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BEITRÄGE
ZUR KUNDE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN
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HERAUSGEGEBEN
VON
DR ABALBERT BEZZENBERtiER.
FÜNFTER BAND.
GÖTTINGEN.
VERLAG VON ROBERT PEPPMÜLLER
1880.
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Die quellen des nordthessalischen dialekts. Von A. Fick - - . 1
Citate in KramadicTara's Samkshiptasara. Von Th. Zaehariae - - 22
Altiriflohe glossen. Von Otto Dziobsk 63
Folgen. Von A. Bezzenberger 67
Volksetymologische Studien. I. Von O. Weise 68
Das griechische superlativsuffix -t«to- und die lettischen gradations-
formen auf -äks. Von A. Bezzenberger 94
Skr. car-, oira-m, gr. rfl/-£a>, ndltu. Von H. ColUtz 101
Kixdv» „erreichen 44 und die zugehörigen formen bei Homer. Von
Leo Meyer -• 102
Skr. dürva. Von A. Bezzenberger 104
Die inschriftlichen denkmaler des äolisohen dialects. Von F. Bechtel 105
Zum schwa im Griechischen. Von A. Fick 146
Blandior. Von A. Bezzenberger 168
Germanische labiale aus gutturalen. Von A. Fick* Mit Zusätzen
von A. Bezzenberger 169
Cliens. Von Leo Meyer 176
Aovqos : fovoarog. Von A. Fick 183
Misoellen. Von Q. Meyer 184
Die inschriftlichen quellen des böotischen dialekts. Erster teil:
Theben, Orohomenos, Tanagra. Von Riehard Meister .... 185
Ein lüekenbüsser. Von Michael Deflner 238
Misoellen. Von G. Meyer 240
Die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinnes
von dr. Anton Marty. Angezeigt von O. Weise 242
Niels Ludvig Westergaard. (Nekrolog). Von Viihebn Thomsen.
Aus dem Danischen übersetzt von A. Bezzenberger 248
Der lateinische ablaut I. Von F. Fröhde 265
Das Jainendravyäkaranam. Von Th. Zachariae 296
Vertretung von r und 1 durch a im Griechischen. Von A. Fick * 811
A im ablaut zu e" und 6. Von A. Bezzenberger 312
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). Von A. Fick 320
Zur beurteilung des pamphykischen dialekts. Von A. Bezzenberger 325
William Dwight Whitney, A Sanscrit grammar. Angezeigt
von Alfred Hillebrandt 388
N. Dossios, Beitrage zur neugriechischen wortbildungslehre. An*
gezeigt von C Foy 345
C. Foy, Lautsystem der griechischen vulgärsprache. Angezeigt von
P. N. Pappageorg 349
Miscellen. Von A. Bezzenberger und A. Fick 351
Berichtigungen 352
Register. Von H. CblUtz 353
Die quellen des nordthessalischen dialects.
Thessalien im engeren oder politischen sinne umfasste nur
das gebiet des thessalischen bundes. Dieser bestand wieder aus
vier Städtebünden oder kundschaften: Thessaliotis Hestiaeotis
Pelasgiotis und Phthiotis, den sogenannten Tetraden, welche
die sage auf Aleuas den rothen, den ahn der Aleuaden von
Larisa zurückführte. Im weiteren sinne wurde der name Thes-
salien aber auch auf eine reihe von landschaften ausgedehnt,
welche an die Tetraden grenzend diese fast rings umgaben
und theils autonom waren, theils in einem losen abhängigkeits-
verhältnisse zu dem Thessalerbunde und dessen gliedern stan-
den. Perrhaebien am westabhange des Olympos und dem Ti-
taresiosflusse war meist den Pelasgioten zinsbar, die Magneten
am Ossa und Pelion waren, soweit wir wissen, ganz unabhän-
gig, ebenso in späterer zeit die bewohner des Spercheiosthales,
die Malier Aenianen und Oetäer. An die Thessaliotis grenzte
das bergland der Doloper; die quellen des Peneios waren im
besitze epirotischer stamme, der Tymphäer und Eeläthen (der
Aethiker Homers). Vgl. Bursian Geographie von Griechen-
land I, 40 £
Auf diesem weiten räume bestanden mehre dialecte unab-
hängig neben einander. Die Tymphäer und Keläthen waren
sicherlich auch ihrer mundart nach Epiroten; die Doloper Ae-
nianen Malier und Oetäer unterschieden sich nach den inschrif-
ten ihrer gebiete sprachlich wenig von ihren nachbarn, den
Phokern Lokrern und Aetolern. Die Magneten redeten ein
idiom, welches, den schwachen spuren nach, welche wir davon
besitzen, jedenfalls von den dialecten des eigentlichen Thessa-
liens sich unterschied. Die einzige bisher bekannte inschrift im
magnetischen dialect findet sich Leake Travels in Northern
Greece pl. XL uro. 204 (vgl. IV, 405) abgebildet.- Gefunden
ist sie östlich vom Böbeissee beim dorfe Kanalia, wo ein brei-
tes thal zwischen den Maurobuni, dem verbindungsgliede zwi-
B«ltrlge c. künde d. I(. apraebeo. V. \
2 A. Fick
sehen Ossa und Pelion , und dem nordabhange des Pelion sich
öffnet. Die inschrift ist tadellos erhalten und vollständig:
1 eXlavoxQctvt] 2 aaeirovafiiev 3 oaoodcoexaT 4 Ofmedio-
T£Q[io 5 vor
c EXXavoxQdrr]Q aeirorafusvaag 66(o knarofi7t4d(o rsQfxova.
Die abfassungszeit ist in's 2. jh. zu setzen, als Demetrias, wo
Hellanokrates wohl aiTOTapiag war, blühte; die schritt ist
durch ein umgekehrtes 2 (also £") merkwürdig , welches sich
auch in sehr jungen inschriften findet, aber sehr wohl aus dem
funfstrichigen a des alten alphabets von Teos, Kolophon u. a.
(Kirchhoff tf. I, VI) durch weglassung des untersten Striches
entstanden sein kann. Dass der magnetische dialeet sich von
den mundarten der Thessaler unterschied, beweist der genetiv
auf to in odw buruon7t£d(o , denn die Phthioten und Thessalio-
ten bildeten diesen casus auf ov, die Pelasgioten aber auf o«,
«und so besitzen wir in dem co unsrer inschrift den untrüglichen
beweis, dass der magnetische dialect nicht mit einer der thes-
salischen mundarten identisch war. — Dagegen zeigen die auf
Perrhaebischem gebiete gefundenen inschriften ganz den typus
der Pelasgiotischen mundart, was sich ja auch aus den oben
angedeuteten politischen Verhältnissen genügend erklärt.
Auch in dem gebiete des thessalischen bundes herrschte
nicht ein und derselbe dialect. Die mundart der Phthioten
oder Südthessaler, deren wichtigstes document der vertrag zwi-
schen Meliteia und Pereia (Ussing nro. 2) ist, zeigt gar keine
Verwandtschaft mit denen der Thessalioten und Pelasgioten, son-
dern schliesst sich an die kette der nordgriechischen dialecte der
Aenianen Phoker Lokrer Aetoler u. s. w. an. Dagegen stim-
men Thessalioten Hestiaeoten Pelasgioten mundartlich in wich-
tigen puncten überein, so dass wir berechtigt sind, einen eignen
nordthessalischen dialect aufzustellen, dessen auffalligstes kenn-
zeichen die Vertretung des alten co durch ov ist. Innerhalb
dieses nordthessalischen dialects unterscheiden sich wieder Thes-
salioten und Pelasgioten in der bildung des genetivs sing, der
o-stämme: dieser lautet auf den inschriften von Pharsalos -ov
= -öi, in den documenten des pelasgiotischen idioms -ot, ent-
sprechend dem homerischen -oio. Wie sich die Hestiaeoten in
diesem puncte verhielten, lässt sich aus mangel an belegen
nicht angeben. Dem beispiele von Ahrens Gr. L. Dial. II
p. 528 sq. folgend habe ich im folgenden versucht, die quellen
Die quellen des nordthessalischen dialects. 3
des nordthessalischen dialects zu sammeln. Wenn diese Samm-
lung einigermassen vollständig ist, so verdanke ich dies wesent-
lich der kundigen Weisung meines verehrten lehrers, des hrn.
geh. reg.-raths Sauppe.
Benutzt sind für die folgende Sammlung: Leake Travels
in Northern Greece IV vols London 1835. Revue Archeolo-
gique 1844. Ussing Inscriptt. Graecae inedd. Havniae 1847.
Heuzey le mont Olympe et l'Acarnanie Paris 1860. Annu-
aire de l'Association pour l'encouragement des fitudes Grecques
Annee 1869 Paris. Heuzey et Daum et, Mission Archeolo-
gique de Macedoine Paris 1876. Keil Inscriptt. Thessal. tres
Numburgi 1857 (gratulationsschreiben an Boeckh). Ahrens
DiaL Mionnet Description de medailles antiques Paris.
I. Thessaliotis.
Pkaraata 1. „Hadji-Amar, ä 9 kilometres 0. de Pharsale
dans la direction de l'ancienne Proerna. Sur un long bandeau
de pierre, servant de linteau de porte dans l'eglise ruinee".
Heuzey et Daumet p. 424.
1 odaficrvsQdioxXeaieaataoexwo ....
2 . . ooaozavoQoooletoolaya&oo
3 ... k8aveooadel(peoaeoo*ayeXo . . .
4 avotx%iQaaavd(>aaya$ovrtaQi%o
Vierzeilige grabinschrift in vorionischer schrift. Die erste zeile
lä8st sich mit Sicherheit wiederherstellen:
(2äfxa r)66 y a {xccttjq dioxk&ai Maotao* 'E%wo(ia)
oder *E%wUaj der letzte buchstab scheint unsicher. Kbenso
leicht ist die restitution der vierten zeile:
(Xoive x)axotMxiQag Hvöq dyad-ov 7taql%w
Man vergleiche die Tettichosinschrift G. I. A. 463
EÜt äatog Ttg dyig etze %o£voq aXo&ev il&ov
Tetri%w olxziQag dvdq dya&ov itaqiio xtL
Der zweiten und dritten zeile habe ich keinen genügenden sinn
abzugewinnen vermocht und lasse vage vermuthungen lieber bei
aeite.
Pfcanales 2. „Phersala, l'ancienne Pharsalos. Petite pla-
que quadrangulaire dans une maison de la haute ville, sur les
1*
4 A. Fick
pentes au-dessous de Pacropole antique". Heuzey et Dau-
met nro. 201, p. 428.
1 dafovTaq)j>(o) 2 dixatxaitubQ
ddfwv zdcpQodlTCci ra Ileid-u).
Die schrift ist vorionisch, das digamma in Ja/cw ganz deut-
lich, das J in Jdfwv nicht ganz sicher. Das alter der in-
schrift erhellt auch aus dem at in *Aq>Qo8Lxai , während sonst
wie in %ä das i des dativs schon geschwunden ist. Die Aphro-
dita Peitho weist Heuzey auch in Lesbos nach, indem er die
inschrift ...em tw ßcifico lAcpQodixag rag Ilsi&wg Gonze Reise
nach Lesbos tf. IV, 3 vergleicht. Dem dialecte gemäss müsste
man ' lesen : Jdfovv xdcpQodiTai rä Tlei&ov. ac im dat. fem.
findet sich sonst nur noch in Kdfiow etfooe rat KoQfai.
PharsaUs 3. „Rhizi, village ä 4 kilom. de Pharsale, sur
le plateau qui domine la ville au sud. Dalle epaisse de mar-
bre noir, dans reglise". Heuzey et Daumet nro. 199 p. 425.
Schon früher von Heuzey veröffentlicht im Annuaire de V As-
sociation pour l'encouragement des fitudes Grecques 1869
p. 114 ff.
1 a(ya&aTVx<*)artofooq)aQoaliovvToioxaiov06ija(ixaoovfi~
7tohT€voinevotaKaiavfi7to
2 X(€/ueLGavT€)aac7iavaa7tQO^vfiia€ÖovxsTayrcohT€iay-
xcnzaTteQqxxQOcclioiOToio
3 €(^aQxcca7toX'irevojuevoiaedovxa€/d/na€fi/^axowiaiataO'
exofievaarovkoveoxov
4 ya(a^OQav7tX€)^Qa€§€fKovtaeKaatov€ißttTaexetV7ta-
TQOveavTOfmapraxQOVov
5 T(ayevov)T(ovv)evti8iXidttvutaoiaiov XvxovÖQOV7t<xx€i-
OVOToXvKOV(.lVCC<Jl7t7t6lOvXvXOV
6 q>€Q&i(fiaT)eiovavTioxovdvvctv€iov
Idya&ü Tvxa. td itoXig QctQoaXlovv rotg xai ovg i£aQX&g av^i-
7toXiTBvo(xivoig xal avfiiTtoXefiieiodvreooi rtdvaa TtQo&v/uia k'dovxe
tav noXixdav naxTäneq (DaQOaXioig zöig i^(XQ%ag 7ioXirevo(x£-
voig, ildovK de/ujua $p Maxovviaig rag ixo^iivag tov ^iovi^pv
yäg juoqüv 7zX£&Qa i^dnovra exdarov elßdva %%eiv mnqoviav
toju 7tdvta xqovov.
Tayevovzow Ev/usiXlda Nixaaialov , Avxov jQovrtaxeiov,
'OvoXvxov MvaatrtTtelov , ytvxov QeQeKQareiov , *Av%io%ov Jv-
vateiov.
Die quellen des nordthessalischen dialects. 5
Es folgen in 4 columnen die namen der mit bürgerrecht
und landbesitz begabten, 176 an der zahl. Die inschrift in
nacheuklidischer schrift sehr hübsch geschrieben, ist zwischen
400 und 350 zu setzen , jedenfalls vor die Unterwerfung Thes-
saliens durch Philipp. Dafür spricht die schrift, der knappe
Stil, die abwesenheit der von Philipp eingeführten Strategen der
Tetraden, sowie die volle autonomie, ohne die eine solche Ver-
leihung des bürgerrechts in masse nicht zu denken ist.
Die lücken der inschrift lassen sich meist ziemlich sicher
ausfüllen: z. 1 atya&atvxct), z. 3 £(£agga07roA), z. 5 T(ayevov)
z(ow), z. 6 q>€Q€x(Qar)siov hat schon Heuzey richtig ergänzt.
Z. 1. 2 lese ich nach äolischer weise av/ii7tol(€^€iaccvre)aai >
worauf das oai weist, welches sich mit Heuzeys lesung ovfi7toX-
{€/uuoa)ooL weniger verträgt, auch fehlen durchschnittlich 8—9
buchstaben. Z. 4 lese ich ya(apLOQotv7tXa)d'Qa : 7tXe)d-Qa ist
sicher, das # noch wohl zu erkennen, die worte exeiv tta%QOv-
iav z. 4 erfordern hinter yag einen accus, sg. f., wie ich glaube :
(jLOQctv „von dem lande, welches an den Louerchos stösst, einen
antheil, 60 plethren für jeden erwachsenen, zum vererbbaren
besitz". Durch anweisung einer yag fioQct wurden die leute
nicht bloss 7toXiTcu, sondern auch yctfioQOi. Mit e%uv TtcrcQov-
iav vgl. die inschrift von Meliteia Ussing 2 z. 13 ff. tav de
dapoolav %(£(>av — fitj dnodoa&iav Mefazaeig, wate fcaxqwlav
e%eiv xbv TtQid/devov. Z. 3 edovxasj^fiae/uftaxowtaig: die letz-
ten worte sind von Heuzey richtig verstanden, ip Maxovviaig
bezeichnet eine lokalität als „die mohnfelder" vgl. JS&tvwv
„gurkenfeld", KQOfiftvwv „lauchfeld", MaQa&c&v „fenchelfeld";
wenn jedoch Heuzey annimmt, idovxas^fiaefi^ta sei aus edovxe
xai ifi Ma° gröblich verschrieben, so scheint das wenig glaub-
lich in einem sonst so sorgfaltig geschriebenen documente von
solcher bedeutung; aefifia muss „ebenso, ferner" bedeuten und
ist ein uns sonst nicht bekanntes wort, das zum selben stamme
wie ov-s, av-&ij ccv-toq gehört, zum j* vgl. vrjitiog, rfriog.
Die inschrift ist das wichtigste denkmal des thessaliotischen
dialects, der sich vom pelasgiotischen besonders durch den ge-
netiv auf ov = (o unterscheidet. Wenn Heuzey (a.a.o.) hierin
den einfluss der noinj sieht, so fehlt zu dieser annähme aller
grund, der dialect ist durchaus rein und von der bildungs-
sprache in keinem puncto beeinflusst.
Die namen der 176 neubürger sind dem documente in vier
6 A. Fick
columnen angereiht; die ersten drei columnen enthalten je 50,
die vierte columne 26 namen; ich gebe sie in transscription :
L Columne: 'ÖQoßig KoXvooxcuog. OiXoxgdxeig QiXovveiog.
XctQixle(lg) <t>tXo%(XQeiog. KXiow 'HQcncXeldaiog. 5 OaXaQiow
SaQdovveiog. K(o)Xvaoxag 'ÖQößieiog. ldaax6^ia%og 'ÖQoßieiog.
IIaQfxevi(a)%og liya&ovvsiog. (Mv)XXivag BiQQOvvetog. 10 BtQ-
qovv MvXXivaiog. FdXiog IloXvxXeixsiog. Khdoi/Aog NtxrjQa-
xeiog. IlaQinGvioxog SaQÖovveiog. KaXXiaxqaxog Evdogeiog.
15 Evdo^og KaXXvoxqdxuog. (DtXaTtQog Qsidovveiog. (DdXaxQog
OvyeXl/iieiog. QdXcntQog ^Imtoiqdxuog. Tlslooag L^Qyovvuog.
20 lAoa%Xa7Ziddag Japovvsiog. dqdaxag ^i\üo%ivaiog. Ev-
tpQoviog MavxUXeiog. ülzoivog i4vxi6x&iog. 'OvvfitctQxog Xdß-
ßetog. 25 EvxQaxidag Xdßßeiog. (DiXovtxog revvatewg. Snv-
Qayog rewauiog. J !dansxog SaßvQOvvetog. Nixdfiaxog liva)*pv-
ÖQSiog. 30 Idydaaag Mtv&vuog. KaXXutXiag Mivdvetog. 0i-
XivL%og IlaQfieviovveiog. *!Aaoag devdtXeiog. JevdiXog*'Aooawg.
35 Ilavaovv Tlavaaviaiog. Tlavaavlag üavaovveiog. Nixlag
QiXogheiog. Ewoqxxvxog Nwiaiog. QiXogevog Nixlcuog. 40
Sftevdovv IdXad'Ovlxeiog, c l7tnonXiag 27t€vdovveiog. OiXovtag
^rtevöovveiog. lAX^lpiaxog tdXegiovveiog. 45 MiXxlag 2i(.i(xi-
aiog. 2i(Xfxiag MtXxlaiog. 'Artsodzetg € YßQiXdeiog. o&huog
— yiveiog. 50 - (Jw)dxsiog.
IL Columne: % E7t{t)%Qaxlvog 'Iafirjviaiog. Avalftaxog Av-
aovvetog. lAvxiyhug (DiXogiveiog. KQixoXaog lävxiyiveiog. 5
"Exiftftog SevoxXdaiog. JiyiXog IIvQQSiog. Ilv&oxqdxeig *Eni-
yiveiog. QiaxovQ NutdvdQeiog. */t(v)y.og IzQyovveiog. 10 Me-
vow l4vx{i)6xGiog. Tifiogwog Sevori/Aeiog. QißQOvv 'YßQto-
axaiog. Blqqow XoQQiovvstog, Avxovoog MvXXeiog. 15 Jei-
vlag Ja/doyiXsiog. 'HgcncXetdag raaaxQovveiog. Sipiow Facr-
atQOvveiog. 2ccxvqIovv Nutovveiog. Bax&buxg Baoavleiog. 20
Jdfxovv EvcpQOvieiog. KaXXixXiag Aloaxivcttog. K Yßqlaaxag di-
xauiog. c I€qow Sxgaxovveiog. KctQiovv c l7t7tox(>dxeiog. 25 c /tt-
7toxQdxeig KctQiovveiog. 2i/novv idqiaxovvuog, Ssvoxqdxeig *Aqi-
axovveiog. Oegevixog KeqxxXovvetog. Mdxtog KsqxxXovveiog.
30 ZovTLqdxBig Avoaviaiog. r(e)vval6g lAadvÖQBiog. dctfiOTtel-
d-eig tdXe^Uvog, IdaxvXog 2xQoq>dx€iog. Evöo^og lAaovvsvog.
35 Akovv KaXXiqtdvetog. riQaiog KaXXupdveiog. id.Qiax6q>t,Xog
IdQioxovvsiog. dQOVftvXog üixotöaiog. Miwstg ^oxiaUfäog.
40 < Yßqlavctg Evßoieiog. Mvaaida^iog 'Exififiiaiog. Fevvalog
QeoQioxetog. <ülXi7t7tog 'Avxiqtdvsiog. livxKpdveig (DiXlmtsiog.
Die quellen des nordthessalischen dialects. 7
45 Qtetdtag AvroßovXeiog. ®to(piXog 'ETZixQaTidawg. B()i%ag
l YßQia*aiog. IloXlzag Ev£evldaiog. Ev&vldag IloXttaiog. 50
SaTVQiow c Yß(>LoraiOQ.
III. Columne: "Chaoog QeodovQeiog. QeödovQog 'Ovdoeiog,
liyÖQOfÄCtxog 0aXa(U)eiog. JwTifiiog OaXaUeiog. 5 TLhQOvv
nafißovraiog. 'Aruyivsig Idmyiveiog. '!AQ%iitnog AsovxoxQd-
Tuog. Idyd&ctQxog Nixovveiog. Ki&aiQOw EvyqavoQeiog. 10
AvdqoxXeigAvdQiaiog. EvrtoXefiog Jsivo/uivsiog. Bdx%iog det-
vofidvetog. Avtovoog Idya&ovveiog. 'Ayd&ovv Avrovösiog. 15
jQOftiaaxog Ayaixvqquog. 2i[tog livxiytvuog. Afxolßag KaX-
Xiarqdreiog. Jeiviag Tavqovveiog. MmniXog Avoi7tov6iog*
20 'HQWiXeidag MixxvXeiog. Avainovog MixxvXetog. JSl^og
Ayadoxteaiog. "Aaavdqog IIvQqiaiog. IlaQfievioxog 'AQjuodfeiog.
25 Mvaoifiaxog Aoarovoeiog. KaXXixXiag Itioazovouog. <Do-
£ivog *Aoo%ov6etog. KXeoqxxvetg z/snarQieiog (sie!). Aaoxof.iei-
Seig KXeo&oivuog. 30 Bov&oivog Tlaidivaiog. Ilaqfxeviovv
Jlaidivaiog. Oqvviooxog Evccyoqewg. Bovdovv KaXXiaotqd-
xuog. Ldfielooag Ili&ovvuog. 35 Maqavag Idfxvvzaiog. TIo-
Xvxqdretg Maqavacog. JecvLag Maqavawg. Eväa/uogg (sie!)
KXeo&olvuog. 'Avzlyovog MsXav&uiog. 40 JStqaronxog *Aq-
yovveiog. Xqeiaow 2jqarovix^iog. MeXdviTtnog reqqauiog(II?).
'Ay&fJia%og üeqqaieiog. Ilavoovv JleqqaUwg. 45 JJeqqag Xa-
wXdeiog. 'Artipivaig 'AyeXduog. Niow MeXavioqetog. Alo-
o%vXog Mvaoovvsiog. 0iX6^evog Mvaoovveiog. 50 Eiqovldag
Mvaaovveiog.
IV. Columne: {A)vxog Xavvuog. Nwdooag MixvXXsiog.
l4fivvrag AvTovoeiog. Avxlag. 5 Evcpqoviog. Mixtvag. Ke-
(pdXow. Evq>q6viog. Eiqovldag. 10 riyovv. 'Ayd&ovv. Ke~
<pdXow. Sifxog. Jlei&ovv. 15 Ja/ndqazog. rXavxog. Ilvd--
OQuag. 'Ayqolrag. KXeoyeveig Si/ii€tog. 20 KXeltog. 2ov-
alag. Nootifiog. Jtgccvdqog. AvxoXvnog. 25 'Aqxioow.
'HqcntXeidag.
Versehen des Steinmetzen sind : Ilaq/nevixog 1, 8 (für JTcr?-
j*€vto*og) lArtoxjBiog 2, 10 (für uivuo%&iog) 'Ionauog 2, 39 (für
'loriaieiog) Js/darqieiog 3, 28 (für JaftarQuiog). Bedenklich
sind die namen: QiXanqog 1, 16 (lies OlXayqog?) üitoivog 1,
23 und üitotdaiog 2, 38 wofür vielleicht Jlizdivog ÜLTÖidaiog
zu lesen vgl. üi&ovvsiog 3, 34 und den alten namen Ilird-evg.
2nvqayog 1, 27 'Aoxetog 1, 28 l4Xa9-ovUetog (lies l4ya&o-?)
Anaqa^eig 1, 47 = Anxqa^.g fitudes Grecques ist noch nicht
8 A. Rck
richtig gelesen , der untere theil der buchstaben ist zerstört
(ytaxQdxsig?) -yeyeiog 1, 49 habe ich statt -7t€V6Log geschrie-
ben , (Jvv)druog 1, 50 ist nach ldrvi6%ov Jwaxeiov z. 6 der
inschrift ergänzt. üafuovxcuog hat Heuzey richtig in JTap-
ßovxaiog (vgl. den attischen demos der Ilaußwxddcu) verändert;
für rtQQaUiog 3, 42 möchte ich neqqaUiog lesen mit rücksicht
auf die unmittelbar folgenden namen Idyifxaxog TlsQqaUiog.
FLavcow IlGQQaUiog* IÜQQag XawXaeiog. Die bedeutung die-
ses namenverzeichnisses für die griechische Onomastik wie für
die lautlehre des thessaliotischen dialects zu würdigen ist hier
nicht der ort.
PbarnUs 4« 5« „Phersala. Deux plaques de marbre blaue".
Heuzey et Daumet p. 428.
4. 1 (qxtQoal^oiave&eixaiv 2 (ev^a/x)€voiduaovxsiQi 3
(xay)€vorvovv 4 ...aoaßlixovsiav 5 fiaxovaxoXXuov 6
. . . ileaooaOTOvosiov 7 . . . ov/ieyvsiov 8 . . .oypvyikovi
xeiov
ö. 1 (xaysvovxovr) 2 -ivuov 3 -oyereiov 4t -Bfinedi
ovreiov 5 -i%aiovayei%OQuov 6 -vi7t7tov7tavcu(>£iov
4. QaQodliOL äve&eUaiv ev^djusvoi Jil Sovxüqi zayev-
ovxow -aog BXixctvetov, -fidxov 2xoXXtiov, -iXsaog
Lioxovoslov, -ov Meweiov, -6%ov tyiXonxsiov
5. xaysvdvxow ivsiov, oyeveiov, — 'EfÄrtediowelov,
-iX<xiov 'Ayuxoqeiov, MsXctVL7t7tov IlavaiQsiov.
4t und 5 sind wohl stücke derselben inschrift, das erste
tagenverzeichniss bezeichnet das datum der ev%q (evl-dneyoi),
das zweite das der ävd&eoig.
Der schrift nach ist 4. 5 jünger als 3; ävedelxaiv ist ganz
sicher; in -aog, -iXsaog 4, 4. 5 haben wir eine spur eines gene-
tivs der ag-stämme auf aog (?) (gegen EifAuXida gen. Phars.
3, z. 5), im übrigen ist alles klar.
PbarsaUs 6 und 7. „Phersala. Steles en marbre blanc etc".
Heuzey et Daumet p. 429.
6. 1 x^XXoofievexga 2 xeiooavsdyxe 3 aoxXrjrcHoi
7. 1 XewvidaoxeqxxXi 2 v&ooavad'rpte
6. XoQiXXog MevtXQazeiog dvidrpte ldoxXr}7iiu)i
7. Aewvldag KeqxxXiveiog dvedrpcs
Die quellen des nordthessalischen dialects. 9
Beide inschriften sind nicht mehr im dialect gehalten, zei-
gen aber in Mevexgateiog und Kjfpakivuos noch die altthessa-
lische vaternamenbildung, wofür später der genetiv eintrat wie
z. b. in dem Siegerverzeichnisse von Larisa Heuzey et Dau-
met p. 423.
Pkanales 8. „Bekidaes, village situee ä 11 kilometres au
N. E. de Pharsale" — »gravee sur une stele en marbre noir".
Heuzey et Daumet p. 430.
1 aqyd-ovGTU) 2 iiavi%m
l4q>$ovi%ü) iftfomx&ü, offenbar genetive. to für ov } e für u
weisen auf ziemlich hohes alter , % ist + geschrieben ; im ge-
wöhnlichen pharsalischen dialect müsste die inschrift Idq&ovel-
xov Mavixäov lauten. Der name Mavixog gehört zu Mavodu>-
qo$ als sklavenname Aristoph. Av. 657 (nicht zu Mrjvo-dioQog).
(Sollte die inschrift aus Magnesien stammen?)
lierta.
Münzen der Stadt zeigen die inschrift xisquiwv Mionnet
III p. 281, dialectisch für Ki&qUiov vom nominativ Kuqisvq
vgl KieQiwg gen. sg, auf einer jüngeren inschrift gefunden zu
Larisa Ussing nro. 14 Das diabetische in Kieqmmv ist be-
reits von Leake III, 371 erkannt worden.
II. Hestiaeotis.
■etrepelis 1. »At Paleokastro (= Metropolis) in the wall
ofahouse; the inscription was twice as long but not broader".
Leake pL XLI nro. 219 vgl. N. G. IV p. 509 „the letters are
of the best times, but small and much defaced". Ahrens dial.
II p. 530. Keil Inscriptt. Thessal. tres p. 12.
1 ioweiooavTi(p{a) 2 veta7tvQQivai(o) 3 oao%otia%oo{ä)
4t a/Aatver€ioa{n) 5 avaioo.cc7i.. 6 .v€ioa(7tavo) 7 (a)
viaoevxXe(i) 8 (6)aioaavdQOfi{a) 9 (xo)o3*OQd(mo(a)
10 (. .)aovaoev 11 oq>ihv€tood{i) 12 owaioaxliiüv
13 (id)aio07ta(>/u€ 14 (narefyevraioo 15 (l)ovvql(q)vkx
d#ioo 16 r,Qctxleidao 17 (ne)Xav(io<>)eioa 18 (ov)q>tli
poo 19 €(ffiuxtoa 20 €QoroxXia(a) 21 (?/)paxA«daa>rF
22 (fxejwioosQa
10 A. Rok
tovvau>g y idvxupavug IIvQQivaiog, LiatOfiaxog Ja{iaivh€tog, IIa-
vaiog Hanrtovvuog, Ilavoavia^ EvxXudaiog, livÖQOfxaxog Qboq-
d6%uog y MccQOvag EvocpaXlveiog, Jiovvoiog Kfocovldaiog, ilag-
H&ng TsXavralog, "low l4qviadatog y 'HQcndetdag MsXavi6qsiog y
Ovyifofxog 'EQ/itaiog, StQorouXtag 'HQaxk&idaiog, Mewiog ^(X*-.
Manches kann auch anders gelesen werden: z. 1 'Iowiog
Keil von "low = >/ /aw. z. 5 'Abavaiog Ahrens. z. 10 &Qaovag
Keil; MctQOvag wird empfohlen durch MaQOvag, MctQOvaiog
Phars. 3 Col. 3, 35 ff. z. 11 'EQyoyiXivsiog Ahrens. 12 KXio-
fia%idaiog Ahrens ist wie Kkiovmidaiog zu lang. 15 "low
Keil, Aiow? Nlow? = Aitov Niiw. 15 Alvtdöatog Ahrens.
17 MehxvioQuog = Niovr MeXavioQeiog Phars. 3 Col. 3, 47,
MelavTix&Log Keil, auch Mshxviizituog würde passen. 20 2vqo-
toxXiag Ahrens, 'EQaroxXlag Keil. z. 9 QeoQÖoteiog ist sicher
gestellt durch rwvdiog QeoQÖoreiog Phars. 3 Col. 2, 42.
letuptlis 2« „On the site of Metropolis of Upper Thessaly
I purchased a silverring for the finger, inscribed avtvXaa =
IdnvXag in letters of gold beautifully formed". Leake N. G.
IV, 445. Derselbe name in IdxxvXa EvQV7to&eia Pherae 4.
Vgl. KsQxiwv livcivov QertaXdg Rhangabe n. 1812.
Von Ittome (im gebiete von Metropolis nach Strabo 437)
besitzen wir keine inschriften, dass aber auch hier das thessa-
lische ov = (o geherrscht, zeigt Steph. Byz. s. v. '/vtej/uq— xa-
Xeltai de 6 xonog xijg QetraXtx^g Qovfiatov ärtoßolfj tov i
xai t^ottj zov (o Big tyjv ov dlqt&oyyov.
teniptoi. Die münzen der stadt haben die aufschrift yop-
tpiTOw = ropiqtiiovv (aus ro/aq>iTaow?) Mionnet III p. 284.
(Daneben ro/ntpewv II, 12.)
Tritta. „*A Palama, village yoisin de Triccala, dans une
eglise". Heuzey M. Olympe nro. 58.
1 v&av(d)oo7ta%r)Q 2 7ti&aLOv^arrjQfivafia 3 ave&rptea
yeouxL7toXXs7Z 4 odvQOfievrj
Niav&og navf\Q. üidaiov ^dttjQ /nväfia dvi&rjKa lAysalai rcotä
irtodvQOfnevT]. *
Der dialect ist nicht mehr rein: xoinj in aw^xe, episch
gefärbt der pentameterausgang noXK InodvQonirri, thessalisch
Die quellen des nordthessalischen dialects. 11
üi&aiov (vgl. MeXav&ov = MeXar&w Larisa 4) ftdtt]Q t
fivSfia (Heuzey bildet ab: vctfia, transscribirt: /nvafia).
Peliaaata. „At Paleo Gardhiki" (nach Leake = Pelin-
naion) pl. XXXV, nro. 172 vgl N. G. IV, 288.
1 rtetQaiovuia 2 dsQÖata 3 twevhpc«'
nsTQaiovlxa JeQÖala dvidrptev.
Die inschrift zeigt in ävixhjxev Übergang zur xomj, die
namen sind noch dialectisch gefärbt Der name IIsTQaiovUa
bezieht sich auf den in Thessalien verehrten Poseidon üerQalog
und lässt auf ein fest IJeT^ala schliessen; ebendahin die koseform
Ilevtcuog z. b. in der thessal. inschrift Leake N. G. III, 371
Ol veariaxot, IleTQalov OtXogeridov MrpqoizoXiiip yvtivaoiaQ-
Xiqoana. Der name Jiqdag ist makedonisch, mehre fürsten
der Elimeia hiessen so.
III. Pelasgiotis.
Pherai 1. „In the church of Velestino (= Pherai) on a
Stele". Leake N. G. pl XL nro. 211 vgl. N. G. IV, 443.
1 aylaiainftoXvTBia 2 {X)ev%a&sai
IdyXaiq 'InnoXvceia Aevxa&iai.
Die ergänzung (X)evxa$aai ist zweifellos. Die beiden Zei-
len der inschrift bekommen dadurch parallelen anfang und
uievxa&ia ist als diabetische nebenform zu Aemo&ia auch
sonst nachzuweisep: Asvxd&ea erwähnt C. I. 3066 als ein fest
zu Teos, offenbar zu ehren der Aevxa&ia (= Ino Leukotbea)
gefeiert, und von einem gleichbenannten feste hat wiederum der
monat A6v*a&nav in Lampsakos G. I. add. 3641 b seinen namen,
wie die monate !4qt€[uoiiov BaöqoftiiAv Aipamv in derselben
Stadt auf die entsprechenden feste IJQtefiiaia BaÖQOfiia ArpoLia.
schliessen lassen.
Der dativ auf ai weist wohl nicht auf höheres alter, son-
dern auf einfluss der bildungssprache. Das e in Aewa&ecu ist
gewahrt wie in den pharsalischen inschriften vgl Niow, KXe-
ow f Aiowy KXeoyivstg Phars. 3.
Pherai 2* |„Pheris in aede Sti Gharalampi basis statuae
haec habet". Ussing nro. 20 p. 32.
12 A. Fick
1 %kiopa%oo 2 (ioXooüuoo 3 aoxXctftiov
JÜLuftaxog MoXooouog Z4ml<miov.
„Kliomachos Molossos' söhn dem Asklapios." lianXcmiov
ist thessalischer dativ auf ov = w (aus <ai).
Pherai 3. „Pheris in sepulcreto". U 8 sing nro. 50 p. 40.
1 av$QOV7ivla 2 avrv&Qctveia
ldv&qov7tvXa UwixQareia.
Av&qovrcvXa von Ussing unrichtig in zwei namen "Av&qov
und IlvXa zerlegt, ist vielmehr wie Dittenherger Hermes
XIII, 396 richtig sah = Idvd-QwnvXa deminutiv zu dem namen
"Avfywzog (Olympionike Aristot. Eth. Nicom. VII, 6, 1147b 35).
Der vollname, wozu Ziv&Qwrtog ursprünglich gehört, ist wohl
als Q>LX-dv&Qü)7TOQ zu denken.
Pherai 4« „At Petra on a stone". Leake pl. XL nro. 209.
vgl. N. G. IV, 445. Petra im alten Jioxiov Ttsdlov am Boibeis-
see gehörte wohl noch zum Stadtgebiete von Pherai.
1 avtvXa 2 evQVTto&eia
littvXa EvQvno&ela.
Grabschrift im dialect; der name Attyla erscheint auch
Metropolis 2 und ist dadurch vor besserungsversuchen geschützt;
der name EvQV7to9og ist neu, doch deuten auf vollnamen mit
ftö&og schon kosenamen wie no&aiog Jlo&ivog Ilo&twv.
Pherai 5. Auf münzen von Pherai soll sich nach Leake
III, 365 die aufschrift qxQcuow OeQotiovv finden. Mionnet II,
23 und III, 305 giebt nur cp€Qaiov und (pegcutov.
Larisa 1. „Larissae in sepulcreto occidentali, non, ut Le
Bas dixit, Triccae". Ussing nro. 23 p. 33. Schon vorher,
aber fehlerhaft, herausgegeben von Le Bas, Revue Archeol.
1844 p. 315.
Die beiden ersten zeilen und die letzte zeile enthalten eine
grabinschrift im dialect, dazwischen stehen zwei in der gewöhn-
lichen epischen spräche abgefasste distichen, welche ich der
Vollständigkeit wegen, jedoch gleich in transscription , mitgebe.
1 ftovtaXaTtovraXstaxoQa 2 iixvquayvva
"SIXeo dfj atvyeQwc &avdra)i 7tQoXi7tovaa Toxrjag,
IlandXa, iy yaar^dg %v(iovoKoig oövvacg,
Die quellen des nordthessalischen dialects. 13
o€r« yvyrj rc&imav xexXrj^iyr] ovr m xovqti
7t£v9og TtatQi ktneg /ujtqI ts ttjl paUcci.
7 €Q/daov%&onov
Im zweiten hexameter hat der stein nach Ussing ovtett,
und ist Le Bas' lesung ovx e%t falsch; Ussing liest ovri ti,
aber der sinn erfordert ovt IVt.
Die diabetische inschrift lautet:
Ilovrala IIovTalsia xoqa, Tixvqela yvvd —
TiQfiidov %9-ovlov (dativ)
llovralog, f. Ilovrala (wofür im distichon mit Vertretung des
dialectischen ov durch to: IlartdXa) scheint makedonischer na-
me: C. 1. 267ö b (lassos) kommt ein Makedone TldraXog vor.
Mit novzalela xoqcc vgl. ttjq oiazQodivTJrov xoQVjg trjg 'ivaxeiag
Aesch. Prom. 590, Gsoriag <J* Motiv xoqtj; Eurip. Hei. 132, mit
Tvtvqeia yvvd die lesbische inschrift 'Idqxxunig GsoitaQua yvr(a)
Gonze Reise nach Lesbos tf. XII, 2.
Larisa 2. Le Bas in Revue Archeol. 1844 p. 316, Ussing
p. 34. Der fundort ist nach Ussing a. a. o. nicht Trikkala
(= Trikka) wie Le Bas angiebt, sondern „Larissae in eodem
sepulcreto (occidentali) invenitur*.
1 aXs^Ofxevoaaoyalsioa 2 eQ(iaov%9-oviov
*4le§6fievog IdqydX^iog 'Effidov X&oviov.
Die naheliegende conjeetur l^Q/tdleiog ist abzuweisen, denn
nach Ussings Versicherung „sie (nämlich liQydXeiog) scriptum
est, nee ulla est causa cur in l Aq7tdleiog mutetur". Der name
"A<yyctloq mag wie üdraXog makedonisch sein, vgl. \dqyaiig t
läqyBaiai, doch kommt LfQyovveiog auch Pharsalos 3, Gol. 2, 9
vor.
Larisa 3. Le Bas in Revue Archeol. 1844 p. 316, Ussing
p. 34, fundort nach Ussing wie 1. 2.
7zavawiaoaaTOX(>crf€io<J
Tlavaavlag liaroxqdzeiog.
Larisa 4. Ussing nro. 24, fundort wie 1. 2. 3.
fieXav&ov da/i<mxeia
MeXavd-ov JapLOvixda.
Irrthümlich sieht Ussing in fislav&ov einen dativ, es ist
vielmehr, wie Dittenberger Hermes XIII, 395 erkannte, der
14 A. Fick
bekannte frauenname Melavdti im nominativ mit dem thessali-
schen ov für w: „Melantho tochter des Damonikos" vgl. IdyXaig
'IrtrtoXvxeia Pherai 1, tAvd-qov7tvXa *Avxixqaxua Pherai 3, lAx-
%vla EvQwto&eia Pherai 4, nexqaiovixa Jeqöaia Pelinnaion.
Lirisa 5« Ussing nro. 25, fnndort wie 1. 2. 3. 4.
1 q)iXoq>6tQoo 2 (ev)avÖQeioa
OtXcxfeiqog Evavdquog.
Die ergänzupg {Ev)avÖQUog ist nicht sicher, man könnte
z. b. auch (lda)dvd(>eioQ lesen; OiXocpeiQog ist die thessalische
form des namens OiXoihjQog, der z. b. G. I. 2356 gelesen wird.
Es ergiebt sich hieraus thessalisches cpeiQ = Sr^ und mag
daran erinnert werden, dass auch Homers qrrJQtg ogsaxfot,, die
Kentauren, in Thessalien zu hause sind.
Larisa 6. Ussing nro. 27, fundort wie 1. 2. 3. 4. 5.
a&ayoyeveig l4&avoyevaig.
Der name Idxhproyivijg kam auch in Athen vor; gegen einen
Athenogenes hielt Hypereides zwei reden s. Baiter-Sauppe
Oratores Attici II p. 276.
Larisa 7. „Ibidem (Larissae) in sepulcreto Orientali . Us-
sing nro. 28.
1 loayoQao 2 vixoXaeioa
'laayÖQag NixoXauog.
9
■
Larisa 8. Ussing nro. 29, fundort wie Larisa 7.
ttexaXXig üexaXXig, koseform mit verdoppelter Konsonanz
vgl. JlixaXog, TletdXfj: Ev-7texdXr] Dionysosamme (bei Nonnos).
Larisa f. „Larissae in aedibus archiepiscopi". Ussing nro. 21.
1 — 2 avzovouos "3 ove&eixe 4 xov7tox€ido(v) 5 wr
€QTOiTta(i) 6 d(o)aavjovoo(i)
U 8 sing liest: (oiüva) Avvovouog ovifaixe t$ üorsidtovi
i)7t&Q xov naxQog Aixovoov, doch versieht er diese lesung mit
einem fragezeichen und kritisirt dieselbe sehr richtig mit den
worten „In hoc titulo restituendo forsitan justo audacius con-
jectura usus sum".
Vielmehr ist nur ein buchstabe zu ändern, nämlich z. 4 v
in v und zu lesen:
Die quellen des nordthesaalischen dialects. lö
N. N. Avxovoeiog ovid-eixe xov üoxeidovvi tvbq xoi ttaidog
Avxovooi.
Die letzten beiden buchstaben von z. 2 sind noch genügend zu
erkennen, vom o ist die linkshälfte, vom a der zweitunterste
strich erhalten, ebenso liest man z. 3 noch sehr wohl So und
hat nur ein v hinzuzufügen, z. 5 ist vi7teQxoi7za ganz deutlich;
aus den letzten zeichen und den drei ersten der 6. zeile macht
Ussing: 7tarQog y es steht aber in seiner eignen abschrift ganz
klar IIA z. 6 A>Z, welches nur 7ta(i)d(o)g ttatdog gelesen
werden kann; das letzte wort avxovoo ist durch hinzufugung
eines i in den thessalischen genetiv zu verwandeln. Es heisst
also: „N. N. söhn des Autonoos weihte (dies) dem Poteidoun
für den söhn Autonoos (jteq = neqi c. gen. zum schütze, Un-
willen)". Der söhn des weihenden hiess wie der vater dessel-
ben Autonoos nach dem griechischen brauche, dass der enkel
den namen des grossvaters bekam. Dass diese sitte auch in
Thessalien herrschte, zeigt uns die pharsalische grosse namen-
liste. Es erklären sich nämlich so die zahlreichen namenpaare,
wo dieselben namen als sohnes- und vaternamen wechseln; so
Col. 1 'ÖQoßig KoXvoaxaiog: KoXvooxag 'OQoßieiog. MvXXivag
BiQQOvveiog: Biqqow MvXXivaiog. KaXXioxQCcxog Evdo^eiog:
Evdo£og KaXXioxQaxeiog. 'Aooag JevöiXeiog : JevöiXog*'Aooaiog.
Ilavoow Ilavoavicuog : üavoaviag Ilavaovveiog. Nixiag&tXogi-
vuog: OiXo^evogNixiaiog. MiXxlagSififiiaiog: SififiiagMiXxictoog.
Col. 2. Kaqiovv € Imto*Qdxeiog : c Ift7t07CQaxeig KctQiovvuog.
OiXimzog Avxiqxiveiog: Avxiqxivetg 0iXi7tneiog. üoXixag Ev-
gevidaiog: Ev^evidag üoXlxaiog.
Col. 3. *'Ovaoog Qeodovqeiog: Geodovqog 'Ovdoeiog. Av-
%6voog Ayctdovvuog : *Aya&ow Avxovoeiog. MixxvXog Av-
cmoveiog: Avolrcovog MixxvXeiog.
Die behandlung dieser inschrift habe ich so stehen lassen,
wie ich sie vor einsieht von Keils Inscript. Thessal. tres nie-
dergeschrieben. Keil hat bereits die richtige lesung xoi rtai-
dog Avxovooi gegeben; den rest liest er: 2V. N. Avxovoeiog
ovi&eixe xbv JJoxddav Ikeq und sieht hier das als äolisch an-
gegebene Iniq inschriftlich bezeugt. Was jedoch in Ttoxeid.
Keil als et liest, scheint mir deutlich o. Könnte man lesen:
N. 2V. Avxovoeiog ove&etite avxov üoxeidovvi tvsq xxX.? Doch
ist zu gestehen, dass rtiq »für* bedenklich ist; der Sprachge-
brauch verlangt wie Keil a. a. o. zeigt viziq.
16 A. Fick
Larisa lt. Die ältesten münzen von Larisa tragen die le-
gende laqiaaeop Mionnet III, 288. Folgt hieraus die aus-
spräche des ai im thessalischen dialect als ä ? oder verhält sich
laQioaeov zu XaQiocuwv der jüngeren münzen wie itaXiwauuw
zu 7t€Xiv>>ai(ov auf münzen von Pelinna = Pelinnaion? Die
münzen Larisa's zeigen auch die aufschrift XaQiaaia Mionnet
a. a. o. Ich denke, von Aaqiaa stammt AaqioaAog^ gen. pl.
AaQioalwv, von Aaqioala : AaQioa(i)€v$ g. pl. XaQiaaeov, wel-
ches nach ausweis von KuqisIwv, Moipeiwv, Kqovvovviow thes-
salisch Aaqiaasiow gelesen werden müsste.
Larisa 11. Weihinschrift auf einem basrelief, gefunden zu
Larisa Heuzey et Daum et Maced. nro. 188 p. 419 ff. Das
basrelief ist abgebildet a. a. o. Planche 25, 1. Die schrift deu-
tet auf das zweite Jahrhundert v. Chr.
&eoia[t8yaloiodapaaT&ovureia
Der letzte buchstab ist deutlich or, der neunzehnte, den die ab-
bildung Heuzey s als % giebt, ist ein verlesenes oder verschrie-
benes q>. Es ist zu lesen:
Qeolg MeydXotg Java Liydvvutda.
„Den grossen göttern Dana tochter des Aphthoneitos."
Java ist contrahirt aus Javda vgl. Herodian. iteql fiow/JQ. IA-
getag I p. 8 s. v. l4fh]vä: .. Kai ff Java ovrtag BLqrjrai TtaQ
l Exaraiq> „rj} Jav<{ (nloyerai Zkvg" Mu eller Frg. histor. Graec.
I p 29 frg. 358. Idq&ovuteia ist thessalisches patronym (wie
f l7t7ZoXvreia> EvQV7to&sla) zu 'Aq&oveitog = l4<p&6vrpog einem
in Thessalien häufigen namen, vgl. z. b. Pharsalos 8.
Iraaara I. 2. „At Hagilar in the wall of the church-
yard«. Leake pl. XXXII nro. 149 N. G. III, 365. Ahrens
dial. II, 528. Keil Inscriptt Thessal. tres p. 6 ff. Zwei ehren-
decrete auf demselben steine, aus dem anfange der makedoni-
schen herrschaft. Nach den bearbeitungen von Ahrens und
Keil lassen sich dieselben etwa lesen:
A. 1 oaivayvftvaaia 2 MvoxeX*iot,
edoige tov xoivov rag) 3 (rtoXtog, &7t)eidel c In;n;odQ6fiu(og
4 . . (AaQia)alog dierelei evegysirig %b xot) 5 (vor t)äg TtdXiog,
SsS(ad , ai avr(ov xai xdig) 6 (iofydvoig TtoXireLav xxma(rteq mal
noXl) 7 (xaig) vöig K{favovwloig y v7taQx(fltsv &£) 8 (xal ri)
Qogeviav avrov xal (tdtg iayovotg e) 9 {Ttt(.ieX)ei^eifxev de t(o*
Die quellen des nordthessalischen dialects. 17
Tctfiiav o/tovg xod) 10 (e xo) tpdcpio^a ovyqacpel iv xiov(a xai
orte) 11 (&el i)v xo IdoxXanulov xai z(b iv xavxa ye) 12
(y6fi)e(v)ov ovdlovfia So/uev 13 ... xx .. xoivdovv
rvo&odow.
Z. 3 hat der stein t l7t7todqo^t(og) und so ist zu schreiben;
'IrzTZodQOf.uog bedeutet: im (thessal.) monat 'IrtTvodQOfiiog geboren.
Z. 6 xaxxd(neQ xai fcoXixaig) xolg KQavowvloig nach Phar-
salos 3 i'öovxe xäv rcoXtxelav xaxxdneq (fraQoaXioig xolg l£aQ-
%ag ttoXixevoftevoig, Ahrens: xaxxä (xai xolg noXixaig) xolg
Kq, V7td(>xf.i 9 Keil: xaxxä (vofAi£6f,ieva naQ) xolg Kq.
B. 1 (2xgoxa)yivxog xovv Ue{XaayiOvxdovv) 2 (Aiovxog)
Havaavtaioi Maxqo7toX{Lxa) 3 (xayevo)vxovv 2iXdvot l4axo-
(fiaxsioi) 4 ...*ovvog *Avxiyeveioi 9 Fev(vdoi Ido) 5 (axov)oeioi 9
Fswaoi u4ioxvl(€ioi . . . 6 . . . K)aX?uovSV£ioi , xafiie(vovxovv
7 . . . . y A)vxiyovsioi (Deidovvog Ev(do£elot) 8 ....og tfvxiysvetoi
Xi£avxo(g. 'Erleidet) 9 (jii)ovv Ilavaaviaio(g) MaxQOTt(oXixag)
10 (Siere)Xet sviQyixig xo xoivbv (xäg) 11 (fc6Xi)og ev xe xoig
7Zq6%bqo(v XQVvoig) 12 {xai i)v xä aQ%ä xä eavxol xai x(oivä
rcdv) 13 {zeooi x)ai xad-' tddlav dtv xov %Q^ av (*X°) 14 (vxi f
edo^)e xov xoivov xäg JtoXiog (iftrj) 15 (velo&ai) Aiovxa in
xä 7tqoavyqi(au xäv) 16 (e%ei xai 7t)oxxäv rcoXiv xai 710(9)
Sxaaxov) 17 (xovv) rcoXixdow xai deö6c(&ai xai av) 18 (xov)
xc[t] xoig iayovoig avx(ol nqo^sviav) 19 (xai) dovXiav xai
loortjjiav xai (Ttdvxa) 20 (xä Xoi)ftä avxov VTzaQ%if.iev xtfita
(Ö7t6oa) 21 (xai) xolg Xomolg TCQo^ivoig xai (imfieXqi) 22
(&eliu8v) xafi(i)av Qeidovva Ev66^ei(ov Sicovg) 23 (and xäg)
xovv xayovv yvovfiag (xode xo) 24 (\pdq>tOfi)a 6vygaq>el iv xtova
XiS-iv(ov) 25 ..eoa.axQOvv iv xoig laQOvxoig, (xo) 26 (öi 6)
vdkovfia xo ysvoftevov (iv xavxa) 27 (eyyQaq>i)iiev iv xolg Ad-
yoig xä(g nohog).
Iraantn 3. „A stone in the wall of the church (of Hagi-
lar), upon which a Hermes on a pedestal is represented in re-
lief. Leake N. G. III, 366, pl. XXXI nro. 150.
sqfiao (Hermesbild) %9-oviov = 'EQfido %$oviov.
^EQfido steht für 'Eq^kxov (vgl. *Etyidov %3-oviov Lar. 1. 2) sei
es nach alter Schreibung mit o für ov, sei es aus nachlässig-
keit, doch ist die inschrift nach Leake a. a. o. „in very neat
characters well preserved". Jedenfalls ist eq^iao %3-oviov dativ
und nicht genetiv, wie Kirchhoff Alphabet s. 138 annimmt.
Beitrüge x. kande d. ig. sprachen. V. 2
18 A. Fick
KrasntB 4. „At Hagilar in the churchyard on a hand-
some pedestal". Leake pl. XXXI nro. 151 N. G. III, 36(3.
1 vixaoinnog 2 vixovveiog
NmaaircTtog Nixovvetog.
Vgl. SavvQiovv Nixovvsiog. Idya&aQxog Nixovvuog Phars.
3, Col. 2, 18. 3, 8.
IraBBtn 5. Die autonomen münzen von Krannon zeigen
die legenden xqa. y xqavv., xqavvov. trpvq., xqavvio. Mionnet
T. II p. 10 xqav v y xqavvovviovv Mionnet T. III 281, nur
vo
eine M. III nro. 129 p. 281 hat xqa. Wir dürfen daher an-
nehmen, dass der offizielle name der Stadt Kqdvvow war und
Krannon 1, 7 xqavovvvtoig schlechte Schreibung ist.
Am Feneita 1 (Atrax?) „ % A Koutzokhiro', village de la
vallee du Penee, entre Triccala et Larissa, dans Teglise^. Heu-
zey M. 0. nro. 55.
1 xvvayia 2 oveOstxe
Kvvayla ovi&eixe
Die namen Kivayog, Kvvayia, Kvvaytg: '0iXoxvvvjyog be-
ziehen sich wohl auf rj xvvijydg die „jägerin" Artemis.
Am FeneUs 2. „Au raeme endroit" (wie die vorhergehende)
Heuzey M. 0. 56.
•1 i7Z7ZO%Xeada(o) 2 yevaetoo
'[TZTZOxXeadag revaeiog.
Mit Fevdetog (für Fswasiog) vgl rervdoi gen. Krannon 2,
OiXovtxng FewaUiog Phars. 3 Col. 1, 26. 'btftoxXedöag ist von
'IiatoxXiag abzuleiten. Die namen auf -xXsag gehören zu der
klasse von vollnamen, an welche kosende suffixe angetreten
sind, wie z. b. in ^Emxqaxlvog. Namen auf -xleag hat bereits
Ahrens II 562 gesammelt. Ich füge hinzu : JioxXtag Phars. 1,
KaXXixXiag Phars. 3, Col 1, 31. 2, 21, siya&oxXimog 3, 22,
SevoxXtaiog 2, 5, € ln7toxXiag 1, 41, IlqXsxXia (Doris) gen.
Wescher-Foucart Inscr. d. D. 54, OlvoxXeag Aetoler W.-F. 2.
Mtpsltn. Die münzen von Mopsion haben die legende /tio-
xpeiiov. Wie bereits Leake erkannte, steht dies dialectisch für
Moipijiov und ist vom nominativ Moxpeig abzuleiten. Steph.
Die qnellen des nordthessaliflchen dialects. 19
Byz. b. v. irrt also, wenn er als ethnikon von Mopsion Motptog
angiebt.
tiyrtaa» „At o.ne of the villages called Tat&ro" (nach
Leake N. G. III 382 _ Gyrton) Leake pl. XXXI nro. 147,
vgl. N. G. III, 361.
1 a7tXovvt%B(jiTtBixa 2 aiaxvliaoarvgoi 3 ekev&SQia
*!AtzXowi, Te/UTzeiva ufloxvkig JSazvQOi ilev&iQia.
Die inschrift ist tadellos erhalten und rein im dialect ( Ver-
schlechterungsvorschläge sehe man Revue Archeol. 1844 p. 318).
Tefinsfaa ist dativ ohne i (vgl. Idnolliov l4xQsi%ag y Tlayaai-
ttjq), SarvQoi genetiv, ktevd'iQia „dank für erlangte freiheit".
Der vatername wird sonst, auch bei frauen, coiißtant durch -tog
gegeben, doch mag dieser gebrauch nur für bürger gegolten
haben, bei Sklaven der vatername auch im genetiv beigefügt
sein. Der form der buchstaben nac%, besonders des A y ist die
inschrift nicht alt.
IV. Perrhaebia.
Phalaasa I. „At Turnavo atthe Metropolis" d. i. haus des
erzbischofs. Leake PI. XXX njp 146 N.G. III, 356, auf einer
der seiten eines viereckten marmorhlooks.
"AitXovvi K€Qd(o)tov ^ovai7ta%Qog
JIoke/itaQxidaiog 6 &vtag
ovi&sixe leQOfivctfiovel-
oag xai aQ%idav%vctq>OQEioag.
Phalaasa 2. „ X A Tournavo sur le cote d'une stele sculptee,
representant un soldat arme d'un large bouclier rond". Heu-
zey, le Mont Olympe nro. 47.
1 .ad. so a Hi Hl
2 faoLdatioüTzct . ansSovsoosTtaf
3 oiarte&aveaQio .zt . orrorae? ado?
eiQCt
Die inschrift gehört, was der finder gar nicht bemerkt hat,
zu den wenigen thessalischen denkmälern, die in einem vorioni-
schen aiphabet geschrieben sind. Der erste buchstabe von z. 2
wird von Heuzey als rt gelesen, es ist ein deutliches digam-
2*
20 A. Fick
ma £; nach dem urtheile Sauppe's, dem ich die inschrift vor-
gelegt, stammt dieselbe aus dem letzten drittel des fünften jähr*
hunderts. Ich glaube lesen zu können:
' 1 (v)ad(£)&a((pfrr]?) — 2 faatda/ioazca(i)a7tad'oy6oas7caJ :
(toi) 3 oHX7ted-(xveaQio(o)i;e(v)ovTOv xrA.
Der name kommt in der gegend des fundorts auch später noch
vor: Ussing nro. 12 heisst es auf einer freilassungsurkunde,
gefunden „Cyretiis in ecclesia Sti Georgii prope vicum JofAivm6 u
d7teXev&£QW&*vT£Q vtzo ^EIJHMOY, wofür ganz ohne zweifei
A2IJHMQY zu lesen ist. Derselbe name erscheint in Am-
phissa W.-F. 191, z. 21 l4aidafiog f, Vewalog) 14/nxpiaaelg. Das
digamma in den mit l4ai- anlautenden namen verbürgt Faaiag,
Lebadeer Keil Inscr. boeot. 48.
7ta(c)g üe&ovaog ist, thessalisch gelesen, Ttaig nei&ovveiog,
vgl. Tekaficivu rtai Soph., IlovtaXeia xoga Lar. 1, IToidvviog
vl6g Homer. Der name ITeid-ovv kommt Phars. 3, Col. 4, 14
vor. i/taj 1 ergänze ich versuchsweise zu ina/Tol = iq> y kavtov
„für sich, besonders", vgl. lokrisch vaf7taxTiov = NavTtaxtiwv.
Z. 3 ol ist thessalisch — ov wo. d/ii&ave ist ganz deut-
lich. dQia{a)ze{v)uxv lässt sich leicht ergänzen. %ov = xtov
scheint zu folgen „sich auszeichnend unter den", weiterhin er-
kenne ich nichts mehr.
Für die sitte, verdiente krieger an der stelle wo sie ge-
fallen zu bestatten, genügt es auf die geschichte vom Tellos zu
verweisen Hdt I, 30. retat/nj xov ßiov Xafi7tQ0Tdrt] iixsyivs%a %
Yevoftivr]g yctQ sfd-qvaloioi ftdxqs ^Qog xovg datvy&ixovag ev
EXevotvt ßorj&qoag aal TQ07trjv rcovfflag xwv TtoXe^ucov a7ti&av8
xdXXiora xal (.uv l4&r]vcuoi örjftooit] ts ed-axpav aövov %f] 7t eq
eTteoe xal £rif.irjoav jtuydXajg.
Z. 2 und 3 würden also zu lesen sein:
Faotdafiog rtaig üeid'ovvetog kix dfrol ol drts'&ave aQiaatevovv
rovv . . .
Thessalischen Ursprungs, jedoch keiner bestimmten Stadt
zuzuweisen, ist die randumschrift eines bronzenen kymbalon
unbekannten fundorts, zuerst herausgegeben von Oikonomi-
des ^EnoUia AqxqCjv y^d/^fnaxa p. 129), darauf von Frän-
kel mit abbildung Archäol. Zeitung 1876 s. 31 taf. 5, 1
xa/itovve&voe rat xogfca
Kd/iiovv e'&vae rät KÖQfcu.
Die quellen des nordthessalischen dialects. 21
Das ov ( = w) in Kd/novv *) läset an der thessalischen her-
kunft nicht zweifeln. Ueber die schritt; vgl. Kirchhoff Al-
phabet s. 139.
Aus Le Bas Voy. Archeol. Inscript. t. II p. 299 trage ich
nach: Larisa 12. 13. 14. Le Bas 1245 nt7to(g ro)qyi7t-
7t€iog. Le Bas 1246 Axuo^eiÖEig Xavqoi (Gen.). Le Bas
J248 1 TIhaXo{g) 2 Qe(>ooX6%&iog. — Für ..avdQEioo Ussing
25 giebt Le Bas 1249 a . avÖQeioo , es ist also Larisa 5 QiXo-
g>€iQog liaavÖQ€iog zu lesen.
Zu den epirotischen inschriften (o. III. 266 ff.) bemerke ich
noch, dass der phrase genital Xvau a7toXvuv z. b. PL XXVII, 2
in den thessalischen Urkunden a7zeXevd-eQ0vv gevixfj genau ent-
spricht. So heisst es z. b. Heuzey Mt. Olympe nro. 11,5 JTcf^a-
(Liovog xcri 2aXßcrvitov ot dn^XavO-eQio^ivTBg ino (DiXag vfjg Ev-
ßiotov gevntrj eduinav Ttj noXei xtX. Weitere beispiele sehe
man bei Ussing 12, Leake N. G. nro. 176 — 179, dieselbe Wen-
dung ist häufig in den freilassungsurkunclen von Flypata 'Ecpri/A.
LdQxcaoloy. 192 — 95. £enxfj ist dativ für fmxg und dies ist
Verkürzung des in den epirotischen Urkunden erscheinenden vol-
leren ausdrucks £mxdft Xvau,
Carapanos PL XXIII, 7. 8 bvtzo und avrto auf dem
gründe von gefässen. G. sieht hierin verstümmelte inschriften,
beide sind jedoch ganz vollständig und ev 7tä), ovjttitu} zu le-
sen. Es sind wünsche für den trinker „trink, trink mit glück,
wohl bekomm's". Der nasal wird auf vaseninschriften oft weg-
gelassen vgl. z. b. vKpai = wpcpai auf der Klitiasvase Rh. Mus.
N. F. XXXIII, 366. nü trinke, das wir hiermit als epirotisch
kennen lernen, ist auch altäolisch: x a ^Q s xal nw sagt Alcaeus
54 (Bergk).
*) Kdfiow und Kdfi/urjg sind kürzungen von jixnfxttg, wie TQOfirjg von
l4tQofir)Tog y £TQccßct£ yon \4axqdßaxog. Wie diese namen auf Verkürzung
des zweiten elements beruhen , ist das erste dement verkürzt in l !Aa^tg,
"Aapwv Delpher W.-F. 99 : "Aaphvog = ^Ofjuvotfttvrog , liaxlng = lioxla-
nag = liaxXantoSwqog, £tQ(tg Lakonc = 2(Qttnäg = JEtQanoJwgog, Zxa-
puv =- Zxa/xav&QtüVVfios vater der Sappho, Kfjyig, Krjqtov, Ka(f(6 Del-
pherin W.-F. 399 — Ktt<pia6&uQog, -öioq«.
A. Fick.
22 Th. Zachariae
Citate in Kramadfyvara's Samkshiptasära:
Indische grammatiker, lexicographen nnd kunstdichter.
Inhalt: Kramadicvara's Samkshiptasära und die dazu gehörige gram-
matische literatur. Localität der grammatik; ihre nachbarn.
Zeit des KramadiQvara. Kramadiyvara'8 grammatisches system;
technische ausdrücke und technische syntax; die Gana's, Pari-
bhäshäs und Kärikäs. Handschriften. Citate in Kramadiyva-
ra'e Samkshiptasära.
farsf irtnnr Hcfai srewTOra 9raraisi i
Was über KramadiQvara und seine sanskritgraimnatik bis-
her bekannt geworden ist, findet man bei Colebrooke, Mis-
cellaneous Essays 8 II p. 43; in Aufrecht's Catalog der Oxfor-
der handschriften; und bei Räjendra Läla Mitra [R.L. M.],
A descriptive Catalogue of Sanskrit MSS. in the Library of the
Asiatic Society of BengaL Part I. ürammar. Calcutta 1877.
Die folgende kurze Zusammenstellung über Kramadigvara's Sam-
kshiptasära und die dazu gehörige literatur gründet sich im
wesentlichen auf die mittheilungen der drei genannten gelehrten.
KramadiQvara — oder vollständig Qrivädindracakracüda-
manimahäpandita(rikramadi9varäc&rya — verfasste unter dem
titel Sanikshiptasära eine sanskritgraimnatik, welche in sieben
capitel zerfällt, in einen Sandhi-, Tinanta-, Kridanta-, Tad-
dhita-, Karaka-, Subanta-, und Samäsa-päda. In einem achten
capitel behandelte er das Präkrit 1 ). Eine ausgäbe dieses Prä-
kritapäda ist wiederholt von Räjendra Lala Mitra in aussieht
gestellt worden und soll sich jetzt im druck befinden ; im übri-
gen vergleiche man Lassen in seinen Institutiones linguae
Pracriticae; Delius Radices Pracriticae; und Pischel De
grammaticis Pracriticis.
Kramadigvara schrieb eiuen kurzen commentar (Vritti) zu
den Sütra seiner grammatik 2 ). Dieser commentar wurde von
') Sumtkritabhdshdlakshoruini saptabhih pddaih samdpydshtamena pddena
prdkritnlakshuiidni viracitavdn \\ üoyieandra.
*) Dass Kramadiyvara selbst der Verfasser des commentars ist, oder
da 88 er wenigstens dafür gegolten hat, geht u. a. hervor aus einer be-
merkuug Bhai atamal lika's zum Bhattikävya 3, 5: Kramadipvartqta aaprd-
Citate in Kramadi^vara's Samkehiptasara. 23
einem Jfimaranandin (Mahäräjädhir&ja^rimajjamaranandin) re-
vidiert und wohl auch erweitert; nach ihm werden diejenigen,
welche dem Systeme des Sanikshiptasära folgen, Jaumaräh ge-
nannt, und die grammatik selbst Jaumaram (auch Jaumuram?).
Der vorzüglichste commentar zur Vritti des Kramaditjvara und
Jümaranandin ist der des Goyirandra (Autthäsanikamah&pandi-
ta$rigoyicandra). Commentare zur TikÄ des Goyicandra sind
J) die V}»äk&radipik4 (Vy&khyäsära) des Nyäyapancänana *),
2) der Vyä,karanädar$a *) des Van^ivadanakavicandra,
3) die Tippani des Abhiräma Sarvavidyälaipkärabhattacärya.
Die sanskritgrammatik des Kramadic^vara wurde vervollständigt
durch die von Goyicandra commentierten und erweiterten Nach-
träge (Pari^ishta) des Jumaranandin. Eines dieser Parigishta
behandelt in 195 Sütra die Unädisuffixe.
Zum Saipkshiptasära gehören ferner: Das Paribhäshäsutram
des Goyicandra, eine Sammlung von 127 Paribhäsh&s; der
Ganapraka^a des Nyäyapancanana ; eine Dhatughoshä, eine
Qabdaghoshä; ein K&rakavicära.
Mit dem Samkshiptasära verwandt ist das P&rij&tavyäkara-
nam, eine moderne sanskritgrammatik in versen für anfänger;
und der Särasaipgraha des Pitambara^arroan ist „a compendi-
ous collection of the aphorisms of Samkshiptas&ra grammar",
R. L. M. p. 149. Ein zur schule des Kramadi^vara gehöriger
grammatiker war Qrinivasa.
Localität der grammatik; ihre nachbarn 3 ). — Die
heimath des Kramadigvara ist Rädhä oder das westliche Ben-
galen, das land südlich vom Ganges und westlich vom Hugli.
Hier wenigstens wird, nach Rajendra Lala Mitra, die Sainkship-
tas&ra-grammatik vorzugsweise studiert. Zu Kramadi$vara's en-
teren landsleuten gehörten einmal der dichter Murärimigra,
welcher im commentare zum Samkshiptasära citiert wird; und
dann Brihaspati Räyamukutamani , der im jähre 1431 einen
commentar fPadacandrikä) zum Amarakosha verfasste. Beide,
dikribhvastibhif ceti sütra rn JtfUvd ayam era cloko nidarptah || Die Vritt
des Jümaranandin führt den namen Rasavati.
f ) Ein blosser beiname, vgl. R. L. M. p. 8. 125. War des autors
wirklicher name vielleicht Jayarama?
*) Handschriftlich in der India Office Library. Ich bemerke diess
wegen R. L. M. p. 125.
•) Hauptsächlich nach den mittheilungen Rajendra Lala Mitra's.
24 Th. Zachariae
Murari und Rayamukuta, werden uns unten in anderem zusam-
menhange wieder vorkommen. >
Diejenige grammatik, welche in Bengalen am meisten im
gebrauche ist und alle anderen grammatiken wie es scheint
dort so ziemlich verdrängt hat, ist bekanntlich Vopadeva's
Mugdhabodha. Diese grammatik wird hauptsächlich studiert
in Gauda an beiden Seiten der Bhagirathi: westlich davon ist
unser Kramadigvara heimisch, nördlich davon, in Behar und
Benares, trifft man das Särasvatavyäkarana an, dann im osten
das Supadmavyäkarana des Padmanäbhadatta, und noch weiter
östlich — in Assam; auch in Orissa — die Prayogaratnamälä
des Purushottama ^rividyävägigabhattäcarya 1 ). Noch ist die
Kätantragrammatik zu erwähnen, die im ganzen östlichen Ben-
galen verbreitet ist.
Eine notiz über Kramadi^vara findet sich in Montgomery
Martin's History of Eastern India (1838) vol. II p. 713, in dem
abschnitte der über Dinajpoor handelt Es heisst daselbst:
„The course of study in a Hindu academy begins with the
Vyakorno or Sangskrita grammar and literature. For the first
10 years some study a grammar called Songkhyeptosar , said
to have been composed by a Brahman named Komodiswor,
concerning whose history the Pandits could give me
no inform ation. The study of this grammar is sometimes
facilitated by the commentary of Goyichondro. Others again
study a grammar called Kolap, said to have been composed
by Sorbo Bonua, who was contemporary with Salivahon. This
grammar seems to be nearly as obscure and unscientific as the
former, as its study usually occupies 10 years, although per-
severing students sometimes are masters of it in eight". (Mr.
Martin spricht hier auch von Vopadeva, und von Anubhüti's
Sära8vatam.) Ferner wird das lexicon des Amara studiert, mit
den commentaren des arztes Bharatamallika und des Rayamu-
kuta; dann wird Bhatti gelesen: andere ziehen Raghuvan^a
und Kumärasambhava vor *).
J ) Er stammte aus Vihar in Kämarüpa. Die Ratnaraälä wurde von
Charles Wilkins benutzt.
*j Vgl. pp. 438—40 über Grammatik in Gorukhpoor. Vol. III p. 136
wird für den Puraniya District „Saraewat Kalap" und die Ratnamälä des
Purushotta.ma erwähnt.
Citate in KramaxTujvara's Saipkshiptasära. 25
Zeit des Kramadi$vara. — Wenn ich den Kramadig-
vara zwischen Hemacandra (1088—1172) und Vopadeva
(13. jh.) setze, so folge ich darin nur den im anfange dieses
aufeatzes angerufenen autoritäten; ohne im stände zu sein einen
stricten beweis für meine behauptung zu fuhren. — Die von
Golebrooke in seiner List of Sanskrit Grammars beobachtete
reihenfolge der grammatiken ist:
Pänini, S&rasvati Prakriyä 1 ) ; Hairuavy&karana, K&tantra
or Kal&pa, Saipkshiptas&ra , Mugdhabodha, Supadma, Ratna-
mala.
Aufrecht hat in seinem verzeichniss der Oxforder hand-
6chriften die grammatiker und grammatiken in folgender Ord-
nung catalogisiert:
1. Schola P&Tjiiniya
2. K&tantra
3. Hemacandra
4. Sarasvatlprakriyft
5. Kramadi$vara
6. Vopadeva
7. Padman&bhadatta.
R&jendra Lala Mitra rechnet den Saipkshiptasära zu
den „zehn alten schulen" der grammatik ') und scheint auch
*) Ich bemerke hier dass Burncll, Aindra School, p. 53 das Sä-
rasvatavyakarana für jünger als Vopadeva's Mugdhabodha hält Hierge-
gen vgl. R. L. M. p. 152. Für ein höheres alter des Särasvatam scheint
mir u. a. der umstand zu sprechen, dass darin auf die spräche des Veda
rücksicht genommen wird (K. L. M. 1 c. sagt freilich „it gives no rules
regarding the Vaidic language"). Es sei mir gestattet einige stellen zu
eitleren aus der ausgäbe des Jivänanda Vidyäsagara, Galc. 1874, einem
mangelhaften abdrucke der lithographierten ausgäbe Benares 1868. —
p. 27, Sütra 20. — p. 31 eine Kärikä yad uk(am° über die vedischen
contractionen setndm, bhümyddade, soshdtn. p. 35, 6 devdsah. 36, 11
devebhih. p. 46, Sütra 41 über den vedischen dual sakhdyd (takhdyau ge-
druckt), p. 90, Sütra 6 vgl. Pan. VI, 4, 4. 5. — p. 94, 14 paratne vyo-
man. p. 143, Sütra 33 (fehlt in manchen ausgaben). Der kern der gram-
matik mag ziemlich alt sein; sie wurde, wie Kätantra und Candravyaka-
rana, in's Tibetanische übersetzt, Burnell 1. c. p. 59. Sie ist zu wieder-
holten malen in Indien lithographiert worden, zuerst Bombay 1829; aber
an einer kritischen ausgäbe, etwa nach dem muster von Eggeling's
Kätantra, fehlt es uns noch.
*) Die namen dieser 10 alten schulen sind mir unbekannt
26 Th. Zachariae
anzunehmen dass Krn madig vara älter als Vopadeva ist Man
kann aus seinen zerstreuten angaben etwa folgende Ordnung
der grammatiker und grammatiken eruieren:
P&nini, K&tantra, Särasvata, Kramadi$vara, Purushottama *),
Vopadeva, Supadma.
Bei den indischen Scholiasten habe ich nichts gefunden,
das uns aufschluss geben könnte über das alter des Kramadig-
vara oder über den platz den er unter den übrigen grammati-
kern einnimmt. Interessant jedoch ist der umstand, dass der
commentator ßharatamallika in seiner erklärung des ersten
verses des ßhattikavya, wo er mehrere grammatiker citiert, den
KramadiQvara vor den Vopadeva setzt: zuerst führt er die
P&niniy&h an, dann den Varddhanianamigra zum Kätantra;
Purushottama (den autor der Prayogaratnam&la??), Kramadig-
vara, und zuletzt Vopadeva. Indessen allzuviel ist nicht hier-
auf zu geben; Bharatamallika legt in seinem commentar das
system des Vopadeva zu gründe und führt in der regel die für
ihn massgebende ansieht desselben zuletzt an.
Ist nun Kramadigvara älter oder jünger als Hemacandra
und Vopadeva? Welche werke und autoren sind dem Kramad-
igvara bekannt gewesen? Von welchen autoren wird er selbst
citiert?
Dass Kramadigvara später als Hemacandra gelebt habe,
lässt sich nicht beweisen; ebensowenig lassen sich gründe bei-
bringen für die an sich unwahrscheinliche annähme, dass Kra-
madigvara vor Hemacandra seine grammatik geschrieben. Die
grammatiken des Kramadigvara und des Hemacandra haben
fast nichts weiter gemeinsam als die anzahl der capitel; an-
ordnung des Stoffes, termini technici u. s. w. sind durchaus ver-
schieden *). Krainadigvara citiert den Hemacandra niemals;
*) Bei einer nur flüchtigen durchsieht von Purushottama's Pra-
y ogaratn amälä habe ich die folgenden autoren und werke citiert ge-
funden : Ekäksharakosha. Kanthabharanam. Kälidäsa. Kfcakavadha.
Kramadipikä. Cändrah Jayadeva. Dandiu. Durga. Päniinyah. Bhatti.
Bhagavritti. Mägha (häufig). Murari. Raghu, Raghukävyam Lokä-
nandanätakam. Vararucivritti. Vie,vaprakäe,a (verfasst 1111 A. D.).
Subhüti. — Purushottama berücksichtigt gelegentlich den Veda.
9 ) Hemacandra'« Qabdän uc,äsan am beginnt: Ar harn (1).
siddhih sydd xdddt (2). Utkdt (3). attdantdh avardh (A). ckadvitrxmätrd
hrusvadirghaphitdh (5). atiavarnd ndmi (6) lidanläh samändh (7;. e ai
Citate in Kramadicjara's Saipkshiptasära. 27
und wenn er ein Dhätup&räyanam citiert, so wäre es zwar
möglich, dass das gleichnamige werk des Hemacandra 1 ) ge-
meint ist, aber es ist einmal bekannt, dass es mehrere werke
dieses namens gegeben bat, und dann sind wir aus hier nicht
näher auszuführenden gründen zu der vermuthung berechtigt,
dass Kramadi$vara ein verhältnissraässig altes werk, welches
dem Purnacandra zugeschrieben wird, im äuge gehabt hat.
Nun haben beide, Hemacandra und Kramadfyvara , den sieben
capiteln, in welchen sie die sanskritgrammatik darstellen, noch
ein achtes, den Präkritap&da , folgen lassen; aber es lässt sich
nicht nachweisen, dass der eine den anderen, speciell, dass
Kramadif vara den Hemacandra benutzt habe 'j. Auch die com-
mentatoren des Samkshiptasära (soweit ich dieselben kenne)
citieren den Hemacandra nicht; und ebensowenig, was meines
erachtens viel auffälliger ist, den Vopadeva, während umge-
kehrt wenigstens die commentatoren des Vopadeva den Kra-
madi$vara und seine schule erwähnen, wie wir gleich sehen
werden.
Was das verhältniss von Krainadi$vara's sanskritgramma-
tik zu der des Vopadeva anbetrifft, so sind es hauptsächlich
zwei gründe, aus welchen man ein höheres alter des Kramad-'
i$vara herleiten könnte, nämlich
1) die Vollständigkeit des Saipkshiptasära 5 j, und im
zusammenhange damit,
o au sandbyaksharam (8). am ah anntvdravisaryuu (9). hddxr vyai[j«nam
(10). apancutndtda(h)8tho dhttt (11). pancako vargah (VI), ddyadvitiya-
fashasd aghoshdh (13). anyo yhothacdn (14). yaralavd anta(h)s(hdh (15)
u. 8. w.
l ) Handschriftlich in der königl. bibliothek zu Berlin.
