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Full text of "Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen"

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o 



BEITRÄGE 



ZUR KUNDE DER 



INDOGERMANISCHEN SPRACHEN 



V 



H 



HERAUSGEGEBEN 



VON 



DR ABALBERT BEZZENBERtiER. 



FÜNFTER BAND. 



GÖTTINGEN. 

VERLAG VON ROBERT PEPPMÜLLER 

1880. 



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lakalt. 

_. „ _ Seite 

Die quellen des nordthessalischen dialekts. Von A. Fick - - . 1 

Citate in KramadicTara's Samkshiptasara. Von Th. Zaehariae - - 22 

Altiriflohe glossen. Von Otto Dziobsk 63 

Folgen. Von A. Bezzenberger 67 

Volksetymologische Studien. I. Von O. Weise 68 

Das griechische superlativsuffix -t«to- und die lettischen gradations- 

formen auf -äks. Von A. Bezzenberger 94 

Skr. car-, oira-m, gr. rfl/-£a>, ndltu. Von H. ColUtz 101 

Kixdv» „erreichen 44 und die zugehörigen formen bei Homer. Von 

Leo Meyer -• 102 

Skr. dürva. Von A. Bezzenberger 104 

Die inschriftlichen denkmaler des äolisohen dialects. Von F. Bechtel 105 

Zum schwa im Griechischen. Von A. Fick 146 

Blandior. Von A. Bezzenberger 168 

Germanische labiale aus gutturalen. Von A. Fick* Mit Zusätzen 

von A. Bezzenberger 169 

Cliens. Von Leo Meyer 176 

Aovqos : fovoarog. Von A. Fick 183 

Misoellen. Von Q. Meyer 184 

Die inschriftlichen quellen des böotischen dialekts. Erster teil: 

Theben, Orohomenos, Tanagra. Von Riehard Meister .... 185 

Ein lüekenbüsser. Von Michael Deflner 238 

Misoellen. Von G. Meyer 240 

Die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinnes 

von dr. Anton Marty. Angezeigt von O. Weise 242 

Niels Ludvig Westergaard. (Nekrolog). Von Viihebn Thomsen. 

Aus dem Danischen übersetzt von A. Bezzenberger 248 

Der lateinische ablaut I. Von F. Fröhde 265 

Das Jainendravyäkaranam. Von Th. Zachariae 296 

Vertretung von r und 1 durch a im Griechischen. Von A. Fick * 811 

A im ablaut zu e" und 6. Von A. Bezzenberger 312 

Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). Von A. Fick 320 

Zur beurteilung des pamphykischen dialekts. Von A. Bezzenberger 325 
William Dwight Whitney, A Sanscrit grammar. Angezeigt 

von Alfred Hillebrandt 388 

N. Dossios, Beitrage zur neugriechischen wortbildungslehre. An* 

gezeigt von C Foy 345 

C. Foy, Lautsystem der griechischen vulgärsprache. Angezeigt von 

P. N. Pappageorg 349 

Miscellen. Von A. Bezzenberger und A. Fick 351 

Berichtigungen 352 

Register. Von H. CblUtz 353 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 

Thessalien im engeren oder politischen sinne umfasste nur 
das gebiet des thessalischen bundes. Dieser bestand wieder aus 
vier Städtebünden oder kundschaften: Thessaliotis Hestiaeotis 
Pelasgiotis und Phthiotis, den sogenannten Tetraden, welche 
die sage auf Aleuas den rothen, den ahn der Aleuaden von 
Larisa zurückführte. Im weiteren sinne wurde der name Thes- 
salien aber auch auf eine reihe von landschaften ausgedehnt, 
welche an die Tetraden grenzend diese fast rings umgaben 
und theils autonom waren, theils in einem losen abhängigkeits- 
verhältnisse zu dem Thessalerbunde und dessen gliedern stan- 
den. Perrhaebien am westabhange des Olympos und dem Ti- 
taresiosflusse war meist den Pelasgioten zinsbar, die Magneten 
am Ossa und Pelion waren, soweit wir wissen, ganz unabhän- 
gig, ebenso in späterer zeit die bewohner des Spercheiosthales, 
die Malier Aenianen und Oetäer. An die Thessaliotis grenzte 
das bergland der Doloper; die quellen des Peneios waren im 
besitze epirotischer stamme, der Tymphäer und Eeläthen (der 
Aethiker Homers). Vgl. Bursian Geographie von Griechen- 
land I, 40 £ 

Auf diesem weiten räume bestanden mehre dialecte unab- 
hängig neben einander. Die Tymphäer und Keläthen waren 
sicherlich auch ihrer mundart nach Epiroten; die Doloper Ae- 
nianen Malier und Oetäer unterschieden sich nach den inschrif- 
ten ihrer gebiete sprachlich wenig von ihren nachbarn, den 
Phokern Lokrern und Aetolern. Die Magneten redeten ein 
idiom, welches, den schwachen spuren nach, welche wir davon 
besitzen, jedenfalls von den dialecten des eigentlichen Thessa- 
liens sich unterschied. Die einzige bisher bekannte inschrift im 
magnetischen dialect findet sich Leake Travels in Northern 
Greece pl. XL uro. 204 (vgl. IV, 405) abgebildet.- Gefunden 
ist sie östlich vom Böbeissee beim dorfe Kanalia, wo ein brei- 
tes thal zwischen den Maurobuni, dem verbindungsgliede zwi- 

B«ltrlge c. künde d. I(. apraebeo. V. \ 



2 A. Fick 

sehen Ossa und Pelion , und dem nordabhange des Pelion sich 
öffnet. Die inschrift ist tadellos erhalten und vollständig: 

1 eXlavoxQctvt] 2 aaeirovafiiev 3 oaoodcoexaT 4 Ofmedio- 
T£Q[io 5 vor 

c EXXavoxQdrr]Q aeirorafusvaag 66(o knarofi7t4d(o rsQfxova. 
Die abfassungszeit ist in's 2. jh. zu setzen, als Demetrias, wo 
Hellanokrates wohl aiTOTapiag war, blühte; die schritt ist 
durch ein umgekehrtes 2 (also £") merkwürdig , welches sich 
auch in sehr jungen inschriften findet, aber sehr wohl aus dem 
funfstrichigen a des alten alphabets von Teos, Kolophon u. a. 
(Kirchhoff tf. I, VI) durch weglassung des untersten Striches 
entstanden sein kann. Dass der magnetische dialeet sich von 
den mundarten der Thessaler unterschied, beweist der genetiv 
auf to in odw buruon7t£d(o , denn die Phthioten und Thessalio- 
ten bildeten diesen casus auf ov, die Pelasgioten aber auf o«, 
«und so besitzen wir in dem co unsrer inschrift den untrüglichen 
beweis, dass der magnetische dialect nicht mit einer der thes- 
salischen mundarten identisch war. — Dagegen zeigen die auf 
Perrhaebischem gebiete gefundenen inschriften ganz den typus 
der Pelasgiotischen mundart, was sich ja auch aus den oben 
angedeuteten politischen Verhältnissen genügend erklärt. 

Auch in dem gebiete des thessalischen bundes herrschte 
nicht ein und derselbe dialect. Die mundart der Phthioten 
oder Südthessaler, deren wichtigstes document der vertrag zwi- 
schen Meliteia und Pereia (Ussing nro. 2) ist, zeigt gar keine 
Verwandtschaft mit denen der Thessalioten und Pelasgioten, son- 
dern schliesst sich an die kette der nordgriechischen dialecte der 
Aenianen Phoker Lokrer Aetoler u. s. w. an. Dagegen stim- 
men Thessalioten Hestiaeoten Pelasgioten mundartlich in wich- 
tigen puncten überein, so dass wir berechtigt sind, einen eignen 
nordthessalischen dialect aufzustellen, dessen auffalligstes kenn- 
zeichen die Vertretung des alten co durch ov ist. Innerhalb 
dieses nordthessalischen dialects unterscheiden sich wieder Thes- 
salioten und Pelasgioten in der bildung des genetivs sing, der 
o-stämme: dieser lautet auf den inschriften von Pharsalos -ov 
= -öi, in den documenten des pelasgiotischen idioms -ot, ent- 
sprechend dem homerischen -oio. Wie sich die Hestiaeoten in 
diesem puncte verhielten, lässt sich aus mangel an belegen 
nicht angeben. Dem beispiele von Ahrens Gr. L. Dial. II 
p. 528 sq. folgend habe ich im folgenden versucht, die quellen 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 3 

des nordthessalischen dialects zu sammeln. Wenn diese Samm- 
lung einigermassen vollständig ist, so verdanke ich dies wesent- 
lich der kundigen Weisung meines verehrten lehrers, des hrn. 
geh. reg.-raths Sauppe. 

Benutzt sind für die folgende Sammlung: Leake Travels 
in Northern Greece IV vols London 1835. Revue Archeolo- 
gique 1844. Ussing Inscriptt. Graecae inedd. Havniae 1847. 
Heuzey le mont Olympe et l'Acarnanie Paris 1860. Annu- 
aire de l'Association pour l'encouragement des fitudes Grecques 
Annee 1869 Paris. Heuzey et Daum et, Mission Archeolo- 
gique de Macedoine Paris 1876. Keil Inscriptt. Thessal. tres 
Numburgi 1857 (gratulationsschreiben an Boeckh). Ahrens 
DiaL Mionnet Description de medailles antiques Paris. 



I. Thessaliotis. 

Pkaraata 1. „Hadji-Amar, ä 9 kilometres 0. de Pharsale 
dans la direction de l'ancienne Proerna. Sur un long bandeau 
de pierre, servant de linteau de porte dans l'eglise ruinee". 
Heuzey et Daumet p. 424. 

1 odaficrvsQdioxXeaieaataoexwo .... 

2 . . ooaozavoQoooletoolaya&oo 

3 ... k8aveooadel(peoaeoo*ayeXo . . . 

4 avotx%iQaaavd(>aaya$ovrtaQi%o 

Vierzeilige grabinschrift in vorionischer schrift. Die erste zeile 
lä8st sich mit Sicherheit wiederherstellen: 

(2äfxa r)66 y a {xccttjq dioxk&ai Maotao* 'E%wo(ia) 
oder *E%wUaj der letzte buchstab scheint unsicher. Kbenso 
leicht ist die restitution der vierten zeile: 

(Xoive x)axotMxiQag Hvöq dyad-ov 7taql%w 
Man vergleiche die Tettichosinschrift G. I. A. 463 

EÜt äatog Ttg dyig etze %o£voq aXo&ev il&ov 
Tetri%w olxziQag dvdq dya&ov itaqiio xtL 
Der zweiten und dritten zeile habe ich keinen genügenden sinn 
abzugewinnen vermocht und lasse vage vermuthungen lieber bei 
aeite. 

Pfcanales 2. „Phersala, l'ancienne Pharsalos. Petite pla- 
que quadrangulaire dans une maison de la haute ville, sur les 

1* 



4 A. Fick 

pentes au-dessous de Pacropole antique". Heuzey et Dau- 
met nro. 201, p. 428. 

1 dafovTaq)j>(o) 2 dixatxaitubQ 

ddfwv zdcpQodlTCci ra Ileid-u). 
Die schrift ist vorionisch, das digamma in Ja/cw ganz deut- 
lich, das J in Jdfwv nicht ganz sicher. Das alter der in- 
schrift erhellt auch aus dem at in *Aq>Qo8Lxai , während sonst 
wie in %ä das i des dativs schon geschwunden ist. Die Aphro- 
dita Peitho weist Heuzey auch in Lesbos nach, indem er die 
inschrift ...em tw ßcifico lAcpQodixag rag Ilsi&wg Gonze Reise 
nach Lesbos tf. IV, 3 vergleicht. Dem dialecte gemäss müsste 
man ' lesen : Jdfovv xdcpQodiTai rä Tlei&ov. ac im dat. fem. 
findet sich sonst nur noch in Kdfiow etfooe rat KoQfai. 

PharsaUs 3. „Rhizi, village ä 4 kilom. de Pharsale, sur 
le plateau qui domine la ville au sud. Dalle epaisse de mar- 
bre noir, dans reglise". Heuzey et Daumet nro. 199 p. 425. 
Schon früher von Heuzey veröffentlicht im Annuaire de V As- 
sociation pour l'encouragement des fitudes Grecques 1869 
p. 114 ff. 

1 a(ya&aTVx<*)artofooq)aQoaliovvToioxaiov06ija(ixaoovfi~ 

7tohT€voinevotaKaiavfi7to 

2 X(€/ueLGavT€)aac7iavaa7tQO^vfiia€ÖovxsTayrcohT€iay- 

xcnzaTteQqxxQOcclioiOToio 

3 €(^aQxcca7toX'irevojuevoiaedovxa€/d/na€fi/^axowiaiataO' 

exofievaarovkoveoxov 

4 ya(a^OQav7tX€)^Qa€§€fKovtaeKaatov€ißttTaexetV7ta- 

TQOveavTOfmapraxQOVov 

5 T(ayevov)T(ovv)evti8iXidttvutaoiaiov XvxovÖQOV7t<xx€i- 

OVOToXvKOV(.lVCC<Jl7t7t6lOvXvXOV 

6 q>€Q&i(fiaT)eiovavTioxovdvvctv€iov 

Idya&ü Tvxa. td itoXig QctQoaXlovv rotg xai ovg i£aQX&g av^i- 
7toXiTBvo(xivoig xal avfiiTtoXefiieiodvreooi rtdvaa TtQo&v/uia k'dovxe 
tav noXixdav naxTäneq (DaQOaXioig zöig i^(XQ%ag 7ioXirevo(x£- 
voig, ildovK de/ujua $p Maxovviaig rag ixo^iivag tov ^iovi^pv 
yäg juoqüv 7zX£&Qa i^dnovra exdarov elßdva %%eiv mnqoviav 
toju 7tdvta xqovov. 

Tayevovzow Ev/usiXlda Nixaaialov , Avxov jQovrtaxeiov, 
'OvoXvxov MvaatrtTtelov , ytvxov QeQeKQareiov , *Av%io%ov Jv- 
vateiov. 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 5 

Es folgen in 4 columnen die namen der mit bürgerrecht 
und landbesitz begabten, 176 an der zahl. Die inschrift in 
nacheuklidischer schrift sehr hübsch geschrieben, ist zwischen 
400 und 350 zu setzen , jedenfalls vor die Unterwerfung Thes- 
saliens durch Philipp. Dafür spricht die schrift, der knappe 
Stil, die abwesenheit der von Philipp eingeführten Strategen der 
Tetraden, sowie die volle autonomie, ohne die eine solche Ver- 
leihung des bürgerrechts in masse nicht zu denken ist. 

Die lücken der inschrift lassen sich meist ziemlich sicher 
ausfüllen: z. 1 atya&atvxct), z. 3 £(£agga07roA), z. 5 T(ayevov) 
z(ow), z. 6 q>€Q€x(Qar)siov hat schon Heuzey richtig ergänzt. 
Z. 1. 2 lese ich nach äolischer weise av/ii7tol(€^€iaccvre)aai > 
worauf das oai weist, welches sich mit Heuzeys lesung ovfi7toX- 
{€/uuoa)ooL weniger verträgt, auch fehlen durchschnittlich 8—9 
buchstaben. Z. 4 lese ich ya(apLOQotv7tXa)d'Qa : 7tXe)d-Qa ist 
sicher, das # noch wohl zu erkennen, die worte exeiv tta%QOv- 
iav z. 4 erfordern hinter yag einen accus, sg. f., wie ich glaube : 
(jLOQctv „von dem lande, welches an den Louerchos stösst, einen 
antheil, 60 plethren für jeden erwachsenen, zum vererbbaren 
besitz". Durch anweisung einer yag fioQct wurden die leute 
nicht bloss 7toXiTcu, sondern auch yctfioQOi. Mit e%uv TtcrcQov- 
iav vgl. die inschrift von Meliteia Ussing 2 z. 13 ff. tav de 
dapoolav %(£(>av — fitj dnodoa&iav Mefazaeig, wate fcaxqwlav 
e%eiv xbv TtQid/devov. Z. 3 edovxasj^fiae/uftaxowtaig: die letz- 
ten worte sind von Heuzey richtig verstanden, ip Maxovviaig 
bezeichnet eine lokalität als „die mohnfelder" vgl. JS&tvwv 
„gurkenfeld", KQOfiftvwv „lauchfeld", MaQa&c&v „fenchelfeld"; 
wenn jedoch Heuzey annimmt, idovxas^fiaefi^ta sei aus edovxe 
xai ifi Ma° gröblich verschrieben, so scheint das wenig glaub- 
lich in einem sonst so sorgfaltig geschriebenen documente von 
solcher bedeutung; aefifia muss „ebenso, ferner" bedeuten und 
ist ein uns sonst nicht bekanntes wort, das zum selben stamme 
wie ov-s, av-&ij ccv-toq gehört, zum j* vgl. vrjitiog, rfriog. 

Die inschrift ist das wichtigste denkmal des thessaliotischen 
dialects, der sich vom pelasgiotischen besonders durch den ge- 
netiv auf ov = (o unterscheidet. Wenn Heuzey (a.a.o.) hierin 
den einfluss der noinj sieht, so fehlt zu dieser annähme aller 
grund, der dialect ist durchaus rein und von der bildungs- 
sprache in keinem puncto beeinflusst. 

Die namen der 176 neubürger sind dem documente in vier 



6 A. Fick 

columnen angereiht; die ersten drei columnen enthalten je 50, 
die vierte columne 26 namen; ich gebe sie in transscription : 

L Columne: 'ÖQoßig KoXvooxcuog. OiXoxgdxeig QiXovveiog. 
XctQixle(lg) <t>tXo%(XQeiog. KXiow 'HQcncXeldaiog. 5 OaXaQiow 
SaQdovveiog. K(o)Xvaoxag 'ÖQößieiog. ldaax6^ia%og 'ÖQoßieiog. 
IIaQfxevi(a)%og liya&ovvsiog. (Mv)XXivag BiQQOvvetog. 10 BtQ- 
qovv MvXXivaiog. FdXiog IloXvxXeixsiog. Khdoi/Aog NtxrjQa- 
xeiog. IlaQinGvioxog SaQÖovveiog. KaXXiaxqaxog Evdogeiog. 
15 Evdo^og KaXXvoxqdxuog. (DtXaTtQog Qsidovveiog. (DdXaxQog 
OvyeXl/iieiog. QdXcntQog ^Imtoiqdxuog. Tlslooag L^Qyovvuog. 
20 lAoa%Xa7Ziddag Japovvsiog. dqdaxag ^i\üo%ivaiog. Ev- 
tpQoviog MavxUXeiog. ülzoivog i4vxi6x&iog. 'OvvfitctQxog Xdß- 
ßetog. 25 EvxQaxidag Xdßßeiog. (DiXovtxog revvatewg. Snv- 
Qayog rewauiog. J !dansxog SaßvQOvvetog. Nixdfiaxog liva)*pv- 
ÖQSiog. 30 Idydaaag Mtv&vuog. KaXXutXiag Mivdvetog. 0i- 
XivL%og IlaQfieviovveiog. *!Aaoag devdtXeiog. JevdiXog*'Aooawg. 
35 Ilavaovv Tlavaaviaiog. Tlavaavlag üavaovveiog. Nixlag 
QiXogheiog. Ewoqxxvxog Nwiaiog. QiXogevog Nixlcuog. 40 
Sftevdovv IdXad'Ovlxeiog, c l7tnonXiag 27t€vdovveiog. OiXovtag 
^rtevöovveiog. lAX^lpiaxog tdXegiovveiog. 45 MiXxlag 2i(.i(xi- 

aiog. 2i(Xfxiag MtXxlaiog. 'Artsodzetg € YßQiXdeiog. o&huog 

— yiveiog. 50 - (Jw)dxsiog. 

IL Columne: % E7t{t)%Qaxlvog 'Iafirjviaiog. Avalftaxog Av- 
aovvetog. lAvxiyhug (DiXogiveiog. KQixoXaog lävxiyiveiog. 5 
"Exiftftog SevoxXdaiog. JiyiXog IIvQQSiog. Ilv&oxqdxeig *Eni- 
yiveiog. QiaxovQ NutdvdQeiog. */t(v)y.og IzQyovveiog. 10 Me- 
vow l4vx{i)6xGiog. Tifiogwog Sevori/Aeiog. QißQOvv 'YßQto- 
axaiog. Blqqow XoQQiovvstog, Avxovoog MvXXeiog. 15 Jei- 
vlag Ja/doyiXsiog. 'HgcncXetdag raaaxQovveiog. Sipiow Facr- 
atQOvveiog. 2ccxvqIovv Nutovveiog. Bax&buxg Baoavleiog. 20 
Jdfxovv EvcpQOvieiog. KaXXixXiag Aloaxivcttog. K Yßqlaaxag di- 
xauiog. c I€qow Sxgaxovveiog. KctQiovv c l7t7tox(>dxeiog. 25 c /tt- 
7toxQdxeig KctQiovveiog. 2i/novv idqiaxovvuog, Ssvoxqdxeig *Aqi- 
axovveiog. Oegevixog KeqxxXovvetog. Mdxtog KsqxxXovveiog. 
30 ZovTLqdxBig Avoaviaiog. r(e)vval6g lAadvÖQBiog. dctfiOTtel- 
d-eig tdXe^Uvog, IdaxvXog 2xQoq>dx€iog. Evöo^og lAaovvsvog. 
35 Akovv KaXXiqtdvetog. riQaiog KaXXupdveiog. id.Qiax6q>t,Xog 
IdQioxovvsiog. dQOVftvXog üixotöaiog. Miwstg ^oxiaUfäog. 
40 < Yßqlavctg Evßoieiog. Mvaaida^iog 'Exififiiaiog. Fevvalog 
QeoQioxetog. <ülXi7t7tog 'Avxiqtdvsiog. livxKpdveig (DiXlmtsiog. 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 7 

45 Qtetdtag AvroßovXeiog. ®to(piXog 'ETZixQaTidawg. B()i%ag 
l YßQia*aiog. IloXlzag Ev£evldaiog. Ev&vldag IloXttaiog. 50 
SaTVQiow c Yß(>LoraiOQ. 

III. Columne: "Chaoog QeodovQeiog. QeödovQog 'Ovdoeiog, 
liyÖQOfÄCtxog 0aXa(U)eiog. JwTifiiog OaXaUeiog. 5 TLhQOvv 
nafißovraiog. 'Aruyivsig Idmyiveiog. '!AQ%iitnog AsovxoxQd- 
Tuog. Idyd&ctQxog Nixovveiog. Ki&aiQOw EvyqavoQeiog. 10 
AvdqoxXeigAvdQiaiog. EvrtoXefiog Jsivo/uivsiog. Bdx%iog det- 
vofidvetog. Avtovoog Idya&ovveiog. 'Ayd&ovv Avrovösiog. 15 
jQOftiaaxog Ayaixvqquog. 2i[tog livxiytvuog. Afxolßag KaX- 
Xiarqdreiog. Jeiviag Tavqovveiog. MmniXog Avoi7tov6iog* 
20 'HQWiXeidag MixxvXeiog. Avainovog MixxvXetog. JSl^og 
Ayadoxteaiog. "Aaavdqog IIvQqiaiog. IlaQfievioxog 'AQjuodfeiog. 
25 Mvaoifiaxog Aoarovoeiog. KaXXixXiag Itioazovouog. <Do- 
£ivog *Aoo%ov6etog. KXeoqxxvetg z/snarQieiog (sie!). Aaoxof.iei- 
Seig KXeo&oivuog. 30 Bov&oivog Tlaidivaiog. Ilaqfxeviovv 
Jlaidivaiog. Oqvviooxog Evccyoqewg. Bovdovv KaXXiaotqd- 
xuog. Ldfielooag Ili&ovvuog. 35 Maqavag Idfxvvzaiog. TIo- 
Xvxqdretg Maqavacog. JecvLag Maqavawg. Eväa/uogg (sie!) 
KXeo&olvuog. 'Avzlyovog MsXav&uiog. 40 JStqaronxog *Aq- 
yovveiog. Xqeiaow 2jqarovix^iog. MeXdviTtnog reqqauiog(II?). 
'Ay&fJia%og üeqqaieiog. Ilavoovv JleqqaUwg. 45 JJeqqag Xa- 
wXdeiog. 'Artipivaig 'AyeXduog. Niow MeXavioqetog. Alo- 
o%vXog Mvaoovvsiog. 0iX6^evog Mvaoovveiog. 50 Eiqovldag 
Mvaaovveiog. 

IV. Columne: {A)vxog Xavvuog. Nwdooag MixvXXsiog. 
l4fivvrag AvTovoeiog. Avxlag. 5 Evcpqoviog. Mixtvag. Ke- 
(pdXow. Evq>q6viog. Eiqovldag. 10 riyovv. 'Ayd&ovv. Ke~ 
<pdXow. Sifxog. Jlei&ovv. 15 Ja/ndqazog. rXavxog. Ilvd-- 
OQuag. 'Ayqolrag. KXeoyeveig Si/ii€tog. 20 KXeltog. 2ov- 
alag. Nootifiog. Jtgccvdqog. AvxoXvnog. 25 'Aqxioow. 
'HqcntXeidag. 

Versehen des Steinmetzen sind : Ilaq/nevixog 1, 8 (für JTcr?- 
j*€vto*og) lArtoxjBiog 2, 10 (für uivuo%&iog) 'Ionauog 2, 39 (für 
'loriaieiog) Js/darqieiog 3, 28 (für JaftarQuiog). Bedenklich 
sind die namen: QiXanqog 1, 16 (lies OlXayqog?) üitoivog 1, 
23 und üitotdaiog 2, 38 wofür vielleicht Jlizdivog ÜLTÖidaiog 
zu lesen vgl. üi&ovvsiog 3, 34 und den alten namen Ilird-evg. 
2nvqayog 1, 27 'Aoxetog 1, 28 l4Xa9-ovUetog (lies l4ya&o-?) 
Anaqa^eig 1, 47 = Anxqa^.g fitudes Grecques ist noch nicht 



8 A. Rck 

richtig gelesen , der untere theil der buchstaben ist zerstört 
(ytaxQdxsig?) -yeyeiog 1, 49 habe ich statt -7t€V6Log geschrie- 
ben , (Jvv)druog 1, 50 ist nach ldrvi6%ov Jwaxeiov z. 6 der 
inschrift ergänzt. üafuovxcuog hat Heuzey richtig in JTap- 
ßovxaiog (vgl. den attischen demos der Ilaußwxddcu) verändert; 
für rtQQaUiog 3, 42 möchte ich neqqaUiog lesen mit rücksicht 
auf die unmittelbar folgenden namen Idyifxaxog TlsQqaUiog. 
FLavcow IlGQQaUiog* IÜQQag XawXaeiog. Die bedeutung die- 
ses namenverzeichnisses für die griechische Onomastik wie für 
die lautlehre des thessaliotischen dialects zu würdigen ist hier 
nicht der ort. 

PbarnUs 4« 5« „Phersala. Deux plaques de marbre blaue". 
Heuzey et Daumet p. 428. 

4. 1 (qxtQoal^oiave&eixaiv 2 (ev^a/x)€voiduaovxsiQi 3 
(xay)€vorvovv 4 ...aoaßlixovsiav 5 fiaxovaxoXXuov 6 
. . . ileaooaOTOvosiov 7 . . . ov/ieyvsiov 8 . . .oypvyikovi 
xeiov 
ö. 1 (xaysvovxovr) 2 -ivuov 3 -oyereiov 4t -Bfinedi 
ovreiov 5 -i%aiovayei%OQuov 6 -vi7t7tov7tavcu(>£iov 

4. QaQodliOL äve&eUaiv ev^djusvoi Jil Sovxüqi zayev- 
ovxow -aog BXixctvetov, -fidxov 2xoXXtiov, -iXsaog 
Lioxovoslov, -ov Meweiov, -6%ov tyiXonxsiov 

5. xaysvdvxow ivsiov, oyeveiov, — 'EfÄrtediowelov, 

-iX<xiov 'Ayuxoqeiov, MsXctVL7t7tov IlavaiQsiov. 

4t und 5 sind wohl stücke derselben inschrift, das erste 
tagenverzeichniss bezeichnet das datum der ev%q (evl-dneyoi), 
das zweite das der ävd&eoig. 

Der schrift nach ist 4. 5 jünger als 3; ävedelxaiv ist ganz 
sicher; in -aog, -iXsaog 4, 4. 5 haben wir eine spur eines gene- 
tivs der ag-stämme auf aog (?) (gegen EifAuXida gen. Phars. 
3, z. 5), im übrigen ist alles klar. 

PbarsaUs 6 und 7. „Phersala. Steles en marbre blanc etc". 
Heuzey et Daumet p. 429. 

6. 1 x^XXoofievexga 2 xeiooavsdyxe 3 aoxXrjrcHoi 

7. 1 XewvidaoxeqxxXi 2 v&ooavad'rpte 

6. XoQiXXog MevtXQazeiog dvidrpte ldoxXr}7iiu)i 

7. Aewvldag KeqxxXiveiog dvedrpcs 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 9 

Beide inschriften sind nicht mehr im dialect gehalten, zei- 
gen aber in Mevexgateiog und Kjfpakivuos noch die altthessa- 
lische vaternamenbildung, wofür später der genetiv eintrat wie 
z. b. in dem Siegerverzeichnisse von Larisa Heuzey et Dau- 
met p. 423. 

Pkanales 8. „Bekidaes, village situee ä 11 kilometres au 
N. E. de Pharsale" — »gravee sur une stele en marbre noir". 
Heuzey et Daumet p. 430. 

1 aqyd-ovGTU) 2 iiavi%m 

l4q>$ovi%ü) iftfomx&ü, offenbar genetive. to für ov } e für u 
weisen auf ziemlich hohes alter , % ist + geschrieben ; im ge- 
wöhnlichen pharsalischen dialect müsste die inschrift Idq&ovel- 
xov Mavixäov lauten. Der name Mavixog gehört zu Mavodu>- 
qo$ als sklavenname Aristoph. Av. 657 (nicht zu Mrjvo-dioQog). 
(Sollte die inschrift aus Magnesien stammen?) 

lierta. 

Münzen der Stadt zeigen die inschrift xisquiwv Mionnet 
III p. 281, dialectisch für Ki&qUiov vom nominativ Kuqisvq 
vgl KieQiwg gen. sg, auf einer jüngeren inschrift gefunden zu 
Larisa Ussing nro. 14 Das diabetische in Kieqmmv ist be- 
reits von Leake III, 371 erkannt worden. 



II. Hestiaeotis. 

■etrepelis 1. »At Paleokastro (= Metropolis) in the wall 
ofahouse; the inscription was twice as long but not broader". 
Leake pL XLI nro. 219 vgl. N. G. IV p. 509 „the letters are 
of the best times, but small and much defaced". Ahrens dial. 
II p. 530. Keil Inscriptt. Thessal. tres p. 12. 

1 ioweiooavTi(p{a) 2 veta7tvQQivai(o) 3 oao%otia%oo{ä) 
4t a/Aatver€ioa{n) 5 avaioo.cc7i.. 6 .v€ioa(7tavo) 7 (a) 
viaoevxXe(i) 8 (6)aioaavdQOfi{a) 9 (xo)o3*OQd(mo(a) 
10 (. .)aovaoev 11 oq>ihv€tood{i) 12 owaioaxliiüv 
13 (id)aio07ta(>/u€ 14 (narefyevraioo 15 (l)ovvql(q)vkx 
d#ioo 16 r,Qctxleidao 17 (ne)Xav(io<>)eioa 18 (ov)q>tli 
poo 19 €(ffiuxtoa 20 €QoroxXia(a) 21 (?/)paxA«daa>rF 
22 (fxejwioosQa 



10 A. Rok 

tovvau>g y idvxupavug IIvQQivaiog, LiatOfiaxog Ja{iaivh€tog, IIa- 
vaiog Hanrtovvuog, Ilavoavia^ EvxXudaiog, livÖQOfxaxog Qboq- 
d6%uog y MccQOvag EvocpaXlveiog, Jiovvoiog Kfocovldaiog, ilag- 
H&ng TsXavralog, "low l4qviadatog y 'HQcndetdag MsXavi6qsiog y 
Ovyifofxog 'EQ/itaiog, StQorouXtag 'HQaxk&idaiog, Mewiog ^(X*-. 
Manches kann auch anders gelesen werden: z. 1 'Iowiog 
Keil von "low = >/ /aw. z. 5 'Abavaiog Ahrens. z. 10 &Qaovag 
Keil; MctQOvag wird empfohlen durch MaQOvag, MctQOvaiog 
Phars. 3 Col. 3, 35 ff. z. 11 'EQyoyiXivsiog Ahrens. 12 KXio- 
fia%idaiog Ahrens ist wie Kkiovmidaiog zu lang. 15 "low 
Keil, Aiow? Nlow? = Aitov Niiw. 15 Alvtdöatog Ahrens. 
17 MehxvioQuog = Niovr MeXavioQeiog Phars. 3 Col. 3, 47, 
MelavTix&Log Keil, auch Mshxviizituog würde passen. 20 2vqo- 
toxXiag Ahrens, 'EQaroxXlag Keil. z. 9 QeoQÖoteiog ist sicher 
gestellt durch rwvdiog QeoQÖoreiog Phars. 3 Col. 2, 42. 

letuptlis 2« „On the site of Metropolis of Upper Thessaly 
I purchased a silverring for the finger, inscribed avtvXaa = 
IdnvXag in letters of gold beautifully formed". Leake N. G. 
IV, 445. Derselbe name in IdxxvXa EvQV7to&eia Pherae 4. 
Vgl. KsQxiwv livcivov QertaXdg Rhangabe n. 1812. 

Von Ittome (im gebiete von Metropolis nach Strabo 437) 
besitzen wir keine inschriften, dass aber auch hier das thessa- 
lische ov = (o geherrscht, zeigt Steph. Byz. s. v. '/vtej/uq— xa- 
Xeltai de 6 xonog xijg QetraXtx^g Qovfiatov ärtoßolfj tov i 
xai t^ottj zov (o Big tyjv ov dlqt&oyyov. 

teniptoi. Die münzen der stadt haben die aufschrift yop- 
tpiTOw = ropiqtiiovv (aus ro/aq>iTaow?) Mionnet III p. 284. 
(Daneben ro/ntpewv II, 12.) 

Tritta. „*A Palama, village yoisin de Triccala, dans une 
eglise". Heuzey M. Olympe nro. 58. 

1 v&av(d)oo7ta%r)Q 2 7ti&aLOv^arrjQfivafia 3 ave&rptea 
yeouxL7toXXs7Z 4 odvQOfievrj 
Niav&og navf\Q. üidaiov ^dttjQ /nväfia dvi&rjKa lAysalai rcotä 
irtodvQOfnevT]. * 

Der dialect ist nicht mehr rein: xoinj in aw^xe, episch 
gefärbt der pentameterausgang noXK InodvQonirri, thessalisch 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 11 

üi&aiov (vgl. MeXav&ov = MeXar&w Larisa 4) ftdtt]Q t 
fivSfia (Heuzey bildet ab: vctfia, transscribirt: /nvafia). 

Peliaaata. „At Paleo Gardhiki" (nach Leake = Pelin- 
naion) pl. XXXV, nro. 172 vgl N. G. IV, 288. 

1 rtetQaiovuia 2 dsQÖata 3 twevhpc«' 
nsTQaiovlxa JeQÖala dvidrptev. 

Die inschrift zeigt in ävixhjxev Übergang zur xomj, die 
namen sind noch dialectisch gefärbt Der name IIsTQaiovUa 
bezieht sich auf den in Thessalien verehrten Poseidon üerQalog 
und lässt auf ein fest IJeT^ala schliessen; ebendahin die koseform 
Ilevtcuog z. b. in der thessal. inschrift Leake N. G. III, 371 
Ol veariaxot, IleTQalov OtXogeridov MrpqoizoXiiip yvtivaoiaQ- 
Xiqoana. Der name Jiqdag ist makedonisch, mehre fürsten 
der Elimeia hiessen so. 



III. Pelasgiotis. 

Pherai 1. „In the church of Velestino (= Pherai) on a 
Stele". Leake N. G. pl XL nro. 211 vgl. N. G. IV, 443. 

1 aylaiainftoXvTBia 2 {X)ev%a&sai 
IdyXaiq 'InnoXvceia Aevxa&iai. 

Die ergänzung (X)evxa$aai ist zweifellos. Die beiden Zei- 
len der inschrift bekommen dadurch parallelen anfang und 
uievxa&ia ist als diabetische nebenform zu Aemo&ia auch 
sonst nachzuweisep: Asvxd&ea erwähnt C. I. 3066 als ein fest 
zu Teos, offenbar zu ehren der Aevxa&ia (= Ino Leukotbea) 
gefeiert, und von einem gleichbenannten feste hat wiederum der 
monat A6v*a&nav in Lampsakos G. I. add. 3641 b seinen namen, 
wie die monate !4qt€[uoiiov BaöqoftiiAv Aipamv in derselben 
Stadt auf die entsprechenden feste IJQtefiiaia BaÖQOfiia ArpoLia. 
schliessen lassen. 

Der dativ auf ai weist wohl nicht auf höheres alter, son- 
dern auf einfluss der bildungssprache. Das e in Aewa&ecu ist 
gewahrt wie in den pharsalischen inschriften vgl Niow, KXe- 
ow f Aiowy KXeoyivstg Phars. 3. 

Pherai 2* |„Pheris in aede Sti Gharalampi basis statuae 
haec habet". Ussing nro. 20 p. 32. 



12 A. Fick 

1 %kiopa%oo 2 (ioXooüuoo 3 aoxXctftiov 
JÜLuftaxog MoXooouog Z4ml<miov. 

„Kliomachos Molossos' söhn dem Asklapios." lianXcmiov 
ist thessalischer dativ auf ov = w (aus <ai). 

Pherai 3. „Pheris in sepulcreto". U 8 sing nro. 50 p. 40. 
1 av$QOV7ivla 2 avrv&Qctveia 
ldv&qov7tvXa UwixQareia. 

Av&qovrcvXa von Ussing unrichtig in zwei namen "Av&qov 
und IlvXa zerlegt, ist vielmehr wie Dittenherger Hermes 
XIII, 396 richtig sah = Idvd-QwnvXa deminutiv zu dem namen 
"Avfywzog (Olympionike Aristot. Eth. Nicom. VII, 6, 1147b 35). 
Der vollname, wozu Ziv&Qwrtog ursprünglich gehört, ist wohl 
als Q>LX-dv&Qü)7TOQ zu denken. 

Pherai 4« „At Petra on a stone". Leake pl. XL nro. 209. 
vgl. N. G. IV, 445. Petra im alten Jioxiov Ttsdlov am Boibeis- 
see gehörte wohl noch zum Stadtgebiete von Pherai. 

1 avtvXa 2 evQVTto&eia 
littvXa EvQvno&ela. 

Grabschrift im dialect; der name Attyla erscheint auch 
Metropolis 2 und ist dadurch vor besserungsversuchen geschützt; 
der name EvQV7to9og ist neu, doch deuten auf vollnamen mit 
ftö&og schon kosenamen wie no&aiog Jlo&ivog Ilo&twv. 

Pherai 5. Auf münzen von Pherai soll sich nach Leake 
III, 365 die aufschrift qxQcuow OeQotiovv finden. Mionnet II, 
23 und III, 305 giebt nur cp€Qaiov und (pegcutov. 

Larisa 1. „Larissae in sepulcreto occidentali, non, ut Le 
Bas dixit, Triccae". Ussing nro. 23 p. 33. Schon vorher, 
aber fehlerhaft, herausgegeben von Le Bas, Revue Archeol. 
1844 p. 315. 

Die beiden ersten zeilen und die letzte zeile enthalten eine 
grabinschrift im dialect, dazwischen stehen zwei in der gewöhn- 
lichen epischen spräche abgefasste distichen, welche ich der 
Vollständigkeit wegen, jedoch gleich in transscription , mitgebe. 
1 ftovtaXaTtovraXstaxoQa 2 iixvquayvva 

"SIXeo dfj atvyeQwc &avdra)i 7tQoXi7tovaa Toxrjag, 

IlandXa, iy yaar^dg %v(iovoKoig oövvacg, 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 13 

o€r« yvyrj rc&imav xexXrj^iyr] ovr m xovqti 

7t£v9og TtatQi ktneg /ujtqI ts ttjl paUcci. 
7 €Q/daov%&onov 

Im zweiten hexameter hat der stein nach Ussing ovtett, 
und ist Le Bas' lesung ovx e%t falsch; Ussing liest ovri ti, 
aber der sinn erfordert ovt IVt. 

Die diabetische inschrift lautet: 

Ilovrala IIovTalsia xoqa, Tixvqela yvvd — 
TiQfiidov %9-ovlov (dativ) 
llovralog, f. Ilovrala (wofür im distichon mit Vertretung des 
dialectischen ov durch to: IlartdXa) scheint makedonischer na- 
me: C. 1. 267ö b (lassos) kommt ein Makedone TldraXog vor. 
Mit novzalela xoqcc vgl. ttjq oiazQodivTJrov xoQVjg trjg 'ivaxeiag 
Aesch. Prom. 590, Gsoriag <J* Motiv xoqtj; Eurip. Hei. 132, mit 
Tvtvqeia yvvd die lesbische inschrift 'Idqxxunig GsoitaQua yvr(a) 
Gonze Reise nach Lesbos tf. XII, 2. 

Larisa 2. Le Bas in Revue Archeol. 1844 p. 316, Ussing 
p. 34. Der fundort ist nach Ussing a. a. o. nicht Trikkala 
(= Trikka) wie Le Bas angiebt, sondern „Larissae in eodem 
sepulcreto (occidentali) invenitur*. 

1 aXs^Ofxevoaaoyalsioa 2 eQ(iaov%9-oviov 
*4le§6fievog IdqydX^iog 'Effidov X&oviov. 

Die naheliegende conjeetur l^Q/tdleiog ist abzuweisen, denn 
nach Ussings Versicherung „sie (nämlich liQydXeiog) scriptum 
est, nee ulla est causa cur in l Aq7tdleiog mutetur". Der name 
"A<yyctloq mag wie üdraXog makedonisch sein, vgl. \dqyaiig t 
läqyBaiai, doch kommt LfQyovveiog auch Pharsalos 3, Gol. 2, 9 
vor. 

Larisa 3. Le Bas in Revue Archeol. 1844 p. 316, Ussing 
p. 34, fundort nach Ussing wie 1. 2. 

7zavawiaoaaTOX(>crf€io<J 
Tlavaavlag liaroxqdzeiog. 

Larisa 4. Ussing nro. 24, fundort wie 1. 2. 3. 
fieXav&ov da/i<mxeia 
MeXavd-ov JapLOvixda. 

Irrthümlich sieht Ussing in fislav&ov einen dativ, es ist 
vielmehr, wie Dittenberger Hermes XIII, 395 erkannte, der 



14 A. Fick 

bekannte frauenname Melavdti im nominativ mit dem thessali- 
schen ov für w: „Melantho tochter des Damonikos" vgl. IdyXaig 
'IrtrtoXvxeia Pherai 1, tAvd-qov7tvXa *Avxixqaxua Pherai 3, lAx- 
%vla EvQwto&eia Pherai 4, nexqaiovixa Jeqöaia Pelinnaion. 

Lirisa 5« Ussing nro. 25, fnndort wie 1. 2. 3. 4. 
1 q)iXoq>6tQoo 2 (ev)avÖQeioa 
OtXcxfeiqog Evavdquog. 

Die ergänzupg {Ev)avÖQUog ist nicht sicher, man könnte 
z. b. auch (lda)dvd(>eioQ lesen; OiXocpeiQog ist die thessalische 
form des namens OiXoihjQog, der z. b. G. I. 2356 gelesen wird. 
Es ergiebt sich hieraus thessalisches cpeiQ = Sr^ und mag 
daran erinnert werden, dass auch Homers qrrJQtg ogsaxfot,, die 
Kentauren, in Thessalien zu hause sind. 

Larisa 6. Ussing nro. 27, fundort wie 1. 2. 3. 4. 5. 
a&ayoyeveig l4&avoyevaig. 

Der name Idxhproyivijg kam auch in Athen vor; gegen einen 
Athenogenes hielt Hypereides zwei reden s. Baiter-Sauppe 
Oratores Attici II p. 276. 

Larisa 7. „Ibidem (Larissae) in sepulcreto Orientali . Us- 
sing nro. 28. 

1 loayoQao 2 vixoXaeioa 
'laayÖQag NixoXauog. 

9 
■ 

Larisa 8. Ussing nro. 29, fundort wie Larisa 7. 
ttexaXXig üexaXXig, koseform mit verdoppelter Konsonanz 
vgl. JlixaXog, TletdXfj: Ev-7texdXr] Dionysosamme (bei Nonnos). 

Larisa f. „Larissae in aedibus archiepiscopi". Ussing nro. 21. 
1 — 2 avzovouos "3 ove&eixe 4 xov7tox€ido(v) 5 wr 
€QTOiTta(i) 6 d(o)aavjovoo(i) 

U 8 sing liest: (oiüva) Avvovouog ovifaixe t$ üorsidtovi 
i)7t&Q xov naxQog Aixovoov, doch versieht er diese lesung mit 
einem fragezeichen und kritisirt dieselbe sehr richtig mit den 
worten „In hoc titulo restituendo forsitan justo audacius con- 
jectura usus sum". 

Vielmehr ist nur ein buchstabe zu ändern, nämlich z. 4 v 
in v und zu lesen: 



Die quellen des nordthesaalischen dialects. lö 

N. N. Avxovoeiog ovid-eixe xov üoxeidovvi tvbq xoi ttaidog 

Avxovooi. 
Die letzten beiden buchstaben von z. 2 sind noch genügend zu 
erkennen, vom o ist die linkshälfte, vom a der zweitunterste 
strich erhalten, ebenso liest man z. 3 noch sehr wohl So und 
hat nur ein v hinzuzufügen, z. 5 ist vi7teQxoi7za ganz deutlich; 
aus den letzten zeichen und den drei ersten der 6. zeile macht 
Ussing: 7tarQog y es steht aber in seiner eignen abschrift ganz 
klar IIA z. 6 A>Z, welches nur 7ta(i)d(o)g ttatdog gelesen 
werden kann; das letzte wort avxovoo ist durch hinzufugung 
eines i in den thessalischen genetiv zu verwandeln. Es heisst 
also: „N. N. söhn des Autonoos weihte (dies) dem Poteidoun 
für den söhn Autonoos (jteq = neqi c. gen. zum schütze, Un- 
willen)". Der söhn des weihenden hiess wie der vater dessel- 
ben Autonoos nach dem griechischen brauche, dass der enkel 
den namen des grossvaters bekam. Dass diese sitte auch in 
Thessalien herrschte, zeigt uns die pharsalische grosse namen- 
liste. Es erklären sich nämlich so die zahlreichen namenpaare, 
wo dieselben namen als sohnes- und vaternamen wechseln; so 
Col. 1 'ÖQoßig KoXvoaxaiog: KoXvooxag 'OQoßieiog. MvXXivag 
BiQQOvveiog: Biqqow MvXXivaiog. KaXXioxQCcxog Evdo^eiog: 
Evdo£og KaXXioxQaxeiog. 'Aooag JevöiXeiog : JevöiXog*'Aooaiog. 
Ilavoow Ilavoavicuog : üavoaviag Ilavaovveiog. Nixiag&tXogi- 
vuog: OiXo^evogNixiaiog. MiXxlagSififiiaiog: SififiiagMiXxictoog. 
Col. 2. Kaqiovv € Imto*Qdxeiog : c Ift7t07CQaxeig KctQiovvuog. 
OiXimzog Avxiqxiveiog: Avxiqxivetg 0iXi7tneiog. üoXixag Ev- 
gevidaiog: Ev^evidag üoXlxaiog. 

Col. 3. *'Ovaoog Qeodovqeiog: Geodovqog 'Ovdoeiog. Av- 
%6voog Ayctdovvuog : *Aya&ow Avxovoeiog. MixxvXog Av- 
cmoveiog: Avolrcovog MixxvXeiog. 

Die behandlung dieser inschrift habe ich so stehen lassen, 
wie ich sie vor einsieht von Keils Inscript. Thessal. tres nie- 
dergeschrieben. Keil hat bereits die richtige lesung xoi rtai- 
dog Avxovooi gegeben; den rest liest er: 2V. N. Avxovoeiog 
ovi&eixe xbv JJoxddav Ikeq und sieht hier das als äolisch an- 
gegebene Iniq inschriftlich bezeugt. Was jedoch in Ttoxeid. 
Keil als et liest, scheint mir deutlich o. Könnte man lesen: 
N. 2V. Avxovoeiog ove&etite avxov üoxeidovvi tvsq xxX.? Doch 
ist zu gestehen, dass rtiq »für* bedenklich ist; der Sprachge- 
brauch verlangt wie Keil a. a. o. zeigt viziq. 



16 A. Fick 

Larisa lt. Die ältesten münzen von Larisa tragen die le- 
gende laqiaaeop Mionnet III, 288. Folgt hieraus die aus- 
spräche des ai im thessalischen dialect als ä ? oder verhält sich 
laQioaeov zu XaQiocuwv der jüngeren münzen wie itaXiwauuw 
zu 7t€Xiv>>ai(ov auf münzen von Pelinna = Pelinnaion? Die 
münzen Larisa's zeigen auch die aufschrift XaQiaaia Mionnet 
a. a. o. Ich denke, von Aaqiaa stammt AaqioaAog^ gen. pl. 
AaQioalwv, von Aaqioala : AaQioa(i)€v$ g. pl. XaQiaaeov, wel- 
ches nach ausweis von KuqisIwv, Moipeiwv, Kqovvovviow thes- 
salisch Aaqiaasiow gelesen werden müsste. 

Larisa 11. Weihinschrift auf einem basrelief, gefunden zu 
Larisa Heuzey et Daum et Maced. nro. 188 p. 419 ff. Das 
basrelief ist abgebildet a. a. o. Planche 25, 1. Die schrift deu- 
tet auf das zweite Jahrhundert v. Chr. 

&eoia[t8yaloiodapaaT&ovureia 
Der letzte buchstab ist deutlich or, der neunzehnte, den die ab- 
bildung Heuzey s als % giebt, ist ein verlesenes oder verschrie- 
benes q>. Es ist zu lesen: 

Qeolg MeydXotg Java Liydvvutda. 

„Den grossen göttern Dana tochter des Aphthoneitos." 
Java ist contrahirt aus Javda vgl. Herodian. iteql fiow/JQ. IA- 
getag I p. 8 s. v. l4fh]vä: .. Kai ff Java ovrtag BLqrjrai TtaQ 
l Exaraiq> „rj} Jav<{ (nloyerai Zkvg" Mu eller Frg. histor. Graec. 
I p 29 frg. 358. Idq&ovuteia ist thessalisches patronym (wie 
f l7t7ZoXvreia> EvQV7to&sla) zu 'Aq&oveitog = l4<p&6vrpog einem 
in Thessalien häufigen namen, vgl. z. b. Pharsalos 8. 

Iraaara I. 2. „At Hagilar in the wall of the church- 
yard«. Leake pl. XXXII nro. 149 N. G. III, 365. Ahrens 
dial. II, 528. Keil Inscriptt Thessal. tres p. 6 ff. Zwei ehren- 
decrete auf demselben steine, aus dem anfange der makedoni- 
schen herrschaft. Nach den bearbeitungen von Ahrens und 
Keil lassen sich dieselben etwa lesen: 

A. 1 oaivayvftvaaia 2 MvoxeX*iot, 

edoige tov xoivov rag) 3 (rtoXtog, &7t)eidel c In;n;odQ6fiu(og 

4 . . (AaQia)alog dierelei evegysirig %b xot) 5 (vor t)äg TtdXiog, 
SsS(ad , ai avr(ov xai xdig) 6 (iofydvoig TtoXireLav xxma(rteq mal 
noXl) 7 (xaig) vöig K{favovwloig y v7taQx(fltsv &£) 8 (xal ri) 
Qogeviav avrov xal (tdtg iayovotg e) 9 {Ttt(.ieX)ei^eifxev de t(o* 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 17 

Tctfiiav o/tovg xod) 10 (e xo) tpdcpio^a ovyqacpel iv xiov(a xai 
orte) 11 (&el i)v xo IdoxXanulov xai z(b iv xavxa ye) 12 

(y6fi)e(v)ov ovdlovfia So/uev 13 ... xx .. xoivdovv 

rvo&odow. 

Z. 3 hat der stein t l7t7todqo^t(og) und so ist zu schreiben; 
'IrzTZodQOf.uog bedeutet: im (thessal.) monat 'IrtTvodQOfiiog geboren. 

Z. 6 xaxxd(neQ xai fcoXixaig) xolg KQavowvloig nach Phar- 
salos 3 i'öovxe xäv rcoXtxelav xaxxdneq (fraQoaXioig xolg l£aQ- 
%ag ttoXixevoftevoig, Ahrens: xaxxä (xai xolg noXixaig) xolg 
Kq, V7td(>xf.i 9 Keil: xaxxä (vofAi£6f,ieva naQ) xolg Kq. 

B. 1 (2xgoxa)yivxog xovv Ue{XaayiOvxdovv) 2 (Aiovxog) 
Havaavtaioi Maxqo7toX{Lxa) 3 (xayevo)vxovv 2iXdvot l4axo- 
(fiaxsioi) 4 ...*ovvog *Avxiyeveioi 9 Fev(vdoi Ido) 5 (axov)oeioi 9 
Fswaoi u4ioxvl(€ioi . . . 6 . . . K)aX?uovSV£ioi , xafiie(vovxovv 
7 . . . . y A)vxiyovsioi (Deidovvog Ev(do£elot) 8 ....og tfvxiysvetoi 
Xi£avxo(g. 'Erleidet) 9 (jii)ovv Ilavaaviaio(g) MaxQOTt(oXixag) 
10 (Siere)Xet sviQyixig xo xoivbv (xäg) 11 (fc6Xi)og ev xe xoig 
7Zq6%bqo(v XQVvoig) 12 {xai i)v xä aQ%ä xä eavxol xai x(oivä 
rcdv) 13 {zeooi x)ai xad-' tddlav dtv xov %Q^ av (*X°) 14 (vxi f 
edo^)e xov xoivov xäg JtoXiog (iftrj) 15 (velo&ai) Aiovxa in 
xä 7tqoavyqi(au xäv) 16 (e%ei xai 7t)oxxäv rcoXiv xai 710(9) 
Sxaaxov) 17 (xovv) rcoXixdow xai deö6c(&ai xai av) 18 (xov) 
xc[t] xoig iayovoig avx(ol nqo^sviav) 19 (xai) dovXiav xai 
loortjjiav xai (Ttdvxa) 20 (xä Xoi)ftä avxov VTzaQ%if.iev xtfita 
(Ö7t6oa) 21 (xai) xolg Xomolg TCQo^ivoig xai (imfieXqi) 22 
(&eliu8v) xafi(i)av Qeidovva Ev66^ei(ov Sicovg) 23 (and xäg) 
xovv xayovv yvovfiag (xode xo) 24 (\pdq>tOfi)a 6vygaq>el iv xtova 
XiS-iv(ov) 25 ..eoa.axQOvv iv xoig laQOvxoig, (xo) 26 (öi 6) 
vdkovfia xo ysvoftevov (iv xavxa) 27 (eyyQaq>i)iiev iv xolg Ad- 
yoig xä(g nohog). 

Iraantn 3. „A stone in the wall of the church (of Hagi- 
lar), upon which a Hermes on a pedestal is represented in re- 
lief. Leake N. G. III, 366, pl. XXXI nro. 150. 

sqfiao (Hermesbild) %9-oviov = 'EQfido %$oviov. 
^EQfido steht für 'Eq^kxov (vgl. *Etyidov %3-oviov Lar. 1. 2) sei 
es nach alter Schreibung mit o für ov, sei es aus nachlässig- 
keit, doch ist die inschrift nach Leake a. a. o. „in very neat 
characters well preserved". Jedenfalls ist eq^iao %3-oviov dativ 
und nicht genetiv, wie Kirchhoff Alphabet s. 138 annimmt. 

Beitrüge x. kande d. ig. sprachen. V. 2 



18 A. Fick 

KrasntB 4. „At Hagilar in the churchyard on a hand- 
some pedestal". Leake pl. XXXI nro. 151 N. G. III, 36(3. 

1 vixaoinnog 2 vixovveiog 
NmaaircTtog Nixovvetog. 

Vgl. SavvQiovv Nixovvsiog. Idya&aQxog Nixovvuog Phars. 
3, Col. 2, 18. 3, 8. 

IraBBtn 5. Die autonomen münzen von Krannon zeigen 
die legenden xqa. y xqavv., xqavvov. trpvq., xqavvio. Mionnet 
T. II p. 10 xqav v y xqavvovviovv Mionnet T. III 281, nur 

vo 

eine M. III nro. 129 p. 281 hat xqa. Wir dürfen daher an- 
nehmen, dass der offizielle name der Stadt Kqdvvow war und 
Krannon 1, 7 xqavovvvtoig schlechte Schreibung ist. 

Am Feneita 1 (Atrax?) „ % A Koutzokhiro', village de la 
vallee du Penee, entre Triccala et Larissa, dans Teglise^. Heu- 
zey M. 0. nro. 55. 

1 xvvayia 2 oveOstxe 
Kvvayla ovi&eixe 

Die namen Kivayog, Kvvayia, Kvvaytg: '0iXoxvvvjyog be- 
ziehen sich wohl auf rj xvvijydg die „jägerin" Artemis. 

Am FeneUs 2. „Au raeme endroit" (wie die vorhergehende) 
Heuzey M. 0. 56. 

•1 i7Z7ZO%Xeada(o) 2 yevaetoo 
'[TZTZOxXeadag revaeiog. 

Mit Fevdetog (für Fswasiog) vgl rervdoi gen. Krannon 2, 
OiXovtxng FewaUiog Phars. 3 Col. 1, 26. 'btftoxXedöag ist von 
'IiatoxXiag abzuleiten. Die namen auf -xXsag gehören zu der 
klasse von vollnamen, an welche kosende suffixe angetreten 
sind, wie z. b. in ^Emxqaxlvog. Namen auf -xleag hat bereits 
Ahrens II 562 gesammelt. Ich füge hinzu : JioxXtag Phars. 1, 
KaXXixXiag Phars. 3, Col 1, 31. 2, 21, siya&oxXimog 3, 22, 
SevoxXtaiog 2, 5, € ln7toxXiag 1, 41, IlqXsxXia (Doris) gen. 
Wescher-Foucart Inscr. d. D. 54, OlvoxXeag Aetoler W.-F. 2. 

Mtpsltn. Die münzen von Mopsion haben die legende /tio- 
xpeiiov. Wie bereits Leake erkannte, steht dies dialectisch für 
Moipijiov und ist vom nominativ Moxpeig abzuleiten. Steph. 



Die qnellen des nordthessaliflchen dialects. 19 

Byz. b. v. irrt also, wenn er als ethnikon von Mopsion Motptog 
angiebt. 

tiyrtaa» „At o.ne of the villages called Tat&ro" (nach 
Leake N. G. III 382 _ Gyrton) Leake pl. XXXI nro. 147, 
vgl. N. G. III, 361. 

1 a7tXovvt%B(jiTtBixa 2 aiaxvliaoarvgoi 3 ekev&SQia 
*!AtzXowi, Te/UTzeiva ufloxvkig JSazvQOi ilev&iQia. 

Die inschrift ist tadellos erhalten und rein im dialect ( Ver- 
schlechterungsvorschläge sehe man Revue Archeol. 1844 p. 318). 
Tefinsfaa ist dativ ohne i (vgl. Idnolliov l4xQsi%ag y Tlayaai- 
ttjq), SarvQoi genetiv, ktevd'iQia „dank für erlangte freiheit". 
Der vatername wird sonst, auch bei frauen, coiißtant durch -tog 
gegeben, doch mag dieser gebrauch nur für bürger gegolten 
haben, bei Sklaven der vatername auch im genetiv beigefügt 
sein. Der form der buchstaben nac%, besonders des A y ist die 
inschrift nicht alt. 



IV. Perrhaebia. 

Phalaasa I. „At Turnavo atthe Metropolis" d. i. haus des 
erzbischofs. Leake PI. XXX njp 146 N.G. III, 356, auf einer 
der seiten eines viereckten marmorhlooks. 

"AitXovvi K€Qd(o)tov ^ovai7ta%Qog 
JIoke/itaQxidaiog 6 &vtag 
ovi&sixe leQOfivctfiovel- 
oag xai aQ%idav%vctq>OQEioag. 

Phalaasa 2. „ X A Tournavo sur le cote d'une stele sculptee, 
representant un soldat arme d'un large bouclier rond". Heu- 
zey, le Mont Olympe nro. 47. 

1 .ad. so a Hi Hl 

2 faoLdatioüTzct . ansSovsoosTtaf 

3 oiarte&aveaQio .zt . orrorae? ado? 

eiQCt 
Die inschrift gehört, was der finder gar nicht bemerkt hat, 
zu den wenigen thessalischen denkmälern, die in einem vorioni- 
schen aiphabet geschrieben sind. Der erste buchstabe von z. 2 
wird von Heuzey als rt gelesen, es ist ein deutliches digam- 

2* 



20 A. Fick 

ma £; nach dem urtheile Sauppe's, dem ich die inschrift vor- 
gelegt, stammt dieselbe aus dem letzten drittel des fünften jähr* 
hunderts. Ich glaube lesen zu können: 

' 1 (v)ad(£)&a((pfrr]?) — 2 faatda/ioazca(i)a7tad'oy6oas7caJ : 
(toi) 3 oHX7ted-(xveaQio(o)i;e(v)ovTOv xrA. 
Der name kommt in der gegend des fundorts auch später noch 
vor: Ussing nro. 12 heisst es auf einer freilassungsurkunde, 
gefunden „Cyretiis in ecclesia Sti Georgii prope vicum JofAivm6 u 
d7teXev&£QW&*vT£Q vtzo ^EIJHMOY, wofür ganz ohne zweifei 
A2IJHMQY zu lesen ist. Derselbe name erscheint in Am- 
phissa W.-F. 191, z. 21 l4aidafiog f, Vewalog) 14/nxpiaaelg. Das 
digamma in den mit l4ai- anlautenden namen verbürgt Faaiag, 
Lebadeer Keil Inscr. boeot. 48. 

7ta(c)g üe&ovaog ist, thessalisch gelesen, Ttaig nei&ovveiog, 
vgl. Tekaficivu rtai Soph., IlovtaXeia xoga Lar. 1, IToidvviog 
vl6g Homer. Der name ITeid-ovv kommt Phars. 3, Col. 4, 14 
vor. i/taj 1 ergänze ich versuchsweise zu ina/Tol = iq> y kavtov 
„für sich, besonders", vgl. lokrisch vaf7taxTiov = NavTtaxtiwv. 

Z. 3 ol ist thessalisch — ov wo. d/ii&ave ist ganz deut- 
lich. dQia{a)ze{v)uxv lässt sich leicht ergänzen. %ov = xtov 
scheint zu folgen „sich auszeichnend unter den", weiterhin er- 
kenne ich nichts mehr. 

Für die sitte, verdiente krieger an der stelle wo sie ge- 
fallen zu bestatten, genügt es auf die geschichte vom Tellos zu 
verweisen Hdt I, 30. retat/nj xov ßiov Xafi7tQ0Tdrt] iixsyivs%a % 
Yevoftivr]g yctQ sfd-qvaloioi ftdxqs ^Qog xovg datvy&ixovag ev 
EXevotvt ßorj&qoag aal TQ07trjv rcovfflag xwv TtoXe^ucov a7ti&av8 
xdXXiora xal (.uv l4&r]vcuoi örjftooit] ts ed-axpav aövov %f] 7t eq 
eTteoe xal £rif.irjoav jtuydXajg. 

Z. 2 und 3 würden also zu lesen sein: 
Faotdafiog rtaig üeid'ovvetog kix dfrol ol drts'&ave aQiaatevovv 
rovv . . . 

Thessalischen Ursprungs, jedoch keiner bestimmten Stadt 
zuzuweisen, ist die randumschrift eines bronzenen kymbalon 
unbekannten fundorts, zuerst herausgegeben von Oikonomi- 
des ^EnoUia AqxqCjv y^d/^fnaxa p. 129), darauf von Frän- 
kel mit abbildung Archäol. Zeitung 1876 s. 31 taf. 5, 1 

xa/itovve&voe rat xogfca 
Kd/iiovv e'&vae rät KÖQfcu. 



Die quellen des nordthessalischen dialects. 21 

Das ov ( = w) in Kd/novv *) läset an der thessalischen her- 
kunft nicht zweifeln. Ueber die schritt; vgl. Kirchhoff Al- 
phabet s. 139. 

Aus Le Bas Voy. Archeol. Inscript. t. II p. 299 trage ich 

nach: Larisa 12. 13. 14. Le Bas 1245 nt7to(g ro)qyi7t- 

7t€iog. Le Bas 1246 Axuo^eiÖEig Xavqoi (Gen.). Le Bas 
J248 1 TIhaXo{g) 2 Qe(>ooX6%&iog. — Für ..avdQEioo Ussing 
25 giebt Le Bas 1249 a . avÖQeioo , es ist also Larisa 5 QiXo- 
g>€iQog liaavÖQ€iog zu lesen. 

Zu den epirotischen inschriften (o. III. 266 ff.) bemerke ich 
noch, dass der phrase genital Xvau a7toXvuv z. b. PL XXVII, 2 
in den thessalischen Urkunden a7zeXevd-eQ0vv gevixfj genau ent- 
spricht. So heisst es z. b. Heuzey Mt. Olympe nro. 11,5 JTcf^a- 
(Liovog xcri 2aXßcrvitov ot dn^XavO-eQio^ivTBg ino (DiXag vfjg Ev- 
ßiotov gevntrj eduinav Ttj noXei xtX. Weitere beispiele sehe 
man bei Ussing 12, Leake N. G. nro. 176 — 179, dieselbe Wen- 
dung ist häufig in den freilassungsurkunclen von Flypata 'Ecpri/A. 
LdQxcaoloy. 192 — 95. £enxfj ist dativ für fmxg und dies ist 
Verkürzung des in den epirotischen Urkunden erscheinenden vol- 
leren ausdrucks £mxdft Xvau, 

Carapanos PL XXIII, 7. 8 bvtzo und avrto auf dem 
gründe von gefässen. G. sieht hierin verstümmelte inschriften, 
beide sind jedoch ganz vollständig und ev 7tä), ovjttitu} zu le- 
sen. Es sind wünsche für den trinker „trink, trink mit glück, 
wohl bekomm's". Der nasal wird auf vaseninschriften oft weg- 
gelassen vgl. z. b. vKpai = wpcpai auf der Klitiasvase Rh. Mus. 
N. F. XXXIII, 366. nü trinke, das wir hiermit als epirotisch 
kennen lernen, ist auch altäolisch: x a ^Q s xal nw sagt Alcaeus 
54 (Bergk). 

*) Kdfiow und Kdfi/urjg sind kürzungen von jixnfxttg, wie TQOfirjg von 
l4tQofir)Tog y £TQccßct£ yon \4axqdßaxog. Wie diese namen auf Verkürzung 
des zweiten elements beruhen , ist das erste dement verkürzt in l !Aa^tg, 
"Aapwv Delpher W.-F. 99 : "Aaphvog = ^Ofjuvotfttvrog , liaxlng = lioxla- 
nag = liaxXantoSwqog, £tQ(tg Lakonc = 2(Qttnäg = JEtQanoJwgog, Zxa- 
puv =- Zxa/xav&QtüVVfios vater der Sappho, Kfjyig, Krjqtov, Ka(f(6 Del- 
pherin W.-F. 399 — Ktt<pia6&uQog, -öioq«. 

A. Fick. 



22 Th. Zachariae 



Citate in Kramadfyvara's Samkshiptasära: 

Indische grammatiker, lexicographen nnd kunstdichter. 

Inhalt: Kramadicvara's Samkshiptasära und die dazu gehörige gram- 
matische literatur. Localität der grammatik; ihre nachbarn. 
Zeit des KramadiQvara. Kramadiyvara'8 grammatisches system; 
technische ausdrücke und technische syntax; die Gana's, Pari- 
bhäshäs und Kärikäs. Handschriften. Citate in Kramadiyva- 
ra'e Samkshiptasära. 

farsf irtnnr Hcfai srewTOra 9raraisi i 

Was über KramadiQvara und seine sanskritgraimnatik bis- 
her bekannt geworden ist, findet man bei Colebrooke, Mis- 
cellaneous Essays 8 II p. 43; in Aufrecht's Catalog der Oxfor- 
der handschriften; und bei Räjendra Läla Mitra [R.L. M.], 
A descriptive Catalogue of Sanskrit MSS. in the Library of the 
Asiatic Society of BengaL Part I. ürammar. Calcutta 1877. 
Die folgende kurze Zusammenstellung über Kramadigvara's Sam- 
kshiptasära und die dazu gehörige literatur gründet sich im 
wesentlichen auf die mittheilungen der drei genannten gelehrten. 

KramadiQvara — oder vollständig Qrivädindracakracüda- 
manimahäpandita(rikramadi9varäc&rya — verfasste unter dem 
titel Sanikshiptasära eine sanskritgraimnatik, welche in sieben 
capitel zerfällt, in einen Sandhi-, Tinanta-, Kridanta-, Tad- 
dhita-, Karaka-, Subanta-, und Samäsa-päda. In einem achten 
capitel behandelte er das Präkrit 1 ). Eine ausgäbe dieses Prä- 
kritapäda ist wiederholt von Räjendra Lala Mitra in aussieht 
gestellt worden und soll sich jetzt im druck befinden ; im übri- 
gen vergleiche man Lassen in seinen Institutiones linguae 
Pracriticae; Delius Radices Pracriticae; und Pischel De 
grammaticis Pracriticis. 

Kramadigvara schrieb eiuen kurzen commentar (Vritti) zu 
den Sütra seiner grammatik 2 ). Dieser commentar wurde von 



') Sumtkritabhdshdlakshoruini saptabhih pddaih samdpydshtamena pddena 
prdkritnlakshuiidni viracitavdn \\ üoyieandra. 

*) Dass Kramadiyvara selbst der Verfasser des commentars ist, oder 

da 88 er wenigstens dafür gegolten hat, geht u. a. hervor aus einer be- 

merkuug Bhai atamal lika's zum Bhattikävya 3, 5: Kramadipvartqta aaprd- 



Citate in Kramadi^vara's Samkehiptasara. 23 

einem Jfimaranandin (Mahäräjädhir&ja^rimajjamaranandin) re- 
vidiert und wohl auch erweitert; nach ihm werden diejenigen, 
welche dem Systeme des Sanikshiptasära folgen, Jaumaräh ge- 
nannt, und die grammatik selbst Jaumaram (auch Jaumuram?). 
Der vorzüglichste commentar zur Vritti des Kramaditjvara und 
Jümaranandin ist der des Goyirandra (Autthäsanikamah&pandi- 
ta$rigoyicandra). Commentare zur TikÄ des Goyicandra sind 
J) die V}»äk&radipik4 (Vy&khyäsära) des Nyäyapancänana *), 

2) der Vyä,karanädar$a *) des Van^ivadanakavicandra, 

3) die Tippani des Abhiräma Sarvavidyälaipkärabhattacärya. 
Die sanskritgrammatik des Kramadic^vara wurde vervollständigt 
durch die von Goyicandra commentierten und erweiterten Nach- 
träge (Pari^ishta) des Jumaranandin. Eines dieser Parigishta 
behandelt in 195 Sütra die Unädisuffixe. 

Zum Saipkshiptasära gehören ferner: Das Paribhäshäsutram 
des Goyicandra, eine Sammlung von 127 Paribhäsh&s; der 
Ganapraka^a des Nyäyapancanana ; eine Dhatughoshä, eine 
Qabdaghoshä; ein K&rakavicära. 

Mit dem Samkshiptasära verwandt ist das P&rij&tavyäkara- 
nam, eine moderne sanskritgrammatik in versen für anfänger; 
und der Särasaipgraha des Pitambara^arroan ist „a compendi- 
ous collection of the aphorisms of Samkshiptas&ra grammar", 
R. L. M. p. 149. Ein zur schule des Kramadi^vara gehöriger 
grammatiker war Qrinivasa. 

Localität der grammatik; ihre nachbarn 3 ). — Die 
heimath des Kramadigvara ist Rädhä oder das westliche Ben- 
galen, das land südlich vom Ganges und westlich vom Hugli. 
Hier wenigstens wird, nach Rajendra Lala Mitra, die Sainkship- 
tas&ra-grammatik vorzugsweise studiert. Zu Kramadi$vara's en- 
teren landsleuten gehörten einmal der dichter Murärimigra, 
welcher im commentare zum Samkshiptasära citiert wird; und 
dann Brihaspati Räyamukutamani , der im jähre 1431 einen 
commentar fPadacandrikä) zum Amarakosha verfasste. Beide, 

dikribhvastibhif ceti sütra rn JtfUvd ayam era cloko nidarptah || Die Vritt 
des Jümaranandin führt den namen Rasavati. 

f ) Ein blosser beiname, vgl. R. L. M. p. 8. 125. War des autors 
wirklicher name vielleicht Jayarama? 

*) Handschriftlich in der India Office Library. Ich bemerke diess 
wegen R. L. M. p. 125. 

•) Hauptsächlich nach den mittheilungen Rajendra Lala Mitra's. 



24 Th. Zachariae 

Murari und Rayamukuta, werden uns unten in anderem zusam- 
menhange wieder vorkommen. > 

Diejenige grammatik, welche in Bengalen am meisten im 
gebrauche ist und alle anderen grammatiken wie es scheint 
dort so ziemlich verdrängt hat, ist bekanntlich Vopadeva's 
Mugdhabodha. Diese grammatik wird hauptsächlich studiert 
in Gauda an beiden Seiten der Bhagirathi: westlich davon ist 
unser Kramadigvara heimisch, nördlich davon, in Behar und 
Benares, trifft man das Särasvatavyäkarana an, dann im osten 
das Supadmavyäkarana des Padmanäbhadatta, und noch weiter 
östlich — in Assam; auch in Orissa — die Prayogaratnamälä 
des Purushottama ^rividyävägigabhattäcarya 1 ). Noch ist die 
Kätantragrammatik zu erwähnen, die im ganzen östlichen Ben- 
galen verbreitet ist. 

Eine notiz über Kramadi^vara findet sich in Montgomery 
Martin's History of Eastern India (1838) vol. II p. 713, in dem 
abschnitte der über Dinajpoor handelt Es heisst daselbst: 
„The course of study in a Hindu academy begins with the 
Vyakorno or Sangskrita grammar and literature. For the first 
10 years some study a grammar called Songkhyeptosar , said 
to have been composed by a Brahman named Komodiswor, 
concerning whose history the Pandits could give me 
no inform ation. The study of this grammar is sometimes 
facilitated by the commentary of Goyichondro. Others again 
study a grammar called Kolap, said to have been composed 
by Sorbo Bonua, who was contemporary with Salivahon. This 
grammar seems to be nearly as obscure and unscientific as the 
former, as its study usually occupies 10 years, although per- 
severing students sometimes are masters of it in eight". (Mr. 
Martin spricht hier auch von Vopadeva, und von Anubhüti's 
Sära8vatam.) Ferner wird das lexicon des Amara studiert, mit 
den commentaren des arztes Bharatamallika und des Rayamu- 
kuta; dann wird Bhatti gelesen: andere ziehen Raghuvan^a 
und Kumärasambhava vor *). 



J ) Er stammte aus Vihar in Kämarüpa. Die Ratnaraälä wurde von 
Charles Wilkins benutzt. 

*j Vgl. pp. 438—40 über Grammatik in Gorukhpoor. Vol. III p. 136 
wird für den Puraniya District „Saraewat Kalap" und die Ratnamälä des 
Purushotta.ma erwähnt. 



Citate in KramaxTujvara's Saipkshiptasära. 25 

Zeit des Kramadi$vara. — Wenn ich den Kramadig- 
vara zwischen Hemacandra (1088—1172) und Vopadeva 
(13. jh.) setze, so folge ich darin nur den im anfange dieses 
aufeatzes angerufenen autoritäten; ohne im stände zu sein einen 
stricten beweis für meine behauptung zu fuhren. — Die von 
Golebrooke in seiner List of Sanskrit Grammars beobachtete 
reihenfolge der grammatiken ist: 

Pänini, S&rasvati Prakriyä 1 ) ; Hairuavy&karana, K&tantra 
or Kal&pa, Saipkshiptas&ra , Mugdhabodha, Supadma, Ratna- 
mala. 

Aufrecht hat in seinem verzeichniss der Oxforder hand- 
6chriften die grammatiker und grammatiken in folgender Ord- 
nung catalogisiert: 

1. Schola P&Tjiiniya 

2. K&tantra 

3. Hemacandra 

4. Sarasvatlprakriyft 

5. Kramadi$vara 

6. Vopadeva 

7. Padman&bhadatta. 

R&jendra Lala Mitra rechnet den Saipkshiptasära zu 
den „zehn alten schulen" der grammatik ') und scheint auch 



*) Ich bemerke hier dass Burncll, Aindra School, p. 53 das Sä- 
rasvatavyakarana für jünger als Vopadeva's Mugdhabodha hält Hierge- 
gen vgl. R. L. M. p. 152. Für ein höheres alter des Särasvatam scheint 
mir u. a. der umstand zu sprechen, dass darin auf die spräche des Veda 
rücksicht genommen wird (K. L. M. 1 c. sagt freilich „it gives no rules 
regarding the Vaidic language"). Es sei mir gestattet einige stellen zu 
eitleren aus der ausgäbe des Jivänanda Vidyäsagara, Galc. 1874, einem 
mangelhaften abdrucke der lithographierten ausgäbe Benares 1868. — 
p. 27, Sütra 20. — p. 31 eine Kärikä yad uk(am° über die vedischen 
contractionen setndm, bhümyddade, soshdtn. p. 35, 6 devdsah. 36, 11 
devebhih. p. 46, Sütra 41 über den vedischen dual sakhdyd (takhdyau ge- 
druckt), p. 90, Sütra 6 vgl. Pan. VI, 4, 4. 5. — p. 94, 14 paratne vyo- 
man. p. 143, Sütra 33 (fehlt in manchen ausgaben). Der kern der gram- 
matik mag ziemlich alt sein; sie wurde, wie Kätantra und Candravyaka- 
rana, in's Tibetanische übersetzt, Burnell 1. c. p. 59. Sie ist zu wieder- 
holten malen in Indien lithographiert worden, zuerst Bombay 1829; aber 
an einer kritischen ausgäbe, etwa nach dem muster von Eggeling's 
Kätantra, fehlt es uns noch. 

*) Die namen dieser 10 alten schulen sind mir unbekannt 



26 Th. Zachariae 

anzunehmen dass Krn madig vara älter als Vopadeva ist Man 
kann aus seinen zerstreuten angaben etwa folgende Ordnung 
der grammatiker und grammatiken eruieren: 

P&nini, K&tantra, Särasvata, Kramadi$vara, Purushottama *), 
Vopadeva, Supadma. 

Bei den indischen Scholiasten habe ich nichts gefunden, 
das uns aufschluss geben könnte über das alter des Kramadig- 
vara oder über den platz den er unter den übrigen grammati- 
kern einnimmt. Interessant jedoch ist der umstand, dass der 
commentator ßharatamallika in seiner erklärung des ersten 
verses des ßhattikavya, wo er mehrere grammatiker citiert, den 
KramadiQvara vor den Vopadeva setzt: zuerst führt er die 
P&niniy&h an, dann den Varddhanianamigra zum Kätantra; 
Purushottama (den autor der Prayogaratnam&la??), Kramadig- 
vara, und zuletzt Vopadeva. Indessen allzuviel ist nicht hier- 
auf zu geben; Bharatamallika legt in seinem commentar das 
system des Vopadeva zu gründe und führt in der regel die für 
ihn massgebende ansieht desselben zuletzt an. 

Ist nun Kramadigvara älter oder jünger als Hemacandra 
und Vopadeva? Welche werke und autoren sind dem Kramad- 
igvara bekannt gewesen? Von welchen autoren wird er selbst 
citiert? 

Dass Kramadigvara später als Hemacandra gelebt habe, 
lässt sich nicht beweisen; ebensowenig lassen sich gründe bei- 
bringen für die an sich unwahrscheinliche annähme, dass Kra- 
madigvara vor Hemacandra seine grammatik geschrieben. Die 
grammatiken des Kramadigvara und des Hemacandra haben 
fast nichts weiter gemeinsam als die anzahl der capitel; an- 
ordnung des Stoffes, termini technici u. s. w. sind durchaus ver- 
schieden *). Krainadigvara citiert den Hemacandra niemals; 



*) Bei einer nur flüchtigen durchsieht von Purushottama's Pra- 
y ogaratn amälä habe ich die folgenden autoren und werke citiert ge- 
funden : Ekäksharakosha. Kanthabharanam. Kälidäsa. Kfcakavadha. 
Kramadipikä. Cändrah Jayadeva. Dandiu. Durga. Päniinyah. Bhatti. 
Bhagavritti. Mägha (häufig). Murari. Raghu, Raghukävyam Lokä- 
nandanätakam. Vararucivritti. Vie,vaprakäe,a (verfasst 1111 A. D.). 
Subhüti. — Purushottama berücksichtigt gelegentlich den Veda. 

9 ) Hemacandra'« Qabdän uc,äsan am beginnt: Ar harn (1). 
siddhih sydd xdddt (2). Utkdt (3). attdantdh avardh (A). ckadvitrxmätrd 
hrusvadirghaphitdh (5). atiavarnd ndmi (6) lidanläh samändh (7;. e ai 



Citate in Kramadicjara's Saipkshiptasära. 27 

und wenn er ein Dhätup&räyanam citiert, so wäre es zwar 
möglich, dass das gleichnamige werk des Hemacandra 1 ) ge- 
meint ist, aber es ist einmal bekannt, dass es mehrere werke 
dieses namens gegeben bat, und dann sind wir aus hier nicht 
näher auszuführenden gründen zu der vermuthung berechtigt, 
dass Kramadi$vara ein verhältnissraässig altes werk, welches 
dem Purnacandra zugeschrieben wird, im äuge gehabt hat. 
Nun haben beide, Hemacandra und Kramadfyvara , den sieben 
capiteln, in welchen sie die sanskritgrammatik darstellen, noch 
ein achtes, den Präkritap&da , folgen lassen; aber es lässt sich 
nicht nachweisen, dass der eine den anderen, speciell, dass 
Kramadif vara den Hemacandra benutzt habe 'j. Auch die com- 
mentatoren des Samkshiptasära (soweit ich dieselben kenne) 
citieren den Hemacandra nicht; und ebensowenig, was meines 
erachtens viel auffälliger ist, den Vopadeva, während umge- 
kehrt wenigstens die commentatoren des Vopadeva den Kra- 
madi$vara und seine schule erwähnen, wie wir gleich sehen 
werden. 

Was das verhältniss von Krainadi$vara's sanskritgramma- 
tik zu der des Vopadeva anbetrifft, so sind es hauptsächlich 
zwei gründe, aus welchen man ein höheres alter des Kramad-' 
i$vara herleiten könnte, nämlich 

1) die Vollständigkeit des Saipkshiptasära 5 j, und im 
zusammenhange damit, 



o au sandbyaksharam (8). am ah anntvdravisaryuu (9). hddxr vyai[j«nam 
(10). apancutndtda(h)8tho dhttt (11). pancako vargah (VI), ddyadvitiya- 
fashasd aghoshdh (13). anyo yhothacdn (14). yaralavd anta(h)s(hdh (15) 
u. 8. w. 

l ) Handschriftlich in der königl. bibliothek zu Berlin. 

•) It. L. M. p. 75. Pischel, de gramm. Pracr. p. 16: „apparet Kra- 
madicvaram non solum Vararuces opere esse usum, sed etiam aliorum 
grammaticas perquisivisse, in quanim numero etiam Hemacandrae gram- 
matica fuisse videtur' 4 . Professor Pischel hat die gute gehabt, die ihm 
bekannten stücke von Kramadiyvara's Prakritapada mit Hemacandra von 
neuem für mich zu vergleichen, und ist zu dem resultate gekommen, 
dass sich eine benutzung des Hemacandra durch Kramadf$vara nicht 
erweisen lässt. Im übrigen zweifelt er nicht daran, dass Kr. jünger ist 
als H. „Piess ergibt ßich schon daraus, dass Kr. viel mehr Unterabtei- 
lungen der einzelnen Präkritdialecte kennt als H. u 

•) R. L. M. p. 135: „it is thrice as large as the Mugdhabodha". 
Ich schätze die zahl der Öütra auf 3000. 



28 Th. Zachariae 

2) die allerdings nur seltene und mehr beiläufige rücksicht- 
nabme auf den Veda 1 ), auf vedische Wörter und formen. 

Man kann nun die zeit eines indischen Schriftstellers an- 
nähernd nach den ci taten, die sich bei ihm finden, bestim- 
men; oder, wenn er selbst nie citiert, nach den citaten aus 
seinen werken bei anderen autoreu, deren lebenszeit uns be- 
kannt ist. Von den citaten in der grammatik des Kramadi^- 
vara werde ich unten ausführlich handeln, und man wird da 
sehen, dass er später gelebt haben muss, als die Verfasser der 
Ka^ikä, des Nyäsa und des Anunyäsa, später als die dichter 
Pushpadanta, Mägha, Muräri u. a. ; es soll an dieser stelle nur 
im allgemeinen darauf hingewiesen werden , dass wir durchaus 
nicht von allen autoren und werken, die im (commentar zum) 
Samkshiptasara vorkommen, genau wissen, wann sie gelebt ha- 
ben, wann sie entstanden sind; und viele citate stammen viel- 
leicht nicht von Kraniadi$vara selbst, sondern von dem Über- 
arbeiter Jümaranandin, oder von irgendwelchem interpolator. 

Kramadigvara selbst und seine schule (KramadiQvarädayah, 
Jaumaräh, Jümaranandin, Goyicandra) werden erst von ziem- 
lich späten autoren citiert, und zwar, soweit mir bekannt, 

1) Von Qrirämatarkavägi$a in seinem com mentare zum 
Mugdhabodha, nach R. L. M. p. 103, der die folgenden 
einleitungsverse anführt : 

rratat tvfirat mV?, sitot fterf rtsufär ism u 

q^ST QTfai^hRTT: *F%?Si r<$TTtrerrf6T£T : I 
^*f fs mi Me llU l: fST^l ^TtftrtrfHTfWT : u 

2) Von Durg&d&sa in seinem commentare Subodhä. zum 
Mugdhabodha (nach Aufrecht); er lobte in der ersten 
hälfte des 17. Jahrhunderts. 



1 ) R. L. M. p. 74. 75 geht zu weit, wenn er sagt „The Samkshipta- 
sara is intended to 6erve as a guide, not only to the grammar of the 
classical Sanskrit, but also of the archaic Vedic form". Das richtige 
trifft Goyicandra, wenn er behauptet, dass Kramadiyvara durch anwendung 
des Wortes bhiishd im einleitungsverse zum Samkshiptasara die nichtbe- 
rücksichtigung des Veda angedeutet habe iJbhiUhdgrahanena chdndasala- 
kshanaparüydgah silcitah). In der Vritti zum Samkshiptasara hei est es 
einmal, dass formen wie yujdti, tdrishat u. aa. nicht beigebracht werden, 
weil sie vedisch sind; und diese zeigt uns, dass der grammatiker mit 
der spräche des Yeda vertraut war, dieselbe aber absichtlich übergieng. 



Citate in Kramadigvara's Samkshiptasara. 29 

3) Von Bharatamallika, insbesondere in seinem commen- 
tare zum Bhattikävya ; er lebte nach Wilson in der mitte 
des vorigen Jahrhunderts. 

4) Von Vishnumigra im Supadmamakaranda. 

5) Von dem mir unbekannten Verfasser der Paribh&shä- 
tikä, zum Kavikalpadruma des Vopadeva, ed. Galc. 
Saqivat 1923 p. 13: evam eva Dhätupäräyana-Kramad- 
tyvarau *). 

Wenn Kramadi$vara von späten commentatoren *), insbe- 
sondere von solchen, welche den Hemacandra und Vopadeva 
anfuhren, nicht citiert wird, so mag da entweder ein absicht- 
liches ignorieren, oder eine wirkliche unkenntniss des isolierten, 
wegen seiner breite wenig in gebrauch gekommenen systemes 
des Samkshiptasära zu gründe liegen. Ganz besonders auffällig 
muss es erscheinen, dass R&yamukuta, welcher, wie wir oben 
gesehen haben, aus einer gegend stammte, in der KramadiQvara 
studiert wird, denselben nirgends erwähnt 3 ). Dagegen ist zu 
bemerken, dass Räyamukuta auch den Hemacandra *) nicht zu 
kennen scheint, und den Vopadeva ebensowenig; ferner dass 
zwischen den citaten des R&yamukuta und denen des Kramad- 
iQvara so auffallende congruenzen sich finden, dass man sich 
des gedankens nicht erwehren kann, der erstere habe den letz- 
teren gekannt, wofern man nicht annehmen will, dass beide, 
Räyamukata und Kramadigvara , eine gemeinschaftliche quelle, 
oder besser, verschiedene gemeinsame quellen, benutzt haben. 
Einiges hierher gehörige werde ich weiter unten gelegentlich 
anführen. 



*) Ob das in den einleitungsversen zum Trikändaviveka (verfasst 
1633?) vorkommende Jümariyam — 

auf unseren Jümaranandin sich bezieht, wage ich nicht zu entscheiden. — 
Rajendra Lala Mitra's angäbe, dass „Durghata and Durghatakara on Sam- 
kshiptasara grammar" in der Praudhamanoramä citiert werde, beruht auf 
einer Verwechselung. 

*) Mallinatha kennt Hemacandra und Vopadeva, nicht den Kra- 
madievara. Ujjvaladatta citiert auffalliger Weise keinen dieser gram- 
matiker. 

*) Ist der von Räyamuknta erwähnte Jümara (verfasser der Katan- 
trarasavati) mit Jümaranandin identisch? 

*J Aufrecht Z. D. M. G. 28, p. 1*24: Seltsam ist, dass die drei letz- 
ten commenture Hemacandra nie erwähnen. 



30 Th. Zachariae 

Kramadi$vara's grammatisches System. Techni- 
sche ausdrücke. Technische syntax. Die Gana's, 
Paribh&shäs, und Kar i käs. — Kraraadigvara ist ein P&- 
nintya 1 ). Seine grammatik ist streng genommen nichts weiter 
als eine Umarbeitung der Sütra des Pänini (und der Värttika 
des Käty&yana; mit ausschluss derjenigen regeln, welche sich 
auf accent') und Veda beziehen. Pur den erfinder eines neuen 
grammatischen systeraes kann Kramadigvara kaum gelten: neu 
ist in seiner grammatik nur die anordnung des Stoffes. Seine 
abhängigkeit von P&nini geht so weit, dass er viele sütra des- 
selben fast oder ganz unverändert in seine grammatik herüber 
genommen hat *); im übrigen fasst er wohl zwei oder mehrere 
P&Qinisütra in ein einziges zusammen, oder umgekehrt, er zer- 
legt ein P&nini8ütram , sodass z. b. Pän. II, 1, 6; 3, 69 im 
Saqikshiptasara eine ganze reihe von sütra bilden. Hierbei 
tritt Kramadi$vara vielfach — wenn man so sagen will — als 
der Übersetzer des Pänini auf; diess gilt besonders mit bezug 
auf die bei P&nini im locativ erscheinenden wörter *). So sagt 
er prühakkarane für P. 2, 2, 10 nirdhärane; stutinindayoh für 
2, 1 33 adhikdrthavacane ; nämni häufig für samjndyäm; nin- 
ddydm für kshepe 2, 1, (34; kshepe für dkroge 6, 3, 21; ttf- 
kshepana für utsafijana 1, 3, 36; upagäiüvana für upascunbhä- 
shd 1, 3, 47; ritvij für hotrd 5, 1, 135; samah pratißläydm 
(ebenso Hemacandra und Vopadeva) für samah pratijndne 1, 3, 
52; 8ütkarane 6 ) für smkarane 1, 3, 56, u. 8. w. 

Neben Pänjni hat Kramadi$vara, wie schon aus seinen zahl- 
reichen citaten hervorgeht, bei der ausarbeitung seiner gram- 

*) Bharata zu Bhatti 8, 71 fuhrt ein Kramadicvarasütram neben ei* 
nera Päninisütram an. 

*) Uebrigens bedient sich Kramadic,vara der ausdrücke anuddtta, 
antoddtta , u. 8. f. So hat er ein Sütra anuddttäder naf = P. 4, 2, 44 
anuddttdder an: und in dem commentare zu dem sütra, welches Pän. 1, 
8, 12 entspricht, sagt er: anuddttddayo da$aganadhdtupdthe prasiddhd, 
vede tüccdryanU; uccair ucedrandd uddttah, tUcais ti> anuddttuh, samdhfi- 
tah Bvaritah \\ Vgl. Särasvati Prakriyä p. 6, und im allgemeinen, was 
Burnell, Aindra School, p. 100 über den Verfasser der £äkatayana Gram- 
mar sagt. 

s ) Diess haben auch andere moderne grammatik er gethan; vgl. Bur- 
nell, Aindra School, p. 100. 

*) Vgl. Goldstücke^ Pänini, p. 128. 

6 ) Vgl. die erklarer zu ßhafti 7, 101. 8, 83. 



Citaie in Kramadl^vara's Saqikshiptasära. 31 

matik auch andere werke benutzt; so die commentare zum Pä- 
nini, die Kägikä und den Nyäsa; die in Bengalen weit verbrei- 
tete Kätantragrainmatik , u. a. m. Ansichten anderer gramma- 
tiker werden entweder allgemein mit ity eke, ity anye angeführt, 
oder die betreffenden autoritären werden ausdrücklich genannt: 
ity Anupadakdrah, iti Kdldpdh, Cdndrdh, Nydsah, Bhägavrittih. 
Wir dürfen annehmen, dass ein grosser theil von Kramadigvara's 
gelehrsam keit secundären quellen entstammt, um so mehr da 
vermuthlich viele der von ihm genannten autoren oder werke 
zu seiner zeit gar nicht mehr vorhanden waren l ). Oft ist er 
auch ehrlich genug, den grammatiker oder kritiker namhaft zu 
machen, welcher in irgendeiner, auch im Saipkshiptasara ci- 
tierten dichterstelle etwas auszusetzen hatte. Dieses eitleren 
von dichterstellen führt uns auf etwas anderes. Es ist eine 
characteri8tische eigenthümlichkeit des Kramadigvara , dass er 
auf das in der Sprache wirklich vorkommende mehr rücksieht 
nimmt, als irgend ein anderer der mir bekannten neueren gram- 
matiker. Daher sagt er oft, nachdem er eine regel gegeben 
hat, kvacin na sydt, kvaeid anyaträpi oder ähnliches, und führt 
dann eine stelle aus einem dichter an. Zu einem Sütra anyato 
pi drigyate (vgl. P. 3, 2, 75) bemerkt er: apigabdah sarvopd- 
dhivyabhicärärthah \ drigyaia iti prayogdmtsdrärtham / bhüri 
daddti, bhüriddvö; prätar eti, prätaritvd. 

Einige worte sind zu sagen über die grammatische 
spräche des Kramadigvara ; über die kunstausdrücke und die 
construetion der sütra. 

Die technischen Wörter hat Kramadicvara fast aus- 
nahmslos aus Panini's grammatik herübergenommen; zwar ge- 
braucht er — doch nicht immer — kevala statt anupasarga; 
prddi statt upasarga; küva statt napunsaka u. s. w., aber ver- 
gebens suchen wir bei ihm nach den ausdrücken, die dem Kä- 
tantra eigentümlich sind, oder nach den Verstümmelungen des 
Vopadeva. 

Stärkere abweichungen zeigen bei Kramadicvara die formen 
der suffixe, zumal der Taddhita's. Es ist ja natürlich, dass 
für einen späten grammatiker, der auf den accent der zu bil- 
denden Wörter keine rücksicht nahm, eine grosse anzahl der 



*) Aufrecht in der vorrede zum Ujjvaladatta, p. XIX. 



32 Tb. Zachariae 

von P&nini verwendeten stummen buchstaben überflüssig war. 
Aber Kramadifvara bat nicht nur die für ihn unnöthigen Anu- 
bandha's weggelassen, sondern er hat auch neue an stelle der 
von P&nini gebrauchten gesetzt, oder überhaupt neue erfunden, 
die ich nur zu einem geringen theile bei anderen grammatikern 
wiederfinde: und hierin liegt vielleicht die einzige eigenthüm- 
lichkeit des grammatischen systemes des Saqikshiptas&ra. Ich 
würde hier eine vollständige liste von Kramadi^vara's Krit- und 
Taddhitasuffixen , nebst bemerkungen über die bedeutung der 
stummen buchstaben, folgen lassen, wenn ich bei dem zustande 
der bengalischen handschriften im allgemeinen und dem der mir 
vorliegenden handschrift im besonderen etwas sicheres zu geben 
im stände wäre 1 ). Leider ist der ganze Taddhitapäda, der 
sich durch genauigkeit und ausführlichkeit vor den übrigen ca- 
piteln des Saipkshiptas&ra auszeichnet — weshalb Aufrecht be- 
sonders auf ihn aufmerksam gemacht hat — in dem Londoner 
manuscript I. 0. 822 von späterer hand ergänzt worden. Für 
die richtigkeit des wenigen, das ich hier gebe, kann ich also 
nicht bürgen. 

Kritsuffixe: an, Pan. ac 

aniyah 

ishnun 

m 

elimak; Andere elimac oder kelima 

ghan (Pari, ghafi) 

ghinam P. ghinun K&t. ghinin 

na P. ap, khal 

naJca P. vun Vop. aka 

nakat P. shvun Vop. ahaka 

nana, nanat, = ana 

ta, tan P. tak, ta 

naka Vop. ebenso, P. nvul, Kät. und Agni- 

purä^a vun *) 
nat P. an (Kr. karmano nat, P&n. und K&t. 

karmany an) 
nam 

') Ich beziehe mich auf das fehlen des Viräma, auf das verwechseln 
von r und v, von n, n und /, und dgl. 

*) Kr. nakatrinau kartari, Vop. trhvnakau ghe, Pan. nvullricau, Kat. 
4. 2, 47 vnnfrican, Agnip. 358, 6 vuntricau sarvadhdtubhyo bhdvako bha~ 
vitd tathd. 



Citate in Kramadicvara's SaqiksDiptasara. 33 

iavyan 

tutnan P. twnun 

trin Vop. trin, Andere trie l ) 

yan P. yat 

yac P. lyap 

gan P. ga 

gatri 

gäna. 
Taddhitasuffixe: aka P. vun; akan P. vuft 

äran P. drak 

ika, vgl. pika, nika 

iya P. cha; tyan P. chan 

ukan P. wAaä 

kadya Vop. ebenso, P. kapyac 

kam, P. &a£ 

.ton (?/a» R. L. M. p. 141, 2) P. an 

fika, fikan, vgl. Agnip. 355, 4 dhanikarp 
tikaniritam 

tin P. fa 

fikan (so auch im Jainendravy&karana) P. 
tkak 

daka P. dnun 

dima 

nat P. aü 

nika 

nlna, P. khaü u. 8. w. 
In bezug auf die technische construction der sütra 
hat sich Kramadi£vara im ganzen und grossen an Pänini ange- 
schlossen. Doch ist er sich nicht consequent geblieben ; wenn 
z. b. Päpini dasjenige, wofür irgend etwas anderes substituiert 
werden soll, in der regel in den genitiv setzt, so gebraucht • 
Kramadi$vara *) in diesem falle häufig auch den nominativ. 
Wenn also in einem sütra Kramadtyrara's zwei nominative er- 
scheinen , so steht der erste derselben für P&nini's genitiv , der 
zweite nominativ ist das Substitut Ein paar beispiele mögen 
diess erläutern. 

*) Vorige note. 

*) Wie auch andere spätere grammatiker. — Die eigenihümliche 
construction des nominativs mit dem accusativ, welche im Kätantra und 
sonst sich findet, hat Kramadi$vara nicht ; Burneil, Aindra School, p. 1 17. 

B«itrif» s. kand« d. ig . sprachen. V. 3 



34 Th. Zachariae 

1) Kramadi$vara gebraucht den genitiv wie Pänini: 

hano vadhir lutidgishoh // Comm. : . . . handh sthdne va- 

dhir bhavati; vgl. P. 2, 4, 42. 43. 
id dtah sthah // . . . tishthater dtah sthdne id bhavati / ati- 

shfhipat; vgl. Vop. 18, 9. 
[ikoj yavaralo' ci // Pänini: iko yann aci; Kätantra: 

ivarno yam (dpadyate) u. 8. w.; Sar. Prakriya: i yaiji 

svare u. s. w. 

2) Kramadi$vara hat einen nominativ statt Päidni's genitiv: 
ye 'yuyaci sthäder äd tt II ayuyaci ye pare sthdder dd id 

bhavati / sthiyate teshthlyate / ayuyaclti kirn / asthdyi 
dsthdya // Folgt der Gana sthddi 

jas it punsi /j purplinge jas id bhavati \ sarve, u. s. w. 
Pa^. 7, 1, 17 jasah ct. K&t 2, 1, 30 jas sarva ih. 
Hemacandra 1, 4, 9 jasa ih. 

dver id at II svddau pare dvigabdasya id ad bhavati \ 
dvau u. 8. w. 

sdhah so vd II Vopadeva ebenso; P&nini: sahasya sah 

samdno drigddau // drigddau pare samdnacabdah so bha- 
vati; Vop. 6, 97 samdnah sah; K&t 4, 6, 65 samd- 
nasya sah 

kirft kok . . .; ebenso Kät. 2, 3, 30; aber P&nini kimah 
kah 

aud U kltvdc ca // striydm dtah klivdc cottara aud id 
bhavati; K&t. 2, 1, 41 aur im (dpadyate); Hemacan- 
dra: aur i; vgl. Vop. 3, 72. 84. 

Die Ga^a 1 ). — Ueber die zahlreichen, in den sutren des 

Saipkshiptasara mit dem anfangsworte citierten, in der Vritti 

ausgeführten gana ist in der kürze folgendes zu bemerken: 

1) Einige gana erscheinen in metrischer form; besonders 

häufig in Goyicandra's commentar. Der duhddiganah 

lautet: 

Vgl. die Kagika in Böhtlingk's Chrestomathie 2 p. 225. 



*) Vgl. Goldstücker Pan. p. 179. 180. Burneil, Aindra S. p. 29. 80. 
R. L. M. p. 13. 14. Vom Ganaratnamabodadhi ist mir nur der anfang 
bekannt; auch die Kägika liegt mir jetzt wo ich diess schreibe nicht vor. 



Gitate in Kramadigvara's Saipkshiptasara. 35 

Der lange wurzelgana gakddi besteht aus sechs Strophen ; 
Böhtlingk zu Pän. 7, 2, 10. — Die prddayah: 

O Ol ^ ^ SS 

Der gana gramanddi zerfällt bei Kramadigvara in einen 
gana gramanddi und in einen gana mridvddi. Der gana 
gramanddi lautet bei Goyicandra: 

XTpTUdR UdfärfT WR SJ : 4WUII4/J : II 

Die übrigen acht Wörter des pänineischen gana grama- 
nddi bilden den gana mridvddi. Ebenso wird der gana 
urahprabhriti in a) urahprabhriti b) ndvddi zerlegt 
Goyicandra : 

^vTI^Ih ^fgf^^T : to Hioii<*ft mn h 

2) KramadiQvara hat häufig einen gana, wo von P&nini und 
anderen die betreffenden "Wörter im sütra aufgeführt 
werden (nipdtyante). So z. b. gabdddi vgl. P. 3, 2, 23; 
ein zweiter gana gabdddi besteht aus den Wörtern bei 
P&q. 3, 1, 17 : dass diese wörterreihen von Kramadigvara 
mehr oder weniger erweitert worden sind, braucht kaum 
bemerkt zu werden. Ferner antddi P. 3, 2, 48, ndkhä- 
di l ) 6, 3, 75, dantddi 6, 1, 63, acaturddi 5, 1, 121 
u. s. w. 

3) Kramadlgvara fängt den gana mit einem anderen worte 
als Pänini an. Der gana anugatikddi heisst anuhodddi; 
der vierte gana zu P. 4, 2, 80 heisst gartddi ') , nicht 
IcumudädL Für Indrajananddi sagt Kramadl$vara Sitän- 
veshunddi 3 ); und zwar lautet dieser gana (in der Lon- 
doner hand8chrift) 

Zu den Wörtern, welche das suffix tya (cha) annehmen, 
gehört auch das dvandva Qyenakapota, also Qyenakapo- 



*) Ganaratnamahodadhi : nabhrddddi. Sar. Prakriyä: ndkädi. 
•) Ganar°: vatvqjddi. 
*) Ganar°: pifukrandddi. 

8* 



36 Th. Zachariae 

tiya; aber von Deväsura Rakshogandharva wird gebildet 
Daivdsura Rakshogandharva x ). 

Paribhäshäs *). — Kramadigvara citiert in der vritti zu 
den 8Ütren seiner grammatik öfters kurze regeln, welche sich 
durch ihren inhalt, ihre anwendung und durch äussere merk- 
male als paribhäshäs kennzeichnen und zu einem theile fast 
wörtlich in Nägojibhatta's Paribhäshendu$ekhara wiederkeh- 
ren. Ich habe einige bei der lectüre des Samkshiptasära ge- 
sammelt und lasse dieselben in alphabetischer Ordnung hier 
folgen. Ob diese parishäbh&s in dem Saipkshiptasäraparibhä- 
shäsütram enthalten sind, kann ich, mit einer ausnähme, nicht 
sagen, da mir das genannte werkchen unbekannt geblieben ist. 
Apekshüavidher anapekshitavidhdnaqi durbalam. 
ätidegikam Jcdryam anityam; vgl. Par. 93,6 ed. Kielhorn. 
upapadavibhakteh Jcdrakavibhaktir gariyasi; Par. 94. 
ekadegavikritam ananyavad bhavati; Par. 37. 
kriddbhihüo bhävo dravyavat prakäfctte. 
kvacid apavddavishaye f py utsargo 'bhinivi$ate; Par. 58; 
oft von späteren angewendet; Ujjvaladatta zu Un. 2, 
2 (pravartate statt abhinivigate) ; Bharata zu Bhatt. 8. 
49. 124. 15, 102; kvacid apavddavishaye 'py utsargo 
'pi pravartate derselbe zu 6, 130. 7, 17. 8, 128. 9, 58. 
10, 20. 
kvacid bhdvyariho bhütavad angtkriyate. 
kvacin nimittdpdye naimittikasyäpy apäyah, „when a 
cause disappears, that which was caused by it, disap- 
pears likewise". Siradeva's Paribhashavritti 99 bei 
Kielhorn vol. II p. 535. In der Sär. Prakriya und im 
Cändravyäkarana findet sich die lesart abhdva statt 
apäya. 
pratltir vishayam apaharati; wird Nyäya genannt. 
pradhdnena hi vyapadegd bhavanti. 
bhavati hi kdrandd atikramah (?). 
bhavati hi vydkhydnato vigeshaläbho na tu sandehdd ala- 



') Wie mir von befreundeter seite mitget heilt wird, ist hier die 
Käcftä P. 4, 3, 88 zu vergleichen. 

*) R. L. M. p. 53-62. 143—44. Goldstücker, Pan. pag. 106 ff. 
Kielhorn in der Preface zu seiner ausgäbe des Paribhäshenducekhara 
[Par.]. 



Citate in Kramadi^vara's Sajpkshiptasara. 37 

kshanam (so die Londoner hs.); diese paribhftshA ist 
die erste im Saipkshiptas&raparibh&shäsütram , Pari* 
bhäshenducekhara , ParibhAsh&bh&skara , und in der 
Paribh&sh&vritti. 

luptam cdluptovat kvacit (?). 

vigeshendpi sämdnyaiji bddhyate na kvacit (?). 

gdbdi hy dkdrikshä gabdenaiva prapüryate; vgl. Peters- 
burger Wörterbuch unter gdbda. 

sihänyddegdh sthdnivat kvdpi. 

Kärikäs 1 ). — Die zahl der im Sanikshiptas&ra vorkom- 
menden kärik&s ist nicht so gross, als man bei einem späten 
grammatiker vielleicht erwarten könnte. Einige hat Kramad- 
i$vara wohl selbst verfasst; die meisten sind aus den common- 
taren zu Pänini, K&tantra etc. entlehnt und daher bekannt. 

adravani , vgl. z. b. Kat p. 313. Im zweiten hemistich 

haben die handschriften tasya statt tena. 
6kriti° bekannt; Kät. p. 364. 

Diese kärik& ist characteristisch für den Standpunkt und 
das Zeitalter unseres grammatikers. Weil in der that manche 
wurzel , die eigentlich die endungen des ätmanepadam anneh- 
men sollte, im parasmaipadam gebraucht wird — zumal im 
epos — , so hält er es für nöthig diess ausdrücklich zu bemer- 
ken. Der zweite hemistich ist nur ein beispiel und stammt aus 
dem Mah&bbärata ') ; die wurzel svafij ist anudättet und sollte 
ätmanepada haben. Ferner führt Kramadfgvara an 

sa evdyarfi ndgah sahati kalabhebhyah paribhavam üi 
und fährt dann fort 

Dieser hemistich — der wohl mit dtmanepadamtripräptau 
zur bildung eines vollständigen (loka zusammengestellt werden 

muss — kehrt wieder bei Bharata zu Bhatti 6, 41 n iti 

paraväkydt" , nach dem aussprach des anderen, d. h. des Kra- 
roadigvara; und in der Paribhäshätikä zum Kavikalpadruma, in 



*) Goldstücker, Pänini, p. 93 ff. 

*) 4, 513; vgl. Bharata zu Bhatti 17, 103 kvacid äimanepadmo 9 pi 
paraimaipaditoam ; parithvajati etc. Vgl. denselben zu 8, 66. 



88 Th. Zachariae 

einer discussion x ) über den werth oder die bedeutung der ver- 
balanubandhas bei Vopadeva, heisst es: ... „Wenn nun aber 
im Dhätupäräyana und im Mugdhabodha (XVII, 1) corayate 
neben corayati angeführt worden ist, so ist das geschehen zur 
rechtfertigung des von den Verfassern der Mah&k&vya zuweilen 
gebrauchten Ätmanepadam ; so z. b. tarkaye im Naishadham; 
hiebei stützen sich einige auf den Nyftya : dtmanepadam icchanti 
parasmaipadinäiji kvacW. 

Eramadl$vara fuhrt nun einige beispiele für den gebrauch 
des ätmanepada statt des parasmaipada an : 

firarrgw fifc ^oi^^» 
aus dem Kum&rasambhava, 3, 38; die mir vorliegende indische 
ausgäbe (Calcutta 1870) liest in der that cucutnbe , nicht cu- 
cumba, wie meines Wissens andere ausgaben lesen. Ferner 

mritam apy anugacchate vidyä / und endlich 

So die Oxforder handschrift; die Londoner schiebt zwischen 
mdtd und yadd ein: nodarasthd harttdH; und vor Jcaddcü hat 
sie (aber nur am unteren rande des blattes bemerkt) harUakim 
bhunkshva rdjan mdteva hitakdrini. 

Ich fahre in der aufzählung der kärikäs fort 

tshadarthe aus dem Bhäshya. 

kripäyärp nindane jftäne , vgl. Bharata zu Bhatti 20, 5* 

iftdJclJJlJU TOTO SPSTOT 3^" üf%. " 

Zur sache Benfey, Vollständige Grammatik, § 624, B, 2. 
kriyamändari bekannt, vgl. z. b. Kät. p. 183. 

Diess ist nur eine Variation der bekannten und oft angeführten 
kärikä kvacit pravrittih . 

prddurbhdva , vgl. Böhtlingk, Index zum Pänini p. 463 
und prägutpatti KMantra p. 365. 

Ein metrisches Sütra, vgl. Växttika zu Pänini 3, 2, 111. Der- 
artige versificierungen finden sich auch sonst noch bei Kra- 



*) Bezieht sich auf die verse, welche bei Westergaard, Radioes, 
p. 848 abgedruckt sind. 



Citate in Kramadigvara's Sainkshiptaeara. 39 

madlgvara i ). Es ist mir fraglich ob sie von ihm selbst her- 
rühren. 

gilito» bekannt; vgL Kit. 4, 4, 66 Comm. 

Vgl. Piiji. 2; 4, 26. 

shashthUritlyayor«, vgl. Böhtlingk P&n. II p. 280. 

Ein $loka *) über die bedeutung der casus in den sütra der 
grammatiker, speciell in der grammatik des Pänini. — Es fol- 
gen drei regeln des P&gini mit kurzem commentar: 

ikah sthäne 'ci pare yan (sie) ädego bhavati H 

H l cWJUfl{ l r*A n \ . } . 1 $ . 

bhdve karmani ca vdcye dtmanepadarp bhavati •) || 

srrft enft srn 11 > . v . öo. 

vrate gamyamdne väcy upapade sali yama uttare khaj *) 

bhavati fl 
Vgl. Böhtlingk, Index zum Pänini, p. 451. 

VJ^ICölfq TOT forO' : H5TTO5T f&MffSlrf : II 

Diese k&rik& — nur eine Variation der bekannten sanihitaika- 
pade , vgl z. b. V&mana 5, 1, 2 — wird von Kramadl^vara 
am Schlüsse des Sandhipäda angeführt. Als beispiel für die 
nichtbeachtung der Sandhiregeln 6 ) wird gegeben 

Man vergleiche den vers, welcher am Schlüsse der in Kashmir 
gefundenen handschrift von Kshapaiiaka's Anekärthadhvani- 
manjari steht 6 ) : 



*) So erscheinen die sütra Pänini's 3, 4, 2 ff. in metrischer gestalt. 

•) vdrttikasydyam fbhah R, L. M. p. 127 am ende. Vgl. p. 141 in 
der mitte. 

*) Das jidtmatufi 1 im sätra ist „lipikarapramdda", vgl. R. L. M. p« 
8. 143. 

*) kha$n Oxforder hs. 

6 ) Benfey V. 0. §. 86 Bern. 2. Lassen-Qildemeister Anth. p. 118. 

') Buh ler, Detailed Report etc., p. CXI. 



40 Th. Zachariae 

SÄ 

Die folgende k&rik& bezieht sich auf die declination der 

sarvddayah: 

Handschriften. — Benutzt habe ich die Oxforder hand- 
schrift (Wilson 17) und die Londoner (I. 0. 822). Letztere 
allein hat mir bei der ausarbeitung dieses aufsatzes vorgelegen. 
Die Oxforder hs. ist ganz modern, die Londoner ist 50—100 
jähre alter (das älteste datum $ak. 1627?) und von verschie- 
denen händen geschrieben. Der älteste mir bekannte codex ist 
ein ms. von Goyicandra's commentar, datiert 1703 A. D. Die 
in der Library of the Asiatic Society of Bengal befindlichen 
handschriften sind nach Räjendra Läla Mitra's angaben sämmt- 
lieh modern und undatiert. 

Die handschriften sind, wie kaum bemerkt zu werden 
braucht, mit bengalischen buchstaben geschrieben. 

Weder die Oxforder noch die Londoner hs. des Saqikship- 
tasara sind fehlerfrei. Auch lücken sind nicht selten : so findet 
sich eine in der Oxforder hs. im Sandhipäda, eine in der Lon- 
doner im Samäsapada. Nimmt man hinzu dass schon Goyi- 
candra *) zu wiederholten malen von der fahrlässigkeit der ab- 
schreiber spricht, so wird es keine leichte aufgäbe sein, mit 
dem in Europa zugänglichen handschriftlichen material (selbst 
mit zuhülfenahme der vorzüglichen commentare Goyicandra's) 
einen lesbaren und zuverlässigen text herzustellen. 

Von Goyicandra's commentaren sind besonders die Londo- 
ner handschriften benutzt worden, und zwar sind diess die fol- 
genden : 
I. 0. No. 1495 Sandhipäda 
746 Tinantapada 
900 Kridantap&da 
1494 Taddhitapäda 
1481 Kärakapada 

*) Er verfasBte seinen commentar samat/avafavydkulapdthasamuddha- 
raydya. Oefters erwähnt er den mülapätha gegenüber dem pramdäapdpha. 



Citate in Kraniadigvara's Sanikshiptaa&ra. 41 

230 Subantap&da 
1481 Sam&sap&da. 

Citate im Sanikshiptasära. — Bei der folgenden Zu- 
sammenstellung der in KramadiQvara's Sanikshiptasära sich fin- 
denden citate habe ich von gedruckten Sachen besonders be- 
nutzt Aufrecht's Gatalog der Oxforder handschriften ; dessel- 
ben vorrede zu seiner ausgäbe des Ujjvaladatta (Bonn 1859), 
und seinen aufsatz „Zur handschriftenkunde" in der Z. D. M. 6. 
XXVIII, 103—124. 

Ich führe die citierten autoren und werke in zwei abthei- 
lungen vor, 1) grammatiker und lexicographen , 2) dichter, 
u. s. w.; in einer dritten abtheilung gebe ich eine blumeniese 
der anonym angeführten citate. Um mich nicht dem vorwürfe 
der unvollständigkeit auszusetzen, habe ich manches bekannte 
und unwichtige in mein verzeichniss aufnehmen müssen. 

I. Grammatiker und lexicographen. 

Anuny&sa, commentar des Rakshita zum Ny&sa des Ji- 
nendrabuddhi. Das werk wird nur einmal citiert im dvandva 
mit VAbhata (Anunydsa-Vdbhatau) ; beide, der Verfasser des 
Anuny&sa, und Väbhata erklärten in der von Kramadlgvara 
anonym angeführten stelle Kum&ras. 1, 52 (53 Stenzler) grä- 
hayitum für schlecht oder falsch (asädhu x )). Kr. sagt: grd- 
hayiturp, svikdrayitum iti kävyärthah; Mallin&tha's glosse lau- 
tet: svayam ähüya parigrdhayitum. 

Anupadak&ra, der unbekannte Verfasser des zum Säma- 
veda gehörigen Anupadasütram, wird zweimal angeführt. 

Amara, Amarakosha. — II, 9, 65 gibt Kramadlgvara: 
dhurinäh sadhuramdharäh , wie die neueste ausgäbe des Ama- 
rako$a, Bombay 1877. — In II, 6, 1, 41 wird stanawdhayd 
für eine falsche lesart (apap&tha) erklärt: stanarndhayi soll 
man lesen. In I, 2, 3, 24 wird varshdbhvt (°hvt?J als apapä- 
tha bezeichnet. Ebendaselbst liest Kr. duli, wie die neueste 
ausgäbe, nicht duli. 

*) asädhu ■= fabdaemritiviruddha Vämana 2, 1, 5. 



42 Th. Zachariae 

Amaramälä, ein schon von Kshlrasv&min citiertes lexi- 
con. Kr. fuhrt es nur einmal an: „bhümer apy ardham angu- 
lam u iti yavamdnavacano 'yam angtda$abdah (s. Ujjv. zu Un. 
4, 2); tathd cdmaramdld: „angtdarfi tu yavo matam". 

Utpalam&lA (londoner ms.) oder Utpalam&linl (Ox- 
forder ms.), ein lexicon. Es wird angezogen für das wort £a- 
talumpa, welches ein beiname des dichtere Bb&ravi gewesen 
sein soll (Qatalumpas tu Bhdravih); für divatn (ürdhvaloko 
divdTfi nabhah); und für die feminina singularis krodd ddrd 
hdrd: 

B^TT ^JJJ OTT ^XJJ 5TCT ^FT ITOUIOT^ I 

w& £Tfg 51^ sc uchifHHi «retftffu ; H 

Kajjata (so die hss.; ob Kajjala? Kallata?), ein mir un- 
bekannter grammatiker. Ich habe ihn dreimal angeführt ge- 
funden. Nach Kajjata heisst es auch shaddhä (sechsfach) statt 
shodhd, shaddhä. Ferner wird er citiert in dem commentare 
zu einem sütra, welches auf das der regel Päji. 5, 3, 9 ent- 
sprechende sütra unmittelbar folgt: abhitnukhdrthdbheg ca || o 
bhito grdmam abhimukham grdtnasyeti Kajjatah || Die dritte 
stelle ist 

vrishagabdo 'tra gukralavacanah j vrishasyati ndri agvasyati va- 
davd I ctfvagabdo 'tra pumjdtivacana iti Kajjafah // 

Hierzu bemerkt Goyicandra: agvasyati vadavety atürishnd- 
ydrp, hayam icchatfty arthah / agvapadena catushpdjjdüvigesha 
ukta iti I vadaväpadopanyäsäd Vrittihrito 'bhhhtamata evoddha- 
ranarjt Vdmana-Bhägavrittihritdbhyäm (!) api dargitamj 
a$va$abdo 'tra pumjdtivacana iti Kajjata iti matäntaropadarganam 
gagavrishdgvajdtilakshanam ca Smaragdstre prasiddham eva / 
atürishndyd^ maithunamdtreechdydtn agvasyattty api keshärpcin 
matam / tathd ca: „Ravirathahayän agvasyanttti" Qrlharshah\\ 
vgl. Bharata zu Bhatti 4, 30. Nach Kajjata bezeichnet also 
das wort apva in agvasyati nicht pferd, sondern eine besondere 
art von männern, wie in der erotik — 

Kätantram (vgl. K&l&p&h). Diese in Bengalen — beson- 
ders bei den Vaidya — viel gebrauchte grammatik wird von 



Citate in Karamadfyrara's Saqüishiptasara. 43 

Er. häufig citiert. Goyicandra citiert auch Sarvavarman (sie), 
den angeblichen Verfasser der Kätantragrammatik, und die KA- 
tantratikA; Vangivadana citiert den Durgasiriha. Nicht alles 
was Kr. aus dem Kätantram anführt, vermag ich in der ge- 
druckten ausgäbe dieses werkes aufzufinden. Citiert wird z. b. 
toU aus 4, 5, 83 (Vritti); pricchantyam aus 3, 5, 27 (Vritti). 
Ein K&tantrasütram wird nie angeführt 

Käläp'äh, 8. v. a. Kätantriyäh. Sie werden einmal allein 
citiert, mit bezug auf Kät. 3, 7, 21, einmal im dvandva mit 
den C&ndräh *) : gatakumbheti Cdndrakdldpdh / gatakutnbhapar- 
vate bhavarp gätakaumbham suvamam / Danach gehört gata- 
kumbha mit zum gaga anugatikddu — Kramadlgvara wird ne- 
ben den Käläpäh citiert von Bharata zu Bhatti 11, 38. 

Kshapanaka, Verfasser eines commentares zu den Unä- 
disütra? Vgl. die Kshapanaka vritti bei Ujjvaladatta. Kramad- 
i$vara: rnätur mdtarag ca pitari *) / mätdpitarau mdtarapita* 
rau I „pitug ca pitara" iii Kshapanakah / 

Cändr&h, die zur schule des Candra gehörigen gramma- 
tiker. Bruchstücke des Cändravyäkarana sind neuerdings zum 
Vorschein gekommen. Die Cändrah werden von Kr. mehrere 
male citiert; einmal im Dvandva mit den Käläpäh, vgl. oben. 
Zu einem der citate führt Goyicandra das Gandravrittisütram an. 

Die Cändräh lesen in der wörterreihe ojas u. s. w. (Pän. 
6, 3, 3) tapas statt tamas. — padapucchayor veti Cdndrdh d. h. 
nach den Gändräh ist (die Verlängerung des auslautenden voca- 
les von gvan in der Zusammensetzung) vor pada und puecha 
arbiträr. Goyicandra bemerkt hierzu: na tu Candrasya tal la- 
kshemam. — Nach den Cändräh tritt in der Zusammensetzung 
m für samdna ein arbiträr vor ndman gotra rüpa sthdna vayas 
varna vacana jdttya (Benfey p. 248, XII). Goyicandra bemerkt: 
Candralakshanam etad upanyastam vikalpärifiam / nach Kra- 
madlgvara ist die Substitution von sa für samdna nicht arbiträr, 
sondern nothwendig. — Die Cändräh sagen statt caurani sar^ 

*) Wie Goyicandra einmal hat: Sarvavarmacandramate „nach der 
ansieht des Sarvavarman und des Candra". 

*) v gl- U Ü V - zu ün « 2 » & 6 P- 6°» u Aufrecht. 



44 Th. Zachariae 

t&payati saqUdpah auch caurasya sairvtdpayati ; vgl. die Vjitti 
zu Kit. 2, 4, 40. — Die Cändräh werden angeführt für dcä- 
ryabhogina, und für ekattya (von ekatas). Zu seinem s&tra 
stome dah bemerkt Kramadi$vara : dad üi Cdndrdh, vgl. P&JJ- 
5, 2, 37 vArtt 4. Benfey §. 547. 

Cullibhatti, ein commentator des Pägini, der von Jinen- 
drabuddhi citiert wird (nach Kielhorn). Vgl. die Cullikabhat- 
tavritti bei Räyamukuta. Kramadigvara : 

hridayarpgamah, mifatfigamo hasti, sutartigamo räjabhedah, pür- 
varpgatnah pantlidh, hridayarngamd vdg äi ca samjMydm üi 
Ctdlibhaftih // Vgl. Kät 4, 3, 45 Gomm. 

Jayäditya, der (angebliche?) Verfasser eines theiles der 
KA$ikä; vgl. unten VAmana, V&manavritti. Die beiden citate 
Kramadlgvara's aus Jayäditya beziehen sich auf die Kä§. zu 
P&q. 3, 2, 56, und 5, 4, 119 (vigra, nasenlos). 

Trikändam, ein lexicon; Verfasser Bhäguri? Kramadl- 
$vara's citate sind: Näsatyau devabhishajau. — gananiyarfi tu 
ganeyam. — sutd ca duhitä jnäri. — Wörter für bäum : 

Der folgende hemistich wird angeführt für das fem. bhirü statt 
des gewöhnlichen bhlru: 

Drävidäh (eine schule von grammatikern?), citiert von 
Kshlrasvämin und Räyamukuta; von Kramadlgvara einmal. Vgl. 

die Drävidäh in Vitthala's Prasäda. 

• • * * 

Dhätupäräyanam, ein grammatisches werk, vermuthlich 
das werk des Pürnacandra, welches von Räyamukuta zum Ama- 
rakosha, von dessen Vorgängern Väcaspati 1 ) und Subhüti, in 
der Mädhaviyavritti, und von Ujjvaladatta angeführt wird. Kr. 
citiert das Dhätupäräyanam für üti „das gewebe" von der wur- 

*) Räyamukuta zu Amara II, 6, 1, 38 Vürnaeandrena tu Pdrdyoyie 
... üi Vdca$patih, 



Citate in Kramadicjvara's Saipkshiptasära. 45 

zel vefl, vgl. die Caitrakutt zu E&t. 4, 5, 73; für cintiyd, pü- 
jiyd = cintd, püjä; für dadaridravän = dadaridrvdn; und 
für bhrdkti = bhräshti, vgl. Kit. 3, 6, 59 Comm. 

Nyasa; Ny&sakrit i. e. Jinendrabuddhi x ). Der Ny&sa 
ist ein commentar zur KägikA ; Rakshita's commentar zum Nyft- 
sa heisst Anuny&sa, und beide zusammen, Nyäsa und Anu- 
ny&sa, bildeten wahrscheinlich den Mah&nyäsa (nach Aufrecht). 
Jinendra's zeit ist noch nicht genau bestimmt. Er wird von 
Ujjvaladatta wiederholt citiert. 

Pagupati, ein grammatiker? Verfasser eines Alaqikära- 
$&stra? Er wird als lexicograph (?) citiert von Ujjvaladatta; 
die Kärakaparikshä eines Pagupati befindet sich unter den von 
Bühler in Kashmir gefundenen handschriften (no. 282). — Pa- 
gupati erklärt in der stelle 

ritafarpr (?) eRfeft- ^mnr iftn : 
godhüli für asädhu ; godhüla soll es heissen , wie padmandbha, 
ürnanäbha, dirgharätra. Er beanstandet Pändyäh in der stelle 
Ragh. 4, 49. Er erklärt die denominativa in 

ssnrcr: Äfsraft^w^rfFr g^f frort : sr^atofSi 
für apagabdäh; die worte stammen aus einer Strophe des dich- 
ten Bhallata oder Mallabhatta, s. Aufrecht Z. D. M. G. XXVII, 
61. — Pa$upati wird angeführt für dhurarpdhara: „bhavitä 
tvam dhurawidharah". Er erklärt dgrahdyana (statt ägrahäya- 
nikä) für as&dhu. Er tadelt svtya (statt svakiya) in einer an- 
onym angeführten stelle; die Oxforder hs. liest hier ßhägavrit- 
tih statt Pagupaiih. Endlich erscheint er im dvandva mit 
V&bhata in folgender stelle: 

»*mn<M <sfa mir h 

Zum sütra ergänze ktah. Die worte, auf welche die erklärung 
des V&bhata und Pagupati sich bezieht, stammen aus Bhartrihari. 

Bbattav&rttikam *). Von den im Saqikshiptas&ra als 

*) Vgl. Bühler, Detailed Report of a tour in ßearch of Skt. MSS. 
made in Kagmir (1877) p. 78. 

*) Vgl. den Bhattavärttikakrit in Kullükabhatta's commentar zum 
Manu. 



46 Th. Zachariae 

Bbattav&rttikam bezeichneten citaten sind mir nur zwei von 
anderswoher bekannt; der ausdruck Bhattavärttikam ist mir 
nur noch begegnet in Visbnumigra's commentar zum Supadma. 
Goyicandra und andere commentatoren des Kr. fuhren öfters 
ein flokavdrttikam an 1 ). 

Das folgende „Bhattavärttikam" wird von Kr. angeführt 
als beispiel zu seinem stitra } Jcvacin na sy&t" d. h. manchmal 
findet (die Verdoppelung des nasales) nicht statt *): 

TOT : msnft ste : ^PffT^ MfrlMIrt n 

Vgl. Böhtlingk, Pän. vol. II p. 112. 215. Für das mit einem 
pari fut. pass. nicht componierte adverb avagyam wird citiert: 

Für adidigat: 

Dieser hemistich steht auch in der Paribh&shätikä zum Kavi- 
kalpadruma p. 13 — offenbar aus Kramadlgvara entlehnt. 

als beispiel für grdha. Endlich wird für ürnanäbhi angeführt 

So die Londoner hs.; die Oxforder hat kdryam statt k&rya. 
Man vergleiche den (loka der von Ujjvaladatta zu Un. 5, 47 
gegeben wird. 

Bhagavritti, ein oft citiertes grammatisches buch, auf 
dessen beschaffenheit oder inhalt vielleicht auch die citate im 
Kramad!(vara einiges licht werfen. 

Die Bh. erlaubt akshikänah statt akshnä h&nah, und ka- 

• • • • . / 

thimänint statt kathamdninl. Gibt eine bemerkung zu dridha- 
bhahti 8 ). Sie wird angeführt für sapaksha [sadharman] sajd- 
ttya, worin sa = saha. Sie erklärt tvayä jMto tnayd jftdtah 
(statt iava jfidto mama jMtah) für asadhu ; vgl comm. K&t. 4, 
4, 66. Sie tadelt das parasmaipadam samdkrdmati in der stelle 

W. MMIWWfd WHISrfMRT felnCRrlWUT ^TFT UT4Wf : 

weil es gegen Pän. I, 3, 40 v&rtt verstösst. Ebenso beanstan- 
det sie djaghne in der anonym angeführten stelle Kirat. 17, 63; 
vgl. unter Bbäravi Sie erklärt sviya statt svakiya für asadhu 

*) Vgl. R. L. M. p. 127, 8 v. u. 

*) Zur sacke vgl. Böhtlingk, Einleit. zum P&n. p. LXIII— LXIV. 
GoldBtücker, P&n., not. 68. Burnell, Aindra School, p. 117. 
3 ) Vgl. Siddbantakaumudi zu P. 7, 4, 14. 



Citate in Kramadiqvara's Samkshiptasara. 47 

(nach der Oxforder hs. ; vgl. unter Pa^upati). Endlich erwähne 
ich hier ein citat, welches in meinen hss. des Kramadlgvara 
mit „iti BhAshyam" (Bhdshäm I. 0.) angeführt wird, im Bh&- 
shyam aber meines wissens nicht vorkommt, sondern vielmehr, 
nach anderen autoritären, aus der Bh&gavritti stammt. Die 
stelle wird angeführt zu einem sütra 

Statt yauvatam, „eine schaar junger mädchen", kann man auch 
yauvanam sagen ; vgl Si. Kau. zu P. 6, 4, 164. (Benfey §. 461.) 

rar jnro^ itaf srorci fror stör* u*) 
kaldkufalayauvanam wird aus der Bh. von Räyamukuta ange- 
führt ; und das ganze von Purushottama *) in der Prayogara- 
tnam&lA („drigyate ca Bhägavrittau? 1 ) 

Die Bh&gavritti wird übrigens besonders häufig von Ujjva- 
ladatta citiert, der sie in der einleitung 8 ) zu seinem common- 
tar unter seinen quellen aufführt 

Bh&guri, ein lexicograph, wird von Kr. zweimal ange- 
führt wegen vdcd = väc (und für Jcshudhä, digd, gird), wie 
auch von Ujjvaladatta , und in der Sarasvatiprakriyä, p. 112 *). 

Bhäshyam. 

Rakshita, vermuthlich der Verfasser des Anunyäsa. Er 
erklärt das in einer anonym angeführten stelle *) von Kramad- 
l$vara verworfene compositum udarastha (statt udarestha) für 
richtig: „Rakshitena punar asya sädhutvam abhyupagatam". Zu 
Näsatydh bemerkt er: bahuvacanavishaya evdyatn; und zu Ka- 
Urigdh in dem beispiele der Kagikä zu P. 3, 2, llö, 2: Kalin- 
gagabdo 'tra degaväd nityabahuvacandntah. 

Yäbhata (so immer; richtiger V&gbhata), Verfasser eines 

*) punyakrxteh cod. Oxon., punyakrüapraühyam I. 0. 822. — Die 

worte sind verderbt. 

*) Varianten: attlävanyakaläkugalayauvanam. punyaratau vapyam. 

•) V. 2, Bhagavrittika. R. L. M. p. 167 hat Bhägavittikä. 

4 ) = Si. Kau. zu P. 2, 4, 82, vgl. Madhyamanoraroä bei R. L. M. 
p. 91. 

5 ) Käyasthenodarasthena nodarasthd haritakUJt). Vgl. oben p. 38. 



48 Tb. Zachariae 

Alaqüc&racästra ? Verfasser des Kävyänu$äsana l ) ? Er wird 
von Kr. angefahrt wegen seiner bemerkungen zu Kumäras. 1, 
52. Kirät. 5, 1. 9, 15 und Bhartrih. 3, 4; vgl. unter Anuny&sa, 
Bhäravi und Pagupati. Als lexicograph wird er im Medinlko- 
sha und Trik&ndaviveka unter den quellen aufgeführt, und als 
solcher auch genannt von Wilson in der vorrede zum Sanskrit 
Dictionary und in einem verzeichniss von lexicographen Indian 
Antiquary I p. 342. Was die Schreibung des namens anbetrifft, 
so haben Väbhata mehrere indische ausgaben des Medinlkosha; 
Wilson schreibt Bägbhatta (Ind. Ant Vägbhatta). Vägbhata, 
der Verfasser des Alaipkäragästra , wird von Mahega Gandra 
Nyäyaratna, in der vorrede zu seiner ausgäbe des Kävyapra- 
kä<ja, beständig Väbhata geschrieben. Die Schreibart Vävata 
fand ich in Vishnumijra's Supadmamakaranda. 

Vämana; Vämanavritti; vgl. Jayäditya. Die citate 
Kramadifvara's beziehen sich auf die Kägikä zu P. 6, 1, 63. 
3, 10. 84 (abweichung in einem garta). 8, 4, 48 ; letztere stelle 
wird für den singular von apsaras angeführt: Vämanavrütau 
„apsardf* f ) üy ekavacanäntam uktam. Ein citat hat ein be- 
sonderes interesse, insofern darin die Kä(ikä und Vämana's 
Kävyälainkaravritti nebeneinander angeführt werden: vedüd 
vidyänärp, / patüarp, vetsyasi kshitdv üi vetsi asi tvam üi pada- 
bhahgdd üi Vdmanah / Kdläpäs *) tv imam anitam ähuh // 
Veditä vidydnäm stammt aus der Kä$. zu P. 7, 2, 10: vettu 
vindati uddttäv eva \ veditä vidydnäm \ vedüd dhanasya; das 
übrige aus Kävyäl. 5, 2, 82 vetsyastti padabhangät; vgl. den 
commentar dazu. Kr. hat die poetik des Vämana genau ge- 
kannt und offenbar zu wiederholten malen ausgeschrieben. 

Nachdem meines wissens zuerst Aufrecht bereits im jähre 
1859 in der vorrede zu seiner ausgäbe des Ujjvaladatta *) die 
richtigkeit der früheren annähme, dass Vämana und Jayäditya 
verschiedene namen einer und derselben person seien, bezwei- 



*) Aufrecht, Z. D. M. G. 32, 734; vgl. 28, 116. 

*) aphssaräh hat der gedruckte text der Kä$ika. 

») Kai. 3, 7, 21. 

4 ) p. XV: Colebrooke gives Jayäditya as a second name of Vämana. 
Onr passage [Ujjv. 1, 52], äs well as the manner in whioh both names 
are quoted by other gramroarians , induces me to doubt the correctness 
of this statement. 



Citate in Kramadfyvara's SaipkBhiptasära. 49 

feit: hat später Kiel hörn in seinem „K&tyäyana and Patan- 
jali" (Bombay 1876. p. 12 note) geradezu bewiesen, dass die 
Kägikä das werk zweier gelehrten, des V&mana und des Ja- 
yäditya, ist. Seitdem hat Bühler in seinem Detailed Report 
etc. (Bombay 1877. p. 65. 72) neues über die Kägik& und ihre 
Verfasser beigebracht, insbesondere auch über das alter des 
werkes 1 ). 

Es wird jetzt wohl allgemein angenommen, dass die vier 
ersten bücher der Kägikä den Jayäditya, die vier letzten den 
Vämana zum Verfasser haben. Nach einer angäbe jedoch , die 
sich im Qabdaratna findet, kann diess nicht als ausgemacht 
gelten '). Der herausgeber der K&$ik&, BAlagastrin, sagt im 
schlusswort s ) zu seiner ausgäbe folgendes (ich führe die stelle 
vollständig an): 

nivedayämi cedam mudrandrambhakdle Vdmana eva Jayd- 
dityäparanämeti niveditaw na tathaiva pratipattum arham api 
tv etau bhinndv eva panditau nibaddhavantau Kägikäm üi \ 
Bhattojidikshitaknta~PraucUiamanoramäyäi}i 4 ) Taddhitaprakara- 
nastha-yjbahvalpärthäd" [ö, 4, 42] üi sütre „etac ca sarvam 
Jayädityamatenoktaip. Vämanas tu manyate? 1 üi tayoh pdrthakyena 
pradarganät / prathamadvitiyapaTlcatnashashfhd Jayädtiyakritavrit- 
taya Hart Vdmanakritd ity abhiyuktd üi tatratya-Qabdaratna- 
granthdc ca // v 

II. Dichter. 

Ägamikam; = chdndasam bei den commentatoren des 
Kramadigvara an einigen stellen. Von den mit ägamikam be- 
zeichneten citaten ist mir nur eins bekannt: trtydm iva sam- 
udrdnäm, vgl. Käg. PaQ. 7, 1, 53. Ausserdem wird angeführt: 

*) ... „Be that as it may, the Kä$ikävritti is not a modern work". 
Beiläufig bemerke ich, dass Bühler den Kaiyata für „not older than 
the 13th Century 11 hält. Vgl. Kiel hörn a. a. o.: „That Kaiyata is older 
than the Kä$ikävritti appears to be by no means so certain as has been 
generally assumed to be the case u ; (Ind. stud. 5, 67). 

*) Vgl. auch die colophons bei R. L. M. p. 169. 171. 

8 ) „The Pandit" vom 1. juni 1878 p. 20. 

4 ) Praudhamanorama in der lithographierten ausgäbe (Benares 1868) 
I, fol. 116«. Eine andere stelle, wo Vämana und Jayäditya einander ge- 
genüber gestellt werden, findet sich ebendaselbst fol. 1 18*, zu Pän. 8, 

1, 12. 

_, 4 

Betträge «. knnde d. ig. ipraehnn. V. * 



50 Th. Zachariae 

etäm sollte es heissen; 

für bhavatyäk prasädah soll man in der composition bhavat- 
prasädah sagen; endlich wird als ägamikam bezeichnet amuka 
(statt asuka), und stainyam (statt steyam). 

Kämandaki (Kämandakiya Nitisara), 2, 25 parvavarjam 
ratikriyä. 

Kämagästram: Das einzige citat 

siehe bei Bharata zu Bhatti 2, 35. 

Kälidäsa. Gitiert werden nur *) die beiden Mabäkavya, 
Raghu(-vaii$a) und Kumara(-sambhava), und zwar entweder 
unter diesen namen, oder unter dem namen des dichters, oder 
endlich anonym *). Hier einige stellen : Ragh. 14, 45 tapova- 
neshu sprihayiUuh. 1, 26 mit der lesart samyago statt sayipad*. 
Eum. 5, 53 caturdiglgdn avamanya (sie) mdnint wird dreimal 
angeführt; an einer stelle wird avamanya (statt avamatya) für 
eine falsche lesart erklärt. 2, 1 turäsdham pitrodhäya; die- 
selbe stelle in der vritti zum Eat. 4, 3, 60. — Kum. 5, 43 
aubhru voc. fem. 

