmer Geruch, gesättigt-dumpf, aufgefallen, wie er sich in 
Räumen entwickelt, in denen sich viel Kinder aufhalten. Er 
legt sich belästigend auf die Nase, und die Lunge arbeitet 
bei seinem Eintritt lebhafter, um die dicke Luft los zu werden. 
Durch fortdauernde Athmung wird die Luft widerlich. Petten- 

kofer erklärt dies auf folgende Weise: Es ist denkbar und 
sogar wahrscheinlich, dass manche der bei der Respiration 
und Perspiration entstehenden organischen Dämpfe nur eine 
' sehr geringe Tension haben, dass also die Luft sehr bald für 
sie den vollen Sättigungsgrad erreicht und dem Organismus 
nichts weiter davon abnehmen kann, wenn sie nicht rasch 
gewechselt oder erneuert wird. Das Zurückbleiben, die Anhäu- 
fung dieser Dämpfe im Körper, so gering auch ihre Menge 
' im Körper sein mag, kann ebenso leicht auf gewisse Nerven- 
parthien und durch diese selbst auf den gesammten Stoffwech- 
sel wirken, als sie in die Luft übergegangen auf unsere 
Geruchsnerven wirkt und uns unter Umständen selbst zum 
Erbrechen reizt. 

Die Summe aller dieser Empfindungen hat natürlich gar 
nichts gemein mit der Kohlensäure, letztere hat ein etwas 
priekelnd erfrischendes, wie wir das beim Selterwasser schätzen. 
Es war mir also klar, dass eine bestimmte kleine Menge 
von Kohlensäure nicht an und für sich als die Anforderungen 
an die Reinheit der Luft verletzend betrachtet werden konnte, 
_ sondern dass sie sich nur als ein geeigneter Maassstab dafür 


IM. ET Br 5 FRE RER ER 
ast ie Boca a ES gi Zi x su 
E Schulse, Ventilation. 


1 


sind durch Experimente festgestellt, fallen nicht ins Gewick ht, 7 
und auf Grund dieser Versuche sind auch genaue Berech- % 
nungen gemacht; der Ofen führt die geschaffene Kohlensäure 
durch den Schornstein ins Freie, andere Quellen der Kohle > 
säure sind nicht vorhanden, und vor Allem haben wir ee 
fast immer constanten Bacon; die atmosphärische Luft, de 
Kohlensäuregehalt immer derselbe, 0,4 auf 1000 Theile, Pr 
Brennende Gasflammen u. s. w. vermehren allerdings Er 
Kohlensäure, aber die erzeugten Mengen sind so ber 3 
dass wohl die Calculation etwas umständlicher wird, das Re- 
sultat aber durchaus nicht getrübt werden kann. 
Unser berühmter Forscher in München, der Professor = 
Pettenkofer, hat „Ueber den Luftwechsel in Wohngebäuden“ 
mit ausserordentlicher Gründlichkeit und Ausdauer gearbeitet 
und als Resultat seiner Forschungen hat er den Grundsatz 
aufgestellt, dass jede Luft als schlecht und für einen bestän- 
digen Aufenthalt als untauglich zu erklären sei, welche in 


7 


ie 
t 


Folge der Respiration der Bewohner mehr als 1 p. M. Koh- 
lensäure enthält, und dass eine gute Zimmerluft, in welcher a 
der Mensch erfahrungsgemäss auf längere Zeit sich behag- 
lich und wohl fühlen kann, keinen höheren Kohlensäuregehalt = 
als 0,7 p.M. haben darf. Eine Vermehrung des Kohlen 
säuregehalts durch die Erleuchtung lässt er um 1 p.M. zu. ei 
Der constante Gehalt der Kohlensäure im Freien beträgt 04 

auf 1 M., der in den Corridoren, Häusern, und Höfen ist von ne 
Pettenkofer meistens zu 0,5 p. M. befunden worden. r = 


Diese Zahlen habe ich bestätigt gefunden und meinen. ya 
Arbeiten zu Grunde gelegt. Die stündliche Koh 
Abgabe in Wohnzimmern für den Menschen wurde zu 22,6 Li 3 
ter Kohlensäure, in Arbeitsräumen zu 36,3 Liter angenommen. 
Von 13 Jahren abwärts kann man die Hälfte der Kohlen- 


" 
E 
säureproduction rechnen, mit diesen Mittelwerthen lässt sich 4 


Er 


rechnen, ihre Zulässigkeit ergiebt sich aus der Annahme von 
Woltshügel, der sich damit eingehend beschäftigt. Be 


E. Schulze, Ventilation. 25 


Für meine Versuche handelte es sich vorzugsweise um 


 Schulzimmer. Der Magistrat wünscht die Klassen der neu 
erbauten Volksschule mit einer Ventilations-Einrichtung zu 


versehen, die durch die neuesten Experimente als der Voll- 
kommenheit nahe sich erwiesen hat. Unser Baumeister ver- 


fügte über eine kleine Reihe von Apparaten. Zwar ist mir 
_ eine officielle Aufforderung des Magistrats nicht zugegangen, 
aber der Vorsitzende des Vereins für öffentliche Gesundheit 
_ interessirte sich sehr für die ganze Einrichtung der Schule 
_ vom Standpunkte der Hygiene aus und veranlasste mich, die 


- Ventilationsapparate im Verein mit dem städtischen Baumei- 


Bin 


' ster einer möglichst gründlichen Beobachtung zu unterwerfen. 
_ Die Schrift von Wolfshügel, klar, wie sie ist und mit den 
"nöthigen Beispielen für die Berechnung, ist mir dabei ein 
sicherer Führer gewesen. - Pettenkofer rechnet folgender- 
 maassen: Reine Zimmerluft darf nicht mehr wie 0,7 p. %o 
Kohlensäure enthalten; die Aussenluft enthält 0,5 und diese 


darf daher nur eine Zunahme von 0,2 erfahren. Zu jedem 


' Volumen der mit 40 p. M. ausgeathmeten Luft muss daher 


40 


02 


_ treten. Wenn nun ein Mensch per Stunde im Mittel 300 Li- 
ter Luft einathmet, so sind 300 > 200 = 60,000 Liter — 


- 60 ©.-Met. als stündlicher Luftwechsel nöthig. Der wirkliche 


Bedarf stellt sich nach Wolfshügel höher. Der mittlere Koh- 
_ lensäuregehalt bei jedem Athemzuge beträgt 43,34 p. M. und 
_ das Volumen Luft bei jedem Athemzuge 500 C.C., die Zahl 
_ der Athemzüge beträgt pro Stunde 1050. Der ganze Luft- 
_ bedarf ist also 1050 x 500 = 525,000 C.C. oder 525 Liter 
gegenüber 300 Liter nach Pettenkofer. Zu jedem Volumen 


dieser mit 43,34 CO? p. M. geschwängerten Luft müssen 


43,34 


0,2 


2595 >= 216,7 — 113767,5 Liter oder 113,8 C.-Met, Luft. Auf 


diese Weise wird also fast das doppelte Quantum Luft zur 


Ventilation erfordert. Am einfachsten berechnet sich der 
Ventilationsbedarf nach der Schultze und Märcker’schen Formel 


Ber... 
26 E. Schulze, Ventilation. 


k 
P=4 

V der Ventilationsbedarf in Cub.- Metern, 

k die per Stunde ausgeathmete CO? in O.- Met, 

p der Grenzwerth, 

q der Kohlensäuregehalt der einströmenden Luft. 
y 0,0226 : 
Vı= 0.0007 0,0008 — 113 C.- Met. 

Meine vorjährigen sehr ausgedehnten Untersuchungen, 
welche sich auf Klassen fast sämmtlicher Schulanstalten be- 
zogen, ferner auf kleinere Bierlokale und grössere Tanzsäle 
zeigten sehr ungünstige Resultate, im Mittel zeigten nament- 
lich die Schulklassen einen Kohlensäuregehalt von 2 p. M. 
Nach der Formel . hat also noch nicht ein Luftwechsel 
von 15 Cubik- Metern stattgefunden. 

Um nun zu erfahren, ob das Eine oder das Andere der 
angewendeten Ventilationsvorrichtungen diesen Anforderungen 
entspricht, muss man sich gewisser Mittel bedienen, die ange- 
ben, wie viel Luft durch eine Ventilationsvorrichtung streicht, 
und ein solcher Apparat ist ein physikalischer; oder aber 
man untersucht die Menge der im Raume vorhandenen Koh- 
lensäure durch Titriren und dieser Weg ist ein chemischer. 
Bei erster Methode zu messen, ist ein unabweisbares Erfor- 
derniss, dass die Luftbewegung stärker ist, als die Trägheit 
des Messinstruments. Dieses Verfahren, weil es mancherlei 
Unzuverlässigkeiten bietet, insofern als es eine Gesammt- 
bestimmung der Nebenventilation nicht zulässt, habe ich 
früher unberücksichtigt gelassen. Es ist jedoch von hohem 
Interesse, auch nach dieser Richtung hin Beobachtungen zu 
machen, und zwar gewinnen ja diese Beobachtungen an In- 
teresse, da man sie durch die chemischen Versuche mit Leich- 
tigkeit controlliren kann. Wolfshügel empfiehlt in seiner 
Schrift das Recknagel’sche Anemometer, das sich wegen sei- 
ner Zierlichkeit überall einfügen lässt und überhaupt einen 
hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat. . Da der Haupt- 
werth der Kohlensäure - Bestimmung in der chemischen Me- 


ve 


E. Schulze, Ventilation. 27 


 thode besteht, so liess ich mir von den beiden Anemome- 
_ tern, um Kosten zu ersparen, das zu einem billigeren Preise 
kommen, welches aber für diese Zwecke vollkommen geeignet 
ist. Bei der Einführung in die rechtwinklig gebogenen Blech- 
_ röhren, dem sogen. Schilke’schen Ventilator, welche der 
Grösse des Anemometers ziemlich entsprachen, zeigte sich 
_ nieht die mindeste Verrückung des Zeigers.. Um ein solches 
_ Instrument als Maass benutzen zu können, muss, wie oben 
gesagt, die Lebhaftigkeit der Luftbewegung grösser sein, als 
die Trägheit des Messinstruments. Bei einer Lebhaftigkeit 
des Luftstroms, der den Zeiger des Anemometers bis auf 50 
vorrückt, würden das Blechrohr der Berechnung nach 72 
_Cubikmeter pro Stunde Luft passiren; nun verlangt aber jede 
einzelne Lunge pro Stunde 113 Oubikmeter, so dass die durch 
das Blechrohr geleistete Ventilation gar nicht in Betracht 
kommt, um so weniger, als der Zeiger sich gar nicht von 
der Stelle bewegte und also das berechnete Minimum noch 
nicht einmal geleistet wurde. 

Die in den Fensterflügeln angebrachten, sich um ihre 
Axe drehenden und nach oben sich öffnenden einzelnen Schei- 
ben setzten das Messinstrument ebenfalls nicht in Bewegung, 
wahrscheinlich weil hier nicht Luftbewegung in einer Rich- 
tung stattfindet, sondern ein Zuströmen von kalter gleichzeitig 
mit einem Abströmen von warmer Luft vor sich geht, die 
sich ziemlich aufheben, und weder auf der einen noch auf 
der andern Seite eine Bewegung auf das Messinstrument 
ausüben. Das Anemometer in den Munde’schen Ventilator 
eingeführt, liess den Zeiger bis auf den Theilstrich 30 vor- 
rücken, was der Berechnung nach einen Luftabzug von 
71 Cub.- Meter pro Stunde ergab. Wo 71 Cub.- Meter abzie- 
hen, müssen natürlich wenigstens ebensoviel an frischer Luft 
eindringen und würde der Munde’sche Ventilator also dem 
Bedürfnisse von einer Person nahezu genügen. In Wirklich- 
keit rechnet aber Professor Recknagel auf eine Person nur 
20 Cubik-Meter sicher, weil er die andern 80 Cubik-Meter 
_ als wahrscheinlich durch Ritzen, Spalten, Fenster, Thüren sich 
| vollziehend annimmt und auch vielleicht geringere Ansprüche 


28 E. Schulze, Ventilation. 


stellt. Der Munde’sche Ventilator ist also den physikalischen 
Beobachtungen nach von den angewendeten Ventilationsmit- 
teln das wirksamste. Natürlich genügt auch er den gemach- 
ten Anforderungen noch lange nicht, da bei einer Gesammt- 
zahl von 47 Kindern nach Recknagel 47 x 20 Cubik-Meter 
Luftzufuhr pro Stunde verlangt werden, das ist 940 Oubik- 
Meter, und in Wirklichkeit nur 71 Cubik-Meter geleistet 
worden sind. Dem oberwähnten physikalischen Resultate 
entsprach auch das chemische. Immer wurden reichliche 
Mengen Kohlensäure gefunden. a 

Der Schilke’sche Ventilator ist in der Weise construirt, 
dass ein Blechrohr von 7— 9 Cm. Durchmesser von aussen 
in der Höhe der Dielen in das Schulzimmer tritt und im 
rechten Winkel an der Wand 1,70 Meter in die Höhe läuft. 
Das Rohr ist oben offen, kann aber mittels eines Deckels 
verschlossen werden. Gegen die Strasse ist die Oeffnung 
durch ein Gitterwerk geschlossen. Dieser Ventilator ver- 
langt, dass die kalte Luft steigt, was aber für gewöhnlich 
nicht stattfinden wird, vielmehr wird dieselbe nur dann auf 
diesem Wege in die Räume eindringen, wenn ein lebhafter 
Luftdruck auf dem Gebäude liegt, wie dies auch spätere Ver- 
suche erwiesen. Auch die Beobachtungen des Ordinarius von 
der beobachteten Klasse stimmten hiermit überein. Derselbe 
klagte, dass entweder gar kein Luftzuzug stattfände, oder 
aber eine so unangenehme Kühle sich bemerkbar mache, dass 
die Deckel der Ventilatoren geschlossen werden müssten. 

Der Munde’sche Ventilator ist für Privatwohnungen sehr 
zu empfehlen. Nach der Rechnung des Professor Recknagel 
entspricht derselbe den Bedürfnissen an frischer Luft für drei 
Personen vollständig. Derselbe besteht in einer Eisenblech- 
röhre, welche ca. 16 Cm. Durchmesser hat. Diese Röhre 
wird nahe der Decke im Schornstein angebracht und steigt 
in der Schornsteinwand in einem Winkel von 45 Grad auf 
und zwar genau in der Dicke der Mauer, damit der etwa im 
Schornstein herabgleitende Feger sieh nicht verletzt. Bei der 
Reinigung des Schornsteins wird die Oeffnung durch eine 
Klappe geschlossen. Ein Zurücksteigen des Rauches ist nicht 


E. Schulze, Ventilation. 29 


zu fürchten, wie vielfach angebrachte Ventilatoren bewiesen 
. haben; einmal im Schornstein, nimmt der Rauch wohl mit 

‚Schnelligkeit seinen Weg nach oben ins Freie, aber nicht 
zurück. Die Oeffnung macht man verschliessbar durch eine 
' Klappe, und wenn dies Alles in Messingblech ausgeführt 
wird, hat die ‚Vorrichtung selbst im sogenannten „Guten 
5 _ Zimmer“ nichts Beleidigendes für das Auge. 

ü _ Das Recknagel’sche Anemometer bildet einen Kreis, wel- 

_ cher in 360 Theile getheilt ist. In der Mitte ist ein Zeiger 
_ angebracht, welcher durch vier kleine Flügel in Bewegung 
gesetzt wird und dem eine verborgene Feder in der inneren 
_ Axe Widerstand leistet. Die Geschwindigkeit V (in Metern 
_ pro Secunde) hängt mit der Anzahl der abgelesenen Grade 
‘(n) durch die practisch und theoretisch bewährte Formel 
V — 0,27 Vn zusammen. 
| Hält man das Instrument in die Mitte der Ventilations- 
Öffnung, so erhält man die grösste Geschwindigkeit, multipli- 
_ eirt diese Zahl mit ?/,, so erhält man die mittlere. 

| Die in der Secunde passirenden Luftmengen erhält 
man, wenn man den in Quadratmetern ausgedrückten Oeff- 
nungsquerschnitt mit der mittleren Geschwindigkeit multi- 
‚ plieirt. 

Die Bestimmung der Kohlensäure wurde in folgender 
_ Weise ausgeführt: 7,2 Barythydrat wurden zum Liter gelöst 
und 0,4 Chlorbarium zugesetzt, um die Rückbildung von 
"Oxalsäure, Baryt und kohlens. Baryt zu verhindern. 100 Cubik- 
_ Centimeter brauchen dann genau 100 Millig. Kohlensäure zur 
Sättigung. 

Eine 3 bis 4 Liter grosse Flasche, deren Grösse auf 
den Wassergehalt von 4 4° genau Hareeiinet war, wurde 
mittels eines Blasebalgs voll der zu untersuchenden Luft ge- 
pumpt und mittels einer Pipette 50 Cub.-Oentim. der Baryt- 
lösung hineinlaufen gelassen. 

- Nach /, Stunde wurde die Flasche noch einmal tüchtig 
umgeschwenkt und 25 Cub.-Centim. davon mittels einer Oxal- 

‚säure abtitrirt. Diese Lösung wird bereitet, indem man 
i ‚864 Oxalsäure zum Liter auflöst. Sie entspricht genau der 


30 E. Schulze, Ventilation. 


Barytlösung und gleiche Volumina sättigen sich. Als Index 
dient ungeleimtes Curcumapapier, welches durch die kleinste 
Spur freies Barythydrat lebhaft gebräunt wird. Die Anzahl 
der Cubik-Centim. wurde verdoppelt, da nur die Hälfte des 
angewandten Barytwassers abtitrirt wurde. Was also nicht 
durch die Kohlensäure neutralisirt war, musste durch Oxal- 
säure ersetzt werden. Es darf nicht vergessen werden bei 
der Berechnung, dass der Inhalt der Flasche durch 50 Cub.- 
Centim. Barytlösung um 50 Cub.-Centim. verringert wird. 
Nun wird unter Berücksichtigung von Baro- und Thermome- 
terstand die Kohlensäure nach folgender Rechnung festgesetzt: 
5413 C.C. Luftinhalt der Flasche, 
50 C.C. ab für Barytlösung, 


5363 0.C. Luft. 

Von den 50 C.C. Barytwasser wurden 25 ©. C. mit Oxal- 
säure abtitrirt; sie gebrauchten 19,5, das macht für 50 das 
Doppelte = 39 0.0. Oxalsäure. 50—39 — 11 Barytwasser, 
welche durch die vorhandene Kohlensäure neutralisirt waren. 

In 5363 C.C. waren also 11 Mg. Kohlensäure. 1 Mg. 
Kohlensäure bis 0° und 760 M.M. Barometerstand = 0,503 
Kohlensäure, also enthalten 5363 C.C. Luft 5,5 Kohlensäure. 
Diese 5363 ©.C. Luft auf 760 Millimeter Barometerstand und 
0°, gegenüber 718 M.M. und + 19,2°, bei welchen die Be- 
stimmung gemacht war, ergab in 1000 Theilen 1,16 Theile 
Kohlensäure 


Da 18 
760 . (1 + [19,2 . 0,00367]). 
Die gesammten Untersuchungen wurden in der Quinta 


En f 
A La m 


der hiesigen Realschule vorgenommen. Die Klasse hat vier 5 


Fenster nach Norden und die Thür öffnet sich nach Osten 
auf die Hausflur. Die Stube hat einen cubischen Inhalt von 
ca. 170 C©.-M., und hat an Ventilationsöffnungen jene erwähn- 
ten 4 Scheiben, in jedem Fenster eine, 2 Schilke’sche und 
1 Munde’schen Ventilator. Die ausgeathmete Kohlensäure ist 


immer das Resultat von 45 Minuten und 47 Schülern und 


einem Lehrer. Die Luft wurde an der der Thür entgegen- 


R E. Schulze, Ventilation. 31 


| gesetzten Wand in drei Höhen abgefangen, am Fussboden, 
an der Decke und in der Mitte. 


Den 14. März: Alle Ventilationen geschlossen. Barome- 
terstand 738,5 Cm. Aussentemperatur + 5° 0. Trübes Wet- 
ter. Schnee. Starker Westwind. 

Decke: Die Luft nahe der Decke + 15°C. Die Un- 
tersuchung oder vielmehr das Auffangen der Luft fand dies 
2 eine Mal nach fast 3 stündigem Unterricht statt, in Folge 

eines Irrthums. Der Eindruck der Luft war ein höchst 
 bedrückender, 3 Knaben hatten den Lehrer um ihre Entlas- 
sung gebeten. Der Gehalt betrug in 1000 C. 5,6 C.-C. Koh 
lensäure. 


Mitte: Die Luft von der Temperatur 16° C. enthielt in 
1000 ©. 4,4 C.-C. Kohlensäure. 


Fussboden: 14°C. 5,5 Kohlensäure in 1000. 


Den 15. März: Nur die beiden Schilke’schen Ventilatoren 
geöffnet. Der Wind ist so stark, dass die beiden Blechröhren 
in der Nähe ein deutlich vernehmbares Geräusch geben. Man 
empfindet in der Nähe der Oeffnungen einen empfindlichen 
Zug. Versuche mit dem Anemometer konnten leider nicht 
semacht werden, da dasselbe zwar schon bestellt, aber noch 
nicht angekommen. Barometerstand 738. Aussentemperatur 
5°C. Trüber Himmel. Sehr starker Norwestwind. 

Decke: 15,5° 0. 2,8 in 1000. 

Mitte: 17°C. 2,6 in 1000. 

Fussboden: 13°C. 2,9 in 1000. 


Den 16. März: 4 Scheiben, welche sich nach oben zu um 
ihre Axe drehen, sind geöffnet, alle anderen Ventilationen 
geschlossen. Barometer 732. Aussentemperatur + 5°C. 
 Trüber Himmel. Heftiger Nordwestwind. 

Decke: 23°C. 3,3. 

Mitte: 18°C. 2,3. 

Fussboden: 20°C. 2,7. 

Den 17. März: 4 Scheiben und beide Schilke’sche Ven- 
a ‚tilatoren geöffnet. Barometerstand 735. Temperatur 7°C. 
Die Sonne liegt auf den Fenstern. Schwacher NW.-Wind. 


32 E. Schulze, Ventilation. 


Decke: 22°C. 5,3 in 1000. 
Mitte: 18°C. 4,7 in 1000. 
Fussboden: 19°C. 4,6 in 1000, 


Der Kohlensäuregehalt ist annähernd derselbe wie am 
14., wo alle Ventilationen geschlossen waren; das allgemeine 


Befinden aber ist besser, Keiner klagt über Unwohlsein. 

Den 19: März: Der Munde’sche Ventilator ist allein 
geöffnet. Barometer 735. Thermometer + 7°C. Ostwind 
und Sonnenschein. 

Decke: + 19°C. 4,4 Kohlensäure. 

Mitte: + 15°C, 4,2 Kohlensäure. 

Fussboden: + 16,5°C. 3,9 Kohlensäure. 


Den 20. März: Der Munde’sche Ventilator und die bei- 
den rechtwinklig gebogenen Röhren. Barometer 731. Ther- 
mometer + 6°C. NO,.-Wind und trübes Wetter. 

Decke: + 23°C. 4,6. 

Mitte: + 18°0. 4,7. 

Fussboden: + 17,5°C. 4,3. 

Den 21. März: Munde’s Ventilator, 4 Ventilationsschei- 
ben und die Schilke'schen Ventilatoren geöffnet. Schönes 
Wetter und Sonnenschein. Barometer 727 Cm. Thermome- 
ter + 8°C. 

Decke: + 23°C. 4,4.002., 

Mitte: + 18,5°C. 4,3 002, 

Fussboden: + 19°C. 3,7 CO. 

Der Anfang der Osterferien beendete meine Untersu- 
chungen. Es sind im Ganzen 3x 7 — 21 Beobachtungen 


gemacht worden. Ich fasse dieselben hier noch einmal zu- 


sammen: 
Am 1. Tage: Keine Ventilation. 
- 2. - Nur dierechtwinklig gebogenen Blechröhren, 
- 3. - Nur die Scheiben, die sich um die Axe 
drehen. 
- 4 - Alle Blechröhren und Scheiben geöffnet. 


EHNN r Allein der Munde’sche Ventilator. 


E. Schulze, Ventilation. 33 


Am 6. Tage: Der Munde’sche Ventilator und Blech- 
- röhren. 
Ts = Munde’s Ventilator, Blechröhren und die 
4 Scheiben. 
Nehme ich nun aus der in drei verschiedenen‘ Höhen 
 abgefangenen Luft den Mittelgehalt der Kohlensäure, so be- 
trägt derselbe: 


1) Bei keiner Ventilation . . 
2) Nur bei rechtwinklig eosorton Blechruhren RN > 
3) Nur bei 4 Scheiben . . RE ENTE LANDE: 
4) 2 Blechröhren und 4 Soheihen N TE NAAR 
E 5) Der Munde’sche Ventilator allein . . . ... 42 
6) 2 Blechröhren, Munde’s Ventilator . . 4,4 


7) 2 Blechröhren, Munde’s Ventilator und 4 Schönen 

Ein kurzer Ueberblick zeigt, dass der 2. und 3. Versuch 
_ die günstigsten waren. Geht man der Sache näher auf den 
Grund ‚ so findet man, dass beim 2. Versuche nur die Blech- 
_ röhren, beim 3. nur die um ihre Axe sich drehenden Schei- 
ben als Ventilatoren wirkten, dass dagegen beim 4. 6. und 
7. Versuche alle Ventilatoren geöffnet waren und das Resul- 
‘tat dennoch ein viel ungünstigeres war. Es muss daher das 
_ günstige Resultat in einer anderen Ursache gesucht werden 
und diese glaube ich in dem starken Nord- West gefunden 
zu haben, welcher an diesem Tage stark auf das Gebäude 
_ drückte. Die Ventilation hat aber nicht allein durch die Ven- 
 tilationsöffnungen stattgefunden, die Aussenluft hat ihren Ein- 
tritt durch alle Spalten, Risse und Löcher, ja sogar durch 
das Mauerwerk genommen und hierdurch wurde das günstige 
' Resultat: ermöglicht. 

Auf dem Wege der Diffusion findet ein beständiger Aus- 
gleich der kohlensäurereichen Zimmerluft gegen die reine 
 Aussenatmosphäre statt, selbst durch die dicksten Wände, 
_ vorausgesetzt, dass dieselben nicht nass sind. Humboldt machte 
schon 1810 die Beobachtung im pariser Theater, dass !/, 
Stunde nach der grossen Oper der Kohlensäuregehalt wieder 
ganz normal war, und ähnliche aber noch präcisere Beobach- 
tungen hat Pettenkofer wiederholt angestellt. 


Arch. d. Pharm. XI. Bds. 1. Heft, 


(SP) 


34 E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. Ss 
Das Ergebniss meiner Untersuchungen ist für die an 
unsern Schulen ausgeführten Ventilationen kein günstiges. 
Die Quinta der Realschule ist im Ganzen bereits mit 9 Ven- 
tilationsöffnungen versehen, ohne dass man dadurch wesentlich 
etwas erreicht hätte, und ich halte es für eine besondere Pflicht 
darauf aufmerksam zu machen, denn es ist eine‘tief im Cha- 
rakter des Menschen begründete Schwäche, sein Gewissen mit 
einer oberflächlichen Einrichtung abzufertigen und dabei das 
Bessere, hier die Lüftung in den Zwischenviertelstunden, zu u 
versäumen. Gegenüber der hohen Anforderung der Hygiene 
kann ich die bisher getroffenen Einrichtungen nur als eine 
Beruhigung für ventilationsbedürftige Gemüther betrachten 
und es muss der Zukunft überlassen werden, an deren Stelle 
etwas Vollkommeneres und Befriedigenderes einzuführen. 


Mittheilungen aus dem Universitätslaboratorium zu x 
Halle. 


Von Privatdocent Dr. Ernst Schmidt. 


U. Ueber einige Bestandtheile der Cubeben. 


Vor längerer Zeit habe ich mich mit einer Untersuchung 
der Bestandtheile der Cubeben beschäftigt, deren Resultate 
im Auszuge sich in diesem Archiv B. 191, p. 1 vorfinden. 
Unter diesen habe ich auch das ÜCubebenstereopten, eine 
campherartige Verbindung, welche sich aus altem ätherischem 
Oel abscheidet, näher untersucht und ihm, gestützt auf meh- 
rere Analysen, die Formel C!°H2°0 = 015 H°? + H?O zu- 
ertheilt, dasselbe also so als ein Hydrat des Cubebenöls 
charakterisirt. — 

Obschon meine damaligen Angaben von Schaer und 
Wyss*) später vollkommen bestätigt worden sind, so scheint 
es doch, als ob noch nicht alle Zweifel über die Natur jenes 
Körpers geschwunden sind, wenigstens glauben Jobst und 


*) Archiv d, Pharmac, B. 206, p. 316. 


E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. 35 


 Hesse*) bei Besprechung einer Anzahl von Verbindungen, 

welche dem von ihnen aus der Ditarinde isolirten Echicerin 
_ isomer sind, auch in dem Cubebencampher einen derartigen 

Körper zu erkennen und ertheilen ihm so die Formel C!°H?2O, 
welche die eines Oxydationsproductes des Cubebenöls sein 
. würde. 
Um diesen Zweifeln zu begegnen, habe ich diesen Kör- 
per, den ich in letzterer Zeit in grösseren Mengen unter den 
Händen hatte, einer erneuten Untersuchung unterworfen und 
_ kann nur meine früheren Angaben, auch in Betreff des Schmelz- 
punktes bestätigen. Letzterer wurde von Schaer und Wyss 
bei 67° gefunden, nach meinen Angaben bei 65°. **) 
R Die mehrfach von einem Materiale, welches eben so rein 
war, wie das zu meinen früheren Versuchen verwandte, aus- 
geführten Analysen führen, ebenso wie jene zu der Formel: 
C35H20 = C!5 H2% + H20. 

: Es wurden jetzt folgende Daten ermittelt: 

1) 0,2132 des aus Alkohol umkrystallisirten Cubeben- 
- stereoptens lieferten 0,634 CO? und 0,2256 H?O. 
2) 0,21625 Substanz lieferten 0,640 CO? und 0,2275 H2O. 


3) 0,2025 - - VIII OD P RI 
Berechnet für Gefunden 
015 940 C15H®°O 1. 2. 3. 
0381,82 81,08 81,10 80,72 80,81 
wer 10,91 rt 11,76 11,69 12,02 
Ö 7,27 7,21 — — _- 
Es wurde früher von mir gefunden: 
1; 2. = 


©:.18099 8091. 81.12 
ie 180, 11,60 
(6) TE er 2 


= Zur weiteren Uebersicht mögen auch hier die von Schaer 
“ und Wyss ermittelten Zahlen, sowie die älteren Daten, auf 


x  *) Repert. d. Pharm. B. 25. p. 105. 
 **) Nach nochmaliger Bestimmung mit einem in ?/,, getheilten neuen 
Normalthermometer jedoch bei 66,50. 


3*+ 


36 E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. 


welche ich in meiner früheren Abhandlung bereits hingewie- i 


sen habe, Platz finden. ER 
Schaer und Wyss. Blanchet und Sell. _ Aubergier. 
1. 2. 3. 1. 2. F 2.438 


Ü 80,99 8142 80,80 80,4 80,6 76,57 77,33 
H- 11,57 11,16. 1138 117: 11,5 :.11,90. 
Bau 2742’ 7,89 A 8 RT A 


Als weiteres Argument für die Hydratnatur des Cube- 
benstereoptens ist bereits von Schaer und Wyss angeführt 
worden, dass bei der Destillation von ganz entwässertem Ou- 
bebenöl stets eine Bildung von Wasser auftritt, welche wohl 
nur auf eine theilweise Spaltung des darin gelösten Hydrats 
zurückzuführen ist. Dass aus diesem Körper in der That 
Wasser abzuspalten ist, ergiebt sich, wenn man denselben im 
zugeschmolzenen Rohr auf eine Temperatur von 200 — 250% 
erhitzt; ja sogar schon bei der einfachen Destillation dieses 
Camphers tritt eine theilweise Spaltung ein, indem in beiden 
Fällen Woassertropfen zu beobachten sind, die weiter sich : 
durch eine starke Trübung bemerkbar macht, wenn man die 
betreffende Masse in trocknem Schwefelkohlenstoff oder Petro- 
leumäther löst. 


Weiter habe ich die Beobachtung gemacht, däss schon 
bei gewöhnlicher Temperatur dieses Stereopten in Cubebenöl | 
und Wasser zerlegt .wird.. Bewahrt man nemlich dasselbe 
längere Zeit über Schwefelsäure auf, so fängt es allmählig an 
zu schmelzen und verwandelt sich schliesslich in eine voll- 
ständig durchsichtige, ölige Flüssigkeit, welche entsprechend 
dem hochsiedenden Cubebenöl zwischen 250 und 260° siedete. 
Auch unter der Luftpumpe sind zu dieser Spaltung 2 bis 
3 Wochen erforderlich. Ich habe dieses Oel analysirt und 
gefunden, dass es mehr Kohlenstoff und weniger Wasserstoff 
und Sauerstoff enthält, als das Cubebenstereopten, aus dem es ie, 
entstanden ist. | 


Es wurden hierfür folgende Zahlen ermittelt: 
0,217 dieses Oeles lieferten 0,6645 CO? und 0,2095 H? 0,.: 


ET ER PASTE Fe EIER 


- E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. 37 
Be Berechnet für 
C15 H26 O C15 H2* Gefunden. 
| C 81,08 88,26 83,52 
H 11,71 11,74 10,73 
* 10) 7,21 — 5,75. 


i "Wenn auch diese Daten mit der Formel des Kohlenwas- 
 serstoffs C15H?* bei weitem noch nicht übereinstimmen, so 
ist doch die Vermehrung des Kohlenstoffgehalts um nahezu 
3 Proc. schon ein entschiedener weiterer Beweis für die Hy- 
dratnatur des Cubebenstereoptens, da wohl nur bei einem 
solchen unter jenen Versuchsbedingungen durch Wasserabgabe 
eine solche bewirkt werden kann. Ein Oxydationsproduct 
Ton der Formel C!° H?* O0 würde seine Zusammensetzung 
in jener Weise nicht haben ändern können. — 

Dass nun die von dem umgewandelten Stereopten ermit- 
 telten Zahlen nicht besser mit dem reinen Kohlenwasserstoff 
 ©15H2 übereinstimmen, kann nicht überraschen, wenn man 
bedenkt, dass einestheils jenes aus dem Hydrat allmählig 

ausgeschiedene Oel jedenfalls trotz seiner flüssigen, vollstän- 

dig homogenen Beschaffenheit immer noch reichliche Mengen 

davon aufgelöst enthält, anderntheils es auch wohl in dem 
Momente der Abscheidung noch mehr zu einer partiellen 
Oxydation neigt, als dies an und für sich bei dem gewöhnli- 
chen Cubebenöle der Fall ist. 

| Dem Cubebenöle kommt, wie ich früher aus dessen Ver- 
- bindung mit Salzsäure ableitete, als einfachster Ausdruck die 
Formel 0:15 H?* zu. Bezüglich des Schmelzpunktes jener 
 salzsauren Verbindung, deren Zusammensetzung ich als 
- 61522 (HC1)? ermittelte und die durch die Untersuchungen von 
- Ogliatore,*) dem die meinigen ganz unbekannt zu sein gewe- 

sen scheinen, bestätigt worden ist, möchte ich nur erwähnen, 

dass derselbe bei 118° und nicht bei 120 — 125° liegt. 

_ Die Untersuchungen von Ogliatore scheinen mit einem 
_ ätherischen Oele sehr alter Cubeben ausgeführt zu sein, indem 
dasselbe, abgesehen von ganz kleinen Mengen eines bei 158 


_ *) Berichte d. d. chem. Ges. VII, p. 1357, 


38 E. Schmidt, Einige Bestandtheile der Cubeben. 


bis 163° siedenden Kohlenwasserstoffes über 260° destillirte, 2 
wogegen in ganz frischen Cubeben, wie ich früher we 
habe, ein specifisch leichterer, gegen 210° siedender Antheil | 
und ein specifisch schwererer, gegen 250° siedender vorhan- 
den ist und erst in dem Maasse, wie die Cubeben älter wer- 
den, verschwindet jenes erstere Oel, indem es sich in en 
specifisch schwereres und entsprechend höher siedendes ver- 
wandelt, welches dann nach den Untersuchungen von Schaer | 
und Wyss und, wie ich mich selbst in letzterer Zeit zu über- 
zeugen Gelegenheit hatte, sich kaum noch durch Fractioni- 
rung in jene beiden Bestandtheile zerlegen lässt, indem der 
Siedepunkt ganz allmählig von 160 — 260° steigt. 


Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen habe ich auch 
das Cubebin, welches ich früher als ein krystallisirbares Harz 
charakterisirte und ihm die Formel 033 H3* 010 zuertheilte, 
nochmals analysirt, einestheils weil in den Daten von Soubei- 
ran und Öapitaine,*) denen von Heldt,**) welche sich der 
Formel 03° H?°0° (C. 67,41 Proc., H. 5,61 Proc.) anpassen, 
und den meinigen Differenzen obwalten, anderentheils ich 
mich überzeugte, dass das früher von mir analysirte Material, 
trotz mehrfacher Umkrystallisation, noch eine kleine Menge 
anorganischer Bestandtheile zurückgehalten hatte, was mir 
damals entgangen war. Meine neueren Analysen haben 
daher im Durchschnitt 0,5 Proc. ©. mehr ergeben als die 
früheren. 


Es wurden ermittelt folgende Daten: 
1) 0,1565 Substanz lieferte 0,387 CO? und 0,0800 H?O. 


2) 0,230 - - 0,566 - - 01165 - 
Berechnet für Gefunden 
030 H3° 03 1 > 
16 67,41 67,44 67,11 
H 9,61 5,68 5,63 
Ö 26,98 _—— — 


*) Annal. d. Chem. 31. p. 190. 
**) Archiv d. Pharm. 191, S. 32. 


E. Schmidt, Bildung des Allylsenföls. 39 


Die früheren Analysen hatten ergeben: 


Capitaine und Soubeiran Berechnet für 
Tr D 3% C17 H10 05 
C 67,05 66,73 66,93 68,00 
H 5,80 5,48 5,64 5,33 
Ö = == — 26,67. 
Ber Schmidt Berechnet für 
3 % 2. 3 C33 H3+ 010 
: C 66,85 66,89 66,79 67,12 
H 5,76 5,12 9,18 5,76 
0) — — — 27,12 


Nach meinen neueren Analysen stehe ich nicht an die 
_ von Heldt vorgeschlagene Formel 03° HP 0°, welche nach 
der Gleichung 
| 2C:5H® + 180 = 9H?O + 03° H3° 09 
das Cubebin als ein einfaches Oxydationsproduct des Oube- 
"benöls erscheinen lässt, zu acceptiren. 


Il Zur Kenntniss der Bildung des Allyl- 
senföls. 


Ä 6=H> : 
Von den Verbindungen der Formel CNS } kennt man, je 


nachdem der Schwefel oder der Stickstoff die Bindung der 
Sulfocyangruppe CNS an ein Kohlenstoffatom des einwerthi- 


gen Allylrestes 
Dos SEE 


| | | 
CH=-H—C=-06-C0—H 


’ | 
bewirkt, zwei isomere, das eigentliche Allylsenföl und das 
 Rhodanallyl. 


C3 B5 C3 #5 
| | 
Allylsenföl. Rhodanallyl. 


Die Untersuchungen von G. Gerlich*) zeigen nun, dass 
_ bei Einwirkung von Bromallyl auf Schwefeleyankalium, sobald 


*) Berichte d, deutsch. chem, Ges, VIII, 650. 


40 E. Schmidt, Bildung des Allylsenföls. 


dieselbe sich bei einer Temperatur von 0° vollzieht, nur Rho- 
danallyl und kein Senföl gebildet wird, dass dagegen letztere 


Verbindung sich sofort durch den Geruch bemerkbar macht, 
sobald die Flüssigkeit erwärmt wird. Es ist somit also der 


Nachweis geliefert, dass bei der künstlichen Darstellung des a 
Allylsenföls zuerst das isomere Rhodanallyl gebildet wird und 


dieses erst durch die Anwendung von Wärme sich zu dem 


eigentlichen Senföle umlagert. — a 

Es schien mir nicht ohne Interesse, die Verhältnisse zu 
studiren, unter denen sich jener Körper aus der in den schwar- 
zen Senfsaamen vorhandenen Myronsäure bildet, resp. zu 


sy 5 
ermitteln, ob der Körper ER 1, welcher nach den wichtigen 


Untersuchungen von Will und Körner *) sich nach der Gleichung 

‚C10H!ENKS?010 — 06H!1208 + C®H5CNS + KHSO% 
durch die fermentartige Wirkung des Myrosins bildet, als 
reines Allylsenföl zu charakterisiren ist, oder ob auch hier 
bei niederer Temperatur der Bildung desselben die des iso- 
meren Rhodanallyls vorhergeht, a ob eventuell beide Kör- 
per gleichzeitig auftreten. 

— Ich habe diese Fragen durch Behandlung reinen 
myronsauren Kalis, dargestellt nach den Angaben von Will 
und Körner, bei einer Temperatur von 0° mit Myrosin- 
lösung (filtrirtem Auszug von weissem Senf), zu entscheiden 
gesucht. 

Wurden beide Körper in verdünnten wässrigen Lösungen 
gemischt, oder gepulverter schwarzer Senf mit Eiswasser zum 
Brei angerührt, so trat nach kurzer Zeit der intensive Ge- 
ruch nach Senföl auf, es war somit documentirt, dass also 
auch bei 0° die Zerlegung der Myronsäure sich unter Bil- 
dung von Allylsenföl vollzieht. 

Es zeigten sich jedoch bei einer weiteren Untersuchung, 
dass das so gebildete und durch Ausschütteln mit Aether 
aus der wässrigen Lösung erhaltene Senföl kleine Quantitä- 
ten des isomeren Rhodanallyls beigemengt enthält. Wurde 


) 
*) Annal, d. Chem. 125. p. 260, 


re et 


E. Schmidt, Bromöform. 4 


- memlich der nach dem freiwilligen Verdunsten der ätherischen 
 Senföllösung bleibende Rückstand zunächst in der Kälte, dann 
unter Anwendung von Wärme mit alkoholischer Kalilösung 
bebandelt, so gab die Flüssigkeit nach dem Eindampfen und 
Ansäuren intensive Rhodanreaction auf Zusatz von Eisen- 


_ chlorid. Da das Allylsenföl unter diesen Verhältnissen eine 
derartige Reaction bekanntlich nicht liefert, so war somit ge- 
zeigt, dass bei der Zerlegung der Myronsäure bei niederer 
Temperatur gleichzeitig Senföl und das ihm isomere Rho- 


“y 


danallyl auftreten. — 


— Ob nun bei einer noch unter 0° liegenden Tempera- 

' tur gleichzeitig auch beide Körper auftreten, oder nur Rho- 

 danallyl — vorausgesetzt, dass das Myrosin hier noch seine 

 fermentartige Wirkung ausübt — habe ich vorläufig nicht 
entscheiden können. 


Es scheint mir jedoch das letztere zweifelhaft, da nach 

_ den Untersuchungen von Gerlich bei 0° noch keine Umlage- 

rung des Rhodanallyls eintritt, somit also das durch Zerfallen 

der Myronsäure bei jener Temperatur gebildete Senföl wohl 

nicht erst als ein Umwandlungsproduct des zunächst entstan- 
denen isomeren Rhodanallyls zu betrachten ist. 


IV. Ueber Bromoform. 


Ueber das specifische Gewicht des Bromoforms finden 
sich in den Lehrbüchern zwei Angaben, welche wesentlich 
differiren, indem nach der einen dasselbe 2,13 (Löwig, Annal. 
d. Chem. 3. 295), nach der anderen 2,90 bei 12° (Cahours 
Annal. d. Chem.:63, 352) beträgt. 


Eine Wiederholung der Bestimmung des specifischen 
_ Gewichts eines durch die Analyse auf seine Reinheit geprüf- 
ten, bei 149 — 150° siedenden Bromoforms ergab bei 14,5° 
2,775, Cahours fand 2,90 bei 12°. 
Die Analyse desselben lieferte folgende Zahlen: 
0,251 Bromoform lieferte 0,560 Ag Br. 


BETEN ES TED ARRER TEST OR TENTIE US ETRRILTE TE NUT PRR 
ur" h - ee N  Yr . 
! - TR + RT, 


42  E. Schmidt, Jodwasserstoffs. u. bromwasserstoffsaur. Morphin. 


Berechnet für 


CH Br3 Gefunden, 
C 4,74 He 
H 0,40 re 
Br 94,86 94,94. 


V. Ueber jodwasserstoffsaures und bromwas- 
serstoffsaures Morphin. 


Bezüglich des jodwasserstoffsauren Morphins, welches 
neben den salzsauren und schwefelsauren Salzen arzneiliche 
Verwendung findet, bemerkte Pelletier,*) dass dasselbe, erhal- 
ten durch Auflösen von Morphin in Jodwasserstoflsäure ein 
weisses, seideglänzendes, in Wasser leicht lösliches Salz sei, 
wogegen nach Winkler**) diese Verbindung, dargestellt 
durch Wechselwirkung von Jodkalium und essigsaurem Mor- 
phin ein in Wasser kaum lösliches Salz bildet. Da auch die 
Angaben über den Krystallwassergehalt unbestimmt sind, so 
hatte es den Anschein, als seien beiden Körper wesentlich 
von einander verschiedene Präparate. 


Dass dies indessen nicht der Fall ist, mögen diese Ver- 
suche zeigen. ” 

Ich habe dieses Salz nach beiden Darstellungsmethoden 
bereitet und gefunden, dass die dabei erhaltenen Präparate 
weder in der Zusammensetzung, noch in der Löslichkeit, noch 
in ihren sonstigen Eigenschaften irgend welche Verschieden- 
heiten zeigen. Beide Verbindungen krystallisiren in lan- 
gen, seidenglänzenden, zu Rosetten gruppirten Nadeln, denen 
die Zusammensetzung C!7’H!’NO®HJ + 2H?O zukommt. 
Die zwei Molecüle Krystallwasser verlieren beide bei 1009, 
um sie beim Stehen an der Luft wieder vollständig aufzu- 
nehmen. In kaltem Wasser lösen sie sich nur wenig, leich- 
ter dagegen in heissem. 


Die Analysen der nach beiden Darstellungsmethoden i 
bereiteten Salze lieferten folgende Zahlen: | 


| Gmelin, organ. Chem. VII, 1341. 
**) Chem, Centralbl. 1851, 146, 


ir Schmidt, Jodwasserstoffs. u. bromwasserstoffsaur. Morphin. 43 


A. Aus essigsaurem Morphin mit Jodkalium bereitet. 
1) 0,5316 Substanz verlor bei 100° 0,0400 H?O. 


2) 0,4196 - - - 7008 0,0335 - 
Berechnet für Gefunden. 
Ct? H1>NO®SHJ + 2H20 1. 2 
H?20O 8,02 693 139: 


3) 0,3861 wasserfreies Salz lieferte 0,2215 AgJ. 


Berechnet für 
C17 H19 NO3 Gefunden. 


HJ 31,23 31,24. 


B. Aus Morphin durch Auflösen in HJ bereitet. 
1) 0,5895 Substanz verlor bei 100° 0,0475 H?O. 


2) 0,2080 - - - =... 0.0163: = 
i Berechnet für Gefunden. 
C17H1NO3HJ + 2H20 1% Da 
H?0O 8,02 8,05 7,84 


3) 0,542 wasserfreies Salz lieferte 0,313 AgJ. 


Berechnet für 
C17 H1?NO3HJ Gefunden. 


HJ 31,23 31,45. 


Da auch über das jetzt gleichfalls mannigfach ange- 

wandte bromwasserstoffsaure Morphin mir in der Literatur 
bezüglich seiner Zusammensetzung keine Angaben vorgekom- 
men sind, habe ich auch diese Verbindung durch Neutralisa- 
tion von Bromwasserstoffsäure mit Morphin dargestellt und 
sie der Analyse unterworfen. 
Es krystallisirt dasselbe ähnlich dem jodwasserstoffsau- 
ren Salz in langen, weissen Nadeln, die zu dichten Büscheln 
gruppirt sind. Dasselbe enthält 2 Molecüle Krystallwasser, 
welche es bei 100° verliert, so dass demselben die Formel 
C17 H1° NO®HBr + 2H2O zuzuertheilen ist. — 

Die Analysen lieferten folgende Zahlen: 

1) 0,501 Substanz verlor bei 100° 0,0510 H20. 
2) 0,285 -- - =012..20,0295.:- 
3) 0,4008 - a 2.0.0407, 
4) 0,295 - - 20029 


5) 0,327 Substanz verlor bei Kon „0,0325 
6) 0,282 . - EN 
7) 0,682 - 
8) 0,4925  - 
9) 0,3286 - 0.03050 A 
10) 0,2228 - - 0,0201 
In Procenten ausgedrückt: 4 
d, 2. 8. 4. 5. 6. 7... 
10,17 1032 10,16 986 9,93 923 9,15 8738 
| 9. 10. I 
2,12 .9,02, 
Vorstehende Bestimmungen, welche von einem Mat 


sationen ausgeführt wurden, nähern sich am meisten der 
2 Molecüle berechneten Krystallwassermenge, welche 8,95 Proc Be 
erfordert. 


21/, Molecül H?O entsprechen 10,95 Proc., 3 Mole 
H?O 12,85 Proc. 


0,2555 wasserfreie Substanz ergab 0,1305 Ag Br. & jr 
%: A vi 


Berechnet für 
Cı7 Hı° NO3HBr Gefunden. E: F 
BrH 22,13 | 22,01 kein 


In den Löslichkeitsverbältnissen nähert sich das bror 
wasserstoffsaure Morphin mehr dem salzsauren Salz, als di 
bei der jodwasserstoffsauren Verbindung der Fall ist. 


Halle a/S. im März 1877. 


ne 
Ss 
ee‘. 
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% 


(5 
"BD 


Ueber das Vorkommen von Ammoniak in weinste 
sauren Salzen. 


Von Dr. E. Holdermann, in Heidelberg. 


Holdermann, Vorkommen v. Ammoniak in weinsteinsaur. Salzen, 45 


S wie die Natronlauge waren von einer sehr renommirten chemi- 
‚schen Fabrik direct bezogen und vor ihrer Anwendung auf 
Identität geprüft und bezüglich der chemischen Reinheit als 
den Anforderungen der Pharmacopoea Germanica entsprechend 
befunden worden. 


Während ich über die Art und Weise, wie das Ammo- 
_ niak wohl in die Verbindung gekommen sein möge, nachdachte, 

- drängte sich mir unwillkürlich die Vermuthung auf, es sei 
_ analog, wie dies beim Ammoriakalaun der Fall ist, die fixe 
Basis theilweise durch Ammoniak substituirt, wesshalb ich 
mich entschloss, eine quantitative Bestimmung des Ammoniaks 
_ vorzunehmen, deren Ergebniss ich hiermit mittheile. 


Es wurde zuerst ein roher Versuch gemacht, um dann 
bei der genauen Bestimmung mit grösserer Sicherheit arbei- 
ten zu können. 


2 g. des Tartar. natron. wurden mit hinreichend - viel 
Liquor Kali caustici, der mit etwa 2 Thl. Wasser verdünnt 
war, destillirt und das dabei entbundene Ammoniak in 100 C.C., 
1/0 Normalschwefelsäure geleitet und die Schwefelsäure wie- 
der mit %/,, Normalnatron zurücktitrirt. Es waren hierzu 
ea. 95 C.C. erforderlich, mithin 5 C.C. der Säure durch das 
Ammoniak neutralisirt. 1 C.C. der Säure entspricht 0,0018 
Ammonium NH, folglich waren in den 2 Gramm Tart. natron. 
5 0,0018 g. Ammonium enthalten, was etwa 0,4°/, ent- 
spricht. Zur genauen Ammoniakbestimmung wurden nun 
4,925 Tartar. natron. mit KHO destillirt und das entwickelte 
Gas in 50 C.C. %/,, Normal -Schwefelsäure aufgefangen, nach 
beendigter Destillation das in dem Apparat befindliche Gas 
vermittelst eines Aspirators durch die Säure geleitet. Es 
wurden nun zum Rücktitriren 40,45 C.C. Y/,, Normalnatron 
verbraucht, mithin waren 9,55 C.C. für das Ammonium ver- 
schwunden. 1 C.C. !/,, Normallösung entspricht 0,0018 Ammo- 
 nium, es waren also in den in Arbeit genommenen 4,925 g. 
Tart. natron. 9,55 = 0,0018 g. Ammonium = 0,0172 oder 
0,35%, NH“ Ein fernerer mit allen Vorsichtsmassregeln 
angestellter Versuch ergab 0,36%, NH“, somit waren im 


ar? 
Dr 
a 


46 E. Holdermann, Vorkommen v. Ammoniak in weinsteinsaur. Salzen. & 


Mittel 0,355 %, NH? in dem untersuchten Tartar. natron. 
enthalten. 

Der Tartar. natron. enthält nach der Berechnung aus 
seiner chemischen Formel 13,79%, Kalium und 8,15%, Na- 
trium, Grössen, gegen welche die gefundene Ammoniakmenge 
als Substituens nicht in Betracht kommen kann. Da der 
untersuchte Tartarus der Bestimmung der Pharm. Germ,, 
wonach seine mit Salpetersäure angesäuerte wässrige Lösung 
mit salpetersaurem Silber (,„paullum modo turbetur“) nur 
schwach getrübt wurde, entsprach, aber immerhin Spuren von 
Chlorverbindungen enthielt, so entschloss ich mich zu der 
Annahme, dass das Ammoniak in Form von Chlorammonium 
dem Tartar. natronat. anhänge. Es wird diese Annahme um 
so einleuchtender, wenn man sich erinnert, dass eine ziemlich 
viel angewandte Methode der Darstellung von Tart. depur. 
darin besteht, dass man rohen Weinstein in Ammoniak löst 
und die Lösung wieder mit Salzsäure ausfällt. Hierdurch 
kam ich auf den Verdacht, dass auch der aus derselben 
Quelle bezogene Tartar. depur. Ammoniak enthalte und eine 
in dieser Richtung angestellte Prüfung bestätigte diesen Ver- 
dacht als einen nur zu wohl begründeten, indem der Tart. 
depur. ganz in derselben Weise wie das Seignettesalz nicht nur 
eine Ammoniakentwicklung, sondern auch eine, wenn auch 
äusserst geringe Trübung auf Zusatz von Silbernitrat gab. 

Mag nun auch dieser constatirte Ammoniakgehalt der 
therapeutischen Wirkung der beiden Präparate nicht den ge- 
ringsten Abbruch thun und mögen dieselben als Arzneimittel 
mit bestem Gewissen verwendet werden können, so glaube 
ich doch durch meine Untersuchung einen weiteren Beleg 
dazu geliefert zu haben, dass ein chemisches Präparat allen 
Anforderungen der Pharmacopöe entsprechen, dabei aber doch 
noch Stoffe enthalten kann, die ihre Anwendung zu manchem 
analytischen Zwecke unmöglich machen. 

Im vorliegenden Falle war die Anwesenheit von NH? 
sehr störend, indem dadurch die Reaction der Fehling’schen 
Lösung auf Zucker wesentlich beeinträchtigt wird. 


Y 
% 

> 
En 


x 


hl ia a 


> 


2 K. Calmberg, Prüf. d. Rothweins. — Th. Pusch, Citronens. Natr.-Kali. 47 


Zur Prüfung des Rothweins. 
Von K. Calmberg in Darmstadt. 


In Buchners Repert. 11. u. 12. Hft. 1876 wird ein Ver- 
fahren aus dem Jahresbericht des phys. Vereins z. Frankfurt 
aM. 1874/75 abgedruckt, welches auf einem Irrthum beruht, 
denn es heisst dort, dass 10 C.C. ächter Rothwein mit 90 C.C. 
destill. Wasser verdünnt durch 10 C.C. concentrirte Kupfer- 
 witriollösung eine kaum sichtbare grünliche Farbennüance 
annehme, während der mit Malvenblüthe fabricirte Wein inner- 
halb weniger Minuten eine rein blaue bis blauviolette Farbe 
zu erkennen gäbe, 

Der aus rothen Trauben, natürlich von mir selbst darge- 
stellte Farbstoff, den ich zu vergleichenden Versuchen stets 
vorräthig halte, erscheint nach obiger Behandlung, wenn die 
Kupferlösung heiss zugesetzt wird, sofort, und wenn kalt etwas 
langsamer, schön violett. In beiden Fällen wird diese Farbe 

nach kurzer Zeit intensiver, ohne von Anfang an den gering- 
sten grünen Schein zu zeigen. — Das Vorhalten der ächten 
Farbe ist mithin grade so, wie dasjenige, welches in jenem 
Bericht der Malvenfarbe zugeschrieben wird. 
Darmstadt. April 1877. 


Citronensaures Natron - Kali. 
Von Th. Pusch in Dessau. 


Die citronensauren Parallel- Verbindungen aller offieiellen 
Weinsäure-Präparate habe ich dargestellt, aber — ausser 
der schon in die Ph. Germ. aufgenommenen — nur eine ge- 

- funden, die ich zur Aufnahme in den Arzneischatz empfehlen 
kann, es ist dies eben das Natro-Kali citricum. Während 
das Kali citricum ein an der Luft zerfliessl., das Natr. citri- 
cum ein schnell an der Luft verwitterndes Salz ist, zeigt sich 
das Natro-Kali citricum als eine an der Luft durchaus unver- 

_ änderliche Verbindung. Ich habe einen Trichter mit Salz- 
krusten gefüllt und nur mit einer Glasscheibe bedeckt zwei 
Monate lang in mittlerer Temperatur stehen lassen, ohne dass 


48 E. Reichardt, Zusammensetzung eines Markstückes. 


sich dieselben im Geringsten veränderten. Das gepulverte 


Salz eignet sich desshalb auch vorzüglich zu dem ge- 
mischten Pulv. a@öroph. laxans; ich habe eine Parthie 
einer solchen Mischung 2!/, Monat in einem mit Glasstöpsel 
verschlossenen Glase, welches zur Entnahme von Proben 
wöchentlich mehrmals geöffnet wurde, aufbewahrt — es ist 
heute noch staubtrocken und braust vortrefflich. Ich 
habe statt der für dieses Pulver vorgeschriebenen Weinsäure 
allerdings eine entsprechende Menge Citronensäure genom- 


men. Dabei will ich auch gleich erwähnen, dass sich Pulv. B. 


aerophorus mit Acid. citric bereitet weit besser hält, wie das 


mit Weinsäure gemischte. Die Vorschrift zum Natro-Kali 


eitricum ist folgende: 


100 Thle. Citronensäure werden in der hinreichenden 
Menge destill. Wassers gelöst und 


108 Thle. gereinigtes kohlensaures Kali und 

221 Thle. krystallisirtes kohlensaures Natron hinzuge- 
fügt, filtrirt und bis zur Syrupsconsistenz im Wasserbade 
abgedampft, dann zur Krystallisation in den Keller gestellt. 
Die gewonnenen prismatischen Krystalle werden auf einem 
Trichter ablaufen gelassen, auf Fliesspapier getrocknet, die 
Mutterlaugen werden auf dem Wasserbade soweit abgedampft, 
dass sie nach den Erkalten zu Krystall-Krusten erstarren, 
und als Pulv. Natr. Kali eitrici verwendet. 


Zusammensetzung eines Markstückes. 
Von E. Reichardt, 


Vor einiger Zeit kam mir ein Markstück zu Gesicht, 
völlig klanglos, aber sonst im Silberglanze gleich den ächten. 
Mit Loupe war ein Riss zu erkennen und deutlich 2 Lagen 
über einander, welche fast genau in der Mitte des Stückes 
sich schieden. Obgleich in Zeitungen auf das Vorkommen 
gesprungener ächter Markstücke aufmerksam gemacht war, 
lag es doch nahe, anzunehmen, dass hier eine Fälschung 


E. Reichardt, Zusammensetzung eines Markstückes. 49 


derart vorliege, dass das Innere des Stückes mit billiger 
Metalllegirung ausgefüllt sei. 
Das specifische Gewicht verschiedener Markstücke 
5 betrug 9,60; 9,60; 9,625; 10,3; 10,3. Diese Verschieden- 
heit beruhte keineswegs in den verschiedenen Prägungssorten, 
sondern wurde bei ein und demselben Fabrikate angetroffen 
und kann somit nur in der verschiedenen Pressung liegen. 
er Das gerissene klanglose Stück zeigte ein völlig den guten 
Stücken entsprechendes specifisches Gewicht. Bei dem Durch- 
sägen zeigte sich deutlich, dass der Riss ziemlich durchgehe, 
die Mischung aber sonst völlig gleich sei. Der dann be- 
bestimmte Silbergehalt entsprach auch den völlig guten 
Stücken. 
Ein tadelloses Markstück wog 5,522 g.; die chemische 
"Untersuchung wurde von Herrn stud. chem. Neumayer aus 
München ausgeführt und ergab: 


in Procenten 


Silber 4,925 @. 89,188 
Kupfer 0,546 - 9,887 
Wismuth 0,036 - 0,651 
Unlöslicher Rückstand 0,014 - 0,253 


5,5218. 99,979. 


Später untersuchte Herr stud. pharm. Kröger aus Meck- 
lenburg ein 20 Pfennigstück und fand in Procenten: 


Silber 88,95 
Kupfer 9,60 
Wismuth 0,58 
Eisen 0,19 
99,32. 


Es scheint demnach die Mischung der Silbermünzen eine 
- gleichartige zu sein. 


Arch, d. Pharm. XI. Bds. 1. Hft. A 


50 R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees. 


Notizen über einige Mineralquellen der Umgebung 
des Laachersees. 


Von R. Bender in Coblenz. 


Der Heilbrunnen, einer der interessantesten Mineralquellen 
des Brohlthales, liegt eine halbe Stunde von Brohl in einem 
kleinen Seitenthale des romantischen Brohlthales. Die Quelle 
kommt in der Tiefe aus einer engen 48 Ütm. tiefen Felsspalte. 
Dass dieselbe schon zu den Zeiten der römischen Herrschaft 
bekannt war, davon geben die vielen römischen Münzen, welche 
man bei der Neufassung der Quelle im Jahre 1864 in der 
Tiefe fand, deutlich Zeugniss. Diese Neufassung ist in Stein 
ausgeführt. Auf dem die untere Fassung schliessenden 
Gewölbe ist ein Trichter angebracht, welcher in die das Was- 
ser nach oben führende Röhre übergeht. Diese Röhre führt 
durch das Brunnenbassin einer zweiten ähnlichen Quelle und 
spendet das Mineralwasser in mässig starkem Strahle. 


Das der Quelle entströmende Wasser ist klar, farblos, 
gasreich, im Glase stark perlend. Die Quelle liefert in einem 
Tage 4908 Liter Wasser. Mit dem Wasser entströmt der 
Brunnenröhre freies Gas in erheblicher Menge und liefert die 
Quelle 650 Liter freie Kohlensäure in 24 Stunden. Die Menge 
des von der Quelle gelieferten Wassers steht somit zu der 
Menge des frei eniströmenden Gases in dem Verhältniss von 
100 : 13,2. Das Wasser des Heilbrunnens trübt sich unter 
Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffs rasch. Bei 
einer ruhig stehenden grossen, nicht gefüllten Flasche sieht 
man deutlich, wie das Trübewerden von oben nach unten 
fortschreitet. Es rührt diese Erscheinung, welche man in 
gleicher Art bei allen an Eisencarbonat reichen Mineralwas- 
sern beobachtet, her von dem Uebergange des Eisenoxyduls 
in Eisenoxyd, welches sich anfangs in Verbindung mit Phos- 
phorsäure und Kieselsäure auszuscheiden beginnt, später bei 
weitergehender Lufteinwirkung als Oxydhydrat niederfällt. 
Aus demselben Grunde setzt sich auch in dem Abflusskanal 
ziemlich reichlich Ocker ab. 


R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees. 51 


DH Das Heilbrunner Mineralwasser enthält nach der neuesten 
- Analyse von Prof. Fresenius in 1000 Theilen: 


Kalmmsullat 2 5: 2:02 2..20093900 
Natrium - NA N 2 LEO 
er chloridee 222 20, 141489 
de 2... 00 2,.0,00008 
= broamids, 2.20, 92.02 202. °.512:0.00080 
ae nilratı 2 7.0, 008..:32%.0,00046 
Aluminiumphosphat . . . ..0,00013. 
Natrium _ 22008 000OLE 
Lithiumearbonat . - . . . ...0,00390 
Rom en 22181999 
Ammonium - 2 00T 
Baryuım - RENNER URN EIN EIG 
Strontium - ne er 7200000 
- Calcium - Rn 3 70,88278 
Magnesium - a nr 0020 
Eisen - ARNO REEL Bare) 
Mangan - ande 450,000 
Kaurselsaure 3: en 020,227 
Summa der Bestandthele . . 5,19851 
Halbgebundene Kohlensäure . . 1,49961 
Freie - ....2,39334 


Tot.: 9,09146. 

Der Stahlbrunnen zu Wassenach liegt im Brohlthale, 
oberhalb Toennisstein. Die seit langer Zeit bekannte Quelle 
zieht in bedeutender Tiefe an dem naheliegenden Berg- 

 abhange hin und hatte früher eine Holzfassung. Im Jahre 
1867 wurde die Quelle mit einer neuen Steinfassung versehen, 
welche oben geschlossen ist und in ein Rohr von 3,4 ÜUtm. 

, Durchmesser ausgeht. Das Wasser der Stahlquelle, welche 
* aus dem Tufisteine entspringt, hat einen angenehmen etwas 
_ eisenartigen Geschmack. ” Die Quelle liefert in einer Minute 
6,3 Liter Wasser, in 24 Stunden demnach 9072 Liter. Ebenso 

_ liefert die Quelle in. 24 Stunden 6840 Liter freies Gas und 
= steht somit die Menge des von der Quelle gelieferten Was- 


52 R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees. 


sers zu der Menge der von ihr gelieferten freien Kohlensäure 
wie 100 : 75,4. Das spec. Gewicht des Wassers beträgt 
1,0027, Temperatur desselben 9,2° R. 

Nach der Analyse von Fresenius enthalten 1000 Theile 
des Wassers: 


Kalnımsulfat u" 22:10 00 


= CHIOBa a N Er a AI 
Natrıım n=2 Bene ee OO 

ABIT N au era LTE RE 

- phosphat. - . » 2... 0,00040 
Alununmm tz. nat OO 
Lithiumearbonat . . . 2... ..0,00030 
Natrium - RR ERBEN SEE 
Ammonium - EN ea a 
Baryum - EL RA U) Du l0 10). 
Strontium - ERS UN HEN, 
Calcium - VRR Na I RE 
Magnesium - RR NEN LEN: 
Eisen - ee BT IE 
Mangan - TE ee a ie ea 
Kieselsaure a0 28 28 BRETT 
Summa der Bestandthele . . 1,90244 
Halb gebundene Kohlensäure . 0,81568 
Freie Kohlensäure . . . . .. 2,33600 


Tot.: 5,05412. 


Von Mineralquellen in der Umgebung des Laachersees 
ist noch zu erwähnen: der Heilbür in dem Thale von Wehr. 
Derselbe liegt 255 Meter über dem Spiegel der Nordsee. Die 
festen Bestandtheile dieses Säuerlings betragen 3,5924 Theile 
in 1000 Theilen Wasser. Unter diesen sind 5,19 Procente 
Eisencarbonat, daher die starken Eisenockerabsätze in der 
Umgebung der Quelle, deren constante Temperatur 8,25°R. 
beträgt. — 

Der Sauerbrunnen zu Bell zeichnet sich durch die Menge 
der organischen Stoffe aus; die Infusorien Polygastrica, Phy- 
tolitharia und Gallionella ferruginea finden sich vor. Die 


_  R. Bender, Mineralquellen d. Umgebung d. Laachersees. 99 


- Sauerquelle im Mühlbach bei Rieden hat nur eine Temperatur 
von 6,5°R. und liegt 362 Met. über der Nordsee, sie enthält 
in 1000 Theilen fast 3,33 feste Bestandtheile. 


Der Sulzbrunnen liegt in einer Höhe von 288 Met. und 
hat eine constante Temperatur von 7°R. — 


Der Erlenborn in dem Thale von Obermendig liegt 295 
Met. hoch über der Nordsee und hat eine Temperatur von 


 90R, Dieser Säuerling besitzt unter allen Mineralquellen in 


der Umgebung des Laachersees den grössten Gehalt an Cal- 
eium- und Magnesiumcarbonat, ferner in 10,000 Theilen 1,145 
Eisencarbonat. In Folge des hohen Gehaltes von Erdalkalien 
und Eisen trübt sich das Wasser rasch beim Stehen im 


offenen Glase. 


Der Punterbrunnen bei Kell hat eine Temperatur von 
8,5°R. und liegt 184 Met. hoch. 


Der Fehlenborn im Brohlthale hat 11,4°R. Temperatur 
und besitzt in 1000 Theilen 2,317 feste Bestandtheile. Nach 
G. Bischof enthält dieses Wasser 0,88 Volumprocente freie 
Kohlensäure. 
Bemerkenswerth ist noch, dass in dieser Gegend in 
 frühern Zeiten verschiedene Sauerquellen benutzt wurden, 
welche jetzt ganz versiegt sind; so war oberhalb der Abtei 
Laach, wenig über dem Seespiegel erhaben, früher eine Sauer- 
quelle vorhanden, welche 1832 bereits von G. Bischof in einem 
‚ verwahrlosten Zustande gefunden wurde. Die alte steinerne 
Fassung zeigte, dass sie früher von der Abtei benutzt wurde. 
Sehr auffallend war der gänzliche Mangel an Eisenocker in 
dem Abfluss derselben, das sicherste Kennzeichen der gänz- 
lichen Abwesenheit des Eisens in dem Quellenwasser. Sie 
erschien daher damals als völlig eisenfreier Säuerling, wie sie 
sehr selten sind. — 


54 Ed, Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. > 


Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute | ; 


der Universität Dorpat. 


Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi- 
harze, Harze und Balsame. 
Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn, 
(Fortsetzung.) 


II. Resina Dammara lag mir in folgenden Proben vor: 
1) Dammara ostindica aus der Martiny’schen Samm- 


lung. Tropfenförmige grössere und kleinere farblose, klare 


und durchsichtige Stücke, die von aussen bestäubt sind. 

2) Dammara ostindica war in der Martiny’schen 
Sammlung als „Dammara americana“ bezeichnet und mit der 
Bemerkung versehen, dass es eine ostindische Sorte sei. 
Wie No. 1. 

3) Dammara indica aus der Martiny’schen Sammlung, 
wie No. 1. ; 

4) Dammara ostindica war ebenfalls in der Martiny’- 
schen Sammlung als americanischer Dammar bezeichnet. Wie 


die vorigen Proben, enthält aber beigemengt vollkommen 


undurchsichtige trübe Stücke. 

5) Dammara ostindica auch aus der Martiny’schen 
Sammlung. Wie No. 4; oben grössere Stücke. 

6) Dammara in massis aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Grosse unregelmässig geformte Stücke, durchsichtig, 
stellenweise trübe, fast farblos und mit erdigen Beimengungen 
verunreinigt. 

7) Dammara in massis aus derselben Sammlung und 
der vorigen Probe No. 6 vollkommen gleich, nur kleinere 
Stücke. 

8) Dammara ostindica aus der Sammlung des pharmac. 
Institutes. Wie No. 1. 

9) Dammara viridis von Vateria india. In der Mar- 
tiny’schen Sammlung als sichere Probe bezeichnetes Stück. 
Unregelmässiges Stück von hellgrüner Farbe, durchsichtig, 


stellenweise, namentlich im Innern, trübe und mit Blasen- 


räumen versehen, 


ni ER ee En a ee 


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vr, 
#33 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 55 


10) Dammara viridis von Gehe vor circa 30 Jahren 
mit der Bezeichnung „grünlicher Dammar von Manilla“ für 
die Sammlung des pharmaceut. Institutes bezogen. Der Probe 
No. 9 sehr ähnlich, nur dass die Farbe mehr gelblich. 

11) Dammara viridis aus der Martiny’schen Samm- 


lung, wie No. 10. 


12) Dammara viridis, in der Martiny’schen Samm- 


FE lung, ebenfalls als von Vateria indica abstammend bezeichnet. 


En. 


Wie die Probe No. 10 aber ein viel grösseres Stück (circa 


1 Pfund schwer) und mit erdigen Beimengungen verunreinigt. 


13) Dammara viridis aus der Martinysschen Samm- 


lung. Der vorigen Probe gleich und enthält beigemengt 


dicke Rindenstücke. 


14) Dammara nigra aus der Sammlung des pharmac. 


: - Institutes. Braunschwarzes glasglänzendes, durchsichtiges Harz. 


15) Dammara marmorata mit der Bezeichnung „Singa- 


rn pore 1844“ von Prof. Pereira an Martiny gesandt. Beschrie- 
ben in der Encyklopädie. Band II. pag. 658. 


16) Dammara marmorata, ebenfalls aus der Martiny’- 
schen Sammlung und mit der Bezeichnung „Singapore 1844“ 
versehen. Besteht zum grössten Theil aus dem gelblichen 


_ undurchsichtigem Harze und ist nur mit wenigen Streifen 


AR" 


des rothen durchsichtigen Harzes versehen. 
17) Dammara marmorata von Gehe vor circa 30 Jah- 


® ren als röthlicher Manilla-Dammar für die Sammlung des 


pharmaceut. Institutes bezogen. Wie No. 15; nur kleineres 
Stück. 

18) Dammara marmorata. Vorliegende Probe war 
dem schwärzlich grauen Tacamahac Guibourts der Sammlung 
von Martiny beigemengt. Wie No. 15, aber sehr verunrei- 


-nigt mit Pflanzenüberresten. 


Ausser eben diesen aufgezählten Dammarproben will ich 


noch folgende in der Sammlung unter den aufgeführten Namen 
befindliche Harze anführen, da dieselben zu Reagentien ein 
gleiches Verhalten zeigen und jedenfalls Dammarharze sind. 


19) Ein aus Turkestan unter der Bezeichnung „Gudi 


E _ Anbir“ stammendes Harz, Siehe Dragendorf? zur Volks- 


56 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 


medicin Turkestans in Buchners N. Repertor. 1873 Band XXIL "ER 


pag. 219. Die trüben Theile dieses Harzes gleichen vollkom- | 
men dem trüben Harze des marmorirten Dammars (No, 15 bis 


18), die klaren durchsichtigen Theile dagegen sind schwärz- 
lich gefärbt und ziemlich hart, ähnlich dem schwarzen Dam- 
mar No. 14. Beigemengt sind Rindenstücke von hellgrauer 


Farbe. 


20) Ein ebenfalls aus Turkestan, aber mit der Be- 
zeichnung „Rol-Indija“ versehenes Harz. Der Probe 


No. 19 vollkommen gleich. 
21) Ein als Myrrha nach Hamburg gekommenes Harz 
aus der Martiny’schen Sammlung. Unregelmässig geformte 


Stückchen von dunkel bernsteingelber Farbe aus kleinen 


Körnchen zusammengefügt. Sehr leicht zwischen den Fingern 
zu kleinen sandkornähnlichen Stückchen zerreiblich. (Ein 


ähnliches Verhalten zeigen die trüben gelblichen Theile des 
marmorirten Dammar) Pulver bernsteingelb, geruchlos. Ent- 


hält beigemengt Rindenstücke von grauer Farbe. 
22) Gummi Bombay seu roher Dammar aus der 
Martiny’schen Sammlung. Gleicht vollkommen den gelblichen 


trüben Theilen des marmorirten Dammar und ist damit iden- 


tisch, da es sich zu Reagentien, wie mir vergleichende Ver- 
suche gezeigt haben, vollkommen ähnlich verhält. 


23) Tacamahaca nova aus der Martiny’schen Samm- 


lung. Der vorigen Probe No. 22 vollkommen gleich. 
Alkohol, Aether-Alkohol und Aether lösten die 


vorstehenden Proben nur zum Theil und es quoll dabei der 


Rückstand nicht. 


Die aetherische Lösung mit Alkohol versetzt, wurde trübe, f 


Bleiacetat gab mit dem alkoholischen Auszuge des 
Dammarharzes bei No. 4, 5, 6, 7 und 8 einen Niederschlag; 
bei 19— 23 eine sehr geringe Trübung. Der Niederschlag 
verschwand bei No. 8 beim Kochen vollkommen, bei 6 und 7 
zum grössten Theil. No. 1, 2, 3, 9—18 wurden durch 
Bleiacetat nicht verändert. 

Eisenchlorid fällte die alkoholische Lösung entweder 


DA Shan A a Der 2 Na lFte 


31 


ae 


a OT DE DER 


nicht oder rief, wie bei No, 6—8, nach einigen Minuten eine 


2 
SURIRTERE Yy 
W 3 wen © a R 
Bor, ae heilen & 


= Ed. erecheokn, Beiträge 2. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 57 


Trübung hervor, welche beim Erwärmen verschwand. Ge- 
färbt wurde der alkoholische Auszug schwach grünlich oder 
bräunlich. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine trübe Mischung. 

Chloroform löste alle Proben vollkommen. 
Bromlösung färbte allmählig grün No. 9 — 14, 19 und 

20; die Uebrigen grünlich braun. 

Salzsäure-Alkohol und cone. engl. Schwefel- 
säure, sowie die Lösung in letztgenanntem Reagens zu 
Alkohol und Wasser zeigten ähnliche Erscheinungen wie beim 
Copalharz. 

Natroncarbonatlösung*) gab sowohl bei gewöhn- 
licher Temperatur wie auch beim Kochen einen farblosen 
Auszug. 

Beim Uebersättigen dieser Auszüge mit Essigsäure 
konnte nur bei den durch Kochen erhaltenen eine geringe 
Trübung wahrgenommen werden. 

Chlorkalklösung verhielt sich negativ. 

Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbel- 
liferon konnten nicht nachgewiesen werden. 

Die Petroleumätherauszüge waren farblos und 

veränderten die Farbe der Jodlösung bei No. 21—23 
nicht, bei No. 15— 20 in roth, wobei zugleich eine geringe 
Trübung zu bemerken war, und endlich wurden die Uebrigen 
braun unter Abscheidung von Flocken. 

Chloralreagens färbte die Verdunstungsrückstände 
der Petroleumätherauszüge bei No. 9—13 allmählig inten- 
siv grün; die Uebrigen zeigten eine sehr schwache Grün- 
färbung. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens lösten gelb, 
in Gelbroth übergehend. 

Auch hier habe ich ausser den nanen Versuehen 
mit Petroleumäther auch solche mit 95 °, tigem Alkohol aus- 


> *) Verdünnte Natroncarbonatlösung verhielt sich wie die concentrirte. 
(Unterschied vom Copal.) 


ER 


Es 


2, 


4 ER 22 r“ 
58 Ed. Hirschsohn, Beiträge ı 2. a a wichtig. enmihh 


geführt und sind die erhaltenen Zahlen in folgender Tabelle ie 
zusammengestellt. 


— 
Petroleum- Alkohol ’ 
äther 95 


Be - 


getrocknet bei 120° C. 1200 0. er 


Mn, Bezeichnung der Probe, 


1 Dammara ostindica 88,03 87,97 
4, 5 americana 83,42 83,90 
6. - in massis 77,18 77,60 
8. - ostindica 84,09 84,897 
9. - viridis 13.13 1... D56D 
10. - - 75,46 57,77 
12: - - 75,20 58,70 
14. - nigra 83,81 —_ı 
1LD, . marmorata . 54,12 53,98 
IR - - rl 30,20 29,99 
19. | Gudi Anbir aus Turkestan . 18,60 — 
22. | Gummi Bombay 9,27 9,30 
23. | Tacamahac. nova 8,97 9,07 


Nach dem oben angeführten Verhalten der Dammarpro- \ 3 
ben wären die im Folgenden aufgeführten Reactionen als denzs R 
Dammar charakterisirend anzuführen. 

1) Eisenchlorid giebt mit der alkoholischen Lösung kei-- 
nen Niederschlag, oder entsteht einer, so löst sich derselbe { 
sowohl beim Erwärmen, wie in Aether. 

2) Die aetherische Lösung wird, mit Alkohol versetzt, trübe. 

3) Chloroform löst vollkommen. 5 

4) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen Lösung 
eine trübe Mischung. ‘a 

5) Weder concentrirte noch verdünnte Natroncarbonatlö- 
sung nimmt bei gewöhnlicher Temperatur etwas auf. Von 
diesen Reactionen hat der Dammar die ersten No. 2 und 3 
aufgeführten mit dem brasilianischen Copal gemeinsam, unter- E 
scheidet sich aber durch das Verhalten zu Eisenchlorid. 
Ebenso unterscheidet sich der Dammar durch die Löslichkeit in 
Chloroform und dem Verhalten zu Eisenchlorid von dem 
Borneo -Copal, der in alkoholischer Lösung ebenfalls mit Ammo- 
niakflüssigkeit eine trübe Mischung giebt; zur Unterschei- 
dung der einzelnen Dammarsorten lassen sich wohl folgende 
Eigenthümlichkeiten derselben verwenden; 


.d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 59 
r 1) Der helle ostindische Dammar ist zu 779, — 88%, in 


_Petroleumäther löslich und giebt fast genau ebenso- 
viel, wie an diesen, an Alkohol ab. 


2) Auch die Dammara viridis resp. nigra giebt ca. 75°, 
an Petroleumäther ab, an Alkohol aber weniger —57 bis 
58°%,. Sie ist ausserdem durch die Brom- und Chloralreac- 

tion ausgezeichnet. 

3) Dammara marmorata hat wiederum gleich grosse Men- 
; ‘gen von in Petroleumäther und in Alkohol löslicher Substanz, 
_ aber die Menge derselben ist kleiner, wie bei den vorigen. 
Es macht ausserdem einen Unterschied, ob man den durch- 
_ scheinenden oder undurchsichtigen Theil der Drogue unter- 
‚sucht. Wichtig ist bei dieser Sorte auch das Verhalten 
gegen Jod. 
TI. Resina Mastichis stand mir in 7 Proben zur Ver- 
 fügung. 

1) Mastix No. 0 von Gehe 1870 bezogen. Eine sehr 
gute Sorte. 

2) Mastix von Gehe 1866 für die Sammlung des phar- 

_ maäceutischen Institutes bezogen. Ebenfalls eine gute Sorte. 


3) Mastix aus Turkestan aus derselben Sammlung, wie 
No. 1. 

4) Mastix, ebenfalls aus derselben Sammlung. 

5) Mastix in sortis aus der Sammlung des pharmac, 
Institutes. Eine verunreinigte Sorte. 

6) Mastix von Alexandria aus der Martiny’schen 
Sammlung. Wallnussgrosse, tropfenförmige Stücke von hell- 

_ gelbbrauner Farbe, auf dem Bruche glänzend, zwischen den 
Fingern sehr leicht erweichend und beim Kauen sich wie 
der gewöhnliche Mastix verhaltend. 

7) Mastix von Bombay, 1870 durch Gehe bezogen. 
Dem gewöhnlichen Mastix in sortis sehr ähnlich, nur etwas 
dunkler und sich beim Kauen wie der gewöhnliche Mastix 
 verhaltend. Von terpentinartigem Geruch. 

Alkohol löste die Proben No. 6 und 7 vollkommen, 
No, 1—5 bis auf einen zähen Rückstand. 


Aether gab mit allen Sorten eine vollkommene Lösung, ; N 


welche nach Zusatz von Alkohol bei No. 6 und 7 klar blieb; 


bei No. 1—5 entstand dadurch eine Trübung und Ausschei- 
dung von Flocken. 
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung einen 


Niederschlag, der sich beim Kochen bei No. 1—6 löste und 


bei No. 7 nur zum grössten Theil gelöst wurde. 

Eisenchlorid bewirkte eine bräunliche Färbung. 

Ammoniakflüssigkeit gab eine Ausscheidung von 
Harz. 

Chloroform löste vollkommen und es entstand in die- 
sen Lösungen nach Zusatz von Bromlösung ausser einer 
allmähligen Braunfärbung keine weitere Veränderung, 

Salzsäure-Alkohol löste allmählig mit brauner 
Farbe. 

Cone. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner 
Farbe und Alkohol gab mit dieser Lösung eine braune trübe 
Mischung. Wasser fällte aus der Schwefelsäurelösung Harz 
in bräunlichen Flocken. 

Natroncarbonatlösung blieb farblos und es be- 
wirkte Essigsäure in diesen Auszügen keine Veränderung. 
Kochte man das gepulverte Harz mit Natroncarbonatlösung, 
so färbte sich diese mit No. 1— 4 nicht, mit No. 5— 7 hell- 
braun. Beim Uebersättigen dieser Auszüge war eine schwache 
Trübung wahrzunehmen. 

Chlorkalklösung gab auch hier negative Resultate. 
Ebenso gab die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, 
Zimmtsäure und Umbelliferon negative Resultate, 
Die Auszüge mit Petroleumäther waren farblos und än- 
derten die Farbe der Jodlösung in rothviolett, ohne dass 
eine Trübung zu bemerken war, 


Chloralreagens gab nur mit dem Rückstande von 
No. 7 eine sehr schwache grüne Färbung. 


Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 
gelbbraun. 


ER. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 61 


Petroleum- | Petroleum- | Petroleum- 
: prob äther. Sie- äther. Sie- |äther. Sie- 
No. Lane HEale) depunkt | depunkt depunkt 
40°C. 60°C. 80°C. 
getrocknet bei 120° C. 120°C. 120° C. 
mir... .2..... 50,96 71,50 75,80 
2. 222 ee RE 51,89 Bar a 
5 SEIN ROLLIS Ta.d.. 38,49 — — 
7 - von Bombay . . . 12,50 _ 12,45 


Wie die erhaltenen Reactionen zeigen, können als Cha- 
rakteristica für alle untersuchten Mastixproben folgende benutzt 
werden: 

1) Aether und Chloroform lösen vollkommen. 

2) Bleiacetat giebt mit dem in Alkohol gelösten Harze 
einen Niederschlag, der sich beim Kochen entweder vollständig 
oder fast vollständig löst. 

3) Ammoniakflüssigkeit scheidet aus der alkoholischen 
Lösung Harz aus. 

4) Natroncarbonatlösung greift das Mastix nicht an. 

Nach dem Verhalten zu Alkokol lassen sich die abge- 
handelten Mastixproben in solche, welche davon vollkommen 
(No. 6 und 7) und in solche, welche nicht vollkommen (No. 1 
bis 5) gelöst werden, eintheilen. Die letzteren, also die 
nicht vollkommen löslichen (No. 1 bis 5) zeichnen sich noch 
durch die Fällbarkeit der ätherischen Lösung durch Alkohol 
und dem beim Kochen löslichen Niederschlag durch Bleiacetat 
aus. Es gehört hierher die gewöhnlich im europäischen Han- 
del erscheinende Mastixsorte. Die in Alkohol sich vollkom- 
men lösenden Proben (No. 6 und 7), zu welchen der Mastix 
von Alexandria und von Bombay gehören, geben in ätheri- 
scher Lösung mit Alkohol eine klare Mischung. Eine Unter- 
scheidung der letztgenannten Proben lässt sich vermittelst 
Bleiacetatlösung bewerkstelligen, da der hervorgerufene Nie- 
‚derschlag bei Mastix von Alexandria beim Kochen voll- 
ständig, bei Mastix von Bombay nur zum Theil ver- 
_ schwindet. 


62 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. Be, Ei 


Ü Von den bis jetzt abgehandelten Harzen, Copal und Dam- Dir 
mar, unterscheidet sich der Mastix durch die vollkommene 
Löslichkeit in Aether, “ 

IV. Resina Sandaraca lag mir in 2 Proben, welche % 
beide aus der Sammlung des pharmaceutischen Institutes 
stammen und mit dem gewöhnlich im Handel erscheinenden er $ 
übereinstimmen, vor. Ki 
Alkohol, Aether-Alkohol und Aether lösten 
vollständig. 

Bleiacetat gab einen voluminösen Niederschlag, be 


sich beim Kochen nicht löste. 
Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung grüntien P%: 
braun. Be 
Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine klare Mischung. BR: 
Die ätherische Lösung mit Alkohol versetzt, blieb klar. g. 
Chloroform löste nur geringe Menge. 3 
Bromlösung wurde durch den Chloroformauszug ent- En 
färbt. & 


Salzsäure-Alkohol und conc. engl. Schwefel- 
säure wie auch Alkohol und Wasser zur Lösung des San- 
darac in Schwefelsäure gebracht, verhielten sich ähnlich, wie 
beim Mastix angegeben. Ki 

Natroncarbonatlösung färbte sich schon bei ge- 
wöhnlicher Temperatur gelblich und löste zum Theil, beim 
Kochen wurden grössere Mengen gelöst. Essigsäure fällte 
sowohl aus dem bei gewöhnlicher Temperatur wie aus dem 
beim Kochen erhaltenen Auszuge Harz in Flocken. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction. 

Stickstoff, Schwefel, Zimmtsäure und Um- 
belliferon konnten nicht nachgewiesen werden. 

Der Petroleumätherauszug war farblos und ver- 
änderte die Farbe der Jodlösung in rothviolett, wobei 
keine Trübung wahrzunehmen war. 

Chlor a lreagens gab mit dem Verdunstungsrückstande 
des Petroleumätherauszuges keine bemerkbare Reaction. 
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens lösten mit citronengel- 


en 
Beh di IR W 
SEITE kt a) 0 ae ArEr 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 63 


ber Farbe und wurde diese Lösung allmählig an den Rän- 
dern rosa. 

Die mit Petroleumäther ausgeführten quantitativen Ver- 
suche gaben folgende Zahlen: 


Petroleum- | Petroleum- 
Pa Bezeichnung der Probe, ‘  jäther. Sie- |äther. Sie- 
No. depunkt depunkt 

40° C, 800 C. 


getrocknet bei 120°C. 120°C, 
1 Bandarack Br We RER, 6,72 6,30 
2 NE 7,79 7,70 


_ Wie die Versuche mit Petroleumäther, der einen Siede- 
punkt von 80°C. besitzt, zeigen, ist es hier ganz einerlei, 
was man für einen Petroleumäther nimmt. Beim Mastix scheint 
dies nicht der Fall zu sein. 

Als Unterscheidungsmerkmale des Sandarac vom Mastix 
"lassen sich die meisten der erhaltenen Reactionen benutzen, 
wie folgende Uebersicht der wichtigsten derselben zeigt. 

1) Die vollkommene Löslichkeit in Alkohol und Aether- 
> Alkohol. 


2) Bleiacetat giebt mit der alkoholischen Lösung einen 
' voluminösen Niederschlag, der sich beim Kochen nicht löst. 


3) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der Lösung in Alkohol 
eine klare Mischung. 
| 4) Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine klare 
„Mischung. 

5) Chloroform löst nur geringe Mengen, *) der Rückstand 
ist pulverig. 

6) Natroncarbonat löst schon zum Theil bei gewöhnlicher 
Temperatur. 
7) Petroleumäther löst nur zum geringen Theil (7 bis 


5%) 


: *) Das hat schon Lepage vor ca. 30 Jahren hervorgehoben, es ist 
aber bei Abfassung der meisten Lehrbücher übersehen worden. 


64 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharas die 


8) Die violette Farbe der Jodlösung wird durch den Pe- 
troleumauszug in rothviolett geändert, ohne dass Trübung 


eintritt. 


Von allen abgehandelten Mastixproben unterscheidet sich 


der Sandarac namentlich durch die unter No. 3, 5 und 6 
aufgeführten Reactionen. Von dem gewöhnlich im Handel 
erscheinenden Mastix aber auch noch durch das unter No. 2, 
4 und 7 aufgeführte Verhalten, wozu noch die vollkommene 
Löslichkeit des Sandarac in Alkohol kommt. 

V. Resina Podocarpi cupressini var. imbrieatae lag 
mir in einer von Prof. Flückiger der Sammlung des pharma- 
ceutischen Institutes geschenkten Probe vor. Siehe auch 
Oudeman jun. Berichte der deutsch. chem. Gesellschaft 
Band VI. pag. 1122. Das Harz besteht durchweg aus schon 
mit dem blossen Auge wahrnehmbaren Krystallen. 

Alkohol und Aether lösten das Harz leicht und voll- 
kommen. Die ätherische Lösung mit Alkohol versetzt, blieb 
klar. 

Bleiacetat gab keinen Niederschlag. 

Eisenchlorid färbte grünlich. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine klare Mischung. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit dem 
Harze hellrosa, ohne dass eine vollkommene Lösung eintrat, 

Conc. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner 
Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine klare grün- 
lichbraune Mischung. Wasser fällte aus der Schwefelsäure- 
lösung Harz in weissen Flocken. 

Natronearbonatlösung gab schon bei gewöhnlicher 
Temperatur eine schwach gelblich gefärbte Lösung, aus wel- 
cher durch Essigsäure das Harz in Flocken gefällt wurde. 

Chloroform löste nur geringe Mengen. 

Bromlösung gab mit diesem Auszuge keine bemerk- 
bare Erscheinung. 

Petroleumäther löste fast nichts. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction. 


BT A a ET A 9 
Va nr A ETETER, 


Ea. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig, Gummiharze ete. 69 


Als gutes Unterscheidungsmittel des Podocarpusharzes 
von den bis jetzt abgehandelten Harzen (Copal, Dammar, 
Mastix und Sandarac) wäre namentlich die so ausgezeichnete 
krystallinische Beschaffenheit desselben zu erwähnen. Zu 
- diesem physikalischen Verhalten kämen noch folgende che- 
mische Eigenschaften. 

1) Alkohol- Aether lösen vollkommen. 

2) Chloroform löst nur wenige. 

3) Petroleumäther löst nicht. 

4) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen Lö- 
sung eine klare Mischung. 

5) Bleiacetat fällt die alkoholische Lösung nicht. 

6) Natroncarbonatlösung giebt schon bei gewöhnlicher 
Temperatur eine vollkommene Lösung. 

7) Salzsäure - Alkohol färbt sich mit dem Harze allmählig 
rosa, ohne zu lösen. 

Durch das unter No. 1, 2 und 4 aufgeführte Verhalten 
nähert sich das vorliegende Harz dem Sandarac, unterscheidet 
sich aber wiederum durch die unter No. 3, 5, 6 und 7 auf- 
geführten Erscheinungen. 

VI. Coniferenharze. Diese Harze habe ich besonders 
desshalb studirt, weil sie häufiger zum Verfälschen anderer 
 Harze gebraucht werden und weil ich versuchen musste, sie 
in diesem Falle leicht nachzuweisen. Ich habe berücksichtigt: 

1) Olibanum silvestre aus der Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes. Rundlich geformte Körner, welche 
vollkommen durchscheinend und dem Colophonium sehr ähn- 
lich sind. 

2) Olibanum silvestre aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Siehe Encyclopädie. Band II. pag. 690. 

3) Resina alba aus der Sammlung des pharmaceutischen 
Institutes. 

4) Resina burgundica aus derselben Sammlung und 
' der vorigen Probe vollkommen ähnlich. 

5) Galipot aus der Sammlung ‚des pharmaceutischen 
Institutes. 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 1. Heft. 5 


66 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. kin, r 9 


6) Colophonium ebenfalls aus derselben Sammlung = 
Ausser diesen eben angeführten sind noch folgende, in der 


Sammlung unter dem aufgeführten Namen befindliche Harze, 


nach ihrem Verhalten zu Reagentien als von Üoniferen ab- 5 


stammend zu zählen. 


7) Mastix spurius rossicus aus der Martinyschen 
Sammlung. DBeschrieben in der Encyclopädie. Band I. 


pag. 683. 


8) Ein dem Res. Sanguin. dracon. american. in 
globul.*) beigemengtes Harz. Diese Probe ist von Schaff- 
ner aus Mexico an Martiny gesandt. Weallnussgrosse, ein- 
zelne in Blätter sorgfältig eingewickelte Kugeln. Das Harz 
besitzt eine graubraune Farbe, ist auf dem Bruche glänzend 
schmutzig dunkelrothbraun und giebt beim Verreiben ein 
gelbbraun gefärbtes Pulver, welches einen an (astoreum 
canadense erinnernden Geruch besitzt. 


9) Anime orientalis II aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Unregelmässige Stücke, welche auf dem Bruche matt, 
undurchsichtig, hellgelb gefärbt sind und ab und zu Blasen- 
räume zeigen. Die äussere Fläche besteht aus einer dunklen 
gefärbten dünnen Schicht, welche bei einigen Stücken sich 
auch ins innere zieht und dadurch denselben ein marmorirtes 
Ansehen verleiht. Zwischen den Fingern lässt sich das Harz 
leicht zu einem feinen, hellgefärbten Pulver, das einen bitte- 
ren Geschmack besitzt, verreiben, wobei zugleich ein terpen- 
tinartiger Geruch wahrzunehmen ist. 

10) Anime oriental. ebenfalls aus der Martiny’schen 
Sammlung und der Probe No. 9 ähnlich. 


11) Anime aus der Sammlung des pharmaceut. Institu- 
tes. Einzelne Stücke sind den Proben No. 9 und 10 voll- 
kommen gleich, andere wiederum sind stellenweise durch- 
scheinend und im Innern noch weich, 

12) Anime brunea aus der Martiny’schen Sammlung. 
Beschrieben in der Encyclopädie. Band II. pag. 633. 


*) Conf. Pharm, Zeitschr. f, Russl. Jahrg. 16. 1877. p. 15. 


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” Be Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 67 


13) Tacamahac occidentale, Geigers bitteres 
Tacamahac aus der Martiny’schen Sammlung, beschrieben 
in der Encyclopädie. Band II. pag. 709 und in Geiger, 
Handbuch der Pharmacie. 

| 14) Tacamahac americana aus der Martiny’schen 
Sammlung und der Probe No. 13 ähnlich. 
15) Tacamahac aus einer älteren Apotheke St.- Peters- 
_ burgs der Sammlung des pharmaceutischen Institutes ge- 
schickt. Aehnlich der Probe No. 13; aber fast nur durch- 
sichtige Stücke. 

16) Resina Olampi aus der Lucae’schen Sammlung, 

von Dr. Witte in Rostock der Sammlung des pharmaceuti- 
schen Institutes geschenkt. Aehnlich der Probe No. 11.*) 

: Alkohol, Aether-Alkohol, Aether und Chloro- 

| 2 form lösten alle angeführten Proben vollkommen mit gelb- 

licher oder gelblich-brauner (bei No. 8 war die Lösung gold- 

gelb) Farbe. 

Bleiacetatlösung gab mit dem in Alkohol gelösten 
Harze einen Niederschlag, der sich beim Erwärmen nur zum 
Theil löste. 

Eisenchlorid färbte bräunlich. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung der Proben No. 3—6, 9— 19 eine klare Mischung, 
mit No. 1, 2, 7 und 8 eine trübe Mischung. 

Bromlösung gab keine besondere Reaction. 

Salzsäure-Alkohol löste mit gelbbrauner Farbe, 

Cone. engl. Schwefelsäure löste ebenfalls mit 
gelbbrauner Farbe und diese Lösung gab mit Alkohol eine 
trübe braungefärbte in missfarbig violett übergehende Mi- 
schung. Wasser fällte aus der Lösung in Schwefelsäure 
Harz in bräunlichen Flocken. 

Natroncarbonatlösung gab schon bei gewöhnlicher 
Temperatur einen gelblich gefärbten Auszug (No. 8 und 12 


*) Als Resina Olampi wird von Geiger und von Martius eine Art 
des Copalharzes beschrieben. Siehe Geiger, Handbuch der Pharmacie 
1840. Band II. pag. 116. 
RN - 5*# 


68 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 


lösten sich fast vollständig) und es wurde dieser beim Ueber- 
sättigen mit Essigsäure durch ausgeschiedene Flocken 
trübe. 
Chlorkalklösung gab negative Resultate. 
Stickstoff,; Schwefel, Zimmtsäure und Umbel- 
liferon konnten nicht nachgewiesen werden. 


Petroleumäther gab einen farblosen oder gelblichen 
(bei No. 8 goldgelben) Auszug. Jodlösung bewirkte sofort 


eine Ausscheidung von hellbraunen Flocken unter Entfärbung 


der Lösung. 


Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
des Petroleumätherauszuges bei No. 3—5 und 9—16 all- 
mählig grün, in blaugerändertes Rothviolett übergehend; 
No. 1, 2, 6—8 gelblich, allmählich ebenfalls in blaugerän- 
dertes Rothviolett übergehend. 


Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 


gelbbraun. 


Die quantitativen Versuche mit Petroleumäther gaben 
folgende Zahlen. 


Petroleum- | Petroleum- 
äther. Sie-|äther. Sie- 
No. | Bezeichnung der untersuchten Probe. depunkt depunkt 


40°C, 600 C. 
getrocknet bei 120° C, 120° C. 
1 VOlhihanım?silvestrant. ur „meer na 54,51 — 
3 BRessar alba Way Er, 50,23 — 
4 OR DUTEHOGIGEN ARE 3 HABA, 49,78 —— 
5 Falıpokles te ee tet 48,56 48,70 
6 Colophonium . N ER 90,23 90,33 
8. | Verf. v. Sang. drac. glob.. a te. 40,65 _ 
9. Anime oriental. . . EEE a ee 2,59 — 
31. - RER EN Re 4,12 — 
12 - brunea ee ea 24,52 — 
14 Tacamahaca americana . ED" 23,50 _ 
15 - aus St. Petersburg Be 11,14 — 


Als die wichtigsten Reaetionen der eben abgehandelten 
Coniferenharze wären 


1) die vollkommene Löslichkeit in Alkohol, Aether und 
Chloroform, 


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Hirschsohn, Beiträge Ze hen d. wichtig. Gummiharze ete. 69 


2) die Fällbarkeit der alkoholischen Lösung durch Blei- 
acetat und unvollkommene Lösung dieses Niederschlages 


beim Kochen, 
3) die Ausscheidung von Flocken aus dem bei gewöhn- 


licher Temperatur mit Natroncarbonatlösung erhaltenem 
Auszuge, 

4) die Entfärbung der Jodlösung und Abscheidung von 
- bräunlichen Flocken zu erwähnen. 

5) Färbt Chloralreagens den Verdunstungsrückstand des 
"Petroleumauszuges allmählig entweder zuerst grün oder gelb- 
lich und geht diese Färbung in beiden Fällen in ein blau- 
gerändertes Rothviolett über. Von diesen Reactionen ist als 
die wichtigste die unter No. 5 aufgeführte zu erwähnen, denn 
alle von mir untersuchten Harze zeigen keine ähnliche Er- 
scheinung. 

‘Die vorliegenden Coniferenharze lassen sich nach dem 
Verhalten der alkoholischen Lösung zu Ammoniakflüssigkeit 
in solche, welche eine klare Mischung No. 3—6, 9—16 
geben, und in solche, welche eine trübe Mischung wie No.1, 
2, 7 und 8 geben, eintheilen. Letztere Gruppe (No. 1, 2, 
7 u. 8) wird ausserdem von Chloralreagens zuerst gelblich 
gefärbt; während die erste Gruppe No. 3—6, 9—16 sich 
wiederum je nachdem Chloralreagens zuerst grün (3—5, 
9—16) oder gelblich (No. 6) färbt, eintheilen. Auch das 
Verhalten gegen Natroncarbonatlösung ist ein verschiedenes, 
indem einige wie No. 8 und 12, sich darin schon bei gewöhn- 
licher Temperatur fast vollkommen lösen, andere wiederum 
sich nur zum Theil lösen. 

Endlich ist auch die Löslichkeit in Petroleumäther eine 
sehr verschiedene, da die Menge von 3—90°/, schwankt. 
Diese eben angeführten Verschiedenheiten rühren jedenfalls 
davon her, dass die Proben eine verschiedene Abstammung 
besitzen und wäre es interessant eine vergleichende Unter- 
‚suchung von Harzen der Coniferen, deren Abstammung sicher 
ist, auszuführen. Leider sind meine Bemühungen, in den 
Besitz sicherer Proben zu gelangen, bis jetzt erfolglos ge- 
blieben. 


N IA EPR a a Er N 


70 Absolutes Gewicht der Atome: 


Coniferen untergeschoben. Namentlich scheint, was den Na- 
men Anime führt, zum kleineren Theile elemiartiges Harz, 


zum grösseren Ooniferenharz zu sein. Ebenso wie als Anime 


wird als Tacamahac öfters Coniferenharz verkauft und ist = 


eben das von Geiger als bitteres Tacamahac aufgeführte Harz 


nichts weiter. Auch schon Batka*) hat diese Beobachtung 
gemacht und meint, dass amerikanisches Galipot als Tacama- 


hae verkauft werde; ob die als Tacamahac mir vorliegende 


Probe auch ein amerikanisches Galipot ist, kann ich leider 
nicht entscheiden. 
(Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.) 


B. Monatsbericht. 


Absolutes Gewicht der Atome. 


J. Annaheim empfiehlt nachstehenden Vorlesungsver- 
such, um den Zuhörern eine Vorstellung zu geben von der 
ausserordentlichen Theilbarkeit der Materie. 0,0007 g. Fuchsin 
(02° H1° N3 HCl) wurden in Weingeist gelöst, und die Lösung 
auf 1000 C,C. verdünnt. In jedem Cubikcentimeter waren 
also noch 0,0000007 g. Farbstoff enthalten. Füllt man diese 
Flüssigkeit in eine Bürette von ungefähr 1 Cm. Durchmesser, 
so zeigt sie sich auf weissem Grund stark gefärbt. Lässt 
man einen Tropfen (wovon 35 auf 1 C.C. gehen) aus dieser 
Bürette in ein kleines Reagirröhrchen fallen, so erkennt man 
noch mit Sicherheit die Rothfärbung des Tropfens, wenn man 
das Rohr schief auf weisses Papier und zum Vergleich ein 


zweites mit reinem Weingeist danebenstellt. Hieraus ergiebt 


sich, dass man mit blossem Auge noch 0,00000002 g. Fuchsin 
wahrnehmen kann. Nimmt man an, es sei in einem Tropfen 
der Lösung nur 1 Molecül Farbstoff enthalten — und soviel 
muss unter allen Umständen vorhanden sein, — so berechnet 
sich das absolute Gewicht eines Atoms Wasserstoff zu der 


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*) Buchner, N. Repertor, f, Pharmacie, 1875. Band XXIV. p. 603, 


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Geometrische Chemie. 


_ erstaunlich kleinen Grösse von 0,000000000059 g. (nemlich 
'0,00000002 : 337,5; Moleculargewicht von Fuchsin — 337,5). 
Aus diesem Versuche ergiebt sich aber auf Grundlage 
der heutigen Anschauungen der Chemie mit mathematischer 
Bestimmtheit, dass im Maximum das absolute Gewicht eines 
 Atomes H nicht grösser sein kann, als die eben angeführte 
Zahl. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1151.). I} 


Geometrische Chemie. 


Henry Wurz erklärt in dieser interessanten Abhand- 
lung chemisch und arithmetisch die relativen Durchmesser der 
chemischen Molecüle der festen und flüssigen Körper und 
legt den Grund zu einer wirklichen geometrischen und dyna- 
mischen Wissenschaft der Chemie. 

Er begann seine Studien über Molecularchemie der festen 
und flüssigen Stoffe mit dem Studium der Thermochemie und 
fand bald, dass nicht allein die Temperatur- und Volumen- 
veränderungen gegenseitig sind, sondern dass Veränderungen 
der Wärmebedingungen und Verhältnisse in einem Medium 
von bestimmter Temperatur unverändert mitwirken, wenn 
eine Molecular - oder Volumenveränderung eintritt. Diese Vo- 
lumenveränderung d. h. die molecularen Verdichtungen und 
- Ausdehnungen beschäftigten denselben zuerst, indem sie unzwei- 
En Aufschluss geben müssten über die Veränderungen 
der inneren Structur und Natur. Ehe er seine sinnreiche 
FE sötbese aufstellte und nach Untersuchungsmethoden suchte, 
bespricht er die Arbeiten von Kopp, dessen Ansichten über Gay- 
Lussac’s Gesetz, „dass Körper, wenn gasförmig, sich in multi- 
plen Proportionen verbinden,“ ob dieses Gesetz auf feste und 
flüssige Körper nicht auszudehnen sei, und wandte sich dann 
der Ansicht Schröders zu, dass sich Körper nur in multiplen 
Proportionen ganzer Zahlen zu gleichen Volumen verbinden. Die 
frühere Ansicht, dass der gasförmige Zustand der geeignetste 
sei, um uns Kenntniss vieler wichtiger Gesetze über chemi- 
sche Verbindungen und Verdichtungen und über die Art und 
Weise, wie die chemische Kraft wirke, zu geben, lässt er 
fallen, weil in diesem Zustande ausdehnende und rückwir- 
kende Kräfte wirken, um die meisten anderen Gesetze und 
Kräfte der Materie zu zerstören. Er folgerte aus Kopps Ar- 
' beiten, dass, um das Gesetz der Gase zu erhalten, es noth- 
wendig sei, dieselben bei ein und derselben Temperatur zu ver- 
gleichen. Indem er diese auf die festen und flüssigen Körper 


12 Geometrische Chemie. 


eben wohl beziehen konnte, wie auch die Volumenverhältnisse 
sein mochten, kam er naturgemäss auf die des schmelzen- 
den Eises und die der grössten Dichtigkeit des Wassers bei 490, 
Es war eine maassgebende Temperatur der Natur, bei welcher 
einfache Beziehungen zwischen gewissen Molecular - Räumen 
sowohl der festen als flüssigen Körper streng vollzogen sind. 
Alles Leben, jede Bewegung auf der festen Oberfläche der 
Erde fängt da an, wo das Eis in den flüssigen Zustand 
übergeht. Das Molecular- oder Aequivalentvolumen des Eises 
bei seinem Schmelzpunkt war ein von Natur gegebenes Volu- 
men, auf welche die Volumina aller festen und flüssigen Kör- 
per können bezogen werden, wenn sie dieselbe Temperatur 
haben. Was den grössten Dichtigkeitsgrad des Wassers 
betrifft, so muss es für jetzt genügen, dass Eis bei dieser 
Temperatur nicht vorkommt, und als solches nicht darauf 
bezogen werden kann. 

Die Untersuchungen Kopps, dass gewisse organische ho- 
mologe Reihen durch Additionen von H?C wachsen und 
solche Additionen durch eine Volumenvergrösserung von 
21,8 — 88 Einheiten, je nach der Temperatur begleitet werden ; 
dass in gewissen Fällen, wo wahrscheinlich H? durch C und 
umgekehrt ersetzt werden möge, wenig oder gar keine 
Volumenveränderung eintrete, führten den Verf. neben den 
Arbeiten von Troost und Hautefeuille dahin, dass die Chemie 
in ihrem reichen Schatze einen Anhaltepunkt geben müsse, um 
das richtige Volumenverhältniss des OÖ im HO zu finden. Er 
fand ihn in der Dichtigkeit des Wasserstoffhyperoxyds 
— 1,452. Indem er gewisse Correctionen vornahm, welche 
wegen der circa 2,63 °/, Wasser als Unreinheit nöthig waren, 
erhielt er, später auch auf andere Weise das Volumen des 
OÖ = 5,184 und das des H = 6,408, mit der Voraussetzung, 
dass die 2 V. O im HOÖ gleich gross sind, 

Um das Kohlenstoffvolumen zu erhalten, bezog er sein 
neues H-Volumen auf die Kohlenwasserstoffe. Seine Be- 
mühungen waren resultatlos. Als er mit den neuen O-Volu- 
men dahingegen auf Carbonate experimentirte, erhielt er es 
fast in allen Fällen gleichbleibend, nemlich 8. Als er sich 
den Kohlenwasserstoffen wieder zuwandte, kam er mit dem 
neuen Kohlenstoffvolumen zu der erschreckenden Thatsache, 
dass H ein Proteanelement sei, so dass er in organischen 
Verbindungen wohl kaum jemals aus einer Combinationsform 
in die andere ohne Volumenveränderung übergeht und sein 
eigenes Volumen im flüssigen Wasser dem unmittelbaren 
Volumen dieses Körpers angehört. Die ganze organische 


Geometrische Chemie. 73 


_ Chemie mit ihren endlosen, manigfaltigen Verbindungen 
ist vorzugsweise auf diese Proteaneigenschaft des H, auf 
sein beständiges Verdichten und Ausdehnen, wenn er aus 
einer Verdichtungsform in die andere übergeht, zurückzufüh- 
ren. Verf. suchte nun durch mühsame Arbeiten die Gesetze 
zu finden, nach welcher diese Verdichtungen stattfinden und 
nennt die organische Chemie nicht mehr die Chemie der Koh- 
lenstoffe, sondern die „Chemie des Wasserstoffs und 
seiner Volumenveränderungen.“ 

Sauerstoff tritt unverändert, ohne Verdichtung und Aus- 
 dehnung in alle Verbindungen ein. Kohlenstoff scheint auch 
in allen Kohlenwasserstoffverbindungen unverändert, nemlich 
immer 8 zu sein, wenn er auch im Diamant, Graphit, CO? 
und CS? und einigen anderen Verbindungen unbeständig ist. 

Kohlenstoff und Wasserstoff bilden ein zusammengesetz- 
tes Radical H?C, dessen Molecül sowohl ganz oder als im 
Element Verdichtungen und Ausdehnungen erleidet, (in die- 


sem Molecül ist es nur der H, welcher verändert wird, das 


Vol. des Kohlenstoffs bleibt unverändert 8), je nach den geo- 
metrischen Gesetzen, welchen die Elemente unterworfen sind. 
Dieses zusammengesetzte Radical nennt er Homologen = Hm 
und stellt es neben Ammonium als ein electropositives Radi- 
eal. Soweit er finden konnte, ist es das einzige Kohlen- 
wasserstoffradical, welches existirt, in Folge dessen 
wirft er alle Alkoholradicale, wie sie alle heissen, über Bord. 
Nach seinen Methoden erklärt er die Unmöglichkeit ihrer 
Existenz. 

Wasser, also die Verbindung H?O ist nach dem Verf. 
— H?C ein zusammengesetztes Radical und keinesweges das 
Oxyd des Metalls Wasserstoffs. Seine Molecüle in Eis erlei- 
den Ausdehnungen und Zusammenziehungen, wie irgend ein 
anderes Element. Verf. bezeichnet Wasser als ein Radical, 
mit Hydor-Hd. Folgende Gesetze stellt Verf. nach seinen 
Arbeiten auf. 


1) Das geometrische Gesetz der Molecular- 
Verdichtung. 


„Die Volumen aller einfachen chemischen Molecüle von 
Elementen oder Radicalen mit der einzigen Ausnahme des 
Sauerstofls werden durch Grössen ausgedrückt, welche sie bei 
der Temperatur des rasch schmelzenden Eises haben; die 
Verwandtschaft gleicher Cuben einer Reihe ganzer Zahlen, 
aus welcher Reihe die Zahl, welche dem Molecül des Eises 


74 Geometrische Chemie 3 AR ec 


bei dieser Temperatur angehört, ist 27. Verf. betrachtet also 
die Reihe ganzer Zahlen, diese Cubikwurzeln der Molecular- 
volumen, vom Standpunkt der Moleculdurchmesser, fasst die- 
selben als geometrisch feste Körper und spricht von denselben 
als „Moleculardurchmessern.“ Das Aequivalent des Wasser- 


a; 
ne 
a 


ei! 
', 


3 


KT. 

stoffs nimmt er 1000 an, um alle Decimalbrüche in den Vo- n% 
lumen sowohl als in den Durchmessern zu vermeiden, so dass 
die Volumina des O.H im gewöhnlichen Wasser und der 
organische Kohlenstoff nicht 5,184, 6,408 und 8,0 sondern RR 
5184, 6408 und 8000 geschrieben werden. Letzteres ist 20%, 
also ist der Durchmesser des C in allen organischen Verbin- 
dungen und Üarbonaten = 20, wohingegen er im Diamant 
= 15 ist, weil 15° — 3375 das Volumen des Kohlenstoffs > 
im Diamant ist. E 
Die Form der Molecüle muss gleich sein, wenn sie regel- 
mässige geometrische feste Körper sein sollen. a 


Verf. stellt nun eine geometrisch volumetrische Multi- 
plicationstafel auf, um die Berechnung der Molecularvolumen, 
der Durchmesser und der Formeln zu erleichtern. 

Unter den Säureelementen, die Halogene sowohl als de 
Amphigene, nebst Cyan unter Ausschluss von O, sind, sowet 
die Untersuchungen des Verf. gekommen sind, deren Volu- 
mendurchmesser 24 und 28; Fluor ausgenommen, welches 
18 hat. 

Chlor in den Haloiden und Chloraten hat 24, in 3, 4 
und Polychloriden 28. 

S in den meisten metall. Sulfiden und Sulfaten 24. 

Se in Selenaten 28, in Seleniten 24, 

N, ausgenommen in Cy und in seinen einfachen Oxyden, 
hat, soviel als bekannt ist, 20. 

Cy hat 24 in allen Cyaniden. 

Si, im Quartz und wahrscheinlich in allen krystall. Sili- 
caten, hat 23. 

H variirt, wurde zwischen 16 und 28 gefunden. 

Br und J haben in allen Verbindungen, die bekannt sind, 

28; die Bromate und Jodate sind ausgenommen und ha- 
ben 24. 

Hieraus folgerte er das Gesetz, dass „die Neigung, die 
Volumen - Durchmesser zu verändern, paralell ist der Annähe- 
rung zu dem äussersten positiven Ende der electro - chemischen 
Scala,“ denn O, das eleetronegativste Element, ver- 
ändert sich nicht. 

In welcher Weise Verf. seine Volumen- oder Molecular- 
formeln findet, mögen folgende Beispiele dienen. 


| Geometrische Chemie. £ 75 


— _ HEl, deren Dichtigkeit 1,28; das Aequivalent derselben 
36,5 mit 1000 multiplieirt = 36500 und durch die Dichtigkeit 
- dividirt = 28516. Das bekannte Volumen des Chlors 
7 
in allen Monochloriden ist = 24° = 13824, so dass 28516 
— 13824 —= 14692 für den H bleibt. Diese Zahl entspricht 
keinem geraden Cubus, doch in der erwähnten Tafel findet 
man, dass derselbe zwischen 24 und 25 liegen muss. Hier- 
nach soll Salzsäure = H?ÜCl? sein, welche H? mit den 
2 Durchmessern 24 und 25 enthält. 
Die volumetrische = oe Formel schreibt er: 
a, 
24 \24 .25)’ 
_ woraus er bei 0° die wahre Dichtigkeit 1,2785 berechnet, 
Verf. lässt nun eine Menge Beispiele und seine Schlüsse 
folgen und stellt schliesslich noch 2 Hauptgesetze auf, welche 
_ ich mittheile.. Im Uebrigen muss ich auf die interessante 
- Arbeit verweisen. 


2. Gesetz. Das geometrische Gesetz der Molecular- 
Engymetrie. 


Fügt sich ein Molecül einer Reihe Molecüle an, so erstrebt 
es einen schon vorhandenen Durchmesser oder einen Durch- 
messer anzunehmen, welcher zunächst über oder unter einem 
oder 2 schon vorhandenen ist und zwar in der Weise, dass 
das Bestreben mehr und mehr gegen die Bildung einer Reihe 
von unmittelbaren oder darauffolgenden Durchmessern ist, 

welche um so regelmässiger werden, jemehr das zusammen- 
gesetzte Molecül zusammengesetzter ist. 


3. Gesetz. Das geometrische Gesetz der Molecular- 
Cratesis. 


Das Bestreben eines Elemental- oder Elementoid - Mole- 
eüls, sich nach den Radien der Durchmesser zu verändern, wenn 
es sich mit anderen Elemental - oder Elemetoid- Molecülen ver- 
einigt, steht im Verhältniss seines Basicitätsgrades oder sei- 
ner electropositiven Eigenschaft, welche auf die anderen vor- 
handenen Elemental- oder Elementoid - Molecüle zu beziehen 
ist. (The american Chemist. No.69. p. 321. March 1876.). 

Bl. 


76 Kenntn. .d. Speetr, — Künstl. Darstell. v. Ozon. — Chem, Eifeete ei i 


Zur Kenntniss des Speetrum. 


Becequerel hat in den phosphorescirenden Körpern, 


vorab in den Sulfiden der Erdalkalien, ganz besonders aber er 


in manchen Arten hexagonaler Blende ein Mittel gefunden, 
um die Existenz eines diesseits vom Roth gelegenen Theils 
des Spectrum, welche bisher nur aus dem calorischen Effecte 
gefolgert wurde, auch sichtbar zu machen. Wenn nemlich auf 
einer mit der betreffenden Substanz bedeckten Fläche durch 
den violetten und ultravioletten Theil des Spectrum Phosphor- 
escenz hervorgerufen war, so konnte dieselbe durch nachfol- 
gende Projection des diesseits vom Roth gelegenen Theiles 
nach derselben Stelle hin wieder gelöscht werden, wobei dieses 
Löschen jedoch nicht gleichmässig, sondern in eigentlichen 
Spectralstreifen und Spectrallinien, also mit local verschiedener 
Intensität erfolgt. (Annales de COhimie et de Physique. 8. Se- 
rie. Tome X. p. 5.). Dr. GER 


Zur künstlichen Darstellung von Ozon 


wendet Lender gleiche Theile von Manganhyperoxid, über- 
mangansaures Kali und Oxalsäure an. Kommt diese Mischung 
mit Wasser in Berührung, so entwickelt sich sofort Ozon. 
Für ein Zimmer von mittlerer Grösse genügen zwei Theelöf- 
fel voll von diesem Pulver, das man auf einen Teller bringt 
und ab und zu mit Wasser befeuchtet. Das so entwickelte 
Ozon desinfieirt die Umgebung, ohne Husten zu erregen. 
Wenn auch diese Formel eine der besten von allen bis 
jetzt vorgeschlagenen ist, so ist ihre Anwendung doch gefähr- 
lich und erfordert die grösste Vorsicht. Reiben 
muss beim Mischen der Ingredienzien vermieden werden, sie 
müssen in kleinen Mengen mit einem Spatel gemengt werden, 
und selbst dann kann das feine Pulver der Mischung beim 
Contact leicht explodiren. (American Journal of Pharmaey. 
Vol. XLVIII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 407). AR. 


Chemische Effeete eleetrischer Spannung. 


Berthelot hat eine Reihe neuer Untersuchungen in der 


durch die Ueberschrift bezeichneten Richtung angestellt. Er 
fand dabei, dass Ozon sich gleichmässig unter dem Einflusse 
einer jeden der beiden Electrieitäten bilde, und zwar in reich- 


9 


Pflanzen als Naturbarometer. X 


licher Menge nur bei sehr starken Entladungen. Bei keinem 
Versuche konnte auch nur eine Spur irgend welcher Stick- 
stoffverbindung nachgewiesen werden, sei es nun, dass das 
angewendete Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff feucht 
oder trocken genommen wurde. Dagegen entstand stets 
Acetylen, wenn der Dampf organischer Verbindungen zusam- 
men mit Stickstoff in eine Röhre eingeschlossen wurde und 
man nun electrische Entladungen auf das Gemenge wirken 
liess. Eine Absorption des Stickstoffs durch organische Kör- 
per fand ebenfalls unter dem Einflusse jeder der beiden Elec- 
 trieitäten statt und zwar um so langsamer, je geringer die 
eleetrische Spannung war. ÖOzonbildung scheint stets voraus 
gehen zu müssen, wenn organische Körper atmosphärischen 
Stickstoff fixiren sollet. (Journal de Pharmacie et de Ohimie. 
4. Serie. Tome XXV. p. 87.). Der. 


Die Pflanzen als Naturbarometer. 


Convolvulus arvensis L., Anagallis arvensis L. breiten 
bei Annährung von nassem Wetter ihre Blüthen aus, während 
die Trifoliumarten beim Herannahen eines Gewitters ihre 
Blätter zusammenlegen. Stellaria media richtet bei heiterem 
Wetter des Morgens gegen 9 Uhr ihre Blüthen in die Höhe, 
entfaltet die Blätter und bleibt bis gegen Mittag wachend, 
steht Regen in Aussicht, so hängt die Pflanze nieder und die 
Blüthen bleiben geschlossen. Schliessen sich letztere nur halb, 
so ist kein anhaltender Regen zu erwarten. Pimpinella 
saxifraga verhält sich ebenso. Calendula pluvialis öffnet sich 
zwischen 6 und 7 Uhr Morgens und pflegt bis 4 Uhr Nach- 
mittags wach zu sein. Ist dies der Fall, so ist auf bestän- 
diges Wetter zu rechnen, schläft sie nach 7 Uhr noch, so ist 
an demselben Tage Regen zu erwarten. Sonchus arvensis 
und Sonch. oleraceus zeigen für den nächsten Tag heiteres 
Wetter an, wenn sich der Blüthenkopf bei Nacht schliesst, 
Regen, wenn er offen steht. Wenn Hibiscus Trionum seine 
Blüthen nicht öffnet, die Kelche der Carlina acaulis sich 
schliessen, wenn Oxalis acetosella und die meisten andern 
Arten dieser Gattung die Blätter falten, dann ist mit Sicher- 
heit Regen zu erwarten. Wenn Lapsana communis die Blü- 
then Nachts nicht schliesst, Draba verna die Blätter tief 
neigt, wenn Galium verum sich aufbläht und stark riecht, 
und wenn endlich die Birke stark duftet, dann ist ebenfalls 
Regen zu erwarten. Ranunculus repens zieht die Blätter 


78 Bestimm, d. spec. Gew. d. Gase. — Verhalten d. Gase. 


zusammen, wenn es regnen will; Ranunculus polyanthemus 
aber lässt dann die Blätter hängen, und Ualtha palustris zieht 
ihre Blätter zusammen, wenn stürmisches oder regnerisches 
Wetter bevorsteht. Anemone ranunculoides schliesst bei An- 
näherung von Regen ihre Blüthen und Anemone nemorosa 
trägt bei trübem Wetter ihre Blüthen nickend, bei heiterem 
Wetter aufrecht. (Apotheker-Zeitung. No. 39. 1876.). 
©. Sch. 


Bestimmung des speecifischen @ewichtes der Gase, 


Friedrich ©. G. Müller empfiehlt nachstehende Methode, 
die sich besonders als Vorlesungsversuch für naturwissen- 
schaftliche Lehrer an Real- und Gewerbeschulen eignen möchte. 


Das spec. Gew. der atmosphärischen Luft wird auf fll- 
gende Weise ermittelt. Ein Halb-Liter-Kolben wird mt 
einem sehr gut schliessenden Kautschuckstöpsel versehen, durch 
dessen Bohrung ein in eine lange Spitze ausgezogenes Glas- { 
röhrchen geht. In demselben wird etwas Wasser so lange > 
zum Sieden erhitzt, bis alle Luft ausgetrieben ist, und darauf 3 

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die Spitze zugeschmolzen. Nunmehr wird der Kolben auf die 
Temperatur der Umgebung abgekühlt und auf einer Wage, 
die noch 0,01 g. genau angiebt, ins Gleichgewicht gebracht. 
Schliesslich bricht man die angefeilte Spitze ab, legt das abge- 
brochene Stück auf die niedersinkende Schaale und stellt das E 
Gleichgewicht wieder her. Aus dem zugelegten Gewichte 
ergiebt sich durch Verdoppelung das Gewicht eines Liters 
Luft. Um die Temperaturcorrection zu sparen, kann man 
auch mit Eis abkühlen, Die Tension des Wasserdampfes ist 
dann ebenfalls zu vernachlässigen. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 


1626.) CK 


Das Verhalten der Gase. 


Andrews hat sich durch Versuche mit sehr vervoll- 
kommneten Apparaten, welche eine Steigerung des Drucks bis 
auf 500 Atmosphären gestatten, über das Verhalten der Gase 
unter ausserordentlichen Druck- und Temperaturverhältnissen 
Gewissheit zu verschaffen gesucht und dabei gefunden, dass 
die Gesetze von Mariotte, Gay-Lussac und Dalton für Gase 
unter sehr hohem Druck absolut keine Geltung haben. So 
sollen nach Dalton Gase, welche mit anderen auf sie nicht 
chemisch wirkenden gemengt sind, sich so verhalten, als ob 


Herstellung von Waagebalken aus Bergkrystall. 79 


jedes der einzelnen Gase allein sei. Andrews fand aber, dass 
z. B. Kohlensäure, welche mit etwa ihrem gleichen Volumen 
Stickstoff gemengt ist, bei einem Druck von 284 Atmosphären 
noch nicht flüssig wird, während dieses bei reiner Kohlen- 
säure schon bei 42 Atmosphären eintritt. Das Gay - Lussac'- 
sche Gesetz wird dadurch durchlöchert, dass der Ausdeh- 
nungscoeffieient mit dem Druck steigt und bei höheren 
Temperaturen abnimmt. Wenn endlich bei 63° ein Kohlen- 
'säurevolum durch einen Druck von 223 Atmosphären noch 
_ einmal so stark comprimirt wird, als ein gleich grosses Luft- 
volum, so steht diese Erfahrung mit dem Mariotte’schen Ge- 
setze in ausgeprägtem Widerspruch. (Annales de Ohimie et 
de Physic. 5. Serie. Tome VII. pag. 555... Dr. @. V. 


Herstellung von Waagehalken aus Bergkrystall. 


Siegf. Stein berichtet: Schon seit mehreren Jahren 
werden auf seinen Vorschlag Gewichte aus Bergkrystall ange- 
fertigt. Um nun mit solchen unveränderlichen Gewichten 
auch genau wägen zu können, bedarf es einer ebenso unver- 
änderlichen Waage. Der Waagebalken unddie beiden Schaalen 
sollen möglichst leicht sein. Nun hat der Bergkrystall ein spec. 
Gew. ven 2,65, ist also nur wenig schwerer als Aluminium, 
während die Eigenschaft, weder von Säuren noch von Basen 
oder von der Luft angegriffen zu werden, den Bergkrystall 
vortheilhaft vor dem Aluminium auszeichnet. Für die An- 
wendung eines Waagebalkens aus Bergkrystall spricht ganz 
besonders der Umstand, dass er relativ starr ist und sich bei 
normaler Belastung nicht biegen kann, seine Elasticitätsgrenze 
liegt sehr nahe der Bruchgrenze. Um den drei einzulegen- 
den Achsen genügenden Halt zu geben, muss ein solcher 
Waagebalken in der Mitte und an beiden Enden etwas dicker 
sein, wird aber in seinen übrigen Parthien auf das geringste 
zulässige Maass abgeschliffen, um ihn möglichst leicht zu 
erhalten. 

Verfasser ist augenblicklich damit beschäftigt, die Trag- 
fähigkeit des Bergkrystalls zu bestimmen und dessen Elasti- 
‚eitätsgrenze zu ermitteln, um darnach die erforderliche Höhe 
und Dicke eines Waagebalkens bei gegebener Länge und 
beanspruchter Belastung zum Voraus berechnen resp. fest- 
stellen zu können. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1824.). 

0. J, 


80 Vorlesungsversuch üb. Torpedos, — Gährung d. Glycerins. 


Vorlesungsversuch über Torpedos. 


Die ausserordentliche Kraft der Explosivstoffe und ihre 
Anwendung in den Torpedos lässt sich nach A. Basarow 
durch folgenden imponirenden Versuch veranschaulichen. 

Man macht einen Cylinder aus Pergamentpapier in meh- 
reren Lagen, verschliesst ihn einerseits mit einem Kork, durch 
welchen die beiden Leitungsdräthe einer electrischen Batterie 
geführt sind, deren Enden durch einen dünnen Platindrath 
verbunden sind, füllt den Cylinder mit 3 g. Pulver und ver- 
schliesst dann auch das andere Ende mit einem Kork. Die 
Schliessung der Korke wird durch festes Umbinden erreicht. 
Es ist nothwendig, dass der Platindraht ungefähr in der Pul- 
vermasse sich befindet, da sonst viel Pulver unverbrannt bleibt. 
Diese Patrone wird auf den Boden eines mehrere Liter grossen, 
mit Wasser gefüllten eisernen Mörsers versenkt, und dann der 
electrische Strom geschlossen. Es erfolgt ein dumpfer Knall, 
und das Wasser wird 20—30 Fuss hoch emporgeschleudert. 
Man kann sich daraus leicht eine Vorstellung von der Wirkung 
der Torpedos machen, die oft mit mehreren Öentnern Pulver 
geladen werden. 

Noch mächtiger wirken natürlich die Torpedos, welche 
statt Pulver Pyroxylin oder Nitroglycerin enthalten. (Ber. 
d. d. chem. Ges. X, 25.). ©. J. 


Gährung des Glycerins. 


Zuerst fand Redtenbacher (1846), dass Glycerin mit 
viel H?O und etwas Bierhefe versetzt in Gährung geräth. 
Es findet eine schwache Gasentwickelung statt und die Flüs- 
sigkeit wird sauer. Sie wurde mit Schwefelsäure versetzt 


und destillirt. Die flüchtige Säure gab bei der Bestimmung 


ihres Silbersalzes Zahlen, die auf Propionsäure passten. Neuer- 
dings erhielten Ross, sowie Armstrong und Brown bei der 
Wiederholung des Redtenbacher’schen Versuches nur nega- 
tive Resultate. Zehn Jahre später fand Berthelot, dass Glyce- 
rin mit Wasser, Kreide und Casein versetzt und einer Tem- 
peratur von 40° ausgesetzt in Gährung geräth, die Monate 
lang andauert. 
Alb. Fitz stellte nun Gährungsversuche mit folgender 

Gährflüssigkeit an: 

2000 Thl. Wasser, 

100 - Glycerin, 

1 -  Kaliumphosphat, 


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eine Alkoholhefe. — Das Kälteschiff „Le Frigorifique. s1 


0,5 Thl. Magnesiumsulfat, 

2 -  Pepsin. germ. (als Nährstoff), 
20 - Caleiumearbonat und 

eine Spur eines Schizomyceten. Herr Fitz kam zu nach- 
stehendem Resultat: 
Glycerin lässt sich bei Anwesenheit von CaCO% bei 40° 

durch einen Schizomyceten in Gährung versetzen. Die Haupt- 
producte derselben sind ausser Kohlensäure und Wasserstoff 


Normalbutylalkohol und Normalbuttersäure. Nebenbei ent- 


stehen in ganz kleiner Menge Aethylalkohol und eine höhere 
Fettsäure, wahrscheinlich Capronsäure. (Ber. d. deutsch. chem. 
Ges. IX, 1348.). sch 


Reine Alkoholhefe. 


Wie Pasteur nachgewiesen hat, rühren die Krankheiten 
des Bieres von mikroskopischen Organismen her, die nicht, 
wie die Hefe, alkoholische Gährung, sondern Bildung von 
Milchsäure, Essigsäure etc. veranlassen. Es ist nun Moritz 
Traube gelungen, ganz reine Hefe nach einer sehr einfachen 
Methode herzustellen. Das Ergebniss seiner grossen Reihe 
von Versuchen lässt sich in folgenden Sätzen zusammenfassen: 

1) Die Entwicklung der Bacterien, auch aller übrigen 
Krankheitsfermente, sogar der Mycoderma vini, wird in Nähr- 
lösungen schon durch geringe Mengen (2,8°%,) Alkohol erheb- 
lich verzögert, durch grössere Mengen von 5,6°, und darüber 
völlig unterdrückt. 

2) Auch die Entwicklung der Hefe wird durch Zusatz von 
Alkohol verlangsamt, findet aber selbst noch in Lösungen 
statt, die 8,2°/, Alkohol enthalten. 

3) Demnach entwickelt sich in geeigneten Nährlösungen, 
‚die 5,6— 8,2%, Alkoho! enthalten, reine Hefe. 

Hat man nun nach 3. erst eine kleine Menge bacterien- 
freier Hefe gezüchtet, so ist es klar, dass man beliebige 
Quantitäten derselben durch Aussaat in vorher gekochte Nähr- 
lösungen auch ohne weitere Anwendung von Alkohol gewin- 
nen kann, wie auch durch den Versuch bewiesen wurde. 


(Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1239.) 0. J. 


Das Kälteschiff „Le Frigorifigue.‘“ 


Bekanntlich sind die verschiedensten Methoden theils 
empfohlen, theils wirklich practisch durchgeführt worden, um 
Arch. d. Pharm. XT. Bds. 1. Heft. 6 


EEE SIEEWIRSNG 


82 Der Papyrus Ebers.' 


die so beispiellos niedrigen südamerikanischen Fleischprreise 
zu Gunsten des europäischen Marktes auszunützen; Liebigs 
Darstellungsweise eines Fleischextractes war ein solcher Ver- 
such, heute geht man weiter. Eine französische Gesellschaft 
hat sich gebildet, um frisches Fleisch aus den Laplatastaaten 
in best erhaltenem Zustand auf den französischen Markt zu 
bringen. Sie bedient sich hierzu eines eigenen, Frigorifiqgue 
genannten Schiffes von besonderer Construction. 

In einem Raum am Vordertheil des Schiffes befinden sich 
fünf Behälter, von denen jeder 23 Gallonen Methyläther fasst. 
Dieser wird durch eine mit Dampf getriebene Druckpumpe in. 
eisernen Oylindern condensirt und die zur Wiederverdunstung 
des zur Flüssigkeit verdichteten Methyläthers nöthige Wärme 
einer Chlorcaleiumlösung entzogen. Durch die so hervor- 
gerufene intensive Kälte wird die Temperatur des Frigida- 
riums, d.h. des zur Aufnahme des frischen Fleisches bestimmten 
Raumes auf — 6° gebracht und kann leicht noch mehr ernie- 
drigt werden. Dieses Frigidarium, etwa 80 Fuss lang und 
seiner ganzen Länge nach durch ein Eisengitter in zwei 
Hälften geschieden, bietet Raum für das Fleisch von 500 Och- en 
sen. Da das Pfund am Verschiffungsplatze nur auf 8 Pfennige i 
zu stehen kommt, so hofft nicht nur die unternehmende Ge- 
sellschaft auf lohnenden Gewinn, sondern man darf sich auch f 
der Erwartung hingeben, dass grossen, der Fleischkost drin- 
gend bedürftigen europäischen Bevölkerungsklassen dieselbe 
durch die neue Unternehmung zugänglicher wie bisher ge- 
macht werde. (The Chicago Pharmaeist. Vol. IX. No. 11. 
pag. 334.). Dr. &.79% 


Der Papyrus Ebers. 


Es war dem deutschen Gelehrten Ebers vorbehalten, 
einen höchst interessanten Papyrus ans Licht zu ziehen, wel- 
cher in der Nekropolis von Theben drei und ein halbes Jahr- 
tausend geschlummert hatte und dort vor vierzehn Jahren i 
von einem Eingeborenen zwischen den Gebeinen einer Mumie 
gefunden worden war. Diesem kaufte Ebers seinen Fund um 
eine hohe Summe ab, entzifferte die gewaltige, in hieratischer 
Schrift geschriebene Rolle, welche bei einer Breite von 0,3 
eine Länge von 20 Metern besass, so dass deren Inhalt jetzt 
gedruckt in einem interessanten Werke vorliegt. 

Uns interessirt dieser Inhalt desshalb, weil er sich auf 
die Heilkunde bezieht, und offenbar dieser Papyrus eines jener 
zählreichen Bücher ist, deren Autorschaft die ägyptischen 


Verzuckerung der Getreidekörner. 83 


' Priester jenem Hermes Trismegistos zuzuschreiben für dien- 
lich fanden, welcher eigentlich der Gott zahlreicher Erfindun- 
gen ist, von den Alchemisten aber als Stammvater ihrer Kunst 
gepriesen wurde. 

Von den Kapitelsüberschriften dieses entzifferten in 110 Sei- 
ten getheilten hermetischen Buches nennen wir unter Vor- 
setzung der betreffenden Seitenzahlen die folgenden: 

pag. 1. Von der Zubereitung der Arzneimittel. 

pag. 25. Von den Salben zur Entfernung des Aus- 
schlags. 

pag. 47. Verzeichniss der verschiedenen medicinischen 
Anwendungen des Tequembaumes. 

ag. 48. Arzneien zur Erleichterung der Harnansamm- 
lung und der Unterleibskrankheiten. 

pag. 55. Das Buch von den Augen. 

pag. 65. Mittel gegen das Ergrauen und zur Behand- 
lung der Haare. 

pag. 66. Mittel, um das Wachsen der Haare zu er- 
zwingen. 

pag. 79. Salben zur Stärkung und Heilung der Nerven. 

pag. 85. Arznei zur Heilung von Zungenübeln. 

pag. 89. Mittel zur Entfernung der Läuse und Flöhe. 

pag. 91. Mittel gegen Harthörigkeit. 

pag. 99. Geheimes Buch des Arztes. Die Wissenschaft 
des Herzschlags und die Kenntniss des Herzens, mitgetheilt 
von dem Priester- Arzt Nebsecht. 

Man sieht, es giebt nichts Neues unter der Sonne, denn 
schon von 36 Jahrhunderten wurde mit Haarfärbemitteln und 
Wachsthumsbeförderungsmitteln für die Haare Schwindel ge- 
trieben, und auch in der Erfindung von schmerzstillenden 
Mitteln und Insectenpulver gebührt unserer Zeit die Ehre 
der Priorität nicht. (The Chicago Pharmacist. Vol. VIL. 
No. XII. December 1875.). Dr. G.;% 


Verzuckerung der 6etreidekörner. 


Seit einigen Jahren ist eine neue Methode der Ver- 
zuckerung in einigen Getreidebrennereien, namentlich in Russ- 
land und Mitteldeutschland, eingeführt. Dieses, von den 
Practikern als die Ausbeute vermehrend, begünstigte Ver- 
fahren besteht in der Anwendung einer schwachen Lösung 
schwefeliger Säure während der diastatischen Verzuckerung. 

Man unterwirft das Gemenge von Mehl und feingemah- 
- lenem Malz einer kalten Maceration in wässeriger schwefeliger 
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Beer), 


84 Verzuckerung der Getreidekörner, Be 


Säure fünf Stunden lang, worauf das Gemenge auf 70 —7 5°0, 2 


erwärmt und wie gewöhnlich behandelt wird. Obgleich diese 
Methode für die Getreidebrennerei ein grosses Interesse bie- 
tet, war doch noch nicht die Wirkung der schwefeligen Säure 


auf Spiritus liefernde Substanzen untersucht. Dieses unter- 


nahmen zwei russische Chemiker H&milian und Melnikoff. + 


Bei einer Reihe von Versuchen fanden die Genannten, 
dass schwefelige Säure und andere, selbst in kleinsten Men- 


gen angewandte Säuren die Zucker bildende Fähigkeit der 
Diastase erheblich vermindern. Arbeitet man also nach der 


neuen Methode, so verhindert man die Wirkung eines Thei- 2 


les des Malzes. Andrerseits macht die schwefelige Säure bei 


längerer Maceration das Getreidestärkemehl zur Umwandlung R. 
in Zucker geeigneter. Wahrscheinlich löst die Säure dabei 


langsam den Kleber und die andern Eiweissstoffe, welche die 


Stärkekörnchen im Mehl einhüllen, und begünstigt so den 
unmittelbaren Contact dieser Körnchen mit der Diastaselösung 
während der Verzuckerung. 

Man kann annehmen, dass bei der neuen Methode die 


durch schwefelige Säure hervorgebrachte Wirkung in der 


Differenz zweier entgegengesetzter Thätigkeiten besteht: die 


eine der Alkoholbildung nachtheilige vermindert die Zucker NE 


bildende Fähigkeit des Malzes; die andere begünstigt die voll- 


kommenste Umwandlung des im Material enthaltenen Stärke- 
mehls. Diese Differenz, welche die Zuckermenge bedingt, 
hängt direct von der Dauer der kalten Maceration und von 
der Menge der angewandten schwefeligen Säure ab. 

Die grösste Ausbeute an Zucker erhält man bei 5 bis 
6stündiger Maceration mit einer Lösung von 0,1 bis 0,13 %, 
der Mischung von Mehl und Malz. Verlängert man die Mace- 
ration und vermindert gleichzeitig die Menge der Säure, so 
erreicht die Zuckermenge dasselbe Maximum. Wird 18 Stun- 
den macerirt, so unterscheidet sich das Ergebniss nur wenig 
von dem durch Anwendung von schwefeliger Säure erhalte- 
nen Resultat. Da aber lange dauernde Maceration des Mehls 
in reinem kalten Wasser immer Säuerung und beginnende 
Fäulniss mit sich führt, was bei Gegenwart der Säure nie 
geschieht, so ist eine kurze Maceration mit schwefeliger 
Säure einer langen in reinem Wasser vorzuziehen. 

Vermehrt man die Menge der Säure und kürzt die Dauer der 
Maceration, go vermindert sich die Zuckermenge schnell, weil 
der schädliche Einfluss der Säure auf die Diastase die gün- 
stige Wirkung der Säure auf das Mehl zu überwiegen be- 
ginnt. 


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| Verzuekerung der Getreidekörner. 85 


| Unter den günstigsten Bedingungen beträgt die Zucker- 
menge, die sich unter dem Einflusse der schwefeligen Säure 
bildet, 2 bis 3 Gewichtsprocent der Getreidekörner. 


Während der kalten Maceration verwandelt sich die 
schwefelige Säure nicht in Schwefelsäure, aber sie bildet mit 
dem macerirten Material Verbindungen, welche ohne Abschei- 
dung von Schwefel schwefelige Säure entwickeln, wenn man 
sie mit Mineralsäuren behandelte Es bilden sich demnach 


keine unterschwefeligsauren Salze. 


Die Farbstoffe des Malzes werden bei der kalten Mace- 
ration durch die Einwirkung der schwefeligen Säure zerstört, 
Es ist ferner sicher, dass die durch schwefelige Säure gebil- 
deten Verbindungen nicht merklich die zuckerbildende Fähig- 
keit der Diastase hindern. 


Die oben genannten Ühemiker schlagen folgende Aus- 
führung der neuen Methode vor: 

Man macerirt kalt 5 bis 6 Stunden lang das Mehl allein, 
ohne Malz, in einer Lösung von schwefeliger Säure in dem 
oben angeführten Verhältnisse, dann erwärmt man die Masse 
auf 50°C., um Spuren noch freier Säure zu verjagen, dann 
fügt man das Malz durch Einteigen hinzu unter steigender 
Erwärmung bis auf 70 bis 75°C., die gewöhnliche Tempera- 
tur der Verzuckerung. 

Was die Wirkung der schwefeligen Säure auf die Gäh- 
rung anlangt, so haben vergleichende Versuche ergeben, dass 
diese Säure im freien Zustande, selbst in kleinen Mengen 
von 0,2%, des Zuckers, die alkoholische Gährung merklich 
erschwert, indem sie dieselbe sehr verlangsamt, während die 
während der Maceration durch schwefelige Säure gebildeten Ver- 
bindungen in dem gewöhnlichen Verlaufe der Gährung keine 
Aenderung veranlassen; sie verläuft regelmässig und hört erst 
dann auf, wenn keine Spur Zucker mehr vorhanden ist. 

Bei der Gährung der mit Beihilfe von schwefeliger Säure 
erhaltenen Maische entwickelt sich etwas Schwefelwasser- 
stoff neben sehr kleinen Mengen von Kohlensäure’ und es 
bilden sich Schwefelverbindungen, die noch zu untersuchen 
sind. — 

Es ist für die Praxis wichtig, dass bei der Gährung von 
Schwefelverbindungen-haltiger Maische sich fast zweimal we- 
niger freie Säuren bilden als bei dem gewöhnlichen Process 
der Spiritusbildung. Man begreift so die Nützlichkeit des 


_ neuen Verfahrens, da die Gegenwart freier Säuren in gegoh- 
_  renen Flüssigkeiten den Alkoholgehalt vermindern, Endlich 


werden durch diese neue Methode die Schlempen weniger. 
säurehaltig, wodurch sie für das Vieh nährkräftiger und 5 
weniger nachtheilig werden. 


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* 
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Petroleumstatistik der Vorant 


gten Staaten, 


(Revue des Bieres, des Vins et 


des Alcools 1876. No. 131.). 


Petroleumstatistik der vereinigten Staaten. 


Nach Chandlers Ermittelungen wurden in Pennsylva- 


nien an Petroleum gewonnen etc., wie nachstehende Tafel 
erkennen lässt: 


Jährlicher 
Durch- Gesammt- Teen B Ausfuhr- 
Jahr. | Fässerzahl. | schnittspreis | preis an den > 27 og preis an den 
an den Quellen. | Aequivalent, | Quellen 
Quellen. | Fässer. 
— | = 
| Doll. Doll. | Doll, 
1859 3,200 13,00 41,664 
1860 650,000 6,72 4,368,000 
1861 2,113,600. 2,73 5,770,128 27,812 75,926 
1862 | 3,056,606 | 1,68 1,135,098 272,192 457,282 
1863 | 2,611,359| 3,99 10,419,322 706,268 |  2,818,009 
1864 2,116,182 | 9,66 20,442,318 796,824| 7,697,319 
1865 3,497,712 | 6,57 22,979,967 | 745,138| 4,895,556 
1866 3,597,527 3,73 13,418,775 | 1,685,761| 6,287,888 
1867 3,347,306 | 3,18 10,644,443 | 1,676,300| 5,330,634 
1868 3,775,741| 4,15 15,420,325 | 2,429,498 | 10,082,416 
1869 4,215,010 5,85 24.657,750 | 2,568,713| 15,026,971 
1870 5,659,000 | 3,80 21,504,200 | 3,530,068 13,414,258 
1871 5,795,000 | 4,35 25,208,250 | 3,890,326| 16,922,918 
1872 6,539,103 | 3,75 24,521,636 | 4,276,660| 16,037,475 
1873 9,879,455 1,84 18,178,197 | 4,981,441| 9,165,851 
1874 | 10,910,303 | 217 12,765,054 , 4,903,970| 5,737,644 
1875 8,619,639 | 1,21 | 10,429,763 | 5,200,000) 6,292,000 
Total 76,326,733 245,904,880 | 37,690,971 120,242,147 
und zwar ist die Ausfuhr für 1874 1875 
Rohes Oel, Fässer ä 42 Gallonen 299,008 386,664 
Raffinirtes Oel : . ... .... .3,463,128. 3540522 
Schmieröl . — 2,584 
Naphtha . 199,660 283,676 
nkBläind.. 2. ..7 7622 Sem —_ 47,316 
Raffınirtes Oel, Behälter von 
a 10 Gallonen . z 2,738,595  2,621,507 
EB 3... See 1,550 19,100 


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Rolle der Kohlensäure bei der Blutgerinnung. 87 


Das aus dieser Gegend kommende Oel ist fast alles raffi- 
nirt, so dass 2 Doll. fürs Raffiniren und 2 Doll. 50 Cts. für 
Transport bis zum Schiffe per Fass dazu gerechnet werden, 
um den Exportpreis fürs Fass zu haben. (The american 
Chemist. January 1876. No. 67. p. 25.). Bi. 


Rolle der Kohlensäure bei der Blutgerinnung. 


Schon einigemal war in diesen Blättern von dem Streit 
die Rede, welchen einige französische Chemiker über die 
Ursache der Blutgerinnung an der Luft gegeneinander führen. 
Dr. Glenard behauptet entgegen den Versicherungen der 
Herren Mathieu und Urbain, dass die Kohlensäure hiermit nichts 
zu thun habe und bewies seine Behauptung damit, dass er 
_ eine mit Blut gefüllte Ader stundenlang in einer Kohlensäure- 
atmosphäre aufhing, ohne dass Gerinnung eintrat. Seine Geg- 
ner wenden ein, dass wegen der Exosmose des Wassers die 
Endosmose der Kohlensäure nur äusserst langsam habe statt- 
finden können und diese zunächst von den Blutkügelchen 
absorbirt worden, also gar nicht als freie Kohlensäure zur 
Wirkung gekommen sei. 

Diese Einwürfe hat jetzt Glenard auf Kosten eines 
armen Esels entkräftet. Diesem wurde ein Stück der Jugu- 
laris bei lebendigem Leibe an zwei Stellen durch Unterbin- 
dungen abgeschnürt und herausgeschnitten. Die Ader mit 
ihrem Blutinhalt wurde nun eine Stunde lang in freier Luft 
vertical aufgehängt, wodurch sich Cruor und Plasma schieden, 
aber keine Gerinnung eintrat. Etwas oberhalb der Üruor- 
schicht wurde jetzt eine weitere trennende Ligatur angelegt, 
durch Oeffnung der Endligatur auf der Seite des Cruor dieser 
vollständig entfernt, der dadurch gewonnene leere Abschnitt 
mit Kohlensäure gefüllt, wieder geschlossen und sodann die 
mittlere vom Plasma trennende Ligatur beseitigt. Das von 
allen Blutkügelchen befreite Plasma war so in directen Contact 
mit der Kohlensäure gebracht, die ganze Ader wurde noch 
eine Stunde in einen Kohlensäurestrom gelegt, aber das Plasma 
gerann nicht, also behielt Dr. Glenard Recht. (Journ. de 
Pharm. et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXII. pag. 12. Janv. 
1876.). INDIE Mr V. 


Pre DRAN BR a4 j ‚ er Be, 
Re 88 7 Ooydak v. Glycocoll, Leuein ete. — Verh. wähwer Substanzen ete. Br, se 
Oxydation von 6lycocoll, Leuein und Tyrosin und 

Vorkommen der Carbaminsäure im Blute. = 


Einer unter obigem Titel veröffentlichten Arbeit von 
Dr. E. Drechsel entnehme ich folgende Daten. Be. 

Glyeocoll wurde in wässrigem Ammoniak gelöst und mit 
einer Lösung von übermangansaurem Ammoniak versetzt. 
Es fand sofort Einwirkung statt, und als Producte der re E 
dation entstanden: Kohlensäure, Oxalsäure, Carbaminsäure, 
ÖOxaminsäure und Wasser, Harnstoff wurde, selbst bei Gegen- 
wart von viel überschüssigem Ammoniak, nicht gebildet. Diese 
Bildung von Carbaminsäure war neu; bisher war nur eine 
Entstehungsweise derselben bekannt, nämlich durch Einwirkung 
von Kohlensäure auf Ammoniak, indem man beide Gase n 
absolutem Alkohol zusammentreten lässt. Durch weitere Ver- 
suche, die Verfasser über ihre Bildungsweise anstellte, kam 
er zu dem Schluss, „dass sich Carbaminsäure überall da 
bildet, wo stickstoffhaltige Kohlenstoffverbindungen in alkali- 
scher Lösung verbrannt werden,“ oder allgemeiner aus- 
gedrückt, „wo überhaupt Kohlensäure und Ammoniak im 
Entstehungszustande zusammentreffen.“ Oxydationsversuche 
mit Leucin, Tyrosin und Albumin hatten ebenfalls stets unter 
den Oxydationsproducten Carbaminsäure ergeben. Ebenso 
constatirte Dr. Drechsel diese!be im Serum des Hundeblutes,. 
(Journ. f. pract. Chem. 12, 417.). 0. J. 5 


Verhalten schwefelhaltiger Substanzen im Thier- 
körper. 


Einer Mittheilung E. Salkowski’s über obigen Ge- 
genstand entnehme ich folgende Notizen: 

1) Die Aethylschwefelsäure und Amylschwefelsäure passi- 
ren den Körper ohne Veränderung, sie vermehren die Schwe- 
felsäure des Harns nicht. 

2) Die Aethylsulfosäure C?H5 - SO®H erscheint zum 
grössten Theil unverändert im Harn wieder; sie vermehrt die 
Schwefelsäure desselben nur unbedeutend. 

3) Die Isäthionsäure zersetzt sich in viel stärkerem Grade, 
sie vermehrt die H?SO* des Harns ansehnlich, namentlich 
bei Pflanzenfressern, weniger bei Fleischfressern. 

4) Die Disulfätholsäure erscheint unverändert im Harn, 
höchstens eine sehr kleine Menge H?SO% liefernd. (Ber. d. 
deutsch. chem. Ges. IX, 140.). ©. J. 


Ueber Sulfosäuren im Harn, ..89 


Ueber Sulfosäuren im Harn. 


Vor Kurzem machte E. Baumann die Mittheilung, dass 
im Harn besonders von Pflanzenfressern gepaarte Schwefel- 
säuren vorkämen. Bei näherer Untersuchung fand er, dass 
diese Säuren Sulfosäuren sind. Durch conc. HCl werden 
ihre Salze zerlegt und die Säuren selbst werden gespalten 
unter Wasseraufnahme in H?SO* und andere Körper. Um 
im Harn Sulfate und Sulfosäuren neben einander zu bestim- 
men, verfährt man folgendermaassen: Der frische Harn wird 
mit C©?H*0O? stark angesäuert und mit überschüssigem Ba Cl? 
versetzt. Der Niederschlag, welcher alle H?SO* enthält, die 
in Form von Sulfaten im Harn enthalten war, wird abfiltrirt 
und das Filtrat mit dem gleichen Volum starker HÜl meh- 
rere Stunden lang auf dem Wasserbade erwärmt. Der dabei 
 ausgeschiedene Niederschlag enthält neben einem amorphen 
organischen Körper BaSO*, dessen Schwefelsäure nicht als 
Sulfat im ursprünglichen Harne vorhanden war. Nach dem 
' Verfasser sind hauptsächlich drei Substanzen im Harne, welche 
als Sulfosäuren erkannt werden konnten: die sogenannte 
„Phenol bildende“, die „Indigo bildende“ und die ‚ Brenz- 
catechin bildende Substanz.“ Den ersten dieser Körper konnte 
Verfasser aus dem Pferdeharne in krystallisirtem Zustande 
abscheiden. Pferdeharn wird zum Syrup verdunstet, mit 
80%, Aikohol aufgenommen, nach Abdestilliren des Alkohols 
wird wieder zum dünnen Syrup verdunstet und einige Tage 
stehen gelassen, wobei sich reichliche Krystalle bilden. Der 
 Krystallbrei wird abfiltrirt, durch Pressen zwischen Filtrir- 
papier möglichst von der Mutterlauge befreit und durch wie- 
derholtes Umkrystallisiren aus Wasser und zuletzt aus Alko- 
hol in blendend weissen perlmutterglänzenden Tafeln erhalten. 
Durch Erhitzen mit conc. HCl wird diese Substanz gespalten 
in Phenol und saures, schwefelsaures Kali und erwies sich 
durch die Analyse als phenolsulfosaures Kali 

! OH 
0° H! Kos02 

Verfasser untersuchte nun, ob in den Organismus ein- 
geführtes Phenol unverändert durchgeht oder in die Sulfo- 
säure übergeführt wird. Harn von mehreren mit Carbolsäure 
behandelten Patienten enthielt keine Spur freies Phenol, lie- 
ferte aber reichliche Mengen davon nach dem Erwärmen mit 
"Salzsäure. Ein an einem Hunde angestellter Versuch ergab 
das interessante Resultat, dass nach Einführung genügender 
Mengen Phenol in den Organismus die Sulfate aus dem Harn 


IE ERENTO E EEE TE 
1A TIERE - \ u > fi ’ ? ur ar? 2 HER“ 


90 Milch von kranken Kühen. 


verschwinden, dagegen natürlich die Menge des phenolsulfo- 
sauren Salzes sich vermehrt. Die weitere Untersuchung des 
Harns in dieser Richtung behält sich Verfasser vor. (Ber. 
d. d. chem. Ges. IX, 54. 1876.). ©. J. 


Milch von kranken Kühen. 


1) Eczarma epizootica. 

Wynter Blyth beobachtete mikroskopisch und unter- 
suchte chemisch die Milch dieser kranken Kühe, an deren 
Genuss am 3. Tage ein Kalb starb. 

Am ersten Tage war kein abnormer Stoff in der Milch 
zu erkennen, ausgenommen, dass die Milchkügelchen nicht 
frei und einzeln, wie sie gewöhnlich vorkommen, sondern grup- 
penförmig vereinigt waren. Am 3. Tage entstanden gestreckte, 
abgeplattete stark lichtbrechende Körper, welche sich in Zwi- 
schenräumen anzogen. Durch verdünnte Essigsäure sowohl N 
als durch Jod wurden dieselben nicht verändert und durch 
Magentaroth wurden sie nicht gefärbt. Am 4. Tage ver- 
schwanden dieselben nach und nach, traten später nicht wie- 
der auf und Eiterzellen, Vibrionen, Bacterien, Epithelialzellen 
wurden gefunden. Die meisten derselben mögen durch Ab- 
tropfen der ungeheilten Geschwüre am Eiter der Thiere in 
die Milch gekommen sein. 


Die Zusammensetzung der Milch dieser kranken Thiere 
war folgende zum Vergleich mit der gesunden Milch. 


= An 


Ir RER. 


e Pr 
JE 


ae 


P% Milch- Feste Bestand- 
Wasser. Fett. Casein. Cr Asche. theile au 
Milch einer gesunden Kuh. Fett. 


87,550 3,070 4,160 4,760 0,780 9,650 
Milch einer kranken Kuh nach den Tagen der Erkrankung: 


Tag 
4.7 .,91,239- 0,390. 2,899 4,809 0,663 8,371 
2. 79,903 5,010 14,380 0,707 15,087 
2. 86,320 3,838 9,135 0,707 9,842 
3. 87,676 0,891 3,948 7,152 0,333 711,433 
4. 83,852 7,198 3,469 4,669 0,212 8,355 
—— 
5. 87,900 1,062 10,376 0,662 11,038 
7. 86,067 1,587 10,849 0,507 11,356 
14. 83,882 2 3,961 11,478 0,679 12,156 


(The american Chemist. No. 66. December 1875. p. 226.). 
Bl. 


Lösliches getrocknetes Blut, — Cosmolin u. Vaselin, 91 


Lösliches getrocknetes Blut. 


G. Le Bon ist es mit Hülfe eines besonders construirten 
Apparates gelungen, grosse Mengen von Blut unter vermin- 
dertem Drucke bei einer die Körperwärme nicht übersteigen- 
den Temperatur zu einem Pulver einzutrocknen, welches 
sowohl noch die unveränderte Zusammensetzung des Bluts, 
als auch dessen sonstige Eigenschaften bewahrt hat. Eine 
Probe dieses Pulvers, welche schon 18 Monate alt war, gab 
beim Schütteln mit Wasser und Filtriren eine schön "rothe 
Flüssigkeit, welche sich ganz wie frisches defibrinirtes Blut 
verhielt, beim Erhitzen gefällt wurde und die beiden charak- 
 teristischen Absorptionsstreifen des Hämoglobins gab. Ein in 
diese trockene Form gebrachtes und im Uebrigen unverändert 
gebliebenes Blut kann dazu berufen sein, bei der Verpflegung 
von Armeen in Feldzügen eine grosse Rolle zu spielen und 
auch in der Therapie wegen seines Eisenreichthums und sei- 
ner tonischen Eigenschaften wichtige Dienste zu leisten. 
(Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome XXI. 
pag. 428.). Dr..G 7. 


Cosmolin und Vaselin. 


Unter diesen Namen werden von Nordamerika aus zwei 
Körper in den Handel gebracht, die beide aus dem rohen 
Petroleum herstammen und den Rückstand bilden sollen, 
welcher beim Abdestilliren der flüchtigen Antheile des Petro- 
leums zurückbleiben. Dieser Rückstand wird durch Behand- 
lung mit überhitztem Dampf und Thierkohle gereinigt. 


Cosmolin und Vaselin unterscheiden sich wenig in ihren 
Eigenschaften und es scheint fraglich, ob sie nicht eigentlich 
identisch sind und die Verschiedenheit entweder durch das 
Bereitungs- oder Reinigungsverfahren bedingt ist. Das Üos- 
molin ist ein gelber, durchscheinender, fluorescirender, halb- 
fester Körper. Schmelzpunkt etwa 40° C., spec. Gew. 0,866 
bei 45°. Es ist von schwachem Geruch, bei gewöhnlicher 
Temperatur nicht flüchtig, fängt bei 160° unter theilweiser 
Zersetzung zu verdampfen an. Das Vaselin zeigt dieselben 
äussern Eigenschaften, unter dem Mikroskop erkennt man 
aber in der Masse eine Menge nadelförmiger Krystalle. Wahr- 
scheinlich bildet es in starker Kälte eine feste ganz krystalli- 
nische Masse. Schmelzpunkt etwa 37°, spec. Gew. 0,840 
bei 55°. 


Et 


Vu ale NE NE darf De ala 220 ln ee nn ale de 


92 Fabrikation des Eosins. 


Beide bestehen bis auf ein ganz Geringes an Feuchtig- 


keit und Aschenbestandtheilen aus Kohlenwasserstoflen, 'die 


selbst von concentrirten Säuren und Kalilauge nur wenig 
oder gar nicht angegriffen werden und wahrscheinlich zu 
der Reihe CO" H”? zu den sogenannten Paraffinen gehören. 
Beide verhalten sich auch gegen Lösungsmittel fast gleich: 


in Wasser unlöslich, in Alkohol etwa zu einem Drittel, in 


Aether, Chloroform, Benzin, Schwefelkohlenstoff und Terpen- | 


thinöl völlig löslich, mit fetten uud flüchtigen Oelen mischbar. 


Aus der ätherischen oder alkoholischen Lösung scheiden sich 


beim Abkühlen auf bestimmte Grade Körper von verschiede- 
nem Schmelzpunkt ab. An der Luft verändern sich Cosmolin 


und Vaselin nicht und können daher statt des Fettes zu Sal- 


ben, Suppositorien und Schmiere vortheilhaft benutzt werden, 
(The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 293. 


Febr. p..623. No. 295. Febr. p. 661 u. No. 297. March 


1876. p. 707.). W». 


Fabrikation des Eosins. 


Die fabrikmässige Darstellung des Eosins bot noch 
Schwierigkeiten, wenn auch nach Kopp aus dem Brasilien- 
holz fast chemisch reines Resorein, von welchem Eosin ein 
Derivat ist, gewonnen wurde. 

Nach Egle’s Methode stellten Bindschedler und 
Busch ein billiges Eosin dar. Benzin wurde in Resorein 
übergeführt, indem benzindischwefelsaures Natron mit über- 
schüssigem Aetznatron geschmolzen wurde. Das erhaltene 
Resorein wurde durch Phthalsäure in Fluoresein übergeführt 
und aus diesem durch Bromirung Eosin erhalten. 


Fluoresein vereinigt sich mit Brom leicht, sei es in Eis- 
essig gelöst oder in Wasser vertheilt. Jeder Tropfen Brom 
verschwindet sofort, so dass es schwierig ist den Zeitpunkt 
zu erkennen, wo die Einwirkung des Broms ausgesetzt wer- 
den muss. Hiervon hängt der Erfolg ab, d.h. die Reinheit 
und die glänzende Farbe des Eosins. 

Reines Fluorescin färbt Seide schön gelb. Wird Fluo- 
rescin in ammoniakhaltigem Wasser gelöst und nach und nach 
in mit Essigsäure angesäuertes Wasser geschüttet, so erhält 
man eine Farbe, in welcher Seide schön gelb gefärbt wird. 
In ammoniakalisches Wasser die gefärbte Seide getaucht, 
geht die gelbe Farbe in eine rothe Schattirung über, welches 
um so mehr erfolgt, als Brom der Flüssigkeit zugesetzt 


Anwendung des Eosins. & 93 


wurde. Die bläuliche Schattirung, welche mit Eosin erhalten 
werden kann, erreicht man langsam. Eine weitere Bromein- 
wirkung zerstört den Farbstoff. Je nach der Einwirkung 
des Broms kann man das reinste Gelb oder die verschiedenen 
Schattirungen bis zur blauen Farbe des Eosins aus dem 
Fluoresein erhalten. (The american Chemist. (Chem. News). 
N0.66. December 1875. p. 225.). Bl. 


ne Anwendung des Eosins. 


Depierre wendet das Tetrabromfluoresein = O*°H ®Br?O1°, 
welches mit Kali vereinigt das Eosin bildet, dessen Formel 
C20H6Br#K20!° ist und welches folgende Eigenschaften 
hat, in den Färbereien an. 

Eosin ist ein röthlich braunes metallglänzendes Pulver, 
welches in Wasser, Methyl- und Aethylalkohol, in den Alka- 
lien, kohlens. Alkalien, Glycerin und in Seifen löslich, dage- 
gen in Aether, Phenylsäure, Anilin und Benzin unlöslich ist. 
Seine Löslichkeit ist weit grösser, als die des Fuch- 
sins; 1000 Thle. kaltes Wasser lösen 400 Thle. und 
‘1000 Thle. kochendes Wasser 450 Thle. Eosin auf. Die 
warme Lösung riecht nach Brom. In Alkohol ist es weni- 
ger als Fuchsin löslich; 11 Thle. lösen 1 Thl. Eosin wird, 
da es ein Kalisalz ist, durch die meisten Säuren, besonders 
aus concentr. Lösungen zersetzt, indem sich ein flockiger, 
röthlich-oranger Stoff abscheide. Die Essigsäure zersetzt 
Eosin ebenfalls, jedoch bleibt die Lösung rosaroth gefärkt, 
weil die Säure des Eosins etwas in Essigsäure löslich ist. 

Fast alle löslichen Salze geben mit Metallbasen Lacke, 
von welchen die Zinn-, Aluminium - und Bleilacke besonders 
glänzend und schönroth sind. Zink giebt einen gelben Nie- 
‚derschlag; Silber und Quecksilber violette Lacke und Kupfer 
einen bräunlich rothen Lack. Theilweise sind die Nieder- 
schläge in Wasser, besonders in Kalkwasser löslich. 

Seide und Wolle sowie alle Thierstoffe können da- 
mit dauerhaft gefärbt werden; Baumwolle hingegen nicht. 
Die gewöhnlichen Beizmittel wie Zinnsäure, Tannin, Thonerde, 
Eisen, Glycerin, arsenige Säure und Üasein werden durch 
Eosin nicht gefärbt; eine, wenn auch nicht glänzende Farbe 
_ wird mit Eiweiss hergestellt. (The american Chemist. No. 66. 
December 1875. p. 217.) Bl. 


nr 


en der, ie Da in a Malz Bi A 


94 Anthracenhalt. Oele. — #-Naphtoösäure. — Wasserfreic Blausi re. 


Reinigung der Anthracen -haltigen Oele. 


A. Macd. Graham verwirft mit Recht die Methode 
der fractionirten Destillation behufs der Gewinnung von Anthra- er. 
cen des Handels. Das andere, meist gebräuchliche Verfahren: 
Beseitigen der ersten Vorläufe und Destillation bis zur Ver- 
kohlung des Rückstandes, giebt zwar das gesammte Anthracen, 
aber enthalten zu höchstens 12 °/, in dem Robdestillat. Dage- 
gen gelang es Graham, durch Concentration und Wiederabküh- 


len des filtrirten Oeles das Anthracen zum Auskrystallisiren 

zu bringen. Er gewann so leicht ein Product von 36% 

reinen Anthracens und es ist nicht zu bezweifeln, dass bei 

sorgfältigerem Verfahren die Ausbeute eine noch höhere sein 

dürfte. (Monit. scientif. Mai 1876. p. 526.). 0. E. 
Zur Kenntniss der %-Naphto@säure. . 


P. Vieth stellte durch Erhitzen gleicher Mengen Naph- 
talin und engl. Schwefelsäure auf 150-—160° zunächst de 
Sulfosäuren dar, die durch Behandeln mit Kalkmilch und koh- 
lensaurem Natron in die Natriumsalze übergeführt wurden., 
In geeigneten Gefässen werden letztere mit Cyankalium, 
respective mit gelbem Blutlaugensalz erhitzt und neben vielen 
Ammoniumsalzen Naphtalincyanid abgetrieben. Letztere mit 
alkohol. Kali gekocht liefern die «- und #-Naphtoate des 
Kaliums, die durch Salzsäure abgeschieden, und durch Kochen 
mit CaH? 0? von einander getrennt werden, das ß-Kalksalz 
ist sehr schwer, das «-Salz sehr leicht in Wasser löslich. 
Die sublimirte Säure — Schmelzpunkt 182° — elementar- 
analytisch bestimmt, erwies sich als C1!H®02 Durch Be- 
handlung von Nitronaphtalin und Cyankalium lässt sich Naph- 
talincyanid u. s. w. nicht erhalten. Die Naphtoesäure wurde 
vom Verfasser durch Darstellung von Salzen, Aethern, Ami- 
den etc. des weiteren charakterisir. Beide Naphto&säuren 
liefern bei der Oxydation mit Chromsäure in Essigsäure 
Phtalsäure. (Ann. Chem. u. Ph. 180. 3. 305.). C. E. 


Zersetzung der wasserfreien Blausäure. 


De Girard macht darauf aufmerksam, dass das zur 
Entwässerung der Blausäure benutzte Chlorcaleium absolut 
neutral, frei von Aetzkalk sein muss, da sich sonst Uyancaleium 


ll. v. Cyanalkalimetall. — Umwandl. d. oxalsaur. Ammoniaks. 95 


ad durch dessen Wechselwirkung mit dem vorhandenen 
Wasser ameisensaurer Kalk und Ammoniak bildet. Letzteres 
geht in der Form von Oyanammonium mit der wasserfreien 
Blausäure über und verursacht deren baldige Zersetzung. 
(Journ. de Pharmacie et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. 
pag. 224.). De. 


Darstellung von Cyanalkalimetall. 

E. Erlenmeyer empfiehlt folgendes einfaches Verfah- 
ren. Durch Zusammenschmelzen von entwässertem gelben 
Blutlaugensalz mit Natrium in dem nachstehender Gleichung 
entsprechenden Verhältnisse: 
2K*FeCy° + Na* = 8KCy + 4NaCy + Fe? 
bekommt man eine vollkommen farblose, leichtflüssige Schmelze, 
welche man fast vollständig von dem "ausgeschiedenen metal- 
lischen Eisen abgiessen kann. Das erhaltene Product ist 
schneeweiss und enthält im Mittel 40%, Cyan in der Form 
von Cyanalkalimetall. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1840.). 

VL 


Umwandlung des oxalsauren Ammoniaks. 

Gelegentlich des häufigen Gebrauchs einer verdünnten 
Lösung von oxalsaurem Ammoniak zur- volumetrischen Bestim- 
mung des Kalkes machte G. Fleury die Beobachtung, dass 
die Stärke der Lösung des Ammoniumoxalats von Tag zu 
Tag abnahm, indem sowohl die reducirende Wirkung auf 
übermangansaures Kali, als auch die fällende auf Chlorcal- 
ciumlösung sich verringerte. Eingehende Untersuchung zeigte, 
dass sich auf Rechnung des oxalsauren kohlensaures Am- 
moniak bildete, wobei das erstere im Verlauf von sechs 
Wochen vollständig verschwand. Aehnliches geht auch mit 
einer verdünnten Lösung von oxalsaurem Kali vor sich. 
(Journal de Pharm. et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. 
pag. 375.). Dr. 6.V 


C. Bücherschau. 


Lehrbuch der organischen Chemie von Professor Dr. J. Lor- 
scheid, 2. Auflage. Herder’sche Verlagsbuchhandlung zu 
Freiburg im Breisgau. Ladenpreis 3 M. 60 Pf. 


Auf etwa 250 Seiten gr. 8° giebt der Verfasser nicht allein einen 
 exaeten, kurzen Ueberriss der organischen Chemie, sondern flechtet auch 
die wichtigsten Theile der physiologischen und technologischen Chemie 


WR 


.  Bücherschau. 


an den passenden Stellen ein, z. B. Schnellessigfabrikation, Bierbrauere 
Bäckerei, Gerberei, Zuckerfabrikation, Papierfabrikation , die chemis E 
Vorgänge im Pflanzen- wie im Thierorganismus, Verdauung ete. etc. Die 
Einleitung des Werkchens erklärt kurz die Begriffe: organische Chemie, 
organische Radicale, homologe und heterologe Reihen u. s. w., hieran 
schliesst sich die organische Chemie in ihren wichtigsten Verbindungen, 
vom Verfasser behandelt nach den 7 Klassen: 1) Fettkörper, in welcher 
Abschnitte auch die verschiedenen chemischen Theorien besprochen w‘ 
den; 2) Wasserstoffärmere Verbindungen; 3) Kohlenstoffreichere Ver- 
bindungen; 4) Aromatische Substanzen; 5) Naphtalinverbindungen; 6) Oyan- 
verbindungen und 7) Verbindungen unbekannter Constitution; den Schluss 
bildet ein Anhang über die Analyse und Synthese der organischen Ver- 
bindungen und über die chemischen Vorgänge im Thier- und Pflanzen- 
körper. 2 


I, 
Be 


Dem Werke liegt die Radicaltheorie nach den neuesten Änschauun- 
gen zu Grunde, jedoch versäumt der Verfasser nicht, die.Structurtheorie 
besonders bei den aromatischen und isomeren Verbindungen gebührend 
zu berücksichtigen. Klarheit der Sprache und Knappheit der Ausdrucks- 
weise zeichnet dasselbe vortheilhaft aus, und wüssten wir kaum etwas 
auszusetzen. Nur die Formel der Gallusgerbsäure 0?” H22 017 dürfte 
gegenüber den neueren Untersuchungen von Schiff wohl nicht mehr halt- 
bar sein. Nach letzterem ist die durch Aether-Alkohol aus Galläpfeln 
extrahirbare Gerbsäure vielmehr ein wechselndes Gemenge von Trauben- 
zucker und Digallussäure C!# H!0 0%, welche durch Anhydridbildung aus 
2 Moleeülen Gallussäure “entstanden ist und unter Einwirkung von Säuren 
die Elemente eines Moleeüls Wasser wieder aufnimmt und sich in 2 Mo- 
lecüle Gallussäure spaltet. Be 

Druck, Papier, sowie die in den Text gedruckten 73 Abbildungen 
sind vorzüglich und lassen den normirten Preis als einen sehr mässigen 
erscheinen. - ya 


Geseke, den 26. Mai 1877. Dr. Jehn. 


Beiträge zur Patentfrage. Zeitfragen Heft 1. Abthei- 
lung Gewerberecht. 


Obigen Titel führt ein bei F. Kortkampf in Berlin 1877 erschiene- 
nes Heftchen, welches alles bis jetzt nach dieser Richtung hin geschehene, 
deutlich und übersichtlich in folgender Reihenfolge enthält. 


1) Aus den Vernehmungen der vom Bundesrathe berufenen Sachver- 
ständigen. 2) Entwurf eines Patentgesetzes, veröffentlicht vom Reichs- 
kanzler-Amte. 3) Rundschreiben an die Bundes-Regierungen, betr. den . 
Entwurf eines Patent- Gesetzes. 4) Schreiben des Vorstandes des Deut- 
schen Patentschutz- Vereins an das Reichskanzler- Amt, betr. den Entwurf 
eines Patentgesetzes. 5) Uebersicht aller von 1850— 1875 einschliesslich 
ertheilten Patente. 


Uhlstädt, 25. Mai 1877. C. Schulze. 


Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses. 


ARCHIV DER PHARMACIE. 


8. Band, 2. Heft. 


un 


A. Originalmittheilungen. 


Das Nördlinger Register. 


Beitrag zur Geschichte der deutschen .Pharmacie im XV. Jahr- 
hundert. 


Von F. A. Flückiger. 


Im Archiv der Pharm. Bd. 201 (1872) p. 433 und folg. 
habe ich unter dem Namen Frankfurter Liste ein Dro- 
gen- Verzeichniss aus der Mitte des XV. Jahrhunderts ver- 
öffentlicht, welches mir einen merkwürdigen Einblick in die 
damalige Pharmacie zu gewähren scheint. Ich denke denselben 
ferner erweitert zu haben durch die in der gleichen Zeitschrift 
Bd. 207 (1875) p. 422 und folg. und Bd. 208 (1876) p. 52 etc. 
mitgetheilten Documente zur Geschichte der Pharma- 
cie. Der Wunsch, derartige Quellen mehr zu Tage geför- 
dert zu sehen, den ich dort ausgesprochen, ist in so fern in 
Erfüllung gegangen, als bezügliche Beiträge z. B. von 
Dr. Krause im Archiv B. 208 p. 426 und E. Rommin- 
ger ebendaselbst p. 423 niedergelegt worden sind. Der An- 
nahme des letztern, dass seine Notiz sich auf eine im Jahre 
1303 zu Prenzlau in der Uckermark vorhandene wirkliche 
Apotheke beziehe, darf man vielleicht um so eher beipflich- 
ten, als nach einer allerdings vom Einsender nicht genauer 
 verbürgten Notiz in der Pharm. Zeitung 1867 (No. 49 oder 
50?) Magdeburg im Jahr 1383 eine Apotheke besessen hätte 
und ein „Glozarium apothece“ aus Oosel in Schlesien vom 
‚ Arch. d. Pharm, XI. Bds. 2. Hft. 7 


) Vor? re 7 A WA, er Ar Fr » 
ASTA RNEENRERITT 1 UEEDPÄRERIEND ER 


Jahre 1417 *) als Verkaufsgegenstände einer (dortigen?) Apo- 2 en 


theke unter andern aufzählt: Moschus oder Bhesem, eine 
Salbe, Nieswurzel, Cassia, Natterkraut, Thymiama,**) also 
zweifellos Medicamente und Rauchwerk. 


Seiner Etymologie entsprechend wurden mit dem Namen _ 


Apotheke in frühern Zeiten sehr verschiedene Locale bezeich- 


net. Als auffälliges Beispiel erinnere. ich an meine Notiz in 


der Schweizerischen Wochenschrift für Pharmacie 1872 p. 371, 


wonach in der Mitte des XIV. Jahrhunderts in Messina die ie 
Fleischbank und die Färberwerkstätte Apothecae hiessen. 


Und ebenso ist der Ausdruck Apotheker bisweilen im Mittel- 
alter ganz einfach zum erblichen Familiennamen ohne noth- 
wendigen Bezug auf die Pharmacie geworden. ***) 


Um so willkommener sind daher Nachrichten oder we- 
nigstens Verzeichnisse aus ältester Zeit, welche sich auf die 
in Apotheken wirklich vorhandenen Drogen beziehen. Die 
Erankfurter Liste bietet eine reiche derartige Auswahl, lässt 
aber immerhin die Frage unentschieden, ob sie thatsächlich 
den Bestand der Apotheken Frankfurts um das Jahr 1450 
ausdrückt. Der um die Geschichte von Nördlingen ver- 
diente Herr Dr. L. Müller, Bibliothekar an der Strassburger 
Bibliothek, hat im Archiv jener Stadt ein ähnliches, wie es 
scheint, aus dem Jahre 1480 stammendes Verzeichniss auf- 
gefunden, welches der Aufschrift zufolge als wirkliches Apo- 
theken-Inventar gelten darf, wenigstens den vollen Arznei- 


mittelbestand vorführt, der damals dort für unentbehrlich galt. 


Da dieses Verzeichniss durch den auch sonst urkundlich 
nachweisbaren Stadtarzt, ohne Zweifel im Auftrage des Ma- 
gistrates, aufgestellt wurde, so wird man wohl schliessen 
dürfen, dass es nur solche Drogen enthalte, welche ohne 
Schwierigkeit vom Apotheker beschafft werden konnten. Der 


*) Henschel, in Janus Il (1846) 152. 

**) Frankfurter Liste No. 24 pag. 15 des Separat- Abdruckes. 

***) Vergl. meine Beiträge zur ältern Geschichte der Pharm, in 
Bern. Schaffhausen 1862. 9; auch Ennen und Eckertz, Quellen zur 
Gesch. der Stadt Cöln III (1867) 175. 


F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register 


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F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 99 


practische Arzt wird sich sicherlich nicht damit begnügt ha- 
ben, nur etwa einen Auszug aus den Schriften der Salernita- 
nischen Mediein zu liefern, sondern sein Verzeichniss den 
Bedürfnissen und Möglichkeiten seines Wirkungskreises ange- 
passt haben. Die Authenticität der Frankfurter Liste ist in 
dieser Hinsicht nicht nachzuweisen, auch ist das Nördlin- 
ger Register sogar reichhaltiger als jene. Besonders zum 
Zwecke eingehender Vergleichung mit der Frankfurter Liste 
scheint mir daher seine Veröffentlichung gerechtfertigt. Beide 
Schriftstücke zusammengenommen dürfen wohl den Anspruch 
erheben, den Bestand deutscher Apotheken kurz vor dem 
Anbruche des Zeitalterss der grossen Entdeckungen und 
_ Erfindungen vorzuführen, die deutsche Pharmacie am 
 Ausgange des Mittelalters in ausdrucksvoller Weise 
zu beleuchten. 
3 Das Nördlinger Register ist auf 10 beiderseits beschrie- 
benen Blättern (Breite 11, Höhe 32 Centimeter) enthalten 
und zeigt jene sicheren und saubern Züge, welche in Deutsch- 
land die Schrift am Ende des XV. Jahrhunderts bezeichneten, 
so dass nach der Meinung des Herrn Dr. Müller das Acten- 
stück, welchem zwar die Jahreszahl fehlt, unbedingt in die 
angegebene Zeit fallen muss; es trägt von neuerer Hand 
beigefügt das Datum 1480. Einige wenige Namen. sind mir 
trotz der klaren und deutlichen Schrift unverständlich ge- 
blieben. 
Die mehr als 600 Artikel sind von dem Verfasser 
Dr. Mettlinger, in nachstehender Art eingetheilt und (in 
allerdings nicht genau zutreffiender Weise) summirt worden: 


Br Er aromabibussuut. wo 2 een 00 
PR seminibus aa van „mc. 2) AB 
3. - fructibus, succis, gummi, radieibus ete. 118 
4. - De herbis, floribus et. . . . .....96 
5. - lapidibus, metallis, sale et. . . . 53 
6. Ex medic. simpl. laxativis . . . .. 46 
= De adıpıbus' _.7:'.* .. aid. 24 
432 (435) 


7* 


100 F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register, 

8. De oleis etc. . 

9. - conservis . 
10. - opiatis.. 
11. - syrupis 
12. - elixirlis etc. . 

13. -  trochiseis ete. 

14: 7%, 7 IRSUBRBIE 6 De elle 0 ERRRNN wee A 


169 (166) 


Die Mehrzahl der Rohstoffe der 6 ersten Abtheilungen 
sind in den Erläuterungen zur Frankfurter Liste oder in den 
Documenten zur Geschichte der Pharmacie besprochen. Auf 
diese Arbeiten verweisend beziehe ich die nachstehenden ge- 
naueren Angaben auf die Seitenzahlen der in Halle, Buch- 
handlung des Waisenhauses, erschienenen Separatausgaben 
derselben. Einzelnen andern Drogen und Präparaten habe 
ich jedoch hier noch eigene Anmerkungen beigegeben. 