•) It. L. M. p. 75. Pischel, de gramm. Pracr. p. 16: „apparet Kra-
madicvaram non solum Vararuces opere esse usum, sed etiam aliorum
grammaticas perquisivisse, in quanim numero etiam Hemacandrae gram-
matica fuisse videtur' 4 . Professor Pischel hat die gute gehabt, die ihm
bekannten stücke von Kramadiyvara's Prakritapada mit Hemacandra von
neuem für mich zu vergleichen, und ist zu dem resultate gekommen,
dass sich eine benutzung des Hemacandra durch Kramadf$vara nicht
erweisen lässt. Im übrigen zweifelt er nicht daran, dass Kr. jünger ist
als H. „Piess ergibt ßich schon daraus, dass Kr. viel mehr Unterabtei-
lungen der einzelnen Präkritdialecte kennt als H. u
•) R. L. M. p. 135: „it is thrice as large as the Mugdhabodha".
Ich schätze die zahl der Öütra auf 3000.
28 Th. Zachariae
2) die allerdings nur seltene und mehr beiläufige rücksicht-
nabme auf den Veda 1 ), auf vedische Wörter und formen.
Man kann nun die zeit eines indischen Schriftstellers an-
nähernd nach den ci taten, die sich bei ihm finden, bestim-
men; oder, wenn er selbst nie citiert, nach den citaten aus
seinen werken bei anderen autoreu, deren lebenszeit uns be-
kannt ist. Von den citaten in der grammatik des Kramadi^-
vara werde ich unten ausführlich handeln, und man wird da
sehen, dass er später gelebt haben muss, als die Verfasser der
Ka^ikä, des Nyäsa und des Anunyäsa, später als die dichter
Pushpadanta, Mägha, Muräri u. a. ; es soll an dieser stelle nur
im allgemeinen darauf hingewiesen werden , dass wir durchaus
nicht von allen autoren und werken, die im (commentar zum)
Samkshiptasara vorkommen, genau wissen, wann sie gelebt ha-
ben, wann sie entstanden sind; und viele citate stammen viel-
leicht nicht von Kraniadi$vara selbst, sondern von dem Über-
arbeiter Jümaranandin, oder von irgendwelchem interpolator.
Kramadigvara selbst und seine schule (KramadiQvarädayah,
Jaumaräh, Jümaranandin, Goyicandra) werden erst von ziem-
lich späten autoren citiert, und zwar, soweit mir bekannt,
1) Von Qrirämatarkavägi$a in seinem com mentare zum
Mugdhabodha, nach R. L. M. p. 103, der die folgenden
einleitungsverse anführt :
rratat tvfirat mV?, sitot fterf rtsufär ism u
q^ST QTfai^hRTT: *F%?Si r<$TTtrerrf6T£T : I
^*f fs mi Me llU l: fST^l ^TtftrtrfHTfWT : u
2) Von Durg&d&sa in seinem commentare Subodhä. zum
Mugdhabodha (nach Aufrecht); er lobte in der ersten
hälfte des 17. Jahrhunderts.
1 ) R. L. M. p. 74. 75 geht zu weit, wenn er sagt „The Samkshipta-
sara is intended to 6erve as a guide, not only to the grammar of the
classical Sanskrit, but also of the archaic Vedic form". Das richtige
trifft Goyicandra, wenn er behauptet, dass Kramadiyvara durch anwendung
des Wortes bhiishd im einleitungsverse zum Samkshiptasara die nichtbe-
rücksichtigung des Veda angedeutet habe iJbhiUhdgrahanena chdndasala-
kshanaparüydgah silcitah). In der Vritti zum Samkshiptasara hei est es
einmal, dass formen wie yujdti, tdrishat u. aa. nicht beigebracht werden,
weil sie vedisch sind; und diese zeigt uns, dass der grammatiker mit
der spräche des Yeda vertraut war, dieselbe aber absichtlich übergieng.
Citate in Kramadigvara's Samkshiptasara. 29
3) Von Bharatamallika, insbesondere in seinem commen-
tare zum Bhattikävya ; er lebte nach Wilson in der mitte
des vorigen Jahrhunderts.
4) Von Vishnumigra im Supadmamakaranda.
5) Von dem mir unbekannten Verfasser der Paribh&shä-
tikä, zum Kavikalpadruma des Vopadeva, ed. Galc.
Saqivat 1923 p. 13: evam eva Dhätupäräyana-Kramad-
tyvarau *).
Wenn Kramadi$vara von späten commentatoren *), insbe-
sondere von solchen, welche den Hemacandra und Vopadeva
anfuhren, nicht citiert wird, so mag da entweder ein absicht-
liches ignorieren, oder eine wirkliche unkenntniss des isolierten,
wegen seiner breite wenig in gebrauch gekommenen systemes
des Samkshiptasära zu gründe liegen. Ganz besonders auffällig
muss es erscheinen, dass R&yamukuta, welcher, wie wir oben
gesehen haben, aus einer gegend stammte, in der KramadiQvara
studiert wird, denselben nirgends erwähnt 3 ). Dagegen ist zu
bemerken, dass Räyamukuta auch den Hemacandra *) nicht zu
kennen scheint, und den Vopadeva ebensowenig; ferner dass
zwischen den citaten des R&yamukuta und denen des Kramad-
iQvara so auffallende congruenzen sich finden, dass man sich
des gedankens nicht erwehren kann, der erstere habe den letz-
teren gekannt, wofern man nicht annehmen will, dass beide,
Räyamukata und Kramadigvara , eine gemeinschaftliche quelle,
oder besser, verschiedene gemeinsame quellen, benutzt haben.
Einiges hierher gehörige werde ich weiter unten gelegentlich
anführen.
*) Ob das in den einleitungsversen zum Trikändaviveka (verfasst
1633?) vorkommende Jümariyam —
auf unseren Jümaranandin sich bezieht, wage ich nicht zu entscheiden. —
Rajendra Lala Mitra's angäbe, dass „Durghata and Durghatakara on Sam-
kshiptasara grammar" in der Praudhamanoramä citiert werde, beruht auf
einer Verwechselung.
*) Mallinatha kennt Hemacandra und Vopadeva, nicht den Kra-
madievara. Ujjvaladatta citiert auffalliger Weise keinen dieser gram-
matiker.
*) Ist der von Räyamuknta erwähnte Jümara (verfasser der Katan-
trarasavati) mit Jümaranandin identisch?
*J Aufrecht Z. D. M. G. 28, p. 1*24: Seltsam ist, dass die drei letz-
ten commenture Hemacandra nie erwähnen.
30 Th. Zachariae
Kramadi$vara's grammatisches System. Techni-
sche ausdrücke. Technische syntax. Die Gana's,
Paribh&shäs, und Kar i käs. — Kraraadigvara ist ein P&-
nintya 1 ). Seine grammatik ist streng genommen nichts weiter
als eine Umarbeitung der Sütra des Pänini (und der Värttika
des Käty&yana; mit ausschluss derjenigen regeln, welche sich
auf accent') und Veda beziehen. Pur den erfinder eines neuen
grammatischen systeraes kann Kramadigvara kaum gelten: neu
ist in seiner grammatik nur die anordnung des Stoffes. Seine
abhängigkeit von P&nini geht so weit, dass er viele sütra des-
selben fast oder ganz unverändert in seine grammatik herüber
genommen hat *); im übrigen fasst er wohl zwei oder mehrere
P&Qinisütra in ein einziges zusammen, oder umgekehrt, er zer-
legt ein P&nini8ütram , sodass z. b. Pän. II, 1, 6; 3, 69 im
Saqikshiptasara eine ganze reihe von sütra bilden. Hierbei
tritt Kramadi$vara vielfach — wenn man so sagen will — als
der Übersetzer des Pänini auf; diess gilt besonders mit bezug
auf die bei P&nini im locativ erscheinenden wörter *). So sagt
er prühakkarane für P. 2, 2, 10 nirdhärane; stutinindayoh für
2, 1 33 adhikdrthavacane ; nämni häufig für samjndyäm; nin-
ddydm für kshepe 2, 1, (34; kshepe für dkroge 6, 3, 21; ttf-
kshepana für utsafijana 1, 3, 36; upagäiüvana für upascunbhä-
shd 1, 3, 47; ritvij für hotrd 5, 1, 135; samah pratißläydm
(ebenso Hemacandra und Vopadeva) für samah pratijndne 1, 3,
52; 8ütkarane 6 ) für smkarane 1, 3, 56, u. 8. w.
Neben Pänjni hat Kramadi$vara, wie schon aus seinen zahl-
reichen citaten hervorgeht, bei der ausarbeitung seiner gram-
*) Bharata zu Bhatti 8, 71 fuhrt ein Kramadicvarasütram neben ei*
nera Päninisütram an.
*) Uebrigens bedient sich Kramadic,vara der ausdrücke anuddtta,
antoddtta , u. 8. f. So hat er ein Sütra anuddttäder naf = P. 4, 2, 44
anuddttdder an: und in dem commentare zu dem sütra, welches Pän. 1,
8, 12 entspricht, sagt er: anuddttddayo da$aganadhdtupdthe prasiddhd,
vede tüccdryanU; uccair ucedrandd uddttah, tUcais ti> anuddttuh, samdhfi-
tah Bvaritah \\ Vgl. Särasvati Prakriyä p. 6, und im allgemeinen, was
Burnell, Aindra School, p. 100 über den Verfasser der £äkatayana Gram-
mar sagt.
s ) Diess haben auch andere moderne grammatik er gethan; vgl. Bur-
nell, Aindra School, p. 100.
*) Vgl. Goldstücke^ Pänini, p. 128.
6 ) Vgl. die erklarer zu ßhafti 7, 101. 8, 83.
Citaie in Kramadl^vara's Saqikshiptasära. 31
matik auch andere werke benutzt; so die commentare zum Pä-
nini, die Kägikä und den Nyäsa; die in Bengalen weit verbrei-
tete Kätantragrainmatik , u. a. m. Ansichten anderer gramma-
tiker werden entweder allgemein mit ity eke, ity anye angeführt,
oder die betreffenden autoritären werden ausdrücklich genannt:
ity Anupadakdrah, iti Kdldpdh, Cdndrdh, Nydsah, Bhägavrittih.
Wir dürfen annehmen, dass ein grosser theil von Kramadigvara's
gelehrsam keit secundären quellen entstammt, um so mehr da
vermuthlich viele der von ihm genannten autoren oder werke
zu seiner zeit gar nicht mehr vorhanden waren l ). Oft ist er
auch ehrlich genug, den grammatiker oder kritiker namhaft zu
machen, welcher in irgendeiner, auch im Saipkshiptasara ci-
tierten dichterstelle etwas auszusetzen hatte. Dieses eitleren
von dichterstellen führt uns auf etwas anderes. Es ist eine
characteri8tische eigenthümlichkeit des Kramadigvara , dass er
auf das in der Sprache wirklich vorkommende mehr rücksieht
nimmt, als irgend ein anderer der mir bekannten neueren gram-
matiker. Daher sagt er oft, nachdem er eine regel gegeben
hat, kvacin na sydt, kvaeid anyaträpi oder ähnliches, und führt
dann eine stelle aus einem dichter an. Zu einem Sütra anyato
pi drigyate (vgl. P. 3, 2, 75) bemerkt er: apigabdah sarvopd-
dhivyabhicärärthah \ drigyaia iti prayogdmtsdrärtham / bhüri
daddti, bhüriddvö; prätar eti, prätaritvd.
Einige worte sind zu sagen über die grammatische
spräche des Kramadigvara ; über die kunstausdrücke und die
construetion der sütra.
Die technischen Wörter hat Kramadicvara fast aus-
nahmslos aus Panini's grammatik herübergenommen; zwar ge-
braucht er — doch nicht immer — kevala statt anupasarga;
prddi statt upasarga; küva statt napunsaka u. s. w., aber ver-
gebens suchen wir bei ihm nach den ausdrücken, die dem Kä-
tantra eigentümlich sind, oder nach den Verstümmelungen des
Vopadeva.
Stärkere abweichungen zeigen bei Kramadicvara die formen
der suffixe, zumal der Taddhita's. Es ist ja natürlich, dass
für einen späten grammatiker, der auf den accent der zu bil-
denden Wörter keine rücksicht nahm, eine grosse anzahl der
*) Aufrecht in der vorrede zum Ujjvaladatta, p. XIX.
32 Tb. Zachariae
von P&nini verwendeten stummen buchstaben überflüssig war.
Aber Kramadifvara bat nicht nur die für ihn unnöthigen Anu-
bandha's weggelassen, sondern er hat auch neue an stelle der
von P&nini gebrauchten gesetzt, oder überhaupt neue erfunden,
die ich nur zu einem geringen theile bei anderen grammatikern
wiederfinde: und hierin liegt vielleicht die einzige eigenthüm-
lichkeit des grammatischen systemes des Saqikshiptas&ra. Ich
würde hier eine vollständige liste von Kramadi^vara's Krit- und
Taddhitasuffixen , nebst bemerkungen über die bedeutung der
stummen buchstaben, folgen lassen, wenn ich bei dem zustande
der bengalischen handschriften im allgemeinen und dem der mir
vorliegenden handschrift im besonderen etwas sicheres zu geben
im stände wäre 1 ). Leider ist der ganze Taddhitapäda, der
sich durch genauigkeit und ausführlichkeit vor den übrigen ca-
piteln des Saipkshiptas&ra auszeichnet — weshalb Aufrecht be-
sonders auf ihn aufmerksam gemacht hat — in dem Londoner
manuscript I. 0. 822 von späterer hand ergänzt worden. Für
die richtigkeit des wenigen, das ich hier gebe, kann ich also
nicht bürgen.
Kritsuffixe: an, Pan. ac
aniyah
ishnun
m
elimak; Andere elimac oder kelima
ghan (Pari, ghafi)
ghinam P. ghinun K&t. ghinin
na P. ap, khal
naJca P. vun Vop. aka
nakat P. shvun Vop. ahaka
nana, nanat, = ana
ta, tan P. tak, ta
naka Vop. ebenso, P. nvul, Kät. und Agni-
purä^a vun *)
nat P. an (Kr. karmano nat, P&n. und K&t.
karmany an)
nam
') Ich beziehe mich auf das fehlen des Viräma, auf das verwechseln
von r und v, von n, n und /, und dgl.
*) Kr. nakatrinau kartari, Vop. trhvnakau ghe, Pan. nvullricau, Kat.
4. 2, 47 vnnfrican, Agnip. 358, 6 vuntricau sarvadhdtubhyo bhdvako bha~
vitd tathd.
Citate in Kramadicvara's SaqiksDiptasara. 33
iavyan
tutnan P. twnun
trin Vop. trin, Andere trie l )
yan P. yat
yac P. lyap
gan P. ga
gatri
gäna.
Taddhitasuffixe: aka P. vun; akan P. vuft
äran P. drak
ika, vgl. pika, nika
iya P. cha; tyan P. chan
ukan P. wAaä
kadya Vop. ebenso, P. kapyac
kam, P. &a£
.ton (?/a» R. L. M. p. 141, 2) P. an
fika, fikan, vgl. Agnip. 355, 4 dhanikarp
tikaniritam
tin P. fa
fikan (so auch im Jainendravy&karana) P.
tkak
daka P. dnun
dima
nat P. aü
nika
nlna, P. khaü u. 8. w.
In bezug auf die technische construction der sütra
hat sich Kramadi£vara im ganzen und grossen an Pänini ange-
schlossen. Doch ist er sich nicht consequent geblieben ; wenn
z. b. Päpini dasjenige, wofür irgend etwas anderes substituiert
werden soll, in der regel in den genitiv setzt, so gebraucht •
Kramadi$vara *) in diesem falle häufig auch den nominativ.
Wenn also in einem sütra Kramadtyrara's zwei nominative er-
scheinen , so steht der erste derselben für P&nini's genitiv , der
zweite nominativ ist das Substitut Ein paar beispiele mögen
diess erläutern.
*) Vorige note.
*) Wie auch andere spätere grammatiker. — Die eigenihümliche
construction des nominativs mit dem accusativ, welche im Kätantra und
sonst sich findet, hat Kramadi$vara nicht ; Burneil, Aindra School, p. 1 17.
B«itrif» s. kand« d. ig . sprachen. V. 3
34 Th. Zachariae
1) Kramadi$vara gebraucht den genitiv wie Pänini:
hano vadhir lutidgishoh // Comm. : . . . handh sthdne va-
dhir bhavati; vgl. P. 2, 4, 42. 43.
id dtah sthah // . . . tishthater dtah sthdne id bhavati / ati-
shfhipat; vgl. Vop. 18, 9.
[ikoj yavaralo' ci // Pänini: iko yann aci; Kätantra:
ivarno yam (dpadyate) u. 8. w.; Sar. Prakriya: i yaiji
svare u. s. w.
2) Kramadi$vara hat einen nominativ statt Päidni's genitiv:
ye 'yuyaci sthäder äd tt II ayuyaci ye pare sthdder dd id
bhavati / sthiyate teshthlyate / ayuyaclti kirn / asthdyi
dsthdya // Folgt der Gana sthddi
jas it punsi /j purplinge jas id bhavati \ sarve, u. s. w.
Pa^. 7, 1, 17 jasah ct. K&t 2, 1, 30 jas sarva ih.
Hemacandra 1, 4, 9 jasa ih.
dver id at II svddau pare dvigabdasya id ad bhavati \
dvau u. 8. w.
sdhah so vd II Vopadeva ebenso; P&nini: sahasya sah
samdno drigddau // drigddau pare samdnacabdah so bha-
vati; Vop. 6, 97 samdnah sah; K&t 4, 6, 65 samd-
nasya sah
kirft kok . . .; ebenso Kät. 2, 3, 30; aber P&nini kimah
kah
aud U kltvdc ca // striydm dtah klivdc cottara aud id
bhavati; K&t. 2, 1, 41 aur im (dpadyate); Hemacan-
dra: aur i; vgl. Vop. 3, 72. 84.
Die Ga^a 1 ). — Ueber die zahlreichen, in den sutren des
Saipkshiptasara mit dem anfangsworte citierten, in der Vritti
ausgeführten gana ist in der kürze folgendes zu bemerken:
1) Einige gana erscheinen in metrischer form; besonders
häufig in Goyicandra's commentar. Der duhddiganah
lautet:
Vgl. die Kagika in Böhtlingk's Chrestomathie 2 p. 225.
*) Vgl. Goldstücker Pan. p. 179. 180. Burneil, Aindra S. p. 29. 80.
R. L. M. p. 13. 14. Vom Ganaratnamabodadhi ist mir nur der anfang
bekannt; auch die Kägika liegt mir jetzt wo ich diess schreibe nicht vor.
Gitate in Kramadigvara's Saipkshiptasara. 35
Der lange wurzelgana gakddi besteht aus sechs Strophen ;
Böhtlingk zu Pän. 7, 2, 10. — Die prddayah:
O Ol ^ ^ SS
Der gana gramanddi zerfällt bei Kramadigvara in einen
gana gramanddi und in einen gana mridvddi. Der gana
gramanddi lautet bei Goyicandra:
XTpTUdR UdfärfT WR SJ : 4WUII4/J : II
Die übrigen acht Wörter des pänineischen gana grama-
nddi bilden den gana mridvddi. Ebenso wird der gana
urahprabhriti in a) urahprabhriti b) ndvddi zerlegt
Goyicandra :
^vTI^Ih ^fgf^^T : to Hioii<*ft mn h
2) KramadiQvara hat häufig einen gana, wo von P&nini und
anderen die betreffenden "Wörter im sütra aufgeführt
werden (nipdtyante). So z. b. gabdddi vgl. P. 3, 2, 23;
ein zweiter gana gabdddi besteht aus den Wörtern bei
P&q. 3, 1, 17 : dass diese wörterreihen von Kramadigvara
mehr oder weniger erweitert worden sind, braucht kaum
bemerkt zu werden. Ferner antddi P. 3, 2, 48, ndkhä-
di l ) 6, 3, 75, dantddi 6, 1, 63, acaturddi 5, 1, 121
u. s. w.
3) Kramadlgvara fängt den gana mit einem anderen worte
als Pänini an. Der gana anugatikddi heisst anuhodddi;
der vierte gana zu P. 4, 2, 80 heisst gartddi ') , nicht
IcumudädL Für Indrajananddi sagt Kramadl$vara Sitän-
veshunddi 3 ); und zwar lautet dieser gana (in der Lon-
doner hand8chrift)
Zu den Wörtern, welche das suffix tya (cha) annehmen,
gehört auch das dvandva Qyenakapota, also Qyenakapo-
*) Ganaratnamahodadhi : nabhrddddi. Sar. Prakriyä: ndkädi.
•) Ganar°: vatvqjddi.
*) Ganar°: pifukrandddi.
8*
36 Th. Zachariae
tiya; aber von Deväsura Rakshogandharva wird gebildet
Daivdsura Rakshogandharva x ).
Paribhäshäs *). — Kramadigvara citiert in der vritti zu
den 8Ütren seiner grammatik öfters kurze regeln, welche sich
durch ihren inhalt, ihre anwendung und durch äussere merk-
male als paribhäshäs kennzeichnen und zu einem theile fast
wörtlich in Nägojibhatta's Paribhäshendu$ekhara wiederkeh-
ren. Ich habe einige bei der lectüre des Samkshiptasära ge-
sammelt und lasse dieselben in alphabetischer Ordnung hier
folgen. Ob diese parishäbh&s in dem Saipkshiptasäraparibhä-
shäsütram enthalten sind, kann ich, mit einer ausnähme, nicht
sagen, da mir das genannte werkchen unbekannt geblieben ist.
Apekshüavidher anapekshitavidhdnaqi durbalam.
ätidegikam Jcdryam anityam; vgl. Par. 93,6 ed. Kielhorn.
upapadavibhakteh Jcdrakavibhaktir gariyasi; Par. 94.
ekadegavikritam ananyavad bhavati; Par. 37.
kriddbhihüo bhävo dravyavat prakäfctte.
kvacid apavddavishaye f py utsargo 'bhinivi$ate; Par. 58;
oft von späteren angewendet; Ujjvaladatta zu Un. 2,
2 (pravartate statt abhinivigate) ; Bharata zu Bhatt. 8.
49. 124. 15, 102; kvacid apavddavishaye 'py utsargo
'pi pravartate derselbe zu 6, 130. 7, 17. 8, 128. 9, 58.
10, 20.
kvacid bhdvyariho bhütavad angtkriyate.
kvacin nimittdpdye naimittikasyäpy apäyah, „when a
cause disappears, that which was caused by it, disap-
pears likewise". Siradeva's Paribhashavritti 99 bei
Kielhorn vol. II p. 535. In der Sär. Prakriya und im
Cändravyäkarana findet sich die lesart abhdva statt
apäya.
pratltir vishayam apaharati; wird Nyäya genannt.
pradhdnena hi vyapadegd bhavanti.
bhavati hi kdrandd atikramah (?).
bhavati hi vydkhydnato vigeshaläbho na tu sandehdd ala-
') Wie mir von befreundeter seite mitget heilt wird, ist hier die
Käcftä P. 4, 3, 88 zu vergleichen.
*) R. L. M. p. 53-62. 143—44. Goldstücker, Pan. pag. 106 ff.
Kielhorn in der Preface zu seiner ausgäbe des Paribhäshenducekhara
[Par.].
Citate in Kramadi^vara's Sajpkshiptasara. 37
kshanam (so die Londoner hs.); diese paribhftshA ist
die erste im Saipkshiptas&raparibh&shäsütram , Pari*
bhäshenducekhara , ParibhAsh&bh&skara , und in der
Paribh&sh&vritti.
luptam cdluptovat kvacit (?).
vigeshendpi sämdnyaiji bddhyate na kvacit (?).
gdbdi hy dkdrikshä gabdenaiva prapüryate; vgl. Peters-
burger Wörterbuch unter gdbda.
sihänyddegdh sthdnivat kvdpi.
Kärikäs 1 ). — Die zahl der im Sanikshiptas&ra vorkom-
menden kärik&s ist nicht so gross, als man bei einem späten
grammatiker vielleicht erwarten könnte. Einige hat Kramad-
i$vara wohl selbst verfasst; die meisten sind aus den common-
taren zu Pänini, K&tantra etc. entlehnt und daher bekannt.
adravani , vgl. z. b. Kat p. 313. Im zweiten hemistich
haben die handschriften tasya statt tena.
6kriti° bekannt; Kät. p. 364.
Diese kärik& ist characteristisch für den Standpunkt und
das Zeitalter unseres grammatikers. Weil in der that manche
wurzel , die eigentlich die endungen des ätmanepadam anneh-
men sollte, im parasmaipadam gebraucht wird — zumal im
epos — , so hält er es für nöthig diess ausdrücklich zu bemer-
ken. Der zweite hemistich ist nur ein beispiel und stammt aus
dem Mah&bbärata ') ; die wurzel svafij ist anudättet und sollte
ätmanepada haben. Ferner führt Kramadfgvara an
sa evdyarfi ndgah sahati kalabhebhyah paribhavam üi
und fährt dann fort
Dieser hemistich — der wohl mit dtmanepadamtripräptau
zur bildung eines vollständigen (loka zusammengestellt werden
muss — kehrt wieder bei Bharata zu Bhatti 6, 41 n iti
paraväkydt" , nach dem aussprach des anderen, d. h. des Kra-
roadigvara; und in der Paribhäshätikä zum Kavikalpadruma, in
*) Goldstücker, Pänini, p. 93 ff.
*) 4, 513; vgl. Bharata zu Bhatti 17, 103 kvacid äimanepadmo 9 pi
paraimaipaditoam ; parithvajati etc. Vgl. denselben zu 8, 66.
88 Th. Zachariae
einer discussion x ) über den werth oder die bedeutung der ver-
balanubandhas bei Vopadeva, heisst es: ... „Wenn nun aber
im Dhätupäräyana und im Mugdhabodha (XVII, 1) corayate
neben corayati angeführt worden ist, so ist das geschehen zur
rechtfertigung des von den Verfassern der Mah&k&vya zuweilen
gebrauchten Ätmanepadam ; so z. b. tarkaye im Naishadham;
hiebei stützen sich einige auf den Nyftya : dtmanepadam icchanti
parasmaipadinäiji kvacW.
Eramadl$vara fuhrt nun einige beispiele für den gebrauch
des ätmanepada statt des parasmaipada an :
firarrgw fifc ^oi^^»
aus dem Kum&rasambhava, 3, 38; die mir vorliegende indische
ausgäbe (Calcutta 1870) liest in der that cucutnbe , nicht cu-
cumba, wie meines Wissens andere ausgaben lesen. Ferner
mritam apy anugacchate vidyä / und endlich
So die Oxforder handschrift; die Londoner schiebt zwischen
mdtd und yadd ein: nodarasthd harttdH; und vor Jcaddcü hat
sie (aber nur am unteren rande des blattes bemerkt) harUakim
bhunkshva rdjan mdteva hitakdrini.
Ich fahre in der aufzählung der kärikäs fort
tshadarthe aus dem Bhäshya.
kripäyärp nindane jftäne , vgl. Bharata zu Bhatti 20, 5*
iftdJclJJlJU TOTO SPSTOT 3^" üf%. "
Zur sache Benfey, Vollständige Grammatik, § 624, B, 2.
kriyamändari bekannt, vgl. z. b. Kät. p. 183.
Diess ist nur eine Variation der bekannten und oft angeführten
kärikä kvacit pravrittih .
prddurbhdva , vgl. Böhtlingk, Index zum Pänini p. 463
und prägutpatti KMantra p. 365.
Ein metrisches Sütra, vgl. Växttika zu Pänini 3, 2, 111. Der-
artige versificierungen finden sich auch sonst noch bei Kra-
*) Bezieht sich auf die verse, welche bei Westergaard, Radioes,
p. 848 abgedruckt sind.
Citate in Kramadigvara's Sainkshiptaeara. 39
madlgvara i ). Es ist mir fraglich ob sie von ihm selbst her-
rühren.
gilito» bekannt; vgL Kit. 4, 4, 66 Comm.
Vgl. Piiji. 2; 4, 26.
shashthUritlyayor«, vgl. Böhtlingk P&n. II p. 280.
Ein $loka *) über die bedeutung der casus in den sütra der
grammatiker, speciell in der grammatik des Pänini. — Es fol-
gen drei regeln des P&gini mit kurzem commentar:
ikah sthäne 'ci pare yan (sie) ädego bhavati H
H l cWJUfl{ l r*A n \ . } . 1 $ .
bhdve karmani ca vdcye dtmanepadarp bhavati •) ||
srrft enft srn 11 > . v . öo.
vrate gamyamdne väcy upapade sali yama uttare khaj *)
bhavati fl
Vgl. Böhtlingk, Index zum Pänini, p. 451.
VJ^ICölfq TOT forO' : H5TTO5T f&MffSlrf : II
Diese k&rik& — nur eine Variation der bekannten sanihitaika-
pade , vgl z. b. V&mana 5, 1, 2 — wird von Kramadl^vara
am Schlüsse des Sandhipäda angeführt. Als beispiel für die
nichtbeachtung der Sandhiregeln 6 ) wird gegeben
Man vergleiche den vers, welcher am Schlüsse der in Kashmir
gefundenen handschrift von Kshapaiiaka's Anekärthadhvani-
manjari steht 6 ) :
*) So erscheinen die sütra Pänini's 3, 4, 2 ff. in metrischer gestalt.
•) vdrttikasydyam fbhah R, L. M. p. 127 am ende. Vgl. p. 141 in
der mitte.
*) Das jidtmatufi 1 im sätra ist „lipikarapramdda", vgl. R. L. M. p«
8. 143.
*) kha$n Oxforder hs.
6 ) Benfey V. 0. §. 86 Bern. 2. Lassen-Qildemeister Anth. p. 118.
') Buh ler, Detailed Report etc., p. CXI.
40 Th. Zachariae
SÄ
Die folgende k&rik& bezieht sich auf die declination der
sarvddayah:
Handschriften. — Benutzt habe ich die Oxforder hand-
schrift (Wilson 17) und die Londoner (I. 0. 822). Letztere
allein hat mir bei der ausarbeitung dieses aufsatzes vorgelegen.
Die Oxforder hs. ist ganz modern, die Londoner ist 50—100
jähre alter (das älteste datum $ak. 1627?) und von verschie-
denen händen geschrieben. Der älteste mir bekannte codex ist
ein ms. von Goyicandra's commentar, datiert 1703 A. D. Die
in der Library of the Asiatic Society of Bengal befindlichen
handschriften sind nach Räjendra Läla Mitra's angaben sämmt-
lieh modern und undatiert.
Die handschriften sind, wie kaum bemerkt zu werden
braucht, mit bengalischen buchstaben geschrieben.
Weder die Oxforder noch die Londoner hs. des Saqikship-
tasara sind fehlerfrei. Auch lücken sind nicht selten : so findet
sich eine in der Oxforder hs. im Sandhipäda, eine in der Lon-
doner im Samäsapada. Nimmt man hinzu dass schon Goyi-
candra *) zu wiederholten malen von der fahrlässigkeit der ab-
schreiber spricht, so wird es keine leichte aufgäbe sein, mit
dem in Europa zugänglichen handschriftlichen material (selbst
mit zuhülfenahme der vorzüglichen commentare Goyicandra's)
einen lesbaren und zuverlässigen text herzustellen.
Von Goyicandra's commentaren sind besonders die Londo-
ner handschriften benutzt worden, und zwar sind diess die fol-
genden :
I. 0. No. 1495 Sandhipäda
746 Tinantapada
900 Kridantap&da
1494 Taddhitapäda
1481 Kärakapada
*) Er verfasBte seinen commentar samat/avafavydkulapdthasamuddha-
raydya. Oefters erwähnt er den mülapätha gegenüber dem pramdäapdpha.
Citate in Kraniadigvara's Sanikshiptaa&ra. 41
230 Subantap&da
1481 Sam&sap&da.
Citate im Sanikshiptasära. — Bei der folgenden Zu-
sammenstellung der in KramadiQvara's Sanikshiptasära sich fin-
denden citate habe ich von gedruckten Sachen besonders be-
nutzt Aufrecht's Gatalog der Oxforder handschriften ; dessel-
ben vorrede zu seiner ausgäbe des Ujjvaladatta (Bonn 1859),
und seinen aufsatz „Zur handschriftenkunde" in der Z. D. M. 6.
XXVIII, 103—124.
Ich führe die citierten autoren und werke in zwei abthei-
lungen vor, 1) grammatiker und lexicographen , 2) dichter,
u. s. w.; in einer dritten abtheilung gebe ich eine blumeniese
der anonym angeführten citate. Um mich nicht dem vorwürfe
der unvollständigkeit auszusetzen, habe ich manches bekannte
und unwichtige in mein verzeichniss aufnehmen müssen.
I. Grammatiker und lexicographen.
Anuny&sa, commentar des Rakshita zum Ny&sa des Ji-
nendrabuddhi. Das werk wird nur einmal citiert im dvandva
mit VAbhata (Anunydsa-Vdbhatau) ; beide, der Verfasser des
Anuny&sa, und Väbhata erklärten in der von Kramadlgvara
anonym angeführten stelle Kum&ras. 1, 52 (53 Stenzler) grä-
hayitum für schlecht oder falsch (asädhu x )). Kr. sagt: grd-
hayiturp, svikdrayitum iti kävyärthah; Mallin&tha's glosse lau-
tet: svayam ähüya parigrdhayitum.
Anupadak&ra, der unbekannte Verfasser des zum Säma-
veda gehörigen Anupadasütram, wird zweimal angeführt.
Amara, Amarakosha. — II, 9, 65 gibt Kramadlgvara:
dhurinäh sadhuramdharäh , wie die neueste ausgäbe des Ama-
rako$a, Bombay 1877. — In II, 6, 1, 41 wird stanawdhayd
für eine falsche lesart (apap&tha) erklärt: stanarndhayi soll
man lesen. In I, 2, 3, 24 wird varshdbhvt (°hvt?J als apapä-
tha bezeichnet. Ebendaselbst liest Kr. duli, wie die neueste
ausgäbe, nicht duli.
*) asädhu ■= fabdaemritiviruddha Vämana 2, 1, 5.
42 Th. Zachariae
Amaramälä, ein schon von Kshlrasv&min citiertes lexi-
con. Kr. fuhrt es nur einmal an: „bhümer apy ardham angu-
lam u iti yavamdnavacano 'yam angtda$abdah (s. Ujjv. zu Un.
4, 2); tathd cdmaramdld: „angtdarfi tu yavo matam".
Utpalam&lA (londoner ms.) oder Utpalam&linl (Ox-
forder ms.), ein lexicon. Es wird angezogen für das wort £a-
talumpa, welches ein beiname des dichtere Bb&ravi gewesen
sein soll (Qatalumpas tu Bhdravih); für divatn (ürdhvaloko
divdTfi nabhah); und für die feminina singularis krodd ddrd
hdrd:
B^TT ^JJJ OTT ^XJJ 5TCT ^FT ITOUIOT^ I
w& £Tfg 51^ sc uchifHHi «retftffu ; H
Kajjata (so die hss.; ob Kajjala? Kallata?), ein mir un-
bekannter grammatiker. Ich habe ihn dreimal angeführt ge-
funden. Nach Kajjata heisst es auch shaddhä (sechsfach) statt
shodhd, shaddhä. Ferner wird er citiert in dem commentare
zu einem sütra, welches auf das der regel Päji. 5, 3, 9 ent-
sprechende sütra unmittelbar folgt: abhitnukhdrthdbheg ca || o
bhito grdmam abhimukham grdtnasyeti Kajjatah || Die dritte
stelle ist
vrishagabdo 'tra gukralavacanah j vrishasyati ndri agvasyati va-
davd I ctfvagabdo 'tra pumjdtivacana iti Kajjafah //
Hierzu bemerkt Goyicandra: agvasyati vadavety atürishnd-
ydrp, hayam icchatfty arthah / agvapadena catushpdjjdüvigesha
ukta iti I vadaväpadopanyäsäd Vrittihrito 'bhhhtamata evoddha-
ranarjt Vdmana-Bhägavrittihritdbhyäm (!) api dargitamj
a$va$abdo 'tra pumjdtivacana iti Kajjata iti matäntaropadarganam
gagavrishdgvajdtilakshanam ca Smaragdstre prasiddham eva /
atürishndyd^ maithunamdtreechdydtn agvasyattty api keshärpcin
matam / tathd ca: „Ravirathahayän agvasyanttti" Qrlharshah\\
vgl. Bharata zu Bhatti 4, 30. Nach Kajjata bezeichnet also
das wort apva in agvasyati nicht pferd, sondern eine besondere
art von männern, wie in der erotik —
Kätantram (vgl. K&l&p&h). Diese in Bengalen — beson-
ders bei den Vaidya — viel gebrauchte grammatik wird von
Citate in Karamadfyrara's Saqüishiptasara. 43
Er. häufig citiert. Goyicandra citiert auch Sarvavarman (sie),
den angeblichen Verfasser der Kätantragrammatik, und die KA-
tantratikA; Vangivadana citiert den Durgasiriha. Nicht alles
was Kr. aus dem Kätantram anführt, vermag ich in der ge-
druckten ausgäbe dieses werkes aufzufinden. Citiert wird z. b.
toU aus 4, 5, 83 (Vritti); pricchantyam aus 3, 5, 27 (Vritti).
Ein K&tantrasütram wird nie angeführt
Käläp'äh, 8. v. a. Kätantriyäh. Sie werden einmal allein
citiert, mit bezug auf Kät. 3, 7, 21, einmal im dvandva mit
den C&ndräh *) : gatakumbheti Cdndrakdldpdh / gatakutnbhapar-
vate bhavarp gätakaumbham suvamam / Danach gehört gata-
kumbha mit zum gaga anugatikddu — Kramadlgvara wird ne-
ben den Käläpäh citiert von Bharata zu Bhatti 11, 38.
Kshapanaka, Verfasser eines commentares zu den Unä-
disütra? Vgl. die Kshapanaka vritti bei Ujjvaladatta. Kramad-
i$vara: rnätur mdtarag ca pitari *) / mätdpitarau mdtarapita*
rau I „pitug ca pitara" iii Kshapanakah /
Cändr&h, die zur schule des Candra gehörigen gramma-
tiker. Bruchstücke des Cändravyäkarana sind neuerdings zum
Vorschein gekommen. Die Cändrah werden von Kr. mehrere
male citiert; einmal im Dvandva mit den Käläpäh, vgl. oben.
Zu einem der citate führt Goyicandra das Gandravrittisütram an.
Die Cändräh lesen in der wörterreihe ojas u. s. w. (Pän.
6, 3, 3) tapas statt tamas. — padapucchayor veti Cdndrdh d. h.
nach den Gändräh ist (die Verlängerung des auslautenden voca-
les von gvan in der Zusammensetzung) vor pada und puecha
arbiträr. Goyicandra bemerkt hierzu: na tu Candrasya tal la-
kshemam. — Nach den Cändräh tritt in der Zusammensetzung
m für samdna ein arbiträr vor ndman gotra rüpa sthdna vayas
varna vacana jdttya (Benfey p. 248, XII). Goyicandra bemerkt:
Candralakshanam etad upanyastam vikalpärifiam / nach Kra-
madlgvara ist die Substitution von sa für samdna nicht arbiträr,
sondern nothwendig. — Die Cändräh sagen statt caurani sar^
*) Wie Goyicandra einmal hat: Sarvavarmacandramate „nach der
ansieht des Sarvavarman und des Candra".
*) v gl- U Ü V - zu ün « 2 » & 6 P- 6°» u Aufrecht.
44 Th. Zachariae
t&payati saqUdpah auch caurasya sairvtdpayati ; vgl. die Vjitti
zu Kit. 2, 4, 40. — Die Cändräh werden angeführt für dcä-
ryabhogina, und für ekattya (von ekatas). Zu seinem s&tra
stome dah bemerkt Kramadi$vara : dad üi Cdndrdh, vgl. P&JJ-
5, 2, 37 vArtt 4. Benfey §. 547.
Cullibhatti, ein commentator des Pägini, der von Jinen-
drabuddhi citiert wird (nach Kielhorn). Vgl. die Cullikabhat-
tavritti bei Räyamukuta. Kramadigvara :
hridayarpgamah, mifatfigamo hasti, sutartigamo räjabhedah, pür-
varpgatnah pantlidh, hridayarngamd vdg äi ca samjMydm üi
Ctdlibhaftih // Vgl. Kät 4, 3, 45 Gomm.
Jayäditya, der (angebliche?) Verfasser eines theiles der
KA$ikä; vgl. unten VAmana, V&manavritti. Die beiden citate
Kramadlgvara's aus Jayäditya beziehen sich auf die Kä§. zu
P&q. 3, 2, 56, und 5, 4, 119 (vigra, nasenlos).
Trikändam, ein lexicon; Verfasser Bhäguri? Kramadl-
$vara's citate sind: Näsatyau devabhishajau. — gananiyarfi tu
ganeyam. — sutd ca duhitä jnäri. — Wörter für bäum :
Der folgende hemistich wird angeführt für das fem. bhirü statt
des gewöhnlichen bhlru:
Drävidäh (eine schule von grammatikern?), citiert von
Kshlrasvämin und Räyamukuta; von Kramadlgvara einmal. Vgl.
die Drävidäh in Vitthala's Prasäda.
• • * *
Dhätupäräyanam, ein grammatisches werk, vermuthlich
das werk des Pürnacandra, welches von Räyamukuta zum Ama-
rakosha, von dessen Vorgängern Väcaspati 1 ) und Subhüti, in
der Mädhaviyavritti, und von Ujjvaladatta angeführt wird. Kr.
citiert das Dhätupäräyanam für üti „das gewebe" von der wur-
*) Räyamukuta zu Amara II, 6, 1, 38 Vürnaeandrena tu Pdrdyoyie
... üi Vdca$patih,
Citate in Kramadicjvara's Saipkshiptasära. 45
zel vefl, vgl. die Caitrakutt zu E&t. 4, 5, 73; für cintiyd, pü-
jiyd = cintd, püjä; für dadaridravän = dadaridrvdn; und
für bhrdkti = bhräshti, vgl. Kit. 3, 6, 59 Comm.
Nyasa; Ny&sakrit i. e. Jinendrabuddhi x ). Der Ny&sa
ist ein commentar zur KägikA ; Rakshita's commentar zum Nyft-
sa heisst Anuny&sa, und beide zusammen, Nyäsa und Anu-
ny&sa, bildeten wahrscheinlich den Mah&nyäsa (nach Aufrecht).
Jinendra's zeit ist noch nicht genau bestimmt. Er wird von
Ujjvaladatta wiederholt citiert.
Pagupati, ein grammatiker? Verfasser eines Alaqikära-
$&stra? Er wird als lexicograph (?) citiert von Ujjvaladatta;
die Kärakaparikshä eines Pagupati befindet sich unter den von
Bühler in Kashmir gefundenen handschriften (no. 282). — Pa-
gupati erklärt in der stelle
ritafarpr (?) eRfeft- ^mnr iftn :
godhüli für asädhu ; godhüla soll es heissen , wie padmandbha,
ürnanäbha, dirgharätra. Er beanstandet Pändyäh in der stelle
Ragh. 4, 49. Er erklärt die denominativa in
ssnrcr: Äfsraft^w^rfFr g^f frort : sr^atofSi
für apagabdäh; die worte stammen aus einer Strophe des dich-
ten Bhallata oder Mallabhatta, s. Aufrecht Z. D. M. G. XXVII,
61. — Pa$upati wird angeführt für dhurarpdhara: „bhavitä
tvam dhurawidharah". Er erklärt dgrahdyana (statt ägrahäya-
nikä) für as&dhu. Er tadelt svtya (statt svakiya) in einer an-
onym angeführten stelle; die Oxforder hs. liest hier ßhägavrit-
tih statt Pagupaiih. Endlich erscheint er im dvandva mit
V&bhata in folgender stelle:
»*mn<M <sfa mir h
Zum sütra ergänze ktah. Die worte, auf welche die erklärung
des V&bhata und Pagupati sich bezieht, stammen aus Bhartrihari.
Bbattav&rttikam *). Von den im Saqikshiptas&ra als
*) Vgl. Bühler, Detailed Report of a tour in ßearch of Skt. MSS.
made in Kagmir (1877) p. 78.
*) Vgl. den Bhattavärttikakrit in Kullükabhatta's commentar zum
Manu.
46 Th. Zachariae
Bbattav&rttikam bezeichneten citaten sind mir nur zwei von
anderswoher bekannt; der ausdruck Bhattavärttikam ist mir
nur noch begegnet in Visbnumigra's commentar zum Supadma.
Goyicandra und andere commentatoren des Kr. fuhren öfters
ein flokavdrttikam an 1 ).
Das folgende „Bhattavärttikam" wird von Kr. angeführt
als beispiel zu seinem stitra } Jcvacin na sy&t" d. h. manchmal
findet (die Verdoppelung des nasales) nicht statt *):
TOT : msnft ste : ^PffT^ MfrlMIrt n
Vgl. Böhtlingk, Pän. vol. II p. 112. 215. Für das mit einem
pari fut. pass. nicht componierte adverb avagyam wird citiert:
Für adidigat:
Dieser hemistich steht auch in der Paribh&shätikä zum Kavi-
kalpadruma p. 13 — offenbar aus Kramadlgvara entlehnt.
als beispiel für grdha. Endlich wird für ürnanäbhi angeführt
So die Londoner hs.; die Oxforder hat kdryam statt k&rya.
Man vergleiche den (loka der von Ujjvaladatta zu Un. 5, 47
gegeben wird.
Bhagavritti, ein oft citiertes grammatisches buch, auf
dessen beschaffenheit oder inhalt vielleicht auch die citate im
Kramad!(vara einiges licht werfen.
Die Bh. erlaubt akshikänah statt akshnä h&nah, und ka-
• • • • . /
thimänint statt kathamdninl. Gibt eine bemerkung zu dridha-
bhahti 8 ). Sie wird angeführt für sapaksha [sadharman] sajd-
ttya, worin sa = saha. Sie erklärt tvayä jMto tnayd jftdtah
(statt iava jfidto mama jMtah) für asadhu ; vgl comm. K&t. 4,
4, 66. Sie tadelt das parasmaipadam samdkrdmati in der stelle
W. MMIWWfd WHISrfMRT felnCRrlWUT ^TFT UT4Wf :
weil es gegen Pän. I, 3, 40 v&rtt verstösst. Ebenso beanstan-
det sie djaghne in der anonym angeführten stelle Kirat. 17, 63;
vgl. unter Bbäravi Sie erklärt sviya statt svakiya für asadhu
*) Vgl. R. L. M. p. 127, 8 v. u.
*) Zur sacke vgl. Böhtlingk, Einleit. zum P&n. p. LXIII— LXIV.
GoldBtücker, P&n., not. 68. Burnell, Aindra School, p. 117.
3 ) Vgl. Siddbantakaumudi zu P. 7, 4, 14.
Citate in Kramadiqvara's Samkshiptasara. 47
(nach der Oxforder hs. ; vgl. unter Pa^upati). Endlich erwähne
ich hier ein citat, welches in meinen hss. des Kramadlgvara
mit „iti BhAshyam" (Bhdshäm I. 0.) angeführt wird, im Bh&-
shyam aber meines wissens nicht vorkommt, sondern vielmehr,
nach anderen autoritären, aus der Bh&gavritti stammt. Die
stelle wird angeführt zu einem sütra
Statt yauvatam, „eine schaar junger mädchen", kann man auch
yauvanam sagen ; vgl Si. Kau. zu P. 6, 4, 164. (Benfey §. 461.)
rar jnro^ itaf srorci fror stör* u*)
kaldkufalayauvanam wird aus der Bh. von Räyamukuta ange-
führt ; und das ganze von Purushottama *) in der Prayogara-
tnam&lA („drigyate ca Bhägavrittau? 1 )
Die Bh&gavritti wird übrigens besonders häufig von Ujjva-
ladatta citiert, der sie in der einleitung 8 ) zu seinem common-
tar unter seinen quellen aufführt
Bh&guri, ein lexicograph, wird von Kr. zweimal ange-
führt wegen vdcd = väc (und für Jcshudhä, digd, gird), wie
auch von Ujjvaladatta , und in der Sarasvatiprakriyä, p. 112 *).
Bhäshyam.
Rakshita, vermuthlich der Verfasser des Anunyäsa. Er
erklärt das in einer anonym angeführten stelle *) von Kramad-
l$vara verworfene compositum udarastha (statt udarestha) für
richtig: „Rakshitena punar asya sädhutvam abhyupagatam". Zu
Näsatydh bemerkt er: bahuvacanavishaya evdyatn; und zu Ka-
Urigdh in dem beispiele der Kagikä zu P. 3, 2, llö, 2: Kalin-
gagabdo 'tra degaväd nityabahuvacandntah.
Yäbhata (so immer; richtiger V&gbhata), Verfasser eines
*) punyakrxteh cod. Oxon., punyakrüapraühyam I. 0. 822. — Die
worte sind verderbt.
*) Varianten: attlävanyakaläkugalayauvanam. punyaratau vapyam.
•) V. 2, Bhagavrittika. R. L. M. p. 167 hat Bhägavittikä.
4 ) = Si. Kau. zu P. 2, 4, 82, vgl. Madhyamanoraroä bei R. L. M.
p. 91.
5 ) Käyasthenodarasthena nodarasthd haritakUJt). Vgl. oben p. 38.
48 Tb. Zachariae
Alaqüc&racästra ? Verfasser des Kävyänu$äsana l ) ? Er wird
von Kr. angefahrt wegen seiner bemerkungen zu Kumäras. 1,
52. Kirät. 5, 1. 9, 15 und Bhartrih. 3, 4; vgl. unter Anuny&sa,
Bhäravi und Pagupati. Als lexicograph wird er im Medinlko-
sha und Trik&ndaviveka unter den quellen aufgeführt, und als
solcher auch genannt von Wilson in der vorrede zum Sanskrit
Dictionary und in einem verzeichniss von lexicographen Indian
Antiquary I p. 342. Was die Schreibung des namens anbetrifft,
so haben Väbhata mehrere indische ausgaben des Medinlkosha;
Wilson schreibt Bägbhatta (Ind. Ant Vägbhatta). Vägbhata,
der Verfasser des Alaipkäragästra , wird von Mahega Gandra
Nyäyaratna, in der vorrede zu seiner ausgäbe des Kävyapra-
kä<ja, beständig Väbhata geschrieben. Die Schreibart Vävata
fand ich in Vishnumijra's Supadmamakaranda.
Vämana; Vämanavritti; vgl. Jayäditya. Die citate
Kramadifvara's beziehen sich auf die Kägikä zu P. 6, 1, 63.
3, 10. 84 (abweichung in einem garta). 8, 4, 48 ; letztere stelle
wird für den singular von apsaras angeführt: Vämanavrütau
„apsardf* f ) üy ekavacanäntam uktam. Ein citat hat ein be-
sonderes interesse, insofern darin die Kä(ikä und Vämana's
Kävyälainkaravritti nebeneinander angeführt werden: vedüd
vidyänärp, / patüarp, vetsyasi kshitdv üi vetsi asi tvam üi pada-
bhahgdd üi Vdmanah / Kdläpäs *) tv imam anitam ähuh //
Veditä vidydnäm stammt aus der Kä$. zu P. 7, 2, 10: vettu
vindati uddttäv eva \ veditä vidydnäm \ vedüd dhanasya; das
übrige aus Kävyäl. 5, 2, 82 vetsyastti padabhangät; vgl. den
commentar dazu. Kr. hat die poetik des Vämana genau ge-
kannt und offenbar zu wiederholten malen ausgeschrieben.
Nachdem meines wissens zuerst Aufrecht bereits im jähre
1859 in der vorrede zu seiner ausgäbe des Ujjvaladatta *) die
richtigkeit der früheren annähme, dass Vämana und Jayäditya
verschiedene namen einer und derselben person seien, bezwei-
*) Aufrecht, Z. D. M. G. 32, 734; vgl. 28, 116.
*) aphssaräh hat der gedruckte text der Kä$ika.
») Kai. 3, 7, 21.
4 ) p. XV: Colebrooke gives Jayäditya as a second name of Vämana.
Onr passage [Ujjv. 1, 52], äs well as the manner in whioh both names
are quoted by other gramroarians , induces me to doubt the correctness
of this statement.
Citate in Kramadfyvara's SaipkBhiptasära. 49
feit: hat später Kiel hörn in seinem „K&tyäyana and Patan-
jali" (Bombay 1876. p. 12 note) geradezu bewiesen, dass die
Kägikä das werk zweier gelehrten, des V&mana und des Ja-
yäditya, ist. Seitdem hat Bühler in seinem Detailed Report
etc. (Bombay 1877. p. 65. 72) neues über die Kägik& und ihre
Verfasser beigebracht, insbesondere auch über das alter des
werkes 1 ).
Es wird jetzt wohl allgemein angenommen, dass die vier
ersten bücher der Kägikä den Jayäditya, die vier letzten den
Vämana zum Verfasser haben. Nach einer angäbe jedoch , die
sich im Qabdaratna findet, kann diess nicht als ausgemacht
gelten '). Der herausgeber der K&$ik&, BAlagastrin, sagt im
schlusswort s ) zu seiner ausgäbe folgendes (ich führe die stelle
vollständig an):
nivedayämi cedam mudrandrambhakdle Vdmana eva Jayd-
dityäparanämeti niveditaw na tathaiva pratipattum arham api
tv etau bhinndv eva panditau nibaddhavantau Kägikäm üi \
Bhattojidikshitaknta~PraucUiamanoramäyäi}i 4 ) Taddhitaprakara-
nastha-yjbahvalpärthäd" [ö, 4, 42] üi sütre „etac ca sarvam
Jayädityamatenoktaip. Vämanas tu manyate? 1 üi tayoh pdrthakyena
pradarganät / prathamadvitiyapaTlcatnashashfhd Jayädtiyakritavrit-
taya Hart Vdmanakritd ity abhiyuktd üi tatratya-Qabdaratna-
granthdc ca // v
II. Dichter.
Ägamikam; = chdndasam bei den commentatoren des
Kramadigvara an einigen stellen. Von den mit ägamikam be-
zeichneten citaten ist mir nur eins bekannt: trtydm iva sam-
udrdnäm, vgl. Käg. PaQ. 7, 1, 53. Ausserdem wird angeführt:
*) ... „Be that as it may, the Kä$ikävritti is not a modern work".
Beiläufig bemerke ich, dass Bühler den Kaiyata für „not older than
the 13th Century 11 hält. Vgl. Kiel hörn a. a. o.: „That Kaiyata is older
than the Kä$ikävritti appears to be by no means so certain as has been
generally assumed to be the case u ; (Ind. stud. 5, 67).
*) Vgl. auch die colophons bei R. L. M. p. 169. 171.
8 ) „The Pandit" vom 1. juni 1878 p. 20.
4 ) Praudhamanorama in der lithographierten ausgäbe (Benares 1868)
I, fol. 116«. Eine andere stelle, wo Vämana und Jayäditya einander ge-
genüber gestellt werden, findet sich ebendaselbst fol. 1 18*, zu Pän. 8,
1, 12.
_, 4
Betträge «. knnde d. ig. ipraehnn. V. *
50 Th. Zachariae
etäm sollte es heissen;
für bhavatyäk prasädah soll man in der composition bhavat-
prasädah sagen; endlich wird als ägamikam bezeichnet amuka
(statt asuka), und stainyam (statt steyam).
Kämandaki (Kämandakiya Nitisara), 2, 25 parvavarjam
ratikriyä.
Kämagästram: Das einzige citat
siehe bei Bharata zu Bhatti 2, 35.
Kälidäsa. Gitiert werden nur *) die beiden Mabäkavya,
Raghu(-vaii$a) und Kumara(-sambhava), und zwar entweder
unter diesen namen, oder unter dem namen des dichters, oder
endlich anonym *). Hier einige stellen : Ragh. 14, 45 tapova-
neshu sprihayiUuh. 1, 26 mit der lesart samyago statt sayipad*.
Eum. 5, 53 caturdiglgdn avamanya (sie) mdnint wird dreimal
angeführt; an einer stelle wird avamanya (statt avamatya) für
eine falsche lesart erklärt. 2, 1 turäsdham pitrodhäya; die-
selbe stelle in der vritti zum Eat. 4, 3, 60. — Kum. 5, 43
aubhru voc. fem.
Ein citat verdient besondere beachtung. Dem Kälidäsa 4 )
werden — wie schon durch Co well, Journal As. Soc. Bengal
(1862) , bekannt — die worte zugeschrieben
aus dem achten sarga des Kumärasambhava, v. 31. Es ist
diess insofern bemerkenswerth , als somit das directe zeugniss
eines allerdings späten grammatikers für die echtheit des 8.
sarga eintritt. Dem commentator Goyicandra lag das citat vor ;
er nahm keinen anstoss daran: . . . ata eva Kdliddsaglokaika-
de$a udähritah. Die worte dürayaty 6 ) werden aber auch sonst
*) So die hss. — Man unterscheidet in der erotik zehn cumbana-
$thdndni.
*) Anonym dhanapatigrihdd tUtarendsmadtyarn griham vgl. Megh. 78.
*) Vgl. unter Anunyasa und Pacupati; und oben a. 38.
4 ) Kälidäsa die hss.
6 ) Eine Variante ist dhdnayati; aber ddrayati haben die editio prin-
Citate in Kramadtyrara's Saipkshiptasära. 51
— allerdings anonym — angeführt, und zwar zunächst von
keiner geringeren autorität als von Vdmana, der in seinem
lehrbuch der poetik 5, 2, 79 das denominativum dürayati aus-
führlich bespricht und vertheidigt *) ; ferner in der Siddh. Kau-
mudl fol. 162, \ 2 (= vol. II p. 236) zu P. 3, 1, 21; endlich
fand ich sie in einem grammatischen fragmente s ) I. 0. 1475c,
wo es heisst: . .. bahulagrahanät hvacin na bhavati / iti Vd-
manah / dürayati/ avanate Vivasvati / iti Kumärakävyam.
Dass Mallinätha den 8. sarga commentiert hat, ist bekar nt;
Bharatasena erklärt nur sarga 1 — 7, er hat aber kenntniss von
der existenz des Uttarakhandam, wie aus den folgenden versen,
mit denen er seinen commentar einleitet, hervorgeht:
WJTTX^OT OTT »IMl^Kfi q ^ Tff>& : I
UWChrj" H^ftKJötf OTT : Ä'JSrfSr : AUd*JL M ^
toi srcrresrrfar ^mtft ^t^sr : (?) i
Kiräta vgl. Bhäravi.
Elcakavadha, ein oft citiertes kunstgedicht. Es ist
neuerdings zum Vorschein gekommen und beschrieben von Rä-
jendra L&la Mitra in seinen Notices of Sanskrit Manuscripts II
p. 57: „Kicakabadhamahäk&vyam : an epic poem founded on
an episode of the Mahäbhärata , by Nitavarmä . . . The work
is written in a highly artificial style, and is füll of alliterations,
besides having the same word used in different senses at the
end of every two lines".
Die von Kramadlfvara, auch von Purushottama in der
RatnamälA, wegen nripatisabhä citierte stelle ist
Der Amarakosha hat nripasabham. Vgl. Benfey V. G. §. 640
p. 257.
ceps des 8. sarga, Calc. 1862, und eine Berliner hs., vgl. Weber ZDMG.
27, 181.
*) Beiläufig bemerke ich, dass Varnana ausser 8, 81 auch 8, 62. 63
citiert (zu 5, 2, 25. 4, 3, 83). — Qärngadhara hat Kn. 8, 11, vgl. Auf-
recht Z. D. M. G. 27, 16. — lieber dürayati neben darayali vgl. Benfey
V. G. §. 217.
*) Vermuthlich einem Kätantraparictahta ? Kulacandra wird darin
citiert, und der ausdruck antasthä gebraucht.
4*
52 Tb. Zachariae
Kum&ra vgl. K&lidäsa.
Ghatakarpara v. 1 Ravicandrdv api nopalakshüau —
ganz dieselbe stelle bei R&yamukuta.
Chandahgästram wird wegen trishtubh angeführt.
J&nakiharanam, ein von Rama und Sita handelndes
kunstgedicht, über das uns James d'Alwis in seinem Descrip-
tive Catalogue of Sanskrit, Pali and Sinhalese literary works
(Golombo 1870), p. 188 ff. näheres berichtet. „J&nakiharana
is a very ancient, and very interesting Sanskrit poem. A Sin-
halese sanna, or literal translation of it alone has yet been
discovered. It is however possible that the original work may
still be found in some nook of an old monastic library L ) . . .
Like all Sinhalese sannas this translation quotes the words of
the original in their integrity, and it is therefore not impos-
sible to restore the words into their original poetical form" a ).
Das gedieht ist nach der ansieht des ceylonesischen ge-
lehrten „not inferior to the works of K&lidäsa", und zu den
Mahäkävya zu rechnen. Der Verfasser ist angeblich Kumära-
däsa oder Kumäradhätusena , einer der berühmten singhalesi-
schen könige (513 — 522 A. D.). — Kramadigvara führt die
worte an
Diese stelle wird auch citiert im Comm. zu K&tantra 3, 8, 21
(anonym), vgl. Eggeling z. d. st p. 537, und in der Ratnamälä
(aus „Raghuh"), wo hinzugefügt wird: enam evam mdsma ju-
gupsateti yojanä. Uebrigens gibt Purushottama den vers voll- .
ständig — vgl. K&t. p. 291 note 2 — und zwar folgender-
massen :
Dandin, der Verfasser des Kävyädar^a; II, 185. 215.361.
*) Kurzlich ist eine hs. des Meghadüta in Ceylon aufgefunden worden.
*) Als probe gibt D'Alwis zehn verse aus dem 9. capitel des ge-
dientes, und den inhalt der gefundenen 15 capitel.
Citate in Kramadigvara'B Saipkshiptasära. 53
Pancatantram 1 ):
Die worte stammen aus dem prolog v. 8 Kosegarten, und ist
dieses vielleicht das älteste beispiel einer directen anführung
aus dem Pancatantra s ). Eine andere finde ich in der Pari-
bh&sh&ttkft zum Kavikalpadruma p. 13:
worin ajiharat eine meines wissens bis jetzt noch nicht gekannte
lesart ist. Noch interessanter als diese anfuhrungen ist eine
andere, die, allerdings anonym, im Saqikshiptas&ra gegeben
wird. Man soll, wie Er. lehrt, vakadhürta und nicht dhürta-
vaka sagen *), und deshalb ist
,janayati kumudabhrdntim dhüriavako hi l ) bdlamatsyd-
näm" ity atra dhürtavaka ity asddhuh /
Die worte stammen aus der 7. geschichte des ersten buches
des Pancatantram (p. 50 Kosegarten), wo die ausgaben dhürtah
vakah lesen.
Pushpadanta, der Verfasser des Mahimnah Stavah: v. 20
phalati purushdrädhanam fite. Pushpadanta lebte vor dem 14
jh., da er von Ujjvaladatta citiert wird (Aufrecht).
Bäna 8. Väga.
Bhatti ist der von Kramadlgvara am häufigsten citierte
autor; er gilt ihm als unbeschränkte autorität. Es werden dem
Saipkshiptasära sütra's eingefügt, die offenbar nur zum ver-
ständniss und zur erklärung gewisser stellen des Bhattikävya
dienen sollen. Nächst dem Bhattikävya wird das Kir&t&r-
junlyam des Bhäravi von Kr. besonders häufig angeführt;
auch Bhäravi ist für ihn mustergültig : nur an einer stelle (Kir.
«) °tanirah die hss.
*) Sonst wird es z. b. citiert von Ramanatha$arman in seinem comm.
zum Dhatapätha des Kätantram (1586 A. D.). Anfährnngen ans „Vishnu-
Carman" in der Paddhati des Qarngadhara bei Aufrecht Z. D. M. 6. 27,
87. Der Hitopadega wird von Ujjvaladatta citiert; Benfey in der „Aca-
demy" III p. 139.
*) Vgl. kathadhürta; und Benfey V. O. §. 656, II, 8, 2.
*) dhürtavako 'himaUydndm Oxforder hs.
54 Th. Zachariae
10, 20) wird anstoss genommen. Mägha endlich, der Verfas-
ser des (^igupälavadha, wird direct getadelt 1 ).
Die stellen aus Bhatti führe ich hier in möglichster Voll-
ständigkeit auf, indem ich in den meisten fällen zugleich kurz
angebe, weshalb sie von Kr. citiert werden.
Im Sandhipäda: 2, 26 niskna, 2, 43 nadishna. 9, 67
wegen prüandshdd , einer Variante für puruhüta*, die von Ja-
yamangala für unpassend erklärt wird. Letztere stelle fehlt in
der Oxforder hs.
Im Tiöantapäda: 2, 35. — 8, 23 dkram im ätmane.
24 vikram im ätmane. 13 upasthä im ätmane. 12 sthd im
ätmane. 6, 138 abhijdndsi, einziges beispiel zu dem sütra nä-
pravartandrthät , einem verbot zu Pän. 1, 3, 45. — Bhatti 4,
33 apushpharat, apusphurat; über die verschiedenen lesarten
vgl. Bharata z. d. st. — 2, 5 parasparäm. 18, 34 srajayatu
20, 30. 32. — 19, 5 fivema, 5, 59 ydydh, 19, 20 jahydh, 25
dnandeh (Bharata citiert Kramadigvara's sütra). 18, 16 avaiti.
3, 5 vkshdrn pracakruh; vgl. Bharata. 5, 105 kdsdvicakre.
6, 81 bhavishydmi. 1, 1 abhüt; vgl. Bharata. 8, 16 samdranta.
Im Eridantapäda: 6, 71. — 96 alpampaca. 89 pathi-
prajfki. 50 varya; dieselbe stelle im commentar zu Hemacan-
dra Qabd. 5, 1, 33 *). — Bhatt. 7, 34 ekam nigcäyam dgatam /
„eko nigcaya" ity eke; vgl. die Scholien und Kät. 4, 5,5 comm. —
7, 60 upasara; vgl. Bharata. 63 vighana. 14 tUkantJidvar-
dhana. 3, 14 vidyutprandgam pranashfah, ürdhva^osha^i vi-
gtishkah. 13 apushat svaposham. 5, 32 hastarodhatn. 16 haste-
kritya, 92 vagekritya.
Im Kärakapäda: 9,67 ainocayat = mocanena bhavdttia-
ram agamayat; vgl. Bharata. Kramadigvara liest im anfange
des verses pritandshädo, wie schon oben bemerkt. 2, 42 aji-
grahat. 18, 9 dvish c. dat. 6, 78. 15, 40 aprothtd asya. 17,
39. 8, 107 uttardhi c. abl. 18, 9 snih c. gen. 7, 38 dgita c.
gen. 6, 130.
*) Vgl. Mallinatha zu Raghu 4, 45 ... Utihdpi nirahkucdh kavayah /
tathd Mdghakdcye . . . Naishadhe ca . . .
*) KraraadiQvara: vriho Wodhe // patena varyd kanyd / „Sugrito ndma
varyo «<fo" itx Bhattih / Hemacandra (oder sein scholiast?): strditiganir-
defdd iha na bhavati / varya ritvik / anyas tu „Suyrivo ndma van/o tau
bhavatd cdruvikrama" iti prayogadarpandt pumlinye 'picchaii / Wer ist
dieser anyahf
Citate in Kramadit^vara's Saqikshiptasara. 55
Im Subantap&da: 6, 11 subhru voc. fem. 5, 88 matto
bibhyat. 3, 15; wo man lesen soll: tnd dargatämuqi bharatarp,
tnadanyam. 17, 110 vdja. 18, 19 tnaghavdn; dieselbe stelle
bei Ujjvaladatta zu Un. 1, 158 1 ). Bhatt. 3, 41 padga. End-
lich soll im Bhattik&vya der instrumental sakhinä statt sakhyd
gebraucht werden: sakhyd / &tide$ikam kdryam anityam*) üi /
Ich habe die worte auch sonst, aber nur anonym ange-
führt', gefunden; so in der Ratnam&l&, wo die Unregelmässig-
keit erklärt wird nailo 'nityatvdt 3 ) ; bei Ujjvaladatta zu Un. 4,
136; bei Durgäd&sa zu Vop. 3, 52; und in V&sudevabhatta's
S&rasvataprasftda , ed. Calc. 1874 p. 47. Der text des Säras-
vatam hat: dgamajam anityam 4 ) / sakhinä patind.
Im Samäsap&da citiert Kramadigvara Bhatt. 17, 23 yat-
krite. 10, 2 rdmamahitah. 4, 14 ätishthadgu. 6, 56. 3, 16
vanevdsa; vgl. Bharata. 4, 33 divi*htha. 4, 16 wird zweimal
angeführt wegen vdktvaca. 5, 8 vinasa; dieselbe stelle anonym
bei R&yamukuta. 5, 46 udyatanigdtäsim ; Kr. nennt diess, wie
udgürnaloshtalagudaih Qiq. 5, 25 , einen prdmdnikah prayogah.
— 2, 10 sugandha. 12, 2 sodara.
Bharata (Bharatamalla, °mallika, °sena), der commentare
zu den Mahäk&vya, zum Amarakosha und auch eine eigene
grammatik (Drutabodha, in versen b )) verfasste, citiert in sei-
nem commentare Mugdhabodhini zum Bhattik&vya den Kr. sehr
häufig; und zwar entweder beim namen, vgl. zu 1, 1. 2, 26
(zweimal). 3, 5. 17. 8, 27. 33. 71. 72. 124. 11, 38. 40. 13,25;
oder indem er ihn ausschreibt, ohne ihn zu nennen; oder end-
lich , indem er — was am häufigsten vorkommt — das para-
tnatam (paravdkyam, parasütratn), die ansieht des anderen, des
*) der daneben — wie Goyicandra — Kat. 2, 3, 23 citiert. Es ist
einigem assen auffällig dass Ujjvaladatta nur diese stelle aus dem Katan-
tra beibringt.
*) Eine paribbäsha.
•) noiighatitam anityam ParibhashenduQ. 93, 5 ; oder nand nirdishfam
anityam Kai 2, 5, 29 comm. ; oft in der Kätantravritti angewendet, z. b.
2, 2, 22 nano 'nityatodt.
*) Eine Paribbäsha; vgl. Paribhäshendug. 93, 2 dgamafdstram ani-
tyam i andere sagen anityam dgamafdsanam oder anityam dgamdnufdsa-
nam; öfters in der Kätantravritti angewendet, z. b. 3, 6, 90.
•) Vgl. R. L. M. p. 20 ff.
56 Th. Zachariae
Kramadlgvara, dem svamatatn, der ansieht des Vopadeva, ge-
genüber stellt; paramaie: svatnate findet sich im commentare
zu den ersten büchern des Bhattikävya fast auf jeder seite 1 ).
Oefters wird Er. getadelt. Die Kramadi$varädayah werden citiert
zu 1, 26. 2, 28. 43; Goyicandra zu 6, 57. 107. — Da Vopa-
deva's graramatik zur erklärung des Bhattikävya nicht ausrei-
chen wollte, so sah sich Bharata genöthigt, oft auch andere
grammatiker herbeizuziehen» insbesondere den das Bhattikävya
vorzugsweise berücksichtigenden Kramadi$vara *).
Bhäravi, Verfasser des Kiräta (Kirätärjuniyam) , wird
nächst Bhatti am häufigsten citiert. Die stellen sind: 3, 14
sthd im ätmane. 9, 22 udas im ätmane. 1, 43 adhikri im
ätmane. 17, 63 djaghne wird nach der Bhägavritti für asadhu
(pramdda Si. Kau.) erklärt; vgl. Mallinätha. Goyicandra sagt,
dass der Bhagavrittikrit dpede statt äjaghne gelesen habe. Die-
selbe stelle in der Siddh. Kaum, zu P. 1, 3, 28; bei Bharata
zu Bhatti 6, 41; und bei Durgädäsa zu Vop. 23, 17, welcher
berichtet dass Bhägavritti — Jumara — Kulacandrah an äja-
ghne anstoss genommen haben. — 2, 35 viganayya nayanti
paurusharti vihitakrodhajayä jigishavah , wie Bhar. zu Bhatt. 8,
22: anders lautet der von Mallinätha commentierte text. 13,
56 dhanam dhandyitum. 1, 43 nikdra. — astatandrikah \\ vi-
bhajya naktaijidivam astatandrineti Kirdte (1, 9) hrasvekdrdn-
taiandrigabdasya prayogah; dieselbe stelle bei Ujjvaladatta und
Räyamukuta. 9, 34 dautyam; der text dütyam. 5, 30 devä-
surair amritam ambunidhir mamanthe. 9, 14 yacchati dayitdyai
väcam. 7, 28 upakri mit dem genitiv. 14, 61 wird aneke 3 )
für eine falsche lesart erklärt; asamkhydh soll man lesen. 4,
10 pa$cimarätra°, wie auch Si. Kau. zu P. 2, 2, 1 ; der text
pageimardtri , 9, 20 sitetara. 10, 30 katipaya im anfange des
compositums. 5, 1 Merumahibhrit, der berg namens Meru;
„Väbhata aber sagte: Menigabdasya vdcyo mahlbhrit"; vgl.
*) Ich habe nicht untersucht, ob mit „para u immer Kramadicvara
gemeint ist.
*) R. L. M. p. 100 The Mugdhabodha is condemned by some on
aecount of the paucity of its rules, which renders it unfit for the expo-
sition of higher and more intricate compositions than piain Sanskrit.
•) In der stelle: „yathaikam bhdjanam asahabhnjdm (?) amkeshäm
upakdram karoti" wird anekeshdm für asadhu erklärt.
Citate in Kramadigvara's Saipkshiptasära. 57
Benfey V. G. §. 656, V. — 5, 2 tamovritam, nicht tamasdvri-
tam. 15, 25 käkdra, kdvdda. — f) sarajasatdm avaner apdrp
nipdta" iH Kiräte (10, 20) cintyam; der grammatiker nimmt
anstoss an dem Bahuvrihi sarajasa; vgl. die bemerkungen Mal-
lin&tha's zu dieser stelle und zu 10, 26. Qi$. 6, 47. 7, 42.
V&mana Käry. 5, 3, 66 na sarajasam üy anavyaytbhdve. — 9,
15 ra/üjitam nu vividham tarugailam liest Kr. nach P. 2, 4, 6;
„V&bhata aber sagte: rafijüd nu vividhds tarugaildh tarupra-
dhdntih gaild üy arthah" \\ 5, 30 dev&surdh. 8, 2 yathdyatham.
1, 9 vgl. oben.
Mah&viracaritam. Die wegen parassahasra (so die hss.)
angezogene stelle steht im Uttararamacaritram des Bhavabhüti.
Mägha, der autor des £i$up&lavadha (M&ghak&vyam).
10, 23 ätigayika. 12, 5 karenur drohayate nishddinam. 13, 11
nipidand. 1, 54 ghatfand. 7, 12 nanu sutanüm anupälaydnu-
ydntim *). 2, 86 daishtikatd. 6, 4 maliniman wird von Kr.
im commentar zu seinem sütra „prühvdder iman punsi" für
asadhu erklärt, insofern malina nicht zum gana prithvddi ge-
hört *). Die bildung des wortes lässt sich jedoch nach P. 5,
1, 123 rechtfertigen, da malina ein farbenwort ist, Benfey
§. 554, VI. Mägha bildete auch dhavaliman Qi$. 4, 65, sUi-
man 1, 25; paripdndiman la blancheur nach Hippolyte Fauche,
vgl pänduriman Naishadh. 22, 54. — Qi§. 6, 17 sutanu satyam
dlarpkaranäya te; daneben die bekannten worte varatanu sam-
pravadanti kukkutdh, vgl. Aufrecht z. Ujjv. p. 150. — Qig. 12,
13 dvayeshäm wird von Krainadifvara, wie auch von Purushot-
tama in der Prayogaratnamälä, getadelt. Denn nur im nom.
plur. masc. kann dvaya, das zum gana alpddi 8 ) gehört, der
pronominalen declination folgen; vgl. dvaye Qi$. 3, 57.
*) patipdlaya die ausgaben: aber anupälaya haben Mailin ätha, Ra-
yamukuta zu Amara II, 6, 2, 22, und Ujjvaladatta; vgl. Aufrecht zum
Ujjv. p. 160.
*) Mit grösserem rechte tadelt Vämana Kavy. 5, 2, 66 Wörter wie
ogniman, praudhiman.
*) Mit alpa beginnt die betreffende wörterreihe auch Kat. 2, 1, 81
alpdder vd t vgl. Vop. 3, 12; bei Hemacandra £abd. 1, 4, 10 mit nema
(im commentar unter den beispielen: traye, traydh); bei Panini, im Jai-
nendravyakarana und in der Sarasvati Prakriyä mit prathama.
58 Th. Zachariae
Wegen Qi§. 5, 25 vgl. unter Bhatti.
Muräri, der dichter des Anarghar&ghavam. Genaueres
über diesen dichter findet man bei Wilson in dem appendix
zu seinen Select specimens of the Tbeatre of the Hindus, p.
64—74 der Originalausgabe; und in der vorrede (BhümikA) zur
Calcuttaer ausgäbe des Anarghar Aghavam , 1860 1 ). Mur&ri
lebte nach Wilson frühestens im 13. Jahrhundert: Anundo-
ram Borooah *) aber setzt den dichter in die erste hälfte
des 12. jh., und damit stimmt* denn auch, dass Mur&ri schon
citiert wird von Qridharad&sa in dessen Anthologie Saduktikar-
n&mrita (vollendet A. D. 1205). Nach R. L. M. p. 4 ist Mu-
räri, der bekannte commentator des Kätantram, mit dem dich-
ter Mur&ri identisch. — Die eine von Kr. angeführte stelle
stammt aus dem eingange des Stückes: girdqi vyütayah, erklärt
in der ed. Calc. mit rägayah, samähdh; die andere lautet
und steht in der ed. Calc. p. 50. Die betreffende Strophe ist
von Wilson 1. c. p. 66 übersetzt.
Raghu, vgl. K&lidäsa.
Väna. Aus dem dritten verse der einleitung zum zweiten
theile der Kadambarl wird angeführt
smfteq- ftH^a mvtät sfer .
Vaidyakam, ein medicinisches buch,
wird auch von Bharata zu Bhatt. 3, 35 und von Väsudeva-
*) Der herauegeber, Premacandra Tarkavägic,a, beginnt seine
Bbumikä: Anarghardghavam näma ndtakam idam, prdcinair bahubhir ni-
bandhakridbhir uddharanaivena grihitaiayd, prdctnataram ity ekddafafata-
tamdd api cakavaUardt pdrvatanasamaye 'sya sambhavo 'numiyaU.
*) Bhavabhüti and bis place in Sanskrit literature. Galcutta: 1878.
p. 16. §. 26. — Aufrecht bemerkt, Z. D. M. G. 27, 74, dass ein vers ans
Murari von Dhanika in der erläuterung znm Dacarupa erwähnt werde.
Wenn nun wirklich — wie Anundoram Borooah 1. c. p. 15 behauptet —
Dhanamjaya, der Verfasser des Dagarüpa, und Dhanika, der erklarer des-
selben, identisch sind: so ist das Anargharaghavam alter als das Daca-
rüpam und stammt mithin aus dem 10. jh (?)
Citate in Kramadigvara's Saipkshiptasära. 59
bhatta zur Sar. Prakriyä am Schlüsse der sanyMprakriyd an-
geführt Die andere stelle ist
Vy&sa:
Diese stelle wird in der Londoner hs. anonym angeführt.
Sierra?* tRtt pcft tu*wHt*H i
Saptakumärikft, die geschichte von den sieben jungen
mädchen, eine buddhistische legende, über die uns Burnouf
Introduction ä l'Histoire du Buddhisme p. 556 einiges mitge-
theilt hat. Das einzige citat bei Kramadl^vara
ist auch das einzige in Räyamukuta's commentar zum Amarakosha.
Säryagatakam, gedieht des Mayura. v. 54 dyubhümyoh.
v. 56 sanüakshyalakshmf, ein compositum. — „tnd gdn mldnirp,
mrinäll mri&ur 1 ' ity atra mldnasya bhdvo tnldni; Ujjvaladatta
zu Un. 4, 51 hat dasselbe citat, aber mldni,
III. Anonyme citate.
Zum 8chlus8 gebe ich ein alphabetisches verzeichniss der
von Kramadigvara anonym angeführten stellen, soweit dieselben
nicht oben schon gelegentlich erwähnt worden sind. Nicht im-
mer bin ich im stände diese citate nachzuweisen ; auch entneh-
me ich viele nur einer einzigen handschrift.
Api gdkam paeänasya (statt pacamdnasya), aus dem Ma-
h&bh&rata; wird auch von Päyaguiida citiert
Imair vipakshany?) ; vgl. hnair gunaih saptarshayah svar-
gam gatdh Kät. 2, 3, 38 comm.
der luf steht hier „paridevane?*.
stammt vermuthlich aus Kävyälaipkäravritti V, 2, 86.
60 Th. Zachariae
der zweite heimstich findet sich im achten adhy&ya der Vrid-
dhah&rltasaiphita.
n* ** a*fa* grfc * <rfPi* mft h
Von diesen yersen , welche wegen patinä l ) und jxrfau citiert
werden, fehlt ekagrämeo in der Oxforder handschrift gänzlich;
in der Londoner hs. sind ekagräme und devaräya nur am un-
teren rande des blattes angegeben. Zum theil finden sich diese
fragmente bei Durgäd&sa zu Vop. 3, 53 und in Purushottama's
Prayogaratnam&lä wieder; ersterer citiert die zweite und vierte
verszeile für patinä und patau, und für pataye (statt patye)
giebt er
Purushottama führt als beispiel für patinä noch „dhürtena pa-
tinä" an *).