Ein citat verdient besondere beachtung. Dem Kälidäsa 4 ) 
werden — wie schon durch Co well, Journal As. Soc. Bengal 
(1862) , bekannt — die worte zugeschrieben 

aus dem achten sarga des Kumärasambhava, v. 31. Es ist 
diess insofern bemerkenswerth , als somit das directe zeugniss 
eines allerdings späten grammatikers für die echtheit des 8. 
sarga eintritt. Dem commentator Goyicandra lag das citat vor ; 
er nahm keinen anstoss daran: . . . ata eva Kdliddsaglokaika- 
de$a udähritah. Die worte dürayaty 6 ) werden aber auch sonst 



*) So die hss. — Man unterscheidet in der erotik zehn cumbana- 
$thdndni. 

*) Anonym dhanapatigrihdd tUtarendsmadtyarn griham vgl. Megh. 78. 

*) Vgl. unter Anunyasa und Pacupati; und oben a. 38. 

4 ) Kälidäsa die hss. 

6 ) Eine Variante ist dhdnayati; aber ddrayati haben die editio prin- 



Citate in Kramadtyrara's Saipkshiptasära. 51 

— allerdings anonym — angeführt, und zwar zunächst von 
keiner geringeren autorität als von Vdmana, der in seinem 
lehrbuch der poetik 5, 2, 79 das denominativum dürayati aus- 
führlich bespricht und vertheidigt *) ; ferner in der Siddh. Kau- 
mudl fol. 162, \ 2 (= vol. II p. 236) zu P. 3, 1, 21; endlich 
fand ich sie in einem grammatischen fragmente s ) I. 0. 1475c, 
wo es heisst: . .. bahulagrahanät hvacin na bhavati / iti Vd- 
manah / dürayati/ avanate Vivasvati / iti Kumärakävyam. 

Dass Mallinätha den 8. sarga commentiert hat, ist bekar nt; 
Bharatasena erklärt nur sarga 1 — 7, er hat aber kenntniss von 
der existenz des Uttarakhandam, wie aus den folgenden versen, 
mit denen er seinen commentar einleitet, hervorgeht: 

WJTTX^OT OTT »IMl^Kfi q ^ Tff>& : I 
UWChrj" H^ftKJötf OTT : Ä'JSrfSr : AUd*JL M ^ 

toi srcrresrrfar ^mtft ^t^sr : (?) i 

Kiräta vgl. Bhäravi. 

Elcakavadha, ein oft citiertes kunstgedicht. Es ist 
neuerdings zum Vorschein gekommen und beschrieben von Rä- 
jendra L&la Mitra in seinen Notices of Sanskrit Manuscripts II 
p. 57: „Kicakabadhamahäk&vyam : an epic poem founded on 
an episode of the Mahäbhärata , by Nitavarmä . . . The work 
is written in a highly artificial style, and is füll of alliterations, 
besides having the same word used in different senses at the 
end of every two lines". 

Die von Kramadlfvara, auch von Purushottama in der 
RatnamälA, wegen nripatisabhä citierte stelle ist 

Der Amarakosha hat nripasabham. Vgl. Benfey V. G. §. 640 
p. 257. 

ceps des 8. sarga, Calc. 1862, und eine Berliner hs., vgl. Weber ZDMG. 
27, 181. 

*) Beiläufig bemerke ich, dass Varnana ausser 8, 81 auch 8, 62. 63 
citiert (zu 5, 2, 25. 4, 3, 83). — Qärngadhara hat Kn. 8, 11, vgl. Auf- 
recht Z. D. M. G. 27, 16. — lieber dürayati neben darayali vgl. Benfey 
V. G. §. 217. 

*) Vermuthlich einem Kätantraparictahta ? Kulacandra wird darin 
citiert, und der ausdruck antasthä gebraucht. 

4* 



52 Tb. Zachariae 

Kum&ra vgl. K&lidäsa. 

Ghatakarpara v. 1 Ravicandrdv api nopalakshüau — 
ganz dieselbe stelle bei R&yamukuta. 

Chandahgästram wird wegen trishtubh angeführt. 

J&nakiharanam, ein von Rama und Sita handelndes 
kunstgedicht, über das uns James d'Alwis in seinem Descrip- 
tive Catalogue of Sanskrit, Pali and Sinhalese literary works 
(Golombo 1870), p. 188 ff. näheres berichtet. „J&nakiharana 
is a very ancient, and very interesting Sanskrit poem. A Sin- 
halese sanna, or literal translation of it alone has yet been 
discovered. It is however possible that the original work may 
still be found in some nook of an old monastic library L ) . . . 
Like all Sinhalese sannas this translation quotes the words of 
the original in their integrity, and it is therefore not impos- 
sible to restore the words into their original poetical form" a ). 

Das gedieht ist nach der ansieht des ceylonesischen ge- 
lehrten „not inferior to the works of K&lidäsa", und zu den 
Mahäkävya zu rechnen. Der Verfasser ist angeblich Kumära- 
däsa oder Kumäradhätusena , einer der berühmten singhalesi- 
schen könige (513 — 522 A. D.). — Kramadigvara führt die 
worte an 

Diese stelle wird auch citiert im Comm. zu K&tantra 3, 8, 21 
(anonym), vgl. Eggeling z. d. st p. 537, und in der Ratnamälä 
(aus „Raghuh"), wo hinzugefügt wird: enam evam mdsma ju- 
gupsateti yojanä. Uebrigens gibt Purushottama den vers voll- . 
ständig — vgl. K&t. p. 291 note 2 — und zwar folgender- 
massen : 

Dandin, der Verfasser des Kävyädar^a; II, 185. 215.361. 



*) Kurzlich ist eine hs. des Meghadüta in Ceylon aufgefunden worden. 
*) Als probe gibt D'Alwis zehn verse aus dem 9. capitel des ge- 
dientes, und den inhalt der gefundenen 15 capitel. 



Citate in Kramadigvara'B Saipkshiptasära. 53 

Pancatantram 1 ): 

Die worte stammen aus dem prolog v. 8 Kosegarten, und ist 
dieses vielleicht das älteste beispiel einer directen anführung 
aus dem Pancatantra s ). Eine andere finde ich in der Pari- 
bh&sh&ttkft zum Kavikalpadruma p. 13: 

worin ajiharat eine meines wissens bis jetzt noch nicht gekannte 
lesart ist. Noch interessanter als diese anfuhrungen ist eine 
andere, die, allerdings anonym, im Saqikshiptas&ra gegeben 
wird. Man soll, wie Er. lehrt, vakadhürta und nicht dhürta- 
vaka sagen *), und deshalb ist 

,janayati kumudabhrdntim dhüriavako hi l ) bdlamatsyd- 
näm" ity atra dhürtavaka ity asddhuh / 
Die worte stammen aus der 7. geschichte des ersten buches 
des Pancatantram (p. 50 Kosegarten), wo die ausgaben dhürtah 
vakah lesen. 

Pushpadanta, der Verfasser des Mahimnah Stavah: v. 20 
phalati purushdrädhanam fite. Pushpadanta lebte vor dem 14 
jh., da er von Ujjvaladatta citiert wird (Aufrecht). 

Bäna 8. Väga. 

Bhatti ist der von Kramadlgvara am häufigsten citierte 
autor; er gilt ihm als unbeschränkte autorität. Es werden dem 
Saipkshiptasära sütra's eingefügt, die offenbar nur zum ver- 
ständniss und zur erklärung gewisser stellen des Bhattikävya 
dienen sollen. Nächst dem Bhattikävya wird das Kir&t&r- 
junlyam des Bhäravi von Kr. besonders häufig angeführt; 
auch Bhäravi ist für ihn mustergültig : nur an einer stelle (Kir. 



«) °tanirah die hss. 

*) Sonst wird es z. b. citiert von Ramanatha$arman in seinem comm. 
zum Dhatapätha des Kätantram (1586 A. D.). Anfährnngen ans „Vishnu- 
Carman" in der Paddhati des Qarngadhara bei Aufrecht Z. D. M. 6. 27, 
87. Der Hitopadega wird von Ujjvaladatta citiert; Benfey in der „Aca- 
demy" III p. 139. 

*) Vgl. kathadhürta; und Benfey V. O. §. 656, II, 8, 2. 

*) dhürtavako 'himaUydndm Oxforder hs. 



54 Th. Zachariae 

10, 20) wird anstoss genommen. Mägha endlich, der Verfas- 
ser des (^igupälavadha, wird direct getadelt 1 ). 

Die stellen aus Bhatti führe ich hier in möglichster Voll- 
ständigkeit auf, indem ich in den meisten fällen zugleich kurz 
angebe, weshalb sie von Kr. citiert werden. 

Im Sandhipäda: 2, 26 niskna, 2, 43 nadishna. 9, 67 
wegen prüandshdd , einer Variante für puruhüta*, die von Ja- 
yamangala für unpassend erklärt wird. Letztere stelle fehlt in 
der Oxforder hs. 

Im Tiöantapäda: 2, 35. — 8, 23 dkram im ätmane. 
24 vikram im ätmane. 13 upasthä im ätmane. 12 sthd im 
ätmane. 6, 138 abhijdndsi, einziges beispiel zu dem sütra nä- 
pravartandrthät , einem verbot zu Pän. 1, 3, 45. — Bhatti 4, 
33 apushpharat, apusphurat; über die verschiedenen lesarten 
vgl. Bharata z. d. st. — 2, 5 parasparäm. 18, 34 srajayatu 
20, 30. 32. — 19, 5 fivema, 5, 59 ydydh, 19, 20 jahydh, 25 
dnandeh (Bharata citiert Kramadigvara's sütra). 18, 16 avaiti. 
3, 5 vkshdrn pracakruh; vgl. Bharata. 5, 105 kdsdvicakre. 

6, 81 bhavishydmi. 1, 1 abhüt; vgl. Bharata. 8, 16 samdranta. 

Im Eridantapäda: 6, 71. — 96 alpampaca. 89 pathi- 
prajfki. 50 varya; dieselbe stelle im commentar zu Hemacan- 
dra Qabd. 5, 1, 33 *). — Bhatt. 7, 34 ekam nigcäyam dgatam / 
„eko nigcaya" ity eke; vgl. die Scholien und Kät. 4, 5,5 comm. — 

7, 60 upasara; vgl. Bharata. 63 vighana. 14 tUkantJidvar- 
dhana. 3, 14 vidyutprandgam pranashfah, ürdhva^osha^i vi- 
gtishkah. 13 apushat svaposham. 5, 32 hastarodhatn. 16 haste- 
kritya, 92 vagekritya. 

Im Kärakapäda: 9,67 ainocayat = mocanena bhavdttia- 
ram agamayat; vgl. Bharata. Kramadigvara liest im anfange 
des verses pritandshädo, wie schon oben bemerkt. 2, 42 aji- 
grahat. 18, 9 dvish c. dat. 6, 78. 15, 40 aprothtd asya. 17, 
39. 8, 107 uttardhi c. abl. 18, 9 snih c. gen. 7, 38 dgita c. 
gen. 6, 130. 



*) Vgl. Mallinatha zu Raghu 4, 45 ... Utihdpi nirahkucdh kavayah / 
tathd Mdghakdcye . . . Naishadhe ca . . . 

*) KraraadiQvara: vriho Wodhe // patena varyd kanyd / „Sugrito ndma 
varyo «<fo" itx Bhattih / Hemacandra (oder sein scholiast?): strditiganir- 
defdd iha na bhavati / varya ritvik / anyas tu „Suyrivo ndma van/o tau 
bhavatd cdruvikrama" iti prayogadarpandt pumlinye 'picchaii / Wer ist 
dieser anyahf 



Citate in Kramadit^vara's Saqikshiptasara. 55 

Im Subantap&da: 6, 11 subhru voc. fem. 5, 88 matto 
bibhyat. 3, 15; wo man lesen soll: tnd dargatämuqi bharatarp, 
tnadanyam. 17, 110 vdja. 18, 19 tnaghavdn; dieselbe stelle 
bei Ujjvaladatta zu Un. 1, 158 1 ). Bhatt. 3, 41 padga. End- 
lich soll im Bhattik&vya der instrumental sakhinä statt sakhyd 
gebraucht werden: sakhyd / &tide$ikam kdryam anityam*) üi / 

Ich habe die worte auch sonst, aber nur anonym ange- 
führt', gefunden; so in der Ratnam&l&, wo die Unregelmässig- 
keit erklärt wird nailo 'nityatvdt 3 ) ; bei Ujjvaladatta zu Un. 4, 
136; bei Durgäd&sa zu Vop. 3, 52; und in V&sudevabhatta's 
S&rasvataprasftda , ed. Calc. 1874 p. 47. Der text des Säras- 
vatam hat: dgamajam anityam 4 ) / sakhinä patind. 

Im Samäsap&da citiert Kramadigvara Bhatt. 17, 23 yat- 
krite. 10, 2 rdmamahitah. 4, 14 ätishthadgu. 6, 56. 3, 16 
vanevdsa; vgl. Bharata. 4, 33 divi*htha. 4, 16 wird zweimal 
angeführt wegen vdktvaca. 5, 8 vinasa; dieselbe stelle anonym 
bei R&yamukuta. 5, 46 udyatanigdtäsim ; Kr. nennt diess, wie 
udgürnaloshtalagudaih Qiq. 5, 25 , einen prdmdnikah prayogah. 
— 2, 10 sugandha. 12, 2 sodara. 

Bharata (Bharatamalla, °mallika, °sena), der commentare 
zu den Mahäk&vya, zum Amarakosha und auch eine eigene 
grammatik (Drutabodha, in versen b )) verfasste, citiert in sei- 
nem commentare Mugdhabodhini zum Bhattik&vya den Kr. sehr 
häufig; und zwar entweder beim namen, vgl. zu 1, 1. 2, 26 
(zweimal). 3, 5. 17. 8, 27. 33. 71. 72. 124. 11, 38. 40. 13,25; 
oder indem er ihn ausschreibt, ohne ihn zu nennen; oder end- 
lich , indem er — was am häufigsten vorkommt — das para- 
tnatam (paravdkyam, parasütratn), die ansieht des anderen, des 



*) der daneben — wie Goyicandra — Kat. 2, 3, 23 citiert. Es ist 
einigem assen auffällig dass Ujjvaladatta nur diese stelle aus dem Katan- 
tra beibringt. 

*) Eine paribbäsha. 

•) noiighatitam anityam ParibhashenduQ. 93, 5 ; oder nand nirdishfam 
anityam Kai 2, 5, 29 comm. ; oft in der Kätantravritti angewendet, z. b. 
2, 2, 22 nano 'nityatodt. 

*) Eine Paribbäsha; vgl. Paribhäshendug. 93, 2 dgamafdstram ani- 
tyam i andere sagen anityam dgamafdsanam oder anityam dgamdnufdsa- 
nam; öfters in der Kätantravritti angewendet, z. b. 3, 6, 90. 

•) Vgl. R. L. M. p. 20 ff. 



56 Th. Zachariae 

Kramadlgvara, dem svamatatn, der ansieht des Vopadeva, ge- 
genüber stellt; paramaie: svatnate findet sich im commentare 
zu den ersten büchern des Bhattikävya fast auf jeder seite 1 ). 
Oefters wird Er. getadelt. Die Kramadi$varädayah werden citiert 
zu 1, 26. 2, 28. 43; Goyicandra zu 6, 57. 107. — Da Vopa- 
deva's graramatik zur erklärung des Bhattikävya nicht ausrei- 
chen wollte, so sah sich Bharata genöthigt, oft auch andere 
grammatiker herbeizuziehen» insbesondere den das Bhattikävya 
vorzugsweise berücksichtigenden Kramadi$vara *). 

Bhäravi, Verfasser des Kiräta (Kirätärjuniyam) , wird 
nächst Bhatti am häufigsten citiert. Die stellen sind: 3, 14 
sthd im ätmane. 9, 22 udas im ätmane. 1, 43 adhikri im 
ätmane. 17, 63 djaghne wird nach der Bhägavritti für asadhu 
(pramdda Si. Kau.) erklärt; vgl. Mallinätha. Goyicandra sagt, 
dass der Bhagavrittikrit dpede statt äjaghne gelesen habe. Die- 
selbe stelle in der Siddh. Kaum, zu P. 1, 3, 28; bei Bharata 
zu Bhatti 6, 41; und bei Durgädäsa zu Vop. 23, 17, welcher 
berichtet dass Bhägavritti — Jumara — Kulacandrah an äja- 
ghne anstoss genommen haben. — 2, 35 viganayya nayanti 
paurusharti vihitakrodhajayä jigishavah , wie Bhar. zu Bhatt. 8, 
22: anders lautet der von Mallinätha commentierte text. 13, 
56 dhanam dhandyitum. 1, 43 nikdra. — astatandrikah \\ vi- 
bhajya naktaijidivam astatandrineti Kirdte (1, 9) hrasvekdrdn- 
taiandrigabdasya prayogah; dieselbe stelle bei Ujjvaladatta und 
Räyamukuta. 9, 34 dautyam; der text dütyam. 5, 30 devä- 
surair amritam ambunidhir mamanthe. 9, 14 yacchati dayitdyai 
väcam. 7, 28 upakri mit dem genitiv. 14, 61 wird aneke 3 ) 
für eine falsche lesart erklärt; asamkhydh soll man lesen. 4, 
10 pa$cimarätra°, wie auch Si. Kau. zu P. 2, 2, 1 ; der text 
pageimardtri , 9, 20 sitetara. 10, 30 katipaya im anfange des 
compositums. 5, 1 Merumahibhrit, der berg namens Meru; 
„Väbhata aber sagte: Menigabdasya vdcyo mahlbhrit"; vgl. 

*) Ich habe nicht untersucht, ob mit „para u immer Kramadicvara 
gemeint ist. 

*) R. L. M. p. 100 The Mugdhabodha is condemned by some on 
aecount of the paucity of its rules, which renders it unfit for the expo- 
sition of higher and more intricate compositions than piain Sanskrit. 

•) In der stelle: „yathaikam bhdjanam asahabhnjdm (?) amkeshäm 
upakdram karoti" wird anekeshdm für asadhu erklärt. 



Citate in Kramadigvara's Saipkshiptasära. 57 

Benfey V. G. §. 656, V. — 5, 2 tamovritam, nicht tamasdvri- 
tam. 15, 25 käkdra, kdvdda. — f) sarajasatdm avaner apdrp 
nipdta" iH Kiräte (10, 20) cintyam; der grammatiker nimmt 
anstoss an dem Bahuvrihi sarajasa; vgl. die bemerkungen Mal- 
lin&tha's zu dieser stelle und zu 10, 26. Qi$. 6, 47. 7, 42. 
V&mana Käry. 5, 3, 66 na sarajasam üy anavyaytbhdve. — 9, 
15 ra/üjitam nu vividham tarugailam liest Kr. nach P. 2, 4, 6; 
„V&bhata aber sagte: rafijüd nu vividhds tarugaildh tarupra- 
dhdntih gaild üy arthah" \\ 5, 30 dev&surdh. 8, 2 yathdyatham. 
1, 9 vgl. oben. 

Mah&viracaritam. Die wegen parassahasra (so die hss.) 
angezogene stelle steht im Uttararamacaritram des Bhavabhüti. 

Mägha, der autor des £i$up&lavadha (M&ghak&vyam). 
10, 23 ätigayika. 12, 5 karenur drohayate nishddinam. 13, 11 
nipidand. 1, 54 ghatfand. 7, 12 nanu sutanüm anupälaydnu- 
ydntim *). 2, 86 daishtikatd. 6, 4 maliniman wird von Kr. 
im commentar zu seinem sütra „prühvdder iman punsi" für 
asadhu erklärt, insofern malina nicht zum gana prithvddi ge- 
hört *). Die bildung des wortes lässt sich jedoch nach P. 5, 
1, 123 rechtfertigen, da malina ein farbenwort ist, Benfey 
§. 554, VI. Mägha bildete auch dhavaliman Qi$. 4, 65, sUi- 
man 1, 25; paripdndiman la blancheur nach Hippolyte Fauche, 
vgl pänduriman Naishadh. 22, 54. — Qi§. 6, 17 sutanu satyam 
dlarpkaranäya te; daneben die bekannten worte varatanu sam- 
pravadanti kukkutdh, vgl. Aufrecht z. Ujjv. p. 150. — Qig. 12, 
13 dvayeshäm wird von Krainadifvara, wie auch von Purushot- 
tama in der Prayogaratnamälä, getadelt. Denn nur im nom. 
plur. masc. kann dvaya, das zum gana alpddi 8 ) gehört, der 
pronominalen declination folgen; vgl. dvaye Qi$. 3, 57. 

*) patipdlaya die ausgaben: aber anupälaya haben Mailin ätha, Ra- 
yamukuta zu Amara II, 6, 2, 22, und Ujjvaladatta; vgl. Aufrecht zum 
Ujjv. p. 160. 

*) Mit grösserem rechte tadelt Vämana Kavy. 5, 2, 66 Wörter wie 
ogniman, praudhiman. 

*) Mit alpa beginnt die betreffende wörterreihe auch Kat. 2, 1, 81 
alpdder vd t vgl. Vop. 3, 12; bei Hemacandra £abd. 1, 4, 10 mit nema 
(im commentar unter den beispielen: traye, traydh); bei Panini, im Jai- 
nendravyakarana und in der Sarasvati Prakriyä mit prathama. 



58 Th. Zachariae 

Wegen Qi§. 5, 25 vgl. unter Bhatti. 

Muräri, der dichter des Anarghar&ghavam. Genaueres 
über diesen dichter findet man bei Wilson in dem appendix 
zu seinen Select specimens of the Tbeatre of the Hindus, p. 
64—74 der Originalausgabe; und in der vorrede (BhümikA) zur 
Calcuttaer ausgäbe des Anarghar Aghavam , 1860 1 ). Mur&ri 
lebte nach Wilson frühestens im 13. Jahrhundert: Anundo- 
ram Borooah *) aber setzt den dichter in die erste hälfte 
des 12. jh., und damit stimmt* denn auch, dass Mur&ri schon 
citiert wird von Qridharad&sa in dessen Anthologie Saduktikar- 
n&mrita (vollendet A. D. 1205). Nach R. L. M. p. 4 ist Mu- 
räri, der bekannte commentator des Kätantram, mit dem dich- 
ter Mur&ri identisch. — Die eine von Kr. angeführte stelle 
stammt aus dem eingange des Stückes: girdqi vyütayah, erklärt 
in der ed. Calc. mit rägayah, samähdh; die andere lautet 

und steht in der ed. Calc. p. 50. Die betreffende Strophe ist 
von Wilson 1. c. p. 66 übersetzt. 

Raghu, vgl. K&lidäsa. 

Väna. Aus dem dritten verse der einleitung zum zweiten 
theile der Kadambarl wird angeführt 
smfteq- ftH^a mvtät sfer . 

Vaidyakam, ein medicinisches buch, 
wird auch von Bharata zu Bhatt. 3, 35 und von Väsudeva- 

*) Der herauegeber, Premacandra Tarkavägic,a, beginnt seine 
Bbumikä: Anarghardghavam näma ndtakam idam, prdcinair bahubhir ni- 
bandhakridbhir uddharanaivena grihitaiayd, prdctnataram ity ekddafafata- 
tamdd api cakavaUardt pdrvatanasamaye 'sya sambhavo 'numiyaU. 

*) Bhavabhüti and bis place in Sanskrit literature. Galcutta: 1878. 
p. 16. §. 26. — Aufrecht bemerkt, Z. D. M. G. 27, 74, dass ein vers ans 
Murari von Dhanika in der erläuterung znm Dacarupa erwähnt werde. 
Wenn nun wirklich — wie Anundoram Borooah 1. c. p. 15 behauptet — 
Dhanamjaya, der Verfasser des Dagarüpa, und Dhanika, der erklarer des- 
selben, identisch sind: so ist das Anargharaghavam alter als das Daca- 
rüpam und stammt mithin aus dem 10. jh (?) 



Citate in Kramadigvara's Saipkshiptasära. 59 

bhatta zur Sar. Prakriyä am Schlüsse der sanyMprakriyd an- 
geführt Die andere stelle ist 

Vy&sa: 

Diese stelle wird in der Londoner hs. anonym angeführt. 
Sierra?* tRtt pcft tu*wHt*H i 

Saptakumärikft, die geschichte von den sieben jungen 
mädchen, eine buddhistische legende, über die uns Burnouf 
Introduction ä l'Histoire du Buddhisme p. 556 einiges mitge- 
theilt hat. Das einzige citat bei Kramadl^vara 

ist auch das einzige in Räyamukuta's commentar zum Amarakosha. 

Säryagatakam, gedieht des Mayura. v. 54 dyubhümyoh. 
v. 56 sanüakshyalakshmf, ein compositum. — „tnd gdn mldnirp, 
mrinäll mri&ur 1 ' ity atra mldnasya bhdvo tnldni; Ujjvaladatta 
zu Un. 4, 51 hat dasselbe citat, aber mldni, 

III. Anonyme citate. 

Zum 8chlus8 gebe ich ein alphabetisches verzeichniss der 
von Kramadigvara anonym angeführten stellen, soweit dieselben 
nicht oben schon gelegentlich erwähnt worden sind. Nicht im- 
mer bin ich im stände diese citate nachzuweisen ; auch entneh- 
me ich viele nur einer einzigen handschrift. 

Api gdkam paeänasya (statt pacamdnasya), aus dem Ma- 
h&bh&rata; wird auch von Päyaguiida citiert 

Imair vipakshany?) ; vgl. hnair gunaih saptarshayah svar- 
gam gatdh Kät. 2, 3, 38 comm. 

der luf steht hier „paridevane?*. 

stammt vermuthlich aus Kävyälaipkäravritti V, 2, 86. 



60 Th. Zachariae 

der zweite heimstich findet sich im achten adhy&ya der Vrid- 
dhah&rltasaiphita. 

n* ** a*fa* grfc * <rfPi* mft h 
Von diesen yersen , welche wegen patinä l ) und jxrfau citiert 
werden, fehlt ekagrämeo in der Oxforder handschrift gänzlich; 
in der Londoner hs. sind ekagräme und devaräya nur am un- 
teren rande des blattes angegeben. Zum theil finden sich diese 
fragmente bei Durgäd&sa zu Vop. 3, 53 und in Purushottama's 
Prayogaratnam&lä wieder; ersterer citiert die zweite und vierte 
verszeile für patinä und patau, und für pataye (statt patye) 
giebt er 

Purushottama führt als beispiel für patinä noch „dhürtena pa- 
tinä" an *). 

Die dritte verszeile steht bekanntlich im Mänavadharma- 
gästra; wie sie hier hineinkommt, ist kaum abzusehen. Die 
vierte zeile endlich findet sich in verschiedenen gesetzbüchern 5 ); 
der Vers lautet vollständig, mit einer Variante im anfang 

qrcrcerujrg ^nf^mt <Tf?rpgY fsKrträ 11 
Man vergleiche über diesen, zu gunsten der wittwen oft ange- 
führten vers den „Pandit" III p. 222 b ; Närada XII, 97 ed. 
Jolly; und den Vidhavodv&haviveka des Vishnu Para$uräma 
Shästrl, Bombay 1868. Der Verfasser dieser Streitschrift citiert 
und bespricht den vers zu wiederholten malen, auch in sprach- 
licher hinsieht ; für patinä führt er noch an — Mitäkshardydm 
Häritah 

und für patau 

patau statt patyau ist in den späteren Smriti ganz besonders 
häufig. — 



*) Wegen sakhind vgl oben p. 55. 

*) Bharata zu Bhatti 9, 58 gibt neben patinä sogar dadhind! 
•) and in den coramentaren ; auch am Schlüsse der ersten eriah- 
'lung der Vetälapanoavincati in einer hs. des Britischen museums. 



Citate in Kramadi^vara'e Saqtkshiptasära. 61 

upavas mit dem accusativ der zeit. 

Kramadlgvara gibt nur den zweiten hemistich; den ersten er- 
gänze ich aus Hemacandra, vgl auch Kätantra, p. 107. 
Ekaikago vinighnanti. 

vgl. KägikA zu P&nini 3, 3, 153. 

Kaphonih kurpardd adhah wird für adhah mit dem 
fünften casus angeführt und stammt vermuthlich aus einem lexicon. 

Karoti ttdandrp, tava; statt tuld heisst es auch tuland. 

aus dem MahäbhArata. 

Kdgdkugdvalambanam wird für fehlerhaft erklärt, weil 
man im dvandva kugakdgam sagen soll; Benfey §. 633. 

#y apapdthah; vgl. Vämana 5, 2, 48, dem Kr. vermuthlich 

diese stelle entnommen hat 

Kritaghne ndsti nishkritih; vgl. Pet. Wörterbuch unter 
kritaghna. 

.Candt durdargadaganojjvald. 

Carmanio bekannt, vgl. Weber I. St. 13, 462. 

JaghdnaKansamküa Vdsudevah; vgl. ebendaselbst p 353. 

sMJrieJj (J^UJtfT 3TOTORFTO cTO : I 

aus einer bekannten sentenz; über die hier vorliegende lesart 
(Janma ist der zweite casus) vgl. Uhle, die 15. erz. der Vetft- 
lapancavingati, p. XVIII. XIX. 

wird für asÄdhu erklärt. 
Dvicandraßldnain. 

h*kh*3 Trmmh ^mwA ;roV q»r : i 

2VaA* nirmüld prasiddhir upajdyate. 

Ndgnis tripyati kdshthdndm, vgl. Ind. Sprüche 1 1520. 

Ndrdyanasydnukaroti , vgl. V&mana 5, 2, 46. 



') v. 1. °bhak*hyäh. 

*) So die Londoner ha.; die lesart der Oxforder ist mir unbekannt. 



62 Th. Zachariae 

Nirghoshair bharüadigatdaränu 

stammt aus irgend einem iexicon. 
Putrau tu duhitdttnajau. 
Pürvämukharp griham. 

so die handschriften ; wegen tdyine vgl. Hemacandra's Yoga- 
$&stra, I, 1. 

mui<0*jfH u : qff£9t TO jtarffl TOR i 

so nach der Londoner handschrift. 

*K kasyacid darganam; vermuthlich aus einem lexicon. 
Phalair yeshv dgüainbhavam *). 

vgl Kä$ik& zu Pän. 7, 3, 35; comm. zu Kit, 3, 4, 67. 

Madhuram udgirate rathekshur (raktekshur ?) ity asddhuh. 
Es wird an dem Atmanepadam udgirate anstoss genommen. 

üy atra jughushuh pratijMt&vanta ity arihah. Der vers steht 
im BhÄahya (Weber I. St. 13, 483), vgl K&tantra, p. 454. 

*rf£ 2[sft iprf orcr£fcri»<JM<J4äi{ ifsi*^ i 

Ydvadähütamijiplavam. 

„Ldvanya utpddya ivdsa yatna" üy as gatdv ity asya 
rüpam; vgl. V&mana 5, 2, 29. 

Varuqdv Indrau Bhavau Qarvau Mfidau; vgl. V&mana 
5, 2, 1. 

VardhatUdm tvdm Sudhritayah. 

Vdrtakur (so 1. 0.) eshd gunamptayuktd sujanaikaban- 
dhuh aus einem medicinischen werke, vgl Ujjvaladatta zu Un. 
3, 79. 

Vainyarp, (so die hss.) Ppthum Haihayam Arjunarp, ca ; 
vgl. Ujjv. zu .Ug. 3, 6. 

Qaradi prävrishöyate. Hier soll man prävrishäyate in 
prdvrishd äyate (dgacchati) auflösen. 

Qrutimüld smritih grutä. 



*) Vgl. Bhat(i 6, 106. 



Citate in Kramadicvara's Saqikshiptasara. 63 

bot mit k\ii\u «rr antWOTrann : i 
aus dem R&m&ya^a. 

für ekasmät sagen „einige" auch ekät. Einen ähnlichen vers 
führt Mallin&tha zu Raghu 8, 3 an: 

sarvatra jayam anvicchet putrdd icchet paräjayam . 

Hier wird japta (statt japäa) für schlecht erklärt. 

«mte ««* «r f*pä. «ftoir . 
Hier ist lajjita = lajjä + itcw. Statt vrishasyanti hat die 
Londoner hs. lajjayanti am rande des blattes. 

#i gishtaprayogdh ; wird auch sonst angeführt. 
Saisha bekannt, vgl. Böhtlingk Pän. H p. 255. 
Svasthe ko vd na panditah; vgl. Ind. Sprüche* 4706. 

Zu den citaten aus dem Bhattik&vya ist noch nachzutragen 

dhdyair ämodatn tUtamam 6, 79. 

Th. Zachariae. 



Altirische {flössen. 

Meinen letzten aufenthalt in Rom, im monat april 1877, 
verwandte ich ausschliesslich dazu, in dortigen klöstern, sowie 
im Vatican nach etwaigen celtischen glossen oder mss. zu su- 
chen. Was nun die klöster anlangt, so ist das franciskaner- 
kloster von S. demente zu jung, um irgend etwas zu besitzen, 
was für mich wert gehabt hätte, und die capuziner von S. Isi- 
doro haben ihre ganze , reiche handschriftensammlung *) nach 

•) [Wohl franciskaner; die handschriften von S. Isidoro worden im 
febrnar 1872 mit erlaubnies des ordensgenerals nach Dublin geschafft 
und befinden sich dort im Franciscan Convent, Mercbant's-quay 8. Sie 
stammen ihrer mehrzahl nach aus der franciskaner-niederlassung zu Lö- 
wen in Belgien, von wo sie beim ansbruch der ersten französischen re- 
volution nach Rom gerettet wurden. Eine beschreibung derselben findet 
man in den Proceedings of the Royal Iriah Academy vol. VI, 95 — 112. 
Die wertvollsten dieser mss. sind handexemplare Colgan's und O'Cle- 



64 Otto Dziobek 

Dublin geschickt. An irischen texten fand sich in der ganzen 
bibliothek nur eine bibel, ein katechismus und eine kleine wert- 
lose englische grammatik für Iren, letztere ohne datum, die 
andern beiden stücke von 1811, resp. 1800. Nur noch ein al- 
ter mönch sprach irisch. Ich hielt es für wünschenswert, das 
hier zu erwähnen, da ich auf diese weise hoffentlich andere 
abhalte, ihre zeit ähnlich zu vergeuden, wie ich es getan. 

Im Vatican war mein suchen nicht ganz vergeblich. Zwar 
diejenigen Codices, deren inhalt sich in näherem oder weiterem 
sinne auf Irland bezog (z. b. Leben des h. Golumban, Schriften 
Alcuins u. dgl. m.), boten absolut gar keine ausbeute, wol aber 
der schon von Ebel m seiner ausgäbe der Grammatica celtica 
citirte Codex Vaticanus, no. 5755, aus welchem er eine von 
Hertz ihm mitgeteilte glosse auf seite XLI des prooemium auf- 
fürt Seltsam, da|s Hertz nicht mehr hat entziffern können, 
und dies noch obendrein falsch! 

Das ganze zweite blatt nämlich ist hier nicht an seiner 
stelle, sondern gehört zu einem „computus". Es ist geschrie- 
ben in sehr schlechten angelsächsischen characteren und über 
und über mit lateinischen marginal-glossen bedeckt. Ausser 
diesen noten findet sich eine nicht unbeträchtliche anzahl iri- 
scher und lateinischer interlinearglossen, mit denselben cha- 
racteren aber kleiner geschrieben. Letztere gebe ich mit dem 
texte in nachfolgendem wieder *). — Das ms. ist spätestens 
aus dem 11. Jh., die glossen wol nicht jünger, da sie jedenfalls 
den marginal-noten voraufgingen. 

nihil reman8erit bissextus est: in unum aut duo vel tres 
remanent bissextus *) non est:. Et ne s ) tibi forsitan aliqua 



1) acht it bliarfm fuir bissext 

2) beim cenelach lessom anisiu . sup~ noidecde 7 sup 
indechta et sup~ laithe sechtmine for VIII kr. 

ry's, nach denen ersterer seine Triadis Thaumaturgae Acta, letzterer 
sein berühmtes Sanasan nua ausarbeitete; von letztgenanntem findet sich 
ebenfalls ein exemplar mit handschriftlichen correcturen unter den schätzen 
des Franciscan Convent. — Zimmer.] 

*) Ergänzte buchstaben sind mit curaiven, auf rasur stehende mit 
schraffierten typen bezeichnet. 



Altirische glossen. 65 

caligo erroris occurrat per omnem compotum quem ducis si 
nihil profuerit eundem conpotum esse per quem ducis agnosce: 
utpote si per XIX ducis et nihil remanserit scies XlXmum esse :. 
si per XII. XHmum etc.:. si per VII. Vllmum esse: Si uis 
scire, quota 8 ) luna festivitati 4 ) occurrat si martis mense pasca 
celebratur conputa menses a septembre usque ad febrarium:. 
fiunt VI. bis semper adiece reguläres duos :. fiunt VIII:. adde 
epactas . i. e. adiectiones lunares cujus uolueris anni . utpote 
indictiones tertiae XII :. fiunt XX . et dies 6 ) mensis quo pasca 
celebratur.i. martii XXX 6 ) fiunt simul L :. deduc 7 ) XXX re- 
manent XX . uicissima luna est in die resurrectionis domini : 
Si 8 ) uero mense aprilio pasca celebramus conputa menses a 
septimbre usque ad martium :. fiunt VII :. Ins semper adiece 
düos reguläres fiunt Villi : adde epactas lunares cujus uolue- 
ris anni, utpote indictionis quartae XXIII, qui fiunt XXXII :. 
et dies mensis quo 9 ) pasca celebramus. i. e. zprilis XVIII 10 ), 
qui simul fiunt L.I. deduc XXX . remanent XXL uicissima una 
luna est in die resurrectionis domini : 

Si requiras 11 ) a septimbre usque in decembrem III. sem- 
per in his IUI mensibus reguläres adiecias :. in bissexto solum 

modo II reguläres suprascriptis mensibus adnumera- 

bis :. et pro XXXI ") dies XXXII annis singulis decembri 
mense adsumes in fine. 

Si vis 1S ) scire quotus dies septimane est :. simul dies a 
ianuario usque ad mensem quem uolueris, utpote usque ad 



3) dotoscelud cussc esci furcuischimmar* 

4) pascae 

5) ished tosceulwd iwdargüso 

6) i. äeret in cuscc. isinmis. 

7) eoque cowuenit ad rationem hujus arguraenti. 

8) dotoscelud cusc esci für cuischin aprfi. 

9) sicut prius dixi 

10) i. dies 

11) Dotoscelud cusc esci für cuischimarf 7 *) in aprd 7 in aprtf 
dosceulaihi tosuch 

12) imb~ fodi sosi ( nos duos?) [stark radirt] 

13) dotosceidud lai sechtmaine imbi hi frecndairc 

*) s. d. note auf der vorhergehenden seite. 

Beiträge s. kundo d. ig. sprachen V. g 



66 Otto Dziobek 

XXX diem mensis ") martii . fiunt dies LXXXVIIII. **) hia 
adiece seraper. I . fiunt XG . semper epactas solis. i. e. 16 ) con- 
currentes septimanae dies cujus uolueris anni :. utpote indictio- 
nis tertiae II. 17 ) fiunt simul XGII . hos partire in VII :. re- 
manet unum :. ipsa est dominica 18 ) pascalis festa . sie quam- 
libet 19 ) diem a kalendis ianuariis usque ad XXXI diem mensis 
decembris quota feria ,0 ) fuerit invenis computando ut et regu- 
lärem unum et coMeurrentes septimanae dies et quae a ianua- 
rio mense semper ineipiunt pariter adsumas. 

Finiunt argumenta pascalium titulorum. 

Incipit 21 ) calculatio quomodo reperi posäit: quota feria '*) 
singulis annis XIIII \\ina pascalis oecurrat: i. e. circuli decen- 
nouennalis anno primo :. quin" hae~ epactas lunares : pro eo 
quocum sint XVIIIImi inferioris anni . XVIII . adsumas aepac- 
tas. XI . addito etiam ab aegyptis 83 ) die uno fiunt XXX :. i. e. 
luna mensis ") unius intigra . et nihil remanet de epactis et 
quae > 4b ) in apr/li mense ineidit et anno luna pascalis . XIIII . 
tene reguläres in eo semper XXXII aö ) subtrache XXX :. i. e. 
ipsam lunam intigram et remanent V :. quinto die a ksAendis . 
xprüibus . i. e. * 6 ) nouis bprilibus oecurrit XIIII . luna pasca- 



14) hi roba cusc in (exemplo praesenti?) 

15) i. nee tains dies cowuenientium argumenti datus. i. usque 
VIII ktfl. [stark radirt] 

16) i. for. VIII kal. apr. 

17) .i. per aferia [sie] Villi kal. 

18) dies 

19) nee generali ter 

20) ced laa imbe dilaib sechtmaine. 

21) dotoscelud lai sechtmaine furambi XIIII . isin eieul noi- 
deeda 7 lai grian 7 insoeseni inna eusec. 

22) fuerit. 

23) i saltus 

24) lü . du. 

24 b ) ar ised as immeuf fridliged argu. 

25) i. bis ? 

25 b ) coirargü . i£fi . y. 

20) ised suigesa aseunud toscelud ind lai sechtmT. bied trede 
and 



Altirische glossen. 67 

lis : tene suprascriptos. V . adde et concurrentes ejusdem anni 
IUI . fiunt Villi :. adde et reguläres in eodem semper mense 
apnli . fiunt XVI . hos partire per Septem . i. e. bis Septem . 
XIIII . remanent . IL * 7 ) IL feria incurrit luna pascalis . XIIII . 
et dominicus festi pascalis dies lunae * 8 ) . XX . 
Item praefati circuli u. s. w. 

27) luan 

28) decad luandasinsir 

(Folgen keine glossen mehr.) 
Berlin 1. Januar 1878. Otto Dziohek. 



Folgen. 

Vergleicht man ahd. folges, folget, folgeen, folgSnti mit ahd. 
ges, gSt, geen, gSnti, oder ahd. folgen mit ahd. foliegangen , as. 
ags. fxdgangan, ags. fulleode, oder ahd. folgenne mit altnieder- 
fränk. fulgdnni, oder ahd. uolagen (Steinmeyer-Sievers Ahd. 
gloss. 477. 8) mit ahd. follegät, so erhebt sich die Vermutung, 
dass unser folgen auf einer alten Zusammensetzung von fulla- 
mit dem verbum ge- beruhe, und diese Vermutung, welche durch 
die erörterungen J. Grimms Wbch. III. 1875 f. gestützt wird, 
darf aufrecht erhalten werden, wenn sich auch bald zeigt, dass 
die obigen vergleiche trügerisch sind, da folges, folgit u. 8. w. 
nicht die verbalformen gis, get u. s. w. enthalten, sondern ei- 
nem schwachen verbum folg#n (neben dem vereinzelt auch fol- 
gen vorkommt) angehören 1 ). Ihm entspricht im an. fylgja 
(fylgäa), im as. folgdn (folgöian), im angs. folgian (folgode, 
folgede), im afr. folgia (folgode), und es beruht demnach wol 
auf urgerman. fnll(a)gaja- , das wie u. a. skr. $raddhaya-, gür- 
dhaya-, avest. yaozhdaya-, gr. aldio , io&so-, io&io-, yä- 
#*o-, lat. audie- (Benfey Jubeo s. 20 ff, vf. o. IV. 313) zei- 
gen, auf full(a)-ge- zurückgeführt werden darf. Unmittelbar 
auf dem letzteren beruht ahd. -folga, mhd. volge (vgl. gr. 7id&r n 
k^&rf). — Von den übrigen zu folgen gehörigen Wörtern erwähne 
ich nur noch an. fylgja f., dessen bildung in lit. pradza „anfang" 
(von pradeti) und nüdza „vergehen" (nusideti) analoga findet. 

1 ) Die Verbindung uolle uolgon (Williram 131, 1, Seemüller) kann an- 
gesichts von mhd. zuo stm, zun zin u. s. w. nicht auffallen. 

A. Bezzenberger. 
5* 



68 0. Weise 



Volksetymologische Studien. I. 

Wer die vortreffliche schritt von K. G. Andresen über 
deutsche Volksetymologie gelesen hat, dem wird es aufgefallen 
sein , dass in der darin einleitungsweise vorausgeschickten be- 
sprechung analoger erscheinungen anderer sprachen die grie- 
chische und lateinische mit einer verhältnissmässig geringen 
zahl von beispielen bedacht sind und in dieser hinsieht selbst 
hinter der englischen und französischen zurückstehen. Obwohl 
sich nun Andresen eines positiven urtheils über den umfang 
volksetymologischer erscheinungen in den beiden klassischen 
sprachen enthält, so geht doch einmal aus dem angegebenen 
umstände, sodann aber auch aus der untergeordneten Stellung, 
die er diesen beiden sprachen anweist und aus der vorsieht in 
der wähl der ausdrücke , deren er sich bei ihrer erwähnung be- 
dient, deutlich genug hervor, dass er die neigung der antiken 
sprachen zu derartigen umdeutungen unterschätzt hat. Auch 
die recensenten des Andresenschen buches sind betreffs dieses 
punktes ausserordentlich zurückhaltend mit ihrer ansieht: so 
erfahren wir weder aus Dungers besprechung (Jahrbücher für 
Philologie und pädagogik 1877. p. 503 sqq.) noch aus den an- 
zeigen des buches von Gemss (Zeitschrift für gymnasialwesen 
1876. p. 682 sqq. und im feuilleton der norddeutschen allge- 
meinen zeitung. Berlin 23. — 25. mai 1877), ob diese die zahl 
der volksetymologischen Schöpfungen der Griechen und Römer 
für gross oder gering erachten; doch scheint die letztere an- 
nähme durch die erwägung gerechtfertigt zu werden, dass Dun- 
ger den von Andresen beigebrachten klassischen beispielen nur 
eins, das aus QvpovXxeiv entlehnte remuleum, hinzuzufügen weiss, 
während Gemss die Sammlung analoger fälle nur um 2 berei- 
chert (BvQoa, Augustus). Zwar verdanken wir der recension 
der genannten schritt von Förstemann in K. Z. XXIII, p. 375 — 
384 eine nicht unbedeutende zahl von beispielen fremder dem 
griechischen und lateinischen assimilirter nomina propria (35 
griechische und 13 lateinische, darunter 8 der ganz späten, 
mittelalterlichen latinität angehörig), aber eine angäbe über die 
ausdehnung der formellen oder begrifflichen assimilation dieser 
beiden sprachen vermissen wir und finden statt deren nur den 



Volksetymologische studien. I. 69 

wünsch einer Sammlung des gesammten einschlägigen materials 
behufs gewinnung allgemeiner gesichtspunkte und feststellung 
der gesctze volkeetymologischer bildungen ausgesprochen. Nur 
G. Meyer, der uns in seiner anzeige von Andresens buch (All- 
gemeine zeitung 1876 no. 239 beilage) eine Sammlung von 20 grä- 
cisirten und einigen latinisirten fremdwörtern vorführt, hat sich 
über den in rede stehenden punkt eingehender ausgelassen. 
Er spricht dort „von einem spärlichen auftreten volksetymolo- 
gischer gebilde in den beiden alten sprachen" und meint, „die 
modernen sprachen seien dieser erscheinung aus nahe liegenden 
gründen günstiger als ältere entwicklungsstufen". Dies sucht 
er zu begründen durch die hinweisung einestheils auf die ge- 
ringe formelle entstellung der alten sprachen, ihre klare durch- 
sichtigkeit im bau der worte, welche die Scheidung zwischen 
stamm und endung, wurzel und ableitung leicht ermöglicht, an- 
derntheils darauf, dass eine so umfangreiche perception fremder 
wörter, wie sie der engere contact verschiedener Völker zur folge 
hat, im alterthum nicht statt gefunden habe. — 

Um zunächst vom latein zu sprechen, so vermisse ich bei 
Meyer eine Scheidung in klassisches und Vulgärlatein, die für 
die Volksetymologie von grosser Wichtigkeit ist. Dass die latei- 
nische Schriftsprache, eben weil sie erstarrt und fast alles le- 
bens bar war, im ganzen ihr aussehen wenig verändert hat, ist 
selbstverständlich ; doch ist dabei wohl zu beachten, dass trotz- 
dem im laufe der zeit nicht nur worte unverständlich wurden 
und antiquirten, sondern auch das verständniss des Ursprungs 
der formen mehr und mehr verloren ging, weshalb wir uns 
nicht wundern dürfen, dass man nach glaubwürdiger überliefe- 
im 7. Jahrhundert der Stadt dia nur 3 Jahrhunderte früher ab- 
gefassten Urkunden nur mit mühe verstehen konnte. Was aber 
das Vulgärlatein anbelangt, so beweisen doch Schuchardts und 
anderer gelehrter werke deutlich, welch' starke Umformung la- 
teinische gebilde im munde des Volkes oft erfahren haben; und 
da selbstredend nicht nur die urwüchsigsten; sondern überhaupt 
die meisten umdeutungen aus der mitte des volks hervorzuge- 
hen pflegen und durch dessen initiative geschaffen werden, so 
nimmt es wunder, dass Meyer, statt die bildungen der wirklich 
lebenden, d. h. formellen Wandlungen in grösserem maasse aus- 
gesetzten lingua rustica durchzumustern, sich begnügt hat, das 
klassische idiom als für Volksetymologie wenig zugänglich hin- 



70 0. Weise 

zustellen. — Auch hat Meyer meiner meinung nach nicht recht, 
wenn er den formellen wandel einer spräche als erste und wich- 
tigste Voraussetzung und bedingung der Volksetymologie betrach- 
tet. Das hauptgewicht ist vielmehr auf den von ihm an zwei- 
ter stelle erwähnten punkt zu legen, da nach ausweis des 
Andresenschen buchs und meiner Sammlungen für das lateini- 
sche und griechische ein weit grösserer procentsatz der Umbil- 
dungen auf die fremdwörter entfällt als auf die Originalwörter. 
Aus diesem gründe ist auch Meyers annähme, dass das „den 
beiden klassischen sprachen an klarer durchsichtigkeit des 
baues weit überlegene sanskrit dieser seite der Sprachwissen- 
schaft so gut wie gar keinen stoff zur betrachtung biete", ent- 
schieden unrichtig. Denn wenn man die in dieser spräche 
auftretenden fremdwörter zur rechenschaft zieht, so wird man 
auch mancher an indische gebilde angelehnten form begegnen, 
wie denn thatsächlich , um nur ein beispiel anzuführen, das 
dem griechischen dldvjnoc entstammende jituma nach ausweis 
des Petersb. wörterb. III, 103 auf beabsichtigter anlehnung an 
jit beruht; und lässt man die indischen, dem griechischen ent- 
lehnten wörter, deren weitaus grösste zahl dem gebiete der 
astronomie angehört, revue passiren, so zeigt sich so manche 
derbe entstellung, die recht wohl auf bezweckter annäherung 
an heimische wörter beruhen kann : man denke an taukshika = 
toI-ottjq, schütze im thierkreise P. W. III , 405, äkokera = ai- 
yoxeQtog, Steinbock im thierkreise P. W. I, 590, kriya == *Qi6g> 
widder im thierkreise P. W. II , 497, leya = Xiwv oder Ug, 
löwe im thierkreise P. W. VI, 573, meshurana = jusoovQdvrjjucc, 
das 10. astronomische haus P. W. V, 908, dra m. = *!4(>t]g, 
planet Mars P. W. I, G82, in denen wenigstens die suffixe dem 
skr. angepasst und entsprechend umgeformt worden sind; man 
denke ferner an durudharä — doQvq)OQia } eine bestimmte mond- 
stellung P. W, III, 675, panaphara ~ eTtavacpoQa, das auf ein 
kendra folgende astronomische haus P. W. IV, 389, pAthena = 
rcctQ&ivog, zeichen der Jungfrau P. W. IV, 648, kastira = 
naaatT€Qog y zinn P. W. II, 192 (cf. Lassen, Indische alterthums- 
kunde I, 239), kendra = xtvtQov, centrum eines kreises P. W. 
II, 427, dinära =■ drjvdtQtov = denarim, eine bestimmte gold- 
münze P. W. III, 645, kesara, "haar, mahne = caesaries P. W. 
II, 435, tävuri = %avQog, stier im thierkreise P. W. III, 321, 
mrnngä = avQty^ mine, unterirdischer gang P. W. VII, 1118, 



Volksetymologische Studien. I. 71 

üka = tvyov, wage im thierkreise P. W. III, 128 u. a. *), die 
alle mehr oder weniger starke Verrenkungen und Umformungen 
erlitten haben. Auch an Umbildungen indischer Originalwörter 
wird es nicht gefehlt haben: vielleicht lässt sich die existenz 
des Wortes lomägä, (haarfresser), das nach gewöhnlicher an- 
nähme aus lopägd (aasfresser) entstellt ist, auf diese quelle zu- 
rückführen (P. W. VI. 590. 594). 

Doch kehren wir zum latein zurück! Auch gegen das 
zweite argument Meyers, dass das latein und andere alte spra- 
chen wegen der weniger engen berührung der antiken völker 
an zahl der fremdwörter stark hinter den modernen sprachen 
zurücksteht, müssen wir entschieden Verwahrung einlegen. Nach 
oberflächlicher Schätzung beträgt nemlich die zahl der wirkli- 
chen lehnwörter, die das latein aus dem griechischen aufgenom- 
men hat, mit ausschluss der eigennamen mindestens 6 — 7 tau- 
send. Schon Saalfeld gibt in seinem index graecorum vocabu- 
lorum in linguam latinam translatorum quaestiunculis auctus. 
Berlin, 1874, worin die ausserordentlich zahlreichen rumäni- 
schen lehnwörter und auch der grösste theil der nachaugustei- 
schen ausgeschlossen, worin ferner auf die inschriften und 
Tironischen noten keine rücksicht genommen wird und, was 
gleichfalls sehr wesentlich ist, die ungeheure summe der frem- 
den eigennamen principiell unberücksichtigt bleibt, gegen 2000 
an ; eine wie grosse zahl aber noch aus den erwähnten quellen 
nachzutragen ist, das erhellt zur genüge daraus, dass unter 
den buchstaben a und c zum beispiel aus Plinius allein c. 150 
resp. 200 wörter supplirt werden müssen und Saalfeld selbst im 
Programm von Wetzlar 1877 (griechische lehnwörter im lateini- 
schen ; ergänzungen und nachtrage zum index etc.) auf p. 30 — 
36 c. 180 lehnwörter aus den Bernensischen noten (W. Schmitz, 
notarum Bernensium index alphabeticus et analyticus) ergänzt. 
Zu der oben angegebenen summe von 6 — 7 tausend griechischen 
lehnwörtern gesellt sich die allerdings nicht bedeutende zahl 
der celtischen und der aus den übrigen sprachen geschöpften 
fremden eindringünge. Und rechnet man dazu vollends die 



*) Doch fehlt es auch nicht an unverstümmelten lehnwörtern, de- 
nen wir besonders da begegnen, wo die lautgesetze der beiden inter- 
essirten sprachen nicht collidiren: so decken sich dpoklima und dno- 
xlifia P. W. I, 661, khaltna und /aJUvog, Weber beitrage zur vergl. 
sprachf. IV, 278 u. a. ziemlich genau. 



72 0. Weise 

nicht gerade eigebürgerten, aber doch im mündlichen und 
schriftlichen verkehr hin und wieder gebrauchten fremdwörter, 
so dürfte sich die zahl der unrömischen in der römischen litte- 
ratur vorgefundenen appellativa nach ungefährem Überschlag 
auf 16 — 18 tausend, mit einschluss der fremden eigennamen 
noch um einige tausend höher belaufen. Zwar verhehle ich mir 
nun keineswegs, dass ein gut theil dieser wörter, weil sie auf 
litterarischem wege und nicht durch mündlichen verkehr, be- 
kanntlich die hauptquelle der corruption von fremdwörtern, in das 
latein eingeschmuggelt, oder blos von gelehrten verwendet wor- 
den sind, hier nicht in betracht kommt. Doch wird man selbst die 
nach Vollziehung der angedeuteten subtraction restirende summe 
noch für hinreichend halten, um einen zu üppigem wuchern 
volksetymologischer bildungen geeigneten boden abzugeben, 
wenn man bedenkt, einmal dass die in der ältesten zeit durch 
mehrere Jahrhunderte hindurch recipirten griechischen lehnwör- 
ter erst durch die rusticitas in die klassische spräche überge- 
gangen sind und sodann dass jede lebenskräftige spräche, wenn 
sie den entschiedenen trieb, alles fremde möglichst von sich ab- 
zuhalten durch äussere kultureinflüsse aufzugeben gezwungen 
wird, die aufgenommenen fremden lautgebilde wenigstens dem 
einheimischen lautsystem und Wortschätze anzupassen bestrebt 
ist. Jacob Grimm hat recht, wenn er in der vorrede zum deut- 
schep wörterbuche p. XXVI sagt: „Fällt von ungefähr ein frem- 
des wort in den brunnen einer spräche, so wird es so lange 
darin umgetrieben, bis es ihre färbe annimmt und seiner frem- 
den art zum trotz wie ein einheimisches aussieht. Das zeigt 
sich vorzugsweise an einer menge von Ortsnamen, aber auch an 
andern Wörtern. Abenteuer } armbrust, eickhorn klingen vollkom- 
men deutsch, obgleich sie nicht das geringste mit den Vorstel- 
lungen abend-theuer, arm -brüst, eiche-horn zu schaffen haben. 
Es liegt nichts daran, was sie zu bedeuten scheinen, jeder 
weiss, was sie wirklich ausdrücken und unsere klänge werden 
nicht von ihnen getrübt". Und was Grimm hier mit bezug auf 
deutsche spräche sagt, das gilt in gleichem grade von anderen 
lebenskräftigen sprachen: gerade darum ist der umfang der 
Volksetymologie im latein nicht zu unterschätzen. Oder glaubt* 
etwa jemand, dass die vielfach barbarisch klingenden auf dem 
see- und landwege zur kenntniss der Römer gelangten nomina 
propria fremder Völker, Städte, berge, flüsse etc., dass die zahl- 



Volksetymologische Studien. I. 73 

reichen griechischen, besonders in der kaiserzeit übernommenen 
namen von thieren, pflanzen, mineralien , dass die termini tech- 
nici der mediciner, architecten und anderer praktiker und theo- 
retiker in kunst und Wissenschaft dem römischen volke mund- 
gerechter gewesen seien als sie dem deutschen noch heut zu 
tage sind? So hat denn auch schon Schuchardt, vocalismus 
des Vulgärlateins III. p. 344—349 und 351 etwa 100 beispiele 
lateinischer Volksetymologie zusammengestellt, von denen sich 
nicht ohne grund dieses oder jenes wird streichen lassen, deren 
zahl aber im übrigen mit leichtigkeit verdoppelt und verdrei- 
facht werden kann. Und wie viel mag uns obendrein noch un- 
bekannt, wie viel überhaupt nicht überliefert sein? Nur zu 
sehr müssen wir gerade in dieser hinsieht beklagen, dass die 
quellen der lingua rustica nicht so reichlich fliessen als die 
des klassischen idioms und dass namentlich die grammatiker, 
anstatt die redeweise des volks eingehender zu behandeln, sich 
meist begnügt haben, vor dem • gebrauche dieses oder jenes 
plebejischen Ausdrucks zu warnen. — 

Die griechische spräche hat nun allerdings eine so grosse 
zahl von lehnwörtern wie die lateinische nicht aufzuweisen; 
gleichwohl ist ihre zahl nicht unbeträchtlich und man wird sich 
hüten müssen den einfluss des Orients zu unterschätzen. Denn 
nicht nur ist der import ägyptischer und iranischer waaren und 
worte selbst auf volksetymologischem gebiete nicht ohne reflex 
geblieben, sondern auch und zwar ganz besonders haben die 
handelsbeziehungen zu den Phöniciern grossen einfluss ausgeübt, 
deren bedeutender umfang erst demjenigen recht klar wird, der 
sich der mühe unterzogen hat, die semitischen abkömmlinge in 
der griechischen spräche zusammenzustellen oder die einschlä- 
gigen abhandlungen und Schriften gelesen hat: so von A. Mül- 
ler, semitische lehnwörter im altern griechisch in dieser zeitschr. 
I, 273—301, V. Hehn, kulturpflanzen und hausthiere in ihrem 
übergange aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in 
das übrige Europa. 3. aufl. A. v. Kremer, semitische kultur- 
entlehn ungen aus dem pflanzen- und thierreiche. Ausland 1875 
no. 1. 2. 4. 5. F. Lenormant, die anfange der kulturgeschichte ; 
geschichtliche und archaistische Studien. Jena 1875 am schluss 
(Übersetzung). Vanicek, fremdworter im griechischen und la- 
teinischen Leipzig 1878 u. a. Da ferner durch die Spaltung 
einer spräche in dialecte die Volksetymologie begünstigt wird, so 



74 O. Weise 

wird auch hier im griechischen noch manche form verborgen 
sein, wie denn der im griechischen stärker als im römischen 
hervortretende lautliche zersetzungsprocess ein allmälig zuneh- 
mendes schwinden des sprachbewusstseins zur folge haben 
mus8te. Ein interessantes beispiel diabetischer Wortgestaltung 
bietet uns der name des einen der 5 stadttheile von Syrakus: 
Tvxr], = Fortuna, der früher 2v%fj = feigenstadt gelautet hat 
(Ahrens d. dial.dor. p.64. Hehn 1. 1. p. 512) und sich recht gut er- 
klären lässt bei berücksichtigung des dialectischen rftxoc für ovxa. 
Charakteristisch ist, dass weder Andresens buch, noch die 
oben erwähnten recensionen desselben, noch die andern bisher 
erschienenen und mir bekannt gewordenen Sammlungen und 
besprechungen umgedeuteter Wörter der griechichen spräche auf 
die durch entlohnung oder in dialecten volksetymologisch umge- 
stalteten appellativa genügende rücksicht nehmen *), sondern 
uns fast ausschliesslich eigennamen vorführen, ein feld, auf dem 
allerdings für Volksetymologie die reichste ernte zu erwarten 
ist. Denn darin stimmen die antiken mit den modernen spra- 
chen vollkommen überein, dass sie die meisten Verstümmlungen 
auf dem gebiete der nomina propria aufweisen. Bei Andresen 
sind dieselben allerdings auf 12 Seiten (p. 60—71) abgefertigt; 
doch erhebt dessen collection nicht entfernt anspruch auf Voll- 
ständigkeit, wie er sich denn namentlich bei behandlung der Per- 
sonennamen „mannigfache beschränkungen" auferlegt und auf 
seine schrift über die altdeutschen personennamen in ihrer ent- 
wickelung und erscheinung als heutige geschlechtsnamen (Mainz 
1873) verweist Zahlreiche nachtrage geben die recensenten, 
namentlich Forstmann und Dunger, letzterer besonders aus dem 
früher slavischen Sprachgebiet des deutschen Ostens, einiges fin- 
det sich im Daheim 1878 no. 44 p. 542 und bei Backmeister, 
Alemannische Wanderungen p. 32, umfassendes material aus 
Tyroler Ortsnamen bei Steub, zur rhätischen ethnologie. Stutt- 
gart 1854 p. 84—150 und p. 174—220. Unter den c. 400 von 

') Strehlke K. Z. I, 223 und Ditten berger Hermes VI p. 129—156 
280—313 (Veränderung resp. nmdeutung lateinischer eigennamen im 
griechischen), Pauli K.Z. XVI, 53 (volksetymologisehe erscheinungen in 
der griechischen form persischer eigennamen), Pott im 2. supplcment- 
bande der Jahrbücher für philologie (über etymologische legenden); nur 
Meyer 1. 1. und Curtius, Grundzüge p. 679 1 -ringen eine an zahl bei- 
spiele bei. 



Volk8etymo1ogi8che studien. 1. 75 

mir bisher gesammelten lateinischen beispielen besteht die hälfte, 
unter der ungefähr gleich grossen zahl von griechischen über 
*/s aus nominibus propriis. Warum aber gerade diese in so 
grosser zahl der corruption unterworfen gewesen sind, das er- 
klärt sich leicht, wenn man bedenkt, dass die ursprünglich 
sinnliche bedeutung und somit das etymon bei eigennamen in 
der regel stärker verblasst ist als bei appellativis, ferner dass 
in eroberten oder sonst wie von stammen anderer nationalität 
oder spräche besiedelten gebieten Patriotismus und unkenntniss 
der betreffenden spräche instinctiv zur umprägung sämmtlicher 
fremder namen nach heimischem typus führen müssen und end- 
lich, dass es in der natur des menschen liegt, gerade eigenna- 
men, falls er es vermag, möglichst wohlklingend und vielsagend 
zu machen, wie nicht nur die Veränderungen der deutschen per- 
sonennamen schlagend beweisen, sondern auch gebilde anderer 
sprachen hinlänglich sicher documentiren cf. *!Av&iov =* Antium, 
"Av&tattoQ = Antisttus, Baolleta = insel Oesel, l/tv&rjvai neu- 
griech. == 'Aöfrai, Elysii = Helisii (K.Z. XXIII, 578), Ho- 
norius = Hunjareiks (ibid.), Virgüim = Vergilius u. a. 

Wir kommen nunmehr zu unserer eigentlichen aufgäbe und 
versuchen es im folgenden aus dem umfangreichen gebiete der 
Volksetymologie des lateins eine erscheinung herauszugreifen, 
die uns mehr als jede andere klar macht, dass wir bei der be- 
trachtung volksetymologischer bildungen des lateins das Schwer- 
gewicht auf die lingua rustica zu legen haben : Es ist eine be- 
kannte thatsache, dass die plebejische latinität sich vielfach 
des compositums bedient, wo dem klassischen latein das Sim- 
plex genügt (vgl. Wölfflin, bemerkungen über das Vulgärlatein. 
Philologus XXX p. 137 — 165, speciell p. 158 — 165: Zusammen- 
setzungen mit con, de, ad, per, sub). Im munde des volks 
nemlich, welches nicht gewohnt war, sich über die etymologie 
von sprachformen rechenschaft abzulegen, war die ursprünglich 
sinnliche bedeutung der präpositionen allmälig sehr verblasst, 
man war sich oft des bedeutungsunterschiedes zwischen Sim- 
plex und präpositionalcompositum gar nicht mehr bewusst, er- 
steres antiquirte, kam ausser gebrauch und starb ab, aus der 
präponderirenden Stellung des letzteren wurde bald eine domi- 
nirende, ja dem usus folgte bald der abusus auf dem fusse 
nach: man hatte sich nemlich durch den häufigen gebrauch 
solcher comjJosita so sehr an diese gewöhnt, dass man sie nun 



76 O. Weise 

auch in einfachen verbis und noininibus, deren erste silbe ähn- 
lichkeit mit einer präposition zeigte, zu finden glaubte. So hat 
das römische volk durch volksthiimliche umdeutung eine grosse 
anzahl derartiger ausdrücke geschaffen, in denen durch abtren- 
nung der ersten Stammsilbe und ihrer degradirung zur präposi- 
tion, oft unter entsprechender lautlicher Veränderung, der eben 
charakterisirten neigung genüge geleistet wurde. Wie dieser 
umformungsprocess vor sich gegangen ist, sind wir nur da zu 
beobachten im stände, wo es uns vergönnt ist, die verschiedenen 
Stadien der entwickelung zu prüfen und in dieser beziebung 
können uns selbst sinnlose handschriftliche Wortentstellungen 
gewichtige winke geben, da die abschreiber vielfach das stre- 
ben des volkes theilen, das unverständliche fremdwort durch 
allerhand versuche etymologisch zu fixiren. Interessant ist es 
zum beispiel, wie die Schreiber der Vitruvcodices das griechi- 
sche wort 'ATTixovQyeg zugestutzt haben, lediglich um ihm ein 
lateinisches aussehen zu geben. Die verschiedenen lesarten lau- 
ten 3, 5, 3: attigurges, adtigurges, adtigurgites , ad gurgües. 
Znnächst ersehen wir nun aus diesem beispiele, dass die letz- 
ten silben des griechischen nomens die veranlassung zur Umge- 
staltung des ganzen wortes gegeben haben. Der umstand, dass 
ein abschreiber aus -curges sich das allerdings verständlichere 
gurges zurechtlegte, ist für die Umbildung der ersten silben be- 
stimmend gewesen und alle übrigen angeführten Schreibweisen 
bekunden nur die bestrebungcn der folgenden abschreiber, aus 
dem nun in der luft schwebenden lautcomplexe atti ein latei- 
nisches wort herzustellen. Die präposition ad bot sich bald, 
über ti brauchte man sich keinen aufschluss zu geben, ebenso- 
wenig wie in incitega'= eyyvdyxrj (verderbt mit anlehnung an 
in und tego) über den Ursprung der silbe ti und doch zog so- 
gar ein anderer abschreiber die letzte consequenz, das lästige, 
unnütz gewordene ti zu entfernen : aus Atticurges war so ad 
gurgites geworden. Aehnlich werden wir uns nun auch den 
Vorgang bei der corruption der folgenden scheinbar mit den 
Präpositionen ab, ad, con, e, in, ob, per, prae, pro, sub, trans, 
den präfixen dis und re zusammengesetzten worten zu denken 
haben x ). Der alphabetischen Ordnung folgend, haben wir uns 

*) Natürlich sehen wir hierbei von den etymologischen schnurren rö- 
mischer grammatiker und lexicographen um so mehr ab, als wir in ihnen 
meist blos tastende, auf den äusseren schein der Verwandtschaft basirte 



Volksetymologische studien. I. 77 

zunächst mit der präposition ab zu beschäftigen, mit welcher 
scheinbar zusammengesetzt sind: absis, averta, apoculo, Avd- 
lanus. Den reigen eröffnet absis, bei dem einmal die constante 
Schreibung mit bs = ip, sodann aber auch der verlust des Spi- 
ritus asper (absis entlehnt afts axpig) dafür spricht, dass die 
lostrennung der silbe ab vom stamme nicht erst im deutschen 
erfolgt ist, wo das wort in der form ab-seüe erscheint, sondern 
schon im lateinischen statt gefunden hat. Es folgt averta = 
doQTrjQ (cod. Justin. 12, 51, 12. Acron. Hör. sat. 1, 6, 106), 
welches sich, ausser lieh betrachtet, als compositum von a und 
verto giebt, und offenbar gerade diesem anklänge die einbusse 
des schliessenden q zu verdanken hat (vgl. auch Kuhn Z. XX, 
340). Das wort apoculo, das der Büchelersche text des Petron 
bietet (67) als verderbniss aus ccTioxvkico, herabwälzen, ist ein 
beredtes zeugniss für die lebenssphäre des volks, welches dem 
anklang an poeuium zu liebe den in jener zeit so seltenen wan- 
del des v in u vollzog und das griechische i schwinden Hess 
(vgl. unten die begrifflich verwandten transgulare und come- 
satio). Was ferner Avella = Abella anbetrifft, welches von 
Vaniöek Griech. Lat. Etym. Wörterb. 1877 p. 35 mit „eber- 
städt u übersetzt und aus einer grundform Aperula erklärt wird, 
glaube ich, dass die erweichung des b = p zu v, wie sie in 
handschriften und ausgaben öfter sich findet, so bei Silius 8, 
520, nicht blos in der plebejischen ausspräche des Wortes be- 
gründet ist, sondern dass hier thatsächlich einmischung des 
verbums aveüo angenommen werden muss. — Auch das wort 
Aborigines würde hier zu nennen sein, wenn die vermuthung 
Fröhners (Philologus XV, 350), es sei als entstellung aus Arbo- 
rigines aufzufassen und mit „baumgeborne u zu übersetzen = 
autochthonen (vgl. Bamnes und ramus, Pinarii und pinus, Peu- 
cetii und 7t€vxrj) das richtige getroffen hätte, was ich allerdings 
bezweifle; denn man wird wohl eher mit Mommsen I*, 437 und 
Vaniöek 1. 1. p. 43 an composition aus ab und origo denken 

erklärungsversuche normal gebildeter römischer Wörter zu erblicken 
haben, nicht aber solcher wortformen, die durch anlehnung entstanden 
sind. Wir ignoriren also den einfall Varro's oerea aus ob und crus zu 
deriviren u. a., wir übergehen ebenso die kühnen ableitungen des Fe- 
8tn8-Panli, der egens aus exgens p. 77, 16, heim aus eluo p. 99, 10, cotnoe- 
dia aus can und ire p. 39, 6, atrium aus aterrium p. 13, 10, Omentum 
aus admentum p. 12, 2, cietema aus cü terra p. 43, 12 u. a. erklärt. 



78 O. Weise 

dürfen. Ebenso ist die öfter versuchte derivation des Wortes 
abdomen aus adipomen mit annähme von buchstabenversetzung 
und erweichung des p zu h mehr als gewagt, wiewohl sich 
letztere erscheinung allenfalls durch statuirung einer anähnli- 
chung an das verbum abdo erkläre* liesse 1 ). — Von scheinbaren 
Zusammensetzungen mit der präposition ad haben wir zu verzeich- 
nen die worte acceptor = accipiter, mittellat. accidia =s äxrjdia, 
accipienser = acipenser, accerso = arcesso, adeps = äleiqxx, 
aditus == adytum, mittellat admiratns und admirahilis, (alluci- 
nari, Appulus). Da accipiter vermuthlich mit skr. ägupaivan 
zusammenzustellen ist (vgl. Benfey K. Z. IX, 78, Vaniöek 1. 1. 
p. 468, der nur darin abweicht, dass er -piter aus einem ver- 
lornen lat. petrum — skr. patratn, flügel ableitet), so ist ac- 
ceptor, dessen sich nach Gharisius 98, 9 K. Lucilius bediente, 
das sich aber auch anderweitig belegen lässt (vgl. August, serm. 
43, 2 Mai) eine concession an das römische Sprachgefühl oder 
an die ausspräche des volks; vielleicht ist sogar accipiter in 
folge der anlehnung an accipio zu seinem doppelten c gekom- 
men, weshalb wir Bopps erklärung Gloss. 39 b: ita ut acci 
ortüm sit assimilatione adoptiren können, wenn wir dem worte 
a&8imilation einen anderen sinn geben. — Das mittellat. accidia 
(daneben acedia) 9 it. accidia ist eine durch den anklang an ac- 
cidere veranlasste Umgestaltung von dxrjdia (Diez gram. d. 
roman. sprachen I 8 p. 58). — Wir kommen zu dem fischna- 
men acipenser, dessen etymon dem römischen volke unbekannt 
sein mochte, so dass es sich die änderungen in aquipenser 
(Paul. Diac. p. 22, 13, in einer glosse bei Du Cange und in 
verschiedenen Codices vgl. Holder Hör. sat. II, 2, 47, Schuchardt 
II, 383. III, 270) mit passender anspielung an aqua und in die 
vermuthlich von accipio beeinflusste form accipenser oder acci- 
pienser erlauben konnte (vgl. Brambach, hülfsbüchlein p. 22). 
Indessen wissen wir durch Bezzenbergers nachweis Götting. ge- 
lehrt, anzeig. 1874 p. 672, dass acus scharf und wurzel pas in 
piscis und ahd. fasa, faser die elemente zur bildung des quaest. 
wortes abgegeben haben, welches mithin ursprünglich scharf- 
flossig bedeutet. Bei accerso liegt die sache ähnlich: hier hat 

') Ueberhaupt bat es noch nicbt gelingen wollen, eine überzeu- 
gende ctymologie dieses wortes zu geben ; denn auch die combination 
des wortes bei Fick II 3 , 121 mit skr. ddma und griech. <fta<fifyua vermag 
ich wegen zu gezwungener bedeutung nicht glücklich zu nennen. 



Volksetymologische Studien. I. 79 

man es für nothwendig befunden, die alte aus ar und cesso 
(intensiv von cieo, wie facesso von fach oder wie Vaniöek meint 
1. 1. p. 106 von cedo = cedesso) zusammengesetzte form arcesso 
in accerso zu verdrehen ; schon Priscian p. 559 P. hat erkannt 
und Dietrich, commentationes grammaticae duae, progr. von 
Pforta 1846 p. 13 ausgesprochen, die Umgestaltung sei gesche- 
hen, ut priorem verbi partem praepositionem ad esse appareret 
Belege der einzelnen formen finden sich zusammengestellt bei 
Kritz zu Sallust Cat. 40, 6, Ellendt zu Cic. d. or. 2, 27, 117. 
Not critvol. I p. 261 sq. Wagner, orthograph. Verg. p. 417. — 
Dass adeps aus dem griech. aleiqxt hervorgegangen ist, wird 
von vielen gelehrten behauptet (vgl. Benfey W. L. II, 122, 
Gurt Grundz. p. 266, Vaniöek KW. p. 811 mit anmerkung 4, 
wo die übrige litteratur des wortes verzeichnet ist), während 
allerdings Fick II, 45 an Zusammenhang mit onog und ops 
denkt. Die spätlateinische, dem griech. mehr accommodirte 
form alipes (App. Prob. 199, 2 K.) unterstützt die annähme der 
entlehnung; der Übergang des l in d kann hervorgerufen sein 
durch anlehnung an das verbum adipisci, ist aber auch sonst 
nicht gerade selten, wie folgende schon der ältesten Volksspra- 
che entstammende bildungen deutlich beweisen: Capitodiutn, 
cadamüas, inodestia, Patidantii, dedicata u. a. (vgl. Kuhn Z. 
XIU, 79 sq. Moebius K. Z. XIV, 277. Schuchardt I, 142.). 
Die form ad aus, welche Bergk in Attius fr. 624 bietet (vgl. 
ephem. Marb. 1850 p. 337) = adytum findet sich auch in 
Vergilianischen codicibus Aen. II, 764 (vgl. Ribb. prol. p. 427). 
In ihr hat sich wahrscheinlich der einfluss des verbum compo- 
situm adire oder des davon abgeleiteten Substantivs adüus gel- 
tend gemacht. Dass die mittellat. formen admiratus und ad- 
mirabilis volksetymologische Umgestaltungen des arab. amir-td- 
ina, emir auf dem wasser, seien, steht ausser zweifei (vgl. K. 
Z. XXIII, 383, Andresen p. 88). Ueber die nach Brambach 
hülfsb. p. 24. in Cic. ep. ad Quint fr. II, 9, 1 cod. Med. ge- 
botene form attucinari für alueinari, welche für eine assimila- 
tion an aüuceo, = ad-luceo, ctttmio, alluvium u. a. zu halten, 
nahe liegt, s. Fröhde d. Beitr. III, 289. — Worauf die häufige 
Schreibung Appulus, Apptdia (vgl. Keller-Holder Hör. carm. I, 
38, 7. sat. I, 5, 77. 2, 1, 34.) beruht, deren Verwandtschaft 
mit skr. apt/a und griech. lircia Curtius Grundz. p. 463 be- 
hauptet, lasse ich unentschieden. — 



80 0. Weise 

Als scheincorapoaita von cum = con verdienen erwähnt zu 
werden, coacla, comesatio, CompuUeria, conger, Consanus, cor- 
rigia, coillum. Das bei Consentias p. 15 Gr. stehende coacla 
= cloaca verräth wegen der engen lautlichen affinität mit coa- 
gula leicht die art seiner entstehung. Sehr materiell gefärbt 
ist die vulgäre Umformung des Substantivs comissatio von cotnis« 
sor =s xtofta^a) in comesatio wie von comedere, so im Cod. 
Amiat. Gal. 5, 21. Petr. 1, 4, 3 vgl. Schuchardt II, 61, dagegen 
scheint die Schreibung commissatio bei Festus Pauli p. 41, 3, 
wiewohl er das wort mit xw/u; combinirt, auf annäherung an 
committo hinzudeuten, gleichwie die unterlassene geminirung des 
8 in comisaH den Vel. Long, verfuhrt hat, an herleitung von 
comis zu denken p. 2232, 46. — Was sodann die römische 
namensform der an der campanischen gränze gelegenen Samni- 
terstadt CompuUeria anlangt, so beweisen uns oskische inschrif- 
ten (Leps. inscr. Umbr. et Ose. p. 117 sp.), dass der heimische 
name Kupelicrnum lautete mit gleicher endung wie Alafater- 
num, weshalb auch die be wohner Muratori 1040, 1 u. 2 Cu- 
belterini genannt sind. Dass ferner der name des meeraals 
conger = y6yyQog an congerere assimilirt ist, ist meines erach- 
tens nicht unwahrscheinlich, dagegen halte ich die combination 
Momm8ens I 6 205 von congius mit xozvq für sehr zweifelhaft 
und auch der annähme Saalfelds progr. p. 16, dass congius 
aus %oivi§ entstellt sei, trage ich bedenken beizupflichten, da 
Ficks (II, 66) und Vaniöeks (p. 137) herleitung des wortes aus 
gräkoital. kanka (vgl. xoyxog) einfacher und ansprechender ist» 
Es folgt Consanus. Ob diese namensform des bewohners der 
Hirpiner8tadt Compsa (so bei Gic. Verr. 5, 61, 158 Halm) or- 
ganischer Umgestaltung ihre existenz verdankt, scheint firir frag- 
lich, wenigstens bleibt die möglichkeit nicht ausgeschlossen, 
dass der gedanke an con und sanus vorgeschwebt hat. Cor- 
rigia anlangend, so ist dieses seiner offenbaren abstammung von 
coHum zum trotz so regelmässig in den handschriften und von 
herausgebern mit rr geschrieben worden, dass sich Georges und 
andere lexicographen dadurch haben verleiten lassen, dasselbe 
von corrigere abzuleiten. In den romanischen sprachen finden 
wir beide Schreibarten, mit rr und mit r, vertreten: sp. pg. (cor- 
rea) f prov. (correja) und fr. (courroie) 9 also die westlichen töch- 
tersprachen des lateins bieten den geminirten zitterlaut, die 
übrigen den einfachen. — Bei der meines wissens bisher noch 



Volksetymologische Studien. 81 

nicht erklärten form coillum Tert. de spect. ö = xoikov, das 
innere des hauses, wo die Laren verehrt wurden, liegt entschie- 
den einmischung von hilla, eingeweide •= inneres vor. Ich 
wüsste nicht, was anderes zu der so seltenen erhaltung des 
diphthongen oi und zur Verdoppelung des l veranlassung gege- 
ben haben sollte. Die ausspräche hann nur co-illum gewesen 
sein, nicht coillum, wie Georges im Wörter b. angiebt. Bestäti- 
gung findet meine annähme durch eine verwandte erscheinung 
in dem nomen proprium Boüla = Bovitta, welches wort bei 
Non. 84 a 8 sqq. G. erklärt wird: hillas intestina veteres esse 
dixerunt, unde Bohilla oppidum in Italia, quod eo bos intestina 
vulnere trahens advenerit. Ob auch die bildungen compagi 
neben campagi = xofißawveg von xofißog (Mommsen,. berichte 
der kgl. sächs. gesellsch. der wissensch. philol. hist klasse 
1851 p. 72) und conquüium = xoyxvXiov (Schuchardt II, 275. 
OrelL Henz. 7226) hierher zu ziehen sind, bezweifle ich; auch 
wage ich nicht zu entscheiden, ob die einmischung der präpo- 
sition cum, wie sie sich im walachischen cumpqnq = campana 
vollzogen hat (vgl Schuchardt III, 87), schon auf rechnung des 
Vulgärlateins zu setzen ist. — 

Nach con haben wir uns mit der präposition e zu beschäf- 
tigen, welche sich in folgende Wörter eingeschlichen hat: Ex» 
quiliae, eledarium, elogiutn, Exomatae (elucus, excetra, evatto!). 
Wenn Exquüiae = Esquiliae = Aesquiliae von neueren (so 
Schuchardt II, 277, Corssen II, 355; anders im anhang p. 
1023 sq. unter Zustimmung von Vaniöek p. 124) mit recht von 
aesculus abgeleitet wird, wie für das nahe verwandte nomen 
proprium Esquilinus die analogie der hügelnamen Viminalis 
und Querquetulanus wahrscheinlich macht, so beweist die deri- 
vation der alten von excolere und die Schreibung mit x 9 dass 
man, vermuthlich dem scheinbaren gegensatze von incola und 
inquilinus zu liebe, die präposition ex eingemischt hat. Bram- 
bach, der im hülfsb. p. 37 Esquilinus für die grundform hält» 
ohne eine etymologie anzugeben, meint in Aesquiliae eine aus 
Verwechselung von e und ae und aus der irrigen ableitung von 
aesculus entsprossene form, in Exquüiae eine auf grammatischer 
theorie beruhende bildung zu finden. — Die herkunft des no- 
mens dectarium oder electuarium von SüXukzov dürfte wohl 
ausgemacht sein. Die Römer haben also (wenn man es nicht 
vorzieht, an beeinflussung durch electrum zu denken) durch ver- 

Beitr&go z. künde d. ig. sprachen. V. q 



82 0. Weise 

Wandlung der silbe ec in e das fremdwort zum scheincomposi- 
tum von lego (vgl. eligo, electum) umgeschaffen. So schwindet 
auch die anomalie des im ganzen nicht häufigen Übergangs von 
et, in e vor consonanten, für den wir übrigens ausser den von 
Bährens, jahrb. für philol. 1875 p. 141 sq. (Teresia , Polydetits, 
edyllium, catalepta!) und Schuchardt II, 89 (Erene, cerografia, 
erece, Perithoum, Serius) angeführten beispielen noch beibringen 
können : cyperus (Plin.) und cyperum (Varr.) = xvneiQog, pe- 
neticus = izuvrpi%6g Cael. bei Cic. ad fam. 8, 1, 5 ed. Klotz, 
tenesmos (Nep. Plin.) = Teiveofiog, tenesmodes (Theod. Prise.) 
= *eiveofii6dr]Q, hypotenusa (Grom. vet.) = v7toTe(vovoa, hypo- 
geson (Plin.) = V7t6ysioov, epidecticalis (Grom. vet.) = inidaix- 
Tivtog, Mein* = Nilus = NeiXog (Paul. Diac. p. 18, 4). Dar- 
über, ob elogium wirklich aus dem griech. iXeyeiov herüberge- 
nommen ist, ist viel gestritten worden: gegen Mommsen, der 
das wort C. I. L. I, 277 von eligere ableitet und Fick II, 277, 
der es mit Xoyiov zusammenstellt, halte ich mit Curtius, be- 
richte der königL sächs. gesellsch. der wissensch. 1864, p. 1—8, 
Fleckeisen, jahrb. für philol. 1866, p. 3—9, Schuchardt III, 245 
die entlehnung für wahrscheinlich und glaube, dass elogium 
die populäre, elegium die gelehrte Übertragung des griech. Wor- 
tes ist und dass ersteres dem anklänge an doquium sein o ver- 
dankt. Der von Müllenhoff, über die herkunft der pontischen 
Skythen und Sarmaten, berichte der berlin. academie der wis- 
sensch. 1866 p. 568 mit zend. yaz, skr. yaj, opfern zusammen- 
gestellte name Exomatae (Valer. Flac. VI, 146 = Ixamatae 
Mela 1, 19, 17) erinnert lebhaft an exomis = igtofittg. Dage- 
gen trage ich bedenken, der meinung Lobecks beizupflichten, 
dueus sei aus aXvxrj entstanden, besonders wegen der Verschie- 
denheit der quantität des e und ü = ä und iL Doch spricht 
allerdings für Lobecks annähme, dass die bedeutung beider 
worte sich ziemlich deckt (vgl. aXvg) und dass meines wissens 
noch keine bessere erklärung existirt; denn die von Georges 
im wörterb. gegebene von e und lux befriedigt weder formell 
noch sachlich. Nicht minder bedenklich erscheinen mir zwei 
andere in älteren werken häufig figurirende combinationen : die 
von excetra und e^idva und die von evatto und hßdXXw. Al- 
lerdings ist die möglichkeit einer corruption bei dem noch un- 
erklärten ersten worte nicht ganz abzuweisen, ob man aber ne- 
ben evallo, enthülsen von ex und vallus für die 2 stellen Titin. 



Volksetymologische studien. 83 

com. 76. Varr. sat Men. 28, 1 ein aus hßäklw verderbtes evallo 
anzunehmen habe, ist doch wohl sehr fraglich. 

Eine grössere zahl von beispielen bietet die präposition in : 
Hier sind zu nennen zunächst die beiden worte imbilicus und 
intda, ersteres als Verstümmelung von uiMlicm (vgl. App. 
Prob. 198, 4 K. Brambach orthogr. p. 123), letzteres als zu- 
rechtlegung aus dem griech. eliviov. Das umspringen der li- 
quiden ist nicht auffällig (vgl. Schuchardt III, 338), ebensowe- 
nig, dass das wort auch in unveränderter form und bedeutung, 
als hdenium im latein (Plin. 21, 10, 59) erscheint; denn die 
doppelte reception eines griechischen Wortes, die dann meist zu 
verschiedenen Zeiten und mit verschiedener bedeutung erfolgte, 
ist nicht selten : man denke an das schon oben erwähnte elogium 
neben elegium, ferner an groma und gnomon = yvtofuov, citrus 
und cedrus = xiÖQog y galbanum und chalbane = xaXßavr)> 
caduceus und cerycium = xrjQvxelc», massa und maza » ^«£a, 
liquiritia und glycyrrhiza — yXvxvfäiCa u. a. Ferner gehört 
hierher Inlyricus = Tllyricus (fast. Ant Aug. 3. C. I. L. 1 p. 
328), das schwerlich mit Brambach hiilfsb. p. 44 auf ein ver- 
sehen des Steinmetzen zurückgeführt werden darf, deshalb weil 
es ausser der von Brambach erwähnten stelle noch öfter ge- 
lesen wird, so bei Cohen Med. imp. 4, 211. 76 *). Ausserdem 
kommen hier noch in betracht einmal die Wörter, in denen die 
griech. präposition h einfach mit in übersetzt ist und sodann 
die, in denen man bei der Übernahme die präposition iv zu 
finden wähnte: in die letzte kategorie gehören incüega = £y- 
yvdyxr] und exintero = igevieQiZio Die litteratur des erstge- 
nannten wortes, bei dessen übertritt ins latein zweifelsohne das 
verbum tego einfluss auf die neubildung ausgeübt hat, fin- 
det man bei Saalfeld index p. 46 anm. zusammengetragen ; das 
andere, exintero, ist scheinbar ein bis compositum von tero, in 
Wahrheit aber lehn wort aus it-evreQi^ü) von %a evTSQa, einge- 
weide. Zwar kommt auch die regelmässige form exentero vor, 
ist aber viel seltener als die handschriftlich gut beglaubigte bil- 
dung exintero und selbst als die ebenfalls entstellte durchweg 
in den manuscripten des Apicius auftretende form extentero. 

l ) intinera = itxnera bei Schuchardt III, 59 halte ich für einen lap- 
aas calami, Ignatius = Egnatim bei Schuchardt I, 59 mit anlehnung 
an tgnotus muss unberücksichtigt bleiben, weil in = deutschem un hier 
nicht präposition ist. 

6* 



84 O. Weise 

Für die Vertretung der wirklichen präposition b> durch lat. in 
stehen mir folgende beispiele zu geböte: incharaxo = iyxaqdoow 
Apic. 6, 5 § 228, incaustum = eyxavovov, not Bern. ed. W. 
Schmitz 71, 43, inerguminns = ive^yovfisvog Schuchardt III, 
140, infiteusis — i^qwzevocg ibid. I, 344, impotus = IJuqpwoy 
ibid. III, 254, incomma = eyxofifita Veget 1, 5 und Hieron., 
inthronizo = h>&QOvi&o vgl. Paucker meletemata lexhistorica 
altera Dorpat 1875 II p. 30, Ingeniadus = *Eyyovaoi Jul. 
Firm. 8, 17 vgl. Vitr. 9, 4, 5., sicherlich auch incomium, eine 
salbeningredienz Veget 4, 28, 18, das mit tyxvfiov (encymos 
bei Plin. 25, 5, 51 ed. Jan.) identisch sein , dürfte, gleichwie 
impotus mit efiqwvov (über den wandel des v zu o vgl. Fleck- 
eisen Jahrbuch. 1866, p. 9 sqq. Gorssen, Vocal. II p. 75). Sehr 
zweifelhaft scheint mir die von einigen behauptete entlehnung 
von inclitus, inclytus, indutus aus epdvrog, noch mehr die von 
indem aus Syxvog und von intibus, intubus, intybus aus imagi- 
närem ercvßog. 

Mit ob kenne ich 2 beispiele: obrussa und obsonium. Be- 
treffs der zwillingsform des erstgenannten Wortes, die sich mit 
dem griechischen etymon genau deckt, obryzum, verweise ich 
auf die unter inida gegebenen auseinandersetzungen : jene form 
finden wir bei Cic, Plin. und Seneca in der bedeutung feuer- 
probe des goldes, wobei der nicht unpassende anklang an rus- 
sus zu beachten ist, diese viel später bei Isidor, in der vulgata, 
bei Juristen und grammatikern. Daneben existirt übrigens noch 
eine andere corruption, die unsere ansieht von der einmischung 
der präposition ob zu bestätigen scheint, ich meine abregium = 
oßqvCpv in einer glosse bei Mai Class. auet VI, 502 a; wie 
dort ob, so ist hier im volksbewusstsein ab untergelaufen. — 
Weit häufiger im gebrauch und allgemein als volksetymologi- 
sche bildung anerkannt ist obsonium = SifMoviov nebst den ver- 
bis obsonare und obsonitare, worte, welche durch die ähnlich- 
keit mit ob und sonare in folge der erweichung des p zu b 
(vgl. absis) schon in Plautinischer zeit ein vollkommen römi- 
sches gepräge erhalten haben (vgl. Gurtius, Vortrag auf d. phi- 
lologenversammlung zu Hamburg 1855 p. 3. Schuchardt III, 
11. Saalfeld progr. p. 9 anm.). — 

Unter per registrire ich pellex, perramus (persona). Mag 
auch, wie Fleckeisen 50 artikel p. 23 nachgewiesen und Bram- 
bach hülfsb. p. 52 durch den hinweis auf handschriftliche les- 



Volksetymologische Studien. 85 

arten bei Horaz und Quintil. erhärtet hat, paelex die einzig 
richtige Schreibweise des Wortes sein, so ist doch pelex nicht 
selten und pellex nicht blos handschriftlich, sondern auch in- 
schriftlich bezeugt (C..I.L. 7017 = Or. 2683). Ob das grie- 
chische Stammwort 7zaXXa%, wie Lottner E. Z. VII , 165 an- 
nimmt, au 8 dem semitischen entlehnt ist oder nicht, ist für 
unsere Untersuchung irrelevant, jedoch darf nicht übersehen 
werden, dass bei dem amalgamirungsprocesse das nahe liegende 
und zur bedeutung trefflich passende verbum pellicio als haupt- 
factor mitgewirkt hat. Zur erklärung der in den Gromatikem 
(405, 13 u. a.) und sonst öfter auftauchenden Verstümmelung 
von TtvQctfUQ in perramus oder peramus wird man vielleicht be- 
einflussung durch ramus und die präposition per annehmen 
können. — Für die herleitung des Wortes persona aus rtQosw- 
n;ov 9 welche Dietrich 1. 1. p. 8, Klotz im Wörterb. u. a. befür- 
worten gegen Corssen Vocal. I, 482. II, 64 und Vanicek 1217, 
welche es für eine direct aus wurzel svan tönen hervorgegangene 
bildung zu halten geneigt sind, scheint einmal die quantität des 
o zu sprechen ; denn das wort steht thatsächlich unter den de- 
rivatis der gedachten wurzel in dieser hinsieht ganz vereinzelt 
da, eine Schwierigkeit, über die uns auch die wenig sagenden 
worte des Gellius 5, 7 : o littera propter vocabuli formam pro- 
duetiore nicht hinweghelfen, sodann aber auch der umstand, 
dass die theatermasken gleich vielen andern auf das theater 
bezüglichen gegenständen aus Griechenland stammen können 
und endlich, dass die griechischen lehnwörter der ältesten zeit, 
wozu das schon bei Plautus in der deminutivbildung persolla 
(Cure. 192) vorkommende wort zu zählen sein wird, im gegen- 
satz zu denen späteren datums fast sämmtlich stark verstüm- 
melt worden sind. Trotzdem wage ich nicht, mich für die ent- 
lehnung zu entscheiden. 

Wenn ich als Vertreter der präposition prae das von Varro 
erwähnte wort praesica anführe, so bemerke ich gleichzeitig, 
dass ich schwanke, ob ich jene form für eine fiction der gram- 
matiker (Varr. 1. L. 5, 21, 104: brassica ut praesica, quod ex 
eiuB scapo minutatim praesicatur. Fest. Paul. p. 81, 18: bras- 
sica a praesecando est dieta) oder für eine lebende form der 
lingua rustica halten soll. — 

Für mit pro zusammengesetzt ist man geneigt zu erklären 
die Wörter propina und Proserpina. Der vulgäre Ursprung des 



86 0. Weise 

ersteren von Isid. orr. 15, 2, 42 überlieferten und mit popina 
identischen wortes steht ausser zweifei, ebenso die beabsichtigte 
anlehnung an propinare; nicht so unbeanstandet darf das letz- 
tere bleiben. Ohne ein neues argument zur lösung der viel 
discutirten frage beizubringen, ob Proserpina römischer abkunft 
oder griechisches lehnwort ist, begnüge ich mich zu constaCi- 
ren, dass die meisten gelehrten, so viel ich sehe, sich für den 
griech. Ursprung ausgesprochen haben (vgl. die litteratur bei 
Curtius, grundz. p. 266, wozu zu fugen G. I. L. I, 57 p. 554. 
0. Keller, Rhein. Museum XXX p. 128. Dietrich 1. 1. p. 8, 
Vaniöek p. 585, Klotz im Wörterb.). Nur Corssen, vocal. I p. 
243 sq. anm., beitrage 395 tritt entschieden für die römische 
abkunft des wortes von proserpere ein und behauptet, späterhin 
sei durch namensähnlichkeit vermengung der altrömischen ge- 
treidegöttin mit der griech. todesgöttin IIsQGeyovr) herbeigeführt 
worden. Dass nun IleQoeipovr) gerade in Proserpina umgedeu- 
tet wurde, mag wohl in dem streben begründet sein, in den 
namen der göttin eine mythologische beziehung hineinzudeuten. 
Es ist dem worte demnach ebenso ergangen, wie dem namen 
des Apollo und der Latona und verschiedener anderer götter- 
gestalten : die altrömische form Aperta = 'Anilltav = y Ajt6l- 
kiov und das nomen proprium Latona = Aarci = Ar\%ii> be- 
zeugen, dass das römische volk sich den Apollo als eröffner 
des tages (aperio), seine mutter Latona, Atjtco %vav67tB7tXog y 
als den dunklen nachthimmel, der das licht in seinem schoosse 
birgt, (lateo; Lateona = Latona gebildet wie Bettona, Epotia 
u. a.) um es tagtäglich neu zu gebären, aufgefasst hat. Und 
so haben denn die Römer vermuthlich auch hier die tiefere 
bedeutung des Proserpinamythus im namen der göttin zum aus- 
druck bringen wollen : nemlich, wie das dem schoosse der erde 
anvertraute Samenkorn sich allmälig entwickelt und nach län- 
gerer Verborgenheit in der erde die es umschliessende hülle 
durchbricht und an die luft heraufdringt (proserpit) x ). — 

Die nun zur besprechung kommende präposition süb ist 
durch eine grössere anzahl von beispielen vertreten: Neben 
der handschriftlich überlieferten lesart subaüernicum bei Plin. 
33, 2, 33 für sualüernicum, über deren etymologie ich später 

l ) Nach Kellers annähme, der I7€Q0t<p6vri mit öupvtig combinirt, 
st das griechische wort aus gleicher grundanschauuug entsprossen. 



Volksetymologische Studien. I. 87 

zu sprechen gedenke, verdienen erwähnt zu werden: sublectare, 
suppeüex, suggülo, suggultium, supparum, Sustinens. Das erst- 
genannte wort, das sich in der form suUecetavet = sollicitavit 
in einer von Le Blant I. Chr. 377 überlieferten , aus dem an- 
fange des 7. Jahrhunderts n. Chr. stammenden inschrift vor- 
findet» würde Döderlein, wenn es ihm bekannt geworden wäre, 
in seiner annähme bestärkt haben (Syn. 1, 153 ann.) sollicitare 
sei aus stMicitare entstanden. Die richtige etymologie des Wor- 
tes bieten Corssen vocal. I, 225 und Vanicek p. 1024. — Wir 
kommen zu suppeüex, einer form, die sich der volksmund zu- 
rechtgelegt hat aus der durch die merkwürdige assimilation 
des r der präposition super an das anlautende l der folgenden 
silbe unverständlich gewordenen form supellex = superlex un- 
ter einmischung von sub (vgl. Brambach hülfsb. p. 62.)« lie- 
ber das etymon des an 3. stelle genannten Wortes sind die neue- 
ren philologen ebenso sehr in Verlegenheit wie die alten gram- 
matiker. 5 Schreibweisen sind uns überliefert: sugitto, suggülo, 
sugilo, suggih und sigitto und ebenso viele ableitungen: von 
gtda, xvXov 9 mggero, sugo und cilium; die von sugo, welche 
Otts beifalls findet (Jahrbuch, für philol. 1874 p. 859 sq. vgl. 
Fick, II, 284. Spracheinheit 112. 376. Vanieek p.993), hat die 
meiste Wahrscheinlichkeit für sich und gerade deshalb müssen 
wir die formein suggüo und sugitto für volksetymologiscne, 
durch einmischung von sub entstandene bildungen ansehen, zu- 
mal sich im italienischen ein analogon findet in dem übertritt 
des lat. sigiüum in suggeüo (vgl. Schuchardt II, 231). Aehn- 
lich verhält es sich mit suggultium für singultus, das uns in ei- 
ner glosse bei Mai Class. auct. VI, 545a erhalten ist. — 
Schuchardt wirft bei gelegenheit der besprechung des Wortes 
supparum = olqxxQog (II, 228) die frage auf, woher die Ver- 
doppelung des p rühre? Nun kann zwar die analogie von 
struppus — (JTQÖyog hier geltend gemacht werden, aber immer- 
hin scheint wegen der gleichzeitig erfolgten vocalveränderung 
die annähme rathsam, dass hier die präposition sub im spiele 
ist. Mit Tuchhändler, de vocabulis graecis in linguam latinam 
translatis. Berlin 1876 p. 26 an eine vox hibrida zu denken 
aus sub und qxxQog, halte ich für verfehlt, weil so die bedeu- 
tung toppsegel keine rechte erklärung findet, und Ficks (I, 31) 
herleitung von upara, die Vaniöek E. W. d. lat spr. I, 24 
adoptirt hat, aber fremdwörter p. 79 aufgiebt, ist zu gewagt. 



88 0. Weiße 

Noch anders erklärt das wort Pauli K. Z. XVIII, 5, der darin 
eine aus sub + wurzel spa = pa, spinnen gebildete und aus 
dem oskischen übernommene form vermuthet (vgl. Varr. 1. L. 
5, 30. 37). Doch scheint die derivation von oiqxxQog die mei- 
sten gelehrten für sich zu haben (vgl. Schuchardt II, 228. 
Hehn, kulturpfl. p. 154. Saalfeld index p. 77, progr. p. 25 u. a.). - 
Den schluss bildet Sustinens, die offenbar vulgäre entstellung 
des namens Smod-ir^g^ welche man in der Lachmannschen aus- 
gäbe des das neue testament enthaltenden codex Fuldensis Gor. 
I, 1, 1 liest. — 

Als scheincompositum von trän» nenne ich transgulare = 
strangulare, welches der Bernenser Eusebius 193 bietet und 
schon Andresen p. 19 als beleg für volksetymologische bildun- 
gen im latein vorführt. Die wohlfeile anspielung auf gula lässt 
keinen zweifei daran aufkommen, dass die verdrehnng auf volsks- 
witz beruht. 

Es erübrigt noch, einige fälle zu betrachten, in denen 
durch umdeutung die präfixe di = dis und re geschaffen wor- 
den sind. Die mit dis sind späterer, die mit re früherer ab- 
kunft, jene vulgär, diese in die klassische latinität übergegan- 
gen. Zunächst ist zu nennen die kühne reproduction des griech. 
öid/nsTQog durch dhnetiens bei Plin. 2, 23, 86. Da dimetiri 
einfach ausmessen bedeutet, so geht dem worte mit der wie- 
dergäbe des 6id durch di die einzig passende bedeutung ver- 
loren. Auch der gedanke an das griech. zahlwort dig ist ab- 
zuweisen wegen der ausserordentlich seltenen Verwendung des- 
selben in vocibus hibridis. Meines Wissens existirt hierfür nur 
ein beleg: diloris von dig und lorum, doppelreimig = doppelt 
gestreift bei Vopisc. Aur. 46, 6 (dinutnmium ist gebildet aus 
dig und vav/ifiog); ja die Römer waren sogar darauf bedacht, 
dig in griech. lehnwörtern überall durch bis zu ersetzen vgl. 
bimeter, biprorus, biurtcs, bmjllabus, bigamus, bicomis, bicamera- 
tus, bilychnis, bisweilen auch durch du = duo: dusomum = 
dlotofiov, duploma = ölnXco/ua. — Die möglichkeit des Über- 
gangs von did in di finden wir durch directarius bestätigt. 
Denn die bedeutung dieses wortes „der einbrecher in fremde 
Wohnungen" (qui directarii appellantur h. e. hi, qui in aliena 
coenacula se dirigunt furandi animo, plus quam fures puniendi 
sunt) und das späte vorkommen desselben (Ulp. dig. 47, 11, 7; 
18, 1) lassen uns nicht in zweifei, dass wir eine corruption aus 



Volksetymologische Studien. I. 89 

dia und Qrjywui vor uns haben. Ein noch eigentümlicheres 
product des schöpferischen volksgeistes ist displicina = disciplina, 
handschriftliche lesart in cod. Darmstat von August, de dial. 
13, 1 und im cod. Sarac. Plaut, hist. 1, 1, 18. Diese form 
gemahnt uns mit ihrem anklänge an displicere lebhaft an bös- 
willige Schulbuben, denen die disciplin nicht schmeckt und die 
ihrem kummer in scherzhaften wortverdrehungen luft machen 
ä la grand' mere == grammaire Andresen p. 24 u. a. 

Den reigen schliessen, um das mittelat. von Schuchardt II, 
213 angeführte retundus = rotundxis zu übergehen, das schon 
oben erwähnte von einigen als lat. Originalwort (vgl. Gorssen 
I, 151. Vanicek 723) aufgefasste remulcum (vgl. Qvfiovlxeiv); 
ferner resina und recinium. Von remulcum werden wir weiter 
unten ausfuhrlich zu sprechen haben. Resina, dessen sich schon 
Plautus (Merc. 139) bedient, muss trotz der durch Juvenal 8, 
114 erwiesenen länge des l als volksetymologische mit anleh- 
nung an residere, sich zu boden setzen entstandene bildung 
betrachtet werden, weil sich nur so der sonst auffallige wandel 
des t zu s und der Wegfall der aspiration des anlautenden g 
erklärt. Recinium endlich = ricinium (wie von re und canere) 
ist gut beglaubigte lesart bei Cic. legg. 2, 23, 59 und 35, 64. 
wo Halm es in den text aufgenommen hat und steht ausserdem 
bei Festus p. 274 b 42 und 277 al (vgl. Paul. Diac. p. 275, 12: 
recinium omne vestimentum quadratum, unde reciniati mimi). 



Wir sind weit davon entfernt zu glauben, dass diese sprach- 
erscheinung eine specifisch römische sei ; vielmehr lässt sich der 
gleiche Vorgang auch in anderen sprachen nachweisen und so- 
wohl im griech., als auch in den germanischen und romanischen 
sprachen durch eine grössere zahl von beispielen belegen. Aus 
dem griech. gehören hierher zunächst die verba diaiTaio, dia- 
xoviu) und dpicpigßiftiw. Dass das erstgenannte nicht mit ahta 
zusammenhängt, ist ebenso wahrscheinlich, wie es klar ist, dass 
die Griechen es damit in Zusammenhang gebracht haben ; denn 
durch die constante augmentirung des wortes hinter der ersten 
silbe wird die annähme volkstümlicher ableitung desselben von 
did + curla vollkommen bestätigt *). Ob freilich das wirkliche 
Stammwort, diaita, zu *6idw = Cdio, leben von wurzel gi, zend. 

*) Vgl* jedoch Bczzenb erger o. IV. 324. 



90 0. Weise 

ß zu stellen sein wird (vgl. Grassmann K. Z. IX, 27, Curtius, 
grundz. p. 483, Vaniiek p. 226; Bugge K. Z. XIX, 422 = dia- 
tia, zend.jydüi, leben) oder von einer andern wurzel entspros- 
sen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Nicht viel anders steht 
es mit diaxovicjy bei dem zwar nach Veitch, Greek verbs irre- 
gulär and defective „the Attics preferred the initial auginent*, 
das aber doch in der spätem zeit häufig statt der vorsetzung 
des t den infolge der augmentation eintretenden wandet des a 
zu tj erleidet, wie wenn es von did + dnovita herkäme. Fac- 
tisch ist das wort aber denominativ von didnovog, welches letz- 
tere wohl zu diaxrcjQj öuokoj zu stellen (vgl. Buttmann, lexiL 
I, 219. Curtius, grundz. p. 647) und vermuthlich auf eine Wur- 
zel di — dyä mit determinativ k zurückzuführen sein wird. — 
Was äfiupigßrjriw anlangt, so beweist das nicht selten selbst in den 
besten handschriften attischer Schriftsteller vorkommende tyugo- 
€gßrjrr]aa y dass man das wort der in prosa üblichen präposi- 
tion djtKpl zu liebe in ä/acpl + aßrjrea) zerlegte, während doch 
das Substantiv dficplg -|- ßaoig, d[«plg + ßaaia = dfupigßqTTjoig 
die richtige ableitung von d/uylg und ßtjriw, wurzel ßa gehn, 
ganz evident erkennen lässt (vgl. Fick II, 95. Curtius, grundz. 
610. Vanißek 183). Ausser den 3 besprochenen wüsste ich nur 
noch ein griechisches verbum zu nennen, in dem ein ähnlicher 
Vorgang zu statuiren ist 1 ); das inschriftlich belegte h.o<nqa- 
Ttsveiv (igai&Qarteveiv C. I. Gr. I, 2691. 2919), denominativum 
von i^arQdTCtjg (Phot. bibl. p. 120 a 24), welches nebst dem 
Hesychianischen Caz^d/n/g aus dem persischen herübergenom- 
men ist = kshatrapdvan, reichsverweser oder verkürzt kshatrapa 
(vgl. Pott, Wurzelwörterbuch I, 228). Die ansieht Lobecks 
(Element. I, 144) und Curtius 1 (grundz. p. 713), dass e blos 
euphonischer Vorschlag sei, ist mir wegen der isolirtheit dieser 
erscheinung vor f nicht recht einleuchtend ; vielmehr suche ich 
in igpi&Qct7t£veiv die auf volksetymologischem wege geschaffne 
präposition ht, wiewohl ich einräume, dass die lautlichen Schwie- 
rigkeiten den anstoss zu der Umbildung gegeben haben kön- 
nen. — Von nominibus müssen hier verzeichnet werden: owi- 
öqiov, 7tctQddetoog 9 hvaqrjg, ovyxt'g und vielleicht auch fihallov. 
Wenn avvidqtov zur bezeichnung des höchsten nationalen tri- 

*) Denn von den etymologischen grillen der alten, änaiato von ano 
und ndrof zu deriviren u. a. kann man fuglich absehen. 



Volksetymologische Studien. I. 91 

bunals der Juden verwendet wird, so entspricht es dem hebräi- 
schen, im Talmud ziemlich häufig vorkommenden •p^ttaD, s& n - 
hedrin und ist wahrscheinlich daraus zurecht gelegt worden 
(vgl. auch Andresen p. 17). — Assimilation an die präposition 
naqa liegt in naqddaiaog vor, wenn anders das wort, wie E. 
Meier in Pauli's realencyclopaedie s. v. ausfuhrt, aus dem chal- 
däischen stammt, wo es OY^c, pardes heisst und ursprünglich 
fläche, ebene (vgl. chald. ü^bel, paldes, ausdehnen), dann feld 
und endlich garten, blumengarten bedeutet. — Das skythische 
von Herodot 4, G7 mit ävÖQoywog, von Hippocrates de aere 22 
mit avavdqir)s übersetzte wort haq^g ist offenbar aus d + nar, 
mann, mensch zusammengesetzt, aber an iv-ccQrjg von ivaQw 
angelehnt; in gleicher weise scheint die form ovy%Lg = om%ig 
(vgl. Jacobs anthol. Palat p. 198) von ovy%i<a beeinflusst wor- 
den zu sein. Mirakkov endlich soll nach einigen orientalischen 
Ursprungs sein und würde dann durch umdeutung sein griech. 
aussehen erhalten haben; doch ist jene annähme sehr zweifel- 
haft (vgl. Kvicala ber. d. phil.-hist. klasse der wiener akad. 
1870 p. 89, A. Müller in dieser Zeitschrift I. 203, Fick das. 
8. 335, Büchsenschütz zs. f. gymnasialw. 1875 p. 248). 

Wir kommen zu den eigennamen: Aus dem ägyptischen 
stammt die von Herod. II, 38. 153. III, 27. 28 überlieferte be- 
nennung des heiligen Apisstiers "Enatpog = ägypt. Hapi (wie 
mit htl zusammengesetzt); aus dem hebräischen die städtena- 
men L4q>aiQ^a (Septuag. IMaccab. 11, 34 = ö^n,' Haph&- 
raim, wie von dito und cuq&ü)) utxA^Evöwqov bei Joseph, antiq. 
6, 14, 2 =s ^Yi 'p*, En dör. — Wenn griech. autoren wie 
Xenophon, Josephus und die Septuaginta die hauptstadt der 
Meder 'Exßdzava nennen, so haben sie den aus der inschrift- 
lich bezeugten form Hangmatäna (hebr. Kn&rjfit, Esra 6, 2 = 
conventus, ort der Versammlung) verstümmelten namen Idyßd- 
tcckx, den Aeschylus, Herodot und Ktesias bieten, abermals mit 
anlehnung an ex und ßaivio geändert. Anklang an das gleiche 
verbum verräth die form Jiaßdg des sonst Delas oder Dialas 
genannten flusses (vgl. IdÖLaßrpnfj). — Nicht minder gehört hier- 
her das nomen proprium IdöidTOftog, wie von d -}- did -f- Tifivw 
bei Athen. 6, 249 b = Adiatannus, Caes. b. g. 3, 22, name ei- 
nes celtischen königs, dessen etymon im kymr. addiad, deside- 
rium erhalten zu sein scheint, desgleichen die gebirgsnamen 
naQaxod&Qctg und naQandfitioog; denn der einheimische name 



92 0. Weise 

des ersteren lautet Purukathra = sehr glänzend, der des letz- 
teren wahrscheinlich Paropanishadha. Auch 'Evdvniwv kann, 
wenn es Fick K. Z. XIX, 80 mit recht zu skr. indu, lat. idus 
stellt, durch annäherung an ev&v/uelo&ai erklärt werden. — 
Die etymologisch noch nicht genügend aufgeklärten namen 
TlaQai%anrivrj und TlaQvddQrjg übergehe ich, desgleichen die for- 
men IIa(HmiwT<u =r IlQamwTai (vgl. Ptolem. VII, 1, 65) und 
ndQctiaog = IlQaiaog (Herodian bei Steph. Byz. p. 527). 

Dagegen müssen an dieser stelle noch mehrere im latein. 
zu gunsten der griech. präpositionen dia und naqd entstellte 
griech. Wörter genannt werden : diagrydion, diagredion und dia- 
gridium sind die bei Cael. AureL und Veget auftretenden for- 
men des namens daxQvdiov; diametrtim (Cod. Theod. 13, 5, 38 
und 13, 9, 5) ist, vermuthlich im munde der Oströmer, aus 
detrimentum corrumpirt; dass es mit dcdfueroog > rj, durchmes- 
sen Werkzeug, das zugemessene, von haus aus nichts zu schaf- 
fen hat, lehrt sein genus und seine bedeutung („abgang, Ver- 
lust"). Paracuntia dagegen ist der volksthümlich entstellte 
plebejische ausdruck für BeQ&tw&ia, der auch in der wenig 
veränderten form Paracentia öfter auf Beneventinischen in- 
schriften vorkommt (I. R. N. 1398. 1400. 1401.)- Ob das an 
xorcr und xv^tfirj = cumba oder cumbere vgl. incumba, sub- 
cumbus erinnernde und z. b. noch in der neuesten aufläge von 
Meyers conversationslexicon aus griech. quelle abgeleitete wort 
catacumba mit Diez Et. W. I, 117 u. a. für eine (vielleicht un- 
ter einfluss der genannten griech. Wörter vollzogene) Zusammen- 
setzung aus ital. catar, schauen und cornba = concava zu hal- 
ten sein wird, dünkt mir zweifelhaft zu sein, da das quaest. 
wort schon Orell. 4575 und bei späteren kirchenschriftstellern 
gelesen wird ; dagegen ist das ital. catafalco trotz seines griech. 
aussehens aus catar, sehen und falco = palko, balke hervor- 
gegangen (Andresen p. 120). — Mit catafalco haben wir den 
boden der romanischen sprachen betreten, die uns noch fol- 
gende beispiele bieten: ital. Travertino wie von tra und ver- 
tere = Trivortinus (Schuchardt I, 37) und dimestico = dorne- 
stiem; wie mit dis zusammengesetzt (ibid. III, 243) ; franz. tour 
sans venin = Sant Verena oder Saint Vfain (vgl. M. Müller, 
Vorlesungen II, 401), fr. exstase = eestase l ) und de par le roi 

*) andere falle der einmischang von ex in den roman. sprachen bei 
Schuchardt II. 352, Diez Et W. b. v. spasimo. 



Volksetymologische Studien. L 93 

= de part le rot u. a. (Andresen p. 23). — Reichlicher fliessen 
die quellen in den germanischen sprachen; an englischen ana- 
logien verzeichnet Andresen bysac = fr. besäe, bissac, tmpostu- 
mate =» fr. apostumer vgl. aTroon^ua, outdacious = audacious 
(p. 26. 27. 31); aus dem goth. Sprachschatz gehört hierher 
andbahts, diener, das höchst wahrscheinlich celtischen Ursprungs 
ist und anlehnung an die zahlreichen goth. composita mit and 
erfahren hat (K. Z. XXIII, 379); aus dem mhd. das N. Pr. 
Anschouwe = Anjou mit deutlich erkennbarer assimilation an 
anschouwen; aus dem nhd. die dem lat. entstammenden appel- 
lativa abzucfU = aquae ductus und abseite = absis, und die 
eigennamen (mährisches) Gesenke = slav. jesenik (vgl. öech. jes 
esche) eschengebirge, Hinterbach = Hintinbuch aus kinde und 
buche (Andresen p.69), Ab-streiter, bewohner von Abts-rod (ibid. 
p. $0). Den grössten theil aber der nhd. bildungen stellt die 
spräche des volks und die dialecte: hierher sind zu zählen die 
zahlreichen corruptionen in den satirischen Schriften der letz- 
ten Jahrhunderte: porticus in Vorzeichen und fürzog (Andresen 
p. 35), bischof in beischaf (p. 42), fundament in unten am end 
(p. 39), Jesuiter in Jesuwider (p. 39): dahin gehört das Reu- 
tersche von Pharao = fanfare (p. 47) und das vör-ette .— fo- 
relle und ver-weh = verbene des altenburger landmanns, des- 
gleichen die volkstümlichen ausdrücke und redensarten: An- 
wies = avis (Dunger 1. 1. p. 508), rollauf = rouleau (ibid.), 
anschustern = ajuster (ibid. p. 514) beisamen = bisam (Andre- 
sen p. 50); er ist ein AnUamer für einen zudringlichen, er ist 
aus Anhalt für einen geizigen menschen (ibid. p. 44) und an- 
dere bei Andresen verzeichnete Wörter (vgl. abdecker, andorn, 
widertod, mitfasten, verplex, vermost, entspekter, entfahmt, ansee- 
städte, ausländisch moos, umgewandter Napoleon). 

P. S. Die zahl der oben verzeichneten griech. Wörter ver- 
mehrt sich noch ansehnlich, wenn man die scheinbar mit dem 
präfix d (privativum) gebildeten nomina den präpositionalcom- 
positis anreiht. Dann figuriren hier zunächst die IdfiaCpveg, 
deren name muthmasslich mit zend. ama, stark zusammenhängt 
(wovon nach Müllenhoff , herkunft und spräche der pont Sky- 
then etc. p. 561 auch der name der Sarmatischen königin 
lifidyrj), aber von Griechen und Römern mit (ia£6g in Verbin- 
dung gebracht worden ist (vgl. Plaut. Cure. 445: Unoraaramia), 
ferner die von Strabo überlieferte namensform der afrikanischen 



7f 



94 A. Bezzenberger 

Stadt Hadrumetum IddQvtirjg, wie von a + ÖQvttog (K. Z. XXIII, 
378) und der aus dem römischen übernommene personenname 
lAovXXiog = Asellius, wie von a -f- avXov (K. Z. XXIII, 377). 
Ebenso müssen hier genannt werden die hebräisch-phönicischen 
städtenamen ö^Ynj (Adoraim), nVinJ» (Ashdod), iterj (Hazör), 
ynß* (Ekrön), bas-JH (Jisreel), deren griech. benennungen 
"Aöwqcl, "Atjtavos, "AowQog, UxaQwv, Utfitpi, obwohl unregel- 
mässig gebildet, doch so durchsichtig sind, dass sie keines com- 
mentars weiter bedürfen. Von appellativen verzeichne ich 
adativog, wie von d+dattdto, wahrscheinlich iranischen Ursprungs 
und im neupers. ham-dam, unanimis erhalten (K. Z. XXIII, 48. 
Vantäek, fremdwörter p. 1), und äfci qov • valog (Hesych.), eine 
volksthümliche gräcisirung des lateinischen tntrum; desgleichen 
die lat. amandola = dfivyddlrj (wie von d + wandere) und 
ajuga (wie von d+jugum, ohne obermaul vgl. Jahrb. für phil. 
1877. 2. abtheil. p. 642) == abiga von obigere. 

Eisenberg. 0. Weise. 



Das griechische superlativsuffix -xaxo- und die letti- 
schen gradationsformen auf -äks. 

Die entstehung des in der Überschrift bezeichneten griech. 
suffixes hat As coli vor einiger zeit zum gegenstände einer Un- 
tersuchung gemacht (Rivista di filologia ed istruzione classica 
IV. 565), die von Merzdorf in das deutsche übersetzt ist (Cur- 
tius' stud. IX. 399) und nicht nur bei ihm Zustimmung gefun- 
den hat (Breal Revue crit. 1876, IL 227, J. Schmidt Jen. 
lit.-ztg. 1877. art. 691, s. 4 des s.-a.). Ich halte die resultate 
der erwähnten Untersuchung Ascolis aus gründen, welche un- 
ten entgegentreten werden, für unrichtig und untersuche die 
herkunft des griech. -tccro- deshalb von neuem. 

Das a von -toto- ist nicht aus „nasalis sonans" entstan- 
den, sondern „schwä". Den beweis für diese behauptung bie- 
ten einige formen, in welchen -tccto- seinen ersten vocal ein- 
gebüsst hat und als -eriro- erscheint, nämlich htaarog *) und 



*) FtxdrsQog, ^xaarog verhalten sich begrifflich zu einem positiv 
stxa- , jeder", wie z. b. skr. ekatara „einer von zweien", ekatama „einer 
von vielen" zu eka „einer". Diese jrsxa- entspricht genau dem altpers. 
vafiy „viel, sehr" (ursprünglich „beliebig"?); vgl. ptya = skr. mäht (an. 



Das griechische superlativsuffix -totto- u. s. w. 95 

btarooTog, xihootog, /ivQioatog *), welche sich zu den zu erwar- 
tenden formen *€xaTaiog 9 *buxr6Tarog (bez. *lxa%wvaTog) u. 8. w. 
verhalten wie fiäxsdvog, aivöq6g y xeßXt], xlyxXog zu firjxeöavog, 
oivaQog, xeyalrj, xiyxaXog (Fick o. III. 160 ff.), sowie die Wahr- 
nehmung, dass nur ein aus „schwä" entstandenes a im griechi- 
schen schwinden kann. 

Die griech. bildungen auf -ttno- = -aro- stehen nicht 
isoliert. Im sanskrit entsprechen ihnen, wie bereits Benfey K. 
skr.-gr. 8s. 245, 329 (vgl. Ueber d. ig. endungen des genet. sg. 
s. 54) gelehrt hat, die bildungen auf 4üha- : bahutithd „viel- 
fach, viel" (bahutäham „sehr, in hohem grade"), ganatühd „eine 
schaar — , eine Versammlung bildend", pügatithä „eine schaar 
bildend", sanighatithd „in schaaren — , in menge vorhanden" 
(Pän. 5. 2. 52); auf keltischem sprachboden schliesst sich brit. 
trited, -id (Zeuss* s. 322), welches nach Fick Wbch.» IL 112 
dem griech. TQiTcczog genau entspricht, an sie an. Diesen ent- 
sprechungen *) gemäss darf man annehmen, dass die griech. 
bildungen auf -toto- (-oro-) fortsetzer grundsprachlicher bil- 
dungen sind, deren ausgang als -?to- (= skr. -titha-, gr. -raro-, 
brit. -ted-) zu denken ist und die sich in einigen indogerman. 
sprachen in verschiedenem umfang, am zahlreichsten aber im 
griechischen erhielten, in welchem die formation mit -raro- im 
laufe der zeit eine so grosse ausdehnung gewann, dass schliess- 
lich formen wie %X&t%iaxaxog y xvdiorctTog, kayviararog (Lo- 
beck Paral. gramm. gr. I. 41), fivyiozaxog (Gesnola Cyprus 
8. 422) gebildet werden konnten. 

Fragt man nun, wie die erschlossenen grundsprachlichen 

nijok). Weiterhin gehören zu ssxa- apers. vi$a „all", lit. vlsas „all, 
ganz , jeder 41 n. 8. w., deren t als „schwa" aufzufassen ist. 

*) Vielleicht ist ihnen auch elxoürog (aus # «ixotf«rros?) anzureihen. — 
IJocnog und onoaxog habe ich im texte nicht aufgeführt, weil noaro- = 
skr. katithd, lat. quötu-s (Fick K. zs. 21. 9) fortsetzer eines grundsprach- 
lichen qofto- ist, das auf qof „wie viele" =» skr. kdti, lat. quot beruht. 

*) Wer sie für zufallig hält, wird nicht umhin können, zuzugeben, 
dass in diesem falle wenigstens die entwicklung der bildungen auf -raro- 
und -tüha- eine gleiche gewesen sei, und damit würde auch er zu dem 
resultat kommen, dass -raro- das superlativsuffix -ro- zweimal enthalte. 
Gegen die annähme, dass jene entsprechungen zufallig seien und nicht 
in directera historischem Zusammenhang stehen , scheint mir übrigens 
brit. trited zu sprechen, das, wenn ich nicht irre, für eine keltische neu- 
bildung nicht erklärt werden kann. 



96 A. Bezzenberger 

bildungen auf -Cto- zu stände kamen, so lassen es tqitoq und 
bahulha- (nur in dem adverb. bahüthd „auf vielfache weise", 
P&n. 5. 3. 23), in denen sich die grundformen von tqItozoq = 
trited und bahutühä erhalten haben, und ferner das th des skr. 
-titha- mir durchaus nicht zweifelhaft erscheinen, dass jenes in 
der weise geschah, dass superlativische bildungen auf 4o- durch 
eben dieses suffix erweitert wurden. Ist diess richtig, so war 
Schleicher durchaus nicht im unrecht, wenn er — im ge- 
gensatze zu Bopp Vgl. gr. s II. 23, der -xaxo- aus -xolqko- oder 
-Taqoxö- erklärte — -rcnro- als eine Verdopplung des superla- 
tivsuffixes 4a- betrachtete (Gompend. 8 8. 472 f.) — eine ansieht, 
welcher sich neuerdings auch G-. Curtius Grdz. 5 8. 642 anm. 
annimmt, und welche durch ahd. merdro (G-raff IL 839), lat. 
piuriores ==» franz. plusieurs (Wölfflin Lat. u. roman. compa- 
rat 8. 46 f.) und den avest. locativ fratarötare yt 22. 14 als 
morphologisch zulässig erwiesen wird. 

Im anschluss an das gesagte gehe ich nun kurz auf die 
frage ein, was das indogerm. Superlativsuffix -to- (so! nicht 
-tho- wegen z. b. got. ahtuda) eigentlich sei 1 ). Dass in ihm 
die wurzel ta „dehnen" stecke, kann ich nicht zugeben, weil 
nachweislich die bedeutungen, welche comparativische und su- 
perlativische bildungen zu zeigen pflegen, unursprünglich sind 
und weil diese bildungen von haus aus nur aussagen, dass et- 
was, mit dem durch den je entsprechenden positiv vertretenen 
begriff ähnlich sei, zu ihm irgendwie in beziehung stehe, ihn 
darstelle u. s. w. (vgl. u. a. dyqoreQog „ländlich", dfjfidvefog 
„bürger, gemein", iaQ%€(fog „zum frühling gehörig", fhjlvteQog 
„weiblich", lat. mdtertera „tante", skr. mäsatatnd „monatlich", 
marüttama „ganz den marut gleichend" u. s. w.). Hält man 
diess fest, so ist die annähme kaum abzuweisen, dass das ig. 
Superlativsuffix 4o~ und das ig. partieipsuffix 4o- ursprünglich 
identisch und dass die mit jenem gebildeten formen eigentlich 



x ) Dass dasselbe im Griechischen nicht abgestorben war, wie As coli 
meint, dass es hier vielmehr ein lebendiges und lebenskräftiges dement 
war, lehren ju toter og, viarog vstarog, ioxarog, nQwrog, pvxterog, nvparog, 
vnarog, ifllTaxog (vgl. 4>dr«x<fw, 4>llJtg), ßiXxaiog (vgl. ßelxtfar), (fxtdrra- 
rog (vgl. <Pavriag, <Parrw). Dass es auch im Skr. und Keltischen fort- 
lebte, beweisen skr. katipayatha (von katipayd), tdvatüha und ydvatithd 
(von tdvaf, ythaf; vgl. P&n. 5. 2. 51, 53) und ir. sechtmad, ochtmad, 
nömad. 



Das griechische superlativsufßx -toto- u. s. w. 97 

participia denominativer verba seien. Ist diess aber richtig, so 
sind auch die comparative auf -Jans- participiale formen, die 
mit jenen Superlativen systematisch zu vereinigen sind. Ich 
führe das nicht weiter aus, indem ich auf die formale ähnlich- 
keit von z. b. *tdvishtyaihs *tävi$hyarii$ „stärker" und Havishitd 
(ftiaarog nachgebildet, accentuiert nach katipayathd u. s. w.) 
„stärkst 4 * mit tavüihiyäte, tavishydte „wie ein tavishä (starker) 
sein", *tavishitd (park dieses verbs) verweise. 

Fasst man das Superlativsuffix -to- als ursprünglich partici- 
piales Suffix auf, so findet die entstehung des behandelten in- 
dogerman. -Cto- ein interessantes analogon in den slavischen 
sprachen. Hier werden in Übereinstimmung mit mehreren der 
verwanten sprachen von vorausgesetzten denominativen verben 
auf -arti participien auf -a-tü gebildet, welche, insofern jene 
von Substantiven stammen, „versehen mit — " oder auch „ähn- 
lich dem — " bedeuten, insofern ihnen adjectiva zu gründe lie- 
gen, eine modification, meist deminution des betreffenden ad- 
jectivischen begriffs ausdrücken (Miklo sich Vgl. gram. II. 182); 
z. b. asiov. örünovlasatü „nigros capillos habens", rogatü „cor- 
nutus" (== lit. ragü'tas), bradatü „barbatus" (= lit. barzdü'tas, 
lat. barbatus) , russ. Mjudovatyj „lanci similis", iech. nahaty 
„halb nackt", poln. wilczaty „wolfsähnlich, grau", Jcroticowaty 
„etwas kurz" u. s. w. Von solchen adjectiven nun sind durch 
das suffix -tu neue abgeleitet, indem vor dem letzteren der 
Stammauslaut des je zu gründe liegenden adjectivs eingebüsst 
und das demselben vorangehende t alsdann in s verwandelt 
wurde (vgl gr. -aro- neben -taro- o. s. 94); aus der grossen 
zahl der hierher gehörigen adjectiva nenne ich nslov. nosast 
„nasutus" neben nosat das., zünast „musculosus" neben zünat 

* 

„nervosus", poln. g^nasty „grossmäulig" neben g$iaty das., 
gloviasty „capitatus" neben gloviaty das. , graniasty „eckig" ne- 
ben graniaty das., wruss. vuchlastyj „langohrig" neben vuch- 
totyj „geöhrt" (vgl. Miklosich a. a. o. s. 185 ff.). Von den 
beiden letzt angeführten Wörtern nimmt das erste beinahe die 
Stellung eines superlatives des zweiten ein. 

Für die entstehung comparativischer und superlativischer 
bedeutungen aus den bedeutungen „—ähnlich", „ — darstellend" 
u. s. w , welche ich oben im allgemeinen behauptete, lassen sich 
vielfache nachweise geben. Einen solchen enthält das folgende. 

DgltrXffo x. kund« d. ig. ■praehen. V. 7 



98 A. Bezzenberger 

Den comparativ und den Superlativ der verwanten spra- 
chen vertreten im Lettischen gleichmässig die 8. g. gradations- 
formen auf -äks (fem. -dka) l ); in superlativischer bedeutung 
werden dieselben vorwiegend in der definiten form gebraucht 
— also z. b. gudrs „klug", gudrdks „klüger" (gudrdkdis „der 
klügere" — ) gudrdkäis „der klügste" — , was nach der analo- 
gie von z. b. franz. le moindre, le pire u. s. w. zu beurteilen ist. 

Mit den lettischen gradationsformen auf -äks sind aner- 
kanntermassen (Bielenstein Lett. spr. II. 60) zunächst die li- 
tauischen adjectivischen bildungen auf -öka-8, wie didökas, ge- 
rökas, ilgökas, jüdökas, ma&6kas } prastökas, raudonökas, saldo* 
kos, süpnökas, sunkiökas *) zu combinieren; sie unterscheiden 
sich von jenen lettischen bildungen dadurch, dass sie nicht wie 
diese ein „mehr" oder „meist", sondern ein „ziemlich" oder 
„ähnlich" bedeuten: didökas heisst „ziemlich gross", gerökas 
„ziemlich gut", ilgökas „ziemlich lang" „länglich" u. s. w. Von 
ihnen sind nicht zu trennen die pronominalia und numeralia, 
welche im litauischen auf -ok(ia)-s } im slavischen auf -akü en- 
digen, deren lituslavische grundformen aber zweifellos den aus- 
gang -äko~s hatten: lit. töks „talis" = aslov. takü; lit. köks 
„qualis" = asl. kahü; lit jöks „irgendeiner" (vgl nei jöks 
„keinerlei art") = asl. jakü; sziöks „solcher" = asl. sjakü; 
anöks , jener art" =? asl. *onakü (onako); visökias „allerlei" 
asl. tnsakü; lit. venökias „einfach, einerlei art" = asl. inaku 
„diversus"; lit dvejökias „zweierlei, doppelt, zwiefach" = asl. 
dvojakü „duplex"; lit trejökias „dreifach" s ) = asl. trojaku 

l ) Dass comparativ und Superlativ hier in einer form ihren ausdruck 
finden, ist im gründe genommen weniger auffallend, als dass sie z. b. 
im Lateinischen durch verschiedene formen ausgedrückt werden. Der 
ausgebildete comparativ bedeutet „der — von zweien", der ausgebildete 
Superlativ „der — von mehreren"; comparativ und Superlativ stehen also 
in dem Verhältnisse des dual und plural — wenn diese beiden formen 
zusammenfallen, weshalb sollen dann comparativ und Superlativ nicht 
dasselbe Schicksal erleiden? 

*) Neben denselben bestanden nach den angaben älterer grammati- 
ken bildungen auf -ökus; dieselben sind von u-adjectiven abgeleitet (vf. 
zgls. s. 109) und lehren durch ihre form , dass sie aus diesen durch in- 
fixale erweiterung entstanden, weiter, dass gerökas, süpnökas u. s. w. 
nicht ein suffix -6ka-, sondern ein infix -öä- enthalten. Vgl. w. u. 

*) Zu belegen aus Szyrwids punktay sakimu p. 162: treioki raupay 
buwo. — Lit. treczökas „ein dreigroschenstuck , die drittstange am wa- 



Das griechische euperlativeuffix -totto- u. s. w. 99 

„triplex" u. 8. w. Diese bildungen finden ihre seitenstücke in 
skr. asmtika „unser" = av. ahmdka-, skr. yushmd'lca- „euer" 
= av. yäshmdka-, av. humayöka- und mashydka-, die sich zu 
skr. asrna = av. ahtna-, skr. yushma = av. yüshma-, av. Au- 
m#yo- und nta&hya- ebenso verhalten, wie z. b. lit. tdks = asl. 
tafeü zu lit. Jos = asl. tu, lit. vinökias = asl. tna&u zu lit. 
ribtas = asl. wo. 

Neben dem zuletzt angeführten worte (inü) steht nicht nur 
inakü, sondern auch inokü „monachus, unus, solus". Jenes 
verhält sich zu diesem, wie got. ainoho Luk. 8, 42 zu ainaha 
das. 7. 12, 9. 38 f? ainah- = inok-), und wie skr. asmd'ka-, 
yushmä'ka- zu den folgenden Wörtern: wrfwa&a- (rv. 1. 31. 11, 
34. 6) und fntfmoM« (rv. 10. 159. 1 u. ö.) „mein" (von memo-) ; 
tdvakd- (?v. 1. 94. 11) „dein" *) (von tava-); takd- (rv. 1. 133. 
4, 191. 5; von to-); saht- (rv. 1. 191. 11; von««-); yakd- (rv. 
8. 21. 18; von yo-); anyakä- (rv. 8. 21. 18, 40. 11 u. ö.; von 
anyd-); asakaü *) und asuka (vs. 23. 22, 23, Pänini ed. BöhtL 
II. 330 ; von asau) ; ayakam. (von aydm) , imaka- (von wta-), 
amt*£o- (von amu-; P&n. 7. 1. 11, vgl. B.-R. I. 813); svaka- 
(von *pa-) 9 ); pr&kr. aha(k)am, ahake (Lassen inst. 1. pracr. 
p. 399), tumdka (ib. p. 328) und ihayaip, das Bühl er o. IV. 
121 vermutungsweise durch „iha + infiz afc and nasalization 
of the last syllable" erklärt. 

Wie diese Verhältnisse (von inokü zu inokü, von asmäka- 
zu mdtnaka- u. s. w.) aufzufassen sind, bedarf eingehender Un- 
tersuchung; das aber steht auch ohne eine solche fest, dass 
inaku und inokü, asmdka- und m&maka-, skr. takd- und asl. 
takü u. s. w. eng zusammenhangen, und dass speciell die k dieser 
wörter identisch sind — dass an die lett. gradationsformen auf 

gen", das dem asl. Iretijakü „trimus" genau entspricht, halte ich für 
polD. lehnwort (trzeciak). 

*) Ueber die stellang dieser wörter zu asmd'ka- , yuthmd'ka- hat 
kürzlich Benfey Gott nachr. 1879 s. 123 ff. gehandelt. 

a ) Asakaü ist aus asau ganz deutlich durch infigierung von ak 
entstanden, wie lit. sunkoktis aus sunküs durch infigierung von ok. 

*) Takd- und die ihm folgenden Wörter sind als deminutiva aufzu- 
fassen, haben aber ihre deminutive bedeutung zum teil verloren. Svaka- 
z. b. erscheint ganz gleichbedeutend mit sva-, vgl. Ramäy. 3. 55. 2 prati 
pede svakam rüpam rdvano rdkshasddhipah / / sadyah saumyam parityaj- 
ya bhikshurüpam nifdearak / svam rdpam kdlardpdbham bhtje vaifrd- 
vandntyah // 



100 A. Bezzenberger 

-dks also auch inokü, got. ainaha, skr. mdmaka- und die o. an 
dieses angereihten Wörter anzuschliessen sind. Von den letzte- 
ren aber sind nun wieder nicht zu trennen Wörter wie skr. dü- 
rakd- „fern" (dürd-), dvakd- „paarweise verbunden" (dva-), 
trikd- „zu dreien verbunden" (tri-), vtrdkä- „männlein" (Lud- 
wig; von vird-) u. s. w. , und dadurch kommen wir zu dem 
schluss, dass mit den in rede stehenden lettischen bildungen 
alle die auf -fca- endigenden secundären bildungen der arischen 
sprachen, ferner die zahlreichen griechischen nomina auf -xo-, 
-a%o-, -um-, -vxo-, -axio- und die lateinischen auf Aco- } iueo- 
u. s. w., über die man Budenz Das suffix xdg, L. Meyer Vgl. 
gram. 11.483, 493, Schwabe De deminut graec. etlat. p.48ff. 
vergleichen wolle, sowie die german. auf -ha-, -ga- (J. Grimm 
Gram. II. 275 ff, 298, 300, L. Meyer Or. u. occ. II. 79, 292) 
auf das engste verwant sind. 

Die lettischen coinparative und Superlative auf -äks sind 
also in den verwanten sprachen durch secundäre bildungen ver- 
treten, welche zum kleineren teil die bedeutungen der ihnen zu 
gründe liegenden Wörter haben und zum grösseren teil aussa- 
gen, dass etwas zu denselben in beziehung stehe, ihnen ange- 
höre, ihnen ähnlich oder kleiner als sie sei; welches die ur- 
sprünglichste bedeutung dieser bildungen war, lässt sich nicht 
ganz bestimmt behaupten, aber man wird doch wol kaum fehl 
gehen, wenn man „dem — ähnlich" dafür erklärt. Daraus ent- 
wickelten sich ungezwungen die begriffe „ziemlich — ", „nicht 
ganz — ", „etwas mehr — "u. s.w., und es kann also gar nicht 
auffallen, dass lett. mafdks „kleiner" bedeutet, das ihm ent- 
sprechende lit. mazöks aber „ziemlich klein", dass lit. tök$ die 
bedeutung „dem ähnlich" zeigt, ved. takd- aber deminutivum 
von ta~ „der" ist. 