Nur im Zusammenhange mit andern Forschungen wird 
dieses Nördlinger Register einige Bedeutung beanspruchen 
dürfen, und seine Stelle unter den Quellenschriften zur Ge- 
schichte der Pharmacie einnehmen. Eine freundliche Recen- 
sion meiner „Documente“ hat (Pharm. Zeitung 1876. 407) 
den Schluss gezogen, dass ich „die Geschichte der einzelnen 
Arzneisubstanzen als wichtigste Aufgabe einer Geschichte 
der Pharmacie“ betrachte. Aus dem Vorworte zu meiner 
genannten Schrift geht hervor, dass ich dieser einseitigen 
Ansicht nicht huldige, wohl aber bestrebt bin, meiner- 
seits auch dazu beizutragen, dass einmal eine solche Ge- 
schichte mit aller wünschbaren Gründlichkeit aufgebaut wer- 
den könne. Denn allerdings vermag ich eine Geschichte 
unseres Faches nicht zu verstehen, worin den Substanzen, 
mit denen sich die Pharmacie beschäftigt, eine hervorragende 
Stelle nicht eingeräumt wäre. Als ein kleiner Beitrag zu 
diesem Zwecke wird sich das Nördlinger Register dereinst 
erweisen, welches ich hiernach folgen lasse. 


F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register, - 


101 


Diss register begreifft stuck so notturftlich 
ain yede appoteck habn soll und von vermischten 
stuckn seind nur gesetzt die gewonlichen dero 
geprauch am maystenist. also zü sammend ver- 
ordnet durchewern willigen diener Bartholomeum 
Mettlinger doctor in arczney. 


De materialibus appoteckam concernentibus 


Primo 


Ambra 

muscus 

spica nardi 

spica celtica 

been album °) 

been rubrum !) 

blacte bisantia 2) 

zinziber 

zedoaria 

gariofali 

cinamomum 

calamus aromaticus 

cassia lignea 

cardamomum majus 
- minus 

ceubebe 

costus 

cortices atri semen et folia 3) 

erocus 

cyperij 

cuminum ®) 

camphora 

carpobalsamum 5) 

xilobalsamum 

 doronicum 


ex aromatibus 


macis 
nux moscata 
lignum aloes 
ebur rasura ejus 
spodium 
piper nigrum 
piper album 
piper longum 
sandali albi 

-  rubri 


-  eitrini 
seta tincta in Kermes ©) 
seta cruda ?) 
seta adusta 7) 
alkermes °) 
galanga 
squinantum sive squinanti 
flores sqnanti 
sticados arabicum 

- eitrinum 
folium °) 
folium cinamom ?) 
viscus quercinus 10) 
nux cipressi 


50 £ 


_ - oximum 1!) gariofilatum 1?) 
_ portulace 
endiuie 
lactuce 
scariole 
melonum 
cucumeris 
cucurbite 
eitrulli 
anisi 
 fenieuli 
eitoniorum }?) 
dauci 
sisami 1*) 
smazois !?) 
eruce 16) 
siseleos !7) 
staphisagrie !®) 
sinoni (sisonis) macedonici 
rute 
cieute 
_ jusquiami albi 
levistici 
petroselini 
porti 1) 


Nux avellana®?) 

Nux indica 

_ Nux magna seu communis 28) 
— Mastix 

 Camphora 

_ Mirtus 
_ Mirra 


2% ex seminibus. 


3° ex fructibus succeis gumi radicibus et quae ex 
animalibus non solventibus 


plantaginis 

acetose 

papaveris albi 
- nigri 

psillij 2 a 

peonie 

fenugreei 

lini 

apij 

amomi 

ameos 

anacardi 

agni casti 

alkikengi ?°) 

attriplicis 

bulbi 2?) 

gitt 

lumbricorum semen ??) 

aquilegij ?°) 

coriandri 

bombacis ?*) 

citri semen ?°) 

carpo ?°) 

juniperi 


48 


. 


Cortex radieis mandragore 
Mummia | 
Liquiritia 

Lacca 2°) 

Litium 

Lupinus 3°) 

Laudanum 


N: 
Den rien 
„3 


passule enucleatae 
Pix greca Colophonia 
migdala duleis Pix navalis 
. amara Rasina 
Peonia 
rubea tinctorum 
ypogstidos 
r cantarides 
satia succus gumi edere 
gumi elenij (elemi) 
balsamus 
Radices 
endivie 
ap 
fenieilli 
petroselini 
brusci 


sparagi 
graminis 
dauci 


satyrion *?) 
Secacul #3) 
filipendula 
cardopacia **) 
archangelica 
pulpa sumach *5) - 
succi exsiccandi 
eupatori 

fumi terrae 
absinthii 
endivie 
liquiritie 
feniculi 

cortex salicis 
serpens siceus 
gentiana 


 gumi pini 
 xilo caracte *) 


ie 


FA Flückiger, 


* 


3 er dactilus 
 diptamus 


castoreum 

caro leonis 

stinei #7) 

fructus tamarisci domesticae 
eoneule uste *) 

cornu capre 


cornu cervi ustum non ustum | vernix °°) 

cornu unicorni ?”) risum 

cappares faba 

cortex radicis capparum pisa 

thimiama ceicera 

storax liquida ordeum 
118 


4° de herbis floribus foliis et quae comuniter 
debeant haberi ex aquis distillatis 


[ endivie 
buglosse 
boraginis 


6° na violarum 


if 


rosarum 

nenufaris citrini 

foliorum tamarisei 

capillus veneris 

camedrios 

camepitheos °*) 

origanum 

calamentum fluviale 5”) 

- montanum>$) 

et nepita °°) 

menta 

balsamita 

cuscute 


VE 
u 
Das Nör 


storax rubea 
consolida maior 
yreos 

squilla 

sperma ceti °”) 
boletum °') 
trimboletum 5?) 
benedicta 5°) 
ceicoree radix 
Tassi barbassi °®) 


celidonie 
aqua e 
4 camomille flores 


centaurea 
fragarum herba 
eupatorii 
epatice 

fumi terre 
cheiri 

flores salieis 
folia salicis 
oculos populi 
savina 
genestae 
maiorane 
saxifraga 
arthemisia 
absinthium 


aqua ypericon 


pilosella 6°) 
sulphurata 

ruta 
scolopendria 
salvia 

lavendula 
rosmarinus 
raffani aqua 
Meu 

levisticum 
betonica 

herba staphylesis °!) 
feniculi aqua 
eufragia 
papaveris rubri ©?) 
solacri 

maurelle aqua 9) 
saturegia ®*) 
marrubij 

acetose 

malva 

bismalva et flos ejus 
branca ursina 
folia lauri 
mellilotum 
lactuca 

ysopus 

edera arborea 
edera terrestris 
serpillum 
mellissa 


F. A. Flückiger, Das Nördliuger Register, 


aqua scabiosa 


96 


liliorum alborum 

eitr. flores liliorum 
borum 

pentafilon 6°) 

paritaria 

juniperus 

virga pastoris 66) 

arno glosse aqua °°) 

bursa pastoris 

millefolium 

virgula caballina 6°) 

verbena 

violaria 

abrotanum 

flores sambuci 

agrimonia 

gario filata 

cicoree flores 

cauda equina 6°) 

senatio 7°) 

politricum 


105 


al- 


plantae seu pes leonis ?!) 


gramen '?) 
tassus barbassus ’3) 


consolida media brunella 


sanicla 

folia quercus 
cappis agrestis ’*) 
yva ’°) 

lambrusca ”5) 
alcanna 


F. A. Flückiger, 


5° de lapidibus metallis sale et eis quae prove- 


. u 


Das Nördlinger Registe Er SE 


= \> v- 


niunt ex metallis usui medicine necessariis non. 


aurum 
argentum 
granatis 
gagates 76) 
jacinctus 
smaragdus 
saphirus 
rubinus 
magnetes 
emathites 
lapis lincis 

-  judaicus 
margarite perforate 

- integre 
sardonius lapis 
borax 7”) 
corallus albus 
- rubrus 

bolus armenus 
terra sigillata 
sanguis draconis 
anthimonium 
lapis calamiaris 
pamfilix ?®) 
tutia 7°) 
tartarum 8°) 
urifur 81) 


laxatis 


minium a 
arsenicum sublimatum Er 
auripigmentum citrinum 
- rubrum 
alumen roczi ®2) Br: 
- zuccarium 83) Be e 

-  jamenum (armenum di SR 

- ustum Be x 
baurach 8%) Sa 


sal alcali 85) E 
- indi est et ex laxatis 8°) 
- armeniacum 8°) 
- yemen est et ex laxata- 
NaB,88) hr 
litargirum auri 
- argenti 
cerusa 
plumbum ustum 
calx 
sulphur vivum 
- mortuum ®°) Er. 
argentum vivum 
vitriolum album et est caleit 9% Br 
- rubrum atrament = 
marchasita auri 3. 
- argenti ?!) ER 


Im: 


v SE 
53 Ya 
“ h) 


6° ex medicinis simplieibus laxativis plus 


aloes succotrinum 
- epaticum' 
- caballinum 


famosis 


cassie fistula a = 
Reubarbarum zu 
Jujubae 


op 
galbanum 
bdellium g 
indi |serapinum Ei 
emblici panis porcinus °*) Re 
Kebuli brionia 
belliriei |asarum 
euforbium 
esula major 

- minor 
elleborus albus 
Ban niger 
mesereon folia 
semen mesereon °) 
sarco colla 
lapis lazuli 

-  armenicus 
a coloquintide 9°) tapsia 9€) 
| peucedanum 
46 


° de adipibus medullis auxugiis comuni usui 
necessariis 


leporis 
vulpis 
lupi 
taxi 
ursi 
zyboli piscis 
canis 
gatti silvestris 
-  domestice 
serpentis 
cera alba 
- citrina 


OA 
Summa ain lützler stuck 432 


EIN ; 


108 F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 


8° de oleis communi usui appotece mag s neces- 


sariis simplicibus et compositis 


oleum rosarum 9”) 
violarum 
camomillinum 
anetinum 

de liliis albis 

de eitonijs 

nenufaris citrini 
amigdalarum dulcium 


= amararum 


rute 
absinthii 


9° de conservis elixirijs in liquida ac solida 


mente 
petroleum 
laurinum 
olium de cherua cheyri 
de euforbio 
nardinum 

de castorio 
masticinum 

de scorpionibus 
yrinum °®) 


21 


delectabilibus ac lohot °®) 


elixirium de gemmis 
dyamustum dulce 
dyagalanga 


aromaticum rosarıum descript. 


Gabriel 
dyambra 
dyaciminum 
dyacalamentum 
dyatercompipereon 
dyamargariton 
dyacameron 
dyanthos 
dyasiliris artho con 
elixirium liberantis 
dyaros abbatis 
elixirium ducis 
dyadragant. frigidum 
dyacurcuma 
dyalacca 
stomaticon calmidum 


stomaticon frigidum 

trisandali 

manus Christi perlatum 
- -  simplex 


- - sandalatum 


mixtura nis 
elixirum regum 
regale album 
dyayris 
dyasatirion 


dyapnis simplex et zuccaratum 


zinziber coctum 


dyacitoniton cum speciebus et 


absque eis 
conditum de atro 
conserva rosarum 
violarum 
boraginis 
buglosse 
nenufaris 


SRG RE TerlneK 


\ 


eicoree 

lavendule 

calamus conditus 
zingiber conditum 


F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 109 


lohot de primo 
- sanum et expertum 
- de squilla 


42 


10° de opiatis 


filonium propter descriptionem |requies 


Mesues dyacastoreum 
aurea alexandrina lieivia contra tenesmos 
athanasia tyriaca 
dyasulfur metridatum 
rubea trocisca 
10 
11° de syrupis 


syrupus rosarum 


violarum 


de acetositate citri 
Magma granalorum 


\ 


berberis 
_ eitoniorum 


syrupus de papavere 


- endivia 
- bisantijs 


Isyrupus de absinthia 
de liquiritia 
de prassio 
syrupus de fumo terre 
- - sticados 
- - miraculosus (?) 
oximel squilliticus 
oxizacchara 
oximel simplex 


acetosus compositus deradicibus mel rosarum 
syrupus de menta 


-  violarum 


22 


12° de elexiriis laxatis pillulis trocissis pul- 


trifera saracenica reubarbata 
descriptione Mesue 
yera pigre Galeni 


logaeron 

archigenis 

luff unde? fiunt pillule 
de yera luff 


veribus communiori usui magis necessariis 


Elixirum Indum 

dyaf!°0) in solida et liquida 

Elixirum hamech 

Dyacatholicon 

Elixirum sucei rosarum in li- 
quida et solida 

benedicta laxatıva 


| gi pille alephanginae !0') de oppoponaco rn. i 


aromatice pillule cochie 
agregative -  auree 
pillule de yera acuate -  stomatice R 
- de reumbo (rhabarbaro)| - optomere Br 
-  hali Indi 102) Troeisei alhandal !%) 
-  fetide majores - de agarico 
- de agarico Pillule lueis 
-  arthritice Elixirum ellestoff 105) 
de hermodactilis Pulvis dyasene 
31 


13° de trocissis pulveribus et epithematibus a 


Gallia muscata Mesue Trocisei dyari 10°) R 
Alipta muscata Nicolay 10%) - de tyro R: 
Confectio ramich Pulvis rubrus contra calculum 
Trocisei de reubaro - contra venenum Er 
- de spodio -  stie 110) Br. 
- de berberis - ad vulnera (?) Be 
- - terra sigillata Species pro epithemate capital er 
- - Karabe !07) - pro epithemate cordis 
- alkikengi Troeisei ydiocri 
- proprü contra calculum -  _ erocomagmatis 
-  dyarodii Nicolay 108) 
21 


14° De unguentis emplastris et ceratibus 


ceratum ysopi philagij unguentum arogon 
oxicroceum - marciaton 11) j: 
ceratum stomachale - agrippa 
- de sandal - dyaltee % 

emplastrum de melliloto - basilicon majus et E 
Dyachuilon parvum minus 

- medium - album Rasis 112) 

- magnum cumgummis - populeon 


_ unguentum apostolorum 


a Fluckiper, Das Nördlinger Register. 111 


unguentum ad pediculos 
- contra scabiem 


de litargyro nutrito 
19 
Summa vermüschter stuck 169 


Item farina zuckari on zuccarum Tabarset 


zuccarum candie 113) 


zuccarum penidiarum 


Et confectiones ut solent fieri de aniso coriandro amig- 
dalis cinamo. 


Erläuterungen zu denin vorstehendem Register 


0) 
1) 
2) 


3) 
4) 


5) 


7) 
8) 


9) 


10) 
11) 
12) 
13) 
14) 


15) 
16) 


genannten Drogen. 
Wurzel der Silene inflata Sm. 
- - Statice Limonium L. 
Vergl. meine Documente zur Geschichte der Pharm, 
Halle 1876. pag. 55. 


unsicher, 
Siehe Flückiger and Hanbury, Pharmacographia. 
London 1874. pag. 295. x 


Die kleinen Steinfrüchtchen des Meccabalsambaumes 
Balsamodendron gileadense Kunth (Amyris L.) 
Mit Alkermes gefärbte Seide. 

Docum. pag. 41. 

Die befruchteten Weibchen von Coccus Ilicis Fabr., 
der auf Quercus coccifera L. lebenden Eichenschildlaus. 
Wahrscheinlich Folum Malabathri, Blatt einer 
Zimmtart. 

Mistel, Viseum album. 

Ocimum basilicum. 

zweifelhaft. 

Quittensamen; in der Frankfurter Liste fehlend. 
Sesamsamen; Pharmacogr. 425 und Jahresbericht der 
Pharmacie 1866 p. 63. 

Ohne Zweifel statt: sinapeos. 

Weisser Senf oder Samen der Eruca sativa L. 


17) Früchte südeuropäischer Umbelliferen aus dem Genus 


Seseli. 


112 


18) 
19) 


20) 
21) 
22) 


23) 
24) 
25) 


26) 


27) 
28) 
29) 


30) 
31) 


32) 
33) 
34) 
35) 
36) 
37) 
38) 
39) 
40) 
41) 
42) 


5) 


BEN TINTE - TOTER Pr, 


F, A. Flückiger, Das Nördlinger Register, 


Pharmacogr. p. 5. 
Vermuthlich portulacae zu 


lesen. 
Samen des Physalis 
Alkekengil. 


Samen von Colchicum 
autumnaleLl. 
Wurmsamen, Flores Ci- 
nae, 

Aquilegia vulgarisL. 
Baumwollsamen. 

Samen der Citrone oder 
Limone. 


Semen carpo, vermuthlich |; 


Semen carpini, von Evo- 
nymus europaeus, 


Mandel oder Haselnuss. 
Cocosnuss; vergl. Doc. 18. 
Schellackfarbstoff, Körner- 
lack. 

Lupinen. 

Weihrauch oder Fichten- 
harz. 

Eibisch. 

Malve. 

Clematis Vitalba. 
Arum Dracunculus. 
Arum maculatum. 
Zweifelhaft. 

Fett der Tauben? 

Radix Levistici? 
Valeriana Phu. 

Hefe? 

Knollen von Orchideen; 
Documente p. 33. 
Zweifelhaft. 


44) 


45) 


56) 
57) 
58) 


59) 
60) 
61) 
62) 
63) 
64) 
65) 
66) 


Carlina 


Wurzeln der 
acaulis L, 
Vielleicht von Rhus co- 
riaria? vergl. Doc. 28. 
Johannisbrot, Siliqua duleis. 
Die ägyptische Eidechse 
Stincus marinus L. 
Gebrannte Muscheln. 
Entweder der Zahn des 
Narwales, Ceratodon mo- 
noceros (Einhorn), das 
Rhinoceros-Horn oder aber 
vielleicht nur Elfenbein. 
Walrath. 

Boletus cervinus? 
Unbekannt. 

Cnicus benedictus? 
Taxus baccata? 
Sandaraca, nach Frank- 
furter Liste pg. 17 N0.40, 
oder aber der in ältern 
Apothekentaxen häufig ge- 
nannte Danziger Firniss? 
Vergl. Documente p. 32. 
Ajuga Chamaepitys. 
Mentha aquatica. 
Calamintha officina- 
lis Mönch. 

Nepeta Cataria. 
Hieracium Pilosella. 
zweifelhaft. 

Papaver Rhoeas. 
Solanum nigrum, 
Satureja hortensis,. 
Potentilla anserina. 
Asclepias Vincetoxi- 
cum. 


rg 


F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 113 


67) Plantago major. 75) zweifelhaft. 


68) Equisetum? Hippuris? |76) Agat. 
69) zweifelhaft 77) Natürliche Soda, Borax 


70) Senecio vulgaris? 
71) Alchemilla vulgaris. 79) 


oder Salpeter. 
78) Zinkweiss. 
Galmei (Zinkcarbonat und 


72) Tritieum repens. Silieat). 

73) Taxus baccata? 80) Weinstein; damals ge- 

74) Capraginis — Galega offi- wöhnlich als Neutrum 
cinalis? geschrieben. 

81) Usifur nannte Geber im VIII. Jahrhundert den 
künstlich dargestellten Zinnober; merkwürdigerweise 
ist das Wort nicht arabisch. 

82) Alaun von Rocca, jetzt Urfa oder Edessa, im nörd- 
lichen Mesopotamien; im Mittelalter kam der grösste 
Theil des Alauns von dort. 

83) Gemenge von Alaun und Zucker. 

84) Vermuthlich Borax, doch wurden im frühern Mittel- 
alter auch wohl Soda und Salpeter unter diesem 
Namen verstanden. 

85) Pottasche. 

86) Zucker; vergl. Documente No. 99 pag. 79. 

87) Salmiak, welcher damals in der That aus Armenien 
bezogen wurde. 

88) Steinsalz. 

89) Unreiner Schwefel, im Gegensatze zu dem gereinig- 
ten „Sulfur vivum.“ 

90) Der Ausdruck Caleit, den ich nicht zu erklären weiss, 


9) 
92) 
93) 


94) 
95) 


ist erhalten in der Bezeichnung Galizenstein, Galizel, 
wie das rohe Zinkvitriol in manchen Gegenden heute 
noch heisst. 

Bleiglätte. 

Eine Sorte Scammonium. 

Das rohe markige Fruchtmus der Cologuinthe, also 
wohl ohne Samen. 

Öyelamen europaeum. 

Daphne Mezereum, 


Arch. d. Pharm. XI. Bäs, 2. Heft. 8 


96) Documente p. 27. — Thapsia Silphium Viviani 


97) 


98) 
99) 


100) 
101) 
102) 


103) 
104) 


r EETTLEN 
BEITRLTEH TER hr Em Pr 
, . NET? r RN Da . 


F. ® Flückiger, Das En ogister. 


und Th. garganica L. sind eine und dieselbe 
Pflanze, an welche sich ein bedeutendes historisches, 
sogar kunstgeschichtliches Interesse knüpft, während 
die in neuester Zeit wieder zu mediecinischer Anwen- 
dung herbeigezogene Wurzel in pharmacognostischer 
Hinsicht nur ganz mangelhaft untersucht ist. In 
ersterer Beziehung sind .dem Silphium eigene 
Schriften gewidmet worden, z. B. Oersted (A.$8.) Re- 
marques pour servir & linterpretation de la plansoze g: 
celebre mais aujourd’ hui disparue, connue dans Yan- 
tiquitöG sous le nom de Silphium. Copenhague 
1869. — Ferner zu vergleichen: Birch, History of 
ancient pottery 1873; Schroff in Buchner’s Reperto- 
rium für Pharm. XI (1862) 145; Pastoret, Mem.de 
Vacad. des inscript. et belles lettres VII (1824) 156; 
Journal de Pharm. X (1870) 329 und XXV (1877) 23; 
Geiger’s Handb. d. Pharm., Bot. Theil von Nees von 
Esenbeck und Dierbach II (1840) 1345; endlich is " K 
diese viel verkannte nordafricanische Dolde, welche 
freilich leicht mit nahe stehenden Umbelliferen zu ® 
verwechseln ist, sehr kenntlich, wenn auch nicht schön r i 
abgebildet in Botanical Magazine 1877 Plate 6293. 
Nicht das ätherische Oel, sondern ein durch Dig 
stion von fettem Oele mit Rosen erhaltenes Trap BR 
— Documente p. 36. No. 25. E 
Ein ebenso mit Iriswurzel dargestelltes Oel. B. 
Es kann keinen Zweck haben, hier diese gemischten 
Arzneien zu erläutern, Tas Zusammensetzung im 
einzelnen in den betreffenden Dispensatorien jener B 
Zeit nachzulesen ist. er 
undeutlich. 

Vergl. Frankfurter Liste p. 48. 
Hal indus vermuthlich was Sal indum, vergl. obeiil Me 
No.: 86. B 
Frankfurter Liste p. 16 No. 34. 

Handal der arabische Name der Coloquinthe, 


105) 
106) 


107) 
108) 


109) 


110) 
111) 


112) 


es) 


F. A. Flückiger, Das Nördlinger Register. 115 


unklar. 

Die bei diesem und dem vorigen Präparate genann- 
ten Medieiner Mesue und Nicolaus Praeposi- 
tus weisen auf die arabische Mediein des VII. bis 
IX. Jahrhunderts und die zum Theil daraus hervor- 
gegangene Schule von Salerno zurück, welcher letz- 
tern Nicolaus zu Anfang des XII. Jahrhunderts 
angehörte. In der Alphita, jenem merkwürdigen 
Medicamentenverzeichnisse der Salernitaner Schule, 
herausgegeben von Salvatore de Renzi, Üollectio 
Salernitana III (Napoli 1854) ist das hier in Frage 
stehende Präparat erläutert: „Alıpta est quaedam 
confectio, quae quia muscum recipit, dieitur alipta 
muscata.“ 

Karabe, arabischer Name des Bernsteins. 


Diarhodion, mit Rosen bereitete Zeltchen, wieder nach 
Vorschrift des Salernitaners Nicolaus. 


Diari — auf Radix Ari bezüglich. 

zweifelhaft. 

mir unbekannt; „Unganton Marciatori“ auch in dem 
von mir (vergl. Documente p. 10) veröffentlichten 
Inventar einer Apotheke in Dijon vom Jahre 1439. 
Rasis, der arabische Arzt El-Räzi aus Raj in der 
persischen Provinz Chorassan, im zweiten oder drit- 
ten- Jahrzehnt des X. Jahrhunderts zu Bagdad ge- 
storben. 


Ueber die hier genannten Zuckerarten, Cand, Tabarzet 
und Penidiarum vergl. Documente p. 32. — Es ist 
nicht ohne Interesse zu beachten, dass zwar Zucker 
oben unter No. 86 (und 102) aufgeführt ist, unter 
dem Namen Zucker jedoch hier erst anhangsweise 
vorkommt und dass er in der Frankfurter Liste ganz 
fehlte. 


BEIN ER, FEN 2. > ? NT SR PERL } 
3 a \ SE | 
116 H. Werner, Leber cam: REN L.e 


Ueber Rheum palmatum L. in Be . 1 > 
pharmacologischer Beziehung. nn 


Von Hermann Werner, Apotheker in Breslau. *) 


Von welcher Pflanze, und aus welcher Gegend die offiei- 
nelle Rhabarberwurzel stamme, darüber liegen schon seit Jahr- H 
hunderten eine Menge Arbeiten vor, die sich in ihren Angaben | 
theils ergänzen, theils widersprechen. In dem letzten Decen- 
nium ist zur Lösung dieser Frage viel geschehen, und die 
beiden Reisenden Dabry und Przewalski haben durch die Er 
Resultate sowohl ihrer Forschungen, als auch ihrer Samm- 
lungen, welche letztere theilweise leider in sehr traurigem 
Zustande nach Europa gekommen, die Ansichten über diesen 
Punkt so weit geklärt, dass wir jetzt gehalten sind, das früher 
schon wiederholt als eine der Stammpflanzen genannte, und | 
immer wieder aufgegebene Rheum palmatum L. als solche 
anzusehen, und das Vaterland der zu uns sowohl unter dem 
Namen russische wie chinesische Rhabarber gelangenden Droge 
an dem oberen Hoang-ho in den, den See Koko-nur Tr 
benden Alpenländern des östlichen Chinas zu suchen. - 
wie weit nun Rheum palmatum und das Ländergebiet ur 
den Koko-nur berechtigt sind, als Stammpflanze resp. Vater 
land des Rhabarbers zu gelten, will ich, ohne den Leser mit © 
Anführung sämmtlicher älteren Kraitert über diesen Gegen- 
stand zu belästigen, gestützt auf die Mittheilungen der Jüng- 
sten Zeiten darzuthun versuchen. A 

Rheum palmatum hat uns unter den deutschen - 
wohl Nees v. Esenbeck als einer der ersten vorgeführt. In 
seiner „Sammlung officineller Pflanzen“, Düsseldorf 1828, sagt 
er, dass sie in den der chinesischen Tartarei westlich gelege- 
nen Alpenländern, um den See Koko-nur einheimisch ist, und 
giebt folgende Diagnose: „Die Wurzel ist aussen schwarz- £ 
braun etc. Die Wurzelblätter stehen ausgebreitet, oder in. 


*) Nach'einem von demselben am 19. April 1877 in der botanznckahil „a ; 
Section der „schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur““ gehal- B. ; 


EM Er 
tenen Vortrag. De, sa 


B: Werner, Ueber Rheum palmatum Drete. - 417 


schiefer Richtung aufsteigend, auf ungefähr anderthalb Fuss 
langen, glatten, stielrunden, und nur an der Basis auf der 
oberen Seite etwas flachen, mehr oder minder rothgefleckten 
Blattstielen; das Blatt selbst ist fast so lang wie breit, herz- 
förmig, und in drei Hauptlappen und zwei Nebenlappen 
getheilt; diese Lappen sind breit, spitz, und in mehrere grosse, 
spitze und ungleiche Zähne gespalten; die obere Seite ist 
dunkelgrün, die untere graugrün, mit stark hervortretenden 
runden Rippen. Beide sind mit einem sehr kurzen, und etwas 
rauhen Haarüberzug bekleidet“, 

Weiter sagt Nees: „Die meisten Autoren der Pharmaco- 
logie stimmen gegenwärtig darüber überein, dass die echte 
Rhabarberwurzel von diesem Rheum palmatum abstamme, und 
die vergleichenden Untersuchungen Guibourts scheinen die 
Sache zu bestätigen“. 

Dem Umstande, dass Rheum palmatum damals für die 
Stammpflanze der offieinellen Droge gehalten wurde, scheint 
es zuzuschreiben sein, dass Nees davon eine so specielle 
Abbildung, 1) die ganze Pflanze, 2) einen Ast der Blüthenrispe, 
und 3) die Wurzel nebst Querschnitt gegeben hat. Seit 
dieser Zeit ist diese Pflanze nicht nur in allen botanischen, 
sondern vielfach auch in Privatgärten zu finden. Ihre geschicht- 
liche Beziehung zur Rhabarberwurzel hat Professor Hallier 
in seinen historischen Notizen hierüber des breiteren dargelegt. 
— Archiv der Pharmacie 1864. — 

Ueber den Standort haben wir die ältesten Nachrichten 
höchst wahrscheinlich von dem berühmten Reisenden, dem 
Venetianer Marco Polo. Dieser hat angegeben, dass die echte 
Rhabarberwurzel auf den tangutischen Bergen, westlich von 
China um die Stadt Singui wachse. Jedenfalls darf wohl der 
vor 600 Jahren Singui genannte Ort mit dem heutigen Sining, 
auf welches ganz genau die beschriebene Lage passt, und 
welches, wie später ersichtlich werden wird, auch heute noch 
eine bedeutende Rolle im Rhabarberhandel zu spielen berufen 
ist, für identisch gehalten werden. 

Marco Polo’s Angabe wird bekräftigt und unterstützt 
durch die Nachrichten eines unter dem Namen Pun-tsau, auch 


u WR Leber Be Balı m 


Pun-tsao bekannten chinesischen Kräuterbuchs, der ung 
nach der Uebersetzung des in Hankow stationirt ze 
Missionair John bis ins achte oder neunte Jahrhundert der % 
christlichen Zeitrechnung hinaufreichtt. Nach diesem liefern. ’ 
die Provinzen des nordwestlichen Chinas, und dessen westliche 
Nachbarländer gute Rhabarber. RS .: 


Aus weiteren Uebersetzungen chinesischer Werke durch _ 
Missionair John, welche durch Lockhard an Farre gelangt, 
und von diesem im Pharmac. Journ, and Transact. 2. Ser. VI 
mitgetheilt worden, geht ferner hervor, dass die Rhabarber e: 
liefernden Provinzen des chinesischen Reiches: Schen- - BL 
Szy-tschuan — jüngst von unserem breslauer Landsmann 
Freiherr v. Richthoffen bereist, — Gansu*) und das Länder 
gebiet um den Koko-nur sind. Berücksichtigen wir nun, dass 
das heutige Sining nur etwa 15 geographische Meilen östlich 
vom See Koko-nur liegt, und dieser von den tangutischen 
Bergen eingeschlossen wird, berücksichtigen wir ferner, dass 
nach den Mittheilungen von Marco Polo die Rhabarberpflanze 
auf den tangutischen Bergen um die Stadt „Singui“ er 
so kann gewiss mit Bestimmtheit behauptet werden, dass das 
alte Singui und das heutige Sining ein und derselbe Ort ist. 

Aus denselben Nachrichten geht ferner hervor, dass die in 
der Provinz Gansu gewonnene für die beste gehalten wird, 
weil von dieser gesagt ist, dass sie über das asiatische Russ- 
land ausgeführt wird. Farre glaubt desshalb, und gewiss 
nicht mit Unrecht, dass dies die Rhabarber ist, welche nach 
Moskau gelangt, und den Namen: Moskowitische oder Kro- Bi 
nen-Rhabarber erhalten. Eine Stammpflanze dieser Wurzel 
ist nicht genannt. Die aus der Provinz Schen-ssi, und dem 
südlich davon gelegenen Szy -tschuan kommende, nennt Farre 
chinesische Rhabarber, und giebt an, dass sie von Rheum 
palmatum stamme, weil nach den oben angeführten Ueber- 
setzungen aus dem Chinesischen die Wurzel mit einer schwarzen 


*) Kansu, Gansul, Konsu, Gansu sind Schreibweisen des Namens 
ein und derselben Prosa ich wähle die von Przewalski ange genEzE 
Gansu, 


119 


inde bekleidet ist, und die Pflanze grosse, dem Rieinus 
_ communis ähnlich gestaltete Blätter habe. Nach dem Schälen 
soll die Wurzel im Schatten, vielleicht auch unterstützt 
durch künstliche Wärme getrocknet werden, weil sie in der 
Sonne schwammig werde und leicht verderbe. 

Alle diese Nachrichten chinesischen Ursprungs werden 
durch die 1735 veröffentlichten Angaben von Du Halde 
bestätigt. 

Für die Vermuthung, dass Rheum palmatum die wirk- 
_ liche Stammpflanze des Rhabarbers ist, spricht ausserdem 
Boerhave. Dieser bekam 1750 von einem tartarischen Kauf- 
mann angeblich echten Saamen, von welchem aber ausser 
Rheum palmatum noch Rheum undulatum aufging. Beide 
wurden vielfach gepflanzt, aber damals leider ohne günsti- 
gen Erfolg. 

Guibourt, bereits oben erwähnt, spricht mit grosser Ueber- 
zeugung die Ansicht aus, dass der anatomische Bau der 
Wurzel von Rheum palmatum, welcher neben Rheum undula- 
tum, compactum und rhaponticum im Jardin des plantes gezo- 
gen wurde, die meiste Aelmlichkeit mit der chinesischen Rha- 
barber zeige, und bedeutend verschieden sei von den drei 


anderen Arten. 


Apotheker v. Schröders, russischer Staatsrath, hält eben- 
falls Rheum palmatum für die richtige Stammpflanze. Dieselbe 
Ansicht finden wir vertreten in den oben bereits erwähnten 
Arbeiten von Hallier, und in einer Notiz von Radius in der 
leipziger Apothekerzeitung von 1869 No. 6, in welcher gesagt 
wird, dass die die Radix ceronalis gebende Wurzel in den 
Ländern des oberen Hoangho, südlich von der Mongolei, und 
an der Nordgrenze von Tibet gesammelt wird. Die Provinzen: 
Gansu, Schen-ssi, Szy-tschuan werden namentlich angeführt. 
Ueber die Art und Weise des Sammelns heisst es hier: Die 
Wurzel wird im April und November ausgegraben, von der 
schwarzen Rinde befreit, der Quere oder Länge nach durch- 
schnitten, mit einem Loch versehen, und im Schatten, je nach 
den verschiedenen Provinzen, mit, auch ohne künstliche 
' Wärme getrocknet, 


N 


H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. etc. 


Apotheker Calau, Vorsteher der Rhabarberbracke zu 
Kiachta während der Zeit, als der Rhabarberhandel noch rus- 
sisches Monopol war, hat sich während seiner amtlichen 
Thätigkeit grosse Mühe mit dem Erforschen sowohl der Stamm- 
pflanze, als des Vaterlandes der Rhabarber gegeben. Leider 
basirten seine Mittheilungen nur auf Nachrichten, welche ihm 
chinesische und bucharische Kaufleute brachten. Und da, wie 
bekannt, diese absichtlich das Richtige verschweigen, um den 


Rhabarberhandel sich nicht entziehen zu lassen, konnte uns 


Calau nicht vollkommenen Aufschluss geben. Als Vaterland 
giebt er wohl richtig das Ländergebiet zwischen dem 35° 
und 40° n. Br. an, und nennt namentlich die chinesische 
Tartarei und die Provinz Gansu, lässt sich jedoch über die 
Species nicht näher aus, giebt aber von den bisherigen Mit- 
theilungen abweichend an, dass die Wurzel während der 
Sommerszeit gesammelt und an der Sonne getrocknet werde. 
Die getrocknete Masse wird dann in aus Pferdehaaren gear- 
beitete Säcke bis 200 Pfund schwer gepackt und nach dem 
bereits oben bekannt gewordenen Sining gebracht, von wo 
aus sie weiter theils über Kiachta, theils über Peking, Makao 
oder Canton ausgeführt wird. 

Angaben, dass die frische Wurzel nach dem Schälen nicht 
in der Sonne, sondern im Schatten getrocknet werden soll, 
finden wir ausserdem noch in der von Michael Bernhard 
Valentinus 1723 unter dem Namen Aurifodina medica her- 
ausgegebenen Schrift, und in den Arbeiten von Royle, Mar- 
tius u. A, 

Eine fernere übereinstimmende Nachricht über den 
Standort der echten Rhabarber finden wir in einem vor etwa 
10 Jahren ausgegebenen Waarenbericht aus dem ebenfalls 
schon bekannt gewordenen Hankow, welcher in dem Pharmac. 
Journ. and 'Transact 3. Ser. IV. nachzusehen. Hier werden, 
ohne eine Rheum-Species näher zu bezeichnen, Gansu, Schen-ssi 
und Szy-tschuan als Vaterland der chinesischen Rha- 
barber genannt. Wenn hier nur von einer chinesischen Rha- 
barber gesprochen wird, glaube ich die früheren Angaben, 
dass die russische Rhabarber aus Gansu komme, nicht für 


REEL 


 unrichtig halten zu sollen, da in Betracht gezogen werden 
muss, dass der aus Hankow stammende Waarenbericht in 
das verflossene Decennium, also in eine Zeit fällt, in welcher 
nach dem jedenfalls glaubwürdigen Handelsbericht des Herrn 
Gehe in Dresden vom April 1870 die russische oder mosko- 
witische Rhabarber ganz und gar aus dem Handel verschwun- 
den war. Es hat also in dieser Zeit dieselbe Rhabarber, 
welche früher über Russland den Landweg zu uns gemacht, 
den Weg durch China, und von da übers Meer zu uns genom- 
men. In diesen aus Hankow stammenden Mittheilungen wird 
vorzugsweise die aus Gansu und Schen - ssi gerühmt, woselbst 
die Pflanze in gebirgigen Districten wächst. Die Wurzeln 
werden nach dem Schälen zusammengebunden, an Pfählen 
' aufgehängt, mit Matten bedeckt und im Schatten getrocknet. 
Die aus Szy-tschuan stammende wird weniger gerühmt, weil 
nach Angaben eines Chinesen das Klima dieser Provinz für 
die Rhabarberpflanze zu feucht und zu warm, und die gesam- 
melte Wurzel selbst, an der Sonne getrocknet werden soll. 

Angaben jüngeren Datums bringt Eugene Oollin in Paris 
aus dem Jahre 1871. Dieser berichtet, dass es dem aposto- 
lischen Vicar Cauveau in Tibet geglückt ist, sich echte Rha- 
barberwurzel zu verschaffen, leider aber, als er im Begriff 
_ war sie einzupacken und an die Direction des Jardin d’accli- 
matation nach Paris zu senden, brach in diesen Gegenden 
Revolution aus, welche dieser höchst interessanten Sendung 
den Untergang brachte. Jedoch ist es nach weiteren Angaben 
Collins ausser Cauveau noch Dabry gelungen, von Tibet aus 
die tangutischen Berge überschreitend in der Provinz Gansu 
bis an den 40.° n. Br. zu gelangen, und dort Rhabarber zu 
sammeln, die er nach Paris schickte. Dabry lässt uns darüber 
im Unklaren, ob er selbst gesammelt oder die Pflanzen durch 
einen Chinesen erhalten hat. 

Baillon, welcher über diese Sendung in der französischen 
Societe pour l’avencement des sciences zu Bordeaux berichtet, 
setzt desshalb Zweifel in die Echtheit der Dabry’schen Sen- 
dung, und meint, der Ühinese könnte ihm absichtlich falsche 
Pflanzen gebracht, und die Wahrheit verschwiegen haben, 


28 TEE 
EN TIERE 


N Pr= 0 N joa Bi . or Kuh 
"TE, Werner, Ueber ma Tun, RR | ee SE 


Aus diesem Grunde wird bedauert, dass die One 


Be 


Sendung verloren gegangen, um so mehr, als die Dabry'sche 
leider fast verfault in Paris ankam. Doch ist es einem Gärt- 
ner, Namens Neumann, welchem die Sendung von Soubeiran 


übergeben worden, geglückt, einige gesunde Augen aus der Pe 


Wurzel heraus zu schälen, und das eine im Thal von Mont- = 
morency in dem Garten eines Herrn Giraudeau, das andere 
im Garten der medicinischen Facultät zu Paris zum Blühen 


zu bringen. Leider ist es mir zur Zeit nicht geglückt, die 
Originalarbeit Baillon’s zu Gesicht zu bekommen, was ich um 


so mehr bedauere, als die darüber zu Gebote stehende Notiz ei. 


im Archiv der Pharmacie von 1873, III. Reihe, 2. Band = 
pag. 154 u. f. die Gedanken und Meinungen des französischen 
Forschers keinenfalls richtig wieder giebt. Es heisst dort: 
„Die Rhabarberpflanze wächst in Wüsten, die gewöhnlich als 
weite Sandplateaus sich ausbreiten; diese aber sind in der 
That unnahbare Citadellen, gebildet aus übereinander geschich- 
teten Etagen perpendiculärer Felsen, deren steile Wände wohl 


selten, und dann mit Schwierigkeiten von Europäern erstiegen 


werden. Am Ende des Jahres verschaffte er (Dabry) sich 2 
aus jenen Gegenden eine Anzahl Stöcke (stalks) der echten 
offieinellen Rhabarber. Wie er sich diese Pflanze verschafft 
hat, wird nicht gesagt... etc. etc.“ 

Dies kann Baillon unmöglich haben sagen wollen, denn 
bekanntlich verlangt Rheum sogar sehr guten Boden, und 
würde jedenfalls in so grossen Mengen, und zu entsprechend 


billigen Preisen nicht in den Handel kommen, wäre ee ur 


auf unzugänglichen steilen Felsen zu finden. 

Die Uebersetzung der Beschreibung der Pflanze, welche 
Baillon Rheum officinale nennt, hat auch ganz eigenthümlich 
klingende Stellen. Es heisst: 

„Ein dicker, verzweigter Stamm, die Blätter 1,5 Meter 
lang — höchst wahrscheinlich mit dem Blattstiel —, ein- 
geschnitten, doppelt fünflappig, an der Basis ganz herzförmig, 
oben glatt, bleich grün, unten mit feinem weissen Flaum 
bedeckt, welcher die grüne Farbe nicht merklich ändert. In 


dem Blüichenstande sind die Bracteen oft über zwei Meter O2) 


123 
lang, verzweigt, beblättert (?), nackt an der Spitze. Sie wer- 
- den überragt durch zahlreiche Afterdolden von weissen Blü- 
then, bemerklich durch die Tiefe ihrer concaven Receptacula, 
und die grüne Farbe ihrer Scheibe.“ 
Diese Diagnose, die gerade zu Unmögliches enthält, kann 
mit dem Original nicht übereinstimmen; so giebt sie kein 
exacter Forscher. Ein Rheum, dessen zahlreiche Afterdolden 
zwei Meter lange Bracteen überragen, was wäre dies für 
eine colossale Pflanze! 

Hoffentlich gelingt es binnen Kurzem den wahren Sach- 
verhalt aus der Originalarbeit kennen zu lernen. 

Die Pflanze blüht ausserordentlich dankbar und erleich- 
tert dadurch sehr die Verbreitung. Sie kam von Paris in 
den botanischen Garten von Kew unweit London, und in den 
Garten des Apotheker Dr. Hanbury in London. Flückiger 
theilt in No. 32 der botanischen Zeitung von 1873 folgende 
Diagnose mit, nach Blättern, die er in England gesehen, und 
giebt uns dadurch einigermaassen Ersatz für die unverlass- 
baren Nachrichten über Baillon’s Arbeit. Er sagt: „Unter 
ihren Charakteren ist die Form der, wie die ganze Pflanze, 
sehr gross werdenden Blätter besonders hervorzuheben. Sie 
sind kurz fünflappig, mit ungleich eingeschnittenem Rande 
der Lappen; der Endlappen nicht länger, als die seitlichen, 
die Unterfläche weisslich feinhaarig; der Blattstiel aus etwas 
abgeflachter Basis fast cylindrisch, oben nicht gefurcht.“ 

Verständlicher sind die Mittheilungen, welche über die 
Wurzel, resp. über die Droge gemacht werden. Von der 
Wurzel giebt Baillon an, dass sie geringe Dimensionen hat, 
leicht verdirbt, wenig nach Europa kommt, und den Aus- 
schuss der Rhabarber bildet. Eine gute Droge, sagt er wei- 
ter, giebt die voller entwickelte Wurzel (Wurzelbasis) mit 
einem schmalen Theil des Stammes. Hier begegnen wir, so 
weit mir bekannt, das erste Mal der wichtigen Mittheilung, 
dass nicht eigentlich die Wurzel, sondern der Wurzelstock 
die vorzügliche Droge liefert. Die sogenannte schwarze Rinde 
der Rhabarber erklärt Baillon für „eine Masse von Tuten 
und Blätterbasen, welche dicht an der Stammesfläche anliegen,“ 


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124 - _H. Werner, Ucber Rheum palmatum L. ete. 


Selbstverständlich können diese Blätterbasen nur an der mit- 
getrockneten Basis des unterirdischen Stammes, des Wurzel- 
stocks, sitzen; eine Ansicht, welche frühere Autoren dadurch 
schon angedeutet zu haben scheinen, wenn sie von Narben 
an der Rhabarberwurzel sprechen. Diese Narben verdanken 
ihr Vorhandensein entweder den Tuten und Blätterbasen oder 
den Knospen des Wurzelstocks. 

In dieser Mittheilung finden wir auch einen Grund für 
die Unbrauchbarkeit der bei uns gezogenen Droge. Es wurde 
stets nur auf die Wurzel Rücksicht genommen, und diese 
als unbrauchbar bei Seite gelegt, weil sie einen ganz ande- 
ren anatomischen Bau zeigte, als die chinesische. Wie rich- 
tig dieser Ausspruch Baillon’s ist, lehrt uns eine Arbeit von 
Schmitz, deren Resultat er in der Sitzung der naturforschen- 
den Gesellschaft zu Halle a/S. am 12. December 1874 bekannt 
gegeben hat. Schmitz kam zu der Ueberzeugung, dass alle 
unsere aus dem fernen Osten bezogene Radix Rhei zum weit z 
aus grössten Theil aus dem Wurzelstock bestehe. Nur der f 
oberste Theil der Wurzel, der unmittelbar an den Wurzel- h 
stock angrenzt, finde sich zuweilen an einzelnen Stücken der 
offieinellen Droge erhalten, und fand, dass der Wurzelstock 
von Rheum offieinale Baillon, welchen er aus dem Garten 


fi 


et IT in man AED ET 4 a ET 


Hanbury’s erhalten, und im frischen Zustande studirte, in sei- 
nem anatomischen Bau das gleiche Bild mit der echten Rha- 
barber zeige. Geringe Verschiedenheiten werden dadurch 
bedingt, dass vom Wurzelstock bald nur die Rinde, bald die- 
ser so weit abgeschält ist, dass auch der Holzring mit fort- 
geschnitten ist. Gleich Guibourt giebt auch Schmitz an, dass 
der Bau des Wurzelstocks der übrigen ihm zu Gebote 
gestanden habenden Rheum-Arten weit verschieden ist von 
obigem; am meisten nahe steht Rheum Emodi. 

Professor Langethal spricht im Archiv der Pharmacie von 
1874 ebenfalls dem Rheum palmatum als Stammpflanze, und 
dem nördlich von Tibet, zwischen dem 35° und 40° n. Br. 
gelegenen Ländergebiet als Vaterland der echten Rhabarber 
das Wort, und geht zum Beweise seiner Behauptung auch 
bis Hermann Boerhave zurück. Ferner meint Langethal: 


H. Werner, Ueber Rheum. palmatum L. ete. 125 


dass dierussischeundchinesische Rhabarber glei- 
chen Ursprungs sei. Widersprechen dieser Meinung 
auch die in allen pharmacologischen Werken angegebenen 
Diagnosen beider Rhabarber - Arten, so ist sie doch wohl nicht 
sogleich bei Seite zu legen. Sie ist schon angedeutet durch 
eine Mittheilung von Hallier — botanische Zeitung von 1866, 
nach welcher Vernimb aus Hamburg, längere Zeit Zollbeam- 
ter in einer kleinen Handelsstadt am Yang-tse-kiang, angiebt, 
dass die in China — dem eigentlichen China — wachsende 
Rhabarber nie zur Ausfuhr gelangt, sondern dass sämmtliche 
nach Europa verschiffte Waare mittelst Karavanen aus „dem 
Tibet“ — richtiger: aus dem Ländergebiet nördlich von Ti- 
bet — nach den grossen Exportplätzen gebracht werde. 
Langethals Annahme gewinnt noch an Boden durch die Mit- 
theilung, die ein Chinese aus Tintsin machte, welcher Hübbe 
in Hamburg Rhabarber brachte: „Die Rhabarber werde von 
den Chinesen aus dem Innern des Landes geholt. Das Aus- 
sehen der russischen werde erst in Kiachta besorgt, sie 
werde auch besser geschält als die chinesische; wenn die 
russische besser wirke, als die chinesische und dieser vor- 
gezogen werde, so erkläre sich dies aus der Auslese in 
Kiachta.“ Den Aussagen der Chinesen ist zwar, wie bereits 
bemerkt, nicht viel Glauben zu schenken; aber, da hier ihre 
Handelsinteressen nicht Gefahr laufen, zu leiden, kann obiger 
Ausspruch schon als wahr angenommen werden. 

Auch Professor Ludwig schliesst sich dieser Ansicht an, 
wenn er im Archiv der Pharmacie 1873. II. Heft sagt: 
„Die feine officinelle Rhabarber, wie sie unter dem Namen: 
russische und chinesische bekannt ist, scheint das Product 
einer besonderen botanischen Species zu sein.“ 

Ich meinerseits bekenne mich sehr gern zu der Lange- 
thalschen Ansicht, denn wenn, wie erwiesen, die russische, 
wie chinesische Rhabarber ein gemeinsames Vaterland haben, 
warum sollen sie nicht von ein und derselben Pflanze abstam- 
men? Ja es scheint mir gerade zu unwahrscheinlich, dass in 
ein und demselben Lande, die von der einen Pflanze ge- 
sammelte Wurzel ausschliesslich nach Russland, die von einer 


TE FERIEN er Dr EL 


{fl y Keil \ rg I ve 
H. Werner y Ueber Abenm palmatum 1 .e Bl ® DE a 
mi 


Häfen gehen sollte. Wenn die russische einen etwas verän- 
derten anatomischen Bau zeigt als die chinesische, so mag 


das darin seinen Grund haben, dass nach Kiachta die best- 
getrockneten Stücke grosser Wurzelstöcke, und nach China 


die der Wurzelspitze zu gelegenen Wurzeltheile, die in 
Kiachta nicht angenommen werden, gelangen. 

Von London aus sind Abkömmlinge von Rheum offieinale 
Baillon in den botanischen Garten von Strassburg und in 
unsere Handelsgärten, z. B. in die von Haage & Schmidt in 
Erfurt gelangt, worauf später noch zurückgekommen werden soll. 

Die neuesten, sichersten und wohl auch wichtigsten Nach- 
richten über Radix Rhei und dessen Abstammung sind bis 
zur Stunde die des russischen Oberstlieutenant Przewalski, 
weil er sie auf seiner im Auftrage der russischen Regierung 
in den Jahren 1870—1873 gemachten Reise durch persön- 


anderen Stammpflanze ausschliesslich nach den chinesischen 


5: 


liche Anschauung gesammelt hat. Sie sind seinem inter- BE 
essanten Werk: Reise in die Mongolei, im Gebiet der Tan- 


guten und den Wüsten Nordtibets. Aus dem Russischen 


von Albin Kohn. Jena, Hermann Costenobel 1877, entlehnt. a 


Przewalski war der erste Europäer, welcher das genannte 
Ländergebiet, und besonders die Provinz Gansu besuchte. 
In dem buddhistischen Kloster Tscheibsen, nördlich von Sining 
fand er freundliche Aufnahme und Unterkommen, von da aus 
machte er seine Ausflüge; er, mit seiner kleinen aus nur 
4 Personen bestehenden Reisegesellschaft wurden als noch 
nie gesehene Fremdlinge so sehr bewundert und begafft, dass 
die dichten Haufen Neugieriger höchst lästig wurden. „Sie 
gingen auch dann nicht zurück, schreibt er, wenn einer von 
uns ein nothwendiges Geschäft zu verrichten hatte.“ 

Gansu hat einen vorzugsweise gebirgigen Charakter, 
Bergketten von 4000 Meter Höhe und darüber durchziehen 
die Provinz von Westen nach Osten in mehreren Parallelen, 
die Wasser des Tetung-gol an beiden Ufern begleitend. 
„Von Felsarten,“ sagt Przewalski, „überwiegen in den Ge- 
birgszügen von Gansu: Lehm- und Ühloritschiefer, Kalk, 
Felsit, Gneis, neben denen auch Diorit häufig vorkommt, 


e 


H. Werner, Veber ln palmatum L. ete. 127 


‘Der Mineralreichthum besteht in Steinkohle und Gold, das 
sich, wie die Bewohner der Gegend sagen, fast in allen aus 
den Gebirgen kommenden Flüssen finde. Das Klima der 
Gebirgsgegend von Gansu charakterisiren vor allen Dingen 
sehr reichliche Feuchtigkeits-Niederschläge, welche vorwiegend 
im Sommer, häufig aber auch im Herbst und Frühling fallen. 
Während des Winters ist, nach der Aussage der Eingebore- 
nen, grösstentheils heiteres Wetter, sehr kalt, wenn der Wind 
geht, dagegen warm an windstillen Tagen. Im Sommer reg- 
net es fast alle Tage, und zwar nicht blos im Gebirge, son- 
dern auch in Gegenden, welche bedeutend entfernt von ihm 
liegen. Wir beobachteten im „Juli 22, im August 27, im 
September 23 Regentage. Von den 23 Tagen der Feuchtig- 
_ keits- Niederschläge des Monats September kommen 12 auf 
' Schneetage, denn seit dem 16. des Monats fiel schon bestän- 
dig Schnee, nicht allein im Gebirge, sondern auch in den 
Thälern. Als Folge dieses Reichthums an Niederschlägen 
zeigt sich eine sehr grosse Anzahl von Giessbächen und Quel- 
len, welche man in jeder Schlucht findet, und die eine bestän- 
dige Feuchtigkeit des Bodens bedingen “. 

„Die mittlere Temperatur des Sommers ist ziemlich 
niedrig, was besonders auflällt, wenn man bedenkt, dass die 
beschriebenen Gegenden unter dem 38° n. Br. liegen. In 
der Alpenregion wird das Gras sogar im Juli von Reif 
bedeckt und statt des Regens graupelt es. Im Laufe des August 
ist der Rücken des Gebirges häufig mit Schnee bedeckt, doch 
thaut es schnell unter dem Einflusse der Sonnenstrahlen; der 
im September gefallene Schnee thaut nicht mehr auf. 

» Wenn im Sommer die Sonne scheint, wärmt sie sehr 
stark; trotzdem herrscht keine übermässige Hitze, und die 
höchste von uns in einem tiefen Tetungthale beobachtete Tem- 
peratur betrug im Juli + 38,6°C. im Schatten. Der Wind im 
allgemeinen ist schwach, die Hauptwindriehtung von Süd - Ost 
nach Nord-West; häufig herrscht jedoch vollkommene Windstille.“ 

Bei diesem Reichthum von Feuchtigkeit, einem humus- 
reichen Boden, der an den waldlosen Abhängen der Berge 
und in den oberen Regionen fast reiner Lehmboden ist, ist 


VB] EEE DE a ae gar 7 a N a ter a 


. 
et 
» 


128 H. Werner, Ueber Rheun: palmatum L. ete. 


es selbstverständlich, dass die Vegetation der Provinz Gansu 
ausserordentlich reich und üppig ist. Przewalski fand dort 
zahlreiche, und von ihm, wie er sagt, nie gesehene Arten 
von Betula, Populus, Pinus, Picea, Abies, Salix und Sorbus, 
von letzterem eine Species mit alabasterartigen Beeren, und 
einen baumartigen Juniperus, der sechs Meter hoch war, und 
dessen Stamm einen Durchmesser von ungefähr 4 Decimeter 
erreicht hat. Von Sträuchern und Kräutern werden eine 
grosse Anzahl aufgezählt, deren Erwähnung aber, als zu weit 
führend, ich übergehen muss. 

Die bemerkenswertheste Pflanze der Waldregion, sagt 
Przewalski, ist der Rhabarber Rheum palmatum, von den 
Mongolen „Schara mota“ d. h. gelbes Holz, von den Tan- 
guten „Dschumbsa“ genannt. Obwohl er nicht Botaniker, 
hält er diesen Fund doch für so wichtig, dass er es für noth- 
wendig erachtet, eine eingehende Beschreibung der Rhabar- 
berpflanze zu geben, und ich glaube am besten zu thun, 
wenn ich auch hier die eigenen Worte des gewissenhaften 
Beobachters folgen lasse. 

„Der Rhabarber hat an der Wurzel drei bis vier grosse, 
dunkelgrüne, lappig -gespaltene Blätter, die bis 63 Centimeter 
lang, und 1 Meter breit gefunden werden, Zwischen diesen 
Blättern erhebt sich der Blüthenstiel bis zu einer Höhe von 
2,20 — 3,16 Meter; seine Dicke beträgt bis 4 Centimeter. Ein 
Exemplar von dieser Dimension ist schon ganz entwickelt. 
Ganz alte Pflanzen haben manchmal zehn, ja noch mehr Blät- 
ter, doch haben sie in diesem Falle immer einige Blüthen- 
stiele, so dass auf jeden der letzteren immer nur drei oder 
vier Blätter kommen. Der Blattstiel hat im Querschnitte 
eine ovale Form, und ist nahezu fingerdick. Manchmal 
beträgt seine Länge bis 68 Centimeter. Unten ist er grünlich, 
oben röthlich, und ist ganz bedeckt mit rothen Strichelchen, 
welche 3—.5 Millimeter lang sind. Der Blüthenstiel treibt 
an seinen Knoten kleine Blätter, und die kleinen weissen 
Blüthen befinden sich an besonderen, vom Hauptstielchen 
abgezweigten Stielchen, welche unter rechten Winkeln von 
jenen abstehen. Diese Blüthe entwickelt sich ungefähr in 


H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. ete. 129 


2), der Höhe der Pflanze. Was die Wurzel betrifft, so 
ist diese länglich, und treibt eine Menge langer, dünner 
Wurzelchen, deren Zahl sich bei allen (?) Exemplaren auf 25 
beläuft. Die grössten dieser Wurzelchen haben da, wo sie 
an der Hauptwurzel ansitzen, eine Dicke von 4 Üentimeter, 
bei einer Länge von 55 ÜÖentimeter, doch hängt natürlich die 
Entwickelung dieser Seitenwurzeln vom Alter der Pflanze ab. 
Die Wurzel einer vollständig entwickelten Pflanze hat eine 
Länge von 32 Centimeter (ausnahmsweise finden sich jedoch 
auch grössere) und ist mit einer braunen, rauhen Haut 
bedeckt, welche, wenn man die Wurzel trocknet, abgeschält 
wird. Die Hauptblüthezeit des Rhabarbers ist Ende Juni und 
Anfang Juli, die Saamen reifen in der zweiten Hälfte des 
Monat August“ (alten Stiels). 

Vom Sammeln wird gesagt, dass nach den Angaben der 
Eingeborenen die Wurzel nur wirksam sei, wenn sie entweder 
in den Monaten März, April, oder September, October gesam- 
melt wird. Die im Hochsommer gegrabene soll schwammig 
sein, eine Thatsache, welche Przewalski, der mehrere Wurzeln 
im Sommer ausgegraben, nicht bestätigt gefunden hat. Sie 
waren eben so hart, wie die im Frühjahr oder Herbst gegra- 
benen. Wenn gesagt wird, die im Sommer gegrabene Wur- 
zel ist schwammig, so hat dies jedenfalls die Bedeutung, 
dass sie nach dem Trocknen schwammig wird; wäre dem 
nicht so, könnte sie ja während des ganzen Jahres gesammelt 
und getrocknet werden. 

Die Pflanze kommt am häufigsten im Quellengebiet des 
Tetung-zol und Etzyn-gol vor, und wird auch von dort, von 
den Eingeborenen in reichlichster Menge gesammelt, nach 
dem Hauptstapelplatz des Rhabarberhandels, nach dem bereits 
oben mehrfach erwähnten Sining gebracht, von wo aus sie 
entweder durch Karavanen, oder zu Schiff nach Peking 
gelangt. Dort wird sie von den Europäern gekauft, und mit 
dem sechsfachen des Werthes bezahlt, den sie in Sining hatte. 
Früher ging der Haupttransport nach Kiachta, wurde dort 
gesichtet, und gelangte auf dem bekannten Wege über Russ- 
land zu uns. Dieser Weg ist seit Anfang der sechziger 

Arch. d. Pharm. XI. Bds. 2. Heft. 5] | 


ve 


130 IH. Werner, Ueber Rheum palmatum L. eo, 


Jahre wegen der dunganischen Revolte aufgegeben; aber es 
bedürfte nach der Meinung Przewalski's nur einer mit bewafl- 
neter Begleitung von 20 Mann ausgerüsteten Karavane von 
Kiachta nach Sining, um den alten Weg wieder zu gewinnen, = 
zumal da die Revolte im Keime erstickt, und die Ruhe längst 
wiederhergestellt wurde. 

Behufs Trocknen werden zunächst von der Hauptwurzel 
die Nebenwurzeln abgeschnitten, dann wird sie geschält, 
gespalten, in kleinere Stücke geschnitten, und auf Fäden 
gezogen (durch Festbinden). In gleicher Weise werden die 
stärkeren Nebenwurzeln behandelt, ohne jedoch, wenn sie nicht 
von sehr alten Exemplaren herrühren, und sehr stark sind, 
gespalten zu werden. Beim Trocknen selbst wird mit 
grosser Aengstlichkeit jeder Sonnenstrahl ferngehalten, 
weil die Wurzeln, wenn sie in der Sonne trocknen, verder- 
ben, desshalb werden die geschälten und auf Fäden gereihten 
Wurzelstöcke unter das Dach einer Fanse (Hütte der Ein- 
geborenen) gehangen, und nur an der Luft getrocknet. 

In den oben genannten Quellengebieten wächst Rheum 
palmatum von der Thalsohle bis zur Grenze der Waldregion, 
welche dort in der Höhe von 3150 Meter zu finden ist; am 
liebsten wählt es Schluchten mit humusreichem Boden 
an den nördlichen Abhängen; an den südlichen, den Winden 
ausgesetzten Abhängen ist sie seltener zu finden; sehr sel- 
ten in baumlosen (Gegenden. Q 

Ueber die Cultur der Pflanze wird gesagt: „In den von 
mir besuchten Gegenden cultiviren die Tanguten den Rha- 
barber in ihren Gärten in der Nähe der Wohnungen, und 
bedienen sich hierzu entweder des Saamens, oder auch des 
Verpflanzens junger, im Walde gefundener Exemplare. Den 
Saamen kann man im Herbst, oder im Anfang des Frühlings 
säen; es ist jedoch Bedingung, dass man ihn auf feinen, rei- 
nen, gut bearbeiteten, also lockeren, und dabei feuchten 
Humusboden sät.“ Im dritten Jahr erreicht die Wurzel die 
Grösse einer Faust, und ist in 6— 8 Jahren, mitunter noch 
später erst ausgewachsen. Przewalski meint, dass die Rha- 
barber im Amur-Gebiete, im Baikal-Gebirge, im Ural und 


2178 


308 


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H. Werner, Ueber Rheum palmatum L, ete. Tat 


Kaukasus sich mit Vortheil würde ziehen lassen, und hat 
desshalb eine Menge Saamen mitgenommen, und sie dem 
kaiserlichen botanischen Garten zu St. Petersburg zu Ver- 
suchen übergeben. Die genannte Species kommt auch auf 
den Bergen südlich von Sining, bis zu den Quellen des gel 
ben Flusses vor; ob sie in Szy-tschuan zu finden ist, konnte 
nicht mit Bestimmtheit angegeben werden; jedenfalls aber 
findet sie sich nicht in den waldlosen Gebirgen von 
Nord-Tibet. — Gegensatz zu Baillon’s Meinung. — Dess- 
halb glaubt unser Reisende sich zu der Behauptung berech_ 
tigt, dass das Vaterland unser in den Öfficinen gebrauchter 
Rhabarber nur in der Alpengegend des See Koko-nur und 
im Quellengebiet des gelben Flusses zu suchen ist, und 
bestätigt dadurch die ältesten Vermuthungen. 

Stellen wir nun die Arbeit von Baillon über die von 
Dabry gesammelte Pflanze neben die Mittheilungen über die 
eigene Anschauung von Przewalski, und bedenken dabei, dass 


‚Dabry von Tibet aus bis zum 40. n. Br. gegen Norden, und 


letzterer von der Mongolei aus bis zum 38. n. Br. gegen 
Tibet vorgedrungen, so wird man unwillkürlich zu der An- 
nahme genöthigt, dass Beide, wenn auch nicht auf derselben 
Strasse gezogen, doch dieselben Länder durchwandert sind. 
Berücksichtigen wir ferner, dass Beide Studien über Rhabar- 
berwurzel gemacht haben, dass Przewalski von der Rhabar- 
berpflanze, nur von Rheum palmatum, als der bemerkens- 
werthesten der Gegend spricht, so ist nicht unwahrscheinlich, 
dass in den von beiden Reisenden durchstreiften Gegenden 
hauptsächlich nur diese eine Species gesammelt worden. Ja, 
wir haben Ursache dies thatsächlich anzunehmen, denn im 
Verlauf seiner Reisebeschreibung sagt Przewalski, dass in 
den Gebirgen von Gansu ausser Rheum palmatum noch Rheunı 
spieiforme zu finden ist, welches aber dünne, fast 1,5 Meter 
lange und verzweigte Wurzeln hat, welche in der Mediein 
keine Verwendung finden. Nicht unmöglich ist also, dass 
Dabry und Przewalski wirklich eine und dieselbe Pflanze 
gesammelt haben. Nach der von letzterem gegebenen 
Diagnose, und nach freundlicher brieflicher Mittheilung des 


Br ".. 2. 
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# 


132 H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. ete 


9 * ne Yale 
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von Nees v. Esenbeck beschriebenen Rheum palmatum L., 
dem Professor Regel noch den Beinamen tanguticum gegeben 
hat, zu thun. Weniger klar ist uns das Bild der von Dabry 
gesammelten Pflanze aus den mitgetheilten Angaben der 
Baillon’schen Beschreibung geworden; doch hilft uns hier 
Flückiger durch seine oben angeführte Diagnose über den 
Zweifel hinweg, und führt uns zu dem Schluss, dass von Bei- 
den, Dabry und Przewalski, ein und dieselbe Species 
gesammelt und beschrieben worden ist. In diesem 
Schluss werden wir unterstützt durch die mir persönlich 
gemachte Mittheilung der Herren Haage & Schmidt, Gärtner 
in Erfurt. Diese cultiviren beide Species, haben das Material 
für die eine aus dem botanischen Garten St. Petersburgs, 
für die andere aus dem botanischen Garten zu Kew erhalten, 
haben beide Pflänzchen neben einander gesetzt, und finden 
zwischen Beiden gar keinen Unterschied. Eine gleich- 
lautende Notiz findet sich auf Seite 5 des Pflanzenverzeichnisses 
dieser Herren aus dem Jahre 1875. Dragendorff theilt diese 
Ansicht nicht. In dem oben angeführten Privatschreiben sagt 
er zwar, dass Rheum palmatum wohl eine der Rhabarber- 
mutterpflanzen ist, dass aber bessere und mehr Rhabarber 
von Rheum officinale Baillon eingesammelt wird. Ob dieser 
Gelehrte beide Pflanzen nebeneinander gesehen, ob ihm die 
Erfahrungen von Haage & Schmidt bekannt sind, weiss ich 
nicht anzugeben. Die vielfach vorgenommenen Culturversuche 
werden uns lehren, ob Rheum officinale Baillon als Species 
bestehen bleiben, oder mit Rheum palmatum L. — Rheum 
palmatum tanguticum Regel — verschmolzen werden wird. 
Durch die Freundlichkeit des Drogenhauses Klos & Comp. 
in St. Petersburg ist es mir geglückt, vor etwa drei Monaten 
in den Besitz eines kleinen Pflänzchens von Rheum palmatum 
aus dem dortigen botanischen Garten zu gelangen, welches 
unter der kunstgeübten Hand unseres als Gartenkünstler 
bekannten Inspector Neumann hier recht gut gedeiht, und bis 
zur Stunde drei Blätter von etwa 15—20 Centim, Länge 
und Breite getrieben hat. Einen Abkömmling der Dabry’schen 


WERNE 
Ay 


” 
je 


Professor Dragendorff aus Dorpat haben wir es mit dem bereits 


H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. etc. 133 


Sendung zu erhalten, ist mir nicht geglückt. Der Garten von 
Kew hat bereits vertheilt, was er vertheilen konnte, und die 
beiden Exemplare von Haage & Schmidt sind erst zwei Jahre 
alt und haben noch nicht geblüht. In dem bevorstehenden 
dritten Sommer werden Blüthen erwartet, und ich hoffe von 
den zu erntenden Früchten einige zu erhalten. 

Die Lösung der Rhabarberfrage ist nun glücklicher Weise 
so weit vorgeschritten, dass wir mit Bestimmtheit sagen kön- 
nen: in Rheum palmatum haben wir eine richtige Stamm- 
pflanze der offieinellen Droge gefunden, von der wir nicht die 
Wurzeln, sondern den Wurzelstock zu sammeln haben, und 
wenn es uns glückt, die übrigen, dem guten Gedeihen der 
Pflanze nothwendigen Verhältnisse dem Stammlande möglichst 
nachzuahmen, dann dürfte die Hoffnung wohl nicht zu kühn 
sein, einstens deutsche Rhabarber in unseren Öffieinen zu 
dispensiren, vorausgesetzt, dass unser Grund und Boden nicht 
zu kostbar für diese Oultur ist; denn um auf eine gute Ernte 
- rechnen zu dürfen, die erst in acht Jahren stattfindet, müssen 
die einzelnen Pflanzen nach Przewalski’s Angabe wenigstens 
2,5 Meter von einander entfernt gepflanzt werden. 


Nachschrift. 
Breslau, Mitte Juni 1877. 


Wie bereits oben angegeben, giebt die im Archiv der 
Pharmacie von 1873 III. 2. pag. 156 gebrachte Mittheilung 
über die von Dabry gesammelte, von Baillon beschriebene 
und Rheum offieinale genannte Rhabarberspecies zu Zweifeln 
Veranlassung. 


Mit Rücksicht auf die constatirten, oben erwähnten That 
sachen: 

Dass das Vaterland der echten Droge in dem‘ Länder. 
gebiet am nördlichen Tibet zu suchen ist; De 2 

dass Dabry sowohl wie Przewalski dieselben Gebiete 
 durchreist und in diesen gesammelt haben; =" 50 


dass Przewalski festgestellt hat, die jarber 
wird dort nur von Rheum palmatum L. gesammelt, 
hieraus und noch aus anderen Gründen ist wohl die An- 
nahme verzeihlich, auch Dabry habe seine Rhabarberpflanze 
in diesen Gegenden gesammelt, diese daher identisch sei mit 
der uns von Przewalski zugeführten. = 


Nach längerem Suchen nach Material zur Begründung 
dieser Annahme ist es mir durch die Freundlichkeit des 
Professor Dr. Kny geglückt, den zehnten Band der von Bail- 
lon redigirten Andansonia zu erhalten, in welcher er selbst. 
die Diagnose seines Rheum officinale gegeben hat. Sie lautet: 


„Rheum offieinale. 


Planta e basi valde ramosa, caule ramisque brevibus crassis- 
simis (humani brachii v. cruris crassitudine) supra terram 
parum prominulis suffrutescentibus, ceicatrieibus v. vestigiis 
(fuscatis) foliorum ocrearumque notatis, extus fuscatis, intus 


subearnosis succoque lutescente v. subaurantiaco rhabarbari 


offieinalis scatentibus. Folia alterna approximata ampla, 
juniora ochrea obovoidea glabra (pallide virescente) sub- 
lueida, demum inaequali-fissa, involuta; petiolo (ad 1; 
bis metrali) e basi välde dilatata compressa sub cylin- 
drico, intus haud sulcato, nunc paululum ad medium com- 
planato albido — pubescente; limbo (ad 1—1!/, metr. longo 
latoque, saepe paulo latiore quam longiore) orbiculato, basi 
5-nervio subflabellato, ambitu breviter 5-lobo, lobis inaequali - 
ineisis; terminali lateralibus haud longiore; nervis venisque 
reticulatis subtus prominulis, uti pagina infera tota, sed ditius, 
pube albida tenui villosulis; nervis inferioribus 2, extus ad 
basin (inde spurie cordatam) nudatis; parenchymate petiolum 
summum haud attingente ibique nunc subauriculatl. Ramuli 
nunc juniores e stipite assurgentes herbacei, foliis paucis par- 
vis remote alternis instructi (inflorescentiae ut videtur, abor- 
tivae). Inflorescentiae (ad 2'/, metr. altae) foliatae, ad api- 
cem ramosae; ‚ramis apice nutantibus flores crebros (pallide 
virescentes) cymosos gerentibus; pedieillis gracilibus ad basin 
articulatis; bracteis brevissimis (pedicello 5,6 —plo breviori- 


H. Werner, Ueber Rheum palmatum L. ete. : 135 


| bus), mox fuscatis. Sepala vix perigyna oblongo-obovata, 
interiora 3 paulo latiora. Discus e glandulis constans 2,3 plus 
minus crenato-lobatis carnosulis (dense viridibus). Stamina 9, 
subhypogyna; antheris ovatis apice marginatis; loculis basi 
liberis, caducissimis. Gynaeceum perianthio brevius; ger- 
mine 3-gono (viridi); stylis 3(albidis) recurvis, apice stig- 
matoso suborbiculari-dilatatis, intus subreniformibus cen- 
troque nonnihil depresso-concaviusculis, Üetera nobis hucus- 
que ignota. — In Tibetia austro — orientali verisimiliter 
indigena saepeque, ut videtur, plus minus culta, apud nos, 
curante cl. Dabry, introducta, nondum in hort. Facult. med. 
par. (sed in hort. cl. Giraudeau) floruit. Rhabarbarum verum 
officinale Sinensium Moscovitarumque largitur, nullagque cum 
specie hucusque descripta stirps valde conspicua quadrat (de 
qua fusius ultra Jdisserendum).“ 

Danach haben wir es allerdings mit einer von der von 
Przewalski gesammelten ganz verschiedenen Species 
zu thun. Die Blätter sind wohl auch fünflappig; aber die 
Lappen sind, wenn ich nach einem ganz jungen Exemplar 
des breslauer botanischen Garten, welches dieser vor etwa 
drei Monaten aus Strassburg erhalten, dessen Blätter zur Zeit 
einen Durchmesser von etwa 30 Centim. haben, schon einen 
Schluss ziehen darf, eigentlich nur schwach angedeutet, nicht 
zerschlitzt wie bei Rheum palmatum L. sondern eher ganz- 
randig zu nennen. 

Ausserdem geben mir Haage & Schmidt in Erfurt in 
einem Schreiben vom 23. v. M. zu, dass ihre früheren Anga- 
ben nicht richtig seien. Sie seien belehrt worden, dass ihr 
unter dem Namen Rheum oflicinale aus Kew erhaltenes Pflänz- 
chen nicht dieses, sondern Rheum palmatum sei, dass hier ein 
Irrthum vorliege, für den man nicht sie selbst, sondern den 
Absender in Kew verantwortlich machen solle. 

Da nun feststeht, dass beide Sammler, Przewalski und 
Dabry verschiedene Species eingeschickt, resp. mitgebracht 
haben, dass in dem Ländergebiet zwischen dem 36.° und 40.° 
n. Br. die Droge nur von Rheum palmatum L. gesammelt 
wird, so liegt vielleicht die Möglichkeit vor, Dabry habe, trotz- 


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dem er diese Gegenden durchreist, sein Mn BR 
dort, sondern aus dem südlichen Tibet, aus den Gebirgs- 
ketten eingeschickt, welche sich an den östlichen Himalaja &; 
anschliessen, ihre Richtung nach Norden nehmen, zwischen = 
Tibet und der chinesischen Provinz Szy-tschuan hinziehen, N 
und so zu sagen dem Lauf des blauen Flusses entgegen gehen. 
Diese Möglichkeit gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, % 
dass Eugen Collin — Des Rhabarbes, These de l’Ecole 


superieure de Pharmacie de Paris 1871, um deren Erlangung .. 


ich mich unausgesetzt bemühe — nach dem Archiv der Phar- 
macie 1873 nicht genau BREIERE, wo Dabry das Rheum 
gesammelt; j B: 


dass Baillon behauptet, Dabry sei auf unbekannte Weise 
in den Besitz der Wurzeln gelangt, und das südöstliche Tibet SE 
für den Standort hält; # 
dass Przewalski pag. 306 sagt: in den waldlosen Gebirgen = 
Nord-Tibets ist die officinelle Rhabarber (sein Rheum palmatum | 
L.) nicht zu finden; dass „ausser in den gegen Norden vom er 
See Kuku-nor sich hinziehenden Gebirgsketten man den Rha- 
barber, wie die Eingeborenen sagen, auch in den Gebirgen N 
finde, welche sich im Süden des Sees hinziehen, ja sogar na “ 
den mit Schnee bedeckten Rücken südlich von Sining und n 
der Ograi-ula-Kette in der Nähe des gelben Flusses.“ — 
Schliesslich sei noch erwähnt, dass Nees v. Esenbeck in 
seinem Supplementband zu der von Rheum australe Don, 
Rheum Emodi Wallich, gegebenen Zeichnung, mit welcher 
das Rheum offieinale Baillon des breslauer botanischen _Gar- 
tens unverkennbare Aehnlichkeit zeigt, sagt, es finde sich in Be 
der grossen Hochebene von Mittelasien — Tibet — bereits 4 
unter dem 30.° n. Br. E. 
Gewiss werden die Forschungen über Rheum palmatum 
Baillon an Ort und Stelle fortgesetzt, und die Nachrichten u 
darüber werden an Genauigkeit und Sicherheit gewinnen. 
Jedenfalls haben wir in diesem und Rheum palmatum L. zwei B 
Rhabarberspecies vor uns, von welchen wir sicher sind, dass E Ä, 
sie eine offieinelle Droge liefern. 5.98 


*s 


- ie 1% \ 7 5 = . 3 - 
. Bermbeek, Verwendung von Ag. fontana in der Receptur. 187 


Ueber Verwendung von Ag. fontana in der Receptur. 


Von C. Bermbeck in Germersheim. 


Folgender Vorfall führte zu sehr unangenehmen Erörte- 
rungen zwischen einem mir befreundeten Arzte und Apothe- 
ker, indem es sich ereignete, dass nachstehende Ordinationen, 
im Verlaufe von einigen Stunden, ihre schön rothe Farbe 
verloren und dafür eine gelbliche schwach rosenroth schil- 
lernde annahmen. Die betreffenden Ordinationen lauteten: 


1) Chinin. sulfur. 0,5 
Mixtur. sulfur. acida 1,0 
Ag. fontana 180,0 
Syr. rubi idaei 20,0. 

2) Mixtur. sulfur. acid. 2,0 
Ag. fontana 150,0 
Syr. rub. idaei 20,0. 


Bei beiden trat zeitweise die oben angedeutete Entfär- 
bung ein und argwöhnte der Arzt, dass von Seiten des Apo- 
thekers ein Versehen vorliege und da letzterer die Gewissheit 
hatte, dass die Formeln genau nach Vorschrift angefertigt 
wurden, ohne eine directe Erklärung für diese frappante Er- 
scheinung zu haben, so wurde ich als Unparteiischer in die- 
ser Sache, um Rath und Aufschluss gebeten. 


Zu diesem Zwecke liess ich mir sämintliche Ingredienzen 
aushändigen, um sowohl genaue Beobachtungen an den selbst- 
gefertigten Mischungen, als auch Prüfungen der einzelnen 
Stoffe vornehmen zu können! Hierbei erwiesen sich Chinin. 
sulfur., Mixtur. sulfur. acid., als auch Syr. rubi idaei, voll- 
ständig tadellos der Pharmacopoea Germanica entsprechend 
und blieb somit nur noch eine specielle Prüfung des Ag. 
fontan. übrig, indem die damit angefertigten, oben beschrie- 
benen Formeln, regelmässig, nach Verlauf von 5—8 Stun- 
den, die angedeutete Entfärbung in eclatanter Weise zeigten. 
Hierbei bemerkte ich, dass diese Erscheinung niemals eintrat, 
sobald Ag. destillata verwendet wurde, mithin die Ursache 
lediglich im Ag. fontana gesucht werden musste! 


Die Bestandtheile des betreffenden Wassers entsj 
den nachstehenden Zahlen: 


Verdampfungsrückstand bei 100° Cels. 80,7 
Härte ei: ERBE EEE LTE A 


Organische Stoffe 7,8 
Salpetersäure . 8,2 

Salpetrige Säure 0,020 
Ammoniak . 0,010 Ki 
Schwefelsäure 7,3 E. 
Chlor 8,3 ha 


Die bedeutenden Mengen von H2SO, NHO3, N?O®, NH*O, CL. 
und undefinirte organische Stoffe stempeln dieses Wasser zu. 
einem als „sehr schlecht“ zu bezeichnenden und war durch 
den Gehalt an NHO3, N?203 und Cl, nach Zusatz der verord- 
neten Haller’schen Säure, das Räthsel sogleich gelöst, indem 
die freiwerdende ineiep und Salpetersäure, den rothen 
Farbstoff des Syr. rubi id. zerstörten. Wahrscheinlich ist er 
hierbei, dass das freiwerdende HÜl neben NHO?, ebenfalls 
eine entfärbende Rolle spielt, indem sonst die Menge der 
vorhandenen Salpetersäure (vide Pharmacopoea Germ. unter R 
Syr. rub. id.) für sich allein zu gering sein würde, um der- 2 
artige Reaction zu bewirken! 


Eine Inspection des Brunnens, aus dem das Wasser Br 
stammte, ergab die Thatsache, dass zeitweiser Zufluss von 
waste aus einer in der Nähe desselben befindlichen E: 
Cisterne stattfand, woraus sich auch leicht der Gehalt m 
salpetriger Säure ge Ammoniak erklärt. x 


Möge dieses Beispiel eine Warnung für Arzt und Apo- : 
theker sein, niemals Ag. fontana in der Mediein zu verwen- 
den, indem die Störungen, welche besondere organische 
Stoffe unter diesen Umständen erleiden können, unberechen- 
bar sind! 


SEN: ER WERT 615: 


G. Christel , Practische Notizen. 159 


Praetische Notizen. 
Von G. Christel in Lippstadt. 


Porzellanschaalen. 


Es ist eine bekannte Erfahrung, dass die in pharmaceu- 
tischen Laboratorien gebräuchlichen Porzellanschaalen sich 
meist nur eines kurzen Daseins erfreuen. Der vielfältige 
Gebrauch derselben zum Abdampfen von Extract- und Salz- 
lösungen, zum Schmelzen von Salben, Mischen von grösseren 
Mengen pulverförmiger Substanzen, kürzt die Lebensdauer 
derselben nicht unbeträchtlich. Namentlich die Methode des 
Mischens von Pulvern — des Brausepulvers in erwärmten 
Schaalen — ist für diese Gefässe eine gefährliche Manipu- 
lation. Man ist dadurch nicht allein alljährlich zu Ausgaben 
genöthigt, um defecte Schaalen zu ersetzen, sondern man 
kommt auch noch dazu in Verlegenheit, woher man dieselben 
nehmen soll. Von den Handlungen, welche pharmaceutische 
Artikel führen, erhält man in der Regel nicht die gewünsch- 
ten Formen und Grössen, wenn man nicht Gelegenheit hat, 
die Auswahl selbst vorzunehmen. Zudem ist wohl manchem 
aus Erfahrung bekannt, dass Porzellanschaalen im Handel 
vorkommen, die nach dem Gebrauche, zumal durch Eisen- 
lösungen, Flecke erhalten, deren Beseitigung selbst durch 
kräftig wirkende Agentien nicht gelingt. Man vermeidet 
diese Uebelstände, wenn man von der gewöhnlichen Form 
der Schaalen absieht, und solche Porzellanschaalen in Gebrauch 
nimmt, die zu Küchenzwecken verwendet werden. Diese 
Schaalen sind meistens flacher, als die sonst übliche Form 
und ohne Ausguss. Sie haben jedoch den Vorzug, dass unter 
dem Boden sich ein erhabener Rand befindet, wodurch die 
Schaale fest steht, und die unreinlichen Unterstützungen von 
Stroh- oder Weidengeflecht vermieden werden. Dazu sind 
diese Gefässe erheblich stärker in der Masse und dadurch 
widerstandsfähiger. Schaalen dieser Art aus der Fabrik von 
C. Tilsch in Waldenburg benutze ich schon seit längerer Zeit 
in meinem Laboratorium und haben sich vorzüglich bewährt, 


Ba. 110 c. Christel, RN, Notize its: &h 


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Sa" f R pr 2 


P za en ehe te 
NEN EEE ce 
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Wird mal eine derselben zerbrochen, dann bietet En 
assortirte Porzellanladen reichliche Gelegenheit zum Eı 
Die Glasuren derselben sind tadellos und widerstehen g 
concentrirten Eisenlösungen. Ich benutze diese Schaslon ® 
allen möglichen Zwecken, wozu man Porzellanschaalen i über E: 
haupt gebraucht, mit sah zur Darstellung von Phosphor- 
säure. Zum Abdampfen derselben dient ausschliesslich eine 
Schaale von Berliner Porzellan, die ein Erhitzen über freiem 
Feuer zulässt, und deren Glasur sich bei wiederholter Berei- 
tung dieses Präparats nicht im Mindesten angegriffen zeigt. 


rn. 
Waagen. A 


Man findet in den pharmaceutischen Dispensirlocalen nicht 
selten Handwaagen mit Schaalen von sogenanntem Hart- 
gummi (Ebonit). Die Bestandtheile dieser Masse sind mir 
unbekannt; sie wird auch zu andern Gegenständen verarbei- 
tet, zu Federhaltern ete. Die Masse nimmt eine schöne Poli- % 
tur an und ist dann glänzend schwarz, auch nicht schwer 
sie hat sich unzweifelhaft in plastischem Zustande befunden 
und ist dann in Formen gepresst worden. Wegen diesor 
Eigenschaften eignet sie sich zu allerlei Geräthen, auch zu 
Schaalen für feine Handwaagen recht wohl. 

Dennoch sind diese Waageschaalen ganz unzulässig. Reibt 
man eine der Schaalen mit Wollen- oder Seidenstoff, und 
stellt die Schaalen um den Balken zu arretiren, auf die Tisch- 
platte, so wird die sonst richtig eingestellte Waage plötzlich 
unrichtig, — die geriebene Schaale wird von der Unterlage 
angezogen, als wenn sie mit einem Gewicht beschwert wäre. 4 : 
Bringt man die Waage alsdann in eine solche Entfernung 
vom Tische, dass eine Einwirkung nicht mehr stattfindet, so 
hört die Anziehung der Schaale auf, und der Balken kehrt B- 
in die richtige Lage zurück. Es scheint, dass hinsichtlich 2 
der Stärke der Anziehung sich die verschiedenen Unterlagen 
verschieden verhalten. Ein Tisch mit Wachstuch überzogen, 
zog stärker an, als ein Eichentisch. Reiben mit Seide oder 
mit Wolle bewirkt keinen merklichen Unterschied; Leinen- 
zeug wirkt schwächer. Bei einem Versuche dieser Art 


6. Christel, Practische N ofizen. 141 


ang es, die nicht geriebene Schaale mit 0,30 g. zu be- 
‘schweren, ohne dass die Anziehung der mit Wollenzeug 
‘geriebenen Schaale überwunden wurde. Dass bei dem Expe- 
riment eine electrische Kraft thätig, schien zweifellos; die 
 Vermuthung wurde zur Gewissheit, als ich der (durch sei- 
dene Schnüre isolirten) geriebenen Schaale eine ebenfalls 
geriebene Siegellackstange näherte. Jetzt wurde die von der 
Tischfläche angezogene Schaale deutlich abgestossen. 


Es ist mir unbekannt, ob schon früher auf diese That- 
‚sache hingewiesen ist; jedenfalls ist sie nicht ohne Interesse 
und nicht ohne Nutzanwendung für die pharmaceutische 
Praxis. Waageschaalen der genannten Art scheinen mir 
gänzlich unzulässig, da mit Rücksicht auf die angeführte 
Eigenschaft dieser Schaalen beim Abwägen differenter Stoffe 
bedenkliche Fehler entstehen können. Hängen die Handwaa- 
gen frei auf dem Receptirtische, und putzt man, wie das wohl 
nicht selten geschieht, einen leichten Staubanflug von nur 
einer Schaale aus, so kann die unmittelbar darauf stattfindende 
Wägung von Morphin etc. sehr ungenau werden. Die elec- 
trische Erregung der Masse kann, wie schon erwähnt, durch 
ein Leintuch bewirkt werden, und dieser Umstand war die 
Ursache, die mich zuerst auf die Beobachtung der mitgetheil- 
ten Thatsache führte. 


Seiher. 


Zu den gewöhnlichsten Recepturarbeiten des Tages ge- 
hören in den meisten Geschäften Decoctionen und Infusionen. 
Die gewöhnliche Art, das Feste vom Flüssigen zu trennen, 
besteht darin, dass man das fertige Decoct oder Infusum auf 
ein Leintuch giesst und den Rückstand mit der Hand mehr 
oder weniger auspresst. Diese Manipulation ist stets eine 
unreinliche. Hat man nicht für jedes zu infundirende Vege- 
tabil ein eigens bezeichnetes Tuch, so ist es meist nicht zu 
vermeiden, dass die Flüssigkeit verunreinigt wird durch Reste, 
die in dem Tuche stecken. Die Pflanzenfaser, aus der das 
letztere angefertigt, hat für manche Extractiv- oder Farbstoffe 
eine gewisse Verwandtschaft; jene haften dem Zeuge nicht 


EN OR SS FRE TREE, 
E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen. auf GI ye 


selten hartnäckig an, und sind dann durch blosses W 
nicht zu entfernen, Tücher von Wollenstoff, Flanell u. de Tg 
sind noch weniger zu empfehlen. Sie verfilzen sich mit e 
Zeit, und sind noch schwerer zu reinigen, als Leinenzeu; g 
Diese ganze unreinliche Arbeit wird aber ausgeschlossen, 
wenn man sich Seiher von Porzellan bedient. Solche Sei her IK 
haben entweder einen Untersatz von gleichem Material, oder 
sie sind nur Aufsätze auf Porzellanmensuren. Im Gebranche 
sind dieselben äusserst bequem. Ein Benetzen der Hand, 
womit man die Tücher meistens auspresst, findet niemala > E 
statt, da ein etwa nöthiges Pressen des Rückstandes durch 
einen Porzellanstempel bewirkt wird. Mohr hat schon vor. er 
vielen Jahren zu demselben Zwecke Seiher empfohlen — irre > 
ich nicht von Metall. Seiher von Weissblech rosten aber 
leicht und sind desshalb nicht practisch; reines Zinn lässt 
sich auch schwierig stets sauber und blank halten. Perforate R 
von Pferdehaar in Holzfassung, etwa so weitinaschig, wie ein : 
Pferdehaarsieb, sind ebenfalls zweckmässiger als Tücher; den er 
Vorzug vor allen verdienen aber die erwälnten Porzellan- 
seiher, deren ich mich schon seit vielen Jahren bediene, und E 
die BR ihrer Reinlichkeit und practischen Brauchbarkoui Be 
wegen vorzüglich bewährt haben. ® 


Untersuchung von Weinen auf den Gehalt an il 
cerin, Farbstoff u. s. w. 


Von E. Reichardt in Jena. 


dieselben häufiger getrieben würden, sondern vor Allem iet 0 
es die sogenannte populäre Eieraası welche bald mit dem 4 
einen, bald mit dem anderen Schreckbilde das Publikum 
beschenkt. Bald ist alles Bier mit Colchiein verfälscht, bald h 2 
aller Rothwein falsch gefärbt, bald alles Mehl mit Schwer- 
spath vermengt u. dergl. mehr. Hierdurch entsteht für den 


145° 


_ Chemiker eine Menge von unnöthigen Untersuchungen; es ist 
noch kein mit Colchiein vermischtes Bier gefunden worden, 
mir wenigstens noch kein mit Schwerspath vermischtes Mehl 
vorgekommen und die Rothweine werden wohl auch noch so 
viel gefärbt, wie vorher, d.h. die billigeren und darum schon 
verdächtig anzuschauenden Sorten. 

Bei den zahlreichen Prüfungen, wie sie mir von diesen 
verschiedenen Materialien zur Hand kamen, habe ich die 
erfreuliche Thatsache erfahren, dass meistentheils Fabrikanten 
selbst und Verkäufer die Proben zur Prüfung übergaben, 
gerichtlich entnommen und so untersucht, um die Reinheit 
ihrer Fabrikate zu beweisen, wie auch diejenigen befreunde- 
ter, ehrenhafter anderer Händler. 


Nichts desto weniger darf der Chemiker sein Augenmerk 
diesen Zeichen der Zeit nicht verschliessen und so liegt ihm 
die Aufgabe ob, die Methode der Prüfung zu vervollkommen 
und zu bearbeiten. 


: Hinsichtlich des Weines ist es, wie in einer früheren 
Notiz bekannt gegeben, leicht möglich, auch das Glycerin zu 
bestimmen, was in sofern noch Bedeutung hat, als Glycerin 
auch künstlich zugesetzt zu werden pflegt (Scheelisiren). 
In dieser Beziehung war es von Wichtigkeit, ächte Natur- 
weine auf diesen Stoff zu untersuchen, wozu sowohl Erzeug- 
nisse hiesiger Gegend verwendet wurden, wie auch anerken- 
nenswerth bereitwillig zu Gebote gestellte Proben vom Rhein 
und von Frankreich. 


Die Herren Lauteren & Sohn in Mainz waren so freund- 
lich, an Rheinweinen folgende Sorten zu senden: 


1) Niersteiner Kranzberg, 1875. 

2) Nackenheimer 1874. 

3) Niersteiner Brudersberg, Auslese, 1874. 
4) Michelsberger Auslese 1874. 

5) Rauenthaler, 1874. 

6) Niersteiner, Rehbach, Auslese, 1870. 

7) Hochheimer Berg, 1870. 

8) Gräfenberger, 1868. 


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Endlich sendeten die Herren Eraraaes Dupgl 


Comp. in Bordeaux an französischen Rothweinen: a 
9) St. Estephe 1874. Fe 


10) Cantenac 1874. 

11) Gr. Moulis 1875. 

12) Ponjeaux 1875 
und an Weissweinen 

13) Barsac 1869. 

14) Sauternes 1865. 

Ausserdem hatte Herr Kaufmann H. Schulze hier Be 
einer der öfters vorkommenden, billigen Weinancionen 
Rothwein und Champagner gekauft, um die Unechtheit dem 
selben beweisen zu lassen und zwar 

15) Rothwein, Pontet canet gezeichnet. 

16) Champagner. 

Endlich wurden hiesige Weine verglichen und zwar 

17) Weissweine 1870. 


18) - 1874, mit etwas Rohrzucker gallisirt. 
19) - 1874 - Stärkezucker - 
20) - 1875 


und durch Freundes Haud bezogen: 
21) Aepfelwein aus Frankfurt a/Main. 
Bestimmt wurden bei diesen Untersuchungen: 


1. Speeifisches Gewicht des Weines. 


Dasselbe beträgt fast durchgehend 0,99 und steigend B: 
bis zu 1,02 (französischer Weisswein, Sauternes), abgescha 
von dem Kunstfabrikat Champagner, welcher 1,042 spec. Gew. be 
zeigte. En 
Säureprocente. Dieselben beziehen sich auf eine 
einbasische Säure, als Weinsäure berechnet, wie üblich. Be. 

Alkohol, Abdampfrückstand, Asche. er 
200 g. oder Cub.-Cent. Wein wurden über ?, überdestillirt 
und im Destillate auf bekannte Weise der Alkohol bestimmt, % e- 
Der Rückstand in der Retorte wurde dann bei 100°C, ein- 
gedunstet, bis kein Gewichtsverlust mehr stattfand und so $ 
der Abdampfrückstand erhalten, welcher nach dem Glühen 


E, Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin ete. 145 


"und völligen Verbrennen die Asche hinterliess.. Oft wurden 
Theile des Rückstandes zur Bestimmung der Säure, wie des 
"Glycerins verwandt, oft aber auch der Wein direct unter- 
sucht, jedenfalls gleichzeitig die Säure. 

Glycerin. Die Methode der Ermittelung war die 
schon früher (diese Zeitschr. Bd. 210. S. 408) angegebene. 
Der Wein oder ein bestimmter Theil des Abdampfrückstan- 
des wurden mit einem Uebermaass von gebranntem und 
gelöschtem Kalk zur Trockne verdunstet und der Trockenrück- 
stand mit 90 °/, Alkohol wiederholt behandelt. Bei reinen Wei- 
nen hinterbleibt dann völlig reines, farbloses Glycerin, auch 
bei Rothweinen, gallisirte Weine ergeben bald gallertige, bald 
trübe, feste Rückstände, welche nunmehr durch ein Gemisch 
von Alkohol und Aether nochmals geschieden werden. Von 
diesem Lösungsgemisch wird nur das Glycerin aufgenommen, 
während der fremde Bestandtheill, dem Gummi ähnlich, hin- 
terbleibt. 


Farbstoff der Rothweine. 


Die Untersuchung der Rothweine auf Farbstoff wurde 
nach verschiedenen Methoden vorgenommen, jedoch bald 
erkannt und erwiesen, dass die beste und bis jetzt sicherste 
Prüfungsweise diejenige nach Gautier ist (d. Zeitschr. Bd. 209 
S. 486). Wenn einmal die Probeflüssigkeiten vorräthig, ist 
auch die weitere Arbeit eine keineswegs zeitraubende oder 
unangenehme; die Versuche mit andern Farbstoffen ergaben 
stets die Richtigkeit der Angaben von Gautier. 


Die nicht wenig Ausdauer verlangenden Prüfungen wur- 
den sämmtlich von meinem Assistenten, Herrn stud. pharm. 
Stöhr, ausgeführt. 

Sämmtliche Rothweine der Herren Evariste 
Dupont & C. hatten ächte Weinfarbe, dagegen war 
der als Pontet Oanet bezeichnete Auctionswein, mit 50 Pf. 
pro Flasche gekauft, mit Heidel- und Hollunderbeerensaft 
gefärbt, wie verschiedene Wiederholungen der Prüfung stets 
ergaben. 

Der Reihe nach wurden folgende Ergebnisse erzielt: 

Arch. d, Pharm. XI. Bds. 2. Heft, 10 


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126 E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf 5 


I. Niersteiner Kranzberg 1875. 
Spec. Gew. des Weines = 0,994. Säure — 0,4101 
Alkohol in Gewichtsprocenten — 9,95 Proc. Abdampf 
stand — 2,794 Proc., Asche = 0,260 Proc., Glycerin : 
1,326 Proc. Beim Kochen des noch jungen Weines schieden 
sich Spuren von Eiweiss aus. Bi ; 


U. Nackenheimer, 1874. ER 
Spec. Gew. — 0,993, Säure — 0,420 Proc., Alkohol = En 
8,625 Proc., Abdampfrückstand — 2,536 Proc., Asche = 
0,216 °/,, Glycerin — 0,978 %,. M 
UI. Niersteiner Brudersberg, Auslese, 1874. 5 fi 
Spec. Gew. — 0,993, Säure — 0,5325 °/,, Alkohol = en, 
9,90 °/,, Abdampfrückstand — 2,268 °/,, Asche — 0,228 Yo 
Glycerin — 1,368 ),. 


IV. Michelsberger Auslese, 1874. B 
Spec. Gew. — 0,990, Säure — 0,4950 %,, Alkohol = 
11,0% , Abdampfrückstand — 2,50 %,, Asche — 0,188 Ir 
Glycerin = 1,158 %,. Bi ie 
V. Rauenthaler, 1874. E 
Spec. Gew. — 0,996, Säure — 0,6825 %%,, Alkohol — 
8,625 9), Abdamıpfenekeand =: 3,020 %,, Asche = DU rs 
Glycerin = 1,196 9). 3 i 
VI. Niersteiner, Rehbach, ER 1870, 
Spec. Gew. — 0,995, Säure = 0,5800 %,, Alkohol = = 
9,687 9), Abdampfinalr wi — 4,195 °/,, Asche — 0,250 m 
Glycerin = 1,498 Proc. 3 i 
VI. Hochheimer Berg, 1870. E 
Spec. Gew. — 0,995, Säure — 0,7125 9, Alkohol = 
9,90%, Abdampfrückstand — 2,630%,, Asche — 0,214 Te 
Glycerin — 0,978 Proc. | 
VII. Gräfenberger, 1868. B 
Spec. Gew. — 1,000, Säure = 0,517 %,, Alkohol 


9,90%, Abdampfrückstand — 4,39%,, Asche = 0,190 % “ 


Glycerin = 1,664 %),. Be 
5 
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E Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin etc, 147 


Französische Rothweine. _ 


IX. St. Estephe, 1874. 

Spec. Gew. — 0,997, Säure — 0,600 %,, Alkohol — 
9,00%, , Abdampfrückstand = 2,976 °/,, Asche — 0,280 J,, 
Glycerin = 1,038 |,. 

X. Cantenac, 1874. 

Spec. Gew. = 0,995, Säure — 0,600 %,, Alkohol = 
7,875 %,, Abdampfrückstand — 2,608 %/,, Asche — 0,236 /,, 
Glycerin — 1,408 ),. 

XI. Gr. Moulis, 1875. 

Spec. Gew. —= 0,995, Säure — 0,600 °),, Alkohol = 
10,13 %/,, Abdampfrückstand — 2,380 %%,, Asche — 0,240 /,, 
Glycerin = 0,874 %,. 

XH. Ponjeaux, 1875. 

Spec. Gew. — 0,995, Säure — 0,600°%,, Alkohol = 
8,625 °%,, Abdampfrückstand —= 2,534 %,, Asche — 0,216 %,, 
Elycezn — 1,102 ),. 


Französische Weissweine, 


XII. Barsac, 1869. 

Spec. Gew. — 1,020, Säure — 0,430 °/,, Alkohol = 
10,50 %,, Abdampfrückstand — 5,020 °/,, Asche — 0,410 %,, 
eilycerin — 1,537 5. 

XIV. Sauternes, 1865. 

Spec. Gew. — 0,996, Säure — 0,592°/),, Alkohol — 

10,875, Abdampfrückstand —= 3,700 %,, Asche = 0,295 /,, 
Glycerin — 1,150 %- 


Auctions weine. 


Herr Kaufmann Schulze hier, in Firma Bartels & Söhne, 
dessen Vermittelung ich auch die französischen Weine ver- 
danke, kaufte auf einer hiesigen, von auswärts angestellten 
Auction Rothwein, Pontet Canet, und Champagner, beide weit 
unter dem möglichen Preise. 

XV. Auctions-Rothwein. 

Spec. Gew. — 0,992, Säure —= 0, 980 %,, Alkohol —= 
9,65%, Abdampfrückstand — 2,376 °/,, Asche = 0,198 %/,, 
"Glycerin — 0,620 %,. ; 

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148 E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen au! Rn 


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Schon oben wurde bemerkt, dass der Farbstoff sic hals 
ein Gemisch von Heidel- und Hollunderbeeren erwies; das S 
specifische Gewicht, der Alkoholgehalt, das Extraet sind. 
annähernd in gleichem Verhältnisse da, wie bei den ächten 
französischen Weinen, dagegen findet sich auffällig mehr Säure a 
vor, welche auf einen sauren Wein Norddeutschlands schliessen 
lässt. Bei der Ausscheidung des Glycerins aus dem mit 
Kalk im Uebermaass versetzten eingetrockneten Wein durch 
90%, Alkohol, wurde ein trübes Gemisch erhalten, was bei 
dem Eintrocknen im Wasserbade fast gelatinös wutde und 
trocken 1,270 °/, betrug. Br 
Dieser Rückstand gab dann an eine Mischung von Aether e: 
und Alkohol nur reines Glycerin ab, welches nach dem Ver- x 
dunsten 0,620 °/, betrug, der rückbleibende Dextrin ähnliche x 
Körper dagegen 0,650 %,. 4 
Jedenfalls lag hier der Beweis vor, dass nicht reiner 
Wein zu diesem Fabrikate gebraucht worden war, da alle 
bisher untersuchten ächten Weine stets völlig reines Glycerin 4 
schon bei Behandlung mit starkem Alkohol ergeben hatten. 
Der dickschleimig in Wasser sich lösende Körper verhielt | 
sich sehr ähnlich dem Dextrin und wurde nach den Unter- % 
suchungen von Neubauer (s. d. Zeitschr. 1876. Bd. 209. = 
S. 474) für den unvergährbaren Körper des Stärkezuckers 2 
gehalten, ergab jedoch im Polarisationsapparate weder Links- 5 
noch Rechtsdrehung. 
XVI. Champagner. 
Auch diese Probe war für viel zu niedrigen Preis in der % 
Auction gekauft worden und gab nunmehr folgende Zahlen: Bi: 
Spec. Gew. — 1,042, Säure 0,600 %,, Alkohol — 12,0%, 
PEN = 15,246 %,, Asche‘ — 0,165 %,. yes R 
rin — 0,09°, und Dextrin ähnlicher Körper = 0,19 or Y: 
letzterer war abermals ohne Drehungsvermögen. 
Dass man bei den gewöhnlichen Champagnerfahrikaieni ; 
viel Zucker zufügt und oft gar keinen Wein, ist bekannt und 32 
daher auf die Untersuchung analog den Weinen wohl weni- e- 
ger Gewicht zu legen. = 


E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin etc. 149 


R: Der bedeutende Abdampfrückstand bestand fast nur aus 
Zucker, derselbe wurde durch viel Kalk an letztern gebun- 
_ den und in Alkohol unlöslich, so dass auch hier die Scheidung 
_ des Glycerins gelang. Die so geringe Menge von Glycerin, 
wie von dem begleitenden Körper dürfte als Beweis gelten, 
wie wenig Wein dieser Champagner gesehen hatte. Die den 
guten Weinen entsprechende Säure war jedenfalls künstlich 
zugefügt worden und der verwendete Zucker rein, da die 
Asche noch weniger beträgt, als bei den gewöhnlichen reinen 
Weinen. 


Jenaer Weine. 


XVDH. Weisswein, 1870. 

Derselbe war mir schon 1871 als völlig reiner Wein 
übergeben worden. 

Spec. Gew. 0,994, Säure —= 0,507 %,, Alkohol = 
7,875 °),, Abdampfrückstand — 2,250 °),, Asche = 0,230 °/,, 
Glycerin = 0,543 9. 

Die Zahlen stimmen mit dem reinen Weine überein, 
nur das Glycerin beträgt 50 Proc. weniger und lässt die 
Säure natürlich im Geschmack mehr vorwalten. 


XVII Weisswein, 1874, mit etwas Rohrzucker ver- 
süsst und gallisirt. 

Spec- Gew. —- 0,998, Säure — 0,615°%,, Alkohol —- 
5,25 %,, Abdampfrückstand = 1,950 %/,, Asche — 0,262 /,, 
Glycerin — 0,322 9). 

Das Glycerin war völlig rein, beträgt jedoch sehr wenig 
und kennzeichnet die Verdünnung des Mostes mit Wasser; 
natürlich zeigt dasselbe die geringe Menge der Säure, da bei 

uns nur in sehr guten Jahren ein Säuregehalt von 0,6%, 
erreicht wird, gewöhnlich 0,8— 1,1 /,. 
XIX. Weisswein, 1874, mit Stärkezucker gallisirt, 

Spec. Gew. = 1,006, Säure — 0,473 %%,, Alkohol — 
6,57 %,, Abdampfrückstand — 3,850 %,, Asche = 0,180], 
- Glycerin — 0,540 %/,, Dextrinähnlicher Körper = 0,100 ),. 

; Der etwas grössere Gehalt an Abdampfrückstand und 
_ die immerhin noch geringe Menge Alkohol erhöhen das spec, 


Gew. über 1,000. gering, aber auch das R k 


cerin und endlich tritt sofort wieder der früher bemerkte 
Begleiter des Zuckers auf, welcher die Neubauer’ schen 
Angaben bestätigt, dass mit gewöhnlichem Stärkezucker galli- 
sirter Wein so erkannt werden kann. 

XX. Rothwein, 1876. 

Spec. Gew. 0,999, Säure = 0,600 °/,, Alkohol = 4,20 %,, 
Abdampfrückstand — 2,230°,, Asche = 0,275 °/,, Glycerin 
A355, 

Das Glycerin war rein, aber bestätigt wiederum, dass 
hiesige Weine weit weniger davon enthalten, als die in bes- 
seren Verhältnissen erzielten Rhein- oder französichen Weine, 
so dass der auflällig stark saure Geschmack hiesiger Producte 
auch durch dem Mangel von Glycerin mit bedingt erscheint. 

XXI Aepfelwein aus Frankfurt a/M. 1875. 

Spec. Gew. — 1,00, Säure = 0,483%),, Alkohol — 
4,40 %,, Abdampfrückstand = 2,413 °/,, Asche = 0,394 %,, 
Glycerin = 0,744 %,. 

In Tabelle gestellt giebt dies folgenden Vergleich: 


Rheinweine, 


Weinsorte. Spec.Gew. Säure. Alhohol. Extract. Asche. Glycerin. 


Nierst. Kranzb. 1875 0,99% 0,410 9,95 2,794 0,260 1,326 
Nackenheimer 1874 0,993 0,420 8,63 2,536 0,216 0,978 
Nierst. Brudersb. 1874 0,993 0,533 9,90 2,268 0,228 1,368 


(Auslese). 
Michelsb. Auslese 1874 0,990 0,495 11,00 2,500 0,188 1,158 
Rauenthaler 1874 0,996 0,683 8,63 3,020 0,210 1,196 
Nierst. Rehbach 1770 0,995 0,580 9,69 4,195 0,250 1,498 
(Auslese). 
Hochheimer Berg 1870 0,993 0,713 9,90 2,630 0,214 0,978 
Gräfenberger 1868 1,000 0,517 9,90 4,390 0,190 1,664 
Französische Rothweine., 
St. Estöphe 1874 0,997 0,600 9,00 2,976 0,280 1,038 
Cantenac 1874 0,995 0,600 7,88 2,608 0,236 1,408 
Gr. Moulis 1875 0,995 0,600 10,13 2,380 0,240 0,874 
Ponjeaux 1875 0,995 0,600 8,63 2,534 0,216 1,102 
‚ı Französische Weissweine. 
Barsac 1869 1,020 0,430 10,50 5,020 0,410 1,537 
Sauternes 1865 0,996 0,592 10,88 3,700 0,295 1,150 


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rn yelaı hi Eu Ei a 2. 


E. Reichardt, Untersuchung v. Weinen auf Glycerin etc. 151 


Auctionsweine. 


Weinsorte, Spee.Gew. Säure. Alkohol. Extract. Asche. Glycerin. 
Rothwein 0,992 0,980 9,65 2,376 0,190 0,6201 
Champagner 1,042 0,600 12,00 15,246 0,165 0,0902 


Jenaer Weine. 


Weisswein 1871 0,994 0,507 7,88 2,250 0,230 0,543 
Desgl. 1874 0,998 0,615 5,25 1,950 0,262 0,322 
(mit Rohrzucker). 
Desgl. 1874 1,006 0,473 6,57 3,850 0,180 0,5403 
(mit Stärkezucker). 
Rothwein 1875 0,999 0,600 4,20 2,230 0,275 0,435 


Frankfurter Aepfelwein. 
1875 1,000 0,483 440 2,413 0,394 0,744 


Dieser Vergleich ergiebt zunächst das sehr brauchbare 
Resultat hinsichtlich des Glycerins, dass unsere hiesigen (mehr 
nördlich gelegenen) Weingegenden weit weniger Glycerin 
erzeugen; bei den zur Untersuchung gezogenen Rheinweinen 
schwankt das Glycerin zwischen 0,978 — 1,669, bei den 
französischen Weinen zwischen 0,874— 1,537, die Jenaer 
Weine ergeben 0,322 — 0,540. Der hier meist völlig unver- 
mischt gährende Rothwein enthält 0,435 Proc. Der künstlich 
gefärbte Rothwein aus der Auction giebt auch nur 0,620 Proc. 
Glycerin, verräth also deutlich den Ursprung und das jeden- 
falls völlige Kunstfabrikat Champagner enthält überhaupt fast 
gar kein Glycerin. . 


Wenn man auch hier und da eine Beziehung zwischen 
Alkohol und Glycerin zu bemerken glaubt, oder zwischen 
Abdampfrückstand und Glycerin, so ist es doch nicht möglich, 
einen festen Anbaltepunkt zu gewinnen. Man könnte wohl 
den Satz aufstellen, dass starke, gute, unverfälschte Weine 
aus der Rheingegend, wie aus Bordeaux 1— 1,5 Proc. Gly- 
cerin enthalten. Für andere Lagen müssen die Untersuchun- 
gen noch angestellt werden. 


1) und 0,650 °/, dextrinähnlichen Stoff. 
2) Desgl. mit 0,190... 
3) Desgl. 0,100. 


ar er 
a Balz ; 


lung des Abdampfrückstandes mit Kalk und ln 
hol reines farbloses Glycerin. en, 


Mit Stärkezucker gallisirte Weine zeigen bei Gere 
Behandlung ein Gemenge von Glycerin mit einem Dextrin 
ähnlichen Körper, jedenfalls denselben, welchen Neubauer Br 
gleichfalls beobachtete. Dieser Keere kann leicht vom Br 
cerin durch Behandlung mit einer Mischung von Alkohol und 
Aether geschieden werden, in welcher sich dann nur das 
reine Glycerin löst, 


Hinsichtlich der optischen Birenschahen dieses Glycerin 
ähnlichen Körpers wurde bei dieser Untersuchung stets eine 
Indifferenz beobachtet. Weine, direct auf die Polarisation 
geprüft, gaben oft dasselbe indifferente Verhalten, namentlich 
der thatsächlich mit Stärkezucker gallisirte jenenser Wein 
polarisirte sogar deutlich nach links. Demnach sind diese 
optischen Prüfungen erst noch weiter zu verfolgen, verspre- 
chen aber wahrscheinlich brauchbare Resultate. 


m 


Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute 


5 

der Universität Dorpat. R 

Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi- 
harze, Harze und Balsame. % 

2% 

Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn, = 

(Fortsetzung.) gr 

Anhang I. - 

Balsam, Terebinthinae. Es wurde untersucht: 


1) Terebinthina veneta aus der Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes. = 


2) Terebinthina communis aus derselben Sammlung. 


3) Terebinthina communis ebenfalls aus derselben 
Sammlung. 


Ge “ ER u Bee ar ILS : Ro ? 
d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 153 


Alkohol, Aether, Aether-Alkohol, Oloroform : 
und Bleiacetatlösung verhielten sich ebenso wie bei den 
Coniferenharzen. 

Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung von No. 1 
grünlich, No. 2 u. 3 bräunlich. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine trübe Mischung. i 

Salzsäure-Alkohol, conc. engl. Schwefelsäure, 
die Lösung in Schwefelsäure gegen Alkohol und Wasser, 
sowie Natroncarbonatlösung zeigten auch hier diesel- 

ben Erscheinungen wie bei den Coniferenharzen. 
| Chlorkalklösung sowie die Prüfung auf Schwefel, 
Stickstoff, Umbelliferon und Zimmtsäure gaben auch 
hier negative Resultate. 

Petroleumäther löste die Balsame bis auf einen sehr 
geringen Rückstand und es entfärbte sich Jodlösung beim 
Zufügen unter Abscheidung von braunen Flocken. 

Chloralreagens gab sowohl mit dem Balsam, wie mit 
dem Verdunstungsrückstande der Petroleumätherlösung bei 
No. 1 anfangs schwach gelbliche in Rothviolett übergehende 
Färbung; diese wurde allmählig immer intensiver und am 
Rande bläulich. Bei No. 2 u. 3 war zuerst eine grüne Fär- 
bung zu beobachten, in welcher allmählig rothviolette Streifen 
entstanden und es ging schliesslich die ganze Mischung in 
Rothviolett über und bildete sich auch dabei ein blauer Rand. 


Anhang II. 


Im Anschluss an die ebenbesprochenen Coniferenharze 
und -balsame will ich hier gleich einige Bemerkungen 
über die 

Resinaorenburgensis*)machen. Die mir vorliegende 
Probe, welche der Sammlung des pharmaceutischen Institutes 


*) Ist nach Geiger und Martius das bei Waldbränden im südlichen 
Russland aus Lärchenbäumen ausfliessende, durch die Hitze veränderte 
Harz. Geiger, Handbuch der Pharmacie. 2. Auflage. 1843. Band II. 
Ersänzungsband pag. 290. 


„ angehört, bildet unregelmässig geformte (wie geschmolzene) 5: 


Massen von schwarzbrauner Farbe. Bruch eben und glän- 
zend. Splitter sind an den Rändern durchscheinend. Der 
Geruch ist Vanilla-ähnlich, geht aber beim Verreiben zwischen 
den Fingern in einen dem Ol. Pini silv. ähnlichen über. Das 
Pulver ist hellbraun gefärbt. 

Alkohol löste dieses Harz bis auf die vorhandenen 
Pflanzenüberreste zu einer gelbbraun gefärbten Lösung. 

Bleiacetat gab mit dieser Lösung einen Niederschlag, 
der sich beim Kochen nicht löste, 

Eisenchlorid färbte dunkelgrün. 

Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen 
Lösung eine trübe Mischung. 

Aether-Alkohol verhielt sich ähnlich dem Alkohol 
(die Lösung war trübe). 

Aether und Chloroform lösten nur geringe Mengen 
und färbten sich dabei schwach gelb. 

Bromlösung färbte bräunlich. 

Salzsaurer Alkohol löste allmählig mit brauner Farbe. 

Conc. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraun 
gefärbte Lösung, die mit Alkohol klar und violettgefärbt 
wurde. Wasser fällte aus der Schwefelsäurelösung Harz in 
schmutzig violetten Flocken. 

Natroncarbonatlösung gab schon bei gewöhnlicher 
Temperatur einen hellgelb gefärbten Auszug; durch Kochen 
wurde ein dunkler gefärbter erhalten. Beim Uebersättigen 
mit Essigsäure wurden in beiden Fällen Flocken gefällt. 

Auch hier gab Chlorkalklösung, so wie die Prüfung 
auf Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbel- 
liferon durchaus negative Resultate. 

Der mit Petroleumäther erhaltene Auszug war farb- 
los, veränderte die Farbe der Jodlösung nicht und hinter- 
liess beim Verdunsten einen fast farblosen Rückstand, dessen 
Menge bei 120° C. getrocknet 4,29 °/, vom Gesammtgewichte 
der Drogue betrug. 

Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
vor dem Erwärmen auf 120° C. allmählig blauviolett, 


TE ER TR ER 


ev 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 155 


Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 
gelbbraun. 

Fasst man die erhaltenen Resultate zusammen, so erhält 
man Folgendes: 

1) Eisenchlorid färbt die Alkohollösung grün. 

2) Alkohol löst vollkommen. 

3) Chloroform und Aether lösen nur wenig, ebenso Pe- 
 troleumäther (4,29 °/,.) 

4) Die Lösung des Harzes in Schwefelsäure giebt mit 
Alkohol eine klare violette Mischung. Wasser fällt aus der 
Schwefelsäurelösung Harz in missf. violetten Flocken. 

5) Bleiacetat giebt einen Niederschlag, der sich beim 
Kochen nicht löst. 

6) Natroncarbonatlösung löst zum Theil schon bei gewöhn- 
licher Temperatur. 

7) Die Farbe der Jodlösung wird durch den Petroleum- 
ätherauszug nicht verändert. 

8) Chloralreagens färbt den Verdunstungsrückstand des 
Petroleumätherauszuges blauviolett. 

Von diesen aufgezählten Reactionen besitzt Resina oren- 
burgens. nur noch die unter No. 2, 5 u. 6 aufgezählten mit 
den Üoniferenharzen gemeinsam, während die Uebrigen ab- 
weichend sind. 


- 


Anhang III. 


Als Beleg dafür, dass sich Öoniferenharze und Balsame 
leicht als Beimengung harziger Droguen erkennen lassen, 
diene Folgendes: 

Vor einiger Zeit erhielt ich ein aus St. Petersburg 
bezogenes 

Galbanum depuratum, welches sich durch die weiche 
Consistenz, die es dem frischen persischen Galbanum ähnlich 
machte, und die Halbdurchsichtigkeit auszeichnete. Der 
Geruch dagegen deutete auf levantisches Galbanum, dessen 
Gegenwart auch durch die folgende Untersuchung bestätigt 
wird. — 


Alkohol, Aether, Chlorofom lösten das Harz bi S 


auf einen geringen Rückstand. 

Bleiacetat gab einen starken Niederschlag, der sich 
beim Erwärmen nur wenig löste. (Beim unverfälschten Gal- 
banum entsteht nur eine Trübung.) 

Eisenchlorid färbte dunkler. 

Natroncarbonatlösung gab einen gelblichen Auszug 
aus dem durch Essigsäure Flocken gefällt wurden. (Galbanum 
giebt einen Auszug, welcher von Essigsäure nicht gefällt wird.) 

Schwefel konnte nicht nachgewiesen werden. (Abwe- 
senheit von Sagapen etc.) 

Chlorkalklösung färbte das Harz nicht. (Abwesen- 
heit von Ammoniak.) 

Eine Probe des Harzes mit Alkohol befeuchtet und mit 
Salzsäure oder Salpetersäure übergossen, gab eine 
rosa Färbung, welche in Violett überging (wie levantisches 
Galbanum.) 

Petroleumäther löste grössere Mengen und gab 
einen gelblich gefärbten Auszug, der Jodlösung sofort ent- 
färbte unter Abscheidung von braunen Flocken. (Beim ächten 
Galbanum ist der Auszug farblos und derselbe verändert die 
violette Farbe der Jodlösung nicht.) 

Beim Verdunsten des Petroleumätherauszuges hinterblieb 


eine grosse Menge eines gelblich gefärbten Rückstandes, wel- 


cher nach Terpenthin und Galbanum roch. 

Salzsäure und Salpetersäure gaben mit diesem 
Rückstande dieselben Färbungen, wie das Harz (also Reac- 
tionen d. levantischen Galbanum.) 

Bromdämpfe färbten gelb (wie levantisches Galbanum.) 

Fröhde’s Reagens löste mit gelbbrauner Farbe (wie 
das gegenwärtig im Handel erscheinende levant. Galbanum.) 

Chloralreagens anfangs grün, allmählig bildeten sich 
violette Streifen, die in blauviolette übergingen, und ging 
schliesslich Alles in Dunkel-blauviolett über. Die quantita- 
tive Analyse, welche nach derselben Methode wie das Gal- 
banum, Ammoniak etc, ausgeführt wurde, gab folgende Re- 
sultate : 


id. acheohn, ae 2. nie d. es Gummiharze ete. 157 


 1,3g. gaben an Petroleumäther 0,725 g. = 56,54 9), 
Auf 120° 0. erwärmt hinter- 
blieben - 0,532 - — 42,96%), 
Hierauf wurden v. Aether gelöst 0,4367 -—= 33,40 - 
Hierauf löste 95°), tiger Alkohol 0,0145 -—= 1,12 - 
Nach dieser Behandlung extra- 


hirte Wasser 0,0540 -=. 4,16 - 
Der unlösliche Rückstand wog 0,0586 -—= 4,51 - 
99,73 un 


Der nach dem Erwärmen auf 120°C. hinterbliebene 
Rückstand des Petroleumätherauszuges war spröde, löste sich 
in Alkohol, Aether und Ühloroform. 

Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung einen Nieder- 
schlag, der sich beim Erwärmen nur wenig löste (wie die 
Coniferenharze). 

Natroncarbonatlösung gab einen gelblichen Auszug, welcher 
von Essigsäure gefällt wurde (Coniferenharz). 

Die grosse Menge (42,96 °),) des von Petroleumäther 
extrahirten Harzes beweist die Anwesenheit eines in Petroleum- 
äther leicht löslichen Harzes, wie Copal, Dammar, Mastix, Elemi, 
Coniferenharz oder Balsam, Olibanum und einige andere. 

Die Consistenz sowohl als auch das Verhalten gegen 
Eisenchlorid und der Aetherlösung gegen Alkohol schliesst die 
Anwesenheit von Copal, Mastix und Dammar aus, dazu kommt 
- noch der Preis, welcher es eben nicht vortheilhaft erscheinen 
lässt, eine Verfälschung mit den genannten Harzen auszufüh- 
ren. Von diesem Gesichtspunkte aus sowohl, als auch durch 
das Verhalten zu Natroncarbonat wie auch den Geruch des 
Petroleumätherauszuges, können ebenfalls Elemi, Olibanum und 
einige andere ausgeschlossen werden. 

Es bleiben also nur noch die Coniferenharze und Terpen- 
thine und sprechen für ihre Anwesenheit nicht allein der Geruch, 
' sondern auch die meisten Reactionen. Nach diesen Resulta- 
ten stehe ich nicht an, die vorliegende Galbanumprobe als 
mit Terpenthin- verfälscht zu erklären und zwar nach der grossen 
Menge des von Petroleumäther extrahirten Harzes auf die 
‚Anwesenheit von mindestens 50 °/, zu schliessen. Die geringe 


y‘ N 


158 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gumnillaene A "- 
Menge, welche von Wasser gelöst wurde (b. echtem levan- 
tischem Galbanum schwankt sie zwischen 8— 15 °/,) sowie 
der geringe unlösliche Rückstand (bei levant. zwischen 11 bis 
23 %/, schwankend) macht es wahrscheinlich, dass das vorlie- 
gende Galbanum depuratum in der Weise dargestellt worden, 
dass gleiche Mengen käuflichen levantischen Galbanums und 
gewöhnlichen Terpenthins zusammengeschmolzen und colirt 
wurden. 

VII. Canadahalsam lag mir in folgenden Proben vor: 

1) Canadabalsam aus der Sammlung des pharmaceu- 
tischen Institutes. 

2) Canadabalsam aus der Martiny’schen Sammlung. 

3) Eine als Bals. de Mecca bezeichnete Probe der 
Martiny’schen Sammlung. 

Alkohol und Aetheralkohol lösten nur zum Theil 
mit Hinterlassung weisser Flocken. 

Chloroform und Aether gaben eine klare Lösung. 
Beim Versetzen der ätherischen Lösung mit Alkohol wurden 
Flocken ausgeschieden. 

Bromlösung, dem in Chloroform gelösten Balsam zuge- 
fügt, gab keine besondere Erscheinung. 

Bleiacetat gab mit dem alkoholischen Auszuge einen 
Niederschlag, der sich beim Erwärmen bis zum Kochen nur 
zum geringen Theil löste. 

Eisenchlorid färbte nicht, rief aber nach einigen 
Secunden eine Trübung hervor, welche beim Kochen wie auch 
nach Zusatz von Aether verschwand. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit dem alkoholischen 
Auszuge eine trübe Mischung. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit dem 
Balsam gelbbraun. 

Cone. engl. Schwefelsäure löste ebenfalls mit gelb- 
brauner Farbe, aus welcher Lösung Alkohol Harz in hell- 
braunen Klumpen und Wasser dasselbe in weisslichen Flocken 
ausschied. 

Natroncarbonatlösung färbte sich weder bei ge- 
wöhnlicher Temperatur noch beim Kochen mit dem Üanada- 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig, Gummiharze ete. 159 


We balsam. und wurde die kalt bereitete Lösung durch Ueber- 


sättigen mit Essigsäure nicht getrübt, während bei dem 
durch Kochen erhaltenen Auszuge eine geringe Trübung zu 
bemerken war. 

Negativ fiel die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, 
Zimmtsäure, Umbelliferon, sowie diejenige mit Chlor- 
kalklösung aus. 

Petroleumäther löste bis auf einen aus weissen Flocken 
bestehenden Rückstand. Fügte man der Petroleumäther- 
lösung mehr Petroleumäther zu, so entstand eine Trübung. 

Jodlösung wurde sofort entfärbt unter Abscheidung 
brauner Flocken. 

Chloralreagens färbte sowohl den Balsam wie den 
Verdunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges zuerst 
gelblich, allmählig ging diese Färbung in Rothviolett über. 

Fröhde’s Reagens und Schwefelsäure geben gelb- 
braune Solutionen. 

Die im Folgenden aufgeführten Reactionen wären nach 
den eben erhaltenen Resultaten als charakteristisch für den 
Canadabalsam anzuführen. 

1) Alkohol und Aetheralkohol lösen nur zum Theil. 

2) Die ätherische Lösung wird von Alkohol getrübt. 

3) Bleiacetat giebt einen Niederschlag, der beim Kochen . 
unlöslich ist. 

4) Eisenchlorid giebt nach einigen Secunden eine Trü- 
bung, welche beim Erwärmen wie nach Aetherzusatz ver- 
schwindet. / 

5) Natroncarbonatlösung nimmt bei gewöhnlicher Tempe- 
ratur nichts auf. 

6) Chloralreagens färbt gelblich, allmählig in Rothviolett 
übergehend. 

Als Unterscheidungsmerkmale des Canadabalsams vom 
Terpenthin können hier sehr gut die unter No. 1, 2,4 u.5 
aufgeführten Reactionen dienen. Das unter No. 5 aufgeführte 
Verhalten könnte noch benutzt werden zum Nachweise einer 
etwa vorkommenden Verfälschung mit Terpenthin, indem, wie 
wir schon gesehen, Terpenthin schon bei gewöhnlicher Tem- 


dd en nn 
ng 


Be .e o,; 
Gummiharze ete. 


at” 


160 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. 


ä has 4 
peratur, noch mehr beim Kochen, von Natroncarbonatlösung 
aufgenommen wird und Essigsäure aus dieser Lösung Harz 


in Flocken fällt. Bei einem unverfälschten Canadabalsam 


darf entweder keine oder nur eine sehr geringe Trübung 
eintreten. 

VIII. Meceabalsam hatte ich in folgenden Proben zur 
Verfügung: 

1) Meccabalsam aus der Martiny’schen Sammlung. 
2) Meccabalsam aus derselben Sammlung. 

3) Meccabalsam von Gehe für die Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes bezogen. 

4) Meccabalsam ebenfalls aus der Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes. 
5) Meccabalsam aus derselben Sammlung. 

Für die Aechtheit dieser Proben kann ich keine Verant- 
wortung übernehmen. 

Alle eben angeführten Proben des Meccabalsams lösten 
sich in Alkohol und Aether fast vollkommen, die Lösung 
war schwach trübe. 

Aether-Alkohol gab eine klare Mischung. Die 
ätherische Lösung wurde nach Zusatz von Alkohol klar. 

Bleiacetat der alkoholischen Lösung zugefügt, gab 
aus No. 2—5 eine schwache Trübung, welche beim Erwärmen 
verschwand; No. 1 blieb nach Zusatz von Bleiacetat klar. 

Eisenchlorid liess keine auffallende Veränderung 
wahrnehmen. 

Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung. 

Chloroform löste vollkommen. 

Bromlösung, dieser Lösung zugesetzt, färbte gelblich 
und ging diese Färbung allmählig in ein helles Grün über. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich mit dem Balsam 
hellbraun. 

Schwefelsäure löste den Meccabalsam gelbbraun und 
gab diese Lösung mit Alkohol eine trübe rothbraune, allmäh- 
lig in Violett übergehende Mischung. Wasser fällte aus der 
Schwefelsäurelösung Harz in weissen Flocken, 


E Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 161 


Natroncarbonatlösung gab dieselben Erscheinungen 
wie beim Canadabalsam, nur wurde der durch Kochen er- 
haltene Auszug beim Uebersättigen mit Essigsäure stärker 
getrübt. 

Auch hier war die Prüfung auf Stickstoff, Schwe- 
fel, Zimmtsäure und Umbelliferon, sowie diejenige 
mit der Ohlorkalklösung von negativem Erfolg. 

Petroleumäther löste bis auf einen geringen Rück- 
stand und es verhielt sich Jodlösung zu dieser Lösung, 
so wie beim Canadabalsam angegeben. 

Chloralreagens färbte auch hier den Balsam für 
sich, wie auch den Verdunstungsrückstand der Petroleum- 
lösung allmählig bei No. 1 blaugrün und bei No. 2 —5 grün. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens zeigten das- 
selbe Verhalten wie beim Canadabalsam. 

Auch hier will ich, der besseren Uebersicht wegen, die 
wichtigsten Erscheinungen, welche der Meccabalsam gegen 
Reagentien darbietet in Folgendem vorführen. 

1) Alkohol und Aether geben eine fast vollkommene 

Lösung. 

2) Aether-Alkohol löst klar. 
3) Bleiacetat giebt entweder keine oder nur eine geringe 

Trübung, welche beim Erwärmen verschwindet. 

4) Eisenchlorid giebt keine Reaction. 

5) Chloralreagens färbt allmählisg blaugrün oder grün. 

Die meisten (mit Ausnahme der des Aethers) der aufgeführ- 
ten Reactionen können zur Unterscheidung des Meccabalsams 
vom Canadabalsam benutzt werden. Die unter No. 2 und 3 
aufgeführten Reactionen könnte man auch zum Nachweis 
einer Verfälschung mit Canadabalsam benutzen, da Canada- 
balsam, in ätherischer Lösung mit Alkohol versetzt, trübe 
wird und Bleiacetat mit der alkoholischen Lösung einen 
Niederschlag giebt, der sich beim Erwärmen nicht löst. Was 
_ die Unterscheidung oder eine Verfälschung mit Terpenthin 
betrifft, so können dazu das Verhalten der Natroncarbonat- 
lösung, des Chloralreagens und des Bleiacetats benutzt 
_ werden. 

2 _ Arch. d. Pharm, XI. Bas. 2. Hifi. il 


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IX. Copaivabalsam. Es wurden folgende $ orte 
tersucht: 
1) Balsamum Copaivae brasil. aus der Martiny” 
schen Sammlung. Dünnflüssig und rheinweingelb gefärbt. 
2) Balsamum Copaivae brasil. aus derselben Sam Im. 
lung. Dunkler als die vorige Probe. y Aa 
3) Balsamum Copaivae de Para 1867 von Gehe 
für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen. 2 
Farbe wie bei No. 1, aber dickflüssiger. 


4) Balsamum Copaivae de Maranham gleichfalls 
1867 von Gehe bezogen. Farbe wie bei No. 2 sonst wie 
No. 3. . 


5) Balsamum Copaivae von Gehe unter der Bereich 
nung „Gurjonbalsam“ aus der Sammlung des pharmaceuti- 
schen Institutes. Wie No. 4. Ist kein Gurjonbalsam, da 
er in Benzin gelöst keine Fluorescenz zeigt, sowie beim 
Erhitzen im zugeschmolzenen Glasrohr nicht dick wird und 
die Flückiger'sche Reaction mit Salpeter- und Schwefelsäure “ 
nicht giebt, welche Reaction beim echten Gurjonbalsam ein- }- 
treten muss, a 

6) Balsamum Copaivae, aus der Sammlung des 
pharmac. Institutes. Dunkelgelb, dickflüssig. BE 

7) Balsamum Copaivae antillor., aus der Marin 
schen Sammlung. Wie No. 1. 

Alkohol gab mit allen Proben eine trübe Mischung E 
(bei No. 2 war die Trübung nur schwach.) Ei 
Aether-Alkohol gab mit No. 1, 2 und 7 eine klare = 
Mischung, mit No, 3 eine trübe Mira 
Aether und Chloroform eine klare Lösung. 
Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung eine h 
geringe Trübung, welche beim Erwärmen verschwand. Bi: 
Ammoniakflüssigkeit fällte die alkoholische Lö- 


Eisenchlorid rief keine Reaction hervor. E: 
Bromlösung dem in Chloroform gelösten Balsam zuge- 


fügt (3 Tropfen Balsam, 1 Cl. Chloroform und 5 Tropfen 


chsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 163 


'Bromlösung), färbt die Lösung der No. 1, 4 und 7 zuerst 
gelblich, rasch in Violett und endlich Blau übergehend, 
letztere Färbung änderte sich beim Stehen in Grün. No. 2, 
3 und 5 blieben farblos, No. 6 grünlich gelb in bräunlich. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 1 rothbraun, 
No. 3, 5 und 7 braun, No. 4 grünlich und endlich mit 
No. 2 grün. 

Conc. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraune 
Lösung, welche sich mit Alkohol zu einer trüben braunen in 
Rothviolett übergehenden Flüssigkeit mischte. Wasser der 
Schwefelsäurelösung zugefügt, bewirkte Ausscheidung von 
braunem Harz und Oel. 


Schüttelte man Copaivabalsam mit Natroncarbonat- 
lösung, filtrirte und übersättigte das Filtrat mit Essig- 
säure, so wurde nur eine Trübung des Auszuges bemerk- 
bar. In dem durch Kochen erhaltenen Auszuge wurde durch 
Essigsäure eine stärkere Trübung hervorgerufen. 


Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbelli- 
feron liessen sich nicht nachweisen. 


Chlorkalklösung gab negative Resultate. 


Gleiche Volumina Copaivabalsam und Petroleum- 
äther gaben eine klare Mischung, welche nach Zusatz von 
mehr Petroleumäther (d. 3—4fachen Menge) bei No. 1—6 
durch Abscheidung von Flocken getrübt wurde, No. 7 blieb 
hierbei klar. 


Jodlösung wurde sofort entfärbt unter Abscheidung 
von braunen Flocken. 


Chloralreagens färbte No. 1, 2, 4 und 7 zuerst 
gelblich, durch Violett in Bräunlich übergehend, No. 3 und 5 
zuerst rosa in Bräunlich, No. 6 röthlich in Bräunlich.*) 


2 Das von Prof. Flückiger empfohlene Reagens auf 
Gurjonbalsam. (Lösen 1 Tropfen des Balsams in 19 Tropfen 


*) Nach Prof. Dragendorff giebt Ol. Copaivae folgende Reactionen; 
Chloralreagens allmählig dunkelgrün, Bromlösung tiefblau, Salzsäure - Al- 
kohol tief violettroth. 

Ei” 


n,, 


’ * ze. Br 
e 6 164 6 e Perg 2. Chem 


 Schwefelkohlenstoft und Zumischen eines Tropfens. 


bei No. 3, 4 und 7 häiloee in Hellviolett, 
in Bräunlich, No. 6 bräunlich. i 
Die abgehandelten Copaivabalsamproben zeigen zu zu = 
gentien ein verschiedenes Verhalten und will ich deschalb m 
der besseren Uebersicht wegen folgendes Schema u E 
I. Die ätherische Lösung mit Alkohol versehuhunn gi 
eine klare Mischung (No. 1, 2 und 7.) Rn. 
A. Bromlösung färbt den in Chloroform gelösten Bat 
sam erst gelblich, rasch in Violett und Blau übergehend. 7 
(No. 1 und 7.) B 
a) Die Petroleumäthermischung mit dem 3fachen Vo 

| lumen Petroleumäther versetzt, wird trübe (No. 1.) 


ee ET 


- 
Balsamum Copaivae brasil. Be 


b) Die Petroleumlösung giebt mit mehr Petr. eine klare 
Mischung (No, 7.) 
Balsamum ÜCopaivae antillor. 
B. Bromlösung wird entfärbt (No. 2.) 
Balsamum Copaivae brasil. 


II. Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine trübe 2 
Mischung (No. a: 


E Rend (No. 4.) 
Balsamum Copaivae Maranham. 
B. Bromlösung färbt grünlich gelb (No. 6.) 
Balsamum Üopaivae? 
C. Bromlösung färbt nicht (No. 3 und 5.) 


Balsamum Copaivae de Para. 
| (Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.) 


vate d. Salieylsäure. — Erschöpf. Bromirung aromat. Körper. 165 


B. Monatsbericht. 


Ueber Aethylderivate der Salieylsäure 


berichtet Christ. Göttig, 
I. Salicylsäuremonoäthyläther. Verfasser leitete Salz- 
_ säuregas in eine alkoholische Lösung von Salieylsäure, so 
lange dasselbe noch absorbirt wurde. Auf Zusatz von Was- 
ser schied sich ein Oel aus, welches mit Kaliumcarbonat- 
lösung gewaschen, dann getrocknet und durch Destillation 
rein erhalten wurde. 
Nach Ch. Göttig verläuft die Reaction folgendermaassen: 
DrCB>0Hr1 HC — €2H>C1 7 H?0; 
OH OH 
a) CC H*® COoH + CO, GE! cooc2H5 + HCl. 
I. Salicylsäurediäthyläther. Aus dem Monoäthyläther 
erhielt Verfasser den Diäthyläther durch mehrstündiges Er- 


hitzen der Kaliumverbindung ooHeOK e mit der äqui- 
CO0C?H5 E 


valenten Menge Jodäthyl auf etwa 160° im zugeschmolzenen 
Glasrohre. Die erhitzte Masse wurde mit Wasser behandelt, 
wobei sich der Diäthyläther als ölige Substanz ausschied. 
Der Aether entsteht nach folgender Gleichung: 
OK . 2, O0 
oe! PI NL CE 000% 
Der Salicylsäurediäthyläther ist eine farblose Flüssigkeit 
von 1,1005 spec. Gew., deren Geruch an den des Wintergrün- 
öls erinnert, reagirt neutral und ist in Wasser wenig, in 
Alkohol jedoch in grösserer Menge löslich, (Ber. d. deutsch. 
chem. Ges. IX, 1473.). BERDE 


Erschöpfende Bromirung aromatischer Körper. 


Emil Gessner übernahm, im Anschluss an die von 
anderen Chemikern in der letzten Zeit ausgeführte erschöpfende 
_ Chlorirung zahlreicher organischer Körper, die erschöpfende 
d,h. bei möglichst hoher Temperatur durchgeführte Bromirung 


166 Salzsaures Rosanilin. 


verschiedener Körper aus der aromatischen Reihe. Or 
Chlorirung wurden schliesslich immer wieder dieselben 3 bis iR 
4 Chlorkohlenstoffe beziehungsweise Perchlorbenzol (Perchlor- 
diphenyl), Perchlormethan und Perchloräthan erhalten. & 

Benzol C6H®. Das höchste bisher bekannte Bromsub- 
stitutionsproduct des Benzols ist das Pentabrombenzol. Zur 
Darstellung von Hexabrombenzol liess Verfasser jodhaltiges 
Brom tropfenweise in gekühltes Benzol fallen; es erfolgte 
eine sehr heftige Entwicklung von HBr und war schon nach 
kurzer Zeit eine krystallinische Masse — wahrscheinlich 
C®H* Br? und C®H?Br®?. Diese Masse wurde in nicht zu 
grossen Parthien mit überschüssigem Brom eingeschmolzen 
und zunächst auf 80 — 100° erhitzt. Die Temperatur wurde 
von 50 zu 50° allmählich auf 350 — 400° gesteigert. Nach 
20— 30stündigem Erhitzen auf diese Temperatur hatte alle 
Bromwasserstoffentwicklung aufgehört, nachdem im ganzen 
eirca 150 Stunden erhitzt war. Das so erhaltene Endproduct 
wurde mit wässriger Natronlauge extrahirt, um alles freie 
Brom und Jod wegzunehmen, dann aus siedendem Toluol 
umkrystallisirt, mit Alkohol ausgewaschen und zwischen zwei 
Uhrgläsern sublimirt. Es war reines Perbrombenzol C® Br$, 
in sehr schönen, langen, glänzenden Nadeln erhält man es 
aus einer gesättigten, heissen Chloroformlösung. In Alkohol 
und Aether ist C® Br® fast unlöslich. 

Das Toluol C°H5 . CH? wurde ebenfalls erschöpfend 
bromirt. Es entstanden als Endresultate Perbrombenzol und 
Perbrommethan, entsprechend der Gleichung: 

C®H5.CH® + 9Br? = C®Br6 + CBr* + 8HBr. 

Das Azobenzo] (0° H°)? N? lieferte als einziges Reactions- 
product Perbrombenzol, aller Stickstoff war somit abgespalten 
und die Einwirkung des Broms nach folgender Gleichung vor 
sich gegangen: 


CSH>N 
| + 11Br?.= 20®Br® + 10HBr + N2 
C°H5N 
(Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1505.). 0. J. 


Salzsaures Rosanilin. 


Wir entnehmen einem Berichte von Wurtz über Ros- 
anilin und Fuchsin Folgendes: | 

Der unter dem Namen Rosanilin bekannte Körper ent- 
steht durch Oxydation, resp. durch Wasserstoffentziehung 


* a 


Salraaures Bosanilin. 167 


_ aus einem Gemisch von Anilin und Toluidin. 2C’H®N + 
 CsH’N + 30 = C2°H!?N® + 3H2O. 

Die Technik führt diese Oxydation auf 2 wesentlich von 
einander verschiedene Arten aus. 


Entweder es wird das Anilin des Handels, d.h. eine 
Mischung von Anilin und Toluidin, mit einer concentrirten 
Arsensäurelösung der Wirkung gespannter Dämpfe in eigens 
dazu construirten Kesseln, die ein zeitweiliges Umrühren der 
Masse gestatten, ausgesetzt. Bei dieser Operation bildet sich 
im Wesentlichen arsenigsaures und arsensaures Rosanilin, die 
durch Wasser unter Mitwirkung gespannter Dämpfe aus der 
Masse ausgezogen werden. Um aus diesem Arseniat und 
Arsenit das Ohlorhydrat des Rosanilins zu erhalten, wird de- 
ren Lösung mit viel Meersalz versetzt, was eine doppelte 
Wirkung ausübt. 

Erstens vollzieht es die Umsetzung in Chlorhydrat und 
2tens bewirkt es die Ausscheidung dieses, indem es in con- 
centrirter Salzlauge unlöslich ist. Die arsenige und Arsen- 
säure werden bei diesem Vorgang an Natron gebunden und 
bleiben in Lösung, während das Chlor des Chlornatriums mit 
dem Rosanilin zu COhlorhydrat zusammentritt, welch letzteres 
sich -in der Salzlösung auf der Oberfläche ausscheidet. Es 
wird nun gesammelt und aus kochendem Wasser umkry- 
stallisirt. 


Aus der Mutterlauge wird durch Fällen mit Soda, Wieder- 
auflösen in Salzsäure und Ausscheidung durch Kochsalz 
eine gelbliche Handelssorte dargestellt, die neben Rosanilin 
noch Chrysanilin enthält. 


Um aus dem Chlorhydrat reines Rosanilin abzuscheiden, 
behandelt man mit Natronhydrat in der Wärme und erhält 
beim Abkühlen Rosanilin ausgeschieden in wenig gefärbten 
Krystallen. Oder es wird das Chlorhydrat durch Kalkwasser 
unter Druck in der Wärme zersetzt und aus den durch Ab- 
kühlen erhaltenen Krystallen durch Alkohol das Rosanilin 
aufgenommen, wobei das Chrysanilin zurückbleibt. 

Die 2te Fabrikationsmethode des Rosanilins schreibt die 
Behandlung von Toluidin-haltigem Anilin mit Nitrobenzol, Eisen 
und Salzsäure vor. Das Anilin wird hierbei nicht direct 
durch die Nitrogruppe des Nitrobenzols oxydirt, es bildet 
vielmehr das Eisen, resp. seine Oxydationsstufen den Sauer- 
stoffvermittler zum Anilin. 

Man nimmt an, dass bei der hohen Temperatur während 
der Operation der chemische Vorgang in der Weise stattfinde, 


E 


A a a ne z EN NE 
Platonitrite. 


dass sich aus Eisen und Salzsäure Eisenchlorür bildet, dieses 
oxydirt sich auf Kosten der Nitrogruppe und wird anderer- 
seits wieder durch das Anilin reducirt, um sich sofort wieder 
von Neuem von der Nitrogruppe oxydiren zu lassen. Dieser 
Process geht beständig in einander über, bis sämmtliches Ani- 
lin zu Rosanilin oxydirt ist. Im der hierbei resultirenden 
Masse sind noch bei 25°, Anilin enthalten, welches entfernt 
wird, indem man in Salzsäure auflöst, mit Kalk genau neu- 
tralisirt und destillirtt. Es geht alsdann das Anilin mit den 
Wasserdämpfen fort und das entstandene Chlorcalcium be- 
wirkt die Ausscheidung vom Chlorhydrat des Rosanilins, das 
nur noch aus heissem Wasser umkrystallisirt werden muss. 
(Journal de Pharmacie et de Chimie. IV. Ser. Tom. XXIV. 

pag. 18.). Dr. E..H2E 


Platonitrite. 


Ueber die interessanten Doppelnitrite von Platinoxydul 
mit Kalium, Natrium, Ammonium, Silber u. s. w. berichtet 
L. F. Nilson. 


Kaliumplatonitrit. K?.4NO?. Pt krystallisirt in kleinen, 
glänzenden, farblosen Prismen, K?.4NO2.Pt + 2H?O in 
grossen verwitternden, rhombischen Tafeln. Das wasserfreie 
Salz, welches man durch die Umsetzung 2KCl . PtC1? 
+4KNO?= K?.ANO?.Pt + AKClI erhält, bildet das Material 
für die Darstellung der übrigen Salze. Durch AgNO?® wird 
es in Silberplatonitrit, dies durch BaCl? in Bariumplatonitirt 
übergeführt und aus diesen beiden Salzen lassen sich dann 
die übrigen durch doppelte Zersetzung mit äquivalenten Men- 
gen Chloriden und Sulfaten darstellen, 

Rubidiumplatonitrit. Rb?.4NO?,Pt u. Rb?.ANO?. Pt 
+ 2H?O sind den entsprechenden Kaliumverbindungen voll- 
kommen ähnlich. 

Ammoniumplatonitrit. (NH®)?. ANO?.Pt + 2H?O 
bildet brillante, farblose, luftbeständige, prismatische Krystalle. 

Natriumplatonitrit. Na?.4NO?.Pt krystallisirt in lan- 
gen, farblosen, luftbeständigen Prismen. 


Silberplatonitrit. Ag?2.ANO2.Pt bildet schöne, gelbe, 
monokline Prismen, die sehr schwer löslich sind. Um diese 
Verbindung kaliumfrei zu erhalten, muss sie wenigstens drei- 
mal mit überschüssigem AgNO® umkrystallisirt werden. 


_ Aromatische Arsenverbindungen. 169 
| Caleiumplatonitrit. Ca.ANO?. Pt + 5H?0. Gelb- 
liche, dünne, leicht lösliche Prismen, die an feuchter Luft 
beständig sind, an trockner verwittern. 

Strontiumplatonitrit Sr. 4NO?. Pt + 3H?O krystallisirt 
in schwach gelblichen, grossen, fettglänzenden Tafeln; ebenso 
das Bariumplatonitrit. 

Manganplatonitrt. Mn. ANO?.Pt + 9H?O bildet 
grosse, schön rosenrothe, vierseitige Prismen, die beim Auf- 
bewahren an der Luft allmählig dunkler werden. 

_Cobaltplatonitrit. Co. ANO?. Pt + 8SH?O krystallisirt 
in prachtvollen, rothen Tafeln, die luftbeständig und leicht 
löslich sind. Das ebenso zusammengesetzte Nickelplatonitrit 
bildet schön grüne Tafeln. Alle drei letzteren Salze werden 
beim Erhitzen auf 100° zersetzt. 

Cadmiumplatonitrit. Cd.4ANO?.Pt + 3H?0O. Grosse, 
glänzende, schwach gelbe Prismen, die luftbeständig und leicht 
löslich sind. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1722.) ©. J. 


Aromatische Arsenverbindungen. 


Phenylarsenchlorür C6H5AsCl? erhielt A. Michaelis 
durch Einwirkung von Arsenchlorür auf Quecksilberdiphenyl. 
Nach einstündigem Erhitzen am Rückflusskühler war die 
Reaction beendet, es hatte sich ein schwerer Niederschlag 
abgesetzt (Sublimat) und die Flüssigkeit eine dunkle Farbe 
angenommen. Die Flüssigkeit wurde decantirt, der feste 
Rückstand mit As Cl? ausgezogen und 0° H AsCl? von dem 
überschüssigen AsOl? durch fractionirte Destillation getrennt. 
Die Reaction verläuft nach der Gleichung: 

2AsCl® + Hg(C°H5)? = 2C°H>’As0Ql? + HgCl2. 

Das Phenylarsenchlorür ist eine farblose, stark lichtbre- 
chende Flüssigkeit, die an der Luft raucht, von Wasser nicht 
verändert, aber von Alkalien leicht gelöst wird, wahrschein- 
lich nach folgendem Schema: 

CEH>AsCl? + 2K?0O = C$H°As(OK)? + 2KÜl. 

Phenylarsentetrachlorid. Das Phenylarsenchlorür addirt 
sehr leicht unter starker Wärmeentwicklung Chlor beim Sät- 
tigen mit Chlorgas; das überschüssige Chlor wird durch Koh- 
lensäure entfernt. Es entsteht flüssiges Phenylarsentetrachlo- 
rid, C®H®AsCl*, welches sich mit Wasser lebhaft zersetzt, 
indem zuerst, wie es scheint, ein festes Oxychlorid gebildet, 
das mit mehr Wasser leicht in die Monophenylarsinsäure 


10 


C5H5 AsO(OH)? übergeht. Dieselbe A sah lich 6 
in langen, weissen Nadeln, ist in kaltem H?O ziemlich, in 
heissem sehr leicht löslich. 
Bei der fractionirten Destillation des O° H°AsCl? blieb 
immer ein höher siedender Rückstand; durch wiederholte 
Destillation und Filtration gereinigt, bildete er eine dicke 
ölige Flüssigkeit und erwies sich als Diphenylarsenchlorür 
(C® H5)? AsCl. | 
Diphenylarsentrichlorid (C® H5)?AsCl?: Das Diphenyl- 
arsenchlorür addirt sehr begierig unter starker Erwärmung 
Chlor und wird zu obigem festem Trichlorid. (C® H°)? AsQl® 
ist gelb, schmilzt bei 174° und erstarrt krystallinischh Mit 
H?O zersetzt es sich beim Erwärmen, indem zuerst eine 
Flüssigkeit, wahrscheinlich das entsprechende Oxychlorid ent- 
steht, welches bei längerem Kochen weiter zersetzt wird. 
Bei Erkalten krystallisirt in feinen Nadeln die Diphenylarsin- 
säure (0° H°)? AsO(OH), welche in kaltem Wasser schwer, 
in heissem leicht löslich ist. Die mit Ammoniak neutralisirte 
Lösung giebt mit AgNO? einen weissen Niederschlag von 
Diphenylarsinsaurem Silber (C#H°)?AsO (OAg). (Ber. d 
deutsch. chem. Ges. IX, 1566.). 0. J. 


Einwirkung des Broms auf Natriumäthylat. 


M. Barth liess Brom in Dampfform auf Natriumäthylat 
C?H5ONa einwirken, indem die Bromdämpfe durch eine 
Bunsen’sche Wasserluftpumpe aus einer Flasche mit flüssigem 
Brom in den Entwickelungskolben gesogen wurden. Als Re- 
sultate der Einwirkung liessen sich constatiren: Essigäther, 
Bromwasserstoffsäure, Bromal, Bromäthyl, wenig bromsaures 
Natron und Bromnatrium. Eine Erklärung für diese Beobach- 
tungen lässt sich nach dem Verfasser finden, wenn man die 
Einwirkung des Broms auf das Aethylat nach drei Seiten hin 
betrachtet: 

1) Entziehung des Natriums, Verbindung mit dem Aethyl 
als solchen, unter Bildung von Bromnatrium, Bromäthyl und 
bromsaurem Natron, welches letztere sich während der ersten 
heftigeren Einwirkungen allerdings zersetzt und nur bei der 
zuletzt eintretenden weniger heftigen Absorption erhalten 
bleibt: 

30?H°>ONa + 6Br = 3C?H5Br + 2NaBr + NaBrO®, 

2) Oxydirende Einwirkung des Broms unter Bildung von 

Essigäther, Bromnatrium und Bromwasserstoff; 


Alizarin aus Anthracensulfosäure. SER 


3C?H°ONa + 4Br = 2NaBr + 2HBr + CH?CO0C?H°. 

3) Oxydirende und zugleich substituirende Wirkung, indem 
das Brom das 0?H° ONa in Bromnatrium, Bromwasserstoff 
und Aldehyd zersetzt und in dem Aldehyd zugleich drei 
Wasserstoffatome substituirt, so dass daraus Tribromaldehyd 
oder Bromal wird: 

C2H5ONa + 8Br — NaBr + AHBr + CBr3COH. 
(Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1455.). ©. J. 


Alizarin aus Anthracensulfosäure, 


darzustellen, hält Auerbach für unmöglich, weil die Anthra- 
_ censulfosäure durch Oxydation kein Anthrachinon, sondern 
nur eine isomerische Sulfosäure neben Anthrachinonsulfo- 
säure gebe. 

Wird Anthracen mit Chlor behandelt, so entsteht ein 
Körper, welcher 2 H-Atome gegen 2 Cl- Atome ausgetauscht = 
hat (Dichlor-anthracen). Durch Oxydationsmittel wie Or O3, 
MnO? etc. wird Chlor aus und Sauerstoff nach folgender For- 
mel eingeschoben. 


EB Hr TS RJSAEE 
C—-C 0—C 
N Br 
HC CH HC CH 
N NED 
=C C=C 
A ek 
E10, 0. Cl 0—- 6-00 
I NZ 
| 
06 C—C 
en 
HC CH HO CH 
N 00% BG 
—t C—6 
HH HH 
Diehlor - Anthracen. Anthrachinon. 


Wird nach Perkin Dichlor-Anthracen mit SO3 behandelt, 
so entsteht zunächst Dichlor-sulfo-anthracensäure durch wei- 
tere Behandlung mit SO? werden die Chloratome oxydirt, O 


0 
tritt an die Stellen des Chlors, SO? entweicht und es entsteht 
Anthrachinon - bisulfo - säure. I 

Wird Anthracensulfosäure oxydirt, so entsteht kein An- 
thrachinon, sondern eine Anthrachinonsulfosäure. Es ist kein 
Grund vorhanden , anzunehmen, dass die SO? irgend einen 
anderen Platz in dem Anthracen einnehme, als das Chlor, 
nur dass, bei der Oxydation der Anthracensulfosäure, die SO® 
ihre Stellung wegen des Sauerstoffes verändert. Im Gegen- 
theil muss der Sauerstoff in dieser Anthrachinonsulfosäure 
anders gruppirt sein als in der, welche durch Behandlung 
des Anthrachinons mit Schwefelsäure erhalten wird. Diese 
beiden Säuren können nur isomerisch sein. Alizarin wurde 
nach keiner dieser Methoden erhalten. 


Verf. versuchte ferner Anthrachinonsulfosäure aus Bichlor- 
anthracen - sulfosäure herzustellen. Anthracen wurde in An- 
thracensulfosäure übergeführt und diese mit Cl erhitzt; die 
Temperatur stieg auf 170° ohne Erwärmung. Die Sulfo- 
säure wurde alsdann mit überschüssigem Cl erhitzt und um 
Anthrachinonsulfosäure zu bilden mit überschüssiger SO3 bei 
einer Temperatur von 220°. weiter erhitzt. Es bildet sich 
eine braunrothe Sulfosäure, SO? und HCl entweichen und ein . 
schwarzer unlöslicher Rückstand, welcher immer bei der Be- 
reitung der Anthrachinonsulfosäure aus unreinem Bichlor- 
anthracen erhalten wird. Das erhaltene Sulfosäuresalz ist 
roth, wie das gewöhnliche anthrachinondisulfosaure Natron. 
Mit Soda geschmolzen giebt es eine violette Schmelze; durch 
eine Säure gefällt giebt es weder Alizarin noch irgend eine 
andere Farbe. 

Wenn die SO3 in der Anthracensulfosäure eine andere 
Gruppirung hätte als das Cl in dem Bichloranthracen, dann 
müsste das Cl den Platz des OÖ im Chinon haben. Wäre 
dieses der Fall gewesen, so würde Verf. das gewöhnliche 
Natronsalz der Anthrachinondisulfosäure und aus diesem Ali- 
zarin erhalten haben. Da jedoch kein Alizarin erhalten wurde, 
so ist bewiesen, dass die SO® in der Anthracendisulfosäure 
dieselbe Stellung wie das Chlor in dem Bichloranthracen hat. 
Die SO? in der Anthracendisulfosäure ist gebunden und 
kann nicht durch das Chinon-oxygen ersetzt werden und 
erhält desshalb, wenn sie . durch Hydroxyle ersetzt wird, 
einen mit Alizarin isomeren aber nicht identischen Körper. 
(The american Chemist. No. 66. December 1875. p. 223.). 

Bl. 


Einwirkung von Sulfarylchlorid auf Alkohole. 


Lässt man nach Paul Behrend ein Molecül Alkohol 
zu stark abgekühltem Sulfurylchlorid (ebenfalls 1 Mol.) tropfen, 
so tritt unter Entweichen von HÜl lebhafte Reaction ein. 
Das Reactionsproduct, eine schwere, ölige, schwach gelbliche 
Flüssigkeit wird in Eiswasser gegossen und schliesslich über 
Phosphorsäureanhydrid getrocknet, die Reaction verläuft nach 
der Gleichung: 


50>01? + 0?HsOH — 80: OU H° Hau 


Lässt man umgekehrt SO?Cl? zum Alkohol tropfen, so dass 
es also stets mit Alkohol im Ueberschuss in Berührung ist, 
so entsteht neben dem Aethylschwefelsäurechlorid der neu- 
trale Schwefelsäureäther nach folgender Gleichung: 
SOC H> en ana O0CHr 
so a + C?H°’OH = SO oc2H5 + HCl. 
Durch Einwirkung von Methylalkohol auf Aethylschwe- 
2H35 
felsäurechlorid erhält man den gemischten Aether SO? a 3 
In analoger Weise, wie beim Aethylalkohol, nur noch 
heftiger, verläuft die Einwirkung von Sulfurylchlorid auf Me- 
 thylalkohol unter Bildung von Methylschwefelsäurechlorid. 
Das vom Verfasser ebenfalls dargestellte Butylschwefelsäure- 
chlorid unterscheidet sich wesentlich von den beiden anderen, 
es zersetzt sich nemlich schon bei gewöhnlicher Temperatur, 
indem es allmählig zu einer dunkelbraunen, klebrigen Masse 
verharzt. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1334.). VE: 


Reinigung der Baldriansänre. 


Die aus Kartoffelfuselöl dargestellte Baldriansäure ist 
häufig genug mit benachbarten Fettsäuren, sowie mit Bal- 
driansäureamyläther stark verunreinigt. Zu ihrer Reinigung 
empfiehlt Lescoeur, in zwei Aequivalenten derselben ein 
Aequivalent neutrales baldriansaures Natron durch Erwärmen 
aufzulösen. Beim Stehen an einem kühlen Orte scheiden 
sich Krystalle von dreifach baldriansaurem Natron aus, 
welche man auf porösen Steinplatten und zuletzt durch Pres- 
sen zwischen Papier trocknet. Dieselben liefern bei der 
Destillation zwischen 200 und 300 Grad eine völlig reine 


ARE TEN 
174 Chlor auf Acetonitril.— Ueberführ. d, Nitrileete. — Bernst 


Baldriansäure. Was unter und über den bezeichneten Tem- 
peraturgrenzen übergeht, muss “beseitigt werden. (Bulletin 
de la Societe Chimique de Paris. Tome XXVIIL No.3. 
pag. 104.). Dr. @. V. 


Einwirkung von Chlor auf Acetonitril. 


Nach G. Backunts wirkt Chlor weder in der Kälte 
noch in der Wärme auf das Nitril ein, wohl aber bei Gegen- 
wart von Jod, doch ist auch dann die Reaction eine sehr 
träge. Nach fünftägigem Einleiten von Chlor wurde fractionirt, 
wobei der grösste Theil zwischen 80— 90° überging. Die- 
ses Destillat enthielt neben viel unverändertem Acetonitril 
Trichloracetonitril. Bei der Zersetzung mit Kalilauge bildete 
sich Chloroform. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1594.). 

Ö. J. 


Die direete Ueberführung der Nitrile in zusammen- 
gesetzte Aether 


geht nach H. Backunts und R. Otto leicht von Statten, 
wenn man auf eine Lösung der Nitrile in absolutem Alkohol 
Salzsäuregas einwirken lässt. Noch leichter gelingt den Ver- 
fassern zufolge diese Ueberführung mittelst Schwefelsäure, 
Sie stellten auf diese Weise aus Acetonitril Essigsäureäthyl- 
äther, aus Propionitril Propionsäureäthyläther und aus Benzo- 
nitril Benzo@säureäthyläther dar. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. 
IX, 1590.). 


Zur Bernsteinsäurereihe. 


Bourgoin legt der Academie des sciences einen Bericht 
über seine auf dem Gebiete der Bernsteinsäurereihe ausge- 
führten Studien vor. Wie wir demselben entnehmen, ist es 
Bourgoin gelungen, beim Studium der Verhältnisse, unter 
denen Bernsteinsäure und Aepfelsäure in einander übergeführt 
werden können, 2 neue Säuren zu entdecken, denen er die 
Namen ÖOxymalein- und Dioxymaleinsäure beigelegt hat. 
(Journal de Pharmacie et de Chimie. IV. Serie. Tom. XX1II. 
p. 433.). Dr. E. HA. 


\ 


yinnu 8 v. Glyeolsäure. — Verbind. v. Chloralhydr. mit Camphor. 175 


Gewinnung von 6Glycolsäure. 


Crommydis erhielt reichliche Mengen von Glycolsäure 
durch anhaltendes Erhitzen einer Oxalsäurelösung mit Zink- 
spähnen und Sättigen des Filtrats mit Kalk. Aus dem so 
gewonnenen glycolsauren Kalk werden durch doppelte Um- 
setzung andere glycolsaure Salze dargestellt, aus diesen dann 
aber die Glycolsäure selbst in krystallisirbarer Form abge- 
schieden. (Bulletin de la SocieteE Chimique de Paris. Tome 
EEE VIT No.1. pag. 3.). Dr..G. 


Verbindung von Chloralhydrat mit Camphor. 


Rührt man nach ©. Saunders ein Gemisch von gleichen 
Theilen Chloralhydrat und Üamphorstückchen zuweilen um, 
so bilden sie nach 24 Stunden eine klare Flüssigkeit. Findet 
bei dieser Verflüssigung eine chemische Verbindung statt? 
Nach des Verfassers Versuchen scheint es nicht so. Unter- 
wirft man nemlich eine solche Flüssigkeit der fractionirten 
Destillation, so geht bis 300° eine weiche grünliche Masse 
über, die zum grössten Theil aus Chloralhydrat in feinen 
Krystallen besteht, dem ein wenig Camphor und eine geringe 
Menge eines grünlichen Oels anhängt, welches letztere viel- 
' leicht als Resultat einer durch die Hitze bewirkten chemi- 
schen Action zwischen Chloralhydrat und Camphor zu betrach- 
ten ist, seiner Geringfügigkeit wegen sich aber weiterer 
Untersuchung entzieht. Von 300 —402° geht ein dickes 
öliges, nach Chloralhydrat riechendes Liquidum über, wel- 
ches in der That auch grossentheils daraus besteht, nur mit 
soviel Camphor gemischt, dass der flüssige Aggregatzustand 
erhalten bleibt. Was bei 402° in der Retorte zurückbleibt, 
ist reiner Camphor. 

Die Chloralhydrat - Camphor - Flüssigkeit wird durch Was- 
ser zersetzt, so zwar dass der Camphor auf der Oberfläche 
schwimmt, während die unterstehende Flüssigkeit alle Reac- 
tionen des Chloralhydrats zeigt. 

Es bedarf übrigens der Berührung der beiden Körper’ 
nicht, um sie zu verflüssigen, getrennt unter eine Glasglocke 
gebracht werden die Dämpfe des Chloralhydrats vom Uam- 
phor absorbirt und dieser dadurch flüssig gemacht. Ein 
Theil Camphor giebt mit 3*/, Thln. Chloralhydrat eine stabile 
Flüssigkeit, aus der sich nichts ausscheidet, dagegen krystal- 
lisirt aus dem Liquidum, welches man in der Wärme aus 
1 Thl. Chloralhydrat und 2 Thln. Camphor darstellt, das 
letztere beim Erkalten zum Theil aus. 


. 


a 1 Se Tr a. 


ETIET TE ITTRe 


Die aus gleichen Theilen der beiden Körper erhalten Pr 
Flüssigkeit ist in allen Verhältnissen mischbar mit Alkohol, 
Schwefelkohlenstoff, Aether und Olivenöl, mit 1%, Thln. Chlo- 
roform bildet sie eine klare Mischung, die durch mehr Chloro- 
form getrübt wird. (The Pharm. Journ. and Transact. Third. en 
Ser. No. 318. July 1876. a 89.). Wr. m 


2 
Eine Eigenschaft des Chloralhydrats. “ 
Durch eine Veröffentlichung veranlasst, in welcher eine & 
Bildung von weissen Dämpfen bei Annäherung von Ammo- 
niak ausdunstenden Körpern an Chloralhydrat als ein Zeichen 
von Salzsäuregehalt des letzteren erklärt wurde, macht 
Anneessens auf das Irrige dieser Anschauung aufmerksam, 
indem er nachweist, dass die erwähnten weissen Nebel eine 
Folge der Entstehung von ameisensaurem Ammoniak sind, 
wenn Chloraldampf mit Ammoniak in Berührung kommt. Es 
wird daher auch das reinste, gegen Silbernitrat völlig indiffe- 
rente Chloralhydrat stets jene Nebelbildung veranlassen, 
Anneessens beweist seine Erklärung damit, dass er ein mit 
Ammoniaklösung getränktes Fliesspapier einige Zeit über 
Chloralhydrat aufhängt, dann mit Wasser auszieht, das über- 
schüssige Ammoniak durch Erwärmen im Wasserbade verjagt 
und dann Silbernitratlösung zusetzt, wodurch alsbald Schwär- 
zung und Bildung eines Silberspiegels an der Glaswand ein- 
tritt, als ein sicheres Zeichen der Anwesenheit eines ameisen- 
sauren Salzes. (Journ. de Pharm. d’Anvers. Janvier 1877. 
pag. 1.). Dr’ GR 


un 2 


Cyanür-Cyanat des Chlorals. 


0. O. Cech fand, dass beim Vermischen von Chloral- 
hydrat, Cyankalium und Kaliumeyanat in Lösungen unter 
heftiger Blausäure-Entwicklung ein ölartiger, bald zu feinen 
weissen Krystallen erstarrender Körper abgeschieden wird. 
Die Analyse ergab für diesen Körper die Formel C*H3C1?N? O2, 
was einer einfachen Addition gleicher Aequivalente Chloral 
C2HC1?0, Cyanwasserstoffsäure CNH und Cyansäure CNOH 
entspricht. Es ist das Cyanür-Cyanat des Chlorals das erste 
bis jetzt bekannte Beispiel davon, dass die Cyansäure und 
Uyanwasserstoffsäure im Stande sind, mit Aldehyden Additions- 
producte zu geben. (Journal de Pharmacie et de Chimie. 
IV. Serie. Tom. XXI. p. 439.). Dr. 2: 48 


ydr, u.Chloralh.— 2. insüss. Man Bynth, d. Allantoins. 177 


ie Einwirkung von Kaliumsulfhydrat auf Chloral- 
hydrat 


 studirte A. Michael. Zu einer kalten Lösung von Chloral- 
_ hydrat in 3—4 Theilen H?O fügt man eine, zur völligen 
Umsetzung nicht genügende Menge frisch bereiteter Kalium- 
sulfhydratlösung, erwärmt nach dem Eintreten der Reaction 
 gelinde, filtrirt und überlässt die Flüssigkeit einige Zeit sich 
selbst, worauf sich eine krystallinische Verbindung abscheidet, 
‚die durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt wird. Die 
Analyse führte zu der Formel 0°H'C1? 50°. Sie krystalli- 
sirt in schön ausgebildeten, durchsichtigen, farblosen Rhom- 
 boedern. Als ÜConstitutionsformel ergiebt sich: 

CC13 . CHOH S. 

CH> . CHOH” 
Das Kaliumsulfhydrat wirkt reducirend, und das aus dem 
- Chloral reducirte Aldehyd verbindet sich im Entstehungs- 
zustande mit einem Molecül Chloral und einem Molecül Schwe- 
_ felwasserstoff. (Ber. d. deutsch. chem. Ges. IX, 1267.). 
0 


Asparagin in den süssen Mandeln. 


Portes hat durch Behandlung von 11 Kg. süssen Man- 
deln mit 90 procentigem Alkohol ungefähr 30 g. reines kry- 
stallisirtes Asparagin erhalten, dessen chemische und physi- 
kalische Eigenschaften in keinem Punkte von auf anderem 
Wege gewonnenem Asparagin abweichen. (Journ. de Pharm. 
et de Chimie. 4. Serie. Tome XXV. pag.30.). Dr. @. V. 


Synthese des Allantoins. 


Grimaux liess Brenztraubensäure auf Harnstoff einwir- 
ken und erhielt dabei verschiedene Producte, von denen das 
eine, das Pyruvil = C?’H®N*0O3 ein Homologes vom Allan- 
toin zu sein schien. Da nun die Brenztraubensäure zur 
Glyoxylsäure in den nemlichen Beziehungen steht, wie der 
Aldehyd zum Aceton, so war es wahrscheinlich, dass die 
 Glyoxylsäure mit dem Harnstoff eine dem Allantoin isomere 
oder mit demselben identische Verbindung geben würde. In 
dieser Voraussicht sah sich Grimaux nicht getäuscht, denn 
7 erhielt durch zehnstündiges Erhitzen von einem Theile 
Iyoxylsäure mit zwei Theilen Harnstoff, Auskochen mit 


Arch. d. Pharm. XI. Bas. 2. Heft. 12 


x 
. Br 
MR 


178 Wirk. d, Schwefels b. hoh. Temperatur ete. — Isomer.d. Rohrzuckers./ | 


standes mit kochendem Wasser Krystalle, welche genau die 
Form des Allantoins besassen, in der Zusammensetzung 
64 H$® N! O? mit diesem vollkommen übereinstimmten und auch‘ 
die sämmtlichen charakteristischen Reactionen desselben zeig- 
ten. Der in beschriebener Weise erhaltene Körper besäss 
die gleiche Löslichkeit in Wasser, war gleich dem Allantoin 
in Alkalien löslich und durch Essigsäure fällbar, gab beim 
Kochen mit Barytwasser ein Oxalat und wurde sowohl durch 
Quecksilbernitrat, als auch durch salpetersaures Silberoxyd- 
ammoniak gefällt, also nach jeder Richtung hin mit Allantoin 
übereinstimmend, mit diesem identisch. (Bulletin de la So- 
cietE Chimique de Paris. Tome XXV1. No. 11. pag 482.). 
Dr. 


Wirkung des Schwefels bei hoher Temperatur auf 
normale Paraffine. 


Cabat glaubte, der Schwefel würde mit den Gliedern 
dieser Gruppe bei hoher Temperatur eine Verbindung ein- | 
gehen. Seine Versuche, wozu er Heptan C?H!‘ benutzte, | 
beweisen dahingegen, dass Heptan und somit die ganze 
Gruppe, keine Verbindung mit dem Schwefel eingeht. 
Es bildete sich H?S und © wurde abgeschieden. (The ame- 
rican Ohemist. No. 73. July 1876. p. 20.). Bi. { 


Constitution der Isomeren des Rohrzuckers. 


Im Anschluss an den von Villiers gelieferten Nach- 
weis des gleichzeitigen Vorkommens von Melezitose neben 
Rohrzucker in einer Mannaart schreibt Berthelot: 


Das gleichzeitige Vorkommen der gewöhnlichen Saccharose 
(des Rohrzuckers) neben Melezitose in demselben vegetabi- 
lischen Product verdient besonders auch desshalb besondere 
Beachtung, weil dadurch eine verwandte Bildungsweise beider 
Zuckerarten wahrscheinlich wird. Nach der Theorie wären 
die mit dem Rohrzucker gleich zusammengese tzten Saccharosen 
gebildet nach Art der gemischten Aether durch die Vereini- 
gung zweier mehratomiger Alkohole, d. h. aus zwei isomeren, 
unter Elimination von Wasser in Verbindung getretenen 
Glucosen. In der That liefern die Saccharose, die Melitose 
und Lactose durch Spaltung zwei verschiedene Glucosen. 


Melezitose. — Quercit. T 179 


Unter diesem Gesichtspunkte erscheint es bemerkenswerth, 
dass als Endproduct der Einwirkung von Säuren auf Mele- 
 zitose wie auf Trehalose im Gegentheile ein einziger Zucker, 
_ der Traubenzucker auftritt. Diese Identität der zwei regene- 
rirten Glucosemolecüle macht die Trehalose und die Melezi- 
tose dem gewöhnlichen Aether vergleichbar, welcher ja durch 
Verbindung zweier Molecüle desselben Alkohols entsteht. 
_ Noch mehr: Wenn die Identität der von den beiden genann- 
ten Saccharosen gelieferten Glucose definitiv festgestellt wird, 
so würde man daraus folgern dürfen, dass zwei Molecüle der- 
selben Glucose auf verschiedene Weise mit einander ver- 
bunden sein können. 

Man kann sich diese Verbindung nach Art eines gemisch- 
ten Aethers, nach der eines mehratomigen Alkohols oder 
' endlich nach Art eines Aetheraldehyds gebildet denken und 
wird hiernach drei unter sich verschiedene Typen isomerer 
Sacchärosen erhalten. Von diesen werden nur der erste und 
‘der dritte durch einfache Wasseraufnahme unter dem Ein- 
flusse von Säuren oder Fermenten die Glucose, der sie ent- 
sprossen, wieder liefern können. (Bulletin de la Societe Chi- 
mique de Paris. Tome XXV1I. No. 3. p. 101.). 

Dr. @. V: 


Ca 


Melezitose. 


Villiers hat eine ihm übergebene Mannasorte, von 
Alhagi Maurorum abstammend, untersucht und darin Melezi- 
tose mit all’ ihren Eigenschaften neben ächtem Rohrzucker 
gefunden. Erstere scheidet sich ab, wenn man die Lösung 
der Manna in fünf Theilen Wasser bis zur Syrupconsistenz 
eindampft, dann einige Monate der Ruhe überlässt, und kann 
nun durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt werden. 
In dem flüssig gebliebenen Theil jenes Syrups befindet sich 
der Rohrzucker. Interessant bleibt es, in dem Secret der- 
selben Pflanze zwei isomere Saccharosen nebeneinander zu 
finden. (Bulletin de la Societe Chimique de Paris. Tome 
XXVI. No. 3. pag. 98.). Dr GM 


Quereit. 


Prunier, welcher sich schon längere Zeit mit Unter- 
: suchungen über Quereit beschäftigt, glaubt diesen Körper als 
eine Art von Bindeglied zwischen der Reihe der fetten und 


42 * 


{ ER 2 en 
‚ RN A un E: ; 
” I 


Anilid des Milchzuckers. 5 
derjenigen der aromatischen Säuren bezeichnen zu dürfen. 
Bei sorgfältig geführter Behandlung von 16 g. Quereit mit 
1 Kilog. Jodwasserstoffsäure erhielt er nemlich 4 g. Benzin, 
1,0 Phenol, 2,0 Chinon und Hydrochinon, 1,0 verschiedener 
Oxychinone, 1,0 flüchtiger jodhaltiger Producte, welche He- 
xylenhydrür liefern können, und endlich 1,0 regenerirten 
Quereit. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome 
XXV. pag. 29.). Dr. @. V. 


Anilid des Milchzuckers. 


E 

; 
Vielfache Versuche, die gemacht worden sind, um aus 
Kohlehydraten durch Einwirkung von Ammoniak stickstoff- 
haltige Derivate herzustellen, veranlassten W. Rossbach zu | 
genauerem Studium dieses Themas, wobei er zu folgenden 
Resultaten gelangte. 


An Stelle der nur schwierig rein darzustellenden Cellu- 
lose oder Stärkmehle, die früher häufig zur Untersuchung dien- 
ten, ging Rossbach von dem Kohlehydrat Milchzucker H 
C?: H#2 0°? aus und zur Einführung des Stickstofis zog der- 
selbe das Anilin dem ungleich heftiger wirkenden NH? vor. 
Er fand, dass durch Kochen von 1 Thl. Milchzucker mit 2 Thl. 
Anilin unter starkem Aufschäumen ein anilirter Milchzucker 
entsteht, der auf Zusatz von absolutem Alkohol in schönen 
Krystallen ausgeschieden wird. Diese Krystalle sammelte er 
auf einem Filter, wusch zuerst mit absolutem Alkohol, dann 
mit Aether und trocknete bei 100%. Die Zusammensetzung 
des so erhaltenen Körpers entspricht der Formel 03° H5*N 2020 
entstanden aus: 

C24 H44 022 + 20°H’N — C36H5+N?02° 4 2H2O. 

Durch Einwirkung kalter Salpetersäure färbt sich das 
Milchzuckeranilid schwarz, bei Erwärmen entsteht unter Ent- 
wicklung salpetrigsaurer Dämpfe Schleimsäure und zwar ge- 
nau so viel, als dem zur Bildung des Anilids nothwendig 
gewesenen Milchzucker entspricht. Es trennt sich bei dieser 
Reaction das Anilin von dem Milchzucker, ganz dasselbe Re: 
findet statt bei Behandlung der wässrigen Lösung mit Brom. 


Mit höheren Homologen des Anilins wurden entsprechende 
Substitutionsproducte des Milchzuckers erhalten, z. B. toluidir- 
ter Milchzucker. 


Zum Schluss vergleicht der Verfasser das Anilinderivat 
des Milchzuckers mit den anderen Substitutionsproducten 
desselben, vor allem stellt er es in Parallele mit dem Lacto- 


FA; a 
ie ad An 


. Cournal de Pharoda de ne 1876. 
Dr. E. H. 


Chlormargarinsäure. 

E: Während bislang aus der Fettsäurereihe nur die Chlo- 
_ rüre der Essigsäure, Buttersäure und Baldriansäure bekannt 
_ waren, ist es Villiers gelungen, durch Behandlung von 
margarinsaurem Natron mit Pentachlorphosphor eine gechlorte 
Margarivsäure C01°H°!C]O darzustellen und zwar in Form 
er schwach bräunlich gefärbten Masse, welche bei 50° 
chmilzt, mit grüner Flamme brennt und in feuchter Luft 
Jämpfe von Chlorwasserstoffsäure ausstösst. (Journ. de Phar- 
macie et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXV. pag. 28.). 

| Dr. @. V. 


Wirkung des Wasserstoffhyperoxyds auf fette Oele. 


‚8. Colm& fand, dass Wasserstoffhyperoxyd keine Wir- 
kung äussert auf nicht trocknende Oele, wohl aber auf 
rocknende energisch einwirkt. Wird eines der letzteren, z. B. 
Lein-, Rieinus-, Mohn- oder Nussöl mit einigen Tropfen 
 Wasserstoffhyperosyd geschüttelt, so scheidet sich alsbald 
’twas einer Fettsäure aus und das Oel hat damit seine Eigen- 
schaft, zu trocknen, verloren. Dabei verliert das Rieinusöl 
ch einen Theil seiner Löslichkeit in Alkohol. Ist Olivenöl 
ch nur mit !/, Procent des Oels der Baumwollsaamen ver- 
ngt, so giebt sich dies sofort durch eine beim Schütteln 
t einigen Tropfen Wasserstoffhyperoxyd an der alsdann 
tretenden Trübung und Verdickung zu erkennen. Dabei 
scheint das Wasserstoffhyperoxyd selbst in all’ den erwähn- 
ten Fällen kaum eine Veränderung zu erleiden. (Bull. de la 
Soc. Chim. de Paris. Tome XXVI. No. 3 u. 4. pag. 235.). 
Dr. G. V. 


Ueberführung von Rieinusölsäure in Stearinsäure. 


Zur Darstellung reiner Ricinusölsäure bedienen sich 
Ad. Claus und Hassenkamp einer neuen Methode, die 
cht zu günstigen Resultaten führt: nemlich der fractionirten 
Fällung der rohen Ricinusölseife mit Chlorealeium. Giebt man 
abei die ersten Fractionen, etwa !/, der ganzen Fällung, ver- 


hs 


188% Einwirkung v. Zinnchlorid auf Benzol. — Synthese v. Ketonen etc. ER 


loren, so repräsentiren die folgenden °/, reinen rieinusölsauren Pr 
Kalk. Aus diesem Salz wurde die reine Säure abgeschieden. 


Verfasser studirten zunächst das Verhalten von Jodwasserstoff 
gegen diese Säure. Durch Erhitzen der Gemische in geschlos- 
senen Röhren liess sich kein glattes Resultat erhalten, leicht 
wirkt aber HJ im status nascendi, wenn man Ricinusölsäure 
6:5H3*03 mit wenig H?O zur Emulsion schüttelt und nach 
und nach Phosphor und Jod unter Erhitzen im Wasserbade 
einträgt. Sie erhielten eine Säure C!° H33JO2, die Jodstea- 
ridensäure. Diese addirt leicht 2 Atome Brom und bildet so 
eine Säure C13°H3®? Br? JO?, die man als Joddibrom - Stearin- 
säure ansprechen könnte, aus der sich aber bis jetzt die 
Stearinsäure noch nicht darstellen liess. Behandelt man da- 
gegen die Jodstearidensäure mit Wasserstoff im status nas- 
cendi, so erhält man mit Leichtigkeit Stearinsäure 01° H36 O2, 
welche mit der auf anderem Wege dargestellten Stearinsäure 
völlig identisch ist. (Ber. d. d. chem. Ges. IX,.1916.). 0. J. 


Einwirkung von Zinnchlorid auf Benzol. 


In der Hoffnung, durch Reaction von SnCl* auf C°H® 
zur Darstellung von Zinnphenylverbindungen zu gelangen, 
liess B. Aronheim beide Körper gemeinsam dampfförmig 
durch ein glühendes Rohr streichen. Der Process verlief nicht 
in der erwarteten Weise nach der Gleichung: 

Sn Cl® + CCH® = HCl + SnC13C6CH5, 
sondern es bildete sich unter Reduction des SnClt zu SnCl2 
unter starker Salzsäureentwicklung eine reichliche Menge 
Diphenyl, so dass der Process nach der Gleichung: 
SnCl® + 20°H$ — SnCl? + (C°H5)2 + 2HCI 
verläuft. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1898.). ©. J. 


Synthese von Ketonen aus Dimethylanilin. 


Erhitzt man, nach W. Michler und Ch. Dupertuis, 
Dimethylanilin fast bis zum Kochen unter gleichzeitigem Ein- 
leiten von Chlorkohlenoxyd, so wird dieses vollständig absor- 
birt. Wenn kein COCI? mehr aufgenommen wird, entfernt 
man das noch vorhandene Dimethylanilin mit HCl und kry- 
stallisirt das Reactionsproduct aus heissem Alkohol um. Es 
krystallisirt das Hexamethyltriamidodibenzoylbenzol 


nn edrenoren. ee, 
60 — 05 H+ N (CH?) 
Cs HEN (CH9) 

000° H+ N (CH3)2, 


‘Zur Darstellung von Tetramethyldiamidobenzophenon 
ETHSNACH2)2 
| 
Co 


6 HN (CI): 
wird in eine abgewogene Menge Dimethylanilin bei gewöhn- 
licher Temperatur unter öfterem Umschütteln so lange Chlor- 
kohlenoxyd geleitet, bis die theoretisch erforderliche Gewichts- 
zunahme erreicht ist. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol 
und Auswaschen der Krystalle mit kaltem Alkohol erhält man 
dieselben rein vom Schmelzpunkt 179°. 