Die dritte verszeile steht bekanntlich im Mänavadharma-
gästra; wie sie hier hineinkommt, ist kaum abzusehen. Die
vierte zeile endlich findet sich in verschiedenen gesetzbüchern 5 );
der Vers lautet vollständig, mit einer Variante im anfang
qrcrcerujrg ^nf^mt <Tf?rpgY fsKrträ 11
Man vergleiche über diesen, zu gunsten der wittwen oft ange-
führten vers den „Pandit" III p. 222 b ; Närada XII, 97 ed.
Jolly; und den Vidhavodv&haviveka des Vishnu Para$uräma
Shästrl, Bombay 1868. Der Verfasser dieser Streitschrift citiert
und bespricht den vers zu wiederholten malen, auch in sprach-
licher hinsieht ; für patinä führt er noch an — Mitäkshardydm
Häritah
und für patau
patau statt patyau ist in den späteren Smriti ganz besonders
häufig. —
*) Wegen sakhind vgl oben p. 55.
*) Bharata zu Bhatti 9, 58 gibt neben patinä sogar dadhind!
•) and in den coramentaren ; auch am Schlüsse der ersten eriah-
'lung der Vetälapanoavincati in einer hs. des Britischen museums.
Citate in Kramadi^vara'e Saqtkshiptasära. 61
upavas mit dem accusativ der zeit.
Kramadlgvara gibt nur den zweiten hemistich; den ersten er-
gänze ich aus Hemacandra, vgl auch Kätantra, p. 107.
Ekaikago vinighnanti.
vgl. KägikA zu P&nini 3, 3, 153.
Kaphonih kurpardd adhah wird für adhah mit dem
fünften casus angeführt und stammt vermuthlich aus einem lexicon.
Karoti ttdandrp, tava; statt tuld heisst es auch tuland.
aus dem MahäbhArata.
Kdgdkugdvalambanam wird für fehlerhaft erklärt, weil
man im dvandva kugakdgam sagen soll; Benfey §. 633.
#y apapdthah; vgl. Vämana 5, 2, 48, dem Kr. vermuthlich
diese stelle entnommen hat
Kritaghne ndsti nishkritih; vgl. Pet. Wörterbuch unter
kritaghna.
.Candt durdargadaganojjvald.
Carmanio bekannt, vgl. Weber I. St. 13, 462.
JaghdnaKansamküa Vdsudevah; vgl. ebendaselbst p 353.
sMJrieJj (J^UJtfT 3TOTORFTO cTO : I
aus einer bekannten sentenz; über die hier vorliegende lesart
(Janma ist der zweite casus) vgl. Uhle, die 15. erz. der Vetft-
lapancavingati, p. XVIII. XIX.
wird für asÄdhu erklärt.
Dvicandraßldnain.
h*kh*3 Trmmh ^mwA ;roV q»r : i
2VaA* nirmüld prasiddhir upajdyate.
Ndgnis tripyati kdshthdndm, vgl. Ind. Sprüche 1 1520.
Ndrdyanasydnukaroti , vgl. V&mana 5, 2, 46.
') v. 1. °bhak*hyäh.
*) So die Londoner ha.; die lesart der Oxforder ist mir unbekannt.
62 Th. Zachariae
Nirghoshair bharüadigatdaränu
stammt aus irgend einem iexicon.
Putrau tu duhitdttnajau.
Pürvämukharp griham.
so die handschriften ; wegen tdyine vgl. Hemacandra's Yoga-
$&stra, I, 1.
mui<0*jfH u : qff£9t TO jtarffl TOR i
so nach der Londoner handschrift.
*K kasyacid darganam; vermuthlich aus einem lexicon.
Phalair yeshv dgüainbhavam *).
vgl Kä$ik& zu Pän. 7, 3, 35; comm. zu Kit, 3, 4, 67.
Madhuram udgirate rathekshur (raktekshur ?) ity asddhuh.
Es wird an dem Atmanepadam udgirate anstoss genommen.
üy atra jughushuh pratijMt&vanta ity arihah. Der vers steht
im BhÄahya (Weber I. St. 13, 483), vgl K&tantra, p. 454.
*rf£ 2[sft iprf orcr£fcri»<JM<J4äi{ ifsi*^ i
Ydvadähütamijiplavam.
„Ldvanya utpddya ivdsa yatna" üy as gatdv ity asya
rüpam; vgl. V&mana 5, 2, 29.
Varuqdv Indrau Bhavau Qarvau Mfidau; vgl. V&mana
5, 2, 1.
VardhatUdm tvdm Sudhritayah.
Vdrtakur (so 1. 0.) eshd gunamptayuktd sujanaikaban-
dhuh aus einem medicinischen werke, vgl Ujjvaladatta zu Un.
3, 79.
Vainyarp, (so die hss.) Ppthum Haihayam Arjunarp, ca ;
vgl. Ujjv. zu .Ug. 3, 6.
Qaradi prävrishöyate. Hier soll man prävrishäyate in
prdvrishd äyate (dgacchati) auflösen.
Qrutimüld smritih grutä.
*) Vgl. Bhat(i 6, 106.
Citate in Kramadicvara's Saqikshiptasara. 63
bot mit k\ii\u «rr antWOTrann : i
aus dem R&m&ya^a.
für ekasmät sagen „einige" auch ekät. Einen ähnlichen vers
führt Mallin&tha zu Raghu 8, 3 an:
sarvatra jayam anvicchet putrdd icchet paräjayam .
Hier wird japta (statt japäa) für schlecht erklärt.
«mte ««* «r f*pä. «ftoir .
Hier ist lajjita = lajjä + itcw. Statt vrishasyanti hat die
Londoner hs. lajjayanti am rande des blattes.
#i gishtaprayogdh ; wird auch sonst angeführt.
Saisha bekannt, vgl. Böhtlingk Pän. H p. 255.
Svasthe ko vd na panditah; vgl. Ind. Sprüche* 4706.
Zu den citaten aus dem Bhattik&vya ist noch nachzutragen
dhdyair ämodatn tUtamam 6, 79.
Th. Zachariae.
Altirische {flössen.
Meinen letzten aufenthalt in Rom, im monat april 1877,
verwandte ich ausschliesslich dazu, in dortigen klöstern, sowie
im Vatican nach etwaigen celtischen glossen oder mss. zu su-
chen. Was nun die klöster anlangt, so ist das franciskaner-
kloster von S. demente zu jung, um irgend etwas zu besitzen,
was für mich wert gehabt hätte, und die capuziner von S. Isi-
doro haben ihre ganze , reiche handschriftensammlung *) nach
•) [Wohl franciskaner; die handschriften von S. Isidoro worden im
febrnar 1872 mit erlaubnies des ordensgenerals nach Dublin geschafft
und befinden sich dort im Franciscan Convent, Mercbant's-quay 8. Sie
stammen ihrer mehrzahl nach aus der franciskaner-niederlassung zu Lö-
wen in Belgien, von wo sie beim ansbruch der ersten französischen re-
volution nach Rom gerettet wurden. Eine beschreibung derselben findet
man in den Proceedings of the Royal Iriah Academy vol. VI, 95 — 112.
Die wertvollsten dieser mss. sind handexemplare Colgan's und O'Cle-
64 Otto Dziobek
Dublin geschickt. An irischen texten fand sich in der ganzen
bibliothek nur eine bibel, ein katechismus und eine kleine wert-
lose englische grammatik für Iren, letztere ohne datum, die
andern beiden stücke von 1811, resp. 1800. Nur noch ein al-
ter mönch sprach irisch. Ich hielt es für wünschenswert, das
hier zu erwähnen, da ich auf diese weise hoffentlich andere
abhalte, ihre zeit ähnlich zu vergeuden, wie ich es getan.
Im Vatican war mein suchen nicht ganz vergeblich. Zwar
diejenigen Codices, deren inhalt sich in näherem oder weiterem
sinne auf Irland bezog (z. b. Leben des h. Golumban, Schriften
Alcuins u. dgl. m.), boten absolut gar keine ausbeute, wol aber
der schon von Ebel m seiner ausgäbe der Grammatica celtica
citirte Codex Vaticanus, no. 5755, aus welchem er eine von
Hertz ihm mitgeteilte glosse auf seite XLI des prooemium auf-
fürt Seltsam, da|s Hertz nicht mehr hat entziffern können,
und dies noch obendrein falsch!
Das ganze zweite blatt nämlich ist hier nicht an seiner
stelle, sondern gehört zu einem „computus". Es ist geschrie-
ben in sehr schlechten angelsächsischen characteren und über
und über mit lateinischen marginal-glossen bedeckt. Ausser
diesen noten findet sich eine nicht unbeträchtliche anzahl iri-
scher und lateinischer interlinearglossen, mit denselben cha-
racteren aber kleiner geschrieben. Letztere gebe ich mit dem
texte in nachfolgendem wieder *). — Das ms. ist spätestens
aus dem 11. Jh., die glossen wol nicht jünger, da sie jedenfalls
den marginal-noten voraufgingen.
nihil reman8erit bissextus est: in unum aut duo vel tres
remanent bissextus *) non est:. Et ne s ) tibi forsitan aliqua
1) acht it bliarfm fuir bissext
2) beim cenelach lessom anisiu . sup~ noidecde 7 sup
indechta et sup~ laithe sechtmine for VIII kr.
ry's, nach denen ersterer seine Triadis Thaumaturgae Acta, letzterer
sein berühmtes Sanasan nua ausarbeitete; von letztgenanntem findet sich
ebenfalls ein exemplar mit handschriftlichen correcturen unter den schätzen
des Franciscan Convent. — Zimmer.]
*) Ergänzte buchstaben sind mit curaiven, auf rasur stehende mit
schraffierten typen bezeichnet.
Altirische glossen. 65
caligo erroris occurrat per omnem compotum quem ducis si
nihil profuerit eundem conpotum esse per quem ducis agnosce:
utpote si per XIX ducis et nihil remanserit scies XlXmum esse :.
si per XII. XHmum etc.:. si per VII. Vllmum esse: Si uis
scire, quota 8 ) luna festivitati 4 ) occurrat si martis mense pasca
celebratur conputa menses a septembre usque ad febrarium:.
fiunt VI. bis semper adiece reguläres duos :. fiunt VIII:. adde
epactas . i. e. adiectiones lunares cujus uolueris anni . utpote
indictiones tertiae XII :. fiunt XX . et dies 6 ) mensis quo pasca
celebratur.i. martii XXX 6 ) fiunt simul L :. deduc 7 ) XXX re-
manent XX . uicissima luna est in die resurrectionis domini :
Si 8 ) uero mense aprilio pasca celebramus conputa menses a
septimbre usque ad martium :. fiunt VII :. Ins semper adiece
düos reguläres fiunt Villi : adde epactas lunares cujus uolue-
ris anni, utpote indictionis quartae XXIII, qui fiunt XXXII :.
et dies mensis quo 9 ) pasca celebramus. i. e. zprilis XVIII 10 ),
qui simul fiunt L.I. deduc XXX . remanent XXL uicissima una
luna est in die resurrectionis domini :
Si requiras 11 ) a septimbre usque in decembrem III. sem-
per in his IUI mensibus reguläres adiecias :. in bissexto solum
modo II reguläres suprascriptis mensibus adnumera-
bis :. et pro XXXI ") dies XXXII annis singulis decembri
mense adsumes in fine.
Si vis 1S ) scire quotus dies septimane est :. simul dies a
ianuario usque ad mensem quem uolueris, utpote usque ad
3) dotoscelud cussc esci furcuischimmar*
4) pascae
5) ished tosceulwd iwdargüso
6) i. äeret in cuscc. isinmis.
7) eoque cowuenit ad rationem hujus arguraenti.
8) dotoscelud cusc esci für cuischin aprfi.
9) sicut prius dixi
10) i. dies
11) Dotoscelud cusc esci für cuischimarf 7 *) in aprd 7 in aprtf
dosceulaihi tosuch
12) imb~ fodi sosi ( nos duos?) [stark radirt]
13) dotosceidud lai sechtmaine imbi hi frecndairc
*) s. d. note auf der vorhergehenden seite.
Beiträge s. kundo d. ig. sprachen V. g
66 Otto Dziobek
XXX diem mensis ") martii . fiunt dies LXXXVIIII. **) hia
adiece seraper. I . fiunt XG . semper epactas solis. i. e. 16 ) con-
currentes septimanae dies cujus uolueris anni :. utpote indictio-
nis tertiae II. 17 ) fiunt simul XGII . hos partire in VII :. re-
manet unum :. ipsa est dominica 18 ) pascalis festa . sie quam-
libet 19 ) diem a kalendis ianuariis usque ad XXXI diem mensis
decembris quota feria ,0 ) fuerit invenis computando ut et regu-
lärem unum et coMeurrentes septimanae dies et quae a ianua-
rio mense semper ineipiunt pariter adsumas.
Finiunt argumenta pascalium titulorum.
Incipit 21 ) calculatio quomodo reperi posäit: quota feria '*)
singulis annis XIIII \\ina pascalis oecurrat: i. e. circuli decen-
nouennalis anno primo :. quin" hae~ epactas lunares : pro eo
quocum sint XVIIIImi inferioris anni . XVIII . adsumas aepac-
tas. XI . addito etiam ab aegyptis 83 ) die uno fiunt XXX :. i. e.
luna mensis ") unius intigra . et nihil remanet de epactis et
quae > 4b ) in apr/li mense ineidit et anno luna pascalis . XIIII .
tene reguläres in eo semper XXXII aö ) subtrache XXX :. i. e.
ipsam lunam intigram et remanent V :. quinto die a ksAendis .
xprüibus . i. e. * 6 ) nouis bprilibus oecurrit XIIII . luna pasca-
14) hi roba cusc in (exemplo praesenti?)
15) i. nee tains dies cowuenientium argumenti datus. i. usque
VIII ktfl. [stark radirt]
16) i. for. VIII kal. apr.
17) .i. per aferia [sie] Villi kal.
18) dies
19) nee generali ter
20) ced laa imbe dilaib sechtmaine.
21) dotoscelud lai sechtmaine furambi XIIII . isin eieul noi-
deeda 7 lai grian 7 insoeseni inna eusec.
22) fuerit.
23) i saltus
24) lü . du.
24 b ) ar ised as immeuf fridliged argu.
25) i. bis ?
25 b ) coirargü . i£fi . y.
20) ised suigesa aseunud toscelud ind lai sechtmT. bied trede
and
Altirische glossen. 67
lis : tene suprascriptos. V . adde et concurrentes ejusdem anni
IUI . fiunt Villi :. adde et reguläres in eodem semper mense
apnli . fiunt XVI . hos partire per Septem . i. e. bis Septem .
XIIII . remanent . IL * 7 ) IL feria incurrit luna pascalis . XIIII .
et dominicus festi pascalis dies lunae * 8 ) . XX .
Item praefati circuli u. s. w.
27) luan
28) decad luandasinsir
(Folgen keine glossen mehr.)
Berlin 1. Januar 1878. Otto Dziohek.
Folgen.
Vergleicht man ahd. folges, folget, folgeen, folgSnti mit ahd.
ges, gSt, geen, gSnti, oder ahd. folgen mit ahd. foliegangen , as.
ags. fxdgangan, ags. fulleode, oder ahd. folgenne mit altnieder-
fränk. fulgdnni, oder ahd. uolagen (Steinmeyer-Sievers Ahd.
gloss. 477. 8) mit ahd. follegät, so erhebt sich die Vermutung,
dass unser folgen auf einer alten Zusammensetzung von fulla-
mit dem verbum ge- beruhe, und diese Vermutung, welche durch
die erörterungen J. Grimms Wbch. III. 1875 f. gestützt wird,
darf aufrecht erhalten werden, wenn sich auch bald zeigt, dass
die obigen vergleiche trügerisch sind, da folges, folgit u. 8. w.
nicht die verbalformen gis, get u. s. w. enthalten, sondern ei-
nem schwachen verbum folg#n (neben dem vereinzelt auch fol-
gen vorkommt) angehören 1 ). Ihm entspricht im an. fylgja
(fylgäa), im as. folgdn (folgöian), im angs. folgian (folgode,
folgede), im afr. folgia (folgode), und es beruht demnach wol
auf urgerman. fnll(a)gaja- , das wie u. a. skr. $raddhaya-, gür-
dhaya-, avest. yaozhdaya-, gr. aldio , io&so-, io&io-, yä-
#*o-, lat. audie- (Benfey Jubeo s. 20 ff, vf. o. IV. 313) zei-
gen, auf full(a)-ge- zurückgeführt werden darf. Unmittelbar
auf dem letzteren beruht ahd. -folga, mhd. volge (vgl. gr. 7id&r n
k^&rf). — Von den übrigen zu folgen gehörigen Wörtern erwähne
ich nur noch an. fylgja f., dessen bildung in lit. pradza „anfang"
(von pradeti) und nüdza „vergehen" (nusideti) analoga findet.
1 ) Die Verbindung uolle uolgon (Williram 131, 1, Seemüller) kann an-
gesichts von mhd. zuo stm, zun zin u. s. w. nicht auffallen.
A. Bezzenberger.
5*
68 0. Weise
Volksetymologische Studien. I.
Wer die vortreffliche schritt von K. G. Andresen über
deutsche Volksetymologie gelesen hat, dem wird es aufgefallen
sein , dass in der darin einleitungsweise vorausgeschickten be-
sprechung analoger erscheinungen anderer sprachen die grie-
chische und lateinische mit einer verhältnissmässig geringen
zahl von beispielen bedacht sind und in dieser hinsieht selbst
hinter der englischen und französischen zurückstehen. Obwohl
sich nun Andresen eines positiven urtheils über den umfang
volksetymologischer erscheinungen in den beiden klassischen
sprachen enthält, so geht doch einmal aus dem angegebenen
umstände, sodann aber auch aus der untergeordneten Stellung,
die er diesen beiden sprachen anweist und aus der vorsieht in
der wähl der ausdrücke , deren er sich bei ihrer erwähnung be-
dient, deutlich genug hervor, dass er die neigung der antiken
sprachen zu derartigen umdeutungen unterschätzt hat. Auch
die recensenten des Andresenschen buches sind betreffs dieses
punktes ausserordentlich zurückhaltend mit ihrer ansieht: so
erfahren wir weder aus Dungers besprechung (Jahrbücher für
Philologie und pädagogik 1877. p. 503 sqq.) noch aus den an-
zeigen des buches von Gemss (Zeitschrift für gymnasialwesen
1876. p. 682 sqq. und im feuilleton der norddeutschen allge-
meinen zeitung. Berlin 23. — 25. mai 1877), ob diese die zahl
der volksetymologischen Schöpfungen der Griechen und Römer
für gross oder gering erachten; doch scheint die letztere an-
nähme durch die erwägung gerechtfertigt zu werden, dass Dun-
ger den von Andresen beigebrachten klassischen beispielen nur
eins, das aus QvpovXxeiv entlehnte remuleum, hinzuzufügen weiss,
während Gemss die Sammlung analoger fälle nur um 2 berei-
chert (BvQoa, Augustus). Zwar verdanken wir der recension
der genannten schritt von Förstemann in K. Z. XXIII, p. 375 —
384 eine nicht unbedeutende zahl von beispielen fremder dem
griechischen und lateinischen assimilirter nomina propria (35
griechische und 13 lateinische, darunter 8 der ganz späten,
mittelalterlichen latinität angehörig), aber eine angäbe über die
ausdehnung der formellen oder begrifflichen assimilation dieser
beiden sprachen vermissen wir und finden statt deren nur den
Volksetymologische studien. I. 69
wünsch einer Sammlung des gesammten einschlägigen materials
behufs gewinnung allgemeiner gesichtspunkte und feststellung
der gesctze volkeetymologischer bildungen ausgesprochen. Nur
G. Meyer, der uns in seiner anzeige von Andresens buch (All-
gemeine zeitung 1876 no. 239 beilage) eine Sammlung von 20 grä-
cisirten und einigen latinisirten fremdwörtern vorführt, hat sich
über den in rede stehenden punkt eingehender ausgelassen.
Er spricht dort „von einem spärlichen auftreten volksetymolo-
gischer gebilde in den beiden alten sprachen" und meint, „die
modernen sprachen seien dieser erscheinung aus nahe liegenden
gründen günstiger als ältere entwicklungsstufen". Dies sucht
er zu begründen durch die hinweisung einestheils auf die ge-
ringe formelle entstellung der alten sprachen, ihre klare durch-
sichtigkeit im bau der worte, welche die Scheidung zwischen
stamm und endung, wurzel und ableitung leicht ermöglicht, an-
derntheils darauf, dass eine so umfangreiche perception fremder
wörter, wie sie der engere contact verschiedener Völker zur folge
hat, im alterthum nicht statt gefunden habe. —
Um zunächst vom latein zu sprechen, so vermisse ich bei
Meyer eine Scheidung in klassisches und Vulgärlatein, die für
die Volksetymologie von grosser Wichtigkeit ist. Dass die latei-
nische Schriftsprache, eben weil sie erstarrt und fast alles le-
bens bar war, im ganzen ihr aussehen wenig verändert hat, ist
selbstverständlich ; doch ist dabei wohl zu beachten, dass trotz-
dem im laufe der zeit nicht nur worte unverständlich wurden
und antiquirten, sondern auch das verständniss des Ursprungs
der formen mehr und mehr verloren ging, weshalb wir uns
nicht wundern dürfen, dass man nach glaubwürdiger überliefe-
im 7. Jahrhundert der Stadt dia nur 3 Jahrhunderte früher ab-
gefassten Urkunden nur mit mühe verstehen konnte. Was aber
das Vulgärlatein anbelangt, so beweisen doch Schuchardts und
anderer gelehrter werke deutlich, welch' starke Umformung la-
teinische gebilde im munde des Volkes oft erfahren haben; und
da selbstredend nicht nur die urwüchsigsten; sondern überhaupt
die meisten umdeutungen aus der mitte des volks hervorzuge-
hen pflegen und durch dessen initiative geschaffen werden, so
nimmt es wunder, dass Meyer, statt die bildungen der wirklich
lebenden, d. h. formellen Wandlungen in grösserem maasse aus-
gesetzten lingua rustica durchzumustern, sich begnügt hat, das
klassische idiom als für Volksetymologie wenig zugänglich hin-
70 0. Weise
zustellen. — Auch hat Meyer meiner meinung nach nicht recht,
wenn er den formellen wandel einer spräche als erste und wich-
tigste Voraussetzung und bedingung der Volksetymologie betrach-
tet. Das hauptgewicht ist vielmehr auf den von ihm an zwei-
ter stelle erwähnten punkt zu legen, da nach ausweis des
Andresenschen buchs und meiner Sammlungen für das lateini-
sche und griechische ein weit grösserer procentsatz der Umbil-
dungen auf die fremdwörter entfällt als auf die Originalwörter.
Aus diesem gründe ist auch Meyers annähme, dass das „den
beiden klassischen sprachen an klarer durchsichtigkeit des
baues weit überlegene sanskrit dieser seite der Sprachwissen-
schaft so gut wie gar keinen stoff zur betrachtung biete", ent-
schieden unrichtig. Denn wenn man die in dieser spräche
auftretenden fremdwörter zur rechenschaft zieht, so wird man
auch mancher an indische gebilde angelehnten form begegnen,
wie denn thatsächlich , um nur ein beispiel anzuführen, das
dem griechischen dldvjnoc entstammende jituma nach ausweis
des Petersb. wörterb. III, 103 auf beabsichtigter anlehnung an
jit beruht; und lässt man die indischen, dem griechischen ent-
lehnten wörter, deren weitaus grösste zahl dem gebiete der
astronomie angehört, revue passiren, so zeigt sich so manche
derbe entstellung, die recht wohl auf bezweckter annäherung
an heimische wörter beruhen kann : man denke an taukshika =
toI-ottjq, schütze im thierkreise P. W. III , 405, äkokera = ai-
yoxeQtog, Steinbock im thierkreise P. W. I, 590, kriya == *Qi6g>
widder im thierkreise P. W. II , 497, leya = Xiwv oder Ug,
löwe im thierkreise P. W. VI, 573, meshurana = jusoovQdvrjjucc,
das 10. astronomische haus P. W. V, 908, dra m. = *!4(>t]g,
planet Mars P. W. I, G82, in denen wenigstens die suffixe dem
skr. angepasst und entsprechend umgeformt worden sind; man
denke ferner an durudharä — doQvq)OQia } eine bestimmte mond-
stellung P. W, III, 675, panaphara ~ eTtavacpoQa, das auf ein
kendra folgende astronomische haus P. W. IV, 389, pAthena =
rcctQ&ivog, zeichen der Jungfrau P. W. IV, 648, kastira =
naaatT€Qog y zinn P. W. II, 192 (cf. Lassen, Indische alterthums-
kunde I, 239), kendra = xtvtQov, centrum eines kreises P. W.
II, 427, dinära =■ drjvdtQtov = denarim, eine bestimmte gold-
münze P. W. III, 645, kesara, "haar, mahne = caesaries P. W.
II, 435, tävuri = %avQog, stier im thierkreise P. W. III, 321,
mrnngä = avQty^ mine, unterirdischer gang P. W. VII, 1118,
Volksetymologische Studien. I. 71
üka = tvyov, wage im thierkreise P. W. III, 128 u. a. *), die
alle mehr oder weniger starke Verrenkungen und Umformungen
erlitten haben. Auch an Umbildungen indischer Originalwörter
wird es nicht gefehlt haben: vielleicht lässt sich die existenz
des Wortes lomägä, (haarfresser), das nach gewöhnlicher an-
nähme aus lopägd (aasfresser) entstellt ist, auf diese quelle zu-
rückführen (P. W. VI. 590. 594).
Doch kehren wir zum latein zurück! Auch gegen das
zweite argument Meyers, dass das latein und andere alte spra-
chen wegen der weniger engen berührung der antiken völker
an zahl der fremdwörter stark hinter den modernen sprachen
zurücksteht, müssen wir entschieden Verwahrung einlegen. Nach
oberflächlicher Schätzung beträgt nemlich die zahl der wirkli-
chen lehnwörter, die das latein aus dem griechischen aufgenom-
men hat, mit ausschluss der eigennamen mindestens 6 — 7 tau-
send. Schon Saalfeld gibt in seinem index graecorum vocabu-
lorum in linguam latinam translatorum quaestiunculis auctus.
Berlin, 1874, worin die ausserordentlich zahlreichen rumäni-
schen lehnwörter und auch der grösste theil der nachaugustei-
schen ausgeschlossen, worin ferner auf die inschriften und
Tironischen noten keine rücksicht genommen wird und, was
gleichfalls sehr wesentlich ist, die ungeheure summe der frem-
den eigennamen principiell unberücksichtigt bleibt, gegen 2000
an ; eine wie grosse zahl aber noch aus den erwähnten quellen
nachzutragen ist, das erhellt zur genüge daraus, dass unter
den buchstaben a und c zum beispiel aus Plinius allein c. 150
resp. 200 wörter supplirt werden müssen und Saalfeld selbst im
Programm von Wetzlar 1877 (griechische lehnwörter im lateini-
schen ; ergänzungen und nachtrage zum index etc.) auf p. 30 —
36 c. 180 lehnwörter aus den Bernensischen noten (W. Schmitz,
notarum Bernensium index alphabeticus et analyticus) ergänzt.
Zu der oben angegebenen summe von 6 — 7 tausend griechischen
lehnwörtern gesellt sich die allerdings nicht bedeutende zahl
der celtischen und der aus den übrigen sprachen geschöpften
fremden eindringünge. Und rechnet man dazu vollends die
*) Doch fehlt es auch nicht an unverstümmelten lehnwörtern, de-
nen wir besonders da begegnen, wo die lautgesetze der beiden inter-
essirten sprachen nicht collidiren: so decken sich dpoklima und dno-
xlifia P. W. I, 661, khaltna und /aJUvog, Weber beitrage zur vergl.
sprachf. IV, 278 u. a. ziemlich genau.
72 0. Weise
nicht gerade eigebürgerten, aber doch im mündlichen und
schriftlichen verkehr hin und wieder gebrauchten fremdwörter,
so dürfte sich die zahl der unrömischen in der römischen litte-
ratur vorgefundenen appellativa nach ungefährem Überschlag
auf 16 — 18 tausend, mit einschluss der fremden eigennamen
noch um einige tausend höher belaufen. Zwar verhehle ich mir
nun keineswegs, dass ein gut theil dieser wörter, weil sie auf
litterarischem wege und nicht durch mündlichen verkehr, be-
kanntlich die hauptquelle der corruption von fremdwörtern, in das
latein eingeschmuggelt, oder blos von gelehrten verwendet wor-
den sind, hier nicht in betracht kommt. Doch wird man selbst die
nach Vollziehung der angedeuteten subtraction restirende summe
noch für hinreichend halten, um einen zu üppigem wuchern
volksetymologischer bildungen geeigneten boden abzugeben,
wenn man bedenkt, einmal dass die in der ältesten zeit durch
mehrere Jahrhunderte hindurch recipirten griechischen lehnwör-
ter erst durch die rusticitas in die klassische spräche überge-
gangen sind und sodann dass jede lebenskräftige spräche, wenn
sie den entschiedenen trieb, alles fremde möglichst von sich ab-
zuhalten durch äussere kultureinflüsse aufzugeben gezwungen
wird, die aufgenommenen fremden lautgebilde wenigstens dem
einheimischen lautsystem und Wortschätze anzupassen bestrebt
ist. Jacob Grimm hat recht, wenn er in der vorrede zum deut-
schep wörterbuche p. XXVI sagt: „Fällt von ungefähr ein frem-
des wort in den brunnen einer spräche, so wird es so lange
darin umgetrieben, bis es ihre färbe annimmt und seiner frem-
den art zum trotz wie ein einheimisches aussieht. Das zeigt
sich vorzugsweise an einer menge von Ortsnamen, aber auch an
andern Wörtern. Abenteuer } armbrust, eickhorn klingen vollkom-
men deutsch, obgleich sie nicht das geringste mit den Vorstel-
lungen abend-theuer, arm -brüst, eiche-horn zu schaffen haben.
Es liegt nichts daran, was sie zu bedeuten scheinen, jeder
weiss, was sie wirklich ausdrücken und unsere klänge werden
nicht von ihnen getrübt". Und was Grimm hier mit bezug auf
deutsche spräche sagt, das gilt in gleichem grade von anderen
lebenskräftigen sprachen: gerade darum ist der umfang der
Volksetymologie im latein nicht zu unterschätzen. Oder glaubt*
etwa jemand, dass die vielfach barbarisch klingenden auf dem
see- und landwege zur kenntniss der Römer gelangten nomina
propria fremder Völker, Städte, berge, flüsse etc., dass die zahl-
Volksetymologische Studien. I. 73
reichen griechischen, besonders in der kaiserzeit übernommenen
namen von thieren, pflanzen, mineralien , dass die termini tech-
nici der mediciner, architecten und anderer praktiker und theo-
retiker in kunst und Wissenschaft dem römischen volke mund-
gerechter gewesen seien als sie dem deutschen noch heut zu
tage sind? So hat denn auch schon Schuchardt, vocalismus
des Vulgärlateins III. p. 344—349 und 351 etwa 100 beispiele
lateinischer Volksetymologie zusammengestellt, von denen sich
nicht ohne grund dieses oder jenes wird streichen lassen, deren
zahl aber im übrigen mit leichtigkeit verdoppelt und verdrei-
facht werden kann. Und wie viel mag uns obendrein noch un-
bekannt, wie viel überhaupt nicht überliefert sein? Nur zu
sehr müssen wir gerade in dieser hinsieht beklagen, dass die
quellen der lingua rustica nicht so reichlich fliessen als die
des klassischen idioms und dass namentlich die grammatiker,
anstatt die redeweise des volks eingehender zu behandeln, sich
meist begnügt haben, vor dem • gebrauche dieses oder jenes
plebejischen Ausdrucks zu warnen. —
Die griechische spräche hat nun allerdings eine so grosse
zahl von lehnwörtern wie die lateinische nicht aufzuweisen;
gleichwohl ist ihre zahl nicht unbeträchtlich und man wird sich
hüten müssen den einfluss des Orients zu unterschätzen. Denn
nicht nur ist der import ägyptischer und iranischer waaren und
worte selbst auf volksetymologischem gebiete nicht ohne reflex
geblieben, sondern auch und zwar ganz besonders haben die
handelsbeziehungen zu den Phöniciern grossen einfluss ausgeübt,
deren bedeutender umfang erst demjenigen recht klar wird, der
sich der mühe unterzogen hat, die semitischen abkömmlinge in
der griechischen spräche zusammenzustellen oder die einschlä-
gigen abhandlungen und Schriften gelesen hat: so von A. Mül-
ler, semitische lehnwörter im altern griechisch in dieser zeitschr.
I, 273—301, V. Hehn, kulturpflanzen und hausthiere in ihrem
übergange aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in
das übrige Europa. 3. aufl. A. v. Kremer, semitische kultur-
entlehn ungen aus dem pflanzen- und thierreiche. Ausland 1875
no. 1. 2. 4. 5. F. Lenormant, die anfange der kulturgeschichte ;
geschichtliche und archaistische Studien. Jena 1875 am schluss
(Übersetzung). Vanicek, fremdworter im griechischen und la-
teinischen Leipzig 1878 u. a. Da ferner durch die Spaltung
einer spräche in dialecte die Volksetymologie begünstigt wird, so
74 O. Weise
wird auch hier im griechischen noch manche form verborgen
sein, wie denn der im griechischen stärker als im römischen
hervortretende lautliche zersetzungsprocess ein allmälig zuneh-
mendes schwinden des sprachbewusstseins zur folge haben
mus8te. Ein interessantes beispiel diabetischer Wortgestaltung
bietet uns der name des einen der 5 stadttheile von Syrakus:
Tvxr], = Fortuna, der früher 2v%fj = feigenstadt gelautet hat
(Ahrens d. dial.dor. p.64. Hehn 1. 1. p. 512) und sich recht gut er-
klären lässt bei berücksichtigung des dialectischen rftxoc für ovxa.
Charakteristisch ist, dass weder Andresens buch, noch die
oben erwähnten recensionen desselben, noch die andern bisher
erschienenen und mir bekannt gewordenen Sammlungen und
besprechungen umgedeuteter Wörter der griechichen spräche auf
die durch entlohnung oder in dialecten volksetymologisch umge-
stalteten appellativa genügende rücksicht nehmen *), sondern
uns fast ausschliesslich eigennamen vorführen, ein feld, auf dem
allerdings für Volksetymologie die reichste ernte zu erwarten
ist. Denn darin stimmen die antiken mit den modernen spra-
chen vollkommen überein, dass sie die meisten Verstümmlungen
auf dem gebiete der nomina propria aufweisen. Bei Andresen
sind dieselben allerdings auf 12 Seiten (p. 60—71) abgefertigt;
doch erhebt dessen collection nicht entfernt anspruch auf Voll-
ständigkeit, wie er sich denn namentlich bei behandlung der Per-
sonennamen „mannigfache beschränkungen" auferlegt und auf
seine schrift über die altdeutschen personennamen in ihrer ent-
wickelung und erscheinung als heutige geschlechtsnamen (Mainz
1873) verweist Zahlreiche nachtrage geben die recensenten,
namentlich Forstmann und Dunger, letzterer besonders aus dem
früher slavischen Sprachgebiet des deutschen Ostens, einiges fin-
det sich im Daheim 1878 no. 44 p. 542 und bei Backmeister,
Alemannische Wanderungen p. 32, umfassendes material aus
Tyroler Ortsnamen bei Steub, zur rhätischen ethnologie. Stutt-
gart 1854 p. 84—150 und p. 174—220. Unter den c. 400 von
') Strehlke K. Z. I, 223 und Ditten berger Hermes VI p. 129—156
280—313 (Veränderung resp. nmdeutung lateinischer eigennamen im
griechischen), Pauli K.Z. XVI, 53 (volksetymologisehe erscheinungen in
der griechischen form persischer eigennamen), Pott im 2. supplcment-
bande der Jahrbücher für philologie (über etymologische legenden); nur
Meyer 1. 1. und Curtius, Grundzüge p. 679 1 -ringen eine an zahl bei-
spiele bei.
Volk8etymo1ogi8che studien. 1. 75
mir bisher gesammelten lateinischen beispielen besteht die hälfte,
unter der ungefähr gleich grossen zahl von griechischen über
*/s aus nominibus propriis. Warum aber gerade diese in so
grosser zahl der corruption unterworfen gewesen sind, das er-
klärt sich leicht, wenn man bedenkt, dass die ursprünglich
sinnliche bedeutung und somit das etymon bei eigennamen in
der regel stärker verblasst ist als bei appellativis, ferner dass
in eroberten oder sonst wie von stammen anderer nationalität
oder spräche besiedelten gebieten Patriotismus und unkenntniss
der betreffenden spräche instinctiv zur umprägung sämmtlicher
fremder namen nach heimischem typus führen müssen und end-
lich, dass es in der natur des menschen liegt, gerade eigenna-
men, falls er es vermag, möglichst wohlklingend und vielsagend
zu machen, wie nicht nur die Veränderungen der deutschen per-
sonennamen schlagend beweisen, sondern auch gebilde anderer
sprachen hinlänglich sicher documentiren cf. *!Av&iov =* Antium,
"Av&tattoQ = Antisttus, Baolleta = insel Oesel, l/tv&rjvai neu-
griech. == 'Aöfrai, Elysii = Helisii (K.Z. XXIII, 578), Ho-
norius = Hunjareiks (ibid.), Virgüim = Vergilius u. a.
Wir kommen nunmehr zu unserer eigentlichen aufgäbe und
versuchen es im folgenden aus dem umfangreichen gebiete der
Volksetymologie des lateins eine erscheinung herauszugreifen,
die uns mehr als jede andere klar macht, dass wir bei der be-
trachtung volksetymologischer bildungen des lateins das Schwer-
gewicht auf die lingua rustica zu legen haben : Es ist eine be-
kannte thatsache, dass die plebejische latinität sich vielfach
des compositums bedient, wo dem klassischen latein das Sim-
plex genügt (vgl. Wölfflin, bemerkungen über das Vulgärlatein.
Philologus XXX p. 137 — 165, speciell p. 158 — 165: Zusammen-
setzungen mit con, de, ad, per, sub). Im munde des volks
nemlich, welches nicht gewohnt war, sich über die etymologie
von sprachformen rechenschaft abzulegen, war die ursprünglich
sinnliche bedeutung der präpositionen allmälig sehr verblasst,
man war sich oft des bedeutungsunterschiedes zwischen Sim-
plex und präpositionalcompositum gar nicht mehr bewusst, er-
steres antiquirte, kam ausser gebrauch und starb ab, aus der
präponderirenden Stellung des letzteren wurde bald eine domi-
nirende, ja dem usus folgte bald der abusus auf dem fusse
nach: man hatte sich nemlich durch den häufigen gebrauch
solcher comjJosita so sehr an diese gewöhnt, dass man sie nun
76 O. Weise
auch in einfachen verbis und noininibus, deren erste silbe ähn-
lichkeit mit einer präposition zeigte, zu finden glaubte. So hat
das römische volk durch volksthiimliche umdeutung eine grosse
anzahl derartiger ausdrücke geschaffen, in denen durch abtren-
nung der ersten Stammsilbe und ihrer degradirung zur präposi-
tion, oft unter entsprechender lautlicher Veränderung, der eben
charakterisirten neigung genüge geleistet wurde. Wie dieser
umformungsprocess vor sich gegangen ist, sind wir nur da zu
beobachten im stände, wo es uns vergönnt ist, die verschiedenen
Stadien der entwickelung zu prüfen und in dieser beziebung
können uns selbst sinnlose handschriftliche Wortentstellungen
gewichtige winke geben, da die abschreiber vielfach das stre-
ben des volkes theilen, das unverständliche fremdwort durch
allerhand versuche etymologisch zu fixiren. Interessant ist es
zum beispiel, wie die Schreiber der Vitruvcodices das griechi-
sche wort 'ATTixovQyeg zugestutzt haben, lediglich um ihm ein
lateinisches aussehen zu geben. Die verschiedenen lesarten lau-
ten 3, 5, 3: attigurges, adtigurges, adtigurgites , ad gurgües.
Znnächst ersehen wir nun aus diesem beispiele, dass die letz-
ten silben des griechischen nomens die veranlassung zur Umge-
staltung des ganzen wortes gegeben haben. Der umstand, dass
ein abschreiber aus -curges sich das allerdings verständlichere
gurges zurechtlegte, ist für die Umbildung der ersten silben be-
stimmend gewesen und alle übrigen angeführten Schreibweisen
bekunden nur die bestrebungcn der folgenden abschreiber, aus
dem nun in der luft schwebenden lautcomplexe atti ein latei-
nisches wort herzustellen. Die präposition ad bot sich bald,
über ti brauchte man sich keinen aufschluss zu geben, ebenso-
wenig wie in incitega'= eyyvdyxrj (verderbt mit anlehnung an
in und tego) über den Ursprung der silbe ti und doch zog so-
gar ein anderer abschreiber die letzte consequenz, das lästige,
unnütz gewordene ti zu entfernen : aus Atticurges war so ad
gurgites geworden. Aehnlich werden wir uns nun auch den
Vorgang bei der corruption der folgenden scheinbar mit den
Präpositionen ab, ad, con, e, in, ob, per, prae, pro, sub, trans,
den präfixen dis und re zusammengesetzten worten zu denken
haben x ). Der alphabetischen Ordnung folgend, haben wir uns
*) Natürlich sehen wir hierbei von den etymologischen schnurren rö-
mischer grammatiker und lexicographen um so mehr ab, als wir in ihnen
meist blos tastende, auf den äusseren schein der Verwandtschaft basirte
Volksetymologische studien. I. 77
zunächst mit der präposition ab zu beschäftigen, mit welcher
scheinbar zusammengesetzt sind: absis, averta, apoculo, Avd-
lanus. Den reigen eröffnet absis, bei dem einmal die constante
Schreibung mit bs = ip, sodann aber auch der verlust des Spi-
ritus asper (absis entlehnt afts axpig) dafür spricht, dass die
lostrennung der silbe ab vom stamme nicht erst im deutschen
erfolgt ist, wo das wort in der form ab-seüe erscheint, sondern
schon im lateinischen statt gefunden hat. Es folgt averta =
doQTrjQ (cod. Justin. 12, 51, 12. Acron. Hör. sat. 1, 6, 106),
welches sich, ausser lieh betrachtet, als compositum von a und
verto giebt, und offenbar gerade diesem anklänge die einbusse
des schliessenden q zu verdanken hat (vgl. auch Kuhn Z. XX,
340). Das wort apoculo, das der Büchelersche text des Petron
bietet (67) als verderbniss aus ccTioxvkico, herabwälzen, ist ein
beredtes zeugniss für die lebenssphäre des volks, welches dem
anklang an poeuium zu liebe den in jener zeit so seltenen wan-
del des v in u vollzog und das griechische i schwinden Hess
(vgl. unten die begrifflich verwandten transgulare und come-
satio). Was ferner Avella = Abella anbetrifft, welches von
Vaniöek Griech. Lat. Etym. Wörterb. 1877 p. 35 mit „eber-
städt u übersetzt und aus einer grundform Aperula erklärt wird,
glaube ich, dass die erweichung des b = p zu v, wie sie in
handschriften und ausgaben öfter sich findet, so bei Silius 8,
520, nicht blos in der plebejischen ausspräche des Wortes be-
gründet ist, sondern dass hier thatsächlich einmischung des
verbums aveüo angenommen werden muss. — Auch das wort
Aborigines würde hier zu nennen sein, wenn die vermuthung
Fröhners (Philologus XV, 350), es sei als entstellung aus Arbo-
rigines aufzufassen und mit „baumgeborne u zu übersetzen =
autochthonen (vgl. Bamnes und ramus, Pinarii und pinus, Peu-
cetii und 7t€vxrj) das richtige getroffen hätte, was ich allerdings
bezweifle; denn man wird wohl eher mit Mommsen I*, 437 und
Vaniöek 1. 1. p. 43 an composition aus ab und origo denken
erklärungsversuche normal gebildeter römischer Wörter zu erblicken
haben, nicht aber solcher wortformen, die durch anlehnung entstanden
sind. Wir ignoriren also den einfall Varro's oerea aus ob und crus zu
deriviren u. a., wir übergehen ebenso die kühnen ableitungen des Fe-
8tn8-Panli, der egens aus exgens p. 77, 16, heim aus eluo p. 99, 10, cotnoe-
dia aus can und ire p. 39, 6, atrium aus aterrium p. 13, 10, Omentum
aus admentum p. 12, 2, cietema aus cü terra p. 43, 12 u. a. erklärt.
78 O. Weise
dürfen. Ebenso ist die öfter versuchte derivation des Wortes
abdomen aus adipomen mit annähme von buchstabenversetzung
und erweichung des p zu h mehr als gewagt, wiewohl sich
letztere erscheinung allenfalls durch statuirung einer anähnli-
chung an das verbum abdo erkläre* liesse 1 ). — Von scheinbaren
Zusammensetzungen mit der präposition ad haben wir zu verzeich-
nen die worte acceptor = accipiter, mittellat. accidia =s äxrjdia,
accipienser = acipenser, accerso = arcesso, adeps = äleiqxx,
aditus == adytum, mittellat admiratns und admirahilis, (alluci-
nari, Appulus). Da accipiter vermuthlich mit skr. ägupaivan
zusammenzustellen ist (vgl. Benfey K. Z. IX, 78, Vaniöek 1. 1.
p. 468, der nur darin abweicht, dass er -piter aus einem ver-
lornen lat. petrum — skr. patratn, flügel ableitet), so ist ac-
ceptor, dessen sich nach Gharisius 98, 9 K. Lucilius bediente,
das sich aber auch anderweitig belegen lässt (vgl. August, serm.
43, 2 Mai) eine concession an das römische Sprachgefühl oder
an die ausspräche des volks; vielleicht ist sogar accipiter in
folge der anlehnung an accipio zu seinem doppelten c gekom-
men, weshalb wir Bopps erklärung Gloss. 39 b: ita ut acci
ortüm sit assimilatione adoptiren können, wenn wir dem worte
a&8imilation einen anderen sinn geben. — Das mittellat. accidia
(daneben acedia) 9 it. accidia ist eine durch den anklang an ac-
cidere veranlasste Umgestaltung von dxrjdia (Diez gram. d.
roman. sprachen I 8 p. 58). — Wir kommen zu dem fischna-
men acipenser, dessen etymon dem römischen volke unbekannt
sein mochte, so dass es sich die änderungen in aquipenser
(Paul. Diac. p. 22, 13, in einer glosse bei Du Cange und in
verschiedenen Codices vgl. Holder Hör. sat. II, 2, 47, Schuchardt
II, 383. III, 270) mit passender anspielung an aqua und in die
vermuthlich von accipio beeinflusste form accipenser oder acci-
pienser erlauben konnte (vgl. Brambach, hülfsbüchlein p. 22).
Indessen wissen wir durch Bezzenbergers nachweis Götting. ge-
lehrt, anzeig. 1874 p. 672, dass acus scharf und wurzel pas in
piscis und ahd. fasa, faser die elemente zur bildung des quaest.
wortes abgegeben haben, welches mithin ursprünglich scharf-
flossig bedeutet. Bei accerso liegt die sache ähnlich: hier hat
') Ueberhaupt bat es noch nicbt gelingen wollen, eine überzeu-
gende ctymologie dieses wortes zu geben ; denn auch die combination
des wortes bei Fick II 3 , 121 mit skr. ddma und griech. <fta<fifyua vermag
ich wegen zu gezwungener bedeutung nicht glücklich zu nennen.
Volksetymologische Studien. I. 79
man es für nothwendig befunden, die alte aus ar und cesso
(intensiv von cieo, wie facesso von fach oder wie Vaniöek meint
1. 1. p. 106 von cedo = cedesso) zusammengesetzte form arcesso
in accerso zu verdrehen ; schon Priscian p. 559 P. hat erkannt
und Dietrich, commentationes grammaticae duae, progr. von
Pforta 1846 p. 13 ausgesprochen, die Umgestaltung sei gesche-
hen, ut priorem verbi partem praepositionem ad esse appareret
Belege der einzelnen formen finden sich zusammengestellt bei
Kritz zu Sallust Cat. 40, 6, Ellendt zu Cic. d. or. 2, 27, 117.
Not critvol. I p. 261 sq. Wagner, orthograph. Verg. p. 417. —
Dass adeps aus dem griech. aleiqxt hervorgegangen ist, wird
von vielen gelehrten behauptet (vgl. Benfey W. L. II, 122,
Gurt Grundz. p. 266, Vaniöek KW. p. 811 mit anmerkung 4,
wo die übrige litteratur des wortes verzeichnet ist), während
allerdings Fick II, 45 an Zusammenhang mit onog und ops
denkt. Die spätlateinische, dem griech. mehr accommodirte
form alipes (App. Prob. 199, 2 K.) unterstützt die annähme der
entlehnung; der Übergang des l in d kann hervorgerufen sein
durch anlehnung an das verbum adipisci, ist aber auch sonst
nicht gerade selten, wie folgende schon der ältesten Volksspra-
che entstammende bildungen deutlich beweisen: Capitodiutn,
cadamüas, inodestia, Patidantii, dedicata u. a. (vgl. Kuhn Z.
XIU, 79 sq. Moebius K. Z. XIV, 277. Schuchardt I, 142.).
Die form ad aus, welche Bergk in Attius fr. 624 bietet (vgl.
ephem. Marb. 1850 p. 337) = adytum findet sich auch in
Vergilianischen codicibus Aen. II, 764 (vgl. Ribb. prol. p. 427).
In ihr hat sich wahrscheinlich der einfluss des verbum compo-
situm adire oder des davon abgeleiteten Substantivs adüus gel-
tend gemacht. Dass die mittellat. formen admiratus und ad-
mirabilis volksetymologische Umgestaltungen des arab. amir-td-
ina, emir auf dem wasser, seien, steht ausser zweifei (vgl. K.
Z. XXIII, 383, Andresen p. 88). Ueber die nach Brambach
hülfsb. p. 24. in Cic. ep. ad Quint fr. II, 9, 1 cod. Med. ge-
botene form attucinari für alueinari, welche für eine assimila-
tion an aüuceo, = ad-luceo, ctttmio, alluvium u. a. zu halten,
nahe liegt, s. Fröhde d. Beitr. III, 289. — Worauf die häufige
Schreibung Appulus, Apptdia (vgl. Keller-Holder Hör. carm. I,
38, 7. sat. I, 5, 77. 2, 1, 34.) beruht, deren Verwandtschaft
mit skr. apt/a und griech. lircia Curtius Grundz. p. 463 be-
hauptet, lasse ich unentschieden. —
80 0. Weise
Als scheincorapoaita von cum = con verdienen erwähnt zu
werden, coacla, comesatio, CompuUeria, conger, Consanus, cor-
rigia, coillum. Das bei Consentias p. 15 Gr. stehende coacla
= cloaca verräth wegen der engen lautlichen affinität mit coa-
gula leicht die art seiner entstehung. Sehr materiell gefärbt
ist die vulgäre Umformung des Substantivs comissatio von cotnis«
sor =s xtofta^a) in comesatio wie von comedere, so im Cod.
Amiat. Gal. 5, 21. Petr. 1, 4, 3 vgl. Schuchardt II, 61, dagegen
scheint die Schreibung commissatio bei Festus Pauli p. 41, 3,
wiewohl er das wort mit xw/u; combinirt, auf annäherung an
committo hinzudeuten, gleichwie die unterlassene geminirung des
8 in comisaH den Vel. Long, verfuhrt hat, an herleitung von
comis zu denken p. 2232, 46. — Was sodann die römische
namensform der an der campanischen gränze gelegenen Samni-
terstadt CompuUeria anlangt, so beweisen uns oskische inschrif-
ten (Leps. inscr. Umbr. et Ose. p. 117 sp.), dass der heimische
name Kupelicrnum lautete mit gleicher endung wie Alafater-
num, weshalb auch die be wohner Muratori 1040, 1 u. 2 Cu-
belterini genannt sind. Dass ferner der name des meeraals
conger = y6yyQog an congerere assimilirt ist, ist meines erach-
tens nicht unwahrscheinlich, dagegen halte ich die combination
Momm8ens I 6 205 von congius mit xozvq für sehr zweifelhaft
und auch der annähme Saalfelds progr. p. 16, dass congius
aus %oivi§ entstellt sei, trage ich bedenken beizupflichten, da
Ficks (II, 66) und Vaniöeks (p. 137) herleitung des wortes aus
gräkoital. kanka (vgl. xoyxog) einfacher und ansprechender ist»
Es folgt Consanus. Ob diese namensform des bewohners der
Hirpiner8tadt Compsa (so bei Gic. Verr. 5, 61, 158 Halm) or-
ganischer Umgestaltung ihre existenz verdankt, scheint firir frag-
lich, wenigstens bleibt die möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass der gedanke an con und sanus vorgeschwebt hat. Cor-
rigia anlangend, so ist dieses seiner offenbaren abstammung von
coHum zum trotz so regelmässig in den handschriften und von
herausgebern mit rr geschrieben worden, dass sich Georges und
andere lexicographen dadurch haben verleiten lassen, dasselbe
von corrigere abzuleiten. In den romanischen sprachen finden
wir beide Schreibarten, mit rr und mit r, vertreten: sp. pg. (cor-
rea) f prov. (correja) und fr. (courroie) 9 also die westlichen töch-
tersprachen des lateins bieten den geminirten zitterlaut, die
übrigen den einfachen. — Bei der meines wissens bisher noch
Volksetymologische Studien. 81
nicht erklärten form coillum Tert. de spect. ö = xoikov, das
innere des hauses, wo die Laren verehrt wurden, liegt entschie-
den einmischung von hilla, eingeweide •= inneres vor. Ich
wüsste nicht, was anderes zu der so seltenen erhaltung des
diphthongen oi und zur Verdoppelung des l veranlassung gege-
ben haben sollte. Die ausspräche hann nur co-illum gewesen
sein, nicht coillum, wie Georges im Wörter b. angiebt. Bestäti-
gung findet meine annähme durch eine verwandte erscheinung
in dem nomen proprium Boüla = Bovitta, welches wort bei
Non. 84 a 8 sqq. G. erklärt wird: hillas intestina veteres esse
dixerunt, unde Bohilla oppidum in Italia, quod eo bos intestina
vulnere trahens advenerit. Ob auch die bildungen compagi
neben campagi = xofißawveg von xofißog (Mommsen,. berichte
der kgl. sächs. gesellsch. der wissensch. philol. hist klasse
1851 p. 72) und conquüium = xoyxvXiov (Schuchardt II, 275.
OrelL Henz. 7226) hierher zu ziehen sind, bezweifle ich; auch
wage ich nicht zu entscheiden, ob die einmischung der präpo-
sition cum, wie sie sich im walachischen cumpqnq = campana
vollzogen hat (vgl Schuchardt III, 87), schon auf rechnung des
Vulgärlateins zu setzen ist. —
Nach con haben wir uns mit der präposition e zu beschäf-
tigen, welche sich in folgende Wörter eingeschlichen hat: Ex»
quiliae, eledarium, elogiutn, Exomatae (elucus, excetra, evatto!).
Wenn Exquüiae = Esquiliae = Aesquiliae von neueren (so
Schuchardt II, 277, Corssen II, 355; anders im anhang p.
1023 sq. unter Zustimmung von Vaniöek p. 124) mit recht von
aesculus abgeleitet wird, wie für das nahe verwandte nomen
proprium Esquilinus die analogie der hügelnamen Viminalis
und Querquetulanus wahrscheinlich macht, so beweist die deri-
vation der alten von excolere und die Schreibung mit x 9 dass
man, vermuthlich dem scheinbaren gegensatze von incola und
inquilinus zu liebe, die präposition ex eingemischt hat. Bram-
bach, der im hülfsb. p. 37 Esquilinus für die grundform hält»
ohne eine etymologie anzugeben, meint in Aesquiliae eine aus
Verwechselung von e und ae und aus der irrigen ableitung von
aesculus entsprossene form, in Exquüiae eine auf grammatischer
theorie beruhende bildung zu finden. — Die herkunft des no-
mens dectarium oder electuarium von SüXukzov dürfte wohl
ausgemacht sein. Die Römer haben also (wenn man es nicht
vorzieht, an beeinflussung durch electrum zu denken) durch ver-
Beitr&go z. künde d. ig. sprachen. V. q
82 0. Weise
Wandlung der silbe ec in e das fremdwort zum scheincomposi-
tum von lego (vgl. eligo, electum) umgeschaffen. So schwindet
auch die anomalie des im ganzen nicht häufigen Übergangs von
et, in e vor consonanten, für den wir übrigens ausser den von
Bährens, jahrb. für philol. 1875 p. 141 sq. (Teresia , Polydetits,
edyllium, catalepta!) und Schuchardt II, 89 (Erene, cerografia,
erece, Perithoum, Serius) angeführten beispielen noch beibringen
können : cyperus (Plin.) und cyperum (Varr.) = xvneiQog, pe-
neticus = izuvrpi%6g Cael. bei Cic. ad fam. 8, 1, 5 ed. Klotz,
tenesmos (Nep. Plin.) = Teiveofiog, tenesmodes (Theod. Prise.)
= *eiveofii6dr]Q, hypotenusa (Grom. vet.) = v7toTe(vovoa, hypo-
geson (Plin.) = V7t6ysioov, epidecticalis (Grom. vet.) = inidaix-
Tivtog, Mein* = Nilus = NeiXog (Paul. Diac. p. 18, 4). Dar-
über, ob elogium wirklich aus dem griech. iXeyeiov herüberge-
nommen ist, ist viel gestritten worden: gegen Mommsen, der
das wort C. I. L. I, 277 von eligere ableitet und Fick II, 277,
der es mit Xoyiov zusammenstellt, halte ich mit Curtius, be-
richte der königL sächs. gesellsch. der wissensch. 1864, p. 1—8,
Fleckeisen, jahrb. für philol. 1866, p. 3—9, Schuchardt III, 245
die entlehnung für wahrscheinlich und glaube, dass elogium
die populäre, elegium die gelehrte Übertragung des griech. Wor-
tes ist und dass ersteres dem anklänge an doquium sein o ver-
dankt. Der von Müllenhoff, über die herkunft der pontischen
Skythen und Sarmaten, berichte der berlin. academie der wis-
sensch. 1866 p. 568 mit zend. yaz, skr. yaj, opfern zusammen-
gestellte name Exomatae (Valer. Flac. VI, 146 = Ixamatae
Mela 1, 19, 17) erinnert lebhaft an exomis = igtofittg. Dage-
gen trage ich bedenken, der meinung Lobecks beizupflichten,
dueus sei aus aXvxrj entstanden, besonders wegen der Verschie-
denheit der quantität des e und ü = ä und iL Doch spricht
allerdings für Lobecks annähme, dass die bedeutung beider
worte sich ziemlich deckt (vgl. aXvg) und dass meines wissens
noch keine bessere erklärung existirt; denn die von Georges
im wörterb. gegebene von e und lux befriedigt weder formell
noch sachlich. Nicht minder bedenklich erscheinen mir zwei
andere in älteren werken häufig figurirende combinationen : die
von excetra und e^idva und die von evatto und hßdXXw. Al-
lerdings ist die möglichkeit einer corruption bei dem noch un-
erklärten ersten worte nicht ganz abzuweisen, ob man aber ne-
ben evallo, enthülsen von ex und vallus für die 2 stellen Titin.
Volksetymologische studien. 83
com. 76. Varr. sat Men. 28, 1 ein aus hßäklw verderbtes evallo
anzunehmen habe, ist doch wohl sehr fraglich.
Eine grössere zahl von beispielen bietet die präposition in :
Hier sind zu nennen zunächst die beiden worte imbilicus und
intda, ersteres als Verstümmelung von uiMlicm (vgl. App.
Prob. 198, 4 K. Brambach orthogr. p. 123), letzteres als zu-
rechtlegung aus dem griech. eliviov. Das umspringen der li-
quiden ist nicht auffällig (vgl. Schuchardt III, 338), ebensowe-
nig, dass das wort auch in unveränderter form und bedeutung,
als hdenium im latein (Plin. 21, 10, 59) erscheint; denn die
doppelte reception eines griechischen Wortes, die dann meist zu
verschiedenen Zeiten und mit verschiedener bedeutung erfolgte,
ist nicht selten : man denke an das schon oben erwähnte elogium
neben elegium, ferner an groma und gnomon = yvtofuov, citrus
und cedrus = xiÖQog y galbanum und chalbane = xaXßavr)>
caduceus und cerycium = xrjQvxelc», massa und maza » ^«£a,
liquiritia und glycyrrhiza — yXvxvfäiCa u. a. Ferner gehört
hierher Inlyricus = Tllyricus (fast. Ant Aug. 3. C. I. L. 1 p.
328), das schwerlich mit Brambach hiilfsb. p. 44 auf ein ver-
sehen des Steinmetzen zurückgeführt werden darf, deshalb weil
es ausser der von Brambach erwähnten stelle noch öfter ge-
lesen wird, so bei Cohen Med. imp. 4, 211. 76 *). Ausserdem
kommen hier noch in betracht einmal die Wörter, in denen die
griech. präposition h einfach mit in übersetzt ist und sodann
die, in denen man bei der Übernahme die präposition iv zu
finden wähnte: in die letzte kategorie gehören incüega = £y-
yvdyxr] und exintero = igevieQiZio Die litteratur des erstge-
nannten wortes, bei dessen übertritt ins latein zweifelsohne das
verbum tego einfluss auf die neubildung ausgeübt hat, fin-
det man bei Saalfeld index p. 46 anm. zusammengetragen ; das
andere, exintero, ist scheinbar ein bis compositum von tero, in
Wahrheit aber lehn wort aus it-evreQi^ü) von %a evTSQa, einge-
weide. Zwar kommt auch die regelmässige form exentero vor,
ist aber viel seltener als die handschriftlich gut beglaubigte bil-
dung exintero und selbst als die ebenfalls entstellte durchweg
in den manuscripten des Apicius auftretende form extentero.
l ) intinera = itxnera bei Schuchardt III, 59 halte ich für einen lap-
aas calami, Ignatius = Egnatim bei Schuchardt I, 59 mit anlehnung
an tgnotus muss unberücksichtigt bleiben, weil in = deutschem un hier
nicht präposition ist.
6*
84 O. Weise
Für die Vertretung der wirklichen präposition b> durch lat. in
stehen mir folgende beispiele zu geböte: incharaxo = iyxaqdoow
Apic. 6, 5 § 228, incaustum = eyxavovov, not Bern. ed. W.
Schmitz 71, 43, inerguminns = ive^yovfisvog Schuchardt III,
140, infiteusis — i^qwzevocg ibid. I, 344, impotus = IJuqpwoy
ibid. III, 254, incomma = eyxofifita Veget 1, 5 und Hieron.,
inthronizo = h>&QOvi&o vgl. Paucker meletemata lexhistorica
altera Dorpat 1875 II p. 30, Ingeniadus = *Eyyovaoi Jul.
Firm. 8, 17 vgl. Vitr. 9, 4, 5., sicherlich auch incomium, eine
salbeningredienz Veget 4, 28, 18, das mit tyxvfiov (encymos
bei Plin. 25, 5, 51 ed. Jan.) identisch sein , dürfte, gleichwie
impotus mit efiqwvov (über den wandel des v zu o vgl. Fleck-
eisen Jahrbuch. 1866, p. 9 sqq. Gorssen, Vocal. II p. 75). Sehr
zweifelhaft scheint mir die von einigen behauptete entlehnung
von inclitus, inclytus, indutus aus epdvrog, noch mehr die von
indem aus Syxvog und von intibus, intubus, intybus aus imagi-
närem ercvßog.
Mit ob kenne ich 2 beispiele: obrussa und obsonium. Be-
treffs der zwillingsform des erstgenannten Wortes, die sich mit
dem griechischen etymon genau deckt, obryzum, verweise ich
auf die unter inida gegebenen auseinandersetzungen : jene form
finden wir bei Cic, Plin. und Seneca in der bedeutung feuer-
probe des goldes, wobei der nicht unpassende anklang an rus-
sus zu beachten ist, diese viel später bei Isidor, in der vulgata,
bei Juristen und grammatikern. Daneben existirt übrigens noch
eine andere corruption, die unsere ansieht von der einmischung
der präposition ob zu bestätigen scheint, ich meine abregium =
oßqvCpv in einer glosse bei Mai Class. auet VI, 502 a; wie
dort ob, so ist hier im volksbewusstsein ab untergelaufen. —
Weit häufiger im gebrauch und allgemein als volksetymologi-
sche bildung anerkannt ist obsonium = SifMoviov nebst den ver-
bis obsonare und obsonitare, worte, welche durch die ähnlich-
keit mit ob und sonare in folge der erweichung des p zu b
(vgl. absis) schon in Plautinischer zeit ein vollkommen römi-
sches gepräge erhalten haben (vgl. Gurtius, Vortrag auf d. phi-
lologenversammlung zu Hamburg 1855 p. 3. Schuchardt III,
11. Saalfeld progr. p. 9 anm.). —
Unter per registrire ich pellex, perramus (persona). Mag
auch, wie Fleckeisen 50 artikel p. 23 nachgewiesen und Bram-
bach hülfsb. p. 52 durch den hinweis auf handschriftliche les-
Volksetymologische Studien. 85
arten bei Horaz und Quintil. erhärtet hat, paelex die einzig
richtige Schreibweise des Wortes sein, so ist doch pelex nicht
selten und pellex nicht blos handschriftlich, sondern auch in-
schriftlich bezeugt (C..I.L. 7017 = Or. 2683). Ob das grie-
chische Stammwort 7zaXXa%, wie Lottner E. Z. VII , 165 an-
nimmt, au 8 dem semitischen entlehnt ist oder nicht, ist für
unsere Untersuchung irrelevant, jedoch darf nicht übersehen
werden, dass bei dem amalgamirungsprocesse das nahe liegende
und zur bedeutung trefflich passende verbum pellicio als haupt-
factor mitgewirkt hat. Zur erklärung der in den Gromatikem
(405, 13 u. a.) und sonst öfter auftauchenden Verstümmelung
von TtvQctfUQ in perramus oder peramus wird man vielleicht be-
einflussung durch ramus und die präposition per annehmen
können. — Für die herleitung des Wortes persona aus rtQosw-
n;ov 9 welche Dietrich 1. 1. p. 8, Klotz im Wörterb. u. a. befür-
worten gegen Corssen Vocal. I, 482. II, 64 und Vanicek 1217,
welche es für eine direct aus wurzel svan tönen hervorgegangene
bildung zu halten geneigt sind, scheint einmal die quantität des
o zu sprechen ; denn das wort steht thatsächlich unter den de-
rivatis der gedachten wurzel in dieser hinsieht ganz vereinzelt
da, eine Schwierigkeit, über die uns auch die wenig sagenden
worte des Gellius 5, 7 : o littera propter vocabuli formam pro-
duetiore nicht hinweghelfen, sodann aber auch der umstand,
dass die theatermasken gleich vielen andern auf das theater
bezüglichen gegenständen aus Griechenland stammen können
und endlich, dass die griechischen lehnwörter der ältesten zeit,
wozu das schon bei Plautus in der deminutivbildung persolla
(Cure. 192) vorkommende wort zu zählen sein wird, im gegen-
satz zu denen späteren datums fast sämmtlich stark verstüm-
melt worden sind. Trotzdem wage ich nicht, mich für die ent-
lehnung zu entscheiden.
Wenn ich als Vertreter der präposition prae das von Varro
erwähnte wort praesica anführe, so bemerke ich gleichzeitig,
dass ich schwanke, ob ich jene form für eine fiction der gram-
matiker (Varr. 1. L. 5, 21, 104: brassica ut praesica, quod ex
eiuB scapo minutatim praesicatur. Fest. Paul. p. 81, 18: bras-
sica a praesecando est dieta) oder für eine lebende form der
lingua rustica halten soll. —
Für mit pro zusammengesetzt ist man geneigt zu erklären
die Wörter propina und Proserpina. Der vulgäre Ursprung des
86 0. Weise
ersteren von Isid. orr. 15, 2, 42 überlieferten und mit popina
identischen wortes steht ausser zweifei, ebenso die beabsichtigte
anlehnung an propinare; nicht so unbeanstandet darf das letz-
tere bleiben. Ohne ein neues argument zur lösung der viel
discutirten frage beizubringen, ob Proserpina römischer abkunft
oder griechisches lehnwort ist, begnüge ich mich zu constaCi-
ren, dass die meisten gelehrten, so viel ich sehe, sich für den
griech. Ursprung ausgesprochen haben (vgl. die litteratur bei
Curtius, grundz. p. 266, wozu zu fugen G. I. L. I, 57 p. 554.
0. Keller, Rhein. Museum XXX p. 128. Dietrich 1. 1. p. 8,
Vaniöek p. 585, Klotz im Wörterb.). Nur Corssen, vocal. I p.
243 sq. anm., beitrage 395 tritt entschieden für die römische
abkunft des wortes von proserpere ein und behauptet, späterhin
sei durch namensähnlichkeit vermengung der altrömischen ge-
treidegöttin mit der griech. todesgöttin IIsQGeyovr) herbeigeführt
worden. Dass nun IleQoeipovr) gerade in Proserpina umgedeu-
tet wurde, mag wohl in dem streben begründet sein, in den
namen der göttin eine mythologische beziehung hineinzudeuten.
Es ist dem worte demnach ebenso ergangen, wie dem namen
des Apollo und der Latona und verschiedener anderer götter-
gestalten : die altrömische form Aperta = 'Anilltav = y Ajt6l-
kiov und das nomen proprium Latona = Aarci = Ar\%ii> be-
zeugen, dass das römische volk sich den Apollo als eröffner
des tages (aperio), seine mutter Latona, Atjtco %vav67tB7tXog y
als den dunklen nachthimmel, der das licht in seinem schoosse
birgt, (lateo; Lateona = Latona gebildet wie Bettona, Epotia
u. a.) um es tagtäglich neu zu gebären, aufgefasst hat. Und
so haben denn die Römer vermuthlich auch hier die tiefere
bedeutung des Proserpinamythus im namen der göttin zum aus-
druck bringen wollen : nemlich, wie das dem schoosse der erde
anvertraute Samenkorn sich allmälig entwickelt und nach län-
gerer Verborgenheit in der erde die es umschliessende hülle
durchbricht und an die luft heraufdringt (proserpit) x ). —
Die nun zur besprechung kommende präposition süb ist
durch eine grössere anzahl von beispielen vertreten: Neben
der handschriftlich überlieferten lesart subaüernicum bei Plin.
33, 2, 33 für sualüernicum, über deren etymologie ich später
l ) Nach Kellers annähme, der I7€Q0t<p6vri mit öupvtig combinirt,
st das griechische wort aus gleicher grundanschauuug entsprossen.
Volksetymologische Studien. I. 87
zu sprechen gedenke, verdienen erwähnt zu werden: sublectare,
suppeüex, suggülo, suggultium, supparum, Sustinens. Das erst-
genannte wort, das sich in der form suUecetavet = sollicitavit
in einer von Le Blant I. Chr. 377 überlieferten , aus dem an-
fange des 7. Jahrhunderts n. Chr. stammenden inschrift vor-
findet» würde Döderlein, wenn es ihm bekannt geworden wäre,
in seiner annähme bestärkt haben (Syn. 1, 153 ann.) sollicitare
sei aus stMicitare entstanden. Die richtige etymologie des Wor-
tes bieten Corssen vocal. I, 225 und Vanicek p. 1024. — Wir
kommen zu suppeüex, einer form, die sich der volksmund zu-
rechtgelegt hat aus der durch die merkwürdige assimilation
des r der präposition super an das anlautende l der folgenden
silbe unverständlich gewordenen form supellex = superlex un-
ter einmischung von sub (vgl. Brambach hülfsb. p. 62.)« lie-
ber das etymon des an 3. stelle genannten Wortes sind die neue-
ren philologen ebenso sehr in Verlegenheit wie die alten gram-
matiker. 5 Schreibweisen sind uns überliefert: sugitto, suggülo,
sugilo, suggih und sigitto und ebenso viele ableitungen: von
gtda, xvXov 9 mggero, sugo und cilium; die von sugo, welche
Otts beifalls findet (Jahrbuch, für philol. 1874 p. 859 sq. vgl.
Fick, II, 284. Spracheinheit 112. 376. Vanieek p.993), hat die
meiste Wahrscheinlichkeit für sich und gerade deshalb müssen
wir die formein suggüo und sugitto für volksetymologiscne,
durch einmischung von sub entstandene bildungen ansehen, zu-
mal sich im italienischen ein analogon findet in dem übertritt
des lat. sigiüum in suggeüo (vgl. Schuchardt II, 231). Aehn-
lich verhält es sich mit suggultium für singultus, das uns in ei-
ner glosse bei Mai Class. auct. VI, 545a erhalten ist. —
Schuchardt wirft bei gelegenheit der besprechung des Wortes
supparum = olqxxQog (II, 228) die frage auf, woher die Ver-
doppelung des p rühre? Nun kann zwar die analogie von
struppus — (JTQÖyog hier geltend gemacht werden, aber immer-
hin scheint wegen der gleichzeitig erfolgten vocalveränderung
die annähme rathsam, dass hier die präposition sub im spiele
ist. Mit Tuchhändler, de vocabulis graecis in linguam latinam
translatis. Berlin 1876 p. 26 an eine vox hibrida zu denken
aus sub und qxxQog, halte ich für verfehlt, weil so die bedeu-
tung toppsegel keine rechte erklärung findet, und Ficks (I, 31)
herleitung von upara, die Vaniöek E. W. d. lat spr. I, 24
adoptirt hat, aber fremdwörter p. 79 aufgiebt, ist zu gewagt.
88 0. Weiße
Noch anders erklärt das wort Pauli K. Z. XVIII, 5, der darin
eine aus sub + wurzel spa = pa, spinnen gebildete und aus
dem oskischen übernommene form vermuthet (vgl. Varr. 1. L.
5, 30. 37). Doch scheint die derivation von oiqxxQog die mei-
sten gelehrten für sich zu haben (vgl. Schuchardt II, 228.
Hehn, kulturpfl. p. 154. Saalfeld index p. 77, progr. p. 25 u. a.). -
Den schluss bildet Sustinens, die offenbar vulgäre entstellung
des namens Smod-ir^g^ welche man in der Lachmannschen aus-
gäbe des das neue testament enthaltenden codex Fuldensis Gor.
I, 1, 1 liest. —
Als scheincompositum von trän» nenne ich transgulare =
strangulare, welches der Bernenser Eusebius 193 bietet und
schon Andresen p. 19 als beleg für volksetymologische bildun-
gen im latein vorführt. Die wohlfeile anspielung auf gula lässt
keinen zweifei daran aufkommen, dass die verdrehnng auf volsks-
witz beruht.
Es erübrigt noch, einige fälle zu betrachten, in denen
durch umdeutung die präfixe di = dis und re geschaffen wor-
den sind. Die mit dis sind späterer, die mit re früherer ab-
kunft, jene vulgär, diese in die klassische latinität übergegan-
gen. Zunächst ist zu nennen die kühne reproduction des griech.
öid/nsTQog durch dhnetiens bei Plin. 2, 23, 86. Da dimetiri
einfach ausmessen bedeutet, so geht dem worte mit der wie-
dergäbe des 6id durch di die einzig passende bedeutung ver-
loren. Auch der gedanke an das griech. zahlwort dig ist ab-
zuweisen wegen der ausserordentlich seltenen Verwendung des-
selben in vocibus hibridis. Meines Wissens existirt hierfür nur
ein beleg: diloris von dig und lorum, doppelreimig = doppelt
gestreift bei Vopisc. Aur. 46, 6 (dinutnmium ist gebildet aus
dig und vav/ifiog); ja die Römer waren sogar darauf bedacht,
dig in griech. lehnwörtern überall durch bis zu ersetzen vgl.
bimeter, biprorus, biurtcs, bmjllabus, bigamus, bicomis, bicamera-
tus, bilychnis, bisweilen auch durch du = duo: dusomum =
dlotofiov, duploma = ölnXco/ua. — Die möglichkeit des Über-
gangs von did in di finden wir durch directarius bestätigt.
Denn die bedeutung dieses wortes „der einbrecher in fremde
Wohnungen" (qui directarii appellantur h. e. hi, qui in aliena
coenacula se dirigunt furandi animo, plus quam fures puniendi
sunt) und das späte vorkommen desselben (Ulp. dig. 47, 11, 7;
18, 1) lassen uns nicht in zweifei, dass wir eine corruption aus
Volksetymologische Studien. I. 89
dia und Qrjywui vor uns haben. Ein noch eigentümlicheres
product des schöpferischen volksgeistes ist displicina = disciplina,
handschriftliche lesart in cod. Darmstat von August, de dial.
13, 1 und im cod. Sarac. Plaut, hist. 1, 1, 18. Diese form
gemahnt uns mit ihrem anklänge an displicere lebhaft an bös-
willige Schulbuben, denen die disciplin nicht schmeckt und die
ihrem kummer in scherzhaften wortverdrehungen luft machen
ä la grand' mere == grammaire Andresen p. 24 u. a.
Den reigen schliessen, um das mittelat. von Schuchardt II,
213 angeführte retundus = rotundxis zu übergehen, das schon
oben erwähnte von einigen als lat. Originalwort (vgl. Gorssen
I, 151. Vanicek 723) aufgefasste remulcum (vgl. Qvfiovlxeiv);
ferner resina und recinium. Von remulcum werden wir weiter
unten ausfuhrlich zu sprechen haben. Resina, dessen sich schon
Plautus (Merc. 139) bedient, muss trotz der durch Juvenal 8,
114 erwiesenen länge des l als volksetymologische mit anleh-
nung an residere, sich zu boden setzen entstandene bildung
betrachtet werden, weil sich nur so der sonst auffallige wandel
des t zu s und der Wegfall der aspiration des anlautenden g
erklärt. Recinium endlich = ricinium (wie von re und canere)
ist gut beglaubigte lesart bei Cic. legg. 2, 23, 59 und 35, 64.
wo Halm es in den text aufgenommen hat und steht ausserdem
bei Festus p. 274 b 42 und 277 al (vgl. Paul. Diac. p. 275, 12:
recinium omne vestimentum quadratum, unde reciniati mimi).
Wir sind weit davon entfernt zu glauben, dass diese sprach-
erscheinung eine specifisch römische sei ; vielmehr lässt sich der
gleiche Vorgang auch in anderen sprachen nachweisen und so-
wohl im griech., als auch in den germanischen und romanischen
sprachen durch eine grössere zahl von beispielen belegen. Aus
dem griech. gehören hierher zunächst die verba diaiTaio, dia-
xoviu) und dpicpigßiftiw. Dass das erstgenannte nicht mit ahta
zusammenhängt, ist ebenso wahrscheinlich, wie es klar ist, dass
die Griechen es damit in Zusammenhang gebracht haben ; denn
durch die constante augmentirung des wortes hinter der ersten
silbe wird die annähme volkstümlicher ableitung desselben von
did + curla vollkommen bestätigt *). Ob freilich das wirkliche
Stammwort, diaita, zu *6idw = Cdio, leben von wurzel gi, zend.
*) Vgl* jedoch Bczzenb erger o. IV. 324.
90 0. Weise
ß zu stellen sein wird (vgl. Grassmann K. Z. IX, 27, Curtius,
grundz. p. 483, Vaniiek p. 226; Bugge K. Z. XIX, 422 = dia-
tia, zend.jydüi, leben) oder von einer andern wurzel entspros-
sen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Nicht viel anders steht
es mit diaxovicjy bei dem zwar nach Veitch, Greek verbs irre-
gulär and defective „the Attics preferred the initial auginent*,
das aber doch in der spätem zeit häufig statt der vorsetzung
des t den infolge der augmentation eintretenden wandet des a
zu tj erleidet, wie wenn es von did + dnovita herkäme. Fac-
tisch ist das wort aber denominativ von didnovog, welches letz-
tere wohl zu diaxrcjQj öuokoj zu stellen (vgl. Buttmann, lexiL
I, 219. Curtius, grundz. p. 647) und vermuthlich auf eine Wur-
zel di — dyä mit determinativ k zurückzuführen sein wird. —
Was äfiupigßrjriw anlangt, so beweist das nicht selten selbst in den
besten handschriften attischer Schriftsteller vorkommende tyugo-
€gßrjrr]aa y dass man das wort der in prosa üblichen präposi-
tion djtKpl zu liebe in ä/acpl + aßrjrea) zerlegte, während doch
das Substantiv dficplg -|- ßaoig, d[«plg + ßaaia = dfupigßqTTjoig
die richtige ableitung von d/uylg und ßtjriw, wurzel ßa gehn,
ganz evident erkennen lässt (vgl. Fick II, 95. Curtius, grundz.