Zum schluss des gesagten verweise ich noch auf die neu- 
griech. „augmentativa" (Legrand Gram, grecque mod. p. 29, 
Mull ach Gramm, d. griech. vulgarspr. s. 171), wie 7t6dctQog 
„hässlicher, grosser fuss", fivraQog fivtaqa „hässliche, grosse 
nase", naldaqog naidaQa „grosses kind", ywaixaQa „eine frau 
von stattlicher figur", axvXctQog „grosser hund" *), und ihr ver- 
hältniss zu griech. dtTixrjQog „attisch", dvdQayiov „männlein", 
yuvaixdQiov „weiblein" u. 8. w.; ferner auf das verhältniss der 

*) Die beiden letzten beispiele verdanke ich einer mitteikmg des 
herrn N. Dossius. 



Das griechische »uperlativsuffix -tctto- u. s. w. 101 

mit / gebildeten deminutiva zu lat. tdli-s, quäli-8, gr. trjfo-(7to-<;), 
*n?k-(xo-g) (Seh er er Zgds. 1 370) und den slav. Z-participien. 
Manches von dem o. gesagten erhält hierdurch bestätigung. 

Adalbert Bezzenberger. 

Skr. car-, cira-m, gr. t€Ae&(o, ndlai. 

Gr. 7ziXu>, niXofiai nebst lat. edlere , in-cola, in-quilinu-8 
sind bereits öfter dem aind. car- (III. sg. edra-ti) an die seite 
gestellt (Benfey KZ. 8, 90 ff. , Fröhde beitr. z. lat. etymol. 
[Liegnitz 1865] 8. XIII f., Gurtius gr. et. 9 s. 429, Ascoli 
fonol. s. 87, Fick wtb. 9 I. 43). Der anlaut des griechischen 
wortes ist auffallend; wie dem aind. ca „und" gr. te entspricht, 
so erwartet man dem aind. cara- gegenüber ein gr. *t£le-. 
Diese basis tsle- scheint mir in der tat vorzuliegen in dem 
verbum reU-Sio (vvf; tjdrj reXi&ei „schon ist es nacht" H 282. 
293; reXe&ovaiv I 441, d 85 = neXorrcu; teU&oneg q 486 
= 7te\6nevot,) , vgl. ox&-&<o neben t%o). Ob das n in niXofiai 
aus einem dialekte stammt, der auch vor folgendem e und i 
das urspr. q in n wandeln konnte (vgl. aeol. ftiftne, 7t io- 
ovqgq Ahrens I. 40, Hinrichs de homer. elocutionis vestigiis 
aeol. 8. 47 f.; kypr. Srti = ote, iteioei = reißet Deecke- 
Siegismund in Gurt. stud. VII 252. 256, Joh. Schmidt 
Jen. lit-ztg. 1875 art. 588), oder ob Übertragung anzunehmen 
ist von formen wie e-7tXe(v), n6Xo-q y rvoXevio, 7t(oXiofiat 9 die 
regelrecht den labial aufweisen: das mag dahin gestellt bleiben. 
Neben nilofiat und teXe&w „versari" steht tiXog, tsXiio, %e- 
Xevrrj, zrjXs und aeol. nyXvi = tt]X6o€ x ) (Ahr. I. 41), wie ne- 
ben car- „sich bewegen", edra-na- „der gang" u. 8. w. ved. ca- 
ra-md- „der letzte, äusserste"; mit ved. cird-m ntr. „lange" 
vergleicht sich gr. naXai „lange", ttaXaio-g „alt". Lat. pro-eul 
„fern" ist bereits von Christ gr. lautl. 113 herangezogen. — 

') Darf rilos nicht von ri/Ad<re und nrjXvi getrennt werden, so ist 
die Zusammenstellung mit sskr tar- „durchdringen, ü'bersetzen" (Cur- 
tius n. 238, Fick II. 101) aufzugeben. — Die etymol. verwantschaft von 
nrjlvi und rrjloöe bestreitet Curtius (gr. et. 8 s. 446) mit unzureichenden 
gründen. Lit tob „weit, fern' 1 , auf welches C. sich beruft, hat mit rrjle 
nichts zu tun, sondern gehört zum pronominalstamme ta- t nom. tos, wie 
k6l, „wie lange, wie weit" zu käs und ik-stol „bis hierher" zu szts. 
Die Verbindung toi — hol „so lange bis" erinnert an das Verhältnis von 
rfflixos : 71 Tjltxos, Ullis : quälis, asl. toliku : kolikü u. s.w. 



102 Leo Meyer 

Eine besondere, mit der bis jetzt besprochenen vielleicht nahe 
verwante gruppe bilden gr. xoltovo-g, lat. ex-ceLsus, colUsxx.s.w. 
Zu den bei Gurtius n. 68 und Fick wtb. II. 57 f. 534 f. auf- 
geführten analoga aus den verwanten sprachen (z. b. lit. kü-ti 
„heben", kilna-s „hoch, erhaben", kdlna-s m. „höhe, berg" u.s.w.) 
gehören wol noch asl. ödo n. [= lett. keeüs, Mikl. asl.lautl. s 246] 
„frons" (russ. celö, poln. czolo etc.), öelmnü „praecipuus, prin- 
ceps" (vgl. lit. pra-kilnu-8 „erhaben, angesehen, vornehm"), <&• 
Uniku m. „praefectus". H. Collüz. 

Kvxdvvo „erreichen 4 * und die zugehörigen formen 

bei Homer. 

Bei Homer begegnen: 
xixdvw Odyssee 13, 228; 15, 260; 
xixayofiai llias 19, 289; 

%i%ävu llias 17, 478 = 672 = 22, 436; 19, 165; 22, 303; 
Odyssee 8, 329; 
xiXaverai llias 11, 441; 
imperativ xtxdvets llias 23, 407; 
particip xixävöfievot Odyssee 9, 266; 

die imperfectformen hixäve llias 5, 334; hcixäv Odyssee 
17, 212; hixävev llias 17, 189 und ausserdem noch hixöpov 
(erste Person) Odyssee 10, 60; xixävev llias 2, 18; 3, 383; 15, 
257; 23, 524 und xixärov (dritte pluralperson) llias 10, 150, 
die sämmtlich auch das augment zulassen würden; 

die aoristformen &uxw Odyssee 3, 169 und %i%sv llias 24, 
160; nixov (dritte pluralperson) llias 18, 153; conjunctiv x/#/- 
aiv Odyssee 12, 122 und particip xi%gjv Odyssee 15, 157; 

futur- und aoristformen mit dem Zischlaut: mxrjoofxac llias 
2, 258; 10, 370; Odyssee 14, 139; Tuxyasai Odyssee 4, 546; 
7, 53; ncxfoercu Uias 18, 268; x^oöfied-a llias 10, 126; xi%ij- 
oea&ai llias 6, 341; 21, 605; Odyssee 9, 477; xixyoaro llias 
4, 385; 6, 498; 10, 494; 21, 263; 22, 226; Odyssee 6, 51: 
19, 400; 

ausserdem: nixrjS (zweite singularperson) Odyssee 24, 284; 
xlxrjfitev (erste pluralperson) Odyssee 16, 379; xixrJTfjv (dritte 
dualperson) llias 10, 376; xixeico (conjunctiv) llias 1, 26; 3, 
291; 6, 228; 11, 367 = 20, 454; 18, 114; xc X slo/uey (conjunc- 
tiv) llias 21, 128- nixelt] (optativ) llias 2, 185; 9, 416; Odys- 
see 17, 476; yuxrtfievai (infinitiv) llias 15, 274; xixrjvat (infini- 
tiv) Odyssee 16, 357; xi^s/g (particip) llias 16, 342 und xe#?- 
fisvov (particip) llias 5, 187 und 11, 451. 

Keine zugehörige form begegnet bei Homer mit einem prä- 
fix oder etwa auch in ableitungen und nominalen zusammen- 



Ki%dvu) und die zugehör. formen bei Homer. 103 

Setzungen mit ausnähme des einzigen a-xixqto- „unerreichbar" 
(Ilias 17, 75). 

Das richtige verhältniss aller angeführten formen zu ein- 
ander und ihre gemeinsame grundform oder wurzel zu bestim- 
men, scheint eine noch ungelöste aufgäbe zu sein. 

Von besonderer Wichtigkeit ist ohne zweifei die erwägung 
der formen der zuletzt zusammen gestellten gruppe. Ahrens 
in seiner homerischen forraenlehre i§. 99) will sie offenbar dem 
unter einer wurzelform iu% angesetzten zweiten passivaorist «u- 
Xrjv unterordnen. Dagegen ist aber zu bemerken, dass die frag- 
lichen formen mit allen übrigen oben zusammengetragenen we- 
sentlich dieselbe und durchaus keine deutlich unterscheidbare 
passive bedeutung erkennen lassen, und ausserdem, dass das 
participielle xipjuevov mit seiner medialen endung und dann 
auch das participielle ä-yuxr/vog neben jenem angenommenen 
'passivaoristischen Ixlxijv völlig unverständlich bleiben würden. 
Oder sollen diese letzten beiden formen möglicher weise einem 
abgeleiteten verb *x*xaw, *x«x«o/iat oder *xi%«i>, *xvxiofiai zu- 
gewiesen werden und dann vielleicht eine besondere gruppe mit 
den oben erwähnten futurformen und dem neben ihnen genann- 
ten aoristischen xixrjoctro bilden? 

Da eine wurzelform yu% mit der bedeutung des erreichens 
durch nichts und namentlich auch nicht aus den verwandten 
sprachen erwiesen ist, so drängt sich eine ganz andere anschau- 
ung auf: es handelt sich bei xixdvw und allem, was sich ihm 
anschliesst, um reduplicirte und zwar ursprünglich präsentisch 
reduplicirte formen, wie sie grade in jener letzten gruppe noch 
am deutlichsten heraustreten. Als wurzelform ergiebt sich ein 
%ä und zwar, wie es scheint, mit durchaus gedehntem vocal, 
ohne jenen Wechsel von dehnung und kürze , wie ihn zum bei- 
spiel tavqfii neben Xara^iev und xidyiu neben %Ld-B^iav zeigen. 
Daher xlxynw »wir erreichten" (Odyssee 16, 379) und xixrjTt]v 
„sie beide erreichten" (Ilias 10, 376) wie ydxrjg „du erreichtest" 
(Odyssee 24, 284). Statt des conjuncti vischen xtge/co wird xt- 
Xr}(a herzustellen sein und statt lux^iofuv (nur Ilias 21, 128) 
ein Mx^o^ievy denen sich möglicher weise noch ein altes xi%fl u 
(statt ydxriotv? Odyssee 12, 122) zur seite stellt. 

Die entsprechende altindische wurzel liegt vor in hd mit 
dem reduplicirenden, zugleich medialen, präsens giMtai (für 
*g{ghUai } *gfghätai von ursprünglichem *ghd) 9 dessen erste be- 
deutung vielleicht die des raschen bewegens war. Böhtlingk 
und Roth übersetzen „aufspringen, wegspringen vor, weichen" 
und weiter „losspringen auf 1 ', „sich hinbewegen zu", und das 
particip gihäna- „den anlauf nehmend" und „fliegend" (von 
einem pfeile). Mit dem prätix ann- bedeutet hd „nacheilen, 
erhaschen, einfangen", mit abhi- bedeutete „erwischen", und 
auch die Verbindung mit ati- „über" mag noch besonders er- 
wähnt werden, die zum beispiel in bezug auf einen fluss in der 



104 Leo Meyer Ki%avio und die zagehör. formen bei Homer« 

Verbindung giripkhardt girigikharam atihäja „von einem berg- 
gipfel auf einen andern stürzend" gebraucht ist. 

Dass in xvxävw und xtxävo^ai das reduplicirte präsentische 
iu%ä- noch durch den präsentischen nasal erweitert wurde, scheint 
ebenso wenig auffällig, als dass zum beispiel /u^Kifaxw und 
yiyvuioxü) ausser ihrer präsentischen reduplication noch das 
präsentische <xx annahmen: über den ursprünglichen werth al- 
ler verschiedenen so genannten präsensbildungen sind wir noch 
viel zu wenig unterrichtet, um hier schon bestimmter entschei- 
den zu können. Vielleicht galt in Tuyj&voi und xixdvo/uai das 
xigä- auch schon als fester gewordene neue verbalgrundform, 
wie aus einer solchen dann auch xizyaopai und xixqGaro sich 
weiter bilden konnten. Bei dem kurzen aorist &tixev wirkte 
dann wohl nur analogiebildung, indem man das xix von xtxavia 
ebenso als blosse wurzel auffasste, wie mit besserem rechte zum 
beispiel das ix von lxdva>. Möglicher weise beruhen auch die 
für das spätere griechisch unbestreitbaren formen eines aorists 
ixixey für die homerische spräche nur auf missverständniss. 
An der stelle des conjunctivischen %Lxwtv (Odyssee 12, 122) 
muthmassten wir schon oben eine andere form; für Smvgv 
(Odyssee 3, 169) und x/%w (Ilias 24, 160) sind vielleicht m^ 
und %qp7 zu setzen, für das pluralische xlxov (Ilias 18, 153) 
vielleicht xixev. Dann würde nur noch das participielle %i%wv 
(Odyssee 15, 157) übrig bleiben, das nicht einmal auf guter 
Überlieferung beruht. 

Dorpat, den 9. Januar 1878 [28, december 1877], 

Leo Meyer* 

m 

Skr. düxvä. 

Wie skr. pürnä- dem lit. pllna- (Saussure Mem. p. 262), 
so entspricht skr. dü'rvd „hirsengras" dem lit. dirvä „acker, 
Saatfeld". Vgl. oXvqol „speit": skr. urvdrä „saatland". 

Ich benutze diese gelegenheit, um zu bemerken, dass die 
resnltate meines o. III. 133 ff. erschienenen aufsatzes — der 
durch Leskiens schülerhafte erklärung von llgas Arch. f. slav. 
phil. 1IL 720 nicht berührt wird — etwas modificiert werden 
müssen, wenn die von Fick o. III. 157 entwickelten ansichten 
richtig sind, und um den dort besprochenen tatsachen einige 
weitere analoga an die seite zu stellen: 

an. stroäinn- sordinn, part. prat. von serda (Fick Wbch 8 . III. 319); 
gr. ovccq aus *ovaQ (ovsiqoq aus *ov€Oqoq) } vgl. lat. umbra aus *onsrd ; 
av. *kharedha aus *krda; 

av. thanvana, thanvara (?) aus Hnvana, Hnvara, vgl. skr. tdvara 
(Fick Wbch.» 1.329). 

A. Bezzenberger. 



105 



Die inschriftlichen denkmäler des äolischen di 



Innerhalb der einen grossen classe griechischer dialecte, 
welche im gegensatze zu dem ionisch-attischen zweige durch 
erhaltung des alten idg. ä-lautes charakterisiert ist, heben sich 
bekanntlich zwei gruppen durch b sondere eigentümlichkeiten 
gegen einander ab: einmal die mundarten der Griechen, die 
nördlich des Isthmos wohnen, und das dorische; sodann die 
spräche der Aeoler, Nordthessaler, Arkadier und Kyprier. In- 
dem ich wegen begründung der hier angenommenen Scheidung, 
die von A. Eirchhoff, dem „pfadfinder auf diesem gebiete", 
herrührt, auf die lehrreiche anzeige des Gau ersehen Delectus 
von Wilamowitz verweise (Zs. f . Gymnasialw. 1877, s. 636 ff.), 
erlaube ich mir heute im anschluss an Fick's bearbeitung der 
quellen des nordthessalischen dialects (Beitr. V, 1 ff.) das ma- 
terial zu redigieren und zusammen zu stellen, aus welchem 
wir die kenntnis der in der geschichte der griechichen dichtung 
so bedeutsam hervortretenden äolischen mundart gewinnen müs- 
sen. Sollte meine Sammlung für einigermassen vollständig be- 
funden werden, so verdanke ich dies zu einem grossen teile der 
gütigen Zuvorkommenheit meines verehrten lehrers, des heim 
geheimerat Sauppe. 

Von dem * dialecte nun, dessen gebiet hauptsächlich Les- 
bos war und von dessen eigentümlicher betonungsweise bis auf 
den heutigen tag sich spuren erhalten haben sollen (Earinos 
MovoAov mal Bißlio&yxr] rrjg Evayyefo*rjg Sxolfjg II, 137), 
gewinnen wir künde nur aus den inschriften in prosa. Denn 
die werke der beiden lesbischen lyriker Alkaios und Sappho 
sind, abgesehen davon, dass wir nur trümmer von ihnen haben, 
entstellt aus den bänden der grammatiker auf uns gelangt, da- 
zu noch in verwahrloster Überlieferung. Theokrit's äolisierende 
idyllen sind nachahmungen auf grund gelehrter Studien. End- 
lich die epigramme der Balbilla, der hofdame der gemahlin 
kaiser Hadrians, sind zwar durch keine abschreibersünden ent- 
stellt, allein, wer fehler macht, wie avdqaavroQ, Kaußvocug, 
xayw y kann jedesfalls erst dann in betracht kommen, wenn die 
Zeugnisse der wirlich gesprochenen spräche, d. h? die inschrift- 
lichen Urkunden in prosa, angehört sind. 

Bdftrlg« i. koad« d. Ig. fpraohoa. V. 3 



106 F. Bechtel 

Solcher Urkunden besitzen wir ziemlich viel; sie sind der 
hauptsache nach veröffentlicht im C.I.G. IL No. 2165 ff.; ferner 
von Conze, Reise auf der Insel Lesbos (Hannover 1865), und 
Kaibel (Cyriaci Anconitani inscriptionum Lesbiacarum sylloge 
inedita, Ephem. Epigr. II, 1 sqq.). Sie umfassen, so weit dem 
alter nach bestimmbar, die zeit von der 1. hälfte des 4. Jahr- 
hunderts v. Chr. bis zur regierung des kaisers Septimius Seve- 
rus. Scheint schon dieses altersverhältnis ungünstig, so wer- 
den die erwartungen auf grammatische ausbeute noch weiter 
herunter gestimmt durch die tatsache, dass wir aus einer epo- 
che, in der die attische spräche noch nicht auf die übrigen 
dialecte einfluss zu gewinnen begann, nur eine einzige inschrift 
besitzen, und dass von den übrigen weitaus die mehrzahl römi- 
scher zeit entstammt. Und damit noch nicht genug, dass wir 
keine alte inschrift haben: auch die jungen, die auf uns ge- 
kommen, sprechen zu einem grossen teil keine natürliche, son- 
dern eine gekünstelte spräche, sind nicht mehr ausdruck des 
volksmundes, sondern einer affectata antiquitas. Hält man z. b. 
die aus Mytilene stammende, zu Erythrae gefundene und von 
Kenner publicierte inschrift aus der mitte des 2. vorchrist- 
lichen Jahrhunderts zusammen mit der andern Mytilenäischen 
auf Aulus Glodius Perennianus (GIG 2189) aus der kaiserzeit, 
so wird man sofort erkennen: die spräche der letzteren kann 
nicht fortsetzung der spräche der ersteren sein, mag an dieser 
der Ionische Steinmetz noch so stark gesündigt haben. Ist das 
durchgängige OTQavayog, oltzq in jener der Umgangssprache ent- 
nommen , so kann nach zwei Jahrhunderten nicht wieder otqo- 
rayog, drei mode gewesen sein. Oder man nehme die mit je- 
ner erst genannten gleichaltrige inschrift von Tenedos und 
vergleiche sie mit der grossen von Kyme auf L. Yaccius Labeo 
aus den jähren 2 — 14 n. Chr. : mag man die örtliche Verschie- 
denheit auch noch so sehr in betracht ziehen, immerhin wird 
man nicht behaupten wollen, dass die stufe, auf welcher der 
dialect hier steht, die fortsetzung sein könne von der, auf wel- 
cher er uns dort entgegentritt. Liegt uns dort ein zeugnis vor 
für den verfall des dialects, welches sich trefflich einreiht in 
die geschichte des Verfalls der griechischen mundarten über- 
haupt, so dürfen wir in dem denkmale hier nur das zeugnis 
für die künstliche Wiederbelebung des dialectes erkennen. Als 
marksteine diabetischer entwickelung können also die meisten 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 107 

dieser späten Urkunden nicht gelten ; für die geschichte des dia- 
lects haben sie nicht mehr wert, als die poetischen machwerke 
der Balbilla. 

Die zeichen, die ich angewendet, sind meist selbstverständ- 
lich. Was angenommener oder erweisbarer massen auf dem 
stein gestanden hat, aber nicht mehr zu lesen ist, habe ich in 
der abschrift in [ ] geschlossen; das aber, was auf dem steine 
selbst zu tilgen ist, ebenda mit runder parenthese umgeben. 
Schreib- oder lesefehler sind durch runde parenthese in der 
Umschrift kenntlich gemacht 

Die äol. psilosis habe ich überall durchgeführt, selbst bei 
den jüngsten denkmälern; nur wo vor dem vocalisch anlauten- 
den worte eine aspirata auf dem steine steht, muste natürlich 
der asper geschrieben werden. Der accent ist durchweg dem 
äol. accentgesetze gemäss behandelt. 

I. Lesbos. 
A. Inschriften aus Mytilene. 

1. laaxrertrag iwlschea lytileae mmi Phftkaia. — Der stein 
ist am hause des 4t]/aijtQioQ KaQa7tavayiojTrjg in der Stadt Mi- 
tilini eingemauert. Die inschrift zuerst herausgegeben von 
Gonze, Reise auf der Insel Lesbos (Hannover 1865), taf. VI, 
1; sodann von Newton, Transactions of the Royal Society of 
Literature of the United Kingdom VIII, 549 ff., und zwar 
nach „an impression in paper taken by me in 1852". Ohne 
rücksicht auf die letztere publication haben über die inschrift 
gehandelt Blase, Hermes XIII, 582 ff., und Dittenberger, 
a. a. o. 399 f. 

1 s [otti] 2 [dsxeai)7Cokia[a\uqxyv[€Qai] 3 

yQa(piaiauia%av\p%akXav\. .. 4 ....%moixv[Q\ioveo%ws[pvdv*eQ 

vor] 5 [taro]xQvaiow7toöiKOve[iufi€vaiafi4po] 6 [x€Q]aiai%aiG7to 
XuooidiY.[a<JTaiode] 7 [efÄ^evaitwifiSvsftftvTilTjvailneQvav] 
8 [ti]TcuooQxaicnaioaiOTaiaeiÄ/i[vTiX\ 9 [r)\vat,nX&ao%wvcunia 
mveftq>wKaid[vf] 10 cu<jaQ%ai07zai<jaiGTaioejA<pwxcu7iX[e] 11 a 
OT(ovGiiiia8w[v]Tavdsöixav£iAfiev<xi 12 &rtSL'*AtovictVTooGl;eX&r)i£VB 
£fir]we 13 aiaid£xex<xray[v(o]d'ijtT<)XQvOLOV7i€Q 14 vavvdaQeove 
[q]o[v] d-eltov&avcntüitani 15 toO&waidexeanvq>vF]iiÄ[r)]&eX(üvati 
ßQ[o] 16 rr]VTit4aTw[o]dixaaTr}QiovovTi,x(>ij<* 17 vcvrta&rjvrpia 
x$£{n\evm<xde7tolioavai 18 Tioaxata^a/Äioa[£o]T(0€XaxovfivtiXt] 

8* 



108 F. Bechtel 

19 vaoi7tQöo&£xo7tTT]V(XQxei7tQOTavi<jo 20 nedaxola)vove[/d(p](axai 
deonedaaQio[r] 21 ccqxov. 

Umschrift: ot%i 2 de xe ai nolig d/Ltq>6teQcu 3yßcr- 

<pmot eig %av otaXXav 4 xmoi xvqiov eorto. tbv de xeQ- 

vav- 5 %a %b %qvoiov vnodixov e/n/nevai äfiq>o- 6 t€qcuol Talg 
noXleooi. dixdoraig de 7 e(i(ievai rm jtiev ifi MvriXyvai xeQ- 
vav- 8 tl raig aQxccig naloaig zalg ifi MvriX- 9 yvai nXiag 
t(üv aifilaewVy i(x 0wxai de z- 10 alg aq%aig naioaig %alg 
ifi Qkixai nXi- 11 ag twv aifttoeiov. rav di dixav e/Ltpevai 
12 inei xe wviavTog igiXfhji b> I£ [ATjwe- 13 o(o)r ai di xe 
xarayvddrji %b xQvoiov x£q- 14 vor vdaqioteQOv $eXwv, d-ava- 
tcm £«/u- 15 tood-u), ai di xe dnvqyvyrji ftrj &ihav dfißgo- 16 
Trp> 9 Tt/idTio xb diKaOTTjQtov oxzi XQV a * 17 vt(p)v nd&rpr tj 
xaz&epevai, a de nokig ävat- 18 xiog xal dtp/Aiog Motto, eXa- 
Xov Mvrilij- 19 vaoi nqoa&e xonvqv. aQxec nqo%avig 6 20 
nedä KoXwvov, ifi 0dxai de 6 neda ItäqioT- 21 aiftov. 

Der vorliegende vertrag ist nach Newton (cf. s. 550 u. 
555 f.) nicht später als Ol. 96 (c. 390) abgeschlossen. Die in- 
schrift ist OToixtjddv geschrieben, jede zeile (bis auf z. 17, wo 
die beiden letzten buchstaben ai für einen einzigen zählen) ent- 
hält 30 buchstaben. Für die lesung ist Newton's abklatsch 
zu gründe zu legen, da der stein zu derzeit, wo ihn Newton 
sah, offenbar noch besser erhalten war als einige jähre später, 
wo ihn Gonze abschrieb. Nur z.4 hat Gonze richtiger twhji 
(Newton: rwtor), und z. 15 bietet er A.Y01F.I, wo N. nur 
APY0.~HI gibt. Aber namentlich z. 19 uud 20 sind bei C. 
so trümmerhaft, dass ihre lesung Blass nicht glückte, woge- 
gen N. ganz deutlich die worte bietet 1 ), die Dittenberger 
nach Gonze's publication hergestellt hat. 

Z. 4.5. Newton: %[6/ä fiev xotpav \\ ta], Blass: %\pv de 
xiqvav || ta\. Die lesung von Blass ist vorzuziehen 1) weil 
die tätigkeit des münzmeisters z. 13.14 ausdrücklich ein xiqvav 
genannt wird; 2) weil die buchstabenzahl auch in z. 7.8 die 
ergänzung von xiqvav || %i gestattet, während xoipav\\ %i einen 
buchstaben zu wenig hätte, und gegen Newton's lesung vno- 
dixm die unwahrscheinlichkeit des von ihm hergestellten Zu- 
sammenhangs spricht: „der münzmeister soll beiden städten ver- 
antwortlich sein ; richter aber desjenigen, der in M. verantwort- 

*) Teilweise schon citiert von CCurtius, Hermes 711,412 note 3. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 109 

lieh ist, sollen sein ....". Ich bemerke dies auch gegen Clemm, 
Rhein. Mus. XXXIII, 608. 

Z. 12.13. N. /urjvvsai; B. fAr/w^o] || tri , so doss z. 12 
ebenfalls 31 buchstaben hätte. Vielleicht liegt aber nur ein 
versehen des Steinmetzen vor, dem auch z. 17 avxv zur last 
fällt 

Z. 13. N. nata[xgl]&rjt gegen seinen eigenen abklatsch; 
B. xavc^yvto]&7]i. 

Z. 14. N. vdaQeaxeQOv ; B. xb aQeoxeQOv, letzteres zu ver- 
werfen. — N. a7tv(p[av]rji ; B. ä[it]wpvy[ij]i f dies trotz Clemm 8 
Widerspruch richtig; denn wie Gl. behaupten kann, der Newton'- 
sche papierabklatsch biete keine spur eines r (er hat deut- 
lich ein ", was niemals ein N gibt), verstehe ich nicht. 

2. VelksbescMiss 4er lytilenaeer betreff» der ftestititle» der 
Verbaute!. Zusammengesetzt aue zwei stücken: das erste bei 
Conze, taf. VIII, 2 (jetzt in der schule zu Mitilini); das zweite 
bei Boeckh, GIG. 2166 („Mitylenis in vestibulo monasterii D. 
Therapontis prope parietinas veteris templi"). Die Zusammen- 
setzung ist von Blass (Hermes XIII, 384 ff.). — Aus typogra- 
phischen gründen gebe ich hier nur die Umschrift des inschrift- 
lichen textes und lasse diesen selbst am- Schlüsse dieser abhand- 
lung folgen. 

Umschrift: 1 üi ßaaiXtjeg nQogrl&ea&ov xm xa- 

xektjXv&ov- 2 xi dg xe%vav xeyva^ievw x& h %ai rtoXi 7tQoad , € 
eovxog. ai de xe xig 3 xwv K'axeXrjXv&ovxiov ftij ifipevt] iv xaig 

öiaXvauaai xavxaioi, 4 jiiJ ^ia&w naQ tag nöXiog xxrj- 

fjtonog /uijtfeyog, fit]de ax- 5 eixexto inl fifjdev xwfi TtaQexwQt]- 
aav avrioi oi h xäc n6Xi rtQoad-e 6 iovxeg 9 dXXa oxeixovxov 
irtl xavxa xa xxrjfxaxa oi 7taQx it) QV aavt€ ' ^ $ 7tQoxeQOv xtSv 

iv xai 7t6Xi itQOG&e iovxwv, xal oi oxQoxayoi ein 8 

vxov liti xbv iv xai rtoXi TXQoad-s eovxa xa xxrjftaxa 9 xavxa 
dg x&ivatihto *d> xareXr]Xv&ovxog , xal oi ßaotXrjeg ttqöqxi 
10 9eo&ov xwi iv xäc noXi ftQOod-a eovxt dg xi%vav xe%a(xivu) 
%ü xa- 11 xelrjXv&ovxog, pr]d' al xi xtg dlxav yQacprjxcu 7t€Qi 
xovxwv, (ifj eloä- 12 yovxov oi nsqldQOiioi xal oi ötxdoxo- 

jcoi jtnjdi aXXa aQ%a fxrjöeta 13 de xoig oxqo- 

xayotg xal xoig ßaoiXtjag xal xolg ite- 14 QiÖQOfioig xal 

xolg dixam6izoig xal xalg aXXatg erzeug, <"' x£ 15 

xdiog iv xm xffag>iofiaxt xal xaxayqevxov 16 

tcbqI de x&v yeyqafi^iv%v wgxe firjd- 17 ev öidqtoqov ettj 



110 F. Bechtel 

xoig xaxeXrjXvd'Ovxeaai nqbg xoig h xai itoXi tv- 18 Qoa&e 
lovxag, dXXd elev ig xd izdv diaXeXvftsvoi ndvxsg 7tQÖg dXX- 
19 dXotg, olxqoawv di xdfi noXiv dxQioxiog xai ifif.dvoiev iv 
xai d- 20 vaysyQafifiivai diaXXdyai xai xai diaXiai xai iv 
xovxwi xwi xpa- 21 cpio/ttarL SjioXoyrjftivai, eXeo&at xdv dafiov 
avdqag €ixoai> dexa 22 fiiv ix xiov xaxeX&ovtwv dixa di ix 
%tav iv xai noXi ftQoa&e iovxtav, 23 ovxoi di ig dvvaftiv q>v- 
Xdaaovxov xai i7tiptiXBa9 , av dg ftrjdev eo- 24 aexai didcpOQOv 
xoig xaxeX&ovxeooi xai roig iv xai noXi itQoa$- 25 € h6v- 
xeooi. nqd^oioi di xai ttbqI xwv djLtqpigßaxrjuevcjv xxrjfudxajv 
iiq- 26 dg roig xaxiX&ovxag xai itQog roig iv tat noXi (nqo- 
a&e) eovxag, xai rtQog&y- 27 oovxai dg fidXiaxa fiiv diaXv- 
&rjOOvxai' ai öi fiq, eaaovxai dg dix- 28 aaxai. xrjvoi d° iv 
ra1g diaXvaieaoi xaig 6 ßaaiXevg inexQivvsx- 29 o xai iv xai 
diaXXdyai iftfiievioioi ndvxeg xai olxrjooiot td/ti no- 30 Xtv 
dxQioxtog xai oftiovöewsg nQog dXXdXotg. xai rteql x^idxmv 
31 rvdvzcov, ix x&v xs dqtiXtjxai d didXvatg dg rtXaioxa, xai 
tvsqI oqxüj- 32 v, oxxivdg xe avfiq^Qrjv dywvxai, tv^ql xovxcjv 
Ttdvtwvy oaoa xe dfio- 33 Xoytjowoi rtgüg dXXdXoig, oi dyqi- 
&evxeg dvÖQeg qtiqovxov irti x- 34 dv däfiov. 6 öi ddfiog 
dxovaaig, ai xe ayrjxai ov/n(piQr]v y ßoXXevhu) 35 noxeqov doxy 
xvQio&rjv td SfioXoyijfieva nQog dXXdXotg ovfdcpeQOv- 36 %a ... 

xoig xaxeX&ovxeooi ini Sfiixiva (?) nqoxdviog 37 

Gxhj. ai di xe %i hdevrj %& \f)aq>iapiaxog 36 

xovxw, Xeyio&oj neQt xovxto iv xai ßoXXai. xvQw&evxog di x<5 
\j)a(pio- 39 ftaxog xovxw xai ixxXrjaiai xbv dapov iv xai el- 

xooxai xta prjvvog 40 evt-ao&at, Iget xoig &£oioi, ini 

aantjQiai xai evdai/u- 41 oviai xai xv%ai xag noXiog yiveo&ai 
xdv didXvaiv xoig xaxeX- 42 d-ovxeoot xai xoXg TtQoo&ß iv xai 
TtoXi iovxeoai. xoig di iQrjag x- 43 6 xat tQonoioig ftdvxag 

xai xaig Igsiaig xoig vavoig .. 44 &r]v. xd 

di Iqo xd o däftog rjvgaxo, dg ort- 45 ovdav dfcvqxivwfitv xdv 
itsQi xdv ßaoiXfja, dtzvdopevai xoig ßaoiX- 46 rjog yeve&Xioioi 
xdx ivlavxov. naqi^evai di xai dvotai xai xo- 47 ig V7to 
xta ddf.ito dyQi&evxag dyyiXoig xoig ngog xdv ßaoiXrja TtejLup- 
48 &qao t uivoig ino xwv ftQÖod-e iv xai rtoXi iovxaiv xai xoig 
vno xwv 49 xaxeXxß-ovxiov. xd di xpdqtiofia xovxo dvayQaipav- 

xag xoig 

Die inschrift ist mit Boeckh dem jähre 324 v. Chr. zu- 
zuweisen. Sie besteht, wie schon* bemerkt, aus zwei fragmen- 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialecte. 111 

ten. Das erste derselben reicht bis z. 16, doch so, dass die 
durch druck hervorgehobenen stellen zeilenreste des zweiten 
Stückes vorstellen, welches den schluss (16 — 49) des ganzen 
bildet Dies ist erkannt von Blass (s. o.), nachdem schon 
Wald (Addit. p. 7) die nahe beziehung beider fragmente her- 
vorgehoben hatte. Hier wie dort ist die linke seite zerstört, 
bei dem vorderen stücke auch die rechte, so weit es nicht in 
der angegebenen weise durch das untere ergänzt wird (also z 
1 — 6), und auch in dem unteren fragmente werden einige er- 
gänzungen auf der rechten seite notwendig* Da indes die in- 
schrift OTOixqdov geschrieben, die ursprüngliche zeilenlänge 
auch noch festzustellen ist (in I durch z. 12 und 14; in II 
durch z. 22, 26, 42), so konnte an die herstellung des ganzen 
gedacht werden, welche denn für die beiden bestandteile je von 
Boeckh (für dessen lesungen übrigens auch die bemerkungen 
zu GIG 3524 und in den Addenda zu 2166 *) in betracht kom- 
men) und Blass versucht ist. 

Z. 18 ergänzt B.: dXX* elßv nayreXiog xxX. Da auf dieser 
inschrift bloss das e in de apostrophiert wird (z. 11 /uijd' ai xs), 
so habe ich gesetzt aXXa euy ig to rcav xrX.; aus dem glei- 
chen gründe z. 31 itavxwv ix r&v xe wyilrjtcu für navxiav 
anv %<av x cJqp., und in der nächsten zeile ovuvag xe für xwv 
x avtoi (xe vor vocal in zz. 32 und 34). 

Z. 25. iovTeooiv iQeoiai B. ist falsch; ebenso 26.27 itqo- 
o&qooioiv dg: denn die älteren äol. inschriften kennen das v 
iq>eXx. nicht, cf. Ahrens, I, 45; Wald, p. 10. Also hier 
etwa TtQoo&qoovzai, dort TtQatjQioi. 

Z. 28. B. Xoittov de taig diaXvoieaai . . . ipfievioiai. 
Aber z. 3 i/u{itvr] h taig öiaX., z. 19 ip/iivoiev ev Tai x%X. 
Daher auch hier: h taig diaXvaieaai und vor b> ergänzung 
von 6 buchstaben. 

Z. 29. Zieht man den vorletzten buchstaben von iTtexqiv- 
ve[to] noch in die 28. zeile, so bietet sich die vorgeschlagene 
ergänzung, die bei Boeckh noch fehlt, von selbst (cf. z. 20.). 

Z. 30. ofioyoevvtg nach den Addenda. 

Z. 35. B. Tteqi tw imxvQOvo&at,, letztere form unäolisch; 



*) Da findet man z. b., dass B. die 3 pl. imper. auf -vrov und -a&ov, 
die Gau er überall in die landläufigen corrigiert, mit Ahrens I, 180 
beibehalten wissen wollte. 



112 F. Bechtel 

meine ergänzung ist nach x[ql\vai xbv SS/äov 7t6t€Qo[v S6x]u 
Eres. 1, C. 21.22 gebildet 

Z. 36.37. B. liest: [ra . IX^v de igiorw roig xa]rel#6v- 
reaai ini %a xoiva 7tqoravto^rta itqaxta (wenigstens 7iqcütwI) 
ht&L xe ravra \pa<pt\oxhj. Allein für rot xoiva bieten zwei ab- 
schritten 2MI0INA, eine andere 2MI0INA, und da B. mit 
recht vermutet, dass hierunter der name des prytanen verbor- 
gen sei (aber was für einer? 2jui&ivag ist nichts, Sfiixivag 
gewaltsam), passt die ganze ergänzung nicht. Nur soviel scheint 
sicher, dass die beiden zeilen eine bestimmung enthielten, wel- 
che die xax&X&ovreg allein betraf. 

Z. 39. Traget rm ödfitoi B. ist zu verwerfen; vgl. z. 4 
TtaQ rag nokiog, z. 6.7 ftaqxw^cavreg f und Ähren 8, I, 149. 
xvQOvo&ai mit dativ kann ich freilich auf inschriften nicht belegen. 

Z. 39. elxoarcu, zw ptjvvog nach Kiepert; der monats- 
name folgte im anfang der nächsten zeile. 

Z. 43.44. B. liest: reeig h roig vavoig \jta\\lacug 7tQog 
räv &j%av awik'jdTjv. Aber rcäg iv ist sicher nie ht rihtig, da 
von den abschriften die eine OEI2HI, eine andre OEirNI und. 
zwei übereinstimmend OEirEN geben. Gegen das oeiyrjy f wel- 
ches Ähren 8 (I, 112 note) hieraus erschlossen hat, mit recht 
J.Wackernagel (Beitr. IV, 308). 

Z. 44. rjvgaro: die abschriften AYEATO oder AY2ATO 
oder ..BATO. 

Z. 46.47. B. frvoicu [räv & || vo/iivai roig d-ioioi roig äy] 
yiloig. Aber Kiepert liest (cf. Addenda) övoieu KAI; darum 
wurde die Boeckh'sche ergänzung aufgegeben. 

3. Ebreidecret für Erythrae, Erjthriische lichter u. s« f. 
Gefunden zu Erythrae, jetzt im k. k. Münz- und Antikencabi- 
net zu Wien, publiciert von Kenner, Sitzungsberichte der k. 
Akad. d. Wissenschaften in Wien, 1872, s. 335—356. 
1 €yvo)da/noa7TEQia)vaßoXla7tQO€ßoXl€vasxai7Zolvd€vxT]o/u€ 2 yto 
voooT€Tay/u€voGGtQaTayooe7iL7tartcüvxaicuoxvXr]Ood'€iuiOTiü) 3 o 
ariiyQaq)£VO£7tLTOvdaiuovrjl&ov7t€QiTtodaiutoTtoWQv&QCtiü)Vü)0 4 xe 
£7taiv€d'eirjxaiOT£(pavü)d-£ir]6vzoiodLOvvoioiox(>vGiü)LGT6 5 qxxviot 
xai7t€Qir(ovdixaGrav€xarai(odt)pr]rQia)diodorü)xXe 6 (ovvfAeiwwaxe 

£7ZCUV£$£l £VX(XlGT£(pCLVtü&£l£V£VtOlodlOV[v] 7 GWtGl%QVGlO)GT£(pa 

v(üLxaiü)Gr£^£viad-ei€vsvrcoi7tQvr[d] 8 v£t(joixai7t£Qi7tQO^£vtaoxaL 
itokirzaGivattoir]G<ovraioi 9 arqarayou(podovv7t£Qctvr(av£vroiaxQ 
ovoioroiGBXzwvo 10 fd(üxaift£QLrayyQafifiareoGavru)v&eoTto^7twa7CO 



Die insohriftlichen denkmäler des äol. dialects. 113 

XXodor[io] 11 toaxeeTtaive&eirptaiaTeqMvw&etrjevroiodtovvoioioix 
qv 12 ai€ooreq>av(oixai{;evia9'£ir]6VTwi7tQVTcnrt]{07t6QiTtodi 13 xa<r 
Tay(oyu>ay$paxü)ay(y)eXeiiotoOxe67rctiv6$£iT] 14 xaiorecpavto&eievev 
roiadiovvoioioixQvai(0Oz&pcnr<0xa[i] 15 eigroftQVTavTjiovxXrj&eirjfiie 
tccvwydixaaTavayct$atzv 16 x<ud&doxSarttoidan(i)W7zeidTjeQv$Qai 
oiavyyev£ioy.a[i] 17 (piXoieoyreoraa7toXioa&eXoneoa7todei^iv7toi 
rjoaa&ai 18 TaaewoiaaaaexoiairtQoarovdafiovevTeroioaXXoia 
19 roioovpq>eQOVT600iTa7Zoleirt(WvoT]VTaixa&oxedvv[a] 20 routo 
atxai7teQttwjuera7t€^rtT(üdi>iaa%7)^t(t)i€/ußls 21 Ttontaeioravojto 
v6cnfafi7toif]odajuoo€(piXoTi[ß7f\ 22 fyacnniaiaizeoveXXttvdixaoxai 
axaXoiaxcuaya 23 &otaoire7ta(MywopevoiTav7tQoarptoiaavrtQOvo 
tay 24 €7ioifjaccvTOfC€QiraySixavxau<pQOVJiaavt,vaoi/nevavX 25 A 
v&waiTaTtQOOaXXrjXoiGotdsducxQivoiuevoitvxiooi 26 ttaydinauart 
ayr€ftaQ€7tidafiiav€7toi7jaa>ToaQfio 27 £ßrra>aoit(ooowxaiodafi 
ooqxxveQOorjtevxaQunwa 28 awavraioexaoTOtoixcufivavivoitjftevo 
oroyyvee^aTto 29 [ajrfAAofKrwvxaiTwfvcTItxaaraKrctW'tf/r/^^JUwa 
xatd<xa[t] 30 toG7tQoorctrrti)vravdixavxaia£i<0OT(üVTectrtoaT;eXXay 
31 riüyxairaara)Sajuw[ay]o€aioü€7taivTjoaiTOvda/uovTov 32 ££u#£ 
atwve7tiTaL€woiatat€X€i7tQoarajU7toXivycau7tiT(x)ia7to 33 OTäAAat 
dixaaTaiGxaXoi<rxaiayad'Oi<jxctiOT6<paviüoai6VTOio 34 dwwoioioi 
X(waicooT6<pavto£7zaiveoaidexaizoiodixaGTaioeY*[a] 35 xatorKctidi 
od<nov6niT(jt)7tQOoravTtovxaTrai(jdiyLai(JiOü)j 36 xaiSiTcanoaxatar 
eyctvwaaurroiadiovvaioioixQvoiMOTeqHxvto 37 eioayr]<jaa$aidert 
£QtavT(ovev%oiGXQOvoiOTOiaexra}vo/Mx) 38 xaiToiooTQaTctyoiooitwa 
v^taQ^rjcavTOiaiftQO^€vicmai7toXiT€[L] 39 asitaiveoaidexaizoyyQan 
lÄa%ea^€ono(.inovanL%u)i7TQay^ax€[v\ 40 &rjvai<piXoTifi(oüxaiaBiio 
oapq>OT6(}WYTaiurtoXiiorKaiot6[q>ct] 41 vwaatovroverroiadtowcto 
ioiXQvoi<j)(S%&pav<j)€7taivtoaidv{Y.ai\ 42 Tovdtxaazaywyovayefiaxcv 
€7tivü)uptXoTifi(oa€7tido^sva[t] 43 «avroiocoftTr^oaTOfyTwvxaTTOia 
<fcxaarmati'a€xa0ra(fce£[a] 44 x^Mow&xaiccHrxaiai'ifqpegoyTCfKrxa 
tar«q()ayct>(TateyTOtad[toyi;] 45 atoiaixQvaiwoTSipavwTaadeavayyeX 
iaOTO)V(n,6q)avtö[v(DOX€ye] 46 vrffawci/neXTj&TjrTOvoßaotXeaaxaiTtQ 
vravu<r*.aX€oaid6en[y\ 47 toiadinaaraiaTiaiToyyQaiitfKneaemofCQ 
vrayfjiovB7tiTayxoivavsar[i] 48 avxaXeaatde^ieTavTtoveiatOTtqvta 
yrjioyxaiTOvdiKaarccycoyov 49 %H^ovov^aaid€iMxi7tqeü߀vvaveKfta 
VT(tivra)fi7toXiTavTOvdeayo[6] 50 $swaroT£ipa(pio/uactv€veyxai7Z(> 
oaeqvd'Qatoc<rKaufX(pavLOavTa{ü) 51 7teQixaa6vvoiaaaoexBiodafxoo 
7tQoaavTOioxattawixovofifif46va 52 v7toTü)vSLxaaTaYftaQcmaXrjvavT 
oias7tipeXe<moir](jao&(uo7i(o[<j]o[i] 53 T60T£<pavoiavayoQ€v&€tooi 
ytaiTzaQeavToioxairoavTiyQCupovMoipr] 54 q>ta^aToagvay^aqnj€aa 



114 F. Bechtel 

xaXhxvxaiava%efhqtoaevertiqxweo[xa\xwxo 55 n[to]xaiefiq)avity]V 
oxxixavxa7totrjaavxea%aQtaüovxaixtotdapito 56 7tqeaßevxao7tv9vq> 
atjoieQoyeveioo 

TOvdi][iov exaxatov iiodoxov 

xoveqv&Qaitov l ) dfytYjTQiov xXewwfiov 

60 d-eorcofiftov ayefux%ov 

anoXXodoxov ayeXaov. 

Umschrift: "Eyvw däftog* 7t€Qi u>v d ßoXXa nqoeßolXsvae 
xai TloXvdevxrjg Mi- 2 ywvog & xezdyfiievog oxqdxayog inl 
itdrxwv xai AlofiXrjg 6 Qefuoxiu) 3 6 dvxiy(>dq>evg hti xbv 
iaptov rjX&ov, 7i6Qi tio ödfiw xwt 'Eqv&Qaiwv äa- 4 xe enaive- 
&elt] xai axetpavto&eirj h xolg Jiovvoioig xqvoIqh, axe- 5 qxi- 
vwty xai iteql rcov iixdaxav 'Exaxaiw Jtjjutjtqiw Jtoöotto KXi- 

6 wvtteiw äaxe inaivi&eiev xai axeqyavw&eiev ev xolg Jiovo- 

7 oioioi xQvoiw oxeyxxvtai xai äaxe £evia&eiev iv xm tzqvxcl- 

8 mau, xai tT€qI nqo^eviag xai 7toXix(ei)ag Xva 7toirjou>vzai ol 

9 axqdtayoi eqyodov viziq avxwv h xolg xqovoig toig ix xw vo- 

10 /iuo f xai neqi xto yqajufidxeog avxtav Geo7t6f47tto lAnoXkodoxw 

11 äaxe iftaive&ett] xai axeaxxvtod'eii) iv xolg diowalotoi %qv- 

12 aha axeaxxvwi xai gevia&sirj iv xwi rcQvxavtjü), (xai) neqi 
xto di- 13 xaoxaydyw tdyeptdxw IdyeXem Haxe i/taive&eirj 

14 xai <JTeq>cnnt)$d(rj) iv xolg diowoioioi xqvoiuy oxeqxxvto xai 

15 eig xb 7tQvxavrjiov xkrj&elr) pexa xüv dtxdoxav äyd$ai xv- 

16 %at didox&ai xm ddftwf enceidTj 'Eqv&qaioi avyyhetg xai 

17 q>lXoi eovxeg xag rtdXiog &iXovxeg drtddei^tv 7zoir t oaa&ai 

18 xag evvoiag, äg e%oioi nqbg xdv d&uov, ev xe xolg aXXoig 

19 xolg avfapeqovxeaoi xä noXei Ttqovorjvxai xdd-oxs dvva- 

20 xoi Stoüi xai neqi xm ftexanifinxto dtxaarrjqicji ipßki- 

21 novxeg elg xdv ortovdav, S/ä 7ioirj 6 däpog, i(piXoxif.nfj- 22 
xhjoav xai dniaxeXXav dtxdaxaig xdXoig xai dyd- 23 &oig, ol 
xb naQayevo^evoi xdv nqog^xotaav nqovoiav 24 inoi^aavxo 
neqi xdv dixav xai iqtqovxioav Xva ol piv ovl- 26 kv&wat xd 
nqog dXXrjXoig, ol de diaxQtv6f.isvoi xv%uhh, 26 xdv drxaiwv, 
xdv xe TtaQentdafxiav inotijoavxo aQfJO- 27 tpvrwg* onvag ovv 
xai 6 Sdjuog (pav€Q(o))orji ev%aQiaxwg 28 awdvxatg exdoxotai 
xai jLiväv notrjpiGvog xtov xe HZ/ano- 29 otelkdvxwv xai xüv 
Sixdoxav xßv irttfieXitog xai öixal- 30 wg nQoaxdvxiov xäv 

x ) Die namen der ausgezeichneten sind jeder mit einem krause 
umgeben. • 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 115 

dixav xal d^iiog rtav re dnoorskkdv- 31 twv xal rag zw ddfia) 
dyqioiog- inaiv(4)oai rbv dapiov rbv 32 'E(>v&Qctltov inl rat, 
evvolai, al exet nqbg rdfi n6kiv, xal inl rwi dito- 33 orekXai 
dixdaraig xdloig xal dydd-oig xal oreqxxvwoai iv roig 34 dio- 
waioiai xqvaiw oreqxxvw .inaiveaai di xal rolg dixdaraig J JBxa- 

35 raiov xal Jiodorov inl rw nqooxav rwv xarralg dixaig icwg 

36 xal dixaiwg xal oxscpdvwoai h> roig Jiovvoioioi yqvoiw are- 
ipdviOy 37 eigayyoao&ai di nsQl aikiov iv roig %QOvotg roig 
ix r& v6/4io 38 xal rolg arqardyoig oniog vndqipji avroioi 
nqo^svla xal nokirei- 39 er inaiveaai di xal rby yqaftfidrea 
Qeonofinov htl r&i nQoyftarev- 40 Privat (piXoxifuag xal d§t<ag 
dfucporiQtüv zaft noXlwv xal oteqtd- 41 vwaat avrov iv roig 
Jiowoioioi XQvalto oxecpdvw inaiveaai di xal 42 rbv dixa- 
ardywyov ^4yipia%ov inl rwi g>iXorifitog imdopevai 43 eavrov 
xal nqoarav r&v xarrolg dixdaraig Xva exaara die&x- 44 %$i- 
toai dixaiwg xal ov/uipeQovxcog , xal areq>dvtaaai iv roig Jiow- 
45 aloioi XQvoito aretpdvur rag di dvayyeXiag rüv oxerpdvwv waxe 
yi- 46 vtjfcai inifieXij&rjv roig ßaaiXeag xal nqvrdveig y xdXeaai 
di inl 47 roig dixdaraig xal rby yga^judrea in(l) rb ngvta- 
vrjiov inl rdy xoivav toxi- 48 av, xdXeaai di per avxiov etg 
rb 7ZQvravfjiov xal rbv dixaardyiayov 49 %ei{>oz6vr}oai di xal 
nqeaßevrav ix ndvnav rcov noXixav, rbv de äyqi- 50 &evra 
ro re xpdq>iü(.ia dviveyxai nqbg ^Eqv&Qaioig xal ifiq>avtaavra 
51 neql rag evvolag, dg i%u 6 däfiog nqbg avroig, xal rd ciixo- 
vojarjueva 52 vnb rwv dixdarav naQaxdXyv avxoig inipeXeg 
noiyaaa&ai ontag di 53 re arig>avoi dvayoQev&iiooi xal naq 
iavroig xal rb dvxiyqa<pov rw tfjrj- 54 qtioftarog dvayqdgnj ig 
ordXXav xal dvare&rj dg iv ini<paveoxdxw ro- 55 nto xal efi- 
<pavityjv orri ravra noitjaavreg xoQioaovrai rm ddfiw. 56 iTjpeg- 
ßevrag IIv&oqtdTjg y IeQoyiveiog. Schluss: rbv drjfiov rbv 'Eqv- 
&Qaitov. c Exaraiov Jrj^rjrqlov. Jiodoxov KXeotvvfiov. Qeo- 
nofinov IdnoXXodoxov. ^iyi^iaypv Idyskdov. 

Das alter der inschrift ist von Kenner richtig bestimmt. 
Derselbe hat sie combiniert mit einem gleichfalls in äolisebem 
dialect abgefassten, aas Delos herrührenden epigraphischen denk- 
male, GIG Add. 2265b, welches ich am besten hier einreihe. 
Ich lege dabei die Umschrift von Ahrens (Dial. II, 496 ff.) zu 
gründe. 

!Ayd&a ri%a. inl nqordviog i[ß] M\yrtXdva ftrjvog'] 



116 F. Bechtel 

Sedaiolw 1 ), iv di Mafhipva inl 7tQox[aviog...fi^vog.. f bde] 

livxiaaa im 7tQoxav[i)og Kleaq>ev[w . . . prjvog . . ., iv de 'Eficw *) 

im 7tQorävi-] 

og IdyeixoQxo) Me[K]a[y]xa(a firjvog Ja[ioi(o ig"] 

bxbv dal [%\qovov ifipioato im x&v 6 

. e vitaQ%ousav ävxoioi öia xtav ä [ifi MvxtXotva] 

nolvdevxrj Meywvog, Eva[y]iva *A 

*EQ(Aoybr) l^ÖQaoxa), iv de M&9v(.i[ya\ 

Zaitko) Japodixelü), J[t]f] s ) diovvoo[ßfya[Qto] 

lQ*Exi[l]a GeoxXelxw *), [2]ifif4td[o]g Uy[rj\iiov[og) 

ttü 2xafiavdlQ}wv{viuw] 

[r]Xavxu)vog [' 4y]vü>ve[i]w 

(Der schluss völlig verdorben.) 
Schon Lebas bat aus dem umstände, dass hier von An- 
tissa als einer noch existierenden stadt die rede ist, gefolgert, 
dass die inschrift vor 167 v. Chr. abgefasst sei. Da nun in z. 
7 ein TloXvdevxtjg Meytovog genannt wird, ferner die von Le- 
bas (nicht von Boeckh, wie Kenner angibt) herrührende 
ergänzung i/u Mvxikava in z. 6 so gut wie sicher ist; da endlich 
die Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass der IloXvdemrjg Mi- 
ywvog f der hier genannt wird, eine person ist mit dem Ilokv- 
deixrjg Miytavog 6 xerayfievog oxqaxayog im rtdvxiov in z. 2 
der inschrift aus Erythrae: so ist heimat sowol als alter auch 
des letzteren bestimmt, und ich kann diesen teil der Kenner'- 
sehen publication nur gut heissen. 

Aber was soll man dazu sagen, dass Kenner bei wieder- 
gäbe der inschrift drucken lässt z. 4 avecpctvo&eiT], z. 5.6 xJUjjo- 

x ) fk&atatos hergestellt aus BtXatotoc, welches wort auch CIG Add. 
2188b zu finden ist. Ich fasse Otcfafatot als Biodatoiog, was ein be- 
kannter monatsname ist, und bin der ansieht, dass Gsoöatotos, Btdatatos 
zu JatiSioq (z. 4) sich verhalte wie "Ofioktoiog zu Aaüog (U 8 8 inj?, Inscr. 
Graec. ined. p. 21). Jet dies richtig, so treffen wir hier vollnamen und 
kosenamen gleichzeitig nebeneinander, freilich in zwei verschiedenen 
stadten. ßedaia&os zu beurteilen wie GtyQaarog, Biripos, Btpvwnog auf 
alexandrinischen inschriften (Rev. Archeol. 1870, s. 98). 

*) So, nicht Tfyfoau wie A. liest: cf. ^Eqeatoig, Eres. 1. C, 11. 

•) Hergestellt aus A" II; der name JCr\g ist auch sonst auf Lesbos 
belegt, siehe weiterhin. 

*) Was A. hiergegen vorbringt, beweist nichts. Einen namen mit 
dem elemente -xUtrog haben wir in dem *Hqu \\ xXtfra) der inschrift aus 
Pordosel., No. 56. z. 45.46. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 117 

rvfxBiWy z. 38 07tog, z. 47 ft^vtavtjiav f dagegen in der Umschrift 
jeweils cvecpavio&eirj, KXewvvfiuu) (in z. 58 aber hier wie dort 
wieder KÄeovvpov), 07t(og 9 TtQvravvijiöv? Was ist da richtig? 
Warum ferner fehlt gegen die gewohnheit das „sic u über dem 
zweiten o von (a^d%ovxog z. 27, einem monstrum, das auch die 
Umschrift entstellt? Hat der stein in z. 13 Ayyeleia), wie 8. 
336 u. 339 zu lesen ist, oder AyyeXato, wie s. 355 angegeben? 
Gibt der zustand des steins kein recht dazu, eine unform wie 
TtQayfiare || drjvai (z. 39.40) zu emendieren und den anfang von 
z. 46 verständlich zu machen? Solche fragen etwa mag Blass 
nicht zu beantworten gewußt haben, als er Kenner's publica- 
tion mit dem prädicat „ungenügend" bezeichnete (Hermes XJ1I, 
386); und wenn Giern m auf grund eines abklatsches, der ihm 
vorgelegen habe, dieser äusserung entgegentritt (Rhein. Mus. 
XXXHI, 609), so finde ich das gerade so „interessant" als seine 
bemerkung, die form noXivcag z. 8 sei „sprachlich interessant". 
Denn ein abklatsch der inschrift, welchen ich durch vermitte- 
lung meines freundes J.Seemüller von herrn Fritz Löwi in 
Wien zugesant erhielt, lehrt folgendes. 

1. Die rechte Seite der nicht movfltfiov geschriebenen in- 
schrift ist, namentlich gegen das ende zu, verwischt. Viele 
buchstaben, die Kenner als ganz deutlich bezeichnet (auch 
hier freilich inconsequent: die copie hat *Anokl.o&6%ta (z. 10), 
xcrt (z. 16), ifiißlt\\7torreQ (z. 20.21), die Umschrift ld7toXlodox{w), 
%{at), ifißli7torT£g)j treten auf dem abklatsche so gut wie gar 
nicht hervor. Wer also am ende von z. 38 ein / ergänzt, um 
7toXive[C] || a herzustellen , der muss auch am ende der folgen* 
den zeile ein Y ergänzen, um 7tQayjuat€[v] || &rjvai zu erhalten. 
Desgleichen, wie in z. 44 von K. selbst vier buchstaben hinzu- 
gefügt werden, kann die fehlsteile der nächsten zeile mit so 
vielen buchstaben ausgefüllt werden, als der räum zwischen dem 
unter dem / von zolg (z. 44) stehenden Si von OT8<pdvw[v ; den 
querbalken des N glaube ich noch zu erkennen] und dem rech- 
ten rande der inschrift gestattet: und damit bietet sich von 
selbst die ernendation von Blass (a.a.O.): äaxe yi\\vt]rai. Un- 
recht aber hat der letztere mit seiner lesung in[t deiTtvov] am 
schluss von z. 46 : das P von ert steht zwischen A und N von 
xoivav (z. 47), acht buchstaben können hinter ihm unmöglich 
gestanden haben; trotz der häufung des hti glaube ich nicht, 
dass hier zu corrigieren ist. 



118 F. Bechtel 

2. Unrichtig gelesen hat Kenner: z. 4 oteqxxvo&ett]; z. 5.6 
KX^owfiBLiü; z. 26.27 aQuo^ovrog; z. 38 onog; z. 59 Kleovvfitov. 
Die inschrift hat für alle falschen o völlig deutliche to. 
Nur qxMVtQoatji (27) ist ein versehen des Steinmetzen, wie litai- 
vrjoat (31) *). 

3. Wie itoUxxa (z. 9) zu beurteilen ist sicherlich Idyys- 
Xeiio (13) für l4yelelü> (Agelaossohn; cf. 'EQ^ijoifaiio Eres. 1 A, 
38); ot6<pavüld'Si€v (z. 14; für oteyavcü&eii]; kit (47) für &rt; 
i^Kpaviaavtag (50) für ifupaviaavTa (K. macht mir völlig unbe- 
begreiflich lp<pavioav va daraus!). Da die anfertigung der in- 
schrift (es liegt uns nicht das original, sondern das ävri- 
YQcupov vor) in Erythrae, also in einer ionischen stadt, geschah, 
so sind wol auch dugax&iwoi (44), dvayoQev&iaxjc (53) gegen 
gvIXv&ümji (24.25); ebenso dlX^kotg (25) und iprjqtto/MX (53) mit 
Kenner dem Steinmetzen zuzuschreiben 2 ); auch xoig (z. 46) 
für xoig. Wie weit aber sonstige Ungleichheiten, z. b. icpQorrt- 
aav (z. 24), ijitqxxvioarta (z. 50) gegen xa^iocovioti (z. 55) auf 
seine recbnung kommen, lässt sich nicht entscheiden, da durch- 
gängiges ozqdxayog (z. 2, 9, 36) ; rtaQct (7iaQayev6fxevoi 23 ; na- 
QcntdXijv 52) ; dg für rag (z. 18, 51) ; irtalveoai für fazaiv&aoai 
(z. 34, 39, 41) zur genüge beweisen, dass schon den concipien- 
ten die äolische Weisheit abhanden zu kommen begann. 

Wichtige formen sind: pväv (der entwickelüngsgang ist 
livüa : (xvia : fiva, wie ^EQfisiag, 'Egfiictg, 'EQfiäg, nicht [iveia : 
uvata; fivä, wie Blass Herrn. XIII, 387 meint); noirj, tzqo- 
vöiprai (dessen rj aber dem s in itoiuai und ähnlichen formen 
gegenüber nichts beweisen kann), nqocxav. Höchst wahrschein- 
lich ist z. 31 nicht aiQeawg, sondern dyqiaiog zu lesen; sicher 
freilich steht nur Qeoiog, aber eine spur des rechten querstrich- 
endes von einem r glaube ich noch zu erkennen. 

Den schriftzügen nach noch in vorrömischer zeit abgefasst, 
aber keinem bestimmten jähre zuzuweisen ist 

4. Fragment einer •pferbestimmang. Gefunden beim ho- 

*) S. 355 gibt K. an, M und !" r in tüfi noXCxav (z. 49) seien „in ein 
zeichen zusammengezogen". Auch dies ist nicht richtig; beide buch- 
staben sind vollständig, nur hat der querbalken des [' eine Fortsetzung 
bis zum zweiten senkrechten strich des M. 

*) Merkwürdig aber ist, dass K. die bildungen nQuravjjiov , ngv- 
rdvriov, die dative auf -o*cr«, die formen tlovreg und friert für bloss io- 
nisch hält und an t(3v tiitdarav neben (!) t&v ätxav anstoss nimmt. 



Die inschriftlichen denkmäler des aoL dialects. 119 

spitalbau in Mitilini und jetzt in der schule daselbst. Zu- 
erst publiciert von Aristeides (Nia üavdwQa qwXX. 299, 1862), 
und auf grund dieser publication besprochen von Keil (Suppl. 
II des Philologus, 8. 579), der aber die inschrift mit der unter 
Adespota 1. zu bringenden zu einem denkmale vereinigt hat. 
Hiergegen Conze s. 11, der den stein gesehen und abgezeich- 
net hat (taf. VIII, 4). 

Hiervon lässt sich lesen: 
a7te&ji)0&Qrt;a ärtetaxj&a) .... xal iaft07tXaxa[v ?] . . # 

vKoua/Äonlctta anXavjvtav %a[i hßaX) Uno Big rov 

AmoSoSa- &yo<*[veov] ....odixe ddovno\v oder <te, 

5 SSaaS^ cf ;, Alk ' fr ' 37 B, B] . . . . [am^)a»m fiiv 

G&iüfueYTavTc vavra ivßaXXhw &vy 

ovevßaXXev[w] oiv *). 

advrjTQ 

10 OLV 

Von G. Hermann (Op. V, 176) als „perelegans epigram- 
ma" bezeichnet wird die folgende, jedenfalls vor die kaiser- 
zeit zu setzende 

5. Metrische grabinschrift „in coemeterio Armeniorum, quod 
est prope aquaeductum" GIG. 2168. Zu den lesungen von 
Boeckh und Hermann, deren letztere ich hier gebe, kom- 
men noch die von Welcker (Altes Rhein. Mus. I, 284) und 
Kaibel (Epigr. graec. p. 91; diese fast übereinstimmend mit 
derjenigen Hermann's). 

1 o . aa .... ßo 2 xai&avovaTQaarw/iaQvav 3 ovpjiia 

. . .adrjysfuooivd-efievoQ 4 7taTQidiTOvxXeivav(ortaoai 5 tjqstv/uwoto 
Xeoa/iaXeovre 6 otftevyaQ&qQwvqtßQTaTOtoideßQO 



xdvd-avov drqeoxcj /uaQvdpsvoi XQCtdia 
avf.tf.iaxa d*yye t uooiv d-ifievoi, *Podltov 07tXa, xoaftov 

naiQi&i zav yJXuvav änaaav i£ OLQtzttv. 
fj § hvfiwg rode oäfia Xs6vtbooiv rtsqwXcnctat, 

ol fiiv yaQ &tjqwv q>iqrta%oi y oi di ßgortov. 
• Der dialect ist schon im verfall: rjyifiooiv (Boeckh liest 
gewaltsam dy((.iooiv) y ist keine äolische form mehr. 

*) Ist fragm. 95 der Sappho so zu lesen: 

sfanfQi narret (p£(>ti$ 6aa (palvoXig laxidaö* auw 
alyu r oiv ts (f4qug t ftaTSQi naTöa 9>l££t£? 



120 F. Bechtel 

6. Issekrift in ehren des tia. Pampeiiis lagaus, gefunden 
„im vorhofe eines hauses grade hinter der kirche des h. Atha- 
nasios". Publiciert von Aristeides a. a. o., besprochen von 
Keil a. a. o. , aufs neue herausgegeben von Gonze (taf. 
VIII, 1). 

odafioa das ist: c O däfiog 

xoveavxüHitoTfjQctxaixxioxav xbv eavxw awxrjqa xai xxloxav 
yvatov7tofi7trjiovyvai(aviov rvätov Hofinriov Tvalia vtov 
fieyavxQtaavxoxQaxoQaxaxa Miyav, tqiq avxoxQaxoqa, xaxa- 
5 Xvüavxaxotaxaxaaxovxaa Xvaavxa xoig xaxao%ovxag 
tcevoix7jfi€vccv7tole^oi(ncai xäv olxijpivav noXifioig xai 
xctxayavxaixaxa&aXaaoav xaxa yav xai xaxa S-aXaoaav. 
dtoQod'SooTffTioardQQV /fwQo&aog K HytjaavÖQOv 

oXw&iooertotjae 'OXw&iog btorjoe. 

Von Keil in das frühjahr 62 gesetzt 

7. In ehrei des I. Agrippa. GIG. 2176. In den Thermen 
bei Mytilene (noch von Gonze gesehen, BIL. s. 16). 
odapoo || ^eovawvrjQaraaTtoXwafiaQxov \\ ayQiit7tavxoveve(>yexavxai 
xxtaxav. D. i. : 

1 'O SSfiog 2 &iov oc&TTjQa rag ttofaog Mciqxov 3 lAyQiititccv, 
xbv eveqyfrav xai xxtaxav. 

Die in8chrift ist höchst wahrscheinlich in das jähr 23 v. 
Chr. oder wenigstens bald nachher zu setzen. In diesem jähre 
nämlich übernahm Agrippa scheinbar die Oberleitung der orien- 
talischen provinzen und zog sich nach Mytilene zurück, vgl. 
Tac. Ann. XIV, 53: Augustus Marco Agrippae Mytilmense se- 
cretum, C. Maecenati urbe in ipsa velut peregrinum otium per- 
mlsit; Suet. Aug. 66 : quum ille et levi rigoris suspicione et quod 
MarceUus silri anteferretur Mytilenas se relietis oinnibus contu- 
lisset; in seiner weise Dio Gass. LIII, 32: fätoag <J* ovv xai 
pad-cor xbv MäqxslXov ovx irtixrjdeiwg x<p I4yqi7t7t(f dia xovxo 
exovxa ig xtjv 2vQiav evdvg xbv Idy^iitnav eoxsiXe- xai *cg ex 
fiiv xfjg nöXecag evdvg igtoQ/urjoeVj ov fiivxoi xai ig xtjv JSvqlav 
äq>ixexo, äXX* Hxi xai fiaXXov ftsxQiafyov ixelas fiiv xovg vtco- 
axQoxyyovg krtefixpev, avxbg öi iv Aioßtp dihQLipe. 

8. Ia ehrea der alterei Julia. Gefunden in Plakado (ei- 
nem dorfe im gebiete des alten Hiera, welches aber in rö- 
mischer zeit Mytilene unterworfen gewesen sein muss, cf. Gon- 
ze s. 53). Gonze taf. XVH, 2. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 121 

[odaftooi] || o[vkiaa]\\[q)]QoSiTa\\ra7taidi Tiüa€ßaa\\TOj&€coyraL\\aaQOOt 
a€i^€Qys[z]tdi ; d. h.: 

1 'O dajuog *I- 2 ovXta Id- 3 q>Qodixa, 4 xa rtcudi 5 xw 
2eßdo- 6 xto &£(o Kai- 7 aagog, xa ev- 8 SQyhtdi. 

Dass die inschrift auf die ältere Julia zu beziehen ist, folgt 
aus der bezeichnung ihres vaters, des kaisers Augustus. Schlecht- 
weg 2eßaoxog &eög Kaloaq heisst ausser Augustus kein römi- 
scher kaiser, verstümmelt aber ist die inschrift bloss in ihrem 
obersten teile. 

9. Zwei Inschriften auf kaisrr Tiberins. 

a. GIG. 2177: „prope Mytilenas apud turrim in via ad 
thermas ducente". 

oda^oa\\avxoxQaTOQaxi߀QiovxaiaaQa€vCzßsa l )\\&€ova€ßaaxov 
va[oy]axo[vTa]ov[vTat]dd^€aia[%aia\\n:€Q}i€ajuvoTrjQia7ta[v]TOo[T]a7tol 
eupiliov. D. h.: 

1 däftog 2 ^ivxoxQavoqa Tißiqtov KaLoaqa, evoeßsa, 3 
&4o(v) 2ißaoxov, vdov(?) $xovxa avv xai(g) &iaig xaig 4 7X€qI 
(x)a ptvaxfjqta izdvx((a)g xa ftokei cplfoov. 

Z. 2. svaißea: vgl. CIG. 4940 Add. TißsQiov Kalaaqog 
evosßsaxdxov (Inschrift aus Philae). — Z. 3 ist unsicher, aber 
nicht unwahrscheinlich ; denn mitglieder des kaiserlichen hauses 
(8. u.) wurden als mysteriengöttinnen verehrt. 

b) Aus des Cyriacus Anconitanus Sammlung lesbischer 
Inschriften, publiciert von Kaibel, Ephem. Epigr. II, p. 1 sqq. 
Die nachstehende inschrift („in templo beati Antonii") gibt E. 
unter XIV. 

oärj^io&\avxoxQaxoqaxt߀QiovxatoaQaa£ßaaxov7raLdadioa7iai0a 
QOo\\oXvfi7tuoosßaoTOVXöivov[U€VTaooi xTjfisvaaevsQyexaa || dea/ufiaart 
olioo87ti<paveoxaxövxcuxxioxav. D. h. : 

1 X) d{ä)/uog 2 Aixoxqdxo^a Tißiqiov Kalaaga 2ißaoxov, 
nalöa Jiog Kaioaqog 3 3 Okv^nio) 2eßdox(cj), xolvov piv xäg 
oi*T]fi4vag €(v)s(>yi(xav) 9 xäg 4 de a^fiag noktog Ertupaviaxaxov 
xai xxloxav. 

Z. 2. Wie auf einer inschrift aus Eresos (s. unten No. 43) 
wird hier sowol als in No. 9, a Tiberius mit dem vornamen 
AvxoxqaxwQ beehrt, der ihm gar nicht gebührt (Henzen bei 
Conze, RIL. s. 30;. 



*) Boeckh gibt EYi.PIAI : ist dies nicht eher iv€Qyir[av], wie 
kaiser Hadrian (CIG. 5886) #£o? Mquxpos eviQyiTW heisst? cf. 9, b. 
Beiträge s. konde d. Ig. •prtohen. V. 9 



122 F. Bechtel 

Z. 3. ohrj/utvag durfte Kaibel nicht in olxovfitivag „ver- 
bessern". 

10. lusehrift auf lern marmornen lekasessel de» Pftaam. 

Noch jetzt in Mytilene (Conze s. 15). CIÖ. 2182. 
nord/uiovog || %Q uieaßiovaKTog || TiQoedQia. 

11. Auf Her«, den söhn des Germanicus und der Agrip- 
pina. CIG. 3528 = Kaibel No. IV. 

vsQtovaiovliovxaioaQccTtcudad-eioveio \\ yeQ/uavtxioxaioaQ007tai& 
€aaaiolidoaxaQ7to<poQa)ayQi7t7ttvaa. D. h. : 

1 *0 däfiiog 1 ) 2 Niqwva 'lovkiov 3 Kaioaga, fcäida 4 %te'cu 
j^w reQfia- 5 vtxoi KaiactQog xal 6 #ecrg u4\6Xt- 7 dos xa<>- 
7to<po- 8 $ g> Iiyqt7t7tlvaq. 

Abfassungszeit : „positus titulus post a. 20, quo togam vi- 
rilem sumpsit Nero Julius, ante a. 31, quo mortuus est; cf. Tac. 
Ann. HI, 39 (1. 29). IV, 4" K. 

Die besondere ehre, mit welcher diese und die jüngere 
Agrippina von den Mytiienäern ausgezeichnet wird, rührt von 
dem aufenthalte her, den die erstere im jähre 18 n. Chr. auf 
der insel genommen hatte ; denn damals kehrte Germanicus, im 
begriffe nach Syrien zu reisen, mit Agrippina auf Lesbos an, 
wo diese novissimo partu Juliain edidit (Tac. Ann. II. 54). 

12. Zi ekreu 4er kaiserin Agripplia. Aus der Sammlung 
des Cyriacus (bei Kaibel No. II), in den hss. aber fälschlieh 
zusammengesetzt mit einer andern inschrift (bei K. No. I), die 
das lemma „apud Mytilenem" trägt. 

TavywaiKaTwa€ßaaTU)V€.\\av.&8avßoXkaxacoda^ioa\\aeßaafavyv 
(Avaoiciq%ov!\diaLiü)VOOi,ov\iavay{>t,7Z7Zivav. D. h. : 

1 Tdv yvvaina tü> Zeßdozco, vi- 2 av &iav 9 [djßokla wxi 
6 ö&fiog 3 JSsßdoTav yvfivaoictQxov 4 dt auovog 'iovXiav !Ayqi7Z- 

7ZIVW. 

Die inschrift ist zwischen 49 und 59 n. Chr. abgefasst. In 
die gleiche zeit sind die zwei folgenden zu setzen. 

13. Aaf I. dranios Karben aud einen sehn desselben. CIG. 
2183. „Mytilenis in coemeterio Armeniorum prope aquaeductum". 

x ) Wo in stücken aus Cyriacus' Sammlung die Umschrift von der 
abschritt; discrepiert , z. b. bei abteilung der Zeilen , sind die lesungen 
der letzteren durch den codex Pavianue, die der ersteren durch den .co- 
dex Palatinus (für No. 30, 86, 37) oder Vallicellanus (11, 16, 18, 82) ge- 
boten. Ueber das Verhältnis dieser drei hdechr. handelt Kaibel a. a. o. 
s. 1—8. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 123 

A, fiaqxjovyqavtovyauoviovxa^\ ßwvav7toyviivaaiaQxrjaavxa\\ &e 
aaaaßaaxaaaioXidoaxaq7to |] q>öQ(oayQi7t7teivaoxaiayoQavo Wftyoavxa 
diaxaidQöfiayexrjoccy\xad'€oda)Qa/urjvo(pcX(üX(oxaiyXv | j xtovooxovavdQ 
aayad-aa/uva/uaa\\€vv€ycaxai7taiaaoT€i^aoxai6v\\voiaaTaa€ta€ccvzov. 
D. h.: 

1 Maqxov rqdviov ratio vTov Kaq- 2 ßiova, vnoyv/AvaaiaQ- 
XfjoavTa 3 &iag 2&ßdoxag lAloXtdog xaQno- 4 <poQO) liyqirtTiei- 
vag xal äyoqa- 5 vopyoavxa dig xal ÖQOfuayexrjaav- 6 xa, Qso- 
dioqa Mrjvoyilü) xw xal rXv- 7 xtavog xov aviqa dyd&ag \Ava- 
fiag 8 evvexa xal itaiaag xei/uag xal ev- 9 volag rag elg iav- 
x(a)v. 

Der mann war also vttoyvjuvaoiaQxog der kaiserin Agrip- 
pina, welche lebenslänglich yvfxvaaiaqxog war (No. 12). 

B. yQayiovfdaQxunovxai\\7taiaaaaQ€taa€vv€[xa]; von Boeckh 
gelesen: 

[rdiov?) rqavtov Mdqxta (y)ov jfcrg- 2 [ßwva] nalaa'g aQi- 
tag ewexa. Vor rqdviov ist der vorname ausgefallen. 

14. Fragmeit eher fascbrlft „!■ 4er aedieula Itavayiag Ka- 
ßadtvrig« zu Mitilini. CIG. Add. 2183b. 

&e{avxatawoxQazo[QOG] 

&€a(TO€ßaaraaaio[hdoaxaq7to(poQoxxyQt7tTC€ivaa] 

*raidooy6Qtiavixu>[xaiayQi7t7ceiva&] [x] 

aiXoytcD7tqv{xavioa\ [x] 

5 ai>?a ooa&8laict(a[jii7ivvoo] 

D. i. 0i(ov xal Avxoxqaxoqog 2 d-iag Seßdaxag 

AidXidog xaqTtoq*6qto ^Ayqifcrtdvag , 3 naidog reqpavtxw xal 

Idyqinndvag . . . . x- 4 al Xoyito irqvxaviog IC- 5 aloaqog, 

Se(S)aiauo prjvvog. 

Ueber den Xoyiog rtqvxavig siehe zu 15, 1. Von Gedal- 

aiog war schon bei No. 3 die rede (s. 116 anm. 1). 

15. Za ehrei 4er Air. Artemisia. Aus Gyriacus' Sammlung, 
bei Kaibel No. VII. 

aßoXXaxaiodafiooxavavq .aqxefMGiavxco |j dixarxioevxvxtodvyax 
QCcxccvaoyiovTtQixavrjv || xaieveqyexivieqeaxav&eavexupiXavxaixa || q 
taaavxaieqyocpoqoyxovayiwxatwv^vyyaqKov || xava7tvyovovnoxaf.iwv 
oaxwvofio&etaxai |) Xeaßwvaxxoax(oq>iXoaog)(üxoigsveqyexaia || aqe 
xaoev6xa7taioav || ovaxa&scaaaxeijuaavrtoxaaiqaaßoXXaaeTtijueXr]^ 
ev || xoyxü)7tQa^axsoaavxaaavQ7tQOxXa)xa)t,ovaxa). D. h. : 

1 Iti ßoXXa xal 6 däfxog xdv Avq. lAqxafxioiav xw 2 (Av)xu> 



124 F. Bechtel 

ziZ Evziyju dvyaz(s)Qa 9 zav (X)6yiov 7tQ(t)rav(i)v 3 xal eveqy*- 
tiv, Uqea[y] tolv &iav *Ez(r])q>iXav xal Ka- 4 qioaav xal $$- 
(a)6q>0Q0v z(w)v dyiundzwv /nv(azt])Qiü)v , 5 zav anvyovov JIo- 
zdficovog tw vo/uod-sra xal 6 ^ieaßiovaxTog zw q>iXoo6<pw, TÖig 
€V€Qyhcug 7 dgfaag evsxa naiaa(g) 8 ovava&uoag zeifiag V7tb 
zag Igag ßoXXag i7tt/A£Xy&sv- 9 TO(g) zw (y)qafifidzeog avzag 
uivq. IIqoxXw zw 'Iovozw. 

Lesbonax und sein söhn Potamon lebten unter Augustus 
und Tiberius. Hieraus schliesst *) Kai bei, dessen behandlung 
der vorliegenden inschrift sonst nicht ganz gelungen ist, dass 
dieselbe „primum p. Chr. natum saeculum non excessisse". 

Z. 2. xfoydzsQa für das unerhörte &vyazQa> welches K. bei- 
behält. 

Dass Xoycov adject. zu 7tQvzavtv sei, hat K. richtig gegen 
Boeckh bemerkt. 

Z. 3. „zav &eav y Ezr]<pt,Xav xal Kaqiaaav. Neutrum no- 
men habeo qui penitus. explicem" E. Betreffs der Karissen 
schliesse ich mich an; die *Ezy<piXai aber (CIG. Add. 2192b 
wird nur eine genannt: KoQvrjXiag xaXXiozrjg, leQtiag &eäg 
3 Ez7]q>tlag, desgleichen auf der Bresos-inschrift , No. 34, 12) 
sind klärlich die iz&jq>iXai, die „wahrhaft freundlichen", ähn- 
lich wie Hades den beinamen EvßovXevg führt, cf. Kai bei, 
Epigrammata graeca No. 272, 

Ovvexev aqTtä^ag 'Equwviog EvßovXrji 
[vexvov] advQita (piqev d>€QO€(p6vrj z dX6%w. 

Z. 4. iqoQtpoqov. Kai bei t€Qo<poQov (dagegen schon iqag 
in z. 8), Mommsen noch gewaltsamer xeqvoqtöQov. Da auf 
unserem denkmale das a vom y nur dadurch sich unterschei- 
det, dass es den unteren querstrich vor ihm voraus hat, so ist 
die änderung des eqyoqtoqov in eqaoqxtQov palaeographisch leicht 
zu rechtfertigen, besonders da die gleiche ersetzung noch zwei- 
mal in dieser inschrift nötig wird : z. 4 fivyyaQiov 1. hvottjqiiov, 
z. 8.9 kTtLfxelrjd-ev \\ zoy 1. °lyd'ev\\zog. Wer nur die iQOO<poQOi 
waren, lehren die artikel 'EfätjcpoQoi , IffäqqtOQla bei Hesychius 
und Suidas. Nur wird niemand der in beiden Wörterbüchern 
vorgetragenen erklärung beipflichten wollen, i^t](poQia schreibe 

man dia zo zrjg "EqGTjg iyxaz€tXrjq>&ai (für Xr}o&ai) zijv 7C0pL7Ziqv 

l ) Der 8chla88 ist durchaus nicht sicher; vgl. den Stammbaum in 
No. 17. 



Die inschriftlichen denkmäler des ä'ol. dialecta. 125 

(Hes. ; rjf yaQ "Egoy itzdfmevov [sc. ai naQ&ivoi] , rjj Kgxqo- 
nog dvyaTQi Suid.), dfärjyoQia aber ineidrj %ä a^Tjva h xl- 
oratg eq>€QOv %fj &e$ ai 7taQ&ivoi (Suid. ; iizü in dfärpoig 
owiarrj, Hes.) ; denn die letztere etyinologie richtet sich selbst, 
gegen die erstere aber spricht, dass die "Eqcft] niemals y, Aqarj 
oder ^^rj heisst. Vielmehr wird man gut tun, den wahren 
begriff der l$$t]<p6(}Oi in dem beisatze iv xiaraig k'cpeQOv zu 
suchen, d. h. das wort etymologisch an <x$ix°§> korb, anzu- 
schliessen. 

Ebenda. Die dyicirara /tivatiJQca heissen auf der Bresos- 
inschrift (z. 11) oißaora. 

Z. 6 ff. sind bei K. durch die interpunction roig evegyi- 
raig aQhag JWxcr 7taiaag' ovarcc&eioag u. s. f. ganz unverständ- 
lich. Es ist zu construieren : reijuag ovora&eiaag xoig svtQyi- 
vaig u. s. f. Oder ist xwv eveQyhav zu schreiben? 

Z. 8. Mit der iqcc ßdXXa vgl. das elgov ßoXXevxijQiov, 
19, 15. 

16. Z§ ehren des kaisers Traianns GIG. 2178, von Gonze 
am wohnhause des J^irftgcog KaQaftavaytd&xrjg gesehen, und 
von ihm kurz besprochen RIL. s. 13; zuletzt von Kaibel aus 
der Sammlung des Gyriacus unter No. XIII publiciert. 

avxoxgccrogixaiaa.veQOvaTQaiaviüxataaQiaQvoxwasßa \\ axioyeQ 
fLiavix(t>dcnuxo)7ta()&ixü)XCtQtOTr]Qiov. D. h. : 

1 AvxoxQaxoQi 2 NiQOva TQatdvio 3 Kalaagi dqiaxw 4 2e- 
ßdoxto reQftavixto 5 Jctxixio IIccQ&Uto %aQiax^qtov. 

Von K. richtig zwischen 115 und 117 gesetzt: in ersterem 
jähre erhielt Trajan den beinamen Parthicus, in letzterem starb 
er. — Der dialect der inschrift ist nicht sicher zu bestimmen *). 

17. Z§ ehret der Cornelia Celhegilla. Aus der Sammlung 
des Cyriacus („in balneis Lesbi"), bei Kaibel No. XXIII. 

aßoXXaxaiodapoaxoQvrjXtaaxe&iyiXXavxTjveveQyeTiv \\ xaojtoXio 
0\hvyaT€QaiJaQxcoyaßtw€xviaaayccXXixav(o || vttoxixo) || xai7Z0fi7tr)ia 
oayQi7ZivtXXr { OTtcudort(xtdadsfiaQXü)notJ. || TtTjiwjuaxQivw&eoiayveiyo 
vev€Qy€Tavxaixrioravzao\\jtoXioo. D. h. : 



*) Aeolisch wäre der dialect in der inschrift bei E. XXVII; avro 
xQcnoQoa&tow. \\xautnolXan'o(jS-€Qju^, wenn wir sie mit Henzen lesen 
wollten: 1 Avtoxqotoqos &£<o N[{qovcc Tpaucvoj] 2 xai l4n6XX(avogBeQfjLi[ui]. 
Näher aber liegt &cow in &(ov N. zu emendieren — somit haben wir 
xotvri. 



.126 F. Beehtel 

1 y A ßokkatcti 6 d&fiog Koqyfjkla(v) Ke9(t))ylMLav,T(ü)v cv- 

-ifymv 2 *äg izSlfog, 9vyav€Qa M&qhxo raßlw (2)xvi(lk)a FaÄ- 

Xixdno 3 V7tarix(ü xal IIofi7tir)iaq l4yQimvtkk(a)g, itaidoirzatda 

ie MaQXw Ilofi- 4 7tr}iw Max^ivw &eo(qj)aw(r]), (tta)v sv$s^fi- 

<iw xal mimav rag 5 ttaktog. 

Die abfassungszeit der inschrift ist durch Mommsen's 
schlagende emendation (beiKaibel a.a.O. p.21*) des EKYIAAA 
in 2KYIAAA bestimmt. Wie M. selbst angibt, war M. Gabius 
Squilla Gallicanus, der vater der gefeierten, im jähre 127 con- 
sul Ordinarius. Dessen gemahlin, die Pompeia Agripinilla, war 
nach M. „neptis fortasse praetorii eins qni periit a. p. Chr. 33", 
dieser praetorius aber war söhn des bei Tac.Ann. VI, 18 er- 
wähnten inhtstris eqaes Bomanus, der den namen Pompeius 
Macar geführt haben muss wie sein von Strabo XIII, 3 als Zeit- 
genosse des Augustus und Tiberras erwähnter vater, der söhn 
«U» bekannten Theophanes, des freundes des Pompeius; cf. 
Nipperdey zu Tac. Ann. a. a. o. Hieraus geht hervor, dass 
navdoTtaida in z. 3 „enkel" nto weiteren sinne bedeutet; aus 
dem alter der inschrift folgt zugleich die richtigkeit des in der 
acte zu No. 15 gegen Kaibel bemerkten. 

Z. 4 lese ich ®80tydwrj für K.'s Geoqxxwov. Ersteres ist 
palaeographisoh wahrscheinlich (EI verlesen für H ), dialectisch 
allein richtig (cf. 2xvllla). Vielleicht ist ein v zu tilgen. 

18. Ei ehret «es kaisers ItMam. GIG. 2179 =~ K. XII. 
avroxQOTQQiT(>auxvtoad(>iavwxaiaa{)ioeßa^ 

IWXWJÜTHtduXCtQlOTIJQlOV = 

1 AvtoxQcito- 2 qi Tqaiavw 3 !Aöqiolv(x) Kalaa- 4 qi 2s- 
ßdavw 5 'EXev&Bqiw 'OA^u/ri- 6 w Ktlat(cc oder rj?) Jlt %a- 

Abfassungszeit: 132—137 n. Chr., cf. Kaibel a. a. o. — 
Der dialect ißt nicht zu bestimmen, da die entscheidende form 
entstellt ist *). 

19. Beschltss rtn rat nid rtlk la lytllene. Gefunden von 
G.Gurtius in Mitilini, besprochen von ihm Hermes VII, 407 ff. 



') Sicher in xotvr\ geschiieben ist eine andere inschrift auf Hadrian, 
CIG. Add. 2176b („in ÜavayCas rfiv nvQywv prope Thermas Mytilenaeas"): 
AirtoxQaTOQt, Mgtav[(S] 2 VXvpri taj £wtjqi 3 xal Kilaxr\. Vgl. Conze, 
taf. IX, 3. — Ebenso eine dritte auf diesen kaiser, bei Conze s. 13: 
AvToxfmxoQi Katoaqi T^aiavtS 'AÖQiavto ^BUv&eqfa) X)Xv[Ante jfa£«rrqgtA>t'. 



Die inechriftlichen denkmäler : des äol. dialects. 127: 

1 ... hxivo ...kluo ta .\fjcupia[fi\az[a] 2 s?6ju?rf<rdat > 

deKaixaxeviavzovxpaipLqfxa^ciQzg 3 ßoXXa<rxai%*>daiut)7teQiavzQno 
vTQ)7tQoa*oiaay[e] 4 iu[o^y[ag]o/t7t(oaxaiavToi(j(paye^ayfroTjfievxay 
5 7fQoaiQsairran:ohoa7teQtvü^dafioai(ovfCQC^fi[a] 6 Twatdextrur 
fta^i(tvTa/torjefiiuevaicwToyv7t€v 7 &vyoyxaioq)ekXijvavToyja&saaQ 
tefudieiQaiooQ 8 yvQiw-Sl- aiaxaieitayxeaeiart<>aQO*o$*LVrto 9 
*woTQOTayiüvaidex€TiawiQ7pQa<np;auwQy 10 <x7io%uoaidinXoai 
CTaiaa7tvT(ü\paq>iafictToae7ta 11 rwetgiyAevaia \V t\ rods\fjaf>[i]o - 
[Aaiod6qufi6*[aL] 12 eaauniaau)xr}qi.cnia[t^q)vhxxaxauxya&a%vxa% 
aa 13 Ttohoaxauvxa^ax^ysaoTalaiufiaQ^a^iyav 14 xcuava*e$ 
t]vertio€i()ünaoa(>T€fiido<Jtaa&eQ 15 fiiawuxirt^UMQwßoJÜLsvTfjQi 
w^doygicevoyQa 16 (poiyvaiooTtofiTtrjioijQQupoo^yaioa 11 OQfpioa 
m*. . . cffc. uapoo ^iQvxwoy^crs 

Umschrift: 1 2 Ilßftftta&ai de xai xat h£~ 

avtov tftdqtiona naQ t(6)q 3 ßolkag xai tw ddfito izeQi avtm 
zovto) rtQog xolg dys- 4 fiovag, omttag xai avtoig qxxriQcty nörj 
Hev xav 5 nqoai^eoiv xä(g) noktog rtaqi xßy dafioaiwy Ttqar 
y/id- 6 tcuv. al de xi xig Ttäq tarnet ttoty efipevat avtioy vitev- 
7 xhjyov xai Sq)Hkrjv avxov xa &ia l4(>v4fiidi, eiQaig dg- 8 yv~ 
qiiü- t^13 U, -, atg xai iftdv(av)xeg elgrtqdaaeod-ai vno 9 rwy 
CTQordywy. al de xi xig fiij lg7tQda(a)r]xat, avxov 10 dnoreioai . 
dttckoaig Talg drtv x(a xfjaqtioftmog hzd- 11 wa ttQtjfiiyaig W u, 
xb de xpd<pLCfia rode epnevai 12 ig d'C inl aaant}(Ua xai awkdxa 
xai dyd&a xv%a tag 13 n6ktog } xai iyzaQdx&y* &§ axdk(k?)ap 
fiaQfiaQivav 14 xai dvaxi&tjv h tw efyoi tag IfQxifiidog %&g 
QeQ- 15 filag xai 7Zqo xai ecQio ßokkevxrjQiu). -doyfxax6yQa- 

16 (foi Tvaiog IlQfmrjiog *Ptöq)og-rdXog 17 "Ofppiog Aov- 

xiog.... 

Die zeit der abfassung bestimmt C.Curtius mit hilfe ei* 
ner lesbischen münze, die auf der Vorderseite das bild des kai- 
ser8 Commodus (180 — 192), auf der rückseite den namen des 
Pompeius Rufus (als des axQaxrjyog ircl ndvxiav xevayfiivog) 
trägt. Zu dieser epoche passt denn auch die Schreibung Aoi- 
xeog (cf. Dittenberger, Herrn VI. 310). 

Z. 4. ftoij piv: das piv hat keine beziehung; ist also it6rj- 
(uey als 1. plur. conj. zu schreiben, gebildet zu der entsprechen- 
den form des indicativs **ro«/i«i» (cf. Ttoetoi aus *7vtfm?)? Da- 
gegen würde allerdings aywvxai (für fjy&vxiu) sprechen, wepn 
das ay von Boeckh (ohen Nr. 2, 32) richtig ergänzt ist ^ -da 
die erwähnte inschrift „noch nicht die leiseste spur von .einer 



128 F. Bechtel 

abschwächuiig des dialects durch eindringen ionisch-attischer 
demente" zeigt (Dittenberger, Hermes XIII, 390). 

Z. 5 bei eiQü) ßollEvrriqiu) sei auf No. 13, 8 vno Tag Yqag 
ßoXXag zurückverwiesen. 

Z. 16.17 räbdfOwiog: vgl. CIG. Add. 2194b). d^uQslag 
y O(Hpiag AaiXlag. 

20. Xi ehren des kalsers Sepiimio» Severas (193—211). CIG. 
2181 (Mytilenis ad puteum). 

aßoXaxaiodajLtootov[xeyiotovavTOXQaTo$a \\ xaiaagaae7itL/Laov\\ 
aeßTjQoyiteQzivaxaaeßaazov || Tovyaoxai&aXaooao\\ d&07zozavzovoaa 
[nolioo\\ev€Qy£TavxaixTiOTav] 

1 *A ß6X(X)a xai 6 öa/uog xbv fiiyiatov Avxoxqaxoqa 2 Kai- 
oaQa 2ß7ttifitov 3 2eßt]QOv üeQzivaxa 2ißaotov, 4 zov yag xai 
&aXaooag 5 d&arcotavy xbv (r)äg itoXiog eteQyerav xai 6 %%i- 
ota*. 

Der römischen zeit, aber keinem bestimmten jähre sind 
folgende inschriften zuzuweisen: 

21. Fragment einer Inschrift auf einen römischen kalser, der 
das cognomen Germanicus führte. Gefunden beim hospitalbau 
zu Mitilini. Jetzt in der schule daselbst, publiciert von Gonze 
VIII, 6. 

08ßaarovavroxQaz[oQa] 

[y€Q]jnavi7cov 
[iovli?]oodi,T}<joiQev<7x[ai] 
[ay]u)vo&evaoav 
5 oookvfmi 

An eine sichere restituierung des fragments kann natür- 
lich bei dem traurigen zustande des steins nicht gedacht wer- 
den, da nicht einmal dessen ursprüngliche gestalt zu ermitteln 
ist. — Z. 3 muss vor Jirjg (über den namen Keil, Philol. 
Suppl. II, 582) ein römischer namen gestanden haben. 

22. Anf den priester etc. Idonienens. GIG. 2184 (nach Kie- 
perts abschrift in den Add.). „Paphlae (hoc est ad thermas 
Mytilenaea8) prope fontem". 

[a]ya^aTvxa\\[aß]oXXaxatodaiuoa[eL}do^€V6a€ido^6\\lv€]oaTOvaiQ 
WKai^aQX^iQaaxaictywW [vo&faavxainavqW [yvQia]Qxav[va]c&e(> \\ [}ii 
axa]a7rava^T^oa||f€7TtT€A]«aaavTarat||[a^tatar]a7rataa4a*t'||[afi/9i. 
aa/i]finraa7r^o^|][TOia^eo£a]9)tAor€t||[^£aaderaa/r]^oa||[Tay7ro>l]^^. 
D. h.: 

1 liyä&a %v%a. 2 ä ßoXXa xai 6 däfiog 3 Eldofiiv&x Eldo- 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialectß. 129 

H$- 4 veog, xbv eljpea xai 5 aqxeiQea xai ayto- 6 vo&frav xai 
navy- 7 yvQiaQxav tag ©ep- 8 /utaxag TtavayvQiog, 9 lixixzXeo- 
aarca Tai- 10 g dvaiaig rcalaaig, «5- 11 aeßiag pev rag nQÖg 
12 tolg 94oig, yilotsi- 13 plag de rag KQog 14 täv tzoXiv. 

23. Auf den priester etc. lastrikits. CIG. 2188. In den 
Thermen bei Mytilene. 

aya&arvxa || aßokXaxaiodaftoa || xaa%Qix[C\ovxaaxqi || xiwcov* 
tQeaxaiaQx || eiQeaxaiaywvo&e || tavxamavayvQiaQ \\ 7tartau[eQ]7t 
axaa \\ 7zavay[y]Q60öB7vne || [A]6a[aa]ira . o/t/lo[v] || etaionaioaio 
e[vaeßi] || aff/uev7r^oaT[o]taoa[ota] || [^ptior]e^tar[J]£/ro || [oa]*a 
y/r[oit]y. D. h.: 

1 l4ya$a Tv%a. 2 i^ ßoXXa xai 6 öafiog 3 KaaxQixiov Ka- 
avQt,- 4 x/w, xbv UQea xai <xqx- "5 e/gea xat äytovo&i- 6 to* 
xai navayvQiaq- 7 (x)av Ta(^) (@)6g(/u)axag 8 7tavayvQ(i)og f 
imte- 9 Xiooavra (zaig)(d)v- 10 (ai)aig itaioaig, evoeßi- 11 
ag ^ev fr(>6g Toig (&e)oig, 12 q>tXoz€ifii(ag)(ö)€ n{(>)- 13 dg räv 

7t6XlV. 

24. Auf den priester etc. L Aateiiu. GIG. 2187. Ebenda; 
Tgl. die Add. 

aya&cnv%a \\ aßoXXa || xaiodafioa || X.avxwviov . A. oy || roma* 
aeqßiXuav || ovoeQßikiortov || eiqeaxaiaqxeiQe \\ axaiaywyo&evav || x 
aiTtavTjyvQiaQxav || Tao&eQtuaxaona || yayveto<r[*i;a6/&] || a<tyj6?[Ta 
Qnqoaxoia"] || &eo[iO(pifanGi[Aiaodezaort(toovavnoXiv\ D. h.: 

1 l4yd&a %v%a. 2 i^ /frftUa 3 xai o (Jäy/og 4 ^/.i/yramo*' 
A.ldv- 5 twviü) iBQßiXuo v- 6 o? 2*Qßiliov, %6v 7 *t£«a xai 
ägxeiQe- 8 a xai ay<ovo&6rav 9 xai nav^yvqiaqxav 10 rag 06p- 
fiiaxag na- 11 yayi^os, evoeßi- 12 ag jus* rag frpog Toig 13 
d'ioig^ q>iloTUfiilag de Tag rtQÖg vav itoXtv. 

25. Auf den priester etc. E«thjM»(?) Julies Ittles. Aus den 
Thermen bei M. mitgeteilt von Conze, taf. IX, 2; dazu text 
s. 17 oben. 

[a]ya£art#[a] || [a/?]oM,axa40<faju[oa] !| [cuJ^vpowoi/XiofV]... 
|| . . (oviovizalov || [r]ov«t^€axata^[*^« a ] || [xat]ay«uyo^6ra[ioca4] || 
[/ra]yayi;p£a^aM || [«;]ff*^aa/u«y[Taa7rpoa] || [T]<u<tö6ouFqpiAo]||T 
c[t]jUtaa[deiraa7rpoi7Tay] || 7raT[£t<fa]. D. h.: 

1 i*ya#a Tt5*a. 2 *A ßoXXa xai S da/uog 3 Ev&vpovtf) 'lov- 
JUov... 4 . .vlov^Italov, 5 to* €?^€a xai äqxeiqea 6 xai aywvo- 
d'hav xai 7 7cavayvQuiqxav 9 8 evaeßiag fiiv Tag KQog 9 roig 
&ioig, qtiXo- 10 tupiag de zag nQog %av 11 itaxqida* 

9* 



130 R Bechtel 

Z. a [EY\9vftov ist hergestellt aus OYMON. Dieses cor- 
rigiert C. in [l]OYAION, und erhält so einen 'lovfoog 'lovliog, 
dessen berechtigung mir nicht klar ist. Hinter dem zweiten 
namen ist derjenige des vaters ausgefallen bis auf die casusen- 
dung in z. 4. 

Z. 11 will G. das RAT als abkürzung für die stehende 
phrase de (rag) nqog xav rtoXtv fassen. Da mir eine solche 
nicht bekannt ist, ergänze ich de Tag itQog xav in z. 10, und 
vervollständige nax zu 7tdiQtda, ttdxQig gebraucht wie in No. 29. 

26. Auf einen unbekannten, der die gleichen würden be- 
kleidet hatte. CI6. 2185, noch von Conze am brunnen in den 
Thermen gesehen (RIL. s. 16, anm. 5). 

[aya$a\xvxa || [aßoXhxxai\odapLoa || .. ..QveQfio\d(aqov\ || \an] 

oXXodw[Qto] | eivovrov [) [eiqeaxcuaQtyeiQea || [xaiayatvo&]exav 

xai || [7tavayvQia]Qxavxao || [d , €Qfuaxao7t]avayv()\\[ioosvaeßia]ofiev\\ 
[xaonQoaxoio&e]oioq)iXo \\ [xeifiiaodexaofaQooxav || [noXiv]. D.h.: 

1 idyäda rv%a. 2 Id ßoXXa xal o d&fiog 3 tyfiddw- 

qov(?) AAnoXXodioQO) 5 , xbv 6 etqea xal dq%eiQea 7 xal 

dyorvo&ixav xal 8 navayvQtdqxav tag 9 QeQfiidxag navayvQ- 
10 loq, evaeßiag fiev 11 rag itqbg volg &4oig, tpiXo- 12 xetfiiag 
de vag TtQog xav 13 rtoXiv. 

Der name oder der zweite der namen des gefeierten ent- 
hielt als zweites oder erstes element eine auf den gott Hermes 
zu beziehende bildung. 

27. Auf den agonttheten nnd naaegvriurcaen Rwea«s. GIG. 
2186, gleichfalls von Conze in den Thermen gesehen, aber in 
zerstörterem zustande. 

aya&arvxa \\ aßoXXaxaio || dafioaev^e || vov.g.xovaytovo || &ex 
avxaiitava || yvQiaQxavrtaiv || ev^evwxwaQ |l %UQeooa7tv || y<w>w;f«|| 
vw. ß. xtoyvpva \\ aucQxcoxaiTtQ \\ loxaxjxQovayu). D. h. : 

1 Idyad-a xv%a. 2 *A ßoXXa xal 6 3 dctfiog Evi;e- 4 vov 
xbv Evl;iv(o zw E. reo E. xw E. xü E. x& £., xbv dyiavo- 5 
&ixav xal nava 6 yvQiaQxav, naiv 7 Ev^ivo) xw oq- 8 %UQeog^ 
diti- 9 yovov Ei£e- 10 vw xw Ev£ivw, xw yvpva- 11 oioqxo) 
xal 7ZQ- 12 aJrco oxqoxdyw. 

Z. 8. 9. a7ri5||yoyog wird von Boeckh als „nepotis nepos" 
erklärt: nur so wird die bedeutung des g in z. 4 verständlich. 

Der schluss einer ähnlichen inschrift scheint vorzuliegen in 
dem 

28. Fragment GIG. 2191 (aus den Thermen). 



Die inschnftlichen denkmaler des äol. dialects. 131 

äytnvo9-eta || xai ftta^yvQui^a II xal -rcQÖJto aj^oräyw. 

29. Auf den priest« cte. All« KltdUs feranlan«. CIG. 
2189 (in den Thermen, ebenda von Gonze gesehen), fast iden- 
tisch mit GIG. 3486, dem in Thyatirn gefundenen avulyqatpov 
der ersteren inschrift. 




ii 13 1 i*'t : '*-f i'i ti ii » 

I s f E-ri-9 1 J » 1 i -&M-* 




132 F. Bechtel 

In Z. 5. 6. von 3486 steht für Xoyiov tzqvxoviv des Origi- 
nals X6yto\\v 7tQvraviv. Dieser lesung ist aber nicht zu trauen, 
da das ende von z. 5 undeutlich ist, wenigstens nur von einer 
abschritt gegeben wird (Boeckh: „in fine Si addidi ex Peyss. 
etsi falsum"). Von z. 13 der vorläge gieng der Steinmetz über 
auf z. 15, so dass der schluss seines Werkes sinnlos ward; fer- 
ner setzte er in neQyafiirjv(v)wv (z. 9) ein v zu viel, und schrieb 
avyyevsw, diaegapvog für ovyysvetov y diade£afievoQ. 

30. Auf den Metten etc. Air. ArtemMms. GIG. 2190 (in 
den Thermen bei Mytilene). Aus der Sammlung des Gyriacus 
Anconitanus (Kai bei No. XXII). 

aya&arvxa \\ aßoXXaxaioda[ioaeT8i(iiao(o)&>avQ . a&€fitdw^ovß 
(rov)Towfi€ || vaLwßotäevravaywvo&eTiaavTaxaiTtarrjyvQiatyT] \\ aa 
rtaevdögcoaxaHpiloTeifiuoa. D. h. : 

1 'Aya&a rv%a. 2 14 ß6XXa xai 6 däfiog 3 foeljuaoev Avq. 
4 t^fTBfitöwQov u4(>Tefud<0Q(a 5 tw 'Yfisvaiw, ßoXXw- 6 xav } 
äyiavo9'e%(rj)oavta 7 xai navrffVQiaQxqoarza 8 hvöol-cog xai (pi- 
X- 9 orelfiiOQ. 

Z. 3. foßlfuxooev ist nicht zu rechtfertigen, auch nicht mit 
JSoxpQoaavvß GIG. 2206, wie Boeckh meint, weil in letzterem 
worte kurzer vocal vorhergeht Es scheint ein versehen des 
Steinmetzen vorzuliegen, der auch zuerst xov statt reo (s. 2 der 
abschr.) schrieb. Doch vgl. Ahrens I, 65. 

Z. 4. WpTqutdajpov der cod. Pal. 

Z. 7. Die änderung navayvqiaQ^f\üavxa y die K. vornimmt, 
ist unnötig; s. No. 24 7tarqyvQiaQ%av vag... rtavayvQiog, u. ö. 

31. Auf den agtnttketen etc. letalis. Ebenda. Kai bei 
No. XXIV. 

ayad'ctrvxcc \\ aßoXXaxaioda/uooereifiiaosvtiödsoTOvaTtoXXamtoT 
to || avaicwo07taidaaTtoXX<oviürtcjyv/dvaoia(ft(OTOvay(üvo || &eravxai 
7tavayvQUXQ%ov. D. h.: 

1 'Aya&a %i%a. 2 *A ßoXXa xai 6 däfxog irsi/Ltaoev Modsarov 
lA7toXkwi<ti) tw 3 ^4v(X)iu>vog(?) naida l^TtoXXwvla) xw yvfiva- 
ouxqxco, röv aytavo- 4 Sirav xai 7zavayvQL<xQ%ov. 

Z. 2. K. „verbessert" helpaooev. 

32. Auf eine gewisse Philippfnt. Aus den Thermen bei 
Mytilene. Schon im GIG. 2192, aber besser bei Kai bei un- 
ter XXVIII. 

odafioa || a^xe7toXivxaQ7toq>OQovq>tXift7tivctvtavyifiva || aia^%o 
vearovcuwva. D. h. : 



Die inechriftlichen denkmäler des äol. dialects. 133 

1 X) däfiog 2 Id^xiftokiv xaQTVo- 3 (pOQOv (DiXiTtnlvav, 4 xav 
y(v)fivctol- 5 ctQxov ig xov auwa. 

33. Auf eine gewisse Fl. PaMida Fliktnachb. Aus Gyriacus' 
Sammlung („apud Mytilenem"), bei E. unter I. 

aßoXXa |) xaiodapog || q>X.nov7iXuu \\ av.ysiKOfta || xiöaßara>\\ 
Tzcidctdiwo || pox . xat || naoxXrja \\ xwvtveQye || xarxai \\ anorzq 
oyovwv || svsQyetav || xaixxiaxav || xaoitoXioc || afifietav .xavötaitov 
ootzqvtovlv \\ ctQexctoevexcc | ftataac. D. h.: 

1 ^ /?o'Ma 2 xat o däpog 3 <M, . IlovnXixi- 4 a? Neixo- 

pa- 5 (jf)«fc* 6 /ralda dwvo- 7 ^a'xM xai 8 H(4)oxJltyff, 9 

tw eveqyk- 10 ray xat 11 a/ro 7tQoyovwv 12 evsQyixav 13 xai 
xxioxav 14 tÄ£ rroAtog 15 äfxfiiwv, xav ii aicovog nqvxaviy 
16 aqhag ifvexa 17 naioag. 

Abfassungszeit: die Schreibung IlovrcXociav für IIoizl? weist 
nach Dittenberger, Hermes VI, 287 ff. auf die zeit um 
200 n. Chr. 

Z. 5. Die Verderbnis kann ich nicht beseitigen. Mögli- 
cherweise ist statt (x)ida zu lesen {%)i{v) und das a zu dem fol- 
genden rätselhaften worte zu ziehen, von dem wiederum die 
drei letzten buchstaben als xav zu itaiia gehören könnten. 

Z. 16. h>ex,a wird vonE. „verbessert" in dh^v\g*ai „neque 
enim ullo in Lesbiorum titulo hexa legi u . evexa aber hat ja die 
inschrift auf die Aur. Artemisia inKaibels eigener Sammlung 
(No. 15,7 bei E. VII); ferner die inschrift aus Cumae CIG. 3524, 
und die aus Lampsacus CIG. 3640; ferner das ehrendecret aus 
Tenedos und endlich die breitseite des steins von Pordoselena. 

34. Ehreninschrift auf Brests. Gefunden zu Chalakaes, 
dem ruinenplatz des alten Hiera, dessen gebiet der Stadt My- 
tilene unterworfen war. Publiciert von Conze, taf. XVII, 1. 

[aß]olkax<Hodafioa = Id ßoXXa xai 6 däjiiog 

ßQtjaovßipjaüKXQXiaiQOVKMTOvo Bqtjoov Botfoio ctQxia(T)QOv Xa 

(ß7lQ?)6- 

yoexovtpxwvrtai dwvdexaie ( x)axov y Ca xwv itaidwv de xal i- 

%xovuwaQxaowaiakXao%ai, x(y)6vu)v aQXag xcri äXXag xal 

5 TuaaofpoQiaaxaiayoQavofiiaa xioooqtOQiag aal ayoQavofdtag 

ertixexeXexorxaxaiavxov irttxexeXexoyxa } xal avxov 

d&iaißovXaQ%iav*aivoiAO de nai ßovlaQxiav xal vo/ao- 

qwkaxiavxai[a]XXaaovxadioo (pvXaxiav xal aXXag, ovxa Jlog 

ai&eQiwxaianiutovoasXsv&e AI&bqiw xaildmAtavog y EXev&e- 

10 QiofxaixaaadQaaxeiaaxaixio qlta xal xägldÖQaaxeiag xaixio\v) 



IH 



F. Bechtel 



jAlv'fycatailuvxuxoxcutavarta 
<MXit[r}~\Ta)vd'eavxaiTao[xö] 
15 Qct<fxafoccoxctivwdw0ta)[e] 

7Zoliaöooa$ava07zaQaxe 

Xevotavv7ieQta07toXiootaG 

TwgrefiidoaxaiaTtoXlcDvoa 
20 tuxkeovToactQxixoQovxaue 

QoxaQvxar(ovy€[i]£(>€Q)v£[a] 

xoQüjvoaanrjQoaaoxlrjTti 

tatovde&eiotatovavto 

xQcctOQoaxcuTanvaoTto 
25 kiooeiQtovisQodvtavxcu, 

(xai)7teQir)yT]TaveT€(opr)d7i 

T9aaaQaxoytccxai7tQoa 

Gvevawragioaxaifxio 

&OVOVO[lCüi]üOl7tQOCCVTOV. 

Die meist wolerhaltene , den schriftzügen nach sehr junge 
inschrift enthält sprachlich nichts neues, aber desto mehr sach- 
lich interessantes, ja manches hier allein belegte. 

Z. 2. Zu dem namen BQrjoog gesellt sich BQtjaddag auf 
einer in vorionischer schrift abgefassten grabinschrift aus The- 
ben (Bulletin de Corresp. Hellen. II, 28). — dq%latqov halte 
ich für sicher; 2. 3. Xa/4/tQ6\\ tatov ist eine conjectur, die in 
ermangelung einer besseren passieren mag. Gewis steckt in dem 
fehlworte ein Superlativ; aber wovon? Den schriftzügen am 
nächsten käme XetTOVQyoxavov. 

Z. 3 td tcov naidwv — intteteXixovta bildet den gegen- 
satz zu z. 6 ff. avtov de xal ßovXaQxiav — ergänze ifciTereXixoyra: 
jene ämter liess er durch seine kinder verwalten, diese verwal- 
tete er selber. 

Z. 10 11 ttö* oeßdotwv fivatrjQlcov naiavioxrp. — Was der 
text bietet, ist sinnlos, aber sehr schwer zu bessern. Zwar dass 
geschrieben werden muss ttov aeßdariov /uvoTrjQiwv und dieser 
ausdruck dem tcjv dyiandtwv juvottjqicjv (oben No. 15, 4) gleich- 
zusetzen ist, scheint sicher; das v von tmv am ende der zeile 
kann verwischt (cf. z. 14, 15, 20), und das v am ende von /ut>- 



üeßdoviov fiv<nrßito(v) n(aia?) 

ag % Etrjq>tXag Iloaeldiovog 
Mv%a xal Mvxlag xal tot cr/ra- 
Qacrytüfv $£av xal Tag K 6- 
Qag KaXtag xal tat Jlog rto *E- 
iralv((o) üvfÄ7i{d)Q^i(o)ov y tagte 
üöXladog Lfd-dvag 7taQaxt- 
Xevatav vneq t&g rtoXiog, t&g 
te l4(yti[xidog xal ^AnoXXwvog 

MaXiovtog dqx^X ö Q ov *<** **- 
Qöxd(>vxa y twv (t)e hgitov £<*- 
xoqwv 2atitf]Qog idaxX^fci- 
oi, tov de xteiotdrov avto- 
xqdtOQog xal twv tag no- 
Xiog uqiov UQO&vxav xal 
7ttQitff^tav hiwv ijdt] 
teaaaQaxovta xal nqbg 
dvev awtd^iog xal /#«r- 

&OV> Ov{x)l (3g Ol 7VQ0 ciljtöv. 



Die inschriftlichen denkwälev des äol. dialects. 135 

OTrtfiwv durch versehen des Steinmetzen ausgefallen sein (so 
wie das zweite q von ovfXTtaqedQoy z. 16). Aber was ist 7zvicu8 y 
wie die Zeichnung deutlich hat? Als notbehelf habe ich naia- 
vtovijv eingesetzt: aia durch versehen des Steinmetzen ausgelas- 
sen ; für E> welches bei G. schraffiert ist, H; und am ende der 
zeile, wo sicher ein buchstabe weggefallen ist (das x von r]|a?), 
vor dem letzteren ein v ergänzt. Von einer leqä zä^ig Ttoy 
7zaiavi<ttüv t&v h 'PtoStig Jibg € HXiov fieyäXov SaQdjtidog xal 
faüv oeßaovwvy also einem „collegium Paeanistarum Iovis Sa- 
rapidis et domus Augustae" ist im GIG. 5898 die rede. 

Z. 12. Uebör die y Exrjq>iXa siehe zu No. 15, 4. 

Z. 13. Zu Mv%a vgl. Anthol. Gr, III, 311 lätöw Mv- 
%loio fiiXag v7zede£aTO xoXrcog. — Zu Mv%ia vgl. [i*g>]$o<te/- 
zi)i j| [M]v%iai auf einer inschrift aus Gyaros (Bull, de Corr. 
Hell. I, 357. 

Z. 15. Betreffs der KoQa Kalla verweise ich auf den ge- 
diegenen aufsatz von Usener über die Eallone, Rhein. Mus. 
XXffl, 316 ff. 

Z. 15. 16. y E\\7tatvü) ovfiTzaQtdQOv. G. hat n;a$voo...dQe- 
dov; itaivo entweder für natvw oder, da der dialect längst nicht 
mehr rein ist, für naivov 1 ). In dem. folgenden kann ich nur 
av/n7vdQ€ÖQov erkennen. 

Z. 19. 20. linoXXiovog || MaXeovrog. Diesen gott erwähnt 
Thukydides bei seiner berichterstattung von der belagerung 
Mytilenes durch die Athener (428). Die Athener nämlich ge- 
dachten die Mytilenäer zu überfallen — egflyyiXdy yaq avroig 
dg eYt] 'ArcoXXiovog MaXoevrog ega) zrjg noXewg eoQTjj, ev fj 
navdrjud MvriXrjvaioi eoQratpvoiv III, 3, 3. — Hierzu vgl. noch 
Steph. Byz. s* v. MaXoeig. IdTtoXXwv Iv Aioßq> xai 6 %6nog tov 
Uqov MaXoeig arcb tov MijXov %rjg Mavrovg, tog 'EXXdvixog ev 
Aeaßi%üv 7tQ(üTq). Vom xorcog MaXoeig spricht auch Thuk. 
III, 3, 6 : ot de ovrß ig top MaXoevra i^fjXd-ov. — Endlich Kai- 
limachos bei Bekk. An. pag. 1187: 6 de deidwv MaXöeg rjX&e 
%6qog — avxl tov MaXoeig . MaXoeig iatlv 6 uliaßiog. — Dass 
auf unserer inschrift der *Atz6XX<ov MaXoeig erwähnt wird, der 
nach dem zeugnis des Thukydides ein hauptgott der Mytile- 
näer war, und zwar in Verbindung mit Artemis, von der wir 



*) ZsSg "Enaivof: interessante parallele zu der 'JSnturii Ht(MUy6r*ut. 
Homers. 



136 F. Bechtel 

ein gleiches wissen, erhöht die Wahrscheinlichkeit der annähme, 
dass das denkmal nach Mytilene gehört. 

Z. 20. <xq%i>%oqov: er führte den %6qog Maloetg, den Kai- 
limachos erwähnt (s. o.). 

Z. 21. 22. In die stelle: tißvyeQewv tp || xoqwv kommt nur 
dann sinn, wenn man für F liest T und dahinter ein / sup- 
pliert: „und der aftch einer der hqiiov ^axoQiov war* 4 . 

Z. 29. Nach ovo gibt C. eine lücke für zwei buchstaben 
an; also nicht ov(x)[(o]g 9 bzw. ov(x)[w]g, sondern vielleicht ov- 
(x)[tai]g, vgl. Her. I, 172 xaHovai and xüv jurjveQWv ewvtovg xal 

OVxl dnb %to¥ 7tCCT€QlOV. 

35. Weiklnsehrift der Archippa, Athantes* tochter, aa Artemis. 

In den Thermen bei Mytilene. Conze, taf. IX, 6; text s. 17. 
aQxirtrt<x<x&av<X6M*\\ <xQT€fiidi&6Qfiiaevaxoa), d. h. : 
lAq%Liziza If&avdeta 2 l4qzi(jitdi Oeqfiia Evccxoco. 
Z. 1. Den irrtum Conze's, der 'ASaväeia als „Athenerin" 

fasste, hat schon Sauppe beseitigt in der Commentatio de dua- 

bus inscriptionibus lesbiacis s. 26. 

36. Noch eine Weiklaachrift an Artemis. Ebenda. CI6. 
2173 = Kaibel XXI. 

a(rt£fadi || xheQ/Aiaeva || xotadizac = 

LJQrefiidi 2 GeQuia Eva- 3 x6(o ? 

Z. 3. JITA2 erklärt B. hier und in der folgenden in- 
schrift als „nomen dedicantis". Aber was für ein nomen ist 
das? Etwa l4q>Qoöfoag, koseform zu y E7taq>(>6diTog y in weiterer 
kürzung Jitag? Wenigstens Jtza für l4q>Qodlta kommt auf 
einer thessalischen inschrift vor (Ussing, Inscr. Graecae ine- 
ditae No. 5.). 

37. Weglnsehrift mit weihinschrift an Artemis. Ebenda. CIG. 
2172 = Kaibel XXVI. 

(oOTavxQawavxaitovdQaywyiovaftoxeyxQ^avaQ II T&/Aidi&£Qfua 
svoKOwÖLxaa = 

*£lg %av xqavvav xal %6 vÖQaydyiov an- 3 b KeyxQiav. 14q- 
rifiidt, 0- 4 SQtila Evaxow? 

38. Brachstück einer weihluschrlft. Ebenda. GIG. 2194 = 
Kaibel XXV. 

ofiaaxaiTcavtqevodiayeyeoozwoiüTTiQooaoxaTtiioxai || tqevadia 
ßualeaßioia = 

o(g) ldax{X)a{ni)d(da) , Igeug diä 2 yiveog tw Sdrrjqog 3 

*Aax(k)anUti xal Xqsvg 4 dia ßiw Asoßloig. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 137 

Der name des weihenden ist verstümmelt; er ist söhn des 
l4oxXamddaQ y wie Kaibel ansprechend herstellt 

39. «raMuckrifto. 

a) CIG. Add. 2197b = Conze, taf. IV, 5. Auf einem 
runden grabaltar, von C. in der schule zu Mitil. an- 
getroffen! früher „in puteo domus oppidi superioris". 
fO] däfiog || [l^Q]iatdvÖQi'j zw Kte- \\ oteipua rjQtai. 

b) CIG. Add. 2197c. Ebenda gefunden. 

'O d&fiog || 'HQwidav KXiwvog \\ %bv sveQyirav. 

Z. 2. 'HQioidav: der name kommt auch sonst auf 

Lesbos vor, so in der grossen Eresischeninschrifb A 37. 

c) GIG. Add. 2197d. Ebenda gefunden. , 

X) d&fiog || KaXXixXfjc \\ Mvaodv- || 3qov iJqoh. 

d) CIG. Add. 2197e. Ebenda gefunden. 
X) SSfiog H KXsodd/dü) %w || Nov/urjviu). 

e) CIG. Add. 2197f. Ebenda gefunden. 

Y) däfiog || MotqÖxXsi %€> diow- \\ oiw ijqwt. 

f) CIG. Add. 2197g. Ebenda gefunden. 

*0 dä/uog || 2t(>ati7i7t(o || xß ZaUzra (sie !) || ijqcoi,. 

g) CIG. Add. 2197h. Ebenda gefunden. 

'O dafiog || A&oxiov Idnwviov \\ Mdqxw vlov Kcmi- 
rtava || rjQUHx. 
h) CIG. Add. 2211h. „Mytilenis in cippo cum aeto- 
mate, in aula ecclesiae D. Georgii". 
ÜBQlysvig Jitj \\ %cuQe. 

40. Brichstick eines Steins mit den resten zweier Inschrif- 
ten. Jetzt am landhause des üarayicirrig TgiQp7tlvr]g. Schon 
im CIG. 2167, allein auf schlechter grundlage beruhend; aufs 
neue publiciert von Conze, taf. IX, 1. 

A (linke seite). B (rechte seite). 

. . o Sera . . eofifi .... (onavo . . ).Xlxo)Xlti 

xaiTOioa($ovzaooieoa\yi]ao%ovovv iovytccvx 

oia7taia[_Q]xovT€OOieotoT& [i\qt]iov tpwvow 

XXaoianaiaQxovTeaai80€xa[aT]ovo £7veTeX€Oo[e] 

5 avu}&€(ü[Qorwo(ü[8]diüxeToioßoXXa taioxQdvav 

aw/dotüHJ . . ßiaiTOMJ7toX£iTcua7tav ajtaQ%atou 

toioö&rto 
d'ßonja" 
izoeoo 
10 »eq 

Beiträge s. kund« 4. Ig. •praenen. V. 10 



138 F. Bechtel 

Der Schrift nach sind die beiden inschriften gleichaltrig 
mit derjenigen auf Bresos (No. 34), also sehr jung. Die obere, 
die linke und die rechte seite sind verstümmelt. Ijesen lässt 
sich etwa: 

In A : 2 aal %dig aQxovreiHU kg huxaxov ... 3 ... xal aQ- 
xorueoot, ig v6te Iqtjiov (zweifelhaft; die Zeichnung hat vor q 
einen querstrich in der höhe der zeile) 4 (a)MX)oig oder [dl] 
X(d)(X)oig xal ä(t%6vz£OGi ig exaatov 5 ,%(o &iw Zovrvaw edwxe 
%oig ßoXXa? 6 . . vfioi€og %oig ftoXetvaig .. . 

In B: 3 Zowvwo. 4 inexiXeaae, 5 %(>dvav. 6 a7ia(vxaig. 



B. Nethymna. 

Nur eine einzige inschrift ist dialectisch; alle übrigen (zu 
denen im GIG. kommen noch folgende bei Conze: taf. X, 2; 
XI, 2 xx. 3) sind in xoivij abgefasst Jene dialectische ist ge- 
setzt 

41. Zu ehren eines ehilltstynrehen. CIO. Add. 2168b „prope 
Methymnae parietinas, in loco Molyvo, in porta aulae ecclesiae 
D. Pantelionis". 

axekXr]GTvaa€Qv&Qat[(ov ] 

XaQ^€va)X€lXt]CTvaQa[rjaayTaaq€^ 

Tao€vve7ta7tai€woiaox[ai€V£(>y€Oiao] 

raoeioeccvrav. 

D. i. : *A xtXXrjatvg d 'EQvd-qaiwv 

XaQigivio x^XXrja%vaq{x)rjaarra a(ji- 
zag evvena xal evvotag xal eveQyealag 



rag etg iaiTav. 



Den schriftzügen nach römisch. 



C. Eresos. 



(42) 1) Veiksbe Schlüsse ober die Schicksale der tyrannen nnd 
Ihrer nachkommen. In der kirche der l4yla Eigtjvt) zu Erissos, 
publiciert von Conze, taf. XII, A, B, C. Die actenstücke A 
und G füllen die zwei breitseiten, B bedeckt die eine Seiten- 
fläche eines grauen marmorblocks , dessen vierte seite leer ist. 
Die ganze inschrift ist axovxxidov geschrieben. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialectß. 139 

Literatur: H. Sauppe, GgN. 1^63, s. 359 ff. gab einen 
kurzen bericht über die neugefundenen denkmäler. Dieser be- 
richt ist wiederholt von Conze s. 37—39, ihm voraus geht 
Sauppe's erste lesung. Ausfuhrlich und im einzelnen vieles 
berichtigend besprach S. die inschrift in seiner Gommentatio de 
duabus inscriptionibus lesbiacis, Gott. 1870. Mit den hier vor- 
getragenen emendationen trifft zuweilen zusammen G.Wald in 
seiner dissertation Additamenta ad dialectum et Lesbiorum et 
Thessalorum cognoscendam (Berol. 1870), die mehr enthält, als 
G.Meyer zugeben möchte. Endlich kommt Nr. 123 des Cauer- 
schen Delectus in betracht ; zwar leidet auch sie an zahlreichen 
Tüchtigkeiten (aus A allein nenne ich z. 2 noXizüv, z. 2.3 *ro- 
Mfytag, z. 9 3?§a?, z. 12 dianQafyn£, z. 31.32 xazsdUc^aay, z. 38 
'EQfitjaidelw), allein (s. 154 f.) „emendationes non pauoas, quas 
omnes enumerare longum est, Kirchhoff ius ... mecum com- 
municavit". 

A 1 [7ro]A[i]o0XJ7#fi[waa] 2 evz[a] 

7toXi7navotvo^io . . OGxm%ö[t07zd) 3 [Xizai}odiOfivQioioa*azt)Qaou 
o&tQaQwxti] 4 [zoL^aaXXavaa€Xai^e\zo^xaLZWiaßwuoio[y(xn%] 5 
[<ni]a\p9Z(odt0Oz<o<piX[i]7rxi[to]xxxi7toX€iLiove!;e[yei] 6 [x]a/devoo7tQoaa 
kejptvdQorxaizoioeXXavao 7 zoLO^iBV7toXizaia7ta^eXofxsvoazao7tXa 
«£* 8 xlatce€KTa07tolLOo[/ta]v[d]ai4iTaiadeyvvali] 9 xaaxaizaia 
dvyccvs(MO<w[kka\ß(üvxai8(>l;a[ia^ 10 €VTacmQio7VoXirQi(JxtX[c]oiax 
cudiaxo<no[io~] 11 otazrjQa06iae7CQa^ezavd€7ZoXivxaiza(Q[a] 12 St 
aQ7ta!piotieTctt[w]v[la^i<nav€V87t(flO€xa[t] 13 a[yy]xazexavceaw 
fiaza[z(ov]7zoXizcnouxizoz[e] 14 Xevzatova(pixof.teyoa7tqoaaXe^avdQ 
ovxaz[ß] 15 ipsvdezoxaiöußaXXszoiaTZoXtzaiaxQtvali] 16 \jt]eva 
vToywv7ttai\paq>[i]yf.iofiiO(Toarta<j7t€(>[i^ 17 [$~]avaza>aidexexaza 
ty[a(p]io&t]$avcnooavxL%[i) 18 fiaaafi[ß]v(oay(avi7C7ta)zaySevz€Qa 
rdiatyOQav 19 7tot)aaa&aLZLV(nrjv[7to]vdB\peyavz(ava7to^a 20 vrj 
vaidex€Xc^]Xc:(po)€[y^TOGaytovi7t7tcjTadixa 21 xarayrjziozivszwva 
yum7t7tw£tftr)r]7iQOxh] 22 7teQixa9odufyzwvxzrjf4CtztayaTZodoaioax 
m[a\ 23 [Qa^zovepidsvaixaiavTGvxaiyevoatoxrviti 24 \x]a[C]zaXk 
ze[y]oXOo[ß]öTWTwvoidto[TU)]Tccy<jTaXXav 25 aveXovzLZQYTzeQizwyzv 
(>ary(ovxaiz(ov€xy[o] 26 [v^o/v7torjaaa&atÖ€xccz67taQaveyzaexXTjcca 
a[v] 27 [t]iT(rvtof4Svdixa£ovzixaiߣ£&]o€VTiTa7toX^i] 28 [xfaiza 
dixaux€V€fifi€raizoL<rd€7taQcezodinali] 29 [o]vzavifßaq>ov<peQor*eooi 
Tasvarziazovz<üv 30 eöixco?i]OxzwxooiOiX)ydor]KoyzazQßioa7t[o] 
31 zavravc:TteXva(xv£7Zzaaid£aXXc:i,xttT£dixa[o'] 32 oav 33 [e]yv& 
S[afi6]a7tBQt(avot7tQtoßeaoa7zayyeiloiif[i\ 34 aiitQoaaXagavdQOva 



140 F. fiechtel 

noaxaXtvxeoxaiaXe 35 §avdQO(navdiayQcq>ava7tertefi\ffeaq>ixofie 
36 v(av7tQoaavxovx(avftQOX€QOvxvQawatvaftoy[o] 37 vwvtj&wiSaxex 
wxBQxixwvei€oxwr)Qaeiwxa[ia~] 38 yr)Oipeve[o]oxweQprjOiduwxaieit 
ayyeXXa[v] 39 [x]wv7tQOoaXe^avdQOvoxiexoifioieoxidtx[av] 40 [v] 
Troafxlfi^wrr^JtTwyfiTaai^/iwcavcvrcüJaljticö] 41 [aya&axvxai]e 
[do^9\ai]xwda^weneid\r[] D. h.: 

1 noXiOQXtj&evxag 2 xal xoig ito- 3 Utaig 

dig/tivQtotg oxdxtjQag eig£7t(>a£e> xal 4 rot£ "£ AAaras Ütot^Bro, 
xal x(o)lg ßwfioig xax4- 5 axaxpe tw z/tog tc5 OiXm7tiw y xal 
rvoXefiov igevet- 6 xdpevog ngbg y AX4fyxvdQOv xal xoig "EXXavag 
7 ?otg /iiv noXLxaig ttaQeXofitevog xa onXa if«- 8 xAatYre &t *äf$ 
noXiog Ttaviapiiy xalg de yvvai- 9 xag xa* xalg dvydxegag ovl- 
Xdßwv xal BQ^atg 10 4v xa dxQ(o)rt6Xi xqtg%iXloig xal diaxooi- 
oig 11 oxdxrjQag Blginqa^ xav de itoXiv xal xa l^a 12 dtaq- 
nd^aig fiexä xwv Xataxav hinQTjüe xal 13 avyxax4xavae aw- 
fiaxa xwv TtoXixav, xal xb xe- 14 Xevxaiov d<pix6jiievog nqbg 
lAX4§avÖQOv xaxe^ \b xpevdexo xal diißaXXe xoig TtoXtxatg* xgt- 
vai 16 ftiv avxov xqvnxai tfHxq>l(o)ei o/uoaoavxag neql 17&avdxw> 
al d4 xe xaxatpatpioxh] &dvaxog 9 dvxixt- 18 fiaoafi4vw IdywvLitTCw 
xav devx4oav dia<p6(>av 19 ftoi]oao&at y xiva x(qo)7Zov de(v)e(i) 
avx(o)v ätto&d- 20 vijv, al de xe xaXXdq>(&)evxog Idywviitnw 
xa Slxa 21 xaxdyrj xig xtva xwv Idywvlnizw (rj) ei7tr\ rj 7tQodr] 
22 7TsqI xa&odw (ij) xwv xxrjfidxwv dnoddatog^ xaxd- 23 qoxov 
e'ftfievai xal avxov xal y4vog tut xyvw> 24 xal xaXXa Svoxog eaxw 
x& vdpw xw xav axdXXav 25 dvikovxi xav k$qI xwv xvqdwwv xal 
xwv ixyo- 26 vwv izorjoaa&ai de xa(l) iftdfav iv xa ixhjaia 
av- 27 xi(x)a xw fiev dtxdtyvxi xal ßa&oevxi xa ftdXei 28 xal 
(xoig v6(aoiüi) xa dixaia ev efifievat, xoig de na^a xb dixai- 
29 ov xav xpä<pov {peqdvxeaot xa hdvxia xovxwv. 30 *Bdixdoyhf 
oxxwxooiot oydorjxovxa xQeig* dnb 31 xavtav dttiXvaav &txa, 
al de aXXai xaxedixaa- 32 aav. 

33 7, Eyvw däjiiog - neql wv oi Ttgioßeeg dizayy4XXoiat 34 (o)i 
TtQog liXi^avdqov dnoaxdXevxeg xal ldX4- 35 ^avdqog xav dut- 
yQcupav dn4ftefi\ffe dq>txofi4- 36 vwv nqbg avxov xwv rtqoxeQov 
xvqowwv ditoyd- 37 v<ov 9 'HQiolda xe xw TeQtixioveiw xw 'Hqa- 
eiw xal ld- 38 yrjoi/ueveog x<5 y EQfirjüi(X)ei(ü } xal ertayyeXXdv- 
39 xojv ftQog liX4^avdqov , oxi hoifiot e(lo)i dixav 40 vrcooz4- 
9(rj)v rteql xwv eyxaXt]ft4v<ov iv xw ddpw, 41 dyd&a xv%a 64- 
do%$ai xw ddpw ineidv .... 

Z. 1 — 33 ist bruchstück des ersten Tolksbeschlusses, wel- 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 141 

eher gegen die tyrannen und ihre nachkommen gefasst worden 
war. Derselbe ist der zeit unmittelbar nach 332 zuzuweisen 
(Sauppe, Gomm. p. 16 ff.). Mit z. 33 beginnt ein neuer, wel- 
cher in G fortgesetzt wird und nicht viel später als der erstere 
ist (Sauppe a. a. o.). Er wird eingeleitet mit fyrw däpog: 
denn so ist, wie mir prof. Fick schon vor Jahresfrist bemerkte» 
statt l4yvodafiog bei Cauer (offenbar nach Wald p. 11) zu 
schreiben , vgl. den anfang der inschrift aus Erythrae (No, 3) : 
"Eyvta däfiog* nsQi <or ä ßokXa xtA. 

Z. 2. h ra TtoXi scheint sicher, ebenso» dass in ae rest 
eines mit elgifc^a^s u. s. f. coordinierten aorists zu suchen ist 
(S. s. 19); aber welches? 

Z. 5.6 ££«[m||x]d/4*vo£ Kirch hoff für ^8[iy\\ <p]dpevog S. 
Hier wie dort nimmt «t den räum eines quadrates ein, vgL o* 
in dnayyiilotai, z. 33 und tx in dixa[i\\o]v z. 28.29. 

Z. 12. StaQTta^atg Wald für duxfptdaaig S. 

Z. 16. ipcupioei Sfioaaawag K. , ipdqxot diopoooarrag S. 
Für erstere lesung sprechen die schriftzüge an dieser wie an 
der identischen stelle GIG. 2166b, 16 = Gonze s. 29, 16 (s.u.), 
in denen Wald beide male xpdyiyyi hat erkennen wollen (p. 25). 

Z. 26. Die Schreibung ndtjola auch auf dem stein von 
Pordosel. B 22.23. 

Z. 26.27. aw||ixa K., aitaioa oder (p. 25) a/tarta S. 

Z. 27. ßa&o&nt, Wald p. 28; riQo$irti S. 

Z. 28. Hinter *ai vermutet K. eine lücke, offenbar des- 
halb, weil A 27—28 fast wörtlich wiederkehrt in B. 1-10, 
hier aber dem dixd&vvi xal ßa&owvi %a 7t6Xei xai von A ent- 
spricht dixa&vti x. ßad-, rä ttokei mal roig ,...iau Wer an 
letzterer fehlsteile mit S. aatoiat liest, muss auch in A hinter 
tuxi ausfall von tolg äatotai vermuten. Wer aber — so scheint 
E. zu verfahren — in B vofioiai herstellt, indem er das dtxdfyv 
xai ßa&orjv ta ttoksi mal tolg vofioiav sich im gegensatze denkt 
zu dem folgenden dtxd^yv itaQa zolg vopotg, der muss auch in 
A röig vofAoioi supplieren In A xoig vofioioi, in B toig aavoiot 
zu schreiben, blieb Gauer'n vorbehalten. 

Z. 30. idwdo&f] K., idlxaaav S. 

Z. 31.32. xaTedixao\\aav W. p. 14; xat€Öixa\\accv S. 

Z. 39. Äat K., bru Sauppe. 

Z. 39.40. dixar (oder dixaig) \\ vitoo%i>hp neql K., SUar 
index*!* rtdrtw* S. 



142 F. Beohtel 

Z. 40 8chlus8 ergänze ich mit S. id\jiw] 9 lese dann z. 41 
[iiiox]&[ai] mit K. für S.'s [&T|o[|«] und fülle die ersten neun 
quadrate der zeile nach dem muster der zu Erythrae gefunde- 
nen inschrift (No. 3, 15.16) mit dyd&a %v%a aus. 

Mit den zeilen 7 — 20 fast völlig identisch ist die schon 
oben zn z. 16 kurz berührte inschrift, die Boeckh in GIG. 
unter Add. 2166b nach Kiepert's abschrift publiciert, Conze 
aufs neue s. 29 mitgeteilt hat. Sie ward am brunnen des 
klosters Christös, das dem alten stadtplatze nahe liegt, gefun- 
den. Ueber ihre beziehung zu A vgl. Sauppe p. 19 f.; text bei 
S. unter IV, bei Gauer unter B. 