Verfasser liessen ferner Chlorbenzoyl auf Dimethylanilin 
im zugeschmolzenen Rohre bei 150— 180° einwirken, wobei 
der Röhreninhalt in eine dicke Krystallmasse verwandelt 
_ wird. Das Reactionsproduct wurde mit H?O gekocht, die ölige 
Schicht in Aether gelöst, mit CaCl? getrocknet und destillirt, 
wobei der grösste Theil über 360° überging und nach mehr- 
tägigem Stehen über H?SO* zn prachtvollen Krystallen 

erstarrte. Das Product ist Dimethylamidodibenzoylbenzol 


CoO—C® #5 
| 

C° H3 N (CH3)2 
CO—C5 H5. 


Der Körper löst sich leicht in Alkohol und Aether und 
krystallisirt in prachtvollen Krystallen, die bei 55° schmelzen; 
er bildet sich nach der Gleichung: 

C° H>N(CH°) + 2C°H°COCI1 = 2HÜl 
+ 06°H5— 00 —C®H3N (CH)? — CO —C°H?°., 
(Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1899.). 0. J. 


Trijodresorein 


stellen A. Michael und Th. H. Norton dar. Resorein 
wurde in viel H?O gelöst und in der Kälte tropfenweise 
Chlorjod hinzugegossen. C$HJ®(HO)? fällt als flockiger 
Niederschlag, der nach Umschütteln und Umrühren sich auf 
dem Boden als ein schweres, rosenrothes Pulver sammelt. 
Durch Umkrystallisiren aus Schwefelkohlenstoff wird das Tri- 


und wird durch Umkrystallisation aus Alkohol gereinigt. Der q 


jodresorein in langen, rosenrothen Nadeln erhalte sie 
in Wasser unlöslich, dagegen leicht löslich in Schwefelko 
stoff, Alkohol und Aether. Beim Kochen mit Salpeters 
werden die 3 Jodatome durch 3 Nitrogruppen ersetzt, 
dämpfe werden reichlich abgegeben, und beim Eindampioni 
Lösung erhält man gelbe Kr ystalle von Trinitroresorein 0 
Styphninsäure CH (NO?) (HO)?. (Ber. d. d. chem. TE 
1752.). C. 


Thiobenzo@säurephenyläther 
erhielten R. Schiller und R. Otto durch Erhitzen von 


gleichen Molecülen Benzolsulfhydrat und Chlorbenzoyl. Es 
entweicht HCl, die Masse erstarrt beim Erkalten krystallinisch Er 


Thiobenzoösäurephenyläther ee = S krystallisirt in ob 


zolllangen, farblosen, glasglänzenden Nadeln. Auch in Aether, E 
Chloroform und Schwefelkohlenstoff löst er sich reichlich, in. Br 
Wasser dagegen ist er unlöslich. (Ber. d. deutsch. chem. Bi: 
Ges. IX, 1634.). CI 


Zur Analyse des Pflanzengewebes. Y 


Frömy wendet eine relativ einfache Methode zur che- 
mischen Analyse des Pflanzengewebes, speciell des Hohen 
bes an, in welchem Cellulose, Vasculose, Cutose, Pectose und 
pectinsaurer Kalk neben einander vorkommen. "Die verwen- 
deten Reagentien sind nur solche, welche auch bei der unor- 
ganischen Analyse benutzt werden. 2 

Verdünnte kalte Chlorwasserstoffsäure zersetzt den pec- 
tinsauren Kalk und macht Pectinsäure frei, welche alkalimetrisch 
dosirt wird. 

Verdünnte kochende Chlorwasserstoflsäure verwandeni 
vorhandene Pectose in Pectin, welches sich durch Alkohol 
fällen lässt, E 

Kupferoxydammoniak löst die Cellulose auf, die Parace 
lulose dagegen erst nach vorheriger Behandlung mit kochen 
der Chlorwasserstoffsäure; Schwefelsäurebihydrat löst all 
anwesenden Cellulosekörper. Me 

Von kochender verdünnter Kalilösung wird die a 
aufgenommen, und, wenn unter hohem Drucke die Einwirkung / 
stattfindet, auch die Vasculose. Letztere wird leichter löslich 
in alkalischen Flüssigkeiten durch vorausgegangene Einwagı 
kung verdünnter Salpetersäure, =: 


Cellu 


Mit den hier ee Mitteln Ben hy und 
Urbain vergleichende Analysen der verschiedenen Holzarten 
ausgeführt. (Journal de Pharm. et de Ohimie. 4. Serie. 
Tome XXV. pag. 81.). Ir2G. PR 


Cellulosederivat. 


'Hydrocellulose nennt Girard das erste Product der 
inwirkung verdünnter Mineralsäuren auf Cellulose und giebt 
mselben die Formel C!?H??0O!4 Es soll durch eine Sr 
ausserordentliche Zerreiblichkeit bei scheinbar erhaltener 3 
äusserer Faserstructur ausgezeichnet sein und die Fähigkeit 
besitzen, schon bei einer Temperatur von 50° sich an der” 
Luft weiter zu oxydiren, d.h. ärmer an Kohlenstoff und rei- 
cher an Sauerstoff zu werden. Das Pergamentpapier soll in 
er Hauptsache aus solcher Hydrocellulose bestehen. (Anna- 
s de Ohimie et de Physique. 5. Serie. Tome ae p. 116.). 
neo: 


Cellulosegährung des Rohrzuckers. 


 — _E. Durin beobachtete zu wiederholten Malen sowohl im 
Zuckerrübensaft, als auch in neutralen Melasselösungen die 4 
Bildung eigenthümlicher, oft in Schleim eingebetteter Concre- 
tionen, welche fest, in den gewöhnlichen Lösungsmitteln 
öslich waren und durch längeres Kochen mit verdünnter 
chwefelsäure in Dextrin, dann in Glucose übergingen. Mit 
petersäure behandelt liefern sie Oxalsäure und können auch 
Pyroxylin übergeführt werden, kurzum sie verhalten sich 
jau wie Cellulose. Genaue quantitative Versuche haben 
denn auch die überraschende Thatsache gelehrt, dass es sich 
hier um eine durch den Einfluss eines diastaseartigen Fer- 
mentes hervorgerufene Spaltung des Rohrzuckers in gleiche 
äquivalente Cellulose und Levulose handle. Durin giebt für 
diesen Gährungsvorgang, dessen übrigens nur der krystallisir- 
bare Zucker, nicht aber Glucose und Mannit fähig sind, de 
Gleichung: 3 
2012 H22012— C12H 20010 4 01222012, 
(Journal de Pharmacie et de Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. 
9. 290.). Ir... V. 


186 Ratfinose. — Best. adstring. Substanzen. — Bildung d. Senegalgummi 


Raffinose. 


In einer grossen Zuckerraffinerie damit beschäftigt, aus 
Melasse mit Hilfe der Zuckerkalkbildung den Zucker zu 
gewinnen, fand D. Loiseau einen neuen krystallisirbaren 
zuckerartigen Körper, welchem er den Namen Raffinose und 
die Formel C$ H!?O? giebt und von dem er glaubt, dass man 
vielleicht in ihm denjenigen Körper zu erblicken habe, wel- 
cher in Pflanzen der Zuckerbildung vorangehe. 

Diese in farblosen Krystallen zu erhaltende Raffinose ist 
in ihrem siebenfachen Gewicht Wasser, in Alkohol kaum lös- 
lich, schmeckt nur sehr wenig süss; von kochendem Wasser 
wird sie in jedem Verhältniss aufgenommen, schmilzt im ge- 
"schlossenen Rohr erhitzt bei 80° und verliert beim Erwärmen 
auf 100° an freier Luft etwa 15°, ihres Gewichts Wasser, 
welches jedoch bei gewöhnlicher Temperatur allmählig wieder 
aus der Luft aufgenommen wird. Das Rotationsvermögen 
der Raffinose ist mehr als ein halb mal stärker als das des 
Zuckers. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome 
XXIV. pag. 125.). Dr.’G 


Bestimmung adstringirender Substanzen. 


Jean hat gefunden, dass Lösungen adstringirender Sub- 
stanzen, mit kohlensauren Alkalien gemischt, Jod ebenso 
kräftig absorbiren, wie arsenigsaures Natron. Die Absorption 
findet statt in gradem Verhältniss zur Menge des adstrin- 
girenden Stoffes und 1 Thl. trockner Gerbsäure entspricht 
4 Thln. Jod, was als Anhaltepunkt für die Bestimmung ande- 
rer Gerbstoffsubstanzen dient. Die hierbei entstehende Ver- 
bindung ist noch nicht weiter untersucht. (The Pharm. Journ. 
and Transact. Third Ser. No. 322. Aug. 1876. p. 172.). 


Wr. 


Bildung des Senegalgummi. 


Der Marinearzt D. Corre berichtet über seine Beobach- 
tungen hinsichtlich der Entstehung der Gummiabsonderung 
der Acacia Verek, welche neben einigen verwandten Arten 
uns das Senegalgummi liefert. Er constatirt zunächst, dass 
das Gummi in der Cambialregion in Form einer dünnen Schicht 
zwischen Holz und Rinde ausgeschieden wird, wobei die 
letztere sich erst hebt, dann berstet, um das Gummi durch 


er Amerik. Oliven. — Prüfung d. Olivenöls in d. Türkischrothfärberei. 187 


die so entstandenen Risse an die Oberfläche treten zu lassen. 
In der Bildungsschicht selbst aber finden sich zwei Lagen, 
die eine aus Holzgefässen bestehend und den rohen Nahrungs- 
saft führend, die andere aus Zellgewebe gebildet und mit 
assimilirten Saft gefüllt. 

Corre glaubt nun beobachtet zu haben, dass das Gummi 
ein Product der Erstgenannten dieser beiden Schichten ist. 
Er erblickt Beweise hierfür in dem Umstande, dass auf dem 
Niveau der Basis der Gummiausschwitzungen die äussersten 
Holzgefässbündel sich aufzulösen und in einer Erosionsarbeit 
begriffen zu sein scheinen, sowie ferner darin, dass die im 
Gummi sich befindenden Mineralbestandtheile diejenigen des 
rohen Saftes sind. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. 
Tome XXIV. »pag. 318.). DriG.V: 


Amerikanische Oliven. 


Der Olivenbaum ist in Amerika als glücklich acclimatisirt 
zu betrachten und seine Culturen bedecken in Californien 
weite Flächen. Die californischen Oliven sind zwar nur von 
mittlerer Grösse, aber schwer und saftig. Die Apparate zum 
Pressen des Oels sind noch der einfachsten Art. Dabei lässt 
man das Oel von der Presse weg direct in frisches Wasser 
rinnen, auf dessen Oberfläche es sich beim längeren Stehen 
in ziemlicher Reinheit ansammelt, um dann abgeschöpft zu 
werden. (New Remedies. Novemb. 1876. pag. 326.). 

Dr.:G.V: 


Prüfung des Olivenöls in der Türkischrothfärberei. 


Da neuerdings wieder vorgeschlagen ist, die Reinheit 
und Tauglichkeit des Olivenöles mittelst dessen Umwandlung 
durch salpetrige Schwefelsäure in festes Elaidin zu vermitteln, 
empfiehlt E. Kopp folgendes Verfahren: 


In einem Reagensglas werden 10 Vol. des fraglichen 
Oels und 1 Vol. gewöhnliche Salpetersäure gegossen und ein 
Stückchen Kupferdraht zugefügt. Sobald die Gasblasen etwas 
zahlreich durch das Oel durchziehen, mischt man Säure und 
Oel recht innig, wartet einige Minuten bis zur Trennung und 
mischt dann zum zweitenmale. Hierauf bleibt die Mischung 
bei 12— 15°C. ruhig stehen, wo sich das Oel von der Ku- 
pfernitratlösung trennt und nach einiger Zeit erstarrt und 


zwar um so schneller, je reiner das Oel war. Das 1 
ist nicht nur hart, sondern auch ganz weiss. Bei Mischw 
gen mit anderen 'Oelen tritt die Erstarrung viel späte 
und ist das Elaidin dann gewöhnlich weich und mehr 0 
weniger gelblich oder bräunlich gefärbt. (Muster - Zeitung. 
Jahrg. 24. pag. 334. Polytechn. Notizbl. v. Böttger. e 
XXXI pag. 80.). C. Sch. 


Teli. 


Unter diesem Namen sind im Jardin d’acclimatation einige 
Exemplare der Flora von Rio-hunez angekommen. Dieser 
Baum, welcher bis jetzt fast unbekannt war, enthält eines der. 2 
| heftigsten Gifte. Derselbe hat einen aufrechten, schlan- 
ken Wuchs, ist sehr ästig und erhebt sich bis zu 80. Si 
dunkelröthliches Holz ist "sehr dicht und hart, so dass es zu 
Zimmer- und Schiffsarbeiten recht gesucht wird. R 

Die runzliche, rissige, aussen graue, nach innen röth- 
liche Rinde, ist sehr brüchig und sehr giftig und soll die 
Rinde von boullebete, einer nahestehenden Acacie der Acaci 
Sing, ein Gegengift sein, indem heftige Erbrechungen dur 
dieselbe hervorgerufen werden. (Repertoire de Pharmacıe 
No. 24, Decembre 1876. p. 748.). Bl..; 


Die hygienische Wirksamkeit von Pinus und Euca- 
Iyptus. > 

Kingzett hat gefunden, dass, wenn man ein Gemisch 

von Wasser und Terpenthinöl bei Sommertemperatur einem 
Lultstrome aussetzt, Camphor säure und Wasserstoffsuperoxyd 
entstehen, welche sich in dem Wasser auflösen. Das letztere 
ist als kräftiges Desinfectionsmittel bekannt, die erstere wirkt E 
nicht blos desinfieirend, sondern auch antiseptisch ähnlich der 
Salieylsäure. Kingzett erklärt nun den günstigen Einfluss 
von Eucalyptus- und Pinas - Wäldern durch die von der Natur 
selbst bewirkte Bildung dieser beiden Körper aus den in den 
Bäumen enthaltenen ätherischen Oelen. Er hofft bald im 
Stande zu sein, fabrikmässig grosse Quantitäten jener Solu- 
s tion von Camphorsäure und Wasserstoffsuperoxyd darzustellen, 
| womit man Strassen besprengen, Hospitäler ete. desinfiiren 
% könnte. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third Ser, 
No. 336. Decbr. 1876. p. 449.). Wr. 5 


’ 
i 


Jervin in Veratrum viride. 
 Bullock hat gefunden, dass das früher von ihm für ein 
& besonderes Alkaloid gehaltene Veratroidin im Veratr. viride 
nichts ist als Jervin, dem ein schwach gefärbtes Harz hartnäckig 
'anhängt. Dieses Harz vermittelt die Löslichkeit des BD 
n Aether und bedingt auch die von der des reinen Jervins 
‚abweichende physiologische Wirkung des Veratroidins. Ausser 
-Jervin findet sich weiter kein Alkaloid im Veratrum viride. 
(The Pharm. Journ. and Transact. Third. Ser. No. 312. 
June 1876. p. 1009.). W». 


Salpeterbildung. 


-- Boussignault hat über dieses Thema eine Reihe von 
suchungen ausgeführt, indem er mehrere stickstoffhaltige 
organische Substanzen, wie ungeröstete Knochen, getrocknetes 
ut ete. mit Sand, Kreide oder Ackererde gemischt längere 
it liegen liess und dann getrennt von einander auf die ge- 
dete Salpetermenge untersuchte. Er fand, dass die Acker- 
e unter den 3 zur Untersuchung gewählten Medien das- 
ige ist, welches die Nitrification weitaus am meisten 
egünstige. 

Uebrigens habe die freiwillige Nitrification der Ackererde 
hre Grenzen, indem nicht der gesammte Stickstoff der orga- 
chen Substanzen der Salpeterbildung zugänglich sei. Bous- 
nault liess Ackererde für sich und dieselbe mit trockenem 
ut gemengt geraume Zeit liegen und fand, dass in dem 
menge die 5fache Quantität Salpetersäure enthalten war 
in der Ackererde für sich. Trockenes Blut mit Kreide 
er Sand gemischt, gab während der gleichen Zeit nur zu 
;purweiser Salpetersäurebildung Anlass. Boussignault erklärt 
lie Wirkung der Ackererde als eine Befähigung derselben, 
len Stickstoff der organ. Materie zu oxydiren, welche dem 
nd, der Kreide etc. nicht zukomme. (Annales de Chimie et 
de Prysique. Vz Serie. Tom. VIE. -R6el.5.)... Dr. B. B: 


_ Ueber den indischen Hanf und dessen wirksamen 
Bestandtheil. 


A. Peltz hat den indischen Hanf einer umfassenden 
Analyse unterworfen und gefunden, dass das wirksame Prin- 
cip Nicotin ist. (Pharmac. Zeitschr. f. Russland. Jahrg. XV. 
. 705.). ©. Sch. 


190 Bücherschau. 


©  Bücherschau. 


Das Mikroskop von Dr. Julius Vogel, Professor in Halle. 
Zweite vermehrte Auflage, Berlin 1877. Denicke’s Verlag. 


Unter den verschiedenen Büchern, die sich die Aufgabe stellen, das 
Verständniss für das Mikroskop zu wecken, auf dessen Wichtigkeit und 
Nützlichkeit in allen Berufskreisen hinzuweisen und Anleitung zum Gebrauch 
desselben zu geben, hat sich des Verf. Werk einen guten Namen erwor- 
ben, Dasselbe ist bereits in zweiter Auflage erschienen und bedarf kaum 
noch einer besonderen Empfehlung; in seiner ersten Abtheilung belehrt 
es in erschöpfender Weise über die Bestandtheile des Mikroskopes und 
deren Wirkungsweise, in der zweiten bespricht es die Aufgaben der mi- 
kroskopischen Untersuchung und erläutert dieselben durch Beispiele, in 
der dritten wird auf die Wichtigkeit des Miskroskopes hingewiesen als 
Werkzeug für bestimmte Berufskreise, wie als reiche Quelle der Belehrung 
und Unterhaltung für Jedermann. Zahlreiche und gut ausgeführte Holz- 
schnitte unterstützen das Verständniss; eine weitere sehr dankenswerthe 
Zugabe ist auch ein Verzeichniss der Bezugsquellen von Mikroskopen und 
mikroskopischen Nebenapparaten und deren ungefähren Preise, mit Hin- 
weis darauf, welche Instrumente sich für den oder jenen Zweck am besten 
eignen. — Das Buch wird für Jeden, der sich aus Beruf oder aus Nei- 
gung mit den Mikroskop beschäftigt, ein zuverlässiger Führer und Rath- 
geber sein. 


Dresden. @. Hofmann. 


Grundriss der chemischen Technologie von Dr. Jul. Post, 
Privatdocent der Chemie an der Universität Göttingen. 
Erste Hälfte. Berlin, Verlag von Robert Oppenheim. 1877. 


Das Werk will kein neues Lehrbuch, sondern ein möglichst voll- 
ständiger Grundriss der chemischen Technologie sein und erfüllt das, was 
das Vorwort verspricht, reichlich. — Die Eintheilungsweise ist eine von 
Lehrbüchern ähnlicher Art abweichende; im ‚allgemeinen Theile‘ werden 
zunächst die in der chemischen Industrie befolgten allgemeinen Operatio- 
nen (Zerkleinern, Mischen, Pressen, Destilliren, Abdampfen ete.), die 
Reinigung des Wassers für technische Verwendungen (Beseitigung des 
Kesselsteins, Härtebestimmung), die Erzeugung von Wärme (Brennstoffe, 
Rauchverzehrung, Heizwerthbestimmung ete.) und die Erzeugung von 
Kälte (Eisfabrikation) besprochen; zahlreiche in den Text eingefügte und 
recht gut, wenn auch zum Theil in einem etwas zu kleinen Maassstabe 
ausgeführte Holzstiche unterstützen die Erläuterungen. Im „speciellen 
Theile“ werden als Ausgangspunkt immer die von der Natur gebotenen 
Rohstoffe gewählt und an diese schliesst sich die Besprechung der 


inzelnen Industrien an, denn Verf. ist der Ansicht, dass die Aufgabe 
eines technischen Betriebes vorzugsweise in der möglichst öconomischen 
Verarbeitung eines gegebenen Rohstoffes bestehe, nicht aber in der Dar- 
stellung eines bestimmten Productes. In dem vorliegenden ersten Bande 
des Werkes wird die Darstellung der in andere Theile der chemischen 
Industrie wandernden und dort weiter zu verarbeitenden Rohproducte 
behandelt, im zweiten soll die Besprechung der Fabrikation der dem all- 
gemeinen Consum dienenden Endproducte folgen. So behandelt beispiels- 
weise das 3. Capitel die trockene Destillation der thierischen Stoffe, als 
Unterabtheilung a) die Destillation stickstoffreicher thierischer Abfälle 
(Fabrikation von gelben und rothen Blutlaugensalz, von Cyankalium) und 
b) die Destillation von Knochen (Fabrikation von Knochenkohle). Eines 
der interessantesten Capitel ist das von der Metallgewinnung, an welche 
sich die Verarbeitung der bei derselben erhaltenen Nebenproducte (Arsen 
und seine Verbindungen, sowie Vitriole) und die Fabrikation der eng- 
lischen Schwefeisäure und Besprechung der mit dieser in Beziehung ste- 
- henden Industrien anschliesst. Man sieht, dass der Leser auf diese Weise 

einen lehrreichen und ganz umfassenden Einblick und Ueberblick über die 
einzelnen chemischen Industrieen erlangt, wozu andere Bücher kaum so 
günstige Gelegenheit bieten. Um den Gang der verschiedenen Processe 
anschaulicher zu machen, ist da, wo derselbe etwas verwickelter erscheint, 
eine stammbaumartige Tabelle beigegeben und solche Tabellen, wie z. B. 
auf Seite 84, 252 oder 390 wird man mit Vergnügen betrachten, 


Das Werk ist als Leitfaden für den Unterricht bestimmt, es wird 
nieht minder gut als Repetitorium dienen können, da unter den Rubriken: 
Rohstoffe, Fabrikation (Hauptproduet und Nebenproduct), chemische Auf- 
sicht (Gehaltsprüfung ete,) und Statistik eine Menge interessanter Daten 
zusammengetragen sind, die zu weiteren Nachlesen anspornen. — Die 
Nomenclatur und die Formeln der chemischen Verbindungen sind ganz 
den Ansichten der neueren Chemie angepasst und so streng durchgeführt, 
dass man sich beispielsweise nach Chlornatrium, kohlensaurem Natron oder 
salpetersaurem Kali vergebens im ganzen Buche umsehen wird; dagegen 

sind empirische Namen wie Kochsalz, Salpeter, Soda, Vitriol, Alaun selbst- 
verständlich beibehalten worden. Die bei gewissen Schwefelverbindungen 
üblichen (aber nicht glücklich gewählten) Endungen „id“ und „it“ haben 
zu einigen Druckfehlern geführt, die sonst im Buche bei Berücksichtigung 
der auf der letzten Seite gegebenen Berichtigungen kaum zu finden sein 
dürften. 


Das Buch kann bestens empfohlen werden und man darf mit Interesse 
dem Erscheinen des zweiten Bandes entgegen sehen. 
G. Hofmann. 


 Handverkauf- Taxe für Apotheker. Verfasst von W. Stromeyer, 
Apotheker und Bergcommissar in Hannover. Leipzig, 
E. Günther’s Verlag. 


Zweierlei Gründe haben, wie das Vorwort sagt, den Herrn Verf. 
veranlasst, eine neue Taxe auszuarbeiten, einmal weil in den bereits 
existirenden Handverkaufstaxen Gewichte und Preise ausgefüllt enthalten 
seien und zweitens, weil darin eine Menge der in Hannover im Handver- 
kaufe gefordert werdenden Arzneimittel fehlen. Der erstere Grund ist 
' nicht stichhaltig, da es mehrere gut verfasste Taxen der gewünschten Art 
z. B. die von Hultzsch giebt, die Richtigkeit des zweiten Grundes will 


hi% “ 3 Pe. ne Bü ne sch u. < 2 

RR üchers BE 

ich aber nicht anzweifeln, denn Aral wie Albaan 
cholgog., Lapis Lyneis, Pulv. arohr. ‚ Vesica Aurifabr. "sind 
nicht sehr geläufig; auch dürften wohl kaum anderswo Aeid. ı 
Tinct. opii cum chloroformi dä part. aeg. unter den er sar 
()) en 


Ausstattung schön und handlich, beim Druck hat aber der Se ‚er 
Lettern zu sehr gespart und die Correetur ist eine höchst man 
gewesen. Kurz und bündig macht eine Taxe übersichtlich, die Kü 
sollte aber nicht so sehr dominiren, dass die Sache unverständlich wird 
abgesehen davon, dass sich der Lehrling nicht gewöhnt und nicht 
wöhnen kann, die lateinischen Namen richtig auszusprechen, was z 
nicht der Hauptzweck aber eine sehr schätzenswerthe Nebeneigenschal 
einer gut gearbeiteten Taxe ist. Die Worte sind gekürzt da, wo meh 
als genug Raum für das ganze Wort war, sie sind überdies” oft falsch 
gekürzt, manchmal fehlt auch der Abkürzungspunkt oder er steht da, wo 
er nicht stehen sollte; Beispiele dieser Art sind Cardam. min., Emp RN, 
canth. ext., Bulb. vietor. long., Extr. taraxa lig. und die schon erwähn 
Klix. cholgog. und Pulv. arohr.; auch bei Resin. Damara siehe Dam. 
oder Tamarindi siehe Pulp. dürfte wohl der Kürze zu viel gethan sein, 
Dank dem Sparsystem des Setzers ist ferner auf Seite 22 ein ganz eurio- 
ser Artikel, nemlich „krystallisirter salpetersaurer Fliegenstein* in die En 
Taxe gekommen. 


Am störendsten ist, abgesehen von vielen anderen Drucken 
(Seite 33 z. B. beginnt mit Herb. statt mit Flores), die mangelhafte Cor- 


ER reetur, da wo von einem Namen eines Arzneimittels auf einen andeı 
Ri verwiesen wird, diese Verweisung aber nicht zutrifft; Beispiele dafür sit 
.. Spir. mur, acth., Spir. nitrie. aeth., Papier Fayard, Fruct. oryzae u. 
ii Was bei Sem. eynosbati das eingeklammerte (reet. Fruct) bedeuten 
=; ist nicht klar, da Fruct. cynosbati und auch noch Cynosbata aufgefüi 
B sind. Schliesrlich möchte zu bezweifeln sein, ob lateinische Ben 
ir nungen wie Album Kremnitz oder Spir. ad urend. sehr elückuch 
wählt sind. 


Ber Diese neue Handverkauf- Taxe wird sicher in Hannover viele Äneh il 
mer finden, für die anderen Provinzen aber dürfte sie gegenüber den 
- bereits existirenden Taxen kaum in Frage kommen. 
Be Dresden, G. Hofmann. 


Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses. 


9. Band, 3. Heft. 


nun 


A. Originalmittheilungen. 


Die Verbreitung der Krampfgifte im Pflanzenreiche 
| und ihr physiologischer Nachweis. 


Von Prof. Th. Husemann in Göttingen. 


i Wie sich aus einer früheren Studie über die nach Art 
des Digitalins wirkenden Pflanzenstoffe ergiebt, zeigen diesel- 
ben besondere Beziehungen zu gewissen Pflanzenfamilien in 
der Weise, dass dieselben in grösserer Anzahl einerseits in 
der Familie der Apocyneen nachgewiesen sind, andererseits 
‚in einzelnen monokotyledonischen Familien (Liliaceen, Ama- 
 ryllideen, Asparageen) nach der Wirkung der betreffenden 
Angehörigen derselben mit einer an Gewissheit grenzenden 
_ Wahrscheinlichkeit angenommen werden müssen. Aehnliche 
bisher wenig beachtete Verhältnisse ergeben sich auch in 
_ Bezug auf diejenigen Pflanzengifte, welche wir unter der Be- 
zeichnung Krampfgifte zusammenfassen, weil in dem Bilde 
der durch dieselben erzeugten Vergiftungen der Willkühr 
 entzogene Muskelbewegungen, bald auf einzelne Muskeln, 
bald auf verschiedene Muskelgruppen sich erstreckend, die 
_ Haupterscheinung ausmachen. Derartige Substanzen, welche 
- direct Krämpfe oder Convulsionen hervorrufen, sind wohl von 
denjenigen zu unterscheiden, welche Veränderungen im Orga- 
nismus bedingen, die ihrerseits zur Entstehung von Krämpfen 
hren, indem sie den Zutritt sauerstoffhaltigen Bluts zu den 
Nervencentren erheblich verringern oder gänzlich aufheben. 
Solche Krämpfe gleichen dann wesentlich den fallsuchtähn- 
lichen Zufällen, wie man sie durch Verblutung herbeiführen 
_ Arch. d, Pharm. XI. Bds. 3. Heft, 13 


Ex 


194 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche IT 


kann und treten z. B. auch bei Herzgiften manchmal kurz = 
vor dem Tode ein. Da sie in der Regel den Schluss des 
Vergiftungsbildes ausmachen, bezeichnet man sie als terminale 
Convulsionen. 3 

Man theilt die Krampfgifte in der Regel in zwei Haupt- 3 
abtheilungen ein, je nachdem dabei entweder das Gehirn oder 
die Medulla oblongata oder das Rückenmark in einem Zu- 
stande erhöhter Reizbarkeit sich befindet. Die erste Abthei- 
lung zeichnet sich dadurch aus, dass sie bei Säugethieren 
Anfälle von rasch vorübergehenden Zusammenziehungen der. 
Muskeln, abwechselnd mit länger dauernden Oontractionen be- 
wirkt; die Krämpfe, welche hier oft in der von dem Gehirn aus 
innervirten Muskel (Augenmuskeln, Gesichtsmuskeln, Kiefer- 
muskeln) beginnen, können sich auf sämmtliche Muskeln des 
Körpers erstrecken und tragen in vielen Fällen den Charakter 
der Schwimmbewegungen, in andern den der Stosskrämpfe 
u.s. w. Eigenthümlich ist für diese Abtheilung, welche man 
schlechtweg als Krampfgifte bezeichnet, der Wechsel von hoch- 
gradig darniederliegender Gehirnthätigkeit (Sopor, Koma) mit 
den heftigsten Muskelbewegungen, welche die Thiere oft im 
Kreise umherdrehen, ein Verhalten, welches den durch die 
betreffenden Gifte hervorgebrachten Krampfanfall als ausser- 
ordentlich ähnlich einem epileptischen erscheinen lässt, zumal 
wenn auch die Kiefermuskeln in Mitleidenschaft gezogen sind 
und in Folge von deren Betheiligung Massen schaumigen 
Schleims dem Maule der Thiere entfliessen,. Ich bezeichne 
‚diese Abtheilung der Gifte als Hirnkrampfgifte; will man sie 
um den hauptsächlichsten Repräsentanten derselben gruppi- 
ren, so würde die Bezeichnung „Gruppe des Pikrotoxins“ 
angemessen erscheinen. 

Die letztere Gruppe steht dann gegenüber der „Gruppe 
des Strychnins“ oder den spinalen Krampfgiften, wie 
ich die durch Steigerung der Reflexfunetion des Rücken- 
marks den sogenannten Tetanus toxicus erzeugenden Gifte 
lieber nennen möchte. Das Bild der Vergiftung ist wesent- 
lich abweichend durch die länger dauernde Contraction der 
Muskeln und das vorzugsweise Ergriffensein der Extensoren 


_ Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 195 


(Streckmuskeln), es entspricht den verschiedenen Formen des 
Starrkrampfes, welche die Pathologie unterscheidet, je nach 
dem der Körper gerade gestreckt oder nach vorn, nach hinten 
oder nach den Seiten hin gekrümmt erscheint. 

Man hat in der neuesten Zeit eine Fusion dieser beiden 
Arten der Krampfgifte herbeiführen wollen, indem man die 
Ansicht aufgestellt hat, dass auch bei der Gruppe des Strych- 
nins zuerst die Medulla oblongata afficirt sei. Es ist hier 
nicht der Ort, die Gründe darzulegen, welche gegen eine 
solche Einigung sprechen. Dagegen müssen wir hervorheben, 
dass allerdings einerseits im Verlaufe von Vergiftungen durch 
exquisite Hirnkrampfgifte auch intercurrent tetanische Paroxys- 
men vorkommen, welche nicht allein gegen Schluss der gan- 
zen Vergiftung auftreten, und dass andererseits bei einzelnen, 
der Gruppe des Strychnins zugezählten Stoffen auch klonische 
Krämpfe: neben dem Tetanus sich einstellen, z. B. bei den 
 Ammoniakalien, dass also gewisse Uebergänge von einer zur 
_ andern Gruppe sich nicht in Abrede stellen lassen. 

Die letzten Jahre, in denen die Erforschung der Wir- 
kung giftiger Substanzen so überaus eifrig betrieben wurde, 
haben übrigens gelehrt, dass wir bezüglich der krampferre- 
genden Stoffe nicht mit den oben angegebenen Abtheilungen 
> auskommen und dass wir neben den central wirkenden Sub- 
stanzen noch solche zu unterscheiden haben, welche periphe- 
 risch entweder auf die Muskeln oder auf die intramusculären 
Nervenendigungen wirken. Schon vor mehreren Jahren zeig- 
ten Bezold und Hirt, dass das Veratrin in eigenthümli- 
cher Weise auf die Muskelsubstanz einwirke, indem es zu 
einer auffallenden Verlängerung der Muskelzusammenziehung, 
die bei directer Reizung des Muskels oder auch indirect 
bei Reizung des zuführenden Nerven hervortrete, führe. 
Diese eigenthümliche, früher übersehene oder auch, da sie 
sich beim vergifteten Thiere häufig an einer grösseren Ab- 
theilung von Muskeln gleichzeitig zu erkennen giebt, als 
central gedeutete Erscheinung dauert beim Frosche auch 
noch eine Zeit lang in einer abgeschnittenen Extremität 
fort. Ganz in der neuesten Zeit haben Gergens in Strass- 
£ : 13* 


196 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche et. 


burg und die Holländer Swaen und Putzeys in dem aller- 
dings nicht den Pflanzenstoffen angehörigen Guanidin eine 
Substanz erkannt, welche dadurch klonische Krämpfe hervor- 
ruft, dass sie eine hochgradige Erregung der in den Muskeln 
sich verzweigenden Nervenendigungen setzt. Roeber u. A. 
hatten freilich bereits früher die bei Nicotin, Physostigmin 
und andern Giften vorkommenden unfreiwilligen Zusammen- 
ziehungen einzelner Muskelfasern (sogenannte fibrilläre Zuckun- 
gen) oder einzelner Muskelbündel (fascieuläre Zuckungen) 
von einer Erregung der im Muskel verlaufenden Nerven- 
endigungen abgeleitet, aber dass sich solche in so gewaltigen 
Maasse steigern könnten, dass sie das Bild allgemeiner klo- 
nischer Krämpfe vortäuschen, ist erst seit den genannten 
Untersuchungen über Guanidin bekannt. Es liegt nun nicht 
fern, zu vermuthen, dass sich neben Veratrin und Guanidin 
noch eine Anzahl anderer krampferregender Gifte finden wer- 
den, deren Wirkung vorzugsweise auf die peripherischen Ner- 
ven oder Muskeln gerichtet ist. Es brauchen die letzten 
Organe freilich nicht ausschliesslich afficirt zu sein, denn 
sowohl beim Veratrin als beim Guanidin scheint auch eine 
reizende Wirkung auf centrale Theile des Nervensystems und 
namentlich auf das Rückenmark stattzufinden, welche freilich 
von Andern in Abrede gestellt wird. Schon nach der Ent- 
deckung der Muskelwirkung des Veratrins haben Buchheim 
und Weiland nach Stoffen gesucht, welche dem Veratrin 
analog wirkten und glaubten im Sabadillin, Delphinin und 
andern eine gleiche Wirkung annehmen zu können; doch ruft 
keiner dieser vermeintlich den Muskeltonus hebenden Stoffe 
ein der Veratrinvergiftung ähnliches Bild hervor, und die mit 
feineren physiologischen Instrumenten erhaltenen Resultate 
beruhen nach Böhm auf Irrthum. Mindestens ein Theil der 
heftigen klonischen Krämpfe, welche die Carbolsäure bei 
Warmblütern hervorruft, muss auf die Reizung peripherischer 
Gebilde bezogen werden, da nach neueren von mir angestell- 
ten Versuchen bei Kaninchen die Krämpfe in den Hinterbei- 
nen auch nach vollständiger Zerstörung der unteren Partie 
des Rückenmarks bestehen bleiben, 


a Er { Ei 2 ee 


Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 197 


Ich werde auf diese Verhältnisse bei Besprechung der 
einzelnen Krampfgifte zurückkommen, insofern sich damit 
ein allgemeineres Interesse verbindet, nicht nur ein rein phy- 
siologisches. Indem ich daher hier darauf verzichte, tiefer in 
die Theorien der Action der Krampfgifte mich einzulassen, 
will ich nur einen Punkt hervorheben, welcher für die foren- 
sische Toxikologie von grösster Bedeutung ist. Bekanntlich 
hat man als besondere Art des Nachweises der Vergiftung 
den physiologischen hingestellt, d. h. den auf Experimente an 
- Thieren, welche ein bestimmten Giften zugehöriges Krankheits- 
bild ergeben, gegründeten Beweis, dass in den Körper des 
_ Vergifteten diese und keine andere Substanz eingeführt wor- 
den sei. Ich habe schon im Supplement zu meinem Hand- 
buche der Toxikologie ausgeführt, dass die Bedeutung dieses 
Beweises namentlich von Tardieu und Roussin weit 
überschätzt worden ist und dass er auf jeden Fall dem che- 
mischen Nachweise, soweit dieser durch scharfe Reactionen 
geliefert wird, an Bestimmtheit weit nachstehe, ja zweck- 
mässig sogar höchstens als Unterstützungsmittel des chemi- 
schen Nachweises angesehen werde Wir sind, wie ich be- 
_ reits früher betont habe, durch derartige Versuche nicht im 
Stande, ein bestimmtes Gift nachzuweisen. Wenn wir z.B, 
_ vermittelst eines Extracts aus dem Magen eines mit Atropin 
_ Vergifteten die Pupille einer Katze hochgradig erweitern 
können, so beweisen wir damit durchaus nicht, dass es sich 
um eine Atropinvergiftung handelt, sondern nur, dass eine 
_ mydriatische Substanz im Mageninhalte existire, die eben so 
gut auch Hyoscyamin sein könnte; ebenso weisen wir, wenn 
wir mittelst eines analogen Extracts bei Fröschen systolischen 
 Herzstillstand herbeiführen, damit keineswegs das Vorhanden- 
sein von Digitalin oder Digitoxin nach, sondern dasjenige 
eines Herzgiftes, welches nach Art des Digitalin wirkt. Neben 
Atropin und Digitalin sind bekanntlich Strychnin und Pikro- 
toxin als zum physiologischen Nachweise der Vergiftung beson- 
ders geeignet bezeichnet, wobei man als Versuchsthiere vor- 
zugsweise Frösche verwendet. Es versteht sich von selbst, 
dass wir auch hier, wenn wir das charakteristische Bild des 


EB R 
198 Th, Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche te. 


Strychnismus oder Pikrotoxinismus bei den genannten Thieren "R 
beobachten, uns daraus höchstens der Schluss erlaubt ist, dass 
wir es mit einem spinalen oder cerebralen Krampfgifte zu 
thun haben. Aber selbst dieser Schluss ist nicht ohne Wei- 
teres gestattet, da das Verhalten der Rückenmarks- und 
Hirnkrampfgifte bei Fröschen und Warmblütern ein im hohen 
Grade mannigfaltiges ist. Man ist freilich gewohnt, ein be 
sonderes Bild der Intoxication mit spinalen und cerebralen 
Krampfgiften beim Frosche zu statuiren und wenn man aus- 
schliesslich das Pikrotoxin und das Strychnin berücksichtigt, 
so springen allerdings die Besonderheiten der Wirkung in 
die Augen. Der Strychnismus äussert sich ausschliesslich 
durch die bekannten gewaltsamen Ausstreckungen der Ex- 
tremitäten und des Körpers, welche durch jede leise Berüh- 
rung hervorgehoben werden, durch jene erstaunlich gesteigerte 
Reflexaction, welche oft 24 Stunden und länger dauert, ehe 
das Versuchsthier zu Grunde geht. Der Tetanus tritt schon 
bei sehr geringen Mengen in wenigen Minuten ein. Das 
Bild der Pikrotoxinvergiftung beim Frosche, wie es zuerst 
von Roeber (Archiv f£ Anatomie und Physiologie 1869 
H. 1. p. 30) ausserordentlich exact beschrieben wurde, gestal- 
tet sich so, dass zunächst nach der Einführung des Giftes 
unter die Haut Unruhe eintritt, dann nach circa 18 Min. die 
Bewegungen schwerfällig werden, Somnolenz und Herab- 
setzung, bisweilen Vernichtung der Reflexerregbarkeit eintritt, 
welche letztere allmählig wieder deutlich wird, dass dann 
nach einiger Zeit, etwa einer Viertelstunde, Anfälle von Opis- 
thotonas eintreten, welche mit einer trommelartigen Auftrei- 
bung des Bauches verbunden sind. Diese Anfälle, welche 
sich alle 30—40 Sec. wiederholen, gehen mit Excitations- 
phänomenen (schnelles Fortschieben auf dem kugelförmigen 
Hinterleibe, Halbdrehungen im Kreise) einher und enden unter 
heftigen tonischen Krämpfen der Beine und plötzlichem Ab- 
schwellen des Abdomens bei aufgesperrtem Maule und einem 
laut knarrenden Geräusche, um einem Zustande höchster 
Erschöpfung Platz zu machen, auf welchen dann wieder Empros- 
thotonas mit den wunderlichsten Stellungen der Hinterextremi- 


äten, Ueberschlagen, Kreisbewegungen, Rückwärts- oder 
"Seitwärtsschieben und schliesslich Orthotonas folgt. Diese 
Anfälle, welche im Laufe der Vergiftung allmählig an Inten- 
sität abnehmen, führen bei grösseren Mengen in einigen 
Stunden, bei kleinen oft erst nach mehreren Tagen zum Tode. 
x Es lässt sich, wenn man die bisher als Tetanica und Hirn- 
krampfgifte zusammengefassten Substanzen bezüglich der 
durch sie verursachten Intoxicationssymptome betrachtet, beim 
 Frosche nicht verkennen, dass es einzelne giebt, deren Wir- 
_ kungen sich mit denen des Strychnins resp. des Pikrotoxins 
decken. So ist der durch das bekannte Opiumalkaloid The- 
bain hervorgerufene Tetanus sowohl in Bezug auf Intensität 
‚als auf Dauer der Anfälle von dem Strychnintetanus nicht zu 
unterscheiden. Auch die Zeit des Eintritts der Convulsionen 
differirt bei diesen Stoffen nicht, während allerdings ein Un- 
 terschied in der Dosis stattfindet.*) Ebenso ist das von 
Böhm beschriebene Vergiftungsbild, welches das active Prin- 
cip des Wasserschierlings, das von ihm als Cicutoxin bezeich- 
 nete Harz, beim Frosche erzeugt, vollständig dem durch 
' Pikrotoxin hervorgerufenen gleich. Weit häufiger indessen 
treffen wir Abweichungen an in der Weise, dass Substanzen, 
welche den exquisitesten Tetanus bei Warmblütern erzeugen, 
dies nicht bei Fröschen thuen oder dass Stoffe, welche 
unzweifelhaft durch Reizung im Hirn belegener Centren klo- 
nische und tonische Convulsionen bei Kaninchen und andern 
Säugetbieren bedingen, beim Frosche nicht das Bild der Pi- 
krotoxinvergiftung liefern. In Bezug auf die tetanisirenden 
Gifte heben wir hervor, dass z. B. das dem Strychnin so nahe 
stehende Brucin, welches bei Kaninchen in geeigneter Dosis 


*) Thebain hat dagegen nach meinen Versuchen beim Warmblüter 
noch eine, früher auch schon von Rabuteau hervorgehobene Wirkung, 
- welche dem Strychnin abgeht. Giebt man Thebain in Gaben, welche 
keinen eigentlichen Tetanus erzeugen, so zeigt sich eine überaus starke 
Herabsetzung der Sensibilität und das Thier reagirt weder auf Brennen 
noch auf Kneifen. Ich habe diese Versuche mit einem durchaus reinen 
krystallisirten Präparate von salzsaurem Thebain, das ich der Güte des 
Herrn T. und H. Smith in London verdanke, angestellt. 


de a 


00 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenrei 


Reflextetanus nach Art des Strychnins erzeugt, nach den 
Versuchen von von Wittich und Liedtke (1875) vor- 
zugsweise paralysirend auf die peripherischen Nervenendigun- 
gen, somit nach Art des Curare, wirkt. Allerdings kom- 
men auch bei brucinisirten Fröschen Muskelzuckungen vor, 
aber hauptsächlich nur fibrilläre, und zum eigentlichen Tetanus 
kommt es höchstens bei den so reizbaren Frühlingsfröschen, 
die übrigens ja, wie man weiss, schon in Folge einfacher 
Verletzungen mit der Scheere in Tetanus verfallen, Man 
würde daher im Falle einer Brucinvergiftung nicht erwarten 
dürfen, mittelst eines Extracts aus Leichentheilen den Nach- 
weis eines tetanisirenden Giftes durch ein Froschexperiment 
zu führen. Was dann weiter das Fehlen der charakteristischen 
Phänomene des Pikrotoxismus bei eigentlichen Hirnkrampfgiften 
betrifft, so kommt dieses noch verhältnissmässig häufiger vor. 
Nach den Untersuchungen von Schmiedeberg und Per- 
rier (1874) gehören der Gruppe des Pikrotoxins zwei Spal- 
tungsproducte von Digitalisstoffen, das Toxiresin und Digitali- 
resin, an. Untersucht man die bei beiden mitgetheilten Ver- 
suchsprotokolle, so findet man nur beim Digitaliresin „petits 
cris,“ eine Reminiscenz an das oben mitgetheilte Bild, aber 
auch hier fehlt jener charakteristische Tympanites und der 
damit verbundene Anfall von Excitation u. s. w., welchen in 
einer Arbeit über das ebenfalls zu den Krampfgiften gehörige, 
dem Amylnitrit isomere Nitropentan Filehne als einen 
maniakalischen Anfall auffasst, ferner fehlt der Emprosthotonas, 
und das Krankheitsbild entspricht im Wesentlichen dem durch 
Strychnin hervorgerufenen, von dem das durch Toxiresin 
erzeugte, welchen die petits cris mangeln, nur in Bezug auf 
die Intensität der Paroxysmen abweicht. Man hat in der 
That manche Hirnkrampfgifte wegen der tonischen Krämpfe, 
welche sie bei Fröschen verursachen, als tetanisirende bezeich- 
net, obschon man doch nur solche Stoffe mit diesem Namen 
zu belegen berechtigt ist, welche auf verschiedene Thierklas- 
sen in der angeführten Weise einwirken. Man hat lange 
Zeit, auf Froschversuche gestützt, das Nitroglycerin als ein 
zur Gruppe des Strychnins gehöriges Gift bezeichnet und 


Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 201 


doch ruft es nur, wenn es in sehr grossen Mengen bei Säuge- 
thieren in das Blut auf einmal eindringt, überhaupt Krämpfe, 
und zwar meist vorwiegend klonische, hervor. Bekanntlich 
haben neuerdings Harnack und Witkowski den Nachweis 
geliefert, dass in der Oalabarbohne neben dem Physostigmin 
eine zweite basische Substanz, welcher sie den Namen Cala- 
barin beigelegt haben, existire. Wiederholt hatten schon 
früher verschiedene Experimentatoren darauf hingewiesen, 
dass das im Handel vorkommende Physostigmin häufig nicht 
eine primäre paralysirende Wirkung zeige, sondern eine die 
Reflexaction steigernde, und man ist sogar soweit gegangen, 
die Herabsetzung der Reflexerregbarkeit bei der namentlich 
von englischen Aerzten mit grossem Erfolge benutzten Be- 
handlung des Wundstarrkrampfs mit Calabarextract als eine 
 secundäre Lähmung nach voraufgegangener primärer hoch- 
gradiger Erregung des Rückenmarks, von welcher freilich die 
betreffenden Krankengeschichten nichts mitzutheilen haben, zu 
betrachten. Alles dies geschieht auf Grund der tetanisirenden 
Wirkung unreinen Physostigmins bei Fröschen, welche offen- 
bar von der Beimengung von Üalabarin abhängig ist, welches 
nach den ebenfalls an Fröschen angestellten Versuchen von 
Harnack und Witkowski bei Kaltblütern einen heftigen 
strychninartigen Tetanus hervorbringt.*) Ich habe kürzlich Ge- 
legenheit gehabt, mit einem mir von Herrn E.Merck in Darm- 
stadt gütigst zur Disposition gestellten, nach der Methode von 
 Harnack bereiteten Calabarin an Kaninchen zu experimen- 
tiren. Es ergab sich dabei das Resultat, dass das Calabarin 
auf den genannten Warmblüter durchaus nicht nach Art des 
Strychnins tetanisirend wirkt, sondern ein Vergiftungsbild 
erzeugt, wie es das Pikrotoxin und die reinen Hirnkrampf- 
gifte hervorzurufen pflegen. Dieses Bild manifestirte sich am 
prägnantesten an einem vorher noch einmal tüchtig mit Aether 
 ausgeschüttelten Theile des Versuchsmaterials. Durch dieses 
Verfahren wurde freilich die Giftigkeit des betreffenden Prä- 
arats stark verringert, aber auch aus dem Intoxicationsbilde 


-*) Archiv f. experimentelle Pharmakologie V. H, 6. p. 404. 


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202 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 


die dasselbe trübenden Erscheinungen der Physostigminver- 
giftung, insbesondere die starke Steigerung der. Peristaltik, 
der Speichelfluss und die Pupillenverengung entfernt. Ich 
bemerke, dass das betreffende Präparat auch eine grosse 
Menge jenes auf den Thierkörper unwirksamen Farbstoffes 
enthielt, welcher so leicht aus dem Physostigmin entsteht und 
von Duquesnelden Namen Rubreserin erhielt. Derselbe war 
in dem von mir benutzten Calabarinpräparate sogar noch weit 
reichlicher vorhanden als in einem ebenfalls von Herrn E. Merck 
in Darmstadt herrührenden Präparate des Physostigmins, welches 
letztere bezüglich seiner Activität und der durch dasselbe erzeug- 
ten Vergiftungserscheinungen, so wie bezüglich seiner verengen- 
den Wirkung auf die Pupille vollkommen gleichwerthig mit 
dem frisch dargestellten reinen Physostigmin erwies, welches 
Harnack und Witkowski bei ihren Versuchen benutzten. *) 

Die über Toxiresin, und Digitaliresin, Nitroglycerin und 
Calabarin gemachten Erfahrungen machen uns sehr zweifelhaft, 
ob wir manche bisher nur an Fröschen untersuchte Gifte, 
welche bei den genannten Versuchsthieren tetanische Convul- 
sionen erregen, auch wirklich den Rückenmarkskrampfgiften 
beizählen dürfen. Ich hege einen solchen Zweifel namentlich 
bezüglich der in der neuesten Zeit (1876) von Sidney 
Ringer und William Murrell den tetanisirenden Giften 
ausschliesslich nach Froschversuchen zugezählten beiden Pflan- 
zengiften, Gelsemium sempervirens und Buxus sempervirens, 
Die erstgenannte Apocynee scheint toxikodynamisch der Cala- 
barpflanze darin nahe zu stehen, dass beide ein lähmendes 
und ein erregendes Princip nebeneinander einschliessen und 
dass der erregende (krampfmachende) Stoff vorzugsweise sich 


*) Es ist, soweit ich bis jetzt das Verhalten des Rubreserins zum 
Physostigmin übersehe, vollkommen unmöglich, die Entstehung des ersteren 
aus letzterem bei läugerer Aufbewahrung von Physostigmin unter den 
gewöhnlichen Verhältnissen zu verhüten. Ob es Präparate giebt, welche 
leichter als andere zur Zersetzung geneigt sind, wie dies Harnack und 
Witkowski nach Maassgabe des Verhaltens vom Pariser ‚„Eserin“ zu 
dem von ihnen selbst dargestellten Physostigmin andeuten, bin ich zu 
entscheiden ausser Stande, 


geltend macht, nn das aus demselben olie Prineip in 
_ Anwendung Komet, weniger wenn aus den resp. Pflanzen 

dargestellte Extracte zu den Versuchen dienen.*) Dagegen 
hat sich die tetanisirende Wirksamkeit von Buxus sempervirens 
gerade am Extract aus dieser Euphorbiacee herausgestellt. 
Bei beiden neuen Krampfgiften wird allerdings eine gewisse 
Differenz gegenüber der Wirkung des Strychnins bei Fröschen 
_ hervorgehoben, darin bestehend, dass dem Tetanus selbst ein 
Zustand herabgesetzter Reflexerregbarkeit vorausgeht und dass 
die tetanischen Krämpfe im Verhältnisse erst ausserordentlich 
spät eintreten. Beim Gelsemin ist der Tetanus offenbar weniger 
ausgeprägt als beim Strychnin und zur Hervorrufung eines 
Anfalls bedarf es intensiverer Reize; beim Buxus ist nach 
Sidney Ringer und Murrell die Intensität der Krämpfe 
B grösser als beim Strychnin selbst. Ich nehme keinen Anstand, 
les auszusprechen, dass das Stadium der Herabsetzung der 
Reflexerregbarkeit, da es ja auch in ausgesprochener Weise 
nach Pikrotoxin zur Beobachtung gelangt, ein Moment mehr 
ist, um die Zugehörigkeit der beiden neuen vermeintlichen 
Tetanica zu den Hirnkrampfgiften im hohen Grade wahrschein- 
lich zu machen. Wenden wir unsere bisherigen Betrachtungen 


*) Da ich früher niemals bei der Prüfung verschiedener aus der 
Calabarbohne dargestellten Extracte einen Tetanus bei Fröschen erhielt, 
vermuthlich weil das in überwiegender Menge vorhandene paralysirende 
Prineip (Physostigmin) das krampferregende Prineip (Calabarin) nicht zur 
Wirkung gelangen liess, und da die Beobachtungen von N othnagel, 
 Rossbach u. A. über ei tetanisirende Wirkung der Calabarbohne auf 
Versuchen mit käuflichem Physostigmin beruhen, so neigte ich mich früher 
der Ansicht zu, dass bei der Bereitung des Physostigmins durch chemische 
Einflüsse ein Theil desselben zersetzt werde und eine neue Substanz von 
veränderter Wirkung entstehe. Seit indess Harnack und Witkowski 
_ gefunden haben, dass in einem englischen Calabarextracte fast ausschliess- 
lieh Calabarin und kein Physostigmin existirte, kann man wohl kaum 
_ umhin, anzunehmen, dass das Calabarin in den Semina Physostigmatis 
_ präformirt enthalten ist; man müsste denn annehmen, dass das Calabarin 
"sich ausserordentlich leicht aus Physostigmin bilde, so dass seine Entstehung 
chon durch einfaches Erhitzen geschähe, wofür bis jetzt mindestens kein 
_ Beweis vorliegt. 


“ 
N 


204 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreicheete. 


auf den sogenannten physiologischen Nachweis der Vergif- 
tungen an, so können wir folgende Sätze als bewiesen ansehen: 

1) Es giebt tetanisirende Gifte, welche bei Warmblütern 
und bei Fröschen das charakteristiche Bild des Reflextetanus 
hervorrufen (Strychnin, Thebain). Der Tetanus tritt hier in 
verhältnissmässig kurzer Zeit nach vorausgehender Steigerung 
der Reflexerregbarkeit oder auch ohne eine solche ein und 
die Krämpfe werden durch die leisesten Reize hervorgebracht. 
Das Intoxicationsbild dauert selbst bei geringen Dosen des 
Giftes 24 Std. und länger. Es unterliegt keinem Zweifel, 
dass das aus dem Mageninhalte oder aus Leichentheilen 
vergifteter Menschen wiedergewonnene Strychnin und das aus 
dem Mageninhalte abgeschiedene Thebain*) dieselben Erschei 
nungen bei Fröschen hervorbringen. 

2) Wenn somit für die beiden genannten tetanisirenden 
Gifte der physiologische Nachweis der Vergiftung von Bedeu- 
tung erscheint und selbst insbesondere für das Strychnin mit 
grosser Präcision an geringem isolirtem Material geliefert 
werden kann, so giebt es andererseits Alkaloide, welche bei 
Säugethieren und Menschen die Erscheinungen der Strych- 
ninvergiftung in exquisitester Weise hervorrufen, ohne dass 
sie beim Frosche eigentlichen Tetanus erzeugen (Brucin). 
Wird aus der Leiche eines Vergifteten, der unter tetanischen 
Krämpfen zu Grunde gegangen ist, ein derartiges Alkaloid, 
2. B. Brucin, isolirt, so muss selbstverständlich durch Frosch- 


*) Bezüglich des Thebains haben die Versuche von Dragendorff 
und Schwemmann (1871) den Nachweis geliefert, dess die lsolirung 
desselben zwar wohl aus dem Mageninhalt und vielleicht auch aus der 
Leber, nicht aber aus anderen Theilen damit vergifteter Thiere, nament- 
lich nicht aus dem Harn möglich ist, wonach es wahrscheinlich ist, dass 
wenigstens eine theilweise Zersetzung des Thebains im Thierkörper statt- 
findet. Man wird daher bei etwaigen Thebainvergiftungen vorzugsweise 
auf den Mageninhalt seine Aufmerksamkeit zu richten haben. Uebrigens 
ist Thebain für den Menschen verhältnissmässig wenig giftig, da nach den 
Selbstversuchen von Rabuteau selbst 1 Degm. eingeführt werden kann» 
ohne überhaupt Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Für die praktische 
Toxikologie dürfte der betreffende Stoff höchstens als Opiumbestandtheil 
von Bedeutung sein. 


Me 
# 1 


Th, Husemann, Verbreit, d. Krampfeifte im Pflanzenreiche ete. 205 


versuche der Nachweis einer Vergiftung durch ein tetanisiren- 
des Gift misslingen.”*) 
3) Es giebt einzelne Hirnkrampfgifte, welche in exquisi- 
tester Weise das eben geschilderte Bild der Pikrotoxinver- 
giftung, für welches ein Wechsel von Hirndepression und 
Krämpfen charakteristisch ist, bei Warmblütern und Fröschen 
erzeugen. Bei Vergiftungen mit derartigen Stoffen, zu welchen 
ausser Pikrotoxin namentlich noch Cicutoxin, Coriamyrthin 
und Codein gehören, ist unter geeigneten Cautelen durch Ver- 
suche an Fröschen der Nachweis der mit einem Hirnkrampfgifte 
geschehenen Intoxication zu führen. Von besonderer Bedeu- 
tung ist dieser Nachweis für die Wasserschierlingvergiftung, 
insoweit als für das jetzt als Cieutoxin bezeichnete active Harz 
sehr charakteristische chemische Reactionen nicht existiren. 
4) Manche Stoffe, welche bei Säugethieren das ausgeprägte 
Bild der Pikrotoxinvergiftung liefern, geben bei Fröschen nicht 
dasselbe Bild. Bei einzelnen (Toxiresin, Nitroglycerin) ent- 
steht beim Frosche ein Symptomencomplex, welcher dem 
durch Strychnin und Thebain hervorgebrachten Tetanus im 


*) Nach dem oben über das Bruein Mitgetheilten beweist das Auf- 
treten von curareartiger Lähmung nichts gegen die Möglichkeit des Vor- 
handenseins eines Stoffs, welcher bei Säugethieren exquisiten Tetanus 
hervorruft. Nach den Angaben von Rabuteau und Peyre scheint der- 
artige Lähmung auch bei dem zuerst von Fraser als Tetanicum erkannten 
westafrikanischen Gottesgerichtsgifte Akazga neben und vor tetanischen 
Krämpfen bei Fröschen hervorzutreten und bei Anwendung sehr kleiner 
Dosen ganz ohne die letzteren vorzukommen. Das Akazga und das von 
Fraser darin nachgewiesene Akazgin dürfte freilich für die forensische 
Toxikologie keine Bedeutung haben, während das Brucin, da verschiedene 
Theile von Strychnosarten bekanntlich fast ausschliesslich Bruein enthal- 
ten, z. B. die früher soviel als Gift in Frage gekommene falsche Angostura- 
rinde, in der That ein toxikologisches Interesse beanspruchen. Ich habe 
bereits vor mehreren Jahren das Factum hervorgehoben, dass sehr grosse 
 Quantitäten Strychnin Frösche ohne Tetanus tödten, und neuerdings haben 

Liedtke und von Wittich gezeigt, dass solche Mengen Lähmung der 
 peripherischen N ervenendigungen bedingen. Für den physiologischen 
_ Nachweis der Strychninvergiftung erscheinen diese paralytischen Symptome 
von nur untergeordneter Bedeutung, da der Experimentator den ganzen 

Umständen nach in der Regel nur minimale Mengen benutzen kann, 


hohen Grade analog oder geradezu identisch ist.. Man darf 
daher, wenn eine aus der Leiche eines unter klonischen und 
tonischen länger anhaltenden Krämpfen zu Grunde Gegange- 
nen beim Versuchsfrosche Tetanus erzeugt, nicht mit absoluter 
Sicherheit schliessen, dass keine Vergiftung durch ein soge- 


nanntes Hirnkrampfgift vorliege. 


5) Sind die Erscheinungen der Vergiftung in einem foren- 
sischen Falle nicht bekannt, so liefert der durch eine aus 
dem Leichnam isolirte Substanz bei Fröschen erzeugte „Strych- 
nintetanus“ keineswegs den Beweis, dass ein auch bei Kalt- 
blütern exquisiten Starrkrampf erzeugendes Rückenmarks- 
krampfgift im Spiele sei, da möglicherweise auch ein Hirn- 
krampfgift den betreffenden Froschtetanus bewirkt haben 
kann. Ueber das Vorhandensein der einzelnen Stoffe können 
nur die chemischen Reactionen entscheiden, insoweit nicht 
der bei der Analyse befolgte Gang gewisse Substanzen aus- 
schliesst. 


Ich brauche wohl kaum hervorzuheben, dass nur, wo in 
ausgesprochenster Weise und längere Zeit hindurch die Er- 
scheinungen der Rückenmarkskrampfgifte oder der Hirnkrampf- 
gifte*) hervortreten, überhaupt ein für die medicolegale 
Diagnose der Intoxication zulässiger Schluss gezogen werden 


*) In Bezug auf die Hirnkrampfgifte muss ich noch eine Thatsache 
erwähnen, welche einigermaassen ein Pendant zu dem oben hervorgehobe- 
nen verschiedenen Verhalten des Strychnins und Thebains bei Warmblü- 


tern darstell. Böhm hat auf die Identität der Wirkung der Barium- 


verbindungen bei Fröschen mit den Hirnkrampfgiften hingewiesen. Wie 
von ihm hervorgehoben ist und wie ich auf der Basis älterer und neuerer 
Versuche mit Chlorbarium am Kaninchen bestätigen kann, weicht das 
Vergiftungsbild dagegen bei Warmblütern erheblich ab, insofern hier in 
den meisten Fällen jede Andeutung von eonvulsivischen Zusammenziehungen 
der Muskeln fehlt und nur vereinzelt terminale Krämpfe vorkommen. 
Die wesentlichsten Erscheinungen der Vergiftung mit Bariumverbindungen 
(und wahrscheinlich auch mit Strontiumsalzen) sind die enorme Adynamie 
und die hochgradige Steigerung der Peristaltik, durch welche letztere 
bisweilen Prolapsus ani resultirt. Ob die Bariumkrämpfe beim Frosche 
den Ausdruck heftiger Schmerzen in Folge intensiver Darmentzündung 
darstellen, wage ich vorläufig nicht positiv zu behaupten. 


= 


an erbreit ER Krampfgifte Pa zent eiche etc. 207 


L. K, ‚if 


Dh. Husemann 


darf. Da, wo nur vereinzelte Muskelcontractionen oder wenige 
_ nur durch die Einwirkung eines stärkeren Reizes hervorge- 
brachte tetanische Paroxysmen in sehr langen Intervallen 
zur Erscheinung kommen, thuen wir wohl, den betreffenden 
Beweis als nicht erbracht anzusehen, obschon sich ja natür- 
licher Weise auch solche in Folge der: Action von Strychnin, 
Pikrotoxin u. s. w. geltend machen können. Es giebt aber 
eine grosse Anzahl von Substanzen, welche bei einer vor- 
wiegend paralysirenden Wirkung auch eine convulsionener- 
zeugende besitzen. Schon vor längeren Jahren hat z. B. 
Fraser den Nachweis geliefert, dass das Atropin bei Fröschen 
nach einem längeren paralytischen Stadium ein oft sogar 
mehrere Tage dauerndes Stadium convulsivum hervorbringe. 
Wir wissen auch längst, dass ein Frosch, namentlich ein 
Frühlingsfrosch, durch einen einzigen Schnitt mit der Scheere 
in Tetanus versetzt werden kann. Nach der Einführung der 
durchbohrten Nadel der Pravaz’schen Spritze habe ich dies 
freilich bisher noch nicht beobachtet. Jedenfalls wird man, 
um den physiologischen Beweis der Vergiftung mit Giften 
aus den Gruppen des Strychnins und Pikrotoxins zu haben, 
neben der Dauer der Erscheinungen auch deren frühzeitiges 
Auftreten als ein wesentliches Moment betrachten müssen. 
Ich muss endlich in Bezug auf den physiologischen 
Nachweis mit Strychnin und verwandten Stoffen noch auf 
eine neue Errungenschaft der Toxikologie hinweisen, welche 
auf verschiedene andere Gebiete der Medicin einen wichtigen 
Einfluss auszuüben verspricht. Professor Lombroso in Turin 
und Carlo Erba in Mailand haben unter den bei der Fäul- 
 aiss von Mais entstehenden Producten eine Substanz aufge- 
funden, welche auf Frösche nach Art des Strychnins tetani- 
sirend wirkt und auf höhere Thiere ebenfalls einen krampf- 
erregenden Einfluss ausübt, wobei jedoch eine narkotische 
Nebenwirkung sich geltend macht. Die fragliche Substanz 
_ hat den Namen Pellagrozein erhalten, weil die Entdecker 
annehmen, dass sie in einer ursächlichen Beziehung zu der 
in verschiedenen Gegenden Italiens‘ vorkommenden eigenthüm- 
% lichen Affeetion steht, die wegen der dabei auftretenden Ver- 


208 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenroiche ete, Ei 


änderungen der Haut den Namen Pellagra führt. Lassen wir 
diese Beziehungen vorläufig auf sich beruhen, so lehrt das | 
Auffinden des Pellagrozein jedenfalls, dass unter dem Einfluss 
der Fäulniss aus organischen Materien ein Stoff entstehen 
kann, welcher tetanische oder tetaniforme Convulsionen her- 
vorbringt. Es wird dadurch eine neue Grundlage für jene 
Anschauung gewonnen, welche manche Formen des Tetanus 
und Trismus, sei es des nach Verletzung auftretenden Wund- 
starrkrampfs, sei es des Trismus neonatorum auf septische 
Processe zurückführt. Es wird dadurch aber auch eine 
neue Schwierigkeit geschaffen für den Nachweis tetanisirender 
Pflanzenstoffe und anderer Gifte durch Extraction von Leichen- 
theilen, insofern möglicherweise bei fortgeschrittener Zersetzung 
sich ein dem Pellagrozein identisches oder doch wenigstens 
in seiner Wirkung ihm gleichkommendes Princip bildet. Im 
Laufe des bekannten Processes Trümpy machten schon Aebi 
und Schwarzenbach darauf aufmerksam, dass mit Alkohol 
und Salzsäure gemachte Auszüge von Leichentheilen bei 
Fröschen ein mit dem Tode endigendes Intoxicationsbild erzeu- 
gen können, welches ein nicht ganz Unbefangener als von 
Strychnin herrührend ansehen könnte. Aebi und Schwarzen- 
bach glaubten damals, dass es sich um die Bildung von 
Salzsäureaether handle; plausibler erscheint, besonders unter 
Berücksichtigung des Pellagrozeins die schon früher von 
Devergie aufgestellte Hypothese, dass die Fäulniss selbst 
einen solchen Stoff zu produciren im Stande sei.*) 

Es sei mir gestattet, an meine Bemerkungen über die 
eigenthümliche Differenz der Action der nach Art des Strych- 
nins und Pikrotoxins wirkenden Gifte noch eine kurze Notiz 
in Hinsicht analoger Verhältnisse gewisser giftiger Substanzen, 
die nicht mit völliger Sicherheit einer der erwähnten Gruppen 
zugewiesen werden können, zu schliessen. Es ist ein schon 


*) Ich bemerke, dass ich durch die Freundlichkeit der Herren Erba 
und Lombroso nicht allein das Pellagrozein, sondern auch verschiedene 
andere, aus faulem Mais dargestellte Producte erhalten habe. Ich hoffe 
auf diese theils bereits in Italien als Medieamente benutzten Präparate 


recht bald zurückkommen zu können. 


Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 209 


_ früher von mir und verschiedenen Andern hervorgehobenes 
Factum, dass die Carbolsäure ihre krampfmachende Wirkung 
in weit intensiverer Weise bei Säugethieren und Vögeln 
äussert als bei Kaltblütern. Ganz das Nämliche ist beim 
Camphor der Fall, welcher sich übrigens von der Carbolsäure 
dadurch unterscheidet, dass er sehr leicht beim Menschen 
klonische und tonische Krämpfe erregt, während die Carbol- 
E säure solche nur ganz ausnahmsweise hervorruft. Man darf 
sich über derartige Differenzen nicht wundern, wenn man 
_ bedenkt, dass ja bezüglich der Wirkung des Caffeins und des 


Aconitins auf zwei Angehörige derselben Thierspecies, nämlich 
| auf Rana esculenta und Rana temporaria, dem Muskel- und 
% Nervensystem gegenüber die erheblichsten Unterschiede beste- 


hen. Eine Klärung dieser Eigenthümlichkeiten ist erst dann 
_ möglich, wenn wir über die chemischen Verhältnisse der einzelnen 
Organe und Systeme durch die Chemie genügenden Aufschluss 
erhalten haben. Verfolgen wir nun die Verbreitung der 
_  Krampfgifte in den eigentlichen Familien, so finden wir exqui- 
site Tetanica ausschliesslich in den beiden Familien der Loga- 
naceae und Papaveraceae, welche letztere Familie dadurch, 
dass .sie uns auch Repräsentanten zur Gruppe des Pikrotoxins 
_ liefert, den Uebergang zu der Abtheilung der Hirnkrampfgifte 
erzeugenden Familien in geeigneter Weise macht, 


i Loganiaceae (Strychneae). 


a In dieser bekanntlich den Apocyneen nahe verwandten 
Pflanzenfamilie, welche von vielen Botanikern sogar nur als 
_ eine Unterfamilie der letzteren aufgefasst wird, finden sich die 
verschiedenen basischen Stoffe, welche wir als Strychnos- 
'alkaloide zusammenfassen. Es ist mir im hohen Grade 
wahrscheinlich, dass neben dem Strychnin und Brucin in den 
Samen von Strychnos nux vomica noch andere ebenfalls bei 
 Warmblütern und theilweise wohl auch bei Kaitblütern tetani- 
 sirende Gifte, vermuthlich Alkaloide, vorhanden sind. Ich 
schliesse das namentlich aus dem Umstande, dass im Handel 
Brucinsorten vorkommen, welche tetanisirend auf Frösche 
_ wirken, ohne dass wir dafür eine Erklärung in einer stärkeren 
Arch, d, Pharm. XI, Bds. 2, Hit, 14 


Reizbarkeit der betreffenden Versuchsthiere finden, indem die 
fraglichen Brucinsorten auch bei apathischen Herbstfröschen 
die charakteristischen Erscheinungen des Strychnintetanus 
erzeugen und ohne dass in eine Verunreinigung mit Strych- 
nin der Grund läge, denn die so äusserst empfindlichen Reac- 
tionen des Strychnins lassen sich, wie ich wenigstens bezüglich 
eines bestimmten Präparats dieser Art versichern kann, nicht 
nachweisen. Es ist auf diese Weise erklärlich, wie man erst 
in der allerneuesten Zeit die die peripherischen Nervenendi- 
gungen paralysirende Action des reinen Brucins erkannt hat, 
während man früher, indem man mehr oder minder unreines 
Brucin zur Anwendung brachte, auch die Erscheinungen des 
Strychnintetanus in ausgeprägterer Weise bei Fröschen erhielt. 
Aus der Anwendung mehr oder minder verunreinigter Präpa- 
rate von Brucin erklären sich auch die verschiedenen Angaben 
in Bezug auf die letale Dosis bei Warmblütern. Ich habe 
neuerdings Gelegenheit gehabt mit einem strychninfreien Bruein 
zu arbeiten, welches aus einer sehr renommirten und zuver- 
lässigen deutschen Fabrik stammte und trotz der Abwesenheit 
des Strychnins etwa doppelt so stark wirkte wie das zur 
Feststellung der letalen Dose in der neueren Zeit von Falck 
jun. benutzte reine Präparat von Brucinum nitricum. Indem 
ich die näheren Details dieser Untersuchung einer späteren 
Mittheilung vorbehalte, bemerke ich hier vorläufig nur, dass 
dieselben in der That eine physiologische Stütze für die 
chemische Angabe Schützenberger’s,*) dass im käuflichen 
Brucin neben Strychnin und wahrem Brucin noch verschiedene 
andere (nach Schützenberger sogar neun) Alkaloide sich 
finden, welche in ihrer Zusammensetzung und bezüglich ihrer 
Löslichkeit im Wasser differiren. Wie sich zu diesen dann 
das von Desnoix aufgestellte dritte Strychnosalkaloid, das 
Igasurin, verhält, weiss ich aus eigener Erfahrung natürlich 
nicht, aber gemäss den Angaben von Desnoix ist eins der 
charakteristischsten Merkmale desselben die grössere Löslich- 
keit in Wasser und nach den von Desnoix in Gemeinschaft 


*) Ann. Chim. Phys. (3) LIV. 65. Pflanzenstoffe. p. 414. 


Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete, 211 


mit L. Soubeiran ausgeführten Thierversuchen soll das 
Igasurin nach Art des Strychnins wirken und hinsichtlich 
seiner Giftigkeit die Mitte zwischen Strychnin und Bruein 
halten *). 

Dass in Bezug auf die Strychnosalkaloide chemische 
Untersuchungen sowohl der einzelnen Pflanzen aus der Familie 
der Strychneen, in denen Strychnin und Brucin vorkommen, 
als in Bezug auf bisher ununtersuchte Strychneen ein interes- 
santes Resultat versprechen, glaube ich noch hervorheben 
zu müssen, Interessant ist an sich schon die Vertheilung 
des Brucins und Strychnins in verschiedenen Theilen von 
Strychnos nux vomica, insofern als bekanntlich in der falschen 
Angosturarinde das Brucin in auffallender Weise prävalirt. 
Andererseits hat A. Husemann**) in dem Upas Radja oder 
Tieute, dem eingedickten Safte von Strychnos Tieute, keine 
Spur von Brucin nachweisen können. Möglicherweise enthält 
eine oder die andere der noch nicht untersuchten Strychnos- 
species ein von den Alkaloiden der Nux vomica verschiedenes 
Alkaloid und bildete dann ein Pendant zu der westafrikanischen 
Akazgapflanze, deren tetanisirendes Princip von Fraser isolirt 
und als vom Strychnin und Brucin different erkannt wurde. ***) 
 Nachgewiesen sind Strychnin und Brucin unseres Wissens 
- bisher nur in Strychnos nux vomica, Strych. Ignatia, Strych. 
 eolubrina und Strych. Tieute; mit grösster Wahrscheinlichkeit 

finden sich dieselben auch in Strych. ligustrina. Genauerer 
Untersuchung bedürftig sind namentlich noch ausser der letz- 
teren Strychnos minor, welche, wie Strychnos colubrina und 
Strychnos ligustrina, Schlangenholz liefert, ferner Strychnos 


*) Pflanzenstoffe. p. 414. 

**) Handbuch der Toxikologie. Supplementband. p. 62. 

*%**) In seiner Wirkungsgrösse steht das Akazgin den Angaben von 
Fraser zufolge dem Brucin nach. Ein stärkeres tetanisirendes Alkaloid 
als das Stryehnin dürfte bei der Untersuchung der bisher noch nicht 
- näher geprüften Strychnosarten kaum vorkommen. Recht wohl möglich 

' wäre es übrigens, dass bei derartigen Untersuchungen dem Curare ähnlich 
wirkende Stoffe aufgefunden würden. In dieser Beziehung ist nicht allein 
der Umstand, dass das Pfeilgift der Indianer von Guyana mit Bestimmt- 


14* 


d 


212 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche etc. S 


axillaris, Strych. potatorum und Strych. bieirrhosa, d. h. sämmt- 
liche ostasiatische Species *). 


Papaveraceae. 


In dieser Familie ist es Papaver somniferum resp. 
das aus demselben dargestellte Opium, in welchem tetanisirende 
Alkaloide vorhanden sind. Dieselben sind sämmtlich schwächer 
als Strychnin, ja selbst als Brucin und Akazgin. Am giftig- 
sten ist das bereits oben erwähnte Thebain, dem sich in 
absteigender Linie Laudanin, Porphyroxin und Narco- 
tin anschliessen. Die Stellung des Laudanins zu den tetani- 
sirenden Giften kann nach den Untersuchungen von Ü. Ph. 
Falek (1874) wohl nicht in Zweifel gezogen werden, 
während die des Porphyroxins und Narcotins keineswegs als 
völlig gesichert erscheint. Hinsichtlich des Porphyroxins 
kann nach den wenigen darüber angestellten Versuchen die 
Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um 
ein nach Art des Pikrotoxins wirkendes Gift handle; wenig- 
stens geht bei Fröschen nach den Versuchen von Baxt**) dem 
Tetanus ein narkotischer Zustand voraus, der übrigens hier auch 
möglicherweise wie beim Brucin mit einer Paralyse der Ner- 
venendigungen im Zusammenhange stehen mag. Die Erschei- 


heit von Strychnosarten abzuleiten ist, sondern auch die Thatsache, dass 
neben der tetanisirenden Wirkung dem Strychnin, Brucin und Akazgin, 
wie oben bemerkt, die lähmende Wirkung des Curarin zukommt, massgebend. 
Nachdem neuerdings Harnack in dem Ditain der als Mittel gegen 
Wechselfieber geschätzten Alyxiarinde ein Curare ähnlich wirkendes Gift 
erkannt hat, dürfte unter Berücksichtigung der Verwendung des Curare 
als Fiebermittel in seinem Vaterlande einige Wahrscheinlichkeit vorhanden 
sein, Substanzen dieser Art in Strychnos pseudoquina und Anassera 
febrifuga aufzufinden. 

*) Ich verweise bezüglich der Benutzung einzelner Theile der genann- 
ten Strychnosspecies auf Rosenthal’s Synopsis plantarum diaphoricarum 
p. 361—364. Dass die Früchte einzelner Strychneen, z. B. von Strychnos 
spinosa auf Madagascar oder die der ostindischen Strychnos potatorum 
essbar sind und durch die Abwesenheit eines bitteren Geschmacks das 
Freisein von Strychnin oder Brucin beweisen, verträgt sich recht gut 
damit, dass in andern Theilen derselben giftige Alkaloide vorhanden sind. 

“*) Pflanzenstoffe, p, 193. 


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Th. Husemann, Verbreit. d, Krampfgifte im Pflanzenreiche etc, 213 


nungen bei Säugethieren erinnern allerdings in keiner Weise 


an Pikrotoxinismus. Bezüglich des Narcotins stehen sich die 
Angaben verschiedener Experimentatoren ziemlich schroff 
gegenüber.*) Die Einen, wie Öharvet und Kauzmann stel- 
len die Convulsionen — welche nach den Kauzmann’schen 
Versuchen ganz bestimmt keine terminalen Krämpfe sind — 


in den Vordergrund, während Andere, namentlich Albers’ 


das Alkaloid zu den narkotischen Stoffen stellen; zwischen 
beiden steht gewissermaassen vermittelnd Baxt, der dem 
Präparat eine excitirende und sedirende Wirkung beimisst. 
Ich bin der festen Ueberzeugung, dass diese Widersprüche 
sich einfach dadurch lösen, dass keiner der Experimentatoren 
völlig chemisch reines Narcotin zu seinen Versuchen benutzt hat. 
Das verschiedene Verhalten des Narkotin des Handels gegen che- 
mische Reagentien, auf welches 1862 A.Husemann aufmerksam 
machte, macht es wahrscheinlich, dass der Handelswaare mehr 
und mehr von jenen neuen Opiumbasen beigemengt ist, mit 
denen namentlich O. Hesse die Phytochemie bereicherte. 
Nehmen wir z.B. an, dass das Narcotin des Handels kleine 
Mengen des eben als Tetanicum erwähnten Laudanins oder 
der gleich zu besprechenden, wahrscheinlich zur Gruppe des 
Pikrotoxins gehörenden beiden Hesse’schen Basen Laudanosin 
und Hydrocotarnin beigemengt enthalte, so würde es recht 
wohl möglich sein, dass diese ihre krampferregende Wirkung 
eher äusserten als das Narcotin die ihm etwa eigenthümliche 
narkotische Action. Es ist eine bekannte Thatsache, dass 
sehr hohe Dosen des käuflichen Narcotin dazu gehören, um 
kleine Säugethiere zu tödten und es ist klar, dass um so 
leichter die beigemengten Krampfgifte ihre Effecte im das 
Krankheitsbild einzeichnen können. Jedenfalls gehört das Nar- 
cotin bis jetzt zu denjenigen Opiumalkaloiden, deren Gruppirung 
unter den Giften bis auf den heutigen Tag nicht möglich ist. 

Dass das Opium neben den erwähnten tetanisirenden 
Alkaloiden auch solche enthält, welche höchst wahrscheinlich 


*) Vgl, das Genauere über diese Untersuchungen in Pflanzenstoffe 
pag. 151, 


BE > 


Ei 
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N 


214 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreich Bi; == X 


den Hirnkrampfgiften zugezählt werden müssen, wurde bereits x 
oben erwähnt. Wir verdanken ihre Kenntniss hauptsächich 
den Untersuchungen von Falck sen. und Falckjun. Es 
sind Codein, Hydrocotarnin und Laudanosin, welche E 
man nach den bezüglichen Thierversuchen der Gruppe des 
Pikrotoxin einzureihen sich berechtigt hält. Beim Codein : 


sind, wie ich durch einen eigenen Versuch weiss, die Krämpfe 
unabhängig vom Rückenmark und dauern nach Durchschnei- 
dung des letzteren nur in den noch mit dem Gehirn zusam- 
menhängenden Partien fort. Für Hydrocotarnin und Lauda- 
nosin liegt ausser der Aehnlichkeit der Krämpfe kein strieter 
Beweis für ihre Zugehörigkeit zu den Hirnkrampfgiften vor. 
In der neuesten Zeit (1876) ist von einem amerikanischen 
Forscher ein anderes Alkaloid aus der Familie der Papave- 
raceen, das in Chelidonium majus und in Sanguinaria Cana- 
densis vorkommende Sanguinarin als ein Gift bezeichnet, 
welches gleichzeitig zu den krampferregenden und paraly- 
sirenden gehört. Krämpfe und Paralyse werden von Smith 
als spinale bezeichnet, doch bleibt es zweifelhaft, in welcher 
Weise bei ersteren die peripheren Gebilde betheiligt sind. 
Convulsivische Steifigkeit der Gliedmassen sind übrigens in 
Amerika in einzelnen Fällen von Vergiftung mit Radix San- 
guinariae bei Menschen beobachtet worden (vgl. Pflanzenstoffe 
p. 201). Aus der Canadischen Blutwurzel ist übrigens auch 
eine dem Porphyroxin ähnliche Base isolirt worden, welche 
man als Sanguinaria - Porphyroxin bezeichnet hat. In wie weit 
die Gleichheit der äusseren und chemischen Eigenschaften 
auch mit einer Gleichartigkeit der physiologischen Wirkung 
einhergeht, wurde bis jetzt nicht ermittelt. Dass möglicher- 
weise unter den in Glaucium luteum und Eschscholtzia 
Californica aufgefundenen Pflanzenbasen auch eine oder *, 
die andere Convulsionen erregt, lässt sich nicht bestreiten. 
Die bisher besprochenen Krampfgifte aus der Familie der 
Loganiaceae und Papaveraceae sind sämmtlich basischer Natur 
und schliessen sich in dieser Beziehung am engsten an die 
beiden oben erwähnten neuen Krampfstoffe, deren Entdeckung 
wir Ringer und Murrell verdanken, deren Stellung jedoch 


Verl 1. untäfte u Plläfzenreiche ete. 215 
vorläufig noch dubiös erscheint. Die betreffenden Pflanzen 

gehören zur Familie der Apocyneae und Euphorbiaceae. Wir 
lassen ihrer Betrachtung diejenige der übrigen basischen Krampf- 
gifte aus andern Familien folgen. 


Apocyneae. 


Ausser dem in Gelsemium sempervirens enthalte- 
nen Krampfgifte, mag dasselbe das Alkaloid Gelsemin selbst 
‚sein oder eine diesem Stoffe beigemengte andere Base, ist 
kein zweites aus dieser Familie bekannt und giebt dasjenige, 


welches wir über die giftige Wirkung verschiedener Species 


aus der betreffenden Familie wissen, keinen bestimmten 
Anhaltspunkt für das Vorkommen eines echten Krampfgiftes 
in derselben. 


Euphorbiaceae. 


Das Vorkommen eines tetanisirenden oder nach Art der 
Hirnkrampfgifte wirkenden Giftes n Buxus sempervirens 
hat etwas Ueberraschendes, da wir gewohnt sind, den Bux- 
baum als Gift und Medicament von ganz anderem Gesichts- 
punkte aus zu betrachten. Da die Versuche von Ringer und 
Murrell nur mit Buxusextracten angestellt sind, lässt sich 
über das Verhältniss des krampferregenden Princips zu dem 
längst bekannten Alkaloide Buxin mit Sicherheit nichts sagen. 
Man pflegt bekanntlich neuerdings nach dem Vorgange von 
Flückiger das Buxin mit dem Bebeerin und Pelosin, der 
Alkaloiden der Bebeerurinde und der Radix Pareirae bravae 
zu identifieiren, und die Identität der beiden erstgenannten 
erhält eine Stütze durch den Umstand, dass beide, das Bebeerin 
vorzugsweise in England, das Buxin neuerdings in Italien, mit 
Erfolg gegen Intermittens in Anwendung gezogen sind. Nach 
den von Binz und Conzen angestellten pharmakologischen 
Versuchen mit Bebeerin wirkt dasselbe im Wesentlichen analog 


_ dem Chinin, welches bekanntlich, wie das namentlich die neu- 


_ eren Versuche von Köhler darthuen, direct die Reflexthätig- 
keit des Rückenmarks herabsetzt. Es ist daher nicht wohl 
anzunehmen, dass die krampferregende Wirkung des Buxus_ 


2 
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216 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche e 


extracts dem Buxin zukommt, das, wenn es wirklich identisch f 
mit Bebeerin wäre, allerdings wohl die nach Ringer und 
Murrell’s Versuchen den Krämpfen vorausgehende Herab- 
setzung der Reflexerregbarkeit bedingen könnte, nicht aber 
die Krämpfe selbst. Werden dagegen die Krämpfe selbst 
wirklich durch das Buxin hervorgerufen, so würde die Iden- 
tität des Buxins und Bebeerins jedenfalls höchst problematisch. 

In wie weit die Familie der Euphorbiaceen noch andere 
Repräsentanten der Krampfgifte einschliesst, verdient weitere 
Untersuchung. Zu der Gruppe der Buxineen gehört die am 
Cap als Giftpflanze bekannte Hyaenanche globosa, deren 
Früchte zur Vergiftung von Hyänen und andern Raubthieren 
benutzt werden, indem man Stücke Hammelfleisch damit 
bestreut. Nach den Untersuchungen des verstorbenen Phar- 
macognosten J. B. Henkel*) enthalten dieselben einen eigen- 
thümlichen Stoff, welcher nach Art des Strychnins und der 
in die Gruppe der Tetanica gehörenden Gifte wirkt, sich aber 
von denselben dadurch unterscheidet, dass er die Reflexthä- 
tigkeit nicht steigert. Es würde dies im Wesentlichen mit 
dem von Ringer und Murrell gegebenen Vergiftungsbilde 
des Buxus übereinstimmen und es wahrscheinlich machen, 
dass auch dieses Gift der Gruppe des Pikrotoxins angehört. 
Aus der Ordnung der Phyllantheae dürften die in tropischen 
Ländern zum Betäuben von Fischen benutzten Species von 
Phyllanthus, Ph. piscatoria H. B. K. (Südamerika) und Ph. 
virosus Roxb. (Östindien) besondere Berücksichtigung verdie- 
nen, da bekanntlich gerade das Pikrotoxin resp. die Kokkels- 
körner in derselben Richtung benutzt werden. In ähnlicher 
Weise dient freilich auch das Holz von Croton Tiglium, dem, 
wie den meisten Theilen von Euphorbiaceen, vorzugsweise 
scharfe Wirkung auf den Tractus zukommt. 


Solaneae. 


Ich habe oben der Angabe von Fraser gedacht, wonach 
Atropin bei Fröschen nach voraufgehendem länger dauerndem 


*) Beiträge zur Kenntniss der chemischen Bestandtheile der Früchte 
von Hyaenanche globosa Lamb, Würzburg 1857. 


Th. Husemann, Verbreit. d, Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 217 


Stadium paralyticum ein ebenfalls lange anhaltendes Stadium 
_ tetanischer Convulsionen erzeugt. Ausgesprochener und früh- 
i zeitiger kommen Krämpfe bei Fröschen nach einigen andern 
Stoffen aus dieser Familie vor. So, wie Buchheim nachwies, 
nach Benzoyltropin und nach dem in Hyoscyamus niger 
neben dem Hyoscyamın enthaltenen amorphen Alkaloide, 
welches Buchheim Sikeranin (nach der persischen Benen- 
nung des Bilsenkrauts) getauft hat und das vermuthlich nicht 
erst bei der Bereitung des Hyoscyamins als Nebenproduct 
entsteht.*) Genaueres über die Natur der Krämpfe liegt 
nicht vor, ebenso sind die Verhältnisse des Sikeranins zum: 
Hyoscyamin, welches in reinem Zustande nach den überein- 
stimmenden Versuchen von Hellmann und von Buchheim 
keine Convulsionen erzeugt, nicht genauer studirt. Ich will 
hier hervorheben, dass nach meinen Erfahrungen auch Bilsen- 
- krautextracte für gewöhnlich bei Fröschen keine Krämpfe 
hervorbringen, dass ich aber bei Experimenten mit einem sehr 
alten Bilsenkrautextracte exquisite, rasch auftretende und 
lang dauernde Oonvulsionen wahrgenommen habe. Es dürfte 
durch weitere Versuche leicht zu constatiren sein, ob es sich 
um ein ausnahmsweises Vorkommen grosser Mengen Sikeranin 
in dem betreffenden Extract resp. der Pflanze, aus welcher 
es dargestellt wurde, handelt oder ob vielleicht überhaupt 
durch jahrelange Aufbewahrung von Extractum Hyoscyami 
in letzterem das krystallisirte Hyoscyamin, welches im frischen 
Extracte durch seine paralysirende Action die krampferregende 
Wirkung des Sikeranins verdeckt, eine Umwandlung in amor- 
phes Alkaloid erfährt. 


Leguminosae. 


Die Verhältnisse des Oalabarins, mit welchem die 
basischen Krampfgifte abschliessen, sind bereits oben so genau 
besprochen worden, dass es hier genügen kann, den betreffen- 
den Stoff nur noch einmal zu erwähnen. Ich finde in der 


*) Archiv f. experimentelle Pathologie und Pharmakologie V. H. VI, 
pag. 463. | 


2 


218 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenre 


toxikologischen Literatur keinen Anhaltspunkt für die Annahme, ER 
dass eigentliche Krampfgifte in der Familie der Leguminosen 
vorkommen, welche ja ausser der Calabarbohne noch eine nicht 
unbedeutende Anzahl exotischer giftiger Repräsentanten ein. | 
schliesst. (Vgl. darüber mein Handbuch der Toxikologie, 
pag. 627). E 

Wenden wir uns nun zu den nichtbasischen krampf- 
erregenden Stoffen, so haben wir zunächst die Familie der 
Menispermaceae mit dem hauptsächlichsten Repräsentanten der 
Hirnkrampfgifte, dem Pikrotoxin, zu betrachten, um daran 
einige Familien zu schliessen, irnerhalb deren eine grössere 
Anzahl von Krampfgiften theils schon nachgewiesen, theils 
mit ziemlicher Sicherheit zu vermuthen ist. Letzteres gilt 
übrigens auch von den 


Menispermaceae. 


Dieser Familie gehört nämlich nicht allein Anamirta 
coceulus, die Mutterpflanze der Kokkelskörner, an, sondern 
auch das Genus ÜUocculus, von welchem besonders die 
südamerikanischen Arten giftige Eigenschaften zu besitzen 
scheinen. Wenn man im Allgemeinen den Pfeilgiften der süd- 
amerikanischen Indianer eine lähmende Wirkung auf die peri- 
pherischen Nervenendigungen zuschreiben muss, so ist doch wohl 
kaum zu bezweifeln, dass wenigstens früher auch krampfer- 
regende Pfeilgifte in Südamerika in Gebrauch waren. Das 
sogenannte Tikunas, das in Europa am längsten bekannte 
südamerikanische Pfeilgift, mit welchem die ältesten Experimen- 
tatoren ihre Versuche anstellten, war allem Anscheine nach 
ein solches, von Öurare, durch welches es jetzt mehr und 
mehr verdrängt worden ist, differentes, convulsionenerzeugen- 
des Pfeilgift, dessen Hauptbestandtheil die jungen Sprossen 
einer oder mehrerer Species von Coceulus bildete. Meist wird 
Cocculus Amazonum als solche bezeichnet. Herberger 
stellte aus der Rinde der zur Bereitung des Tekunas ver- 
wandten Schlingpflanze, welche Martius aus Südamerika 
mitgebracht hatte, ein Extract dar, welches heftige Convulsio- 
nen hervorbrachte, Sehr zu wünschen wäre es, wenn es 


3 ee a DR a ER 
Th, Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 219 


gelänge, der als Urari Sipo bezeichneten Liane wieder aufs 
Neue habhaft zu werden, um dieselbe auf etwaigen Pikro- 
 toxingehalt, beziehungsweise auf die Qualität der dadurch 
- hervorgerufenen Convulsionen zu untersuchen. 


Laurineae. 


Kann bei dem Pikrotoxin darüber kein Zweifel obwalten, 
dass die dadurch hervorgebrachten Krämpfe von der Erregung 
im Hirn belegener Uentren ausgehen, so ist eine complicirtere 
' Wirkung vielleicht anzunehmen bei dem schon lange Zeit als 
convulsionserregend bekannten Kampher, welcher mit der 
Carbolsäure die Eigenthümlichkeit theilt, dass er bei Kalt- 
blütern keine Krämpfe hervorruft. Da bei der Carbolsäure 
nach den oben genannten Angaben die krampferregende 
Wirkung wenigstens zum Theil auf peripherer Erregung 
berubt, dürfen wir die Vermuthung aussprechen, dass auch 
beim Kampher etwas Aehnliches im Spiele ist. Es gilt dies 
wohl von der ganzen Gruppe der Krampfgifte, dessen Haupt- 
repräsentant der Kampfer bildet, d.i. von den verschiedenen 
ätherischen Oelen, welche in grösserer Dosis genommen Üon- 
vulsionen erzeugen. Man hat sich in der neueren Zeit daran 
sewöhnt, gemäss den Untersuchungen von Binz u. A. die 
Wirkung der flüchtigen Oele als eine die Reflexerregbarkeit 

_ herabsetzende anzusehen. Ich hege keinen Zweifel daran, 
dass dies für einzelne aetherische Oele richtig ist, aber es 
giebt auch andere, bei denen die krampferregende Action sich 
bei Vergiftungen an Thieren und Menschen in den Vorder- 
grund drängt. Viele dieser Oele sind noch keineswegs genü- 
gend erforscht, aber soviel lässt sich mit Bestimmtheit sagen, 
dass es sich nicht um terminale Convulsionen handelt. Auf 
fallend ist, dass diese krampferregende Wirkung sich gerade 
bei einzelnen Pflanzenfamilien findet, während die Olea aetherea 
_ anderer Familien, so namentlich die Labiatenöle, keine Krämpfe 
_ hervorrufen. 
Was die Laurineenöle anlangt, so sind wir über die 
Wirkung derselben verhältnissmässig wenig aufgeklärt, inso- 
ern nur das Zimmtöl von ©. @. Mitscherlich als tödt- 


220 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete, 


liches Gift für Kaninchen erkannt worden ist, ohne dass sich 
dabei in ausgeprägter Weise Üonvulsionen gezeigt hätten. 
Die übrigen flüchtigen Oele dieser Familie entbehren noch 
einer eingehenderen pharmakodynamischen Prüfung. Mit einer 
an Gewissheit grenzenden Wahrscheinlichkeit können wir eine 
krampferregende Wirkung bei dem Kampheröl (vgl. Pflan- 
zenstoffe p. 1152), voraussetzen, da dasselbe gewöhnlichen 
Kampher gelöst enthält. 


Synanthereae. 


Die hauptsächlichste Pflanzenfamilie, in welcher krampf- 
erregende aetherische Oele vorkommen, ist die Familie der 
Compositen, welche übrigens auch noch andere, nicht zu den 
Aetherolea gehörende Substanzen einschliesst. In erster 
Linie gehört dahin bekanntlich das Santonin, welches 
wahrscheinlich seinen Sitz nicht allein in Artemisia Cina Berg, 
sondern noch in verschiedenen, durch wurmwidrige Eigen- 
schaften ausgezeichneten Species der genannten Gattung sich 
findet. Die Stellung des Santonins zu den Hirnkrampfgiften 
ist eine unbestreitbare. Durchaus dem durch Hirnkrampfgifte 
hervorgerufenen Intoxicationsbilde entsprechen auch die Erschei- 
nungen der Vergiftung durch eine mexikanische Giftpflanze 
aus der in Rede stehenden Familie, der unter dem Namen 
Itzcuimpatli aber Yerba de la Puebla oder Y. de los perros 
in ihrer Heimat bekannten Senecio canicida.*) Diese Pflanze 
würde sich an die santoninhaltigen Gewächse um so mehr 
anschliessen, als das giftige Prineip derselben nach den Unter- 
suchungen eines mexikanischen Chemikers eine Säure sein 
soll. Auch in den Vergiftungen durch andere, nicht durch 
einen Gehalt an aetherischen Oelen ausgezeichneten, dagegen 
Milchsaft führenden Compositen kommen ÜConvulsionen vor, 
doch sind sie wohl meistens als terminale zu betrachten, wie 


*) Vgl. über dieses interessante Gift, le poison populaire de Mexi- 
que, wie es ein französischer Autor nennt, meine Abhandlung im Neuen 
Jahrbuche für Pharmacie XXXIII p. 129. Jahrgang 1869, 


Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfeifte im Pflanzenreiche ete, 221 


: SBlche fast constant bei den mit Giftlattichextraet Past 
_ Warmblütern sich zeigen. 

Was. nun die aetherischen Oele der Synanthereen anlangt, 
so ist zu vermuthen, dass noch eine viel grössere Anzahl 


E derselben bei näherer Untersuchung als convulsionserregend 


sich herausstellen wird, als bis jetzt durch Versuche oder 
auch durch Vergiftungen am Menschen constatirt worden ist. 
Wir wissen durch Thierversuche von E. Rose, dass das 
_ aetherische Oel, welches in den Flores Cinae neben der 
Santonsäure sich findet und wie letztere Helminthen zu tödten 
im Stande ist, bei Warmblütern Krämpfe erregt; dasselbe 
ist uns von dem Oele von Tanacetum vulgare durch 
Vergiftungsfälle am Menschen und von dem aetherischen Oele 
das Wermuths sowohl durch letztere als durch directe 
Experimente an Thieren bekannt. Diese drei Oele umschlingt 


_ so zu sagen ein gemeinsames therapeutisches Band, insofern 


alle drei exquisite wurmtödtende Eigenschaften besitzen und 
in dieser Richtung Benutzung finden. Sie haben aber auch 
eine nahe chemische Verwandtschaft, insofern in allen ein 
Stearopten sich findet, welches mit dem Lauri- 
neenkampher isomer ist, ohne übrigens in allen chemi- 
schen Eigenschaften damit übereinzustimmen. Es liegt sehr 
nahe zu vermuthen, dass die betreffenden Convulsionen eben 
durch dieses Stearopten hervorgerufen werden, nicht durch die 
Kohlenwasserstoffe, welche dasselbe in Lösung erhalten. Bei 
der relativ grossen Vernachlässigung der Pharmakodynamik 
der aetherischen Oele kann es nicht befremden, dass bei 
Versuchen mit denselben auf die einzelnen Componenten fast 
gar keine Rücksicht genommen ist. Ich glaube, dass gerade 
das auffällige Verhalten der drei genannten Synanthereenöle 
dazu auffordert, das‘ Studium der Aetherolea in dieser Bezie- 
hung zu vertiefen. Uebrigens ist ja die in Frage stehende 
Familie ausserordentlich reich an Kamphern. Wir haben hier 


' nicht allein das Helenin oder den Alantkampher, dessen 


Elementarzusammensetzung von der des gewöhnlichen Kampfers 
abweicht, so wie den bisher nur oberflächlich untersuchten 
 Buphthalmumkampher, sondern auch den überaus interes- 


santen Pyrethrumkampher, welcher nicht allein die For- 2 


mel C!°H1!°0, sondern auch alle Eigenschaften des gemeinen 


Kamphers besitzt und sich von letzterem eigentlich nur dadurch ; 


unterscheidet, dass er die Ebene des polarisirten Lichts eben 
so stark nach links wie dieser nach rechts dreht*), Auf 
diese Kampherarten und auf die aetherischen Synanthereen- 


öle, welche ein Stearopten von der Formel C1°H160 ein- € 


schliessen, dürfte bei weiteren Versuchen über die convulsions- 


erregenden Wirkungen aromatischer Synanthereen besonders 
zu achten sein. Die Beziehung derselben zum Laurineen- 
kampher lassen es vermuthen, dass bei den durch die genann- 
ten Synanthereenöle hervorgerufenen Vergiftungen periphe- 
rische Gebilde afficirt sind, wofür auch einige andere, hier 
nicht zu erörternde Gründe sprechen. 


Cupressineae. 


Dass übrigens nicht allein flüchtige Oele, welche ein dem 
Kampher isomeres Stearopten enthalten, heftige Krämpfe her- 
vorzurufen vermögen, lehrt ein Blick auf die Intoxicationen 
mit dem Oel von Juniperus Virginiana, dem sogenannten 
Cedernöl, welche wiederholt in Amerika nach dem Gebrauche 
dieses Oels als Abortivum oder Emmenagogum beobachtet 
worden sind. Dieses Oel enthält aber einen Kampher von 
der Formel C!° H2° 0, neben dem Kohlenwasserstoffe Cedren, 
0:5 H?*. Die von den Beobachtern der fraglichen Vergiftung 
angeführten allgemeinen tonischen Convulsionen und Trismus 
könnten freilich möglicherweise terminale sein und einiger- 
maassen möchte hierfür auch die gleichzeitig bestehende 


Dyspnoe sprechen. Sicherheit können in dieser Beziehung 
nur Thierversuche geben, welche zweckmässig auch auf andere 
Aetherolea dieser Familie, z. B. das Thujaöl ausgedehnt 
werden. Bei den bisher in dieser Richtung ausgeführten 


Experimenten mit Sadebaumöl und Wachholderöl 
(©. G. Mitscherlich) sind auffallende convulsivische Erschei- 
nungen entschieden nicht hervorgetreten. 


*) Pflanzenstoffe. p. 946 und 947, 


PP ANLEE 


= 


. Husemann, Verbreit. d Krampfgifte im Pflanzenreiche ete. 223 
Umbelliferae. 


Es ist ein auffallendes Factum, dass die aetherischen 
Oele aus der Familie der Doldenblüthler im Gegensatz zu 
denen der Korbblüthler bei Thieren keine Convulsionen erre- 
gen, sondern vorwiegend paralytische Symptome erzeugen. 
Diese Thatsache frappirt, weil Hirnkrampfgifte anderer Art 
unter den Umbelliferen fast noch reichlicher vertreten sind 
als unter den Synanthereen. Selbst das aetherische Oel von 
Cicuta virosa, dem Hauptrepräsentanten der krampferre- 
genden Doldengewächse, dessen Stellung unter den Giften 
Böhm zuerst (1876) präcisirte, ist nach älteren und neueren 
Untersuchungen von Simon und von van Ankum für die 
Wirkung des Wasserschierlings indifferent. Das wirksame 
Princip des letzteren ist das von Böhm als Cicutoxin 
bezeichnete Weichharz, von welchem wir annehmen dürfen, 
dass es aus dem aetherischen Oele hervorgehe. Ob nicht das 
letztere in sehr grossen Dosen dennoch gifüge Eigenschaften 
besitze und ob es nicht gelingt aus demselben durch chemische 
Agentien einen nach Art des Cicutoxins wirkenden Stoff zu 
erzeugen, dürfte der Untersuchung werth sein. 

Böhm hat schon hervorgehoben, dass höchst wahrschein- 
lich ein ähnlicher Stoff wie das Cicutoxin in der in Südeuropa 
und England so sehr gefürchteten Oenanthe crocata 
existiree In der That haben ältere Untersuchungen von 
Cormeiran und Pihan Dufailley einerseits und Christison 
andererseits in einem dunkelrothen Harz das active Princip 
der Safranrebendolde und die Abwesenheit eines Alkaloids 
nachgewiesen. Ebenso findet sich nach den neueren Analysen 
von Porter inSium latifolium ein dem Cicutoxin ausser- 
ordentlich ähnliches, in seinen Lösungsverhältnissen jedoch 
einigermaassen davon abweichendes Harz, welches bei Thieren 
Speichelfluss und Krämpfe erzeugt. Es ist mir im hohen 
Grade wahrscheinlich, dass die Gattungen, denen die drei 
genannten Umbelliferen angehören, noch mehrere Species 
einschliessen, welche durch dasselbe oder ein ähnliches Prin- 
eip nach Art der Hirnkrampfgifte wirken. Man darf sich 
freilich gerade in der Familie der Umbelliferen nicht von der 


224 Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche ete, 


botanischen Verwandtschaft zu irrigen Schlüssen über die 
pharmakodynamischen Eigenschaften der fraglichen Pflanzen 
hinreissen lassen. Nirgends findet man essbare, aromatische 
und giftige Species ein und derselben Gattung so zahlreich 
neben einander, wie in der Familie der Doldenblüthler. So 
findet sich z. B. in der Gattung Sium neben der durch neuere 
in Amerika gemachten Erfahrungen als stark giftig erwiesenen, 
oben erwähnten Species Sium latifolium, die Zuckerrübe Sium 
Sisarum, und die aromatische Ninsidolde von China, Sium 
Ninsi; auch eine Species von Oenanthe, Oenanthe pimpinel- 
loides, hat nach Rosenthal eine den Pastinaken ähnliche, 
essbare Wurzel. Andererseits giebt es aber wenigstens in 
den Gattungen Cicuta und Oenanthe Species, deren Giftigkeit 
durch Erfahrungen festgestellt ist. Dahin gehört die nord- 
amerikanische Cicuta maculata L., der American Hemlock, 
deren Wurzel nach der Angabe von G. B. Wood*) in den 
Vereinigten Staaten wiederholt zur Vergiftung von Kindern 
geführt hat. In ihrem Aeussern hat Cicuta maculata auch 
einige Aehnlichkeit mit Conium maculatum und die Angabe 
von Rosenthal, dass die amerikanische Dolde in ihrem 
Vaterlande nach Art des Fleckschierlings medieinisch verwen- 
det werde, welcher letztere in den Vereinigten Staaten 
ursprünglich nicht einheimisch war, mag daher wohl ihre Rich- 
tigkeit haben, obschon ja selbstverständlich die Wirkung beider 
nicht eine gleiche sein kann, wie auch schon B. G. Wood 
vor einer solchen Verwechslung warnt. Aus der Gattung 
Oenanthe würde Oenanthe fistulosa zu nennen sein, in 
welcher Greding ebenfalls ein giftiges Harz nachgewiesen 
haben will, ferner Oenanthe Lachinalii und peucedani- 
folia, sämmtlich in Deutschland vorkommend, O. apiifolia 
(Portugal) und O. inerassans (Griechenland), welche nach 
Rosenthal als gefährlich gelten. In einzelnen Gegenden 
Deutschlands betrachtet man auch die von Linne als Sium 
angustifolium bezeichnete, jetzt der Gattung Berula zuge- 
zählte Dolde als giftig. Von Interesse ist, dass alle diese 


*) Treatise on Therapeuties and Pharmaeology. Vol. II p. 214. 


De 


Th. Husemann, Verbreit. d. Krampfgifte im Pflanzenreiche etc. 225 


giftigen und verdächtigen Umbelliferen, welche nach Art des 
Wasserschierlings zu wirken scheinen, auch wie dieser am 
Wasser wachsen. 

Coriarieae. 

Die Reihe der bis jetzt bekannten Hirnkrampfgifte 
beschliesst das von Riban entdeckte active Prinecip der in 
Südeuropa und Nordafrika einheimischen Coriaria myrti- 
folia, das Coriamyrtin. Ich habe bereits früher*) dem 
Coriamyrtin nach den Erfahrungen über die Wirkung der 
Coriaria bei Thieren und Menschen seinen Platz an der Seite 
des Pikrotoxins angewiesen. In auffallender Weise gleich- 
artig sind auch die Erscheinungen des neuseeländischen Giftes 
Tut oder Tutu, Coriaria sarmentosa, dessen Verhältniss ich 
früher in einer grösseren Arbeit**) ausführlich besprochen 
habe und welches nach den dadurch bedingten Erscheinungen, 
wenn nicht Coriamyrtin, so doch ein in seiner Wirkung dem- 
selben sehr nahe stehendes actives Princip enthält. Damit 
hat auch der fünfte Welttheil seinen Repräsentanten unter 
den Krampfgiften, die sich, wenn wir die geographische Ver- 
breitung der in Rede stehenden Pflanzen ins Auge fassen, auf 
allen Theilen der Erde einheimisch finder, freilich keineswegs 
in gleichmässiger Vertheilung, sondern so, dass das tropische 
Asien, bekanntlich ein der Production von giftigen Pflanzen 
und Thieren überhaupt ausserordentlich günstiges Territorium, 


_ nicht nur die meisten, sondern auch die stärksten Krampf- 


gifte liefert. Auffallend erscheint es daher, dass gerade Ost- 
asien eine angeblich ungiftige Species von Üoriaria, Coriaria 
_Nepalensis, hervorbringt, während die übrigen Welttheile 
sämmtlich (Coriaria sarmentosa findet sich auch in Chile und 
Peru) giftige Species dieser Gattung erzeugen. 

In monokotyledonischen Familien ist, vom Veratrin 
abgesehen, mit Sicherheit kein eigentliches Krampfgift consta- 
tirt worden und die Betrachtung der Symptomatologie der 
durch Monokotyledonen bedingten Intoxicationen giebt keine 


*) Pflanzenstoffe p. 739. 
**) Neues Jahrbuch für Pharmacie XXX. p. 257. 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 3. Hoft. 15 


226 E. Bohlig, Mittel, Kesselsteinbildung zu verhüten. 


bestimmten Anhaltspunkte für die Annahme, dass ein eigent- 


liches Hirn- oder Rückenmarkskrampfgift in dieser Abtheilung 
des Gewächsreiches vorkomme. Die wenigen Beobachtungen 
über giftige Wirkung von Lolium temulentum geben als Er- 
scheinungen der Intoxication zwar Zittern, aber keine eigent- 
lichen Convulsionen an und machen den Eindruck, als ob es 
sich mehr um ein Paralysans handle. 


Ueber Wasserreinigung resp. ein neues höchst ratio- 
nelles Mittel, jede Kesselsteinbildung zu verhüten. 


Von E. Bohlig in Eisenach. 


Das eigentliche Warum der Kesselsteinbildung ist, abge- 
sehen von der geläufigen, allgemeinen Erklärung des Unlös-- 
lichwerdens der Erdbicarbonate durch CO?- Verlust u. s. w,, 
bis jetzt immer noch eine viel ventilirte Frage! 


Es ist beispielsweise eine bekannte Thatsache, dass manche 
Speisewässer fast ihre sämmtlichen Mineralstoffe nur als 
steinharte Massen in Dampfkesseln ablagern, während andere 
wenige blossen Schlamm bilden und die meisten übrigen 
zwischen inne liegen, d.h. Kesselstein- und Schlammbildung 
bewirken. Dass dieses Verhältniss nur ein scheinbar zufäl- 
liges ist, vielmehr eine ganz bestimmte Ursache haben muss, 
liegt auf der Hand. Ich vermuthete diese in dem schwan- 
kenden Magnesia-Gehalt der Wässer und stellte in Folge des- 
sen zahlreiche Versuche nach dieser Richtung hin an. 


Die vorliegenden Wasser- und Kesselsteinanalysen und 
deren Vergleichung boten sehr wenig Stützpunkte wegen der 
willkürlichen Vertheilung der Basen und Säuren und der oft 
fehlenden directen Kohlensäurebestimmung. Ich musste dess- 
halb diverse, genau analysirte Wässer und deren Abschei- 
dungen auf Qualität und Quantität einer sorgfältigen, verglei- 
chenden Prüfung unterwerfen. 


Die erste Thatsache, welche ich feststellte, ist zunächst 
folgende: Der Kesselstein oder Schlamm (gewöhnlichen Koch- 


'E. Bohlig, Mittel, Kesselsteinbildung zu verhüten. 927 
gefässen, also nicht über 100°C., sondern bei gewöhnlichem 
Luftdruck kochend, entnommen), zeigte sich stets frei von 
Magnesia, während im Dampfkessel bei demselben Wasser 
der ausgeschiedene Schlamm alle Magnesia als kohlensaure 
Magnesia bezw. Magnesiumoxyd enthielt. Obgleich die That- 
sache, dass bei gewöhnlicher Temperatur gefällte kohlensaure 
Magnesia den Gips sehr leicht zersetzt, längst bekannt ist, 
so hat meines Wissens noch Niemand die natürliche Conse- 
quenz gezogen. 

| Es ist aber sofort klar, dass aus Wässern, welche dop- 
pelt kohlensaure Magnesia neben Gips enthalten, durch Kochen 
sämmtliche soeben gebildete einfach basisch - kohlensaure Mag- 
nesjia in Bittersalz übergeführt wird, während aus dem Gips 
eine aequival. Menge Calcium als einfach kohlensaurer Kalk 
niederfällt. Ebenso selbstverständlich ist es nunmehr, dass 
Wässer, welche annähernd die Zusammensetzung von MgCO® 
+ CO? + CaSO* haben, nicht nur magnesiafreien sondern auch 
gipsfreien Kesselstein nur abscheiden können, letzterer in 
. diesem Falle nur aus kohlensaurem Kalk bestehen kann. 

Interessant ist ferner der Umstand, dass mit den abge- 

kochten Wässern oft, wenn auch unbewusst, genügend starke 

' Dosen Bittersalz in den Magen gelangen und mit Sicherheit die- 
jenige Wirksamkeit entfalten, wie sie bei vielen Biersorten ja 
bekannt ist. 

Was geht nun aber in Dampfkesseln vor sich?_ Da sich 
dort aus dem Wasser in normaler Weise einfach kohlensaure 
Magnesia aus dem Speisewasser abscheidet, so wäre der oben- 
gegebene Prozess zur Erklärung der Bildung von Kesselstein, 
ob hart oder schlammig, nicht zu verwenden. Hoppe - Seyler 
erklärt bekanntlich die Bildung der Dolomite durch stattge- 

' habte Einwirkung von Bittersalz, Meerwasser auf kohlensauren 
_ Kalk bei höheren Temperaturen, 120° — 150° C. 

Wäre diese Annahme richtig, so müssten auch in 
‚ Dampfkesseln diese Hergänge stattfinden, was ich bis jetzt 
nicht beobachtet habe, wohl aber geht hier durch Einwirkung 
von Bittersalz auf kohlensauren Kalk — die Bildung von Gips 
und kohlensaurer Magnesia vor sich, also genau der umge- 
15* 


kehrte Prozess, wie er bei 100°C. und darunter ae 


Und zwar geht dieser Prozess mit staunenswerther Ener 


vor sich, so dass harter Kesselstein, aus Gemengen von koh- 
lensaurem Kalk und Gips bestehend, in kurzer Zeit in Schlamm 
übergeführt ist. 

Diese durch eine lange Reihe sorgfältigster Beobachtun- 
gen an Dampfkesseln erlangten Ergebnisse führten mich auf 
eine neue Wasserreinigungsmethode, wie sie einfacher und 
rationeller wohl nicht gedacht werden kann. 

Das Mittel, dessen ich mich hierzu bediene, ist ein Mag- 
nesia- Präparat, dessen Zusammensetzung ich dem betreffenden 
Wasser genau anpasse, wesshalb die vorherige Einsendung 
einer Probe Speisewasser nöthig wird. 

Mit Folgendem gebe ich noch die bedeutenden Vortheile 
meiner neuen Methode an, wie sich solche an der Hand der 
Theorie und Praxis ergeben haben. 

1) Zur völligen Reinigung des Wassers ist nur ein 
einziges Mittel nöthig, dasselbe ist in Wasser fast unlös- 
lich (1:50000). Durch diese hervorragenden Eigenschaften 
kann das Reinigungsmittel in sicherem Ueberschuss auf 8 Tage 
hin in den Reinigungsbottich gegeben werden. 


(Alle zeitherigen Methoden brauchen zwei verschiedene | 


Mittel zum Ausfällen von Gips und dann der kohlensauren 
Erden. Diese beiden Stoffe müssen jedem neuen Wasser- 
quantum genau zugewogen werden, weil sie löslich im Wasser 
und desshalb leicht ein schädlicher Ueberschuss hinzugelangt.) 
Hierdurch fällt natürlich jede Controle einer nicht jedem Arbei- 
ter anzuvertrauenden Arbeit und diese selbst ganz weg. 

2) Das Absetzen im Reinigungsbottich geht so rasch und 
vollständig vor sich, dass jedes Filtriren wegfällt und in Folge 
dessen die apparatliche Einrichtung in hohem Grade einfach 
ist und überall anwendbar wird. 

Das rasche Absetzen und Klären, was heiss kaum 


/, Stunde, in der Kälte “, Stunde Zeit beansprucht, ı 


findet seine Erklärung in dem günstigen Umstand, dass in 
dem Reinigungsbottich es der Hauptmenge nach ja immer 
dieselben Moleküle sind, welche auf und nieder gehen. Diesel- 


a eu hand 


m 
MT 


Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernstein. 229 
ben müssen dichter und dichter werden und die geringe Menge 
frisch gefällten kohlensauren Kalk einhüllen und niederreissen. 

3) Die Wirkung des gereinigten Wassers auf alten Kes- 
selstein ist eine erstaunliche, indem dadurch eine Schlamm- 
bildung eingeleitet wird, welche fortgeht bis der letzte Rest 
harten Kesselsteins verschwunden und sämmtliche Eisentheile, 
Siederohre frei liegen. Bei Einführung meines Verfahrens 
braucht desshalb der alte Kesselstein vorher nicht durch 
Abhämmern entfernt zu werden. 


Dass diese Einwirkung auf den oben näher dargelegten 
Doppelprozess beruht, bedarf kaum der Erwähnung. 


4) Das neue Kesselsteinmittel hat an und für sich schon 
einen niedrigen Preis, wird aber durch das sehr geringe Mole- 
kulargewicht des Magnesiums um vieles mal billiger als alle 
existirenden, bis dato vorgeschlagenen, da beispielsweise 
20 Thle. Magnesiapräparat gleichkommen 131 Thln. Chlorbarium, 
40 Thln. festen Aetznatron, 50 —70 Thl. Soda ete., so dass die 
Reinigung von 1 Cubikm. Wasser mittlerer Härte durchschnitt- 
lich kaum auf 2 Pf. kommt. 


Notizen über die chemische und physikalische 
Beschaffenheit des Bernsteins. 


Von Otto Helm in Danzig. 


Ueber die chemische und physikalische Beschaffenheit 
des Bernsteins haben bisher Berzelius, Pelletier, Schrötter, 
Forchhammer, Elsner und Andere eingehende Forschungen 
angestellt und sind ihre Angaben in die chemischen Hand- 
bücher übergegangen. Ich erlaube mir, in Nachstehendem 
dieselben durch einige darauf bezügliche Bemerkungen und 
Untersuchungen zu ergänzen. Bevor ich jedoch dazu über- 
gehe, wird es nöthig sein, einige Worte über das Vorkommen 
des Bernsteins voranzuschicken, 


Der Bernstein, ein fossiles Baumharz von Pinites 
suceinifer Göppert und andern verwandten Bäumen kommt 


in primärer Lagerstätte nur an einem Punkte der Erde vor 


und zwar im Samlande an der ostpreussischen Küste und dem 
daran grenzenden Seegrundboden. Die bernsteinführende Schicht 
liegt im Samlande theils unter dem Meeresspiegel theils über 
demselben, hat eine blaugrüne Farbe und besteht aus mehr 
oder minder grobkörnigem Sand, von dem jedes Körnchen 
noch mit einem gelblichen Ueberzuge versehen ist; dazwischen 
finden sich einzelne Glimmerblättchen und Körnchen von 
einem blaugrünen Minerale, Glauconit genannt. In dieser 
sogenannten „blauen Erde“, welche einen ziemlich festen 
Zusammenhang hat, liegen zerstreut Bernsteinstücke in allen 
Grössen, auf 20 Kubikfuss der Erde durchschnittlich 1 Kilog. 

Die Stücke sind mit einer starken Verwitterungsschicht 
rindenartig bezogen, im allgemeinen aber noch in der Form 
erhalten, wie der Bernsteinbaum sie einst erzeugte; es deutet 
dieser Umstand darauf hin, dass ein weiter Transport 
durch die hoch und stürmisch bewegten Fluthen des Meeres 
mit ihnen nicht stattgefunden haben kann; einige der Stücke 
sind zwar zerschlagen, die dadurch hervorgebrachten Ecken 
und Kanten jedoch wenig oder gar nicht abgeschliffen, die 
daran haftenden Holz- und Rindenstückchen unversehrt, und 
die zarten darin eingeschlossenen Insecten und Pflanzentheile 
so wohl erhalten, als wären sie erst heute hineingekommen. 

Nach Berend lag das Land, welches den urweltlichen 
Wald trug, der den Bernstein erzeugte, inmitten der jetzigen 
Ostsee unweit der preussischen Küste; die mittlere Tertiärzeit 
hat ihn noch gesehen; nach ihr fegten einbrechende Meeres- 
fiuthen das ganze Land hinweg und spülten es zum grössten 
Theile an die Küste des Samlandes, wo das darin enthaltene 
Baumharz denn heute noch inmitten des Mutterbodens, der 
es einst erzeugen half, in gewaltigen Mengen gefunden, gegra- 
ben und bergmännisch gewonnen wird. 

Aller Bernstein, welcher an andern Orten gefunden wird, 
ist entweder aus dieser primären Lagerstätte ausgewaschen 
und durch Meereswogen nach nah belegenen Orten hingetrie- 
ben worden, oder er ist gar nicht erst in die primäre Lager- 
stätte gekommen, sondern sogleich durch die hoch- und weit- 


. $ a R ER EIER X <_ 
230 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernstein. 


3 
E 


' Tenheit d. Bernsteins. 

gehenden Fluthen des Meeres fernhin in das Land getragen 
und dort von dem aufgewühlten Erdreiche verschüttet worden; 
_ hierzu gehört unter andern der in Schlesien, Böhmen, Mähren 
und Russland gefundene Bernstein; oder er stammt von ein- 
zelnen oder in kleinen Parthien an andern Orten der Erde 
gewachsenen harzführenden Bäumen ab, welche in derselben 
a Weise, wie vorangeführt, zerstört und dessen abgeschiedene 
Harztheile sich im Innern der Erde erhalten haben; zu. dieser 
- Kategorie gehört der in andern, zum Theil aussereuropäischen 
“Ländern vorkommende Bernstein, so der aus England, Frank- 
‚reich, Spanien, Oberitalien, Sicilien, Nordafrika, Rumänien, 

Türkei, Syrien und Nordamerika. 

# Ich habe allerdings Grund, daran zu zweifeln, ob aller 
in diesen letztgenannten Ländern vorkommende vermeintliche 
Bernstein wirklich Bernstein ist, denn ich habe Gelegenheit 
gehabt, mir einigemale Bernstein, der aus andern Ländern 
stammte, zu verschaffen und ermittelt, dass in den meisten 
Fällen ein anderes Harz vorlag, so namentlich bei einem aus 
Nordamerika von sicherer Hand bezogenen und bei einem 
_ durch Herrn Professor Fraas in Stuttgart mir gütigst über- 
lassenen, von ihm selbst in Syrien gesammelten. Beide soll- 
ten Bernstein sein, enthielten aber keine Bernsteinsäure, zeig- 
rn ten auch im übrigen ein anderes chemisches Verhalten, wie 
E: ich noch später genauer ausführen werde. *) Es wäre wich- 
tig, auch die andern Bernsteine, welche in den von der 
 preussischen Küste weitabbelegenen Ländern gefunden werden, 
_ einer chemischen Untersuchung zu unterziehen, um zu consta- 
 tiren, ob und welche Unterschiede zwischen ihnen und dem 
Ostseebernstein existiren. So behauptete Prof. Capellini aus 
Bologne auf dem Congresse für Anthropologen in Stockholm 
1874, dass der in der Etruskergräbern Oberitaliens gefundene 
a _ Bernstein seiner Zeit im Lande selbst gefunden und bearbeitet 
wurde, während anderseits die Meinung aufrecht erhalten 
' wurde, dass dieser Bernstein durch Handelsverbindungen von 


*) Wie mir mitgetheilt wurde, hat Herr Prof. Lebert in Vevey in 
dem letztgenannten Bernstein ebenfalls keine Bernsteinsäure gefunden, 


232 O0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. rs ee 


der baltischen Küste bezogen wurde; die chemische Analyse 


beider würde hier richtige Aufschlüsse über die Beziehungen 
der Völker zu einander in dieser ältesten Zeit geben können. 
Ich habe mich vergeblich bemüht, von dort Bernstein zu be- 
kommen, um vergleichende Untersuchungen zu machen; es 
würde mir im hohen Grade erwünscht sein, von hier und 
andern entfernten Orten Bernsteinproben zu erhalten. 

Der aus der Stammpflanze des Bernsteins hervorfliessende 
Saft war gewiss ursprünglich vollständig flüssig, ölartig; denn 
nur so ist es zu erklären, dass die darin heute gefundenen 
Pflanzentheile und Thiere völlig davon umschlossen und intact 
geblieben sind; unter ihnen giebt es manche, die ausser- 
ordentlich zart und fein gebaut und dennoch vollständig wohl 
erhalten in dem Bernstein vorgefunden wurden. Wäre der 
Saft damals nicht flüssig gewesen, so hätten diese federleich- 
ten Thierchen gar nicht hineinkommen können. Nach seiner 
Erhärtung erlitt der Bernstein durch die Länge der Zeit 
noch eine vollständige Fossilation. Ob hierbei Einflüsse che- 
mischer Natur mitwirkten, zu denen der Einfluss von schwe- 
felsauren Dämpfen gerechnet werden ıuss, die der Erde 
entstiegen, wie solches mit einigem Rechte von mehreren 
Forschern angenommen wird, will ich dahin gestellt sein las- 
sen. Vielleicht hat die Anwesenheit von den schönen glän- 
zenden Schwefelkieskrystallen im Bernstein zu dieser Annahme 
Mitveranlassung gegeben. Thatsächlich findet man diese 
Schwefelkiesbildung recht häufig auch bei vielen andern Na- 
turerzeugnissen der ältesten und Diluvialzeit. Exact und 
überall zutreffend hat sich dieselbe bis heute noch Niemand 
erklären können. Der genannte Schwefelkies ist die Verbin- 
dung von 2 Aeg. Schwefel mit 1 Aeg. Eisen; die einfache 
Verbindung, aus gleichen Aeq. zusammengesetzt, sieht man 
heute noch überall und häufig entstehen, während die Bildung 
von Doppel-Schwefeleisen heute nur sehr selten in der Natur 
beobachtet wird; zunächst nur da, wo die Gegenwart von 
Sauerstoff der Luft völlig ausgeschlossen ist, so im Unter- 
grunde und in der Nähe von Mineralquellen als feiner Ueber- 
zug über Quarz und andern Gesteinen; in einem Falle als 


erzug eines Feuersteinmessers, welches von Menschen- 
hand angefertigt, also gewiss jüngeren Datums war (von 
Daubree in Bourbonne les bains beobachtet) und in der Tiefe 
des Erdbodens gefunden wurde; in einem andern Falle wurde 
Doppel- Schwefeleisen innerhalb eines Stückchens Holz beobach- 
tet, welches aus einem englischen Schiffskörper entnommen 
_ und abwechselnd seinen Aufenthalt in salzigem und süssem 
Wasser gehabt hatte. 
® Die Qualität des Bernsteins ist: eine äusserst verschie- 
‘dene, nicht allein des Aussehens, sondern auch der chemischen 
 Bestandtheile nach; ebenso differirt das spec. Gewicht nicht 
_ unbedeutend. Berzelius giebt an, dass es zwischen 1,065 und 
a 1,070 liege; diese Angabe ist jedoch nicht überall zutreffend. 
Bi Ich habe eine grosse Anzahl von Bernsteinstücken auf ihr 
* spec. Gewicht untersucht und gefunden, dass dasselbe sich in 
dem weiten Zwischenraume von 1,05 bis 1,095 bewegt. Die 
N weisse Modification des Bernsteins, gewöhnlich „Knochen “ 
- genannt, ist oft noch leichter; ich besitze von derselben ein 
Paar Stückchen, deren spec. Gewicht noch unter 1 liegt, sie 
> schwimmen auf Wasser wie Meerschaum. Von Bernstein aus 
andern Ländern untersuchte ich ein Paar Stückchen siciliani- 
‚schen, das spec. Gewicht betrug 1,056 — 1,066. 
ä Die Farbe des Bernsteins ist ebenfalls eine ausserordent- 
' lich verschiedene, es ist nicht blos die gewöhnliche goldgelbe, 
durchsichtige oder mehr oder minder getrübte, welche wir 
_ gewohnt sind, bei den im Handel vorkommenden Bernstein- 
_ arbeiten zu beobachten, sondern sie durchläuft alle Farbentöne 
vom hellsten Weingelb bis zum dunkelsten Weinroth, ebenso 
‚sind alle Stufen der Durchsichtigkeit und Undurchsichtigkeit 
vertreten, es giebt ferner rein kreideweisse Stücke, hellbräun- 
_ liche bis dunkelbraunschwarze, dazwischen liegen gemischte 
Farbentöne aller Art, graugelb, bräunlichroth u.a. 
Ich besitze ein Farbensortiment von etwa 100 Nummern; 


sehr selten kommt der dunkelrothe oder grünlich schimmernde 
Bernstein hier vor; häufiger sollen diese beiden Farben in 
Sieilien vertreten sein, der dort gefundene Bernstein ist oft 
völlig grünlich oder violett bläulich, oft schillert er in allen 


EN 


234 O. Helın, Chem. u, physikal. Beschaffenheit d. Bernsteing a 


Farben, er ist polychroid. Bei hiesigem Bernstein beobach- 


tet man eine blaue Färbung auf undurchsichtigem weissen 


Grunde manchmal, sie ist wohl durch einen Gehalt von 
phosphorsaurem Eisenoxyduloxyd, sogen. Vivianit, bedingt, 
welches Mineral sich im Diluvium häufig da bildet, wo die 


beiden bedingenden Substanzen unter gehemmten Luftzutritt 


auf einander einwirken. Dann giebt es noch unter dem nicht 
zur Verarbeitung zu Schmuckgegenständen kommenden Bern- 
stein Stücke, welche die bunteste Farbe tragen; da sind vor 
allen die mit Schwefelkies durchmengten, welche wie Erz 
aussehen, melirte von der Farbe des Porphyrs, Achats, Gra- 
nits; sehr schön ünd auch für Schmuckgegenstände beliebt 
sind die gelb und weiss mehr oder minder undurchsichtig 
geflammten oder gestreifien Stücke, Ich habe ein Sortiment 
dieser bunten Stücke zusammengestellt, welches beim ersten 
Anblicke wie eine Sammlung von Gesteinen aller Art aus- 
sieht. — 

Die eigenthümliche Farbe des reinen Bernsteins mag 
wohl eine klare wasserhelle sein und all die genannten 
Nuancirungen mögen erst durch Beimischung von Extractiv- 
stoffen, die gleichzeitig mit dem Bernsteine vermischt aus dem 
Baume flossen, bedingt sein; ähnliches beobachtet man ja 
noch heute bei den aus Bäumen hervortretenden Harzen u. a. 
Säften, z. B. beim Gummi des Kirschbaumes; auch mag ein 
mehr oder minder grosser Eisengehalt, der sich mit diesen 
extractiven Stoffen verband, das seinige zur Färbung bei- 
getragen haben, Die bunten und melirten Stücke sind mei- 
stentheils durch von aussen stattgehabte Verunreinigungen 
mit Stoffen pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs ent- 
standen. Die milchweisse Farbe einiger Bernsteinsorten ist 
gleichfalls bei seiner Entstehung vorhanden gewesen. Berend 
vertritt die Ansicht, dass solche durch einen darin fein ver- 
theilten Gehalt an Wasser bedingt sei, denn man beobachtet 
oft klare Stücke, in welchen weisse Wolken mehr oder min- 
der scharf begrenzt gleichsam schwimmen; es scheine fast, 
sagt Berend, als ob aller ursprünglich aus dem Baume ge- 
quollener Saft zuerst milchig war von beigemengten wässrigen 


RER 


u. physik Beschaffenheit d. Bernsteins. 


; Schichten bestehen. Thatsächlich scheint die milchige Trü- 
ung im Bernstein noch heute auf eingeschlossenen Wasser- 


wenn er mit kochendem Oel behandelt wird, wobei geringe 
Wasserdämpfe entweichen. 

Der knochenfarbige Bernstein wird nicht durch Kochen 
in Oel klar, es giebt eine leichte unansehnlich aussehende 
Qualität dieses Bernsteins, von welchem man fast annehmen 
_ möchte, dass sie das Product eines ganz andern Baumes, als 
| das gewöhnliche ist, denn nicht allein im spec. Gewicht ist 
dieser Bernstein stets leichter, als der gewöhnliche, sondern 
auch in seinen chemischen Bestandtheilen zeigt er eine ab- 
weichende Zusammensetzung, u. a. ist er stets reicher an 
Bernsteinsäure, welche oft im freien Zustande darin existirt, 
so dass schon die Zunge den sauren Geschmack darin 
i ‚herausfinden kann; und doch findet man auch von diesem 
_ Bernstein Stücke, welche unmittelbar mit klarem gelben Bern- 
& stein verbunden sind, daher das Product aus zwei verschiede- 
_ nen Bäumen nicht vorliegen kann. 

Es dürfte hier noch zu berücksichtigen sein, dass gewiss 


‚die Jahreszeit, - in welcher der Bernstein aus dem Baume 
quoll, einen Einfluss auf die Farbe, namentlich die mehr oder 
minder grosse Klarheit ausgeübt haben muss, Wenn der 
Bernstein ursprünglich stets mit Wasser getrübt aus den 
Bäumen floss und sich erst mit der Zeit klärte, so ist wohl 
mit einiger Gewissheit anzunehmen, dass diese Klärung in 
_ heisser Jahreszeit sehr bald vor sich gehen konnte, weil ein- 
% mal das Harz dann flüssiger war, anderseits auch die Was- 
serverdunstung leichter stattfinden konnte, während das bei 


kälterer Jahreszeit heraustretende Harz träge floss und schon 
‘or der völligen Klärung erhärtete. So ist auch das Neben- 
inandervorkommen von klarem hellen Bernstein neben milch- 
veissem ohne jeden Uebergang der Farbe leicht zu erklären. 
Wird hellfarbiger Bernstein Jahre lang der Luft und 
em Lichte ausgesetzt, so dunkelt er auf der Oberfläche 


236 0. Helm, Chem, u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. SR 


mehr und mehr nach, er wird zuerst dunkelgoldgelb, endlich 
dunkelroth und diese rothe Schicht ist gleichzeitig mit unzäh- 
ligen feinen Rissen durchzogen; sie ist in Folge dessen auch 
leichter zerstörbar geworden, mit einem Messer lässt sie sich 
leicht abschaben, und sieht man darunter die ursprüngliche 
hellgelbe Farbe des Bernsteins unverändert. 


Aehnliche Veränderungen wie diese hat der Bernstein 
nun während der Jahrtausende erlitten, welche er nach seiner 
Entstehung durchgemacht hat. Zwar ist diese Einwirkung 
in diesem Zeitraume keine so rapide gewesen, denn der 
Bernstein ist doch im Innern der Erde oder des Meeres mehr 
oder minder vom Zutritte der Luft und des Lichtes geschützt 
gewesen; dennoch ist diese Verwitterung namentlich bei dem 
aus der Erde gegrabenen, dem sogenannten Grabsteine, eine 
oft sehr bedeutende, während der aus dem Meeresgrunde 
genommene, der sogenannte Seestein, nicht allein durch das 
umgebende Wasser besser geschützt war, sondern auch die 
verwitterten Theile seiner Oberfläche durch Reibung mit dem 
Sande und dem spülenden Salzwasser leichter wieder verlor. 
Desshalb besitzt der Seebernstein nur eine dünne fast durch- 
sichtige Haut, während der Grabbernstein eine starke braune 
schmutziggelbe bis grauschwarze Kruste zeig. Man hat es 
versucht, diese Kruste auf mechanischem und chemischem 
Wege von den Steinen zu lösen, um so eine besser verkäuf- 
liche Waare zu erlangen. Unter dem Seebernstein giebt es 
Stücke, welche förmlich ganz überzogen sind mit einer feinen 
gänsehautartigen Kruste, auch giebt es solche, welche mit 
unzähligen feinen netzförmigen Strichelchen bedeckt sind; 
beides sind Verwitterungsprocesse. Der Grabstein ist durch 
denselben Process oft mit bienenzellenartig gestalteten Rissen 
bedeckt; ja es giebt Stücke, welche diese Veränderung in 
ihrem ganzen Innern erlitten haben. Wie viel tausende von 
Jahren dazu gehört haben, diese Verwitterungskruste hervor- 
zubringen, können wir daraus ermessen, dass bearbeitete Bern- 
steinstücke, die in alten Heidengräbern gefunden werden, z. B. 
Perlen, eine Kruste zeigen, welche kaum 1 Centim, tief ein- 


0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernstein. 237 


drungen ist, während der Grabstein oft Decimeter tief 
angegriffen erscheint. 
2 Ueber das Verhalten des Bernsteins gegen Lösungsmittel 
habe ich eingehende Versuche gemacht, welche die Angabe 
; Heyers, dass Alkohol und Aether nur etwa 10 bis 12 Proc, 
_ lösliche Theile aus dem Bernsteine aufnehmen, nicht bestäti- 
gen. Das Auflösungsvermögen ist ein grösseres. 
Von gewöhnlichem klaren hellgelben bis goldgelbem 
_ Bernstein lösten sich: 
In Aether 18 bis 23 Proc., 
in Alkohol 20 bis 25 Brde. 
in Terpenthinöl 25 Proc. 
in Chloroform 20,6 Proc., 
in Benzin nur Spuren. 
Der knochenfarbige Bernstein verhielt sich gegen Lö- 
zung) etwas widerstandsfähiger, so lösten sich: 
in Aether 16 bis 20 Proc., 
in Alkohol 17 bis 22 Pro 
Der mit Alkohol erschöpfte Rückstand von Bernstein gab 
“an Aether noch 6,2 °/, ab, an Chloroform dann noch 0,015 %,. 
i Wird der aetherische, resp. alkoholische Auszug des 
 Bernsteins verdunstet, so bleibt ein sprödes leicht zerreibliches 
Harz übrig, welches den eigenthümlichen Bernsteingeruch in 
hohem Grade besitzt; das durch Alkoholauszug erhaltene Harz 
löst sich zum allergrössten Theile in Aether, das aetherische 
_ umgekehrt zum grossen Theile in Alkohol. 
" - Ein nur in Aether lösliches Harz wird erhalten, wenn 
der klare aetherische Auszug verdampft und mit Alkohol 
_ wieder aufgenommen wird, es bleiben dann Harzflocken zurück, 
welche nun wieder in Aether löslich sind; oder man erhält 
es auch durch Ausziehen des mit Alkohol erschöpften Bern- 
 steinrückstandes in Aether; dieser aetherische Auszug muss 
' aber nach dem Verdampfen noch mit Alkohol behandelt wer- 
den, weil er noch immer einen kleinen Rückhalt darin lös- 
_ lichen Harzes enthält. 
u Dieses nur in Aether lösliche Harz erweicht bei einer 
Temperatur von 142°C. und schmilzt bei 146° C., während 


238 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. 1 ernstein So 
das in Alkohol lösliche Harz schon unter 100° C. erweicht 
und bei 105° C. schmilzt. Das aus dem Bernstein direct E 
mittels Aether ausgezogene gemischte Harz erweicht ebenfalls R 
bei einer Temperatur unter 100° C., schmilzt aber erst völlig, 
wie das reine in Aether lösliche, bei ca. 140° 0, .. 

Alle drei genannten Harze besitzen beim Reiben zwischen 
den Fingern einen durchdringenden Bernsteingeruch, die bei- 
den letztgenannten kleben dabei an der Haut. Mit Wasser 
erwärmt stossen sie einen starken pfeflerartigen Geruch aus, 
durch Kalilauge sind alle drei verseifbar. 

Wird die alkoholische Lösung des Bernsteins concentrirt 
und dann mit Wasser vermischt, so scheidet sich das Harz 
in reinerer Beschaffenheit wieder aus; in der wässrigen Lösung 
bleibt ein kleiner Theil des riechenden Princips gelöst, ferner 
eine Spur freier Bernsteinsäure und nach dem Verdampfen 
sehr wenig Extractivstofl. 

Dasjenige Lösungsmittel, welches vom Bernstein am 
meisten aufnimmt, ist unzweifelhaft Terpenthinöl. Dakin giebt 
an, dass er darin Bernstein vollständig gelöst habe, als er 
die Einwirkung bei hoher Temperatur und in einer zuge- 
schmolzenen Glasröhre vorgenommen habe. Ich habe dieses 
Experiment ebenfalls gemacht und die Temperatur bis zum 
Schmelzpunkte des Bernsteins gesteigert, jedoch keine voll- 
ständige Auflösung erzielen können. Eine concentrirte Auf- 
lösung des in Alkohol löslichen Harzes aus dem Bernstein 
in Alkohol ist der beste Kitt für zerbrochene Bernstein- 
gegenstände. 

Ausser den vorbeschriebenen in Alkohol und Aether 
löslichen Harzen und dem daran haftenden flüchtigen Oele 
enthält der Bernstein nur noch ein in spirituöser Kalilösung 
lösliches Harz, eine kleine Menge Bernsteinsäure und ein in 
allen Lösungsmitteln unlösliches Bitumen. Nach Schrötter und 
Forchhammer zeigt der durch Aether von allen löslichen 
Theilen befreite Bernstein die Zusammensetzung des Laurineen- 
kamphers, C10H!$0. Die Bernsteinsäure ist in einem gebun- 
denen Zustande in dem Bernstein enthalten und kann diese 
Verbindung bekanntlich durch vorsichtiges Erhitzen zersetzt 


-. 


ac 


. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 239 


und auf diese Weise aus dem Bernstein die Säure durch 


Sublimation erhalten werden, Je nach der Güte des Bernsteins 


werden 3 bis 5 Proc. Bernsteinsäure auf diese Weise erhalten. 
Ich bediene mich zur quantitativen Abscheidung der 
Bernsteinsäure aus dem Bernsteine einer andern Methode, 


einer auf nassem Wege bewerkstelligten, weil durch die 


| Methode der Sublimation leicht Theile verflüchtigt werden 


oder auf andere Weise der Bestimmung entgehen können. 


Ich digerire eine abgewogene Menge sehr fein gestosse- 
nen Bernsteins in einer verschlossenen Flasche mit einer 


frisch bereiteten Lösung von Kali resp. Natronhydrat in Alkohol, 


filtrire dann das ungelöste ab, wasche dasselbe zuerst mit 


- Alkohol, dann noch mit heissem Wasser, um die darin an 


et 


Alkali gebundene Bernsteinsäure und Kohlensäure zu entfer- 
nen. Das hierbei zurückbleibende, gut ausgewaschene und 


getrocknete Bitumen beträgt dem Gewichte nach 44 bis 


60 Proc. von dem in Arbeit genommenen Bernstein. Es ist 
schwierig, dasselbe völlig frei von Alkali zu erhalten, es 
stellt ein leicht zerreibliches weisses Pulver dar, welches 


schwer schmelzbar ist, dabei den eigenthümlichen Bernstein- 


geruch ausstösst, 


Die davon abfiltrirte alkoholische Lösung wird verdunstet, 


; der stark nach Bernsteinöl riechende Rückstand mit dem 


wässrigen Auszuge vermischt und mit überschüssiger Chlor- 
wasserstoffsäure erwärmt; es bleibt dann ein harzartiger, 
bittrer, gelblicher Körper zurück, welcher gut ausgewaschen 
immer noch etwas Alkali gebunden hält. Dem Gewichte nach 


' beträgt dieses Harz 34 bis 46 Proc. von dem in Arbeit 


genommenen Bernstein. In Lösung bleibt alle im Bernstein 
enthaltene Bernsteinsäure, an Kali gebunden. Durch Abdampfen 


_ concentrirt wird daraus mittels einer klaren Lösung von 
 Chlorbaryum in Spiritus und Ammoniak alle Bernsteinsäure 


als zweifach basisch bernsteinsaurer Baryt abgeschieden; die 


‚völlige Ausscheidung erfolgt erst nach längerem Stehen. 


Dieser Niederschlag, mit Spiritus ausgewaschen und 
getrocknet, wird entweder direct gewogen und aus dem 


ur. Vi ur N 


er 


940 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins, 


Gewichte der Bernsteinsäuregehalt berechnet, oder er wird 
in geeigneter Weise durch Schwefelsäure zersetzt und Bern- 
steinsäurehydrat erhalten. Letztere Methode ist genauer und 
liefert die Bernsteinsäure in reiner krystallinischer Beschaf- 
fenheit. 

Ich habe 12 verschiedene Sorten preussischen Bernsteins 
nach dieser Methode auf ihren Gehalt an Bernsteinsäure unter- 
sucht und 3,2 bis 8,2 Proc., entsprechend 3,7 bis 9,4 Proc.. 
Bernsteinsäurehydrat daraus erhalten. Die wenigste Bern- 
steinsäure geben die klaren reinen Sorten, 3,2 bis 4,5 %,; 
etwas mehr die rohen unansehnlich aussehenden, 4 bis 6,2%, ; 
dann folgte der weissaussehende sogenannte Bernsteinknochen, 
5,5 bis 7,8°%,; endlich die durch Verwitterung entstandene 
Schicht aufgegrabenen Bernsteins mit 8,2 %,. 

Um die verschiedenen Sorten des preussischen Bernsteins 
chemisch von einander zu unterscheiden und um einen Maass- 
stab der Vergleichung mit Bernstein aus andern Ländern zu 
haben, genügt es aber nicht allein, den Bernsteinsäuregehalt 
kennen zu lernen, sondern es kommt auch der Gehalt an den 
verschiedenen darin enthaltenen Harzen mit ihren verschie- 
denen Schmelzpunkten dabei in Betracht. 

Ich ermittele dieselben, wie schon bei der Beschreibung 
der Löslichkeitsverhältnisse des Bernsteins angedeutet in fol- 
gender Weise. Eine abgewogene Quantität Bernstein wird 
fein pulverisirt mit Alkohol digerirt, nach dem Erkalten durch 
ein Filter getrennt, Filter gut nachgewaschen und der Rück- 
stand getrocknet. Filtrat in der Wärme abgedampft und 
längere Zeit getrocknet. 

Der vom Alkoholauszug verbliebene Rückstand wird mit 
Aether ausgezogen und dabei ebenso verfahrenwie vorangegeben, 
der zur Trockne verdampfte ätherische Auszug mit warmem 
Alkohol behandelt und das gelöste zu dem vorerwähnten alko- 
holischen Auszuge gegossen; das zurückbleibende nur in 
Aether lösliche Harz aber längere Zeit bei gelinder Wärme 
getrocknet. 

Der vom ätherischen Auszuge verbliebene Rückstand 
wird mit alkoholischer Kalilösung digerirt, das gelöste abfiltrirt, 


0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 941 


das ungelöste mit Alkohol nachgewaschen, beide Lösungen 
vermischt und verdampft, dann mit Ühlorwasserstoff zersetzt; 
das so erhaltene Harz, mit Wasser ausgewaschen und getrock- 
net, enthält immer noch einen kleinen Rückhalt von Alkali 
und besitzt einen Schmelzpunkt bei 175° C. 

Auf diese Weise trenne ich den Bernstein 

1) in ein in Alkohol lösliches Harz, dessen Schmelzpunkt 
105° C. ist, es beträgt bei preussischem Bernstein 17 bis 22°/,. 

2) in ein Harz, welches in Alkohol unlöslich, dagegen 
löslich in Aether ist; Schmelzpunkt 145° C.; es beträgt 
a bıs 6),. 

3) in ein in Alkohol und Aether unlösliches, dagegen in 
alkoholischer Kalilösung lösliches Harz; Schmelzpunkt 175° C; 
es beträgt 7 bis 9%,. 

4) in ein in allen genannten Lösungsmitteln unlösliches 
Bitumen; es beträgt 44 bis 60°/,. 

5) in Bernsteinsäure, von welcher 3,2 bis 8,2 Proc. 
. gefunden werden. 

Die Elementaranalyse des Bernsteins ergab nach Schrötter 
ausser einem sehr kleinen Stickstoffgehalte: 
78,60 Proc. Kohlenstoff 
10,19 Proc. Wasserstoff 
10,99 Proc. Sauerstoff 
Draping fand in einem Bernsteine, den er bei Trahe- 
nieres gesammelt hatte: 
80,59 Proc. Kohlenstoff 
7,31 Proc. Wasserstoff 
6,73 Proc. Sauerstoff 
3,27 Proc. Asche. 
Ich habe eine so grosse Quantität Asche niemals im 
Bernstein gefunden, vermuthe auch, dass der von Draping 
_ untersuchte Bernstein ein anderes Product gewesen ist, als 
der hiesige, denn auch die organischen Bestandtheile differiren 
bedeutend. 
Ich erhielt durch Vergleichen des Bernsteins nur 0,08 bis 
0,12 Proc. Asche, bestehend aus Kalkerde, Kieselsäure, Eisen- 
 oxyd und Schwefelsäure. Der sogenannte Bernsteinknochen 
Arch. d, Pharm, XI. Bäs. 3. Heft, LG 


242 O. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 


enthielt auch nicht mehr Asche; auch die rothe, wie eisen- 
oxydhaltig aussehende Verwitterungsschicht des Grabsteines 
enthielt nicht mehr Aschenbestandtheile. 

Die Bernsteinsäure ist an keinen mineralischen Bestand- 
theil gebunden. 

Baudrimonts Angabe, dass der Bernstein Schwefel in orga- 
nischer Verbindung enthalte, habe ich nicht bestätigt gefunden, 
weder nach der von ihm angegebenen Methode der Auffindung 
mittels Bleipapier, noch nach der Bunsenschen Methode mittels 
Nitroprussidnatrium, oder der neuerdings von Vohl in Cöln 
angegebenen mittelst einer Lösung von Kalkhydrat und Blei- 
oxyd in Glycerin. Selbstverständlich sind die im Bernstein 
allerdings selten vorkommenden Krystalle von Schwefelkies 
hier nicht in Berücksichtigung gezogen, ebenso wenig die 
darin enthaltenen Spuren von Schwefelsäure. 

Von andern Harzen unterscheidet sich der Bernstein 
schon äusserlich durch grösseren Glanz und Politurfähigkeit, 
grössere Härte und durch seinen charakteristischen Bernstein- 
geruch, welchen er bei starkem Reiben oder nach dem Erhitzen 
ausstösst, ferner durch den grösseren Widerstand gegen 
Lösungsmittel. 

Am ehesten kann der Bernstein noch mit andern fossilen 
Harzen, die keine Bernsteinsäure enthalten, verwechselt wer- 
den; weniger leicht mit dem Copal, welcher bedeutend weicher 
ist, so dass er vom Bernstein geritzt wird. 

Auch ist der Schmelzpunkt des Copals viel niedriger, 
etwa bei 100° C,, als der des Bernsteins, der einer Temperatur 
von nahezu 300° C. zum Schmelzen bedarf. 

Hierbei bläht sich der Copal auf, schäumt und seine 
Flamme erlöscht schneller, als die des Bernsteins,. Copal 
enthält keine Bernsteinsäure, in alkoholischer Kalilösung sind 
35 Theile löslich. 

Ob der in weiter abgelegenen Ländern vorkommende 
Bernstein stets dasselbe Product ist, als der an der Ostsee- 
küste gefundene bezweifele ich, wie ich schon früher erwähnt. 
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der mir aus andern 
weitabgelegenen Ländern zugekommene Bernstein entweder 


BR 


0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d. Bernsteins. 243 


_ ein fossiles Harz, welches sich von dem Ostseebernstein wesent- 
lich unterschied, oder Copal war. 

So enthielt ein in Rumänien gefundener, von dem ich 
einige kleine Stückchen aus sicherer Hand erhielt, nur geringe 
Mengen Bernsteinsäure, auch verhielt er sich gegen Lösungs- 
mittel bedeutend weniger widerstandsfähig als der Ostsee- 
_ bernstein. Eingehende quantitative Untersuchungen konnte 

ich mit diesem Bernstein nicht machen, weil das Material zu 
gering. Ein mir aus. sicherer Bezugsquelle zugegangener 
yermeintlicher Bernstein aus Nordamerika enthielt keine Bern- 
steinsäure, war gegen Lösungsmittel ebenfalls weniger wider- 
standsfähig und zeigte beim Erhitzen ein ähnliches Verhalten 

wie Copal. 

©. Von syrischem Bernstein erhielt ich durch Herrn Professor 
Fraas in Stuttgart Stücke, die er selbst dort gesammelt hatte, 
sie waren in ihrem Zusammenhange sehr gelockert, wie ich 
schon früher erwähnte. 

Ihr specifisches Gewicht war 1,051 bis 1,067. 

Ihr Aschengehalt betrug 0,088 °/,, die Asche bestand der 
Hauptsache nach aus Kalkerde, Eisenoxyd und Schwefelsäure. 
Auf Platinblech ‘erhitzt, quollen sie stark auf und hauchten 
einen eigenthümlichen aromatischen Geruch aus, welcher weder 

mit dem des Ostseebernsteins noch dem des Copals Aehnlich- 
keit hatte. Stechende Dämpfe waren nicht wahrnehmbar, auch 
im Destillate war keine Bernsteinsäure enthalten. Mit alko- 
kolischer Kalilösung, in der Weise wie vorher beschrieben, 
verblieb ein Rückstand von 80°,, in der Kalilösung war 
_ keine Bernsteinsäure zu finden. Ausser diesem Mangel an 
Bernsteinsäure unterscheidet sich dieser vermeintliche Bern- 
stem noch wesentlich durch seine geringere Wider- 
standsfähigkeit gegen Lösungsmittel. Von Aether wurden in 
der Wärme 41 bis 48°/, gelöst, von Alkohol 21°). Das in 
Aether lösliche und ausgetrocknete Harz erweichte bei einer 
Temperatur von 150° ©. und schmolz bei 156° C. 
“ In dieser Beziehung verhielt sich der syrische Bernstein 
"ähnlich wie ein an der Ostseeküste hie und da gefundener 
_ Bernstein, welchen die hiesigen Bernsteinarbeiter mit dem 
6 


244 0. Helm, Chem. u. physikal. Beschaffenheit d, Bernsteins. 


Namen ‚„mürber Bernstein“ bezeichnen. Derselbe ist hinsicht- 
lich seines specifischen Gewichts und seines Aussehens kaum 
von dem gewöhnlichen Bernstein zu unterscheiden, doch ist 
er weniger hart, splittert beim Brechen und Schneiden leicht 
und ist aus diesem Grunde zur Bearbeitung weniger geeignet. 

Die Stücke, welche ich besitze, haben alle eine mehr 
oder minder helle Bernsteinfarbe. Erwärmt trübt er sich all- 
mählig, wird auf der Oberfläche weisslich und nimmt endlich 
ein vollständiges milchiges Aussehen an; bei einer Temperatur 
von 140°C. fängt er an, blasig aufzugehen und bald darauf 
schmilzt er und fliesst dann wie gewöhnlicher Bernstein, indem 
er Dämpfe ausstösst, die dem Geruche nach nicht von denen 
des ächten Bernsteins zu unterscheiden sind. Diese Dämpfe 
bringen jedoch kein stechendes Gefühl in der Schleimhaut der 
Nase und des Schlundes hervor, woraus zu schliessen, dass sie 
wenig oder keine Bernsteinsäure enthalten und in der That konnte 
bei der Destillation des fraglichen Bernsteins im Destillate 
diese Säure nicht gefunden werden. Das Destillat enthielt 
ein ätherisches Oel, welches dem Bernsteinöle im Aussehen 
und Geruch ähnlich; das zurückbleibende Colophonium sah 
jedoch nicht braunschwarz und undurchsichtig sondern dunkel- 
gelb und klar aus. 

Mit alkoholischer Kalilösung, wie vorher beschrieben 
behandelt, blieb ein Rückstand von 70°%,. In der kalischen 
Lösung wurde zweimal keine Bernsteinsäure gefunden, ein 
drittes Mal 0,3 Proc., ein viertes Mal 0,4 Proc. “In heissem 
Aether waren von einem Stücke 53°/, löslich, ein andermal 
von einer Mischprobe 39,3, ; von den 60,7°/, Rückstand des 
letzten Versuchs löste dann Alkohol noch 2,4 Theile auf. 

In heissem Alkohol wurden einmal 24,4%, aufgelöst; 
von den zurückbleibenden 75,6%, des letzten Versuchs waren 
in Aether noch 22,3 Theile löslich. Dieses nur in Aether 
lösliche Harz stellte gut ausgetrocknet einen weissen krüm- 
lichen Körper vor, welcher bei einer Temperatur von 162° C. 
weich wurde, bei 170° C. unzersetzt zu einer durchsichtigen 
terpenthinähnlichen Masse zusammenschmolz. Das in Alkohol 
lösliche Harz dieses Bernsteins erweichte, wie das des gewöhn- 


dr 7 er 


lichen Bernsteins, schon bei einer Temperatur von etwas 


weniger als 100° C. und schmolz bei 105°C. Der in Aether 
und Alkohol unlösliche Theil schmolz erst bei hoher Tempe- 
ratur unter Zersetzung. 

Gegen Terpenthinöl verhielt sich der mürbe Bernstein 


‚noch leichter löslich, als der gewöhnliche Bernstein. Der 


Aschengehalt betrug 0,06 %,, bestehend aus Eisenoxyd, Schwe- 
felsäure, Kieselerde und Kalkerde Hiernach unterscheidet 
sich dieses bernsteinähnliche Harz von dem gewöhnlichen 
Bernstein der Ostseeländer hauptsächlich: 

1) durch seinen niedrigen Schmelzpunkt, 

2) durch seine geringere Härte, 

3) durch seine grössere Löslichkeit in Aether und andern 
Lösungsmitteln, 

4) durch den höheren Schmelzpunkt des in Aether lös- 
lichen Harzes, 

5) durch den Mangel, resp. bedeutenderen Mindergehalt 
an Bernsteinsäure. 

Vom Copal und anderen Harzen unterscheidet es sich: 

1) durch seinen höheren Schmelzpunkt, 

2) durch seine grössere Härte, 

3) durch seine geringere Löslichkeit in Aether und andern 


Lösungsmitteln, 


4) durch seinen Bernsteingeruch beim Erhitzen. 
Ob dieser Bernstein ein in seiner Reife zurückgebliebener 


ist, wie leicht angenommen werden kann, d.h. ob er nicht 


die gehörige Länge der Zeit der Fossilation ausgesetzt war, 


‚ist nicht wahrscheinlich, weil er mit anderm Bernstein gemein- 


sam vorkommt und an ein und derselben Lagerstelle gefunden 
wird; selbst in seiner primären Lagerstätte, in der blauen 
Erde des Samlandes, kommt er mit anderm Bernstein gemein- 
sam vor. Es ist wohl eher anzunehmen, dass dieser Bern- 
stein von einer andern Stammpflanze, als der gewöhnlich vor- 
kommende, herrühre; Einschlüsse sind in meinen Stücken nicht 
enthalten. 

Weitere Untersuchungen über diesen und andere unter 


dem Namen „Bernstein“ vorkommende fossile Harze werde 


246 H. Werner, Honig - Verfälschung, 


ich in der Folge veröffentlichen und spreche nochmals den 
Wunsch aus, dass mir von freundlicher Seite Material aus 
andern Orten für diesen Zweck zugehen möge. 


Honig - Verfälschung. 


Von H. Werner in Breslau. 


In Schlesien herrscht noch die allgemeine Sitte am 
grünen Donnerstage und der Osterzeit Honigsemmeln zu essen, 
und an erstgenanntem Tage einen Honigmarkt abzuhalten, 


Unter den vielen in vorzüglicher Güte feilgehaltenen 
Waaren fand sich eine Sorte, welche bei oberflächlicher Betrach- 
tung nicht die helle goldbraune Farbe des hier gewonnenen, 
sondern die dunklere Farbe, wie sie an dem in der Lüne- 
burger Haide stammenden bekannt ist, zeigte. Dadurch sowohl 
als durch den nicht ganz reinen Geschmack verdächtig gewor- 
den, wurde derselbe einer Untersuchung unterworfen, 


Mit Wasser angerührt löste er sich sehr leicht, aber 
trübe, und zeigte nach wenig Minuten die Absicht zu sedi- 
mentiren. Nach dem Umschütteln einige Tropfen unter das 
Mikroskop gebracht, liessen diese zahlreiche aufgequollene 
Stärkemehlkörner von Weizenmehl erkennen. Der Mann 
hatte also in gewinnsüchtiger Absicht erst einen Weizenstärke- 
kleister und dann diesen mit dem Honig zusammen aufge- 
kocht, um dem Ganzen das homogene Aussehen zu geben. 
Aus dem entstandenen Bodensatz zu urtheilen, betrug die 
Stärkemehlmenge an 15 — 20 Proc. 


Der Käufer machte hiervon Anzeige bei der Polizei, die 
an diesem Tage wahrscheinlich etwas mehr als gewöhnlich 
zu thun hatte, und erhielt die inhaltsschwere Antwort: 


Weizenmehl ist ja nichts Schlimmes, davon stirbt Nie- 


mand; man muss sich aber vorsehen und sich nicht betrügen 
lassen!! — — 


h eiträge z. Chemie wichtig. 'Gummiharze ete. 247 L 


tersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute 
der Universität Dorpat. 


Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi- 


B harze, Harze und Balsame. 

; Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn, 
(Fortsetzung.) 
Anhang. 


Gurjunbalsam lag mir in einer 1871 von Gehe bezo- 
genen Probe vor. Der Balsam ist ziemlich dickflüssig, braun- 
Fr gelb, trübe und setzt beim Stehen einen starken Bodensatz 
ab. Dieser bestand, als ich ihn mikroskopisch untersuchte, 
_ aus lauter Krystallen. Die Lösung in Benzin zeigte keine 
K:  Fluorescenz und wurde der Balsam beim Erhitzen auf 200°C. 
_ im zugeschmolzenen Rohr nicht fest, wohl aber etwas dick- 
B. flüssiger, 
; Alkohol, Aether und Chloroform lösten den 
Balsam nur zum Theil. 
Aether-Alkohol gab eine klare Lösung. 
‚Der ätherische Auszug mit Alkohol, ebenfalls eine klare 
Mischung. 
Bleiacetat und Eisenchlorid gaben mit der alkoholi- 
schen Lösung keine Reaction. 
Ammoniakflüssigkeit fällte Harz in Flocken. 
Bromlösung färbte den Chloroformauszug gelblich. 
Salzsäure-Alkohol gab mit dem Balsam eine roth- 
braune Mischung. 
Conc. engl. Schwefelsäure und Natroncarbo- 
 natlösung zeigten dasselbe Verhalten wie beim Copaiva- 
balsam. 
Er Petroleumäther löste mit Hinterlassung weisser 
Flocken (Krystalle). 
Jodlösung wurde sofort entfärbt und braune Flocken 
x abgeschieden. = 
3 Chloralreagens färbte sowohl den Balsam, wie den 
'Verdunstungsrückstand der Petroleumätherlösung erst gelblich, 
welche Färbung allmählig in ein intensives Grün überging, 


r R 
AN 


248 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 9 


Flückiger’s Reagens gab mit dem in Schwefelkoh- 
lenstoff, (wobei er sich nur zum Theil löste) gelösten Balsam 
eine hellgelbe Färbung des Schwefelkohlenstoffes. 

Wie das Verhalten des letzten Reagens zeigt, ist die 
vorliegende Probe nicht das von Flückiger als Gurjunbalsam 
beschriebene, da der ächte Balsam mit obigem Reagens eine 
violette Färbung des Schwefelkoblenstoffs giebt. Wahrschein- 
lich besitzt die vorliegende Probe eine andere Abstammung, 
da nach Flückiger*) mindestens 9 Dipterocarpusarten Bal- 
sam liefern. Von den besprochenen Proben des Copaivabal- 
sams unterscheidet sich die vorliegende Probe schon durch 
ihren krystallinischen Bodensatz, wozu noch die unvollkom- 
mene Löslichkeit in Aether, Chloroform und Schwefelkohlen- 
stoff, sowie auch das Verhalten des Bleiacetats und des Chlo- 
ralreagens kommen. 

Ich habe diese Versuche hier nur aufgenommen um zu 
zeigen, dass Proben des Gurjunbalsams vorkommen, welche 
die Flückiger’sche Reaction nicht geben. 

X. Resina Caranna. Ich hatte folgende Proben zur 
Disposition. 

1) Caranna aus der Sammlung des pharmaceutischen 
Institutes. Länglich viereckiges Stück von eirca 3 Centimeter 
Dicke und 6 Cent. Länge von durchgängig missfarbig dun- 
kelgrüner Farbe. Bruch glänzend, leicht zerreiblich. Pulver 
hellgraugrün. 

2) Caranna aus einer älteren Apotheke in St. Peters- 
burg. Wie die vorige Probe. 

3) Caranna ebenfalls aus St. Petersburg. Diese Probe 
war der vorigen No. 2 beigemengt. Unregelmässige Stücke 
von graugrüner Farbe, auf dem Bruche glänzend schwarz. 
Zwischen den Fingern allmählig erweichend und einen an 
Myrrha erinnernden Geruch entwickelnd. Ist vielleicht das- 
selbe Harz, welches Maisch von Herbruger aus Panama erhal- 
ten und das er in American Journal of Pharmacie 3. Ser. XVII. 


*) Archiv f. Pharmacie 1876, 3. Reihe. Band 8. p. 42, 


pag. 230 (Siehe auch Jahresbericht f. Pharmae. etc, 1869. 
pag. 133) beschrieben. 

4) Caranna aus der Martiny’schen Sammlung mit der 
Bezeichnung „älteste Sorte und rohes Harz.“ Beschrieben in 
der Encyclopädie Band II. pag. 640. Die beigemengten 
Holzstücke zeigen unter dem Mikroskop Gefässe mit grossen 
gehöften Tüpfeln, also Formen des Coniferenholzes. 

5) Caranna ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung 
mit der Bezeichnung „geschmolzen.“ Länglich geformtes 
Stück. Siehe Encycelopädie Band II. pag. 640. 

6) Caranna aus derselben Sammlung. Wie die No. 5 
nur rundliche Stücke. 

7) Caranna 1874 durch Dr. Mehu aus Paris erhalten. 
Unregelmässig geformte bestäubte Stückchen von missfarbig 
graugrüner, darunter Stückchen von hellerer Farbe. Bruch 
mattglänzend. Leicht zerreiblich. Pulver hellgrünlich und 
von an Flores Meliloti erinnerndem Geruch. Enthält zimmt- 
farbige Holzfäserchen. 

8) Caranna aus der Martiny’'schen Sammlung. Wie die 
Probe No. 4, aber heller und durchscheinender. 

9) Caranna ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung. 
Wie No. 5. 

10) Caranna aus derselben Sammlung. Wie No. 4. 

11) Ein mit der Bezeichnung, „Accyta americana“ 
in der Martiny’schen Sammlung versehenes Harz. Unregel- 
mässig geformte Stücke von grünlich schwarzer Farbe, auf 
dem Bruche pechartig glänzend. Zwischen den Fingern leicht 
zerreiblich und dabei ein Pulver von graugrüner Farbe ge- 
bend. Geruch wie bei der Caranna aus Paris (No. 7), an 
Flores Meliloti erinnernd, aber intensiver. Enthält ebenfalls 
wie dieses zimmtfarbige Holzfäserchen beigemengt. 

Alkohol, Aether und Aether-Alkohöl lösten von 
den ebengenannten Proben die Sorten No. 1 und 2 mit Hin- 
terlassung eines grünen Rückstandes, die Proben No. 3—11 
bis auf einen geringen braunen Rückstand. Unter dem Mi- 

_ kroskop erwiesen sich diese Rückstände als zum Theil aus 
 Pflanzenresten, zum Theil aus Sand bestehend. Gefärbt 


waren die Lösungen bei No. 1 und 2 grün, bei 7 und 


grünlich gelb und endlich bei No. 3—6 und 8—10 gelb- 


braun. 

Die ätherische Lösung gab mit Alkohol eine klare 
Mischung. 

Essigsaures Bleioxyd in Lösung gab mit dem alko- 
holischen Auszuge von No. 1 und 2 eine Trübung (die bei 
No. 2 etwas stärker war), mit No. 3—6 und 8—10 einen 
Niederschlag, No. 7 und 11 blieben klar. Die erhaltenen 
Trübungen und Niederschläge verschwanden auch beim Er- 
wärmen bis zum Kochen nicht. 

Eisenchloridlösung färbte die alkoholischen Lösun- 
gen von No. 1—6 und 8—10 dunkler, No. 7 und 11 aber 
intensiv blau. 

Ammoniak gab nur mit der alkoholischen Lösung von 
No. 7 und 11 eine klare Mischung; die Uebrigen wurden 
gefällt. 

Chloroform verhielt sich wie Alkohol und Aether 
und wurde diese Lösung nach Zusatz der Bromlösung bei 
No. 1, 2, 4—6 und 8— 10 in braun, bei No. 3 in roth- 
violett und bei No. 7 und 11 in gelb geändert. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 1 und 2 
grünlich gelb, mit den anderen Proben braun in verschiede- 
nen Nüancirungen. 

Concentrirte engl. Schwefelsäure löste das. Harz 
mit gelbbrauner Farbe und gab diese Lösung nach Zusatz 
von Alkohol eine braune trübe Mischung. Wasser fällte aus 
der Lösung in Schwefelsäure Harz in missfarbig braunen 
Flocken. ; 

Natroncarbonatlösung färbte sich schon bei gewöhn- 
licher Temperatur gelblich oder hellbraun, No. 7 und 11 
wurden hierbei zum grossen Theil gelöst. 

Essigsäure bewirkte beim Neutralisiren dieser Aus- 
züge bei No. 7 und 11 Ausscheidung von Flocken, bei den 
anderen Proben nur geringe Trübung. Kochende Natroncar- 
bonatlösung löste die Proben No. 7 und 11 fast vollkommen 
mit gelbgrüner Farbe, No. 1 und 2 färbte die Lösung grün, 


No. 3—6 und 8— 10 gelbbraun. Bei den Proben, wo keine 
vollkommene Lösung eintrat, schmolz das Harz hierbei. Beim 

Uebersättigen mit Essigsäure verhielten sich diese Auszüge 
_ wie die bei gewöhnlicher Temperatur erhaltenen, nur wurden 
hier mehr Flocken ausgefällt oder es trat eine stärkere Trü- 
bung ein. 

Die Prüfung auf Schwefel ergab die Gegenwart des- 
‚selben bei No. 1—6 und 8—10; No. 7 und 11 waren frei 
davon. 

a Stickstoff, Umbelliferon und Zimmtsäure konn- 
ten nicht nachgewiesen werden. 

Die Petroleumätherauszüge von No. 1 und 2 

waren schön grün, die von No. 7 und 11 grünlich gelb und 
_ endlich die von No. 3—6 und 8—10 hellgelb gefärbt. Jod- 
_ lösung veränderte ihre Farbe mit diesen in braun unter 
' Abscheidung von Flocken. Die bei gewöhnlicher Temperatur 
_ erhaltenen Verdunstungsrückstände des Petroleumäthers ver- 
hielten sich zu Reagentien folgendermaassen: Chloralrea- 
_ gens wurde mit No. 1 und 2 hellblauviolett, mit No. 3 
intensiv violett (wie bei der Myrrha) mit No. 4—6 und 
8— 10 missfarbig blauviolett und mit No. 7 und 11 gelb. 
5 Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 
_ den Rückstand von No.1—6 und 8—10 gelbbraun, welche 
A Färbung beim Fröhde’schen Reagens in Olivenbraun überging; 
No. 7 und 11 wurden intensiv gelb. 
Die Menge der Rückstände betrug bei: 


No. Bezeichnung der Sorte, 120° C, 

= 1 Caranna Samml. d. ph. Inst. EA TE Sea 2 26,78 00. 
; 2 - St.s Petersburga EN er men en 42,39 - 
3 - DIEB EtersDungs re ae 47,02 - 

7 - AUSH Parse ea NT 37,40 - 

9 - Martin yeah re ee Een 31,60 - 

SM) - Martiny ee an ee RE > 24.93 - 
at - Aceyta’ american. „0. len ARE 25,71 - 


Die vorliegenden Carannaproben lassen sich in schwefel- 
‚haltige und schwefelfreie eintheilen. Die Ersteren, die 


Y4 


252 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et. 


schwefelhaltigen (No. 1—6, 8—10) geben mit Bleiacetat 
eine Trübung oder einen Niederschlag, der beim Kochen nicht 
verschwindet, mit Ammoniakflüssigkeit bilden sie eine trübe 
Mischung. Sie werden durch Eisenchlorid dunkler gefärbt, 
lösen sich nur zu geringer Menge in Natroncarbonatlösung 
und lassen sich wieder nach dem Verhalten zur Bromlösung 
in solche, welche dadurch braun (No. 1, 2, 4— 6 und 8— 10) 
und in solche, welche rothviolett (No. 3) gefärbt werden, zer- 
legen. Die Ersteren werden in ihren Petroleumätherrück- 
ständen durch Chloralreagens blauviolett gefärbt, kurz zeigen 
alle Eigenschaften der Coniferenharze, von denen sie sich nur 
durch den Schwefelgehalt unterscheiden. Wahrscheinlich 
stammen diese Proben auch von Coniferen, welche Annahme 
noch durch das Vorkommen von Holzstückchen, die die Gewe- 
beformen der Coniferen besitzen, unterstützt wird. Bei den Letz- 
teren wird die durch Brom gefärbte Probe in ihrem Petro- 
leumäther- Verdunstungsrückstand durch Chloralreagens intensiv 
violett, ähnlich der Myrrha*) gefärbt, unterscheidet sich aber, 
abgesehen davon, dass sie sich in Alkohol, Aether und Chloro- 
form vollkommen löst, ebenfalls durch den Schwefelgehalt. 

Die schwefelfreien (No. 7 und 11) werden von Bleiacetat 
nicht gefällt, geben mit Ammoniakflüssigkeit eine klare 
Mischung, werden durch Eisenchlorid intensiv blau gefärbt, 
lösen sich in Natroncarbonatlösung und werden endlich in 
ihren Verdunstungsrückständen der Petroleumätherauszüge von 
Chloralreagens und Schwefelsäure mit gelber Farbe gelöst. 

Diese vorliegenden Proben scheinen dasselbe Harz zu 
sein, welchen Heckel und Schlagdenhaufen**) als Bourbon 
Tacamahac von Calophyllum Tacamahac beschrieben haben. 
Denn nicht allein die Beschreibung sondern auch die ange- 
gebenen Reactionen passen auf die vorliegenden Proben, nur 
geben die Verfasser an, dass das Harz einen angelicaartigen 
Geruch besitze, während die vorliegenden Proben einen deut- 
lichen Melilotengeruch zeigen. 


*) Pharmaceut. Zeitschrift für Russland. 1877. pag. 44. 
**) Journal de Pharm, et de Chimie. B. 24, Heft 5, pag. 396. 1876, 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 253 


XI. Resina Mani stand mir in einer Probe, welche aus 
der Sammlung des pharmaceutischen Institutes stammte, zur 
Verfügung. Dieselbe ist vor ca. 10 Jahren durch Henckel 
geschenkt worden. 

Alkohol, Aether, Aether-Alkohol und Chloro- 
form lösten zum grössten Theil mit dunkelbrauner Farbe. 
Der Rückstand bestand aus amorphen Beimengungen, wie 
Pflanzenüberresten etc. 

Alkohol gab mit der ätherischen Lösung eine klare Mi- 
schung. 

Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung eine 
Trübung, welche beim Kochen zum grössten Theil verschwand. 

Eisenchlorid färbte grünlich. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine trübe Mischung. 

Bromlösung gab keine wahrnehmbare Reaction. 

Salzsäure-Alkohol löste das Harz mit brauner 
Farbe. 

Cone. engl. Schwefelsäure löste ebenfalls mit brau- 
ner Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine braun 
gefärbte trübe Mischung, Wasser fällte aus der Schwefel- 
säurelösung Harz in braun gefärbten Flocken. 

Natroncarbonatlösung gab bei gewöhnlicher Tem- 
peratur einen farblosen Auszug und blieb derselbe beim 

_Uebersättigen mit Essigsäure klar. Beim Kochen mit 
Natroncarbonatlösung wurde ein hellbraun gefärbter Auszug 
erhalten, der sich beim Uebersättigen mit Essigsäure wie der 
frühere verhielt. 

Chlorkalklösung gab auch ein negatives Resultat. 
Ebenso gaben die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff, 
Zimmtsäure und Umbelliferon ein negatives Resultat. 

Petroleumäther gab einen dunkelbraun gefärbten 
Auszug, der mit Jodlösung eine blutrothe trübe Mischung 

_ bildete. Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
nicht d. h. er blieb braun. 

Schwefelsäure gab eine braune Lösung. 

Fröhde’s Reagens lieferte eine olivenbraune Solution, 


254 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d, wichtig. Gummiharze ete. 


Die Menge des von Petroleumäther Gelösten betrug, 
nachdem bei 120° C, getrocknet worden war, 54,17%, vom 
Gesammtgewichte der Drogue. 

Als das beste Characteristicum der vorliegenden Resina 
Mani wäre die dunkelbraune Färbung des Petroleumäther- 
auszuges anzuführen, eine Eigenschaft, wodurch sich dasselbe 
von Allen bis jetzt abgehandelten Harzen etc. unterscheidet. 

XII. Ladanum. Ich muss hier die Bemerkung voraus- 
senden, dass alle Ladanumproben, welche ich unter Händen 
gehabt habe, mir den Eindruck von Kunstproducten machen. 
Es sind 

1) Ladanum aus einer älteren Apotheke St. Petersburgs 
der Sammlung des pharmaceutischen Institutes übersandt. 

Spiralig aufgewickelte und zusammengeflossene Stücke, 
aussen schwarz glänzend, auf dem Bruche stahlgrau, matt 
und beim Verreiben ein graues, nach Storax riechendes Pulver 
gebend. 

2) Ladanum aus der Sammlung des pharmaceutischen 
Institutes. Aehnlich der vorigen Probe, nur dickeres Stück. 

3) Ladanum creticum aus St. Petersburg. Ebenfalls 
gewundenes Stück, welches aussen matt und grau ist. 
Besteht zum grössten Theil aus anorganischen Substanzen. 

4) Ladanum, auch aus St. Petersburg der Sammlung 
des pharmac. Institutes geschickt. Wie No. 3. 

5) Ladanum aus dem Kaukasus aus der polytechnischen 
Abtheilung der Moskauer Ausstellung. 

Unregelmässig geformte Stücke von schwarzgrüner Farbe, 
matt, zwischen den Fingern leicht erweichend und innen weich. 

6) Ladanum in baculis aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Eine Stange von ca. 4 Centim. Dicke von schwarz- 
brauner Farbe, beim Verreiben ein dunkelbraunes, geruch- 
loses Pulver gebend. | 

Alkohol, Aether und Chloroform löste bis auf 
einen schwarzgrauen Rückstand, der zum Theil aus Mineral- 
substanzen bestand und deren Menge sehr verschieden war. 
Die Lösung von No. 1—5 war mehr oder weniger gelbbraun 
mit grüner Fluorescenz. No. 6 gab einen fast farblosen Auszug. 


Beiträge z. a = wichtig, Gummiharze ete. 255. 


: Die ätherische Lösung mit Alkohol versetzt, gab mit 
No. 1—4 und 6 eine klare, mit No. 5 eine trübe Mischung. 


Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung von No. 1—5 eine trübe, mit No. 6 eine klare 
Mischung. 


Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung bei 
No. 1 und 4 keinen, bei No. 2, 3 und 5 einen Niederschlag, 
_ der sich beim Erwärmen zum grössten Theil löste, bei No. 6 
eine sehr geringe Trübung, die beim Kochen nicht ver- 
schwand. 


Eisenchlorid färbte dunkler. 
Bromlösung gab keine besonderen Erscheinungen. 


Salzsäure und conc. engl. Schwefelsäure zeigten 
ein ähnliches Verhalten wie bei den Üoniferenharzen. 


Natroncarbonatlösung gab einen mit No. 1—5 
mehr oder weniger intensiv gelbbraun gefärbten Auszug, wobei 
das Harz zusammenballte; No. 6 löste sich vollkommen mit 
dunkelgelbbrauner Farbe. Uebersättigte man diese Auszüge 
mit Essigsäure, so blieben dieselben nur bei No.4 und 6 
klar, bei den Uebrigen werden Flocken ausgeschieden, 


Ohlorkalklösung gab auch hier negative Resultate. 


_ Ebenso waren die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff 


und Umbelliferon von negativem Erfolge. 
Die Petroleumätherauszüge waren farblos, oder wie 
_ bei No. 5 schwach gelblich gefärbt und veränderten die Farbe 
der Jodlösung bei No. 1—5 in braun; No.6 gab eine 
' violette Mischung. 


Chloralreagens färbte No. 1, 3 und 4 missfarbig 
braunviolett, No. 2 und 5 rothviolett mit blauem Rande in 
blau übergehend und endlich No. 5 nicht. 


8 Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbte 
_ mehr oder weniger gelbbraun. 


N 2 Proben, bei denen ich die Menge des von Petroleum- 
_ äther Extrahirten bestimmt habe, geben folgende Zahlen: 


EL 
Sa 2 “ 
SR ze 

ey; 


% f 
? ER a 


256 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete, 


No. Bezeichnung der Probe. 120°C, 
1 Ladanumat IR en N N es DER 40,25 
2 Tradanuma a Fan ee a eh 2 320- Ec HH Mor 52,22 


XII. Resina Guajaci. Es wurden untersucht: 

1) Guajacum in granis aus der Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes. NRundliche, haselnussgrosse und 
kleinere Stücke. 

2) Guajacum in lacrymis aus derselben Sammlung. 
Rundliche wallnussgrosse Stücke. 

3) Guajacum in massis opt., 1870 von Gehe bezogen. 
Unregelmässige aber reine Stücke. 

4) Guajacum in massis aus der Sammlung des phar- 
maceutischen Instituts. Wie No. 3. 

5) Guajacum in massis in der Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes als „falsum“ bezeichnet. Ist eine 
mit Pflanzenresten verunreinigte Sorte. 

6) Guajacum in massis, war einer Kinoprobe bei- 
gemengt. Ist ebenfalls eine unreine Sorte Guajak. 

7) Guajacum in massis, war in der Sammlung des 
pharmaceutischen Institutes als „Hedera“ bezeichnet. Wie 
die Probe No. 3. 

8) Guajacum in massis von Dr. Mehu aus Paris 
der Sammlung des Dorpater Instituts überlassen. Wie die 
Probe No. 3. 

Alkohol löste alle angeführten Proben bis auf die 
etwa vorhandenen Verunreinigungen (welche bei No. 5 und 6 
in grösserer Menge vorhanden waren.) 

Aether und Aether-Alkohol verhielten sich ebenso 
und gab die ätherische Lösung mit Alkohol eine klare 
Mischung. 

Bleiacetatlösung gab mit der alkoholischen Lösung 
einen starken Niederschlag, der beim Erwärmen nicht ver- 
schwand. 


Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung dunkelblau, 


257 


a atlassiekett gab eine klare grünfluores- 
eirende Mischung. 

Chloroform löste leicht und wurde diese Lösung duch 
 Bromlösung prachtvoll blau, in Grün und Gelb überge- 
hend, gefärbt. 

Salzsäure-Alkohol löste das Harz mit gelbbrauner, 
allmählig (nach /, Stunde) in Grün übergehender Farbe. 

Cone. engl. Schwefelsäure löste No. 1—4,7u.8_ 
mit kirschrother, No. 5 und 6 mit gelbrother Farbe. 

Alkohol gab mit dieser Lösung eine mehr oder weniger 
intensiv grün gefärbte, klare Mischung. Wasser fällte aus 
der Schwefelsäurelösung Harz in schwarzblauen Flocken. 

Natroncarbonatlösung färbte sich beim Schütteln 
mit dem gepulverten Harze grünlich. Dieser Auszug mit 
Essigsäure übersättigt, liess Flocken fallen. Beim Kochen 


mit der Natroncarbonatlösung löste sich das Harz zum grössten 


Theil darin, wobei das Ungelöste schmolz. Beim Abkühlen 

schied sich wiederum ein Theil aus. 

Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, Zimmt- 
säure und Umbelliferon gab negative Resultate. 

Chlorkalklösung ebenso. 

Petroleumäther gab einen farblosen Auszug, der die 
Farbe der Jodlösung nicht veränderte und beim Verdun- 
sten einen farblosen Rückstand hinterliess. 


Chloralreagens färbte den Rückstand nicht. 
Schwefelsäure löste mit kirschrother Farbe. 
Fröhde’s Reagens verhielt sich ebenso. 


Die Menge des vom Petroleumäther Aufgenommenen 
betrug bei: | 


ee m re —n —— 


No. Q0G, 120° C 
1 Guajacum in granis . ..: . 2... 2,35 2,00 
2 - Se laer ya ee 2,92 2,01 
3 - - massis ANNE TE 2,10 1,80 
4 - SPIMASSISCH U 2 an 3,03 2,40 
5 = SRIIHABSER) 1. 2. us: Mars ee 4,03 3,97 


| 


258 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et. 


Nach dem Erwärmen auf 120° C. waren die Rückstände 
geruchlos, gelbgefärbt, spröde und lösten sich vollkommen in 
Alkohol und Aether. 


Anhang. 


Guajacum peruvianum odoriferum.®) Die von mir be- 
nutzte Probe war von Gehe & Comp. bezogen. 

Alkohol, Aether, Aether-Alkohol und Chloro- 
form lösten auch dieses leicht und vollkommen bis auf die 
beigemengten Pflanzenreste. 


Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung nur eine 
geringe Trübung, welche beim Kochen verschwand. 


Eisenchlorid färbte grünlich. 


Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkalischen 
Lösung Harz. 


Bromlösung gab mit dem in Chloroform gelösten 
Harze eine rothe Färbung. 


Salzsäure-Alkohol löste das Harz mit brauner 
Farbe. 

Cone. engl. Schwefelsäure gab eine braun gefärbte 
Lösung, welche sich mit Alkohol zu einer ebenfalls braunen 
Flüssigkeit mischte. Wasser fällte aus der Lösung des Har- 
zes in Schwefelsäure hellbraun gefärbte Flocken. 

Natroncarbonatlösung färbte sich weder bei ge- 
wöhnlicher Temperatur noch beim Kochen mit dem Harze 
und gab Essigsäure beim Uebersättigen dieser Auszüge 
eine klare Mischung. 

Auch hier hatten die Prüfungen auf Stickstoff, 
Schwefel, Zimmtsäure und Umbelliferon negativen 
Erfolg. 

Chlorkalklösung verhielt sich ebenfalls negativ. 

Der Petroleumätherauszug war schwach gelblich 
gefärbt, veränderte die Jodlösung nicht und hinterliess 


*) Vergl. Kopp, Archiv für Pharmacie 1876. 3. Reihe. Band 9, 
pag. 193. 


d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 259 


beim Verdunsten einen gelblichen, nach Ol. Rutae riechenden 
Rückstand. 

Chloralreagens färbte diesen Rückstand hellrosa. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens gelbbraun. 

Die Menge des von Petroleumäther Extrahirten betrug 
(bei 120° C. getrocknet) 42,97 %, vom Gesammtgewichte der 
Drogue. Der Rückstand war geruchlos, gelblich gefärbt, in 
Alkohol und Aether löslich. 

Der besseren Uebersicht wegen will ich die wichtigeren 
Reactionen des gewöhnlichen so wie des peruvianischen Gua- 
jacharzes in folgender Tabelle zusammenstellen: 


gewöhnl. Guajae.f peruvian. Guajac. 


Reagentien. 


Bleiacetat Niederschlag, b. Kochen | Trübung, beim Kochen 
unlöslich verschwindend. 
Eisenchlorid blau grünlich. 
Ammoniakflüssigkeit klare, grün fluoreseir. | trübe, gelbliche Mi- 
Mischung schung. 
Bromlösung blau in Grün u. Gelb roth. 
Schwefelsäurelösung grün braun. 
mit Alkohol 
Natroncarbonatlösung löst zum Theil löst nicht. 
Chloralreagens färbt nicht färbt rosa. 
Schwefelsäure löst den 
Verdunstungsrückstand kirschroth gelbbraun. 
des Petroleumauszuges 


Ausser durch die ebenangeführten Reactionen ist das 
gewöhnliche Guajacharz auch durch das Verhalten zum Blut 
ausgezeichnet, denn bis jetzt ist mir weder ein Harz noch 
irgend ein Gummiharz oder Balsam*) vorgekommen, das mit 
Blut eine blaue Färbung giebt. Abgesehen von diesem Ver- 
halten gegen Blut und Terpenthinöl lässt sich das gewöhnliche 
Guajacharz von allen bis jetzt abgehandelten Harzen und 


*) Ich habe alle Harze, Balsame und Gummiharze mit Ausnahme 
von Olibanum, Myrrha, Asa foetida und Hedera untersucht und nirgends 
„eine Blaufärbung mit Blut ete. erhalten. 

17* 


EEE, a ra Rn 


EN 


260 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. 


Balsamen durch das Verhalten des in Chloroform gelösten 
Harzes gegen Bromlösung, der Lösung in Schwefelsäure zum 
Alkohol, sowie des Petroleumätherverdunstungsrückstandes 
zur concentrirten Schwefelsäure unterscheiden. Auch die 
Blaufärbung der alkoholischen Lösung durch Eisenchlorid 
kann als Characteristicum benutzt werden, denn ausser zwei 
als Caranna (No. 7 und 11) aufgeführten Harzproben zeigt 
keines der von mir abgehandelten Harze, Gummiharze etc. 
eine solche Färbung. Die genannte Caranna wird aber von 
Brom nicht gefärbt, giebt mit Bleiacetat keinen Nieder- 
schlag und es färbt Schwefelsäure den Verdunstungsrück- 
stand des Petroleumätherauszuges (worin sich ausserdem 
grössere Mengen lösen) ceitronengelb. 

Alle in der Tabelle aufgeführten Reactionen des gewöhn- 
lichen Guajacharzes lassen sich auch zur Unterscheidung von 
dem peruvianischen Guajacharz (der mit Unrecht diesen Na- 
men führt, da es, nach seinem Verhalten zu urtheilen, von 
einer Pflanze abstammt, die wahrscheinlich mit dem Guajacbaume 
gar nicht verwandt ist) benutzen und es unterscheidet dieses 
Harz von den schon abgehandelten durch die rothe Färbung, 
welche Bromlösung mit dem in Chloroform gelösten Harze 
giebt. Auch die Menge des von Petroleumäther Extrahirten 
kann zur Unterscheidung des gewöhnlichen Guajac vom 
peruvianischen benutzt werden. Von Letzterem werden 
42 °/, aufgenommen aus dem gewöhnlichen Guajac, dagegen 2 
bis 3%, vom Gesammtgewichte der Drogue. Dieses Verhalten 
kann ebenso benutzt werden zum Nachweise einer Verfäl- 
schung des gewöhnlichen Guajacs mit dem peruvianischen 
Guajac, sowie einer Beimengung von anderen leichtlöslichen 
Harzen, wie Coniferenharze, Dammar etc. 

(Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.) 


B. Monatsbericht. 


Wellenbewegung in Seen. 


In Morges am Ufer des Leman beschäftigt sich gegen- 


_  wärtig Dr. Forel eifrig. mit genauen Messungen gewisser 


schon längst dort unter dem Namen „Seiches“ bekannter 
rythmischer Hebungen und Senkungen des Wasserspiegels, 
welche zwar sehr an die Erscheinungen der Ebbe und Fluth 
erinnern, aber mit dieser weder die Periodendauer noch die 
kosmische Ursache gemein haben. Nach Forel sind dieselben 
vielmehr lediglich eine Function der drei Dimensionen des 
Seebeckens und auch an anderen Seen in ähnlicher Weise zu 


beobachten. In Morges kehrt eine Hebung alle 10, eine 


zweite alle 70 Minuten wieder und wird nach Grösse und 
Dauer von einem selbstthätigen Apparate, welchen Forel 
ersonnen hat, registrirt. (Annales de Ohimie et de Physique. 
2 Serie. Tome IX. 9». 78.). Dr. GB, 


Pendelbeobachtungen. 


Als Resultat der seit 1865 in Indien fortgesetzten Pen- 
delbeobachtungen hat sich in unzweifelhafter Weise erge- 
ben, dass die Dichte der unter Continenten und Gebirgen 
befindlichen Erdrinde constant abnimmt, dagegen diejenige 
der unter dem Meeresboden befindlichen Schichten in ebenso 
bestimmtem Zunehmen begriffen ist. (The Chicago Pharma- 
cist. Vol. IX. Nr. 10. pag. 298.). Dr. GV 


Dissociation des Wassers durch Wärme als en 
Ursache der Dampfkessel-Explosionen. 


Wird in Eis ein Thermometer gesteckt, so zeigt derselbe 
20° Fahr., wird es in einem geschlossenen Kessel einer mässi- 
gen Wärme ausgesetzt, so steigt das Hg bis zu 32°, dem 
Schmelzpunkte des Eises, und nimmt diesen Stand so lange 
unverändert ein, bis das letzte Stückchen Eis geschmolzen 


262 Dissociation des Wassers etc. Et 


ist, Bei diesem Uebergang des Wassers aus dem festen in 
den flüssigen Zustand werden 143 Wärme-Einheiten absorbirt, 
das Hg wird dann ferner bis 212° steigen und diese Tem- 
peratur behalten, bis alles Wasser in Dampf verwandelt ist, 
wobei 967 Wärme-Einheiten absorbirt werden. Diese That- 
sachen sind schon lange bekannt; die Wärmemenge aber, 
welche der nächste Aggregatwechsel dieses Pfundes Wasser 
d.h. seiner Dissociation in seine Elemente verlangt, indem 
freies Oxyhydrogengas gebildet wird, ist noch nicht gemes- 
sen worden. 

Nach einer Berechnung Bradley’s findet die Dissociation 
des Wasserdampfes unter Atmosphärendruck allein bei 1298° 
statt. Wird über einen Tropfen Wasser ein bis 1298° 
erhitzter Eisenstab gehalten und mit dem Hammer darauf 
geschlagen, so erfolgt eine Detonation; das Wasser zerfällt 
durch die Wärme in seine Elemente und diese bedingen 
dadurch, dass sie abgekühlt sich sofort wieder vereini- 
gen, die Explosion. Der Grad der Dissociation sowohl als 
der des Dampfes wird durch Druck und in demselben 
Verhältniss gesteigert. Die zunehmende Thermometersteigung 
ist nach Regnault’s Tafeln für jeden Atmosphärendruck 
(15 Pfund) gegen 143°, so dass die Höhe bei 4 Atmosphären- 
druck (60 Pfund) 1870° ist, welcher dem Schmelzpunkt des 
Silbers sehr nahe liegt. Die Temperatur der Dissociation- ist 
demnach unter verschiedenem Druck ebenso bestimmt und 
sicher wie die der Verdampfung. Die Dampfmoleküle, welche 
sich auf der inneren Fläche eines Dampfkessels dissociirten, 
verbinden sich dahingegen nicht augenblicklich 
wieder, sondern werden sofort mit dem 7- oder mehr- 
fachen Volumen Dampf gemischt, in welcher Mischung 
keine Explosion stattfindet. Explosives Gas wird in 
einem Kessel nur dann erzeugt, wenn der Dampf mit einer 
stark erhitzten Aussenfläche in Berührung kommt 
und dieses geschieht, wenn das Wasser in dem unteren Theil 
des Kessels die Sphäroidform annimmt. 

Fällt ein Tropfen irgend einer Flüssigkeit auf eine heisse 
Metallplatte, so nimmt dieser die Sphäroidform an. Er tanzt 
ohne die Metallfläche eigentlich zu berühren auf derselben 
herum, indem eine dünne Dampfschicht denselben um- 
hüllt hat. Denselben Zustand nimmt das Wasser auf der 
unteren Fläche des erhitzten Kessels ein. Wahrscheinlich 
müssen alle Flüssigkeiten Dampf entwickeln, ehe sie 
die Sphäroidform annehmen. In dieser Form steigt ihre 
Temperatur niemals über 205°, selbst dann nicht, 


PR 
se AT 


g d. Erstarrungspunktes geschmolzener Körper et. 263 


wenn die Temperatur des Metalles, auf welchem sie ruhen, 
viel höher ist. Dampf geben sie ebenso nur wenig ab. Die 
Sphäroidform verlangt weit weniger Hitze als die Dissociation 
des Dampfes. Die Geschwindigkeit aber, mit welcher das 
Wasser in der Sphäroidform verdampft, steht im Verhältniss 
zu der Temperatur des Kessels, aber bei einer Temperatur 
von 400° ist sie 50 Mal schwächer als beim gewöhnlichen, 
bei 212° kochenden Wasser. Die Sphäroidbildung bei nie- 
derer Temperatur zu erklären ist nur dann möglich, wenn 
man derselben die Eigenschaft giebt, die strahlende Hitze, 
welche von dem heissen Dampfkessel kommt, vollständig 
zurückzustrahlen. Die Dampfschicht, welche sie um- 
giebt, ist kein Leiter, sie ist überhitzt und hat mit dem Kes- 
sel eine Temperatur. 


Sonach kommt Wasser, sei es im heissen oder kalten 
Zustand, niemals mit einer rothglühenden Fläche 
in Berührung. Die Umstände, unter welchen die relativen 
Gas- und Dampfmengen zu den explosiven Proportionen ste- 
hen, sind 1) die unaufhörliche Erzeugung des Gases, bis es 
zur explosiven Proportion steigt und 2) die Dampfverdich- 
tung, bis es zu der explosiven Proportion fällt. (The ame- 


rican Chemist. No. 64. Oct. 75. p. 126.). Bi. 


Bestimmung des Erstarrungspunktes geschmolzener 
Körper, insbesondere des Schwefels. 


Die Bestimmung des Schmelzpunktes der meisten festen 
Körper hat gewisse, nicht leicht zu überwindende Schwierig- 
keiten und desshalb stimmen die Angaben verschiedener 
Autoren selten überein. Geht man von der Annahme aus, 
dass der Erstarrungspunkt eines geschmolzenen Körpers mit 
seinem Schmelzpunkte übereinstimme oder zusammenfalle, so 
' kann man nach Gernez Methode, jenen zu bestimmen, zu 
‚Resultaten gelangen, deren Genauigkeit blos von der Geduld 
des Experimentators bedingt ist. 

Man thut in ein 3 Cm. weites Glasrohr soviel des zu 
untersuchenden Körpers, dass er im geschmolzenen Zustande 
eine 5—6 Cm. hohe Flüssigkeitssäule bildet. In der Achse 
des Rohrs senkt man ein, durch einen Kork gehaltenes Ther- 
mometer mit kleiner Kugel so tief ein, dass es nur einige 
Millimeter vom Boden entfernt ist. Diese Vorkehrung taucht 
man in ein Wasser- oder Paraffinbad ein, dessen Temperatur 


964 Bestimmung d. Erstarrungspunktes geschmolzener Kö pe 


einige Grade höher ist als die des vermutheten Erstarrungs- 
punktes, wodurch der Körper schmilzt. Jetzt bringt man das 
Rohr in ein Bad von constanter Temperatur, die niedriger ist 
als die gesuchte, und wartet, bis das innerhalb befindliche 
Thermometer mit einem in dem äusseren Bade befindlichen 
nahezu übereinstimmt, was man durch Drehung des Rohrs 
um seine Achse zu beschleunigen sucht. Wenn der Körper 
somit in der Ueberschmelzung sich befindet, so bringt man 
mittelst einer feinen Nadel, deren Ende mit ganz wenig von 
dem Pulver des fraglichen Körpers bepudert ist, durch eine 
zweite Oeffnung im Kork etwas von diesem in die Schmelze, 
was die sofortige Erstarrung bewirkt. Eine Bewegung des 
Thermometers um seine Achse befördert die Vertheilung der 
festen Partikelchen in der Schmelze und beschleunigt das 
Erstarren noch. Man beobachtet jetzt das Thermometer, das 
in kurzer Zeit ein Maximum erreicht, das sicherlich nicht 
höher als der gesuchte Erstarrungspunkt, möglicherweise aber 
niedriger ist. Nun wird das Experiment wiederholt, so zwar, 
dass man das gefundene Maximum als Temperatur des um- 
gebenden Bades benutzt, es findet sich, dass das Thermometer 
jetzt das vorhergehende Maximum überschreitet. Nach drei 
bis vier Wiederholungen dieser Art gelangt man zu Tempe- 
raturen, die nur in einem nicht weiter zu beachtenden Grade 
von einander abweichen. Die höchste ist als wirkliche Er- 
starrungstemperatur zu nehmen, indem man zur Üorrectur den 
Umstand in Betracht zieht, dass das Thermometer nicht ganz 
in die Schmelze eingetaucht ist. 

Die Genauigkeit obiger Methode hat der Verfasser 
benutzt, um die Eigenthümlichkeiten zu zeigen, welche die 
verschiedenen Modificationen des Schwefels darbieten. Das 
einfachste Resultat gab ihm der bei Behandlung von Schwefel- 
blumen mit Schwefelkohlenstoff in letzterem unlösliche Rück- 
stand. Der Erstarrungspunkt desselben liegt bei 11493, 
gleich viel bei welcher Temperatur derselbe geschmolzen 
war, ob beim Siedepunkt oder bei 170— 121°. Die Diffe- 
renz betrug höchstens !/,, Grad. Bei dem octaedrischen 
Schwefel ist der Erstarrungspunkt 117°,4 wenn er bei 121°, 
113%,4 wenn er bei 144° und 112°%2, wenn er bei 170° 
geschmolzen war. Der bei Temperaturen zwischen 200 bis 
447° geschmolzene octaödrische Schwefel hat seinen Erstar- 
rungspunkt bei 114°,4, also fast ganz so wie der in Schwefel- 
kohlenstoff unlösliche Schwefel. Der Erstarrungspunkt des 
prismatischen Schwefels ist von seiner Abstammung abhängig. 
Kommt er von unlöslichem Schwefel, so verhält er sich wie 


er] 1. Salze. — Weiches Eisen geg. kalten Stahl gerieben ete. 265 
dieser, jedoch kann eine Erhöhung des Erstarrungspunktes 
eintreten, wenn der prismatische Schwefel verschiedene Male 
dem Schmelz- und Erstarrungs- Process unterworfen war. 
Kommt er von octaödrischem Schwefel, so ist der Erstar- 
rungspunkt von der Temperatur abhängig, bei welcher er 
geschmolzen war. (The Pharm. Journ. and Transact. Third 
Ser. No. 319. Aug. 1876. p. 116.). Wp. 


Verhalten einiger Salze. 


Naudin und De Montholon haben untersucht, wie 
sich einerseits Cyanzink, andererseits ameisensaures Kali 
gegen Kohlensäure, atmosphärische Luft und reinen Wasser- 
stoff verhalten. 


Sie fanden, dass in Wasser suspendirtes Oyanzink durch 
einen eingeleiteten Kohlensäurestrom allmählig zersetzt werde, 
nur ganz wenig an kohlensäurefreier Luft. Gleiches gilt vom 
ameisensauren Kali, doch mit der weiteren Eigenthümlichkeit, 
dass dieses auch in einer Mischung von kohlensäurefreier 

Luft mit reinem Wasserstoff nicht unzersetzt bleibt. (Bul- 
letin de la Societe Ohimique de Paris. Tome XXVI. No. 3. 
-pag. 122.). De. @.WV. 


Weiches Eisen gegen kalten Stahl gerieben, schmilzt 
denselben. 


Durch Reiben entsteht bekanntlich Wärme und durch 
‚eine rollende oder reiberde Bewegung wird die Molecular- 
struetur des Eisens und Stahls verändert. 


Jacob Reese von Pittsburg, Penn., construirte eine 
Maschine, mit welcher er kalt gehärtete Stahlbarren schnitt. 
Eine Scheibe aus weichem Stabeisen, gegen 42° im Durch- 
messer und °/,,“ Dicke, wurde an einer horizontalen Axe 
angebracht, so dass diese eine Rotationsgeschwindigkeit hatte, 
um der Peripherie der Scheibe eine Geschwindigkeit von 
25000‘ per Minute (also nahe an 5 Meilen) zu geben. Fun- 
ken flogen unaufhörlich umher, und der Stahl wurde sehr 

rasch durchschnitten, besonders wenn der zu durchschneidende 
Stahl langsam gegen die Scheibe gedreht wurde. 
« Anfangs glaubte man, der Stahl wäre einfach abgerieben, 
doch die sich unter der Maschine ansammelnden Theilchen, 


266 Gesetze v. Dulong u. Petit. — Vorlesungsversuche, en 


waren in Gestalten eines langen Kegels zusammengeschweisst, 

ähnlich den Stalagmiten in den Kalksteinhöhlen. Der Stahl 
muss also durch die rasche Umdrehung der Scheibe geschmol- 
zen sein ; die Scheibe selbst ist nur wenig warm, ebenso die bei- 
den Seiten des Schnitts. Eine gewalzte, polirte und gehärtete 
Stahlbarre von 2—3‘ Durchmesser, kann in 2—3 Minuten 
auf diese Weise durchschnitten werden. (The american Che- 
mist. No. 11. März 1876. Proceeding of the american 
Apoc. for the adrancm. of science detroit Meeting. August 
1875.). Bl. 


Zum Gesetze von Dulong und Petit. 


Am Schlusse einer längeren, für den deutschen Chemiker 
wenig Neues enthaltenden Abhandlung über die Beziehungen 
zwischen Aequivalent, Volumen und specifischen Wärme der 
Körper stellt Terreil unter Anderem auch den Satz auf, 
dass einfache oder zusammengesetzte Körper, welche ihren 
Gaszustand verloren haben, eine specifische Wärme besitzen, 
welche das Doppelte von derjenigen ist, die sie im Gas- 
zustande hatten. (Bull. de la Soc. Chim. de Paris. Tome 
XXV1. No. 1. pag. 24.). Dr. 


Vorlesungsversuche. 


Unter obigem Titel theilt B. Tollens einige Versuche 
mit, die sich besonders zur Demonstration in populären Vor- 
lesungen eignen. 

a) Zersetzung des Glases durch siedendes Wasser: 

Man bringt in einem Kolben von ca. 200 C.C. Inhalt 
etwas destillirttes Wasser zum Sieden und lässt den Dampf 
durch Röhren ausströmen, welche, in dem Kork des Kolbens 
befestigt, erst nach oben gehen und dann schräg nach unten 
gebogen sind und welche einerseits aus gewöhnlichem (Natrium-) 
Glase bestehen, andererseits aus einem schwer schmelzbaren 
Verbrennungsrohre (Kaliumglas) durch Ausziehen und Ver- 
engen hergestellt sind. Der ausströmende Dampf verändert 
feuchtes, empfindliches, rothes Lackmuspapier nicht; fällt 
jedoch ein Tropfen des in dem Ausströmungsrohre sich con- 
densirenden Wassers auf das rothe Papier, so wird es gebläut, 
während bei Anwendung des mehr resistenten Kaliumglases 
die Farbe des Papieres nicht verändert wird. 


">b) Demonstration der Gegenwart von brennbarem Alkohol 


in Bier und Wein: 


Man erhitzt in eimem mit Kork und einem 1!/, Meter 
langen 1 Cm. weiten Glasrohr versehenen, 600 — 700 C.C. fas- 
senden Kolben 150— 200 C.C. Wein oder Bier zum Kochen; 
die Dämpfe steigen in dem Glasrohre auf und erleiden durch 
das von Luft umspielte Glasrohr eine Abkühlung, welche 
zuerst alles, dann jedoch hauptsächlich das Wasser zum Zurück- 
fliessen in den Kolben bringt, während der Alkoholdampf 
leichter passirt und oben ausströmt. Man beobachtet, wie die 
Zone, in welcher noch alles condensirt wird, immer höher 
steigt; in dem Momente, in welchem diese Zone die obere 


‘Mündung des Rohres berührt, kann man die ausströmenden 


Dämpfe anzünden. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1539.). 0. J. 


Aus der Lehrpraxis. 


Unter diesem Titel bringt Theodor Koller folgende inter- 
essante Dinge. Ein Kochfläschehen von ca. 125—250 g. 
Fassungsvermögen wird mit reinstem krystallisirtem (durchaus 
nicht verwittertem) essigsaurem Natron beinahe gefüllt, hierauf 
wird alles Salz zum Schmelzen gebracht, die Schmelze 2 bis 
3 Secunden stark gekocht, der Kolben dann möglichst schnell 
mit einem Baumwollenstopfen verstopft und die verschlossene 
Flüssigkeit noch 1 Secunde schwach fortgekocht. Durch ein- 
faches ruhiges Hinstellen kühlt sich die Flüssigkeit ab, ohne 
wieder zu erstarren, sogar nach Wegnahme des Stopfens 
und Bewegen der Flüssigkeit ändert sich nichts an der Sache. 
Lässt man hingegen ein kleines Fragmentchen eines Krystal- 
les von Natronacetat einfallen, so findet sofort eine ausser- 
ordentlich regelmässige Krystallisation statt. Dieser Versuch 
lässt sich mit dem gebrauchten Saiz beliebig wiederholen. 


Um den bedeutenden Wärmeentzug und damit die tiefe 
Temperatur zu zeigen, welche beim Auflösen durch Wärme- 
bindung entsteht, verfährt Verf. auf folgende Weise: 120 g. 
Ammoniumnitrat werden in ein sehr geräumiges Becherglas 
eingewogen, in einem zweiten dieselbe Menge Wasser abgewo- 
gen und in ein Glasprobirröhrchen etwas Wasser. Jetzt wird 
das H?O zum Ammoniumnitrat gefügt, ein Thermometer an 
der Becherglaswand eingeführt und mit dem Probirröhrchen 


_ umgerührt, wo dann selbst bei einer Zimmertemperatur von 


DS ) 
a en 5 
> 


a, IE, 
268 Zinkwasserstoff. — Reinigung d. Wasserstoffgases e a Co. 


17°C. das Thermometer — 8 bis — 10°C. zeigt und natür- 
lich das Wasser im Probirröhrchen einen Eiskegel liefert. 
(Gemeinnützige Wochenschrift. Jahrgang 26. pag. 271.). 

©. Sch. 


Zinkwasserstoff. 


Bei der Untersuchung von Wasserstoff, dargestellt aus 
dem Zink der Passaik Zink- Comp., fand A. R. Leeds, dass 
derselbe eine Spur Zink — augenscheinlich in der Form von 
Zinkwasserstoff — enthielt. Das Zink konnte nachgewiesen 
werden in dem Wasser, der conc. Schwefelsäure, der ver- 
dünnten Salzsäure und Salpetersäure, durch welche das Gas 
gestrichen war. Ch. Violette hat den Beweis geliefert, dass 
auf gewöhnliche Art dargestelltes Wasserstoffgas nach pas- 
sender Reinigung keine Spur von Kohlenwasserstoffen ent- 
hält. Es konnte daher die Thatsache, dass reines Wasser- 
stoffgas mit nahezu farbloser Flamme brannte, während die 
Flamme desjenigen, in welchem Zinkwasserstoff vermuthet 
wurde, stark blau gefärbt erschien, als ein besonderer Beweis 
für die Existenz dieser Wasserstoffverbindung angesehen 
werden. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1457.). CI 


Reinigung des Wasserstoffgases zu analytischen 
Zwecken. 


Eine Reihe von Versuchen, die Eugen Schobig 
anstellte, um Wasserstoffgas zu reinigen von beziehungsweise 
Arsenwasserstoff, Antimonwasserstoff (zwar nur sehr selten), 
Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff und Kohlenwasser- 
stoffen, zeigte, dass zur Reinigung des Wasserstoffs überhaupt, 
besonders aber behufs Verwendung desselben zu analytischen 
Zwecken eine Lösung von übermangansaurem Kali sich 
vortrefflich eignet. Dieselbe macht die gleichzeitige Anwen- 
dung verschiedener Reinigungsmittel, die man zur Entfernung 
dieser Verunreinigungen bisher gebrauchte, nicht nur entbehr- 
lich, sondern übertrifft sie auch weit an präeiser Wirkung. 
Zur Aufnahme des H?S dagegen bleibt die Reinigung durch 
Kali- oder Natronlauge nothwendig, und es empfiehlt sich, 
um ganz reinen Wasserstoff zu erhalten, diesen zuerst durch 
eine Lösung von KMnO* und dann durch NaHO zu leiten, 
Natürlich bildet auch hier das Trocknen des Gases durch 
H?SO* den Schluss der Reinigung. 


Thermisches Verhalten des Ozons,. 


; Zur Entscheidung der Frage, ob reiner Wasserstoff durch 
KMnO#* oxydirt werden kann und ob die Wirkung gleich oder 
ungleich intensiv bei Anwendung neutraler, angesäuerter oder 
alkalischer Lösung sei, brachte Verfasser in drei calibrirte, 
mit den betreffenden Lösungen gefüllte, gleich weite Röhre 
bestimmte Volume Wasserstoff und beobachtete dieselben täg- 

lich. Dabei ergab sich eine fortwährende Verminderung der 

Volume in den 3 Röhren bis zum völligen Verschwinden des 

_ Wasserstoffs Die Oxydation durch neutrale Lösung schritt 

ungleich rascher vor, als die beiden anderen. 

ir Nachdem sich Verfasser überzeugt hatte, dass durch 

° Reinigung mit KMnO# ein Wasserstoff erhalten werden kann, 

in dem sich mit den gewöhnlichen Reagentien keinerlei Ver- 

 wnreinigungen mehr nachweisen lassen, versuchte er die Ent- 
scheidung der Frage, ob reiner H reducirend auf Silbernitrat- 
lösung wirke oder nicht. Ganz reine Lösung von AgNO® 

\ wurde in ein Kölbchen mit doppelt durchbohrtem Kork 

gebracht und das Einleitungsrohr sowohl, wie das zweite 

Rohr, durch das der Wasserstoff austrat, mit reinen Baum- 
| wollkorken verschlossen, um eine Verunreinigung durch Staub 
zu verhüten. Die Versuche wurden im Dunkeln angestellt. 

Es fand sich, dass Wasserstoff AgNO3 reducirt. In verdünn- 

ten Lösungen schied sich das Silber als sehr feines Pulver 

ab, in concentrirten als schöner Silberspiegel. (Journ. f. pract. 
©. J. 


Ohem. 14, 289.). 


Thermisches Verhalten des Ozons. 


Der unermüdliche Forscher auf dem Gebiete der Thermo- 
chemie, Berthelot, hat constatirt, dass bei der Bildung des 
Ozon’s Wärme verbraucht wird. Dieser Ueberschuss. von 
Wärme wird bei den Oxydationen frei, woraus sich die höhere 
Activität des ozonisirten Sauerstoffs in dieser Richtung erklärt. 
Dieser unter dem Einflusse der Electrieität magazinirte Wärme- 
überschuss erscheint um so auffallender, als das Ozon ein 

. dichterer Körper ist, als der es erzeugende Sauerstoff, somit 

nach dem gewöhnlichen Verhalten der Körper bei seiner Bil- 

dung eher eine Abgabe von Wärme zu erwarten wäre. (Bull. 
de la Soc. Chim. de Paris. Tome XXVI. No.2. p. 56.). 
Dr. &.V. 


Eee 


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A 
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Bir) 


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270 Zersetzung d. Bicarbonate ete. — Ammoniak im Regenwasser, 


Zersetzung der Bicarbonate durch Wärme. 


Anlässlich einer zwischen Gautier und Urbain über 
die Coagulirung des Blutes geführten Controverse theilt der 
letztere eine nicht uninteressante Beobachtung über das Ver- 
halten des doppeltkohlensauren Natrons, sowie überhaupt der 
Bicarbonate in der Wärme mit. Das Entweichen des einen 
Aequivalents Kohlensäure in der Wärme, bei 100°, setzt 
nemlich voraus, dass die entweichende Kohlensäure rasch sich 
entferne und nicht über dem Salze lagere, es wird also beim 
Erhitzen in offenen, besonders flachen Gefässen rasch von 
Statten gehen. Anders verhält sich die Sache, wenn man 
Natriumbicarbonat in einem Kölbchen erhitzt, von dem eine 
doppeltgebogene Glasröhre in Barytwasser führt. Hier findet 
eine so geringe Abgabe von Kohlensäure statt, dass erst nach 
längerer Zeit die Barytlösung sich zu trüben beginnt und 
nach stundenlangem Erhitzen auf 100° noch keine nennens- 
werthe Zersetzung eingetreten ist. Sobald man jedoch einen 
Luftstrom durch das Kölbchen leitet, findet sehr rasches Ent- 
weichen des einen Kohlensäureäquivalentes statt. (Bulletin 
de la SocidtE Chimique de Paris. Tome XXVI. No. 10. 
pag. 440.). Dr. G.V, 


Ammoniak im Regenwasser. 


Ueber die gegenseitigen Beziehungen des in der Luft 
enthaltenen und des in atmosphärischen Niederschlägen auf- 
gelösten Ammoniaks hat Schlösing eingehende Beobach- 
tungen angestellt. Er hat vor Allem gefunden, dass in dieser 
Beziehung ein wesentlicher Unterschied zu machen ist, je 
nachdem sich das Ammoniak als Carbonat oder als Nitrat 
vorfindet. Letzteres wird vom Regenwasser auf dem Wege 
zur Erde stets nur aufgenommen, eine Abgabe an die umge- 
bende Atmosphäre seitens der Lösung in Regenwasser findet 
nie statt. Ganz anders verhält es sich mit dem als Carbonat 
vorhandenen Ammoniak, in welchem Falle es sehr auf den 
relativen Gehalt der beiden Medien, sowie auf die relative 
Temperatur derselben ankommt. 


So kann es vorkommen, dass ein einer kalten, an kohlen- 
saurem Ammoniak verhältnissmässig reichen Wolke entstam- 
mendes Regenwasser, das durch eine warme Luftschicht geht, 
auch dann kohlensaures Ammoniak an die Luft noch abgiebt, 


1 Tinker, d. Kürbissaam.— Kürbiskerneals Bandwurmmitt. 271 


wenn die betreffende Luft an und für sich schon viel davon . 
enthält. (Journ. de Pharm. et de Chimie. I V. Serie. Tom. 
XXIII. pag. 427.). Dr. 2.2: 


Amerikanischer Blutegelhandel. 


Nach Aussage amerikanischer Aerzte und Händler sind 
die dort in der Mississippigegend und Pennsylvanien vorkom- 
menden einheimischen Egel zum medicinischen Gebrauch 
durchaus ungeeignet, da sie nur ausnahmsweise zum Saugen 
zu bringen sind. Daher bezieht Amerika seinen ganzen Blut- 
egelbedarf aus Europa, vorab von Schweden. Die Thiere 
werden vor ihrer Reise nach der neuen Welt gut mit Blut 
gefüttert und bei ihrer Ankunft auf Rhode Island in grosse 
Reinigungsteiche gebracht, wo sie bis zum Aufbrauch des 
genossenen Blutes etwa ein Jahr lang verbleiben, um erst 
nach dieser Zeit als saugfähige Waare in den Detailhandel 
zu gelangen. (New Remedies. November 1876. pag. 324.). 

Dr..G. 1% 


Untersuchung des Kürbissaamen. 


Nicolai Kopylow hat neuerdings den Kürbissaamen 
einer chemischen Untersuchung unterworfen und hat dabei die 
Arbeit von Dorner & Wolkowitsch, welche ein Glycosid gefun- 
den hatten, der Prüfung unterzogen. Es hat sich dabei 
ergeben, dass die Saamen ein Glycosid nicht enthalten. 
Das Oel der Saamen besteht aus den Glyceriden von Palmitin-, 
Myristicin- und Oelsäure. Das durch Aether extrahirte Oel 
_ enthielt freie Fettsäure. (Pharmaceut. Zeitschrift f. Russland. 

Jahrg. XV. pay. 513.). ©. Sch. 


Kürbiskerne als Bandwurmmittel. 


Heckel hat die inneren Saamen des Kürbis und die vor 
dem Gebrauche gewöhnlich entfernten Saamenschaalen getrennt 
auf ihre Wirksamkeit zum oben angedeuteten Zwecke geprüft. 
Er kam zu dem Schluss, dass es besser ist, die Kürbiskerne 
als Wurmmittel mit ihrem Perisperm zu verwenden. (Journ. 
de Pharm. et de Chimie. IV. Serie. Tom. XXIII. ». 450.). 

Dr. E. H. 


272 Kürbiss. alsBandwurmm. — Glye. u. salpet. Wismuth. — Wismutho 


Kürbissaamen, als Bandwurmmittel. 


Nach F. Vigier’s Erfahrungen ist den Schaalen der 
Kürbissaamen (Cucurb. maxima) nicht die Bandwurm abtrei- 
bende Wirkung zuzuschreiben, wie Heckel im Journal de 
Pharm. et Chimie berichtete. 


Die geschälten Kürbissaamen fand er ebenso wirk- 
sam, wie die nicht geschälten und Schaalen allein in 
hinreichender Menge angewandt, geben nur unvollstän- 
dige Resultate. 


Er bereitete den Trank gewöhnlich nach folgender Vor- 
schrift. 


Trockne Kürbissaamen . . 608. 
Zucker a A he)" 
Pommeranzenblüthenwasser . 10 - 
DestilE Wasser 77 %.75,, 77008 


Die Saamen werden mit dem Zucker gestossen und ohne 
einen Rückstand zu hinterlassen durch ein enges Sieb gerie- 
ben. Das so erhaltene Pulver wird mit Wasser zur Emulsion 
angestossen und dann wie gewöhnlich mit einem Abführungs- 
mittel gegeben. (Repertoire de Pharmacie. No. 14. Juillet 
1876. p. 421.). Bl. 


Glycerin und salpetersaures Wismuth. 


Squire hat gefunden, dass das neutrale salpetersaure 
Wismuthoxyd sich ohne Zersetzung in Glycerin auflösen lässt 
und dass diese Lösung selbst eine gewisse Verdünnung in 
Wasser verträgt, ohne einen Niederschlag zu geben. (The 
Pharmaec. Journ. and Transact. Third Ser. No. 333. Novbr. 
1876. p. 389.). W». 


Wismuthol£at. 


Angesichts des Mangels an einem für die äusserliche 
Anwendung geeigneten Wismuthpräparat sah sich Betty 
veranlasst, durch Erhitzen von Wismuthoxyd mit Oelsäure 
ein Wismutholöat herzustellen, welches sich zu genanntem 
Zwecke wohl eignet und ganz die äusseren Eigenschaften 
eines Pflasters zeigt. (Pharm. Journ. and Transactions. 
Decemb. 1876. pag. 470.). Dr. ’G9 


Prüf. d. Copaivabalsams. — Haltbare Copaivaharz- Emulsion. 273 


Zur Prüfung des Copaivabalsams. 


Dr MR empfiehlt nachtolgend beschriebene Methode 
als wohlgeeignet, um eine Verfälschung des Copaivabalsams 
mit Ricinusöl und anderen fetten Oelen sogar quantitativ zu 
ermitteln. 

Drei bis vier Gramm des zu prüfenden Balsams werden 
in ein trockenes Kölbehen gebracht und hierin mit 50 0.C. 
Alkohol und 5 g. Aetznatron auf dem Wasserbade verseift. 
Ist Alles gelöst, so wird der Inhalt mit einer nicht zu klei- 
nen Wassermenge in eine Schaale gespült und über einer 
schwachen Gasflamme bis auf 100 C.C. eingeengt. Jetzt 
wird verdünnte Schwefelsäure bis zur bleibenden Trübung 
und dann wieder Natronlösung bis zur völligen Aufhellung 
zugefügt, damit so eine möglichst neutrale Lösung mit einem 
erheblichen Gehalte an Natriumsulfat resultire. Das Ganze 
wird jetzt im Wasserbade unter beständigem Rühren zur völ- 
ligen Trockene gebracht und das zurückbleibende Pulver 
dreimal mit je 70 0.C. Aetherweingeist in einem verschlosse- 
nen Kolben ausgezogen. Der dabei verbleibende und auf 
einem Filter gesammelte Rückstand wird jetzt nur aus Na- 
triumsulfat bestehen, wenn der Balsam frei war von fetten 
Oelen, sonst aber auch Natriumoleat enthalten. Man wird 
ihn in warmem Wasser lösen, mit Salzsäure ansäuern und 
kalt stellen. Bei reinem Balsam werden sich nur einige we- 
nige bräunliche Harzflocken an der Oberfläche finden, eine 
ölige Schicht dagegen, wenn er mit fetten Oelen vermischt 
war. Geruch und Geschmack dieser Schicht zeigen schon, 
ob die Verfälschung mit Ricinusöl oder einem anderen statt- 
gefunden hatte. Zur quantitativen Bestimmung fügt man jetzt 
zwei Gramm trockenes weisses Wachs zu und erhitzt das 
Ganze, bis das Wachs mit der Oelsäure zusammenschmilzt. 
Nach dem Erkalten hat man einen festen, leicht abzunehmen- 
den Kuchen, an dessen Gewicht man nach dem sorgfältigen 
Trocknen nur das Gewicht des zugesetzten Wachses abzu- 
ziehen braucht, um die Menge der zugesetzten Verfälschung 
zu finden. (New-Remedies, January 1877. pag. 11. from 
the Analyst, 1876. 160.). Dr.G Vi 


Haltbare Copaivaharz - Emulsion 
bekommt man nach folgender Formel: 
Res. copaivae 58 
Ol. amygdal. 38 


Arch, d. Pharm, XI. Bds. 3. Hft. 18 


u ag u N AH ee a PT7S ne ne 


274 Kaffeesyrup. — Ammoniakalisches Glyeyrrhizin. 


Muc. gm. Arab. 3j# 


Lig. kali caust. 5£ 
Öl. cinnam. gtt. vj 
Aquae Zvj. 

Das Harz wird bei gelinder Wärme in dem Oel gelöst, 
dann fügt man die Kalilauge und unter fortwährendem Rei- 
ben den Gummischleim, schliesslich das Wasser hinzu. (The 
Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 335. Novbr. 
1876. p. 431.). W». 


Nach Greenish erhält man gute Harzemulsionen, wenn 
man das Harz, Copaiva- oder Guajakharz, zunächst mit Milch- 
zucker verreibt, dann unter fortwährendem Reiben etwas 
Spiritus, schliesslich das arabische Gummi und allmählig das 
Wasser zusetzt. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third 
Ser. No. 332. Novbr. 1876. p. 369.). Wr. 


Kaffeesyrup. 


Zwei Unzen gröblich zerkleinerter gebrannter Kaffee 
werden im Verdrängungsapparat mit soviel Wasser ausgezo- 
gen, dass 16 Unzen Flüssigkeit gewonnen werden. Letztere 
giesst man nach und nach auf 28 Unzen Zucker, welcher sich 
in einem Trichter befindet, dessen Rohr unten durch einen 
Schwamm lose verstopft, oben aber mit einem Korke so lange 
verschlossen ist, bis der Zucker sich grösstentheils gelöst hat. 
Man nimmt dann den Kork weg und lässt die Flüssigkeit 
langsam durch den Schwamm ablaufen. 


Dieser Syrup soll ein vortreffliches Geschmackscorrigens 
sein. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third Ser. No. 335. 
Novbr. 1876. p. 432.). Wr». 


Ammoniakalisches 6lyeyrrhizin 


benutzt Brown, um den bittern Geschmack des Chinins zu 
verdecken. Von diesem Glycyrrhizin werden 7,308 g. in 
einem halben Liter Syrup gelöst, und zu je 3,654 g. Flüssig- 
keit werden 6,090 Centig. schwefelsaures Chinin gegeben. 
Bei Darstellung des ammoniakalischen Glycyrrhizins muss 
chemisch reine Schwefelsäure zur Fällung benutzt werden, 
und bei der Darstellung der zusammengesetzten Liquiritia - 


"Ava oder Kaya Kaya 


Mixtur muss ein Ueberschuss von Ammoniak vermieden wer- 
den. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Ser. 
Vol. VI. 1876. pag. 520.). R. 


Ava oder Kava-Kava. 


Die unter obigem Namen schon länger bekannte Wurzel 
ist in letzter Zeit im Frankreich wieder häufig und mit Erfolg 
gegen Gonorrhoe angewendet worden und hat damit die 
Aufmerksamkeit wieder auf sich gelenkt. Ihre Stammpflanze 
ist Piper methysticum, ein auf Viti, Tahiti, Hawai, den Ge- 
sellschafts- und Tongainseln viel gebauter etwa 2 Meter hoher 
Strauch mit 12 bis 24 Centimeter langen und beinahe eben 
so breiten Blättern, welche herzförmig und kurz zugespitzt 
‚sind. Die leichte, schwammige Wurzel findet sich in Exem- 
plaren von 2 bis 4, ausnahmsweise bis zu 20 Pfund schwer, 
von welchem Gewicht beim Trocknen etwa die Hälfte ver- 
loren geht. Sie ist aussen grau braun, innen gelblichweiss, 
im Oentrum saftig und von anastomosirenden Gefässbündeln 
durchzogen. Ihr Geruch erinnert an die Blüthen von Syringa 
vulgaris und zugleich an den von Spiraea Ulmaria. Der Ge- 
schmack ist schwach stechend, wenig bitter und adstringi- 
rend, wobei die Speichelsecretion vermehrt wird. In der 
Regel wird die Wurzel in Form eines Infusum angewendet, 
welches gern genommen wird, und nicht, wie viele andere 
antigonorrhoeische Mittel, den "Appetit verdirbt, sondern den- 
selben erhöht. Die Wur zel enthält nach den Untersuchungen 
von Cuzent ein blassgelbes ätherisches Oel, zwei Procent 
eines sauren Harzes und etwa 1 Procent eines neutralen 
krystallirbaren Körpers, Kavahin oder Methystiein genannt. 
Dieses wird durch Chlorwasserstoffsäure erst roth, dann hell- 
gelb, durch concentrirte Schwefelsäure anfangs violett, dann 
grün gefärbt. (New Remedies, New- York. Vol. V. No. X. 
pag. 294.). Driz 


Ava oder Kava-Kava. 


Dieses neue Heilmittel wird auf den Inseln des stillen 
ÖOceans, besonders auf Viti, Tahiti, Hawaii, den Gesellschafts - 
und Freundschaftsinseln gebaut und ist dasselbe unter ver- 
schiedenen Namen bekannt. Es wird auf Viti „Yaquoru,“ auf 


Tahiti „Ava-Ava“, auf Hawaii „Kawa“ und auf den Mar- 


quesainseln „Kava“ oder „Kava-Kava“ genannt. 
18* 


276 Gerein. Petroleum z. Bereitung v. Tincturen u. Lösungen. ERITEREN 


F. Th. Jordan giebt die Stammpflanze als Piper me- 
thysticum an, und beschreibt sie als eine 6 Fuss hohe Pflanze, 
mit 1— 1!/, Zoll dicken Aesten, ziemlich starken, 4 bis 8 Zoll 
langen und fast ebenso breiten, herzförmigen, oben etwas 
plötzlich zu einer kurzen, scharfen Spitze zulaufenden Blät- 
tern. Diese sind gestielt. Blattstiel gewöhnlich 1 bis 14, Zoll 
lang und gegen die Basis erweitert. Die Blattnerven fein 
behaart, Blattfläche mit zerstreuten Haaren besetzt, doch blos 
mit bewaffnetem Auge bemerkbar. Die 10 bis 12 Hauptner- 
ven des Blattes laufen strahlenförmig vom Gipfel des Blatt- 
stieles aus, indem die 3 mittelsten derselben ungefähr !/, Zoll 
aufwärts von der Basis des Blattes sehr eng zu einander 
geschlossen sind. 

Die starke, faserige Wurzel ist ziemlich leicht und von 
schwammiger Structur, frisch gewöhnlich 2 bis 4 Pfund wie- 
gend. Beim Trocknen verliert sie die Hälfte ihres Gewichts, 
ist dann äusserlich graulich-braun und hat eine sehr dünne 
Rinde, nach deren Entfernung sich ein vollständiges Netz- 
werk von Holzgewebe zeigt, dessen Zwischenräume mit einer 
weichen gelblichweissen Cellularsubstanz gefüllt sind. Der 
Querschnitt zeigt eine Anzahl dichter Linien, welche strah- 
lenförmig fast vom Mittelpunkte zur Peripherie verlaufen; die 
Theile des weichen Üellulargewebes, welches die Linien trennt, 
sind viel weiter, als die Linien selbst. Der mittlere Theil 
der Wurzel ist weich und zellig mit wenigen Holzbündeln, 
die untereinander anastomisirend und im rechten Winkel zu 
den Strahlenbündeln fortschreitend ein Netzwerk im Centrum 
des Querschnittes bilden. Der Geruch ist angenehm, nach 
Syringa vulg. oder Spiraea Ulmar., der Geschmack ist schwach - 
bitterlich, stechend und vermehrt die Speichelabsonderung. 
Die Wurzel enthält nach M. Cuzent ein ätherisches hellgel- 
bes Oel, 2%, scharfes Harz und ungefähr 1°/, eines indiffe- 
renten krystallinischen Prineips, Kavasin oder Methystiein. 
(Abbildung von Pflanz- und Wurzeltheilen beigegeben.) 
(Pharmaceut. Zeitschrift f. Russland. Jahrg. XV. pag. 609.). 

©. Sch. 


Gereinigtes Petroleum zur Bereitung von Tineturen 
und Lösungen, 
welche zu äusseren Zwecken bestimmt sind, empfiehlt der 
Nützlichkeit und Billigkeit wegen, Masson. 
Um 100,000 Thle. Petroleum zu reinigen und demselben 
cinen augenehmen Geruch zu geben, werden 60 Thle, Schwe- 


Verwendung des Petroleum - Benzins etc. 277 


felsäure und 60 Thle. Salpetersäure mit 500 Thln. Alkohol 
von 93° langsam gemischt und nach Einwirkung einer Stunde 
mit Wasser tüchtig durcheinander geschüttelt. Nach 8 bis 
10 stündiger Ruhe wird die obere Schicht, welche das des- 
infieirte Petroleum ist, abgelassen und kann die andere Schicht 
zur Reinigung schwerer Mineralöle weiter angewendet wer- 
den. Diese werden einfach damit geschüttelt, wiederholt mit 
Kalkwasser behandelt und finden getrennt, als Maschinenöle, 
gute Verwendung. 


Verf. berechnet die Summe, welche in den Apotheken 
Frankreichs jährlich für Spiritus, welcher allein zu äusser- 
lichen Arzneimitteln verwendet wurde, ausgegeben wurde, an 
2 Millionen Frances und glaubt, dass das gereinigte Petroleum 
in therapeutischer Hinsicht den Spiritus ersetzen kann, indem 
an 1,400,000 Francs gespart werden würden. (Repert. de 
Ph. No. 24. Decbr. 1876. p. 742.). Bl. 


Ueber die Verwendung des Petroleum -Benzins in 
der Pharmaeie 


schreibt L. Wolff: 


Verschiedene Untersucher haben mit Petroleum - Benzin 
experimentirt und wiederholt empfohlen, dasselbe statt des 
viel theurern Aethers zur Darstellung von Oelharzen anzu- 
wenden. Obgleich es Fette, Wachs und ätherische Oele mit 
Leichtigkeit löst, so vermag es doch nicht Harze und die wirk- 
samen Bestandtheile in Lösung zu bringen, welche den 
Hauptwerth der Oelharze bilden. Behandelt man Ingwer mit 
Benzin, so erhält man zwar ein Oel, das die Riechstoffe des 
Ingwers, aber nichts von dem scharf schmeckenden Harze ent- 
hält, das medicinisch den Ingwer so werthvoll macht, und 
das nach der Behandlung mit Benzin leicht von Aether und 
Alkohol aufgenommen wird. Buchublätter geben an Benzin 
eine ölige Substanz ab, die zwar den specifischen Geruch der 
Blätter, aber nicht ihre diuretischen Wirkungen hat. Cubeben 
geben an Benzin das fette und ätherische Oel ab, aber Benzin 
zieht aus Cubeben keine Cubebensäure aus, aus schwarzem 
Pfeffer kein Piperin, aus Zittwersaamen kein Harz und kein 
Santonin. Alle diese Substanzen werden aber durch Benzin 
an ihren Oelen erschöpft und bleiben geruchlos, anscheinend 
trocken und als Pulver zurück, geben aber an Alkokol, Aether 
‚und Chloroform leicht ihre Harze ab, so dass damit eine 


; Ä EN 
278 Verwendung des Petroleum-Benzins ete. 


a 


Methode geboten ist, Harze getrennt von Wachs, Fetten un 
ätherischen Oelen zu erhalten. 


Diese ausserordentliche Fähigkeit des Benzins, ätherische 


Oele zu lösen, weist ihm einen wichtigen Platz in der Phar- 


macie an, und aus Zimmt, Gewürznelken u. a. Droguen 


durch Benzin extrahirte Oele sind wenn nicht vorzüglicher, 
aber sicher nicht schlechter als die durch Destillation erhal- 
tenen, wenn man ihren Werth allein nach der Stärke ihres 
Geruchs abschätzt. 

Die durch Benzin und seine nächherige Verdunstung 
erhaltenen Oele sind mit Wachs und fetten Velen in gewissem 
Grade vermengt, doch kann durch Lösen in Alkohol die 


Reinigung vorgenommen werden, dann wird filtrirt, und ent- 


weder der Alkohol durch Verdunsten im Wasserbade entfernt 
oder besser noch, indem man die filtrirte alkoholische Lösung 
mit dem mehrfachen Volumen Wasser versetzt, wobei das Oel 
je nach seiner specifischen Schwere entweder in die Höhe 
steigt oder zu Boden sinkt. 

Die so auf kaltem Wege dargestellten Oele riechen viel 
aromatischer als die destillirten. Die Methode ist werthvoll 
für Apotheker, die verlangte Oele im Handel vielleicht nicht 
vorfinden oder zu deren Destillation keine Einrichtung haben, 
zugleich kann so die quantitative Oelmenge einer Drogue 
leicht ermittelt werden. 

Reines Petersilienöl kann durch Benzin nicht abgeschie- 


den werden, da es noch eine andere ölige Substanz, das 


ee 


Apiol, enthält, das in Benzin und auch in Alkohol lös- 


lich ist. 

Das meiste Petersilienöl des Handels ist nichts mehr als 
ein Oelharz aus Petersiliensaamen, denn es ist grün, in Alko- 
hol schwer löslich und erstarrt im Winter, alles Eigenschaften, 
die echtes Apio! nicht besitzt. Apiol ist in den letzten Jahren 
viel in Gebrauch gekommen als ein treffliches, die Menstruation 
beförderndes Mittel und als dem Chinin fast gleichstehendes 
Fiebermittel, aber sein hoher Preis und die Umständlichkeit 
seiner Darstellung nach der Methode von Joret & Homolle 
verhindern seine allgemeine Einführung. ; 

Wird Petersiliensaamen mit Benzin erschöpft und die 
Flüssigkeit der freiwilligen Verdunstung überlassen, so re- 
sultirt ein Gemenge von fettem Oel, Wachs und Apiol. Durch 
wiederholtes Waschen mit starkem Alhohol kann das Apiol 
abgeschieden werden, das beim Abdampfen im Wasserbade 
in gelinder Wärme zurückbleibt; zugleich ist die Herstellung 
eine billige. Es dadurch zu vertheuern, dass es in Capseln 


= Verwendung des Petroleum - Benzins ete. 279 


gegeben wird, ist überflüssig, da es in Pfeffermünzöl oder in 
Emulsion gegeben werden kann. 

Die fetten Oele sind bei Darstellung von Präparaten oft 
sehr im Wege, so namentlich bei Extract, Strychni spirituos. 
Die mit Benzin erschöpfte Nux vomica giebt eine grosse 
Menge klares fettes Oel, das bei Wintertemperatur erstarrt; 
wird nun das hinterbleibende Pulver wie vorgeschrieben mit 
Alkohol behandelt, so erhält man ein Extract, das sich ohne 
Schwierigkeit zur Trockne bringen lässt. Um sicher zu 
gehen, dass durch das Benzin nicht etwas Strychnin oder 
Brucin verloren wird, soll das erhaltene Oel wiederholt mit 
Alkohol geschüttelt werden, bis kein bitterer Geschmack mehr 
wahrzunehmen ist. Dann werden die Waschflüssigkeiten dem 
Extract im Verlaufe des Eindunstens zugesetzt. 

Auch reine Oelsäure kann mit Hilfe des Benzins auf 
folgende Weise dargestellt werden: 

Süsses Mandelöl wird mit Aetzkali verseift, die Seife mit 
Weinsäure zersetzt und mit heissem Wasser gewaschen, um 
das doppelt weinsaure Kali von dem Gemenge von Oelsäure 
und Palmitinsäure zu trennen. Diese Säuren werden mit 
Bleiglätte verbunden zu oleo-palmitinsaurem Bleioxyd, aus 
welchem Benzin das ölsaure Salz aufnimmt und das palmitin- 
saure ungelöst lässt. Aus der Benzinlösung wird das Blei 
durch verdünnte Salzsäure gefällt, und beim Verdampfen des 
Benzins hinterbleibt Oelsäure hinlänglich rein für pharmaceu- 
tische Zwecke, die mit gelbem und rothem Quecksilberoxyd 
klare und permanente Lösungen bis zu 30 Procent, wenn 
nöthig, giebt. 

Da die rohe Oelsäure im Handel ziemlich billig ist, so 
kann sie durch Verbinden mit Bleiglätte und weitere Behand- 
lung, wie angegeben, gereinigt werden. 

Zur Darstellung reiner Oelsäure ist vielleicht das ein- 
fachste Mittel, das officinelle Bleipflaster in Benzin zu lösen 
und durch Ausfällen des Bleies mittelst verdünnter Salzsäure 
die Oelsäure zu trennen. 

Maisch hat mit Petroleum-Benzin Styracin dargestellt, 
Harrison neben Styracin auch Zimmtsäure, Wallace 
Procter die krystallinische Substanz aus Magnolia tripetala. 
‚Ferner ist Petroleum- Benzin ein gutes Lösungsmittel für 
Monobromcampher und für andere krystallinische Stoffe, die 
daraus schöne Krystalle ergeben. Remington nimmt an, 
' dass bei nicht gut rectificirtem Benzin in den betreffenden 
Präparaten ein Geruch nach Kerosen hinterbleiben könne. 
Dagegen hat Pile mit Gasolin verschiedene Oelharze dar- 


Er 
R 


280 Vanille-Essenz. — Phosphorpillen. — Bromwasserstoffsanr. Chi ni 


gestellt, ohne einen hinterbleibenden Geruch wahrzunehmen. 
(American Journal of Pharmaey. Kol. XLIX. 4. Ser. Vol. ns 
1877. pag. 1—4 und pag. 40.) 


Zu Vanille - Essenz 


giebt Chas. Becker folgende Vorschrift: Man nimmt 
2,3385 Hektog. Vanilleschoten und 21,0470 Hektog. zer- 
schlagenen Hutzucker. Die Vanille wird zerkleinert und mit 
dem Zucker allmählig in einem Steingutmörser zu grobem 
Pulver zerrieben, das leicht durch ein Sieb von 20 Maschen 
pro 3 Centimeter geht. Dieses Pulver wird in einen cylin- 
drischen Glas-Percolator gebracht und ganz langsam mit 
verdünntem Alkohol bis zu 8 Liter Percolat erschöpft. Zu- 
erst fliesst ein dunkler Syrup ab, bei guter Arbeit ist das 
zuletzt Abfliessende von Vanillegeruch und Vanillegeschmack 
völlig frei. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIL. 
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 343.). R. 


Phosphorpillen. 


Man erhitzt nach Haffenden im Wasserbade ein Ge- 
misch von Phosphor mit Gummischleim und mischt, wenn 
ersterer geschmolzen ist, sorgfältig mit dem letztern. Es ent- 
steht eine Art Emulsion, der man noch warm die übrigen 
vorgeschriebenen Pulver mittelst eines Spatels einmischt. 
Nach dem Erkalten lässt sich die Masse im Mörser weiter 
verarbeiten und formen. (The Pharm. Journ. and Transact. 
Third Ser. No. 326. Septbr. 1876. p. 253.). Wp. 


Bromwasserstoffsaures Chinin zu subeutanen 
Injeetionen. 


Das Chininbromid des Handels ist nicht löslich genug, 
um zu subcutanem Gebrauche eine concentrirte Lösung zu 
geben. Auf Ansuchen von Professor Howard unternahm 
William Silver Thompson Versuche, eine Lösung dar- 
zustellen, die 24,36 Centig. in 20 Tropfen oder 5,846 g. in 
29,232 g. enthielt. Er benutzte zunächst die Reaction zwi- 
schen schwefelsaurem Chinin und Bromcaleium, wurde dadurch 
aber nicht befriedigt und kam zu dem folgenden Verfahren: 


' Bereitung der Salieylsäure- Watte, 281 


' Man löst 5,846 g. schwefelsaures Chinin in 1,1692 Hektog. 
destillirtem Wasser unter Zusatz der erforderlichen ver- 
dünnten Schwefelsäure. 150 Tropfen wässriges Ammoniak 
werden anderseits mit 1,1692 Hektog. destillirtem Wasser 
gemischt, diese Mischung wird unter beständigem Rühren der 
Chininlösung zugefügt, und das Ganze auf ein Mousselinfilter 
gebracht. Die ablaufende Flüssigkeit wird geprüft und, wenn 
Chinin vorhanden ist, wird ein wenig mehr Ammoniak zuge- 
setzt und das Filtrat auf das Filter zurückgegeben. 


Wenn das Chinin gesammelt ist, wird es mit destillirtem 
Wasser gewaschen, das noch feuchte Magma in eine tarirte 
Abdampfschaale gebracht und grade so viel Bromwasserstofl- 
säure allmählig zugesetzt, als zur Lösung erforderlich ist. 
Die Lösung wird im Wasserbad bis zur transparenten Masse 
eingedampft, das Gewicht des erhaltenen bromwasserstoffsauren 
Chinins kann man nun bestimmen, während zu gleicher Zeit 
ein Ueberschuss von Bromwasserstoffsäure ausgetrieben ist. 


Endlich löst man die Masse in der hinlänglichen Menge 
destillirtem Wasser, so dass jede 3,654 g. Flüssigkeit 
73,08 Centig. enthalten. Die resultirende Lösung wird etwas 
über 29,232 g. betragen. (American Journal of Pharmacy. 
Vol. XLVIM. 4. Serie. Vol. VI. 1876. pag. 293). R. 


“ 


Bereitung der Salieylsäure - Watte. 


Zur Darstellung dieses neuen sehr beliebten Verband- 
mittels empfiehlt E. Rennard folgendes Verfahren. Behufs 
Darstellung der 10%, Watte werden 2 Thle. Salicylsäure in 
715 Thln. Weingeist von 80%, gelöst und mit 35 Thln. Was- 
ser von 25 bis 30°C. verdünnt. In diese Mischung werden 
10 Thle. gute, weisse, gereinigte und mit Natronbicarbonat 
vollständig entfettete Watte getaucht und dann getrocknet. 
Wird die rothe Farbe der käuflichen Watte gewünscht und 
soll der Spiritus nicht verloren gehen, so löst man die Säure 
blos in Spiritus und destillirt denselben aus der Destillirblase 
ab, wodurch beides erzielt wird. 

Auf dieselbe Weise, nur mit entsprechend weniger Säure 
wird die 4°, Watte, sowie auch die Salieylsäure Jute ber- 
gestellt. Um das Stäuben zu verhüten wurden 10—20% 
 Glyeerin zugefügt. (Pharmaceut. Zeitschrift für Russland. 
wJanrg. ZV. mpag. 33... - ©. Sch. 


982 Neue Sorte Lakritzensaft. — Ferrum osydatum pho 


saft. 


A, Peltz untersuchte eine als italienische Waare bezeic 


Neue im Handel vorkommende Sorte von Takritzen- ’ 


nete Sorte Lakritzen, we!che eine unförmliche Masse bildete, 


sich mit dem Messer "schneiden liess, ein mattglänzendes Aus- 


Ib 


sehen und einen rein süssen nicht angebrannten Geschmack 
hatte. Sie lieferte 75 %/, eines bei 90° getrockneten Extractes. 
Der Rückstand enthält Stärke. Das Extract enthält = 15% 


Glyeyrrhizin und 10°, Zucker. 


Folgende Tabelle giebt den Unterschied der verschiede- 


nen Sorten: 


Sorte von Feuchtig- Trocknes Glycyr- Stärke- 


Lakritzen. keit. Extract. rhizin. mehl, Auekez 
Anylicus 12% 38% 244%, ' 2710% 1300 
Calabrin 2,0 47 1088 35,50 11 
Bayonne SE 48 2,19 35,10 14 
Astrachan 7,3 50 18,14 133 12 
Hispania 4.12 55 313 8,85 14 
Kasan 4,5 57 14.74 2,62 14 
Sicilia 4,1 60,5 4,67 5,00 16 
Baracco ST 67,5 4,95 13-12 19 
Morea — 79 11,88 DI 16 
Italienische 14,0 75 15,00 2:5 10 


(Pharmaceut. Zeitschrift für Russland. Jahrg. XV. ». 257.). 


©. Sch. 


Ferrum oxydatum phosphoriecum cum Natro eitrico. 


J. Martenson hat die von Creuse schon früher empfoh- 
lenen Eisendoppelsalze einer näheren Prüfung unterworfen 


und dabei sein Augenmerk auf die Verbindung des Eisen- 
phosphats mit Natroneitrat gewendet. Er stellt dieses Prä- 
parat dar, indem er frisch "gefälltes Eisenoxydphosphat mit 


der nöthigen Menge Citronensäure erwärmt, dann mit kohlen- 


saurem Natron neutralisirt und zur Hrocene verdunstet. 


Es ist eine hell olivengrüne in Wasser lösliche Verbin- 


dung, die lufttrocken einige Procente Feuchtigkeit enthält, 
doch nicht hygroskopisch ist. Beim Eindampfen hinterbleibt 
eine rissige, leicht abspringende, glänzende, bröcklige Masse, 
die keine Neicung zum Krystallisiren zeigt. Die schwach 


saure Lösung ist grün, die schwach alkalische braun. Die 


alkalische Lösung färbt sich mit Zucker am Licht und beim : 


Yhina auf Eisensalze. — Olivenrinde als Fiebermittel. 283 


rnitzen dunkel, wobei starke Flockenbildung eintritt. Aehn- 
lich verhält sich Alkohol. Ammoniak, doppeltkohlensaure 
_ und kohlensaure Alkalien geben keine Niederschläge; Aetz- 
' alkalien, Kalk- und Barytwasser fällen das Eisenoxyd, beson- 
_ ders in der Wärme vollständig. Schwefelammonium giebt 
sofort FeS, Ferrocyankalium Berlinerblau. Ferrideyankalium 
giebt keine Reaction; Galläpfeltinctur giebt tiefviolette Fär- 
bung. Der Geschmack ist schwach salzig. Es ist räthlich, 
' em Salz mit 25°, Eisenoxyd darzustellen. Die eigentliche 
* Verbindung hat 27,9 °/, Fe?Ö3, welches der Formel 2(FePO%) 
+ (CSH5Na?0”°) entspricht. (Pharmaceut. Zeitschrift für 
Russland. Jahrg. XV. pag. 289.). ©. Sch. 


a ee 


Glycerin verhindert die Reaction der China auf 
Eisensalze. 


Wird Jodeisen in Chinasyrup oder Wein gelöst, ‘was in 

der Therapie häufig vorkommt, so tritt eine Zersetzung ein; 
die Flüssigkeit wird trübe und nach einiger Zeit scheidet sich 
_ ein schwarzer Bodensatz ab, welcher das Eisen als Tannat 
' enthält. Beide Arzneistoffe lassen sich nach Catillon unzer- 
setzt vermischen, wenn das alkoholische Chinaextract anstatt 
in Alkohol, Wasser und Wein in reinem Glycerin gelöst 
"und dann das in Glycerin gelöste Eisenjodür zugesetzt wird. 
' Die Flüssigkeit ist und bleibt klar und hat die Chinafarbe. 
(Repertoire de Pharmacie. No. 11. Juin 1876. p. 321.). 
N Bl. 


Olivenrinde als Fiebermittel; Oliverin. 


Die günstigen Resultate, welche bei Gebrauch der Oliven- 
 rzinde beim Wechselfieber vön mehreren Aerzten erhalten 
' wurden, veranlassten Thibon, das wirksame Princip zu iso- 

liren. 

Sein Verfahren war folgendes: 

Olivenrinde wird mit Wasser so lange ausgekocht, bis 

sie alle Bitterkeit verloren hat. Das Decoct, bis zur Syrup- 
 eonsistenz eingedampft, wird mit starkem Alkohol vermischt, 
um alle Gummistoffe etc. zu fällen. Dem Filtrat werden einige 
Tropfen Oxalsäure zugesetzt, jedoch jeder Ueberschuss ver- 
mieden, und der dadurch entstandene Niederschlag abermals 
abfiltrirt. Aus diesem Filtrat scheidet sich das Oliverin nach 
emiger Zeit Ruhe bei langsamer Verdunstung am Boden ab, 


% 


284 Vergleichende Prüfung über die Färbekraft ete. 


welches gesammelt und mit kaltem Wasser abgewaschen 
wurde. Es ist körnig, gelb und hat etwas Geruch. Wenn 
es kein Alkaloid ist, so ist es doch nach seinen Versuchen 
der wirksame Stoff der Olivenrinde, welcher bei Wechselfieber 
in Gaben von 10—30 ÜCentig. gegeben wurde. (Repertoire: 
de Pharmacie. No. 18. Septbr. 1876. p. 558.). Bl. 


Vergleichende Prüfung über die Färbekraft einiger 
künstlicher und natürlicher Farbstoffe. 


Th. Köpfer macerirte sämmtliche Farbstoffe mit Spirit. 
dilut., filtrirte nach dem Lösen und stellt folgende Tabelle auf: 


I. Reihe: gelb, gelb-orange, orange-roth. 


Uebereinstimmende Stärke 


Natürliche Färbemittel. der Färbung. 

Saflor (Ausgangspunkt) 1:80 

Rad. Cureumae 1200 | 
Gummi Gutti 1: 200 | 
Orlean 1.:280 | 
Safran 1: 700 

Künstliche Farbstoffe. 

Pierinsäure 1::.7,008 
Martiusgelb (Naphthalinderivat) 1: 2,000 
Hexanitrodiphenylamin 1: 14,000 | 
Alizarin (aus Anthracen) 1: 18,000 f 


U. Reihe: roth und purpurroth. [ 
Natürliche Färbemittel. 


Sandelholz (Ausgangspunkt) 1: 100 
Cocecionella 1350 
Uampecheholzextract 19950 
Künstliche Farbstoffe. 
Purpurin (Anthracenderivat) 1: 1,000 
Corallin (Phenolfarbstoff) 1: 2,500 
Safranin (Toluidinderivat) 1.255008 
Naphthalinrosa 1: 4000 
Fuchsin (Rosanilinsalz) 1: 6,500 


(Schweiz. Wochenschrift f. Pharm. Jahrg. XIV. pag. 191.). 
CO. Sch 


285 


Bücherschau. 


C. Bücherschau. 


Deutsche Revue über das gesammte nationale Le- 

ben der Gegenwart. — Unter ständiger Mitwirkung 

von Prof. Dr. Birnbaum (Leipzig), Geh.-Rath Prof. 
Dr. Bluntschli (Heidelberg), Dr. H. Bresslau (Ber- 
lin), Prof. Dr. Carriere (München), Prof. Dr. Fe- 
lix Dahn (Königsberg i. Preussen), Prof. Dr. Gareis 
(Giessen), Prof. Dr. Huber (München), Prof. Dr. Kirch - 

hoff (Halle a. S.), Dr. J. Landgrat (Stuttgart), Prof. 

Dr. Laspeyres (Giessen), Dr. Max Schasler (Berlin), 

Geh.-Rath Prof. Dr. v. Schulte (Bonn), Prof. Dr. Seitz 
(München), Carus Sterne [Dr. Ernst Krause] (Berlin), 
AdolfStrodtmann (Berlin), herausgegeben von Richard 
Fleischer. — Jahrgang I, Heft 1. — Berlin, 1877. 
Carl Habel. — 


: Das erste Heft dieser neuen Zeitschrift liegt uns als Probenummer 
vor, deren Vielseitigkeit schon aus dem blossen Inhaltsverzeichniss der 
' vortrefflich abgefassten Beriehte hervorleuchtet. Dieselben verbreiten sich 

| "in allgemein verständlicher Darstellungsweise über folgende Gebiete: 


a) Oeffentliches Leben. Politik (H. B. Oppenheim), Natio- 
"halökonomie und Statistik (E. Laspeyres), Handel, Gewerbe 
nd Industrie (Josef Landgraf), Landwirthschaft (K. Birnbaum). — 
9) Wissenschaft, Kunst und Literatur. — Staats- und Rechts- 
wissenschaft (C. Gareis), Geschichte (H. Bresslau), Geographie 
- (A. Kirchhoff), Philosophie (M. Carriere), Mediein und Gesund- 
 heitspflege (F. Seitz), Naturwissenschaft (Carus Sterne), Kunst 
 (M. Schasler), Literatur (A. Strodtmann). — ce) Feuilleton. — 
' Die Schutzheiligen. — Mittelalterliche Novellette, von E. v. Bauern- 
feld. — Professor Hydra. — Ein Charakterbild aus Oesterreich, von 
Karl Emil Franzos, — Die Meteorologie im Dienste der Land- 
wirthschaft von J. van Bebber. — Fehde-Gang und Rechts-Gang 
der Germanen, von Felix Dahn. — Wenn die „deutsche Revue “ 
ihrem Programm stets treu bleibt und, wie dies in dem 1. Hefte durch- 
gehends der Fall ist, nur bewährte Autoritäten für jedes einzelne Fach 
' auswählt, so wird sie als ein wahrhaft nationales Organ bald einen her- 
' vorragenden Platz in der Literatur einnehmen und sich die weiteste Ver- 
 breitung sichern. — Die deutsche Revue wird zweimal monatlich 
im Umfange von ca. 3 Bogen Lexikon-Octav erscheinen, zu dem 
Preise von 4 Mark 50 Pf. pro Quartal. — 


Geisa, im Juni 1877. A. Geheeb, 


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286 Bücherschau. 


Die Medieinal- Gesetzgebung des deutschen Reichs und seiner 
Einzelstaaten. Zusammengestellt von Dr. G. M. Kletke. 
2. Band. Berlin, 1877, bei Eugen Grosser. 


Als Band Il umfasst derselbe die Gesetze und Verordnungen des 
Jahres 1876; dieselben sind geschickt zusammengestellt und es wird die 
Orientirung durch ein chronologisches Register und ein alphabetisches 
Inhaltsverzeichniss (welch letzteres sich auch auf den ersten Band bezieht) 
sehr erleichtert. Das Werk wird durch seine Reichhaltigkeit vorzugsweise 
den Medicinal- Beamten und Aerzten von Nutzen sein, wenn gleich auch 
alle die Apotheker speciell betreffenden Cireulare, Verordnungen, Ver- 
fügungen, Bekanntmachungen, Entschliessungen, Erlasse u. s. w. Aufnahme 
gefunden haben, womit es auch Diesen ein bequemes Nachschlagebuch 
bietet. 

Dresden. @. Hofmann. 


Yearbook of Pharmacy comprising abstracts of papers 
relating to Pharmacy, Materia medica and Chemistry con 
tributed to British and foreign journals, from 1. July 
1875 — 30. June 1876, with the Transactions of the 
British Pharmaceutical conference at the 13. 
annual meeting, held in Glasgow, Septbr. 1876. London: 

J. & A. Churchill. 


Die British Pharmaceutical Conference hielt ihre 13. Gene- 
ralversammlung vom 4.—7. Septbr. vor. Jahres, unter Präsidentschaft des 
Prof. Redwood in Glasgow ab. Nach Erledigung geschäftlicher Formali- | 
täten, Rechnungslegung ete. hielt der Präsident seine feierliche Anrede, x 
in welcher er die Obliegenheiten des ärztlichen und pharmaceutischen 
Berufes scharf begrenzte, die Apotheker vor Selbstdispensiren und Curpfuschen € 
warnte und sie auf das grosse und interessante Feld verwies, welches sie 3 
im Dienste der leidenden Menschen, zugleich aber in ihrem eigenen Nutzen E 
beackern möchten. Er erblicke in der synthetischen Herstellung der 
Alkaloide resp. Arzneistofle, sowie in der beliebigen Verwendung des 
Stickstoffes zur direeten Bildung von Nahrungsmitteln das höchste Ziel : 
pharmaceutischer Studien; nicht minder wichtig sei das Studium der 
antiseptischen und desinfieirenden Körper, besonders aber derjenigen, gegen 3 
welche jene angewendet würden. Der Wunsch, eine allgemein verständ- 
liche Nomenclatur, auch für galenische Mittel, anzustreben, beschloss die 
mit grossem Beifall aufgenommene, lange Rede. 


Die zur Vorlesung resp. zur Discussion kommenden Vorträge behan- 
delten folgende Themen: Flüssiges Pareiraextract (Procter); über den 
Croeusfarbstoff (Stoddart); ‘Verschiedenheit der Opiumpräparate (Dott); 
Prüfung des Opium auf Morphiumgehalt (Cleaver); Notiz über Opiumprü- 
fung (Procter); neue Derivate von Opiumalkaloiden (Wright); Gegenwar 
freier Essigsäure im Opium (Brown); neues Bindemittel für Pillenmassen 
(Welborn); Bereitung und Aufbewahrung von Phosphorpillen (Haffenden); 
Pilocarpinsalze (Gerrard); über Aconitalkaloide (Wright); Prineip von Cap- 
sicum annuum (Treesh); über Oxydation ätherischer Oele (Kingzett); the- _ 
rapeutischer Werth des Aloin (Tilden); Löslichkeit der Chinaalkaloide 
in Glycerin (Andrews); Salbeiöl (Muir); Benzoösäure aus Wollfett, 
(Taylor); neue Form von Span, Fliegenpflaster (Gerrard); Lösung von) 


j 


287 


'Chinin und Eisen (Brown); Chemie des Epheu (Davies und Hutchinson) ; 
antiseptische Wirkung der Salicylsäure (Hunter); Natriumsalieylat und 
Sulfosalieylat (Williams); über Filtrirpapier (Greenish) ;, Bedingung, unter 
welcher Salicylsäure ausgeschieden wird (Benger); Stärke der Brechnuss- 
tinetur (Siebold); Sulphur praecipitatum (Siebold); Peccoblüthen oder 
Theeblätter? (Groves). 

{ Von weiteren Verhandlungen ist zu berichten, dass das Honorar für 
E den Redacteur der Jahrbücher (Prof. Attfield) von 100 auf 150 L. 8. 
- erhöht wurde; Präsident für das nächste Jahr blieb Prof. Redwood; als 
Versammlungsort wurde Plymouth auserkoren. 

In der Einleitung zum Jahrbuche, welches die, allen namhaften Fach- 
journalen des In- und Auslandes excerpirten Neuigkeiten des verflossenen 
Jahres in übersichtlicher Ordnung enthält, wird der Haupterscheinungen 
besonders gedacht. Die bestätigte Nützlichkeit der Salieylsäure wird 
hervorgehoben. — Ferner wird mitgetheilt, dass, sowie sich beim Ersetzen 
des Natriumcarbolates in einem Kohlensäurestrome das Salicylat bildet, 
d aus Kaliumearbolat unter denselben Verhältnissen Paraoxybenzoat ent- 
| stehe; diese Säure lässt sich in Protocatechinsäure und diese leicht wie- 
der in Dimethylprotocatechusäure überführen ; letztere mit Salzsäure in 
'verschlossener Röhre erhitzt, bildet Monomethyl-Protocatechu (V anille-) 
säure; bei der trockenen Destillation des Caleiumvanillates (nebst For- 
miat) entsteht Guajacol und Vanillin, welches letztere getrennt und ge- 
reinigt werden kann. — Sonnenschein’s Mittheilung, betr. die Ueber- 
führung des Brucin in Strychnin, wird auf Grund nachgemachter 
Versuche alsirrig bezeichnet und dabei gewarnt, derartige Mittheilungen, 
bevor solche nicht mehrfach bestätigt worden sind, für sich zu registriren. 
— de Vrij’s Mittheilung über Fällung von Chinin mittelst wein- 
geistiger Chinioidinjodosulfatlösung (amorphes Chininsulfat). — 
Wright’s Entdeckung des Oxynarcotins als neuer Base, und Bezeich- 
nung des ÖOpianin als identisch mit Narcotin. — Brown’s Mittheilung, 
dass im Aconit. Napellus nur eine krystallinische, physiologisch 
' wirksame Base von der Zusammensetzung C33 H*3 NO1? vorhanden sei. 
— Stolba’s Empfehlung des Borofluorid- Natrium als Reagens auf Ka- 
"liumsalze. — Marko@’s neue Methode der Phosphorsäureberei- 
tung wird als gut, aber gefährlich bezeichnet. — Davy’s Vorschlag, anstatt 
- des oft mit Arsen verunreinigten Zink und Schwefelsäure sich des Natrium- 


amalgams im Marsh’schen Apparat zu bedienen. — Neue 
Methode zur Bestimmung der Nitrate im Wasser von Nicholson und 
Hoffmann. — Allen’s Butterprüfung, sowie Redwood’s Mittkeilungen 


über den Schmelzpunktetc. Von neuen Droguen werden u. a. ange- 
führt Chondodendron tomentosum (J. Mass); Gelsemium sempervirens und 
Damiana, (Aphrodisiacum, Blätter von Haplopappus discoidäus); Raiz del 
Indico (eine Polygonumwurzel) und Eriodyction Californicum (Schwind- 
ü suehtsmittel, alle drei von Holmes beschrieben); Cassia oceidentalis 
EN (Saumen als Caffeesurrogat); Ditarinde «(von Echites scholaris; Jobst und 
Hesse); Savignac wünscht, dass die, an Oel und Gerbstoff reichen Blät- 
ter der Myrtus communis pharmacologisch geprüft werden möchten; Va- 
seline und Cosmoline werden als Mischungen von Parafinen bezeichnet. 
— Den Schluss bilden galenische Präparate der Engl. Pharmacie. 
Die Originalabhandlungen, von welchen einige auszugsweise im an- 
dern Theil des Archives erscheinen sollen, zeiehnen sich dureh Inhalt und 
Gründlichkeit vor den im vorigen Jahrbuch enthaltenen vortheilhaft aus. 
Die Ausstattung des Buches ist die altbekannte. 


Dr. F. Eisner, 


238 Bücherschau. 


Thirteenth annual report, of the Alumni Asso- 
ciation, with the exercises of the 56the Com- 
mencement ofthe Philadelphia College of Phar- 
macy. Philadelphia 1877. 


Die Eröffnung eines neuen Curses des ‚‚College of Pharmacie‘‘ fand 
unter grosser Feierlichkeit am 15. März vor. Jahres statt. Der Bericht 
hierüber enthält eine einleitende Festschrift von Prof. John Maisch, 
welcher in gedrängter Uebersicht auf die hervorragendsten Stücke der 
Weltausstellung aufmerksam macht, welche vorzugsweise als Studienobjeete 
für die Studirenden der Pharmacie qualificirt erscheinen. — Mr. Wiegand 
hielt die Begrüssungsrede an das, aus Damen und Herren bestehende 
Auditorium, in welcher er gleichzeitig die jungen Studenten auf die 
Wichtigkeit ihres Berufs aufmerksam macht und sie ermahnt, ihren grossen 
Vorbildern, die er auführt, nachzustreben. Präs. G. W. Kennedy eröffnet 
die Sitzung mit allgemeinen Mittheilungen über Wesen und Zweck des 
Colleges und begrüsst sodann diejenigen (87), welche die höhere Prüfung 
bestanden haben und somit in die Association eintreten. Sodann erfolgt 
eine Vertheilung von Preisen an diejenigen, welche in einzelnen oder 
allen Branchen Hervorragendes geleistet haben. Endlich folgt ein rein 
geschäftlicher Bericht des Präsidenten. Am folgenden Abend versammel- 
ten sich unter Vortritt der Professoren, unter den Klängen der Musik, im 
Saale der Musikacademie, die neu Graduirten, deren Namen, nebst Themen 
für ihre grösseren schriftlichen Arbeiten, aufgeführt sınd, und wurden hier 
mit der Mahnung, ihre Alma mater und deren guten Ruf niemals zu ver- 
gessen, feierlich entlassen. 

Elsner. 


The People viz Daniel Schrumpf. Misdemeanor. 
Adulteration of Milk. Argument of W. P. Prentice. New- 
York, John F. Trow & Son. 


Ein Gutachten, welches bei Gelegenheit der Verurtheilung eines, 
wegen Milchverfälschung öffentlien Angeklagten dem Gerichtshofe von 
New-York in einer, im Decbr. vor. Jahres abgehaltenen Sitzung vorge- 
legt worden war, und dessen Quintessenz in der Behauptung liegt, dass 
unverfälschte und gesunde Milch ein spec. Gew. von 1,029— 1,0348 bei 
60° Fahrenheit haben müsse und zugleich in Vorschlag bringt, ein Gesetz 
zu erlassen, welches jeden Milchverkäufer zwingt, ein Lactometer bei sich 
zu führen, welches derart construirt ist, dass der Raum von dem Punkte, 
welcher das Gewicht von dest. Wasser — 1,000 bis zu dem Punkte, 
welcher ein spec. Gew. von 1,0348 anzeigt, in 120 Theile getheilt wäre; 
ein solches Lactometer würde in eine Flüssigkeit vom spec. Gew. 1,029 
genau bis zu 100° einsinken und Milch, welche eine derartige Mindest- 
dichtigkeit nicht besässe, solle unter allen Umständen verworfen werden. 

Elsner. 


Berichtigung. 


8. 48. Z. 14 dieses Bandes v. oben muss es heissen 200 Thle. Citro- 
nensäure statt 100, 


Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses, 


ARCHIV DER PHARMACIE, 


9. Band, 4. Heft. 


A. Originalmittheilungen. 


Luftheizung und Kohlenoxydvergiftung. 
Von Professor Dr. Alex. Müller, Berlin, 


Im Laufe der letzten vierzig Jahre haben die Luftheizungs- 
anlagen nach Zahl und Grösse bedeutend zugenommen und 
zwar nicht nur, wo es um Billigkeit der Erwärmung sich 
handelte, sondern auch in reich dotirten Krankenhäusern und 
in Palästen. Das System der Luftheizung hat von Anfang an 
heftige Gegner gehabt; es hat deren heut noch in Fülle. 
Zweifelsohne ist manche Anlage mit grossen Mängeln behaftet 
gewesen und ebenso zweifellos ist es, dass manche Anlage 
unverständig benutzt wird — im grossen Ganzen muss man 
nach der Logik der Thatsachen schliessen, dass die Luft- 
heizung die an sie gestellten Forderungen erfüllt, dass ihre 
Existenzberechtigung nicht in Frage gestellt werden darf, 
_ sondern dass es nur darauf ankommt, die einzelnen ihr anhaf- 
tenden Fehler zu erkennen und zu beseitigen. 

Sehr häufig wird der Luftheizung vorgeworfen, dass sie 
ungesund sei; sie kann es sein, wie jede andere Heizung, sie 
braucht es aber principiell nicht mehr und kaum so sehr zu 
sein, wenn man künstliche Erwärmung überhaupt nicht für 
unnatürlich erklären will. Es möchte nicht leicht sein, irgend 
einen Fehler der Luftheizung anzugeben, dessen Beseitigung 
technisch besonders schwierig ist. 

In neuerer Zeit wird lebhaft die Möglichkeit der Kohlen- 
oxydvergiftung durch Luftheizung besprochen. Obwohl unse- 
res Wissens bis jetzt noch nicht ein einziger Fall derartiger 
‚Vergiftung constatirt worden ist, so ist diese Frage doch eine 

Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Heft. VE) 


var 


290 A. Müller, Luftheizung und Kohlenoxydvergiftung. ei 


so ernste, dass ihre gründliche Beantwortung als eine dringende 
Aufgabe der Gesundheitspflege gelten muss, um so mehr, als 


leider die Zahl der Kohlenoxydvergiftungen bei anderen Heiz- 


vorrichtungen in Berlin eine geradezu schreckenerregende ist. 

Das Kohlenoxyd im reinen Zustand ist eine farb- und 
geruchlose Luftart und in seinen äusseren Eigenschaften sehr 
ähnlich dem Stickstoffgas, welches zu 4 Fünftheilen neben 
1 Fünftel Sauerstoff die atmosphärische Luft bildet. Während 
der Kohlenstoff schwach glimmender Holzkohlen bei ungehin- 
dertem Luftzutritt zu Kohlensäure verbrennt und als solche, 
unter Hinterlassung der Asche, in die Luft sich verflüchtigt, 
entsteht das Kohlenoxydgas, wenn ein kohlehaltiges Brenn- 
material bei starker Glühhitze nicht genug Sauerstoff findet, 
desshalb besonders leicht aus harten Coaks, welcher immer 
sehr heiss gehalten werden müssen, wenn sie nicht auslöschen 
sollen, während leichte Holzkohle (Zunder, verkohlter Lampen- 
docht u.s. w.) fast bis herab zu Dunkelrothgluth fortglimmt. 
Wie fertige Coaks verhält sich ausgebrannte Steinkohle. Die 
weniger dichte Braunkohle lässt auch weniger leicht Kohlen- 
oxyd entstehen; noch weniger der noch lockrere Torf. Bei 
Torfheizung weiss man von Erstickungen durch ‚‚Kohlen- 
dunst“ nichts, z. B. in Holland. 

Glühheisses Kohlenoxyd verbrennt an der Luft mit blass- 
blauer Flamme zu Kohlensäure, wie man solches an einem 
Haufen lebhaft glühender Holzkohlen bemerkt z. B. bei Schmie 
defeuer oder in einem mit Holz geheizten Kachelofen unmit- 
telbar nach dem Erlöschen des Flammenfeuers. Bei offenem 
Coaksfeuer ist die Menge des entstandenen Kohlenoxyds so 
gross, dass in der Regel ein Theil desselben unverbrannt in 
die umgebende Luft entweicht. 

Wie bei heftiger Glühhitze bereits fertig gebildete Koh- 
lensäure mit Kohlenstoff zu Kohlenoxyd sich verbindet, so 
erzeugt auch Wasserdampf mit glühenden Coaks Kohlenoxyd, 
neben Wasserstoff. 

Ausser Kohlenoxyd entstehen bei Coaksfeuer wahrschein- 
lich noch andere Gase von bedenklicher Art, wenn auch in 
geringer Menge z. B. Cyan, Schwefelkohlenoxyd u. s. w.; es 


'ist aber das Kohlenoxyd für sich giftig genug, um jedweden 
Kohlendunst mit Recht fürchten zu lassen. 

Das Kohlenoxyd hat die Eigenthümlichkeit, sehr begierig 
und reichlich vom Blut aufgesogen zu werden; in demselben 
Maasse wird die Aufnahme des Sauerstofis, ohne welche thie- 
risches Leben nicht möglich ist, beeinträchtigt oder aufgeho- 
ben; im letzteren Falle tritt sofort der Erstickungstod ein, 
im ersteren ein mehr oder weniger heftiges Unwohlsein, wel- 
ches erst mit vollständiger Verdrängung des aufgesogenen 
Kohlenoxyds durch Sauerstoff verschwindet. 

Der menschliche Organismus ist ausserordentlich empfind- 
lich gegen Kohlenoxyd; man leitet die Giftigkeit des gewöhn- 
lichen Leuchtgases hauptsächlich von dessen Gehalt an 
Kohlenoxyd (nur etwa 5 Volumprocent in Steinkohlengas, 
gegen 40 Proc. in Holzgas) ab. Da nun atmosphärische Luft 
schon als absolut tödtlich gilt, wenn sie mit einem dreissig- 
stel Volum Leuchtgas verunreinigt ist, so wäre demnach auch 
ein Gehalt von 15 Zehntausendstel Kohlenoxyd in der Stu- 
benluft lebensgefährlich, und so wenig wie ein halbes Loth 
zu Kohlenoxyd verbrennende Coaks wäre im Stande je einen 
Menschen zu vergiften, wenn auf denselben z. B. in einem 
Schlafzimmer 10 Kubikmeter Luftraum entfallen. 

Wie schnell eine derartige Menge Kohlenoxyd aus einem 
Kachelofen nach Schluss der Klappe ausströmen kann, ist 
aus einer Beobachtung zu entnehmen, welche letzten Winter 
bezüglich der wissenschaftlich leicht fassbaren Kohlensäure 
semacht worden ist; aus einem mit Holz geheizten Kachel- 
ofen, dessen Klappe (und Thür) geschlossen worden war, als 
keine leuchtende Flamme mehr aus den glühenden Kohlen 
aufstieg, entwich in die Luft des Zimmers ohne bemerkbareh 
Geruch so viel Kohlensäure, dass ihre Menge auf 10 Kubik- 
meter Raum berechnet mehr als 100 Zehntausendstel betrug! 
Man sieht hieraus, wie vorsichtig man mit dem Schliessen 
der Ofenklappe sein muss, wenn man mit Coaks oder Stein- 
kohlen heizt! 

Ueber den Verdünnungsgrad, bei welchem das Kohlen- 
 oxyd vom Blut nicht mehr aufgesogen, bezügl. das aufgeso- 
19 


292 A. Müller, Luftheizung und Kohlenoxydvergiftung. 


gene durch reine Athemluft wieder ausgetrieben, gewisser- 
maassen ausgewaschen wird, kann zur Zeit eine bestimmte 
Angabe nicht gemacht werden, und doch ist gerade dieser 
Verdünnungsgrad der Angelpunkt, um welchen die Beurthei- 
lung der Heizluft sich dreht. Die Frage muss gemeinsam 
von der chemischen Analyse und der Physiologie in Angriff 
genommen werden; leider stellen sich ihrer Lösung auf bei- 
den Gebieten ausserordentliche Schwierigkeiten entgegen. 

Es ist im Allgemeinen die Aufgabe, geringe Mengen 
Kohlenoxyd in grossen Luftvolumen mit Bestimmtheit nachzu- 
weisen, eine sehr missliche. Es ist nicht möglich die Luft 
bewohnter Räume so vorbereitend zu reinigen, dass eine 
nachträgliche Reduction von Chlorpalladiumlösung oder eine 
Kohlensäurebildung mit Chromsäure oder durch andere Oxyda- 
tion nothwendiger Weise auf vorhanden gewesenes Kohlen- 
oxyd bezogen werden muss. Von der Aufsaugung desselben 
durch Kupferchlorür weiss man noch nicht, bei welchem Ver- 
dünnungsgrad die Reaction unzuverlässig wird. 

In beiderlei Richtung ist der chemische Befund mehr 
dazu angethan, eine starke Verunreinigung durch Kohlenoxyd 
zu constatiren, wie sie nur- bei ganz stümperhaften Luft- 
heizungsanlagen oder bei äusserst nachlässigem Betrieb vor- 
kommen kann. Bei schwächerer Verunreinigung bleibt man 
über deren Ursprung und Bedeutung im Zweifel. 

An Orten, wo allgemein mit Steinkohlen und Üoaks 
geheizt wird und, besonders in der Nähe grosser techni- 
scher Anlagen (Maschinenbauanstalten, Gasfabriken u. s. w.), 
der natürliche Gehalt der atmosphärischen Luft an Kohlen- 
säure auf das Zwei- und Dreifache gesteigert wird, enthält 
letztere nothwendiger Weise auch Kohlenoxyd; innerhalb der 
Wohn-Häuser wird unter Umständen die Luft so reichlich 
mit Kohlenoxyd verunreinigt, dass es in den Lungen vom 
Blut fixirt wird, bis es bei Ortsveränderung von reinerer 
Luft wieder ausgewaschen wird. Wo bei Heizanlagen Koh- 
lenoxyd erzeugt wird, stehen demselben auch mancherlei 
Wege zum Uebertritt in die umgebende Luft offen. Abgese- 
hen von mangelhaftem Zug in den Essen und von öfteren 


RN Müller, Luftheizung und Kohlenosydvergiftung. 22295, 

Rückstössen bei windigem Wetter, abgesehen auch von zeit- 
weiligem Austreten der Feuerluft aus geöffneten Stubenöfen 
und Kochherden, findet durch die porösen Wandungen der 
Essen und Oefen eine stetige Gasdiffusion statt — ganz 
ähnlich der Kochsalzdiffusion aus dem Innern eines Stückes 
Salzfleisch oder eines Schinkens in darüber geschüttetes 
Brunnenwasser.. Man schreibt sogar dem glühenden Guss- 
eisen eine merkbare Durchlässigkeit für Kohlenoxyd zu, wie 
auch weissglühendes Platin für manche Gase durchlässig ist. 

Die genannte Diffusionswirkung steht augenscheinlich in 
seradem Verhältniss zur Flächen- Ausdehnung der porösen 
-Wandung und zur Zeitdauer; bezüglich letzterer wolle man 
nicht übersehen, dass in einem schlecht ventilirten Zimmer, 
wie leider die übergrosse Mehrzahl ist, die hineindiffundiren- 
den Gase immer. mehr sich anhäufen, bis zur Herstellung 
einer Art von Gleichgewicht ganz wie bezüglich des Salz- 
gehaltes zwischen Schinken und seinem Wässerungswasser. 

Aus diesen Gründen ist es nicht genug’, dass der Che- 
miker durch delicate Methoden die Gegenwart des a priori 
zu vermuthenden Kohlenoxyds bestätigt; die wichtigere Auf- 
gabe ist es, dessen Menge zu präcisiren relativ zum Luft- 
volumen oder noch besser in Rücksicht auf die Schädlich- 
keitsgrenze. 

Herr Dr. R. Kayser hat im vergangenen Jahre der 
ebenso schwierigen wie dankenswerthen Aufgabe sich unter- 
zogen, die Luft einer Luftheizungsanlage in Nürnberg auf 
Gehalt an Kohlenoxyd und Brenzproducten zu prüfen. Soweit 
die Untersuchung nach dem kurzen Bericht in der Chemnitzer 
„Deutschen Industriezeitung“ Jahrg. 1876, S. 396 beurtheilt 
werden kann, ist Herrn Dr. Kayser der qualitative Nachweis 
in beiden Richtungen gelungen; leider aber hat er kein Wort 
mitgetheilt über die Construction, Aufstellung und Heizungs- 
weise, und bezüglich der Quantität des Kohlenoxyds ist nur 
zu schliessen, dass sie eine minimale gewesen sein muss, 
denn „die Bestimmungen der Kohlensäure und des Wasser- 
gehaltes der Luft vor ihrem Eintritt in den Heizungs- Apparat 
und nach ihrem Austritt ergeben keine erheblichen Differenzen.“ 


Dr. Kayser lässt es dahin gestellt sein, ob das Kohlen- 
oxyd und die Brenzproducte beide in dem starkerhitzten 


Calorifer aus organischen Staubtheilen entstanden sind, oder 
ob ersteres wegen der Permeabilität des glühenden Eisens für 
dieses Gas aus der Feuerluft in die erwärmte Luft gelangen“ 
konnte, In jedem Falle darf man vermuthen, dass die er- 
wärmte Luft bedeutend mehr Kohlensäure (unter Umständen 
auch Wasser) aufgenommen habe als Kohlenoxyd. Der Ge- 
halt an Kohlenoxyd muss demnach sehr unerheblich gewe- 

- sen sein; immerhin wird der analytische Befund Veranlassung 
geben, mit der Nürnberger Luftheizungsanlage weiter zu 
experimentiren; die Ergebnisse werden von allen Hygienisten 
mit lebhaftem Interesse aufgenommen werden. 

Bei den Untersuchungen, welche in Berlin auf Beschluss 
der städtischen Behörden über Heizung und Ventilation vor- 
genommen werden, wird zunächst geprüft, ob und welche 
Anreicherung von Kohlensäure in der den Calorifer passiren- 
‘den Luft erfolgt; dann erst wird der Kohlenoxydgehalt in 
Betracht gezogen. Dabei soll versucht werden, inwieweit der 
Blutfarbstoff benutzt werden kann zur Ermittlung der Grenze, 
oberhalb deren der Kohlenoxydgehalt als gesundheitsgefährlich 
zu gelten hat. 

Der ungewöhnlich milde Winter, dessen kälteste Periode 
überdies in die Weihnachtsferien fiel, war den Untersuchun- 
gen über die Leistungsfähigkeit der Heizapparate wenig günstig 
und sollen dieselben kommenden Winter fortgesetzt werden. 

Um so entscheidender war der vergangene Winter für 
die Leistungsfähigkeit der Ventilationseinrichtungen — und 
da hat es sich denn ganz unzweifelhaft herausgestellt, dass 
die spontane Ventilation bei Ofenheizung durch Wände, Fen- 
ster und Thüren ganz ungenügend ist und dass, wo es keine 
Ventilationsmaschine giebt, der durch Luftheizung bewirkte 
Luftwechsel in einigermaassen stark besetzten Zimmern kaum 
zu entbehren ist, wenn nicht nach einigen Unterrichtsstunden 
der Gehalt an Kohlensäure und organischen Athmungsproduc- 
ten eine bedenkliche Höhe erreichen soll. Gleichwohl ist 
kaum ein Mal, weder von Lehrern noch von Schülern, über 


3 


EN Der. 


lechte Luft zufolge mangelhafter Ventilation geklagt wor- 
den; die meisten Klagen kamen aus den Schulen, welche mit 
‘ directer Luftheizung versehen sind. Theils beschwerte man 
“ sich über ungleichmässige Erwärmung und jähe Temperatur- 
schwankungen, theils über Russgehalt der Luft, theils über 
brenzliche Beschaffenheit derselben, theils über Trockenheit. 
Die meisten Klagen mussten als berechtigt anerkannt werden; 
es ist ihnen bereits abgeholfen worden oder hofft man es im 
Laufe der Zeit zu können. 

Am meisten wird durch Steigerung der Luftfeuchtigkeit 
genützt werden können. Nach unseren Beobachtungen erscheint 
ein Feuchtigkeitsgehalt von 40 — 50 Procent für Luftheizung 
zu gering, ein solcher von 70 —80 Proc. nicht zu hoch. 
Wegen der kräftigen Ventilation, welche durch eine gut ein- 
gerichtete und geleitete Luftheizung bewirkt wird, ist der 
Feuchtigkeitsverlust des menschlichen Körpers in Luftheizungs- 
luft von 70 Proc. Feuchtigkeit auf die Dauer bedeutender, als in 
der beinahe stagnirenden Luft eines unventilirten, mit Kachel- 
ofen geheizten Zimmers bei anfänglich 40 Procent; die Feuch- 
tigkeit steigt eben hier bald auf 70 und 80 Proc., gemein- 
schaftlich mit dem Gehalt an Kohlensäure und organischen 
Exhalationen. Nach unseren Erfahrungen werden diese Ver- 
unreinigungen in den Berliner Schulen weit leichter ertragen, 
als Feuchtigkeitsmangel, und verdient dieser Punkt die ein- 
sehendste Prüfung seitens der Hygienisten. Die regelmässige 
und zweckentsprechende Anfeuchtung der Heizluft wird vor- 
aussichtlich keinen ernsten Schwierigkeiten begegnen. Man 
wird sich zu dem Ende eines weichen Wassers zu bedienen 
haben, welches nicht viel Kalksalze absetzt; vor allem aber 
beachte man die Reinheit des Verdunstungswassers von orga- 
nischen Substanzen; wenn v. Pettenkofer zu Spülzwecken reines 
Wasser fordert, muss man es noch viel energischer für die 
Verdunstung.*) Am wünschenswerthesten erscheint die An- 


*) Wegen hineinfallenden organischen Staubes geräth auch anfäng- 

lich reines Wasser allmählich in Fäulniss; es muss darum häufig gewech- 

selt oder durch ein nicht flüchtiges Antisepticum, z. B. Zinkvitriol con- 
 servirt werden. 


feuchtung der Luft durch Wasser-Dampf, womit sich unter 


Umständen eine Waschung der Luft vor dem Eintritt in die 
Heizkammer — zur Entfernung des Staubes — verbin- 
den lässt. 

Berlin im Mai 1877. 


Nachschrift: Während des Druckes sind sehr beach- 
tenswerthe Mittheilungen über Heizung und Ventilation von 
Dr. Friedrich Gottschalk veröffentlicht worden unter dem 
Titel: Die Nachweisbarkeit des Kohlenoxydes u. s. w. Leipzig 
1877, Verlag von J. A. Barth. 


Ueber Bischofit, 


ein neues Mineral des Stassfurter Salzlagers 
nebst Bemerkungen über Bildung der Salzlager. 


Von Dr. Emil Pfeiffer in Jena. 


Nachdem vorher schon die Analysen von Rose, Reichardt*) 
und andern Chemikern nicht nur im Carnallit, sondern auch 
in sonstigen Vorkommnissen der Stassfurter Abraumsalze 
einen Antheil von Chlormagnesium constatirt hatten, der in 
der Formel keine Verwendung finden konnte, war es bereits 
1864 F. Bischof**) möglich, auf Grund einer Anzahl von 


Durchschnittsanalysen über grosse Mengen geförderter Pro- 


ducte den drei verschiedenen Regionen der Abraumsalze fol- 
genden Gehalt an freiem Chlormagnesiumhydrat zuzuerthei- 
len: der obersten oder der Carnallitregion 4 Procent, der 
darunter liegenden Kieseritregion 3 Procent, der noch tieferen 
Polyhalitregion 1!/, Procent. Für letztere hatten die spe- 
ciellen Untersuchungen des Dr. Steinbeck, ***) ebenfalls wieder 
eine regelmässige Abnahme nach der Tiefe zu festgestellt. 
Wenn er die Polyhalitregion horizontal gedacht in fünf Eta- 


*) Akten der K. K. Leopold. Akad. 1860. Bd. 27. p. 609 ff. 

**) F. Bischof, die Steinsalzwerke bei Stassfurt 1864. Neue Auflage. 
1875. 

***) Ebendaselbst. Neue Auflage. p. 34. 


gen von je 12!/, Meter Mächtigkeit theilte, so enthielt die 
_ oberste dieser Etagen noch 2,92 Proc. an freiem Chlormagne- 
siumhydrat, während die unterste nur noch 0,38 Proc. dessel- 
ben aufwies. 

Die zu den Einzelanalysen der Mineralien verwendeten, 
ausgesuchten Stücke hatten meistens einen viel geringern 
Ueberschuss an Chlormagnesium ergeben, es trat nun die 
Frage mit doppeltem Interesse auf, unter welcher Form sich 


dieses Product wohl dort finden möchte, wollten doch Einzelne 


den dortigen Carnallit dieserhalb gar nicht als chemische 
Verbindung, sondern als blosses Gemenge von Chlorkalium 
mit Chlormagnesium ansehen, 


Erst-der Letztzeit blieb es vorbehalten, diese Zweifel zu 
lösen und direct krystallisirtes Chlormagnesiumhydrat aufzu- 
finden; und zwar war es grade seine Einlagerung zwischen 
Steinsalz, welche bei der grossen Zerfliesslichkeit des Chlor- 
magnesiums gegenüber der Beständigkeit des Chlornatriums 
die Aufmerksamkeit auf dasselbe lenkte. 


Nach gütiger, brieflicher Mittheilung des Herrn Berg- 
meister Borchardt, Dirigenten des Herzogl. Anhalt. Salzwerkes 
zu Leopoldshall, fand derselbe im Juli 1876 das Chlormagne- 
siumhydrat in ziemlicher Menge im Niveau der fünften und 
sechsten Etage oder Abbausohle des Leopoldshaller Werkes. 


Der Carnallit ist dort von Steinsalz unterteuft, das 
vielfach mit Kieserit und Carnallit verwachsen ist. Von der 
fünften Etage senkt sich dieses in dem regelmässigen Einfalls- 
winkel von etwa 30 bis 35 Grad nach der sechsten Etage 
zu, erreicht aber nicht die Sohle derselben, sondern steigt, 
eine muldenförmige Ausbuchtung bildend, wieder bis über die 
Sohle der fünften Etage in die Höhe, dort sich in einer Kuppe 
umbiegend, um dann wieder das normale Einfallen anzuneh- 
men. Diese, über die Sohle der fünften Etage hervorragende 
Kuppe war es nun hauptsächlich, die Chlormagnesiumhydrat 
in Lagen von einigen Üentimetern Stärke in einer grauen 
Steinsalzgrundmasse mit zahlreichen Kieseritstreifen eingebet- 
tet enthielt. 


298 E. Pfeiffer, Bischofit. 


Merkwürdigerweise war der das Hangende bildende Car- 


nallit namentlich in der eben erwähnten Mulde durch Kieserit 
stark verunreinigt, während er von der Kuppe an abwärts 
wieder sehr rein wurde. 

Nach meiner Ansicht dürfte hier schon zur Zeit der 
Kieseritbildung, als im Uebrigen das Lager noch horizon- 
tal war, eine muldenförmige Vertiefung vorhanden gewesen 
sein, in der sich die schwereren Kieseritbänke mehr angehäuft, 
Als dann die allgemeine Aufrichtung des fertigen und über- 
deckten Salzlagers stattfand, behielt diese Stelle die Form 
einer Falte bei. 

Auch die Anhäufung des Chlormagnesiums grade an die- 
ser Stelle erscheint sehr erklärlich, wenn man bedenkt, dass 
die scharf umgebogene, sattelförmige Kuppe in ihren dichteren 
Theilen, also der Steinsalzunterlage, durch Stauchung spal- 
tenförmige Zwischenräume freilegen musste, während in darüber- 
liegenden Schichten in Folge des scharfen Knickes leicht Risse 
und Spalten entstehen konnten, die von oben her geringe 
Mengen Flüssigkeit zutreten liessen. In Berührung mit Car- 
nallit konnte diese Flüssigkeit nur gesättigte Chlormagnesium- 
lauge sein, die nun in die Spalten des Steinsalzes eindrang 
und zur Krystallisation gelangte, während der in den Carnal- 
litschichten verbleibende Antheil zur Schliessung der Risse 
beitragen half. — Durch solcher Weise zugedrungene Wäs- 
ser liesse sich übrigens auch der vorwaltende Kieseritgehalt 
in den höher liegenden Carnallitschichten erklären, zeigt uns 
doch grade der Leopoldshaller Theil des Stassfurter Salzlagers 
durch zahlreiche Knicke und Faltungen, sowie durch die mäch- 
tigen Secundärbildungen des Hartsalzes und Kainites, dass 
dort derartige Einflüsse im grossartigsten Maassstabe zur 
Geltung gekommen sind. 

Consul Ochsenius in Marbur&, der das neue Mineral vom 
Bergmeister Borchardt erhielt, beschrieb dasselbe zuerst*) und 


*) Carl Ochsenius, die Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutter- 
laugensalze unter specieller Berücksichtigung der Flötze von Douglashall 
in der Egeln’schen Mulde. Halle 1877. 


b ihm den Namen Bischofit zum Gedächtniss des bekann- 
ten Chemikers K. G. Bischof, der zuerst der Chemie als 
Hilfswissenschaft der Geologie die gebührende Anerkennung 


verschaffte, nebenbei aber auch zur Erinnerung an den Bergrath 


F. Bischof, früherem Dirigenten des Stassfurter Salzwerkes. 


Dieser Arbeit von Ochsenius ist die Beschreibung des 
Bischofit, wie folgt, entnommen. 

Der Bischofit durchdringt in feinen, für das unbewaffnete 
Auge nicht erkennbaren Theilen die ganze obere Abtheilung 
des Salzlagers. Nur da, wo sich etwas mehr angehäuft hat, 
zeigt er meist stänglich-faserige Absonderung, die ihn auf 
einem frischen Bruch dann auch zwischen Carnallit kenntlich 
macht; noch deutlicher treten aber derartige Absonderungen 
hervor, wenn sie rechtwinkelig gegen die Lagen zwischen 
Steinsalz eingeschaltet sind. Die Dicke seiner Einlagerungen 
beträgt selten mehr als einige Oentimeter. Seine feinstäng- 
lichen Varietäten sollen auf frischem Bruch dem Fasergyps 
ähnein. 

Bald nach dem Freilegen zieht er mit Begierde die Feuch- 
tigkeit der umgebenden Luft an, wird trübe, die Faserabson- 
derung verschwindet mehr und mehr und er zerfliesst in 
kurzer Zeit so vollständig, dass etwa eingeschlossene Carnal- 
litpartien skelettartig hinterbleiben. 

Wie Nicol im Steinsalz -von Cheshire in kleinen unregel- 
mässigen Höhlungen eine concentrirte Lösung von Chlormag- 


' nesium mit etwas ÜÖhlorcaleium fand,*) so fand ich in einem 


sonst sehr regelmässig cubisch spaltenden Stück Steinsalz 
aus der Stassfurter Carnallitregion zahlreiche bis hanfkorn- 
grosse Hohlräume, theilweise mit gelbem Tachydrit, theilweise 
mit Bischofit erfüllt. 

Die mineralogische und optische Beobachtung des Mine- 
rals ist durch die leichte Zerfliesslichkeit sehr erschwert, doch 
lässt das sonstige Verhalten und die Aehnlichkeit schliessen, 
dass die Krystallform den aus einer, am besten über Schwe- 


*) Edinb, new philos,. Journ. Vol. VII. pag. 191. 
: \ 


300 E. Pfeiffer, Bischofit. 


felsäure verdampften, Lösung erhaltenen Nadeln conform, also 
monoklinisch sei. 

Von den Blätterdurchgängen ist nur einer deutlich, ein 
zweiter, nahezu rechtwinkelig gegen diesen, weniger aus- 
geprägt, von einem dritten finden sich nur Spuren. Der 
Bruch ist uneben, die Textur krystallinisch körnig. 

Glasglänzend bis matt ist die Farbe weiss von verschie- 
dener Reinheit bis wasserhell. Die Härte ist 1,7. 

Das specifische Gewicht (unter Anwendung von Benzol 
von 0,884 Dichte bestimmt) betrug 1,65. 

Im Kölbehen erhitzt wird der Bischofit trübe, zerspringt 
und giebt viel Wasserdämpfe aus, denen sich bald der stechende 
Geruch der Salzsäure beigesellt. 

Um den Gehalt an Chlor auch ohne Erhitzung nachzu- 
weisen, soll man ein Splitterchen des Minerals in ein, auf 
einer blanken Silbermünze befindliches Tröpfchen einer Eisen- 
vitriollösung einbringen, worauf sofort Schwärzung sich kund- 
geben soll. Schreiber dieses erreichte nur eine gelbbräun- 
liche Färbung. 

Im Platinlöffel erhitzt schmilzt der Bischofiv und hinterlässt 
eine weisse, lockere Masse von Magnesiumoxychlorid, welche 
dem Gewicht oder Volumen nach reichlich ein Fünftel der 
ursprünglichen Masse ausmacht. Am Platinöhr giebt es eine 
schwammige Masse, die mit Kobaltsolution in der äussern 
Flamme die rosenrothe Färbung der Talkerde annimmt. 

Mit Borax oder Phosphorsalz am Platindraht erhitzt giebt 
der Bischofit heiss klare Perlen, die beim Erkalten sich trü- 
ben, der Geschmack ist stechend, bitter, salzig. An der Luft 
wird er sehr rasch feucht. Ein Theil Bischofit löst sich in 
0,6 Theilen kalten Wassers, ebenso in 2 Theilen Alkohols. 

Die durch Herrn Georg König im chemischen Laborato- 
rium zu Marburg ausgeführte Analyse ergab: 

Als Mittel Berechn. proc. 


% Il. beider Zusammensetzung 
Magnesium 11,79 Proc. 11,92 Proc. 11,86 Proc. 11,83 Proc. 
Chlor 34,99 - 35,09 = 35,04 - 34,95 - 


Wasser als Verlust berechnet 53,10 - 3,22 25 


x 


a} Pfeiffer, Bischofit. 
Demnach ist das Mineral nach der Formel M3Cı? + 6H?O 
oder wie früher üblich MgCl + 6HO zusammengesetzt, was 
durch die nebengestellte berechnete procentische Zusammen- 
setzung genügend erhärtet wird. Der Controle halber wurde 
der Wassergehalt noch indirect durch einen Glühversuch 
bestimmt. 

Der Glühverlust belief sich auf 79,10 Proc. Der Rück- 
stand wog 20,90 Proc. und enthielt noch 3,57 Proc. Chlor. 

Diese 3,57 Proc. Chlor von dem früher constatirten Ge- 
sammtchlorgehalt 35,04 Proc. abgezogen, bleiben 31,47 Proc. 
Chlor, die als 32,357 Proc. Chlorwasserstoff an dem Glühver- 
lust betheiligt waren und davon abgezogen 

46,743 Proc. Wasser übrig lassen. Hierzu ist noch die, 
dem als Chlorwasserstoff mit entwichenen Chlor entsprechende 
Quantität Wasser zuzufügen. 

31,470 Chlor sind gleich 0,887 Wasserstoff, diese aber ' 
gleichbedeutend einem Wasserquantum von 7,983; 
dies ergiebt 46,743 

7,985 


54,726 Proc. 
Gesammtwassergehalt. Gegenüber 53,22 Proc. nach der berech- 
neten Zusammensetzung, oder 53,1 als mittlere, durch den 
Verlust berechnete Zahl wäre dieser Wassergehalt nicht 
_ übrig hoch und soll sich durch Anziehen von Wasser während 
des Wägens erklären, 

Ich finde jedoch diese Art der Wasserbestimmung als 
Controle schon im Princip mangelhaft. 

Erstens: weil der in Rechnung gezogene Gesammtchlor- 
gehalt in dem zur Verwendung gekommenen Stücke nicht 
nachgewiesen war; zweitens: weil vorausgesetzt wird, ohne 
constatirt zu sein, dass das entwichene Chlor nur unter der 
Form von Chlorwasserstoff weggegangen und den ihm nöthi- 
_ gen Wasserstoff dem im Bischofit enthaltenen Wasser ent- 
lehnt habe. 
| Dem entgegen braucht man nur die Thatsache anzuführen, 
dass auch vollkommen wasserfreies Magnesiumoxychlorid bei 


302 E. Pfeiffer, Bischofit. 


fortgesetztem Glühen immer noch successive Mengen Chlor ® 
gegen Sauerstoff austauscht. 

Geht man dagegen von dem factisch erhaltenen Rück- 
stand aus, so entsprechen die darin nachgewiesenen 3,57 Proc. 
Chlor 4,77 Proc. Chlormagnesium; es bleiben also, der Rest 
als Magnesiumoxyd angenommen, 16,13 Proc. desselben übrig, i 
die ihrerseits 38,27 Proc. Chlormagnesium entsprechen würden, 

38,27 + 4,77 Proc. machen in Summa 43,04 Proc, Chlor- 
magnesium, die von 100 abgezogen 56,96 Proc. Wasser erge- 
ben würden. 

Stellt man nun obige Rechnung auf dieser Basis an, so 
ergäbe sich als Gesammtchlorgehalt 32,15 Proc.; davon ab im 
Rückstand verblieben 3,57 Proc., also entwichen 28,58 Proc., 

CE Rn Proc. Chlorwasserstoff oder 
7,25 - Wasser 

Ziehen wir nun die 29,66 Proc. Chlorwasserstoff vom 
gefundenen Gesammtverlust ab, so bleiben 49,44 Proc. Was- 
ser; dazu die 7,25 Proc., die dem Chlorwasserstoff selbst 
entsprächen, machte in Summa 56,69 Proc. Gesammtwasser- 
gehalt. 

Ich gelangte inzwischen durch die Güte des Herrn 
Bergmeister Borchardt ebenfalls in Besitz von Bischofit und 
beabsichtigte die Analyse desselben zu wiederholen, unter- 
liess es aber, weil es mir nicht gelang, mit Sicherheit 
reine Stücke auszusondern, das Material durch Zerbrechen 
der Kruke auch bereits etwas Feuchtigkeit angezogen hatte. 

Die nur in einem kleineren Theile der Stücke vorhan- 
dene, meist gekrümmt stängliche Absonderung erschien auch 
nicht als Beweis der Reinheit, da grade diese Stückchen 
häufig mikroskopische Chlornatriumkryställchen einschlossen. 

Der einfachste Nachweis der grössern oder geringern 
Reinheit geschah sehr zweckmässig durch Zerfliessenlassen 
eines Bruchstückchens auf einem Objectträger für das Mikro- 
skop, welches nur in seltenen Fällen gar keine Kryställchen 
von Ühlornatrium mehr erkennen liess und auch dann noch 
durch die Natronflamme auf Anwesenheit gelöster Theile hin- 
deutete, 


gleichkommen. 


E. Pfeiffer, Bis =.308. 
Eine fast ebenso häufige Verunreinigung bestand in Kie- 
serit, der allem oder neben Chlornatriumkryställchen die 
Stücke oft mehr oder weniger rauchgrau getupft oder trübe 
wolkig erscheinen liess, sich nach dem Zerfliessen unter dem 
Mikroskop aber auch noch in dem fast wasserhellen Mineral, 
in seinen charakteristischen poly&drischen Theilstückchen zu 


erkennen gab. 


/ 


Die eingeschlossenen Steinsalzkrystalle sind auch bereits 
bei 50 bis 100facher Vergrösserung in dünnen Splitterchen 
des Minerals direct zu beobachten, ebenso bei stärkerer Ver- 
grösserung, die oft reihen- und truppenweise angeordneten, 
beim Bischofit in grösserer Anzahl als bei irgend einem 
andern der Stassfurter Mineralien vorhandenen Poren dem 


 Anscheine nach Gasporen, über deren Inhalt erst Dünnschliffe 


Näheres ergeben werden. Ein grosser Theil derselben ent- 
hält jedenfalls comprimirte Gase, denn das Auflösen des 
Bischofits in Wasser geht unter heftigem Knistergeräusch 
vor sich. 


Diese Versuche führten mich zu der sehr interessanten 


‚Beobachtung, dass die durch freiwilliges Zerfliessen entstandene 
‚gesättigte Chlormagnesiumlösung, schon bei einer T’empera- 
_ tur von 35 kis 40 Grad Celsius, noch besser aber bei einer 


Temperatur von 40 bis 45 Grad Üelsius, wie die Junitage 
dieselbe wiederholt brachten, dem direeten Sonnenlicht aus- 


gesetzt, vollkommen hart krystallisirte. 


Bei der niederen Temperatur kann man das Phänomen 
beliebig oft wiederholen, indem im Schatten das Zerfliessen 
sofort wieder beginnt, während ein neues Aussetzen an die 


Sonne, namentlich auf einem Stück dunkeln Papiers in der 


Flüssigkeit die strahlich ineinandergreifende Krystallbildung 
eben so rasch wieder hervorruft. 


Bei mittlerer Temperatur kann man ein Splitterchen 


_ weissen Carnallits sehr leicht von einem solchen von Bischofit 
unterscheiden, da der Erstere auch im Schatten nicht zerfliesst, 


_ was erst bei noch niederer Temperatur oder sehr feuchter 


Luft geschieht. 


ee 
904 E. Pfeiffer, Bischof. 


Alle diese Versuche wurden bei mässig hohem Barome- 
terstand angestellt und zeigte sich hoher Barometerstand von 


viel geringerem Einfluss auf das Krystallisiren des Chlor- 
magnesiums als hoher Thermometerstand, was einen Rück- 
schluss auf die günstigsten Bedingungen zum Ueberfüllen 
von Sammlungen Stassfurter Salze gestatten dürfte, da ja 
eigentlich bei hohem Barometer - und niedrigem Thermometer- 
stande die relativ geringste Menge Feuchtigkeit in der Luft 
enthalten ist. 


Auch im Laboratorium dargestelltes, chemisch reines 
Chlormagnesium verhielt sich genau so wie der Bischofit; bei 
Zusatz von etwas chemisch reinem Chlorkalium zur Chlor- 
magnesiumlösung krystallisirte beim Aussetzen an die Sonne 
der Carnallit in seinen abgekürzten rhombischen Formen, die 
wieder zu regelmässigen Linien und Gruppen aufgereihet 
waren, und mit den schlanken rhombischen Nadeln des Chlor- 
magnesiumhydrates gar nicht zu verwechseln sind. 


Die Betrachtungen dieser Erscheinungen sind von Inter- 
esse für das Studium der Krystallbildung, So kann man 
beim Krystallisiren des Chlormagnesiums öfters sehen, wie 
die zu Seiten einer langen Nadel sprossenförmig schief ange- 
lehnten kurzen Nädelchen sich bei geringen Temperaturver- 
änderungen, wie durch eine gewisse Polarität plötzlich sämmt- 
lich der langen Nadel parallel stellen und zu einer neuen 
langen Nadel verschmelzen. Von grösserer Wichtigkeit sind 
aber noch die Schlüsse, die diese Versuche, die Bildung der 
Salzlager betreffend, erlauben, und die durch Krystallisiren- 
lassen von etwas grösseren Mengen in Uhrgläsern ihre Bestä- 
tigung erhielten. 


Demnach steht es ausser allem Zweifel, dass Chlor- 
magnesiumhydrat bei Temperaturen unter 50 Grad Üelsius 
krystallinisch erhärten kann; ebenso, dass eine Chlorkalium 
neben Chlormagnesium haltende Lösung nicht ein Mal eines 
so bedeutenden Ueberschusses an letzterem bedarf, um bei 
dieser gelinden Verdunstung sofort Carnallit auskrystallisiren 
zu lassen. 


3 
2 
E 
F 
| 
E 
4 
R 
h 


he 


Gustav Bischof, der, wie Keiner vor ihm, in seinem Lehr- 
buche der chemischen und physikalischen Geologie massen- 
haftes Material über Bildung der Gesteine gesammelt hatte, 


sagt in der 2. Auflage. Bd. II. pag. 25: Die Verdunstung 


= 


— 


> 


RS 


einer Ühlormagnesiumlösung in der Luftwärme kommt zum 
Stillstande, wenn sie ein gewisses Maximum erreicht, und 
pag. 26: Nur wenn eine den Siedepunkt des Wassers über- 
steigende Temperatur herrscht, kann es zur Trockne kommen. 
Endlich pag. 69. Anmerk. 2 berichtet er noch über genaue 
 Gewichtsversuche, die er über Ab- und Zunahme derartiger 
Lösungen bei freiwilligem Verdunsten an der Luft ange- 
- stellt. 


Gestützt hierauf waren bisher alle Forscher, die über 
die Bildung der Salzlager geschrieben, geneigt, eine höhere 
Temperatur für die Entstehung namentlich der so zerfliess- 
lichen Abraumsalze anzunehmen. 


Auch Ochsenius sagt in dem oben erwähnten, neuesten 
Werkchen über den Gegenstand pag. 59: „Nachdem die 
Erstarrung der Mutterlauge (nur durch Temperaturerhöhung 
bis jetzt erklärlich) erfolgt war.“ 

Ebenso erschien auch die geringe Löslichkeit des Chlor- 

 kaliums in einer Ühlormagnesiumlösung*) als ein wesent- 
liches Hinderniss für die Bildung des Carnallits und war 
ich der Ansicht , dass die Temperaturunterschiede zwischen 
Tag und Nacht eine vermittelnde Rolle für die Abschei- 
dung desselben übernommen hätten; die obigen Versuche 
zeigen aber, dass die Annäherung beider Stoffe durch eine 
Verdunstung bei gelinder Temperatur ebenso gut im Stande 
ist, ihre Verbindung zu veranlassen. 

Näheres hierüber in einem demnächst von mir zu 
erwartenden Aufsatze über Bildung der Salzlager. 


*) Siehe Ochsenius, Bildung der Steinsalzlager pag. 65. 


Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Heft, 20 


Dr“ 


306 E. Mylius, Das künstliche Senföl. 


Ueber das künstliche Senföl. 
Von Dr. E. Mylius in Freiberg. 


Nachdem ich in einer früheren Mittheilung gezeigt hatte, 
dass durchaus nicht alles künstliche Senföl zur Verwendung 
in der Pharmacie geeignet ist, wurde ich unter gütiger Ueber- 
lassung des erforderlichen Materials durch eine grosse deutsche 
Handelsfirma aufgefordert, dem genannten Gegenstande auch 
fernerhin meine Aufmerksamkeit zu widmen, namentlich eine 
Methode aufzusuchen, welche bei leichter Ausführbarkeit 
gestattet, künstliches und natürliches Senföl zu unterscheiden. 
Demnächst aber kam es darauf an, diejenigen der objectiven 
Beobachtung zugänglichen Eigenschaften des künstlichen 
Senföles festzustellen, welche einem dem Naturproduct eben- 
bürtigen Fabrikat zukommen. Bei der Preisdifferenz zwischen 
künstlichem und natürlichem Senföl und der thatsächlichen 
Möglichkeit, das erstere vollkommen zweckentsprechend her- 
zustellen, ist nichts natürlicher, als dass das theure Oel mit 
dem billigen gemischt und dadurch von Seiten der Kaufleute 
ein Gewinn erzielt wird, der, sagen wir es offen, auf Täu- 
schung des Käufers beruht. Thatsächlich kann der gewis- 
senhafte Fabrikant und Kaufmann schon jetzt nicht mehr 
mit dem leichtherzigeren hinsichtlich des Preises des 
natürlichen Oeles concurriren. 


Ich habe mir viele Mühe gegeben, auf Grund der frühe- 
ren Beobachtungen ein Auffinden des künstlichen Oeles im 
natürlichen zu ermöglichen, es jedoch nicht über „Riechen“ 
hinaus bringen können. Dieser Misserfolg ist ganz natürlich, 
da künstliches Senföl von manchen Fabriken so rein darge- 
stellt wird, dass es keine Verunreinigungen enthält, welche 
sein Auffinden im natürlichen Oel gestatten, zumal das letz- 
tere thatsächlich mehr Nichtsenföl enthält, als gutes künst- 
liches Oel. 


Um natürliches Oel mit einem mustergiltigen und einem 
weniger guten künstlichen Product zu vergleichen wurden 
folgende Versuche ausgeführt: 


EEE ee OBER 4 


E. Mylius, Das künstliche Senföl, er i 307 
Schwefelbestimmungen nach Carius ergaben für alle drei 
so übereinstimmende Zahlen, dass sich kein Unterschied daraus 


ableiten lässt. 


Vorzügliches Schlechtes 
Theorie für Natürliches Oel. Kunstproduet. Kunstproduct. 
C3 H5 CNS I IB 


32:32:98 33,06 S 32,27 8 33,05 8 

Die Zahl für das gute künstliche Oel (direct erhaltenes 
Handelsproduct, ohne vorherige Reinigung im Kleinen) stimmt 
wie man sieht mit dem theoretischen Gehalt am nächsten 
überein, während natürliches Oel und das schlechtere Kunst- 
product übereinstimmende Zahlen lieferten. 

Natürliches und vorzügliches künstliches Oel wurden 
fraetionirt destillirt, unter Anwendung von 50 g. Substanz 
und zwar mit nachstehendem Erfolg: 


I. Natürl. Oel. Il. Künstl. Oel. 
Siedepunkt 90— 149° 2,08. Siedep. 130—149° 2,08. 

149 — 155° 46,0 - 149 -— 155° 47,0 - 

über 155° 2,0 - über 155° 1,0- 


Die Fractionen unter 149° und über 155° wurden in 
Thiosinammin verwandelt. Hier zeigte sich, dass das künst- 
liche Oel kein Schwefelammonium bildete, das natürliche Oel 
_ einen ziemlich grossen Gehalt an leicht siedenden 
Schwefelkörpern besass, welche mit Ammoniak, Schwefelammo- 
nium, dem Geruch nach auch Mercaptane, bildeten, wahr- 
scheinlich Sulpho -Kohlensäureäther irgend welcher Art. Die 
hochsiedenden Fractionen beider Oele lieferten mit Ammoniak 
kein Schwefelammonium. 

Der Versuch, die Thiosinammindarstellung zur quantita- 
tiven Bestimmung des Senfölgehaltes zu verwenden, hatte einen 
sehr zweifelhaften Erfolg, da die Bildung von Thiosinammin 
durchaus nicht ohne Nebenreaction verläuft. In allen Fällen 
habe ich die Bildung von Rhodanamınonium beobachtet, sowohl 
beim natürlichen als künstlichen, sorgfältig fractionirten Oel. 
Die quantitativen Versuche, mit annähernd 1 g. Substanz 
ausgeführt, lieferten folgende Zahlen, welche aus der durch 
Verdampfen der ammoniakalischen Lösung und Trocknen bei 
90° gewonnenen Thiosinamminmenge berechnet sind. 

20* 


auf = > Dr er x ern. 


308 E. Mylius, Das künstliche Senföl. mr En 
I. Natürliches Oel 95,18°/, berechneter Senfölgehalt : 0 
II. Gutes künstlich. Oel 92,53%, - „ee 
III. Schlechtes Oel . 80,25%, 2 S 
I. u. II. gemischt zu 
gleichen Theilen 95,00% - - 


Das scheinbar günstige Resultat der Versuche I. bis III. 
wird also durch den Erfolg des vierten, welcher nicht die 
Durchschnittszahl von I. und II. ergab, werthlos gemacht, der 
hier eingeschlagene Weg der quantitativen Bestimmung also 
als ebenso untauglich erwiesen, wie die Schwefelbestim- 
mungen. 

Gegen Reagentien, welche bisher zur Untersuchung des 
Senföls angewendet wurden, Schwefelsäure und Natronlauge, 
verhielt sich das natürliche und gute künstliche Oel vollkom- 
men gleich. Auch Nessler’sche Lösung, ammoniakalisches 
Bleiacetat, Quecksilberchlorid in alkoholischer Lösung (behufs 
Auffindung von Sulfiden) ergab keine Verschiedenheiten, wenn 
das künstliche Oel nicht sehr reich (an verunreinigenden 
Schwefelkörpern war. Kupfersulfat und Guajactinetur wurde 
durch alle sofort blau gefärbt. Kurz objectiv liess sich ein 
gutes künstliches Senföl von dem natürlichen nicht so unter- 
scheiden, dass ein Zusatz von ersterem zu letzterem zu ent- 
decken gewesen wäre. Wohl aber war das künstliche Oel, 
gutes, wie schlechtes, durch den Geruch noch sehr wohl von 
dem natürlichen zu unterscheiden. Während jedoch zwischen 
der schlechten künstl. Handelswaare und dem natürlichen 
Oel der Vergleich entschieden zu Gunsten des letzteren aus- 
fiel, musste man bei dem guten Kunstproduct die Ebenbürtig- 
keit mit dem natürlichen anerkennen. Die ganze Unter- 
suchung hatte sich daher in die Frage zugespitzt: Wie muss 
ein künstliches Oel beschaffen sein, um dem natürlichen für 
die pharmaceutische Praxis gleichwerthig zu sein? 

Nach allen bisherigen Erfahrungen konnte nur die Thio- 
sinamminreaction hinreichend Anhaltspunkte bieten, um die 
Tauglichkeit eines Senföles festzustellen. Es wurden daher 
gleichlaufende Versuche mit verschiedenen Senfölen nach fol- 
gender Vorschrift gemacht: 1 g. Senföl wurde in einem Glas 


| - E. Mylius, Das künstliche Senföl. 309 
von 15 g. Gehalt mit 3 g. Wasser und 3 g. Liquor Ammon. 
caust. gemischt und mittelst eines Korks, welcher durch Bind- 


faden befestigt wurde, sorgfältig verschlossen, unter öfterem 
Umschütteln, während einer halben Stunde in das Dampfbad 


direct in den Dampf gehängt, oder im Wasser eines Wasser- 
 bades gekocht. 


Die Resultate waren folgende: 
1) Natürliches Oel, Lösung fast vollkommen, nur geringe 


Re: Flockenabscheidung. 


2) Brauchbares künstliches Oel, wie 1. 

3) Uebelriechendes künstliches Oel, gelöst bis auf einen 
an der Oberfläche schwimmenden Tropfen. 

4) No. 2 mit 5°), Nitrobenzol, ein Tropfen blieb ungelöst 
am Boden. 

5) No. 2 mit 5%, Petroleum, Tropfen an der Oberfläche. 

6) No.2 mit 5°, käufliches Benzylchlorid, Tropfen an 
der Oberfläche. 

7) No.2 mit 5°), Bromäthyl, Lösung wie bei 1. 

8) No.2 mit 5°, Monochlorbenzol, Tropfen an der Ober- 


fläche. . 


9) No. 2 mit 5%, Amylalkohol, Tropfen an der Oberfläche. 
10) No. 2 mit 2°), Schwefelkohlenstoff, Lösung wie bei 1. 
Mit Schwefelsäure schwach angesäuert, entwickelte 1, 3 
und 10 Schwefelwasserstoff; sämmtliche Proben gaben mit 
Eisenchlorid Rhodanreaction. Der Geruch war bei allen nach 
dem Ansäuern sehr charakteristisch. Während 1 nach Senf- 
saamen, 2 eigenthümlich ätherisch, kaum an Schwefelkörper 


' erinnernd, 3 ekelhaft nach Schwefelkörpern, 10 nach Schwe- 


felwasserstoff roch, erkannte man bei 4, 5, 6, 7, 8,9 die 
Zusätze deutlich am Geruch. 6, 7 gab nach dem Abdampfen 
und Glühen mit Natriumcarbonat und Salpeter mit Silbernitrat 
Halogenreaction. 

Ich schlage daher vor, an ein künstliches Senföl, welches 
pharmaceutische Verwendung finden soll, folgende Anforde- 


rungen zu stellen: 


Es muss farblos, klar und in Alkohol ohne Trübung lös- 
lich sein, Mit 3 Thln, Wasser und 3 Thln. Ammoniakflüssigkeit 


310 E. Mylius, Das künstliche Senföl. 


von 10%, bei 100° unter zeitweiligem Schütteln etwa 
\/, Stunde digerirt, darf, so lange die Flüssigkeit heiss ist, 
nur eine unbedeutende flockige Masse ungelöst bleiben, kei- 
nenfalls aber bei Anwendung von 1 g. Substanz die unge- 
löste Menge Oel die Grösse eines gewöhnlichen Tropfens 
erreichen. Das Reactionsproduct muss frei sein von Schwe- 
felammonium. Nach dem Ansäuern darf die erhaltene Flüs- 
sigkeit keinen unangenehm auffallenden Geruch, in Sonder- 
heit nicht nach Schwefelkörpern besitzen. Wenn ein Senföl 
so beschaffen ist, so enthält es nicht: 


Kohlenwasserstoffe, 

Schwefelkohlenstoft, 

Fremde ätherische Oele, 

Hochgegliederte Alkohole, 

Nitro- oder Halogen- Abkömmlinge der aromatischen Reihe, 
Kohlenwasserstofisulfide und Hydrosulfide. 


Gelöst werden durch das Ammoniak, so dass sie über- 
sehen werden können, nur Halogenderivate der Fettkohlen- 
wasserstoffe und zusammengesetzte Aether. Das Vorhandensein 
der ersteren kann an dem Halogengehalt des ammoniakalischen 
Reactionsproductes erkannt werden nach vorbereitender Be- 
handlung desselben mit Natriumcarbonat und Salpeter. 
(Direct lässt sich Chlor in Folge des Rhodangehaltes nicht 
gut nachweisen). Zur Auffindung von zusammengesetzten 
Aethern bedarf es einer grösseren Quantität Material und 
Anwendung von Destillationsapparaten. Es ist jedoch kaum 
anzunehmen, dass derartige Flüssigkeiten im Senföl vorkom- 
men werden. 


Für natürliches Senföl können die Anforderungen ähnlich 
gestellt werden, nur muss man hier die Schwefelammonium- 
bildung unbeanstandet lassen, da dieselbe dem natürlichen 
Oel eigenthümlich ist. 

Künstliches Senföl von vorzüglicher Güte wird übrigens 
von mehreren deutschen Firmen dargestellt und von den 
grossen Arzneiwaarenhandlungen geführt, wie dies auch College 
Schacht neuerdings wieder hervorgehoben hat, Der Ver- 


_ wendung von Senföl, welches sich nach der im Vorstehenden 
erörterten Untersuchungsmethode als rein bewährt, kann ich 
ebenso warm das Wort reden, wie dies durch Herrn Schacht 
wiederholt geschehen ist. 


Giftschrank. 
Von Apotheker Hobe, Berlin. 


Es hat sich herausgestellt, dass in vielen Apotheken, 
namentlich in kleinen Städten, der Auxiliar-Giftschrank nicht 
den gesetzlichen Anforderungen entspricht und deshalb bei 
Revisionen häufig Veranlassung zu Ausstellungen giebt. Es 
ist sogar vorgekommen, dass die Üollegen mit den bezüg- 


N \ ii 
\yB | 


lichen Vorschriften gar nicht oder nur zum Theil bekannt 27 ke 


waren. Ebenso oft aber möchte mancher Üollege diesen 
Bestimmungen nachkommen, ist jedoch bei dem notorischen 
Mangel an tüchtigen Tischlern in kleinern Städten, wohl auch 
im Raume zu sehr beschränkt, nicht in der Lage, seinen 
alten nicht genügenden Giftschrank umändern, respective einen 
neuen mit wenigen Kosten und Umständen herstellen zu las- 
sen. In einem solchen Falle wurde ich von ausserhalb 
beauftragt, ein für alle Zwecke brauchbares und den gesetz- 
lichen Bestimmungen entsprechendes Schränkchen hier anfer- 
tigen und complettiren zu lassen. Diesem Auftrage bin ich 
gerne nachgekommen und gebe nun in vorstehender Zeich- 
nung (!/, der natürl. Grösse) ein Bild des Schrankes, wie er 
den vollen Beifall des Empfängers gefunden hat. 

In der guten Absicht, mit dieser Bekanntmachung man- 
chem Collegen einen Dienst zu erweisen, bemerke ich, dass 
die Firma Warmbrunn, Quilitz & Co., Rosenthaler Str. 40 
hier, von diesen Schränken stets mehrere Exemplare vorrä- 
thig hält und zur Auskunft über die näheren Details gerne 
bereit ist. | 

Berlin im August 1877. 


Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institut 
der Universität Dorpat. 


Beiträge zur Chemie der wichtigeren Gummi- 
harze, Harze und Balsame. 


Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn, 
(Fortsetzung.) 


XIV. Resina Euryopsis von Euryops multifidus de Cand. 
lag mir in einer von Yuritz an Martiny gesandten Probe 
vor. Beschrieben ist dieses Harz in der Encyclopädie, Band II. 
pag. 669. 

Alkohol löste nur zum geringen Theil mit goldgelber 
Farbe. 


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; Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 318 


Bleiacetat und Eisenchlorid gaben mit der alko- 
holischen Lösung keine besondern Erscheinungen. 


Ammoniakflüssigkeit gab mit der Alkohol - Lösung 
eine klare Mischung. 

Aether löste bis auf einige weisse Flocken und fällte 
Alkohol aus dieser Lösung Harz in Flocken. 


Chloroform löste ebenfalls bis auf einen geringen 
Rückstand. 


Bromlösung bewirkte in dieser Lösung zuerst eine 
grüne, bei mehr eine intensiv blaue Färbung. 


Salzsäure-Alkohol färbte sich mit dem Harz roth in 
prachtvoll Rothviolett übergehend. 

_Cone. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner 
Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine klare, intensiv 
rothviolett gefärbte Mischung. Wasser der Schwefelsäure- 
lösung zugefügt, fällte rothbraun gefärbte Flocken. 

Natroncarbonatlösung gab sowohl bei gewöhnlicher 
Temperatur als auch beim Kochen einen farblosen Auszug, 
der beim Uebersättigen mit Essigsäure klar blieb. 

Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, Zimmt- 
säure und Umbelliferon, sowie diejenige mit Chlorkalk- _ 
lösung gaben negative Resultate. 

Der Petroleumätherauszug war farblos und verän- 


derte die Farbe der Jodlösung. 


Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
des Petroleumätherauszuges roth, in Violett übergehend. 

Schwefelsäure löste mit gelbbrauner in Rothbraun 
übergehender Farbe. 

Der Verdunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges 
betrug bei 120° C. getrocknet 18,80 %/, vom Gesammtgewichte 
der Drogue. 

Auch hier will ich die erhaltenen Reactionen zusammen- 
stellen. 

1) Alkohol löst geringe Mengen, der Auszug ist gelb 


gefärbt. 


2) Aether und Chloroform lösen fast vollständig. 


314 Ed, Iirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete, * 


3) Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine trübe 
Mischung. 

4) Bleiacetat und Eisenchlorid geben eine Reaction. 

5) Bromlösung giebt bei wenig eine grüne, bei mehr eine 
blaue Färbung. 

6) Salzsäure- Alkohol färbt sich prachtvoll rothviolett. 

7) Schwefelsäurelösung giebt mit Alkohol eine klare roth- 
violette Mischung. 

8) Chloralreagens färbt den Verdunstungsrückstand des 
Petroleumätherauszuges roth in Violett übergehend. 

9) Schwefelsäure löst den Verdunstungsrückstand mit 
gelbbrauner Farbe. 

Wie die vorstehende Uebersicht zeigt, besitzt das Euryops- 
harz zur Bromlösung eine dem gewöhnlichen Guajac ähnliche 
Reaction, unterscheidet sich aber durch fast alle anderen 
Reactionen und wären namentlich das Verhalten des Salz- 
säure-Alkohol und der Schwefelsäurelösung zum Alkohol hier 
anzuführen, da es sich auch dadurch von allen bis jetzt 
abgehandelten Harzen und Balsamen unterscheidet, 

XV. Resina Ceradiae von Ceradia furcata lag mir in 
einer von Prof. Pereira an Martiny gesandten Probe vor. Siehe 
Encyclopädie, Band II. pag. 642. Pharmaceut. Centralblatt 
1846. pag. 559. Phil. Mag. and Journ. of Science. 11. Ser. 
28. Vol. No. 188. pag. 422. 

Alkohol und Aether lösten bis auf einige weisse 
Flocken. Die ätherische Lösung gab mit Alkohol eine klare 
Mischung. 

Bleiacetat rief in der alkoholischen Lösung nach 
einiger Zeit eine schwache Trübung hervor, welche beim 
Kochen nicht verschwand. 

Eisenchlorid gab keine Reaction. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine klare Mischung. 

Chloroform löste bis auf die vorhandenen Pflanzen- 
reste und rief in dieser Lösung der erste Tropfen Brom- 
lösung eine röthliche Färbung hervor, nach Zusatz von 
mehreren Tropfen entstand eine intensiv blaue Färbung. 


d. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 315 


Salzsäure-Alkohol löste mit ziegelrother Farbe. 

Cone. engl. Schwefelsäure löste das Harz mit 
gelbbrauner Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine 
fast klare schwarzbraune Mischung. Wasser fällte aus der 
‘ Lösung in Schwefelsäure Harz in weissen Flocken. 

Natroncarbonatlösung wirkte bei gewöhnlicher 
Temperatur nicht ein, beim Kochen wurde ein hellbrauner 
‚Auszug erhalten, aus welchem Essigsäure Flocken fällte. 

Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure, 
und Umbelliferon gab negative Resultate. 

Ebenso war das Verhalten zur Chlorkalklösung 
ein negatives, 

Der Petroleumätherauszug war fast farblos und 
änderte die Farbe der Jodlösung in Roth, 

Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand inten- 
siv roth violett. 

Schwefelsäure löste mit gelber Farbe. 

Die wichtigsten Reactionen des ÜCeradiaharzes waren: 

1) Alkohol und Aether lösen unvollkommen. 

2) Die ätherische Lösung giebt mit Alkohol eine klare 
Mischung. 

3) Ammoniakflüssigkeit giebt mit der alkoholischen Lösung 
eine klare Mischung. 

4) Bromlösung bewirkt in geringer Menge eine rothe, bei 
mehr eine blaue Färbung. 

5) Salzsäure- Alkohol löst das Harz mit ziegelrother 
Farbe. 

6) Schwefelsäurelösung mit Alkohol giebt eine schwarz- 
braune Mischung. 

7) Chloralreagens färbt den Verdunstungsrückstand des 
Petroleumätherauszuges roth violett, 

8) Schwefelsäure aber gelb. 

Auch das ÜOeradiaharz zeigt in dem Verhalten zur Brom- 
lösung ein ähnliches Verhalten, wie das gewöhnliche Guajac, 
sowie das Euryopsharz, unterscheidet sich aber auch hier 
wieder vom gewöhnlichen Guajacharz durch das negative 
_ Verhalten zum Eisenchlorid, wozu noch die Reactionen mit 


see, 
316 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummibharze e 


Salzsäure - Alkohol, der Schwefelsäurelösung mit Alkohol, und 
des Chloralreagens kommen; diese letztgenannten Reactionen 
können ebenfalls zur Unterscheidung vom Euryopsharz benutzt 
werden. Ausserdem kann noch das Verhalten der ätherischen 
Lösung zu Alkohol, welche hier eine klare, beim Euryops- 
harz eine trübe Mischung giebt, dazu benutzt werden. 

XVI. Besina Eupatorii. Ich schliesse hier ferner noch 
ein von Schaffner 1856 an Martiny gesandtes Harz mit der Be- 
zeichnung „Gummi resina meliodora der mexicanischen 
Autoren“ an, von dem angegeben wird, dass es von Eupa- 
torium meliodoratum La Leave et Lex. in der Nähe 
von Guadaljara gewonnen werden soll. Es soll früher ein 
sehr geschätztes Arzneimittel gewesen und Gomma de paua- 
les de rosa genannt worden sein. Das Harz ist gebildet aus 
hellgelb gefärbten, zusammengeflossenen Thränen, enthält 
Blattüberreste beigemengt, lässt sich zwischen den Fingern 
leicht zerreiben und ist fast geruchlos. 

Alkohol löste das Harz bis auf einige weisse Flocken, 
welche noch beim Kochen nicht verschwanden. 

Bleiacetat gab mit dieser Lösung einen Niederschlag, 
der sich beim Kochen nicht löste. 

Eisenchlorid färbte bräunlich. 

Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkoholischen 
Lösung Harz in Flocken. 

Aether löste vollkommen und gab diese Lösung mit 
Alkohol eine klare Mischung. 

Chloroform löste ebenfalls vollkommen und wurde 
diese, mit Bromlösung versetzt, allmählig grün. 

Salzsäure-Alkohol löste mit braunen, allmählig in 
Rothbraun übergehender Farbe. 

Schwefelsäure gab eine gelbbraun gefärbte Lösung, 
die sich mit Alkohol zu einer braunrothen trüben Flüssigkeit 
mischte. Wasser der Schwefelsäurelösung zugefügt bewirkte 
eine Ausscheidung von hellbraun gefärbten Flocken. 

Natroncarbonatlösung wirkte bei gewöhnlicher 
Temperatur nicht ein, beim Kochen wurde ein gelblich gefärb- 


_ wichtig. Gummiharze rs 317 


ter ne allen. (wobei das Harz schmolz), der beim 
Uebersättigen mit Essigsäure trübe wurde. 


Chlorkalklösung gab ein negatives Resultat. 
Ebenso fielen die Prüfungen auf Schwefel, Stick- 
stoff, Zimmtsäure und Umbelliferon negativ aus. 

Der Petroleumätherauszug war farblos und änderte 
die Farbe der Jodlösung in braun unter Abscheidung von 
Flocken. 

Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
allmählig indigoblau. 


Schwefelsäure löste mit gelbbrauner Farbe. 

Bei 120°C. getrocknet, betrug die Menge des Ver- 
dunstungsrückstandes 37,62%, vom Gesammtgewichte der 
Drogue. 

Von Allen schon abgehandelten Harzen und Balsamen 
unterscheidet sich die vorliegende Probe des Eupatorium- 
harzes durch die indigoblaue Färbung, welche Chloralrea- 
gens mit dem Verdunstungsrückstande des Petroleumäther- 
auszuges giebt. 
 XVlU. Resina Benzoe. Von dieser Drogue lagen mir 
15 Sorten vor. 

1) Benzo& de Siam opt. in laerymis, 1867 von 
Gehe für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes 
bezogen. 


Mehr oder weniger platte, aussen gelbbraune, innen 
milchweisse, wachsglänzende, höchstens 1/, Zoll grosse, sehr 
wohltiechende Mandeln. 

2) Benzo&de Siam, 1874 aus St. Petersburg der en 
lung des pharmaceutischen Institutes geschickt. Vermittelst 
einer durchsichtigen Masse zusammengekittete Mandeln, die 
ebenso aussehen wie bei No.1. 

3) Benzo&de Siam, 1875 aus St. Petersburg bezogen. 
Aehnlich der Probe No. 2, aber grössere und hellere Mandeln. 

4) Benzo&äin granis]l. aus der Martiny’schen Sammlung. 
Verschieden geformte Stücke von Linsen- bis Haselnuss. 
. grösse; aussen röthlich gelb; innen zeigen einige milchweisse 


Var 
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u ie » 2 za % 
318 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze te. 


Stellen, andere und zwar die grosse Mehrzahl sind auch 
innen röthlich gelb, glasglänzend und durchscheinend. 

5) Benzo& in granis aus derselben Sammlung. Wie 
No. 4. 

6) Benzo& in granis von Lampe vor ca. 30 Jahren 
für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen. 
Wie die Probe No. 4, aber kleinere Stücke. 


7) Benzo& in granis II. aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Aehnlich der Probe No. 4; aber grössere Stücke und 
verunreinigt durch eingeschlossene Rindenstücke. 


8) Benzo& in granis, ebenfalls aus der Martiny’schen 
Sammlung und der vorigen Probe No. 7 vollkommen gleich. 


9) Benzo& de Sumatra II., 1867 von Gehe für die 
Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen. Unre- 
gelmässig geformte Massen, gebildet aus fleischfarbigen 
grösseren und kleineren Mandeln, welche vermittelst einer 
dunkleren Harzmasse zusammengekittet sind. Eine reine Sorte. 


10) Benzo& de Sumatra Ill. ebenfalls 1867 von Gehe 
bezogen. Massen, die fast nur aus der bei der vorhergehen- 
den Probe (No. 9) erwähnten Grundsubstanz von hell choco- 
ladenbrauner Farbe mit einigen wenigen Mandeln bestehen. 
Ausserdem sind Rindenstücke und andere Pflanzenüberreste 
eingeschlossen und die Stücke voller Blasenräume, 


11) Benzo@ de Sumatra, als Penang-Benzo& aus 
einer Dorpater Apotheke erhalten. Der vorigen Probe No. 10 
sehr ähnlich, nur viel dunkler und mehr verunreinigt mit 
Rindenstücken. 

12) Benzoö de Sumatra, 1875 aus St. Petersburg 
bezogen. Stücke von hellbrauner Farbe, welche stellenweise 
gelblich weiss und verunreinigt mit Rindenstücken. 

13) Benzo@ amygdaloides aus der Sammlung des 
pharmaceutischen Institutes. Wie No. 9. 

14) Benzo& ohne weitere Bezeichnung aus der Martiny’- 
schen Sammlung. Wie No. 10. 

15) Benzo& de Sumatra aus der Sammlung des 
pharmac. Institutes. Wie No. 10. 


sobn, Beiträge z. Chemie d. wichtig, Gummiharze ete. 319 


Alkohol und Chloroform lösten die genannten Ben- 
zoeproben bis auf die Verunreinigungen, welche bei No. 7, 
8—12, 14 und 15 in grösserer Menge vorhanden waren. 

Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung einen 
starken Niederschlag, der sich beim Erwärmen zum geringen 
Theil löste. 

Eisenchlorid färbte die alkoh. Lösungen grün in ver- 
schiedenen Nuancen. 

Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkoholischen 
Lösung Harz. 

Aether löste unvollkommen und es wurde diese Lösung 
bei Zusatz von Alkohol nicht verändert. 

Bromlösung gab keine besonderen Erscheinungen. 

Salzsäure-Alkohol löste mit gelber Farbe und es 
ging diese Färbung allmählig durch Rothbraun in Kirsch- 
roth über. 

Conc. engl. Schwefelsäure löste die Sorten 
No. 1—8 d.h. alle Siamsorten mit kirschrother, die Sor- 
ten No. 9— 15 mit braunrother Farbe. Alkohol gab mit 
diesen Lösungen bei No. 1—8 eine klare violette, bei 
- No. 9—15 eine ebenfalls klare, aber mehr rothviolettgefärbte 
Mischung. Wasser der Schwefelsäurelösung zugefügt, bewirkte 
bei No. 1— 8 Ausscheidung von prachtvoll violett gefärbten 
Flocken, bei No. 9—15 waren diese schmutzig violett gefärbt. 

Natroncarbonatlösung wirkte bei gewöhnlicher 
Temperatur nicht auf Benzo& und wurde dieser Auszug 
beim späteren Uebersättigen mit Essigsäure sehr schwach 
trübe. Beim Kochen der obengenannten Lösung färbte sich 
diese citronengelb, wobei das Harz schmolz und es gab dann 
Essigsäure beim Neutralisiren eine Trübung. 

Zimmtsäure konnte nur in den Proben No. 9 — 15 
nachgewiesen werden. 

Die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff und Um- 
belliferon gaben negative Resultate. 

Ebenso verhielt sich Chorkalklösung negativ. 

Die Petroleumätherauszüge waren farblos und ver- 
änderten die Farbe der Jodlösung nicht. 


320 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ı ZI 


Auch die Verdunstungsrückstände des Petroleumäther- 
auszuges waren farblos und bei No. 9—15 fast nur aus 
Krystallen bestehend, bei No. 1—8 waren aber grössere 
Mengen eines flüssigen Körpers beigemengt. 

Chloralreagens färbte die Rückstände von No. 1—8 
sehr schwach rosa, die von No. 9—15 sehr schwach grünlich. 

Schwefelsäure löste die Rückstände der Siambenzo& 
No. 1—8 mit schön kirschrother, in violett übergehender 
Farbe; No. 9—15 wurden nur hellbraun gefärbt. 

Fröhde’s Reagens zeigte dieselben Erscheinungen 
wie die Schwefelsäure. 

Die mit Petroleumäther ausgeführten quantitativen Ver- 
suche ergaben folgende Zahlen: 


No. Bezeichnung der Proben. | LE} 120” C. 
1 IBEnZoBsV ON IDIam ER. Sr Er 27,53 16,49 
3 ENONSDIATTTLL ET re RE AURUTE: 26,66 21,19 
6 HIN EPTANIEI Te ee angenere 28,73 17,49 
9 =. de DUMaLTasg Te ae: 12,06 4,48 

10 =: (de 1 SUMAILBı RE ee AL Ner ter 7,70 2,06 

11 ande SUMALEaF KEIL I RT lern: 4,94 3,64 

12 SU de SUmMaLLa Eee ee 9,83 2,95 

13 etamyEdalnidesee 200 2 Sr nn 11,83 4,45 

15 = 3 INK IN ARBIR ER DE ST et, 8,59 2,02 


Die Rückstände der Siambenzo@ No. 1—8 waren nach 
dem Erhitzen auf 120°0. braun gefärbt, spröde und fast geruch- 
los, die der Sumatrabenzo@ No. 9—15 dagegen weich, fettig, 
aber ebenfalls fast geruchlos. 

Aus dem Ebengesagten geht hervor, dass es sehr leicht 
ist die*Siam- von der Sumatra- und Penangbenzo& zu unter- 
scheiden. Grösserer Gehalt an in Petroleumäther löslichen 
Bestandtheilen, Reaction gegen Schwefelsäure und Fröhde’s 
Reagens charakterisiren die Siambenzo& hinlänglich, bei der 
auch das Fehlen der Zimmtsäure in Betracht kommt. 

Von den früher untersuchten Harzen sind die Benzo&- 
sorten namentlich durch Krystallinität ihres Petroleumrück- 
standes verschieden, 


rschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 331 


XVII. Balsamum tolutanum. Ich habe untersucht: 

1) Balsamum tolutanum aus der Sammlung des phar- 
maceutischen Institutes. 

2) Balsamum tolutanum aus der Martiny’schen 
Sammlung. 

3) Balsamum tolutanum Venezuela 1854, ebenfalls 
aus der Martiny’schen Sammlung. 

Alkohol, Aether, Chloroform, Bleiacetat, Eisen- 
ehlorid, Salzsäure-Alkohol, Ammoniakflüssigkeit 
und Bromlösung gaben genau dieselben Reactionen wie 
bei der Benzo& angegeben. 

Schwefelsäure löste mit kirschrother Farbe und ver- 
hielt sich diese Lösung zu Alkohol und Wasser wie die der 
Siambenzo&e. 

Natroncarbonatlösung verhielt sich auch hier wie 
bei Benzo& angegeben. Zimmtsäure konnte in allen Proben 
nachgewiesen werden. Die Prüfungen auf Stickstoff, 
Schwefel und Umbelliferon, sowie die mit Chlorkalk- 
lösung waren auch hier von negativem Resultat. 

DiePetroleumätherauszüge sowohl wie die Verdun- 
stungsrückstände desselben zeigten ebenfalls dasselbe Verhalten 
wie die der Sumatrabenzo&. Die Menge des Verdnnstungs- 
rückstandes betrug bei der Probe No.1 bei 17° 0. — 8,69 %,, 
nachdem dieselbe auf 120°0. erhitzt worden, betrug sie 
1,19 °/, vom Gesammtgewichte der Drogue und war eben- 
falls weich und fast geruchlos wie bei der Sumatrabenzoe. 

Tolubalsam unterscheidet sich von der Sumatrabenzo& 
durch die Reactionen gegen Schwefelsäure, von der Siam- 
benzo& durch den Gehalt an Zimmtsäure und die geringe 
Menge des nicht krystallinischen Petroleumrückstandes. 


Anhang I. 


Opohalsamum siccum. Ich untersuchte: 
1) Opobalsamum siccum aus der Sammlung des 
pharmaceutischen Institutes. Ist vollkommen übereinstimmend 
mit No. 1 des Tolubalsams. 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Hfi. 21 


2) Opobalsamum siccum aus der Martiny’schen 
Sammlung. 


Beide Proben verhielten sich gegen Reagentien genau 
so, wie der feste Tolubalsam. 


Die Menge des von Petroleumäther Gelösten betrug bei: 


No. Bezeichnung der untersuchten Sorte. 170C. 120°C, 
1 Opobalsamum aus der Sammlung des In- 

stitutes a ae 9,30 1,04 
2 Opobalsamum aus der Martiny’schen Samm- 

Jungen sn. AR Reue Vreden Pe 8,75 1,07 


Auch hier waren die hückstände nach dem Erwärmen 
weich und fast geruchlos wie beim Tolubalsam und der Su- 
matrabenzo&. 

Diese als Opobalsamum mir vorliegenden Proben sind 
sowohl nach den physikalischen Eigenschaften wie dem che 
mischen Verhalten vom festen Tolubalsam nicht verschieden. 


Anhang I. 


Balsamum tolutanum liquidum lag mir in einer aus der 
Martiny’schen Sammlung stammenden Probe vor. Ein grün- 
lich brauner Balsam von Terpenthinconsistenz, etwas trübe. 
Geruch an Perubalsam erinnernd. 


Alkohol löste nur etwa zur Hälfte. 


Bleiacetat gab mit dieser Lösung einen Niederschlag, 
der sich beim Erwärmen zum grössten Theil löste. 
Eisenchlorid färbte. dunkler. 


Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Lösung eine trübe Mischung. 


Aether löste bis auf einen geringen Rückstand und 
wurde diese Lösung auf Zusatz von Alkohol trübe. 

Chloroform verhielt sich wie Aether. 

Bromlösung gab keine besonderen Erscheinungen. 


Hirschsohn, z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 323 


Salzsäure-Alkohol und Schwefelsäure lösten 
mit gelbbrauner Farbe und gab die Lösung in Schwefelsäure 
mit Alkohol eine trübe violett gefärbte Mischung. Wasser 
der Schwefelsäurelösung zugefügt, fällte Harz in schmutzig 

‚violett gefärbten Flocken. 

Zimmtsäure liess sich nachweisen. 

Schwefel, Stickstoff und Umbelliferon konnten 
nicht dargethan werden. 

Chlorkalklösung verhielt sich negativ. 

Der Petroleumätherauszug war farblos und gab 
mit Jodlösung keine Färbung. 


Der Verdunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges 
war flüssig und enthielt keine Krystalle. 

Chloralreagens färbte allmählig hell violett. 

Schwefelsäure färbte gelbbraun an den Rändern roth 
werdend. 

Fröhde’s Reagens verhielt sich ebenso. 


Die Fällbarkeit der Aetherlösung des flüssigen Tolubal- 
sams durch Alkohol, sowie die gelbbraun gefärbte Lösung 
in Schwefelsäure und endlich die hellviolette Färbung des 
Petroleumätherauszuges durch Chloralreagens sind als Unter- 
schiede von dem mir vorliegenden festen Tolubalsam anzu- 
führen. 


Anhang III. 


Balsamum Bakasir hatte ich in 2 Proben zu unter- 
suchen. 

1) Balsamum Rakasir von Murray aus der Martiny’- 
schen Sammlung. Gelbbraunes, zwischen den Fingern zer- 
reibliches Harz von schwachem Geruche. Beigemengt finden 
sich Kürbisschaalenstücke, an denen auch Harz haftet. 


2) Balsamum Rakasir aus der Martiny'schen Samm- 
lung. 

Auch diese Probe ist in einer Kürbisschaale und zeigt 
sowohl den Geruch wie alle anderen Eigenschaften, dass die 
_ vorliegende Probe Tolubalsam ist. 


Alkohol löste vollkommen. 

Bleiacetat gab mit dieser Lösung bei No. 1 keine Ver- 
änderung. No. 2 gab einen Niederschlag, der sich beim Er- 
wärmen zum Theil löste. 

Eisenchlorid färbte grünlich oder grün. 

Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung. 

Aether löste bis auf einige weisse Flocken, die auf 
Zusatz von Alkohol sich lösten. 

Chloroform löste No. 1 unvollkommen, No. 2 voll- 
kommen. 

Bromlösung gab keine Reaction. 

Salzsäure-Alkohol löste mit rothbrauner Farbe. 

Cone. engl. Schwefelsäure löste No. 1 mit brauner 
und No. 2 mit kirschrother Farbe. Diese Lösungen mit 
Alkohol versetzt gaben bei No. 1 eine trübe braune, bei 
Ne. 2 eine klare violett gefärbte Mischung. Wasser fällte 
aus der Schwefelsäurelösung bei No. 1 weisslich, bei No. 2 
violett gefärbte Flocken. 

Natroncarbonatlösung löste No, 1 schon zum Theil 
bei gewöhnlicher Temperatur, No. 2 wurde nicht angegriffen. 
Kochte man mit der Sodalösung, so wurde No. 1 zum gröss- 
ten Theil gelöst; No. 2 gab hierbei einen gelblichen Auszug. 
Beim Uebersättigen mit Essigsäure wurde bei No. 1 Harz in 
Flocken gefällt, bei No. 2 war nur eine Trübung wahrzu- 
nehmen. 

Zimmtsäure konnte nur in No. 2 nachgewiesen wer- 
den. Die Prüfung auf Schwefel, Stickstoff und Um- 
belliferon gab ein negatives Resultat. 

Petroleumäther gab einen farblosen Auszug, der 
Jodlösung nicht veränderte, 

Chloralreagens färbte allmählig grünlich. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens gelbbraun. 

Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, dass nur 
die erste Probe ächt ist und ich demnach als dem Rakasir- 
balsam charakteristisch halte 

1) die Grünfärbung mit Eisenchlorid, 


Ed. irschsobn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 325 


| 2) das Verhalten gegen Salzsäure-Alkohol, Chloral und 
gegen Sodalösung, 
3) das Fehlen der Zimmtsäure. 

XIX. Storax liquidus. Ich untersuchte: 

1) Storax liquidus aus der Sammlung des pharmaceu- 
tischen Institutes. 

2) Storax liquidus aus derselben Sammlung. 

3) Storax liquidus, 1870 aus St. Petersburg bezogen. 

Alkohol, Aether, Aether-Alkohol, und Chloro- 
form lösten zum Theil mit gelbbrauner Farbe. 

Bleiacetat gab mit dem in Alkohol gelösten Storax 
liquidus einen starken Niederschlag, der sich beim Kochen 
nicht löste. 

Eisenchlorid färbte die alkoholische Lösung grün. 

'Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung. 

Der ätherische Auszug mit Alkohol versetzt, wurde 
trübe. 

Bromlösung gab mit dem in Chloroform gelösten Theil 
des Balsams keine Veränderung. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit dem 
Hüssigen Storax gelblich, allmählig in Braun übergehend. 

Cone. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraune 
Mischung, welche nach Zusatz von Alkohol trübe, braun ge- 
färbt und allmählig in missfarbig Rothviolett sich änderte. 
Wasser der Schwefelsäuremischung zugefügt, bewirkte Aus- 
scheidung von braunen Flocken. 

Natroncarbonatlösung blieb beim Schütteln mit 
dem flüssigen Storax farblos und wurde dieser Auszug beim 
Uebersättigen mit Essigsäure nur schwach trübe. Kochte 
man den Storax mit der Sodalösung, so färbte sich diese gelb 
und wurde durch Essigsäure trübe. 

Die Prüfung auf Zimmtsäure ergab bei allen Proben 
die Anwesenheit desselben. 

Stickstoff, Schwefel und Umbelliferon konnten 
nicht nachgewiesen werden. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction, 


326 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d, wichtig. Gummiharze e 


Die Petroleumätherauszüge waren farblos und 
hinterliessen beim Verdunsten einen fast farblosen und flüssi- 
gen Rückstand von intensivem Storaxgeruch. 


Jodlösung gab mit den Auszügen eine violette Mi- 
schung. 

Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
sehr schwach grünlich, 

Schwefelsäure gelbbraun in blaugerändertes Kasta- 
nienbraun übergehend, 

Fröhde’s Reagens rothbraun durch kastanienbraun in 
Olivenbraun. 

In folgender Tabelle sind die von Petroleumäther auf- 
genommenen Mengen zusammengestellt: 


No. Bezeichnung der untersuchten Probe. ING. 120°C. 
1 Storax liquidus*) aus der Sammlung des 

Institutes ae Re 59,12 52,09 

2 Storax liquidus aus derselben Sammlung 43,30 32,82 

3 Storax liquidus 1870 aus St. Petersburg 54,76 47,98 


Nach dem Erhitzen auf 120°C, waren die Rückstände 
farblos, fast geruchlos, besassen eine ölige ÜOonsistenz und 
gingen nach einiger Zeit in krystallinischen Zustand über. 


Die wichtigsten chemischen Characteristica des flüssigen 

Storax wären: 

1) Alkohol und Aether lösen unvollkommen. 

2) Die ätherische Lösung wird durch Alkohol trübe. 

3) Schwefelsäure giebt eine gelbbraun gefärbte Mischung. 

4) Natroncarbonatlösung wird durch Essigsäure schwach 
trübe. 

5) Der Petroleumätherauszug ist farblos. 

6) Chloralreagens färbt sehr schwach grünlich. 


*) Aus dem mit Petroleumäther erschöpften Rückstand nahm Aether 
24,89°/,, darauf Alkohol 7,08%, und es hinterblieb ein Rückstand, der 
8,91%, vom Gewichte des Balsams betrug. 


. Gummiharze ete. 


7) Das Vorhandensein von Zimmtsäure. 


Von den bis jetzt abgehandelten zimmtsäurehaltigen Bal- 
samen und Harzen unterscheidet sich der flüssige Storax 
durch die unvollkommene Löslichkeit in Alkohol, sowie durch 
das Verhalten der ätherischen Lösung zu Alkohol und durch 
die gelbbraune Mischung mit Schwefelsäure. Nur mit dem 
Hüssigen Tolubalsam zeigt er viele Aehnlichkeit, unterscheidet 
sich aber dadurch, dass Chloralreagens den Petroleumäther- 
verdunstungsrückstand hellviolett färbt. 

Was eine Verfälschung mit Terpenthin anbetrifft, so 
lässt sich dasselbe sehr leicht, wie das schon von Hager*) 
angegeben, durch Petroleumäther nachweisen. Auch würde 
bei Gegenwart von Terpenthin der Balsam an Natroncarbo- 
natlösung Harz abgeben, der Petroleumätherauszug Jodlösung 
entfärben und der Verdunstungsrückstand von Chloralreagens 
roth violett gefärbt werden. 

XX. Balsamum Liquidambar habe ich in folgenden 
Proben untersuchen können: 

1) Liquidambar aus der Martiny’schen Sammlung. 
Ein flüssiger, an Consistenz dem officinellen Syrupus Sacchari 
gleichender Balsam von hellgelblicher Farbe und angenehmen 
Geruch. 

2) Ein als Storax liquidus pellucid. bezeichneter 
und von Prof. Pereira stammender Balsam aus derselben 
Sammlung. Ist an Farbe und Geruch der unter No. 1 beschrie- 
benen Probe gleich; aber viel dicker an Oonsistenz (wie Tereb. 
communis) und verunreinigt durch Beimengung von Pflanzen- 
resten. 

3) Ein als Storax liquidus mexicanus bezeichneter 
und von Ligquidambar styraciflua abstammender Balsam, 
von Schaffner aus Mexico an Martiny gesandt. Beschrieben 
in der Encyclopädie. Band II. pag. 702. 

4) Liquidambar aus der Sammlung des pharmaceuti- 
schen Institutes. Dieser Balsam, der sich in einer Lehm- 


*) Pharmae. Centralhalle 1874. Band XV, p. 161, 


II 


war ae N TE”, | 
EEE BE IR 
OR A RER 


328 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 


flasche von circa 3 Pfund Inhalt) befindet, besitzt einen 


schwachen Geruch, welcher der Probe No, 1 ähnlich ist. Die 
der Luft ausgesetzt gewesenen Theile sind fest, durchschei- 
nend, dem Galipot ähnlich, erweichen leicht zwischen den 


Fingern und entwickeln hierbei einen etwas stärkeren Geruch 


nach Liquidambar, dem aber auch ein terpenthinartiger bei- 
gemengt ist. Im Innern der Flasche ist der Balsam noch 
weich und trübe. Diese Sorte ist jedenfalls ein Kunstproduct, 
was auch durch die erhaltenen Reactionen bestätigt wird. 


5) Eine als Ambra liquida bezeichnete Probe aus der 
Martiny’schen Sammlung. Ist der vorigen Probe No. 4 
gleich, nur ist sie vollkommen fest, besitzt einen schwächeren 
Geruch und die Stücke sind trübe. 

Alkohol und Aether-Alkohol lösten No. 4 und 5 
vollkommen, No. 3 fast vollkommen (schwach trübe) und 
endlich No. 1 und 2 bis auf einige weisse Flocken, 


Bleiacetat gab mit diesen Lösungen bei No. 1 und 2 
keine Veränderung, mit No. 3 eine Trübung, welche beim 
Erwärmen verschwand und mit No. 4 und 5 einen starken 
Niederschlag, der auch beim Kochen nicht verschwand. 

Eisenchlorid gab bei No. 1—3 keine wahrnehmbare 
Veränderung, No. 4 und 5 wurden grünlich gefärbt. 

Ammoniakflüssigkeit der alkoholischen Lösung zu- 
gefügt, gab mit No. 4 und 5 eine klare Mischung, bei No. 1 
bis 3 wurde Harz ausgefällt. 

Aether und Chloroform lösten No. 4 und 5 voll- 
kommen, No. 2 und 3 fast vollkommen (schwachtrübe) und 
endlich No. 1 bis auf einige weisse Flocken. Versetzte man 
die ätherische Lösung mit Alkohol, so entstand bei No. 1 und 
2 eine Trübung, bei No. 3, 4 und 5 eine klare Mischung, 
die bei No. 3 nach Zusatz von viel Alkohol nach einigen 
Minuten auch trübe wurde. 

Bromlösung dem in Chloroform gelösten Balsam zuge- 
fügt, entfärbte sich, wurde trübe und färbte sich die Mischung 
allmählig bei No. 1—3 schwach grün, bei No. 4 und 5 
grünlich braun, 


/ 


f 


irschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 329 


Salzsäure-Alkohol färbte sich in Berührung mit 
dem Balsam gelbbraun. 

Conc. engl. Schwefelsäure zeigte dieselben Er- 
scheinungen, wie beim Storax liquidus. 

Natroncarbonatlösung färbte sich mit den Proben 
No. 4 u. 5 schon bei Zimmertemperatur gelblich und wurden 
aus diesem Auszuge beim Uebersättigen mit Essigsäure 
Flocken ausgeschieden. No. 1—3 färbten die Sodalösung 
nicht und wurden diese Auszüge nach Zusatz von Essig- 
säure nur schwach trübe. Beim Kochen des Liquidambar- 
balsams mit Sodalösung lösten sich No. 4 und 5 zum grössten 
Theil, wobei ein deutlicher Terpenthingeruch wahrzunehmen 
war; No. 1— 3 liessen hierbei nur einen den Balsam charak- 
terisirenden Geruch wahrnehmen und färbten den Auszug 
nur schwach gelblich. Beim Uebersättigen dieser Auszüge 
mit Essigsäure wurde bei No. 4 und 5 Harz in Flocken 
gefällt, bei No. 1—3 war hierbei nur eine Trübung wahr- 
zunehmen. 

Die Prüfung auf Zimmtsäure ergab ihre Anwesenheit 
bei No. 1—3 sehr deutlich; bei No. 4 und 5 konnte dieselbe 
durch den Bittermandelgeruch nicht sogleich erkannt werden, 
da der terpenthinartige Geruch denselben verdeckte. Erst 
als der Balsam mit der Sodalösung so lange gekocht worden, 
bis der Terpenthingeruch vollkommen verschwunden war, und, 
nachdem er hierauf mit Kaliumhypermanganatlösung versetzt 
worden, konnte ein deutlicher Geruch nach bitteren Mandeln 
wahrgenommen werden. Schwefel, Stickstoff und Um- 
belliferon konnten nicht nachgewiesen werden. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction. 

Die Petroleumätherauszüge waren bei No. 1—3 
farblos, bei No. 4 und 5 gelblich. Jodlösung färbte sie 
sofort roth (bei No. 4 und 5 braun), wobei zugleich eine 
Trübung wahrzunehmen war. 

Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
des Petroleumätherauszuges bei No. 4 und 5 grün in blau- 
gerändertes Violett; bei No. 3 bläulich in blaugerändertes 
Violett übergehend und No. 1 und 2 sehr schwach grünlich. 


x x. 
330 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et. 


Schwefelsäure färbte gelbbraun und ging diese Fär- 
bung bei No. 3 in rothbraun mit violettem Rande über. 


Fröhde’s Reagens färbte ebenfalls gelbbraun. 


Folgende Mengen nahm Petroleumäther aus dem 
Balsamum Liquidambar auf. 


Petroleumäther, 
17°C. 120°C. 


No. Bezeiehnung der untersuchten Sorte. 


1 Liquidambar aus der Martiny’schen Samm- 

LER SV N BE 60,95 40,91 
2 Storax liquidus pellucid. v. Pereira . . 33,44 22,74 
3 | Balsam von Liquidamb. styracifua . . 55,45 42,33 
4 Liquidambar aus der Sammlung des In- 

BLıtuteRe Ver NE RE T  E 32,04 26,04 
5 Ambra liquida aus der Martiny’schen 

SEITE Be a 24,39 19,86 


Die auf 120° C. erhitzten Rückstände waren, nachdem 
sie erkaltet, bei No. 4 und 5 schwach gefärbt und spröde, 
bei No. 3 halbfest und endlich bei No. 1 und 5 besassen sie 
dieselben Eigenschaften wie der aus Storax liquidus erhal- 
tene. Sie waren nemlich farblos, ölig und fast geruchlos. 

Die abgehandelten Proben des Balsamum Liquidambar 
lassen sich nach ihrem Verhalten gegen Bleiacetat in 3 Grup- 
pen eintheilen: 

1) In solche, welche nicht gefällt werden, No. 1 und 2, 

2) in solche, welche eine Trübung geben, die beim Er- 
wärmen verschwindet, No. 3, 

3) in solche, welche einen starken Niederschlag geben, 
der beim Kochen nicht verschwindet, No. 4 und 5. 


Die Proben der 1. und 2. Gruppe geben in alkoholischer 
Lösung mit Ammoniakflüssigkeit eine trübe, die der 3. Gruppe 
eine klare Mischung. Auch das Verhalten der ätherischen 
Lösung (in welchem sich No. 4 und 5 vollkommen, während 
die Uebrigen sich bis auf einige weisse Flocken darin lösen) 
zu Alkohol theilt die vorliegenden Liquidambarproben in 
solche, welche dabei eine trübe — die der ersten Gruppe 
No.1 und2 —, und in solche, welche eine klare Mischung — 


ie 2. und 3. Gruppe No. 3—5 — geben. Ebenso kann 
man das Verhalten des Chloralreagens gegen den Ver- 
dunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges zur Unter- 
scheidung der Liquidambarproben benutzen. Die erste Gruppe 
(No. 1 und 2) werden dadurch schwach grünlich, die 2. Gruppe, 
also der Balsam von Liquidambar styraciflua, wird bläulich in 
Violett mit blauem Rande und endlich die dritte Gruppe 
(No. 4 und 5) grünlich in blaugerändertes Violett gefärbt. 
_ Auf Grund der erhaltenen Reactionen möchte ich behaupten, 
_ dass die Proben der dritten Gruppe No. 4 und 5 Kunstpro- 
ducte, welche aus Coniferenbalsamen und Liquidambarbalsam 
dargestellt worden, sind. 


Anhang. 


Storax calamitus lag mir in folgenden Proben vor: 

1) Storax calamitus in massis aus der Martiny’- 
schen Sammlung und mit folgenden Bemerkungen versehen. 
„Eine sehr geschätzte Sorte, die sich früher im Handel befand. 
Tinetur hellweingelb und von starkem Geruche, Rückstand 
gering, bestehend aus unlöslichem Harze und farblosem Holz- 
mehle.“ Unregelmässig geformte, sehr harte Masse von 
schwarzer Farbe, auf dem Bruche keine mit dem blossen 
Auge wahrnehmbaren Gewebereste zu bemerken. 


2) Storax calamitus in massis ebenfalls aus der 
Martiny’schen Sammlung und mit Bemerkung „eine sehr alte 
Sorte“ versehen. Wie die vorige Probe. 


3) Storax calamitus; Martiny giebt zu dieser Probe 
folgende Notiz: „Diese Sorte kommt in neuester Zeit hie und 
da als Storax in granis vor. Ist dieselbe Sorte, von der 
Martius sagt, dass sie durch Abdampfen des Storax liquidus 
‚bereitet werde. Tinctur weingelb.b Das Meiste bleibt unge- 
löst als braune, pulverige Masse von erdiger und holziger 
Beschaffenheit.“ 

Unregelmässige, fast vierkantige Stücke von brauner 
Farbe, die auf dem Bruche ein blasiges Gefüge zeigen, Zwi- 
schen den Fingern ziemlich leicht erweichend, 


332 Ed. Hirschsohn, Beiträge z, Chemie d, wichtig. Gummiharze ee. 


4) Storax mexicana spur. (Storax bogotensis des 
Bonastre) aus der Martiny’schen Sammlung. Siehe Encyclo- 
pädie. Band Il. pag. 702. 

5) Storax calamitus ebenfalls aus obiger Sammlung 
stammend und mit folgender Bemerkung versehen: „Eine 
gute Sorte Scobs storacina. Tinctur weinroth. Rückstand 
rothes Holzpulver (Sandelholz).‘“ Theile eines tafelförmigen 
Stückes, das auf der einen Seite die Eindrücke vom Press- 
tuch zeigt von rother, dem Sandelholz ähnlicher Farbe und 
angenehmem Geruche. 

6) Storax calamitus antig. aus derselben Sammlung 
mit folgender Bemerkung versehen „Tinctur dunkelroth (wie 
Rothwein) und von starkem angenehmen Geruche. Rückstand 
röthliches Holzmehl.“ Rothbraune, erbsen- bis bohnengrosse 
unregelmässige Stücke, welche an einzelnen Stellen weisse 
Pünktchen zeigen (aus Krystallen bestehend). Zwischen den 
Fingern allmählig erweichend. 

7) Storax calamitus, Martiny hat bei dieser Probe 
folgendes bemerkt „eine feine ältere Sorte. Tinctur gelblich 
hellbraun, Rückstand Holzfaser und braunes Holzmehl.“ Grau- 
braun gefärbte, zwischen den Fingern schwer erweichende 
unregelmässige Körner. Einzelne derselben mit einem weissen 
Ueberzuge (Krystalle) versehen. 

8) Storax calamitus. Von Martiny mit folgender 
Bemerkung versehen: „Kommt in Norddeutschland häufig als 
Storax in granis vor. Tinctur hellbraun, Rückstand Holz- 
faser.“ Dunkelbraun gefärbte, erbsen- bis wallnussgrosse, 
beinahe kugelförmige Stückchen, welche zwischen den Fingern 
leicht erweichen. 

9) Storax calamitus aus der Martiny’schen Sammlung 
und mit der Bemerkung: „Eine feine Sorte, die 1844 im 
Handel gewesen. Tinctur trübe rothweinfarbig, Rückstand 
Holzfaser.“ Weiche schwarzbraun gefärbte Masse, welche 
aus lauter Holzfasern, die vom Balsam zusammengehalten 
werden, besteht. Von angenehmem Geruche. 

10) Storax calamitus aus Frankfurt, ebenfalls aus 
obiger Sammlung und mit der Bemerkung: „Diese Sorte ist 


dieselbe, welche Guibourt rothbraunen Storax (Storax rouge- 
brun) nennt. Tinctur weingelb, Rückstand feine Holzsplitter- 
chen.“ Viereckiges Stück von schwarzbrauner Farbe mit dem 
Messer schneidbar, sehr ähnlich der Probe No. 9. 

. 11) Storax calamitus vor circa 80 Jahren im Handel 
gewesen, aus einer alten Apotheke. Lebhaft rothbraun gefärbte, 
unregelmässig geformte Körner, welche zwischen den Fingern 
erweichen. Die alkoholische Tinctur ist hellgelb gefärbt und 
der Rückstand rothbraun. Nachdem die organische Substanz 
durch Glühen zerstört worden, bleibt eine grosse Menge von 
Eisenoxyd nach. 

12) Storax calamitus, wie er jetzt im Handel er- 
scheint, aus der Sammlung des pharmaceutischen Institutes. 
Braune zwischen den Fingern zerreibliche Masse aus sehr viel 
Holzfaser bestehend und von schwachem Geruche. Tinetur 
hellbraun. 

13) Storax calamitus, 1875 aus St. Petersburg 
bezogen. Der vorigen Probe No. 12 ähnlich, nur sind die 
einzelnen Körnchen mit einem weissen, wie Schimmel aus- 
sehenden Ueberzug versehen. Dieser Ueberzug, erwies sich 
unter dem Mikroskop als aus nadelförmigen Krystallen 
bestehend. Tinctur hellgelbbraun gefärbt. 

Bieiacetatlösung gab mit der alkoholischen Tinctur 
bei No. 1—3, 9—13 einen gelblichen, bei No. 6 und 8 
einen rothen, bei No. 5 einen violetten Niederschlag und end- 
lich bei No. 4 und 7 eine Trübung. Diese Trübungen und 
Niederschläge lösten sich nicht beim Kochen. 

Eisenchlorid färbte die Tinetur von No. 3— 10 
bräunlich, No. 1, 2, 11 —13 grün. 

Ammoniakflüssigkeit bewirkte eine Ausscheidung 
von Harz. 