610. Vanißek 183). Ausser den 3 besprochenen wüsste ich nur
noch ein griechisches verbum zu nennen, in dem ein ähnlicher
Vorgang zu statuiren ist 1 ); das inschriftlich belegte h.o<nqa-
Ttsveiv (igai&Qarteveiv C. I. Gr. I, 2691. 2919), denominativum
von i^arQdTCtjg (Phot. bibl. p. 120 a 24), welches nebst dem
Hesychianischen Caz^d/n/g aus dem persischen herübergenom-
men ist = kshatrapdvan, reichsverweser oder verkürzt kshatrapa
(vgl. Pott, Wurzelwörterbuch I, 228). Die ansieht Lobecks
(Element. I, 144) und Curtius 1 (grundz. p. 713), dass e blos
euphonischer Vorschlag sei, ist mir wegen der isolirtheit dieser
erscheinung vor f nicht recht einleuchtend ; vielmehr suche ich
in igpi&Qct7t£veiv die auf volksetymologischem wege geschaffne
präposition ht, wiewohl ich einräume, dass die lautlichen Schwie-
rigkeiten den anstoss zu der Umbildung gegeben haben kön-
nen. — Von nominibus müssen hier verzeichnet werden: owi-
öqiov, 7tctQddetoog 9 hvaqrjg, ovyxt'g und vielleicht auch fihallov.
Wenn avvidqtov zur bezeichnung des höchsten nationalen tri-
*) Denn von den etymologischen grillen der alten, änaiato von ano
und ndrof zu deriviren u. a. kann man fuglich absehen.
Volksetymologische Studien. I. 91
bunals der Juden verwendet wird, so entspricht es dem hebräi-
schen, im Talmud ziemlich häufig vorkommenden •p^ttaD, s& n -
hedrin und ist wahrscheinlich daraus zurecht gelegt worden
(vgl. auch Andresen p. 17). — Assimilation an die präposition
naqa liegt in naqddaiaog vor, wenn anders das wort, wie E.
Meier in Pauli's realencyclopaedie s. v. ausfuhrt, aus dem chal-
däischen stammt, wo es OY^c, pardes heisst und ursprünglich
fläche, ebene (vgl. chald. ü^bel, paldes, ausdehnen), dann feld
und endlich garten, blumengarten bedeutet. — Das skythische
von Herodot 4, G7 mit ävÖQoywog, von Hippocrates de aere 22
mit avavdqir)s übersetzte wort haq^g ist offenbar aus d + nar,
mann, mensch zusammengesetzt, aber an iv-ccQrjg von ivaQw
angelehnt; in gleicher weise scheint die form ovy%Lg = om%ig
(vgl. Jacobs anthol. Palat p. 198) von ovy%i<a beeinflusst wor-
den zu sein. Mirakkov endlich soll nach einigen orientalischen
Ursprungs sein und würde dann durch umdeutung sein griech.
aussehen erhalten haben; doch ist jene annähme sehr zweifel-
haft (vgl. Kvicala ber. d. phil.-hist. klasse der wiener akad.
1870 p. 89, A. Müller in dieser Zeitschrift I. 203, Fick das.
8. 335, Büchsenschütz zs. f. gymnasialw. 1875 p. 248).
Wir kommen zu den eigennamen: Aus dem ägyptischen
stammt die von Herod. II, 38. 153. III, 27. 28 überlieferte be-
nennung des heiligen Apisstiers "Enatpog = ägypt. Hapi (wie
mit htl zusammengesetzt); aus dem hebräischen die städtena-
men L4q>aiQ^a (Septuag. IMaccab. 11, 34 = ö^n,' Haph&-
raim, wie von dito und cuq&ü)) utxA^Evöwqov bei Joseph, antiq.
6, 14, 2 =s ^Yi 'p*, En dör. — Wenn griech. autoren wie
Xenophon, Josephus und die Septuaginta die hauptstadt der
Meder 'Exßdzava nennen, so haben sie den aus der inschrift-
lich bezeugten form Hangmatäna (hebr. Kn&rjfit, Esra 6, 2 =
conventus, ort der Versammlung) verstümmelten namen Idyßd-
tcckx, den Aeschylus, Herodot und Ktesias bieten, abermals mit
anlehnung an ex und ßaivio geändert. Anklang an das gleiche
verbum verräth die form Jiaßdg des sonst Delas oder Dialas
genannten flusses (vgl. IdÖLaßrpnfj). — Nicht minder gehört hier-
her das nomen proprium IdöidTOftog, wie von d -}- did -f- Tifivw
bei Athen. 6, 249 b = Adiatannus, Caes. b. g. 3, 22, name ei-
nes celtischen königs, dessen etymon im kymr. addiad, deside-
rium erhalten zu sein scheint, desgleichen die gebirgsnamen
naQaxod&Qctg und naQandfitioog; denn der einheimische name
92 0. Weise
des ersteren lautet Purukathra = sehr glänzend, der des letz-
teren wahrscheinlich Paropanishadha. Auch 'Evdvniwv kann,
wenn es Fick K. Z. XIX, 80 mit recht zu skr. indu, lat. idus
stellt, durch annäherung an ev&v/uelo&ai erklärt werden. —
Die etymologisch noch nicht genügend aufgeklärten namen
TlaQai%anrivrj und TlaQvddQrjg übergehe ich, desgleichen die for-
men IIa(HmiwT<u =r IlQamwTai (vgl. Ptolem. VII, 1, 65) und
ndQctiaog = IlQaiaog (Herodian bei Steph. Byz. p. 527).
Dagegen müssen an dieser stelle noch mehrere im latein.
zu gunsten der griech. präpositionen dia und naqd entstellte
griech. Wörter genannt werden : diagrydion, diagredion und dia-
gridium sind die bei Cael. AureL und Veget auftretenden for-
men des namens daxQvdiov; diametrtim (Cod. Theod. 13, 5, 38
und 13, 9, 5) ist, vermuthlich im munde der Oströmer, aus
detrimentum corrumpirt; dass es mit dcdfueroog > rj, durchmes-
sen Werkzeug, das zugemessene, von haus aus nichts zu schaf-
fen hat, lehrt sein genus und seine bedeutung („abgang, Ver-
lust"). Paracuntia dagegen ist der volksthümlich entstellte
plebejische ausdruck für BeQ&tw&ia, der auch in der wenig
veränderten form Paracentia öfter auf Beneventinischen in-
schriften vorkommt (I. R. N. 1398. 1400. 1401.)- Ob das an
xorcr und xv^tfirj = cumba oder cumbere vgl. incumba, sub-
cumbus erinnernde und z. b. noch in der neuesten aufläge von
Meyers conversationslexicon aus griech. quelle abgeleitete wort
catacumba mit Diez Et. W. I, 117 u. a. für eine (vielleicht un-
ter einfluss der genannten griech. Wörter vollzogene) Zusammen-
setzung aus ital. catar, schauen und cornba = concava zu hal-
ten sein wird, dünkt mir zweifelhaft zu sein, da das quaest.
wort schon Orell. 4575 und bei späteren kirchenschriftstellern
gelesen wird ; dagegen ist das ital. catafalco trotz seines griech.
aussehens aus catar, sehen und falco = palko, balke hervor-
gegangen (Andresen p. 120). — Mit catafalco haben wir den
boden der romanischen sprachen betreten, die uns noch fol-
gende beispiele bieten: ital. Travertino wie von tra und ver-
tere = Trivortinus (Schuchardt I, 37) und dimestico = dorne-
stiem; wie mit dis zusammengesetzt (ibid. III, 243) ; franz. tour
sans venin = Sant Verena oder Saint Vfain (vgl. M. Müller,
Vorlesungen II, 401), fr. exstase = eestase l ) und de par le roi
*) andere falle der einmischang von ex in den roman. sprachen bei
Schuchardt II. 352, Diez Et W. b. v. spasimo.
Volksetymologische Studien. L 93
= de part le rot u. a. (Andresen p. 23). — Reichlicher fliessen
die quellen in den germanischen sprachen; an englischen ana-
logien verzeichnet Andresen bysac = fr. besäe, bissac, tmpostu-
mate =» fr. apostumer vgl. aTroon^ua, outdacious = audacious
(p. 26. 27. 31); aus dem goth. Sprachschatz gehört hierher
andbahts, diener, das höchst wahrscheinlich celtischen Ursprungs
ist und anlehnung an die zahlreichen goth. composita mit and
erfahren hat (K. Z. XXIII, 379); aus dem mhd. das N. Pr.
Anschouwe = Anjou mit deutlich erkennbarer assimilation an
anschouwen; aus dem nhd. die dem lat. entstammenden appel-
lativa abzucfU = aquae ductus und abseite = absis, und die
eigennamen (mährisches) Gesenke = slav. jesenik (vgl. öech. jes
esche) eschengebirge, Hinterbach = Hintinbuch aus kinde und
buche (Andresen p.69), Ab-streiter, bewohner von Abts-rod (ibid.
p. $0). Den grössten theil aber der nhd. bildungen stellt die
spräche des volks und die dialecte: hierher sind zu zählen die
zahlreichen corruptionen in den satirischen Schriften der letz-
ten Jahrhunderte: porticus in Vorzeichen und fürzog (Andresen
p. 35), bischof in beischaf (p. 42), fundament in unten am end
(p. 39), Jesuiter in Jesuwider (p. 39): dahin gehört das Reu-
tersche von Pharao = fanfare (p. 47) und das vör-ette .— fo-
relle und ver-weh = verbene des altenburger landmanns, des-
gleichen die volkstümlichen ausdrücke und redensarten: An-
wies = avis (Dunger 1. 1. p. 508), rollauf = rouleau (ibid.),
anschustern = ajuster (ibid. p. 514) beisamen = bisam (Andre-
sen p. 50); er ist ein AnUamer für einen zudringlichen, er ist
aus Anhalt für einen geizigen menschen (ibid. p. 44) und an-
dere bei Andresen verzeichnete Wörter (vgl. abdecker, andorn,
widertod, mitfasten, verplex, vermost, entspekter, entfahmt, ansee-
städte, ausländisch moos, umgewandter Napoleon).
P. S. Die zahl der oben verzeichneten griech. Wörter ver-
mehrt sich noch ansehnlich, wenn man die scheinbar mit dem
präfix d (privativum) gebildeten nomina den präpositionalcom-
positis anreiht. Dann figuriren hier zunächst die IdfiaCpveg,
deren name muthmasslich mit zend. ama, stark zusammenhängt
(wovon nach Müllenhoff , herkunft und spräche der pont Sky-
then etc. p. 561 auch der name der Sarmatischen königin
lifidyrj), aber von Griechen und Römern mit (ia£6g in Verbin-
dung gebracht worden ist (vgl. Plaut. Cure. 445: Unoraaramia),
ferner die von Strabo überlieferte namensform der afrikanischen
7f
94 A. Bezzenberger
Stadt Hadrumetum IddQvtirjg, wie von a + ÖQvttog (K. Z. XXIII,
378) und der aus dem römischen übernommene personenname
lAovXXiog = Asellius, wie von a -f- avXov (K. Z. XXIII, 377).
Ebenso müssen hier genannt werden die hebräisch-phönicischen
städtenamen ö^Ynj (Adoraim), nVinJ» (Ashdod), iterj (Hazör),
ynß* (Ekrön), bas-JH (Jisreel), deren griech. benennungen
"Aöwqcl, "Atjtavos, "AowQog, UxaQwv, Utfitpi, obwohl unregel-
mässig gebildet, doch so durchsichtig sind, dass sie keines com-
mentars weiter bedürfen. Von appellativen verzeichne ich
adativog, wie von d+dattdto, wahrscheinlich iranischen Ursprungs
und im neupers. ham-dam, unanimis erhalten (K. Z. XXIII, 48.
Vantäek, fremdwörter p. 1), und äfci qov • valog (Hesych.), eine
volksthümliche gräcisirung des lateinischen tntrum; desgleichen
die lat. amandola = dfivyddlrj (wie von d + wandere) und
ajuga (wie von d+jugum, ohne obermaul vgl. Jahrb. für phil.
1877. 2. abtheil. p. 642) == abiga von obigere.
Eisenberg. 0. Weise.
Das griechische superlativsuffix -xaxo- und die letti-
schen gradationsformen auf -äks.
Die entstehung des in der Überschrift bezeichneten griech.
suffixes hat As coli vor einiger zeit zum gegenstände einer Un-
tersuchung gemacht (Rivista di filologia ed istruzione classica
IV. 565), die von Merzdorf in das deutsche übersetzt ist (Cur-
tius' stud. IX. 399) und nicht nur bei ihm Zustimmung gefun-
den hat (Breal Revue crit. 1876, IL 227, J. Schmidt Jen.
lit.-ztg. 1877. art. 691, s. 4 des s.-a.). Ich halte die resultate
der erwähnten Untersuchung Ascolis aus gründen, welche un-
ten entgegentreten werden, für unrichtig und untersuche die
herkunft des griech. -tccro- deshalb von neuem.
Das a von -toto- ist nicht aus „nasalis sonans" entstan-
den, sondern „schwä". Den beweis für diese behauptung bie-
ten einige formen, in welchen -tccto- seinen ersten vocal ein-
gebüsst hat und als -eriro- erscheint, nämlich htaarog *) und
*) FtxdrsQog, ^xaarog verhalten sich begrifflich zu einem positiv
stxa- , jeder", wie z. b. skr. ekatara „einer von zweien", ekatama „einer
von vielen" zu eka „einer". Diese jrsxa- entspricht genau dem altpers.
vafiy „viel, sehr" (ursprünglich „beliebig"?); vgl. ptya = skr. mäht (an.
Das griechische superlativsuffix -totto- u. s. w. 95
btarooTog, xihootog, /ivQioatog *), welche sich zu den zu erwar-
tenden formen *€xaTaiog 9 *buxr6Tarog (bez. *lxa%wvaTog) u. 8. w.
verhalten wie fiäxsdvog, aivöq6g y xeßXt], xlyxXog zu firjxeöavog,
oivaQog, xeyalrj, xiyxaXog (Fick o. III. 160 ff.), sowie die Wahr-
nehmung, dass nur ein aus „schwä" entstandenes a im griechi-
schen schwinden kann.
Die griech. bildungen auf -ttno- = -aro- stehen nicht
isoliert. Im sanskrit entsprechen ihnen, wie bereits Benfey K.
skr.-gr. 8s. 245, 329 (vgl. Ueber d. ig. endungen des genet. sg.
s. 54) gelehrt hat, die bildungen auf 4üha- : bahutithd „viel-
fach, viel" (bahutäham „sehr, in hohem grade"), ganatühd „eine
schaar — , eine Versammlung bildend", pügatithä „eine schaar
bildend", sanighatithd „in schaaren — , in menge vorhanden"
(Pän. 5. 2. 52); auf keltischem sprachboden schliesst sich brit.
trited, -id (Zeuss* s. 322), welches nach Fick Wbch.» IL 112
dem griech. TQiTcczog genau entspricht, an sie an. Diesen ent-
sprechungen *) gemäss darf man annehmen, dass die griech.
bildungen auf -toto- (-oro-) fortsetzer grundsprachlicher bil-
dungen sind, deren ausgang als -?to- (= skr. -titha-, gr. -raro-,
brit. -ted-) zu denken ist und die sich in einigen indogerman.
sprachen in verschiedenem umfang, am zahlreichsten aber im
griechischen erhielten, in welchem die formation mit -raro- im
laufe der zeit eine so grosse ausdehnung gewann, dass schliess-
lich formen wie %X&t%iaxaxog y xvdiorctTog, kayviararog (Lo-
beck Paral. gramm. gr. I. 41), fivyiozaxog (Gesnola Cyprus
8. 422) gebildet werden konnten.
Fragt man nun, wie die erschlossenen grundsprachlichen
nijok). Weiterhin gehören zu ssxa- apers. vi$a „all", lit. vlsas „all,
ganz , jeder 41 n. 8. w., deren t als „schwa" aufzufassen ist.
*) Vielleicht ist ihnen auch elxoürog (aus # «ixotf«rros?) anzureihen. —
IJocnog und onoaxog habe ich im texte nicht aufgeführt, weil noaro- =
skr. katithd, lat. quötu-s (Fick K. zs. 21. 9) fortsetzer eines grundsprach-
lichen qofto- ist, das auf qof „wie viele" =» skr. kdti, lat. quot beruht.
*) Wer sie für zufallig hält, wird nicht umhin können, zuzugeben,
dass in diesem falle wenigstens die entwicklung der bildungen auf -raro-
und -tüha- eine gleiche gewesen sei, und damit würde auch er zu dem
resultat kommen, dass -raro- das superlativsuffix -ro- zweimal enthalte.
Gegen die annähme, dass jene entsprechungen zufallig seien und nicht
in directera historischem Zusammenhang stehen , scheint mir übrigens
brit. trited zu sprechen, das, wenn ich nicht irre, für eine keltische neu-
bildung nicht erklärt werden kann.
96 A. Bezzenberger
bildungen auf -Cto- zu stände kamen, so lassen es tqitoq und
bahulha- (nur in dem adverb. bahüthd „auf vielfache weise",
P&n. 5. 3. 23), in denen sich die grundformen von tqItozoq =
trited und bahutühä erhalten haben, und ferner das th des skr.
-titha- mir durchaus nicht zweifelhaft erscheinen, dass jenes in
der weise geschah, dass superlativische bildungen auf 4o- durch
eben dieses suffix erweitert wurden. Ist diess richtig, so war
Schleicher durchaus nicht im unrecht, wenn er — im ge-
gensatze zu Bopp Vgl. gr. s II. 23, der -xaxo- aus -xolqko- oder
-Taqoxö- erklärte — -rcnro- als eine Verdopplung des superla-
tivsuffixes 4a- betrachtete (Gompend. 8 8. 472 f.) — eine ansieht,
welcher sich neuerdings auch G-. Curtius Grdz. 5 8. 642 anm.
annimmt, und welche durch ahd. merdro (G-raff IL 839), lat.
piuriores ==» franz. plusieurs (Wölfflin Lat. u. roman. compa-
rat 8. 46 f.) und den avest. locativ fratarötare yt 22. 14 als
morphologisch zulässig erwiesen wird.
Im anschluss an das gesagte gehe ich nun kurz auf die
frage ein, was das indogerm. Superlativsuffix -to- (so! nicht
-tho- wegen z. b. got. ahtuda) eigentlich sei 1 ). Dass in ihm
die wurzel ta „dehnen" stecke, kann ich nicht zugeben, weil
nachweislich die bedeutungen, welche comparativische und su-
perlativische bildungen zu zeigen pflegen, unursprünglich sind
und weil diese bildungen von haus aus nur aussagen, dass et-
was, mit dem durch den je entsprechenden positiv vertretenen
begriff ähnlich sei, zu ihm irgendwie in beziehung stehe, ihn
darstelle u. s. w. (vgl. u. a. dyqoreQog „ländlich", dfjfidvefog
„bürger, gemein", iaQ%€(fog „zum frühling gehörig", fhjlvteQog
„weiblich", lat. mdtertera „tante", skr. mäsatatnd „monatlich",
marüttama „ganz den marut gleichend" u. s. w.). Hält man
diess fest, so ist die annähme kaum abzuweisen, dass das ig.
Superlativsuffix 4o~ und das ig. partieipsuffix 4o- ursprünglich
identisch und dass die mit jenem gebildeten formen eigentlich
x ) Dass dasselbe im Griechischen nicht abgestorben war, wie As coli
meint, dass es hier vielmehr ein lebendiges und lebenskräftiges dement
war, lehren ju toter og, viarog vstarog, ioxarog, nQwrog, pvxterog, nvparog,
vnarog, ifllTaxog (vgl. 4>dr«x<fw, 4>llJtg), ßiXxaiog (vgl. ßelxtfar), (fxtdrra-
rog (vgl. <Pavriag, <Parrw). Dass es auch im Skr. und Keltischen fort-
lebte, beweisen skr. katipayatha (von katipayd), tdvatüha und ydvatithd
(von tdvaf, ythaf; vgl. P&n. 5. 2. 51, 53) und ir. sechtmad, ochtmad,
nömad.
Das griechische superlativsufßx -toto- u. s. w. 97
participia denominativer verba seien. Ist diess aber richtig, so
sind auch die comparative auf -Jans- participiale formen, die
mit jenen Superlativen systematisch zu vereinigen sind. Ich
führe das nicht weiter aus, indem ich auf die formale ähnlich-
keit von z. b. *tdvishtyaihs *tävi$hyarii$ „stärker" und Havishitd
(ftiaarog nachgebildet, accentuiert nach katipayathd u. s. w.)
„stärkst 4 * mit tavüihiyäte, tavishydte „wie ein tavishä (starker)
sein", *tavishitd (park dieses verbs) verweise.
Fasst man das Superlativsuffix -to- als ursprünglich partici-
piales Suffix auf, so findet die entstehung des behandelten in-
dogerman. -Cto- ein interessantes analogon in den slavischen
sprachen. Hier werden in Übereinstimmung mit mehreren der
verwanten sprachen von vorausgesetzten denominativen verben
auf -arti participien auf -a-tü gebildet, welche, insofern jene
von Substantiven stammen, „versehen mit — " oder auch „ähn-
lich dem — " bedeuten, insofern ihnen adjectiva zu gründe lie-
gen, eine modification, meist deminution des betreffenden ad-
jectivischen begriffs ausdrücken (Miklo sich Vgl. gram. II. 182);
z. b. asiov. örünovlasatü „nigros capillos habens", rogatü „cor-
nutus" (== lit. ragü'tas), bradatü „barbatus" (= lit. barzdü'tas,
lat. barbatus) , russ. Mjudovatyj „lanci similis", iech. nahaty
„halb nackt", poln. wilczaty „wolfsähnlich, grau", Jcroticowaty
„etwas kurz" u. s. w. Von solchen adjectiven nun sind durch
das suffix -tu neue abgeleitet, indem vor dem letzteren der
Stammauslaut des je zu gründe liegenden adjectivs eingebüsst
und das demselben vorangehende t alsdann in s verwandelt
wurde (vgl gr. -aro- neben -taro- o. s. 94); aus der grossen
zahl der hierher gehörigen adjectiva nenne ich nslov. nosast
„nasutus" neben nosat das., zünast „musculosus" neben zünat
*
„nervosus", poln. g^nasty „grossmäulig" neben g$iaty das.,
gloviasty „capitatus" neben gloviaty das. , graniasty „eckig" ne-
ben graniaty das., wruss. vuchlastyj „langohrig" neben vuch-
totyj „geöhrt" (vgl. Miklosich a. a. o. s. 185 ff.). Von den
beiden letzt angeführten Wörtern nimmt das erste beinahe die
Stellung eines superlatives des zweiten ein.
Für die entstehung comparativischer und superlativischer
bedeutungen aus den bedeutungen „—ähnlich", „ — darstellend"
u. s. w , welche ich oben im allgemeinen behauptete, lassen sich
vielfache nachweise geben. Einen solchen enthält das folgende.
DgltrXffo x. kund« d. ig. ■praehen. V. 7
98 A. Bezzenberger
Den comparativ und den Superlativ der verwanten spra-
chen vertreten im Lettischen gleichmässig die 8. g. gradations-
formen auf -äks (fem. -dka) l ); in superlativischer bedeutung
werden dieselben vorwiegend in der definiten form gebraucht
— also z. b. gudrs „klug", gudrdks „klüger" (gudrdkdis „der
klügere" — ) gudrdkäis „der klügste" — , was nach der analo-
gie von z. b. franz. le moindre, le pire u. s. w. zu beurteilen ist.
Mit den lettischen gradationsformen auf -äks sind aner-
kanntermassen (Bielenstein Lett. spr. II. 60) zunächst die li-
tauischen adjectivischen bildungen auf -öka-8, wie didökas, ge-
rökas, ilgökas, jüdökas, ma&6kas } prastökas, raudonökas, saldo*
kos, süpnökas, sunkiökas *) zu combinieren; sie unterscheiden
sich von jenen lettischen bildungen dadurch, dass sie nicht wie
diese ein „mehr" oder „meist", sondern ein „ziemlich" oder
„ähnlich" bedeuten: didökas heisst „ziemlich gross", gerökas
„ziemlich gut", ilgökas „ziemlich lang" „länglich" u. s. w. Von
ihnen sind nicht zu trennen die pronominalia und numeralia,
welche im litauischen auf -ok(ia)-s } im slavischen auf -akü en-
digen, deren lituslavische grundformen aber zweifellos den aus-
gang -äko~s hatten: lit. töks „talis" = aslov. takü; lit. köks
„qualis" = asl. kahü; lit jöks „irgendeiner" (vgl nei jöks
„keinerlei art") = asl. jakü; sziöks „solcher" = asl. sjakü;
anöks , jener art" =? asl. *onakü (onako); visökias „allerlei"
asl. tnsakü; lit. venökias „einfach, einerlei art" = asl. inaku
„diversus"; lit dvejökias „zweierlei, doppelt, zwiefach" = asl.
dvojakü „duplex"; lit trejökias „dreifach" s ) = asl. trojaku
l ) Dass comparativ und Superlativ hier in einer form ihren ausdruck
finden, ist im gründe genommen weniger auffallend, als dass sie z. b.
im Lateinischen durch verschiedene formen ausgedrückt werden. Der
ausgebildete comparativ bedeutet „der — von zweien", der ausgebildete
Superlativ „der — von mehreren"; comparativ und Superlativ stehen also
in dem Verhältnisse des dual und plural — wenn diese beiden formen
zusammenfallen, weshalb sollen dann comparativ und Superlativ nicht
dasselbe Schicksal erleiden?
*) Neben denselben bestanden nach den angaben älterer grammati-
ken bildungen auf -ökus; dieselben sind von u-adjectiven abgeleitet (vf.
zgls. s. 109) und lehren durch ihre form , dass sie aus diesen durch in-
fixale erweiterung entstanden, weiter, dass gerökas, süpnökas u. s. w.
nicht ein suffix -6ka-, sondern ein infix -öä- enthalten. Vgl. w. u.
*) Zu belegen aus Szyrwids punktay sakimu p. 162: treioki raupay
buwo. — Lit. treczökas „ein dreigroschenstuck , die drittstange am wa-
Das griechische euperlativeuffix -totto- u. s. w. 99
„triplex" u. 8. w. Diese bildungen finden ihre seitenstücke in
skr. asmtika „unser" = av. ahmdka-, skr. yushmd'lca- „euer"
= av. yäshmdka-, av. humayöka- und mashydka-, die sich zu
skr. asrna = av. ahtna-, skr. yushma = av. yüshma-, av. Au-
m#yo- und nta&hya- ebenso verhalten, wie z. b. lit. tdks = asl.
tafeü zu lit. Jos = asl. tu, lit. vinökias = asl. tna&u zu lit.
ribtas = asl. wo.
Neben dem zuletzt angeführten worte (inü) steht nicht nur
inakü, sondern auch inokü „monachus, unus, solus". Jenes
verhält sich zu diesem, wie got. ainoho Luk. 8, 42 zu ainaha
das. 7. 12, 9. 38 f? ainah- = inok-), und wie skr. asmd'ka-,
yushmä'ka- zu den folgenden Wörtern: wrfwa&a- (rv. 1. 31. 11,
34. 6) und fntfmoM« (rv. 10. 159. 1 u. ö.) „mein" (von memo-) ;
tdvakd- (?v. 1. 94. 11) „dein" *) (von tava-); takd- (rv. 1. 133.
4, 191. 5; von to-); saht- (rv. 1. 191. 11; von««-); yakd- (rv.
8. 21. 18; von yo-); anyakä- (rv. 8. 21. 18, 40. 11 u. ö.; von
anyd-); asakaü *) und asuka (vs. 23. 22, 23, Pänini ed. BöhtL
II. 330 ; von asau) ; ayakam. (von aydm) , imaka- (von wta-),
amt*£o- (von amu-; P&n. 7. 1. 11, vgl. B.-R. I. 813); svaka-
(von *pa-) 9 ); pr&kr. aha(k)am, ahake (Lassen inst. 1. pracr.
p. 399), tumdka (ib. p. 328) und ihayaip, das Bühl er o. IV.
121 vermutungsweise durch „iha + infiz afc and nasalization
of the last syllable" erklärt.
Wie diese Verhältnisse (von inokü zu inokü, von asmäka-
zu mdtnaka- u. s. w.) aufzufassen sind, bedarf eingehender Un-
tersuchung; das aber steht auch ohne eine solche fest, dass
inaku und inokü, asmdka- und m&maka-, skr. takd- und asl.
takü u. s. w. eng zusammenhangen, und dass speciell die k dieser
wörter identisch sind — dass an die lett. gradationsformen auf
gen", das dem asl. Iretijakü „trimus" genau entspricht, halte ich für
polD. lehnwort (trzeciak).
*) Ueber die stellang dieser wörter zu asmd'ka- , yuthmd'ka- hat
kürzlich Benfey Gott nachr. 1879 s. 123 ff. gehandelt.
a ) Asakaü ist aus asau ganz deutlich durch infigierung von ak
entstanden, wie lit. sunkoktis aus sunküs durch infigierung von ok.
*) Takd- und die ihm folgenden Wörter sind als deminutiva aufzu-
fassen, haben aber ihre deminutive bedeutung zum teil verloren. Svaka-
z. b. erscheint ganz gleichbedeutend mit sva-, vgl. Ramäy. 3. 55. 2 prati
pede svakam rüpam rdvano rdkshasddhipah / / sadyah saumyam parityaj-
ya bhikshurüpam nifdearak / svam rdpam kdlardpdbham bhtje vaifrd-
vandntyah //
100 A. Bezzenberger
-dks also auch inokü, got. ainaha, skr. mdmaka- und die o. an
dieses angereihten Wörter anzuschliessen sind. Von den letzte-
ren aber sind nun wieder nicht zu trennen Wörter wie skr. dü-
rakd- „fern" (dürd-), dvakd- „paarweise verbunden" (dva-),
trikd- „zu dreien verbunden" (tri-), vtrdkä- „männlein" (Lud-
wig; von vird-) u. s. w. , und dadurch kommen wir zu dem
schluss, dass mit den in rede stehenden lettischen bildungen
alle die auf -fca- endigenden secundären bildungen der arischen
sprachen, ferner die zahlreichen griechischen nomina auf -xo-,
-a%o-, -um-, -vxo-, -axio- und die lateinischen auf Aco- } iueo-
u. s. w., über die man Budenz Das suffix xdg, L. Meyer Vgl.
gram. 11.483, 493, Schwabe De deminut graec. etlat. p.48ff.
vergleichen wolle, sowie die german. auf -ha-, -ga- (J. Grimm
Gram. II. 275 ff, 298, 300, L. Meyer Or. u. occ. II. 79, 292)
auf das engste verwant sind.
Die lettischen coinparative und Superlative auf -äks sind
also in den verwanten sprachen durch secundäre bildungen ver-
treten, welche zum kleineren teil die bedeutungen der ihnen zu
gründe liegenden Wörter haben und zum grösseren teil aussa-
gen, dass etwas zu denselben in beziehung stehe, ihnen ange-
höre, ihnen ähnlich oder kleiner als sie sei; welches die ur-
sprünglichste bedeutung dieser bildungen war, lässt sich nicht
ganz bestimmt behaupten, aber man wird doch wol kaum fehl
gehen, wenn man „dem — ähnlich" dafür erklärt. Daraus ent-
wickelten sich ungezwungen die begriffe „ziemlich — ", „nicht
ganz — ", „etwas mehr — "u. s.w., und es kann also gar nicht
auffallen, dass lett. mafdks „kleiner" bedeutet, das ihm ent-
sprechende lit. mazöks aber „ziemlich klein", dass lit. tök$ die
bedeutung „dem ähnlich" zeigt, ved. takd- aber deminutivum
von ta~ „der" ist.
Zum schluss des gesagten verweise ich noch auf die neu-
griech. „augmentativa" (Legrand Gram, grecque mod. p. 29,
Mull ach Gramm, d. griech. vulgarspr. s. 171), wie 7t6dctQog
„hässlicher, grosser fuss", fivraQog fivtaqa „hässliche, grosse
nase", naldaqog naidaQa „grosses kind", ywaixaQa „eine frau
von stattlicher figur", axvXctQog „grosser hund" *), und ihr ver-
hältniss zu griech. dtTixrjQog „attisch", dvdQayiov „männlein",
yuvaixdQiov „weiblein" u. 8. w.; ferner auf das verhältniss der
*) Die beiden letzten beispiele verdanke ich einer mitteikmg des
herrn N. Dossius.
Das griechische »uperlativsuffix -tctto- u. s. w. 101
mit / gebildeten deminutiva zu lat. tdli-s, quäli-8, gr. trjfo-(7to-<;),
*n?k-(xo-g) (Seh er er Zgds. 1 370) und den slav. Z-participien.
Manches von dem o. gesagten erhält hierdurch bestätigung.
Adalbert Bezzenberger.
Skr. car-, cira-m, gr. t€Ae&(o, ndlai.
Gr. 7ziXu>, niXofiai nebst lat. edlere , in-cola, in-quilinu-8
sind bereits öfter dem aind. car- (III. sg. edra-ti) an die seite
gestellt (Benfey KZ. 8, 90 ff. , Fröhde beitr. z. lat. etymol.
[Liegnitz 1865] 8. XIII f., Gurtius gr. et. 9 s. 429, Ascoli
fonol. s. 87, Fick wtb. 9 I. 43). Der anlaut des griechischen
wortes ist auffallend; wie dem aind. ca „und" gr. te entspricht,
so erwartet man dem aind. cara- gegenüber ein gr. *t£le-.
Diese basis tsle- scheint mir in der tat vorzuliegen in dem
verbum reU-Sio (vvf; tjdrj reXi&ei „schon ist es nacht" H 282.
293; reXe&ovaiv I 441, d 85 = neXorrcu; teU&oneg q 486
= 7te\6nevot,) , vgl. ox&-&<o neben t%o). Ob das n in niXofiai
aus einem dialekte stammt, der auch vor folgendem e und i
das urspr. q in n wandeln konnte (vgl. aeol. ftiftne, 7t io-
ovqgq Ahrens I. 40, Hinrichs de homer. elocutionis vestigiis
aeol. 8. 47 f.; kypr. Srti = ote, iteioei = reißet Deecke-
Siegismund in Gurt. stud. VII 252. 256, Joh. Schmidt
Jen. lit-ztg. 1875 art. 588), oder ob Übertragung anzunehmen
ist von formen wie e-7tXe(v), n6Xo-q y rvoXevio, 7t(oXiofiat 9 die
regelrecht den labial aufweisen: das mag dahin gestellt bleiben.
Neben nilofiat und teXe&w „versari" steht tiXog, tsXiio, %e-
Xevrrj, zrjXs und aeol. nyXvi = tt]X6o€ x ) (Ahr. I. 41), wie ne-
ben car- „sich bewegen", edra-na- „der gang" u. 8. w. ved. ca-
ra-md- „der letzte, äusserste"; mit ved. cird-m ntr. „lange"
vergleicht sich gr. naXai „lange", ttaXaio-g „alt". Lat. pro-eul
„fern" ist bereits von Christ gr. lautl. 113 herangezogen. —
') Darf rilos nicht von ri/Ad<re und nrjXvi getrennt werden, so ist
die Zusammenstellung mit sskr tar- „durchdringen, ü'bersetzen" (Cur-
tius n. 238, Fick II. 101) aufzugeben. — Die etymol. verwantschaft von
nrjlvi und rrjloöe bestreitet Curtius (gr. et. 8 s. 446) mit unzureichenden
gründen. Lit tob „weit, fern' 1 , auf welches C. sich beruft, hat mit rrjle
nichts zu tun, sondern gehört zum pronominalstamme ta- t nom. tos, wie
k6l, „wie lange, wie weit" zu käs und ik-stol „bis hierher" zu szts.
Die Verbindung toi — hol „so lange bis" erinnert an das Verhältnis von
rfflixos : 71 Tjltxos, Ullis : quälis, asl. toliku : kolikü u. s.w.
102 Leo Meyer
Eine besondere, mit der bis jetzt besprochenen vielleicht nahe
verwante gruppe bilden gr. xoltovo-g, lat. ex-ceLsus, colUsxx.s.w.
Zu den bei Gurtius n. 68 und Fick wtb. II. 57 f. 534 f. auf-
geführten analoga aus den verwanten sprachen (z. b. lit. kü-ti
„heben", kilna-s „hoch, erhaben", kdlna-s m. „höhe, berg" u.s.w.)
gehören wol noch asl. ödo n. [= lett. keeüs, Mikl. asl.lautl. s 246]
„frons" (russ. celö, poln. czolo etc.), öelmnü „praecipuus, prin-
ceps" (vgl. lit. pra-kilnu-8 „erhaben, angesehen, vornehm"), <&•
Uniku m. „praefectus". H. Collüz.
Kvxdvvo „erreichen 4 * und die zugehörigen formen
bei Homer.
Bei Homer begegnen:
xixdvw Odyssee 13, 228; 15, 260;
xixayofiai llias 19, 289;
%i%ävu llias 17, 478 = 672 = 22, 436; 19, 165; 22, 303;
Odyssee 8, 329;
xiXaverai llias 11, 441;
imperativ xtxdvets llias 23, 407;
particip xixävöfievot Odyssee 9, 266;
die imperfectformen hixäve llias 5, 334; hcixäv Odyssee
17, 212; hixävev llias 17, 189 und ausserdem noch hixöpov
(erste Person) Odyssee 10, 60; xixävev llias 2, 18; 3, 383; 15,
257; 23, 524 und xixärov (dritte pluralperson) llias 10, 150,
die sämmtlich auch das augment zulassen würden;
die aoristformen &uxw Odyssee 3, 169 und %i%sv llias 24,
160; nixov (dritte pluralperson) llias 18, 153; conjunctiv x/#/-
aiv Odyssee 12, 122 und particip xi%gjv Odyssee 15, 157;
futur- und aoristformen mit dem Zischlaut: mxrjoofxac llias
2, 258; 10, 370; Odyssee 14, 139; Tuxyasai Odyssee 4, 546;
7, 53; ncxfoercu Uias 18, 268; x^oöfied-a llias 10, 126; xi%ij-
oea&ai llias 6, 341; 21, 605; Odyssee 9, 477; xixyoaro llias
4, 385; 6, 498; 10, 494; 21, 263; 22, 226; Odyssee 6, 51:
19, 400;
ausserdem: nixrjS (zweite singularperson) Odyssee 24, 284;
xlxrjfitev (erste pluralperson) Odyssee 16, 379; xixrJTfjv (dritte
dualperson) llias 10, 376; xixeico (conjunctiv) llias 1, 26; 3,
291; 6, 228; 11, 367 = 20, 454; 18, 114; xc X slo/uey (conjunc-
tiv) llias 21, 128- nixelt] (optativ) llias 2, 185; 9, 416; Odys-
see 17, 476; yuxrtfievai (infinitiv) llias 15, 274; xixrjvat (infini-
tiv) Odyssee 16, 357; xi^s/g (particip) llias 16, 342 und xe#?-
fisvov (particip) llias 5, 187 und 11, 451.
Keine zugehörige form begegnet bei Homer mit einem prä-
fix oder etwa auch in ableitungen und nominalen zusammen-
Ki%dvu) und die zugehör. formen bei Homer. 103
Setzungen mit ausnähme des einzigen a-xixqto- „unerreichbar"
(Ilias 17, 75).
Das richtige verhältniss aller angeführten formen zu ein-
ander und ihre gemeinsame grundform oder wurzel zu bestim-
men, scheint eine noch ungelöste aufgäbe zu sein.
Von besonderer Wichtigkeit ist ohne zweifei die erwägung
der formen der zuletzt zusammen gestellten gruppe. Ahrens
in seiner homerischen forraenlehre i§. 99) will sie offenbar dem
unter einer wurzelform iu% angesetzten zweiten passivaorist «u-
Xrjv unterordnen. Dagegen ist aber zu bemerken, dass die frag-
lichen formen mit allen übrigen oben zusammengetragenen we-
sentlich dieselbe und durchaus keine deutlich unterscheidbare
passive bedeutung erkennen lassen, und ausserdem, dass das
participielle xipjuevov mit seiner medialen endung und dann
auch das participielle ä-yuxr/vog neben jenem angenommenen
'passivaoristischen Ixlxijv völlig unverständlich bleiben würden.
Oder sollen diese letzten beiden formen möglicher weise einem
abgeleiteten verb *x*xaw, *x«x«o/iat oder *xi%«i>, *xvxiofiai zu-
gewiesen werden und dann vielleicht eine besondere gruppe mit
den oben erwähnten futurformen und dem neben ihnen genann-
ten aoristischen xixrjoctro bilden?
Da eine wurzelform yu% mit der bedeutung des erreichens
durch nichts und namentlich auch nicht aus den verwandten
sprachen erwiesen ist, so drängt sich eine ganz andere anschau-
ung auf: es handelt sich bei xixdvw und allem, was sich ihm
anschliesst, um reduplicirte und zwar ursprünglich präsentisch
reduplicirte formen, wie sie grade in jener letzten gruppe noch
am deutlichsten heraustreten. Als wurzelform ergiebt sich ein
%ä und zwar, wie es scheint, mit durchaus gedehntem vocal,
ohne jenen Wechsel von dehnung und kürze , wie ihn zum bei-
spiel tavqfii neben Xara^iev und xidyiu neben %Ld-B^iav zeigen.
Daher xlxynw »wir erreichten" (Odyssee 16, 379) und xixrjTt]v
„sie beide erreichten" (Ilias 10, 376) wie ydxrjg „du erreichtest"
(Odyssee 24, 284). Statt des conjuncti vischen xtge/co wird xt-
Xr}(a herzustellen sein und statt lux^iofuv (nur Ilias 21, 128)
ein Mx^o^ievy denen sich möglicher weise noch ein altes xi%fl u
(statt ydxriotv? Odyssee 12, 122) zur seite stellt.
Die entsprechende altindische wurzel liegt vor in hd mit
dem reduplicirenden, zugleich medialen, präsens giMtai (für
*g{ghUai } *gfghätai von ursprünglichem *ghd) 9 dessen erste be-
deutung vielleicht die des raschen bewegens war. Böhtlingk
und Roth übersetzen „aufspringen, wegspringen vor, weichen"
und weiter „losspringen auf 1 ', „sich hinbewegen zu", und das
particip gihäna- „den anlauf nehmend" und „fliegend" (von
einem pfeile). Mit dem prätix ann- bedeutet hd „nacheilen,
erhaschen, einfangen", mit abhi- bedeutete „erwischen", und
auch die Verbindung mit ati- „über" mag noch besonders er-
wähnt werden, die zum beispiel in bezug auf einen fluss in der
104 Leo Meyer Ki%avio und die zagehör. formen bei Homer«
Verbindung giripkhardt girigikharam atihäja „von einem berg-
gipfel auf einen andern stürzend" gebraucht ist.
Dass in xvxävw und xtxävo^ai das reduplicirte präsentische
iu%ä- noch durch den präsentischen nasal erweitert wurde, scheint
ebenso wenig auffällig, als dass zum beispiel /u^Kifaxw und
yiyvuioxü) ausser ihrer präsentischen reduplication noch das
präsentische <xx annahmen: über den ursprünglichen werth al-
ler verschiedenen so genannten präsensbildungen sind wir noch
viel zu wenig unterrichtet, um hier schon bestimmter entschei-
den zu können. Vielleicht galt in Tuyj&voi und xixdvo/uai das
xigä- auch schon als fester gewordene neue verbalgrundform,
wie aus einer solchen dann auch xizyaopai und xixqGaro sich
weiter bilden konnten. Bei dem kurzen aorist &tixev wirkte
dann wohl nur analogiebildung, indem man das xix von xtxavia
ebenso als blosse wurzel auffasste, wie mit besserem rechte zum
beispiel das ix von lxdva>. Möglicher weise beruhen auch die
für das spätere griechisch unbestreitbaren formen eines aorists
ixixey für die homerische spräche nur auf missverständniss.
An der stelle des conjunctivischen %Lxwtv (Odyssee 12, 122)
muthmassten wir schon oben eine andere form; für Smvgv
(Odyssee 3, 169) und x/%w (Ilias 24, 160) sind vielleicht m^
und %qp7 zu setzen, für das pluralische xlxov (Ilias 18, 153)
vielleicht xixev. Dann würde nur noch das participielle %i%wv
(Odyssee 15, 157) übrig bleiben, das nicht einmal auf guter
Überlieferung beruht.
Dorpat, den 9. Januar 1878 [28, december 1877],
Leo Meyer*
m
Skr. düxvä.
Wie skr. pürnä- dem lit. pllna- (Saussure Mem. p. 262),
so entspricht skr. dü'rvd „hirsengras" dem lit. dirvä „acker,
Saatfeld". Vgl. oXvqol „speit": skr. urvdrä „saatland".
Ich benutze diese gelegenheit, um zu bemerken, dass die
resnltate meines o. III. 133 ff. erschienenen aufsatzes — der
durch Leskiens schülerhafte erklärung von llgas Arch. f. slav.
phil. 1IL 720 nicht berührt wird — etwas modificiert werden
müssen, wenn die von Fick o. III. 157 entwickelten ansichten
richtig sind, und um den dort besprochenen tatsachen einige
weitere analoga an die seite zu stellen:
an. stroäinn- sordinn, part. prat. von serda (Fick Wbch 8 . III. 319);
gr. ovccq aus *ovaQ (ovsiqoq aus *ov€Oqoq) } vgl. lat. umbra aus *onsrd ;
av. *kharedha aus *krda;
av. thanvana, thanvara (?) aus Hnvana, Hnvara, vgl. skr. tdvara
(Fick Wbch.» 1.329).
A. Bezzenberger.
105
Die inschriftlichen denkmäler des äolischen di
Innerhalb der einen grossen classe griechischer dialecte,
welche im gegensatze zu dem ionisch-attischen zweige durch
erhaltung des alten idg. ä-lautes charakterisiert ist, heben sich
bekanntlich zwei gruppen durch b sondere eigentümlichkeiten
gegen einander ab: einmal die mundarten der Griechen, die
nördlich des Isthmos wohnen, und das dorische; sodann die
spräche der Aeoler, Nordthessaler, Arkadier und Kyprier. In-
dem ich wegen begründung der hier angenommenen Scheidung,
die von A. Eirchhoff, dem „pfadfinder auf diesem gebiete",
herrührt, auf die lehrreiche anzeige des Gau ersehen Delectus
von Wilamowitz verweise (Zs. f . Gymnasialw. 1877, s. 636 ff.),
erlaube ich mir heute im anschluss an Fick's bearbeitung der
quellen des nordthessalischen dialects (Beitr. V, 1 ff.) das ma-
terial zu redigieren und zusammen zu stellen, aus welchem
wir die kenntnis der in der geschichte der griechichen dichtung
so bedeutsam hervortretenden äolischen mundart gewinnen müs-
sen. Sollte meine Sammlung für einigermassen vollständig be-
funden werden, so verdanke ich dies zu einem grossen teile der
gütigen Zuvorkommenheit meines verehrten lehrers, des heim
geheimerat Sauppe.
Von dem * dialecte nun, dessen gebiet hauptsächlich Les-
bos war und von dessen eigentümlicher betonungsweise bis auf
den heutigen tag sich spuren erhalten haben sollen (Earinos
MovoAov mal Bißlio&yxr] rrjg Evayyefo*rjg Sxolfjg II, 137),
gewinnen wir künde nur aus den inschriften in prosa. Denn
die werke der beiden lesbischen lyriker Alkaios und Sappho
sind, abgesehen davon, dass wir nur trümmer von ihnen haben,
entstellt aus den bänden der grammatiker auf uns gelangt, da-
zu noch in verwahrloster Überlieferung. Theokrit's äolisierende
idyllen sind nachahmungen auf grund gelehrter Studien. End-
lich die epigramme der Balbilla, der hofdame der gemahlin
kaiser Hadrians, sind zwar durch keine abschreibersünden ent-
stellt, allein, wer fehler macht, wie avdqaavroQ, Kaußvocug,
xayw y kann jedesfalls erst dann in betracht kommen, wenn die
Zeugnisse der wirlich gesprochenen spräche, d. h? die inschrift-
lichen Urkunden in prosa, angehört sind.
Bdftrlg« i. koad« d. Ig. fpraohoa. V. 3
106 F. Bechtel
Solcher Urkunden besitzen wir ziemlich viel; sie sind der
hauptsache nach veröffentlicht im C.I.G. IL No. 2165 ff.; ferner
von Conze, Reise auf der Insel Lesbos (Hannover 1865), und
Kaibel (Cyriaci Anconitani inscriptionum Lesbiacarum sylloge
inedita, Ephem. Epigr. II, 1 sqq.). Sie umfassen, so weit dem
alter nach bestimmbar, die zeit von der 1. hälfte des 4. Jahr-
hunderts v. Chr. bis zur regierung des kaisers Septimius Seve-
rus. Scheint schon dieses altersverhältnis ungünstig, so wer-
den die erwartungen auf grammatische ausbeute noch weiter
herunter gestimmt durch die tatsache, dass wir aus einer epo-
che, in der die attische spräche noch nicht auf die übrigen
dialecte einfluss zu gewinnen begann, nur eine einzige inschrift
besitzen, und dass von den übrigen weitaus die mehrzahl römi-
scher zeit entstammt. Und damit noch nicht genug, dass wir
keine alte inschrift haben: auch die jungen, die auf uns ge-
kommen, sprechen zu einem grossen teil keine natürliche, son-
dern eine gekünstelte spräche, sind nicht mehr ausdruck des
volksmundes, sondern einer affectata antiquitas. Hält man z. b.
die aus Mytilene stammende, zu Erythrae gefundene und von
Kenner publicierte inschrift aus der mitte des 2. vorchrist-
lichen Jahrhunderts zusammen mit der andern Mytilenäischen
auf Aulus Glodius Perennianus (GIG 2189) aus der kaiserzeit,
so wird man sofort erkennen: die spräche der letzteren kann
nicht fortsetzung der spräche der ersteren sein, mag an dieser
der Ionische Steinmetz noch so stark gesündigt haben. Ist das
durchgängige OTQavayog, oltzq in jener der Umgangssprache ent-
nommen , so kann nach zwei Jahrhunderten nicht wieder otqo-
rayog, drei mode gewesen sein. Oder man nehme die mit je-
ner erst genannten gleichaltrige inschrift von Tenedos und
vergleiche sie mit der grossen von Kyme auf L. Yaccius Labeo
aus den jähren 2 — 14 n. Chr. : mag man die örtliche Verschie-
denheit auch noch so sehr in betracht ziehen, immerhin wird
man nicht behaupten wollen, dass die stufe, auf welcher der
dialect hier steht, die fortsetzung sein könne von der, auf wel-
cher er uns dort entgegentritt. Liegt uns dort ein zeugnis vor
für den verfall des dialects, welches sich trefflich einreiht in
die geschichte des Verfalls der griechischen mundarten über-
haupt, so dürfen wir in dem denkmale hier nur das zeugnis
für die künstliche Wiederbelebung des dialectes erkennen. Als
marksteine diabetischer entwickelung können also die meisten
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 107
dieser späten Urkunden nicht gelten ; für die geschichte des dia-
lects haben sie nicht mehr wert, als die poetischen machwerke
der Balbilla.
Die zeichen, die ich angewendet, sind meist selbstverständ-
lich. Was angenommener oder erweisbarer massen auf dem
stein gestanden hat, aber nicht mehr zu lesen ist, habe ich in
der abschrift in [ ] geschlossen; das aber, was auf dem steine
selbst zu tilgen ist, ebenda mit runder parenthese umgeben.
Schreib- oder lesefehler sind durch runde parenthese in der
Umschrift kenntlich gemacht
Die äol. psilosis habe ich überall durchgeführt, selbst bei
den jüngsten denkmälern; nur wo vor dem vocalisch anlauten-
den worte eine aspirata auf dem steine steht, muste natürlich
der asper geschrieben werden. Der accent ist durchweg dem
äol. accentgesetze gemäss behandelt.
I. Lesbos.
A. Inschriften aus Mytilene.
1. laaxrertrag iwlschea lytileae mmi Phftkaia. — Der stein
ist am hause des 4t]/aijtQioQ KaQa7tavayiojTrjg in der Stadt Mi-
tilini eingemauert. Die inschrift zuerst herausgegeben von
Gonze, Reise auf der Insel Lesbos (Hannover 1865), taf. VI,
1; sodann von Newton, Transactions of the Royal Society of
Literature of the United Kingdom VIII, 549 ff., und zwar
nach „an impression in paper taken by me in 1852". Ohne
rücksicht auf die letztere publication haben über die inschrift
gehandelt Blase, Hermes XIII, 582 ff., und Dittenberger,
a. a. o. 399 f.
1 s [otti] 2 [dsxeai)7Cokia[a\uqxyv[€Qai] 3
yQa(piaiauia%av\p%akXav\. .. 4 ....%moixv[Q\ioveo%ws[pvdv*eQ
vor] 5 [taro]xQvaiow7toöiKOve[iufi€vaiafi4po] 6 [x€Q]aiai%aiG7to
XuooidiY.[a<JTaiode] 7 [efÄ^evaitwifiSvsftftvTilTjvailneQvav]
8 [ti]TcuooQxaicnaioaiOTaiaeiÄ/i[vTiX\ 9 [r)\vat,nX&ao%wvcunia
mveftq>wKaid[vf] 10 cu<jaQ%ai07zai<jaiGTaioejA<pwxcu7iX[e] 11 a
OT(ovGiiiia8w[v]Tavdsöixav£iAfiev<xi 12 &rtSL'*AtovictVTooGl;eX&r)i£VB
£fir]we 13 aiaid£xex<xray[v(o]d'ijtT<)XQvOLOV7i€Q 14 vavvdaQeove
[q]o[v] d-eltov&avcntüitani 15 toO&waidexeanvq>vF]iiÄ[r)]&eX(üvati
ßQ[o] 16 rr]VTit4aTw[o]dixaaTr}QiovovTi,x(>ij<* 17 vcvrta&rjvrpia
x$£{n\evm<xde7tolioavai 18 Tioaxata^a/Äioa[£o]T(0€XaxovfivtiXt]
8*
108 F. Bechtel
19 vaoi7tQöo&£xo7tTT]V(XQxei7tQOTavi<jo 20 nedaxola)vove[/d(p](axai
deonedaaQio[r] 21 ccqxov.
Umschrift: ot%i 2 de xe ai nolig d/Ltq>6teQcu 3yßcr-
<pmot eig %av otaXXav 4 xmoi xvqiov eorto. tbv de xeQ-
vav- 5 %a %b %qvoiov vnodixov e/n/nevai äfiq>o- 6 t€qcuol Talg
noXleooi. dixdoraig de 7 e(i(ievai rm jtiev ifi MvriXyvai xeQ-
vav- 8 tl raig aQxccig naloaig zalg ifi MvriX- 9 yvai nXiag
t(üv aifilaewVy i(x 0wxai de z- 10 alg aq%aig naioaig %alg
ifi Qkixai nXi- 11 ag twv aifttoeiov. rav di dixav e/Ltpevai
12 inei xe wviavTog igiXfhji b> I£ [ATjwe- 13 o(o)r ai di xe
xarayvddrji %b xQvoiov x£q- 14 vor vdaqioteQOv $eXwv, d-ava-
tcm £«/u- 15 tood-u), ai di xe dnvqyvyrji ftrj &ihav dfißgo- 16
Trp> 9 Tt/idTio xb diKaOTTjQtov oxzi XQV a * 17 vt(p)v nd&rpr tj
xaz&epevai, a de nokig ävat- 18 xiog xal dtp/Aiog Motto, eXa-
Xov Mvrilij- 19 vaoi nqoa&e xonvqv. aQxec nqo%avig 6 20
nedä KoXwvov, ifi 0dxai de 6 neda ItäqioT- 21 aiftov.
Der vorliegende vertrag ist nach Newton (cf. s. 550 u.
555 f.) nicht später als Ol. 96 (c. 390) abgeschlossen. Die in-
schrift ist OToixtjddv geschrieben, jede zeile (bis auf z. 17, wo
die beiden letzten buchstaben ai für einen einzigen zählen) ent-
hält 30 buchstaben. Für die lesung ist Newton's abklatsch
zu gründe zu legen, da der stein zu derzeit, wo ihn Newton
sah, offenbar noch besser erhalten war als einige jähre später,
wo ihn Gonze abschrieb. Nur z.4 hat Gonze richtiger twhji
(Newton: rwtor), und z. 15 bietet er A.Y01F.I, wo N. nur
APY0.~HI gibt. Aber namentlich z. 19 uud 20 sind bei C.
so trümmerhaft, dass ihre lesung Blass nicht glückte, woge-
gen N. ganz deutlich die worte bietet 1 ), die Dittenberger
nach Gonze's publication hergestellt hat.
Z. 4.5. Newton: %[6/ä fiev xotpav \\ ta], Blass: %\pv de
xiqvav || ta\. Die lesung von Blass ist vorzuziehen 1) weil
die tätigkeit des münzmeisters z. 13.14 ausdrücklich ein xiqvav
genannt wird; 2) weil die buchstabenzahl auch in z. 7.8 die
ergänzung von xiqvav || %i gestattet, während xoipav\\ %i einen
buchstaben zu wenig hätte, und gegen Newton's lesung vno-
dixm die unwahrscheinlichkeit des von ihm hergestellten Zu-
sammenhangs spricht: „der münzmeister soll beiden städten ver-
antwortlich sein ; richter aber desjenigen, der in M. verantwort-
*) Teilweise schon citiert von CCurtius, Hermes 711,412 note 3.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 109
lieh ist, sollen sein ....". Ich bemerke dies auch gegen Clemm,
Rhein. Mus. XXXIII, 608.
Z. 12.13. N. /urjvvsai; B. fAr/w^o] || tri , so doss z. 12
ebenfalls 31 buchstaben hätte. Vielleicht liegt aber nur ein
versehen des Steinmetzen vor, dem auch z. 17 avxv zur last
fällt
Z. 13. N. nata[xgl]&rjt gegen seinen eigenen abklatsch;
B. xavc^yvto]&7]i.
Z. 14. N. vdaQeaxeQOv ; B. xb aQeoxeQOv, letzteres zu ver-
werfen. — N. a7tv(p[av]rji ; B. ä[it]wpvy[ij]i f dies trotz Clemm 8
Widerspruch richtig; denn wie Gl. behaupten kann, der Newton'-
sche papierabklatsch biete keine spur eines r (er hat deut-
lich ein ", was niemals ein N gibt), verstehe ich nicht.
2. VelksbescMiss 4er lytilenaeer betreff» der ftestititle» der
Verbaute!. Zusammengesetzt aue zwei stücken: das erste bei
Conze, taf. VIII, 2 (jetzt in der schule zu Mitilini); das zweite
bei Boeckh, GIG. 2166 („Mitylenis in vestibulo monasterii D.
Therapontis prope parietinas veteris templi"). Die Zusammen-
setzung ist von Blass (Hermes XIII, 384 ff.). — Aus typogra-
phischen gründen gebe ich hier nur die Umschrift des inschrift-
lichen textes und lasse diesen selbst am- Schlüsse dieser abhand-
lung folgen.
Umschrift: 1 üi ßaaiXtjeg nQogrl&ea&ov xm xa-
xektjXv&ov- 2 xi dg xe%vav xeyva^ievw x& h %ai rtoXi 7tQoad , €
eovxog. ai de xe xig 3 xwv K'axeXrjXv&ovxiov ftij ifipevt] iv xaig
öiaXvauaai xavxaioi, 4 jiiJ ^ia&w naQ tag nöXiog xxrj-
fjtonog /uijtfeyog, fit]de ax- 5 eixexto inl fifjdev xwfi TtaQexwQt]-
aav avrioi oi h xäc n6Xi rtQoad-e 6 iovxeg 9 dXXa oxeixovxov
irtl xavxa xa xxrjfxaxa oi 7taQx it) QV aavt€ ' ^ $ 7tQoxeQOv xtSv
iv xai 7t6Xi itQOG&e iovxwv, xal oi oxQoxayoi ein 8
vxov liti xbv iv xai rtoXi TXQoad-s eovxa xa xxrjftaxa 9 xavxa
dg x&ivatihto *d> xareXr]Xv&ovxog , xal oi ßaotXrjeg ttqöqxi
10 9eo&ov xwi iv xäc noXi ftQOod-a eovxt dg xi%vav xe%a(xivu)
%ü xa- 11 xelrjXv&ovxog, pr]d' al xi xtg dlxav yQacprjxcu 7t€Qi
xovxwv, (ifj eloä- 12 yovxov oi nsqldQOiioi xal oi ötxdoxo-
jcoi jtnjdi aXXa aQ%a fxrjöeta 13 de xoig oxqo-
xayotg xal xoig ßaoiXtjag xal xolg ite- 14 QiÖQOfioig xal
xolg dixam6izoig xal xalg aXXatg erzeug, <"' x£ 15
xdiog iv xm xffag>iofiaxt xal xaxayqevxov 16
tcbqI de x&v yeyqafi^iv%v wgxe firjd- 17 ev öidqtoqov ettj
110 F. Bechtel
xoig xaxeXrjXvd'Ovxeaai nqbg xoig h xai itoXi tv- 18 Qoa&e
lovxag, dXXd elev ig xd izdv diaXeXvftsvoi ndvxsg 7tQÖg dXX-
19 dXotg, olxqoawv di xdfi noXiv dxQioxiog xai ifif.dvoiev iv
xai d- 20 vaysyQafifiivai diaXXdyai xai xai diaXiai xai iv
xovxwi xwi xpa- 21 cpio/ttarL SjioXoyrjftivai, eXeo&at xdv dafiov
avdqag €ixoai> dexa 22 fiiv ix xiov xaxeX&ovtwv dixa di ix
%tav iv xai noXi ftQoa&e iovxtav, 23 ovxoi di ig dvvaftiv q>v-
Xdaaovxov xai i7tiptiXBa9 , av dg ftrjdev eo- 24 aexai didcpOQOv
xoig xaxeX&ovxeooi xai roig iv xai noXi itQoa$- 25 € h6v-
xeooi. nqd^oioi di xai ttbqI xwv djLtqpigßaxrjuevcjv xxrjfudxajv
iiq- 26 dg roig xaxiX&ovxag xai itQog roig iv tat noXi (nqo-
a&e) eovxag, xai rtQog&y- 27 oovxai dg fidXiaxa fiiv diaXv-
&rjOOvxai' ai öi fiq, eaaovxai dg dix- 28 aaxai. xrjvoi d° iv
ra1g diaXvaieaoi xaig 6 ßaaiXevg inexQivvsx- 29 o xai iv xai
diaXXdyai iftfiievioioi ndvxeg xai olxrjooiot td/ti no- 30 Xtv
dxQioxtog xai oftiovöewsg nQog dXXdXotg. xai rteql x^idxmv
31 rvdvzcov, ix x&v xs dqtiXtjxai d didXvatg dg rtXaioxa, xai
tvsqI oqxüj- 32 v, oxxivdg xe avfiq^Qrjv dywvxai, tv^ql xovxcjv
Ttdvtwvy oaoa xe dfio- 33 Xoytjowoi rtgüg dXXdXoig, oi dyqi-
&evxeg dvÖQeg qtiqovxov irti x- 34 dv däfiov. 6 öi ddfiog
dxovaaig, ai xe ayrjxai ov/n(piQr]v y ßoXXevhu) 35 noxeqov doxy
xvQio&rjv td SfioXoyijfieva nQog dXXdXotg ovfdcpeQOv- 36 %a ...
xoig xaxeX&ovxeooi ini Sfiixiva (?) nqoxdviog 37
Gxhj. ai di xe %i hdevrj %& \f)aq>iapiaxog 36
xovxw, Xeyio&oj neQt xovxto iv xai ßoXXai. xvQw&evxog di x<5
\j)a(pio- 39 ftaxog xovxw xai ixxXrjaiai xbv dapov iv xai el-
xooxai xta prjvvog 40 evt-ao&at, Iget xoig &£oioi, ini
aantjQiai xai evdai/u- 41 oviai xai xv%ai xag noXiog yiveo&ai
xdv didXvaiv xoig xaxeX- 42 d-ovxeoot xai xoXg TtQoo&ß iv xai
TtoXi iovxeoai. xoig di iQrjag x- 43 6 xat tQonoioig ftdvxag
xai xaig Igsiaig xoig vavoig .. 44 &r]v. xd
di Iqo xd o däftog rjvgaxo, dg ort- 45 ovdav dfcvqxivwfitv xdv
itsQi xdv ßaoiXfja, dtzvdopevai xoig ßaoiX- 46 rjog yeve&Xioioi
xdx ivlavxov. naqi^evai di xai dvotai xai xo- 47 ig V7to
xta ddf.ito dyQi&evxag dyyiXoig xoig ngog xdv ßaoiXrja TtejLup-
48 &qao t uivoig ino xwv ftQÖod-e iv xai rtoXi iovxaiv xai xoig
vno xwv 49 xaxeXxß-ovxiov. xd di xpdqtiofia xovxo dvayQaipav-
xag xoig
Die inschrift ist mit Boeckh dem jähre 324 v. Chr. zu-
zuweisen. Sie besteht, wie schon* bemerkt, aus zwei fragmen-
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialecte. 111
ten. Das erste derselben reicht bis z. 16, doch so, dass die
durch druck hervorgehobenen stellen zeilenreste des zweiten
Stückes vorstellen, welches den schluss (16 — 49) des ganzen
bildet Dies ist erkannt von Blass (s. o.), nachdem schon
Wald (Addit. p. 7) die nahe beziehung beider fragmente her-
vorgehoben hatte. Hier wie dort ist die linke seite zerstört,
bei dem vorderen stücke auch die rechte, so weit es nicht in
der angegebenen weise durch das untere ergänzt wird (also z
1 — 6), und auch in dem unteren fragmente werden einige er-
gänzungen auf der rechten seite notwendig* Da indes die in-
schrift OTOixqdov geschrieben, die ursprüngliche zeilenlänge
auch noch festzustellen ist (in I durch z. 12 und 14; in II
durch z. 22, 26, 42), so konnte an die herstellung des ganzen
gedacht werden, welche denn für die beiden bestandteile je von
Boeckh (für dessen lesungen übrigens auch die bemerkungen
zu GIG 3524 und in den Addenda zu 2166 *) in betracht kom-
men) und Blass versucht ist.
Z. 18 ergänzt B.: dXX* elßv nayreXiog xxX. Da auf dieser
inschrift bloss das e in de apostrophiert wird (z. 11 /uijd' ai xs),
so habe ich gesetzt aXXa euy ig to rcav xrX.; aus dem glei-
chen gründe z. 31 itavxwv ix r&v xe wyilrjtcu für navxiav
anv %<av x cJqp., und in der nächsten zeile ovuvag xe für xwv
x avtoi (xe vor vocal in zz. 32 und 34).
Z. 25. iovTeooiv iQeoiai B. ist falsch; ebenso 26.27 itqo-
o&qooioiv dg: denn die älteren äol. inschriften kennen das v
iq>eXx. nicht, cf. Ahrens, I, 45; Wald, p. 10. Also hier
etwa TtQoo&qoovzai, dort TtQatjQioi.
Z. 28. B. Xoittov de taig diaXvoieaai . . . ipfievioiai.
Aber z. 3 i/u{itvr] h taig öiaX., z. 19 ip/iivoiev ev Tai x%X.
Daher auch hier: h taig diaXvaieaai und vor b> ergänzung
von 6 buchstaben.
Z. 29. Zieht man den vorletzten buchstaben von iTtexqiv-
ve[to] noch in die 28. zeile, so bietet sich die vorgeschlagene
ergänzung, die bei Boeckh noch fehlt, von selbst (cf. z. 20.).
Z. 30. ofioyoevvtg nach den Addenda.
Z. 35. B. Tteqi tw imxvQOvo&at,, letztere form unäolisch;
*) Da findet man z. b., dass B. die 3 pl. imper. auf -vrov und -a&ov,
die Gau er überall in die landläufigen corrigiert, mit Ahrens I, 180
beibehalten wissen wollte.
112 F. Bechtel
meine ergänzung ist nach x[ql\vai xbv SS/äov 7t6t€Qo[v S6x]u
Eres. 1, C. 21.22 gebildet
Z. 36.37. B. liest: [ra . IX^v de igiorw roig xa]rel#6v-
reaai ini %a xoiva 7tqoravto^rta itqaxta (wenigstens 7iqcütwI)
ht&L xe ravra \pa<pt\oxhj. Allein für rot xoiva bieten zwei ab-
schritten 2MI0INA, eine andere 2MI0INA, und da B. mit
recht vermutet, dass hierunter der name des prytanen verbor-
gen sei (aber was für einer? 2jui&ivag ist nichts, Sfiixivag
gewaltsam), passt die ganze ergänzung nicht. Nur soviel scheint
sicher, dass die beiden zeilen eine bestimmung enthielten, wel-
che die xax&X&ovreg allein betraf.
Z. 39. Traget rm ödfitoi B. ist zu verwerfen; vgl. z. 4
TtaQ rag nokiog, z. 6.7 ftaqxw^cavreg f und Ähren 8, I, 149.
xvQOvo&ai mit dativ kann ich freilich auf inschriften nicht belegen.
Z. 39. elxoarcu, zw ptjvvog nach Kiepert; der monats-
name folgte im anfang der nächsten zeile.
Z. 43.44. B. liest: reeig h roig vavoig \jta\\lacug 7tQog
räv &j%av awik'jdTjv. Aber rcäg iv ist sicher nie ht rihtig, da
von den abschriften die eine OEI2HI, eine andre OEirNI und.
zwei übereinstimmend OEirEN geben. Gegen das oeiyrjy f wel-
ches Ähren 8 (I, 112 note) hieraus erschlossen hat, mit recht
J.Wackernagel (Beitr. IV, 308).
Z. 44. rjvgaro: die abschriften AYEATO oder AY2ATO
oder ..BATO.
Z. 46.47. B. frvoicu [räv & || vo/iivai roig d-ioioi roig äy]
yiloig. Aber Kiepert liest (cf. Addenda) övoieu KAI; darum
wurde die Boeckh'sche ergänzung aufgegeben.
3. Ebreidecret für Erythrae, Erjthriische lichter u. s« f.
Gefunden zu Erythrae, jetzt im k. k. Münz- und Antikencabi-
net zu Wien, publiciert von Kenner, Sitzungsberichte der k.
Akad. d. Wissenschaften in Wien, 1872, s. 335—356.
1 €yvo)da/noa7TEQia)vaßoXla7tQO€ßoXl€vasxai7Zolvd€vxT]o/u€ 2 yto
voooT€Tay/u€voGGtQaTayooe7iL7tartcüvxaicuoxvXr]Ood'€iuiOTiü) 3 o
ariiyQaq)£VO£7tLTOvdaiuovrjl&ov7t€QiTtodaiutoTtoWQv&QCtiü)Vü)0 4 xe
£7taiv€d'eirjxaiOT£(pavü)d-£ir]6vzoiodLOvvoioiox(>vGiü)LGT6 5 qxxviot
xai7t€Qir(ovdixaGrav€xarai(odt)pr]rQia)diodorü)xXe 6 (ovvfAeiwwaxe
£7ZCUV£$£l £VX(XlGT£(pCLVtü&£l£V£VtOlodlOV[v] 7 GWtGl%QVGlO)GT£(pa
v(üLxaiü)Gr£^£viad-ei€vsvrcoi7tQvr[d] 8 v£t(joixai7t£Qi7tQO^£vtaoxaL
itokirzaGivattoir]G<ovraioi 9 arqarayou(podovv7t£Qctvr(av£vroiaxQ
ovoioroiGBXzwvo 10 fd(üxaift£QLrayyQafifiareoGavru)v&eoTto^7twa7CO
Die insohriftlichen denkmäler des äol. dialects. 113
XXodor[io] 11 toaxeeTtaive&eirptaiaTeqMvw&etrjevroiodtovvoioioix
qv 12 ai€ooreq>av(oixai{;evia9'£ir]6VTwi7tQVTcnrt]{07t6QiTtodi 13 xa<r
Tay(oyu>ay$paxü)ay(y)eXeiiotoOxe67rctiv6$£iT] 14 xaiorecpavto&eievev
roiadiovvoioioixQvai(0Oz&pcnr<0xa[i] 15 eigroftQVTavTjiovxXrj&eirjfiie
tccvwydixaaTavayct$atzv 16 x<ud&doxSarttoidan(i)W7zeidTjeQv$Qai
oiavyyev£ioy.a[i] 17 (piXoieoyreoraa7toXioa&eXoneoa7todei^iv7toi
rjoaa&ai 18 TaaewoiaaaaexoiairtQoarovdafiovevTeroioaXXoia
19 roioovpq>eQOVT600iTa7Zoleirt(WvoT]VTaixa&oxedvv[a] 20 routo
atxai7teQttwjuera7t€^rtT(üdi>iaa%7)^t(t)i€/ußls 21 Ttontaeioravojto
v6cnfafi7toif]odajuoo€(piXoTi[ß7f\ 22 fyacnniaiaizeoveXXttvdixaoxai
axaXoiaxcuaya 23 &otaoire7ta(MywopevoiTav7tQoarptoiaavrtQOvo
tay 24 €7ioifjaccvTOfC€QiraySixavxau<pQOVJiaavt,vaoi/nevavX 25 A
v&waiTaTtQOOaXXrjXoiGotdsducxQivoiuevoitvxiooi 26 ttaydinauart
ayr€ftaQ€7tidafiiav€7toi7jaa>ToaQfio 27 £ßrra>aoit(ooowxaiodafi
ooqxxveQOorjtevxaQunwa 28 awavraioexaoTOtoixcufivavivoitjftevo
oroyyvee^aTto 29 [ajrfAAofKrwvxaiTwfvcTItxaaraKrctW'tf/r/^^JUwa
xatd<xa[t] 30 toG7tQoorctrrti)vravdixavxaia£i<0OT(üVTectrtoaT;eXXay
31 riüyxairaara)Sajuw[ay]o€aioü€7taivTjoaiTOvda/uovTov 32 ££u#£
atwve7tiTaL€woiatat€X€i7tQoarajU7toXivycau7tiT(x)ia7to 33 OTäAAat
dixaaTaiGxaXoi<rxaiayad'Oi<jxctiOT6<paviüoai6VTOio 34 dwwoioioi
X(waicooT6<pavto£7zaiveoaidexaizoiodixaGTaioeY*[a] 35 xatorKctidi
od<nov6niT(jt)7tQOoravTtovxaTrai(jdiyLai(JiOü)j 36 xaiSiTcanoaxatar
eyctvwaaurroiadiovvaioioixQvoiMOTeqHxvto 37 eioayr]<jaa$aidert
£QtavT(ovev%oiGXQOvoiOTOiaexra}vo/Mx) 38 xaiToiooTQaTctyoiooitwa
v^taQ^rjcavTOiaiftQO^€vicmai7toXiT€[L] 39 asitaiveoaidexaizoyyQan
lÄa%ea^€ono(.inovanL%u)i7TQay^ax€[v\ 40 &rjvai<piXoTifi(oüxaiaBiio
oapq>OT6(}WYTaiurtoXiiorKaiot6[q>ct] 41 vwaatovroverroiadtowcto
ioiXQvoi<j)(S%&pav<j)€7taivtoaidv{Y.ai\ 42 Tovdtxaazaywyovayefiaxcv
€7tivü)uptXoTifi(oa€7tido^sva[t] 43 «avroiocoftTr^oaTOfyTwvxaTTOia
<fcxaarmati'a€xa0ra(fce£[a] 44 x^Mow&xaiccHrxaiai'ifqpegoyTCfKrxa
tar«q()ayct>(TateyTOtad[toyi;] 45 atoiaixQvaiwoTSipavwTaadeavayyeX
iaOTO)V(n,6q)avtö[v(DOX€ye] 46 vrffawci/neXTj&TjrTOvoßaotXeaaxaiTtQ
vravu<r*.aX€oaid6en[y\ 47 toiadinaaraiaTiaiToyyQaiitfKneaemofCQ
vrayfjiovB7tiTayxoivavsar[i] 48 avxaXeaatde^ieTavTtoveiatOTtqvta
yrjioyxaiTOvdiKaarccycoyov 49 %H^ovov^aaid€iMxi7tqeü߀vvaveKfta
VT(tivra)fi7toXiTavTOvdeayo[6] 50 $swaroT£ipa(pio/uactv€veyxai7Z(>
oaeqvd'Qatoc<rKaufX(pavLOavTa{ü) 51 7teQixaa6vvoiaaaoexBiodafxoo
7tQoaavTOioxattawixovofifif46va 52 v7toTü)vSLxaaTaYftaQcmaXrjvavT
oias7tipeXe<moir](jao&(uo7i(o[<j]o[i] 53 T60T£<pavoiavayoQ€v&€tooi
ytaiTzaQeavToioxairoavTiyQCupovMoipr] 54 q>ta^aToagvay^aqnj€aa
114 F. Bechtel
xaXhxvxaiava%efhqtoaevertiqxweo[xa\xwxo 55 n[to]xaiefiq)avity]V
oxxixavxa7totrjaavxea%aQtaüovxaixtotdapito 56 7tqeaßevxao7tv9vq>
atjoieQoyeveioo
TOvdi][iov exaxatov iiodoxov
xoveqv&Qaitov l ) dfytYjTQiov xXewwfiov
60 d-eorcofiftov ayefux%ov
anoXXodoxov ayeXaov.
Umschrift: "Eyvw däftog* 7t€Qi u>v d ßoXXa nqoeßolXsvae
xai TloXvdevxrjg Mi- 2 ywvog & xezdyfiievog oxqdxayog inl
itdrxwv xai AlofiXrjg 6 Qefuoxiu) 3 6 dvxiy(>dq>evg hti xbv
iaptov rjX&ov, 7i6Qi tio ödfiw xwt 'Eqv&Qaiwv äa- 4 xe enaive-
&elt] xai axetpavto&eirj h xolg Jiovvoioig xqvoIqh, axe- 5 qxi-
vwty xai iteql rcov iixdaxav 'Exaxaiw Jtjjutjtqiw Jtoöotto KXi-
6 wvtteiw äaxe inaivi&eiev xai axeqyavw&eiev ev xolg Jiovo-
7 oioioi xQvoiw oxeyxxvtai xai äaxe £evia&eiev iv xm tzqvxcl-
8 mau, xai tT€qI nqo^eviag xai 7toXix(ei)ag Xva 7toirjou>vzai ol
9 axqdtayoi eqyodov viziq avxwv h xolg xqovoig toig ix xw vo-
10 /iuo f xai neqi xto yqajufidxeog avxtav Geo7t6f47tto lAnoXkodoxw
11 äaxe iftaive&ett] xai axeaxxvtod'eii) iv xolg diowalotoi %qv-
12 aha axeaxxvwi xai gevia&sirj iv xwi rcQvxavtjü), (xai) neqi
xto di- 13 xaoxaydyw tdyeptdxw IdyeXem Haxe i/taive&eirj
14 xai <JTeq>cnnt)$d(rj) iv xolg diowoioioi xqvoiuy oxeqxxvto xai
15 eig xb 7tQvxavrjiov xkrj&elr) pexa xüv dtxdoxav äyd$ai xv-
16 %at didox&ai xm ddftwf enceidTj 'Eqv&qaioi avyyhetg xai
17 q>lXoi eovxeg xag rtdXiog &iXovxeg drtddei^tv 7zoir t oaa&ai
18 xag evvoiag, äg e%oioi nqbg xdv d&uov, ev xe xolg aXXoig
19 xolg avfapeqovxeaoi xä noXei Ttqovorjvxai xdd-oxs dvva-
20 xoi Stoüi xai neqi xm ftexanifinxto dtxaarrjqicji ipßki-
21 novxeg elg xdv ortovdav, S/ä 7ioirj 6 däpog, i(piXoxif.nfj- 22
xhjoav xai dniaxeXXav dtxdaxaig xdXoig xai dyd- 23 &oig, ol
xb naQayevo^evoi xdv nqog^xotaav nqovoiav 24 inoi^aavxo
neqi xdv dixav xai iqtqovxioav Xva ol piv ovl- 26 kv&wat xd
nqog dXXrjXoig, ol de diaxQtv6f.isvoi xv%uhh, 26 xdv drxaiwv,
xdv xe TtaQentdafxiav inotijoavxo aQfJO- 27 tpvrwg* onvag ovv
xai 6 Sdjuog (pav€Q(o))orji ev%aQiaxwg 28 awdvxatg exdoxotai
xai jLiväv notrjpiGvog xtov xe HZ/ano- 29 otelkdvxwv xai xüv
Sixdoxav xßv irttfieXitog xai öixal- 30 wg nQoaxdvxiov xäv
x ) Die namen der ausgezeichneten sind jeder mit einem krause
umgeben. •
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 115
dixav xal d^iiog rtav re dnoorskkdv- 31 twv xal rag zw ddfia)
dyqioiog- inaiv(4)oai rbv dapiov rbv 32 'E(>v&Qctltov inl rat,
evvolai, al exet nqbg rdfi n6kiv, xal inl rwi dito- 33 orekXai
dixdaraig xdloig xal dydd-oig xal oreqxxvwoai iv roig 34 dio-
waioiai xqvaiw oreqxxvw .inaiveaai di xal rolg dixdaraig J JBxa-
35 raiov xal Jiodorov inl rw nqooxav rwv xarralg dixaig icwg
36 xal dixaiwg xal oxscpdvwoai h> roig Jiovvoioioi yqvoiw are-
ipdviOy 37 eigayyoao&ai di nsQl aikiov iv roig %QOvotg roig
ix r& v6/4io 38 xal rolg arqardyoig oniog vndqipji avroioi
nqo^svla xal nokirei- 39 er inaiveaai di xal rby yqaftfidrea
Qeonofinov htl r&i nQoyftarev- 40 Privat (piXoxifuag xal d§t<ag
dfucporiQtüv zaft noXlwv xal oteqtd- 41 vwaat avrov iv roig
Jiowoioioi XQvalto oxecpdvw inaiveaai di xal 42 rbv dixa-
ardywyov ^4yipia%ov inl rwi g>iXorifitog imdopevai 43 eavrov
xal nqoarav r&v xarrolg dixdaraig Xva exaara die&x- 44 %$i-
toai dixaiwg xal ov/uipeQovxcog , xal areq>dvtaaai iv roig Jiow-
45 aloioi XQvoito aretpdvur rag di dvayyeXiag rüv oxerpdvwv waxe
yi- 46 vtjfcai inifieXij&rjv roig ßaaiXeag xal nqvrdveig y xdXeaai
di inl 47 roig dixdaraig xal rby yga^judrea in(l) rb ngvta-
vrjiov inl rdy xoivav toxi- 48 av, xdXeaai di per avxiov etg
rb 7ZQvravfjiov xal rbv dixaardyiayov 49 %ei{>oz6vr}oai di xal
nqeaßevrav ix ndvnav rcov noXixav, rbv de äyqi- 50 &evra
ro re xpdq>iü(.ia dviveyxai nqbg ^Eqv&Qaioig xal ifiq>avtaavra
51 neql rag evvolag, dg i%u 6 däfiog nqbg avroig, xal rd ciixo-
vojarjueva 52 vnb rwv dixdarav naQaxdXyv avxoig inipeXeg
noiyaaa&ai ontag di 53 re arig>avoi dvayoQev&iiooi xal naq
iavroig xal rb dvxiyqa<pov rw tfjrj- 54 qtioftarog dvayqdgnj ig
ordXXav xal dvare&rj dg iv ini<paveoxdxw ro- 55 nto xal efi-
<pavityjv orri ravra noitjaavreg xoQioaovrai rm ddfiw. 56 iTjpeg-
ßevrag IIv&oqtdTjg y IeQoyiveiog. Schluss: rbv drjfiov rbv 'Eqv-
&Qaitov. c Exaraiov Jrj^rjrqlov. Jiodoxov KXeotvvfiov. Qeo-
nofinov IdnoXXodoxov. ^iyi^iaypv Idyskdov.