D.h.: 

• .[e^exXaiosexrao igexXdiae ix rag 

[it o X i] o ü na viaptxai TtoXiog 7tavidfii y (x)ai 

[t er C]oyvvaixao x a i t[a] xaig yvvaixag xai ra- 
[i ö &\ v y a t 8 q a o o v X[X a ß) ig &vydveQag avXXdß- 
[(avrj\Q^e£ia%av[axQo] tav ^q§8 eig rdv oxqo- 

[rt o X] i v x a i 8 i a £ [rz Q]a noXir, xai 8ig(£)7tQa- 

[l;€]di,o%iXtoi,oxai[di] J« iigxiXioig xai ii- 
[a]x ooiotootat ty ? a t a [r] axoaiotga*dvr}Qa(g), top 
de TtoXivxattat $ a [it] de n6Xtv xai %a Iga di- 
[aQ]7ta!;aiOfi8T a r (o v aqnd^aig fievd %ßv 

[X] a lOzavBvtiZQ tj 7t o Xatdtav iv&7tQtj(pe) 

[x]a tavyxazTjx a v a e xai avyxa%{i)xavü8 

[a]a fi a % a toi v tz o X i % [a v] o(ai)fiata %wv TtoXltav 

[x] q t v vatfieravvov xqlwai fiiv avrov 

[x] q v ft % a 1 1 a[q>] i o s [i] XQVTtrat (tfi)a<piau 

[x] a x a v d t a y q a ipa v x [m] xax(x)av diayQa{<p)av x& 
[ß] a a t X 8 <oo a X 8 £ a v i [q <a] ßaatXitog l4Xe£drd(Hs) 
[x] a i x o i o v o fi o i a[a i i «] xai xoig vopotg ai ii 
[x] 8 x a x a \pa<p i o & rj i xe xaxaifja<pio<fh)i 

a v x w &ava x o a[a v] t i dvxw ddvaxog, dvxt- 

{% i\p a a afi e v[w a y of\v[t\ xipaoaitivta Idytavl- 

[7t 7t]a) % a v d 8 v % 8 q a v[x Q i] TtTtw tav ievxiQav xqi- 
[o)i v 7t o r/ a a o& a i i i a oiv Ttoyaaa&ai öta 

\ji\e i qoxovtaax i v a xtoQVtoviag xira 

[*](> o n o vi 8 v 8 i a v x o v [a] xqtmov ievei avxov a- 
[7t]o& a v rjv X a x 8 & a i i [e] ito&dvrp* Xa(ß)eo9vii ii 
[x]a icvvayoQOi a x a\y\ xai owayoQOig tav 

7t o X v v i 8 x a o o % i v «[a] rtoXiv Oxet, o{x)xiv8g 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialecte. 143 

[o]fi o o a a v t e o a v &[X X <o] ofioaaavreg ld{7t6)XXt*~ 

[*] a X v x « i o v o [t t a v v er} va Aiwuov ort awa- 

[y]oQt]aoiai yo^ijaoun 

. [« a] x e 6 v v a[% o v] ,cSg x* iivatov 

Auch diese inschrift ist streng ototxfjdor geschrieben. Die 
Zeilenabteilung ist bei S. teilweise ungenau, bei Gauer ganz 
willkürlich. Nur zweimal ist der Zeilenanfang erhalten: z. 10 
(Kiepert hat d«, Conze gibt bloss einen rest des rechten 
seitenstrichs eines J) und z. 29 (K. noXir, C. ..Xir). Will 
man nun nicht annehmen, dass der stein schon vor der be- 
schreibung links trümmerhaft, der einsatz der Zeilen also kein 
regelmässiger gewesen sei, so ergibt sich die obige anordnung 
mit notwendigkeit; d. h. es müssen von vorne ergänzt wer- 
den: ein buchstabe in z. 9, 12—20, 24-28, 30—32; zwei 
buchstaben in z. 8, 11, 22, 23; drei buchstaben in 4, 5, 6, 7, 
33; vier buchstaben in z. 2 und 3. In z. 21, wofern richtig 
abgeschrieben, bleibt bei jeder anordnung das erste quadrat frei. 

Z. 1 ist nicht sicher herzustellen. K. gibt nXetaxa; 

C. hat aerunaa. 

Z. 3.4 liest S. Tai[g\\ i]i ywahtag. Aber vor y müssen vier 
buchstaben geschrieben werden, da y über dem X von de itohv 
in z. 10 steht; ich lasse daher K.'s a vor y, welches S« in * 
ändert, unangetastet, und schreibe in z. 3 statt vat vielmehr xa*. 

Z. 6. fjQ^s Kirchhoff bei Gauer; fy& S. 

Z. 10.11. SiXMQfta^aig Wald (p. 12); apiaoaig S. 

Z. 16. if)a<pto£i Kirchhoff bei Gauer; 'Ayiovinnov S., 
tpätpiyyt, Wald. 

Z. 17. xazecy scheint verschrieben (cf. z. 9 ovdtijQa für 
°Q<xg) für xavrav. 

Z. 25. x&iQOTöviag Wald (p. 13); tLQuntdrtag S. 

Z. 29. ojviveg ; o% riveg S. , aber die spur fuhrt eher auf 
erstere lesung: OSTHN bei Kiepert 

C. 1 ev rj.Xt %Tj 2 vXtXt vaX 

8§av[dQOo} . . 3 *WCtKr[«9e].... 4 

[aßoXXa7tQ]oeßoXX€i[a€] . . . 5 *ed XvX.yco 

i%.... 6 .rj vr xax[ct\iii)VTVQ[av\ 7 r(av[xairia^e]fi 

rto[Xeioixt]]$£vtiovxcuTüJ*>6xy[o} 8 [vüHnutvtovtuv] uuusa 

ioyQa<p<u[o] 9 . e zavexXijoiavercei&irjxai, [r] 10 [wda 

fi{j]$ßaoiXwaaX8l;<xvÖQoadiay(>aq)ava7to[o] 11 [%e]XXaian[fQcet]tt 
£*[B(f8]oioiex(>traiv7te{fvs 12 [ayw]vtrv7t[un^]culavfvaiXayafi[S]Hxt 



144 F. Becbtel 

a[&]yvavtoio[o] 13 [dedapooaxo]v[oyxicvctvdiay(taq>a*dixaavt]Qio 
[v] 14 [xaXe]eoa[i}0xaTavoiovofioiaoexQiv[v]say€tnri[7t] 15 [tto] 
futievxawQvot[Xao]vT€[dryxKrp^oiodeartoy[o] 16 [voioaww]vs*o 
ZOi[oswte]vaiTwvoiu(üTa>€vra 17 [o]vaXXava[v~\ev7taexo[rva']7ce7tQ 
aa[&]auxw<oyxava IS [T]oyvo/iov€7riar«n[avroa]deaX£$ayd^am€Ki 
v 19 7r«^6^a7ro[A]a[od]c^€[icav]^aiTcayxa(ri}^T<tfy 20 [?]&«¥ 
fiwvo<TKacr]Qai(üt(a^7tQOV€QoytvQavv;j 21 oawo)wao7ioXiOOxaivia¥ 
aTioyoviüvavTannilQc] 22 vaivovdatiov7tovsQo[vdoK]eixavafto(tevea 
&[ai] 23 aiTota^ij[od]fi<la/40(jaxot;(ra«7TaaAcry^of(jpa[t<y] 24 dt 
xcf<mj[^]f[o]>T60ft^ot<y4<n;yaya/«xaTaT(w[>'o] 25 [jUOJyxatTaycfoayi 
aya>rc<>/faat>U0aa>U^<J<)[cc/] 26 [o«]yywAo[y]co>'^i;^£rrcar7ra^a/u 
fOTeponroyTttfo] 27 [fio^yvovxavavumvQavvamtvQiovefipevatita 
[i] 28 [^«^»'Ort^otcrKarfToJ^Trlo/uovl^dox^oeTCüJa^fw] 29 [x]v 
(HOfiiueve/ApevaixaTc[Tcw^TV(>ccyvü)vxaiTw[v] 30 [«^TiroiUoAx^^fivr 
tovxaivwvaftoyovwrvtamov 31 [T]€ayroyr^OjUoyro/i/r£p4[r]6MTt^a 
mwyeyeot/i] 32 [/i]«yoy«>^«ar«AXa[r]c^/ra>lai]flfxoftiraia(ltay^of 33 
[<p]aiav<ayßaaiXe(orvaiaxavccvowioyxaivaifja 34 [<jp]ia/uofrorra/r^o 
T€fopyQcupeyrav7tOTtaPTtQoy[o] 35 [i^cüiocatTatcr^a^ogMi'atOTatax 
ararca»ri^am(»'[at] 36 [d]€x«Te(T7ra^aTat^aaA£<ncY/raeT<tf>Ti;^ayyai 
[v] 37 rwvs^noXioixf]^€VTwyTjrcovartoyovwvTioy[TOv] 38 {i:]a>y 
(rt<y)«rrt^ortyün'e7r^a>7a>Tav^fi(Ttc^[i;i;/rJ 39 [o\dvwvd[afio]7tßo 
va*vaaa&aixain;s[(>ivowtovav] 40 (j9o]JUap.... 

Umschrift: 

2 .... l4Xi§ayÖQOQ' 3 I^cwrft.. 4 .... a ßöXXa nQoe- 

ßdXXevae . . 6 xava twv wqov- 7 vwv xal Ttov ifi 7t6Xet ohaj&ev- 
xtov xal väfr ixyo- 8 v(or v(av vovtwv .... xai vaig y^d<paig 
9 ....Tay ixXtjolav . irteidi] xal r- 10 w da/ia» (<J) ßaalXevg 
l4X4£avd(>og diayQa<pav aitoa- 11 r&JUug itqogha^e y Eqeaiotg 
xqlvai VTtiQ ve 12 Idywviititta xal EvqvoiXcc(o 9 vi del nafhp cv- 
voig, c 13 de daftog äxovaaig rar diayqaqnxiß dixaovrJQiov 14 
xate(a)oatg xava voig röfioig, o SxQivve Idywnit- 15 nofi fuv 
xai EvQvatXaov V89vdxtjv 9 voig de ärtoyo- 16 voig cwvcüv &yo- 
%oig e'nfiwai vu> v6f.iw va> iv vä 17 avdXXa vd ve vftd^xorva 
niTtgaadvi crvvwv xava 18 vor vopov • &7tiav£lXavvog de 'AX*t;- 
dvd(Ht> xai v- 19 7teQ vwv *A7toX(X)tadoqeiiav (x)ai vwv xaatyri}- 
vcj* 20 vß "EQfiwvog xai ^HQaUo vßfi TZQ/veQor wqawrj- 21 
odrrtor vSg noXiog xal vüv dizoyfom avvwv y x^I- 22 vai vor 
dSftov, n&tsQOv 66x61 xavanoQcvea9ai 23 cnkoig ij jutj, S de <Jff- 
uog dxovaaig va{i)g dtayqdipaig 24 dtxaavqQidv ve c&votot ow- 
dyaye xava vor r6- 25 po» xal väv duxyQaqm vü ßaaiXeog 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 145 

l4X€^avdqo) y 26 o eyvto Xoywv ^rj&evxwv naq dfiqnxiqajv xov xe 
v6- 27 nov xov xaxä x(av xvqdwwv xvqiov k'fifievai xai 28 q>#v- 
yrjv cwxoig xaxxo(v) (v)6fiovdidox&ai x<a ddfiw 29 xvqtofx fiiv 
iftfuevai xaxd x&v xvqdwotv xai xwv 30 ifi n6Xi olxrj&evxatv 
xai x&v dnoyovtav xwv xov- 31 xwv xdv xe vo/uor xdft neql xwv 
xvqdvvwv yeyqap- 32 fuvov $v xä axdXXa xä naXala xai xalg dia- 
y<wf- 33 qxtig xwv ßaaiXiwv xalg xaxä xoyxwv xai xd tpa- 34 <plo- 
fiava xd Ttqoreqov yqdq>&vxa inb xwv nqoyS- 35 vwv xai xalg ifja- 
<poq>6(g)aig ralg xaxd xwv xvqdvvwv • al 36 di xi xig naqd xavxa 
dXlaxrjxai xwv xvqdvvwv 37 xwv ift n6Xi olxrj&ivxwv ij xwv aito- 
yovwv xwv xov- 38 xwv irtißaivwv ircl xdv yäv xdv 'Eqeoiwv Jj 
in- 39 odvwv däfuo(v), ßo(XX)evoaod , ai xai Tteql xovxw xdv 
40 ßSXXav 

Ueber den vermutlichen inhalt des verlorenen anfangs vgl. 
Sauppe p. 21. Das didox&ai xw ddfiw in z. 28 ist abhängig 
von ¥yvw däpog in A 33, von dem schon einmal die gleiche 
phrase in A 41 abhängig war. 

Z. 12. 13. xl Sei nädipf avxoig, 6\\di dä/uog dxovaaig. 
Sauppe schrieb al del ndqrjv avxoig || xdv dixav dx., Wald (p. 
18) las die ersten drei worte xl Set itd&rp, sicher richtig. Das 
gleiche bei Cauer, aber die z. 13 beginnt bei ihm, diesmal 
gewis nicht nach Kirchhoff, mit xag dixag, was gar nichts 
ist. Ich schlage vor, wir lassen die nähere bestimmung des xl 
durch einen casus von öixa weg, supplieren am ende der z. 12 
o, am anfang der nächsten de däpog (dxovaaig), und gewinnen 
so den genausten parallelismus zu z. 23 6 de da/iog dxovaaig. 

Z. 14 15. dixaoxyqiov || xaXiaoaig Wald (p. 14); S. zu- 
erst dixaoxrjqio\\v xaXioaig, was Gau er beibehält; in der Gomm. 
ixaXiaaxo: so würde allerdings die structur fordern. 

Z. 15. EvqvoiXdw S. in erster lesung. In der Gomm. 
schreibt S. ElgvoiXdw gegen den stein und gegen den dialect: 
grundform 'EfqvoiXaog kann äol. nur EvqvoiXaog (cf. hom. xa- 
Xavqtvog, xaXavqoip, und die als äol. angeführten evqdyrj, av- 
(Pjxxog, Ahrens I, 37 f., Hartel, hom. Stnd. III, 22) oder 
*EqqvoiXaog> ^EqvoiXaog ergeben. 

Z. 19. 20. xaotyvijxwv \\ xw S.; Gauer (nach Kirch hoff?) 
x.av\\t(o; aber wer ist der avxog? 

Z. 23. xa(l)g diayqd<pa[ig] Kirchhoff bei C. 

Z. 28. xaxxd(v) (v)6fiov S. in erster lesung; in der Comm. 
xai xdfi n6Xiv. 

10* 



146 F. Bechtel 

Z. 32. tß TtaXaia Kirch ho ff bei C; S. av^umyta. 

Z. 38. Jj tkrff. ist unsicher. Sauppe liest i) vn^odvtov 
av&ig ßovXeiüaa&cu xai 7CQO&rj rteQl tfjg || atdXXag. Aber wie 
kann twp tvqovvüSv tcov ifi ttoXi olxrj&dvtatp rj ruh anoyövtoP 
räh Tovtioy iig — 7CQO&ifi&ai? Ich dachte, es hätte in deth 
beöchluss vielleicht gestanden : wenn er ergriffen wird das Stadt- 
gebiet betretend oder sich beim volke einschmeichelnd, so soll 
auch hierüber beraten werden. 

B. 1 Xior\o>di] 2 [xa£o]vtixaißa&otv 3 [ntajrtoXsixaivo 

io 4 [vofxo\iOiradi%aia€v 5 [eft/ut]vai7taiavTotai 6 \xai\sxyov 
öioiTCüde 7 [7ia]Qccroiavo^oiaxa[i\ 8 xadixaiadixatpv 9 ttaoi 
taevartiaö 10 ^iwvdetoiartoXix[aia] 11 xoiädixüCprtaa[tj[ 12 
[fi]aidtxaaaioxav[dixav] 13 [o]aaafisverxoia[vo] 14 [rfoioieyixat 
roia[vo] 15 [ßo]ioxadeaXXaGv[e] 16 [X~\oyiaoa)<jccQioxcr/.[üi] 17 
[S]ixaiTaxaxaixifia 18 [o]<oaixexaxayvwo(>&Q)[o'] 19 [xjatdattr 
ovriüTTOTjaiü 20 vaifiadiaxaiaXiov 21 \j7ti)cpili7ziTU) 22 a 
ifiBvxaxav(j)V(pvya 23 dcdvx^<a£iaaix^t^«[t] 24 raiUTroaAcfcmty 
ot; 25 xvQiauaxioaavxcct 26 [ctf^xareyi'ctfqpt^vqpetü] 27 [y]«r 
uHjan(xevayor/iiÄo[i] 28 d€/nt]sat(ü<fav 29 rtQ&tayia^eXidaßfo 

•? 30 ßaoiXevaavxiyovoa 31 6Qeoi<ovxt]ißovXrji {32 xaixwtdtj^iia 
iXcuqgiv 33 7taQeyevoPT07tQoatj 34 /iaaot/ra^t;juaii^r^€[a] 35 £ 
fitoxcu&silfiyoKi^o] 36 qHXfievoixovdijfiov 37 xotuoapevovTtptta 
q\tj\ 38 /ucove/naroA^F^e/pfa] 39 [i/>]a/im>7regTaMry<yvi.i 40 
[7r]aw;tov^i7qo£oyiflfT€7r[o] 41 [^aJaa^at^avcyvftMrafv] 42 [ijiur] 
vxctiavxovaafte 43 Äff D. h. : 

1 rt5> dt- 2 xa&JTi xai ßa&oev- 3 rt ra srota* *at 

folg 4 vouotOL xa dixetia tv 5 efijuervti xai avxotot 6 xat &c- 
yomae, r(o?g) de 7 /ra^a roig v6j.ioig xai 8 tri dixata dtxa- 
£6v- 9 r^atTi ra Ivavxia • o- 10 j*Wfl> de rot£ noXlxaig 1 1 voig 
dtxcr CoKrag * ij 12 ji*a(*0 dtxdaauß xäv dixav, 13 oaaa /te? £v to7g 
vo- 14 fiioioi evi f xaxxoig vo- 15 fiiotg, ra di aXXa i(&)e~ 16 
X6v(x)ag tog aQioxa xai 17 dixaixaxa, xal rtfitd- 18 oio, at x« 
xaxayvtü) OQfriog 19 xae di(xai)tog • oi5rw 7torjaio 20 vort ^ua z/icc 
xat 'Idfoop. 21 'If/ri d>iXi7t7toj. 22 -^i ^eV xara twv q>tyd- 
23 dwv xQiaeig al xqi&£i- 24 (Tat r/ro l4Xe§dvd(>ov 25 xÜQiai 
iotwoccv xat 26 aw xareyyw q>vyrjv q>ev- 27 yixtaaan /«v, aycJ- 
yt/iot 28 de /u^ eoxwoav. 29 ügorang MeXlftogog. 30 BaaiXeig 
llvxlyovog 31 'EQeoiwv xrji ßovXrjt 32 xai tc5* d^ftn %aiqeiy. 
33 ItaQeyfrovTO Ttgog 17- 34 /i5g o* frer^ t5^d>v nQ&o- 35 /Jeig 
xai duXiyovto, 36 (fdpsvoi %6v dfjfxov 37 xofutad^ievov xtjp itctQ 



Die inschriftlichen deukmäler des äol. dialects. 147 

ff- 36 fiwr hviOTolyv, rjv fyjfa- 39 tpa^ev V7tig %w lAymlit- 
40 7tov vi(o))v, iptjtpiofid tb no- 41 ijoao&ai, (o) äyiyvmoav 42 
rjfuv, xal avvovg.... 

Diese seite bringt drei actenstücke, das letzte freilich ohne 
den scbluss. Z. 1 — 21 enthält im ersten teile eine fast wört- 
liche Wiederholung von A 27 ff. , im zweiten einen richtereid ; 
die zeit der abfassung steht nicht fest (S&uppe p. 22, Wald 
p. 5 ff). — In z- 21 — 29 erkennt Sau ppe einen volksbeschluss, 
der auf die von der allgemeinen amnestie des Jahres 324 aus- 
geschlossenen Eresier bezug nimmt. — Endlich z. 30 bis schluss 
ist bruch8tück eines briefes des Antigonos (Kyklops?) an die 
gemeinde von Eresos. Antigonos schreibt natürlich xotwy; aber 
auch die zweitgenannte Urkunde ist nicht mehr im dialect ab- 
gefasst. 

Z. 2. 3. ßa&o&foi Wald; tvqoMvti S. 

Z. 3. vofiioioi; aojQioi S. ; siehe zu A 28. 

Z. 12. tav dixav Kirchhoff bei C; navxa S. 

Z. 15. 16. i&e\\X6vTag Kirch hoff bei C.; e7tix\\oivaig S. 

Z. 17. dtxahaza S. , cf. dessen bemerkung zu d. st.; di- 
xat(6)tata Kirchhoff bei C. 

Z. 19. xal 8i(xai)mg Kirch ho ff bei C; xaioiwg S. 

(43) 2) Auf den kalter überlas. Am wege vom heutigen 
Erissos nach der alten akropolis. Gonze XIV, 2; besprochen 
von Henzen bei Gonze s. 30. 

avToxQavoQaTißsQiovy.laiactQccd^ea) || aeßaaraiTcaidaaeßaarova 
fe%0?* tt 1 fa/uaftfKaa«§6ttf fa0roo[x]rc» f| xaiaexa%ovavtvxQa%[pQa 
To]oydoov. D. i. : 

1 Aixoxq&xoQa Ttßlqtov KalactQa, &£(a 2 Scßactw 7$aida, 
lißcxnov, äqxtgea, 3 SaptctQ^ixag iffrvotag vo oww 4 xal (d)£- 
xarovy avroxQckoQCt %b oydoov. 

Die inschrift gehört nach H e n z e n ins jähr 769 a. u. = 16 n.Chr. 

Z. 2. otQxiqBa für aQ%i€$4a H., denn die gewöhnliche äol. 
form für att. Uqevg ist iqbvq. — Was weiter auf dem steine 
folgt, J<i/jaQXo$ uiiavxog evo[4ßt]s], ist eine neue Inschrift. 

(44) 3) Auf den «eraailcis. Ebeada. Gonze taf. XIV, 
1, umschrieben und commentiert von Henzen a. a. o. 

y$Qpuxv{tx}erxXa{vdM>»a}vTox(>a || *OQo[0*tßsQUtiKaiO€^o**]pß 
aoT(o II &<xtäc7iw8d[Timdade%(o&£a)]xai || <ja(to[aoeßa<narxaiaa(>ae 
v]e(ff^T€tv]. D. h.: 

1 r*Q(iaHXöv Klavdiovy Avvoxqa- 2 zoqog Ttßsqiw Kai- 



148 F. Bechtel 

cctQog Seßaarw 3 naida, naid(6)fcaida de tc3 &i(o Kai- 4 ao- 
Qög 2eßaOT(o, Kcuooqo, EveQyezav. 

Die inschriit gehört in die jähre 14— 19 n. Gh. (s.zuNo. 11). 

Z. 3 naidonaiöa nach No. 17, 3. Henzen nimmt zwei- 
felnd an, die Lesbier hätten natdwvog für vl(or6g sagen können, 
und ergänzt 7taidwvbv avTOXQatOQog xai\\oaQog aeßaarw &€&. 
Ich ziehe es vor, für natdw zu schreiben naido und dies zu 
7tatdo7tatöa zu restituieren; dann ist aber das wort ovtoxqovo» 
Qog zu lang für den noch übrigen bei Gonze schraffierten räum, 
ich fülle letzteren also mit de (vgl. 17, 3 rtaidonaida de) tw 
täto aus, und ergänze in der nächsten zeile Seßdatta, so dass 
die gleiche benennung des Augustus zum Vorschein kommt, wie 
GIG. 3285: Mdqxov I^qtcoqiov l4oxkr)iziddrp> , &eov KaiaaQog 
SeßaoTOv Iotqov, vgl. No 8 tu 2eßdo%u> 9£<o KaloccQog. 

(45) 4) Bruchstück einer ehreainsehrift aof finen kaiser. 
Zu Erissos „in domo privata". GIG. Add. 2179c. 
[xaioao]aaeßaorov D. i. : Kaioaqa 24ßaorov, 
[T0voto]T7](>axaixTio %6v ocjrrjQa xai xtla- 
[rav%aooix\rmevao %av rag olxrtftivag 
[xaixoapim]aw7tavtoa. Rest unsicher, xai x6o^oj(?) avvnavxog. 

Aus römischer, nicht weiter zu bestimmender zeit rühren 
folgende denkmäler her: 

(46) 5) Ehreainschrift auf einen gewissen Eaagaras. Kirche 
in der gegend Papäsia bei Erissos. Gonze XIV, 4, vgl. s. 31. 

[sv]ayoQaviove[v]ayoQav || [&eo?]da>(>o<jfia{taxaioa(>ee<JTtoV7iQO 
ar[(oa(ffai(o] \\ [/taijoaoaQeraoeyvexaxaievyoiao. D. h.: 

1 EvayoQa vlov Evayoqav 2 Geö(?)dwQog Mafia KawaQteg 
xüjv 7tQog %& Idqyaiu* 3 itaiaag aQ&ag ewexa xai evvolag. 

Z. 2. %&v 7ZQog %& liqyalw Gonze. 

(47) 6) Ehreninschrift auf ?. Friesbalken auf dem gipfel 
der alten akropolis von E. Gonze XIV, 3. 

[o8\afioa || [dijovvacwrio&eoxXT] || [aqe^^aaewexa. D. h. : 

1 '0 dSfiog 2 Jiovvoiio %ta QeoxXrj 3 dgetag ewexa. 

(48) 7) Welhinsrhrift der Aphaistis an Bemeter. Kirche des 
h. Gon8tantin und der Helena zu Erissos. Gonze XII, 2. 

aq>aiaua&eodtoQ€iayw[a] *L4<paiorig &eodwqeia yvva 

TaiOTQaTte&iojuaToi. raig %Qaiz£Cpig Märqc. 

Z. 2. Die MdrTjQ ist die Mijttjq Mv. Teppich (?) und 
Stühle zu den TQdrte&i erhält die göttermutter dediciert in 



Die insohriftlichen denkmäler des äol. dialects. 149 

einer Inschrift von Chios, Bull, de Gorr. Hell. III, 324: KaXXio- 
&4vrjg || l4oxXrj7tiddov || irjv OTQwrrp \\ xal rag xa^idgag || Mijt(U* 



Adespota. 

(49) 1) •pfertastlMMig, der ecbrift nach aus vorrömischer 
zeit, jetzt in der schule zu Mitilini. Herausgegeben zuerst von 
Aristeides, Nia JlordcJpa, qwXX. n. 299, 1862; hiernach be- 
sprochen von Keil, Philol. Suppl. 11,579; treu nach dem stein 
wiedergegeben von Gonze, taf. IV, 3. 

&60OTVxaaya&a = &4og %v%a äya&a. 

oxe$9Xi)dvr}V9m*ioß(Ofi[o>] "O xe %HXtj &vtjv irtl tw ß<6fA<a 
%aoaq>Qodi%ao%ao7zu %äg litpQodixag rag JI«- 

&(ooxaiTWQfiia&ve%(o &wg xal tw^Bquo, &vhw 

5 iQTjwvoTTixe&sXrptai l(rfiov otti xe &eXtj xal 

€QCeyKat&fjXv7tl[av]v[oa] eQOev xal &rjXv nXav vog(?) 

xato$vi&a[o]rM[vaxe$£XTJ} mal oqvi^a orvipd xs &eXtj. 

Die ergänzungen 7tX[äv\ v[og] z. 6. und \o]v%\iva xb &iXrj] 
z. 7 sind von Wilamowitz (Zs. f. Gymnasialw. 1877, s. 647*) 
vorgeschlagen. Die letztere ist unzweifelhaft richtig, gegen 
erstere sprechen z. t. die in Gonze's Zeichnung angegebenen 
schriftzfige. Ob nXav oder nXrjv zu schreiben sei, lässt sich 
nicht entscheiden; auch durch dor. nXotwLov = nXrjoiov nicht, 
zu welchem itXav = rtXjjv gehört: der begriff der grenze ver- 
mittelt den der nähe mit dem der ausschliessung. 

(50) 2) tirakiasefcrift, ebenfalls aus vorrömischer zeit, gleich- 
falls in der schule zu Mitilini. Aristeides a. a. o., Keil a. 
a. o. 8. 582, Conze 8. 14. 

KVQIOQ *E%6XQ(XTr} %aiQB. 

Alles folgende gehört der römischen zeit an. 

(51) 3) Auf Perseas oder lUphaoes, Krates' söhn. Aus 
Cyriacus' Sammlung, bei Kai bei No. XX („In Lesbo"). 

n€Qoevaoxaidio(pavr]CXQairrjToadQOija)n^Tjoaca7taQaxoyviTa || n 
oleixaiTOV€q)aßaQxovsx .vov .idiwvxQOTtaTwiTzayvfivaa || toaiOTww 
eanrxaivw&eoveXeooaiadsxaiaXXaiafisyaX || XaaxaiTagiaeiaxateßdix 
laiaxaißrjaioxai&iTumdion' || xaiyi(ivardrt8notpMvyvyvayavxa>v || t 
tov6avTOV€7iey(>axper. D. h.: 

1 niQüevg 6 xal Jioiparrjg KQ&vvfcog, dQOfuay(6)TyocuQ, na- 
Qa{o)i(w)v r(fi) %a 2 tz6Xu (s)a(v)%ov iq>dßa(>xov ix t(w)v idl- 
tav xQotiaT(ov) y (xal) yv/ivao- 3 i(afxrj)aaig %tov viwv xal reo 



150 F. fiecktel 

dHio), teteaacug Si xai aXXaig juty&X- 4 (mg a^x)ct(i)g xai ccr- 
§uK$)* ( w )s *** i(x)ckx/«s xort (rtQ£o)ß{$t)ais xai ix %w ldi~ 
wv 5 xai y(v)fiivd(oioy) 7tBno^x(w)v yv(fii)ya(oi)a(gx)top f %öv &xv- 
tov irtiyQaifJev. 

Z. 1. dQOfiayevyoaig; vgl. No. 13, A, 5 ÖQOfiayenjoarca. 

Z. 4. Aus TAUlAEllt an dessen lesung K. verzweifelt 
ist, habe ich tagiag wg gemacht; td&ag von Tafts, das in die- 
ser späten zeit die bedeutung „arnt" hat» wie xtyaiag in No, 
60, 41 von %%fjOt$. 

Zu ixdixtaig xai nqufßslaig vergleicht IL CIG. 2719 7toi* 
lag rtQsaßeiag xai ixiixiag tfj naxqldi 7taqaa%ouivov, 

Z. 6. Die bedeutung des fcSy eawov indy^axper ist bekannt 
Für Lesbos hat Gonze noch ein beispiel (XVII, 4): Aovxiog 
BaXi^t^g Jioyfrrjg £<B* || xai qyovßv xarto* jl xciWfp %b «y- 
y€i-\\op avtiß xai rfj yv-^vaixl xai %oig T€^\\xyoig (aus der 
gegend von Chalakaes). 

(52) 4) Aaf die ttefcter daes Betslaras. Am fussboden der 
kirche des h. Stephanos am lesbischen ufer, den Kumakia*inseln 
gegenüber. Publietert von Conze, taf. X, 1. 

odapoo|.<4^oyt«»'cn^iora^ 
ifuyahxctQeraa€yrex^\[x]ai€vyoi€UJtaa€iaeavrav. D. h. : 

1 Ö däpog 2 . . oßoyaavav Jrjima^ia eve(>yttT]Xöi*av 3 vav 
7tditv noXixx xai fiiyaXa dfhag Jwex« 4 xai evvolag tag w$ 
iavtctr. 

Z. 2. Der name der gefeierten enthält als zweiten teil 
eine von bogio* abgeleitete bildung; der erste ist verloren. 

(58) 5) Ivel wtiUasehriftea auf einem blocke an der kirche 
der Jlavayia üaircavdfj bei dem dorfe Plag& Publiciert von 
Gonze, taf. XVI, 1. Die grössere, nicht diabetische, links; 
die andere rechts. 

A. ^tpooxamaiaaeQixvdeoaaykaoyeQfir] 2 €VxaQ7zov\jjT~]t)9£r[%ov 
d\\€67iiqwTaXit]o 3 ßaxx€ovCwovati[oiUv^€Q]fmjdia^:avto0 4 a^i 
nGXoo&fmQvxaQTtovewß&iQvu)* 5 aXXiXaoeaval&ütovüywoewipQo 
vtxfoftu* 6 irm£ßfoi<nf*atmoi0aqi&opovalßovaei. D. h. : 
1 Ztjrög xai Maiag i&xvdeog ayXaov 'Etfifj 
EvxaQftov <f*fjoev tov<J« inX qwralhjg 
Baxyw» Zkuovg viog, %v jj T€Qavrj 4ia ttavtog 
lAp.ni&*g taqalov WQnbv i'xrj ßovQvup. 
5 lüXV Haag avm% Ztoovg y&og &<pQ<m thfam 
JSäify dtdovg avraig Hf&ovev oXßov daL 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 161 

Z. 3. Das fehlende habe ich naöh einet- coüjectur ergänzt, 
die ich in dem handexemplare des hm. geheimerat Sauppe 
eingetragen fand, und deren publication er mir gütigst gestattete. 
B. aQiavafyx>i)ßax%w**iwtictTriQ = yi^iovu ZkxH] Baxxioysioj (icbtjQ 
aqtQodiTaa&rjyaidrjvcwrtaxocj l4(pqödttct lA&tjva y ld^va VTtaxota. 

Diese inschrift ist bei C. ganz misverstanden. G. teilt eine 
Vermutung Bergk's mit, nach der es sich „um die weihung ei- 
nes gegenständes an drei göttinnen durch zwei frauen han- 
delt". Mit den drei göttinnen hat es seibe ricbtigkeit: liipQo- 
dha, IdSHjva und 'Idrjvcc, letztere doch wol die Kybale. Aber 
von zwei frauen, welche y Aqla%a und Zairj heissen sollen, ist 
nicht die rede, sondern nur von einer, der 'AQiav*. Sie nennt 
sich Zeüfj Bwtxweiio juar^, d. h. mutter dee Zturjg } des sohnes 
des Bftkehon; den namen Ztorjg führt dieser söhn nach dem na- 
men seiner grossmutter, der Zani. Ztärj ist gen. von Ztoi/g^ dies 
aber ist aus *Zaxiag .« *Zanj<xg entstanden , of. 'EQpttiag , *B$- 
jutjag, 'EQfiifjg. Also Bakchon ist söhn der Zuxjj der metri- 
schen inschrift ; er iöt verheiratet mit Arista ; mit dieser hat er 
eifiefc söhn Zairjg. 

(54) 6. Brei graMMckriften. Jetzt sämmtlioh in der schule 
zu Mitilini. 

a) Nach Aristeides a.a.O. behandelt von Keil, a.a»o 
581; am besten Gonze, taf. IV, 1. 

l4$iüToß<rir)j* || l47ZöUAüvia> |) xafye. 

b) Conae IV, 2. 

Bio) Sioola ftaug* 

c) Aristeidesa.a.a, Keil a.a.O. 682; Gonze taf. VI, 3. 

[Jap ?y<x$ Geoyfrri H £<xt£«. 

(55) 7) Fragmtüt, jetzt in der schule zu Mitilini. Con«<e 

taf. V, 1 

Lesbar ist: 

v<HTa*7rat- 
emtMYfiiva &w *w /rar* 
[rrßttov ... ^€V(07tQOüta> n^W 7t^6g ritr 

5 [x]aTtartQO€tyitq>ia nuxvta <rtQoei{}afi&- 

[y]«r€M«xroÄo y&i&foog 

[*ai](H»Qr]iöreavT>ov KaiaaQrjanf mvwqv 



152 F. Bechtel 

10 [rtjolivaotöifiunr noXiv äoidifiov 

loavoicsvegys dg xolg eotqyi- 

[rato] iaT€uaovvG%BC vaig 

(pr^tavccvra 



IL Pordoselena. 

56. BetcMisse der Nesittea betreffs der ehrea, die Thenip- 
f* erhält Inschrift auf zwei Seiten eines Steins, der bei der 
grundsteinlegung der kirche z. h. Dreieinigkeit auf der insel 
selbst gefunden ward. Die ersten 16 zeilen im GIG. Add. 
2166c nach der 7<w. liv$ok>y., die ganze inschrift bei Eari- 
nos, Movcelov xal BißXtoihyxi] rfjg EvayyeXixfjg 2%oXrjg II, 
127 ff., und zwar auf grund einer vergleichung der eigenen 
abschrift mit abschrift und abklatsch des Dionysios Markopulos. 

1 [ßaoiXev]oaXe£avd(>o[a] 2 

. . . [x](üQaOTai7ZoXixa[i'\ 3 [o?a<fc]aJU£ar 

dffoadiak 4 [Xa!;wop7tai>ar&i>a>7v]wvßiovq>iXift7voode 5 [wpiXiizrc 
ußxac]al€§ccpdQoaoal€^avdQWT[a^ 6 [ßßa<nXei]avftaQ£Xaßov$€(}(H 
rtnoowo» 7 [voicßaayX^eoauptXoaxaivotaaTQOT 8 [ayotai]xat%ot 
aaXXoiaifiaxedoveoaifi 9 [eyaX^anraya&wvaiTiooyeyovewaiTtoXia 
10 [rti7tytt(MyaQ87tLTa§avTöax(>r]pccTaeio 11 to/unoXe/uoreiotpsw 
VTtavranmavctXXw 12 yeia<p€QOVTwv^€QaifC7ioa7taQayevofievo 13 a 
itQoa%oiaßaaiXf]ao7uxiavxi7taTQOv&io 14\y<p]iaa€rafi7toXivercQa^eö 
txaitvQomXs 15 [ix^ovrteQiTaauaxvTtQovoTQatsiaaxaie 16 . . fiey 
aXaada7iavao€ia/JiXQOvavvayay€ 17 [߀iavovt^oSexai7t£QiTa>airo 
deiavavr] 18 [XwnoXXcf\xai7taQT(i>voad(>a7tav£ioay(oyct 19 [yovyxd] 
i€ax€vaoo6£dwx6ÖsxaiTcti7toX 20 [txQTjfiia't^aeioowTTjQiavxai'foxoia* 
XXaa 21 [aovoaiTyioeTwyxa%saTcntovra>yi[ß]aoih) 22[dexQTjfi]avea 
oixaiTot07toXitaiauio[ß"] 23 [y£yx(o]vxaiTtoXv7i£QxoyTooeiavayaa 
[t] 24 [aveX&ov]zooöiü)ixT]G€<piXovavjovTai7t 25 \pXiv1xv4ftppnta 
Q€OX6vaoo€dsxat[a(>}Qaßa 26 [ioyxa^voiaaXXöior[oi]otn[i]%iytavT 
era 27 [yfiwctyavTtotwvßaatXritovqtiXoiOTaiTt 28 [oXixai]taXXa7t 
(xxaotifLteTGWoiaonQOO 29 [rovda^ovnarradedoo&auxvvQKnBXtfi, 
ä] 30 [yn:cn^(o^rfOfi7tayrccxQOvovxaiavr<üxa[if\ 31 [xyoy]oiotota 
oaidectvTCJxaieixwcqtfaXx] 32 [icn^dedoo&cud&taioiriioivspTtQora 
r[e] 33 [ioHxct]i&t€m€a7toXiaiQ07CwjratfiBQiai[i] 34 [dö]o&w&eQC 
i7trt(tixcu*iav£xyova>vaiTü)y[ßQ] 35 [ai^vatiüyxaXrjO&atSexauta7tQO 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 153 

sÖQiav 36 [oxe~]<pavwxwdeavxovoxoQOOxaxaoaio*v[e] 37 [wv]evx 
a>iaywvixaioyxaQvooexwavd(>ay[a'] 38 [x^t]aQ€V€xaxauvvoLaaxao7tQ 
oaxovda 39 \jjLOv\ivayivwaxwLai7tavxeaoxtodafAOo[o] 40 [ya^aiwx 
avxoioaya&oioavdQao[xai]eve[g] 41 [yex']aiox[i(Aai]xaiowd'evxoo 
avxweoxeq>[a~] 42 [j^]9>o^(y€y[or/i]^ai<;Tg[£]axa[t]«;ayy€>l4[a] 43 
xa«rwr^4a«[^-]t(jfixat7ray[ayt^]£V<jvi'a 44 yGfyfi<Jor/MOTc[A]ijvxa£vw 
x[i^tai]dixawaa 45 vayQaxpaidexotaxafxiaiaxoLOfxexrjQa 46 xjUitw 
roi//a<p/a/m«aaTaAAa>'A/#tva[V| 47 xwex&eQ/uaaXi&wxaiaxaaaiort 
rtaxe$e\j>] 48 at7tftwawaQeax7)(.iexQinoQV07tiaae^e[p] 49 xwde&e 
qGt\7t7t\wxataXXa07tnaxe^eXr\xwv 50 [i]*H(jvOTaaa[i]?o^crqpi0/4axa 
tX£Ti^Aj?7r[p] 51 oayQaq)t]vefxfievaLavxwxwyxev[e]veQye 52 xrjtafi 
noXiv. D. h.: 

1 ßaaiXev2 IdXe^avdQog 2 .... ^o^crs rat /rdAi 

xat 3 .... ora (Jf lAXe^avdqog didX- 4 A«££ to« /ra$ dv&Qwnwv ßlov> 
<DiXi7i7Zog de 5 o OtXijcnw xal IdXe^avdqog 6 l4Xe£dvdQW rcr- 
6 ju ßaatXei^iv 7zccQeXaßov, QeQOMnog ewv 7 roTg ßaoIXyeooi 
(piXog xal xolg oxqot- 8 dyoiai xal xoZg aXXoun Maxedovea- 
oi M- 9 eydXwv dyd&wv aixiog yiyove xäi noXi.ld- 10 vrt- 
ticctqü) Focq inixdgavxog %Q^axa Big 1\ xbfx noXefxov elg- 
gtiQipt, ndvxwv xwv aXXw- 12 v elgqyeQovxwv @&QOirt7tog na- 
Qayevdfievo- 13 g itQog xolg ßaaiXrjag xal IdvxinaxQOv ixO- 
14 vcpiaae xafu noXtv • enqa^e de xal nqog KXe- 15 Ixov 
neql Tag elg Kvnqov oxqaxeiag xal E- 16 ..(xeydXag da- 
ndvag elg (aixqov ovvdyaye • 17 fxexd xovxo de xal neql xdv ai- 
xodeiav dvy- 18 Xw jcoXXa xal ndq xwv oadQanav elgaywya- 
19 v avyxaxeoxevaoae • edwxe xal xai ndX- 20 / xQW otTa £ *£ 
owxtjQiav xal xoxoig iXdo- 2J aovg al'rrjoe xwv xaxeaxaxovxwv* 
eßa(d-6)f] 22 de XQW^ teaat xal xolg noXixatoi elge- 23 viy- 
xwv ' xal IIoXv7ri(>xovxog elg xdv Idol- 24 av eX&ovxog Öuol- 
xijoe (piXov avxov xav n- 25 6Xi vTtdqyrfv • naqeoxevaaoe de xal 
HdQQaßa- 26 tov xal xolg dXXoig xolg Inl xivwv xexa- 27 yfievoig 
vno xwv ßaoiXrjcov tpLXoig xai it- 28 6Xi - xal xdXXa Jtqdooei 
(xex' evvoiag rtqbg 29 xdv dä/uov ndvxa • äidoa&ai avxw dxiXeia- 
30 v ndvxwv xdfi 7tdvxa xqovov xal avxw xal i- 31 xyovoiai, 
oxäaai de avxw xal eixova %aXx- 32 iccv, deäoo&ai de xal ol- 
xtjölv e/Li TtQOxave- 33 /au, xal oxaxe d ndXtg iQOftorjxat, fiiqtg 
di- 34 dooöoj (äequiTtnü) xal xwv exyovwv ai xw yeQ- 35 at- 
xdxw(i) - xdXyc&ai de xal elg 7tQoedQiav 36 oxeq>avwzw de av- 
xov 6 xoQoaxdxag ai 6 ivi- 37 wv iv xwi aywvi, xal oyxaQvoaexw 

Beiträge ». kundo d. lg. sprachen V. \\ 



154 F. Beehtel 

dvdqaya- 38 &iag evexa xai evvolag rag nqog vor da- 39 ftw, 
Xva yiviocxcocai 7tdvreg, ort 6 dapog 6 40 Naauirar roig dyd- 
&ölq avdqag xai svcq- 41 yiraig vi/uai xai oci&evrog dvrw 
iüTeqta- 42 vTjyoQTjoev äfiSQaig xQtg xal evayyilta 43 xai aanij- 
Qia e&voe xai navayvqiv avvd- 4A yaye öa^iorikrjv xai vvv %l- 
fiai dixawg • a- 45 vdyQaipai di xoig raplaig %oig juer 'Hqa- 
46 xXuxu) to ipdq>iafta elg avdkXav Xi&ivav 47 rc3 ix QiQpag 
U&io xai axäaai 07t7ta xe Qeq- 48 oiitma ovraQioxt) h£%qi 
üoqvoTtiag . ££&r- 49 t(o de OsqoItztvu) xai aXXa oizna xe &ihj 
naiv 50 Xqwv axaaai %6 xpdcpiafia, xal xi vi &4Xr] itq- 51 og- 
yQacpTjv, h[ufiwai avrio %dy xev svBqyi- 52 %r\ tctfi itoUv. 

Bei der constituierang des textes muss auch das GIG. her- 
angezogen werden. Diese publication ist allerdings, wie schon 
B. bemerkt, insofern ungenau, als sie die Zeilenabteilungen 
nicht berücksichtigt; das plus aber, welches sie vor Earinos 
voraus hat und welches in der Umschrift durch den druck her- 
vorgehoben ist, scheint nicht beliebige ergänzung zu sein (solche 
ergänzungen sind entweder gar nicht vorgenommen oder durch 
die schrift kenntlich gemacht), sondern zur zeit der lesung noch 
wirklich auf dem stein gestanden zu haben. Dieses plus betrifft 
fast durchaus die linke seite der inschrift und bestätigt zum 
teil E.'s ergänzungen, teils widerlegt es sie. Uebrigens ist K's 
publication noch lange keine genügende grundlage für die re- 
stitution. E. schweigt darüber, ob die inschrift oxovpfi&v ge- 
schrieben ist oder nicht, wonach bei der tatsache, dass die 
Zeilen in A zwischen 31 und 33, in B zwischen 11 uud 12 buch- 
staben schwanken, immerhin gefragt werden könnte. Nament- 
lich aber gibt er die kriterien nicht an, nach welchen er die 
zahl der fehlenden buchstaben im anfang der zeilen bestimmt 
hat, und die anzahl der buchstaben, die er in der Umschrift 
ergänzt, steht mitunter im Widerspruch mit der anzahl der punkte, 
die er auf der abschrift setzt: z. 5, 12, 14 u. s. So hat auch 
der vorliegende text noch nicht volle Sicherheit, obwol er in 
folgenden einzelheiten denjenigen von Earinos berichtigen dürfte: 

Dreimal gewinne ich durch herstellung einer zeile von 33 
buchstaben äolische formen, wo E. xoivy hat: z. 13. 14. hto\\ 
[wp]iaae mit GIG. für Ufov(pioe]\ z. 31. 32. x«;i[x||eW] für 
Z aA||[xryv], cf. Ahrens I, 80; z. 36. 37. ^||wv], f. IV|[wy]. — 
Umgekehrt fehlen vielleicht im anfang von z. 21 nicht 4 
buchstaben, sondern 3: dann ist 20. 21. zu lesen ildv\\[oiog'] 



Die insehrifUiohen denkmäler des äol. dialects. 155 

statt °ot;g, cf. herakl. fiela (acc. 8g.) bei Meister 1, 174 (Gurt. 
Stud. IV, 457). 

Z. 8. 9. Maxeöoveaoi fi\\\jydXiov] für Maxedoveooiv || n6X- 
Iwv: die iüschrift hat zwar bereits v £<p., aber nur vor vocal 
deshalb auch z. 3. 4. 6idX\\[Xal;e %6p nag] für diaX\\[Xa^sv; 
top ££]. 

Z. 15. 17. weiss ich nicht herzustellen. Gegen E.'s lesart 
xal || [ovx 6iiyd]g danavag elg fiixQor avyayay\\[ß xqovov] spricht 
grammatik und Wörterbuch ; fieyaXag dandvag, wie das CIO. hat, 
kann nur ein genetiv sein; vielleicht gierig demselben knl <« noch 
erhalten) voraus, und den anfang von z. 17 bildete das object 
zu awayayBj welches an stelle des \juera %ovr]o 9 das ich ergänzt 
habe, einzusetzen ist. 

Z. 17. Id. <wj||[>U> noXXa] für avy\\[Xwo9P dg] E., wo- 
bei das object fehlt. 

Z. 23. 24. l4o[C]\\[av eX»ov]rog für i*»[/a]|||> nfaipav]- 
tog> wobei abermals das object fehlt 

Zwei andere emendationen stehen schon bei Gauer, der 
die erstere ausdrücklich Kirchhoff zuschreibt: z. 21 Ißadvrj 
f. ißad&tjy u. z. 34. 35. %& y[ßQ\\ai]r(hto für das merkwürdige 
xüy [y\\Kv]rar(oy , wie E. schreibt. Das hinter TATQ. stehende 
r ist wol verlesen für / (vai noXt z. 9, 19, 24, 27; ifi ngo- 
Tctveiiot 32. 33; h twi ayoxvi z. 37) oder wegen des voraufge- 
henden %(ov ixy&ywv verschrieben. 

Z. 42 ergänzt E. *$[*]$. Aeolisch wäre tqtjq (aus *%Qijsg 
= sskr. trdyas); dies aber mit Wilamowitz (Zs. f. Gymna- 
sialw. 1877, s. 647) in den text zu setzen, liegt keine nötigung 
vor, da die attische form %QBig durch die grosse inschrift von 
Eresos belegt ist, Übergang von et in i aber im folgenden stücke 
nachgewiesen werden wird. 

B. 1 . . . na 2 . . ÖQeano[ Xio] 3 [dix]a<rraia . . 4 . ..aeooaQfyui] 

5 [v\h)]r]vd6d[oo&~\ 6 [aijiQtjia . . . . 7 .eoveai.... 8 .%ae€<piT... 

9 .o...iva... z. 10—14 sind zerstört; z. 14 n.. 15 ... 

nevra.. 16 .XX 17 18 .%..*tovn... 19 ..oq 

%aeo . . . 20 . . dapoae 21 . . . datsto. . 22 . . . xvQiasx[X] 23 [f)oi]a% 
aiado)[Q] 24 [sai]anaiaa[ia] 25 [Tai]aSedoue[y] 26 [a]ia&€Qüinn 
[ta] 27 [v]n(nu>[d\afitax[a] 28 [i]exyovoiotd 29 [La^e]vrjVBia% 
30 [pfxn]avi:axQOv 31 [ov\xa&artBQod 32 [a/uo]a«ttojx«xa 33 [*/* 
tj]ewA€vai[n] 34 [«iijawa^TO 35 [aQ\%ov%tnqo^ 36 [*]pmMit 
ijwp 37 [rj]toQuinai(t 38 fyjrarcqtfip'^a)] 39 [e]aevixaiaid 40 

11* 



156 F. Bechtel 

[e]x6Tior]Qr]Tw 41 [Q^t^trjrjaQx*^ 42 [ßo]ayayi][rptai] 43 [sit\ipL 
rjv[i~]oo€0 44 [evi*]T)axvQ<xT 45 [ad]eoa)xaioq)e 46 [kl]sT€MxaoTO 
47 [a(rrornj]^a<rT^ 48 [lax^oaioioiQ 49 [otOT]wa(y[x]Aa7r 50 [t 
(tixa^MTCctQar 51 [ocrejarüwcaiart 52 (juoajxajy^oa 53 [e]ioxo(i 
itavxct 54 [x^]oyoyxa£€ju 55 \ß%\eaTonfavofi 56 [a>7r]€gtirwxaAA 
57 [vovr'joatovda 58 |juoi>rad]fii//ag>t[a] 59 [ju€va7r^o(7]aya 60 
[yo]a\pai%oiae 61 [JajTaaraMrfit 62 [aT^avaaralla 63 [torata] 
?r£0t[a] 64 [vT(o]doru)[dero] 65 [diiroJayaJlctfjua 

D. h.: z. 22 xvg/a Acil- 23 rjoia %alg dcog- 24 icug rvoti- 
ocxig 25 Taig dedojnfr- 26 atg 0sQoi7t7t(o 27 vrro tc3 ddTia» xa- 
28 t exyovoitn d- 29 iaiihr\v elg %- 30 o/u itdvxa xqov- 31 ov 
yux&<X7tsQ 6 d- 32 a^uog &J<ox« * xa- 33 t ^ui) e/u/Awai n- 34 «pt 
ofüra jui^t6 35 olqxovxi 7tQO&- 36 i[xevai fxrjtB $- 37 i/rogt elfrat 
ju- 38 iyTfi imprjvlü) 39 igivtxai • at d- 40 £x£ %ig rj §rj%<a- 41 
£ (e)i7trj 17 <xq%wv 42 igaydyrj »7 xai 43 i7ttfiijviog ig- 44 mxq, 
axvga t- 45 acT «f(t)w xai og>«- 46 Ikhco exaoro- 47 g axa- 
trjQag tq- 48 laxoalotg l<p- 49 oig toi sioxlait- 50 toi, xat ^zra- 
^orr- 51 og iWa* xat ort- 52 j/og xat yivog 53 etg ro/i ttdvra 
54 %(>6voVy xat £(?)- 55 t%£o(&)(o tw yo/u- 56 co /ra^t «rc3 xaü- 
57 vovtog %bv da- 58 ^o^ * tot d* expacplo- 59 j/wa itQogavd- 
60 yQaxpat, tolg &- 61 gerdavaig el- 62 g Tatg otdkhx- 63 tg 
*atg 7T6£t a- 64 vrw * dtforaj d« tJ- 65 d« %6 dvdlio/ua 

Z. 32 ff. xa||[t jufj] k'fifisvai 7t\\[ßQi] avta ist zu schreiben 
für xat a'C sfipisyat rcdvr ccvra, wie das folgende ergibt; eptte- 
vat im sinne von i^i/u^evac cf. A, 51 efipepai avTio. 

Z. 37 ff. iu||[ij]w i7ttfirjvl[w]\\ [e]gevixai-al d||[«] xi Ttg. Hier- 
für liest E. firjTB €7Zifiir)vloig en, xat al de xi rig *), und Gau er 
copiert ihn zufrieden. Aber 1) der parallelismus mit pjjre qq- 
%ov%l itQO&iftevai fiyve QrpoQt elrtat verlangt einmal eiuen dativ 
im singularis, sodann einen infinitivus, der dem 7zqo&&ix&hxi des 
aQxwy und dem uixai des ^rjtooQ zur seite geht; 2) iuifujvioig 
als dativ. plur. hat auf dieser inschrift kein analogon; 3) 1W 
in der bedeutung von i^dfifisvat ist unerhört. Was ist denn nun 
aber jene tätigkeit, welche dem iTtijLtrjviog nicht gestattet sein 
soll? Das lehrt z. 43. 44, wo nur ig\ [6vW]t], nicht egevelxrj wie 
bei Gau er steht, gelesen werden kann: t für ei wie in A 42 vgig. 

Z. 54. 55. £v\\[6x]£od-ü). Nach E. hat der stein «/i || . . 
eo%o), welches ich nicht anders restituieren kann. 

x ) Diese Verbindung wäre nicht zu tadeln: vgl. No. 60, 44 xal lne( 
xs (Ti teJüvraaii. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 157 

Z. 56. 57. xaXX\\[vovr]og rbv dä/uov. E. schreibt xdXi\\[wg 
nQ]\\bg t. d.y was mir rätselhaft ist; Gau er hat punkte. 

Z. 59. 60. \7tQoq]av(i^[yQ)a\pai Gau er. xal dvdyQaxpai E. 

Z. 63. [-ig %alg] ittql a-(vTaJ) Gau er. Nach E. hat der 

stein 7t€Q. y folglich die zeile nur 10 buchstaben. Diese 

angäbe ist nicht stichhaltiger, als die übrigen (s. o.), die resti- 
tution -ig ralg v[7t]^ [er] mir völlig unverständlich. 

Als abfassungszeit von A ergiebt sich mit Sicherheit die zeit 
zwischen 319 und 317: Earinos p. 136. 



III. Tenedos. 

(57) 1) EhreBdeeret für Erjthrae »d li*d*Us ui Erjtkrae. 

Gefunden zu Erythrae, jetzt im k. antiquarium zu München. 
Herausgegeben von Christ, Sitzungsber. der k. Bay. Ak. 1866, 
s. 248 ff. 

1 [edo!;6Taßoll(xxaiTü>dain(o] ounev 2 [(ooj;6vi]axai<pi 

lav[&QO)7tiaaiT]v~\Ta7toleT<tt€V6 3 [3iwv7tQOolpovda[}iovi(»>eQv&Qa 
uö\vxaiaitoo 4 [%eXXav]Too%(üd\apitäQeoß&v%a']vQooeQv&Qai 5 
[oioaJ]oa!;ic!oeiavzo[ioxai]7taQxaXeiq)iXoi060vraa 6 [z(oöd]/uano) 
t€V€d[i](üvct7iooTeXXcudixaG 7 [ravei]arev£dovodafioa€QV&Qai(av 
noX 8 [Xav7tQ^ovoiav7zoeiiLievoa[T^aartoXiooa7t60T£\jL] 9 [Xeöix 
a]atavdiodoTOv[xX€w]yvfiüHxydQCtKa 10 [Xovxai]ayad-ovoati07taQ 
ayevof4WooetOTa\ji] 11 [7toXive]dixaoevaiodixaia7tavTeaau0ü>o 
12 [xatöix']atwoxaiodafioa€}pag>iaaTotifiaaa[i] 13 [Tctfmo]Xivr 
aveQv&QCUü)VTt{iai(rtaiox<nTo[i] 14 [ovojuoio]d€dox$aiTaßoXXax 

ai%widapuau[iza] 15 [iötjoxp€]Xr)taioöa^oaoTeveöta)vdictT7j 

16 vovraeavT<oiq>iXavd'Q(07va7tQO 17 veQv&Qcuiove 

TtcurqoaiTov 18 aQsraaevexaxatewouxa .... 

Umschrift: l™Edo£a xa ßoXXct xal %& Sd/na) g Anw 

2 y £lg £evla xal q>iXav&Q(07zia aC tjv %a 7t6Xe(i) xa Tsve- 3 Sl- 
ow rtQog xbv öSfiov xbv 'EQV&Qaiwv xal dttoa- 4 xiXXavxog xw 
öd flu) rtQegßevxav (7t)(>bg y E(>v&Qa- 5 loig, dg d^idaev avxoig 
xal ivaQxaXei (plXoig hbvxag 6 xal Sduco xw» Teveduov dnSox&X- 
Xat dixdo- 7 xav elg Tivedov, 6 däpog 'EQi&Qalwv 7t6X- 8 
Xav nqdvoiav itoei[ievog vag 7t6Xiog dnioxe- 9 XXe dixdaxav 
Jt6dorov KXewyvjna), avÖQa xa- 10 Xov xal ayad-ov, ogreg 7ta- 
Qaysvofxevog elg xa- 11 fi rvoXtv iöixaae ralg dlxaig ndvxeooi 
laug 12 xal dixalctg, xal 6 däfiog ixpaeptoaro xlftaoai 13 xäfi 
7t6Xiv xav 'EQv&Qalwv xtpatg Talg xaxxol- 14 g vofnoig- didox^ai 



158 F. Beohtel 

%& ßöXXa aal xm ddfiwt • iite- 15 tdrj wp&Xrftcti 6 dapog 6 tt- 
vedtwv Stet Ttj[v onovd- 16 r\v % fj ig de7]vov ra iccvtwt <pi- 
Xavd'Qwna tzq[ovoü 67] 17 [dafiog rc3]v *E(>v&Qata)v, inatvrjaat 
%bv [däftov top] 18 [EQv&Qaitav?] erfrag evexa xai evvolag 

Die inschrift, deren zeit von Kenner (vgl. zu No. 3) rich- 
tig bestimmt ist, ist leider sehr schlecht erhalten. Sie ist nicht 
oxoixrfiov geschrieben, sichere ergänzungen werden sich schwer- 
lich finden lassen. Die spräche steht auf gleicher stufe mit 
dem gleichzeitigen, eben genannten ehrendecrete aus Mytilene: 
d. h. der dialect ist im vollen verfall begriffen. Vermutlich 
hat der ionische Steinmetz, der die inschrift einhieb, das seine 
getan, um die spräche noch buntscheckiger erscheinen zu lassen : 
auf seine rechnung möchte ich wenigstens dasr^[y] in z. 15 setzen. 

Unäolisch sind die formen : naQayevo^evog (neben 7taQxaXeT) 9 
z. 10; der dat. pl. rijuatg (z. 13); das att. fut. 7taQxaXei für 
°naXiaaeij und die aoriste iöinaae (z. 11) und hfjaqdaazo *) 
(z. 12); endlich ogrig (z. 10). 

Grösseren wert scheint das denkmal für seinen ersten her- 
ausgeber zu haben. Nach ihm hält der dat sg. 7toXe (z. 2) 
die mitte zwischen diabetischem noXi und att. noXu. Diese 
annähme ist schon von Sauppe (Comm. p. 23) zurückgewie- 
sen. — Sodann schreibt Chr. zweimal (in z. 2. 3 durch völlig 
freie ergänzung) Tevidwv für TwfidiW, obwol z. 15 richtig 7%- 
vediwv steht, und in z. 6 gestanden haben kann, da die litho- 
graphie zwischen J und Si eine schadhafte stelle andeutet. — 
Endlich entdeckt er einen äol. infinitiv auf -ov, indem er die 
völlig corrupte stelle z. 15. 16. zu dtä tfj[y rd> |) ßoXXe]vov %a 
lavrm (piXdvd-Qwna 7zq[ovouxv\ ergänzt und das also durch con- 
jeetur gewonnene ßoXXsvov für eine den italischen infinitiven 
auf um, om parallel gehende verbalform erklärt. Da dies ver- 
fahren gegen den ersten grundsatz aller kritik verstösst, lasse 
ich den fund auf sich beruhen. 

Z. 5 d^idau. Auch in z. 33 des decrets aus Lampsakos 

*) Dagegen ist tnaCvrjoat,, welches, freilich vereinzelt gegen dreimali- 
ges Inalvtacu ans in No. 3 begegnet, eine äolische neubildung, die an 
stelle von inatveoaai getreten ist: d. h. der präsensstamm hat sich durch 
die ganze flexion hin geltend gemacht. Dem ionischen Steinmetzen kann 
die form nicht aufgebürdet werden, denn die Ionier flectierten Incuvfa 
wie die Attiker, vgl. auf der im Bull. d. Corr. Hell. III, 388 ff. publicier- 
ten inschrift aus Erythrae z. 23 Intuvfacu. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 159 

(No. 64). Da die letztere inschrift die formen idtxaooe, iftalvea- 
aai gewährt, wird bewiesen, dass dt-iaoei zu einem verbum dgidu) 
gehört, wie schon Ähren 8 1, 94 vermutet hatte, nicht von einer 
form d§id£w abzuleiten ist, wie sie Christ (s. 256) annimmt. 
dgidw : dgcow wie xoivdto (xoivdaavrsg, Tta^exocvaro bei Pind.) 
zu xolvoü), wie umgekehrt tipon) (tt[u6aa\\[oa\ auf einer inschrift 
aus Methymna, Gonze taf. XI, 2 z. 7. 8) zu ri^dw. 

Z. 8. 7toeifievoQ. Nicht mit Chr. auf ein unding ttotaya- 
ftevog zurückzuführen, sondern aus rtofaevog (über dessen Bil- 
dung Collitz, Anz. f. d. Alt. V,. 329 f.) entstanden wie KQig- 
ßeta (No. 64, 31) aus TtQegßrja, cf. Curtius, Stud. m, 397. 

Z. 14. 15. xavzol\\g vopoig ergänzt nach No. 64, 24. 25. 
Christ's xorr > rb X^aov geht des raumes wegen nicht an. 

Z 15 bis schluss. Die ergänzungen sind nur Vermutungen, 
daher auch in der abschrift weggelassen. Wegen des sichern 
ttjy habe ich auch onovörpf und fj geschrieben. 

Aus unbekannter zeit: 

(58) 2) Weihlischrift «■ die Bfoskaras. CIG. 2165 („in 
Tenedo extra urbem in marmore candido")- 

1 'Eni iBQiwg xwv di- 2 ogxovQiov Qilloxov 3 töv lAyr}- 
advdqov € Po- 4 öiov Evvofiog xal ol 5 avvanavot diog- 6 xovQOig. 

Bloss das wort ovvwccvoi ist eine äolische reminiscenz; 
das übrige %oivrj. 



IV. Die Klein-Asiatische Küste. 
A. Kebrene. 

(59) CraUiMkrirt a«f dei Ljkicr StheieUs, Nikias* söhn. 
Gefunden von Hirschfeld zu Tschanakkalessi , besprochen 
von Kirchhoff (Monatsber. der Ak. zu Berlin, Juni 1879; 
mir erst nach dem druck des ersten bogens meiner arbeit zu- 
gänglich geworden). 
M[va/ia l\m 2&evelai efifii tw[i] Nixialm tw[i] [A\wdw[t). 

Die Schrift ist vorionisch, ihr character weist nach K. auf 
die erste hälfte des 5. Jahrhunderts. Das erste wort ist unsi- 
cher: für Mv&fxa kann man SSfia lesen. — S&evelcu ändert K. in 
ISevtXai,; ein grund zu ändern liegt aber nicht vor, da 2$e- 
vuag eine bildung sein kann wie *@ct(>oeiag (Qaqoiag; cf. 
G.Meyer, Beitr. I, 90). — Stheneias ist Lykier, sein grabmal 
stand zu Kebrene am westabhange des Ida: darf man die ver- 



160 F. Bechtel 

mutung wagen, seine heimat sei diejenige des Lykiers (II. JET, 
173 ovde xtg iv uivxijj oeo y &t>%e%ai elvac dfieivwv) Pandaros 
gewesen ? ? 

B. Kyme. 

(60) 1) Yelkstacolnss ia ehren des L. Yaccias Labee. Ge- 
funden „in parietinis Cyraes in vico Namourt", seit 1749 zu Pa- 
ris. CIG. 3524 i). 

1 [dafi\oaiai[js] 2 [xalg v7taQxot]- 

aaig avxw xxy- 3 [oiag iv xw Zpagayrja)] rj xovxovai xw 

öd[/i(o] 4 ovia Ttaaovdvdoavxog xal 5 [iieyaXo~\rtQe- 

iteo(xd)xaig xeiuatg Soy/uari^ovrog xal vav [o-] 6 v a) iv xw 
yvfi{y)aoiw xaxeiQwv TtQoayQTjjLt/usvü), iv w xalg xei- 7 paig al'- 
xw xaxiÖQvoei, xxloxav xe xal eveqyirav tZQogovv- 8 judodeo- 
d'aty etxovdg xe xqvoiaig ovxe&rjv, xa&a xoig xa pi- 9 yiaxa 
xov öäftov eve^yext]odvxeoot vofupov icxi, pe- 10 xa re xav 
l£ dv&Qwnwv avxw pexdoxaoiv xal xav iv- 11 xdqtav xal &i- 
otv xw odfiaxog iv xw yvitvaolw yevrjd^rpfy 12 drtode^dfievog 
v7t€Q&v^a)g xav xqiotv xag noXtog Aa- 13 ßiwv, axol%eig xoig 
7tQOV7taQy/LUvoioc avxw xal 7ZQogn&- 14 xQeig xav iavxw xv- 
%av xoig iq>ixxoioiv dv&QW7tw, xav 15 uiv v7teQßaQea xal &e- 
oiat xal xoig looo&iotot aQpotyt- 16 aav xag xe xü vavw 
xaxeiQiioiog xag xe xw xxiaxa 17 TtQogow/iaolag xei/iav naq- 
ifirjoaxo, aQxerjv vojaI- 18 t,wv xav xqloiv xw 7tXd&eog xal 
xav evvoav intxe&e- 19 (OQyxtjv, xalg de xoig dydd-otav xwv 
avÖQWv izQeitoi- 20 aaig da^evitotoa %dqa ovvenivevoe xel/natg' 
iq> ol- 21 otv 7tQe7twöeoxax6v ioxt xwv iwojuwv iovxwv 22 xqo- 
vwv xav TtavxiXea xwv elg dfxoißav dvrjxovxwv 23 inaivwv xe 
xal xeijLiiwv rceQt Tag xaXoxdya&iag avxw 24 (taQXVQiav dnv- 
didoo&at • dt a xal xv%a dyd&a d£do%dwt 25 xa ßoXXa xal xw 
ddfj.w • irtaivrjv ^iaßiwva naioag eovxa xei- 26 /tag agtov xal 
ötd xav Xoittav /aev tzeqI xov ßlov oefivoxaxa 27 xal dta xav 
q>tXodo^iav de xal xav fteyaXoddnavov elg 28 xav noXtv did- 
&eotv, xal ffcrjv iv xa xaXXioxa dtaXd/iipet xe xal 29 dttvdoxa, 
xal xdXrjv eig nQoedQiav, xal oxeydvwv iv ndv- 30 xeaot xoig 
dywveaatv, ol'g xev d n6Xtg ovvxeXir/, iv xa xav 31 xaxev%av 

*) Ich teile diese und die folgenden in Schriften gleich in Umschrift 
mit, da der text meist vorzüglich erhalten ist, und gebe die buchstaben 
der abschrift, die zu corrigieren sind, in anmerkungen an. 

a) Abschr. Sl. 



Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 161 

dfi4(fa iizl xav oitovdav xaxxdde'S dSfiog oxe- 32 cpdvoi jfev- 
xiov Ovdxxiov jievxiw vlov AXpiXia jtaßiwva, (pi- 33 Xoxv- 
/uaiov eveQyixav, oxeqxxvta %qvoiio d(>4xag evexa 34 xal qyiXaya- 
&lag xäg elg ecaftov • ovxi&yv de avxa> xal ei*- 35 xovag yQait- 
xav xe h onha evxQvaa) xal %aXxiav , xaxxd av- 36 xa de xal 
paQ/uctQictv xal XQvoiav iv xw yvfivaalw, iq? av im- a) 37 ygcr- 
q>t)v - 6 öSfiog ixelfiaoev Aevxiov Ovdxxiov jievxlw 38 vlov *A\- 
(uXia uiapearva, <piXoxvftaiov eveQyixav, yvfuvaai- 39 aQx^oavxa 
xdXwg xai peyaXodogcog , ov&evxa de 40 xctl xb ßaXdvrjov xoig 
vioiot xal ftQog xav elg atxo xoQayi- 41 av xalg vnctQxoioaig 
avxw xxyoiag iv ZfiaQayrjw, xal i- 42 moxedaavxa xb yvpvd- 
aiov xal exaaxa imxeXioavxa 43 XdurtQcog xal [ieyaXoifwxcog, 
d(>faag evexa xal evvSag 44 %äg elg eavxov. Kai inel xe de 
xeXevxdarj, xaxevi%&ev- 45 %a avxov vnb xwv iqxißwv xal xtüv 
viwv elg xav dyoQav 46 oteqtavii&rp dtd x(a xäg noXiog xaQvxog 
xaxxdde • 6 da- 47 /uog oxetpdvoi jievxtov Ovdxxiov uievxlia 
vlov -dlfiiXia Aa- 48 ßewva, wiXoxvpiaiov eveQyixav, axewdvw 
X&volco aQi- 49 rag evexa xal evvoag tag elg eavxov * elgevex&rjv 
de 50 avxov elg xb yvpvdoiov vito %e xcjv icpdßwv xal xwv 51 viiav 
xal ivrdcpTjv iv ta xe xal b) evdsrov e'fiuevat watvrjxai x6- 52 
7tta. Tb de xpdq>io/ua %6de dvdvQaxpai etg axdXav Xi&to Xev- 53 
xto xal ovxUftevai elg xb yvfivaaiov nag Talg dedo- 55 ypaxio- 
liivaig avxw xeif.iaig. Mfjvog Qqoxquo dexdxa 45 dnlovxog inl 
leQiwg vag 'Piofiag xal AvxoxQaxoQog 56 KaloaQog, &i<a viw, 
dito Seßdoxw, aQ%ieQeog \ieyioxta xal 7td- 57 TQog vag 7tdxQi- 
dog IloXifiütvog xw Zfjviovog ^taodi- 58 xeog, nqvxdvtog de 
Aevxlw Ovaxxiw Aevxiw vlco AlfiiXi- 59 a Aaßiwvog, wtXo- 
xvfiaiu) evegyiza, OTewavawoQw de 60 2%Qatwvog rw ^Hqaxieida. 
Abfasssungszeit : Die jähre 2 v. Chr. ( Augustus heisst p a t er p a- 
t riae z. 56. 57) bis 14 n. Chr. Die inschrift enthält viele Verstösse 
gegen laut- und formenlehre des äol. dialects So nicht weni- 
ger als drei utrierte a für rj: izXdd-eog (vgl. lat. plenns, altir. 
lin, böot. nXeiSog (Führer, de dial. boeot. 23), iq>dßwv (zu 
lit jegti, vermögen, ßezzenberger Beitr. II, 190, trotz Cur- 
tius Grdz 6 589) und OTeqtavaqioQw, für dessen richtigkeit 
der Evayivrjg CIG. 2265 b. (s. unter No. 3, auf s. 116) nichts 
beweist, da diese inschrift gleichfalls utriert. Andrerseits ein 
ionisch-attisches rj in rtaQijTijoaro, und v statt o in rtQvrdvtog. 
Die psilosis ist gewahrt in xari&Qvoet, xctveiQitJv , noch öfter 
jedoch gröblich verletzt in iq>ixtoioiv, icp olaiv, xa&d, iq? av. 
Die inschrift bringt als formen des relativums öS, olai, a, sogar 
av, sämmtliche falsch, und verewigt die conjugationsfehler 
aQxfajv, owzeXerjy iitioxedoavxa , inixeXioavxa\ auch das wie- 
derholte oxeydvm *) ist doch wol nicht äolisch, sondern attisch, 

a) Abschr. MITE, b) ENÜ.KENAN. 

*) Wenn die formen ri/ÄCu (No. 56, A 41 u. 44), ortqxxvoi äolisohe 
gebilde sind, was nicht bewiesen werden kann, so müssen sie als ans t*- 
fiaii, ariipavtait (nach acTixijn) hervorgegangen gedacht werden. 



162 F. Beohtel 

da eine regelrechte äolische 3. 9g. praes. ind. aci von einem 
verb. contr. in noir\ (No. 3, 21) erhalten scheint. 
Zeitlich nicht bestimmbar sind: 

(61) 2) Erteilnag der praieaie an iwel Teaeder. Gefunden 
in der gegend von Fokea. CIG. 3523. 

1 *'Edol;8 %w ddpw. ^EXmvlxw 2 xal Id&av a)odcJgft>, zdig 
TtaideooL 3 %oig Idyaaiaxqdrwy Tevedioiat 4 evsqyhaiOL iov- 
Tsaai didoo&ai 5 xal avroiot xal ixyovoiai 6 izQO&vlav xal 
TtQoedoiav xal 7 dtiXetav itdvvwv xal sigaydyav 8 xal igayciyav 
. xal elgrtXovv xal 9 exjtXovv xal rcoXefxw xal etQrjvag 10 davXt 
xal äo7t6vdi, xalKvfiaiotg 11 i'/d/tevai xal avzoig xal %olg 12 ix- 
ySvoig hfzlfiotg ev&itag, xal yb)ä[g x-] 13 ai olxiag eyxTtjOiv 
xal dixaig 14 7tQodlxoig 9 xal otti xev [pl aX-] 15 [Xoi tcqo- 
£sroi !%JftMj[t] ... 

(62) 3) Erteilung der Praienle ai Themlsnn aas Selfakfa. 
„'Eni fiaQfidQOv, vxp. 0,18; nX . 0,30; nd%. 0,9, fisrevex^irtog 
&x KvfATjQ elg trjv iv *AXnZdya eizavXiv xov x. BaXzaCfi. i£ 
dvtiyQaqnjg x. Id. TL an ao oit ovXov tov KsQafiiwg" im Mov- 
aelov xal BißXio&rjxT) rfjg EvayyeXixfjg 2xoXrjg, ücq. I, 124. 

l"I?dof« tw ddjuw. Qefiiowvi xw IIa- 2 tdwvoq SeXevxei 
eveQvha eovri d[i-\ 3 doo&ai xal ovtw xal &xyovota\i nqo^s-'] 
4 viav xal TCqoeÖQiav xal dviXei[av ttdv-] 5 twv xal igaydyav 
xal i§[aywyav] 

C. Gryneion. 

(63) Iraehstäek elier praienleerteilang. »Eni fAaQfiiaQov, 
vip. 0,16; nX. 0,19; izd%. 0,7, evQS&ivrog xccrd tr/v traget %b Tb- 
n&riCJLXi oöov. ix ftQogyoQag x. M. Koaoovrj" im Movaslov 
xtX. I, 91. 

1 v. edo^s %a ßoXXa xa[l tw Sd/nw] 2 ....rjdr) 7Tq6&v- 

fiov €fipier[ai] 3 ... \a]XXoig nQo^hotg y 4 .... otai 

r^wieig eowx[av] ... 5 . . g [da<pdX]uav xal yäg ¥yxTrjai[v) . . . 
6 . . .\da7t\6vÖBL xal dixag exe[iv\... 7 ...[oXx)biv avtoig iy Tqv- 

V€[w]... 8 [x]WjLl^TWV TQ. ... 9 ÖTEQOV €VV 

Der dialect scheint in diesem denkmale sehr verwahrlost ge- 
wesen zu sein : die formen dixag (ergänze etwa itQodixotg), exetv y 
ocxeiVy xwfirjrwv in z. 6 ff. sind sämmtlich nicht mehr äolisch. 
An eine Wiederherstellung der inschrift kann bei der unge- 
nügenden grundlage, welche die publication derselben bietet, 
nicht gedacht werden; ich habe mich daher begnügen müssen, 
die betreffende nummer aus dem Movo. einfach wieder zu geben. 

D. Unbekannten Ursprungs. 

(64) Ehrendecret für die Lamasakaner nnd den richter Banit- 
kreen ans Lavpsakas. Gefunden in Lampsakos. GIG. 3640. 

a) Abschr. M. b) JJ. 



\ 



Die inschriftlichen denkmäler des äoL dialects. 163 

Z. 1 — 5 unlesbar. 6 [de]do%9ai zw ddfiw * hveidr) zw d-a) 
[dfita rpamaoap-] 7 U]vw dixdozav ^etanifxxpaa^ac [iy Act^- 
t^che-] 8 [w ^fJGjuipaxavoi, eovzeg ilftfu avyyi[veeg xat «Jv-] 9 
[oo\v täft Ttaaav (lies ttaioav?) liti^iXeiay xal onovö[av not- 
rjfj] 10 eb)voi dneazeXXav dvdqa xdXoy xaya[&ov, Jan-] 11 o 
xqiovza Zrjvwvog, og xal 7caQayev6fiev[og zalg\ 12 dixaig idt- 
xaoae zat[g]de xal diiXvae Xawg x[al dixal-] 13 wg xal xaz- 
zolg vofioig, i7toitfoazo de xal zdv [inida-'] 14 [itav xal xa&'- 
oy xoiqov edlxatje xal dytöetg evx6oju[wg xal] 15 agiwg dfxyo- 
z4qov zäu itoXiwvlitaiveoaai fievc) z[bv] 16 däftov zbv Aaii- 
rpaxdvwy xal aze<pdvwoai &v zwi aywvi 17 zwv 'HqaxXeiwv dvay- 
yeXXovzog zw xaQvxog, ozzi 6 daß- 18 og ozewavoi zbv däfxov 
zbvd) jtafiipaxdvwv ditoozeXX- 19 avza dixaazay xdXoy xa- 
ya&ov aQezag evexa xal ev- 20 voiag rag elg eavzoy %qvo&w 
azetpdvw tw evv6[fi-] 21 w • eitalveaaai de xal tbv dixaazay 
xal ozecpdvwoat h 22 zwi aywvi zwv y HoaxXeiwv dvayyeXXov- 
zog zw xdqvxog, oz- 23 zt 6 däfiog ozeqwvoi zbv dnoozdXevza 
dixdozav iy uda/iifj- 24 dxw JafxoxQiovza Zrjvwvog dtxdooavza 
zalg d/[x-] 25 aig oq&wc xal dixaiwg xal xazzolg vdfioig d(>i- 
zag [€-] 26 vexa xal evvolag zag elg eavzov ozeq>dvw %Qvoiw 
[zu*\ 27 [iv]v6(*w • zag de dvayyeXiag e) zwv ozetpdvwv [im- 

28 \ft\iXuan rcoirjoao&ai zol(g) ozQazdyoig • indq^eiv d\e zw d- 

29 ixdaza xal nQO^evlapi Ttaga za itoXei xal etpodov [ettl] 3C 
[z]d(A. ßbXXay xal dafiofi pezd zby x(fll*dziOfi0v 31 [zjb/n neqi 
zwv Xqwv - delgat de xal nQigßeia ev za ex- 32 xXrjOia, ogzig 
ftaQayepOfisvog TtQog uda/uxpaxdvoig [zo z-) 33 e ipdcpiOfAa drto- 
öiioei xal duldest 7ioirjoaa$ai za[v dv-) 34 ayyeXlav ztov azeepd- 
viay xal TtaQ eavzoig b> zo[lg Ji-\ 35 ovvotoig xal iva dvayQa- 
wrj zb tfjdq>tO[ia zovzo [elg <r-] 36 zdXav Xevxw Xidio xal dvazixhj 
ev zw lniq>[aveozd-] 37 zw zoizw * %eiQOz6vr)oai de £v za ix- 
xXrj[oia Iqxidt-] 38 ov zw Ttgeaßevra. Der rest unsicher. 

Das alter ist nicht zu bestimmen; für Boeckh's bemerkung 
„vix ille saeculo ab Alexandro M. primo inferior" fehlt jede 
stütze. Die inschrift enthält allerdings gute formen (idlxaoae, 
irtaiveooai 1 ), orzi), aber noch mehr schlechte (7ta(>d, im- 
fiiXeiav, dvd, xQvot.w y tcoXei, Sgztg, diowaloig); sie bezeichnet 
das i im dat. 8g. der 1. und 2. declination fast nie, und schreibt 
xatf Sy xatQov zum zeichen, dass die psilosis erschüttert sei 

Z. 9. 10 ist die ergänzung [7toievfi\\\evoi, die Boeckh und 
natürlich auch Gau er hat, durch noirjiuGvoi zu ersetzen. 

Z. 31 rtQegßeta: vgl. noeifievog No. 57, 8. 

Z. 33 dgidoei: auch belegt a.a.O. z. 5; über das präsens 
siehe daselbst. F. Bechtel. 

a) Abscbr. N. b) K. c) YJTV. d) M. e) avayyekiXuxa. 
s ) Darum darf man auch nicht %f/a<fnaafi4va> ergänzen, wie Boeckh 
in z. 6 hat (Caner macht sogar xprj^aa^va} daraus). 



164 



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166 A. Fick 

Zum schwä im Griechischen. 

In meiner abhandlung „Schwa indogermanicum" (o. III. 
157) sind einige formen des schw& im Griechischen übergangen, 
welche ich hier nachtrage. 

1. Im Griechischen kann e als schwÄ (e) auftreten, wenn 
eine silbe durch metathese erleichtert wird; es kann also 
ge y Xs für geschwächtes «g, el eintreten. Bereits Mahlow 
Die langen vocale etc. s. 5 hat das e in <fc'£ü>, $/£<* (= fQidja) 
als schw& erkannt, aber nicht die nötige restriction zugefügt. 
Man vergleiche nun folgende fälle: 

o(f€rij % a(f£-<nuoy agt-tW, Bqiotoq : skr. rtd. Die verglei- 
chung ist nicht ganz sicher, da aQ€- auch aus veQe- entstanden 
sein kann, vgl. ir. nert „valor", skr. sünrta „fröhlich, freundlich"; 

fQitp, a-QexTog : zend. verezya-, got. vaürkjan; <texTO£=» 
got. (fra-Jvaürhts ; 

ßqhag „götterbild" : skr. mü'rti „gestalt", 

tvqskvSq = 7tQaxv6g (Hesych.), TtiQxa „barsch" : skr. prgni, 
ahd. forhana „forelle"; 

iQt-rrjs „rüderer** = i-(>4-TT]g (qs = r) : lit \rti „rudern". 
Skr. arüär scheint = ikarrJQ zu sein ; eQSTTjg in VTzrjQhrjg „die- 
ner u ist vollvocalisch und entspricht dem skr. arati ; 

TQito, aTQeoTog gehören zu ters lat. terreo; auch lit trisz- 
iti „zittern 11 hat, wie sein sz beweist, schw&; 

fiifißlevat ( : fiilsi) erkläre ick aus fzipelrai und nicht 
aus *fiifieltai (Bezzenberger G. g. a. 1879, s. 821), weil 
sich die metathese sonst nicht erklären würde; 

XirtaQOQ = ved. srprd „fett"; Xi7taQog entstand aus oeX- 
itiQOQ, oJJbfteQog und sein erstes e ging in i über, indem das 
e von iteQO nicht wirkte (vgl. Bezzenberger o. III. 136), also 
wie vor doppelconsonanz. Vollvocalisch stehen neben hnagog 
Mknog- elcuovy oziaQ : ved. sarpfs (J. Schmidt K. zs. 21. 316)* 
und oXtct] „salbgefäss" : got. salbdn; 

fqitp : got vaürts; vgl. fQadaftvov , fgadt^ = lat radix, 
wo ebenfalls schw& vorliegt; 

xqivu) (aus dem das i in x^t-ro-s, xexgi-pivo-g eingedrun- 
gen ist) aus *xiqvü>, xeQvw : cerno; die Schwächung besteht 
auch hier in der metathese. Vgl lit. skiriü, sklrtas. 

2. Der geschwächte vocal erscheint nicht bloss hinter, 
sondern auch vor den labialen und g-lauten als v. Findet sich 



Zum schwä im Griechischen. 167 

dieses t; vor x, y, % y so wird dadurch die qualität dieser buch- 
staben als j-laute bestimmt. 

dXvxog „salzig" zu er!- „salz" (älexog); 

djuaQvyi], jLuxQ-fiaQvyjj „Schimmer" : lit. mirgiti „flimmern, 
blinken, funkeln 11 zu (laQ-fiaiQW . 

äfiiaQvooa) „schimmere" : got. maurgins, nhd. morgen; vv. 
skr. mdrtci „strahl" (worin t ebenfalls schwä ist), lit. mtrkiu, 
ntfrkti „zublinzeln, zuwinken (mit den äugen)"; 

Xaßgvoow (Hesych) zu Xdßqal*, XaßQdxvrjg; 

kdQvyg (für hxQvl;, wie qxxQvyl; aus älterem (pdqvl*) „kehle, 
Schlund" : mhd. slurc „Schlund"; 

Xarvaaw „klatsche" zu Xdza^ „klatschender tropfen"; 

Ivxog aus flSnog, durch das v wird die qualität des x als 
q bestimmt, vgl. lit. vllkas; 

w£ geschwächt aus nokt-, lat. nox, lit. naktls; dieselbe 
Schwächung liegt vor in skr. aktü u. a. „nacht" und an. ötta 
„früheste morgenzeit"; 

vv(*q>t] = skr. ambä, Bezzenberger bei Benfey E. de- 
rivate d. indog. vb. anbh ss. 33, 62; 

ovvfia ist die geschwächte form zu ovofia; sie erscheint als 
onmen im irischen anman- „name"; 

ovuf, -%og „nagel" = lat. unguis : w. ksl. noga, noguti, nhd. 
nagel (noghos); 

OQtv^y fOQTv!; „wachtel" = skr. vdrtikä (skr. i ist schwft); 

7treQvaa(o, tzteqvIzj vgl. ahd. fedarach, skr. z. b. ajina- 
patrikd „fledermaus" (hautflügler); 

aaXvyrj (Hesych) = oaXdyrj, aaXayiw „schwanken"; 

ortlv&QCt}; = 07tiv&dQvt; „funke"; 

GTOvvt; „zinke", g. o%6w%og ist <nroy%, ZVL germ. stengan 
„stechen"; vgl. ovdxvg ipr^vxvg) und ahd. w. stingil; 

ovyvog „dicht" zu acmw ad£ai f wie lat. frequens zu far- 
cio; vv. 8vek. 

vv7trj ( = %7tr\) ist aorist zu ksl. tepq „schlage"; xoitog 
zu tepq, wie q>OQog zu cp€Q(o y wird ursprünglich, wie nhd. fleck 
und lat. plaga, „schlag" bedeutet haben. 

An beispielen für die Vertretung des schwä durch v hin- 
ter labialen und q- lauten gebe ich noch: ovqo) „fegen" : aaiQw 
„fegen", oaQOv „besen" (sver-); ßvnxta dial. = ßdmta {ßiit- 
%äCjto zeigt das vollvoc. i = e vor doppelconsonanz) ; nvXtj 
,thor" zu skr. pur „bürg", go-pura „stadtthor", lit püis 



168 A, Fiok Zum schwä im Griechischen. 

„schloss" (m6JUg zu lat colo, in-quilinus) ; /uvqtov „beere, myr- 
tenbeere" : pioqov „beere 14 ; ßvd-og, ßvaaog zu ßid-Qov, ßo&Qog 
lett. bedu „grabe". Ebenso werden £*w (£«r-<jfi) und £v« (^t;cr- 
%6g) zu verbinden sein. 

3. Anlautendes a ist im Griechischen nicht nur die schwÄ- 
form der vollvocalischen silbe r*-, vo- (wie in er- .• wj-, apfieg : 
viii) sondern auch der silbe jus-. Man vergleiche die erörterun- 
gen von Ahrens Philologus 27. 254, auf die ich selbst erst 
nach Vollendung dieser arbeit aufmerksam wurde, sowie das 
folgende : 

dya-, ayav „sehr" : peya „gross, sehr" = an. mjök, skr. 
mdhi (Bezzenberger o. III. 174); 

äya/uai „bewundern, hochhalten" : skr. mah „verherrlichen, 
herrlich sein"; * 

dydooao&cu, dyalo/uai „beneiden, zürnen" : fieyaiQü) „be- 
neiden", 7i£QCr]/LieKr£ü) „bin unwillig"; 

dydXXofiai „sich erfreuen, prunken" : fisydXrj, peyaXvveodm, 
skr. mah; 

dXicj „mahlen", aXevqov „mehl" zu juvItj „mühle", (juxXbv- 
qov „mehl" : ir. mdim „mahle", ahd. mdo „mehl"; 

<*XQh ?W*G c - 8 en * »bis" : P*XQh h&XQW c - g en - *>bis". *) 



Schwä, ist auch anzunehmen in : dfirrXaxely (= äffFimr, 
basis (iaXxe-); xaXXi- „schön" : skr. gri; lat. caleo : ved. grtd 
„heiss" = lit. szUte; juarweo, äol. (idrrjiu „suchen" : (X€%aXXdu), 
lit. matyti, ksl. motriti u. a. A. Fick. 

Blandior. 

Blandior aus glandior, wie blaestis aus glaesus (BuggeE. 
zs. 19, 433), gehört zu lit. galdndu (auch glandu, Br. Pred. Sal. 
10, 10, PS. 7, 13) „wetzen", preuss. glands „trotz", glandint „trö- 
sten"; vgl. pa-glöstyti (lett. glästit, poln. glaskad) „streicheln" und 
„schmeicheln". A. Bezzenberger. 

x ) [Hierdurch sind auch folgende Zusammenstellungen gerechtfertigt: 

av&Q<x)7Tos : fi€V&i]()T)' (fQovrig (Hee.), ahd. muntar „expeditus, vigü", 
cech. mudrdk (vgl. ksl. mc^drü) „ein verständiger" (slav. -akii =* gr. -»- 
Tto-g), Vgl. weiter skr. manu, mänus, mdnusha, got. manna t ksl. mefit; 

dgurregos „link" : vty&t, £>>€$&€ , urabr. nertero „link", an. nordhr 
(Bugge o. III. 105); 

lat. nimbus „regen, wölke" : skr. dtnbhas „wasser" B.] 



A. Fick Gennanisohe labiale aus gutturalen 169 



Germanische labiale aus gutturalen. 

Die entstehung germanischer labiale aus gutturalen und 
speciell — worauf Bechtel durch eine sehr glückliche bemer- 
kung seiner schrift Ueber d. bezeichnungen d. sinnl. wahrnem. 
8. 74 f. hinwies — die entstehung von germ. p aus altem g 
(nach Gollitz' bezeichnung) hat sich, wie mir scheint, in weit 
grösserem umfang vollzogen, als bisher anerkannt ist. In den 
folgenden fallen tritt dieselbe klar zu tage: 

As. ahd. bano, an. bani „mörder" : gr. -qtovog, skr. ghand; 
an. gudr verhält sich zu bani, wie skr. hatd zu ghanä. 

Got. fidvor „vier" : lit. keturl. 

Got. fimf „fünf* : lit. penkl. 

An. jarpr, ahd. erpf „fuscus" ; got riquis, gr. eQeßog. 

Got hrdpja „rufe" : gr. x£o>£c», xqwy^i6g; vgl. an. hrök, 
ahd. hruoh „krähe". 

Got. 4if in tvdUf „zwölf" : lit. -lika in dvylika. 

Ags. päd, ahd. pfad, mhd. pfat „pfad" : gr. ßdaig, ßardg, 
zu ßa = skr. gä „gehen". 

Got. paida, ags. päd, mhd. pfeit „rock, hemde" : gr. ßairrj 
„fellrock"; grundform gattä. 

Mhd. phüchen, nhd. fauchen, ndd. pogge „frosch" : gr. ßvx- 
vtjg avejLiog „schnaubender wind". 

Got. (&nsi')praggan, mhd. phr engen „bedrängen, beengen" : 
lit grq£iü „drehen, wenden, kehren, bohren"; vgl. kreng in 
kring, kringd. 

As. skäp, nhd. schaf (germ. sköpa-) stimmt genau mit skr. 
chäga „bock". Hierzu stellte ich früher unrichtig ksl. koza 
„ziege", das zu ags. hecen „zicklein", mndd. hoken, huken „böck- 
chen, von ziegen und schafen" gehört. Skr. chd- weist auf 
ursprüngliches skS- hin, und so beruhen skr. chäga und germ. 
skSpa- auf derselben grundform : skSgo-. 

Got. slSpan, nhd. schlafen : lit. dygti, dygoti „schlummern'* 
deren y wol der 6-reihe angehört. 

Ags. stapan „schreiten", ahd. stamph, stamfdn, nhd: stam- 
pfen (früh ins Slavische eingedrungen) : gr. axi(xßa) „treten, 
erschüttern", lit. sUnktis „sich gegen etw. stemmen". 

As. (for-)swtpan „verjagen", mhd. sweifen, steifen „schwin- 
gen, schweifen" : lit svaigti „taumeln, schwanken, schwindeln". 

Beitrug« x. künde d. ig. sprachen. V. 12 



170 A. Fick 

Got. ßaürp, nhd. darf : ksl. trugii „markt* ; dazu kann man 
den stadtnamen y Lä%Qa^ (g. y L4tQayog) stellen. 

An. upp, ahd. üph, nhd. auf, vgl. got. iup : gr. vi/u-, vif/6- 
&&>, cambr. uch, lat. augustus, lit. äuksztas; dazu auch ags. 
opaw, nhd. offen, altes part. prät. mit der bedeutung „erhöht, 
gehoben", Tgl. lit. värtus atkUti. 

Got. vairpan, nhd. werfen : ksl. vrügq, vriäti, „werfen". 

Got. rwZ/i, nhd. wolf : lit vllkas, skr. rr'fo. 

Diese etymologien und ferner die tatsache, dass innerhalb 
der german. sprachen nicht selten ^-formen neben jp-formen 
liegen — vgl. kriechen : kraufen, hrdpjan : hrökr, tauchen : 
taufen (Scherer Zgds.* 277 f.) — legen die vermuthung nahe, 
dass alle germ. p, welche nicht auf der germ. intensivbildung beru- 
hen *) und nicht mit 8 verbunden sind *), aus g entstanden sind. 
Gegen diese Vermutung sprechen weder die zweifelhaften com- 
binationen von helpan mit skr. kalp, got. bimampjan mit fiip- 
(pofiicu y got. vepna mit onXov, noch der umstand, dass ich für 
manche germ. p, wie in drepan, dreupan, skapjan, die Vorstufe 
g nicht nachzuweisen vermag. Viele der ein p scheinbar in 
der wurzolsilbe enthaltenden Wörter sind wol zu jung, als dass 
sich ihre reflexe in den verwandten sprachen wiederfanden. 

A. Fick. 



Zusätze. Den obigen combinationen erlaube ich mir die 
folgenden anzuschliessen : 

Ags. fann, engl, fan „wanne, schwinge", nordhumbr. fottr, 
fonnm, windfone, windgefon „ventilabrum" neben ahd. huennen 
„vibrare", uuanna „ventilabrum": lat. vmmere „schwingen", 
vannus „schwinge"; vgl. Fick o. I. 335. 



*) Wie in ahd. eropho, nhd. krUpp^t : ksl. griiba „krampf" ; agrs. 
elippan „umfassen" (mhd. klitnpfen „zusammenziehen") : lit. (xp-)glebti 
und ylöbti „umfassen'*; ags. hoppan, nhd. hüpfen : ksl. kypHi „springen"; 
ahd. laffan „lecken" : JUc/irco, lat lambere; ahd. slqff, nhd. schlaff, an. 
sleppr zu ksl. slabü „schlaff' 4 . 

*) Wie in : ahd. aspa, mhd. aspe, nhd. cape : preusss. ahae , lett. 
ap$a % polo. russ. osiua (= opsiua) „espe" ; as. kosp „fessel" : skr. gushpita 
„verflochten"; ahd. hrespan „raffen" : lat. crüptu; ags. väjts, ahd. uuafaa 
„wespc" : lit. vapsä „bremse", ksl. osa „wespe"; ags. vlisp „lispelnd", 
ahd. lispian „blaesum esse" (aus vlips-) : lit. velbejoti „lispeln". 



Germanische labiale ans gutturalen. 171 

An. föüc, nhd. volk : lat. vulgus, vgl. skr. lcMa „familie, 
gemeinde". 

Ags. gdpan „sich rühmen, prahlen", fore-gelpan „vorher 
das grosse wort führen", gealp „lautes getön", mhd. gelph „lau- 
tes geschrei" : lit. ivdgii „plappern, viel schwatzen", lett. 
fchwalgstit „klingeln (von einem Schellengeläute)". 

An. gleypa „hinunterschlucken", norw. ghypa „gierig fres- 
sen", glupa „schlucken, schlingen, nach etwas schnappen" 
(Aasen), seh wed. glupa „begärligt sluka" (Dalin), engl, gulp* 
dial. gulk : lit. äugauti „schluchzen". 

Ags. hedp f engl, heap, as. höp, ahd. houf, nhd. kaufen; 
mndd. hupen „häufen" : lett. käudfe „ein grosser, runder korn- 
oder heuhaufe", lit. kugis „grosser heuhaufen". 

Norweg. hempa „angesetztes band oder schleife, etwas da- 
mit zu knüpfen oder aufzuhängen ; auch haken, klammer 14 ; ahd. 
haspa, nhd. haspe „türband" neben ahd. hako, ags. haca „haken", 
an. hönk „handhabe" : gr. *6pßog „band, schleife", lit. kenge 
„die klinke, krampe an der tür", lett kafysche, k'engsis „feuer- 
haken"; vgl. Bugge o. HL 103. 

Nhd. humpen „hinken" (Grimm Wbch. IV. 2. 1908 f.), 
mndd. humpeler „stümper" neben ahd. hincan, nhd. hinken : 
gr. <nca£a>, skr. kkaiij „hinken". 

Got hups, an. huppr ; norw. hupp „tyndside (imellem rib- 
been og laar) paa dyr" und hump „bjergknold" (Aasen); ags. 
hype, engl, hip, ahd. huf „hüfte" ; nhd. humpen : gr. xvßog „Wür- 
fel, die höhlung vor der hüfte beim vieh", xvfißtj „höhlung, ge- 
fass", skr. kujati „krumm sein" (?), kuiija „grotte" (?). 

Mndd. kndp „knoten, knöpf, knauf", knuppe „knospe", ahd. 
knoph „knöpf", chnuphjan „nectere" : lett. fchnäugt „zuschnüren, 
knebeln, ausringen", fchnäugs fchnduga „schlinge, würgzaum" 1 ). 

Ags. limpan „evenire", ahd. limphan „con venire", güumph- 
Izh „opportunus" , lappa „läppen", an. läpp, ahd. laffa „pal- 
mula" neben ags. läccan „fassen, ergreifen, herbeilangen", mhd. 
ge-lücke, nhd glück : gr. Xapißdvo) neben XaCpptat (= *Xdyto- 
fiai), Xoßog u. a. „schote, hülse", Xoßat • %ÜQ*g (Hes.), oXßog 

x ) Dagegen gehört lii gnauiu (gnauszti) „mit der hand bedrücken, be- 
fassen" zu mndd. knucke „ein zusammengedrehtes bündel flachs"; knoke, 
nhd. knochen: dän. knuge „stark drücken, pressen, klemmen" u. b. w. and 
lit. gnaudiu (begrifft. = gnauiu) gehört zu an. knülr, ahd. eftnodo, mndd. 
knutU, knüst, nhd. knoten. Vgl. weiter an. knyja „stossen, schlagen". 

12* 



172 A. Pick 

„glück"; lat. legumen „hülsenfrucht". Ahd. limphu entspricht 
dem für slaßov vorauszusetzenden praesens *Xitiß<o; das g> in 
slXrjcpa entspricht dem % in OQioQixcncu* 

Ags. nipati „finster, trübe sein", got. (ga-)nipnan „betrübt 
werden" : lat niger „schwarz". 

Norweg. prunke „prunken, prangen", schwed. prunka das., 
mndd. prank „gepränge, prunk" , prangen „prangen, prunken", 
mhd. prangen (brangen) „prange, ziere mich, prahle" : lit. gra- 
£Ü8 „schön", graina „zier, prunk", lett. grefm „prächtig, ge- 
schmückt, prahlerisch", grefchMis „sich stolz gebährden". 

Ags. prica „punkt", nordhumbr. pride „apex", priccle 
„Ib71t6q" 9 engl, prick 7 an. prik „a prick", prika „to prick", 
mhd. pricke „stimulo", mndd. pricke „spitze, Stachel", pricken, 
„stechen, stacheln" : altlit. graisztas „säge", (SLp-)greszti „schnei- 
den", lett grlst, graifit „schneiden". 

Ags. pryte „hochmut", pnd „stolz", nhd. protzig : ksl. 
grüdü „superbus", grüdostt „superbia". 

An. puss „tasche" (Möbius), ptma „cunnus" (Cleasby-Vig- 
fusson); ags. püse „ranzen", gepose „gravedo, dolor capitis", 
engl, pose „schnupfen"; mndd. pust „polster, gestopftes küssen"; 
nndd. puse „cunnus"; ahd. phoso, mhd. phose „beutel" : gr. 
ßito „stopfen" (ßeßvofihog rijv Qlva), dessen früherer gutturaler 
anlaut durch das perf. tißviai (Lobeck Rhem. 86) bezeugt wird. 

An. ropa „to belch, metaph. of the ptarmigan's yoice", 
ropi „a belch", rjüpa „a ptarmigan" neben ags. rocetan „rülp- 
sen" : lit. (a,i-si')rükti, ratigti „aufstossen", lat (&-)rugere, eruc- 
tare, gr. eQevyo/uai. 

Ags. ritnpan „zusammenschnurren, sich in runzeln legen", 
mndd. rimpen „rimpfen, runzeln, falten", ahd. rimfan „rümpfen, 
runzeln", rumfunga „runzel" (vgl. J. Schmidt K. zs. 25. 163) : 
lit ringoti „krümmen, kräuseln". 

Ags. scräpan „schrapen, kratzen", engl, scrape, an. schwed. 
skrapa, norweg. skrapa „skrabe, kradse, knirke", mndd. schra- 
pen „(mit geräusch) schaben, kratzen": skr. kharj „knarren", 
kharju „das jucken, beissen, kratzen", khargdlä „eule, oder ein 
anderer nachtvogel". 

An. slapa „to hang loose as a Aap", norweg. slapa „her- 
abhängen, sich herab biegen", ahd. slaph „schlaff, schlapp", 
mndd. slap das. neben an. slakr „schlaff, locker", ags sleac 
„faul, nachlässig", släc „langsam, leise", engl, dack, ahd. dah 



Germanische labiale aus gutturalen. 173 

„schlaff 4 ; an. slakki „abhang 44 , mndd. dank „nicht fest, bieg- 
sam", ahd. schlank; an. slok „mühlenschleuse", norweg. sloka 
„schwerfallig und schleppend gehen" u. s. w.: gr. layydCio 
„lange machen, zaudern, zögern", XayctQog „hohl, eingesunken, 
schmächtig 4 ', Xaytav „jeder hohle, lere räum", krjya) „aufhören, 
nachlassen", a-HrjXTog „nicht ablassend 44 , lat. laxus „weit, 
locker, offen 44 , languor „mattigkeit, Schlaffheit 44 ; vgl. Fröhde 
o. III. 15 f. 

Ags. deöpan „schlüpfen, gleiten 44 , to-sUdpan „zergleiten 44 , 
got. (v£-)sliupan „einschlüpfen 41 : lit. slugti in atslugti „abneh- 
men, sich setzen (von e. geschwulst) 44 , lett. schlaugans „einge- 
schrumpft, los, locker, schlaff 44 . 

Norweg. snerpa „eintrocknen, zusammenschrumpfen, hart 
oder schrumpfig werden 41 = merka; an. marpr „rauh, scharf 44 ; 
ahd. snerfan „zusammenziehen 44 , mhd. snerfen „einschnurren, 
zusammenziehen 44 und ahd. snerhan „illaqueare, complecti", 
maracha „tendicula 44 , bair. schnurkeln „schrumpfen 44 : lat. nervus 
(aus *nergvus; oder nercvus, vgl. ags. snear „saite, schnür 44 ?). 

Norweg. snop „leckereien 44 , snopa „naschen, schnökeren 44 
neben snoka „schnoberen 44 , snaka = dän. snage „nach leckereien 
suchen", mndd. snopen, snoperen „naschen", ndd. schnökeren, 
nhd. dial. schnucken : gr. vtiyaXa „näschereien 44 , vixjctQ; vgl. 
Bugge in Cui-tras* Stud. IV. 337, Fick o. I. 62. 

Schwed. sopa „kehren, fegen 41 , sopa „kehrwisch 44 , norweg. 
sopa „fegen, abwischen; davon eilen, laufen 44 , sopa „ein wisch 
zum abfegen, ein kehrichthaufen", sopar „ein derber mann, der 
um sich zu fegen versteht 44 , an. s&pa „fegen 44 ; ags. sväpan „keh- 
ren 44 , engl, sweep : gr. ooßiw „scheuchen, verjagen 44 , ooßctQog 
„schnell, flüchtig, eitel, prächtig' 4 , ooßrj „pferdeschweif 4 . 

Ags. stedp „hoch, hervorragend 44 , sUpan „aufrichten, erhö- 
hen 44 , mndd. stupe „säule oder pfähl, woran ein Verbrecher ge- 
bunden wurde, der verurtheilt war, öffentlich mit ruten gezüch- 
tigt zu werden 44 = altfries. stupa „stäupe 44 ; ahd. stauf „rupes, 
8axuro ingens" : lit. stttgti „steif in die höhe stehen 44 . 

Nhd. sterben, 'an. starf „arbeit 44 , starfa „sich abmühen 44 , 
slyrfinn „laboriosus 44 , stjarfi „epilepsie 44 : lit sergü, slrgti „krank 
sein, leiden 44 . — Das t in sterben u. 8. w. stammt aus den 
schwachen perfectformen (starb- = sVg- = lit. sirg-). 

Mndd. stripe „striga, streifen 44 , stripet „gestreift 44 , strippe 
„strippe 44 ; norw. stripa „etribe, streg 41 , strippe „kleiner eimer 44 ; 



174 A. Fick 

schwed. stripa „streif, riss"; engl strip; mhd. strife „streif", 
strifeht = norw. striputt neben got striks, ags. strica „strich", 
ahd. strihhu, mhd. striche, nhd. streichen, stricken : lat. stringo, 
strtga, strix *). 

Mhd. strumpf „stumpf, stümmel" (zagelstrumpf „stampf ei- 
nes Schwanzes"), mndd. ttrump „stumpf, stümmel, halbhose (d. 
i. gestuzte hose), strumpf, norweg. strump „kleines gefäss, der 
obere teil der hose" neben mhd. strunc „Strunk", mndd. Strunk 
„Stengel eines grösseren kraute, bildl. der strumpf ohne votlink", 
an. strokkr „butterfass", norweg. strokk (dial. stropp) „butter- 
fass, tonne" : lit. strungas „gestutzt, mit gekapptem schwänz", 
strugas „kurz, schwach, knapp". 

Ahd. stumph, mhd. stumpf, mndd. stump 1) „stumpf, ver- 
stümmelt" 2) „der stumpf 1 , norweg. stump „brodknust", schwed. 
stump „stumpf, stümmel" : lit. stüngis „ein messerstumpf', lett 
stugis „ein messerstumpf, ein roggenhaufen" (Ulmann), „was zu 
klein ist, z. e. der rest von einer messerklinge oder von einem 
gestutzten pferdeschweif, it. ein kleiner knürpel vom menschen" 
(Stender). 

Ags. silpan „trinken, aufsaugen", an. supa „schlürfen, trin- 
ken", ahd. süfan „trinken, saugen, schlürfen", nhd. saufen, suppe 
neben ags. sücan „saugen", engl, suck : lat sügere „saugen". 

An das vorstehende knüpfe ich noch zwei bemerkungen an : 

1) Ficks meinung, dass manche der scheinbar in Wurzel- 
silben erscheinenden p jung seien, findet bestätigung durch as. 
driopan „triefen", mhd. schimpfe „scherze", got. raupjan „aus- 
raufen", trimpan „treten", greipan „greifen" (zu trennen von 
ahd. as. garba, nhd. grahschen, skr. grabh; vgl. Ebel E. zs. 4. 
170), verglichen mit as. drdr „triefendes blut", an. skemta „ver- 
gnügen", lit. rduti, gr. ÖQdfiog, lit. gr'eti (Nesselmann Wbch. 
s. 268; vfchgrieia ghie dide daugibe ßuwu Willent EE. 91, Bret- 
ken Post. IL 272, Wilnaer post. v. j. 1600 s. 508), zu dem sich 
lit. gr'ebti „greifen" (verschieden von grebt „harken"), *yQ*{qxo 
(ysyQtgxog • 6 Talg %bqoIv alievwv Hes., vgl. y^I/rog, aygei(pva) 
ähnlich verhalten, wie lit. dlrbti zu daryti. 

2) Als germanische Vertreter der alten j-reihe kennen wir 
q, hv, gv; p, f, b; k, h, g. Von ihnen erscheinen gerade die 

*) Dagegen lett. strüga „liohtstrahl" , strdgairisch „streifig" gehören 
zu an. strjuka, strykr. 



Germanische labiale aus gutturalen. 175 

letzteren vielfach vor a und dunkeln vokalen ; vgl. Holtzniann 
Ad. gram. I. 2. 63, Kluge Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. s. 
43 f. l ) und weiterhin die folgenden Zusammenstellungen: 

Got. hveila „weile"; an. hvüa „bett"; as. ahd. hwUa, ags. 
hvile „weile" : got häitns „dorf"; an. heimr, ahd. heim, as. Mm, 
ags. hdtn „heimat"; lit. ktmas; 

got. qairnus, an. kvern, ahd. quirn, as. querna, ags. cveorn 
„mühle" (lit. glrnos, poln. zarna) : got. kaum, an. as. fcorw, 
ags. cor», ahd. cAorn „körn" *); 

ahd. quellan „quellen*' : an: kelda (= *kalidci) „quelle"; 

as. quem, quän „frau", got. qind, qens, an. kona, kvän, ags. 
cvene, cvdn, ahd. quena (ßava> yiyvofiai) : as. kennian „erzeu- 
gen", ags. cennan, ahd. g&-chennan und as. kunni „geschlecht", 
got. kuni, ahd. chunni, ags. cyn, an. Ayn; 

ahd. queran „gemere" : ahd. cKara „klage", got. as. kara, 
ags. cearu; 

ahd. hadara : lett. kankars „lumpen", skr. kanthd; 

ahd. AaA*a, nhd. Aesse : skr. kdksha, lat. cos«, lit. kiszka; 

got käidus, an. Aeufr, ags. A<$d, engl. -Aood, ahd. Ae# : skr. 

got häüs, an. A#W ; ahd. AetZ, as. hü, ags. AaZ : preuss. 
*kaüs, ksl. cetö; 

got. hana, an. A«m', ahd. Aawo, ags. hana : skr. kvdnati; 

got hduhs, as. ahd. AdA, ags. AeaA, an. Adrr : bulgar. kukü 
„uncu8 u ; 

an. haull, ahd. hola : gr. xaAi?, ksl. kyla ; 

as. hauwan, ags. hedvan, ahd. houwan, an. höggva : ksl. 
kovati; 

ahd. Äot?ar : lit kuprä; 

got tawrs : gr. ßccQvg; 

as. id, ags. cd, ahd. cAwo, an. iyr : lett. 0#t;s ; gr. /foflg,- 

an. M/r, ahd. cAotöo : gr. ßolß('g, lat. ^/o&us (? s. Fröhde 
o. I. 332); 

as. kosp, ags. cop* „fessei", ahd. chof „nexus", chebisa 
„kebse" (ursprüngl. „sklavin", vgl. Wein hold Altnord, leben 
8. 248) : armen, kapel „capere"; 



l i Got. qrammipa, das Kluge Schwierigkeiten macht, will Peters 
in gaframipa andern. 

*) Davon zu trennen kern, das zu lit. «tritt* u. 8. w. gehört; 8. J. 
Schmidt Voc. II. 24. 



176 Leo Meyer 

an. skarn, ags. scearn : ksl. skvruna; 

ahd. skart-, mhd. *cAar£ : ksl. shrada, skvrada. 

Die hervorgehobene, beim ersten blick etwas befremdlich 
erscheinende tatsache ist hiermit genügend bezeugt; die einzige 
möglichkeit, sie zu erklären, besteht in der annähme, dass wäh- 
rend einer gewissen zeit der germanischen Spracheinheit o an 
stelle des späteren germ. a stand, und dass innerhalb derselben 
v vor dunkeln vocalen schwinden konnte, vgl. Möller Engl, 
ßtud. IIL 153. Bestätigung findet diese annähme an got (isneis, 
ags. esne „söldner", altnordhumbr. cesne, cesnemon „mercenarius", 
esne „servus", afries. ema „lohn", as. asna „zins", ahd. asni, as- 
nari „mercenarius" (verschieden von arnari „messor" : got. asans, 
an. önn, lat. annona; 8. Froh de 0.1.329) und got. tuggd, an.as. 
tunga, ags. tunge, ahd. zungd, die, verglichen mit skr. vasnd 
„kaufpreis, lohn", gr. wvog „kaufpreis , bezahlung", lat. venum 
„verkauf* und lat. lingua, ksl. jqzykü, preuss. infuteis, lehren, 
dass im Germanischen v , auch wenn es nicht bestandteil eines 
<?-lautes war, vor a und d bisweilen — d. h. wol da, wo es nicht 
durch den „systemzwang" festgehalten war — geschwunden ist. 
Freilich kann a — wie z. b. das Altnordische lehrt — diesen 
Verlust nicht herbeigeführt haben; er begreift sich eben nur 
unter der Voraussetzung, dass o dem a vorausging und dass 
er vor der Verwandlung von jenem in diesen laut stattfand. 

Die besprochene tatsache liefert uns also den beweis dafür, 
dass wirklich — was oft ohne beweis behauptet ist — das ger- 
man. a — nicht durchaus, aber vielfach — aus o entstanden ist. 
Aber sie bietet zugleich noch mehr, nämlich eine nicht zu ver- 
achtende handhabe zur sprachgeschichtlichen gruppierung gewis- 
ser germanischer lautverwandlungen — Übergang von schwä in 
u (Möller a. a. o. 8. 164); Verwandlung der flaute in p- und 
A>laute; umfärbung von o in a — , und wer weiss, ob sie uns 
nicht auf den richtigen weg zur erklärung der zuletzt von J. 
Schmidt K. zs. 2ö. 178 hervorgehobenen wurzelpaare vardh- 
ardh, vas-as u. s. w. führen wird. A. Bezzenberger. 



Cliens. 

Ritschi giebt Plautus r Miles Gloriosus 3, 1, 194: Habeo 
eccülam meam clientam, meretricem adulescerdulam, wobei clien- 
tam meretricem ausdrücklich als lesung des ambrosianischen 



Cliens. 177 

palimpsests bezeugt wird: Fleckeisen schreibt gegen alle 
handschriften . . . clueniam . . . 

In den beiden Menaechmus giebt Ritsch 1 573 cluentis ge- 
gen das clientis aller handschriften und 588 cluens gegen das 
cliens aller handschriften; vers 575 schreibt er cluentum und 
vers 577 cluens und daneben bezeichnet er die handschriften, 
die dort clientum, hier cliens bieten: dabei bleibt nur der am- 
brosianische paUmpsest ungenannt. 

Unseres wissens ist ein älteres lateinisches cluens an der 
stelle von cliens sonst nicht bezeugt ; es steht also in der Über- 
lieferung auf sehr unsicherem boden und die ratio, von der 
Ritschi im vorwort zum Trinummus (seite LX der ersten aus- 
gäbe) handelt, wird aushelfen müssen. 

Cliens wird in nächsten Zusammenhang mit dem lateini- 
schen cluere und duSre und dem griechischen xXvsiv gebracht, 
müsste darnach also aus älterem cluens hervorgegangen sein. 

Corssen versucht den angenommenen lautübergang in der 
zweiten ausgäbe seines bekannten Werkes über die ausspräche 
und den vocalismus des lateinischen (seite 740) näher zu be- 
gründen. Er sagt, dass in cliens % aus ui verschmolzen sei, 
dass cliens nämlich für cluiens stehe und neben cluere, wie ca- 
piens neben capere, dass clutre aber eine spätere bildung neben 
cluere sei. Die letztere behauptung ist aus der luft gegriffen, 
ferner enthält cliens durchaus nicht das angesetzte gedehnte i, 
wie ein solches auch überhaupt den verben der classe capere 
(aus capjere) nicht zukommt. Das ohne nähere begründung 
von Corssen construirte clu-iens hätte nach bekannten latei- 
nischen lautgesetzen in späterer zeit nur mit verlust des innera 
i zu duens werden können. 

Corssen vergleicht (seite 739) fio, das aus füio entstanden 
sein soll. Solches füio ist indess wieder eine missrathene form. 
Wenn aber auch fio sich wirklich unmittelbar an qwto, äolisch 
<pvlo) anschliessen — wie doch noch von vielen bezweifelt wird 
— und aus fujo oder füjo entstanden sein sollte, würde der 
vergleich für ein aus cluiens entstandenes cliens doch ganz un- 
zutreffend sein, da fio, ftam, fttbam stets und formen wie fie~ 
rem und fiere und fteri wenigstens in der älteren poesie noch 
öftere gedehntes inneres I haben. 

Weiter zieht Corssen (seite 739) inciens „schwanger" zum 
vergleich heran, dessen enger Zusammenhang mit dem griechi- 



178 Leo Meyer 

sehen %vAv und später auch xvuv ;,schwanger sein" und also 
auch mit syxvog „schwanger" in der that nicht zu bezweifeln ist. 
Wieder aber ist unrichtig, dass in inciens ein inneres i, von 
dem hier gar nicht die rede sein kann, durch Verschmelzung 
eines wurzelhaftem u mit gedehntem ?, welches letztere auch 
wieder rein willkührlich angenommen ist, entstanden sein soll. 
Dass inciens etwa aus ineuens hervorgegangen sei, ist nicht zu 
beweisen. Im altindischen entspricht eine verbalgrundform cvä 
oder gvi „anschwellen" mit dem präsentischen cvdjati „er schwillt 
an" (Rgveda8 7,5, 1 : vi-$vajat „anschwellendes"): darnach könnte 
inciens sehr wohl für inqvietw 6tehen und das v neben seinem 
guttural eben so gut verloren haben, wie zum beispiel canis 
„hund" neben dem entsprechenden altindischen $vdn-, dem grie- 
chischen xtW. 

Wenn Gorssen weiter noch seine behauptung, dass lateini- 
sches t aus ui entstehen könne (mit der er, wie wir sehen, cliens 
zu erläutern meint) durch industria und industrius, die aus 
industruia und industruius entstanden sein sollen, und durch 
postüio, das er „sühne" übersetzt und aus postiluio hervorge- 
hen lässt, zu stützen meint, so mag das nur noch kurz als 
curiosum angeführt sein. 

Otto Bechstein glaubt in den von Georg Curtius her- 
ausgegebenen Studien (8, 348) das entstehen von cliens aus einem 
alten cluens durch formen wie inclitus (aus indutus), maximus 
(aus maxutnus), manibus (von manu-), gdidus (aus gelu-), ver- 
sietdus (aus versu-) und corniger (aus cornu-) wahrscheinlich zu 
machen, die aber sehr unglücklich gewählt sind, da sie sich 
alle dem bekannten lateinischen lautgesetz unterordnen, von dem 
im ersten bände dieser beitrage (s. 143 — 162) die rede gewesen 
ist. Auch der vergleich von lubet — libet, den Otto Bech- 
stein noch beibringt, reicht durchaus nicht aus: einmal hat 
darin das i eine ganz andere nachbarschaft als in cliens, war 
also einem ganz anderen einfluss unterworfen, und dann ist 
auch das ältere lubet eine wirklich vorkommende und häufig 
vorkommende form, was von dem angenommenen *duens nicht 
behauptet werden kann. 

Mithin ist die entstehung von cliens aus einem älteren 
cluens aus formellen gründen durchaus unwahrscheinlich. Doch 
mag auch noch die damit construirte bedeutungsentwicklung er- 
wogen werden. 



Cliens. 179 

Das lateinische duire, von dem Corssen ganz ohne grund 
behauptet, es sei eine spätere bildung für cluere, ist für die äl- 
tere zeit aHein nachgewiesen: cluere begegnet erst bei späteren 
und weniger werthvollen Schriftstellern und dazu selten. Ge- 
nauer darüber belehrt Neue in der zweiten aufläge seiner latei- 
nischen formenlehre (2, 426). 

Die bedeutung des cluSre aber ist keine andere als „geprie- 
sen werden" und dann auch abgeblasster „genannt werden". So 
begegnet es Plautus' Trinummus 3, 1, 19: ut nötnen cluet „wie 
der name gepriesen wird", Pseudulus 2, 1, 17 : facinora.. .. qvae 
post clära diu mihi clueant „thaten die später lange als glän- 
zende gepriesen werden", Captivi 3, 5, 31 ut AeherunU clueäs 
gldriä „dass du im Acheruns mit rühm gepriesen werdest", Epi- 
dicus 2, 2, ö sendti gut columen cluent „die die spitze des Se- 
nats gerühmt oder genannt werden" , Bacchides 4, 9, 1 Atridae 
duo frätrfo cluent ficisse facinus maximum „die beiden Atriden 
werden gerühmt die grösste that ausgeführt zu haben", Poenu- 
lus 5, 4, 20 s\ qvod agit cluet victdriä „wenn das was er that 
mit sieg gepriesen wird", Trinummus 2, 2, 31 probidrSs cluent 
„werden als die vorzüglicheren gepriesen". Cicero citirt in den 
Tusculanen (2, 10, 23) aas Accius: unde ignis cluet tnortälibus 
dam dtonsus „von wo den menschen heimlich das feuer bescheert 
sein soll" (eigentlich „zu sein gerühmt wird"). Oefter gebraucht 
Lucrez unser verb, so 1, 119: coronam. . . qvae clära clüeret 
„der kränz, der herrlich gepriesen werden sollte'S 1, 449 qvae 
cumqve duent „alles was gepriesen wird" oder „genannt wird" 
und sonst. 

Dem lateinischen cluere steht in der homerischen spräche 
das verbum sehr nah, das in unseren ausgaben als xleiio oder 
passivisch als xXiopai entgegentritt, das aber, wie ich schon in 
meiner vergleichenden grammatik (2, 28) bemerkte, echt home- 
risch wahrscheinlich xtefeto lautete. Es bedeutet „rühmen, 
preisen" und bildete unter anderem auch den ausgangspunct für 
xXsfrjdibv „günstiges bedeutender zuruf" (Odyssee 18, 117 und 
20, 120) und xk^/fjdiov „günstige künde" (Odyssee 4, 317), die 
ebenso aus %\efelv hervorgingen, wie zum beispiel die nach- 
homerischen dlyrjddy „Schmerzgefühl" aus alyelv „schmerz em- 
pfinden* und juelfjöcov „sorge, kummer" aus einem */iskely (ne- 
ben fdileiv) „sorge machen, kümmern", das auch noch im futur 
fiekijow entgegentritt. Das verb selbst begegnet Odyssee 17, 



180 Leo Meyer 

418: fyw 64x4 üb xtefiw (in den ausgaben xlelw) xaz äftel- 
qovol yctiar „ich werde dich über die unendliche erde hin prei- 
sen" und Odyssee 1, 338: %a re xlefiovatv (in den ausgaben 
xUiovoir) aj-oidoi „welche die sänger preisen"; ausserdem in 
passivischer form Odyssee 13, 299: jjiJtc re xli/ofnai (für 
xlefiofiai?) xal xiQÖeatv „durch klugheit und Hst bin ich be- 
rühmt" und IHas 24, 202 : yg (nämlich q>Qeai) to itaQog it€Q / 
ifxlef 9 (für ixlefieo ?) in dv&QW7iovg „durch die du früher bei 
den menschen berühmt warst". 

Möglicher weise stimmt das lateinische cluSre (etwa aus 
dovere? wie suus „sein" aus altem sovos, tuus „dein" aus altem 
tovo8, vidua „wittwe" aus vidova, dSnuö „von neuem" aus d£- 
novd und anderes ähnlich); in dem dann also wie bei zahlrei- 
chen anderen lateinischen verben auf ire die passivische bedeu- 
tung sich ausgebildet haben würde, mit dem homerischen xJU- 
fieir vollständig überein. 

So würde also das als grundlage von cliens angenommene 
rlueti8 jemanden bezeichnen „der gepriesen wird", was für „den 
dienten" nicht als passend gelten kann. 

Aber man hat angenommen, das lateinische cluSre (und 
später cluere) habe eigentlich die bedeutung „hören" gehabt, 
wie das nah verwandte griechische xlvio, und der cliens sei 
als ursprünglicher einem zunächst als „der hörende", gewisser 
massen „der auf jemanden hörende, der gehorchende" bezeich- 
net, wie man in ähnlicher weise sich auch den ziemlich moder- 
nen gebrauch des deutschen „hörigen" zurecht gelegt hat. 

Es wird nicht unwichtig sein, auch noch auf den ältesten, 
den homerischen gebrauch des griechischen xXvstv einen flüch- 
tigen blick zu werfen. Vorwiegend gern wird das zeitwort 
xXvstv (von den zugehörigen nominalbildungen wie xXv%6g „be- 
rühmt", xXi/og „rühm" und den übrigen können wir hier ganz 
absehen) von den göttern gebraucht, die das flehen der menschen 
„hören" und „erhören", so von den göttern im allgemeinen 
Ilias 1, 218; von Apollon Ilias 1, 43 ^ 457 = 16, 527; 1,453 
von Zeus Ilias 16, 236; 16, 249 — 24, 314 = Odyssee 20, 102 
von Athene Ilias 5, 121 = 23, 771 = Odyssee 3, 385 = 6, 328 
Ilias 10, 295; Odyssee 4,767; von Poseidaon Odyssee 9, 536 
von Hermeias Ilias 24, 335; von Ares und Fobos Ilias 13, 303 
von Hypnos, der die bitte der Here erhörte, Ilias 14, 234; von 
der Thetis, die von ihrem söhne Achilleus angerufen wird, Ilias 



Cliens. 181 

1, 357 ; von der Erinnys Ilias 9, 572; von den Litai, den Töch- 
tern des Zeus, Ilias 9, 509. Auch Odyssee 10, 311 und 481 
können hier angeführt werden , wo Odysseus erzählt, dass Eirke 
(die er 481 anfleht, yovvwv ikkiTavevoa) seine stimme (avdrjg) 
hörte. Ueberall ist hier der hörende entfernt nicht in dem ver- 
hältniss des „clienten" zu denken; vielmehr Hesse sich solches 
eher von dem sagen, der da fleht und gehört oder erhört zu 
werden wünscht. 

Ueberall ist das homerische xkvuv ein wirkliches „hören", 
und mehrfach werden auch ausdrücke für „stimme" oder „spre- 
chen" noch zugesetzt, wie Ilias 10, 47: ovöi %Xvov av&rjaarcog 
„noch nie hörte ich jemanden solches erzählen", Ilias 22, 451 
J-exvQtjg fonog exkvov „ich hörte die stimme meiner Schwieger- 
mutter", Ilias 16, 76 litqefidw fonbg MkXvov avö/joarrog „ich 
hörte noch nicht die stimme des Agamemnon"; Odyssee 4, 505 
idvev av&qoartoQ, Poseidaon hört die übermüthigen worte des 
Aias. Mehrere male ist xlvet* vom vernehmen einer botschaft 
gebraucht, so Ilias 16, 13 (äyyekiip' Od-itjg ij; exlveg), Odyssee 

2, 30 (dyysltfjv otqotoi exXvsv) und 42 (dyyekifjv arQarov 
SkIvov); ebenso irtixlvsiv Odyssee 5, 150 (Zrjvog inixÄvev dy- 
yekidwv), das sonst nur noch Ilias 23, 652 vorkömmt, woAchil- 
leus die lobrede Nestors anhörte (alvov inixlve). Vom hirten, 
der das gebrause der waldbäche hört, heisst es Ilias 4, 455 %w* 
64 TS rrjXoae dovnov ev ovqsoiv exXvs. Kaum richtig überlie- 
fert sein werden Odyssee 6, 185 die worte fidXima öi % hXvov 
avtoi, die sich auf glückliche eheleute beziehen. 

Wo vom hören der stimme der götter die rede ist, scheint 
die bedeutung von xXveiv dem „folgsamen hören" oder „gehor- 
chen" nahe zu kommen, so Odyssee 4, 831, wo Penelopeia zum 
traumbilde spricht „wenn du eine gottheit bist und die stimme 
eines gottes vernahmst" ((&eoi6 te ezXveg av&qvj und Odyssee 
14, 89, wo es von den freiem heisst, dass sie vielleicht beson- 
dere künde haben und wohl die stimme einer gottheit vernah- 
men (S-bov de xiv vkXvov avöijv). Telemachos hörte Odyssee 2, 
297 die stimme der Athene (inel &eov hcXvev avdfjv) und brach 
dann auf, wie sie geheissen. Die Troer dringen Ilias 13, 757 
vor, als sie Hektors stimme vernommen (inet "ExtoQog exXvo* 
avdijv), und später Ilias 15, 270 treibt Hektor sie an, als er 
Apollons stimme vernommen (irtü &eov exXvev avdrjv). Als 
Athene Odyssee 3, 337 gesprochen, folgt man ihren Worten, das 



182 Leo Meyer Cliens. 

„folgen" selbst aber liegt doch nicht in den worten noi de xlvov 
avdrjodoTjg, sondern nur, dass man ihre worte gehört hatte. 
Dass das „hören" und „gehorchen' 4 durchaus nicht zusammen- 
fallt, zeigt recht deutlich Odyssee 19, 93, wo Penelopeia einer 
ungehorsamen magd zuruft „alles wusstest du ja, da du es von 
mir selbst hörtest 4 * {inst *£ fyiev Sxkvsg avtfjs). 

Am gewöhnlichsten hat man die bedeutung des „gehorchend", 
bei dem dann ein anlehnen des lateinischen cliens sehr bequem 
schien, für xXveiv angenommen in dem öfter wiederholten verse 
wg ecpatf, ot 3* oQa %ov fidka piv xlvov ijdi nld-ovzo Ilias 7, 
379 = 9, 79 = 14, 133 = 14, 378 = 15, 300 = 23, 54 = 
23, 738 — Odyssee 3, 477 = 15, 220 = 22, 178 = 23, 141 
= Odyssee 6, 247 = 20, 157 (an den letzten beiden stellen 
steht xrt statt di), aber gerade der zusatz nid-ovro „sie folgten, 
sie gehorchten" zeigt, dass sein inhalt noch nicht in xlvov lag, 
dem hier wie an allen übrigen stellen nur die bedeutung des 
hörens innewohnt Wie die bedeutungen des fzel&sa&ai und 
xJUW auf ganz verschiedenen Seiten liegen können, das zeigt 
beispielsweise Ilias 1, 218: og xe &eolg eTZi-Ttd&rjtat, päka t 
ixXvov avvov „wer den göttern gehorsam ist, den erhören sie": 
der gehorsame (o net&ofievog) könnte hier etwa in der Stellung 
eines clienten gedacht sein, der hörende (o xkxwv) jedenfalls 
nicht. 

So ergiebt sich also auch von seite der bedeutungsentwick- 
lung der Zusammenhang des lateinischen cliens mit dem grie- 
chischen xXvstv und seiner Verwandtschaft als ein durchaus 
unwahrscheinlicher. 

Dass nun aber sonstige versuche das lateinische cliens zu 
erklären, seine wohl versuchte Zusammenstellung mit dem latei- 
nischen colere oder gar mit dem griechischen xalelv und der- 
gleichen, nicht der geringsten berücksichtigung werth sind, da 
sie weder der form noch der bedeutung des wortes irgend wie 
gerecht zu werden suchen, bedarf hier keiner weiteren ausfuh- 
rung. 

Cliens enthält dieselbe ver balgrund form cli, die am deutlichsten 
in dem abgeleiteten lateinischen cltnäre „neigen" , das bekannt- 
lich fast nur in Verbindung mit präfixen gebräuchlich blieb, und 
im griechischen xktvsiv „neigen" vorliegt. Im altindischen ent- 
spricht — ganz wie zum beispiel dem oben besprochenen xlteiv 
das gru „hören" gegenübersteht — die verbalform $ri (dritte 



A. Fiok JovQÖg : dovQavog. 183 

person grdja&i, also im particip $rdjant~) mit der bedeutnng des 
„lehnens", im medium des „sich anlehnens, halt findens"; mit 
dem präfix d „an" (ä-$ri) heisst es ganz gewöhnlich „sich an 
jemanden lehnen, sich an jemanden schliessen, halt und schütz 
bei jemandem suchen, sich jemandem hingeben" und das parti- 
cipielle ä-grita y dem das lateinische cliem seiner bedeutung nach 
sich unmittelbar zur seite stellt , bedeutet „sich an jemanden 
lehnend, sich an jemanden schliessend , halt und schütz bei je- 
mandem suchend, jemandem ergeben, jemandem untergeben 14 . 
Dorpat, den 25. [13.] April 1878. Leo Meyer. 



Jovgog : dovQcciog. 

Bei den versuchen die entstehung von jüngeren formen wie 
rJTta-Tog neben sskr. yaknds, dovqa-Tog neben dovQog u. s. w. 
zu begreifen, ist bisher, so weit ich weiss, übersehen worden, 
dass ein glied dieser neuen Systeme, nämlich die genetive^Vra-Tog, 
dovQct-tog u. s. w., gar nicht neu zu sein braucht, sondern aus 
der urzeit herstammen kann. Wir dürfen TJ7tctTog y dovQazog als 
ursprüngliche ablative fassen, sie sind dann regelrecht von den 
Stämmen fjna = sskr. yakn(ds), lat jecin-oris und doQf durch 
antritt des ablativsuffixes -zog gebildet, welcher bereits der Ur- 
sprache angehörte, wie die vergleichung von &c-ro$, iv-tog = lat. 
intus, lat. coeli-tus und sskr. dhartna-tas zeigt Als nun der 
ablativ im griechischen erlosch, oder vielmehr, als die ansätze 
zu einer besonderung von genetiv und ablativ schwanden, konn- 
ten formen wie ^Vra-rog, fJ7ta-Tog nur als genetive aufgefasst 
werden, was sie ihrer bildung nach ja auch sind, denn -xog ist 
genetiv des pronomens t" = ro. War es nun nicht ganz na- 
türlich, dass man rjna-Tog, dovQ<x-jog zum Systeme vervollstän- 
digte und also die stamme face-, dovqa- ganz mit dem angehäng- 
ten pronomen durchflectirte x )? Uebrigens findet sich die weise, 
ältere einfachere nominalstämme durch anhängung des prono- 
mens r = to zu decliniren, auch sonst, wie in sskr. yakrt, 



l ) [Vgl. inetr. varimätd Rv. 1. 108. 2 neben den ablat. vdrimatah Av. 
6. 99. 1 (vgl. B.-R. VI. 721, VII. 1800; Benfey Ueber einige wört m. 
d. bindevocal i s. 8) und simaUih Vs. 13. 3 (vgl. Roth Erl. je. nir. s. 7) 
B.] 



184 Gustav Meyer Miscellen 

g&kr-t, deren stamme ursprünglich yakr, gakr lauteten, wie aus 
zend. ydkare = fj7taQ = lat. jecur und xortQog, xojiQa-yov zur 
genüge erhellt. Ja was ist denn q>i(>ov-Tog u. s. w. anderes, als 
flexion des alten particips auf -ov (erhalten in q>iQwv mit nomi- 
natiy-dehnung wie in dvoxlerfg = sskr. *duhgravä8, sowie in 
dfupixtioveg u. s. w.) durch das pronomen f = to, von dem 
eine starke form im pL gen. cpGQov-xwv erscheint? A. Fick. 



1. Der alte europaeische ablaut e — o zwischen praesens und 
perfectum liegt ganz deutlich auch noch imAlbanesischen vor. 
Die verba, deren praesensstamm e (resp. je) zeigt, haben im 
aorist, der dem alten perfectum entspricht, o, z. b. brid ich 
springe, bröda ich sprang. Verzeichnis der beispiele s. bei Hahn 
Albanesische Studien 2, 70 f. Dozon Manuel de la langue 
chkipe 241. Im plural findet sich neben -o- meist auch -ua~, 
z. b. pöla ich gebar, p6U ptili, aber plural auch pualm puatte 
püaltif. Der unterschied geht vielleicht auf die ursprüngliche 
verechiedne betonung der singular- und pluralformen zurück. 

2. Für attisches Xaog steht in unseren Homertexten überall 
loog. Da für die Verlängerung des t kein grund vorliegt — 
denn mit der angeblichen längenden kraft eines vor dem vocal 
stehenden digamma ist es nichts — , ist dafür überall das na- 
türlich auch der attischen form zu gründe liegende Xaaog ein- 
zusetzen, das sich zu Xaog genau so verhält, wie fiiaaog zu /ii- 
aog. ioood'ioioi steht auf der archaisierenden inschrift aus 
Kyme CL 3524, 15. 

3. In den altindischen namen des stieres räabhd- und vräabhä- 
ist das mittlere a Vertreter von sonantischem nasal, indem ein 
Suffix -bhd- an die schwache Stammform von *räan- und vrfan- 
angetreten ist. Von ganz gleicher bildung ist, wie man längst 
erkannt hat, i%cupo-g hirsch. Auch dies hat a = n, grundform 
l7.n-(po- und ist von der schwachen Stammform des im ksl. 
jeleni hirsch vorliegenden Stammes den- gebildet, der in schwa- 
cher form auch in iXXog für ilv-6-g erscheint 

Graz 20. juli 1879. Gustav Meyer. 



jfrfro . OwmSL 13 } 

185 



inschriftlichen quellen des böotischen dialekts. 
Erster theil: Theben, Orchomenos, Tanagra. 

Bei der folgenden Zusammenstellung habe ich die im epi- 
chorischen aiphabet geschriebenen inschriften ausnahmslos auf- 
genommen; von den inschriften ionischen alphabets aber nur 
die dialektisch beraerkenswerthen, mit ausschluss der metrisch 
abgefassten. Bei der Umschrift habe ich den vom älteren ai- 
phabet durch E bezeichneten gedehnten e-laut in allen nicht- 
metrischen inschriften mit u wiedergegeben, da der böotische 
dialekt keine andere bezeichnung dieses lautes zum unterschiede 
des kurzen e-lauts kennt. 



I. Theben, 
a) Inschriften epichorischen alphabets. 

1) Foucart Bull, de corr. III, 8. 130, nr. 1. 
1 diopokotoi 2 a7t(y?)afiovdaoayoQ(ö?ß?)evo 

1 Ji 'OfioltoCwi 2 l^Tiafiüjydag l4yoQ€vg(?). 

Von den zwei möglichen lesungen l4na^c6vdag und l4ya- 
fiwrdag ist die erste vorzuziehen. l47zr} t uu)v ist als naine zweier 
Athener bekannt (Pape-Ben seier). Das q va!AyoQsvg ist nicht 
deutlich, Foucart: >,sur l'estampage je distingue un D, mais au 
milieu il y a un trait, comme si on avait voulu corriger en 
B ou R". 

2) Rang. 2275, Keil Zur syll. s. 539 f. 
1 aivtXaoo 2 (xevvidao 3 eoTtovideuo 

1 siyßllaog 2 \^Efi]fieppidao 3 ..e<J7rovid6vg(?) 

3 CIG. 1637. 
HayeaavÖQoa l4ydoavdQog. 

4 Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, a. 
7CVQoaQfovT IIvqo) aQXOvt[pg. 