Aether färbte sich gelb oder gelbbraun mit No. 1—4, 
6—13; No. 5 gab einen gelben; grün fluorescirenden Auszug. 
Versetzte man diese Auszüge mit Alkohol, so wurden diesel- 
ben bei No. 1, 2, 5, 9—11 trübe; No. 3, 4, 6— 8, 12 und 
13 gaben eine klare Mischung. 


Die Chloroformauszüge waren bei No. 1—4 und 
7—13 gelb oder gelbbraun, bei No. 6 roth und bei No. 5 
goldgelb, mit grüner Fluorescenz*) gefärbt. 


Bromlösung änderte diese Farbe bei No. 5 in roth,. 


bei den Uebrigen war keine besondere Erscheinung wahr- 
zunehmen. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 5—7 roth, 
mit No. 1—4 und 8—13 gelb in Gelbbraun übergehend. 


Conc. engl. Schwefelsäure färbte sich mit No. 3—5, 


9—13 gelbbraun oder braun, mit No, 1, 2, 6—8 rothbraun 


und gaben diese Lösungen mit Alkohol eine braune oder 
rothbraune trübe Mischung. Wasser der Schwefelsäurelösung 
zugefügt, zeigte dieselben Erscheinungen wie beim Storax 
liquidus. 

Natroncarbonatlösung färbte sich entweder nicht 
oder schwach bräunlich (No. 4 und 8). Diese Auszüge mit 
Essigsäure übersättigt, blieben klar. Beim Kochen des 
Storax calamitus mit der Sodalösung wurden bräunlich (bei 
No. 5 rothviolett) oder gelblich gefärbte Auszüge erhalten, 
wobei das Harz schmolz. Essigsäure bewirkte in diesen Aus- 
zügen beim Uebersättigen geringe Trübung. 

Zimmtsäure konnte auch hier überall nachgewiesen 
werden. 


Schwefel und Stickstoff enthielten No. 3, 4, 6—8. 


Stickstoff, aber keinen Schwefel No. 5, 9 und 10, 


Schwefel- und stickstofffrei waren No. 1, 2, 
a1 13: 

Umbelliferon konnte bei keiner Probe nachgewiesen 
werden. 

Chlorkalklösung verhielt sich negativ. 

Die Petroleumätherauszüge waren farblos und 
veränderten die Farbe der Jodlösung nicht. Der Verdun- 


*) Die Fluorescenz, das Verhalten der Bromlösung und andere Eigen- 
thümlichkeiten von No. 5 sind durch das in ihr vorhandene Sandelholz 
bedingt. (Vergl. Ph. Ztschr, f. Russl. Jahrg. 16. p. 36.) 


Beiträge z. Chemie d. a Gummiharze ete. 335 
‚stungsrückstand dieser Auszüge war farblos, flüssig und besass 
den eigenthümlichen Geruch des Storax. 


Chloralreagens färbte nur den Rückstand von No. 5 
und 6 schwach gelblich, die Uebrigen nicht. 


Cone. reine Schwefelsäure färbte gelbbraun und 
ging diese Färbung allmählig bei No. 4—10 in schmutzig 
« Rothviolett über. 


Fröhde’s Reagens färbte ebenfalls gelbbraun, in Oli- 
vengrün übergehend. 


Den mit Petroleumäther erschöpften Rückstand habe ich 
hierauf mit Aether, dann mit 95 °/,igem Alkohol und endlich 
mit Wasser behandelt. Der nach diesen Behandlungen hin- 
terbliebene Rückstand wurde, nachdem er bei 120° C. ge- 
trocknet worden, gewogen. Die erhaltenen Zahlen sind in 
folgender Tabelle zusammengestellt. 


5 Petroleum- Rück- 
No Bezeichnung der Sorte. Shen a 
1 | Storax calamitus . . . .|13,86| 8,56 | 43,47 115,95 | 1,20 | 24,67 
2 = . 2.22. F18,49l14,31 | 37,42| 11,35 | 1,68 |26,95 
3 - 2 2.2. |15,73115,03 | 32,78| 4,72| 3,96 |42,99 
4 -  mexicanus spur. . . | 1,69) 1,12 | 10,77| 5,87 110,09 | 70,01 
5 - cealamitus . . . .[12,8112,44| 15,37 | 6,36| 3,50 |58,87 
6 - = antig. . |13,8712,89| 12,93 | 13,99 | 3,79 |53,07 
7 - e 2.2.1] 6,68| 5,80) 14,12|13,25| 9,94 |54,02 
8 2 - 2.2, [92,72119,57 | 19,19) 6,66) 3,47 |44,97 
9 2 - 1844 . . [31,3328,78| 18,59| 2,56 | 4,06 |36,21 
ON .- a 2.2. ]83,43131,09| 25,49| 7,16| 9,25 |23,23 
11 - - „2. „ J13,95l11,74| 6,7417, 814,94 155,09 . 
12 > = 2.2.1] 9,95| 8,33 | 27,27| 4,86| 3,48 | 52,05 


Nach dem Erwärmen auf 120° C. waren die Rückstände 
des Petroleumätherauszuges bei No. 4, 5 und 11 fest; bei den 
Uebrigen verhielten sie sich wie schon beim Storax liquidus 
angegeben, d. h.: sie waren flüssig, ölig und wurden nach 
längerer Zeit (ca. 1 Woche) krystallinisch. 

Das von Aether Extrahirte war fest, gelbbraun oder 
rothbraun gefärbt und gab in alkoholischer Lösung mit alko- 
holischen Lösungen von Blei- und Kupferacetat starke Nie- 
derschläge. 


2. 2 
ee AR er T 
er BL 25 


336 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et. 


Der Rückstand des Alkoholauszuges löste sich zum Theil 
in Wasser und gab Eisenchlorid mit dieser Lösung einen 
grünlich braunen Niederschlag. Ebenso wurde dadurch bei 
No. 1—2, 4—6, 5— 11 Fehling’sche Lösung (namentlich 
war starke Reduction bei No. 4, 8 — 10) reducirt; bei No. 3, 
7 und 12 konnte keine Reduction wahrgenommen werden. 

Der Rückstand des Wasserauszuges war gelblich oder 
braun gefärbt und reducirte ihn beim Kochen die Fehling’- 
sche Lösung mehr oder weniger stark. 

Auf Grund der erhaltenen Reactionen lassen sich die 
vorliegenden Proben des Storax calamitus in mehrere Grup- 
pen eintheilen: 

I. Der ätherische Auszug wird durch Alkohol getrübt. 

A. Chloroformauszug goldgelb mit grüner Fluorescenz. 
Bromlösung ändert die Farbe in roth, wobei die 
Fluorescenz verschwindet. 

Storax calamitus No.5. 

B. Chloroformauszug gelb oder gelbbraun ohne Fluo- 
rescenz. 

1) Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug grün. 
Storax calamitus in massis No.1u. 2. 
2) Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug bräunlich. 
a) Schwefelsäure färbt den Verdunstungsrückstand 
des Petroleumätherauszuges gelbbraun in schmutzig 
Rothviolett übergehend. 
Storax calamitus No. 9 u. 10. 
b) Schwefelsäure färbt den Verdunstungsrückstand des 
Petroleumätherauszuges gelbbraun, welche Färbung 
sich nicht ändert. 


Storax calamitus No. 11. 
II. Der ätherische Auszug giebt mit Alkohol eine klare 
Mischung. 
A. Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug grün. 
Storax calamitus No. 12u.13. 
B. Eisenchlorid färbt den alkoholischen Auszug bräunlich. 
1) Bleiacetat giebt mit der alkoholischen Tinctur einen | 
rothen Niederschlag. 


a) Chloroformauszug ist roth gefärbt. 
Storax calamitus antig. No. 6. 


b) Chloroformauszug ist gelb oder gelbbraun gefärbt. 
as aa) Der alkoholische Auszug giebt an Wasser 
Zucker ab. 

\ Storax calamitus No. 8. 
u bb) Der alkoholische Auszug enthält keinen Zucker. 
: Storax ealamitus No. 7. 


2) Bleiacetat giebt mit der alkoholischen Tinctur einen 
NR gelblichen Niederschlag. 
1 a) Schwefelsäure färbt den Verdunstungsrückstand 
1 des Petroleumätherauszuges gelbbraun. 
Storax calamitus No. 3. 
b) Schwefelsäure färbt ebenfalls gelbbraun, die Fär- 
bung wird allmählig schmutzig rothviolett. 
Storax mexican. sp. No. 4. 


XXI. Balsamum peruvianum nigrum lag mir in 3 Pro- 
ben vor. 


1) Balsamum peruvianum nigr., aus der Martiny’- 
schen Sammlung. Dünnflüssig und von sehr feinem Geruch. 
2) Balsamum peruvianum nigr., von Pereira mit der 
Bezeichnung „Storax liquidus“ an Martiny gesandt. Eine 
X sehr dünnflüssige Probe von ausgezeichnetem Geruch. 


| 3) Balsamum peruvianum nigr., aus der Sammlung 
' des pharmaceutischen Institutes. Diekflüssiger als die vor- 
hergehenden Proben und nicht so gut riechend, vor circa 
8 Jahren gekauft. 

Alkohol gab mit dem Perubalsam eine fast klare 
Lösung. 
& Bleiacetat dieser Lösung zugefügt, gab einen star- 
‚Re ken gelblich gefärbten Niederschlag, der beim Erwärmen nicht 
verschwand. 
ya Eisenchlorid färbte die Lösung des Balsams in Alko- 
hol grün. 
| Ammoniakflüssigkeit der. alkoholischen Lösung 
} zugefügt, bewirkte eine Ausscheidung. 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Heft. 22 


nr 


wa B ER f 
338 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ee. 


Aether und Aether-Alkohol lösten zum Theil. 

Die ätherische Lösung gab mit Alkohol eine klare 
Mischung. 

Chloroform löste den Balsam klar. 


Bromlösung gab damit keine besonderen Erschei- 
nungen. 

Salzsäure-Alkohol löste den Balsam mit gelblicher 
in braun übergehender Farbe. 


Conc. engl. Schwefelsäure gab eine braunroth 
gefärbte Mischung, welche mit Alkohol eine trübe, missfarbig 
violett gefärbte Flüssigkeit bildete. Wasser fällte aus der 
Schwefelsäuremischung Harz in schmutzig violett gefärbten 
Flocken. 


Natroncarbonatlösung färbte sich beim Schütteln 
mit dem Balsam gelb. Beim Uebersättigen dieses Auszuges 
mit Essigsäure konnte nur eine schwache Trübung bemerkt 
werden. Kochte man den Balsam mit der Sodalösung, so 
färbte sich letztere intensiv gelb und wurde dann beim Ueber- 
sättigen mit Essigsäure stärker trübe, als der bei gewöhn- 
licher Temperatur erhaltene Auszug. 

Zimmtsäure konnte nachgewiesen werden. 


Die Prüfungen auf Schwefel, Stickstoff und Um- 
belliferon gaben negative Resultate. 


Chlorkalklösung gab keine Reaction. 


Petroleumäther gab einen schwach gelblich gefärbten 
Auszug. 


Jodlösung gab mit diesem Auszuge anfangs eine vio- 


lett gefärbte klare Mischung, welche nach einigen Minuten 
trübe wurde und in roth überging. 


Beim Verdunsten des Petroleumätherauszuges hinterblieb 
ein hellgelb gefärbter flüssiger Rückstand, welcher intensiv 
nach dem Balsam roch. 


Chloralreagens färbte diesen Rückstand allmählig 
schwach grünlich. 


. Hirschsobn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 339 


Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 
gelbbraun und ging diese Färbung von den Rändern aus 
allmählig in rothviolett über. *) 

Die Menge des Verdunstungsrückstandes des Petro- 
leumätherauszuges ist in folgender Tabelle zusammengestellt: 


r Bezeich Rückstand. 
0. ezeichnung der Sorte, 
= 17°C. 12000. 
1 Balsamum peruvianum nigr.. . . .. 63,55 24,73 
2 = = Bl 796.00 23,97 
3 2 R SE N LTE 33,35 


Nach dem Erwärmen auf 120° C. waren die Rückstände 
schwach gelblich gefärbt, fast geruchlos und flüssig. Sie ver- 
hielten sich auf Papier wie Fett und wurden nach längerem 
Stehen an der Luft zum Theil krystallinisch. 


Anhang. 


Balsamum peruvianum album lag mir in einer von Prof. 
Pereira an Martiny gesandten Probe vor. Sie trägt die eigen- 
händige Aufschrift Pereira’s ‚Balsamum album obtained from 
the fruit of the Myrospermum pubescens DO. From the Bal- 
sam coast St. Salvador.“ 


Alkohol, Aether und Aether-Alkohol lösten den 
Balsam bis auf einen flockigen, weissen Rückstand, der sich 
unter dem Mikroskop als aus amorpher Substanz bestehend 
erwies. 

Bleiacetat gab mit dem in Alkohol gelösten Theil 
des Balsamis keine Veränderung. 

Eisenchlorid färbte grünlichbraun. 

Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Tinetur eine trübe Mischung. 

Alkohol der ätherischen Lösung zugefügt, bewirkte Aus- 
scheidung von Flocken. 


*) Cinnamein aus der Präparaten - Sammlung des pharmaceutischen 
Institutes zeigte ein ganz gleiches Verhalten gegen Schwefelsäure. 


22° 


Chloroform löste den weissen peruvianischen Balsam 
vollkommen. 


Bromlösung färbte diese Lösung kirschroth. 


Salzsäure-Alkohol löste den Balsam mit ziegel- 
rother Farbe. 


Conc. engl. Schwefelsäure gab eine gelbbraun ge- 


färbte Mischung. Alkohol gab mit dieser Lösung eine trübe 


braun gefärbte Mischung. Wasser der Schwefelsäurelösung 
zugefügt, fällte Harz in braun gefärbten Flocken. 


Natroncarbonatlösung färbte sich in Berührung 
mit dem Balsam bei gewöhnlicher Temperatur nicht, beim 
Kochen wurde ein hellgelb gefärbter Auszug erhalten. 


Essigsäure liess beim Uebersättigen dieser Auszüge 
keine Veränderung wahrnehmen. 


Chlorkalklösung verhielt sich negativ. 


Zimmtsäure, Schwefel, Stickstoff und Umbelli- 
feron konnten nicht nachgewiesen werden. 


Der Petroleumätherauszug war hellgelb gefärbt 
und gab mit Jodlösung eine braun gefärbte und trübe 
Mischung. 


Chloralreagens färbte den Verdunstungsrückstand 
des Petroleumätherauszuges kirschroth in violett. 


Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens lösten mit 
gelbbrauner Farbe. 


Die Menge des von Petroleumäther Gelösten betrug, 
nachdem bei 120° C. getrocknet worden, 32,83 %/, vom Ge- 
wichte des Balsams und war derselbe spröde, geruchlos und 
amorph. 


Auch hier will ich der besseren Uebersicht wegen die 
wichtigeren Reactionen sowohl des schwarzen, wie auch des 
weissen peruvianischen Balsams zusammenstellen: 


wichtig. Gummiharze ste. 341 


Bals. peruv. nigr. 


Reagentien. Bals. peruv. alb. 


1 Alkohol löst vollkommen unvollkommen, 
2 | Die ätherische Lösung 
mit Alkohol klar Ri trübe. 

3 Bleiacetat Niederschlag keine Veränderung, 

4 Bromlösung keine Veränderung kirschroth. 

5 Salzsäure - Alkohol gelbbraun ziegelroth. 

6 Zimmtsäure vorhanden nicht vorhanden. 
7 Chloralreagens sehr schwach grünlich | kirschroth in violett. 

8 | Verdunstungsrück- 


stand des Petroleum- 
ätherauszuges nach 
dem Erwärmen ist flüssig fest. 


Wie die angeführten Thatsachen zeigen, besitzen wir 
schon in dem Verhalten des Alkohols und der Aetherlösung 
zu Alkohol ein Unterscheidungsmittel des weissen vom schwar- 
zen peruvianischen Balsam. Noch besser und auffallender ist 
das Verhalten der Balsame zu Salzsäure-Alkohol, der alko- 
holischen Lösung zu Bleiacetat, der Lösung des Balsams in 
Öhloroform zur Bromlösung und endlich das Verhalten des 
Petroleumätherverdunstungsrückstandes zum Chloralreagens. 
Auch das Vorhandensein der Zimmtsäure in dem schwarzen 
peruvianischen Balsam und das Fehlen derselben im weissen 
kann als Unterscheidungsmerkmal dienen. 


Wie das Verhalten des Petroleumäthers zeigt, kann das- 
selbe nicht allein zu einer Unterscheidung des weissen vom 
schwarzen peruvian. Balsam, sondern auch zum Nachweise 
von Verfälschungen und zur Werthbestimmung dienen. 


Der bei gewöhnlicher Temperatur hinterbleibende Rück- 
stand des Petroleumätherauszuges muss bei einem guten Bal- 
samum peruvianum nigrum mindestens 60%, vom Gesammt- 
gewichte des Balsams betragen und beim Erwärmen auf 
120° ©. höchstens 30 %, eines schwach gelblich gefärbten und 
flüssigen Rückstandes hinterlassen. Ist er fest und stark 
‚gefärbt, so könnte das auf eine Verfälschung mit dem weissen 


Balsam, dem Canadabalsam, dem Copaivabalsam oder dem 
Terpenthin deuten. 


Bei einer Verfälschung mit dem peruvianischen Balsam 
oder dem Canadabalsam würde der Balsam sich nicht voll- 
kommen in Alkohol lösen und der Aetherauszug durch Alko- 
hol getrübt werden. Bei Gegenwart von weissem peruvia- 
nischem Balsam würde die Lösung des Balsams in Chloroform 
durch Bromlösung kirschroth gefärbt und der Rückstand des 
Petroleumätherauszuges von Chloralreagens kirschroth in violett, 
bei Gegenwart von Canadabalsam aber rothviolett gefärbt 
werden. 


Terpenthin und Copaivabalsam könnten durch Natron- 
carbonatlösung nachgewiesen werden. 


Ausser dem angeführten Verhalten des Petroleumäthers 
kann noch als Characteristicum eines guten schwarzen peruvia- 
nischen Balsams die vollkommene Löslichkeit in Alkohol und 
die Nichtfällbarkeit der ätherischen Lösung durch Alkohol 
angeführt werden. Entsteht durch Alkohol in der ätherischen 
Lösung eine Trübung und ist der auf 120°C. erhitzte Rück- 
stand des Petroleumätherauszuges flüssig (wie beim echten 
Balsam), so deutet das auf die Anwesenheit von Storax 
ligquidus, mit dem, wie Schwanert (Hager, Untersuchungen 
Band II pag. 573) nachgewiesen, in letzterer Zeit Perubalsam 
verfälscht worden. Dieses Verhalten der ätherischen Lösung 
zu Alkohol tritt noch deutlich bei Gegenwart von 10%, 
Storax liquidus, wie ich mich experimentell überzeugt habe, 
ein. Es ist möglich, dass man noch geringere Mengen wird 
nachweisen können. 

(Schluss im nächsten Hefte.) 


GENE wir 
'nverträglichk. v. chlorsaur. Kaliete, 343 


B. Monatsbericht. 


Versehwinden des Ammoniaks im meteorischen 
Wasser. 


Houzeau macht darauf aufmerksam, dass der längst 
constatirte Ammoniakgehalt vieler Wasser, besonders auch 
des in der Nähe von Volkscentren gefallenen Regenwassers 
allmählig abnimmt, selbst wenn das fragliche Wasser in voll- 
kommen luftdicht geschlossenen Gefässen aufbewahrt wird. 
Beschleunigt wird dieses Verschwinden des Ammoniaks durch 
das Licht, findet aber auch in dessen Abwesenheit, wenn 
freilich ungleich langsamer statt. Houzeau verspricht in 
einer zweiten Arbeit mitzutheilen, was dabei aus dem ver- 
schwindenden Ammoniak wird. (Journal de Pharmacie et de 
Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. pag. 447.). Dr... 


Unverträglichkeit von chlorsaurem Kali mit Jod- 
kalium. 


S. Bidwell hat die Beobachtung gemacht, dass gleich- 
zeitig innerlich gegebenes chlorsaures Kali und Jodkalium 
Vergiftungserscheinungen hervorzurufen pflegen, während 
jedes einzelne in gleicher Dosis gegeben ohne Nachtheil 
ertragen wird. Wenn daher auch beim Kochen einer ge- 
meinschaftlichen Lösung beider Salze sich keinerlei Zersetzung 
bemerklich macht, so muss angesichts der beobachteten 
Intoxicationserscheinungen, welche genau diejenigen des jod- 
- sauren Kalis sind, gleichwohl angenommen werden, dass im 
Thierkörper die Umsetzung des Jodkaliums und chlorsauren 
Kalis in Chlorkalium und jodsaures Kali stattfinde. Bidwell 
warnt daher vor gedachter Combination bei Darreichung von 
Arzneimitteln. (New Remedies, New- York. July 1876. 
pag. 214.). DER 


+3 Tr 
er 


. -, # x a w 
344 Fabrikation wasserfreier Schwefelsäure. — Schwefelsäurcfabrikation, 


Fabrikation wasserfreier Schwefelsäure. PR 


Messel und Squire lassen zur Gewinnung von Schwe- 
felsäureanhydrid die Dämpfe der gewöhnlichen Schwefelsäure 
durch ein weiss glühendes Platinrohr gehen, worin sie sich 
in Wasser, Sauerstoff und Anhydrid der schwefeligen 
Säure zersetzen. 

Das Gasgemenge streicht nun durch ein Schlangenrohr, in 
welchem sich der grösste Theil des Wassers verdichtet, um 
dann die letzten Mengen desselben beim Leiten über Coaks, 
welche mit concentrirter Schwefelsäure befeuchtet wurden, zu 
verlieren. Das so getrocknete Gemenge von SO? mit O wird 
jetzt durch ein zweites mit Platinschwamm gefülltes und zur 
dunkeln Rothgluth erhitztes Platinrohr geleitet, in welchem 
die Vereinigung Beider zu Schwefelsäureanhydrid zu Stande 
kommt, das nunmehr in einer Reihe tubulirter Kolben auf- 
gefangen wird. (Bulletin de la Societe Chimique de Paris, 
extr. from The Chemic. News. Tome XXXIl. pag. 99.). 

Dr. 


Zur Schwefelsäurefabrikation. 


Bekanntlich geschieht die Concentration der Schwefel- 
säure, die die Bleipfannen passirt hat, gegen Ende ebenso 
wie die Destillation der Säure in Gefässen von Platin. 
Scheurer-Kestner beschäftigte sich, angeregt durch eine 
seitens A. W. Hofmans früher geschehene Aeusserung, mit 
der Frage, ob und eventuell in welcher Menge Platin von 
der Schwefelsäure aufgelöst wird. Ferner suchte er die Ur- 
sachen auf, die diese Auflösung begünstigten, sowie er auch 
Versuche anstellte, durch welche Mittel dem so schädlichen 
und verlustbringenden Einfluss der Schwefelsäure vorgebeugt 
wird. Er fand, dass das Lösungsvermögen der Schwefelsäure 
für Platin um so grösser sei, je mehr diese noch von der 
Bleikammer herrührende Oxydationsstufen des Stickstoffs ent- 
halte. Ferner bestätigte er das Vortheilhafte eines Ammo- 
niumsulfatzusatzes beim Eindampfen und schliesslich stellte 
er fest, dass eine mit schwefliger Säure verunreinigte Schwe- 


felsäure — diese Verunreinigung schliesst selbstredend die 
Sauerstoffverbindungen des Stickstoffs aus — das Minimum 


von Lösungscapaeität für Platin besitzt. 


Einen Zusammenhang mit dem Gehalt der Säure wies 
Scheurer als in der Weise bestehend nach, dass das Lösungs- 


ermögen bei der Steigerung des Gehaltes von 94°, auf 
97 bis 98°, versechsfacht wird. Ein Platinkessel, der an- 
fangs 30 Kilog. wog, hatte, nachdem 180,000 Kilog. 97 — 98 %, 
Säure darin eingedampft waren, 6,070 g. Platin per Tonne 
Säure verloren. (Journal de Pharmacie et de Ohimie. IV. Ser. 
Tom. XXI. p. 437.). Dr. £. H. 


Einwirkung trockner gasförmiger Salzsäure auf 
Sulfate. 


Nach ©. Hensgen wird K?2SO* sowohl in der Kälte 
wie bei gewöhnlicher Temperatur von trockner gasförmiger 
HC] nicht angegriffen. Bei einer Temperatur von 360° liess 
sich in dem vorgelegten Wasser schon eine wägbare Menge 
H?SO? nachweisen; eine vollständige Zersetzung tritt jedoch 
erst bei höherer Temperatur ein: K?S0O* +2 HCl = 2KCl 
+ H?2SO# Entwässertes Natriumsulfat verhält sich ebenso, 
wogegen das gewöhnliche Na?SO* + 10H?O schon bei 
gewöhnlicher Temperatur in einem Strom von Salzsäuregas 
vollständig in Chlornatrium übergeht. 

Wasserfreies Lithiumsulfat Li? SO* lässt sich unter den- 
selben Bedingungen, wie die beiden obigen Sulfate zersetzen 
und in Chlorid überführen; Li?SO* + H?O ebenfalls schon 
bei gewöhnlicher Temperatur. Es schmilzt in seinem Kry- 
stallwasser und nimmt die Salzsäure unter beträchtlicher Er- 


wärmung auf. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1671.). 02% 


Das Atomgewicht des Selens 


ist Gegenstand einer Reihe von Untersuchungen und bezie- 
hungsweise Bestimmungen von Otto Pettersson und 
Gustav Ekmann gewesen. Sie präcisiren das Atom- 
gewicht des Selens auf 79,08 mit dem Bemerken, dass die 
‘erste Decimalstelle sicher, die zweite als annähernd richtig 
zu betrachten ist. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1210... 0. J. 


Boraxvorkommen in Californien. 


Ueber massenhaftes Vorkommen von krystallisirtem natür- 
lichem Borax in Californien, dessen Erwähnung noch Hager 
in seinem Commentar zur Pharmacopöa Germanica mit einem 


36 Bor. R Be Te 


„soll“ des Zweifels begleitet, erfahren wir durch amerikani- 
sche Journale Näheres. Das betreffende im San Bernandino 
Jounty gelegene Boraxlager muss als das mächtigste der 
Welt angesehen werden. Prachtvoll ausgebildete und in 
den verschiedensten Farben schillernde bis zu 100 Pfund 
schwere Boraxkrystalle bedecken in bedeutender Mächtig- 
keit eine Fläche von 2400 Acres, während die gesammte 
Ausdehnung des Lagers, über welchem eine ganz seichte 
Wasserschichte ruht, zwölf engl. Meilen in die Länge und 
fünf in der Breite beträgt. Man beabsichtigt jetzt quer durch 
diesen Boraxsalzsee eine Eisenbahn anzulegen, um die Aus- 
beutung zu erleichtern. Die Qualität des hier gewonnenen 
Borax lässt nichts zu wünschen übrig. (New Remedies, New- 
York. July 1876. pag. 208.). Dr: 


B oT. 


W. Hampe hat die Versuche von Wöhler und Sainte- 
Olaire Deville über das krystallisirte Bor, wie es durch 
Schmelzen von Aluminium mit Borsäure oder amorphem Bor 
erhalten werden soll, wieder aufgenommen und erklärt die 
von jenen als reines Bor angesprochenen Krystalle für Bor- 
verbindungen. In dem wir bezüglich der von Hampe sehr 
genau specialisirten Schmelzmethode auf die Originalarbeit 
hinweisen, bleibt nur zu erwähnen: dass die Ausbeute bei 
Anwendung von 200 Borsäure und 100 Aluminium 2—3g8, 
der schwarzen, und unter veränderten Bedingungen etwas 
mehr der gelben Krystalle erhalten wird. Beide Substanzen 
sind härter als der Corund, etwas weniger hart als der Dia- 
mant. Wir lassen die wesentlichsten Momente ihrer Eigen- 
schaften, Entstehungsbedingnisse und Zusammensetzung folgen 
in tabellarischer Ordnung: 


1) Schwarze Krystalle. 2) Gelbe Krystalle. 
Krystallform: monoklin, nicht |... quadratische, Octa&derherr- 

quadratisch. (Wöhler und) schend. 

Deville.) 


Spaltungsrichtung: nicht ge-|... nichts angegeben. 

funden 
Härte: 9— 10 .... 9— 10, sehr zerbrechlich, 
Spec, Gewicht: 2,5345 ee hln, 


1) Schwarze Krystalle. 2) Gelbe Krystalle. 
Anwesenheit von Koblenstof‘:|...... zu ihrer Bildung noth- 
ihrer Bildung hinderlich wendig. 

Zusammensetzung in Procenten: |... gef.: Cu—= 0,04ber.: — 
gef.: Cu = 0,07 ber.: — Fe = 0,24 — 

Fe — 0,09 Ai 1315 172008 

Al = 17,00 17,24 Be 

Bo — 82,84 82,76 Bo— 82,81 83,215 
BE Ni wa len.a BADER 


Das Bor ist aus der Differenz bestimmt, Cu und Fe sind 
als Verunreinigungen des Aluminiums in die Verbindung 
gekommen. Die bisherige scheinbare Abweichung des Bors 
vom Dulong-Petit’schen Gesetz, ist nun leicht erklärlich aus 
den Wärmebestimmungen mit falschem Material. Die von 
Kopp für das amorphe Bor gefundene spec. Wärme 0,254, 
giebt mit dem Atomgewicht des Bors, der Zahl 11, der klein- 
sten gefundenen Menge Bor in seinen gasförmigen Verbin- 
dungen, das Product 2,798, also ein halb so grosses Product, 
als die übrigen Elemente. Hampe hat bis lang vergebliche 
Versuche gemacht, krystallisirtes Bor darzustellen. (Ann. 
Ohem. u. Pharm. 183. 1, 75.). ©. E. 


Ostruthin. 


In der Imperatoriawurzel findet sich nach E. v. Gorup- 
Besanez, ein triklin krystallisirender Körper, von phenol-, 
bezw. alkoholartiger Beschaffenheit. Die Ausbeute beträgt im 
Maximum 0,58°/, der Wurzel. Die Formel 01 H!?7O? giebt 
seine Zusammensetzung. Der Schmelzpunkt liegt bei 115°, 
der Erstarrungspunkt bei 91°C. Es ist ein gelbliches, 
geruch- und geschmackloses, durch Reiben electrisch werden- 
des Pulver. Die alkalischen Lösungen zeigen starke blaue 
Fluorescenz, die darin enthaltenen Verbindungen sind ihrer 
leichten Zersetzlichkeit wegen nicht zu isoliren. Mit HCl 
und HBr liefert es Additionsproducte, mit Eisessig unter 
Druck ein Monacetylostruthin, in der Kalischmelze werden 
Essigsäure und Buttersäure, neben Resorcin, erhalten. Mit 
Salpetersäure von 1,4 spec. Gew. in 3 Vol. Wasser liefert 
es Styphninsäure CS H(NO?)? (OH)?. Brom giebt ein Tri- 
und Tetrabromsubstitutionsderivat. (Ann. Chem. u. Pharm. 


13. 3:3, 321.). GREEN 


348 Bilsenkrautextract, — Gelbes Bienenwachs. — Pers. Inse 


Die sich im Bilsenkrautextracte ausscheidenden 
Krystalle 


bestehen nach Huguet aus Chlorkalium, welches in regel- 
mässigen Octa@dern und in verschiedenen Modificationen des 
Würfels auskrystallisirt ist. 

Die filtrirte Lösung derselben krystallisirt nicht wieder, 
es sei denn, dass sie zur Trockne verdampft, caleinirt und 
der Rückstand in Wasser gelöst werde. 

1000 Thle. der 4 untersuchten Bilsenkrautextracte ent- 
hielten an: 

1) Stoffen, welche durch die Wärme zerstört 
würden ann. Ta Sue vor Ge 
7015 - 
777 0m 
761,91 - 
2) Festem Rückstand 315 Thle. mit 57,7 | 
298,5 - >.:9152 5 
222,83 A E 81,12 Thln. KCi. 
238,09 - - 74,60 | 
(Repert. de Pharm. No. 18. Septr. 1876. p. 545... Bl. 


Untersuchung eines für gelbes Bienenwachs angebo- 
tenen Kunstproductes. 


Gustav Hell kam in Besitz eines derartigen Kunst- 
productes, welches den Schmelzpunkt von 70°C. und das 
spec. Gew. 0,962 hatte. Dasselbe der Analyse unterworfer, 
zeigte sich als ein Gemisch aus ungefähr 60 °/, Paraffin und 
40°, gelben Fichtenharzes, welches in die übliche Form der 
Wachskuchen gebracht und aussen mit gelbem Bienenwachs 
überzogen worden war. (PAharmaceut. Post. Jahrg. IX. 
pag. 218.). ©. Sch. 


Chemische Bestandtheile des persischen Inseeten - 
Pulvers. 


R. Rother hat in den als persisches Insectenpulver in 
den Handel kommenden gestossenen Blüthen verschiedener 
Pyrethrumarten drei Säuren gefunden und diese isolirt. Die 
erste ist grüngelb, öligharziger Natur, wird als Persicein 


bezeichnet, besitzt Geruch und Geschmack des Pulvers, ist in 
Alkohol, Aether, Benzin leicht, in Wasser kaum, in Chloro- 
form gar nicht löslich. 

Die zweite Säure, das Persiretin, löst sich nur in Alko- 
hol und heissem Wasser, und bildet mit den Alkalien dunkel 
braunrothe Salze, aus denen durch Säuren das Persiretin 
wieder abgeschieden wird. 

Die dritte Säure, das Persiein, ist von hell weinrother 
Farbe, angenehmem Honiggeruch, anscheinend mehr basisch, 
da sie mit Blei ein lösliches und ein unlösliches Salz bildet. 
Beim Kochen mit verdünnten Mineralsäuren erfährt dieser in 
Wasser sehr leicht lösliche Körper eine Spaltung in Persire- 
tin und Zucker. (The Chicago Pharmacist. Vol. IX. No.8. 
pag. 235, from the Druggists Circular). DiyG. 12 


Gefährliche Zuckerwaare 


fand Debrunner in Massillon, Ohio. Diese war in grünes 
Papier verpackt, und die Untersuchung ergab: 


Grösse der Papierstücke . . . sad, 9: Gentimt 
Durchschnittsgewicht eines Papierstückes ‚0,5022 
Farbenmenge in einem Papierstücke . . 0,062 - 
Arsenikmenge (As?O®)in einem Papierstücke 0,032 - 
 Kupferoxydmenge (Cu0) . 0,022 - 


Entsprechende Menge metallischen Kupfers 0,017 - 


Die Gefährlichkeit dieser Verpackung liegt auf der Hand. 

— Als ein practisches Prüfungsmittel für die Reinheit des 
Pariser Grün dient Ammoniakflüssigkeit, in welcher sich rei- 
nes Pariser Grün vollständig löst. (American Journal of Phar- 
maey. Vol. XLIX. 4. Ser. Vol. VII. 1877. pag. 14 seq.). 
I. 


Praetische Notizen. 


Aquae medicatae prüfte Wesley Trout nach ver- 
schiedenen Darstellungsmethoden und giebt den durch Destil- 
lation bereiteten den Vorzug. Nach diesen ist das „heiss 
Wasser Verfahren“ das beste und ergiebt reine und kräftige 
Wässer. Ganz brauchbare Präparate giebt die Anwendung 
‚ der Elaeosacchara der europäischen Pharmacopöen: man nimmt 
15 Tropfen des Oels auf 10,962 g. Zucker, verreibt gehörig 
und setzt unter fortwährendem Reiben allmählig die erforder- 


350 Löslichkeit der Salicylsäure. 


liche Menge destillirtes Wasser zu. Anwendung von Papier- 
brei zur Vertheilung der Oele ergiebt die schwächsten Wässer 
nach Trout’s Versuchen, (wahrscheinlich wurde zu viel 
Papierbrei angewandt). (rereinigte Knochenkohle giebt zu- 
sammen mit dem Oel gute Wässer. 

Walter Theron Baker hat namentlich mit Zimmt - 
und Campherwasser gearbeitet und giebt zur Darstellung des 
letztern gekörnter Holzkohle den Vorzug. 1!/, Thl. Kohle zu 
1 Thl. Campber erwies sich als hinreichend. 

Conservirung von Syrupen. Allen Spengler 
findet, dass ein geringer Zusatz (wie viel?) von Salicylsäure 
zu Syrup. Scill. comp. diesen monatelang gut erhält, während 
derselbe Syrup ohne diesen Zusatz sehr bald verdarb. 

Löslichkeit von Droguen. Philipp Laver be- 
stimmte den Feuchtigkeitsgehalt in den nachgenannten luft- 
trockenen, gepulverten Droguen, indem er sie so lange in ein 
Luftbad bei 43,330 C. brachte, bis kein Gewichtsverlust mehr 
eintrat; diejenigen, welche ätherische Oele enthalten, wurden 
in einem luftdichten Behälter über Kalk getrocknet. Der 
Gehalt an löslichen Bestandtheilen wurde durch Percoliren 
von 58,464 g. der lufttrockenen Droguen bestimmt, in der 
Weise wie bei Darstellung von Tincturen. Die Rückstände 
wurden getrocknet, und die Differenz, nach Abzug des vorher 
festgestellten Feuchtigkeitsgehalts, als Menge der löslichen 
Bestandtheile betrachtet. Die Resultate waren: 

58,464 g.luftrocken. Ingwer, Baldrian, Lobelia, Columbo, Sanguinaria, 

verloren beim 

Trocknen 2,436 6,090 4,506 6,255 6,4558. 

gaben lösliche 

Bestandtheille 3,349 8,465 8,891 9,196 12,971 - 
China, Arnica, Digitalis, Krameria 

verloren beim 

Trocknen 6,090 5,968 4,384 3,654 g. 

gaben lösliche 

Bestandtheile 9,378 11,693 19,975 26,796 - 

(American Journal of Pharm. Vol. XLIX. 4.Ser. Vol. VII. 

1877. pag. 4 seq.). R. 


Löslichkeit der Salieylsäure. 


Ein grosses Hinderniss für eine umfangreiche Verwen- 
dung der Salicylsäure zu medicinischen Zwecken liegt in der 
grossen Schwierigkeit, wässrige, concentrirte Auflösungen der- 


Concentrirte Lösung von Salieylsäure. I 


selben herzustellen. 1 Theil C”H°O°® löst sich erst in 
300 Theilen H?O, aber auch hierbei scheidet sie sich zum 
Theil bald wieder aus. Der von vielen Practikern ange- 
wandte Zusatz von Natriumphosphat ist aber nach Kolbe 
ganz unstatthaft, da durch die Neutralisirung der Salicylsäure 
ihre antiseptische Wirkung geradezu aufgehoben wird. Auch 
das vielfach zur Erhöhung der Löslichkeit angepriesene Gly- 
cerin bewährt sich nur dann, wenn es quantitativ vorherrscht; 
nicht viel besser verhält es sich mit dem Alkohol. B. Kohl- 
mann ist es nun gelungen, durch Ammonacetat die Salicyl- 
säure bis zu 20°, in Lösung zu bringen. Am einfachsten 
ist folgendes Verfahren: 10 Theile Salicylsäure werden mit 
24 Theilen offieinellen Salmiakgeist übergossen, durch öfteres 
Schütteln in Lösung gebracht und nun 16 Theile oder so viel 
Acetum concentratum zugesetzt, bis die Flüssigkeit eine 
schwachsaure Reaction angenommen hat. 


Der Geschmack dieser Lösung ist salzig, aber nicht 
unangenehm. (Journ. f. pract. Chem. 14, 286.). 0: J. 


Eine eoncentrirte Lösung von Salieylsäure 


war ein lange gefühltes Bedürfniss. Die Säure ist wenig lös- 
lich in kaltem Wasser und scheidet sich aus heisser Lösung 
beim Erkalten wieder aus, auch eine alkoholische Lösung ist 
nicht verwendbar, da sich aus ihr bei Wasserzusatz die Säure 
ausscheidet. 


» Verschiedene Methoden sind in Vorschlag gekommen, um 
die Säure löslicher zu machen, namentlich die Anwendung 
verschiedener Salze, wie orthophosphorsaures Natron, Chlor- 
ealeium, essigsaures Ammoniak u. s. w., und die Lösung der 
Säure in Glycerin. Aber keine dieser Methoden giebt eine 
Lösung, die mehr als !/, Procent Salicylsäure enthält. Das 
Bedürfniss blieb eine concentrirte Lösung der Säure, die 
beliebige Verdünnung mit Wasser verträgt. Im „Druggist’s 
Circular“ wurde Borax und Glycerin empfohlen in dem Ver- 
hältnisse 1 Th. Säure zu 16 ‘Ib. Glycerin. Dies giebt eine 
Lösung, die 6 Procent Salieylsäure enthält und in ällen Ver- 
hältnissen mit Wasser gemischt werden kann. Nach mehr- 
fachen Versuchen kam Mitchell zu der Formel 

Reine Salicylsäure 7,308 8. 
Borax 3,604 - 
Glycerin g. 8. 


352 Lösungen der Salicylsäure, 


Die Säure und der Borax werden mit 14,616 g. Glyce- 
rin gemischt, bis zur Lösung leicht erwärmt, dann so viel 
. Glycerin zugesetzt, dass die ganze Menge 29,232 g. beträgt. 
Diese Lösung enthält 25 Procent Salicylsäure und kann nach 
Belieben mit Glycerin, Wasser oder Alkohol verdünnt wer- 
den. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Ser. 
Vol. VI. 1876. pag. 305.). R. 


Die Lösungen der Salieylsäure. 


Der Zusatz von phosphorsaurem Ammoniak oder Natron 
wurde zur Erhöhung der Löslichkeit der Salicylsäure in Was- 
ser empfohlen, aber diese Zusätze helfen nur wenig, da eine 
Lösung von 1 Th. Säure zu 3 Th. Phosphat und 50 Gewichts- 
theilen Wasser in weniger als 24 Stunden einen starken 
Bodensatz giebt. Ein Zusatz von 2 Th. schwefelsaurem Natron 
zu 1 Th. Säure in 50 Th. Wasser giebt in wenigen Stunden 
einen Niederschlag. 2 Th. Borax zu 1 Th. Säure und 50 Was- 
ser geben in 24 Stunden einen leichten Niederschlag; eine 
Lösung von 1 Th. Salicylsäure und 1 Th. Borax in 5 Th. 
Glycerin und 25 Th. Wasser ist beständig, während gleiche 
Mengen Säure, Borax und Glycerin in 50 Th. Wasser in 
24 Stunden einen Niederschlag geben.*) Eine Lösung von 
1 Th. Säure zu 2 Th. Borax in 12 Th. Glycerin, in der 
Wärme dargestellt, ist beständig, aber wenn 1 Th. dieser 
Lösung mit 3 Th. Wasser verdünnt wird, wodurch sich das 
Verhältniss zu 2 Th. Säure, 4 Th. Borax, 24 Th. Glycerin 
und 90 Th. Wasser ändert, so erscheint in wenig Stunden 
eine ‚Trübung. 1 Th. Säure mit 1 Th. wässrigem Ammoniak 
(20°) giebt mit 10 Th. Wasser eine beständige Lösung von 
hellbrauner Farbe, schwachem Ammoniakgeruch, deutlich 
süssem Geschmack der Säure und schwachsaurer Reaction 
auf Lackmus. 


Salicylsäure ist löslich in dem 10fachen Gewichte ver- 
dünnten Alkohols bei 80° F. (26,67°C.; 21,33° R.), in 11), Ge- 
wichtstheilen Alkohol von 0,835 spec. Gew. und in 2 Gewichts- 
theilen Schwefeläther. In kaltem Terpenthinöl ist sie fast 


*) Schinn beobachtete, dass eine Lösung von gleichen Theilen Borax 
und Salieylsäure sehr bitter schmecke, was bei zwei Theilen Borax nicht 
der Fall war. American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Ser. 
Vol. VI. 1876. pag. 331. 


in eitronens. Ammoniakflüssigk. ete.— Lös. d.Salieylsäure. 353 


unlöslich, heisses Terpenthinöl löst etwa 5 Procent seines 
Gewichts. Die alkoholische Lösung hat deutlich saure Reac- 
tion auf Lackmus. Ein Zusatz von !/, Procent Salieylsäure 
zu wässrigen Infusen erhält diese Wochen lang unverändert, 
derselbe Zusatz zu Syrupen aus Fruchtsäften conservirt diese 
ebenfalls, während etwa eingetretene Gährung dadurch nicht 
aufgehoben wird. 

Wenn 1 Th. Salicylsäure mit 2 Th. Olivenöl erwärmt 
wird, so bildet sich eine homogene Mischung, die sich auf- 
streichen lässt. Nach einiger Zeit scheidet sich beim Stehen 
das Oel ab, wird aber durch Schütteln leicht wieder mit der 
Säure vereinigt. 

Die zu diesen Versuchen von Charles Becker benutzte 
Säure war von Schering dargestellt und völlig weiss und 
geruchlos. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII. 
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 306 seq.). A 


Salieylsäure löst sich in eitronensaurer Ammoniak- 
lösung leicht auf. 


Cassan löst 2 g. Salicylsäure in 120 g. destill. Wasser, 
in dem vorher 2—3g. citronensaures Ammoniak gelöst wa- 
ren, auf und giebt folgende Vorschrift 


a) zu einer Lösung: 


Salicylsäure 48. 
Citronensaures Ammoniak 2 - 
Rum oder Cognac 30 - 
Destillirtes Wasser 164 - 

b) zu einer Mixtur: 
Salicylsäure 12. 
Citronensaures Ammoniak 2 - 
Syrup 30 - 

? Destillirtes Wasser 730 - 

(Repertoire de Pharmacie. No. 12. Juin 1876. p. 353.). 


Bl. 


- 


Zur Lösung der Salieylsäure. 


Nach Versuchen von Bose wird die Löslichkeit der 
Salieylsäure in einem wünschenswerthen Grade erhöht, wenn 
man Borax in mässiger Menge zusetzt. Es soll dabei nur 
Arch. d, Pharm. XI. Bds. 4. Heft. 23 


354 Lösungsmittel für Salicylsäure. 


ganz wenig salieylsaures Natron sich bilden. Durch einen 
Zusatz von etwa 4 Theilen Borax zu einer kochenden Lösung 
von beinahe 7 Theilen Salicylsäure in 100 Theilen Wasser 
soll jede Wiederausscheidung der Säure beim Erkalten ver- 
hindert werden. 

Uebrigens müssen wir gestehen, dass uns trotz aller 
gegentheiligen Versicherungen die Sache doch auf eine Bil- 
dung von Natriumsalicylat hinauszulaufen scheint, was gewiss 
auch bei dem neuerdings so sehr empfohlenen Zusatz von 
Melasse, deren starker Gehalt an Alkalien und Kalksaccharat 
ja bekannt ist, mutatis mutandis der Fall sein dürfte. (Journ. 
de Pharm. d’Anvers. Avril et Mai. pag. 221). Dr. @. V. 


Lösungsmittel für Saliceylsäure. 


Die, Löslichkeit der Salicylsäure in Wasser wird nach 
u... Ihresh durch gewisse Salze bedeutend erhöht, vor allem 
nie gebrUrch Borax. Mischt man Borax und Salicylsäure im Mörser, 
Lösung 30 entsteht eine teigige Masse, die anfangs nach den Bestand- 
Glyceri theilen, bald aber sehr bitter schmeckt. Durch vorsichtiges 
Menge Schmelzen desselben tritt die Bitterkeit sofort en. Ein Ge- 
94 & misch von 1 Thl. Borax und 2 Ihln. Salieylsäure ist in etwa 
17 dem doppelten Gewicht Wasser löslich. Die concentrirte Lö- 
v sung wird bald bitter, bei Verdünnung tritt die Bitterkeit 
nicht ein. In einer Lösung von 3,5 Borax und 4,0 Salicyl- 
säure in 50,0 Wasser entsteht beim langsamen Verdunsten 
ein krystallinischer Niederschlag, vielleicht das bittere Pro- 

duct der stattgehabten Reaction. 


Von phosphorsaurem Natron erfordert 1 Thl. Salieylsäure, 
um eine Lösung zu bilden, 

2 Thle. mit 50 Thln. Wasser. 
2,25 - 25 - 
2,9 - 12,5 - 

Die stärkste dieser Lösungen hat eine schwach rothe 
Färbung. Mit Wasser verdünnt färben sie sich durch Eisen- 
chlorid dunkelroth, wodurch die Anwesenheit eines salieyl- 
sauren Salzes erkannt wird, da freie Salicylsäure sich mit dem 
Reagens purpurroth färbt. Freie Phosphorsäure ist aber nicht 
da, denn ein einziger Tropfen derselben bringt in der Flüs- 
sigkeit sofort die Ausscheidung von Salicylsäure zuwege. 

Von eitronsaurem Kali erfordert 1 Thl. Salicylsäure, um 
eine Lösung zu geben: 


- 


0,75 mit 100 Wasser. 


1,0 See 
1,15 Da 
1,25 20 
1,4 DD 
1,5 a - 


Eine stärkere Solution erstarrt beim Erkalten, die feste 
Masse giebt Reactionen, welche auf freie und gebundene 
8alicylsäure, so wie auf gebundene, nicht aber auf freie Citron- 
- säure hindeuten. 
E Die Lösungen der Salicylsäure in den genannten Salzen 
wirken antiseptisch eben sowohl wie die freie Salicylsäure 
bei einer Menge vegetabilischer Aufgüsse, schwächer jedoch 
bei Mehlteig und Traubensaft. Die Gährung von Mischungen 
aus Mehl, Wasser und Hefe wird von der Boraxsolution eben 
so gut gehemmt, wie von einer entsprechenden Menge freier 
 S8alieylsäure. Die Lösungen in phosphorsaurem Natron und 
_  eitronsaurem Ammoniak widerstehen der Gährung in schwä- 
cherem Grade. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. 
No. 335. Novbr. 1876. p. 429.). Wn». 


Ueber Acidum salieylieum sublimat. 


Nach einer Beobachtung des Dr. O. Biel ist es gefähr- 
‘lieh, sublimirte Salieylsäure innerlich anzuwenden, indem sich 
dieses Präparat bei der Aufbewahrung freiwillig in Kohlen- 
_  säure und Phenol zerlegt. Verfasser schloss das Gefäss mit 
doppelt durchbohrtem Kork, liess vollständig getrocknete und von 
Kohlensäure befreite Luft durchstreichen und fing die abge- 
spaltene CO? in titrirtem Barytwasser auf. (Pharmaceut. 
Zeitschrift f. Russland. XV. Jahrg. pag. 161.). ©. Sch. 


Unterscheidung von Galbanum und Ammoniakgummi. 


weicht und dann ein wenig Ammoniak züfügt, so entwickelt 
sich eine prächtige blaue Fluorescenz, die durch Säuren wie- 
der gehoben wird. Asa foetida verhält sich ähnlich, aber die 


nieht wahrzunehmen. (The Pharmac. Journ. and Transact. 
' Third Ser. No. 333. Novbr. 1876. p. 383.). Wr. 


23 


um salieylicum sublimat. — Unterscheidung v. Galbanumete. 355 


Wenn man Galbanum einige Stunden in Wasser ein- . 


-  Fluorescenz ist schwächer, mit Ammoniakgummi ist sie fast 


= 


\ 


356 Sium latifolium. 


Sium latifolium. 


Die Wurzel dieser in sumpfigen Gegenden Europas und 
Nordamerikas vorkommenden Umbellifere soll giftig sein. Mit 
Aetzkali destillirt, giebt sie ein im Geruch an Üoniin erin- 
nerndes Destillat. Aus der alkoholischen Tinctur wird durch 
Wasser ein Weichharz abgeschieden, das sich durch Benzin 
in lösliches fettes Oel und unlösliches Harz trennen lässt. 
Mit Wasser destillirt giebt das Weichharz ein wenig flüchti- 
ges Oel vom Geruch und Geschmack der Wurzel. Die wäss- 
rige Flüssigkeit, aus der sich das Harz abgeschieden, enthält 
viel Zucker. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third Ser. 
No. 322. Aug. 1876. p. 174.). W». 


Sium latifolium. 


Die Wurzel dieser verdächtigen Umbellifere scheint 
ausser ätherischem Oele, welches bei der Destillation mit 
Wasser übergeht, eine alkaloidische Substanz zu enthalten. 
Neutralisirt man nach Rogers das durch Destillation der 
Wurzel mit Kalilauge übergegangene alkalische Destillat, 
nachdem das aufschwimmende Oel entfernt worden, mit Schwe- 
felsäure, dampft ab und zieht den Rückstand mit Aetherwein- 
geist aus, so bleibt beim Verdunsten des letztern ein Rück- 
stand, der, mit Kalilauge destillirt, ein urinös, nach Coniin 
riechendes und stechend schmeckendes Destillat giebt, welches 
alkalisch reagirt und, mit Schwefelsäure neutralisirt, beim 
Verdunsten nadelförmige Krystalle bildet. Auffallender Weise 
giebt diese alkaloidische Substanz weder die den Alkaloiden 
sonst eigenen Reactionen mit Phosphor - Molybdänsäure, Jod- 
quecksilber, Jodkalium ete., noch bemerkt man daran bei Hun- 
den irgend eine Wirkung. Die Wirksamkeit der Wurzel 
scheint vielmehr in einem Harze zu liegen, das sich mit 
Alkohol ausziehen lässt, und zwar in dem Theile desselben, 
der in Ammoniak löslich ist. Der unlösliche Antheil ist inert. 
Fällt man die Lösung des letztern in Alkohol mit einer spi- 
rituösen Bleizuckerlösung, zersetzt den Niederschlag unter 
Alkohol mit Schwefelwasserstoff und verdunstet, so scheiden 
sich farblose neutral reagirende Krystalle aus. (The Pharm. 
Journ. and Transact. Third Ser. No. 335. Novbr. 1876. 
p. 433.). W». 


ay. —_ Samen von Rieinus. communis. 857 


an latifolium Gray 


untersuchte Andrew Porter. Die „wilde Pastinake “ ist 
eine Umbellifere, die in Californien und an den Küsten des 
Stillen Oceans an feuchten und sumpfigen Orten wächst, und 
1873 die Vergiftung eines Mannes verursachte, der etwas 
von der Wurzel genossen hatte. White rettete durch erfolg- 
reiche Behandlung den Erkrankten. 
Die Wurzel hat einen angenehmen, aromatischen Geruch 
und süsslich aromatischen, etwas stechenden Geschmack. Die 
Analyse ergab: Zucker, ätherisches Oel (farblos, aroma- 
tischer Geruch, warmer stechender Geschmack), fettes Oel 
(dick, tiefroth, schwacher Geruch, unangenehmer Geschmack, 
löslich in Alkohol, Chloroform, Aether, Terpenthinöl, Benzin, 
 Schwefelkohlenstoff), Harz. Das Harz giebt ein röthlich 
_ braunes Pulver von schwachem Geruch und schwachem Ge- 
schmack, in der Hitze schmelzend, unkrystallisirbar, löslich in 
Alkohol, Chloroform, Aether, unlöslich in Benzin und Schwe- 
telkohlenstoff. Dieses Harz scheint das giftige Princip zu 
sein, denn eine kleine, einer Katze beigebrachte Menge ver- 
ursachte Vergiftungserscheinungen: Schaum vor dem Munde, 
Schmerzen, Convulsionen. Ferner fand sich in der Wurzel 
Gummi, Eiweiss, Pektin, aber kein Amylum. Das 
Suchen nach einem Alkaloid hatte keinen Erfolg. (American 
Journal of Pharmacy. Vol. XLVIII 4. Ser. Vol. VI. 1876. 
pag. 348 seq.). R. 


Saamen von Ricinus ecommunis. 


Benzin, Aether, Schwefelkohlenstoff ziehen nach Börner 
aus den Pressrückständen von Bereitung des Oels, wie es 
scheint, nur noch Oel aus, Alkohol löst auch Farbstoff auf, 
der sich beim Stehen abscheidet. Das mit Benzin behandelte 
Mark giebt an Schwefelkohlenstoff noch eine Portion Oel ab, 
aus welcher sich beim Stehen zuweilen nadelförmige Kry- 
stalle abscheiden. 

Macerirt man das Mark so lange mit Wasser, bis es 
zersetzt ist und destillirt, so geht Buttersäure über. Tuson’s 
Alkaloid konnte der Verfasser nicht erhalten. Der mit sie- 


_  dendem Wasser bereitete und zum dünnen Extract abge- 


dampfte Auszug wurde mit kochendem Alkohol behandelt, die 
alkoholische Flüssigkeit von einem beim Erkalten sich ab- 
 scheidenden harzartigen Körper abfiltrirt, abgedampft und der 
_ Rückstand, nachdem er mit Magnesia zusammengerieben Wwor- 


358 Rinde des Lassy - Baums. 


den, wieder mit Alkohol ausgezogen. Dieser Auszug gab 
nach einigen Tagen farblose Krystalle, die jedoch in ver- 
dünnter Säure gelöst, keineswegs die bekannten Reactionen 
der Alkaloide zeigten. Dagegen zeigten sich diese mit der 
Mutterlauge der Krystalle, welche auch mit Aetzkali Ammo- 
niak entwickelten. 

Eine Art Emulsin, ähnlich dem der Mandeln, lässt sich 
aus dem Mark des Rieinussaamen darstellen, indem man eine 
mit Wasser daraus bereitete Emulsion mit einem gleichen 
Volum Aether mischt, den überstehenden Aether abgiesst 
und die darunter befindliche Flüssigkeitsschicht mit Alkohol 
mischt, der das Emulsin niederschlägt. Es entwickelt mit 
Amygdalin Blausäure. (The Pharmac. Journal and Transact. 
Third Ser. No. 335. Novb. 1876. pag 433.). Wr. 


Rinde des Lassy -Baums. 


Dieser Baum gehört nach Gallois und Hady zu den 
Leguminosen,; Ord. der Cäsalpinien (Erythrophlaeum Guine- 
ense Don) und ist in Westafrika heimisch. Das Holz ist hart 
und dauerhaft, die Rinde wird von den Eingebornen zum Ver- 
giften der Pfeile gebraucht. Sie bildet flache röthlichbraune 
Stücke mit rauher Oberfläche, welche hart, faserig und geruch- 
los sind. Beim Pulvern erregt sie Niesen. Die Verfasser 
haben darin ein Alkaloid entdeckt, das sehr giftig ist. Die 
Rinde wurde mit schwach gesäuertem Alkohol kalt ausgezo- 
gen, der Alkohol abdestillirt, der harzige Rückstand mit 
lauwarmem Wasser extrahirt, der Auszug concentrirt, die 
klare Flüssigkeit von dem gebildeten Bodensatz abgegossen, 
mit Ammoniak gesättigt und mit Essigäther geschüttelt. Die 
ätherische Flüssigkeit destillirte man und behandelte den 
gelblichen Rückstand mit kaltem Wasser. Beim Verdampfen 
der wässrigen Lösung unter der Luftpumpe hinterblieben 
farblose Krystalle, welche alle Reactionen eines Alkaloids 
zeigten, löslich in Wasser, Alkohol, Amylalkohol und Essig- 
äther, fast unlöslich in Aether, Chloroform und Benzin. Das 
salzsaure Salz ist krystallisirbar. Mit übermangansaurem 
Kali und Schwefelsäure giebt das Erythrophlein eine ähn- 
liche Färbung wie Strychnin. (The Pharmac. Journ. and 
Transact. Third Ser. No. 317. July 1876. p. 77.. Wp. 


7 


Chemische Bestandtheile des Ephens. 


Aether zieht nach Davies und Hutchinson aus 
gequetschten Epheubeeren eine fettige Substanz aus. Behan- 
delt man sie demnach mit kochendem Spiritus und zieht den 
grössten Theil desselben ab, so scheidet sich beim Erkalten 
der Flüssigkeit ein grünliches Pulver ab, welches durch 
wiederholte Auflösung ım Spiritus und Behandlung mit Thier- 
kohle ganz farblos wird. Dieser Körper entspricht der He- 
derasäure von Possett, reagirt jedoch nur dann sauer, wenn 


er nicht ganz rein ist, die Mutterlauge reagirt dagegen ent- 


schieden sauer. In Aether ist derselbe schwach löslich, noch 
weniger in Chloroform, Benzin, Schwefelkohlenstoff und Was- 
ser. Mit concentrirter Schwefelsäure färbt er sich prächtig 
violett. In schwach erwärmter Salpetersäure löst er sich mit 
Leichtigkeit, beim Erhitzen entwickeln sich rothe Dämpfe. 
Die Lösung wird durch Wasser gefällt, der Niederschlag 
scheint eine Nitroverkindung zu sein. Ammoniak löst die 
sogenannte Hederasäure mit Leichtigkeit, die Lösung wird 
auf Zusatz von Wasser gelatinös. Die Epheublätter scheinen 
gleichfalls Hederasäure zu enthalten, der daraus vom Ver- 
fasser dargestellte Körper färbt sich wenigstens mit Schwe- 
felsäure violett. Die alkoholische Lösung dieses Körpers, mit 
Wasser stark verdünnt, schäumt stark beim Schütteln, wie 
Saponin, doch unterscheidet er sich von diesem durch eine 
viel geringere Löslichkeit in Wasser. (The Pharm. Journ. 
and Transact. Third Ser. No. 327. Septbr. 1876. »p. 275.). 
Wr. 


Vanille. 


Die Entdecker des künstlichen Vanillins Ferd. Tie- 
mann und Wilh. Haarmann haben nach ihrem früher 
(Archiv. Sept. 1876) mitgetheilten Verfahren zur quantitati- 
ven Bestimmung des in der natürlichen Vanille enthaltenen 
 Nanillins eine Anzahl Vanillesorten untersucht und folgende 
Werthe erhalten: 


I. Mexico-Vanille. 


1) Beste Qualität 1873er Ernte 1,69 °/, Vanillin. 
a later 
3) Mittlere - - =: 1232, - 


ne Cumarin und seine Verwendungen. Det 
II. Bourbon-Vanille. 
1) Beste Qualität 1874er Ernte 2,48%, Vanillin. 


BT - - RO ER 
BE - - N 
4) - - 1875er - 1,97 - - 
5) - - - - 2,43 - - 
6) Mittlere - - 37 - 
7) Geringe - 1874er _ 1,55 - - 
Br 875er." MORE wie 


II. Java-Vanille. 


1) Beste Qualität 1873er Ernte 2,75 °, Vanillin. 
2) Mittlere - 1874er - 1,56 - 2 


Es wird durch diese Resultate die Folgerung aus frühe- 
ren Versuchen bestätigt, dass, wenn auch das bessere oder 
schlechtere Aussehen, nach welchem man gewöhnlich ver- 
schiedene Qualitäten der Vanille unterscheidet, nicht immer 
genau einem höheren oder geringeren Vanillingehalte entspricht, 
die besten Qualitäten der Vanille doch im Durchschnitt 1,5 
bis 2,5%, Vanillin enthalten. 

Frühere Forscher wollten in der Vanille Benzoesäure 
gefunden haben, Verfasser constatirten deren Abwesenheit 
und nehmen an, dass die früher für Benzo&säure gehaltene 
Substanz Vanillinsäure oder ein Gemisch von Vanillinsäure 
und Vanillin gewesen ist. Dies gilt natürlich nur von unver- 
fälschter Vanille; denn es ist bekannt, dass man die Vanille- 
schoten häufig mit Benzoesäure überstreut, um einen nicht 
vorhandenen Krystallüberzug zu ersetzen. (Ber. d. d. chem. 
Ges. IX, 1287.). 0. J. 


Cumarin und seine Verwendungen. 


Erschöpft man zerkleinerte Tonkabohnen mit Aether, so 
erhält man beim Verdampfen Cumarinkrystalle, die durch eine 
fettige Substanz verunreinigt sind und durch wiederholtes 
Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt werden. 4,6771 Hektog. 
Tonkabohnen ergaben 7,125 g. Cumarin. Dies ist die Methode 
von Boullay und Boutron-Charlard. Eine etwas ge- 
ringere Ausbeute wird erhalten, wenn man statt Aether das 
billigere Petroleum-Benzin anwendet. In ähnlicher Weise 
lässt sich Cumarin darstellen aus den getrockneten Kräutern: 


\spernla odorata L., Melilotus officinalis Pers., Liatris odora- 
_ tissima Willd. und Galium triflorum Mich. 

Das letztere halten die Deutschen in Amerika für unsern 
Waldmeister (Asperula odorata), dessen massenhafte Verwen- 
dung zu Maibowle bekannt ist. Galium gehört wie Asperula 
zu den Rubiaceen, nimmt beim Trocknen einen, von Cumarin 
herrührenden, starken Geruch an und enthält ebenso eine 
adstringirende Snbstanz, ein gelbes Harz, ein unangenehmes 
fettes Oel und Traubenzucker. 

Nach Cotzhausen ist Cumarin enthalten in den Prä- 
paraten: Extract von frisch gemähtem Heu, in Extract Mille 
Fleurs, in Moschusextract, Tonkaextract, Sachet (Riechsäck- 
chen) Mille Fleurs und Maiwein- Essenz. (American Journal 
of Pharmacy. Vol. XLVIII. 4. Serie. Vol. VI. 1876. 
pag. 405 seqg.). 10% 


Ueber Liquidambar styracifiua 


berichtet Louis Hughes in Dyersburg, Tenn.: „Der Baum 
ist hier häufig und wächst in Thälern und auf Höhen. In 
den erstern ist er gross, 10 bis 18 Meter hoch mit wenigen 
und kurzen Zweigen, auf den Höhen ist er niedriger und 
schattiger, Die flügelähnlichen Korkfurchen finden sich ge- 
wöhnlich in der Rinde der kleinen Zweige und am entwickelt- 
sten an den Bäumen der Thäler. Das „Gummi“ schwitzt 
aus den Rissen der Rinde und aus den Wunden des Stammes 
zu allen Jahreszeiten aus und erhärtet an der Luft. Es ist 
löslich in Alkohol und lässt sich zu einem Syrup verarbeiten, 
der dem Tolusyrup ähnlich und eben so angenehm ist. Die 
Kinder der Einwohner des Landstrichs kauen das Gummi, 
ziehen aber das härtere vor. Monatlich werden gegen 
50 Kilog. an Fabriken exportirt, die Kaugummi daraus fabri- 
eiren.“ (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVII. 
228er Vol. VE 18976: nag. 335.). R. 


Iris versicolor 


enthält nach der Analyse von Marquardt ein Oel, das 
durch Aether gereinigt hellfarbig und von angenehmem mil- 
dem Geschmacke ist, aber bald scharf wird; ein weiches Harz 
mit deutlich scharfem Geschmack, das durch Salpetersäure 
schön purpurroth, nach einigen Stunden gelb und zäh wird; 


362 Epilobium angustifolium. — Eupatorium purpureum, a 


Zucker; eine gelbe Masse mit eigenthümlichem, nicht unan- 
genehmem bitterm Geschmack; Eiweiss; Gummi; Stärke, — 
Wird das frische Rhizom mit Wasser destillirt, so erhält man 
ein opalescirendes Destillat mit eigenthümlichem Geruch, aus 
welchem sich eine weisse campherähnliche Masse abscheidet, 
schuppig, mit schwachem Geruch, fast geschmacklos und lös- 
lich in Alkohol. (American Journal of Pharm. Vol. XLV11. 
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 406.). R. 


Statt Epilobium angustifolium 


wird neuerdings viel Salix Muhlenbergiana betrügerischer- 
weise auf den Markt gebracht, wodurch weniger Erfahrene 
leicht getäuscht werden können. (American Journal of Phar- 
macy. Vol. XLVIII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 431.) 
Yin; 


Aus der Wurzel von Eupatorium purpureum 


hat Lloyd eine gelbe, neutrale, krystallisirte Substanz dar- 
gestellt. Sie ist leicht löslich in heissem, wenig löslich in 
kaltem Alkohol, unlöslıch in Wasser; mit verdünnten Säuren 
geht sie keine Verbindungen ein, wird durch starke Schwe- 
felsäure zersetzt, ist geschmacklos und scheint keinen arznei- 
lichen Werth zu haben. (American Journal of Pharmacy. 
Vol. XLVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 331.). R. 


Ueber das Genus Teuerium 


schreibt John M. Maisch. 

Teucrium Scordium L., der Lachenknoblauch, germandree 
aquatique, wird in England gewöhnlich water germander 
genannt, weil er in feuchten, sumpfigen Wiesen, in Teichen 
u.s. w. wächst. Man findet ihn in Westasien und in einem 
grossen Theile von Europa. Vor vierzig Jahren war er in 
den meisten Pharmacopöen des europäischen Festlandes offici- 
nell, ist aber seitdem fast überall obsolet geworden. 

Die Pflanze gehört zu den Labiaten, einer Pflanzenfami- 
lie, die durch völliges Fehlen aller giftigen Eigenschaften 
characterisirt ist, und deren wirksame Bestandtheile haupt- 
sächlich in ätherischen Oelen bestehen, verbunden mit mehr 


oder weniger eines bittern, nicht alkaloidischen Stoffes, gele- 
gentlich mit etwas Tannin. Die medicinische Wirkung der 
Labiaten ist desshalb in der Hauptsache carminativ und stimu- 
lirend, bisweilen tonisch und stomachisch. Ihr Vaterland sind 
die gemässigten Landstriche der alten Welt, von wo eine 
Anzahl nach Amerika verpflanzt und dort in manchen Gegen- 
den völlig einheimisch geworden ist. 

Das Genus Teucerium ist mit den Ajugoideen classificirt, 
welche eine kurze oder tief gekerbte und vorwärts gekehrte 
Oberlippe haben, so dass diese zu fehlen scheint; die vier 
stamina dringen durch den Schlitz der Oberlippe. Manche 
europäische Arten hatten früher grossen Ruf, so Teucrium 
Scordium und T. scordioides Schreb., welche das o%o0dıov 
des Diosceorides sein sollen. Ersteres ist weich behaart, 
erlangt eine Höhe von 29 bis 44 Üentimeter, hat sitzende, 
oblonge, gesägte Blätter und rosenrothe Blüthen, von welchen 
zwei bis drei zusammen in den Blattwinkeln sitzen. T. scor- 
dioides ist rauhbehaart und hat herzförmig ovale, etwas um- 
fassende Blätter. Beide haben bittern Geschmack und in 
frischem Zustande einen deutlichen Knoblauchgeruch, ihre 
Anwendung war früher als antiseptisch und diaphoretisch als 
Gurgelwasser und als Verband für unreine Geschwüre. Das 
Londoner Dispensatorium von 1676 zählt eine lange Reihe 
guter Eigenschaften dieser Pflanze auf. 


Geringere Wirkung wird T. Scorodonia L. oder ee: 
nia heteromalla Mönch. beigelegt. Die folgenden Species 
en früher in Europa als Arzneipflanzen in Gebrauch we- 
gen ihrer stimulirenden und tonischen Eigenschaften und haben 
als Hausmittel noch einigen Ruf: T. Polium L., T. monta- 
num L., T. ereticum L. und T. rosmarinifolium Lam., T. fla- 
vum L., T. fruticans L. (das Erba di $S. Lorenzo in Unter- 
italien), T. chamaedrys L. (das Xaueıdovg des Dioscorides), 
‚_T. botrys L. 

Diese und andere in Südeuropa und an den Ufern des 
Mittelmeeres einheimische Species differiren sehr wahrschein- 
lich in ihren medicinischen Eigenschaften nicht von T. Cana- 
dense L., dem wilden Salbei oder Gamander der Vereinigten 
Staaten und Canada. 


Etwas abweichende Eigenschaften hat T. marum L., der 
Katzenthymian oder syrisches Mastixkraut, das am Mittelmeer 
wächst. Es hat einen stark aromatischen, kampferartigen 
- Geruch und aromatischen, etwas bitter herben Geschmack. 
Man hat es innerlich in Dosen von 1,218 g. bis 3,654 g. 


354 Fucus vesiceulosus und verwandte Species, 


angewandt in verschiedenen spasmodischen und Nervenleiden 
und äusserlich besonders wegen seiner Niesen erregenden 
Eigenschaften; es bildet desshalb einen Hauptbestandtheil im 
Pulvis sternutatorius einiger alten europäischen Pharmacopöen. 
Der Katzenthymian führt den officinellen Namen Herba mari 
veri. (American Journal of Pharm. Vol. XLVII. 4. Ser. 
Vol. VI. 1876. pag. 392 seq.). R. 


Ueber Fuecus vesieulosus und verwandte Species 


schreibt John M. Maisch. 

Obgleich Theophrastus in seiner Botanik mehrere 
Seealgen erwähnt, so scheint doch der Seetang vor der ersten 
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts keine medicinische An- 
wendung gefunden zu haben, wenigstens nennt das Londo- 
ner Dispensatorium von 1676 denselben nicht: Russell 
führte ihn in die Mediein ein durch seine Schrift „De tabe 
glandulari“ 1750, in welcher er Fucus vesiculosus in Form 
von Kohle und Gallerte empfiehlt. Die erstere, später als 
Aethiops vegetabilis bekannt, wurde dargestellt, mndem man 
die Pflanze in einem verschlossenen, mit durchbohrtem Deckel 
versehenen Tiegel erhitzte, bis kein Rauch mehr entwich; die 
letztere erhielt man durch Auspressen der schleimigen Flüs- 
sigkeit oder durch Maceration des Fucus in gleichem Gewichte 
Seewasser zwei Wochen lang, oder bis er in Gallerte ver- 
wandelt war, die innerlich und äusserlich Anwendung fand. 
Nun fand Fucus vesieulosus Eingang in verschiedene Phar- 
macopöen, wurde aber wieder daraus gestrichen, zuletzt 1850 
von der Dubliner Pharmacopöe. Die guten Wirkungen gegen 
Skropheln und Kropf des Aethiops vegetabilis und der 
Schwammkohle, welche Arnaud de Villeneuve gegen 
Ende des dreizehnten Jahrhunderts anwandte, und die Ent- 
deckung des Jods in der Asche von Seepflanzen, veranlasste 
Coindet in Genf 1819 die Wirkungen des Jods zu unter- 
suchen, worauf dieses Element in die Medicin eingeführt 
wurde. Duchesne Dupare und später Godsfrey (1862) 
fanden, dass dieser Fucus ein werthvolles Mittel gegen Fett- 
sucht sei, was sich aber nachher nicht in vollem Maasse 
bestätigte. Im neuer Zeit hat der Blasentang in den Ver- 
einigten Staaten ausgedehnte mediceinische Anwendung ge- 
funden. 

Das Genus Fucus gehört zur Ordnung Algae, Unter- 
ordnung Fucoideae oder Melanosporeae und hat entweder 


Fucus vesiculosus und verwandte Species. 365 


einen cylindrischen (fadenförmigen) oder flachen, gewöhnlich 
gegabelten Thallus, die Sporocarpien sind aufgeblüht und 
sitzen meistens an den Zweigenden. Bei einigen Species ist 
der Thallus theilweise aufgeblüht und bildet hohle Blasen. 


Fucus vesiculosus L. erlangt eine Länge von 29 bis 
87 Centimeter und hat einen 1!/, bis 3 Centimeter starken 
flachen Thallus mit ganzem Rande und deutlicher Mittelrippe 
in seiner ganzen Länge. Die Blasen stehen paarweise, auf 
jeder Seite der Mittelrippe eine, kugelförmig oder oblong von 
Gestalt, bisweilen Haselnuss gross. Der Tang wächst an fel- 
sigen Küsten des Atlantischen Oceans nahe der Hochwasser- 
srenze und in Sümpfen, die gelegentlich durch die Fluth 
überschwemmt werden. Er hiess früher Quercus marina, 
seine englischen Namen sind: bladder-wrack, sea-wrack, 
sea-ware, kelp-ware, black tang. In Schottland und 
andern Ländern des Nordens dient er im Winter als Futter 
für Pferde, Rinder und Schafe, wird auch bei Futtermangel 
vom Rothwild genossen. 

Andere Species sind Fucus nodosus L., F. serratus L., 
F. siliquosus L. (Cystoseira siliquosa Agardh), F. natans L. 
(Sargassum bacciferum Agardh). 

Alle diese und noch andere scheinen dieselben Bestand- 
theile zu haben: Schleim, Mannit, riechendes Oel, Bitterstoff 
und viel Salze, die für trockne Pflanzen berechnet 14 bis 
20 Proc. betragen. Die Zusammensetzung ändert sich nach 
Gödeschen, James u.a. je nach den Standorten, die wirk- 
samsten Pflanzen werden gesammelt, wenn die Sporocarpien 
sich gebildet haben, etwa im Juli. Marchand fand (1865) 
in der Asche von Fucus vesiculosus 0,719 Proc. Jod und 
0,603 Proc. Brom; in F. siliquosus fast eben soviel; in F. 
serratus 0,834 Jod und 1,007 Brom, während die Fucoidee 
Laminaria digitata Lamx. 5,352 Jod und 0,774 Brom enthielt; 
Lam. saccharina Lamx. ergab etwa die Hälfte. 

Blasentang wird in Frankreich als Extraet angewandt, 
indem man die Pflanze mit 54 Proc. Alkohol auszieht; es soll 
15 Theile des Fucus repräsentiren; — dann als Syrup nach 
Potier, indem man 150 Theile der gepulverten Pflanze mit 
14 Proc. Alkohol behandelt, die Tinetur zu 230 Theile ein- 
dampft und darin 370 Theile Zucker löst; 20 g. (ein Ess- 
löffel voll) dieses Syrups repräsentirt 0,6 g. des Extraets und 
5 g. des Fucus. (American Journal of Pharm. Vol. XL VII. 
4. Ser. Vol. 1876. pag. 395 seq.). R. 


366 Carnaubabaum. — Erythrophlaeum guinense ete. — Oel d. Elaeoco 


Carnaubabaum. 


Der vor dem Parlament verlesene brasilianische Handels- 
bericht giebt über den Carnaubabaum, Copernicia cerifera, 
interessante Daten. Es ist eine in den nördlicher Provinzen 
Brasiliens wildwachsende Palme, welche die stärkste Trocken- 
heit erträgt, ohne ihr üppiges Grün zu verlieren. Der Wur- 
zel sollen ähnliche Heilkräfte zukommen wie der Sarsaparille. 
Das Holz des Stammes ist in hohem Grade politurfähig. Der 
junge Blätterschopf dient als beliebtes Nahrungsmittel, zur 
Bereitung von Zucker, Wein und Essig. Aus der Stamm- 
spitze lässt sich ein sagoartiges Gummi gewinnen, aus dem 
Holz werden musicalische Instrumente, sowie Pumpenstöcke 
gefertigt. Das Fruchtmark ist wohlschmeckend, die geröste- 
ten ölreichen Saamen liefern ein caffeeartiges Getränk. Aus 
den Blättern endlich wird ein zur Fabrikation von Kerzen benutz- 
tes Wachs gewonnen, von welchem im Durchschnitt jährlich 
900,000 Kilog. im Werth von 3,200,000 Mk. exportirt wer- 
den, während der Exportwerth der übrigen dieser nützlichen 
Pflanze abgerungenen Producte sich gleichfalls auf nahezu drei 
Millionen Mark beläuft. (The Chicago Pharmacist. Vol. IX. 
No. 6. pag. 178. June 1876.). Dr. GE 


Erythrophlaeum guinense et E. coumenga. 


Gallois und Hardy haben die Rinde obengenannter 
Pflanzen in chemischer und physiologischer Beziehung einge- 
hender Studien unterzogen. Es gelang ihnen, aus der Rinde 
ein Alkaloid darzustellen, das sie Erythrophlein nannten, 
welches auf die Bewegung des Herzens sistirend wirkt. 
(Journal de Pharmacie 'et de Chimie. IV. Serie. Tom. XX1V. 
p. 25.). Dr: RR 


Oel der Elaeococca. 


Durch Verseifung des aus den Saamen von Elaeococca 
vernicia gepressten Oeles mit alkoholischer Kalilösung erhielt 
Clo&z ein vollkommen krystallisirtes Salz, aus dem sich eine 
feste, bei 48° schmelzende Fettsäure abscheiden lässt, welche 
er als Elaeomargarinsäure bezeichnet. Dieselbe besitzt die 
Eigenthümlichkeit, sowohl im reinen Zustande, als auch in 
ihrer Verbindung mit Glycerin, dem Trielaeomargarin, durch 


%* 


RS Einwirkung des Lichtes auf Elaeococcaöl ete. | 


den Einfluss des Sonnenlichtes verhältnissmässig rasch in 
eine isomere Modification überzugehen, welche erst bei 71° 
schmilzt und in Alkohol wenig löslich ist, Sie kann daher 
leicht erhalten werden, indem man eine kalt gesättigte wein- 


- geistige Lösung der noch unveränderten Säure den Sonnen- 


strahlen aussetzt, wodurch sich allmählig stattliche Krystall- 
lamellen der modificirten Verbindung ausscheiden. Für letztere 
giebt Olo&öz den Namen Elaeostearinsäure. Beide haben die 
Zusammensetzung 0:7 H?’ O2 und die übereinstimmende 
Eigenschaft, durch 24stündiges Erhitzen auf 180° sich voll- 
ständig in eine dritte, schon bei gewöhnlicher Temperatur 


flüssige Modification von gleicher Zusammensetzung, die Elaeo- 


$ 
; 


oleinsäure, umzuwandeln, welche die Eigenschaft, durch das 
Licht in Elaeostearinsäure übergeführt zu werden, gänzlich 
verloren hat. Die längst bekannte Eigenthümlichkeit des 
Elaeococcaöles, bei Lichtzutritt fest zu werden und nach vor- 
herigem Erhitzen dieses nicht mehr zu thun, hat damit eine 
experimentelle Erklärung gefunden. (Journ. de Pharm. et de 
Chimie. 4. Serie. Tome XXV. vpag. 5.). Dr.-G2B 


Einwirkung des Lichtes auf Elaeococcaöl und seine 
feste Modification. 


Nach Cloez bleibt das aus den frischen geschälten Saa- 
men durch kaltes Pressen erhaltene Elaeococcaöl im Dunkeln 


' und selbstbei einer Temperatur unter O° unverändert. In einer 


r 


e 


geschlossenen Röhre dem Sonnenlicht dahingegen ausgesetzt, 
verdickt sich die Flüssigkeit nach und nach, so dass sie nach 
einigen Tagen butterartige Oonsistenz annimmt und 
ihr Schmelzpunkt nahezu 32° wird. 

Die concrete Masse hat weder an Gewicht zu- noch ab- 
genommen und verhält sich ebenso, wie das flüssige Oel 
gegen Lackmus neutral. Das flüssige Oel mit einer alkoho- 
lischen Kalilösung verseift und diese Seife durch Phosphor- 
säure zersetzt, giebt Glycerin und 2 Fettsäuren, wovon eine 
fest, die andere flüssig ist. Durch Pressung werden diese 
getrennt und erstere durch wiederholtes Lösen in Alkohol 
krystallinisch erhalten. Um sie ganz rein zu erhalten, berei- 
tete Verf. eine Kalkseife, behandelte diese mit Aether und 
zersetzte diese in der Wärme durch HCl. Verf. nennt diese 
Säure Margarolsäure, welche in Rhomboidal- Blättchen 
krystallisirt und bei 48° schmilzt. In geschlossenen Röhren 


368 Zusammensetzung der Tayuiawurzel. — Mate. 


lässt sich diese neue Säure unter einer Wasserschicht auf- 
bewahren. Die Analyse gab folgende Zusammensetzung: 


Ü 71,50 
H 10,94 
16) 17,56 
100,00. 
(Repertoire de Pharmacie. No. 11. Juin 1876. p. 328.). 
Bi. 
Zusammensetzung der Tayuiawurzel. 
Yvon fand folgende Zusammensetzung: 
Wasser 11557 11,57 
Glucose 0,84 
| Krystallisirbare Stoffe in 
Alkohol löslich 0,24 
Organische Stoffe 76,96 \ Bitteres Harz 1,3% 
| Aeth. Oel = 
ı Stärke 17,32 
| Organische Säure, Holz — 
[ Verlust DI 
| Kiesel 1,02 
] Kalk 4,71 
Mineralstoffe 11,47 \ Magnesia 3,12 
| Aluminium und Eisen 1,28 
Kali, Natron 1,39 
Schale und Salzsäure — 
100,00. 
(Repertoire de Pharmacie. No. 17. Septembre 1876. p. 518.). 
® io £. er E Bi. 
Mate. 


Nach Paul wird dieses südamerikanische Getränk auf 
folgende Weise bereitet. / 

In einem Gefässe wird Zucker und eine Lage kleiner 
Zweige, auf welchen das Pulver der Blätter ruht, gebracht 
und diese Schichten so lange wiederholt, bis die Flasche zu 
?/, damit angefüllt ist. 

Mit lauwarmem Wasser übergossen, wird der erste Aus- 
zug erhalten, welcher von so geringer Güte ist, dass gewöhnlich 


AB Br It AR 


 Manconarinde u. Erythrophlaeum eouminga. hg 


eine Negerin den Vorzug hat, denselben vermittelst eines 
Metallrohrs abzusaugen. Die 6—7 späteren auf einander 
folgenden Auszüge, mit heissem Wasser unter jedesmaligem 
Zusatz von etwas Zucker und Pulver erhalten, sind gut. Das 
Gefäss geht während dieser Zeit von Hand zu Hand, wo 
jeder sein Theil aussaugt. Unter Mate wird eigentlich das 
Gefäss verstanden, in welchem und aus welchem dieses Ge- 
tränk bereitet und gezogen wird. Die Pflanze selbst heisst 
Hierba und ist ein kleiner Baum. Die Blätter gleichen den 
Coccablättern, enthalten Caffein und haben nur eine Central- 
rippe. Das Getränk soll gegen den Durst und Hunger sehr 
gut sein. (Repertoire de Pharmacie. No. 17. Septembre 
#976. pn. 331.) : Bl. 


Manconarinde und Erythrophlaeum couminga. 


Nach Gallois und Hardy stammt diese Rinde von 
einem hohen Baum, einer Caesalpinaea, dessen Holz sehr hart 
und unzerstörbar ist. Die Rinde wird von den Wilden zum 
Vergiften der Pfeile verwandt und kommt in abgeplatteten, 
unregelmässigen Stücken, von braunröthlicher Farbe mit un- 
ebener Oberfläche vor. Sie ist sehr hart, geruchlos und reizt 
der geringste Staub derselben ausserordentlich zum Niesen. 
Das Alkaloid, welches sie enthält, wurde auf folgende Weise 

gewonnen. 


Die mit Vorsicht gepulverte Rinde wurde mit 90° Alko- 
hol, welcher mit HCl schwach angesäuert war, drei Tage lang 
wiederholt ausgezogen. Die abdestillirten Auszüge, welche 
ein rothbraunes Extract gaben, wurden durch wiederholte Be- 
handlung mit lauwarmem destillirten Wasser von vielen harzi- 
gen Stoffen befreit. Die wässrige Lösung im Wasserbade 
gehörig eingeengt, wurde kalt mit Ammoniak gesättigt, mit 
ihrem 4—5fachen Volumen säurefreien Essigäther übergossen 
und in einem Glascylinder kräftig durcheinander geschüttelt. 
Vermittelst eines Glashahnes wurde der Aether abgelassen 

und die wässrige Schicht so lange mit weiterem Aether behan- 
deit, bis dieselbe vollständig erschöpft war. 

; Die gesammelten, filtrirten ätherischen Lösungen, in einem 
-  Wasserbade bei sehr gelinder Temperatur verdunstet, gaben 
einen gelblichen Rückstand, welcher mit kaltem destill. Was- 
ser mehrmals behandelt wurde. Giebt die wässrige Lösung 
_ kein genügend reines Alkaloid, so ist die Reinigung mit dem 
Essigäther nochmals vorzunehmen. 

Arch. d. Pharm. XI. Bds. 4. Hit, 24 


370 Das Amyrıin. 


Das so erhaltene Alkaloid, welches Erythrophlein genannt 
wurde, ist ein fester Körper von krystallinischem Ansehen, 
vereinigt die toxischen Eigenschaften der Rinde im höchsten 
Grade und ist als ein Herzgift zu betrachten. 2 Millig. unter 
die Haut eines Froschschenkels eingespritzt, bewirken 5 bis 
8 Minuten langes Stillstehen der Herzkammer, indem das 
Herz selbst zusammengezogen wird. Die Herzohren schlagen 
während einer unbeständigen Zeit, wenn auch sehr beschränkt, 
weiter und hören gewöhnlich beim Ausdehnen des Herzens 
auf. Bei warmblütigen Thieren bedingt dieses Gift convul- 
sive Zuckungen und unmittelbare auf einander folgende Eng- 
brüstigkeit mit Störungen der Blutbildung. Bei der Leichen- 
schau ist das Herz gewöhnlich weich und mit Blut gefüllt. 
Erythrophlein ist darin nachzuweisen. 


Atropin ruft die Bewegungen des mit Manconagift ge- 
lähmten Herzens nicht zurück. Curare schwächt dahingegen 
die Wirkung. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist in den Saa- 
men und in den Blättern dasselbe Alkaloid enthalten, wie in 
der Rinde. 


Erythrophlaeum couminga oder Koumango ist eine ver- 
wandte Species der Erythr. guinensis. Es ist ebenfalls ein 
Baum mit hohem Wuchs, und enthält ebenfalls ein giftiges, 
aber nicht mit Erythrophlein identisches Gift. 

Erythrophlaeum guinensis ist zu deutsch der Rothwasser - 


oder Sussybaum. (Repertoire de Pharmacie. No. 17. Sep- 
tembre 1876. 531.). Bl. 


Neue Beiträge zur Kenntniss des Elemi. 
Ueber das Amyrin. 


Eugen Buri stellte sich zur Aufgabe, die von Flücki- 
ger ausgesprochene Vermuthung, dass das Amyrin nach der 
Formel (C!°H!°O)? + H?O zusammengesetzt sein müsse, 
näher zu untersuchen, stellte sich zu diesem Zweck Amyrin 
durch Extrahiren des Elemi mit kaltem Weingeist selbst dar, 
krystallisirte aus kochendem Weingeist um und fand für das 
nicht sublimirte wie für das sublimirte Präparat die Formel 
C?5H420, welche sich zunächst in C?5H4°H2O = (C°H®)5H 20 
zerlegen lässt und wonach das Amyrin als ein Terpenhydrat 
zu betrachten ist. 

Das Amyrin reagirt in weingeistiger Lösung neutral und 
löst sich in den wässrigen Lösungen der ätzenden Alkalien 


en 3 


auch beim Kochen nicht, ist rechtsdrehend und ist mit Was- 
serdämpfen von atmosphärischer Spannung nicht flüchtig. 
In der Retorte erhitzt, schmilzt es zuerst, sublimirt dann 
theilweis und zersetzt sich zuletzt in eine ölig braune flüch- 
tige Flüssigkeit unter Rücklassung einer glänzenden Kohle. 
Der Schmelzpunkt liegt bei 177°. Mit schmelzendem Kali 
behandelt, wird es wenig angegriffen und giebt dann Oxal- 
säure und Spuren flüchtiger Säuren. 


Acetylirtes Amyrin 027 H42O? oder 025H#10, C2H30. 


In dem Molecul des Amyrins lässt sich ein Atom H 
durch das Radical der Essigsäure vertreten. Das erhaltene 
Product bildet umkrystallisirt blendendweisse, glimmerartige 
Blättchen, welche bei 198° schmelzen, im Weingeist schwerer 
löslich sind; das Amyrin enthält den Sauerstoff als Hydroxyl 
02327 .H0; 


Verhalten des Amyrins zum Brom. 


Brom wirkt sehr heftig auf festes Amyrin und lässt sich 
aus weingeistiger Lösung ein undeutlich krystallinisches gel- 
bes Pulver erhalten, das nicht unzersetzt schmelzbar ist, son- 
dern sich bei 130° unter Schmelzen und Aufschäumen zersetzt. 
Die nach zwei verschiedenen Methoden ausgeführten Analysen 
geben folgende Formeln: 
8(C2°H%?0) + 30 Br =5(0*°H$3Br?O) + 15 HBr + 3H?O 
oder 8(02°H*?0) + 20Br = 5(0?°H8Br®0) + 5HBr 

+ 3H?O. 


Producte der trockenen Destillation des Amyrins. 


Fraetion von 60— 70°. Farblose, leichtbewegliche auf H?O 
schwimmende Flüssigkeit, von angenehmem Geruch, fast ge- 
schmacklos.. Mit H?O geschüttelt, ertheilt sie demselben einen 
aromatischen Geschmack und giebt mit Jod und Kali Jodoform. 
Der in HO unlösliche Theil löste Jod mit himbeerrother 
Farbe. 

Fraction von 185 — 200°. Hellgelbe dünnflüssige Flüs- 
sigkeit von angenehmem Geruch und Geschmack, auf H?O 
schwimmend und darin sehr wenig löslich. 

Fraction von 200—280° Goldgelbes etwas dickflüssi- 
ges Oel, von schwachem Geruch und scharfem Geschmack, 
leichter als H?2O und sehr wenig darin löslich. 

Was bei 300° und darüber überging, bildete ein dick- 
flüssiges Oel von brauner Farbe. 


# 


24* 


ni DIR € Re 
. 
An 


Verhalten des Amyrins gegen Salpetersäure. “4 


372 Megarrhiza Californica (Torrey 


Kochende Salpetersäure greift das Amyrin lebhaft an und 
giebt eine klare gelbe Lösung, welche beim Verdampfen eine 
glasig gelbe Masse hinterlässt, welche in H?O gelöst eine 
oxalsäurehaltige, die Fehling’sche Lösung redueirende Flüssig- 
keit giebt. Der grössere unlösliche Theil ist eine Harzsäure, 
die aus der weingeistigen Lösung als gelbes Pulver fällt. 
(Buchner's Repertorium. Bd. XXV. pag. 193.). ©. Sch, 


Megarrhiza Californiea (Torrey) 


gehört zu den Cucurbitaceen, ist eine krautige, saftige Rebe 
und zeichnet sich durch eine riesige Wurzel aus. Diese ist 
perennirend, tubero-fusiform, äusserlich von gelblich grauer 
Farbe und runzelig; innen weiss, saftig und fleischig mit 
einem widerlichen Geruch, der beim Trocknen fast ganz ver- 
schwindet, mit bitter scharfem, unangenehmem Geschmack, 
der eine Schärfe im Halse zurücklässt. Die Indianer be- 
nutzen diese Wurzel als ein drastisches Abführungsmittel bei 
Wassersucht. 


John P. Heaney untersuchte diese Wurzel. Sie ver- 
liert beim Trocknen 70 bis 75 Procent an Gewicht. Die 
trockne Wurzel ist äusserlich gelblich braun, der Länge nach 
gerunzelt; innen weiss, mit der Zeit dunkel werdend, con- 
centrisch gestreift, leicht zerbrechlich, leicht zu pulvern und 
giebt ein weisses Pulver. 


Bei der Behandlung des Pulvers mit Aether fand Hea- 
ney ein Harz mit rhomboidisch krystallinischer Structur. 
Er nennt es Megarrhizitin; es ist löslich in Alkohol und 
Aether, wird durch Alkalien und Kupfervitriollösung nicht 
affieir. Bei der Behandlung mit Alkohol ergab sich eine 
bräunliche, etwas durchscheinende, zerbrechliche und zu gelb- 
lich braunem Pulver zerreibliche Substanz, die den Namen 
Megarrkizin erhielt. Sie ist unter 100° ©. schmelzbar, ent- 
zündet sich nicht, ist in Alkohol löslicher als in Wasser; 
beide Lösungen sind äusserst bitter; in Aether unlöslich. 
Schwefelsäure löst diese Substanz langsam zuerst mit hellro- 
ther dann brauner Farbe, Salzsäure giebt eine schwach vio- 
lette Färbung, Ammoniak eine matt gelbe Farbe. Andere 
Reagentien geben zweifelhafte Erscheinungen; verdünnte 
Schwefelsäure oder Salzsäure wirken in der Kälte nicht, aber 
beim Sieden tritt sofort Zersetzung ein: es entsteht ein Zucker 


Stickstoffbestimmung in organischen ; Körpern.ete. : 


und eine unlösliche Substanz, die Heaney Megarrhizioretin 
nennt. Nach dem Auswaschen und Trocknen hat dieses eine 
dunkelbraune Farbe, ein harziges Aussehn und ist leicht zer- 
 brechlich. Alkohol löst es leicht, Aether nur theilweise. 
Der Rückstand der Aetherlösung zeigt, dass es ein zusam- 
mengesetzter Körper ist. 
Die Asche der Wurzel enthält: Magnesia, Kalk, Eisen, 
Kali und Natron, gebunden an Salz-, Schwefel- und Phos- 
phorsäure, und Kieselerde. : 


Mesarrhizin ist also ein Glucosid und hat manche Achn- 
_ liehkeiten mit den Glucosiden Colocynthin und Bryonin, unter- 
‘ scheidet sich aber auch von diesen beiden in manchen Eigen- 
schaften und ist desshalb als eine besondere Substanz zu 
betrachten. 
ei Ein Arzt in San Franzisco prüfte auf seine physiologische 
Wirkung ein alkoholisches Extract der Wurzel und das Me- 
_ garrhizin und kommt zu folgendem Resultate: 
Das Extract ist in grossen Dosen ein kräftiges Irritans, 
das Gastro-enteritis und Tod bewirkt. Es verursacht knei- 
_ fende Schmerzen im Magen, Ekel, Erbrechen und profuse 
‘ Diarrhöe, starke Strangurie und andere Symptome von Nie- 
_ ren- und Blasenreiz. In kleinen, häufig wiederholten Dosen 
_ wirkt es diuretisch und abführend. Da es reichliche Entlee- 
zungen bewirkt, so müssen seine hydragogischen Eigenschaften 
bei Wassersucht gut verwendbar sein. — Vergiftungsversuche 
mit dem Megarrhizin an einem Hunde misslangen, da dieses 
‘ Erbrechen verursacht. Da nichts im Magen des Thieres ver- 
plieb, nicht einmal das Futter, so wurde der Hund nach eini- 
gen Tagen getödtet und sofort_obducirt. Hauptsächlich wur- 
‘ den constatirt: ein rother Fleck in der Schleimhaut des Magens 
nahe dem obern Magenmunde, die Eingeweide waren leicht 
entzündet, eben so die Blase, die fast leer war, die Nieren 
zeigten deutliche Congestion. (American Journal of Pharmacy. 
_ Vol. XLVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 451 seq.).,. AR. 


hr Stickstoffbestimmung in organischen Körpern, ins- 
besondere in Düngmaterialien. 
Mit Rücksicht auf den Umstand, dass gebildete Land- 


- wirthe, welche den verschiedenen Werth des in Düngmateria- 
= "a enthaltenen Gesammtstickstoffs wohl kennen, an den 


374 Titrirung des Stickstoffgehalts im Dünger. 


Agriculturchemiker häufig mit der Forderung herantreten, die 
Form zu bestimmen, in welcher der Stickstoff in einem ge- 
wissen Material enthalten ist, hat F. Jean die mancherlei 
üblichen Methoden der Stickstoffbestimmung untersucht und 
empfiehlt als leicht ausführbar und zuverlässig das folgende 
Verfahren. 


Man bestimmt zunächst die Gesammtmenge des vorhan- 
denen Stickstoffs durch Erwärmen der Substanz mit Alumi- 
nium und Kalilauge, wobei aller vorhandene Stickstoff in 
Ammoniak übergeführt wird, welches man in Normalsalzsäure 
leitet und durch Rücktitriren derselben seiner Menge nach 
kennen lernt. Nun wird eine zweite Menge des zu unter- 
suchenden Körpers mit Wasser erschöpft und der Auszug mit 
Magnesia der Destillation unterworfen, wobei nur das als 
solches vorhandene Ammoniak entweicht, gleichfalls in Nor- 
malsalzsäure aufgefangen und so quantitativ bestimmt wird. 


Ein weiterer Auszug einer dritten Substanzmenge wird 
mit Eisenchlorürlösung gemischt, durch ein Trichterrohr rau- 
chende Salzsäure hinzugegeben und das sich nun während des 
Kochens entwickelnde Stickoxyd über Quecksilber aufgefangen 
und gemessen, wobei noch durch Titriren des unverändert 
gebliebenen Eisenchlorürs eine Controle geübt werden kann. 
Die hierbei erhaltene Stickstoffmenge war als Nitrat vorhan- 
den und zieht man sie, sowie das durch die zweite Operation 
gefundene Ammoniak von der beim ersten Versuch ermittel- 
ten Gesammtstickstoffmenge ab, so giebt der Rest diejenige 
Stickstoffmenge an, welche in organischer Form, als Protein- 
körper, vorhanden war. (Bull. de la Soc. Chim. de Paris. 
Tome XXV1. No. 1. pag. 10.). Dr. 6% 


Titrirung des Stickstoffgehalts im Dünger. 


Für Apotheker, welche nicht mit allen Apparaten zur 
Ausführung einer Elementaranalyse ausgerüstet sind, mag es 
von Werth sein, zu erfahren, dass Houzeau einen verhält- 
nissmässig einfachen Apparat zusammengestellt hat, welcher 
die Stickstoffbestimmung von Dünger und vielen anderen 
stickstoffhaltigen organischen Körpern mit Leichtigkeit aus- 
zuführen erlaubt. Dieses Azotimeter besteht in der Haupt- 
sache aus einem kleinen Verbrennungsofen aus Eisenblech, 
heizbar durch sechs Spiritus- oder auch Gasflammen. Ihm 
sind beigegeben eine gewisse Anzahl von Verbrennungs- 


Behandlung der Schmelzmasse von Silieaten. 375 


röhren, in der richtigen Reihenfolge gefüllt mit oxalsaurem 
Kalk, Natronkalk und grob gestossenem Glas und mit einem 
rechtwinklig gebogenen Glasrohr versehen, ferner eine gra- 
duirte Burette und eine genau titrirte alkalimetrische, resp. 
azotimetrische Flüssigkeit. Nachdem eine abgewogene Menge 
des zu untersuchenden Materials mit der mittleren Partie 
Natronkalk gemengt und wieder an die richtige Stelle in das 
Verbrennungsrohr gebracht worden, wird mit dem Erhitzen 
in einer genau beschriebenen Weise begonnen und die sich 
entwickelnden Gase durch die gebogene Glasröhre in einen 
mit Wasser gefüllten Cylinder geleitet, dessen Inhalt durch 
einen Tropfen der azotimetrischen Flüssigkeit nach vorherigem 
Zusatz von etwas Lackmus geröthet wurde. Sobald die Am- 
moniakentwicklung beginnt, wird sich das vorgeschlagene 
Wasser blau färben, worauf man wieder von der titrirten 
Säure zusetzt und sofort, wobei aus dem endlichen Gesammt- 
verbrauch der letzteren der Stickstoff nach beigegebener 
Tabelle berechnet und schliesslich in Procenten ausgedrückt 
wird. (Journ. de Pharm. et de Chimie,. 4. Serie. Tom. XXV. 
pag. 91.). Dr. 624 


Behandlung der Schmelzmasse beim Aufschliessen 
von Silicaten. 


Um die Schmelze nach dem Aufschliessen von Mineralien 
durch Kali- Natron-Carbonat leicht aus dem Platintiegel ent- 
fernen zu können, empfiehlt ©. Störkmann aus langer 
Erfahrung folgenden Kunstgrifl. 

Nachdem die Aufschliessung in starker Hitze beendet 
ist, lässt man die Masse mit dem Tiegel völlig erkalten. 
Darauf erhitzt man nochmals, aber nur so lange, bis der 
Rand des Kuchens zum Schmelzen kommt, und lässt dann 
wieder erkalten. Darauf bedeckt man die Masse mit Wasser, 
welches man in den Tiegel spritzt, erwärmt einen Augen- 
blick durch Unterhalten der Flamme und „sofort löst sich 
der Kuchen los.“ — Drückt man nun mit einem Glasstabe 
auf den Rand des Kuchens, so kann man ihn im Tiegel wen- 
den und meist als Ganzes in eine Porzellanschaale ausschüt- 
ten, wo er mit Wasser so lange erwärmt wird, bis er zer- 
sangen ist. Den Tiegel reinigt man mit etwas Wasser und 
Salzsäure, und spült die Reste ebenfalls in die Schaale. Die 
Platintiegel müssen frei von Beulen sein und dürfen keine zu 
höhe und schmale Form haben; der des Verfassers hatte 


376 Molybdänsaures Ammon. — Jodstärkereaction, BR ' 


38 MM. Höhe, ebenso viel oberen und 21 MM. unteren Durch- 
messer. Auch Tiegel von 41 MM. Höhe, 33 MM. oberem 
und 19 MM. unterem Durchmesser zeigten sich brauchbar; 
jedoch ist die breitere Form bequemer. Um Beulen zu ver- 
meiden, unterlasse man stets, den Tiegel zu biegen oder zu 
drücken. Schon vorhandene Beulen klopfe man vorsichtig, 
womöglich über einer Form, heraus. Die aufzuschliessende 
Substanz mengt Verfasser mit dem 2!/, bis 3fachen Gewicht 
kohlens. Kali- Natron und giebt oben auf noch eine Messer- 
spitze Salpeter. Letzterer erhält den Tiegel blank und ver- 
hütet die Bildung von Platinlegirungen. (Zeitschrift für anal. 
Chemie. 15. Jahrg. 3. Hft. S. 283.). Dr. E. FE. 


Verhalten der Auflösung von molybdänsaurem Ammon 
in Salpetersäure zum Licht. 


Eine derartige Auflösung dem Tageslicht ausgesetzt, bil- 
det nach längerer Zeit einen gelben, aber phosphorsäurefreien 
Absatz. Derselbe wird von M. Jungk, der ihn näher unter- 
sucht hat, als eine Modification der Molybdänsäure bezeichnet. 
In dunklen oder blauen Flaschen aufbewahrt, bildete sich die- 
ser Absatz gar nicht, oder doch nur in sehr unbedeutender 
Menge. (Zeitschrift f. anal. Chemie. 15. Jahrg. 3. Hft. 
S. 290.). Dr. E. F. 


Zur Jodstärkereaction. 


Puchot fand gelegentlich der Untersuchung verdächtiger 
Butter auf eine Beimischung von Amylum, dass die Bildung 
von Jodstärke nicht stattfindet, also eine Bläuung stärkmehl- 
haltiger Flüssigkeiten nicht eintritt, wenn gleichzeitig gewisse 
stickstoffhaltige organische Körper zugegen sind, z. B. Eiweiss. 
Ebenso verhält sich Milchserum. Schon gebildete Jodstärke 
wird durch Eiweisszusatz wieder entfärbt, offenbar weil das 
Eiweiss ihr das Jod entzieht und mit letzterem eine feste 
Verbindung eingeht. Hierfür spricht auch der Umstand, dass 
reichlich zugesetztes Jod die blaue Färbung wieder hervor- 
ruft. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. 
p. 221.). Dr. 


rn 


Schwefels. im Easig ete. 377 


ohle. — SW Alkalien 


Bestimmung des Schwefels in Kohle 


nach Dunnington. 202 Thle. schwefelfreier Salpeter und 
53 Thle. schwefelfreies kohlensaures Natron werden zusam- 
mengeschmolzen und die geschmolzene Masse pulverisirt. 


Die zu untersuchende Kohle wird mit 15 Thln. dieser 
Schmelze in einem Agatmörser gemischt, mit 15 Thln. schwe- 
felfreier kohlens. Magnesia zusammengerieben und in 
einem bedeckten Platintiegel so erhitzt, dass die ganze Mi- 
schung innerhalb 2—3 Minuten vollständig flüssig ist. Nach 
dem Abkühlen wird die Masse 3—4 Mal mit kochendem 
Wasser ausgesüsst, die Lösungen fÄiltrirt, mit HCl ange- 
säuert, erwärmt und die Sulfate wie gewöhnlich mit BaCl? 
gefällt und daraus der S berechnet. (Te american Chemist. 
No. 75. September 1876. pag. 83.). Bl. 


Eine neue Titrirmethode für scehwefelsaure Alkalien. 


Zur maassanalytischen Bestimmung schwefelsaurer Alka- 
lien versetzt Jean deren Lösung mit überschüssigem Baryt- 
wasser und dann mit einer genügenden Menge kohlensauren 
Wassers, um hierdurch nicht allen den überschüssigen Baryt 
als kohlensauren auszufällen, sondern auch die als solche 
abgeschiedenen Alkalien in kohlensaure zu verwandeln. Dem 
Filtrat wird Lackmustinetur und dann bis zur beginnenden 
Röthung Normalschwefelsäure zugesetzt. Die hierbei ver- 
brauchte Menge der letzteren ist natürlich genau gleich der- 
jenigen, welche ursprünglich mit den Alkalien verbunden 
war, und damit diese ermittelt. (Journ. de Pharm. et de Chi- 
mie. 4. Serie. Tome XXV. pag. 112.). Dr..G.12 


Neue Methode, freie Schwefelsäure oder Salzsäure im 
Essig, im Citronsaft und ähnlichen Flüssigkeiten nach- 
zuweisen. 


. Da der Essig, ausser wenn er destillirt ist, nicht blos 
aus Essigsäure und Wasser besteht, sondern immer Kali-_und 
Natronsalze organischer Säuren, als der Essigsäure und Wein- 
steinsäure, ferner Chlornatrium enthält, so leuchtet ein, dass 
Schwefelsäure und Salzsäure, wenn sie in kleinen Mengen 
dem Essig zugesetzt wurden, nicht als im freien Zustande 


ie Si rr, 
RR TER 
? . HH 


darin vorkommend betrachtet werden können. Sie werden 
vielmehr nach Hehner die Salze der organischen Säuren in 
äquivalenter Menge zersetzen. Sobald noch urzersetztes 
essigsaures oder weinsaures Salz im Essig vorhanden ist, 
kann keine Spur freier Mineralsäure gegenwärtig sein. Da 
die organischen Salze der Alkalien beim Einäschern in koh- 
lensaure Salze verwandelt werden, so lässt sich mit Sicher- 
heit schliessen, dass bei alkalischer Reaction der Asche des 
‘ssigs freie Mineralsäure in demselben nicht vorhanden sein 
konnte. Wenn aber die Asche neutral reagirt, so war wahr- 
scheinlich freie Mineralsäure vorhanden. Die Menge derselben 
lässt sich sehr genau bestimmen in der Weise, dass man dem 
verdächtigen Essig ein bekanntes, genau gemessenes Volum 
einer Decinormal- Natronlösung zusetzt, etwas mehr als zur 
Neutralisation aller muthmasslich vorhandenen Mineralsäure 
nöthig sein würde, abdampft und einäschert. Der Alkali- 
gehalt der Asche giebt alsdann das Maass für die Menge der 
freien Schwefelsäure oder Salzsäure. Gesetzt, man habe 200.C. 
Natronlösung zugefügt und nach der Einäscherung findet man 
durch Titrirung mit Normalsäure nur einen 5 0.C. entspre- 
chenden Alkaligehalt, so sind 15 C©.C. der Natronlösung durch 
die Mineralsäure im Essig neutralisirt. 

Da der Neutralisationspunkt mit Lackmus viel besser und 
genauer zu ermitteln ist, wenn man roth zu blau, statt um- 
gekehrt, titrirt, so verfährt man besser der Art: 50 0.C. 
Essig werden mit 25 C.C. Zehntnormalnatronlösung versetzt, 
welche 0,200 Procent Schwefelsäure neutralisiren. Die Flüs- 
sigkeit wird in einer Platinschaale abgedampft, eingetrocknet 
und eingeäschert; dann fügt man 25 0.0. Decinormalschwefel- 
säure zu, genau entsprechend dem Natron, erwärmt zur 
Austreibung der Kohlensäure und filtrirt in einen Becher, das 
Filter mit heissem Wasser nachwaschend.. Zu dem Filtrat 
setzt man Lackmustinetur und ermittelt durch Decinormal- 
natron die Säure, wo denn das Volum der zur Neutralisation 
erforderlichen Alkalilösung direct das Verhältniss der freien 
Mineralsäure im Essig angiebt. (The Pharmac. Journ. and 
Transact. Third Ser. No. 333. Novbr. 1876. pag. 391.). 


Wr. 


378 Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs. 


Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs. 


Finot und Bertrand wenden zur Werthbestimmung 
der Alkalisulfocarbonate folgende Methode an, welche auf der 


Be | Bestinnmung der CO? im Kohlensäureapparate. 379 


Ben bei 60° vollständig eintretenden Zersetzung des sulfo- 
kohlensauren Zinks basirt. 


Zehn Gramm des zu untersuchenden Alkalisulfocarbonates 
werden mit 25 C.C. Wasser und 10 C.C. einer concentrirten 
Zinksulfatlösung in einem einschliesslich seines Inhalts zuvor 
genau gewogenen Kolben langsam und vorsichtig erwärmt, 
bis die Zersetzung des anfänglich gebildeten Zinksulfocarbo- 
nates vollendet und die Flüssigkeit von dem noch übrig 
gebliebenen Schwefelzink weiss geworden ist. Der dabei 
fortgegangene Schwefelkohlenstoff musste durch eine auf- 
gesetzte Röhre streichen, in der mit Schwefelsäure getränkter 
Bimsstein sich befand, so dass mitgegangenes Wasser zurück- 
gehalten wurde. Zuletzt lässt man einen Luftstrom etwaige 
Reste von Schwefelkohlenstoff mitnehmen und bestimmt nun 
durch eine zweite Wägung den Gewichtsverlust des Apparats 
und damit die Menge des in 10 g. Sulfocarbonat enthalten 
gewesenen Schwefelkohlenstofis. (Journ. de Pharm. et de 
Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. pag. 298.). Dr, G-% 


Zur Bestimmung der CO? im Kohlensäureapparate. 


Wird zur Bestimmung der CO? im Carbonate der Koh- 
lensäureapparat angewandt und die CO? aus dem Gewichts- 
verlust berechnet, so sind die Resultate ungenau. 


Die CO?, welche durch irgend eine stärkere Säure aus 
den Carbonaten getrieben und gegen Ende durch Erhitzen 
aus dem Apparat und um eine Wiederaufnahme nach dem 
Erkalten zu vermeiden, durch Aussaugen des heissen Ap- 
parates nur allein entfernt wird, reisst Wasserdämpfe, HCl etc. 
mit sich, wenn der Apparat heiss ausgesaugt wird. 

Land setzt desshalb dem abgewogenen Carbonat ein 
Stückchen Paraffin zu und wiegt dieses als zum Appa- 
rat gehörend, mit. Wird jetzt die Flüssigkeit erhitzt, so 
schmilzt das Paraffin und bedeckt die Flüssigkeit und diese 
kann ruhig erkalten, ohne dass eine Wiederabsorption 
des Gases stattfindet. Nach dem Erkalten wird der Ap- 
parat ausgesaugt und gewogen. 

Die Trockenröhre füllt Verfasser mit Bimsstein, wel- 
cher vorher mit schwefelsaurer Kupferlösung gesättigt war, 
und etwas CaUl, beide durch etwas Wolle oder Asbest ge- 
trennt. 


Die Bestimmungen fand Verf. viel genauer, so dass die- 
ser kleine Zusatz zu empfehlen ist. (American Chemist. 
No 76. October 1876. p. 125.). DI. 


Volumetrische Bestimmung von Biearbonaten neben 
freier Kohlensäure. IR 


Die von dem Maassanalytiker so häufig empfundene Unan- 
nehmlichkeit, dass die Farbe der Lackmustinetur schon unter 
dem Einfluss der freien Kohlensäure etwas verändert wird, 
umgeht E. Jaquemin auf die Weise, dass er an Stelle der 
Lackmustinctur als Indicator für die Neutralität eine Mischung 
von Pyrogallussäure- und Eisenchloridlösung verwendet. Eine 
solche Mischung wird nemlich durch alkalisch reagirende 
Körper, mithin auch durch Bicarbonate violett gefärbt, welche 
Farbe bei erfolgter Neutralisation sofort in hellbraun über- 
geht, ohne dass gleichzeitig anwesende freie Kohlensäure die- 
sen Farbenübergang auch nur im Mindesten alterirte. Die 
Leichtigkeit, mit der das Ende der Reaction beurtheilt wer- 
den kann, macht es nach Jaquemin möglich, die Menge von 
Bicarbonaten auch in solchen Wässern zu bestimmen, die 
davon nur minimale Quantitäten enthalten, wie dies bei Brun- 
nen-, Flusswässern u. dergl. der Fall ist. (Journal de Pharm. 
et de Ohimie. IV. Serie. Tom. XXI. pag. 412.). 

Dr. E. RB: 


Titrirung von Arsen. 


Ein von Champion und Pellet angegebenes Verfah- 
ren zur maassanalytischen Bestimmung des Arsens besteht im 
Wesentlichen: 

1) In der Ueberführung des Arsens in das Sulfür, 


2) Auflösung des letzteren in Ammoniak und Saturiren. 
mit Essigsäure, 

3) Titriren des Arsens in dieser, jetzt mit Amylumlösung 
versetzten Flüssigkeit mittelst Jod. (Bulletin de la Societe 
Chimique de Paris. Tome XXVI. No. 12. pag. 541.). 

Dr.-CHE 


C. . Bücherschau. 


 Kryptogamen-Flora von Schlesien. Im Namen 


der Schlesischen Gesellschaft für den Cultur 
herausgegeben von Prof. Dr. Ferdinand Cohn. -- 
Erster Band. Gefäss-Kryptogamen, bearbeitet 
von Dr. K. Gustav Stenzel.e. Laub- und Leber- 
moose, bearbeitet von K. Gustav Limpricht. Cha- 
raceen, bearbeitet von Prof. Dr. Alexander Braun. — 
' Breslau, 1876/77. — J. U. Kern’s Verlag (Max Müller). — 
XI. und 4718. 


Es war gewiss ein glücklicher Gedanke des Herausgebers vorliegen- 


den Werkes, dem allverehrten Präses der Schlesischen Gesellschaft für 
vaterländische Cultur, Herrn Geh. Medieinalrath Prof. Dr. Göppert, zur 
Feier seines 50 jährigen Doctor-Jubiläums (11. Januar 1875) eine wissen- 
schaftliche Huldigung durch Herausgabe einer Gesammtflora der Krypto- 
samen Schlesiens darzubringen, welehe dem hochyerdienten Nestor der 
schlesischen Botaniker gewidmet ist, 


Hat doch der gefeierte Jubilar selbst seit einem halben Jahrhundert 


die Kryptogamenkunde Schlesiens nach allen Richtungen hin mächtig 
- gefördert, theils durch eigene Forschungen, theils durch Anregung zahl- 
reicher Schüler! — 


Die Resultate aller dieser Forschungen, sie sind niedergelegt in die- 


ser Kryptogamen-Flora, deren 1. Band vor kurzem erschienen ist. 

 Derselbe ist von Specialforschern bearbeitet, deren Leistungen weit über 
die Grenzen Schlesiens heraus rühmlichst bekannt sind. Es dürfte ge- 
rade dieser 1. Band von dem grössten Interesse für die ganze botani- 

sche Welt schon desshalb sein, weil er die letzte Arbeit einschliesst, 
die der unvergessliche und unersetzliche Alexander Braun noch kurze 
Zeit vor seinem zu früh erfolgten Tode vollendet hat: die Bearbeitung 
der Characeen! Und diese glauben wir auch als die Perle des kost- 
baren Werkes bezeichnen zu dürfen! Eine Monographie, welche 
nieht nur die systematischen, sondern auch die entwicklungsgeschichtlicher 

-und morphologischen Verhältnisse erschöpfend behandelt, umfasst sie 
alle bekannten Characeen des deutschen Reichs. 


Mit gleicher Meisterschaft haben die Herren Dr. Stenzel und 


- 6. Limpricht ihre Aufgaben gelöst. Jeder der betreffenden Abtheilun- 
gen der Kryptogamen geht ein kurzer historischer Abriss voraus; dann 
_ folgen detaillirte Schilderungen der Verbreitung im Gebiete, nach den 
_ Höhen und dem Substrate, eine Uebersicht des in dieser Flora befolgten 
Systems, eine kurze Darstellung der organographischen und morphologi- 


389 Bücherschau. 


schen Elemente, bis endlich die Aufzählung und Beschreibung der ein- _ 
zelnen Arten den Abschnitt beschliesst. Die Beschreibungen sind durch- 
gehends vorzüglich; in präciser und klarer Darstellungsweise sind die 
Diagnosen von Gattung und Art durch Hervorheben der charakteristischen 
Merkmale auch dem Anfänger verständlich. — Der zweite Band dieser 
Kryptogamen-Flora wird binnen Jahresfrist erscheinen und enthält die 
Algen, bearbeitet von Dr. Osear Kirchner, Sanitätsrath Dr. Bleisch, 
und Prof. Dr. Ferdinand Cohn, die Flechten, bearbeitet von Prof. 
Dr. Körber und Garteninspector B. Stein, während der 3. Band, die 
Pilze, bearbeitet von Oberstabsarzt Dr. Schröter, enthaltend, spä- 
testens im Jahre 1879 zur Versendung kommen wird. — 


Wir wünschen dem Werke eiue glückliche Vollendung, — einem 
Werke, das, einzig in seiner Art dastehend, der botanischen Literatur 
aller Länder zur Zierde gereichen und des ausgezeichneten Mannes, dem 
es gewidmet ist, sich gewiss würdig erweisen wird. — 


Geisa, im Juni 1877. A. Geheeb. 


Schlüssel der Gattungen und Blüthenkalender 
zu Hochstetter’s populärer Botanik für Schule 
und Haus. — Neu bearbeitet von Wilhelm Hoch- 
stetter, K. Universitätsgärtner in Tübingen. — Stutt- 
gart, Verlag von Schiekhardt & Ebner. — VIII und 
199 8. — 


Hochstetter’s „Populäre Botanik“ ist ein beliebtes Volksbuch 
geworden, für dessen praktische Brauchbarkeit die bereits in 4. Auflage 
erschienene, von dem Sohne des verstorbenen Ch. F. Hochstetter 
besorgte Bearbeitung der beste Beweis ist. Vorliegendes Taschenbuch, 
zum praktischen Gebrauch auf Excursionen bestimmt, bildet den Beglei- 
ter und Schlüssel zum II. Bande der speciellen Botanik, in welchem die 
in Deutschland , Oesterreich und der deutschen Schweiz wildwachsenden 
Pflanzen beschrieben sind. Die hinter den verschiedenen Arten im Blü- 
thenkalender und die hinter den Gattungen im Schlüssel stehenden Zah- 
len weisen auf die Seite hin, auf welcher im II. Bande die nähere Be- 
schreibung der Gattungen und Arten zu finden ist, während die im Blü- 
thenkalender vor den Gattungsnamen stehenden Zahlen die Klasse und 
Ordnung des Linn@’schen Systems angeben. Wie in den früheren Aufla- 
gen, so werden auch in diesem Exceursionsbuch die Pflanzen in 5, resp. 
6 besondere Gärten eingetheilt, nemlich: 1) Holzpflanzen, 2) Kraut- 
pflanzen und krautartig aussehende kleine Sträucher, 3)Gras- 
pflanzen, 4) lilienartige Pflanzen, 5) Wasserpflanzen, 
6) Farnkräuter. Jeder dieser Gärten ist nach dem Linne’schen Sy- 
stem geordnet. — Der Blüthenkalender giebt die Monate an, in 
welchen die in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz am häufigsten 
wild sich findenden Pflanzen ihre Blüthezeit haben und theilt sich in 5 
besondere Kalender, den 5 ersten Gärten des Schlüssels entsprechend. 
Der 2., 4, und 5. Kalender zerfällt in 3 Hauptabtheilungen, Frühling, 
Sommer und Herbst, jede dieser Hauptabtheilungen hat wieder ihre 
Unterabtheilungen nach den Farben der Blüthen, so dass zuerst die 
weissblühenden, dann die gelbblühenden, 3) die blaublühenden, 4) die 


Bücherschau, _ 


 rothblühenden, 5) die braunblühenden und 6) die grünblühenden Kräuter 
verzeichnet sind. Endlich ist bei jeder dieser Abtheilungen eine An- 
ordnung nach den Standorten getroffen worden. Die Bäume und Sträu- 
cher (Kalender I) sind einfach nach den Monaten geordnet, und auch die 
Graspflanzen (Kalender III) entbehren der Angabe der Farbe der Blü- 
then, da ihr Unterschied in dieser Beziehung sehr unbedeutend ist. Sie 
sind nach ihren Standorten, die Scheingräser ausserdem noch nach ihrer 
Grösse geordnet. — 


Wir zweifeln nicht daran, dass dieses rein auf das Practische ge- 
richtete Buch dem Anfänger zur bequemen ÖOrientirung auf Exeursionen 
von Nutzen sein wird. — 


Geisa, im Juni 1877. 4A. Geheeb. 


Uebersicht der speciellen Drogenkunde, von Dr. 
med. Ferd. Aug. Falck, Privatdocent an der Universi- 
tät in Kiel. — Kiel, Schwers’sche Buchhandlung, 1877. — 
V. und 378. — 


Dieses vorzugsweise als Leitfaden bei den Vorlesungen des Verfasser’s 
ausgearbeitete Schriftehen beschenkt uns mit einer Classification der Dro- 
gen von einem neuen Gesichtspunkte aus, welche vom Verf., nach einem 
kurzen vergleichenden Ueberblick der pharmakognostischen Literatur, in 
folgender Weise motivirt wird: „Je länger ich über die Classifica- 
tion der Drogen nachdenke, um so weniger vermag ich einzusehen, 
dass die Spaltung des Materials der Pharmakognosie in 3, rcsp. 2 Theile 
(Tbier-, Pflanzen- und Mineralreich) naturgemäss sei. Aus welchem 
Grunde hat man denn z. B. die Belladonnawurzel zur Droge erhoben? 
Etwa desshalb, weil sie zu den Wurzeln zählt oder desshalb, weil ihre 
Stammpflanze im natürlichen System zu den Solanaceen gerechnet wird oder 
desshalb, weil sie eine auffallende Wirkung hat? Doch sicher nur aus 
dem zuletzt angeführten Grunde! Da das Atropin der wirksame Bestand- 
theil der Belladonnawurzel ist, so kann über das Wesen der Droge kein 
Zweifel bestehen. Es liegt im genannten Alkaloid. Was von der Bella- 
donnawurzel soeben dargethan wurde, gilt auch für die übrigen Drogen. 
Wenn die Classification derselben nach haltbaren Principien geschehen 
soll;so müssen sie nach den wirksamen Bestandtheilen geordnet werden. 
Diese Forderung muss zur Zeit gestellt und festgehalten werden, wenn die 
Erfüllung derselben auch hier und dort Schwierigkeiten macht. Letztere 
sind nur dadurch bereitet, dass die Forschung noch nicht so weit gekom- 
men ist, den wirksamen Bestandtheil einer jeden Droge zweifelsfrei anzu- 
geben. Drogen der Art sind bei der Classification so zu behandeln, dass 
an Stelle des unbekannten Stoffes derjenige Stoff, welcher die Droge am 
meisten auszeichnet, zu Hülfe genommen wird.“ 


Nach diesen Principien theilt Verf. die Drogen in folgende 11 Clas- 
sen ein: 


x 1 Drogen, welche Alkaloide enthalten; II. Drogen, 
welehe Säuren, Anhydride, Aldehyde und Amidoderivate 
enthalten; IIl. Drogen, welche Aether und Kohlenwasser- 
stoffe enthalten; IV. Drogen, welche Glucoside enthalten; 
V. Drogen, welche Gerbstoffe enthalten; VI. Drogen, welche 

‘ durch ihnen eigenthümliche, chemisch indifferente Stoffe 


383 


en 


ME RN NEE le ABERSZIZTTER 


Ge de Da Ehe ar TE ae BE ee a 2 
Vi ET ST A ER 3 
vs an l 


Er 1% Be h = 

2; 384 Bücherschau. 

KR rar - 

Ai ausgezeichnet sind; VIL. Drogen, welche ätherische Oele 
” enthalten; VIII. Drogen, welehe Harze enthalten; IX. Dro- 
BT. gen, werthvoll durch ihren Gehalt an Kohlenhydraten; 


X. Drogen, welche durch keine ihnen eigenthümliche Stoffe 
ausgezeichnet, äusserlichzurAnwendungkommen; XI, Dro- 
gen, welche durch einen hohen Gehalt an anorganischen 
Bestandtheilen (kohlensaurer und phosphorsaurer Kalk) 
ausgezeichnet sind. — Jede Classe zerfällt wieder in Ordnungen, 
Unterordnungen und Gruppen, bei deren Aufstellung Verf, zunächst . 
an chemische, in zweiter Linie erst an botanische und zoolo- 
gische Thatsachen angeknüpft hat. Zur Einreihung der phaneroga- 
mischen Stammpflanzen in die Familien wurde der „Syllabus der 
Vorlesungen über Phanerogamenkunde“ von Dr. A.W. Eich- 
ler, zur Classifieation der Stammthiere der animalischen Drogen das 
Werk von Claus benutzt; für die Formeln der chemischen Stoffe wurde 
© — 12 angenommen. — 


3, So neu und eigenthümlich uns auch diese Eintheilung der Drogen 
erscheinen mag, deren Durehführung auf mancherlei, vom Verf. selbst 
anerkannte Schwierigkeiten stossen wird, so halten wir diese Uebersicht 
dennoch für eine sehr verdienstvolle Arbeit, welehe gewiss vielfach anre- 
gend wirken und zum Nachschlagen und Repetiren von Nutzen sein 
wird. — 


Geisa, im Juni 1877. 4A. Geheeb. 


Der Kohle-Druck und dessen Anwendung beim Vergrösse- 
rungs- Verfahren. Nebst einer Notiz über Photomikrographie 
von Dr. Paul E. Liesegang. Fünfte Auflage. Düsseldorf. 


Ein Beweis für die Zweckmässigkeit des Werkes ist schon der, dass 
dasselbe bereits in fünfter Auflage vorliegt. Der Kohledruck hat sich 
neben dem Chlorsilberdruck, trotzdem er verhältnissmässig viel jünger ist, 
sehon ziemlich bedeutend Terrain erobert, wenn er auch noch lange nicht 
so einfach zu handhaben ist wie dieser. Da der Kohlenstoff einer der 
beständigsten Körper ist, welchen wir kennen, so werden auch die durch 
denselben erzeugten Bilder unbegrenzt lange haltbar sein. 


Jedem, der sich mit diesem zukunftsreichen Verfahren bekannt machen 
will, ist das vorliegende Buch nur zu empfehlen. 


Dresden. Dr. E. @eissler, 


Halle, BuchZruckerei des Waisenhauses, 


ARCHIV DER PHARMACIE 


Band, 5: Delft. 


mn 


A. Originalmittheilungen. 


August Husemann. 
Nekrolog. 


Die nachfolgenden Mittheilungen über das Leben und 
die wissenschaftliche Thätigkeit des am 17. Juli im rüstigen 
Mannesalter verstorbenen Dr. phil. August Husemann, 
früheren Professors der Chemie und Physik an der Kan- 
tonsschule in Chur, dürften vielen Deutschen Apothekern 
nicht unwillkommen sein. Wohl wenige Fachgenossen ken- 
nen den Verstorbenen noch aus der Zeit, wo er selbst als 
Pharmaceut in verschiedenen Orten Deutschlands thätig war. 
Eine nicht unbedeutende Zahl hat ihn später, als er als Docent 
der Chemie und Assistent an einem noch jetzt von Studiren- 
den der Pharmacie stark besuchten Laboratorium einer Deut- 
schen Hochschule wirkte ‚ als Lehrer kennen und schätzen 
gelernt. Durch seine wissenschaftlichen Leistungen schon in 
dieser Periode in weiteren Kreisen bekannt geworden, hat er 
seit der Zeit, wo ihn die Annahme einer anderen Stellung 
nicht allein der Deutschen Heimath entführte, sondern auch 
den pharmaceutischen Interessen mehr zu entfremden schien, 
bei uns durch eine grössere Reihe wissenschaftlicher Aufsätze, 
die zum Theil im Archiv publieirt wurden, und durch mehrere 
unfangreiche Werke die Zahl derjenigen Apotheker bedeutend 
vergrössert, welche durch ihn Belehrung gefunden haben. 

Die reiche Fülle seiner wissenschaftlichen Leistungen ist 
besonders den Apothekern und Aerzten zu Gute gekommen 

Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. Heft. 25 


386 A. Husemann, Nekrolog. 


und wird ihm bei beiden ein wohlverdientes Andenken über 
das Grab hinaus bewahren. Man wird den Mann, dem wir 
sie verdanken, um so höher schätzen, wenn man weiss, dass 
derselbe schon von früher Jugend auf schwächlich und kränk- 
lich war und mit einem complicirten Brustleiden ringen musste, 
das bei Verschlimmerungen ihm schon früh so heftige Athem- 
noth bereitete, dass er viele Tage und Nächte nur im Bette 
sitzend zubringen musste, und welches ihn in den letzten 
vierzehn Jahren wiederholt an die Schwelle des Todes führte. 
Man wird seine Arbeitskraft bewundern müssen, wenn man 
erwägt, dass es ihm nie vergönnt war, über sachverständige 
Assistenten oder Schüler zu gebieten, die ihn mit Vorarbeiten 
unterstützen konnten; alle seine zahlreichen mühsamen und 
zeitraubenden Untersuchungen und Analysen, mit Ausnahme 
einzelner phytochemischer, bei denen ihm fleissige Hände 
geholfen, hat er mit eigener Hand vollendet. 

August Heinrich Husemann wurde am 5. Septem- 
ber 1833 zu Stolzenau im ehemaligen Königreiche Hannover 
geboren, wo sein Vater noch jetzt in hohem Alter lebt. Er 
erhielt seine Schulbildung theils in Privatinstituten seines 
Geburtsortes, theils auf dem Gymnasium zu Detmold und 
widmete sich Ostern 1848 der Pharmacie, die er auf der 
damals von dem jetzigen Fürstl. Lippeschen Medicinalrathe 
G. Quentin geleiteten Detmolder Hofapotheke erlernte. Nach 
vollendeter Lehrzeit fungirte er als Apothekergehülfe in meh- 
reren Hannoverschen Orten, zuerst in Lamspringe (1852 —53), 
dann in Aurich (1853 —55) und Nienburg (1855 — 1857), 
von wo aus er Ostern 1857 die Universität Göttingen bezog. 
Nach vollendetem pharmaceutischen Studium und glänzend 
bestandenem Hannoverschen Staatsexamen nahm er 1858 wie- 
derum eine Gehülfenstelle in Osnabrück an, die er jedoch 
schon nach einem halben Jahre aufgab, um seinen längst 
gehegten Plan, sich ganz der Chemie zu widmen, auszufüh- 
ren. Michaelis 1858 nach Göttingen zurückgekehrt, studirte 
. er daselbst unter Wöhler und Limpricht Chemie und wurde 
im Sommer 1860 Assistent an dem damals neu eingerichte- 
ten, unter Leitung von Prof. ©. Bödeker stehenden physiolo- 


A. Husemann, Nekrolog. 387 
gisch-chemischen Laboratorium. Hier vollendete er seine Stu- 
dien über die eigenthümlichen Bestandtheile von 
Daucus Carota, welche den Gegenstand seiner Inaugural- 
dissertation bilden, auf Grund deren er am 8. August 1860 
zum Dr. phil. promovirt wurde. 

Schon in seiner Studienzeit hatte eo: Husemann 
mannigfache Gelegenheit, sein eminentes Lehrtalent zur Gel- 
tung zu bringen. Seit 1859 hielt er regelmässige Repetito- 
rien und Examinatorien über pharmaceutische Chemie und 
der Kreis seiner Zuhörer erweiterte sich bald so, dass in den 
- Jahren 1860 — 63 kaum ein Pharmaceut in Göttingen studirt 
haben dürfte, welcher nicht an denselben Theil genommen 
hätte. Auch das physiologisch -chemische Laboratorium füllte 
sich rasch in dieser Zeit mit Pharmaceuten und bot ihm Ge- 
 legenheit zu Belehrung in der verschiedensten Weise und 
Arbeit in Hülle und Fülle. Zu dieser Lehrthätigkeit kamen 
seit 1862, wo er sich an der Universität Göttingen als Pri- 
vatdocent der Chemie habilitirte, noch stark besuchte Vor- 
lesungen über pharmaceutische und gerichtliche Ohemie hinzu. 

Wie sehr er die letzterwähnte Partie der Chemie mit 
Meisterschaft beherrschte, davon legte er im Jahre 1862 den 
besten Beweis durch die Bearbeitung des chemischen Theiles 
des von ihm in Gemeinschaft mit seinem Vetter und nach- 
maligen Schwager Dr. med. Th. Husemann herausgegebenen 
Handbuches der Toxikologie (Berlin, G. Reimer) ab. 
Es war keine Ueberhebung, dass er, nachdem er erst durch 
eine sehr sorgsam ausgeführte Dissertation in die Reihe der 
chemischen Schriftsteller sich eingeführt hatte, sofort mit einer 
so umfangreichen Arbeit, welche die ausgedehntesten Studien 
und umfassendes eigenes Forschen voraussetzt, auftrat. Die 
Arbeit, durch welche sein Name in den weitesten Kreisen 
bekannt geworden ist, zeugt auf jeder Seite von den aus- 
geführten gewaltigen Vorarbeiten, die er dazu unternommen, 


z _ und hat die ungetheilte Anerkennung der Fachgenossen ge- 


_ funden, welche speciell im Gebiete der forensischen Chemie 

thätig waren. Die Bearbeitung des Stoffes zeigt jene Klarheit 

und Durchsichtigkeit, welche auch die späteren Abhandlungen 
25* 


388 A. Husemann, Nekrolog. 


A. Husemann’s auszeichnet. Für viele jüngere Gerichts- 
Chemiker ist der als „ Ermittlung der in gerichtlich medicinischer 
Hinsicht wichtigsten Gifte“ (S. 179 — 233) überschriebene 
Abschnitt ein Leitfaden bei ihren Untersuchungen geworden. 
Inzwischen wurden übrigens auch andere Theile der Chemie 
nicht vernachlässigt. Zunächst folgten einige Arbeiten aus dem 
Gebiete der organischen Chemie, welche weniger dem Arzte 
und Apotheker als dem Chemiker von Fach zu Gute kamen. 
Schon 1860 hatte er sich bemüht, das problematische Sulfo- 
carbamid, den dem Rhodanammonium isomeren Harnstoff, durch 
Einwirkung des Chlorürs vom Schwefelkohlenstoff auf Ammo- 
niak zu erhalten. Aber auch die Methode Natanson’s für die 
künstliche Bildung des Harnstoffs gab ihm, auf die Rhodan- 
verbindungen übertragen, ein negatives Resultat, indem er 
durch Einwirkung von Ammoniak auf Aethylsulfocarbonat 
stets nur Aethylmercaptan und Rhodanammonium erhielt, wie 
ihm auch Methyl-, Aethyl- und Allylsulfocarbonat bei Be- 
handlung mit Ammoniak stets Rhodanammonium lieferten. 
War durch diese Arbeit auch nicht das Ziel erreicht, nach 
dem er gestrebt hatte, so ergab sie doch theils eine reiche 
theoretische Ausbeute in Bezug auf die Constitution des 
Rhodanammoniums und der Rhodanverbindungen überhaupt, 
theils practische Resultate, z. B. eine sehr einfache Methode 
zur Darstellung des Aethylsulfocarbonats, theils führte die 
weitere Verfolgung derselben Aug. Husemann zur Entdeckung 
verschiedener bisher nicht dargestellter organischer Verbin- 
dungen. Dahin gehört in erster Linie der Sulfokohlen- 
säure-Aethylglycolaether (Aethylensulfocarbo- 
nat), dann das bei der Darstellung des letzteren zuerst 
erhaltene, später aus amorphem Aethylensulfür von ihm dar- 
gestellte Diäthylensulfür und verschiedene Verbindungen 
des Sulfäthylens, hierauf das Dimethylensulfür und sechs 
neue Sulfocarbonate der Aethyl-, Allyl- und Aethylenreihe, 
welche mit Ammoniak ebenfalls nur Rhodanammonium und den 
entsprechenden Mercaptan gaben, endlich eine grosse Anzahl 
von Salzen der äthylenschwefligen Säure (Disulf- 
ätholsäure). Die Einzelheiten dieser Untersuchungen sind 


be EHE EL ET SFr Dekan ARD a ER Fe Be .; 


ARE 
N: 


A. Husemann, N Serie 389 


theils in den Nachrichten der Göttinger Soeietät der Wissen- 
schaften (1861/62), theils im chemischen Centralblatt und in 
den Annalen der Chemie und Pharmacie publicirt. 

Bald jedoch zog es A. Husemann wieder zur Phytoche- 
mie zurück. Wenn er in seiner ersten Arbeit dieser Art eine 
exacte chemische Prüfung zweier bereits bekannter Pflanzen- 
stoffe, des in der gelben Mohrrübe enthaltenen Carotins 
und Hydrocarotins, sich zur Aufgabe gemacht hatte: so 
waren es jetzt höhere Ziele, denen er nachstrebte. Es war 
ihm durch seine forensisch-chemischen Studien klar geworden, 
dass viele durch starke Wirksamkeit ausgezeichnete Vege- 
tabilien noch gar nicht oder doch nur ungenügend untersucht 
seien, so dass die angeblichen activen Principien als Gemenge 
verschiedener, zum Theil vielleicht ganz entgegengesetzt wir- 
kender Stoffe erschienen, und dass die Isolirung vieler reinen 
Pilanzenstoffe wegen der grossen Löslichkeit derselben, zumal 
in Wasser, andere Methoden erfordern, als bisher meist in 
Anwendung gebracht wurden. In dieser Richtung untersuchte 
er nun unter Beihülfe des damals in Bödeker’schen Laborato- 
rium arbeitenden Dr. W. Marme& mehrere zu den Giftpflanzen 
zählende Gewächse, zunächst Lycium barbarum, dann ver- 
schiedene Species von Helleborus und endlich Cytisus Labur- 
num und einige verwandte Arten der letzteren Gattung. Es 
gelang ihm dabei die Isolirung der unter dem Namen Lyecin 
und Cytisin bekannt gewordenen Alkaloide und des Glyco- 
sids Helleborein, welches die Wirkung der Nieswurzarten 
auf das Herz repräsentirt. Beim Lyein wurde zum ersten 
Male bei Abscheidung einer Pflanzenbase die Ausfällung mit 
phosphorwolframsaurem Natron benutzt, während beim Cytisin 
die Ausfällung mit Gerbsäure zur Isolirung führte. In dem 
Lyecin hat er, wie er später nachwies, denjenigen basischen 
Körper entdeckt, welcher, mehrere Jahre später (1866) von 
Scheibler nach derselben Methode im Runkelrübensafte auf- 
_ gefunden, unter dem Namen Betain bekannter geworden ist, 
und die Aufmerksamkeit der Chemiker durch seine künstliche 
Darstellung durch Peter Gries und seine Beziehungen zum 
Neurin und Muscarin bis in die jüngste Zeit wach erhalten hat: 


390 A. Husemann, Nekrolog. 


Im Frühjahr 1863 fand A. Husemann die bekannte, für 
den forensischen Nachweis des Morphins jetzt unentbehrliche 
Reaction, welche verdünnte Salpetersäure und mehrere andere 
oxydirende Substanzen an der in concentrirter Schwefelsäure 
gelösten Base hervorruft, eine Reaction, deren Werth und 
Bedeutung namentlich von Dragendorff wiederholt dargelegt 
wurde. 

Leider erfuhr A. Husemann’s Forschen und Wirken eine 
jähe Unterbrechung im August 1863 durch eine heftige Lun- 
genblutung, welche ihn nöthigte, ein südlicheres Klima auf- \ 
zusuchen und den Winter 1863/64 in Italien — vorzugsweise 
in Pisa — zuzubringen. Obschon der Winter nicht besonders 
günstig war, kehrte er doch ziemlich gekräftigt nach Göttin- 
gen im Mai 1864 zurück, wo er seine phytochemischen Stu- 
dien wieder aufnahm. Vorlesungen und Repetitorien liess er 
auch im folgenden Semester ausfallen, da schon im Beginne 
desselben seine Berufung als Professor der Physik und Che- 
mie an die Kantonsschule in Chur erfolgte, welche er um so 
lieber annahm, als ihn dadurch die Möglichkeit gegeben 
wurde, dem rauhen Winter des nordwestlichen Deutschlands 
zu vermeiden, dem er leider noch im Anfange des Jahres 
1865 einen Anfall von Lungenblutung verdankte. 

Selbstverständlich nahm ihn nach seiner Uebersiedelung 
nach Chur die völlig veränderte Lehrthätigkeit, namentlich der 
ihm ganz neue und die Hauptsache seiner Aufgabe bildende 

“physikalische Unterricht, fast vollständig in Beschlag. Nach- 
dem er mit dem ihm eigenen Eifer und Fleiss sich rasch 
hineingearbeitet, war er bald im Stande, nicht allein über die 
Grenzen des ihm übertragenen Amtes hinaus durch Lehrthä- 
tigkeit und öffentliche Vorträge zu wirken, sondern auch seine 
wissenschaftlichen Arbeiten wieder aufzunehmen und in alter 
Weise zu fördern. In ersterer Hinsicht hielt er — ausser 
verschiedenen weiter unten zu erwähnenden Vorträgen in der 
Graubündener naturforschenden Gesellschaft — namentlich im 
Winter 1867/68 einen Cyclus von Vorlesungen über Physik 
und Chemie für Damen, welcher reichen Zuspruch und An- 
klang fand. 


In wissenschaftlicher Beziehung empfing in Chur zunächst _ 
cine literarische Thätigkeit ihren Abschluss, welche er bereits 
im Herbst 1863 begonnen hatte. Nach der Ostermesse 1863 
war der Buchhändler Winter aus Heidelberg bei ihm in Göt- 
tingen gewesen, um ihn für die Bearbeitung eines Supple- 
mentbandes zu dem organischen Theile des bekannten 
Gmelin’schen grossen Handbuches der Chemie, der durch‘ 
das oft genug beklagte langsame Vorschreiten des Haupt- 
werkes nothwendig geworden war, und einen Auszug aus 
dem unorganischen Theile des betreffenden Werkes zu gewin- 
nen, und er hatte einen Theil der ersten Aufgabe zu lösen 
übernommen. Der Eifer, mit welchem er die Bearbeitung der 
beiden ersten Hefte des Supplements förderte, hatte den Ver- 
leger bereits im October 1864 bewogen, ihm die Uebernahme 
des ganzen Werkes unter Beseitigung des bisherigen Redac- 
- teurs anzubieten, eine Offerte, welche er seinem uneigennützi- 
sen und redlichen Charakter folgend, sofort ablehnte, die aber 
auch der Hauptgrund gewesen ist, sich von dem Unterneh- 
men zurückzuziehen, da Winter auch noch in einem späteren 
Briefe seine feste Absicht aussprach, die Redaction des Hand- 
buches einem andern Bearbeiter übertragen zu wollen. Von 
A. Husemann rühren die Verbindungen mit weniger als 
7 Atomen Ü her. 

Ein weiterer Grund, sich von der gut honorirten Arbeit 
loszusagen, war die Rücksicht auf die Bedürfnisse der Lehr- 
anstalt, an der er thätig war. Der Mangel an einem ihm 
senehmen Lehrbuche der Chemie für den Unterricht ver- 
anlasste seinen 1868 im Verlage von J. Springer in Berlin 
erschienenen „Grundriss der reinen Chemie,“ welcher 
auch ausserhalb der Schweiz in mehreren Anstalten als Lehr- 
buch eingeführt wurde. Den separat herausgegebenen unor- 
ganischen Theil hatte er 1876 die Freude, in völlig umgear- 
beiteter, den modernen chemischen Theorien angepasster 
zweiter Auflage erschienen zu sehen. 

Noch ein zweites Buch verdankt seine Entstehung dem 
Interesse für die Kantonsschule, die 1871 bei Christen in 
Aarau erschienenen „Elemente der Chemie als Grund- 


392 A. Husemann, Nekrolog. 


lage für den landwirthschaftlichen Unterricht,“ welche zunächst 
für die mit der Kantonsschule in Verbindung stehende land- 
wirthschaftliche Anstalt auf Anregung des damaligen Leiters 
der letztern, seines Freundes Schatzmann, entstand und, in 
der Zeit der Reconvalescenz von einer schweren Erkrankung 
geschrieben, zeigt, wie ihr Autor auch solche Stunden zum 
allgemeinen Wohle zu benutzen bestrebt war. 

Zwischen diese beiden mehr elementaren und für den 
Unterricht an Anstalten berechneten Bücher schiebt sich das 
Erscheinen der umfassendsten literarischen Production A. Hu- 
semann’s, das bekannte in Gemeinschaft mit Th. Husemann 
bearbeitete Werk „Die Pfanzenstoffe in chemischer, phy- 
siologischer, pharmacologischer und toxicologischer Hinsicht“ 
(Berlin, Springer 1871), dessen Stellung durch die Worte des be- 
deutenden Englischen Pharmacologen Anstie: „The book is not 
milk for babies, but meat for men“ am besten charakterisirt wird. 
Der ursprünglich von seinem Mitarbeiter entworfene Plan des 
Buches bezweckte, die Errungenschaften der Phytochemie den 
Aerzten und Pharmacologen nutzbar zu machen und eine Basis zu 
schaffen, auf welcher Physiologen und Pharmacologen mit Leich- 
tigkeit weiter zu bauen vermöchten. A. Husemann erweiterte 
das Werk zu einer completen Phytochemie, um auch den 
Anforderungen der Chemiker und Pharmaceuten Rechnung zu 
tragen, wodurch freilich der ursprünglich vorgesehene räum- 
liche Umfang bedeutend erweitert werden musste und bei den 
Bedenken der Verlagshandlung wesentliche Kürzungen einzel- 
ner Theile des beiderseitigen Manuscripts nöthig wurden. 
Aber auch in dieser Form hat sich bei unparteiischen Fach- 
genossen das Werk einer ausgezeichneten Aufnahme zu erfreuen 
gehabt, nicht allein in Europa und Nordamerika, sondern selbst 
in Ostindien und Australien hat es anerkennende Urtheile in 
Bezug auf die Reichhaltigkeit des Inhaltes und die Art der 
Bearbeitung hervorgerufen. Eine gleich nach dem Erscheinen 
der ersten Lieferung projectirte Uebersetzung ins Französische, 
welche unter den Auspicien des bekannten Pharmacologen 
Hubler erscheinen sollte, ist in Folge der politischen Con- 
stellationen nicht zu Stande gekommen. 


RR Husemann, Nekrolog. & 1395 
Von 1868 an betheiligte sich A. Husemann auch an dem 
Wiggers’schen Jahresberichte für Pharmacie durch Bearbeitung 
des toxicologisch-chemischen Referats, bis ihn 1874 Gesund- 
heitsrücksichten an der Fortsetzung dieser Arbeit verhinderten. 

Inmitten dieser reichen publicistischen Thätigkeit wurden 
indess auch die Arbeiten im Laboratorium nicht vergessen, 
und namentlich nach der Einrichtung eines neuen Laborato- 
rıums in der unmittelbaren Nähe der Kantonsschule gab es 
dort Arbeit für ihn in Hülle und Fülle, deren Resultate er 
zum grössten Theile im N. Jahrbuche für Pharmacie und im 
Archiv der Pharmacie veröffentlichte. Zuerst wurde die che- 
mische Untersuchung des Cytisins vollendet (1869); dann 
folgte eine Analyse in Graubünden niedergefallenen Passat- 
staubes, interessant dadurch, dass trotz des geringen Materials 
die chemische Analyse in Bezug auf die Herkunft desselben 
gleiches Resultat wie die mikroskopische Prüfung lieferte. 
Von verschiedenen gerichtlich-chemischen Ana- 
lysen, welche er im Auftrage Graubündener Gerichte aus- 
führte, wurde auch der Wissenschaft ihr Antheil. Eine 
interessante Oantharidenvergiftung führte ihn zu einer Modi- 
fication des Dragendorff’schen Verfahrens zur Abscheidung 
des Cantharidins; ein anderer Fall subsumirter Vergiftung 
machte ihn auf die Möglichkeit aufmerksam, wie das bei 
Verschluss der zu untersuchenden Objecte benutzte Siegellack 
die Quelle beigemengten Bleis werden kann; ein Fall von 
Vergiftung durch gefärbtes Backwerk lieferte den Beweis, 
wie unter Umständen bei Kindern ganz minimale Arsenmengen 
tödtlich werden können. Diese Beschäftigung als forensischer 
Chemiker führte ihn dann auch zuerst auf dasjenige Gebiet 
der Analyse über, durch welches er in den letzten Jahren 
seines Lebens sich um den Kanton Graubünden ein so her- 
vorragendes Verdienst erworben hat und dessen er sich um 
so lieber annahm, als er in seinen Studien ein Förderungs- 
mittel der Nationalwohlfahrt erkannte und als dieselben ihm 
thätig zu sein verstatteten, ohne sich irritirenden Däm- 
 pfen aussetzen zu müssen, auf das Gebiet der Heilquellen- 
analyse. 


394 A. Husemann, Nekrolog. 


Ein Process zwischen der Gemeinde Tarasp und der 


Gesellschaft Tarasp-Schuls, welche die bekannten Quelien in 
Benutzung hatte, veranlasste das Gericht im Sommer 1871, 
ihn zu einer neuen Analyse der am rechten Ufer des Inn 
belegenen beiden Eisensäuerlinge Bonifacius und Carola 
aufzufordern. Er benutzte diese Gelegenheit, um auch dem 
Wunsche seines Freundes Dr. Killias nachzukommen und eine 
Analyse der beiden Natronsäuerlinge Lucius und Emerita, 
welche die Hauptquellen des vielbesuchten Badeorts bilden, 
vorzunehmen. In diesen früher wiederholt — von (assel- 
mann, Löwig und von Planta — analysirten Mineralwässern 
gelang ihm der Nachweis einer grösseren Reihe bisher über- 
sehener oder nicht gesuchter heilkräftiger Bestandtheile in 
theilweise reichlichen Mengen, unter denen Borsäure, Brom 
und Lithium die vorzüglichsten waren; auch constatirte er die 
Identität beider Quellen, welche die Benutzung in gleichem 
Sinne, der bisher Widersprüche entgegenstanden, möglich macht. 

Diese Arbeit, welche er in ausführlicher Weise zuerst 
1873 im N. Jahrbuche für Pharmacie veröffentlichte, gab An- 
lass dazu, dass aus den verschiedensten Theilen des mineral- 
wasserreichen Kantons Aufforderungen zu Analysen theils 
bereits bekannter, theils neuer Quellen an ihn ergingen, die 
er, soweit Zeit und Gesundheit es ihm erlaubten, und mit der 
ihm von jeher eigenen Accuratesse ausgeführt hat. Unter 
ihnen befinden sich neben drei weitern Quellen Tarasp’s 
(Ursusquelle, Neue Badequelle, Neue Innquelle) die beider 
Quellen des zweiten weltberühmten Badeorts im Engadin, 
St. Moritz, welche ihn veranlasste, seine classische Mono- 
graphie dieses Ourorts: „Der Kurort St. Moritz und seine 
Eisensäuerlinge (Zürich 1874),“ zu welcher ihm die medicini- 
schen Daten von Dr. Brügger in Samaden und die Daten 
über Geschichte, Flora und Klima von Prof. Dr. Chr. Brüg- 
ger in Chur zur Disposition gestellt wurden und von der ein 
gedrängter Auszug in Deutscher und Französischer Sprache 
später erschien. Ein besonderes Interesse wendete er auch den 
Eisensäuerlingen in der unmittelbaren Nähe Churs zu, zunächst 
dem Belvedra-Eisensäuerling in der Rabiusaschlucht, 


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A. Husomann, Nekrol.. 395 


Dr die er mit Dr. Lorenz in Chur 1872 eine Broschüre 


verfasste, dann den von ihm als Sassalquellen bezeichne- 


ten, über die er Genaueres im N. Jahrb. für Pharm. mittheilte. 
In dem Programme der Kantonsschule von 1874, in welchem 
er eine Serie von Analysen Bündnerischer Mineralquellen 
publicirte, finden sich ausserdem noch Mittheilungen über die 
Gypsquellen von Vals, Bergün und Surlej bei 
Silvaplana, in denen er dem Kanton wohlzubeachtende 
Curmittel, welche sich Lippspringe, Weissenburg und Leuk 
zur Seite stellen, erschloss. Eine besondere Broschüre hat er 
auch über den von ihm öfters besuchten klimatischen Kur- 
ort Serneus geschrieben, dessen Schwefelquellen er neu 
analysirte. Den höchst interessanten Abschluss dieser Ana- 


]lysen bildet, — wenn wir der Untersuchung der Trink- 
 wässer von Chur und Flims, des Gaumasees und des Mineral- 
schlamms von Andeer nur beiläufig gedenken, — diejenige 


der Quellen von Val Sinestra bei Sins, in denen er ein durch 
gleichzeitigen hohen Gehalt von Eisen, Arsen und Borsäure 
ausgezeichnetes, einzig in seiner Art dastehendes Mineral- 
wasser erkannte, dem eine hohe Zukunft vorausgesagt werden 
kann, (vgl. die Broschüre von Dr. Killias: Die arsenhaltigen 
Eisensäuerlinge von Val sinestra bei Sins. Chur. 1876). 

Man darf diesen Untersuchungen nicht einen bloss loca- 
len Werth beilegen, sie haben auch, selbst wenn es sich bei 
_ Tarasp und St. Moritz nicht um Weltbäder handelte, eine 
allgemeinere Bedeutung für die Wissenschaft. Ein wichtiges 
Resultat seiner Arbeiten ist z.B. die Variabilität der 
Quellen in verschiedenen Monäten des Jahres, 
welche er schon in seiner ersten Arbeit über Tarasp hervor- 
hob, die sich aber am deutlichsten bei St. Moritz zu erken- 
nen gab, wo der Eisengehalt der Quellen im Winter ganz 

schwindet. Die practisch therapeutische Bedeutung dieser 

A Entdeckung, welche die Zeit der Füllung der Mineralwässer 

beschränken muss, sobald auch anderswo ähnliche Differenzen 
‚analytisch constatirt werden, liegt auf der Hand. 

- Von noch mehr practischer Bedeutung erscheinen aber 

_ zwei Arbeiten, welche in directer Verbindung mit den Mine- 


396 A. Husemann, Nekrolog. 


ralwasseranalysen stehen. Die erste, welche jahrelanges 
Experimentiren nothwendig machte, betrifft die Füllung 
natürlicher Eisensäuerlinge. Husemann hatte sich 
davon überzeugt, dass in allen im Handel befindlichen Wäs- 
sern dieser Art kein Eisen in Lösung vorhanden sei und 
dass selbst unter sorgfältigsten Anwendung der modernen 
Füllungsmethoden die Präcipitation des Eisens in wenigen 
Tagen vor sich gehe. Nach langen Vorversuchen gelangte 
er zu der zuerst im Archiv für Pharmacie publicirten Me- 
thode, welche auf dem Zusatze einer äusserst geringen Menge 
Citronensäure beruht und, nachdem sie die Feuerprobe scru- 
pulösester Untersuchungen in verschiedenen Stahlbädern be- 
standen, nach dem Vorgange der meisten Bündener Bäder 
und des Sächsichen Bades Elster, wohl zweifelsohne überall 
eingeführt werden muss, wo man den Patienten ein wirklich 
wirksames Stahlwasser überliefern will. 

Eine zweite Arbeit, welche er auf Wunsch der Brunnen- 
directionen von Tarasp und St. Moritz ausführte, bezieht sich 
auf die Verwendung der Stahlwässer resp. kohlensäurereicher 
Mineralwässer überhaupt zu Bädern. Die Gründlichkeit, mit 
der er alle derartigen Fragen behandelte, zeigt sich auch bei 
dieser, die Vorzüge der Schwarz’schen Wanne in prägnan- 
tester Weise herausstellenden Untersuchung, welche erst im 
August 1877 in der Oesterreichischen Badezeitung erschien, 
gleichzeitig mit der Nachricht vom Tode des Verfassers. | 

Das Leben in Chur ist für A. Husemann keinesweges 
immer gleichmässig dahingeflossen. In den ersten Jahren 
schon zeigte sich, dass das Brustleiden durch den südlichen 
Aufenthalt nicht völlig geheilt war und schon 1866 musste 
er wegen einer Blutung einen mehrmonatlichen Urlaub antre- 
ten. Etwas stabiler schien die Gesundheit zu werden, seit 
er eine eigene Haushaltung unter Leitung seiner Schwester 
gegründet und eine sonnige Wohnung in unbedeutender Ent- 
fernung von dem neuen Laboratorium bezogen hatte. Aber 
die aufregende Zeit des Krieges von 1870, aufregend für ihn 
um so mehr, als seine Anhänglichkeit an das Deutsche Vater- 
land keinen sympathischen Wiederhall in den meisten seiner 


A. Husemann, Nekrolog. . 897 
Schweizer Bekannten fand, brachte ihm wieder eine heftige 
_  Lungenblutung, die heftigste, welche er durchgemacht hat, und 
die ihn um so schwerer traf, als er ihretwegen die unmittel- 
bar nach seiner Erkrankung von Berlin aus an ihn ergangene 
Aufforderung, die Desinfection der Schlachtfelder in Elsass- 
Lothringen zu übernehmen, ablehnen musste und als sie ihn 
um die angenehme Gesellschaft eines jungen Schwedischen 
Gelehrten, des jetzigen Professor Dr. Jäderholm in Stockholm, 
brachte, welcher die von ihm im Churer Laboratorium begon- 
 nenen medicolegalen Studien desshalb jäh abzubrechen genö- 
thigt war. Kleinere Blutungen sind auch später noch einge- 
treten, von denen er sich unter sorgsamer Pflege seiner 
Schwester rasch erholte.e Dieser und dem Aufenthalte in 
höher gelegenen Bündener Orten, die theils wegen der Quel- 
lenarbeiten, theils der Gesundheit wegen aufgesucht wurden, 
ist es zu danken, dass der Kräfteverfall nicht frühzeitiger 
eintrat. Er blieb nicht aus, aber er kam langsam und machte 
sich ihm weniger fühlbar, als man hätte erwarten sollen, 
Denn das Lungenleiden schritt fort, nach jeder Blutung wurde 
die Athemnoth grösser, der Reiz zum Husten, namentlich 
Nachts, gesteigert; es musste wiederholt zu Morphin und 
Chloral die Zuflucht genommen werden. Die kleine „Berg- 
partie,“ welche er täglich von seiner Wohnung mehrmals zu 
machen genöthigt war, verursachte ihm derartige Athemnoth, 
dass er in den letzten Jahren seines Ohurer Aufenthaltes sich 
täglich in einem Rollwagen zum Laboratorium fahren liess. 
Noch quälender als Husten und Athemnoth war das inten- 
sive, oft Stunden lange anhaltende Herzklopfen, das bei der 
geringsten Anstrengung sich herausstellte. Es hat eine Zeit 
gegeben, wo er nach jedem Unterrichte der Palpitationen 
_ wegen mehrere Stunden auf dem Sopha liegend zubringen 
musste. Im Winter 1875 kam es zu wassersüchtigen Be- 
schwerden, jedoch nur vorübergehend, doch eine bedeutendere 
Schwäche hinterlassend.. So kam für ihn der Gedanke, sein 
Amt, trotzdem dass der des Mannes Werth erkennende 
Erziehungrath durch Einschränkung der Stundenzahl und Ur- 

lauhsertheilungen ihm möglichste Erleichterung geschafft hatte, 


398 A. Husemann, Nekrolog. 


gänzlich niederzulegen und nachdem er ein nach jener Krank- 
heit gestelltes desfallsiges Gesuch um Enthebung von seiner 
Stelle auf den Wunsch der Behörde noch einmal zurückgezo- 
gen und auf’s Neue den Unterricht begonnen hatte, erneuerte 
er sein Abschiedsgesuch im Frübjahr 1876 und verliess im 
Mai Chur, um sich zunächst zu seinem Schwager in Göttin- 
gen und von da nach Friedrichsroda in Thüringen, wo er den 
grössten Theil des Sommers 1876 verlebte, zu begeben. Der 
Plan, im Winter in irgend einer Universitätsstadt Deutschlands, 
wo ihm literarische Hülfsmittel zu Gebote ständen, zu leben, 
musste bald als unausführbar erkannt werden, da das nord- 
deutsche Klima seine alten asthmatischen Beschwerden wie- 
der hervorrief. So reiste er dann nach einem Besuche bei 
seinem Vater Ende September in Begleitung seiner Schwester 
nach Meran, um noch einmal den Einfluss eines milden Win- 
terclimas auf sein Brustleiden zu erproben. 

Der Aufenthalt in Meran wirkte nicht ungünstig, obschon 
seine Pflegerin dort nicht unbedenklich erkrankte. Nament- 
lich verschwanden die asthmatischen Beschwerden ganz. Nur 
seine Gemüthsstimmung wurde, wie es für einen an stete 
Thätigkeit gewohnten Mann nicht anders zu erwarten stand, 
in Folge mangelnder genügender Beschäftigung trüber. Etwas 
besser wurde dieselbe durch unerwartete Anregungen. Von 
New-York aus kam die Aufforderung zur Veranstaltung einer 
Englischen Ausgabe der Pflanzenstoffe; wenige Tage spä- 
ter eine solche für die Bearbeitung einer neuen Deutschen 
Auflage desselben Buches. Die Bedenken, welche seine Ge- 
sundheitsverhältnisse boten, bei Seite setzend, nahm er den 
Auftrag an und arbeitete rasch den Plan zur völligen Umge- 
staltung des Buches in Gemeinschaft mit seinem bisherigen 
Mitarbeiter aus. Auch schrieb er einige kleine Aufsätze für 
die Oesterreichische Badezeitung, das Letzte, was er in 
wissenschaftlicher Hinsicht geschrieben hat und das erst nach 
seinem Tode zum Drucke gelangte. 

Die zunehmende Hitze zwang ihn, Mitte Mai 1877 Meran 
zu verlassen. Er ging nach Oberhofen am Thuner See, aber 
der Aufenthalt sagte ihm nicht zu; die Engbrüstigkeit machte 


A. Husemann, Nekrolog. 399 
sich wieder in erhöhtem Maasse geltend, die geringste An- 
 strengung verursachte ihm Herzklopfen, dazu kam grosse 
Heiserkeit, eine seltene Erscheinung bei ihm. Er entschloss 
sich bald, dem Rath seines erprobten Ohurer Arztes Dr. Lorenz 
zu folgen und das neu eingerichtete klimatische Curhaus 
„Waldhaus Flims“ in Graubünden aufzusuchen. Aber auch 
dort wurde es nicht besser, die Schwäche nahm zu, und als 
wenige Tage nach seiner Ankunft sein Schwager, Professor 
Dr. Michael, und seine Schwester ihn dort aufsuchten, fanden 
sie ihn kränker als je, so leidend, dass sofort eine Uebersie- 
delung nach dem benachbarten Thusis in das Haus von M.'s 
' Schwester beschlossen und ausgeführt wurde, um zu versu- 
chen, ob nicht durch die gewohnte sorgsame Pflege das Lei- 
den nochmals zu bannen sei. Aber das Geschick wollte es 
anders; die rasche Abnahme der Kräfte warf ihn auf das 
Krankenlager, daneben zeigten sich Oedeme und in wenig 
Tagen — am 17. Juli Abends 6 Uhr — war ein thätiges 
und fruchtbringendes Leben geendet. 

Am 20. Juli fand die Beerdigung auf dem Friedhofe von 
Thusis statt. Am Grabe, zu dessen Ausschmückung die Bünd- 
ner naturforschende Gesellschaft einen schönen Lorbeerkranz 
sandte, sang der Männergesangverein des Orts; beim Leichen- 
begängnisse, zu dem der Erziehungsrath einen Deputirten 
entsendet hatte, war die Betheiligung eine allgemeine aus 
‚allen Schichten des Volkes; denn der Name des Verstorbe- 

nen, den jetzt die Erde des Landes deckt, für das er so 
Vieles gewirkt, das er aber noch im Jahre zuvor niemals 
wiederzusehen hoffen konnte, war im Kanton Graubünden ein 
allgemein geachteter und populärer. 

‚In den Kreisen, mit welchen ihn seine Stellung und der 
persönliche Verkehr zusammenführte, hatte er, wie früher in 
Deutschland, so auch in der Schweiz warme Freunde gefun- 
den, welche ihn wegen seines rechtschaffenen, uneigennützigen 
| 2 und aufrichtigen Charakters liebten und verehrten. Sein Stre- 
_ ben um des Kantons Wohlfahrt, seine Anhänglichkeit an die 
- Kantonsschule, der er treu verblieb, so lange es ging, und 
' die er nicht verliess, obschon mehrfach lucrativere Stellungen 


400 A, Husemann, Nekrolog. 


z.B. noch bei Gelegenheit der letzten Schweizer Naturfor- 
scherversammlung in Chur von Elsass-Lothringen aus, ihm 
geboten waren, sein Wirken für die Kenntniss der Mineral- 
quellen Graubündens, eines der grössten Schätze dieses 
Alpenlandes, in Nähe und Ferne, waren in weitere Kreise 
gedrungen und die Theilnahme, welche ihm bei Gelegenheit 
seiner wiederholten Erkrankungen in Chur von allen Seiten 
bezeigt war, beweist, dass selbst eingefleischte Particularisten 
es ihm verziehen hatten, nicht in der Schweiz geboren zu 
sein. Unter Handwerkern und Arbeitern war der Name 
besonders durch einen Federkrieg bekannt geworden, den der 
Verstorbene mit der Churer Polizei im letzten Jahre seiner 
Amtsthätigkeit im Interesse der Unbemittelten führte. Durch 
ausgedehnte Untersuchungen hatte er sich überzeugt, dass 
die in Chur verkaufte Milch vielfach der Verfälschung durch 
starken Wasserzusatz unterliege. Er machte davon der Poli- 
zeibehörde Anzeige, welche jedoch der Meinung war, dass in 
einer Republik die Aufgabe der Polizei eine andere sei als 
sich um Verfälschung von Lebensmitteln zu kümmern und 
dass ihm, wenn er sich übervortheilt glaubte, ein Klagrecht 
bei den Bündner Gerichten zustehe. So blieb ihm nichts übrig 
‚als diese Anschauungen der Polizei in dem geachtetsten Blatte 
der Ostschweiz, dem freien Rhätier, zur Sprache zu bringen, 
obschon er wusste, dass er damit erbitterte und persönliche 
Angriffe seitens der Angegriffenen provocirte. Die Sache 
selbst fand ihren Abschluss in der Ueberreichung einer Adresse 
von mehr als hundert der angesehensten Einwohner Churs, 
mit den Namen der Räthe der Kantonalregierung an der 
Spitze, welche ihm den Dank für den dem allgemeinen Wohle 
geleisteten Dienst aussprachen, und in der Beseitigung des 
eigenthümlichen Republicanismus einer Polizeibehörde! 

In Bezug auf A. Husemann’s Wirken an der Kantons- 
schule mögen hier die Worte, mit denen das Programm die- 
ser Anstalt sein Scheiden von der Schule anzeigt, Platz 
finden: „Sodann hat der Abgang des Herrn Professor Dr. Hu- 
semann von der Anstalt eine Lücke hinterlassen, welche, so 
oft man seiner gedenkt, von ehemaligen Schülern, Collegen 


R Husemann , N ekrolog, 401 


und von der Schulbehörde schmerzlich empfunden werden 
_ wird. Seine schriftstellerischen Leistungen haben bei den 


Männern der Wissenschaft einen guten Klang, sein beneidens- 
werthes Lehrtalent, unterstützt von einer Fülle des Wissens 
und einem gewinnenden Umgang, waren geeignet, empfäng- 
lichen Jünglingen Eifer für seine beiden Disciplinen einzu- 
flössen und erfreuliche Ergebnisse seines Unterrichts zu erzie- 
len. Haben sanitarische Gründe den trefflichen Mann dem 
Lehramt entrissen, so möge ihm doch die Befriedigung zu 
Theil werden, in ruhigen Verhältnissen seiner Wissenschaft 
zu leben und dieselben mit neuen Erzeugnissen seines Geistes 
zu bereichern.“ 


Der Wunsch ist nicht erfüllt worden, aber es bleibt auch 
ohnedies aus dem kurzen Leben des Verewigten genug reiche 


Frucht wissenschaftlicher Thätigkeit zurück, um seinem Na- 


men ein dauerndes Andenken zu erhalten. Das Verdienst, 
welches er sich durch seine Arbeiten um die Heilkunde 
erwarb, ehrte die Svenska Läkare Sällskap, zu Stockholm, 
indem sie ihn 1870 zum Mitgliede ernannte. Ausserdem war 
er Mitglied der Deutschen chemischen Gesellschaft in Berlin 
seit deren Bestehen und der Schweizer und Graubündener 


 naturforschenden Gesellschaft, welcher letzteren er seit Antritt 


seines Churer Lehramts angehörte. Bis zum Herbst 1870 
nahm er regen Antheil an den Versammlungen und Verhand- 
lungen der Graubündner naturforschenden Gesellschaft und 
hielt wiederholt Vorträge allgemeineren Inhalts in derselben, 
2. B. über Anilinfarben (Mai 1865), über Wein und Wein- 
bereitung (Nov. 1866), über Pflanzenbasen (Apr. 1869), über 
die Kohlensäure und ihren Kreislauf in der Natur (Nov. 1869) 
u.a. m. Später erlaubte ihm seine Kränklichkeit eine directe 
Theilnahme nicht mehr, doch hat er den Berichten die mei- 


sten seiner auf den Kanton bezüglichen Mineralwasseranalysen 
mitgetheilt. 


Lebhaften Antheill nahm er auch trotz seines a 
vorgeschrittenen Leidens an der am 12, und 13. Sept. 1874 


in Chur abgehaltenen Versammlung der Schweizer Natur- 


Arch, d, Pharm, XI. Bds. 5. Hit, 26 


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402 Berthelot, Salpetrigsaures Ammoniak. 


forscher; die Protokolle der physicalisch - chemischen und 
mathematischen Section geben über vier verschiedene Vorträge 
und Demonstrationen Nachricht. 


Ueber das salpetrigsaure Ammoniak. 
Von Berthelot.*) 


Das salpetrigsaure Ammoniak ist im festen Zustande 
bis jetzt noch keinem näheren Studium unterworfen worden. 
Da ich Gelegenheit gehabt habe, dasselbe in bedeutender 
Menge darzustellen, weil ich es zu meinen thermochemischen 
Untersuchungen bedarf, so will ich die dabei gemachten Er- 
fahrungen zur allgemeinen Kenntniss bringen. 

Die Darstellung geschieht am besten durch doppelte Zer- 
setzung gleicher Aequivalente salpetrigsauren Baryts und 
schwefelsauren Ammoniaks in concentrirten Lösungen. Man 
operirt in der Kälte und verdunstet das Filtrat im Vacuum 
neben gebranntem Kalk so rasch als möglich. Wie man 
auch verfahren mag, so dauert die Operation doch mehrere 
Wochen, und die Ausbeute übersteigt, wegen der freiwilligen 
Zersetzung des Salzes, nicht 30 bis 40 Proc. der theoreti- 
schen. Man muss zur völligen Trockne verdunsten und das 
Salz in einer Schaale im Vacuum neben gebranntem Kalk 
aufbewahren, aus Gründen, die weiter unten folgen. 

Das trockne Salz ist weiss, krystallinisch, aber elastisch 
und zähe, lässt sich zwischen den Fingern rollen und haftet 
merkwürdig fest an den Wänden der Gefässe, ähnlich wie 
der künstliche Campher (Chlorwasserstoff- Tereben). Es rea- 
girt vollkommen neutral, und seine Zusammensetzung ent- 
spricht genau der Formel HN, NO? An der Luft zerfliesst 
es sehr rasch. 

Bei gewöhnlicher Winter- Temperatur zersetzt sich das 
Salz nur langsam, im Sommer dagegen rascher. Bei 60 bis 


*) Aus dem Bulletin de la Soe. chim, de Paris, t. XXI, p. 55. 7% 


Berthelot, Salpetrigsaures Ammoniak. 403 


70° bleibt es eimige Augenblicke anscheinend unverändert, 
dann aber detonirt es heftig. Ebenso detonirt es durch 
einen Hammerschlag. Es will also sehr vorsichtig gehand- 
habt sein. Bei seiner Zersetzung wird beinahe ebenso viel 
Wärme frei wie bei der des Nitroglycerins.. Allmählig auf 
einem Platinblech erwärmt, verschwindet es auf einmal; wirft 
man es aber in kleiner Menge auf das schon heisse Blech, so 
verbrennt es sofort mit lividem Schein. 

Bei seiner langsamen Zersetzung liefert es als Producte 
Stickstoff und Wasser, und behält die neutrale Reaction. Es 
darf nicht in hermetisch verschlossenen Gefässen aufbewahrt 
werden, denn diese würden bald zerschmettert werden. Selbst 
das Aufbewahren in, wenn auch nur unvollständig mit einem 
Glasstöpsel verschlossenen Flaschen ist bedenklich, denn als- 
dann kann das durch die langsame Zersetzung erzeugte Was- 
ser nicht sofort verdunsten, dieses wirkt lösend auf das übrige 
feste Salz und beschleunigt dadurch dessen Zersetzung. Da- 
her ist es am zweckmässigsten, das Wasser in dem Grade, 
als es entsteht, im Vacuum gleich durch Kalk absorbiren zu 
lassen, 

Die concentrirte wässerige Lösung des Salzes zersetzt 
sich in der Kälte weit rascher als das trockne Salz, wovon 
ich mir den Grund nicht erklären kann. Schüttelt man eine 
solche Lösung, so schäumt sie wie Champagner. In der 

Wärme entbindet sie, unter Beibehaltung ihrer Neutralität, 
reines Stickstoffgas. 
Nach zwei Monaten enthält die wässerige Lösung fast 
gar kein Salz mehr; nur ein paar Procent sind noch darin, 
diese verschwinden aber nicht, sei es nun dass bei einer 
gewissen Verdünnung die Zersetzung ganz still steht, oder 
dass sie immer langsamer verläuft, 

‚Stellt man eine Glasschaale, worin sich einige Krystalle 
des Salzes befinden, an die Luft, so zergehen sie gleich zu 
_ einem Liquidüm und entwickeln dann Blasen von Stickstoff. 
‚Nach einigen Wochen enthält die Schaale nichts weiter mehr, 
‚als nadelförmige Spuren salpetersauren Ammoniaks, welche 
entweder schon im Azotite präexistirt oder sich erst während 

| 26* 


KENT 


nn 


404 D. Seolosuboff, Ansamml. d. Arsens in d. verschied, Geweben ete. 


der freiwilligen Zersetzung gebildet hatten. Jedenfalls bleibt 
nichts zurück, was ähnlich einem Azotit auf salpetersaures 
Silber präcipitirend wirkt. 

Das feste salpetrigsaure Ammoniak lässt sich leicht durch 
gleichzeitiges Zusammentreffen von Stickstoffoxyd, Aramoniak 
und Sauerstoff erzeugen und wahrscheinlich selbst in Qanti- 
täten bereiten. Man leitet diese drei Gase trocken in einem 
abgekühlten Cylinder, und zwar vermittelst sehr weiter Röh- 
ren, welche nicht bis auf den Boden reichen. Zur Verein- 
fachung der Vorrichtung kann man auch das Stickstoffoxyd 
und das Ammoniak vorher mischen. Die drei Gase wirken 
sofort auf einander ein; da sie aber das zur Bildung des 
Salzes erforderliche Wasser nicht enthalten, so tritt gleichzei- 
tig auch Stickstoff auf: 

2NO +0 +2NH?® = 4N + 3H20. 
2NO +0 + 2H’N + H?O = 2(H*N, NO2). 

Beide Reactionen erfolgen in der That gleichzeitig, aber 
das Volum des erzeugten Stickstofls ist viel grösser, als es 
sein müsste, wenn alles entstandene Wasser zur Bildung von 
salpetrigsaurem Ammoniak verwendet wäre. Ich erhielt 
nemlich über das Doppelte der theoretischen Menge, was sich 
übrigens leicht aus der gleichzeitigen Zersetzung einer Portion 
Azotit erklärt. Azotat entsteht, wie ich mich überzeugt habe, 
dabei nicht. Jedenfalls verdichtet sich im oberen Theile des 
Oylinders eine bedeutende Menge salpetrigsaures Ammoniak, 
und zwar krystallinisch, anscheinend würfelig und von deut- 
licherer Form, als es durch freiwilliges Verdunsten erhalten 
wird. Dieser Versuch empfiehlt sich besonders als Collegien - 
Experiment. 


Ueber die Ansammlung des Arsens in den verschie- 
denen Geweben der vergifteten Thiere. 


Von D. Scolosuboff,*) Arzt in Moskau. 


Die Lähmung und Atrophie der Muskeln, welche man 
an den Extremitäten der Thiere oder der Kranken, die mit 


*) Bullet, de la Soc, chim. de Paris, XXII. p. 124. 


colosuboff, Ansamml. d. Arsens in d, verschied. Geweben etc. 405 
arsenikhaltigen Präparaten behandelt worden sind, bemerkt, 
brachten mich auf die Vermuthung, dass das Arsen sich viel- 
leicht in den Muskeln ansammeln würde. Um hierüber Ge- 
wissheit zu bekommen, stellte ich zahlreiche physiologische 
und chemische Versuche an, aus welchen sich indessen ergab, 
dass dieses Metall weniger in den Muskeln, sondern ganz 
besonders in dem Nerven- Gewebe verbleibt, und nur wenig 
davon in die Leber und Muskeln gelangt. 


_ Ich experimentirte mit Hunden, Kaninchen, Meerschweinchen 
und Fröschen. Die beiden ersten Thierarten namentlich kön- 
nen ohne Nachtheil bedeutende Mengen Arsen aufnehmen, 
nemlich für das gleiche Thiergewicht 18mal mehr, als hin- 
reicht, einen Menschen zu tödten. Der Hund wird durch- 
gängig schwerer, und weder Leber noch Muskeln zeigen Fett- 
degeneration, obgleich im Gehirn und Rückenmark viel Arsen 
verbleibt. Die Thiere bekamen ihre gewöhnliche Nahrung 
mit Zusatz eines bekannten Volums titrirter arsenigsaurer 
Natronlösung. 


Zur Extraction des Arsens operirte ich auf den Rath 
Gautier’s wie folgt. Ich digerirte die organische Substanz 
mit Salpetersäure, welcher ein wenig Schwefelsäure beige- 
mischt war, verdunstete fast zur Trockne, setzte noch etwas 
Schwefelsäure hinzu, fuhr mit dem Erhitzen so lange fort, 
bis Dämpfe von Schwefelsäure aufzusteigen anfingen, liess 
tropfenweise Salpetersäure auf die Masse fallen, erhitzte wie- 
der und zwar bis zur beginnenden Verkohlung und behandelte 
hierauf mit heissem Wasser. In die abfiltrirte Flüssigkeit 
leitete man anhaltend Schwefelwasserstof, erwärmte, liess 
absetzen, führte das Schwefelarsen in Arsensäure über und 
behandelte diese im Marsh’schen Apparate. 


Die nachstehende Tabelle giebt die Quantitäten metalli- 
schen Arsens, welche aus 100 Theilen frischer Organe meh- 


rerer, längere Zeit mit arsenigsaurem Natron behandelter Thie- 
re erhalten worden sind. 


406 D. Scolosuboff, Ansamml. d. Arsens in d. verschied. | 
> T—————————————————————————— ie BR N 


Bulldogge, 
welche 34 Tage 
hindurch arse- 
nige Säure in 
steigenden Ga- 
ben von 0,005 
bis 0,150 g. 
täglich bekom- 
men und gut 


Een 


Kaninchen Ein anderer 
von 1700 


Hund,*) wel- 


g. 
Schwere, wel- 
ches 15 Tage 
hindurch arse- 
nige Säure in 
steigenden Ga- 
ben von 0,005 
bis 0,05 g. täg- 
‚lich bekommen 


cher 32 Tage 
| hindurch arse- 
ınige Säure in 
steigenden Ga- 
ben von 0,005 
bis 0,06 g. täg- 
lich bekommen 
hatteunddurch 


I», 
ig 


vertragen |hatte und am einen arteriel- 
hatte. 15. Tage ge-| len Aderlass 
storben war. | getödtet wor- 

\ den war. 

Sehr schwa- 

100 g. frische Muskeln 0,00025 g- chen Ring. 0,00210 g. 
100 - Leber B 0,00271 Schwach.Ring. | unbestimmbar. 

100 - Gehirn. 0,00885 - 0,00594 g. 0,00422 g. 
100 - Rückenmark . 0,00933 - |Starker Ring. |Starker Ring. 


Aus diesem Zahlen ersieht man, dass es besonders die 
Nervensubstanz ist, worin das Gift sich ansammelt. Setzt 
man bei der Bulldogge die Menge des in 100 Theilen fri- 
scher Muskeln gefundenen = 1, so beträgt dieselbe in der 
Leber — 10,8, im Gehirne = 36,5 
31:3: 

Die Resultate sind vielleicht noch frappanter bei acuten 
Vergiftungen. Man erhielt sie durch Einspritzen bestimmter 
Mengen arsenigsauren Natrons unter die Haut des Thiers, 
Eine Bulldogge von 11 Kilog. Schwere starb, nachdem sie 
0,15 g. arsenige Säure bekommen hatte, nach 17 Stunden. 
Das Gehirn lieferte einen sehr starken Ring, das Rücken- 
mark einen schwächern, Leber und Muskeln einen kaum 
wahrnehmbaren. Ein anderer Hund (griffon), ebenso schwer, 
starb nach Empfang von 0,10 g. arseniger Säure nach 
17!/, Stunden. Der von 100 g. Gehirn erhaltene Ring wog 
0,00117 g. 200 g. Leber gaben einen kaum sichtbaren, und 
die Muskeln so gut wie gar keinen Ring. 

Man hat also bei Vergiftungen mit Arsen das Gift vor- 
zugsweise im Gehirne und Rückenmarke zu suchen, denn 


und im Rückenmarke 


*) Chien griffon. 


407 


die Leber könnte sogar möglicherweise gar nichts davon 
enthalten, zumal bei sehr rasch verlaufenen Fällen. 

Dass das Arsen vornehmlich im Nervengewebe verbleibt, 
liesse sich vielleicht in der Weise erklären, dass es für den 
Phosphor die Rolle eines Substituts spielt, W. 


Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute 
der Universität Dorpat. 


Werthbestimmung des Wismuths und des käuf- 
„lichen Magisterium Bismuthi. 


Von Stud. pharm. Julius Löwy. 


Zur quantitativen Bestimmung des Wismuthes hatten 
Buisson & Ferray im Monit. scient. T. 3. p. 900 Titriren 
mittelst Jodsäure empfohlen. Die salpetersaure Lösung des 
Wismuthpräparates wird mit Wasser verdünnt, mit Natrium- 
carbonat bis zu bleibender Trübung, dann mit Essigsäure bis 
zur stark sauren Reaction versetzt und gekocht, damit sich 
etwa vorhandenes basisches Chlorid und Eisenoxyd ab- 
scheiden. 