Das alter der inschrift ist von Kenner richtig bestimmt.
Derselbe hat sie combiniert mit einem gleichfalls in äolisebem
dialect abgefassten, aas Delos herrührenden epigraphischen denk-
male, GIG Add. 2265b, welches ich am besten hier einreihe.
Ich lege dabei die Umschrift von Ahrens (Dial. II, 496 ff.) zu
gründe.
!Ayd&a ri%a. inl nqordviog i[ß] M\yrtXdva ftrjvog']
116 F. Bechtel
Sedaiolw 1 ), iv di Mafhipva inl 7tQox[aviog...fi^vog.. f bde]
livxiaaa im 7tQoxav[i)og Kleaq>ev[w . . . prjvog . . ., iv de 'Eficw *)
im 7tQorävi-]
og IdyeixoQxo) Me[K]a[y]xa(a firjvog Ja[ioi(o ig"]
bxbv dal [%\qovov ifipioato im x&v 6
. e vitaQ%ousav ävxoioi öia xtav ä [ifi MvxtXotva]
nolvdevxrj Meywvog, Eva[y]iva *A
*EQ(Aoybr) l^ÖQaoxa), iv de M&9v(.i[ya\
Zaitko) Japodixelü), J[t]f] s ) diovvoo[ßfya[Qto]
lQ*Exi[l]a GeoxXelxw *), [2]ifif4td[o]g Uy[rj\iiov[og)
ttü 2xafiavdlQ}wv{viuw]
[r]Xavxu)vog [' 4y]vü>ve[i]w
(Der schluss völlig verdorben.)
Schon Lebas bat aus dem umstände, dass hier von An-
tissa als einer noch existierenden stadt die rede ist, gefolgert,
dass die inschrift vor 167 v. Chr. abgefasst sei. Da nun in z.
7 ein TloXvdevxtjg Meytovog genannt wird, ferner die von Le-
bas (nicht von Boeckh, wie Kenner angibt) herrührende
ergänzung i/u Mvxikava in z. 6 so gut wie sicher ist; da endlich
die Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass der IloXvdemrjg Mi-
ywvog f der hier genannt wird, eine person ist mit dem Ilokv-
deixrjg Miytavog 6 xerayfievog oxqaxayog im rtdvxiov in z. 2
der inschrift aus Erythrae: so ist heimat sowol als alter auch
des letzteren bestimmt, und ich kann diesen teil der Kenner'-
sehen publication nur gut heissen.
Aber was soll man dazu sagen, dass Kenner bei wieder-
gäbe der inschrift drucken lässt z. 4 avecpctvo&eiT], z. 5.6 xJUjjo-
x ) fk&atatos hergestellt aus BtXatotoc, welches wort auch CIG Add.
2188b zu finden ist. Ich fasse Otcfafatot als Biodatoiog, was ein be-
kannter monatsname ist, und bin der ansieht, dass Gsoöatotos, Btdatatos
zu JatiSioq (z. 4) sich verhalte wie "Ofioktoiog zu Aaüog (U 8 8 inj?, Inscr.
Graec. ined. p. 21). Jet dies richtig, so treffen wir hier vollnamen und
kosenamen gleichzeitig nebeneinander, freilich in zwei verschiedenen
stadten. ßedaia&os zu beurteilen wie GtyQaarog, Biripos, Btpvwnog auf
alexandrinischen inschriften (Rev. Archeol. 1870, s. 98).
*) So, nicht Tfyfoau wie A. liest: cf. ^Eqeatoig, Eres. 1. C, 11.
•) Hergestellt aus A" II; der name JCr\g ist auch sonst auf Lesbos
belegt, siehe weiterhin.
*) Was A. hiergegen vorbringt, beweist nichts. Einen namen mit
dem elemente -xUtrog haben wir in dem *Hqu \\ xXtfra) der inschrift aus
Pordosel., No. 56. z. 45.46.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 117
rvfxBiWy z. 38 07tog, z. 47 ft^vtavtjiav f dagegen in der Umschrift
jeweils cvecpavio&eirj, KXewvvfiuu) (in z. 58 aber hier wie dort
wieder KÄeovvpov), 07t(og 9 TtQvravvijiöv? Was ist da richtig?
Warum ferner fehlt gegen die gewohnheit das „sic u über dem
zweiten o von (a^d%ovxog z. 27, einem monstrum, das auch die
Umschrift entstellt? Hat der stein in z. 13 Ayyeleia), wie 8.
336 u. 339 zu lesen ist, oder AyyeXato, wie s. 355 angegeben?
Gibt der zustand des steins kein recht dazu, eine unform wie
TtQayfiare || drjvai (z. 39.40) zu emendieren und den anfang von
z. 46 verständlich zu machen? Solche fragen etwa mag Blass
nicht zu beantworten gewußt haben, als er Kenner's publica-
tion mit dem prädicat „ungenügend" bezeichnete (Hermes XJ1I,
386); und wenn Giern m auf grund eines abklatsches, der ihm
vorgelegen habe, dieser äusserung entgegentritt (Rhein. Mus.
XXXHI, 609), so finde ich das gerade so „interessant" als seine
bemerkung, die form noXivcag z. 8 sei „sprachlich interessant".
Denn ein abklatsch der inschrift, welchen ich durch vermitte-
lung meines freundes J.Seemüller von herrn Fritz Löwi in
Wien zugesant erhielt, lehrt folgendes.
1. Die rechte Seite der nicht movfltfiov geschriebenen in-
schrift ist, namentlich gegen das ende zu, verwischt. Viele
buchstaben, die Kenner als ganz deutlich bezeichnet (auch
hier freilich inconsequent: die copie hat *Anokl.o&6%ta (z. 10),
xcrt (z. 16), ifiißlt\\7torreQ (z. 20.21), die Umschrift ld7toXlodox{w),
%{at), ifißli7torT£g)j treten auf dem abklatsche so gut wie gar
nicht hervor. Wer also am ende von z. 38 ein / ergänzt, um
7toXive[C] || a herzustellen , der muss auch am ende der folgen*
den zeile ein Y ergänzen, um 7tQayjuat€[v] || &rjvai zu erhalten.
Desgleichen, wie in z. 44 von K. selbst vier buchstaben hinzu-
gefügt werden, kann die fehlsteile der nächsten zeile mit so
vielen buchstaben ausgefüllt werden, als der räum zwischen dem
unter dem / von zolg (z. 44) stehenden Si von OT8<pdvw[v ; den
querbalken des N glaube ich noch zu erkennen] und dem rech-
ten rande der inschrift gestattet: und damit bietet sich von
selbst die ernendation von Blass (a.a.O.): äaxe yi\\vt]rai. Un-
recht aber hat der letztere mit seiner lesung in[t deiTtvov] am
schluss von z. 46 : das P von ert steht zwischen A und N von
xoivav (z. 47), acht buchstaben können hinter ihm unmöglich
gestanden haben; trotz der häufung des hti glaube ich nicht,
dass hier zu corrigieren ist.
118 F. Bechtel
2. Unrichtig gelesen hat Kenner: z. 4 oteqxxvo&ett]; z. 5.6
KX^owfiBLiü; z. 26.27 aQuo^ovrog; z. 38 onog; z. 59 Kleovvfitov.
Die inschrift hat für alle falschen o völlig deutliche to.
Nur qxMVtQoatji (27) ist ein versehen des Steinmetzen, wie litai-
vrjoat (31) *).
3. Wie itoUxxa (z. 9) zu beurteilen ist sicherlich Idyys-
Xeiio (13) für l4yelelü> (Agelaossohn; cf. 'EQ^ijoifaiio Eres. 1 A,
38); ot6<pavüld'Si€v (z. 14; für oteyavcü&eii]; kit (47) für &rt;
i^Kpaviaavtag (50) für ifupaviaavTa (K. macht mir völlig unbe-
begreiflich lp<pavioav va daraus!). Da die anfertigung der in-
schrift (es liegt uns nicht das original, sondern das ävri-
YQcupov vor) in Erythrae, also in einer ionischen stadt, geschah,
so sind wol auch dugax&iwoi (44), dvayoQev&iaxjc (53) gegen
gvIXv&ümji (24.25); ebenso dlX^kotg (25) und iprjqtto/MX (53) mit
Kenner dem Steinmetzen zuzuschreiben 2 ); auch xoig (z. 46)
für xoig. Wie weit aber sonstige Ungleichheiten, z. b. icpQorrt-
aav (z. 24), ijitqxxvioarta (z. 50) gegen xa^iocovioti (z. 55) auf
seine recbnung kommen, lässt sich nicht entscheiden, da durch-
gängiges ozqdxayog (z. 2, 9, 36) ; rtaQct (7iaQayev6fxevoi 23 ; na-
QcntdXijv 52) ; dg für rag (z. 18, 51) ; irtalveoai für fazaiv&aoai
(z. 34, 39, 41) zur genüge beweisen, dass schon den concipien-
ten die äolische Weisheit abhanden zu kommen begann.
Wichtige formen sind: pväv (der entwickelüngsgang ist
livüa : (xvia : fiva, wie ^EQfisiag, 'Egfiictg, 'EQfiäg, nicht [iveia :
uvata; fivä, wie Blass Herrn. XIII, 387 meint); noirj, tzqo-
vöiprai (dessen rj aber dem s in itoiuai und ähnlichen formen
gegenüber nichts beweisen kann), nqocxav. Höchst wahrschein-
lich ist z. 31 nicht aiQeawg, sondern dyqiaiog zu lesen; sicher
freilich steht nur Qeoiog, aber eine spur des rechten querstrich-
endes von einem r glaube ich noch zu erkennen.
Den schriftzügen nach noch in vorrömischer zeit abgefasst,
aber keinem bestimmten jähre zuzuweisen ist
4. Fragment einer •pferbestimmang. Gefunden beim ho-
*) S. 355 gibt K. an, M und !" r in tüfi noXCxav (z. 49) seien „in ein
zeichen zusammengezogen". Auch dies ist nicht richtig; beide buch-
staben sind vollständig, nur hat der querbalken des [' eine Fortsetzung
bis zum zweiten senkrechten strich des M.
*) Merkwürdig aber ist, dass K. die bildungen nQuravjjiov , ngv-
rdvriov, die dative auf -o*cr«, die formen tlovreg und friert für bloss io-
nisch hält und an t(3v tiitdarav neben (!) t&v ätxav anstoss nimmt.
Die inschriftlichen denkmäler des aoL dialects. 119
spitalbau in Mitilini und jetzt in der schule daselbst. Zu-
erst publiciert von Aristeides (Nia üavdwQa qwXX. 299, 1862),
und auf grund dieser publication besprochen von Keil (Suppl.
II des Philologus, 8. 579), der aber die inschrift mit der unter
Adespota 1. zu bringenden zu einem denkmale vereinigt hat.
Hiergegen Conze s. 11, der den stein gesehen und abgezeich-
net hat (taf. VIII, 4).
Hiervon lässt sich lesen:
a7te&ji)0&Qrt;a ärtetaxj&a) .... xal iaft07tXaxa[v ?] . . #
vKoua/Äonlctta anXavjvtav %a[i hßaX) Uno Big rov
AmoSoSa- &yo<*[veov] ....odixe ddovno\v oder <te,
5 SSaaS^ cf ;, Alk ' fr ' 37 B, B] . . . . [am^)a»m fiiv
G&iüfueYTavTc vavra ivßaXXhw &vy
ovevßaXXev[w] oiv *).
advrjTQ
10 OLV
Von G. Hermann (Op. V, 176) als „perelegans epigram-
ma" bezeichnet wird die folgende, jedenfalls vor die kaiser-
zeit zu setzende
5. Metrische grabinschrift „in coemeterio Armeniorum, quod
est prope aquaeductum" GIG. 2168. Zu den lesungen von
Boeckh und Hermann, deren letztere ich hier gebe, kom-
men noch die von Welcker (Altes Rhein. Mus. I, 284) und
Kaibel (Epigr. graec. p. 91; diese fast übereinstimmend mit
derjenigen Hermann's).
1 o . aa .... ßo 2 xai&avovaTQaarw/iaQvav 3 ovpjiia
. . .adrjysfuooivd-efievoQ 4 7taTQidiTOvxXeivav(ortaoai 5 tjqstv/uwoto
Xeoa/iaXeovre 6 otftevyaQ&qQwvqtßQTaTOtoideßQO
xdvd-avov drqeoxcj /uaQvdpsvoi XQCtdia
avf.tf.iaxa d*yye t uooiv d-ifievoi, *Podltov 07tXa, xoaftov
naiQi&i zav yJXuvav änaaav i£ OLQtzttv.
fj § hvfiwg rode oäfia Xs6vtbooiv rtsqwXcnctat,
ol fiiv yaQ &tjqwv q>iqrta%oi y oi di ßgortov.
• Der dialect ist schon im verfall: rjyifiooiv (Boeckh liest
gewaltsam dy((.iooiv) y ist keine äolische form mehr.
*) Ist fragm. 95 der Sappho so zu lesen:
sfanfQi narret (p£(>ti$ 6aa (palvoXig laxidaö* auw
alyu r oiv ts (f4qug t ftaTSQi naTöa 9>l££t£?
120 F. Bechtel
6. Issekrift in ehren des tia. Pampeiiis lagaus, gefunden
„im vorhofe eines hauses grade hinter der kirche des h. Atha-
nasios". Publiciert von Aristeides a. a. o., besprochen von
Keil a. a. o. , aufs neue herausgegeben von Gonze (taf.
VIII, 1).
odafioa das ist: c O däfiog
xoveavxüHitoTfjQctxaixxioxav xbv eavxw awxrjqa xai xxloxav
yvatov7tofi7trjiovyvai(aviov rvätov Hofinriov Tvalia vtov
fieyavxQtaavxoxQaxoQaxaxa Miyav, tqiq avxoxQaxoqa, xaxa-
5 Xvüavxaxotaxaxaaxovxaa Xvaavxa xoig xaxao%ovxag
tcevoix7jfi€vccv7tole^oi(ncai xäv olxijpivav noXifioig xai
xctxayavxaixaxa&aXaaoav xaxa yav xai xaxa S-aXaoaav.
dtoQod'SooTffTioardQQV /fwQo&aog K HytjaavÖQOv
oXw&iooertotjae 'OXw&iog btorjoe.
Von Keil in das frühjahr 62 gesetzt
7. In ehrei des I. Agrippa. GIG. 2176. In den Thermen
bei Mytilene (noch von Gonze gesehen, BIL. s. 16).
odapoo || ^eovawvrjQaraaTtoXwafiaQxov \\ ayQiit7tavxoveve(>yexavxai
xxtaxav. D. i. :
1 'O SSfiog 2 &iov oc&TTjQa rag ttofaog Mciqxov 3 lAyQiititccv,
xbv eveqyfrav xai xxtaxav.
Die in8chrift ist höchst wahrscheinlich in das jähr 23 v.
Chr. oder wenigstens bald nachher zu setzen. In diesem jähre
nämlich übernahm Agrippa scheinbar die Oberleitung der orien-
talischen provinzen und zog sich nach Mytilene zurück, vgl.
Tac. Ann. XIV, 53: Augustus Marco Agrippae Mytilmense se-
cretum, C. Maecenati urbe in ipsa velut peregrinum otium per-
mlsit; Suet. Aug. 66 : quum ille et levi rigoris suspicione et quod
MarceUus silri anteferretur Mytilenas se relietis oinnibus contu-
lisset; in seiner weise Dio Gass. LIII, 32: fätoag <J* ovv xai
pad-cor xbv MäqxslXov ovx irtixrjdeiwg x<p I4yqi7t7t(f dia xovxo
exovxa ig xtjv 2vQiav evdvg xbv Idy^iitnav eoxsiXe- xai *cg ex
fiiv xfjg nöXecag evdvg igtoQ/urjoeVj ov fiivxoi xai ig xtjv JSvqlav
äq>ixexo, äXX* Hxi xai fiaXXov ftsxQiafyov ixelas fiiv xovg vtco-
axQoxyyovg krtefixpev, avxbg öi iv Aioßtp dihQLipe.
8. Ia ehrea der alterei Julia. Gefunden in Plakado (ei-
nem dorfe im gebiete des alten Hiera, welches aber in rö-
mischer zeit Mytilene unterworfen gewesen sein muss, cf. Gon-
ze s. 53). Gonze taf. XVH, 2.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 121
[odaftooi] || o[vkiaa]\\[q)]QoSiTa\\ra7taidi Tiüa€ßaa\\TOj&€coyraL\\aaQOOt
a€i^€Qys[z]tdi ; d. h.:
1 'O dajuog *I- 2 ovXta Id- 3 q>Qodixa, 4 xa rtcudi 5 xw
2eßdo- 6 xto &£(o Kai- 7 aagog, xa ev- 8 SQyhtdi.
Dass die inschrift auf die ältere Julia zu beziehen ist, folgt
aus der bezeichnung ihres vaters, des kaisers Augustus. Schlecht-
weg 2eßaoxog &eög Kaloaq heisst ausser Augustus kein römi-
scher kaiser, verstümmelt aber ist die inschrift bloss in ihrem
obersten teile.
9. Zwei Inschriften auf kaisrr Tiberins.
a. GIG. 2177: „prope Mytilenas apud turrim in via ad
thermas ducente".
oda^oa\\avxoxQaTOQaxi߀QiovxaiaaQa€vCzßsa l )\\&€ova€ßaaxov
va[oy]axo[vTa]ov[vTat]dd^€aia[%aia\\n:€Q}i€ajuvoTrjQia7ta[v]TOo[T]a7tol
eupiliov. D. h.:
1 däftog 2 ^ivxoxQavoqa Tißiqtov KaLoaqa, evoeßsa, 3
&4o(v) 2ißaoxov, vdov(?) $xovxa avv xai(g) &iaig xaig 4 7X€qI
(x)a ptvaxfjqta izdvx((a)g xa ftokei cplfoov.
Z. 2. svaißea: vgl. CIG. 4940 Add. TißsQiov Kalaaqog
evosßsaxdxov (Inschrift aus Philae). — Z. 3 ist unsicher, aber
nicht unwahrscheinlich ; denn mitglieder des kaiserlichen hauses
(8. u.) wurden als mysteriengöttinnen verehrt.
b) Aus des Cyriacus Anconitanus Sammlung lesbischer
Inschriften, publiciert von Kaibel, Ephem. Epigr. II, p. 1 sqq.
Die nachstehende inschrift („in templo beati Antonii") gibt E.
unter XIV.
oärj^io&\avxoxQaxoqaxt߀QiovxatoaQaa£ßaaxov7raLdadioa7iai0a
QOo\\oXvfi7tuoosßaoTOVXöivov[U€VTaooi xTjfisvaaevsQyexaa || dea/ufiaart
olioo87ti<paveoxaxövxcuxxioxav. D. h. :
1 X) d{ä)/uog 2 Aixoxqdxo^a Tißiqiov Kalaaga 2ißaoxov,
nalöa Jiog Kaioaqog 3 3 Okv^nio) 2eßdox(cj), xolvov piv xäg
oi*T]fi4vag €(v)s(>yi(xav) 9 xäg 4 de a^fiag noktog Ertupaviaxaxov
xai xxloxav.
Z. 2. Wie auf einer inschrift aus Eresos (s. unten No. 43)
wird hier sowol als in No. 9, a Tiberius mit dem vornamen
AvxoxqaxwQ beehrt, der ihm gar nicht gebührt (Henzen bei
Conze, RIL. s. 30;.
*) Boeckh gibt EYi.PIAI : ist dies nicht eher iv€Qyir[av], wie
kaiser Hadrian (CIG. 5886) #£o? Mquxpos eviQyiTW heisst? cf. 9, b.
Beiträge s. konde d. Ig. •prtohen. V. 9
122 F. Bechtel
Z. 3. ohrj/utvag durfte Kaibel nicht in olxovfitivag „ver-
bessern".
10. lusehrift auf lern marmornen lekasessel de» Pftaam.
Noch jetzt in Mytilene (Conze s. 15). CIÖ. 2182.
nord/uiovog || %Q uieaßiovaKTog || TiQoedQia.
11. Auf Her«, den söhn des Germanicus und der Agrip-
pina. CIG. 3528 = Kaibel No. IV.
vsQtovaiovliovxaioaQccTtcudad-eioveio \\ yeQ/uavtxioxaioaQ007tai&
€aaaiolidoaxaQ7to<poQa)ayQi7t7ttvaa. D. h. :
1 *0 däfiiog 1 ) 2 Niqwva 'lovkiov 3 Kaioaga, fcäida 4 %te'cu
j^w reQfia- 5 vtxoi KaiactQog xal 6 #ecrg u4\6Xt- 7 dos xa<>-
7to<po- 8 $ g> Iiyqt7t7tlvaq.
Abfassungszeit : „positus titulus post a. 20, quo togam vi-
rilem sumpsit Nero Julius, ante a. 31, quo mortuus est; cf. Tac.
Ann. HI, 39 (1. 29). IV, 4" K.
Die besondere ehre, mit welcher diese und die jüngere
Agrippina von den Mytiienäern ausgezeichnet wird, rührt von
dem aufenthalte her, den die erstere im jähre 18 n. Chr. auf
der insel genommen hatte ; denn damals kehrte Germanicus, im
begriffe nach Syrien zu reisen, mit Agrippina auf Lesbos an,
wo diese novissimo partu Juliain edidit (Tac. Ann. II. 54).
12. Zi ekreu 4er kaiserin Agripplia. Aus der Sammlung
des Cyriacus (bei Kaibel No. II), in den hss. aber fälschlieh
zusammengesetzt mit einer andern inschrift (bei K. No. I), die
das lemma „apud Mytilenem" trägt.
TavywaiKaTwa€ßaaTU)V€.\\av.&8avßoXkaxacoda^ioa\\aeßaafavyv
(Avaoiciq%ov!\diaLiü)VOOi,ov\iavay{>t,7Z7Zivav. D. h. :
1 Tdv yvvaina tü> Zeßdozco, vi- 2 av &iav 9 [djßokla wxi
6 ö&fiog 3 JSsßdoTav yvfivaoictQxov 4 dt auovog 'iovXiav !Ayqi7Z-
7ZIVW.
Die inschrift ist zwischen 49 und 59 n. Chr. abgefasst. In
die gleiche zeit sind die zwei folgenden zu setzen.
13. Aaf I. dranios Karben aud einen sehn desselben. CIG.
2183. „Mytilenis in coemeterio Armeniorum prope aquaeductum".
x ) Wo in stücken aus Cyriacus' Sammlung die Umschrift von der
abschritt; discrepiert , z. b. bei abteilung der Zeilen , sind die lesungen
der letzteren durch den codex Pavianue, die der ersteren durch den .co-
dex Palatinus (für No. 30, 86, 37) oder Vallicellanus (11, 16, 18, 82) ge-
boten. Ueber das Verhältnis dieser drei hdechr. handelt Kaibel a. a. o.
s. 1—8.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 123
A, fiaqxjovyqavtovyauoviovxa^\ ßwvav7toyviivaaiaQxrjaavxa\\ &e
aaaaßaaxaaaioXidoaxaq7to |] q>öQ(oayQi7t7teivaoxaiayoQavo Wftyoavxa
diaxaidQöfiayexrjoccy\xad'€oda)Qa/urjvo(pcX(üX(oxaiyXv | j xtovooxovavdQ
aayad-aa/uva/uaa\\€vv€ycaxai7taiaaoT€i^aoxai6v\\voiaaTaa€ta€ccvzov.
D. h.:
1 Maqxov rqdviov ratio vTov Kaq- 2 ßiova, vnoyv/AvaaiaQ-
XfjoavTa 3 &iag 2&ßdoxag lAloXtdog xaQno- 4 <poQO) liyqirtTiei-
vag xal äyoqa- 5 vopyoavxa dig xal ÖQOfuayexrjaav- 6 xa, Qso-
dioqa Mrjvoyilü) xw xal rXv- 7 xtavog xov aviqa dyd&ag \Ava-
fiag 8 evvexa xal itaiaag xei/uag xal ev- 9 volag rag elg iav-
x(a)v.
Der mann war also vttoyvjuvaoiaQxog der kaiserin Agrip-
pina, welche lebenslänglich yvfxvaaiaqxog war (No. 12).
B. yQayiovfdaQxunovxai\\7taiaaaaQ€taa€vv€[xa]; von Boeckh
gelesen:
[rdiov?) rqavtov Mdqxta (y)ov jfcrg- 2 [ßwva] nalaa'g aQi-
tag ewexa. Vor rqdviov ist der vorname ausgefallen.
14. Fragmeit eher fascbrlft „!■ 4er aedieula Itavayiag Ka-
ßadtvrig« zu Mitilini. CIG. Add. 2183b.
&e{avxatawoxQazo[QOG]
&€a(TO€ßaaraaaio[hdoaxaq7to(poQoxxyQt7tTC€ivaa]
*raidooy6Qtiavixu>[xaiayQi7t7ceiva&] [x]
aiXoytcD7tqv{xavioa\ [x]
5 ai>?a ooa&8laict(a[jii7ivvoo]
D. i. 0i(ov xal Avxoxqaxoqog 2 d-iag Seßdaxag
AidXidog xaqTtoq*6qto ^Ayqifcrtdvag , 3 naidog reqpavtxw xal
Idyqinndvag . . . . x- 4 al Xoyito irqvxaviog IC- 5 aloaqog,
Se(S)aiauo prjvvog.
Ueber den Xoyiog rtqvxavig siehe zu 15, 1. Von Gedal-
aiog war schon bei No. 3 die rede (s. 116 anm. 1).
15. Za ehrei 4er Air. Artemisia. Aus Gyriacus' Sammlung,
bei Kaibel No. VII.
aßoXXaxaiodafiooxavavq .aqxefMGiavxco |j dixarxioevxvxtodvyax
QCcxccvaoyiovTtQixavrjv || xaieveqyexivieqeaxav&eavexupiXavxaixa || q
taaavxaieqyocpoqoyxovayiwxatwv^vyyaqKov || xava7tvyovovnoxaf.iwv
oaxwvofio&etaxai |) Xeaßwvaxxoax(oq>iXoaog)(üxoigsveqyexaia || aqe
xaoev6xa7taioav || ovaxa&scaaaxeijuaavrtoxaaiqaaßoXXaaeTtijueXr]^
ev || xoyxü)7tQa^axsoaavxaaavQ7tQOxXa)xa)t,ovaxa). D. h. :
1 Iti ßoXXa xal 6 däfxog xdv Avq. lAqxafxioiav xw 2 (Av)xu>
124 F. Bechtel
ziZ Evziyju dvyaz(s)Qa 9 zav (X)6yiov 7tQ(t)rav(i)v 3 xal eveqy*-
tiv, Uqea[y] tolv &iav *Ez(r])q>iXav xal Ka- 4 qioaav xal $$-
(a)6q>0Q0v z(w)v dyiundzwv /nv(azt])Qiü)v , 5 zav anvyovov JIo-
zdficovog tw vo/uod-sra xal 6 ^ieaßiovaxTog zw q>iXoo6<pw, TÖig
€V€Qyhcug 7 dgfaag evsxa naiaa(g) 8 ovava&uoag zeifiag V7tb
zag Igag ßoXXag i7tt/A£Xy&sv- 9 TO(g) zw (y)qafifidzeog avzag
uivq. IIqoxXw zw 'Iovozw.
Lesbonax und sein söhn Potamon lebten unter Augustus
und Tiberius. Hieraus schliesst *) Kai bei, dessen behandlung
der vorliegenden inschrift sonst nicht ganz gelungen ist, dass
dieselbe „primum p. Chr. natum saeculum non excessisse".
Z. 2. xfoydzsQa für das unerhörte &vyazQa> welches K. bei-
behält.
Dass Xoycov adject. zu 7tQvzavtv sei, hat K. richtig gegen
Boeckh bemerkt.
Z. 3. „zav &eav y Ezr]<pt,Xav xal Kaqiaaav. Neutrum no-
men habeo qui penitus. explicem" E. Betreffs der Karissen
schliesse ich mich an; die *Ezy<piXai aber (CIG. Add. 2192b
wird nur eine genannt: KoQvrjXiag xaXXiozrjg, leQtiag &eäg
3 Ez7]q>tlag, desgleichen auf der Bresos-inschrift , No. 34, 12)
sind klärlich die iz&jq>iXai, die „wahrhaft freundlichen", ähn-
lich wie Hades den beinamen EvßovXevg führt, cf. Kai bei,
Epigrammata graeca No. 272,
Ovvexev aqTtä^ag 'Equwviog EvßovXrji
[vexvov] advQita (piqev d>€QO€(p6vrj z dX6%w.
Z. 4. iqoQtpoqov. Kai bei t€Qo<poQov (dagegen schon iqag
in z. 8), Mommsen noch gewaltsamer xeqvoqtöQov. Da auf
unserem denkmale das a vom y nur dadurch sich unterschei-
det, dass es den unteren querstrich vor ihm voraus hat, so ist
die änderung des eqyoqtoqov in eqaoqxtQov palaeographisch leicht
zu rechtfertigen, besonders da die gleiche ersetzung noch zwei-
mal in dieser inschrift nötig wird : z. 4 fivyyaQiov 1. hvottjqiiov,
z. 8.9 kTtLfxelrjd-ev \\ zoy 1. °lyd'ev\\zog. Wer nur die iQOO<poQOi
waren, lehren die artikel 'EfätjcpoQoi , IffäqqtOQla bei Hesychius
und Suidas. Nur wird niemand der in beiden Wörterbüchern
vorgetragenen erklärung beipflichten wollen, i^t](poQia schreibe
man dia zo zrjg "EqGTjg iyxaz€tXrjq>&ai (für Xr}o&ai) zijv 7C0pL7Ziqv
l ) Der 8chla88 ist durchaus nicht sicher; vgl. den Stammbaum in
No. 17.
Die inschriftlichen denkmäler des ä'ol. dialecta. 125
(Hes. ; rjf yaQ "Egoy itzdfmevov [sc. ai naQ&ivoi] , rjj Kgxqo-
nog dvyaTQi Suid.), dfärjyoQia aber ineidrj %ä a^Tjva h xl-
oratg eq>€QOv %fj &e$ ai 7taQ&ivoi (Suid. ; iizü in dfärpoig
owiarrj, Hes.) ; denn die letztere etyinologie richtet sich selbst,
gegen die erstere aber spricht, dass die "Eqcft] niemals y, Aqarj
oder ^^rj heisst. Vielmehr wird man gut tun, den wahren
begriff der l$$t]<p6(}Oi in dem beisatze iv xiaraig k'cpeQOv zu
suchen, d. h. das wort etymologisch an <x$ix°§> korb, anzu-
schliessen.
Ebenda. Die dyicirara /tivatiJQca heissen auf der Bresos-
inschrift (z. 11) oißaora.
Z. 6 ff. sind bei K. durch die interpunction roig evegyi-
raig aQhag JWxcr 7taiaag' ovarcc&eioag u. s. f. ganz unverständ-
lich. Es ist zu construieren : reijuag ovora&eiaag xoig svtQyi-
vaig u. s. f. Oder ist xwv eveQyhav zu schreiben?
Z. 8. Mit der iqcc ßdXXa vgl. das elgov ßoXXevxijQiov,
19, 15.
16. Z§ ehren des kaisers Traianns GIG. 2178, von Gonze
am wohnhause des J^irftgcog KaQaftavaytd&xrjg gesehen, und
von ihm kurz besprochen RIL. s. 13; zuletzt von Kaibel aus
der Sammlung des Gyriacus unter No. XIII publiciert.
avxoxgccrogixaiaa.veQOvaTQaiaviüxataaQiaQvoxwasßa \\ axioyeQ
fLiavix(t>dcnuxo)7ta()&ixü)XCtQtOTr]Qiov. D. h. :
1 AvxoxQaxoQi 2 NiQOva TQatdvio 3 Kalaagi dqiaxw 4 2e-
ßdoxto reQftavixto 5 Jctxixio IIccQ&Uto %aQiax^qtov.
Von K. richtig zwischen 115 und 117 gesetzt: in ersterem
jähre erhielt Trajan den beinamen Parthicus, in letzterem starb
er. — Der dialect der inschrift ist nicht sicher zu bestimmen *).
17. Z§ ehret der Cornelia Celhegilla. Aus der Sammlung
des Cyriacus („in balneis Lesbi"), bei Kaibel No. XXIII.
aßoXXaxaiodapoaxoQvrjXtaaxe&iyiXXavxTjveveQyeTiv \\ xaojtoXio
0\hvyaT€QaiJaQxcoyaßtw€xviaaayccXXixav(o || vttoxixo) || xai7Z0fi7tr)ia
oayQi7ZivtXXr { OTtcudort(xtdadsfiaQXü)notJ. || TtTjiwjuaxQivw&eoiayveiyo
vev€Qy€Tavxaixrioravzao\\jtoXioo. D. h. :
*) Aeolisch wäre der dialect in der inschrift bei E. XXVII; avro
xQcnoQoa&tow. \\xautnolXan'o(jS-€Qju^, wenn wir sie mit Henzen lesen
wollten: 1 Avtoxqotoqos &£<o N[{qovcc Tpaucvoj] 2 xai l4n6XX(avogBeQfjLi[ui].
Näher aber liegt &cow in &(ov N. zu emendieren — somit haben wir
xotvri.
.126 F. Beehtel
1 y A ßokkatcti 6 d&fiog Koqyfjkla(v) Ke9(t))ylMLav,T(ü)v cv-
-ifymv 2 *äg izSlfog, 9vyav€Qa M&qhxo raßlw (2)xvi(lk)a FaÄ-
Xixdno 3 V7tarix(ü xal IIofi7tir)iaq l4yQimvtkk(a)g, itaidoirzatda
ie MaQXw Ilofi- 4 7tr}iw Max^ivw &eo(qj)aw(r]), (tta)v sv$s^fi-
<iw xal mimav rag 5 ttaktog.
Die abfassungszeit der inschrift ist durch Mommsen's
schlagende emendation (beiKaibel a.a.O. p.21*) des EKYIAAA
in 2KYIAAA bestimmt. Wie M. selbst angibt, war M. Gabius
Squilla Gallicanus, der vater der gefeierten, im jähre 127 con-
sul Ordinarius. Dessen gemahlin, die Pompeia Agripinilla, war
nach M. „neptis fortasse praetorii eins qni periit a. p. Chr. 33",
dieser praetorius aber war söhn des bei Tac.Ann. VI, 18 er-
wähnten inhtstris eqaes Bomanus, der den namen Pompeius
Macar geführt haben muss wie sein von Strabo XIII, 3 als Zeit-
genosse des Augustus und Tiberras erwähnter vater, der söhn
«U» bekannten Theophanes, des freundes des Pompeius; cf.
Nipperdey zu Tac. Ann. a. a. o. Hieraus geht hervor, dass
navdoTtaida in z. 3 „enkel" nto weiteren sinne bedeutet; aus
dem alter der inschrift folgt zugleich die richtigkeit des in der
acte zu No. 15 gegen Kaibel bemerkten.
Z. 4 lese ich ®80tydwrj für K.'s Geoqxxwov. Ersteres ist
palaeographisoh wahrscheinlich (EI verlesen für H ), dialectisch
allein richtig (cf. 2xvllla). Vielleicht ist ein v zu tilgen.
18. Ei ehret «es kaisers ItMam. GIG. 2179 =~ K. XII.
avroxQOTQQiT(>auxvtoad(>iavwxaiaa{)ioeßa^
IWXWJÜTHtduXCtQlOTIJQlOV =
1 AvtoxQcito- 2 qi Tqaiavw 3 !Aöqiolv(x) Kalaa- 4 qi 2s-
ßdavw 5 'EXev&Bqiw 'OA^u/ri- 6 w Ktlat(cc oder rj?) Jlt %a-
Abfassungszeit: 132—137 n. Chr., cf. Kaibel a. a. o. —
Der dialect ißt nicht zu bestimmen, da die entscheidende form
entstellt ist *).
19. Beschltss rtn rat nid rtlk la lytllene. Gefunden von
G.Gurtius in Mitilini, besprochen von ihm Hermes VII, 407 ff.
') Sicher in xotvr\ geschiieben ist eine andere inschrift auf Hadrian,
CIG. Add. 2176b („in ÜavayCas rfiv nvQywv prope Thermas Mytilenaeas"):
AirtoxQaTOQt, Mgtav[(S] 2 VXvpri taj £wtjqi 3 xal Kilaxr\. Vgl. Conze,
taf. IX, 3. — Ebenso eine dritte auf diesen kaiser, bei Conze s. 13:
AvToxfmxoQi Katoaqi T^aiavtS 'AÖQiavto ^BUv&eqfa) X)Xv[Ante jfa£«rrqgtA>t'.
Die inechriftlichen denkmäler : des äol. dialects. 127:
1 ... hxivo ...kluo ta .\fjcupia[fi\az[a] 2 s?6ju?rf<rdat >
deKaixaxeviavzovxpaipLqfxa^ciQzg 3 ßoXXa<rxai%*>daiut)7teQiavzQno
vTQ)7tQoa*oiaay[e] 4 iu[o^y[ag]o/t7t(oaxaiavToi(j(paye^ayfroTjfievxay
5 7fQoaiQsairran:ohoa7teQtvü^dafioai(ovfCQC^fi[a] 6 Twatdextrur
fta^i(tvTa/torjefiiuevaicwToyv7t€v 7 &vyoyxaioq)ekXijvavToyja&saaQ
tefudieiQaiooQ 8 yvQiw-Sl- aiaxaieitayxeaeiart<>aQO*o$*LVrto 9
*woTQOTayiüvaidex€TiawiQ7pQa<np;auwQy 10 <x7io%uoaidinXoai
CTaiaa7tvT(ü\paq>iafictToae7ta 11 rwetgiyAevaia \V t\ rods\fjaf>[i]o -
[Aaiod6qufi6*[aL] 12 eaauniaau)xr}qi.cnia[t^q)vhxxaxauxya&a%vxa%
aa 13 Ttohoaxauvxa^ax^ysaoTalaiufiaQ^a^iyav 14 xcuava*e$
t]vertio€i()ünaoa(>T€fiido<Jtaa&eQ 15 fiiawuxirt^UMQwßoJÜLsvTfjQi
w^doygicevoyQa 16 (poiyvaiooTtofiTtrjioijQQupoo^yaioa 11 OQfpioa
m*. . . cffc. uapoo ^iQvxwoy^crs
Umschrift: 1 2 Ilßftftta&ai de xai xat h£~
avtov tftdqtiona naQ t(6)q 3 ßolkag xai tw ddfito izeQi avtm
zovto) rtQog xolg dys- 4 fiovag, omttag xai avtoig qxxriQcty nörj
Hev xav 5 nqoai^eoiv xä(g) noktog rtaqi xßy dafioaiwy Ttqar
y/id- 6 tcuv. al de xi xig Ttäq tarnet ttoty efipevat avtioy vitev-
7 xhjyov xai Sq)Hkrjv avxov xa &ia l4(>v4fiidi, eiQaig dg- 8 yv~
qiiü- t^13 U, -, atg xai iftdv(av)xeg elgrtqdaaeod-ai vno 9 rwy
CTQordywy. al de xi xig fiij lg7tQda(a)r]xat, avxov 10 dnoreioai .
dttckoaig Talg drtv x(a xfjaqtioftmog hzd- 11 wa ttQtjfiiyaig W u,
xb de xpd<pLCfia rode epnevai 12 ig d'C inl aaant}(Ua xai awkdxa
xai dyd&a xv%a tag 13 n6ktog } xai iyzaQdx&y* &§ axdk(k?)ap
fiaQfiaQivav 14 xai dvaxi&tjv h tw efyoi tag IfQxifiidog %&g
QeQ- 15 filag xai 7Zqo xai ecQio ßokkevxrjQiu). -doyfxax6yQa-
16 (foi Tvaiog IlQfmrjiog *Ptöq)og-rdXog 17 "Ofppiog Aov-
xiog....
Die zeit der abfassung bestimmt C.Curtius mit hilfe ei*
ner lesbischen münze, die auf der Vorderseite das bild des kai-
ser8 Commodus (180 — 192), auf der rückseite den namen des
Pompeius Rufus (als des axQaxrjyog ircl ndvxiav xevayfiivog)
trägt. Zu dieser epoche passt denn auch die Schreibung Aoi-
xeog (cf. Dittenberger, Herrn VI. 310).
Z. 4. ftoij piv: das piv hat keine beziehung; ist also it6rj-
(uey als 1. plur. conj. zu schreiben, gebildet zu der entsprechen-
den form des indicativs **ro«/i«i» (cf. Ttoetoi aus *7vtfm?)? Da-
gegen würde allerdings aywvxai (für fjy&vxiu) sprechen, wepn
das ay von Boeckh (ohen Nr. 2, 32) richtig ergänzt ist ^ -da
die erwähnte inschrift „noch nicht die leiseste spur von .einer
128 F. Bechtel
abschwächuiig des dialects durch eindringen ionisch-attischer
demente" zeigt (Dittenberger, Hermes XIII, 390).
Z. 5 bei eiQü) ßollEvrriqiu) sei auf No. 13, 8 vno Tag Yqag
ßoXXag zurückverwiesen.
Z. 16.17 räbdfOwiog: vgl. CIG. Add. 2194b). d^uQslag
y O(Hpiag AaiXlag.
20. Xi ehren des kalsers Sepiimio» Severas (193—211). CIG.
2181 (Mytilenis ad puteum).
aßoXaxaiodajLtootov[xeyiotovavTOXQaTo$a \\ xaiaagaae7itL/Laov\\
aeßTjQoyiteQzivaxaaeßaazov || Tovyaoxai&aXaooao\\ d&07zozavzovoaa
[nolioo\\ev€Qy£TavxaixTiOTav]
1 *A ß6X(X)a xai 6 öa/uog xbv fiiyiatov Avxoxqaxoqa 2 Kai-
oaQa 2ß7ttifitov 3 2eßt]QOv üeQzivaxa 2ißaotov, 4 zov yag xai
&aXaooag 5 d&arcotavy xbv (r)äg itoXiog eteQyerav xai 6 %%i-
ota*.
Der römischen zeit, aber keinem bestimmten jähre sind
folgende inschriften zuzuweisen:
21. Fragment einer Inschrift auf einen römischen kalser, der
das cognomen Germanicus führte. Gefunden beim hospitalbau
zu Mitilini. Jetzt in der schule daselbst, publiciert von Gonze
VIII, 6.
08ßaarovavroxQaz[oQa]
[y€Q]jnavi7cov
[iovli?]oodi,T}<joiQev<7x[ai]
[ay]u)vo&evaoav
5 oookvfmi
An eine sichere restituierung des fragments kann natür-
lich bei dem traurigen zustande des steins nicht gedacht wer-
den, da nicht einmal dessen ursprüngliche gestalt zu ermitteln
ist. — Z. 3 muss vor Jirjg (über den namen Keil, Philol.
Suppl. II, 582) ein römischer namen gestanden haben.
22. Anf den priester etc. Idonienens. GIG. 2184 (nach Kie-
perts abschrift in den Add.). „Paphlae (hoc est ad thermas
Mytilenaea8) prope fontem".
[a]ya^aTvxa\\[aß]oXXaxatodaiuoa[eL}do^€V6a€ido^6\\lv€]oaTOvaiQ
WKai^aQX^iQaaxaictywW [vo&faavxainavqW [yvQia]Qxav[va]c&e(> \\ [}ii
axa]a7rava^T^oa||f€7TtT€A]«aaavTarat||[a^tatar]a7rataa4a*t'||[afi/9i.
aa/i]finraa7r^o^|][TOia^eo£a]9)tAor€t||[^£aaderaa/r]^oa||[Tay7ro>l]^^.
D. h.:
1 liyä&a %v%a. 2 ä ßoXXa xai 6 däfiog 3 Eldofiiv&x Eldo-
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialectß. 129
H$- 4 veog, xbv eljpea xai 5 aqxeiQea xai ayto- 6 vo&frav xai
navy- 7 yvQiaQxav tag ©ep- 8 /utaxag TtavayvQiog, 9 lixixzXeo-
aarca Tai- 10 g dvaiaig rcalaaig, «5- 11 aeßiag pev rag nQÖg
12 tolg 94oig, yilotsi- 13 plag de rag KQog 14 täv tzoXiv.
23. Auf den priester etc. lastrikits. CIG. 2188. In den
Thermen bei Mytilene.
aya&arvxa || aßokXaxaiodaftoa || xaa%Qix[C\ovxaaxqi || xiwcov*
tQeaxaiaQx || eiQeaxaiaywvo&e || tavxamavayvQiaQ \\ 7tartau[eQ]7t
axaa \\ 7zavay[y]Q60öB7vne || [A]6a[aa]ira . o/t/lo[v] || etaionaioaio
e[vaeßi] || aff/uev7r^oaT[o]taoa[ota] || [^ptior]e^tar[J]£/ro || [oa]*a
y/r[oit]y. D. h.:
1 l4ya$a Tv%a. 2 i^ ßoXXa xai 6 öafiog 3 KaaxQixiov Ka-
avQt,- 4 x/w, xbv UQea xai <xqx- "5 e/gea xat äytovo&i- 6 to*
xai navayvQiaq- 7 (x)av Ta(^) (@)6g(/u)axag 8 7tavayvQ(i)og f
imte- 9 Xiooavra (zaig)(d)v- 10 (ai)aig itaioaig, evoeßi- 11
ag ^ev fr(>6g Toig (&e)oig, 12 q>tXoz€ifii(ag)(ö)€ n{(>)- 13 dg räv
7t6XlV.
24. Auf den priester etc. L Aateiiu. GIG. 2187. Ebenda;
Tgl. die Add.
aya&cnv%a \\ aßoXXa || xaiodafioa || X.avxwviov . A. oy || roma*
aeqßiXuav || ovoeQßikiortov || eiqeaxaiaqxeiQe \\ axaiaywyo&evav || x
aiTtavTjyvQiaQxav || Tao&eQtuaxaona || yayveto<r[*i;a6/&] || a<tyj6?[Ta
Qnqoaxoia"] || &eo[iO(pifanGi[Aiaodezaort(toovavnoXiv\ D. h.:
1 l4yd&a %v%a. 2 i^ /frftUa 3 xai o (Jäy/og 4 ^/.i/yramo*'
A.ldv- 5 twviü) iBQßiXuo v- 6 o? 2*Qßiliov, %6v 7 *t£«a xai
ägxeiQe- 8 a xai ay<ovo&6rav 9 xai nav^yvqiaqxav 10 rag 06p-
fiiaxag na- 11 yayi^os, evoeßi- 12 ag jus* rag frpog Toig 13
d'ioig^ q>iloTUfiilag de Tag rtQÖg vav itoXtv.
25. Auf den priester etc. E«thjM»(?) Julies Ittles. Aus den
Thermen bei M. mitgeteilt von Conze, taf. IX, 2; dazu text
s. 17 oben.
[a]ya£art#[a] || [a/?]oM,axa40<faju[oa] !| [cuJ^vpowoi/XiofV]...
|| . . (oviovizalov || [r]ov«t^€axata^[*^« a ] || [xat]ay«uyo^6ra[ioca4] ||
[/ra]yayi;p£a^aM || [«;]ff*^aa/u«y[Taa7rpoa] || [T]<u<tö6ouFqpiAo]||T
c[t]jUtaa[deiraa7rpoi7Tay] || 7raT[£t<fa]. D. h.:
1 i*ya#a Tt5*a. 2 *A ßoXXa xai S da/uog 3 Ev&vpovtf) 'lov-
JUov... 4 . .vlov^Italov, 5 to* €?^€a xai äqxeiqea 6 xai aywvo-
d'hav xai 7 7cavayvQuiqxav 9 8 evaeßiag fiiv Tag KQog 9 roig
&ioig, qtiXo- 10 tupiag de zag nQog %av 11 itaxqida*
9*
130 R Bechtel
Z. a [EY\9vftov ist hergestellt aus OYMON. Dieses cor-
rigiert C. in [l]OYAION, und erhält so einen 'lovfoog 'lovliog,
dessen berechtigung mir nicht klar ist. Hinter dem zweiten
namen ist derjenige des vaters ausgefallen bis auf die casusen-
dung in z. 4.
Z. 11 will G. das RAT als abkürzung für die stehende
phrase de (rag) nqog xav rtoXtv fassen. Da mir eine solche
nicht bekannt ist, ergänze ich de Tag itQog xav in z. 10, und
vervollständige nax zu 7tdiQtda, ttdxQig gebraucht wie in No. 29.
26. Auf einen unbekannten, der die gleichen würden be-
kleidet hatte. CI6. 2185, noch von Conze am brunnen in den
Thermen gesehen (RIL. s. 16, anm. 5).
[aya$a\xvxa || [aßoXhxxai\odapLoa || .. ..QveQfio\d(aqov\ || \an]
oXXodw[Qto] | eivovrov [) [eiqeaxcuaQtyeiQea || [xaiayatvo&]exav
xai || [7tavayvQia]Qxavxao || [d , €Qfuaxao7t]avayv()\\[ioosvaeßia]ofiev\\
[xaonQoaxoio&e]oioq)iXo \\ [xeifiiaodexaofaQooxav || [noXiv]. D.h.:
1 idyäda rv%a. 2 Id ßoXXa xal o d&fiog 3 tyfiddw-
qov(?) AAnoXXodioQO) 5 , xbv 6 etqea xal dq%eiQea 7 xal
dyorvo&ixav xal 8 navayvQtdqxav tag 9 QeQfiidxag navayvQ-
10 loq, evaeßiag fiev 11 rag itqbg volg &4oig, tpiXo- 12 xetfiiag
de vag TtQog xav 13 rtoXiv.
Der name oder der zweite der namen des gefeierten ent-
hielt als zweites oder erstes element eine auf den gott Hermes
zu beziehende bildung.
27. Auf den agonttheten nnd naaegvriurcaen Rwea«s. GIG.
2186, gleichfalls von Conze in den Thermen gesehen, aber in
zerstörterem zustande.
aya&arvxa \\ aßoXXaxaio || dafioaev^e || vov.g.xovaytovo || &ex
avxaiitava || yvQiaQxavrtaiv || ev^evwxwaQ |l %UQeooa7tv || y<w>w;f«||
vw. ß. xtoyvpva \\ aucQxcoxaiTtQ \\ loxaxjxQovayu). D. h. :
1 Idyad-a xv%a. 2 *A ßoXXa xal 6 3 dctfiog Evi;e- 4 vov
xbv Evl;iv(o zw E. reo E. xw E. xü E. x& £., xbv dyiavo- 5
&ixav xal nava 6 yvQiaQxav, naiv 7 Ev^ivo) xw oq- 8 %UQeog^
diti- 9 yovov Ei£e- 10 vw xw Ev£ivw, xw yvpva- 11 oioqxo)
xal 7ZQ- 12 aJrco oxqoxdyw.
Z. 8. 9. a7ri5||yoyog wird von Boeckh als „nepotis nepos"
erklärt: nur so wird die bedeutung des g in z. 4 verständlich.
Der schluss einer ähnlichen inschrift scheint vorzuliegen in
dem
28. Fragment GIG. 2191 (aus den Thermen).
Die inschnftlichen denkmaler des äol. dialects. 131
äytnvo9-eta || xai ftta^yvQui^a II xal -rcQÖJto aj^oräyw.
29. Auf den priest« cte. All« KltdUs feranlan«. CIG.
2189 (in den Thermen, ebenda von Gonze gesehen), fast iden-
tisch mit GIG. 3486, dem in Thyatirn gefundenen avulyqatpov
der ersteren inschrift.
ii 13 1 i*'t : '*-f i'i ti ii »
I s f E-ri-9 1 J » 1 i -&M-*
132 F. Bechtel
In Z. 5. 6. von 3486 steht für Xoyiov tzqvxoviv des Origi-
nals X6yto\\v 7tQvraviv. Dieser lesung ist aber nicht zu trauen,
da das ende von z. 5 undeutlich ist, wenigstens nur von einer
abschritt gegeben wird (Boeckh: „in fine Si addidi ex Peyss.
etsi falsum"). Von z. 13 der vorläge gieng der Steinmetz über
auf z. 15, so dass der schluss seines Werkes sinnlos ward; fer-
ner setzte er in neQyafiirjv(v)wv (z. 9) ein v zu viel, und schrieb
avyyevsw, diaegapvog für ovyysvetov y diade£afievoQ.
30. Auf den Metten etc. Air. ArtemMms. GIG. 2190 (in
den Thermen bei Mytilene). Aus der Sammlung des Gyriacus
Anconitanus (Kai bei No. XXII).
aya&arvxa \\ aßoXXaxaioda[ioaeT8i(iiao(o)&>avQ . a&€fitdw^ovß
(rov)Towfi€ || vaLwßotäevravaywvo&eTiaavTaxaiTtarrjyvQiatyT] \\ aa
rtaevdögcoaxaHpiloTeifiuoa. D. h. :
1 'Aya&a rv%a. 2 14 ß6XXa xai 6 däfiog 3 foeljuaoev Avq.
4 t^fTBfitöwQov u4(>Tefud<0Q(a 5 tw 'Yfisvaiw, ßoXXw- 6 xav }
äyiavo9'e%(rj)oavta 7 xai navrffVQiaQxqoarza 8 hvöol-cog xai (pi-
X- 9 orelfiiOQ.
Z. 3. foßlfuxooev ist nicht zu rechtfertigen, auch nicht mit
JSoxpQoaavvß GIG. 2206, wie Boeckh meint, weil in letzterem
worte kurzer vocal vorhergeht Es scheint ein versehen des
Steinmetzen vorzuliegen, der auch zuerst xov statt reo (s. 2 der
abschr.) schrieb. Doch vgl. Ahrens I, 65.
Z. 4. WpTqutdajpov der cod. Pal.
Z. 7. Die änderung navayvqiaQ^f\üavxa y die K. vornimmt,
ist unnötig; s. No. 24 7tarqyvQiaQ%av vag... rtavayvQiog, u. ö.
31. Auf den agtnttketen etc. letalis. Ebenda. Kai bei
No. XXIV.
ayad'ctrvxcc \\ aßoXXaxaioda/uooereifiiaosvtiödsoTOvaTtoXXamtoT
to || avaicwo07taidaaTtoXX<oviürtcjyv/dvaoia(ft(OTOvay(üvo || &eravxai
7tavayvQUXQ%ov. D. h.:
1 'Aya&a %i%a. 2 *A ßoXXa xai 6 däfxog irsi/Ltaoev Modsarov
lA7toXkwi<ti) tw 3 ^4v(X)iu>vog(?) naida l^TtoXXwvla) xw yvfiva-
ouxqxco, röv aytavo- 4 Sirav xai 7zavayvQL<xQ%ov.
Z. 2. K. „verbessert" helpaooev.
32. Auf eine gewisse Philippfnt. Aus den Thermen bei
Mytilene. Schon im GIG. 2192, aber besser bei Kai bei un-
ter XXVIII.
odafioa || a^xe7toXivxaQ7toq>OQovq>tXift7tivctvtavyifiva || aia^%o
vearovcuwva. D. h. :
Die inechriftlichen denkmäler des äol. dialects. 133
1 X) däfiog 2 Id^xiftokiv xaQTVo- 3 (pOQOv (DiXiTtnlvav, 4 xav
y(v)fivctol- 5 ctQxov ig xov auwa.
33. Auf eine gewisse Fl. PaMida Fliktnachb. Aus Gyriacus'
Sammlung („apud Mytilenem"), bei E. unter I.
aßoXXa |) xaiodapog || q>X.nov7iXuu \\ av.ysiKOfta || xiöaßara>\\
Tzcidctdiwo || pox . xat || naoxXrja \\ xwvtveQye || xarxai \\ anorzq
oyovwv || svsQyetav || xaixxiaxav || xaoitoXioc || afifietav .xavötaitov
ootzqvtovlv \\ ctQexctoevexcc | ftataac. D. h.:
1 ^ /?o'Ma 2 xat o däpog 3 <M, . IlovnXixi- 4 a? Neixo-
pa- 5 (jf)«fc* 6 /ralda dwvo- 7 ^a'xM xai 8 H(4)oxJltyff, 9
tw eveqyk- 10 ray xat 11 a/ro 7tQoyovwv 12 evsQyixav 13 xai
xxioxav 14 tÄ£ rroAtog 15 äfxfiiwv, xav ii aicovog nqvxaviy
16 aqhag ifvexa 17 naioag.
Abfassungszeit: die Schreibung IlovrcXociav für IIoizl? weist
nach Dittenberger, Hermes VI, 287 ff. auf die zeit um
200 n. Chr.
Z. 5. Die Verderbnis kann ich nicht beseitigen. Mögli-
cherweise ist statt (x)ida zu lesen {%)i{v) und das a zu dem fol-
genden rätselhaften worte zu ziehen, von dem wiederum die
drei letzten buchstaben als xav zu itaiia gehören könnten.
Z. 16. h>ex,a wird vonE. „verbessert" in dh^v\g*ai „neque
enim ullo in Lesbiorum titulo hexa legi u . evexa aber hat ja die
inschrift auf die Aur. Artemisia inKaibels eigener Sammlung
(No. 15,7 bei E. VII); ferner die inschrift aus Cumae CIG. 3524,
und die aus Lampsacus CIG. 3640; ferner das ehrendecret aus
Tenedos und endlich die breitseite des steins von Pordoselena.
34. Ehreninschrift auf Brests. Gefunden zu Chalakaes,
dem ruinenplatz des alten Hiera, dessen gebiet der Stadt My-
tilene unterworfen war. Publiciert von Conze, taf. XVII, 1.
[aß]olkax<Hodafioa = Id ßoXXa xai 6 däjiiog
ßQtjaovßipjaüKXQXiaiQOVKMTOvo Bqtjoov Botfoio ctQxia(T)QOv Xa
(ß7lQ?)6-
yoexovtpxwvrtai dwvdexaie ( x)axov y Ca xwv itaidwv de xal i-
%xovuwaQxaowaiakXao%ai, x(y)6vu)v aQXag xcri äXXag xal
5 TuaaofpoQiaaxaiayoQavofiiaa xioooqtOQiag aal ayoQavofdtag
ertixexeXexorxaxaiavxov irttxexeXexoyxa } xal avxov
d&iaißovXaQ%iav*aivoiAO de nai ßovlaQxiav xal vo/ao-
qwkaxiavxai[a]XXaaovxadioo (pvXaxiav xal aXXag, ovxa Jlog
ai&eQiwxaianiutovoasXsv&e AI&bqiw xaildmAtavog y EXev&e-
10 QiofxaixaaadQaaxeiaaxaixio qlta xal xägldÖQaaxeiag xaixio\v)
IH
F. Bechtel
jAlv'fycatailuvxuxoxcutavarta
<MXit[r}~\Ta)vd'eavxaiTao[xö]
15 Qct<fxafoccoxctivwdw0ta)[e]
7Zoliaöooa$ava07zaQaxe
Xevotavv7ieQta07toXiootaG
TwgrefiidoaxaiaTtoXlcDvoa
20 tuxkeovToactQxixoQovxaue
QoxaQvxar(ovy€[i]£(>€Q)v£[a]
xoQüjvoaanrjQoaaoxlrjTti
tatovde&eiotatovavto
xQcctOQoaxcuTanvaoTto
25 kiooeiQtovisQodvtavxcu,
(xai)7teQir)yT]TaveT€(opr)d7i
T9aaaQaxoytccxai7tQoa
Gvevawragioaxaifxio
&OVOVO[lCüi]üOl7tQOCCVTOV.
Die meist wolerhaltene , den schriftzügen nach sehr junge
inschrift enthält sprachlich nichts neues, aber desto mehr sach-
lich interessantes, ja manches hier allein belegte.
Z. 2. Zu dem namen BQrjoog gesellt sich BQtjaddag auf
einer in vorionischer schrift abgefassten grabinschrift aus The-
ben (Bulletin de Corresp. Hellen. II, 28). — dq%latqov halte
ich für sicher; 2. 3. Xa/4/tQ6\\ tatov ist eine conjectur, die in
ermangelung einer besseren passieren mag. Gewis steckt in dem
fehlworte ein Superlativ; aber wovon? Den schriftzügen am
nächsten käme XetTOVQyoxavov.
Z. 3 td tcov naidwv — intteteXixovta bildet den gegen-
satz zu z. 6 ff. avtov de xal ßovXaQxiav — ergänze ifciTereXixoyra:
jene ämter liess er durch seine kinder verwalten, diese verwal-
tete er selber.
Z. 10 11 ttö* oeßdotwv fivatrjQlcov naiavioxrp. — Was der
text bietet, ist sinnlos, aber sehr schwer zu bessern. Zwar dass
geschrieben werden muss ttov aeßdariov /uvoTrjQiwv und dieser
ausdruck dem tcjv dyiandtwv juvottjqicjv (oben No. 15, 4) gleich-
zusetzen ist, scheint sicher; das v von tmv am ende der zeile
kann verwischt (cf. z. 14, 15, 20), und das v am ende von /ut>-
üeßdoviov fiv<nrßito(v) n(aia?)
ag % Etrjq>tXag Iloaeldiovog
Mv%a xal Mvxlag xal tot cr/ra-
Qacrytüfv $£av xal Tag K 6-
Qag KaXtag xal tat Jlog rto *E-
iralv((o) üvfÄ7i{d)Q^i(o)ov y tagte
üöXladog Lfd-dvag 7taQaxt-
Xevatav vneq t&g rtoXiog, t&g
te l4(yti[xidog xal ^AnoXXwvog
MaXiovtog dqx^X ö Q ov *<** **-
Qöxd(>vxa y twv (t)e hgitov £<*-
xoqwv 2atitf]Qog idaxX^fci-
oi, tov de xteiotdrov avto-
xqdtOQog xal twv tag no-
Xiog uqiov UQO&vxav xal
7ttQitff^tav hiwv ijdt]
teaaaQaxovta xal nqbg
dvev awtd^iog xal /#«r-
&OV> Ov{x)l (3g Ol 7VQ0 ciljtöv.
Die inschriftlichen denkwälev des äol. dialects. 135
OTrtfiwv durch versehen des Steinmetzen ausgefallen sein (so
wie das zweite q von ovfXTtaqedQoy z. 16). Aber was ist 7zvicu8 y
wie die Zeichnung deutlich hat? Als notbehelf habe ich naia-
vtovijv eingesetzt: aia durch versehen des Steinmetzen ausgelas-
sen ; für E> welches bei G. schraffiert ist, H; und am ende der
zeile, wo sicher ein buchstabe weggefallen ist (das x von r]|a?),
vor dem letzteren ein v ergänzt. Von einer leqä zä^ig Ttoy
7zaiavi<ttüv t&v h 'PtoStig Jibg € HXiov fieyäXov SaQdjtidog xal
faüv oeßaovwvy also einem „collegium Paeanistarum Iovis Sa-
rapidis et domus Augustae" ist im GIG. 5898 die rede.
Z. 12. Uebör die y Exrjq>iXa siehe zu No. 15, 4.
Z. 13. Zu Mv%a vgl. Anthol. Gr, III, 311 lätöw Mv-
%loio fiiXag v7zede£aTO xoXrcog. — Zu Mv%ia vgl. [i*g>]$o<te/-
zi)i j| [M]v%iai auf einer inschrift aus Gyaros (Bull, de Corr.
Hell. I, 357.
Z. 15. Betreffs der KoQa Kalla verweise ich auf den ge-
diegenen aufsatz von Usener über die Eallone, Rhein. Mus.
XXffl, 316 ff.
Z. 15. 16. y E\\7tatvü) ovfiTzaQtdQOv. G. hat n;a$voo...dQe-
dov; itaivo entweder für natvw oder, da der dialect längst nicht
mehr rein ist, für naivov 1 ). In dem. folgenden kann ich nur
av/n7vdQ€ÖQov erkennen.
Z. 19. 20. linoXXiovog || MaXeovrog. Diesen gott erwähnt
Thukydides bei seiner berichterstattung von der belagerung
Mytilenes durch die Athener (428). Die Athener nämlich ge-
dachten die Mytilenäer zu überfallen — egflyyiXdy yaq avroig
dg eYt] 'ArcoXXiovog MaXoevrog ega) zrjg noXewg eoQTjj, ev fj
navdrjud MvriXrjvaioi eoQratpvoiv III, 3, 3. — Hierzu vgl. noch
Steph. Byz. s* v. MaXoeig. IdTtoXXwv Iv Aioßq> xai 6 %6nog tov
Uqov MaXoeig arcb tov MijXov %rjg Mavrovg, tog 'EXXdvixog ev
Aeaßi%üv 7tQ(üTq). Vom xorcog MaXoeig spricht auch Thuk.
III, 3, 6 : ot de ovrß ig top MaXoevra i^fjXd-ov. — Endlich Kai-
limachos bei Bekk. An. pag. 1187: 6 de deidwv MaXöeg rjX&e
%6qog — avxl tov MaXoeig . MaXoeig iatlv 6 uliaßiog. — Dass
auf unserer inschrift der *Atz6XX<ov MaXoeig erwähnt wird, der
nach dem zeugnis des Thukydides ein hauptgott der Mytile-
näer war, und zwar in Verbindung mit Artemis, von der wir
*) ZsSg "Enaivof: interessante parallele zu der 'JSnturii Ht(MUy6r*ut.
Homers.
136 F. Bechtel
ein gleiches wissen, erhöht die Wahrscheinlichkeit der annähme,
dass das denkmal nach Mytilene gehört.
Z. 20. <xq%i>%oqov: er führte den %6qog Maloetg, den Kai-
limachos erwähnt (s. o.).
Z. 21. 22. In die stelle: tißvyeQewv tp || xoqwv kommt nur
dann sinn, wenn man für F liest T und dahinter ein / sup-
pliert: „und der aftch einer der hqiiov ^axoQiov war* 4 .
Z. 29. Nach ovo gibt C. eine lücke für zwei buchstaben
an; also nicht ov(x)[(o]g 9 bzw. ov(x)[w]g, sondern vielleicht ov-
(x)[tai]g, vgl. Her. I, 172 xaHovai and xüv jurjveQWv ewvtovg xal
OVxl dnb %to¥ 7tCCT€QlOV.
35. Weiklnsehrift der Archippa, Athantes* tochter, aa Artemis.
In den Thermen bei Mytilene. Conze, taf. IX, 6; text s. 17.
aQxirtrt<x<x&av<X6M*\\ <xQT€fiidi&6Qfiiaevaxoa), d. h. :
lAq%Liziza If&avdeta 2 l4qzi(jitdi Oeqfiia Evccxoco.
Z. 1. Den irrtum Conze's, der 'ASaväeia als „Athenerin"
fasste, hat schon Sauppe beseitigt in der Commentatio de dua-
bus inscriptionibus lesbiacis s. 26.
36. Noch eine Weiklaachrift an Artemis. Ebenda. CI6.
2173 = Kaibel XXI.
a(rt£fadi || xheQ/Aiaeva || xotadizac =
LJQrefiidi 2 GeQuia Eva- 3 x6(o ?
Z. 3. JITA2 erklärt B. hier und in der folgenden in-
schrift als „nomen dedicantis". Aber was für ein nomen ist
das? Etwa l4q>Qoöfoag, koseform zu y E7taq>(>6diTog y in weiterer
kürzung Jitag? Wenigstens Jtza für l4q>Qodlta kommt auf
einer thessalischen inschrift vor (Ussing, Inscr. Graecae ine-
ditae No. 5.).
37. Weglnsehrift mit weihinschrift an Artemis. Ebenda. CIG.
2172 = Kaibel XXVI.
(oOTavxQawavxaitovdQaywyiovaftoxeyxQ^avaQ II T&/Aidi&£Qfua
svoKOwÖLxaa =
*£lg %av xqavvav xal %6 vÖQaydyiov an- 3 b KeyxQiav. 14q-
rifiidt, 0- 4 SQtila Evaxow?
38. Brachstück einer weihluschrlft. Ebenda. GIG. 2194 =
Kaibel XXV.
ofiaaxaiTcavtqevodiayeyeoozwoiüTTiQooaoxaTtiioxai || tqevadia
ßualeaßioia =
o(g) ldax{X)a{ni)d(da) , Igeug diä 2 yiveog tw Sdrrjqog 3
*Aax(k)anUti xal Xqsvg 4 dia ßiw Asoßloig.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 137
Der name des weihenden ist verstümmelt; er ist söhn des
l4oxXamddaQ y wie Kaibel ansprechend herstellt
39. «raMuckrifto.
a) CIG. Add. 2197b = Conze, taf. IV, 5. Auf einem
runden grabaltar, von C. in der schule zu Mitil. an-
getroffen! früher „in puteo domus oppidi superioris".
fO] däfiog || [l^Q]iatdvÖQi'j zw Kte- \\ oteipua rjQtai.
b) CIG. Add. 2197c. Ebenda gefunden.
'O d&fiog || 'HQwidav KXiwvog \\ %bv sveQyirav.
Z. 2. 'HQioidav: der name kommt auch sonst auf
Lesbos vor, so in der grossen Eresischeninschrifb A 37.
c) GIG. Add. 2197d. Ebenda gefunden. ,
X) d&fiog || KaXXixXfjc \\ Mvaodv- || 3qov iJqoh.
d) CIG. Add. 2197e. Ebenda gefunden.
X) SSfiog H KXsodd/dü) %w || Nov/urjviu).
e) CIG. Add. 2197f. Ebenda gefunden.
Y) däfiog || MotqÖxXsi %€> diow- \\ oiw ijqwt.
f) CIG. Add. 2197g. Ebenda gefunden.
*0 dä/uog || 2t(>ati7i7t(o || xß ZaUzra (sie !) || ijqcoi,.
g) CIG. Add. 2197h. Ebenda gefunden.
'O dafiog || A&oxiov Idnwviov \\ Mdqxw vlov Kcmi-
rtava || rjQUHx.
h) CIG. Add. 2211h. „Mytilenis in cippo cum aeto-
mate, in aula ecclesiae D. Georgii".
ÜBQlysvig Jitj \\ %cuQe.
40. Brichstick eines Steins mit den resten zweier Inschrif-
ten. Jetzt am landhause des üarayicirrig TgiQp7tlvr]g. Schon
im CIG. 2167, allein auf schlechter grundlage beruhend; aufs
neue publiciert von Conze, taf. IX, 1.
A (linke seite). B (rechte seite).
. . o Sera . . eofifi .... (onavo . . ).Xlxo)Xlti
xaiTOioa($ovzaooieoa\yi]ao%ovovv iovytccvx
oia7taia[_Q]xovT€OOieotoT& [i\qt]iov tpwvow
XXaoianaiaQxovTeaai80€xa[aT]ovo £7veTeX€Oo[e]
5 avu}&€(ü[Qorwo(ü[8]diüxeToioßoXXa taioxQdvav
aw/dotüHJ . . ßiaiTOMJ7toX£iTcua7tav ajtaQ%atou
toioö&rto
d'ßonja"
izoeoo
10 »eq
Beiträge s. kund« 4. Ig. •praenen. V. 10
138 F. Bechtel
Der Schrift nach sind die beiden inschriften gleichaltrig
mit derjenigen auf Bresos (No. 34), also sehr jung. Die obere,
die linke und die rechte seite sind verstümmelt. Ijesen lässt
sich etwa:
In A : 2 aal %dig aQxovreiHU kg huxaxov ... 3 ... xal aQ-
xorueoot, ig v6te Iqtjiov (zweifelhaft; die Zeichnung hat vor q
einen querstrich in der höhe der zeile) 4 (a)MX)oig oder [dl]
X(d)(X)oig xal ä(t%6vz£OGi ig exaatov 5 ,%(o &iw Zovrvaw edwxe
%oig ßoXXa? 6 . . vfioi€og %oig ftoXetvaig .. .
In B: 3 Zowvwo. 4 inexiXeaae, 5 %(>dvav. 6 a7ia(vxaig.
B. Nethymna.
Nur eine einzige inschrift ist dialectisch; alle übrigen (zu
denen im GIG. kommen noch folgende bei Conze: taf. X, 2;
XI, 2 xx. 3) sind in xoivij abgefasst Jene dialectische ist ge-
setzt
41. Zu ehren eines ehilltstynrehen. CIO. Add. 2168b „prope
Methymnae parietinas, in loco Molyvo, in porta aulae ecclesiae
D. Pantelionis".
axekXr]GTvaa€Qv&Qat[(ov ]
XaQ^€va)X€lXt]CTvaQa[rjaayTaaq€^
Tao€vve7ta7tai€woiaox[ai€V£(>y€Oiao]
raoeioeccvrav.
D. i. : *A xtXXrjatvg d 'EQvd-qaiwv
XaQigivio x^XXrja%vaq{x)rjaarra a(ji-
zag evvena xal evvotag xal eveQyealag
rag etg iaiTav.
Den schriftzügen nach römisch.
C. Eresos.
(42) 1) Veiksbe Schlüsse ober die Schicksale der tyrannen nnd
Ihrer nachkommen. In der kirche der l4yla Eigtjvt) zu Erissos,
publiciert von Conze, taf. XII, A, B, C. Die actenstücke A
und G füllen die zwei breitseiten, B bedeckt die eine Seiten-
fläche eines grauen marmorblocks , dessen vierte seite leer ist.
Die ganze inschrift ist axovxxidov geschrieben.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialectß. 139
Literatur: H. Sauppe, GgN. 1^63, s. 359 ff. gab einen
kurzen bericht über die neugefundenen denkmäler. Dieser be-
richt ist wiederholt von Conze s. 37—39, ihm voraus geht
Sauppe's erste lesung. Ausfuhrlich und im einzelnen vieles
berichtigend besprach S. die inschrift in seiner Gommentatio de
duabus inscriptionibus lesbiacis, Gott. 1870. Mit den hier vor-
getragenen emendationen trifft zuweilen zusammen G.Wald in
seiner dissertation Additamenta ad dialectum et Lesbiorum et
Thessalorum cognoscendam (Berol. 1870), die mehr enthält, als
G.Meyer zugeben möchte. Endlich kommt Nr. 123 des Cauer-
schen Delectus in betracht ; zwar leidet auch sie an zahlreichen
Tüchtigkeiten (aus A allein nenne ich z. 2 noXizüv, z. 2.3 *ro-
Mfytag, z. 9 3?§a?, z. 12 dianQafyn£, z. 31.32 xazsdUc^aay, z. 38
'EQfitjaidelw), allein (s. 154 f.) „emendationes non pauoas, quas
omnes enumerare longum est, Kirchhoff ius ... mecum com-
municavit".
A 1 [7ro]A[i]o0XJ7#fi[waa] 2 evz[a]
7toXi7navotvo^io . . OGxm%ö[t07zd) 3 [Xizai}odiOfivQioioa*azt)Qaou
o&tQaQwxti] 4 [zoL^aaXXavaa€Xai^e\zo^xaLZWiaßwuoio[y(xn%] 5
[<ni]a\p9Z(odt0Oz<o<piX[i]7rxi[to]xxxi7toX€iLiove!;e[yei] 6 [x]a/devoo7tQoaa
kejptvdQorxaizoioeXXavao 7 zoLO^iBV7toXizaia7ta^eXofxsvoazao7tXa
«£* 8 xlatce€KTa07tolLOo[/ta]v[d]ai4iTaiadeyvvali] 9 xaaxaizaia
dvyccvs(MO<w[kka\ß(üvxai8(>l;a[ia^ 10 €VTacmQio7VoXirQi(JxtX[c]oiax
cudiaxo<no[io~] 11 otazrjQa06iae7CQa^ezavd€7ZoXivxaiza(Q[a] 12 St
aQ7ta!piotieTctt[w]v[la^i<nav€V87t(flO€xa[t] 13 a[yy]xazexavceaw
fiaza[z(ov]7zoXizcnouxizoz[e] 14 Xevzatova(pixof.teyoa7tqoaaXe^avdQ
ovxaz[ß] 15 ipsvdezoxaiöußaXXszoiaTZoXtzaiaxQtvali] 16 \jt]eva
vToywv7ttai\paq>[i]yf.iofiiO(Toarta<j7t€(>[i^ 17 [$~]avaza>aidexexaza
ty[a(p]io&t]$avcnooavxL%[i) 18 fiaaafi[ß]v(oay(avi7C7ta)zaySevz€Qa
rdiatyOQav 19 7tot)aaa&aLZLV(nrjv[7to]vdB\peyavz(ava7to^a 20 vrj
vaidex€Xc^]Xc:(po)€[y^TOGaytovi7t7tcjTadixa 21 xarayrjziozivszwva
yum7t7tw£tftr)r]7iQOxh] 22 7teQixa9odufyzwvxzrjf4CtztayaTZodoaioax
m[a\ 23 [Qa^zovepidsvaixaiavTGvxaiyevoatoxrviti 24 \x]a[C]zaXk
ze[y]oXOo[ß]öTWTwvoidto[TU)]Tccy<jTaXXav 25 aveXovzLZQYTzeQizwyzv
(>ary(ovxaiz(ov€xy[o] 26 [v^o/v7torjaaa&atÖ€xccz67taQaveyzaexXTjcca
a[v] 27 [t]iT(rvtof4Svdixa£ovzixaiߣ£&]o€VTiTa7toX^i] 28 [xfaiza
dixaux€V€fifi€raizoL<rd€7taQcezodinali] 29 [o]vzavifßaq>ov<peQor*eooi
Tasvarziazovz<üv 30 eöixco?i]OxzwxooiOiX)ydor]KoyzazQßioa7t[o]
31 zavravc:TteXva(xv£7Zzaaid£aXXc:i,xttT£dixa[o'] 32 oav 33 [e]yv&
S[afi6]a7tBQt(avot7tQtoßeaoa7zayyeiloiif[i\ 34 aiitQoaaXagavdQOva
140 F. fiechtel
noaxaXtvxeoxaiaXe 35 §avdQO(navdiayQcq>ava7tertefi\ffeaq>ixofie
36 v(av7tQoaavxovx(avftQOX€QOvxvQawatvaftoy[o] 37 vwvtj&wiSaxex
wxBQxixwvei€oxwr)Qaeiwxa[ia~] 38 yr)Oipeve[o]oxweQprjOiduwxaieit
ayyeXXa[v] 39 [x]wv7tQOoaXe^avdQOvoxiexoifioieoxidtx[av] 40 [v]
Troafxlfi^wrr^JtTwyfiTaai^/iwcavcvrcüJaljticö] 41 [aya&axvxai]e
[do^9\ai]xwda^weneid\r[] D. h.:
1 noXiOQXtj&evxag 2 xal xoig ito- 3 Utaig
dig/tivQtotg oxdxtjQag eig£7t(>a£e> xal 4 rot£ "£ AAaras Ütot^Bro,
xal x(o)lg ßwfioig xax4- 5 axaxpe tw z/tog tc5 OiXm7tiw y xal
rvoXefiov igevet- 6 xdpevog ngbg y AX4fyxvdQOv xal xoig "EXXavag
7 ?otg /iiv noXLxaig ttaQeXofitevog xa onXa if«- 8 xAatYre &t *äf$
noXiog Ttaviapiiy xalg de yvvai- 9 xag xa* xalg dvydxegag ovl-
Xdßwv xal BQ^atg 10 4v xa dxQ(o)rt6Xi xqtg%iXloig xal diaxooi-
oig 11 oxdxrjQag Blginqa^ xav de itoXiv xal xa l^a 12 dtaq-
nd^aig fiexä xwv Xataxav hinQTjüe xal 13 avyxax4xavae aw-
fiaxa xwv TtoXixav, xal xb xe- 14 Xevxaiov d<pix6jiievog nqbg
lAX4§avÖQOv xaxe^ \b xpevdexo xal diißaXXe xoig TtoXtxatg* xgt-
vai 16 ftiv avxov xqvnxai tfHxq>l(o)ei o/uoaoavxag neql 17&avdxw>
al d4 xe xaxatpatpioxh] &dvaxog 9 dvxixt- 18 fiaoafi4vw IdywvLitTCw
xav devx4oav dia<p6(>av 19 ftoi]oao&at y xiva x(qo)7Zov de(v)e(i)
avx(o)v ätto&d- 20 vijv, al de xe xaXXdq>(&)evxog Idywviitnw
xa Slxa 21 xaxdyrj xig xtva xwv Idywvlnizw (rj) ei7tr\ rj 7tQodr]
22 7TsqI xa&odw (ij) xwv xxrjfidxwv dnoddatog^ xaxd- 23 qoxov
e'ftfievai xal avxov xal y4vog tut xyvw> 24 xal xaXXa Svoxog eaxw
x& vdpw xw xav axdXXav 25 dvikovxi xav k$qI xwv xvqdwwv xal
xwv ixyo- 26 vwv izorjoaa&ai de xa(l) iftdfav iv xa ixhjaia
av- 27 xi(x)a xw fiev dtxdtyvxi xal ßa&oevxi xa ftdXei 28 xal
(xoig v6(aoiüi) xa dixaia ev efifievat, xoig de na^a xb dixai-
29 ov xav xpä<pov {peqdvxeaot xa hdvxia xovxwv. 30 *Bdixdoyhf
oxxwxooiot oydorjxovxa xQeig* dnb 31 xavtav dttiXvaav &txa,
al de aXXai xaxedixaa- 32 aav.