Die gemination der consonanten ist in IIvqo) unterlassen 
wie in den inschriften epichorischen alphabets KttvXog Tana- 
gra 10, HinaQ%a Tanagra 13, @€iQi7tiov Tanagra 15, Kalid'e- 
oidt Tanagra 43, Ohalog Tanagra 49, TIvQalXog Tanagra 54 
III, 3, der Münzlegende Kalt Mionnet II, 8. 102, nr. 36, in 
den inschriften ionischen alphabets l'naoiv Theben 35, Jevj-imj 

Beitrüge i. ktmdo d.lg. sprftohon V. 13 



186 R. Meister 

Theben 36, yQctfifiiazidovzog Orchomenos 8 und 20, IIoXvQsito) 
Orchomenos 11, Mtzcloiv Orchomenos 25, JTovfctJgog? Tanagra 
81, 57. 

5) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, b. 

6) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, c. 
Fyatxa Rang. 323 r^cuxct? 

7) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, d. 
tzaoixXea IlaaUleia. 

8) Rang. 866. 

9) Stephan os Bull, de corr. II, s. 28. 
ev&vfiiYoa EvSv(xi%og. 

Ist dieser aus Uiqyi ins museum von Theben gekommene 
grabstein derselbe, dessen inschrift Foucart BulL de corr. III, 
8. 142, nr. 5 in der form Ev&vfxi%o angiebt? 

10) Stephan os Bull, de corr. II, s. 28 
ßQeaadag BQeiaddag oder BQuooädag. 

11) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 18. Im 
museum von Theben. Fundort unbekannt. 

Kalw&ig vgl. den namen Kdlw&og Paus. X, 13. 10. 

12) Haussoullier ebd. nr. 20. Im museum von Theben. 
Fundort unbekannt. 

%aq>ioodoQog KacpioodtoQog. 

13) Foucart Bull, de corr. III, s. 139, nr. 3. Nach Köh- 
ler Mitth. d. arch. inst. I, s. 97 ff. „in den fundamenten 
des ca8tell8 von Chalkis" gefunden. Unter dem aiphabet von 
Ghalkis auch von Kirchhoff Stud. 3 s. 104. 105 anm. besprochen. 

1 nzoiov vaazog 2 zoiHia/nePtot 3 ave&sav 
Foucart hält die nachricht über die herkunfb der inschrift 
für irrig und glaubt, sie stamme aus Theben, weil ein tempel 
des Ismenischen Apollo nur in Theben bezeugt ist, und der 
name Ilzwiwv wie die form dve&eav auf böotischen Ursprung 
hinweise. Der zweite bisher noch nicht entzifferte name in der 
1. zeile scheint mir nach dem was Kirchhoff a.a.O. über die 
beschaffenheit des Originals angiebt, Mvaazog zu heissen, gebildet 
(als „endkosename" Fick Die griechischen personennamen LVII) 
von den gerade in Böotien häufigen namen auf -^vaazog (vgl. 
Tanagra IIeil?y^vaazog 47 Giofivdoza 48 sJQiojuvaoTog 54 IIo- 
Xvfjivdoziog bhldfMpifxvaozog und Klßopvdoza 81) wie Oeo/Ltri}- 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 187 

fuav : Mrrjywv, Evalfxiav : wfLfiwv, Ijqiotcuvgcoq : Aivvvog ('Hve- 
%og Lebadeia 6). Die Umschrift wird danach lauten: 

Ilriüuov, [Mlpämog toi 'Iofteivtoi dyiöeccv (oder ävi&etov). 

14) Foucart ebd. s. 142, nr. 6. Museum von Theben. 
Fundort unbekannt. 

&uoyi%a Qeioyira. 

Q&oyivrjg Qsioöotoq Qsiodoja Quodorij Qeiopbnjg Qswvot) 
Quoqxxvrj siehe bei Pape-Benseler. 

15) Foucart ebd. 8. 142, nr. 7. Museum yon Theben. 
Fundort unbekannt. 

octfuYoo 2a(u%og. 

16) Foucart ebd. nr. 8. 
(pilofieXtdaa OiXoftuXidag. 

17) Foucart ebd. nr. 9. 
Yaqortio XaQorcLg. 

18) Foucart ebd. nr. 10. 
q>iXo YctQidao OiXoxaqldag. 

19) Foucart ebd. nr. 11. 
aQad^iyoa X]ct(>ad(>lyog. 

20) Foucart ebd. nr. 12. 
avTOXQareia uivTOX^dreia. 

21) Foucart ebd. nr. 13. 
TctQidcurio XccQidaitig. 

22) Foucart ebd. nr. 14. 
IloXvoo%q6xa. 

23) Legenden thebanischer münzen: &eßaioo(= Qußaiog) 
Mionnet Suppl. III, s. 527, nr. 140. 141; Imhoof-Blumer, Zur 
mfinzkunde und palaeographie Böotiens, Numismatische Zeitschrift 
III (1871), s. 384, nr. 81b, »sßaiov (= Qeißalov) Mionnet II, 
s. 109, nr.94, »sßa (= Beißet) Mionnet Suppl. DI, s. 526, 
nr. 137, »eß (= Geiß) Mionnet Suppl. III, s. 527; Imhoof- 
Blumer a.a.O. 8. 386, nr. 90, $s (= @ei) Mionnet II, s. 109, 
nr. 96, 99-101, 103—105; Suppl. III, s. 526 ff.; Imhoof- 
Blumer a.a.O. s. 383 ff. 

Die folgenden inschriften zeigen bereits einzelne elemente 
des jüngeren alphabets in das epichorische aufgenommen. 

24) Foucart Bull, de corr. III, s. 140, nr. 4. Im museum 
von Theben. Fundort unbekannt. 

1 ccfiTtQifto 2 oXvxXeioayXa 3 odortoof-evor 4 oXvciccoxXid 
ctfiida 5 eXeonjoagtifoSey 6 dotiooavridoQO 7 voqxoqoltxoX 

13* 



188 R. Meister 

kodo 8 üTiaantotlXio 9 fxeweidiotoTi 10 nhiaaa^ivadao 
11 xidccöaQvartftno 12 ooTZtoilXesniGT 13 %a^idaaaQia%oy 14 
vTrarodoQOOfi 15 /arov 
1 ^f]a^u7T^i[?7]o[g 2 JTJoAüxiUIos, Fla- 3 -odotiog, Sfrcuv 4 
-g Avaiag Khdaulda[o, 5 T^tacroyos, (fcAo^ei^og? 6 -<Wwo£, 
ls4vridwQo[£ 7 -vootog l47ioXXodco[giog? 9 8 -oxiag nt(ütXXio[g, 
9 Miwev Jio£6n[og, 10 -xXidag y A^iiviiao y 11 /"Aat;?]x/dao, 
'^t'OTqxpotg 12 -og, n%iotlXei 'EmoT- 13 -%aQtdag ^Qtotoy- 
[iroviog, 14 'YizarodioQog M- 15 i4fe]/avaw? 

X wird dem älteren aiphabet entsprechend durch Y, aber 
£ durch das ionische zeichen J wiedergegeben. Der lange e- 
laut wird in Mewu schon durch £/, in ütiatiXei noch durch 
£ bezeichnet. 17 fungiert bereits überall als böotischer ausdruck 
des älteren <u, in KXidaftidao, -xlidag, lA^uvddao finden wir 

1 für ursprünglich diphthongisches u. Foucart hat schon 
darauf hingewiesen, dass der Wegfall des schliessenden a in 
Mhvu diotßxiog und HxwiXXu *Eitim . . einer böotischen laut- 
neigung entspricht, er fuhrt a.o. als beispiele an B&vei Ei.. Ta- 
nagra 55 II, 19 und ^nvXXe^g? Tanagra 54 III, 4 und fugt 
Bull, de corr. III, s. 453 -7tfcei(?) &ioyiv6viog Orchomenos 12, 
4 hinzu. Fernere sichere beispiele sind 0lXXei Aovci&lu Or- 
chomenos 14, 5 Ttf-ioxlei Qi\odiaqL%iog Orchomenos 11, 12. 13 
-ei Nixirjog Tanagra 55 I, 22. Bei grabsteinen mit einzelnen 
namen wird nur eine genaue prüfung des Originals entscheiden 
können, ob das schliessende g von anfang an fehlte oder erst 
im laufe der zeit verschwunden ist, so bei KvdiXXe Orchomenos 

2 OQdoae Thespiä GIG. 1649 2ayv»ivtäa(g Tanagra 54 IV, 3 
BvXi[d]a(g Tanagra 54 IV, 15 FeiaQivo Thespiä Haussoullier 
Bull, de corr. III, s. 382, nr. 26 Ev&vui%o Foucart Bull, de 
corr. III, s. 142, nr. 5, vgl. Theben 9, tpeXiara (= y O](peXlata?) 
Thespiä Decharme Recueil s. 49, nr. 41; anderwärts hat man 
grund der Zuverlässigkeit der copien zu misstrauen, wie bei 
2[(o]xXia Beocpaveiog Kopä Keil zur Syll. s. 556, z. 15. Dass 
diese neigung das schliessende a des nominativs verklingen zu 
lassen, bei den Böotern (und Lesbiern) in hervorragendem grade 
vorhanden war, beweisen die grammatiker, indem sie die epi- 
schen formen fanora, fAipleta die nominative Aq^vxa^ *YßQa- 
yoQa dem äolischen und böotischen dialekt zuschreiben (Ahrens 
I, 109 anm. 3). 

25) Kaibel Hermes VIII, s. 421, nr. 18. Diese inschrift 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekte. 189 

aus dem museum von Theben ist nach Foucart's angäbe die 
fortsetzung von nr. 24. 

1 hocaiupi 2 o&wysveio 3 rzoxvdeoxifiov 4 vjUTtiodoQOOrt 

qcc 5 vQOfj,o*k&afj,va 6 (piXiTtTZooavdoQe 7 x^arsLOfiort .1 8 

aoidaovixooTQOT 9 Ojueivorefoia 10 ovioa/nvaoiao 11 jjoo 

Xajnada 12 oroyiTonoadi 13 foyev,.o 

1 -JUo£, lApqH- 2 -£ ©eoy^mofs? 3 77r]^roxi;<J«e Tifuiv- 

[tog 4 'OA]t;jU7rio<?Cfj£OS 12]pa- 5 J]QOfxoxXelg Mva- 6 fl>/- 

h,mzog l^vdiOQe[iog? 7 -xiarog MÖTir[t;]>l[eog 8 -ccotdag Ni- 

xoatQOv^ioq 9 '/[ff/uwvoratais 10 -o(ai)no£, Mvaaiag 11 -£0$, 

Xa^Tada[g 12 \dqC\<noyt%6viog^ Jt,- 13 ^/e] /oy^[fit]o[f;. 

Der gedehnte e-laut wird in den worten ^Ttnoxidug und 
Jqoiioxlelg durch JE, in -x^otms und *Ioiieivo%ifaig bereits durch 
EI bezeichnet. Marzvhog hat Kai bei ergänzt. XccQrddag ist 
eine patronymbildung von XaQvag (name eines spartanischen 
bildhauers bei Paus. VI, 4. 4), dem zu -%<x(n6g (Aa-%CLQpog) 
gehörigen kurznamen, (vgl. Hippokrates Epidem. 7, 10 ed. 
Ermerin8 I, s. 650 Xaqrädu, von Ermerins in Xagzddrj geän- 
dert). Z. 3 l l7t7toxvÖ€cg ist in die dritte declination übergegan- 
gen, wie *Enwovdeig Akraephion 5, 7. 8. 

26) Kaibel Hermes VIII, s. 424. nr. 23. Im museum von 
Theben. Fundort unbekannt 

avrixccQig ldv%l%oQig. 
Die zeichen für q und a sind die des älteren alphabets, X 
für x ist bereits dem ionischen entlehnt 

27) Legenden thebanischer münzen: &eßt] ( = Qußrj) Mi- 
onnet II, s. 109, nr. 102; Suppl. III, s. 527, nr. 149. 

b) Inschriften ionischen alphabets. 

28) Keil Zur syll. s. 559 ff. 

1 Avaiititog [Te%]Q(xdLü>vog 2 'YTtazodioQog Bquiuöc^o 3 2V/- 
xtov 2ü)Otq6twq 4 !4(>iOToyiTiov K Ofiol(otxtog 5 Qetßadag 0eo- 
tpviog 6 roqyidag Ka<pioodiaQiog 7 'Avöqwv FoQyldao 8 &h- 
takog 'lofteivtijog 9 Kacpiolag 'Aqioxvriog 10 lAvrupavug Xa- 
QeiTidao 11 di1;i,7Z7tog Mvccoiotqotioq 12 lAvuyheig Nixirjog 
13 Tifiwv OdirtTViog 14 IfCxkLdag MoXwnog 15 y lQ[ct7]vla- 
xog 2[wo]TQ6[Tiog. 

Keil weicht von dem text, den Lebas 489 bietet, nur z. 
1 ab, wo er die Lebas'schen zeichen Xvai7t7toai . . . i^aluovoa 
als AvaiTinog [Tet^Qadiawog erklärt und z. 15, wo er 0]q[o}v- 



190 R. Meister 

vlaxog schreibt, während Lebas mit Ulrichs Ann. delF inst. 
XX (1848), s. 48, nr. I iq..wiokoc bietet, Pococke im CIGk 
1676 lq . . yioxoo , Pittakis Eph. arch. nr. 1453, s. 906 und 
Rang. 1319 f.i.i.ivioaxoa. Leake hat die inschrift nur bis 
z. 13 copiert. Bei einem derartigen auseinandergehen der le- 
ßungen habe ich 'Iqoviokoq dem Keil 'sehen Oqowioxoq vorge- 
zogen, weil auf der inschrift v sonst nicht durch OY ausge- 
drückt ist. Der name QhtaXog 8 kehrt mit unterlassener ge- 
mination in der epichorisch geschriebenen inschrift Tanagra 
49 wieder. — Brunn (Gesch. der griech. künstler I, 293) hat 
vermuthet, dass die auf dieser inschrift genannten männer Hy- 
patodoros und Aristogiton die auf der delphischen inschrift epi- 
chorischen alphabets GIG. 25 genannten künstler sind, da auch 
Timon als künstler, Andron und Kaphisias als thebanische 
künstler bekannt sind. Dann würde diese inschrift nicht später 
als etwa 360 v. Chr. angesetzt werden dürfen. 

29) Kai bei Hermes VIII, s. 421, nr. 19. Im museum von 
Theben. Fundort unbekannt. 

1 voo — ivdao 2 XaQxidXayavagavdQidaoQVKntoa 3 dtovaXsgi 
fia%iog vacat . 7rA(?)ir(?)trfity4 4 rto . . od.Q.ao7tudo>vioo - - i- - tfioa 
5 xa(pioivoaxi.7twvioo — 10 6 oXvfiTtiadaoaitXQtavdao — r£n 
da 7 &i07tofi7toolvvioo vaeak . . .XßuxvXvd 8 7toXv%aQBiaaQiar 
oyiTOvtoa . . Xo&vooxq 9 tcXXwiveiXecpavstoo vacat . . . ctiiaa&e 
10 m&oXaooevQvqxxovTioo .o .viaartoX 11 aoamodwQOiHpiXoxQ 
cecBtoadiodiOQOüTtv 12 (piXoyvovaat^noa vacat xaXXto&evBi, 13 
yXavutvoad 
1 -po<7--- (6[vdao y 2 B(o?]XaQxidag [F]ava^avÖQidao, 'Pvfoxog 

3 -dcov Ldtkegifuixiog, . 7tX(?)T(?)rei M- 4 no[rafii]6d[tü]- 

q[o]q 27t[ev]dciviog , --ipog 5 Kcupioivog Ki[XX]<aviog, — 10 
6 y OXvfimadag 2ziX\ß]<&vdao, — £Av)T[iye]vlda[o> 7 Qtono^ 
nog Av[%]iog 9 2%t]Xß(av [V]vd- 8 IIoXv%äQeig Idqioxoyixi- 
vtog, [0i]X6j;evog Kq- 9 ESXXiov TeiXecpdveiog , [(DdJTiag 0e- 
10 ni&6Xaog EvQtxpaovTiog, [Od&ä]viag JToA- 11 y Aaiü7t6dt0- 
Qög 0iXoKQ<ir€iog 9 JiodwQog IZv- 12 OiXwv Xhccoi/utog, KaX- 
Xtad-evei[og 13 rXavxlvog J- 

Kai bei a.a.O. hat die meisten der namen, die auf der in- 
schrift überhaupt gelesen werden können, schon richtig gedeu- 
tet. Der letzte name der 3. zeile scheint ein neues beispiel der 
weglassung des schliessenden a zu bieten, vielleicht Bovxdrtu? 
Tgl. ßovxccTTeg = BovxdtjeiQ Orchomenos 16 BovKamjg Ta- 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 191 

nagra Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 22, z. 5 
E\ov*mla Tanagra 84 Bomatla Chäronea CIG. 1608c z. 27. 
Z. 4 habe ich lieber Ilova^odwQog als mit Kaibel IIov$6- 
diüQog ergänzt, weil v in den übrigen namen der inschrift be- 
wahrt wird. 

30) CIG. 1577 (Keil Syll. s. 49 f.) 
1 Sipfiiag Jkovvoioq, Bevo*Xei[js 'Idy 2 f4€in[tjog], Evvopog 
2i\jt]i6viog > li&avlag 3 liQiOTavdqiog , Jafx6-KQixog 2i\ji]d- 
4 wog, ".Aqxwy I[n]€QX(ovtog f *Eqo- 5 TiW 'Avrifiiaxiog, ö«i- 
/ftjfog Ä«A- 6 XixaQtOQy Jiwvimog 'HQcndeidao, 7 c F*rcr- 
%[6]diaqog liQWxddao, 'Ofuo- 8 Atoi'xos Evwwftldao, Kcupiao- 
9 <faj?og linolXodiOQiQg , LdQuniag 10 IlTüJiXhoQ y Nixon* Mb- 
Icnrvixiog, JTjpo- 11 fwos ldXxlvtog> ^ipC^iiag Jioqxxvuog. 

Da die abschriften des Cyriacus die originale zeilenabthei- 

lung der inschriften nicht geben, so habe ich die Boeckh'sche 

beibehalten. Juarvaiog 1 ist ein patronymes adjectiv vgl Or- 

chomenos 12, 6, gebildet von duowoi-iog (Ahrens I, 215) 

wie OtXoxQcrte-wg, Jioqxive-iog, Ja>(>6&e-iog Orchomenos 12, 

14. Nach Jicjvtoiog bietet die abschrift £evoxXeidr)o\(xuviGwo- 

fioo, Keil a.o. Ewo*Xei[g y I&]fd£ivt[ao]> wofür ich auf dieser 

inschrift lieber 'Iafueinijog (vgl. Theben 28, 8) schreibe. Doch 

bleiben daneben noch genug möglichkeiten, es könnte z. b. auch 

dort gestanden haben £&voxXeld[a]g Mu[X]irjog (vgl. Meifofjog 

Orchomenos 11, 38). Für odamoo z. 2 und oupiwvwg z. 3, 

zwei sonst nicht bekannte namen, vermuthe ich Iifiriyiog, was 

Keil für Siqmoviog bereits vorschlug. Z. 4 aQSQ%wviog Keil 

S[ft^€^xwviog. Z. 4. 5. 'Eqotiwv darf nicht geändert werden, 

vgl. y EQov[iün>og Platää Girard Bull, de corr. I, 8. 211 'Eqo~ 

titovog Orchomenos 13, 16; Keil Zur syll. s. 571 leitet den 

namen von eQozig = hoq%rj her, ich glaube, dass er zu "EQccrog y 

y Eqdta, 'EqaTwv, 'EQOttav u. s. w. gehört mit o für a. Z. 5. 6 

Ahrens I, 190 KaXXi\x)dqiog vgl. aber Kaqtaavdqog Kopä 1, 

31, Kaqfiiaif Kopä 4, 18 u. 8. w. ; z. 7 vrtazwdwQog Boeckh 

c Y7tctf[6]da)Qog; z.ll aX7uviooooeifiiaoBoeckhl4buviog y c E[Q]ttiag. 

31) Rang. 1318. 

1 tptketoOTiv&eaoa 2 dtoqooouHpiXQidio 3 juvaai7t7toa^vaaia 

4 yXavxiao&eo.o 5 oiia%oadeivtr}0 
1 -xXelog, Ilv&iag 14- 2 dioqog 2w(plX[io], Jio- 3 Mvd- 
atnnog Mvaoio\%qo%w\ 4 rXavxlao, &eo- 5 Sftaxog du- 
viijo[g. 



192 B, Meister 

32) Keil Syll. s. 171 f., nr. LXI. Zwei neben einander ste- 
hende listen, beide stark fragmentiert. 

I. 1 q>i7tQaridaaxr]ayT](H7t7too 2 nsiviioi 5 xa 10 (piXtavtdaa 
viKwvoa 15 . ooxuovaftollodtOQio 17 . qrrjoxodwQoaXvniaxw 

II. 1 OTQctxwvxQCCTeio 2 fi€Öiav7tv&iaoq>iXii 5 uxxQOxXeiaaexafi 
e 6 tuwuavoayikimt&u 8 Xa^ftajvevayoQioeaa 11 vixopax. 
...7ieijua.u 12 (pcXiriTiev 14 evnoXefio — w 15 (ptXiiznevo 

I. 1 'I\tpixQaxidag xij ldy\ti\aiititog 2 'lo]fteiviw '/. . 5 ...ra. 
10 QiXtovidag NUatvog 15 M]oa#W ^frroAAodttiga) 17 14]- 
(prjüxodfaqoQ Avxiaxo). 

II. 1 SxQdxcw K(MXT€io[i7tmü? 2 M&dutv Ilv&iao 0iXi[fifZ€vg 
5 'iccxQoxXelg ldQxa(i[tdiiq(a? 6 Miwiwvog <t>LXi7i7ze\yg 8 ^</a^- 
*raw EvayoQco ig 2: — 11 iVitxojua^[o^ l4]7t€i/iiiä[vx(ü 12 0i- 
Ai7T/r«;[g 14 2ft;7roA6/uo[g] ye- 15 (Dihftftevg. 

Die ergänzungen rühren fast alle von Keil her. I 1 habe 
ich ^ty[£/]cjrt7r7ros geschrieben, weil die inschrift sonst kein 
beispiel des hellenistischen vokalismus zeigt; EvayoQio II 8 ist 
genetiv von EvdyoQog (belege für diese bildung giebt Keil Anal, 
epigr. et onom. s. 159). Die bewahrung der dialektischen for- 
men (Ilv&tao) und des älteren böotischen vokalismus verweisen 
die inschrift, wie mir scheint, (ihr schlechter zustand ist einem 
zuversichtlicheren urtheil hinderlich) in die zeit vor der Zer- 
störung der Stadt, also (Philippoi wurde von Philipp IL 356 ge- 
gründet) in die jähre von 356 bis 335. 

33) Kumanudes Athen. III, s. 479 fg. 

1 (jLcxxaövveß 2 G7to ßoianoins 3 oxxwoaoeßtovxaoxoia 

qo 4 7z?ov&iü) 5 aQiaxuavoaaQxovToaaXvtrpi 6 7tQiayeeo% 
ctQOipdccdawoo : ccqioxo 7 ayaxxoQueoxQimovxativaa : tvqc 8 
(poQftto : ctQxoo .- xbqboü 9 ßvCavxioi : XQOvauüXafMpaxctvwCT 
10 oydosxovxa7vexxa(HX0 : agyvQiaxxx 11 jßuafflfaxcre^ * ovpböq 
oißvtprtuav 12 xoxQvaiovxe(nuvooei(>otifiia>ay 13 rjXoitxix^ 
iiavvoiooeiQCtiwvoo 14 a&avodioQoa : duowütw ; rere 15 itQ 
ögevoo : ßoiwT(ovx(oder f.i)udiao : öi 16 vtxoXaaxxQxovxooaXv 
£ 17 aXXaoTQiaxovvaftvaoey 18 7tQioysuaaXv£aiun>d-eo 19 X 
B^avdqovdiiüVTtoXvx 20 yeiotvtxtoaQxovrooßvo^ccvxioi 21 ov& 
oaXXaHJTtevTcntati(oooT<tt€iQa 22 woXapnpmuxvwo&xovTtoXttiov 
xovv 23 iaQojxa)e^ißeX(poia.€7toX€fiiOvßoiwx 24 ovredQOtsivi 1 ) 
§avawai(nuxQccxix(o 25 aQftevioxoaftvQafiov 

*) Statt der drei letzten buchstaben kann nach Kumanudes' an- 
gäbe auch in, in*, ifit y pot gelesen werden. 



Dia inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 193 

1 Toü xtptyiaxa oweß[dlap&o iv %6v nolsfxov 2 tov] &no- 
[Xifuov] Boiwtol n^da rwv avfipaxwy 3 n^orzwg daeßto*- 
%ag %6 laQo{v %m 'ArtoXktovog %(a 4 llov&ia). 5 lAqiatifavog 
aq%orrog 'ilvCrjOt... 6 TiQioysug Xdqoxp Jddavog, lAqimo. 
. . 7 IdvaxxoQuUg tQidxovra präg * rtQi[aysleg . . 8 Ooquw, 
"Aqnvog Tei^elog 9 Bvtpruoi xqovaia) Aa/titpcmavw oz[a*ü- 
Qog... 10 oydoeixovra nit%otqag y d^yvqiw *A%\%wu> dpa- 11 
Xfiag dexai£* ovvedQOi BvCpvxiwv [ßTta^av 12 ro %qvaiov Ksq- 
nuvog EtQOtifia), ldy*„ 13 A}rjlo7ttix(o f Juovvoiog EtQalcj- 
tog> 14 Li&avodtoQog Auorvoiio, Ta*e... 15 nqo^evog Bona- 
TWVy \M]udiag Ji... 16 Nixoldw ctQxorcog L4XvG[aioi . . 
17 aiXag TQiaKOvra firäg $[7talptv... 18 7tqioyütg Idhjtfxiiav 
&eo... 19 l^]leBarÖQOv , Juov J7oAt#... 20 lf]y8ioivixa> ctQ- 
Xovrog Bvot/dvviot [avveßd- 21 Xy>r&o akhog Ttwtcaunitog 
o%ctveiQa[g x(w- 22 a[wg Aafxxpaxavwg iv xov noXtfiov %bv 
v\iteQ reu 23 \oqoj tw ifx Belcpoig htoXi^uov Boian[oL' 24 
ovvs&qoi t[7ta]J^xv 2&aig KaQavixw, 25 TT\aqpi6viaxog IIv- 
(fdfwv. 

Z. 1 ergänzt von Kühl, der aber Tvde zu anfang schreibt. 

Z. 2 Kum. ov statt tov, am Schlüsse it*j ? z. 6 Kam. 

ftQtgyieg. Z. 7 Kum. *AvaxxoQtieg y 7tQi[ayieg. Z. 8 Kum. 
Tiqsog. Z. 9 waren nach or^ateiQag die hunderte vielleicht 
durch einen buchstaben bezeichnet. Z. 10 Kum. oydoexorta. 
Ergänzung von Kum. Z. II Kum. ergänzt (beispielsweise) 
bcontfrv. Z. 13 Kum. Z. 15 Kum. XVeidiag. Z. 16 Kum. 
UloQfioi. Z. 17 Kum. am Schlüsse EI\ Z. 19 Kum. Z. 20 
ergänzung des ersten buchstabens von Kum. Z. 21 ergänzung des 
Schlusses von Kum. Z. 22 Kum. 24. Kum. ovveÖQoc EINI?£ay. 
Z. 25 Kum. Die inschrift bietet viel bemerkenswerthes auch 
abgesehen von dem sachlichen interesse, das uns vor allem die 
nun sicher bezeugte thatsache des zwischen Theben und By- 
zantion von Epaminondes abgeschlossenen bündnisses gewährt, 
auf welches Demosthenes Phil. III, 34 bezug nimmt. Sie 
gehört in die jähre 355—346 und enthält die aufzeichnung der in 
den drei jähren der archonten Aristion, Nikolaos und Ageisinikos 
von den bundesgenössischen Städten Byzantion, Anaktorion und 
Alyzia an Theben gezahlten beitrage zu den kosten des heiligen 
krieges. Da bemerken wir denn, dass damals die alte im 
epichorischen aiphabet üblich gewesene vokalbezeichnung noch 
nicht ganz verschwunden war; in der ersten liste (z. 5 — 15) ist in 



194 R. Meister 

den worten 7tQioyeieg, l4vaxTOQi*Ug 9 TecQeiog und dyiotlxorta 
der gedehnte e-laut noch nach alter weise durch E bezeichnet, 
in der zweiten (z. 16 — 19) und dritten (z. 20—25) kommt das 
nicht mehr vor, da steht überall EL Andere beispiele der im 
ionischen aiphabet hier und da aus dem epichorischen zu- 
rückgebliebenen Schreibung E-u s. Theben 34 Orchomenos 12 
und 16. Auch der gebrauch von rj für das ältere ai ist noch 
nicht ganz durchgedrungen, denn neben Ldkvtijoi in der ersten 
liste steht lAXvtpiwv in der zweiten vgl. dazu erhaltenes tu in 
Theben 35; 36. Neben diesen resten der- ältesten Orthographie 
taucht aber bereits das der jüngsten angehörige ov für v in 
üov&iio 4 und xQ ova "° 9 auf, während in xqvoiov 12 und in 
14 anderen worten v erhalten ist Während ferner die erste 
liste BvCpvxioi und Bvtartlwv bietet, bezeichnete der Schreiber 
der dritten liste die Verschärfung des Zischlauts in diesem wort 
durch zusatz von a : Bvotdvrioi 20 wie sich ja auch BvQdvrioi 
Rang. 134 III, 6 findet. Weitere beispiele für die Verdopplung 
der Zischlaute giebt Keil Syll. 8.237. In t^le^dvÖQOv 19, dem 
namen eines alyzischen gesandten und IIvQdftov 25, dem namen 
eines byzantischen avvedqog ist die nichtböotische genetivform 
aus den heimischen dialekten der beiden mann er, dem akarna- 
nischen und byzantischen (megarischen) zu erklären. Mit Jrjlo7t- 
%i%<a 13, dem patronymikon eines Byzantiers vgl. CIG. 2108g Tb]i- 
oiag Jr\XoTC%ixov Bvtartiog; mit Jdöiovog, dem patronymikon 
eines Alyziers GIG. 855 EvQvdlx^dadov^lxvctia. Bemerkenswert!! 
ist dass z. 22 der artikel %6v für das relative pronomen steht wie 
bei Aristophanes Acharner 870 nqiaao twv iyw fpiqw. Vom 
ende des 4. Jahrhunderts an verschwindet dieser gebrauch. 

34) Keil Syll. s. 164 f. nr. LH, b, 2 (Zur syll. s. 599). 
aQioiogeveg l4Qioxo£&VBig. 

Zu E = et vgl. Theben 33. 

35) CIG. 1565 (Keil Syll. s. 29 f.) 

1 eootvxa . . ow« 2 oaaQxovrooedoge 3 ToiöctfioiriQogsvov 4 
eifHwßoKxmovxaiGve 5 Qyevavvwßavaf-t, 6 ovßajxccQxadonovxat 
7 aipevyoiyaaxaieoixia 8 0€7taoivxaiareXiav 9 xaiaoovkiav 
xcuxot7T7tae 10 xaixctroalaTeavxcuTvo 11 Is/iantaiQaeyiaioaaa 
12 oitoraQxiovuovzi/Liou 13 ~><xizü)vclo .OKavoatte 14 ovoaimt 
idoovpccQi.ao 15 7zXsqovög 
1 0]*bg Tvxa • [Ji"]o%i[k]- 2 i]og dqxovrog k'doge 3 toi dctpoi 
tvqo^bvov 4 el/u6y Boianwv %ai svs- 5 qyfoav JScißa> l4ty- 6 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 195 

ovßio KaQxadonov xal 7 dfiiv [/]ot yäg xal [/]otxta- 8 g 
üizaai* xal atiXtav 9 xal doovXiav xal xa[yy]a[> 10 xal 
xa%[ß : ]iXca;[y']av xal no- 11 Xifi<a xal [t]$d[va]g l[ia]oag. 
12 B]oianaQxi6y[z]a)v Tifio[ld(o 9 13 X]at[Q]aiv[S]ao 9 [SJ/öwj, 
[JM]^[y- 14 ai]yop, t l7t7Ct{a\o 7 [E]v(ia(>i[&}ao, 15 J7[a0/a>])'os. 

1 Boeckh G]eog iv%a[y Keil JC](ni[Xyog oder .Sw]r£* 
M*0£« 7. 9. 10.11 Boeckh. 12 Boeckh B']oiunaQxi6v[T]an' $ 
Keil TiftofA[eilü>] 9 ich habe Ti/*o[Xda) geschrieben, um die länge 
der zeile nicht allzu sehr auszudehnen. 13 Boeckh Alitovao, 
Keil X]aiQwv\ß]ao Keil &]uavog oder KX~]iwvog. 14 Boeckh 
"Iitni&QSy Ahrens II, 522 7/r/tt[a]o. *& Boeckh ü[aaiw]vog % 
Keil J7[a0iaj]?og oder i7[ar]^[ai]yoff. 

Die alte Schreibung at ist noch überall beibehalten, vgl. 
zu Theben 33; maoig ist ohne gemination geschrieben, wie es 
sich auch Orchomenos 25 findet, vgl. Theben 4. 

36) Keil Zur syll. s. 553. 

1 xaqnoodü>QOoawdafiU) 2 diovovoioodcjQO&ea) 3 ovaaayÖQoa 

nov&wvoa 4 Xovautoduo 5 aowmayevxXeioo 6 xakXixlua 

dafuüvoo 7 dafiaya&oodaki(ovo<T 8 aQiato^eyoo&eoreXioa 9 

viovoodioQOoa&aviao 10 tovd-sodtüQU 11 aovixiao 12 rw^u 

vaawroa 13 aitooevayd(Htp 14 azoadsvj;i7tu) 

1 KoupiaoiwQog Swddfaa 2 Jioyovatog JwQo&iia 3 'Ow- 

oaydqog üov&wyog 4 Aovoiag Jlia\yog 5 läaw7twv Evxleiog 

6 ÄaJUUxtaZs JdjMOvog 7 Japdya&og JaXiioyog 8 IAqig- 

Togerog Georihog 9 Jio]viovood(üQog Idüavlao 10 -wv Ö«o- 

daigai 11 -a£ Nixiao 12 -tow Mvdonnrog 13 Jt]ai%og\ Ei- 

dvÖQw 14 -oto£ Jevgifno. 

4 Keil 5 Keil ^faai7r[/]ctfy; das überlieferte Idawrtwv ver- 
halt sich zu ldoiü7zod<oQog wie iZbra/uw, JSzQvpwp, "HqwVy Nvp~ 
q>wv, c Exdrw> zu norajuodtoQog, £xQv^i6dwQog u. s. w. 7 Keil 
Jd[)i]a)vog y doch vgl. Jaliiav KoQwvsvg Athen. III, 173, nr. 69. 
9 Keil. 10 Keil ^/i>v. 11 Keil Jftxfjog. 12 Keil £?a']- 
tow. 13 Keil; das ort in z//]atTO£ ist nicht „dialektisch be- 
denklich 44 , vgl. zu Theben 33. 14 Keil ^'Aq\axog J€v§t7t[7t]m 
vgl aber Theben 4. Statt ^Liqatog kann auch "EQavog auf dem 
stein gestanden haben. 

37) Vis eher, Epigr. u. arch. beitr. 8. 49 (Kl. sehr. II, 8. 
73f.) Keil Syll. s. 73, nr. XII. 

1 %reoxxmQfiaiaHaQ6ia 2 noteidaone^TtvXrjo. 
1 Geoxxw 'EQftccuo idqeia 2 üotsiddon htmvXtjo[i. 



196 R. Meister 

©eoxxw und Eevoxxw, Tanagra 83, 29, sind wobl zunächst 
als zweistämmige kurznamen aufzufassen , die aus öso-xXeJ, 
Sfevo-xXw (vgl. die namen MeyccxXw, XcqixXw, EvxXri bei Pape- 
Ben3eler) durch assimilation entstanden sind. Mit dem 
schwinden der erinnerung an die bedeutung der silbe -xXw : -loua 
wird dann zuweilen die Gemination vernachlässigt (vgl. Theben 
4) so in liQiaxoxw Tanagra 83, 5. Eine andere bewandtniss 
hat es mit JaXixxoi Tanagra 83, 7, dessen zweiter stamm -ixxri 
wie das maskulinische -ixwp zu schliessendem -ixhtjg zu stellen 
ist, so dass JvX-ixxio zu vergleichen ist mit dem maskulinischen 
IJov&txioy Tanagra 81, 56 IdneXX-ixiüv (== L47ioXXtov-ix£*t)g). 
In ictQog bewahrt der böotische dialekt getreu das ursprüng- 
liche a, ich kenne nur ein sicheres beispiel eines € in diesem 
stamm, 'Ieqwvog Akraephion Girard Bull, de corr. II, s. 507, 
nr. 14. — Die Schreibung TLvtudaovi muss durch die Überein- 
stimmung der copien von E. Gurtius bei Keil, Ulrichs Ann. 
dell' inst. XX, 8. 49, Vischer a.o. und Rang. 1212 als ge- 
nügend festgestellt angesehen werden gegen Keils conjectur 
IIoT8idd[(o]vi und die lesung von Lebas 483 Iloxeidaiovi. 

38) Keil Syll. s. 74, nr. Xllb. 

1 IdvtUöv 2 dvi&sixe 3 Ilavaqixuyv 4 %6ig d-eolg. 

IlavaQfiwir accusativ von IlavctQuW) vgl. Niov/udy Orcho- 
menos 27, 10. 

39) Kumanudes > At%tmjg imyQwpai imtvfAßioi s. 222, 
nr. 1828. 

1 IIavv?]aoig Mev..*. 2 @€i]ßrjog. 

Ilavvaaig kehrt als name eines Orchomeniers wieder Or- 
chomenos 8, 9. 

40) Kumanudes ebd. s. 221, nr. 1829. 
1 IIeile<rtQ<yriSag 2 &eißrjog. 

Der eigenname mit seinem n dient dazu den delphischen 
namen IlrjXexteag (Wescher und Foucart 54, 3) gegen jeden 
änderungsverauch (vgl. Keil Rhein mus. XIX, 616) zu schützen. 
Wir sehen daraus, dass dem von den grammatikern (Hero- 
dian ed. Lentz I, 507, 5 ff.) den Aeoliern zugeschriebenen 
mjXvi entsprechend nfjXe (nüXe) auch die dorisch -böotische 
form für trjXe war. 

41) Keil Zur syll. s. 601. 
lAXxlöa^og 

42) Keil Zur syll. s. 591. 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 197 

1 dalctQxog 2 ßaoiXsia 
1 JdXaqypg 2 BaoiXeia. 

Keil nach Rang. 2064 Jd[fi}otqxog; vgl. aber IIv&aQXog, 
JiovvaaQxög, "EQjuctQxog u. s. w. 

43) Rang. 2065. 

1 JSoiaavÖQog 2 Qeoyltaiy. 

44) CIG. 1645. 

MOVQTIO. 

45) CIG. 1670. 

1 afiiaQxoactKQaTtoa 2 afxiüV7i<xvQO%Xa 
1 /f]djuaQxog l4xqa{%i]oq 2 J~\dfi<av IlazQ[(avS](x[o. 
Boeckh ^4~}axQa[Ti]oQ? n<nQOxX[e)a? 

46) Lebas 528. 
lOfteivo *Iofiuvo- 

In den folgenden inschriften finden sich bereits helleni- 
stische formen. 

47) CIG. 1576 (Keil Syll. s. 49). 

Die zeilenangabe bezieht sich auf den abdruck im CIG. 
1 xaXfoxQ(tteooaQ%OY%oo 2 ^eoyitojvuxQedaoiyTjaXoa 3 eiXctQ 
Xsovreaaya-d'wv 4 reXevcxwTtariovdainaQXiü 5 qxxQadctaav%OQü) 
&aXXsia 6 evdapovTwvTctQavTircjv 7 avayeofievT/Aoav&oia 8 
&ev€ioq>ilo0a>vooxrjTT} 

Die copie des Cyriacus ist so mangelhaft, dass man vor 
der hand an einer befriedigenden herstellung der Zeilen 2. 7. 8 
verzweifeln muss. Das übrige lautet: 

1 KaXXnqHxreog aq%ov%ng 3 uXaqxiovveQ liyd&tar 4 TeXs- 
vhuoj ü[X]dTtap (oder JZarfe]aw?) Jafxdqyw y 5 Oa^ddag?) 
EvxoQto, GdXXeig 6 Evddpov, tcov TaQavrlvtov 

Für die formen KaXXix^dTeog y elXa^xiovveg , Eväduov ver- 
langt der böotische dialekt KaXXmqdtiog, fiXaQxiovr€g y Evddfxco. 

48) Kumanudes Athen. 111,8. 482, z. 5—24. 



1 ...a\vdqß{v\ Saoi av d 

. . . . r]^v $§ l4(>8iov ndyov ßovXrjv . . 
d&döx]$cu not drjpnot j a /....£/*.<*. (fori.. 
(OV 



... • . 



5 sXe^e * irtidei £ttI Qevyvttn*ida[o äqxovroq 



198 R. Meister 

. .7c}aT<xXei(j>&€rT£g ev toi neiQOt€[i .... 

..dnodofitv Täfil M<üW%iav xofi.... 

..lA9)avr)oi tolg OTQOTiairrjg avtol avj.. 

evQt?]oxov&i xa eveQye . . . . a yeyev .... 
10 ,...wv xwv 7tQ(ot?r}v [7t€7t]Qayfi£r[wv... 

.^i]4?§aü&rj x&v %QUpidvwv zw.... 

..<xq?tlcc, Sftwg xa xofiixxdfievoi %.... 

...rj Xi(uiva..dreXuov 01 (ptXo/.... 

...ftev %f\ itoXi Qeißijaw rag drtoJ?... 
15 . . OT[QOTt(0Trjg 9 dedoxd-ai xol ddfioi 

....onoxxa 7taQxhtXeixe av... 

.. ./ Ilqoaxaxsiqloi fietri mar... 

....g %tj xol s4Qe07tayirfi xi}.... 

..xä\Xdvxav xtj ovo xij d(>d[xiu]a... 
20 .../ iav xiy fjfiKoßekiü) xo bußdXXo[v... 

....g Id&avrjcoy [$\%i & noXig @ei[ßijtav 

...xiovy oTtcog xa öiafiivoi d q>[iX... 

...og dvdqag ort.... 



••••• •••• 

Die Inschrift bietet uns einen athenischen volksbeschiuss 
in attischem und böotischem dialekt abgefasst, der bezug neh- 
mend auf ein bündniss zwischen Athen und Theben (22) die 
auszahlung einer den Thebanern zufallenden {xa agxia 12, xo 
imßdXXov 20) summe mit rücksicht auf ein bestimmtes verdienst 
der Thebaner (9 ff.) zu verfugen scheint, wobei der Areopag 
eine rolle spielt (2, 18). Kumanudes denkt an die Zeiten 
des Kassander und Demetrios Poliorketes. Dem böotischen 
dialekt fremd ist TtQiotyv 10, wofür es böotisch 7tQwtav heisst. 

49) Keil Zur syll. s. 546 f. nr. XXXV. 
L 1 Tipiov aQxovrog dneXrjXv&oxeg 2 ht xiov icptfßaw 3 Ms- 
vexXfjg MsvenXdog 4 lAixoXXodiJQog Tsi/ueov 5 Jr^ioq>(ov Ms- 
Xioxl%ov 6 EvTtOQOg OaXaxQitovog 7 üa^dfiovog QktXaxfiw- 
vog 8 Sxqoxwv JSiftiov 9 y !AQ%iit7zog uiovataxQdx(o 10 Ka- 
qaioyuxog y EfA7zid<jwog 11 Scixwv ElfrvxQdxovg 12 Awv- 
xeig Idwlwvog 13 ZtonvQog Bouoxü 14 *Ovdaifi[og ..... 
15 QeidioQog @[€]idioQ(o 16 'Ovdoi/uog 'Ovaolfuo 17 JZopcr- 
povog Jdfxwvog 18 SxgoxtüP 2S(oaißi(a 19 2toxBiQi%og 2oj- 
xsLqia 20 Kvddv[w](> T[i/n]ia. 
II. 1 Idqtoxiiav lAqioxlwvog 2 Ilov&oxXrjg TIoXovdqX(o 3 IdpQO- 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 199 

diriog naQccjuovw 4 Jiovoiaiog 'Ofwhattfa 5 ÜQa^iwv üqcc- 
gtwvoQ 6 EvftOQog Jiowaito 7 sfQiorlwv Sunnxliovg 8 3 Aqi- 
ati[ag oder idijg].. 9 Esvotpikog lifxyixleovg 10 'AqiotUov 

2ht)7tOVQO>. 

Für die späte abfassung der inschrift dient uns die Schrei- 
bung ei für i in EldvKQcrcovg I, 11 (vgl. 'l&vxQdrsig Orchome- 
nos 11, 34. 35), die genetive auf -xteovg für -xXslog, die no- 
minative auf -xlfjg für -ideig, MeXioti%ov I 5 für -mix** u. a. 
als zeugniss. 

Böotische Schreibungen haben sich erhalten in AovaiotQa- 
tw, nov&oxXrjg, iZblovaggco, diovovaiog, ZantovQ(o> £wv*iQi%og f 
JStoTeiQw, Stqotcov neben 2xqdjwv y in den genetiven auf -oi, in 
Q&idcoQog GeidaiQio und IdqyodUtog für \t4<pQodioiog. 

50) Decharme Recueil d'inscr. ined. de Beotie s. 19, nr. 7. 
1 a(H0TOOT6leiao7tcrf6iQ7tovd'oyiT . . fiayu ... 2 . &oiv . fytvxoi 
a&eoio 
1 ItiQumniXeig 07t[T]aveiQ f J7ot^oy/ir[cw] fidyeifaog 2 £j#ot- 
y[a]£ai' Tolg &eoig. 
Decharme will diiavetq in der bedeutung von Sitaan?, 
07ta66g 9 dnaörpriQ fassen; ich vermuthe, dass oniateiq auf dem 
steine geschrieben ist, und dass der name ourareiQ die function 
desjenigen mitgliedes einer böotischen cultgesellschaft angiebt, 
das in lakonischen inschriften ähnlicher genossenschaften als 
d(jTox67tog (Lebas-Foucart 163a, z. 31) oder oxponotg (= 
oipoTtotog, Lebas-Foucart 163c, z. öl) neben dem pdyeiQog 
genannt wird. In der 2. zeile schreibt Decharme fehlerhaft 
i&ölv[rj~\l;cn>. — Die form pdyeiQog gehört dem vulgären dialekte 
an, böotisch ist /ndyiQog vgl. Idydd-wv fxdytQog Tanagra 81, 73 
und die grammatikerzeugnisse für äolisches ftdytqog bei Äh- 
ren 8 I, 60 anm. 40. Doch liest man fidyiqog auch auf einer 
kerkyräischen (C1G. add. 1849c, z. 7) und auf lakonischen in- 
schriften (Lebas-Foucart 163a, z. 33; 163d, z. 05). 
51) Foucart Revue archeol. XXIX, 8. 112 f. 

I 1 ta 2 loa II ßaoileia HI 1 Tovadektpov 2 tov 

oviov 3 duQiojy 4 kewvfiskaa 5 €7torjaav 
I 1 -ta 2 -loa II Baalleia III 1 tov ddekpov 2 tov oviov 
3 JwQiwv, 4 AinaVy Melag 5 STtorjoav. 

Böotischer vocalismus zeigt sich noch in der Schreibung 



ovtov. 



52) Keil Zur syll. s. 541, nr. XXXIV. 



200 R. Meister 

Lebas 492: 1 xaXltx ao 2 aQ%owooa7t$X • 3 .ovtsaw 

%ov.fi.vo..v 4 xXewvoa 5 (prj.iovevrayficc 

Rangabe 705: 1 a%aK..%iooü 2 a^xovtoaaftstk.v.oov 3 o 

vreoeoTavpovaior 4 ..tnanr.vTayfiaxlewvooa 
1 KakXt%[Qazld\ao 2 äqxovzog d7tel[r]X}v- 3 &]ovt*g ig x[(o\v 
[i-~\ 4t q>ri\ß}ü>v h tdyfia. 

Neben zeile 3 und 4 steht der name: 

3 Movawv .4 KXiwvog. 
Die heratellung der inschrift rührt von Keil her; nur z. 3 
habe ich das von Rangabe gegebene Moioiav (von povoa) un- 
verändert gelassen, weil auch bei Lebas o als vierter buchstabe 
des namens mehr auf ein rundes o als auf ein q hinzuweisen 
scheint. Dem böotischen dialekte entspricht die form K aXXvtQa- 
ildao und der gebrauch der präpositionen ig und b, dem hel- 
lenistischen i(pTjßiov und KMwvog. Die bildung des park pf. auf 
-orteg, die auch äolischist (vgl Ahrens 1, 148 und Keil a.o.), 
findet ebenso wenig wie die attische form im böotischen dialekt 
weitere belege. 

53) Rang. 1316, Lebas 493. 

In einer längeren namenliste findet sich nur in Xa^tdaftog 
B 16 der dialekt der landschaft bewahrt, da das von Ran gäbe 
B 17 gebotene üotldag (Lebas II.. lag) zweifelhaft ist 

54) Keil Zur syll. s. 601. 

1 'la^irpfixa 2 Jdfiuovog 3 Qrjßaia. 

55) CIG. 1669. 

1 dafitoaTQataoixvajv 2 %Q*o%a 
1 Jafioa%Qa%a 2ix,vwv(la) 2 %(>[fj]ot<i oder x(tt[t]a?a? 

56) Lebas 550. 

1 7iaQ...va 2 XQ**-* 7 ] 3 %ai..a 
1 üaq[a(xo]va 2 ZQ[ r jo]rf 3 X«'fefc 



IL Orchomenos. 
a) Inschriften epichorischen alphabets. 

1) CIG. 1639 (Keil Syll. s. 177). 
1 eTtißaxevfai 2 ejcideYaovi 
1 *Eni Baxsvfai 2 *Eni Jilpan. 

So geben übereinstimmend die copien von Rose (CIG.), 
Leake (Taf. VIII, nr. 36) und Curtius (bei Keil a.o.); Ran- 
gabe 331 liest 1 emßcrxeviai 2 emdiYoovi. 



Die inschriftlichen quellen des böot dialekts. 201 

Das digamma des namens Baxevfag ist wie öfters nach v 
eingetreten um die beim Übergang zum folgenden vokal zwischen 
vokalischer und consonantischer ausspräche schwankende natur 
des v einigermassen auszudrücken. Den von Gurtius Grz. 4 
570 dafür beigebrachten beispielen will ich noch das dodonäische 
EvßccvÖQog (Karapanos PI. XXXIV, 3 s. 71, nr. 3) hinzufugen, 
in dem ß die stelle von / eingenommen hat. Die im übrigen 
seltenen namen auf -evag waren in Orchomenos nicht ungebräuch- 
lich. Wir werden KQcnevag nr. 11, 43 antreffen, liXtvag nr. 
10 und einen archonten von Orchomenos desselben namens nr. 
25. Baxsvag schliesst sich an Bccxevg (=fkncx«$s?) an. 

2) CIG. 1643. 
xvdiXXe KvdiULei[g? 

Mit dem suffix -LXXrjg statt -iXXog vgl. L4xvXXsi[g?] Tanagra 
54 III, 4 statt des gewöhnlichen "AxvXXog, Biozreig Hyettos 
Athen. I, 490 ff , nr. 12, 9 statt Bio%%og Orchomenos 11, 20. 
Das fehlen des schliessenden a könnte nach dem zu Theben 
24 bemerkten erklärt werden. 

3) y Eq>t]n.aQx. 796, Rang. 364 (Lebas 635). 
voxXuo NoxXUig. 

Wenn die inschrift unverstümmelt erhalten ist, wird man 
NoxXistg aus Nso-xXieig erlären, vgl. KXeaQiovq \ Qoyeirovog \ 
l4Xtü7ts%ii$e» Kumanudes lA%%. imyq. im%. s. 34, nr. 200 
9oditov Euböa Stud. V, 257, 64; 2otda Sparta Lebas 163b, 
z. 37. Das nächstliegende beispiel würde voxXeo NoxXsig CIO. 
1651 sein, wenn man nicht mit Keil Syll. s. 178 muthmassen 
müsste, dass da dieselbe inschrift in einer weniger genauen 
copie uns vorliegt. Vgl. auch Tanagra 4. — Ist aber anzunehmen, 
dass der anfang des namens nicht erhalten ist, so bieten sich 
als mögliche ergänzungen l4(f\voxXUtg (Keil a. o.), litiilpoxXisig, 
0d]voxXieig u. a. 

4) Rang. 333. 
xaXXiyemov KaXXiyeiTtav. 

Offenbar dieselbe inschrift findet sich Ity»//*. <xqx* 799; 
Lebas 634, s. 144 in der form: 
xaXXiyifiov KaXXiyiTüjy. 

Da sich in den inschriften epichorischen alphabets ursprüng- 
liches u bereits häufig durch * ausgedrückt, aber zuweilen auch 
erhalten findet, so ist eine entscheidung zwischen diesen beiden 
lesarten vor der hand nicht möglich. 

Beitrag« >. kand« d. lg. tpraeh«n. V. j^ 



202 R. Meister 

5) 'jfyq/u. dox. 814, Rang. 335 (Lebas 646). 
1 aQiazofieda 2 xetpakkca 

1 IfQiovofiida (oder L^Qiaro^eida) 2 Keqxxklig. 

6) 'Eqrqti. aQ%. 816, Rang. 357 (Lebas 614). 
(pikovToixvTtaQiooot 0iXü)v toi Kv7vaQtaooi. 

7) Von den münzlegenden sind ohne zweifei die linksläu- 
figen und die mit R = q in diese periode zu versetzen, Im- 
hoof-B lumer a. o. 8. 361, nr. 31; s. 362, nr. 34; s. 363, nr. 
36, 37, 40-42; s. 364, nr. 43—45. Von denen, die €& ('£«<>- 
fAeviog, 'Eoxofieviov , 'EQxofieviwv) bieten, sind die mit EYDO 
(Imhoof-Blumer, a.o. s. 365, nr. 47), EYJO (ebd. nr. 48), 
VJOPO (ebd. nr. 50), JOPO (ebd. nr. 52), also Evd<oQO{$ oder 
Evöioqü) über dem abgekürzten stadtnamen, durch ihr ionisches 
zeichen für % und ihr den gedehnten o-laut in alter weise aus- 
drückendes die Vertreter der Übergangsperiode vom alten zum 
neuen aiphabet in Orchomenos. 



b) Inschriften ionischen alphabets. 

er) Aeltere. 
8) Rang. 898. 

Keil Zur syll. s. 579 bemerkt über diese inschrift: „Von 
diesem leider sehr verstümmelten denkmale besitze ich auch eine 
etwas vollständigere abschrift Welckers; ich werde daher das 
ganze anderswo behandeln und setze hier bloss den anfang her 
und den beginn einer zweiten liste, welchen Rh anga bis nicht 
erkannt hat 4 . Die erste liste z. 1 — 34 scheint nun hieher zu ge- 
hören, da ursprüngliches oi und v in den betreffenden worten er- 
halten ist. Leider ist Keil nicht mehr dazu gekommen, die 
vollständigere abschrift Welckers, über deren verbleib mir nichts 
bekannt ist, zu publicieren; die copie, die bei Ran gäbe steht, 
ist so mangelhaft, dass sie nicht als genügende grundlage für 
einen ergänzungsversuch gelten kann. Ich beschränke mich des- 
halb auf anführung des hinlänglich sicheren: 
1 Qtog 2 Tod ovveßdkov&o iv [t]6v [d-uoavQOv tcö 3 'Aoxka- 
tcm (zu der Schreibung des wortes mit % für x, die Orchome- 
nos 11, 40 in der Rangabe'schen copie und CIG. 6737 wie- 
derkehrt vgl. die von Röscher De aspiratione vulgari, Cur- 
tius Studien I 8 s. 76 ff. zusammengestellten beispiele) dqxop- 
tiaif 4 y O]lvfi7Vixia> 5 @ioyv£i?Ld[aö\ GioyveiTtd[a]o [yq- 6 ap- 
[j4]<ttidorvog 8 !Aqtaviiav 9 IIavvaai[g 14 'Ovdoipog Gio\y]i- 



Die inschriftlichen quellen des böot dialekte. 203 

zovtog 15 ArtoXXodioQiog 16 Tipo%Xi[8]c{$ 17 0tXo%qdz€ig 
18 MvQixtog 20 JioxXidag 23 Avaiag 28 JioyLxiov 29 'O/uo- 
Aougos 31 Nixtvog 33 KacptaSdwgog 34 'A&avodwQog. 

Die Schreibung y^a/njuaridovrog 6 findet sich für das ge- 
wöhnliche yQaftjuarldSovTog auch Orchomenos 20. Im übri- 
gen vgl. Theben 4. 9 den namen üavvaaig hat Rangabä nicht 
erkannt. Denselben namen von Kumanudes durch conjectur 
hergestellt s. Theben 39. 

9) CIG. 1579 (Keil Syll. s. 56). 

1 Miqi%og IIoXvxQdziog 9 'laQcSvvnog Jioyizovog 2 ärÖQsaai x°~ 
QCcyeioavrsg vvxdoavxsg Jiwvvaoi 3 äv&d-SLxav 9 Ti^iiavog ccqxov- 
zog 9 avXlovzog KXsiviao, 4 dtdovzog 'AXxio&iviog. 

10) CIG. 1580 (Keil Syll. s. 56). 

1 IdXeiag Nlxwvog, Kaq>io6dwQog AyXaoqtatdao avÖQsaai 2 %o- 
Qayiovzeg vtxdoavzeg Jicovvooi äve&4zav 9 l4&- 3 aviao aQxov- 
zog 9 avXiovrog KXeivtao, dtdovzog Kqo- 4 zwvog. 

11) Keil Zur syll. s. 562f., nr. XXXVIII. 

1 0iXodd/dü) aQxovrog Boiwzoig 9 *E()%opie\yt- 2 oig de Qioyvei- 
zidao, TZoXsfjLaQxiovxwv 3 Ev%aqiöao Ja/uacQixtü) f Kaqtiaiddao 
Iled- 4 a[x]Xeiw 9 0iXXtog IJoTa/jodcoQicOy yQa[Ä[Äazid[d- 5 ov- 
%og zolg noX&tiaQxoig IIoXvQsizw Qio- H xovdeiw zou ttqozov 
iazQOzevadr] ■ 7 Mvaoldixog 'A&avodajQiog, üov&tag Qiod- 8 
6ziog 9 @QaovXaog Tiuaoi&lw 9 a In7twv A&av- 9 odc&Qiog, AnoX- 
XodioQog *OXvpmixiog, KoQttd- 10 dag Sevwviog, EvKOfutog 
KaXXtyizoviog, JTo- 11 v&wv AfÄivoxX€iog 9 KaXXiXQazeig Aya- 
o[i- 12 ijog, IIov96dwQog X)Qvirjog 9 Tifio[x]XeZ 0i- 13 odco- 
QiXiog, EvQvXoxog Faoriviog, IIzw[i(d- 14 v [Mv~]aoi<&viog 9 Afii- 
viag Ti(A<aviog } 'Ayeioa- 15 vdqog 0iXdvtog 9 KatpiaodwQog Aa- 
xpar«- 16 10g, AQiozoxXeig IdQiozcjvog, *Aqiozo\^ 17 hug 
0tXoxXeiog 9 Jev^i7t7tog 'OXv^inixio- 18 g 9 Jiwviovoiog TeXe- 
oaQXiog, KaXXiag 19 NixoxXeiog, Mvaolvtxog Aqlozoö- 20 
dfiiog, y Ovdaifiog Biozzw 9 rXavxog Ka- 21 gaicoviog, Mvaot- 
SdXetg @t07t6ft7tiog 9 -S- 22 d$(av K OpoXiaixiog 9 EvdyyeXog Qto- 
zl- 23 fiuoy Msvidapog Giozi/nco, tf EQf.iwv A&avirj- 24 og 9 Mva- 
aiußv Mvaoid'iü), Jctft[ozi]iov 2a pl- 25 x L0 $> Mv(>z(dv 2onq>6- 

Qto, N 26 tog, KccQaixog TifidvdQi[og 27 og 

[0i- 28 Xinnidag Sevo[zif/]iog 9 etx? .... 29 vo- 

Xog? Evq*dfitog 9 KaXXiozQOZog KaXXiaz- 30 Qoziog, Ilozafto- 
di[x]og llQOxXtiog, TeXeo- 31 lag Karctdvtog 9 Ildawv lloXovgi- 
nog, 0io- 32 ziXeig *A&avoiwQiog y JafiidzQixog 2zQa- 33 zci]- 

14* 



204 R. Meister 

viog 9 Idvxlyw» 'IctQwviog, KaXXiag Aqio- 34 voxXidao, 2iü[<pd]- 
veig 2wa[TQ]a[T]idao y *I9v%q- 35 aTeig sfQxixXidao, c A[q>]tjaxl- 
o)v Avxlno- 36 g 9 Xaq[iav\dag [XJopoittog, Midwv Tifiwiog, 
37 JiOTifxog GQCcociviog, Id&aviag *AvÖQ[<iv- 38 iog\ IIqqxql- 
%og MeiXifjog, KdXXimtog Faoav[d(>i- 39 o[g], AaaQ%og Tipo- 
Xdiog, Bhan> 0iXsry[Qi- 40 og], l4Qio*<XQ%og l4a%Xa7ti%iog y Ka- 
q>taUav [M]v[fli- 41 %[i]og, EvfteiXog EvxXidao, A^svüiag Ke- 
q*taviog 9 42 E^^B[i]Xog [-^]cr[y]erao, Ayeiotnxog *A%ia%iovog 9 
43 nor]afi6öwQog 'EqcotIwvöq, KQcn$va[g] Mv[a]o[i&- 44 C]w 9 
IdtvTtiLQavug XrjQw[y]dao, Ev9ovfiog TeXeoi[ijog 9 £- 45 ifypo- 
viaxog Kaq>ioodcoQiog, 0iX6i;evog [K- 46 e<pwviy[i]og t Id&avd- 
dag*AvdQOx6X&iog, S(ov[etQtxog? 47 Kaq>i]aodc&Qiog , TIov&ovi- 
xog QiXoxQatBiog, [J- 48 tv6a%Qo\%y>g IIqa^twviog 9 KoQonidag 
4o[x]l\ß]io[g 9 49 TeXtolag l4qi\pj^\wvog, 

Z. 5 Keil IIoXv[xQ]it(o ; diecopien übereinstimmend IIoXv- 
Qehu) (=* IToXvqqiJtü)) wie IIoXiovQetTog Hyettos 16; vgl. Theben 
4. Z. 9. 10 wage ich nicht das sicher bezeugte KoQtcddag mit 
Keil in KoQOtddag zu ändern, zumal die von Keil zur erklä- 
rung des namens herangezogene böotische stadt XoQoia hiess 
und ihre einwohner XoQauug; das ergiebt sich aus den von Ku- 
manudes Athen, IV, s. 215 veröffentlichten proxeniedekreten 
dieser stadt und stimmt zu Stephanos Byz. (ed. Meineke 
8. 695 f.) XoQoia, TtoXig Bouoviag . Ilavaaviag fvdvq* (c. 24, 5) 
„£x de KvQTtivayv vnsQßdXXoru xb oqog 7t6Xtg(xd iaxt Xoqoiag". 
xo i&vixov XoQOievg. Koqeiddag würde etwa mit dem delphi- 
schen KoQtjxag (s. bei Pape-Ben seier) verglichen werden 
können. Z. 14 ist gegen das K eiY sehe l4va[i-]iwviog einzuwen- 
den, dass der stamm dieses wortes sein digamma im böotischen 
dialekte beibehält. Die inschrift von Lebadeia Keil Zur syll. 
551 kann dagegen nicht angeführt werden, ü& Ava^lwvog dort 
die 2. zeile beginnt und der schluss der vorhergehenden nicht 
erhalten ist. Mvaatwviog hatte Keil selbst Syll. nr. II ver- 
muthet. — Zu der weglassung des schliessenden sigma Tifto- 
[x]JUZ 0ioÖa)Qixiog 12. 13 vgl. Theben 24. Z. 14 und 42 habe 
ich Idysi- mit spir. asp. geschrieben nach HayeiaavÖQog The- 
ben 3. — 28 Keil Ssvo[xXe]log; Eevoti/uog ist uns als Orcho- 
menier bekannt aus Orchomenos 12, 7. — 28. 29 Keil E[vqv- 
i]o[x]og, ganz unsicher. — 30 Keil lIoxafi6d[(x)q\og y früher Syll. 
nr. II n<nanodi\%]og; der name ist gebildet wie <2*afiiavd(>od{xt] 9 
€ EQfiodixog 9 'Hqodixog u. s. w. — Ran gäbe 1304 schreibt viel- 



Die inschriftlichen quellen des böot dialekte. 205 

leicht richtiger als E. Curtius und Boss l4a%Xanixiog vgl. zu 
Qrchomeno8 8. — 42 Keil schreibt !dht]hao 9 vermuthet aber 
auch selbst Aayhao, das sich besser an die gegebenen zeichen 
anschliesst. 

12) Foucart Bull, de corr. III, s. 453. 
1 urtavaoiat.ox 2 KaXe^avdQwatqataytovToa 3 oSwgtwfiX 
aQxiorrooduoafTSQiav 4 7Z7zei$ioyi%ovioanvaotdixooa$avod 5 
fatioa&eveaitovQQinoa&iodoroofto 6 oyiTiovduDwoioodoQxeid 
aafisXa(nßi 7 v^voa^w(ni^itoooep%iy&fidaaoi^ovi 8 tuxXXixqm 
vevQvqwortioarjxtittiPTjxfiovioo'C 9 (LuaoqtaovXXioo&oivcjvripoyi 
rorioadiod 10 areXeaa^xioaxa(piaod(OQoaaQ^tXXioaa7toXXo 11 
dtüQoaTeXtorao&ioftofiiTtoooXvfiiTzixioo&iode 12 §cXaa/tivaai%Xe 
tocxaXXta&^eafievavÖQioa 13 favaguovocuovdao 14 ixayxUv 
SioQO&eioaevQvßwTadaa^aXXioa 15 eQfiaioovuurjooctQyiXiaoXa 
ovixioc 

I Toi \mzü*g ro]i iv xav y Aoia\v\ at[Qa*evodnevoi ßa- 2 <u- 

Xeio)s l4Xe§dvd{Hü <n<Hxtayiortog y 3 .]od(ogtw H- 

Xafxtwtog, du Swvüqi av[i&iav? . . . . 4 nnu Qioyirovtog, 
Mvaoldixog l4&avod[a)Qiog? 5 Japoo&h'sig IlovQQlviog y Qto- 

dotOQ üo[ 6 oylttav Juovvoiog, JoQüddag MtXdjußi- 

[o§?, TIoX- oder IIoXo- 7 vgevog Eevori fuog, Avriyevlöag 2i- 
pov[Xiog oder XXiog, 8 KaXXlüQoiv Ev(w<pa6mog y y 'Hxfi<ov *H%- 
n6viog y 2[t(x- 9 fitag 0aovXXiog, Qolvanr Ti^oyt%6vtog y Jt6- 
d[wßo? 10 g TeXeoaQxiog, Kaq>to6dwQog l4q^iXXiog y IditoXXo- 

II StoQog TeXiorao, Qi6izo(jmog 'OXvfiitttxiog, Qiode- 12 £lXag 
MraaixXelog, KaXXio&ivug MevdrdQiog, 13 F<xva£i(jw 2a<6v- 
dao, 14 IlavxXeig J<o(}69eiog, Evqvßanddag TdXXiog, 15 'Eq- 
judi'og Nixirjog, 'AyyiXlag Aaovtnuog. 

1 Foucart 2 F. ßaaiXio]g; auf dem stein stand wahr- 
scheinlich ßaoiXsoa 3 F. dv\i&eav 4 F. ut7tei(g) 5 F. IIo[v- 
öifjog Ji 6 F. MeXa/ußirjog? JIoX 7 F. 2i/uov[viog 8 F. KaX- 
Xixqwv; 2[if4. 

Foucart hat erkannt, dass der Alexander, der die Orcho- 
menier auf einem feldzuge nach Asien anführte, nur Alexander 
ron Macedonien sein kann. Ende des Jahres 330 schickte Alex- 
ander von Ekbatana aus das gros der griechischen bundestruppen 
in ihre heimath zurück; es blieben nur diejenigen, die den beson- 
deren wünsch hatten unter ihm weiter zu dienen. Wir gewinnen 
damit mit hinlänglicher wahrscheinlichheit eine datierung dei 
inschrift; die aus Persien zurückgekehrten Orchomenier werden 



206 R. Meister 

bald nach ihrer ankunft, wohl nicht später als 329, dem Zeus 
Soter den dank für ihre glückliche rückkehr durch das weih- 
geschenk dargebracht haben. — Wie in der c. 20 jähre älteren 
thebanischen inschrift nr. 33 finden wir auch hier den gedehn- 
ten e- laut noch in der weise des epichorischen alphabets durch 
E ausgedrückt; auf dem steine steht SarreQi, Ja/uoo&6vsg, KaX- 
Xiod-ev&g, ILavxtäg. Nur der name, der zu anfang von z. 4 auf 
TtTtu endigt, scheint, wennn die zeichen genau wiedergegeben 
pind, der späteren Orthographie zu folgen. Das schliessende g 
würde dann, wie in den zu Theben 24 angeführten beispielen 
unausgedrückt geblieben sein. Doch kenne ich keinen auf mtr^g 
endigenden eigennamen. — Die patronymika sind mit ausnähme 
von TeXeozao adjectivisch gebildet, bemerkenswerth ist JwQo^eiag 
14 und, wenn ich richtig ergänzt habe, MeXetfißiog 6, das dann 
wie das patronymikon Jicovvoiog zu erklären ist. — KaXUxQwv 
8 kann meiner ansieht nach nur als zweistämmiger kurzname 
(Fick Griech. personennamen XVI und beitrage III s. 123) von 
KakhxQdzrjg mit dem suffix -tov gebildet wie Idvrlytov, Japtovw 9 
'Exifiptov, GijußQwv, nd/u/Licov aufgefasst werden. Qiodegllag 11. 
12 ist ein neues beispiel für vollnamen mit zweistämmigem 
zweiten theil (Fick VII), denn Jsl-iXag = Jsi-ilaog. Neu ist 
auch LJQ&Xfoog, bekannt war IJQ&Xatdag und andrerseits '.S^- 
%iXXog. 

Während in den bisher aufgeführten älteren orchomenischen 
inschriften die Schreibung v entweder ausschliesslich herrschte 
oder neben der jüngeren Orthographie ov sich noch erhalten 
hatte, finden wir in den nun folgenden ausschliesslich die Schrei- 
bung ov für früheres v angewendet. 

13) Keil Zur syll. s. 570, 1. 

1 BOiiOXOi TOV TQL7VOÖCC dvi&BULOV 2 Ttjg XctQlTeOOl XaTTCCjit 

liarcuiav 3 tu lirtoXXiavog, (XQ%ovrog 4 Safiiao 'lapemxhao 
Qsißyüß, 5 dcpedQiccTevovTüjy 6 MeXdwiog NiKOxXsiog 'Eqxo- 
ftevliüy 7 'HoxQiwvog &eQOavdQix<o KoQwveiog, 8 lAqvmXuog 
y Ay%to%liao *Av&adoviw, 9 lAqiotwvog Mewldao QwrtuTog, 10 
IlQagiTeXiog IJQiozoKXldao GeißrjU), 11 Qio/uvdaTw 'EQpaixäi 
TavayQijw, 12 Ilov&covog KaXXiyLtovog 'SiQomlto, 13 y^anna- 
%evovtog 14 JtoxXsiog Jiocpdvva) flXaTcctiog, 15 fiOPTevofiivta 
16 Jiviao 'EQoriwvog GsOTtisiog, 17 [d^iTZQOTtiorzog 18 Oe- 
vo%idao Evpsvidao ^Eggo/uWw, 19 ia(>]<nevönog 20 AafiTtQcao 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 207 

Ueber die Schreibung kann nirgends ein zweifei bestehen. 
[B]eidoti(t) y was Keil als auffallend bezeichnete, wird geschützt 
durch Gsidfogog 0[e]id(OQio Theben 49, 15; das von allen ab- 
schritten übereinstimmend gegebene oiTtgoTUortog = [&]i7tQO- 
TtiovroQ 17 verhält sich zu dem ursprünglichen böotischen &to- 
Ttqoniovxog wie die eigennamen auf ö*- wie &lßog, GipßQatVj 
&iß(Hxxog und die lakonischen 2td£x%ag } 2uzofit7tog 9 Shifiog 
u. s. w. zu demselben namen &tog (aiog) vgl. Baunack Stu- 
dien IX, 8. 83 ff. Beachtlich sind für diese eigentümliche zu- 
sammenziehung, der eine assimilation des o-lautes an den i-laut 
vorausgegangen sein wird, die Schreibungen Jivdorog Hyettos 
Girard Bull, de corr. IL 8. 498, nr. 6, 11 und Jioldotog Hy- 
ettos Girard ebd. 8. 500, nr. 9, 5 (sicher ebenso, d. i Diu- 
dotos ausgesprochen), welche die lautliche Vorstufe bilden zu 
dem gleichfalls bezeugten Jidorrj (bei Benseier, der den na- 
men aber mit „Doppelgabe" übersetzt). Und die Schreibung et 
in den böotischen namen QeldcoQog und SsiSoTog soll ebenso 
den verbreiterten gedehnten i-laut ausdrücken, wie in den spät- 
lakonischen namen Seidixrag GIG. 1244. 1247. 1250, leijiirjdTjs 
1261. 1372, SeiTtotiTtog 1241. 1245, Ssttsifiog 1239. 1241. 1246. 

14) Keil Zur syll. 8. 549 ff. 

1 dctfHXTQKo 2 oxoQidaasq 3 oyeveiooavri 4 7tavq>iXoofiva 
üilo%to 5 aai^cotpclleilovoid'ia) 6 lOoereccQxooXaaQxw 7 vit 
iT&iadaonoXtovxXi 8 ßiovwsvQOvXoxoaa&avix 9 xXsioccqiotu) 
voa 10 afiiXtiaodi(avx a Q iX ^ H Qareioa(07taTQco 12 ei-aaxe 
gt.xXiovix 13 eiXtoavr ly evido> 14 oaevQio 15 XXw 16 (pavr 

1 Ja/d<xT(>l(D, 2 Jio]oxoQidag c Eq- 3 -oyivsiog, lAvxi- 4 JTav- 
(piXog MvaoiX6x<*) 9 5 -dd](.nü y QlXXei ~/tovoi&i(o, 6 -tog, 'EveccQ- 
Xog ytaaQxw, 7 -v nrr&iddao, IloXiovxX[ßig 8 Biotio, Ev- 
QOvXoxog ld&avix\w, 9 -xXsig l^Qiavcovog 10 -g MiXtiao, dl- 
o)v XctQixX[eiog, 11 -x\QaT€ig Swtzotqü), 12 !EfaxeaT[w], KXi- 
[o]vix[og 13 -fi]etXto 9 !Avrtyevid[ag 14 -og Ev[ß]i6[tio 9 15 
-XXo), 16 -yavr- 

In der herstellung bin ich überall Keil gefolgt. Ueber 
QiXXei vgl. Theben 24. 

15) Lebas 656, Rangabe 1307, Keil Syll. s. 159 f., nr. 
XLV. 

1 -vjw» Evqtctfiidag IIovqqo) 2 -Xo . . . lAQioxdvixog Zafdxw 3 
MvacnxA«**; Evxfiwiog 6 -a- 8 -cw Mvaowvog. 



208 R. Meister 

In der Zeilenangabe bin ich der copie bei Lebas gefolgt. 
Z. 2 fehlt -Xo- in der von Keil benutzten E. Curtius'schen 
abschrift. In derselben zeile bietet Lebas Safitxü, Curtius 
und Ran gäbe 2afit%4a. • 

16) Rang. 334, Lebas 642, Keil Syil. 8. 162, nr. XLIX,d. 
ßovxavreodaidctTQixoQ 

Bovxazteig, JafidtQtxoQ- 

In dem ersteren n&men liegt e sowohl in der Rangab e- 
schen wie in der von Keil wiedergegebenen Stephani'schen 
copie vor; es ist also auch hier e als der aus dem epichori- 
schen aiphabet noch beibehaltene ausdruck des langen e-lautes 
anzusehen vgl. zu Theben 33. In der Schreibung %% bin ich 
Rangabe und Lebas gefolgt (Stephani bietet einfaches %) 
im hinblick auf Bomavtrjg Tanagra Haussoullier Bull, de 
corr. II, 8. 590, nr. 22, z. 5. Die beispiele von Bowunia 
siehe unter Theben 29. 

17) Keil Syll. s. 13 ff., nr. DI, 1-17. 

1 Qwdaoanxortog 2 X , ^udiayQaxfJU xaxo 3 &..x 

. . vano datXaouxv 4 areia . . oirrf]7ToXufta^ei 5 avrtoX . . 

•ct^xo..v7teQraarro 6 aiooaruyevidaoevx(Kni 7 daoxatptoodwQ 

ooaQioxwvoo 8 TifiofieiXoaxayioiwvoa 9 aowdtxaagewoxXiia 10 

fivaoi . . vuxpYjdtfxoaqu.Xofiu 11 taayuaiXaoo(piXi7i7t<aiMxv(i 12 

xXidaadafiavQtP(o€iayoQ€ 13 vac.oo&wyiTOVooevQOv 14 <pa 

(avda^oreXiotTKaXo . d 15 daatpiXofMiXuMjantQaieio 16 psyccXi 

aoroopoXoyov .ccq 17 vaoipov&ioyiTOvoo 

Lebas 627 giebt dieselbe Leake'sche (II, pl. VIII, nr 37) 

abschrift, der Keil folgt, nur steht bei ihm in z. 2 der druck - 

fehler öictQyQaipei statt diayqaxpBL. Abweichungen finden sich bei 

Rangabe 1303: Ueber Keils erster zeile wo 1 diog.aiQ 

lovdao 2 Xxapei 3 mijwvarto 4 aiwu... Itrop 5 avnoXe^a 

0%oiovitsQ 6 XioaavTiyepidaevxQarr] 7 Xao 9 xrjoowdixoo 10 

fivaOMpavo) 12 fiviOQ* 13 ovaotdwQ.oioyiTOvooeQOv 14 q>i 

Xiavda/noreXioaxaXodo 

1 X]ai(x6vdao afxovtog*[^ 2 di] xa fiel diayqaxpu xa[r]o 

3 n%{ä[wv a7to[tLaa%ü)] dtrtXaoiav 4 av[r]ta[<htia]aiy rrj noXv 
TtaQei- 5 av noXifia^xot oiniq *ä[$] it6- 6 Xiog *Aniywl- 
dag EvxQavi- 7 dao, Ka<piood(OQog LjQtouoPog, 8 TifiSfiuXog 
Kacpioiiavog 9 xi)J aovVdixo[i] • SsvoxXida[ß 10 Mvaaupavc», 
tity'dtjuog Orto/uei- 11 A]a;, läystalXaog 0tliftnw y M<xtq[o- 12 
xMdag Jaficcr^lvw • jFYcrfyjo^Cs • 13 lO]raa[i/u]os Qioyitorog, 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 209 

Evqöv- 14 qxxvnf Ja^otihog, KaXo[xXi- 15 dag (DiXofieiXw, 
SbntQOTeig 16 MeyaXiao • %b ouoXoyov [n]aQ 17 3 0]vd<nfiov 
(hoyirovog. 

2 f. Auf xcnoTtzdiov (ygl. Orchomenos 20) scheint mir die 
R an ga beuche copie sicher hinzudeuten. 4 dvriodxioaiv Keil 
nach Ahrens, nicht sicher (vielleicht dvrioraaiv?). An die 
richtigkeit der nichtböotischen form Ttdlei 4 glaube ich trotz 
der Übereinstimmung der beiden copien nicht. 10 Ich wage 
nicht den von Rangabe gebotenen namen Mvaoiq>dvio zu än- 
dern, da sich cpavog ja so häufig als erster stamm in eigenna- 
men findet. Keil Mvaoi[£{]vio. 12 Keil JajucctQi{x]ü>. 13 Die 
Rangabe'sche copie weist mit bestimmtheit auf 'OvaoidwQog 
hin; doch ist dieser zeuge sicher mit dem 'Ovdaipog Gtoyltovog 
identisch, bei dem der contract, welcher stets einem der zeugen 
anvertraut wird, deponiert ist. Die Leake'sche abschritt be- 
seitigt jeden zweifel. 

Bemerkenswerth ist die Wiederholung einer anzahl hier vor- 
kommender namen in den nächstfolgenden inschriften. Die 
hier genannten polemarchen werden auch in der auf demselben 
steine befindlichen inschrift 18 angeführt Die möglichkeit dass 
17 und 18 einem und demselben jähre angehören, wird nicht 
durch die nennung des archonten Chairondas in 17 zu nichte 
gemacht, da mit XaiQiivdao ixQxorfog höchst wahrscheinlich der 
Zahlungstermin angegeben war; doch scheint mir auch die mög- 
lichkeit nicht ausgeschlossen, dass die beiden inschriften ver- 
schiedenen jahren angehören, da Wiederwahl in das collegium 
der polemarchen häufig war (vgl. die peltophorenlisten von Hyettos). 
Der in unserer inschrift an erster stelle genannte zeuge 'Ovdoi/uog 
Gioyiiovog, bei dem der contract niedergelegt wird, ist sicher der- 
selbe, der nr. 20 als erster polemarch und nr. 19 als bürge (z. 
14. 15) genannt wird l ), denn auch die anderen zwei polemar- 
chen aus nr. 20 'EXdoMTtog Bevotiuw und Kwpivag TeXeoin- 
7tw befinden sich unter den zeugen in nr. 19, und der zeuge 
Kalonkidag (DiXopdka aus der vorstehenden inschrift z. 14. 15 
kehrt als polemarchenschreiber nr. 20 wieder. Wir können 
also mit Sicherheit die 4 orchomenischen inschriften 17 — 20 als 
zeitlich nahe stehend ansehen. In dieser zeit vollzog sich die 

*) Auch Orchomenos 8, 14 weist denselben namen auf; der trostlose 
zustand dieser inschrift hält mich aber von jeder sie betreffenden com- 
bination ab. 



210 R. Meister 

letzte der von den Böotern durchgeführten neuerungen in der 
Orthographie, die Schreibung v für frühens 01. In 17 wird noch 
einzig 01, in den drei übrigen schon v geschrieben; fällt vol- 
lends 17 und 18 in dasselbe jähr, so vertritt ebenso der Schrei- 
ber von 17 die ältere, der von 18 die jüngere Orthographie, 
wie wir bei Theben 33 auf derselben inschrift die ältere und 
die jüngere Schreibung in aufzeichnungen verschiedener jähre 
vertreten fanden. 

ß) Jttngere. 

18) Keil Zur syll. anm. 32, s. 630 ff. 

1 Ktuaiao a^xowog Botanvg, 2 y EQ%opievlvg Si KaQdt%to 'J5p- 
3 fialto, noXefia^xtovratv l4v- 4 Jiyevtöao EvxQarldao, 5 Äcr- 
tpiaodci(Ho l4^la%wvog y 6 TifiOfieilw Katpioiatrog, 7 yoctfipa- 
xlödovtog iv[g 8 rtols^aQxvg [J]i€ovovol(o 9 KalXmifoog • 
tv[1 7t\Qaxov 10 ioTQ(neva[&]r] • Ji[j;(ü]v l4[&)a- 11 viao, Kai- 
XixQcrtug Xionog, 12 KhaQerog 0ilol;4v<o, Aiov- 13 aiag 
'OXiovrttiwvoQy 14 "Avöqwv lAQta%l<avog y 16 Giwv liQXshiw^ 
K Ofiok[üi\txo[g f Ev- oder 'E/u- 16 ti]eviiao, 'Ogovfuaxog Aovxw- 
17 vog t Katäiwvdag Mvqcxw, [14- 18 ftolkodwQog KXiu)[?og 
oder vdaOy -2- oder T- 19 ifiav Movxwvog, Z4xq[wv? — , Jta]- 

20 <pio6da)Qog Idrti, 21 XiQio 'Ora0£/ua>, Ka 22 ifl- 

legivtoy Nixw 23 xXi[S]ag ld&[av . . . 

19 Keil Mov\jf\ujvog. Ich habe das von Ran gäbe ge- 
gebene Movxwvog festgehalten vgl. Mvxaw, Samier Paus. VI, 
2, 9 und name eines Steinschneiders R. Rochette, L ä M. 
Schorn 8. 46, nr. 44 (Spohn Miscellan. s. 122 Mlxuvog). 

19) Foucart Bull, de corr. III s. 459 ff. 

A 1 3 Ed]äveure Nixaqha Si(ovo[g 2 Geomxrj, naQOvxog avrtji 
x[v- 3 qiov %ov avÖQog Js^irtTtov E[v- 4 voftidov, Ka<pioo- 
diÄQWi Ji[o- ö rvoiov, 0iIo(htjIüh (frlXtavog, 6 l4&cc*od(OQU>i 
Irtrttovog 9 JTb[Ai;- 7 xqitcoi QAqoftog xal fyyvoi[g 8 elg ex- 
teioiv %ov öaveiov 9 Mvaawv Mixyao, TeXeoiag 10 Mixyao, 
Aaoiitrtm Bevoxl- 11 pov, Evccqsi Evx<oqov, JJeQi- 12 Xawi 
'Aragiawog, Jiovvao- 13 dioQtoi KcupioodwQOv, Ktopii- 14 vai 
Tehsol7Z7tov % 'Ovctoipwi 16 Qsoysixovog, KcupioodiÄQwi 16 da- 
uctTQixoVy NixoxXet l4&a- 17 vodtoqov 'ÖQXO/uevtoig, aQyv- 18 
qIov d(Nxxpag fiVQiag oxxa- 19 xiax^iXlag oxtccxooiag %qi- 20 
axovxa xQelg axoxov &% &eo- 21 fttwv ig xa Tla^ßoiciria ra 
l- 22 7i 'Ovaolfjiov aqxovrog Boiunoig. 23 l47tod6xwaav de 



Die inßchriftlichen quellen des böot dialekts. 211 

xo ddveiov 24 ol daveiodfuvoi rj ol Syyv- 25 oi Nixaqfocu sv 
xolg Ilaußoi* 26 wxioig 7tQ0 xr)g dvoiag iv r)fii- 27 Qaig 
xqioiv. y Edv de pr) a7Zodü)o[i y 28 rtQax&rjoovxai xaxd xov vo- 
29 HOv.[ff] de TtQagig eoxw ix x\jbv 30 avxwv xwv daveioa- 
fiivtov 31 xai ix x&v iyyvarv xai ig evög 32 xai ix 7tXei6vwv 
xai ix icdv- 33 xwv xai ix %wv vjtaQxdvxarv 34 avxolg 7tQax- 
xovarji Sv av xqo- 35 tzov ßovXrjxai ( H de ovyyQatpd 36 xv- 
Qia eoxw xav aXXog im- 37 (piQtji, vneq Nixaqhag. Maq- 
38 xvQeg iJQioxoyelxwv IAquo- 39 %ivov, 'I&iovdixog Aöaviao, 
40 Fiq>iddag TifioxXeiog, 0oq- 41 odXiog Evdixov, KaXXeag 
Av- 42 owpdvxov, Qedqxoxog Qeodui- 43 qov, Evgevldag Q>i- 
Xt&vdov 44 QeujTtielg. lA oovyyQa<pog 45 itaQ Fiq>iddav Ti- 
[iOxXüog. B 46 Xhaoipiia aQ%ovxog Boutno7[g 47 ueivog IIa- 
vdfua, 6^oXo[yi]a 48 NixaQezrj Qliavog Qeiaitixr), 49 itaqidv- 
xog NixaQirrj JdyLit- 50 nw Evvofiidao xai dvdQÖg ®e[i?- 51 
Oftuiog xr) xrj TtoXi 'Eggo/uwfV- 52 wv • noQtiav ovneQ xag 
ft6X\i- 53 og noXifiaQxoi Kaytoodw- 54 Qog Jiwvovoio), 0t- 
IdfiuXog 55 OiXwvog, lA$av6do*Qog "lititia- 56 vog • dnodofiev 
xav rsoXiv *Eq- 57 xofievitav NixaQdxrj Gltavog 58 o iiti&waav 
ovn&Q xav OV1Z*- 59 Qa/neQidwv xav ini SevoxQi- 60 xw &q- 
%ovxog iv Seiomfjg oq- 61 yovQiio dQaxfidg fiovQiag oxx[a- 
62 xio%eiXiag oxxaxawiag xQi[d- 63 xovxa xQlg ea%axov 3 Ova- 
o[i- 64 tiia ctQxovrog iv xv l/tXail[xo- 65 /tievioc fieivi. Sovy- 
yQatpov dy- 66 yQaxpctOxhj xw aQyovQiw xuo[i 67 wog noXepaQ- 
%iog y Eq%oneviwv 68 xr) iyyovwg äg xa doxiftdddrj 69 Nixa- 
girct xrj &4adr) tie\jdyQaq)- 70 ov 7taQ Ftq>idöav TipoxX[eiog 
71 GßiOfttela. *EnX di xa xoidd[de- 72 rrj Nixaqita to a^- 
yovQtov 73 Ttdq %ag n6Xiog y ia%Xusvarw Nixaqha tag ovneQ- 
74 afXBQiag, ag e%i xdx tag TtoXtog zag ini EsvoxqItio 75 fy- 
Xpvzog iv Qei07itrjg ndoag xr) ja? aovyyqayov arr[o- 76 dotw 
Fitpiddag %aig 7ioXef,tdqxvg xr) tot ta^iirj xr) Jo{jig 77 iyyovoig. 
*H di xa fiei drtoduiu d rtoXtg NixaQerr] %6 aQ- 78 yovQiov 
iv %v yeyQafifiiw %q6w zag /novQiag xr) 6xz[a- 79 xio%uXlag 
oxtaxcniag XQi[a]xovza ZQig, artoddiia 80 xav aovyyQa<pov xr) 
tag ovfteQa^eQiag xdg xdx xag 81 7t6Xiog, artav xo dfyovQtov 
xd iv xv [p]fio[X6y]v yeyQap- 82 p&vov iv xv %qow xv yeyQap- 
piw. Mel id-iXet x[ojiit]äd[e- 83 o&rj NixaQixa xo aQyovQiov, 
dttodoxw Fupiddag xav 84 oovyyqaipov xolg noXe^aQxoig xr) 
xol xafärj xr) xoig 85 iyyovoig xr) noxanoxtodxti} NixaQixa 
xrj TtoXi *Eqx°- 86 fievlwv xr) xolg noXe^dQ%oig xr) xol xa\fiirj\ 



212 R. Meister 

xtj xoig $y- 87 yovoig dQyovQiw SQaxftag 7tevxaxiOfiov[qiag\ xrj 
xrj 88 ovrt€Qaf.iiQirj oxovqv $v&to . Fiaxofeg idQioxoyi- 89 xw* 
lAquo^hu)) *I&ovdtxog l49aviao y Fiqtiadag TiftonXs- 90 Zog], 
OaQodXiog EvöUw, KaXXiag s(tovaiq>avTto y &i6<peig- 91 xog 
BiodwQü), Ev^evtdag OiXt&vöao QeiameUg. Tb Sfi- 92 6lo- 
yo\v TtctQ Gt6(peiatov QiodtiQio QeiOTtiela. G JiayQaqwt 93 
XQBifiaTcav] öta xqart&ddag TltaxoxXelog h QeiG7zirfc$. 94 Ai- 
ova]ixiXu>g aQxovTog $v GetortiTJg /usivog lAXaXxopt- 95 vuav 
devreQU) afiiQYj ivaxrjSexdrrj hti vag IliaxoxXeiog 96 XQOTtid- 
dag NixaQhr] naQeyqacpu 7taQ IIoXiovxqIxo} ö[cf^]o- 97 tz[pg'] 
'Eoxopeviov Tauiao oineQ rag noXiog xb üovy%(aqBi- 98 &£v 
xäv ov7t€Qa^€Qiaa)v xav etil Ewoxqitw ag%ovrog, 99 naqtirxog 
7toXmaQ%o) ll&avodtOQO) c 'l7z[7za>v]og lJjg[xo]jtt[mai. 100 *Afffov- 
qIoj dqaxfiij fiiovQitj oxrccxiox^iXirj \dxxaxä]xif) xqid- 101 xov- 
xa XQtg. 

1 ..ayeiae; $e<avt 2 avxrjtx. 3 de^urrtove* 4 öi. 6 tto.. 
7 eyyvoi. 27 anodtoo. 29 fiov.de; «ct.. 46 ßouoxoi. 47 
of4oXo..a 50 avd(>oe&e 51 BQXOfxev. 52 nroA. 61 oxr."J62 r^. 
63 oma. 64 crAcrA.. 66 tg>. Foucart tc3[i 69 &ta%hjfie . . . . 
Foucart &£oih] ji*...; a fAerdyQaipog „die Umschrift" bedeutet 
hier den veränderten contract und verhält sich zu fiiexayQaqn} 
wie das böotische wort a aovyyqayog zu dem attischen aty- 
yqayrj. 70 xipoxX.... 71 xojuid.. 75 cttt. 76 xapitjxrjxo . . 78 
oxr. 79 Tß .xovxa 81 rv./io...t; 82 x...<W 86 rc.X)] 87 
fiov...xrj; Foucart xij Tijf 88 axoi^twsr^co Foucart ov- 
7t€QapeQit) äxovQWvdvd-to 90 . . . (paQaaXioo 91 &eiomeieia Fou- 

cart QuoTtuieig 92 VTtcrp 93 du*; öeiofttt) 94 

irsXioo Foucart ixiXiog 96 £..o 97 n . .efffppt- 

viov 99 i7t...oaeQ. .fi... 100 % u ^ LT l **•/• 

Das original des ersten abschnitts (A) der inschrift ist von 
einem Böoter abgefasst, der die absieht hat attisch zu schrei- 
ben. Mit ausnähme des letzten Satzes finden wir auch nur in 
eigennamen böotische formen angewandt (NixaQfaa 1, Ka<pi- 
aoötoQCDi 4. 15, *A$avodu>Qwi 6, Mixyao 9. 10, EvaQBi 11, Ka- 
(piaoöcoQOv 13, Ktojuivac 13. 14, Jafxaxqixov 16, lAd-avoSwQOto 
16. 17, NixaQhai 25, Nixaghag 37, 'l&iovdtxog USavlao 39, 
Fi(piddag TifioxXelog 40), der letzte satz aber o oovyyqa<pog rta$ 
Ftyiadav TifioxXelog ist in rein böotischem dialekt hinzugefügt 
Der zweite und dritte (B und G) abschnitt ist böotisch geschrie* 
ben, die Orthographie weist auf jene zeit, in der älteres v aus- 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 213 

nahmslos ov (iov) geschrieben wurde, älteres 01 sich aber noch 
neben neumodischem v (für ot) erhält. Doch hat sich in den 
letzten abschnitt noch einmal die attische genetivform 'Eqxoia*- 
viov 97 verirrt, und in Quortuutg 91 hat der Steinmetz die 
eigenthiimlichkeiten der böotischen und attischen form des Wor- 
tes irrthümlicher weise vermengt. Für &7ti&woav 58 würde man 
als Präteritum von Ttd&io „erwirken" böotisch iftl&ooav nach 
der lehre der grammatiker (Ahrens I, 210) erwarten, htl- 
xhaoav scheint eine analogiebildung zu sein wie das Imperfektum 
evixiooav Orchomenos 30. — ioxhavdrio 73 = h.%U(xvd%a> steht 
bezeichnend im sinne von i£ak*i<peiv. — In dnoidei 77 = 
änodurn treffen wir die zu erwartende form des conj. aor. III. 
8. von didiofu. — Der condicionalsatz fiel i&iket, xofiiddea&rj 
NixoQfaa %b ä(yyovQioy 82. 83 „will Nikareta das geld nicht an- 
nehmen" ist nach dem voraufgehenden condicionalsatz y di xa 
t uu dnoSdai 77 ohne conjunction gebildet. — Die böotische na- 
mensform QuxpeiOTog 90. 92 verhält sich zu der attischen Qio- 
qnorog 42 wie die böotischen formen Qeiomy und GetortieUg 
zu den attischen 0eo7tiai und Geanulg. Ueber die erklärung 
dieser formen vgl. Schmidt, Vokalismus I, 112. Doch trenne 
ich die erwähnten, böotischen formen von den lesbischen nalaa, 
fiölaccy fi&eioa, mit denen sie Schmidt vergleicht, und con- 
statiere hierbei nur, dass vor a mit folgendem conso- 
nanten nicht selten et statt e geschrieben wird. So ausser 
in den von Schmidt herangezogenen beispielen in äaxq*** Ery- 
thrä Berl. monatsber. 1875, s. 557 Tia^euJxtjo^aL Agrigent GIG. 
5491, 14, xat8iaxrjo$ai Olympia Arch. ztg. 1876, s. 137 aXoxq- 
xccy und naQeiaxytiirQi Gytheion Lebas-Foucart 242a, 30. 31. 
32. Interessant ist der eigenname AaQimtog 10, als beispiel 
einer bisher noch nicht beachteten kürzung längerer eigennamen 
durch Aphäresis, denn AaciTtnog ist gleich 'Eldo£ft7Zog. Da- 
ran kann um so weniger ein zweifei sein, als auf der nächsten 
orchomenischen inschrift nr. 20, die mit der vorstehenden 
die namen 'Ovdoifiog Gioyizovog und Ktopivag TelsaiTtrcio ge- 
mein hat, die nr. 19 als bürgen, nr. 20 als polemarchen ange- 
führt werden, der 3. polemarch ^Ehxainrcog 3*vo%ipu> genannt 
wird. Ein versehen des Steinmetzen aber, der diese lange in- 
schrift ganz tadellos gefertigt hat, wird man nicht ohne noth 
annehmen dürfen. Nun findet sich auf böotischem boden, wenn 
auch aus späterer zeit, Iltvixijg, Körte Mittheilungen d. deut- 



214 R. Meister 

sehen arch. inst, wo der herausgeber noch besonders anmerkt: 
„links fehlt kein buchstabe; die lesung der vorhandenen darf 
nach vergleichung des abklatsches für sicher gelten". So ist 
das pamphylische WoQÖtaig auf der inschrift OoQdiotg *A<pQqdi- 
alv Hirschfeld Berl. monatsber. 1875, s. 123 f. doch gewiss 
eine Verkürzung von l4(pOQdiaig. So erkläre ich ferner die bei 
Benseler-Pape stehenden eigennamen 'PijroyivvjQ für L4{njTO- 
yivrjg, Ntjalftaxog für 'Ovrjoifiaxog , NdgavÖQog für y Avd%avd(>og y 
Msvadviog für 'Apsvadviog (vgl. Ilavoaviag; für den Übergang 
des Stammes in die o-deklination giebt es viele Beispiele. 
So steht auch Muxfxtvlag für Idfteiipariag; bei den beiden letzten 
namen erleichterte den wegfall des a seine prothetische natur, 
wie ebenso bei Mwnjg, Mvviog, Mwicxog, Mvwixog, Mvrritop 
u. s. w. von a/nvvo/nai. So ist ferner Aev&tyiv Duchesne- 
Bayet, Mt. Athos. s. 128 gleich 'EXsvfögiov, Td/u/uag wird aus- 
drücklich als ionische form für Id&dfiag im scholion zu Uias 
IX, 193 (ed. Dindorf I, 311: oi ovtoI [sc. "Iwag] de xal ro 
y 4&dfiag xor? dqxxiQeoiv tov a xai TQOrtjj %ov & eig to v Tift- 
l*ag Xiyovai. „Tdn/uew dvycet&Qog" KaXXifxaxog h devti(Hp ai- 
xlw) bezeugt, wo die aphäresis auch die corrupte Schreibung 
des t-lautes veranlasst hat. (Die letzten zwei beispiele verdanke 
ich herrn prof. Fick). Auch bei modernen eigennamen treffen 
wir diese art der Verkürzung. Ich erinnere an Elisabeth : Li- 
sabeth, Lisbeth; Emanuel : Manuel; Eleonore : Leonore; Ama- 
lie : Malchen u. s. w. 

20) Keil Zur syU. s. 569. 

1 IlQWTOtidxu> aQxovTOg 2 Boiwtvg, ^EQ%0(xevivg Si 3 Bvay6- 
Q<xo Oofyavog y nohsr 4 jtiaQxlovtwv 'Ovaolfiw Qioyl- 5 Tovog, 
'EXaoirtTcto Bevorifitoj 6 Katfiivao TeXeolrtTtw, yqafx^ 7 juoti- 
dortog rvg itoX- 8 Bfidq^vg KaXoxXidao 9 OiXo^dXu * %vi 
71qcctov 10 i]aTQOv&ua&rj • l4&avtag J[e- 1 1 £]at*og, Hoxd- 
[mop 12 ...oatog Ev.... 

10 . OTQOTevaxhja&anaod 11 .wvoa. 

Bei dem zu nr. 17 erörterten verhältniss der inschriften 
17—20 habe ich vorgezogen z. 10. 11 J4[^aji]vog statt mit Keil 
J[C]oj>og zu schreiben und so wahrscheinlich den söhn des nr. 18 
z. 10. 11 genannten Ji^ov "Adxxvtao (die Keil'sche herstellung 
trifft sicher das richtige) gewonnen. Beispiele für die Schrei- 
bung yfOfifiatiSovrog wurden zu Orchomenos 8 angeführt. 

21) CIG. 1569» (Keil SyU. s. 33). 



Die inschriftlichen quellen des böot dialekte. 215 

A 1 GvyaQxio aaxovzog peivbg ©«- 2 iXov&iw, lif^iaqog Bv- 
fieiXw rafil- 3 ag EvßcoXv ldQ%edd(uo 0wxeu x(>i- 4 og dni- 
öunta änb zag aovyyodqxo 5 nedd zwv TtoXefid^xwv xij zwv 6 
xazortzdwv dveXo^evog Tag 7 aovyyqdqHog tag xtfi&vag tvccq J2v- 
8 tpQova xij Otdiav xr t TlaoixXelv 9 xij TipofieiXov 0wxelag 
xyj Jafio- 10 ziXew Avaiid^iw xij Jiwvvatov 11 Raqwiodto- 
qw XrjQtovela xdz zb ipd- 12 cpia/ita zw ödfiw Mfly[HEP]C>IU 
B 13 &waQXio aQxorcog peivbg liXaX- 14 xofteviw FaQVWv 
FLoXvxXelog 15 zapiag dnidwxe EvßwXv ^4?;p- 16 ddpw 0<o- 
xeu dtzb zag oovyyQa- 17 qxo zb xazdXvrzov xdz zb xpdq>ia^a 
18 trw ddfiw, dveXöfievog zag aovy- 19 yQatpwg zag xipivag 
izaq 2Swq>i- 20 Xov xij EvqtQOva Owxeiag xij itdq 21 Jiwvv- 
atov Kaq>ioodwQw XijQwvei- 22 a xij ^ivaidafiov Ja^uniXiog 
ne- 23 öd zwv TtoXe^idq^wv xij zw xazo- 24 izzdtav JUTE 
HEI£I£I>!>III0H C 25 "Awpvzog b> 'E^Ofievv Gwa^co 
fiev- 26 vbg IdXaXxopeviw, h de FeXazit) Me- 27 voizao ldQ%e- 
hiü) fiuvbg KQdzto opo- 28 Xoy[l]a EvßwXv Fskcrrirjv xfj rrj 
7t6Xi j Eq- 29 xojumW * intdei xexofiiazij Evßw- 30 Xog rtdq 
zag noXtog zo ödveiov aTtav 31 xdz zag SfioXoytag zag ze&ei- 
aag 0v- 32 vaQ%w aqxovzog peivbg QeiXov&tw 9 33 xij ovz 
oqwiXmj avzv ezi ov&iv tcocq zav 34 noXiv, dXT! dni%i izdvza 
tzbqI navzog, 35 xfj dnodedoav&i zrj noXi zv h\ovzeg 36 zag 
cfioXoyiag, elfter nozidedope- 37 vov %qovov EvßwXv incvofiiag 
Fezia 38 nizzaqa ßoveaai aovv %mzvg duxxa- 39 zirjg Flxazi, 
rtQoßdzvg aovv ijyvg %ei- 40 Xirjg. y ^QX c T <* xqovw 6 iviavzog 
o fiezd 41 GuvaQxov a^ovza y EQxo/d€vlvg .Idizo- 42 yQa<peaxhj 
di EvßwXov xaz* evtavzbv 43 ixaazov 7tdq zbv zapiav xij zbv 
vofjita- 44 vov zd ze xavpata zwv nQoßdzwv xij 45 zav rjyüv 
xij zav ßovwv xij zav %7tn<jov xij 46 xd ztva aaaua uov&t xij 
zb TiXsl&og. Md 47 a7toyQa(pia^aj de nXiova zwv yeyQap- 
48 fievcw h zrj aovy%iaqeiai. 'H de xd zig 49 [7tQdz}z[ei] zb 
htvo^Aiov EvßüßXov, 6q>etX6[z- 50 w a no]Xig zwv ^{fxofieviwv 
aQyovQito 51 [wäg] 7tezzaQaxovza EvßciXv xa& &caa- 52 zov 
iviavzbv xij zoxov cpeQtxu) ÖQa\xfidg 53 dovw] zag fiväg hxaa- 
zag xazd pelva 54 $xao]zov f xij efinqaxzog eozw Evßia[Xv 55 
a noXig] t[w]v y E^xo(ievL[(xJ\v. 

49 Boeckh 7tqdz]zrj Keil d7tt]r]i[ei? 
22) CIG. 1569b (Keil SylL s. 34). 
1 avioiwv 2 XaipoßoXi 3 tao 4 aQiazavdQO 5 azeao 6 o 



216 R. Meister 

(ovkovai 7 arioo 8 av&ittftoa 9 oooto 10 &io$<oQta 11 

gevoo 12 ovoa 
1 i^[^]/a[r]aw Boeckh 2 'E]Xaq>oß6Xi[og 3 -/ao 4 'AQtotav- 
dqo\ß 5 -otiao 6 -aaw A.ovoi- 7 erwog 8 *!Av&i7i7tog 9 
0e]o[C]oros? 10 QmMqu U £"<>* 12 -«wog. 

23) Lebas 631 (Keil Syll. s. 1, nr. I). 

1 Qiog Tovxav dya&dv. l4Qiotodd[tw 2 Mvaoiyeveiw 8q%ov- 
tog "Evdtxog &iw*og 3 ikege dedox&ij toi ddpoi 2[{o]aißio> 
4 JioaxoQidao l4Xe^xvÖQe1a 7tQO^evov etfiev 5 xr) eveQyetar tag 
TtdXtog ^qxoubviwv, xr) «I- 6 [ßi]ev avtv yag xr) fvxiag Eiziia- 
ülv xr) dotfd- 7 Xiav xr) doovXicty xr) xata yav xr) xatä #rf- 
Xattav 8 xr) rt]oX£jn(o xr) iQavag hiaag xr) avtv xr) iyydvoig 9 
xr) [t]ä [a]XXa ndrta xa&dneQ xr) toig aXXotg tcqo- 10 giroig 
xr) eveQY&Tjg yiyqantrj. 

Derselbe Alexandriner 2(oolßiog Jtoaxoqidao wurde auch 
zum proxenos der Tanagräer ernannt, vgl. Tanagra 59. 

24) CIG. 1568 (Keil Syll. s. 31 f.). 

1 Jafiot[$]idao aqxovtog> 2 \aqeidddovtog 3 livttxaqldao 
l4[fr]avo- 4 di&QQ) * [ä n)6Xtg Ju MeiXi\xiv • 5 livtixaqtdag 
li&avodwQu* ll[«- 6 |a dedox&t] tv ddfiv, 07tu[g] «3fw[y- 7 &i 
twv 7toXitd(ov tv [9]v[o]v[t]eg [tv Ju 8 t]v MeiXixlv [(pidlf]?'] 
XQMo[fr]rj [£*- 9 tifAVy xataaxevdttrj x[fj &4ftev to doypa 10 
iv tv lct(w et 7taQ to [i]ag[ov Ima xa 11 doxiet xdXXiato[v 
elfter. 

1 da/LioTOidao Fick Beitr. III, s. 277, anm. Jaftot&idao 
Boeckh Ja^iotoldao Keil JapoxXidao 7 ovSvlbo Ahrens 
I, 181 dvovteg Boeckh &ovovteg 8 oxXati Keil (pidXrj Ah- 
rens bei Keil a. o. frvfiati. 

25) CIG. 1564 (Keil SylL s. 29). 

1 @iog 2 tiovxav dya&dv. ÜJXeva[o] a[Q- 3 x or *°S £do£e tv 
ddfjiv *E\g- 4 xo/imW lAyidtxov Ja" 5 <pitao 'HoXela drt 
liXel-av- 6 jdqelag 7tq6^evov elfiev [x- 7 17 eveQyetav tä[ß] 
7t6Xiog y E{_Q- 8 xo/i^y/wv X17 cwroy xay la[y- 9 rfycog xa} «I^w 
avft; yag 10 xij] fvxiag ercaoiv xr) daqtdXi- 11 a*] xs) dti- 
Xiav xr) doovXia[y 12 x~]r) xata yav xr) xatä &dXat- 13 t]av 
xr) noXifiw xr) [lo]d[v]ag 1(6- 14 o]ag, xr) tä äXla ortotta 
15 tvg akkvg TiQo^ivvg \xr) 16 sveQydtrjg. 

Zur Vernachlässigung der gemination in eitaciv vgl. The- 
ben 4. 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 217 

26) Decharrae Recueil d'inscriptions inedites de Beotie, 
8. 4, nr. 1. 

I .vtdccöctQxov 2 tög ..Q8. addovroaavTi 3 ..viooowxQctr 

. . oictQaQx 4 . . . vayei . . v . . toaovßQcmoa 5 . . aio<nßio)Ttov&il 
. . oa 6 avTi&eiTi&Küvda/uazQix . 7 . . . opfidiovfwutTavcntQiot, 
ov 8 taQoyeitievTwoaQctTtiooxrjTa 9 . . otooxrjueiegeifi&'fiisi 10 
$Gvieq>aftz£OT . psidexa 11 TCtdovliTTaoTTpjdeitaTioeqxx 12 zr* 
eiTT) .ov(HOoeaT(ooia(>€V0xr}TV 13 laQawrjxrjTvaowedQvoovXlüVT 
eaxTj 14 daftMoowso 

1 ^vrty«]n<Jao oqxov- 2 rog , [ia]££(Y]add0wog ^wi- 3 yej- 
wog .S&jx$aT[i0]s, Jor^cr^- 4 vra)]* !^y€i[aa]v[d£]<w 2ovßgcmog 
5 [xiy] 2toaißlw Jlov&iklkijog' 6 ävTt&eivi Giwv 4afictTQix[i- 
7 tu r]dr fidwv fvx&av IfxQioiov, 8 ia^y el/itt' tc3 2aQdftiog 
xiy tö- 9 g v /]0*og, xi) jusi igel/uev pu- 10 #«yt äpaTrzw*^] 
l*«jde xa- 11 %adovliv%aa%rj • rj d& %d Tig &q>a- 12 TTrarij, 
[x]oiSptog earcu o ior^€v^ xi) rv 13 iccQaQX 1 ] %tj %v aovvedqv 
oovltdvreg xfj 14 dapiaiovreg. 

Dec härme hat bereits die ergänzungen hinzugefügt. — 
\aQaQ%6rTmv z. 4 ist natürlich nicht mit Decharme von einem 
unmöglichen iaQaQxio abzuleiten; die form aber mit Beermann 
(de dialectoBoeotica, Studien IX, 21 anm. 11) zu corrigieren 
ist deshalb bedenklich, weil sie auch in der nächsten in einem 
andern jähre und ebenso wie die obige sorgfältig abgefassten 
in8chrift wiederkehrt. Möglich also, dass iaQaQxovtwv für la- 
q(xqxi6vtü)v auf eine durch die schrift hier fixierte nachlässigere 
ausspräche des wortes hindeutet, wobei immerhin die Analogie 
der verba muta und liquida von einfluss gewesen sein kann. 

27) Decharme a.a.O. 8. 10, nr. 2. 

3 . .QaQXOVTCOVGWXQCC . . . . 4 XCCCplOodtOQCOCtQlOVHDVOa 5 (XQIOTI 

(ovoaavr ö aya&aeTtixccQ.Xao.a... 7 . .gccvttjtu) .v .. . 

.... 8 TÜLeiooa .a$ü)vo(JTa . 9 fiöictvd-eQa 10 fcrjvawiov.cov. 

I I a^ayeiftevTiüaaQ ,71.0a 12 xrjraoiaiooxtjfisi . . eifx . . 13 ju* 
i&€viviov[t(ooeq) . mW . . 14 peidexaradov . .tta . .rpjde.... 15 

lßxrj. t .a^a.x^rjvvaovv.... 17 oovXtavre 

mtjdaiiHo 18 ovreo 

1 [Tco öelvog aqxowog y 2 iaQeidddovrog %& detvog], 3 icc]q 
ccQXomDV 2wxQd[riog 4 Kaq>ioodc&Q(o, ^giaviuvog 5 LJqiotiü)- 
vog • dw[i&u%i 6 Idya&a y E7ZtxciQ[iö\ao [rt]a[Qi6v- 7 ro]g avvfj 

%<o [o]v[ia> 8 %X&log l4[y)d$(ovog rd[v 9 fidiav &e(>d- 10 

Ttrjvav Niov\ß](üV [*- 11 ctQav elfter tw 2 aQ[d]tt[i]og 12 X17 Tag 

KeltrÄg© *. kund« d. lg. apntobon. V. 15 



218 R. Meister 

laiog xrj fiel [ß^]£ifi[ev 13 fiei&evl Niavfiwg kp[a]7Zt£o[tri 14 
ptevde xaradov[li']TTa[oT~]r] • i/ de [xa rtg 15 [ifpartteirrj, xot'- 
£«>£ Iotoi o laQevg] 16 xi) [ri *]a^if[^]X'? *7 ?* ffowfadflt; 17 
aotuUcOTes xiy dafuio- 18 o>T£g. 

Decharme 6. 7 'Eniya^V^kao [*r]a[^wo]£. 

28) Decharme a.a.O. a. 11, nr. 3. 

1 aQxovrootaQ . . . . 2 gai*.ofr... JUdao 

3 %wv%iav....dQaoeizi,.aQioaeva.... 4 daiawpooavTid k etTta&a 

vodtoQoadoQ 5 .XUQaravJ : idtav$aQaiZYaviuxQ 6 dafAccnagopu 

fisvTioaaQaTViooxt] 7 TaoioioaxTjtisugeijueynei&svt 8 Tux^Safia 

oe<pa7tT£OTt)fi£ide 9 nuxvadoufaTvaoTrjfjdexaTioe 10 <pa7ixu% 

tjKovQiooeoTiooi 11 aQevoxrjTviaQOQxrjTttiTvoov 12 twtpt'aftL'Aa) 

vveaxTjda 13 fiuoorwea 

1 [Tto delvog] aQxoytog, la(j[euiddo- 2 rtog EvJxd&iJpQ [Ev- 

%]Xidao 9 [lotQaQ- 3 gi^i?*»' . . . . <J$ao 'l&tt[x]a?iogy jEuafctog? 4 

Jdfiwvog ' äwi&eivi *A$avodu)Qog Jqq- 5 *]AAiO£ tot fydiccp 

&£Qa7t[rj]vav Kaq- 6 ddfiav IctQav elfter %€* SaQarttog xtj 7 

Tag "laiog xi} ji«J igel/uer /uei&evl 8 Kaqddfiag iqfimeaxtj fiei&i 

9 xaTadovXlTTaotrjTq 64 xd %ig i- 10 qHX7creitrj f xovQtog eo%<a 

oc- 11 a£«>£ xi? Tt' ictQaQX 1 ] *V tv oov- 12 twfyu aovJUuyTCg 

xi) da- 13 (luaovxeg. 

2 Decharme Ev}%d(>\_ei]og ; ich habe die regelmässige form 
vorgezogen, obwohl die bei Decharme angegebene lücke auf 
den aasfall zweier buchstaben hinweist. Analogien findet der 
vertheidiger der form Evxdqetog in den böotischen genetiven 
IlQWToyeveiog , KXetxpdveiog (Thespia Keil Zur syll. s. 536 f., 
nr. XXXIII) und Mev80&4vetog (Platää Girard Bull, de corr. 
I, s. 210, nr. 2). 3 Man kann an einen freilich nicht belegten 
namen 2q>6]dQCto denken. Am ende der zeile ergänzt Dechar- 
me Eva[Qidao; Evdgetg ist als name von Orchomeniern uns aus 
nr. 19, z. 11 und nr. 30, z. 3 bekannt. 5 Decharme SeQanvav. 

29) GIG. 1569c (Keil Specimen onomatologi Graeci s. lllff.; 
Syll. s. 34). 

1 aaT<x$uoaaQxct£ßiTOv 2 oarciyeveioavTiyevioo 3 avanoxw 
• eaotioaooTO 4 evTavnQoßaoiavxijTCQoßaairjevTOQ 5 * v%a*eiz 
iXeßadew ' %07tqo%iaiio%o 6 odvevvovaevovertiVQrraqxtnanuxlkifi 
7 vioßw odvevvovoQovrovev' rrjayoQrjidi 8 tewovXssovTipoXX* 
devzeQortovo 9 vToveTZiTtoxctQadQOTCüQMorcooexfaoßöv 10 to 

V€VTOVO(H)VT0y€TTJ0dvTTja7tlXlQO}yiaV£ 1 1 TtlTOVOQOVTOVeVtrfioVfl 

aoiEJTiodsviov 12 (ovoQOfVTiXtcrxT . TiüviojioyepiwaTio 13 aa 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 219 

X..aoeiO(MOBTTBT<apoQwvTOppeooPTifiio 14 TBTaoTtQoßaoiaffxrjT 
aanoQ7ZovXiadoo%v 15 BVTOfiBOovTao7tOQrtovliadooxrjdiovat66 
oa 16 vyiaXooTvxü)tictTivao7VQoßa0iaoToleo(ov 17 y<ovo(><x)vr 
ifuxieudofAOVTOfAOve/devaiaiva 18 dovraveTtXeßadeiavwvooayBlo 

ZQCCVCtGTtQ 

Die mangelhafte copie der jetzt wohl abhanden gekomme- 
nen in8chrift macht eine befriedigende Herstellung unmöglich. 
Ich gebe im folgenden die Boeckh'sche Umschrift, wo ich nicht 
ausdrücklich abweichungen bemerke. 

1 Idf ora&etoa dq%d £[*r]e top 2 g *Avriy&VBig livriyi- 

viog 3 a* dftb vü [F]doriog to... 4 iv top nQoßaolav, 

xi) rtQoßaoirj h %6[v .... 5 f]v top hti Atßdde[ta~]v • %b tvq6~ 
X<ofiia to ... 6 odv h top derov inl t& rdtpo) %<o KaXXi7t[n;<o? 
... 7 Nioß[ag'] oiv h %6v oqop top h Ttj dyoQtj 6i ..... 8 
.&p top [o]/bt6p Tt/u6l[a~]'d€VT€QOv %6[pi]o[y elpev .... 9 v top 
int tw %cr^arf^[ci>] t<o $i[o]prog ix Tag ßov.... 10 ... ip top 
Sqop top i[p] Ttj 6dv ttj [ttyzi X[rßff(6viap i... 11 S]ni t6v 
Sqop top iv tt\ [A]ov[<r]«a[<r]i &7ti[rs]d'4pT[a] v . . . . 12 t}üSp 
bowv T#[/i]a[/«?]* t[£C]t[o]p TOfio[p] tf}ft]*v dnb .... 13 .... 

8(hü sttb t[o]v Sq[o]v top fiioov Ti[t6[Xa? . . . 14 tb mg 

UQoßaoiag xr) Tag noqnovXtddog et[t£ ... 15 iv to pUcov Tag 
rtoonovXuidog x^ [X]tovoi[a]dog ... 16 7toqn6]v[X]id\ßy>g (oder 
ido]v[a]td[ä]og) tv gebart Tag rtqoßaaiag to \ji]io[o]p ... 17 

t^op S^tap Tifiai[a>] • Bvdofiov to/iov 6\T\ft£v 18 o]dbp 

top &r[t] ^isßddBiav 

7 Nuiß[ag steht nicht in der Böckh'schen Umschrift. 8 Auf 
die richtigkeit des genetivs TifioXa ist natürlich kein verlass. 
Doch habe ich diese form, die sich am einfachsten aus den über* 
lieferten zeichen herstellen lässt, nicht ändern wollen, im hin- 
blick auf die zwei sicheren beispiele 2ioxXsidaKoip'i, Kumanudes 
Athen. I, s. 502, nr. 2, z. 4 und lAonaoiwpda ebd. z. 17, um 
andere zweifelhaftere bei seite zu lassen. — 11 Keil Xiovotddi; 
das folgende iiUTB&ivTa vermuthe ich. — 12 und 17 habe ich 
Ttficdta yermuthet. Keil Spec. 115 Tipd mit hinzugefügter 
kaufsumme. — 14 Ahrensl, 181 novqnoXtädog. Mir scheint 
noqnovXidg für 7tQ07tovXidg (= TtgortvXidg) zu stehen. Am 
schluss der zeile habe ich ette ergänzt. 15 Keil Xiovoiddog 
17 Boeckh rtOQnovXiddog 17 Ahrens I, 174 „fortasse verum 
est Bvdofiog pro Sßdofiogl". ^Bvdo^xovra GIG. 1845". 

30) C1G. 1583 (Keil Syll. s. 57). 

16* 



220 R. Meister 

1 Mvaolvü* (Iqxovtoq, dytavo- 2 &eriovtog xtov XctQiTeiouov 3 
EvdtQiog tw Tldvxwvog • rvds 4 ivlxwoav %a Xoqituomx • ö 
ocdTZiyxtag 6 &iXlvog (DtXivtj IdSaveiag, 7 xctQOvg 8 lögoi- 
dag Ziaaadxtog Qsißeiog, 9 nosixag 10 MrjoziüQ Mqatofog 
Oaxxaievg. 11 Qatpafvdog 12 Kqcctüjv KXiwvog Gstßeiog, 13 
oJJUtiräg 14 IleQiyiveig 'HQmXtdao Kovfyxfjvög, 15 avXafvdog 
16 Jafxrjvsnog rXavxw IdQylog, 17 iu&aQio%ag 18 K AyiXoyaq 
l4axXa7tioyivLog AloXevg dito MovQivag, 19 xi&aoafviög 20 
dafidtQiog tdfiiakuitu) ^iioXevg drto MovQivag, 21 VQayafvddg 
22 lioxXamddcDQog Ilov&eao TaoavTivog, 23 luafiiafvddg 24 
NixooToarog OiXo<nodva) Qeißelog, 2ö rä imvixia mofiafvdog 
26 2ft'ö£x°£ 2?[t]£od<frco Koowveig. 

Der dialekt der inschrift steht bei einigen (vgl. z. b. Beer- 
mann , Stud. IX, 55) in dem rufe einer gekünstelt altertüm- 
lichen farbung, mit unrecht, glaube ich. Dass sich hier das di- 
gamma in dfvdog erhalten hat, während es Orchomenos 9 und 
10 in ätdovtog verschwunden ist, kann nicht als beweis ange- 
führt werden. Vor dem v des aus dfoidog gewordenen dfvdog 
hielt sich das digamma länger, da der hiatus in d-'vdog ganz 
ungewöhnlich gewesen wäre. Nichtböotische formen finden sich 
auf dieser inschrift aber nur in den personen- und volksnamen 
von Nichtböotern. Die formen lifhcvelog, Geißslog y vgl. lA&a- 
vuovy Tayayoeiwv Tanagra 66, welche aus böotischem Iddurijog, 
Gecßrjog durch eine weitergehende, zweite vokalwandelung ent- 
standen sind, verweisen die inschrift in jüngere zeit im vergleich 
zu denen, welche die form -rjog bewahren. Ueber das imper- 
fectum ivixüMJav wurde schon zu Orchomenos 19 gesprochen. — 
Den namen H^taXti'tog stellte schon Boeckh mit ^OjioXwiog zu- 
sammen. Ueber die ableitung des namens sind uns aus dem 
alterthum eine anzahl unglaubhafter Hypothesen überliefert (vgl. 
Suidas s. v. 'OpoXiiiog Zeig; Scholien zu Euripides Phoenis- 
sen v. 1119 [Scholia in Euripidem ed. Dindorf III, 297]; Pau- 
8anias9,8,3). Ich glaube, dass der böotisch-thessalische Zeug r Opo- 
Xmog zusammen zu stellen ist mit dem achäischen Zevg l Opd- 
otog ( = 'OftayvQiog). Die böotische form hat X für q wie diesen 
Übergang z. b. der böotische stadtname l4qi aotog :l4Xiaorog zeigt; 
die verdumpfung des a ist im böotischon (ovoovog, rtÖQvoip, 
*Eooxiwv) wie thessalischen (oV, y Eooto%Xiag) mehrfach einge- 
treten, die suffixe stehen in l 0^ioXdiog und 'Opdoiog zu einander 
wie in narQciiog und Ttdroiog. Den cult des Zevg 'OjuoXciiog 



•'. - v 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 221 

sollen die, Kadmeier vom berge € Ofi6Xtj in Magnesia (Bursian, 
Geogr. I, 204) mitgebracht haben. Dort befand sich auch die 
Stadt 'Ojuohov (Bursian a.o. I, 98), die vielleicht identisch ist 
mit der von Steph. Byz. als thessalisch bezeichneten und nicht 
weiter nachweisbaren Stadt Vjuccqiov (OfuxQiov, noXig Gsttcc- 
Xlag . QeonofirtOQ OiXi7t7tuuov xa . h Tctvtg rifiärai Zevg xai 
lidtjva . to i&vixov 'OfuccQioi, 'OfiaQ&ug). Jedenfalls spricht auch 
der umstand für die identificiemng von IdfiaXtoiog und 'OfioXmog, 
dass für den dem achäischen Zevg 'OfaxQiog in Aigion geweihten 
hain neben 'OfuxQiov auch der name Id^idqiov (Strabo p. 385 
und 387 ed. Meineke II, s. 545 und 547) angeführt wird (vgl. 
Bursian a.o. II, 333). Die reihenfolge der formen würde dem- 
nach wohl ^jLKXQiog : 'OfictQiog : 'OftoXiog sein. Die so gewon- 
nene bedeutung des namens 'OpoXdiog ist für den schutzgott 
der städtebünde in Magnesia (vgl. Bursian a. o. I, 98, anm. 
3) und Böotien geeignet. 

31) Rang. 898, z. 35-47 (Keil Zur syll. s. 580). 

Unter berufung auf das zu Orchomenos 8 gesagte gebe ich 
auch hier nur den von Keil mit benutzung der Welcker'- 
schen abschrift citierten anfang und diejenigen namen, die mit 
Wahrscheinlichkeit hergestellt werden können. 

35 vol a[yy]eßäXo[v&o iv vbv &eioav(>dv tc3 lAo%- oder *Ao%- 

36 kxmß, [aQfrtfvTwv 38 IIov&i<o 39 Evaqxa 0tXiftnida[o 
40 l47toXX6[if]wq[og 41 "A&avig Qi[ö]q>e<nia[o, 43 TifionQctveig 
44 l4wi7Zrtidao 45 KaXXixQtvao 46 J oder &]toyivei[g 47 
J oder G]ioyiveig. 

Der name Qioq>eiarog (= Geotpeotog) fand sich bereits Or- 
chomenos 19, 90. 92; Kallix^hag würde, wenn die lesung rich- 
tig ist, das einzige beispiel sein, wo xQiiag nach der 1. decl. 
flectiert den zweiten stamm eines eigennamens bildet. KaXXi- 
xQwog findet sich als name eines böo tischen gesandten Polyb. 
22, 4, 8 (ed. Hultsch). 

32) Lebas 602. 

1 itoXiooQ%Ofjitvuw 2 7Z7iclq€%Xv . .oSoto) 3 . . V . . . OT(XOeV(XVTCtV 
1 14] ttoXig X)(fxofievlü)v 2 c /]7T7ra^[a]y [öi oder Ji]oö6t(ü 3 
ev]v[oia]g vag iv avvdv. 

fvexa scheint zu fehlen. So fehlt fr«xa bei dfiovoiag in 
der inschrift aus Olympia (Arch. ztg. 1878, 8. 102, nr. 173) c 
dafiog 6 jiaxedatftoriwp rov däfxov %6v *AXeitav %bv ovyyevij 
dfiovoiag. 



222 B. Meister 

33) Keil Syll. s. 162, nr. XLIX, c. 
H1AQNJ^2 'H[ 9 )a<ivdaQ. 

Lebas 640 scheint die inschrift ebenso wie Keil dem Ste- 
phan i 'sehen werke entnommen zu haben. Keil 'Ietfjfjtavdag 
„quamquam cum forma nominis tarn antiqua elementum A non 
satis congruit. Quare alius fortasse mavult N]i[x](6ydag vel 
&]i[K](a»di*g". Das tj in den von °Hjpa abgelöteten namen ent- 
zieht sich häufig der böotischen wandelung zu ei. 'H^aw ist 
aus c JfyatW entstanden wie nkaromog aus JIlaTctuilog Orcho* 
menos 13, artig aus aUrog Orchomenos 29, durch verklingen 
des i vor folgendem vokal. 

34) Lebas 637. 
JIov&odoQog. 

Vgl. dieselbe (?) inschrift bei Rang. 2076 unter Lebadeia. 

35) CIG. 1673, Lebas 638, Keil Zur syU. s. 593. 
l4pKpdqi%og. 

Bei Ran gäbe 2101 aftmpqi%og wohl druckfehler. 

36) Rang. 2102, Lebas 649, Keil Zur syll. s. 593. 
1 öa/noxha 2 ctrfi7t...l 

1 Jafioxkia 2 l4v%in\rtii(xo. 
Keil: l4.v%i7z\a%qpg. 

37) Rang. 336. 
'IrtTtoxQdteig. 

38) Lebas 639. 
uxfuonoa J]afiiaxog. 

39) Keil Zur syll. s. 593. 
K&kUdccjuog. 

40) Hierher können die münzen noch gehören, welche die 
legenden EP, EPX y EPXO aufweisen (Mionnet Suppl. IH ; 8. 
516, nr. 78. 80. 81; Imhoof-Blumer a. o. s. 364 f.; 369), 
doch findet sich die form 'Eqxotiwog auch noch auf solchen inachrif- 
ten, die im attisch-hellenistischen dialekt geschrieben sind (vgl. 
z. b. Keil Zur syll. s. 642 f., anm. 56, z. 1; Kumanudes 
'Anixijg iftiyQ. iniTv^ßtoi s. 274, nr. 2296, 2299); die form 
y Ooxofisv6g y die vom aufhören der böotischen Schriftsprache an 
zur herrschaft gelangte, findet sich bereits, auf der böotisch 
abgefassten inschrift Orchomenos 32. 

In den folgenden inschriften finden sich nur noch einzelne 
dialektische forjaetu 

41) Keil Zur syll. s. 593 (CIG. 1663). 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 223 

1 li&avodioQog 2 L4qlojw 3 xcuqe. 

42) CIG. 1584 (Keil Syll. s. 58 f.). 

In der 52 zeilen langen liste der sieger bei den Charitesien 
haben sich dialektische Schreibungen noch erhalten in den na- 
men U^itvlag 10, 25; ^axAmov 23, 49; KaßiQi%og 31. 

43) Eph. arch. 816, Keil Syll. & VII, nr. XVa. Lebas 620. 
Unter 21 namen findet sich nur in Kleoddpov z. 7 noch 

etwas dialektisches. 



m. Tanagra und umgegend. 
a) Inschriften epichorischen alphabets. 

1) CIG. 1599 (Keil Syll. s. 104). 
laeoYQovdaaaeyiv 2 diowoos 

1 Alo%Qü>vd<x$ Afyvt\t\iog oder l/no oder dergl. 2 Jiovvooe (oder 

2) CIG. 1642 (Keil Syll. s. 177). 
HiTCTtctQYia c Inita(>xia. 

3) CIG. 1647 (Keil Syll. s. 178). 

1 B7timhxv 2 (von rechts nach links) Yae 
1 'Eni IlXav- 2 %ae. 

Boeckh weist auf das akarnanische JlQavxog CIG. 1795a, 
Keil auf das delphische Jljpaogog hin. Wechsel von q und X 
finden wir im böotischen bei den stadtnamen IdQiaQvog : 'Ali- 
agrog, Eigiatov : ElXioiov und bei einigen weiter unten be- 
sprochenen personennamen. 

4) Keil SyU. s. 171, nr. LXg, Lebas nr. 274 s. 120. 
-^ioxiUa Keil : Jaft]&xX*i$, eher zu denken an Ja^]oxl[i]eig; 

vgl. CIG. 1651 mit dem zu Orchomenos 3 bemerkten. Die an- 
merkung von Boss (bei Keil a. o.) zeigt, dass die lesung der 
betreffenden zeichen zweifelhaft ist. 

5) Kaibel Hermes VIII, s. 425, nr. 26. 

Beermann Studien IX, 19 : Gto[y]i[v~]ia? 

6) Ebd. nr. 27. 
ovaaifi.OL Thaaiftoi. 

7) Ebd. nr. 28. 
uxadiw Ehuxdian>. 

8) Ebd. s. 427, nr. 31, Kumanudes III, s. 168, nr. 2. 
erzilvoavKuHiaQtda 



224 B. Meister 

*Bni Avoavias c IaQida. 

Kaibel Qiaqida vgl. aber Robert Arch. ztg. XXXIII, 
8. 160. Die wenigen sicheren genetive auf -a im böotischen sind 
zu Orchomenos 29 genannt 

9) Ebd. nr. 32, 1. 

oiv/Ltrti.o. Kaibel: Y)[A]tVi7rt[g]o[$. 

10) Robert Arch. ztg. XXXIII, s. 150 ff. 
d€Qfivo\7UTvkoQ\afi<paXx£(j . a%aa€7icxiTvkoie\de7tid€Qfivt 

diq\ivg* KiTvkog. 

If/Aqxilxrjs [ejaraa inl KvcvXoi ijd' htl diquvi. 

JiQfivg tritt zu den nicht zahlreichen kurznamen auf -vg 
(Fick Griech. personennamen XLI), Kttvhog ist von xitrcfg, 
das in mehreren dionysischen namen vorliegt, gebildet. Die 
gemination ist nicht ausgedrückt, wie in den zu Theben 4 an- 
geführten beispielen. 

11) Robert ebd. s. 158, nr. 1, (Kumanudes Athen. 
HI, s. 168, nr. 4). 

eTtifH&tctdctfioeefAi, 
'Eni Fhuxddfioa elfti. 

Die sonderbare Schreibung FH zeugt wiederum von dem 
in Böotien besonders lebhaften bestreben dem gehörten laute 
einen möglichst entsprechenden ausdruck zu verschaffen; das 
aspirierte digamma ist zunächst auf eine stufe zu stellen mit 
dem aspirierten q und fx in den kerkyräischen Worten qHofcüai 
und MHaigiag (Cauer Delectus 23. 25) die Robert heranzieht; 
es wurde nicht (vgl. Tudeer de dialectorum Graecarum digammo, 
Helsingfors 1879, 8. 80) ein unsicher zwischen / und ä schwan- 
kender laut, sondern ein richtiges vau mit nachstürzendem hauch 
gehört 

12) Robert ebd. nr. 2, Kumanudes IV, s. 297, nr. 16. 
Robert: ettid'Qeyo y Erti @Q6yo? 

Kumanudes: *Eni Qoeyo... 
Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 590 zu nr. 15: „Sur 
une autre inscription de Tanagra 'Eni 0oeyo... le <D a la forme 
d'un theta archaique" und in der anmerkung: „M. Robert 
se trompe certainement en lisant: ini GQeyo..." vgL zu Tana- 
gra 49. 

13) Robert ebd. nr. 4, Kumanudes ebd. nr. 7. 
Hi7iaQxa HiTtctQxa. 

Ueber die unterlassene gemination vgl. zu Theben 4. 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 225 

14) Robert ebd. s. 159, nr. 5. 
noaavs&exe 

-rtog äri&stxe. 

15) Robert ebd. 8. 160, nr. 7, Kumanudes Athen. III« 
s. 169, nr. 9. 

$6Qi7tiov GuqiTtiov oder &€iQimojv. 

GetQiTcniwv könnte von QqQi7t7tog mit dem suffix -itov ge- 
bildet sein, das auch in dem zweistämmigen ^Enaqylta* von 
'ErtcupiwdiTos erscheint. (Fick XVI). Ueber die unterlassene 
gemination vgl. Theben 4. 

16) Robert ebd. nr. 8, Kumanudes Athen. IV, s. 297, 
nr. 5. 

*Efti Evgerida. 

In beiden copien fehlt das iota des dativ ohne angäbe einer 
lücke am schluss des wortes, und ebenso ist es Tanagra 30 in 
der Kumanudes'schen copie weggelassen. Aus viel späterer 
zeit sind die grabsteine Eni Zumvqlva Tanagra 92, 'Eni Ev- 
%v%a Tanagra 95, 'Eni Ztoaipia ebd. 

17) Robert ebd. s. 160, nr. 9, Haussoullier Bull, de 
corr. II, s. 589, 3. 

Robert ßovao Haussoullier ßoqao 
Dass ein koppa vor a steht, werden wir Hn. Haussoul- 
lier nicht leicht glauben. Die bildung des namens Bovag (wenn 
nicht etwa beim dritten buchstaben die gabolung der senkrech- 
ten hasta auf Verletzungen des steine beruht und Botag zu lesen 
ist) ist dieselbe wie in den orchomenischen namen Kqatev-ag, 
!Alzv-ag, Baxsvf-ag (vgl. Qrchomenos 1), wie ferner in Ba&v- 
ag t Ilokv-ag, QQctov-ag, 'Ix&v-ag (vgL Fick XXXIV). Den diph- 
thong im worte ßovg treffen wir auch in den formen ßovwv und 
ßov£0<n Orchomenos 21. 

18) Robert ebd. nr. 10. 
%ifiaoi&eog Tipaoi&eog. 

19) Robert ebd. nr. 11. 
UtQTdfAidog. 

20) Robert ebd. s. 159, nr. 6, Kumanudes Athen. HI, 
8. 168, nr. 1. 

aßasoSoQoaaß IfßaeodwQog liß- • 
Dasselbe wort steht mit derselben Orthographie Tanagra 54 
I, 10. 



226 R. Meister 

Fick Studien IX, s. 109 bezieht den namen mit recht „auf 
lAnoMiov l4ßaiog y der zu Abai in Phokis verehrt wurde". 

21) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 6, Ku- 
manudea Athen. III, 8. 168, nr. 3. 

Haussoul Her : «/rtox(oder Q)ißas »*Eni 'ÖQißas ou 'Oxißas" 
Kumanndes: 'Eni 'Oitißas. 

m 

"OQißag könnte ein zweistämmiger kurzname sein mit dem 
Suffix -£$ (Fick XVI) gebildet von 'Oei-(Oesi-)ßa*xog oder 
*Oi>i-COvei-)ß<*Tag. Mit einem 'Oxtßag (oder 'Oxtßag) wüsste ich 
dagegen nichts anzufangen. 

22) Kumanudes Athen. III, 8. 169, nr. 5. 
Xos.... Xo€[qlXoq? vgl. Tanagra 54 IV, 11. 

23) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 14, Ku- 
manudes Athen. III, 8. 169, nr. 6. 

aqveoi+a liQVßteixa. 

Bemerkenswert!* ist, dass % hier nicht durch IT, sondern 
durch + ausgedrückt ist, wie Theben 26 durch X. 

Der name ist von dem in eigennamen sonst nicht belegten 
aQvio/uac gebildet, y Aqveial%a vergleicht sich mit 'Ovrjeixa, Nt- 
xdatxog Uv s. w. 

24) Kumanudes Athen. III, s. 169, nr. 7. 

25) Kumanudes ebd. nr. 8. 
EvxiXia (== Evreltia). 

26) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 21, Ku- 
manudes Athen. III, s. 569, nr. 10. 

Xaovoü Aaoxog. 
Nach Fick Beiträge III, s. 123 zweistimmiger kurzname 
von Aaori/uog. 

27) Robert Arch. ztg. XXXIII, s. 159, nr. 3, Kuma- 
nudes Athen. III, s. 169, nr. 11. 

oa/uiYa 2afAixa. 

28) H au 8 s ou liier Bull, de corr. II, s. 580, nr. 13, Ku- 
manudes Athen. III, s. 169, nr. 12. 

Yaevoxkux Sevoxlta. 

29) Kumanudes Athen. IV, s. 296, nr. 1. 
\d$avoyi%ig. 

30) Kumanudes Athen, IV, s. 297, nr. 2. 
mia&avodoQa *Eni li&ctvodtiQa. 

Ueber die weglassung des iota subscriptum vgl. Tanagra 16. 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 227 

31) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 3. 

32) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 17, Ku- 
manudes Athen. IV, 8. 297, nr. 4. 

Jiovvoio[g. 

33) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 6. 
BQeuxia. 

34) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 8. 
firtmjz&og [H]ift7tlI;*yoQ. 

/ statt H ist vielleicht ein versehen des Steinmetzen. 

35) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 9. 
JÜUaQxa. 

36) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 10. 
Mfivapti%a. 

Es liegt nahe hier an Mva\o]i%(x zu denken; doch findet 
sich Mvajuiag als name eines Thebaners bei Plutarch de Herod. 
mal. 31. 

37) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 11. 
pvaoov Mvdowv. 

38) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 12. 
Xvfi7t$odoQoa y O]Xvfmi6dtoQog. 

39) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 13. 

IIvfälvOQ. 

40) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 14. 

41) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 15. 
%oiq... Xoiq[iXoq? vgl. Tanagra 54 IV, 11. 

42) Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 589, nr. 2. 
I €7t . 2 qoQ. y En[t] Qoq- 

Haussoullier Q6q[cl. 

43) Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 589, nr. 4. 
€7Vixafo&*oidi8fii *Eni Kah&eaidi €*/*/. 