Nachdem diese eventuell abfiltrirt worden, wird mit Jod- 
säurelösung im Ueberschuss versetzt (auf 0,5 g. Mag. Bism. 
25 0.C. einer Lösung von 30 g. krystallisirter Säure auf ein 
Liter Wasser), mit Wasser auf 250 C.C, verdünnt und filtrirt. 


In der so vom Wismuthjodat befreiten Flüssigkeit wird 
der Ueberschuss der Jodsäure nach Zusatz von verdünnter 
Schwefelsäure und Jodkalium durch Titriren mit Natrium- 
hyposulfit ermittelt, wobei !/, des gefundenen Jods als Jod- 
säure zu berechnen ist. Die Berechnung des Wismuthes 
geschieht auf Grundlage der Annahme, dass in die Verbin- 
dung „auf 3 Aeq. Jod, = 2 Aeq. Wismuth*) übergegangen 


*) Die in der mir zugänglichen Quelle — Journ. de Pharm. et de 
 Chim. T. 20, p. 211 gegebene Formel für den Niederschlag Bi”0>, 3305 
(0 = 8) ist jedenfalls unrichtig, 


Va 


ft 


408 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete, RO ER 


N 


sind und dass die Verbindung wasserfrei ist. Dann müsste 
dieselbe enthalten Bi?J# 01%, — 

Um diese Vorschrift durch mehrere practische Versuche 
zu controliren, musste ich mich zunächst von der Zusammen- 
setzung und Beschaffenheit der anzuwendenden Materialien 
überzeugen. Desgleichen musste ich mir auch über die Wir- 
kung der aus KJ und H?SO? dargestellten Jodwasserstofl- 
säure auf Jodsäure, namentlich aber darüber Klarheit ver- 
schaffen, ob nicht bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf 
Jodsäure allzuschnell durch Secundärzersetzung der letzteren, 
Jod frei werde und so für die Titrirung ein Fehler entstehe. 
Zu diesem Zwecke verfuhr ich folgendermaassen: Das bas. 
Wismuthnitrat, welches ich zur Analyse benutzen wollte, ent- 
hielt, durch den Glühverlust von 0,5 g. bas. Wismuthnitrat 
— 0,101 ermittelt, 0,399 g. Wismuthoxyd; durch Zer- 
setzung von 0,5 g. mit titrirter Natronlauge und Rücktitriren 
gefunden 0,0756 g. Salpetersäure in Procenten ausgedrückt: 


ER NL men 

an Verhältnisse 0,25 oder 25 — 11, — 3 

5,08 %, Inte 16) | 0,28 28 —Z 1°), DZ ai 
Die empirische Formel wäre somit = Bit N?018 119, 


Die zu meiner Verfügung stehende Jodsäure wurde wei- 
ter folgendermaassen untersucht: 

1) Ein Versuch, den wahren Gehalt an Jodsäure in mei- 
nem Präparate mit Natronlauge titrimetrisch zu bestimmen, 
lieferte folgendes Resultat: 0,491 Jodsäure verbrauchten 
3,3 C.C. Normal- Natronlaugelösung — 1 C.C. entspricht 0,176 
Jodsäurehydrat; 2,3 C.C. = 0,4048, es fehlen 0,0862 auf 
0.491, auf 100 Th. = 17,556 und die Säure entspricht 
BAAR JHO®: 

0,491 : 0,0862 = 176: x, und */s = 1,6 Aeg. Krystall- 
wasser auf 1 Aequiv. JHO3 oder 2(JHO®) + 3H? 0, welches 
Resultat auch mit dem zweiten Versuche übereinstimmt. — 

2) 0,053 krystallisirte Jodsäure wurde mit Jodkalium und 
Schwefelsäure versetzt, das ausgeschiedene Jod mit Natrium- 
hyposulfit titrirt. Von der !/,, Normallösung verbrauchte ich 
15.1. 0:C. — 1 C. ©. - Ventspricht 2002 7J0d5 7154 GE 


J. Löwy, Weıthbestimmung des Wismuths cte. 409 


Be, 0,19177 Jod; davon !/, als Jod aus der Jodsäure stam- 


mend ee ist, d. h. 0,0319 Jod. 
JHO3 JOSH 
197: 0 ‚0319 — 176:x; x = 0,0442. — Genommen habe 


ich 0,053, so fehlen 0,0088 g. Jodsäurehydrat auf 0,053 g. 

Betrachte ich dieses Fehlende als das Gewicht des Kry- 
stallwassers, so bekomme ich, wenn auf 0,053 — 0,0088 
fehlen, so auf 176 — 28,55 — durch das Aequivalentgewicht 
des Wassers dividirt (18) = 1,58 Aeg. Krystallwasser und 
= El 

3) Ein zweiter Versuch mit 0,169 Jodsäure, welche ich 
gleichfalls mit Jodkalium und Schwefelsäure behandelt, ergab 
ein wesentlich anderes Resultat und beweist, dass während 
des Experimentes durch Zersetzung von Jodwasserstoff Jod 
frei werden und die Bestimmung fehlerhaft machen kann. 
Ich verbrauchte 52 0.C. !/,, Normallösung von Na?S?0°+5.aag. 


520 e entsprechen 0,6604 Jod; !/, davon = 0,11006 Jod. 
3 JHO3 JHO3 
127: 0,1% 176:x; x 0,152. Genommen .0,169.88 


fehlen 0,017 auf 0,169 g., auf 176 folglich = 17,704. — 
Dies entspräche nicht einmal 1 Aeg. Krystallwasser und einem 
Gehalt an 89,4 °/, JHO3. Dieser grosse Unterschied in den 
beiden letzten Fällen rührt daher, dass ich hier etwas mehr 
Schwefelsäure angewandt und weniger schnell titrirt hatte. 

4) Ein Versuch mit 0,132 Jodsäure, aber anstatt mit 
Schwefelsäure, mit PH? O* ausgeführt, ergab einen Verbrauch 
von 42,6 C.C. der Natriumhyposulfitlösung, entsprechend 

0,54102 Jod, 1/; — 0,09017 Jod. 
127 :0,09 = 176:x; x = 0,1247. ‚Es fehlen 0,0073; 
dieses auf Wasser berechnet, ergiebt 0,132 : 0,0073 = 176 :x; 
"ss = 09,54, also nur '/, Aeg. Krystallwasser und der 
Gehalt an JHO° wäre 94,47 /,. 

5) Ein Versuch mit 0,104 Jodsäure, Essigsäure und Jod- 
kalium verbrauchte 28 C.C.; sie entsprechen 0,3556 Jod, 
ı/, — 0,0592 Jod. 

127 : 0,0592 = 176:x; x — 0,082 Jodsäurehydrat; es 
fehlen 0,022 auf 0,104. 0,104 : 0,022 = 176: x; “hs 
— 2,048 Aeg. Wasser; die Säure enthielt 78,85 °/, JHO®. 


EN ER 
410 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuthsete. ee 


6) Ferner wurde 0,1351 Jodsäure mit Weinsäure und 
Jodkalium versetzt und mit Natriumhyposulfit titrirt; ich ver- 
brauchte 40 C.C., diese entsprechen 0,508 Jod, !/;, = 0,0846 
Jod. 

127 : 0,0846 = 176:x; x = 0,1172, es fehlen 0,0179. 
Wenn bei 0,1172 Jodsäure 0,0179 fehlen, so auf 176 — 26,88 
als Wasser berechnet — 1,49 und enthält 86,1 %/, JHO3, — 


Aus diesen Versuchen ist zu ersehen, dass die gebildete 
Jodwasserstoffsäure sich bald mehr, bald minder rasch zersetzt 
und mithin das Jod einmal zu hoch, ein andermal zu niedrig 
finden lässt. Es war aber nothwendig, um die vorgeschrie- 
bene Methode anzuwenden, diesen Fehler auf das möglichste 
Minimum zu beschränken; desshalb habe ich eine schon fer- 
tige „völlig farblose“ wässrige Lösung von Jodwasserstoff- 
säure hinzugefügt. 

7) Ich nahm 0,0812 Jodsäure und verbrauchte 24 0.C. 
Natriumhyposulfitlösung entsprechend 0,3048 Jod, !/, = 0,0508 
Jod. 

127: 0,0508 = 176: x; x = 0,0704; es fehlen 0,0108 
bei 0,0812, bei 176 = 23,4, durch 18 dividirt — 1,3 Wasser 
und enthält 86,7 °/, JHO®. 

Nachdem ich mich nun von der Zusammensetzung des 
bas. Wismuthnitrates, so wie auch von derjenigen der Jod- 
säure ([JHO°]? + 3aq.) überzeugt hatte; ferner gefunden, 
dass die Zersetzung der Jodsäure mit Jodkalium und Schwe- 
felsäure, Essigsäure, Phosphorsäure unzuverlässig ist, während 
Jodkalium und Weinsäure und fertige Jodwasserstoffsäure gut 
wirken, stellte ich folgende Versuche an: 

I. 0,5 Bism. nitrie. bas., welches 0,399 Bi?O3 enthält, 
wurden in 25 Tropfen Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. 
gelöst, mit ca. 120 C.C. Wasser verdünnt, mit Natrum carbon. 
bis zum ÖOpalisiren versetzt, wonach die Flüssigkeit noch 
sauer reagirte. Ich setzte dann ca. 8 0.C. Essigsäure von 
1,04 spec. Gew. zu und kochte, liess erkalten und sammelte 
den minimen Niederschlag, der 0,007 wog, auf einem Filter, 
Das Filtrat versetzte ich mit einer Lösung von 0,75 g. Jod- 


I. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths etc. 


jure in 25 C.C. Wasser gelöst, entsprechend 0,648 g. Jod- 
äurehydrat; verdünnte das Ganze mit Wasser bis auf 
250 C.C. — Den Niederschlag von Wismuthjodat sammelte 
und trocknete ich bei 100°. — 25 C.C. des Filtrates wurden 
mit Jodkalium und Weinsäure gemengt, um die unverbraucht 
gebliebene Menge Jodsäure zu zersetzen, und mit Natrium- 
hyposulfit titrirt. Erst verbrauchte ich 1,2 C.C., da ging die 
_ durch Amylum blau gefärbte Flüssigkeit in gelb über und 
_ erst nach Verbrauch von 4,1 C©.C. wurde sie farblos. Der 
letzte Umstand rührt wahrscheinlich daher, dass ein Theil 
_ des Wismuthjodates in Lösung ging und zu BiJ3 redueirt 
wurde, welche die Flüssigkeit gelb färbte.. Der Sauerstoff 
‘ dieser letzten Jodsäure muss aber überschüssigen Jodwasser- 
stoff zersetzen, scedass ein Ueberschuss von Jod gefunden 
wird, welcher noch grösser wird, wenn man bis zur Entfär- 
bung zusetzt, denn dann wird auch noch ein Theil des Jods 
- des Wismuthjodides mitgefunden. — 


25 C.C: also .erforderten 1,2 C.€., 250 C.0. = 12 € 
 Natriumhyposulfitlösung (!/,, norm.) entsprechend, 0,1524 Jod, 
U, = 0,0254 Jod und 0,0352 JHO?®, welche unverbraucht 
blieben; verbraucht 0,613 Jodsäurehydrat.. Da nun nach 
 Buisson und Ferray 528 Jodsäure = 463 Wismuthoxyd sein 
_ müssen, so hätte die Titrirung hier 0,537 anstatt 0,399 g. 
Bi? 0° ergeben. Wenn 1056 Jodsäure ferner 1880 Wismuth- 
'jodat geben, so musste ich 1,08 Bi?J60'3 erhalten, gefunden 
aber wurde durch Wägung 0,922 g. Wismuthjodat. Setze 
ich dagegen den Ueberschuss an Jodsäure — 4!/, C.C. Na- 
triumhyposulfitlösung, so hätte ich 0,5277 g. Jodsäure zur 
 Fällung verbraucht, welche = 0,462 g. Bi?O° und 0,940 g 
Jodat wären. 


II. Versuch. 0,5 Bis. nitr. bas., welche 0,399 Bi? 0? 
enthalten, wurden in HNO3 gelöst, mit Wasser verdünnt, mit 
 Natriumcarbonat bis zur Neutralisation versetzt, dann wurde 
Essigsäure bis zur Lösung zugefügt, gekocht und stehen 
' lassen. Kein Niederschlag. Filtrat mit 0,648 Jodsäurehydrat 
_ versetzt und bis 275 C.C. verdünnt; filtrirt, 25 C.C. davon 


212 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete. ZN „3 


mit farbloser JH versetzt, titrirt mit Natriumhyposulfitlösung 
und verbraucht 4,8 C.C. Die Flüssigkeit war gelb, bei 
5,7 C.C. wurde sie farblos. Wenn ich nur 4,8 C.C. rechne, 
so entspricht das 0,15488 Jodsäurehydrat unverbraucht und 
0,493 g. verbraucht; somit müsste ich 0,43 g. Bi?O® gehabt 
haben und 0,89 Jodat erhalten, — gefunden aber habe ich 
0,74g. — Wenn ich 5,7 C.C. rechne, so müsste ich 0,464 
JHO® und 0,407 Bi?O® gehabt haben und 0,826 Wismuth- 
jodat erhalten haben. 


III. Versuch. 0,495 Bism. nitr. bas. und 0,005 Bi Cl? 
wurden in HNO? gelöst, mit Natriumcarbonat bis zur blei- 
benden Trübung versetzt, dann in Essigsäure aufgenommen, 
die Flüssigkeit wurde klar. Als ich kochte, entstand ein Nie- 
derschlag, den ich sammelte, welcher aber durch einen unvor- 
hergesehenen Umstand verloren ging. Das Filtrat wurde mit 
0,648 JO®H (oder 0,75 kryst. Säure) versetzt, auf 250 C.C. 
verdünnt und filtrirt. 25 C.C. des Filtrates verbrauchten 
3 0.C. Natriumhyposulfitlösung, das Ganze mithin 30 0.C,, 
entsprechend 0,381 Jod, !/;, = 0,0635 Jod — 0,088 Jodsäure- 
hydrat unverbraucht. Wird dies von 0,648 abgezogen, so 
sind verbraucht 0,56 g. Jodsäurehydrat und diese würden ent- 
sprechen 0,49 Bi?O° und 1,0 g. Jodat; gefunden aber sind 
0,7958 g. des bei 100° Ö. getrockneten Jodates, welche nach 
dem Erhitzen auf 140°C. = 0,764 g. wogen. Im Filtrate 
ist Wismuthjodat gelöst. Mit H?S gefällt, ergiebt sich 
ein Quantum von Bi? S?, welches 0,0514 Wismuthjo- 
dat entspricht; so wären denn im Ganzen 0,8472 g. Jodat 
gewesen. 


IV. Versuch, Bei diesem Versuch, welchen ich mit 
denselben Quantitäten ausführte, bemühte ich mich den Nie- 
derschlag von Wismuthjodat so schnell als möglich abzufiltri- 
ren. Ich fand 0,948 Wismuthjodat, mithin eine Differenz von 
0,025 g., wenn ich nemlich 0,5453 Jodsäure verbraucht habe, 
Trotz des schnellen Filtrirens hatte sich auch hier etwas 
Jodat gelöst, wenn auch weniger wie beim vorigen Ver- 
suche, — 


ir Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete. 413 


Br V. Einen weiteren Versuch stellte ich mit 0,5 g. Bism. 

nitr. bas. und 0,05 Wismuthchlorid an. Ich löste in HNO®, 
setzte Natriumearbonat zu bis zur Opalescenz, übersättigte 
mit Essigsäure und kochte. Eine deutlichere Trübung ent- 
stand, die sich nach dem Erkalten schnell absetzte. Ich sam- 
melte den Niederschlag, trocknete ihn bei 100° und fand, dass 
er 0,039 g. betrug. 


Das Wismuthchlorid scheint demnach zu Wismuthoxy- 
 chlorid geworden zu sein, dessen Gewicht nach der Rechnung 
0,041 hätte betragen müssen. Die weitere Analyse ergab 
0,943 Wismuthjodat, also ebensoviel wie im IV. Versuche. 
Die Menge unverbrauchte Jodsäure war ebenso gross wie im 
Versuch IV; auch hier verbrauchte ich 35 ©.C. Natriumhypo- 
sulfitlösung zum Titriren. — 


Um mich weiter davon zu überzeugen, dass das Wis- 
muthehlorid als BiOCI gefällt worden, kochte ich den Filter- 
rückstand mit KHO, filtrirte und fällte mit Argentum nitrie,, 
bis Kali chromic. eine röthliche Färbung anzeigte. Trocknete 
den Niederschlag und wog = 0,019 g. Ag0l. 0,039 BiOC1 
hätten eigentlich 0,024 AgÜl liefern müssen, 

_ Ueberblicken wir die bisher erlangten Resultate, so kön- 
nen dieselben nicht dazu dienen, die vorliegende Methode 
der Wismuthbestimmung als empfehlenswerth zu charakteri- 
siren, denn 

1) entsprach der Verbrauch von Jodsäure nicht der 
Menge, welche auf Grundlage der in der Einleitung erwähn- 
ten Formel des Wismuthjodates aus der angewandten Mean 
Mag. Bismuthi berechnet werden konnte, und 


2) entsprach das Gewicht des erhaltenen Jodates nicht 
der Voraussetzung. Letzteres ist aus folgender Zusammen- 
stellung ersichtlich: 


414 J. Löwy, Werthbestimmung des Wismuths ete. 


Es sind verbraucht t ; S 
Jodsäurehydat auf Wismuthoxyd zu Wismuthjodat 
Der 
4 3 bar ? j 
s | &=- | Yer- | Difie- | Formel |In Ar-| pipe. | Be | Gerun- IrmeEn 
2 | 20M- braucht renz nach |beitge- renz, |rechne- denes. | renz 
5 | men raucht, FENZ- | berech-| wesen. ten: i . 


net. 


| 0,537 De 0,138 |1,08 | 0,922 | 0,158 
| 0,43 0,399 0,031 |0,89 | 0,74 | 0,15 


. [0,648 | 0,613 |0,035 | 
II. |0,648 | 0,493 |0,155 | 
\ 0,9 0,399 |0,091 1,0 a 


III. |0,648 | 0,56 ı 0,088 | 0,8472 0,1528 


IV. [0,648 | 0,5453| 0,1027) 0,477 |0,399 |0,078 |0,973 | 0,948 | 0,025 


V. [0,648 |0,5453|0,1027| 0,477 | 0,399 0,078 | 0,973 | 0,943 | 0,03 


Es ergab sich 


3) dass die Fällung des Wismuthes als Jodat keine voll- 
ständige war, dass in einem Falle mehr, im andern weniger 
desselben in Lösung blieb und dass 


4) das in der Lösung bleibende Jodat die Bestimmung der 
unverbrauchten Jodsäure erschwerte resp. ungenau machte. 
Es wäre aber immerhin noch möglich, dass man durch Be- 
nutzung einiger Handgriffe und durch Annahme einer andern 
Formel des Wismuthjodates die Methode dahin verbessern 
könnte, dass sie wenigstens annähernd richtige Resultate 
liefert. 


In Bezug auf ersteres darf ich wohl darauf aufmerksam 
machen, dass von allen 5 Versuchen der zweite am wenigsten 
befriedigende Resultate geliefert hatte. Ich hatte hier soviel 
Sodalösung zu der Lösung des Nitrates gesetzt, dass neutrale 
Reaction entstand, hatte dem entsprechend auch mehr Essig- 
säure gebraucht, um wieder klare Flüssigkeit zu erhalten- 
Bei den übrigen Versuchen war der Sodazusatz auf die 
Menge beschränkt geblieben, welche zur Herbeiführung einer 
Trübung oder Öpalescenz erforderlich ist. Eine solche tritt 
aber bereits ein, wenn noch saure Reaction in der Flüssig- 
keit herrscht. Es scheint nun, als wenn es besser sei, diese 
saure Reaction zu lassen, weil dann weniger Essigsäure spä- 
ter verwendet zu werden braucht. — 


Es muss ferner wohl auf Versuch IV. und V. aufmerk- 
sam gemacht werden, deren gutes Resultat ich besonders 
dem Umstande zuschreibe, dass ich hier möglichst schnell 


_ arbeitete, — 


Wesentlicher aber noch als diese practischen Handgriffe 
ist jedenfalls, dass die Berechnung mit Hilfe einer andern 
Formel für Wismuthjodat vorgenommen werde. Nehme ich 
das Mittel aus allen 5 Versuchen, so haben 0,399 g. Wismuth- 
oxyd durchschnittlich 0,5513 g. Jodsäurehydrat verlangt, d.h. 


‘es sind auf 1 Aeq. Wismuthoxyd — 464, — 4 Aeg. Jodsäure 
= 704 beim Titriren verbraucht. Unter der Voraussetzung, 


dass dies das richtige Verhältniss wäre, liesse sich nach dem 
Verbrauche an Jodsäure 


‘Versuch I. berechnen 0,403 g. Wismuthoxyd anstatt 0,399 g. 


BT 0.0319. £ = ne 
er IT. _ 0,369 - - - PR 
EV. = Da - - 
ee W, i ne : 2 


Es liesse sich ferner aus der bei Versuch IV. und V. 
verbrauchten Menge Jodsäure, vorausgesetzt, dass wirklich 
der Niederschlag wasserfrei wäre, 0,877 g. Wismuthjodät 
(Bi?J* 013) berechnen. Da nun aber der Niederschlag grösser 


_ war, so ist es wahrscheinlich, dass die Urheber der Methode 
- sich auch insofern getäuscht haben, als der bei 100° getrock- 
 nete Niederschlag noch Wasser enthält. Dem entspricht das 
_ Resultat meines Versuches III., bei dem der Niederschlag 

zwischen 100° und 140° Ö. noch 4°), Trockenverlust erfuhr. 


Ein Versuch, welcher unternommen wurde, um die Zu- 
sammensetzung des aus essigsaurer Lösung gefällten Wis- 


_ muthjodates zu ermitteln, ergab noch einen Ueberschuss von 
 Jodsäure über obige Formel. Aus 1 g. des Jodates wurden 
nach längerer Einwirkung von Natronlauge 0,325 g. Bi? O° 


e\ 


erhalten. Die Natronlösung wurde auf 50 C.Ü. verdünnt, 


-5C.C. davon mit starker Salzsäure erhitzt und das freiwer- 
 dende Chlor in Jodkaliumsolution geleitet. Auch das Volum 
_ dieser letzteren Lösung betrug 50 0.C. Bei mehreren Titri- 


416 W, Stoeder, Calearia phosphorica. “ Pa 


rungen von je 5 ©.C. der letzteren mit unterschwefligsaurem 
Natron wurden je 1,3 ©.C. verbraucht, was auf die Gesammt- 
menge des Jodates 130 C.C. ausmachen würde und 0,543 
J20° entspricht. Es blieben demnach 0,132 g. des Jodates 
über, welche als H?O in Rechnung zu bringen sind. Hier- 
nach berechnen sich 1 Aeq. Bi? O3 etwas über 2 Aegq. J?0° 
und 5 Aeq. H?O. 


Wenn man das Jodat nicht aus essigsaurer, sondern aus 
mineralsaurer Lösung fällt, so erhält man Niederschläge, in 
welchen mehr Jodsäure vorhanden ist. Aus einer Lösung 
dagegen, welche zunächst mit Soda fast neutralisirt und dann 
wieder mit der nöthigen Menge Essigsäure versetzt war, fiel 
ein basisches Jodat mit 44,4, Bi? O3. 

Die Bestimmung des Wismuthchlorides im Magisterium 
Bismuthi nach der Anleitung von Buisson & Ferray scheint 
ziemlich befriedigende Resultate zu geben. Dagegen leidet 
aber nach meiner Erfahrung die Titrirung mit Jodsäure an 
mancherlei Mängeln, so dass sie, wenigstens für pharmaceu- 
tische Zwecke, wohl kaum verwendbar ist. 


Ueber Calearia phosphoriea. 


Pharmaceutisch-chemische Studie. 


Von W. Stoeder in Amsterdam. *) 


Schon lange hatte ich die Absicht, meine bei der Berei- 
tung des phosphorsauren Kalks gesammelten Erfahrungen mit 
den Angaben der Theorie zu confrontiren, um ‚auf diesem 
Wege wo möglich die Verwirrung zu beseitigen, welche hin- 
sichtlich der Bereitung und Zusammensetzung dieses Salzes 
besteht. Alle mir zu Gebote stehenden Lehr- und Hand- 


*) Vortrag im Departement Amsterdam der Niederländ. Gesellsch. zur 
Beförderung der Pharmacie (Sitzung vom 20. Dee. 1876). Aus den Be- 
richten van de Nederlandsche Maatschappij ter befordering der Pharma- 
eie, Jan. 1877, mitgetheilt von Th. Husemann, 


“ W. Stoeder, Calcaria phosphorica. \ 


_ bücher, sowohl chemische als pharmaceutisch - chemische, welche 
gern Thatsachen und Theorie zusammensprechen lassen, geben 
keine genügende Auskunft und dienen eher dazu, die Confu- 
sion zu fördern als ihr ein Ende zu machen. 

Dass meine Absicht zur That wurde, verschuldet vor 
Allem ein Rapport des geneeskond. Rad voor Gelderland en 
Utrecht, in welchem Zusätze und Verbesserungen zu der 
gegenwärtig in Kraft stehenden Pharmacopoea Neerlandica 
proponirt werden und der Wunsch ausgesprochen ist, dass 
die von den letzteren gegebene Vorschrift zur Bereitung von 
Calcaria phosphorica oder Phosphas calcicus, wie es die Phar- 
mapöe nennt, eine Modification erfahre. Das Präparat der 
Pharmacopoea Neerlandica wird, wie dasjenige der britischen 
und französischen Pharmacopöe, aus weiss gebrannten Knochen 
bereitet, während in Deutschland, Oesterreich und in der 
Schweiz die Darstellung aus Natrum phosphoricum, Dinatrium- 
hydrophosphat Na®H, PO* — 12H?0*) und Chlorcaleium, 
CaCl? vorgeschrieben ist. Beide Vorschriften führen zu ge- 
nau demselben Salze, nemlich zu Caleciumhydrophosphat, 
CaHPO*+ 2H?0O,**) welches unter dem Einfluss starker Basen 
in normales Tricaleiumphosphat, Ca? (PO*)?, verwandelt wird. 

In Hagers Handbuch der pharmaceutischen Praxis 
findet sich die irrthümliche Angabe, dass die Darstellung aus 
Ossa usta direct zu dem letzten Salze führe, obschon dieser 
‘ Autor früher an einem andern Orte deutlich auseinander- 
gesetzt hat, dass nur beim Hinzusetzen des Aetzammons im 
Ueberschuss zur Präcipitation des Salzes letzteres der Fall 
ist, eine Angabe, welche in der That theoretisch und practisch 
richtig ist, wenn der Ueberschuss in beträchtlicher Menge zur 
Anwendung kommt. Nun schreibt der Code Frangais bezüg- 
lich des zur Fällung nothwendigen Ammoniaks „un leger exces“ 


*) Von vielen Chemikern wird dieses Salz noch immer mit 24 Mol, 
H20O geschrieben, obschon die Untersuchungen von Clark, Graham 
_ und Fresenius dargethan haben, dass es nur 12 Mol. Krystallwasser 
enthält. 

**) Wurtz, Dietionn, de Chimie. T. I. 

***) Hager, Commentar zur Pharmacopoea Germanica. Bd. 1. p. 394, 

Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. Heft. Dan 


E 5 EL p:VR 


418 W. Stoeder, Calcaria phosphoriea, 


vor und die British Pharmacopoeia sagt: „Until the mixture 
acquires an alcaline reaction“, während es in der niederländi- 
schen Pharmacopöe heisst: „ita ut reactio acida liquoris 
evanescat.“ In der Neerlandica finden sich zugleich Verhält- 
nisszahlen angegeben und zwar 6:9: 11, die erste für Ossa 
usta, die zweite für Salzsäure und die dritte für Ammoniak. 
Diese letzte Ziffer soll nun nach dem oben erwähnten Rap- 
port viel höher sein, als es zur Erlangung des angegebenen 
Resultats nothwendig ist, worauf dann die Ansicht gestützt 
wird, dass die Pharmacopöe das Tricalciumphosphat verlange. 
Vergleicht man die Vorschrift mit derjenigen von Caleis 
phosphas, so finden wir hier die Verhältnisszahlen 4, 6 und 
12, obschon die Stärke von Solution of Ammonia und Hydro- 
chloric acid. dieselbe wie in der holländischen Pharmacopöe 
ist. Bei der Zahlenangabe von Ammoniak findet sich aber 
der Zusatz: „or a sufficieney,“ was möglicherweise auch 
zweckmässig in der Pharmacopoea Neerlandica geschehen wäre, 
um jeden Zweifel darüber zu entfernen, dass die eben ange- 
gebene Bemerkung im Text: „bis zum Verschwinden der 
sauren Reaction“ mehr Bedeutung habe als die betreffende 
Ziffer. 

Es ist mir unbekannt, ob die Angaben des fraglichen 
Rapports auf eigenen Untersuchungen beruhen oder sich auf 
die Autorität Anderer verlassen. Sie harmoniren mit der oben 
hervorgehobenen Behauptung von Hager, welcher jedoch 
keineswegs dafür ausschliesslich verantwortlich ist, da er nur 
dasjenige reproducirt, was die Pharmacopöen Grossbritanniens 
und Frankreichs über ihr Präparat vorbringen. Die Brit. 
Pharm. setzt die chemische Formel des normalen Salzes über 
ihre Vorschrift, welche absolut zu nichts Anderm als zu dem 
sauren Salze, dem Caleciumhydrophosphat, führen kann. Dor- 
vault, in seiner bekannten Officine, macht es ebenso schlimm. 
Bei dem Präparate des Code sagt er auf p. 679: „On pour- 
rait obtenir le phosphate de chaux en precipitant un solute 
de chlorure de caleium par du phosphate de soude et lavant 
a leau chaude le preecipit@ blanc insoluble forme, mais on 
obtiendrait du phosphate neutre (Caleiumhydrophosphat der 


lernen Chen) au lie de rs haslıma (Triealeium 
Phosphat der modernen Chemie) qui est le sel offiemal,“ wäh- 


rend dies ‚sogenannte sel officinal ebenfalls das phosphte 


 neutre und nichts Anderes darstellt. 


Um diese unrichtigen Vorstellungen über Zusammen- 


setzung und Bereitung des offieinellen Calciumphosphats zu 


widerlegen, verfolge ich zuerst den Gang der Bereitung theo- 
 retisch und schliesse daran die Resultate meiner eigenen 
Erfahrung. 


Die Darstellung aus Dinatriumhydrophosphat und 
Caleiumchlorid lässt sich in folgendem Schema ausdrücken: 


N22220 712970), 020777 (Ca HP0° 2H2%0) 
358 111 172 
2Na Cl 1080 
RT 180 
100 Theile Dinatriumhydrophosphat geben 48 Theile Cal- 
eiumhydrophosphat. 


Die Bereitung aus Ossa usta verläuft folgendermaassen: 
632097, 4EG Ca B? E03} 2Ca0l? 


I sn en 234 222 
9 CaHt(PON? _ 2020? _ 2(NH4HO) _ 2H20 
234 223 70 36 
 _ 2(CaHPO4 2H?0) , 2NH20], 0aCl? 
2: 344 107 111 


Nach diesem Schema geben 100 Th. Ossa usta mit einem 
_ Gehalt von 87 %, Ca?(PO%)?, 96 Th. Caleiumhydrophosphat. 


Wird aber die Ammoniakmenge verdoppelt, dann wird 
Triealeiumphosphat nach diesem Schema abgeschieden: 


CaH41 (POS) 2CaCl®?  4(NH# HO) 


234 + 7322 140 
Ca (POS?  ANH“CI 4H2O 
TG 310 214 AP, 


Der Deutlichkeit wegen habe ich hier wie im Schema 
No. I, die Bildung von Ammoniumhydrophosphat und seine 
Zersetzung durch Oaleiumchlorid fortgelassen. 

27° 


420 W. Stoeder, Calcaria phosphorica, 


Bei diesem letzten Process erhält man alles Tricaleium- _ 
phosphat wieder, welches in den gebrauchten Ossa usta vor- 
kam. Dieses Salz ist aber amorph und kann von dem Cal- 
ciumhydrophosphat, welches krystallinisch ist, mikroskopisch 
sehr gut unterschieden werden. Bei etwa 250facher Ver- 
grösserung erscheint das letztgenannte Salz in Form von 
Aggregaten rhombisch säulenförmiger Krystalle. 

Um die Vorschrift der Pharmäcopoea Neerlandica an 
diesen Schemata zu prüfen, habe ich absichtlich mit nicht zu 
grossen Mengen und mit möglichster Accuratesse gearbeitet. 
6 Th. Ossa usta des Handels von ausgezeichneter Qualität, 
pulverisirt, wurden durch Erwärmen im Wasserbade (Maxi- 
mum der Temperatur = 80° O.) in verdünnter reiner Salz- 
säure aufgelöst. An Stelle von 9 Th. von 31°, HCl, wie 
die Pharmacopöe angiebt, bedurfte ich 10 Th. Säure von 
36 °/,, wobei jedoch noch ein geringer Rest ungelöst blieb, 
welcher abgewaschen, getrocknet und gewogen 5°, betrug 
und in concentrirter Salzsäure später ganz auflöslich erschien. 

Theoretisch sollten die 6 Theile Ossa usta minus 5°, 
— 5,7 Theile, bestehend aus 87°, Tricaleiumphosphat und 
10%, Caleiumearbonat, daher enthaltend: 

a) 4,95 Th. Ca® (PO®)? 
b) 0,57 - CaCO}, 
none haben‘ für. x 2... mn.) 
- NEN U A by 


in Summa 2,747 Th. HCl, 
während 3,6 Th. gebraucht wurden. Es ist klar, dass ein 
Ueberschuss der Säure nothwendig ist. 


Die filtrirte, vollkommen klare Lösung wurde nun mit 
doppelt so grosser Menge Wasser, wie von der Pharma- 
copoea Neerlandica vorgeschrieben ist, verdünnt und erfor- 
derte zu schwach alkalischer Reaction 14,2 Th. vorher mit 
Wasser verdünnten Liquor Ammoniae (von 10 ,). 

Das mit Wasser sorgfältig ausgewaschene Präcipitat, 
welches man am besten und raschesten bekommt, wenn man 
einige Stunden nach der Abscheidung des Salzes sehr viel 


W. Stoeder, Calcaria phosphorica. - 421 


Wasser hinzusetzt, rasch rührt, absetzen lässt, abgiesst und 
dies einige Male wiederholt, um das auf ein Tuch gesammelte 
nochmals bis zu vollständiger Abwesenheit der Chlorreaction 
auszuwaschen, lieferte nach Auspressen und Trocknen ein 
schönes voluminöses, rein weisses Salz, in höchst feiner Ver- 
theilung, welches unter dem Mikroskope sich als krystallinisch 
erwies und nach unserem Schema aus Calciumhydrophosphat 
bestand. Die Ausbeute betrug 5,1 Th.; nach der Theorie 
hätten es 5,4 Th. sein müssen. Die Löslichkeit in Wasser 
fand ich gleich °°/,goeoo-, Um mich zu überzeugen, ob ich 
es wirklich mit einem Salze von der angegebenen Zusammen- 
setzung zu thun hatte, wurde ein Theil desselben geglüht, - 
wobei es in Dicaleciumpyrophosphat übergehen musste: 


2(CaHPO%, 2H?0O) 772.075 1708 
344 na 90 
was in der That auch stattfand: 

2,718 g. des erhaltenen Salzes erfuhren beim Glühen 
einen Verlust von 26,5 °/,, wobei 1,996 g. Ca?P?O? zurück- 
blieb. Mit AgNO°-Lösung übergossen, blieb dies geglühte 
Salz vollständig ungefärbt. 

° Um nun zu untersuchen, in wie weit ein Ueberschuss 
von Ammoniak bei der Präcipitation an Stelle der Abschei- 
dung von Calciumhydrophosphat eine solche von Tricaleium- 
phosphat verursache, wurde die vorhergehende Darstellung 
wiederholt und nach Schema II. die Ammoniakmenge verdop- 
pelt. Der anfangs starke Geruch des Gemenges nach Ammo- 
niak liess in einigen Stunden nach. Am folgenden Morgen 
war Alles in eine gelatinöse Masse verwandelt, welche gerührt 
vollständig dickem Stärkekleister glich. Unter dem Mikro- 
skope erwies sich das Salz als vollständig amorph. Obschon 
mit einer grossen Menge Wasser angemengt, blieb die Ab- 
scheidung doch höchst beschwerlich (in der Praxis sicher 
unausführbar). Es wurde daher das Gemenge zum Kochen 
erhitzt und einige Zeit auf dieser Temperatur erhalten, wobei 
die gelatinöse, fast durchsichtige Beschaffenheit verschwand 
und die Abscheidung von statten ging. Das Salz wurde auf 
_ einem Tuche gesammelt, sorgfältig abgewaschen, ausgepresst 


422 W. Stoeder, Calcaria phosphorica. 


und bei gelinder Wärme getrocknet. Es wurden aus 6 Th. 
Ossa usta 5,4 Th. erhalten, die bei weiterem Erwärmen fer- 
nere 10,7 °/, einbüssten, welcher Verlust auf Rechnung anhaf- 
tenden Wassers zu setzen ist. Die Ausbeute an Ca? (PO%)? 
betrug 4,68 Th., während theoretisch 4,95 Th. hätten erhalten 
werden sollen. Das Product war ein schneeweisses amorphes 
Pulver, weit weniger voluminös als Calciumhydrophosphat 
| (im Verhältniss von + 3:5). Mit Silbersalpeterlösung über- 
gossen wurde dasselbe intensiv gelb gefärbt. 

Die Löslichkeit in Wasser bestimmte ich zu ??/, p0000- 
Nach Völcker beträgt diese Zahl für das frisch präcipitirte 
Salz ®/ıo0000. Ich bestimmte die Löslichkeit des Caleciumhy- 
drophosphats sowohl als des Tricalciumphosphats, indem ich 
von jedem 5 Th. mit 100 Th. dest. Wasser in verschlossener 
Flasche 2 Tage lang bei einer mittleren Temperatur von 
15°C. (unter wiederholtem Umschütteln) stehen liess, hierauf 
durch ausgewaschenes schwedisches Filtrirpapier sorgfältig 
abfiltrirte, die vollkommen klare Lösung von Staub geschützt 
im Wasserbade verdampfte und den Rückstand. bis zu con- 
stantem Gewicht austrocknete. 

Die Löslichkeit beider Calciumphosphate in salzsäure- 
haltigem Wasser prüfte ich, indem ich 1 Theil von beiden 
mit 15 Th. 2procentiger gewässerter HC] vermischte. Beim 
Caleiumhydrophosphat fand rasche und vollständige Lösung 
statt; dagegen hatte sich das Tricaleiumphosphat auch nach 
tagelangem Stehen nicht vollständig aufgelöst. Alle diese 
Thatsachen sprechen nach meiner Meinung in überzeugender 
Weise für die Vorzüge des Calciumhydrophosphats. Es 
scheint mir auch kaum einem Zweifel mehr zu unterliegen, 
dass auch die Pharmacopoea Neerlandica das saure Salz von 
der Formel CaHPO#, 2H?O verlangt, wie es überhaupt das in 
Europa gebräuchliche Caleiumphosphat ist, das sowohl die Pharm. 
Germ., Austr. und Helv. verlangen, als die British Pharm. 
und der französische Codex medicamentarius beabsichtigen. 

Die letztgenannten beiden Pharmacopöen weichen von 
der Pharmacopoea Neerlandica in ihren Vorschriften nur darin 
ab, dass sie ein Auswaschen des präcipitirten Calciumhydro- 


ER 


phorie.. 


lässt das ausgeschiedene Salz geradezu mit kochendem Was- 
ser auswaschen, während der Codex nach der Präecipitation 
vorschreibt: ‚On fait bouillir une minute.“ Ich habe mich durch 
Versuche überzeugt, dass dieser Umstand keinen Einfluss auf 
das krystall. Calciumhydrophosphat hat, während beim Trock- 
nen schon bei der Temperatur des Wasserbades dasselbe 
seine beiden Molecule Krystallwasser grösstentheils verliert. 
Will man die Bereitung des Caleiumphosphats aus Ossa 
usta beibehalten, so ist, abgesehen davon, dass eine grössere 
Menge Wasser zur Verdünnung der Lösung der Ossa usta 
in Salzsäure erforderlich ist, die Angabe des nothwendigen 
Ammoniaks in Ziffern völlig unthunlich. Die zur Erzielung 
einer schwach alkalischen Reaction erforderliche Ammoniak- 
menge kann keine bestimmte sein, weil die Ossa usta keines- 
wegs vollkommene Identität zeigen. Wahrscheinlich hat vor 
Allem die Temperatur beim Weissbrennen darauf einen erheb- 
lichen Einfluss. Gewiss ist, dass das Präparat bald mehr, 
bald weniger leicht durch Salzsäure angegriffen wird und in 
Folge davon die Auflösung mehr oder weniger freie Säure 
enthalten muss, welche, je nachdem das Erwärmen längere 
‘oder kürzere Zeit und mehr oder minder intensiv fortgesetzt 
wurde, auch in grösserer oder geringerer Menge in der Flüs- 
sigkeit vorhanden sein muss. Uebrigens ist es wohl nur eine 
Frage der Zeit, dass in Frankreich, England und Holland die ver- 
altete Bereitungsweise des phosphorsauren Kalks aus gebrannten 
Knochen aufgegeben und an Stelle derselben eine der Vorschrift 
der Pharmacopoea Germanica nachgebildete treten wird.*) 


*) Die Darstellung des phosphorsauren Kalks aus Caleium chloratum 
ist in dem grössten Theile von Europa gebräuchlich, indem ausser Deutsch- 
land, Oesterreich und der Schweiz auch Russland, Ungarn und Rumänien 
in ihren Pharmacopöen entsprechende Vorschriften geben. In den scan- 
dinavischen Staaten scheint phosphorsaurer Kalk nicht angewendet zu 
werden; ebenso fehlt das Präparat in der Farmacopea Espanola und 
selbstverständlich in der Pharmacopoea Belgica von 1854. Die neueste 
Ausgabe der Hellenischen Pharmacopöe stand mir zur Vergleichung nicht 
zu Gebote. (H.) 


N 


424 G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside. 


Untersuchungen über die Prusside (Cyaneisenverbin- 
dungen). - 
Von Gaston Bong.*) 


Anwendung des Kaliumeisencyanürs in der 
Analyse. Die Leichtigkeit, womit das Kaliumeiseneyanür 
sich durch Chlor in das Cyanid überführen lässt, gestattet 
dessen Anwendung in der Chlorometrie mit demselben Er- 
folge, wie die der arsenigen Säure. Man benutzt zu diesem 
Zwecke eine Normallösung, welche im Liter 37,765 g. Kalium- 
eisencyanür enthält, eine Quantität, die 1 Liter Chlor ent- 
spricht. Man misst davon 10 C.C. ab, verdünnt sie mit 
Wasser, färbt sie durch ein paar Tropfen Indigolösung, und 
setzt von der chlorhaltigen Flüssigkeit so lange hinzu, bis 
ihre blaue Farbe in die braune des Kaliumeisencyanids über- 
gegangen ist. 

Die hierbei erhaltenen Resultate fallen ganz befriedigend 
aus, der Grad der Verdünnung und Sauerheit übt keinen 
Einfluss aus, 

Umgekehrt kann man sich dieses so einfachen Verfah- 
rens bedienen, um die Reinheit des Kaliumeisencyanürs zu 
prüfen. 

Ferner lässt sich das Kaliumeiseneyanür vortheilhaft bei 
acidimetrischen Proben, sei es als reducirende oder als präci- 
pitirende Substanz anwenden. So z. B. zur Ermittlung des 
ganzen Alkaligehalts einer chlorhaltigen Flüssigkeit, wie der 
Javelle’schen Lauge. Man versetzt dieselbe mit Kaliumeisen- 
cyanür im Ueberschusse, dann mit einer bekannten Menge 
Säure, und bestimmt den Ueberschuss der letztern wie ge- 
wöhnlich mit Natronlauge. Um das Ende der Operation leicht 
zu erkennen, färbt man vorher die Flüssigkeit durch Zusatz 
einer Spur Eisenchlorid blau; dieses Blau geht, wenn der 
Sättigungspunkt erreicht ist, in Braun über, 

In manchen Fällen ist die Lackmustinetur nicht anwend- 
bar, theils wegen der Farbe der Flüssigkeit, theils wegen des 


*) Bullet. de la Soc. chim. de Paris 1875. No. 6. u. 7. S. 264. 


G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside. 425 


mit Metallsalzen entstehenden Niederschlag. Man braucht 
dann nur vorher das Metall mit Kaliumeisencyanür zu präci- 
pitiren, um die Frage auf eine einfache acidimetrische Titri- 
rung mittelst Lackmus und Natronlauge zurückzuführen. 
Derartige Bestimmungen können bei sauren Lösungen von 
Zink, Kupfer etc. vorkommen. 


Oxydirende Eigenschaften der Eisencyanid- 
Verbindungen. Das Kaliumeisencyanid besitzt kräftige 
oxydirende Eigenschaften, namentlich bei Gegenwart von Al- 
kalien; aber diese Eigenschaft tritt noch beträchtlicher hervor 
bei den metallischen Eisencyanid- Verbindungen. 


Wenn man nemlich annimmt, dass diese Oxydationen 
auf einem Austritte von Cyan beruhen, welches fähig ist 
Wasser zu zerlegen und Sauerstoff frei zu machen, so muss 
sich dabei stets Oyanwasserstoflsäure oder Cyankalium oder 
ein unlösliches Cyanmetall erzeugen. Man begreift aber leicht, 
dass die Fällung eines passiven Körpers wie das letztere viel 
weniger im Stande ist, die oxydirenden Wirkungen der Eisen- 
eyanid- Verbindung zu verhindern, als eine reducirende und 
lösliche Substanz wie das Cyankalium oder die Blausäure. 

Man kann die Oxydations- Fähigkeit der metallischen 
Eisencyanid- Verbindungen mit Hülfe von Reductionsmitteln, 
welche fähig sind Farbstoffe zu erzeugen, anschaulich machen. 
Dahin gehören die Anilinsalze, denn sie werden schon binnen 
wenigen Secunden in der Kälte durch diese Oyanide oxydirt 
und liefern Anilinschwarz, Smaragdgrün, Braun, Orange, je 
nach dem angewandten Cyanide und auch je nach den Um- 
ständen, unter welchen man operirt. Ein grosser Ueberschuss 
von Säure oder Alkali verhindert oder verlangsamt alle diese 
Oxydationen. 

Unter diesen Eisencyaniden sind es besonders die unlös- 
lichen wie die des Zinks, Kupfers, Quecksilbers, welche am 
stärksten oxydirend wirken; sie erzeugen das Anilinschwarz 
sofort bei gewöhnlicher Temperatur. Alle metallischen Eisen- 
eyanide bringen übrigens dieselbe Wirkung in der Wärme 
hervor, Behandelt man die erhaltenen Niederschläge succes- 


426 G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside. 


siv mit einem Alkali oder einer Säure, so kann man ihnen 
den reinen Farbestoff entziehen. 

Um die oxydirenden Wirkungen der Eisencyanide auf 
andere Körper als das Anilin leicht zu beobachten, habe ich 
ein solches gewählt, welches fähig ist, durch seine Reduction 
je nach den Fällen verschieden gefärbte Producte zu erzeu- 
gen; es ist dies das Eisencyanid, d.h. die braune Flüssig- 
keit,*) welches durch Vermischen der Lösungen des Kalium- 
eisencyanids und eines Eisenoxydsalzes entsteht. 

Darin bringen die in der Kälte schwach reducirenden 
Substanzen wie Zucker, Weingeist, Glykose nur einen brau- 
nen Niederschlag hervor. 

Ein grüner Niederschlag, welcher alle Eigenschaften des 
Pelouze’schen grünen Cyanürs**) besitzt, erscheint rasch 
unter dem Einflusse der thierischen Gewebe wie der Seide, 
Wolle, und langsamer bei Gegenwart der Oele, Gummata, 
des Stärkmehls, der Ameisensäure, Harnsäure, Arsensäure. 

Die kräftigeren Reductionsmittel, wie die Blausäure, 
Gerbsäure und andere Gerbstoffe, das Anilin, die Holzfaser, 


*) Diese Flüssigkeit besitzt nur dann eine grüne Farbe, wenn eine 
reducirende Verunreinigung zugegen ist, entweder wenn das Eisensalz 
eine organische Säure enthält, oder wenn dieses Salz Eisenchlorid ist, in 
welchem Falle die Flüssigkeit sich unter Entwicklung von Chlor zersetzt. 
In den übrigen Fällen sieht die Mischung tiefbraun aus, was auch eine 
darin befindliche neue Verbindung deutet, die man als Eiseneyanid be- 
trachten muss, weil sie beim Behandeln mit einem Alkali Kaliumeisen- 
eyanid und Eisenoxyd giebt. — Ueberlässt man diese Flüssigkeit sich 
selbst, so scheidet sich daraus ein braunes Pulver ab, welches in Seig- 
nettesalz löslich ist, und dann bloss die Merkmale des Kaliumeiseneyanids 
und der Eisenoxydsalze zeigt; demungeachtet kann diese neue Cyanver- 
bindung nicht mehr als Eiseneyanid angesehen werden, denn beim Behan- 
deln mit einem Alkali liefert sie nicht bloss Kaliumeisencyanid und Eisen- 
oxyd, sondern auch noch Eiseneyanür, und (was bemerkenswerth ist) 
gleichzeitig entwickelt sich lebhaft Sauerstoffgas. 

**) Wenn man die Körper als Eiseneyanid ansehen will, verbunden 
mit einem Aequivalent Eisen im Maximum und 2 Aeg. Eisen im Mini- 
mum, so muss man eine umgekehrte Zusammensetzung für den braunen 
Niederschlag annehmen, der cyanreicher als die grüne Verbindung und 
fähig ist, sie durch Reduction zu erzeugen, 


G. Bong, Untersuchungen über d, Prusside. 437 
die thierische Haut, bilden Berlinerblau in- wenigen Augen- 


blicken; der Methylalkohol, Amylalkohol,*) das Benzin, der 
Leim, die Baumwolle wirken ähnlich, aber nicht dauernd, 


was anzudeuten scheint, dass diese Materie nur vermöge der 


'in ihnen enthaltenen fremden Körper wirken. Hierin besässe 
man demnach ein Mittel, ihre Reinheit zu erkennen. 


Die stärksten Reductionsmittel, wie die Sulphite, Sul- 
phüre, fällen natürlich sofort Berlinerblau. Die unlöslichen 
Sulphüre und selbst solche natürliche wie die des Eisens, 
Zinks, Zinns, Antimons, Arsens, Kupfers, Bleies, wirken im 
Vergleich zu den vorgenannten energisch; die Metalle, wie 
Eisen, Zinn, Blei, Kupfer, Aluminium, verhalten sich ähnlich. 


In der Wärme ist der reducirende Einfluss sämmtlicher 
Materien noch grösser. 


Die Leichtigkeit, mit der die Mischung durch Seide oder 
Wolle reducirt wird, gestattet die Färbung dieser Gewebe 
mit grosser Leichtigkeit; man erhält auf diese Weise einen 
grünen Ton, welcher unter dem Einflusse der Reductionsmit- 
tel sehr schön blau wird. Man kann die Erzeugung des 
Blau mit der einer andern Farbe combiniren, welche zu ihrem 
Entstehen eine Oxydation erfordert, wie z.B. das Catechu, 
der Indigo. en) 


*) Hierbei will ich bemerken, dass der unreine, mit rauchender 
Schwefelsäure destillirte und dann mit Chlor behandelte Amylalkohol eine 
prächtige blaue Farbe giebt, die durch Wasser oder überschüssiges 
Chlor zerstört wird, während der reine Amylalkohol sich nicht so ver- 
hält. — 


**) Man kann dasselbe Verfahren auf jedes Gewebe anwenden, wenn 
man es mit einem Reductionsmittel, z. B. mit Zinnchlorür, bedeckt. 
Einige andere Anwendungen des Berlinerblau sind: 

1) Man löst es in einem Tartrat oder Oxalat, und fällt es mit einer 
Säure oder einem sauren Zinnsalze. Seignettesalz eignet sich wegen seiner 
Billiskeit am besten dazu. 

2) Man löst es in einem neutralen Oxalat und fällt es durch ein 
Kalksalz, vermeidet also dabei eine saure Flüssigkeit. Um die Farbe zu 
erhöhen, setzt man der Lösung Cyaneisenzinn hinzu, welches in den 
Oxalaten löslich ist. 


428 G. Bong, Untersuchungen über d. Prusside. 


Ueber den Purpur, welcher durch die Einwir- 
kung der alkalischen Sulphüre auf die Nitro- 
prusside entsteht. Diese so unbeständige Materie erhält 
eine gewisse Dauer, wenn man sie gleich nach ihrer Bildung 
durch ein Metallsalz, namentlich ein Zinksalz niederschlägt. 
Es scheidet sich dadurch eine rosarothe Verbindung ab, 
welche, bei gewöhnlicher Temperatur gesammelt und getrock- 
net, einen Lack darstellt, der sich in der Kälte ganz gut hält 
und zum Färben der Papiere verwendet werden könnte. In 
der Wärme allerdings wird diese Verbindung zerstört. 

Ueber eine neue Classe von Cyaneisen-Ver- 
bindungen (Prussiden). Wenn man das gelbe Blutlau- 
gensalz statt mit Salpetersäure, mit Chlorsäure behandelt, so 
treten dieselben Reactionen ein; aber man erhält dabei kein 
Nitroprussid, sondern eine neue Verbindung, welche sich ihm 
durch ihre Eigenschaften nähert. Zu ihrer Gewinnung 
benutzt man ein Gemenge von gleichen Theilen gelben Blut- 
laugensalzes und chlorsauren Kalis mit so viel Wasser, dass es 
davon bedeckt ist, und setzt nach und nach Schwefelsäure in 
kleinen Portionen so lange hinzu, bis die blaue Färbung, 
welche bei jedem Zusatze entsteht, beständig und gesättigt 
erschein. Wenn man dann erwärmt, so bleibt anfangs die 
blaue Farbe, bald aber erfolgt lebhafte Gasentwicklung, und 
das Ganze wird schwarz und dick. Nun behandelt man mit 
Wasser, neutralisirt in der Kälte genau mit kohlensaurem 
Natron, erhitzt zum Kochen und filtrirt; es läuft eine sehr 
tief gefärbte Flüssigkeit durch, welche nach dem Verdünnen 
mit Wasser purpurviolett erscheint. Eingedampft setzt sie 
erst Krystalle von schwefelsaurem Natron ab, dann erstarrt 
sie. Wird die Masse mit wenig Wasser behandelt, so erhält 
man eine syrupdicke Lösung, aus welcher sich im Vacuo 
schwarze Krystalle scheiden. Die Ausbeute davon ist eine 
verhältnissmässig reichliche. 

Die Krystalle, im trocknen Zustande schwarz, lösen sich 
sehr leicht im Wasser mit tief violetter Farbe, in Weingeist 
nur spurweise, und sind luftbeständig, selbst als Lösung. Mit 
Metallsalzen entstehen schmutzig grüne, mehr oder weniger 


Kor 


helot, Coulier u. d’ Almeida, Verificat. d. Baume’schen Aräometers. 429 


_ dunkle Niederschläge, selbst mit den Zinksalzen, wodurch sich 
die neue Verbindung deutlich von den Eisencyanid - Verbin- 
dungen unterscheidet. Sie ist jedenfalls ein energisches Oxy- 
dationsmittel, besonders bei Gegenwart der Metallsalze. 


Salpetersäure verwandelt dieselbe leicht in Nitroprussid. 
Durch alkalische Sulphüre wird die tief violette Farbe sofort 
in eine gelbe übergeführt. 


Ueber ihre Constitution kann ich bis jetzt noch nichts 
Endgültiges sagen, aber nach den bisherigen Versuchen zu 
schliessen, haben wir hier ein Prussid vor uns, welches den 
Nitroprussiden entspricht, und worin das Stickstoffoxyd der 
letzteren durch Cyan vertreten ist. 


Die neue Verbindung wäre demzufolge das dritte Glied 
der Reihe 
Fe Cy° K* Gelbes Prussid 
FeCy®K°® Rothes Prussid 
Fe?Oy!?K* Schwarzes Prussid, 
welches fähig ist, die Nitroprusside: 
Be Oy2ıNO) K- 
und die Nitrosulphide: 
Fe?2S5(NO)2K* + nK?S (Roussin) 
Fe?S?(NO)*K* + nK?S (Porezinski) 
zu erzeugen. W. 


Die Verifieation des Baume@’schen Aräometers. 
Von Berthelot, Coulier und d’Almeida.*) 


Da die Baume’schen Aräometer, wie sie aus den Händen 
der Anfertiger hervorgehen, selten untereinander übereinstim- 
men, so haben die Verfasser sich der Mühe unterzogen, das 
Verfahren der Verificirung dieser Instrumente näher ausein- 
ander zu setzen. Das Folgende ist ein Auszug ihrer darüber 
 publieirten Abhandlung. | 


*) Aus dem Repertoire de Pharmacie I. 623. W, 


430 Berthelot, Coulier u. d’Almeida, Verifieat. d. Baumdschen Ardometers. 


$ I. Die von Baum& gegebene Definition der 
festen Punkte seines Aräometers. In der noch wäh- 
rend seines Lebens erschienenen achten Auflage seiner Ele- 
ments de Pharmacie heisst es (Bd. I.. S. 341) wörtlich: 
„Man nehme ein gläsernes Hydrometer (Aräometer, Senk- 
waage), und bezeichne die Stelle, bis zu welcher dasselbe nicht 
mehr im Wasser untersinkt, mit Null; dies ist der erste 
Punkt (terme). Zur Feststellung des zweiten Punkts be- 
reite man eine Auflösung von 15 Pfund reinen trocknen Koch- 
salzes in 85 Pfund Wasser, senke in diese das Instrument, 
und bezeichne die Stelle, wo es eben daraus noch hervorragt, 
mit 15, dies ist der zweite Punkt. Den Zwischenraum zwi- 
schen diesen beiden Punkten theile man in 15 gleiche Theile 
oder Grade. Der so graduirte Raum dient zur Grundlage 
der Eintheilung des untern Theils der Röhre in derselben 
Weise. Alle diese Operationen müssen in einem Keller vor- 
genommen werden und die Flüssigkeiten hinreichend lange darin 
stehen bleiben, um die geeignete Temperatur, welche 10° 
(Reaumur) über dem Frierpunkte des Wassers oder 12,5% C. 
sein soll, anzunehmen.“ 

Das waren Baume’s eigene Instructionen, und die genau 
danach verfertigten Instrumente müssen natürlich untereinan- 
der übereinstimmen, während, wenn man sich Abweichungen 
davon erlaubt, die Resultate nothwendig anders ausfallen werden. 

$ II. Dichtigkeit der Normallösung und Ta- 
bellen. Der Ausgangspunkt aller Operationen zum Zweck 
der Herstellung und Verificirung des Baum&’schen Aräometers 
ist die Anfertigung einer normalen Salzlösung und die Ermitt- 
lung des Gewichts eines Liters dieser Solution. Zu ihrer 
Anfertigung wogen also die Verfasser 15 Theile reines trock- 
nes Kochsalz und 85 Theile destillirtes Wasser zusammen, 
und fanden dann, dass 1 Liter dieser Solution, bei 12,5° C. 
mit Messinggewichten und unter einem Luftdruck von 760 Mil- 
limeter gewogen, 1110,57 g. beträgt. Hieraus und aus dem 
Gewichte eines Liters Wasser bei derselben Temperatur und 
unter demselben Luftdrucke ist die nachstehende Tabelle 
construirt. 


er 


„is 


Be 


ahelle über Er Verhaltnis der Grad: des 
Baumä’schen Aräometers zu dem Gewichte eines 


in der Luft, unter dem Druck von 760 Millimeter 


_ und bei der Temperatur von 12,5°C. gewogenen 
Liters Flüssigkeit. 


Liter - Liter- Liter- 
Grade. Gewichte, Grade. Gewichte. Grade Gewichte, 
| 
0 998,404 26 1210 51 1520,5 
1 1005 27 1220 52 1536 
2 1012 28 1230 53 1552,5 
3 1019 29 1240,5 54 1569 
4 1026 30 1251 55 1586 
5 1033 3 1262 56 1603 
6 1040 32 1272,5 57 1620 
7 1047,5 33 1283 58 1638 
8 1055 34 1295 59 1656,5 
9 1063 35 1306 60 1675 
10 1070,5 36 1318 61 1694 
ut 1078 37 1330 62 1714 
12 1086 38 1342 63 1734 
13 1094 39 1354 64 1754,5 
14 1102 40 1366 65 1775 
15 1110,57 41 1379 66 1797 
16 1119 42 1392 67 1819 
17 1127,5 43 1405 68 1841,5 
18 1136 44 1418,5 69 1865 
19 1145 45 1432,5 70 1839 
20 1154 46 1446,5 71 1914 
21 1163 47 1460,5 72 1938 
22 1172 48 1475 73 1964 
23 1181,5 49 1490 74 1990 
24 1191 50 1505 75 2017 
25 1200,5 


Diese Tabelle kann nicht nur bei 12,5° C., sondern auch 
bei solchen Temperaturen, welche bis zu 15° und noch ein 
wenig höher hinaufgehen, benutzt werden, weil dadurch kein 
wesentlicher Fehler entsteht. Nur hat man dabei immer zu 
beachten, dass, wenn bei einer gewissen Temperatur, z. B. 
bei 14°, das Instrument in die Flüssigkeit bis zu einem 
gewissen Punkte einsinkt, die Tabelle das Gewicht eines bei 
derselben Temperatur von 14° gemessenen Liters dieser Flüs- 
sigkeit anzeigt. 


EeaR = 


{ ige 


432 Berthelot, Coulier u. Almeida, Verifcat. d, Baume’schen Aräo 


$ III. Verification des Aräometers. Zu diesem 
Zwecke können zwei gleich gute Methoden angewandt werden. 

1) Zuerst vergewissert man sich, dass das Aräometer bei 
12,5°C. in destillirtem Wasser auf Null steht. Alsdann 
ermittelt man das Gewicht von Litern Flüssigkeiten verschie- 
dener Dichtigkeit, z. Be mehr oder weniger concentrirter 
Lösungen von Kochsalz, Zinkvitriol, Zuckersyrup, Glycerin, 
Schwefelsäure etc. Wenn das Gewicht eines Liters einer 
dieser Flüssigkeiten festgestellt ist, so giesst man dieselbe 
bei einer gewissen Temperatur, etwa bei 12,5°, in einen Oy- 
linder und senkt das Aräometer in dieselbe unter Einhaltung 
derselben Temperatur. Das Aräometer zeigt nun den mit der 
obigen Tabelle correspondirenden Grad an. Die Hauptsache 
ist, dass die Temperatur der Flüssigkeit, wobei das Liter 
gewogen worden, genau mit derjenigen, wobei das Aräometer 
in derselben schwebt, übereinstimmt, 

Wenn man die ganze Scala zu verificiren wünscht, so 
muss man Solutionen wählen, deren Litergewichte zwischen 
1000 und 2000 g. liegen. Will man aber das Aräometer 
für besondere Zwecke benutzen, z. B. zur Prüfung der Giy- 
cerine, so braucht man nur solche Gewichte mit Sorgfalt zu 
verificiren, welche mit denen der käuflichen Glycerine cor- 
respondiren, und das lässt sich vermittelst der obigen Tabelle 
leicht ausführen. 

2) Die zweite Methode erfordert die Anwendung einer 
guten Waage, welche vermittelst eines Hakens, einer Schnur 
und einiger kleinen Rollen höher und tieler gestellt werden 
kann. Unter eine der beiden Schaalen (A) wird ein 12 bis 
15 Centimeter langer seidener Faden oder ein Haar befestigt, 
und an das untere Ende desselben ein Stecknadelknopf 
grossös Stück weiches Wachs, an welches das Aräometer zu 
kleben ist. In die andere Schaale (B) legt man so viel Ge- 
wicht, um gewissen Gewichten in der Schaale A das Gegen- 
gewicht zu halten, und die Zunge der Waage auf Null zu 
bringen, wenn das Aräometer in Wasser von 12,5° 0. bis zu 
Null eingetaucht ist. Dieses Gegengewicht lässt man während 
aller folgenden Verificationen in der Schaale B liegen. Das 


Berthelot, Coulier u. d’Almeida, Verifieat. d. Baum@schen Aräometers. 433 


Aräometer wird hierauf in der Luft gewogen, und sein Ge- 
wicht notir. Nun taucht man es wieder in Wasser von 
12,5° C. bis zu Null, stellt das das Wasser und das Aräo- 
meter enthaltende Gefäss unter die Schaale A der Waage, 
hängt den Faden an den Stiel des Aräometers, entfernt von 
der Schaale A allmählig so viel Gewicht, als dem Gewichte 
des Aräometers, multiplieirt mit 0,03367, 0,06733 ete. (wie in 
der folgenden Tabelle angegeben), entspricht, und wenn die 
Zunge der Waage auf Null steht, was man durch Heben 
der Waage erreicht, so muss das Aräometer diejenigen Grade 
anzeigen, welche jenen Zahlen gegenüber gestellt sind. 


Zahlen, mit welchen Zahlen, mit welchen 

Angezeigte | das Gewicht des Aräo- | Angezeigte | das Gewicht des Aräo- 

Grade. meters multiplieirt Grade. meters multiplieirt 
werden muss. werden muss. 


5 0,03367 45 0,30300 
10 0,06733 50 0,33666 
15 0,10100 55 0,37033 
20 0,13467 60 0,40400 
25 0,16833 65 0,43766 
30 0,20200 70 0,47133 
35 0,23566 75 0,50500 
40 0,26933 


Wenn z.B. der 25ste Grad eines Aräometers, welcher 
in der Luft 57,3 g. wiegt, verificirt werden soll, so multipli- 
eirt man letztere Zahl mit 0,16833 und entfernt ein dem 
Producte = 9,645 g. gleiches Gewicht von der Schaale A. 
Ist alsdann die Waage so weit gehoben, dass der Zeiger 
auf Null steht, so muss das Aräometer 25 Grade anzeigen, 
vorausgesetzt, dass es in Wasser von 12,5° C. eintaucht. 

Das Aräometer muss einige Grade oberhalb der Ein- 
tauchstelle angefeuchtet und beim Ablesen dieser Stelle 
ebenso verfahren werden, wie beim Graduiren einer Röhre. 


Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. It. 28 


434 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. ei; 


Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institut 
der Universität Dorpat. 


Beiträge zur Ohemie der wichtigeren Gummi- 
harze, Harze und Balsame. 


Von Mag. pharm. Ed. Hirschsohn, 
(Schluss.) 


XXNH. Elemiharze. In dieser Abtheilung will ich nicht 
allein die unter dem Namen ‚Elemi‘“ in den Handel gebrach- 
ten Harze, sondern auch die als Tacamahac, Anime etc. 
benannten zusammenfassen. Wie ich zeigen werde, sind alle 
diese Droguen in ihren Eigenschaften unter einander so ähn- 
lich, dass man mindestens auf Abstammung von sehr nah 
verwandten Mutterpflanzen schliessen muss. Ich untersuchte: 


1) Elemi cayennense, von Guibourt Tacamaque hui- 
leuse encolore genannt. Seit 1834 im europäischen Handel 
als westindisches Elemi, aus der Martiny’schen Sammlung. 
Beschrieben in der Encyclopädie. Band Il. pag. 663 un- 
ter VI. 


2) Elemi cayennense aus derselben Sammlung und 
der vorigen Probe vollkommen ähnlich. 

3) Elemi occidentale in Massen aus der Martiny’- 
schen Sammlung. Wie No. 1. 

4) Elemi mexicana von Amyris elemifera Royal 
abstammend. Diese Probe ist von Schaffner an Martiny 
gesandt. Wie No. 1. 

5) Elemi ohne weitere Bezeichnung aus der Sammlung 
. des pharmaceutischen Institutes. Ist vollkommen gleich mit 
den vorhergehenden Proben, nur von schwächerem Geruche. 

6) Ein als Elemi spurium von Lampe für die Samm- 
lung des pharmaceutischen Institutes bezogene Probe; ist den 
schon angeführten Proben ebenfalls gleich, nur viel ölreicher, 
da sie verschlossen aufbewahrt worden. 

7) Elemi americana aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Beschrieben in der Eneyclopädie. Band II. pag. 660. 


schsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 435 


8) Elemi ohne nähere Bezeichnung, ebenfalls aus der 
_ Martiny’schen Sammlung und der vorigen Probe No. 7 voll- 


kommen ähnlich. 


9) Elemi in Kuchen, aus einer alten Apotheke der 
Sammlung des pharmaceutischen Institutes geschickt. Kuchen 
_ von der Form eines Dreiecks mit einem Monocotylenblatt 
umwickelt. Das Harz ist spröde, grünlich gelblich und ver- 
unreinigt durch beigemengte rothbraune Rindenstücke. 

- 10) Elemi aus der Martiny’'schen Sammlung. Das Harz 
ist der eben angeführten Probe No. 9 sehr ähnlich und ist die 
vorliegende Probe auch ein Stück von der Sorte in Kuchen; 
sie ist aber in das Blatt einer Dicotyle gewickelt. 

11) Elemi africanum aus der Sammlung des pharma- 
ceutischen Institutes. Erbsengrosse Stücke von gelber, stellen- 
weise grünlicher Farbe, leicht zerreiblich. 

12) Elemi mexicanum ebenfalls aus der Sammlung 
des pharmaceutischen Institutes. Stückchen von Erbsen - 
bis Wallnussgrösse, durchscheinend, stellenweise trübe und 
weisslich, zwischen den Fingern leicht erweichend, von mus- 
katnussartigem Geruche. 

13) Elemi occidentale aus derselben Sammlung. Wie 
die vorige Probe No. 2, enthält rothbraune Rindenstückchen 
beigemengt. 

14) Elemi occidentale verum, vor Jahren von Lampe 
für die Sammlung des pharmaceutischen Institutes bezogen. 
 Grünlich gelbes, weiches, durchscheinendes Harz von starkem 
Muskatnussgeruche. Einzelne Stellen des Harzes sind mit 
einem schimmelartigen Ueberzuge versehen, letzterer besteht 
aus Krystallen. 

15) Elemi ohne weitere Bezeichnung, ebenfalls aus der 
Sammlung des pharmaceutischen Institutes. Der Probe No. 14 
_ ähnlich, etwas heller. 

16) Elemi 1846, aus der Martiny’schen Sammlung und 

_ mit der Bemerkung ‚Kein Elemi,“ jedenfalls dem Pechbaum- 

harze (Resina arbol a brea) und dem Neu-Guinea (Resina 

Guineae novae) nahestehendes Harz. Geruch und Aussehen 

wie bei No. 14, ebenfalls mit einem schimmelartigen Ueber- 
28* 


436 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze etc. 


zug versehen. Diese Probe ist auch beschrieben in der En- 
eyclopädie. Band II. 

17) Elemi aus der Martiny’schen Sammlung. Wie No. 15, 
aber weicher. 

18) Elemi ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung. 

Grünlich braune, zusammengeflossene, innen weiche Harz- 
masse, welche Blattreste beigemengt enthält; von honigarti- 
gem Geruche. 

19) Elemi de Manilla, von Prof. Pereira an Martiny 
gesandt. Beschrieben in der Encyclopädie. Band II. pag. 663. 

Die schwärzlich grünliche Färbung einzelner Stücke wird 
durch das Vorhandensein von Algenfäden hervorgerufen. 

20) Kikekunemalo I. aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Ist sehr ähnlich dem unter No, 19 aufgeführten Ma- 
nilla Elemi, nur sehr verunreinigt durch dicke rothbraune 
Rindenstücke. Geruch erinnert an Semen Nigellae. 

21) Kikekunemalo II. aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Gelblich gefärbte, mattglänzende Stücke, die stellen- 
weise mit einer schwarz grauen Kruste überzogen sind und 
sehr ähnlich dem von Martiny als Resina Hedwigiae balsami- 
ferae (No. 24) beschriebenen Harze. Geruch ebenfalls nigel- 
laartig. 

22) Kikekunemalo vera ebenfalls aus der Martiny’- 
schen Sammlung. Wie No. 20. 

23) Kikekunemalo aus der Sammlung des pharmaceu- 
tischen Institutes. Wie No. 20. 

24) Resina Hedwigiae balsamiferae aus der Mar- 
tiny'schen Sammlung. Beschrieben in der Encyelopädie. 
Band II. pag. 671. 

25) Resina Hedwigiae balsamiferae aus derselbe: 
Sammlung und der vorhergehenden Probe ähnlich. 

26) Grüner brasilianischer Tacamahac, aus Bre- 
men an Martiny gesandt. Beschrieben in der Encyclopädie. 
Band II. pag. 710. 

27) Grüner brasilianischer Tacamahac aus der- 
selben Sammlung und der vorigen Probe gleich. 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 437 


. 28) Tacamahaca oceidentalis aus der Sammlung 
des pharmaceutischen Institutes, Ist der Probe No. 9 sehr 
ähnlich, enthält aber viel mehr Rindenstücke beigemengt. 

29) Eine als Hedera bezeichnete Probe aus derselben 
Sammlung. Ist vollkommen ähnlich der No. 28. 

30) Geiger’sschwärzlich graues Tacamahae aus 
der Martiny’schen Sammlung. Beschrieben in der Eneyelo- 
pädie. Band II. pag. 711. 

31) Schwärzlich graues Tacamahae aus dersel- 
ben Sammlung und der vorigen Probe No. 30 vollkommen 
ähnlich. 

32) Guibourt’s schwärzlich graues Tacamahac, 
ebenfalls aus der Martiny’schen Sammlung. Wie die Probe 
No. 30. Enthielt beigemengt Stücke des marmorirten Dam- 
mars. 

33) Schwärzlich graues Tacamahac aus der Mar- 
tiny'schen Sammlung. Wie No. 30. 

34) Schwärzlich graues Tacamahac auch aus der 
Martiny’schen Sammlung. Wie No. 30. 

35) Resina Gualda aus der Sammlung des pharmac. 
Institutes. Gleicht vollkommen den eben angeführten Proben 
des schwärzlich grauen Tacamahacs. 

36) Geiger’s orientalisches Tacamahac aus der 
Martiny’schen Sammlung. Siehe Encyclopädie.e. Band II. 
pag. 709. 

37) Orientalisches Tacamahac, von Ülamor Mar- 
quart an Martiny gesandt. Vollkommen gleich der Probe 
No. 36. 

38) Mexicanisches Tacamahac, von Schaffner an 
Martiny gesandt, mit der Bemerkung, dass dasselbe nicht 
mexicanischen Ursprungs sei, sondern aus Europa stamme: 
erbsen- bis wallnussgrosse Stückchen von weingelber Farbe, 
durchscheinend, leicht zerreiblich und vollkommen ähnlich 
den hellen Stückchen des orientalischen Tacamahacs von 
Geiger (No. 36) und von demselben Geruche. Unterscheidet 
_ sich von der Probe No. 36 nur dadurch, dass es keine frem- 
den Beimengungen, wie Holzstückchen ete, enthält, 


073 


5 Br, : 
438 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et, 


39) Anime orientale I. aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Beschrieben in der Eneyclopädie. Band II. pag. 631. 
Der Geruch und das Aussehen ist ähnlich der vorhergehenden 
Probe No. 38, nur dass die Stücke grösser sind. 


40) Anime oceidentale aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Siehe Encyclopädie Band II. pag. 631. Einzelne 
Stücke gleichen vollkommen dem Harze von Amyris elemifera 
Royal (No. 1—6), andere dagegen dem unter No. 30 — 35 
aufgeführten schwärzlich grauen Tacamahac. 


41) Anime orientale aus der Sammlung des pharma- 
ceutischen Institutes. Gleicht der vorhergehenden Probe 
No. 40, nur sind es viel kleinere Stücke. 


42) Anime orientale aus derselben Sammlung und 
wie die vorhergehende Probe No. 41. 

43) Anime oceidentale aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Ebenfalls vollkommen gleich der Probe No. 40. 

44) Caranna von Venezuela aus der Martiny’schen 
Sammlung. Gelblich grünes, weiches, durchscheinendes Harz 
von Muskatnussgeruch. 

45) Caranna aus Peru, von Prof. Pöppig an Martiny 
gesandt. Beschrieben in der Encyclopädie. Band II. p. 641. 

Alkohol löste die aufgeführten Proben bis auf einen 
Rückstand, der sich unter dem Mikroskop als aus lauter 
Krystallen bestehend erwies, bei einigen Proben aber auch 
aus grösseren oder geringen Mengen anderer Körper, wie 
Rindenstückchen etc. und endlich waren bei No. 17 — 25 
und 28— 33 grössere oder geringere Mengen von schwarz- 
grün gefärbten Algenfäden vorhanden, durch welche wohl 
hauptsächlich die dunkle Farbe bedingt wird. Beim Kochen 
mit Alkohol lösten sich die Krystalle auf. 

Aether, Aether-Alkohol und Chloroform lösten 
bis auf die etwa vorhandenen Verunreinigungen. 

Bleiacetat gab mit der alkoholischen Lösung keine 
Reaction. 


Eisenchlorid verhielt sich ebenfalls negativ. 


s ’ , Beiträge, a Chemie . Gummiharze ee. 439 v 


x mmoniakflüssi gk: eit fällte aus der alkoholischen 
Lösung Harz, 


Bromlösung dem in Chloroform gelösten Harze zuge- 
fügt, bewirkte bei No. 1 —11, 24—43 und 45 keine bemerk- 
bare Veränderung, No. 12—23 wurden allmählig intensiv 
grün und endlich No, 44 rothviolett. 


Salzsäure-Alkohol färbte sich mit No. 1—11, 24 

bis 43 und 45 allmählig gelbbraun, mit No. 20— 23 roth- 

braun, mit No. 12— 19 violett in Blau und mit No. 44 roth- 
violett. 

Schwefelsäure gab eine gelbbraun gefärbte Lösung, 

die mit Alkohol eine braune mehr oder weniger trübe Mi- 

„schung bildete. Wasser der Schwefelsäurelösung zugefügt, 


bewirkte Ausscheidung von weisslichen oder hellbräunlichen 
Harzflocken. 


Natroncarbonatlösung gab bei gewöhnlicher Tem- 
peratur einen farblosen Auszug, der beim Uebersättigen mit 
Essigsäure klar blieb. 


Kochte man das Harz mit der Sodalösung, so wurde 
entweder ein farbloser oder nur schwach gelblich gefärbter 
Auszug erhalten, wobei das Harz gewöhnlich schmolz. Essig- 
säure bewirkte in diesem Auszuge entweder keine oder nur 
eine sehr schwache Trübung. 


Chlorkalklösung gab keine Reaction. 
Schwefel, Stickstoff, Zimmtsäure und Umbel- 
 liferon konnten nicht nachgewiesen werden. 
Petroleumäther löste die Proben No. 1—6 voll- 
kommen und farblos. Bei den Uebrigen war der Auszug 
entweder farblos oder nur schwach gelblich gefärbt. Alle 
Auszüge gaben mit Jodlösung eine roth gefärbte trübe 
Mischung. 
Chloralreagens färbte al schwach rosa in 
hellbraun übergehend. 
Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens Eelbn 
Die von Petroleumäther aufgenommene Harz- Menge ist in 
folgender Tabelle zusammengestellt. 


% 


Sun = 
WE u 


440 Ed. Hirschsohn, Beiträge z, Chemie d. HER RE abe) 


No, Bezeichnung der untersuchten Probe, 1200 C, 
1 = Klemi, von: Cayennem asp are. Der. 0) 81,44 
3 -3 soccıdentalel una nei a ee SURETERR 85,95 
4 - von Amyris elemifera . . . EN EV - 83,60 
5 - aus der Sammlung des Institutes . . oo . 91,61 
6 ee - - - RR 78,10 
7 =. »,americana Martins 2 Be 52,80 
8 - in Kuchen - ar SEE 55,78 
9 ur are ale EEE 

10 - aus der Martiny’ schen Sammlung en 3 49,88 
13 - oceidentale aus der Sammlung des Institutes i 35,67 
14 - - TEGENSHNERUMT IH ER 33,03 
16 - 1846, A ne DAN 
17 - Martiny . - BEN ES 37,68 
19 VORAManT la ER TENREETE SEN 37,37 
20 Kee IT Marlinyıscr an re a 63,68 
21 - IEIR - A Re rs AR 69,48 
22 - VOR ER. MEHT TIERE SE 60,85 
23 - N RT re EEE ee 59,74 
PAS Res: Hedwapıianıbalsamiteran rennen Se ee 49,20 
26 | Grüner brasilianischer Tacamahac . . . . ... 71,59 
27 - = - RN 2 >> 72,72 
28 ! Tacamahaca oceidentalis . . RR ME EEE 44,11 
30 | Geiger’s schwärzlich graues Tacamahac SUN BaR N SALITENEEE. 52,93 
32 | Guibourts - - - WE TARIR EN L 61,89 
33..1°Schwärzlich" graues-Tacamahac . . . 23.2 22 26,99 
SH BR esing .Gualdata aa N DE 47,70 
sul Tacamahacagmexicana \n. 2 1.010 IE RE 69,64 
397 17 Anime, orientalerl.Marlıny a. De ee 74,05 
40 - oceidentale Er BEE TNIEITRIE FF FER 72,89 
41 = OILENTAIOR ra a a I NE 65,05 
42 - - Se ee ee 7.1089 


Die vorliegenden 45 Proben der elemiartigen Harze zeichnen 
sich vor Allem durch ihre krystallinische Beschaffenheit, die 
schon Flückiger hervorhebt, aus und können Krystalle bei 
einigen Proben, wie No. 1—6, 26—35, 40—43 und 45, 
schon mit blossem Auge wahrgenommen werden, Zu diesem 
Verhalten käme noch die unvollkommene Löslichkeit in Alko- 
hol, die vollkommene Löslichkeit in Chloroform und Aether, 
sowie die Indifferenz gegen Bleiacetat und Natroncarbonat, 
wie auch die grosse Löslichkeit in Petroleumäther. Nach 
dem Verhalten des in Chloroform gelösten Harzes gegen 
Bromlösung lassen sich die vorliegenden Proben in 2 Gruppen 
eintheilen: 


Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 441 


1) in solche, welche davon nicht gefärbt werden (No. 1 
bis 11, 24—43 und 45), 

2) in solche, welche allmählig grün oder le ge- 
färbt werden. (No. 12— 23 und 44). 

Die 2. Gruppe, d.h. die durch Brom gefärbten, können 
wiederum nach dem Verhalten gegen Salzsäure- Alkohol in 
folgende 3 Gruppen eingetheilt werden 

1) in solche, welche violett oder blau (No. 12 — 19), 

2) in solche, welche rothbraun (No. 20 — 23), 

3) in solche, welche rothviolett gefärbt werden (No. 44). 

Die von Salzsäure - Alkohol rothviolett oder violett in blau 
gefärbten Proben (No. 12—19 und 44) zeichnen sich auch 
noch durch einen muskatnussartigen Geruch aus und sind 
vielleicht zu dem Arbol a brea-Harze zu zählen, wenn nicht 
mit demselben identisch. Leider kann ich dies nicht beweisen, da 
mir keine Probe des Arbol a brea- oder Neu- Guinea- Harzes 
vorliegt. 

Die andere Gruppe, d. h. die von Salzsäure rothbraun 
gefärbten, besitzen einen an Semen Nigellae erinnernden Geruch 
und zeichnen sich namentlich dadurch aus, dass sie von grünen 
Algenfäden durchzogen sind, wodurch auch hauptsächlich ihre 
schwarzgrüne Farbe bedingt wird. 

Was endlich die durch Brom nicht gefärbten Proben 
(No. 1— 11, 24—43 und 45) anbetrifft, so besitzen diesel- 
ben im Allgemeinen, namentlich die weichen Proben, einen 
‚ausgeprägten dill- und levisticumartigen Geruch, welchem 
bei einigen noch ein terpenthinartiger oder modriger Beige- 
ruch sich hinzugesellt. Es scheint mir, wie gesagt, dass alle 
diese Proben entweder von sehr nahe verwandten oder auch 
von ein und derselben Pflanze abstammen und die Verschie- 
denheit nur von der Gewinnung und dem Alter der Drogue 
bedingt wird. 

. Die als schwärzlich graues Tacamahac vorliegenden Pro- 
ben zeigen schon äusserlich eine grosse Uebereinstimmung 
mit dem Harze von Amyris elemifera Royal, nur dass letz- 
teres eben frischer und reicher an ätherischem Oel ist und 
wahrscheinlich durch Verwunden des Baumes erhalten wor- 


442 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. - 


den, während die als Tacamahac vorliegenden Proben frei- 
willig ausgetretenes und an der Rinde erhärtetes Harz vor- 
stellen. Ein ebenso gleiches und namentlich mit dem schwärz- 
lig grauen Tacamahac übereinstimmendes Aeussere besitzen 
die als graues brasilianisches Tacamahac bezeichneten Proben, 
nur dass diese Proben schwarzgrün gefärbt sind, was ebenfalls 
‚durch Algenfäden bewirkt wird — eine solche stellenweise 
grünliche oder grüne Färbung zeigen auch einzelne Stücke 
des schwärzlich grauen Tacamahacs, welche dann gleichfalls 
stets die Algenfäden erkennen lassen. Man gewinnt bei 
Untersuchung dieser algenhaltigen Harzproben die Ueberzeu- 
gung, dass hier ein Zusammenhang zwischen der Entstehung 
des Harzes und dem Vorkommen der Alge bestehen muss. 
Vergl. übrigens auch unter Coniferenharzen und unter (a- 
ranna, 


Anhang. 


Archipin. Diese Substanz will ich, trotzdem sie vom 
Elemi verschieden ist, hier vorführen, weil sie von einer 
Pflanze gesammelt sein soll, welche man sonst wohl als 
Stammpflanze einiger der im vorigem Abschnitte aufgezähl- 
tem Harze ansieht. 


1) Das unter dem Namen Archipin von Schaffner aus 
Mexico an Martiny gesandte Gummiharz, versieht Schaffner 
mit folgenden Notizen: „Archipin, ein unter diesem Namen 
mir hier zum erstenmale vorgekommenes Gummiharz, welches 
nach Angabe des Dr. Louis Montana von Bursera gum- 
mifera Jacq. stammt. Wird in Emulsionen gegen Wasser- 
sucht in einer Dosis von !/, Scrup. bis "/, Drachm. und 
gewöhnlich mit einer Abkochung von Sennesblättern ange- 
wandt.“ In einer zweiten Notiz sagt er: „Gummi Archipin 
aus Zonora soll von Bursera gummifera abstammen und wird 
hier zu Tincturen, Balsamen, Pflastern u. s. w. gebraucht.“ 
Die vorliegende Probe besteht aus wallnussgrossen und 
grösseren tropfenförmigen Stücken, die sehr ähnlich dem per- 
sischen Ammoniak in Körnern sind. Mit Wasser giebt das 
Gummiharz eine milchweisse Emulsion, die geruch- und fast 


 Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. are Mi 


 geschmacklos ist; aber nach einigen Minuten entsteht ein 
starkes Kratzen im Schlunde. Hieran schliesse ich 

2) eine als Bdellium bezeichnete Probe, die wahr- 
scheinlich von Kind herrührt, aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Wie die vorige Probe, aber grössere Stücke. 

3) eine ebenfalls als Bdellium bezeichnete Probe aus 
derselben Sammlung. Ist den vorigen Proben ähnlich, nur 
von durchgängig dunkelgelbbrauner Farbe. 


Der alkoholische Auszug der eben angeführten 
Gummiharze war hellgelb gefärbt und es entstand nach Zu- 
satz von Bleiacetat eine sehr geringe Trübung, welche 
beim Erwärmen nicht verschwand. 

Eisenchlorid färbte sehr schwach grünlich. 

Ammoniakflüssigkeit fällte Harz aus der alkoholi- 
schen Tinctur. 

Aether und Chloroform verhielten sich wie Alkohol 
und gab der ätherische Auszug mit Alkohol eine klare Mi- 
schung. 

Bromlösung, dem Chloroformauszuge zugefügt, wurde 
entfärbt. 

- Salzsäure-Alkohol färbte sich gelbbraun. 

Gone. engl. Schwefelsäure gab mit dem Gummi- 
harz eine gelbbraun gefärbte Mischung, welche nach Zusatz 
von Alkohol trübe und rothbraun gefärbt war. Wasser 
fällte aus der Schwefelsäurelösung Harz in deischfarbigen 
Flocken. 


Natroncarbonatlösung gab eine weisse, nicht filtrir- 
bare Emulsion. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction. 

Weder Schwefel und Stickstoff noch Umbelli- 
feron und Zimmtsäure konnten nachgewiesen werden. 

 Petroleumäther gab einen farblosen Auszug, der die 

Farbe der Jodlösung nicht veränderte. 

Chloralreagens gab keine Reaction. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 
braun. 


444 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 


Petroleumäther hatte aus dem Gummiharz bei No. 1 
13,22, bei No.3— 10,55 °/, vom Gewichte der Drogue auf- 
genommen. 

Vom Elemi unterscheidet sich diese Drogue schon dadurch, 
dass sie Pflanzenschleim enthält. 

XXI. Gummi-resina Olibanum. Alle von mir unter- 
suchten Proben dieses Harzes zeigen unter einander grosse 
Uebereinstimmung. Es sind: 

1) Olibanum ganz electum Behr et Co. Successo- 
res, 1874 aus Triest als Probe nach St. Petersburg geschickt. 

Wachsartig durchscheinende, rundliche, längliche oder 
thränenföormige Körner verschiedener Grösse von gelblich 
weisser Farbe. 

2) Olibanum indicum I. von Prof. Pereira an Martiny 
gesandt. Form der einzelnen Stücke ähnlich der vorigen 
Sorte, die Farbe aber gelblich röthlich und schliessen einzelne 
Stücke papierdünne Rindenlamellen ein. 

3) Olibanumindicum II. aus der Martiny’schen Samm- 
lung. Wie die Probe No. 2, aber mehr trübe Stücke bei- 
gemengt; auch enthält diese Probe ausser den papierdünnen 
Rindenlamellen rothbraune Rindenstücke beigemengt. 

4) Olibanum africanum electum aus der Martiny’- 
schen Sammlung. Wie die Probe No. 2. 

5) Olibanum africanum natur. Besteht fast nur 
aus Rindenstücken (welche äusserlich ähnlich der unter No. 3 
erwähnten sind), an denen stellenweise gelblich röthliche 
Gummiharzstückchen haften. Auch hier finden sich die schon 
erwähnten papierdünnen Rindenlamellen. 

6) Olibanum aus der Sammlung des pharmaceutischen 
Institutes. Stücke von gelblicher, röthlichgelber oder röth- 
licher Farbe der verschiedensten Form, vorwiegend tropfen- 
föormig. Ebenfalls mit dünnen Rindenlamellen, sowie rothbrau- 
nen Rindenstücken verunreinigt. 

7) Olibanum arabicum in sortis aus der Martiny’schen 
Sammlung. Wie die Probe No. 6. 

8) Olibanum aus Turkestan mit der Bezeichnung 
„Kundur.“ Wie No, 6, Siehe Dragendorff zur Volksmediein 


Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 445 


von Turkestan in Buchner’s N. Repertor. Bd. 23. p. 590. 
(1874). 

9) Olibanum arabicum in sortis. Aus der Samm- 
lung des pharmaceutischen Institutes. Wie No. 6. 


10) Olibanum medium, ebenfalls aus der Sammlung 
des pharmaceutischen Institutes. Wie No. 2, aber kleinere 
Körner und Tropfen. 

11) Olibanum in sortis aus derselben Sammlung. 
Unregelmässig geformtes Stück von röthlicher Farbe, wachs- 
glänzend und durchscheinend. 


12) Olibanum aus der Martiny’schen Sammlung. Wie 
die vorhergehende Probe. No. 11. 


Bleiacetat dem alkoholischen Auszuge des Olibanum 
zugefügt, bewirkte keine Veränderung. 


Eisenchlorid gab keine Reaction. 


Ammoniakflüssigkeit fällte aus der alkoholischen 
Tinctur Harz. 


Aetherauszug mit Alkohol versetzt, blieb klar. 


Bromlösung, dem Chloroformauszuge des -Olibanum 
zugefügt, färbte allmählig grün. 

Salzsäure-Alkohol färbte sich mit Olibanum allmäh- 
lig bräunlich violett. 

Schwefelsäure löste mit gelbbrauner Farbe und gab 
diese Lösung mit Alkohol eine trübe, braun gefärbte, in miss- 
farbig Violett sich ändernde Mischung. Wasser fällte aus der 
Lösung in Schwefelsäure Harz in Flocken. 

Natroncarbonatlösung färbte sich weder bei,ge- 
wöhnlicher Temperatur noch beim Kochen mit dem Weih- 
rauch. Die bei gewöhnlicher Temperatur erhaltenen Auszüge 
blieben beim Uebersättigen mit Essigsäure klar; während bei 
den durch Kochen erhaltenen eine schwache Trübung hierbei 
zu bemerken war. 

Stickstoff konnte in geringer Menge nachgewiesen werden. 

Schwefel, Zimmtsäure und Umbelliferon dagegen nicht. 

Chlorkalklösung gab auch hier negative Resultate. 


'z 


445 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze et. 


Die Petroleumätherauszüge waren farblos und veränder- 
ten die Farbe der Jodlösung sofort in Braun unter Abschei- 
dung von Flocken. 

Chloralreagens färbt graubraun. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens gaben gelbbraun 
gefärbte Solutionen. 

Die Menge des von Petroleumäther Extrahirten habe ich 
in folgender Tabelle zusammengestellt. 


No. Bezeichnung der untersuchten Proben. 120° C. 
Is #Olıbanumzganzelectum 1874 2 7:2 SE Ele 31,00 
2 - indiemmal-HPereiralevi.n 0 eV ec Re 24,09 
3 - ES | 
4 - ARTCanumyelechume sense le ee 26,98 
5 E - DACHr.E > ner Serie irre enden 22,87 
8 - ausi-Turkestan, un a ee 22,08 
9 - arablcum une gortis ne ee 36,09 
10 - TNERIUTD ER A Re Te 22,88 
11 - INMBOTUS FEN Re ER re Nee 0 38,81 


Wie das Verhalten des africanischen uud des sogenann- 
ten indischen Olibanums zeigt, besitzen dieselben vollkommen 
gleiche Reactionen und bin ich darauf hin geneigt, zu behaup- 
ten, dass das gewöhnlich im Handel unter den verschiedensten 
Namen vorkommende Olibanum eine gleiche Abstammung 
besitzt oder doch von sehr nahverwandten Pflanzen stammt. 
Als chemische Characteristica des Weihrauchs können fol- 
gende benutzt werden: 

1) Bleiacetat und Eisenchlorid geben keine Reaction. 


2) Ammoniakflüssigkeit fällt Harz aus der alkoholischen 
Tinctur. 

3) Natroncarbonatlösung nimmt nichts auf. 

4) Petroleumäther löst grössere Mengen. 

Durch das unter No. 1 und 3 aufgeführte Verhalten, 
kann nicht allein eine Unterscheidung, sondern auch eine 
etwaige Verfälschung des Olibanum mit Coniferenharzen 
erkannt werden. 


d Hirschso n, Beikzise 2. Chemie d. hie Gummiharze ete. 447 


XXIV. Gummi-resina Gutti hatte ich in 4 Proben 
vor mir: 


1) Gummi-resina Gutti americana aus der Mar- 
tiny'schen Sammlung. DBeschrieben in der Encyelopädie. 
Band I. pag. 94. 


2) Gummi-resina Gutti, gewöhnliche Sorte, aus der 
Sammlung des pharmac. Institutes. 


3) Gummi-resina Gutti aus Turkestan mit der Be- 
zeichnung „Agorei Rewand.“ Siehe Dragendorff zur Volks- 
 mediein Turkestans in N. Repert. f. Pharmacie. Band 23, 
p. 590. (1874). 


4) Gummi-resina Gutti aus der Sammlung des 
pharmac. Institutes. 


Der alkoholische Auszug aller angeführten Gunmi- 
guttproben war goldgelb gefärbt und blieb nach Zusatz von 
Bleiacetat klar. 


Eisenchlorid färbte schwarz. 
'Ammoniakflüssigkeit gab mit der alkoholischen 
Tiretur eine klare Mischung. 
Der Aetherauszug blieb nach Alkoholzusaiz klar. 
Bromlösung gab mit dem Chloroformauszuge keine 
bemerkbare Veränderung. 
; Salzsäure-Alkohol färbte sich gelb. 

Conc. engl. Schwefelsäure löste Gummigutt mit 
gelber Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine klare 
gelbe Mischung. Wasser fällte Harz aus der Lösung in 
Schwetelsäure mit ursprünglicher Farbe. 

Natroncarbonatlösung löste schon bei gewöhnlicher 
Temperatur zum grössten Theil mit intensiv gelber Farbe 
und wurde aus dieser Lösung durch Essigsäure beim Neu- 
tralisiren Harz in gelben Flocken gefällt. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction. 

Schwefel, Umbelliferon und Zimmtsäure konn- 
ten nicht, 

Stickstoff dagegen in sehr er Menge nach- 
gewiesen werden. 


u 


448 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummiharze ete. 


Der Petroleumätherauszug war goldgelb gefärbt 
und gab mit Jodlösung eine roth und von ausgeschiedenen 
Flocken getrübte Mischung. 

Chloralreagens, Schwefelsäure und Fröhde’s 
Reagens lösten den Verdunstungsrückstand des Petroleum- 
ätherauszuges mit gelber Farbe. 

Auch hier geben, wie die erhaltenen Resultate zeigen, 
die von mir angewandten Reagentien bei den vorliegenden 
Gummiguttproben keine Anhaltspunkte zu einer Unterschei- 
dung der verschiedenen Sorten, was auch hier wahrscheinlich 
davon herrührt, dass die vorliegenden Proben eine gleiche 
Abstammung besitzen. Wohl aber können die erhaltenen 
Reactionen zur Erkennung und Unterscheidung des Gummi- 
guttes von anderen Gummiharzen und Harzen benutzt werden 
und wären die wichtigsten folgende: 

1) Bleiacetat giebt keine Reaction. 

2) Eisenchlorid färbt schwarz. 

3) Ammoniakflüssigkeit giebt eine klare Mischung. 

4) Natroncarbonat löst mit gelber Farbe. 

5) Schwefelsäurelösung giebt mit Alkohol eine klare gelbe 
Mischung. 

6) Der Petroleumätherauszug ist intensiv gelb gefärbt. 

Von allen anderen Harzen und Gummiharzen lässt sich 
Gummigutt schon durch die intensiv gelbe Färbung des Pe- 
troleumätherauszuges unterscheiden und ausserdem vom gel- 
ben Xanthorrhoeaharze, mit welchem leichter eine Verwechse- 
lung stattfinden könnte, durch das Verhalten gegen Bleiacetat. 

XXV. BHuphorbium stand mir in einer Probe aus der 
Sammlung des pharmaceutischen Institutes zur Verfügung 
und stimmte dieselbe mit der von Berg beschriebenen 
vollkommen überein. Sie enthielt ebenfalls Früchte und 
Stacheln etc, beigemengt, die genau mit den von Berg beschrie- 
benen übereinstimmen. 

Bleiacetat bewirkte in dem alkoholischen Auszuge 
des Euphorbium einen starken Niederschlag, der nach dem 
Erwärmen bis zum Sieden nicht verschwand. 


. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gummihaxze ete. 449 


Eisenchlorid färbte den Auszug nur dunkler. 
Ammoniakflüssigkeit gab eine trübe Mischung. 
Der Aetherauszug mit Alkohol versetzt blieb klar. 
Bromlösung gab mit dem Chloroformauszuge keine 
bemerkenswerthe Erscheinung. 
Salzsäure-Alkohol färbte sich allmählig braun. 
Conc. engl. Schwefelsäure löste mit gelbbrauner 
Farbe und gab diese Lösung beim Versetzen mit Alkohol 
eine braune trübe Mischung. Wasser, der Lösung des 
Euphorbium in conc. Schwefelsäure zugesetzt, bewirkte Aus- 
scheidung von graubraun gefärbten Flocken. 


Natroncarbonatlösung färbte sich in Berührung 
mit dem Euphorbium gelb und blieb dieser Auszug beim 
Uebersättigen mit Essigsäure klar. Beim Kochen mit der 
Sodalösung wurde ein intensiv goldgelb gefärbter Auszug 
erhalten und verhielt sich dieser Auszug gegen Essigsäure, 
_ wie der bei gewöhnlicher Temperatur erhaltene. 

Chlorkalklösung gab keine Reaction. 

Umbelliferon, Zimmtsäure, Schwefel und Stick- 
stoff konnten nicht nachgewiesen werden. 

Der Petroleumätherauszug war farblos und ver- 
änderte die violette Farbe der Jodlösung in braun unter 
Abscheidung von Flocken. Beim Verdunsten des Petroleum- 
ätherauszuges hinterblieb ein Rückstand, der aus lauter 
Krystallen *) bestand, diese schmolzen beim Erwärmen auf 
2090. 

Der bei gewöhnlicher Temperatur hinterbliebene Ver- 
dunstungsrückstand des Petroleumätherauszuges verhielt sich 
zu Reagentien folgendermaassen: 

Chloralreagens färbte allmählig schwach grünlich gelb, 

Schwefelsäure löste gelbbraun, 

Fröhde’s Reagens braun. 

Die Menge des bei 120°0. getrockneten Rückstandes 
betrug 20,25 °/, vom Gewichte der Drogue. 


*) Flückiger, Archiv der Pharmacie 1868. 2. Reihe. Bd. 134. p. 249, 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 5. Heft. 29 


DD A Tr a Ra TE Fe en un 
Aa, . 5 j ir AENEEHy 


450 Ed. Hirschsohn, Beiträge z. Chemie d. wichtig. Gum: 
Anhang. YET 


An das eben abgehandelte Euphorbium will ich noch das 
mir vorliegende von Prof. Henkel dem hiesigen pharmaceuti- 
schen Institute überlassene Harz der Euphorbia Tira- 
calli, aus Indien stammend, anschliessen. Die vorliegende 
Probe ist ein unregelmässig geformtes Stück von schwarz- 
brauner Farbe, mattglänzend, geruchlos und an den Kanten 
sehr wenig durchscheinend. 


Alkohol nimmt aus diesem Harze nur geringe Mengen 
(auch beim Kochen) auf und färbt sich hierbei schwach 
gelblich. | r 


Bleiacetat gab eine geringe ‚Trübung, welche beim 
Kochen nicht verschwand. 

Eisenchlorid gab keine Reaction. 

Ammoniakflüssigkeit gab eine Ausscheidung. 

Aether nahm grössere Mengen als der Alkohol aus, 
dem Harze auf und wurden aus dieser Lösung nach Zusatz 
von Alkohol Flocken ausgeschieden. 

Chloroform löste fast vollkommen. 

Bromlösung wurde entfärbt. 

Salzsäure-Alkohol zeigte dieselben Erscheinungen 
wie beim gewöhnlichen Euphorbium. 


Conc. engl. Schwefelsäure löste auch hier mit 
gelbbrauner Farbe und gab diese Lösung mit Alkohol eine 
mehr rothbraun gefärbte trübe Mischung. Wasser fällte aus 
der Schwefelsäurelösung Harz in hellröthlichen Flocken. 

Natroncarbonatlösung zeigte sowohl bei gewöhn- 
licher Temperatur als auch beim Kochen dieselben Erschei- 
nungen, indem hierbei ein hellbraun gefärbter Auszug erhalten 
wurde, der beim Uebersättigen mit Essigsäure klar blieb. 

Chlorkalklösung verhielt sich auch hier negativ, 
Ebenso konnten nicht nachgewiesen werden: 

Stickstoff, Schwefel, Zimmtsäure und Umbelli- 
feron. 

Petroleumäther färbte sich gelblich und hinterliess 
beim Verdunsten einen hellgelb gefärbten amorphen Rückstand. 


Zur ge Valenz des Stickstofs, HABT 


Jodlösung zeigte dieselbe Erscheinung wie beim gewöhn- 
lichen Euphorbium. 

Chloralreagens gab keine Reaction. 

Schwefelsäure und Fröhde’s Reagens färbten 
gelbbraun. 

Bei 120° C. getrocknet betrug die Menge des von Pe- 
troleumäther Aufgenommenen 66,71°), vom Gewichte der 
Drogue. 

Das Harz der Euphorbia Tiracalli unterscheidet sich vom 
 Euphorbium nicht allein durch seine physicalischen Eigen- 
schaften, sondern auch durch die fast vollkommene Löslichkeit 
in Chloroform, das Verhalten gegen Natroncarbonatlösung, 
die geringe Trübung durch Bleiacetat, die Trübung des Aether- 
auszuges durch Alkohol und endlich durch die doppelt so 
grosse Menge des von Petroleumäther Gelösten, welches ausser- 
dem amorph ist. 


B. Monatsbericht. 


Zur Frage nach der Valenz des Stickstoffs. 


Fast ebenso alt wie der Begriff der Valenz sind die Streit- 
fragen über den Stickstoff. Während sich die hervorragend- 
sten Theoretiker als Anhänger der constanten Valenz erklärt 

' haben, dient bei der weitaus grössten Zahl von Lehrbüchern 
die wechselnde Valenz als Grundlage. Charakteristisch für 
die Streitfrage ist, dass sie schliesslich immer in der Ver- 
schiedenheit der Auffassung des Salmiaks ihren Ausdruck 
finden kann und dass daher die Entscheidung darüber, ob 
der Salmiak 

H 
NH?, HCl oder NHCI ist, gleichzeitig die 
H 


H 
ganze Frage lösen würde. Neuerdings glaubten V. Meyer 
und Lecco beweisen zu können, dass nur die letztere An- 
nahme, d.h. die Fünfwerthigkeit des Stickstoffs möglich sei, 
29* 


AR 5 


452 Zur Frage nach der Valenz des Stickstofs, 


indem sie aus einer Reihe von Versuchen auf die Identität 
von Dimethyldiäthylammoniumjodür (aus Dimethylamin und 
Jodäthyl) und Diäthyldimethylammoniumjodür (aus Diäthyl- 
amin und Jodmethyl) schlossen. Lossen hat hiergegen 
bereits geltend gemacht, dass die gefundenen Thatsachen 
nicht hinreichen, die Identität der genannten Verbindungen 
zu begründen, und hat ferner auf die Möglichkeit hingewie- 
sen, dass in Folge einer Atomwanderung im Molecül beiden 
Körpern dieselbe Constitution zukomme. Dann aber würde 
ihre Identität ohne Einfluss auf die Lösung der Streitfrage 
bleiben. A. Ladenberg und Ö. Struve haben zur Ent- 
scheidung der Frage eine Reihe von Versuchen in Angriff 
genommen, ausser der Wiederholung der von Meyer und 
Lecco veröffentlichten Angaben die Vergleichung der Ammo- 
niumverbindungen, welche einerseits aus Triäthylamin und 
Benzylchlorid und andererseits aus Benzylamin durch Behand- 
lung mit Jodäthyl entstehen können. 

I. Triäthylamin verbindet sich direct mit Benzylchlorid, 
wenn beide Körper einige Zeit im zugeschmolzenen Rohre 
auf 100° erhitzt werden, zu einer weissen krystallinischen 
Masse. Versetzt man die wässrige Lösung mit Platinchlorid, 
so scheidet sich ein schönes Platinsalz aus von der Formel 
[N (6? H°)3C?H’C1]?.. PtCl?. Wird das Triäthylbenzylam- 
moniumchlorid der trocknen Destillation unterworfen, so spal- 
tet es sich ganz glatt in Benzylchlorid und Triäthylamin. 
Durch Behandlung mit Silberoxyd und Jodwasserstoffsäure 
lässt sich leicht eine Lösung von Triäthylbenzylammoniumjo- 
did darstellen. Beim Eindampfen auf dem Wasserbade tritt 
Benzyljodid auf; verdunstet man dagegen bei gewöhnlicher 
Temperatur über Schwefelsäure, so hinterbleiben farblose 
Krystalle von Triäthylbenzylammoniumjodid. Diese Verbin- 
dung ist sehr leicht zersetzbar; wird die mit HJ angesäuerte 
Lösung der Destillation unterworfen, so entweicht Benzyljodid, 
während jodwasserstoffsaures Triäthylamin zurückbleibt: 

N(C? H°)3 C’H7’J +. HJ. + N (C?H>)? HJ. + OB 

Neben dieser Zersetzung erfolgt aber beim Erwärmen 
oder bei längerem Stehen mit HJ noch eine andere, die zur 
Bildung von Triäthylbenzylammoniumtrijodid in schwarzen 
glänzenden Prismen führt, die bei 87° ohne Zersetzung 
schmelzen und der Formel N (U? H5)3 C?H?J®? entsprechen. 

II. Benzylamin wurde mit Jodäthyl mehrere Stunden auf 
130° erhitzt. Man erhält ein krystallinisches Product, das 
aus einem Gemenge von Benzyltriäthylammoniumjodid neben 
den jodwasserstoffsauren Salzen von Benzyldiäthylamin und 


Stickstoffgewinnung. — Stickstoffabsorption. ‚453 


Benzyläthylamin entsteht. Die Masse wurde zur Trennung 
mit KOH destillirt, wobei bei 209° constant reines Benzyl- 
diäthylamin NO’? H’(C? H°)? überging. Dasselbe liefert beim 
Erhitzen mit Jodäthyl ziemlich glatt Benzyltriäthylammonium- 
jodid. Werden wässrige Lösungen von Benzyltriäthylammo- 
niumjodid mit HJ versetzt und auf dem Wasserbade verdampft, 
so entweicht kein Benzyljodid; auch wenn man seine Lösung 
mit verdünnter HJ der Destillation unterwirft, tritt keine 
Zersetzung ein. 

Hierdurch ist ein prägnanter Unterschied des Benzyl- 
triäthylammoniumjodid constatirt und dadurch also die Isomerie 
der 2 Verbindungen 

NECH7(C2H2)2C2H>I mnd!N (E2HSSCTHTF 
nachgewiesen, folglich auch die Unrichtigkeit der von Meyer 
und Lecco gezogenen Schlüsse dargethan. (Ber. d. d. chem. 
Ges. X, 43.) EEE 


Stickstoffgewinnung. 


Man stellt sich grössere Mengen von Stickstoff in der 
Regel auf die Weise dar, dass atmosphärische Luft über 
glühende Kupferspähne geleitet wird, wobei Kupferoxyd ent- 
steht und Stickstoff allein weitergeht: 

(2N? + O0) + Cu = OCuO + 2N?. 

Dabei muss eine beträchtliche Kupfermenge erhitzt wer- 
den und die Reaction hört auf, sobald das Kupfer mit einer 
dicken Oxydschicht bedeckt ist. 

Harcourt und Lupton beseitigten diesen Missstand, 
indem sie die atmosphärische Luft zuerst durch eine concen- 
trirte wässerige Ammoniakflüssigkeit streichen liessen. Das 
auf diese Art beigemengte Ammoniak reducirt das gebildete 
Kupferoxyd alsbald wieder, die Operation kann bis zur Er- 
schöpfung der Ammoniakquelle ununterbrochen fortgeführt 
werden und man erhält einen absolut reinen Stickstoff nach 
der Gleichung 3(2N? + O0) + 2NH? = 3H?0 + 7N?. 
(The Chicago Pharmacist. Vol. IX. Nr. 6. pag. 169. June 
1876.) Dr. 


Stickstoffabsorption. 


Berthelot hat durch zahlreiche mit Benzin, Terpen- 
thinöl, Sumpfgas, Filtrirpapier und Dextrin angestellte Ver- 


Rn; 


454 Jod- u. Brom-Ammonium. — Wirk. d. Phosphors auf Jod at 


suche bewiesen, dass alle diese, somit wohl auch noch zahl- 
lose andere organische Körper im Stande sind, unter dem 

Einflusse von Electrieitätsausströmungen, sogenannten dunkeln 
Entladungen, bei gewöhnlicher Temperatur bedeutende Stick- 
stoffmengen aufzunehmen und zur directen, ohne Dazwischen- 
kunft von Nitraten oder Ammoniak, stattfindenden Bildung 
complexer stickstoffhaltiger Körper zu benutzen. Dabei ist 
es gleichgültig, ob der gasförmige Stickstoff im reinen oder 
mit Sauerstoff gemengten Zustande dargeboten wird. Da 
fortwährend electrische Ausgleichungen zwischen der Erd- 
oberfläche und den sie umgebenden Luftschichten stattfinden, 
so erblicken wir hier eine reiche Quelle der Bindung atmo- 
sphärischen Stickstoffs und der Entstehung verdichteter Stick- 
stoffverbindungen von der Art der Humuskörper in jedem Moment 
und an jedem Punkte der Erdoberfläche. (Bulletin de la Soc. 
Chim. de Earis. Tome XXVI. No.2. p.58). Dr. @V. 


Löslichkeit von Jod- und Brom-Ammonium in Aether 


beobachtete Wells und findet, dass Jod- und Brom- Ammo- 
nium in reinem Aether nicht unlöslich sind, und dass die 
Löslichkeit beträchtlich zunimmt, im Verhältniss des Alkohol- 
gehalts im Aether. (American Journal of Pharmacy. Vol. 
ALVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 491.). R. 


Wirkung des Phosphors auf Jodate. 


Die Leser des Archivs erinnern sich, dass der Behaup- 
tung Corne’s, nicht Phosphor, sondern nur eine niedere Oxy- 
dationsstufe desselben vermöge jodsaure Salze zu zersetzen, 
von Pollacci entschiedener Widerspruch entgegengesetzt 
wurde. Corne hält dem gegenüber seine frühere Behaup- 
tung aufrecht und zwar auf Grund von Versuchen, welchen 
man allerdings Beweiskraft nicht absprechen kann. So liess 
er z. B. in dem leeren Raum des Barometers eine Auflösung 
von jodsaurem Kali mit Stärkekleister und einem Stückchen 
Phosphor in Berührung, und zwar während eines ganzen 
Tages, ohne dass die geringste Bläuung, von ausgeschiede- 
nem Jod und gebildeter Jodstärke herrührend, zu beobachten 
gewesen wäre, dagegen trat diese schon nach wenigen Minu- 
ten auf, als Corne einige Luftblasen zutreten liess. (Journ. 
de Pharm.:et de Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. p. 216.). 

Dr... 


_ Zusammensetz. d. phosphorigs. Sale. — Unterphosphorigs. Salze. 455 


Die Zusammensetzung der phosphorigsauren Salze. 


Die Salze der H?®PO® sind bekanntlich dadurch ausge- 
zeichnet, dass in ihnen der Wasserstoff der Säure vielmals 
vollständig durch Metall ersetzt it. Man nahm aber nach 
früheren Untersuchungen an, dass bezüglich der Menge des 
Wasserstoffs zwei Classen phosphorigsaurer Salze existirten. 
Nach Berzelius und H. Rose enthalten nemlich die Salze 
von Blei und Mangan gegen 1 Atom P ein Atom H, die von 
Barium, Strontium und Caleium aber zwei Atome H. Nach 
Wurtz gehören auch die Salze des Kupfers und der Alkali- 
metalle der ersten Classe an. ©. Rammelsberg hat aber 
nunmehr nachgewiesen, dass obige Auffassung eine irrige ist, 
dass vielmehr alle phosphorigsauren Salze sich von folgendem 
Schema ableiten. 


Phosphorige Säure = HH? PO?. 


I 
| HR2 PO® 
Phosphorigsaure Salze = ud 
\uR P9°. 
Unterphosphorige Säure — H?HPO?. 
I 
H>R PO? 
Unterphosphorigsaure Salze — | und 
H-RP20, 


(Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1577.). 0. J. 


Unterphosphorigsaure Salze. 


Die Einführung der Hypophosphite in den Arzneischatz 
hat Patrouillard veranlasst, deren Reactionen und Erken- 
-nungsmethoden genauer zu beschreiben. Man erkennt die in 
Wasser löslichen Hypophosphite an ihrer, besonders beim 
Erwärmen thätigen reducirenden Kraft auf die Salze des 
Quecksilberoxyds und Silberoxyds.. Mit Quecksilberchlorid 
_ entsteht ein weisser, bisweilen durch metallisches Quecksilber 
schwach grau gefärbter Niederschlag. In Silbersalpeterlösung 
rufen sie einen dunkelbraunen Niederschlag von mit metalli- 
schem Silber gemengtem Silberphosphür hervor. 

In einer Proberöhre erhitzt entwickeln die unterphospho- 
_ rigsauren Salze der Alkalien und alkalischen Erden selbst- 
entzündliches Phosphorwasserstoffgas, das im Innern der Röhre 


456 Plıosphoroxychlorid. — Saure Ammoniumsulfate. er 


verbrennt und dabei an deren Wand einen orangegelben oder 
bräunlichen Körper absetzt. Concentrirte Salpetersäure be- 
wirkt lebhaftes Aufbrausen unter Entwicklung salpetrigsaurer 
Dämpfe. 

Bezüglich der Löslichkeit des Natriumhypophosphits sei 
gesagt, dass es in ungefähr 2 Theilen destillirten Wassers, 
sowie in 15 Thln. 90° Alkohols löslich ist. (Journal de Phar- 
macie et de Chimie. IV. Serie. Tome XXI. pag. 445.) 

Dr. 2.28 


Phosphoroxycehlorid. 


Vor Kurzem wurde festgestellt, dass CO, obgleich es als 
ungesättigte Verbindung angesehen wird, nicht leicht sich mit 
dem Sauerstoff aus Ozon verbindet, um die gesättigte 00? 
zu bilden; es war sogar unmöglich, Verhältnisse aufzufinden, 
unter denen diese Verbindung stattfindet. Ira Remsen 
studirte nun das Verhalten des Ozons gegen Phosphortrichlo- 
rid in der Hoffnung, so das Oxychlorid POC]1? zu erhalten. 
Schon Brodie hatte gezeigt, dass, wenn Sauerstoff durch sie- 
dendes PCI? geleitet wird, eine theilweise Umwandlung in 
POCI? stattfindet; und Michaelis zeigte später, dass diese 
Umwandlung sehr unvollständig ist, selbst wenn die Einwir- 
kung 2—3 Tage dauerte. Der Versuch zeigte nun, dass bei 
der Einwirkung von Ozon die erwartete Umwandlung mit 
Leichtigkeit stattfindet. Zu Anfang der Operation war die 
Temperatur der Flüssigkeit 15°, stieg aber in kurzer Zeit auf 
36° und blieb constant, so lange das Ozon in die Flüssigkeit 
geleitet wurde. Sobald die Einleitung aufhörte, fing das 
Quecksilber an zu sinken und kam allmählig auf die Zimmer- 
temperatur zurück. (Ber. d. d. chem. Ges. IX, 1872.) 0. J. 


Einige saure Ammoniumsulfate. 


Schweitzer setzte Ammoniumsulfat verschiedenen Hitz- 
graden aus, merkte den Verlust und bestimmte, da er eine 
gewisse Regelmässigkeit beobachtete, die Schwefelsäure dieser 
Producte, aus welchen er wenigstens eine neue Verbindung 
von Ammonium und Schwefelsäure ableitet. 

(NH®)?2 SO* = Ammoniumsulfat, getrocknet bei 100° 
enthält 60,8514 °/, Schwefelsäure, so dass es als rein be- 
trachtet werden konnte, 


Schwefel im Leuchtgas. 457 


Dieses Salz wurde mässig erhitzt, so dass es zuerst ruhig 
und ohne Aufbrausen die Hälfte seines Ammoniaks abgab. 
Stärker erhitzt, verlor es unter Aufschäumen !/, seines Am- 
moniaks und seiner Schwefelsäure, wurde bei einer Tempera- 
tur, welche etwas höher als der Siedepunkt des Hg ist, eine 
teigartige und schleimige Masse, welche unter Roth- 
glühhitze lebhaft aufschäumt und in eine bewegliche Flüs- 
sigkeit übergeht. 

Durch Abkühlen wurden aus beiden Zuständen krystal- 
linische Massen erhalten, welche zäher aber weniger hart 
als saures schwefelsaures Kali, mit dem sie sonst Aehnlich- 
keit hatten, waren. Beide absorbirten nur langsam Was- 
ser und hatten wenig Neigung Ammoniak aus trockner 
Luft aufzunehmen. 

Wurde die teigartige Masse so lange erhitzt, bis 
sie kein Ammoniak mehr abgab, so enthielt sie 69,1746 %, 
80° und wurde, als sie weitere 15 Minuten erhitzt keine 
Veränderung wahrnehmen liess, von dem Verf. für eine stän- 
dige Verbindung gehalten. Sie enthielt 69,4971 °/, SO® und 
scheint nach folgender Gleichung entstanden zu sein 

(8H)°50=— NICH. 2507-2 NH: 

Wird dieses Ammoniumbisulfat stärker erhitzt, bis kein 
Aufbrausen mehr stattäündet und sich 3 g. verflüchtigt haben, 
so enthält es 72,5224°), SO?, nach weiterem Erhitzen und 
Verflüchtigen von 3 g., 72,9536 °/, SO?. 

Verf. hält dieses Salz des geringen Unterschiedes wegen 
für eine noch saurere Ammoniumverbindung, nach der Formel 


A(NH:H SO) — (NH2)2 H2(SO%)3 + SO? + 2H?0 
+ N2 + H& 


(The american COhemist. No. 74. August 1876. p. 42.) 
\ Bl. 


Der in Kohlenleuchtgas vorkommende S ver- 
brennt zu SO? . H0. 


Nach W. C. Young’s Versuche verbrennt der im 
Leuchtgase vorkommende Schwefel nicht zu schwefeliger Säure, 
sondern zu Schwefelsäure, sobald hinreichender 
Wasserdampf vorhanden ist. (American Chemist. No 76. 
October 1876. p. 149.) Bl. 


458 


Salze des Manganhyperoxydes. 


Fremy theilt als Resultat seiner Versuche mit, dass es 
Salze giebt, die Manganhyperoxyd als Basis enthalten. Durch 
seine Versuche wurde festgestellt, dass das Mangansalz, das 
der Schwefelsäure eine rosarothe Farbe verleiht, nicht eine 
bestimmte Oxydationsstufe des Mangans als Basis enthält, 
wie das früher angenommen wurde, dass vielmehr in diesem 
Salze das Monoxyd und das Peroxyd des Mangans von Schwe- 
felsäure gebunden seien, 

Dass man es nicht etwa mit der Zwischenstufe, dem 
Sesquioxyd, zu thun habe, bewies Fremy dadurch, dass er 
aus dem Niederschlag der Oxyde durch Ammoniak das Mon- 
oxyd unter Zurücklassung des Peroxyds ausziehen konnte, 
was bei dem Sesquioxyd nicht gelingt. Fremy liefert durch 
diese Thatsache den Beweis, dass die Zahl der Oxyde mit 
bald sauren, bald basischen Eigenschaften doch grösser ist, 
als man es annahm. (Journal de Pharmacie et de Ohimie. 
IV. Serie. XXIV. Tome. pag. 5.). Dr. 2.4. 


Darstellung von Eisensulfür. 


Mehu schlägt angesichts des, wie es scheint in Frank- 
reich ziemlich hohen Preises des Schwefeleisens vor, dasselbe ' 
nicht mehr wie bisher durch Zusammenschmelzen von Eisen 
und Schwefel, sondern von dem wohlfeilen Schwefelkies mit 
Eisen zu bereiten. Ein so dargestelltes (FeS?+ Fe=2FeS$) 
Präparat zeigte sich überdies sehr geeignet zur Schwefel- 
wasserstoffentwickelung. (Journ. de Pharm. et de Chimie. 
4. Serie. Tome XXIV. pag. 233.). Dr.:G=B 


Eisenjodid. 


® 


Die längst ausgesprochene Vermuthung der Existenz 
eines dem Chlorid analog zusammengesetzten Jodids des Eisens 
hat ihre experimentelle Bestätigung gefunden. R. Rother 
hat diese Verbindung auf der Ausstellung in Philadelphia in 
langen, schwarzen, sternförmig gruppirten Krystallen aufgestellt. 
Dieselben wurden dargestellt durch Einwirkung von Eisen 
auf eine starke alkoholische Jodlösung; zu der dabei entstan- 
denen grünlichen Lösung von Eisenjodür wurde eine ent- 
sprechende weitere Jodmenge gebracht, wobei eine neue Er- 


erstellung rein. Nickelsalze, er Reindarstellung v. Wismuth. 459 


 wärmung eintrat und eine gelbrothe Lösung von Eisenjodid 
entstand, aus welcher durch Verdunstung und Kälte die 
erwähnten Krystalle gewonnen wurden. Sie sind zerfliesslich, 
lösen sich in Alkohol leicht zu einer gelbrothen, nicht nach 
Jod riechenden Flüssigkeit, wurden aber durch Wasser sofort 
in Eisenjodür und freies Jod zersetzt. (The Chicago Phar- 
 macisi. Vol. IX. No. 6. pag. 172. June 1876). Dr.G.V. 


4 Herstellung reiner Nickelsalze. 


Terreil gewinnt aus dem gewöhnlichen Nickel reines 
Sulfat, indem er das unreine Metall in Königswasser aufnimmt, 
durch metallisches Eisen das Kupfer ausfällt, durch Chlor oder 
Salpetersäure alles Eisen in Oxyd verwandelt, durch Erhitzen 
mit überschüssiger Schwefelsäure die Salpetersäure und Salz- 
säure verjagt, endlich das Eisen mit kohlensaurem Baryt 
‘ ausfällt und das Filtrat zur Krystallisation verdampft, welche 
nun Anschüsse von chemisch reinem Nickelsulfat liefert. (Te 
Chicago Pharmacist. Vol. IX. No. 10. pag. 311. Dr @. V. 


Reindarstellung von Wismuth. 


Die Darstellung des Wismuths im Zustande völliger 
Reinheit bietet grosse Schwierigkeiten, da hauptsächlich zwei 
das Wismuth stets begleitende Metalle, Silber und Eisen, dem- 
selben hartnäckig anhaften. Thürach hat eine Reihe von 
Versuchen ausgeführt, um dem fühlbaren Mangel einer beson- 
ders für das Arbeiten in Laboratorien in kleinerem Maassstabe 
tauglichen Methode abzuhelfen. Die älteste Methode der 
Darstellung eines reinen Wismuths dürfte wohl die von Ques- 
neville sein, welcher empfahl, das rohe Wismuth so lange 
mit KNO3 zu schmelzen, als eine herausgenommene Probe 
sich noch roth, violett oder indigblau färbt. Sobald die Probe 
grün oder goldgelb erscheint und diese Färbung auch nach 
dem Erkalten beibehält, sei das Wismuth rein. Nach den 
Versuchen Thürachs lässt sich nach dem Quesneville’schen 
Verfahren allerdings leicht reines Bi gewinnen, aber nicht 
ohne beträchtlichen Verlust an Bi, das gleichfalls oxydirt wird 
und in die Schlacke eingeht. An demselben Fehler leiden 
die Methoden von Muspratt, der Schmelzen des Metalls mit 
!li« seines Gewichts KNO°? und Boraxglas im Graphittiegel 
oder auch Schmelzen mit KNO° und NaCl empfiehlt. Auch 


460 Reindarstellung v. Wismuth. 


die Herapath’sche Methode, wonach man völlig reines Bi 
erhalten soll, wenn man das unreine Metall in HNO3 löst, 
mit H?O fällt, den Niederschlag mit Na HO auskocht, um 
Arsen und Thallium zu entfernen, das ausgewaschene Oxyd 
von neuem in HNO? löst, wieder mit H°O fällt und nun den 
Niederschlag mit Kohle im Kohlentiegel reducirt, gab kein 
gutes Resultat; ein eisenfreies Wismuth war auf diese Art 
nicht zu gewinnen, Fe? OÖ? fällt stets mit dem Wismuth nieder, 


Als vorzügliche Methode empfiehlt Thürach, das unreine 
Bi eine Viertelstunde lang unter einer Decke von chlorsaurem 
Kali, dem sehr wenig Na?00°, etwa 2—5°;,, zugesetzt 
ist, zu schmelzen, wodurch reines, absolut eisenfreies Wismuth 
ohne Verlust an Metall gewonnen wird. 


Als sehr einfaches und sicheres Trennungsmittel von 
Eisen und Wismuth erwies sich Oxalsäure. Setzt man zu 
einer schwach sauren Wismuthnitratlösung eine gesättigte 
Lösung von Oxalsäure, so entsteht sogleich ein weisser kry- 
stallinischer Niederschlag von Wismuthoxalat Bi? (GC? 04)3 + 
15 H?0. Man erhält auch aus eisenhaltigen Lösungen sogleich 
ein eisenfreies Präparat, doch muss man einen allzugrossen 
Ueberschuss von Oxalsäure vermeiden, weil sich darin das 
Wismuthoxalat merklich löst, und man darf den Niederschlag 
nicht lange mit viel H?O stehen lassen, da er sonst in Bis- 
muthyloxalat (Bi 0)? 020% übergeht, und sich diesem wieder 
Eisenoxydhydrat beimengt. Beim Glühen des Wismuthoxalats 
im Porzellantiegel zersetzt es sich in Kohlensäure und metal- 
lisches Wismuth: Bi? (0?09)3 — 6 CO? + Bi?. 

Die Trennung des Wismuths von kleinen Mengen Silber, 
wie sie im käuflichen Wismuth enthalten zu sein pflegen, 
gelang Verfasser nicht vollständig. Silberhaltiges Bi? O3 löst 
sich in HNO® ohne Rückstand, und aus der salpetersauren 
Lösung fällt HCl die geringe Silbermenge nicht. 

Digerirt man aus Wismuthchlorid dargestelltes Wismuth- 
hydroxyd, in dem alles Silber als Ag Ol enthalten sein muss, 
mit überschüssigem H?’N, so geht zwar etwas AgÜl in 
Lösung, aber das rückständige Wismuthhydroxyd bleibt stets 
silberhaltig. 

Glüht man Ag CO] haltiges Bi? O3 längere Zeit und behan- 
delt es dann mit HNO, so bleibt wohl eine geringe Menge 
Ag] ungelöst, allein auch die Lösung nimmt Silber auf. 
(Journ. f. pract. Chem. 14, 309.) 0. J, 


Metallurgie d. Silbers. — Gewinnung d. Silbers etc, 461 


Zur Metallurgie des Silbers. 


Aus Bolivia importirte Silbererze, welche neben den 
Schwefelverbindungen des Silbers und Antimons noch Eisen, 
Zink, Wismuth, Blei, Arsen, Kupfer, Chlor und Gangart in 
variabeln Quantitäten enthalten, lassen sich nur sehr schwer 
auf trockenem Wege verarbeiten. Dieselben werden jetzt 
nach Guyard in der Weise verarbeitet, dass man das zer- 
kleinerte Erz mit seinem vier- bis fünffachen Gewicht concen- 
trirter Schwefelsäure etwa zwölf Stunden lang erhitzt, wobei 
massenhaft schwefelige Säure entweicht, auch Schwefel subli- 
mirt, während die Mehrzahl der vorhandenen Metalle in Sulfate 
übergeht, von denen die meisten nun durch Wasser ausge- 
zogen werden. Aus dieser Lösung fällt man durch Eisen 
das Silber metallisch und erhält es durch einmaliges Schmel- 
zen schon ziemlich rein. Ein Gehalt an Antimon lässt sich 
bei der leichten Oxydirbarkeit dieses Körpers leicht genug 
entfernen. (Bull. de la Soc. Ohim. de Paris. Vol. XXV1. 
No. 1. pag. 6.) Dr.@G: I% 


Gewinnung des Silbers aus Cyansilberlösungen 
und Reduction von Chlorsilber. 


Es sind mehrfache Methoden angegeben, um aus Cyan- 
silberlösungen, die längere Zeit zur galvanischen Versilberung 
dienten und fast unbrauchbar wurden, das Silber wieder zu 
gewinnen. 

E. von Bibra empfiehlt folgendes Verfahren. Er behan- 
delt die Lösung mit H?SO® Der erhaltene Niederschlag 
enthält alles Silber, wohl als Ag Cy, aber auch noch Kupfer, 
Zink und Eisen. Der Niederschlag wird geglüht (ziemlich 
stark) und dann kurze Zeit mit HNO? digerirt. In der so 
erhaltenen Lösung befinden sich neben Silber Kupfer und Zink, 
und durch HCI wird vollständig reines AgÜl erhalten. Un- 
löslich in HNO3 ist ein geringer schwarzer Rückstand. Der- 
selbe enthält Kohle, das bekannte schwer lösliche Eisenoxyd 
und sehr geringe Mengen von Silber, die durch Ammoniak 
ausgezogen werden können. — 

Von den verschiedenen Reductionsmethoden des Chlor- 
silbers versuchte Verfasser das Verfahren von Scurati (B. ch. 
Ges. 1874. S. 361.), welcher frisch gefälltes Ag Ol mit frisch 
dargestelltem Natriumhydrosulfid erwärmt. Ein Volum Ag Ol 
wurde mit 3 Volum NaHS gemengt, mit H?O übergossen 


FERIEN 


462 Verhalten d, Palladiums in d. Alkoholdiamme 82 . ne 


und eine Stunde gekocht. Der abfiltrirte, die ganze Masse 
Silber enthaltende, schwarze Rückstand gab nach gutem Ab- 
waschen und Glühen eine weisse, metallisch glänzende Masse, 
die bei der Behandlung mit HNO? eine Lösung von reinem 
Silbernitrat gab. Das Verfahren ist also .gut. 

Ebenfalls befriedigende Resultate gab das vor einigen 
Jahren von Mierzinski publicirte Verfahren durch Kochen von 
Ag Cl mit Kalilauge von 1,25 spec. Gew. und zeitweisem 
Zusatze von geringen Mengen Glycerin. Das gut gewaschene, 
graue Silberpulver hinterlässt bei der Behandlung mit HNO® 
nur Spuren von AgÜl. (Journ. f. pract. Chem. Bd. 14, S 185.) 

0. J. 


Verhalten des Palladiums in der Alkoholflamme. 


F. Woehler berichtet: Schon vor 50 Jahren machte 
derselbe die Beobachtung, dass Palladium sowohl in der Form 
von Schwamm als von blankem Blech in der Alkoholflamme 
berusst und nach und nach mit einer dicken Lage von Kohle 
bedeckt wird. Ein Stückchen Palladiumschwamm schwillt dabei 
zu dem mehrfachen seines Volums auf, indem sich blumenkohl- 
föormige Verzweigungen von abgeschiedener Kohle darauf 
bilden. Woehler nahm damals an, dass dieses Verhalten auf 
einer besonderen Affinität des Palladiums zum Kohlenstoff 
beruhe; jedoch nachdem die merkwürdigen Beobachtungen 
von Graham über das Verhalten dieses Metalls zum Wasser- 
stoff bekannt geworden sind, lag die Vermuthung näher, dass 
diese Eigenschaft mit seiner Durchdringbarkeit durch Wasser- 
stoff und seinem Vermögen, das viele Hundertfache seines 
Volums Wasserstoffgas aufnehmen zu können, im Zusammen- 
hange stehe. Das Verhalten des Metalls zum Aethylengas 
schien hierüber Aufschluss geben zu können. Ueber 6 Gramm 
vollkommen reines Palladium wurde bei 100° stundenlang ein 
langsamer Strom von reinem trocknen Aethylen geleitet. 
Weder bei dieser noch bei höheren, unter der Glühhitze lie- 
genden Temperaturen fand eine Einwirkung statt. Erst als 
das Glasrohr zum Glühen kam, wurde Kohle abgeschieden 
unter Freiwerden von Wasserstoffgas, jedoch schon bei einer 
Temperatur, die, wie ein Gegenversuch zeigte, nicht so hoch 
war, um für sich das Gas zersetzen zu können. Auf Sumpf- 
gas war das Palladium ohne alle Wirkung. 

Aus diesem Versuche geht also hervor, dass das Palla- 
dium Aethylengas oder die Gase der Alkoholflamme nicht 


2 N 


Silieiumplatin. 5 ie ee 463 


aufnimmt; dass es aber aus diesen Gasen die Abscheidung 
von Kohle bewirkt bei einer Temperatur, bei welcher Aethy- 
len für sich nicht zersetzt wird. Nach Woehler kann man 
dies Verhalten vielleicht durch die Annahme erklären, es 
finde wirklich, unter Abscheidung von Kohle, vorübergehend 
eine Aufnahme von Wasserstoff, ein continuirlicher Bindungs- 
und Trennungs - Vorgang statt. 

Es könnte dafür der Umstand sprechen, dass blankes 
Palladiumblech, nachdem es der Wirkung der Alkohol- oder 
Aethylenflamme ausgesetzt war, gänzlich seinen Glanz und 
seine Geschmeidigkeit verloren hat. (Ber. d. d. chem. Ges. 
DR1113.). ©. J. 


Silieiumplatin. 


Die Resultate einer Reihe von Boussingault ange- 
stellter Versuche über das Verhalten der Platinmetalle zu 
Kohle und Silicium bei hohen Temperaturen lassen sich in 
folgenden Sätzen zusammenfassen. 


Platin, Palladium , Iridium und Ruthenium mit Kohle zur 
Rothgluth erhitzt, gehen keinerlei Verbindung mit dem Kohlen- 
stoff ein. In sehr hohen Temperaturen kann die Kieselsäure 
durch Kohlenstoff reducirt werden. In einer zur Weissgluth 
erhitzten Mischung von Kohle und Kieselsäure, in welche man 
Platin bringt oder durch welche man einen Chlorstrom leitet, 
übt weder Platin noch Chlor einen die Reduction der Kiesel- 
säure durch die Kohle begünstigenden Einfluss aus; ihre 
Wirkung beschränkt sich vielmehr darauf, sich mit dem durch _ 
die Wirkung des Kohlenstofis in Freiheit gesetzten Silicium 
zu verbinden. 


“In einem hohen Temperaturen ausgesetzten Gemenge von 
Kieselsäure und Kohle findet man, nachdem dasselbe unter 
Luftabschluss erkaltet ist, kein freies Silicium, indem dieses 
während des Glühens sich mit den dabei entweichenden Gasen, 
unter welchen Kohlenoxyd vorherrscht, entfernt hat. Der Be- 
weis hierfür kann durch ein Platinblech erbracht werden, über 
welches man jene entweichenden Gase streichen lässt, wobei 
das Platin das Silicium in Form von Silieiumplatin zurückhält. 
(Annales de Chimie et de Physique, V. Serie. Tome VI. 
vag. 145.). Dr. GV. 


464 ÖOsmium. — Amalgamirung des Eisens ete. 


Osmium. 


Dieser Körper, der in dem amorphen Zustande, wie er 
seither nur bekannt war, wenig Interesse bot, wurde von 
Sainte-Olaire Deville und H. Debray in krystallisirtem 
Zustande erhalten, indem sie den Dampf von ÖOsmiumsäure 
durch eine rothglühende Porzellanröhre leiteten, deren innere 
Wandung künstlich mit einer sehr dichten Kohle bedeckt war. 
Es setzt sich dabei das durch die heisse Kohle reducirte 
ÖOsmium in zu einer förmlichen Röhre zusammenhängenden 
Krystallen ab, die die grösste bekannte Dichtigkeit, nämlich 
die von 22,477, besitzen. Eine andere Methode, krystallisir- 
tes Osmium herzustellen, ist folgende: Man löst das pulver- 
förmige amorphe Osmium in der 3 bis 4fachen Menge Zinn 
in einem sehr stark erhitzten Kohletiegel auf und entfernt 
aus der zusammengeschmolzenen und wieder erkalteten Masse 
das überschüssige Zinn durch Auskochen mit Salzsäure, wobei 
Krystalle von Osmium zurückbleiben. (Journal de Pharmacie 
et de Ohimie. IV. Ser. Tom. XXIV. p. 37.). Dr. E. H. 


Amalgamirung des Eisens und einiger anderer 
Metalle. 


Cassamajor hielt einen Vortrag in der americ. chem. 
Gesellsch., besprach unter andern das Verfahren von Cailletet 
und gab folgendes einfaches und billiges Verfahren an, Eisen 
und einige andere Metalle zu amalgamiren. 

In einem Becherglas übergiesse Quecksilber mit ange- 
säuertem Wasser und lege das zu amalgamirende Eisen nebst 
einem Zinkstab hinein. Es entsteht sofort eine lebhafte Was- 
serstoffentwickelung, das Eisen überzieht sich mit Quecksilber 
und sinkt in dasselbe ein. Ohne Zinkzusatz tritt wohl 
eine schwache H-Entwickelung auf der Oberfläche des Eisens 
auf, aber eine Amalgamirung desselben ist selbst nach 24 Stun- 
den nicht wahrzunehmen. Der Verbrauch an Zink ist sehr 
gering; denn es wird nur dann angegriffen, wenn das Eisen 
oder irgend ein anderes, mehr negativ electrisches Metall als 
Zink, mit dem Zinkamalgam und der Säure in Berührung 
gebracht wurde. 

Das Eisen wird auf diese Weise nicht oberflächlich 
mit Quecksilber überzogen, sondern von demselben so durch- 
drungen, dass seine chemischen und physikalischen Eigen- 
schaften verändert sind. Wird reines weiches Eisen genommen, 


Krystallisirtes Schwefelquecksilber. 465 


so ist kaum eine Abnahme seiner Zähigkeit noch die Amal- 

gamirung wahrzunehmen; hart angelassener Stahl zeigte dahin- 
gegen eine grosse Brüchigkeit. Obgleich in beiden das Hg 
tief in das Eisen emgedrungen, ist der Quecksilbergehalt ein 
ausserordentlich geringer. 

Wie amalgamirtes Zink von Säuren nicht so angegriffen 
wird wie Zink, welches frei von Quecksilber ist; wie ein amal- 
gamirtes Zinkstück, wenn es mit einem nicht amalgamirten 
Zinkstück vereinigt wird, die positive Platte in einem vol- 
taischen Paar wird, so zeigt das Eisenamalgam, wenn auch 
im geringeren Grade, dieselben Eigenschaften. 


Andere Metalle wie Pt, Pd, Al, Ni und Co, welche einen 
sehr hohen Schmelzpunkt haben und sich mit Hg nur schwie- 
rig amalgamiren, gaben auf diese Weise mit Hg Amalgam. 
Das Aluminiumamalgam hat nur das Eigenthümliche, dass, 
wenn es herausgenommen und getrocknet wird, sehr heiss 
wird, so dass das Hg zu kochen scheint, und Al bleibt mit 
einem kreideartigen Ueberzuge zurück. Wird dieser entfernt, 
so ist seine Amalgamirung nicht wahrzunehmen. (T'he american 
Ohemist. No. 72. Juni 1876. pag. 452.) ; Bl. 


Krystallisirtes Schwefelquecksilber. 


Den mit grosser Genauigkeit von Mehu in dieser Rich- 
tung angestellten Versuchen entnehmen wir Folgendes. Lässt 
man krystallisirtes Einfachschwefelnatrium, Seifensiederlauge 
und Schwefelquecksilber, gleichgültig ob in der rothen oder 
schwarzen Modification, auf einander einwirken, so erhält man 
eine Auflösung von Schwefelalkali, Schwefelquecksilber, die auf 
Zusatz von Säuren das Schwefelquecksilber als schwarzes 
amorphes Pulver fallen lässt. Mehu liess eine solche Lösung 
in einer Porzellanschaale an der offenen Luft mehrere Monate 
lang stehen. Die Kohlensäure der Luft zersetzte während 
dieser Zeit sehr langsam und allmählig das gesammte Schwe- 
felalkali unter Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas und 
Ausscheidung von Natriumcarbonat in schönen grossen Kry- 
stallen. Durch den Umstand, dass das Schwefelquecksilber 
bei dem beschriebenen Versuch seiner Lösungsbedingung, des 
 Schwefelalkalis, nur ‚sehr langsam verlustig geworden ist, 
geschah es, dass seine Ausscheidung nicht, wie dies bei der 
raschen Zersetzung durch eine Säure der Fall ist, in amor- 


phem Zustande stattfand, dass es sich vielmehr gleichen 


Arch. d, Pharm. XI. Bds, 5. Heft, 30 


466 Titanverbindungen. — Sulfüre d. Arsens u. deren Verbindung A 


Schrittes mit den Sodakrystallen in, wenn auch nur kleinen, 
Krystallen absetzte. 

In den chemischen Eigenschalten stimmt dieses Be. 
lisirtte Schwefelquecksilber mit dem gefällten Sulfür und dem 
sublimirten Zinnober überein, seine Krystallform ist die der 
in der Natur gefundenen Zinnoberkrystalle, d.h. nach dem 
Quarztypus geformte hexagonale Prismen. 

Zu einem genaueren Studium der physikalischen Eigen- 
schaften der Krystalle hat Mehu bis jetzt noch nicht hin- 
reichend grosse Exemplare erhalten. Ebenso lässt Mehu die 
Frage über die Constitution der Verbindung von Schwefel- 
quecksilber und Schwefelalkali deren leichten Zersetzbarkeit 
wegen noch often. (Journal de Pharm. et de Ohimie. IV. Serie. 
Tom. XXIII. pag. 423.) Dr. 220 


Titanverbindungen. 


Friedel und Gu&rin veröffentlichen eine längere 
Abhandlung über Titanverbindungen. Sie reihen dieselben 
sämmtlich in die 3 wohldefinirten Typen der Chlorverbindungen 
Ti C1#, Ti? C1$, Ti Cl? ein und beschreiben speciell des Dichlorid 
TiCl?, das Oxychlorür Ti?0?C1?, das Sesquioxyd Ti? O3, 
sowie eine Stickstoffverbindung des Titans Ti? N?, welche 
sämmtlich bis dato noch nicht dargestellt gewesen sein sollen. 
Ferner machen sie auf die bemerkenswerthe Analogie auf- 
merksam, die zwischen den Titanverbindungen des 2. Typus 
und den correspondirenden Eisenverbindungen besteht. (Anna- 
les de Ohimie et de Physique V. Serie. Tom. VIII. pag. 24.) 

Di. u 


Sulfüre des Arsens und deren Verbindungen. 


Arsenpentasulid As?S°®. Da H?S nicht sogleich eine 
Lösung von As? O5 fällt, wie es bei As? O? der Fall ist, war 
man früher der Ansicht, es bestände keine As? O° entsprechende 
Schwefelverbindung, so Berzelius, der den Niederschlag als 
mechanische Mengung von As? S°? + S? erklärte. Pfaff suchte 
diese Ansicht zu widerlegen, es wurde aber später von, Wacken- 
roder und Ludwig die Berzelius’sche Ansicht bestätigt und 
von H. Rose folgendes Reactionsschema festgestellt: 

As?05 + 2 H?S = As20° + 3H?0 + 25; 
As?0? + 3H?8 = 3H20 + As? S3, 


 Sulfüre d, Arsens u. deren Verbindungen. ei 467 


Fuchs fand endlich, dass man durch Zerlegung des dem 
Schlippe’schen Salze entsprechenden Salzes Na® As S* mit 
Salzsäure wirklich Arsenpentasulfid erhält, da Schwefelkohlen- 
stoff demselben nichts entzieht. 

2 Na® AsS* +6 HCl=6 NaCl + 3H?S + As?S°. 

L. F. Nilson stellte das Pentasulfid auf dieselbe Weise 
dar. Das erhaltene As?S° war bedeutend heller, als As? $3, 
beinahe schwefelgelb. Nach vollständigem Auswaschen, wobei 
das Wasser wie von Schwefel opalisirte, und Trocknen löste 
es sich unvollständig in Salmiakgeist. Bei einem Versuche 
über seine Löslichkeit in Alkalicarbonat erhielt Verfasser unter 
Entwicklung von CO? und H?S eine tiefbraune Flüssigkeit, 
die beim Erkalten unter Fällung von Schwefel hellgelb wurde 
und endlich schied sich, nachdem sich Schwefel unaufhörlich 
abgesetzt hatte, ein krystallisirtes Salz ab, welches mit HC1 
schweflige Säure entwickelte und ein gelbes Präcipitat fällte. 
Diese Erscheinungen können nur dadurch erklärt werden, dass 
das Sulfid freien Schwefel enthielt, welcher zur Bildung von 
Kaliumsupersulfuret Veranlassung gab. Aus der weiteren 
Untersuchung schliesst der Verfasser, dass bei obiger Zer- 
setzung ein Sulfhydrat 3 H?S.As?S° abgeschieden wird, 
welches‘ theils beim Waschen mit lufthaltigem Wasser und 
theils bei der Berührung mit der Luft eine Mischung von 
38 + As?S5 gegeben hat. Diese Verbindung von Schwefel- 
wasserstoff mit Arsenpentasulfid würde dem bekannten Schwe-. 
felkohlenstoffsulfhydrat entsprechen. Um ein völlig reines 
Arsenpentasulfid zu erhalten, musste eine verdünnte Lösung - 
von Natriumsulfarseniat kochend durch HCl zerlegt und die 
Erhitzung längere Zeit fortgesetzt werden, da das As? sehr 
hartnäckig etwas H?S zurückbehält. Das so erhaltene Penta- 
sulfid zeigte sich wasserhaltig, bis zum constanten Gewicht 
über H?SO* getrocknet entsprach es der Zusammensetzung 
As?S° + H?O. Hieraus geht hervor, dass (das Arsenpenta- 
sulid, welches ursprünglich als Sulfhydrat aus Na® As S* 
gefällt wird, bei andauerndem Kochen den Schwefelwasserstoff 
verliert, aber statt dessen H?O aufnimmt und damit ein Hy- 
drat bildet, wie dies auch mit etlichen anderen Schwefel- 
metallen z.B. ZznS. H?O der Fall ist. 

Das wasserhaltige Arsenpentasulfid kann vom Wasser 
durch Trocknen bei + 90 — 95° befreit werden, welche Tem- 


n 'peratur die Schwefelverbindung ohne Veränderung verträgt. — 


Salze von As? 8°: 
Kaliumsulfarseniat K?AsS* +. H?O bildet lange vier- 
seitige, leicht zerfliessliche Prismen. 


30* 


En Pr RE ou EN ’ TREO, VRR a Le I’ 
Se PN ERS j er OLENR or RE 


468 Borsäure nachzuweisen, 


Natriumsulfarseniat (Na? As St)? + 15 H?O krystallisirt 
schön in grossen, gelben, monoklinischen Prismen. 

Bariumsulfarseniatarsenit 3BaS. As?S5® + 2BaS. As?S3 
+ 83H?O. Eine concentrirte Lösung von Baryumsulfhydrat 
setzt bei Sättigung mit As?S° sogleich eine Fällung von sehr 
grossen, schwer löslichen, schwach gelblichen, glasglänzenden, 
prismatischen Krystallen ab, die nach der Analyse obige 
Zusammensetzung haben. Ein analoges Salz giebt Strontium- 
sulfhydrat. 


Die angeblichen Schwefelverbindungen des Arsens: Ber- 
zelius As? S!8 und Kühn’s As? S10 erklärt Nilson für Gemenge 
von Arsenpentasulfid mit Schwefel, ferner das sogenannte 
schwarze Schwefelarsen As!?S für eine zufällige Mischung von 
Schwefelarsen und Arsen. Es existiren keine anderen Schwe- 
felverbindungen des Arsens, als As?S?, As?S? und As?S?, 
(Kolbe’s Journ. f. pract. Chem. Bd. 14. S. 145.) 635 f 


Borsäure nachzuweisen. 


Um Borsäure in den verschiedenen Boraten nachzuweisen, 
wo oft selbst die anderen bekannten Methoden negative Re- 
sultate geben, empfiehlt Malvern W. Iles folgendes Ver- 
fahren. 


Das zu untersuchende Mineral caleinire, reibe es fein 
und befeuchte das Pulver mit Schwefelsäure. Die Säure 
treibe durch Erhitzen wieder aus und befeuchte es alsdann 
mit Glycerin. Vor dem Löthrohr langsam erhitzt, ver- 
brennt das Glycerin mit einer sehr schwachen blauen Farbe, 
welche recht bald in’s Grüne übergeht und dann die Gegen- 
wart von Borsäure beweist. 


Nach Verf. Versuchen geben die verschiedenen Borate, 
wie sie in der Natur vorkommen, mehr oder weniger intensiv 
diese Reaction, und besonders Nickel, Cobalt, Cadmium, Kalk, 
Silber und Bleiborate am schärfsten. 


Das Spectroskop zeigt ein schönes Borspectrum, wenn 
Borsäure oder irgend ein Borat mit Glycerin befeuchtet und 
langsam in einer Bunsenflamme erhitzt wird. Die flüchtige 
Borverbindung, welche ausgetrieben wird, färbt oft für eine 
kurze Zeit die ganze Flammenlänge. Es wurden 4 deutliche 
grüne Streifen wahrgenommen. Wenn auch Kupfer und Ba- 
ryum die Eigenschaft haben, die Flamme grün zu färben und 
Salze dieser beiden Metalle, besonders die Chloride mehr oder 


7 


RE 


estimmung. = Alkalimetr. Bestimmung d, Phosphorsäure. 469 


weniger diese Probe zweifelhaft machen würden, so muss man 


doch wissen, dass diese Metalle mit Borsäure gebunden, in 
der Natur noch nicht gefunden worden sind. Ist Baryum mit Bor- 
säure künstlich vereinigt, so wird durch das vorherige Be- 
feuchten mit Schwefelsäure unlöslicher schwefelsaurer Baryt 
gebildet, welcher der Glycerinprobe nicht im geringsten 
schaden wird. 


Das Glycerin scheint mit dem Bor eine flüchtige Verbin- 
dung einzugehen, welche mit grüner Flamme brennt, (Te 


american Ohemist. No. 70. Apr. 1876. p. 361.)' Bl. 


Phosphorbestimmung. 


Die Angabe Boussingault’s, dass Phosphor besser und 
genauer direct als Phosphormolybdat bestimmt, die Wieder- 
auflösung dieses und seine Umwandlung in phosphorsaure 
Ammoniakmagnesia aber füglich entbehrt werden könne, wird 
von Champion und Pellet mit dem Zusatze bestätigt, dass 


die richtige Concentration und Temperatur der zum Ausfällen 


des Phosphormolybdats benutzten Lösung von molybdänsaurem 
Ammoniak von grosser Wichtigkeit sei. Auch die auf Phos- 
phorsäure zu untersuchende Flüssigkeit soll möglichst con- 
centrirt ihre Mischung mit dem Reagens schnell auf 70 bis 
80° erhitzt und dann rasch ein Ueberschuss von Salpeter- 
säure zugesetzt werden, worauf die Bildung des Niederschlags 
noch durch kräftiges Schütteln zu unterstützen ist. (Bulletin 
de la SocietE Chimique de Paris, Tome XXVII. No. 1. 


 pag. 6.) Dr.G- % 


Alkalimetrische Bestimmung der Phosphorsäure 
und der alkalischen Phosphate. 


Maly hat gefunden, dass, wenn eine Lösung von freier 
Phosphorsäure oder eines sauren phosphorsauren Alkalis mit 
einer gemessenen Menge !/, Normal- Aetznatron übersättigt 
und darauf sämmtliche Phosphorsäure durch Zusatz von Chlor- 


barium als dreibasisches Barytphosphat gefällt wird, sich mit 


einer titrirten Säure (unter Anwendung eines Tropfens Corallin 
als Indicator) der Natronüberschuss bestimmen und daraus 
die freie Phosphorsäure berechnen lässt. 


Zu diesem Zwecke misst man die zu analysirende, nicht 
zu concentrirte Phosphatlösung in einem Kolben, lässt eine 


re art 


abgemessene Menge !/, oder 1/, Normal-Natronlösung zufliessen, 
färbt mit einem Tropfen Corallin, fügt eine beliebige Menge 
Chlorbaryum hinzu, erhitzt und titrirt mit !/, oder Y/, Normal - 
Salzsäure zurück. Die Flüssigkeit muss (namentlich zuletzt) 
heiss gehalten werden. Der in ihr schwimmende phosphor- 
saure Baryt stört die Titrirung nicht und lässt die Farbe 
deutlich erkennen. Corallin ist hierbei empfindlicher als Lack- 
mus. Ein Tropfen davon genügt, um die alkalische Flüssigkeit 
stark rosenroth zu färben. Ist der Neutralisationspunkt nahe, 
so wird die Masse weiss wie Milch, da eine kleine Menge 
Corallin, die in alkalischer Lösung noch stark rosenroth 
erscheint, am neutralen Punkte kaum mehr gefärbt ist, und 
durch den phosphorsauren Baryt verdeckt wird. Man kocht. 


nun auf, wobei gewöhnlich noch einmal eine rosa Färbung 


eintritt, die man wieder durch ein paar Tropfen Säure ver- 
schwinden macht und dann wieder aufkocht. Man kann des- 
halb auch bei der ersten Titrirung nicht leicht zu viel Säure 
erhalten. Erscheint nach einigen Minuten Kochen die Mischung 
milchweiss oder höchstens gelblich, nicht aber rosa, so ist die 
Neutralisation erreicht. Zieht man nun die der verbrauchten 
Säuremenge entsprechende des Aetznatrons von dessen ange- 
wandter Menge ab, so ergiebt die Differenz diejenige Natron- 
menge, welche zur Bildung von Na? PO? erforderlich war, 
und sonach lässt sich daraus die Menge der freien Phosphor- 
säure berechnen. Titrirt man freie Phosphorsäure, so ver- 
braucht man in dieser Weise in der That auf jedes Aequiva- 
lent derselben 3 Aequivalente Natron. 

Die Beleganalysen des Verfassers mit Na®HPO* und 
freier Phosphorsäure in verschiedenen Verdünnungen erge- 
ben im Allgemeinen ziemlich gute Resultate, allerdings _ 
kommen auch Differenzen von ca. 2°/, vor, jedoch selten; die 
meisten Zahlen ergeben eine Zuverlässigkeit auf nicht ganz 1%,. 
Das dreibasische phosphorsaure Natron soll sich, wie der Ver- 
fasser selbst angiebt, vergleichsweise am ungünstigsten bei 
dieser Methode titriren lassen. Ob das Verfahren auch zur 
Untersuchung der sauren Kalkphosphate, wie solche zu Düng- 
zwecken verwandt werden, geeignet ist, beschreibt der Ver- 
fasser nicht, jedoch würde dies voraussetzen, dass das drei- 
basische Kalkphosphat, welches bei dieser Methode (natürlich 
mit Hinweglassung des Chlorbaryumzusatzes) gebildet würde, 
sich entsprechend dem Barytphosphat bei der Titrirung ver- 
halte. Es bedarf wohl kaum des Hinweises, dass diese einfache 
Methode, wenn sie auch auf das Kalkphosphat ausgedehnt 
werden könnte, für die technische Analyse des letzteren recht 


equem zu nennen wäre; nur möchte eine noch etwas 
grössere Genauigkeit selbst dabei erwünscht sein. Nicht 
unerwähnt wollen wir lassen, dass nach Mohr sich das Natron 
im phosphorsauren Salz bei Anwendung von Cochenille- Tinc- 
tur als Indicator ebenso durch Salzsäure titriren lässt, als 
wäre gar keine Phosphorsäure vorhanden. In dessen interes- 
santer Arbeit über anomale Zersetzungen durch Kohlensäure 
(Liebigs Annalen d. Chemie 185. Bd. 8. 286) ist davon 
auch die Rede. (Fresenius Zeitschrift f. anal. Chemie. 14. Jahr- 
gang. 4. Hft. S. 417.) Dr. E. F. 


Arsenbestimmungen. 


A. Gautier hat über die verschiedenen gebräuchlichen 
und empfohlenen Methoden zur Nachweisung und quantitati- 
ven Bestimmung des Arsens in gerichtlichen Fällen verglei- 
chende Versuche angestellt und dabei besonders auch die 
Frage ventilirt, ob es gerechtfertigt erscheine, den Marsh’- 
schen Apparat durch die von Fresenius und v. Babo vor- 
geschlagene Reduction der Sauerstoff- oder Schwefelverbin- 
_ dungen des Arsens mittelst Oyankalium und Soda im Kohlen- 
säurestrom zu ersetzen, eine Frage, welche schliesslich mit 
Entschiedenheit im negativen Sinne beantwortet wird. (Anna- 
les de Chimie et de Physique. 5. Serie. Tome VII. p. 384.) 

Dr: GM 


Alkalimetrische Bestimmung der Magnesia in 
Brunnenwässern. 


Nach Ludwig Legler gründet sich die Methode auf die 
Fällbarkeit der Magnesia als Hydrat durch Aetzalkalien und 
deren vollkommene Unlöslichkeit in neutralen oxalsauren Al- 
kalien. Sie gelingt rur in von Kohlensäure und von kohlen- 
sauren Verbindungen befreitem Wasser. Man versetzt zu 
ihrer Ausführung ein gemessenes Volumen des zu prüfenden 
Wassers, welches aufgekocht wurde, mit gemessener über- 
schüssiger 1/,, Normal-Schwefelsäure und nach kurzem Stehen 
unter Färbung mit etwas Rosolsäure mit gemessener !/,; Nor- 
mal-Natronlauge in schwachem Ueberschuss. Hiernach fügt 
man vorsichtig wieder bis zur Entfärbung Schwefelsäure hinzu 
und kocht. Die Flüssigkeit wird sich hierbei in Folge der 
Zersetzung von gebildetem doppeltkohlensauren Natron wie- 


u ee ee Te De el > a Huhn 


ur 


412 Alkalimetrische Bestimmung d. Melnen; etc. 


- derum röthen. Man fügt nun wiederum ein Eass op Se 
Schwefelsäure hinzu, kocht nochmals, und setzt dieses abwech- 
selnde Säurezufügen und Aufkochen so lange fort, bis sich 
dabei die Flüssigkeit nicht wieder roth färbt. Die verbrauchte 
Schwefelsäure berechnet man auf Kohlensäure oder Kalk. 

Der Verfasser giebt an, dass hierbei das Kochen des 
Wassers mit freier Säure zu vermeiden ist, weil dabei zu 
viel Säure verbraucht werde, was in der Zersetzung der Chlor- 
alkalien und der Verflüchtigung von Salzsäure jedenfalls seinen 
Grund haben müsse. Diesem müssen wir in sofern wider- 
sprechen, als bekanntlich die Titrirungen mit Normal- Salzsäure 
ergeben, dass eine kochende Flüssigkeit, welche bis zu 4, % 
HCl enthält keine sauer reagirenden Dämpfe giebt. Wenn wir ° 
also die Angabe des Verfassers als eine von ihm gefundene 
Thatsache gern anerkennen wollen, so möchten wir deren 
Motive doch bezweifeln. Wir möchten hingegen, ohne einen 
bestimmten Grund angeben zu wollen, nur darauf hinweisen, 
dass vielleicht salpetrigsaure Salze, vielleicht auch etwas schwef- 
ligsaure, welche ja durch Reduction des Gypses durch die 
organische Substanz im Brunnenwasser eventuell vorkommen 
können, möglicherweise diesen Mehrverbrauch an Säure beim 
Kochen des angesäuerten Wassers erklären dürften. Doch 
dies nur beiläufig,. Das auf diese Weise von Kohlensäure 
und kohlensauren Salzen völlig befreite und neutrale Wasser 
wird hierauf mit einem Ueberschuss von neutralem oxal- 
saurem Kali und nach dadurch herbeigeführter Ausfällung 
allen Kalkes mit einer gemessenen Menge !/,, Normal-Natron 
versetzt. Darauf wird gekocht, alsdann auf ein bestimmtes 
Volumen (150 C.C.) verdünnt und heiss durch ein trockenes 
faltiges Filter filtrirt. 100 C.C. des Filtrats titrirt man in 
der vorher angegebenen Weise mit Schwefelsäure zurück, 
(auch hierbei bildet sich etwas doppeltkohlensaures Natron) 
und berechnet die verbrauchte Natronlauge auf Magnesia. 

Die Beseitigung der kohlensauren Salze ist nöthig, weil 
der im Wasser gelöste doppeltkohlensaure Kalk sich mit dem 
oxalsauren Alkali in oxalsauren Kalk und doppeltkohlensaures 
Alkali zersetzen würde, welches Schwefelsäure binden und 
daher die Magnesiabestimmung unrichtig machen müsste. 
Eisen ist vor der Magnesiabestimmung abzufiltriren. Der 
Verfasser giebt an und belegt es durch Analysen, welche er 
nach dieser Methode ausführte, dass noch 0,002 g. Magnesia 
auf diese Weise bestimmbar sind, Wir glauben, dass bei dem 
Verfahren allerdings in geübten Händen diese Resultate zu 
erreichen sind. Welchen Einfluss dabei nicht zu unbedeutende 


\ 


N = 


& - Alkalimetrische Bestimmung d. Magnesia de 2.48 


Mengen organischer Substanzen oder von Phosphorsäure in 


den Wässern haben, ist nicht angegeben. 

Jedenfalls hängt Alles von der genauesten Festellung des 
neutralen Punktes bei den Titrirungen ab, und alle hierbei 
gemachten Fehler müssen sich wegen der wiederholten Rück- 
titrirungen vergrössern. Ob die Löslichkeit der Aetzmagnesia 
geringer ist, als die der phosphorsauren Ammonmagnesia im 
ammoniakalischen Wasser ist zweifelhaft. Allerdings giebt 
Fresenius in seiner 5. Auflage der quantitativen Analyse an, 
dass chemisch reine, geglühte Magnesia sich in 55368 Theilen 
Wasser löst, während das Ammonphosphat von ammoniaka- 
lischem Wasser nur 45000 Theile zur Lösung bedarf. Dage- 
gen finden wir bei demselben Analytiker auf Seite 938 die 
Angabe, dass die kalt bereitete Magnesialösung (aus der geglüh- 
ten caustischen Magnesia hergestellt) schwach geröthete Lack- 
mustinktur blau färbe und mit phosphorsaurem Natron und 
Ammon vermischt, nach kurzem Stehen getrübt werde. Heisse 
Lösung verhält sich ebenso. Dies ist kein Widerspruch zu 
den Löslichkeitsbestimmungen; denn das Aequivalent der 
phosphorsauren Ammonmagnesia ist ja (Mg, HN, PO* 
+ 6.aq.) 245, dagegen das der wasserfreien Aetzmagnesia nur 


20, also 12 Mal geringer. Da nun aber 245 Gewichtstheile 


Ammon-Magnesiaphosphat nur 40 Theile MgO enthalten, so 


löst sich 1 Gewichtstheil Magnesia in Form desselben in 


45000 x —. das heisst in 251125 Theilen Wasser, während 


reine Magnesia schon in 55368 Theilen Wasser, also über 
4 Mal leichter löslich ist. 

Es geht daraus jedenfalls hervor, dass die Fällung der 
Magnesia als Ammonphosphat eine vollständigere sein muss, 
als deren Abscheidung als Hydrat. Nun kann man aber sehr 
gut aus einem Brunnenwasser durch Zusatz von oxalsaurem 
Ammon und darauf folgendem von Aetzammon und phosphor- 
saurem Natron- Ammon (Phosphorsalz) gleichzeitig allen Kalk 
und die Magnesia, ohne vorher filtriren zu müssen, ausfällen. 
Wäscht man nun den Niederschlag mit heissem ammonhaltigen 
Wasser aus, löst ihn dann in Salzsäure und theilt die Lösung 
in 2 Theile, so kann man in dem einen direct den Kalk als 
Oxalat mit Chamäleon, in dem andern nach Zusatz von etwas 


_ Chlorwasser zur Zerstörung der Oxalsäure und Uebersättigung 


_ mit essigsaurem Ammon die Magnesia als phosphorsaure durch 


Uran ganz genau titriren. g 
Dabei erlangt man eine directe Bestimmung und ist 


(was bei sehr kleinen Mengen, wie sie im Brunnenwasser 


BT TE A ET Eau DE FRTT re gi 
al oe asia a Se er un EN“ 
.- a f\ 


ER 
474 Ausfällung d. Eisenoxyds. — Nickel u. Kobalt. _ - Sulfooyans lic 


enthalten sind, sehr wichtig ist) aller Ditforene ir En 
hoben. (Fresenius Zeüschrift f. anal. Chemie. 14. Jahrgang. 
4. Heft. S. 425.) Dr. E. F. 


Zur Ausfällung des Eisenoxyds und der Thonerde 
durch essigsaures Natron. 


Um einen gut filtrirbaren Niederschlag zu erhalten, räth 
M. Jungk die eisen- und thonerdehaltige Lösung möglichst 
zu neutralisiren, ohne etwas zu fällen, dann mit heissem Was- 
ser zu verdünnen und mit viel essigsaurem Natron (etwa 
2 g. auf 0,1 g. Fe?O°) zu fällen. Beim Kochen setzt sich 
dann der Niederschlag flockig ab und lässt sich ebenso gut 
als der mit Ammon gefällte auswaschen. 

Es sei bemerkt, dass Andere vorgeschlagen haben, die 
Flüssigkeit kochend (vor dem Zusatz des Füällungsmittels) 
möglichst zu neutralisiren und dann plötzlich im Kochen die 
ausreichende Menge Natron- oder noch besser Ammon- Ace- 
tat zuzusetzen. In der That erhält man auf diese Weise 
einen verhältnissmässig leicht filtrirbaren Eisenoxyd - Nieder- 
schlag. Für Thonerde allein ist nebenbei die Fällung durch 
essigsaure Alkalien nicht ganz vollständig. (Zeitschrift für 
anal. Chemie. 15. Jahrg. 3. Hft. S. 291.) Dr. EaR 


Neue Trennungsmethode von Nickel und Kobalt. 


A. Guyard empfiehlt das auf bekannte Weise im Gang 
der Analyse erhaltene Gemenge von Schwefelnickel und Schwe- 
felcobalt direct und noch feucht mit Cyankalium in kalter und 
sehr verdünnter Lösung zu behandeln, wobei sich Schwefel- 
nickel rapid auflöst, das Schwefelcobalt aber vollständig zu- 
rückbleibt. Ersteres wird aus seiner Lösung durch Zusatz 
von Ühlorwasserstoffsäure als Cyannickel gefällt, welches 
gewaschen, getrocknet, durch Glühen in Oxyd übergeführt 
und als solches quantitativ bestimmt wird. (Bull. de la Soe. 
Chim. de Paris. Tome XXV. No. 11. pag. 509.) 

Dr.@.% 


Ueber Sulfoeyansilieium. 


Durch Einwirkung von Sulfocyanblei auf Chlorsilieium 
erhielt P. Miquel lange, weisse, verfilzte Nadeln von Sullo- 
cyansilieium: (CNS)* Si. Durch Wasser, ja schon durch feuchte 


u, Cdu. Bi nachzuw. Kr Aufarbeit.v. Uran-Rückständen. A 


Luft wird dasselbe rasch zersetzt. Es färbt Holz, Papier, die 
Finger roth, schmilzt bei 142°, siedet bei 300° unter Ent- 
wickelung brennbaren Dampfes. Es löst sich weder in Aether 
und Benzin, noch in Schwefelkohlenstoff auf, wohl aber in 
kohlensaurer Kalilösung unter Bildung von Kaliumsilicat und 
Sulfocyankalium. Säuren, sowie Ammoniak zersetzen es 
augenblicklich. (Bull. de la Soc. Chim. de Paris. Tome XXV. 
No. 11. pag. 501.) Dr. GEy. 


Neue Methode Cu, Cd und Bi nachzuweisen. 


Malvern W. Iles behandelt den in Schwefelammonium 
unlöslichen Theil auf die gewöhnliche Weise, bis Cu, Cd und 
Bi zusammen allein in Lösung sind, und fällt dieselbe, anstatt 
mit übersch. Ammoniak zu sättigen, mit überschüss. Fer- . 
. rideyankalium. Das entstandene Ferrideyankupfer, Ferrid- 
cyancadmium und Ferrideyanbismuth wird wieder mit übersch. 
KCy behandelt. Die beiden ersteren lösen sich auf 
und lassen Bi? (HO)® zurück. Von dem Bismuthhydrat abfil- 
trirt, wird die Lösung in 2 Theile getheilt; dem einen Theile 
setzt man einige Tropfen (NH*)HO und dann, (NH®)?S_zu 
und erwärmt gelinde Es scheidet sich CdS ab; den anderen 
Theil säuert man mit HCl an und es scheidet sich braunrothes 
Cu?FeCy® ab. (The american Ohemist. No. 71. May 1876. 

ın. 407.) Bl. 


Aufarbeitung von Uran -Rückständen. 


A. Gawalovsky empfiehlt dazu, dieselben in kohlen- 
saurem Ammon (gesättigte Lösung!) zu lösen und daraus 
die Phosphorsäure mit Magnesia-Mixtur zu fällen. Das gelöst 
bleibende Uran wird abfiltrirt, und nachdem alle Kohlensäure 
durch Salzsäure ausgetrieben, durch Aetzammon gefällt. Nach- 
‚dem der Uran- Niederschlag abfiltrirt und ausgewaschen, wird 
er in Essigsäure oder Salpetersäure gelöst. Nach Angabe 
des Verfassers hat derselbe bei diesem Verfahren nur etwa 
2,6%, Uran verloren. 

Wir müssen hierbei bemerken, dass das Princip dieser 
Methode in schreiendem Widerspruch mit einer Stelle aus 
Heinrich Rose’s Lehrbuch für analyt. Chemie. 1. Aufl. 2. Bd. 
S. 525 steht. Es heisst da: „Löst man die Verbindung von 
Uranoxyd und Phosphorsäure in einer Säure auf und über- 
sättigt die Auflösung mit einer grossen Menge von kohlen- 


Er... 


476 Quantitat. Bostiiin. d. Nophtha ; im rohen cn Perlen. 


saurem Ammoniak, so löst sich alles Uranoxyd auf. win 
man nun aus der Auflösung die Phosphorsäure als phosphor- 
saure Ammoniak - Magnesia fällen, so wird eine grosse Menge 
von kohlensaurer Ammoniak- Magnesia nieder- 
geschlagen, die oft gar keine Phosphorsäureent- 
hält. Eine Trennung nach dieser Methode ist daher nicht 
zu erreichen.“ Soweit Hienrich Rose, dessen Angabe wir 
bestätigen können. Endlich dürfte wohl ziemlich allge- 
mein bekannt sein, dass kohlensaures Ammon in concentrirter 
Lösung als quantitatives Fällungsmittel von Magnesia 
häufig empfohlen und angewendet worden ist. Man werfe 
nur einen Blick in Fresenius quant. Analyse, so wird,man 
bei Magnesia Bestimmungen wiederholt dem Ammoncarbonat 
begegnen. 

So verlockend also die einfache Methode von Gawalovsky 
ist, so müssen wir doch wohl noch so lange von den umständ- 
licheren, auf die Reduction des Uranoxyds basirten, Verfah- 
ren Gebrauch machen, bis der Verfasser den Rose’schen 
Widerspruch widerlegen kann. (Zeitschrift f. anal. Chemie, 
#5 Bi. 3. Hfl: 8. 292.) Dr. E. F. 


Die Aufarbeitung der Uranrückstände lasse ich schon 
seit mehreren Jahren nach dem von mir 1873. d. Z. Bd. 202, 
8. 232 beschriebenen Verfahren durch Lösung im kohlensauren 
Natron und Fällen der Phosphorsäure mit Magnesiamischung 
ausführen und stets mit vollständigem Erfolge, sobald die 
dort angegebenen Vorsichtsmaassregeln inne gehalten werden. 

‚Rdt. 


Quantitative Bestimmung der Naphtha im rohen 
Petroleum. 


Bourgougnon wendet zur Bestimmung der Naphtha 
im rohen Petroleum ein Naphtometer an. Die Ausführung 
ist rasch geschehen und sollen die erhaltenen Resultate mit 
denen einer fractionirten Destillation übereinstimmend sein. 

Um dieses Naphtometer, welches Aehnlichkeit mit dem 
Aräometer hat, zu graduiren, wird dasselbe in käufliche 
Naphtha, deren spec. Gew. 0,700 bei 15°C. ist, bei einer 
Temperatur von 15°C. gesenkt und die Stelle am Stiel, 
soweit er untertauchte, mit 15 bezeichnet. Dieselbe Naphtha 
auf 20°C. gebracht, wird das Naphtometer tiefer einsinken 
lassen und ist diese Stelle mit 20 zu bezeichnen. 


 Volumetr. Bestimmung d. Alkoholgehaltes im. Weingeist. 417 


Die Temperatur derselben Naphtha wird alsdann um 
weitere 5° erhöht und jedesmal die Stelle am Stiel des 
Naphtometers mit der Zahl beschrieben, welche der Tempera- 
tur entspricht. Soll nun der °, Gehalt der Naphtha im rohen 
Petroleum bestimmt werden, so wird ein bekanntes Vol. z. B. 
300 ©.C. des rohen Petroleums destillirt und das Destilla- 
tionsproduct in einem Cylinder, welcher nm 0.0. getheilt und 
in welchem das Naphtometer gesenkt war, gesammelt. Die 
Temperatur des Destillationsproductes wird gemerkt und 
wenn die Temperatur z. B. 25°C. ist, die Destillation so 
lange fortgesetzt, bis die mit 25 bezeichnete Stelle an dem 
Naphtometer von der Flüssigkeit erreicht wird. Die erhaltene 
Naphtha hat alsdann ein spec. Gew. von 0,700 bei 15°C. 
Wird nun das Naphtometer aus dem Cylinder entfernt, 
bis auf 15° abgekühlt, die erhaltene Ü.C. Zahl abgelesen und 
durch 3 dividirt, so wird endlich der °, Gehalt der Naphtha 
von 0,700 Dichtigkeit bei 15° C., welche in dem rohen Oele 
enthalten ist, berechnet. (American Chemist. No. 76. Octo- 
ber 1876. ». 123.) Bl. 


Volumetrische Bestimmung des Alkoholgehaltes im 
Weingeist. 


Monnel empfiehlt im American Chemist ein eigenthüm- 
liches Verfahren zur approximativen volumetrischen Bestim- 
mung der Stärke eines Weingeistes. Dasselbe gründet sich 
auf die intensiv blaue Farbe einer weingeistigen mit Sulfo- 
cyanammonium versetzten Cobaltsalzlösung, welche durch 
Wasserzusatz in einem bestimmten Verhältniss verschwindet. 
Wenn man durch den Versuch festgestellt hat, wieviel Was- 
ser zu einem bestimmten Volumen der Normalflüssigkeit gesetzt 
werden muss, um die blaue Farbe zum Verschwinden zu 
bringen, so zeigt die zum gleichen Effect erforderliche Menge 
des fraglichen Weingeists durch eine einfache Rechnung den 
Gehalt dieses Weingeists an Wasser an. Es mag zwar schei- 
nen, dass ein einfaches Aräometer schneller und leichter zum 
Ziele führe, doch ist zu berücksichtigen, dass obige Methode 
durch etwa vorhandene andere Stoffe, wie Zucker nicht behin- 
dert wird, also auch den Weingeistgehalt in Liqueuren zu 
bestimmen erlaubt, wo kein Aräometer benutzt werden kann. 


(New Remedies. New- York. July 1876. pag. 205.) 
Dr, YV 


478 Bücherschau. 


€. Bücherschau. 


Gmelin-Kraut’s Handbuch der Chemie. Anorganische Che- 
mie. I. Bd. 1. Abth. 11 —14. Lief. Heidelberg 1877. 
Carl Winter. 


Mit diesem Hefte schliesst der erste, von Prof. Naumann in Giessen 
bearbeitete Band ab. Derselbe enthält nur die chemischen und physi- 
ealischen Theorien und darauf bezüglichen Angaben und Thatsachen, 
Gegenüber den früheren Auflagen ist dies eine sehr wesentliche Vermeh- 
rung, da der frühere erste Band auf 915 Seiten nicht nur den sog. theo- 
retischen Theil umfasste, sondern auch die Nichtmetalle, so dass Bd. IL. 
mit dem Kalium begann, jetzt nimmt die Bearbeitung von Naumann 
886 Seiten ein und zeigt sich demnach deutlich, welche bedeutende Ver- 
stärkung dieses Theiles für nöthig erachtet wurde, 


Schon früher habe ich genügend hervorgehoben, wie gerade diese 
Bearbeitungen der auf Chemie Bezug habenden Theorien eine äusserst 
sorgfältige, völlig neue sei, entsprechend den so bedeutenden Aenderun- 
gen in den Anschauungen, wie sie für jetzt als Grundlage der chemischen 
Forschung hingestellt werden. Sehr dankenswerth ist diesem ersten Bande 
ein ausführliches Register beigegeben, welches möglichst in Einzelnheiten 
eingeht, so dass man daraus z. B. sofort ersehen kann, wo die specifische 
Wärme eines Metalles ersehen und beurtheilt werden kann u. s. w. Wer 
die mühevolle Arbeit bei einem guten Register kennt, wird das Gebotene 
wohl zu schätzen wissen. 

Der Inhalt dieses Schlussheftes betrifft: 

V. Thermochemische Erscheinungen. 
VI. Eleetrochemische - 
VII. Magnetisch- chemische - 
VIII. Optisch-chemische - 

Schon diese Theilung besagt sehr gut die aufmerksame Scheidung 
der einzelnen Disciplinen und wer sich diesen Studien der chemischen 
Theorien widmen will, findet gewiss jetzt kein vollständigeres und gedie- 
gener bearbeitetes Werk, als diesen ersten Band von Gmelin -Kraut’s 
Handbuch. 


Jena. Dr. E. Reichardt. 


Deutsche Revue über das gesammte nationale Le- 
ben der Gegenwart. — Unter ständiger Mitwirkung 
einer Anzahl namhafter Gelehrter, herausgegeben von 
Richard Fleischer. — Jahrgang I. Heft 2. — Berlin, 
bei Carl Habel. — 

Das uns vorliegende 2. Heft schliesst sich dem bereits von uns be- 


sprochenen 1. Hefte in würdiger Weise an. Es enthält eine Reihe hoch- 
interessanter Artikel, unter welchen wir besonders hervorheben: Bluntsehli 


und v. Schulte, „die deutsche Politik in der orientalischen Frage“ und 
„Frankreichs politische Wendung,“ Laspeyres, „die Entthronung des 
Windes durch den Dampf,“ Kirchhoff, „die Meerestiefen und die kli- 


matischen Verhältnisse Europas,“ Reitlinger, „Telephonie, “ Strodt- 


mann, „die letzten 50 Jahre deutscher Dichtung,“ Karl Gutzkow, 
„ Wilhelm von Humboldt’s Freundin.“ — So sei denn die „deutsche 
Revue“ nochmals aufs Wärmste empfohlen! — 

A. Geheeb. 


Annual report of the board of regents of the 


‚Smithsonian Institution, showing the operations, 
apenditures, and condition of the institution 
for the years 1872 and 1874. Washington: Govern- 
ment Printing Office. 
Diese Jahresberichte, welche früher in grösserem Umfange erschie- 
nen, sind durch Senatsbeschluss auf 450 Seiten beschränkt worden; nur 


solehe Illustrationen dürfen hinfort mehr verwendet werden, welche das 
Institut selbst herzustellen vermag; 12,500 Exemplare werden in der 


Staatsdruckerei gedruckt und gelangen durch das Institut zur Ver- 


theilung. 
Beide Jahresberichte enthalten, wie bisher, die Stiftungsurkunde und 


Statuten, Bericht des Secretairs Prof. Henry über die Leistungen des In- 


stitutes, während des verflossenen Jahres für sich und in Correspondenz 
mit anderen wissenschaftlichen Instituten, sowie über Erweiterungen des, 
mit dem Institut verbundenen, Nationalmuseums und kleinere Mittheilun- 
gen über elassitieirte Arbeiten und Büchervertrieb. Es folgt der Bericht 
der Finanzdeputation, der über den Stand des Vermögens Rechnung ab- 
legt und endlich folgen die Protocolle der Directorialsitzungen. Aus die- 
sen ist zu bemerken, dass Prof. John Tyndall den Ueberschuss der Ein- 
nahmen, welche er für seine, während vier Monaten in Amerika abgehal- 
tenen, Vorlesungen erzielte, mit 13,000 Dollar dem Institute unter der 
Maassgabe zur Verfügung stellte, dass von den Einkünften dieses Kapitals 
regelmässig zwei befähigte junge Amerikaner, welche Physik und Mathe- 
matik studirten, je vier Jahre lang auf eine deutsche Universität 
geschickt werden möchten. 

Der zweite, grössere Theil der Berichte umfasst wissenschaftliche 
Abhandlungen, von welehen wir aus dem Berichte für 1872 folgende her- 
vorheben: Liobrede auf Amp£re, von Arago; Wissenschaftliche Leistungen 
von Edw. Lartet, von P. Fischer; Wissenschaftliche Erziehung der Me- 
ehaniker und Kunsthandwerker, von P. Peabody; Organische Basen, von 
A. Bauer; Stickstoffkörper der modernen Körper, von Kletzinski; Schema 
zur qualitativen Löthrohranalyse, von Th. Egleston;, Verbindungsfaden 
zwischen Geologie und Geschichte, von Edw. Süss; Auseinandersetzung 
der Prineipien der Krystallographie und der Krystallophysik, von A. Bre- 
zina; Meteorologie in Russland, von A. Woiekoff; Erscheinungen, welche 

auf Telegraphenlinien bei Nordscheinen beobachtet sind, und über den 
Ursprung der Nordlichter, von H. B. Donati. 

. Aus dem Bericht für 1874 mögen folgende hervorgehoben werden: Lobrede 

_ auf Laplace, von Arago; auf Quetelet, von Mailly; auf De la Rive, von M. 
Dumas; Ebbe- und Flutherscheinungen in Häfen, von J. E. Hilgard; 
Beobachtungen über die atmosphärische Electrieität und über Nordscheine, 
auf der schwedischen Nordpolexpedition 1868 gesammelt von Selim Lem- 


a 


480 Bücherschau. 


s - 


ström; über eine wissenschaftliche Universalsprache (Englisch), von Al- -. 


phonse De Candolle, mit Bemerkungen von J. Edw. Gray, Ueber unter- 
irdische Temperatur; über eine Reihe von Erdbeben in N. Carolina; 
Bericht der Gesellschaft für Physik und Naturgeschichte zu Genf von 
1872 — 73; eine aus dem Französischen übersetzte, sehr ausführliche, 
umfassende, mit Illustrationen versehene Abhandlung über Heizung und Ven- 
tilirung von Localen aller Art, von Arthur Morin. — Den Schluss dieses 
Theiles bildet in beiden Büchern eine lange Reihe etnographischer Ab- 
handlungen, welche sich auf die Vorgeschichte Amerikas beziehen und mit 
Karten und Illustrationen reichlich versehen sind. 


Die Ausstattung ist solide und elegant, wie bisher. 
Elsner. 


Pharmacognosie, Pharmacie und Receptirkunde, auf Grund der 
Pharmacopoea Germanica für die Thierheilkunde bearbeitet 
von Ü. Begemann, Professor an der königlichen Thierarznei- 
schule in Hannover. Zweite verbesserte und vermehrte 
Auflage der Veterinär- Pharmacopöoe. Hannover, Schmorl 
& von Seefeld 1877. VI. u. 3108. 