33 7, Eyvw däjiiog - neql wv oi Ttgioßeeg dizayy4XXoiat 34 (o)i
TtQog liXi^avdqov dnoaxdXevxeg xal ldX4- 35 ^avdqog xav dut-
yQcupav dn4ftefi\ffe dq>txofi4- 36 vwv nqbg avxov xwv rtqoxeQov
xvqowwv ditoyd- 37 v<ov 9 'HQiolda xe xw TeQtixioveiw xw 'Hqa-
eiw xal ld- 38 yrjoi/ueveog x<5 y EQfirjüi(X)ei(ü } xal ertayyeXXdv-
39 xojv ftQog liX4^avdqov , oxi hoifiot e(lo)i dixav 40 vrcooz4-
9(rj)v rteql xwv eyxaXt]ft4v<ov iv xw ddpw, 41 dyd&a xv%a 64-
do%$ai xw ddpw ineidv ....
Z. 1 — 33 ist bruchstück des ersten Tolksbeschlusses, wel-
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 141
eher gegen die tyrannen und ihre nachkommen gefasst worden
war. Derselbe ist der zeit unmittelbar nach 332 zuzuweisen
(Sauppe, Gomm. p. 16 ff.). Mit z. 33 beginnt ein neuer, wel-
cher in G fortgesetzt wird und nicht viel später als der erstere
ist (Sauppe a. a. o.). Er wird eingeleitet mit fyrw däpog:
denn so ist, wie mir prof. Fick schon vor Jahresfrist bemerkte»
statt l4yvodafiog bei Cauer (offenbar nach Wald p. 11) zu
schreiben , vgl. den anfang der inschrift aus Erythrae (No, 3) :
"Eyvta däfiog* nsQi <or ä ßokXa xtA.
Z. 2. h ra TtoXi scheint sicher, ebenso» dass in ae rest
eines mit elgifc^a^s u. s. f. coordinierten aorists zu suchen ist
(S. s. 19); aber welches?
Z. 5.6 ££«[m||x]d/4*vo£ Kirch hoff für ^8[iy\\ <p]dpevog S.
Hier wie dort nimmt «t den räum eines quadrates ein, vgL o*
in dnayyiilotai, z. 33 und tx in dixa[i\\o]v z. 28.29.
Z. 12. StaQTta^atg Wald für duxfptdaaig S.
Z. 16. ipcupioei Sfioaaawag K. , ipdqxot diopoooarrag S.
Für erstere lesung sprechen die schriftzüge an dieser wie an
der identischen stelle GIG. 2166b, 16 = Gonze s. 29, 16 (s.u.),
in denen Wald beide male xpdyiyyi hat erkennen wollen (p. 25).
Z. 26. Die Schreibung ndtjola auch auf dem stein von
Pordosel. B 22.23.
Z. 26.27. aw||ixa K., aitaioa oder (p. 25) a/tarta S.
Z. 27. ßa&o&nt, Wald p. 28; riQo$irti S.
Z. 28. Hinter *ai vermutet K. eine lücke, offenbar des-
halb, weil A 27—28 fast wörtlich wiederkehrt in B. 1-10,
hier aber dem dixd&vvi xal ßa&owvi %a 7t6Xei xai von A ent-
spricht dixa&vti x. ßad-, rä ttokei mal roig ,...iau Wer an
letzterer fehlsteile mit S. aatoiat liest, muss auch in A hinter
tuxi ausfall von tolg äatotai vermuten. Wer aber — so scheint
E. zu verfahren — in B vofioiai herstellt, indem er das dtxdfyv
xai ßa&orjv ta ttoksi mal tolg vofioiav sich im gegensatze denkt
zu dem folgenden dtxd^yv itaQa zolg vopotg, der muss auch in
A röig vofAoioi supplieren In A xoig vofioioi, in B toig aavoiot
zu schreiben, blieb Gauer'n vorbehalten.
Z. 30. idwdo&f] K., idlxaaav S.
Z. 31.32. xaTedixao\\aav W. p. 14; xat€Öixa\\accv S.
Z. 39. Äat K., bru Sauppe.
Z. 39.40. dixar (oder dixaig) \\ vitoo%i>hp neql K., SUar
index*!* rtdrtw* S.
142 F. Beohtel
Z. 40 8chlus8 ergänze ich mit S. id\jiw] 9 lese dann z. 41
[iiiox]&[ai] mit K. für S.'s [&T|o[|«] und fülle die ersten neun
quadrate der zeile nach dem muster der zu Erythrae gefunde-
nen inschrift (No. 3, 15.16) mit dyd&a %v%a aus.
Mit den zeilen 7 — 20 fast völlig identisch ist die schon
oben zn z. 16 kurz berührte inschrift, die Boeckh in GIG.
unter Add. 2166b nach Kiepert's abschrift publiciert, Conze
aufs neue s. 29 mitgeteilt hat. Sie ward am brunnen des
klosters Christös, das dem alten stadtplatze nahe liegt, gefun-
den. Ueber ihre beziehung zu A vgl. Sauppe p. 19 f.; text bei
S. unter IV, bei Gauer unter B.
D.h.:
• .[e^exXaiosexrao igexXdiae ix rag
[it o X i] o ü na viaptxai TtoXiog 7tavidfii y (x)ai
[t er C]oyvvaixao x a i t[a] xaig yvvaixag xai ra-
[i ö &\ v y a t 8 q a o o v X[X a ß) ig &vydveQag avXXdß-
[(avrj\Q^e£ia%av[axQo] tav ^q§8 eig rdv oxqo-
[rt o X] i v x a i 8 i a £ [rz Q]a noXir, xai 8ig(£)7tQa-
[l;€]di,o%iXtoi,oxai[di] J« iigxiXioig xai ii-
[a]x ooiotootat ty ? a t a [r] axoaiotga*dvr}Qa(g), top
de TtoXivxattat $ a [it] de n6Xtv xai %a Iga di-
[aQ]7ta!;aiOfi8T a r (o v aqnd^aig fievd %ßv
[X] a lOzavBvtiZQ tj 7t o Xatdtav iv&7tQtj(pe)
[x]a tavyxazTjx a v a e xai avyxa%{i)xavü8
[a]a fi a % a toi v tz o X i % [a v] o(ai)fiata %wv TtoXltav
[x] q t v vatfieravvov xqlwai fiiv avrov
[x] q v ft % a 1 1 a[q>] i o s [i] XQVTtrat (tfi)a<piau
[x] a x a v d t a y q a ipa v x [m] xax(x)av diayQa{<p)av x&
[ß] a a t X 8 <oo a X 8 £ a v i [q <a] ßaatXitog l4Xe£drd(Hs)
[x] a i x o i o v o fi o i a[a i i «] xai xoig vopotg ai ii
[x] 8 x a x a \pa<p i o & rj i xe xaxaifja<pio<fh)i
a v x w &ava x o a[a v] t i dvxw ddvaxog, dvxt-
{% i\p a a afi e v[w a y of\v[t\ xipaoaitivta Idytavl-
[7t 7t]a) % a v d 8 v % 8 q a v[x Q i] TtTtw tav ievxiQav xqi-
[o)i v 7t o r/ a a o& a i i i a oiv Ttoyaaa&ai öta
\ji\e i qoxovtaax i v a xtoQVtoviag xira
[*](> o n o vi 8 v 8 i a v x o v [a] xqtmov ievei avxov a-
[7t]o& a v rjv X a x 8 & a i i [e] ito&dvrp* Xa(ß)eo9vii ii
[x]a icvvayoQOi a x a\y\ xai owayoQOig tav
7t o X v v i 8 x a o o % i v «[a] rtoXiv Oxet, o{x)xiv8g
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialecte. 143
[o]fi o o a a v t e o a v &[X X <o] ofioaaavreg ld{7t6)XXt*~
[*] a X v x « i o v o [t t a v v er} va Aiwuov ort awa-
[y]oQt]aoiai yo^ijaoun
. [« a] x e 6 v v a[% o v] ,cSg x* iivatov
Auch diese inschrift ist streng ototxfjdor geschrieben. Die
Zeilenabteilung ist bei S. teilweise ungenau, bei Gauer ganz
willkürlich. Nur zweimal ist der Zeilenanfang erhalten: z. 10
(Kiepert hat d«, Conze gibt bloss einen rest des rechten
seitenstrichs eines J) und z. 29 (K. noXir, C. ..Xir). Will
man nun nicht annehmen, dass der stein schon vor der be-
schreibung links trümmerhaft, der einsatz der Zeilen also kein
regelmässiger gewesen sei, so ergibt sich die obige anordnung
mit notwendigkeit; d. h. es müssen von vorne ergänzt wer-
den: ein buchstabe in z. 9, 12—20, 24-28, 30—32; zwei
buchstaben in z. 8, 11, 22, 23; drei buchstaben in 4, 5, 6, 7,
33; vier buchstaben in z. 2 und 3. In z. 21, wofern richtig
abgeschrieben, bleibt bei jeder anordnung das erste quadrat frei.
Z. 1 ist nicht sicher herzustellen. K. gibt nXetaxa;
C. hat aerunaa.
Z. 3.4 liest S. Tai[g\\ i]i ywahtag. Aber vor y müssen vier
buchstaben geschrieben werden, da y über dem X von de itohv
in z. 10 steht; ich lasse daher K.'s a vor y, welches S« in *
ändert, unangetastet, und schreibe in z. 3 statt vat vielmehr xa*.
Z. 6. fjQ^s Kirchhoff bei Gauer; fy& S.
Z. 10.11. SiXMQfta^aig Wald (p. 12); apiaoaig S.
Z. 16. if)a<pto£i Kirchhoff bei Gauer; 'Ayiovinnov S.,
tpätpiyyt, Wald.
Z. 17. xazecy scheint verschrieben (cf. z. 9 ovdtijQa für
°Q<xg) für xavrav.
Z. 25. x&iQOTöviag Wald (p. 13); tLQuntdrtag S.
Z. 29. ojviveg ; o% riveg S. , aber die spur fuhrt eher auf
erstere lesung: OSTHN bei Kiepert
C. 1 ev rj.Xt %Tj 2 vXtXt vaX
8§av[dQOo} . . 3 *WCtKr[«9e].... 4
[aßoXXa7tQ]oeßoXX€i[a€] . . . 5 *ed XvX.yco
i%.... 6 .rj vr xax[ct\iii)VTVQ[av\ 7 r(av[xairia^e]fi
rto[Xeioixt]]$£vtiovxcuTüJ*>6xy[o} 8 [vüHnutvtovtuv] uuusa
ioyQa<p<u[o] 9 . e zavexXijoiavercei&irjxai, [r] 10 [wda
fi{j]$ßaoiXwaaX8l;<xvÖQoadiay(>aq)ava7to[o] 11 [%e]XXaian[fQcet]tt
£*[B(f8]oioiex(>traiv7te{fvs 12 [ayw]vtrv7t[un^]culavfvaiXayafi[S]Hxt
144 F. Becbtel
a[&]yvavtoio[o] 13 [dedapooaxo]v[oyxicvctvdiay(taq>a*dixaavt]Qio
[v] 14 [xaXe]eoa[i}0xaTavoiovofioiaoexQiv[v]say€tnri[7t] 15 [tto]
futievxawQvot[Xao]vT€[dryxKrp^oiodeartoy[o] 16 [voioaww]vs*o
ZOi[oswte]vaiTwvoiu(üTa>€vra 17 [o]vaXXava[v~\ev7taexo[rva']7ce7tQ
aa[&]auxw<oyxava IS [T]oyvo/iov€7riar«n[avroa]deaX£$ayd^am€Ki
v 19 7r«^6^a7ro[A]a[od]c^€[icav]^aiTcayxa(ri}^T<tfy 20 [?]&«¥
fiwvo<TKacr]Qai(üt(a^7tQOV€QoytvQavv;j 21 oawo)wao7ioXiOOxaivia¥
aTioyoviüvavTannilQc] 22 vaivovdatiov7tovsQo[vdoK]eixavafto(tevea
&[ai] 23 aiTota^ij[od]fi<la/40(jaxot;(ra«7TaaAcry^of(jpa[t<y] 24 dt
xcf<mj[^]f[o]>T60ft^ot<y4<n;yaya/«xaTaT(w[>'o] 25 [jUOJyxatTaycfoayi
aya>rc<>/faat>U0aa>U^<J<)[cc/] 26 [o«]yywAo[y]co>'^i;^£rrcar7ra^a/u
fOTeponroyTttfo] 27 [fio^yvovxavavumvQavvamtvQiovefipevatita
[i] 28 [^«^»'Ort^otcrKarfToJ^Trlo/uovl^dox^oeTCüJa^fw] 29 [x]v
(HOfiiueve/ApevaixaTc[Tcw^TV(>ccyvü)vxaiTw[v] 30 [«^TiroiUoAx^^fivr
tovxaivwvaftoyovwrvtamov 31 [T]€ayroyr^OjUoyro/i/r£p4[r]6MTt^a
mwyeyeot/i] 32 [/i]«yoy«>^«ar«AXa[r]c^/ra>lai]flfxoftiraia(ltay^of 33
[<p]aiav<ayßaaiXe(orvaiaxavccvowioyxaivaifja 34 [<jp]ia/uofrorra/r^o
T€fopyQcupeyrav7tOTtaPTtQoy[o] 35 [i^cüiocatTatcr^a^ogMi'atOTatax
ararca»ri^am(»'[at] 36 [d]€x«Te(T7ra^aTat^aaA£<ncY/raeT<tf>Ti;^ayyai
[v] 37 rwvs^noXioixf]^€VTwyTjrcovartoyovwvTioy[TOv] 38 {i:]a>y
(rt<y)«rrt^ortyün'e7r^a>7a>Tav^fi(Ttc^[i;i;/rJ 39 [o\dvwvd[afio]7tßo
va*vaaa&aixain;s[(>ivowtovav] 40 (j9o]JUap....
Umschrift:
2 .... l4Xi§ayÖQOQ' 3 I^cwrft.. 4 .... a ßöXXa nQoe-
ßdXXevae . . 6 xava twv wqov- 7 vwv xal Ttov ifi 7t6Xet ohaj&ev-
xtov xal väfr ixyo- 8 v(or v(av vovtwv .... xai vaig y^d<paig
9 ....Tay ixXtjolav . irteidi] xal r- 10 w da/ia» (<J) ßaalXevg
l4X4£avd(>og diayQa<pav aitoa- 11 r&JUug itqogha^e y Eqeaiotg
xqlvai VTtiQ ve 12 Idywviititta xal EvqvoiXcc(o 9 vi del nafhp cv-
voig, c 13 de daftog äxovaaig rar diayqaqnxiß dixaovrJQiov 14
xate(a)oatg xava voig röfioig, o SxQivve Idywnit- 15 nofi fuv
xai EvQvatXaov V89vdxtjv 9 voig de ärtoyo- 16 voig cwvcüv &yo-
%oig e'nfiwai vu> v6f.iw va> iv vä 17 avdXXa vd ve vftd^xorva
niTtgaadvi crvvwv xava 18 vor vopov • &7tiav£lXavvog de 'AX*t;-
dvd(Ht> xai v- 19 7teQ vwv *A7toX(X)tadoqeiiav (x)ai vwv xaatyri}-
vcj* 20 vß "EQfiwvog xai ^HQaUo vßfi TZQ/veQor wqawrj- 21
odrrtor vSg noXiog xal vüv dizoyfom avvwv y x^I- 22 vai vor
dSftov, n&tsQOv 66x61 xavanoQcvea9ai 23 cnkoig ij jutj, S de <Jff-
uog dxovaaig va{i)g dtayqdipaig 24 dtxaavqQidv ve c&votot ow-
dyaye xava vor r6- 25 po» xal väv duxyQaqm vü ßaaiXeog
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 145
l4X€^avdqo) y 26 o eyvto Xoywv ^rj&evxwv naq dfiqnxiqajv xov xe
v6- 27 nov xov xaxä x(av xvqdwwv xvqiov k'fifievai xai 28 q>#v-
yrjv cwxoig xaxxo(v) (v)6fiovdidox&ai x<a ddfiw 29 xvqtofx fiiv
iftfuevai xaxd x&v xvqdwotv xai xwv 30 ifi n6Xi olxrj&evxatv
xai x&v dnoyovtav xwv xov- 31 xwv xdv xe vo/uor xdft neql xwv
xvqdvvwv yeyqap- 32 fuvov $v xä axdXXa xä naXala xai xalg dia-
y<wf- 33 qxtig xwv ßaaiXiwv xalg xaxä xoyxwv xai xd tpa- 34 <plo-
fiava xd Ttqoreqov yqdq>&vxa inb xwv nqoyS- 35 vwv xai xalg ifja-
<poq>6(g)aig ralg xaxd xwv xvqdvvwv • al 36 di xi xig naqd xavxa
dXlaxrjxai xwv xvqdvvwv 37 xwv ift n6Xi olxrj&ivxwv ij xwv aito-
yovwv xwv xov- 38 xwv irtißaivwv ircl xdv yäv xdv 'Eqeoiwv Jj
in- 39 odvwv däfuo(v), ßo(XX)evoaod , ai xai Tteql xovxw xdv
40 ßSXXav
Ueber den vermutlichen inhalt des verlorenen anfangs vgl.
Sauppe p. 21. Das didox&ai xw ddfiw in z. 28 ist abhängig
von ¥yvw däpog in A 33, von dem schon einmal die gleiche
phrase in A 41 abhängig war.
Z. 12. 13. xl Sei nädipf avxoig, 6\\di dä/uog dxovaaig.
Sauppe schrieb al del ndqrjv avxoig || xdv dixav dx., Wald (p.
18) las die ersten drei worte xl Set itd&rp, sicher richtig. Das
gleiche bei Cauer, aber die z. 13 beginnt bei ihm, diesmal
gewis nicht nach Kirchhoff, mit xag dixag, was gar nichts
ist. Ich schlage vor, wir lassen die nähere bestimmung des xl
durch einen casus von öixa weg, supplieren am ende der z. 12
o, am anfang der nächsten de däpog (dxovaaig), und gewinnen
so den genausten parallelismus zu z. 23 6 de da/iog dxovaaig.
Z. 14 15. dixaoxyqiov || xaXiaoaig Wald (p. 14); S. zu-
erst dixaoxrjqio\\v xaXioaig, was Gau er beibehält; in der Gomm.
ixaXiaaxo: so würde allerdings die structur fordern.
Z. 15. EvqvoiXdw S. in erster lesung. In der Gomm.
schreibt S. ElgvoiXdw gegen den stein und gegen den dialect:
grundform 'EfqvoiXaog kann äol. nur EvqvoiXaog (cf. hom. xa-
Xavqtvog, xaXavqoip, und die als äol. angeführten evqdyrj, av-
(Pjxxog, Ahrens I, 37 f., Hartel, hom. Stnd. III, 22) oder
*EqqvoiXaog> ^EqvoiXaog ergeben.
Z. 19. 20. xaotyvijxwv \\ xw S.; Gauer (nach Kirch hoff?)
x.av\\t(o; aber wer ist der avxog?
Z. 23. xa(l)g diayqd<pa[ig] Kirchhoff bei C.
Z. 28. xaxxd(v) (v)6fiov S. in erster lesung; in der Comm.
xai xdfi n6Xiv.
10*
146 F. Bechtel
Z. 32. tß TtaXaia Kirch ho ff bei C; S. av^umyta.
Z. 38. Jj tkrff. ist unsicher. Sauppe liest i) vn^odvtov
av&ig ßovXeiüaa&cu xai 7CQO&rj rteQl tfjg || atdXXag. Aber wie
kann twp tvqovvüSv tcov ifi ttoXi olxrj&dvtatp rj ruh anoyövtoP
räh Tovtioy iig — 7CQO&ifi&ai? Ich dachte, es hätte in deth
beöchluss vielleicht gestanden : wenn er ergriffen wird das Stadt-
gebiet betretend oder sich beim volke einschmeichelnd, so soll
auch hierüber beraten werden.
B. 1 Xior\o>di] 2 [xa£o]vtixaißa&otv 3 [ntajrtoXsixaivo
io 4 [vofxo\iOiradi%aia€v 5 [eft/ut]vai7taiavTotai 6 \xai\sxyov
öioiTCüde 7 [7ia]Qccroiavo^oiaxa[i\ 8 xadixaiadixatpv 9 ttaoi
taevartiaö 10 ^iwvdetoiartoXix[aia] 11 xoiädixüCprtaa[tj[ 12
[fi]aidtxaaaioxav[dixav] 13 [o]aaafisverxoia[vo] 14 [rfoioieyixat
roia[vo] 15 [ßo]ioxadeaXXaGv[e] 16 [X~\oyiaoa)<jccQioxcr/.[üi] 17
[S]ixaiTaxaxaixifia 18 [o]<oaixexaxayvwo(>&Q)[o'] 19 [xjatdattr
ovriüTTOTjaiü 20 vaifiadiaxaiaXiov 21 \j7ti)cpili7ziTU) 22 a
ifiBvxaxav(j)V(pvya 23 dcdvx^<a£iaaix^t^«[t] 24 raiUTroaAcfcmty
ot; 25 xvQiauaxioaavxcct 26 [ctf^xareyi'ctfqpt^vqpetü] 27 [y]«r
uHjan(xevayor/iiÄo[i] 28 d€/nt]sat(ü<fav 29 rtQ&tayia^eXidaßfo
•? 30 ßaoiXevaavxiyovoa 31 6Qeoi<ovxt]ißovXrji {32 xaixwtdtj^iia
iXcuqgiv 33 7taQeyevoPT07tQoatj 34 /iaaot/ra^t;juaii^r^€[a] 35 £
fitoxcu&silfiyoKi^o] 36 qHXfievoixovdijfiov 37 xotuoapevovTtptta
q\tj\ 38 /ucove/naroA^F^e/pfa] 39 [i/>]a/im>7regTaMry<yvi.i 40
[7r]aw;tov^i7qo£oyiflfT€7r[o] 41 [^aJaa^at^avcyvftMrafv] 42 [ijiur]
vxctiavxovaafte 43 Äff D. h. :
1 rt5> dt- 2 xa&JTi xai ßa&oev- 3 rt ra srota* *at
folg 4 vouotOL xa dixetia tv 5 efijuervti xai avxotot 6 xat &c-
yomae, r(o?g) de 7 /ra^a roig v6j.ioig xai 8 tri dixata dtxa-
£6v- 9 r^atTi ra Ivavxia • o- 10 j*Wfl> de rot£ noXlxaig 1 1 voig
dtxcr CoKrag * ij 12 ji*a(*0 dtxdaauß xäv dixav, 13 oaaa /te? £v to7g
vo- 14 fiioioi evi f xaxxoig vo- 15 fiiotg, ra di aXXa i(&)e~ 16
X6v(x)ag tog aQioxa xai 17 dixaixaxa, xal rtfitd- 18 oio, at x«
xaxayvtü) OQfriog 19 xae di(xai)tog • oi5rw 7torjaio 20 vort ^ua z/icc
xat 'Idfoop. 21 'If/ri d>iXi7t7toj. 22 -^i ^eV xara twv q>tyd-
23 dwv xQiaeig al xqi&£i- 24 (Tat r/ro l4Xe§dvd(>ov 25 xÜQiai
iotwoccv xat 26 aw xareyyw q>vyrjv q>ev- 27 yixtaaan /«v, aycJ-
yt/iot 28 de /u^ eoxwoav. 29 ügorang MeXlftogog. 30 BaaiXeig
llvxlyovog 31 'EQeoiwv xrji ßovXrjt 32 xai tc5* d^ftn %aiqeiy.
33 ItaQeyfrovTO Ttgog 17- 34 /i5g o* frer^ t5^d>v nQ&o- 35 /Jeig
xai duXiyovto, 36 (fdpsvoi %6v dfjfxov 37 xofutad^ievov xtjp itctQ
Die inschriftlichen deukmäler des äol. dialects. 147
ff- 36 fiwr hviOTolyv, rjv fyjfa- 39 tpa^ev V7tig %w lAymlit-
40 7tov vi(o))v, iptjtpiofid tb no- 41 ijoao&ai, (o) äyiyvmoav 42
rjfuv, xal avvovg....
Diese seite bringt drei actenstücke, das letzte freilich ohne
den scbluss. Z. 1 — 21 enthält im ersten teile eine fast wört-
liche Wiederholung von A 27 ff. , im zweiten einen richtereid ;
die zeit der abfassung steht nicht fest (S&uppe p. 22, Wald
p. 5 ff). — In z- 21 — 29 erkennt Sau ppe einen volksbeschluss,
der auf die von der allgemeinen amnestie des Jahres 324 aus-
geschlossenen Eresier bezug nimmt. — Endlich z. 30 bis schluss
ist bruch8tück eines briefes des Antigonos (Kyklops?) an die
gemeinde von Eresos. Antigonos schreibt natürlich xotwy; aber
auch die zweitgenannte Urkunde ist nicht mehr im dialect ab-
gefasst.
Z. 2. 3. ßa&o&foi Wald; tvqoMvti S.
Z. 3. vofiioioi; aojQioi S. ; siehe zu A 28.
Z. 12. tav dixav Kirchhoff bei C; navxa S.
Z. 15. 16. i&e\\X6vTag Kirch hoff bei C.; e7tix\\oivaig S.
Z. 17. dtxahaza S. , cf. dessen bemerkung zu d. st.; di-
xat(6)tata Kirchhoff bei C.
Z. 19. xal 8i(xai)mg Kirch ho ff bei C; xaioiwg S.
(43) 2) Auf den kalter überlas. Am wege vom heutigen
Erissos nach der alten akropolis. Gonze XIV, 2; besprochen
von Henzen bei Gonze s. 30.
avToxQavoQaTißsQiovy.laiactQccd^ea) || aeßaaraiTcaidaaeßaarova
fe%0?* tt 1 fa/uaftfKaa«§6ttf fa0roo[x]rc» f| xaiaexa%ovavtvxQa%[pQa
To]oydoov. D. i. :
1 Aixoxq&xoQa Ttßlqtov KalactQa, &£(a 2 Scßactw 7$aida,
lißcxnov, äqxtgea, 3 SaptctQ^ixag iffrvotag vo oww 4 xal (d)£-
xarovy avroxQckoQCt %b oydoov.
Die inschrift gehört nach H e n z e n ins jähr 769 a. u. = 16 n.Chr.
Z. 2. otQxiqBa für aQ%i€$4a H., denn die gewöhnliche äol.
form für att. Uqevg ist iqbvq. — Was weiter auf dem steine
folgt, J<i/jaQXo$ uiiavxog evo[4ßt]s], ist eine neue Inschrift.
(44) 3) Auf den «eraailcis. Ebeada. Gonze taf. XIV,
1, umschrieben und commentiert von Henzen a. a. o.
y$Qpuxv{tx}erxXa{vdM>»a}vTox(>a || *OQo[0*tßsQUtiKaiO€^o**]pß
aoT(o II &<xtäc7iw8d[Timdade%(o&£a)]xai || <ja(to[aoeßa<narxaiaa(>ae
v]e(ff^T€tv]. D. h.:
1 r*Q(iaHXöv Klavdiovy Avvoxqa- 2 zoqog Ttßsqiw Kai-
148 F. Bechtel
cctQog Seßaarw 3 naida, naid(6)fcaida de tc3 &i(o Kai- 4 ao-
Qög 2eßaOT(o, Kcuooqo, EveQyezav.
Die inschriit gehört in die jähre 14— 19 n. Gh. (s.zuNo. 11).
Z. 3 naidonaiöa nach No. 17, 3. Henzen nimmt zwei-
felnd an, die Lesbier hätten natdwvog für vl(or6g sagen können,
und ergänzt 7taidwvbv avTOXQatOQog xai\\oaQog aeßaarw &€&.
Ich ziehe es vor, für natdw zu schreiben naido und dies zu
7tatdo7tatöa zu restituieren; dann ist aber das wort ovtoxqovo»
Qog zu lang für den noch übrigen bei Gonze schraffierten räum,
ich fülle letzteren also mit de (vgl. 17, 3 rtaidonaida de) tw
täto aus, und ergänze in der nächsten zeile Seßdatta, so dass
die gleiche benennung des Augustus zum Vorschein kommt, wie
GIG. 3285: Mdqxov I^qtcoqiov l4oxkr)iziddrp> , &eov KaiaaQog
SeßaoTOv Iotqov, vgl. No 8 tu 2eßdo%u> 9£<o KaloccQog.
(45) 4) Bruchstück einer ehreainsehrift aof finen kaiser.
Zu Erissos „in domo privata". GIG. Add. 2179c.
[xaioao]aaeßaorov D. i. : Kaioaqa 24ßaorov,
[T0voto]T7](>axaixTio %6v ocjrrjQa xai xtla-
[rav%aooix\rmevao %av rag olxrtftivag
[xaixoapim]aw7tavtoa. Rest unsicher, xai x6o^oj(?) avvnavxog.
Aus römischer, nicht weiter zu bestimmender zeit rühren
folgende denkmäler her:
(46) 5) Ehreainschrift auf einen gewissen Eaagaras. Kirche
in der gegend Papäsia bei Erissos. Gonze XIV, 4, vgl. s. 31.
[sv]ayoQaviove[v]ayoQav || [&eo?]da>(>o<jfia{taxaioa(>ee<JTtoV7iQO
ar[(oa(ffai(o] \\ [/taijoaoaQeraoeyvexaxaievyoiao. D. h.:
1 EvayoQa vlov Evayoqav 2 Geö(?)dwQog Mafia KawaQteg
xüjv 7tQog %& Idqyaiu* 3 itaiaag aQ&ag ewexa xai evvolag.
Z. 2. %&v 7ZQog %& liqyalw Gonze.
(47) 6) Ehreninschrift auf ?. Friesbalken auf dem gipfel
der alten akropolis von E. Gonze XIV, 3.
[o8\afioa || [dijovvacwrio&eoxXT] || [aqe^^aaewexa. D. h. :
1 '0 dSfiog 2 Jiovvoiio %ta QeoxXrj 3 dgetag ewexa.
(48) 7) Welhinsrhrift der Aphaistis an Bemeter. Kirche des
h. Gon8tantin und der Helena zu Erissos. Gonze XII, 2.
aq>aiaua&eodtoQ€iayw[a] *L4<paiorig &eodwqeia yvva
TaiOTQaTte&iojuaToi. raig %Qaiz£Cpig Märqc.
Z. 2. Die MdrTjQ ist die Mijttjq Mv. Teppich (?) und
Stühle zu den TQdrte&i erhält die göttermutter dediciert in
Die insohriftlichen denkmäler des äol. dialects. 149
einer Inschrift von Chios, Bull, de Gorr. Hell. III, 324: KaXXio-
&4vrjg || l4oxXrj7tiddov || irjv OTQwrrp \\ xal rag xa^idgag || Mijt(U*
Adespota.
(49) 1) •pfertastlMMig, der ecbrift nach aus vorrömischer
zeit, jetzt in der schule zu Mitilini. Herausgegeben zuerst von
Aristeides, Nia JlordcJpa, qwXX. n. 299, 1862; hiernach be-
sprochen von Keil, Philol. Suppl. 11,579; treu nach dem stein
wiedergegeben von Gonze, taf. IV, 3.
&60OTVxaaya&a = &4og %v%a äya&a.
oxe$9Xi)dvr}V9m*ioß(Ofi[o>] "O xe %HXtj &vtjv irtl tw ß<6fA<a
%aoaq>Qodi%ao%ao7zu %äg litpQodixag rag JI«-
&(ooxaiTWQfiia&ve%(o &wg xal tw^Bquo, &vhw
5 iQTjwvoTTixe&sXrptai l(rfiov otti xe &eXtj xal
€QCeyKat&fjXv7tl[av]v[oa] eQOev xal &rjXv nXav vog(?)
xato$vi&a[o]rM[vaxe$£XTJ} mal oqvi^a orvipd xs &eXtj.
Die ergänzungen 7tX[äv\ v[og] z. 6. und \o]v%\iva xb &iXrj]
z. 7 sind von Wilamowitz (Zs. f. Gymnasialw. 1877, s. 647*)
vorgeschlagen. Die letztere ist unzweifelhaft richtig, gegen
erstere sprechen z. t. die in Gonze's Zeichnung angegebenen
schriftzfige. Ob nXav oder nXrjv zu schreiben sei, lässt sich
nicht entscheiden; auch durch dor. nXotwLov = nXrjoiov nicht,
zu welchem itXav = rtXjjv gehört: der begriff der grenze ver-
mittelt den der nähe mit dem der ausschliessung.
(50) 2) tirakiasefcrift, ebenfalls aus vorrömischer zeit, gleich-
falls in der schule zu Mitilini. Aristeides a. a. o., Keil a.
a. o. 8. 582, Conze 8. 14.
KVQIOQ *E%6XQ(XTr} %aiQB.
Alles folgende gehört der römischen zeit an.
(51) 3) Auf Perseas oder lUphaoes, Krates' söhn. Aus
Cyriacus' Sammlung, bei Kai bei No. XX („In Lesbo").
n€Qoevaoxaidio(pavr]CXQairrjToadQOija)n^Tjoaca7taQaxoyviTa || n
oleixaiTOV€q)aßaQxovsx .vov .idiwvxQOTtaTwiTzayvfivaa || toaiOTww
eanrxaivw&eoveXeooaiadsxaiaXXaiafisyaX || XaaxaiTagiaeiaxateßdix
laiaxaißrjaioxai&iTumdion' || xaiyi(ivardrt8notpMvyvyvayavxa>v || t
tov6avTOV€7iey(>axper. D. h.:
1 niQüevg 6 xal Jioiparrjg KQ&vvfcog, dQOfuay(6)TyocuQ, na-
Qa{o)i(w)v r(fi) %a 2 tz6Xu (s)a(v)%ov iq>dßa(>xov ix t(w)v idl-
tav xQotiaT(ov) y (xal) yv/ivao- 3 i(afxrj)aaig %tov viwv xal reo
150 F. fiecktel
dHio), teteaacug Si xai aXXaig juty&X- 4 (mg a^x)ct(i)g xai ccr-
§uK$)* ( w )s *** i(x)ckx/«s xort (rtQ£o)ß{$t)ais xai ix %w ldi~
wv 5 xai y(v)fiivd(oioy) 7tBno^x(w)v yv(fii)ya(oi)a(gx)top f %öv &xv-
tov irtiyQaifJev.
Z. 1. dQOfiayevyoaig; vgl. No. 13, A, 5 ÖQOfiayenjoarca.
Z. 4. Aus TAUlAEllt an dessen lesung K. verzweifelt
ist, habe ich tagiag wg gemacht; td&ag von Tafts, das in die-
ser späten zeit die bedeutung „arnt" hat» wie xtyaiag in No,
60, 41 von %%fjOt$.
Zu ixdixtaig xai nqufßslaig vergleicht IL CIG. 2719 7toi*
lag rtQsaßeiag xai ixiixiag tfj naxqldi 7taqaa%ouivov,
Z. 6. Die bedeutung des fcSy eawov indy^axper ist bekannt
Für Lesbos hat Gonze noch ein beispiel (XVII, 4): Aovxiog
BaXi^t^g Jioyfrrjg £<B* || xai qyovßv xarto* jl xciWfp %b «y-
y€i-\\op avtiß xai rfj yv-^vaixl xai %oig T€^\\xyoig (aus der
gegend von Chalakaes).
(52) 4) Aaf die ttefcter daes Betslaras. Am fussboden der
kirche des h. Stephanos am lesbischen ufer, den Kumakia*inseln
gegenüber. Publietert von Conze, taf. X, 1.
odapoo|.<4^oyt«»'cn^iora^
ifuyahxctQeraa€yrex^\[x]ai€vyoi€UJtaa€iaeavrav. D. h. :
1 Ö däpog 2 . . oßoyaavav Jrjima^ia eve(>yttT]Xöi*av 3 vav
7tditv noXixx xai fiiyaXa dfhag Jwex« 4 xai evvolag tag w$
iavtctr.
Z. 2. Der name der gefeierten enthält als zweiten teil
eine von bogio* abgeleitete bildung; der erste ist verloren.
(58) 5) Ivel wtiUasehriftea auf einem blocke an der kirche
der Jlavayia üaircavdfj bei dem dorfe Plag& Publiciert von
Gonze, taf. XVI, 1. Die grössere, nicht diabetische, links;
die andere rechts.
A. ^tpooxamaiaaeQixvdeoaaykaoyeQfir] 2 €VxaQ7zov\jjT~]t)9£r[%ov
d\\€67iiqwTaXit]o 3 ßaxx€ovCwovati[oiUv^€Q]fmjdia^:avto0 4 a^i
nGXoo&fmQvxaQTtovewß&iQvu)* 5 aXXiXaoeaval&ütovüywoewipQo
vtxfoftu* 6 irm£ßfoi<nf*atmoi0aqi&opovalßovaei. D. h. :
1 Ztjrög xai Maiag i&xvdeog ayXaov 'Etfifj
EvxaQftov <f*fjoev tov<J« inX qwralhjg
Baxyw» Zkuovg viog, %v jj T€Qavrj 4ia ttavtog
lAp.ni&*g taqalov WQnbv i'xrj ßovQvup.
5 lüXV Haag avm% Ztoovg y&og &<pQ<m thfam
JSäify dtdovg avraig Hf&ovev oXßov daL
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 161
Z. 3. Das fehlende habe ich naöh einet- coüjectur ergänzt,
die ich in dem handexemplare des hm. geheimerat Sauppe
eingetragen fand, und deren publication er mir gütigst gestattete.
B. aQiavafyx>i)ßax%w**iwtictTriQ = yi^iovu ZkxH] Baxxioysioj (icbtjQ
aqtQodiTaa&rjyaidrjvcwrtaxocj l4(pqödttct lA&tjva y ld^va VTtaxota.
Diese inschrift ist bei C. ganz misverstanden. G. teilt eine
Vermutung Bergk's mit, nach der es sich „um die weihung ei-
nes gegenständes an drei göttinnen durch zwei frauen han-
delt". Mit den drei göttinnen hat es seibe ricbtigkeit: liipQo-
dha, IdSHjva und 'Idrjvcc, letztere doch wol die Kybale. Aber
von zwei frauen, welche y Aqla%a und Zairj heissen sollen, ist
nicht die rede, sondern nur von einer, der 'AQiav*. Sie nennt
sich Zeüfj Bwtxweiio juar^, d. h. mutter dee Zturjg } des sohnes
des Bftkehon; den namen Ztorjg führt dieser söhn nach dem na-
men seiner grossmutter, der Zani. Ztärj ist gen. von Ztoi/g^ dies
aber ist aus *Zaxiag .« *Zanj<xg entstanden , of. 'EQpttiag , *B$-
jutjag, 'EQfiifjg. Also Bakchon ist söhn der Zuxjj der metri-
schen inschrift ; er iöt verheiratet mit Arista ; mit dieser hat er
eifiefc söhn Zairjg.
(54) 6. Brei graMMckriften. Jetzt sämmtlioh in der schule
zu Mitilini.
a) Nach Aristeides a.a.O. behandelt von Keil, a.a»o
581; am besten Gonze, taf. IV, 1.
l4$iüToß<rir)j* || l47ZöUAüvia> |) xafye.
b) Conae IV, 2.
Bio) Sioola ftaug*
c) Aristeidesa.a.a, Keil a.a.O. 682; Gonze taf. VI, 3.
[Jap ?y<x$ Geoyfrri H £<xt£«.
(55) 7) Fragmtüt, jetzt in der schule zu Mitilini. Con«<e
taf. V, 1
Lesbar ist:
v<HTa*7rat-
emtMYfiiva &w *w /rar*
[rrßttov ... ^€V(07tQOüta> n^W 7t^6g ritr
5 [x]aTtartQO€tyitq>ia nuxvta <rtQoei{}afi&-
[y]«r€M«xroÄo y&i&foog
[*ai](H»Qr]iöreavT>ov KaiaaQrjanf mvwqv
152 F. Bechtel
10 [rtjolivaotöifiunr noXiv äoidifiov
loavoicsvegys dg xolg eotqyi-
[rato] iaT€uaovvG%BC vaig
(pr^tavccvra
IL Pordoselena.
56. BetcMisse der Nesittea betreffs der ehrea, die Thenip-
f* erhält Inschrift auf zwei Seiten eines Steins, der bei der
grundsteinlegung der kirche z. h. Dreieinigkeit auf der insel
selbst gefunden ward. Die ersten 16 zeilen im GIG. Add.
2166c nach der 7<w. liv$ok>y., die ganze inschrift bei Eari-
nos, Movcelov xal BißXtoihyxi] rfjg EvayyeXixfjg 2%oXrjg II,
127 ff., und zwar auf grund einer vergleichung der eigenen
abschrift mit abschrift und abklatsch des Dionysios Markopulos.
1 [ßaoiXev]oaXe£avd(>o[a] 2
. . . [x](üQaOTai7ZoXixa[i'\ 3 [o?a<fc]aJU£ar
dffoadiak 4 [Xa!;wop7tai>ar&i>a>7v]wvßiovq>iXift7voode 5 [wpiXiizrc
ußxac]al€§ccpdQoaoal€^avdQWT[a^ 6 [ßßa<nXei]avftaQ£Xaßov$€(}(H
rtnoowo» 7 [voicßaayX^eoauptXoaxaivotaaTQOT 8 [ayotai]xat%ot
aaXXoiaifiaxedoveoaifi 9 [eyaX^anraya&wvaiTiooyeyovewaiTtoXia
10 [rti7tytt(MyaQ87tLTa§avTöax(>r]pccTaeio 11 to/unoXe/uoreiotpsw
VTtavranmavctXXw 12 yeia<p€QOVTwv^€QaifC7ioa7taQayevofievo 13 a
itQoa%oiaßaaiXf]ao7uxiavxi7taTQOv&io 14\y<p]iaa€rafi7toXivercQa^eö
txaitvQomXs 15 [ix^ovrteQiTaauaxvTtQovoTQatsiaaxaie 16 . . fiey
aXaada7iavao€ia/JiXQOvavvayay€ 17 [߀iavovt^oSexai7t£QiTa>airo
deiavavr] 18 [XwnoXXcf\xai7taQT(i>voad(>a7tav£ioay(oyct 19 [yovyxd]
i€ax€vaoo6£dwx6ÖsxaiTcti7toX 20 [txQTjfiia't^aeioowTTjQiavxai'foxoia*
XXaa 21 [aovoaiTyioeTwyxa%saTcntovra>yi[ß]aoih) 22[dexQTjfi]avea
oixaiTot07toXitaiauio[ß"] 23 [y£yx(o]vxaiTtoXv7i£QxoyTooeiavayaa
[t] 24 [aveX&ov]zooöiü)ixT]G€<piXovavjovTai7t 25 \pXiv1xv4ftppnta
Q€OX6vaoo€dsxat[a(>}Qaßa 26 [ioyxa^voiaaXXöior[oi]otn[i]%iytavT
era 27 [yfiwctyavTtotwvßaatXritovqtiXoiOTaiTt 28 [oXixai]taXXa7t
(xxaotifLteTGWoiaonQOO 29 [rovda^ovnarradedoo&auxvvQKnBXtfi,
ä] 30 [yn:cn^(o^rfOfi7tayrccxQOvovxaiavr<üxa[if\ 31 [xyoy]oiotota
oaidectvTCJxaieixwcqtfaXx] 32 [icn^dedoo&cud&taioiriioivspTtQora
r[e] 33 [ioHxct]i&t€m€a7toXiaiQ07CwjratfiBQiai[i] 34 [dö]o&w&eQC
i7trt(tixcu*iav£xyova>vaiTü)y[ßQ] 35 [ai^vatiüyxaXrjO&atSexauta7tQO
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 153
sÖQiav 36 [oxe~]<pavwxwdeavxovoxoQOOxaxaoaio*v[e] 37 [wv]evx
a>iaywvixaioyxaQvooexwavd(>ay[a'] 38 [x^t]aQ€V€xaxauvvoLaaxao7tQ
oaxovda 39 \jjLOv\ivayivwaxwLai7tavxeaoxtodafAOo[o] 40 [ya^aiwx
avxoioaya&oioavdQao[xai]eve[g] 41 [yex']aiox[i(Aai]xaiowd'evxoo
avxweoxeq>[a~] 42 [j^]9>o^(y€y[or/i]^ai<;Tg[£]axa[t]«;ayy€>l4[a] 43
xa«rwr^4a«[^-]t(jfixat7ray[ayt^]£V<jvi'a 44 yGfyfi<Jor/MOTc[A]ijvxa£vw
x[i^tai]dixawaa 45 vayQaxpaidexotaxafxiaiaxoLOfxexrjQa 46 xjUitw
roi//a<p/a/m«aaTaAAa>'A/#tva[V| 47 xwex&eQ/uaaXi&wxaiaxaaaiort
rtaxe$e\j>] 48 at7tftwawaQeax7)(.iexQinoQV07tiaae^e[p] 49 xwde&e
qGt\7t7t\wxataXXa07tnaxe^eXr\xwv 50 [i]*H(jvOTaaa[i]?o^crqpi0/4axa
tX£Ti^Aj?7r[p] 51 oayQaq)t]vefxfievaLavxwxwyxev[e]veQye 52 xrjtafi
noXiv. D. h.:
1 ßaaiXev2 IdXe^avdQog 2 .... ^o^crs rat /rdAi
xat 3 .... ora (Jf lAXe^avdqog didX- 4 A«££ to« /ra$ dv&Qwnwv ßlov>
<DiXi7i7Zog de 5 o OtXijcnw xal IdXe^avdqog 6 l4Xe£dvdQW rcr-
6 ju ßaatXei^iv 7zccQeXaßov, QeQOMnog ewv 7 roTg ßaoIXyeooi
(piXog xal xolg oxqot- 8 dyoiai xal xoZg aXXoun Maxedovea-
oi M- 9 eydXwv dyd&wv aixiog yiyove xäi noXi.ld- 10 vrt-
ticctqü) Focq inixdgavxog %Q^axa Big 1\ xbfx noXefxov elg-
gtiQipt, ndvxwv xwv aXXw- 12 v elgqyeQovxwv @&QOirt7tog na-
Qayevdfievo- 13 g itQog xolg ßaaiXrjag xal IdvxinaxQOv ixO-
14 vcpiaae xafu noXtv • enqa^e de xal nqog KXe- 15 Ixov
neql Tag elg Kvnqov oxqaxeiag xal E- 16 ..(xeydXag da-
ndvag elg (aixqov ovvdyaye • 17 fxexd xovxo de xal neql xdv ai-
xodeiav dvy- 18 Xw jcoXXa xal ndq xwv oadQanav elgaywya-
19 v avyxaxeoxevaoae • edwxe xal xai ndX- 20 / xQW otTa £ *£
owxtjQiav xal xoxoig iXdo- 2J aovg al'rrjoe xwv xaxeaxaxovxwv*
eßa(d-6)f] 22 de XQW^ teaat xal xolg noXixatoi elge- 23 viy-
xwv ' xal IIoXv7ri(>xovxog elg xdv Idol- 24 av eX&ovxog Öuol-
xijoe (piXov avxov xav n- 25 6Xi vTtdqyrfv • naqeoxevaaoe de xal
HdQQaßa- 26 tov xal xolg dXXoig xolg Inl xivwv xexa- 27 yfievoig
vno xwv ßaoiXrjcov tpLXoig xai it- 28 6Xi - xal xdXXa Jtqdooei
(xex' evvoiag rtqbg 29 xdv dä/uov ndvxa • äidoa&ai avxw dxiXeia-
30 v ndvxwv xdfi 7tdvxa xqovov xal avxw xal i- 31 xyovoiai,
oxäaai de avxw xal eixova %aXx- 32 iccv, deäoo&ai de xal ol-
xtjölv e/Li TtQOxave- 33 /au, xal oxaxe d ndXtg iQOftorjxat, fiiqtg
di- 34 dooöoj (äequiTtnü) xal xwv exyovwv ai xw yeQ- 35 at-
xdxw(i) - xdXyc&ai de xal elg 7tQoedQiav 36 oxeq>avwzw de av-
xov 6 xoQoaxdxag ai 6 ivi- 37 wv iv xwi aywvi, xal oyxaQvoaexw
Beiträge ». kundo d. lg. sprachen V. \\
154 F. Beehtel
dvdqaya- 38 &iag evexa xai evvolag rag nqog vor da- 39 ftw,
Xva yiviocxcocai 7tdvreg, ort 6 dapog 6 40 Naauirar roig dyd-
&ölq avdqag xai svcq- 41 yiraig vi/uai xai oci&evrog dvrw
iüTeqta- 42 vTjyoQTjoev äfiSQaig xQtg xal evayyilta 43 xai aanij-
Qia e&voe xai navayvqiv avvd- 4A yaye öa^iorikrjv xai vvv %l-
fiai dixawg • a- 45 vdyQaipai di xoig raplaig %oig juer 'Hqa-
46 xXuxu) to ipdq>iafta elg avdkXav Xi&ivav 47 rc3 ix QiQpag
U&io xai axäaai 07t7ta xe Qeq- 48 oiitma ovraQioxt) h£%qi
üoqvoTtiag . ££&r- 49 t(o de OsqoItztvu) xai aXXa oizna xe &ihj
naiv 50 Xqwv axaaai %6 xpdcpiafia, xal xi vi &4Xr] itq- 51 og-
yQacpTjv, h[ufiwai avrio %dy xev svBqyi- 52 %r\ tctfi itoUv.
Bei der constituierang des textes muss auch das GIG. her-
angezogen werden. Diese publication ist allerdings, wie schon
B. bemerkt, insofern ungenau, als sie die Zeilenabteilungen
nicht berücksichtigt; das plus aber, welches sie vor Earinos
voraus hat und welches in der Umschrift durch den druck her-
vorgehoben ist, scheint nicht beliebige ergänzung zu sein (solche
ergänzungen sind entweder gar nicht vorgenommen oder durch
die schrift kenntlich gemacht), sondern zur zeit der lesung noch
wirklich auf dem stein gestanden zu haben. Dieses plus betrifft
fast durchaus die linke seite der inschrift und bestätigt zum
teil E.'s ergänzungen, teils widerlegt es sie. Uebrigens ist K's
publication noch lange keine genügende grundlage für die re-
stitution. E. schweigt darüber, ob die inschrift oxovpfi&v ge-
schrieben ist oder nicht, wonach bei der tatsache, dass die
Zeilen in A zwischen 31 und 33, in B zwischen 11 uud 12 buch-
staben schwanken, immerhin gefragt werden könnte. Nament-
lich aber gibt er die kriterien nicht an, nach welchen er die
zahl der fehlenden buchstaben im anfang der zeilen bestimmt
hat, und die anzahl der buchstaben, die er in der Umschrift
ergänzt, steht mitunter im Widerspruch mit der anzahl der punkte,
die er auf der abschrift setzt: z. 5, 12, 14 u. s. So hat auch
der vorliegende text noch nicht volle Sicherheit, obwol er in
folgenden einzelheiten denjenigen von Earinos berichtigen dürfte:
Dreimal gewinne ich durch herstellung einer zeile von 33
buchstaben äolische formen, wo E. xoivy hat: z. 13. 14. hto\\
[wp]iaae mit GIG. für Ufov(pioe]\ z. 31. 32. x«;i[x||eW] für
Z aA||[xryv], cf. Ahrens I, 80; z. 36. 37. ^||wv], f. IV|[wy]. —
Umgekehrt fehlen vielleicht im anfang von z. 21 nicht 4
buchstaben, sondern 3: dann ist 20. 21. zu lesen ildv\\[oiog']
Die insehrifUiohen denkmäler des äol. dialects. 155
statt °ot;g, cf. herakl. fiela (acc. 8g.) bei Meister 1, 174 (Gurt.
Stud. IV, 457).
Z. 8. 9. Maxeöoveaoi fi\\\jydXiov] für Maxedoveooiv || n6X-
Iwv: die iüschrift hat zwar bereits v £<p., aber nur vor vocal
deshalb auch z. 3. 4. 6idX\\[Xal;e %6p nag] für diaX\\[Xa^sv;
top ££].
Z. 15. 17. weiss ich nicht herzustellen. Gegen E.'s lesart
xal || [ovx 6iiyd]g danavag elg fiixQor avyayay\\[ß xqovov] spricht
grammatik und Wörterbuch ; fieyaXag dandvag, wie das CIO. hat,
kann nur ein genetiv sein; vielleicht gierig demselben knl <« noch
erhalten) voraus, und den anfang von z. 17 bildete das object
zu awayayBj welches an stelle des \juera %ovr]o 9 das ich ergänzt
habe, einzusetzen ist.
Z. 17. Id. <wj||[>U> noXXa] für avy\\[Xwo9P dg] E., wo-
bei das object fehlt.
Z. 23. 24. l4o[C]\\[av eX»ov]rog für i*»[/a]|||> nfaipav]-
tog> wobei abermals das object fehlt
Zwei andere emendationen stehen schon bei Gauer, der
die erstere ausdrücklich Kirchhoff zuschreibt: z. 21 Ißadvrj
f. ißad&tjy u. z. 34. 35. %& y[ßQ\\ai]r(hto für das merkwürdige
xüy [y\\Kv]rar(oy , wie E. schreibt. Das hinter TATQ. stehende
r ist wol verlesen für / (vai noXt z. 9, 19, 24, 27; ifi ngo-
Tctveiiot 32. 33; h twi ayoxvi z. 37) oder wegen des voraufge-
henden %(ov ixy&ywv verschrieben.
Z. 42 ergänzt E. *$[*]$. Aeolisch wäre tqtjq (aus *%Qijsg
= sskr. trdyas); dies aber mit Wilamowitz (Zs. f. Gymna-
sialw. 1877, s. 647) in den text zu setzen, liegt keine nötigung
vor, da die attische form %QBig durch die grosse inschrift von
Eresos belegt ist, Übergang von et in i aber im folgenden stücke
nachgewiesen werden wird.
B. 1 . . . na 2 . . ÖQeano[ Xio] 3 [dix]a<rraia . . 4 . ..aeooaQfyui]
5 [v\h)]r]vd6d[oo&~\ 6 [aijiQtjia . . . . 7 .eoveai.... 8 .%ae€<piT...
9 .o...iva... z. 10—14 sind zerstört; z. 14 n.. 15 ...
nevra.. 16 .XX 17 18 .%..*tovn... 19 ..oq
%aeo . . . 20 . . dapoae 21 . . . datsto. . 22 . . . xvQiasx[X] 23 [f)oi]a%
aiado)[Q] 24 [sai]anaiaa[ia] 25 [Tai]aSedoue[y] 26 [a]ia&€Qüinn
[ta] 27 [v]n(nu>[d\afitax[a] 28 [i]exyovoiotd 29 [La^e]vrjVBia%
30 [pfxn]avi:axQOv 31 [ov\xa&artBQod 32 [a/uo]a«ttojx«xa 33 [*/*
tj]ewA€vai[n] 34 [«iijawa^TO 35 [aQ\%ov%tnqo^ 36 [*]pmMit
ijwp 37 [rj]toQuinai(t 38 fyjrarcqtfip'^a)] 39 [e]aevixaiaid 40
11*
156 F. Bechtel
[e]x6Tior]Qr]Tw 41 [Q^t^trjrjaQx*^ 42 [ßo]ayayi][rptai] 43 [sit\ipL
rjv[i~]oo€0 44 [evi*]T)axvQ<xT 45 [ad]eoa)xaioq)e 46 [kl]sT€MxaoTO
47 [a(rrornj]^a<rT^ 48 [lax^oaioioiQ 49 [otOT]wa(y[x]Aa7r 50 [t
(tixa^MTCctQar 51 [ocrejarüwcaiart 52 (juoajxajy^oa 53 [e]ioxo(i
itavxct 54 [x^]oyoyxa£€ju 55 \ß%\eaTonfavofi 56 [a>7r]€gtirwxaAA
57 [vovr'joatovda 58 |juoi>rad]fii//ag>t[a] 59 [ju€va7r^o(7]aya 60
[yo]a\pai%oiae 61 [JajTaaraMrfit 62 [aT^avaaralla 63 [torata]
?r£0t[a] 64 [vT(o]doru)[dero] 65 [diiroJayaJlctfjua
D. h.: z. 22 xvg/a Acil- 23 rjoia %alg dcog- 24 icug rvoti-
ocxig 25 Taig dedojnfr- 26 atg 0sQoi7t7t(o 27 vrro tc3 ddTia» xa-
28 t exyovoitn d- 29 iaiihr\v elg %- 30 o/u itdvxa xqov- 31 ov
yux&<X7tsQ 6 d- 32 a^uog &J<ox« * xa- 33 t ^ui) e/u/Awai n- 34 «pt
ofüra jui^t6 35 olqxovxi 7tQO&- 36 i[xevai fxrjtB $- 37 i/rogt elfrat
ju- 38 iyTfi imprjvlü) 39 igivtxai • at d- 40 £x£ %ig rj §rj%<a- 41
£ (e)i7trj 17 <xq%wv 42 igaydyrj »7 xai 43 i7ttfiijviog ig- 44 mxq,
axvga t- 45 acT «f(t)w xai og>«- 46 Ikhco exaoro- 47 g axa-
trjQag tq- 48 laxoalotg l<p- 49 oig toi sioxlait- 50 toi, xat ^zra-
^orr- 51 og iWa* xat ort- 52 j/og xat yivog 53 etg ro/i ttdvra
54 %(>6voVy xat £(?)- 55 t%£o(&)(o tw yo/u- 56 co /ra^t «rc3 xaü-
57 vovtog %bv da- 58 ^o^ * tot d* expacplo- 59 j/wa itQogavd-
60 yQaxpat, tolg &- 61 gerdavaig el- 62 g Tatg otdkhx- 63 tg
*atg 7T6£t a- 64 vrw * dtforaj d« tJ- 65 d« %6 dvdlio/ua
Z. 32 ff. xa||[t jufj] k'fifisvai 7t\\[ßQi] avta ist zu schreiben
für xat a'C sfipisyat rcdvr ccvra, wie das folgende ergibt; eptte-
vat im sinne von i^i/u^evac cf. A, 51 efipepai avTio.
Z. 37 ff. iu||[ij]w i7ttfirjvl[w]\\ [e]gevixai-al d||[«] xi Ttg. Hier-
für liest E. firjTB €7Zifiir)vloig en, xat al de xi rig *), und Gau er
copiert ihn zufrieden. Aber 1) der parallelismus mit pjjre qq-
%ov%l itQO&iftevai fiyve QrpoQt elrtat verlangt einmal eiuen dativ
im singularis, sodann einen infinitivus, der dem 7zqo&&ix&hxi des
aQxwy und dem uixai des ^rjtooQ zur seite geht; 2) iuifujvioig
als dativ. plur. hat auf dieser inschrift kein analogon; 3) 1W
in der bedeutung von i^dfifisvat ist unerhört. Was ist denn nun
aber jene tätigkeit, welche dem iTtijLtrjviog nicht gestattet sein
soll? Das lehrt z. 43. 44, wo nur ig\ [6vW]t], nicht egevelxrj wie
bei Gau er steht, gelesen werden kann: t für ei wie in A 42 vgig.
Z. 54. 55. £v\\[6x]£od-ü). Nach E. hat der stein «/i || . .
eo%o), welches ich nicht anders restituieren kann.
x ) Diese Verbindung wäre nicht zu tadeln: vgl. No. 60, 44 xal lne(
xs (Ti teJüvraaii.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 157
Z. 56. 57. xaXX\\[vovr]og rbv dä/uov. E. schreibt xdXi\\[wg
nQ]\\bg t. d.y was mir rätselhaft ist; Gau er hat punkte.
Z. 59. 60. \7tQoq]av(i^[yQ)a\pai Gau er. xal dvdyQaxpai E.
Z. 63. [-ig %alg] ittql a-(vTaJ) Gau er. Nach E. hat der
stein 7t€Q. y folglich die zeile nur 10 buchstaben. Diese
angäbe ist nicht stichhaltiger, als die übrigen (s. o.), die resti-
tution -ig ralg v[7t]^ [er] mir völlig unverständlich.
Als abfassungszeit von A ergiebt sich mit Sicherheit die zeit
zwischen 319 und 317: Earinos p. 136.
III. Tenedos.
(57) 1) EhreBdeeret für Erjthrae »d li*d*Us ui Erjtkrae.
Gefunden zu Erythrae, jetzt im k. antiquarium zu München.
Herausgegeben von Christ, Sitzungsber. der k. Bay. Ak. 1866,
s. 248 ff.
1 [edo!;6Taßoll(xxaiTü>dain(o] ounev 2 [(ooj;6vi]axai<pi
lav[&QO)7tiaaiT]v~\Ta7toleT<tt€V6 3 [3iwv7tQOolpovda[}iovi(»>eQv&Qa
uö\vxaiaitoo 4 [%eXXav]Too%(üd\apitäQeoß&v%a']vQooeQv&Qai 5
[oioaJ]oa!;ic!oeiavzo[ioxai]7taQxaXeiq)iXoi060vraa 6 [z(oöd]/uano)
t€V€d[i](üvct7iooTeXXcudixaG 7 [ravei]arev£dovodafioa€QV&Qai(av
noX 8 [Xav7tQ^ovoiav7zoeiiLievoa[T^aartoXiooa7t60T£\jL] 9 [Xeöix
a]atavdiodoTOv[xX€w]yvfiüHxydQCtKa 10 [Xovxai]ayad-ovoati07taQ
ayevof4WooetOTa\ji] 11 [7toXive]dixaoevaiodixaia7tavTeaau0ü>o
12 [xatöix']atwoxaiodafioa€}pag>iaaTotifiaaa[i] 13 [Tctfmo]Xivr
aveQv&QCUü)VTt{iai(rtaiox<nTo[i] 14 [ovojuoio]d€dox$aiTaßoXXax
ai%widapuau[iza] 15 [iötjoxp€]Xr)taioöa^oaoTeveöta)vdictT7j
16 vovraeavT<oiq>iXavd'Q(07va7tQO 17 veQv&Qcuiove
TtcurqoaiTov 18 aQsraaevexaxatewouxa ....
Umschrift: l™Edo£a xa ßoXXct xal %& Sd/na) g Anw
2 y £lg £evla xal q>iXav&Q(07zia aC tjv %a 7t6Xe(i) xa Tsve- 3 Sl-
ow rtQog xbv öSfiov xbv 'EQV&Qaiwv xal dttoa- 4 xiXXavxog xw
öd flu) rtQegßevxav (7t)(>bg y E(>v&Qa- 5 loig, dg d^idaev avxoig
xal ivaQxaXei (plXoig hbvxag 6 xal Sduco xw» Teveduov dnSox&X-
Xat dixdo- 7 xav elg Tivedov, 6 däpog 'EQi&Qalwv 7t6X- 8
Xav nqdvoiav itoei[ievog vag 7t6Xiog dnioxe- 9 XXe dixdaxav
Jt6dorov KXewyvjna), avÖQa xa- 10 Xov xal ayad-ov, ogreg 7ta-
Qaysvofxevog elg xa- 11 fi rvoXtv iöixaae ralg dlxaig ndvxeooi
laug 12 xal dixalctg, xal 6 däfiog ixpaeptoaro xlftaoai 13 xäfi
7t6Xiv xav 'EQv&Qalwv xtpatg Talg xaxxol- 14 g vofnoig- didox^ai
158 F. Beohtel
%& ßöXXa aal xm ddfiwt • iite- 15 tdrj wp&Xrftcti 6 dapog 6 tt-
vedtwv Stet Ttj[v onovd- 16 r\v % fj ig de7]vov ra iccvtwt <pi-
Xavd'Qwna tzq[ovoü 67] 17 [dafiog rc3]v *E(>v&Qata)v, inatvrjaat
%bv [däftov top] 18 [EQv&Qaitav?] erfrag evexa xai evvolag
Die inschrift, deren zeit von Kenner (vgl. zu No. 3) rich-
tig bestimmt ist, ist leider sehr schlecht erhalten. Sie ist nicht
oxoixrfiov geschrieben, sichere ergänzungen werden sich schwer-
lich finden lassen. Die spräche steht auf gleicher stufe mit
dem gleichzeitigen, eben genannten ehrendecrete aus Mytilene:
d. h. der dialect ist im vollen verfall begriffen. Vermutlich
hat der ionische Steinmetz, der die inschrift einhieb, das seine
getan, um die spräche noch buntscheckiger erscheinen zu lassen :
auf seine rechnung möchte ich wenigstens dasr^[y] in z. 15 setzen.
Unäolisch sind die formen : naQayevo^evog (neben 7taQxaXeT) 9
z. 10; der dat. pl. rijuatg (z. 13); das att. fut. 7taQxaXei für
°naXiaaeij und die aoriste iöinaae (z. 11) und hfjaqdaazo *)
(z. 12); endlich ogrig (z. 10).
Grösseren wert scheint das denkmal für seinen ersten her-
ausgeber zu haben. Nach ihm hält der dat sg. 7toXe (z. 2)
die mitte zwischen diabetischem noXi und att. noXu. Diese
annähme ist schon von Sauppe (Comm. p. 23) zurückgewie-
sen. — Sodann schreibt Chr. zweimal (in z. 2. 3 durch völlig
freie ergänzung) Tevidwv für TwfidiW, obwol z. 15 richtig 7%-
vediwv steht, und in z. 6 gestanden haben kann, da die litho-
graphie zwischen J und Si eine schadhafte stelle andeutet. —
Endlich entdeckt er einen äol. infinitiv auf -ov, indem er die
völlig corrupte stelle z. 15. 16. zu dtä tfj[y rd> |) ßoXXe]vov %a
lavrm (piXdvd-Qwna 7zq[ovouxv\ ergänzt und das also durch con-
jeetur gewonnene ßoXXsvov für eine den italischen infinitiven
auf um, om parallel gehende verbalform erklärt. Da dies ver-
fahren gegen den ersten grundsatz aller kritik verstösst, lasse
ich den fund auf sich beruhen.
Z. 5 d^idau. Auch in z. 33 des decrets aus Lampsakos
*) Dagegen ist tnaCvrjoat,, welches, freilich vereinzelt gegen dreimali-
ges Inalvtacu ans in No. 3 begegnet, eine äolische neubildung, die an
stelle von inatveoaai getreten ist: d. h. der präsensstamm hat sich durch
die ganze flexion hin geltend gemacht. Dem ionischen Steinmetzen kann
die form nicht aufgebürdet werden, denn die Ionier flectierten Incuvfa
wie die Attiker, vgl. auf der im Bull. d. Corr. Hell. III, 388 ff. publicier-
ten inschrift aus Erythrae z. 23 Intuvfacu.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 159
(No. 64). Da die letztere inschrift die formen idtxaooe, iftalvea-
aai gewährt, wird bewiesen, dass dt-iaoei zu einem verbum dgidu)
gehört, wie schon Ähren 8 1, 94 vermutet hatte, nicht von einer
form d§id£w abzuleiten ist, wie sie Christ (s. 256) annimmt.
dgidw : dgcow wie xoivdto (xoivdaavrsg, Tta^exocvaro bei Pind.)
zu xolvoü), wie umgekehrt tipon) (tt[u6aa\\[oa\ auf einer inschrift
aus Methymna, Gonze taf. XI, 2 z. 7. 8) zu ri^dw.
Z. 8. 7toeifievoQ. Nicht mit Chr. auf ein unding ttotaya-
ftevog zurückzuführen, sondern aus rtofaevog (über dessen Bil-
dung Collitz, Anz. f. d. Alt. V,. 329 f.) entstanden wie KQig-
ßeta (No. 64, 31) aus TtQegßrja, cf. Curtius, Stud. m, 397.
Z. 14. 15. xavzol\\g vopoig ergänzt nach No. 64, 24. 25.
Christ's xorr > rb X^aov geht des raumes wegen nicht an.
Z 15 bis schluss. Die ergänzungen sind nur Vermutungen,
daher auch in der abschrift weggelassen. Wegen des sichern
ttjy habe ich auch onovörpf und fj geschrieben.
Aus unbekannter zeit:
(58) 2) Weihlischrift «■ die Bfoskaras. CIG. 2165 („in
Tenedo extra urbem in marmore candido")-
1 'Eni iBQiwg xwv di- 2 ogxovQiov Qilloxov 3 töv lAyr}-
advdqov € Po- 4 öiov Evvofiog xal ol 5 avvanavot diog- 6 xovQOig.
Bloss das wort ovvwccvoi ist eine äolische reminiscenz;
das übrige %oivrj.
IV. Die Klein-Asiatische Küste.
A. Kebrene.
(59) CraUiMkrirt a«f dei Ljkicr StheieUs, Nikias* söhn.
Gefunden von Hirschfeld zu Tschanakkalessi , besprochen
von Kirchhoff (Monatsber. der Ak. zu Berlin, Juni 1879;
mir erst nach dem druck des ersten bogens meiner arbeit zu-
gänglich geworden).
M[va/ia l\m 2&evelai efifii tw[i] Nixialm tw[i] [A\wdw[t).
Die Schrift ist vorionisch, ihr character weist nach K. auf
die erste hälfte des 5. Jahrhunderts. Das erste wort ist unsi-
cher: für Mv&fxa kann man SSfia lesen. — S&evelcu ändert K. in
ISevtXai,; ein grund zu ändern liegt aber nicht vor, da 2$e-
vuag eine bildung sein kann wie *@ct(>oeiag (Qaqoiag; cf.
G.Meyer, Beitr. I, 90). — Stheneias ist Lykier, sein grabmal
stand zu Kebrene am westabhange des Ida: darf man die ver-
160 F. Bechtel
mutung wagen, seine heimat sei diejenige des Lykiers (II. JET,
173 ovde xtg iv uivxijj oeo y &t>%e%ai elvac dfieivwv) Pandaros
gewesen ? ?
B. Kyme.
(60) 1) Yelkstacolnss ia ehren des L. Yaccias Labee. Ge-
funden „in parietinis Cyraes in vico Namourt", seit 1749 zu Pa-
ris. CIG. 3524 i).
1 [dafi\oaiai[js] 2 [xalg v7taQxot]-
aaig avxw xxy- 3 [oiag iv xw Zpagayrja)] rj xovxovai xw
öd[/i(o] 4 ovia Ttaaovdvdoavxog xal 5 [iieyaXo~\rtQe-
iteo(xd)xaig xeiuatg Soy/uari^ovrog xal vav [o-] 6 v a) iv xw
yvfi{y)aoiw xaxeiQwv TtQoayQTjjLt/usvü), iv w xalg xei- 7 paig al'-
xw xaxiÖQvoei, xxloxav xe xal eveqyirav tZQogovv- 8 judodeo-
d'aty etxovdg xe xqvoiaig ovxe&rjv, xa&a xoig xa pi- 9 yiaxa
xov öäftov eve^yext]odvxeoot vofupov icxi, pe- 10 xa re xav
l£ dv&Qwnwv avxw pexdoxaoiv xal xav iv- 11 xdqtav xal &i-
otv xw odfiaxog iv xw yvitvaolw yevrjd^rpfy 12 drtode^dfievog
v7t€Q&v^a)g xav xqiotv xag noXtog Aa- 13 ßiwv, axol%eig xoig
7tQOV7taQy/LUvoioc avxw xal 7ZQogn&- 14 xQeig xav iavxw xv-
%av xoig iq>ixxoioiv dv&QW7tw, xav 15 uiv v7teQßaQea xal &e-
oiat xal xoig looo&iotot aQpotyt- 16 aav xag xe xü vavw
xaxeiQiioiog xag xe xw xxiaxa 17 TtQogow/iaolag xei/iav naq-
ifirjoaxo, aQxerjv vojaI- 18 t,wv xav xqloiv xw 7tXd&eog xal
xav evvoav intxe&e- 19 (OQyxtjv, xalg de xoig dydd-otav xwv
avÖQWv izQeitoi- 20 aaig da^evitotoa %dqa ovvenivevoe xel/natg'
iq> ol- 21 otv 7tQe7twöeoxax6v ioxt xwv iwojuwv iovxwv 22 xqo-
vwv xav TtavxiXea xwv elg dfxoißav dvrjxovxwv 23 inaivwv xe
xal xeijLiiwv rceQt Tag xaXoxdya&iag avxw 24 (taQXVQiav dnv-
didoo&at • dt a xal xv%a dyd&a d£do%dwt 25 xa ßoXXa xal xw
ddfj.w • irtaivrjv ^iaßiwva naioag eovxa xei- 26 /tag agtov xal
ötd xav Xoittav /aev tzeqI xov ßlov oefivoxaxa 27 xal dta xav
q>tXodo^iav de xal xav fteyaXoddnavov elg 28 xav noXtv did-
&eotv, xal ffcrjv iv xa xaXXioxa dtaXd/iipet xe xal 29 dttvdoxa,
xal xdXrjv eig nQoedQiav, xal oxeydvwv iv ndv- 30 xeaot xoig
dywveaatv, ol'g xev d n6Xtg ovvxeXir/, iv xa xav 31 xaxev%av
*) Ich teile diese und die folgenden in Schriften gleich in Umschrift
mit, da der text meist vorzüglich erhalten ist, und gebe die buchstaben
der abschrift, die zu corrigieren sind, in anmerkungen an.
a) Abschr. Sl.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 161
dfi4(fa iizl xav oitovdav xaxxdde'S dSfiog oxe- 32 cpdvoi jfev-
xiov Ovdxxiov jievxiw vlov AXpiXia jtaßiwva, (pi- 33 Xoxv-
/uaiov eveQyixav, oxeqxxvta %qvoiio d(>4xag evexa 34 xal qyiXaya-
&lag xäg elg ecaftov • ovxi&yv de avxa> xal ei*- 35 xovag yQait-
xav xe h onha evxQvaa) xal %aXxiav , xaxxd av- 36 xa de xal
paQ/uctQictv xal XQvoiav iv xw yvfivaalw, iq? av im- a) 37 ygcr-
q>t)v - 6 öSfiog ixelfiaoev Aevxiov Ovdxxiov jievxlw 38 vlov *A\-
(uXia uiapearva, <piXoxvftaiov eveQyixav, yvfuvaai- 39 aQx^oavxa
xdXwg xai peyaXodogcog , ov&evxa de 40 xctl xb ßaXdvrjov xoig
vioiot xal ftQog xav elg atxo xoQayi- 41 av xalg vnctQxoioaig
avxw xxyoiag iv ZfiaQayrjw, xal i- 42 moxedaavxa xb yvpvd-
aiov xal exaaxa imxeXioavxa 43 XdurtQcog xal [ieyaXoifwxcog,
d(>faag evexa xal evvSag 44 %äg elg eavxov. Kai inel xe de
xeXevxdarj, xaxevi%&ev- 45 %a avxov vnb xwv iqxißwv xal xtüv
viwv elg xav dyoQav 46 oteqtavii&rp dtd x(a xäg noXiog xaQvxog
xaxxdde • 6 da- 47 /uog oxetpdvoi jievxtov Ovdxxiov uievxlia
vlov -dlfiiXia Aa- 48 ßewva, wiXoxvpiaiov eveQyixav, axewdvw
X&volco aQi- 49 rag evexa xal evvoag tag elg eavxov * elgevex&rjv
de 50 avxov elg xb yvpvdoiov vito %e xcjv icpdßwv xal xwv 51 viiav
xal ivrdcpTjv iv ta xe xal b) evdsrov e'fiuevat watvrjxai x6- 52
7tta. Tb de xpdq>io/ua %6de dvdvQaxpai etg axdXav Xi&to Xev- 53
xto xal ovxUftevai elg xb yvfivaaiov nag Talg dedo- 55 ypaxio-
liivaig avxw xeif.iaig. Mfjvog Qqoxquo dexdxa 45 dnlovxog inl
leQiwg vag 'Piofiag xal AvxoxQaxoQog 56 KaloaQog, &i<a viw,
dito Seßdoxw, aQ%ieQeog \ieyioxta xal 7td- 57 TQog vag 7tdxQi-
dog IloXifiütvog xw Zfjviovog ^taodi- 58 xeog, nqvxdvtog de
Aevxlw Ovaxxiw Aevxiw vlco AlfiiXi- 59 a Aaßiwvog, wtXo-
xvfiaiu) evegyiza, OTewavawoQw de 60 2%Qatwvog rw ^Hqaxieida.
Abfasssungszeit : Die jähre 2 v. Chr. ( Augustus heisst p a t er p a-
t riae z. 56. 57) bis 14 n. Chr. Die inschrift enthält viele Verstösse
gegen laut- und formenlehre des äol. dialects So nicht weni-
ger als drei utrierte a für rj: izXdd-eog (vgl. lat. plenns, altir.
lin, böot. nXeiSog (Führer, de dial. boeot. 23), iq>dßwv (zu
lit jegti, vermögen, ßezzenberger Beitr. II, 190, trotz Cur-
tius Grdz 6 589) und OTeqtavaqioQw, für dessen richtigkeit
der Evayivrjg CIG. 2265 b. (s. unter No. 3, auf s. 116) nichts
beweist, da diese inschrift gleichfalls utriert. Andrerseits ein
ionisch-attisches rj in rtaQijTijoaro, und v statt o in rtQvrdvtog.
Die psilosis ist gewahrt in xari&Qvoet, xctveiQitJv , noch öfter
jedoch gröblich verletzt in iq>ixtoioiv, icp olaiv, xa&d, iq? av.
Die inschrift bringt als formen des relativums öS, olai, a, sogar
av, sämmtliche falsch, und verewigt die conjugationsfehler
aQxfajv, owzeXerjy iitioxedoavxa , inixeXioavxa\ auch das wie-
derholte oxeydvm *) ist doch wol nicht äolisch, sondern attisch,
a) Abschr. MITE, b) ENÜ.KENAN.
*) Wenn die formen ri/ÄCu (No. 56, A 41 u. 44), ortqxxvoi äolisohe
gebilde sind, was nicht bewiesen werden kann, so müssen sie als ans t*-
fiaii, ariipavtait (nach acTixijn) hervorgegangen gedacht werden.
162 F. Beohtel
da eine regelrechte äolische 3. 9g. praes. ind. aci von einem
verb. contr. in noir\ (No. 3, 21) erhalten scheint.
Zeitlich nicht bestimmbar sind:
(61) 2) Erteilnag der praieaie an iwel Teaeder. Gefunden
in der gegend von Fokea. CIG. 3523.
1 *'Edol;8 %w ddpw. ^EXmvlxw 2 xal Id&av a)odcJgft>, zdig
TtaideooL 3 %oig Idyaaiaxqdrwy Tevedioiat 4 evsqyhaiOL iov-
Tsaai didoo&ai 5 xal avroiot xal ixyovoiai 6 izQO&vlav xal
TtQoedoiav xal 7 dtiXetav itdvvwv xal sigaydyav 8 xal igayciyav
. xal elgrtXovv xal 9 exjtXovv xal rcoXefxw xal etQrjvag 10 davXt
xal äo7t6vdi, xalKvfiaiotg 11 i'/d/tevai xal avzoig xal %olg 12 ix-
ySvoig hfzlfiotg ev&itag, xal yb)ä[g x-] 13 ai olxiag eyxTtjOiv
xal dixaig 14 7tQodlxoig 9 xal otti xev [pl aX-] 15 [Xoi tcqo-
£sroi !%JftMj[t] ...
(62) 3) Erteilung der Praienle ai Themlsnn aas Selfakfa.