Steht KaXt&eaig für KalXi$eQoig wie GiaayÖQog (Suid.) für 
BiQücafÖQog ? Vgl. den frauennamen QiQOig Anthol. lyr. VII, 649. 

44) Haussoullier Bull, de corr. H, s. 589, nr. 5. 

Bftl7tokvaQCnOBBfll 

*Biti JIokvaQOfoe aifxL 

45) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 7. 
e . . . fÄSivoxXstas 

E[nl l4\fieivo*Xeia€. 



228 B, Meister 

Es erscheint hier das böotisch für den gedehnten e-laut 
(att. Iffietroxltja) zu erwartende si, das gerade in den auf die- 
sen stamm endigenden eigennamen durch einen zweiten vokal- 
wandel zu t zu werden pflegt 

46) Haus80ullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 8. 

— avqxxXxei Em] Idvqtähtei. 

Im dativ der eg-decünation wurde et nicht zu i zusam- 
mengezogen. 

47) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 11. 

— efivaotoo Teil- oder TleiX?]€fiva<nog. 

Zu IleiXifivaavog böotisch für Trjtejuvrjovog vgl. Theben 40. Haus- 
soullier fehlerhaft ,^f]ifivaoTog (lielfivrjozog)" ; die zweite silbe 
von böot. aiei : dt (vgl. litxXidag Theben 28), mit späterer Or- 
thographie r[t kann unmöglich in der Schreibung e erscheinen. 

48) Haussoullier Bull, de corr. II, 8.. 589, nr. 12. 
Giofivaova vgl. denselben namen Tanagra 83, 17. 

49) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 15. 
(peraXoa <DfaaXog. 

Haussoullier „QeraX6g. II semble qu'il y a eu confu- 
sion entre les signes representant le et ceux qui represen- 
taient le O. Le thäta de Oeralog a la forme d'un <D archaique. 
Sur une autre inscription" — das weitere vgl. zu Tanagra 12. 
Haussoullier wusste nicht, dass der name tohzakog sich auch 
Theben 28, 8 findet, wo & und <Z> ohne jede confusion geschie- 
den werden; die kenntniss davon würde ihn vor dieser „confu- 
sion" bewahrt haben. — Ueber die unterlassene gemination vgl 
zu Theben 4. 

50) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 16. 
pvXXi Yidaov MvXXixidawv. 

51) Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 590, nr. 19. 
xoqcc Koqa vgl. denselben namen Tanagra 83, 23. 

52) MvXiivag Bull, de corr. hell. II, s. 539. 

Auf den scherben eines kantharos aus Tanagra in links- 
läufiger schrift: 

daXiodoQoa JaXiodcoQog. 

53) Keil Zur syll. s. 600 aus Boss' tagebuch: 
IIARON 'IaQtar. 

Vor dem iota scheint die rechte hasta vom zeichen des Spi- 
ritus asper erhalten zu sein. 

54) Kumanudes Athen. IV, s. 213. 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 229 

Ich schliesse mich in der art und weise der wiedergäbe 
genau dem griechischen herausgeber an. Es ist eine namenliste 
in 4 nebeneinander stehenden reihen (I- IV). 
I 1 ..og 2 ..og 3 ..dag 4 ...*%og ö liq[iato]tiXeg 6 Moi- 
Qi%og 7 IJQtOTO&oevog 8 Ji6rtofi7tog 9 JaXiaSag 10 l4ßah- 
6do(x>s 11 Aaxov 12 Ilavaaviag 13 IIl&aQXog 14 Ja^oTi- 
pog 15 Nixiag 16 Wccvoda/uog • 'EQttQievg 17 EJtWog ; 'Ify*- 
T^ttfc II 1 roö&idag 2 Miao&idag 3 ^a/w/ftg 4 JZt^ay- 
yeAog 5 LjQtooTÖdaftog 6 Xaqdvdag 7 Evayovtidag 8 -^a- 
XQidiov 9 JafiOfiiXov 10 JidxQivog 11 MbXItov 12 Moqv- 
%idag 13 Baxxylidag 14 l4Qt6fivaoxog 15 MeyaXlvog III 1 
Aa/fas 2 Alo%lvag 3 JZv'eaMos 4 J^xtftiUfe?] 5 FeQyaive- 
zog 6 ®alaQig 7 y Eqd%oy 8 lifiivmiXieg 9 Mazqov 10 Öya- 
TOQidag 11 (DiXoxdqeg 12 IdnoXXodoqog 13 Meyyidag 14 
Huniatdag 15 @£o£orag IV 1 Koiqavog 2 l4q>^6dixog 3 
-2ayT;#m'tfa[£] 4 JSavyiveg 5 EvuXidag 6 Ja/uogerog 7 Xa- 
qovdag 8 Kaq>ioo<pdov 9 ÄaHix^arss 10 FiooxXhg 11 Ab«- 
l/Ao£ 12 JSaqßaXog 13 roQyog 14 !*4ftoXX6doQog 15 BüA*- 
[<J]a[$] 16 i^u«J[at7F/r]o£. 

Am schluss voni/xiUA*[£?] d. i. IdxvXXet III, 4 (zum suffix 
vgl. Orchomenos 2), sowie von JSoryttfiWdafe IV, 3 und IfoJU'- 
<to]g IV, 15 ist auf der inschrift ein sigma nicht sichtbar. Bei- 
spiele für die weglassung des schwachtönenden sigma am schluss 
böotischer eigennamen s. zu Theben 24. — Wenn ro&Mdag II, 
1 nicht etwa für IIo&&idag verlesen ist — was ich bei der 
Sorgfalt des griechischen herausgebers kaum glaube — so könnte 
es vielleicht zu den bei Orchomenos 19 besprochenen eigenna- 
men gestellt werden, die durch Aphäresis verkürzt sind, so dass 
der volle name L4ya&idag wäre. Die Verdoppelung des & ent- 
spricht der vonFickGriech. personennamenLIXf. erkannten „nei- 
gung, inlautende consonanten der kosenamen zu verdoppeln", und 
vergleicht sich z. b. der Verdoppelung des y in Meyyidag III, 13 
auf unserer inschrift Die verdumpfung des a-lautes würde dann 
eingetreten sein, als die Zugehörigkeit des verkürzten namens 
zum stamme dya&og nicht mehr lebhaft empfunden wurde. Doch 
verkenne ich das gewagte der Zusammenstellung nicht — Zu 
Xaßag III, 1 vgl. Xaßag und Xaßrjog Tanagra 55. — JIvqoI- 
Xog III, 3 ist eine Weiterbildung des namens Ilvfäog mit dem 
suffix -aXXog. Die gemination ist hier nicht durch die schrift 
ausgedrückt (vgl. Theben 4) wohl aber in Tlv^aXa) Platää Gi- 



230 R. Meister 

rard Bull, de corr. I, 8. 211, z. 1. Damit tritt zu den bisher 
bekannten A-suffixen ikog und tiUog, vkog nnd vXXog das paar 
dlog und akXog. *Aq>Q6di%og IV, 2 kehrt Tanagra 59 wieder» 
!A(fQo6ixiog hiess ein Thebaner Theben 49, 2ayv&ividag IV, 3 
ist von odyog mit dreifachem suffix gebildet: 2d) , v&og, t 2ayv- 
divog (dieser name steht Tanagra 55 A, 11), Sayvd-ividag und 
vergleicht sich, was die bedeutung anlangt, mit Sdxwy Thuk. 
VI, 5; Steph. Ryz. 8. v. Iloxa^oadxwv und 2axwv{dijg CIG. 
8230. 8298 von oänog. — 2dqßakog IV, 12 ist vielleicht aus 2a- 
QctßoßaXog entstanden. 



b) Inschriften ionischen alpbabets 

a) Aeltere. 

55) Ku manu des Athen. IV, s. 294 f., nr. 7. 
Ich gebe zunächst den text so wieder, wie er von Ku ma- 
nu des hergestellt ist 

I 1 ....x°S IdQyiu) 2 ....luidag KoiQorddao 3 ...vaxli&ag 'Av- 
ÖQO/uaxtog 4 J?ioriiuog JiodwQtog 5 liyiag JiodmQiog 6 Jto- 
rvoodwQog Jioddqtog 7 Kaq>iaod(OQog Qiodt&Qiog 8 EvyiTiav 
Xaßfjog 9 IvQ?/uidag Meyaliviog 10 ..c*Q%og Qiowipiog 11 
2a]yvdi#og Guxpdmog 12 Qi?<xpdvsiog JSayvS-lviog 13 JZ]$o- 
fia%idag @Qaavkküog 14 .wqlvotg l IaQOvilsiog 15 Q>]cn>oxXsig 
IIoi,v§hnog 16 J]afz6<pilog JSxv&Qitiviog 17 G4]£ovog 2xv- 
&Qit&viog 18 2(oq>7\(>ovimog Qtayy&Xiog 19 ..oxiXsig KXutQ- 
%ldao 20 ...orog üolv/nvaaTiog 21 ...ddag Evqxxfudao 22 
....ei Nuurjog 

II 1 l4&?d.fiixog Eixoltvio[g 2 Qioyirwv Kakkixlidao 3 Sß- 
vdtifiog XctQiAvda 4 Xdqpiag Ev(ovvfiod[wQiog 5 Tv%(ov Tu- 
XavoQiog 6 Qioyitojv F?otxoo&ivei[og 7 0<K*a6... 8 JZjpa£t 
... 9 liyaai... 10 IdQKHOJ... 11 ld&avia[g... 12 Otoga?«... 
13 JioQiarv... 14 i7oli;?iao[g... 15 Qivttteig... 16 i*v- 
%trcnlS[ag . . . 17 '/#vjuagog... 18 Xdßag Tlo... 19 ££mt 
JEv . . . 20 ^acwrox£iT[os ... 21 üartolog ... 22 ^aAtodaifcos 
... 23 GioyiTiav... 

I, 9 Vielleicht Xä]Qftl3ag? vgl. Xa^as U, 4. — 11 und 12. 
Im ersten namen der 12. zeile hat sich der Steinmetz versehen 
und statt Gunpaveig das vorhergehende patronymikon QwtpdvBiog 
noch einmal gesetzt — Ueber die weglassung des sehliessonden 
sigma in z. 22 und II, 19 wurde zu Theben 24 gesprochen« — 



Die inschriftliohen quellen des böot. dialekts. 231 

II, 1 l4&a[vv)Lxoq? Ein 'Adwtxog Tanagra 66. 3 Xa^ivda 
kann seiner stellang zufolge nicht als ein sicheres beispiel für 
genetive auf a gelten. Von der adjectivischen bildung der pa- 
tronymika macht nur 'A^ytu I, 1 eine ausnähme. 

ß) Jüngere. 

66) Robert Hermes XL, s. 98, a. 
1 3evaQta%[u} aq%o]nog petvog y AXaXxo[^(x]svio) netq[ddt a]m6v- 
toq ^\ß]\paq>[_i]dde *Ofi[oiyÄdag 2 'Ajnowiao, y A[tfjog] Jccuo^ 
qtiXta eXe^e dedox&i] tv ddfiv nQO^evov etfitv xr) eveQyitav tag 
izoXtog 3 Tavaytnjiov Ktrjautva XaQupdfM) 'EQßtQteia avtov xr) 
iaydv&Q, xr) ufxev avtolg yag xr) fvxlag 4 mnaaiv xr) da<pd- 
X$av xr) doovXiav xr) noXifia) xr) iQavag leiaag xij xatd yav xr) 
xatd duXattav xij 5 tdXXa ndvta xa&dneQ folg aXXotg 7tQO§6- 
votg xij tve^yhrjg. 

3 In dem namen des Euböers Ktrjowv wird rj geschrieben. 

57) ebd. b. 

1 EiQtao aqxovtog fistvog JafiatQtoj viofieivirj insiffdcpidde 2 
rw6&7taatog(?) Afiiviwvag * ^ETUxctqidag OvXXiog eXefe de- 3 
öox%h] toi ddfioi TCQO^evov elfiev xij svsQyhav tag nofaog 4 
Tavayuqtov JUXoita Jegiao NtartoXitav avtov xrj iayovcog 5 
xfj elfusv avtolg yag xrj fvxiag zitnaotv xrj dotpafoav xrj 6 
ftaotihav 7 x]r) doovXiav xij 7toXi(iia xr) iqdvag lioaag xrj 
xatd yav 8 xrj xatd ddXattav 9 x]r) tdXXa ndvta xa&dneQ 
tolg äXXoig rvqo^ivoig xr) sveQyerrjg. 

1 KtQiag für 'Hjpiag, vgl. z. b. EiQOtifiog, Eiqoiwv Theben 
33, 12. 13; EiQodotog Orchomenos 30, 26. 

58) ebd. c. 

1 BsvaQiOTto aQxovvog fiBtrog l^XaXxofteviw Tiet^ddi dm,ovtog 

2 iiV8\pdq>idd€ 'Ayfiog • *A7toXX6d<aQog Kaq>ioiao eXege d*dox&r] 

3 toi ddpoi ftQO^evov elfiev xr) eveqyixav tag rtoXiog TavayQrjaiy 

4 livtiyovov ^Aaxkamddao Maxedova avtov xr) iay&vwg xr) el- 
{ßsv 5 avzol yag xr) foixiag Unnaoiv xr) dacpdXiav xr) doov- 
Xiav xr) 7tolif.t[o) 6 xr) \qdvag Idaag xr) xatd yav xr) xatä 
öaXattav xr) taXXa ndvta 7 xa^dneQ tolg aXXoig TtQO^evQig 
xr) weeyitrjg. 

59) ebd. d. 

1 Evgi&ict) awpvtog fietvbg JafiatQita öyddrj i[o]ta^4vuf &&*•> 
ipdyidde Kayiolag- 2 MeiXlwv 'AyQodUio eXefc dedax&rj toi 
dd/uoi nqo^syov elfisv xr) eväQyetav 3 tag 7t6Xiog TavayQrjtov 



232 R. Meister 

JSaalßiov JioaxovQidao liXet-ardQela avxbv xr) iayov[wg 4 xy 
elfte* avxoig yag xr) olxiag Srvnaaiv xr) fiooxiliav xr) daipd- 
Xiav xr) doovXla[v 5 xr) nolAptta xr) tQavag Idaag xr) xaxd yav 
xr) xaxd &dXaxxa[v xr) xdXXa itdv\xa 6 xa&dfteQ xoig aiXoig 
7tQO^ivoig xr) eveQyixrjg. 

60) ebd. e. 

1 V deiva xov deivog klegs] dsddx&t] [xoT\ dd/n[oi) n^wov «!- 
/n* xr) ev€Qyi[xav 2 rag 7t6Xiog Tavay^rjüjv] Bdvd-i7Z7tov K«y- 
drjßa Iliaidav avxov xr) iayo[ywg xr) 3 elfter avxoig yag xr) 
f\oixiag ennaotv xr) docpdXtav xr) daovXlav xr) 7to[Xefio) 4 x^ 
iQavag lioaag xr) xaxd ya]v xr) xaxd d'dXaxxav xr) xdkXa ftdvxa 
xad-dneq [toig 5 aXXotg TCQO^evoig xr) eve$yi]xrjg • Evavyiho 

aQ%ovvog IdXaXxofieviw XQi[xrj 6 og IdvcpvxQaxiog. 

2 Die contrahierte genetivendung im namen des Pisidiers 
Kevdrjßa darf nicht dem böotischen dialekte zugerechnet werden. 

61) ebd. f. 

1 6y]S6rj laxa/uhio Kaq>talag ld^%ixXidao eXe£e 

2 tcq6^€vov el]pev xr) evegyixav tag n6Xiog Tavay^o^v 

3 ov avxbv xr) ioyovtog xr) elfiev avxvg yag xr) 4 .... 

.. xr) ftaox4Xi]av xr) dotpdXurv xr) daovXlav xr) noXifim xr) i$a- 
5 yag Idaag xr) xaxd yäv xr) x]axd &dXaxxav xr) xdXXa 7tdvxa 
xa$a7t&Q xvg 6 aXXvg nQO^ewg xr) eve]^yexrjg. 

62) Kumanudes Athen. IV, s. 291, nr. 1, z. 1 — 9. 
Links von z. 1 und 2 spuren einer inschrift z. 1 ...axrjg 

2 ....TOI? 

1 'AqiaxoxXldao aq%ovxog nqo^evlr\ 1 2 Z]fiixQ(öv üXovxivo) 

eXe^e dedSx&f] xv ddfzv, nqo^evwg eflftev 3 x]r) eveqyhag xäg 
noXtog TavayQrjwv JapidxQiov <Didi ... 4 . . xr) TliavoXaov da- 
fLtcrtQta) KoQtv&itog avxwg x[r) 5 iaydvwg xr) el/uev avrvg yag 
xr) fvxlag ennaaLV 6 xr) fiooxeXiav xr) daqydXiav xr) daovXlav 
xr) xatd 7 yäv xr) xard &dXaxxav xr) noXifiiü xr) iQavag U&- 
8 aag xr) xd aXXa navxa xa&drrsQ xvg äXXvg 7VQol;4wg 9 xr) 
eve^ydxrjg. 

63) Kumanudes ebd. z. 10 — 17 (Z. 15 ist von Kuma- 
nudes Athen. IV, s. 378 nachgetragen). 

10 c OftoX[(o... aQxovxog... 11 i7texpd[q)tdde . . . 12 0lXtovo... 
13 eqyixav... 14 avxbv xr)... 15 xr) eiaoxi[Xiav . . . 16 rag 
l(6oa[g... 17 xa xa&a7c[eQ... 

64) Kumanudes Athen. IV, s. 293, nr. 3, z. 1—4. 

1 w? oxxw ? xrjdsxdxr] snex/jdqudde t l7t7tla[g.. . 2 . . . eXe£e 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 233 

de]doxxh] xol da/not 7tQol*wov elpev xfj [evs^yhav xag n6Xto]g 
Tay[ayQTjwv . . . . 3 ..../ rjov xfj avxov xfj loyovtog xfj elpev oiJ- 
x[oiig yäg xfj fvxlag e7z)rtaoiv.... 4 ....Xiav xfj xdXXa ndvxa 
xa&drteq xolg äX[Xotg 7tQO§4voig xfj] €V€Qy4[xtjg. 

65) Kumanudes ebd. z. 5 — 8. 

5 . .x]i]d€xdtr] hnexpdcpidds Kaq>ioiag rov. . . . f . . . . 6 . el]fisv 
xfj eveqyhav vag noXtog Tavay(rf[tav] . . . . o Nea7t[oXlxav 7 . . 
. xfj fvxiag ennaaiv xfj f?iaoxiXiav xfj d[oq>dXiav xfj a]oov- 
kiav.... 8 ... xd yav xfj xaxa &dXaxxav xfj xdXXa rcdvxa xa- 
&d[rt]eQ xolg aXXoig [nQO^ivotg xij eveqyixijg. 

66) Kumanudes Athen. III, s. 475 (GIG. 1562, Lebas 
455, Keil Syll. s. 28 f.). 

1 ...i6?q(o aQxorvog fieivog l l7t7to3Qo^il(o ttQOXQiaxddi ifteifßd- 
cpidde 2 . . og Mvdoiovog ^A^dvi%og Jwqo&Iü) elege ded6%drj xv 
ddfiv 3 nq6^sv]ov elfiev xfj eveqyixav tag n6Xiog TavayQslto* 
diovoxoQidav 4 ...q?ü> liSavviov avxov xrj ioyovwg, xij eljuev 
avxvg yäg xrj /v- 5 xiag €7tna]aiv xij fiaoviXiav xfj patpd- 
Xiav xfj doovXiav xfj noXfyta) 6 xfj Iqdvag l]waag xfj xard yav 
xfj xaxa d'dXatxav xfj xd aXXa ndvxa 7 xa&dfveQ xv]g dXXvg 
nqo^iwg x[fj ev€Q]yixrjg. 

6 CIG. und Lebas xaXXa statt xd aXXa. Die übrigen ab- 
weichungen sind unwesentlich. — Zu den formen l4&aveio* 9 
TavayQeitav vgl. Orchomenos 30. Die Schreibung JtovaxoQidav 
hat die Kumanudes'sche copie sichergestellt. Ob der Stein- 
metz nur aus versehen so statt Jtooxovqidav geschrieben, oder 
welche bewandtniss es sonst damit hat (an die erklärung Grä- 
fes bei Keil a. o. glaubt wohl niemand), lasse ich hier un- 
erörtert. 

67) Kumanudes Athen. IV, s. 210 f., nr. 2. 

1 IJQiOTOxXidao afxovxog, peivog 0oviw vevfitivtrj, 2 xard de 
xdv &tov € Of4oXwtw eaxrjdexdtT] y iftetpdg>idöe lAydSaq- 3 ypg y 
Ifiuvooxog MeXixarvog klege dedox&tj xv ddfxv nqo- 4 fyvor «I- 
pev x?) eveoyfrav tag rcoXiog Tavayqijiav Jud- 5 vovoiov Qto- 
q>iöiog Ja^axQma avxbv xfj ioyovwg, xfj «I/i«v 6 avxvg yäg 
xfj fvxiag tTirtaaiy xfj fiooxiXiCtv xfj 7 docpdXiav xfj doovXiav 
xfj 7toXif40} xfj Iqdvag 2oJ- 8 aag xfj xaxa yav xfj xaxa <£<*- 
Xaxxav xfj xd aXXa 9 ndvxa xaddneq xvg dXXvg itqo1$ivvg xfj 
eveqy&ijg. 

68) Kumanudes ebd. nr. 3. 

1 Nixiao aQXovxog, iiuvog !<4XaXxofievito Hx[xrj\ ditiüvxog 2 

Beltrlge z. künde d. ig. sprachen. V. jg 



234 R. Meister 

&7ze\paq)idds EvxTeifitar^ OiortOfirtog Evroftto eXefy de- 3 d6%{h) 
tv ddfiv ftQO^ivwg elfter xr) evsQyirag zag rcoXtog 4 TarayQr)- 
wr (DiXoxQaTrjr ZwiXw, QrjQafAerrjv Jafiarqt^ 5 ld7toXXo<pa- 
rrjr ld7toXXodo%m *Amo%evag Ttor nbd Jdqmi avriog 6 xr) ho- 
yoriag xr) elfter avrvg yag xr) fvxiag eizitaatv xr) 7 ftooreXiav 
xr) docpdXcav xr) daovXiar xr) 7toXifta) 8 xrj iQarag leboag xr) 
xara yär xr) xarä &dXarTav xr) ra 9 aXXa ndvra xa$a7t£Q 
rvg äXXvg Tt^o^ivvg xr) eveqyi- 10 zrjg. 

Nicht auffallend sind die vulgären formen in den namen der 
stadt Antiochia und der drei Antiochier. 

69) Haussoullier Bull, de corr. hell. III, s. 383, nr. 29. 
1 oaXaXxofieviaydModexaTrj 2 rtaa7tovqqooeqfAayeviooeke^e 3 
V7tQO^eroretfjterxrjeveQyerar 4 yQt](ov[A00xiwvada>Qü)aO7zev 5 % 
oiyaoxrjfvxiaoeTtTtaoirxrjft, 6 q>aXiarxrj7toXeficoxrjiqarao 7 x 
TjxaTa&aXaTTCcvxT]TaaXXa7tav 8 vOTVQoljervoxrjeveQyetrjo 

1 Tov deivog aQxovTog, fietro]g IdXaXxofievloi ä[v]u>dexdTr] 2 
[ifisxpdcptdde . . .] riag, ILovQQog 'EQftayeriog eXege 3 [ded&x^rj 
tv ddfijv txqo^svov elfter xr] eveqyirav 4 [Tag itoXiog Tara]- 
yqijiov Moa%iwva Jcoqiü *Aaith- 5 [dior xrj elfter ov]toi yag 
xrj fvxiag emtaoir xr) fi- 6 [ooviXiav xr) do]<pdXuxv xr) no- 
Xifiio xr) Iqdvag 7 [uioag xr) xarä yav] xr) xarä SaXarrar xr) 
za aXXa ndr- 8 za xaSdneq irtJg aXX]vg nqo^irvg xrj eveqyinjg, 
1 Haussoullier duodexdrrj. 

70) Haussoullier ebd. s. 384, nr. 30. 

1 7toXovxXidao.QxorroG 2 dvodexaTrje7ve..q>idde 3 gereXaa 
4 TtQo^evioaeifdevxrjeveQyeraa 5 TavayQrjwrri(orarixaroqooaXe^ 

ardqeia 6 xr}vixavoQadaf.LaQx^h l ^ aOLOVavi;(Jt)0y 'V 7 eayorwaxrj 
eifAevavTvayaoxrjfvxiao 8 ettTcaaiyxrjfiooTeXiaYxrjaoyaXtarxr) 
7to 9 XefUtixtjtQavaaiio . . axrjxarayarxrjxa 10 Tad'aXaTTav 
xrjTaaXXa7tavTaxa&a7t€QTvo 11 aXXvtmQogevvoxqeveQyeTrjo 

1 üoXovxXldao aqxovTog, {jfieivdg ... 2 dvodexaTrj ene[\t)d]cpidde 
[6 deiva tov deivog] 3 JBW[a]g [tov deivog eXege dedox&rj tv 
ddfiv] 4 TtQO^iviog elfter xr) eveQyerag [Tag rvoXiog] 5 Tava- 
yq^uv Nlwva NixdroQog lAXe^ävdqe'ia 6 xr) Nixdvoqa dafidq- 
X<a MiXdoiov avTwg xr) 7 iayovcog xr) elfier avTvg yag xr) fv- 
xiag 8 eTtrtaoiv xr) fiooriXiav xr) do<pdXiav xr) no- 9 Xiuw 
xr) iqdvag l(6[oa]g xr) xarä yär xr) xa- 10 Ta SaXarTOv xr) ra 
aXXa Ttdvra xa&drteQ Tvg 11 aXXvg nQO%£rvg xr) eveqy irrig. 

71) Kuraanudes Athen. IV, s. 293, nr. 4. 



Die inschriftlichen quellen des böot dialekts. 235 

1 .... Itodaippetv Mvaoa 2 voviov MvdoaQ%ov x.... 

3 dve&scjxav %6ig &ioig. 

1 . ...toi [x]ai £ld]fifi£tr Myaad[oxo)? "A^iuv ist aus '^/u* 
ptoy (CIG. Tenos 2343) : y !A^iv zu erklären, l ist zu u verbrei- 
tert wie in Geidovog, GtidtoQog u. s. w. (vgl. zu Orchomenos 13). 
Ueber frauennamen auf -eiv aus Böotien und anderen landschaf- 
ten vgl. Keil Zur syll. s. 608 f. 2 ...to> ovtor Mvdaa^ov x.... 

72) Kumanudes ebd. nr. 5. 

1 .lodwQog Milavog 2 Jiomoqoig. 
1 JiödioQog oder QioötoQog. 

73) Kumanudes ebd. s. 294, nr. 6. 

1 lAd-CLVixxtia "Ipvw 2 y A(>%d{udi, Eilu&vii]. 

Idd-avixxeia kann von lA&avloxog abgeleitet werden. Die 
assimilation von ax zu xx ist aus dem böotischen noch nicht 
bezeugt, wohl aber aus dem dorischen dialekt, vgl. mxoq, dt- 
ddxKstj xoxxöq (Ahr. II, 104). Die neigung des böotischen dia- 
lekts zur assimilation benachbarter consonanten ist bekannt. — 
"Ifivio ist mir nicht verständlich. 

74) Kumanudes Athen. IV, s. 292, nr. 2, z. 1. 2. 8. 

1 Mvdowv Evßoikü).... 2 EvßwXov tov.... 8 IIolv!;ev[pg 

Zwischen weih- und künstlerinschrift befindet sich das 
proxeniedekret nr. 85. 

75) CIG. 1582, Kumanudes Athen. III, s. 475. 
Elxova TTjvde dvi&rpce OoQvarag näig 6 TQiaxog, 

xrJQvi; vixqoag xalov dy&va Jtog • 
allovg %b d&Xoq^QOvg Tttavotg izoal* elko* dywvag, 
evokßov de 7td%qag aarv xalov ataqxxvo[l. 
Kacpioiag $7t6etoe. 
Von den dialektischen formen des epigramms sehe ich hier 
ab; die böotisch abgefasste Unterschrift lässt vermuthen, dass 
Kaphisias ein böotischer künstler war, vgl. Theben 28. 

76) CIG. 1641. 
y Ha%ivag. 

77) Keil Syll. s. 156, nr. XLI, a. 

78) Kaibel* Hermes VIII, s. 427 f., nr. 32. Einzelne 
grabsteine. 

1 Aovoig Kumanudes Athen. III, s. 168 ff., nr. 46. 2 Ni- 
xooi;(>OTog Kumanudes ebd. nr. 49 3 Botdiov 4 SevoxXia 

16* 



236 R. Heister 

7 Sevoqxxvra 11 KXicov 12 MvdaaQ%og 13 TlovQQixidag Ku- 
manudes ebd. nr. 58 14 XrjQtag Kumanudes ebd. m\ 66 
15, i 2TQ6fißog 2 l47toXX6dwqog 16 Jtoyhatg 18 Xqovo[is 
oder XQova[ig 19 Id^xBatXda Kumanudes ebd. nr. 30 20 
Nixdotrtftog 21 jEvqpgoaovjVog oder 2?t;gpßo<roi;|>a 25 Idgrifieig 
31 Id&aviag. 

79 ) Kumanudes Athen. III, 8. 168 ff. Einzelne grabsteine. 
28 IdXxtvoa 29 l4(x(pi^vao%og 31 y Aawrzi%a 33 EvßcSXa 35 
EvTOv%iva 36 Fiooxtäg 37 Fiooxlia 39 Zw/roJ^a 40 @a^- 
aovfxaxog 41 @to£ora 42 @to£o?a 43 KXto/uvduTa 44 Äo- 
&(ü7V<x 45 Kovdinna 48 Niaqxig 51 •Har&xAfts 52 'Orot- 
afyia 53 IloXefjtrjog (== TlzoXefxaiog) 54 IJoXiovxwv; nicht aus 
IloXvxaiav contrahiert (Kumanudes üoXiovxwv), sondern zwei- 
stämmiger kurzname. 55 üov&oxXia 56 Tlovd-ixcov zweistäm- 
miger kurzname (zu vergleichen mit l47teXXlxiov, JaXixxco Ta- 
nagra 83, 7) für nv&txi%r)g = ^ATCoXXtavixevrjg. 57 JTot;[(»£]xog 
steht, wenn in der lücke nur räum für 2 buchstaben ist, für 
üovQQixog mit Vernachlässigung der gemination, vgl. TLovqu) und 
andere beispiele Theben 4. 59 2ioa%q6ra 60 Tp/crf 61 0>iy- 
yovAAa 63 0iXoxovdlg 65 0(>owixct 73, l Idy&btov 2 /uay*- 
£og 74 IfiQtaxoyivia 84 JccfioorQOTog 85 ZwTtovQa 86 Zgj- 
novQiva 88 Zcotzovqiwv 89 ZoirtovQög 95 AiovoixXia 102 
OrjÖQtxa 103 XaQfiovXidag. 

80) Kumanudes Athen. III, s. 476. Einzelne grabsteine. 
Ja[i6xXia — Mvaalq>iXog — üoXovxXia — TW^cn? — 'Igdva — 
'jB/rt 'OMacw'/ut;. 

81) Kumanudes Athen. IV, s. 298 f. Einzelne grabsteine. 
1 l4ya&&(6 2 L^fiovju6do>Qog 3 ttivriyevlg 5 Idqiotoxib für 
i^oroxxw aus i^iaroxtaJ vgl. Theben 37. 6 l4q>&ovvti nach 
Fick Beiträge III, s. 277 anm. für Ldqt&ovqra mit doppelter 
consonanz. 7 JaXixxw femininum des zweistämmigen kurzna- 
mens von JaXcxhag vgl. zu Theben 37. 8 Js&yttiw 9 z/iw- 
viovaodwqa 11 'EQfiaix&ag 12 EvfersiQig 13 Eveteiqlg 15 
ätaoaCorog 16 Qioyija 17, l @io/u[yaa]ira 2 -2ßOTt;JU/s 3 
SQOTovixa. Der erste dieser drei namen steht auch auf der In- 
schrift mit epichorischem aiphabet Tanagra 48. Völlig singulär 
ist der anlaut 2qot- für 2zqot- in den beiden letzten namen. 
18 7a£aS 19 *lQavi%a 20 *Io(XQivixhag 21 "Ivctfiog mit dem- 
selben suffix gebildet wie die besonders in Kleinasien üblichen 
namen (W ad dington zu Lebas V, 668) ^ivydafiog, ITvQaftog, 



Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 237 

ntQya/uog, ÜQianog, Tevra/nog, TvQxa^iog (Fick L) 22 KaX- 
Xivaog 23 Koqcc vgl. Tanagra 51. 24 KoQi&to kehrt auch in 
Lebadeia (Keil Zur syll. s. 591) wieder; für KoQtd-^co mit as- 
similation ans Kqqiv&cü? KoQivd-og heisst ein Thespier Keil 
Syll. 8. 165, nr. LIII, d. 25 AiyovQov vgl. den Athener Al- 
yvQog CIG. 276, AtyvQxiadtjg den vater des Mimnermos, den 
früheren namen des Achilles Aiyvqwv 26 Maxiwv vgl. Hesych: 
pdxiov ' xo ftixQOv nett oXiyov (Suid. s. v. fxcnioXot%6g; Phot. 
'250), die Stadt MaxionoXig, den Ephesier MaxiXXag (Pape- 
Benseler). 27 MotQixog 28 Ntxoxxw zweistäramiger kurzname, 
vielleicht an NixoxiXrjg angelehnt 29 Bevoxxw von SevoxXw 
vgl. ©coxxftJ Theben 37. 31 € 0/ito Xwtw 32 *Ovaol%a 34 JI«^- 
&Gwnjb 35 üoXovgevog 36 IIxwiodcoQa 37 ^qyqqig 38 7i/uo- 
pagcr 39 (DtMcJ 41 XaQtTznidctg. 

82) Kumanudes ebd. s. 299 ff. Einzelne grabsteine. 

1 AlxpciQixct 2 l4\Aiviag 3 lifAivw 4 ^AQioxoxqaxeig 8 Äjou- 
xar/a Theben 29. 10 Je^idafxog 18 EvxrjQOv 25 Aovxidag 
26 MUov&og 33 novqqlg 41 Tovqavig. 

In den folgenden inschriften finden wir deutliche spuren 
vom eindringen des hellenistischen dialekts. 

83) Kumanudes Athen. IV, s. 292, nr. 2, 8. 3—7. 

3 If&avoyixovog äqxoyxog 7tQol;evir] * /?wAa * IlQOOxccxr]\j>ico jucl- 

vog ] 4 2a)0iXQ<xTT]g y Mvdoiov Ev/uqXu) eXegs • 7tQoßeß(oXe[v<j- 

&cu, ] 5 QtoxXrjv "Ayiavog 'EXaxia avxov xrj ioyovtog... 

... 6 xrj 7toXipi(ü xrj dqdvag lioaag xrj xccxa yav x[i) 7 

BveQyhfjg xag itoXiog yiyqa7txrj. 

Hellenistischen dialekt zeigen die namen II(>oaxaxv)Qt(o 9 £o>- 
oiTtQaxijg, EvfiyXü) und das wort eiQccvag. 

84) Kumanudes Athen. II, 8. 402, nr. 1. Kaibel Her- 
mes VHI, s. 428, nr. 34. 

1 'Eni Avxacjvf 2 Ovxov !'#a- 3 tpav xv lA&a- 4 vaiaxf. 
Die form ovxov, die auch in einigen anderen inschriften 
vorkommt, gehört dem hellenistischen dialekte an. 

85) Kumanudes Athen. H, s. 403, nr. 3. 

1 Nixopaxe 2 xouQf 3 Ovxov edaxpav 4 xi Z4[&apaioxTJ. 

Die folgenden grabinschriften zeigen zugleich eigentümlich- 
keiten des booleschen und des hellenistischen dialekts. 

86) CIG. 1672. 
*Eysifixcc. 



238 M. Deffner 

87) Lebas 457. 
livaglXaog. 

88) Lebas 462. 
Evtv%a. 

89) Kaibel Hermes VÜI, s. 428. 

22, l %aiQe 2 Telidaps 26, i *A<r*Xa7tt%&q 2 xcTi^b Ku ma- 
nu des Athen. HI, s. 174, nr. 75. Kaibel „fortasse irfcr- 
xhimx[d]Q". Es ist aber heteroklisie anzunehmen wie bei i/xtU- 
Ibis Tanagra 54 III, 4, KvdiMsig Orchomenos 2, Biovtug Hy- 
ettos 15, 9. 

90) Kumanudes Athen. III, s. 168 ff. 

38 'Hyrjorixos 50 Niovjuqrfa 77, i x l7t7c6ftaxe 2 XW* 3 Övvov 
i'dxtxpav 4 ...v?y....or? 88, l ZkojtovQiva 2 XU*]***** 90 Zbmv- 
Qiva %aiQB 91, 1 'J&ri 2 Zumvqlvai 92, l 'l&rt 2 Zumv^ba. 

91) Kumanudes Athen. III, s. 476. 
KtTjaUXia. — 1 ÜQaovXa 2 x^ara. 

92) Kumanudes Athen. IV, 8. 298, nr. 10. 

93) Kumanudes Athen. IV, s. 299 ff. 

9 Jctfieverog 12, l Jiamovoiog 2 XQW*™$ ^ Elaowtpa 15, 
1 'B/ri 2 .E«rci' 19, 1 ^E*w 2 Ev*vx<x 21 'JEttJ Zwolfia (oder 
Ztoaifdä) 27 Ncovfirjvtxog. 

Leipzig. -B. Meister. 



Ein lückenbüsser. 

»Se jiyädzi emme d-ä er&some dl tat arl me lo psuxrh (in 
kurzem werden wir zwei drei arl finden mit kaltem wasser)". 
So tröstete mich im vorigen . jähre auf dem wege von Leonidhi 
(Tsaconien) nach Kosmä mein agogiate, als ich über durst 
klagte. Das wort ari (Plural arl) hatte ich während meiner 
früheren aufenthalte in Tsaconien nicht gehört, doch war mir 
sofort klar, dass es einen ort bedeuten müsse, wo sich kaltes 
wasser (vöioq xpvxQov) findet, vielleicht eine kleine berghöhle 
oder bergschlucht. 

Der weg führte uns teils neben, teils in dem damals tro- 
ckenen bette des giessbaches von Leonidhi hin. Steile bergab- 
hänge sind da durch die ungeheuren wassermassen, die vom 
herbst bis zum frühjahr sich herunterwälzen, oft bis zu einer 
höhe von 5 meter ausgehöhlt So kamen wir bald an eine 



Ein lückenbüsser. 239 

weit überhangende f eis wand, die, oben mit dickem humns be- 
deckt und mit blühenden sträuchern bewachsen, wie ein dach 
über den weg hing. Es träufelte da an einigen stellen wasser 
herunter in kleine runde becken, die es mit der zeit in dem 
boden gebildet hatte. Das wasser war natürlich regenwasser. 

Arh bedeutet also eine kleine Vertiefung, ein becken in der 
erde oder im felsen, worin sich (herabträufelndes) regenwasser 
sammelt. 

Wie ich am abend nach Leonidhi zurückkehrte, war mein 
erstes, in der kleinen ausgäbe des Hesychius nachzusehen (ich 
hatte mehr als 50 bücher nach Tsaconien geschleppt), ob nicht 
etwa auch dieses tsaconische wort, wie so manche andere, durch 
ihn als laconisch bezeugt würde. Ich suche also ein wort cIqoq 
(denn agr. -og ist durch lacon. -oq zu tsacon. -o(r) oder e(r) 
geworden) und finde wirklich: 

ccqoq ' otpekog. xctl [noiXdg, h alg vÖidq ä&Qol£eT<xi f 6^6- 
qiov, xot] ßXdßog axovoiov. 

Die emendation war natürlich sofort gemacht. Die von 
Mor. Schmidt mit unrecht in klammern gesetzten worte müssen 
zu einer eigenen glosse werden, nemlich: 

aQog • xoildg, h fj (oder aqoL • xoiXädsg, b> ctlg), vd(OQ 
d^QOtCsxat ofißQtov. 

Ueber ofxßqioy statt des sinnlosen ojlioqcov ist kein wort zu 
verlieren, und zur änderung des accentes von aQog wäre man un- 
ter solchen umständen gewiss berechtigt, auch wenn im Hesychius 
etwas weiter unten die glosse dgovg • vä foßddia nicht stünde. 
Man könnte zur ersteren sogar getrost Jimcwsg hinzusetzen. 

Um nun auch eine liguistische bemerkung zu machen, 
spreche ich die ansieht aus, dass aQÖg zur Wurzel VAR „triefen, 
fiiessen u gehört 

Am nächsten tage erfuhr ich, dass die tsaconischen hirten 
kleine natürliche felsenbecken auf den bergen, worin sich re- 
genwasser sammelt, das ihnen und ihren heerden zum trinken 
dient, gleichfalls arl nennen; ist ein solches becken grösser, so 
heisst es ärnaka {laqva^), — In der folge habe ich arh in bei- 
den bedeutungen öfter gehört. 

Nach meiner rückkehr von Tsaconien sah ich hier in der 
grossen Hesychiusausgabe nach und fand, dass schon Yossius 
oußQiov statt 6(.ioqiov conjicirt hatte. Ich versichere, dass ich 
mich keineswegs darüber ärgerte. 



240 G. Meyer 

Auch andere glossen des Hesychius konnte ich mit hülfe 
des Tsaconischen emendiren. Wie gross überhaupt die bedeu- 
tung dieses dialectes für die altgriechische philologie ist, wird 
aus einem aufsatze hervorgehen, den ich über dieses thema 
nächstens in einer deutschen Zeitschrift veröffentlichen werde. 

Zum schluss möchte ich noch die bescheidene frage stellen: 
Würde das aus dem Tsaconischen erschlossene, wegen seiner 
bedeutung zufallig in keinem altgriechischen Schriftsteller vor- 
kommende Stammwort (xqoq bei aller seiner augenscheinlichen 
altertümlichkeit ohne jene verderbte zeile im Hesychius die 
classischen philologen nicht ganz gleichgültig lassen? 

Athen. Michael Deffner. 



Miscellen. 

1) hdva brautgeschenke grundform fedvo- stellt man zu 
avdavia fjdo/uat rjdvg u. s. w. Curtius Gr. 5 229. Vanicek 
1215. Die wurzel dieser letzteren Wörter ist aber afäd idg. 
sväd, was durchaus nicht in einer form ofed oder ftd erschei- 
nen kann. Ich stelle das wort zu ksl. vedq duco nevista f. 
braut lit. vedü fuhren, heimführen vedys bräutigam. 

2) Lat. cervus hirsch pflegt man mit dem adjectivum x«- 
Qaog gehörnt zu identificieren (Curtius Gr. 5 147). Dass letz- 
teres für xeQafog stehe, ist nicht zu erweisen, vielmehr ist die 
grÖ8ste Wahrscheinlichkeit, dass es aus x$Qai6g entstanden ist, 
vgl. K. Zacher de nomin. gr. in aiog p. 13. Aber selbst wenn 
es zu erweisen wäre, würde es sich mit cervus noch nicht de- 
cken. Dieses hat vielmehr sein genau entsprechendes correlat in 
*Ql6g widder, vgl. xqI^j mit ahd. gersta, Qivog mit ai. vdrna- 
m. decke, yQinog mit lt. scirpus u. a. bei J. Schmidt Voca- 
lismus 2, 331. Dass das wort in den beiden sprachen zwei ver- 
schiedene thiere bezeichnet, hat nichts auf sich: vgl. xdjiqog 
eber mit lt capro- altnord. hafr bock. 

3) Dass ayovQog unreif nicht, wie Fick und J. Schmidt 
annehmen, ein thrakisches wort und mit ai. dgru- zd. agfati- 
zu8ammenzustellen sei, hat Curtius Gr. 6 613 erwiesen. Seine 
identificirung mit ataqog halte ich indessen auch nicht für rich- 
tig, weil — ganz abgesehen von y für jod und dem noch als 
jod zu erweisenden ursprünglichen anlaut von wQog — in einem 
so alten worte, das vielleicht schon im homerischen texte stand, 



Miscellen. 241 

Übergang eines ursprünglichen co in u nicht vorkommen 
kann. Ich teile ebenfalls a-yov(>og f sehe aber in yovqog eine 
bildung wie xovqoq von hgq und stelle es zu ysQ in yi^cot ai. 
'dras- alter; welcher Spirant hinter yoq- ursprünglich gestanden, 
lässt sich natürlich nicht entscheiden, da uns hier keine xoqfa hilft. 

4) Für cpd-oyog finde ich ausser Benfeys (Wzw. I, 181) 
wegen der bedeutung unmöglichen combination nur einen ety- 
mologischen versuch, von Allen in Curtius Studien 3, 220, 
welcher sagt : (p&ovog quod ego coniunxerim cum q>&dvio ut sen- 
sus sit aemulatio, rivalitas, ab actione praevertendi sumptus. 
Ich sehe nicht, wie die beiden Wörter lautlich vermittelt werden 
könnten, denn q>&dva) hat zur Wurzel <p$ä> q>&6vog aber ist 
eine bildung wie cpovog von (per, weist also auf eine starke wur- 
zelform q&ev. Was Allen von nominalbildungen mit wurzel- 
haftem o gegenüber a statt e sagt, ist falsch: ßoXog ent- 
spricht ßeX in ßiXog u. s. w., ÖQOjtiog diÖQOfxa setzt ebenso wie 
edqapiov für edrftov d^e/ti voraus, oynog zu $y% in ¥y%og. Da 
anlautendes q>& ausnahmslos auf teils ursprüngliches teils aus 
ok entstandenes ort zurück geht, so erkläre ich jenes q>&sv aus 
o/vev und stelle q&ovog zu nivouai anavtg u. s. w. (Curtius 
Gr. 6 271). Grundbedeutung wäre so „mangel", aus dem sich 
die misgunst gegen den der mehr hat entwickelt a-q>$ovo-g 
dessen ältere und zu allen zeiten häufigere bedeutung „reichlich" 
oder „nicht kargend" ist, hat diese grundbedeutung gewahrt. 

5) Johannes Schmidt erörtert in Kuhns Zeitschrift 25, 
37 das verhältniss von griechischen bildungen wie dfirjteiQa zu 
solchen wie rpdXtQia und nimmt an, dass sich eine ursprüng- 
liche flexion *d/uj-T6^-/o *dfii)-vQ-iag u. 8. w. in verschiedener 
weise ausgeglichen habe. Ein ganz genaues pendant zu diesem 
Verhältnisse bieten die feminina der perfectparticipia mit ihren 
formen auf -rifa gegenüber solchen auf -via. -feo-ia : -w-/cr = 
-t£Q-l<x : -TQ-ia. Diese participia auf -sta sind nicht bloss dorisch 
(iQQtjysia auf den tafeln von Herakleia, iTtiTereXsxeia karchula 
owayäyox*i(* CI. 2448, 1, 26. 28 aus Thera), sondern auch at- 
tisch: yeyovslag CI. II, 455, 16. 467, 92. 593, 7 ; yeyovslar 471, 
27 ysyov€t[aig 68; 624, 17 hat Köhler yeyoveiwr für das über- 
lieferte yeyevsiov hergestellt. Es folgt daraus, dass die perfect- 
participia ursprünglich den dreifachen ablaut -fug -feg -ug 
kannten, ganz wie aifarv aifio- und ai. äjus, worüber Schmidt 
a. a. o. 24 ff. handelt. ff. Meyer. 



242 0. Weise 



Die frage nach der geschichtlichen entwickelutig des farbeminnes 
von Dr. Ant. Marty, a. o. prof. der philos. in Czernowitz. 
Wien, C. Gerold's söhn 1879, VI u. 160 seiten. 8. 

Es giebt wenige wissenschaftliche probleme, die in neuerer zeit anter 
so vielseitiger theilnahme der gelehrten weit discutirt worden sind , wie 
die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinns. Denn 
einmal musste der gegenständ wegen seiner ausserordentlichen Wichtig- 
keit von vorn herein das interesse jedes gebildeten in ansprach nehmen 
und sodann war eine einigermassen genügende beantwortung der ganzen 
frage nur dann zu erwarten, wenn sich die verschiedensten fachgelehrten 
zu gemeinschaftlicher arbeit die band reichten. Und so haben sich denn 
auch die physiologen und psychologen, die philologen, linguisten und ar- 
chaeologen seit länger als einem decennium redlich bemüht, den streiti- 
gen punkt von den verschiedensten seiten zu beleuchten und haben, je 
nach dem stände der forschung, die in rede stehende entwickelung bald 
behauptet, bald geleugnet. Schon ist die literatur über den difficilen 
gegenständ bedeutend angewachsen und es kann daher als ein gros- 
ses verdienst des prof. Marty bezeichnet werden, dass er bestrebt 
gewesen ist, das überall verstreute beweismaterial zu sammeln und zu 
sichten, und dass er sich die aufgäbe gestellt hat, die gründe, welche 
sich für und gegen die annähme einer entwickelung des farbensinns bei 
menschen nnd thieren vorbringen lassen, nochmals eingehend zu prüfen. 

Schon vor einigen jähren sind wir dem Verfasser auf einem verwand« 
ten gebiete schriftstellerisch thätig begegnet: seine 1875 erschienene schrift 
„Ueber den Ursprung der spräche' 1 hat nicht nur den gleichen umfang 
wie die vorliegende, sondern zeigt auch dieselbe nüchterne und klare 
behandlung. Aber darin unterscheiden sich beide abhandlungen wesent- 
lich von einander, dass er dort ein gebäude aufbaut, hier niederreisst, 
dass er dort seine empiristische ansieht positiv entwickelt, hier zu einem 
negativen resultate kommt und die anhänger der entwickelungstheorie in 
der hauptsache mit psychologischen gründen bekämpft. Dass er freilich, 
so wenig ihm eine definitive lösung jenes probiems gelingen konnte, 
auch eine endgiltige entscheidung unserer frage nicht gebracht, liegt in 
der natur der dinge. 

Das buch zerfallt in 2 hauptteile: im ersten, p. 7—29, fuhrt M. die 
gründe an, welche gegen die entwickelung vorgebracht werden, im 2., 
p. 30—107 sucht er die für die entwickelung ins feld geführten zu wi- 
derlegen. In beiden abschnitten behandelt er zunächst die auf dedueti- 
vem wege gewonnenen und sodann die aus historischen daten hergelei- 
teten beweise. Den schluss des essay's, p. 112 — 150, bilden 2 excurse, 
den anfang, p. 1—7, die einleitung. 

In letzterer giebt er uns eine kurze Übersicht über die litteratur der 
zuerst von L. Geiger im jähre 1867 angeregten frage, die allerdings, 
was Vollständigkeit anbelangt, manches zu wünschen übrig lägst- Denn 
bei einem gegenstände, der gerade in jüngster zeit eine so ungemein 



Anzeige. 243 

häufige bearbeitung erfahren hat, ist es für den Verfasser einer das ganze 
problem in extenso darlegenden sohrift doppelt erforderlich, überall in 
erster linie die neuesten publicationen zu rathe zu ziehen. Da das buch 
im juni 1879 abgeschlossen ist und im vorwort sogar eines erst in diesem 
jähre im druck erschienenen Vortrags von Häokel erwähnung gethan 
wird, so ist zu verwundern, dass dem Verfasser die zahlreichen, meist in Zeit- 
schriften abgedruckten erzeugnisse des Jahres 1878 zum grossen teil unbe- 
kannt geblieben zu sein scheinen: so die abhandlungen von Smith und 
Pole in der englischen Wochenschrift „Nature" vom 6. december 1878 
und 24. october 1878, die ausführlichen erörterungen des problems nach 
psychologischen principien von Grant Allen in der viertel jahrssohrifb 
für psychologie und philosophie „Mind u vom Januar 1878 und in einer 
eigenen ende desselben Jahres bei Trübner erschienenen scbrift. Die zu 
gleicher zeit in den Memoire* de Pacademie de Lyon veröffentlichte ar- 
beit H. Dor's und die besprechung der Geiger'schen ansieht in den 
Annales d'oculistique märz-aprilheft 1870, p. 190 ff. Selbst inländische be- 
handlungen des gegenständes scheinen ihm entgangen zu sein: wenig- 
stens finde ich weder der eine beurtheilung des farbensinns der Indianer 
und der naturvölker überhaupt zum inhalt habenden aufsätze von L öw (in 
den Sitzungsberichten der Münchener anthropologischen gesellschaft vom 
22. juni 1878) und Andree (Zeitschrift für ethnologie 19. Jahrgang, 4. 
heft), noch der talmudischen und biblischen farbenstudien von Franz 
Delitzsch (Nord und Süd 1878, p. 254 ff. Daheim 1878, nr. 29, 80, 81. 
und in 2 vortragen gehalten am 87. februar und 8. märz zum besten des 
Leipziger siegesdenkmals und des ebendaselbst bestehenden Vereins für 
innere mission) erwähnung gethan. Wohl bin ich der Überzeugung, dass 
M. in all den genannten Schriften weniger neue argumente von beson- 
derer Wichtigkeit, als reichere belege für die einzelnen phänomene ge- 
funden haben würde; indess hielt ich es für nötbig, auf dieses manque 
aufmerksam zu machen, weil der Verfasser selbst nach p. 6 bestrebt ge- 
wesen ist „vollständig zu sein". 

Zum haupttheile des buches selbst übergehend, hätte ich gewünscht 
dass Marty die physiologischen resp. historischen gründe für und wider 
neben einander gestellt hätte, da man dann viel leichter in stand ge- 
setzt ist, ihre Stichhaltigkeit und beweiskraft gegen einander abzuwägen 
und, was die hauptsache ist, Wiederholungen vermieden werden. Dem- 
nächst habe ich zu constatiren, dass der Verfasser die von Seiten der 
Physiologen für die entwickelung beigebrachten deduetiven beweise nicht 
widerlegt und in ihrer kraft abgeschwächt hat. So stellt er p. 82 nicht 
in abrede, dass wie alle formen des thierischen Organismus einer fort- 
schrittlichen, den von aussen auf sie einwirkenden einflüssen sich anpas- 
senden entwickelung oder Umbildung fähig sind, auch das farbenwahr- 
nehmungsvermögen allmälig ausgebildet worden sein kann ; ferner gesteht 
er p. 81 zu, dass die erscheinung der gänzlichen oder theil weisen far- 
benblindheit vom Standpunkte der entwickelung aus viel leichter durch 
die annähme einer zurückgebliebenen entwickelung erklärt werden kann ; 
ja er sieht sogar, p. 31 die peripherische rothgrünblindheit des augesfür 



244 0. Weise 

ein Überbleibsel der entwickelung an, giebt somit dieselbe direkt zu ; nur 
will er sie in graue vorzeit zurückversetzen und blos für die frühen 
thierischen erzeuger des menschen gelten lassen. Ebenso räumt er p. 
11 bereitwillig ein, dass die these, es habe einst eine zeit gegeben, wo 
das äuge blos helligkeitsgrade zu percipiren vermocht hätte, vom logi- 
schen Standpunkte unanfechtbar sei; will aber, wenn überhaupt von ent- 
wickelung, nur von einer solchen gesprochen wissen, wonach das äuge 
zuerst auf die mittleren spectralfarben reagirt und das Sehvermögen sich 
von da aus allmälig nach den beiden endpunkten des spectrums hin aus« 
gedehnt hätte. Wenn er für letztere annähme die häufigkeit der roth- 
blindheit im allgemeinen und die rothblindheit der peripherischen theile 
der netzhau t im besondern zum beweise herbeizieht, so durfte er doch 
wohl schwerlich unterlassen zu erklären, wie es kommt, dass das kind- 
liche äuge zuerst nur für roth empfänglich ist l ) und die ein farbenem« 
pfindungsvermögen bekundenden thiere nur auf helle färben (meist roth 
und gelb) zu reagiren scheinen. Wenn ferner M. auch diese von der 
mitte des spectrums aus sich vollziehende entwickelung auf grund der 
Hering'sohen theorie leugnet, weil sie mit dem in Widerspruch stehe, 
was wir über die zahl und natur der die farbenempfindungen erzeugen- 
den grundvermögen wissen, so wollen wir nicht vergessen, dass wir nicht 
unbedingt auf eine theorie schwören dürfen, die, so vorsüglioh sie sonst 
sein mag, doch von mehreren Seiten gewichtige anfechtungen erfahren 
hat. Denn ausser der von M. selbst p. 16 anm. erwähnten schon von 
Fechner gerügten complication sind neuerdings auch von Wein hold 
mit recht die bedenken erhoben worden, dass sich aus dem spectralen 
roth und blau nicht die violette färbe des spectrums herstellen lasse und 
dass die bei den farbenblinden beobachteten erscheinungen durch dieselbe 
nur unvollkommen erklärt werden. 

Der weiterhin gegen jede entwickelung der farbenempfindung ange- 
führte aus dem farbensinne der uneivili flirten menschenracen und der 
thiere abgeleitete grund kann bis jetzt nur mit vorsieht aufgenommen 
werden. Denn für die farbenempfindung der verschiedenen thierklassen 
hat man bisher doch immer nur vereinzelte momente angeführt: meines 
erachtens wenigstens ist die eigenthümliche antipathie des stiers und des 
puters gegen die rothe oder des Sperlings gegen die gelbe färbe, wenn 
diese selbst allgemein bei allen individuen der betreffenden species vor- 
kommen sollte, zu singulär, um hier entscheidend in die wagschale zu 
fallen. Ebenso ist der schluss von der aus beständiger Übung resulti- 
renden schärfe der Sehkraft bei den noch im zustande der Unkultur be- 
findlichen völkerstämmen auf die gleiche entwickelung ihres farbenwahr- 
nehmungsvermögens sicherlich gewagt, wenn auch einige stamme von 
wilden freude an lebhaften färben zu empfinden scheinen. Haben doch 
selbst der entwickelung des farbensinnes abholde forscher wie Krause 
hier die entgegengesetzte ansieht wie M. vertreten t 

*) Die erörterungen auf p. 49 sind nicht geeignet, darüber genügende 
aufklärung zu geben. 



Anzeige. 245 

Nach alledem ist ziemlich leicht ersichtlich, dass man, wenn man 
die deductiven gründe für and gegen anbefangen prüft, eingestehen muss, 
dass durch sie zwar das problem nicht definitiv gelöst, die annähme einer 
entwickelang aber eher gestützt als widerlegt wird. Von diesem räson- 
nement aasgehend habe ich vor circa 2 jähren, in der meinang aaf 
sprachlichem gebiete weitere anhaltspankte za finden, den Wortschatz der 
indogermanischen sprachen untersacht (siehe Beitrage II, 273 sqq.) and 
habe, da die dort gewonnenen resaltate die Geiger -Magnus'sche an- 
sieht za stützen schienen, derselben damals das wort geredet. Seitdem 
hat sich auf sprachlichem und archäologischem gebiete eine rege thätig- 
keit entfaltet: Wie prof. Dümichen in Strassburg, von Krause veran- 
lasst, die ägyptischen farbenbezeichnungen zusammengestellt hat und bei 
seiner Untersuchung zu dem Schlüsse gelangt ist, dass das farbenerken- 
nungsvermögen der alten Aegypter ein ebenso normales wie das unsrige 
gewesen sei, so haben auch V. v. Strauss und Torney im 3. hefte 
des XXXIII. bandes der Zeitschrift der Deutsch-morgenländischen gesell- 
schaft durch eine abhandlung über die färben blau und grün im chine- 
sischen alterthume erwiesen, dass die benennungen dieser beiden färben, 
speciell des himmelblau's und des pflanzengrün's in der chinesischen 
litteratur bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Auch 
verdanken wir der im Kosmos geführten polemik zwischen Krause, Jäger 
and Magnus manche neuen archäologischen data: schon zur Widerlegung 
der behauptung, dass der lapis lazuli und türkis einzig und allein wegen 
ihrer prächtigen blauen färbe geschätzte exportartikel Indiens nach Vor- 
derasien bildeten, sah sich Magnus genöthigt, diesen steinen mystische 
eigenschaften zu vindiciren. Schwerer dürfte es ihm werden, gegen das 
factum front zu machen, dass bei der Wandmalerei der alten Aegypter 
and Assyrier, aber auch der Griechen und Römer, wie die aufgefundenen 
reste documentiren, alle spectralfarben Verwendungen gefunden haben; 
man müsste denn mit Dreher (Die kunst in ihrer beziehong zur Psy- 
chologie und naturwissenschaft p. 79) annehmen, die Griechen hätten, 
obwohl sie mit blau gemalt, es nicht als solches empfunden. 

Sonach war es, da mit deductiven gründen die entscheidung der 
frage nicht möglich ist, da ferner die litteratur der indogermanischen 
Völker für, die monumentalen Zeugnisse gegen die entwickelung des farben- 
sinns zu sprechen scheinen, die hanptaufgabe eines neuen das problem 
behandelnden buches, diesen Widerspruch zu lösen. Prof. Marty nun 
gebührt das verdienst — und darin liegt der Schwerpunkt seiner ganzen 
arbeit — , diesen versuch unternommen zu haben. Als philosoph war 
er, da die entscheidung nach meinem dafürhalten auf psychologischem 
gebiete erfolgen muss, besonders dazu berufen. Die richtigkeit seiner 
darauf bezüglichen ausführungen zu prüfen, masse ich mir nicht an, be- 
kenne aber, dass ich sie, wenn ich auch an einzelheiteu anstoss genommen 
habe, im ganzen für sehr probabel halte nod glaube entschieden, dass 
er wenigstens den weg zur endgiltigen lösung der frage gewiesen hat. 
Er behauptet nemlich, dass man bisher bei der erörterung der ganzen 
frage empfindung, urtheil und gefübl nicht auseinander gehalten habe 



246 0. Weise 

ein Vorwurf, der nicht nur Geiger, Magnus und Gladstone (p. 39), 
sondern auch Häokel (p. IV) und andere trifft. Nicht das färben Wahr- 
nehmungsvermögen sei den alten Völkern abzusprechen, wohl aber die 
schärfe des urtheils und die feinheit des gefühls. Die erwerbung von 
muskelgesohmeidigkeit , die ausbildung des sinns für wohlgerüche und 
die Verfeinerung des musikalischen gehöre, die von Gladstone und 
Geiger als beispiele für Vervollkommnung durch individuelle anpassung, 
das heisst durch direkte Wirkung des gebrauchs herangezogen worden 
sind, beruhen erstere nur auf einer „deoomposition und compositum, 
isolirung und neuen combination" von natur gegebener elemente, letztere 
zum grossen theil auf einer Vervollkommnung des gedächtnisses und Ver- 
edelung des gefühls. Demnach können sie für die annähme eines ganz 
neuen Vermögens, wie das des farbensehens nach fiftarty ist, gar nichts 
beweisen. Der farbensinn Bei vielmehr von anfang an da gewesen, aber 
erst durch lange Übung, erfahmng und gewöhnung habe man es zu einer 
genauen Unterscheidung, vergleichenden Schätzung und Classification der 
färben , das, heisst eben zu einer genauen und richtigen Verwendung der 
farbenbezeichnungen gebracht. Daraus ergiebt sich von selbst, dass die 
Chinesen, Aegypter und Assyrier mit ihrer der griechischen zeitlich weit 
vorausliegenden cultur auch viel früher zu einer normalen terminologie 
der färben gekommen sind als die Griechen und Römer und dass letztere 
beiden Völker es erst allmälig zu einer der unsrigen entsprechenden färben- 
benennung bringen konnten. Insbesondere weist der Verfasser nach, dass 
Homer (und die Homerischen Griechen) nicht, wie von den anhängern 
der entwickelung8theorie behauptet wird, blau* und grünblind gewesen 
sei, sondern dass er sich dieselben ungenauigkeiten wie bei diesen färben, 
auch bei der bezeichnung der am rothen ende des speotrums befindlichen 
habe zu schulden kommen lassen und sucht, indem er sorgfaltig den prosa- 
gebrauoh und die poetische diction auseinanderhält, alle sprachlichen 
auffalligkeiten theils durch die statuirte un Vollkommenheit des urtheils 
und allmälige Umwandlung des gefühls zu motiviren, theils aus den ge- 
eetzen des dichterischen ausdruoks, die er eingehend darlegt, zu erklären. 
Freilich bleiben auch so noch Schwierigkeiten übrig: beispielsweise sieht 
er sich bei dem Properzischen caerulea* cucumis und dem Iuvenalischen 
caeruleus panis zu dem nothbehelf gezwungen, einen Verstoss der dichter 
gegen den guten geschmack anzunehmen (p. 86). 

Warum, wie er p. 98 angiebt, xvdv$og wegen seiner bedeutung nicht 
zum poetischen beiwort des himmels gepasst habe, sehe ich nicht ein, 
um so weniger, als das wort von Hesych mit eldoc jfpuijuarof ovQavottr- 
dtg glossirt wird (vgl. Marty p. 86 anm.) und, was noch stärker ins ge- 
wicht fallt, das mit xvav$og formell fast identische wort engl, kavm = 
ags. haeven direkt den bimmel bezeichnet, sowie auch das wurzelverwandte 
lateinische caerulus eins der gewöhnlichsten epitheta ornantia desselben 
ist. Wenn demnach die römischen dichter die Verbindung caerula caeli 
geradezu häufig gebrauchen, wie sollten da die griechischen an dergleichen 
Verwendung von xvccviog anstoss genommen haben! 

Wenn ferner Fick, wie M. p. 74 anm. sagt, für die grundsprachliche 



Anzeige. 247 

form $avana, die bedeutung blau angesetzt hätte, so wäre das noch kein 
beweis, dass das wort dieselbe damals schon gehabt hätte. Aber Fiok 
ist vorsichtiger gewesen und hat für die aus skr. cona, braun, lichtfarb, 
xvavoe (in xvavo-x«^7jg) } dunkel, blau = ags. haeven, blau, aznrn erschlos- 
sene grandform die bedeutung zweifelhaft gelassen (er schreibt Vergl. 
wörterb. P p. 61 „braun, blau u ), nur hätte ich gewünscht, dass er, wie 
bei fydna, weisslich? bläulich? seinem zweifei durch fragezeichen aus- 
druck gegeben hätte (ibid. p. 59.) 

Aach muss ich den Vorwurf, den der Verfasser p. 74 anm. gegen 
mich erhebt, zurückweisen. Denn dadurch, dass ich mit Geiger be- 
haupte, im Rigveda falle roth sprachlich noch vielfach mit weiss zusammen, 
bekämpfe ich keineswegs meine annähme, dass die Indogermanen ur- 
sprünglich nur ausdrücke für weiss und schwarz gehabt hätten. Litteratur 
und spräche ist zweierlei und daraas, dass die Inder in ihren ältesten 
poetischen erzeagnissen schon den fortschritt von der erkenntniss der 
durch gleichzeitige einwirkang aller Sonnenstrahlen auf die netzhaut er- 
zeugten weissen färbe zu der empfindung einer einfachen färbe wie roth 
bekunden und sich desselben wortes zur bezeichnung beider phänomene 
bedient haben, folgt doch noch keineswegs, dass in der indogermanischen 
grundspraohe schon beide bedeutungen ausgeprägt gewesen sein müssen. 
Vielmehr ergiebt die vergleichung des skr. mit den übrigen sprachen, 
dass das gegentheil der fall war. 

Eine sehr beachtenswerthe beigäbe zu der abhandlung bilden die 
beiden excurse, von denen der eine die begriffe helligkeit und intensität 
der gesichtsempfindungen behandelt and gegen die Yoang-Helm- 
h o 1 1 z 'sehe farbentheorie zur vertheidigang der Hering 'sehen geschrieben 
ist, der 2. dagegen, worin der Verfasser versacht hat, die p. 78 — 96 
erörterten, auf empirischem wege gefundenen kunstgriffe und regeln des 
dichterischen ausdrucke auf allgemeine gesetze zurückzuführen, über „die 
befahigung und berechtigung der poesie zur Schilderung von färben and 
formen' 1 betitelt ist. 

Die aasstattung des buch es ist gut, der druck ziemlich correct. 
Ausser den am Schlüsse des Vorworts and p. 156 berichtigten sind mir 
an druckfehlern aufgestossen : p. 17 die 2-malige schreibang aecomoda- 
tion, p. 19 putter statt puter, p. 27 negerinn, p. 66 /tt/fet? statt ptfrtg und 
p. 28 vaydürya statt väidürya, wobei als schlagender beweis für den in- 
disch-vorderasiatisch-griechischen edelsteinhandel erwähnt werden konnte, 
dass ßffQvlXog aas skr. väidürya entstellt ist. 

Zu meinem bedauern muss ich mir mit rücksicht auf den einer be- 
sprechung zugemessenen räum versagen, näher auf den inhalt der so ge- 
diegenen and anregenden schrift einzugehen und scheide von derselben 
mit dem aufrichtigen wünsche, dass es ihr beschieden sein möge, einen 
recht grossen leserkreis zu gewinnen. 

Eisenberg. O. Heise. 



248 



Niels Ludvig Westergaard. *) 

Seit unserer letzten sitzung im vergangenen frühjahr hat unsere ge- 
sellschfcft eineß ihrer ältesten und eifrigsten mitglieder, hat Dänemark 
einen mann verloren, welcher den namen seines Vaterlandes weit über die 
erde getragen hat und dessen eignen namen die gesammte wissenschaftliche 
weit kennt und feiert 

Niels Ludvig Westergaard ist am 27. October 1815 in Kopen- 
hagen geboren. Sein vater, Niels Nielsen Westergaard (f 1835), war 
Zimmermeister und hatte sich durch eigne kraft und tüchtigkeit empor- 
gearbeitet; derselbe stammte aus Jütland, aas dem zwischen Viborg und 
Silkeborg gelegenen hof Eisborg Vestergaard, von welchem er seinen 
familiennamen entlehnte. Aus seiner ehe mit Sophie Magdalene Nyborg 
(f 1850) stammten 6 kinder, 3 töchter und 3 söhne; von den letzteren war 
Niels Ludvig der älteste. 

Im jähre 1833 zur Universität entlassen, warf sich Westergaard hier 
mit ungeteilter kraft und lust auf sprachliche Studien, zu welchen er von 
vornherein berufen schien und für die er von der schule her wol vor- 
bereitet war. Nicht ohne bedeutung für die ausbildung seiner wissen- 
schaftlichen neigungen mag die an Rasks Wirksamkeit in Dänemark an- 
knüpfende und in Westergaards Schulzeit fallende bewegung gewesen sein, 
sowie der umstand, dass einer seiner lehrer, der begabte L. Chr. Müller, 
mit dem er auch nach seinem abgang von der schule in enger Verbindung 
blieb, zu den wärmsten bewunderern Rasks gehörte; mit bestimmtheit aber 
kann man — ohne den einfluss zu unterschätzen, welchen Madvigs Vorlesun- 
gen, besonders in hinblick auf philologische methode, auf den jungen Studen- 
ten ausübten — sagen, dass Westergaard schon in seinen jungen jähren ganz 
besonders von Rasks werken angezogen und gefesselt wurde, und dass er, 
obgleich es ihm nicht vergönnt war, den persönlichen Unterricht Rasks 
zu gemessen — denn dieser Btarb schon i. j. 1832, also bevor Westergaard 
die Universität bezog — , sich doch für seine ganze laufbahn von niemandem 
so hat bestimmen lassen, als eben von Rask und von der liebe und pie- 
tät, welche er dessen andenken widmete. 

In den ersten Studentenjahren beschäftigte ihn wesentlich das Studium 
des Altnordischen und der damit verwanten dialekte, aber allmählich' 
richtete sich sein interesse mehr und mehr auf das ferne Indien. Bald 
•ah er, dass er eine bestimmte wähl treffen müsse — und mit kräftigem 
entschlus8 brach er seine nordischen Studien ab ; dass aber dadurch seine 



*) [Dieser nekrolog ist Übersetzung eineB von herrn professor V. Thom- 
son in der kön. dänisch, gesellschaft der Wissenschaften gehaltenen und 
in den Übersichten über die Verhandlungen dieser gesellschaft (für d. j. 
1878) veröffentlichten Vortrages. Die Übersetzung ist mir auf meine bitte 
von herrn professor Thomsen gestattet und von ihm mit dankenswerte- 
ster gefalligkeit revidiert. B.]. 



Niels Ludvig Westergaard. 249 

liebe zu der alten Bprache des nordens nicht erkaltet war, hat er bei 
spateren gelegenheiten bewiesen. 

Unter anleitttng des damaligen professors der orientalischen sprachen 
in Kopenhagen, Johannsen, warf sich Westergaard nun mit dem ihm 
eignen eifer auf das Sanskrit und war darin i. j. 1838 so weit gekommen, dass 
er beschloss, seine Studien im ausländ fortzusetzen. Im aprii 1888 begab 
er sich zunächst nach Bonn , um dort namentlich unter Chr. Lassen einige 
zeit zu studieren. Nicht nur im Sanskrit, sondern auch im Zend und 
Persischen genoss er Lassens Unterricht; zugleich beteiligte er sich an 
sanskritübungen , welche der damals schon ziemlich betagte Aug. W. 
Schlegel leitete. Das mögen interessante und lehrreiche tage für Wester- 
gaard gewesen sein, zumal da er sie in traulichem verkehr mit mehreren 
a1tersgenos8en verlebte, welche sich später ebenfalls einen namen auf dem 
gebiete der sanskritphilologie gemacht haben und von welchen ich Th. 
Goldstücker, J. Gildemeister und besonders 0. Böhtlingk nenne. Mancher 
fruchtbringende keim wurde in diesem kleinen kreise gelegt und zu 
manchem werk, welches später erschienen ist, wurde hier der plan er- 
wogen und gefasst. — Nach etwa 8-monatlichem auf enthalt in Bonn 
verliess Westergaard diese Stadt in den letzten tagen des Jahres 1888 
und begab sich zunächst nach Paris; da er hier aber zu wenig von dem 
fand, was er suchte, so reiste er im februar 1839 nach London und 
Oxford und wante hier seinen ganzen fleiss darauf, ein beträchtliches 
teil von indischen handschriften durchzugehen und abzuschreiben. Im 
september 1839 kehrte er über Bonn nach Kopenhagen zurück. 

Mit welch eisernem fleisse Westergaard in diesen jähren gearbeitet 
hat, dafür besitzen wir ein grossartiges zeugniss in dem ersten werk, das 
er herausgab und das eine der grossen hauptarbeiten seines lebenB, ja 
vielleicht die wichtigste derselben repräsentiert; ich meine seine „Ra- 
dices linguae sanscritae", ein lexikon der verbalwurzeln des Sanskrit; 
dasselbe erschien i. j. 1840/41 und wurde von dem buchhändler H. B. 
König in Bonn verlegt, mit 'Welchem Westergaard von seinem Bonner 
aufenthalt her in enger persönlicher Verbindung stand. Gedruckt dage- 
gen wurde es auf Westergaards bestimmtes verlangen in Kopenhagen. 

In seiner ganzen anläge schliesst dieses werk sich unmittelbar an die ar- 
beiten der alten indischen grammatiker an, welche eigne Verzeichnisse der 
verbalwurzeln (dhätupäfha) aufzustellen pflegten, die von den sonstigen Wör- 
terverzeichnissen unabhängig waren. Von solchen dhätupäthas haben sich 
mehrere bis auf unsere zeit erhalten; der wichtigste unter ihnen ist der- 
jenige, welcher sich an Päninis grammatik anschliesst. Schon vor We- 
stergaard waren diese Wurzelverzeichnisse von europäischen Orientalisten 
(Wilkins, Bösen) herausgegeben oder bearbeitet; aber in kritischer 
beziehung Hessen die bezüglichen werke sehr viel zu wünschen übrig, 
und keine von ihnen kann sich auch nur im entferntesten mit Wester- 
gaards arbeit messen. Dieser bietet in seinen Radices in Wirklichkeit 
ein vollständiges Wörterbuch aller verba; bei jeder wurzel zählt er alle 
flexionsformen auf unter hinweisung auf Päninis grammatik; die Über- 
setzungen gibt er lateinisch und legt dabei ein grosses gewicht darauf, 

BeitrK?* z. kando d. ig. sprachmi. V. 17 



250 Niels Ludvig Westergaard. 

die bedeutungen scharf zu fassen und ihre entwicklang klar hervortreten 
zu lassen. Was seiner arbeit aber noch einen ganz besonderen wert ver- 
leiht, ist, dass er sich nicht darauf beschrankte, die bedeutungen nam- 
haft zu machen, sondern dass er sie auch mit einer reichen Sammlung 
von citaten belegte; und hier zeigt sich denn recht, welch grosse bele- 
senheit Westergaard damals schon besass: er kannte nicht nur alles, 
was damals in gedruckten ausgaben vorlag, sondern hatte auch viele werke 
studiert, welche in jener zeit nur handschriftlich zu benutzen waren und 
welche er selbst, namentlich während seines aufenthalts in England, ab* 
geschrieben hatte. An das Wörterbuch schliessen sich endlich verschie- 
dene anhange, in denen u. a. eine kritische bearbeitung des erwähnten 
alten dhätupätha enthalten ist. Durch dieses werk hat sich Wester- 
gaard die allergrößten Verdienste um die sanskritphilologie erworben 
und in sehr hohem grade zu dem aufschwang derselben beigetra- 
gen ; erst durch das i. j. 1875 vollendete sanskritwörterbuch von Böht- 
lingk und Roth wurde Westergaards arbeit wenn auch nicht über- 
flüssig, so doch .entbehrlich; wie viel ihr aber gerade jenes werk ver- 
dankt, wird gewiss niemand bereitwilliger anerkennen, als die herausge- 
ber desselben. Die in den „Radices linguae sanscritae" niedergelegte ge- 
lehrsamkeit ist ausserordentlich und um so mehr zu bewundern, als We- 
stergaard, als er dieses buch verfasste, erat 25 jähre alt war. 

Gleichzeitig hiermit hatte Westergaard auch eine kleine, weniger 
bedeutende sprachvergleichende abhandlung über das verhältniss zwischen 
Sanskrit und Isländisch vollendet. Diese abhandlung, welche in engli- 
scher spräche und unter dem titel „On the connexion between Sanscrit 
and Icelandic" (in den Memoires de la Societe des Antiquaires du Nord 
1840—44, 8. 41 ff.) erschien 1 ), ist gewissennassen eine ergänzung zu Rasks 
preisschrift „Ora det gamle nordiske eller islandske Sprogs Oprindelse" *). 
In dieser schritt, hatte Rask nämlich das Isländische wesentlich nur mit 
den einzelnen europ. sprachen verglichen, vom vergleich desselben mit 
den asiatischen sprachen aber abgesehen, weil er die letzteren zur zeit 
der ausarbeitung jener schritt noch nicht hinreichend kannte, obgleich 
er schon ahnte, welches licht von ihrer seite auf seine lieblingssprache 
geworfen werden könnte. Demnach ist auch diese kleine abhandlung 
Westergaards ein zeugniss davon, wie seine Studien von vornherein sich 

an Rasks arbeiten anschlössen. 

« 

Kaum war Westergaard mit seinem grossen werke fertig gewor- 
den, so bot sich ihm die möglichkeit dar, einen lange gehegten wünsch 
zur ausfuhrung zu bringen und Indien und Persien selbst zu besuchen. 
Hiernach strebte er, um auch auf diese weise Rasks arbeit weiter zu 
führen und sich in den stand zu setzen, den schätz von handschriften — 

*) Der anfang derselben wurde in deutscher Übersetzung veröffent- 
licht von A. Höfer in seiner Zeitschrift f. d. Wissenschaft der spräche 
I, s. 117 ff. 

*) Verfasst 1814, gedruckt in Kopenhagen 1818. Ein teil davon ist 
in J. S. Vaters Vergleichungstafeln der europäischen stamm -sprachen 
u. s. w. (Halle 1822) übersetzt. 



Niels Lndvig Westergaard. 251 

namentlich von zend- und palihandschriften — , welchen Rask seineu 
Vaterland geschenkt hatte, in gebührender weise auszubeuten. Zu diesem 
zweck ging Westergaard darauf aus, besonders die zoroastrische und 
die buddhistische kultur in ihrer heimat zu studieren. Es gelang ihm, 
zu seiner fahrt eine königliche Unterstützung zu erhalten, welche in den 
folgenden jähren, so lange als seine reise währte, von neuem bewilligt 
wurde, und zugleich gewährte ihm die Universität aus ihren eignen 
mittein eine beisteuer. Freilich war es auf die dauer sehr schwer, We- 
stergaard diese Unterstützungen zu verschaffen; das verdienst, die ob- 
waltenden Schwierigkeiten durch warmes und unermüdliches eintreten 
für Westergaard überwunden zu haben, gebührt 2 männern, deren 
namen wir nicht verschweigen wollen: Geheimrath Madvig, dem zeiti- 
gen Vorsitzenden unserer gesellschaft , dessen herz für jedes wahre wis- 
senschaftliche streben immer warm geschlagen hat, und dem länget ver- 
storbenen Oberstleutnant C. H. v. Sommer, einem mann, welcher sich 
sehr lebhaft sowol für Westergaard, wie für jene fernen länder inter- 
essirte. 

Am 20« mai 1841 verliess Westergaard Kopenhagen und nach 
kürzerem aufenthalt in Bonn und London segelte er am 23. juli auf dem 
schiff „Childe Harold" von Portsmouth nach Bombay ab. Er wählte diese 
stadt zu seinem ausgangspunkt teils mit rücksicht auf die vielen alter- 
tümer, welche sich in ihrer nachbarschafb finden und damals noch we- 
nig bekannt waren, teils weil Bombay nach der einfuhrung des moham- 
medanismus in Persien die hauptstatte des parsismus ist. In Bombay 
am 15. nov. angelangt begann er alsbald das Studium des Zend und Peh- 
levi. Parsipriester, desture, boten ihm dafür ihren beistand an; allein 
Westergaard erkannte bald, dass dieselben in Wirklichkeit entweder 
abgeneigt waren, ihre kenntnisse mitzuteilen, oder selbst nur sehr wenig 
wüsten, und so war er darauf angewiesen, wesentlich für sich, höchstens 
in gemeinschaft mit anderen Europäern, welche gleiche interessen hatten, 
Studien zu machen. Von december 1841 bis juli 1842 bereiste er, von 
Süden nach norden zu, den grösten teil der Präsidentschaft Bombay und 
untersuchte die in ihr erhaltenen altertümer, brahmanische und buddhi- 
stische tempel, in Schriften u. dergl. *) Als ein unmittelbares ergebniss 
dieser reise nenne ich die von ihm in gemeinschaft mit G. L. Jacob be- 
wirkte Veröffentlichung einer der paliinschriften, welche er zu untersuchen 
gelegenheit gehabt hatte, nämlich der Girnar-inschrift, in dem Journal of 
the Bombay Branch of the R. As. Society, 1842 — einer gesellschaft, 
deren ehrenmitglied Westergaard war. 

Den rest dieses Jahres brachte er, von einigen kleineren ausflügen 
abgesehen, in Bombay zu, vornehmlich beschäftigt mit dem Studium des 
Zend und Pehlevi. Wegen seines weiteren reiseplanes war er einige zeit 
in nngewissheit, denn er schwankte, ob er sich nach Ceylon und Hinter- 

*) Ein kurzer, in einem brief an könig Christian VIII enthaltener be- 
richt über diese reise ist in 0rsteds Oversigt over d k. danske Vidsk. 
Selsk. Forhandlinger 1840—44 (Hist. og philos. Afhandl. VII), s. CXCVIff. 
mitgeteilt. 

17* 



252 Niels Ludvig Westergaard. 

Indien begeben sollte, um seinem ursprünglichen plan gemäss den bud- 
dhi8mus in seiner eigentlichen heimat genauer kennen zu lernen, oder ob 
er sich aufmachen sollte, um Persien zu bereisen und hier die Studien 
über geschiente und religion der alten Perser zum abschluss zu bringen, 
die er schon in Bombay mit so grossem eifer betrieben hatte. Er ent- 
schied sieb schliesslich für das letztere, nicht am wenigsten aus rücksicht 
auf die grossen kosten, welche ein längerer aufenthalt in Indien verur- 
sacht hätte, und verliess am 6. Januar 1843 Bombay. Nach einer lang- 
wierigen fahrt durch den indischen und den persischen meerbusen ge- 
langte er am 20. februar nach dem ort Bushire oder Abushehr und ver- 
brachte nun fast den ganzen rest des Jahres mit reisen durch verschie- 
dene gegenden von Persien und zwar zum teil nach solchen orten, welche 
vor ihm kein Europäer betreten hatte 1 ). Namentlich zwei dinge waren 
es, welchen er bei diesen reisen seine aufinerksamkeit zuwante : einerseits 
die Überreste der alten zoroastrischen religion, welche in Persien noch 
zu finden sein möchten; andererseits die historischen monumente, welche 
sich aus vormohammedanischer zeit erhalten hatten, also die keilinschrif- 
ten der Achämeniden und die jüngeren denkmäler der Sasaniden, deren 
inschriften in einer spräche verfasst sind, welche ebenso wie die bekannte 
traditionelle religionssprache der Parsis „Pehlevi u genannt wird, von der 
letzteren aber bedeutend verschieden ist. 

Was den ersten punkt anbetrifft, so gelang es ihm, sichere nachricht 
zu erhalten, dass an einzelnen stellen des persischen reiches noch anhän- 
ger der alten lehre, Geber, wie die Perser sie nannten, lebten, und zwar 
hauptsächlich in den orten Yezd und Kirman, denselben, aus welchen 
nach den traditionen der in Bombay lebenden Parsis alle in deren besitz 
befindlichen abschriften der heiligen bücher stammen sollten. Er nahm 
hiernach keinen anstand, sich allen gefahren und mühen zu unterziehen, 
welche mit einem besuch der betreffenden gegenden verknüpft sein konn- 
ten : durfte er doch hoffen, in ihnen vielleicht einige wichtige handschrif- 
ten zu finden; und in der tat entdeckte er, dass dort einige alte zend- 
und pehlevibücher aufbewahrt wurden, obgleich die priester dieselben 
fast gar nicht mehr verstanden ; von besonderer bedeutung scheinen diese 
Schriften jedoch im allgemeinen nicht gewesen zu sein. Westergaard gab 
sich grosse mühe, dieselben in seinen besitz zu bringen, indessen alle 
seine Überredungsversuche hatten weiter keinen erfolg, als dass ihm die 
priester einige wenige pehlevibandschriften überliessen. — Was die Ge- 
ber selbst anlangt, so waren, sie in jeder hinsieht sehr weit zurück und 
ihr religiöses gefühl war in hohem grade abgestumpft. Gerade deshalb 
aber glückte es Westergaard, manches zu sehen, was die rechtgläu- 
bigen Parsis sonst vor profanen blicken auf das strengste hüten. Er er* 
hielt die erlaubnlss, die heilig tum er zu betreten und alle einzelheiten 
in ihnen zu untersuchen, und er erzwang sich sogar, unter dem verspre- 
chen, diess keinem der anderen Geber zu verraten, den zugang zu dem 
eigentümlichen begräbnissplatz derselben (dahkma), auf welchem die 



*) Vgl. den auszug eines briefes Westergaards a.a.o. s. CCLXXXIII ff. 



Niels Ludvig Westergaard. 253 

leiohen unter freien himmel hingelegt werden, bis die raubvögel alles 
fleisch von ihnen verzehrt haben, worauf man die gebeine auf einen gros- 
sen häufen wirft *). 

Noch wichtiger waren die resultate, welche Westergaard bei sei- 
nen Untersuchungen der alten inschriften und namentlich der keilinschrif- 
ten erzielte. Indem ich darauf eingehe, kann ich nicht unterlassen, her- 
vorzuheben, dass — beachtenswert genug! — wol kein land die kennt- 
niss und deutung dieser inschriften verhältnissmassig so gefördert hat, 
wie Danemark. Der erste, welcher überhaupt copien eines nicht kleinen 
teiles der keilin Schriften nach Europa brachte, und zwar kopien, die «rieft 
im grossen und ganzen durch einen hohen grad von genauigkeit und Zu- 
verlässigkeit auszeichnen, war Carsten Niebnhr, der bekanntlich, auf 
kosten der dänischen regierung, in den jähren 1761 — 67 Arabien und die 
umliegenden länder bereiste. Der erste schritt zur entzifferung der per- 
sepolitanischen inschriften auf grund der Niebuhrschen darstellungen ge- 
schah gegen den anfang dieses Jahrhunderts ; auch hier können wir einen 
gelehrten landsmann, den bischof Munter, nennen, wenn auch die ehre, 
die bahn recht eigentlich gebrochen zu haben, dem deutschen gelehrten 
6. F. Grotefend gebührt. Zu aller erst hatte man bemerkt, dass es 
drei arten von keilinschriften gibt, die sich durch die Verschiedenheit der 
sohriftzeichen von einander unterscheiden, und dass in allen fallen, in 
welchen inschriften dieser verschiedenen arten neben einander gestellt 
waren, eine ganz bestimmte Ordnung bezüglich ihrer reihenfolge beobach- 
tet war, nämlich: die einfachste art mit relativ wenigen schriftzeichen — 
eine etwas entwickeltere — eine sehr complioierte art mit einer grossen 
menge von schriftzeichen. Man nahm nun mit recht an, dass die in- 
schriften der ersten art in altpersischer spräche verfasst seien und dass 
in denen der beiden anderen arten, wenn sie mit jenen combiniert wa- 
ren, Übersetzungen derselben in zwei von den vielen sprachen des persi- 
schen reiches vorlägen. Bei den d eu tun gs versuchen ging man natürlich 
von den inschriften der ersten und einfachsten art aus und brachte es 
denn auch zum richtigen verständniss gewisser zeichengruppen , aber in 
hinsieht auf die genauere bestimmung und grammatische erklärung der- 
selben war man im unklaren. Eine reihe von jähren standen die bezüg- 
lichen Untersuchungen nun so ziemlich still, und man verzweifelte schon fast 
daran, den Schlüssel zu diesen rätselhaften inschriften jemals zu finden: da 
war es Rask, der (i. j. 1821) fast zufällig und im vorbeigehen den wert 
zweier wichtiger zeichen (n und m) bestimmte *). Er verfolgte seine ent- 
deckung freilich nicht, aber dieselbe wurde bedeutungsvoll für die be- 
stimmung des Charakters der altpersichen spräche und sie regte andere 
zu erneuter eindringender Untersuchung derselben an ; diese führte dahin, 

*) Vgl. Extract from a letter adressed by Prof. Westergaard to 
the Rev. Dr. Wilson, relative to the Gabrs in Peroia, im Journal of the 
R. Asiatic Society, vol. VIII, p. 849 ff. 

*) Vgl. Rask, Samlede Afhandliuger, II, Karben bavn 1836, s. 320 ff. 

575 f.; ders., lieber das alter und die echtheit der Zend-sprache, übers, 
on F. H. v. d. Hagen, Berlin 1626, s. 27 f. 



254 Niels Ludvig Westergaard. 

dass man schon im j. 1886 nicht eben wenige inschriften richtig verstand 
(£. Burnonf , Chr. Lassen). Auf diesem punkt stand die forsohung, als 
Westergaard sie aufnahm. 

Auf seinen reisen in Persien besachte er dreimal die ruinen von Per- 
sepolis und ihre Umgebung und oollationierte nicht nur die bereits be- 
kannten inschriften, sondern hatte auch da« glück, einige neue abschrei- 
ben su können, so namentlich die wichtigen inschriften vom grabe des 
Darius, daa sich in der nähe der alten Persepolis bei dem heutigen 
Naqsh-i-Rustam befindet Da Westergaard mit den fortsohritten, 
welche die entzifferung der inschriften bis dahin in Europa gemacht hatte» 
vertraut war und mindestens die äussere form der einzelnen buohstaben 
genau kannte — was natürlich, namentlich wo es sich um die feststellung 
verwischter seichen handelte, sehr wichtig war — so versteht es sich von 
selbst, dass seine Abschriften die seiner Vorgänger an treue und zuver- 
lässigkeit übertrafen. Sie anzufertigen war übrigens keine leichte ar- 
beit und leider wurde dieselbe verhängnissvoll für Westergaard. Die 
grösten Schwierigkeiten bereiteten namentlich die inschriften von Naqsh- 
i-Bustam, welche es ihm endlich bei seinem dritten besuche in dieser ge- 
gend abzuschreiben glückte. Sie sind nämlich an einem felsen in einer 
höhe von 60 — 70 fuss angebracht, so dass er nur mit hilfe eines sehr 
starken fernrohres die zeichen unterscheiden konnte. Dazu kam, dass 
diese inschriften nur bei vormittagsbeleuchtung, zwischen 8 und 12 uhr, 
sichtbar waren, so dass er also genötigt war, in der brennendsten Son- 
nenhitze — im anfang des monat juli ! — zu arbeiten. Diese umstände 
und zugleich das schlechte trinkwasser zogen ihm einen fieberanfall zu, 
welchen er jedoch durch anwendung gewaltsamer mittel im verlauf eini- 
ger tage so weit bewältigte, dass er seine reise nach Isfahan fortsetzen 
konnte; wie übel sein damaliges befinden aber in Wirklichkeit gewesen 
sein muss, kann man daraus ersehen, dass er nach seiner eigenen aussage 
fast gar keine erinnerung an diese reise bewahrt hatte. Am 26. juli ge- 
gen Sonnenuntergang kam er nach Julfah, einer vorstadt Isfahans, und 
stieg hier bei dem katholischen bischof, Padre Giovanni, einem Italiener, 
ab, dem einzigen Europäer, welcher dort lebte. Aber kaum war er vom 
pferde gestiegen, als das lieber mit erneuter heftigkeit zurückkehrte, so 
dass er augenblicklich das bett aufsuchen muste. Bald darauf ent- 
wickelte sich eine unterleibsentzündung und eine leberkrankheit, und sein 
zustand wurde so schlimm, das sein wirt, der ihn mit der grösten Sorg- 
falt pflegte — und einen anderen arzt hatte er nicht — gegen mitte des 
august an seiner genesung verzweifelte und er selbst sich völlig auf den 
tod gefasst machte. Indessen siegte doch seine kräftige natur, und trotz 
wiederholter rüokfalle genas er allmählich so weit, dass er sich im Septem- 
ber, wenn auch mit grosser beschwerde, in ein gesunderes quartier zu 
dem armenischen erzbischof schaffen lassen konnte. Auch bei diesem 
braven mann fand er die liebreichste und aufmerksamste pflege, wiewol 
sich beide so gut wie gar nicht mit einander verständigen konnten. — 
Unter diesen umständen muste Westergaard natürlich den früher ge- 
hegten plan aufgeben, westwärts über die bakhty arischen berge, durch 



Niels Ludvig Westergaard. 255 

das alte Susiana aber Kirmanshah, in dessen nähe sich die berühmte Be- 
histan- oder Bisutuninschrift befindet, nach Bagdad zu reisen. Er wante 
sich am 27. September nordwärts nach Teheran, welches er am 9. Okto- 
ber erreichte, und hier hielt er sich beinahe einen monat auf, teils bei 
dem englischen, teils bei dem rassischen gesanten, meistenteils bettläge- 
rig. Ueber Kazvin und Tabriz verliess er Persien und nachdem er einige 
woohen in einer in jeder hinsieht höchst anbehaglichen, für seine gesund- 
heit aber recht woltätigen rassischen quarantaine in Julfah an der arme- 
nischen gränze zugebracht hatte, erreichte er am neujahrstag 1844 Tiflis. 
Von hier begab er sich aber den Kaukasus und durch Rassland über 
Moskau nach Petersburg. Aber die ungeheuren anstrengungen und ent- 
behrangen, welche er auf dieser langen reise mitten im winter erdulden 
moste, übten abermals einen sehr ungünstigen einfluss auf seine gesund- 
heit aus ; sein ganzer körper bedeckte sich mit beulen und ausschlag und 
diess warf sich namentlich auf ein bein, so dass man in Petersburg ernst- 
haft an eine amputation desselben dachte. Indessen glücklicherweise ent- 
ging Westergaard einer solchen und endlich, nach dreijähriger abwesen- 
heit, kehrte er über Berlin und Bonn im mai 1844 nach Kopenhagen zurück. 

Kurz nach seiner heimkehr wurde er zum lector und im folgenden 
jähr zum professor der indisch-orientalischen philologie an der Kopen- 
hagener Universität ernannt. In dieser Stellung bat er bis zuletzt mit un- 
geschwächtem interesse und hingebender gewissenhaftigkeit gewirkt, and 
zwar nicht nur als lehrer, sondern auch in den praktischen angelegcn- 
heiten der Universität Neben Sanskrit las er in den ersten jähren auch 
über Persisch , allein später beschränkte er sich ganz auf Sanskrit und 
wenn er auch, wie das in der natur der sache liegt, selten mehr als einen 
oder wenige schüler in den einzelnen cursen hatte, so sind es deren im 
▼erlauf der- jähre doch viele geworden, welche seinen gründlichen Unter- 
richt in einer spräche genossen haben, in der er heimisch war, wie wenige. 

Denjenigen teil seiner reiseausbeute, dessen bearbeitung sich We- 
stergaard zunächst angelegen sein Hess, bildeten seine kopien von keil- 
in8chriften. Alle abschriften von inschriften der ersten art, also der 
eigentlich altpersischen überliess er seinem früheren lehrer, prof. Chr. 
Lassen in Bonn, der sich schon früher so grosse Verdienste um die ent- 
zifferung dieser denkmäler erworben hatte. Auf grundlage der Wester- 
gaard'sohen abschriften veröffentlichte Lassen in der Zeitschrift f.d. künde 
des morgenlandes VI, 1845, s. lff. und 467 ff. seine abhandlung „Die alt- 
pers. keilinschriften nach heim N. L. Westergaards mitteilungen" — 
eine arbeit, welche einen wesentlichen fortschritt auf jenem schwierigen 
gebiet bezeichnet und in der es Lassen auf das rückhaltsloseste aus- 
spricht, wie sehr Westergaard durch die so mühsame beschaffung jenes 
reichen und zuverlässigen materials und durch mancherlei winke für die 
deutung desselben ihn und die Wissenschaft zu dank verpflichtet habe. 

Westergaard selbst wante sich dagegen zu den inschriften der 
zweiten keil sehr iftgattung, mit denen sich zu befassen noch niemand ge- 
wagt, zu denen er sich aber schon während seines anfenthaltes in Persien 
besonders hingezogen gefühlt hatte. Diese Schriftart bereitete an und 



256 Niels Ludvig Westergaard. 

für sich weit grössere Schwierigkeiten, als die erste, weil sie weit mehr 
schriftseichen enthalt, als diese; und dazu kommt, dass in ihr die ein- 
zelnen Wörter nicht so von einander abgetrennt sind, wie das dort der 
fall ist. Wäre der inhalt dieser inschriften nicht durch die entsprechen- 
den altpersischen, deren Übersetzungen sie ja sind, bekannt gewesen, bo 
wäre ihre deutung sicherlich nie gelungen ; aber trotzdem bleiben Schwie- 
rigkeiten und zweifei genug zurück, weil man hinsichtlich der spräche, 
in der sie abgefasst sind, keine sicheren anknüpfungspunkte in irgend 
einer anderen bekannten spräche findet, wie sie für das Altpersische das 
Neupersische, das Zend und das Sanskrit bieten. 

Die ergebnisse seiner forschungea über diese keilschrifbart veröffent- 
lichte Westergaard teils in deutscher („Zur entzifferung der achäme- 
nid. keilschrift zweiter gattung"; ebenfalls im VI. bände der Zeitschrift 
f. d. künde des morgenlandes, s. 337 — 466), teils in englischer spräche 
(„On the deciphering of the Seoond Achaemenian or Median species of 
arrowheaded writing u , in den Memoires de la Societe royale des Anti- 
quaires du Nord, 1840—44, s. 271 — 489). — Bei der entzifferung muste 
Westergaard, wie natürlich war, seinen ausgangspunkt von den eigen- 
namen nehmen , weil es von vornherein wahrscheinlich war, dass diesel- 
ben mit denjenigen , welche man aus den entsprechenden altpersischen 
inschriften schon kannte, wesentlich identisch seien. Eine inschrift, 
welche ihn in dieser hinsieht wesentlich förderte, war die, welche 
er selbst zum ersten male abgeschrieben hatte, die grabinschrift des 
Darius, insofern dieselbe eine ziemlich bedeutende anzahl von eigen- 
namen in der gestalt eines völkerverzeiohnisses enthält. Indem Wester- 
gaard nun die zeichengruppen feststellte, welche den einzelnen altper- 
sischen namen entsprechen musten, gewann er eine handhabe, mit grös- 
serer oder geringerer Sicherheit den wert einer ziemlich grossen anzahl 
von zeichen zu ermitteln. Nun geht er die einzelnen inschriften durch 
und versucht, durch vergleiohung der verschiedenen stellen, an welchen 
dasselbe wort wiederkehrt, die einzelnen Wörter zu sondern, ihre bedeu- 
tungen nachzuweisen und sie durch einsetzung der mit hilfe der eigen- 
namen gefundenen werte oder mit benutzung der von andrer seite sich 
darbietenden winke zu lesen. Was die spräche anlangt, so war das ma- 
terial, über welches er verfügte, viel zu klein, als dass er auf dieser 
grundlage ein einigermassen vollständiges bild von ihr hätte zeichnen 
können ; so viel war ihm aber doch schon klar, dass sie nicht zu unserem 
sprachstamm gehört haben konnte, ebensowenig zu dem semitischen, son- 
dern vielmehr zu denjenigen sprachen, welche Rask unter dem nioht 
ganz glücklichen und etwas unbestimmten namen der „skythischen", an- 
dere unter dem nicht viel besseren der „turanischen" zusammengefasst 
haben; Westergaard scheint besonders geneigt gewesen zu sein, die* 
selbe mit den türkisch-tatarischen sprachen zu vergleichen. Wenn er 
sie, wenn auch nicht ohne bedenken, als die „medische" bezeichnete und 
andererseits meinte, die in der damals noch unentzifferten dritten keil- 
8chriftgattung enthaltene spräche, deren semitischen Charakter er bereits 
ahnte, sei Susiana zuzuweisen, so haben sich diese bestimmungen nicht 



Niels Ludvig Westergaard. 257 

bestätigt; vielmehr hat sich herausgestellt, dass die dritte art assyrisch- 
babylonisch ist, und dass gerade die spräche der zweiten gattung — wie 
wenigstens kaum noch bezweifelt werden kann — in dem alten Susiana 
heimisch gewesen sein muss. Dass sowol bezüglich der Interpretation 
der inschriften als hinsichtlich der bestimmung des wertes der einzelnen 
zeichen sehr vieles durch spatere Untersuchungen modificiert worden ist, 
darf uns nicht wundern und kann Westergaard die ehre , diesen schwie- 
rigen Untersuchungen zuerst bahn gebrochen zu haben, nicht schmälern. 
Erinnert man sich, wie spärlich das damals zugängliche material war, 
so muss man sich viel mehr darüber wundern , dass er trotzdem bei die- 
sem ersten versuch soweit kam, wie das tatsächlich der fall war, und man 
wird gern das urteil unterschreiben, welches der um die keilschriftstu- 
dien verdiente französische gelehrte de Saulcy (Journal asiatique XIV, 
1849, s. 94) darüber aussprach: „je ne saurais le dire trop haut, quand 
on ezamine ce travail de plus pres, on reconnait bien vite, qu'il n'est 
pas possible de trouver, sur un sujet aussi difficile, an essai philologique 
qui preeente des indices plus nombreux, plus constants veux-je dire, 
d'une insigne bonne foi, d'une inalterable loyaute et d'une vaste erudi- 
tion" — worte, welche Westergaard selbst (in der w. u. angeführten 
abhandlung s. 8) mit weit grösserem recht auf die folgende arbeit von 
Norris anwenden zu können glaubte. 

Es war nämlich dem Engländer Norris, einem langjährigen freunde 
Westergaards vorbehalten, die Untersuchung dieser keilschriftgattung 
wieder aufzunehmen und sie mit benutzung eines vielfach reicheren ma- 
terials ein beträchtliches stück weiterzufuhren, indem er von seinem 
landsmann Sir Henry Rawlinson eine vollständige abschrift der hierher 
gehörigen partie der kolossalen Behistaninschrift erhalten hatte, deren 
persischen und babylonischen teil Rawlinson selbst auf so glänzende 
weise entziffert hat. Norris 1 vorzügliche arbeit l ) , welche als hauptwerk 
über diesen gegenständ von keiner späteren abgelöst worden ist, veranlasste 
Westergaard sich zu den Untersuchungen zurückzuwenden , die er be- 
gründet hatte und deshalb auch fortzusetzen wünschen muste. In einer 
ausführlichen, dänisch geschriebenen abhandlung „Om den anden eller 
den sakiske Art af Akhsemenidernes Kileskrift" (in Det kgl. danske Vi- 
denskabernes Selskabs Skrifter, 5. Rsekke, bist, og philos. Afdeling, II, 
1854, & 39—178) unterwarf er von neuem die ganze entzifferungsfrage 
einer umsichtigen und gründlichen prüfung. Man sieht schon aus dem 
titel, dass er die ältere bezeichnung der in dieser gattung von keilin- 
schriften enthaltenen Bprache, „Medisch", aufgegeben hatte. Norris 
hatte dieselbe „Skythisch" genannt und sie den finnischen sprachen zu- 
nächst gestellt; nun nannte Westergaard sie „Sakisch", weil dieser 
name nach persischem Sprachgebrauch mit dem griechischen „Skythisch" 
gleichbedeutend ist; dass aber keine dieser benennungen das richtige 

1 ) „Memoir on the Scythic Version of the Behistun inscription", im 
Journal of the R. Asiatic Society XV, 1853, 1—23. Einige Zusätze 
am schlu88 dieses band es sind zum teil durch mitteilungen Wester- 
gaards veranlasst. 



258 Niels Ludvig Westergaard. 

trifft , habe ich oben schon angedeutet. Diese abhandlung Wester- 
gaards scheint leider in der wissenschaftlichen weit so gut wie unbe- 
kannt geblieben zu sein, so dass man sie kaum einmal in der spateren 
Hteratur über diesen gegenständ citiert finden wird; teils mag es den 
der dänischen spräche unknndigen lesern schwierig gewesen sein, den 
einzelheiten der Untersuchung zu folgen, teils scheint Westergaard auch 
sonst nicht genug dafür getan zu haben, seine arbeit im auslande bc 
kannt zu machen. Und doch gibt es in dieser abhandlung so manches, 
das sicherlich noch heute von jedem, welcher sich mit diesen Studien be- 
schäftigt, gekannt zu sein verdient. Gewiss wird es nicht schwerfallen, 
verschiedene einzelheiten nachzuweisen, in denen Westergaard nicht 
das richtige getroffen hat; sogar in einem hauptpnnkt ist er unstreitig 
auf einen irrweg geraten, indem er nämlich in der von ihm untersuchten 
spräche eine art von vokalharmonie nachzuweisen suchte, wie sie sich in den 
finnischen und tatarischen sprachen findet, deren unmittelbare verwant- 
schafb mit jener jedoch höchst zweifelhaft erscheint. Daneben finden sich 
andere punkte, auf welche später neues licht fiel, nachdem man tiefer in 
das wesen der assyrisch-babylonischen keilschrift eingedrungen war, da, 
wie sich herausstellte, die zweite art unmittelbar von dieser abgeleitet 
ist, wenn auch sicher mit grösserer freiheit, als die meisten neueren as- 
syriologen einräumen zu wollen scheinen. Zugleich aber lässt sich nicht 
bestreiten, dass Westergaard in dieser abhandlung verschiedene zei- 
chen richtiger bestimmt hat, als Norris, und daneben finden wir in ihr 
eine anzahl grammatischer und kritischer bemerkungen verstreut, welche 
Westergaards feine beobachtungsgabe und seinen scharfen blick für 
sprachliche ersoheinungen bezeugen. 

Ausser dieser abhandlung, welche seine letzte grössere arbeit in dieser 
richtung ist, hat Westergaard verschiedene kleinere geliefert, in denen 
er hierher gehörige gegenstände in einer mehr für laien berechneten form 
behandelt hat. Dergestalt schrieb er „Om Mindesmserkerne fra Fersiens 
Oldtid" (Antiqvarisk tidsskrift 1848 — 45, s. 81 ff.), „Den oldpersiske Ind- 
skrift ved Behistan" (Schouws dansk tidsekrift I, 1847, s. 234 ff.) und 
endlich den sehr klar gehaltenen und lesenswerten aufsatz „Udsigt over 
det historiske Indhold i KileBkrifterne og dets Forhold til Herodots Be- 
retning u , welchen er seiner zeit in unserer gesell seh aft zugleich mit der 
Vorlegung der grösseren abhandlung über die sakische keilschriftgattung 
mitteilte und der in die „0 versigt 1 ' der gesellschaft vom j. 1854 (s. 65 ff.) 
aufgenommen ist. 

Unterdessen hatten schon lange auch andere arbeiten seine zeit und 
kraft in ansprach genommen. Nachdem er an der Universität angestellt 
war, muste es ihm am herzen liegen, für seine zuhörer ausreichende hilfs- 
mittel zum gebrauch bei seinen Vorlesungen zu beschaffen, und deshalb 
arbeitete er ein sanskritlesebuch aus, das eine anzahl von proben der 
klassischen literatur mit dem dazu gehörigen glossar enthält, sowie eine 
kurzgefasste sanskritform enlehre, die bei geringem umfang in ihrer ge- 
drängten fassung einen ausserordentlich reichen stoff bietet und zeugniss 
von Westergaards gründlicher bekanntschaft mit den indischen gram* 



Niels Ludvig Westergaard. 259 

matikern, besonders mit Pänini ablegt, dessen regeln auf jeder seite des 
kleinen werkes zu erkennen sind. Diese beiden bücher erschienen im j. 
1846. — Gleichzeitig wurde eine andere weitläufige und mühsame arbeit 
abgeschlossen, an der Westergaard sowol vor als nach seiner grossen 
reise teil genommen hatte *) , nämlich die Ordnung und katalogisierung 
der reichen Sammlung von indischen und iranischen handschriften, welche 
sich in unseren beiden bibliotheken findet. Es darf jedoch nicht ver- 
schwiegen werden, dass, wenn auch die abschliessende redaction des gan- 
zen von Westergaard ausgeführt wurde, ein sehr wesentliches teil der ei- 
gentlichen vorarbeiten dem deutschen gelehrten dr. Fr. Spiegel zu 
danken ist, der sich längere zeit, um eben diese handschriften zu stu- 
dieren, in Kopenhagen aufhielt. Das gedruckte verzeichniss („Codices in- 
dioi bibliotheoae regiae Hauniensis enumerati et descripti, cum indioe co- 
dicum indicorum et iranicorum bibliotheoae universitatis Hauniensis 41 ) er« 
schien gleichfalls i. j. 1846. 

In diese zeit fallt auch Westergaards teilnähme an der Stiftung 
des nordischen „Literatursamfund", dessen Vorsitzender er in der folge 
war. Die erste publication dieses Vereines (1847), die „Hrafnkel Freys- 
godes Saga u , deren text K. Gislason besorgte, versah er mit einer dä- 
nischen Übersetzung. 

Die bewegten zeiten, welche i. j. 1848 über Dänemark hereinbrachen, 
musten naturgemäss grossen eindruck auf einen mann machen, der sein 
Vaterland so sehr liebte, wie Westergaard, welcher auch in dieser be- 
ziehung mit Rask geistig verwant war und des letzteren wort „seinem 
vaterland schuldet man alles, was man ausrichten kann u während seines 
ganzen leben« zu dem seinigen machen konnte. So kam es, dass er für 
eine kurze zeit auch an dem politischen leben teil nahm, indem er zum 
mitglied der constituirenden reichsversammlung gewählt wurde. Zum 
heil für die Wissenschaft gab er jedoch diese tätigkeit bald auf, von der 
er sich wol auch weniger befriedigt fühlte, obgleich er sie sicher mit 
derselben kraft und wärme erfasst hat, welche er für jede sache ein- 
setzte, die er unternahm. 

Nun endlich fand Westergaard volle müsse, alle seine kräfte für 
die aufgäbe zu sammeln, welche er schon bei seiner reise in Asien ganz 
besonders in das äuge gefasst und nie daraus verloren hatte, wenn sie 
auch durch die schon erwähnten arbeiten der vorhergehenden jähre etwas 
in den hintergrund gedrängt war — ich meine die bearbeitung der zend- 
und pehleviwerke, welche sich auf die alte zoroastrische religion beziehen, 
und vor allem des Avesta selbst, zu dessen vollständiger ausgäbe er sich 
schon lange gerüstet hatte« Nachdem er — neben dem, was er von seiner 
grossen reise mitgebracht oder in Indien und Persien zu sehen gelegen - 
heit gehabt hatte — die auf dieses werk bezüglichen handschriften der 



*) Schon i. j. 1840 hatte er die älteste auf der Universitätsbibliothek 
aufbewahrte handschrift des vendidad durchgearbeitet. Mit grosser mühe 
hatte er da die einzelnen blätter, welche durch die zeit fast aufgelöst 
waren, gesammelt und geordnet und zugleich die ganze handschrift auf 
kalkpapier abgeschrieben. 



260 Niels Lndvig Westergaard. 

Kopenhagener Universitätsbibliothek durchgearbeitet hatte, unternahm er 
i. j. 1850 eine reise nach London , Oxford and Paris , um die dort be- 
findlichen handschriften zn collationieren. Die erste arbeit, welche er in 
dieser richtung publicierte , war der Bundehesh , ein pehleviwerk von 
grosser bedeutung *). Diese ausgäbe — der erste abdruck eines vollstän- 
digen pehlevitextes , welcher in Europa erschien — stützt sich auf eine 
alte, der Sammlung der Universitätsbibliothek angehörige handschrift und 
besteht eigentlich nur in einer lithographierten wiedergäbe dieser ganzen 
handschrift; sie zu transscribieren oder zu erklären unterliess Wester- 
gaard mit vollem rechte, weil diess bei den eigentümlichen Schwierig- 
keiten der spräche und namentlich der schrift, in der sie abgefasst ist, 
zu jener zeit kaum möglich und nicht ratsam gewesen wäre. Um den 
-unterschied zwischen den beiden pehlevisprachen klar zu machen, zwi- 
schen der nämlich, welche in den religiösen büchern angewant ist, und 
der weit mehr semitisierenden oder, nach Westergaard, wesentlich so* 
mitischen spräche, welche die sasanidischen könige in ihren Inschriften 
gebrauchten, fugte er seiner ausgäbe zwei inschriften des sasanidischen 
königs Sapor I hinzu, die er selbst in Persien abgeschrieben hatte. 

Von 1852—54 erschien nun endlich seine grosse und wichtige aus- 
gäbe der avestatexte unter dem titel: „Zendavesta, or the Religious 
Books of the Zoroastrians, edited and translated, with a dictionary, 
grammar &c. Vol. I. The Zend texte". Das werk ist in Kopenhagen in 
der ßerling'schen officin gedruckt; die typen dazu sind unter Wester- 
gaard's anleitung und in Übereinstimmung mit den in den ältesten 
zendhandschriften gebräuchlichen buchstabenformen geschnitten. In na- 
hem Zusammenhang mit dieser ausgäbe stehen zwei abhandlungen , wel- 
che er i. j. 1852 in unserer gesellschaft mitteilte und in deren „Over- 
sigt" in demselben jähre veröffentlichte: „Bemserkninger om Zendave- 
stas Alder og Hjemstavn" (s. 207 ff.) und „Bidrag til den oldiranske My- 
thologi u (8. 246 ff.). Die letztere ist auch in englischer spräche veröf- 
fentlicht (Journal of the Bombay Branch of the R. Asiatio Society V, 
1653, p. 77 ff.) und sie ist ferner von Fr. Spiegel in das Deutsche 
übersetzt (Indische Studien III, 402 ff.). 

Das ziel, welches sich Westergaard für seine ausgäbe gesteckt 
hat und welches er in der ausführlichen vorrede eingehend rechtfertigt, 
war, soweit als möglich die form des Avesta herzustellen, welche es 
erhielt, als es unter den ersten Sasaniden gesammelt und aufgeschrieben 
wurde. Es muste ihm also zunächst daran gelegen sein, einen in sprach- 
licher hinsieht möglichst correoten text zu liefern , gestützt auf sorgfal- 
tige vergleichung des gebrauch s der verschiedenen Wörter und formen. 
Er hielt sich dabei natürlich wesentlich an die ältesten handschriften, 
die ja übrigens schon beinahe ein Jahrtausend jünger sind, als die zeit 
der Sasaniden; aber er scheute sich doch auch nicht, lesarten aus jün- 
geren handschriften aufzunehmen , insofern ihm dieselben besser erschie- 

x ) Bundehesh, über pehlvicus. E vetustissimo codice havniensi de- 
scripsit, duas inscriptiones regis Saporis primi adjeeit N". L. Westergaard. 
Havniae 1851. 



Niels Ludvig Westergaard. 261 

nen, oder, wo er das für notwendig hielt, den text durch conjecturen 
zu berichtigen. In solchen fallen verzeichnet er in kritischen noten die 
lesarten der ältesten handschriften ; im übrigen aber ging er auf eine 
Tollständige sammlang der Varianten nicht aus, um so weniger, als die- 
selben zum allergrösten teil rein orthographischer natur sind und sich 
unter allgemeine gesichtspunkte bringen lassen. Auch diess verfahren 
ist gewiss im allgemeinen als ein vollberechtigtes anzuerkennen , obgleich 
ja freilich falle vorkommen können, in denen man wünschen mag, die 
verschiedenen lesarten in gröster Vollständigkeit zu kennen. 

Fast gleichzeitig mit dieser avestaausgabe erschien eine andere in 
Deutschland, besorgt von Fr. Spiegel. In ihr ist der vendidad zum 
ersten mal publiciert, alle übrigen teile des Avesta aber hat Wester- 
gaard zuerst veröffentlicht. Ursprünglich war von beiden beabsichtigt, 
gemeinschaftlich eine ausgäbe herzustellen ; wenn dieser plan durch eine 
art stillschweigender Übereinkunft- aufgegeben wurde, so liegt der grund 
wol darin, dass sich beide mit ihren ansichten über die bei einer sol- 
chen ausgäbe zu beobachtenden grundsätze in einem gegensatz wüsten, 
der nicht auszugleichen war. Es ist hier nicht der ort, diese grund- 
Bätze oder beide ausgaben gegen einander abzuwägen ; nur so viel glaube 
ich sagen zu dürfen, dass, wenn man auch vielleicht über die frage, wie 
weit Westergaard in jedem einzelnen fall das richtige getroffen hat, ver- 
schiedener meinung sein kann, so doch jeder die Sorgfalt und genauig- 
keit, das sichere wissen und den feinen sprachlichen und kritischen tact, 
wovon jede seite seiner ausgäbe proben enthält, bewundern wird. Um so 
mehr müssen wir bedauern, dass diese ausgäbe nie ganz fertig gewor- 
den ist; es erschien von ihr leider nur ein band, welcher die texte 
selbst gibt. Die übrigen bände, welche eine grammatik, ein Wörterbuch, 
eine englische und zugleich die überlieferte pehleviübersetzung enthalten 
sollten, wurden nie herausgegeben. Manche erinnern sich gewiss noch 
des grossen kastens mit einer menge loser zettel, welcher viele jähre 
hindurch auf einem tisch seines zimmers stand. Das waren seine Samm- 
lungen zum zend Wörterbuch , an das er die letzte hand nicht hat le- 
gen können. Nach seinem todc ist es zusammen mit seinen Sammlun- 
gen zur grammatik der zendsprache und seinen übrigen manuscripten 
der Universitätsbibliothek übergeben ; aber leider ist alles noch so wenig 
fertig, dass es für irgend einen anderen ungemein schwer, ja wol un- 
möglich sein wird es zu vollenden, und selbst wenn das gelingen sollte, 
dürfte es, wie ich fürchte, doch wol zu spät sein, diese arbeiten voll- 
ständig herauszugeben, wenn in ihnen auch gewiss viele einzelhciten zu 
finden sind, die noch jetzt veröffentlicht zu werden verdienen. 

Man wird sich mit recht darüber wundern, dass Westergaard 
dieses sein zweites grosses hauptwerk nicht vollendet hat und dass über- 
haupt seine productivität seit der zeit seiner avestaausgabe weit geringer 
war, als in früheren jähren. Fragt man nach dem gründe dieser erschei- 
nung, so ist man nur auf mutmassungen verwiesen, da Westergaard selbst 
— eingeschlossen wie er überhaupt war in bezug auf seine eigenen ange- 
legeuheiten und das, was sich in ihm rührte — 9ich auf diesen punct 



262 Niels Ludvig Westergaard. 

nie einlassen wollte; aber es waren gewiss verschiedene umstände, wel- 
che hier zusammenwirkten. Erinnert man sich erstens der glühen- 
den Vaterlandsliebe Westergaards, so wird man leicht verstehen, das« 
schon der erste dänisch-deutsche krieg einen grossen eindruck auf ihn 
machte, und in noch höherem grade gilt diess von dem letzten krieg, 
welcher ihm ausserordentlich nahe ging und ihn tief erschütterte. Die 
folge davon war zunächst, dass er sich mehr und mehr von einem gros- 
sen teil seiner ausländischen freunde und collegen zurückzog und dass 
sich namentlich gegen die deutschen gelehrten bei ihm eine bittere Stim- 
mung entwickelte , obgleich er seit alter zeit gerade von ihnen einige zu 
seinen besten freunden zählte; ja schon seit dem ausgange der vierziger 
jähre Hess er sich nicht bewegen — von der vorrede und den noten zum 
Zendavesta abgesehen — etwas anders als in dänischer spräche zu ver- 
öffentlichen. Dieser umstand hat es veranlasst, dass seine späteren ar- 
beiten, soweit sie nicht übersetzt worden sind, im ausländ durchaus 
nicht die verdiente beachtung gefunden haben, zugleich aber scheint er 
in ihm selbst das hemmende gefähl, allein zu arbeiten, hervorgerufen 
zu haben , das sich so leicht entwickeln kann , wenn man unter engeren 
Verhältnissen lebt und wirkt. Ich glaube in der tat, dass der erwähnte 
umstand schon an und für sich nicht eben wenig zu der Veränderung 
beigetragen hat , welche in Westergaards productivitat eintrat; in ge- 
wissem Zusammenhang damit steht es aber vielleicht weiter , dass er sich 
um dieselbe zeit auf gebiete fuhren liess, welche seinem eigentlichen 
hauptfache fern lagen, auf die er sich aber nichts desto weniger mit ge- 
wohnter energie warf, ich meine die redaction der von dem dänischen histo- 
rischen verein herausgegebenen „Historisk Tidsskrift" , welche er von 
1868 —65 besorgte, und des „Dansk Ordbog" (buchstabe u) der k. dän. 
gesellschaft der Wissenschaften. Diese neuen tatigkeiten nahmen, beson- 
ders in den ersten jähren , einen so unverhältnissmässigen teil seiner kraft 
in ansprach, dass seine eignen arbeiten unter ihnen natürlich in hohem 
grade leiden musten. Hierzu kam endlich noch ein anderer hauptgrund, 
nämlich der grosse kummer, welcher ihm durch den tod seiner geliebten 
und hochbegabten gattin, Orpheline Christiane Friderike Octava geb. 
Ryg°> am 1* AP"! 1356 nach fast elfjähriger ehe bereitet wurde. Dieser 
schlag wirkte in hohem grade lähmend auf ihn und scheint ihm für län- 
gere zeit die lust zum gelehrten schaffen genommen zu haben, während 
er sich mit rührender Zärtlichkeit seinem haus und seinen vier kindern 
widmete. Als dann seine alte arbeitskraft nach und nach zurückkehrte, 
da lag das Zendavesta ihm schon so fern, dass er es für zu spät hielt, 
die arbeit daran wieder aufzunehmen. 

Was er in den letzten 24 jähren herausgegeben hat, bewegt sich in 
anderen richtungen, als das, womit er sich früher beschäftigt hatte. 
'Namentlich war es die alte geschichte Indiens, auf welohe er sich nun 
warf. Im j. 1860 veröffentlichte er als Universitätsprogramm seine vor- 
treffliche abhandlung „Om de seldste Tidsrum i den indiske Historie med 
sserligt Hensyn til Litteratnren" und in der Übersicht über die Verhand- 
lungen der gesellschaft der Wissenschaften liess er in demselben jähre sei- 



Niels Ludvig Westergaard. 263 

neu aufsatz „Om Buddhas Dffdsaar og nogle andre Tidspunkter i Indiens 
seldre Historie" erscheinen. Beide Abhandlungen wurden von Stenzler 
in deuti/hr Übersetzung veröffentlicht 1 ) und begegneten auch in Deutsch- 
land einstimmiger Anerkennung, welche dadurch nicht vermindert wurde, 
daca gerade zu der zeit, in welcher diese Übersetzung erschien, die 
• ine und die andre chronologische einzelheit durch die Untersuchungen 
andrer modificiert worden war. — In den jähren 1866 und 1867 legte er 
dann ferner unserer gesellschaft seine grosse und sehr wertvolle abhand- 
h.Tig- ,De indiske Kejserhuse fra det fjerde til det tiende Aarhundrede 
og nogle seldre Fyrsteslffigter efter samtidige Aktstykker" vor (gedruckt 
in T>et kj*l. danske Yidenskabernere Selskabs Skrifter, 5. Rakke, bist, og 
philos. Afdeling, III, 1867—69) und als universitätsrector für 1867—68 
vHiVr leuchte er in dem frühjahr 1868 als Universitätsprogramm seine 
„Xura*: til de indiske Lande Mälavas og Eanyakubjas Historie". Es ist 
eine ungeheure arbeit, welche in diesen beiden abhandlungen niederge- 
legt ist. Die quellen, auf welche er sich für sie zu stützen hatte, beste- 
hen zum wesentlichsten teil, namentlich was die gesammten chrono* 
logischen und genealogischen rahmen angeht, in Inschriften, von welchen 
nach und nach viele und gerade in den letzten jähren mehrere neue ver- 
öffentlicht worden waren, und man wird mit der annähme kaum fehl 
greifen, daas es zunächst gerade jener umstand war, welcher ihn zu diesen 
gegenstanden führte und dadurch das band bildet, das diese seite seiner 
tätigkeit mit einem wesentlichen teil der Studien seiner Jugend wäh- 
rend seines aufenthaltes in Indien verbindet. Diese zerstreuten und 
in sich selbst oft so dunklen und trockenen quellen hat Westergaard 
in diesen abhandlungen mit solcher gelehrsamkeit und solchem Scharfsinn 
erklärt und combiniert, dass es ihm dadurch gelang, eine ganze reihe 
wertvoller und klar geordneter historischer bilder vor uns zu entrollen. 

Während er sich mit Untersuchungen dieser art beschäftigte, hatten 
gleichzeitig verschiedene neue, auf die pehlevisprache bezügliche arbeiten 
sein altes interesse für diese spräche wieder erweckt 8 ), und noch im 
Bommer 1878 hat er einen sinnreichen versuch, pehlevi mit lateinischen 
typen wiederzugeben , auf einem kleinen blatte drucken lassen , das er 
bei verschiedenen auswärtigen gelehrten, mit denen er in Verbindung 
stand, herumschickte, um ihre meinung darüber zu hören — ein zeugniBS, 
dass er, wenn auch von krankheit gelähmt, seine arbeitslust und sein in- 
teresse bis zu allerletzt bewahrt hat. 

Indessen es war ihm nicht vergönnt, die Studien, welohe ihn in den 
letzten jähren beschäftigt hatten, zu ende zu führen. Vor Jahresfrist er- 



*) Ueber den ältesten Zeitraum der indischen geschiente mit rücksicht 
auf die litteratur. Ueber Buddhas todesjahr und einige andere Zeitpunkte 
in der älteren geschichte Indiens. Zwei abhandlungen von N. L. We- 
stergaard. Aus dem Dänischen übersetzt. Breslau 1862. 

*) Vgl. das vorwort zu Aogemadaecä ein pärsentraetat in Päzend, 
Altbaktrisch und Sanskrit herausg. von dr. Wilhelm Geiger (Erlangen 
1878) — ein werk, dessen erscheinen gewissermassen Westergaards an- 
weisung und anregung zu danken ist. 



264 Niels Ludvig Westergaard. 

krankte er bedenklich, nachdem seine gesundheit schon seit längerer zeit 
geschwächt war. Im laufe des frühjahrs besserte sich sein befinden zwar 
soweit, dasfl er aasgehen konnte, allein im anfang des sommers trat ein 
ruckfall ein, und zugleich entwickelte sich eine geschwulst in der leber — 
etwas, das zweifellos mit der schweren krankheit zusammenhing, die er 
35 jähre früher in Persien durchgemacht hatte. Ein landaufenthalt brachte 
keine besserung. Als er in die stadt zurückkehrte, war es anderen und 
ihm selbst klar - wenn er auch wenig davon sprach — , dass er nich' 
mehr lange zu leben habe, und am montag, dem 9. September (1878) \*t 
er stille und ruhig entschlafen. 

Westergaard war unbestreitbar einer der grösten und verdient- 
sten Orientalisten unserer zeit Mit ausserordentlicher gelehrsamkeu be- 
sonders im Sanskrit, in der sich nur wenige mit ihm messen konnten, 
aber auch auf vielen anderen gebieten, verband er eine seltene schärfe und 
klarheit im denken und eine merkwürdige combinationsgabe. Er besass 
einen eisernen willen; was er wollte, das wollte er, ohne sich um die 
Schwierigkeiten zu bekümmern, die ihm entgegentreten mochten. Er 
war ausserordentlich fleissig und namentlich in jüngeren jähren war seine 
arbeitskraft fast wunderbar. Er las fortwährend viel und machte sich 
stets notizen; gross sind die massen von allerhand auf Zeichnungen , aus- 
zügen, abflehriften u. dergl. , welche sich zwischen seinen papieren ge- 
funden haben; alles diess ist vorläufig der Universitätsbibliothek überge- 
ben *), aber mit einem nicht geringen teil desselben geht es hier wol 
leider, wie so oft, dass nur der autor selbst den Schlüssel dazu besitzt, 
und dass das gesammelte nur in seiner hand zu seiner rechten bedeutung 
hätte kommen können. Er war immer bereit, anderen zu hellen, ihnen 
aus dem reichen schätze seines Wissens mitzuteilen und jedes echte wis- 
senschaftliche streben zu unterstützen; zugleich stellte er strenge anfor- 
derungen an sich selbst; jede äussere eitelkeit und prahlerei mit dem 
glänze der gelehrsamkeit lag ihm so fern, wie möglich, und ebenso war 
ihm nichts mehr zuwider, als diese eigenschaften bei anderen zu sehen, 
oder im leben und in der Wissenschaft einem streben zu begegnen, das 
er, nach dem ziel oder den mittein des strebenden, für unwahr halten 
muste. Erinnern wir uns endlich noch seiner glühenden Vaterlandsliebe, 
seiner treue gegen seine freunde und schüler, seines warmen herzens für 
alles edle und gute! Diess reiche und tätige leben ist nun abgeschlos- 
sen : Niels Ludvig Westergaards name aber wird immerdar leuch- 
ten unter den strahlenden steinen am himmel der Wissenschaft. 

') Selbst schenkte er noch an seinem todestage der Universitätsbiblio- 
thek eine pehlevihandschrift (Dadistani dini) , die er auf seiner reise er- 
worben hatte, und begleitete dieses geschenk mit einem brief , dun er 
dictierte und eigenhändig unterschrieb. 



265 



Der lateinische ablaut. 

Zweck der folgenden abhandlung ist eine vergleichung des 
lateinischen ablautes mit dem indogermanischen. Die auffassung 
der indogermanischen vocalverhältnisse, die derselben zu gründe 
liegt, lehnt sich einerseits an ältere ansichten an, die gehörigen 
ortes anzuführen sind, enthält aber andrerseits auch neue ge- 
sichtspunkte und verlangt daher eine nähere begründung. Die 
abhandlung zerfällt demgemäss in zwei teile ; von denen der 
erste die indogermanischen vocale und ihre entstehung, der 
zweite den lateinischen ablaut in seinem verhältniss zum indo- 
germanischen behandeln wird. 

I. 

Die indogermanischen vocale. 

Man hat, um die Verhältnisse der a-wurzeln zu erkennen, 
mehrfach die /- und w-wurzeln verglichen, in der Voraussetzung, 
dass sich in der behandlung beider arten ein gleichartiges prin- 
cip zeigen werde. Der parallelismus ist in der tat ein fast voll- 
kommener, doch wird dies erst klar, wenn man andrerseits auch 
die a-wurzeln zur aufklärung der Verhältnisse der i- und u~ 
wurzeln heranzieht. In den zu letzteren gehörigen bildungen 
erscheinen neben den einfachen vocalen i und u diphthonge, im 
Altindischen e und o — von der speciell indischen vriddhistei- 
gerung (Leo Meyer KZ. XXI, 341 ff.) abgesehen — , denen 
im Europäischen teils ai und au, teils ei und (wenigstens im 
Griechischen, Italischen, Germanischen, Keltischen) eu entspre- 
chen. Das Verhältnis beider vocalarten zu einander zu bestim- 
men, ist auch für die beurteilung der Verhältnisse der a-reihe 
von hoher Wichtigkeit. Während man nun früher allgemein 
annahm, dass i und u die grundvocale, die diphthonge aber 
aus ihnen durch „Steigerung" hervorgegangen seien, macht sich 
in jüngster zeit die ansieht geltend, dass umgekehrt die diph- 
thonge das ursprünglichere und die kurzen vocale aus ihnen 
durch „vocalentziehung" in tieftoniger silbe entstanden seien. 
Als wurzeln habe man beispielsweise für das Altindische nicht 
bind bvdh sondern bhed bodh anzusetzen; i und u als „zugäbe" 
zu einem a hätten dieselbe bedeutung wie liquida und nasal 

Beitrüge x. kand« d. ig. sprachen. V. \Q 



266 F. Fröhde 

in gleicher Stellung; in ähnlicher weise wie ar und an in tief- 
toniger silbe zu r und n würden, verkürzten sich ai und au in 
diesem falle zu i und u; es gäbe also nur a-wurzeln. Vgl. 
Geiger Ursprung u. entwickelung der menschl. spr. I, 164 ff., 
429 ff., Fick Beitr. IV, 167 ff., Paul in seinen und Braune's 
Beitr. IV, 439, VI, 116, Möller KZ. XXIV, 518 f., Engl. stud. 
III, 149, Kluge Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. 32 ff, de 
Saussure Memoire sur le Systeme primitif des voyelles 124 ff., 
Brugman Morphol. unters. II, 154. Diese ansieht zerfallt in 
zwei, je nachdem von ei und eu oder von ai und au ausge- 
gangen wird. Ich werde beide aufiassungen im folgenden sorg- 
fältig berücksichtigen und prüfen, in wie weit sie die erschei- 
nungen zu erklären vermögen. Bewiesen ist bis jetzt weder die 
eine noch die andere; der hauptgrund, auf den sich beide stützen, 
ist der umstand, dass i und u mit altind. r auf gleicher laut- 
stufe stehen; dieser aber erklärt sich auch nach der alten 
theorie in einfacher weise. 

Ich versuche im folgenden eine entscheidung der frage 
herbeizuführen auf grund des nach weises, dass morphologisch 
auf gleicher stufe stehen die mir als indogermanisch geltenden 
vocale: 

&(&?) — ai — au 

ä — ei — äu(? oder au 1 ) 

a — i — u. 

A. Indogerm. &(ä?) — ai — au. 

Im Altindischen erscheint in zahlreichen bildungen von An- 
wurzeln in der Wurzelsilbe ein langes d, dem auch in den eu- 
ropäischen sprachen ein langer vocal gegenübersteht: skt. ämd 
„roh" = gr. <&ii6$ altir. Am, skt. äsa „bogen" : gr. ijiog, skt. 
abhi-edrä „bezauberung" = altsl. öara „bezauberung", skt jdra 
„alternd" : gr. yt]Qd-ox(o „werde alt", skt. cära „gang" : gr. 
7tu)Xio(xat „wandele", skt. pä'da zend. pädha „fuss" : gr. o-rtrj- 
d&a „mitgehen", skt. pdrd „ufer" : got fSra „seite", skt. bhdrd 
„last" = germ. bira- (ahd. bdra) „bahre", skt. bädhä „bedräng- 
niss" = altsl. beda „not", skt. därd „riss" = altsl. dira dira, 
skt. pari-vddd „nachrede" = altsl. vada „verläumdung", zend. 
vdra „wünsch" = gr. JrijQa, skt. sddd „das sitzen" = lat sMo- 
in sedu4us sSdes germ. sita- (mhd. säze) , skt. svdrd „ruf 4 = 
altsl. chvala, skt. sthdfna „zustand" = altsl. stanü lit. stönas 



Der lateinische abttut. 26? 

gr. dvartjvog „in übelem zustande" — skt. bhdryd = germ. 
Mrjar (ahd. -pari), skt. ddyd = germ. itja- (altn. aetr „ess- 
bar/*) altsl. jazda „speise", skt. jdni „weib" = got. qeni-, skt. 
vd'ri „wasser** = lat. üri-na aus *vöri-na — skt. ägü = gr. 
(oxvg lat. den- in äcupedius aeeipiter, skt. pddü „bahn" — germ. 
fdtu- „fuss", skt bdhü = gr. mjxvSi ßkt kdru „lobsänger" « 
gr. xriQv-1») skt. svädü =r gr. rjdvg lat. »vävis — skt. ä'ste = 
gr. rjorcu, skt. häsate „husten" = lit. Jcösti, zend. y<$£to = 
gr. £a)or6g, skt. dA'sati „verfolgen" = gr. dya „auf jemand 
treffen", skt. svd'date = gr. fjdsrai — skt. nämdyati = gr. 
va>[ida>, zend. vddhayaiti „schlagen" = gr. (ji&eo), skt. pdtdyati 
„fliegen machen" = gr. Ttwvaofxai (med.) „fliegen", skt pä- 
rdyafi „hinüberfuhren" = germ. förjan (ahd. fuorran) „führen", 
skt. mdrdyati „tödten" = altsl. twnarjati, skt. pdtdyati = lat. 
pdcare germ. fdgjan „fugen", skt. sdddyati = lat sSdare altsl. 
saditi lit sodinti, skt sväpdyati — lat sdpo aus *sv$pio germ. 
svibjan (altn. svaefa soefa) „einschläfern" — skt. d'da = lat. 
Sdi germ. Ä (altn. dt), skt cakä'ra dadffra u. 8. w. : gr. fiifirjXe 
XiXtj&s lat s$tf# scäbit germ. /#jr u. a. 

Dass in diesen und ähnlichen fällen die länge des wur- 
zelvocals indogermanisch war, beweist die Übereinstimmung 
der europäischen sprachen mit denarischen: die ansieht Br ug- 
man's, dass das altindische d aus einem „halblangen" vocale 
entstanden sei, der sich im Griechischen, Lateinischen, Altsla- 
vischen, Keltischen zu o, im Germanischen und Baltischen zu a 
entwickelt habe, und dass die langen vocale der europäischen 
sprachen „verhältnismässig jung" seien (Stud. IX, 380. 386) 
ist in dieser gestalt nicht haltbar. Vgl. Collitz Beitr. II, 296 ff., 
Schmidt KZ. XXV, 1 ff. Von den angeführten altindischen 
ä sind andere zu unterscheiden, die teils der vriddhisteigerung 
entsprechen, teils in folge verschiedenartiger phonetischer ein- 
flüsse, wie sie Joh. Schmidt Voc. I, 38 ff., H, 238. 241 erör- 
tert, aus idg. a erwachsen sind; diese kommen hier nicht in 
betracht. 

Neben den meisten der obigen formen mit altind. d stehen 
verwante mit ä, wie neben bhdrd : bhdrämi bhdra, neben sddd 
säddydmi : sdddmi sddas, und es fragt sich zunächst, in wel- 
chem verhältniss zu einander beide arten stehen, ob die länge 
aus der kürze oder diese aus jener entstanden, d. h. ob bhar 
oder bhär als wurzel anzusetzen ist. Hier kann es nun wol 

18* 



268 • F. Fröhde 

nicht zweifelhaft sein und ist auch immer angenommen worden, 
dass das erstere der fall ist, und dass sich die länge aus der 
kürze entwickelt hat, denn, dass ein langes ä in hochtoniger 
silbe (sddämi sddas) verkürzt, in tieftoniger dagegen (s&dA sä- 
ddyämi) erhalten sein sollte, ist ganz unglaublich. Wenn Schlei- 
cher Compend. 4 341 germ. satjan mit sdddydmi, gr. (poqita 
mit bhdrdydmi identificiert, so vermag ich ihm darin nicht zu 
folgen ; vielmehr verhält sich satjan zu einem verlorenen altind. 
*saddyämi, wie dardydmi, vardydmi, caldydmi zu ddrdydmi, 
vdrdydmi, caldydmi, und diese stehen, wie sich zeigen wird, 
genau in demselben Verhältnis zu einander wie ruedydmi y ci- 
tdydmi zu rocdydmi, cetdydmi, rucd zu rocd. Es fragt sich 
weiter, welchen grund diese dehnung des wurzelvocals hat. 
Umgebende consonanten können sie nicht bewirkt haben, denn 
sie findet sich vor und nach allen consonantenclassen. Auch 
kann sie nicht accentuell sein, denn einmal liegt keine veran- 
lassung vor, in sddd, sdddydmi accentverschiebung anzunehmen, 
sodann wäre es unbegreiflich, warum, wenn zu irgend einer zeit 
hochbetonte ä gedehnt wurden, in sddämi sddas, die von jeher 
den ton auf der Wurzelsilbe trugen, diese dehnung unterblieb. 
Es bleibt nur die annähme übrig, dass die länge des wurzel- 
vocals functionelle bedeutung hatte. Zwar lässt sich zwischen 
caldydmi und caldydmi ein unterschied in der bedeutung nicht 
wahrnehmen, aber ein solcher kann dennoch ursprünglich be- 
standen haben. Delbrück (Altind. verb. 210) bemerkt, dass 
diejenigen verba, bei denen der wurzelvocal einfach bleibe z. b. 
paldyati rucdyati in der regcl nicht causativen sinn haben, da- 
gegen diejenigen, bei denen da a verlängert und das i und u 
gesteigert sei, wie sdddyati veddyati rocdyati gewöhnlich causa- 
tive bedeutung zeigen. Dieser unterschied wird ursprünglich 
regel gewesen sein. 