Wenngleich vorliegendes Werk vorzugsweise für Thierärzte berechnet 
ist, so dürfte es auch für diejenigen Collegen, in deren Bezirke die Thier- 
ärzte nicht selbst dispensiren, besonderes Interesse darbieten. Das erste 
Kapitel handelt von den Arzneikörpern, deren Einsammlung und Auf- 
bewahrung, das zweite giebt eine kurze Charakteristik der medieinisch 
wichtigen Pflanzenfamilien, das dritte spricht von den Arzneiformen, das 
vierte behandelt die Arzneimittel aus dem Pflanzenreiche, das fünfte die 
aus dem Thierreiche, das sechste die chemisch einfachen Stoffe und che- 
mischen Präparate. Im siebenten Kapitel wird die Receptirkunde darge- 
legt, im achten werden Magistralformeln und zusammengesetzte Mittel 
besprochen. Eine Anleitung zur Prüfung von Arzneimitteln und verschie- 
dene Tabellen finden wir im Anhange; besonders hervorheben möchte ich, 
dass sich bei derjenigen über die Dosen stark wirkender Arzneimittel für 
ausgewachsene Thiere der verschiedenen Gattungen Angaben finden, in 
wie weit diese Dosen bei geringerem Lebensalter zu redueiren sind. Ein 
vollständiges Register bildet den Schluss. 

Das Werk ist mit grossem Fleisse und vieler Umsicht, wie dieses bei 
der anerkannten Tüchtigkeit des Verfassers, welcher, früher Apotheker, 
seit längeren Jahren zu den hervorragenden Lehrern der Thierarzneischule 
zu Hannover zählt, nicht anders zu erwarten, ausgearbeitet; den Fort- 
schritten der Naturwissenschaften ist volle Rechnung getragen. 

Möge das vorliegende Werk sich rasch ebenso zahlreiche Freunde 
erwerben, wie die Veterinär - Pharmacopöe! 


Bissendorf, Juli 1877. R. Kemper, Dr. 


Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses. 


ARCHIV DER PHARMACIE,. 


9. Band, 6. Heft. 


nun 


A. Originalmittheilungen. 


Mittheilungen aus dem Laboratorium von E. Reichardt. 


Ueber einige Phenolfarbstoffe: die Rosolsänre, 
das Aurin und Corallin, das Azulin. 


Von C. Erhart, Chemiker in Barmen. 


Bevor noch die ersten Notizen von Dale und Schorlem- 
mer, ! Fresenius und Kolbe ? bekannt waren über die Ergeb- 
nisse, welche die genannten Chemiker bei ihren Untersuchungen - 
über die Phenolfarbstoffe: Aurin und Corallin erhielten, hatte 
ich Versuche mit denselben und einigen andern, ähnlichen 
Phenolabkömmlingen begonnen. Ich gebe im Folgenden die 
Resultate meiner Arbeit wieder, indem ich gleichzeitig ver- 
suchen will, alles den Gegenstand näher Berührende, heran 
und in Vergleich zu ziehen. 


Offenbar wurden lange: Zeit gewisse, durch sehr ver- 
schiedenartige Einwirkung aus dem Phenol zu gewinnende 
Farbstoffe gleichgesetzt, deren Entstehung schon die Möglich- 
keit der Identität ausschloss. Denn obwohl diese Körper eine 
gewisse (semeinsamkeit ihrer Eigenschaften und ihres Ver- 

_ haltens theilen, so erscheinen sie doch in den Angaben weit 
gleichartiger, als sie wirklich sind: z. Th. weil man nicht 
genügend reine Substanz in Händen hatte, z. Th, weil man 


1) Berl. Ber. IV. 574 u. 971 — Chem. C.-Bl. 1871, 502 u. 1872. 100. 
x 2) J. p. Chem. (2) 3, 477 u. 5. 204 — Chem. C.-Bl. 502 u. 1872. 301. 
Arch. d. Pharm. XI. Bas. 6. Hft. 31 


u 


452 


mehr generelle als specielle Reactionen kannte und ent- 
scheiden liess. Die fraglichen Phenolderivate lassen sich von 
vornherein in 2 Gruppen bringen: die eine bestehend aus 
solchen, die durch Einführung andrer Kohlenstoffgruppen, die 
andere aus jenen, die durch directe oder indirecte Oxydation 
entstanden sind. Beide in der Regel verbunden mit der 
Erscheinung der polymeren Condensation, mehrerer: 2, 3 und 
4 Phenole. Zu den ersten gehört das nach Kolbe und Schmitt, ? 
Guinon, resp. Persoz ?) aus Phenol, Oxalsäure und Schwefel- 
säure entstehende Corallin, das eben daraus entstehende Aurin 
von Dale und Schorlemmer, auch die Rosolsäure aus Rosani- 
lin nach Caro und Wanklyn, 3? das Phtalein von A. Baeyer. 
In die andere Gruppe sind zu stellen die Farbstoffe, die nach 
den Vorschriften von Aug. Smith,® H. Müller, Jourdin, ? 
Schützenberger,® Fol,? neuerdings von Wichelhaus !° zu ge- 
winnen sind; endlich auch die von Runge !! direet aus dem 
Steinkohlentheer gewonnene, zuerst so benannte, Rosolsäure, 
Diese und den auf analoge Weise, aus Behandlung des Phe- 
nols mit Kalk hervorgehenden rothen Farbstoff werde ich 
fortan der Kürze wegen ausschliesslich Rosolsäure nennen, 
und die Bezeichnung „Corallin“ gebrauchen für den von 
Fresenius, „Aurin“ für den von Dale und Schorlemmer 
untersuchten Körper. Unter Phenol schlechthin ist immer 
das Hydroxylbenzol C®H5 OH zu verstehen. Ich arbeitete 
mit einem von Trommsdorf bezogenen Phenol, dessen Schmelz- 
punkt bei 35 — 36°, dessen Siedepunkt bei 1860 — 187° lag. 

Ich versuchte zunächst die directe Oxydation des Phe- 
nols so zu leiten, dass grössere Mengen eines relativ homo- 
genen Rohproductes erhalten würden, doch scheiterten alle 
Reinigungsmethoden an der Vielartigkeit der Gemengtheile 
des durch Arsensäure erhaltenen braungrünen Farbharzes: 


1) Ann. Ch. u. Ph. 119, 169. — 2) Bull. soc. ind. Mulh. 1861. 
Oct. — 3) Chem. News XIV. 37. — 4) Berl. Ber. IV, 658. — 5) Chem. 
Gaz. 1858, 20. — 6) Chem. Soc. J. 9. 1. — 7) R£p. ch. appl. 3, 217 
u. 282. — 8) Compt. rend. 54, 117. — 9) R£p. ch. appl. 4, 179. — 
10) Berl. Ber. 1872, 248 u. 846. — 11) Poggd. Ann. 31, 70. — Gmelin 
Hab. org, Ch, II. 636, | 


rl © 0. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe te. 483 


Es ist anzunehmen, dass AsO*H?° z. Th. chinonartige Ver- 
_ bindungen erzeugen wird, wie die Chromsäure nach Wichel- 
haus! (s. weiter unten.) Nach Analogie der Rosanilinbildung 
aus 1 Anilin und 2 seiner Homologen lässt sich die reich- 
lichere Bildung eines gleichartigen rothen Farbstoffs erwarten 
bei der Einwirkung von Arsensäure auf eine Mischung aus 
2 Mol: CS H>OH und. 2 Mol. C°H* CH3. OH. 

Einzelne Erscheinungen indess machen es wahrscheinlich, 
dass die durch Arsensäure erzeugten Pigmente nahe stehen 
denen, die Runge im Destillationsrückstand rohen Theeröles 
mit Kalk auffand und Rosol- und Brunolsäure benannte: so 
das Verhalten einer weingeistigen Kalkwasserlösung, aus der 
der grössere Theil des Farbstoffs sich in braunen Flocken 
niederschlug, während ein geringerer die überstehende Flüs- 
sigkeit als Kalkverbindung rosenroth färbte. Unverkennbare 
Aehnlichkeit zeigen ferner die von Tschelnitz ? und H. Müller 
auf analoge Weise erhaltenen Farbstoffe. Das Müller’sche 
Verfahren ist sehr geeignet, grössere Mengen einer roöth-. 
gefärbten Kalkverbindung zu erzeugen: man verreibt gelösch- 
ten Kalk mit Phenol und lässt bei Zimmertemperatur und 
Luftzutritt längere Zeit — 3 Monate — stehen; man erhält 
so eine ziegelrothe Masse, aus der sich nach Runge’s Ver- 
fahren ein Farbstoff abscheiden lässt. 

Indem ich den Versuch Runge’s wiederholte und gegen 
1 Kilog. rohen Theeröls mit Kalkmilch behandelte und so lange 
destillirte, bis der Rückstand zähflüssig geworden war, konnte 
ich doch nur 2—2,5 g. eines annähernd reinen Productes 
von dunkelgrünschillernder Farbe gewinnen, dessen weitere 
Reinigung sich nicht verlohnt hätte. Merkwürdiger Weise 
fanden sich darin deutliche Spuren von Schwefel. 

Endlich stand mir gegen 1 Kilog. sogen. carbolsauren 
Kalks zu Gebote, der schon seit geraumer Zeit zum Zweck 
der Desinfection dargestellt war. Die Masse war von inten- 
siv dunkelrother Farbe und war, wie man annehmen darf, in 


1) Berl. Ber. 1872. 249. 846. 
2) Wien. Akad. Ber. 23, 269. 1857. — 3) s. oben. 
318% 


484 ©. Erhart, Ueber einige Phenoltarbstoffe etc. 


der Hauptsache eine Kalkverbindung derselben Entstehungs- 
weise wie der rosolsaure Kalk Runge’s und die oben erwähn 
ten Körper nach Tschelnitz und Müller. Ich löste davon in 
Portionen zu 250 — 300 g. in vielem Wasser und kochte 
anhaltend, um das dem Geruche nach noch vorhandene Phenol 
zu vertreiben. Bei hinreichender Concentration setzte sich in 
der Kälte aus der rosenrothen Lösung ein dunkelbrauner 
Schlamm ab (der brunolsaure Kalk Runge’s?), der sich auf 
Zusatz von etwas Alkohol noch vermehrte. Aus der abfiltrir- 
ten Flüssigkeit wurden durch Salzsäure orangefarbene Flocken 
gefällt. Bis hierher wurde die Procedur dreimal wiederholt, 
sodann die Kalklösungen aller Portionen vereinigt, mit Salz- 
säure zerlegt, der Niederschlag wiederholt in Wasser suspen- 
dirt und filtrirt; sodann in Ammoniak aufgenommen und 
durch Kohlensäure zum grössten Theil ausgefällt, letzteres 
wiederholt. Man erhält so unter grossem Verlust den Farb- 
stoff als feinschuppig-flockigen Niederschlag von hellrother 
Farbe, mit grünem Reflex. Meine Ausbeute betrug 8—98. 
Die Masse wurde noch feucht vom Filter genommen und über 
Schwefelsäure getrocknet, ohne dass sie ihr Aussehen ver- 
änderte, erst bei 140° wurde sie dunkeler und der Schmelz- 
punkt wurde erreicht bei 159 — 160° C. Versuche, deutliche 
Krystalle zu erhalten, unter Anwendung verschiedener Lösungs- 
mittel, schlugen fehl, es liessen sich unter dem Mikroskop nur 
rothdurchsichtige krystallinische Aggregate, mit einzelnen 
schärfer hervorstehenden Kanten wahrnehmen. Im Uebrigen 
verhielt sich der Farbstoff, der aus übersättigten alkoholischen 
Lösungen abgeschieden war, vollkommen wie der ursprüng- 
lich durch Kohlensäure gefällte: Er zeigte denselben Schmelz- 
punkt, verbrannte mit russender Flamme, unter bedeutender 
Aufblähung, ohne Asche zu hinterlassen. Bei Luftabschluss 
erhitzt, entwickelten sich reichlich Phenoldämpfe, noch stärker 
beim Erhitzen der Kalkverbindung, wie auch Dusart ! bemerkte. 
Er löste sich leicht in Alkohol, Chloroform, Amylalkohol, 
weniger in Aether, nicht in Benzin, verschieden gut in conc. 


1) Rep. chim. appl. 1. 207. 


©. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe etc. 489 
Säuren. (one. Salpetersäure giebt eine rein gelbe Lösung 
von Nitroverbindungen, die durch Wasser in gelben Flocken 
gefällt werden. Durch Wasserstoff in statu nascenti wird er 
in saurer und alkalischer Lösung entfärbt, woraus durch Zu- 
satz von vielem Wasser weisse Flocken (Leuko-Körper) 
gefällt werden. Die Lösungen in Alkalien, Alkalicarbonaten, 
alkalischen Erden sind purpurroth, im Gegensatz zu den gelb- 
rothen, bis braurgelben Lösungen in Alkohol und Säuren; sie 
werden durch verdünnte Säuren und schon durch Kohlensäure 
zerlegt. Auch Wasser färbt sich damit, besonders beim Er- 
wärmen hellgelbroth; ist der geschmolzene Farbstoff längere 
Zeit mit Wasser in Berührung, so bilden sich hellrothe 
Beschläge auf der grünen Masse, die auf eine Hydratbildung 
hindeuten. 

Mit conc. Ammoniak in zugeschmolzenen Röhren erwärmt, 
desgleichen wenn trocknes Ammoniakgas über die schmel- 
zende Rosolsäure geleitet wird, erhält man keine constante 
Verbindung. Im letzten Falle wurde überhaupt kaum etwas 
absorbirt, oder doch das etwa absorbirte durch die Schmelz- 
wärme sofort wieder ausgetrieben. Die erste Ammoniaklösung 
verhielt sich wie eine unter gewöhnlichen Druck- und Tem- 
peraturverhältnissen bereitete und liess beim Einleiten von 
Kohlensäure den grössten Theil des Farbstoffs unverändert 
herausfallen, soweit er nicht durch entstandenes Ammonium- 
carbonat in Lösung gehalten wurde. Auf Zusatz von Alkohol 
dagegen fällt nicht sofort eine Ammoniumverbindung, wie 
Dale und Schorlemmer bei ähnlich behandelten Aurinlösungen 
beobachteten, sondern nach einiger Zeit scheidet sich dieselbe 
halbkrystallinische Masse ab, wie oben gelegentlich der Kry- 
stallisationsversuche mit reinem Alkohol bemerkt worden; 
anhaftende Spuren von Ammoniak wurden durch Erwärmen 
auf 120° vollständig entfernt. Während so fast alle Eigen- 
schaften dieses nach Runge’s Vorgang „Rosolsäure‘“ zu nen- 
nenden Farbstoffs mit dem nach Persoz und Kolbe und Schmitt 
aus Phenolsulphosäure und Oxalsäure entstehendem Corallin 
nahezu übereinstimmen, zeigen sich doch auch specifische 
Unterschiede. Abgesehen von den Schmelzpunkten, die wie 


- AR nee Br = Eure 
EEE EN, FRE 
ex Ka 


Den 


ARE TENNG, Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete 


Farbstoff, das später zu beschreibende Azulin oder Azurin, 3 
während Rosolsäure, selbst unter Druck, nur dunkelbraune 


bis schwarze Pigmente liefert, die in Hinsicht auf ihre tincto- 
rialen Eigenschaften vielleicht einiger Beachtung werth sind. 
Ferrideyankalium ruft selbst in noch ungereinigten Rosol- 
säurelösungen keine dunklere Färbung hervor, dagegen wer- 
den noch geringe Spuren von Sulphoverbindungen in Coral- 
linlösungen angezeigt. Diese ausgezeichnete Reaction ist - 
zuerst von Wanklyn und Caro angegeben: man füllt gleich 
weite Reagenzgläschen mit gleich viel derselben Lösung und 
setzt zur einen Probe einen Tropfen frischbereiteter Ferrid- 
salzlösung, resp. ein Körnchen festen Salzes. (s. weiter unten.) 

Eine krystallinische Kalkverbindung, wie sie Runge aus 
der weingeistigen Lösung erhielt, konnte ich nur einmal 
beobachten, sonst zeigten alle Kalk-, Baryt-, Magnesia- und 
Bleiverbindungen einen so wechselnden Gehalt an diesen 
basischen Bestandtheilen, dass es unmöglich war, von bier aus 
über den Molecularwerth der Rosolsäure eine Ansicht zu 
gewinnen. Hierin zeigen auch die entsprechenden Nieder- 
schläge aus Corallinlösungen das nemliche Verhalten, nur 
unter besonders günstigen Umständen scheinen chemisch 
bestimmte Verbindungen zu entstehen, Näheres über diese 
Lackfarben hat Adriani, 1 der übrigens mit sehr wenig reinem 
Handelsmaterial arbeitete, mitgetheilt. Die technische Ver- 
werthung sowohl der Rosolsäure als auch des Corallins ist 
noch besonders gehemmt durch die Schwierigkeiten, die sich 
beim Fixiren der sonst so brillanten Farben auf Gewebe 
herausstellen. 


Rosolsäure. 


Die nähere Prüfung des aus carbolsaurem Kalk abge- 
schiedenen Farbstoffs hat folgende Resultate ergeben, deren 
Deutung noch unbefriedigend bleibt. 

Die durch Kohlensäure aus ammoniakalischer Lösung 
gefällte, sodann aus Alkohol abgeschiedene Rosolsäure enthielt 


1) Chem. News. July 1868. 17. — Chem, C.-Bl, 1868. 1088. 


bgab: (Substanz über Vnsesn getrocknet.) Es ver- = 
oren 1,753 g. bei 140° C. — 0,0495 g., und ferner 
h bei 160° C. = 0,0500 g. Wasser, hierbei I e 
‚das Gewicht constant. Bei 165—170° trat aber neben 
"unbedeutendem Gewichtsverlust der Geruch nach Phenol auf, 

das bei 180° in erstarrenden Tröpfchen im kühleren Theile 
der Trockenröhre sich absetzte. Gleichzeitig. bräunte sich 
‚die Masse, löste sich darauf schwieriger in Alkohol und Alka- 
‚lien , mit dunklerem Farbenton. In einem anderen Versuche 
mit 1,480 g. betrug die gesammte Gewichtsabnahme bis zum 

 constanten Gewicht bei 159— 160° = 0,0849 g. — 5,74%), 

"während vorhin 5,67 °/, gefunden wurden. 

' Elementaranalysen wurden, nach gewonnener Ueberzeu- 
gung von der Abwesenheit feuerbeständiger Theile, sowohl 
mit über Schwefelsäure getrockneter, als bei 159° Ü. längere 
| Zeit gehaltener Substanz vorgenommen. Die Verbrennungen 
wurden mit Kupferoxyd und nachfolgendem Sauerstoffgas- 
strom ausgeführt. 


a) Substanz über Schwefelsäure getrocknet: 
1) 0,1791 g. = 0,0839 H?O u. 0,4523 00°. 
2) 0,2210 - = 0,1064 - - 0,5538 - 
b) Substanz geschmolzen: 
1) 0,1509 g. = 0,0664 H?O u. 0,4013 00? 
92) 0,2192. — 0,0954. =. =.10,5872, - 
DEN a -  - 0,5527 - 
Die Wasserstoffbestimmung von b.3) verunglückte bei . 
der Wägung, gleichwohl habe ich mir erlaubt, das halbe 
"Resultat aufzuführen, da hier jedenfalls die kohlenstoffreicheren 
Resultate für die exacteren zu nehmen sind. 
Es ergeben sich folgende Procentverhältnisse für: 


a) b) 
gefunden: berechnet: gefunden: berechnet: 
18 22 20. 3H20 2. 3. 10159205 
68,87 68,97 69,23 2,1 13,05 73,34 73,46 
05,34 5,20 5,12 4,90 4,80 — 4,79 


| 25,79 25,83 25,65 22,19 22,15 = 21,75. 


488 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 5 


Gelten obige Zahlen als correct, so könnte die Bildung 
der Rosolsäure durch die folgenden, schematischen Reactionen 
dargestellt werden, wenn man in Analogie der pyrogallussau- 
ren Alkaliverbindungen annehmen dürfte, dass gewisse Phe- 
nolealeiumverbindungen unter Wasserbildung entstünden, welche 
durch dieses Wasser und den Sauerstoff der Luft zum Theil 
zerlegt und oxydirt würden: 


a. 1) 3(C6H5OH) + 3Ca0 = 3(C° H3CaOH) + 3H20. 
2) 3(C®H30Ca0H) + 320 + 30 = (232 
+ 3Ca0 + 2H20O. 
vergleiche ferner: 


b. CSHSCa0OH + H30 +20 = CaO + H20 + Cs H% O2 Chinon. u, 
ce. 2(C H3Ca0H) + 2120 + O—=2Ca0 + H?0 + 2(C5H4OH) > 


— 3Ca0 -+ 2H20 + Cıs H14 Ot, 


Hierbei ist allerdings entweder die, der Theorie nach 
unzulässige, Annahme gemacht, dass 2H desselben Benzolker- 
nes durch 1 Ca vertreten seien, während dem wirklichen 
Caleiumphenolat die Formel, 2(C°H°0)Ca zukommt; oder 
man muss sich 3 Phenole durch 3Ca so zusammengehalten 
denken, dass 1 Ca je 1 H in 2 Phenolen ersetzt. Nicht im 
Widerspruch hiermit ist wenigstens der Umstand, dass, wenn 
man Kalk und Phenol zusammen giebt, die Einwirkung immer 
weiter schreitet und dass nach längerem Stehen auch humus- 
artige Körper (Brunolsäure) entstehen. Insolation befördert 
die Rothfärbung des Gemisches ungemein, welche im Dun- 
keln und bei Luftabschluss nur sehr langsam vorgeht. Hierauf 
kann auch vielleicht die bald eintretende Missfärbung alkali- 
scher Lösungen von Aurin und Corallin bezogen werden. 


Phenochinon u. a. 


Einstweilen sei dahingestellt, ob die Phenolcaleiumverbin- 
dungen entsprechend der obigen Aufstellung reagiren und 
also chinonartige Körper liefern können, doch ist zu erwäh- 
nen, dass von anderer Seite die Bedeutung der Chinonbil- 
dung für gewisse Phenolfarbstoffe unzweifelhaft erwiesen ist, 


489 


w ichelhaus, * in einer Arbeit über den Einfluss der Chrom- 
säure auf Phenol und Phenolderivate, stellte eine Reihe von 
Körpern dar, die es angemessen erscheint hier aufzuführen: 


OROACEH? 


Bl. C®H* O0 Csps Phenochinon, rothe - 


Nadeln, löslich in Wasser, mit Kali blau. Schmelzpunkt 71°C. 
Entsteht aus: Br 
3C°H5OH + CrO3 und aus 2C6H5OH + C°H* O2. 

2) 01°H1406 — CSH2 0" Oona OH Chinhydron, — 
früher C!? H100% — aus: 
20°H?(OH)? + C®H*02. 
16 73 2 
220.27:208 68 HE R | e = on Pyrogallo- 
chinon, kryst., Schmelzpunkt über 200° C., aus: 
2C5H3 (OH)? + C°H*0O2 
6 3 T\2 
BE bausos — OH.CH> gone (on Purpuro- 
gallin, kryst., Schmelzpunkt über 220° 0, aus: Pyrogallussäure 
und CUhromsäure. 
| Demnach würde die aus dem carbolsauren Kalk gewon- 
nene Rosolsäure mit dem Phenochinon isomer sein, es ist 
aber bei den weit aus einandergehenden Eigenschaften beider 
Körper jedenfalls eine verschiedene Gruppirung anzunehmen. 


E Rosolsäure aus Rosanilin. 


Zu der Phenochinonreihe von Wichelhaus werden sich die 
durch andere directe Oxydationsmittel aus dem Phenol ent- 
stehenden Producte in Beziehung setzen lassen. Jedenfalls 
sind aber davon speeifisch verschieden der rothe Farbstoff 


von Caro und Wanklyn ”? — aus Rosanilin mittelst salpetri- 
ger Säure und Salzsäure —, der mit diesem wahrscheinlich 
identische, von Liebermann ? — aus Rosanilin und Wasser 


1) Berl. Ber. 1872, 249 u. 846, 

2) Lond. R. Soc. Proc. XV. 210. — Chem. News. XIV. 37. — 
Zeitschr. Ch. 1866. 511. 

3) Berl. Ber, 1872. 144, 


a a Te A u a er 
un er / ai, ” a DE 9] 4 e 


{ er LT 
490 C. Erhart, Ueber einige Bhonolfarbstofte etc, | 
unter Druck bei 270— 280° — dargestellt, ferner 
lein von A. Baeyer! — aus Phtalsäure und Phenol, endlich 
das Aurin und das Corallin, 

Caro und Wanklyn drückten die Bildung ihrer Rosol- 
säure durch folgende Gleichungen aus: 


C2°H19N® + 3NHO2 — C20H!0N° + 6H2O 


Rosanilin Azorosanilin 
C2°H1PN® 2 3H?0O = 02%H!603 12 N® 
Rosolsäure. 


Caro? suchte sodann die Entstehung des Rosanilins und 
der Rosolsäure in gleicher Weise auf das nothwendige Zu- 
sammenkommen von Kohlenstoffgruppen aus der fetten mit 
solchen aus der aromatischen Reihe zurückzuführen. Wie die 
Oxydation von Anilin CCH5. H?N nur bei Gegenwart von 
Toluidin C°H*CH®. H?N Rosanilin erzeugt, so entstehe 
Rosolsäure aus Phenol CCH5OH nur bei Gegenwart von 
Cressol C6 H*CH®?, OH, — oder man muss die ersten — 
Anilin und Phenol — durch Behandlung mit geeigneten Kör- 
pern aus der Fettreihe (p. e. Anilin mit Jodoform CHJ?®, Phe- 
nol mit Bromessigsäure C?H?BrO ..HO) in die zweiten theil- 
weise überführen. Hierauf construirt Caro die folgenden, 
parallelen Bildungsvorgänge des Rosanilins und seiner Rosol- 
säure: 


1) C°H°.H?N + 2(C°H*CH®.H?N)=0C2°H!?’N®?-+6H oder: 


3(C6H5.H®N)+2C —020H19N3+2H 
2) C6H5.OH + 2(C°H+CH3.OH) =0?°H160°+6H oder; 
3(06H5.0H)+ 2C —(20Y1603+2H. 


Liebermann endlich stellte für die als Spaltungsderivat 
aus dem Rosanilin hervorgehende Rosolsäure folgende auf- 
gelöste Formel auf: 

CH?— C°H?— 0 — C°Ht 
G2H!603— | | 
CH? — 0°H?— 0 —0O 


1) Berl. Ber. IV. 658. — Deutsche Ind.-Zeit. 1871. 324. 
2) Phil. Mag. (4). XXXII. 127. — Chem, C.-Bl, 1866, 683. — 
Jahresb. Fort. d. Ch. 1866. 585. 


das Da 


Fr 
Dan er u ee 


ee in Widerapruch sicher a von H. Beesedine ® 
erhaltenen Resultate. Derselbe bestimmte den Schmelzpunkt 
_ der krystallinischen Substanz zu 158° C., und führte ihn die 
; Elementaranalyse des nach Caro und Wanklyn bereiteten 
- Körpers auf die Formel O?°H?301°, ber.: C— 174,28; H=6.66, 
H während C?° H16 O3 verlangt: © = 78,94; H= 5,26. Gleich- 
zeitig wird hierdurch dieser Farbstoff von dem ihm sonst 
ähnlichen Corallin — s. unten — scharf unterschieden. Dass 
; Natriumbisulfit die aus Rosanilin gewonnene Rosolsäure nicht 
_ entfärbt, wie Fresenius angiebt, kann ich bestätigen, gemäss 
dem Verhalten einer Substanz, die ich eigens zur Prüfung 
_ dieser Reaction darstellte, während im Uebrigen ich diesen 
' Körper nicht in Untersuchung genommen habe. 


Phtalein. 


Das Phtalein, welches nach A. Baeyer ? aus Phtalsäure- 
_ anhydrid und Phenol bei höherer Temperatur entsteht nach: 
= 2B820> 7 2C°H°OH = H?O + C?°H!O*, wird dureh. 
\ Wasserstoff in statu nascenti zu einem farblosen Körper, dem 
- Phtalin: 02°H!60%, reducirt. Das Phtalein kann als Typus 
_ einer Reihe durch ähnliche Reaction darstellbarer Körper 
_ angesehen werden, welche der Pheno-Chinonreihe von Wichel- 
haus zu en wäre, wenn nicht im Phtalsäureanhy- 


Aid ER 2 oo co Oschon Kohlenstoff der Fettreihe enthalten 


wäre, Hierdurch treten diese Verbindungen in viel nähere 
Beziehung zu dem Corallin und Aurin, 


Aurin und Corallin, 


Aus dem Aurin des Handels hatten Dale und Schorlem- 
mer? zuerst den Farbstoff scheinbar rein, verschieden nach 


} 


Form und Farbe, wenn aus Alkohol oder wenn aus Eisessig 


_ krystallisirt, erhalten Sie gaben dem Product abgesehen vom 
s Wassergehalt die Formel C?*H13 O8: 


= 


1) I. £. pr. Ch. N. F. 5, 204. — Chem. C.-Bl. 1872. 299. 
2) Berl. Ber. IV. 658. — Chem. C.-Bl. 1871. 675. 
3) Berl. Ber. IV. 574. — Chem, C.-Bl. 1871. 502. 


492 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 


gefunden: © = 66,7 u. 66,9, Mittel = 66,85 
berechnet: 0 = 66,35 
gefunden: H=4,4 u. 4,5, Mittel 4,455 9,. 
berechnet: H — 4,14%). 

A. Baeyer,! von der — wie wir sehen werden — falschen 


Annahme ausgehend: „es sei die Kohlensäure, welche ver- 
schiedene Phenole zusammenhalte, weil sonst die Elemente 
der Oxalsäure füglich nicht eine Rolle bei der Bildung der 
„LRosolsäure“ spielen könnten, construirte einen andern Aus- 
druck. Mit Hülfe der weiteren Annahme, dass bei der Reac- 
tion von Phenolsulphosäure auf Oxalsäure zunächst das 
Leukoaurin C?° H?° O4 gebildet werde — zufolge der Glei- 
chung: 00? + AC®H°O = C?5H??0* + 2H2?0O, — lässt 
er unter fernerem Eintritt von 40 das Aurin entstehen, von 
der Formel C?25H2°08, worin C = 67,01 und H = 4,46 
sich berechnen. 

Wenn man dagegen unter Berücksichtigung der Bil- 
dungsreaction des Farbstoffs nach Kolbe und Schmitt, ange- 
nommen hätte, dass 300 mit 2C°H®O in Bindung getreten 
wären, so würde man als den, den gefundenen Verhältnissen 
ungefähr auch entsprechenden Ausdruck C!5H1?05 aufge- 
stellt haben, C = 66,17, H = 4,41 °/, berechnet. Beide 
Formeln sind aber vollkommen falsch und man sieht hieraus, 
wie unsicher es ist, mit Zuhülfenahme vermeintlicher, oder 
selbst wirklich beobachteter Umsetzungserscheinungen und 
der procentischen Zahlen, rationelle Formelausdrücke auf- 
zustellen. Der vorliegende Fall erregt noch desshalb beson- 
deres Interesse, weil die gegebenen, analytischen Zahlen 
infolge der ausgesprochenen Eigenthümlichkeit des Farbstoffs 
von seinen Lösungsmitteln etwas und hartnäckig zurück- 
zuhalten, nicht correct waren. Es verdient indessen der 
Erwähnung, dass A. Baeyer an derselben Stelle zuerst die 
Möglichkeit der Bildung verschiedener Körper durch den 
Kolbe- Schmitt’schen Process hervorgehoben hat. 


1) S. oben, 


Ü. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe etc. 493 


Mit den Resultaten von Dale und Schorlemmer standen 
die von H. Fresenius ! erhaltenen in Widerspruch. Der Letzte 
hatte sein Untersuchungsmaterial selbst im Kleinen bereitet 
und es stellte sich heraus, dass jene eine, wahrscheinlich noch 
Wasser und Essigsäure haltige Substanz verbrannt hatten. 
In der That fanden D. und 9. ? in späteren Versuchen, dass 
ihr mehrfach gereinigtes und umkrystallisirtes Aurin, bei 
110° 0. getrocknet der Formel: C2°H!*03 + 2H?0 (5,32 °/,) 
entspräche, während Fresenius für sein bei 100°C. getrock- 
 netes, krystallinisches Präparat fand : O*° H°® O1!— 2 (02°H 1203 
+ 21, H?0O). Beide Verbindungen werden durch nascirenden 
_ Wasserstoff in farblose, sogen. Leuko-Körper übergeführt, 
dagegen lässt sich das Aurin der beiden ersten ohne Zer- 
setzung bis auf 200° erhitzen, indem die letzten Antheile 
Wasser erst zwischen 140 — 180° entweichen; und zeigt das 
Corallin von Fresenius, mit Schmelzpunkt 156°, schon bei 
170° Zersetzungserscheinungen. (14,8 °/, Verlust, 2!/, H?O 
— 12,96 '),.) 

Die eigenen Resultate habe ich damals nicht veröffent- 
licht, weil ich der jetzt aufgegebenen Meinung war, es könn- 
ten Sulpho -haltige Mittelstufen im Spiele sein und sich isoli- 
ren lassen. Ich gebe im Folgenden meine Beobachtungen 
und Resultate, die mit denen von Fresenius nahezu überein- 
stimmen. 

Man erhält ein um so reineres und reicheres Product, 
je reiner die angewandten Substanzen — in erster Linie das 
_ Phenol — sind, indem man das von Kolbe gegebene Verhält- 
niss: 1,5 Phenol, 1 kryst. Oxalsäure, 2 engl. Schwefelsäure 
festhält, wie auch Fresenius bestätigt, Ein kleiner Ueber- 
schuss von Schwefelsäure und Oxalsäure befördert die Reac- 
tion, es ist zweckmässig die Temperatur nicht über 140° zu 
erhöhen, dann ist in etwa 10 Stunden bei Anwendung von 
100.g. Phenol die Masse zähflüssig und zur weiteren Behand- 
lung fertig geworden. Durch wiederholtes Auskochen mit 


1) 3. f. pr. Ch. (2). 3. 477 und 5. 184. — Chem. C.-Bl. 1871. 502 


und 1872. 290. 
2) Berl. Ber. IV. 574. und yl — Chem. C.-Bl. 1872. 100. 


494 ©. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete, 


Wasser und Decantiren der gelbgefärbten Flüssigkeiten kann 
man das grünschillernde, in dünnen Schichten kirschroth 
durchscheinende Farbharz von Schwefelsäure fast ganz, von 
Phenolsulphosäuren und anderweitigen Umsetzungsprodueten 
zum grössten Theil befreien. Der Gehalt an Schwefel über- 
haupt beträgt sodann im Rohproduct noch immer zwischen 
3 und 4°/,, wie sich an Proben verschiedener Schmelzen 
erwies, während Barytsalzlösungen in den angesäuerten alko- 
holischen Lösungen keinen Niederschlag mehr hervorriefen. 
Durch wiederholtes Auflösen in heisser, verdünnter Natron- 
lauge, Fällen durch Salz- oder Essigsäure wurde der Schwe- 
felgehalt bis auf 0,25 °, etwa heruntergebracht, war aber 
durch weitere Behandlung nicht völlig zu entfernen. Dieser 
Umstand mag die Veranlassung zu den so abweichenden 
Resultaten früherer Elementaranalysen gewesen sein, insofern 
der Schwefelgehalt als Maass der Verunreinigung gelten 
kann. Hierauf kann man auch, wenn es sich um das Her- 
kommen eines Handelsproductes handelt, zurückgehen: Eine 
Probe englischen Aurins, welches kaum Spuren Asche 
lieferte, enthielt gegen 5°,, eine Probe Leipziger Fabri- 
cats — wie es schien, eingedickte Natronlösung — gegen 
6°, Schwefel. Mag man nun übrigens nach der Me- 
thode von Fresenius, mittels Darstellung der Magne- 
siaverbindung, Zerlegung durch Chlorammonium u. s. w., oder 
mag man nach Dale und Schorlemmer von einer ammoniaka- 
lischen Alkohollösung ’ ausgehen, es gelingt immerhin nicht 
ganz die Sulphoverbindungen zu entfernen, wenn schon die 
minimalen Spuren auf die Analyse ohne Einfluss sein mögen. 
Die übrigens vortreffliche Reaction mit Ferrideyankalium ist, 
wie Versuche ergaben, nicht mehr recht sicher bei einem 
Schwefelgehalt von 0,25 °/, abwärts. 

Da der Farbstoff durch Kohlensäure aus alkalischen 
Lösungen zum Theil gefällt wird, so nahm ich den durch 
Natronlauge u. s. w. annähernd gereinigten in Ammoniak wie- 


1) Die Ammoniakverbindung des selbstbereiteten Corallins schied 
sich, selbst aus concentrirten Lösungen, nicht so schnell ab, wie Dale und 
Schorlemmer bei gleicher Behandlung des Aurins angeben, 


er auf und leitete so lange Kohlensäure ein, bis der Nieder- 


‚schlag sich nicht mehr vermehrte. Man erhält so etwa ein 


Viertel des gelösten Farbstoffs wieder, kann aber die resti- 
rende Lösung mit weniger reinem Material weiter verarbeiten. 


Der Farbstoff fällt flockig und lässt sich ohne grossen Ver- 


lust waschen. Nachdem man längere Zeit bei 100° getrocknet, 
wobei Ammoniak resp. Carbonat entweicht, löst ınan in Alko- 
hol. Es bilden sich zunächst undeutlich krystallinische Krusten, 
die wiederholt umkrystallisirt, zuletzt in haarförmigen, büschel- 
und ruthenförmig gruppirten Nadeln erscheinen. Aus starker 


Essigsäure und selbst aus Eisessig konnte ich keine so deut- 


lich gebildeten Krystallisationen erhalten, die niedergefallenen 
Schüppchen zeigten eine dunklere Reflexfarbe als die aus 
Alkohol gewonnenen Krystalle. Aehnliches Verhalten zeigten 
stark concentrirte alkoholische Lösungen. 

Den Schmelzpunkt der krystallinischen Substanz fand ich 
zu 154—155°, etwas niedriger erschien der Schmelzpunkt 
‚der aus ammoniakalischer Lösung gefällten, über Schwefel- 
säure getrockneten Masse. - Fresenius fand 156°. Ich führte 
die Schmelzpunkt- Bestimmungen in ausgezognen Röhrchen 
aus und notirte den Punkt, wo die Masse ein von oben und 
unten eingedrücktes, hellroth durchsichtiges Säulchen dar- 
stellte. 

Der Elementaranalyse wurden unterworfen: a) das durch 
Kohlensäure aus ammoniakalischer Lösung gefällte, b) das 
aus dem oben erwähnten Leipziger Fabrikat in gleicher Weise 
behandelte, aber jedenfalls nicht völlig reine, ce) das aus Al- 
kohol mehrfach umkrystallisirte Präparat. Alle drei Proben 
waren in feingepulvertem Zustande gegen fünf Stunden einer 
Temperatur von 100— 105° ausgesetzt und dann über Schwe- 
felsäure gestellt worden. 

a) I. 0,2248 g. gaben 0,1008 H?O und 0,5616 00°. 


0 1746 2 21,50,0796, 22-0043 
by 1 0,1868 >, 00856 2 2. 046847: 
e) 1 025807- - 01064 °-  - 05342 _ 

H20150-.,. 005. .-. 0395. 


EL. 02115... .0,10545,2.,.2...05403 


456 Ü. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstofie ete, 


Hieraus berechnen sich folgende Procentverhältnisse: 


a. b. 
ıR 11. IE: 
Geo .468,33.:% 003 
Be An. 25.06 ee 
0,9689, 96:61... 2688 
6: 
Ik II, III. Mittel aus e. 


— 69,06... 69,18... 69,67... 69,30 
5,12 „2: 9.6922.229,54.2.. 9,48 
— 25,82... 25,13..24,79.. 25,25 
a,lI. und c,Ill. wurden mit Bleichromat, die übrigen mit 
Kupferoxyd und folgendem Sauerstoffgasstrom ausgeführt. 


Ha 
| 


Wenn man aus ersichtlichen Gründen von der Verwer- 
thung der drei ersten Analysen absehen muss, so stimmen 
hingegen die drei letzten c) l., Il., Ill. so vollkommen mit 
der Fresenius’schen Formel C*’ H?®0!! überein, dass die 
Identität der beiderseits untersuchten Substanzen gar nicht 
mehr zu bezweifeln ist. Für jenen Ausdruck berechnet sich 
C= 69,16 und H = 5,45 %,. Die Resultate einiger Ver- 
brennungen, die ich mit aus Essigsäure niedergefallener Sub- 
stanz vornahm, gaben für Ü zu geringe, für H sehr variable 
Grössen, eine Erfahrung, die Dale und Schorlemmer, wie oben 
bemerkt, auch beim Aurin machten, und welche beweist, dass 
der krystallinische Zustand — obwohl schwer zu erhalten 
— hier noch nicht genügend die Reinheit der Substanz 
verbürgt. 


Aus den verschiedenen Formen: Flocken, Krystalle und 
Harz, welche der Farbstoff zeigt, konnte auf einen wechseln- 
den Wassergehalt geschlossen werden, Trocknungsversuche, 
die ich zur Ermittelung dieser Verhältnisse anstellte, wurden 
in der Weise ausgeführt, dass ein trockner Luftstrom über 
die Substanz geleitet wurde. Dieselbe befand sich in einem 
höhrchen, eingesenkt in einem Luftbade, dessen Temperatur 
durch einen Dreiflammenbrenner gut zu reguliren war, Sub- 
stanz und Quecksilberkugel in gleicher Höhe. Bei allen 
beobachteten Temperaturen bis auf 165° liess sich so ein 


‚C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 497 


_ constantes Gewicht erreichen, bis auf Schwankungen um einige 


Deeimilligramme. Mit folgendem Resultat wurde zunächst 
mittelst Kohlensäure gefälltes, andauernd bei 100 — 105° 
getrocknetes Corallin untersucht. 0,6769 g. zeigten einen 
constanten Gewichtsverlust von: 


0,0333 = 4,93, bei 105 —120°C, 


a 
elussa  yas : 21551700: 
Ve oe 


Das in einem vorgelegten Kugelröhrchen aufgefangene 
Wasser war ungefärbt, geschmacklos, geruchlos und von neu- 
traler Reaction bis zu 155° (Schmelzpunkt). Nicht so bei 
170 und 175°, wo neben einigem Wasserverlust ein deutli- 
cher Phenolgeruch bemerklich wurde und es würde der Ge- 
wichtsverlust bei 175° noch grösser gewesen sein, wenn sich 
nicht im oberen, kühleren Theile der Trockenröhre ölige 
Tröpfehen (Phenol?) verdichtet hätten. 

Als ich in gleicher Weise, vorgetrocknete, aus Alkohol 
krystallisirte Substanz behandelte, ergaben 0,840 g. bei: - 
120— 125° 0. einen Verlust von 0,0463 — 5,51°/, und 

ER = 0 A 

Dagegen verloren 0,536 g. aus Essigsäure niedergefallene 

Substanz 0,0644 = 12,01 °/, bei 155°; das aufgefangene Was- 


ser war schwach sauer und es beweist somit auch dieser 


Versuch, dass Essigsäure nicht als letztes Lösungsmittel zu 


verwenden ist behufs der Reindarstellung des Corallins. In 


allen diesen Versuchen wandte ich fein verriebenes Material 
an, dem Schmelzpunkt nahe färbte es sich dunkler und frittete 
sewissermaassen vor dem Schmelzen zusammen. 

Für den ersten Versuch stellte sich der Gesammtverlust 
auf 21,81%, bei 175°, auf 15,54 bei 170°, auf 10,11 bei 


155°, Desgleichen betrug der Gesammtverlust der krystalli- 


sirten Substanz bei 155° fast genau 10 °,, welche man als 


reines Wasser und ohne den Zusammenhang der Verbindung 


zu zerstören — ausgetrieben, ansehen muss. Fresenius fand 


er 
; 
a 


bei 156°, dem Schmelzpunkt seines Corallins, 9,8 °/, und bei 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Heft. 32 


P 


> Be re NE a b EUR TE ee 
a a a an 
PT 0 2 RE ne, er ARISEE r- - Br 


ARE 


498 | C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstofte ete. en S 


ar et 


170° unter Beobachtung von Zersetzungserscheinungen 14,8%, 
Verlust. Hiervon völlig verschieden erscheint das von Dale 


und Schorlemmer beschriebene Aurin, welches erst bei 180° 
sein letztes Wasser (5,4 °/,) abgiebt und dessen Schmelzpunkt 
über 200° liegt. Da es in verschiedenen Versuchen nicht 
gelang „ein Aurin“ zu erhalten, so liegt es nahe zu glau- 
ben, dass schon das Rohharz, von dem jene Chemiker aus- 
gehen, unter modificirten Bedingungen, Abänderungen des 
Kolbe’schen Verfahrens gebildet wurde. (s. die Nachschrift.) 


Zum Theil nun, um die Wasserbestimmungen zu con- 


troliren, besonders aber, um zu sehen, ob ein Körper von der 
Formel C?° H!*0O® durch Erhitzen auf einige Grade über dem 
Schmelzpunkt zu erhalten wäre, unterzog ich bei verschiede- 
nen Temperaturen getrocknetes — ursprünglich krystallini- 
sches — Material der Elementaranalyse. Verbrennungen mit 
Kupferoxyd und folgendem Sauerstoffstrom. 
a) Getrocknet längere Zeit bei 155 — 158°. 
I) 0,284 g. gaben 0,1275 g. H?O und 0,7001 g. CO2, 
1,0207 - . 0,0965. - 0 One 
b) Getrocknet bei 160 — 165°. 
0,1735 g. gaben 0,0751 g. H?O und 0,5032 g. CO2, 
c) Getrocknet bei 170°. 
0,1559 g. gaben 0,0565 g. H?O und 0,4703 g. CO#, 
d) Getrocknet bei 175°. 
0,1260 g. gaben 0,0441 g. H?O und 0,3936 g. CO?. 


Hieraus ergeben sich die folgenden Procentverhältnisse: 


a) I. 158° U.  vgl.: 02°H:!604 
Ci 74.39.22 718 SE 
Hi 5.38.0000 25 18,000 
0.290,33, ... 20684, 38.200 


5)7165° ‚nel: 0209408 
7909 278708 
HS 4:80 7 2:00. 74&68 
re dr RT 
Vielleicht also würde es möglich sein, einen Körper dar- 
zustellen durch Erhitzen des krystallisirten Corallins, von der 


| 


“; 


Phenolfarbstofle ete. 499 


ormel: 02°H160*, doch bin ich aus unten ersichtlichen 


; _ Gründen der Ansicht, dass diesem ein weiteres H?O nicht 


ohne Zersetzung, respective Veränderung entzogen werden 
kann. Dagegen ist die bei 165° getrocknete Substanz, obwohl 


‘sie nahezu der von Dale und Schorlemmer geforderten Formel 


des Aurins C?° H1203, procentisch entspricht, ein Gemenge 
von unzersetztem und zersetztem Corallin: denn das auf 165° 
erhitzte Corallin giebt ein sehr unreines Azulin, gegenüber 
dem bei 158° getrockneten, endlich liefern die auf 170 und 


175° erhitzten Substanzen mit Anilin nur dunkel gefärbte, 


pechartige Verbindungen. Uebrigens enthielt auf 100 Theile 
von den beiden letzten das Material getrocknet bei: 
| ©) 1002 und d); 175° 
C = 82,27 0 = 85,20 
H = 402 H= 3,88. 


Wenn in diesen Zahlen einerseits sich deutlich die Zer- 
setzung manifestirt, so ist auch — wenn die Zahlen für den 
Wasserstoff nicht wesentlich zu hoch gefunden sind — ein 
Schluss auf den Verlauf der Zersetzung zu ziehen: dass nem- 
lich der als CO eingeführte Kohlenstoff schneller ausgeschie- 
den wird, als der dem Phenol eigenthümliche. 


Wie bei der Corallinbildung der Kohlenstoff als CO und 


nicht als CO? eingreift, scheint mit Gewissheit aus folgenden 


Versuchen hervorzugehen. Aus drei, genau nach Kolbe und 
Schmitt bemessenen Versuchen fing ich in graduirten Röhren 
verschiedene Portionen der Gase auf, die im Verlauf der 
Reaction unter Aufschäumen entweichen. Die Gase waren 


"natürlich mit wechselnden Luftmengen gemischt; die Kohlen- 
 säure wurde mit Kali weggenommen, der Rest auf seine 


Brennbarkeit geprüft; von den feineren Cautelen der Gas- 
analyse wurde, als hiebei zwecklos, abgesehen. Die drei 
Ansätze wurden mit je 15, 17, 10 g. Phenol eingerichtet, die 


 Auffangröhren waren mit Wasser gefüllt und standen über 


Quecksilber. 
I. Gas bei 100— 115° C., wobei die Oxalsäure z. Th. 
noch eine geschmolzene Decke bildet: überall Spu- 
32* 


500 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe etc. 


ren von ÜO, Hauptmasse CO? und Luft. Die obere 
Zahlenreihe unter A. B. C., giebt die ©.C. vor, die 
untere nach der Absorption der ÜO® durch Kali an, 

II. Gas bei 125 — 130° 0., die Oxalsäure fast ganz auf- 
gelöst, Wassertropfen im Gasleitungsrohr, Geruch 
nach Phenol, Rest: reine Luft. 

III. Gas bei 135— 140° 0., Phenol und viel Wasser gehen 
über, Rest: reine Luft. 

1V. Gas bei 145 — 150°0., Masse wird dunkler, bei noch 
andauernder Gasentwicklung. In Versuch „C“ Spu- 
ren von U, sonst Rest: reine Luft. 

V. Gas bei 150 —160°0. Gasentwicklung wird spär- 
licher, die Masse wird braun bis schwarz, wirft 
grosse Blasen auf. Neben Wasser und Phenol auch 
Spuren von SO? und endlich überall die CO-Flamme. 


A. B. 0. 
I. 29,5 21,0 36,0 
13,5 11,9 24,7 
Il. 40,2 32,0 Bee 
10,4 6,4 iu: 
II. 35,5 37,2 re 
8,0 6,3 u 
IV. 14,0 27,1 39,7 
3,5 10,0 14,6 
NAMEN 20,2 15,2 
9,0 16,6 13,5 


Das Auftreten von Kohlenoxyd im Anfang der Reaction 
erklärt sich durch die schon bei niederer Temperatur begin- 
nende Zerlegung der C?H?O* durch SO: H?, respective 


103 . 
durch C° H? sl 2 ehe noch die Bildungswärme des Farb- 


stoffs erreicht wird. 

Bei 150° und darüber scheint eine Rückzersetzung des 
Farbstoffs, z. Th. unter Rückbildung von Sulphophenolen, 
z. Th. von anderen, sehr merkwürdigen schwefelhaltigen Grup- 
pen ! der Fettreihe, vor sich zu gehen. Es ist nicht unwahr- 


1) In den Mutterlaugen, aus denen das Corallin sich abgeschieden, 
fand Alfraise Paräthionsäure. Comaille stellte davon unter andern zwei 


501 


scheinlich, dass eine Rückbildung des Farbstoffs schon die 
noch unvollendete Hauptreaction begleitet: darum ist vielleicht 
das Nachdunkeln nicht ganz reinen Corallins in alkalischer 
Lösung auf Zusatz von Ferrideyankalium verursacht eher 
durch das Vorhandensein solcher Rückbildungsproducte, als 
sogen. Leukoverbindungen, wie andrerseits behauptet worden 
ist und wofür sich eine plausible Reductionsreaction schwer 
auffinden lässt. 

Man hat bei der Entstehung des Üorallins nach Kolbe 
die sichere Beobachtung festzuhalten, dass das Kohlenoxyd in 
statu nascenti mit dem Phenol sich vereinigt, wie dies aus 
obigen Versuchen (gasometrischen) hervorgeht und wie es 
noch besonders schlagend H, Fresenius! durch Anwendung 
von CH? O0? für C?H?O* bewiesen hat. Ob man nun die 
Bildung des Farbstoffs aus einer einfachen Kohlenoxydaddition 
unter Wasserabscheidung und Condensirung mehrerer Phenole 
herleiten will (Dale und Schorlemmer), oder ob man nach 
Kolbe ? die Einwirkung der Phenolsulphosäure auf Oxalsäure 
der des Glycerins vergleichend, formylirtes Phenol als letztes 
und in Frage stehendes Product annehmen mag, — das ist 
den analytischen Ergebnissen der bei 100° getrockneten Sub- 
stanz gegenüber fast gleich und in gleicher Weise anschau- 
lich: die Anschauung jener repräsentirt sich in der Formel- 
gleichung: 
3C°H80O + 2C0 = C2°H1203 + 2H2O resp. 21), H20, — 
dieser, indem er allerdings den niedersten Gehalt an C und H 


Bleisalze dar: 2 (C2H5 0782) 3PbO + Aagq. und C# H5 0782 PbO.HO.*) — 
Ferner fand der Letzte noch die Thioamylsäure, isomer der Sulphamylsäure, 
deren Barytsalz: C10H110782BaO +4 1, HO. Wahrscheinlich beruht 
diese interessante Nebenreaction auf der Ueberführung aromatischer Com- 
\ plexe in solche der Fettreihe. Compt. rend. 75. 1630. 

1) H. Fresenius, indem er statt C6 H5OH anwandte Anisol 06 H5 OCH3 
und Phenetol C6H5. OC2H3 erhielt ebenfalls rothe Farbstoffe, die er für 
identisch dem Corallin nimmt, obwohl sie eher für Homologe desselben 
zu halten sein möchten. J. f. pr. Chem. (2) 5. 184. 

2) J. f. pr. Chem. (2) 5. 208, 


0-8. 


ri 


ia en SE a ne Se A au are nn ne = an N le 
502 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete, _ Er 
r 


unterlegt, interpretirt den Vorgang durch: C6H®’OH + CORE 
081460 [OH. (ber. © — 68,89. H — 4,90). 

Doch ist die Auffassung Kolbe’s infolge der Wasser- 
abscheidung bei relativ niedriger Temperatur, ohne dass Zer- 
setzung eintritt, nicht wohl zuzulassen. Bei Verlust von 
1 Mol. = 14,91%, H?O würden nach den obigen Erfahrun- 
gen schon eingreifende Zersetzungserscheinungen sich zeigen, 
die Substanz müsste weit über den Schmelzpunkt erhitzt 
werden und ein schwer zu deutender Rest von C’H?O zu- 
rückbleiben. Zudem ist man geneigt, im Vergleich zu andern, 
genauer bekannten Farben und Färbungen aromatischer Kör- 
per, die Eigenschaft: nur gewisse Strahlen zu reflectiren, aus 
der Zusammenfassung mehrerer Gruppen zu erklären, während 
hierfür ein Isomeres des Salieylaldehydes und der Benzoe- 
säure jeder Analogie entbehren dürfte. 

Aus den analytischen Daten von H. Fresenius und mir 
wird man als nächsten empirischen Ausdruck 0*° H?3O11 
abzuleiten haben. 

3H?O sind nun hierin = 7,77 °/,, ein viertes H?O kann 
der Substanz selbst durch andauerndes Schmelzen, wie es 
scheint — nur unvollständig entzogen werden; 12,5 %, Was- 
ser, die 5H?O entsprechen, gehen ohne beginnende Zerstö- 
rung nicht weg. Man muss sich daher entschliessen die 
ersten 3H?O als Krystallwasser, die letzten 2, soweit es 
zulässig von einem fünften H?O zu reden — ihrem Verhal- 
ten gemäss als enger gebunden zu betrachten. Die Entste- 
hung des Corallins liesse sich dann ausdrücken, wie folgt: 

460.6 C°H50.+4.H20 — 122932083 7 32H 

Der Ausdruck zur Rechten halbirt, ergäbe für das kry- 
stallisirte Corallin die Formel: C2° H1#0* + 11, H?O. 
Formel C?°H!$ O* würde, wie aus den Trocknenversuchen 
hervorgeht, am meisten dem bis zum Schmelzen erhitzten 
Corallin entsprechen, welches noch eine ausgezeichnete Azu- 
linreaction giebt, während ein bei 165° erhitztes Material, 
etwa C2°H!#O3 entsprechend, dies Kennzeichen der Ursprüng- 
lichkeit nicht mehr zeigt. 


F 


x 


Ge chart, Ueber einige Phenol arbstoffe ete. = 508 
Trotz der weiten Differenz der beobachteten Schmelz- 
punkte des Corallins und Aurins, möchte man einstweilen 
noch immer geneigt sein, die Identität ihrer Substanz bei 
verschiedener, an Allotropie erinnernder Erscheinungsform 
festzuhalten: so zwar dass es gelingt den Körper „Aurm“ 


022 H1203 unter gewissen Bedingungen abzuscheiden, wäh- 


rend unter andern derselbe unabänderlich an 1 Mol. Wasser 
gebunden als „Corallin“ C2° H!#0* = 02° H!0° + H?O 
gewonnen wird. 

Azulin, 


oder Azurin stellten zuerst dar die lyonnaiser Fabrikanten 
Guinon, Marnas und Co.,! indem sie auf ein Theil Corallin 
4 Theile Anilin einwirken liessen, etwa bei der Siedhitze des 
letzteren. Hierbei resultirt der schon mehrfach erwähnte 
blaue Farbstoff, der im gereinigten Zustande einen goldfarbe- 
nen Schimmer zeigt, auf Geweben sehr satte, aber nicht so 
brillante Töne erzeugt wie das Anilinblau. 

Indem ich in denselben Mengenverhältnissen ziemlich 
reines, aber nicht krystallinisches Corallin mit Anilin behan- 
delte, gelang es leicht in einem Kolben mit Destillirvor- 
richtung hinreichende Mengen des Farbstoffs zu gewinnen. 
Das Corallin löst sich schon in der Kälte mit rothbrauner 
Farbe im Anilin auf, im Verlauf der Reaction wird die Lö- 
sung beim Erwärmen bis auf 180° immer dunkler, dann 
_ wiolett und endlich rein blau. Bei niedrigerer Temperatur 
und augenscheinlich reiner erhält man den Farbstoff unter 
Druck, in zugeschmolzenen Röhren. Es ist ohne bemerkens- 
werthen Einfluss, Eisessig oder Benzo&säure dem Ansatz zuzu- 
geben. Ein überhitztes Corallin liefert, wie erwähnt, kein 
Azulin mehr, sondern dunkelbraune bis schwarze, harzige 
Producte, desgleichen die aus carbolsaurem Kalk entstandene 
Rosolsäure. Vom Pheno-Chinon (Wichelhaus), Phtalein 
(Bayer), Rosolsäure aus Rosanilin (Caro, Liebermann, Fre- 
senius) ist nicht- bekannt, ob sie ähnliche Reactionen geben.” 


1) Jahresb. d. Fortsch. Chem. 13, 719 u. 15, 699. — Chem. C.-Bl. 
1868, 1081. — 2) Bezügl. des Aurins siehe die Nachschrift. 


Be: 
504 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 


Wenn man die vom überschüssigen Anilin gelöst gehal- 
tene Blaulösung mit absolutem Alkohol übergiesst, so scheiden 
sich nach einiger Zeit, mehr oder weniger, weisse Nadeln von 
Anilinsulfat aus, die auf dem Filter zurückbleiben. 

Hierbei war in der Regel das verwendete Corallin von 
Schwefelsäure scheinbar ganz rein, und möchte man deren 
Regeneration aus den hartnäckiger zurückgehaltenen Sulpho- 
verbindungen annehmen. Die alkoholische Lösung lässt den 
Farbstofl in feinen Flocken fallen auf hinreichenden Wasser- 
zusatzz Ein so ausgefälltes Product wurde einige Male 
abwechselnd mit verdünnten Säuren und verd. Natronlauge 
behandelt. Dieselben sind bei einer Digestionswärme bis 
70°C. ohne Einfluss auf den Farbstoff. In den sauren Aus- 
zügen findet sich Anilin, in den alkalischen Phenol wieder, 
Ins Destillat gehen ausser Spuren von Anilin über, Wasser 
und wiederum Phenol. Die Menge des letzteren deutet darauf 
hin, dass es nicht von Verunreinigungen des Corallins, sei es 
durch Spuren von Phenol selbst oder von Phenolsulphosäuren, 
herrühren kann; vielmehr muss man, da der Process im Uebri- 
gen ohne jede Nebenerscheinung (Gasentwicklung) verläuft, 
schliessen, dass das Auftreten von Phenol und Wasser für 
die Reaction der Blaubildung von specifischer Bedeutung sind. 

Aether, der vom Farbstoff je nach der Darstellung mehr 
oder weniger aufnimmt, färbt sich damit braungrün und hin- 
terlässt einen schwarzgrünen, pulverigen Rückstand. Die 
schwach violettroth gefärbten, alkalischen Auszüge lassen auf 
Zusatz von Säuren violettrothe Flocken fallen, die in Lösung 
denselben Farbenton zeigen, wie die oben erwähnte Ueber- 
gangsfarbe bei Bildung des Azulinblaus. Da von verschie- 
denen Darstellungen verschieden viel von diesem und von 
dem in Aether löslichen erhalten wurde, so galt es die Be- 
dingungen festzuhalten, unter welchen diese als Durchgangs- 
stufen aufzufassenden Verbindungen am wenigsten gebildet 
würden. 

Dies war der Fall, wenn man entweder in zugeschmol- 
zenen höhren bei 170 — 175° mit der 4fachen Menge Aniliu 
arbeitete, oder im Kolben mit der 8—10fachen. Letzteres 


505 


Verfahren, als das bequemere, wurde festgehalten und auf 
diese Weise aus 20 g. lufttrockenem, durch CO? aus ammo- 
niakalischer Lösung abgeschiedenem Üorallin und ca. 160 g. 
Anilin (4—5 Stunden bei 175°— 180°) wurden gegen 218g. 
einmal mit Alkohol und einmal mit Säure behandelten Roh- 
‚productes gewonnen, eine Menge, die sich durch weitere 
wechselnde Behandlung mit Säuren und Alkalien, Ausziehen 
mit Aether u. s. w. bis auf 18 g. verminderte. 

Der Farbstoff löst sich auch in Chloroform und Amyl- 
_ alkohol, ist indessen von diesen Lösungsmitteln schwer wie- 
der völlig zu befreien. Desgleichen wird er von concentr. 
Essigsäure, concentr. Lösungen von Oxalsäure und Weinsäure 
aufgenommen. ÜConc. Schwefelsäure löst ihn, je nach der 
Reinheit, mit brauner bis hyanzinthrother Farbe auf, welche 
Lösung, wenn nicht erwärmt, auf Zusatz von Wasser ihn 
unverändert wieder fallen lässt; andernfalls scheinen sich 
Sulphosäuren zu bilden von dem allgemeinen Charakter der 
entsprechenden Verbindungen des Anilin- und Indigoblaus. 
"Conc. Salpetersäure giebt beim Erwärmen eine grüne Lösung, 
aus der auf Wasserzusatz gelbbraune Flocken fallen und 
welche, auf dem Wasserbade verdunstet, eine z. Th. krystal- 
linische, braungelbe Masse, von schwach explosiver Eigen- 
schaft zurücklässt. Üonc. alkalische Lösungen färben sich 
_ wiolettroth damit und zerstören den Farbstoff beim Kochen. 
Nascirender Wasserstoff verändert die blauviolette Lösung 
in Essigsäure in eine hellgrüne bis farblose. 

Um für die Elementaranalyse möglichst reines Material 
zu gewinnen, wurde folgendermaassen verfahren: Der von 
Anilin und Phenol befreite Farbstoff wurde einige Male mit 
kaltem Aether ausgezogen, sodann in starker Essigsäure bei 
mässiger Erwärmung aufgenommen; das hieraus nach länge- 
rem Stehen zum Theil herausgefallene wurde wiederholt mit 


_  verdünnter Lauge und verdünnter Salzsäure, schliesslich mit 


Ammoniak (verd.) behandelt, endlich der ausgewaschene Rück- 
stand in Alkohol gelöst. Aus den übersättigten Lösungen 
schied sich der Farbstoff in harten, feinkörnigen Krusten und 
Schüppchen ab, die aber selbst nach 6facher Behandlung mit 


506 


Alkohol keine deutlich krystallinische Textur erkennen liessen, | 


So blieben von den 18 g. 11 g. einer Masse, von der Farbe 
des sublimirten Indigoblau’s. Dieselbe verbrannte mit russen- 
der Flamme, ohne Asche zu lassen, sie war frei von Schwe- 
fel, was bei dem mit conc. Schwefelsäure behandelten Farb- 
stoff schwer zu erreichen ist; der Schmelzpunkt liegt bei 
146°, höher erwärmt zersetzt sich die Substanz, röthliche 
Dämpfe ausstossend und hinterlässt eine pechartige Masse, 
Mehrere Proben verschiedener Darstellungen, getrocknet bis 
zu 140° zeigten kaum merklichen Verlust, zwei andere indes- 
sen je einen von 4,47 und 6,5°/,: dabei aber zeigte sich ein 
deutlicher Geruch nach Alkohol, Von einem der Verbindung 
eigenthümlichen Wassergehalt kann daher nicht die Rede sein. 

Die der Verbrennung zu unterwerfende Substanz wurde 
andauernd bei 120° getrocknet. Es gelang nicht den Stick- 
stoff nach Will und Varrentrapp zu bestimmen. Es gehen 
neben geringen, wechselnden Mengen von Ammoniak — 
höchstes Quantum etwa ein Drittel des Stickstoffs nach Du- 
mas’scher Methode — Anilin und farbige Theere in die Vor- 
lage über. 

Die Verbrennungen wurden mit Kupferoxyd und frisch 
redueirten, vorgelegten Kupferdrehspähnen ausgeführt. 


GH: 
1) 0,2603 g. gaben 0,1413 H?O und 0,7529 CO? 
3)-0,1490 - - ‚0,0781. - 2 -00,43308 
1. 2 


0.2298.,88,3079,93 
H Er 5089582 
N. 
1) 0,1705 g. gaben Stickgas — 11“ bei 19,5°C. und 
757,5nDr. = 0,012573 8.N = 7,37%. 
2) 0,2584 g. gaben Stickgas = 15,5 bei 20°C. u. 756,35” Dr. 
— 0,017646 g. N = 6,82 %,. 
3) 0,2020 g. gaben Stickgas = 12,8 bei 20°C. und 
755,5”Dr.. = 0,014554g. N = 7,209j,. 
In Erwägung der Schwerverbrennlichkeit der Substanz 
dürfen die Ergebnisse mit dem höheren Kohlenstoff- und 


? 
N 
| 
4 
: 
5 
; 
Bi 


Br 


akt 2 berechnet: 


e 7933 6.0055 -— 08 7791890 
Be een 
ee ner. 10 
6) ee 8,14 - 


Die Entstehung des Azulins lässt sich durch folgende = 
Gleichungen ausdrücken: 
2022602 20°HTN—02°H202N?2+05H°OH-LH20, od: 
25202 4+.H20)- 20°H!N —..:. ga 


_ Letztere Schreibweise ist auf Grund der Bildungsproducte 
vorzuziehen und schliesst gleichzeitig die Möglichkeit nicht 
® aus, dass auch aus dem Aurin von Dale und Schorlemmer 
dasselbe Azulin gebildet werde, selbst wenn jenes, wie vor- 
_ aussichtlich, der Formel 02°H1403 entspricht: Angenommen, 
es treten zwei Mol. Anilin als Diphenyldiamin an das Aurin 
_ unter Rückbildung von Phenol, so liesse sich folgende, aller- 
dings discutable Gleichung aufstellen: 


CSH>OH + (CCH5)2H*N? 
A \G6H5 

Aurin. 

6H5 

eo 
2(CC HS)2H? N? + C°H°OH. 

66 H5 

Azulin. Ss 
Wollte man obigen Ausdruck für das Azulin auf O1!>H1!ON Se 
vereinfachen, so würde der für die rothen Farbstoffe eigen- 
thümlich befundene Zusammenhalt durch 200 aufgehoben 


verden, es würde je ein Änilinrest an je eine Affinität eines 
® em eo nach Austritt Se Phenols zu binden sein und 


co 


508 C. Erhart, Ueber einige Phenolfarbstoffe ete. 
co +6° BR? 
-C6H3OH + H2O| + 2C6H’N 
2r 0°H3 


=.9 CO er + CSH50OH + H20. 


Vor Feststellung der moleeularen Grösse des Corallins, 
resp. des Aurins lässt sich indessen weder eine klare Vor- 
stellung von der Bildung, noch ein endgültiger Formelaus- 
druck des Azulins gewinnen. 

Mir bleibt am Schlusse dieser Mittheilungen noch die 
angenehme Pflicht übrig, dem Herrn Prof. E. Reichardt mei- 
nen Dank abzustatten für das freundliche Interesse, welches 
er an diesen, in seinem Laboratorium ausgeführten Unter- 
suchungen bewiesen hat. 


Nachschrift. 


Zur Zeit, als ich mit dem Abschluss des vorstehenden 
Berichtes beschäftigt war, erschienen in den Annalen aus- 
führlichere Mittheilungen von Dale und Schorlemmer ! über 
das Aurin und später auch über einen aus Aurin und Anilin 
dargestellten Körper, der mit dem von mir als „Azulin“ 
beschriebenen übereinkommen dürfte; ihn in zweifelloser Rein- 
heit zu erhalten, ist auch jenen nicht gelungen. Für das 
Aurin halten sie mit gutem Grund die Formel: 0?°H1403 
fest, geben allerdings an, dass sie nicht unerheblich vom 
Kolbe-Schmitt'schen Verfahren abgewichen sind. So wird es 
wahrscheinlich, dass ein Gemenge zweier Isomeren oder zweier 
in naher Beziehung stehender Körper gebildet wird, in wel- 
chem je nach Maassgabe der Temperatur und Einwirkungs- 
dauer bald der eine, bald der andere überwiegt. Diese Idee 
ist zuerst kürzlich von Zulkowsky ? ausgesprochen worden 
und hat derselbe bereits — wie es scheint mit Glück — die 


1) Ann. Ch. Ph. N. F, XC. 3, 279. — 2) Berl, Ber. X. 


509 


! 


experimentelle Bestätigung begonnen. Er fand, dass im Pro- 
cess Kolbe-Schmitt zwei Körper (isomere?) entstehen, welche 
_ durch Behandlung mit Natriumbisulfit und Magnesia getrennt wer- 
den: 1) die krystallisirende Rosolsäure (Aurin, Corallin z. Th.?), 
und eine bislang immer amorph erhaltene, von Zulkowsky 
„Pseudorosolsäure‘“ genannte Substanz, Diese Verbindung 
ist dieselbe nach Z,, welche in der interessanten Reaction von 
Schwefelsäure auf Salicylaldehyd erhalten wird. Liebermann 
und Schwarzer, ! die Entdecker dieser Reaction, stellten ferner 
durch Erwärmen von Phenol und Salicylaldehyd mit Schwe- 
 felsäure, die eigentliche Rosolsäure (Aurin) dar: C6H$O 
+ 2C7H°0? = 0°°H!#O3 + 2H?O, dieselben fanden die 
Eigenschaften der so erzeugten Verbindung in vollkomme- 
ner Uebereinstimmung mit dem Körper von Dale und Schor- 
 lemmer., 


Zulkowsky ? hat schon früher, auf die inzwischen auch 
von OÖ. und E. Fischer ® gestützte Anschauung hingewiesen: 
dass Rosaniline und KRosolsäuren als Triamide und Tri- 
hydroxyle eines Kohlenwasserstoffs G1® H!° aufzufassen seien. 
Thatsächlich haben O. und E. Fischer, durch eine bemerkens- 
werth modificirte Behandlung azotirten Leukanilins — Behan- 
deln mit HNO? in conc. Schwefelsäure, Zerlegen durch sieden- 
den Alkohol, einen Kohlenwasserstoff erhalten: 02° H18, 
Smpt. 36°, Sdpt. weit über 360°. 


Selbstverständlich geschieht diese späte Veröffentlichung 
der eigenen’ Untersuchungen und Beobachtungen weniger ihrer 
selbst willen, als um daranzuschliessen ein Bild des stetigen 
Fortschritts in der Bearbeitung der so vielseitig ventilirten 
Frage nach der Constitution der Rosolkörper. Die Lösung 
dieser Frage, die gerade durch die Untersuchung der unter 


dem Namen „Rosolsäuren‘“ bezeichneten Verbindungen eine 


wesentliche Forderung erfahren hat, scheint jetzt einem ge- 
wissen Abschluss nahe zu sein und möchte um deswillen 


1) Berl, Ber. IX. 800. — 2) Berl. Ber. IX. 1073. — Siehe auch: 
Ber. der kais. Akad. d. Wiss. Wien LIX. Bd. — 3) Berl. Ber. IX. 891, 


ame. 
” I 


510 M. Dunin, Färbungen des Pfeferminzöles € 


die versuchte Zusammenfassung des bezüglichen Materials 
vielleicht nicht unwillkommen sein. 

Weitere Untersuchungen auf Grund der früheren fortzu- 
führen, wie ich beabsichtigte, war ich durch andere Thätigkeit 
zu sehr in Anspruch genommen. 


Jena. Februar 1877. 


Ueber die Färbungen des Pfefferminzöles durch 
Chloralhydrat. 


i 
Von Dr. M. Dunin von Wassowiez, Mag. d. Pharm. und appr. 4 
Apotheker. E 


In dieser Zeitschrift machte vor einigen Jahren Dr. C. Jehn ! 
über eine von ihm beobachtete Rothfärbung des Chloralhydrats 
mit Pfefferminzöl Mittheilung. Hager ? erklärte dieselbe als- 
bald für eine irrthümliche Behauptung, während Hr, Professor 
Flückiger in seinem Artikel über Pfefferminzöl ? dieser Reac- 
tion zwar erwähnte, jedoch mit dem Bemerken: „er habe nur 
eine gelblich-braune Färbung erzielt. Einige Monate darauf 
veröffentlichte Dr. ©. Jehn einen zweiten Aufsatz* über die- 
sen Gegenstand, in welchem er seine frühere Behauptung 
aufrechthaltend hinzufügt, dass es hauptsächlich das französi- 
sche Pfefferminzöl ist, welches mit Chloralhydrat zusammen- 
gebracht, alsbald röthlich, indem zunächst die Chloralhydrat- 
krystalle einen röthlichen Ton annehmen, allmählich dunkler und 
zuletzt besonders beim Erwärmen fast kirschbraun wird; — 
das deutsche Oel liefere nur eine hellbräunliche Färbung, 
ebenso das selbst dargestellte, während beim englischen Oele 
die Färbung noch schwächer hervortritt. 

In Tarnowitz (Ob.-Schlesien) hatte ich, da mir dortselbst 
die besten im Handel vorkommenden Pfefferminzölsorten zu 


1) Arch. d. Pharm. Band 203 (III. Reihe. 3. Bd.) 1. Heft. 

2) Commentar z. Pharmacop. Germanie. Berlin 1874. Bd. 2. S. 491. 

3) Pharmac. Handelsblatt (Beilage z. Pharm. Zeitg.) Bunzlau 1874. 

4) Arch. d. Pharm. Band 205 (III. Reihe. 5. Band.) IV. Heft. 
Seite 326— 328, 


k EIER TIERE DIER 
Edel De Eu Ben 1 up Dead a a u 


Färbungen des Pfeflerminzöles ee. = 11 


Gebote standen, Gelegenheit gehabt zu mindestens zwanzig- 
_ mal diese Probe anzustellen. Hierbei beobachtete ich sofort 


nach dem Zusammenbringen der besagten Producte keine 
Färbungen, später aber nur sehr undeutliche, keineswegs den 
von Herrn Dr. J. beschriebenen gleichende, ausgenommen bei - 
dem deutschen Oele, das in der That gelblich-braun wird 
und diese Färbung eine geräumige Zeit behält. 

Obwohl überzeugt, dass alle von mir angewandten Pro- 
ducte eine ausgezeichnet reine Waare gewesen, bemühete ich 
mich doch sämmtliche im Handel vorkommenden Pfefferminzöl- 
sorten aufzutreiben, um mit allen gleichzeitig experimentiren 
zu können. 

Endlich gelang es mir nachstehende Oelsorten zu be- 
kommen: 

1) Ol. menth. pip. gallic. ver. 


2) - - anglic. (Mitcham). 
3) - - - americ. opt. 
4) - - - german. ver. und 


5) stellte ich mir selbst, aus Blättern der in Galizien 
eultivirten Mentha piperita, ein Oel dar. 

Sämmtliche Oele waren frei von fetten Oelen und Wein- 
geist, besassen einen feinen Geruch und Geschmack, bestanden 
die Jodprobe vollkommen. Das englische Oel war schwach 


gelblich, das amerikanische hellgelb gefärbt, alle anderen farb- 


los. Gleichzeitig unterzog ich der Untersuchung: 
6) ein älteres, mit gleichen Theil. Weingeist verdünntes 
englisches Oel und 
7) ein diekflüssiges, stark gelbgefärbtes amerikanisches Oel. 
Das Chloralhydrat war (das sogenannte Liebreich’sche 
aus der chem. Fabrik auf Actien vorm. E. Schering in Berlin) 
vollständig rein, löste sich in ätherischen und fetten Oelen, 


in Aether, Weingeist, Wasser u. s. w. auf, und gab seine 
 wässerige Lösung, mit Silbernitrat versetzt, keine Trübung. 


Die Reactionen wurden (wie es Hr. Dr. J. vorschreibt) 


_ mit homogenen je gleichen Chloralhydrat- und Oelmengen 
angestellt. 


Dabei wurde beobachtet: 


512 M. Dunin, Färbungen des Pfefferminzöles ete. 
nach 5 Minuten Nu beim Erwärmen Ri 
1 Stunde 
Bei 1 keine hellviolette schwach röthliche 
Färbung 
22 keine | keine | keine Färbung 
is hellviolette ı schmutzig grüne | schmutziggrüne Fär- 
bung 
- 4 gelblichbraune | gelblichbraune gelblichbraune Fär- 
| bung 
-5 keine | keine gelblichbraune Fär- 
| bung 
- 6 keine keine keine Färbung 
- 7 keine | röthlichbraune | schmutziggrüne Fär- 
bung. 


Ganz anders gestaltete sich jedoch die Sache, als ich vor 
kurzer Zeit im Besitz eines Chloralhydrats gelangte, das 
wegen anhängender Chlorwasserstoffsäure monirt wurde, des- 
sen Lösung also mit Silbernitrat einen Niederschlag gab, 
Mit demselben und den oben beschriebenen Oelen angestellte 
Proben ergaben: 


sogleich Ga en on beim Erwärmen 
| 
Bei 1 röthliche violette | dunkelrothe Färbung 
-%2 | unbedeutende röth- rothviolette | hellrothe Färbung 
liehbraune | 
- 3 [rosarothe, nach unge- dunkelbraune  dunkelbraune Färbung 
fähr 3 Minuten maha- | 
gonibraune 
De! gelblichbraune braune | braune Färbung 
-,5 gelbliche gelblichbraune | - - 
- 6 röthlich - violette rothviolette hellrothe - 
en rosarothe röthlichbraune |dunkelbraune - 


Die von Herrn Dr. C. Jehn beschriebenen Reactionen 
kommen somit sogleich zum Vorschein, wenn man mit unrei- 
nem Chloralhydrat experimentirt. Mit demselben gab auch 
ein sehr gutes Anisöl alsbald eine violette Färbung. 


Freiburg im Brg. August 1877. 


M. Dunin, Beitrag zur Getreidemehluntersuchung. 513 


Beitrag zur Getreidemehluntersuchung. 


Von Dr. M. Dunin von Wassowiez, Mag. d. Pharm. und appr. 
Apotheker. 


Vor einiger Zeit wurde mir zur näheren Untersuchung 
Roggenmehl mit dem Bemerken übergeben, dass das daraus 
dargestellte Brod, selbst wenn es so stark gebacken wurde, 
dass die Aussenrinde- fast verkohlte im Innern immer noch 
auffallend weich war und auch nach längerer Zeit nicht aus- 
_ trocknete, sondern einen ziemlich knetbaren und beim längeren 
Aufbewahren (ohne Aussenrinde) auf der Oberfläche schimm- 
lig werdenden Teig darstellte. 

Das fragliche Mehl sah allerdings etwas zu gelblich aus, 
roch aber weder dumpfig noch in irgend einer anderen Weise 
auffällig, knirschte keineswegs unter den Zähnen und sein 
Geschmack liess anfänglich auch nichts fremdartiges erken- 
nen — beim längeren Verbleiben jedoch auf der Zunge 
konnte ein etwas kratzender Geschmack wahrgenommen 
werden. 

Ein Theil desselben wurde nun bei 100°C. bis zum. 
constanten Gewicht getrocknet und dabei ein Verlust von fast 
14 °%, constatirt. 

9,6982 g. des getrockneten Mehls lieferten nach voll- 
ständigem Einäschern in einer mit einem Silberdrahtnetz 
bedeckten Platinschaale 0,2343 g., somit 2,415 °, feuer- 
_ beständigen Rückstand, welch’ letzterer in Wasser fast voll- 
kommen löslich war. Die wässerige Lösung reagirte stark 
alkalisch. 

Dieser nicht zu hohe Aschengehalt, ? seine fast vollstän- 
dige Löslichkeit in verhältnissmässig wenig Wasser und die 
stark alkalische Reaction einer solchen Lösung schlossen 
zwar von vornherein die Möglichkeit einer Verfälschung mit 
anorganischen , leider hierzu jetzt so oft gebrauchten Stoffen 
wie Gyps, Kreide, Thon, Alaun, Schwerspath u. dgl. aus — 


1) Nicht zu hoch in Anbetracht dessen, dass eine Verunreinigung 
des Mehls mit bis zu 1°, anorganischer Stoffe wohl eine rein zufällige 
sein kann. 

Arch. d. Pharm, XI. RBds 6 Heft, 33 


nn 
514 M. Dunin, Beitrag zur Getreidemehluntersuchung. PEN 


dennoch verpuffte ich ungefähr 15 g. des Mehles mit der 
doppelten Menge Kalisälpeters unter Zusatz von etwas koh- 
lensaurem Natron-Kali und prüfte die Schmelze nach der 
Vohl’schen Methode, ! war jedoch ausser Stande, irgend eine 
erheblichere Menge eines der erwähnten Stoffe nachzuweisen. 

Es blieb somit nur noch die Untersuchung auf Mehl- 
surrogate organischer Natur übrig. 

Bekanntlich liefern: Weizen (ganzes Korn) durchschnitt- 
lich 1,96 °%/, und Roggen (ganzes Korn) 1,6°, Asche, ? man 
kann somit annehmen: reines Weizenmehl (nach Abrechnung 
der Kleienasche) etwas über 1°, und reines Roggenmehl 
etwas unter 1°,. Das Mehl der Leguminosen liefert aber 
durchschnittlich 3, 2°, Asche. Weiterhin — reagirt Wei- 
zenmehlasche neutral, die des Roggenmehls kaum oder nur 
sehr schwach alkalisch, dagegen die Asche des Leguminosen- 
mehls stark alkalisch und zwar in dem Grade, dass sie in 
offenen Gefässen aufbewahrt schon nach kurzer Frist feucht 
wird. — 

Da das Letzte auch bei der Asche des von mir unter- 
suchten Mehls eingetreten, war ich überzeugt, dass dasselbe 
ein Gemisch von Roggen und irgend einem Leguminosen- 
fruchtmehl ist. Jetzt handelte es sich nur noch, das Legumin, 
den charakteristischen und wesentlichsten Bestandtheil sämmt- 
licher Leguminosenfrüchte, nachzuweisen. 


Zu dem Zwecke rührte ich etwas über 100 g. des Mehls 
mit destillirtem Wasser zu einem Brei an, brachte denselben 
in einen Spitzbeutel und knetete unter Wasser, das öfters 
erneuert wurde, so lange bis letzteres nicht mehr milchig 
trübe erschien. Nachdem sich die erhaltene in Wasser suspen- 
dirte Stärke abgesetzt hat, filtrirte ich die obenstehende noch 
immer etwas trübe Flüssigkeit ab und dampfte das Filtrat 


1) Berichte d. deutsch. chem. Gesellschaft. Berlin 1876. Heft 17. 
Seite 1660 — 1664. 
2) Nach den Untersuchungen von Th. May u. G. Ogston s. Jahres- 


bericht v. J. Freiherr v. Liebig und H. Kopp. 2. Band. Tabelle D, 


zur Seite 656. 


odefiroy, Unterscheidung der Chndalkeloide 515 
| em Wasserbade bis zum !/, des ursprünglichen Volums 
ein. Beim Erkalten bildete sich auf der Oberfläche eine dünne 


x Hautschicht und musste die Flüssigkeit nochmals filtrirt 
werden. 


In dem so erhaltenen Filtrate erzeugte Essigsäure sofort 
einen bedeutenden Niederschlag, der gesammelt und ausge- 
_ waschen in Ammoniak vollständig und leicht löslich war. 


Somit war die Art der Verfälschung constatir. Um 
jedoch mit Sicherheit angeben zu können, mit welchem Legu- 
_ minosenmehl das Untersuchte verfälscht war, betrachtete ich 

dasselbe, so wie die daraus gewonnene Stärke unter dem Mi- 
kroskope. Die Stärkekörner des Untersuchungsgegenstandes 
erschienen mit denen durch Zerreiben mehrerer Roggen- 
körner selbstverständlich nicht völlig übereinstimmend, vielmehr 
konnte eine grosse Anzahl elliptischer, nierenförmiger oder 
kugeliger Körner mit Querrissen erkannt werden, die zweifel- 
los von Phaseolus communis L. abstammten. 


[4 


Darauf gestützt gab ich mein Gutachten dahin ab, dass 
das von mir untersuchte Mehl fast zur Hälfte mit Weiss- 
bohnenmehl verfälscht war. Andere Leguminosenfrüchte wie 
Erbsen, Vitsbohnen, Linsen oder Wicken besitzen zwar auch 
Stärkekörner von derselben Structur, liefern aber entschieden 
ein stärker gelb gefärbtes Mehl. — 


Freiburg im Brg. August 1877. 


Zur Unterscheidung der Chinaalkaloide. 
Von Dr. Richard Godeffroy. 


4 In den Preiseouranten der verschiedenen Droguenhäuser 
findet man oft für ein und dasselbe Chinaalkaloid die man- 
nigfachsten oft willkürlichsten Namen oder Nebenbezeich- 

_ mungen, welche mitunter wohl geeignet sind, Verirrungen oder 
 Täuschungen hervorzurufen. So wird beispielsweise das 

 Conechininsulfat mit folgenden Namen belegt: Chininum 

_ sulfuricum BI oder B oder b oder ß, Chinidinum sulfuricum 

33* 


516 R. Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 


purum verum u. dgl. m. für Cinehonidinsulfat finden sich 
folgende Namen: Chininum sulfuricum B, oder BII, Chinidi- 
num sulfuricum, oder Ima u. dgl. m. 

Wie leicht ist da eine Verwechslung der Sulfate des 
Chinins, Conchinins und Cinchonidins möglich und wie schwer 
kann da der Apotheker beschädigt werden, wenn er diese 
Alkaloide nicht genau und scharf von einander zu unter- 
scheiden weiss. Bei dem hohen Preise, den das Chininsulfat 
jetzt im Droguenhandel hat, ist diese Unterscheidung um so 
wichtiger, als die Möglichkeit einer Verfälschung des theuren 
Chininsulfates mit dem bedeutend billigern Conchinin- und 
Cinchonidinsulfat nicht ganz unmöglich wäre. 

Zur raschen und genauen Prüfung des Chininsulfates 
auf vollkommene Reinheit, liefert nur die mikroskopische 
Untersuchung scharfe Resultate und wurden auch in dieser 
Richtung von Stodelart! und F. Schrage ?® einige inter- 
essante Mittheilungen gebracht. Da aber beide genannten 
Herren nur Chinin, Cinchonin und Chinidin in den Kreis ihrer 
Betrachtungen zogen, und es gerade bei letzterm fraglich ist, 
ob damit Conchinin oder Cinchonidin gemeint sei, so glaubten 
Herr ©. Ledermann und ich, eine neuere Untersuchung 
vornehmen zu können und gelangten wir zu dem Resultate, 
dass namentlich F. Schrage einige theils unvollständige, 
theils unrichtige Angaben gemacht haben müsse, 

Die mikroskopische Untersuchungsmethode Stodelart’s 
und Schrage’s stützt sich auf das charakteristische Verhal- 
ten der Chinaalkaloide gegen Rhodankalium. Zum Gelingen 
der Reaction ist erforderlich: eine concentrirte Rhodankalium- 
lösung und eine, bei der zur Zeit des Versuches herrschenden 
Temperatur gesättigte Lösung des Chinaalkaloidsalzes. Bei 
schwerlöslichen Salzen empfiehlt Schrage, zur Herstellung 
der gesättigten Lösung, eine die herrschende Temperatur um 
etwa 10° C. übersteigende Wärme anzuwenden. 


1) Archiv d. Pharm. Bd. 174. Seite 143. 
2) Ebenda. Bd. 105. Seite 504. 1874. 


R Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 517 


Letzteres ist nun, wie Herr C. Ledermann und ich 
gefunden haben, falsch, da man auf diese Weise ganz andere 
der Reactionserscheinung widersprechende mikroskopische Bil- 
der erhält. Wir benutzten zu unseren Versuchen reine aus 
der chemischen Fabrik von Merk in Darmstadt bezogene 
Präparate und beschäftigten wir uns vorzüglich mit der mikro- 
_ skopischen Untersuchung von Chininsulfat, Conchinin- 
 —— sulfat, Cinchoninsulfat und Cinchonidinsulfat. 
Von jeden dieser Sulfate wurde eine gesättigte wässrige 
Lösung bereitet und dieselbe unmittelbar vor dem mikrosko- 
pischen Versuche filtrir. Ein Tropfen des Filtrates auf ein 
Objectgläschen gebracht und mit einem Tropfen Rhodanka- 
liumlösung vermengt, zeigte sofort eine weisse Trübung, welche 
bei Chininsulfat am schwächsten war. Beobachtet man diese 
weisse Trübung mit einem Mikroskope bei 110facher Vergrösse- 
rung, so zeigen sich folgende Erscheinungen: 

1) Chininsulfat. Kleine Kügelchen oder runde Bläs- 
chen, welche auch nach tagelangem Stehen sich nicht aneinan- 
derreihen und durchaus keine Gruppen oder Krystalle bilden. 
Ye! 


00 
© 

RS 
goc 


Cl 


17°} 


Fig. II. 


Da nun Schrage ein dem unseren durchaus abweichen- 
des Bild gefunden hatte, — er beschreibt nemlich dünne 


518 R Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 


spiessförmige Krystalle, welche sich um einen Punkt strah- 
lenförmig ordnen, -—— so versuchten wir, nach ihm einen 
Tropfen einer bei 10°C. über die herrschende Temperatur 
(20° 0.) gesättigten Lösung mit einem Kryställchen von Rho- 
dankalium mikroskopisch zu beobachten. Dort wo die weisse 
Trübung, bedingt durch die Einwirkung von Rhodankalium 
auf Chininsulfat, mit freiem Auge sichtbar war, bemerkten 
wir nur die früher beschriebenen Kügelchen oder Bläschen. 
Nach Verlauf von etwa 10 Minuten zeigten sich aber an den 
Stellen, wo Rhodankalium keine mit freiem Auge sichtbare 
Reaction hervorgerufen hatte, in der That sternförmig grup- 
pirte Krystalle. Sofort mussten wir auf die Vermuthung 
kommen, dieselben können nur von reinem aus der übersät- 
tigten Lösung herauskrystallisirtem Chininsulfat herrühren. 
Desshalb wurde dieselbe Lösung, wie oben, aber ohne Rho- 
dankaliumzusatz untersucht und wirklich nach etwa 8 bis 
10 Minuten die spiessförmigen, zu Sternen gruppirten Kry- 
stalle Fig. II. gefunden. Schrage hatte aber seine Versuche 
auch auf Chininum valerianicum und aceticum ausgedehnt 
und fand für letztere zwei Salze etwas abweichende Krystall- 
gruppirungen als für Chininsulfat. Wir konnten auch bei 
Chininvalerianat und -acetat nichts weiter als die Kügelchen 
oder runden Bläschen wahrnehmen und nur ein einziges vale- 
riansaures Chinin des Handels zeigte Krystallbildung, welche 


der Schrage’schen 
ähnlich war, aber von 
einer Verunreinigung mit 

Cinchonidinsalz her- 
rührte. 

2) Conchininsul- 
fat unterscheidet sich 
wesentlich von Chinin- 
sulfat. Man bemerkt so- 
fort krystall. Gebilde von 
oft wunderbarer Form u. 
Gruppirung Fig. II. 
Fig. III. Dieselben haben bei 


R. Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 519 


durchfallendem Lichte eine bräunlich gelbe Farbe und gleichen 
im allgemeinen den Schrage’schen Chinidinkrystallen. 
3) Cinchoninsulfat. Lange, strahlenförmige, zumeist 
stark verästelte. Krystalle, Fig. IV. Sie zeigen theils das 
Bild eines Hirschge- zz 
weihes, theils dasjenige 
von equisetum. Im 
Uebrigen mit dem ersten 
Bilde der Schrage’- 
schen Krystalle (Fig. III. 
Seite 506) übereinstim- 
mend. Das zweite 
Schrage’sche Bild 
(Fig. IV) konnten wir 
bei reinem Üinchonin- 
sulfat niemals beobach- 
ten, wohl aber bei 
einem mit Cinchonidin- 


sulfalt verunreinigtem Cinchoninsalz. 

4) Cinchonidinsulfat. Dessen Krystallbildungen wur- 
den von Schrage gar nicht angeführt und doch glauben 
wir, dass dies um so nothwendiger ist, als wie ich anfangs 
erwähnte, für dieses Salz sehr häufig die Bezeichnung Chini- 


SF re 


520 R. Godeffroy, Unterscheidung der Chinaalkaloide. 


dinsulfat, oder Chininum sulfuricum B, oder BII. etc. gebraucht 
wird. Das Cinchonidinsulfat, auf gleiche ‚Weise wie die 3 
anderen Salze, unter dem Mikroskope untersucht, zeigt sofort 
dichte büschelförmige Krystalle um einen Punkt sternförmig 


Fig. VII. 


Fig. VII. 


gruppirt, Fig. V. und VI., oder ungleichlange spiessförmige 
Krystalle, entweder sternförmig Fig. VII. oder fächerartig 
Fig. VIII. um einen Punkt gruppirt. Ein Blick auf die 
Schrage’schen Bilder zeigt, dass sein Chininsalz (Fig. II.) 
mit Cinchonidinsalz verunreinigt war, (unsere Figur VII.) und 
dass sein Oinchoninsalz (Fig. IV.) ebenfalls mit Cinchonidin- 
sulfat verunreinigt war (unsere Fig. V1.). 

Mittels dieser mikroskopischen Prüfung läst sich nun mit 
Leichtigkeit ein jedes dieser Chinaalkaloide von dem anderen 
unterscheiden, ebenso wie sich auch jede Verfälschung oder 
Verunreinigung an der verschiedenen Krystallgestallt erkenn- 
bar macht. Es ist auch die mikroskopische Prüfung um so 
wichtiger, als man auf nassem Wege viel umständlicher zu 
Werke gehen muss, um eine Verfälschung oder Verunreini- 
gung erkennen zu können. Freilich ist der sogenannte nasse 
Weg nicht ganz ausser Acht zu lassen und möchte ich nament- 
lich die Chlorwasserammoniakprobe empfehlen, welche Chinin- 
und Conchinin-, nicht aber Oinchonin- und Cinchonidin - Salze 
geben, 


C. Bernbeck, Ferr. albuminatum solutum. 521 


Es wird daher ein Apotheker beim Einkauf von Chinin- 
salz zunächst eine kleine Menge etwa 0,1 g. des Salzes in 
Chlorwasser (etwa 10 — 15 C.C.) lösen, und mit 2 — 3 Tropfen 
Ammoniak versehen. Entsteht eine smaragdgrüne Färbung, so 
ist Chinin- oder Conchinin - Salz vorhanden, möglicherweise 
aber auch noch Cinchonin- oder Cinchonidin-Salz. Den 
besten Aufschluss hierüber giebt ihm die vorher beschriebene 
mikroskopische Prüfung. 

Herr C. Ledermann und ich haben gegen 20 Proben 
von Chininsulfat absichtlich mit verschiedenen Mengen der 
3 übrigen Alkaloidsalze gemengt und jedes Mal bei der 
mikroskopischen Prüfung diese DBeimengungen erkennen 
können. - 

Pharmaceutische Schule. Wien. Juli 1877. 


Ferr. albuminatum solutum. 


Von C. Bernbeck, Germersheim. 


Sanitätsrath Dr. Triese in Illingen bei Saarbrücken hat 
sich durch die Veröffentlichung einer Vorschrift zur Dar- 
stellung von Ferr. albuminat., in der Berliner Klinischen 
‘Wochenschrift, ein wesentliches Verdienst erworben, indem 
er die Materia medica um ein wirklich rationelles, höchst 
leicht assimilirbares Eisenmittel bereicherte. 

Die betreffende Vorschrift lässt das Eiweiss eines Hüh- 
nereies mit 10 g. Lig. ferr. sesquichlorati, durch Zusammen- 
reiben in einem Mörser, innig mischen, das überschüssige 
Eisenchlorid durch Auswaschen mit destillirtem Wasser ent- 
fernen und den gebildeten Niederschlag in einem halben 
Liter destillirten Wassers, der mit 12 Tropfen acid. hydrochlorie. 
pur. versetzt wurde, durch 2tägige Maceration wieder auflösen. 

Vielfache Darstellungsversuche bewiesen mir, dass nur 
auf folgendem Wege, durch sorgfältige Vermeidung eines 
freien salzsäurehaltigen Eisenchlorids, ein den Angaben des 
Dr. Triese entsprechendes Präparat zu erlangen ist! Es ist 


522 E. Reichardt, Untersuchung der Biereet. 


eine bekannte Thatsache, dass der offieinelle Lig. ferri sesqui- 
chlorati fast immer überschüssige Salzsäure enthält; wird nun 
dieser zur Darstellung von Ferr. albuminatum verwendet, so 
geht beim Auswaschen der Mischung von Eiweiss mit Eisen- 
chlorid der grösste Theil von dem hierbei gebildeten Ferr. 
albuminatum in Lösung und unrettbar verloren! Dieser 
Uebelstand lässt sich jedoch durch Verwenden eines neutra- 
len Eisenchlorids, zu Gunsten des Präparates, leicht vermei- 
den, indem man nachstehende Formel genau befolgt: 

Trockenes, durch Eindampfen des officinellen Lig. ferr, 
sesquichlorati, gewonnenes Eisenchlorid 6 Theile, löst man in 
10 Theilen Ag. dest,, filtrirt und mischt das Filtrat innig mit 
20 Thln. Eiweiss, bringt das gebildete braungelbe Magma 
auf ein angefeuchtetes leinenes Colatorium, presst mit den 
Händen gut aus, und wiederholt dieses öfter, unter kleinen 
Zusätzen von Ag. dest., bis alles überschüssige Eisenchlorid 
entfernt, löst alsdann den Rückstand in dem mit 12 Tropfen 
Salzsäure angesäuerten !/, Liter destillirten Wassers durch 
1 bis 2tägige Maceration und filtrirt. 

Dr. Triese giebt das Präparat bei Chlorose ohne Zusatz 
von Aether phosphoratus und muss es in diesem Falle stets 
frisch bereitet werden; bei Rhachitis dagegen lässt er 
12 Tropfen einer Lösung von 0,05 Phosphor in 30,0 Aether 
auf 250,0 der Eisenalbuminatlösung zusetzen, welcher Zusatz 
die Lösung mindestens 6 Wochen unverändert haltbar macht 
und in diesem Falle ein Vorräthighalten während einiger 
Wochen ermöglicht! 


Mittheilungen zur Prüfung der Nahrungsmittel. 
Untersuchung der Biere, namentlich auf den 
sauren Zustand, 
Von E. Reichardt. 
Mit welcher überraschenden Menge jetzt alle diese Prü- 


fungen der Nahrungsmittel an den Chemiker und speciell 
den Apotheker herantreten, weiss wohl Jeder aus eigener 


Reichardt, Untersuchung ‚der Biere etc. 


rfahrung und so drängt sich auch immermehr die Masse der 
Fragen über die Untersuchungsmethoden zusammen, welche 
sehr häufig nicht mit der Sicherheit Aufschluss zu geben im 
Stande sind, wie wir sie zur Be- und Verurtheilung der 
Substanzen gebrauchen. 

Ein Uebelstand tritt hierbei noch weiter dadurch hinzu, 
dass häufig ohne alle Ueberlegung Proben in kleinster Menge 
eingesendet werden, bei denen man thatsächlich auf che- 
mische Prüfung verzichten möchte und denken, dass der 
' Einsender glaube, ein Ansehen genüge schon zur völligen 
 Erkenntniss der Bestandtheile. 

Für die Untersuchungen der Biere habe ich desshalb, 
um diesen eingerissenen Uebelständen entgegen zu treten, 
eine kleine Anweisung gegeben, ganz ähnlich, wie bei den 
 Wasseruntersuchungen, für den Einsendenden ebenso, wie für 
den Beurtheilenden berechnet, und habe dieselbe schon in 
manchen Fällen bewährt gefunden: 


5 


Anweisung, betreffend die Prüfung der Biere, 


Die Untersuchungen der Biere auf fremde Stoffe, wie 
auf den Grad der Säuerung und sonstiger guter Beschaffen- 
heit schliessen sehr umständliche Prüfungen in sich, welche 
nur mit grösserem Aufwande ausführbar sind, können jedoch 
leicht durch vorhergehende Erörterungen vereinfacht werden, 
wozu diese Anweisung Anleitung geben soll. 


Verdorbene sauere Biere. 


Man bezeichnet damit die in sauere Gährung überge- 
gangenen Biere, welche gewöhnlich und zwar sehr bald durch 
den Geschmack erkannt werden. Sehr leicht und mit grösster 
 Bestimmtheit ist dieser Uebergang durch Kostversuche fest- 
- zustellen, vielleicht durch gemischte Commissionen, und genügt 
dies in den meisten Fällen, um Beweise zur Verurtheilung 
und Verwerfung dieser Biere als Genussmittel zu erhalten. 
Sollte es jedoch für nöthig erachtet werden, durch be- 
stimmte Prüfungen die Verderbniss zu beweisen, so genügt 


524 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 


die Einsendung von !,—1 Liter. Die Untersuchung selbst 
ist dann sowohl mikroskopisch, auf die Beschaffenheit der 
Hefe, vorzunehmen, wie die vorhandene Säure der Menge 
nach zu bestimmen und mit dem Gehalte guter Biere zu 
vergleichen. 


Stärke und Gehalt des Bieres, 


Für diese Bestimmungen, welche namentlich auf die ver- 
wendeten Materialien zum Biere und die Menge derselben 
Einblick verschaffen sollen, genügt ebenfalls 1 Liter Bier und 
kann die Bestimmung mit der obigen Prüfung vereint aus- 
geführt werden. 

Man ermittelt hierbei die Menge des Alkohols und Ex- 
tractes, eventuell des Eiweisses, Zuckers und Glycerins. 


Fremde und schädliche Bitterstoffe. 


Für diese umständliche Prüfung sind mindestens 3 Liter 
einzusenden und dürfte dieselbe stets zu vermeiden sein, wenn 
nicht bestimmte Gründe sie veranlassen. 

Die beste Methode ist die von Dragendorff gegebene. 
(Archiv der Pharmacie 1874. Bd. 204. 8. 294 u. 389.) 


Hierzu mag vorerst eine kurze kritische Besprechung 
folgen. 

Dass die meisten, vom Publikum angegriffenen und ver- 
worfenen Biere auf die saure Beschaffenheit zurück zu führen 
sind, liegt ausser allem Zweifei, denn der Lärm beginnt in 
jedem Jahre erst im Juli, August, September, legt sich sofort 
bei eintretender kalter Witterung u.s. w. So lange noch 
alte, abgelagerte Lagerbiere genügend vorhanden sind, schwei- 
gen auch die Verfälschung witternden Biertrinker, kommt 
nun junges Bier, oder kommen Mischungen alter und junger 
Biere, sog. gekräuselte, so sind diese bei der in gegebener 
Zeit waltenden Temperatur eben der Säuerung unendlich 
leicht ausgesetzt und vermindert sich die Zahl des Bier trin- 
kenden Publikums, entleert sich das Fass immer langsamer, 
so steigen die Verderbniss bringenden Umstände in völlig 
gleichlaufender, sich immer verstärkender Weise. 


NE rn Se ra ALT Lebe Ba a Se a SE Br Rare 
ZEN BE Eee 


E. Reichardt, ‚Untersuchung der Biere ete. 525 


Sehr viele Leute, welche das fertige Bier gut beurtheilen 
können, haben noch nie den bitteren Geschmack der Bier- 
würze gekostet, noch nie in der Gährung befindliches Bier, 
sondern kennen eben nur das fertige Fabrikat und urtheilen 
nach diesem. Verlangen wir nun als Bier ein Getränk von 
bekanntem Geschmack und von bestimmter wohlthätiger Wir- 
kung, in begrenzter Menge genossen, so ist das Urtheil einer 
gemischten Commission von Biertrinkern ein eben so urtheils- 
fähiges, wie die Weinhändler ihre Weine, die Brauer ihre 
' Biere, ohne jede chemische Prüfung, beurtheilen und völlig 
sicher Werth und Bedeutung feststellen. In den allermeisten 
‘ Fällen kann so ein Urtheil in kürzester Zeit begründet und 
ausgesprochen werden. 

Die Untersuchung auf den Säuregehalt der Biere scheint 
leichter zu sein, als die Ausführung ergiebt. Sehr leicht 
könnte die Menge der Säure durch Titriren ermittelt werden, 
aber bei dem Biere lässt sich, als schon an und für sich 
gefärbt, die Färbung bei Neutralisation oft sehr schwer fest- 
‚stellen. Durch Destillation mit starken Säuren die flüchtige 
Säure zu scheiden, ist ebenfalls zu verwerfen, da wir noch 
gar nichts über die Menge derselben im guten oder verdor- 
benen Zustande wissen und es sich thatsächlich oft um sehr 
geringe Mengen handelt; unbedingt ist das feinste Reagens 
die Zunge, welche oft die geringsten Umänderungen sofort 
feststellt, freilich aber nur als persönliches Zeugniss gelten 
kann. 

. Schon vor mehreren Jahren machte ich in einer ärzt-. 
lichen Zeitschrift auf das Verhalten der Hefe! aufmerksam 
und die zahlreichen weiteren Prüfungen in dieser Hinsicht 
haben mir gezeigt, dass der Zustand der Hefe sofort die Be- 
schaffenheit des Bieres hinsichtlich des Ueberganges in saure 
Gährung auf das Genaueste erkennen lässt. Bei Erwägung 
der Thätigkeit der Hefe ist dies schliesslich auch von vorn 
herein zu erwarten. 


1) Correspondenzblätter des allgemeinen ärztlichen Ver. von Thürin- 
gen 1874. 8. 1. 


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526 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 


Mit welcher Sorgfalt jeder Brauer die Hefe als Gäh- 
rungserreger beobachtet und sie hütet, kann Jeder erfahren, 
welcher diesen Vorgänger der alkoholischen Gährung genauer 
nachgeht; der Brauer weiss nur zu gut, dass von der 
Güte der Hefe die Haltbarkeit der Biere abhängt, da er 
vom Beginn der alkoholischen Gährung an bis zum Verkauf 
immer Wärmegrade behält, welche sowohl die alkoholische, 
wie saure Gährung ermöglichen und somit liegen diese 
Vorgänge zu nahe, um nicht stets die grösste Aufmerk- 
samkeit zu beanspruchen. Etwas höhere Wärme in der 
heissen Jahreszeit erleichtert ebenso den Uebergang in saure 
Gährung. 


Die anhaltende Darstellung obergähriger Biere ist jetzt 
so in den Hintergrund getreten und dafür die Lagerbier- 
brauerei oder Untergährung eingeführt, dass es, wenigstens 
in hiesiger Gegend, mir gar nicht mehr gelungen, sog. ober- 
gährige Hefe zu erlangen, man verwendet zu dem obergähri- 
gen Biere auch Unterhefe und beschleunigt die Gährung selbst 
nur durch höhere Temperatur. 


Die Unterhefe (Fig. I.) 
zeigt sich bei 3—500facher 
Vergrösserung als einzelne, 
runde oder nahezu runde 
Zellen, oft völlig durchsichtig, 
oft im Innern mit kleinen 
Punkten versehen; hier und da 
sieht man eine kleine Hefe- 
zelle an dem äusseren Rande 
der grossen (Mutter-) Zelle 
hängen, sehr bald findet je- 

Fig. I. Unterhefe. doch die Trennung statt und 
der Grösse nach sind diese einzelnen Hefenzellen sehr ver- 
schieden; man sieht sehr kleine, gemengt mit sehr grossen, 
bei vollendeter Gährung und völlig klarem Lagerbiere muss 
man wiederholt Proben unter das Mikroskop bringen, bis man 
einzelne, dann meistens grosse Hefenzellen findet, 


De 


Die Oberhefe (Fig. II.) 
zeigt dagegen die bekannten 
eiförmigen Gestalten, anein- 
ander gekettet, selten ganz 
durchsichtig und klar. Lässt 
man nun eine Probe von 
bestem Lagerbiere ruhig ste- 
hen, so trübt es sich schon 
binnen 6—24 Stunden, je 
nach der Wärme, und dann 
zeigen sich zunächst 
Menge rundlicher Hefenzel- 


eine 


 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 


Fig. Il. Oberhefe. 


len, neu entstanden, wie auch die Oberhefe, d.h. es treten 
mehr und mehr eiförmige Hefezellen auf oder Formen, welche 


nicht mehr völlig rund sind. 


Fig. III soll ein derarti- 
ges Gemenge wieder geben. 


Bleibt das Bier noch länger 


stehen, oder jede noch wei- 
ter gährungsfähige, d. h. in 
Säuerung dann übergehende 
Flüssigkeit, so treten immer 
mehr und mehr gestreckte, 
verlängerte Zellen auf, theils 
noch rundlich am Ende, theils 
endlich völlig gerade und zu- 
letzt wie astartig oder den 
Grasknoten ähnlich vereint. 


Fig. III. Gemenge von Unter- und 
Oberhefe, 


In diesem letzten Stadium ist es bei massenartiger Entwicke- 
lung sehr leicht, durch Abschlemmen wirkliche Pilzfäden zu 


trennen und zu erkennen. 


Fig. IV. und V. (siehe pag. 528) geben derartige Um- 


formungen wieder. 


Fig. V. zeigt aber eigentlich das Bild von Säurehefe, 
wie man sie höchst ähnlich oder gleich geformt bei milchsau- 


rer Gährung findet. 


Fig. IV. Uebergang in saure Fig. V. Säurehefe mit anderer 
Hefe. gemischt. 


Je weiter nun diese Umgestaltung der Hefezellen schrei- 
tet, je weniger noch die ursprünglich runde Form der Unter- 
hefe vorliegt, desto weiter ist auch die Säuerung des Bieres 
vorgeschritten. 

Um in dieser Beziehung auch andere Sachverständige 
zu hören, habe ich Brauer zugezogen, welche mit dem Uebel- 
stande in Säuerung übergehender Biere zu kämpfen hatten 
und diese fanden thatsächlich in dem mikroskopischen Bilde 
der “Hefezellen das genaueste Spiegelbild ihrer misslichen 
Fabrikate. 

Die mikroskopische Prüfung der Hefe gewinnt desshalb 
eine mehrfache Bedeutung, einmal bietet dieselbe die einzig 
sichere Handhabe, das Bier oder den Wein u. dergl. auf den 
Zustand der Gährung oder Säuerung zu untersuchen und 
sodann dürfte es eben so wichtig für den Brauer sein, die 
Hefe selbst beim Beginn des Brauens oder sonst auf ihre 
tadellose Beschaffenheit zu prüfen. 

Wie schon oben ausgesprochen, ist natürlich die Zunge 
ein äusserst feines Mittel zur Feststellung des sauren Ge- 
schmackes und halte ich die weitere Prüfung in den meisten 
Fällen für unnöthig, jedoch oft will die Behörde noch den 
weiteren Ausspruch eines chemischen Sachverständigen zur 
Bekräftigung haben. Die Versuche, die Menge der Säure 
selbst titrimetrisch festzustellen, ergaben mir bis jetzt keine 


E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 529 


| ‚brauchbaren Resultate. So ergaben (auf Essigsäure bezogen) 
10 Proben folgende Resultate: 


Völlig gute Biere enthielten 0,10— 0,10 — 0,06 — 0,18 Proc. 
Säure. 


Mehr oder weniger saure Biere enthielten 0,10 — 0,12 — 

0,12 — 0,16 — 0,16 — 0,24 Proc. Säure und ganz ähnliche 

Resultate zeigten sich auch bei anderen Untersuchungen. 

_ Nimmt man noch dazu, dass bei sauren Bieren ein Theil der 

Säure durch künstliche Mittel abgestumpft sein kann, so ver- 

 liert die Ermittelung der freien Säuren allen Halt, um so 
mehr Wichtigkeit fällt der mikroskopischen Prüfung zu. 


Ob die mikroskopische Untersuchung gleich genau oder 
noch genauer ist, als die Zungenprüfung, ist natürlich zu- 
_ nächst nach persönlicher Befähigung bei letzterer zu unter- 
scheiden, jedoch kam mir ein Fall vor, wo das biertrinkende 
Publikum den Stoff noch als ausgezeichnet hinstellte, der 
Wirth an der neu erwachenden Gährung den Uebergang zur 
Säuerung erkannte und das Mikroskop schon eine Menge 
eiförmiger, der Oberhefe gleichender, mit einander verbundener 
Zellen zeigte, während das wirklich tadellose Bier die letzte- 
ren nicht enthielt. 


Sehr leicht und sogar interessant ist es, bei einer Probe 
Bier, die man offen stehen lässt, die allmählige Umbildung 
und Entwickelung der sauren Hefe zu beobachten. 


Stärke und Gehalt des Bieres. 


Die Untersuchung hierauf kann sofort gemeinsam vor- 
genommen werden und erstreckt sich in der Regel auf Alko- 
hol und Extraet, kann aber auch auf Eiweiss, Zucker, 
Glycerin und Asche ausgedehnt werden, falls man dieselben 
berücksichtigen will. 


Alkohol. Derselbe wird unbedinst am Genauesten 
durch Destillation geschieden. Man destillirt 200 g. Bier bis 
auf 1/, ab und ermittelt den Alkohol im Destillate. 

Das Destillat selbst enthält natürlich die flüchtigen Stoffe 


anderer Art gleichzeitig, so namentlich Hopfenöl, jedoch auch 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Hft, 34 


EN Te 
A 17 Br 
530 E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 


flüchtige Säuren, wie Essigsäure und kann durch Geruch 
und sonst darauf geprüft und beurtheilt werden. 

Der Destillationsrückstand enthält häufig in Flocken oder 
Fasern das Eiweiss abgeschieden, welches auf gewogenem 
Filter gesammelt werden kann, jedoch muss man ein grösse- 
res Filter wählen und heiss filtriren, sonst geht die dicklige 
Flüssigkeit nicht mehr durch das Filter. Die Eiweissbestim- 
mung wird dadurch ungenau, dass fast stets an der Retorte 
einiges fest anhaftet. Junge Biere und obergährige scheiden 
stets mehr davon aus, als alte ausgegohrene. Diese Be- 
stimmung wird stets etwas ungenau bleiben; den Stick- 
stoff des Bieres zu ermitteln und auf Eiweiss zu berechnen, 
dürfte aber kaum richtigere Resultate versprechen. 

Das Filtrat vom Eiweiss giebt verdunstet den Abdampf- 
rückstand oder das sogenannte Bierextract; man trocknet 
bei 100° C. ein, bis kein weiterer Gewichtsverlust mehr eintritt. 

Ueberträgt man diese beiden, der Menge nach vorwal- 
tenden Bestandtheile des Bieres auf das dazu verwendete 
Malz oder die zur alkoholischen Gährung dargestellte Würze, 
so enthält letztere bei Lagerbier annähernd gleiche Theile 
Zucker und Dextrin; bei der alkoholischen Gährung liefert 
ersterer annähernd die Hälfte Alkohol, so dass man ebenso 
annähernd die Menge des sogenannten Malzextractes erhält, 
wenn man den gefundenen, auf Gewichtsprocente berechneten 
Alkohol verdoppelt und zu den Procenten des AbdampE 
standes zählt, 

Zucker von der Formel 06 H1?06# liefert 51,1 Proc. abso- 
luten Alkohol. Gewöhnlich findet man annähernd gleiche 
Mengen Alkohol und Abdampfrückstand des Bieres, d.h. bei 
dem weiteren Verlauf der Zucker- und alkoholischen Gäh- 
rung ist gegenüber dem Dextrin die doppelte Menge Zucker 
erzeugt und zersetzt worden. 

Da das Dextrin in absolutem Alkohol unlöslich ist, so 
kann man Zucker (in der Regel auch Bitterstoff) auf diese 
Weise in dem Bierextracte aufsuchen. Bei gut ausgegohre- 
nen Bieren finden sich übrigens nur Spuren Zucker, nach- 
weisbar durch die Trommer-Fehling’sche Probe, vor, 


E. Reichardt, Untersuchung der Biere ete. 531 
weil derselbe eben in der Gährung möglichst vollständig 
umgesetzt wurde Sehr häufig besitzt daher der Rückstand 
der so gewonnenen alkoholischen Lösung einen widerlichen, 
bitteren, keineswegs an Zucker erinnernden Geschmack. Bei 
obergährigen oder jung gebrauten Bieren kann dagegen zuwei- 
len noch Zucker bestimmt werden. 

Glycerin. Die Bestimmung desselben wird auf völlig 
gleiche Weise, wie bei dem Wein ausgeführt (diese Zeitschr. 
1877. Bd. 210. 8. 408), entweder in 50 Cub.-Cent. Bier 
direct nach dem Eindunsten mit Kalk, oder man verdünnt 
den Destillationsrückstand des Bieres sofort auf ein bestimm- 
tes Maass (100 — 200 Cub.-Cent.) und verdunstet nur einen 
Theil zum Extract, den anderen zu Glycerin u. s. w. u. s. w. 

Wie viel ein Bier normal Glycerin enthält, ist noch nicht 
genügend bekannt und bestimmt; hiesiges Lagerbier der 
Stadtbrauerei mit 4,2 Proc. Alkohol, 5,0 Proc. Extract ergab 
0,276 Proc. Glycerin, 2 andere in der Stärke sehr ähnliche 
Biere: I = 4,0 Proc. Alkohol und 6,0 Proc. Extract, II = 4,7 
Alkohol und 6,9 Proc. Extract enthielten 0,27 und 0,28 Proe., 
demnach übereinstimmend; zwei andere Biere mit III = 5,3 
Proc. Alkohol und 6,6 Proc. Extract, sowie IV — 4,9 Proc. 
Alkohol und 6,7 Proc. Extract ergaben wiederum genau so 
viel, dagegen erwies ein anderes Bier mit 4,0 Proc. Alkohol 
und 4,7 Proc. Extract 0,846 Proc. Glycerin und dürfte somit 
ein Zusatz von letzterem anzunehmen sein, jedoch fehlen 
noch weitere Prüfungen, um sichere Urtheile zu ermöglichen. 

Asche. Auch diese ist sehr häufig zum Anhalt der 
Beurtheilung gewählt worden, jedoch können auch nur sehr 
auffällige Verschiedenheiten zu bestimmten Schlussfolgerungen 
berechtigen. Die früheren Angaben z. B. von Martius! 
über Erlanger Biere schwanken zwischen 0,288 — 0,303 Proe. 
des Bieres, meine Untersuchung von gewöhnlichen Lagerbie- 
ren mit 3,5—5,0 Alkohol und eben soviel oder etwas mehr 
Extract, führten zu den Procenten 0,2 —0,22— 0,23, wovon 
etwa der dritte Theil Phosphorsäure ist. 


1) Annal. der Chemie u. Pharmacie 93. 368. 
34* 


532 P.J. Haaxman, Bereitung von Tannas Chinini neuter etc. 


Specifisches Gewicht. Dasselbe beträgt bei den 
gewöhnlichen sog. einfachen oder Lagerbieren wenig mehr 
als 1,0 z. B. 1,010 — 1,020. Man bestimmt dasselbe nament- 
lich auch desshalb, um dann die zu entnehmenden Proben 
auszunlessen. 


Fremde und schädliche Bitterstoffe. 


Bis jetzt dürfte in der That keine vollständigere und 
bessere Prüfungsweise vorhanden sein, als die von Drag- 
gendorf in dieser Zeitschrift veröffentlichte (1874. Bd. 204. 
S. 294 und 389); über Colchiein speciell sind die interessan- 
ten Beobachtungen von Dannenberg (Arch. der Pharm. 
1876. Bd. 208. 8.411 und 1877. Bd. 210. S. 97 und 238) 
nachzusehen, wobei beiläufig erwähnt werden dürfte, dass mir 
selbst noch kein Fall bekannt ist, in welchem Üolchicum als 
Zusatz zu Bier erwiesen worden wäre. 

Die Methode von Draggendorf hat bei den hier häufig 
wiederholten Gegenversuchen mit absichtlichen Zusätzen stets 
gute Nachweise geliefert. 

Diese vorläufigen Andeutungen mögen zur Beurtheilung 
schlechter Biere einiges Material liefern; die eigentliche Me- 
thode der Bieruntersuchung soll baldigst folgen, sowie in 
einigen anderen Prüfungsweisen genauere Kenntnisse erlangt 
worden sind. 


Bereitung von Tannas Chinini neuter (geschmack- 
freies gerbsaures Chinin.) 


Von P. J. Haaxman.! 


Das gegenwärtig viel besprochene und verschriebene 
geschmackfreie Chinintannat von Mathyas Rozsnyay, 
welches vor Allem in der Kinderpraxis gute Dienste leisten 
kann, ist in dieser Zeit auch nach Holland gelangt, erfüllt 


1) Aus der Nieuw Tijdschrift voor de Pharmacie, Maart 1877, mit- 
getheilt von Th. Husemann. 


RN E 
“ 


rad: Haaxman , ereitung von Tannas Chinini neuteretee 533 


jedoch nach meiner Erfahrung keineswegs vollständig die Be- 


dingung eines nicht bitter schmeckenden Präparats. Ich ver- 
suchte daher die Darstellung desselben nach der oberflächlich 
dafür mitgetheilten Bereitungsweise: Auflösung von Sulphas 
 Chinini in einer grossen Menge Wasser, Präcipitation mit 
einer Lösung von Acidum tannicum, welche vorsichtig mit 
sehr verdünntem Ammoniak neutralisirtt war. Sammeln des 
sehr voluminösen und schwierig abzuscheidenden Nieder- 
schlages, Abwaschen mit wenig Wasser und vorsichtiges 
Trocknen ohne Anwendung künstlicher Wärme. Das Prä- 
parat entsprach nicht ganz den Erwartungen, da es, obschon 
weniger als das gewöhnliche Chininum tannicum, doch immer 
noch entschieden bitter schmeckte. 

Eine Veränderung dieser Methode in der Weise, dass 
ich das Chininsulfat zuerst in Alkohol oder in reinem me- 
thylirtem Alkohol löste und diese Lösung später mit Wasser 
verdünnte, hatte nur den Vortheil, die Menge des Liquidum, 
in welchem sich das Chinin löste, zu verringern; das Product 

_ war dagegen stets bitter. Nach verschiedenen andern Ver- 
suchen bin ich endlich zu einer Methode gelangt, ein wirklich 
geschmackfreies Chininum tannicum darzustellen. Mein Ver- 
fahren ist folgendes: 

1 Th. Sulphas Chinini wird mit Hülfe von verdünnter 
Schwefelsäure in Wasser gelöst und diese Lösung mit einer 
Solution von Natriumhydroxyd von 1,12 spec. Gew. gefällt. 
Nachdem alles Chinin niedergeschlagen ist, wird die Schaale, 
in welcher die Präcipitation geschah, auf ein Wasserbad 
gestellt und unter fortwährendem Umrühren erwärmt, wodurch 
das gefällte Chinin sich in compacten Flocken abscheidet und 
nun sehr bequem filtrirt und ausgewaschen werden kann, 
Nach vollständigem Auschwaschen, welches natürlich wegen 
der Löslichkeit von Chinin in Wasser mit einer möglichst 
‚geringen Menge destillirten Wassers geschehen muss, lässt 
man den Niederschlag auf dem Filtrum abtropfen und lang- 
‘sam trocknen, worauf man ihn in 10 Th. reinen rectificirten 
Weingeists oder methylirten Spiritus von 0,828 spec. Gew. 
auflöst. Nach vollkommener Lösung des Chinins wird so viel 


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534 P. J. Haaxman, Bereitung von Tannas Chinini neuter ete. 


warmes destillirtes Wasser zugesetzt, dass die Flüssigkeit bei 
gelindem Erwärmen noch klar bleibt. In einer zweiten Schaale 
werden 3 Th. Acidum tannicum in 40 T. Aqua destillata auf- 
gelöst. Zu dieser Gerbsäurelösung wird nun die noch warme 
klare Chininsolution in sehr dünnem Strahl und unter fleissi- 
gem Umrühren geschüttet und nach vollendeter Präcipitation 
das Gemenge auf dem Wasserbade unter starkem Umrühren 
so lange erwärmt, bis die Hälfte verdunstet ist. Man erreicht 
hierdurch einerseits die Verjagung des Spiritus und anderer- 
seits die Vereinigung des Chinintannats in compacter Form 
und die bequeme Abscheidung des letzteren. Nachdem die 
verdampfte Flüssigkeitsmenge wieder durch warmes Wasser 
ersetzt worden ist, wird das erhaltene Product auf einem 
Filtrum gesammelt und nun so lange mit heissem destillirtem 
Wasser ausgewaschen, bis die Flüssigkeit klar und geschmack- 
frei abläuft und so lange die warme, klar durchlaufende 
Flüssigkeit beim Abkühlen noch milchig getrübt wird. Nach 
vollkommenem Abtropfen wird das Filtrum mit seinem Inhalt 
auf doppeltem Filtrirpapier ausgebreitet und bei gelinder 
Wärme getrocknet. 

Ergiebt sich nach vollkommenem Trocknen einer kleinen 
Menge, dass der Geschmack noch etwas bitter ist, so wird 
das halbgetrocknete Präparat im Mörser mit heissem destil- 
lirtem Wasser verrieben und so lange damit ausgewaschen, 
bis die ablaufende Flüssigkeit geschmackfrei ist, worauf das 
Präparat getrocknet und fein zerrieben wird. 

Die bitterschmeckenden Waschflüssigkeiten können spä- 
ter durch Abdampfen concentrirt und nach Abkühlung das 
gefällte bittere Chinatannat gesammelt werden. Man muss 
hierbei jedoch im Auge behalten, dass das Tannas Chinini 
bei Verschiedenheit der zur Fällung benutzten Mengen Gerb- 
säure kein Präparat von constanter Zusammensetzung ist. 
Eine Lösung von Chinin lässt sich mit verschiedenen Mengen 
Gerbsäure vollkommen präcipitiren, weil diese Säure die Eigen- 
schaft besitzt, mit Chinin nicht allein quantitativ verschiedene 
Verbindungen zu bilden, sondern auch sowohl Chinin als 
Gerbsäure bis zu einer gewissen Grenze mit dem gebildeten 


 Tannat mitzureissen. Man muss sich Aaher bei der Berei- 
tung des gewöhnlichen Chininum tannicum an die offcielle 


Vorschrift halten. 


Es ist mir bei dieser Behandlungsweise klar geworden, 
dass Erwärmen, welches ich bei Bereitung des gewöhnlichen 
Chininum tannicum sowohl bei der Fällung als beim Trocknen 
sorgfältig vermeide, weil sonst das Präparat bisweilen harz- 
artig zusammenbackt und das Product eine sehr dunkelgelbe 
Farbe bekommt, keinen nachtheiligen Einfluss ausübt, wenn 
man es in der beschriebenen Weise ausführt. Wohl wird 
die Flüssigkeit, in welcher das gerbsaure Chinin suspendirt 
ist, dunkler gefärbt, aber nach Filtriren und Auswaschen bis 
zu der Zeit, wo dieselbe farblos abläuft, bleibt das Chininum 
tannicum wenig gefärbt zurück und liefert, vollständig bei 
zelinder Wärme getrocknet, ein Product von gelblichgrauer 
Farbe. 


Erst nach der Vollendung vorstehenden Artikels kam 
ich auf den Gedanken, ob sich nicht durch einfaches Aus- 
waschen des gewöhnlichen Chininum tannicum mit heissem 
Wasser dasselbe Resultat erhalten lasse, dass nemlich daraus 
das bittere, in heissem Wasser lösliche Tannat ausgewaschen 
werden könne und ein nicht bitteres Salz hinterlasse. Ich 
kam auf diesen Gedanken, weil ich zu der Erfahrung gelangt 
war, dass ich kein befriedigendes Resultat erhalten konnte, 
ehe das auf die beschriebene Weise dargestellte Präparat so 
lange mit heissem Wasser ausgewaschen war, bis das ablau- 
{ende Liguidum keinen bitteren Geschmack mehr besass und 
vor Allem beim Abkühlen keine milchige Beschaffenheit mehr 
annahm. Diese Vermuthung hat sich mir durch den Versuch 
auch bestätigt. 


Eine bestimmte Quantität von mir selbst bereiteten 
gewöhnlichen Chinintannats wurde in einem Schälchen mit 
Wasser vermengt und auf einem Heisswasserbade unter star- 
kem Umrühren etwa eine Viertelstunde lang erwärmt, dann 
unmittelbar auf ein Filtrum gebracht und nun so lange mit 
kleinen Quantitäten heissen Wassers ausgewaschen, bis die 


536 E. M. Holmes, Eine falsche Senna. 


beim Abkühlen nicht mehr lactescirte. 


ae RA 
< 3 ? 
g- 


E EN: 
durchgehende Flüssigkeit nicht mehr bitter schmeckte und 


Nach vollkommenem Abtropfen konnte das Filtrum mit 


seinem Inhalt ohne Mühe bei gelinder Wärme getrocknet 
werden und lieferte das verlangte geschmackfreie Chininum 
tannicum. Das durch Verdampfen der concentrirten Wasch- 
wasser und Abkühlen entstehende Präcipitat war von ausser- 
ordentlich stark bitterm Geschmack, 

Als Schlussfolgerung aus diesen Versuchen ergiebt sich, 
dass die Bereitung von Tannas Chinini neuter (geschmack- 
freies Chinintannat) auf die einfachste Weise durch gehöriges 
Auswaschen von Chininum tannicum geschehen kann. 


Ueber eine falsche Senna. 
Von E. M. Holmes. 


Vor Kurzem wurde in London unter dem Namen „schöne 
Senna“ eine Waare ausgeboter, welche sich durch ihre bota- 
nischen Merkmale beträchtlich von der ächten Drogue unter- 
scheidet, obwohl sie in Form und Farbe der Tinnevelly - Sorte 
ähnelt. Vorläufig waren nur zwei Ballen davon angekommen, 
aber die ungeheure Menge von 200 Tonnen (4000 Centner) 
in Aussicht gestellt. Diese Nachricht forderte um so mehr 
zur näheren Kenntnissnahme der Novität auf; ich unterzog 
mich derselben und fand, dass allerdings hier die Blätter 
einer Leguminose vorliegen, die möglicherweise selbst zur 
Gattung Cassia gehört, obwohl zu einer ganz anderen Ab- 
theilung als die offieinelle Senna. Da die Gattung Senna 
eine sehr artenreiche ist, so zog ich den Professor Oliver mit 
ins Interesse, und dieser sprach die Vermuthung aus, dass 
die in Rede stehende Drogue von Cassia brevipes DC, 
welche in Costa Rica und Panama einheimisch ist, stamme., 
Bestätigung geben einige in einer neuen Probe enthaltene 
Blüthen und junge Zweige. Die Abtheilung Chamaecrista, 
zu welcher diese Senna-Art gehört, enthält Kräuter und 
Sträucher mit gefiederten Blättern, deutlichen Afterblättern 


R. M. Holmes, Eine falsche Senna, 537 


und Blüthen, welche entweder einzeln in den Blattachseln 
oder auch fast büschelig auf einem sehr kurzen allgemeinen 
Stiele sitzen. Jene Abtheilung enthält 78 Arten, aber die 
kleine aus 9 bestehende Gruppe, wozu Cassia brevipes 
gehört, besteht aus Pflanzen, welche so nahe zusammen gehö- 
ren, dass sie eine fortlaufende Reihe bilden, denn die Blätter 
sehen sich sehr ähnlich. Unsere Pflanze unterscheidet sich 
jedoch von ihren Nachbarn durch ihre kurze stark behaarte 
Hülse, deren Haare goldgelb und nicht angedrückt sind. 

Ich lasse nun eine Beschreibung der Drogue folgen. Die 
erwähnten Zweige haben haarige Stengel, die Blätter sind 
abwechselnd, zusammengesetzt, mit sehr kurzem Stiel, zwei- 
zackig, und die Spindel endigt in eine äusserst feine kurze 
haarförmige Spitze. Die Blättchen, welche so nahe zusammen- 
stehen, dass sie fast einander decken, sind ganzrandig, an der 
Basis ungleich, ungefähr 1'/, Zoll lang, im äusseren Umriss 
ziemlich elliptisch, am untern Ende weniger gekrümmt als am 
‘oberen, am Ende stachelspitzig. Der bemerkenswertheste 
Charakter besteht aber in dem Aderverlauf. Drei Hauptadern 
zehen von der Basis des Blattes aus, divergiren nur wenig 
und setzen sich fast bis zur Spitze des Blattes fort. Jede 
dieser 3 Adern verzweigt sich fiederig in sehr spitzem Win- 
kel (etwa 7°), so dass ein flüchtiger Blick das Blatt gabelig 
geadert erscheinen lässt. Die zwei unteren Blättchen an 
jedem Blatte sind kleiner als die beiden oberen. Die Hülsen 
sind bräunlich, ungefähr doppelt so lang als breit, und mit 
gelblichen aufrecht stehenden Haaren bedeckt. Die After- 
blätter sind lanzettlich mit herzförmiger Basis, und haben zahl- 
reiche kleine Adern. Die Blumen sind gross und gelb, mit 
steifen trocknen Kelchblättchen, und stehen einzeln in den 
 Blattachseln. 

Da ich es wegen der systematischen Stellung für wahr- 
scheinlich hielt, dass Cassia brevipes dieselben purgiren- 
den Eigenschaften besitze wie die Sennesblätter, so bereitete 
ich zwei Aufgüsse, eine von ihr und eine von der Tinnevelly- 
Senna in gleichem Verhältniss. Aeusserlich waren die beiden 
Aufgüsse sehr ungleich, denn der von der Senna hatte eine 


538 E. B. Shuttleworth, Benzoösaures Lithion. 


gesättigt braune, hingegen der andere eine fast wie Mandelöl ® 
helle Farbe. Beide reagirten neutral und gaben mit essig- 
saurem Bleioxyd, Galläpfeltinctur und Eisenchlorid ähnliche 
Niederschläge, doch waren die von Cassia brevipes blas- 
ser und geringer, als die von der Senna. Geschmack und 
Geruch beider stimmten nahe miteinander überein. 


Der Aufguss von !/, Unze Blätter der Cassia brevi- 
pes zeigte sich wirkungslos auf den Organismus, während 
ein ebenso starker Aufguss der Tinnevelly-Senna sich als 
entschiedenes Purgans erwies. Aber auch selbst die doppelte 
Dosis der ersteren, also ein aus !/, Unze derselben bereiteter 
Aufguss äusserte keine Wirkung. Diese neue Senna ist mit- 
hin gänzlich zu verwerfen, und ein Zusatz derselben zur 
ächten Senna als Fälschung anzusehen. (Aus dem Pharm. 
Journal and Transactions durch d. Pharmacist 1875, No. 3, 
P.277.) W. 


Ueber benzo&@saures Lithion. 
Von E. B. Shuttleworth. 


Dieses Salz ist gegen gewisse Störungen in den Func- 
tionen der Harnorgane empfohlen worden und scheint besser 
zu wirken als das Lithion in den andern bisher angewandten 
Formen. Dem kohlensauren Lithion steht seine Schwerlös- 
lichkeit im Wege, und das allerdings leichter lösliche citro- 
nensaure Lithion ist wegen seiner Zerfliesslichkeit nicht bequem 
zu bereiten und zu dispensiren. Das benzo@saure Lithion 
treffen diese Vorwürfe nicht, und es hat noch den Vorzug, 
eine Säure zu enthalten, welche ebenfalls im Rufe eines Heil- 
mittels bei Harnkrankheiten steht. 


Im Handel kommt es bis jetzt noch nicht vor, aber seine 
Darstellung unterliegt keiner Schwierigkeit. Am besten ver- 
fährt man, indem man kohlensaures Lithion mit Benzoesäure 
behandelt, z. B. 1 Unze des erstern in einer Porzellanschaale 
mit 9 Unzen Wasser übergiesst, mässig erwärmt und so lange 
Benzoesäure einträgt, bis kein Brausen mehr erfolgt. Man 


des Tragants. = = 539 


bedarf dazu ungefähr 3%/, Unzen Säure. Hierauf verdunstet 
_ man die Solution zur Trockne. Die Ausbeute beträgt bei- 
nahe 34, Unzen. 

Watts giebt an, diese Verbindung krystallisire nicht; das 
ist aber ein Irrthum. Sie bildet perlmutterglänzende Schup- 
pen oder Blätter und sieht dem Jodcadmium ähnlich; die 
Krystalle fühlen sich seifig oder fettig an, schmecken nicht 
unangenehm süsslich kühlend, sind luftbeständig, und ihre 
Lösung reagirt sauer. 

Das Salz löst sich bei + 15° C. in 3%/, Theilen, und bei 
100° in 21%, Theilen Wasser, ferner in 10 Theilen kaltem 
Weingeist von 0,838 spec. Gew. (Americ, Journ. of Pharm. 
28752 °No. 3, p. 113.) W. 


Ueber die Entstehung des Traganths.! 


Die Erzeugung des Gummi durch die Pflanzen scheint 
von einem eigenthümlichen krankhaften Zustande abzuhängen, 
dessen Hauptphasen von Tr&ecul im Jahre 1860 studirt und 
beschrieben sind. Dieser Gelehrte hat sich nur mit der Bil- 
dung des Gummi in den Rosaceen beschäftigt, aber man 
nimmt allgemein an, dass das durch die Acacien producirte, 
welches als Handelsartikel eine weit grössere Wichtigkeit 
besitzt, aus ähnlichen Processen hervorgeht. 

Die Gummi-Krankheit entspringt aus einer Art Voll- 
saftigkeit der jungen Gewebe. Die Säfte, indem sie massen- 
haft mit den neuen Zellen in Berührung kommen, erweichen, 
verletzen und desorganisiren dieselben schliesslich. Dadurch 
entstehen dann mit Flüssigkeit angefüllte Räume, worin die 
Trümmer der zerstörten Gewebe schwimmen. Nach und 
nach erweitern sich, in Folge des Auseinanderfallens der 
benachbarten Zellen, die Räume noch mehr, und wenn sie 
sich in unmittelbarer Nähe der Epidermal- Schichten befinden, 
so können sie sich an der Oberfläche der Pflanze Luft machen 
_ und einen mehr oder weniger weiten Riss erzeugen. Bleiben 


1) Journ, de Med. de Bruxelles, Juli 1875, p. 56. 


540 Entstehung des Traganths. 


sie aber allseitig geschlossen, so werden sie mit der Zeit 
Gummi-Behälter. Dieses Gummi erscheint im Umfange der 
Höhlung unter der Gestalt gelatinöser Wärzchen, welche 
wachsen, sich gelb oder braun färben und zuletzt den leeren 
Raum ausfüllen. In der Nähe der Fasern scheint es zuerst 
aus ihren Wänden zu schwitzen, dann allmählig sie selbst 
mit ihrem Inhalte umzuwandeln. Wenn die Räume neben 
der Rinde oder in holzigen wenig widerstandsfähigen Schich- 
ten entstanden sind, so tritt ihr Inhalt in Form der bekann- 
ten durchsichtigen Thränen heraus. 

So verhält es sich mit der Entstehung der Gummiarten 
in den Rosaceen und Acacien, welche wesentlich aus Gummi- 
säure oder Metagummisäure bestehen. 

Davon durch seinen Ursprung und seine Eigenschaften 
wesentlich verschieden ist der Traganth. Nach Hugo Mohl 
wäre derselbe gleichfalls ein pathologisches Product, das einige 
Aehnlichkeit mit den vorigen hätte: er ist, wie M. sagt, das 
Resultat einer mehr oder weniger vollständigen Umwandlung 
der Zellen des Marks und der Markstrahlen in eine gelatinöse 
Materie, welche durch Einwirkung des Wassers um das meh- 
rere Hundertfache der ursprünglichen Grösse der Zellen 
anschwill. Wenn man die anatomische Structur der Astra- 
gali, welche diese Materie liefern, untersucht, so findet man 
das Mark und die Markstrablen mehr oder weniger verändert 
und in allen Zwischenstadien, die die verschiedenen Umwand- 
lungsphasen zu verfolgen gestatten. Die Zellen, welche 
anfangs eine harte hornartige Oonsistenz angenommen haben, 
ohne ihre Form zu verändern, verdichten sich zuletzt zu 
einer homogenen Masse, worin ihre Wände nicht mehr zu 
erkennen sind. 

Dieser Ursprung schien hinterher die Ansicht Guibourt’s 
zu bestätigen, wonach der lösliche Theil des Traganths aus 
Arabin und der unlösliche aus einem Gemenge von Cellulose 
und Stärkmehl, beide theilweise verändert, bestehen. Diese 
Ansicht ist aber ebenso wenig genau, wie diejenige, welcher 
man allgemein in den Büchern begegnet, nemlich: der lösliche | 
Theil unterscheidet sich vom Arabin dadurch, dass er von 


Entstehung des Traganths. 541 


Eisenoxydsalzen nicht verdickt wird und dass er, durch 
Weingeist gefällt, eine ganz eigenthümliche schleimartige Con- 
sistenz zeig. Und was den in heissem Wasser unlöslichen 
Theil betrifft, so gab man ihm den Namen Bassorin; er 
habe die allgemeine Zusammensetzung der Amylaceen, weiche 
von der Cellulose bedeutend ab, und charakterisire sich be- 
sonders durch die Fähigkeit, im Wasser stark aufzuquellen. 

Guibourt gab als Bestandtheil des Traganths Stärkmehl 
an, und Andere machten dieselbe Wahrnehmung. Der wurm- 
föormige enthält mehr davon als der blättrige, und die Art 
und Weise, wie sich nach Mohl der Traganth bildet, würde 
auch sehr leicht die Anwesenheit des Stärkmehls erklären. 
Allein man begreift, wenn man so viel Mühe hat, sich hin- 
sichtlich eines so leicht zu erkennenden Körpers zu verstän- 
digen, wie viel schwieriger es ist, sich über die Natur der- 
jenigen Materie zu vereinigen, welche die Hauptmasse des 
Traganths ausmacht und ihm seine wesentlichsten Eigen- 
schaften verleihet. In der That herrschte darüber auch eine 
grosse Verwirrung, und es freut uns daher um so mehr, einer 
Arbeit von Giraud zu begegnen, welche über die Frage 
ein unerwartetes Licht verbreitet. 

Wenn man, sagt der Verfasser, 1 Theil Traganth mit 
50 Theilen Wasser, welches 1 Proc. Salzsäure enthält, digerirt, 
hierauf filtrirt und die Flüssigkeit mit Barytwasser im Ueber- 
schuss versetzt, so besteht der dadurch allmählig entstandene 
Niederschlag aus pektinsaurem Baryt. Hat sich derselbe 
gehörig gesammelt, und man wäscht ihn dann, vertheilt ihn 
wieder in Wasser und behandelt ihn mit Salzsäure oder 
Essigsäure, so löst sich die Base, während die Pektinsäure 
zurückbleibt. Auf diese Weise kann man aus dem Traganth 
60 Procent Pektinsäure gewinnen. 

Das so eben angegebene Verfahren beweist, dass die 
Pektinsäure im Traganth nicht präexistirt, sondern sich erst 
‚aus einer andern Substanz erzeugt. Giraud giebt darüber 
folgende Aufschlüsse. 

1) Vom Traganth löst sich nur sehr wenig in kaltem 
Wasser, keineswegs, wie man angegeben findet, 30 bis 50 Proc, 


542 Eutstehung des Traganths. 


Was sich löst, ist nicht ein dem Arabin ähnlicher Körper, 
sondern ein Gemenge. 

2) Digerirt man den Traganth mit seiner 50 fachen Menge 
Wasser im Wasserbade, so wandelt sich binnen 24 Stunden 
sämmtliche gummöse Substanz in lösliches Gummi um, und 
hat dabei die Eigenschaft verloren, sich nach dem Trocknen 
aufzublähen. Das neue Product ist aber kein Arabin, sondern 
Pektin. 

3) Behandelt man dieses Product mit Wasser, worin 
1 Proc. Säure, im Woasserbade, so wird es binnen 2 bis 
3 Stunden vollständig löslich, ist aber noch immer wesentlich 
Pektin, durch Weingeist fällbar, aber kein Gummi, wie man 
angegeben findet. Der dabei zugleich entstehende Zucker 
macht kaum den zehnten Theil der angewandten Substanz aus. 

Der Traganth verwandelt sich also unter diesen verschie- 
denen Einflüssen in Pektin, welches in Wasser löslich, durch 
Weingeist fällbar und fähig ist, durch Einwirkung von Alka- 
lien pektinsaure und metapektinsaure Verbindungen zu geben. 
Dieses Pektin selbst entsteht aus einem unlöslichen Pektin- 
körper, welcher über die Hälfte des Traganths ausmacht und 
mit Fremy’s Pektose identisch zu sein scheint. 

Bekanntlich kommt die Pektose reichlich in dem Schlauch- 
gewebe vieler Früchte und Wurzeln vor; sie begleitet fast 
immer die die Umhüllungen bildende Cellulose, kann aber 
nicht mit ihr verwechselt werden, denn die Oellulose verwan- 
delt sich unter dem Einflusse der Säuren erst in Dextrin 
und dann in Zucker, nie in Pektin. 

Die Beobachtungen von Giraud scheinen also Mohl’s An- 
gabe, wonach die Cellulose der Astragali sich in Traganth 
umändern soll, zu entkräften. 

Nach des Verf. Analysen hat der Traganth folgende 
durchschnittliche Zusammensetzung in hundert Theilen: 


20 Wasser. 2— 3 Stärkmehl. 
60 Pektinkörper. 3 Mineralstoffe. 
8—10 lösliches Gummi. Spuren stickstoffhaltiger Ma- 


3 Cellulose. terie. W. 


EL 


 Krystallisationswasser d. schwefels. Chinins. — Herapathit. 543 


B. Monatsbericht. 


Das Krystallisationswasser des schwefelsauren 
Chinins. 


Cownley bestätigt die Angabe von Jobst und Hesse, 
dass frisch bereitetes schwefelsaures Chinin 7!/, Mol. Wasser 
enthält. An trockner Luft verliert das Salz soviel Wasser, 
dass noch 2 Mol. übrig bleiben. Die gleiche Zusammensetzung 
findet sich bei dem auf 100° erhitzten Salze, bei 110 — 120° 
. wird es wasserfrei, das wasserfreie Salz nimmt aber an feuch- 
ter Luft nach und nach wieder 2 Mol. Wasser auf. (The 
Pharm. Journ. and Transact. Third. Ser. No. 323. Sepib. 
1876. p. 189.). W». 


Der sogenannte Herapathit und ähnliche Acidper- 
jodide. 
Der sogenannte Herapathit wurde zuerst 1852 von He- 
rapath, welchem zu Ehren er benannt war, in die chemische 
Literatur eingeführt. Schon 1845 beschreibt ihn jedoch 
Bouchardat (Nouveau formulaire magistral, Paris 1845, S. 261) 
als dunkelgrüne, glänzende Krystallschuppen und erwähnt 
seine Bildung durch Zusatz von Jodeisen mit überschüssigem 
Jod zu der sauren Lösung eines Chininsalzes und Umkrystal- 
lisiren des gebildeten, braunen Niederschlags aus W eingeist. 
Diese Beobachtungen waren Herapath offenbar ganz 
unbekannt, als sein Schüler Thelps zufällig auf den Herapa- 
thit stiess. Bouchardat spricht nur im Allgemeinen von 
„saurer“ Lösung, während die Verbindung nur aus „schwefel- 
saurer“ Lösung entsteht und selbst Schwefelsäure enthält. 


Nach $S. M. Jörgensen bildet Chinin ausser dem Hera- 
pathit mehrere ähnliche Verbindungen. Dieselben zerfallen 
in zwei Reihen; die erstere, zu welcher der Herapathit gehört, 
hat auf 4 Mol. Chinin 3 Mol. H?SO* und ist ziemlich con- 
' stant, die andern auf 2 Mol. Chinin 1 Mol. H?S0O#, und zer- 
fallen ihre Salze leicht. 


544 Herapathit u. ähnl. Acidperjodide. 


1. Herapathit 402°H??N?O2 3H?S0# 2HJ, J* + xag. 
Am einfachsten erhält man diese Verbindung und fast in der 
theoretischen Menge beim Auflösen des neutralen Chininsulfats 
in der berechneten Menge H?SO*, Erwärmen mit reichlichem 
Weingeist bis zum Sieden, Versetzen mit den berechneten 
Mengen HJ und J, erstere in wässriger, letzteres in wein- 
geistiger Lösung, und langsames Erkaltenlassen des Ganzen, 

Er krystallisirt in dunkelglasgrünen, cantharidenglänzen- 
den Blättern. Besonders interessirten zwei Fragen, ob der 
Herapathit wirklich unverändertes Chinin enthalte, und ob er, 
wie Herapath annimmt, alles Jod als solches, keines als Jod- 
wasserstoff enthalte? 


a) Der Herapathit enthält unverändertes Chinin: Aus der 
in ganz schwacher, kalter, wässriger, schwefliger Säure ge- 
lösten Verbindung lässt sich , nach Austreiben des geringen 
Ueberschusses der SO? durch schwaches Erwärmen, durch 
verdünntes Ammoniak amorphes, in Aether leicht ösliches 
Chinin ausfällen. 

b) Der Herapathit enthält !/, seines Jods im Zustande von 
Jodwasserstoff, wie Jörgensen nachweist. In Bezug auf die 
Untersuchungsmethode verweise ich, weil hier zu weitführend, 
auf die Originalarbeit: 

2. Chininperjodidsulfat 80?2°H?#N? 02, 6H?SO# 4 HJ, J1%. 
Man löst 1 Mol. neutrales Chininsulfat und 2 Mol. H?SO# in 
Weingeist, erhitzt bis zum Sieden und fügt 1 Atom Jod in 
heisser, weingeistiger Lösung hinzu. Das Salz bildet dünne 
rhombische Blätter, welche in Masse metallglänzend und 
olivengräulich erscheinen. Es ist in kaltem Weingeist schwer 
löslich und ist sicher als 2 Mol. Herapathit, durch 1 Mol. 
Jod verbunden, aufzufassen. 

3. Chininperjodidsulfat 40?°H?!N?O2, 3H?SO#, 2HJ, J® 
+ 2H?O wird gebildet durch Zusatz von Jodtinctur zu 
heisser, weingeistiger Herapathitlösung, am besten etwa 1 Theil 
Jod auf 3,5 Thle. Herapathit. 

Das Salz krystallisirt in langen flachen Nadeln, hellgelb 
bis hellolivengelb; in Masse ist die Verbindung metallglän- 
zend, bronzegelb. 

Ausser den hier angeführten Chininperjodidsulfaten stellte 
Verfasser noch 4 weitere und eine Reihe von Methylchinin- 
perjodidsulfaten dar. (Journ. f. pract. Chem. 14, 213.) 0. J. 


Organische Sulfinverbindung. — Glyeyrretin. 545 
Organische Sulfinverbindung. 


Einer grösseren Arbeit über organische Sulfinverbindun- 
gen von Dr. Friedrich Krüger entlehne ich folgende 
Daten. 


Die Sulfinverbindungen entdeckte von Oefele, der durch 
Einwirkung von Jodäthyl auf Schwefeläthyl S(C?H°)? das 
Triäthylsulfinjodid S(C? H°)®J erhielt. 

1) Diäthylmethylsulfinjodidd S(C?H°)? CH? J erhielt Krü- 
ger durch Einwirkung von Jodmethyl auf Schwefeläthyl. Die 
Jodverbindung war jedoch nicht im reinen Zustande zu erhal- 
ten, es wurde daher durch Schütteln derselben mit feuchtem 
AgCl das Chlorid dargestellt, um von diesem aus weitere 
Verbindungen zu gewinnen. 


2 y5y2\ 2 
2) Diäthylmethylsulfin -Platinchlorid (5 en + PtCl* 


entsteht beim Vermischen des obigen Chlorids mit überschüs- 
sigem Platinchlorid. Aus concentrirten Lösungen fällt es als 
hellrothes krystallinisches Pulver, welches schwer löslich in 
kaltem Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether ist. 
245\2 

3) Diäthylmethylsulfingoldchlorid S a “a + AuCl? 
wird auf dieselbe Weise bei Anwendung von Goldchlorid erhal- 
ten. Beim Abdampfen der wässrigen Lösung krystallisirt es 
in langen hellgelben Nadeln, die in Alkohol, Aether und 
heissem Wasser leicht löslich sind und bei 192° unter Zer- 
setzung schmelzen. (Journ. f. pract. Chem. 14, 193.) (0. J. 


Glyeyrretin. ° 


Bekanntlich spaltet sich das Glycyrrhizin beim Kochen 
mit verdünnten Säuren in Zucker und ein braungelbes Harz: 
Glyeyrretin. P. Weselsky und R. Benedikt behandelten 
letzteres mit Aetzkali unter Schmelzen. Die Schmelze wurde 
in verdünnter H?SO* gelöst, wobei sich ziemliche Mengen 
einer nur sehr schwer weiter verschmelzbaren Harzmasse 
ausschieden, filtrirt und mit Aether geschüttelt, welcher als 
Reactionsproduct Paraoxybenzo&säure aufnahm. (Ber. d. d. 
chem. Ges. IX, 1158.) GI 


Arch. d. Pharm. XI. Bas. 6. Heft. 35 


546 Darstellung v. Monobromeampher. — Nitroalizarin. 


Zur Darstellung von Monobromeampher 


versuchte Linthicum die drei Methoden von Maisch, 
Lloyd und Dubois. Die letztere Methode ist der von 
Gault ähnlich, unterscheidet sich aber von ihr durch die 
Behandlung des Rohproducts mit kohlensaurem Natron und 
durch das fast vollständige Fehlen aller Nebenproducte. Nach 
Dubois werden 75 g. Campher in eine Retorte gebracht 
und 80 g. Brom auf einmal zugesetzt. Beide Substanzen 
vereinigen sich mit schwacher Erwärmung und bilden eine 
Flüssigkeit. Nach zwei bis drei Stunden wird die Mischung 
auf dem Wasserbade auf 100° C. erhitzt, und wenn die Reac 
tion vollendet ist, wird der Retorteninhalt mit einer warmen 
Lösung von kohlensaurem Natron behandelt, dann in sieden- 
dem Alkohol gelöst und zur Krystallisation hingestellt. 


Bei Anwendung der genannten drei Methoden wurden 
die von Maisch 1872 angegebenen Resultate bestätigt; nach 
Dubois konnte Linthicum keine Krystalle von Monobrom- 
campher erhalten, erhielt aber schöne grosse, nadelförmige 
Krystalle, als er die resultirende Masse auf 132° C. erhitzte 
und mit heissem Benzin behandelte. Lloyd schreibt vor, 
etwas über 1 Atom Brom auf 1 Molecül Campher anzuwen- 
den, Linthicum findet, dass das alkalische Carbonat in der 
Vorlage nur wenig angegriffen wird, weil nur sehr wenig 
freie Bromwasserstoffsäure vorhanden ist. Um die hier resul- 
tirende braune, ölige Masse zum Krystallisiren zu bringen, 
was weder aus warmem Alkohol noch aus Benzin gelang, 
wurde das Ganze in eine Retorte gebracht, auf 132° C. erhitzt 
und aus heissem Benzin krystallisirt, worauf Krystalle von 
Monobromcampher und eine grosse Menge öliger Flüssigkeit 
erhalten wurden. 


Die Versuche ergaben, dass zwei Atome Brom auf ein 
Molecül Campher erforderlich sind, und dass Monobromcam- 
pher sich am besten bei 132° 0. bildet. (American Journal 
of Pharm. Vol. XLVII. 4. Ser. Vol. VI. 1876. vpag. 346.) 

R. 


Nitroalizarin. 


Durch Einwirkung von Dämpfen salpetriger Säure auf 
Alizarin in dünner Schicht hat Rosenstiehl ein aus Chlo- 
roform in orangefarbenen Schuppen krystallisirendes Mononi- 
trat des Alizarins erhalten, für welches er die Formel 


\ ' Isomere Rosaniline. 547 
C?H?(NO)O?2 angiebt und als dessen interessanteste Eigen- 
schaft er die sonst keiner Nitroverbindung zukommende Fähig- 
keit bezeichnet, sich nicht allein auf der animalischen, sondern 
auch auf der vegetabilischen Faser durch eine Beize mit gel- 
ber Farbe fixiren zu lassen. (Bull. de la Soc. Chim. de 
Paris. Tom. XXVI. No. 2. pag. 63.) Dr.@ m 


Isomere Rosaniline. 


: Nach Angabe von A. Rosenstiehl sind an der Bildung 
des Anilinroths drei Alkaloide betheiligt: Anilin, Toluidin und 
Pseudotoluidin. Die beiden ersten für sich sind nicht im 
Stande den rothen Farbstoff zu erzeugen, das Pseudotoluidin 
allein besitzt diese Eigenschaft. Es veranlasst die Bildung 
eines isomeren, von Rosenstiehl #-Rosanilin genannten Ro- 
sanilins von der Constitution: 
Nr 021° .2(8 0. 40),H:0 
Bei der betreffenden Reaction geht ein Theil des Pseu- 


“ dotoluidins unter Verlust von CH? in Anilin über und dieses 


nimmt zusammen mit dem Ueberschuss des Pseudotoluidins 
an der Bildung des Anilinroths Theil. Der gleiche isomere 
Körper entsteht bei der Einwirkung der Arsensäure auf ein 
direct bereitetes Gemenge von Anilin und Pseudotoluidin. 

Eine Mischung von Anilin und Toluidin liefert ein zwei- 
tes isomeres Product, das «-Rosanilin: 

N212. 0° (ea C7H2)H- ©. 

Eine dritte isomere Verbindung enthält folgende Grup- 

pirung des Anilins und der beiden Toluidine: 
N U2265H=. £67B° 8 C2B°,H20. 

Sie bildet den Hauptbestandtheil des Toluenroths und 
der Fuchsine und kann auf zwei Arten erhalten werden, 
zunächst aus dem flüssigen Toluidin des Handels, welches 
eine Mischung von Toluidin mit Pseudotoluidin darstellt, 
von denen das letztere bei seiner theilweisen Zerstö- 
rung das zur Erzeugung des Anilinroths nöthige Anilin lie- 
fert; sodann mit Hilfe einer Mischung von Anilin mit den 
beiden Toluidinen. Die Leichtigkeit, mit welcher dieses im 
Verhältniss der Aequivalente hergestellte Gemenge das Ani- 
linroth erzeugt, spricht deutlich dafür, dass wir es in ihm mit 
einem dritten isomeren Körper und nicht mit einem Gemenge 
der beiden vorhergehenden zu thun haben. Chemische und 
physikalische Eigenschaften der drei Rosaniline reichen bei 
ihrer grossen Uebereinstimmung nicht zur a 


‚aa 
B bö ? EG 7 2; 
* = E nr 


548 Zusammens. d. Leuchtgases.— Analysed, Wassers a. d.artes, Brandl etc. 


aus, man muss zu diesem Behufe die Alkaloide selbst durch 
die reducirende Wirkung von Jodwasserstoff regeneriren. 
(Annales de Chimie et de en V. Serie. Tome VII. 
pag. 176.) Dr 


Zusammensetzung des Leuchtgases. 


Berthelot hat sehr grosse Mengen von Leuchtgas 
auf seine Bestandtheile untersucht, indem er dasselbe durch 
concentrirte Schwefelsäure streichen liess, wobei letztere eine 
Reihe von Producten der trockenen Destillation absorbirte, 
Hiernach fänden sich in 1 Million Volumen des von Brom 
absorbirbaren Antheils des Pariser Leuchtgases: 


Dampfförmiges Benzin, 08 H® 35,000 Vol.-Theile. 
Acetylen C? H? 1000 - 
Aethylen 0? H* 1000— 2000 - 
Propylen C°? H$ 2,5 - 
Allylen C3 H® 8 - 
Butylen O*H°® und analoge Spuren 
Crotonylen U*H® 31 - 
Teren 0° H® 42 - 
Den vorhergehenden ähnliche, aber 

polymerisirte Kohlenwasserstoffe 83 r 
Diacetylen und analoge 15 - 


Nach Berthelot verdanken alle diese und noch viele 
andere in dem Producte der trockenen Destillation der Stein- 
kohlen vorkommende Kohlenwasserstoffe ihr Entstehen reci- 
proken und directen Metamorphosen der vier Fundamental- 
kohlenwasserstoffe Acetylen, Aethylen, Methyl und Formen 
unter dem Einflusse der Rothglühhitze. Durch Erfüllung 
dieser Bedingung hat Berthelot aus Acetylen und Benzin 

\ das Styrolen, aus Styrolen und Acetylen das Naphthalin, 
aus Acetylen und Naphtalin das Acenaphten, aus Styrolen 
und Benzin das Anthracen synthetisch darzustellen vermocht. 
(Journ. de Pharm. et de Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. 
pag. 97 und 273.) Dr. GR 


Analyse des Wassers aus dem artesischen Brunnen 
der Stadt Sheboyan, Wiskonsin. 


Chandler und Cairns fanden in einer Gallone von 
231 C.“ folgende Basen und Säuren: 


Gran. 
Natrium 120,7034 
Kalium 7,5813 
Lithium 0,0175 
Calcium 63,3626 
Baryum Spuren 
Magnesium 13,8730 
Eisen . 0,1587 
Mangan 0,0542 
Aluminium 0,1283 
Chlor . 252,1086 
Brom . 0,1458 
Jod ; Spuren 
Schwefelsäure . 99,8986 
Phosphorsäure . 0,0175 
Borsäure . . R Spuren 
Kohlensäure in er Dale Be 3,8777 
- für Bicarbonate . 3,8777 
Kieselsäure . ENTE NE 0,4665 
Organische Stoffe. . . Spuren 
Wasser in den re ngan : 1,5863 
Sauerstoff im Kalksulfat . . 19,9797 
- im Kalkphosphat . 0,0060 
= in den Oarbonaten . 1,4100 
oder in Salzen . 589,2534. 
Chlornatrium 306,9436 
Chlorkalium . 14,4822 
Chlorlithion . LE 0,1062 
Ehlormaenesium .........:.....54,9139 
Chlorealecium ; 27,8225 
Bromnatrium 0,1873 
Jodnatrium . ar. Spuren 
Schwefelsaurer Kal EEE AN OS eirkrn 
- Baryb 22 4... Sporen 
oppeltkoblener Kalk... 2...20.019,0582 
Bisen so... 0,5044 
- Mangan. . . 0,1742 
Ehosphors Kalkı  . 2. 0,0383 
Saures borsaures Natron . . Spuren 
Thonerde 0,1283 
Kieselsäure . a 0,4665 
Organische Stoffe. . . . . Spuren 
589,2534. 


(The american Chemist. 


Analyse d. Wassers a. d. artesischen Brunnen ete. 


No. 70. April 1876. p. 370.) 


549 


BI, 


Kohlensäurehaltige Mineralquelle bei Gerolstein ii 
der Eifel. 


Diese im Kyllthale bei Gerolstein entspringende Quelle 
zeichnet sich nach Apotheker F. Winter nicht allein durch 
ihren Reichthum an freier Kohlensäure aus, sondern enthält 
auch nicht unbeträchtliche Mengen Kochsalz, kohlensaures 
Natron, kohlensaure Magnesia und Glaubersalz. Nach Win- 
ter’'s Analyse enthalten 10000 Theile: 


Chlornatrium 15,1200 
Schwefelsaures Natron 3,7600 
Kohlensaure Magnesia 2,9000 


Kohlensaures Natron 7,3600 
Kohlensauren Kalk 2,6400 
Kohlens. Eisenoxydul Spuren 
Kieselsäure 0,2200 

32,0000. 


An freier Kohlensäure sind darin enthalten 42,2500; diese 
Mineralquelle gehört demnach mit zu den vorzüglichsten 
Deutschlands. (15. Ber. d. Offenbacher Vereins für Natur- 
kunde.) 0. J. 


Neues Niekelmineral. 


Eingebettet in ein serpentinartiges Gestein fand Gär- 
nier auf Neucaledonien in grossen Massen ein jetzt nach ihm 
„Garnierit“ genanntes Mineral, welches ein Hydrosilicat von 
Nickel und Magnesia darstellt, begleitet von Eisen und Chrom, 
aber frei von Schwefel und Arsen. Schiffsladungen dieses 
Minerals sind auf dem Wege nach Frankreich, um dort auf 
Nickel verarbeitet zu werden. (Journal de Pharmacie et de 
Ohimie. 4. Serie. Tome XXIV. pag. 457) Dr. @. V. 


Eine Braunsteinanalyse. 


Als einen Beweis, wie verbreitet die sogenannten selten 
vorkommenden Körper und wie mannigfach gemischt so 
viele Mineralien sind, mag hier die von Phipson ausge- 
- führte Analyse eines viel verwendeten Braunsteins eine Stelle 
finden, 


je wessen INES. OR AO 


Manganhyper nt IR TIER 
Manganoxydsı 2. 20,0% 2%.2.7060,20 
Bisenoxyd e.arleee  RLNY0 
Bhonerde, 8%, 2 I meter 90 
Virtererde Fre Zara 0,10 
BaBytausn Wake) ag 22700 
Kalkan ae 2 EN 
Masmesia mas al „oe 32.430,94 
Bleiosydis ar 22 32...200,1% 
Kupferosyd eur 2.4... ...009 
Wismuthoxyd. 2.2... ....-SpuE 
Niekeloeyd, 2200 2°..72,3.004 
Gobaltoxydı 202... ‚Spur 
Ainkoxyder 20. Spur 
Thalmmewydı2%,,.3°.3 20.2.:...008 

Endinmoxyae a. 00. nd deutliche Spur 
Airsensduter Near. 2820,07, 8018 
i Ehöspkroraaure.... 22a. 2.20..1.40.0,85 
FRKollenBaurerkien Mash ee, 
Baer NONE ST a 070 
#lithion =. 5:%. 34.0 SpU 
Kieselsäure und Gangart 200 
Verlust, inclusive Fluor . 1,44 
100,00 

(Bulletin de la Soc. COhim. de Paris. Tome XXVI. No. 1. 
B9.) DrG2V. 


Beimengungen des Molybdänglanzes. 


Allgemein bekannt ist das Vorkommen von Molybaän- 


ocker als durch Oxydation entstandener Ueberzug des Mo- 
lybdänglanzes. Bei der Untersuchung einer Reihe von 
Molybdänglanzsorten fand nun Thürach, dass sämmtliche 
freie Molybdänsäure oder molybdänsäuren Kalk enthalten. 


Die Entstehung der freien Molybdänsäure neben schwe- 
felsaurem Kalk, Strontian und Magnesia erklärt sich 
einfach aus der Oxydation des Molybdänglanzes zu Molyb- 
dänsäure und Schwefelsäure, welch’ letztere mit den beige- 
mengten Üarbonaten des Dolomits, der oft bis zu 4°, Sr 
enthält, sich zu Sulfaten umsetzt. Durch Behandlung mit 
HCl lassen sich dem Molybdänglanze alle fremden Bestand- 
 theile mit Ausnahme der Kieselsäure entziehen. Nach Thürach 


Sn, 


BE ran. 5 
552 Vanadium in amerikanischen Magnetiten. 


bedient man sich zum Aufschliessen des Molybdänglanzes am 
besten einer HNO® von 1,3 — 1,4 spec. Gew., welche beim 
Erwärmen das Molybdän rasch in Molybdänsäure überführt; 
dagegen ist die Aufschliessung desselben durch Rösten sehr 
zeitraubend. (Journ. f. pract. Chem. 14, 305.) GR 


Vanadium in amerikanischen Magnetiten. 


Dieses seltene Metall, welches wenn auch spärlich, doch 
sehr verbreitet in Amerika ist und in den Porphyr- und 
Schieferfelsen, den natürlichen Wässern, dem Schorlamit und 
Perrowskit und in vielen anderen Mineralien vorkommt, ist 
von Js. Walz in den amerikanischen Magneteisensteinen 
gefunden worden. 


Qualitativ wies er dasselbe auf folgende Weise nach: 

Das fein pulverisirte und durchgesiebte Erz wurde mit 
wasserfreiem kohlensaurem Natron und Schwefel geschmolzen, 
die geschmolzene Masse mit Wasser behandelt, filtrirt und 
das Filtrat mit HCl angesäuert. Je nach dem Vanadiumge- 
halt, war der S- Niederschlag hell bis dunkelchocoladenfarbig. 
Bei 100° C. getrocknet, wurde der S durch OS? gelöst und 
Vanadiumsulfit mit Titan und Kieselsäure verunreinigt, bleibt 
zurück. In einem Porzellantiegel zu Vanadinsäure oxydirt, ist 
dieselbe an der eigenthümlichen Farbe und krystallinischem 
Gefüge zu erkennen. In so wenig als möglich HCl gelöst 
und mit soviel Wasser verdünnt, bis die Lösung farblos 
wurde, brachte sehr verdünnte Ferrocyankaliumlösung 
eine schön grüne Färbung hervor. Diese Reaction soll für 
Vanadinsäure sehr empfindlich sein. 

Die quantitative Bestimmung gab in den verschiedenen 
titanreichen Magneteisensteinen von Church mine, nahe Van 
Sickles corner N. J. folgende Zusammensetzung: 


No. 1. No: 2. No. 3, No. 4. 
Titansäure 14,45 12,19 9,82 13,30 
Phosphorsäure 0,007 — — Spuren 
Vanadinsäure 0,31 0,38 0,36 0,41 
Schwefel 0,435 — — —— 
Eisen 55,02 —— 54,04, 


Aeusserlich waren diese von anderen Magneteisensteinen 
nicht zu unterscheiden, und ergab die Untersuchung vieler 
anderer Magneteisensteine aus verschiedenen Gegenden Ame- 
rikas, mit wenigen Ausnahmen, einen Vanadingehalt, Es 


| umin d. era Hämatiten ee Anal, d.Gneissv.Manhattan Isl. 553 


muss desshalb wünschenswerth erscheinen, dass bei Unter- 
suchungen von Magneteisensteinen darauf Rücksicht genom- 
men wird. (The american Chemist. No. 72. Juni 1876. 
p. 454.) Bl. 


VYanadium in den amerikanischen Hämatiten und 
anderen seceundären Eisenerzen. 


Stillwell untersuchte eine Menge secundärer Eisen- 
erze aus Alabama, Canada West, Staten Island Missouri, 
Pennsylvania und vieler anderen Gegenden und fand Vana- 
dium in allen, wenn auch oft nur in geringen Mengen 
vor. Die titanhaltigen und titanfreien Magnetite, 
welche Walz untersuchte, sind jedoch reicher an Vana- 
dium. Zur Bestimmung reichten oft nur A—5 g. des Erzes 
aus, (The american Ohemist. No.47. August 1876. p. 41.) 

Bl. 


Analyse des Gneiss von Manhattan Island. 


Nach Paul Schweitzer ist die Zusammensetzung 
dieses Gneiss fast identisch mit der eines Gneiss, welchen 
Bischoff erwähnt (Lehrbuch der chem. u. physik. Geologie. 
Vol. II. p. 245.) 


Sio2 57,20 
A12 03 19,51 
Fe? O3 9,52 
Fe 0,59 
S 0,67 i 
MgO 4,46 
CaO 5,73 
K20O 0,28 
Na?O 2 
Verlust 0,48 
100,51 


Starke HCl löst beim Kochen davon auf 9,99 %,. Kali- 
lauge dahingegen 3,74%. (The american Chemist. No. 12. 
June 1876. pag. 457.) Bl. 


554 Galizischer Ozokerit u. Ceresin. 


Galizischer Ozokerit und Ceresin. 

Özokerit wird nach Dr. J. Grabowsky in Galizien 
(Oesterreich) besonders in Borislaw bei Drohobyez und Ozroi- 
niacz bei Stanislawow gefunden. Beide Oerter liegen am 
nördlichen Fusse der Karpathen. Die Formation ist miocän 
und wegen ihrer Petroleumquellen von Wichtigkeit. Der 
Ozokerit (Erdwachs), welcher im Jahre 1875 gewonnen wurde, 
wird an 20 Millionen Kilo geschätzt, wovon 18 Millionen Kilo 
allein von Borislaw kommen. Mach Fr. Hauer beweisen die 
grossen Salzkrystalle, womit der Ozokerit gemischt ist, ebenso 
gut als die Salzquellen in den Petroleum führenden Schichten, 
dass diese letztere in die Zone der kalkreichen Neogenforma- 
tion gehöre. Sie enthalten das flüssige und auch das feste 
Oel (Erdwachs) in mehr oder weniger regelmässigem Lager, 
Spalten und Rissen. Vermittelst Schachte und Stollen wird 
es zu Tage befördert; die ersten sind 40 — 80 Meter tief und 
haben 1 Meter im Quadrat, die letzteren sind dahingegen 
kurz, wegen der sehr mangelhaften Ventilation und der 
grossen Menge von Gasen; die Schachte gehen durch eine 
8— 10 Meter dicke Sandschicht, in welcher sehr dicke Steine 
vorkommen, dann durch blauen Lehm und plastischen Thon, 
welcher zahlreiche Mergel-, Schiefer- und Sandsteinschichten 
enthält. Aus diesem Thon quillt gewöhnlich bei einer Tiefe 
von 40— 50 Meter Petroleum und Özokerit wird gefunden. 
Letzterer bildet Klumpen und Schichten von 1— 3 Fuss Dicke, 
so dass oft Stücke von mehreren Hundert Kilo Gewicht vor- 
kommen. Der natürliche Ozokerit ist transparent von rein 
honiggelber Farbe und hat die Härte des gewöhnlichen Bienen- 
wachses. Häufiger wird natürlich der Ozokerit in dünnen 
Lagen und in kleinen Stücken gefunden, welche von der Gang- 
art gereinigt werden müssen und können die kleinsten Stücke 
nur durch einen Waschungsprozess erhalten werden. 

Neben gutem, reinem Erdwachs kommen Sorten vor, 
welche sich besonders durch Härte und Farbe auszeichnen. 

Das beste Erdwachs soll eine rein gelbe oder grünliche 
Farbe haben, leicht zwischen den Fingern zu kneten sein und 
nach der Schmelze eine prima Sorte Erdwachs geben, welche 
vorzugsweise zur Bereitung des Üeresin gebraucht wird. 
Die geringeren Sorten sind dunkel gefärbt und entweder sehr 
weich, weil sie viel Petroleum noch enthalten oder zu hart, 
weil sie bei einer hohen Temperatur geschmolzen sind. Letz- 
tere gleichen dem Asphalt. Werden diese Sorten gereinigt, 
so geben sie ein Erdwachs, welches zur Paraffinbereitung 
verwendet wird. 


2 kommen auch suweilen: Ozokeritstücke vor, welche 
‚sehr dicht und so hart als Gips sind, über 100° C. helm 
und doppelfarbig sind (dunkelgrün im reflectirten und rein 
gelb im refractirten Lichte). 

Die Zusammensetzung des eh wird am besten durch 
die Formel C”H® ausgedrückt. Ueber seine Bildung ist 
wenig bekannt. Er scheint durch Oxydation und Verdichtung 
der Petroleumkohlenwasserstoffe entstanden zu sein, zumal, 
_ wie wir später gesehen haben, Kohlenwasserstoffe, z. B. das 
-_ Naphthalin, durch Oxydation keine Sauerstof enthaltende Pro- 
- duete sondern Dinaphtyl geben 

2 CI HS E0:— Ca # BO. 

Indem wir eine ähnliche Oxydation des Hexan oder Oc- 
tan annehmen, erhalten wir Verbindungen von der Formel - 
C°H®, welche sich mit Kohlenwasserstoffen der Sumpfgasreihe 
verdichten und so Veranlassung zur Bildung von sehr com- 
_plieirten Kohlenwasserstoffen mit hohem Schmelzpunkt geben 
können, z. B.: 

an. 26021221702 016932 7,2120. 
2) GCıHs2 ı CSH!® 7 O — C22H#3 4 H2O. 

Nach dieser Hypothese kann die Bildung des Petroleums 
auf eine Oxydation des Sumpfgases zurückgeführt und so die 
nahe Beziehung zwischen Ozokerit, Petroleum und Kohle 
auf die einfachste Weise erklärt werden. 

Wie oben angegeben, wird der rohe Ozokerit von seiner 
Gangart durch Schmelzen gereinigt und zu Paraffın oder 
Ceresin verarbeitet. Das Schmelzen geschieht entweder auf 
offnem Feuer oder durch Dampf. Im ersteren Fall wird der 
 Ozokerit in Eisenkessel von 1'/, Meter Umfang und 1 Meter 
- Höhe gebracht, abgelassen und der Rückstand mit Wasser 
gekocht, so dass aller Ozokerit auf dem Wasser zu schwim- 

men kommt. Im letzteren Falle wird das Schmelzen durch 
Dampf in derselben Weise wie bei der Paraffin- oder Stea- 
rinbereitung bewirkt. Der geschmolzene Ozokerit wird durch 
mehrere Stunden Ruhe geklärt und dann in eiserne Formen 
gegossen und kommt so ohne weitere Verpackung in Broden 
von 50—60 Kilo in den Handel. 

8 Man unterscheidet- im Handel 2 Sorten Ozokerit. Die 
_ erste Sorte ist soviel wie möglich frei von erdigen Bei- 
mischungen und die grünlich braunen bis gelben Stücken klein 
_ und durchsichtig. Je heller in Farbe, desto durchsichtiger 
und desto besser ist der Ozokerit. Die 2. Sorte ist dunkel- 
braun, fast undurchsichtig, enthält noch eine grosse Menge 
erdiger Beimischungen und ist im Allgemeinen weicher als 


"ls 


556 Galizischer Ozokerit u. Ceresin. 


die erste Sorte. Beide werden zur Fabrikation der Paraffine, 
Brennöle oder Üeresin verwendet, Um Paraffın aus dem 
ÖOzokerit zu gewinnen, wird derselbe in eisernen Retorten, 
welche gegen 700 — 1000 Kilo enthalten, über directem Feuer 
destillirt. Die Destillationsproducte sind folgende: 


Benzin 2 — 8%. 
Naphtha 15—20 - 
Paraffin 36 —50 - 
Schwere Oele 15— 20 - 
Coke 10 — 20 - 


Das Paraffın wird gepresst, mit SO? und K?O behandelt, 
durch Papier und feine Thierkohle filtrirt und zu Kerzen ver- 
arbeitet. Die Naphtha wird auf gewöhnliche Weise gereinigt 
und die schweren Oele einer fractionirten Destillation unter- 
worfen oder als solche meistens nach Wien gebracht. 

Zur Bereitung des Ceresins werden nur die besten Sor- 
ten Ozokerit genommen, alle Unreinheiten werden durch SO? 
und Thierkohle entfernt. Die verschiedenen Processe werden 
geheim gehalten und sind durch Patente geschützt. Im All- 
gemeinen wird der Ozokerit mit concentrirter SO3® und dem 
Rückstand, welcher bei der Bereitung des Blutlaugensalzes 
bleibt, geschmolzen, gepresst, wiederholt mit Blutlaugensalz- 
rückstand behandelt und dann filtrirt. 100 Thle. der ersten 
Sorte Erdwachs geben an 60—70 Theile weisses Wachs, 
welches in seinen Eigenschaften dem weissen Bienenwachs 
sehr ähnlich ist und ÜCeresin genannt wird. Bei der Fabri- 
kation des Ceresins fallen nur schwefelige Säure und Press- 
rückstände ab, erstere entweicht oder kann wieder nützlich 
verwandt werden. In Borislaw sollen allein gegen 1 Million 
Kilo SO? jährlich verbraucht werden, die Blutlaugensalzrück- 
stände werden von Moravia bezogen. 

Verhältnissmässig wird nur-eine kleine Menge Erdwachs 
in Gallizien verarbeitet, das meiste wird nach England, Mora- 
via und Wien verschifft. Das ÜCeresin wird in grossen Men- 
gen nach Russland exportirt, wo es als Bienenwachs verkauft 
wird. Um ihm den charakteristischen Wachsgeruch zu geben, 
wird es zuvor mit etwas Bienenwachs geschmolzen, Gutes 
Oeresin ist schwer von Bienenwachs zu unterscheiden; die 
besten Methoden sind folgende: 

1) Ceresin wird nicht so leicht zwischen den Fingern 
geknetet und wird rascher brüchig als Bienenwachs. Eine 
Mischung von beiden kann auf diese Weise nicht erkannt 
werden. 


ER Pennsylvanische Gasqusllen. 557 


2) Ceresin wird von warmer concentrirter SO? kaum 
angegriffen; Bienenwachs dahingegen von derselben voll- 
ständig zerstört und kann, wenn es in einer Mischung 
erkannt, auf diese Weise bestimmt werden. 

In vielen Fällen kann Ceresin anstatt des Bienenwachses 
angewandt werden; 100 Kilo kosten in Wien 32—40 Dollar, 
wohingegen der Preis des Erdwachses 10—12 Dollar ist. 
(American Ohemist. No. 76. October 1876. p. 123.) Bl. 


Pennsylvanische Gasquellen. 


Im Bezirk Butler in Pennsylvanien finden sich etwa 
35 engl. Meilen von Pittsburg entfernt mächtige Gasausströ- 
mungen des Bodens. Einzelne dieser Gasbrunnen geben nur 
Gas, andere gleichzeitig, oder auch nur anfänglich Yetroleum, 
Unter diesen interessanten Gasquellen ist die bedeutendste 
die von Delamater. 

Ihr Gas besteht im 100 Theilen aus 0,34 Kohlensäure, 
einer Spur Kohlenoxyd, 6,10 Wasserstoff, 75,44 Sumpfgas 
und 18,12 Aethylen, also ganz vorwiegend aus Kohlenwas- 
serstoffen. Es entströmt der Erde durch ein fünfzölliges 
Rohr mit einem Druck von 100 Pfund auf den Quadratzoll 
und mit einer Geschwindigkeit von 1700 Fuss per Secunde. 
In der Stunde ergiebt dieses eine Ausströmung von rund 
einer Million Kubikfuss — 1408 Tonnen im Tag. Eine Ab- 
nahme in der Ergiebigkeit hat sich während der mehrjährigen 
Ausbeutung noch nicht bemerklich gemacht, obwohl die letz- 
tere in grossartigstem Maassstabe stattfindet, sowohl als Be- 
leuchtungs- und Heizmaterial nicht nur für die nächst gele- 
senen Städtchen und Dörfer, sondern auch für das 35 Meilen 
entlegene Pittsburg, nach welchem das Gas durch eine Röhre 
geleitet wird, als auch zum Betrieb grosser Hochöfen, wozu 
es sich vorzüglich eignet. 

Unwillkürlich drängt sich der Gedanke auf, dass ein Land, 
welches in seinen Kohlen und Kohlenwasserstoffschätzen noch 
so ungeheure Kraftmagazine besitzt, nothwendig dazu kom- 
men muss, mit der Zeit eine erste Rolle in der Geschichte 
der Menschheit zu spielen. (Annales de Ohimie et de Phy- 
sique. 5. Serie. Tome VII. p. 566.) Dr. 6:02 


£ 


= 


558 Maassanalytische Bestimmung des Phenol; 


Maassanalytische Bestimmung des Phenols. 


Die Bestimmung des Phenols ist, wie W. F. Koppe- 
schaar sehr richtig erwähnt, bisher durch Messung der bei 
Zusatz von Kalilauge sich absondernden Phenolflüssigkeit in 
einer durchaus ungenügenden Weise vorgenommen worden. 

Die Auffindung einer genaueren Phenolbestimmung ist 
deshalb geradezu Bedürfniss, und die schönen Resultate, 
welche der Verfasser mit seiner einfachen Methode darin 
erzielt hat, dürften gewiss den Dank der Techniker, welche 
sich mit diesem Stoffe beschäftigen, verdienen. 

Das in Rede stehende Verfahren gründet sich auf die 
Thatsache, dass Phenol durch einen Ueberschuss von freiem 
oder nascirendem Brom in unlösliches Tribromphenol verwan- 
delt wird. Die Bromreaction ist so empfindlich auf Phenol, 
dass man noch in Lösungen, welche nur etwa sooo Phenol 
enthalten, durch Bromzusatz eine schwache Trübung erhält. 

Um seinem Verfahren eine leicht ausführbare maassanaly- 
tische Form zu geben, setzt der Verfasser eine bekannte 
Menge freien oder (durch Zersetzung mit Salzsäure aus brom- 
sauren Natron und Bromnatrium) nascirenden Broms der zu 
untersuchenden phenolhaltigen Flüssigkeit zu. Nach einge- 
tretener Bildung von Tribromphenol (was in 10—15 Minu- 
ten von Statten geht) wird alsdann der Bromüberschuss durch 
Zusatz von Jodkalium als äquivalentes freies Jod mit unter- 
schwefligsaurer Natronprobelösung wie üblich ermittelt, und 
dadurch die an Phenol gebundene Brommenge respective. 
daraus die Quantität des Phenols berechnet. 

Die mitgetheilten Resultate des Verfassers ergeben eine 
Genauigkeitsgrenze von 1—2°/, des zu bestimmenden Phenols, 
so dass also dieses Verfahren technischen Ansprüchen weit 
besser als das bisherige entspricht. 

Der Verfasser giebt zwei Methoden an, wovon die eine 
(minder genaue) mit Bromwasser, die andere mit einer Mi- 
schung von 5NaBr + NaBrO?, aus welcher alles Brom 
durch Salzsäure in medias res in Freiheit gesetzt wird, aus- 
zuführen ist. 

Die letztere Methode giebt etwas genauere Resultate als 
die mit Bromwasser; da jedoch, wie der Verfasser meint, 
nicht Jeder das Salzgemisch vorräthig haben dürfte, so lässt 
sich bei einmaligen Bestimmungen auch recht gut das Brom- 
wasser dazu anwenden. 

Die Salzmischung eignet sich dagegen wegen ihrer minder 
lästigen Eigenschaften und der damit erzielten grösseren 


keine ganz besonders für möhrehe oder a Phenol- 
bestimmungen. 