„'Eni fiaQfidQOv, vxp. 0,18; nX . 0,30; nd%. 0,9, fisrevex^irtog
&x KvfATjQ elg trjv iv *AXnZdya eizavXiv xov x. BaXzaCfi. i£
dvtiyQaqnjg x. Id. TL an ao oit ovXov tov KsQafiiwg" im Mov-
aelov xal BißXio&rjxT) rfjg EvayyeXixfjg 2xoXrjg, ücq. I, 124.
l"I?dof« tw ddjuw. Qefiiowvi xw IIa- 2 tdwvoq SeXevxei
eveQvha eovri d[i-\ 3 doo&ai xal ovtw xal &xyovota\i nqo^s-']
4 viav xal TCqoeÖQiav xal dviXei[av ttdv-] 5 twv xal igaydyav
xal i§[aywyav]
C. Gryneion.
(63) Iraehstäek elier praienleerteilang. »Eni fAaQfiiaQov,
vip. 0,16; nX. 0,19; izd%. 0,7, evQS&ivrog xccrd tr/v traget %b Tb-
n&riCJLXi oöov. ix ftQogyoQag x. M. Koaoovrj" im Movaslov
xtX. I, 91.
1 v. edo^s %a ßoXXa xa[l tw Sd/nw] 2 ....rjdr) 7Tq6&v-
fiov €fipier[ai] 3 ... \a]XXoig nQo^hotg y 4 .... otai
r^wieig eowx[av] ... 5 . . g [da<pdX]uav xal yäg ¥yxTrjai[v) . . .
6 . . .\da7t\6vÖBL xal dixag exe[iv\... 7 ...[oXx)biv avtoig iy Tqv-
V€[w]... 8 [x]WjLl^TWV TQ. ... 9 ÖTEQOV €VV
Der dialect scheint in diesem denkmale sehr verwahrlost ge-
wesen zu sein : die formen dixag (ergänze etwa itQodixotg), exetv y
ocxeiVy xwfirjrwv in z. 6 ff. sind sämmtlich nicht mehr äolisch.
An eine Wiederherstellung der inschrift kann bei der unge-
nügenden grundlage, welche die publication derselben bietet,
nicht gedacht werden; ich habe mich daher begnügen müssen,
die betreffende nummer aus dem Movo. einfach wieder zu geben.
D. Unbekannten Ursprungs.
(64) Ehrendecret für die Lamasakaner nnd den richter Banit-
kreen ans Lavpsakas. Gefunden in Lampsakos. GIG. 3640.
a) Abschr. M. b) JJ.
\
Die inschriftlichen denkmäler des äoL dialects. 163
Z. 1 — 5 unlesbar. 6 [de]do%9ai zw ddfiw * hveidr) zw d-a)
[dfita rpamaoap-] 7 U]vw dixdozav ^etanifxxpaa^ac [iy Act^-
t^che-] 8 [w ^fJGjuipaxavoi, eovzeg ilftfu avyyi[veeg xat «Jv-] 9
[oo\v täft Ttaaav (lies ttaioav?) liti^iXeiay xal onovö[av not-
rjfj] 10 eb)voi dneazeXXav dvdqa xdXoy xaya[&ov, Jan-] 11 o
xqiovza Zrjvwvog, og xal 7caQayev6fiev[og zalg\ 12 dixaig idt-
xaoae zat[g]de xal diiXvae Xawg x[al dixal-] 13 wg xal xaz-
zolg vofioig, i7toitfoazo de xal zdv [inida-'] 14 [itav xal xa&'-
oy xoiqov edlxatje xal dytöetg evx6oju[wg xal] 15 agiwg dfxyo-
z4qov zäu itoXiwvlitaiveoaai fievc) z[bv] 16 däftov zbv Aaii-
rpaxdvwy xal aze<pdvwoai &v zwi aywvi 17 zwv 'HqaxXeiwv dvay-
yeXXovzog zw xaQvxog, ozzi 6 daß- 18 og ozewavoi zbv däfxov
zbvd) jtafiipaxdvwv ditoozeXX- 19 avza dixaazay xdXoy xa-
ya&ov aQezag evexa xal ev- 20 voiag rag elg eavzoy %qvo&w
azetpdvw tw evv6[fi-] 21 w • eitalveaaai de xal tbv dixaazay
xal ozecpdvwoat h 22 zwi aywvi zwv y HoaxXeiwv dvayyeXXov-
zog zw xdqvxog, oz- 23 zt 6 däfiog ozeqwvoi zbv dnoozdXevza
dixdozav iy uda/iifj- 24 dxw JafxoxQiovza Zrjvwvog dtxdooavza
zalg d/[x-] 25 aig oq&wc xal dixaiwg xal xazzolg vdfioig d(>i-
zag [€-] 26 vexa xal evvolag zag elg eavzov ozeq>dvw %Qvoiw
[zu*\ 27 [iv]v6(*w • zag de dvayyeXiag e) zwv ozetpdvwv [im-
28 \ft\iXuan rcoirjoao&ai zol(g) ozQazdyoig • indq^eiv d\e zw d-
29 ixdaza xal nQO^evlapi Ttaga za itoXei xal etpodov [ettl] 3C
[z]d(A. ßbXXay xal dafiofi pezd zby x(fll*dziOfi0v 31 [zjb/n neqi
zwv Xqwv - delgat de xal nQigßeia ev za ex- 32 xXrjOia, ogzig
ftaQayepOfisvog TtQog uda/uxpaxdvoig [zo z-) 33 e ipdcpiOfAa drto-
öiioei xal duldest 7ioirjoaa$ai za[v dv-) 34 ayyeXlav ztov azeepd-
viay xal TtaQ eavzoig b> zo[lg Ji-\ 35 ovvotoig xal iva dvayQa-
wrj zb tfjdq>tO[ia zovzo [elg <r-] 36 zdXav Xevxw Xidio xal dvazixhj
ev zw lniq>[aveozd-] 37 zw zoizw * %eiQOz6vr)oai de £v za ix-
xXrj[oia Iqxidt-] 38 ov zw Ttgeaßevra. Der rest unsicher.
Das alter ist nicht zu bestimmen; für Boeckh's bemerkung
„vix ille saeculo ab Alexandro M. primo inferior" fehlt jede
stütze. Die inschrift enthält allerdings gute formen (idlxaoae,
irtaiveooai 1 ), orzi), aber noch mehr schlechte (7ta(>d, im-
fiiXeiav, dvd, xQvot.w y tcoXei, Sgztg, diowaloig); sie bezeichnet
das i im dat. 8g. der 1. und 2. declination fast nie, und schreibt
xatf Sy xatQov zum zeichen, dass die psilosis erschüttert sei
Z. 9. 10 ist die ergänzung [7toievfi\\\evoi, die Boeckh und
natürlich auch Gau er hat, durch noirjiuGvoi zu ersetzen.
Z. 31 rtQegßeta: vgl. noeifievog No. 57, 8.
Z. 33 dgidoei: auch belegt a.a.O. z. 5; über das präsens
siehe daselbst. F. Bechtel.
a) Abscbr. N. b) K. c) YJTV. d) M. e) avayyekiXuxa.
s ) Darum darf man auch nicht %f/a<fnaafi4va> ergänzen, wie Boeckh
in z. 6 hat (Caner macht sogar xprj^aa^va} daraus).
164
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166 A. Fick
Zum schwä im Griechischen.
In meiner abhandlung „Schwa indogermanicum" (o. III.
157) sind einige formen des schw& im Griechischen übergangen,
welche ich hier nachtrage.
1. Im Griechischen kann e als schwÄ (e) auftreten, wenn
eine silbe durch metathese erleichtert wird; es kann also
ge y Xs für geschwächtes «g, el eintreten. Bereits Mahlow
Die langen vocale etc. s. 5 hat das e in <fc'£ü>, $/£<* (= fQidja)
als schw& erkannt, aber nicht die nötige restriction zugefügt.
Man vergleiche nun folgende fälle:
o(f€rij % a(f£-<nuoy agt-tW, Bqiotoq : skr. rtd. Die verglei-
chung ist nicht ganz sicher, da aQ€- auch aus veQe- entstanden
sein kann, vgl. ir. nert „valor", skr. sünrta „fröhlich, freundlich";
fQitp, a-QexTog : zend. verezya-, got. vaürkjan; <texTO£=»
got. (fra-Jvaürhts ;
ßqhag „götterbild" : skr. mü'rti „gestalt",
tvqskvSq = 7tQaxv6g (Hesych.), TtiQxa „barsch" : skr. prgni,
ahd. forhana „forelle";
iQt-rrjs „rüderer** = i-(>4-TT]g (qs = r) : lit \rti „rudern".
Skr. arüär scheint = ikarrJQ zu sein ; eQSTTjg in VTzrjQhrjg „die-
ner u ist vollvocalisch und entspricht dem skr. arati ;
TQito, aTQeoTog gehören zu ters lat. terreo; auch lit trisz-
iti „zittern 11 hat, wie sein sz beweist, schw&;
fiifißlevat ( : fiilsi) erkläre ick aus fzipelrai und nicht
aus *fiifieltai (Bezzenberger G. g. a. 1879, s. 821), weil
sich die metathese sonst nicht erklären würde;
XirtaQOQ = ved. srprd „fett"; Xi7taQog entstand aus oeX-
itiQOQ, oJJbfteQog und sein erstes e ging in i über, indem das
e von iteQO nicht wirkte (vgl. Bezzenberger o. III. 136), also
wie vor doppelconsonanz. Vollvocalisch stehen neben hnagog
Mknog- elcuovy oziaQ : ved. sarpfs (J. Schmidt K. zs. 21. 316)*
und oXtct] „salbgefäss" : got. salbdn;
fqitp : got vaürts; vgl. fQadaftvov , fgadt^ = lat radix,
wo ebenfalls schw& vorliegt;
xqivu) (aus dem das i in x^t-ro-s, xexgi-pivo-g eingedrun-
gen ist) aus *xiqvü>, xeQvw : cerno; die Schwächung besteht
auch hier in der metathese. Vgl lit. skiriü, sklrtas.
2. Der geschwächte vocal erscheint nicht bloss hinter,
sondern auch vor den labialen und g-lauten als v. Findet sich
Zum schwä im Griechischen. 167
dieses t; vor x, y, % y so wird dadurch die qualität dieser buch-
staben als j-laute bestimmt.
dXvxog „salzig" zu er!- „salz" (älexog);
djuaQvyi], jLuxQ-fiaQvyjj „Schimmer" : lit. mirgiti „flimmern,
blinken, funkeln 11 zu (laQ-fiaiQW .
äfiiaQvooa) „schimmere" : got. maurgins, nhd. morgen; vv.
skr. mdrtci „strahl" (worin t ebenfalls schwä ist), lit. mtrkiu,
ntfrkti „zublinzeln, zuwinken (mit den äugen)";
Xaßgvoow (Hesych) zu Xdßqal*, XaßQdxvrjg;
kdQvyg (für hxQvl;, wie qxxQvyl; aus älterem (pdqvl*) „kehle,
Schlund" : mhd. slurc „Schlund";
Xarvaaw „klatsche" zu Xdza^ „klatschender tropfen";
Ivxog aus flSnog, durch das v wird die qualität des x als
q bestimmt, vgl. lit. vllkas;
w£ geschwächt aus nokt-, lat. nox, lit. naktls; dieselbe
Schwächung liegt vor in skr. aktü u. a. „nacht" und an. ötta
„früheste morgenzeit";
vv(*q>t] = skr. ambä, Bezzenberger bei Benfey E. de-
rivate d. indog. vb. anbh ss. 33, 62;
ovvfia ist die geschwächte form zu ovofia; sie erscheint als
onmen im irischen anman- „name";
ovuf, -%og „nagel" = lat. unguis : w. ksl. noga, noguti, nhd.
nagel (noghos);
OQtv^y fOQTv!; „wachtel" = skr. vdrtikä (skr. i ist schwft);
7treQvaa(o, tzteqvIzj vgl. ahd. fedarach, skr. z. b. ajina-
patrikd „fledermaus" (hautflügler);
aaXvyrj (Hesych) = oaXdyrj, aaXayiw „schwanken";
ortlv&QCt}; = 07tiv&dQvt; „funke";
GTOvvt; „zinke", g. o%6w%og ist <nroy%, ZVL germ. stengan
„stechen"; vgl. ovdxvg ipr^vxvg) und ahd. w. stingil;
ovyvog „dicht" zu acmw ad£ai f wie lat. frequens zu far-
cio; vv. 8vek.
vv7trj ( = %7tr\) ist aorist zu ksl. tepq „schlage"; xoitog
zu tepq, wie q>OQog zu cp€Q(o y wird ursprünglich, wie nhd. fleck
und lat. plaga, „schlag" bedeutet haben.
An beispielen für die Vertretung des schwä durch v hin-
ter labialen und q- lauten gebe ich noch: ovqo) „fegen" : aaiQw
„fegen", oaQOv „besen" (sver-); ßvnxta dial. = ßdmta {ßiit-
%äCjto zeigt das vollvoc. i = e vor doppelconsonanz) ; nvXtj
,thor" zu skr. pur „bürg", go-pura „stadtthor", lit püis
168 A, Fiok Zum schwä im Griechischen.
„schloss" (m6JUg zu lat colo, in-quilinus) ; /uvqtov „beere, myr-
tenbeere" : pioqov „beere 14 ; ßvd-og, ßvaaog zu ßid-Qov, ßo&Qog
lett. bedu „grabe". Ebenso werden £*w (£«r-<jfi) und £v« (^t;cr-
%6g) zu verbinden sein.
3. Anlautendes a ist im Griechischen nicht nur die schwÄ-
form der vollvocalischen silbe r*-, vo- (wie in er- .• wj-, apfieg :
viii) sondern auch der silbe jus-. Man vergleiche die erörterun-
gen von Ahrens Philologus 27. 254, auf die ich selbst erst
nach Vollendung dieser arbeit aufmerksam wurde, sowie das
folgende :
dya-, ayav „sehr" : peya „gross, sehr" = an. mjök, skr.
mdhi (Bezzenberger o. III. 174);
äya/uai „bewundern, hochhalten" : skr. mah „verherrlichen,
herrlich sein"; *
dydooao&cu, dyalo/uai „beneiden, zürnen" : fieyaiQü) „be-
neiden", 7i£QCr]/LieKr£ü) „bin unwillig";
dydXXofiai „sich erfreuen, prunken" : fisydXrj, peyaXvveodm,
skr. mah;
dXicj „mahlen", aXevqov „mehl" zu juvItj „mühle", (juxXbv-
qov „mehl" : ir. mdim „mahle", ahd. mdo „mehl";
<*XQh ?W*G c - 8 en * »bis" : P*XQh h&XQW c - g en - *>bis". *)
Schwä, ist auch anzunehmen in : dfirrXaxely (= äffFimr,
basis (iaXxe-); xaXXi- „schön" : skr. gri; lat. caleo : ved. grtd
„heiss" = lit. szUte; juarweo, äol. (idrrjiu „suchen" : (X€%aXXdu),
lit. matyti, ksl. motriti u. a. A. Fick.
Blandior.
Blandior aus glandior, wie blaestis aus glaesus (BuggeE.
zs. 19, 433), gehört zu lit. galdndu (auch glandu, Br. Pred. Sal.
10, 10, PS. 7, 13) „wetzen", preuss. glands „trotz", glandint „trö-
sten"; vgl. pa-glöstyti (lett. glästit, poln. glaskad) „streicheln" und
„schmeicheln". A. Bezzenberger.
x ) [Hierdurch sind auch folgende Zusammenstellungen gerechtfertigt:
av&Q<x)7Tos : fi€V&i]()T)' (fQovrig (Hee.), ahd. muntar „expeditus, vigü",
cech. mudrdk (vgl. ksl. mc^drü) „ein verständiger" (slav. -akii =* gr. -»-
Tto-g), Vgl. weiter skr. manu, mänus, mdnusha, got. manna t ksl. mefit;
dgurregos „link" : vty&t, £>>€$&€ , urabr. nertero „link", an. nordhr
(Bugge o. III. 105);
lat. nimbus „regen, wölke" : skr. dtnbhas „wasser" B.]
A. Fick Gennanisohe labiale aus gutturalen 169
Germanische labiale aus gutturalen.
Die entstehung germanischer labiale aus gutturalen und
speciell — worauf Bechtel durch eine sehr glückliche bemer-
kung seiner schrift Ueber d. bezeichnungen d. sinnl. wahrnem.
8. 74 f. hinwies — die entstehung von germ. p aus altem g
(nach Gollitz' bezeichnung) hat sich, wie mir scheint, in weit
grösserem umfang vollzogen, als bisher anerkannt ist. In den
folgenden fallen tritt dieselbe klar zu tage:
As. ahd. bano, an. bani „mörder" : gr. -qtovog, skr. ghand;
an. gudr verhält sich zu bani, wie skr. hatd zu ghanä.
Got. fidvor „vier" : lit. keturl.
Got. fimf „fünf* : lit. penkl.
An. jarpr, ahd. erpf „fuscus" ; got riquis, gr. eQeßog.
Got hrdpja „rufe" : gr. x£o>£c», xqwy^i6g; vgl. an. hrök,
ahd. hruoh „krähe".
Got. 4if in tvdUf „zwölf" : lit. -lika in dvylika.
Ags. päd, ahd. pfad, mhd. pfat „pfad" : gr. ßdaig, ßardg,
zu ßa = skr. gä „gehen".
Got. paida, ags. päd, mhd. pfeit „rock, hemde" : gr. ßairrj
„fellrock"; grundform gattä.
Mhd. phüchen, nhd. fauchen, ndd. pogge „frosch" : gr. ßvx-
vtjg avejLiog „schnaubender wind".
Got. (&nsi')praggan, mhd. phr engen „bedrängen, beengen" :
lit grq£iü „drehen, wenden, kehren, bohren"; vgl. kreng in
kring, kringd.
As. skäp, nhd. schaf (germ. sköpa-) stimmt genau mit skr.
chäga „bock". Hierzu stellte ich früher unrichtig ksl. koza
„ziege", das zu ags. hecen „zicklein", mndd. hoken, huken „böck-
chen, von ziegen und schafen" gehört. Skr. chd- weist auf
ursprüngliches skS- hin, und so beruhen skr. chäga und germ.
skSpa- auf derselben grundform : skSgo-.
Got. slSpan, nhd. schlafen : lit. dygti, dygoti „schlummern'*
deren y wol der 6-reihe angehört.
Ags. stapan „schreiten", ahd. stamph, stamfdn, nhd: stam-
pfen (früh ins Slavische eingedrungen) : gr. axi(xßa) „treten,
erschüttern", lit. sUnktis „sich gegen etw. stemmen".
As. (for-)swtpan „verjagen", mhd. sweifen, steifen „schwin-
gen, schweifen" : lit svaigti „taumeln, schwanken, schwindeln".
Beitrug« x. künde d. ig. sprachen. V. 12
170 A. Fick
Got. ßaürp, nhd. darf : ksl. trugii „markt* ; dazu kann man
den stadtnamen y Lä%Qa^ (g. y L4tQayog) stellen.
An. upp, ahd. üph, nhd. auf, vgl. got. iup : gr. vi/u-, vif/6-
&&>, cambr. uch, lat. augustus, lit. äuksztas; dazu auch ags.
opaw, nhd. offen, altes part. prät. mit der bedeutung „erhöht,
gehoben", Tgl. lit. värtus atkUti.
Got. vairpan, nhd. werfen : ksl. vrügq, vriäti, „werfen".
Got. rwZ/i, nhd. wolf : lit vllkas, skr. rr'fo.
Diese etymologien und ferner die tatsache, dass innerhalb
der german. sprachen nicht selten ^-formen neben jp-formen
liegen — vgl. kriechen : kraufen, hrdpjan : hrökr, tauchen :
taufen (Scherer Zgds.* 277 f.) — legen die vermuthung nahe,
dass alle germ. p, welche nicht auf der germ. intensivbildung beru-
hen *) und nicht mit 8 verbunden sind *), aus g entstanden sind.
Gegen diese Vermutung sprechen weder die zweifelhaften com-
binationen von helpan mit skr. kalp, got. bimampjan mit fiip-
(pofiicu y got. vepna mit onXov, noch der umstand, dass ich für
manche germ. p, wie in drepan, dreupan, skapjan, die Vorstufe
g nicht nachzuweisen vermag. Viele der ein p scheinbar in
der wurzolsilbe enthaltenden Wörter sind wol zu jung, als dass
sich ihre reflexe in den verwandten sprachen wiederfanden.
A. Fick.
Zusätze. Den obigen combinationen erlaube ich mir die
folgenden anzuschliessen :
Ags. fann, engl, fan „wanne, schwinge", nordhumbr. fottr,
fonnm, windfone, windgefon „ventilabrum" neben ahd. huennen
„vibrare", uuanna „ventilabrum": lat. vmmere „schwingen",
vannus „schwinge"; vgl. Fick o. I. 335.
*) Wie in ahd. eropho, nhd. krUpp^t : ksl. griiba „krampf" ; agrs.
elippan „umfassen" (mhd. klitnpfen „zusammenziehen") : lit. (xp-)glebti
und ylöbti „umfassen'*; ags. hoppan, nhd. hüpfen : ksl. kypHi „springen";
ahd. laffan „lecken" : JUc/irco, lat lambere; ahd. slqff, nhd. schlaff, an.
sleppr zu ksl. slabü „schlaff' 4 .
*) Wie in : ahd. aspa, mhd. aspe, nhd. cape : preusss. ahae , lett.
ap$a % polo. russ. osiua (= opsiua) „espe" ; as. kosp „fessel" : skr. gushpita
„verflochten"; ahd. hrespan „raffen" : lat. crüptu; ags. väjts, ahd. uuafaa
„wespc" : lit. vapsä „bremse", ksl. osa „wespe"; ags. vlisp „lispelnd",
ahd. lispian „blaesum esse" (aus vlips-) : lit. velbejoti „lispeln".
Germanische labiale ans gutturalen. 171
An. föüc, nhd. volk : lat. vulgus, vgl. skr. lcMa „familie,
gemeinde".
Ags. gdpan „sich rühmen, prahlen", fore-gelpan „vorher
das grosse wort führen", gealp „lautes getön", mhd. gelph „lau-
tes geschrei" : lit. ivdgii „plappern, viel schwatzen", lett.
fchwalgstit „klingeln (von einem Schellengeläute)".
An. gleypa „hinunterschlucken", norw. ghypa „gierig fres-
sen", glupa „schlucken, schlingen, nach etwas schnappen"
(Aasen), seh wed. glupa „begärligt sluka" (Dalin), engl, gulp*
dial. gulk : lit. äugauti „schluchzen".
Ags. hedp f engl, heap, as. höp, ahd. houf, nhd. kaufen;
mndd. hupen „häufen" : lett. käudfe „ein grosser, runder korn-
oder heuhaufe", lit. kugis „grosser heuhaufen".
Norweg. hempa „angesetztes band oder schleife, etwas da-
mit zu knüpfen oder aufzuhängen ; auch haken, klammer 14 ; ahd.
haspa, nhd. haspe „türband" neben ahd. hako, ags. haca „haken",
an. hönk „handhabe" : gr. *6pßog „band, schleife", lit. kenge
„die klinke, krampe an der tür", lett kafysche, k'engsis „feuer-
haken"; vgl. Bugge o. HL 103.
Nhd. humpen „hinken" (Grimm Wbch. IV. 2. 1908 f.),
mndd. humpeler „stümper" neben ahd. hincan, nhd. hinken :
gr. <nca£a>, skr. kkaiij „hinken".
Got hups, an. huppr ; norw. hupp „tyndside (imellem rib-
been og laar) paa dyr" und hump „bjergknold" (Aasen); ags.
hype, engl, hip, ahd. huf „hüfte" ; nhd. humpen : gr. xvßog „Wür-
fel, die höhlung vor der hüfte beim vieh", xvfißtj „höhlung, ge-
fass", skr. kujati „krumm sein" (?), kuiija „grotte" (?).
Mndd. kndp „knoten, knöpf, knauf", knuppe „knospe", ahd.
knoph „knöpf", chnuphjan „nectere" : lett. fchnäugt „zuschnüren,
knebeln, ausringen", fchnäugs fchnduga „schlinge, würgzaum" 1 ).
Ags. limpan „evenire", ahd. limphan „con venire", güumph-
Izh „opportunus" , lappa „läppen", an. läpp, ahd. laffa „pal-
mula" neben ags. läccan „fassen, ergreifen, herbeilangen", mhd.
ge-lücke, nhd glück : gr. Xapißdvo) neben XaCpptat (= *Xdyto-
fiai), Xoßog u. a. „schote, hülse", Xoßat • %ÜQ*g (Hes.), oXßog
x ) Dagegen gehört lii gnauiu (gnauszti) „mit der hand bedrücken, be-
fassen" zu mndd. knucke „ein zusammengedrehtes bündel flachs"; knoke,
nhd. knochen: dän. knuge „stark drücken, pressen, klemmen" u. b. w. and
lit. gnaudiu (begrifft. = gnauiu) gehört zu an. knülr, ahd. eftnodo, mndd.
knutU, knüst, nhd. knoten. Vgl. weiter an. knyja „stossen, schlagen".
12*
172 A. Pick
„glück"; lat. legumen „hülsenfrucht". Ahd. limphu entspricht
dem für slaßov vorauszusetzenden praesens *Xitiß<o; das g> in
slXrjcpa entspricht dem % in OQioQixcncu*
Ags. nipati „finster, trübe sein", got. (ga-)nipnan „betrübt
werden" : lat niger „schwarz".
Norweg. prunke „prunken, prangen", schwed. prunka das.,
mndd. prank „gepränge, prunk" , prangen „prangen, prunken",
mhd. prangen (brangen) „prange, ziere mich, prahle" : lit. gra-
£Ü8 „schön", graina „zier, prunk", lett. grefm „prächtig, ge-
schmückt, prahlerisch", grefchMis „sich stolz gebährden".
Ags. prica „punkt", nordhumbr. pride „apex", priccle
„Ib71t6q" 9 engl, prick 7 an. prik „a prick", prika „to prick",
mhd. pricke „stimulo", mndd. pricke „spitze, Stachel", pricken,
„stechen, stacheln" : altlit. graisztas „säge", (SLp-)greszti „schnei-
den", lett grlst, graifit „schneiden".
Ags. pryte „hochmut", pnd „stolz", nhd. protzig : ksl.
grüdü „superbus", grüdostt „superbia".
An. puss „tasche" (Möbius), ptma „cunnus" (Cleasby-Vig-
fusson); ags. püse „ranzen", gepose „gravedo, dolor capitis",
engl, pose „schnupfen"; mndd. pust „polster, gestopftes küssen";
nndd. puse „cunnus"; ahd. phoso, mhd. phose „beutel" : gr.
ßito „stopfen" (ßeßvofihog rijv Qlva), dessen früherer gutturaler
anlaut durch das perf. tißviai (Lobeck Rhem. 86) bezeugt wird.
An. ropa „to belch, metaph. of the ptarmigan's yoice",
ropi „a belch", rjüpa „a ptarmigan" neben ags. rocetan „rülp-
sen" : lit. (a,i-si')rükti, ratigti „aufstossen", lat (&-)rugere, eruc-
tare, gr. eQevyo/uai.
Ags. ritnpan „zusammenschnurren, sich in runzeln legen",
mndd. rimpen „rimpfen, runzeln, falten", ahd. rimfan „rümpfen,
runzeln", rumfunga „runzel" (vgl. J. Schmidt K. zs. 25. 163) :
lit ringoti „krümmen, kräuseln".
Ags. scräpan „schrapen, kratzen", engl, scrape, an. schwed.
skrapa, norweg. skrapa „skrabe, kradse, knirke", mndd. schra-
pen „(mit geräusch) schaben, kratzen": skr. kharj „knarren",
kharju „das jucken, beissen, kratzen", khargdlä „eule, oder ein
anderer nachtvogel".
An. slapa „to hang loose as a Aap", norweg. slapa „her-
abhängen, sich herab biegen", ahd. slaph „schlaff, schlapp",
mndd. slap das. neben an. slakr „schlaff, locker", ags sleac
„faul, nachlässig", släc „langsam, leise", engl, dack, ahd. dah
Germanische labiale aus gutturalen. 173
„schlaff 4 ; an. slakki „abhang 44 , mndd. dank „nicht fest, bieg-
sam", ahd. schlank; an. slok „mühlenschleuse", norweg. sloka
„schwerfallig und schleppend gehen" u. s. w.: gr. layydCio
„lange machen, zaudern, zögern", XayctQog „hohl, eingesunken,
schmächtig 4 ', Xaytav „jeder hohle, lere räum", krjya) „aufhören,
nachlassen", a-HrjXTog „nicht ablassend 44 , lat. laxus „weit,
locker, offen 44 , languor „mattigkeit, Schlaffheit 44 ; vgl. Fröhde
o. III. 15 f.
Ags. deöpan „schlüpfen, gleiten 44 , to-sUdpan „zergleiten 44 ,
got. (v£-)sliupan „einschlüpfen 41 : lit. slugti in atslugti „abneh-
men, sich setzen (von e. geschwulst) 44 , lett. schlaugans „einge-
schrumpft, los, locker, schlaff 44 .
Norweg. snerpa „eintrocknen, zusammenschrumpfen, hart
oder schrumpfig werden 41 = merka; an. marpr „rauh, scharf 44 ;
ahd. snerfan „zusammenziehen 44 , mhd. snerfen „einschnurren,
zusammenziehen 44 und ahd. snerhan „illaqueare, complecti",
maracha „tendicula 44 , bair. schnurkeln „schrumpfen 44 : lat. nervus
(aus *nergvus; oder nercvus, vgl. ags. snear „saite, schnür 44 ?).
Norweg. snop „leckereien 44 , snopa „naschen, schnökeren 44
neben snoka „schnoberen 44 , snaka = dän. snage „nach leckereien
suchen", mndd. snopen, snoperen „naschen", ndd. schnökeren,
nhd. dial. schnucken : gr. vtiyaXa „näschereien 44 , vixjctQ; vgl.
Bugge in Cui-tras* Stud. IV. 337, Fick o. I. 62.
Schwed. sopa „kehren, fegen 41 , sopa „kehrwisch 44 , norweg.
sopa „fegen, abwischen; davon eilen, laufen 44 , sopa „ein wisch
zum abfegen, ein kehrichthaufen", sopar „ein derber mann, der
um sich zu fegen versteht 44 , an. s&pa „fegen 44 ; ags. sväpan „keh-
ren 44 , engl, sweep : gr. ooßiw „scheuchen, verjagen 44 , ooßctQog
„schnell, flüchtig, eitel, prächtig' 4 , ooßrj „pferdeschweif 4 .
Ags. stedp „hoch, hervorragend 44 , sUpan „aufrichten, erhö-
hen 44 , mndd. stupe „säule oder pfähl, woran ein Verbrecher ge-
bunden wurde, der verurtheilt war, öffentlich mit ruten gezüch-
tigt zu werden 44 = altfries. stupa „stäupe 44 ; ahd. stauf „rupes,
8axuro ingens" : lit. stttgti „steif in die höhe stehen 44 .
Nhd. sterben, 'an. starf „arbeit 44 , starfa „sich abmühen 44 ,
slyrfinn „laboriosus 44 , stjarfi „epilepsie 44 : lit sergü, slrgti „krank
sein, leiden 44 . — Das t in sterben u. 8. w. stammt aus den
schwachen perfectformen (starb- = sVg- = lit. sirg-).
Mndd. stripe „striga, streifen 44 , stripet „gestreift 44 , strippe
„strippe 44 ; norw. stripa „etribe, streg 41 , strippe „kleiner eimer 44 ;
174 A. Fick
schwed. stripa „streif, riss"; engl strip; mhd. strife „streif",
strifeht = norw. striputt neben got striks, ags. strica „strich",
ahd. strihhu, mhd. striche, nhd. streichen, stricken : lat. stringo,
strtga, strix *).
Mhd. strumpf „stumpf, stümmel" (zagelstrumpf „stampf ei-
nes Schwanzes"), mndd. ttrump „stumpf, stümmel, halbhose (d.
i. gestuzte hose), strumpf, norweg. strump „kleines gefäss, der
obere teil der hose" neben mhd. strunc „Strunk", mndd. Strunk
„Stengel eines grösseren kraute, bildl. der strumpf ohne votlink",
an. strokkr „butterfass", norweg. strokk (dial. stropp) „butter-
fass, tonne" : lit. strungas „gestutzt, mit gekapptem schwänz",
strugas „kurz, schwach, knapp".
Ahd. stumph, mhd. stumpf, mndd. stump 1) „stumpf, ver-
stümmelt" 2) „der stumpf 1 , norweg. stump „brodknust", schwed.
stump „stumpf, stümmel" : lit. stüngis „ein messerstumpf', lett
stugis „ein messerstumpf, ein roggenhaufen" (Ulmann), „was zu
klein ist, z. e. der rest von einer messerklinge oder von einem
gestutzten pferdeschweif, it. ein kleiner knürpel vom menschen"
(Stender).
Ags. silpan „trinken, aufsaugen", an. supa „schlürfen, trin-
ken", ahd. süfan „trinken, saugen, schlürfen", nhd. saufen, suppe
neben ags. sücan „saugen", engl, suck : lat sügere „saugen".
An das vorstehende knüpfe ich noch zwei bemerkungen an :
1) Ficks meinung, dass manche der scheinbar in Wurzel-
silben erscheinenden p jung seien, findet bestätigung durch as.
driopan „triefen", mhd. schimpfe „scherze", got. raupjan „aus-
raufen", trimpan „treten", greipan „greifen" (zu trennen von
ahd. as. garba, nhd. grahschen, skr. grabh; vgl. Ebel E. zs. 4.
170), verglichen mit as. drdr „triefendes blut", an. skemta „ver-
gnügen", lit. rduti, gr. ÖQdfiog, lit. gr'eti (Nesselmann Wbch.
s. 268; vfchgrieia ghie dide daugibe ßuwu Willent EE. 91, Bret-
ken Post. IL 272, Wilnaer post. v. j. 1600 s. 508), zu dem sich
lit. gr'ebti „greifen" (verschieden von grebt „harken"), *yQ*{qxo
(ysyQtgxog • 6 Talg %bqoIv alievwv Hes., vgl. y^I/rog, aygei(pva)
ähnlich verhalten, wie lit. dlrbti zu daryti.
2) Als germanische Vertreter der alten j-reihe kennen wir
q, hv, gv; p, f, b; k, h, g. Von ihnen erscheinen gerade die
*) Dagegen lett. strüga „liohtstrahl" , strdgairisch „streifig" gehören
zu an. strjuka, strykr.
Germanische labiale aus gutturalen. 175
letzteren vielfach vor a und dunkeln vokalen ; vgl. Holtzniann
Ad. gram. I. 2. 63, Kluge Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. s.
43 f. l ) und weiterhin die folgenden Zusammenstellungen:
Got. hveila „weile"; an. hvüa „bett"; as. ahd. hwUa, ags.
hvile „weile" : got häitns „dorf"; an. heimr, ahd. heim, as. Mm,
ags. hdtn „heimat"; lit. ktmas;
got. qairnus, an. kvern, ahd. quirn, as. querna, ags. cveorn
„mühle" (lit. glrnos, poln. zarna) : got. kaum, an. as. fcorw,
ags. cor», ahd. cAorn „körn" *);
ahd. quellan „quellen*' : an: kelda (= *kalidci) „quelle";
as. quem, quän „frau", got. qind, qens, an. kona, kvän, ags.
cvene, cvdn, ahd. quena (ßava> yiyvofiai) : as. kennian „erzeu-
gen", ags. cennan, ahd. g&-chennan und as. kunni „geschlecht",
got. kuni, ahd. chunni, ags. cyn, an. Ayn;
ahd. queran „gemere" : ahd. cKara „klage", got. as. kara,
ags. cearu;
ahd. hadara : lett. kankars „lumpen", skr. kanthd;
ahd. AaA*a, nhd. Aesse : skr. kdksha, lat. cos«, lit. kiszka;
got käidus, an. Aeufr, ags. A<$d, engl. -Aood, ahd. Ae# : skr.
got häüs, an. A#W ; ahd. AetZ, as. hü, ags. AaZ : preuss.
*kaüs, ksl. cetö;
got. hana, an. A«m', ahd. Aawo, ags. hana : skr. kvdnati;
got hduhs, as. ahd. AdA, ags. AeaA, an. Adrr : bulgar. kukü
„uncu8 u ;
an. haull, ahd. hola : gr. xaAi?, ksl. kyla ;
as. hauwan, ags. hedvan, ahd. houwan, an. höggva : ksl.
kovati;
ahd. Äot?ar : lit kuprä;
got tawrs : gr. ßccQvg;
as. id, ags. cd, ahd. cAwo, an. iyr : lett. 0#t;s ; gr. /foflg,-
an. M/r, ahd. cAotöo : gr. ßolß('g, lat. ^/o&us (? s. Fröhde
o. I. 332);
as. kosp, ags. cop* „fessei", ahd. chof „nexus", chebisa
„kebse" (ursprüngl. „sklavin", vgl. Wein hold Altnord, leben
8. 248) : armen, kapel „capere";
l i Got. qrammipa, das Kluge Schwierigkeiten macht, will Peters
in gaframipa andern.
*) Davon zu trennen kern, das zu lit. «tritt* u. 8. w. gehört; 8. J.
Schmidt Voc. II. 24.
176 Leo Meyer
an. skarn, ags. scearn : ksl. skvruna;
ahd. skart-, mhd. *cAar£ : ksl. shrada, skvrada.
Die hervorgehobene, beim ersten blick etwas befremdlich
erscheinende tatsache ist hiermit genügend bezeugt; die einzige
möglichkeit, sie zu erklären, besteht in der annähme, dass wäh-
rend einer gewissen zeit der germanischen Spracheinheit o an
stelle des späteren germ. a stand, und dass innerhalb derselben
v vor dunkeln vocalen schwinden konnte, vgl. Möller Engl,
ßtud. IIL 153. Bestätigung findet diese annähme an got (isneis,
ags. esne „söldner", altnordhumbr. cesne, cesnemon „mercenarius",
esne „servus", afries. ema „lohn", as. asna „zins", ahd. asni, as-
nari „mercenarius" (verschieden von arnari „messor" : got. asans,
an. önn, lat. annona; 8. Froh de 0.1.329) und got. tuggd, an.as.
tunga, ags. tunge, ahd. zungd, die, verglichen mit skr. vasnd
„kaufpreis, lohn", gr. wvog „kaufpreis , bezahlung", lat. venum
„verkauf* und lat. lingua, ksl. jqzykü, preuss. infuteis, lehren,
dass im Germanischen v , auch wenn es nicht bestandteil eines
<?-lautes war, vor a und d bisweilen — d. h. wol da, wo es nicht
durch den „systemzwang" festgehalten war — geschwunden ist.
Freilich kann a — wie z. b. das Altnordische lehrt — diesen
Verlust nicht herbeigeführt haben; er begreift sich eben nur
unter der Voraussetzung, dass o dem a vorausging und dass
er vor der Verwandlung von jenem in diesen laut stattfand.
Die besprochene tatsache liefert uns also den beweis dafür,
dass wirklich — was oft ohne beweis behauptet ist — das ger-
man. a — nicht durchaus, aber vielfach — aus o entstanden ist.
Aber sie bietet zugleich noch mehr, nämlich eine nicht zu ver-
achtende handhabe zur sprachgeschichtlichen gruppierung gewis-
ser germanischer lautverwandlungen — Übergang von schwä in
u (Möller a. a. o. 8. 164); Verwandlung der flaute in p- und
A>laute; umfärbung von o in a — , und wer weiss, ob sie uns
nicht auf den richtigen weg zur erklärung der zuletzt von J.
Schmidt K. zs. 2ö. 178 hervorgehobenen wurzelpaare vardh-
ardh, vas-as u. s. w. führen wird. A. Bezzenberger.
Cliens.
Ritschi giebt Plautus r Miles Gloriosus 3, 1, 194: Habeo
eccülam meam clientam, meretricem adulescerdulam, wobei clien-
tam meretricem ausdrücklich als lesung des ambrosianischen
Cliens. 177
palimpsests bezeugt wird: Fleckeisen schreibt gegen alle
handschriften . . . clueniam . . .
In den beiden Menaechmus giebt Ritsch 1 573 cluentis ge-
gen das clientis aller handschriften und 588 cluens gegen das
cliens aller handschriften; vers 575 schreibt er cluentum und
vers 577 cluens und daneben bezeichnet er die handschriften,
die dort clientum, hier cliens bieten: dabei bleibt nur der am-
brosianische paUmpsest ungenannt.
Unseres wissens ist ein älteres lateinisches cluens an der
stelle von cliens sonst nicht bezeugt ; es steht also in der Über-
lieferung auf sehr unsicherem boden und die ratio, von der
Ritschi im vorwort zum Trinummus (seite LX der ersten aus-
gäbe) handelt, wird aushelfen müssen.
Cliens wird in nächsten Zusammenhang mit dem lateini-
schen cluere und duSre und dem griechischen xXvsiv gebracht,
müsste darnach also aus älterem cluens hervorgegangen sein.
Corssen versucht den angenommenen lautübergang in der
zweiten ausgäbe seines bekannten Werkes über die ausspräche
und den vocalismus des lateinischen (seite 740) näher zu be-
gründen. Er sagt, dass in cliens % aus ui verschmolzen sei,
dass cliens nämlich für cluiens stehe und neben cluere, wie ca-
piens neben capere, dass clutre aber eine spätere bildung neben
cluere sei. Die letztere behauptung ist aus der luft gegriffen,
ferner enthält cliens durchaus nicht das angesetzte gedehnte i,
wie ein solches auch überhaupt den verben der classe capere
(aus capjere) nicht zukommt. Das ohne nähere begründung
von Corssen construirte clu-iens hätte nach bekannten latei-
nischen lautgesetzen in späterer zeit nur mit verlust des innera
i zu duens werden können.
Corssen vergleicht (seite 739) fio, das aus füio entstanden
sein soll. Solches füio ist indess wieder eine missrathene form.
Wenn aber auch fio sich wirklich unmittelbar an qwto, äolisch
<pvlo) anschliessen — wie doch noch von vielen bezweifelt wird
— und aus fujo oder füjo entstanden sein sollte, würde der
vergleich für ein aus cluiens entstandenes cliens doch ganz un-
zutreffend sein, da fio, ftam, fttbam stets und formen wie fie~
rem und fiere und fteri wenigstens in der älteren poesie noch
öftere gedehntes inneres I haben.
Weiter zieht Corssen (seite 739) inciens „schwanger" zum
vergleich heran, dessen enger Zusammenhang mit dem griechi-
178 Leo Meyer
sehen %vAv und später auch xvuv ;,schwanger sein" und also
auch mit syxvog „schwanger" in der that nicht zu bezweifeln ist.
Wieder aber ist unrichtig, dass in inciens ein inneres i, von
dem hier gar nicht die rede sein kann, durch Verschmelzung
eines wurzelhaftem u mit gedehntem ?, welches letztere auch
wieder rein willkührlich angenommen ist, entstanden sein soll.
Dass inciens etwa aus ineuens hervorgegangen sei, ist nicht zu
beweisen. Im altindischen entspricht eine verbalgrundform cvä
oder gvi „anschwellen" mit dem präsentischen cvdjati „er schwillt
an" (Rgveda8 7,5, 1 : vi-$vajat „anschwellendes"): darnach könnte
inciens sehr wohl für inqvietw 6tehen und das v neben seinem
guttural eben so gut verloren haben, wie zum beispiel canis
„hund" neben dem entsprechenden altindischen $vdn-, dem grie-
chischen xtW.
Wenn Gorssen weiter noch seine behauptung, dass lateini-
sches t aus ui entstehen könne (mit der er, wie wir sehen, cliens
zu erläutern meint) durch industria und industrius, die aus
industruia und industruius entstanden sein sollen, und durch
postüio, das er „sühne" übersetzt und aus postiluio hervorge-
hen lässt, zu stützen meint, so mag das nur noch kurz als
curiosum angeführt sein.
Otto Bechstein glaubt in den von Georg Curtius her-
ausgegebenen Studien (8, 348) das entstehen von cliens aus einem
alten cluens durch formen wie inclitus (aus indutus), maximus
(aus maxutnus), manibus (von manu-), gdidus (aus gelu-), ver-
sietdus (aus versu-) und corniger (aus cornu-) wahrscheinlich zu
machen, die aber sehr unglücklich gewählt sind, da sie sich
alle dem bekannten lateinischen lautgesetz unterordnen, von dem
im ersten bände dieser beitrage (s. 143 — 162) die rede gewesen
ist. Auch der vergleich von lubet — libet, den Otto Bech-
stein noch beibringt, reicht durchaus nicht aus: einmal hat
darin das i eine ganz andere nachbarschaft als in cliens, war
also einem ganz anderen einfluss unterworfen, und dann ist
auch das ältere lubet eine wirklich vorkommende und häufig
vorkommende form, was von dem angenommenen *duens nicht
behauptet werden kann.
Mithin ist die entstehung von cliens aus einem älteren
cluens aus formellen gründen durchaus unwahrscheinlich. Doch
mag auch noch die damit construirte bedeutungsentwicklung er-
wogen werden.
Cliens. 179
Das lateinische duire, von dem Corssen ganz ohne grund
behauptet, es sei eine spätere bildung für cluere, ist für die äl-
tere zeit aHein nachgewiesen: cluere begegnet erst bei späteren
und weniger werthvollen Schriftstellern und dazu selten. Ge-
nauer darüber belehrt Neue in der zweiten aufläge seiner latei-
nischen formenlehre (2, 426).
Die bedeutung des cluSre aber ist keine andere als „geprie-
sen werden" und dann auch abgeblasster „genannt werden". So
begegnet es Plautus' Trinummus 3, 1, 19: ut nötnen cluet „wie
der name gepriesen wird", Pseudulus 2, 1, 17 : facinora.. .. qvae
post clära diu mihi clueant „thaten die später lange als glän-
zende gepriesen werden", Captivi 3, 5, 31 ut AeherunU clueäs
gldriä „dass du im Acheruns mit rühm gepriesen werdest", Epi-
dicus 2, 2, ö sendti gut columen cluent „die die spitze des Se-
nats gerühmt oder genannt werden" , Bacchides 4, 9, 1 Atridae
duo frätrfo cluent ficisse facinus maximum „die beiden Atriden
werden gerühmt die grösste that ausgeführt zu haben", Poenu-
lus 5, 4, 20 s\ qvod agit cluet victdriä „wenn das was er that
mit sieg gepriesen wird", Trinummus 2, 2, 31 probidrSs cluent
„werden als die vorzüglicheren gepriesen". Cicero citirt in den
Tusculanen (2, 10, 23) aas Accius: unde ignis cluet tnortälibus
dam dtonsus „von wo den menschen heimlich das feuer bescheert
sein soll" (eigentlich „zu sein gerühmt wird"). Oefter gebraucht
Lucrez unser verb, so 1, 119: coronam. . . qvae clära clüeret
„der kränz, der herrlich gepriesen werden sollte'S 1, 449 qvae
cumqve duent „alles was gepriesen wird" oder „genannt wird"
und sonst.
Dem lateinischen cluere steht in der homerischen spräche
das verbum sehr nah, das in unseren ausgaben als xleiio oder
passivisch als xXiopai entgegentritt, das aber, wie ich schon in
meiner vergleichenden grammatik (2, 28) bemerkte, echt home-
risch wahrscheinlich xtefeto lautete. Es bedeutet „rühmen,
preisen" und bildete unter anderem auch den ausgangspunct für
xXsfrjdibv „günstiges bedeutender zuruf" (Odyssee 18, 117 und
20, 120) und xk^/fjdiov „günstige künde" (Odyssee 4, 317), die
ebenso aus %\efelv hervorgingen, wie zum beispiel die nach-
homerischen dlyrjddy „Schmerzgefühl" aus alyelv „schmerz em-
pfinden* und juelfjöcov „sorge, kummer" aus einem */iskely (ne-
ben fdileiv) „sorge machen, kümmern", das auch noch im futur
fiekijow entgegentritt. Das verb selbst begegnet Odyssee 17,
180 Leo Meyer
418: fyw 64x4 üb xtefiw (in den ausgaben xlelw) xaz äftel-
qovol yctiar „ich werde dich über die unendliche erde hin prei-
sen" und Odyssee 1, 338: %a re xlefiovatv (in den ausgaben
xUiovoir) aj-oidoi „welche die sänger preisen"; ausserdem in
passivischer form Odyssee 13, 299: jjiJtc re xli/ofnai (für
xlefiofiai?) xal xiQÖeatv „durch klugheit und Hst bin ich be-
rühmt" und IHas 24, 202 : yg (nämlich q>Qeai) to itaQog it€Q /
ifxlef 9 (für ixlefieo ?) in dv&QW7iovg „durch die du früher bei
den menschen berühmt warst".
Möglicher weise stimmt das lateinische cluSre (etwa aus
dovere? wie suus „sein" aus altem sovos, tuus „dein" aus altem
tovo8, vidua „wittwe" aus vidova, dSnuö „von neuem" aus d£-
novd und anderes ähnlich); in dem dann also wie bei zahlrei-
chen anderen lateinischen verben auf ire die passivische bedeu-
tung sich ausgebildet haben würde, mit dem homerischen xJU-
fieir vollständig überein.
So würde also das als grundlage von cliens angenommene
rlueti8 jemanden bezeichnen „der gepriesen wird", was für „den
dienten" nicht als passend gelten kann.
Aber man hat angenommen, das lateinische cluSre (und
später cluere) habe eigentlich die bedeutung „hören" gehabt,
wie das nah verwandte griechische xlvio, und der cliens sei
als ursprünglicher einem zunächst als „der hörende", gewisser
massen „der auf jemanden hörende, der gehorchende" bezeich-
net, wie man in ähnlicher weise sich auch den ziemlich moder-
nen gebrauch des deutschen „hörigen" zurecht gelegt hat.
Es wird nicht unwichtig sein, auch noch auf den ältesten,
den homerischen gebrauch des griechischen xXvstv einen flüch-
tigen blick zu werfen. Vorwiegend gern wird das zeitwort
xXvstv (von den zugehörigen nominalbildungen wie xXv%6g „be-
rühmt", xXi/og „rühm" und den übrigen können wir hier ganz
absehen) von den göttern gebraucht, die das flehen der menschen
„hören" und „erhören", so von den göttern im allgemeinen
Ilias 1, 218; von Apollon Ilias 1, 43 ^ 457 = 16, 527; 1,453
von Zeus Ilias 16, 236; 16, 249 — 24, 314 = Odyssee 20, 102
von Athene Ilias 5, 121 = 23, 771 = Odyssee 3, 385 = 6, 328
Ilias 10, 295; Odyssee 4,767; von Poseidaon Odyssee 9, 536
von Hermeias Ilias 24, 335; von Ares und Fobos Ilias 13, 303
von Hypnos, der die bitte der Here erhörte, Ilias 14, 234; von
der Thetis, die von ihrem söhne Achilleus angerufen wird, Ilias
Cliens. 181
1, 357 ; von der Erinnys Ilias 9, 572; von den Litai, den Töch-
tern des Zeus, Ilias 9, 509. Auch Odyssee 10, 311 und 481
können hier angeführt werden , wo Odysseus erzählt, dass Eirke
(die er 481 anfleht, yovvwv ikkiTavevoa) seine stimme (avdrjg)
hörte. Ueberall ist hier der hörende entfernt nicht in dem ver-
hältniss des „clienten" zu denken; vielmehr Hesse sich solches
eher von dem sagen, der da fleht und gehört oder erhört zu
werden wünscht.
Ueberall ist das homerische xkvuv ein wirkliches „hören",
und mehrfach werden auch ausdrücke für „stimme" oder „spre-
chen" noch zugesetzt, wie Ilias 10, 47: ovöi %Xvov av&rjaarcog
„noch nie hörte ich jemanden solches erzählen", Ilias 22, 451
J-exvQtjg fonog exkvov „ich hörte die stimme meiner Schwieger-
mutter", Ilias 16, 76 litqefidw fonbg MkXvov avö/joarrog „ich
hörte noch nicht die stimme des Agamemnon"; Odyssee 4, 505
idvev av&qoartoQ, Poseidaon hört die übermüthigen worte des
Aias. Mehrere male ist xlvet* vom vernehmen einer botschaft
gebraucht, so Ilias 16, 13 (äyyekiip' Od-itjg ij; exlveg), Odyssee
2, 30 (dyysltfjv otqotoi exXvsv) und 42 (dyyekifjv arQarov
SkIvov); ebenso irtixlvsiv Odyssee 5, 150 (Zrjvog inixÄvev dy-
yekidwv), das sonst nur noch Ilias 23, 652 vorkömmt, woAchil-
leus die lobrede Nestors anhörte (alvov inixlve). Vom hirten,
der das gebrause der waldbäche hört, heisst es Ilias 4, 455 %w*
64 TS rrjXoae dovnov ev ovqsoiv exXvs. Kaum richtig überlie-
fert sein werden Odyssee 6, 185 die worte fidXima öi % hXvov
avtoi, die sich auf glückliche eheleute beziehen.
Wo vom hören der stimme der götter die rede ist, scheint
die bedeutung von xXveiv dem „folgsamen hören" oder „gehor-
chen" nahe zu kommen, so Odyssee 4, 831, wo Penelopeia zum
traumbilde spricht „wenn du eine gottheit bist und die stimme
eines gottes vernahmst" ((&eoi6 te ezXveg av&qvj und Odyssee
14, 89, wo es von den freiem heisst, dass sie vielleicht beson-
dere künde haben und wohl die stimme einer gottheit vernah-
men (S-bov de xiv vkXvov avöijv). Telemachos hörte Odyssee 2,
297 die stimme der Athene (inel &eov hcXvev avdfjv) und brach
dann auf, wie sie geheissen. Die Troer dringen Ilias 13, 757
vor, als sie Hektors stimme vernommen (inet "ExtoQog exXvo*
avdijv), und später Ilias 15, 270 treibt Hektor sie an, als er
Apollons stimme vernommen (irtü &eov exXvev avdrjv). Als
Athene Odyssee 3, 337 gesprochen, folgt man ihren Worten, das
182 Leo Meyer Cliens.
„folgen" selbst aber liegt doch nicht in den worten noi de xlvov
avdrjodoTjg, sondern nur, dass man ihre worte gehört hatte.
Dass das „hören" und „gehorchen' 4 durchaus nicht zusammen-
fallt, zeigt recht deutlich Odyssee 19, 93, wo Penelopeia einer
ungehorsamen magd zuruft „alles wusstest du ja, da du es von
mir selbst hörtest 4 * {inst *£ fyiev Sxkvsg avtfjs).
Am gewöhnlichsten hat man die bedeutung des „gehorchend",
bei dem dann ein anlehnen des lateinischen cliens sehr bequem
schien, für xXveiv angenommen in dem öfter wiederholten verse
wg ecpatf, ot 3* oQa %ov fidka piv xlvov ijdi nld-ovzo Ilias 7,
379 = 9, 79 = 14, 133 = 14, 378 = 15, 300 = 23, 54 =
23, 738 — Odyssee 3, 477 = 15, 220 = 22, 178 = 23, 141
= Odyssee 6, 247 = 20, 157 (an den letzten beiden stellen
steht xrt statt di), aber gerade der zusatz nid-ovro „sie folgten,
sie gehorchten" zeigt, dass sein inhalt noch nicht in xlvov lag,
dem hier wie an allen übrigen stellen nur die bedeutung des
hörens innewohnt Wie die bedeutungen des fzel&sa&ai und
xJUW auf ganz verschiedenen Seiten liegen können, das zeigt
beispielsweise Ilias 1, 218: og xe &eolg eTZi-Ttd&rjtat, päka t
ixXvov avvov „wer den göttern gehorsam ist, den erhören sie":
der gehorsame (o net&ofievog) könnte hier etwa in der Stellung
eines clienten gedacht sein, der hörende (o xkxwv) jedenfalls
nicht.
So ergiebt sich also auch von seite der bedeutungsentwick-
lung der Zusammenhang des lateinischen cliens mit dem grie-
chischen xXvstv und seiner Verwandtschaft als ein durchaus
unwahrscheinlicher.
Dass nun aber sonstige versuche das lateinische cliens zu
erklären, seine wohl versuchte Zusammenstellung mit dem latei-
nischen colere oder gar mit dem griechischen xalelv und der-
gleichen, nicht der geringsten berücksichtigung werth sind, da
sie weder der form noch der bedeutung des wortes irgend wie
gerecht zu werden suchen, bedarf hier keiner weiteren ausfuh-
rung.
Cliens enthält dieselbe ver balgrund form cli, die am deutlichsten
in dem abgeleiteten lateinischen cltnäre „neigen" , das bekannt-
lich fast nur in Verbindung mit präfixen gebräuchlich blieb, und
im griechischen xktvsiv „neigen" vorliegt. Im altindischen ent-
spricht — ganz wie zum beispiel dem oben besprochenen xlteiv
das gru „hören" gegenübersteht — die verbalform $ri (dritte
A. Fiok JovQÖg : dovQavog. 183
person grdja&i, also im particip $rdjant~) mit der bedeutnng des
„lehnens", im medium des „sich anlehnens, halt findens"; mit
dem präfix d „an" (ä-$ri) heisst es ganz gewöhnlich „sich an
jemanden lehnen, sich an jemanden schliessen, halt und schütz
bei jemandem suchen, sich jemandem hingeben" und das parti-
cipielle ä-grita y dem das lateinische cliem seiner bedeutung nach
sich unmittelbar zur seite stellt , bedeutet „sich an jemanden
lehnend, sich an jemanden schliessend , halt und schütz bei je-
mandem suchend, jemandem ergeben, jemandem untergeben 14 .
Dorpat, den 25. [13.] April 1878. Leo Meyer.
Jovgog : dovQcciog.
Bei den versuchen die entstehung von jüngeren formen wie
rJTta-Tog neben sskr. yaknds, dovqa-Tog neben dovQog u. s. w.
zu begreifen, ist bisher, so weit ich weiss, übersehen worden,
dass ein glied dieser neuen Systeme, nämlich die genetive^Vra-Tog,
dovQct-tog u. s. w., gar nicht neu zu sein braucht, sondern aus
der urzeit herstammen kann. Wir dürfen TJ7tctTog y dovQazog als
ursprüngliche ablative fassen, sie sind dann regelrecht von den
Stämmen fjna = sskr. yakn(ds), lat jecin-oris und doQf durch
antritt des ablativsuffixes -zog gebildet, welcher bereits der Ur-
sprache angehörte, wie die vergleichung von &c-ro$, iv-tog = lat.
intus, lat. coeli-tus und sskr. dhartna-tas zeigt Als nun der
ablativ im griechischen erlosch, oder vielmehr, als die ansätze
zu einer besonderung von genetiv und ablativ schwanden, konn-
ten formen wie ^Vra-rog, fJ7ta-Tog nur als genetive aufgefasst
werden, was sie ihrer bildung nach ja auch sind, denn -xog ist
genetiv des pronomens t" = ro. War es nun nicht ganz na-
türlich, dass man rjna-Tog, dovQ<x-jog zum Systeme vervollstän-
digte und also die stamme face-, dovqa- ganz mit dem angehäng-
ten pronomen durchflectirte x )? Uebrigens findet sich die weise,
ältere einfachere nominalstämme durch anhängung des prono-
mens r = to zu decliniren, auch sonst, wie in sskr. yakrt,
l ) [Vgl. inetr. varimätd Rv. 1. 108. 2 neben den ablat. vdrimatah Av.
6. 99. 1 (vgl. B.-R. VI. 721, VII. 1800; Benfey Ueber einige wört m.
d. bindevocal i s. 8) und simaUih Vs. 13. 3 (vgl. Roth Erl. je. nir. s. 7)
B.]
184 Gustav Meyer Miscellen
g&kr-t, deren stamme ursprünglich yakr, gakr lauteten, wie aus
zend. ydkare = fj7taQ = lat. jecur und xortQog, xojiQa-yov zur
genüge erhellt. Ja was ist denn q>i(>ov-Tog u. s. w. anderes, als
flexion des alten particips auf -ov (erhalten in q>iQwv mit nomi-
natiy-dehnung wie in dvoxlerfg = sskr. *duhgravä8, sowie in
dfupixtioveg u. s. w.) durch das pronomen f = to, von dem
eine starke form im pL gen. cpGQov-xwv erscheint? A. Fick.
1. Der alte europaeische ablaut e — o zwischen praesens und
perfectum liegt ganz deutlich auch noch imAlbanesischen vor.
Die verba, deren praesensstamm e (resp. je) zeigt, haben im
aorist, der dem alten perfectum entspricht, o, z. b. brid ich
springe, bröda ich sprang. Verzeichnis der beispiele s. bei Hahn
Albanesische Studien 2, 70 f. Dozon Manuel de la langue
chkipe 241. Im plural findet sich neben -o- meist auch -ua~,
z. b. pöla ich gebar, p6U ptili, aber plural auch pualm puatte
püaltif. Der unterschied geht vielleicht auf die ursprüngliche
verechiedne betonung der singular- und pluralformen zurück.
2. Für attisches Xaog steht in unseren Homertexten überall
loog. Da für die Verlängerung des t kein grund vorliegt —
denn mit der angeblichen längenden kraft eines vor dem vocal
stehenden digamma ist es nichts — , ist dafür überall das na-
türlich auch der attischen form zu gründe liegende Xaaog ein-
zusetzen, das sich zu Xaog genau so verhält, wie fiiaaog zu /ii-
aog. ioood'ioioi steht auf der archaisierenden inschrift aus
Kyme CL 3524, 15.
3. In den altindischen namen des stieres räabhd- und vräabhä-
ist das mittlere a Vertreter von sonantischem nasal, indem ein
Suffix -bhd- an die schwache Stammform von *räan- und vrfan-
angetreten ist. Von ganz gleicher bildung ist, wie man längst
erkannt hat, i%cupo-g hirsch. Auch dies hat a = n, grundform
l7.n-(po- und ist von der schwachen Stammform des im ksl.
jeleni hirsch vorliegenden Stammes den- gebildet, der in schwa-
cher form auch in iXXog für ilv-6-g erscheint
Graz 20. juli 1879. Gustav Meyer.
jfrfro . OwmSL 13 }
185
inschriftlichen quellen des böotischen dialekts.
Erster theil: Theben, Orchomenos, Tanagra.
Bei der folgenden Zusammenstellung habe ich die im epi-
chorischen aiphabet geschriebenen inschriften ausnahmslos auf-
genommen; von den inschriften ionischen alphabets aber nur
die dialektisch beraerkenswerthen, mit ausschluss der metrisch
abgefassten. Bei der Umschrift habe ich den vom älteren ai-
phabet durch E bezeichneten gedehnten e-laut in allen nicht-
metrischen inschriften mit u wiedergegeben, da der böotische
dialekt keine andere bezeichnung dieses lautes zum unterschiede
des kurzen e-lauts kennt.
I. Theben,
a) Inschriften epichorischen alphabets.
1) Foucart Bull, de corr. III, 8. 130, nr. 1.
1 diopokotoi 2 a7t(y?)afiovdaoayoQ(ö?ß?)evo
1 Ji 'OfioltoCwi 2 l^Tiafiüjydag l4yoQ€vg(?).
Von den zwei möglichen lesungen l4na^c6vdag und l4ya-
fiwrdag ist die erste vorzuziehen. l47zr} t uu)v ist als naine zweier
Athener bekannt (Pape-Ben seier). Das q va!AyoQsvg ist nicht
deutlich, Foucart: >,sur l'estampage je distingue un D, mais au
milieu il y a un trait, comme si on avait voulu corriger en
B ou R".
2) Rang. 2275, Keil Zur syll. s. 539 f.
1 aivtXaoo 2 (xevvidao 3 eoTtovideuo
1 siyßllaog 2 \^Efi]fieppidao 3 ..e<J7rovid6vg(?)
3 CIG. 1637.
HayeaavÖQoa l4ydoavdQog.
4 Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, a.
7CVQoaQfovT IIvqo) aQXOvt[pg.
Die gemination der consonanten ist in IIvqo) unterlassen
wie in den inschriften epichorischen alphabets KttvXog Tana-
gra 10, HinaQ%a Tanagra 13, @€iQi7tiov Tanagra 15, Kalid'e-
oidt Tanagra 43, Ohalog Tanagra 49, TIvQalXog Tanagra 54
III, 3, der Münzlegende Kalt Mionnet II, 8. 102, nr. 36, in
den inschriften ionischen alphabets l'naoiv Theben 35, Jevj-imj
Beitrüge i. ktmdo d.lg. sprftohon V. 13
186 R. Meister
Theben 36, yQctfifiiazidovzog Orchomenos 8 und 20, IIoXvQsito)
Orchomenos 11, Mtzcloiv Orchomenos 25, JTovfctJgog? Tanagra
81, 57.
5) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, b.
6) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, c.
Fyatxa Rang. 323 r^cuxct?
7) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, d.
tzaoixXea IlaaUleia.
8) Rang. 866.
9) Stephan os Bull, de corr. II, s. 28.
ev&vfiiYoa EvSv(xi%og.
Ist dieser aus Uiqyi ins museum von Theben gekommene
grabstein derselbe, dessen inschrift Foucart BulL de corr. III,
8. 142, nr. 5 in der form Ev&vfxi%o angiebt?
10) Stephan os Bull, de corr. II, s. 28
ßQeaadag BQeiaddag oder BQuooädag.
11) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 18. Im
museum von Theben. Fundort unbekannt.
Kalw&ig vgl. den namen Kdlw&og Paus. X, 13. 10.
12) Haussoullier ebd. nr. 20. Im museum von Theben.
Fundort unbekannt.
%aq>ioodoQog KacpioodtoQog.
13) Foucart Bull, de corr. III, s. 139, nr. 3. Nach Köh-
ler Mitth. d. arch. inst. I, s. 97 ff. „in den fundamenten
des ca8tell8 von Chalkis" gefunden. Unter dem aiphabet von
Ghalkis auch von Kirchhoff Stud. 3 s. 104. 105 anm. besprochen.
1 nzoiov vaazog 2 zoiHia/nePtot 3 ave&sav
Foucart hält die nachricht über die herkunfb der inschrift
für irrig und glaubt, sie stamme aus Theben, weil ein tempel
des Ismenischen Apollo nur in Theben bezeugt ist, und der
name Ilzwiwv wie die form dve&eav auf böotischen Ursprung
hinweise. Der zweite bisher noch nicht entzifferte name in der
1. zeile scheint mir nach dem was Kirchhoff a.a.O. über die
beschaffenheit des Originals angiebt, Mvaazog zu heissen, gebildet
(als „endkosename" Fick Die griechischen personennamen LVII)
von den gerade in Böotien häufigen namen auf -^vaazog (vgl.
Tanagra IIeil?y^vaazog 47 Giofivdoza 48 sJQiojuvaoTog 54 IIo-
Xvfjivdoziog bhldfMpifxvaozog und Klßopvdoza 81) wie Oeo/Ltri}-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 187
fuav : Mrrjywv, Evalfxiav : wfLfiwv, Ijqiotcuvgcoq : Aivvvog ('Hve-
%og Lebadeia 6). Die Umschrift wird danach lauten:
Ilriüuov, [Mlpämog toi 'Iofteivtoi dyiöeccv (oder ävi&etov).
14) Foucart ebd. s. 142, nr. 6. Museum von Theben.
Fundort unbekannt.
&uoyi%a Qeioyira.
Q&oyivrjg Qsioöotoq Qsiodoja Quodorij Qeiopbnjg Qswvot)
Quoqxxvrj siehe bei Pape-Benseler.
15) Foucart ebd. 8. 142, nr. 7. Museum yon Theben.
Fundort unbekannt.
octfuYoo 2a(u%og.
16) Foucart ebd. nr. 8.
(pilofieXtdaa OiXoftuXidag.
17) Foucart ebd. nr. 9.
Yaqortio XaQorcLg.
18) Foucart ebd. nr. 10.
q>iXo YctQidao OiXoxaqldag.
19) Foucart ebd. nr. 11.
aQad^iyoa X]ct(>ad(>lyog.
20) Foucart ebd. nr. 12.
avTOXQareia uivTOX^dreia.
21) Foucart ebd. nr. 13.
TctQidcurio XccQidaitig.
22) Foucart ebd. nr. 14.
IloXvoo%q6xa.
23) Legenden thebanischer münzen: &eßaioo(= Qußaiog)
Mionnet Suppl. III, s. 527, nr. 140. 141; Imhoof-Blumer, Zur
mfinzkunde und palaeographie Böotiens, Numismatische Zeitschrift
III (1871), s. 384, nr. 81b, »sßaiov (= Qeißalov) Mionnet II,
s. 109, nr.94, »sßa (= Beißet) Mionnet Suppl. DI, s. 526,
nr. 137, »eß (= Geiß) Mionnet Suppl. III, s. 527; Imhoof-
Blumer a.a.O. 8. 386, nr. 90, $s (= @ei) Mionnet II, s. 109,
nr. 96, 99-101, 103—105; Suppl. III, s. 526 ff.; Imhoof-
Blumer a.a.O. s. 383 ff.
Die folgenden inschriften zeigen bereits einzelne elemente
des jüngeren alphabets in das epichorische aufgenommen.
24) Foucart Bull, de corr. III, s. 140, nr. 4. Im museum
von Theben. Fundort unbekannt.
1 ccfiTtQifto 2 oXvxXeioayXa 3 odortoof-evor 4 oXvciccoxXid
ctfiida 5 eXeonjoagtifoSey 6 dotiooavridoQO 7 voqxoqoltxoX
13*
188 R. Meister
kodo 8 üTiaantotlXio 9 fxeweidiotoTi 10 nhiaaa^ivadao
11 xidccöaQvartftno 12 ooTZtoilXesniGT 13 %a^idaaaQia%oy 14
vTrarodoQOOfi 15 /arov
1 ^f]a^u7T^i[?7]o[g 2 JTJoAüxiUIos, Fla- 3 -odotiog, Sfrcuv 4
-g Avaiag Khdaulda[o, 5 T^tacroyos, (fcAo^ei^og? 6 -<Wwo£,
ls4vridwQo[£ 7 -vootog l47ioXXodco[giog? 9 8 -oxiag nt(ütXXio[g,
9 Miwev Jio£6n[og, 10 -xXidag y A^iiviiao y 11 /"Aat;?]x/dao,
'^t'OTqxpotg 12 -og, n%iotlXei 'EmoT- 13 -%aQtdag ^Qtotoy-
[iroviog, 14 'YizarodioQog M- 15 i4fe]/avaw?
X wird dem älteren aiphabet entsprechend durch Y, aber
£ durch das ionische zeichen J wiedergegeben. Der lange e-
laut wird in Mewu schon durch £/, in ütiatiXei noch durch
£ bezeichnet. 17 fungiert bereits überall als böotischer ausdruck
des älteren <u, in KXidaftidao, -xlidag, lA^uvddao finden wir
1 für ursprünglich diphthongisches u. Foucart hat schon
darauf hingewiesen, dass der Wegfall des schliessenden a in
Mhvu diotßxiog und HxwiXXu *Eitim . . einer böotischen laut-
neigung entspricht, er fuhrt a.o. als beispiele an B&vei Ei.. Ta-
nagra 55 II, 19 und ^nvXXe^g? Tanagra 54 III, 4 und fugt
Bull, de corr. III, s. 453 -7tfcei(?) &ioyiv6viog Orchomenos 12,
4 hinzu. Fernere sichere beispiele sind 0lXXei Aovci&lu Or-
chomenos 14, 5 Ttf-ioxlei Qi\odiaqL%iog Orchomenos 11, 12. 13
-ei Nixirjog Tanagra 55 I, 22. Bei grabsteinen mit einzelnen
namen wird nur eine genaue prüfung des Originals entscheiden
können, ob das schliessende g von anfang an fehlte oder erst
im laufe der zeit verschwunden ist, so bei KvdiXXe Orchomenos
2 OQdoae Thespiä GIG. 1649 2ayv»ivtäa(g Tanagra 54 IV, 3
BvXi[d]a(g Tanagra 54 IV, 15 FeiaQivo Thespiä Haussoullier
Bull, de corr. III, s. 382, nr. 26 Ev&vui%o Foucart Bull, de
corr. III, s. 142, nr. 5, vgl. Theben 9, tpeXiara (= y O](peXlata?)
Thespiä Decharme Recueil s. 49, nr. 41; anderwärts hat man
grund der Zuverlässigkeit der copien zu misstrauen, wie bei
2[(o]xXia Beocpaveiog Kopä Keil zur Syll. s. 556, z. 15. Dass
diese neigung das schliessende a des nominativs verklingen zu
lassen, bei den Böotern (und Lesbiern) in hervorragendem grade
vorhanden war, beweisen die grammatiker, indem sie die epi-
schen formen fanora, fAipleta die nominative Aq^vxa^ *YßQa-
yoQa dem äolischen und böotischen dialekt zuschreiben (Ahrens
I, 109 anm. 3).
25) Kaibel Hermes VIII, s. 421, nr. 18. Diese inschrift
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekte. 189
aus dem museum von Theben ist nach Foucart's angäbe die
fortsetzung von nr. 24.
1 hocaiupi 2 o&wysveio 3 rzoxvdeoxifiov 4 vjUTtiodoQOOrt
qcc 5 vQOfj,o*k&afj,va 6 (piXiTtTZooavdoQe 7 x^arsLOfiort .1 8
aoidaovixooTQOT 9 Ojueivorefoia 10 ovioa/nvaoiao 11 jjoo
Xajnada 12 oroyiTonoadi 13 foyev,.o
1 -JUo£, lApqH- 2 -£ ©eoy^mofs? 3 77r]^roxi;<J«e Tifuiv-
[tog 4 'OA]t;jU7rio<?Cfj£OS 12]pa- 5 J]QOfxoxXelg Mva- 6 fl>/-
h,mzog l^vdiOQe[iog? 7 -xiarog MÖTir[t;]>l[eog 8 -ccotdag Ni-
xoatQOv^ioq 9 '/[ff/uwvoratais 10 -o(ai)no£, Mvaaiag 11 -£0$,
Xa^Tada[g 12 \dqC\<noyt%6viog^ Jt,- 13 ^/e] /oy^[fit]o[f;.
Der gedehnte e-laut wird in den worten ^Ttnoxidug und
Jqoiioxlelg durch JE, in -x^otms und *Ioiieivo%ifaig bereits durch
EI bezeichnet. Marzvhog hat Kai bei ergänzt. XccQrddag ist
eine patronymbildung von XaQvag (name eines spartanischen
bildhauers bei Paus. VI, 4. 4), dem zu -%<x(n6g (Aa-%CLQpog)
gehörigen kurznamen, (vgl. Hippokrates Epidem. 7, 10 ed.
Ermerin8 I, s. 650 Xaqrädu, von Ermerins in Xagzddrj geän-
dert). Z. 3 l l7t7toxvÖ€cg ist in die dritte declination übergegan-
gen, wie *Enwovdeig Akraephion 5, 7. 8.
26) Kaibel Hermes VIII, s. 424. nr. 23. Im museum von
Theben. Fundort unbekannt
avrixccQig ldv%l%oQig.
Die zeichen für q und a sind die des älteren alphabets, X
für x ist bereits dem ionischen entlehnt
27) Legenden thebanischer münzen: &eßt] ( = Qußrj) Mi-
onnet II, s. 109, nr. 102; Suppl. III, s. 527, nr. 149.
b) Inschriften ionischen alphabets.
28) Keil Zur syll. s. 559 ff.
1 Avaiititog [Te%]Q(xdLü>vog 2 'YTtazodioQog Bquiuöc^o 3 2V/-
xtov 2ü)Otq6twq 4 !4(>iOToyiTiov K Ofiol(otxtog 5 Qetßadag 0eo-
tpviog 6 roqyidag Ka<pioodiaQiog 7 'Avöqwv FoQyldao 8 &h-
takog 'lofteivtijog 9 Kacpiolag 'Aqioxvriog 10 lAvrupavug Xa-
QeiTidao 11 di1;i,7Z7tog Mvccoiotqotioq 12 lAvuyheig Nixirjog
13 Tifiwv OdirtTViog 14 IfCxkLdag MoXwnog 15 y lQ[ct7]vla-
xog 2[wo]TQ6[Tiog.
Keil weicht von dem text, den Lebas 489 bietet, nur z.
1 ab, wo er die Lebas'schen zeichen Xvai7t7toai . . . i^aluovoa
als AvaiTinog [Tet^Qadiawog erklärt und z. 15, wo er 0]q[o}v-
190 R. Meister
vlaxog schreibt, während Lebas mit Ulrichs Ann. delF inst.
XX (1848), s. 48, nr. I iq..wiokoc bietet, Pococke im CIGk
1676 lq . . yioxoo , Pittakis Eph. arch. nr. 1453, s. 906 und
Rang. 1319 f.i.i.ivioaxoa. Leake hat die inschrift nur bis
z. 13 copiert. Bei einem derartigen auseinandergehen der le-
ßungen habe ich 'Iqoviokoq dem Keil 'sehen Oqowioxoq vorge-
zogen, weil auf der inschrift v sonst nicht durch OY ausge-
drückt ist. Der name QhtaXog 8 kehrt mit unterlassener ge-
mination in der epichorisch geschriebenen inschrift Tanagra
49 wieder. — Brunn (Gesch. der griech. künstler I, 293) hat
vermuthet, dass die auf dieser inschrift genannten männer Hy-
patodoros und Aristogiton die auf der delphischen inschrift epi-
chorischen alphabets GIG. 25 genannten künstler sind, da auch
Timon als künstler, Andron und Kaphisias als thebanische
künstler bekannt sind. Dann würde diese inschrift nicht später
als etwa 360 v. Chr. angesetzt werden dürfen.
29) Kai bei Hermes VIII, s. 421, nr. 19. Im museum von
Theben. Fundort unbekannt.
1 voo — ivdao 2 XaQxidXayavagavdQidaoQVKntoa 3 dtovaXsgi
fia%iog vacat . 7rA(?)ir(?)trfity4 4 rto . . od.Q.ao7tudo>vioo - - i- - tfioa
5 xa(pioivoaxi.7twvioo — 10 6 oXvfiTtiadaoaitXQtavdao — r£n
da 7 &i07tofi7toolvvioo vaeak . . .XßuxvXvd 8 7toXv%aQBiaaQiar
oyiTOvtoa . . Xo&vooxq 9 tcXXwiveiXecpavstoo vacat . . . ctiiaa&e
10 m&oXaooevQvqxxovTioo .o .viaartoX 11 aoamodwQOiHpiXoxQ
cecBtoadiodiOQOüTtv 12 (piXoyvovaat^noa vacat xaXXto&evBi, 13
yXavutvoad
1 -po<7--- (6[vdao y 2 B(o?]XaQxidag [F]ava^avÖQidao, 'Pvfoxog
3 -dcov Ldtkegifuixiog, . 7tX(?)T(?)rei M- 4 no[rafii]6d[tü]-
q[o]q 27t[ev]dciviog , --ipog 5 Kcupioivog Ki[XX]<aviog, — 10
6 y OXvfimadag 2ziX\ß]<&vdao, — £Av)T[iye]vlda[o> 7 Qtono^
nog Av[%]iog 9 2%t]Xß(av [V]vd- 8 IIoXv%äQeig Idqioxoyixi-
vtog, [0i]X6j;evog Kq- 9 ESXXiov TeiXecpdveiog , [(DdJTiag 0e-
10 ni&6Xaog EvQtxpaovTiog, [Od&ä]viag JToA- 11 y Aaiü7t6dt0-
Qög 0iXoKQ<ir€iog 9 JiodwQog IZv- 12 OiXwv Xhccoi/utog, KaX-
Xtad-evei[og 13 rXavxlvog J-
Kai bei a.a.O. hat die meisten der namen, die auf der in-
schrift überhaupt gelesen werden können, schon richtig gedeu-
tet. Der letzte name der 3. zeile scheint ein neues beispiel der
weglassung des schliessenden a zu bieten, vielleicht Bovxdrtu?
Tgl. ßovxccTTeg = BovxdtjeiQ Orchomenos 16 BovKamjg Ta-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 191
nagra Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 22, z. 5
E\ov*mla Tanagra 84 Bomatla Chäronea CIG. 1608c z. 27.
Z. 4 habe ich lieber Ilova^odwQog als mit Kaibel IIov$6-
diüQog ergänzt, weil v in den übrigen namen der inschrift be-
wahrt wird.
30) CIG. 1577 (Keil Syll. s. 49 f.)
1 Sipfiiag Jkovvoioq, Bevo*Xei[js 'Idy 2 f4€in[tjog], Evvopog
2i\jt]i6viog > li&avlag 3 liQiOTavdqiog , Jafx6-KQixog 2i\ji]d-
4 wog, ".Aqxwy I[n]€QX(ovtog f *Eqo- 5 TiW 'Avrifiiaxiog, ö«i-
/ftjfog Ä«A- 6 XixaQtOQy Jiwvimog 'HQcndeidao, 7 c F*rcr-
%[6]diaqog liQWxddao, 'Ofuo- 8 Atoi'xos Evwwftldao, Kcupiao-
9 <faj?og linolXodiOQiQg , LdQuniag 10 IlTüJiXhoQ y Nixon* Mb-
Icnrvixiog, JTjpo- 11 fwos ldXxlvtog> ^ipC^iiag Jioqxxvuog.