Die oben verzeichneten bildungen mit d gehören sämmtiich 
zu wurzeln, die mit einfachem consonanten schliessen; formen 
wie *bdndha *därga, *bdndhdyati *därc,dyati , *babhanda *da- 
dä'rga finden sich nicht unter ihnen, sondern statt ihrer bandhd 
dargd, dargdyati, babhdnda daddrga. Entweder also ist hier 
die dehnung unterblieben, oder die länge ist vor der doppel- 
consonanz, wo sie sich nicht voll entfalten konnte, wieder auf- 
gegeben worden. War die dehnung functioncll, so ist die erste 
dieser möglichkeiten unwahrscheinlich. Die zweite annähme 



Der lateinische ablaut. 269 

wird weiter durch folgende erwägungen gestützt: 1. die causa- 
tiva der wurzeln auf ar + cons. erhalten sämmtlich das ar — 
denn mrldyati und grbhdyati (Delbrück s. 212) haben keinen 
oausativen sinn und sind denominativa von mrda und grbhd 
„griff" — , während tieftoniges ar + cons. im Sanskrit in wei- 
tem umfange zu r geschwächt wird ; diese tatsache erklärt sich, 
wenn wir annehmen, dass hier ar nicht ursprünglich war. 2. 
einem ursprünglichen indogermanischen bhandhd muss im Ger- 
manischen nach der regel bonda- entsprechen, wie es in mhd. 
bunt erscheint; neben diesem aber steht banda- = skt. bandhd 
„band" ; ähnlich verhalten sich zu einander dranka- (got. drag- 
ka-) „trank" und dronka- (got drugka-) „trank", got. ßagkjan 
und ßugkjan u. a. ; auch diese differenz begreift sich bei obi- 
ger annähme. 

Darf nun eine analoge behandlung der i- und u-wurzeln 
vorausgesetzt werden, «so werden diejenigen, welche als grund- 
vocale dieser i und u annehmen, hier die langen vocale i und 
ü erwarten müssen. Diese aber finden sich in genau entspre- 
chenden bildungen von consonantisch schliessenden wurzeln in 
der vedischen spräche nicht; die hier vorhandenen % und ü sind 
producte jüngerer entwickelung. Was zunächst die von Del- 
brück verzeichneten wurzeln mit innerem i und ü anbetrifft, 
so beweist für solche wie td pid vid htd kü{ schon der cere- 
bral, für solche wie krid (= chrd germ. skertan Pischel 
Beitr. III, 254), sphürj (gr. anaQyaoj\ jürv (neben jvar\ dhürv 
(neben dhvar) das ri und ür 7 dass sie jüngeren Ursprungs sind. 
Neben Hd „sitzen", fr „erheben", ig „zu eigen haben", \j „be- 
wegen", iksh „sehen" finden wir sad ar ag aj aksh, zu denen 
sie augenscheinlich in beziehung stehen. Vom Standpunkte des 
Altindischen aus betrachtet, Hesse sich ihr i als Schwächung 
von d in tieftoniger silbe wie in dhimahi prtnthi und ähnlichen 
formen (Schmidt KZ. XXIV, 306) fassen, und dafür könnte 
die accentuirung von stddti sprechen (vgl. Bezzenberger 6. 
g. a. 1879, s. 661). Diese Schwächung ist aber speciell indisch, 
und mir scheint daher die erklärung von sld aus sisad (Ben- 
f ey Vollst gramm. 354) vorzuziehen. Ebenso entstanden dann 
ir ig ij iksh aus iyar (Gurtius Grundz. 6 nr. 661) iyag u. s. 
w. Fick (Wörterb. IV, 19) setzt in das entsprechende Ver- 
hältnis zu einander ish „eilen" und as „schliessen", ih „begeh- 
ren" und europ. agh in gr. äxrjv lat. egenus; es bleibt indess 



270 F. Fröhde 

zu erwägen, ob diese wurzelformen nicht aus yds ydh, dehnun- 
gen von yas „wallen" (vgl. lat aestus „das wallen 14 altn. eisa 
„eilen") und yah in yahvd ätyjxiJQ ahd. jagon hervorgegangen 
sind; ish „wünschen" verhält sich so zu yas wie lat. cupio zu 
skt. küpydmi „wallen". Durch samprasarana entstand ü aus 
vd in süd neben svad, cüsh „sieden" neben altsl. kvasä fer- 
mentum (Miklosich Steigerung u. dehnung d. voc. 30), wol 
auch in üh „schieben" neben vah, obwol sich hier auch con- 
traction aus *vavah (vgl. üdimd ügimd u. a. aus *vavadimd *t>a- 
vaqimd) annehmen Hesse. Nasalschwund hat die länge des i 
bewirkt in jit> ptv miv aus jinv pinv tninv, die auf präsens- 
stämmen auf nu beruhen (Delbrück 144), wie dhdv aus dhanv. 
dtp „flammen" basirt auf di (Bechtel Sinnl. wahrn. 100). Un- 
klar bleiben bhüsh 1. „sich verbreiten" 2. „sich bemühen" und 
üh „vermuten" (altn. ugga suspicari?). Aehnlicher art ist der 
Ursprung der t und ü in den bei Lindn-er Altind. nominal bil- 
dung aufgeführten nominalbildungen. Formen wie kitd 
„wurm" kiri „sänger" können schon des gutturals wegen nicht 
ursprünglich sein. Durch samprasarana entstand ü in sam-ühd 
„anhäufong" aus -vdhd von vah, und „leer" aus *vdnä (vgl. 
got. vans) 9 gü'na „leere", güshd „gellend" aus *^vd'na *gväsd 
(von gvas), i in vidhrd „helle" aus vi-idhrd = gr. l&ctQog (Fick 
Wörterb. I, 508), vi et 1. „welle" 2. „betrug" nach Benfey 
(vgl. Pischel Beitr. III, 265) aus *vyaci. In ntdd — ahd. 
nest, midha =. fiio&og ist i ersatzdehnung für ausgefallenes s. 
Andere formen der art enthalten die silben ir U ür ül ri l\ rü 
lü, die stets jüngeren Ursprungs sind, wie ürvd „behälter" von 
var, ürdhvd „aufrecht" von vardh, sitrya „sonne" von svar, 
Idibd „entmannt", müla „wurzel", kü'ta = xQorcupog, irmd 
„arm", vHhi „reis" von vardh „wachsen", rüpd „gestalt" neben 
vdrpas, gürpd „korb" = lat. corbis (aus *corpos), plihdn „milz", 
tnürdhdn „köpf*, trshya „übelwollen" (vgl. ags. eorsjan „zür- 
nen"). Es bleiben so nur wenige wörter mit innerem I und ü 
übrig, von denen sich nicht beweisen lässt, dass diese vocale 
in ihnen seeundär sind: snthiti „rotte" von snih „geschmeidig 
werden" (vgl. nhd. schniegeln), btja „pame", ishä „deichsei", 
udhan „euter", Püshdn, güdrd, düshya dü'shi düshdyati „ver- 
derben" (= gr. dvtog övaw „verderben"), müsh = pvg müs 
ahd. müs. Diese können den zahlreichen bildungen mit innerem 
d nicht entsprechen, denn bei solcher annähme würde sich von 



Der lateinische ablaut. 271 

causativen verben das einzige düshdyati zur vergleichung bieten, 
dessen ü auffällig (Delbrück 215) und wol nur eine secundäre 
debnung vor 8 ist, wie sie sich auch sonst findet (vgl. vd'stu 
= aoiv, müshnäti neben mushnäti. Vielmehr müssen den oben 
verzeichneten formen mit d zur seite gestellt werde solche wie 
rokd lohd röda edhd vida — ketü rekü — jdshya citya — 
bodhdyati veddyaii — tutöda bibhida, und es ergibt sich, dass 
jene ä auf gleicher lautstufe stehen mit gewissen e und o. Es 
sind dies aber diejenigen e und o, die im Europäischen durch 
ai und au reflectirt werden : skt. rocd „licht" = lit. Idttkas, lohd 
„rot, metall 44 = germ. rauda- „rot" altsl. ruda „metall", rokd: 
altsl. luöa „strahl", röda „klageton 14 = lit. rauda germ. rauta- 
(ahd. röz) y ropa „loch" =« altn. rauf altsl. rupa foramen, tneshd 
„schlauch 44 = germ. tnaisa- lit. mdiszas, sveda = germ. svaita- 
„schweiss", gvetd „licht 44 = altsl. svüü „licht 41 lit szvaitlnti 
„bestrahlen 44 , sika „guss" == germ. saiha- (ahd. seih), krfya 
„schrei 44 = gr. x^avyij, kita „verlangen 44 = altpr. quaits, kösha 
„gehäuse" = germ. hausa- (altn. hauss) lit. kduszas, ati-rika 
„überschuss" = lit. at-laikas altsl. otü-Wcü „rest 44 , lepa == altsl. 
lipu gr. dloiqnj, ve$d = gr. olxog, puru-pi$a „vielgestaltig 44 = 
got ßu-faihs, kisara „haupthaar 44 = lat. caesaries — ketü 
„lichterscheinung" = germ. haidü- — rijati (w. rej) = germ. 
laikan, ijati ijati = germ. af-aikan, eshati tshaii : lat. aestus 
altn. eisa — veddyati = lit. vaidlnti „zeigen 44 , sviddyati = 
germ. soaitjan (ahd. sweizzu), vepdyati „schwingen 44 = ahd. 
weibön, dfydyati = ahd. zeigdn, koddyati „lästern 44 = altsl. 
kudüi, bodhdyati = altsl. . buditi „wecken 41 , joshdyati = got. 
kausjan — vida = got. vait gr. olöa, bibhida «== got. bau, bu- 
bödha = got bauß u. a. Dass diese altind. e und o indoger- 
manische ai und au sind, beweist einmal das Europäische, so- 
dann die erhaltung der gutturale vor denselben in kita kiBara 
ketü kösha cikita (Collitz Beitr. III, 221); in citya jöshya, 
cetdyati joshdyati ist der palatal von citati jöshati übertragen. 
Das indogermanische au ist im Baltischen und Germa- 
nischen am besten erhalten; in letzterem wird es zuweilen zu 
eu in fällen wie got. piuda „volk" = lit tauta osk. touta sab. 
tauta, ahd. tiurra „kratze 4 ' = lit. sausys „grind" (Fick III, 
327), altn. kjöll „kiel 44 = skt. ycla gr. yavtig (Fick a.o. 46). 
Im Altslavischen ist es zu u geworden; vgl. die beispiele 
bei Miklosich Steigerung u. dehnung d. voc. in den slav. spr. 



272 F. Fröhde 

8. 27. Im Griechischen bleibt es am häufigsten erhalten; 
vgl. avog = lit. sdusas altsl. suchu ags. sedr, avu dqxxvw = 
ahd. sören, civw neben evio, xfyavw = got gadrausjan, av%iw 
neben wxofiai, xQavQog für *xQavoQog : lett. krausA „zerschla- 
gen" altsl. kruchü frustum, xQavyri = altind. kröga, lavxavia : 
lit. palaukys (Fick Beitr. I, 333) u. a.; selten wandelt es sich 
zu ov ; anov&ri neben imevdio, äxdlov&og neben ycilev&og, wel- 
ches jedoch speciell griechische bildung ist, hom. €ikylov%ht 9 
das aber attisch iXrjlv&a lautet und dialectische form sein kann; 
mehrfach erscheint wie im Germanischen dafür ev, wie in 
den perfectis nitpevya eaaeva yunevd-a %i%ev%a (nach q>evya> 
aevw xev&io Tev%u>), Xevxog Xevaaw = lit. Idukas laukiü. Im 
Lateinischen ist dieses au in der regel zu ü getrübt worden 
wie im Altslavischen ; vgl. clünis = skt. gröni lit szlaunis altn. 
hlaun, früstum = gr. &(hxvot6v, lücus = mhd. loh skt lokä, 
*lüco- in lüculentus lüceo Lucius = altsl. luca skt. rocd, prü- 
rio von *prilro- = skt. prosha „das brennen", rtf/ws = got. 
rauds, rüga = lit. raukä, süso- in stfdws aus *süsidus „trocken 44 
= altsl. suchü gr. avog ags. «<?rfr, ffltfi = got. gaut, tüdi = 
got. staistaut skt. tutöda. Sehr selten, wenn überhaupt ist ein 
solches au verblieben. Zwar besitzt das Lateinische zahlreiche 
au, aber diese haben meist einen anderen Ursprung. Der grösste 
teil derselben ist aus av nach ausfall eines folgenden vocals 
entstanden; vgl auceps augur auspex, audeo, audio, caulae, cau- 
tu8, daudOy fautor faustus, gaudeo, lautus, nauta naufragus, 
paucus, paullus, raucus neben avis, aveo, cavus, caveo, clävis, 
faveo, gavisus yalw, lavare, ndvts, got. favai, rdvis (Corssen 
Voc. I, 314. 632); ebenso ist zu urteilen über instaurare gr. 
atavQog got. stiurjan — skt. sthdvard, caurus lit sziaurys .-= 
got. 8küra, taurus gr. tavQog ahd. stiur : skt. sthürd, caulis gr. 
xavXog lit. kdulas : cavus, claudus „lahm" neben skt. $rond, das 
aus *gravana zusammengezogen sein kann; cauda pflegt man 
zu got skauts zu stellen, doch verlangt die glosse bei Paul. 
Epit. p. 57: caviares hostiae dicebantur, quod caviae, id est 
pars hostiae cauda tenus, dicebantur berücksichtigung; die wür- 
zet von auris = lit ausls ist nicht klar, ist sie die von dtw 
audio, so gehört es ebenfalls hierher. Lateinischem au steht 
altind. o gegenüber nur in augmentum augustus = skt. ojtndn 
öjas; hier ist jedoch zu bedenken, dass die wurzel der Wörter 
vag und ihr au jedenfalls dasselbe ist wie das von augeo auc- 



Der lateinische ablaut. 273 

tor aux-ilium got. aukan gr. av£io> letzterem aber entspricht 
ags. weaxe. Aehnlich liegt der fall bei aurum sab. ausum = 
lit dukszas, aurora = lesb. avwg skt. ushds, auster = rahd. 
dster „östlich" lett. austrinsch „Ostwind", die zu vas „aufleuch- 
ten" lit. aüszti „es tagt" gehören mit anl. au — va (ob. III, 
21). Andere Wörter mit innerem au sind etymologisch nicht 
sicher erklärt wie frans faux saucius u. a. Der steigerungs- 
diphthong scheint vorzuliegen mhaurio neben altsl. ausa (FickKZ. 
XXII, 384) und lausus „wehklage" laus neben lit. rauäa rdudmi. 
Das indogermanische ai ferner ist im Germanischen und 
Baltischen in der regel erhalten. Im Litauischen ist 
es mehrfach in e oder ei übergegangen wie in gedrüs neben 
gaidriis, gedras = gr. tpaid^dg^ snegas neben preuss. snaigis und 
got. snaivs, deverfa = gr. öarjQ, ags. tdeor, szeimyna neben lett 
saime altsl. semi, veszpats neben preuss. waispattin, lekas = gr. 
Xoi7toQy v$ka „kraft" = altsl. v£ku, jeszköti = ahd. eisctm, ftsz- 
mas neben preuss. aysmis gr. aixfirj; vgl. Schmidt Voc. I, 75, 
Bezzenberger Zur gesch. d. lit. spr. 56. Im Altsloveni- 
schen ist e Vertreter dieses ai (vgl. Miklosich a. o. s. 1), 
selten i wie in iskati === ahd. eisc&n, libivü : lit. Idibas, inü = 
lit venas preuss. aitias lat. oinos germ. aina-. Im Griechi- 
schen hat sich idg. ai in ai und ol gespalten; letzteres tritt in 
denselben fallen ein, in denen a zu o wird (s. u.); selten findet 
sich dafür u z. b. in sutdyio = skt. Sjati, das aber aeol. 
ertoiyw lautete (Ahrens Diall. 1,98). Im Lateinischen ist 
ai verblieben, wo in vergleichbaren fällen das Griechische eben- 
falls m zeigt, dagegen zu oi, später i oder ü geworden, wo im 
Griechischen oi entspricht. Eine ausnähme würde aemidus sein, 
wenn es Fick KZ. XXI, 5 richtig mit oidau* verbindet; das 
wort wird durch tumidus (Paul, epit 24) nsyvorfriivog (Gl. Labb.) 
inflatus (Gl. Isid.) erklärt und kann sehr wol wie zend. aSshma 
zu aestus gehören. Beispiele für ai sind aedes : gr. al&og skt. 
edhäj aequare = ahd. eihhdn, aestus aestas aemulus (vgl. £fjlog 
von t,iio = skt. ydsati) 9 das von imitari begrifflich ganz ver- 
schieden ist, aestimare : got. aistan, aevum = got aivs gr. 
äei äidiog, caecus = got haihs, caesaries = skt. kisara, haedus 
= germ. gaita-, haereo = lit. gaiszhiti, levir (mit i aus ae) = 
gr. darjQ ags. tdcor, Laena = gr. latvog lit. Idinas (Fick Beitr. 
I, 333), laevvs = gr. Xaiög, maereo neben miser; beispiele für 
I und ü : rinum =r ohog, vicus = oixog, Jfiare : laßt/, Uppus : 



274 F. Fröhde 

akoupfj skt. lepa altsl. lepü, lira = ahd. leisa, fido neben foe~ 
dus gi\ TC€7toi&ct (s. u.), liqui = Xtloina; ünus = germ. aina- 
gr. oiyjy, mütuus : gr. fiottog got. maißms, communis — got Ro- 
main* lit. mdinas „tausch". 

Dem altindischen <2 stehen in den europäischen sprachen 
d S 6 gegenüber. Von diesen drei vocalen ist d selbstverständ- 
lich indogermanisch. Im Altslavischen erscheint dieser laut als 
a, im Germanischen und Litauischen ist er zu 6 geworden. VgL 
Fick Beitr. II, 193. In Wurzelsilben findet sich ä im Latei- 
nischen 1. in ableitungen von verbalstämmen auf a (wie fdri 
fäbtda fäma von fa); 2. im perfectum von verbis, die im prä- 
sens a erhalten haben (scäbi zu scäbo); über cepi u. s. w. wird 
unten gehandelt werden; 3. in noininalstämmen, die zu derar- 
tigen verbis gehören (pdx : päcücor) ; 4. in abgeleiteten verbis 
dieser art (indägari:ago); 5. als ersatzdehnung für ausgefallene 
consonanten (cänus aus *casnus); 6. durch metathesis in silben 
auf rä Id aus ar cd (crdtes = got. haurdi-; über strdvi : sterno 
s. u.). Die ausfuhrung dieser und der folgenden sätze erfolgt 
in der zweiten abhandlung. 

Der zweite der langen a-vocale, i, ist, wie Fick Beitr. II, 
204 zeigt, europäisch. Ueber die Veränderungen, die dieser laut 
in den einzelnen sprachen erlitten hat, vgl. Fick a. o. ; mehr- 
fach wird im Lateinischen vi zu 6 z. b. in sddes : rj&elog, sdpio 
aus *8vepio; ebenso im Griechischen: wQa = ahd. wära, &qcl 
= altn. vdr „frühling 11 . Im Lateinischen steht dieses e in Über- 
einstimmung mit den übrigen europäischen sprachen 1. in ab- 
leitungen von verbalstämmen auf e aus ä (wie nSmen nitas von 
neo) ; 2. im perfectum von verbis, die im präsens e in der Wur- 
zelsilbe zeigen (Ifyi : V&go); 3. als steigerungsvocal in noininal- 
stämmen, die zu solchen verbis gehören (tägula : tego); 4. in 
abgeleiteten verbis gleicher art (sSdo : sedeo) ; 5. als ersatz- 
dehnung für ausgefallene consonanten (venum : skt. vasnd); 6. 
in silben auf re IS aus er el (sprHus : sperno). Ueber S und d 
im präsens s. u. Demnach ist % im Lateinischen durchweg die 
länge zu e, wie d die zu ä; andere sprachen weichen von dieser 
regel zuweilen ab (vgl. lit. stögas : lat. tegula, sodinti : sSdare), 
besonders das Griechische in formen wie nwlio^ai nanaofxat 
vco/udio otQüxpctü) ; vielleicht haben hier 7to%<xof.iai o%{KHpi<a u. a. 
(vgl. jedoch auch idwdy) eingewirkt. Es ist nun zu erwägen, 
ob man berechtigt ist, dieses $ oder eine Vorstufe desselben in 



Der lateinische ablaut. 275 

die indogermanische zeit zu versetzen. Für diese annähme spre- 
chen die palatale in skt. jäni = got. qeni- 7 skt jä'ra : yt]Qa- 
ax(o f skt abhicärd — altsl. öara, skt. jdrä „buhle" (in der alten 
spräche nicht notwendig mit schlimmer nebenbedeutung) : altn. 
kaerr „lieb, wert" (Collitz Beitr. III, 210); da aber die pa- 
latale mehrfach an stellen erscheinen, wo man sie nicht erwar- 
tet, so wird dieselbe hierdurch noch nicht streng bewiesen. 
Joh. Schmidt (KZ. XXIV, 319, XXV, 60) sucht einen anderen 
grund für diese ansieht aus den schwachen altindischen per- 
feetformen wie sedüs meni zu gewinnen, deren e er mit dem 
von lat. sSdimus got. setun altir. mfowr identificiert. Entstanden 
sei dieses e lautgesetzlich in formen wie sedüs sehänd aus *säz- 
düs *säzhänd aus *sasadus *sasahdnd; von hier aus habe „sich 
eine analogie verbreitet, die auch dahin verpflanzt wurde, wo 
es bei ungestörter lautlicher entwickelung nicht entstehen konnte 
z. b. in peius". Das e der altind. formen als f-diphthongen zu 
erklären, scheint allerdings nicht möglich; denn wer etwa von 
den mit y anlautenden wurzeln ausgehen und yeji yetiri yemimd 
aus yayaj yayat° yayam° durch ya-ij° u. s. w. erklären wollte, 
wie yesh „wallen" aus *yayas durch *yaisk (vgl. zend. yaesh 
und perfeetformen wie yaeshS bei Bartholomae Das altiran. 
verb. 85) und ähnlich dvocam aus *avaMcam durch *avaucam 
entstand, würde meines erachtens in der anwendung des analo- 
gieprineips die zulässigen grenzen überschreiten. Ich bin mit 
Schmidt der ansieht, dass das e der altindischen dem e der 
entsprechenden europäischen perfeetformen gleich zu setzen ist, 
erblicke aber in demselben nicht ersatzdehnung; denn einerseits 
macht das europäische $ in sedimus got. setun den eindruck 
der gleichheit mit dem von sedulus sedes gern). sUa- (Bezzen- 
b erger G. g. a. 1879, s. 821), andererseits wird das altind. 
e der perfecta von Lindner s. 55, wie mir scheint, mit recht 
verglichen mit dem von formen wie nemi „radfeige" sedi „ent- 
kräftung" perü „rettend" venu „staub" ciru „(eine heilige hand- 
lung) begehend" von den wurzeln nam sad par ran cor. Viel- 
leicht ist mit skt. cfru das -lateinische caeri-monia, dessen ae 
durch verbreiterte ausspräche aus e entstanden sein kann, wie 
das von scaena = axrjnj, zu verbinden, dann hätten wir hier 
die Übereinstimmung eines altind. e mit europ. S auch ausser- 
halb des perfects. Bei der betrachtung des lateinischen perfec- 
stammes suche ich, indem ich mich der ansieht Bezzenber- 



276 F.Fröhde 

ger's (G. g. a. 1879, 8. 821) im wesentlichen anschliesse, wahr- 
scheinlich zu machen, dass die Vorstufe des typus sSd säsäd- war, 
aus dem er durch abfall der reduplication entstand, und fasse 
demgemäss das e der altindischen und das S der europäischen 
formen als fortsetzer eines indogermanischen ä, der länge zu 
demjenigen a, welches zu ä gefärbt wurde. Wäre diese auffas- 
sung gesichert, so würde der lange «-laut im Indogermanischen 
nachgewiesen sein. Auffallend aber bleibt immer, dass das Zend 
und das Griechische diese weise nicht kennen, und es gilt mir 
daher der vollgültige beweis für das indogermanische alter des 
ä noch nicht für erbracht. 

Was endlich das 6 betrifft, so war dasselbe in grösserem 
umfange gräcoitalisch. Zu den von de Saussurea.o. 111 an- 
geführten beispielen kommen noch für = qxoQ skt. hdra, tnölo- 
in tndlior möles = gr. fiwXog, dürus, wenn JÜQtg zu skt. däru- 
nd „hart, streng, rauh, gefühllos" gehört, grümus, falls es rich- 
tig zu xQWfiai; gestellt wird und nicht vielmehr zu altsl. gramada 
„häufe" zu ziehen ist; cMus, welches Fick (II, 58) mit gr. 
TtüJuov verbindet, ist vielleicht mit gr. xvxXog zu identificiren 
(vgl. dnus). Es sind ferner falle nachgewiesen, in denen das 
6 als europäisch anzusehen ist; vgl. Fick Beitr. III, 169, Mah- 
low Die langen vocale a e o in d. europ. spr. 83, de Saus* 
sure a. o. 115. Dagegen fehlt bis jetzt jeder beweis für die 
ansieht, dass 6 in ableitungen von consonantisch schliessenden 
wurzeln in die indogermanische zeit zurückreiche und im In- 
doiranischen ebenfalls mit d zusammengefallen sei. Die behaup- 
tung Osthoffs (Morphol. unters. II, 112), dass „der griechi- 
sche und lateinische vocalismus auch betreffs der längen die 
sichersten führer" seien, kann für einen wissenschaftlichen be- 
weisgrund nicht gelten. Ich schliesse daher im folgenden die 
lateinischen 6 den d an. 

Es ist noch übrig, die frage zu beantworten , wie die mor- 
phologische gleichheit des altind. d mit denjenigen e und o, 
denen im Europäischen ai und au entsprechen, zu erklären ist. 
Diese antwort wird verschieden ausfallen, je nachdem man von 
den diphthongen oder von den einfachen vocalen als grundvo- 
calen der i- und w- wurzeln ausgeht. Diejenigen, welche als 
wurzeln vaid bhaud ansetzen, müssen annehmen, dass in ketd 
roeä cetdydmi rocdyämi e und o aus di und du hervorge- 
gangen sind. So würde ein grund vorhanden sein, weshalb in 



Der lateinische ablaut. 277 

diesen formen die „vocalentziehung" nicht stattfand, wol aber 
in den danebenstehenden citdydmi rucdydmi, und es wäre ein 
nahe liegendes bedenken gegen diese auffassung beseitigt. Gegen 
die annähme, dass obige e und o aus di und du entstanden sind, 
lässt sich, wenn man z. b. gr. vavg xksig aus vrjvg xlrjig y lat. 
raucus daudo neben rdvis cldvis vergleicht, nichts einwenden. 
Sie scheint sogar bestätigung zu erhalten durch formen wie ndyd 
srdvä tutdva pldvdydmi, denen zum teil auch in europäischen 
sprachen solche mit langem vocale gegenüberstehen: lit. srove 
gr. SQia&io „fliessen", dsdrjs, altsl. plaviti, zum beweise dafür, 
dass die dehnung nicht speciell indisch ist. Schon Leo Meyer 
(Vgl. gramm. I, 343, KZ. XXI, 341) hat die ansieht ausgespro- 
chen, dass diese formen auf wurzeln auf aj av zurückfuhren, 
und dem stimme ich bei, ohne damit behaupten zu wollen, dass 
es wurzeln auf i und u überhaupt nicht gegeben habe. Die 
w. 8ru entstand aus sra-va, einer ableitung von w. sar. — Die- 
jenigen, denen bheid bhetidh als wurzel gelten, werden die vo- 
caldifferenz in got. bau baup zu erklären haben. Diejenigen 
endlich, welche i und u als wurzelvocale betrachten, werden ai 
und au aus I und ü durch diphthongirung hervorgehen lassen 9 
denn an den mechanischen Vorschub eines a vor i und u ist 
schwerlich zu denken. Die diphthongirung langer I und ü ist 
durch zahlreiche tatsachen aus dem Altfranzösischen und neueren 
germanischen dialecten als ein geläufiger lautprocess erwiesen 
(A. Kuhn KZ. XII, 143, Sc her er Zur gesch. d. deutschen 
spr. 8 s. 38 ff. vgl. F. Masin g Das Verhältnis d. griech. vocal- 
abstufung zur sanskritischen). Joh. Schmidt Voc. 1, 140 sucht 
diese auffassung durch den nachweis des wirklichen Vorhanden- 
seins von i und ü an stelle späterer ui und au auch im Indo- 
germanischen zu stützen. Ueber manche von Schmidt's bei- 
spielen, denen als gleichartig hinzugefügt werden mögen lit. 
bdime : skt. bhimd, bailiis = skt. bhirü, werden diejenigen, 
welche der oben dargelegten ansieht Leo Meyer's beipflichten, 
anders urteilen dürfen. Sichere beispiele späterer diphthongi- 
rung scheinen mir noch zu sein skt. yej neben ij, esh neben ish (s. 
o.) und der imperativus bodhi von budh, welcher aus *budh-dhi 
durch die mittelstufe *büdhi (vgl. tdlhi von tad) entstanden ist (De 1- 
brücks. 99); letzterer liefert, wenn Delbrücks erklärung und 
angäbe des accents (P. W.: bödhi) richtig ist, zugleich den be- 
weis, dassdie diphthongirung nicht durch den hochton bedingt ist. 



278 F. Fröhde 



B. Indogerm. ä — ei — äu oder au 1 . 

Im Altindischen finden wir in bestimmten classen von wort- 
formen, die zu o-wurzeln gehören, ursprünglich hochbetontes ä, 
dem in den europäischen sprachen e entspricht: dsti = gr. 
i'art lat. est got ist lit. tsti, dtti = lat. est lit est (mit hy- 
sterogener dehnung), sddmi = lit. sedmi — bhdrdmi = gr. 
q>*Qü) lat. fero got fcura altsl. ter<y altir. beritn, vdlidtni = lat. 
tteA© got. rtgra altsl. t?fts<p lit ve£A — ^rfnew = gr. yivoq lat. 
genuSj sddas = gr. ?dog altn. s«/r, ndbhas = gr. vlqpog altsl. 
nebo altir. wem — bhärman = gr. q>4(>fia altsl. ftr&w^ (aus for- 
me»), vdsman = gr. «Ijua, jdniman = lat. genimm altir. $re- 
netnain — bändhana „bindend" = got. bindan, ddrgana „das 
sehen" s» gr. deQ*eiv y vdsana „gewand" = gr. havoq — sdttar 
= lat sessor, sä'dhar (aus **aA-ter) „überwinder** = gr. € Ex- 
to$, tdshtar = lat. textor, vödhar = lat. vector, jdnitri = lat. 
genetrix — vdstra „kleid" = gr. dial. yiotQa, vdrtra „deich** 
= mhd. werdet u. a. Vgl. de Saussure a. o. 126 ff. 

Darf nun eine analoge behandlung der t- und «-wurzeln vor- 
ausgesetzt werden, so werden diejenigen, welche i und u als grund- 
vocale derselben ansehen, diesem ä entsprechend ursprünglich 
hochbetonte i und ü zu erwarten haben. Solche aber finden 
sich nicht. Das im Rigveda an einer stelle vorkommende prä- 
sens iyati (Delbrück 143) lässt sich zur vierten classe ziehen. 
Die wurzeln bhiksh „erbitten**, 1 giksh „lernen**, 2 giksh „schen- 
ken** (Präs. bhikshati, gfkskate, gfkshati) sind aus desiderativ- 
formen von a- wurzeln (P. W. unter 1 gak und 2 gak) entnom- 
men; die wurzeln auf inv (jlnvatl „erregen**, pinvati „schwel- 
len 4 *) sind offenbar aus präsensstäramen auf nu entstanden 
(Delbrück a. o.); das particip pibdamäna wird im P. W. für 
eine reduplicirte form erklärt; die präterita gruvat und rühat 
stehen auf gleicher stufe mit rdhat, in dem Delbrück (s. 138) 
eine spätere Verschiebung des accentes vermutet; die wurzel 
von riskant (Delbrück s. 143) ist modification von arsh „ste- 
chen**. Die vocal Verhältnisse der wurzel bhü, von der hierher 
gehören bhüvas bhüvat bhuvan, haben „überhaupt viel merkwür- 
diges" (Delbrück KZ. XXI, 87, Altind. verb. 99). Von den 
hier in betracht kommenden nominalbildungen bei Lindner 
a./>. zeigen hochbetonte i und ü nur düvas „Verehrung** neben 
duvds „hinausstrebend", jüvas „raschheit* 4 , uras „brüst** und 



Der lateinische ablaut. 279 

giras „köpf*; von diesen kennzeichnen sich aber die wurzelvo- 
cale der beiden letzten als unächt. — Ueberhaupt sind I und u 
in Wurzelsilben unursprünglich. Dass die präsentia vierter classe 
ursprünglich den accent auf dem suffixe ya trugen, hat Benfey 
gezeigt. Ob yuchdti (P. W. unter yuch) oder yüchati zu lesen 
sei, scheint zweifelhaft zu sein (Delbrück s. 170); ersteres ist 
jedenfalls die ursprünglichere form. Auch in vedischen nomi- 
nalformen begegnen t und ü nur selten. Von den von Lind- 
ner zusammengestellten a- stammen erscheinen sie in tüsha 
„hülse", visha „diener", pucha „schwänz", mükha „mund", m- 
büdha „das wachen", bila „höhle'S gMd „gedärme", gühä „ver- 
steck", nidä „Schmähung", von püra „bürg", üsha „begierig", 
tird „schaaf ', ird „labung", deren wurzelvocal secundär ist, ab- 
gesehen. Dass hier eine spätere Verschiebung des accents statt- 
gefunden hat, müssen auch diejenigen annehmen, die i und u 
aus ai und au entstehen lassen. Die Wörter stehen auf gleicher 
stufe mit solchen wie vfka, das zwar schon zur zeit der völ- 
kertrennung paroxytonon war (vgl. germ. volfa-), aber dennoch 
ursprünglich den accent auf der endung gehabt haben muss, 
da r, wie ich mit Benfey (Or. u. occ. HI, 40) annehme, in 
alter zeit nur in tieftoniger silbe aus ar entstand. Ueber die 
formen cüäna dyütdna ruhdna urteilt Lindner 8. 54 a., dass 
„die kürze der Wurzelsilbe nach analogie der grossen mehrheit 
dieser participien eingetreten" sei; auch hier dürfte vielmehr 
eine verrückung des accents anzuerkennen sein. Die übrigen 
nomina mit t und ü in der Wurzelsilbe sind mit Suffixen ge- 
bildet, die in der regel den ton tragen; ihnen stehen ebenfalls 
von ar-wurzeln entsprechende formen mit r zur seite. Es sind 
dies namentlich stamme auf i, wie rüci tvishi tnüni guci plüshi 
(vgl. ffrbhi r8hi) und auf ya wie tüjya cttya bhidya vidya büdhya 
(vgl. dfgya), von denen Lindner 98 vermutet, dass sie auf 
secundärer ableitung beruhen, sodann einzelne auf na (gu&hna 
gvitna stna), ma ($üshma bttma himd), va (ishu aus ishva = 
log; dhruvi), mit denen sich vergleichen tfna ghfshu. Die mit 
van gebildeten wörter haben abweichend von der sonstigen weise 
den accent auf der Wurzelsilbe, wenn sie nomina agentis sind, 
während bei den verbalabstractis das suffix den ton trägt; 
dieses suffix ist wol secundäre ableitung von va. 

Die vorhandenen hochtonigen i und ü also entsprechen den 
oben aufgeführten hochtonigen ä im Altindischen nicht, viel- 



280 F. FrÖhde 

mehr stehen diesen die diphthonge e und o gegenüber; vgl. 
dishti yökti; bhddati cödati, vipas ropas, vornan odman, cetana 
yojana, viüar joshfar, midhra yöktra. Diese e und o aber 
werden im Europäischen durch ei und wenigstens im Griechi- 
schen, Altlateinischen, Germanischen durch eu reflectirt Das 
ei ist im Griechischen und im Altlateinischen verblieben, im 
Litauischen meist e, im Altslavischen i, im Germanischen * ge- 
worden. Dass eu wie im Griechischen und Germanischen auch 
im Altlateinischen vorhanden war, beweist das alte Leueesie 
(Corssen Voc. 1, (572), das im grundstamm mit skt. röcarte 
übereinstimmt; ein solches eu ist durch ov zu ü geworden in 
düco = got. liuha, erügo = gr. iQevyaj, uro = gr. evw skt 
öshati, rüdo (Plaut. Pers. III, 9) = skt. rodimi, jügera = gr. 
&ryog, jümentum == gr. teuyfia, nütnen =? gr. vGvpa, lümen =s 
altn. Ijömi, ruminari, mag man es zu skt. romantha oder zu 
iQevya) ziehen, rümen „euter", wenn es gleich Qevfia ist. Im 
Altslavischen erscheinen für diesen laut u und ju, im Baltischen 
au und tau (s. u.). Beispiele für diese lautentsprechungen sind: 
skt. yökti = gr. tj6vy(vv)ni y skt. dishti = gr. deU(vv) t ui (lat 
deico got. teiha); skt. bödhate = gr. rcet&Ofiai got. biuda lit 
baudu altsl. bljudq, skt. jöshati = gr. y£i5co got. kiusa, skt. r£- 
oa# = gr. Xbltcü} got. fc//t?a lit. /£&& altsl. Zkfy, skt. $vHati = 
lit sveiezü, skt. müxati = altn. infya lit. w^iw, zend. baodank : 
gr. a7tev&i]Q, skt rödana „das weinen" = ahd. riozan, skt. 
dishtri : gr. «foxnfciog, skt: yöktar — gr. ^xxr^, skt jösfifar: 
gr. yevovfjQiov u. a. 

Wie ist nun die morphologische gleichheit desjenigen alt- 
indischen a, dem im Europäischen e entspricht, mit denjenigen 
i und o, die im Europäischen durch ei und (wenigstens im 
Westeuropäischen) durch eu reflectirt werden, zu erklären? 
Hier haben die Vertreter der ansieht, dass e ei eu die wurzel- 
vocale seien, den leichtesten standpunet. Auch diejenigen, 
welche bhar bhaid bhaudh als wurzelformen ansehen, haben be- 
sondere Schwierigkeiten nicht zu überwinden; wenigstens stellt 
sich für sie die aufgäbe wesentlich einfacher als für die anhän- 
ger der älteren theorie, die an diesem gesichtspunete zu schei- 
tern scheint. Indem ich sie dennoch zu halten versuche, gehe 
ich aus von der frage, ob bher tek vegh (fpeQw altsl. tekq lat veho) 
aus bhar tak vagh (got barn gr. q>aQ8ZQa, gr. %a%vs, lit vazmä 
ahd. vragari) oder diese aus jenen hervorgegangen sind. Die 



Der lateinische ablaut. 281 

Vertreter der letzteren auffassung glauben eine erklärung des a 
in den bezeichneten formen gegeben zu haben, wenn sie sagen, 
bhar stehe im „ablautsverhältnis" zu bher. Allein der name 
„ablaut" ist doch nur eine bezeichnung der zu erklärenden er- 
scheinung, nicht eine erklärung dieser selbst. Wie ist dieser 
ablaut entstanden? Entwickelte sich auf lautlichem wege das 
e zu a, oder wurde es mit bewustsein eliminirt und letzteres 
dafür eingefugt, um den „ablaut" herzustellen? Der zweite 
dieser gedankett verdient keine erörterung. Was den ersten be- 
trifft, so ist zuzugeben, dass unter umständen durch einwirkung 
umgebender consonanten a und o aus e entstehen, aber auf 
diesem wege würden sich nur wenige der in betracht kommen- 
den erscheinungen erklären lassen. Fick (Beitr. III, 157) sieht 
in dem a von einigen der hierher gehörigen formen entwicke- 
lung eines schwä. Ich vermag dieser ansieht nicht beizutreten, 
einmal weil nach meiner theorie das a in formen wie toxvq 
TafAVio eßalov lat fiagrare neben altsl. tekq gr. Tiftco ßiXog 
q>ltya> ganz gesetzmässig ist (s. u.), sodann weil ich den vocal 
in flamma falx und anderen bildungen der art in gleicher weise 
erklären zu müssen glaube, wie den in lit. vazmä got. barms 
balgs. Auch die etwaige annähme, dass in irgend einer periode 
ihrer entwickelung die spräche sämmtliche Z oder doch den 
grössten* teil derselben in tieft oniger silbe in a übergehen 
liess, in hochbetonter silbe aber erhielt, würde nichts über- 
zeugendes haben. Ungleich wahrscheinlicher ist offenbar die 
alte auffassung; denn dass e und o aus a entstehen, lehrt ein 
blick auf die germanischen und griechischen dialecte. Hieran 
schliessen sich zwei andere fragen: 1. auf welchem wege ist 
das e aus a entstanden? 2. in welche zeit ist die entstehung 
desselben zu versetzen? Auf die erste dieser fragen ist von 
Verner (KZ. XXIII, 132 ff.) und Scherer Zur gesch. d. deut- 
schen spr. s. 76 ff (vgl. Joh. Schmidt KZ. XXIII, 356, G. 
Meyer KZ. XXIV, 226 ff.) die antwort gegeben worden: e ent- 
stand aus a in hoch toniger silbe durch tonerhöhung. Ueber 
die anzusetzende Zwischenstufe kann man zweifelhaft sein. Ich 
nehme an, dass sich zunächst ein e<* entwickelte, das dem an- 
gelsächsischen ea (aus germ. a vor bestimmten consonanten- 
gruppen) glich; wie dieses, welches nach Grimm Gr. I, 238 
zwar diphthongisch, aber beinahe kurz zu sprechen ist, d. h. 
gleich einem kurzen a mit flüchtig vorgeschlagenen e, im Engli- 

Beltrftgo z. kundo du lg. spraohnn. V. 19 



282 F. Fröhde 

sehen wieder a geworden ist, während ihm im Friesischen hei 
folgendem r ein e gegenübersteht, so entwickelte sich das dem 
a noch nahe stehende i« im Europäischen zu e, fiel aber im 
Indoiranischen wieder mit a zusammen. Was die zweite der 
aufgeworfenen fragen anbetrifft, so hat Gurtius in seiner be- 
kannten abhandlung über die Spaltung des a-lautes bewiesen, 
dass das e europäisch ist. Weiterhin wurde von Araelung 
(KZ. XXII, 369) und entschiedener von ßrugman (Stud. IX, 
367 ff., KZ. XXIV, 2, Morphol. untersuch. I, 1) die ansieht auf- 
gestellt, dass die färbung des a in die indogermanische zeit 
hinaufreiche. Eine wissenschaftliche begründung dieser ansieht 
hat zuerst Collitz Beitr. III, 207 gegeben, indem er zeigte, 
dass sich die palatale im Indoiranischen vor a in der regel nur 
da finden, wo diesem europ. e entspricht. Denselben gedanken 
führt Joh. Schmidt KZ. XXV, 64 ff. aus. Gegenwärtig ist diese 
auffassung von vielen Seiten anerkannt; mich bestimmt auch 
folgende erwägung ihr beizutreten. Wenn nämlich das bezeich- 
nete % durch tonerhöhung aus u entstand, und wenn ferner die 
angeführten altindischen i und 6 mit demselben auf gleicher 
stufe stehen, so wird man, falls man t- und w-wurzeln anerkennt, 
zu der Vermutung geführt, dass auch sie durch tonerhöhung 
aus i und ü sich entwickelt haben. So wurde das hochbetonte 
i zu einem helleren, dem e näher liegenden i-laut, den ich, dem 
i« entsprechend, mit e' bezeichnen will. Während aber die bei- 
den bestandteile des e« zu ä verschmolzen, war das bei dem 
ei nicht unmittelbar möglich und es bildete sich der laut zum 
diphthongen ei aus, in gleicher weise wie im Altfranzösischen 
formen wie seit veie meins aus lat. sit via minus hervorgingen 
(Gaston Paris La vie de St Alexis 74, Mall Li cumpoz 
Philipe de Thaüne 60, Bufguy Gramm, de la langue d'Oil II, 
306), oder wie im Englischen das i von chihl knight als ei ge- 
sprochen wird. Schwieriger ist die erklär ung des eu aus iL 
Der dem ei entsprechende laut würde o" sein, und dieser konnte 
sich zu ou (vgl. altfranz. loup joug — lat lupus jugutn, engl. 
hound icound — ags. hund wund) und au (wie das ou der an- 
geführten englischen Wörter lautet) entwickeln. Nun hat Bez- 
zenberger A-reihe d. got. spr. 34 a. bemerkt und Beitr. II, 
141 ff. ausgeführt, dass sich ein allgemein europäisches«!« nicht 
annehmen lasse, da im Baltischen wenigstens dieser diphthong 
nicht sicher nachgewiesen sei. Ist diese ansieht richtig, so hat 






Der lateinische ablaut. 283 

der durch tonerhöhung aus hochtonigem ü entstandene diphthong 
indogermanisch au gelautet und dieses au ist in den westeuro- 
päischen sprachen , die sich auch in betreff der gutturale vom 
Slavolettischen entfernen, der analogie des auf gleicher stufe 
stehenden ä und ei folgend, in eu übergegangen. Die palatale 
fallen hier bei ihrer Vereinzelung minder in's gewicht; der an- 
laut von cödali „antreiben, beeilen, sich sputen" caus. „in 
schnelle bewegung versetzen, dringend bitten" ist überdies, wie 
ahd. sciuzu (Schmidt KZ. XXV, 70) und das begrifflich noch 
genauer entsprechende gr. ortevöio „in schnelle bewegung se- 
tzen, eifrig betreiben, sich sputen, dringend ermahnen" bewei- 
sen, nicht ursprünglich. Sollte aber, wie Schmidt (KZ. XXIII, 
352 ff.) annimmt, der in altsl. ju lit. iau die fortsetzer eines 
früheren eu erkennen will, der diphthong eu allgemein euro- 
päisch sein, dann würde die möglichkeit vorhanden sein, den 
Übergang des aus ü entstandenen au in den helleren laut be- 
reits in die Ursprache zu versetzen. 

Schmidt ■ KZ. XXIII, 348) lässt auch diese ei und eu durch 
tonerhöhung aus ai und au, letztere aber (Voc. I, 144) durch 
t und ü aus in und un entstehen. Diese auffassung würde die 
von mir behauptete morphologische gleichheit von e ei eu auf- 
heben, abgesehen davon, dass sie den vocalunterschied in bil- 
dungen wie cu&cj got. haitan nicht erklärt. 

Sind nun aber diese diphthonge durch denselben pro- 
cess, der a in e wandelte, hervorgegangen, so muss, da ihre ent- 
stehung der indogermanischen zeit angehört, auch die farbung 
des a in die Ursprache versetzt werden. 

C. Indogerm. a — r i — u. 

Die i~ und «-wurzeln zeigen in bestimmten wortclassen die 
einfachen vocale i und u, und zwar in allen indogermanischen 
sprachen übereinstimmend. Vgl. : 

1. Präsensstämme auf d : skt. viddti ruddti = lat. rüdo. 
Präsentia dieser art begegnen in den europäischen sprachen 
nur vereinzelt; häufig dagegen sind die dazu gehörigen augment- 
präterita im Griechischen wie £%utov = skt. dricam, ijXv&ov 
= skt. ruhäm, irtv&ovro = skt. budhänta. Vgl. Benfey Gr. 
s. 160, Fick Beitr. IV, 172. 

2. Präsensst auf ya : skt. pushyati — gr. t-7tvito 9 skt. 

19* 



284 F. Fröhde 

küpyati = lat. cupio ahd. hoffu, skt. svidyati — germ. svitjan, 
skt nijydte : gr. wCw. 

3. Präsensst. der nasalclasse : skt. prnshnäti ishndti : lat. 
degüno aus *degumo — skt bhind4nti = lat. findunt, skt. 
lumpdnti = lat. rumpunt; vgl. gr. Xi/it7tdvio Ttw&dvo^m lit 
Aunrfft u. a. 

4. Präsensst. auf $fc« : skt. ichati yuchdti : gr. itanua fäayta 
lat. misceo. 

5. Intensiva: skt elft/fc vevijydte rerihydte gögucan p/qnru- 
that : gr. itoinvita deidtaaofiai iXeXltto deiSiaxo^iat titvoxio, 
deren ox späterer zusatz ist. 

6. Abgeleitete verba: skt. citdyati vipdyati rucdyafi $u- 
cdtjati : lat. Video got. tntan, altn. vippa mhd. wipfen „schwen- 
ken", lat. rvbeo = ahd. rotPn altsl. riizdq. 

7. Redupi. aori8t: skt. acikitat avlvipat arürucat abübhu- 
dat : gr. 7ze7Ti&eo$ai TteyideoSai rteTtv&ero (Fick a. o.). 

8. Schwacher perfectstamm: skt. bibhidimd — lat. fidimns 
got bitum, skt. vidmd = gr. Xdfxev got. vitum, skt. vidüsht — gr. 
fidvia, skt. bubhujmahe : gr. 7tstpvy/i€vog 7t€7tvajuac u. a. Der 
kurze vocal ist hier unursprünglich, aber indogermanisch. 

9. Nominalstämme auf a, *, ti, fo, ti, va, ra, na, ina z. h. 
skt. yugd = gr. tyyov lat. jugum germ. juka-, skt. i i«?d „leuch- 
tend" = gr. dfiiq>i-kvxr) kvxrjysvrjg, skt snushä' = gr. ywfe lat. 
mZrus germ. snuzd- altsl. snücha, skt. <%tf = gr. d/xiy, skt. 
t?idM vidhdva — gr. rji&eog lat mdutis got. viduvo altsl. *>t- 
(fova, skt. wsäm = gr. laog aus *fiafog, skt buddhd — gr. 
a-rtvotog, skt. midhd = gr. ojuixvog lat. mictus, skt. WAtfrf ^ 
lat. re-lictus lit liktas, skt. biiddhi = gr. Trrarig, skt. r//.*Ä// r=- 
ahd. in-zikt, skt. vidyä = ahd. wizzt, skt. rudhird = gr. *£t'- 
#£0$ lat. nZtar altsl. rüdrü, skt. ishird — gr. «e^og, skt. bndhnd 
= lat. fundus altn. 6ofo gr. rvvväa^, skt. yudhmd : gr. t»u- 
^u/*^ u. a. 

Diese t und w stehen nur in ursprünglich unbetonter silbe. 
Sie werden im Altslavischen durch * und ?* reflectirt; in den 
übrigen sprachen sind sie erhalten, höchst selten ausgefallen 
wie in gr. 7ve7tvv(jievog neben 7clvvfiai, tjX&ov aus ^Av^oy. Die- 
sen i und u nun entspricht in gleichartigen bildungen von a- 
wurzeln, von secundären lautveränderungen abgesehen, a: 

1. skr. andti = got anan (vgl. ave-fiog lat ani-tnus), skt 
rdhdti — = gr. alfrw, skt. <//7rf/ aus *ajdti (s. u.) — gr. ayw 



Der lateinische ablant. 285 

lat. ago gerin. akan. — Das zu dieser bildung gehörige augment- 
präteritum wird im Griechischen als aorist verwendet, vgl. eßa- 
Xov exxavov iXa&ov %7za&ov ercaQdov y Taqnd^sd^a (vgl. skt. 
trpati), hqdyrjv iSdgrjv ixccQt]v bidq^y iozdXrjv ecp&d(>r]y : ßiXog 
xt€ivw Xav&dvio *nev&u) Ttiqdw T€Q7ZO/ucu Tqiqm diqta u. s. 
w. Dagegen sind formen wie iyevovro €7teoov bzgkov eigent- 
lich die augmentpräterita zu verlorenen präsensstämmen mit 
betontem wurzelvocal: iyivovto == skt. ajananta, e f 7teo6 = apa- 
tat (Ficka. o. 178). 

2. skt. häryati = gr. %aiqu» aus *%<&qjw j skt. mdnyate = 
gr. fiaivofiai, zend. pathyaiti = gr. 7tdootü, zend. ukhshyeiti (u 
aus va) = germ. vahsjan. 

3. skt tanöti = gr. %drvfiai, skt. sanöti = gr. avvfii, skt. 
gamnäti = gr. nd/uvo), skt hvrnd'ti = lat faäo, skt. afijäntl 
= lat. nngunt; vgl. lat pando patigo gr. Xay%dvu> Xccv&dvut 
fiav&dva) u. a. 

4. skt. gdchati = gr. ßdoxio, skt. prcchdti = lat. ^oaco 
aus *porc8co u. a. 

5. skt. carkarmi papatan ddrdarshi nänadati : gr. XiXaio- 
juai Tivatvw \ditxia daQddmu) yaqyaiQw diödaxw u. a. 

6. skt. patäyati = gr. Ttozionai, skt. damdyati = got 
tamjan, skt dardyati = germ. tarjan (ahd. 20rra»)> skt. »««r- 
;<fyafc' = lat. mtdgeo u. a. 

7. skt. tatapate nanamas didharam : gr. XeXaßia&at, ap- 
nsnaXiov iixdqneto xexadelv xexd(>ovto ittigtQadov u. a. (Cur- 
tius Verb. II, 27 ff). Solche aoriste haben sich nur erhalten, 
wenn entweder die üblich gewordene präsensform ein et zeigt 
(Xafißävu) ndXXw xqdu gort gw W«?w), oder die wurzel ein inne- 
res oder schliessendes q enthält (TerdQTCsro). Steht dagegen 
im präsens a, so ist der wurzelvocal im reduplicirten aorist aus- 
gefallen, jedenfalls nachdem er zunächst in e übergegangen war, 
vgl. U7tov ixexXero evetfiov e7teq>vov : ettog niXopat, altir. benitn. 
Dasselbe gilt vom einfachen aorist; vgl. eßaXov s'Xa&ov eXaßor 
idaQTjv enaqdov : ßdXXio Xfj&to Xafißdvw Ö€Q(o 7t6QÖiü y dagegen 
eoxov i'o/iov £m6(*t)v : U%w %ma 7tho[icu. 

8. skt. vavanmd tatane gägadus u. a. : gr. fiifiafiev nitpa- 
/tiai ei/Lia(rzai eataX(nai rte^taQ/uai eorQa/nfiai didctQfuu rcsna&via 
XeXdoiuad'a. 

9. skt ajä = gi*. dyog, skt. khaüja „hinkend" == gr. 
oxctfjßog altn. skakkr , skt. kaldga = gr. xdXvg, skt. drbha = 



286 F. Fröhde 

gr. aQßog — skt ahi = lat. angvis lit. angis, skt khanl „wüh- 
lend" = lat cuniculus — skt. tdku = gr. rayvg, skt. amhü = 
got. aggvus — skt. (ishfd gastd — lat. castus, zend. dereta = 
gr. da^rog — skt. bhrshH = lat. fastigium, skt. vasti = ahd.. 
wanst — skt. ktdva = lat. calvus — skt. hanyd = gr. xatvog 
— skt agrd „träne" = lit. aszarä — skt. ghartnd = lat. /br- 
mus got vanns u. a. 

Eine genauere ausführung dieser aufstellungen erfolgt in 
der zweiten abhandlung. Ist aber diese auffassung richtig, so 
wird die neue vocalismustheorie , wie mir scheint, unhaltbar. 
Denn wenn i und ü durch Schwächung aus ai und au entstan- 
den, ä aber mit ihnen auf gleicher lautstufe steht, so müsste 
man, um diese gleichheit zu erklären, entweder mit Amelung 
(Bildung d. teropusstämme durch vocalsteigerung im Deutschen 
6. 38 ff.) annehmen, dass sämmtliche europäische ä aus d her- 
vorgegangen sind, oder dass, während ai und au in tieftoniger 
silbe die starke Schwächung zu i und u erlitten, ä unter den- 
selben Verhältnissen unangetastet blieb, oder endlich, dass auch 
ä zunächst geschwächt wurde, der so entstandene laut aber 
später wieder in ä überging. Mehrfach ist auch die ansieht 
aufgestellt worden, dass ein teil der ä wie die von gr. eXafrov, 
ioanrjv oanqog, €7tayrjv, irdutjv raxeQog neben Xrj&co üfata 
itrffwui TTJxcj aus d entstanden sei, ein anderer dagegen', z. b. 
die von sßaXov e f 7ta&ov ezQaTtov sazal/tiai riTaivw neben ßiXog 
rtev&og tq£tz(jj otiXXa) reivw aus sonanten n und r oder aus 
schwä. Mir scheint eine solche trennung nicht möglich, viel- 
mehr das ä aller dieser formen dasselbe zu sein, e'Xa&ov z. b. 
verhält sich zu XyS-u) nicht anders als göomov zu dygopai, das 
a von h'öcniov aber wird doch nicht verschieden sein von dem 
von ddxva), dieses wiederum kann nicht anders aufgefasst wer- 
den als das von xd/uvw exa/uov, dd/uvrj/ui iddfjtjv, Tafivw era/uov; 
ferner ist das a von eXad-ov Sadov und anderen bildungen dieser 
art offenbar dasselbe wie das von Xav&dvw dvddvw, wäre es 
also aus dem ä von Xrj&w rjdofiai verkürzt, so müsste von letz- 
terem ebendasselbe angenommen werden, dann aber weiter auch 
von dem in lateinischen formen wie pango tango; das a von 
l'ßaXov entspricht meines erachtens dem von ßdXXu und dieses 
steht auf gleicher stufe mit dem von rdaaio ndooio a^w orafyo 
u. s. w., kann also nicht aus „liquida sonans" entstanden 
sein. 



Der lateinische ablaut. 287 

Die angeführte ansieht Amelung's hat keinen beifall ge- 
funden und ist sehr unwahrscheinlich; die beiden anderen auf- 
gestellten möglichkeiten , die morphologische gleichheit von ä 
% ü zu erklären , stehen an einfachheit jedenfalls zurück hinter 
der aus der alten vocaltheorie sich ergebenden auffassung, dass 
die grundvocale ä l ü in tieftoniger silbe sich erhielten, wäh- 
rend sie unter dem hochton die oben besprochenen Umgestal- 
tungen erfuhren. Die i und ü nun waren naturgemäss weiterer 
Umwandlungen nicht fähig, dagegen hat das ä im laufe der 
zeit seeundäre Veränderungen verschiedener art erlitten, von 
denen besonders die folgenden von Wichtigkeit sind: 

1. Eine besondere Stellung nehmen die wurzeln mit schlies- 
senden oder inneren r n m (s) ein, die eine doppelte behand- 
lung erfuhren: 

a) diese laute fallen aus und a bleibt erhalten. 

Am häufigsten schwanden auf solche weise die nasale, be- 
sonders vor dentalen in fällen wie skt. gatdm yätar für *yan- 
tdr = lat. janitrices, ddhara = lat. inferus, jänämi aus *jan- 
nä'mi (Schmidt KZ. XXIII, 278) hathds hatds hathd gathd 
gatdm (Delbrück 93) yatd natä gdti u. a. , gr. exatov ena- 
&ov /ndfiaftev %a%6g rdoig u. a., lat. cateUus „hündchen" satel- 
les neben canis ahd. hund, got. gasinßja; aber auch vor anderen 
consonanten wird durch den hinter die silbe fallenden hochton 
nasaisch wund bewirkt, vgl. skt. asi == lat. ensis, vasti = lat. 
vmca ahd. wa?ist, ahl = lit angls lat. angvis, bahü = gr. na- 
XVS nvYXVi dbhrd = gr. oftßQog lat. irnber, vdmä „schön" (von 
van) = ags. vanum (Fick Wörterb. I, 210), lat. apis = gr. 
ifirtlg ahd. irnbi u. a. Vgl. Brugman Stud. IX, 299. 325, 
Schmidt KZ. XXIII, 272 a., de Saussure Mem. s. 20 ff. 
Ob man in gleicher weise die formen skt. jd'yate sdyate khdyate 
kötyamäna (Delbrück 116) jdmi jdmd „Schwiegertochter" 
mäyä „trug, täuschung" (vgl. altsl. maniti „täuschen" ahd. 
meini „trügerisch, falsch") gr. ya^iio) ya/aßQog von den wurzeln 
jan san khan kan man abzuleiten hat oder von kürzeren wur- 
zelformen wie gr. ya (yeyaaat lat. indigetes) pa (/ds^aiog) ist 
mindestens zweifelhaft (Schmidt Voc. I, 37). 

Ausfall eines r ist nur im Sanskrit nachzuweisen und zwar 
auch hier nur vor dentalen, die dann in den cerebral verwandelt 
wurden ; vgl. katü = lit kartiis, khdti == altn. skarä, patu = 
gr. TtXaivg „salzig", kathara — gr. xctQTSQÖg, nadd = gr. v<xq- 



288 F. Fröbde 

&*l£$ J a 4& jdfhu aus *gardhu = lat bardus gr. ßqadvg, kdfd = 
£arlcl, Ma&z = 6Ärta, Arf/a „geflecht" — gr. xvqtog (Schmidt- 
KZ. XXV, 72, Verf! o. HI, 131), pdni (Pauli Körperteile p. 21), 
gand neben dyeiqu), mdnavd neben /uelqat; (Beitr. III, 130 f.). 
In pdnate = 7tiqvaTai f pdfhati, ndtati ist die acoentuirung der 
Wurzelsilbe hysterogen. Derartigen formen stehen in den euro- 
päischen sprachen in der regel entsprechende mit a gegenüber. 
Selten fällt im Sanskrit in dieser weise ein s aus, so in 
vdni „wert" vanij „preis, kaufmann" neben vasnd „wert" gei*m. 
vaed- (altn. vara) , ; waare", wol auch in jafhdra, dessen fh mir 
die Verbindung mit got. qißra- zu hindern scheint, = gr. yw- 
%tiq (Curtius nr. 126). 

b) diese laute bleiben erhalten und das a der wurzel wird 
reducirt. 

et) ar wird im Sanskrit vor vocalen häufig zu ir ur ge- 
schwächt, vor consonanten zu r, dessen stimmton sich sehr ver- 
schieden entwickelt, zu ir ur tr ür tri ri ru ri rü; ry wird 
meist (ry üry oder riy } r + dental zuweilen %-ü + cere- 
bral: tiräti, turäti, bhrshti, girshdn- (== gr. xo^ot-), pürnd, 
girinä, krimi (=s krmi), rfyate, tnriydte, pürydte, dlrydte (vgl. 
Benfey Or. u. occ. III, 1 ff., Schmidt Voc. II, 216 ff.), vtnä 
„laute u neben vdnd von w. var gr. feq „sprechen", vidü „fest, 
hart", vfläyati „fest — hart machen", aus *vrdhü ~ gr. ßqidvg 
ßgidw, cü'da — gr. xoQvdog. Im Litauischen entsprechen 
ir il (Fick Beitr. IV, 191), im Altslaviscben rü lü ri U, 
die nach Miklosich (Ursprung d. worte von der form tritt) 
silbenbildende r l darstellen, nach Schmidt (Voc. II, 62) 
durch tri ürü Iß iäü aus tr U ür ül enstanden sind; im Ger- 
manischen ri li ir ü or ol : vrüan- = skt. vrshan, ßridjd- 
— skt. trttya, rinnan = skt. rnöfd, listi- „klugheit, Weisheit, 
Wissenschaft, kunst" (wozu got. leisan „erfahren" lais „ich weiss" 
altsl. tistt „list" Fick Wörterb. IV, 272) = skt. rshi „durch 
Weisheit geheiligte person", ahd. biricha = skt. bhürja, germ. 
ßu- = skt. purü gr. noXvg, vüjan tiljan = skt. vriydte dri- 
ydte, v&fa- = skt vfka, ßorzü- ä skt. trshü, dorsta- Porftir u. 
a. , im Griechischen iq iX vq vi qi XX qv Xv oq oX qo eq 
eX : xiqvrj/iu = skt grinä'ti (Schmidt Voc. II, 254), dwdiXXio; 
skt. driydte germ. tiljan (Ficka.o. I, 106, Curtius nr. 264b), 
gtiXXov = lat. folium, Qiov = altsl. vrichü lit. virszüs, %qi%og : 
skt. tjitya, Qivog — skt vdnia aus *vawd, <fqvyo) = skt. 



Der lateinische «blaut. 289 

bkrjjäti lat. frigo, kmog = skt. vfka, Qvßog = skt vrji-nd, 
(>ttjtt — got. vaurts, noXvg = altir. ü germ. /f/w- skt. jPttrii, 
ariqwfxt — skt strnöti, OQVvfu =» skt. ra<W, oAAv/u = skt. 
rnÄt (Leo Meyer KZ. XX, 313), ßgovog = skt. wrfci, IlQoxvrj 
TtSQXvog *— skt. jj/p** ahd. forhana (Fick a. o. I, 142), /ei&- 
**X°S (xuhxog = lat. moßi* grundf. *marnd; im Lateinischen 
ir ü ur td ri U ru lu or ol er el : hirnea =- altsl. ^rwnö 
(Möller KZ. XXIV, 514), hircus hirsutus : gr. qp^tx- <f>Qt§6g, 
vülus = skt. örwtf' lit. fifaa altsl. t?tö*ia got. t>wÄa ; wrvw* = 
gr. gv/frfe Qcußdg got vraiqs, tristis = lit tirsztas skt. trshfd, 
UT8U8 — skt rkshd, lupus = gr. Aifxog skt t>/&a, puUus = 
kypr. 7reAvo'g, r&«$ = skt. rtfti, mortuus mors = altsl. mriHvü 
mrüti lit miriis, poüeo es gr. nroAAtig skt. jri2rn<£ zend. perena, 
cetta = skt p/n'nd abd. Ao#a, j^eKo = gr. rtÜLvam y vennis = 
got t?flt*rww gr. £4t<0£ (Fick Beitr. III, 164) u. a. Eine völ- 
lige Übereinstimmung in dem die liquida begleitenden vocale 
findet sich nicht; indes werden wir in denjenigen fallen, in 
denen sämmtliche indogermanische sprachen die eine oder die 
andere der bezeichneten Veränderungen des ursprünglichen ar 
zeigen, die affection in die Ursprache versetzen dürfen, also in 
fällen wie skt. vfka lit. vUfcas altsl. vlüku gr. Ivxog lat. lupus 
germ. volfa-, skt. vfshan germ. vri&an- gr. Qiov lit. virszüs altsl. 
vrüchü, skt ürnä' lit. mlnä altsl. rfwwa lat. vülus got. vulfo cymr. 
gu Um, skt. fo*Ä.fti lat. tristis lit tirsztas. Diese auffassung wird be- 
günstigt durch folgende erwägung. Wer der ansieht folgt, dass 
r im Sanskrit nur in tieftoniger silbe aus ar entsteht, muss die 
betonung der Wurzelsilbe in vfka vfshan für unursprünglich 
halten und annehmen, dass die Wörter einst *vrkd *vrshdn ge- 
lautet haben; nun aber zeigen germ. vtäfa-vrisan (nach Ver- 
ner*s gesetz), dass der accent in diesen Wörtern schon in der 
Ursprache auf die Wurzelsilbe getreten ist, es muss also schon 
in dieser das r bestanden haben. Nach der analogie dürfen 
wir aber dasselbe erschliessen für skt tfna = altsl. trinü got. 
faurnus, kfv$i = lit. kirtnis, bhfmi = altn. brimi gr. qtQlfiaa- 
aofiai (Bechtel Sinnl. wahrn. 71). Bezzen berger (Beitr. 
III, 134) folgert aus dem t von lit dirna „reh" = altsl. srüna 
und dem abfall des d in lit )lgas — altsl. dlugu gr. dolt%6g 
skt dtrghä mit recht die litauischen grundformen srnä und 
dlgas; ob aber hier bereits indogermanisch r stand , lässt sich 
nicht entscheiden. Hiernach sind wir, wie mir scheint, berech- 



290 F. Fröhde 

tigt, der Ursprache ein sonantisches r zuzuerkennen. Dagegen 
kann ich Fick (Beitr. IV, 186) nicht beistimmen, wenn er das 
griechische oq, wo es einem altin d. r gegenübersteht, als ent- 
wickelung eines indogermanischen r auffasst Ueber formen wie 
didctQfuai e<p&aQ/iai i'oTCtXfiiai stkxqöov daqvog äftiaXövvto (= skt. 
mrdü altsl. mladü) Sagatg (= skt. dhrshü) habe ich mich schon 
geäussert; ihr a ist ebenso zu beurteilen wie das von lat. fasti- 
gium = skt. bhrshti , arduus = zend. eredhwa, argentutn = 
zend. erezata (ere = skt. r); wer also das griechische aq aus 
r erklärt, wird auch das lateinische ar in den angeführten Wör- 
tern ebenso fassen müssen. Die einzige form, welche für diese 
ansieht zu sprechen scheinen könnte, ist ßagvd/nevov in der 
grabschrifb des Arniadas (Bezzenberger Beitr. III, 136); sie 
würde meiner auffassung Schwierigkeiten in den weg legen, wenn 
sie attisch oder ionisch wäre, vgl. jedoch Curtius Grundz. 5 
s. 596. 

Die ansieht, dass die „liquida sonans" sich bereits in in- 
dogermanischer zeit zu entwickeln begonnen habe, ist meines 
Wissens zuerst von B rüg man (Stud. IX, 325) aufgestellt wor- 
den. Derselbe setzt aber die Vertretung derselben in den euro- 
päischen sprachen wesentlich anders an ; er betrachtet, gestützt 
auf gleichungen wie skt. ädrgam = gr. eÖQaxoy im Griechischen 
ga ka als die regelmässige gestalt derselben. Allein wenn in 
formen wie eÖQa&ov, xQctdit), ÖQctiog, ßqadvg, iz&cpQayuevog, 
&Qaovg, Ttfonvg „salzig", xqotoq nQavcQog TLQavvg, T&Qatog, 
KQadaivu) neben edctQ&ov, %aqdia y daQtog, ßaqdtoxog lat. bardus 
skt. jada, 7te<f>aqy(.uvog lat. farcio, &ctQOvg 9 skt. papii, xaqxog 
xctQT€Q6g xagxog got. kardus, xixaqxog lat quartus, lat. cardo 
das schwerfälligere cxq + cons. in das bequemer auszuspre- 
chende q<x -f- cons. übergegangen, und andrerseits in Wörtern 
wie bhrshti, wie ich wenigstens annehme, das altindische r erst 
nach der Völkertrennung entstanden ist, so wird Brugman's 
schlußs doch sehr unsicher. Dazu kommt, dass ra gegenüber 
einem altind. r sich nicht nur im Griechischen spndern auch 
in anderen sprachen findet, ja dass im Sanskrit selbst ra und 
r öfter neben einander stehen, man also auch hier entstehung 
des ra aus r annehmen müsste; vgl. zend. rattt = skt. rtü, lat. 
graeilis — skt. kr$d, lat. ratm got. raßs — skt rtd, lit. drq- 
süs = skt. dhrshnü, skt. rajatd = zend. erezata , bhrdgyati ne- 
ben bhfgyati, bhrajjana neben bhfjana und bhdrjana, mrädi- 



Der lateinische ablaut. 291 

t/aths und andere comparative der art neben mrdü. In den 
wurzeln grabh (skt grbhnd'ti lit grebiü neben altpers. garb 
Fick Wörterb. I, 74), bhrag (lat. flagro lit. Uizgü gr. <pltyio) 
neben bharg (skt. bhdrgas lat. fwty«o Fick a. o. I, 152) u. a. 
war die Umstellung sogar schon indogermanisch. 

ß) in ähnlicher weise wie vor den liquiden wird tieftoni- 
ges a vor nasalen in den europäischen sprachen oft zu i e o u 
geschwächt; vgl. lat. ditigva got. tvggo altel. jqzykü preuss. w- 
fuwis, lat inferu8 got. undar = skt. ddhara aus *andhard, 
lat. t'mfor = gr. ofißQog *) skt. oiArrf, lat enm = skt asi, 
lat densus = gr. (faavg aus *darovg, lat vensica =» skt. ra$l/, 
lat. ww/ro s= skt anäkti, lit minth = skt. #to# got. mundi- 
lat ttttftö, lit Ungvas = lat fori« (aus *lengv(s) gr. lAoftt;'? skt. 
ragrAti got fet'Ate, lat simäis = gr. oporilog, ahd. m»W = gr. 
£/tfrt£ lat. ap/a (aus *ampis) y got bundurn = skt babandhimd 
u. a. Die annähme einer indogermanischen „nasalis so- 
nans" (Brugman a. o) scheint mir bis jetzt nicht erwiesen; 
dazu fehlt der nachweis von sprachlichen erscheinungen im 
Sanskrit, wie sie sich für die eines indogermanischen r boten. 
Wer gotische formen wie bundurn auf indog. bndrfi zurückführt, 
müsste in altindischen wie babandhimd an als entwickelung von 
n ansehen; gehen ferner skt ahhrd lat. imber gr. ojußoog auf 
idg. nMtrd zurück, so würde in oskisch anafriss = imbribus 
(Bugge KZ. II, 386, Corssen Voc. I, 163, Enderis ForraenL 
d. osk. spr. 24) ana, in altgall. ambe am Vertreter dieses vi sein. 
Das kommt mir nicht wahrscheinlich vor, vielmehr verhält sich 
skt abhrd zu lat. imber wie lat apis zu ahd. imbi (vgl. Schmidt 
Voc. I, 110), und es ist sowol der nasalschwund als die Schwä- 
chung des am zu im durch den hinter die silbe fallenden hoch- 
ton bewirkt. Nachdem Verner gezeigt hat, dass das Germa- 
nische noch nach dem eintreten der lautverschiebung den freien 
indogermanischen accent besass, hindert nichts, auch für das 
Altlateinische das gleiche betonungsprincip vorauszusetzen; die 
vocalschwächung in Wörtern wie imber neben osk. anafriss, in- 
ter neben osk. anter skt atUdr, ille neben altem oüus wird so 
begreiflich. 

*) Dass skt. abhrd „Gewitterwolke, gewölk, himmel, athmosphäre, 
äther" im Griechischen ausser durch opßQoq auch noch durch nq^og 
„schäum, geifer" vertreten sein sollte, ist schwer glaublich ; vgl. vielmehr 
ahd. sewar „schäum" altfriee. sther säver ,, geiler" nhd. sabbertt. 



292 F. Fröbde 

Bezzenberger Beitr. III, 135 construirt zur erklärung 
des abfalls des d in altsl. jqzyku und preuss. infuwis „zunge" 
eine mit dng- beginnende grundform und setzt, da lat. ditigua 
und got tuggo, also alle europ. sprachen, in denen der grund- 
stamm nachgewiesen ist, die entsprechende affection zeigen, wol 
mit recht ein europäisches dngvä an. Jedenfalls ist die 
Schwächung des wurzelvocals hier älteren Ursprungs, wie wol 
auch in lat. inferus neben got. undar und einigen anderen. 

y) vor 8 ist a in tieftoniger silbe geschwunden in den be- 
kannten formen des verbum substantivum skt. smds sdnti syäm 
u. s. w. lat. sumus sunt sitn got sind sijau altsl. aqfi u. a. 
Osthoff KZ. XXIII, 581 setzt diesen abfall des a in die indo- 
germanische zeit und nimmt an, dass gr. io/niv ioti lat. estis 
altsl. jestnü jede lit tone iste den vocal von denjenigen formen, 
die ihn immerfort behalten hatten, wiederbezogen haben. In 
der dritten person pluralis zeigen alle sprachen übereinstimmend 
den verlust des wurzelvocals, so dass wol kein zweifei sein kann, 
dass die form indogerm. santi lautete. Auch für den Optativ 
ist Ost hoff 8 ansieht sehr wahrscheinlich, denn hier weicht nur 
das Griechische ab und es ist leicht begreiflich, wenn diese 
spräche das überkommene *att]v, welches weiterhin * Irp oder 
*ot}v geworden sein würde, durch wiederaufnähme des « vor 
solcher entstellung bis zur Unkenntlichkeit schützte. Das ur- 
teil über kopiv iazi lat. est is altsl. jestnü jeste lit. terne este 
hängt ab von dem über altindische formen wie chedma äkarma 
vartam u. a. (Delbrück s. 75), mit denen sie auf gleicher 
bildungsstufe stehen (s. u.). In dem imperativus lo&t nehme 
ich nur Schwächung des ursprünglich tieftonigen a an, da hier 
einmal altind. edhi lat es gegen Osthoffs erklärung sprechen, 
sodann die annähme eines prothetischen i (Osthoffa.o. 8. 583) 
bedenklich ist; man begreift nicht, warum nicht auch in dieser 
form das e wieder aufgenommen wurde. Vielleicht ist auch skt 
edhi, das Schmidt (KZ. XXV, 61) aus *äzdhi erklärt, aus 
*izdh( in ähnlicher weise entstanden, wie das oben besprochene 
bodhi aus *budhdhL Wie in io&i ist as zu is geschwächt in 
skt gishtnäs gishämahe gishtd gishyate von gas, lat. hisco disco 
neben gr. xaaxw dtddaxco u. a. 

2. In mehrsilbigen Wörtern, namentlich in reduplicirten 
formen und compositis, fällt tieftoniges a besonders vor liquiden 
und nasalen, aber auch sonst, wo sich bequem auszusprechende 



Der lateinische ablaufe. 293 

lautgruppen bilden, häufig aas. Vgl. nominnlbildungen wie skt. 
babhrt „tragend", vavrd „sich versteckend" vavri „versteck", 
jdghni „treffend", jdgmi „gehend", sdsni „gewinnend", sdsri 
„gleitend", drdhrd „feststellend", cäkshmd „geduldig 4 * — äprd 
„tätig**, goghnd „kuhtödter" , tuvigrd „mächtig verschlingend" 
von den wurzeln bhar, var, han, gam, san, sar, dhar, fcsham — 
par, han, gar und verbalformen wie skt. jighnate bapsati abi- 
bhran sisrate von han bhas bhar sar (Delbrück 107) — apa- 
ptat acakrat von pat kar (Delbrück 111) — sasrüs mamrtis 
paptüs sa$gima tatnt vamti cakri von sar mar pat sac tan van 
kar (Delbrück 124 f.) — bharibhrati pdnipnat ghdnighnat von 
bhar pan han (Delbrück 133). Aehnlich ist der wurzelvocal 
ausgefallen in griechischen formen wie EJzetpvov ixixXvto — 
Ultimo ihtxsvo eo%ov orreo&ai eyQsa&ai dy^tsvog — nima- 
ftai — Xa%o) uijupio Ttimto yiyvopai — lat. gigno u. a. 

3. Fick (Spracheinheit 8. 160) bemerkt mit recht, dass 
die bildung des präsens so vieler bedeutender verba mit dem 
wurzelvocal e einen mächtigen einfluss ausüben musste auf an- 
dere sprachformen und dass so das gebiet des e sich weit über 
die ursprünglichen gränzen ausgedehnt habe. Dieser einfluss 
erstreckt sich teils auf andere zu demselben präsens gehörige 
verbalformen, teils auf die verbalnomina , besonders die parti- 
cipia auf ta- und die verbalabstracta auf fr'-. Perfectbildungen 
wie gr. 7C€7tXex a ß^ßlefn/nac lat. pependi tetendi sind ebenso we- 
nig ursprünglich wie gr. leXsut/uai eZevyuai, verglichen mit ne- 
Ttvöfiai thvyfiai. Verbalnomina wie gr. Xexxog JW£«g lat. lectus 
lectio weichen in ganz analoger weise von der ursprünglichen 
bildungsweise ab, wie gr. ösixTog ^evxzog, det&g Csvgig neben 
skt. dishtd yuktd, dishti yukti, lat. dlctus ahd. inziht. In gr* 
ßaatä^w neben lat gestare hat sich das alte a erhalten, weil 
hier ein präsens mit e nicht mehr vorhanden war. Das zu lec- 
tus „bett" gehörige präsens ist im Lateinischen verloren, findet 
sich aber in anderen sprachen (got. liga altsl. leMi); so erklärt 
sich das lat. * neben dem a in altpr. lasto lit. lastä. Die Zu- 
sammengehörigkeit von ddrtvvlog, grundstamm daxvo-, und di%o- 
(acli wurde nicht mehr gefühlt; daher hat sich in ersterem das 
alte a erhalten. Abweichungen der genannten art finden sich 
in den einzelnen sprachen vielfach, selbst innerhalb derselben 
spräche zeigt sich mehrfach ein schwanken zwischen a und e 
besonders im Litauischen; vgl. Bezzen berger Zur gesch. d. 



294 F. Fröhde 

lit. spr. 54 ff. Welcher vocal der ursprüngliche war, ist nicht 
immer zu entscheiden. Im allgemeinen wird man da, wo eine 
europäische spräche a zeigt, und sich nicht lautliche einflüsse, 
welche den Übergang von e in a erklären, nachweisen oder ana- 
logiewirkung wahrscheinlich machen lässt, demselben die Prio- 
rität zuzuerkennen haben (vgl. Fick Spracheinh. s. 178); denn 
die annähme des Übergangs von a in e ist lautgeschichtlich sehr 
viel einfacher als die des umgekehrten wandeis. In lat. quat- 
tuor scheint das a, da in diesem worte alle europ. sprachen e 
haben, von quartns — gr.TivaQvog übertragen; im Lateinischen 
entsteht sonst a niemals aus e. Die diabetischen präsentia 
TQaniü TQaqxo atQaqxo könnten ihr a dem einfluss des q verdan- 
ken; wahrscheinlicher aber ist mir, dass sie die erhaltenen prä- 
sentia zu den augmentprätcritis etQanov hQcaptjv ioTQcuprjv sind, 
wie wir ja auch im Altindischen doppelformen wie dhdrshaü 
(vgl. äol. d-igoog) und dhrshdti (vgl. &aQ<jog) 9 tdrpati (vgl. t4q- 
ftofiai) und trpdti (vgl. ion. EvatQTttjv) neben einander finden. 
Neben lit. javai, vasarä, aszrä stehen gr. £ed skt. ydva, &xq lat. 
ver , lat. equus alts. ehu skt. dgw; hier werden aber die ac- 
centverschiedenheiten in betracht zu ziehen sein. Schon im In- 
dogermanischen haben zahlreiche accentverschiebungen stattge- 
funden, und es ist leicht begreiflich, wenn beim übertritt des 
hochtons auf die Wurzelsilbe diese den i-vocal annahm, der in 
hochbetonten Wurzelsilben der herrschende war. Für die diffe- 
renz der vocale in lat. aper = ags. eofor ahd. ebur altsl. ve- 
pri, lat. angullla =• gr. eyzslvg, lit. tautä = got. ßiuda, lat. 
taurus = altn. ßjörr ahd. stiur, gr. otavQog = got. stiurjan 
und anderen Wörtern der art wüsste ich sonst einen grund nicht 
anzugeben. 

4. An stelle des nach obigem zu erwartenden a zeigt das 
Griechische in bestimmten fällen ein o und zwar in weitem um- 
fange in Übereinstimmung mit dem Lateinischen, so dass an 
dem gräcoitalischen alter dieses lautes nicht zu zweifeln ist 
Das o findet sich 1. in perfeetformen wie ydyova diöoQxa eny- 
vo%a 2. in nominalen a-stämmen wie doxq lat. toga 3. in ab- 
geleiteten verbis wie goqn&o lat. sorbeo 4. in nominalbildungen 
auf ma ta na u. a.; vgl. de Saussure Memoire p. 71 ff. Wo 
derartigen formen ein präsens zur seite steht, hat es in der 
regel e in der Wurzelsilbe. Dasselbe gilt von dem diphthongen 
ai, der in den entsprechenden fällen im Griechischen und La- 



Der lateinische ablaut. 295 

temischen zu oi wird, während au nur im Lateinischen regel- 
mässig in oh (ü) übergeht, im Griechischen dagegen ineist er- 
halten bleibt oder ev wird (s. o.). Auch im Altslavischen ent- 
spricht dem griechisch-lateinischen o ein o f aber in dieser spräche 
sind mit wenigen ausnahmen sämmtliche a zu o geworden, auch 
diejenigen, die im Griechischen und Lateinischen erhalten sind 
(vgl. soll = lat. sal gr. aig, ost = lat. axis, bobü = lat faba, 
orjq — lat. aro u. a), während a ursprüngliches d vertritt 
(Schmidt Voc. II, 162 ff.). In zahlreichen fallen stimmt ferner 
das Germanische im o mit den südeuropäischen sprachen über- 
ein, aber in bildungen von consonantisch schliessenden wurzeln 
nur vor liquiden und nasalen; vgl. ahd. bordn — lat forare, 
got. ga-baura- — gr. qxiQog, altn. burdr — gr. q>oQ*og y alts. 
burian =- gr. cpogio), ahd. dorrSn = lat. torrere, ags. furh = 
lat. porca, got. kaum — lat cornu, ahd. midi : gr. pvlt) lat. 
mda, got. stdja = lat solea, ags. sulh — lat. sulcus, ahd. forz 
= gr. XoQdog, ags. gestun — gr. oxovog, ags. ßunian = lat 
tonare u. a. (Bezzenberger A-reihe s. 4ö ff.). Im übrigen 
entspricht dem Verhältnis von griech.-lat : im Germanischen 
das von e : a wie im Litauischen. Hübschmann KZ. XXIII, 
33 ff. zeigt, dass auch das Armenische mehrfach im a mit dem 
Griechischen und Lateinischen stimmt, vgl. gochel = lat. vo- 
care, ordz ~ gr oqxi$> 0), b = l*k orbus gr. OQfpavog, aber 
daneben finden sich auch abweichungen wie ckorlch = lat qua- 
tuor gr. ziooaQeg, gorts = gr. €Qyov ahd. werk, ward „mensch" 
= gr. ßQOTiig, vard „rose" — gr. fyidov, arb „trinken" = $0- 
q>iw lat. sorbeo. 

Curtius (Leipz. ber. 1867, s. 15) hat erkannt, dass, wäh- 
rend im e alle europäischen sprachen übereinstimmen, in be- 
ziehung auf das o die südeuropäischen sprachen sich von den 
nordeuropäischen scheiden, und demgeraäss (a. o. s. 20) die ver- 
dumpfung des a zu für einen späteren Vorgang erklärt, „der 
innerhalb der einzelnen sprach familien eintrat, im südlichen 
Sprachgebiet freilich schon vor der aussonderung des Lateini- 
schen vom Griechischen". Ich halte auf grund der dargelegten 
Verhältnisse dieses urteil, soweit es die consonantisch schlies- 
senden wurzeln betrifft, noch immer für richtig, höchstens Hesse 
sich dem einiger bildungen von r- und n- wurzeln ein höheres 
alter beimessen; vereinzelte Übereinstimmungen wie lat jocus, 
gr. o£w = Mtjü'kas, ü'dzu (mit accentueller dehnung des wur- 



296 Th. Zachariae 

zelvocals wie in tdkas sidmi u. a.?) fallen nicht in's gewicht. 
Die ansiebt, dass der o-laut schon indogermanisch sei, ist bis 
jetzt noch unbewiesen. Während zu der annähme, dass das e 
bereits der Ursprache angehörte, einerseits die Übereinstimmung 
8ämmtlicher europäischer sprachen berechtigte, andrerseits der 
nachweis von sprachlichen erscheinungen im Arischen, die nur 
so eine sachgemässe erklärung finden, fehlen beide kriterien für 
den ansatz eines idg. o. Brugman's schon oben erwähnte ansieht, 
dass a% im Arischen erkennbar sei an seiner gestaltung zu ä in offe- 
ner silbe, scheint mir nicht richtig. In formen wie qxQopsv = skt 
bhdrdmas, dt&ro{>a (neben dunfJQa doTrjqa) = skt dät&ram ist 
der indogermanische lange vocal in der der hochbetonten nach- 
folgenden silbe verkürzt worden; ebenso in ivano^og — skt. 
dushpdra, dor. fho^eg att. tiaaagsg — skt. catvtfras. Ueber 
andere gleichstellungen der art, besonders die von bildungen 
wie (fOQog und skt. bhdrd*, got. satjan und skt säddydmi 
stimme ich Colli tz Beitr. II, 296 bei (s. o.). Mir scheint 
hiernach ein sicherer beweis für die annähme, dass das behan- 
delte o schon der Ursprache angehörte, noch nicht erbracht, 
und ich verbinde daher im folgenden die o, soweit sie nicht 
durch den einfluss umgebender consonanten aus e entstanden 
sind, mit den a. Möglich wäre es indes, dass vor r in fällen 
wie skt. urvdrd zend. urvara = gr. oIvqo, skt kshurd = gr. 
%vqov, skt. cü'da = gr. xoQtdog, skt. turvdni „überlegen, über- 
wältigend 14 - gr. TVQawog u. a. indogermanisch war. Auch 
bleibt zu untersuchen, ob nicht, wie in den europäischen spra- 
chen, bereits in der urzeit das v assimilirenden einfluss auf vor- 
hergehende oder folgende a ausgeübt hat; die Unregelmässig- 
keiten der w. bhu im Sanskrit würden sich vielleicht so er- 
klären. 

Fortsetzung folgt. p p r Qhde. 



Das Jainendravy äkaranam : 

eine Sanskritgrammatik der Jainae. 

Ueber das Jainendravy äkaranam hat bisher nur Burneil 
in seiner Aindra school of Sanskrit Grammarians *) 
einiges mitgetheilt Jetzt befindet sich eine handschrift des Jai- 

*) p. 7; 11, note 2; p. 97 ff. 



Das Jainendravyäkaranam. 297 

nendram in der königlichen bibliothek zu Berlin, und ich beab- 
sichtige im folgenden auf grund dieser handschrift Burnell's 
angaben zu vervollständigen 1 ). 

Das manuscript, welches die Signatur MS. Orient fol. 782 
trägt, ist modern, aber gut geschrieben, und insofern ein voll- 
ständiges zu nennen , als anfang und ende des werkes darin 
enthalten sind und grössere stücke nicht fehlen ; kleinere lücken 
sind freilich nicht selten, so fehlt der anfang von IV, 4 und 
V, 3. In der regel hat der Schreiber des manuscriptes die lü- 
cken durch striche markiert, bei der Zählung der sütra aber 
hat er auf das ausgefallene selten rücksicht genommen, so dass 
also die zahl der regeln, welche sich nach der hs. auf 3000 be- 
läuft, in Wirklichkeit eine grössere ist. 

Die handschrift enthält auf 474 blättern mit 10 — 11 zeilen auf 
der seite die sütra des Jainendravyäkaranam mit der aus- 
führlichen Mahävritti des Abhayanandin , oder Abhayanandi- 
muni wie er sich in den einleitungsversen zu seinem commen- 
tare nennt. — 

Von dem Verfasser der grammatik ist wenig zu sagen. 
Sein name wird direct nirgends angegeben, weder in den colo- 
phons der handschrift, wo immer nur Jainendravyäkarana er- 
scheint, noch in dem commentare. Doch mag er etwa Jinendra- 
suri geheissen haben. Nur eins ist festzuhalten: der autor des 
Jainendram war sicherlich ein Jaina, wie schon aus dem ersten 
sütra siddhir anekäntät — entsprechend dem siddhih syddväd&t 
des Hemacandra — hervorgeht, und er ist zu trennen von dem 
Jinendrabuddhi *), dem commentator der Kägikä, welcher sich 
Qribodhisattvade^lya 8 ) nennt, denn Bodhisattva ist kein titel 
bei den Jainas *). 

Das alter des Jainendravyäkaranam zu bestimmen, ist zur 



1 ) Wo ich im folgenden von Burnell stillschweigend abweiche, 
thue ich es auf grund der mir vorliegenden handschrift. Fast möchte 
es scheinen, als habe Burnell eine von der Berliner hs. abweichende re- 
cension des werkes benutzt. - Der ädeca, von dem Burnell p. 7, note 2 
spricht, lautet in der Berliner hs. nicht ntu, sondern asah. 

a ) Nach Bühler war Jinendrabuddhi ein Bauddha ascetic. Vgl. auch 
Burnell 1. c. p. 64 note. 

*) Vorrede zur Kacikä (Benares 1878) p. 8. 

4 ) Bei einem Jaina würde man etwa Qrutakovalidec,iya erwarten; 
vgl. Burnell p. 103. 

Bei trüg« s. kund« d. ig. sprachen. V. 20 



298 Th. Zachariae 

zeit nicht möglich. Wir dürfen aber vermuthen, dass das Jai- 
nendram zu den ältesten Umarbeitungen des P&nini gehört, 
welche bis jetzt bekannt geworden sind oder jemals zu un- 
serer kenntniss gelangen werden. Und diess besonders aus zwei 
gründen. 

Jinendra schliesst sich enger an Pänini an als 
irgend ein anderer aus der grossen schaar der spateren gram- 
matiker 1 ). Die regeln über accent und veda lässt er freilich 
aus ; auch bedient er sich einer eigenthümlichen terminologie — 
er ist in der Verstümmelung wirklicher Wörter und in der er- 
findung an sich unverständlicher termini weiter gegangen als 
selbst Vopadeva — ; sonst weicht er aber von P&pini in keinem 
wesentlichen punkte ab, insbesondere hat er sein grosses Vor- 
bild in bezug auf die anordnung des Stoffes sklavisch 
nachgeahmt 

Später als Jinendra lebte — so vermuthen wir mit Bur- 
nell — der Verfasser ') eines Qabdanuc&sanam, welches unter 
dem altehrwürdigen namen des Qäkat&yana in Umlauf gesetzt 
wurde und zu einer grösseren berühmtheit als das Jainendram 
gelangte. Von den kunstausdrücken Jinendra's kehrt nur eine 
verhältnissmässig geringe anzahl im Qäkat&yanavy&karaQam wie- 
der; die übrigen werden als unbrauchbar verworfen. Auch hat 
der grammatiker — nach den mittheilungen, welche wir Büh- 
ler 3 ) verdanken, zu urteilen — versucht, in bezug auf die anord- 
nung des Stoffes sich von P&nini zu emancipieren. So giebt er 
die sandhiregeln schon im ersten päda; Jinendra hat sie, wie 
P&niniy am Schlüsse seines werkes. Während endlich das Jai- 
nendram 20 adhyäya's mit über 3000 sütra's umfasst, enthält 
das Qäkatayanavy&karanam nur 16 adhyäya's mit ungefähr 
2230 regeln. 

Nach Jinendra und Abhinavagäkatäyana trat Hemacandra 
auf und wendete sich mehr der „Aindra schule" zu , insofern 
wenigstens, als er eine ganze anzahl der dem K&tantram eigen- 
thümlichen termini adoptierte und alle pnity&hura's verwarf, 
jenes hauptmittel der kürze bei allen Päniniya's. 



') Candrs vielleicht aasgenommen; vgl. jetzt W. Goonetilleke in der 
„Academy" vom Januar 1880, p. 69 f. 

*) Burnell p. 103: his name is not known. 

■) Im Journal of the Asiatic Society of Bengal vol. 33 (1864) pp. 
202-208; und im Orient und occident II, 691—706. III, 181—83. 



Das Jainendravyäkaranam. 299 

Als ein zweiter grund für das verhältnissmässig hohe 
alter des Jainendraoi kann der umstand angeführt werden ; dass 
in demselben, und zwar ganz in der weise Panini's — im ge- 
nitiy — sechs autoritäten citiert werden, welche bis jetzt 
so gut wie unbekannt geblieben sind. Es muss freilich' dahin- 
gestellt bleiben, ob nicht vielleicht Jinendra nur um den P&- 
nini in jedem stücke nachzuahmen, einige zu seiner zeit unter 
den Jainas berühmte namen „püjdrtham" seinen grammatischen 
regeln einverleibt und dadurch unsterblich zu machen versucht 
habe: sodass wir es also hier keineswegs mit männern zu thun 
hätten, welche sich mit einem G&rgya oder Senaka auch nur 
entfernt in bezug auf alter oder autorität messen könnten. 

Die namen selbst nun, sowie die stellen wo sie — in der 
mir vorliegenden handschrift — vorkommen, sind die folgenden. 

Guiiie Qridattasyä8triy&m|| I, 4, 34; vgl. Pän. 2, 3, 25. 

Knvrishimj-ij&m Ya$obhadrasya || II, 1, 98. P. 3, 1, 
113. 120. 

RAd Bhütavaleh || III, 4, 82. P: 5, 1, 86. 

Rätreh kriti Prabh&candrasya || IV, 3, 175. P. 6, 3, 72. 

Vetteh Siddhasenasya)) V, 1, 7. P. 7, 1, 7. 

Siddhasena ist ein berühmter Jaina autor 1 ); ob aber der 
hier genannte grammatiker etwa mit dem bekannten astrono- 
men identisch ist, lässt sich vorläufig nicht entscheiden. 

Der sechste &c&rya endlich erscheint in dem letzten sütra 
des Jainendram: 

jhayo hah || V, 4, 120 (nach der Zählung der hs.); P. 8, 
4, 62 ff. 

$a$ cho 'ti || 121 

halo yam&ip yami kham || 122 

jharo jhari sve >) 123 

catushtayaip Samantabhadrasya || 124 

d. h. die vier regeln 120 — 123 gelten nur nach der ansieht 
des äcärya Samantabhadra. 

Bei dem namen Samantabhadra kann man sich daran er- 
innern, dass nach dem zeugniss von Colebrooke und Wester- 



J ) The Kalparötrs, edited by Hermann Jacobi, p. 14. Vgl. anch 
Weber Ind. etud. 15, 281 ff. 

20* 



300 Th. Zachariae 

gaard *) eine grammatik Samantä in der Mädhaviyavritti citiert 
wird ; und dass, wie der Tibetaner Täranätha *) berichtet, Can- 
drakirti ein grammatisches $ästra Samantabhadra in ausgezeich- 
neten «jloka's verfasste, welches nachmals durch das Cändra- 
vyäkaranam des Candragomin verdrängt wurde; „es ist nicht 
bekannt, ob jetzt noch ein exemplar desselben vorhanden ist**. — 

Eine analyse des Jainendram zu geben , ist nicht erforder- 
lich, da sich der grammatiker, wie schon bemerkt, ganz eng an 
Pänini angeschlossen hat; nur selten erscheinen regeln an einer 
ganz anderen stelle als bei Pänini, und nur zuweilen ist eine 
von Pänini abweichende anordnung des grammatischen Stoffes 
versucht worden; so z. b. in dem abschnitte über den ägama 
if; in dem letzten kapitel der grammatik, welches die Sandhi- 
regeln behandelt, u. s. w. 

Durch auslassung besonders derjenigen regeln, welche sich 
ausschliesslich auf den accent der Wörter (z. b. Pän. 6, 1, 158 — 
2, 199) und die vedische spräche beziehen, ist das Jainendram 
erheblich kürzer als die grammatik des Pänini, — ist das ash- 
takam zu einem paneakam 3 ) geworden, und zwar entspricht 
Jainendram buch I Pänini I, 1 — II, 4 

II III, 1—4 

III IV, 1-V, 2, 47 

IV V, 2, 48— VI, 4 

V VH. VIII. 

Die Qivasütra's scheint der grammatiker stillschweigend 
vorauszusetzen; wenigstens erscheinen sie in der mir vorliegen- 
den handschrift nicht an der spitze des werkes, weder im text 
noch im commentar, und muss die behauptung des „Prayoga", 
Jinendra habe nur dreizehn Qivasütra's gekannt oder erlaubt 4 ), 
vorläufig beanstandet werden, zumal da der pratyähära at, 
welcher nach der tabelle bei Burnell 4 ) nicht gebildet werden 
könnte, an zwei stellen ö ) des Jainendram gebraucht wird. 

*) Radices linguae Sanscritae, p. III. 

*) Täranätha's Geschichte des Buddhismus in Indien, übersetzt >yon 
Schiefher, p. 155. 

*) Pancddkydydh parimdnam <wya, paneakam Jainendram ; ashtakam 
Pdniniyam ; pataham stotram heisst es im commentar zu dem sütra wel- 
ches Pan. 5, 1, 88 entspricht; ebenso paneakd Jainendrdh; ashtakdh Pd- 
ninfydh; doddagakd Arhutdh zum sütra sütrdt konah (vgl. P. 4, 2, 65). 

*) Burnell, 1. c. p. 98. 

5 ) Die eine stelle V, 4, 121 siehe oben p. 299. 



Das Jainendravyäkaranam. 301 

Die in späteren grammatiken, z. b. im Saipkshiptasära, so 
häufige erscheinung, dass die värttika's zum Pänini als sütra's 
mit in den text aufgenommen werden, findet sich im Jainendram 
verhältnissmässig selten. Die värttika's werden vielmehr in der 
regel vom commentator an den betreffenden stellen beigebracht, 
gerade wie in der Kä$ikä oder Siddhäntakaumudi. 

DieGana's sind dieselben welche Panini kennt. Nur selten 
bildet Jinendra neue ga^a's und überlässt es dem commentator 
dieselben auszuführen; so hat er ndsikädi statt der wörter bei 
Pä^ini 3, 2, 29. 30, rahasyädl vgl. P. 8, 1, 15. 

Die grösste kürze ist überall das streben unseres gramma- 
tikers gewesen. Daher erfand er eine grosse anzahl neuer ter- 
mini technici; daher zog er die Wörter oder wörtchen bei Pa- 
nini, sehr oft auf kosten der deutlichkeit, möglichst zusammen. 
Anders als aus dem streben nach kürze lässt es sich kaum er- 
klären, wenn er z. b. aciko yan statt iko t/an aci P. 6, 1, 77 
sagt; oder necy ät statt ndd ici P. 6, 1, 104; oder wenn er 
bha für nakshatra gebraucht Hierher gehört auch, dass bei 
weitem in den meisten fällen die dvandvacomposita die endun- 
gen des Singulars annehmen 1 ). 

Sind nun die regeln des P&i?ini und Jinendra im ganzen 
und grossen identisch — wenn auch nicht immer der form, so 
doch dem inhalte nach — , so wird es einigermassen auffallen, 
wenn dennoch einige abweichende le 8 arten sich finden. 
Zwar ist es möglich, dass diesen Varianten alte Schreibfehler, 
missverständnisse oder Verwechselungen zu gründe liegen; auch 
bin ich weit entfernt, denselben eine grosse Wichtigkeit bei- 
messen zu wollen ; ich halte es aber, mit rücksicht auf die mah- 
nungen Burneirs *), für nützlich, sie (nach der handschrift) hier 
aufzuführen 8 ): 

Jainendram II, 3, 81 (P. 3, 3, 99) nipada statt nipata; was 
nipadyä bedeutet oder bedeuten soll sagt der commen- 
tator freilich nicht, wohl aber erwähnt er die lesart im 
sütra des Panini, woraus hervorgeht, dass er nipada im 
Jainendrasütram wirklich vor sich gehabt hat 



*) Anden Burneil 1. c p. 99 am ende. 
*) Vgl. dessen bemerkungen 1. o. p. 90. 

*) Soweit sie von der autoritat des eommentares unterstützt wer- 
den : blosse versehen des Schreibers sind hier übergangen. 



302 Th. Zachariae 

III, 3, 202 (P. 4, 4, 97) mada statt mata; auch hier spricht 
der commentator von der Variante. 

III, 4, 37 utpäda (P. 5, 1, 38 utpäta); vom commentator 
mit utpäta erklärt. 

IV, 1, 36 (P. 5, 2, 110) ajaka statt ajaga. Dass der schoL 
zu Käty. Qr. 9, 2, 6 gdndyajakdt mmjridydm hat, ist 
aus dem Petersburger wörterbuche bekannt 

IV, 2, 8 gikhdgdläQamyürnd^riyäi}i matoh (P. 5, 3, 118 

gru°); daher (^raimatya. 
IV, 3, 117 (P. 6, 3, 3) topos *) statt tamus. 
V, 3, 91 kshipä (P. 8, 2, 104 kshiyd); von commentator mit 

kshepa erklärt. — 

Ich wende mich jetzt zu der eigentümlichen termino- 
logie des Jinendra und gebe ein möglichst vollständiges, alpha- 
betisches verzeichniss derjenigen ausdrücke, welche von P&nini 
abweichen '). Meine angaben stützen sich allerdings nur auf 
eine einzige handschrift, es sind aber alle stellen wo die betref- 
fenden termini vorkommen — nicht bloss die sogenannten 
saipjnäsütra's — mit Sorgfalt verglichen worden. 

Manche ausdrücke stimmen prit denen überein welche bei 
Vopadeva sich finden; doch ist an eine entlehnung bei Vopa- 
deva wohl schwerlich zu denken, denn sonst wäre nicht abzu- 
sehen, warum er in so vielen fällen von Jinendra abgewichen: 
särvadhätuka ist ra bei Vopadeva, bei Jinendra aber ga; jener 
gebraucht ga, dieser ra, für dvigu! Dass aber Q&katayana und 
Hemacandra von Jinendra geborgt haben, kann kaum zweifel- 
haft sein. 

Eine besondere besprechung verdienen die namen der 
vibhakti'8. Jinendra erfand das wort vibhakti 3 ) und erhob die 
sieben buchstaben dieses wortes, indem er den consonanten ein 



*) So lesen auch die Caudra's; vgl. oben, p. 43. 

*) Die formen der suffixe etc. sind, da sie im allgemeinen mit denen 
P&nini's übereinstimmen, nicht berücksichtigt. Dafür ist einiges andere 
mit in den index aufgenommen worden. 

*) I, 2, 156; eine „mahäsarajria", wie der commentator bemerkt, 
welcher über die bildnng des wortes — es ist eigentlich das femininem 
zu vibhakti — hinzufugt: vibhakttyabdanya katham siddhih / vipürvdd 
bhajeh „ktickrüau (sie!) khdv" iti ktic (vgl. P. 3, 8, 174) tasmdt „Arttft- 
kdrdd akter* " iti nividhih / vgl. den gana bahvddi und Benfey, Vollstän- 
dige grammatik, §. 703. 



Das Jainendravyakara$am. 303 

ä, den vocaleu ein p hinzufugte 1 ), zu bezeichnungen für die 
sieben casusendungen ; also; 

Wä lp BHÖ kp Kä Td lp. 
Auch ist noch zu bemerken, dass Jinendra bei der aufzäh- 
lung der personalendungen mit der ersten person (mip) beginnt 
und demnach die praty&hära's min und in bildet 

aga — drdhadhätuka bei Pänini ; agi = anupasarga; adhi 

— sakarmaha 
anya (= prathama) heissen die endungen der dritten per- 
son; vgl. Hemacandra 3, 3, 17 trini triny anyayushmad- 
asmadi 
ap = caturthi 

asmad (= uttama), die endungen der ersten person 
ärambha = ddikarman; so auch Hemacandra 
in = tan 

it *) definiert 1, 2, 3: kärydrtho 'prayogit. Vgl. Kätantra 
3, 8, 31; Särasvatavy&karanam ; kdrydyet; Hemacandra 
1, 1, 37 aprayogit; ebenso Qäkatayana nach Burneil, 
Aindra school, p. 99 
ip ss dvitiyd; il = shash; ip =* saptami 
un (— upadhd); ebenso Vopadeva 
uc = gilt; up = luk; us = lup; also utnat = lumat 

eka (m^sc.; locativ eke) =• ekavacam; ebenso Qäkatayana 
ep = guna; aip = vriddhi 

km = can; kä = pafleamt 

ki (masc; nominativ kih, locativ kau), vielleicht aus dem 
fragepronomen kirn entstanden, = sambuddhi 

kha (= lopa) f null, niete; I, 1, 61: ndgah kham. Das 
wort ndga s ) (verlust, Schwund), ebenso nashta, nägita 
wird vom commentator in der regel für lopa, lupta ge- 
braucht, zumal in den fallen, wo er eine kärikA so zu 
sagen in die terminologie des Jainendram übersetzt Viel- 

*) I, 2, 157: tdsdm dppards taddhalacah. Comra. : tasya vibhaktlgab- 
dasya halah, aca$ ca, dkdrapakdrapardh, tdsdm vibhaktindrp yathdsam- 
khyam samjnd bhavanti. 

*) Comm.: anvarthd ceyam itsamjnd / eti gacchati na$yattty it / also 
it = gantd; diese erklärung kommt auch sonst vor. Nach Bühler ist it 
aus iti entstanden. 

3 ) Comm.: nfyo 'nupalabdhir abhdvo 'prayoga ity anarthdntaram. 



304 Tb. Zachariae 

leicht ist ndga ein alter ausdruck für lopa; vgl. die kA- 
rikäs zu P. 6, 3, 109 
khu =s.8amßld 

ga = sdrvadhdtuka 

gi = upasarga; ebenso Vopadeva 

gu = anga; ghi = laghu 

na, nasal; ni = bhdvakarma 

ca = abhydsa 

ji = samprasdrana ; ebenso Vopadeva 

jha = gha (d. h. *ara und tama); jhi = avyaya 

fii = crfn; so auch Hemacandra 

ta = nishthd; der comm. nennt ta eine rüpasaipjnft 
td = shashthl 

9 

ti = ^otf; ebenso Q&kat&yana 

fya = pratyaya; so auch Vopadeva 

tha — abhyasta 

da = dtmanepada; di = pragrihya; dl = tferjrAa 

dti = vriddha; ebenso Q&katäyana und Hemacandra 

dyw (die hs. oft ghu) = uttarapada 

dri = tadrdja; ebenso Hemacandra (?) 

dW = dvivacana; so auch Q&katayana 

rfÄa = sarvandmasthdna ; dhi = akarmaka 

dhu = dhätu, wie Vopadeva 

«op = napunsaka. Der commentator sagt, dass wop ein 
terminus der früheren lehrer sei; er findet sich, wie be- 
kannt, auch bei QAntanava; ob auch bei QäkatAyana? 

ni = nipdta; ebenso Vopadeva 

nyak = upasarjana 

pa = pluta; pra = hrasva 

bahu = bahuvacana; ebenso Q&kat&yana 

bodhyam = ämantrüam 

bhavat = vartamdna; vgl. Vop. 25, 1 und bhavanti bei 

Ujjvaladatta 
Md = tptiyd; bhu = $rAw 

wa = parasmaipada ; bei Vopadeva heisst ma das &tma- 
nepada 



Das Jainendravyäkaranam. 305 

min = tin; mu — nadi; mrid = prdtipadika 
mri(?) = dmreditam; das P. 8, 1, 2 entsprechende saqi- 
jnasütram fehlt in der handschrift 

ya = karmadhäraya ; ebenso Vopadeva 
yushmad = madhyama 

ra = dviyu 

rdjan und rdshtra gebraucht Jinendra für kshatriya und 

janapada 
ri = tu 
ru = yw«; ebenso Vopadeva; s<*rw = gurumat, vgl. 

Vop. 26, 190 

t?a (so die he.) = bahuvrihi 

vartsyat = bhavishyat; vä = prathamd 

vdc = upapada; H, 1, 79 tpätra vdk = tatropapadaiji 
saptamtstham P. 3, 1, 92 

vibhakti = vibhakti 

vriddha = gotra; III, 1, 78 pautrddi vriddham (ebenso 
Hemacandra 6, 1, 2). Doch gebraucht Jinendra auch 
gotra III, 1, 64 = P. 4, 1, 79, und da bemerkt der com- 
mentator, dass gotra ein terminus der früheren gram- 
matiker sei 1 ). 

vya = kritya 

sha == tatpurusha; ebenso Vopadeva 

sä = samäsa (wie Vop.); su = ghi; spha = samyoga 

sva == savarna; I, 1, 2 sasthänakriyaiii svam. So auch 

Qäkat&yana, und Hemacandra 1, 1, 17 tulyasthänäsyapra- 

yatnah svah 

ha = avyayibhdva; hrit = taddhita. 

Der comntentar. 

Der commentator Abhayanandin gibt in seiner Mah&vritti 
eine ausfuhrliche erklärung der sütra des Jainendravyäkaragam ; 
er hat dabei allem anscheine nach die Kü^ikä stark benutzt, 
doch müssen ihm auch noch andere commentare, darunter viel- 
leicht einer, der von Jinendra selbst herrührte, vorgelegen haben. 

*) Ueber Qäkatayana vgl. Bühler, Orient und ocoident II, 696. 



306 Th. Zachariae 

Die im coramentare angeführten kärik&s sind identisch 
mit denen welche aus den commentaren zum P&nini bekannt 
sind; nur werden in der regel, wie bereits oben bemerkt, die 
dem Jainendram eigenthümlichen kunstausdrücke für die päni- 
neischen substituirt: ndga für lopa; vriddha für gotra; hrit für 
taddhita; tya für piatyaya, u. s. w. 

Ein gewisses interesse bieten die beispiele des commen- 
tares, insofern Abhayanandin sich hier bemüht hat, an die stelle 
der namen und Wörter, welche in den commentaren zum Pa- 
jiini gebräuchlich sind und immer und immer wiederkehren, 
andere zu setzen, und zwar vorzugsweise solche, welche bei 
den Jainas eine besondere bedeutung haben 1 ). Hierher gehö- 
ren u. a. 

Abhayakum&ra ; Abhayakumdrah Qrenikatah prati vgl. P. 

2, 3, 11 
Arkakirti; Arkaklrtir Bharataiah prati 
Arhant oft; Arhata heisst einer, dessen gottheit Arhant 
ist, ein Jaina 

Rishabha, name des ersten Arhant; oSm Rishabham 

pranamata beispiel zu *) P&$. 8, 2, 87, wo die Sid- 
dhänta Kaumudi u. a. den anfang des Rigveda geben 
Gautama(m) beispiel zu P. 4, 2, 64. 3, 101 
Jina sehr häufig; hiranmayam Jinagriham; Jinasya jild- 
notpattim anv dgaman surdh 8 ); dropayati oder dro- 
hayaii svargam Jinadharmah; gamkari Jinavidyd; Jind- 
layag gobhate 
Jinadatta oft statt Devadatta 
Jainendram häufig (statt vyäkaraijam), z. b. kramate Jai- 

nendrddhyayandya vgl. P. 1, 3, 38 
tarka, t&rkika; etam chdäram Jainendram adhydpaya, aJßw 



l ) Ein gleiches strebqp zeigt sieb auch in den commentaren des 
Hcmacandra (zu seiner sanskritgrammatik) , der, wie es scheint, ausser 
den Jainas auch den Qaivas und Bauddhas genüge thun wollte. In dem 
Laghunyäsa zu Hemacandra's Brihadvritti heisst es einmal von drei bei- 
spielen, dass sie „yathäkramam Qaitabauddhajainamntena" gegeben seien(?). 
Vgl. auch The Academy vol. XI, p. 61. 

*) So sage ich in der folge kurz statt: zu dem sütra welches 
Pan. ... entspricht. 

8 ) Commentar zu Hemacandra II, 2, 88 JinajanmoUavam anv dgac- 
chan surdh; vgl. Zeitschrift d. D. M. G. 83, 454 am ende. 



Das Jainei)dravyäkaran.am. 807 

enatp tarkam api, vgl. die beispiele zu P. 2, 4, 34; a«w 
Samantabhadram tärlcikdh vgl. P. 1, 4, 86 

tirthakrit; tirthakrit shodagah (i. e. ^äntinatha) beispiel zu 
P. 8, 4, 43; auch bei Hemacandra 

Triprishtha; Triprishtha-Vijaylya vgl. P. 4, 3, 88 

Devanandin (ein grammatiker, citiert in dem Laghunyäsa 
zu Hemacandra's Brihadvritti und im Ganaratuamaho- 
dadhi p. 2, 9 Eggeling); davon Daivanandinam atieka- 
geshwqi vydkaranam beispiel zu P. 4, 3, 115; vgl. De- 
vopajfiam(?) anekageshapyäkaranam zu P. 2, 4, 21 

nairgranthyam s. v. a. arhadrupam in der erklärung des 
8Ütra varnendrhadrüpdyogydndm welches P. 2, 4, 10 
entspricht 

pratih&rya, mah&prätihärya; ashtamahäprötihäryo Jinah 
gegenbeispiel zu P. 6, 3, 125. 7, 2, 84 

Baladeva; Bdladevdh fiokdh solche die vom Baladeva ver- 
fasst sind vgl. P. 4, 3, 116 

B&hubali(n), söhn Rishabha's und bruder des Bharata; Bha- 
ratab&hubaliya beispiel zu P. 4, 3, 88; Bb&ratab&huba- 
likft desgl. zu 5, 1, 133; Bähubalivargya zu 4, 3, 64 

Bhadrab&hu; davon Bhadrabähava vgl. P. 4, 2, 64 

Bharata vgl. Atkakirti und Bähubali; Bharatavargya bei- 
spiel zu P. 4, 3, 64 

Meghegvara; adhi Maghe$vare Kuravah, adhi KurusJiu 
Meghegvarah beispiel zu P. 2, 3, 9 1 ) 

moksha; motcshatndrgah beispiel zu P. 2, 2, 8 und gegen- 
beispiel zu 6, 3, 21 

Vasup&la und Qrip&la; Qraip&lavasupalik& zu P. 5, 1, 133 

Q&nticarita; Q&nticaritapattakaprasdranam anu prävarshat 
parjanyah beispiel zu P. 2, 3, 8 

Q&libhadra; anu Qälibhadram dcpiydh P. 1, 4, 86 

Samantabhadra; d kutüdrebhyo yagah Samantabliadrasya 
vgl. P. 2, 3, 10. Samantabhadram beispiel zu P. 4, 3, 101 

Sätav&hanasabh& beispiel zu P. 2, 4, 23 

Sinhanandin, ein dichter? upa Sinhanandinam kavayah 
vgl. P. 1, 4, 87; Sinhanadiydh (so die hs.) glokdh vgl. 
P. 4, 3, 116 



*) Hemacandra an der entsprechenden stelle: adhi Mapadheshu £re- 
nikah f adhi Qrenike Magadhdh 



308 Th. Zachariae 

Siddhasena; upa Siddhasenatfi vaiyäkaranäk vgl. P. 1, 4, 87 1 ) 
Simaqidhara; Slmaiftdharam upatishtkate vgl. P. 1, 3, 25, 1 
syädvada; nayate cärvi syddväde vgl. P. 1, 3, 36 *). 

An citaten ist der commentar des Abhayanandin verhält- 
nissmässig arm. 

Beim namen werden nur citiert das Bhashya viermal, und 
einmal die Namamala — oder vielmehr eine Nämamälä, denn 
es giebt verschiedene werke dieses namens s ). 

Von den anonymen citaten stammt eine stelle aus Magha 
(I, 47); eine andere findet sich fast gleichlautend im Mahabhä- 
rata (angeführt wegen ädyuna); sonst kommen u. a. folgende 
verse vor: 

anuraktah $ucir dattah (sie) $rutavän de$akälavit | 
vapu8hmän käntiman vagmi dütah syad ashtabhir gugaih || 
vgl. Manu, VII, 64. 

idaip phalam iyaip kriya karagam etad esha kramo 
vyayo 'yam anushangajaip phalam idaip da$eyaip mama | 
ayarn suhrid ayaip dvishan prayatade$akaläv 4 ) imä- 
viti prativitarkayan prayatate budho netarah || 

kamakrodhau inanushyanAip khaditarau vrikäv iva | 
tasmat krodhaip ca kamam ca parityaktuip budho 'rhati | ) 
Die erste verszeile auch in der Käfika zu P. 5, 3, 115. 

kälah pacati bhutani, kälah saqiharati prajah u. s. w. vgl. 
Indische spräche 1 3917 und diese Zeitschrift bcL V, p. 61. Die 
angeführten worte stehen auch im Bhashya zu P. 3, 3, 167. 

tasya Dronasya saipgrämah Säranena Gadena ca | 

yugapat kopakamäbhy&ip manishina iväbhavat || 

« 
dftnena bhogaip dayaya surupaip 

dhyänena mokshaip tapaseshtasiddhira | 

satyena vakyaip pra$amena ptijaip 

*) Hemacandra 2, 2, 89 anu Siddhasenam kavayah 

*) Ebenso Hemacandra (nur videdn für cärv(); die Käcjkä hat hier 
lokdyate, vgl. die vorrede zur Kacjkä (Benares 1878) p. 2; Kramadicvara: 
tarke. 

*) Vgl. z. b. Pischel zu Hemacandra Prakr. I, 186. 

*) v. X.prakjrita* in dem Laghnnyasa zu Hemacandra's Brihadvritti. 



Das Jainendravyäkaranam. 309 

vrittena janm&gram upaiti martyah II 
Beispiel zu P. 1, 4, 42. 

Purudevasya pautro 's&v Arkakirtir jitahitah | 
p&lay&m &sa lakshmiv&n mänavo mänavih prajäh II 
Vgl. die KäQikä zu P. 4, 1, 161. 



puru8hadhvaja$ringeshu havirbhüshanalakshmasu 
väma$reshth&vanindreshu lal&maqi navasu smritam II 
vermuthlich aus einem lexicon. 

Qäntin&tho jinah so 'stu yushmäkam agha^ntaye I 
yena saips&rato bhitir asmäkam iha n&$itä II 
Beispiel zu P. 8, 1, 18, vgl. die KäcjikA, und K&tantra p. 60. 

Der anfang des Jainendravyäkaranam 

nach der Berliner handschrift x ). 

Lakshmir ätyantiki yasya niravady&vabh&sate | 
devananditapüje$e namas tasmai Svayaipbhuve II 

Siddhir anekänt&t (1). 

sasthanakriyaip svam (2). Pän. l t l t 9. 

haio 'nantar&h sphah ») (3). P. 1, 1, 7. 

nftsikyo nah (4). P. 1, 1, 8. 

adhu mrit (5). P. 1, 2, 45. 

kriddhrite&h (6). ib. 46. 

pro napi (7). ib. 47. 

strigor nicah (8). ib. 48. 

hridupy up (9). ib. 49. 

id gonyfth (10). ib. 50. 

ÄkÄlo 'c pradipah (11). P. 1, 2, 27. 

aca$ ca (12). ib. 28. 

uccanic&v udätt&nud&ttau (13). ib. 29. 30. 

vy&mi$rah svaritah (14). ib. 31. 

ädaig aip (15). P. 1, 1, 1. 

aden ep (16). ib. 2. 

ikas tau (17). ib. 3. 

na dhukhe 'ge (18). ib. 4. 

] ) Schreibfehler sind nach dem commentare verbessert. 

*) *ya hier die handschrift (vgl. Vopadeva 8, 18); sonst immer spha. 



310 Th. Zachariae 

kniti (19). P. 1, 1, 5. 

idüdeddvir dih (20). ib. 11. 

dmah (21). ib. 12. 

nir ekäj anftn (22). ib. 14. 

ot (23). ib. 15. 

kau vetau (24). ib. 16. 

uiiah (25). ib. 17. 

um '(26). ib. 18. 

d&dhä bhv apit (27). ib. 20. 

ktaktavatu tah (28). ib. 26. 

saqijnA khuh (29). 

bh&vakarma nih (30). 

«i dham (31). P. 1, 1, 42. 

sud anapah (32). ib. 43. 

katih saipkhyä (33). ib. 23. 

shiiäntel (34). ib. 24. 

sarvädih sarvan&ma (35). ib. 27. 

vä. diksave *) (36). ib. 28. 

na ve (37). ib. 29. 

bh&se (38). ib. 30. 

dvaudve (39). ib. 31. 

vä jasi (40). ib. 32. 

prathamaearamatey&lpärdhakatipayanem&h (41). ib. 33. 

pürv&dayo nava (42). ib. 34, coli. 7, 1, 16. 

ninasyor atah (43). P. 7, 1, 15. 16. 

tiyasya niti (44). P. 1, 1, 36 vöxttika 3. 

ig ya^o jih (45). P. 1, 1, 45. 

t& sthane (46). ib. 49. 

sthäne 'ntaratamah (47). ib. 50. 

(Lücke.) 
ante 'lab (49). ib. 52. 
nit (50)! ib. 53. 
parasy&deh (51). ib. 54. 
<;it sarvasya (52). ib. 55. 
tid ädih (53). ib. 46. 
kid antah (54). ib. 46. 
paro 'co mit (55). ib. 47. 
sthämv&defo 'nalvidhau (56). ib. 56. 
pare 'cah pürvavidhau (57). ib. 57. 

*) So die handschrift. 



Das JainendravyäkaraQam. 311 

na padäntadvitvavareyaktasväiiusv&radicarvidhau (58). ib. 58. 

dvitve 'ci (59). ib. 59. 

ip kety avyav&ye purvaparayoh (60). ib. 6(5. 67. 

n&Qah kham (61). ib. 60. 

ubujus (62). ib. 61. 

tyakhe tyä$rayam (63). ib. 62. 

nomatä, goh (64). ib. 63. 

anty&dy acash tih (65). ib. 64. 

upäntyäl un (66). ib. 65. 

yenali vidhis tadant&dyoh (67). ib. 72 '). 

akshv ady aib duh (68). ib. 73. 

tyadädih (69). ib. 74. 

en pr&gdege (70). ib. 75. 

va n&mnah (71). ib. 73, vArttika 5. 

an udit svasyätman&bh&vyo 'taparah (72). ib. 69. 70. 

antyenetadih ») (73). ib. 71. 

asaipkhyaip jhih (74). ib. 37. Th. Zachariae. 



Vertretung von r und 1 durch a im Griechischen. 

Wenn man sieht, wie regelmässig und in wie weitem um- 
fange im Griechischen die silben ev vs pe sich zu a verkürzen, 
kann es von vorn herein gar nicht auffallen, dem a als der ge- 
schwächten form der silben eq qs, ek Xe resp. oq u. s. w. zu 
begegnen. Für a : €q glaube ich zwei sichere beispiele beibrin- 
gen zu können. 

(.lartelv ist aorist zu fiaQfczco und kann daher nur als 
fTQ7ceiy gefasst werden, wie es bereits Saussure Memoire p. 7 
thut. RV. 854, 7 vam 1 sg. aor. zu vrndti kann hiermit kaum 
verglichen werden; s. Benfey Gott, nachr. 1880, 8. 195 f. 

Ebenso sicher ist a = r in oxa-tog gen. zu oxioq Koth. 
Saussure freilich deutet a. o. p. 225 oxa-tog aus axv-Tog, 
indem er oxioq fälschlich mit skt. $dkrt qakni zusammenbringt. 
Es liegt jedoch auf der hand, dass zu gakrt, afva-$aka „pferde- 



*) Vgl. värttika 29 (in Kielhorn's ausgäbe des Mahabhaahya, Bom- 
bay 1878), und Paribbäshendngekbara, XXX. 

*) Ganz anders lautet dieses sütra bei Burnell, Aindra scbool, p. 
98. 99. 



312 A. Bezzenberger 

nrist" vielmehr xStcqoq und xaxxav, lat. cacäre, altir. cacc „koth" 
und lit. &2t7rf*'„cacare" gehören, dass dagegen mit oxioq an. 
skarn ags. scearn „mist", ksl. skcara „schmutz" skvftna „be- 
sudlung", skr. ava-skara „excremente" zu verbinden sind. Ist 
somit das q in gxcoq radical, so kann oxa-tog nur aus axg- 
toq entstanden sein. 

Demgemäss setze ich auch fjna-tog unbedenklich dem sskr. 
yakr-tas gleich, gf. jeqr-tos, ursprünglich ablativ zum nominativ 
jdqor = latjecur = zend. yäkare. Auch i'da-tog : völjq ay-vdqog 
vdQaivoficci und ov&a-tog : ov&oq sind als vdQ-Tog, ov&Q-rog 
zu denken (vgl. Benfey Gr. wll. ü, 310). An sich könnten 
vda- und ov&a- ja ebenso gut nasalstämme sein — vgl. sskr. 
uddn, ü'dhne — aber ein solcher ist für vöcdq nicht im Grie- 
chischen, für ov&ctQ nicht einmal im europäischen Sprachgebiete 
nachzuweisen, denn auf den ital. flussnamen Oufens wird wohl 
niemand bauen wollen. — Gehört ta%vg zu rqi%(a^ 

Für a - l habe ich nur ein, leider diabetisches, vermuth- 
lich böotisches beispiel, nämlich yaxov = ylvxv in den hesy- 
chischen glossen: yaxa • ydicog; raxelai* rkvxeiai; ycatov*Tjdv 9 
ylvxv; yaxovdia • TjdvofiiaTa und yanovTtdveig • fjdv7t6tr]g. Von 
Seiten des sinnes würde es sich sehr empfehlen, auch ya-vdo) 
als yX-vaw zu fassen und damit zu yeldco, ykfjvog zu stellen. 

A. Fiele 



A im ablaut zu e und ö. 

Die tatsache, dass a häufig neben e und 6 als ablaut steht, 
ist von de Saussure und Mahlow anerkannt und beachtet 
worden, aber, wie mir scheint, nicht zu allgemeiner anerken- 
nung gekommen. Diess veranlasst mich, dieselbe im folgenden 
noch einmal zur anschauung zu bringen, das übrigens im 
wesentlichen selbständig entstanden ist und Vollständigkeit nicht 
erstrebt 

aeacc „schlief 1 .* dcoriio „schlafe" .- iavto dass. (entgegenste- 
hende Zusammenstellungen bei L. Meyer K. zs. 22, 530 ff.). 

ßißipta, ßrjlog „schwelle" x ), dor. ßovßrjzig (vgl. kret ifi- 

l ) Lat. bilere (Miere) zum beweise für die ursprünglichkeit dieser rj 
heranzuziehen , wage ich nicht wegen des unklaren osk. baiteis auf dem 
stein von Atiilia. 



A im ablaut zu e und 6. 313 



ßey Cauer Del. n. 43, z. 15, das Ahrens II, 338 in iußrj 
änderen will) ; ßcojnog : ßaivo), ßdoig. 

*dirjui „scheuche" : diioxw , jage" .• dtdxtOQog. 

Gj&i, tfjowv (Epicharm) : twog : Cdw. 

&Tjftc6v „häufe" : d'Wjitog dass. : &apd „zu häuf*. 

xiy^/g : xw&iov : xva&og (aus *xfdfrog) und xdv&aqog 
„becher". 

xrjyrjv „dröhne", xlxrjrpe- x&dvqx&v (Hesych) ; xanpog „stumpf 4 ; 
xexacprjiog. 

xXrj/iia „schössling" ; xXcjv dnss., xXtofial; „Steinhaufen"» 
xXtof.iaxoug „felsig" : xXdco „breche". 

7t£7tTrjcig ; nenrioxa : Tttalio. 

Tttrjoow : 7tT(äoo(ü „sich ducken" : inxaxov (vgl. lat. quac- 
tus Froh de o. I, 330). 

Qjjywui, ovviQQrjxxai (& 137), tQQrjyeia (tab. Herac. A. 18): 
SQQwya, faSi; und faxpog „riss" : egQayrjv, iTteQQayrj (II 300; 
vgl. ndd. wrack Fröhde K. zs. 22, 2G9). 

mhd. rasen : eQwrj »jede rasche bewegung" : e£6Qd(ü „weg- 
werfen". 

tyT\v „reiben" (natürlich nicht aus \pdetv) y xar-iiprjfiai : 
xpwQct „kratze", ipwpog „bissen" : ipdio, xpaiw „reiben". 

ipqX w n zerreibe" ; tpcixo) dass. : ipdxzav • rrjv xpwxTfjv {tdCav 
(Hesych), ipaqxtQog „zerreibbar". 

Die ablautsreihe , welche diese beispiele veranschaulichen, 
ist innerhalb einer spräche nicht immer vollständig erhalten. 
Unvollständig sind z. b. die folgenden reihen: 

öijto „werde finden" : dsdaiog „gelernt habend". 

d^opiai : edaxov, ddxvw „beisse". 

€Qt]fiog „einsam" ; dgaftevai • rjovxdteiv (Hesych). 

f/xa „sacht" : dxrjv , axtiov „still", dxtj • rjovxicc (Hesych), 
dxaXa-QQeltrjg „sacht fliessend". 

iJtqiov „aufzug", irc-ijTQi/Aog „dicht an einander" .• imofiai 
(r= didKojucu), €7taaovT£Qog „dicht gedrängt". 

lakon. iXtjfog (Archäol. zeitung 34, 49) : äol. SXXa&t. 

ixsxrjdet, • v7te{xe)xi0Qrjxei (Hesych; vgl. lat eider e): homer. 
xsxddovro. 

exrja: ixdrjv, xaiw „brenne". Vgl. lak. xectvav, delph. xtjvctv CIA. 
545, kypr. fieyaxrjvevg Philol. 35, 94, xqia*xa&d(>jLiaTa Hesych. 
xixQrjf.iL „leihe" : xixodw dass. 
xxfjo&ai (Ahrens II, 131) : xxdofiai „erwerbe". 

Beiträge z. künde d. ig. sprachen. V. 21 



314 A. Bezzenberger 

Xfjyto (Ahrens II, 153) „aufhören" : XayctQog „schmächtig". 

d7teXipca - d7t6QQwya . Kv7tQioi (Hesych) : Xaxlg f Xdxog „fe- 
tzen" (vgl. lat lacer, läcerare). 

Xfj/ua „wille" .• *Xdw, Xd/uvQog ,,keck"(?). 

lit. lekti „flattern" .* Xaxvi^o „zappeln". 

lit megti „sich gelüsten lassen" : fidxXog „geil", preuss. 
manga „hure". 

firJTLQ „ermessen" : fidnov „kleines maas". 

afirjrog „ernte" (vgl mhd. mcejeri) : d^dto. 

ksl. mineti „meinen" : (ßvä^ia, vgl. z. b. Cauer Del. n. 
32 :) fivdofiai. 

ntputig (Ahrens II, 153), ftyywfii (vgl. lat. pegi aber dor. 
ninäya) : indyip. 

delph. rctjXe-, böot. nuXu- (Meister o. s. 228) : att. TtjXe 
„fern" : itdXai „ehemals" (Gollitz o. s. 101). 

TttjQia • ld(p)rt£vdiot Trjy x c ^Q av *<>*> dyoov (vgl. got. fira) : 
7taQai 9 Ttaqd. 

nifXTtXrjiu : TtifiTtXdvai. 

7vi/i7tQrj/M : 7tifi7t(>dyai 9 ifimifircQdia. 

$W°S „bunte decke" .* %Qvaoqayig • %qvaoßa(pig (Hesych). 

ofao/Mxi „verfaule", vgl. at]7tia Epich. 33 : iodrttjv. 

eoxXtjv, dor.i^soxXrjxoreg : dnoaxXairj • dTtogrjQalvoiTö (Hesych). 

a 9>y£ „wespe" : oqxrrrto „schlachte". 

%fjvig „mangel" : xcm'£o> „entbehre". 

XQTj/ucCy X(M<n6s (vgl. lat. rSs Fröhde K. zs. 22, 251 und 
umbr. reMef, reste) : xqdofAai. 

ßXta&Qog „hochaufschiessend" ; ßXaordvw „hervorsprossen", 

yQwvog „ausgefressen" : ygaw, ygccivco „nagen". 

dwQOv „die breite der flachen hand" : daQiv • OTViSatirjV . 
'Aqxddeg (Hesych). 

$H<üq „liebe" : iqavvog „lieblich", fyctficu „liebe". 

iaacpoQog (Hesych) .* eiooqwQog. 

IwXia • qtrjfit] . deiXrj (Hesych), icoi] „geschrei" ; laXia • (fxovi] . 
KQtjreg (Hesych). 

xlvwtcstov „gefährliches tier", xvwip dass. .* xvdmü) „zer- 
reissen" *). 

') Dass in xv(6\f/ f xvantai und Tcviaöalov (s. o.) echtes i eingebüßst 
sei , ist unwahrscheinlich ; das letzt genannte wort scheint mit xlvaSog, 
(6vo-)xMu>s „(Gsel-)treiber u un d xMvrog zu an. hitta „finden, treffen", 



A im ablaut zu e und 6. 315 

xXa>d>co „spinne" : xdXa&og „geflochtener handkorb". 

xvwöaXov' „tier, wildes tier" ; xivadog „tier". 

xvtodwv ,jagdspiess" : xraddXlercu • xvrj&szai (Hesych). 

xcdjtia „schlaf* .• xdpvio „ermüde". 

Xwtwv „erwünschter" ; dnoXavo) „geniesse", lat. Läverna, 
gall. lauvos == kymr. üawen, körn, lauen „hilaris, laetus". 

fitoXwip „strieme" .-atjudlcoip ( ~ aino-(.idXu)\p) „blutstrieme". 

/luüo&cu (Ahrens II, 349) : fiidoficu,, fiaiopai, juaifido) 
(: fiävtg Ahrens II, 153). 

hfü)7trj&ri, veywntjTai • %&andvwtai.xaxank7iXr{x.Tai (Hesych) : 
vany, vditog „waldschlucht". 

olancoTtj „der fettige schmutz der ungewaschenen schaaf- 
wolle" : OTiarlkrj „dünner Stuhlgang". 

axwXr^ „wurm" : oxaXrjvog „krumm". 

actfgco „zerreibe" : aa%vog „locker". 

tsxtcov : rixTCtiva l ). 

TQoiyo) „nage" ; ttqayov. 

TQioa) „verletze", zgaw/da : TQctvfia. 

tto&afyo „spotte, necke", $o)Ta£si * iurtai^ec . %Xevdtßi (He- 
sych) : ävdo&aXog „frevelhaft" (vgl. mhd. tadd „tadel, fehler"). 

äyarov „radschiene", 7T€Qii6yava • enioourcQa (Hesych) : 
äyrvfii „biege" (: eäya). 

liXexqavov : aXaj; • frijxVQf sf&ajudyajv (Hesych). 

aQiqyu) „helfe" : dqwyri „hilfe" (vgl. lit regeti „schauen", 
altsächs. rdkian „sorgen"). 

atjfii „wehe" : otonov „flocke". 

ßXrjpa „wurf*', ißXfarjv u. s. w. ; ßXwfiog „bissen" (vgl. 
xaßXiu • xataniru Hesych). 

euXrjQa „zügel" ; wXmotoi • evtvpeig (Hesych), Xtü/ucc „säum" 
(lat. Idrum). 

&rjo&<xi „saugen" : Süod'cu, • daiwa&ai (Hesych). 

%QYjfxv6g „abhang" : xQtofia!; „felsen" (anders Bugge K. zs. 
19, 420). 

heija „mutiger mann", hatr „hass", nhd. hast zu gehören. Einhusse eines 
echten « hat aber stattgefunden ausser in nvvxog = ntvvxog (gebildet 
wie "Ogviirog) in nvxvog = nvxivoq. 

*) Das « der mittleren silbe kann ebenso wenig wie das in ovofxahiü 
u. dergl. enthaltene als schwa aufgefasst werden; demnach sind in der 
von mir o. III, 160 anm. aufgestellten rege! die worte „ein als schwä 
aufzufassendes" zu streichen. 

21* 



316 A. Bezzenberger 

xtQ7]ßd£ü) „wie bocke mit den hörnern stossen" : xQtifiv- 
Xog „ein mitten auf dem Scheitel emporstehendef haarschopf 44 . 

nfjfxa „leid" (Ahrens II, 153) : %akai"7tu»qog „mühe er- 
tragend". 

o/drjx co „abreiben, abwischen" ; Ofitix^ dass. 

TBv^q^ytj „biene" ; &Qt6val; • xrjyrjv . Adxu)ve$ (Hesych). 

X*}Q°$f „beraubt" ; x^S „gesondert, ohne**. 

Dass a vielfach ablautevocal zu rj und io ist, beweisen die 
obigen Zusammenstellungen zur genüge, wenn auch nicht alle 
unanfechtbar sind; was besonders gegen einzelne von ihnen ein- 
gewendet werden kann ist: 1) dass den bez. 17-formen dorische 
cr-formen zur seite stehen oder gestanden haben mögen — etwas, 
das nicht überschätzt werden darf, da dor. d zuweilen aus son- 
stigem t] hervorgegangen ist x ) oder hervorgegangen sein kann 
(vgl. dälio/dcu : drjXio/Mu (; ddkkec • xaxovQyel?), lat. döleo; 
äßa : fjßrjy lit. jtgä f Fick o. III, 126; xöqoq : xrjQiyog, lat. cera, 
Seh rader in Gurtius' Stud. X, 321 (aber lit. köris); el. itataQ, 
dvared-y u. dergl. m.), aber auch nicht zu unterschätzen ist, 
da, wie oben schon mehrfach zu erkennen war, auch zwischen 
ä und d und zwischen ä und a> *) ein ablautsverhältniss be- 
steht (vgl. advQ : evade; &vdoxu> : $dvävog; xöx/g ; xayxvlag • 

*) Vielleicht ist diess gerade durch den ab laut 4 : ä veranlasst, in- 
dem dem ä zu liebe 4 in d verwandelt wurde. In gleicher weise scheint 
das d von lit. bölü (; bälaü , vgl. ksl. bUü) und sztilü (.* szalaü , vgl. lit. 
szeste lis) entstanden zu sein. 

*) Vergl. ausserhalb des Griechischen die german. ablau tsreihe fa- 
rid : fdr : faranz , in der, wie ich jetzt annehme (vgl. G. g. a. 1879, s. 
819), zwei aus der grundsprache stammende ablautsreihen d : ä und 6 : 
ö) zusammengeflossen sind, und lit. dü'ti : preuss. ddt (dessen d jedoch 
in ähnlicher weise wie das von lit. bülü y szülü entstanden sein kann) und 
lett. tidtra „nessel" : lit. nätere. Sehr zu beachten ist, dass auch 4 und 
ä öfters im ablaut stehen, wie schon in einigen der oben aufgeführten 
Zusammenstellungen zu bemerken war und weiterhin das folgende zeigt: 

ntvrrixoYia, M^xovia : quinqudginta. sexdyinta. 

T)fi€U : lat. dnus. 

r\fjiC : äv-aCvoput,, alvog : djo {adägium aber gehört zu adiyere), 

Lit. pleezu „mache breit' 1 .* platus = nlarvs : plotis „breite". 

Lit. sedmi „sitze" .* sodft „setzen". 

Lat. c4ra : lit. köris (s. o.). 

Ksl. rika „fluvius" : lit. roke „Staubregen". 

iQrjuog „einsam" (.* clquptvai s. o.) : lit. romas „sanft". 