Zur Phenolbestimmung mit Bromwasser ar: man: 

1) einer Lösung von unterschwefligs. Natron, entsprechend 
einer Jodlösung von 5 g. J per Liter, 

2) einer klaren Stärkelösung, 

3) Bromwasser, wovon 50 0.C. nach Zusatz von Jodkalium 
Ueberschuss etwa 18—20 0.0. der sub 1 genannten unter- 
‚schwefligs. Natronlösung (zur Bindung des freien Jods) erfor- 
dern. Das Bromwasser wird in Flaschen von mindestens 
500—600 C.C. Inhalt, welche mit gut eingeriebenen Glas- 
stöpseln versehen sind, aufbewahrt. 

4) einer Jodkaliumlösung, die im Liter etwa 125g. KJ 
enthält. 

Für die Untersuchung werden 4 g. Phenol oder eventuell 
Kreosotöl in 1 Liter Wasser gelöst, und 25 0.C. dieser Lö- 
sung in einen 500 0.C.-Kolben (mit Glasstöpsel verschliessbar) 
pipettirt. Nachdem man alsdann den Tagestiter von 50 0.C. 
Bromwasser mit Jodkalium und unterschwefligs. Natron fest- 
gestellt hat, füllt man den halben Literkolben damit bis zur 
Marke, verstopft ihn und schüttelt einige Zeit. Nach einer 
Viertelstunde entleert man denselben in ein Becherglas, spült 
mit Wasser nach und fügt etwa 100.0. Jodkaliumlösung 
hinzu. Den Jodüberschuss titrirt man darauf mit unterschwef- 
ligsaurem Natron, wobei man (wie der Verfasser räth) erst 
segen Ende der Operation Stärkelösung zufügt, und liest ab, 
sobald die Blaufärbung nach einigen Minuten nicht mehr wie- 
derkehrt. 
| Hatte man in der angegebenen Weise (also mit 0,1 g. 
' der Phenolprobe) gearbeitet, so berechnet sich deren Phenol- 
gehalt nach der Formel: 0,61753 (9,5 a—b) worin a die 
verbrauchten Cubikcentimeter unterschwefligsauren Natrons, 
_ welche 50 ©.C. Bromwasser entsprechen, und b den Brom- 
Ueberschuss der Probe in Cub.- Centimetern unterschweflig- 
sauren Natrons ausgedrückt entsprechen. 

Der Vorgang selbst entspricht der Gleichung: 

eSH>0N 2 6br-  ESH2brr.0OH £ 3HBbr. 

Es verbraucht also jedes Aequivalent Phenol CCH°’OH 
(oder nach alter Formel 01? H*% 6?) sechs Aequivalente Brom. 
- Mithin ist 1 Aeq. Br oder 80 Gew.-Theile Brom, °*, oder 
- 15,66 Gew.-Theilen Phenol entsprechend. 

® Zur Ausführung der andern Methode bedarf man statt 
des Bromwassers einer Lösung von 5NaBr + Na BrO: 
yon solcher Stärke, dass 50 0.0. davon mit 10 C.Ü, obiger 


we MR ar 
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560 Maassanalytische Bestimmung des Phenols. 


Jodkaliumlösung und 5 C.C. concentrirter Salzsäure zersetzt, 
nach Verdünnung mit etwa 100 0.C. Wasser 86—95 (.C. 
der vorerwähnten Natron-Hyposulfitlösuug (zur Bindung des 
freien Jods) erfordern. 

Das Salzgemisch von 5NXaBbr + NaBrO? bereitet 
Verfasser durch Zusatz eines Ueberschusses von Brom zu 
Aetznatronlauge und Abdampfen zur Trockne. Löst man von 
dem zerriebenen Rückstand dann 9 g. in 100 0.C. Wasser, 
so erhält man meist eine zu starke Lösung, welche man durch 
Verdünnung auf die nöthige Stärke bringen kann. 

Nachdem der Titer der Salzgemischlösung genau fest- 
gestellt ist, bringt man 25 O.C. der zu untersuchenden Phe- 
nollösung (wovon 4 g. im Liter) in eine mit Glasstöpsel ver- 
schliessbare !/, -Literflasche. Hierauf werden 1000.0. der 
Salzmischung, dann 5 C.C. concentrirte Salzsäure zugesetzt 
und tüchtig geschüttelt. Nach 15 Minuten werden 10 0.C, 
Jodkaliumlösung zugefügt und abermals, nachdem die Flasche 
verschlossen, stark geschüttelt. Darauf wird in derselben 
Flasche der Jodüberschuss wie vorbin mit Natronhyposulfit 
austitrirt. Die Berechnung erfolgt, wenn man in dieser Weise 
gearbeitet hatte, nach der Formel: (2a—.b) 0,61753, worin 
a und b die vorige Bedeutung haben, 

Die beiden Methoden eignen sich ganz besonders zur 
Untersuchung der wasserhaltigen, nicht krystallisirten Quali- 
täten des Phenols und des Kreosotöls. Bei letzterem muss 
die Probe in einem Literkolben mit warmem Wasser über- 
gossen werden, um das Phenol leichter in Lösung zu bringen. 
Nach einigem Stehen und Abkühlen haften dann die braunen 
theerigen Substanzen fest an den Glaswänden, so dass man 
oft eine klare und farblose Phenollösung abpipettiren kann. 
Trübe bleibende Flüssigkeiten sind zu filtriren. 


Das Kreosotöl enthält zuweilen auch die Homologen des 
Phenols namentlich etwas Kresol. Letzteres verhält sich zu 
Brom wie Phenol, wird also fälschlich als solches mitbestimmt. 
Da aber meist die Phenoluntersuchungen den Zweck haben, 
den Desinfectionswerth des Kreosotöls zu ermitteln und die 
Homologen des Phenols ebenfalls Desinficientien sind, so ist 
der bei ihrer Anwesenheit entstehende Fehler in diesem 
Sinne unerheblich. 

Wir bemerken noch, dass die beschriebene Salzmischung 
wohl zweifelsohne direct aus den (leicht zu beziehenden) reinen 
Substanzen herzustellen sein dürfte. Der Verfasser hat ganz 
recht, wenn er die Anwendung des (auch zu vielen anderen 


Bestimm. v. Baumwolle u. Schafwolle ete. 561 


analytischen Zwecken empfohlenen) Bromwassers seines belästi- 
genden Geruches wegen anfechtet und statt dessen räth, das 
Brom in medias res zu entwickeln. Wir schlagen deshalb 
vor, auch in anderen Fällen, wo man sich des Broms in saurer 
Lösung (z. B. bei Auflösung‘ von Metallen oder geschwefelten 
Erzen) bedienen will, dasselbe direct im status nascens ein- 
wirken zu lassen. 


Als solche Bromquelle dürfte sich, als am leichtesten 
und billigsten zu verschaffen, eine Mischung von 6äg. KBr 
(oder etwa 720 Gew.-Theilen Bromkalium) und 1 äq. KCIO3 
(oder 122 Gew.-Theilen chlorsaurem Kali; allenfalls auch 
‚1 Theil chlorsaures Kali auf 6 Theile Bromkalium) empfehlen. 
_ Uebergiesst man eine solche Mischung in dem die zu lösende 
Substanz enthaltenden Gefäss mit Salzsäure, so wird sogleich 
Brom in Freiheit gesetzt und mithin zur Wirkung gelangen. 
Je nach der Verdünnung der Salzsäure ist man dann im 
Stande eine stärkere oder schwächere Bromflüssigkeit auf die 
Substanz einwirken zu lassen, ohne in so hohem Grade als 
beim Manipuliren mit Bromwasser oder gar reiner Brom- 
flüüssigkeit belästigt zu werden. (Zeitschrift f. anal. Chemie. 
15. Jahrgang. 3. Hft. S. 233.) Dr. E. F. 


Bestimmung von Baumwolle und Schafwolle in 
Garnen. 


Dieses sehr einfache und gewiss für die Technik schätzbare 
Verfahren von Dr. K. J. Bayer beruht darauf, dass schwach 
verdünnte englische Schwefelsäure auch bei längerer Digestion 
in der Kälte Schafwolle nicht angreift; vielmehr deren Ge- 
wicht dabei um etwa 2°, vergrössert; Baumwolle dagegen 
wird vollständig dadurch aufgelöst und kann von der Schaf- 
wolle alsdann abfiltrirt werden. 

Der Verfasser verfährt nun in folgender Weise: 0,5 bis 
0,8 g. des fraglichen Garnes werden lufttrocken gewogen; 
dann bei 100° getrocknet und ihr Feuchtigkeitsgehalt be- 
stimmt. 

Hierauf übergiesst man die Probe mit 20 0.C. eines 
 Gemenges von 4 Volumen concentrirter Schwefelsäure und 

1 Volumen Wasser, und lässt damit unter öfterem Umrühren 
12 Stunden stehen. Nach dieser Zeit giebt man die Wolle 
nochmals in ein anderes Becherglas und digerirt sie 4 bis 
5 Stunden mit derselben Menge Schwefelsäure Man ist 
Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Hft. 36 


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562 Eine neue Probe auf Alkohol, 


dann sicher, alle Baumwolle gelöst zu haben. Es wird sodann 
die Flüssigkeit mit der dreifachen Menge Wasser und eben 
so viel Alkohol verdünnt und durch Papier filtrirt. In 
gleicher Weise wird der erste schwefelsaure Abguss behan- 
delt. Man filtrirt ihn auch durch dasselbe Filter. Zur Ent- 
fernung der bei gefärbten Garnen auf dem Filter befindlichen 
Farbstoffe oder deren Zersetzungsproducte wäscht man 
hierauf den Rückstand auf dem Filter noch mit kochendem 
Wasser bis zum Aufhören der Säurereaction aus, So bleibt die 
Schafwolle nur leicht gefärbt zurück und giebt bei 100° 
getrocknet nach Abzug von 2°, den wahren Gehalt an. 

Die Versuche, welche Verfasser mittheilt, zeigen deut- 
lich, dass sein Verfahren als ein ganz entschieden brauch- 
bares und für die Technik sehr beachtenswerthes zu bezeichnen 
ist. (Zeüschrift f. anal. Chemie. 15. Jahrgang. 3. Heft. 
S. 295.) Dr. E. F. 


Eine neue Probe auf Alkohol. 


Eine Lösung von 1 Thl. Molybdänsäure in 10 Thln. 
concentrirter Schwefelsäure wird nach E. Davy durch Alko- 
hol blau gefärbt. Man macht die Probe so, dass man 
5 Tropfen jener Lösung in einem Porzellanschälchen gelinde 
erwärmt und dann einige Tropfen der alkoholhaltigen Flüs- 
sigkeit zutröpfelt oder zufliessen lässt. Die auf Reduction 
der Molybdänsäure beruhende Reaction ist so empfindlich, 
dass sie sich noch bei einer Verdünnung des Alkohols mit 
1006 Thln. Wasser zeigt. Nach einiger Zeit verschwindet 
die blaue Farbe wieder, aber nicht etwa durch Oxydation der 
reducirten Säure, sondern durch Wasseranziehung, denn durch 
Erhitzen oder im Exsiccator über Schwefelsäure kommt sie 
wieder zum Vorschein. Zwar ist die Reaction dem Aethyl- 
alkohol nicht eigenthümlich, denn sie zeigt sich auch, wenn 
schon mit geringerer Empfindlichkeit, mit Methyl-, Propyl-, 
Butyl- und Amyl- Alkohol, aber doch hat sie insofern Werth, 
dass man durch dieselbe gewisse Körper auf einen Gehalt 
an Alkohol prüfen kann, z. B. Chloroform und Chloraihydrat, 
welches letztere öfters ganz und gar Alkoholat ist oder doch 
zum Theil mit demselben gemischt vorkommt. (The Pharmac. 
Journ. and Transact. Third Ser. No. 336. Decbr. 1876. 
p. 463.) W». 


_ Best. d. Ameisensäure. — Titriren d. Gerbstofs. — Trinkwasserprüfung. 563 
 Volumetrische Bestimmung der Ameisensäure. 


Portes und Ruyssen bestimmen die Ameisensäure 
neben der Essigsäure dadurch, dass sie den Gehalt einer 
Quecksilberchloridlösung vor und nach der Behandlung mit 
der ameisensäurehaltigen Flüssigkeit durch Titriren mit einer 
Jodkaliumlösung ermitteln. Die Abnahme wird der Menge 
des zu Ühlorür reducirten Sublimats, diese aber wieder der 
Menge vorhandener Ameisensäure entsprechen. Dabei ge- 
brauchen die Genannten die Vorsicht, stets etwas essigsaures 
Natron zuzusetzen, damit nicht durch die bei der Reduction 
des Sublimats freiwerdende Chlorwasserstoffsäure die Reaction 
aufgehalten werde. (Journal de Pharmacie et de Chimie. 

4. Serie. Tome XXIV. pag. 129.) Dr. -@ = 


Titriren des Gerbstoffs. 


F. Jean empfiehlt zur maassanalytischen Bestimmung 
des Tannins eine Lösung von 4 g. Jod in einem Liter Was- 
ser, welchem die nöthige Menge Jodkalium zugesetzt worden 
ist. Von dieser Lösung wird solange zu der mit kohlensau- 
rem Natron alkalisch gemachten tanninhaltigen Flüssigkeit 
gebracht, bis ein herausgenommener Tropfen der letzteren 
auf Amylumpapier einen violetten Fleck hervorruft, bis also 
überschüssig zugefügtes Jod vorhanden ist. Von obiger 
Flüssigkeit entsprechen je 10,5 C.C. 0,01 Tannin, mag dieses 
nun als reine Substanz in Wasser gelöst oder direct aus 
einem adstringirenden Rohstoff ausgezogen worden sein. Es 
‘ würde sich somit diese Methode zur Werthbestimmung der 
Gerbmaterialien ganz wohl eignen. (Journ. de Pharm. et de 
Chimie. 4. Serie. Tome XXIV. p». 127.) De. @£.V. 


Rasche Trinkwasserprüfung. 


Davon ausgehend, dass gutes Trinkwasser mindestens 
8 bis 10 Cubikcentimeter gasförmigen Sauerstoffs gelöst ent- 
halten soll, benutzt Abonnel eine schnell und leicht aus- 
zuführende Bestimmung dieses Sauerstoffs zur Beurtheilung 
‘ der Güte des Wassers. Diese Bestimmungsmethode selbst 
_ gründet sich auf. die Eigenschaft einer ammoniakalischen 
 Kupferlösung, durch Natriumhydrosulfit, nicht aber durch 
- Natriumbisulfit entfärbt zu werden. Die Natriumhydrosulfit 


36* 


564 Anwendung des Tannins in der Wasseranalyse. 


enthaltende Flüssigkeit verschafft man sich durch Einwirkung 
von Zinkspähnen auf eine Lösung von Natriumbisulfit. Der 
Gehalt der Flüssigkeit an Hydrosulfit wird durch Titriren 
mit der Kupferlösung ermittelt und dann zugesehen, wie viel 
des Hydrosulfits bei Zusatz einer gemessenen Wassermenge 
verschwindet, d. h. durch den freien Sauerstoff wieder in 
Bisulfit: übergeführt wurde. (Journal de Pharm. d’Anvers, 
Avriü et Mai 1876. pag. 215.) Di 


Anwendung des Tannins in der Wasseranalyse. 


Durch Lefort wurde in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit 
auf das wahrscheinliche Vorkommen von Leim im Grundwas- 
ser der Kirchhöfe gelenkt; derselbe erhielt einen Abdampf- 
rückstand, dessen Eigenschaften, besonders der beim Verkohlen 
auftretende Geruch, nach ihm nur von Leim herrühren konnte. 
Gelegentlich der . Untersuchung dreier Brunnenwässer von 
einem Kirchhofe beobachtete Hermann Kämmerer ein 
ähnliches Verhalten der Abdampfrückstände und prüfte darauf 
hin die Wässer direct mit Tannin. Zu je 3000.C. des 
betreffenden Wassers setzte er 3 C.C. einer kalt gesättigten 
Tanninlösung und liess in den luftdicht verschlossenen Ge- 
fässen stehen. Nach mehr oder minder kurzer Zeit bildeten 
sich in den Gefässen dicke, kleisterartige Niederschläge, die 
beim Verkohlen den Geruch verkohlenden Hornes in sehr 
intensivem Grade verbreiteten. Vergleichende Versuche mit 
durch Schwefelsäure getälltem Tannin und durch Tannin 
gefälltem Leim, sowie terner das verschiedene Verhalten von 
Eiweiss und Leim zu alkalischer Bleilösung überzeugten 
Verfasser, dass die Tanninfällungen wirklich Leim ent- 
hielten, aber frei von Eiweiss waren. Nach den bis jetzt 
angestellten Untersuchungen hält sich Kämmerer vorläufig zu 
folgenden Schlüssen berechtigt: 

1) Das Vorkommen des Leimes im Grundwasser kann 
nicht mehr bezweifelt werden. In einzelnen Fällen findet 
sich derselbe sogar in verhältnissmässig sehr grosser Menge 
darin. 

2) Als ein geeignetes Reagens zur Auffindung desselben 
und ähnlicher Stoffe erweist sich das Tannin, und sollte bei 
zu hygienischen Zwecken ausgeführten Wasseranalysen die 
Prüfung damit niemals unterbleiben. 

3) Die Gegenwart von Salzen und anderen im H?O vor- 
kommenden Verbindungen kann die Fällungen durch Tannin 


BR Quantitative Bestimmung d. Chinins in Lösungen. 565 


verzögern. Die Beurtbeilung der Reinheit eines H?O auf 
Grund der Tanninreaction darf deshalb erst nach 24- stündiger 
Einwirkung des Tannins geschehen. 

4) Jedes Wasser, welches durch Tannin in erheblichem 
Grade Trübung erleidet, muss zum Gebrauche als Trinkwas- 
ser für gefährlich gelten. Für die Beurtheilung erscheint es 
gleichgültig, ob ein Niederschlag sofort oder erst nach längerer 
Zeit entsteht, weil die Zeitdauer bis zum Eintritte oder zur 
Vollendung der Fällung weniger von der Natur des durch 
Tannin fällbaren Körpers, als von anderen im Wasser gelösten, 
die Fällung hemmenden Stoffen abhängt. (Journal f. pract. 
Chemie. 14, 322.) ©. J. 


Quantitative Bestimmung des Chinins in Lösungen. 


Die Methode der Bestimmung, welche A. N. Palmer 
befolgt hat, ist die bekannte, wonach das Alkaloid durch ein 
Alkali ausgefällt, durch Schütteln der Flüssigkeit mit Aether 
oder Chloroform aufgenommen und durch Verdunsten dieser 
Solventien wieder gewonnen und gewogen wird. Palmer’s 
Resultate fassen sich in folgende Sätze zusammen: 

1) Es ist gleich, welches Alkali, ob Ammoniak, kohlen- 
saures Kali oder Natron und ob dasselbe in schwächerem 
oder stärkerem Ueberschuss zur Fällung angewendet wird. 
Man erhält sowohl mit Aether wie mit Chloroform die rich- 
tige Menge des Alkaloids. 

2) Bei Gegenwart von Glycerin oder Zucker in der Chi- 
ninlösung erhält man mit Chloroform richtige Resultate, mit 
Aether nur bei Gegenwart von Zucker. 

3) Citronsaures Ammoniak beeinträchtigt das Verfahren 
nicht bei Anwendung von Chloroform, dagegen ist Aether 
nicht zweckmässig, weil die ätherische Lösung des Chinins 
sich nicht vollständig /absondert. Eben so eignet sich Aether 
auch nicht, um den Gehalt an Chinin in dem Doppelsalze 
von citronsaurem Eisen und Chinin zu bestimmen, wenn es 
durch Ammoniak zersetzt worden, man muss sich an Chloro- 
form halten. (The Pharmac. Journ. and Transact. Third. Ser. 
No. 318. July 1876. pag. 89.) Wy. 


P + \ a Daran Ps 5 
566 Morphiometrische Methoden. — Eine neue Anilinreationn 


Vergleichung der morphiometrischen Methoden. 


Vier aus gut renommirten Firmen stammende Opiumproben 
untersuchte James Lynn nach vier Methoden. Das: Opium 
wurde bei 100° ©. getrocknet, bis keine Gewichtsveränderung 
mehr statt fand, und ergab den Procentgehalt an Morphium: 


1% = 3. 4. 

Methode nach Procter und 

Staples 11,22: 13,62 -9,142 7325 
Methode nach Mohr 11,40. 13,48 79,50 12 
Methode nach Hager und 

Jacobsen 11,68 13,86 9,46 12,98 
Methode nach Dragen- 

dorff und Mayer 12,33- 14,00 10,40 23385 


Von den drei gravimetrischen Methoden giebt die von 
Staples das reinste und am besten krystallisirte Morphium, 
das fast farblos ist und sich leicht sammeln lässt. Die Me- 
thode erfordert jedoch mehr Zeit als die von Mohr und 
Hager. Hager’s Methode ist schnell und einfach, ist in 
vier bis sechs Stunden beendet, ihr Product ist fast ebenso 
rein als Mohr’s; die Krystalle beider Methoden sind unvoll- 
kommen und gefärbt. Die Ausbeute ist bei Hager grösser 
als bei Staples, aber die Menge des wirklichen Morphiums 
ist nicht bedeutender. 

Bei den gravimetrischen Methoden krystallisivt das Mor- 
phium langsam und nicht in seiner ganzen Menge, und die 
volumetrische Methode beweist, dass wägbare Mengen Mor- 
phium in den Mutterlaugen der gravimetrischen Processe 
zurückbleiben, so dass die volumetrische Methode den Vorzug 
verdient. (American Journal of Pharmacy. Vol. XLVILH. 
4. Ser. Vol. VI. 1876. pag. 358.) R. 


Ueber eine neue Anilinreaction. 


Jacquemin berichtet, dass eine zunächst mit unter- 
chlorigsaurem Natron versetzte Lösung von 1 Theil Anilin 
in 250,000 Theilen Wasser durch Hinzubringen einiger Tropfen 
sehr verdünnten Schwefelammoniums eine prächtige Rosen- 
farbe annimmt. Den noch nicht isolirten Körper, welcher 
diese Rothfärbung verursacht, nennt er Rhodein und erklärt 
diese Reaction auf Anilin für 25mal empfindlicher, als die- 
jenige des erythrophenylsauren Natrons. (Journal de Phar- 
macie et de Chimie. 4. Ser. Tom. XXIV. p. 284.) Dr @.V. 


ulpetes, auf Gallonfarbstoe. — Schwelle, Kupferosyd- Ammoniak ete. 567 


Reaction der Salpetersäure auf Gallenfarbstoffe. 


Um Irrthümer zu vermeiden, macht Cazeneuve auf- 
merksam, dass Gallenfarbstoffe nur in alkoholfreien Flüs- 
‘sigkeiten durch N?0° nach Gmelin nachzuweisen sind. 

N205 wird durch Alkohol, selbst in sehr verdünnten 
Lösungen zu N?O® reducirt, wodurch Färbungen eintreten, 
welche zu falschen Schlüssen führen können. Ist demnach 
die auf Gallenfarbstoffe zu prüfende Flüssigkeit alkohol- 
haltig, so ist dieser zuvor zu entfernen, ehe der Versuch 
mit N20° gemacht wird. (Repertoire de Pharmacie. No 14. 
Juület 1876. p. 425.) Bl. 


Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd- Ammoniak 
als Reagens für Traubenzucker. 


Diese Reaction beobachtete Power und theilt darüber mit: 
| Wenn ein Tropfen Normallösung von Kupfervitriol (1 Th. 
Vitriol zu 14 Th. Wasser) in ein Reagensglas gebracht und 
etwas mehr Ammoniak zugesetzt wird, als erforderlich ist, 
den Niederschlag zu lösen, ferner mit wenig Wasser verdünnt 

wird, so wird die Flüssigkeit auf Zusatz einiger Tropfen 
Traubenzuckerlösung beim Erhitzen zum Sieden in wenigen 
Secunden farblos. Es genügten bei einem Tropfen der 
obigen Lösung vier Tropfen einer Lösung von einem Gramm 
Traubenzucker in 100 C©.C. Wasser; es konnten also 0,005 g. 
Traubenzucker entdeckt werden. 


& Nach einigen Stunden wird die farblose Flüssigkeit beim 
Stehen an der Luft wieder blau wie vorher. 


Milchzucker und Dexirin geben dieselbe Reaction wie 
Traubenzucker, doch ist von Dextrin eine concentrirtere Lö- 
sung erforderlich. Reiner Mannit giebt hier ebenso wenig 
eine Reaction wie mit den Reagentien von Trommer und 
Fehling. 

"Mit Rohrzucker tritt die Reaction nicht ein, doch genügt 
ein ganz geringer Zusatz von Traubenzucker, um die Ent- 
färbung zu bewirken. 


Nebenbei sei noch bemerkt, dass die Lösung von schwe- 
felsaurem Kupferoxyd - Ammoniak die Fähigkeit hat, Morphin 
im Oxy-Morphin zu verwandeln, das nach Hesse mit 
- Pseudo-Morphin identisch ist. (American Journal of Pharm. 
Vol. XLIX. 4. Ser. Vol. VII. 1877. pag. 13.) R. 


568 Notiz üb. Euryangium Sumbul. — Oel v. Fol. Cinnamomi. 


Eine Notiz über Euryangium Sumbul. 


Nach Karl Wittmann findet sich die Pflanze in grosser 
Menge in der Gegend von Chabarowku am Amur. Sie ge- 
hört zu den perennirenden Umbelliferen und erreicht die Höhe 
von 1!/, Meter. Die Wurzel ist ästig, fleischig, an der Basis 
28 Cm. im Umfange, gegen 9 Cm. im Durchmesser, in viele 
Wurzelfasern auslaufend, mit einer braunen Rinde bedeckt. 
Der ebenfalls fleischige Stengel ist an der Basis vom gleichen 
Umfange der Wurzel und wird nach der Spitze allmählig 
dünner. Die Blätter sind doppelt und mehrfach gefiedert, 
die Theilblättchen lanzettförmig, scharf gesägt; die Dolden 
30- bis 50-strahlig; die Blüthen weiss und klein. Die dort 
lebenden Chinesen nennen die Wurzel „Zsöuma -tschen -tuk,“ 
die Eingeborenen sagen „Ofuokgi“ oder „Ouchi.“ (Pharmae. 
Zeitschrift f. Russland. Jahrg. XV. pag. 545.) ©. Sch. 


Das Oel von Fol. Cinnamomi 


hat nach Kuhn einen scharfen, beissenden Geschmack, riecht 
anfangs schwach nach Muskatnuss, dann stark nach Gewürz- 
nelken, aber beim Erhitzen mit Aetzkali ist der Geruch nach 
Zimmt vorherrschend. Die Farbe ist fast die des echten 
Zimmtöls, das specifische Gewicht ist dasselbe, indem das 
Oel in Wasser untersinkt. 

Mit Jod verpufft das Oel von Fol. Cinnam. nicht, giebt 
mit Kupfernitroprussid, auch mit Salzsäure keine Färbung, 
mit Salpetersäure eine braune Färbung wie ein Jodflecken, 
mit Schwefelsäure wird es purpurviolett, durch Salpetersäure 
wird dieses Violett zu Braun. 


Eine Quantität Oel wurde im Reagensglas mit einer 
kleinen Menge Schwefelsäure mit doppeltchromsaurem Kali 
behandelt. In dem aufsteigenden Dampfe wurde ein mit Gua- 
jactinetur befeuchtetes, dann in schwache Lösung von Kupfer- 
vitriol getauchtes Stück Fliesspapier blau, es war also Blausäure 
vorhanden. Zu beachten ist bei dieser Reaction, dass die 
oxydirenden Stoffe nicht im Ueberschuss vorhanden sein dür- 
fen, weil sonst das aus der Zimmtsäure entstehende Benzo&- 
Aldehyd zu Benzo&säure wird, welche im Dampfe die Reaction 
nicht giebt. Das Oel enthält demnach Zimmtsäure. 

Eine mit Kali versetzte Quantität Oel wurde erhitzt, 
und der Dampf condensirt, mit verdünnter Salzsäure behandelt 
und filtrirt. Das Filtrat gab mit Salpetersäure beim Uoncen- 


Zusammensetzung von Xanthium. 569 


 triren ein braunrothes Harz und sternförmige Krystalle, dem 
oxalsauren Ammoniak ähnlich. Die Lösung dieser Krystalle 
gab mit Chlorcaleium einen in Essigsäure unlöslichen, in Salz- 
säure löslichen Niederschlag, also ein Oxalat Nemsisent. Dies 
zusammen mit dem braunen Harz zeigt die Gegenwart von 
Eugensäure an. Beim Zusatz der Salpetersäure entwickelte 
sich der Geruch nach aromatischem Essig, unter den Zer- 
setzungsproducten war demnach auch Essigsäure. (American 
Journal of Pharmacy. Vol. XLIX. 4. Ser. Vol. VlI. 1877. 
pag. 12.) R. 


Zusammensetzung von Xanthium spinosum. 


Nach Yvon besteht dieses neue Mittel, welches gegen 
die Wasserscheu empfohlen wird, aus: 


Wasser 11,828 11,828 
Stärke =. 2.000,20: 21000 
| Glucose . . ....0,808 
In Aether dass Hara 
organische Stoffe 76,518 J und Chlorophyll . . . 2,040 
Alkaloid ? \ 
| Organische Säuren [ ; 63,038 
( Holzstoff, Cellulose etc. 
Bisenz » 2. „ur. 208,080 
Thonerde 0... 2227, 200R 
Kalle, Se, 20 
Masnesıa - 2.0... 722.2... 
IKalar .. ag 
Mineralstoffe 11,654 Schwefelsäure . . . . 0,501 
Salzsanre: „0. 22.92.2027 0906 
| Phosphorsäure . . . . 0,887 
Kieselsäure . . 1,016 
Säuren und nicht er ne 
| Basen, Verlust . . . 3,119 
100,000 


(Repertoire de Pharmacie. No. 18. Septbre. 1876. p. 547.) 
Bl. 


570 Bücherschau, 


©  Bücherschau. 


Die Grundlagen der modernen Chemie, von Albrecht Rau; 
Braunschweig bei Friedr. Vieweg u. Sohn. 


Verfasser giebt in den 7 Abschnitten des Werkchens eine „‚, Historisch - 
philosophische Analyse‘‘ der verschiedenen chemischen Theorien bis auf 
unsere Zeit. Hippokrates war ihm zufolge der erste, welchen die Frage 
nach der Ursache der chemischen Vereinigung der Körper beschäftigte, 
und welcher den Satz aufstellte: Gleiches vereinige sich nur mit gleichem. 
Erst Boerhave im 17. Jahrhundert verliess diese Ansicht und legte den 
Grund zu derjenigen Auffassung, welche wit heute mit dem Worte Ver- 
wandtschaft verbinden. Die eingehendste Behandlung lässt A. Rau, wie 
billig, der Dalton’schen- Atomtheorie und der elektrochemischen Theorie 
von Berzelius angedeihen. Diese Theorien genügten der Aufgabe natur- 
wissenschaftlicher Forschung, und es sei nothwendig, dass eine auf dem 
Boden der Thatsachen geschaffene und als wissenschaftlich anerkannte 
Theorie nicht mit jeder neuen Erfahrung, wenn sich letztere auch nicht 
sofort auf jene zurückführen lasse, aufgegeben werde. 


Im sechsten Abschnitt wendet sich der Verfasser nach einer Ver- 
gleichung der Davy’schen, Liebig’schen und modernen Wasserstoffsäuren- 
theorie gegen die moderne Nomenelatur. ; 

Im letzten Abschnitt werden Dumas’ Typenlehre nnd Substitutions- 
theorie besprochen und ausgeführt, dass sich durch dieselben die Substi- 
tutionserscheinungen nicht erklären lassen. 

Jedem, der sich mit den leitenden Ideen der beiden Richtungen in 
der Chemie, den Versuchen ihrer Begründung uud beziehungsweise Wider- 
legung bekannt machen möchte, darf das kurze, übersichtliche Werk 
Rau’s aufs beste empfohlen werden, 


Geseke d. 20. Oct. 1877. Dr. ER 


Lübecks Trinkwasser, chemische Untersuchung sämmtlicher 
öffentlichen Grundbrunnen, einiger Privatbrunnen und des 
Kunstleitungswassers der Stadt Lübeck, nebst verglei- 
chender Uebersicht der wichtigsten Bestandtheile von Fluss-, 
Grund- und Leitungswasser verschiedener Städte. Von 
Th. Schorer. Lübeck. Rudolf Seelig. 1877. 

Eine sehr verdienstvolle Arbeit und Zusammenstellung, die allen 
denjenigen, welche sich mit Wasseranalysen beschäftigen, nur dringend 


empfohlen werden kann, nicht nur zur Lectüre, sondern auch als ein 
Beispiel, das Nacheiferung verdient, denn nur durch die Kenntniss der 


Bucheracher. = a 571 


Zusammensetzung einer grossen Zahl von Wässern aus den verschieden- 
sten Gegenden dürfen wir hoffen, dem Ziele, genaue Präcisirung der An- 
forderungen, welche an ein gutes Trinkwasser zu stellen sind, näher zu 
kommen. 


Das Werk zerfällt im Wesentlichen in 3 Theile, die Einleitung, vom 
Verfasser ausgeführte Untersuchungen und vergleichende Uebersichten 
über die Zusammensetzung von Grundwässern verschiedener Städte, sowie 
von Heilquellen etc. 


In der Einleitung giebt der Verfasser auch für Lübeck anzuneh- 
mende höchste Grenzzahlen, die für einzelne Bestandtheile etwas höher 
sind als die allgemein gebräuchlichen Grenzzahlen. Er rechtfertigt diese 
Abweichungen auch und es ist hiergegen Nichts zu sagen, unmögliei 
kann man an alle Wässer in Bezug auf procentische Zusammensetzung ganz 
gleiche Anforderungen stellen; es ist Prof. Reichardt’s grosses Verdienst, 
zuerst Grenzzahlen für die verschiedenen Formationen aufgestellt zu ha- 
ben; ein dem Granit entspringendes Wasser wird verworfen werden müs- 
sen, wenn es 4—5 Theile Schwefelsäure und 10— 12 Theile Kalk ent- 

hält, während ein dem Gyps und Muschelkalk entstammendes Wasser bei 
dieser Zusammensetzung ganz rein ist. 


Ganz entschieden aber ist dem Ausspruche des Verfassers entgegen 
zu treten, dass, wenn in einem Wasser nur wenig organische Stoffe, 
wenig Chloride und gar kein Ammoniak und salpetrige Säure enthalten 
"sind, man also Grund hat anzunehmen, dass die sticksioffhaltigen Körper 
sämmtlich oxydirt sind, dieses Wasser auch bei hohem Salpetersäure- 
gehalt unschädlich sei. Ein Wasser, welches nur halbwegs bedeutende 
Mengen Salpetersäure enthält, ist fremden Zuflüssen ausgesetzt, diese Zu- 
flüsse können bald stärker, bald schwächer werden, das Wasser wird also 
von schwankender Zusammensetzung sein, es wird gegen einen Haupt- 
artikel des Wiener Gutachtens, „der chemische Bestand solle nur inner- 
halb enger Grenzen schwanken,‘ verstossen. Die von dem Verfasser 
angestellten Berechnungen, wie starke Dosen salpetersaurer Salze man 
ohne Beschwerden vertragen kann, und welche Mengen von denselben 
man durchschnittlich im Wasser zu sich nimmt, sind solange ohne allen 
Werth, als wir nicht ganz bestimmt wissen, welche Bestandtheile im 
Wasser die eigentlich schädlichen sind; da dies leider nicht der Fall ist, 
so müssen alle Wässer, welche ungehörige Beimischungen haben, ver- 
worfen werden. Eine gleiche Berechnung, wie die erwähnte, liesse sich 
dann leicht z. B. für die Chloride, welche wir in den Speisen in grosser 
Menge zu uns nehmen, aufstellen. Zu bedauern ist noch, dass die sehr 
beachtenswerthe Methode von Fleck, Bestimmung der organischen Sub- 
stanz durch Silber in alkalischer Lösung, nicht wenigstens zu einigen 
vergleichenden Bestimmungen benutzt worden ist. 


In allem Uebrigen sei auf das interessante Werkchen selbst ver- 
wiesen. 


Dresden, Septbr. 1877. Dr. E. Geissler. 


Taxe für den pharmaceutischen Handverkauf. Ausgearbeitet 
von Otto Sautermeister in Rottweil; 2. Auflage, Speichingen, 
Druck u. Verlag von Franz Werner. 


Die in zweiter völlig umgearbeiteter Auflage vorliegende Taxe ist sehr 
sorgfältig zusammengestellt und wird in Süddeutschland, für das sie 


ie Zn, BEN. Ma u ae AT ON: Er a Sn ul, Vs Ce a a aD 


512 Bücherschau. 


zunächst bestimmt ist, viele Freunde finden. Ihr Inhalt ist so reichhaltig, 
dass kaum ein gangbarer Handverkaufsartikel vermisst werden wird, auch 
sind in der Vorrede die Principien, nach denen die Preise berechnet 
wurden, besprochen, so dass es nicht schwer hält, etwaige Ergänzungen 
selbst zu bewerkstelligen. 

Die für zurückgebrachte leere Mineralwasserkrüge oder- Flaschen 
ausgeworfenen Preise erscheinen ziemlich hoch, während die für neue Ge- 
fässe (Gläser, Töpfe, Schachteln ete.) sehr niedrig gegriffen sind, 


Papier und Ausstattung der Taxe sind sehr gute, das Format ist 
handlich und Druckfehler finden sich gar nicht. Einen Wunsch auszu- 
sprechen möchte ich mir aber bei dieser Gelegenheit nicht versagen: man 
wolle sich doch nicht alizusehr bemühen, in einer Handverkaufstaxe gang- 
bare allgemein verständliche Benennungen zu latinisiren resp. in Küchen- 
latein zu übertragen, so z. B. Potio eitrata refrigerans für Limonade. 


Dresden. @. Hofmann. 


G. A. Pritzel. — Thesaurus literaturae botanicae 
omnium gentium inde a rerum botanicarum ini- 
tiis ad nostra usque tempora, quindecim millia 
opera recensens. — Editio nova reformata. — Fase. V. 
VI. VII, Plag. 41 — 72. contin. — Lipsiae: F. A. Brock- 
haus, 1877. — 4°. — 266 Seiten. — 


Auf die hohe Bedeutung dieses Repertoriums der botanischen Litera- 
tur aller Völker ist bereits in einem früheren Jahrgang dieser Zeitschrift 
(Archiv d. Pharm., März 1872) hingewiesen worden, Jetzt, nachdem die 
neue Auflage glücklich vollendet ist, nehmen wir auf’s Neue Veranlassung, 
das Werk allen Freunden der Botanik angelegentlich zu empfehlen. Lei- 
der ist es dem Verfasser des Thesaurus nicht vergönnt worden, seine 
Riesenarbeit in neuem Gewande vollendet vor sich zu sehen; mit der 
Sichtung des Materials für die 2. Hälfte der neuen Bearbeitung beschäf- 
tigt, wurde er von schwerer Krankheit getroffen, der er am 16, Juni 1874 
erlag. Die Vollendung des Werks übernahm Prof. Dr. K. F. W. Jes- 
sen in Berlin, dessen Meisterschaft sich schon als Mitarbeiter an der 
1. Auflage glänzend bewährt hat. — 


Geisa, Anfang November 1877. A. Geheeb. 


Halle, Buchdruckerei des Waisenhauses. 


573 


Register 


über die Bände 10 und 11 der ‚dritten Reihe des Archivs der 
Pharmacıe. 


Jahrgang 187% 


(Die erste Zahl zeigt den Band, die zweite die Seite an.) 


I. Sachregister. 


Acetonitril, Wirkung von Chlor 
darauf; v.@. Backunts 11, 174. 
Adstringirende Substanzen, 
Bestimmung, von Jean 11, 186. 
Aepfelsäure, Iso-;v.M.Schmö- 
ger 10, 360. 
Aether, Essig-, Zersetzung durch 
Wärme; von A. Oppenheim u. 
H. Precht 10, 358. 
— Schwefelsäure -, Darstellung; von 
M. Mazurowska 10, 363. 


Aethernitrile; von H. Backunts 


u. R. Otto 11, 174 
Aethylnatrium, Wirkung von 
Brom; von M. Barth 11, 170. 
Aldehyd, Oxydation dess.; von 
Berthelot 10, 362. 
— Verbrennungswärme; von Ber- 
thelot 10, 357. 


— Wirkung der Wärme darauf; v. 
Berthelot 10, 357. 
Algenkohle, Darstellung u. Ver- 
werthung; v. E.Moride 10, 251. 
Alizarin aus Anthracensulfosäure; 
von Auerbach I: 
— isomere Säure; von E. Schunk 
u. H. Römer 10, 82. 
Alkalien und Säuren, neues Far- 
benreagenz; v. Trebault 10, 65. 
Alkaloide, ähnlicher Körper in 
Leichentheilen; von L. Lieber - 
mann 10, 75: 


Arch. d. Pharm. XI. Bds. 6. Heft, 


Alkaloide, flüchtige, Darstellung; 
von W. Kirchmann 10, 43. 
Alkohol, Aethyl-, Nachweis neben 
Methyl-; von Riche u. Bardy 


10, 273. 

— aus Feigen; von Balland 
10, 273. 

— Begleiter des Aethyl-; von J. 
Pierre 10, 273. 
— Prüfung auf denselb.; von E. 
Davy 11, 562. 


— Versuch zur Nachweisung in Bier 


und Wein; von B. Tollens 
11, 266. 

— volumetrische Bestimmung; von 
Monnel 11, 477. 


Alkohole, Wirkung von Sulfu- 
rylchlorid; von P. Behrend 
11, 243: 

Alkoholometer, Correction; von 
Salleron 10, 549. 
Alkoholometrie, Richtigkeit; v, 


Maumene 10, 550, 
Allantoin, Synthese; von Gri- 
maux T1,.u0T- 
Allylsenföl; von E. Schmidt 
11, 39. 

Aloin, Vorkommen; von Mitchell 
10, 184. 


Amalgamirung v. Eisen u. s. w.; 
von Cassamajor 11, 464. 


y 37 


von Portes und Ruyssen 


11, 563. 
Ameisensaures Kali, Verhalten 
gegen Luft; von Naudin und De 
Montholon 11, 265. 
Ameisenspiritus, bleihaltiger; 


von A. Geheeb 10, 41. 
Ammoniak, Absorption durch | 
Gyps; von E. H. Jenkins 
10, 254. 


— giftige Wirkung dess.; von Th. 
Husemann 10, 214. 
— oxalsaur., von G. 
Fleury ihn. oe 
— salpetrigs., Darstellung; v. Ber- 
thelot 11, 402. 


— schwefelsaures, verschiedene Salze; 


Zersetzung; 


von Schweitzer 115246: 
— und Galbanum, Unterschei- 
dung 11, 355. 


— Vorkommen in weinsaur. Salzen; 
von E, Holdermann 11, 44. 
— Verhalten in Regenwasser; von 
Schlösing 11, 270. 
— Verschwinden in Regenwasser; v. 
Houzeau 52343: 
Amyrin, Darstellung und Verhal- 
ten; von E. Buri 1167 3:70: 
Anilin, neue Reaction darauf; von 


Jacquemin 11, 566. 
Anthracenöle, Reinigung; von 
A. M. Graham 11, 94. 


Antimonchlorid, fünffach., Wir- 
kung auf organische Substanzen; 
von S. Sössner 10, 78. 

Antiseptische Mittel; v. Bid- 
well 10, 279. 

Apomorphin, Reactionen 10, 73. 


Aräometer, Baume@’s, Richtig- 


stellung; von Berthelot, Cou- 
lier und d’Almeida 11, 429. 
Aräometer, Bemerkungen; von 
H. Werner 10, 137. 
— Erwiderung von B., Hirsch 
11416; 
— Fehler beim Gebrauch; von 
Coulier 10, 167. 
— graduirte; von Fleischer 
10, 549. 


— Normal-; von ©. Schneider 


10, 38.| 


Sachregister. 


a SE ae 


waagen; von G. Westphal 
10,382, 
Archipin, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, AT 
Aromatische Reihe, die; von 
| E. Reichardt 10,58 


| Arsen, Aufnahme dess. im Körper; 
von Scolosuboff 11, 404, 


\— Bestimmung dess.; von Gau- 
tier 11,471. 
— Schwefelverbindungen; von L. F, 
Nilson 11, 467. 
— Titrirung; von Champion und 
Pellet 11, 380. 
Arsenik, neue Entwickelung des 
Wasserstoffgases dazu; v. Davy 
10, 74. 

Arsenverbindungen, aromati- 
sche; v. A. Michaelis 11, 169. 
— mit Schwefel; von F. L. Nil- 
son 10, 460. 
Asparagin in den Mandeln; von 
Portes 11,210 


Atome, Gewicht ders.; von J. An- 


naheim 11,-.703 
|Atomistische Theorie, Ur- 
theil; von Berthelot 10, 161. 


Atropingehalt des Belladonna- 
extractes; von J. Weber 10, 91. 


Aurin und Corallin, von C. Er- 


hart 11, 491. 
Ava oder Kava-Kava; von FE. 
Th. Jordan 11, 275. 


Azulin; von C. Erhart 11, 508. 
| 
I B. 


Baecterien, Auftreten; v. Schnetz- 


| ler 10, 278. 
— Einfluss bei Fäulniss; von Meu - 
sel 10, 279. 


Baldriansäure, Reinigung; von 
Lescoeur 11, 108 
Balsame, Gummi und Harze, Un- 
tersuchungen; von E. Hirsch- 


sohn 10, 481. 11, 54. 152. 

Bandwurmmittel, neues; von 

Heckel 11, 27%: 

\Barometer, Pflanzen als solches 

11,77. 

Baryum, Darstellung; von S8. 
Kerne 


10, 258, 


Baumwolle und Wolle, Bestim- 
mung in Garnen; von J. Bayer 
; 11, 561. 
Belladonnaextract, Atropinge- 
halt; von J. Weber 10, 91. 


Benzin, Petroleum-, Verwendung 
in der Pharmacie; von L. Wolff 


11.277, 
Benzoäharz, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11,3 
Benzoesäure, Einwirkung von 
Aethylnitrat; von F. Fittica 
10, 86. 


Benzol, Wirkung von Zinnchlorid 


darauf; von B. Aronheim 
11, 182. 
Benzylehlorid, Wirkung auf 


Cyanamid und Natriumeyamid; v. 
6. Gerlich 10, 84. 


Bernstein, Eigenschaften dess.; v. 


O0. Helm 11, 229. 
Bernsteinsäure, Vorkommen in 
den Trauben; von R. Branden- 
burg 10, 361. 


Bernsteinsäurereihe, neue Säu- 


ren; von Bourgoin 1152174. 
Bicarbonate, Zersetzung; von 
Gautier und Urbain 11, 270. 


Bier, Nachweis von “Colchiein da- 
rin; von Dannenberg 10, 238. 


— Prüfung auf Stärkezucker; von 
E. Dieterich 10, 246. 
Biere, Prüfung ders.; von E. Rei- 
ehardt 14°523: 
Birresborn, Analyse der Quelle; 
von H. Vohl 10, 468. 


— Mineralwasser das.; vonR. Fre- 
senius 10, 560. 
Bisehofit, neues Mineral in Stass- 
_—- furt; von E. Pfeifer 11, 296. 
Blausäure, Einwirkung auf Calo- 
mel; von Pawell und Payne 
#0,.71. 

— Zersetzung der wasserfreien; von 
De Girard 11, 94. 
Bleihaltiger Ameisenspiritus; 


von A. Geheeb 10, 41. 
Blut, lösliches getrocknetes; von 
G. le Bon #191. 


_ — Oxydation von Stoffen darin; von 
-E. Drechsel 11, 88. 
Blutegel, Bezug nach Amerika 

110271 


_ Sachregister. 


975 
Blutgerinnung, Einfluss der Koh- 


lensäure; von Glenard 11, 87. 
Blutlinien, neuer Körper damit; 


von H. Struve 10, 569. 
Bor, Reinheit; von W. Hampe 
11, 346, 


Borax, neues Vorkommen 11, 345. 
Borsäure, Nachweisung; von W. 


Iles 11, 468. 
Borsäureallyläther; © von C. 
Councler 10, 359. 
Braunstein, Analyse; von Phip- 
son 11, 550. 
Brechmittel, neues; v. Blache 
10, 377. 


Brom, Wirkung auf Natriumäthylat; 
von M. Barth 11, 170. 
Bromirung aromatischer Körper; 
von E. Gessner 11,°165% 


Brom und Jodammonium, Lös- 


lichkeit in Aether; von Wells 
11, 454. 

Bromoform; von E. Schmidt 
11,746 


Bromsilber, Lichtempändlichkeit; 
von H. W. Vogel 10, 265. 
Bucco, Bestandtheile; von Wayne 
10, 370, 


Butter, Kunst-, Bereitung; von 
R. Godeffroy 10, 146. 
— verfälschte; von E. Reichardt 
10, 339. 

Butterverfälschung, Erkennung; 
von Bell 10, 274. 


©. 


Cacao, Abhandlung über dens.; v. 
P. Trojanowsky 10, 30. 
— und Chocolade, _Untersuchun- 
gen; von BE. Heintz 10, 506. 
Cadmium, Kupfer und Wismuth, 
Trennung; von W. Iles 11, 475. 
Caesium und Rubidium, Atom- 
gewicht; von R., Godeffroy 
10, 257. 

Calear. phosphoric., Darstel- 
lung; von W. Stöder 11, 416. 
Calomel und Blausäure, Ein- 
wirkung; von Pawell und Payne 
10, 71. 

Camphen, Ueberführung in Cam- 
phor; von Riban 10, 368, 


ars 


576 


tn, 
} u N m) 


x 
=; 


Sachregister., 


Camphor und Chloralhydrat; |Chinin, bromwasserstoffsaur. zu In- 


von C. Saunders 3,675: 


jeetionen; von W. S. Thompson 


Canadabalsam, Verhalten; von 11, 280. 
E. Hirschsohn 11, 158.|— gerbsaures, Darstellung; von P. 
Canthariden, Ersatz; von Pre-| J. Haaxman 11,,93% 
stat 10, 378.1 — jodschwefelsaures; von Cown- 
Cantharidin, Zersetzbarkeit dess.,| ley 11, 543. 


in den Canthariden; v. R. Wolff 
10, 22 

Carannaharz, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, 248. 
Carbolsäure, Maassanalytische Be- 
stimmung; von W. F. Koppe- 


schaar 11, 558 
— und Kreosot; von A. Grätzel 
10, 130. 


— und Salicylsäure, Empfind- 


lichkeit der Reactionen; von A. 
Almen 10, 44. 
Carbonyle 10, 367. 


Carminsäure u. Hämatin, Wir- 
kungv. Jod; v. R.Maly 10, 568. 


Carvol, Verhalten; von F. A. 
Flückiger 10, 369. 
Cassia occidentalis als Kaffee 
10, 284. 

Cellulosegährung; von E. Du- 
rin 11,185. 
Cellulose, Hydro-; von Girard 


11, 185. 
Cer, Darstellung von didymfreien ; 
von H, Bührig 10, 261. 


Ceradiaharz, Verhalten; von E.| 


Hirscehsohn 11, 314. 
Ceresin und Ozokerit, Vorkom- 
men in Galizien; von J. Gra- 
bowsky 141,554: 
Chemie, von H. 
Wurz 1 
Chemische Effecte 
Spannung; v. Berthelot 11, 76. 
China, Eisen und Glycerin, Ver- 
halten; von Catillon 11, 283. 
Chinaalkaloide, Bestimmung 
ders.; vonE. Johanson 10, 418. 
— Unterscheidung; von R. Godef- 
froy 11, 515. 
Chinadecocte, Alkaloidgehalt; v. 
J. Bröker 
Chinapflanzungen in Britisch 
Indien; von F. A. Flückiger 
10, 385. 

Chinarinde, Bestimmung der Al- 
kaloide; v.E.Johanson 10, 418. 


geometrische; 


electrischer | 


10, 404. 


| 


{ 


— qualitat. u. quant. Reagens darauf; 
von de Vrij 10, 72, 
— quantitat. Bestimmung; von A. 
N. Palmer 115962, 


— schwefelsaures, Krystallwasser; v. 


Cownley 11, 543. 
Chininsalze, phosphorescirende; 
von Landerer 10, 322. 


Chlor, Wirkung anf Acetonitril; 


von G. Backunts 11,124 
Chloral, Reaction dess.; von 
Anneessens 11, 176. 
Chloraleyanürcyanat; von C, 
0. Cech 11, 176. 


Chloralhydrat, Reaction auf Pfef- 
ferminzöl; v. M, Dunin 11, 510. 


— Wirkung des Kaliumsulfhydra- 
tes; von A. Michael 14507 
— und Camphor; von C. Saun- 
ders 111792 
Chloralid’s, Synthese; v. OÖ. Wal- 


lach u. Th. Heymer 10, 183. 
Chloroform, Zersetzung; von 
Jaillard 10, 181. 


Chlorsaures Kali in Jodkalium, 
Verhalten; v.S. Bidwell 11,343, 
Chlorsaures Kali und Jodka- 
lium, Zersetzung; von Melsens 


10, 472. 
|Chlorwasserstoffsäure, festes 
Hydrat 10, 176. 


— Nachweis neben Chlorür; von J. 
Löwenthal 10, 66. 


Chondruscrispus, Bestandtheile; 
von A. Church 10, 61. 
Chromeisenstein, Aufschliessung 
dess.; von R. Kayser 10, 69. 
Citronens. Natron-Kali, Dar- 
stellung; v. Th. Pusch 11, 47, 
Citronensäure als Mittel zur Ver- 
hinderung der Scheidung; von 
Warington 10, 264. 
Colehiein, Nachweis in gerichtli- 
chen Fällen; von E, Dannen- 


berg 10, 97. 238. 
Coniferin, Verhalten; von F, 
Tiemann 10, 365, 


Copaivabalsam, 


Prüfung; von 

Mutter 11, 273. 
— Verhalten; von E. Hirschsohn 
11, 162. 
Copaivaharzemulsion, Berei- 
tung 11, 273. 
Copal, Verhalten; v. E. Hirsch- 
sohn 10, 489. 
Corallin und Aurin, von C. Er- 
hart 11, 491. 

‘ Cosmolin u. Vaselin al GE 
Cubeben, Bestandtheile; von E. 
Schmidt ala 


CGubebenöl, Zusammensetzung; v. 
E. Schmidt 11, 34 
Cumarin, Vorkommen; v. Cotz- 


hausen 11, 361. 
Cuprocyanverbindungen; von 
Vidau 10, 354, 


Cyanalkalimetall, Darstellung; 
von E. Erlenmeyer I 
Cyanamid, Einwirkung von Ben- 
zoylehlorid ; 
10, 84.| 
Cyaneisenverbindungen, An-ı 
wendung zur Analyse und neue 
Verbindungen; von G. Bong 
11, 424. 

Cyanzink, Verhalten gegen Luft; 
von Naudin und De Montho- 
lon 11, 265. 


D. 


Dammarharz, Verhalten; von E. 


Hirschsohn 215,752. 
Dampfkessel, Verhalten "des 
Zinks darin; von Sermant 

10, 570. 


Dampfkesselexplosion, Ursache; 
von Bradley 1 201. 
Destillation, ununterbrochene; v. 


Siemens ip ala 
Diamant, Verbrennung; von R. 
Blindow 10.251. 


Diazoberzol, Einwirkung von 
Blutlaugensalz; von P. G. Griess 
10, 83. 

Dibenzamid, Darstellung; von L. 
Barth u. C. Senhofer 10, 84. 
Dimethylanilin, Synthese der 
Ketone;, von W. Michler und 


von G Gerlich| 


Ch. Dupertuis 1152192: 


‚Sachregister. 577 


Dysodil, Vorkommen; von A. 
Frickinger 10, 463. 
Ditolyl, Oxydation; von O0. Döb- 
ner 10, 88. 
Droguen, lösliche Bestandtheile; 
von P. Laver 


E. 


von H. Vohl 
10, 277. 
Eisen, Amalgamirung dess.; von 
Cassamajor 
— Aufnahme der Gase darin; von 


Eierconserven; 


Troost und Hautefeuille 
10, 263. 

— saures, knallsaures; v. E. Dary 
10, 355. 


— Schmelzung durch Reibung; von 


J. Reese 11,265: 
— und China, Verhalten gegen 
Glycerin; v. Catillon 11, 283. 


Eisenjodid, Darstellung; von R. 
Rother 11, 358. 

Eisenoxyd und Thonerde, Fäl- 
lung durch essigsaures Natron; v. 
M. Jungk 11, 474. 

Eisenstein, vanadinhaltiger; 


11, 552. 553. 

Eisensulfur, Darstellung; von 
Mehu 11, 358. 
Eisschwimmer; von A. Watzin 
10, 271. 


Eläococea, Oel und Verhalten 
dess.; von Clo&z 11, 366. 367. 
Elemi, Bestandtheile; von E. Buri 
11,370. 


— Verhalten; von E. Hirschsohn 
11, 434. 

Emulsionen, Harz-, Bereitung; 
von Greenish 11, 272, 
Entianwurzel, Tannin darin; von 
J. M. Maisch 10, 89. 


Bosin, Anwendung; von Depierre 
IL938 
— Darstellung; von Bindschedler 
und Busch LIIEI 
Epheu, Bestandtheile; von Da- 
vies und Hutchinson 11, 359. 
Epilobium angustifol.; Verfäl- 
schung S 11, 362. 
Equinsäure; von J. Duval 
10, 566, 


11, 350. 


11, 464. ° 


578 


Erde, Dichte ders. 


Er gotin, subeutane Anwendung ; 
von J. H. Miller 10, 372. 
Erstarrungspunkte, Bestim- 
mung; von Gernez 11, 263. 


Erythrophlaeum guinense und 
coumenga; von Gallois und 
Hardy 11, 358. 360. 369. 


Essig, Bestimmung feiner Säuren 


darin; von Hehner erh 
Essigbitter; von Eberbach 
10, 373. 


Essig, einfache Prüfung; von C. 
Jehn 


Salzsäure; von 0. Hehner 
10, 399. 
Eucalyptus und Pinus, hygie- 
nische Wirkung; von Kingzett 
’ 11, 183. 
Eugenol, Verhalten; von E. Tie- 
mann 10, 367. 
Eupatoriumharz, Verhalten; von 
E. Hirschsohn 14,03:16% 
Eupatorium purpureum, Be- 
standtheile; von Lloyd 11, 362. 
Euphorbium, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, 448. 
Euryangium Sumbul, Vorkom- 
men; v. K. Wittmann 11, 
Euryopsisharz, Verhalten; von 
E. Hirschsohn 11.2312 
Extract, Fehler bei der Bestimmung 
durch Abdampfen; von Magnier 


10, Ai. 
— Prüfung auf Schwefelsäure und 


568. 


Sachregister. 


11, 261.|Ferr. phosphor, 


I 


| 


| 


de la source TOSEINE 
Extract. hyoseiami, Krystalle| 
darin; v. Huguet 11, 348. 


F. 


Fagus sylvatica, Bestandtheile; 


von H. A. Church 10, 62. 
Farbstoffe, Färbevermögen; von 
Th. Köpfer 11, 284. 


Fäulniss, Rolle der Bacterien; v. 
Meusel 10, 279. 
Fäulnisswidrige Mittel, Ver- 
suche; von Bidwell 10,279: 
Ferr. albuminat. solut., Dar- 
stellung; von C. Bernbeck 
11,591. 


ir x 
cum Rake ei-. 
trico, Darstellung; von J. Mar- 


tenson 11, 283. 
Ferrocyankalium, Asche; von 
A. Terreil 10, 354, A55. 
Ferulasäure, Darst. und Eigen- 


schaften; von F. Tiemann 
10, 366. 
Fette, Bestimmung des Schmelz- 


punktes; von Redwood 10, 364. 
Fettkörper, Dinitroverbindungen; 
von E. ter Meer 10, 81. 


'Filtriren, beschleunigtes; von W. 


Hempel 10, 66. 


Flamme, niedrige Temperatur einer; 
von Merrick .10, 164, 
Fleisch, haltbar durch Ozon; von 
A, Boillot 10, 166. 
Fluorenu. Brenzkohlenstoffe; 
von Barbier 10, 182, 
Fucusarten, Verwendung; von M. 


Maisch 11, 364. 
6. 

Gährung, alkoholische, Erreger; 

von A. Fitz 10. 551. 


— alkoholische, Ursache; v. Fremy 
und Pasteur „ 1075588 
— Beförderung ders.; von H&mi- 
lian und Melnikoff 11,822 
— des Glycerins; von A. Fitz 


11, 80. 
— Salieylsäure dagegen; von C. 
Neubauer 961: 


|— Wirkung von comprimirter Luft; 


von P. Bert 10, 277. 
‚Galbanum und Ammoniac, Un- 
terscheidung 11, 355. 
Galizien, Vorkommen von Ozoke- 
rit und Ceresin das.; v. J. Gra- 


bowsky 11, 554. 
Galle, Nachweis ders. im Harn; v. 
Yvon TO 
Gallenfarbstoff, Reaction der 
Salpetersäure; von Cazeneuve 


11, 567. 


'Gallium, Gewinnung; von Lecogq 


10, 453, 454. 

— zur Entdeckung; von Mende- 
leef 10, 258. 
Galvanischer Strom, Leitungs- 
widerstand; von Edlund 10, 168, 


& as, y 

von Berthelot 

Gase, Bestimmung des specif. Ge- 
C 


Leucht- , Zusammensetzung; 


11, 548. 
G. Müller 


wichtes; von 


11.73 


- — Verhalten; v. Andrews 11, 78. 


Gehirn, 


ei@has, 


— Sassafras als 


Gasquellen in Pennsylvanien | 
11, 557.| 
dess,; von 

Gobley 10, 445.| 
Gerbstoff, Titriren dess.; von F. 


Jean 11,=563. 


Getreide, Verzuckerung; von H£- 
milian und Melnikoff 11, 84. 


Bestandtheile 


Gift, geringe Mengen zu dispensi- 


ren; von Bibby 10, 74. 
— im verdorbenen Mais, v. Dupre 
und Lombroso 10, 569. 
Gegengift; von 
Lyle 10, 472. 
Gifte, Krampf-, von Th. Huse- 
mann 255193. 
— weniger bekannte; von Th. Hu- 
semann 10, 214. 


Giftschrank, Einrichtung; von 
Hobe 11, 311. 
Ginseng, Handel; von Lockhart 
10, 92. 

Versuch der Zersetzbarkeit 
durch Wasser; von B. Tollens 
11, 266.| 

Glycerin, Bestimmung im Wein; 
von E. Reichardt 10, 408. 


Glyceringährung; von H, Fitz 


11.80, 


Glycerin, Verhalten gegen Eisen 


und China; v. Catillon 11, 283, 


 — Verhalten gegen salpeters. Wis- 


muth; von P. Vigier EHRDTY: 
— Wirkung von electrolyt. Sauer-| 


stoff; von Renard 10, 361. 
Glyeolsäure, Gewinnung; von 
Crommydis 1152175. 
Glyeyrretin, Verhalten; von P, 
Weselsky und R. Benedict 
11, 545. 

Glyeyrrhizin, ammoniakalisches; 
von Brown IL, 274. 


 Gneis, Zusammensetzung; von P. 


‚Schweitzer +1,,552. 
Gold, neues Reagenz; von N. ren 
105271. 


Sachregister. 


- Goldsalze ‚„ Darstellung u. Bigen- 


- schaften; v. J. Thomsen 10, 266. 


Grindbrunnen bei Frankfurt a/M.; 


von R. Fresenius 10, 468. 
Guajacharz, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, 256. 


Guajacum peruy.; Verhalten; von 
E. Hirschsohn 11, 258. 
Gummi-Gutti, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, 446, 
Gummi, Harze und Balsame, Un- 
tersuchungen; von E. Hirsch- 
sohn 10, 481. 11, 54. 152. 
— Senegal-, Bildung; v. D. Corre 
11, 186, 

Gurjunbalsam; Verhalten; vonE. 
Hirschsohn 11, 247. 


H. 


Haarfärbung, Verwendung; von 
Ogston 10, 234. 
Hämatin u. Carminsäure, Wir- 
kung von Jod; von Frebault 


10, 568. 
Hanf, indischer, wirksamer Be- 
standtheil; v. A. Peltz 11, 189. 


Harn, Nachweis der Galle darin; 


von Yvon 10707 
— Sulfosäure darin; von E. Bau- 
mann 11, 89. 
Harnsäure, Aether ders.; von H. 
Hill 10, 357- 
Harnstoff, Sulfo- und Metall- 
salze; von R. Maly 10, 568. 


— Verhalten des Fermentes; von 
Museulus 10, 567. 
Harze der Coniferen, Verhal- 
ten; von E. Hirschsohn 
11, 65. 152. 
— Gummi und Balsame, Untersu- 
chung; von E. Hirscehsohn 
10, 381. 11, 55. 152. 247. 312. 434. 
Harzemulsionen, Bereitung; von 
Greenish 11, 274. 
Hefe, reine; von Traube 11, 81. 
Heizung durch Luft und Kohlen- 


oxydvergiftung; von A. Müller 
11, 289. 

Heracleumarten, Geschmack 
derselb.; von W. Kirchmann 
10, 44. 


Herapathit und ähnliche Verbin- 
dungen; von S. M. Jörgensen 
11, 543. 


579 


580 


Honig, Verfälschung; von H. Wer- 


ner 11, 246. 
Husemann, A., Nekrolog; von 
Th. Husemann 11, 385. 


T. 


Jaborandi, Bestandtheile; von E. 
Hardy 10, 92. 
Jervin in Veratrum viride; 
Bullock 113 1897] 
Inosit, Milchsäure aus dems.; von 
H. Vohl 10, 360. 


Insectenpulver, persisches, Be- 


standtheile; von R. Rother 
da,raig. 
Jod, Nachweisung in kleinsten | 


Mengen; von Chatin 10, 12.6.1 
Jodate und Jodide, .Nachweisung 
mittelst Phosphor; von Corne 
10, 67. 

— — Nachweisung mittelst Phos- 


phor; von Polacei 10, 67.| 
Jodkalium, Prüfung; von Le- 
paye 10, 68. 


— Zersetzung durch kohlensaures | 
Kali; von Melsens 10, 472. 
— und chlorsaur. Kali, Verhal- 
ten; von L. Bidwell 110343: 
Jodoform, Bildung; v. Schwar- 


zenbach 10, 180, 
— in Tinet. jodi decolorata 
10, 89. 


Jodsaure Salze, Einwirkung von 


Phosphor; von Corne 11, 454. 
Jodstärkereaction, Verhinde- 
rung; von Puchot 11, 376. 


Jod- undBromammonium, Lös- 


lichkeit in Aether; von Wells 
11, 454. 

Jodwasserstoffsäure, Reactio- 
nen; von R. D. Silva 10, 177. 


Iridium und Platin, Dichte; von 
Deville und Debray 10, 457. 
Iris versicolor, Oel darin; von 


Marquardt 11, 361. 
Isoäpfelsäure; von M, Schmö- 
ger 10, 360. 


K. 


Kälte, Versuch der Erzeugung; von 


von | 


Th. Koller 105267. 


Sachregister. 


Kälteerzeugung; von Bonart 
und Mignon 10, 166. 
Kälteschiff 11,397 
Kaffee, Neger- 10, 284. 
Kaffeesyrup, Bereitung 11, 274. 
Kalk, schwefelsaurer, Absorption 
von Ammoniak; von E. H, Jen- 
kins 10, 254. 


Kesselstein, Mittel dagegen; von 
E. Bohlig 11, 227. 
Ketone aus Dimethylanilin, Syn- 
these; von W. Michler und Ch. 
Dupertuis 11, 182. 
Kieselsäure, der Phosphorsäure- 
bestimmung nicht hinderlich; von 


C. H. Jenkins 10,770% 
Kobalt und Nickel, Trennung; 
von A. Guyard 11, ATA. 


Kohle, Bestimmung des Schwefels 
darin; v. Dunnington 11, 377. 
— thierische, moderne Bereitung; 
10, 252. 


Kohlenoxydvergiftung bei Luft- 
heizung; von A. Müller 11, 289. 
Kohlensäure, freie und Biearbo- 
nat-Bestimmung; von E. Jacque- 


min 11, 380, 
— zur Bestimmung; von Land 
- 11,373 


Kohlensäuregehalt der Grund- 
luft; von Port 10, 186. 
Kohlenwasserstoffe, Chlorirung; 
von V. Merz und F. Kraftt 


10, 81, 

— condensirte, Darstellung; von W. 
Smith 10, 80, 
Kräuter, gepresste; von Miller 
10, 473. 

Krampfgifte; von Th. Huse- 
mann 11, 1937 
Kreosol, Verhalten; von F. Tie- 
mann 10, 366. 


Kreosot und Carbolsäure; von 


A. Grätzel 10, 130, 
Krystallisationsversuch, ra- 
scher; von Th. Koller 11, 267. 


Kürbissamen, Bestandtheile; von 
N. Kopylow 11, 271. 


— gegen Bandwurm; von Vigier 


11, 272. 
— Mittel gegen Bandwurm; von 
Heckel 11, 271. 


Kupfer, Cadmium und Wismuth, 
Er Trennung; von W. Iles 11, 475. 
Kupferoxydammoniak, Verhal- 
ten gegen ‘ Traubenzucker; von 
Power 11,2.367. 


L. 


 Lactopepsin, Vorschrift 10, 379. 
 Laetuea sativa, Bestandtheile; v. 


A. H. Church 10, 60. 
Ladanum, Verhalten; von E. 
Hirscehsohn 11, 254. 
Lassybaum; von Gallois und 
Hardy 11, 358. 


Lakritzen; Zusammensetzung ver- 
schiedener Sorten; von A. Peltz 


11, 282 
Leon’s-Quelle in Ostcanada, Un- 
tersuchung von Cairns und 
Chandler 10, 470. 
Leuchtgas, Zusammensetzung; v. 
Berthelot 11, 548. 
Licht, Gewicht; von Crook 
10, 168. 
Liquidambarbalsam, Verhal- 


ten; von E. Hirschsohn 
11,320 
— styraciflua, Vorkommen; von 
L. Hughes 1, 361. 
Lig. ferri acetici, Bereitung; v. 


G. Mankiewicz 10, 510. 
Lithion, benzoösaures, Darstel- 
lung; von E. B. Shuttleworth 
11, 538. 


Luft, Abkühlung ders.; von Bo- 
nart und Mignon 10,166. 
— Grund-, Kohlensäuregehalt; von 
Port 10, 186. 
Luftheizung und Kohlenoxyd- 
vergiftung; von A. Müller 


11, 299. 
Luftuntersuchungen; von E. 
Schulze 11, 21. 


M. 


Magnesia, alkalimetrische Bestim- 
mung; von L. Legler 11, 471. 
— Bestimmung im Wasser; von 
Wanklin 10, 70. 
Magnetismus, Wärmewirkung; v. 
A. Cazin 10, 168. 


Sachregister. 


581 
Mahonia ilicifolia, Verwen- 
dung; von J. Pierre 10, 91. 


Mais, Gift im verdorbenen; von 

Lombroso und Dupre 10, 569. 
Malzdarren, mechanische 10, 269. 
Manconarinde; von Gallois u. 


Hardy 11, 369. 
Mandeln, süsse, Asparagin darin 
11, 177. 


Mangan, bas, schwefels. Oxyd; v. 
Fremy 10, 263. 


Mangansuperoxyd, Salze dess.; 


von Fremy 11, 458. 
Maniharz, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, 253. 
Margarinsäure, gechlorte; von 
Villiers 11, 181. 


Mark, Zusammensetzung; von E. 
Reichardt 11, 48. 
Mastix, Verhalten; v. E. Hirsch- 
sohn u 38), 


Mate; von Paul a: 
Maxit; von H. Laspeyres 
10, 465. 
Meccabalsam, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 10, 168: 
Megarrhiza Californica; Be- 
standtheile; von J. P. Heanay 
1153.72. 
Mehl, Untersuchung dess. auf Zu- 
sätze; von M. Dunin 11, 513. 
Meiningen, Untersuch. der Brun- 
nenwässer des Herzogthums; von 


A. v. Lösecke 1118 
Melezitose;, von Villiers 

11,+179. 

Metalle, Werth ders. 10, 187. 


Metalllegirung, specif. Wärme; 


von W. Spring 10, 165. 
Methyläther, Darstellung; von 
Tellier TODE 
Mileh, Bestimmung des Stick- 


stoffs von L. Lieber- 
mann 1052.08 


— Frauen-, Kuh- und Stuten-, von 
A. Languard 10, 565. 

Scheidung des Rahms durch 
Kälte; von Tisserand 10, 475. 
— von kranken Kühen; von Wyn- 


darin; 


ter Blyth 21,90: 
Milchsäure aus Inosit; von H. 
Vohl 10, 360. 


582 


Milehsäure, Einwirkung d. Broms; 
von E. Klimento 10, 359. 


Milchzucker, Verwendung; von 


Bibby 10, 473. 
Molybdänglanz, Beimengungen; 
von Thürach 14147551: 


Molybdäns. Ammoniak, Ver- 
halten der Lösung im Lichte; v. 
M. Jungk 115976. 

Monazit und Xenotime, künstl. 
Darstellung; von Radominski 

10, 467. 


Monobromcamphor, Darstellung; 
von Linthieum 11, 546. 


Morphin, brom- und chlorwasser- | 


stoffs.; von E. Schmidt 11, 42. 
Morphium, Bestimmung dess.; v. 


J. Lynn 11, 566.| 
Münzen, deutsche, Zusammen- 
setzung; von E, Reichardt 

11, 48. 


Mylabris interrupta für Canthari- 
den; von Prestat 10, 378, 


N. 


Narcisse des pres als Brechmittel; 
von Blache 20,3. 
Nahrungsmittel, künstliche, Un- 
tersuchung; von A, v. Lösecke 


10, 415. 

Naphthoäösäure, £#-; von P. 
Vieth 11, 94. 
— ß- Eigenschaften; von P. Vieth 
10, 82, 


Nasturtium off., Bestandtheile; v. 
A. H. Church 10, 60, 
Natriumeyamid, Einwirkung von 
Benzoylchlorid 10, 84. 
Natron, zweifach kohlens., Zer- 
setzung; von Gautier und Ur- 
bain 11, 270. 
Nickel und Kobalt, Trennung; 
von A. Guyard 11, 475. 
Nickelmineral, neues; von Gar- 


nier 11, 550, 
Nickelsalze, Darstellung reiner; 
von Terreil 11,2459; 


Nicotin, im indischen Hanf; von 
A. Peltz 11, 189. 
Nitroalizarin, Darstellung; von 
A, Rosenstiehl 11, 546. 


Sachregister. 


Nitroglycerin haltbar zu machen; 
von Ch. Girard 10, 180. 
Nitromethan, Reaction; von P. 
Friese 1057183% 
Nitrophosphenylsäure, Verhal- 
ten gegen Natronkalk; von A. 
Michaelis und E. Benzinger 
10, 87, 
Nördlinger Register; von F. A. 


Flückiger 11,3% 
0. 

\Oele, ätherische, Drehungsvermö- 

gen; von F. A. Flückiger 

10, 193, 


\— fette, Wirkung des Wasserstoff- 


superoxydes; von 8. Colme& 


11,188 

Ol. folior. Cinnamomi; v. Kuhn 
11, 568. 

Olibanum, Verhalten; von E, 
Hirschsohn 11, 65. 444. 
Oliven, amerikanische 11, 1872 


Olivenöl, Prüfung; von E. Kopp 
11,18 

Olivenrinde als Fiebermittel; von 
Thibon 11, 283. 
Oliverin; von Thiboen 11, 283. 
Opium, Gehalt an Morphium; von 
J. Lynn 11, 566. 
Opobalsamum, Verhalten; von E. 
Hirschsohn 11, 321. 
Organische Verbindungen, 
Wirkung von 5 fach Chlorantimon ; 


von S. Sössner 10, 78, 
Orthoamidophenetol, Darstel- 
lung; von A. Groll 10, 87. 


Osmium, Darstellung und Eigen- 
schaften; von St. Claire-De- 
villeund Depray 11, 464. 

OÖstruthin; von Gorup-Besa- 
nez 1157.34 

Otterndorf, Untersuchung des 
Wassers; von Pellens 10, 551. 

Oxalsaures Ammoniak, Zer- 
setzung; von G. Fleury 11, 9. 

Ozokerit und Ceresin, Vorkom- 
men in Galizien; von J. Gra- 


bowsky 11, 554. 
Ozon, Darstellung; von Lender 
11, Te 


 Sachregister. 


on, Mittel gegen Fäulniss; 
Boillot 10, 166. 

- thermisches Verhalten; von Ber- 

- thelot 11, 269. 


r 


- Palladium, Verhalten in der Al- 
e Eoholfanme; v. Wöhler 11, 462. 
Palmen, Ausnutzung ders.; von 

Biedermann 10, 374. 

_ Pankreatin, Darstellung; von De - 
. fresne 10, 566. 

 — Verhalten; von Scheffer 
E 10, 566. 
 Papyrus Ebers, Inhalt 11, 82. 
Paraffine, Wirkung des Schwe- 

 fels darauf; v. Cabat 11, 179, 

Pectinkörper, v. E. Reichardt 


h 10, 116. 
 Pendelversuche, neue 11, 261. 
 Pennsylvanische Gasquellen 
2: 41, 59% 
_ Perubalsam, Prüfung 10.3179: 


: Verhalten; von E. Hirsch sohn 


F I, 7B31- 
bien m, Ausbeute Amerikag, 
von Chandler 11, 86. 


Petroleum-Benzin, Verwendung 
in der Pharmacie; von L. Wolff 


Sy Eye 
— zu Lösungen und Tincturen; von 
Masson 11, 276. 


— Bestimmung der Naphtha darin; 
_ von Borgougnon 11, 476. 
ee öl, React.. von 'Chlo- 
'  ralhydrat; v. M. Dunin 11, 510. 
Pflanzen als Barometer 11, 77. 


 Pflanzengew ebe, Analyse; von 
Fremy 11, 184. 
Pharmacie, Beitrag zur _Ge- 


schichte; von F. A. Flückiger 


; 11, 97, 
Phenochinon, von CO. Erhart 
11, 488. 
Phenol, maassanalytische Bestim- 
-. mungen; von W. F. Koppe- 

schaar 11, 558, 


— Zersetzung in der Glühhitze; von 
_ J. @. Kramers 10, 440. 
BE ervsiotte, von C. Er- 

hart 11, 482. 


von 


Phenylbutyl, Darstellung; von 
Br. Radziszewski 10, 88. 
Phosphate, Constitution, von 
Berthelot und Longuinine. 


10, 276. 


— Super-, Ursache des Rückge- 
hens; von Millot 10, 276. 
Phosphenylsäure, Verhalten ge- 
gen Natronkalk; v. A. Michae- 
lis und E. Benzinger 10, 87. 


Phosphor, Bestimmung; y. Cham- 
pion und Pellet 11, 469, 
— Einwirkung auf jodsaure Salze; 
von Öorne 11, 454. 
Phosphorigsaure Salze, Zu- 
sammensetzung; v. C. Rammels- 
berg 11, 455. 
Phosphoroxychlorid, Bildung; 
von Ira Remsen 11, 456. 
Phosphorpillen, Bereitung; von 
Haffenden 11, 280. 
Phosphorsäure, alkalimetrische 
Bestimmung; von Maly 11, 469. 
— Bestimmung im Dünger; von 
Chester 10, 275. 
— Bestimmung, ist Kieselsäure hin- 


derlich? von = H. Jenkins 
10, 70, 

— zur Darstellung; von Krane 
hausen 10, 410. 
Phosphorsaur. Kalk, Darstel- 
lung; von W. Stöder 11, 416. 


— — Verhalten gegen Schwefel- 
säure; von H. P. Armsby 

10, 275. 

Phosphorzink als Medicament; 

von P. Vigier 10, 372. 

Phtalöin; v. C. Erhart 11, 491. 

Phylloxera u. Mittel dagegen; v. 


Dumas 10, 563. 
— Unwirksamkeit der Sulfocarbo- 
nate 10, 565. 
Pillen, Glycerin dazu; von Ema- 
nuel 10, 380. 
Pilze, Gährungs-; von H. Hof- 
mann 10, 289. 


Pinus und Eucalyptus, hygie- 
nische Wirkung; von Kingzett 
11, 188. 

Platinschaalen, Einwirkung der 
Schwefelsäure; von Scheurer- 
Kestner 10, 456. 


584 


Sachregister. 


Platinschwarz, Darstellung; von/Ragasirbalsam, Verhalten; von 


Zdrawkowitch 10, 456. 
Platin und Iridium, Dichte; von 


Deville und Debray 10, 457. 
— zersetzt das Wasser; von De- 
ville und Debray 10, 458. 


Platonitrite; von L. F. Nilson 
11, 168. 

Polarimeter, Irrungen; v. Muntz 
10, 268. 

Porzellanschaalen, practische; 
von G. Christel 14,139: 
Probirstein, Zusammensetzung; 
von Mermet und Delachanal 
10, 462. 

Propylnitrolsäure; v. V. Meyer 
und M. Lecco 10, 358. 
Prusside, Anwendung in der Ana- 
lyse und neue Verbindungen; von 


G. Bong 11, 424. 
Psilomelane, Zusammensetzung; 
von H. Laspeyres 10, 464. 


Pyrite in Frankreich; v. Mo- 
rin und Girard 10, 466, 


0. 


Quecksilber, Ausbeute in Alma- 
den 10, 462. 
Quecksilberchlorür und Blau- 
säure, Verhalten; von Pawell 


und Payne LO RE 
Quecksilberjodid und Oxyd, 
Bereitung; von C. L. Mitchell 
10, 185. 


Quecksilberoxyd u. Jodid, Be- 


reitung; von C, L. Mitchell 
10, 185, 

Quecksilbersulfid, Darstellung 
von krystallisirtem; von Mehu 
11, 465. 

Querecit, von Prunier 11, 179. 
Quinium; v. J. Bröker 10, 407. 


Quinetum; von Th. W. Whiffen 


10, 380, 

R. 
Radiometer, Crook’s; von R. 
Böttger 10, 163. 
— v. G. Vulpius 10, 322. 


Raffinose; von D. Loiseau 
11, USB. 


E. Hirschsohn 11.7323% 
Raiz del Indieo; von Völcker 


10, 93. 
Resina Podocarpi, Verhalten; 
von E. Hirschsohn 11, 64, 


Resorcin, v. Godeffroy 10, 213. 
— Trijod-, von A. Michael und 


Th. H. Norton 11, 183 
Riecinus communis, Bestand- 
theile; von Börner 11,733 


Ricinusölsäure, Verwandlung in 
Stearinsäure; von L. Claus und 
Hassenkamp 115.189 

Rheum palmatum; v. H. Wer- 
ner 11, 1162 


Rosanilin, salzs., Darstellung; v. 
A, Wurtz 11, 166. 
Rosaniline, isomere; von A. Ro- 


senstiehl 11,799. 
Rosenöl, Verfälschung; von Mil- 
ler 10, 380. 
Rosolsäure; von C. Erhart 
11, 486. 


Rubidium und Caesium, Atom- 
gewicht; von R. Godeffroy 
10, 257. 


S. 


Säure, Theilung zwischen mehrere 
Basen; von Berthelot 10, 175, 
Säuren, freie, im Essig nachzuwei- 
sen; v. Hehner 11,37% 
— organische, Mittel zur Synthese; 
von W. Michler 10, 80. 
— u. Alkalien, neues Farbenrea- 
genz; von Trebault 10565 
und Salze, Constitution; von 
Berthelot 10,170 


Salben, Darstellung; von H. M. 


Wilder 10, 471. 
Salbenfett, Ersatz; von Bab- 
cook 10, 185. 


Salicylsäure, Aethylderivate; von 
C. Göttig 114103 
— concentrirte Lösung; von Mit- 


chell 11, 351. 
— gegen Gährung; von C. Neu- 
bauer 10, 561. 


— Löslichkeit; v, Becker 11, 352. 
— — v. Cassan u, Bose 11, 353. 
— Löslichkeit; von B. Kohlmann 

11, 350, 


Salicylsäure Lösungsmittel; 


von 

Thresh 11, 354. 

— Prüfung; von Kolbe 10, 475. 
— Reinigung; v. Thresh 10, 76. 
_ — Verwendung; von H. Kolbe 
10, 562. 

— Zersetzung der sublimirten; von 
0. Biel 41,335. 


— und Carbolsäure, Empfindlich- 
keit der Reactionen; von A, Al- 


men 10, 44. 
Salicylsäurewatte, Bereitung; 
von E, Rennard 11,281. 
Salicylsaur. Ammon,, Anwen- 


dung; von J. Martenson 10, 93, 
Salpeter, Natron-, Ausbeute in 


Chili 10, 256. 
Salpeterbildung; von Boussin- 
gault 11, 189. 


Salpetersäure, Bildung im Bo- 
den; v. Boussingault 10, 256. 
— Nachweisung; von A. Vogel 


10, 68. 
Salpetrige Säure, trügerische 
Reaction; von C. G. Wittstein 
10, 69. 

Salze, Löslichkeit in Wasser 
10, 172. 
Salzsäure, Nachweisung neben 
Chlorür; von J. Löwenthal 
10, 67. 
— trockne, Einwirkung auf schwe- 


felsaure Salze; von CO. Hensgen 
11, 345, 


Salze und Säuren, Constitution; 


von Berthelot 10, 170. 
Sandarac, Verhalten; von E, 
Hirschsohn 1162,62. 


Santonin-Natron- Albuminat, 
Anwendung; v. C. Pavesi 10, 94. 
Saponin der Sarsaparilla; von F. 
A. Flückiger 10, 532. 
Sarsaparilla, Saponin darin; von 
R. A. Flückiger 10.532: 
Sassafras als Gegengift; v. Lyle 
10, 472. 


Schilder und Standgefässe; von 

E. Ungewitter 10, 154. 
Schiesspulver, Verbrennungspro- 

duct; von Berthelot 10, 257, 
Schwefel, Erstarrungspunkte ; von 
4 Gernez 11, 263, 
— Nachweisung in der Kohle; von 
 Dunnington 11, 377. 


Sachregister. 


585 


Schwefel, Nachweis in organischen 


Verbindungen; von H. Vohl 
10,.73, 

— neue Oxydationsstufe; v. R. We- 
ber 10, 249. 
— Verbrennungsproduct im Leucht- 
gas 11, 457. 


— zum Beizen; v. Lauth 10, 378. 
Schwefelarsen, Darstellung; von 
Mehu HS AI8. 


Schweflige Säure, Anwendung 
zur Gährung; von ans u. 
Melnikoff 11,483: 


Schwefelkiese, Vorkonimen in 
Frankreich; von Morin und 
Girard 10, 466. 

Schwefelkohlenstoff als Comer 


virungs- und Desinfectionsmittel; 
von Th. Zöllner 10, 281. 283. 
— Bestimmung; von Finot und 
Bertrand JR, Er USS 
— Färbung; von P. Marquart 
10, 250. 


— Mittel zur Conservirung 10, 282. 
Schwefellager in Nordamerika 
10, 178, 

Schwefelquecksilber, Darstel- 
lung von krystallisirtem; v.Mehu 
11, 465, 


Schwefelsäure, Angriff des Pla- 
tins; v. Scheurer u. Kestner 


11, 344. 
— Darstellung wasserfreier; von 
Messel und Squire 11, 344. 


— Verhalten beim Erhitzen; von E. 


J. Maumene& 10, 249. 
Schwefelsäurequellen; von A. 
Fleischer 10, 250. 
Schwefels. Alkalien, Titrirung; 
von Jean Se 
Schwefelsaure Salze, Einfluss 


trockner Salzsäure; von C. Hens- 
gen 11, 345. 
Schwefelverbindungen, Verhal- 
ten im Thierkörper; von E. Sal- 
kowski 11, 88. 
Schwefelwasserstoff, neuer Ap- 


parat; v. Cassamajor 10, 179. 
Seiher, practische; von (. Chri- 
stel 11, 141, 


Selen, Atomgewicht; von O, ae 
tersson und 6. Ekmann 


11, 345, 


2 


Sg 


Kl 


Be 
a NEE 


dan, 


3 } N # 3 Tee 
586 Sachregister. ER EIR et 
EN 
Senegalgummi, Bildung; von D.|Stiekstoff, Absorption dess.; von 
Corre 11, 186.| Berthelot 11,453. 
Senf und Verfälschungen; von A.|— Bestimmung in Verbindungen; v. 
H. Hassal 10, 156.| F. Jean 11, 303: 
enföl, A -; von E. Schmidt — Gewinnung; von Harcourt un 
Senföl, Allyl E. Schmid Gewi g H t und 
11,39, Lapton 11, 453. 
— künstliches; von E. Mylius — Titrirung im Dünger; von Hou- 
10, 207.| zeau 11, 374. 
— künstliches, Verhalten; von E.|— Valenz dess.; von A. Laden- 
Mylius 11, 306.| burg und O. Struve 11, 451. 
Senna, falsche; von E. M. Hol- Storax calamitus, Verhalten; von 
88 11, 536.| E. Hirschsohn 11, 331. 
Sheboyan, Zusammensetzung des| en als. Zusatz au SE 
Wassers vom artesischen Brunnen Sr Rn halten: 10, m 
anselbsi;“ von Chandler und| "1 dUAne, : Veen 
we 11. 548 Hirschsohn 11, 325. 
; i ? *;Styrax, Gemengtheile; von W. 
Silber, Gewinnung aus Cyan- und| y, Miller 10, 371. 


Chlorsilber; v. v. Bibra 11, 461. 


— Gewinnung aus Erzen; von 
Guyard 11, 461. 
Silieate, Behandeln beim Auf- 


schliessen; von C. Störkmann 
11, 375. 

Silieiumplatin, Bildung; von 
Boussingault 11, 463. 


Silieiumverbindungen; 
Troost und Hautefeuille 


von 


10, 255. 
Sium latifolium, Wirkung und 
Bestandtheile von Rogers 
11, 356. 357. 
Spectra durch Oxyhydrogenflamme; 
von T. H. Marvin 10, 169. 
Spectrum, v. Becquerel 11, 76. 
Spir. aether. nitros. mit Extr. 
Uyae ursi; v. Bidwell 10, 472. 
Spiritus, Fabrikation in Deutsch- 
land 10, 270, 
— formiearum, bleihaltiger; von A. 
Geheeb 10, 41. 
— Preis in Frankreich TE 


Stärke, Verhinderung der Jodreac- 
tion; von Pochot Ef 
Stassfurt, Abfälle und Nebenpro- 
ducte das.; von Th. Pusch 
10, 302. 

Stassfurt, neues Mineral daselbst; 
von E. Pfeifer 14772362 


Stearinsäure aus Riecinusölsäure; 
von A. Claus und Hassen- 
kamp 142,181. 

Stickoxyd, Experiment mit Sauer- 
stoff; v. G. Bruylants 10, 253. 


Sulfine; v. A. Cahours 10, 181. 


organi- 
11, 545. 


Sulfinverbindungen, 
sche; von F. Krüger 


|Sulfocyansilicium, Darstellung; 


von P. Miquel 11, 474. 
Syrupe, Conservirung; von A. 
Spengler 11, 350, 
Syr. ferri jodati, Herstellung; v. 
Iudge 10, 471. 


— — Zersetzung; von Cl. Parrish 


10, 471. 
T. 


Taynia, neues Heilmittel; von St. 
Martin 10, 370. 
Tayniawurzel, Zusammensetzung, 
11, 

Teli tt, 
Tellur in Wismuthpräparaten; 


Brownen 10, 265. 
Tellurverbindungen; von Fr. 
Becker 10, 459. 


Teuerium, medieinische Verwen- 
dung; von M, Maisch 11, 362, 
Theorie, atomistische, Urtheil; v. 
Berthelot 10, 161, 
Thiobenzoösäurephenyläther; 
von R, Schiller und R. Otto 
11, 184. 

Thonerde und Eisenoxyd, Fäl- 
lung durch essigsaures Natron; v. 
M. Jungk 11, 474. 
Tinet. jodi de colorata, Jodo- 
form darin; v. Darling 10, 89, 
Tinte, Gold- und Silber-; 
Viedt 10, 373, 


368. 


von 


neue; 
11, 466. 


tanverbindungen, 
'riedel und Gu&rin 


balsam, Bestandtheile; von 

. Bosse 10, 370. 
künstlicher; von Mattison 
10,23701: 

EB chalten; von E. Hirs an 
11, 321. 

rpedoversuch; von A. Basa- 
row 11, 80. 


Traganth, Entstehung und Zusam- 
‚mensetzung; v. Girard 11, 539. 


Triacetonamin, Rückverwand- 
FR: lung; von W. Heintz 10, 181. 
 Trijodresorein; von A. Michael 
es sund Th. H. Norton 11 183% 
_ Trinitrobenzol, Darstellung von 
BD Hepp 10, 83. 
Tritieum sativum, Bestandtheile; 
‘ von H. A. Church 10, 64. 


U. 


Ulmus campestris, Bestandtheile; 
von H. A. Church +0,63: 

_ Ultramarin, Zusammensetzung; v. 
=. Phillipp‘’ 10, 259. 
_ Unterphosphorigsaure Salze, 
Verhalten; von Patrouillard 


i 11, 455. 
Uranrückstände, Aufarbeitung, 
11, 475. 


vw. A. Gawalowsky 


_ Vanadin, Verbindungen; von R. 
 _W. Gerland 10, 458. 
_ Wanadin, Vorkommen in Amerika; 
von Stillwell 11.2598: 

_ — Vorkommen in Magneteisen; von 
J. Walz 11, 552. 
Vanille-Essenz, Bereitung; von 
BG. Becker 11, 280. 
_ Vanille, Gehalt an Vanillin; von 
 — E. Tiemann und W. Haar- 
mann 11, 359. 


 Yanil linsäure, Darstellung; von 


F. Tiemann 10, 365. 
Tanillylalkohol, Gewinnung; v. 
F. Tiemann 10, 365. 


 Naselin und Cosmolin 11, 91. 


; Sachregister 


587 


von|Ventilation; Einrichtung und Un- 


tersuchung; von E. Schulze 
317, 

Veratrin, zur Kenntniss; von E, 
Schmidt 10, 511, 


Veratrum viride, Jervin darin; 
von Bullock 11, 189. 
Vukanische Erhebungin Grie- 
ehenland; von X, Landerer 
10, 321. 


W. 


Waagen, Nachtheile der Gummi- 
schaalen; v. C. Christel 11, 140. 
Waagen, specifische; vonG. West- 


phal 10, 332. 
Waagebalken aus Bergkrystall; 
von 8. Stein EST 
Wachs, künstliches; von G. Hell 
> 11, 348. 

Wärme, specifische von Metalllegi- 


rungen; von W. Spring 10, 165. 
— specifische, der Verbindungen; 
von Terreil 11, 266. 
Waschflasche, neue; v. Drech- 
sel 10, 170. 
Wasser, aromatische, Bereitung; 
von Racher 10, 379. 
— Bestimmung der Magnesia; von 
Wanklin 10, 70, 
— Brunnen-, Nachtheile bei Recep- 
tur 11, 13% 
— — Untersuchung ders. im Herzogth. 
Meiningen v. A. v. Lösecke 11,1. 
— chemische Massenwirkung 10, 173. 
— medieinische, Prüfung und Dar- 
stellung; von W. Trout 11, 349. 
— meteorisches, Krystallisation; von 
Tissandier 10, 173. 
— Mineral-, zu Birresborn; von R. 
Fresenius 10, 560. 


— — Birresborn a. d. Eifel; von 
H. Vohl _ 10, 468. 
— — von Gerolstein, Analyse; von 
F. Winter 11, 550. 
— — Grindbrunnen bei Frank- 


furt a/M.; von R. Fresenius 

10, 468. 

— der Umgebung des -Laa- 
cher Seees; von R. Bender 

11, 50. 

— — zu St. Leons in Ostcanada, 
von Chandler und Cairns 

10, 470, 


588 


Wasser, Nachweisung der Salpe- 
tersäure; von A. Vogel 10, 68. 


Sachregister. 


Weine, Medieinal-, Aufbewahrung; 
von J. Nessler 10, 236. 


— Prüfung dess,; von R. Hercher|Weinsaures Natron, moussiren- 


10, 436. | 


— — dess., durch Tannin; von H. 


Kämmerer 11, 564. 
— Regen-, Verhalten des Ammo- 
niaks; von Schlösing 11, 270. 


— — Verschwinden des Ammoniaks; 
von Houzeau 
— Trink-, in Griechenland; von X. 


Landerer 10, 320. 
— — rasche Prüfung; von Abon- 
nel 11625635 
— Verunreinigung des Fluss-, durch | 
Stassfurter Abfälle; von Ph. 
Pusch 10, 302. 


— von einem artesischen Brunnen 
in Amerika; von Chandler und 
Cairns 11, 548. 

— Zersetzung als Ursache zu Ex- 
plosionen; von Bradley 11, 261. 


durch Platin; B:2 WW 
Gerland 10, 458. 
— zu Otterndorf, Untersuchung; v. 
A, Pellens 10, 551. 
— zu London, Bestandtheile; von H. 
Letheby 10, 557. 
Wasserproben aus Fulda, Unter- 
suchung; von W. Rullmann 
10, 150. 

Wasserstoff, Reinigung; von E. 
Schebig 11, 268. 


— Verhalten zu übermangans. Kali; 
von E, Schebig 11, 268. 
— zinkhaltender; von A. R. Leeds 
11, 268. 
Wasserstoffentwickelung, 
neue; von Leykauf 10, 172. 
Wasserstoffsuperoxyd, Wir- 
kung auf fette Oele, v. S. Colm& 
14.180 
Wein, Bestimmung der Gerbsäure; 


von 


von Carpeni 10, 272. 
— Nachweis des Farbstoffes; von 
Sulzer 10, 272. 
— — des Fuchsins; von Yvon 
10, 272. 


— Prüfung auf Glycerin; von E. 
Reichardt 10, 408. 
— — von Roth-; von K. Calm- 
berg 11, 47, 


— Untersuchung von Sorten; von 
E. Reichardt 11, 142. 


11, 343.| 


des; von Hayhurst 10, 558. 
Weinsaure Salze, Vorkommen 
von Ammoniak darin; von E. 
Holdermann 11, 44. 
Wellenbewegung der Seeen, 
Ursache; von Forel 11, 261. 


Wismuth, Bestimmung dess.; von 
J. Löwy 11, 407. 


— Kupfer und Cadmium, Trennung; 
von W. Iles 11, 475 
— ölsaures, Darstellung; von Betty 
11, 272. 


— salpeters., Verhalten gegen Gly- 
cerin; von Squire 11, 272. 
— reines, Darstellung; von Thü- 
rach 11, 459. 


Wismuthoxyd, citronensaures als 
Medicament 10, 474. 


Wismuthpräparate, Verunreini- 
gung durch Tellur; von Brow- 
nen 10, 265. 

Wolle und Baumwolle, Bestim- 
mung in Garnen; von K. J. 
Bayer 11, 561. 

X. 


|Xanthium spinosum, Bestandth. 
der Asche; von R. Godeffroy 
10, 297. 

— — Zusammensetzung; v. Yvon 
11, 569. 

Xanthogens. Kali zur Aualyse; 
von E. A. Grete 10, 253. 
|Xanthoxylum fraxineum, Sub- 
stanz darin; v. Lloyd 10, 89. 
Xenotime und Monazit, künstl. 
Darstellung; von Radominsky 
10, 467, 


2. 


Zimmtöl aus Blättern, Eigenschaf- 
ten; von Kuhn 11, 568. 
Zink, Verhalten in Dampfkesseln; 
von Sermant 10, 570. 


Zuckerwaaren, gefährliche; von 


Debrunner 11, 349. 
Zinkwasserstoff; von A. R. 
Leeds 11, 268, 


I et We 
vo mn R 
Ne Ne 


Becker) 589 


R Zucker ‚ Milch-, Anilid; von W.|Zucker, Stärke- ‚„ Nachweis im 


Rosshach 11, 180.| Bier; von E. Dieterich 

 — Rohr-, Cellulosegährung; von E. 10, 246. 
 Durin 11, 185.|— Trauben-, Reagens darauf; von 
- — Rohr-, Constitution der Isomeren;| Power 11360: 
von Villiers TIERE: 


II. Bücherschau. 


- Annual report of the Smithsonian, Krause, G., Industrie von Stass- 


Institution; von F. Elsner furt; von E. Geissler 10, 192. 
11, 479.|Liesegang, der Kohledruck; von 

 Arzneistoffe, Zusammenstellung;| E. Geissler 11, 384. 
von E. Geissler 10, 285,|Lorscheid, J., Lehrbuch der organ. 


_ Begemann, C., Pharmacognosie| Chemie, Anzeige; v. Jehn 11, 95. 
für Thierärzte; von R. Kemper Maisch, J., Pharmaey in its Sani- 


11, 480.| tary relations 10, 480. 

 Braunstein, J., Sulfophenylsäu- Maly, R., Jahresbericht der Thier- 
ren; von J. Hertz 10, 381. chemie; von R. ‚Pott 10, 95. 
Cohn, F., Kryptogamenflora; von Patentfrage, Beiträge; Anzeige von 
A. Geheeb 11, 381.| _ ©. Schulze 11, 96. 
Dellingshausen, v. ıationelle Bee J., Geschichte der 'The- 
Formeln der Chemie; v. G. Vul- rapie; von C. Be 382 
pius 10,197. 5 EEE 
Falck, A., Drogenkunde; von A.|Post, J.; chemische Technologie; 
Geheeb 11, 383.) von G. Hofmann 11, 190. 
Pritzel, G. A., Thesaurus literatu- 


Fleischer, R., Deutsche Revue; v. ee 
ME Cchesch 11, 285. 478.) Mae botanicae; von A. 
Gautier, A., La sophistication des Pröcecdnrs eıhe Are 


Dr Be Ermbaeh 10, 16, Pharmaceutical Association 1876; 
Gmelin-Kraut’s Handbuch der| yon F. Elsner 10, 479, 


Chemie; von E. Reichardt 


Rau, A., Grundlage der modernen 
as: B% a Chemie; von Jehn 11, 570. 

Hager, H., erster Unterricht der Sautermeister, O., Handver- 
Pharmaceuten;, von R. Kemper kaufstaxe; von G. Hofmann 


ee 11, 571. 
Hirsch, B., Fabricat. d. künst. Mi- Schiff, H., Einführung in das 


neralwässer; von G. Hofmann) studium der Chemie; von J. 

> 10, 285.| Hertz 10, 95. 
Hochstetter, Schlüssel zur Bota- Schlickum, O,, pharmaceutischer 
nik; von A. Geheeb 11, 382. Atlas; von R. Kemper 10, 572. 
Husemann, A., Grundriss der an-|Schnauss, Catechismus der Photo- 
organischen Chemie; v. E. Geiss- graphie; v. E. Geissler 10, 96. 
anler 10, 287.|Schorer, Lübecks Trinkwasser; v. 
 Kletke, 6. M., Die Medieinalge-| E. Geissler 11, 570. 
setzgebung; von G. Hofmann|Stromeyer, W., Handverkaufs- 

5 11, 286.| taxe; von G Hofmann 11, 191. 
Krause, G., Chemikerzeitung; von|The people viz Daniel Schrumpf; 
Wittstein 10, 288.! von F. Elsner 11, 289. 


Arch, d, Pharm. XI. Bis, Hit - 38 


580 


Thirteenth annualrep.ofthe Alumni 
Assosiation; v.F. Elsner 11, 288, 


Autorenregister. 


|Vogel, J., Das Mikroskop; von @, 


| Hofmann 1152790; 


Trommsdorff, H., Gratulations-|Yearbook of Pharmacie; von F. 


schrift; v. E. Geissler 10, 284. 


II. 
A. 


Abonnel, Prüfung des Trinkwas- 
sers 14.2563 
d’Almeida, Berthelot u. Cou- 
lier, Richtigstellung des Aräome- 
ters nach Baum& 11, 429. 


Almen, A., Empfindlichkeit der 
Reaetionen auf Carbolsäure und 
Salieylsäure 10, 44, 

Andrews, Verhalten der Gase 

115.78. 

Annaheim, J., Gewicht der Atome 

11,70, 

Anneessens, Reaction des Chlo- 

ralhydrates 1172176: 


Armsby, H.P. Wirkung der Schwe- 
felsäure auf phosphorsaur. Kalk 
10, 275. 

Aronheim, B., Wirkung von Zinn- 


chlorid auf Benzol IEESDE 
Auerbach, Alizarin aus Anthra- 
censulfosäure TE. 
B. 

Babcook, Ersatz für Salbenfett 
10, 185. 
Backunts, G., Chlor und Acetoni- 
tril 11,174. 
— H. und R. Otto, Aethernitrile 
1151 TA. 

Balland, Alkohol aus Feigen 
10, 273. 
Barbier, Fluoren und Brenzkoh- 
lenstoffe 10, 182. 


Bardy und Riche, Cothylalkohol 
nachzuweisen 10, 273. 
Barth, L und €. Senhofer, Di- 
benzamid 10, 84, 
— M., Wirkung von Brom auf Na- 
triumäthyl 11531.70: 


| Elsner 11, 286. 


Autorenregister. 


Basarow, A., Torpedoversuch 
11,808 

Baumann, E., Sulfosäuren im Harn 
11, 89. 


Bayer, K. J., Bestimmung von 
Wolle und Baumwolle in Garnen 


11, 561. 

Becker, C., Lösung der Salieyl- 
säure 11, 332. 
— — Vanilleessenz 11, 280. 


— Fr., Tellurverbindungen 10, 459. 
Beequerel, das Spectrum 11, 76. 
Behrend, P,, Wirkung von Sulfu- 
rylchlorid auf Alkohole 11, 173. 
Bell, Erkennung der Butterverfäl- 
schung 10, 274. 
Bender, Mineralquellen des Laa- 
cher Sees 11, 50. 
Benedict, R. und P. Weselsky, 
Verhalten des Glycyrretins 11, 545. 
Benzinger, E. und A. Michae- 
lis, Wirkung des Natronkalks auf 
Phosphenylsäure und Nitrophos- 
phenylsäure 10, 87. 
Bermbeck, C., Ag. fontana in der 


Receptur 11,713%. 
— — Darstellung von Ferr. albu- 
minat. sol. 11729 
Bert, P., Wirkung comprimirter 
Luft auf Gährung 10, 277. 


Berthelot, Absorption des Stick- 


stoffes 11, 453. 
— atomistische Theorie 10, .161, 
— chemische Effecte I150706= 


— Constitution von Säure und Salz 


10,73770% 
— Darstellung von salpetrigs. Am- 
moniak 11, 402. 


— Oxydation des Amylens 10, 363. 
— Theilung einer Säure in mehrere 
Basen 10-5175: 
— thermisches Verhalten des Ozons 
11, 269, 


Äutorenregister. 


Berthelot, Verbrennung d. Schiess- 


pulvers 10, 257. 
— WVerbrennungswärme des Alde- 
hyd 10, 357. 
— Wirkung der Wärme auf Alde- 
hyd 10, 357. 
— Zusammensetzung des Leucht- 
gases 11, 548. 


— Coulier u. d’Almeida, Rich- 
tigstellung des Aräometers von 
Baume& 11, 429. 


— und Longuinine, Constitution 


der Phosphate 10, 276. 
Bertrand und Finot, Bestim- 
mung des Schwefelkohlenstoffs 
14, 378. 

Betty, salpetersaur. Wismuth 
11, 272. 
Bibby, Anwendung des Milch- 
zuckers OT: 
— Dispensation kleiner Mengen v. 
Gift - 10, 74. 


Bibra, v., Gewinnung von Silber 
aus Rückständen 11, 461. 
Bidwell, S., Versuche mit anti- 
septischen Mitteln 10, 279. 
— — Verhalten von Jodkalium u. 
ehlorsaur. Kali 11, 343. 


— — Zersetzung des Extr. Uvae 


ursi durch Spir. Aeth. nitrosi 
10, 472. 
Biedermann, v., Ausnutzung der 
Palmen 10, 374. 


Biel, O., Zersetzung der sublimir- 
ten Salicylsäure 11,.85B. 
Bindschedler und Busch, Dar- 


stellung von Eosin 11, 92. 
Blache, Narcisse des pres als 
Brechmittel 109377: 
Blindow, R., Verbrennung des 
Diamanten 10, 251. 
Blyth, Winter-, Milch kranker Kühe 
1190. 

Börner, Bestandtheile von Ricinus 
communis 11, 357. 
Böttger, R., Crooke’s Radiometer 
10, 163. 

Bohlig, E., Mittel gegen Kessel- 
stein 17, 226. 


Bolliot, A., Wirkung von Ozon 
"auf Fleisch 10, 166. 
Bon, 6. le, lösliches getrocknetes 
Blut 21.98 


591 


Bonart und Mignon, Abkühlung 
der Luft 10, 166. 
Bong, Gaston, Prusside, Darstel- 
lung und Gebrauch in der Ana- 


lyse 11, 424. 
Bose, Lösung der Salieylsäure 
11, 353. 


Bourgoin, neue Säuren der Bern- 
steinreihe aa 
Bourgougnon, Bestimmung der 
Naphtha im Petroleum 11, 476. 


Boussingault; Salpeterbildung 


11, 189. 
— — im Boden 10, 256. 
— Siliciumplatin 11, 463. 


Bradley, Ursache der Dampfkes- 
selexplosionen 11, 261. 
Brandenburg, R., Bernsteinsäure 
in unreifen Trauben 10, 361. 
Bröcker, J., Alkaloidgehalt der 


Chinadecocte 10, 404. 
Brown, ammoniakalisches Gly- 
eyrrhizin 11, 274. 
Brownen, Tellur in Wismuthprä- 
paraten 10, 265. 

Bruylants, Stickoxydexperiment 
10, 253. 


Bührig, H., Darstellung von di- 
dymfreiem Cer 10, 261. 
Bullock, Jervin in Veratrum vi- 


ride 1.1,,189: 
Buri, E., Bestandtheile des Elemi 
11, 370. 


Buseh und Bindschedler, Dar- 
stellung von Eosin 11,92 
Busse, E., Bestandtheile des Tolu- 
balsams 10, 370. 


c. 


Cabat, Wirkung des Schwefels auf 
Paraffine ISIS 
Cahours, A, Suläne 10, 1SE: 
Cairns und Chandler, Analyse 
der St. Leonsquelle 10, 470. 
— Analyse des Wassers von einem 
artes. Brunnen 11, 548. 
Calmberg, K., Prüfung des Roth- 
weines 11, 47. 
Carpeny, Nachweis der Gerbsäure 
im Wein 10, 272. 
Cassamajor, Amalgamirung von 
Eisen u. 8. w. 11, 464. 


38 7 


592 


Cassamajor, Apparat zur Schwe- 
felwasserstoffentwickelung 10, 179. 
Cassan, Lösung der Salicylsäure | 
11, 353. 

Catillon, Einwirkung des Glyce-| 
rins auf China u. Eisen 11, 283. 
Cazeneuve, Reaction der Salpe- | 
tersäure auf Gallenfarbstoffe 


11, 567,| 

Cazin, A., Wärmewirkung des| 
Magnetismus 10, 168. 
Cech, C. O., Cyanurcyanat des 
Chlorals 414,176 
Champion und Pellet, Bestim- 
mung des Phosphors 11, 468. 


— — Titrirung des Arsens 11, 380. 
Chandler, Petroleumausbeute 


11, 86. 
— und Cairns, Analyse der St. 
- Leonsquelle 10, 470. 


- — Analyse des Wassers von 
einem artesischen Brunnen 11, 548. 


Chatin, Nachweisung von Jod 
10, 176, 

Chester, Bestimmung der Phos- 
phorsäure im Dünger 10, 275. 
Christel, G., practische Notizen 
11, 139. 


Church, H. A., Bestandtheile eini- 
ger Pflanzen 10, 60. 
Claus, A. und Hassenkamp, 
Ueberführung der Ricinusölsäure 
in Stearinsäure 11,.181; 
Clo&z, Oel der Elaeococca 
11, 366. 367., 
Colme&, S., Wasserstofisuperoxyd u.| 


fette Oele 11, 181.| 
Corne, Reaction auf Jodate und 
Jodide 10, 67. 


— Wirkung des Phosphors auf jod- 
suure Salze 11, 454. 


Corre, D., Bildung des Senegal- 


gummi 11, 186. 
Cotzhausen, Vorkommen von Cou- 
marin 11, 360. 
Coulier, Fehler der Aräometer 
10, 167. 


Coulier, Berthelot und d’Al- 
meida, Richtigstellung des Aräo- 
meters; nach Baum & 11, 429. 

Councler, C., Borsäureallyläther 

10, 359, 

Cownley, Krystallwasser desschwe- 

felsauren Chinins 11, 548.] 


Autorenregister. 


Crommydis, Gewinnung von Gly- 
eolsäure 11,173. 

Crook, Wägung des Lichtes 
10, 163. 


D. 


Colchiein im Bier 
10, 238. 

— E., Nachweis des Colchieins in 
gerichtlichen Fällen 10, 97. 
Darling, Jodoform in Tinet. jodi 
decolorata 10, 89. 
Dary, E., knallsauses Eisen 10, 355. 
Davies und Hutchinson, Be- 
standtheile des Epheus 11, 359. 
Davy, E., Nachweisung von Alko- 


Dannenberg, 


hol 11, 562. 
— — Entwickelung von H zu Arse- 
nikuntersuchungen 10, 74, 


Debray, H und St. Claire De- 
ville, Darstellung u. Eigenschaf- 
ten des Osmiums 11, 464. 


— — Dichte von Platin u. Iridium 
10, 457. 

— — Wasserzersetzung durch Pla- 
tin 10, 458. 
Debrunner, gefährliche Zucker- 
waaren E 11, 349. 
Defresne, Darstellung v. Pankrea- 
tin 10, 566. 
Delachanal und Mermet, der 
Probirstein 10, 462. 


Depierre, Anwendung des Eosins 
11, 93. 

Deville, St. Claire u. Debray, 
Darstellung und Eigenschaften des 


Osmiums 11, 464, 
— — Dichte von Platin und Iri- 
dium 10, 457, 
— — Wasserzersetzung durch Pla- 
tin 10, 458. 
Dieterich, E., Nachweis des 
Stärkezuckers im Bier 10, 246. 
Döbner, O., Oxydation des Di- 
tolyls 10, 88, 
Drechsel, E., Oxydation im Blute 
11, 88, 
— — neue Waschflasche 10, 172. 


Dumas, Phylloxera und Gegen- 
mittel 10, 562. 
Dupertuis, Ch. und W. Mich- 
ler, Ketone aus Dimethylanilin 
i1, 188 


Dupre und Lombroso, Gift im 


verdorbenen Mais 10, 569. 
Durin, E., Cellulosegährung 

11, 185. 

D uval, Equinsäure 10, 566. 


 Dunin, M., Pfefferminzöl u, Chloral- 


hydrat 11, 510, 

— — Untersuchung von Mehl 

11, 513. 

Dunnington, Bestimmung des 

Schwefels in der Kohle 11, 377. 
E. 

Eberbach, Essigbitter 10, 373. 


Ebers, Inhalt des Papyrus 11, 82. 
Edlund, wLeitungswiderstand bei 
galvanischen Strömen 10, 168. 
Ekmann, G. und ©. Petter- 
son, Atomgewicht des Selens 
11, 345. 

Elsner, F., Anzeige von, Annual 
zeposl of Seikhkonen Institution 


‚479, 
— — Anzeige von J. a 
Pharmacy ete. 10, 480. 


— — Anzeige von Proceedings of 
the American Pharmaceutical As- 
sociation 10, 479. 

— — Anzeige von The People viz 
Daniel Schrumpf 11, 288. 

— — Anzeige von Thirteenth an- 
nual report of the Alumni Asso- 


eiation 11, 288. 
— — Kritik über Yearbook of 
Pharmacy 11, 286. 
Emanuel, Glycerin zu Pillenmas- 
sen 10, 380. 

Erhart, C,, Phenolfarbstoffe 
11, 482. 


Erlenmeyer, E., Darstellung von 
Cyanalkali 11,95. 


F, 
Finot u. Bertrand, Bestimmung 


des Schwefelkohlenstoffs 11, 378. 
Fittiea, F., Wirkung von Aethyl- 


nitrat auf Benzo&säure 10, 86. 
Fitz, A., alkoholische Gährung 
10, 551. 

— — Glyceringährung 11, 80. 
Fleischer, E., graduirte Aräometer 
10, 549. 


Autorenregister. 


593 


Fleischer, A., Schwefelsäurequellen 
10, 250. 

Fleury, G., Zersetzung des oxal- 
sauren Ammoniaks 17,95. 
Flückiger, F. A., Chinapflanzun- 


gen in Indien 10, 385. 
— — Carvol. 10, 369. 
— — Drehungsvermögen ätheri- 

scher Oele 10, 1932 
— — das Nördlinger Register 

+15.94 

— — Saponin der Sarsaparilla 
10, 532. 

Forel, Wellen der Seen 11, 261. 


Frebault, Wirkung von Jod auf 
Carminsäure u. Hämatin 10, 568. 
Fremy, Analyse des Pflanzenge- 


webes 11, 184. 
— bas. schwefels. Manganoxyd 

10, 263. 

— Salze des Mangansuperoxydes 

11, 458. 


— u. Pasteur, Gährung 10, 551. 
Fresenius, R., Analyse des Grind- 


brunnens 10, 468. 
— — Mineralwasser zn Birresborn 
10, 560. 


ne A., Dysodil 10, 463. 
Friedel‘ u. Ans Titanverbin- 

dungen 11, 466, 
Friese, Nitromethan 10, 183. 
Frommanını, (., Kritik v. Peter- 


sen, Geschichte der Therapie 
10, 382. 

6. 
Gallois und Hardy, Erythro- 


phlaeum guinense und coumenga 
11, 358. 366. 369. 

Garnier, neues Niekelmineral 
11, 550. 
Bestimmung des Arsens 
11, 471. 
— und Urbain, Zersetzung der 
Biearbonate 11, 270. 
G awalowsky, A., Aufarbeitung v. 


Gautier, 


Uranrückständen 11, 475. 
Geheeb, A., bleihaltiger Ameisen- 
spiritus 10, 41. 
— — Kritik der deutschen Revue 
11, 285. 474. 

— — Kritik üb. Hochstetter, Schlüs- 
sel zur Botanik 11, 382. 


594 


Autorenregister. 


Geheeb, A., Kritik über Falk,Göttig, C., Aethylderivate der Sa- 


Drogenkunde 11, 383. 
— — Kritik über F. Cohn; Kıyp- 


togamenflora 11, 381. 
— — Kritik über Pritzel, The- 
saurus literaturae 11, 572. 


Geissler, E., Anzeige der tabellar, 
Zusammenstellung der Arzneistoffe 
10, 285. 

— — Anzeige v. A. Husemann’s 
Grundriss der anorgan. Chemie 
10, 287. 


— — Anzeige von H. Tromms- 
dorff’s Gratulationsschrift 

10, 284. 

— — Kritik über Krause, Indu- 


strie von Stassfurt 10,192 
— — Kritik über Liesegang, 
Kohledruck 11, 384. 


— — Kritik über Schnauss, Ca- 
techismus der Photographie 
10, 96. 
— — Kritik über Schorer, Lü- 
becks Trinkwasser 19,15,70, 
Gerland, B. W., Vanadinverbin- 
dungen 10, 458. 
Gerlich, G., Benzoylchlorid, Ein- 
wirkung auf Cyanamid und Na- 


triumeyamid 10, 84. 
Gernez, Bestimmung der Erstar- 
rungspunkte 11, 263. 


Gessner, E., Bromirung aromati- 
scher Körper 11, 165. 
Girard, Ch., haltbares Nitrogly- 


cerin 10, 180. 
— De, Zersetzung der Blausäure 
11, 94. 

— Traganth, Entstehung und Zu- 
sammensetzung 11, 539. 
— und Morin, Schwefelkiese in 
Frankreich 10, 466. 
Giraud, Hydrocellulose 11, 185. 


Glönard, Wirkung der Kohlen- 
säure auf Blut 117187. 
Gobley, Bestandtheile des Gehirns 
10, 444. 


Godeffroy, R., Asche von Xan- 


thium spinosum 10, 297. 
— — Atomgew. von Cs und Rb 
10, 257. 

— — Kunstbutter 10, 146, 
— — Resorein 1072173. 


— — Untersuchung der Chinaalka- 
loide 14-510. 


lieylsäure 11,RU6H! 
Gorup-Besanez, von Östruthin 
11, 347. 


Grabowsky, J., Ozokerit und Ce- 
resin, Vorkommen 11,:554, 
Grätzel, A., Kreosot und Carbol- 


säure 10, 130. 
Graham, A. M., Reinigung von 
Anthracenölen 11, 94. 


Greenish, Harzemulsionen 11, 274, 
Grete, E. A., Xanthogensaures Kali 
zur Analyse 10, 253. 
Griess, P. G@, Wirkung von Blut- 
laugensalz auf Diazobenzol 10, 83. 
Grinaux, Synthese des Alantoins 
11, 1a 

Groll, A., Orthoamidophenetol 
10, 87. 
Gu6rin und Friedel, Titanver- 


bindungen 11, 466. 
Guyard, Gewinnung des Silbers 
aus Erzen ' 11, 461. 


Guyard, A., Trennung von Kobalt 
und Nickel 11, 474. 


H. 


Haarmann, W.u.F. Tiemann, 
Vanille 11,359: 
Haaxman, P. J., Bereitung von 
gerbsaurem Chinin 11, 532. 
Haffenden, Bereitung der Phos- 
phorpillen 11, 280. 
Hampe, W., krystallisirtes Bor 
11, 346. 
Harcourt und Lupton, Gewin- 
nung von Stickstoff 11, 453. 
Hardy, E., Bestandtheile des Ja- 
borandi 10, 92. 
— und Gallois, Erythropklaeum 
guinense und coumenga 
11, 358. 366. 369. 
Hassal, A. H., Senf und Ver- 
fälschungen dess. 10, 156. 
Hassenkamp u. A. Claus, Ueber- 
führung der KRicinusölsäure in 
Stearinsäure 11,218 
Hautefeuille und Troost, Lö- 
sung der Gase in Eisen 10, 263. 
— — Silieiumverbindungen 


10, 258. 


Hayhurst, mouissirendes wein- 
saures Natron 100338 
‚Heaney, J, P., Megarrhiza Cali- 


fornica 30 
Heckel, Kürbiskerne gegen Band- 
wurm 11, 271. 


Hehner, Nachweisung freier Säu- 
ren im Essig ale, Brite 
— 0., Prüfung des Essigs auf Salz - 
und Schwefelsäure 10.2399: 
Heintz, W., Rückverwandlung des 
Triacetonamins 10, 181. 


— E,, Untersuchung von Cacao und 


Chocolade 10, 506. 
Hell, G., Kunstwachs, Bestand- 
theile 11, 348. 
Helm, O., Eigenschaften des Bern- 
steins 11, 229. 


Hemilian und Melnikoff, alko- 
holische Gährung 1183: 
Hempel, W., beschleunigtes Fil- 
triren 10, 66. 
Hensgen, Wirkung von Salzsäure 
auf Sulfate 11, 345. 
Hepp, P., Eigenschaften des Tri- 
nitrobenzols 10, 83. 
Hercher, R., Prüfung des Was- 
sers 10, 436, 
Herz, J., Kritik über Braunstein, 


Sulfophenylsäuren 10, 381. 
— — Kritik über H. Schiff, 
Studium der Chemie 10, 95. 


Heymer, Th. und O0. Wallach, 
Synthese des Chlorals 10, 183, 


Hill, H., Aether der Harnsäure 
10, 357, 

Hirsch, B., Aräometer, Erwide- 
rung 1415.16: 


Hirschsohn, E., Untersuchungen 
über Harze, Gummi und Balsame 
10, 481. 11, 55.152. 24%. 312. 434. 

Hobe, Einrichtung des Giftschran- 
kes EI, 

Hofmann, G., Anzeige von G. M. 
Kletke, Medicinalgesetzgebung 

11, 286. 

Kritik über B, Hirsch, 

Fabrikation künstlicher Mineral- 


wässer 10, 285. 
— — Kritik über J. Post, Tech- 
nologie 151.190. 


— — Kritik üb. Sautermeister, 
Taxe für den Handverkauf 11, 571. 


Autorenregister, 


is 


595 


Hofmann, G., Kritik über W. 


Stromeyer, Handverkaufstaxe 
11, 191, 
— — Kritik über Vogel, das Mi- 
kroskop 1121905 
— H., Fermentpilze 10, 289. 
Holdermann, E, Ammoniak in 
weinsauren Salzen 11, A4, 
Holmes, E. M., falsche Senna 
11, 536. 
Houzeau, Titrirung des Stick- 
stofes 11, 374. 
— Verschwinden des Ammoniaks im 
Regenwasser 11, 343. 
Hughes, Liquidambar styraciflua 
1136 
Huguet, Kıystale im Bilsen- 
krautextrat 11, 348. 
Husemann, Th., Krampfgifte 
11, 193. 
— — Nekroloeg von A. Huse- 
mann 1159389: 

— — weniger bekannte Gifte 
10, 214. 
Hutchinson und Davies, Be- 
standtheile des Epheu 14,399: 


I. 


Jaecequemin, Bestimmung von freier 
Kohlensäure u. Biearbonat 11, 380. 


— neue Anilinreaction 11, 566. 
Jaillard, Zersetzung des Chloro- 
forms 10, 181. 
Jean, Bestimmung adstringirender 
Substanzen 11, 1860 
—  F., Titriren des Gerbstoffes 
11, 563. 
— — Titrirmethode für schwefels. 
Alkalien II UT. 
— — zur Bestimmung des Stick- 
stoffs 115.903 


Jehn, C., Grundlagen der modernen 


Chemie; von A. Rau, Kritik 
11, 570. 

— — Kritik von Lorscheid’s 
organ. Chemie 11293 


— — Prüfung des Essigs 10, 414. 
Jenkins, C. H., Kieselsäure hin- 
dert nicht die Bestimmung der 
Phosphorsäure 10570> 
Absorption des Ammoniaks 
durch Gyps 10, 254. 
Iles, W., Nachweisung der Bor- 
saure 11, 468 


596 


Iles, W., Scheidung von Kupfer, 
Cadmium u. Wismuth 11, 475. 
Jörgensen, $. M., Herapathit und 
ähnliche Verbindungen 11, 543. 
Johanson, E., Bestimmung der 
Chinaalkaloide 10, 418, 
Jordan, F. Th., Ava oder Kava- 
Kava 11, 275. 
Judge, Syr. ferri jodati 10, 471. 
Jungk, M., Einfluss des Lichtes 
auf molybdänsaures Ammoniak 
11, 376. 
— — Fällung von Eisenoxyd und 
Thonerde durch essigsaures Na- 
tron 11, 474. 


K. 


Kämmerer, H., Prüfung des Was- 


sers mit Tannin 11, 564. 
Kayser, R., Aufschliessung des 
Chromeisensteins 10, 69. 


Kemper, R., Kritik über Bege- 
mann, Pharmacognosie u. s. w. 
11, 480 

— — Kritik von Hager’s Unter- 


richt der Pharmaceuten 10, 571. 
— — Kritik von Schlickum’s 
pharmaceutischen Atlas 10, 572. 


Kern, $., Reagens auf Gold 


10,074. 

Kerne, $., Darstellung von Ba 

10, 258, 

Kingzett, hygienische Wirkung 
von Pinus und Eucalyptus 

11, 188. 

Kirchmann, W., Darstellung 

flüchtiger Alkaloide 10, 43. 


— — Geschmack der Heracleumar- 
ten 10, 44. 
Klimenho, E., Wirkung des Broms 
auf Milchsäure 10, 359. 
Köpfer, Th., Färbekraft 11, 284. 
Kohlmann, B., Lösung der Salieyl- 
säure 11, 350. 
Kolbe, H., Prüfung der Salieyl- 
säure 10, 475. 
— — Verwendung der Salieylsäure 
10, 532. 

Koller, Th., Versuche 11, 267. 
Kopp, E., Prüfung des Olivenöls 
11,187. 

Kopylow, N., Bestandtheile der 
Kürbissaamen dl 22018 


Autorenregister. 


Krafft, F. und V. Merz, Chlori- 
rung von Kohlenwasserstoffen 
105551 
Kramers, J. G., Zersetzung des 
Phenols in der Glühhitze 10, 440. 
Krauthausen, Darstellung der 
Phosphorsäure 10, 410. 
Krüger, F., Organische Sulfnver- 
bindungen 11, 545. 
Kuhn, Ol. folior. Cinnamomi 
11, 568. 


L. 


Ladenberg, A. und O. Struve, 
Valenz des Stickstoffes 11, 451. 
Land, Bestimmung der Kohlen- 
säure 11, 379, 
Landerer, X., Mittheilungen 
10, 320. 
Languard, A., Frauen-, Kuh- u. 
Stutenmilch 10, 565. 
Laspeyres, H., Maxit. 10, 465. 


— — Zusammensetzung der Psilo- 
melane 10, 464, 
Lauth, Schwefel als Beize 10, 378 
Lecco, M: und V. Meyer, Pro- 
pylnitrolsäure 10, 358. 
Lecoq de Boisboudran, Gewin- 
nung des Galliums 10, 453. 454. 


Leeds, A. R., Zinkwasserstoff 
11, 268. 

Legler, L., alkalimetrische Be- 
stimmung der Magnesia 11, 471. 
Lender, Darstellung von Ozon 
il, 7, 

Lepaye, Prüfung des Jodkaliums 
10, 68, 

Lescoeur, Reinigung der Bal- 
driansäure IT; 2B: 
Lethebf, H., Wasser zu London 
10, 557. 

Leykauf, neue Wasserstoffentwicke- 
lung 10, 172. 


Liebermann, L,, Alkaloidähnli- 
cher Körper in Leichenresten 

1057.28 

— — Bestimmung des Stickstoffes 

in der Milch 10577: 

Linthicum, Darstellung - von Mo- 

nobromcamphor 11, 546. 


Lloyd, Substanz in Xanthoxylum 
fraxineum 10, 89. 


10, 92. 
Untersuch. der 


Lockhart ‚ Ginseng 
Lösecke, A. v., 
Brunnenwässer des Herzogthums 


Meiningen INT, 
— — Untersuchung von Nahrungs- 
mitteln 10, 415. 
Löwenthal, J., Nachweis der 
Salzsäure neben Chlorür 10, 66. 
Löwy, J., Bestimmung des Wis- 
muthes 11, 407. 
Loiseau, Raffinose 11, 186. 
Lombroso und Dupre, Gift im 
verdorbenen Mais 10, 569. 
Longuinine und Berthelot, 
Constitution der Phosphate 


10, 276. 
Lupton und Harcourt, Gewin- 
nung von Stickstoff 11, 453. 


Lyle, Sassafras als Gegengift 

10, 472. 
_ Lynn, J., Methode der Morphium- 
bestimmung 11, 566. 


M. 


Magnier de la Source, Fehler 
beim Eindampfen von Extracten 
10, 77, 

Maisch, M., Fucusarien 11, 364, 
— — medicinische Anwendung von 


Teucrium 715.362: 
— — Tannin in Rad. Gentianae 


10, 89. 
Maly, alkalimetrische Bestimmung 


der Phosphorsäure 11, 469. 
— R., Sulfoharnstoff und Metall- 
salze 10, 568. 


Mankiewicz, G., Bereitung von 
Lig. ferri acetiei 10, 510. 
Margquart, P., Färbung des Schwe- 
felkohlenstoffs 10, 250. 
Marquardt, Oel von Iris versico- 
lor 11, 361. 
Martenson, J., Anwendung von 
salicylsaur. Ammoniak 10, 93. 
Martenson, J., Ferr. phosphor. 


cum Natro citrie. 11, 2832. 
Martin, St., Taynia 10, 370. 
Marvin, T. H., Spectra durch 

Sauerwasserstofflamme 10, 169. 


Masson, Petroleum zu Lösungen 


und Tincturen -11, 276. 
Mattisson, künstlicher Tolubal- 
sam 10, 371, | 


Autorenregister. 


B 597 
Maumene, Alkoholometrie 10, 550. 
— E. J., Schwefelsäure in der 
Hitze 10, 249. 
Mazurowska, M., Schwefelsäure- 
äther 10, 363. 
Meer, E. ter, Dinitroverbindun- 
gen der Fettreihe. 10, 81. 


Mehu, Darstellung von Schwefel- 
eisen 11, 458. 
— Darstellung von kıystallisirtem 
Schwefelquecksilber 11, 465. 


Melnikoff und Hemilian, alko- 
holische Gährung 11, 83. 
Melsens, Zersetzung von Jodka- 
lium und chlorsaurem Kali 
: 10, 472. 
Mendeleef, D., zur Entdeckung 
des Gallium 10, 258. 
Mermet und Delachanal, der 
Probirstein 10, 462. 
Merrick, niedrige Temperatur einer 
Flamme 10, 164. 
Merz, V. und F. Krafft, Chlori- 
rung von Kohlenwasserstoffen 
10, 81. 
Messel und Squire, wasserfreie 
Schwefelsäure 11, 344. 
Meusel, Einfluss der Bacterien bei 


Fäulniss 10, 279, 
Meyer, V. und M. Lecco, Pro- 
pylnitrolsäure 10, 358. 
Michael, A., Chloralhydrat und 
Kaliumsulfhydrat 11,800 
— — u. Th, H. Norton, Trijod- - 
resorein 115.183% 


Michaelis, A., aromatische Arsen- 
verbindungen A lR) 


— — und Benzinger, Wirkung 


des Natronkalks auf Phosphenyl- 
säure und Nitrophosphenylsäure- 
10, 86. 
Michler, M. und Ch. Dupertuis, 
Ketone aus Dimethylanilin 11,182. 
— W., Synthese organischer Säu- 
ren 10, 80. 
Mignon und Bonart, Abkühlung 
der Luft 10, 166. 
Miller, gepresste Kräuter 10, 473. 
— J. H., subeutane Anwendung des 
Ergotins 10, 372. 
— — Verfälschung von Rosenöl 
10, 380. 


Re NE 
P 19 Se #: "r 


598 Autorenregister. 
Miller, W. v., Bestandtheile des|Ostwaldt, H., chemische Massen- 
flüssigen Styrax 10, 371.| wirkung des Wassers 10,172. 
Millot, Rückgehen der Superphos- Otto, R. und H, Backunts, 
phate 10, 276.| Aetkernitrile 11, 174. 
Miquel, P,, Sulfoeyansilicium — R. und R. Schiller, Thioben- 
In AT: zo&säurephenyläther 11, 184; 
Mitchell, C. L. Aloin 10, 184, 
— — Bereitung von Quecksilber- P. 
jodid und Oxyd 10,185: 
— concentrirte Lösung der Sali-|Palmer, A. N., Bestimmung des 
eylsäure 11, 351.| Chinins 11, 565. 
Monnel, Bestimmung des Alkohols|Parrish, Cl., Zersetzung von 
11, 476.| Syr. Ferr. jodat. 10, 471. 
Montholon, De und Naudin, Pasteur und Fremy, Ansichten 
Verhalten einiger Salze 11, 265.| über Gährung 10, 551. 


Moride, E., Algenkohle 10, 251.[|Patrouillard, Verhalten unter- 
Morin und Girard, Schwefelkiese| phosphorigsaurer Salze 11, 455. 


in Frankreich 10, 466.| Paul, Mate 11, 368. 
Müller, A., Luftheizung und Koh- Pavesi, Santonin - Natron - Albumi- 
lenoxydvergiftung 222172289: nat 10, 94. 
— C. G., Bestimmung des specif.|Pawell und Payne, Blausäure u. 
Gew. der Gase 11, 78.| Calomel AT 
Muntz, Irrungen am Polarimeter, Payne und Pawell, Blausäure u. 
10, 268.| Calomel 10,278 

Musculus, Ferment des Harm-|Pellens, A., Wasser zu Ottern- 
stoffs 10, 567. dnriae% 10,55% 
Mutter, Prüfung des Copaivabal-|Pellet und Champion, Bestim- 
sams 11, 273.| mung des Phosphors 11, 469. 
Mylius, E., künstliches Senföl — — Titrirung des Arsens 11, 380, 
10, 207. 11, 306.|Peltz, A., Nicotin im indischen 

Hanf 11,518 

N. — — Zusammensetzung von La- 

kritzen 11, 282 

Naudin und De Montholon, Pettersson, O. u. G. Ekmann, 
Verhalten einiger Salze 11, 265.| Atomgew. des Selens 11, 345. 


Nessler, D. J., Aufbewahrung und/Pfeifer, E, Bischofit 11, 296. 
Darstellung der Medieinalweine|pnillipp, J., Zusammensetzung 


10, 236.| des Ultramarin 10,259, 

Neubauer, C., Salieylsäure gegen Phipson, Braunsteinanalyse 
Gährung 10, 561. "11, 550. 
Nilson, L. F,, Platonitrite Pierre, J., Begleiter des Aethyl- 
11, 168.| alkohols 10, 273. 
—— — Schwefelverbindungen des Ar- | _ _— Verwendung von Mahonia 
sens 10, 460. 11. 466. ilieifolia 10, 9 
Norton, Th. H. u. A. Michael,|Polacci, Nachweis der Jodate 
Trijodresorein 11, 183.} durch Phosphor 10, 67. 
Port, Kohlensäuregehalt der Grund- 
®. luft 10, 186. 
Porter, A., Bestandtheile von Sium 
Osston, Gebrauch der Haarfär- latifolhhum 11,,357. 
bung 10, 234.|Portes, Asparagin in den Mandeln 
Oppenheim, A. und H. Precht, Et, 1,008 
Wirkung der Wärme auf Essig-|— und Ruyssen, Bestimmung der 


äther 10, 358.| Ameisensäure 11, 563. 


Pott, R., Kritik über Maly’s Jah- 


resberictt der Thierchemie 
10, 95. 

Power, Reagenz auf Traubenzucker 
11, 567. 


Preeht, H. und A. Oppenheim, 
Wirkung der Wärme auf Essig- 


äther : 10, 358, 
Prestat, Ersatz für Canthariden 
10, 378. 

Prunier, Quercit 112179: 
Puchot, Verhinderung der Jod- 
stärkereaction 1, 36: 


Pusch, Th., Darstellung v. citrons. 
Natron - Kali SEE 
— — Stassfurter Nebenproducte u, 
Abfälle 10, 302. 


R. 


Racher, aromatisch” Wässer 
10, 379. 
Radominski, künstliche Darst. des 


Monazits und Xenotims 10, 467. 
Radziszewski, Br., Phenylbutyl 
10, 88. 

Rammelsberg, C,, Zusammen- 


setzung phosphorigsaurer Salze 
11, 455. 
Redwood, Bestimmung d. Schmelz- 


punktes der Fette 10, 364. 
Reese, J., Schmelzen des Eisens 
durch Reibung 11, 265. 


Reichardt, E, Anzeige v. Gme- 
lin’s Kandbuch 10, 381. 11, 478. 
— — Bestimmung des Glycerins im 


Wein 10, 408. 
— — die aromatische Reihe 10, 1, 
— — Peetinkörper 10, 116. 
— — Untersuchung der Biere 

11, 522. 

— — Untersuchungen von Wein 
11 189. 

— — verfälschte Butter - 10, 339. 


Zusammensetzung deutscher 


— 


- Münzen 11, 48. 
Remsen, Ira, Darstellung von 
Phosphoroxychlorid 11, 456. 


Renard, Wirkung von electrolyti- 
schem Sauerstoff auf Glycerin 

10, 361. 

Rennard, Bereitung der Salicyl- 


Autorenregister. 


säurewatte 11, 231. 


599 - 


Riban, Ueberführung des Camphors 
in Camphen 10, 368. 
Riche und Bardy, Nachweis des 


Aethylalkohols 10, 273. 
Rimbach,; E., Kritik von A. 
Gautier, La sophistication des 
vins 10, 476. 


Römer, H. und E. Schunk, iso- 
mere Säure des Alizarins 10, 82. 


Rogers, Bestandtheile von Sium 
latifolium 11, 356. 


Rosenstiehl, A., Isomere Rosani- 
line 11,. 5472 
— — Nitroalizarin 11, 546. 
Rossbach, W., Anilid des Milch- 
zuckers 1P, 181: 
Rother, R., Bestandtheile des In- 


sectenpulvers 11, 348. 
— — Darstellung von Eisenjodid 
11, 458. 

— — flüssiger Storax zu Salben 
10, 372. 


Rullmann, W., Untersuchung von 
Wasser aus Fulda 10, 150. 
Ruyssen und Portes, Bestim- 
mung der Ameisensäure 11, 563. 


S. 


Salkowski, E., Verhalten von 
Schwefelverbindungen im Thier- 
körper 11, 88. 

Salleron, Alkoholometer 10, 549. 

Saunders, C., Chloralhydrat und 


Camphor ins fa) 
Scheffer, Verhalten des Pankrea- 
tins 10, 566. 


Scheurer-Kestner, Schwefelsäure- 


fabrikation 11, 344. 
— — Wirkung der Schwefelsäure 
auf Platin 10, 456. 


Schiff, H., Schwefelkohlenstof zur 
Censervirung 10, 282. 
Schiller, R. und R. Otto, Thio- 
benzo&säurephenyläther 11, 184. 
Schlösing, Ammoniak im Regen- 


wasser 11, 270. 
Schmidt, E., Allylsenföl 11, 39. 
— — Bestandtheile der Cubeben 

11, 38, 
— — Bromoform 11, 41. 


600 


Schmidt, E., Brom- und chlor- 
wasserstoffsaures Morphin 11, 42. 


— — Veratrin 10, 511. 
Schmöger, M., Isoäpfelsäure 
10, 360. 
Schneider, C., Aräometer 
10, 29. 
Schnetzler, Vorkommen der Bac- 
terien 10, 278, 


Schobig, O,, Reinigung des Was- 


serstoffes 11, 268. 
Schulze, C., Anzeige von: Bei- 
träge zur Patentfrage 11,596: 
— E., Ventilation 11, 21. 


Schunk, E. und H. Römer, 
isomere Säure des Alizarins 
10, 82. 
Schwarzenbach, Bildung von 
Chloroform 10, 180. 
Schweitzer, schwefelsaures Am- 
moniak 11, 456. 
— P., Analyse von Gneiss 
11, 553. 


Scolosuboff, Aufnahme des Ar- 
sens in dem Körper 11, 404. 
Senhofer, C. und L. Barth, Di- 


benzamid 10, 84. 
Sermant, Verhalten des Zinks in 
Dampfkesseln 10, 570. 


Shuttleworth, E. B., benzoesau- 


res Lithion 11.0538: 
Siemens, Apparat zur Destillation 
107487, 
Silva, R. D., Reactionen der Jod- 
wasserstoffsäure 0177. 
Smith, Watson, Darstellung 
condensirter Kohlenwasserstoffe 
10, 831. 


Sössner, W., Wirkung des fünf- 
fach. Chlorantimons auf organische 
Substanzen 10, -78. 

Spring, W., spec. Wärme von Me- 
talllegirungen 10, 165. 

Squire, Glycerin und salpetersaur. 
Wismuth 11, 272. 

— und Messel, wasserfreie Schwe- 
felsäure 11, 344. 

Stein, S., Waagebalken aus Berg- 
krystall ale 

Stillwell, Vanadhaltige Erze 

11, 553. 


Autorenregister. 


Stöder, W., Calcar. phosphorica 

11, 416. 

Störkmann, C., Behandeln der 
Schmelzmasse der Silicate 

11, 375. 

Struve, H., neuer Körper mit Blut- 

spectrum 10, 569. 


— 0. und A. Ladenberg, Va- 


lenz des Stickstoffes 11, 451, 
Sulzer, Erkennung der Wein- 
farbstoffe 10, 272. 
T. 
Tellier, Darstellung des Methyl- 
äthers 105857: 
Terreil, Darstellung reiner Nickel- 
salze 11, 459. 
— specifische Wärme 11, 266. 
— A., Glührückstand von Ferro- 
cyankalium 10, 354. 455. 
Thibon, Olivenrinde als Fieber- 


mittel, Oliverin 11, 283. 
Thompson, W. S., bromwasser- 


stoffsaures Chinin zu Injeetio- 
nen 11, 280. 
Thomsen, J., Goldpräparate 
10, 266. 
Thresh, Lösung der Salieylsäure 
11, 354. 
— Reinigung der Salicylsäure 
10, 76. 
Thürach, Beimengungen des Mo- 
lybdänglanzes 11, 551. 
— Darstellung von reinem Wis- 
muth 11, 459. 


Tiemann, F., Coniferyl- und Va- 
nillinreihe 10, 365. 
Tiemann, F. u. W. Haarmann, 
Vanille 11,.353% 
Tissandier, Krystalle aus meteo- 
rischem Wasser 10, 173. 


Tisserand, Rahmabscheidung durch 


Kälte 10, 475. 
Tollens, B., Vorlesungsversuche 
11, 266. 

Traube, Reine Hefe 11,8% 


Trebault, neuer Indicator für Säu- 


ren und Alkalien 10, 65. 
Trojanowski, P., Abhandlung 
über den Cacao 10, 30. 


- Troost und Hautefeuille, Lö-!Vulpius, 


sung der Gase im Eisen 


10, 263. 
— —  Silieiumverbindungen 
10, 255. 
Trout, W., practische Notizen 
11, 349, 
UV. 


Schilder und 
10, 154. 
Urbain und Gautier, Zersetzung 
der Bicarbonate 11, 270. 


Ungewitter, 
Standgefässe 


E: 


V, 


Vidau, Cuprocyanverbindungen 
10, 354. 
und Silbertinten 
10, 378. 
Vieth, P., Naphthoesäure 11, 94. 
— — $-Naphthoesäure 10, 83, 
Vigier, P., Kürbissaamen gegen 


Viedt, Gold- 


Bandwurm 11, 272. 
— — Phosphorzink als Mediein 
10, 372. 

Villiers, Chlormargarinsäure 
13, 181. 

— Isomeren des Rohrzuckers 

11, 178. 
— Melezitose 11.2.1079: 
Völcket, Carvol 10, 369. 
— Raiz del Indico 10, 93. 


Vogel, A,, Lichtempfindlichkeit des 
Bromsilbers 10, 265. 
— — Nachweis der Salpetersäure im 
Wasser 10, 68. 
Vohl, H., Eierconserven 10, 277. 
— — Milchsäure aus Inosit 
-10, 360. 
— bei Bires- 
born 10, 468, 
— — Nachweis des Schwefels in 
organischen Verbindungen 10, 73. 
Vrij, de, Quantitative Bestimmung 
des Chinins 10, 72. 
"Vulpius, G., Kritik über De- 
lingshausen, rationelle For- 
meln 20,19%: 


Mineralquelle 


Autorenregister. 


601 
G., das Radiometer 
10, 322. 

W. 


Wallach, O. und Th. Heymer, 
Synthese des Chlorals 10, 183. 
Walz, J., Vanadin in Magneteisen- 


stein 11, 552. 
Wanklin, Bestimmung der Mag- 
nesia im Wasser 10, 70. 
Warington, Citronensäure hin- 
dert die Fällung von Eisen 
u. 8. w. 1050263: 
Watzin, A., Eisschwimmer 
10, 271. 
Wayne, Bestandtheile von Bucco 
10, 370. 
Weber, J. le Roy, Atropinge- 


halt des Belladonnaextractes 
10, 91. 
— R., S2 03 10, 249. 
Wells, Löslichkeit von Jod- und 
Bromammonium in Aether 
11, 454. 
Werner, H., Bemerkungen über 
Aräometer 10, 137, 


— — Rheum palmatum 11, 116. 
— — Verfälschung von Honig 
11, 246. 
Weselsky, P. und R. Bene- 
diet, Verhalten des Glyeyrre- 
tins 1155525: 
Westphal, G., Aräometer in spe- 
cifischen Gewichts - Waagen 
10, 332, 


Wiffen, Th., Quinetum 10, 380. 


Wilder, H. M., Darstellung der 
Salben 10, 471. 
Winter, F., Mineralwasser von 
Gerolstein 11, 550. 


Wittmann, K., Vorkommen von 
Euryangium Sumbul 11, 568. 


Wittstein, C. G., Anzeige von 

G. Krause, Apothekerzeitung 

10, 288. 

— Reaction auf salpetrige Säure 

10, 69. 

Wöhler, Verhalten des Palla- 
diums in der Alkoholflamme 

11, 462. 


602 


Wolff, R., Zersetzung des Cantha- 
ridins 10, 22. 
— S., Verwendung des Petroleum- 
benzins LIR2UT: 
Wurtz, A., Darstelluug von salz- 


saurem Rosanilin 11, 166. 
Wurz, H., geometrische Chemie 
Al za7dt 


Y; 


Young, W. C., Verbrennung des 


Schwefels im Leuchtgas 11, 457. 
Yvon, Nachweis der Galle im 
Harn 10, 77. 


Autorenregister. 


Yvon, Nachweis von Fuchsin im 


Wein 10, 272. 
— Tayniawurzel 11, 368. 
— Zusammensetzung von Xanthium 

spinosum 11, 569. 


2. 


Zdrawkowitch, Darstellung von 
Platinschwarz 10, 435. 
Zöller, Ph., Schwefelkohlenstoff 
als Conservirungs- und Desinfee- 
tionsmittel 10, 281. 283. 


Anzeigen: 


‚Im Verlage der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. ist 
erschienen: 


Blell, C., Apotheker in Neustadt-Magdeburg. Die dop- 
pelte Buchführung in vereinfachter Form für Apotheker. 
18/53. 5», Bog..; Text‘ und "Tabellen. gr. 8 ea 

1 M 50 9, 


Flückiger, Dr., Prof. d. Pharm. in Bern (jetzt in Strass- 
burg), Die Frankfurter Liste. Beitrag zur mittelalter- 
lichen Geschichte der Pharmacie. 1873. 3 Bog. gr. 8. 
geh. 80 9. 


— —- Documente zur Geschichte der Pharmacie. 1876. 
6!/, Bog. gr. 8. geh. 1.M 509, 


Geist, R., Oberlehrer an der Realschule I. Ordnung im 


1. 


Waisenhaus Halle a/S. Krystallnetze zur Bildung der 
wichügsten Krystallformen durch Ausschneiden und Zusam- 
menkleben. Zum Gebrauch für den Schul- und Selbstun- 
terricht gezeichnet. 3 Hefte in Cartons mit 12 Tafeln. 
1875. A. geh & 1 M 


— — Methode der qualitativen chemischen Analyse 
von Substanzen, welche die häufiger vorkommenden 
Elemente enthalten. Für den Schulgebrauch zusammen- 
gestellt. 1863. 1!/, Bog. gr. 8. geh. 504, 


Heintz, Dr. Wilhelm, Prof., Leitfaden für qualitative 

chemische Analyse. _1875. gr. 8. 9"), Bog. cart. 

3 .M, 50 0. 

Meyn, Dr. L., Ehrenmitglied des Schleswig - Holsteinisch 

landwirthschaftlichen Generalvereins. Die natürlichen 

 Phosphate und deren Bedeutung für die Zwecke der Land- 
wirthschaft. 1873. VI, 1628. 8& 2% 


Reichardt, Dr. Ed., a. o. P. a. d. Univ. Jena. Ist es noth- 
wendig, dass die Professur der Pharmaeie nur durel: 
einen Pharmaceuten vertreten werde? 1875. 208. gr. 8. 

50 d. 

— — Element und Atomgewicht. Hülfstabellen zur 
Kenntniss des Atomgewichtes, des chemischen Werthes 
und Verhaltens der: Elemente. 1876. 208. 8 geh. 

60 4. 


SF 


Schelenz, H. E., Pharmacognostische Karte zur Pharmaco- 
poea Germanica. 1876. 1.M 504. 


Sommaruga, Dr. Hugo Freiherr von, Die Städtereini- 
gungs-Systeme,in ihrer land- und volkswirtkschaftlichen 
Bedeutung. 1874. X, 1808. 8 3M 

Weber, J. U., Uebersicht der Halleschen Waisenhaus- 
Arzneien nach ihren allgemeinen Wirkungen. 1857. 
7 Bog. kl. 8. cart. 759, 

Wolff, Dr. Reinhold, Landwirth, Der Brand des Ge- 
treides, seine Ursachen und seine Verhütung. Eine 
pfanzenphysiologische Untersuchung in allgemein verständ- 
licher Form. Mit fünf Steindrucktafeln. 1874. 388. 
gr.8. 14 500. 


Halle, Buchdruckcrei des Waisenhauses. 


Zusammenstellung 
der vom 
Directorium des deutschen Apotheker-Vereins 


publicirten Bekanntmachungen 
und der 


amtlichen Verordnungen und Erlasse *). 


Nr. 9 bis 11. Septbr. bis Novbr. 1877. 


I. Bekanntmachungen des Direetoriums. 


Nachstehend bringe ich die Rückäusserung des Kgl. 
‚bayrischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und 
Schulangelegenheiten und den Bericht des akademischen Senats 
der Universität Würzburg in Betreff des Antrags, die Errich- 
tung von Lehrstühlen für Pharmacie an den Hochschulen, zur 
allgemeinen Kenntniss und bemerke dabei, dass die nächste 
'Generalversammlung über die weiteren Schritte, welche in 
dieser Angelegenheit zu thun sein werden, berathen wird. 

Das Directorium: Wolfrum, Vorsitzender. 


3 München, den 19. September 1877. 
K. Bayrisches Staatsministerium des Innern für Kirchen- und 
Schulangelegenheiten. 


Nach Inhalt der Vorstellung vom März 1877 hat die im 
September v. J. abgehaltene Generalversammlung des deut 
schen Apothekervereins nachstehender Resolution einstimmig 
zugestimmt: > 

„Es bestehe in der pharmaceutischen Ausbildung eine 
offenbare Lücke, insofern als auf den Universitäten in den 
Vorträgen über Chemie und in den chemischen Laboratorien 
die Pharmacie zu wenig Berücksichtigung fände. 


*) Entnommen aus der Bunzlauer pharmaceut. Zeitung. 


16 


182 


Um diese Lücke auszufüllen und einem Verfall der 
wissenschaftlichen Pharmacie vorzubeugen, halte die General- 
versammlung die Trennung der Pharmacie von der Professur 
der allgemeinen Chemie und die Errichtung einer besonderen. 
Lehrstelle für Pharmacie, verbunden mit einem pharmaceutisch- 
chemischen Laboratorium, welche Stelle wo möglich mit 
einem practischen Pharmaceuten zu besetzen wäre, für dringend 
geboten.“ 

Das Directorium des deutschen Apothekervereins hat die 
Bitte gestellt, dieser für die Pharmacie wichtigen Angelegen- 
heit Berücksichtigung zu Theil werden zu lassen. 


Auf diese Vorstellung wird nach vorgängiger Einvernahme 
der medicinischen und philosophischen Facultäten, sowie der 
Senate der drei Landesuniversitäten Nachstehendes erwidert: 


An den Hochschulen München und Erlangen bestehen 
etatsmässige Lehrstühle für Pharmacie, welche ordentliche 
Professoren inne haben, die aus dem Stande der approbirten 
Pharmaceuten hervorgegangen sind. Es bestehen ferner dort . 
eigene pharmaceutische Laboratorien und pharmaceutische 
Sammlungen. Die Gelegenheit, in der Anfertigung chemisch - 
pharmaceutischer Präparate, sowie in der Ausführung forensi- 
scher, forensisch - polizeilicher und hygiönischer Untersuchungen 
sich zu üben, ist den studirenden Pharmaceuten in den chemi- 
schen Universitäts-, sowie in den pharmaceutischen Laboratorien 
gegeben, und wird ihnen dort auch die hiezu nöthige Anlei- 
tung ertheilt. Pharmaceutische Chemie wird nicht nur in 
jedem Semester angekündigt, sondern auch gelesen und von 
den studirenden Pharmaceuten besucht. 


In Bezug auf die Hochschulen München und Erlangen 
dürfte daher die Resolution des deutschen Apothekervereins 
gegenstandslos erscheinen. Was den Wunsch derselben anbe- 
langt, dass die Lehrstellen für Pharmacie an den Universi- 
täten München und Erlangen wenn möglich mit practischen 
Pharmaceuten besetzt werden möchten, so kann die Erfüllung 
desselben für die Zukunft nicht zugesichert werden, weil bei 
der Besetzung von Universitätslehrstellen das Hauptgewicht 


183 


auf den Bildungsgang, die Lehrgabe und die wissenschaft- 
"lichen Leistungen gelegt werden muss. x 

Anders sind die Verhältnisse an der Universität Würz- 
burg gelagert. Hier werden die zur Pharmacie gehörigen 
Fächer von den Vertretern der Chemie, Botanik, Mineralo- 
gie etc. gelehrt, da ein eigener Lehrstuhl für Pharmacie mangelt. 
Sowohl die medicinische und philosophische Facultät, als auch 
der Senat der K. Universität Würzburg halten aber diese 
Einrichtung für die zweckmässigere und haben den Antrag 
gestellt, die verlangte Einrichtung von Lehrstühlen der Phar- 
macie als überflüssig und sogar als dem Studium der Pharma- 
ceuten schädlich abzulehnen. Die Gründe für diese An- 
schauung sind im Wesentlichen in dem in Abschrift hier 
anruhenden Berichte des Senates der K. Universität Würzburg 
-vom 26. Juli d. J. entwickelt. 

Das unterzeichnete Staatsministerium ist nicht gesonnen, 
die Lage des pharmaceutischen Unterrichtes an der Hoch- 
schule Würzburg zu verändern und derselben, entgegen dem 
einstimmigen Gutachten der Universitätsbehörden, einen eige- 
nen Professor der Pharmacie aufzudrängen, da die principielle 
Frage über die zweckmässigste Einrichtung des pharmaceu- 
tischen Unterrichtes unter den Sachverständigen bestritten ist, 
für die Unterweisung der Pharmaceuten an der Hochschule 
Würzburg in anderer Art genügend gesorgt erscheint und 
jedenfalis die Einrichtungen an den Hochschulen München und 
Erlangen den Wünschen des deutschen Apothekervereins 
entsprechen. 

Uebrigens würden auch zur Gründnng einer eigenen 
Professur der Pharmacie und Einrichtung eines pharmaceutisch- 
chemischen Laboratoriums an der Hochschule Würzburg zur 
Zeit alle Mittel fehlen. 

Aus dieser Erörterung wird das Directorium des deutschen 
Apothekervereins selbst erkennen, dass das unterzeichnete 
Staatsministerium auf die Vorstellung vom März 1877 zu 
einer weiteren Verfügung oder Einleitung keinen genügenden 
Anlass hat. Dr..v. Ent. 


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Würzburg, den 26. Juli 1877. 


Bericht des akademischen Senats der k. Universität Würzburg 
zum k. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und 
Schulangelegenheiten, betreffend die Einrichtung von Lehr- 
stühlen für Pharmacie an den Hochschulen. 

Durch höchsten Ministerial-Erlass vom 25. Mai d. J. 
wurde der Senat beauftragt, nach Einvernahme der mediei- 
nischen und der II. Section der philosophischen Facultät gut- 
achtlichen Bericht zu erstatten über eine Vorstellung des 
Directoriums des Deutschen Apothekervereins vom März 1877, 
in welcher die Einrichtung von Lehrstühlen für Pharmacie 
an den Universitäten verlangt wird. Diese sollen durch Per- 
sonen aus dem Stande der Apotheker besetzt und mit phar- 
maceutisch - chemischen Laboratorien verbunden werden, um, 
wie die Vorstellung sich ausdrückt, dem Verfall der wissen- 
schaftlichen Pharmacie und der lückenhaften Ausbildung der 
Pharmaceuten vorzubeugen. 

Die dem Senate nunmehr vorliegenden Facultätsberichte 
sprechen sich in wesentlich übereinstimmender Weise auf das 
Bestimmteste gegen diesen Antrag ebenso, wie gegen jeden 
Punkt seiner Motivirung aus, und der Universitätssenat seiner- 
seits hat sich dieser Ablehnung einstimmig angeschlossen. 

Da die Facultätsberichte hier beiliegen, glauben wir uns 
auf eine kurze Hervorhebung unserer wesentlichen Gesichts- 
punkte beschränken zu dürfen. 

Mit Recht heben die Facultätsberichte hervor, dass der 
Verfall der sogenannten wissenschaftlichen Pharmacie nicht 
ein beunruhigendes Zeichen des Rückschrittes, sondern viel- 
mehr ein erfreulicher Beweis des Fortschrittes der hier ein- 
schlägigen Wissenschaft ist. Wenn früher, zu einer Zeit, wo 
die älteren der Antragsteller noch in der Lehre waren, die 
Zubereitung der Medicamente nach alterthümlichen, langen 
Recepten der Aerzte complieirte Manipulationen und zuweilen 
ausgedehntere chemische und botanische Kenntnisse erforderte, 
so haben die neuen Forschungen auf dem Gebiete der Arznei- 
wissenschaft und der Chemie einen Umschwung herbeigeführt, 


durch den die Beschäftigung des Apothekers wesentlich ver- 
einfacht wird: ein grosser Theil der früheren Medicamente 
' ist aus dem „Arzneischatz‘ gänzlich verschwunden, von der 
Mehrzahl der übrigen werden die wirksamen Bestandtheile in 


1 


chemisch reiner Form von Fabriken dargestellt, von den er 


Aerzten verordnet und von den Apothekern nach gesetzlich 
vorgeschriebenen Normen dispensirt. Es scheint, dass diese 
Vereinfachung ihres Gewerbes den Antragstellern den Ein- 
druck eines Verfalles macht. Zugegeben ist allerdings, dass 
der Apotheker gegenwärtig mehr, als es früher der Fall war, 
in die Stellung eines Kleinkaufmanns gedrängt wird; aus 
dieser würde ihn aber eine handwerksmässige Abrichtung, 
wie sie in der Vorstellung des Apothekervereins im Grunde 
doch verlangt wird, nicht befreien, vielmehr würde eine solche 
nur dazu beitragen, einen wirklichen Verfall des Apotheker- 
standes herbeizuführen. Einem solchen wird nur dadurch 
. vorgebeugt, eine Hebung des Standes nur dadurch ermöglicht 
werden, dass die Apotheker sich in die durch den Fortschritt 
der Wissenschaft neu geschaffene Lage fügen und den in 
Zukunft an sie gestellten Forderungen gerecht werden, 
Trotz der angedeuteten Vereinfachung des Apothekerwesens 
_ erfordert dieses auch jetzt noch, wenn es den gesetzlichen 
Anordnungen entsprechend gehandhabt werden soll, einen 
‚aus wissenschaftlicher Grundlage entspringenden Einblick in 
_ chemische Processe, eine auf derselben Grundlage ausgebildete 
Fertigkeit in mannigfaltigen Manipulationen und unter Umstän- 
den bestimmte botanische, selbst mikroskopische Kenntnisse. 

Diese wissenschaftlichen Grundlagen seiner Fachbildung 
würden dem jungen Pharmaceuten ein als Professor der Phar- 
macie angestellter Apotheker gewiss nur in sehr mangelhafter 
Form, wenn überhaupt, darbieten können, jedenfalls würde 
der studirende Pharmaceut auf diese Art die Wissenschaft aus 
zweiter Hand, statt aus der ersten, der des wissenschaftlichen 
 Fachmannes empfangen; selbst die für die practische Thätig- 
keit des Apothekers nothwendigen Hinweise auf bestimmte 
Anwendungen wissenschaftlicher Sätze und die Uebungen im 
chemischen Laboratorium wie am Mikroskop werden die Pro- 


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186 


fessoren für Chemie und Botanik in einfacherer und leicht 
verständlicher Form gewähren können, als ein Professor der 
Pharmacie. Wollte man den studirenden Pharmaceuten aber 
zumuthen, neben den Vorlesungen aus Chemie, Physik, Bota- 
nik und den damit verbundenen praktischen Oursen auch noch 
solche der speciellen Pharmacie zu besuchen, so drängt sich 
die Frage auf, wie in den drei kurzen Studiensemestern die 
Zeit der ohnehin schon mit Lehrstoff überbürdeten Pharmaceuten 
auch zur Bewältigung dieser neuen und bei unseren Einrich- 
tungen ganz überflüssigen Beschäftigungen gewonnen werden 
sollte. 

Aus diesen, in den Facultätsberichten ausführlich darge- 
legten Gründen beehrt sich der Senat an das Königliche Mini- 
sterium ganz gehorsamst den Antrag zu stellen: 

„Die verlangte Einrichtung von Lehrstühlen der Pharmacie 
wolle als überflüssig und sogar als dem Studium der Phar- 
maceuten schädlich abgelehnt werden“, 

In weiterer Uebereinstimmung mit den Facultätsgutachten 
finden wir uns schliesslich veranlasst, auf einen, die pharma- 
ceutischen Studien berührenden Uebelstand hinzuweisen, der 
nicht den Universitäten, sondern den Apothekenbesitzern, also 
gewiss auch den Mitgliedern des Apothekervereins, zur Last 
fällt. Dieser Uebelstand liegt in dem immermehr überhand 
nehmenden Mangel an derjenigen Vorbildung, welche die 
Pharmaceuten mit auf die Universität bringen sollten. Nur 
eine sehr geringe Zahl von Lehrherren scheint die gesetzlichen 
Vorschriften über die Behandlung der Lehrlinge zu befolgen 
und noch laxer scheinen die Bestimmungen über die Gehülfen- 
prüfung gehandhabt zu werden. Die Lehrlinge werden offen- 
bar durch rein mechanische Arbeiten und als Ladengehülfen 
ausgenutzt, es wird ihnen weder Zeit noch Gelegenheit gebo- 
ten, das geringe Maass von Kenntnissen sich anzueignen, 
welches sie auf die Universität mitbringen sollten, den meisten 
fehlen die elementarsten Kenntnisse in der Chemie, Physik 
und Botanik und sogar die Mehrzahl der Drogen und ihrer 
gewöhnlichen Handelsform ist ihnen unbekannt. Einen sehr 
grossen Theil der kurzen Studirzeit muss der Pharmaceut 


187 


daher auf die nachträgliche Erlernung von Dingen verwenden, 
welche er sich in den langen sechs Lehrlings- und Gehülfen- 
jahren spielend hätte aneignen können. 

Wir sind überzeugt, dass der Deutsche Apothekerverein, 
wenn er die Hebung seines Standes ernstlich anstrebt, ein 
lohnendes Feld seiner Thätigkeit finden würde, wenn er es 
seinen Mitgliedern zur Pflicht machte, ihren Lehrlingen und 
Gehülfen Zeit und Gelegenheit zu ausreichender Vorbildung 
für das Universitätsstudium zu geben. 


Ehrerbietigst gehorsamst 
Dr. M. Lexer. Kölbel. 


Die Hagen-Buchholz’sche-Stiftung betreffend. 


Die Preisfrage pro 1876/77 lautete: „Die neueren Unter- 
suchungen scheinen zu zeigen, dass der feste Chlorkalk eine 
andere chemische Zusammensetzung habe, als seine Auflösung. 
Es werden Versuche gewünscht, welche geeignet sind, diese 
Frage zu entscheiden, “ 

Auf diese Frage ist nur eine Arbeit mit dem Motto: 
„Beharrlichkeit führt zum Ziel“ eingegangen, deren Verfasser 
aber die Frage gar nicht verstanden oder falsch aufgefasst 
hat. Statt vergleichender Versuche z. B. über die Einwirkung 
von Chlorgas auf festes Kalkhydrat und auf Kalkmileh giebt er 
nur eine Darstellung der Ansichten von Kalb, Stahlschmidt und 
Göpner, und tadelt schliesslich gewissermaassen die Frage- 
stellung. Das unterzeichnete Amt hat sich deshalb nicht für 
Prämürung der Arbeit erklären können. 


Als neue Preisarbeit für das Jahr 1877/78 geben wir 
folgende: 

„ Von den Verbindungen des Chinins mit den Säuren des 
Arsens ist bis jetzt nur das arseniksaure Chmin bekannt. 
Ein Präparat, welches als arseniksaures Chinin ausgegeben 
wurde, erwies sich als ein mechanisches Gemenge von Chinin 


188 


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und arseniger Säure. Um die Frage zu entscheiden, ob über- 


haupt eine chemische Verbindung zwischen Chinin und arseni- 
ger Säure existirt, sind umfassende Versuche zur Herstellung 
einer solchen Verbindung anzustellen und eventuell die Eigen- 
schaften und die Zusammensetzung derselben anzugeben.“ 


Die Arbeiten sind ohne Namen, aber mit einem Motto 
versehen an den mitunterzeichneten Apotheker W. Danck- 
wortt in Magdeburg vor dem 1. August 1878 franco einzu- 
senden. Dasselbe Motto hat das versiegelte curriculum vitae 
zu tragen, dem die Zeugnisse über den Bildungsgang beizu- 
fügen sind. 

Das Vorsteheramt der Stiftung: 


W.Danckwortt. Dr. Th. Geiseler. Dr. Rammelsberg. 
H. Trommsdorff. Dr. Wilms, 


Die Meurer-Stiftung betreffend. 


Die Preisarbeit pro 1876/77 war: „Löslichkeitsverhält- 
nisse der Salicylsäure in Wasser, Weingeist und verdünntem 
Weingeist bei verschiedenen Temperaturgraden (etwa bei 5, 
10, 15, 20 und 30° C.) nebst Angabe der Fabrik, von welcher 
dieselbe dargestellt ist nnd Angabe der äusseren Eigen- 
schaften.“ 

Ausser einer Arbeit, die nicht zur Concurrenz kommen 
konnte, weil sie zu spät eingegangen war und der Verfasser 
sich genannt hatte, waren fünf Arbeiten eingegangen. Die 
Hauptschwierigkeit der Arbeit lag darin, dass die Salicylsäure 
flüchtig ist, und sich mit den Wasserdämpfen verflüchtigt. 
Die Arbeit mit dem Motto: „nullum diem nisi lineam“ hatte - 
darauf keine Rücksicht genommen, es war gar nicht zu ersehen, 
wie der Verfasser seine Resultate gewonnen hatte, sie war 
überhaupt sehr dürftig und kurz (2 halbe Folioseiten), so dass 
wir ihr keinen Preis zuerkennen konnten. 

Die Arbeit mit dem Motto: „Kannst Du nicht Allen 
gefallen durch Deine That und Dein Kunstwerk, mach’ es nur 
Wenigen recht; Vielen gefallen ist schlimm“ hatte zwar auch 


_ die Hauptschwierigkeit nicht erkannt, sie war aber fleissig 
und ziemlich umfangreich abgefasst, und wurde ihr der dritte 
Preis zuerkannt. Verfasser ist Richard Bauroth, mder 
Lehre bei Herrn Hofapotheker Brockmann in Arnstadt. 


Die Arbeit mit dem Motto: „In den Ocean schift mi 


tausend Masten der Jüngling; still auf gerettetem Brett treibt. a 


in den Hafen der Greis“ ist sehr umfangreich, mitunter etwas 
breit. Sie hat die angedeutete Schwierigkeit erkannt und 
geht in Folge dessen sehr vorsichtig beim Austrocknen des 
' ungelösten Rückstandes zu Werke. Sie hat sehr viel Ver- 
suche angestellt, namentlich in Betreff verschiedener Verdün- _ 
nungen des Weingeists mit Wasser. Der Arbeit ist der zweite 
Preis zuerkannt. Verfasser ist Georg Kassner, in der 
Lehre bei Herrn Apotheker Schneider in Sprottau. 


Auch die Arbeit mit dem Motto: „Unser Wissen ist Ver- 
muthung, unser Thun ist Streben“ hat die Schwierigkeit 
_ erkannt, und in Folge dessen die Menge der gelösten Säure 
durch Titriren mit Kalilauge bestimmt. Die Arbeit ist sehr 
gut abgefasst und umfasst namentlich mehrere Sorten Salieyl- 
säure. Der Verfasser erhält auch den zweiten Preis, und ist 
derselbe Peter Joseph Klein, in der Lehre bei Herrn 
Apotheker Dr. Engel in Brauweiler. | 


Ganz hervorragend ist die Arbeit mit dem Motto: „nil 
sub sole novum“. Der Verfasser hat die Hauptschwierigkeit 
richtig erkannt und darum ebenfalls titrirt, er hat aber auch 
_ die Löslichkeit direct bestimmt in einem sehr sinnreich erdach- 
ten und ausgeführten Apparat, der sich auch für andere ähn- 
liche Zwecke empfehlen dürfte. Ausserdem ist die Arbeit 
sehr gut, die Zeichnungen sind ausgezeichnet, sie ist kalli- 
graphisch sehr schön geschrieben, und die ganze Anordnung 
und Ausführung musterhaft. Der Verfasser erhielt den ersten 
Preis und mehrere Herren haben noch privatim eine kleine 
Summe zusammengebracht, um die musterhafte Arbeit durch 
_ eine Extraprämie anzuerkennen. Der Verfasser ist Fritz 
Miller, Lehrling bei den Hofapothekern Gebrüder Framm 
in Wissmar; derselbe, der schon im vorigen Jahre durch 


190 


seine ausgezeichnete botanische Arbeit den ersten Preis 
errungen hatte. 


Als Preisarbeit für das Jahr 1877/78 geben wir folgende: 
„Bekanntlich entwickelt das nach der Pharm. German. 
mit Ammoniak gefällte Eisenoxydhydrat schon vor dem Trock- 
nen, viel mehr nachher, bei dem Auflösen in Säuren Gasbläs- 
chen. Es werden Versuche über die Natur und den Ursprung 
dieses Gases und Vorschläge zu dessen Verhinderung ge- 
wünscht. “ 
Die Arbeiten sind ohne Namen, aber mit einem Motto 
versehen, an den mitunterzeichneten W. Danckwortt in 
Magdeburg gut geschrieben vor dem 1. August 1878 franco 
einzusenden. Dasselbe Motto hat das curriculum vitae mit 
dem Atteste des Lehrherrn über selbstständige Arbeit zu 
tragen. 
Die Prüfungs- Commission: 
W. Danckwortt. D. Herzog. L. Leiner. 
Wolfrum. 


Gehülfen-Unterstützungs- und Pensions-ÜOasse. 


Die Generalversammlung bewilligte in der Sitzung vom 
6. Septbr. zu Leipzig nachfolgende Unterstützungen resp, 
Pensionen. 

I. pro 1878: 1. Bahll- Wittenburg 300. M., 2. Broagger 
Wtw. Kappeln 150 M., 3. Brunnemann - Dresden 240 M., 
4. Eckhard - Niederselters 120 M., 5. Ehrlich-Liebau 300 M., 
6. Elsner- Posen 260 M., 7. Fritsch -Landsberg 200 M., 8. Graf- 
Kölln b. Meissen 180 M., 9. Hagen-Flensburg 150 M., 10. Hart- 
Königsberg 150 M., 11. Hederich-Untersiemau 200 M., 12. Kintz- 
mann - Feterow 300 M., 13. Jewarowsky-Pr. Holland 100 M., 
14. Kleinmann - Niedeggen 300 M., 15. Köhn- Wieda 240 M., 
16. Kalb- Regensburg 200 M., 17. v. Lucas- Regensburg 
150 M., 18. Leiner-Elbing 75 M., 19. Lieblein Wtw.-Fulda 
75 M., 20. Langenfeld - Seidnitz 240 M., 21. Lindisch - Orten- 


191 


burg 200 M, 22. Matthias Wtw.- Brieg 75 M., 23. Mayhöfer- 
Angerburg 150 M., 24. Müller Wtw. gb. Ochert-Berlin 150 M., 
25. Neumann-Goldap 210 M., 26. Oer-Borau 75 M,, 
27. Rückert- Darmstadt 200 M., 28. Speier- Breslau 150 M., 
29. Steiner-Untermerzbach 200 M., 30. Strebelow-Pelplin 150 M., 
31. Thompson - Scharmbeck 300 M., 32. Tilesius - Hirschberg 
270 M., 33. Totz-Treptow a. d. Rega 180 M., 34. Wilhelmi- 
Xanten (aus Webers Legat) 75 M., 35. Wolckow - Marlow 
240 M., 36. Wolff-Lügde 240 M., 37. Zierl- Reichenhall 150 M., 
Summa 6945 M. 

Il. Für Theilhaber der ehemaligen süddeutschen Gehül- 
fen - Pensions- Casse: in Summa 562 M. 50 Pf. 

II. Nachträglich für das Jahr 1877 an: Hederich - Unter- 
siemau 60 M., Rückert- Darmstadt 50 M. 

Münster. Dr. Wilms, 

z. Z. Director d. Gehülfen - Unterstützungscasse. 


Bekanntmachung, die Stipendiencasse betreffend. 


Die Generalversammlung in Leipzig hat für das Jahr 
1878 folgende Stipendien bewilligt: 

a) Aus der Brandes- Wackenroder Stiftung und dem 
Stipendienfond des Vereins je 150 Mark an nachfolgende 
Herren: 1. Carl Amthor-Gotha, 2. Carl Aufsberg- Tann, 
3. Carl Biel-Bergen, 4. Joh. Drösz- Dresden, 5. Friedrich 
Fritsch - Stolp, 6. Carl Geyer-Dresden, 7. Ernst Grimm- Bres- 
lau, 8. Wilh. Guenste- Wettern, 9. L. Haack- Naumburg, 
10. Guido Hüttig- Wettersdorf, 11. Gust. Husse- Breslau, 
12. Rud. Kastropp-Salmünster, 13. E. Kempe- Annaberg, 
14. Max Kessler - Lehesten, 15. Fr. Kisselbach - Witzenhausen, 
16. Max Klapper-Schildberg, 17. Franz Klippgen - Annaberg, 
18. Wilh. Laske - Fast, 19. Adolf Matthies- Hannover, 20. Bal- 
duin Michael- Naunhof, 21. Th. Michaelis - Stettin, 22. Georg 
Müller-Dresden, 23. Paul Niekse-Perleberg, 24. Marcus Paul- 
Seitenhain, 25. Conr. Poppo-Naumburg, 26. Alwin Scherbel- 
Brunn, 27. Herm. Serger-Guhlsdorf, 28. Carl Taeger- Magde- 


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192 


burg, 29. Julius Voigt-Kiel, 30. Arnold Wolff-Oppeln, 
31. Samuel Zluhan - Göppingen. 

b) Aus der Müller-Stiftung, nach Bestimmung des Hrn. 
Medieinalrath Dr. Müller: ein Stipendium von 150 M. an 
Herrn Arthur Müller in Leipzig. 


c) Aus dem Weber’schen Legat die Prämie von 75 M, 
an Paul Lueg aus Schwelm, Lehrling bei Hrn. Baumeister 
in Inden, 

Die Auszahlung erfolgt in der zweiten Hälfte des Januar 
1878 durch den Üassendirector Hrn, Dr. Brunnengräber in 
Rostock gegen Quittung, wozu den betr. Herren die Zahlungs- 
anweisung auch durch den Unterzeichneten rechtzeitig zugehen 
wird. Wohnungswechsel ist bis ult. December anzuzeigen, 
Meldungen für die im nächsten Jahr zu bewilligenden Stipen- 
dien sind vor dem 1. Juli.1878 ebenfalls an den Unterzeich- 
neten zu richten, auch haben alle diejenigen Herren, deren 
Bewerbung in diesem Jahre keine Berücksichtigung hat finden 
können, sich von Neuem zu melden, falls sie auf die nächste 
Vertheilung reflectiren. Die betreffenden Papiere werden nur 
auf Wunsch zurückgesandt, 

Hamburg, den 6. October 1877. 


Th. Wimmel, d. Z. Director der Stipendienfonds. 


II. Amtliche Verordnungen und Erlasse. 
Deutsches Beich. 


Preussen. Circe.-Verf., betr. die Nachprüfung 
der Apothekergehülfen. 

Durch die Instruction für das Verfahren bei Apotheken- 
revisionen vom 21. October 1819 ist in Ausführung des 
Titel II. der Apothekerordnung vom 11. October 1801 ange- 
ordnet worden, dass bei Gelegenheit der gedachten Revisionen 
nicht nur die Lehrlinge, sondern auch die Gehülfen einer 
Prüfung in der pharmaceutischen Chemie und Botanik unter- 
zogen werden und eine Probe von ihrer Handschrift zu den 


Acten geben sollen. Es ist in Frage gekommen, ob diese 
Anordnung auch noch jetzt zu befolgen sei, nachdem die 
ordentlichen Prüfungen, welche dem Erwerb der Qualification 
als Apothekergehülfe und der Approbation als Apotheker 


vorausgehen müssen, auf Grund der reichsgesetzlichen Vor- 2 
schriften durch die Reichsbehörden in einer, die volle Befähi- Se 


gung zu den gedachten Berufsstellungen sichernden Weise 
einheitlich geordnet worden sind. Ich nehme keinen Anstand, 
hinsichts der den Commissarien für die Apothekenrevisionen 
auferlegten Verpflichtung zur Prüfung der Apothekergehül- 
fen bei Gelegenheit jener Revisionen die erhobene Frage zu 
verneinen, und genehmige daher, dass diese Prüfung ferner- 
hin unterbleibt. In Betreff der Lehrlinge bewendet es dage- 
sen bei den gedachten Vorschriften. 


Berlin, den 27. September 1877. 


Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- 
Angelegenheiten. Falk. 


— Bek,, betr. dieAnwendung giftiger Farben. 


Obwohl es durch die Fortschritte der Chemie gelungen 
ist, arsenik- und andere gifthaltige Farben vollkommen zu 
ersetzen, so werden jene noch immer häufig so verwendet, 
"dass dadurch Beschädigung der menschlichen Gesundheit und 
‚selbst der Tod herbeigeführt wird. Dies ist vorzugsweise 
der Fall beim Bewohnen von Zimmern, deren Wände mit 
Arsenikfarbe bemalt oder mit arsenikhaltigen Tapeten beklebt 
oder in denen ‚arsenikhaltige Rouleaux und Fenstervorsetzer 
vorhanden sind; bei Benutzung derartiger Drahtglocken zum 
' Bedecken von Speisen, beim Tragen von Kleiderstoffen, künst- 
lichen Blumen und Blättern, auf denen die Arsenikfarben oft 
so locker aufliegen, dass sie beim Gebrauch sich ablösen; 
beim Genuss von Zucker- und anderen Esswaaren, welche 
mit Arsenikfarben bemalt sind; beim Gebrauch derartigen 
Spielzeugs u.s. w. Die daraus entstehenden Vergiftungen 
‘geben sich nicht immer durch die bekannteren, plötzlich auf- 


en, 
PART IE ne 


194 


tretenden heftigen, oft schnell den Tod herbeiführenden Krank- 
heitserscheinungen zu erkennen, sondern oft auch, — wie 
namentlich bei dem Bewohnen arsenikgefärbter Zimmer, — 
durch ein lange dauerndes, spät erst tödtlich endendes Siech- 
ihum. Das Polizei- Präsidium erachtet es für Pflicht, das 
Publikum wiederholt an die Gefahren, welche der Genuss und 
anderweitige Gebrauch von Gegenständen, die mit Giftfarben 
gefärbt sind, für Leben und Gesundheit mit sich führen, zu 
erinnern, Fabrikanten und Händler aber bezüglich des An- 
fertigens und Feilhaltung derartiger Gegenstände auf die 
Bestimmungen der $$ 324—326 des Strafgesetzbuches hin- 
zuweisen. 


Berlin, den 7. October 1877. 


Königliches Polizei- Präsidium. von Madai. 


Württemberg. Verfügung des K. Med.-Colle- 
giums, betr. die Abänderung der Arzneitaxe, 
Vom 2. Juli 1877. 


Mit Rücksicht auf die in den letzten Monaten eingetre- 
tene ausserordentliche Preissteigerung von Chininsalzen werden 
die Preisansätze der Arzneitaxe pro 1877 wie folgt abgeändert: 
Chinin. bisulfuric. 0,1 gr. 12 Pf., 1,0 gr. 100 Pf.; Chin. hydro- 
ehloric. 0,1 gr. 15 Pf., 1,0 gr. 120 Pf.; Chin. sulfurie. 0,1 gr. 
12 Pf., 1,0 gr. 100 Pf. 


— Verfügung des Ministeriums des Innern 
in Betreff der Reibfeuerzeuge. Vom 15. Juni 1877. 

Auf Grund des $ 368 No. 8 des Strafgesetzbuchs für 
das Deutsche Reich werden unter gleichzeitiger Hinweisung 
auf die Bestimmungen der Feuerpolizeiordnung vom 21. De- 
cember 1876 (Reg.-Bl. S. 513), insbesondere $ 1 bis 3, $ 7 
Absatz 1, 2 und 4, $ 8, $ 23, $ 35 und 36, in Betreff der 
Reibfeuerzeuge nachstehende besondere Vorschriften ertheilt: 

$ 1. Für die Versendung müssen die Reibfeuerzeuge 
und sonstige ähnliche Zündmittel in den Portionen, wie sie 


195 


zum Kleinverkauf kommen, in gut schliessende unmangelhafte 
Hülsen von Holz oder starkem Papier gebracht, mit den 
Hülsen in gut schliessende hölzerne Kisten von mindestens 
2 Centimeter Dicke verpackt und die leeren Zwischenräume 
in den Kisten mit lockeren weichen: Materialien, wie trocke- 
nem Sägemehl, Kleie u. dergl. ausgefüllt werden. Der Fracht- 
fuhrmann ist auf die Feuergefährlichkeit der Waare aufmerk- 
sam zu machen und es ist auf den Kisten und in dem Lad- 
schein der Inhalt durch das Wort „Reibfeuerzeuge“ zu 
bezeichnen. 


$ 2. Bei dem Kleinverkauf sind die Zündmittel in den 
in $ 1 vorgeschriebenen Hülsen zum Verkauf zu bringen, 
Hinsichtlich der feuersicheren Verwahrung der für den Ver- 
kauf oder für die Benutzung bestimmten Vorräthe wird auf 
die Bestimmung in $ 367 No.5 und 6 des Strafgesetzbuchs 
für das Deutsche Reich verwiesen. - Ausserdem sind für die 
Aufbewahrung solche Orte zu wählen, welche für Kinder nicht 
zugänglich sind. 

S 3. Das Verschleudern oder Wegwerfen von Zünd- 
hölzern, an welchen noch Zündstoff haftet, ebenso das Weg- 
werfen brennender Zündhölzchen ist sorgfältig zu vermeiden. 


$ 4. Uebertretungen der vorstehenden Vorschriften, soweit 
nicht $ 367 No. 5 und 6 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche 
Reich Platz greift, unterliegen der Strafbestimmung des $ 368 
No. 8 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich. 


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Von dem durch seine schriftstellerischen Arbeiten und 
seine lehramtliche Thätigkeit an der Universität zu Jena 
auch in weiteren Kreisen bekannten Professor Ernst Hallier 
erscheint Ende October dies. J. im W. G. Korn’schen Ver- 
lage zu Breslau ein 


Handbuch der systematischen Botanik 


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196 


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die physiologischen Gesetze und Erfahrungen stützend, hat das vorlie- 
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praktischen Arzt, wobei das mit peinlicher Genauigkeit gefertigte Register, 
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