A im ablaut zu e und 6. 317 

xrpddag (Hesych); xexp&iog : xdfiavog; %a%ä(.a : iata^iev; emötv : 
i7CTdfir]v; Xd&io : e%a9ov; exXdv : rfaXa&i; ßXä%d (Ähren s 
II, 138) : ßXa%dv • 6 ßdtQaxog (Hesych; vgl. ahd. claga „klage"); 
d-ä^ai (Ähren s II, 343), xh/jyto „wetze" : &wx&sig, Tsd-oyiLievoi 
„berauscht" (Hesych) : kret. (pdyqog „Wetzstein"; TE&ä<p€ (? 
Kühner Ausf. gram. I, 832), T€xh]7ca : ^iotctm, &wip : racptov, 
&dfißog; xixXäy' Alcm. 7 (Bergk), xexXtjyiSg : xXai^to : xXdCw, 
xXdygto (vgl. lat. clango) ; ytexgäya : xqio^üj : iv&tQtxyov, n^dt/w ; 
avvaydyoxcc : dyioyog ; loxäfjLt, : OTCüfug ' doxlg ^vXlvrj (Hesych) ; 
fpä/il : (piovtj; £a£ (Qäyog, lat. frdga) „Weinbeere" : $cef£ dass); 
2) dass rj und w nicht nur durch d, sodern auch durch den je 
entsprechenden kurzen vokal («, o) abgelautet werden (rixhjui: 
zid-s/Asy, didwjtu : dldofusv u. 8. w.). 

Die zuletzt hervorgehobene tatsache legt die frage nach 
dem gegenseitigen verhältniss der ablaute S : ä, 6 : ä und e : 
e, 6 : ö nahe. Ich gestehe, darüber nicht in's klare gekommen 
zu sein; denn wenn jene auch weniger verständlich sind, als 
diese, und wenn jene auch öfters neben diesen erscheinen (vgl. 
ßwrtüQ, ßwrtg : ßoaxu) , aber KQO-ßaTa; dldiopi : dorog, aber 
lat. datus; irj^ii : ävlßo&ai : aq>€tog } aber lat. Salus; egtog : 
tQog, aber igavvog; lit. Veits : rixTct, aber xdzxa; nrjXidvog (He- 
sych) : neXidvog, lit. pel'e, aber lat. palleo ; lit. Vekti : lekiü, 
aber Xaxxfcw), so sind die ablaute e : e, 6 : ö doch so natür- 
lich und so weit verbreitet (z. b. afirftog : lat. meiere; xexrjipe: 
lat. hebes; fuydoncu (ksl. rnera) : /atdo/ticu, germ. metan; lat. 
moles : molestus; didco/iu : ddfsvcu, umbr. purtuvetu, lit. daviaü; 
ßXrjXQog (Ähren s U, 150) : lit. gleznus „zart" u. s. w.), dass 
ich sie nicht für unursprünglich halten kann. Ich muss es des- 
halb zweifelhaft lassen, ob die Ö, bez. ä von z. b. ksl. holü „pa- 
lus" (lit. ktflas : an. hcell Bugge o. III, 103); ksl. ocholü „su- 
perbus" (Styiu u. 8. w., 8. o.i; ksl. dojq, got. (faddja „säuge", 
preuss. dadan „milch" (&rjo&ai : #ühj#(m),- lit. Idpe (dXtiftrj^): 

Ksl. v$ko „palpebra" : lit. vokä „deckel" (akes vokä „angenlied"), 
lett. vdks dass. (azu vdki „augenlieder"; vgl. &nut * 6(fqv6w7). 

Lit. grebti „harken" (vgl. girbsznis „griff 1 ') .* sugrobt (in zemaitischen 
Schriften) „ergreifen**. 

Ahd. kndan „erkennen" : iyvtav, lat. nöttis : lat. gndrus „kundig", 
lit. zinoti. 

rvyotos, yByh'rifAia , xaalyvrjfios : yvtatog „blutverwant" , lett. fruit* 
„Schwiegersohn" : lat. ndtus, ndtio. 

Ksl. strgla, ahd. strdia ,.pfeil" : taronnat : lat. strdvi. 



318 A. Bezzenberger 

lit. katilinti „plaudern" (xarvillw); lit £dgaras „reis" (lett. 
fchügi); got fraujan- (7tgmog); got. hlahjan (xkiätraw); krim- 
got. ada (($>6v) ; ahd. jagon (Iwkij) ; ahd. labon „laben" (Aoi- 
cpiiü); dän. snage „nach leckereien suchen" (vtiyctloy); *mhd. 
backen „backen" (qwwycu) griechischem o, oder ä gleichzustellen 
sind. Dass das letztere möglich wäre, lehrt weiterhin das fol- 
gende. 

lat. äries (gr. (oi)Qavtg • ilacpog Hes.?) : lit. eris „lamm". 

lat. cälim : celo. 

lat. capto : cepi : gr. x(07trj „griff". 

lat fäcio : feci, osk. fifikus (Bugge Altital. stud. s. 31), 
gr. M&rpia. Fäcio verhält sich zu e'xhpta und Tixhffu, wie dwrx- 
Togog zu dii&xto und dirjfii; es ist folglich aus dem schwachen 
perfectstamm gebildet und gewissermassen ein präterito-präsens 
(vgl. sikul. xexXvxw, Ahrens II, 328). Ebenso sind nun ca- 
pto, jäcio, frango *) ; pango u. s. w. zu erklären; sie haben ältere 
präsentia verdrängt, welche mit den zugehörigen perfectis im 
wurzelvokal (e) übereinstimmten. 

lat faüo : gr. yrjXrjTijg „betrüger" : a7to<ptoliog „nichtig". 

lat af-fätim „zur genüge" : xHjo&ai : Swad'ai. 

lat. lassus „schlaff 4 , got lots dass. : got. Uta : lailöt. 

lat. paene „beinahe" *) : pSnuria „mangel". 

lat. pätior : nfjfua : raXai-TvtDQog. 

lat. rätus, got. raßjo : lat. r$ri. 

lat sätus, saeculum (Fleckeisen Fünfzig artikel s. 27) ; 
sevi, seinen. 

lat. saxum, an. sax „kurzes schwert" : ksl. sikq „caedo". 

lat spätium „räum" : lit speti „müsse haben" : ahd. spuot 
„erfolg". 

lat. äcipenser, äquifolius : dcior, wnvg. 

lat. ämarus, skr. amla : gr. lopog. 



*) Unrichtig habe ich das a solcher verba früher (G. g. a. 1879, s. 
823 f.) für schwä gehalten. — Beiläufig bemerke ich, dass nasalierte for- 
men, wie pango, frango, tango, durch ihren ablaut als relativ jung er- 
wiesen werden. 

*) Das ae dieses Wortes steht neben dem 4 von pänuria, wie z. b. 
das at von ipata), ßaCvot neben dem rj von yrjv, ßovßrfrtg. Vgl. weiterhin 
saeculum , paedor, ahd. giht. So bekommt auch das verhältniss von got. 
Azurn, vaian, saian zu lit. loti, ttr\fjn f lit. slti und von ahd. chleini „zier- 
lich", gr. yXaivot ° xa XafinqvafAttxa rwv ntQuettpaXaibh?, olov aarioeg (He- 
sych) zu ykijvos „prachtstück" ein etwas anderes aussehen. 



A im ablaut zu e und 6. 319 

lat. cano „singe" : cicönia „storch", 
lat. cätus „scharftönend, scharfsinnig" ; cos „Wetzstein", 
lat dätus : donum. 
lat. nätes : gr. varog. 

lat. paedor „schmutz, gestank" ; xjjwa „fäulniss". 
lat. rätis ,„floss", ir, im-rad „sie umruderten" : an. röa 
„rudern". 

phryg. attagus Arnob. 178, 19 (Reifferscheid) : aritffog, 
skt. ckdga, germ. skepa- (Fick o. s. 169). 

lit. in-da$ „gefäss", iz-das „schätz", nü-das „gift", pd-das 
„fundament", pre-das „Zulage", su-das „gefäss" : deti (vgl. skr. 
-dka : -dhd). 

lit. draskyti: sudreksti „zerreissen" (unsicher wegen dreskiü). 
lit. randü „finde", skr. rädhyati „in die gewalt bekom- 
men" : got rida : rairup. 

lit. slapstyti : sTepti „verbergen". 

lit. vagiü „stehle" ; vogiaü : ksl. ve£a „cella penaria" ; 
iwyri „schirm, schütz". 

ksl. mqdo „testiculus", lat. tnadeo, gr. /uaddco : fitjdea <pw- 
toq „männl. schäm". 

ksl. sporü „über" ; speti „maturescere". 
german. blada- „blatt" : mhd. blwjen „blasen , schwellen", 
got. fagrs „passend", fdhan „ergreifen" ; ga~föhaba „ehr- 
bar" : ahd. fuogi „passlichkeit". 

got. gatvo „gasse", ahd. gen, lett. gaita „gang" : ahd. gdn, 
gähi. 

ahd. 8tnal „klein" : gr. fiirjla „kleinvieh". 
an. taka „fassen" : got. teka : taitdk. 
got. aleina „eile" : gr. loXirrj. 
germ. faüan : lit. pü'lu „ich falle", 
got. gaurs „betrübt, traurig" *), skr. ghord „grausig" : gr. 
X<oo/iai „zürnen". 

Dass der ablaut 6 : a auch in endsilben eintreten konnte 
mag endlich die folgende proportion lehren: 

skr. bhdrd(mi) : jabhära, tv7ctu> : Tervqxx, got. nitna : nam 
= skr. einvi : dcituri. A. Bezzenberger. 

*) Aus *g6ura- wäre got *g6rs geworden, wie got. bafrös = skr. 
bhardvas lehrt. Nur wenn man von dieser form ausgeht, versteht man 
jene. Vor der endung der I. dual. präs. war der thematische vokal in 
der grundsprache also gewiss vielfach, möglicherweise durchaus lang. 



320 A. Fick 



Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). 

Im frühjahre 1877 fand F. v. Duhn auf einer reise durch 
Achaja in Kato-Achaia, dem alten Dyme, eine reihe von in- 
schriften, darunter 4 grössere, aus der zeit und im dialecte des 
achäischen bundes. Der druck des reiseberichts (in Mittheil, des 
Deutsch. Arch. Inst. III, 1878, s. 6 ff.) verzögerte sich und so sind 
die inschriften, nach einer bemerkung des herausgebers a. a o. 
8. 73 „inzwischen im Bull, de corr. hell. II, 40 — 44 und 94 — 
99 nach abschriften des hm. Martha veröffentlicht worden". 
Da die quellen des achäischen dialects bisher nur sehr dürftig 
flössen (CIG. 1542-1558, Le Bas 362-373 und 373b), unsere 
kenntniss desselben in folge dessen nur gering war (vgl. Äh- 
ren 8 Dial. I, 234), so scheint es nicht unangemessen, die in 
manchem betracht interessanten documente hier zu wiederholen 
und einer kurzen besprechung zu unterziehen. 

1. Bull, de corr. hell. II, p. 41 s. (Martha). Sehr wohl 
erhaltene inschrift, wie es scheint, des 3. jahrh. In Umschrift: 

1 'Eni &eox6Xov LdQiOToXaida, 2 ßovXdqxov Tiixoxqd%eog 9 
3 ngoardta KvX(X)iog, 4 yga^fiaziara dctfioot 5 oqwXehuov 
MevdvÖQOv 6 xovade a TtoXig noXl 7 %ag STtoirjaaxo avftTtoXe 
8 fiiyoavTsg to^TcdXsfxov 9 xal xd(.i7t6Xiv ovvdia 10 otoiaa- 
vtsg xQivccoa xa 11 & i'va exaotov. 

12 OlXwv QQaocavög 13 uivxojv 'AQiotaivezov 14 KXsa<pdvrjg 
TifMHpdvsog 15 Nixonivqg Ti/nocpdveog 16 l4&avddag 'Enevx- 
%ov 17 3 E7tit€Xf]g Köviovog 18 KXiwv 'EmxiXeog 19 NixctQ- 
%og Nixoqxov 20 2a[tldag Tipia 21 Sivagxog Tiftia 22 IAqi- 
axodafiog MeyaxXiog 23 Evamog MeyaxXiog 24 &gaavßovXog 
'Aüu\idv%ov 25 Avxiog Nixtovog 26 2aTVQog ^Aqioxwvog 27 
Evqxx/tiog 0tXodd/nov 28 OiX6f.irjXog Evdlxov 29 SwaixQdrtjg 
AXe^iwvog 30 2cariiov SwoiXQdrtog 31 Evxqdxrig 2TQopß{i%i- 
d)a 32 Evdotyg @eo£ivov 33 KXiwv UXe{l»i)wvog 34 JIi^iW 
Evl-evov 35 Ae7iTivag Aeitziva 36 Sevodoxog Nevfitjvtov 37 
TifiioxXrjg XaiQ&a 38 Tifttiov Evdvdqov 39 QsoxXfjg JSifJiovog 
40 TIvqwv IIvQiüvog 41 Tlvoiovog. 

Auf der rechten Seitenfläche des steins: 
42 Nixddag 43 NixdvoQog 44 M£vioTQaxo(g) 45 &€07t6ft7tov 
46 Jctfiiovldag 47 NeixoXdov 48 Bov&vwv 49 JTqoxqitov 50 
Jetvictg 51 &t]Qviovog 52 Aewv Bov&vwvog 53 JStxaQXog 54 



Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). 321 

KXeo<pdveog 55 JloXv^evidag 56 Mvaat7t7tld(a) 57 Sanji- 
oxqaxog 58 Jetvia 59 Jodxag 60 Qeoöotov 61 2ajitiSag 62 
Ewxqxov 63 SevoxaQrjg 64 (S)evdgeog 65 (2)ioat7t7tog 66 
(H(>)a%Xeida 67 (Ev)jur]Xog 68 (l4o)nXa7ttodciQOv 69 (Mij)i'o- 
dwQog 70 CAo)%Xa7tiod(ÄQOv 71 CEo)f.ialog 72 (T)l/iü}vog 73 
OiXiotog 74 *H(>axXetda 75 Ja^idrgiog 76 ifTroAAoqpajws 77 
NixooTQOTog 78 Jtovvoiov 79 l4/Lt t u(ovtog 80 Ileioia 81 (ü^)- 
tpatotog 82 AQtatoxXiog 83 {J)QOfttjjv 84 ../nwvog. 

Der acc. pl. der consonantischen stamme auf «g in 7. 8 
ov^Ttolejuijaavrtgj 9. 10 ovvdtaoaitoavteg findet sich ebenso 3, 
z. 4 da(Aoatoq?vXaxeg, 3, z. 12 roi>g eXdoooveg. Man vergleiche 
damit die accus. nXetoveo, xdgtteQ des neuelischen dialects (Da- 
mokratesinschrift Archäol. ztg. 1876, p. 183 f.) und (drzedetJ-av) 
ptväg dexatetoQeg der alten delphischen inschrift bei Wescher- 
Foucart Inscr. de Delphes nr. 480. 

3 ÄiU(i)ios. Der name ftvAAig scheint kürzung von IfoA- 
>Umo£, wie ein Dymäer des 2. jh. GIG. 1543 (rc5v 7r«$i ÄvHa- 
vtov ovvedowv) heisst. Aehnlich hiess 'Eojurjg KvXXrjvtog auch 
2£t;>Utog nach Steph. Byz. s. v. Ai'AA^ „xai ifoUiUog Xiyetai 
Egftrjg xatd avyxonrjv tov KvXXyvtog". 

31 2vQo/^ß{txid)a , Martha: 2tQ0fuß(vUd)a. 41 JZr^w- 
vog ist sicher. 69 (Mi/ypodtüQog , M.: (Zy)yo(fccjpog. 72 (T)/- 
juwvog, M. gleich gut (S)iinwvog. 81 (L4)q>atotog, M.: (*tf)qr>of*(7- 
iog wider den dialect. 84 ../niovog kann Jdf.twvog y "EQftiovog, 
2dfW)vog, 2ifitovog y Tifutovog gelesen werden. 

Mit 14 KXeagnivrjg vgl. KXeayevrjg CIG. 2265b ; das o in 46 
Ja/ttovidag ist vielleicht alterthümlich ; die jüngere Schreibung 
et für I in 47 NetxoXdov steht ganz vereinzelt. 

Die namen 23 Evantog, 48 Bov&itov 52 Bov&vwvog, 
51 GrjQvwvog sind neu. 

2. Bull, de corr. hell. II, p. 94. Rechts vollständig, links, 
oben und unten verstümmelt. Links fehlen 11 - 14 buchstaben. 

Der nachstehend mitgetheilte ergänzungsversuch regt viel- 
leicht berufnere an besseres zu leisten. 

Z. 1-12. 

1 . . . . (int t)olgöe elfter tdv noXtz(eiav) inoi 2 
(xotg ' doftev tat tt)oXt tov SeXovta xotvwve(tv Jvpi)ai 3 
(tov tag noXtog ovt)a eXev&eoov xal ig iXev(&eoto)v td 4 (Xav- 
tov ent yqa)^tatiog toig *A%ato~tg Mey(avÖQid)a 5 (td ftiv 
rjixtov iv) tat itqwtai egafitjvwij td öi Xotnbv 6 (h twt de- 



322 A. Fick 

xdxwi fityvi tog ot *A%atoi ayovxi • ei de firj doirj 7 (xo b'Xov 
ev xioi $vi)avxwi xtot irti Mevavdoida äXXd 8 (xo rj^tcv fio- 
vov), fitrj eaxw avxwt d noXixela • ei de xug 9 (e%ot vov ivxog 
xwv) etzxaxaidexa [e]heutv t} dvyaxioa 10 (dfiaXtxiav, Sfio- 
od)a&(ü ijüßovXa 6 7iaxr\o xdv vofiifiov bo 11 (xov, r\ \idv «I- 
ftev a)vxov yevedv xai (vew)xeQOv enxa 12 (xaidexa hitav xai) 
xdv vov naid(a yvfjotov). 

Z. 1. 2 enoi(xoig) „fremden" oder im sinne von ^exoixoig 
zu verstehen? Oder inolirjoav)? Z. 6 dexdxm (oder e'ßddfuoi) 
fxrjvL Der Achäische bund zählte die monate, nach Wescher- 
Foucart Inscr. de Delphes 109 JSxQaxayeovxog x(ov lA%atoiv 
*!Ao%wvog Aiyiodxa fitjvbg eßdöfiov xxX. 

Zu 12-25. 

12 ifpfiood 13 (pevog de xov vo)v d(X)txiav .... rj oo&wg 
14 .... (3fioa)dod'0} aal .... oßovXai 15 .... lovavna .... do- 
£cu 16 .... (x)ai eax(w) .... oav 17 .... (ei de) x*1Q a &Xev- 
{&ioa xai i£) iXev&4 18 (qoxv d-eXrjoec xoi)vwve7(v) .... azw 
19 .... xai yw(aixi) .... Xi 20 .... yeveat • e(i de e%oi vov 
tvxog) enxa 21 (xaidexa ixewv) y &vyaxeo(a .... 6fto)od[i 22 
(evog xdv vöfiifiov o)qxov ifi(ßo)vX(a fj fidv 3f a)vxä(g) elfte 23 
(v yevedv xai v)s(€ü)x€(qov enxaxaidexa) exi 24 (wv) .... 6fi€- 
vog .... avcr** 25 .... ov xai ywaixa (xai yev)edv. 

Die schwörende person z. 21 f. ist nicht die wittib, son- 
dern ihr nächster verwandter, der sie rechtlich vertritt, da- 
her z. 24 (iftofiw)6fievog. Z. 15 av7ta(Xiv) = z. 24 dva7t(aXtv)? 

Z. 25—34. 

25 14 26 (noyqaq>evx(o de) noxi xbfißovXao%ov xai (itQoa)- 
xdxav da 27 (fioowqwXdxio)v xai yoafifiaxioxdv • xovg de ditoy 
28 (oaqiivxeg, v<3)v dfiooafiivovg xdv dXixiav xai dov 29 (reg 
xdXavxov)y xa&wg yeyoanxaiy diaxXaotüodv 30 (xta al owao) 
yjat wg looxaxa eni xdg qyvXdg • xai Xa 31 (%6vx<o ifti xdv) 
S7taxida y liti xdv Jvfialav, eicl xdv @eofu 32 (alav • xai 
xoivw)veovxw d-eoxoXiav av d nbXig xa&ioxäi fa* 33 (xm /le- 
get xwt) eavxtov xai aQ%eiwv xwv xe elg xo xotvov 34 (<po- 
qwv xai xäg eioq>OQ)äg xag xe elg xo xotvov xai yefaovoiav?) 

Z. 26. 27. Oder nqpaxdxav dd{fxov xai xapia)v xai? Z. 
28. 29 dnoy{qaq>ivxeg) und dov(xeg) fordert der dialect; vgl. 1. 
Z. 31 ist vielleicht 2(xQ)axida zu lesen, vgl. Steph. Byz. s. v. 
Jv/ur) : xai Jvfitj ij %WQa ndXai £xaXe7xo, rj dt rtoXtg Sxodxog, 
voxbqov de xai fj noXig xai fj %u>i>a Jvprj ixXfj&rjoav. Der 



Die neu aufgefundenen in Schriften von Dyme (Achaja). 323 

-Xaog Srtdxxiog der inschrift von Meliteia Ussing 2 ist ein 
Aetoler. 

Die dritte phyle scheint benannt nach Geopia = Geo/uo- 
(poQog, wie Demeter nach Paus. 8, 14, 4 in Pheneos hiess. 
Mit xa&ioxäi 32 vgl. Wescher-Foucart 407 dftoxad-toxdovieg. 

3. Bull, de corr. hell. II, p. 96. Rechts vollständig. 

1 .... do(ftev x)ai ex 2 (yQd<peo&ai) 7toXe^idQ%ovg vnb x&v 
i..wv x&v (v)nb tag noXiog xa&eoxa 3 (ftevtjv • i§)d/uev de 
xai xolg nQoaxdxaig xai xolg (i(>)aveoxaig iyyodtpetv 4 (noXe- 
piaQXOvg) xai dauooiocpiXaxeg xa(i) yqaupiaxe(a) xai xafiiav, oi 
dei 5 (eoovxai, ei rj)[trj naqadi^ßvxai rag &xyQa{q>)äg naQa 
xwv nQoaxaxäv xa 6 (i nag x&v i..wv) x&v vnb xäg noXiog 
xa9eoxafievwv ij /urj nctQ x&v Idiio 7 (xav xai lQaveo)xav rj 
firj dnodtioovxi h xaig äpiQaig, iv alg yiyqa 8 (nxai • xi&exta 
de a y)sQOvaia 9 xa& exdoxav dfUQav eaxe xa dnodoiev 9 
(ftQaoahio de xav ta)/uiav 7toxl xb xaxä xQi^tjvov dixaoxyQiov • 
oi de ye 10 (Qovxeg, ei firj Cafiiw)(jovxi xovg noXefidqxovg y 
avxoi dnoxivovxw 11 (xav ^afäav xai axipo)i ovx(io) xai ev 
xolg l/l%atdig xai xaxd noXiv • ei de 12 .... (eQ)dvovg xovg 
iXdoooveg cpeQOVXwv äaxe 13 .... (x)bv q>OQOv xa&ibg i^a^xäg 
%<peQOv y it-ovoia e 14 (ax<o) .... oei eQavevxäv • xb de öoyua 
xovxo dva 15 (yQccxpdvxto oi xa/niai x)ai dva&ivxw elg> xb *«- 
qov xov IdnoXXw 16 (vog .... o&ai xovg dapnoqyovg noxi xav 
noXtv 17 .... vxavxa. 

Der magistratsname z. 2 e..wv ist nicht zu enträthseln, 
etwa evitav gen. von oi ivvia, wie ion. öixwv, äol. ni^norv? 
..aveoxaig, z. 3 ist zu combiniren mit 14 iQavevxäv; die i(>a- 
veaxai oder igavevxai sind wohl die erheber des eQavog. 12 
(iQ)dvovg scheint mir sicher, Martha giebt yavovo. Zu den 
accus. 4 dafioaioq>vXaxeg 12 iXdaaoveg vgl. die note zu 1. 

4. Bull, de corr. hell. II, p. 98. 

1 xoXovyiXoxXeoo 2 x .xadapioxqi 3 aQ%ov 

xXetavoo 4 noXioxaxexQiv 5 voxue(HKp<oQeov 6 

IAaexo7txov%aX 7 .... OQdiXiwvaeixeav 8 .... ovopiaavx 

tauoxi 9 ...,tvxov%qvoo%oov 10 ...aviovrjeinavxade 11 .. 

.itjeixiaXXoovofia 12 ...... a%oXaovpioa%oXaov 13 qaveoo 

ßovXaqxov 14 XaaÖQO^a.. 15 hxQ%ov ..vea 16 . 

. . . iaooXvpmt%ov. 
Von z. 13 beginnt ein neues decret, 14 (xäg ßov)Xag 15 
(ini ßov)XaQ%ov ergänzt sich leicht. 



324 A. Fick 

Die zeilen 1 — 12 sind etwa so zu lesen: 

1 CErtl &eo)xolov 0tXoxkiog 2 7tqoax{d)%tt JapionQi 

3 (töVj ßovX)d(>yov KXiwvog 4 (torade d)ftohg narixQtv 5 (e 
&ava%o)V) ovi leQoqtioQeov 6 (xort ayaX)fia hxontov ydX 7 (xe- 
ov) • @Qaixtwva ehe l4vn 8 (voiai) ovofux avxwt iati, 9 
(KvXX)iv tov %ovoo%6ov y 10 (KvXX)dviov ij sl TlovraXi 11 
(ovt)i rj ti xi aXXo ovofitd 12 (iori, M6)o%6Xaov Moo%oXdot\ 

4 Tovode d rtoXig vgl. 1, z. 6. ö isQtMpioQito = uQoavXew 
ist neu. 7 xcrAxorr Martha, dialectwidrig. Q^atxtWa, Mar- 
tha ÖQdtxiiova, was kein name ist. Ich lese ®P-^ statt OFz/ 
und gewinne dadurch den namen Sqcuxiojv gebildet von Bqai% 
wie KccQitov von Kccq. OQaixidag kommt bei Wescher-Fou- 
cart Inscr. de Delphes 219 vor, ein geschlecht Soaiyudat auf 
Chios Bull, de corr. hell. III, p. 323 (die Überschrift fc.or- 
%u.. ist beiläufig bemerkt nicht auf Poseidon (!) zu beziehen, 
sondern dno oxxdog „in folge einer Prophezeiung" zu lesen). 
7. 8 Martha: el'te av %t (aXXo) xjL, was aus verschiedenen 
gründen unmöglich ist. Ich nehme l4vri- als anfang des zwei- 
ten namens ; ebenso 10 7tavra5e y welches ich JlavraXe lese und 
zu navxaXi{ovt)i ergänze. 12 Moa%6Xaog ist vollname zu Moo- 
%og, Moa%iwv, Moo%wv. 9 {KvXX)iv und 10 (KvXX)dvwv sind 
wenigstens acht dymäische namen vgl. 1, z. 3 und CIO. 1543, ö. 

5. Bull, de corr. hell. II, p. 99. (A). 

1 xX(rj)naayia<p6Q£[4ß()OTOVTOvviov 2 O-eoia = 
KXrjvtg l4yia OeQS/ußQozov xbv viov &eotg. 

6. Bull, de corr. hell. II, p. 99 = Mittheil, des D. A. I. 
A. III, s. 73. (A). 

vixataduovoaxaiQS = Nlxcua Jltovog %cuqb. 

7. Bull, de corr. hell. II, p. 100. (A). 
QiCLÖioo%ovQida%cuQG = — oia JiooxovQida x a ^Q € - 

In dem achäischen decret Boeckh GIG. 1542, z. 8 lies: 
Nwiai KöQQivddov Qaoniei statt KoQOipddov. Koqqivddag 
(wozu auch KoQivva) ist ein altböotischer name vgl. Hermes 
VIII, 418. Z. 13 inl dctjttioQ — HTA Bovqiov ist zu ergänzen 
inl dafiiOQ(ywv l4y)rpca Bovqiov. — Für achäisch halte ich 
auch die zu Tegea gefundene Xuthiasinschrift des 5. jahrhts. , 
welche Kirch hoff (Monatsberichte der berliner akad. 1870, 
s. 51 f.) für lakonisch erklärt hat. Dagegen spricht aber das 
innere a in yveaioi, yveotcu, eßaoovzi, welches bei den Lakonen 



i 



Die neu aufgefundenen Inschriften von Dyrae (Achaja). 325 

des 5. jhts. schon in den asper übergegangen war, der Wechsel 
von ei und al, vielleicht auch das fehlen des hauchzeichens in 
viotj eßaoom neben e.ßovxi. Auf achäischen Ursprung deutet 
vor allem der name des Stifters: er heisst Sov&iag nach £ov- 
&og, dem vater des Achaios und ist söhn des (DiXa%aiog. Das 
heiligthum der Athene Alea zu Tegea diente wohl nicht bloss 
den Spartanern als bankinstitut, war doch nach Paus. III, ö, 6 
ro isqov tovxo bt TtaXaiov IIeXo7toyyrjoioig rtäaiv aldiaifiov. 

Zu den nordthessalischen inschriften trage ich nach: 
Larisa 8, vollständiger bei Duchesne-Bayet nr. 170. 

1 TtezaXXig 2 TZ&aXtXia, natürlich zu lesen: nevaXXlg Tleva- 
Xiaia vgl. IlhaXog 0€QaoX6xstog Lar. 14. 

Larisa 15 Duchesne-Bayet nro. 164. 1 Evirtitog r<>Q- 
yiXeiog 2 roQyoyioxa OiXol-evidaia 3 c Eqjuccov X&oviov. 

Larisa 16 Miller in Revue archeol. XXVIII (1874), p. 161. 
1 evöe!;ioo ßaiTtja 2 i7t7to%qi7tetoa evdet-toiao 3 eq/tai 
ovx&oviov ist zu lesen: 

Evdegiog Baivrjg 

l IrtnoycQijatog Evöe^iuog 
'EQftaiov Xd-oviov. 
Die letzten buchstaben von zeile 3 der inschrift Phalanna 

2 lese ich: rofi(pevTaXo(v) = ttSfi toerraXdiv oder tov/i 0et- 
raXovv, vgl. OertaXog -= QsaaaXog in böotischen inschriften, 
s. Meister o. s. 190. A. Fick. 



Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 

I. Benutzte quellen. 
I) Steininschriften. 

a) Inschrift von Syllion nach Hirschfeld Monatsber. d. 
kön. preuss. akad. 1874, s. 726, vgl. Bailie Fasciculus inscrip- 
tionum II, 229ff., Corpus inscr. graec. III, 1160f., Kirch- 
hoff Studien z. gesch. d. griech. alphab. 8 s. 44 ff., Lebas 
Voyage archeol. en Grece et en Asie min. inscript III, nr. 1377, 
explication des inscript. III, p. 335. Was ich vom grammati- 
schen Standpunkt aus in bestimmter weise auffasse, gebe ich im 
folgenden mit gemeinen typen, alles andere mit versalen. 

2YJIEIA i) xal hucxqoJoi MATE\\\]\\\\NHEAE2EA- 

*) Der fundort der inschrift legt die lesung 2YA- nahe. 



326 A. Bezzenberger 

YV . . A ») 2 lA\\\\\\AP\\\\\\\\l2ll\\\02YIlAPKAi :AIIUA2 - 
BiAllEYiqi 3 TP V> ov*[v7toK]ig 3 ) EIHHJJITYKMSBAYM- 
K)SnAXIIIIIIIlAOIIIIII 4 \AIIA xexQafievOg ESETIiTEHH- 
AI2 Ttohv AI/H 5 oua nedexaiöexa fima ÜKAIMH22A *) 
6 02a Kai T^täfeaa II02ABATIAPIIENAI1J 7 ATPO- 
noiat ne<niPENIAVsTatai HEV\OTaic[t] 5 ) 8 ißwldoerv a- 
ÖQuüva «) xaraaTfiacr[t] 9 PAIEHI *) KAIMHEIAAE 8 ) f i 
xsi V flE^OIta[ai] 10 HA2MANETY2*) KAIMHE1A- 
[AB] HIIIITY2KAUIIIIIIII ™) 11 OEFElnoXu ") ArqfJUMlv 
//////// dizaotiJQ€Q **) 12 Taten KA1NI *») 2KYJFY xa«?- 
jF^godt; iL*?// 13 xa^dv KAIHAKIANEIE **) xai v /fo>- 
Xrjtievvg X 14 [Ä]^f/JV/ Woixv/rotag 16 ) ex&co xa? adxa 
-^E2") 15 A2ViTYMAAIANHArAEo#a> HATPEKJI") 
16 dwaOTTJQtg mal aQyvQwrat 18 ) /ujj egdyiodi K 17 AIIIPO- 
rag l9 ) xa&avirw KAINI YiotxvnoXi[g] 18 [dtxaJOT^geg de xai 
afWdra* aW* E 19 AMHE2JYE£JEOY2EAAIoöv di- 
TiaarrJQeg 20 ^JS jrAw&t HAIPE ftij i&ytodi im/INEIA 
21 -o<to ä/iar* PEEmHE\\\\\\\\\\\\\\\\JAlLE^JlFA 22 J?2 /r^i 
y«>*S BuaQYrEIIHIilllETAIKANWEA »«) 23 JPlffE 2L^/M- 

*) Der an fang dieses buchst abencomplexes läset sich leicht als 
MATEP- denken. — Statt -EAY- ist vielleicht EAY zu lesen, vgl. u. a. 
xd&ijöv z. 13. *) Vgl. zz. 14, 17. Dass in dem worte ein stadtname vor- 
liege, ist mir unwahrscheinlich; vgl. teQctnoXog in den akamanischen 
Inschriften bei Cauer Del ec tu 8 nr. 98 und 99. *) nvlefirjcaas? iztös 
fir}aaag? Zu MHZ vgl. den anfang von z. 19, PEEMHE z. 21, anm. 8 
und die Schreibung MHEfSWZ auf der von Bergmann Hermes II, 
136 mitgeteilten inschrift von Korkyra (vgl. auch Meister o. 8. 224). 
*) Vgl. den schluss von z 9. *) Dass äögutüv hier die bedeutung von 
üv&qwv habe, ist mir unwahrscheinlich; es bedeutete wol „bildsäulo" 
(wie ävfyids). 7 ) Vgl. den anfang von z. 23. 8 ) Vgl. z. 10, z. 23 und 
anm. 4. •) Eine andere copie (s. Lebas) gibt E AZM u. s. w. *•) «J]- 
xhg xai (T[a^of? u ) Es ist wol BEFEInoXu zu lesen. M ) Vgl. <F**a<rriJ- 
Qccg auf der lokrischen inschrift von Naupaktus (Rhein.mus. 26. 39). Dar- 
nach ist Ahrens II, 145 zu berichtigen. 1S ) Vgl. zz. 14, 17, 28. u ) 
KAIHAK1AN «fy? Vgl. z. 87. 16 ) Eine andere copie liest YiOIKY- 
nOAJOZEEETO , eine dritte VI OTKYHAIÖPFEY u. s. w. ,a ) Zwei 
andere copien lesen KAIHOKAAE2 = xai 8xa AEZ; ich denke an das 
arkadische xdv (vgl. die inschrift von Tegea, Jahrb. für class. philol. 88, 
686). ") aitfxatrt Vgl. HAIPE z. 20. «•) Begrifflich wol so viel wie 
äfyyuQOTajuCcu. 19 ) Vermutlich ZnjAIUPOrag (ein nomen actoris), vgl. st. 
24, wo ebenso zu lesen sein wird. *°) Eine andere copie liest ..FTAI- 
KAAI&..A, eine dritte AE E TAIKA WEA; ytytorpai JKcrfeMft]? 
Zu *KaXC»ta vgl. Bechtero. s. 135, Usener Rhein, mus. 23, 316 ff. 



Zur beurfeilung des pamphylischen dialekte. 



327 



HEIAAE KAINI 2AMAJIM02AMA 24 nohg «) aye&- 
Xa ") fexhw «») xal 2IIAm[PO]tag ßdfa KAU ////TOIAE »*; 
25 [AftiX]o)vi «) xal OPOFYKAI/j »«) 37 ßlE.ElE*») 



26 IKOKEo&ai ÜEPAV*/ 

27 I2FE3EKA& . ANEIHI »*) 

28 E20A1BFATEYAU ") 

29 -cwat *&*£ OMYJSY/i *») 

30 xai *Aitkfoava Tlvx[iOv\ 

31 ////////' se^Y H^//// 

32 ////// OEPOVOIMEI 

33 IIIIHJYILA^PIZ 

34 Hill ATA xmiffpdv 

35 II/IIAAIIAKAITI/IIII 



38 \A2EI/I/Ar 

39 ////// ft« 

40 I 11/11 II II IUI J/l 

41 ANAXA/II 

42 ///^/ voty// 

43 IIIY2IHIIII/OII 

44 11/KAlEnO *') 

45 KESUHFII 

46 «giert)' // 

47 QTA2A/I 



36 III/ITA2II/IIIIIIIIIIIIIHI 

b) Inschriften von Aspendos nach Hirschfeld Monatsber. 
d. kön. preuss. akademie 1875, 8. 123 f. 



a) K0YPA2IÜAIMNA0Y 
KOYPA2I&NY2 
JAMI0Pri2£12A 
nEPTEJ£iKEI2nYPrO 
APrYPYMNA20IKATL 

ß) HILr\lir0Al2AQ>0PJl2l\ll 
NEr°r°AEl2JAMIOPri20 
2APEPTEJ°KE12EPE 
MNIKAinYA°NAAPIl? 
PYMNA20IKATI 

y) OOP J 1212 
A 0OPJI2IY 



KovQccaia Ai/uvdov 
KovQaalwwg 
Sa/nioQyiaojoa 
negtidunC elg *) niqyo 
aQyvQV fiväg fixem. 

N]€f[6]7Cohg Aq>oQdiai[v 
Nefonokeig daiuoQyioio- 
oa 7t€QtidwK f elg x ) 'Eqs- 
(avi xal TZvlwva dqyv- 
qv präg fixem. . 

l4]q>0Qdiaig f ) 
l4q>0QÖioiv. 



81 ) V\ oixv]noXig? w ) Heisst vermutlich „opf ergerate" , vgl. &ua&Xa 
und unten die glossen ayov und ayog. sa ) Vgl. das umbrische formelhafte 
arteitu. **) xcuvtxto IXrjatuov? **) Vgl. z 30. M ) Vielleicht opo.fi; 
KAI//, Ich denke an Jpowx'jopJij (Hesych) und umbr. arcia, lat aru- 
(*p«r). Aber auch OQog ist zu berücksichtigen. %1 ) ig Ml Ixa&eav? .Vgl. 
avtav z. 18. Fehlt zwischen €> und -^ kein buchstabe, was sich nach 
Hirschfelds darstellung nicht entscheiden lässt, so ist xa&avfrtü 17 
zu berücksichtigen. *■) fi]io<pa /pcor/wh? *•) üpooe? **) *fy? vgl. 
anm. 14. Sl ) xal typet»? 

J ) Oder ntQTtöioxe fc? 8. ß, 8. *) Die ergänzung scheint mir durch 
die Stellung der buchstaben gegeben zu Bein: anders Meister o. s. 
214. 



328 A. Bezzenberger 

<J) / A A 2 "llag 

YJFAM° YA Y 'YÖQafiovav *). 

2) Münzlegenden. 

a) Auf münzen von Aspendos, vgl. Eck hei Doctrina nu- 
morum veterum I, 3. 9, 25 ff., Friedländer u. von Sallet 
Das kön. münzkabinet' s. 91, Leake Numisniata hellen., Asiat. 
Greece, p. 28 ff., Mionnet Description de medailles antiques 
III, 519 ff., Wadding ton Un voyage en Asie-mineure au point 
de vue numisinatique, V. article, in der Revue numismatique 
1853, s. 20 ff. 

a) E2TFEJ11Y2 ß) E2TFEJIY2 y) E2TFEJI1Y d) 
I2TFEJ1Y. 

b) Auf münzen von Ferge, vgl. Revue numisui. a. a. o. 
p. 31 ff. 

MAXAWA2 .IIPEIIA2 *). 

3) Gelehrte Überlieferungen »). 

dßellrjv • rjhaxov üafiqwXioi, Hesych. 
*Aßaißag m o "Adams v/rö ITsQyatüjv, Etyiuol. magn. 4, 53 2 ). 
ayov • iv TIi(>yr] rfjv i€Q€iav ovrwg xaXovoiv, Hesych 3 ). 
dyos' ev TliQyy uQtia AQzi/iudoQ, Hesych. 

3 ) Ob diese inschrift dem pampbylischen dialekt zuzuweisen sei, ist 
mir zweifelhaft; dafür spricht nur das auslautende v der zweiten seile, 
das aber nichts beweist, wenn, wie ich vermute, in 'YÖQapovav ein bar- 
barischer name steckt; "Hag ist ein bei Pindar ol. 11. 18 vorkommender 
name, welcher aus *l6Xao$ entstanden sein soll, hieraus aber im pamphy- 
lischen dialekt nicht wol entstehen konnte. Noch weniger pamphy lisch 
ist die von Hirsch fei d a. a. o. s. 124 mitgeteilte inschrift 1 4>IAA 2 
MAAITOY2 = 4>tka Malnovs , welche gar nichts enthält, was man 
mit gutem gründe zur darstellung des pamphylischen dialekts verwerten 
könnte. Ich habe dieselbe deshalb im text nicht berücksichtigt. 

*) Die lesung MANAMA (= "Aptiits) ist hinsichtlich des ¥' nicht 
ganz sicher. Den namen unmittelbar auf den kleinasiatischen mondgott 
Men m z\i beziehen, geht wegen des 4 des letzteren namens nicht an; vgl. 
Lebas-Waddington Voyage arch., explicat. des inscr. III, 215 f. 

*) Nur solche glossen, welche ausdrücklich und zuverlässig als pam- 
phylisch überliefert sind, habe ich in die obige liste aufgenommen. *) 
Bei Hesych findet sich dieselbe glosse als persisch. Ueber Aßtußag vgl. 
Ahrena II. 554; De Lagarde Ges. Abhandl. 8. 238, anm. 7. *) v Ayov y 
das folgende ay6q und ays&ku (s. o. s. 327 anm. 22) stelle ich zu ttyiog, 
skr. yqj. 



Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 329 

dyqaxo^tag oqvig rtg vrtb IIafiq>vX{(ov y Hesych. 

äÖQi • dvÖQi . IlafiqwXiGt, Hesych. 

l4r}du)v yj *Afh\va uctQa JIafiq)vXioig 9 Hesych 4 ). 

aXßexog • alexog . Tls^yaioi, Hesych, Etymol. roagn. 28. 7. 

äustvaoig' fjdvoa/iov vnb IleQyaiiov, Etymol. magn. 82. 50 6 ). 

aQXvpa * äx(>lg vnb TIeQyaiiav f Hesych. 

ßovQixv7t<xQiaoog m y apneXog . IIsQyaioi, Hesych. 

^siyctQa - 6 Temi; na$a 2idtjxaig y Hesych 6 ). 

Ixt lg • 6 Ixxiyog . Ueqyaloi, Hesych. 

xaovag • OQXvrog . IlaQydioi, Hesych. 

xoQxoQCtg* OQvig . Tls^yaloiy Hesych. 

Xaqtvrf da(pvrj . üegyätoi^ Hesych. 

Xdxfßa ' yoyyvJUg . IltQyaioi, Hesych 7 ). 

7i7jQia • l4\a\nhitoi Ttjv %ioqov tov äyQov, Hesych 8 ). 

aaganlovg • vag fxaivldag . IIsQyaloi, Hesych *). 

aialXagog • ne^dü; . üe^yatotj Hesych 10 ). 

(oio6rj • xovqci nota . ®aoTjkixat, Hesych) u ). 

tQifitaxov ' Ifidtcoy .l4an4vdioi, Hesych lf ). 

vXoyog • axQaxog . rieQyaioi, Hesych 18 ). 

cpevvioy • fitjdixij 666g . üapiqjvXioty Hesych 14 ). 

^Ev de h£(Ht> %OTtif Xiyu 6 avxbg ( HQaxleidrjg vovg Ilafupvliovg 

aXXwg %aiqeiv %($ ß y nQoxi&evxag avxb narr dg yamyertog . %b 

yovv (paog (paßog qxxai • xal xb dihog ßaßiXiog 16 ) • ovxu) 

di (prjoi xal %b oqovio OQoißw X&yovoi> xal TteQionwukvwg de 

oQOvßto *«), Eustath ad Hom. 1654 20. 

Eiiiog xal evatog : *0 Jiowüog * xal xb Big avxbv inlip&eyfta 

Evoot xal JSvoi, xaxa Aaxiovag * Jioqlxtj yaQ iiaXixxq* (xexaye- 

veoxiqa xar evöeiav %ov a (paai yeyevfjo&ai wiog • xal Evoi xal 



4 ) M. Schmidt verweist auf B e k k e r Anecdota 855. 16 : A16& • xb 
atöoiov . xal 1) Oilr^VJ] naqa XaXtialoig . xal fj fynri naQa uidxtooi . xal rj 
T^o<f>6f rijg Id&aväg . xal 6 ßatpog 6 iv rrj uxqojioXu. *) Dieselbe gloese 
bei Hesych ohne den zusatz vnb JleQyaCtov. 6 ) Vgl. lett. dfindftnat „sum- 
men", lat. gingrvre „schnattern". 7 ) Vgl. dazu De Lagarde a. a. o. 
anm. 8. *) Vgl. got. fira „ptQog, xllpa". 9 ) P. Bottich er Arica p. 6 
vermutet fiaivaSag. 10 ) D. i. oun-la(>os „sisi-schreiend" ; ouji>- = skr. titi-, 
titti- in titiri, tittlri „rebhuhn". u ) Die klammer wird durch den achluss 
dieser arbeit begründet. M ) Vgl. tq{/mtos „kleid von drillich". *•) Wol 
nicht = ovlloyos , wie Hemsterhnys wollte, sondern «= *o-Xoyog. 
l *) P. Bottich er a. a. o. vermutet «fyfuxij. u ) Vgl. o. äßtlli}v und 
Ahrens II. 49, anm. 21. ") Diess erinnert an dorische betonungen, vgl. 
Ähren s II. §. 3. 

Boiträge a. kaade d. Ig. iprachon. V. 22 



330 A. Bezzenberger 

Evdv . E&og de e%ovüi JcoQteiov rivig • wg yotq [oi] Id^yeloi 
xal Adxwveg xal IlapiqritXioi xal 'EQerQteig xal ^Siqwrtioij O'- 
deiav tov ä Tzoiovvteg, daasuxv %a^azrovai Toig imq>€Q0fi4votg 
qwvrjeaiv, wg iitl zov noirflai noirjai • xal Bovaoa Bovoa • 
xal fiovotxd lAtnixa 17 ), Etymol. magn. 391. 12. 



IL Ergebnisse fllr laut- and formenlehre 1 ). 

Von den konsonantischen eigentümlichkeiten des pam- 
phylischen dialekts hebe ich zunächst hervor die an den kypri- 
schen dialekt (Deecke-Siegismund in Gurtius' Stnd. 7.229) 
erinnernde beseitigung von v vor 3 und % und die gleichseitige 
Verwandlung des letzteren in 6. Beispiele dafür aus der in- 
schrift von Syllion *) sind: aöqudhfa 8; rtedexccidexa 5, i§dywdi 
16 und 20, yevtodai 20, imijXodv 11, xarefeQ^odv 12, xa&qiv 
13, xaxrjxodv 34, -<wh> 21, -EAAIoäv 19 und wol auch HA- 
TPEKAJi 15. Dazu kommt die glosse döql • clvSqI s ) und 
die münzlegende E2TFEJIIY2 (mit ihren Varianten), welche 
insofern, als sie gräcisiert Ao/civöiog lautet, die Vermutung nahe 
legt, dass in den angeführten formen nicht ein wirklicher Ver- 
lust des nasal stattgefunden hat, und dass die vokale, nach 
welchen v dort fehlt, als nasalvokale zu betrachten stnd. Be- 
stätigung findet diese Vermutung daran, dass ov vertretendes © 
in den bezüglichen formen — und ebenso in rtvQyo s. w. u. — 
nicht zu v geworden ist (vgl. unten s. 332). — Ob ATPOH- 
Qioi Syll. 7 durch dv&Qionoiot zu erklären und demnach der 
obigen liste anzureihen sei, ist zweifelhaft, da sich in dem be- 
handelten dialekt kein sicheres beispiel für den Übergang von 
& in t findet; ob IIvt[iov] Syll. 30 als JIvd{iov] aufzufassen 
sei, ist zweifelhaft, vgl. y ArtiXX(ava xbv Tloixiov in der inschrift 
von Dreros bei Gau er Delectus no. 38. 

") So Ahrens II. 74, anm. 1; Gaisford nolijai] Sylburg nol- 
rjcu, Bovoa. 

*) Vgl. Kirchhoff a. a. o., Siegismund Pamphylisches in Cur- 
tiue' Stud. 9. 89 ff. a ) Dass diese inschrift nicht sehr alt sei, vermutet 
Kirch hoff mit recht; dass sie aber auch nicht sehr jung ist, lehrt die 
eigenart des alphabets und wol auch das mehrfach vorkommende E mit 
schrägen seitenbalken. Jünger als sie sind die insohriften von Aspendos, 
in denen sich mehrere hellenistische formen finden. 9 ) Ueber das home- 
rische äöqoTriq, auf welches Deecke-Siegismund a. a. o. s. 230 ver- 
weisen, vgl. Clem m Rhein, mus. 32. 472, Ben fey Gott, nachr. 1880, s. 307. 



Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 331 

Anderweitige einbusse eines nasals zeigen — von dapiOQ- 
yiawaa abgesehen — deutlich die beiden ersten inschriften von 
Aspendos in rcvqyo a 4 und i^ifiPt ß 3/4 (~ TtvQyov, iQVfiiviov). 
Ihnen die in der inschrift von Syllion vorkommenden formen 
buoqY 22 und 31, HAIPE 20, OPOFY 25 anzuschliessen, ist 
in hinblick auf die in derselben inschrift stehenden wörter oder 
zeichencomplexe noXiv 4, tfaeoiv 46, aveav 18, EKAG.AN 
27, ASViTYMAAIAN 15, -HAKIAN 13 sowie auf die er- 
haltung des o in itvqyo bedenklich. 

Digamma erscheint in der inschrift von Syllion häufig, vgl. 
f&ua 5, tifiafeca 6, xavefif&oöv 12, f*%i%w 24 (vgl. fo%ava 
Ahrens IL 55), ßofa 24 und OEFElnolu 11, (SKYJFY 
12), FHE 28, OPOFY 25, ISFEE 27, 13FAT 28; in den 
inschriften von Aspendos ist es durch g> l ) und y ö ) ersetzt, 
vgl. 0IKATI (sixooi) ab, ß b und NEI°FoAEIS ß 2 (vgl. 
1); in den glossen aßelirjv, (ß)aßeltog, (Aßt&ßas), al'ßerog, 
OQovßu *), (pdßog ist es durch ß vertreten 7 ). Geschwunden ist 
digamma nur in der dat-plur.-endung -oi, in irviyloöv (= 
lizufXovio) Syll. 11 und dafiiOQyiowoa Asp. a 3, /? 2/3; über 
KovQaaui 8. u. 

Der Spiritus asper ist in der inschrift von Syllion anlautend 
geschrieben in buoqoioi 1, auaqY 22 und 31, «oxa 14, ff£- 
ViOTata[C] 7 und HEV\OTcu[<h] 9, HATPEKAJilb, HAIPE 
20, JX^fi 31; er begegnet dort ausserdem in NHEAE2 1, 
MH2 5 u. s. w. (vgl. o. s. 326, anm. 4), -TEHIIA12 4, 
-jfffl/ 9, KAIHAKIAN 13, -HArAEo&w 15, JTJ£ 23. 
Verlust des anlautenden Spiritus asper zeigen in derselben in- 
schrift v 13, vntQ 42, ä/A<ni 21 8 ), vielleicht auch äys$hx 
(vgl. o. s. 328, anm. 23) sowie YIIAPKA 2; inlautend ist 
er dort geschwunden in J=i%ua 5, aveav 18 und vielleicht EKA- 
6 .AN 27. — Wie weit der Spiritus asper zur abfassungszeit 
der inschriften von Aspendos in dem dialekt bewahrt war, 
lässt sich nicht ermessen — YJPAMOYAY f das aber nicht 

*) So auch in der Hesychischen glosse <f£v[v]<x • ivutvrog. 6 ) 

Vorausgesetzt dass *NErOIIOAl2 griechisch und nicht ein barbarischer 
name sei. 6 ) B steht hier ganz ebenso wie in dem dodonaischen Evßav- 
<f(H>s (vgl. o. IV. 322 anm.)- *) Dass die Vertretung von jr durch <p, y, 
ß nicht phonetisch begründet, sondern lediglich graphisch ist, unterliegt 
wol keinem zweifei. •) Vgl. Meister in Curtius' Stnd. 4. 381. — Da9 
wort gehört zu skr. tämd , jähr", avest. hama „Bommer ( , ahd. sumar. 

22* 



332 A. Bezzenberger 

in'8 gewicht fällt, zeigt ihn nicht — ; in den glossen dßelirjv, 
(ß)aßihog(?) und ayov, dyog — hier wenigstens wahrschein- 
lich — ist er anlautend geschwunden, in vloyog dagegen nach 
meiner meinung zugesetzt. — Die oben mitgeteilte notiz des 
Etymol. magn. (391. 12) lasse ich auf sich beruhen, denn die 
erwähnung der 'EQvtQiüg und 'fi^cJ/rtot legt den verdacht einer 
textkorruption zu nahe. Dagegen verweise ich noch auf &p 
HE^OTtu[ai] Syll. 9, xafrjdv Syll. 13 und xa&avhw SylL 17, 
welches — die richtigkeit der o. s. 326, anm. 19 ausgespro- 
chenen Vermutung vorausgesetzt — besser als xa%-&vhu> (vgl. 
lakon. xaodreig Ahrens II. 37, 69), denn als xa&-$avhü) auf- 
gefasst wird. 

T ist zu q geworden in Tipafwa Syll. 6, daiuoqyiawoa 
Aspend. er 3, ß 2 (vor j), $zeatv Syll. 46 (vgl. Ahrens IL 63), 
AtpoQÖioig Asp. y 1 und oiailctQog (Hes.) , es hat sich dagegen 
vor t erhalten in tz€qti- Syll. 7 (vgl neigt- Aspend. a 4, ß 3), 
fhua Syll. 5, zifidfeaa Syll. 6, %i Syll. 9 und fixavt Asp. er 5, 
ß 5. Vgl. auch *§ay<adi Syll. 16 und 20, HATPEKAJIäaa. 15. 

Auffallig ist die Verwandlung von dayyrj in lag»*]; auf 
grund dieser form erklärt M. Schmidt die von Hesych über- 
lieferte form Xlaxog für pergäisch. 

Doppelkonsonanz ist vereinfacht in Aitikara Syll. 30 (vgL 
25), Tifidfeoa das. 6 (vgl. xvioodeooa f psXiTÖeooav Pind. 0. 
7. 80, 1. 98), der dativendung -<u und vielleicht in 02a und 
II02A Syll. 6. Ueber tßwldaerv Syll. 8 u. dergl. s. w. u. 

In vokalischer hinsieht fällt besonders der — auch an 
den kyprischen dialekt (vgl. Deecke-Siegismund s. 263) 
erinnernde — häufige gebrauch des v auf. Mit rücksicht darauf 
scheint in der inschrift von Syllion die regel zu gelten, dass 
die o, welche nicht in Wurzelsilben stehen, nicht mit fol- 
gendem t — die Verbindung ov kommt nicht vor — diphthon- 
gisch verbunden sind, und nach welchen nicht v geschwunden 
ist, in v übergehen; man vergleiche einerseits: Vsoixvrtolig 3, 
14, 17, ißwkdoerv 8, xccvefiQ^odv 12, i7urjlodv 11, xctxhjdv 13, 
-EAAIodv 19, -o<to 21, ßwtf/uervg 13, -MANETY2 10, 
-TY2- 10, Y2 43, OMY2Y29; andererseits: ftokv 4. \W- 
xvrtoXig 3, 14, 17, adlig 29, noltg 24, -nohi 11, hoxo 14, 
02 A 6, 1102 A- 6, ATPOIIoioi 7, suaQolat 1, -om 29, 
-odv. Eine erweiterung dieser regel — welche rät, Syll. 4 
nicht xexqafiivog zu schreiben — bildet das proklitische v 13. 



Zur beurteil ung des pamphylischen dialekts. 333 

Zweifelhaft bin ich hinsichtlich des zweimal vorkommenden 
hiuxqY (und OPOFY). Darin nom.-acc. sg. ntr. zu sehen, hin- 
dern die o. 8. 331 hervorgehobenen bedenken; es für genit. 
sing, zu erklären, legen die inschriften von Aspendos nahe, in 
welchen zweifellos zu -o-stämmen gehörige genit. sg. auf v 
vorkommen — aber wie soll man dieselben erklären, da dem v 
der inschriften von Aspendos nicht der laut ov zugeschrieben 
werden kann, und da sich in der inschrift von Syllion ov und 
auslautendes w halten, da jenes genetivische v also weder dem 
gewöhnlichen und dialektischen -ot% noch dem dialektisch weit 
verbreiteten tu, noch dem pelasgiotischen ov und wol noch we- 
niger dem kretischen <ot (Lebas-Waddington, explic. III. 
29) gleichgestellt werden kann? Die beurteilung von hiioqY 
— das auch nicht für dat. sg. erklärt werden kann — und 
jener genit. sg. auf -v (s. w. u.) muss also einstweilen auf sich 
beruhen. — Aus den übrigen quellen sind — abgesehen von 
den bereits erwähnten genit. sg. (ä^yvQv Asp. er 5, £4/5; 
y A(pOQÖiaiv y 2, vgl. ß 1) — KovQaaliuvvg (== -vog) Asp. er 2, 
E2TFEJUY2, das Hesychische Stoyog und vielleicht YAPAL- 
MOYAY Asp. i 2 zu nennen; das letzt genannte wort ist 
danii zu den arkad.-kyprischen genitiven auf -av (Ahrens IL 
428, Deecke-Siegismund s. 246) zu stellen. — Dass es 
7tvQyo Aspend. er 4 und nicht nvqyv heisst, kann neben -odv 
nicht auffallen. 

Fragt man nach der pamphylischen ausspräche des v, so 
lehren KovQaoito und KovQCtolwwg Asp. a 1, 2, dass dieselbe 
nicht = u war; denn da diese namen offenbar zu jon. xovQrj y 
att. xoQTj, lesb. xoqo, dor. xoiga, thessal. xo^/cr, denen pamphy- 
lisches *xtoQa entsprechen würde (s. u.), gehören, so ist ihr ov 
unpamphy lisch; da das letztere zweifellos ü ausgesprochen 
wurde, aber im Pamphylischen nicht durch v ersetzt ist, so 
kann dieses nicht als u gesprochen sein. Damit ist denn auch 
bewiesen, dass die genitive Ai^ivaov Asp. er 1 und aQyvQv das. 
5 nicht auf eine stufe gestellt werden dürfen, und dass jener 
hellenistisch ist 9 ); ferner, dass **YdQatiovr]g Asp. d 2 ein un- 
pamphyÜ8cher name ist (vgl. o. 8. 328, anm. 3) 10 ). 

*) Der name AipvaToq — Aipvaos war in Carien häufig, vgl. jly<o~> 
vo&£Tt)f Aifivätog Evtiioqov (Iasos) Lebas no. 292, 'Eni oreipavriipoQov 
Atfivalov (Olymos) das. no. 331 und 332, AipvaTog QvlwtSov (Mylasa) 
das. no. 408, Idqtatiuv Aipvatov (Mylasa) das. no. 415. ,0 ) Er gehört 



334 A. Bezzenberger 

Sehr beachtenswert ist ferner, dass sowol ursprüngliches 
wie aus « entstandenes i vor folgendem vokal in u d. i. ij 
distrahiert wird — ein Vorgang, der aus dem Kyprischen be- 
kannt ist und auch sonst stattgefunden hat (Hartel Homer, 
stud. III. 40); vgl. die münzlegenden E2TFEJHY2 und JZREf- 
IA2 und die folgenden formen der inschrift von Syllion: ntia- 
Qoioi 1, uuclqY 22 und 31, dtia 5, f&vua 5 (vgl. kypr. firtija 
Mal. 26), WH02 3, HHAI2 4, 1211/11 2, AR11A2 2, \AUA 
4, P1IENAIU 6, TEYAII 28, HE 37. Die distraktion ist 
graphisch nicht ausgedrückt in den stein-inschriften von Aspen- 
dos, den münzlegenden E2TFEJIY2 und I2TFEJIY, in 
-izolu Syll. 11 (vgl. kypr. nxoUjt Deecke-Siegismund 8. 
248) und vielleicht auch in den folgenden bestandteilen der In- 
schrift von Syllion: BATIA 0, TYMAAIAN 15, HA KI AN 
13, EIE 13 und 37. 

Urgriechisches ä ist erhalten in xaraoTa<ja[i] Syll. 8, apart 
das. 21, dafnoQytoioaa Aspend. a 3 und 2/3, sowie vielleicht 
in MATE/UI, HATPEKAJ1, AHlFOxag und 2nAni[PO}- 
vag Syll. 1, 15, 17, 24. 

Silbenbildendes v erscheint als a in flxati Aspend. a 5 
und ß 5. Das alter dieser form erhellt aus dem r. 

Zwischen e und 17 ist in den inschriften nicht unterschie- 
den; man ist hinsichtlich ihrer sonderung also allein auf die 
„ratio" angewiesen. Das durch „ersatzdehnung u veränderte « 
ist — nach der analogen Verwandlung des o zu urteilen — als 
7] aufzufassen (also irti-r^XoSv Syll. 11. = *£7ti~ej : lovto und 
vielleicht auch rjqsuvt Aspend. ß 3/4, da £qvjliviov doch wol aus 
*i/QVfiviov entstanden ist). Für elg, argivisches und kretisches 
ivg (Ähren 8 II. 104, anm. 1) erwartet man demnach *i;g, 
findet aber Aspend. a 4 und ß 3 ig (schlecht gestützt durch 
-12 noXiv und I2FEB Syll. 4, 27) oder elg. Ich denke man 
entscheidet sich für die letztere form und erklärt sie ebenso 
wie z. b. in der delphischen inschrift bei Wes eher et Foucart 
Inscriptions recueillies ä Delphes no. 451 und der thessalischen 
bei Ran gäbe Antiquites hellen, no. 692. — In ^Qiftvt Aspend. 
ß 3/4 = *&qvpiYiov ist e für v eingetreten; das e in Anikw»a 
Syll. 30 für eine ähnliche entartung zu erklären, ist unzulässig, 



vielleicht zu dem aus Phrygien nachweisbaren <Pdo/*viT)e (gen. 4>Uo/4wa 
Perrot Description de l'Asie-roin. p. 118), der kaum griechisch ist 



Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 335 

denn l47tiXkw* a ist ja die dorische, auch inschriftlich bezeugte 
(vgl. die von Bergmann Philologus 26. 569 besprochene in- 
schrift von Syrakus und die Inschrift von Dreros bei Gau er 
Delectus no. 38) form von IdtjtolXwv (vgl. noch Ahrens IL 
122; Lebas- Waddington, explicat III. no. 829). 

/ steht für et in fixazi Aspend. a 5 und ß 5 (vgl. Ah- 
rens II. 279, G. Meyer o. I. 85 f.), für s (vgl. Ahrens II. 
207) in ddqtmva Syll. 8 (vgl. drdQewva Herodot. 3. 77), j-ixua 
Syll. 5, -noXu Syll. 11 und ISTFEJIY (vielleicht fehlerhaft), 
für io in ^Eqifxvt Aspend. ß 3/4 und vielleicht für iv in A\y6q- 
dioig Aspend. y 1. — Neben -itoku ist der genitiv NeforcoXeig 
Aspend. ß 2 sehr auffeilend; vielleicht steht in ihm st für i, 
wie das in späten inschriften ja häufig vorkommt, vgl. z. b. *Av- 
Ttavuvov und l4vt£i7t<]c bei Lebas- Waddington, explic. III. 
no. 871 und 899. 

Eine Unterscheidung von o und w ist in der ersten inschrift 
von Aspendos durchgeführt (vgl. K0YPA2IQ, K0YPA2IQNY2, 
nEPTEJQKE, JAMlOPriZQZA"), TIYPrO 1S ); diess ge- 
nfigt, um die wichtige frage zu entscheiden, in welcher gestalt 
durch „productio suppletoria" betroffenes o im pamphylischen 
dialekt auftrat: da/uoQyiouHja lehrt, dass ein solches zu w wurde. 
Demnach ist ißcoXaoerv und ßioXtjfiBwg Syll. 8, 13 zu schreiben, 
demnach sind Kovqccoiio und KovQaoiwyvg Asp. a 1/2 im we- 
sentlichen dialektfremde formen (s. o. s. 333), und demnach ist 
durch ersatzdehnung betroffenes e durch rj wiederzugeben. 

Silbebildendes r erscheint in ld](poqdiöig und l4q>o(>diotv 
Aspend. y als oq (vgl. td(poqditav in der inschrift von Dreros 
bei Gau er Delectus no. 38 und latein. fordus), dagegen in 
TteQTi- Syll. 7, Aspend. a 4, ß 3 als sq (vgl lat. por~, umbr. 
pert). Berücksichtigt man, wie häufig die aus jenem laut ent- 
standenen lautverbindungen umgesetzt werden 13 ), so muss man 

") Das o in 6afno^y- ist aus w vor doppelkonsonanz verkürzt, vgl. 
SafAtoq[ywv and tiafuoqywv auf den achäischen inschriften Corp. inscr. 
gr. no. 1542 (z. 13) and 1543 (z. 21), sowie dcc]/uu)Qy£ovTog auf der lokri- 
schen inschrift von Chaleion das. no. 1567 (z. 3). ia ) Die inschrift von 
Syllion zeigt öfters ° für o und O für (o. Dass darauf aber nichts zu ge- 
ben ist lehren z. b. EBOAAZETY z. 8 und BOAEMENYZ z. 13. M ) 
Vgl. z. b. K0P4>IATAI und KP04>IATAI (vgl. xoqv<f«i) in den von Weil 
Mitteilungen des deutsch, arohäol. Instituts in Athen. I. 165 wiederge- 
gebenen lakonischen inschriften. 



336 A. Bezzenberger 

mit rücksioht auf 7Zbq*i- die möglichkeit in.betracht ziehen» 
dass niQyrj — vorausgesetzt, dass diese der epichorische name 
der so genannten stadt war — und ÜPEIIAS (o. 8. 328) un- 
mittelbar zusammen gehören, und dass das €Q jener und das q* 
dieser form gleichmäßig aus silbebildendem r entstanden 
seien u ). Mit bestimmtheit lässt sich diess jedoch nicht be- 
haupten, da IId(>p) in ähnlicher weise aus einem an IIPEIIAS 
sich anschliessenden epichorischen namen hervorgegangen sein 
kann, wie das äolische nd$$a[iog aus IlqlapLog (Ahrens I. 56), 
und da wir Aspend. a 4 die auf Ttqyo- beruhende form icvQyo 
finden. 

Auf dem gebiete der kontraktionslehre kommen dapioqyi- 
awaa (s. o. s. 335, anm. 11) — welches lehrt, dass im pam- 
phylischen dialekt o + e in to zusammengezogen wurden — , 
xctnjxoöv Syll. 34, in dem rj aus e + e entstanden ist 16 ), und 
allenfalls HATPEKAJI in betracht; das letzte, wenn seine 
erklärung durch äiQrjxaai richtig ist (o. s. 326, anm. 17). — 
Elision erscheint in xavefiQgodv Syll. 12, aveav das. 18, xa- 
xhjdv das. 13, xa&avha) das. 17, %arfi%odv das. 34 und viel- 
leicht KAG.AN das. 27, sowie in 7t£(n;4dwx elg Aspend. a 4 
und ß3; um so auffallender ist der hiatus in irci'qlodv Syll. 11. 

Von beachtenswerten deklinationsformen sind noch zu nen- 
nen: die in der inschrift von Syllion vorkommenden dative 
plur. auf -oi, huccqoioi 1, ATPOüoioi 7, -oiot 29, neQTiPB- 
NIAWTaioi 7, Tatai 12 — nach welchen der schluss von z. 
7 und z. 9 ergänzt ist, -HIIAI2 z. 4 aber nicht dativ plur. 
zu sein scheint — , der accus, sg. ßo/a Syll. 24, und der nom. 
sg. Ixrlg (Hesych) aus *lxTivg (vgl. Lob eck Paralipomena 
p. 171). 

Von conjugationsformen hebe ich noch hervor: 
exet Syll. 39, vgl. [a]teixeig auf der von J. Schmidt K. 
Zs. 25. 38, anm. 3 nach Kirchhoff's mitteilung veröffent- 
lichten attischen inschrift. Av7trjg in dem neugefundenen Sap- 
pho-fragment (Blas 8 Rhein, mus. 35. 289) ist wegen des da- 
neben stehenden didxrjTai ohne bedeutung. 

u ) UPEHA£ wäre in diesem fall aas *JTQ€yiäg hervorgegangen (vgl. 
tarentinisch oklog, bootisch luv, arkadisch <Putlto, Ahrens 11.87). u ) xa- 
&7]<$v Syll. 13 ist nicht ganz klar; es kann sowol zu xa&fea&tu wie zu 
xa&rjo&at, gehören. 



Zur beurteilung des pamphyliechen dialekts. 337 



aveav Syll. 18 (oder avijav?) und vielleicht KAQ.AN (oder 
EKAe.AN, vgl. lüvripu, Kühner Gramm. L 660) Syll. 27; 
vgl. böot dve&iav, izaQeiav Führer De dialecto boeot. p. 12, 
M ei st er o. s. 186, dvi&uav Bull, de corr. hell. IL 589. 

ißwldaerv Syll. 8, das vielleicht zu einem verbum ßwld- 
tpiiai gehört» vielleicht aber zu ßwlijfievvg (s. u.) in demselben 
verhältniss steht, wie dor. idtvdxhjv oder divdaatno (Ähren s 
II. 148) zu divrj&elg Od. % 85, xaref€Q§oöv Syll. 12 und das 
zu einem verbum *<fa/ittogyi£a> — hinsichtlich seiner bedeutung 
vgl. Siegismund Pamphylisches s. 94 — gehörige participiale 
dafiiOQyiaajaa Aspend. a 3 und ß 2/3, das begrifflich nicht als 
partic. fut. aufgefasst werden kann 16 ); diese formen treten zu 
den homerischen aoristformen ßTjoeto, ävoero u. 8. w. 

ßü)lyfit€wg Syll. 13, das auf einer linie mit dem arkadischen 
ddixyfiwog (Merzdorf Sprachwissenschaft!, abhandl. aus 6. 
Curtius' grammat. gesellschaft s. 32) steht 



Der im vorstehenden besprochene dialekt zeigt in manchen 
einzelheiten berührungen mit dem kyprischen dialekt, im allge- 
meinen aber macht er den eindruck einer in sehr früher zeit 
selbständig gewordenen dorischen mundart. Ueber die räum- 
liche ausdehnung des pamphylischen dialektes lässt sich nichts 
bestimmtes sagen. Ist die von Hirschfeld a. a. o. 1874, s. 
716 veröffentlichte inschrift im dialekt von Phaseiis abgefasst, 
so wurde in dieser stadt, welche z. b. Dionysius Periegetes v. 
854 f. zu Pamphylien rechnete, der o. erörterte dialekt nicht 
mehr gesprochen; sie lautet in Umschrift: 
1 dfxoodto} 6 7tQvc]aviQ Jla xal *!Ah,ov xai r&v xai .... 2 
ififii£]veiv Toig (Ofioloyitfiivoig norl . ... 3 w]Xaßi(og * Sfioadv- 
twv öi xal i3[iurrai .... 4 oixfi 3T}avaawlog ygaipr/zai xard 
it.... 5 ii^ioloyrj?']fiivotg i!;ai(>(jjrtBQ zo ßao[tX- ...• 6 xd]td 
dixag Mccvoowkog Oaarjli .... 7 ////T/// u riveg oqteilovri ep 
mal// 8 HIHIHI iHAITQN de e/uftQOofc aw .... 11 uAl Mav- 
aawXog dfiokoy Adalbert Bezzenberger. 

*•) Aber vielleicht ist SafAioQylg «ff« zu lesen? 



388 A. Hillebrandt 



William Dwlght Whitney, A Sanscrit grammar, induding 
both the classical language, and the older düdecte, of Veda 
and Brahmana (Bibliothek indogermanischer grammatiken, 
band II). Leipzig, Breitkopf und Härtel. 8. XXIV n. 485. 

Mehr and mehr hat sich in dem kreise der indogermanischen Sprach- 
forscher die erkenntniss eingebürgert, dass die Sicherheit der fortschritte 
ihrer disciplin von dem umfange ihrer einsieht in die einzelnen indo- 
germanischen sprachen abhänge, und diese erkenntniss führte von selbst 
su dem bedürfniss nach systematischen einzeldarstellungen , in welchen 
an stelle eines allgemeinen Standpunktes ein individueller träte und die 
rücksichten auf die erscheinungen einer spräche alle anderen sich unter- 
ordneten, in welchen zugleich allgemeinen historischen gesichtspunkten 
rechnung getragen würde und ausserdem die resultate der seit Bopp und 
Schleicher weit vorgerückten forschung ausdruck fanden. Dasselbe 
machte sich um so lebhafter geltend als das ausserordentliche anschwellen 
der über viele Zeitschriften sich verbreitenden litteratur den überblick 
für den nicht ausschliesslich sprachwissenschaftlichen Studien obliegenden 
mehr und mehr erschwerte, und selten ist deshalb ein unternehmen mit 
lebhafterem interesse begrüsst worden, als das, zu welchem sich die 
bearbeiter der „Bibliothek indogermanischer grammatiken" vereinigten. 
Diese 1876 angekündigte und 1876 durch Sievers' lautphysiologie pas- 
send eingeleitete serie hat jetzt durch das erscheinen von Whitney' s 
in englischer und deutscher spräche ausgegebener 1 ) sanskritgrammatik 
ihre erste fortsetzung erfahren. 

Die grundsätze, welche Whitney befolgte, hat er selbst in seiner 
einleitung auseinandergesetzt. Eis handelte sich für ihn nicht um ein 
tieferes Studium der einheimischen indischen grammatik, auf* deren 
reiche beobachtungen unsere bisherigen sanskritgrammatiken fast aus- 
schliesslich sich stützen, sondern um die erforschung des sprachzustandes, 
wie ihn die litteratur selbst aufweist W. hat darum seinen indischen 
Vorgängern nicht die beachtung versagt, welche ihre reichhaltigen an- 
gaben verdienen, er hat nicht nur das bisher ihnen entlehnte material 
aufgenommen, sondern auch die vor ihm noch wenig benutzten pratic.äkhya's 
in einer weise verwertet (cf. § 21, 28. 37. 39. 71. 84 u. a»), die seinem 
buche als besonderes verdienst angerechnet werden musB. Nur hat er 
strenger als bisher zwischen belegten und unbelegten formen geschieden 
und damit eine grenzlinie gezogen, welche zwar nicht definitiv sein kann, 
aber doch als ein desideratum der historischen grammatik angesehen 
werden musste. 

W.'e eigentliche aufgäbe war es, in die sanskritgrammatik die 
grundsätze der linguistik durchgreifender, als bisher geschehen war, 
einzuführen und die spräche als eine historisch gewordene zu betrachten. 

1) Die Übersetzung ins deutsche, welche Zimmcr's zuverlässigen 
bänden anvertraut war, hat referenten nicht vorgelegen. 



Anzeige. 389 

Dies priocip hatte eine bestandige rücksichtsnahme auf den vedadialekt 
zur Voraussetzung und verlieh Whitney's buche Vorzüge, welche allein 
genügen wurden, ihm eine hervorragende Stellung unter den vorhandenen 
lehrbüchern anzuweisen. Die reiche fülle neuen materials, welches er 
unterstützt von freunden und schülern aus allen teilen der vedischen 
litteratur (vgl. die übersieht s. XXIV) herbeizog und in instruetiver 
weise dazu verwandte, über das allmähliche aufleben und absterben 
dieses oder jenes Sprachgebrauchs aufschluss zu geben (vgl. z. b. § 964. 
966. 994. 1044. 1046. 1060 a. e. 1062 u. f.) , die durch reiche beispiele 
und aufstellung ganzer paradigmen illustrirte Unterscheidung vedischer 
und klassischer flexion (g 340, 842 u. sonst), die von der indischen 
grammatik vernachlässigte statistische beobachtung des formenschatzes 
in älterer und jüngerer litteratur — dies sind eigensohaften , die es in 
dieser Ausdehnung mit keinem teilt. Zu bedauern bleibt, meinem er* 
messen nach, dass Whitney durch rücksicht auf umfang und zeit sich 
hat abhalten lassen, sein buch bis zu einen gewissen grade comparativ 
zu machen. Wir sagen „bis zu einem gewissen grade", weil die auf- 
nähme aller verwandten erscheinnngen und bekannten vergleiche aller- 
dings nur ein störender bailast gewesen wäre, aber gegenüber dem zweck 
und leserkreis des buches auf eine prinoipielle , durchgängige Unter- 
scheidung arischer formen und speciell indischer neubildungen, die 
weder viel räum noch zeit beanspruchte, hätte grösseres gewicht gelegt 
werden sollen. Vielleicht wären paradigmen, etwa in der art der Sie- 
v er b* sehen, am ersten geeignet durch anwendung grader und cursiver 
lettern solche unterschiede hervorzuheben, und es wäre von praktischem 
nutzen, wenn die heim bearbeiter sich entschliessen wollten, der ganzen 
Berie einen sammelband „indogermanischer paradigmen" beizugeben, 
in denen nachweislich alte formen von speciellen Sonderentwicklungen 
durch die schritt geschieden wären. 

Ein Vorzug der Whitney' sehen arbeit ist der grundsatz die spräche 
als accentuirt zu betrachten, soweit die betonung mit Sicherheit auf 
grund accentuirter texte ermittelt werden kann. Abschnitt IV des II. 
capitels handelt von der betonung im allgemeinen und enthält die lehren 
der indischen grammatiken, die verschiedenen arten des svarita, bei 
denen die innerlich nicht hinreichend motivirte Scheidung in selbständigen 
und enklitischen svarita beibehalten ist u. a. m. Von besonderem inte- 
resse dürfte der diesen abschnitt einleitende § 80 sein, weil er die lehre 
der indischen Sprachforscher über die qualität des accentes enthält: 
The phenomena of accent are, by the Hindu grammarians of 
all ages alike, described and treated as depending on a 
Variation of tone or pitch; of any difference of stresB in- 
volved, they make no aecount. Schon Vorjahren hatte Hang in 
seiner abhandlung über wesen und wert des vedischen accentes warnend 
seine stimme gegen die behandlung des udätta als eines sprachaccentes 
in unserem sinne erhoben, dieselbe verhallte aber damals angehört. Der 
inhalt des citirten paragraphen lenkt vielleicht das augenmerk besser 
als es Haug gelungen ist auf die Willkür, mit der man den indischen 



840 A. Hillebrandt 

acoent hinsichtlich seiner qualität dem deutschen gleichstellt Bei dem 
indischen ist tonhöhe, bei dem deutschen tonverstärkung das charakte- 
ristische moment. Ist auch jede tonverstärkung von einer geringen 
tonerhöhung begleitet, so bleibt letztere doch „wohl zu unterscheiden 
von der eigentlichen, absichtlichen tonerhöhung, welche weit stärkere 
höhenunterschiede hervorbringt als jene unabsichtliche" (Sievers, 
Lautphys. § 23, b. 114). 

Es ist nun gar nicht abzusehen, was dehn die indischen phonetiker 
bewogen haben Bollte zu sagen, der udätta sei höher als der anudätta, 
wenn er ihnen lauter und stärker erschienen wäre, ihr feines ohr hätte 
tonhöhe und tonstärke sicher nicht verwechselt Aber dennoch fahrt 
man fort, dem indischen acoent gleiche einwirkungen auf die wortgestalt 
zuzuschreiben, wie dem germanischen, ohne diesen zwischen ihnen har- 
schenden widersprach auch nur zu beachten. Dass im altindischen 
neben dieser betonungsweise eine gleiche Wirkungen wie der deutsche 
accent ausübende exspiratorische ausspräche, die man meinetwegen ex- 
spiratorischen accent nennen mag, herging, ist sehr wohl möglich und 
wird durch manche erscheinungen sogar wahrscheinlich. Aber dieser 
zweite accent ist erst aus seinen Wirkungen nach qualität und Stellung 
zu erschliessen , er kann Behr wohl mit dem udätta auf einer sübe zu- 
sammentreffen ohne es jedoch zu müssen *) — ihn ohne weiteres mit dem 
udätta identificiren zu dürfen, so einfach liegen leider die Sachen nicht 
Ich unterlasse es an dieser stelle auf die folgerungen hinzuweisen, welche 
sich hieraus für den indogermanischen accent, den man mit recht für 
musikalisch hält (Scherer, Verner, G.Meyer u. a.) ergeben, weil ich 
hoffe, nun bald an anderm orte mich darüber aussprechen au können. 

Aus dem vielen, womit Whitney's arbeit unsre kenntnisse bereichert 
hat, hebe ich noch die eingehende rücksioht, welche die syntax erfahren 
hat, hervor. Vielfach stützt der Verfasser sich auf die Untersuchungen 
und, wie es scheint, mündlichen mitteilungen Delbrück' s, welcher ja 
die meisten Verdienste auf diesem gebiete der forschung hat Viele 
syntaktische beobachtungen , die bisher zerstreut lagen, sind hier ver- 
einigt, viele wohl überhaupt zum ersten male gegeben und überall 
die regeln reich mit beispielen illustrirt (cf. z. b. über den gebrauch 

1) Z. b. auf den endungen der sg. schwachen casus ruhte diese 
schwere, exspiratorische ausspräche. Wie sehr dieselbe aber von der 
udättabetonung verschieden ist, habe ich anderwärts gezeigt Ebenso 
werden in der conjugation beide prineipien zu unterscheiden sein. 
hfUkyats beweist die Stellung des udätta durchaus nicht als unursprünglich ; 
die form deutet nur darauf hin, dass der udätta es nicht war, welcher 
die Schwächung des ar zu ri vollzogen hat Von Wichtigkeit für die 
bestimm ung der silben, auf denen ein exspiratorischer nachdruck ruhte, 
dürfte vermutlich auch die beobachtung des versictus sein. Man be- 
achte z. b. in der gäyatristrophe yde cid dhl te vicO yathfi \ prd deva 
varuna vratäm \ mintmäsi dydvi-dyavi, wie wenig ictus und udätta- 
betonung harmoniren. Mir scheint, dass durch die letztere die in auf- 
und absteigenden tönen sich bewegende modulation der stimme, durch 
enteren eine im allgemeinen der deutschen entsprechende betonung 
repräsentirt wird. Ob es im griechischen viel anders gewesen ist? 



Anzeige. 341 

des oonjunctivs und optativs § 572 ff., den gebrauch des futurum« and 
conditionalis § 948. 949, die periphras tische conjugation § 1070 — 1075 
u. a.); nnr einige feine beobaohtungen Pänini's haben an einzelnen stellen 
nicht die beachtung gefunden, die sie verdient hätten. 

Alles in allem durchweht ein historischer hauch das ganze buch» 
dasselbe durchzieht ein weises masshalten gegenüber neuen verlockenden 
theorien, und man verspürt das feine Sprachgefühl, welches im grossen 
wie im kleinen den Verfasser geleitet hat. Wir heben noch den schwie- 
rigen versuch die sandhigesetze einheitlich zu gestalten, die darstellung 
der adverbien (§ 1097 ff.), des infinitivs (§ 968 ff.) hervor ohne damit 
die reihe dessen abschließen zu wollen, was lobend erwähnt werden 
müsste. Aber wir können auch nicht verschweigen, dass abgesehen von 
der nicht hinreichend durchgeführten Unterscheidung alter formen und 
indischer neubildungen noch einige andere übelstände, wie uns scheint, 
vorhanden sind. Die fülle des materials und die lichtvolle gruppirung 
desselben boten dem Verfasser Schwierigkeiten, die er nicht immer über- 
wunden hat Zwar hat er durch anwendung verschiedenen drucks dem 
anfanger die trennung des haupt- und nebensächlichen zu erleichtern 
gesucht; aber die kleiner gesetzten partien ergänzen oft so wesentlich 
die andern, dass auch der anfanger derselben nicht immer entraten kann. 
Hierzu tritt bei manchen partien eine etwas weitläufige ausdrucksweise, 
welche die Übersichtlichkeit nicht sehr erleichtert. Vortrefflich ist W.'s 
grammatik für den Sanskritisten, ausserordentlich wertvoll für den 
Sprachforscher, einen anfanger möchten wir aber lieber auf eine knappe 
darstellung wie z. b. die Müller's oder Kielhorn's ist, verweisen. 
Wir heben noch hervor, dass an vereinzelten stellen die tatsachen 
einen richtigeren ausdruck hätten finden können. Wenn W. die wichtige 
frage, ob t, t#, pi in gewissen fallen aus at, ati, ar hervorgegangen Bind 
oder umgekehrt, damit erledigt dass er pag. 75 sagt: both methods 
have their advantages, and the question between them is 
one of minor conBequence, which may fairly be settled by 
considerations of convenience, so ist „convenience u , scheint mir, 
nicht der richtige Standpunkt, von dem sich solche fragen erledigen 
lassen. Wenn § 217 gesagt wird, dass final ^ of a root or stem, if 
followed in internal combination by any other sound than a 
vowel or semivowel or nasal, reverts to its original, so ist da- 
rauf zu entgegnen, dass palatale nicht zu gutturalen werden, sondern 
sich in vakti, uvakiha der alte ursprüngliche guttural erhalten hat. 
Ebenso wird han bei elision des a nicht zu ghn (§ 216. 9; 402; 637) 
sondern hat sein gh unter dem schütze von n erhalten; a muss also aus- 
gefallen sein, bevor die ^A-laute zu h sich wandelten. Zu § 88 möchte 
ich bemerken, dass der auf den gesang bezügliche ausschliessliche 
notenwert der sämavedaaccente deutlicher hätte hervorgehoben werden 
sollen, da unkundige sonst leicht den tatbestand verkennen und jenen 
gleichen Charakter wie den rigaccenten zuschreiben könnten. Wir hätten 
gewünscht, dass das erwähnte vermieden worden wäre, dies tut aber 
selbstverständlich dem warmen interesse keinen abbrach, mit dem 



342 A. Hillebrandt 

wir Wbitney's werk begrossen. Wenden wir uns nun zu einigen 
einzelheiten. 

§ 78 heisst es: a diphthong U protracied by Prolongation ofitsfirst 
or a-element: thus, e to <i3i, o to a3u. Diese regel gilt nicht allgemein ; 
aasgeschlossen sind die pragrihya-diphthonge und solche, denen ein con- 
sonant folgt Vgl. Ac,v. er. s. 1, 5, 9; es heisst also afve3 z. b. im 
dualis. Vgl. auch Pän. 8, 2, 107. 

§ 240 wäre es vielleicht zweckmässig ein perfeot-beispiel von dem 
unterbleiben der gnnirung im perfectum durch position langer wurzeln 
anzuführen, da § 798« auf diesen paragraph verwiesen ist; also ninmda. 
Auch babandha hätte mit rücksioht auf papdta genannt werden können. 

§ 250*. Ob t in dadima, adhithds eine Schwächung des „wurzelhaften 
d" sei , ist zweifelhaft. Da metrische lesungen bisweilen pa~anti t da-ama 
zeigen, so ist die möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass d « a -f- a, 
demnach t in dadima etc. eine Schwächung von kurzem ä ist. Für ttheydtem, 
deyam d.) möchte ich als entwicklungsreihe da[dd?)-ia t daia, daiya, deya 
resp. *tha (sthdf)-ids4»m t tthaidaam, sthaiydaam, ttheydsam ansetzen. 

§ 361*. Der stamm dyu wird nicht zu dw f sondern div ist ans dyav 
wie fun aus pnn entstanden. 

§ 355. 483. Bedenklich scheint mir die trennung des d- und «*- 
Stammes in panthan, j-ibhuxan u. a.; panthdm kann aus panihdnam oder 
panihdn-m (ponihan-m), wie Brugman Gurt. stud.IX, 307 erkannt hat, 
entstanden sein und selbst erst anlass zur entstehung eines <?-stammes 
(wenn man überhaupt einen solchen ansetzen will) gegeben haben. Es 
hätte also ein ähnlicher Vorgang wie bei ushat stattgefunden, aus dessen 
accusativ usham (= ushds-m) sich der stamm u*hd vermutlich erst ent- 
wickelthat. Vgl. Brugman, Kz. 24, 25; Joh. Schmidt, Kz. 26, 16. 24. 

§ 492. Ich mache hierzu auf die besprechung der dualformen der 
persönlichen pronomina aufmerksam. Die von Benfey genannten formen 
sind um dvai (T. S.) dvam vervollständigt. Es zeigt sich alBO eine sonst 
nicht vorkommende Unterscheidung von fünf verschiedenen dualoasus. 

§ 604. Ale ursprüngliches neutrum zum stamm ki, dessen k ans 
dem stamm ka übertragen ist (Coli itz o. III. 206) hätte cid angesetzt wer- 
den sollen, obwohl es durch die bedeutung sich abgezweigt hat. Möglich 
wäre, dass kirn gar nicht zum stamm ki gehört, sondern nur Schwächung 
von kam ist und als solche mit der partikel kam zu verbinden. 

§ 613 wäre es wünschenswert gewesen, einige beispiele von 
dem- verschiedenartigen gebrauch des pron. svayam (als instr. u. s. w.) 
zu geben. 

§ 603. Ich hebe hier die rationelle einteilung der präsensklassen 
hervor. Vorangestellt sind als 1. conjugation die präsensformen, welche 
sonst die 2. conjugation ausmachen; die nu- und u- klasse Bind passend 
zu einer gruppe vereinigt. Die Whitney'sche 2. oonj. besteht aus den 
a, a, ya- stammen ; abgezweigt ist also die äya- (X) klasse und, wie schon 
Kiel hörn getan hat, unter die sekundäre conjugation gestellt. Da- 
gegen ist die passivbildung neu hinzugetreten, welche bis zu einem ge- 
wissen grade auch nur eine olasse der präsensbildungen darstellt. Meiner 



Anzeige. 343 

ansieht nach könnte man die ya- und die passivische yd- klasse als zwei 
Unterabteilungen zu einer hauptgruppe vereinigen. Warum W. das 
passivum nochmals unter die abgeleitete oonjugation aufgenommen hat, 
kann ich dagegen nicht einsehen. 

§ 621 bespricht W. die imperfectbildungen der wurzeln ad und as, 
von denen die erstere a, die zweite? einschiebt „to save the charac- 
teristic endings in 2d and 3d sing. act". Die „einschiebung" 
eines a bei ad halte ich für unrichtig, die eines i bei as für sehr zwei- 
felhaft. Es steht nichts im wege ddas, ddat für imperfectbildungen 
einer a-wurzel anzusehen, welche die wenig deutlichen formen dt 
(— » dd -f- #, dd 4- verdrangt haben konnten, sowie dsis an die stelle 
eines gelegentlich noch vorkommenden ds (= ds-*, ds~t y cf. Whitney 
§ 686 ahs. 8) getreten ist. Auf die ansetzung eines Stammes ada deutet, 
abgesehen vom griechischen, auch der zend. conjunctiv adhditi (cf. 
Bartholomae Altir. verb. 97) hin. Ich mochte im anschluss hieran 
auf § 660. 615 und 1067« hinweisen, wo W. ayds, aydt und paldyaU 
mit der wurzel % verbindet. So verstanden bleiben ayds etc. immer Un- 
regelmässigkeiten , die der hinweis auf a$dtha t braodtha u. a. nicht be- 
seitigt. Nun hat das Zend ganz unzweifelhaft die wurzel aya (vgl. z. b. 
das participium ayaiUem), die indische grammatik erkennt sie ausdrucklich 
an, Grassmann hat sie für einige formen in sein Wörterbuch aufge- 
nommen, und ich vermag nicht einzusehen, warum wir sie nicht zur er- 
kl&rung von ayds, aydt, pldyate (MS), paldyaU herbei ziehen sollen, welche 
sich ungezwungen zu ihr stellen *). 

Was dsis, dsit anbetrifft, so sehen diese mehr wie aorist- denn wie 
imperfeotformen aus; wenn zur wurzel as ein perfeotum dsa («* ij«?) 
eadstirt, so hat das Vorhandensein eines aorists von der form abodhtsham 
[dsisham, dsis = dsis^s, dsU *=* dsis-t) nichts unwahrscheinliches, auch 
wenn nur einzelne reste davon sich erhalten haben. 

§ 624 bespricht W. die zweifelhaften formen wie ksesi, jesi, joti 
(—jotti) u. a. und sagt: „In the Veda (but almost limited to RV) are 
found certain second persons singular, made by adding the ending si to 
the (aoeented and strengthened) root, and having an imperative value. 
There is some difference of view as to their formal character; but the 
moat acoeptable opinion regards them as isolated indicative persons of 
this class, used imperatively". Ich weiss nicht, wer den irrthum, dass 
diese 2. pers. sing. ind. (so erklärt sie W. richtig) imperativisch gebraucht 
seien, zuerst eingeführt hat. Die stellen, welche ich nachgeprüft habe, 
erfordern dies nicht und lassen sich ohne zwang in indicativischem sinne 
erklären. 

Zu diesen vereinzelten formen nach der II. (Whitney* 8 I.) conj. 
gehört auch n*thd' RV. 10, 126, 2, welches QraBsmann für einen conj. 
aor., Delbrück (Altind. verb. 86) für „eine geburt des augenblicks, die 
in unwillkürlicher anlehnung an das unmittelbar vorhergehende pdthd 

1) Auch das griech. ijmw erklärt sich leichter, wenn wir auf eine 
wurzel aya (aia) zurückgehen, deren imperf. dyam lautet. 



344 A. Hillebrandt 

gebildet 4 * sei, erklärt, nethd* ist eine form von gleichem Charakter wie 
ftU, stota u. a; d. h. sie zeigt den langen vokal, wo man den kurzen 
erwartet, wenn man an den canon von starken und sehwachen formen 
glaubt, Entweder das e ist ein eindringling aus einem Singular ind., wo 
es „berechtigt 14 ist, was nioht sehr glaublich klingt, oder — was mir viel 
wahrscheinlicher ist — nethd* ist in näyathä aufzulösen und als eine in 
den rigveda eingedrungene form der Volkssprache zu betrachten 1 ). 

§ 694. Von der wurzel pi$ sind mir in den crautasütren des 
schwarzen YV noch der imperativ pnUa (pinsdnäni) und der indic. puktati 
aufgestossen. 

§ 778 hatte erwähnt werden können, das« purä ohne sma auch mit 
dem aorist verbunden werden kann; es heisst also acäUur iha purä chd- 
iräh oder vasantiha purä chdtrdft; aber nur: yajati $ma purä (Fän. 3, 2, 
122.) Ferner wird bei einer mit nanu eingeleiteten antwort auf eine 
frage das präsens im sinne eines aorists gesetzt, akdrttk kirnt nanu 
karomi bhoh. In Verbindung mit na und nu dagegen kann in gleichem 
falle präsens oder aorist beliebig stehen; auf katam akärsik kirn ant- 
wortet man mit: na karomi oder ndkdrsam (Pän. 3, 2, 120. 121). Fu- 
turbedeutung hat das präsens in Verbindung mit ydvat, purä f sobald die* 
selben als partikeln gebraucht werden : yävad bhunkU \ purä bhunkU, aber 
yävad ddsyate tdvad bhoxyaU (ib. 3, 8, 4) u. s. w. 

§ 828 ff. behandelt den einfachen aorist. Die hier gegebene dar* 
Stellung unterscheidet sich, abgesehen von neuem material, nicht wesentlich 
von der gewöhnlichen auffassung. Formell scheint in dieser aber manches 
sehr zweifelhaft. Die aoriste aganma und agman von gam z. b. unter* 
scheiden sich morphologisch durch nichts von ahanma, aghnan % dem im« 
perfectum von han. Was jene zu aoristen macht, ist lediglich ihre be- 
deutung (cf. Delbrück, Altind. tempuslehre s. 72); diese aber braucht 
nur eine differensirung in der beieichnung der Vergangenheit zu sein, 
welche erst, nachdem eine zweite imperfectbildung die vorherrschende 
geworden war, eintrat. Ganz dasselbe gilt z. b. auch von akarma, akran, 
dessen ar „unrege lmässig u ist, wenn man die „regel" von starken und 
schwachen formen anerkennt; dann wäre aber auch ahanma unregel- 
mässig, die richtige form müsste, wofern Brugm an' s nasalis sonans hier 
anwendung finden kann, ahatna lauten. Jene regel hat indeas ihre 
schwachen seiten und ist meiner ansieht nach für manche wortgruppen 
der II. conjugation gar nicht zutreffend, akarma, aganma, ahanma sind, 
wie ich glaube, nur imperfeetformen der wurzelklasse , von denen die 
ersten beiden aor. bedeutung angenommen haben, die letzte die imper- 
fectische behalten hat 

§ 948. Einen eigentumlichen gebrauch des futurumB nämlich als 
Stellvertreter des imperfectums hinter worten, die ein sioh-ertnnern be- 
zeichnen, erwähnt Pänini. Der scholiast fuhrt als beispiele solcher verba 
abhydndsi, imarcui an; die Siddh. kaum, nennt smarasi, budhgau % 

1) Die entwicklungsstufen wären folgende 1) n&yaihd 2) nä-i-tkd 
3) n&hd 4) nethd". Der udätta wird von der exspira torisch ausge- 
sprochenen endung zuletzt angezogen. 



i 



Anzeige. 345 

cetayase. In dem satze: abhijdndsi devadatta kdpniresu vatsydmah steht 
also vaUydmah für avatdma , welches auch eintritt, sobald beide satze 
durch yad verbanden werden: yat kdcmlresv avasdma (Pan. 3, 2, 112. 
113. Vgl. auch 3, 2, 114.) 

§ 982«. Das aus dem £at. brahm. für die Verbindung eines verbum 
dicendi mit dem imperativ angeführte beispiel: tasmdd osadhtndm eva 
mdldny uccheiiavdi brdydt ist nicht beweiskräftig, da brüydt — üi brdydt 
und uechettavdi ein unabhängiger, im sinne eines imperative gebrauchter 
infinitiv ist, durch welchen der adhvaryu den befehl, die vedi in einer be- 
stimmten form zu graben, erteilt. 

§ 1094: upahdrtkarosi thou makest an offering? 

§ 1100 würde ich vipvaha (vipvahd, vifvdhd) von den adverbien auf 
ha (dha) trennen und als eine Verkürzung von vievdhd = vipd ahd 
(ahdni) betrachten, auch wenn vip>adhd daneben vorkommt. 

Capitel XVII, § 1136 ff. enthält die stammbildungslehre. W. hat an 
stelle der alphabetischen eine nach allgemeinen gesichtspunkten geordnete 
gesetzt und damit den schwierigen stoff in eine wissenschaftliche form 
zu kleiden gesucht. Im allgemeinen bedarf der Standpunkt, die bedeu- 
tung zur grundlage der anordnung zu machen selbstverständlich keiner 
rechtfertigung, nur ergeben sich im einzelnen praktische Schwierigkeiten 
und bei W. kreuzen sich offenbar an manchen stellen äussere und innere 
gesiohtspunkte, aus denen es nicht immer leicht ist, den leitenden her- 
auszufinden. 

Wir nehmen damit abschied von Whitney's buche nicht ohne leb- 
haften dank für die mannigfache anregung und belehrung, die wir aus 
ihm geschöpft. Von dem raschen tempo, in welchem gegenwärtig die 
vergleichende Sprachforschung fortschreitet, wird zwar auch dieses werk 
nicht unberührt bleiben, es wird aber allezeit einen roarkstein in der 
geschiente der altindischen graroroatik bilden. 

Gr. Naedlitz bei Breslau. Alfred Hülebrandt. 



Beiträge zur neugriechischen wortbüdungslehre. Von N. DOBSiOS, 
dr. phil. aus Joannina in Epirus. Zürich. Druck von Zürcher 
u. Fnrrer, 1879. 8. 16 8. 

Herr dr. DossioB, ein Epirote von geburt, der sich bereits durch 
verschiedene sprachwissenschaftliche abhandlungen über das Neugriechi- 
sche bekannt gemacht bat, veröffentlicht so eben die vorgenannte dankens- 
werthe schrift über neugriechische Wortbildung. Wer sich mit dem Mit- 
tel- und Neugriechischen beschäftigt, der wird wissen, dass zwar für ety- 
mologie und lautlehre des vulgäridioms manches geschehen ist (vgl. vor 
allem Def fner: Neograeca in Gurt. Stud. IV), dass das gebiet der Wort- 
bildung dagegen noch keine irgendwie befriedigende wissenschaftliche 
behandlung gefunden hat. Maurophrydis giebt zwar in seinem Jox(- 
fAtov tOTOQtae rijs 'EXltpHxijs ylmoaris (Smyrna 1871) manche beispiele, 
Beiträge i. künde d. ig. sprachen. V. 23 



346 C. Foy 

beschrankt sich jedoch auf die mit altgriechischen suffixen neugebildeten 
Wörter. Mullach behandelt das ganze gebiet der Wortbildung in seiner 
grammatik der griech. vulgarper. auf 3—4 Seiten. Koraes' vereinzelte 
bemerkungen in den "Ataxia kommen kaum in betracht. 

Solcher dürftigen behandlung eines so wichtigen themas gegenüber 
mu88 sich, denken wir, nicht nur der gräcist, sondern jeder, der sich mit 
der Sprachwissenschaft beschäftigt, aufrichtig freuen, wenn ihm ein buch 
vorgelegt wird, das in ebenso ausgiebiger wie eingehender weise die 
Wortbildung der jüngsten phase des Griechischen im sinne der neueren 
Sprachwissenschaft bespricht. 

Abgesehen von einer 11 Seiten füllenden einleitung zerfallt die schritt 
(p. 12—66) in zwei theile, von denen der erste die „einfache Wortbildung 1 *, 
der zweite (p. 44 ff.) die „Wortzusammensetzung" mit reicher exempliti- 
cation und durchsichtiger Classification behandelt. Namentlich im 2. theile 
hat sich der Verfasser mit dem besten erfolge die eintheilungsprincipien 
angeeignet, die Leopold Schröder in seiner schrift: „Ueber die for- 
melle Unterscheidung der redetheile im Griechischen und Latein. Leipzig 
1874" angewendet hat, versucht jedoch mit diesen auch die von Curtius 
vertretene eintheilung (Schulgrammatik §. 359, Erläuterungen p. 150 ff.) 
zu verbinden. 

Der erste theil zerfallt in 3 capitel: I) Mit alten Suffixen neugebildete 
Wörter [p. 12—27: Wörter auf VK\g 9 «rqff, mr\g, tTqg, tga, *^a, «inj, teij. 
Abstracta auf ovnj, pa, pog. Adjectiva auf vog, xog, qos, Xog, wog, 
qaiog]. II) Wörter neuer endungen [p. 27—33: ohne fremden einfluss 
entstanden: tfiov, pdqa, dla, ika, via, dSa, ouöa; — unter einfluss des 
Lateinischen entstanden: xXa, ovQa, arog (schreibe ärog), dqrjg (schreibe 
«?*$)]■ III) Deminutiva und augmentativa [p. 33—43. Allgemeines über 
entstehung der deminutiva und über die endungen ig, $v, t = tog, top. 
Neugriech. demin., deren Ursprung ins Altgriechische zurückgeht: dxtjg 
(schreibe dxtg) , dxi , (toi, trorjg (schreibe (raig), novlog, demin. .auf ovlijg 
(ovlig), ovla, ovraucog. Augmentativa: hauptsächlich d^a, aQog], 

Obwohl streng genommen die deminutiva und augmentativa unter I) 
und II) behandelt sein sollten, so ist es doch bei der eigenthümlichen 
Btellung dieser formen im Vulgärgriechischen aus praktischen gründen 
gerechtfertigt, sie besonders zu behandeln. 

Der leser sieht, dass alle wichtigeren euffixe (jedes mit mehreren 
beispielen belegt) vertreten sind, wenn gleich der bescheidene titel des 
buches verbietet, Vollständigkeit zu erwarten. 

Der zweite theil zerfallt in 4 nummern: I) Norainalcomposita [p. 64— 
53. Nach Schröder eingetheilt in immutata und mutata mit je 3 unter- 
abtheilungen : Substant. -f- substant. , adject. + substant., numer. -f" subst. 
und für die immutata noch subst. + adject. , adject. + adject , numer. + 
adject. Ferner: Composita mit a privat, und mit £« und mit praeposi- 
tionen]. II) Zusammengesetzte verbalnomina [p. 53—56. a) nomen. -f- 
verbalnomen.: Suffix ra, o. b) verbum -|- nomen]. III) Zusammenge- 
setzte verba [p. 56—58. adject. + verbum, (substant. + particip.), verbum 
-f- verbum. Sehr abweichend vom AltgriechiBohen!]. IV) Copulative 



Anzeige: 347 

Zusammensetzungen [= dvandva. p. 68—62.] Vorangeschickt ist im 
zweiten theile eine bemerkung über den neugriecb. bindevokal (p. 45), 
angehängt eine betrachtnng über die bedeutnng der Zusammensetzung 
[p. 62 — 64. Determinative composita, attributive composita, abhängig- 
keitscomposita]. 

Diese eintbeilung läset, denken wir, kaum etwas zu wünschen übrig. 
Wie sorgfaltig die exemplification ist, beweise z. b. der umstand, dass 
wir allein unter der rubrik „nominalcomposita" weit über 100 beispiele 
gezahlt haben (die gelegentlich angeführten altgriechischen nicht mitge- 
rechnet). 

Was die methode des Verfassers anlangt, so ist namentlich anzuer- 
kennen, dass er immer bemüht ist, die einzelnen erscheinungen sprach- 
wissenschaftlich zu begründen. Wir empfehlen beispielsweise den artikel 
über die deminutiva (p. 33 ff.) zu lesen. Oft sucht er die epoche zu be- 
stimmen, wo gewisse formen zum ersten male auftauchen; immer aber 
nimmt er auf die bedeutnng sorgfältig rücksicht und sucht, wo eine ab- 
weichnng vom Altgriechischen vorliegt, dieselbe zu erklären. Freilich 
war dies, wie natürlich, nicht immer möglich; z. b. woher stammt die 
intensive bedeutung des suffixes &oa in formen wie xtjoC&oa, polvßt&oa., 
xoxxaXtj&ga? (cf. p. 17). Die fremden aus dem Lateinischen oder Romani- 
schen stammenden Endungen sind befriedigend erklärt, so z. b. xXa aus 
cttla oder tula, (navovxla =• panueula, aCxXa = süula u. s. w.) p. 31. 
Was die Schreibung der endungen ätos = lat. atu* und drie = lat. artet* 
betrifft, so würde ich ärog anstatt aros (p. 82) und äots anstatt a(njs 
(p. 33) empfehlen. Von den übrigen neuen endungen vermag der Verfas- 
ser entschuldbarer weise ebenso wenig, wie seine Vorgänger, die zwei: 
paQtt und CXa befriedigend zu erklären, auch für rgtlXog und XtoXog p. 26 
gesteht er, keine etymologie finden zu können. P. 25 ist wohl nur aus 
versehen *paxQuXog und *ßa&vlog anstatt *paxovX6g und *ßa&vlog betont 
worden. 

Alle berichtigungen , die wir zu machen hätten, beziehen sich nur 
auf einzelheiten z. b. p. 20 sagt der Verfasser, dass das j in formen wie 
(laqfAaqivjog gar nicht gehört werde, sondern nur „eine starke naealirung" 
bewirke. Es war zu sagen, dass v-\-jzu dorsalem n mit nachfolgendem 
halbvokal t (ital. frz. gn, span. n cf. Champagne, Bologna, Espana) wird. 

P. 21 wird behauptet, dass das * in adjeetiven auf (t)vog gar nicht 
gehört werde, und doch sagt man otiptoivog ebensowohl wie or\(JUQv6g 
und Ttooivog wie xmovog. 

P. 23. wird der eigenname jtipofaa für eine abkürzung von jitpooMrri 
erklärt , während es doch ein neugriechisches adjeetiv d<f>oaxog giebt 3 ). 
Auch JriprJTQa) ist nicht = Jrjfi^xijQ zu setzen, sondern das vulgäre fe- 
minium zu JrifATJrQtos. 

P. 51 wird die form fa/e'Ai?? = jft/Aayi' aufgeführt Unseres Wissens 

') Uebrigens haben auch andere *Aifouxa und liwoodCtn zusammen- 
gestellt, so z. b. Ross: Reisen auf d. griech. inseln II. 1843 p. 115 und 
Kind: Anthologie. 1861. p. 209. 

23* 



348 C. Foy 

spricht man thtaxilü, und die genannte form wäre also nach neugriechi- 
scher weise im anlaute mit rf zn schreiben. 

P. 67 wird die form oßüXog = ßülog als durch einen hörfehler ans 
Ivug ßtüXos entstanden erklärt. Dies ist unglaublich, da sich das prothe- 
tische <r auch vor neutris und femininis findet. Genaueres hierüber in 
meinem „Lautsystem der griechischen vulgarsprache" p. 74. 

Ganz beiläufig wollen wir erwähnen, dass die vulgare farbung der 
mitgetheilten formen nicht immer eine gleichmässige ist. P. 28 wird 
z. b. Sfaipov, Xvuifiov, naßifAov in mittelalterlicher weise mit v geschrieben, 
während doch p. 24 Xovarixo, §a<prixo u. ä. ohne v Bteht. 

Es erübrigt uns, noch ein wort über die „einleitung" hinzuzufügen. 
Dieselbe polemisirt zunächst gegen die puristen im heutigen Griechen- 
land, die falschlich bald treffliche neubildungen als vulgär verachteten, 
bald sehr alte im volksmunde erhaltene Wörter als archaistisch verwürfen. 
Nun fährt der Verfasser einige formen an, die, wie er meint, zwar nicht 
schriftlich erhalten wären, aber trotzdem sehr alt sein müssten oder 
könnten, darunter ardla = ordlay/jut, vvora = vv&rttypa, xlr^m. =• xlq- 
Qavo(i£a. 

Aber welcher kundige sieht nicht, dass dies ganz vulgäre bildun- 
gen sind, etwa wie die italienischen accusa = accu*atio t pesca = pisca- 
tio, predica = predicatio, lega = ligatio t $pia spion etc.? <PvT(Ht ist 
offenbar eine mit der p. 16 besprochenen endung xqa gebildete form. 
Die glosse des Hesychios, die M. Schmidt als „de scriptum Buspectam" 
mit einem kreuz bezeichnet, kann kein zeugniss für das hohe alter der 
form ablegen. 

P. 5 f. fuhrt der Verfasser volksthümlich erhaltene formen auf, die 
nachweislich älter wären, als die von den puristen empfohlenen. Darunter 
z. b. avriyaios, makedonisch, angeblich = homer. vriyarioe. Ich halte daB 
wort für nichts als v(atog mit der so beliebten vulgären prothese von «. 

Im principe aber können wir nicht begreifen, was für ein recht ge- 
wisse nur noch in einzelnen dialecten erhaltene und im altertbume schwach 
oder doch nur vereinzelt bezeugte formen (cf. p. 6. fid<naxag) auf allge- 
meine Verbreitung haben sollten. Uns stimmt der referent (17. Uy.) in 
der KUuo no. 950 bei, der jedoch nicht sowohl das ganze buch, als viel- 
mehr nur einiges fehlerhafte, (hauptsächlich aus der einleitung) bespricht. 

Zum schluss ein wort über den anhang p. 65 u. 66. Derselbe zeigt, 
wie schon die einleitung, dass der Verfasser bis in das 10. Jahrhundert 
zurückgegriffen hat, indem die schritt des Porphyrogennetos : „De ceremo- 
niis aulae Byzantinae" von ihm benutzt ist. Im übrigen enthält der an- 
hang einige werthvolle bibliographische notizen. 

Zur Vervollständigung des ganzen hätten wir nur noch ein inhalts- 
verzeichniss gewünscht, so wenig die Griechen auch lieben, Inhaltsver- 
zeichnisse zu geben. 

Wir scheiden von dem kleinen büchlein, indem wir es dem gelehrten 
publikum aufs wärmste empfehlen und den aufrichtigen wünsch aus- 
sprechen T dass der Verfasser bald anderes über die vulgarsprache publi- 
ciren möge. Dr. C. Foy. 



Anzeige. 349 



Foy, Dr. Carl, Lautsystem der griechischen Vulgärsprache. 
Leipzig. Druck und vertag von B. G. Teubner. X. u. 146 S. 
gr. 8. Mk. 3. 

Der Verfasser versucht in der vorliegenden schrift, an welcher er 
mehrere jähre mit fleiss und liebe gearbeitet hat, zum ersten male „unter 
bemitzung der neueren resultate der lautphysiologie und der allgemeinen 
Sprachwissenschaft in annähernd vollständigen zügen ein System der vul- 
gär-griechischen lautverhältnisse zu entwerfen 44 (Vorw. V). 

Die schrift, welcher wir diese wenigen zeilen widmen, enthält zwei 
buch er; im ersten (s. 1—82) bespricht der verf. die consonanten und 
zwar § 1 die tonlosen explosivlaute x, t, n, § 2 die tönenden fricativlaute 
y> ö> ß> § 3 die tönenden explosivlaute g t d, b, § 4 u. 5 die tonlosen fri- 
cativlaute x> *t <f>i § 6 die aspiraten im Tsakoniscben , § 7 die liquiden 
l und Q, § 8 die nasale p und v, § 9 das velare , palatale und dorsale v 
und dors. 1, § 10 die Sibilanten er, £, 6, § 11 die zusammengesetzten con- 
sonanten t£, tö, t#, \p f <pa, § 12 das jod und den Spiritus, § 18 den conso- 
nantisohen zusatz, § 14 den Wegfall der consonanten, § 15 die Umstel- 
lung derselben. 

Im zweiten buche (s. 83—192) werden die vocale behandelt und 
zwar § 16 die alte und die jetzige ausspräche derselben, § 17 die diph- 
thonge, § 18 die schrift und etymologie, § 19 der sporadische vocalwandel, 
§ 20 der vocalzusatz , § 21 der voealsebwund. Es folgt § 22 ein capitel 
über Volksetymologie und § 23 eine rückschau ; am ende befinden sich als 
texte zwei bekannte lieder, ein zum ersten male gedrucktes makedoni- 
sches märohen und drei räthsel mit Übersetzung und erklärung. 

An 8 eine schwierige aufgäbe ging H. Foy mit grosser sorgsamer 
prüfung, welche wir auch im verkehr mit ihm oft zu bewundern gelegen- 
heit gehabt haben; was die anläge der arbeit betrifft, so ist der verf. 
der methode gefolgt, welche ihm die natur des behandelten Stoffes bot. 
Jedes capitel hat seine passende stelle, so dass es nicht ohne schaden 
versetzt werden könnte.. 

Neben Schriften griechischer gelehrten und fremder hellenisten haben 
H. Foy mündliche mittheilungen griechischer freunde und der gebrauch 
des Griechischen im verkehr mit Hellenen aus verschiedenen gegenden 
zu seinem zwecke sehr genützt. Wie in jedem buche aber, so haben sich 
auch in dem vorliegenden ungenauigkeiten eingestellt, welche der verf. 
in einer etwaigen zweiten bearbeitung seines Werkes zu berichtigen nicht 
unterlassen wird. 

S. 7 ist zu bemerken, dass sich neben axXißwvm (glänze) noch otili- 
ßtavo), welches dem altgr. ariXßow näher steht, im munde des Volkes er- 
balten hat. — S. 9 wird nrjxv ( n VX v s) geschrieben, während s. 59 incon- 
sequent xdxpt (xavoig) steht. — 8. 12 hat schon auch ZxctQkäTog Bv(avriog 
in seinem lexikon rrjg xa&* rm<ts iXXrfvixrjs titaXixrov, dritte aufl. Athen 
1874, (s. 261) an die richtige etymologie des Xayuvucov gedacht. — S. 13 
möchte referent sich denjenigen anschliessen, welche yXvrwvu (befreie u. 



S50 P. N. Pappageorg 

entkomme) von evXvroto, welches schon bei Hesychios (evXvrwtov: anal- 
Xa£ov\ mit unrecht hat man in ixXvTQtoa&v ändern wollen) vorkommt, her- 
leiten. — S. 14 neben aXiyta (d-X/ß<ü) hört man noch mit eingeschobenem 
01; SovXfyfo und (ovXifw (CovXw), so dass die b. 51 gegebene etymologie 
von t£vXf{to unrichtig ist. — S. 15 wird yXuneQog (glatt) von oXuf&r^Qog 
abgeleitet; meiner ansieht nach unwahrscheinlich. Vgl. £xa^Xaros u. d. 
w. £tyXt<JT(Ht(o. — Nicht überzeugend ist auch die etymologie des yQrj- 
vid£to von dem bei Hesychios vorkommenden aQ^rjvriv (aQQjjvftv). — S. 18 
ß vi Iva findet sich wirklich im Serrai von Makedonien, wie ich aus gut 
unterrichteter quelle erfahre. — S. 27 ob renjyap/Cw = rriyavttw, wie 
schon Koraes wollte, möchte ref. bezweifeln. — S. 29 xoXoxv&ri ist viel- 
leicht ein druckfehler; es müsste entweder xoXoxv&c oder xoXoxv&a heissen. 

— Merkwürdig scheint mir die bemerkung s. 80 „dies verb (xotftw « 
xonrto) hat ganz die bedeutung von rvntco angenommen = schlagen". 
Ich zweifele keinen augenblick, dass H. Foy so gut, wie ich, weiss, daes 
xoiftw = rifivui ist, und notire diesen lapsus fatalis nur als eine drollige 
flftchtigkeit; s. 129 anm. findet sich die richtige erklärung = couper, 
schneiden. — S. 81 die form dxQovfxdfr/nai, von der Deffner ausgeht, 
um das ä(piyx()dtofitti oder diptyxQLpüpat, zu erklären, existirt noch heut- 
zutage in Makedonien; damit will ich freilich nicht behaupten, dass die 
etymologie von H. Foy unrichtig ist; sie ist vielmehr die einzig mög- 
liche (Vgl. auch XxagX&Tog u. d. w.) — S. 82 sei noch der eigentüm- 
liche Übergang des / in y im Makedonischen <pavöax<ovw = jfawfaxrow 
bemerkt. - S. 66 werden ah beispiele des Zusatzes S im anfang des 
wortes angeführt: öouxxt, = ola£ (doch auch oldxiovl) und öexel = ixu; 
letztes unpassend; denn das Kretische Ssxtl ist ein zusammengesetztes 
wort von öu-lxtZ, wie man noch im Makedonischen öd-'xcl and y xel-öa 
spricht. — S. 78 dass Xaßtavto = altgr. Xwßdto ist, wie schon Zxa^Xdros 
wollte, kann ich nicht wahrscheinlich finden. — S. 94 ist d&dv/Aovfitu 
(= lv&vfiov(4tu) unrichtig; consequenter weise müsste dann auch <*££&* 
(= tyxiXus) geschrieben werden. Ohne zweifei ist nur d&vfjiovfxai richtig; 
das volk kennt zunächst nur das synkopirte &upov(*ai, wozu dann das 
prothematische a hinzutritt, worüber s. 110 ff. — S. 101 das femininum 
der adjeetiva auf -pos geht, wie H. Foy sagt, in der vulgärsprache 
durgängig auf 'Qrj statt -Qd aus. So sagt man Sevie^rj = öevr£(xt; ich 
hätte noch bemerkt, dass das wort jedoch als Substantiv fovr£(>a lautet, 
wie xa&aQT] Sevxtya u. s- w. — S. 106 werden mit recht alle lächerlichen 
etymologien des w. ydSaqog widerlegt und die allein richtige gegeben, 
woran schon auch SxaqXdtog u. d. w. yai^ovqoxjßa^ov dachte. — S. 110 
der Übergang der endung w der verba in ov im Tsakonischen ist auch 
makedonisch, so TQtyyov, nlvov, u. s. w. — S. 117 ich lese: v y(Xdöi, dyfXrj"; 
unrichtig; yeXdät (ytXdtin) ist die dyeXadj ßovg, bei spät. dyeXdg ~döog* 

— S. 119 lese ich: „£avaxaivov(>ywv<a = vulg. xaivovQywvta „erneuere* 4 
von xaivovQtog = xnivog". Das neugr. xatvov^yiog ist altgr. xatroup- 
yog s» xttivovQyrig. — 8. 120 *ytit — tyÖTj. Doch giebt es auch deminut. 
iySCov. — S. 121 sei zu «fdir* noch das eigen thümliche makedonische 
66$ i erwähnt. — S. 121 „poidfa von opows". Doch opoidfa im n. testa« 



Anzeige. 351 

ment. — S. 124 das* tcu^« (= vuv) sieht aus dem dativ rj &Qq> w * e 
griechische gelehrte wollen, sondern ans dem aecusativ rr\ &q* vulg. «= 
xrp J>{Ktv entstanden wäre, will mir nicht einleuchten ; denn der vulgäre 
aecusativ ist nicht rr\ &Qa t sondern rq? wqcc. — S. 128 „vonos, frisch, 
neu = womfe"; indess wohl richtiger vmnog = vetmog, wie #ftjpo> ==» 
$60)qiü, #*j£*ft = &ct»(>(a u. s. w. — Aus s. 142 endlich sei hier noch be- 
richtigt, dass Zapavi (»zeit) nicht italienischen (giammail) sondern echt 
türkischen Stammes ist. 

Bei unserer besprechung hatten wir hauptsächlich den zweck zu be- 
richtigen. Manche kleinere versehen und lapsus calami haben wir nicht 
berücksichtigt. Bas werk bleibt auf jeden fall eine verdienstvolle arbeit, 
die einen wesentlichen fortschritt im Studium der griechischen Volks- 
sprache bezeichnet. Wir zweifeln nicht, dass reiche anregung von ihr 
ausgehen wird und dass sie jedem, der sich für Sprachwissenschaft über- 
haupt interessirt , willkommen sein wird, da sie häufig in die wichtigsten 
fragen der gegenwärtigen Sprachforschung eingreift Sie enthält in knap- 
per gedrängter darstellung eine menge elemente, aus denen sich eine 
fülle von gesetzen und anschauungen wird entwickeln lassen können. 

Jena. Peter N. Pappageorg. 

Miscellen, 

1) Avest ghrdghrayd-. Im Nirangist&n schliesst fol. 19b 
mit den worten tfigaiti dim fra , unter welchen als fortsetzung 
ghrdghr vorgemerkt ist, und fol. 20a fährt fort ghrdgkrdyiiti ; 
nach dem y der letzten form hat eine spätere hand ein ein- 
schaltungszeichen gemacht und dazu übergeschrieben 6 nöit 
fraghrdghrdy. Wir gewinnen aus dieser stelle ein avestisches 
präsens fra-phrdghrdy$iti, welches die herrschende erklärung von 
ghrdraya- (m fraghrdrayeiti vend. 18. 23 W.) und grdraya- (in 
ugrdraydo yt 24. 41 und nigrdraydo vd. 18. 51 W., vgl. apere. 
niyatrdravam Beh. 1. 64), die man bei Bartholomä d. altir. 
verb. 8. 90 nachlesen wolle, widerlegt; denn es zeigt, dass ghrd- 
raya- aus einem ghrdghrdya- nicht entstehen muste und nicht 
entstanden ist. Ich erwähne diess wegen Gott. gel. anz. 1879, 
s. 824, wo ich ghrdraya- und grdraya- ihrer bildung nach mit 
gr. aiQdo), ayqiia verglichen habe. 

2) Avest. ägu. Der von Justi wbch. s. 75 angesetzte stamm 
ägus ist in ägu zu ändern; denn nämyägm y. 9. 16 W. ist 
nom. sg. von nämyägu-, und ägus y. 10. 2 W. ist mit Spie- 
gel comment IL 112 (vgl. s. 97) als acc. plur. (von ägu) auf- 
zufassen. Diese .wird zunächst durch ved. amgü bewiesen und 
ferner durch die form ägavd, welche im Nlrangistan x ) fol 141a, 
z. 12 erscheint: cydvafUö aiUe ägavd anhen. A. Bezzenberger. 

*) Gelegentlich der erwähn ung dieses noch ungedruckten textes be- 
merke ich, dass die zahlwortform eatatihrö sich in ihm nicht nur an der 
von mir K. Beitr. 8. 120 hervorgehobenen stelle findet; sie begegnet 
auch fol. 94a, z. 9—10 (hier catafirö geschrieben). 



352 Miscellen, Berichtigungen. 

3) alt-ßdvw „in'8 meer versenken" (bei Callimachoß) 
scheint ßdvw = dvw zu enthalten. Diess weist auf ursprüng- 
lichen jr-anlaut und scheint L. Meyer's combination von dvw 
und lat» iwrbuo (o. III. 75) zu bestätigen. 

4) xivravog * rj xoviaxfj xlxavog bei Hesych ist dasselbe wort 
wie titavog; wir werden dieses also zu skr. cüra „hell" u. s. w. 
zu stellen haben. 

5) Lat. ftdes „saiten" hat mit aq>iöeg „gedärme" nichts zu 
tun; seine ableitung von fend „binden 11 scheitert am vokal. 
Seine basis ist vielmehr ghidh; dieselbe erscheint in *i&d(>t]. — 
Ebenso verhält sich ksl. zica „nervus, filum" zum mhd. gige, 
nhd. geige. 

6) yiyyXvfiog „knochengelenk des ellbogens und Oberarms, 
fugen und gelenke am panzer, türangel, angelzapfen" und yay- 
yXiov „gelenkgeschwulst, Überbein" stehen für *yliyylvfi6g und 
*yldyykiov und gehören zu ahd. chlenkan, mhd. Henken „knü- 
pfen, binden, schlingen", mhd. klinke „türklinke". — Die aus- 
stossung eines von zwei aufeinander folgenden A, die auch in 
eilijqxx, ufaffp, eilox a stattgefunden hat, ist bekannt. A. Fick. 



Berichtigungen. 

8. 26, not. 1. Lokänandanätakam : vgl. T&ranätha, übers, von Schief- 
ner, p. 166, not 2. — Das. not. 2 lies syddvdddt statt tydd vdddt. — 
S. 36 kridabhihüo bhdvo dravyavat prakdfate vgl. Kusum&njali ed. Cow- 
ell, Translation, p. 1 note. — S. 37, z. 6 ist krti nach kvaeü einzu- 
fügen. — S. 42. Statt Kajjata ist, nach einer gütigen mitteilnng Prof. 
Auf recht's, Kaiyata zu lesen. — S. 47, z. 24 lies udaresktha statt uda- 
rttha. — S. 61, 7 lies ekailcapo vinighnanti und vgl. Kam. Nitisara I, 
46. - S. 61, 30. Die stelle steht Raghuv. IX, 61. — S. 107, z. 20 lies: 
Die inschrift ward zuerst u. s. w. — S. 108, z. 4 sind 6 punkte für 
T*Mcr* zu setzen. — Das. z. 26 liess A. Y4>IF.l. — S. 110, z. 8 lies l/rt- 
fifXto&ov. — Das. z. 24 lies 38 statt 36. — S. 113, z. 4 lies uaro u. 8. 
w. statt €fffro u. s. w. — S. 114, z. 35 lies: tpdve^os ij* für yxo^ttyrip. 
Hiernach fallt die hemerkung s. 118, z. 4 anfang. — S. 116, z. 8 lies 
AoQaaxo» statt Adgaana. — S. 117, z. 14 lies „diesem urteile" statt 
„dieser äusserung". — S. 168, z. 29 lies „trost u statt „trotz". — S. 171, 
z. 16 fehlt nach „nhd. haspe 'türband' " „ags. häps 'haspe'". — S. 173, 
z. 2 lies „nhd. u statt „ahd." — S. 278, z. 1 lies „Indogerm. Ä" statt 
„Indogerm. d". — S. 325 ff. Mehrere wertvolle erganzungen und Ver- 
besserungen des aufsatzes „Zur beurteilung des pamphylischen dialekts" 
ergeben sich aus einer arbeit Friedlanders Zs. f. numismatik IV. 297 ff. 
und aus bemerkungen Deeckes in seiner zweiten beilage zu K. O. Mül- 
lers Etruskern* II. 521. 



353 



Register. 



I. Backregister* 



Ablaut (vgl. Vokale): a im ablau t 
mit 4 und 6 312 ff. ; ablaat e—o 
im albanesischen 184; dreifacher 
ablaat (m— * — 0) im griechischen 
241. 

Aphäresis s. Kürzung. 

Assimilation: griech. x* ans xX 
196. 

Bedeutungswandel (vgl. Grada- 
tion): mangel-misgunst241 ; hirsch 
—widder 240. 

Dekination: gen. sg. auf -a-rog 
im griech. 183 f. 312; gen. sg. 
der o-stamme u. «r-stamme im 
thessal. dial. 2. 5.8; dekL-formen 
des pamphyl. dial. 336. 

Dialekt-Inschriften: achäische 
320 ff.; äolische 105 ff.; böotieche 
185 ff. ; nordthessalische 1 ff. ; 
pamphylische 825 ff. 

Gradation: participia als kompa- 
rative u. Superlative 96 f.; kora- 
Earativische und superlativische 
dtff. aus d. bedeutungen '—ähn- 
lich, *— darstellend' u. s. w. 97 ff. 

Indische grammatiker und lexi- 
kographen 22 ff. 296 ff. 

Infixe: sskr. -ak- } lit. -oh- 99 n. 

Intensivbildung im germani- 
schen 170 n. 

Konjugation: konj. - formen des 
pamphyl. dial. 336 f. 

Konsonanten (vgl. Assimilation): 
griechisch: », t = j 101. 
196; konsonantismus des pamphyl. 
dial. 330 ff. 



latein. : c = sskr. pv 178; b 
aus g 168; d aus / 79. 

german. : &, h,g als Vertreter 
der g-reihe 174 ff ; labiale aus 
gutturalen 169 ff.; v vor dunklen 
vokalen geschwunden 176. 

Kürzung kompon. eigennamen im 
Kriech. 21 n. 195. 196; kürzung 
durch aphäresis 213 f. 

Lehn worte: doppelte reception 
eines griech. wortes im latein. 
88. 84. 

Suffixe: idg. fto «= sskr. tüha f 
griech. joto, oro, brit Ud 94 ff.; 
sskr. äka = lit. oka~$ t lett. äk-8 
98 ff. 

Vokale (vgl. Ablaut): 

indogerm. : system d. grund- 
sprachl. vokalismus 266; vokal- 
reihe d—ai—au 266 ff.; {ät 274 
ff); ä—ei—äu 278 ff.; a— t— u 288 
ff.; 'schwa' 94 ff. 

s a n s k r. : i und ä sekundär ent- 
wickelt 269 f. ; vokaldehnung vor 
* 271. 

griechisch: o für a 191. 220; 
€ (*) und v als schwa 166 ff; a 
aus r, l 811 ?•; w aufl »* 274; <h 
=* lat.'er 240; «* für € vor folg. 
a 213; * eingebässt 315 n.; voka- 
lismus des pamphyl. dial. 882 ff. 
latein.: 6 aus vi 274; au aus 
av 272; « in fremdw. für ei 82. 

german.: a aus o 176; u als 
schwa 176. 

Volksetymologie in den alten 
sprachen, bes. im latein. 68 ff. 



Sanskrit 



äkokera 70 
ara 70 
irshaya 270 
üka 71 
üna 270 
rsabha 184 
kastira 70 
kendra 70 
kesara 70 



11. Wertregister. 

kriya 70 
car 101 
ciram 101 
tävara 104 
tavuri 70 
taukshika 70 
dinara 70 
durudhara 70 
dürva 104 
düshaya 270 
pathena 70 



panaphara 70 
neshurana 70 
yas 270' 
leya 70 
lomacä 71 
vrshabha 184 
gurpa 270 
gri 182 f. 
snih 270 
surungft 70 
ha 103 



364 



Register. 



Avestisch. 

äcu 351 
kharedha 104 
fra-ghraghrayeiti 851 
catarihrö 851 
thanvana 104 

Altpersisch. 

vac^y 94 n. 
vica 95 n. 

Griechisch. 

dydklo/itu 168 
ayttfitu 168 
ayav 168 
dyd<sota&ai 168 
cryot^o? 240 f. 
äoapvot 94 
Munofios 91 

Mqi<W 94 
v .^<fa>e« 94 
aiuua (thessal.) 5 

^«r(K 94 
atrvQov 94 
^xa^ttw 94 
att» 168 
dl*-ßSvto 852 
d2t/xo? 167 
jifu&ns 93 
äfiaQvOiHü 167 
a/u/ue; 168 
dpnXaxuv 168 
dp<f*Oßri%(o> 90 
HvteGTuyq 75 
^Mfor 75 
«r^pttrof 168 n. 
a?exTO? 166 
a(«Tij, apfrxa» 166 
dQuntQoe 168 n. 
ccqkttos 166 
«<** 239 f. 
JtouxJUo? 94 
^acupof 94 
% Aifalq€fAa 91 

«q** 168 
ßanxm 167 
BaalUut 75 
ßiTrrdCto 167 
/?^a? 166 
ßv&os, ßvaaog 168 
/Jutttw 167 
yayyjlior 852 
yaxot' (Hsch.) 312 
ytxvdto 312 
yvyyXvpog 352 
z/m*£«c 91 
Swirdto 89 f. 



<f taxovla» 90 
«Twi» 270 
*€<Tya 240 
Ix«- 94 n. 
"Exßiruwn 91 
ftaaof 184 
moV 184 
fttao? 166 
Iropijj 91 
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xiua» 180 ff. 
x^r» 166 
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or«p 104 
ovvfia 167 
ow$ 167 
onoaxoq 95 n. 
o?™| 167 
ftdAat 101 
naqa6iu3og 91 
JTdqttufoq 92 
ITaQcuTttxrjVTi 92 
IlaQandfAUfog 91 f. 
na<xt7ittoTai 92 
ITitQaxodÜQfis 92 
ntXoptu 101 
7i £vo[t<u 241 
tj^xo 166 



ffijJt/i (aoL) 101 
noaiog 95 n. 
Trptxvd?. 166 

TTTC^t/ffO«! 167 

Jiviij 167 
^xrdf 166 
aalt^ 167 

ffOTTU 167 

oniv&dQvZ 167 
otdxw 167 
orövvg 167 
ffty/fc 91 
OWtÖQiOV 90 f. 

au^w 167 
avxvos 167 
rajitf 812 

TfA^CU 101 
T#Off 101 

rijJU 101 
tlravog 352 
rdtfoff 167 
rpät» 166 
Ti;7rij 167 
Tv^i? 74 
<fxtQvy£ 167 
tf&ovog 241 

Lateinisch. 

abdomen 78 
Aborigines 77 
acoeptor 78 
accerso 78 f. 
accidia (mittellat) 7tf 
accipienser 78 
adeps 79 
aditus 79 
adrairabiliß 79 
aemidus 273 
aestns 270 
ajuga 94 
al lucin ari 79 
amandola 94 
Aperta 86 
apoculo 77 
Appnlus 79 
aquipenser 78 
Avellanus 77 
averta 77 
blandior 168 
Boilla 81 
campagi 81 
catacumba 92 
cervus 240 
cliens 176 ff. 
cloere 179 f. 
coacla 80 
coillum 81 
comesatio 80 



Register. 



355 



Compulteria 80 
conger 80 
conquilium 81 
Consanus 80 
corbis 270 
corrigia 80 
diagrydion 92 
diametrum 92 
dimetiens 88 
directarius 88 
dieciplina 89 
electarium 81 
elogium 82 
elucus 82 
Elysii 75 
evallo 82 f. 
excetra 82 
exintero 83 
Exomatae 82 
Exquiiiae 81 
fides 352 
frequene 167 
Honorius 75 
hnbilicus 83 
im-buo 352 
impotus 84 
inciens 84. 177 f. 
incitega 83 
inclutus 84 
incomium 84 
Ingeniculus 84 
intubus 84 
inula 83 
Latona 86 
nimbus 168 n. 
obrussa 84 
obryzum 84 
obsonium 84 
Paracuntia 92 
pellex 84 f. 
perramus 85 
persona 85 
praesica 85 
propina 85 f. 
Proserpina 86 
recinium 89 
remulcam 89 
resina 89 

retondus (mittellat.) 89 
sublectare 87 
suggilo 87 
suggultium 87 
supparum 87 f. 
suppellex 87 
Sustinens 88 
transgnlare 88 
nmbra 104 
Virgilius 75 



Aiislovenisch. 

ved% 240 
zica 352 
celo 102 

Preassiseh. 
glands 168 

Litauisch. 

dirva 104 
galandu 168 
pa-glöstyti 168 
triszeti 166 
vedü 240 
visas 95 n. 

Gotisch. 

andbahta 93 
asneis 176 
bimampjan 170 
greipan 174 
-nipnan 172 
hropja 169 
hups 171 
iup 170 
paida 169 
-pra^gan 169 
raupjan 174 
slepan 169 
-sliupan 173 
striks 174 
trimpan 174 
J>aurp 170 
vairpan 170 
vans 270 
vepna 170 

Altnordisch. 

bani 169 
eisa 270 
folk 171 
fylgja 67 
gleypa 171 
bönk 171 
huppr 171 
jarpr 169 
knütr 171 n. 
knyja 171 n. 
löpp 171 
prik 172 
pÜ88 172 

rjüpa 172 
ropa 172 
skrapa 172 
slakki 173 
slakr 172 
slapa 172 



eleppr 170 n. 
slok 178 
snarpr 173 
sopa 178 
starf 178 
stjarfi 173 
strjüka 174 n. 
strodinn 104 
strokkr 174 
strykr 174 n. 
styrfinn 173 
eüpa 174 
upp 170 

Norwegisch. 

glupa 171 
hempa 171 
hupp 171 
prunke 172 
skrapa 172 
slapa 172 
sloka 173 
snerpa 173 
snop 173 
sopa 173 
stripa 178 
strippe 173 
strokk 174 
strurop 174 
sturop 174 

Schwedisch. 

glupa 171 
prunka 172 
skrapa 172 
sopa 173 
stripa 174 
stump 174 

Angelsächsisch. 

clippan 170 n. 
eorejan 270 
esne 176 
fann 170 
folgiftn 67 
fulgangan 67 
gelpan 171 
gepose 172 
haca 171 
heap 171 
hoppan 170 n. 
hype 171 
läccan 171 
lirapan 171 
nipan 172 
päd 169 
päd 169 
prica 172 



366 



Register. 



prut 172 
pryie 172 
puse 172 
rimpan 172 
rocetan 172 
sorapan 172 
sleac 172 
sleöpan 173 
stapan 169 
steap 173 
stepan 173 
strüca 174 
sucan 174 
süpan 174 
sväpan 173 
väpe 170 n. 
vlisp 170 n. 

Englisch. 

fan 170 

Sulp 171 
eap 171 
hip 171 
pose 172 
prick 172 
scrape 172 
Black 172 
Strip 174 
suck 174 
sweep 173 

Altfrieeiflch. 

esna 176 
folgia 67 
stupa 173 

Altsächsisch. 

asna 176 
bano 169 
driopan 174 
folgon 67 
hop 171 
ekap 169 
-swipan 169 

Mittelnieder- 
deutsch. 

humpeler 171 
hupen 161 
knoke J71 n. 
knöp 171 
knucke 171 n. 
knuppe 171 
knutte 171 n. 
knust 171 n. 
prank 172 
pricke 172 
pust 172 



rimpen 172 
schrapen 172 
slank 173 
slap 172 
snopen 173 
stripe 178 
strump 174 
Strunk 174 
stump 174 
stupe 178 

Neunieder deutsch. 

pogge 169 
puse 172 
schnökeren 173 

Althochdeutsch. 

asni 176 
aspa 170 n. 
bano 169 
chlenkan 352 
chnodo 170 n. 
chnuphjan 171 
crapho 170 n. 
erpf 169 
-folga 67 
folgen 67 
folleganffan 67 
gilumphuh 171 
hako 171 
haspa 171 
houf 171 
hrespen 170 n. 
huf 171 
huennen 170 
knoph 171 
laffa 171 
lafian 170 n. 
lappa 171 
limphan 171 f. 
liepian 170 n. 
pfad 169 
phoso 172 
rimfan 172 
rumfunga 172 
slaff 170 n. 
slah 172 
slaph 172 
snaracha'173 
snerfan 173 
snerhan 173 
stamfön 169 
stauf 178 
strihhu 174 
8tumph 174 
süfan 174 
uph 170 
uolagen 67 



uuafsa 170 n. 
uuanna 170 

Mittelhochdeutsch. 

aspe 170 n. 

gelph 171 

gelücke 171 

giffe 352 

khmpfen 170 n. 

klinke 852 

pfat 169 

pfeit 169 

phose 172 

phrengen 169 

phüchen 169 

prangen 172 

pricke 172 

schimpfe 174 

snerfen 173 

striche 174 

strife 174 

strumpf 174 

strunc 174 

stumpf 174 

sweiton, swifen 169 

volge 67 

Neuhochdeutsch, 
auf 170 
dorf 170 
espe 170 n. 
gluck 171 
haspe 171 
häufen 171 
hüpfen 170 n. 
humpen 171 
knochen 171 n. 
knoten 171 n. 
kräppel 170 n. 
lispeln 170 n. 
pfauchen 169 
protzig 172 
saufen 174 
schaf 169 
schlafen 169 
schlaff 170 n. 
schlank 173 
schniegeln 270 
schnucken 178 
schnurkeln (bair.) 173 
stampfen 169 
sterben 173 
streichen 174 
stricken 174 
strumpf 174 
stumpf 174 
suppe 174 
volk 171 
werfen 170. 



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