Da die abschriften des Cyriacus die originale zeilenabthei-
lung der inschriften nicht geben, so habe ich die Boeckh'sche
beibehalten. Juarvaiog 1 ist ein patronymes adjectiv vgl Or-
chomenos 12, 6, gebildet von duowoi-iog (Ahrens I, 215)
wie OtXoxQcrte-wg, Jioqxive-iog, Ja>(>6&e-iog Orchomenos 12,
14. Nach Jicjvtoiog bietet die abschrift £evoxXeidr)o\(xuviGwo-
fioo, Keil a.o. Ewo*Xei[g y I&]fd£ivt[ao]> wofür ich auf dieser
inschrift lieber 'Iafueinijog (vgl. Theben 28, 8) schreibe. Doch
bleiben daneben noch genug möglichkeiten, es könnte z. b. auch
dort gestanden haben £&voxXeld[a]g Mu[X]irjog (vgl. Meifofjog
Orchomenos 11, 38). Für odamoo z. 2 und oupiwvwg z. 3,
zwei sonst nicht bekannte namen, vermuthe ich Iifiriyiog, was
Keil für Siqmoviog bereits vorschlug. Z. 4 aQSQ%wviog Keil
S[ft^€^xwviog. Z. 4. 5. 'Eqotiwv darf nicht geändert werden,
vgl. y EQov[iün>og Platää Girard Bull, de corr. I, 8. 211 'Eqo~
titovog Orchomenos 13, 16; Keil Zur syll. s. 571 leitet den
namen von eQozig = hoq%rj her, ich glaube, dass er zu "EQccrog y
y Eqdta, 'EqaTwv, 'EQOttav u. s. w. gehört mit o für a. Z. 5. 6
Ahrens I, 190 KaXXi\x)dqiog vgl. aber Kaqtaavdqog Kopä 1,
31, Kaqfiiaif Kopä 4, 18 u. 8. w. ; z. 7 vrtazwdwQog Boeckh
c Y7tctf[6]da)Qog; z.ll aX7uviooooeifiiaoBoeckhl4buviog y c E[Q]ttiag.
31) Rang. 1318.
1 tptketoOTiv&eaoa 2 dtoqooouHpiXQidio 3 juvaai7t7toa^vaaia
4 yXavxiao&eo.o 5 oiia%oadeivtr}0
1 -xXelog, Ilv&iag 14- 2 dioqog 2w(plX[io], Jio- 3 Mvd-
atnnog Mvaoio\%qo%w\ 4 rXavxlao, &eo- 5 Sftaxog du-
viijo[g.
192 B, Meister
32) Keil Syll. s. 171 f., nr. LXI. Zwei neben einander ste-
hende listen, beide stark fragmentiert.
I. 1 q>i7tQaridaaxr]ayT](H7t7too 2 nsiviioi 5 xa 10 (piXtavtdaa
viKwvoa 15 . ooxuovaftollodtOQio 17 . qrrjoxodwQoaXvniaxw
II. 1 OTQctxwvxQCCTeio 2 fi€Öiav7tv&iaoq>iXii 5 uxxQOxXeiaaexafi
e 6 tuwuavoayikimt&u 8 Xa^ftajvevayoQioeaa 11 vixopax.
...7ieijua.u 12 (pcXiriTiev 14 evnoXefio — w 15 (ptXiiznevo
I. 1 'I\tpixQaxidag xij ldy\ti\aiititog 2 'lo]fteiviw '/. . 5 ...ra.
10 QiXtovidag NUatvog 15 M]oa#W ^frroAAodttiga) 17 14]-
(prjüxodfaqoQ Avxiaxo).
II. 1 SxQdxcw K(MXT€io[i7tmü? 2 M&dutv Ilv&iao 0iXi[fifZ€vg
5 'iccxQoxXelg ldQxa(i[tdiiq(a? 6 Miwiwvog <t>LXi7i7ze\yg 8 ^</a^-
*raw EvayoQco ig 2: — 11 iVitxojua^[o^ l4]7t€i/iiiä[vx(ü 12 0i-
Ai7T/r«;[g 14 2ft;7roA6/uo[g] ye- 15 (Dihftftevg.
Die ergänzungen rühren fast alle von Keil her. I 1 habe
ich ^ty[£/]cjrt7r7ros geschrieben, weil die inschrift sonst kein
beispiel des hellenistischen vokalismus zeigt; EvayoQio II 8 ist
genetiv von EvdyoQog (belege für diese bildung giebt Keil Anal,
epigr. et onom. s. 159). Die bewahrung der dialektischen for-
men (Ilv&tao) und des älteren böotischen vokalismus verweisen
die inschrift, wie mir scheint, (ihr schlechter zustand ist einem
zuversichtlicheren urtheil hinderlich) in die zeit vor der Zer-
störung der Stadt, also (Philippoi wurde von Philipp IL 356 ge-
gründet) in die jähre von 356 bis 335.
33) Kumanudes Athen. III, s. 479 fg.
1 (jLcxxaövveß 2 G7to ßoianoins 3 oxxwoaoeßtovxaoxoia
qo 4 7z?ov&iü) 5 aQiaxuavoaaQxovToaaXvtrpi 6 7tQiayeeo%
ctQOipdccdawoo : ccqioxo 7 ayaxxoQueoxQimovxativaa : tvqc 8
(poQftto : ctQxoo .- xbqboü 9 ßvCavxioi : XQOvauüXafMpaxctvwCT
10 oydosxovxa7vexxa(HX0 : agyvQiaxxx 11 jßuafflfaxcre^ * ovpböq
oißvtprtuav 12 xoxQvaiovxe(nuvooei(>otifiia>ay 13 rjXoitxix^
iiavvoiooeiQCtiwvoo 14 a&avodioQoa : duowütw ; rere 15 itQ
ögevoo : ßoiwT(ovx(oder f.i)udiao : öi 16 vtxoXaaxxQxovxooaXv
£ 17 aXXaoTQiaxovvaftvaoey 18 7tQioysuaaXv£aiun>d-eo 19 X
B^avdqovdiiüVTtoXvx 20 yeiotvtxtoaQxovrooßvo^ccvxioi 21 ov&
oaXXaHJTtevTcntati(oooT<tt€iQa 22 woXapnpmuxvwo&xovTtoXttiov
xovv 23 iaQojxa)e^ißeX(poia.€7toX€fiiOvßoiwx 24 ovredQOtsivi 1 )
§avawai(nuxQccxix(o 25 aQftevioxoaftvQafiov
*) Statt der drei letzten buchstaben kann nach Kumanudes' an-
gäbe auch in, in*, ifit y pot gelesen werden.
Dia inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 193
1 Toü xtptyiaxa oweß[dlap&o iv %6v nolsfxov 2 tov] &no-
[Xifuov] Boiwtol n^da rwv avfipaxwy 3 n^orzwg daeßto*-
%ag %6 laQo{v %m 'ArtoXktovog %(a 4 llov&ia). 5 lAqiatifavog
aq%orrog 'ilvCrjOt... 6 TiQioysug Xdqoxp Jddavog, lAqimo.
. . 7 IdvaxxoQuUg tQidxovra präg * rtQi[aysleg . . 8 Ooquw,
"Aqnvog Tei^elog 9 Bvtpruoi xqovaia) Aa/titpcmavw oz[a*ü-
Qog... 10 oydoeixovra nit%otqag y d^yvqiw *A%\%wu> dpa- 11
Xfiag dexai£* ovvedQOi BvCpvxiwv [ßTta^av 12 ro %qvaiov Ksq-
nuvog EtQOtifia), ldy*„ 13 A}rjlo7ttix(o f Juovvoiog EtQalcj-
tog> 14 Li&avodtoQog Auorvoiio, Ta*e... 15 nqo^evog Bona-
TWVy \M]udiag Ji... 16 Nixoldw ctQxorcog L4XvG[aioi . .
17 aiXag TQiaKOvra firäg $[7talptv... 18 7tqioyütg Idhjtfxiiav
&eo... 19 l^]leBarÖQOv , Juov J7oAt#... 20 lf]y8ioivixa> ctQ-
Xovrog Bvot/dvviot [avveßd- 21 Xy>r&o akhog Ttwtcaunitog
o%ctveiQa[g x(w- 22 a[wg Aafxxpaxavwg iv xov noXtfiov %bv
v\iteQ reu 23 \oqoj tw ifx Belcpoig htoXi^uov Boian[oL' 24
ovvs&qoi t[7ta]J^xv 2&aig KaQavixw, 25 TT\aqpi6viaxog IIv-
(fdfwv.
Z. 1 ergänzt von Kühl, der aber Tvde zu anfang schreibt.
Z. 2 Kum. ov statt tov, am Schlüsse it*j ? z. 6 Kam.
ftQtgyieg. Z. 7 Kum. *AvaxxoQtieg y 7tQi[ayieg. Z. 8 Kum.
Tiqsog. Z. 9 waren nach or^ateiQag die hunderte vielleicht
durch einen buchstaben bezeichnet. Z. 10 Kum. oydoexorta.
Ergänzung von Kum. Z. II Kum. ergänzt (beispielsweise)
bcontfrv. Z. 13 Kum. Z. 15 Kum. XVeidiag. Z. 16 Kum.
UloQfioi. Z. 17 Kum. am Schlüsse EI\ Z. 19 Kum. Z. 20
ergänzung des ersten buchstabens von Kum. Z. 21 ergänzung des
Schlusses von Kum. Z. 22 Kum. 24. Kum. ovveÖQoc EINI?£ay.
Z. 25 Kum. Die inschrift bietet viel bemerkenswerthes auch
abgesehen von dem sachlichen interesse, das uns vor allem die
nun sicher bezeugte thatsache des zwischen Theben und By-
zantion von Epaminondes abgeschlossenen bündnisses gewährt,
auf welches Demosthenes Phil. III, 34 bezug nimmt. Sie
gehört in die jähre 355—346 und enthält die aufzeichnung der in
den drei jähren der archonten Aristion, Nikolaos und Ageisinikos
von den bundesgenössischen Städten Byzantion, Anaktorion und
Alyzia an Theben gezahlten beitrage zu den kosten des heiligen
krieges. Da bemerken wir denn, dass damals die alte im
epichorischen aiphabet üblich gewesene vokalbezeichnung noch
nicht ganz verschwunden war; in der ersten liste (z. 5 — 15) ist in
194 R. Meister
den worten 7tQioyeieg, l4vaxTOQi*Ug 9 TecQeiog und dyiotlxorta
der gedehnte e-laut noch nach alter weise durch E bezeichnet,
in der zweiten (z. 16 — 19) und dritten (z. 20—25) kommt das
nicht mehr vor, da steht überall EL Andere beispiele der im
ionischen aiphabet hier und da aus dem epichorischen zu-
rückgebliebenen Schreibung E-u s. Theben 34 Orchomenos 12
und 16. Auch der gebrauch von rj für das ältere ai ist noch
nicht ganz durchgedrungen, denn neben Ldkvtijoi in der ersten
liste steht lAXvtpiwv in der zweiten vgl. dazu erhaltenes tu in
Theben 35; 36. Neben diesen resten der- ältesten Orthographie
taucht aber bereits das der jüngsten angehörige ov für v in
üov&iio 4 und xQ ova "° 9 auf, während in xqvoiov 12 und in
14 anderen worten v erhalten ist Während ferner die erste
liste BvCpvxioi und Bvtartlwv bietet, bezeichnete der Schreiber
der dritten liste die Verschärfung des Zischlauts in diesem wort
durch zusatz von a : Bvotdvrioi 20 wie sich ja auch BvQdvrioi
Rang. 134 III, 6 findet. Weitere beispiele für die Verdopplung
der Zischlaute giebt Keil Syll. 8.237. In t^le^dvÖQOv 19, dem
namen eines alyzischen gesandten und IIvQdftov 25, dem namen
eines byzantischen avvedqog ist die nichtböotische genetivform
aus den heimischen dialekten der beiden mann er, dem akarna-
nischen und byzantischen (megarischen) zu erklären. Mit Jrjlo7t-
%i%<a 13, dem patronymikon eines Byzantiers vgl. CIG. 2108g Tb]i-
oiag Jr\XoTC%ixov Bvtartiog; mit Jdöiovog, dem patronymikon
eines Alyziers GIG. 855 EvQvdlx^dadov^lxvctia. Bemerkenswert!!
ist dass z. 22 der artikel %6v für das relative pronomen steht wie
bei Aristophanes Acharner 870 nqiaao twv iyw fpiqw. Vom
ende des 4. Jahrhunderts an verschwindet dieser gebrauch.
34) Keil Syll. s. 164 f. nr. LH, b, 2 (Zur syll. s. 599).
aQioiogeveg l4Qioxo£&VBig.
Zu E = et vgl. Theben 33.
35) CIG. 1565 (Keil Syll. s. 29 f.)
1 eootvxa . . ow« 2 oaaQxovrooedoge 3 ToiöctfioiriQogsvov 4
eifHwßoKxmovxaiGve 5 Qyevavvwßavaf-t, 6 ovßajxccQxadonovxat
7 aipevyoiyaaxaieoixia 8 0€7taoivxaiareXiav 9 xaiaoovkiav
xcuxot7T7tae 10 xaixctroalaTeavxcuTvo 11 Is/iantaiQaeyiaioaaa
12 oitoraQxiovuovzi/Liou 13 ~><xizü)vclo .OKavoatte 14 ovoaimt
idoovpccQi.ao 15 7zXsqovög
1 0]*bg Tvxa • [Ji"]o%i[k]- 2 i]og dqxovrog k'doge 3 toi dctpoi
tvqo^bvov 4 el/u6y Boianwv %ai svs- 5 qyfoav JScißa> l4ty- 6
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 195
ovßio KaQxadonov xal 7 dfiiv [/]ot yäg xal [/]otxta- 8 g
üizaai* xal atiXtav 9 xal doovXiav xal xa[yy]a[> 10 xal
xa%[ß : ]iXca;[y']av xal no- 11 Xifi<a xal [t]$d[va]g l[ia]oag.
12 B]oianaQxi6y[z]a)v Tifio[ld(o 9 13 X]at[Q]aiv[S]ao 9 [SJ/öwj,
[JM]^[y- 14 ai]yop, t l7t7Ct{a\o 7 [E]v(ia(>i[&}ao, 15 J7[a0/a>])'os.
1 Boeckh G]eog iv%a[y Keil JC](ni[Xyog oder .Sw]r£*
M*0£« 7. 9. 10.11 Boeckh. 12 Boeckh B']oiunaQxi6v[T]an' $
Keil TiftofA[eilü>] 9 ich habe Ti/*o[Xda) geschrieben, um die länge
der zeile nicht allzu sehr auszudehnen. 13 Boeckh Alitovao,
Keil X]aiQwv\ß]ao Keil &]uavog oder KX~]iwvog. 14 Boeckh
"Iitni&QSy Ahrens II, 522 7/r/tt[a]o. *& Boeckh ü[aaiw]vog %
Keil J7[a0iaj]?og oder i7[ar]^[ai]yoff.
Die alte Schreibung at ist noch überall beibehalten, vgl.
zu Theben 33; maoig ist ohne gemination geschrieben, wie es
sich auch Orchomenos 25 findet, vgl. Theben 4.
36) Keil Zur syll. s. 553.
1 xaqnoodü>QOoawdafiU) 2 diovovoioodcjQO&ea) 3 ovaaayÖQoa
nov&wvoa 4 Xovautoduo 5 aowmayevxXeioo 6 xakXixlua
dafuüvoo 7 dafiaya&oodaki(ovo<T 8 aQiato^eyoo&eoreXioa 9
viovoodioQOoa&aviao 10 tovd-sodtüQU 11 aovixiao 12 rw^u
vaawroa 13 aitooevayd(Htp 14 azoadsvj;i7tu)
1 KoupiaoiwQog Swddfaa 2 Jioyovatog JwQo&iia 3 'Ow-
oaydqog üov&wyog 4 Aovoiag Jlia\yog 5 läaw7twv Evxleiog
6 ÄaJUUxtaZs JdjMOvog 7 Japdya&og JaXiioyog 8 IAqig-
Togerog Georihog 9 Jio]viovood(üQog Idüavlao 10 -wv Ö«o-
daigai 11 -a£ Nixiao 12 -tow Mvdonnrog 13 Jt]ai%og\ Ei-
dvÖQw 14 -oto£ Jevgifno.
4 Keil 5 Keil ^faai7r[/]ctfy; das überlieferte Idawrtwv ver-
halt sich zu ldoiü7zod<oQog wie iZbra/uw, JSzQvpwp, "HqwVy Nvp~
q>wv, c Exdrw> zu norajuodtoQog, £xQv^i6dwQog u. s. w. 7 Keil
Jd[)i]a)vog y doch vgl. Jaliiav KoQwvsvg Athen. III, 173, nr. 69.
9 Keil. 10 Keil ^/i>v. 11 Keil Jftxfjog. 12 Keil £?a']-
tow. 13 Keil; das ort in z//]atTO£ ist nicht „dialektisch be-
denklich 44 , vgl. zu Theben 33. 14 Keil ^'Aq\axog J€v§t7t[7t]m
vgl aber Theben 4. Statt ^Liqatog kann auch "EQavog auf dem
stein gestanden haben.
37) Vis eher, Epigr. u. arch. beitr. 8. 49 (Kl. sehr. II, 8.
73f.) Keil Syll. s. 73, nr. XII.
1 %reoxxmQfiaiaHaQ6ia 2 noteidaone^TtvXrjo.
1 Geoxxw 'EQftccuo idqeia 2 üotsiddon htmvXtjo[i.
196 R. Meister
©eoxxw und Eevoxxw, Tanagra 83, 29, sind wobl zunächst
als zweistämmige kurznamen aufzufassen , die aus öso-xXeJ,
Sfevo-xXw (vgl. die namen MeyccxXw, XcqixXw, EvxXri bei Pape-
Ben3eler) durch assimilation entstanden sind. Mit dem
schwinden der erinnerung an die bedeutung der silbe -xXw : -loua
wird dann zuweilen die Gemination vernachlässigt (vgl. Theben
4) so in liQiaxoxw Tanagra 83, 5. Eine andere bewandtniss
hat es mit JaXixxoi Tanagra 83, 7, dessen zweiter stamm -ixxri
wie das maskulinische -ixwp zu schliessendem -ixhtjg zu stellen
ist, so dass JvX-ixxio zu vergleichen ist mit dem maskulinischen
IJov&txioy Tanagra 81, 56 IdneXX-ixiüv (== L47ioXXtov-ix£*t)g).
In ictQog bewahrt der böotische dialekt getreu das ursprüng-
liche a, ich kenne nur ein sicheres beispiel eines € in diesem
stamm, 'Ieqwvog Akraephion Girard Bull, de corr. II, s. 507,
nr. 14. — Die Schreibung TLvtudaovi muss durch die Überein-
stimmung der copien von E. Gurtius bei Keil, Ulrichs Ann.
dell' inst. XX, 8. 49, Vischer a.o. und Rang. 1212 als ge-
nügend festgestellt angesehen werden gegen Keils conjectur
IIoT8idd[(o]vi und die lesung von Lebas 483 Iloxeidaiovi.
38) Keil Syll. s. 74, nr. Xllb.
1 IdvtUöv 2 dvi&sixe 3 Ilavaqixuyv 4 %6ig d-eolg.
IlavaQfiwir accusativ von IlavctQuW) vgl. Niov/udy Orcho-
menos 27, 10.
39) Kumanudes > At%tmjg imyQwpai imtvfAßioi s. 222,
nr. 1828.
1 IIavv?]aoig Mev..*. 2 @€i]ßrjog.
Ilavvaaig kehrt als name eines Orchomeniers wieder Or-
chomenos 8, 9.
40) Kumanudes ebd. s. 221, nr. 1829.
1 IIeile<rtQ<yriSag 2 &eißrjog.
Der eigenname mit seinem n dient dazu den delphischen
namen IlrjXexteag (Wescher und Foucart 54, 3) gegen jeden
änderungsverauch (vgl. Keil Rhein mus. XIX, 616) zu schützen.
Wir sehen daraus, dass dem von den grammatikern (Hero-
dian ed. Lentz I, 507, 5 ff.) den Aeoliern zugeschriebenen
mjXvi entsprechend nfjXe (nüXe) auch die dorisch -böotische
form für trjXe war.
41) Keil Zur syll. s. 601.
lAXxlöa^og
42) Keil Zur syll. s. 591.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 197
1 dalctQxog 2 ßaoiXsia
1 JdXaqypg 2 BaoiXeia.
Keil nach Rang. 2064 Jd[fi}otqxog; vgl. aber IIv&aQXog,
JiovvaaQxög, "EQjuctQxog u. s. w.
43) Rang. 2065.
1 JSoiaavÖQog 2 Qeoyltaiy.
44) CIG. 1645.
MOVQTIO.
45) CIG. 1670.
1 afiiaQxoactKQaTtoa 2 afxiüV7i<xvQO%Xa
1 /f]djuaQxog l4xqa{%i]oq 2 J~\dfi<av IlazQ[(avS](x[o.
Boeckh ^4~}axQa[Ti]oQ? n<nQOxX[e)a?
46) Lebas 528.
lOfteivo *Iofiuvo-
In den folgenden inschriften finden sich bereits helleni-
stische formen.
47) CIG. 1576 (Keil Syll. s. 49).
Die zeilenangabe bezieht sich auf den abdruck im CIG.
1 xaXfoxQ(tteooaQ%OY%oo 2 ^eoyitojvuxQedaoiyTjaXoa 3 eiXctQ
Xsovreaaya-d'wv 4 reXevcxwTtariovdainaQXiü 5 qxxQadctaav%OQü)
&aXXsia 6 evdapovTwvTctQavTircjv 7 avayeofievT/Aoav&oia 8
&ev€ioq>ilo0a>vooxrjTT}
Die copie des Cyriacus ist so mangelhaft, dass man vor
der hand an einer befriedigenden herstellung der Zeilen 2. 7. 8
verzweifeln muss. Das übrige lautet:
1 KaXXnqHxreog aq%ov%ng 3 uXaqxiovveQ liyd&tar 4 TeXs-
vhuoj ü[X]dTtap (oder JZarfe]aw?) Jafxdqyw y 5 Oa^ddag?)
EvxoQto, GdXXeig 6 Evddpov, tcov TaQavrlvtov
Für die formen KaXXix^dTeog y elXa^xiovveg , Eväduov ver-
langt der böotische dialekt KaXXmqdtiog, fiXaQxiovr€g y Evddfxco.
48) Kumanudes Athen. 111,8. 482, z. 5—24.
1 ...a\vdqß{v\ Saoi av d
. . . . r]^v $§ l4(>8iov ndyov ßovXrjv . .
d&döx]$cu not drjpnot j a /....£/*.<*. (fori..
(OV
... • .
5 sXe^e * irtidei £ttI Qevyvttn*ida[o äqxovroq
198 R. Meister
. .7c}aT<xXei(j>&€rT£g ev toi neiQOt€[i ....
..dnodofitv Täfil M<üW%iav xofi....
..lA9)avr)oi tolg OTQOTiairrjg avtol avj..
evQt?]oxov&i xa eveQye . . . . a yeyev ....
10 ,...wv xwv 7tQ(ot?r}v [7t€7t]Qayfi£r[wv...
.^i]4?§aü&rj x&v %QUpidvwv zw....
..<xq?tlcc, Sftwg xa xofiixxdfievoi %....
...rj Xi(uiva..dreXuov 01 (ptXo/....
...ftev %f\ itoXi Qeißijaw rag drtoJ?...
15 . . OT[QOTt(0Trjg 9 dedoxd-ai xol ddfioi
....onoxxa 7taQxhtXeixe av...
.. ./ Ilqoaxaxsiqloi fietri mar...
....g %tj xol s4Qe07tayirfi xi}....
..xä\Xdvxav xtj ovo xij d(>d[xiu]a...
20 .../ iav xiy fjfiKoßekiü) xo bußdXXo[v...
....g Id&avrjcoy [$\%i & noXig @ei[ßijtav
...xiovy oTtcog xa öiafiivoi d q>[iX...
...og dvdqag ort....
••••• ••••
Die Inschrift bietet uns einen athenischen volksbeschiuss
in attischem und böotischem dialekt abgefasst, der bezug neh-
mend auf ein bündniss zwischen Athen und Theben (22) die
auszahlung einer den Thebanern zufallenden {xa agxia 12, xo
imßdXXov 20) summe mit rücksicht auf ein bestimmtes verdienst
der Thebaner (9 ff.) zu verfugen scheint, wobei der Areopag
eine rolle spielt (2, 18). Kumanudes denkt an die Zeiten
des Kassander und Demetrios Poliorketes. Dem böotischen
dialekt fremd ist TtQiotyv 10, wofür es böotisch 7tQwtav heisst.
49) Keil Zur syll. s. 546 f. nr. XXXV.
L 1 Tipiov aQxovrog dneXrjXv&oxeg 2 ht xiov icptfßaw 3 Ms-
vexXfjg MsvenXdog 4 lAixoXXodiJQog Tsi/ueov 5 Jr^ioq>(ov Ms-
Xioxl%ov 6 EvTtOQOg OaXaxQitovog 7 üa^dfiovog QktXaxfiw-
vog 8 Sxqoxwv JSiftiov 9 y !AQ%iit7zog uiovataxQdx(o 10 Ka-
qaioyuxog y EfA7zid<jwog 11 Scixwv ElfrvxQdxovg 12 Awv-
xeig Idwlwvog 13 ZtonvQog Bouoxü 14 *Ovdaifi[og .....
15 QeidioQog @[€]idioQ(o 16 'Ovdoi/uog 'Ovaolfuo 17 JZopcr-
povog Jdfxwvog 18 SxgoxtüP 2S(oaißi(a 19 2toxBiQi%og 2oj-
xsLqia 20 Kvddv[w](> T[i/n]ia.
II. 1 Idqtoxiiav lAqioxlwvog 2 Ilov&oxXrjg TIoXovdqX(o 3 IdpQO-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 199
diriog naQccjuovw 4 Jiovoiaiog 'Ofwhattfa 5 ÜQa^iwv üqcc-
gtwvoQ 6 EvftOQog Jiowaito 7 sfQiorlwv Sunnxliovg 8 3 Aqi-
ati[ag oder idijg].. 9 Esvotpikog lifxyixleovg 10 'AqiotUov
2ht)7tOVQO>.
Für die späte abfassung der inschrift dient uns die Schrei-
bung ei für i in EldvKQcrcovg I, 11 (vgl. 'l&vxQdrsig Orchome-
nos 11, 34. 35), die genetive auf -xteovg für -xXslog, die no-
minative auf -xlfjg für -ideig, MeXioti%ov I 5 für -mix** u. a.
als zeugniss.
Böotische Schreibungen haben sich erhalten in AovaiotQa-
tw, nov&oxXrjg, iZblovaggco, diovovaiog, ZantovQ(o> £wv*iQi%og f
JStoTeiQw, Stqotcov neben 2xqdjwv y in den genetiven auf -oi, in
Q&idcoQog GeidaiQio und IdqyodUtog für \t4<pQodioiog.
50) Decharme Recueil d'inscr. ined. de Beotie s. 19, nr. 7.
1 a(H0TOOT6leiao7tcrf6iQ7tovd'oyiT . . fiayu ... 2 . &oiv . fytvxoi
a&eoio
1 ItiQumniXeig 07t[T]aveiQ f J7ot^oy/ir[cw] fidyeifaog 2 £j#ot-
y[a]£ai' Tolg &eoig.
Decharme will diiavetq in der bedeutung von Sitaan?,
07ta66g 9 dnaörpriQ fassen; ich vermuthe, dass oniateiq auf dem
steine geschrieben ist, und dass der name ourareiQ die function
desjenigen mitgliedes einer böotischen cultgesellschaft angiebt,
das in lakonischen inschriften ähnlicher genossenschaften als
d(jTox67tog (Lebas-Foucart 163a, z. 31) oder oxponotg (=
oipoTtotog, Lebas-Foucart 163c, z. öl) neben dem pdyeiQog
genannt wird. In der 2. zeile schreibt Decharme fehlerhaft
i&ölv[rj~\l;cn>. — Die form pdyeiQog gehört dem vulgären dialekte
an, böotisch ist /ndyiQog vgl. Idydd-wv fxdytQog Tanagra 81, 73
und die grammatikerzeugnisse für äolisches ftdytqog bei Äh-
ren 8 I, 60 anm. 40. Doch liest man fidyiqog auch auf einer
kerkyräischen (C1G. add. 1849c, z. 7) und auf lakonischen in-
schriften (Lebas-Foucart 163a, z. 33; 163d, z. 05).
51) Foucart Revue archeol. XXIX, 8. 112 f.
I 1 ta 2 loa II ßaoileia HI 1 Tovadektpov 2 tov
oviov 3 duQiojy 4 kewvfiskaa 5 €7torjaav
I 1 -ta 2 -loa II Baalleia III 1 tov ddekpov 2 tov oviov
3 JwQiwv, 4 AinaVy Melag 5 STtorjoav.
Böotischer vocalismus zeigt sich noch in der Schreibung
ovtov.
52) Keil Zur syll. s. 541, nr. XXXIV.
200 R. Meister
Lebas 492: 1 xaXltx ao 2 aQ%owooa7t$X • 3 .ovtsaw
%ov.fi.vo..v 4 xXewvoa 5 (prj.iovevrayficc
Rangabe 705: 1 a%aK..%iooü 2 a^xovtoaaftstk.v.oov 3 o
vreoeoTavpovaior 4 ..tnanr.vTayfiaxlewvooa
1 KakXt%[Qazld\ao 2 äqxovzog d7tel[r]X}v- 3 &]ovt*g ig x[(o\v
[i-~\ 4t q>ri\ß}ü>v h tdyfia.
Neben zeile 3 und 4 steht der name:
3 Movawv .4 KXiwvog.
Die heratellung der inschrift rührt von Keil her; nur z. 3
habe ich das von Rangabe gegebene Moioiav (von povoa) un-
verändert gelassen, weil auch bei Lebas o als vierter buchstabe
des namens mehr auf ein rundes o als auf ein q hinzuweisen
scheint. Dem böotischen dialekte entspricht die form K aXXvtQa-
ildao und der gebrauch der präpositionen ig und b, dem hel-
lenistischen i(pTjßiov und KMwvog. Die bildung des park pf. auf
-orteg, die auch äolischist (vgl Ahrens 1, 148 und Keil a.o.),
findet ebenso wenig wie die attische form im böotischen dialekt
weitere belege.
53) Rang. 1316, Lebas 493.
In einer längeren namenliste findet sich nur in Xa^tdaftog
B 16 der dialekt der landschaft bewahrt, da das von Ran gäbe
B 17 gebotene üotldag (Lebas II.. lag) zweifelhaft ist
54) Keil Zur syll. s. 601.
1 'la^irpfixa 2 Jdfiuovog 3 Qrjßaia.
55) CIG. 1669.
1 dafitoaTQataoixvajv 2 %Q*o%a
1 Jafioa%Qa%a 2ix,vwv(la) 2 %(>[fj]ot<i oder x(tt[t]a?a?
56) Lebas 550.
1 7iaQ...va 2 XQ**-* 7 ] 3 %ai..a
1 üaq[a(xo]va 2 ZQ[ r jo]rf 3 X«'fefc
IL Orchomenos.
a) Inschriften epichorischen alphabets.
1) CIG. 1639 (Keil Syll. s. 177).
1 eTtißaxevfai 2 ejcideYaovi
1 *Eni Baxsvfai 2 *Eni Jilpan.
So geben übereinstimmend die copien von Rose (CIG.),
Leake (Taf. VIII, nr. 36) und Curtius (bei Keil a.o.); Ran-
gabe 331 liest 1 emßcrxeviai 2 emdiYoovi.
Die inschriftlichen quellen des böot dialekts. 201
Das digamma des namens Baxevfag ist wie öfters nach v
eingetreten um die beim Übergang zum folgenden vokal zwischen
vokalischer und consonantischer ausspräche schwankende natur
des v einigermassen auszudrücken. Den von Gurtius Grz. 4
570 dafür beigebrachten beispielen will ich noch das dodonäische
EvßccvÖQog (Karapanos PI. XXXIV, 3 s. 71, nr. 3) hinzufugen,
in dem ß die stelle von / eingenommen hat. Die im übrigen
seltenen namen auf -evag waren in Orchomenos nicht ungebräuch-
lich. Wir werden KQcnevag nr. 11, 43 antreffen, liXtvag nr.
10 und einen archonten von Orchomenos desselben namens nr.
25. Baxsvag schliesst sich an Bccxevg (=fkncx«$s?) an.
2) CIG. 1643.
xvdiXXe KvdiULei[g?
Mit dem suffix -LXXrjg statt -iXXog vgl. L4xvXXsi[g?] Tanagra
54 III, 4 statt des gewöhnlichen "AxvXXog, Biozreig Hyettos
Athen. I, 490 ff , nr. 12, 9 statt Bio%%og Orchomenos 11, 20.
Das fehlen des schliessenden a könnte nach dem zu Theben
24 bemerkten erklärt werden.
3) y Eq>t]n.aQx. 796, Rang. 364 (Lebas 635).
voxXuo NoxXUig.
Wenn die inschrift unverstümmelt erhalten ist, wird man
NoxXistg aus Nso-xXieig erlären, vgl. KXeaQiovq \ Qoyeirovog \
l4Xtü7ts%ii$e» Kumanudes lA%%. imyq. im%. s. 34, nr. 200
9oditov Euböa Stud. V, 257, 64; 2otda Sparta Lebas 163b,
z. 37. Das nächstliegende beispiel würde voxXeo NoxXsig CIO.
1651 sein, wenn man nicht mit Keil Syll. s. 178 muthmassen
müsste, dass da dieselbe inschrift in einer weniger genauen
copie uns vorliegt. Vgl. auch Tanagra 4. — Ist aber anzunehmen,
dass der anfang des namens nicht erhalten ist, so bieten sich
als mögliche ergänzungen l4(f\voxXUtg (Keil a. o.), litiilpoxXisig,
0d]voxXieig u. a.
4) Rang. 333.
xaXXiyemov KaXXiyeiTtav.
Offenbar dieselbe inschrift findet sich Ity»//*. <xqx* 799;
Lebas 634, s. 144 in der form:
xaXXiyifiov KaXXiyiTüjy.
Da sich in den inschriften epichorischen alphabets ursprüng-
liches u bereits häufig durch * ausgedrückt, aber zuweilen auch
erhalten findet, so ist eine entscheidung zwischen diesen beiden
lesarten vor der hand nicht möglich.
Beitrag« >. kand« d. lg. tpraeh«n. V. j^
202 R. Meister
5) 'jfyq/u. dox. 814, Rang. 335 (Lebas 646).
1 aQiazofieda 2 xetpakkca
1 IfQiovofiida (oder L^Qiaro^eida) 2 Keqxxklig.
6) 'Eqrqti. aQ%. 816, Rang. 357 (Lebas 614).
(pikovToixvTtaQiooot 0iXü)v toi Kv7vaQtaooi.
7) Von den münzlegenden sind ohne zweifei die linksläu-
figen und die mit R = q in diese periode zu versetzen, Im-
hoof-B lumer a. o. 8. 361, nr. 31; s. 362, nr. 34; s. 363, nr.
36, 37, 40-42; s. 364, nr. 43—45. Von denen, die €& ('£«<>-
fAeviog, 'Eoxofieviov , 'EQxofieviwv) bieten, sind die mit EYDO
(Imhoof-Blumer, a.o. s. 365, nr. 47), EYJO (ebd. nr. 48),
VJOPO (ebd. nr. 50), JOPO (ebd. nr. 52), also Evd<oQO{$ oder
Evöioqü) über dem abgekürzten stadtnamen, durch ihr ionisches
zeichen für % und ihr den gedehnten o-laut in alter weise aus-
drückendes die Vertreter der Übergangsperiode vom alten zum
neuen aiphabet in Orchomenos.
b) Inschriften ionischen alphabets.
er) Aeltere.
8) Rang. 898.
Keil Zur syll. s. 579 bemerkt über diese inschrift: „Von
diesem leider sehr verstümmelten denkmale besitze ich auch eine
etwas vollständigere abschrift Welckers; ich werde daher das
ganze anderswo behandeln und setze hier bloss den anfang her
und den beginn einer zweiten liste, welchen Rh anga bis nicht
erkannt hat 4 . Die erste liste z. 1 — 34 scheint nun hieher zu ge-
hören, da ursprüngliches oi und v in den betreffenden worten er-
halten ist. Leider ist Keil nicht mehr dazu gekommen, die
vollständigere abschrift Welckers, über deren verbleib mir nichts
bekannt ist, zu publicieren; die copie, die bei Ran gäbe steht,
ist so mangelhaft, dass sie nicht als genügende grundlage für
einen ergänzungsversuch gelten kann. Ich beschränke mich des-
halb auf anführung des hinlänglich sicheren:
1 Qtog 2 Tod ovveßdkov&o iv [t]6v [d-uoavQOv tcö 3 'Aoxka-
tcm (zu der Schreibung des wortes mit % für x, die Orchome-
nos 11, 40 in der Rangabe'schen copie und CIG. 6737 wie-
derkehrt vgl. die von Röscher De aspiratione vulgari, Cur-
tius Studien I 8 s. 76 ff. zusammengestellten beispiele) dqxop-
tiaif 4 y O]lvfi7Vixia> 5 @ioyv£i?Ld[aö\ GioyveiTtd[a]o [yq- 6 ap-
[j4]<ttidorvog 8 !Aqtaviiav 9 IIavvaai[g 14 'Ovdoipog Gio\y]i-
Die inschriftlichen quellen des böot dialekte. 203
zovtog 15 ArtoXXodioQiog 16 Tipo%Xi[8]c{$ 17 0tXo%qdz€ig
18 MvQixtog 20 JioxXidag 23 Avaiag 28 JioyLxiov 29 'O/uo-
Aougos 31 Nixtvog 33 KacptaSdwgog 34 'A&avodwQog.
Die Schreibung y^a/njuaridovrog 6 findet sich für das ge-
wöhnliche yQaftjuarldSovTog auch Orchomenos 20. Im übri-
gen vgl. Theben 4. 9 den namen üavvaaig hat Rangabä nicht
erkannt. Denselben namen von Kumanudes durch conjectur
hergestellt s. Theben 39.
9) CIG. 1579 (Keil Syll. s. 56).
1 Miqi%og IIoXvxQdziog 9 'laQcSvvnog Jioyizovog 2 ärÖQsaai x°~
QCcyeioavrsg vvxdoavxsg Jiwvvaoi 3 äv&d-SLxav 9 Ti^iiavog ccqxov-
zog 9 avXlovzog KXsiviao, 4 dtdovzog 'AXxio&iviog.
10) CIG. 1580 (Keil Syll. s. 56).
1 IdXeiag Nlxwvog, Kaq>io6dwQog AyXaoqtatdao avÖQsaai 2 %o-
Qayiovzeg vtxdoavzeg Jicovvooi äve&4zav 9 l4&- 3 aviao aQxov-
zog 9 avXiovrog KXeivtao, dtdovzog Kqo- 4 zwvog.
11) Keil Zur syll. s. 562f., nr. XXXVIII.
1 0iXodd/dü) aQxovrog Boiwzoig 9 *E()%opie\yt- 2 oig de Qioyvei-
zidao, TZoXsfjLaQxiovxwv 3 Ev%aqiöao Ja/uacQixtü) f Kaqtiaiddao
Iled- 4 a[x]Xeiw 9 0iXXtog IJoTa/jodcoQicOy yQa[Ä[Äazid[d- 5 ov-
%og zolg noX&tiaQxoig IIoXvQsizw Qio- H xovdeiw zou ttqozov
iazQOzevadr] ■ 7 Mvaoldixog 'A&avodajQiog, üov&tag Qiod- 8
6ziog 9 @QaovXaog Tiuaoi&lw 9 a In7twv A&av- 9 odc&Qiog, AnoX-
XodioQog *OXvpmixiog, KoQttd- 10 dag Sevwviog, EvKOfutog
KaXXtyizoviog, JTo- 11 v&wv AfÄivoxX€iog 9 KaXXiXQazeig Aya-
o[i- 12 ijog, IIov96dwQog X)Qvirjog 9 Tifio[x]XeZ 0i- 13 odco-
QiXiog, EvQvXoxog Faoriviog, IIzw[i(d- 14 v [Mv~]aoi<&viog 9 Afii-
viag Ti(A<aviog } 'Ayeioa- 15 vdqog 0iXdvtog 9 KatpiaodwQog Aa-
xpar«- 16 10g, AQiozoxXeig IdQiozcjvog, *Aqiozo\^ 17 hug
0tXoxXeiog 9 Jev^i7t7tog 'OXv^inixio- 18 g 9 Jiwviovoiog TeXe-
oaQXiog, KaXXiag 19 NixoxXeiog, Mvaolvtxog Aqlozoö- 20
dfiiog, y Ovdaifiog Biozzw 9 rXavxog Ka- 21 gaicoviog, Mvaot-
SdXetg @t07t6ft7tiog 9 -S- 22 d$(av K OpoXiaixiog 9 EvdyyeXog Qto-
zl- 23 fiuoy Msvidapog Giozi/nco, tf EQf.iwv A&avirj- 24 og 9 Mva-
aiußv Mvaoid'iü), Jctft[ozi]iov 2a pl- 25 x L0 $> Mv(>z(dv 2onq>6-
Qto, N 26 tog, KccQaixog TifidvdQi[og 27 og
[0i- 28 Xinnidag Sevo[zif/]iog 9 etx? .... 29 vo-
Xog? Evq*dfitog 9 KaXXiozQOZog KaXXiaz- 30 Qoziog, Ilozafto-
di[x]og llQOxXtiog, TeXeo- 31 lag Karctdvtog 9 Ildawv lloXovgi-
nog, 0io- 32 ziXeig *A&avoiwQiog y JafiidzQixog 2zQa- 33 zci]-
14*
204 R. Meister
viog 9 Idvxlyw» 'IctQwviog, KaXXiag Aqio- 34 voxXidao, 2iü[<pd]-
veig 2wa[TQ]a[T]idao y *I9v%q- 35 aTeig sfQxixXidao, c A[q>]tjaxl-
o)v Avxlno- 36 g 9 Xaq[iav\dag [XJopoittog, Midwv Tifiwiog,
37 JiOTifxog GQCcociviog, Id&aviag *AvÖQ[<iv- 38 iog\ IIqqxql-
%og MeiXifjog, KdXXimtog Faoav[d(>i- 39 o[g], AaaQ%og Tipo-
Xdiog, Bhan> 0iXsry[Qi- 40 og], l4Qio*<XQ%og l4a%Xa7ti%iog y Ka-
q>taUav [M]v[fli- 41 %[i]og, EvfteiXog EvxXidao, A^svüiag Ke-
q*taviog 9 42 E^^B[i]Xog [-^]cr[y]erao, Ayeiotnxog *A%ia%iovog 9
43 nor]afi6öwQog 'EqcotIwvöq, KQcn$va[g] Mv[a]o[i&- 44 C]w 9
IdtvTtiLQavug XrjQw[y]dao, Ev9ovfiog TeXeoi[ijog 9 £- 45 ifypo-
viaxog Kaq>ioodcoQiog, 0iX6i;evog [K- 46 e<pwviy[i]og t Id&avd-
dag*AvdQOx6X&iog, S(ov[etQtxog? 47 Kaq>i]aodc&Qiog , TIov&ovi-
xog QiXoxQatBiog, [J- 48 tv6a%Qo\%y>g IIqa^twviog 9 KoQonidag
4o[x]l\ß]io[g 9 49 TeXtolag l4qi\pj^\wvog,
Z. 5 Keil IIoXv[xQ]it(o ; diecopien übereinstimmend IIoXv-
Qehu) (=* IToXvqqiJtü)) wie IIoXiovQetTog Hyettos 16; vgl. Theben
4. Z. 9. 10 wage ich nicht das sicher bezeugte KoQtcddag mit
Keil in KoQOtddag zu ändern, zumal die von Keil zur erklä-
rung des namens herangezogene böotische stadt XoQoia hiess
und ihre einwohner XoQauug; das ergiebt sich aus den von Ku-
manudes Athen, IV, s. 215 veröffentlichten proxeniedekreten
dieser stadt und stimmt zu Stephanos Byz. (ed. Meineke
8. 695 f.) XoQoia, TtoXig Bouoviag . Ilavaaviag fvdvq* (c. 24, 5)
„£x de KvQTtivayv vnsQßdXXoru xb oqog 7t6Xtg(xd iaxt Xoqoiag".
xo i&vixov XoQOievg. Koqeiddag würde etwa mit dem delphi-
schen KoQtjxag (s. bei Pape-Ben seier) verglichen werden
können. Z. 14 ist gegen das K eiY sehe l4va[i-]iwviog einzuwen-
den, dass der stamm dieses wortes sein digamma im böotischen
dialekte beibehält. Die inschrift von Lebadeia Keil Zur syll.
551 kann dagegen nicht angeführt werden, ü& Ava^lwvog dort
die 2. zeile beginnt und der schluss der vorhergehenden nicht
erhalten ist. Mvaatwviog hatte Keil selbst Syll. nr. II ver-
muthet. — Zu der weglassung des schliessenden sigma Tifto-
[x]JUZ 0ioÖa)Qixiog 12. 13 vgl. Theben 24. Z. 14 und 42 habe
ich Idysi- mit spir. asp. geschrieben nach HayeiaavÖQog The-
ben 3. — 28 Keil Ssvo[xXe]log; Eevoti/uog ist uns als Orcho-
menier bekannt aus Orchomenos 12, 7. — 28. 29 Keil E[vqv-
i]o[x]og, ganz unsicher. — 30 Keil lIoxafi6d[(x)q\og y früher Syll.
nr. II n<nanodi\%]og; der name ist gebildet wie <2*afiiavd(>od{xt] 9
€ EQfiodixog 9 'Hqodixog u. s. w. — Ran gäbe 1304 schreibt viel-
Die inschriftlichen quellen des böot dialekte. 205
leicht richtiger als E. Curtius und Boss l4a%Xanixiog vgl. zu
Qrchomeno8 8. — 42 Keil schreibt !dht]hao 9 vermuthet aber
auch selbst Aayhao, das sich besser an die gegebenen zeichen
anschliesst.
12) Foucart Bull, de corr. III, s. 453.
1 urtavaoiat.ox 2 KaXe^avdQwatqataytovToa 3 oSwgtwfiX
aQxiorrooduoafTSQiav 4 7Z7zei$ioyi%ovioanvaotdixooa$avod 5
fatioa&eveaitovQQinoa&iodoroofto 6 oyiTiovduDwoioodoQxeid
aafisXa(nßi 7 v^voa^w(ni^itoooep%iy&fidaaoi^ovi 8 tuxXXixqm
vevQvqwortioarjxtittiPTjxfiovioo'C 9 (LuaoqtaovXXioo&oivcjvripoyi
rorioadiod 10 areXeaa^xioaxa(piaod(OQoaaQ^tXXioaa7toXXo 11
dtüQoaTeXtorao&ioftofiiTtoooXvfiiTzixioo&iode 12 §cXaa/tivaai%Xe
tocxaXXta&^eafievavÖQioa 13 favaguovocuovdao 14 ixayxUv
SioQO&eioaevQvßwTadaa^aXXioa 15 eQfiaioovuurjooctQyiXiaoXa
ovixioc
I Toi \mzü*g ro]i iv xav y Aoia\v\ at[Qa*evodnevoi ßa- 2 <u-
Xeio)s l4Xe§dvd{Hü <n<Hxtayiortog y 3 .]od(ogtw H-
Xafxtwtog, du Swvüqi av[i&iav? . . . . 4 nnu Qioyirovtog,
Mvaoldixog l4&avod[a)Qiog? 5 Japoo&h'sig IlovQQlviog y Qto-
dotOQ üo[ 6 oylttav Juovvoiog, JoQüddag MtXdjußi-
[o§?, TIoX- oder IIoXo- 7 vgevog Eevori fuog, Avriyevlöag 2i-
pov[Xiog oder XXiog, 8 KaXXlüQoiv Ev(w<pa6mog y y 'Hxfi<ov *H%-
n6viog y 2[t(x- 9 fitag 0aovXXiog, Qolvanr Ti^oyt%6vtog y Jt6-
d[wßo? 10 g TeXeoaQxiog, Kaq>to6dwQog l4q^iXXiog y IditoXXo-
II StoQog TeXiorao, Qi6izo(jmog 'OXvfiitttxiog, Qiode- 12 £lXag
MraaixXelog, KaXXio&ivug MevdrdQiog, 13 F<xva£i(jw 2a<6v-
dao, 14 IlavxXeig J<o(}69eiog, Evqvßanddag TdXXiog, 15 'Eq-
judi'og Nixirjog, 'AyyiXlag Aaovtnuog.
1 Foucart 2 F. ßaaiXio]g; auf dem stein stand wahr-
scheinlich ßaoiXsoa 3 F. dv\i&eav 4 F. ut7tei(g) 5 F. IIo[v-
öifjog Ji 6 F. MeXa/ußirjog? JIoX 7 F. 2i/uov[viog 8 F. KaX-
Xixqwv; 2[if4.
Foucart hat erkannt, dass der Alexander, der die Orcho-
menier auf einem feldzuge nach Asien anführte, nur Alexander
ron Macedonien sein kann. Ende des Jahres 330 schickte Alex-
ander von Ekbatana aus das gros der griechischen bundestruppen
in ihre heimath zurück; es blieben nur diejenigen, die den beson-
deren wünsch hatten unter ihm weiter zu dienen. Wir gewinnen
damit mit hinlänglicher wahrscheinlichheit eine datierung dei
inschrift; die aus Persien zurückgekehrten Orchomenier werden
206 R. Meister
bald nach ihrer ankunft, wohl nicht später als 329, dem Zeus
Soter den dank für ihre glückliche rückkehr durch das weih-
geschenk dargebracht haben. — Wie in der c. 20 jähre älteren
thebanischen inschrift nr. 33 finden wir auch hier den gedehn-
ten e- laut noch in der weise des epichorischen alphabets durch
E ausgedrückt; auf dem steine steht SarreQi, Ja/uoo&6vsg, KaX-
Xiod-ev&g, ILavxtäg. Nur der name, der zu anfang von z. 4 auf
TtTtu endigt, scheint, wennn die zeichen genau wiedergegeben
pind, der späteren Orthographie zu folgen. Das schliessende g
würde dann, wie in den zu Theben 24 angeführten beispielen
unausgedrückt geblieben sein. Doch kenne ich keinen auf mtr^g
endigenden eigennamen. — Die patronymika sind mit ausnähme
von TeXeozao adjectivisch gebildet, bemerkenswerth ist JwQo^eiag
14 und, wenn ich richtig ergänzt habe, MeXetfißiog 6, das dann
wie das patronymikon Jicovvoiog zu erklären ist. — KaXUxQwv
8 kann meiner ansieht nach nur als zweistämmiger kurzname
(Fick Griech. personennamen XVI und beitrage III s. 123) von
KakhxQdzrjg mit dem suffix -tov gebildet wie Idvrlytov, Japtovw 9
'Exifiptov, GijußQwv, nd/u/Licov aufgefasst werden. Qiodegllag 11.
12 ist ein neues beispiel für vollnamen mit zweistämmigem
zweiten theil (Fick VII), denn Jsl-iXag = Jsi-ilaog. Neu ist
auch LJQ&Xfoog, bekannt war IJQ&Xatdag und andrerseits '.S^-
%iXXog.
Während in den bisher aufgeführten älteren orchomenischen
inschriften die Schreibung v entweder ausschliesslich herrschte
oder neben der jüngeren Orthographie ov sich noch erhalten
hatte, finden wir in den nun folgenden ausschliesslich die Schrei-
bung ov für früheres v angewendet.
13) Keil Zur syll. s. 570, 1.
1 BOiiOXOi TOV TQL7VOÖCC dvi&BULOV 2 Ttjg XctQlTeOOl XaTTCCjit
liarcuiav 3 tu lirtoXXiavog, (XQ%ovrog 4 Safiiao 'lapemxhao
Qsißyüß, 5 dcpedQiccTevovTüjy 6 MeXdwiog NiKOxXsiog 'Eqxo-
ftevliüy 7 'HoxQiwvog &eQOavdQix<o KoQwveiog, 8 lAqvmXuog
y Ay%to%liao *Av&adoviw, 9 lAqiotwvog Mewldao QwrtuTog, 10
IlQagiTeXiog IJQiozoKXldao GeißrjU), 11 Qio/uvdaTw 'EQpaixäi
TavayQijw, 12 Ilov&covog KaXXiyLtovog 'SiQomlto, 13 y^anna-
%evovtog 14 JtoxXsiog Jiocpdvva) flXaTcctiog, 15 fiOPTevofiivta
16 Jiviao 'EQoriwvog GsOTtisiog, 17 [d^iTZQOTtiorzog 18 Oe-
vo%idao Evpsvidao ^Eggo/uWw, 19 ia(>]<nevönog 20 AafiTtQcao
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 207
Ueber die Schreibung kann nirgends ein zweifei bestehen.
[B]eidoti(t) y was Keil als auffallend bezeichnete, wird geschützt
durch Gsidfogog 0[e]id(OQio Theben 49, 15; das von allen ab-
schritten übereinstimmend gegebene oiTtgoTUortog = [&]i7tQO-
TtiovroQ 17 verhält sich zu dem ursprünglichen böotischen &to-
Ttqoniovxog wie die eigennamen auf ö*- wie &lßog, GipßQatVj
&iß(Hxxog und die lakonischen 2td£x%ag } 2uzofit7tog 9 Shifiog
u. s. w. zu demselben namen &tog (aiog) vgl. Baunack Stu-
dien IX, 8. 83 ff. Beachtlich sind für diese eigentümliche zu-
sammenziehung, der eine assimilation des o-lautes an den i-laut
vorausgegangen sein wird, die Schreibungen Jivdorog Hyettos
Girard Bull, de corr. IL 8. 498, nr. 6, 11 und Jioldotog Hy-
ettos Girard ebd. 8. 500, nr. 9, 5 (sicher ebenso, d. i Diu-
dotos ausgesprochen), welche die lautliche Vorstufe bilden zu
dem gleichfalls bezeugten Jidorrj (bei Benseier, der den na-
men aber mit „Doppelgabe" übersetzt). Und die Schreibung et
in den böotischen namen QeldcoQog und SsiSoTog soll ebenso
den verbreiterten gedehnten i-laut ausdrücken, wie in den spät-
lakonischen namen Seidixrag GIG. 1244. 1247. 1250, leijiirjdTjs
1261. 1372, SeiTtotiTtog 1241. 1245, Ssttsifiog 1239. 1241. 1246.
14) Keil Zur syll. 8. 549 ff.
1 dctfHXTQKo 2 oxoQidaasq 3 oyeveiooavri 4 7tavq>iXoofiva
üilo%to 5 aai^cotpclleilovoid'ia) 6 lOoereccQxooXaaQxw 7 vit
iT&iadaonoXtovxXi 8 ßiovwsvQOvXoxoaa&avix 9 xXsioccqiotu)
voa 10 afiiXtiaodi(avx a Q iX ^ H Qareioa(07taTQco 12 ei-aaxe
gt.xXiovix 13 eiXtoavr ly evido> 14 oaevQio 15 XXw 16 (pavr
1 Ja/d<xT(>l(D, 2 Jio]oxoQidag c Eq- 3 -oyivsiog, lAvxi- 4 JTav-
(piXog MvaoiX6x<*) 9 5 -dd](.nü y QlXXei ~/tovoi&i(o, 6 -tog, 'EveccQ-
Xog ytaaQxw, 7 -v nrr&iddao, IloXiovxX[ßig 8 Biotio, Ev-
QOvXoxog ld&avix\w, 9 -xXsig l^Qiavcovog 10 -g MiXtiao, dl-
o)v XctQixX[eiog, 11 -x\QaT€ig Swtzotqü), 12 !EfaxeaT[w], KXi-
[o]vix[og 13 -fi]etXto 9 !Avrtyevid[ag 14 -og Ev[ß]i6[tio 9 15
-XXo), 16 -yavr-
In der herstellung bin ich überall Keil gefolgt. Ueber
QiXXei vgl. Theben 24.
15) Lebas 656, Rangabe 1307, Keil Syll. s. 159 f., nr.
XLV.
1 -vjw» Evqtctfiidag IIovqqo) 2 -Xo . . . lAQioxdvixog Zafdxw 3
MvacnxA«**; Evxfiwiog 6 -a- 8 -cw Mvaowvog.
208 R. Meister
In der Zeilenangabe bin ich der copie bei Lebas gefolgt.
Z. 2 fehlt -Xo- in der von Keil benutzten E. Curtius'schen
abschrift. In derselben zeile bietet Lebas Safitxü, Curtius
und Ran gäbe 2afit%4a. •
16) Rang. 334, Lebas 642, Keil Syil. 8. 162, nr. XLIX,d.
ßovxavreodaidctTQixoQ
Bovxazteig, JafidtQtxoQ-
In dem ersteren n&men liegt e sowohl in der Rangab e-
schen wie in der von Keil wiedergegebenen Stephani'schen
copie vor; es ist also auch hier e als der aus dem epichori-
schen aiphabet noch beibehaltene ausdruck des langen e-lautes
anzusehen vgl. zu Theben 33. In der Schreibung %% bin ich
Rangabe und Lebas gefolgt (Stephani bietet einfaches %)
im hinblick auf Bomavtrjg Tanagra Haussoullier Bull, de
corr. II, 8. 590, nr. 22, z. 5. Die beispiele von Bowunia
siehe unter Theben 29.
17) Keil Syll. s. 13 ff., nr. DI, 1-17.
1 Qwdaoanxortog 2 X , ^udiayQaxfJU xaxo 3 &..x
. . vano datXaouxv 4 areia . . oirrf]7ToXufta^ei 5 avrtoX . .
•ct^xo..v7teQraarro 6 aiooaruyevidaoevx(Kni 7 daoxatptoodwQ
ooaQioxwvoo 8 TifiofieiXoaxayioiwvoa 9 aowdtxaagewoxXiia 10
fivaoi . . vuxpYjdtfxoaqu.Xofiu 11 taayuaiXaoo(piXi7i7t<aiMxv(i 12
xXidaadafiavQtP(o€iayoQ€ 13 vac.oo&wyiTOVooevQOv 14 <pa
(avda^oreXiotTKaXo . d 15 daatpiXofMiXuMjantQaieio 16 psyccXi
aoroopoXoyov .ccq 17 vaoipov&ioyiTOvoo
Lebas 627 giebt dieselbe Leake'sche (II, pl. VIII, nr 37)
abschrift, der Keil folgt, nur steht bei ihm in z. 2 der druck -
fehler öictQyQaipei statt diayqaxpBL. Abweichungen finden sich bei
Rangabe 1303: Ueber Keils erster zeile wo 1 diog.aiQ
lovdao 2 Xxapei 3 mijwvarto 4 aiwu... Itrop 5 avnoXe^a
0%oiovitsQ 6 XioaavTiyepidaevxQarr] 7 Xao 9 xrjoowdixoo 10
fivaOMpavo) 12 fiviOQ* 13 ovaotdwQ.oioyiTOvooeQOv 14 q>i
Xiavda/noreXioaxaXodo
1 X]ai(x6vdao afxovtog*[^ 2 di] xa fiel diayqaxpu xa[r]o
3 n%{ä[wv a7to[tLaa%ü)] dtrtXaoiav 4 av[r]ta[<htia]aiy rrj noXv
TtaQei- 5 av noXifia^xot oiniq *ä[$] it6- 6 Xiog *Aniywl-
dag EvxQavi- 7 dao, Ka<piood(OQog LjQtouoPog, 8 TifiSfiuXog
Kacpioiiavog 9 xi)J aovVdixo[i] • SsvoxXida[ß 10 Mvaaupavc»,
tity'dtjuog Orto/uei- 11 A]a;, läystalXaog 0tliftnw y M<xtq[o- 12
xMdag Jaficcr^lvw • jFYcrfyjo^Cs • 13 lO]raa[i/u]os Qioyitorog,
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 209
Evqöv- 14 qxxvnf Ja^otihog, KaXo[xXi- 15 dag (DiXofieiXw,
SbntQOTeig 16 MeyaXiao • %b ouoXoyov [n]aQ 17 3 0]vd<nfiov
(hoyirovog.
2 f. Auf xcnoTtzdiov (ygl. Orchomenos 20) scheint mir die
R an ga beuche copie sicher hinzudeuten. 4 dvriodxioaiv Keil
nach Ahrens, nicht sicher (vielleicht dvrioraaiv?). An die
richtigkeit der nichtböotischen form Ttdlei 4 glaube ich trotz
der Übereinstimmung der beiden copien nicht. 10 Ich wage
nicht den von Rangabe gebotenen namen Mvaoiq>dvio zu än-
dern, da sich cpavog ja so häufig als erster stamm in eigenna-
men findet. Keil Mvaoi[£{]vio. 12 Keil JajucctQi{x]ü>. 13 Die
Rangabe'sche copie weist mit bestimmtheit auf 'OvaoidwQog
hin; doch ist dieser zeuge sicher mit dem 'Ovdaipog Gtoyltovog
identisch, bei dem der contract, welcher stets einem der zeugen
anvertraut wird, deponiert ist. Die Leake'sche abschritt be-
seitigt jeden zweifel.
Bemerkenswerth ist die Wiederholung einer anzahl hier vor-
kommender namen in den nächstfolgenden inschriften. Die
hier genannten polemarchen werden auch in der auf demselben
steine befindlichen inschrift 18 angeführt Die möglichkeit dass
17 und 18 einem und demselben jähre angehören, wird nicht
durch die nennung des archonten Chairondas in 17 zu nichte
gemacht, da mit XaiQiivdao ixQxorfog höchst wahrscheinlich der
Zahlungstermin angegeben war; doch scheint mir auch die mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen, dass die beiden inschriften ver-
schiedenen jahren angehören, da Wiederwahl in das collegium
der polemarchen häufig war (vgl. die peltophorenlisten von Hyettos).
Der in unserer inschrift an erster stelle genannte zeuge 'Ovdoi/uog
Gioyiiovog, bei dem der contract niedergelegt wird, ist sicher der-
selbe, der nr. 20 als erster polemarch und nr. 19 als bürge (z.
14. 15) genannt wird l ), denn auch die anderen zwei polemar-
chen aus nr. 20 'EXdoMTtog Bevotiuw und Kwpivag TeXeoin-
7tw befinden sich unter den zeugen in nr. 19, und der zeuge
Kalonkidag (DiXopdka aus der vorstehenden inschrift z. 14. 15
kehrt als polemarchenschreiber nr. 20 wieder. Wir können
also mit Sicherheit die 4 orchomenischen inschriften 17 — 20 als
zeitlich nahe stehend ansehen. In dieser zeit vollzog sich die
*) Auch Orchomenos 8, 14 weist denselben namen auf; der trostlose
zustand dieser inschrift hält mich aber von jeder sie betreffenden com-
bination ab.
210 R. Meister
letzte der von den Böotern durchgeführten neuerungen in der
Orthographie, die Schreibung v für frühens 01. In 17 wird noch
einzig 01, in den drei übrigen schon v geschrieben; fällt vol-
lends 17 und 18 in dasselbe jähr, so vertritt ebenso der Schrei-
ber von 17 die ältere, der von 18 die jüngere Orthographie,
wie wir bei Theben 33 auf derselben inschrift die ältere und
die jüngere Schreibung in aufzeichnungen verschiedener jähre
vertreten fanden.
ß) Jttngere.
18) Keil Zur syll. anm. 32, s. 630 ff.
1 Ktuaiao a^xowog Botanvg, 2 y EQ%opievlvg Si KaQdt%to 'J5p-
3 fialto, noXefia^xtovratv l4v- 4 Jiyevtöao EvxQarldao, 5 Äcr-
tpiaodci(Ho l4^la%wvog y 6 TifiOfieilw Katpioiatrog, 7 yoctfipa-
xlödovtog iv[g 8 rtols^aQxvg [J]i€ovovol(o 9 KalXmifoog •
tv[1 7t\Qaxov 10 ioTQ(neva[&]r] • Ji[j;(ü]v l4[&)a- 11 viao, Kai-
XixQcrtug Xionog, 12 KhaQerog 0ilol;4v<o, Aiov- 13 aiag
'OXiovrttiwvoQy 14 "Avöqwv lAQta%l<avog y 16 Giwv liQXshiw^
K Ofiok[üi\txo[g f Ev- oder 'E/u- 16 ti]eviiao, 'Ogovfuaxog Aovxw-
17 vog t Katäiwvdag Mvqcxw, [14- 18 ftolkodwQog KXiu)[?og
oder vdaOy -2- oder T- 19 ifiav Movxwvog, Z4xq[wv? — , Jta]-
20 <pio6da)Qog Idrti, 21 XiQio 'Ora0£/ua>, Ka 22 ifl-
legivtoy Nixw 23 xXi[S]ag ld&[av . . .
19 Keil Mov\jf\ujvog. Ich habe das von Ran gäbe ge-
gebene Movxwvog festgehalten vgl. Mvxaw, Samier Paus. VI,
2, 9 und name eines Steinschneiders R. Rochette, L ä M.
Schorn 8. 46, nr. 44 (Spohn Miscellan. s. 122 Mlxuvog).
19) Foucart Bull, de corr. III s. 459 ff.
A 1 3 Ed]äveure Nixaqha Si(ovo[g 2 Geomxrj, naQOvxog avrtji
x[v- 3 qiov %ov avÖQog Js^irtTtov E[v- 4 voftidov, Ka<pioo-
diÄQWi Ji[o- ö rvoiov, 0iIo(htjIüh (frlXtavog, 6 l4&cc*od(OQU>i
Irtrttovog 9 JTb[Ai;- 7 xqitcoi QAqoftog xal fyyvoi[g 8 elg ex-
teioiv %ov öaveiov 9 Mvaawv Mixyao, TeXeoiag 10 Mixyao,
Aaoiitrtm Bevoxl- 11 pov, Evccqsi Evx<oqov, JJeQi- 12 Xawi
'Aragiawog, Jiovvao- 13 dioQtoi KcupioodwQOv, Ktopii- 14 vai
Tehsol7Z7tov % 'Ovctoipwi 16 Qsoysixovog, KcupioodiÄQwi 16 da-
uctTQixoVy NixoxXet l4&a- 17 vodtoqov 'ÖQXO/uevtoig, aQyv- 18
qIov d(Nxxpag fiVQiag oxxa- 19 xiax^iXlag oxtccxooiag %qi- 20
axovxa xQelg axoxov &% &eo- 21 fttwv ig xa Tla^ßoiciria ra
l- 22 7i 'Ovaolfjiov aqxovrog Boiunoig. 23 l47tod6xwaav de
Die inßchriftlichen quellen des böot dialekts. 211
xo ddveiov 24 ol daveiodfuvoi rj ol Syyv- 25 oi Nixaqfocu sv
xolg Ilaußoi* 26 wxioig 7tQ0 xr)g dvoiag iv r)fii- 27 Qaig
xqioiv. y Edv de pr) a7Zodü)o[i y 28 rtQax&rjoovxai xaxd xov vo-
29 HOv.[ff] de TtQagig eoxw ix x\jbv 30 avxwv xwv daveioa-
fiivtov 31 xai ix x&v iyyvarv xai ig evög 32 xai ix 7tXei6vwv
xai ix icdv- 33 xwv xai ix %wv vjtaQxdvxarv 34 avxolg 7tQax-
xovarji Sv av xqo- 35 tzov ßovXrjxai ( H de ovyyQatpd 36 xv-
Qia eoxw xav aXXog im- 37 (piQtji, vneq Nixaqhag. Maq-
38 xvQeg iJQioxoyelxwv IAquo- 39 %ivov, 'I&iovdixog Aöaviao,
40 Fiq>iddag TifioxXeiog, 0oq- 41 odXiog Evdixov, KaXXeag
Av- 42 owpdvxov, Qedqxoxog Qeodui- 43 qov, Evgevldag Q>i-
Xt&vdov 44 QeujTtielg. lA oovyyQa<pog 45 itaQ Fiq>iddav Ti-
[iOxXüog. B 46 Xhaoipiia aQ%ovxog Boutno7[g 47 ueivog IIa-
vdfua, 6^oXo[yi]a 48 NixaQezrj Qliavog Qeiaitixr), 49 itaqidv-
xog NixaQirrj JdyLit- 50 nw Evvofiidao xai dvdQÖg ®e[i?- 51
Oftuiog xr) xrj TtoXi 'Eggo/uwfV- 52 wv • noQtiav ovneQ xag
ft6X\i- 53 og noXifiaQxoi Kaytoodw- 54 Qog Jiwvovoio), 0t-
IdfiuXog 55 OiXwvog, lA$av6do*Qog "lititia- 56 vog • dnodofiev
xav rsoXiv *Eq- 57 xofievitav NixaQdxrj Gltavog 58 o iiti&waav
ovn&Q xav OV1Z*- 59 Qa/neQidwv xav ini SevoxQi- 60 xw &q-
%ovxog iv Seiomfjg oq- 61 yovQiio dQaxfidg fiovQiag oxx[a-
62 xio%eiXiag oxxaxawiag xQi[d- 63 xovxa xQlg ea%axov 3 Ova-
o[i- 64 tiia ctQxovrog iv xv l/tXail[xo- 65 /tievioc fieivi. Sovy-
yQatpov dy- 66 yQaxpctOxhj xw aQyovQiw xuo[i 67 wog noXepaQ-
%iog y Eq%oneviwv 68 xr) iyyovwg äg xa doxiftdddrj 69 Nixa-
girct xrj &4adr) tie\jdyQaq)- 70 ov 7taQ Ftq>idöav TipoxX[eiog
71 GßiOfttela. *EnX di xa xoidd[de- 72 rrj Nixaqita to a^-
yovQtov 73 Ttdq %ag n6Xiog y ia%Xusvarw Nixaqha tag ovneQ-
74 afXBQiag, ag e%i xdx tag TtoXtog zag ini EsvoxqItio 75 fy-
Xpvzog iv Qei07itrjg ndoag xr) ja? aovyyqayov arr[o- 76 dotw
Fitpiddag %aig 7ioXef,tdqxvg xr) tot ta^iirj xr) Jo{jig 77 iyyovoig.
*H di xa fiei drtoduiu d rtoXtg NixaQerr] %6 aQ- 78 yovQiov
iv %v yeyQafifiiw %q6w zag /novQiag xr) 6xz[a- 79 xio%uXlag
oxtaxcniag XQi[a]xovza ZQig, artoddiia 80 xav aovyyQa<pov xr)
tag ovfteQa^eQiag xdg xdx xag 81 7t6Xiog, artav xo dfyovQtov
xd iv xv [p]fio[X6y]v yeyQap- 82 p&vov iv xv %qow xv yeyQap-
piw. Mel id-iXet x[ojiit]äd[e- 83 o&rj NixaQixa xo aQyovQiov,
dttodoxw Fupiddag xav 84 oovyyqaipov xolg noXe^aQxoig xr)
xol xafärj xr) xoig 85 iyyovoig xr) noxanoxtodxti} NixaQixa
xrj TtoXi *Eqx°- 86 fievlwv xr) xolg noXe^dQ%oig xr) xol xa\fiirj\
212 R. Meister
xtj xoig $y- 87 yovoig dQyovQiw SQaxftag 7tevxaxiOfiov[qiag\ xrj
xrj 88 ovrt€Qaf.iiQirj oxovqv $v&to . Fiaxofeg idQioxoyi- 89 xw*
lAquo^hu)) *I&ovdtxog l49aviao y Fiqtiadag TiftonXs- 90 Zog],
OaQodXiog EvöUw, KaXXiag s(tovaiq>avTto y &i6<peig- 91 xog
BiodwQü), Ev^evtdag OiXt&vöao QeiameUg. Tb Sfi- 92 6lo-
yo\v TtctQ Gt6(peiatov QiodtiQio QeiOTtiela. G JiayQaqwt 93
XQBifiaTcav] öta xqart&ddag TltaxoxXelog h QeiG7zirfc$. 94 Ai-
ova]ixiXu>g aQxovTog $v GetortiTJg /usivog lAXaXxopt- 95 vuav
devreQU) afiiQYj ivaxrjSexdrrj hti vag IliaxoxXeiog 96 XQOTtid-
dag NixaQhr] naQeyqacpu 7taQ IIoXiovxqIxo} ö[cf^]o- 97 tz[pg']
'Eoxopeviov Tauiao oineQ rag noXiog xb üovy%(aqBi- 98 &£v
xäv ov7t€Qa^€Qiaa)v xav etil Ewoxqitw ag%ovrog, 99 naqtirxog
7toXmaQ%o) ll&avodtOQO) c 'l7z[7za>v]og lJjg[xo]jtt[mai. 100 *Afffov-
qIoj dqaxfiij fiiovQitj oxrccxiox^iXirj \dxxaxä]xif) xqid- 101 xov-
xa XQtg.
1 ..ayeiae; $e<avt 2 avxrjtx. 3 de^urrtove* 4 öi. 6 tto..
7 eyyvoi. 27 anodtoo. 29 fiov.de; «ct.. 46 ßouoxoi. 47
of4oXo..a 50 avd(>oe&e 51 BQXOfxev. 52 nroA. 61 oxr."J62 r^.
63 oma. 64 crAcrA.. 66 tg>. Foucart tc3[i 69 &ta%hjfie . . . .
Foucart &£oih] ji*...; a fAerdyQaipog „die Umschrift" bedeutet
hier den veränderten contract und verhält sich zu fiiexayQaqn}
wie das böotische wort a aovyyqayog zu dem attischen aty-
yqayrj. 70 xipoxX.... 71 xojuid.. 75 cttt. 76 xapitjxrjxo . . 78
oxr. 79 Tß .xovxa 81 rv./io...t; 82 x...<W 86 rc.X)] 87
fiov...xrj; Foucart xij Tijf 88 axoi^twsr^co Foucart ov-
7t€QapeQit) äxovQWvdvd-to 90 . . . (paQaaXioo 91 &eiomeieia Fou-
cart QuoTtuieig 92 VTtcrp 93 du*; öeiofttt) 94
irsXioo Foucart ixiXiog 96 £..o 97 n . .efffppt-
viov 99 i7t...oaeQ. .fi... 100 % u ^ LT l **•/•
Das original des ersten abschnitts (A) der inschrift ist von
einem Böoter abgefasst, der die absieht hat attisch zu schrei-
ben. Mit ausnähme des letzten Satzes finden wir auch nur in
eigennamen böotische formen angewandt (NixaQfaa 1, Ka<pi-
aoötoQCDi 4. 15, *A$avodu>Qwi 6, Mixyao 9. 10, EvaQBi 11, Ka-
(piaoöcoQOv 13, Ktojuivac 13. 14, Jafxaxqixov 16, lAd-avoSwQOto
16. 17, NixaQhai 25, Nixaghag 37, 'l&iovdtxog USavlao 39,
Fi(piddag TifioxXelog 40), der letzte satz aber o oovyyqa<pog rta$
Ftyiadav TifioxXelog ist in rein böotischem dialekt hinzugefügt
Der zweite und dritte (B und G) abschnitt ist böotisch geschrie*
ben, die Orthographie weist auf jene zeit, in der älteres v aus-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 213
nahmslos ov (iov) geschrieben wurde, älteres 01 sich aber noch
neben neumodischem v (für ot) erhält. Doch hat sich in den
letzten abschnitt noch einmal die attische genetivform 'Eqxoia*-
viov 97 verirrt, und in Quortuutg 91 hat der Steinmetz die
eigenthiimlichkeiten der böotischen und attischen form des Wor-
tes irrthümlicher weise vermengt. Für &7ti&woav 58 würde man
als Präteritum von Ttd&io „erwirken" böotisch iftl&ooav nach
der lehre der grammatiker (Ahrens I, 210) erwarten, htl-
xhaoav scheint eine analogiebildung zu sein wie das Imperfektum
evixiooav Orchomenos 30. — ioxhavdrio 73 = h.%U(xvd%a> steht
bezeichnend im sinne von i£ak*i<peiv. — In dnoidei 77 =
änodurn treffen wir die zu erwartende form des conj. aor. III.
8. von didiofu. — Der condicionalsatz fiel i&iket, xofiiddea&rj
NixoQfaa %b ä(yyovQioy 82. 83 „will Nikareta das geld nicht an-
nehmen" ist nach dem voraufgehenden condicionalsatz y di xa
t uu dnoSdai 77 ohne conjunction gebildet. — Die böotische na-
mensform QuxpeiOTog 90. 92 verhält sich zu der attischen Qio-
qnorog 42 wie die böotischen formen Qeiomy und GetortieUg
zu den attischen 0eo7tiai und Geanulg. Ueber die erklärung
dieser formen vgl. Schmidt, Vokalismus I, 112. Doch trenne
ich die erwähnten, böotischen formen von den lesbischen nalaa,
fiölaccy fi&eioa, mit denen sie Schmidt vergleicht, und con-
statiere hierbei nur, dass vor a mit folgendem conso-
nanten nicht selten et statt e geschrieben wird. So ausser
in den von Schmidt herangezogenen beispielen in äaxq*** Ery-
thrä Berl. monatsber. 1875, s. 557 Tia^euJxtjo^aL Agrigent GIG.
5491, 14, xat8iaxrjo$ai Olympia Arch. ztg. 1876, s. 137 aXoxq-
xccy und naQeiaxytiirQi Gytheion Lebas-Foucart 242a, 30. 31.
32. Interessant ist der eigenname AaQimtog 10, als beispiel
einer bisher noch nicht beachteten kürzung längerer eigennamen
durch Aphäresis, denn AaciTtnog ist gleich 'Eldo£ft7Zog. Da-
ran kann um so weniger ein zweifei sein, als auf der nächsten
orchomenischen inschrift nr. 20, die mit der vorstehenden
die namen 'Ovdoifiog Gioyizovog und Ktopivag TelsaiTtrcio ge-
mein hat, die nr. 19 als bürgen, nr. 20 als polemarchen ange-
führt werden, der 3. polemarch ^Ehxainrcog 3*vo%ipu> genannt
wird. Ein versehen des Steinmetzen aber, der diese lange in-
schrift ganz tadellos gefertigt hat, wird man nicht ohne noth
annehmen dürfen. Nun findet sich auf böotischem boden, wenn
auch aus späterer zeit, Iltvixijg, Körte Mittheilungen d. deut-
214 R. Meister
sehen arch. inst, wo der herausgeber noch besonders anmerkt:
„links fehlt kein buchstabe; die lesung der vorhandenen darf
nach vergleichung des abklatsches für sicher gelten". So ist
das pamphylische WoQÖtaig auf der inschrift OoQdiotg *A<pQqdi-
alv Hirschfeld Berl. monatsber. 1875, s. 123 f. doch gewiss
eine Verkürzung von l4(pOQdiaig. So erkläre ich ferner die bei
Benseler-Pape stehenden eigennamen 'PijroyivvjQ für L4{njTO-
yivrjg, Ntjalftaxog für 'Ovrjoifiaxog , NdgavÖQog für y Avd%avd(>og y
Msvadviog für 'Apsvadviog (vgl. Ilavoaviag; für den Übergang
des Stammes in die o-deklination giebt es viele Beispiele.
So steht auch Muxfxtvlag für Idfteiipariag; bei den beiden letzten
namen erleichterte den wegfall des a seine prothetische natur,
wie ebenso bei Mwnjg, Mvviog, Mwicxog, Mvwixog, Mvrritop
u. s. w. von a/nvvo/nai. So ist ferner Aev&tyiv Duchesne-
Bayet, Mt. Athos. s. 128 gleich 'EXsvfögiov, Td/u/uag wird aus-
drücklich als ionische form für Id&dfiag im scholion zu Uias
IX, 193 (ed. Dindorf I, 311: oi ovtoI [sc. "Iwag] de xal ro
y 4&dfiag xor? dqxxiQeoiv tov a xai TQOrtjj %ov & eig to v Tift-
l*ag Xiyovai. „Tdn/uew dvycet&Qog" KaXXifxaxog h devti(Hp ai-
xlw) bezeugt, wo die aphäresis auch die corrupte Schreibung
des t-lautes veranlasst hat. (Die letzten zwei beispiele verdanke
ich herrn prof. Fick). Auch bei modernen eigennamen treffen
wir diese art der Verkürzung. Ich erinnere an Elisabeth : Li-
sabeth, Lisbeth; Emanuel : Manuel; Eleonore : Leonore; Ama-
lie : Malchen u. s. w.
20) Keil Zur syU. s. 569.
1 IlQWTOtidxu> aQxovTOg 2 Boiwtvg, ^EQ%0(xevivg Si 3 Bvay6-
Q<xo Oofyavog y nohsr 4 jtiaQxlovtwv 'Ovaolfiw Qioyl- 5 Tovog,
'EXaoirtTcto Bevorifitoj 6 Katfiivao TeXeolrtTtw, yqafx^ 7 juoti-
dortog rvg itoX- 8 Bfidq^vg KaXoxXidao 9 OiXo^dXu * %vi
71qcctov 10 i]aTQOv&ua&rj • l4&avtag J[e- 1 1 £]at*og, Hoxd-
[mop 12 ...oatog Ev....
10 . OTQOTevaxhja&anaod 11 .wvoa.
Bei dem zu nr. 17 erörterten verhältniss der inschriften
17—20 habe ich vorgezogen z. 10. 11 J4[^aji]vog statt mit Keil
J[C]oj>og zu schreiben und so wahrscheinlich den söhn des nr. 18
z. 10. 11 genannten Ji^ov "Adxxvtao (die Keil'sche herstellung
trifft sicher das richtige) gewonnen. Beispiele für die Schrei-
bung yfOfifiatiSovrog wurden zu Orchomenos 8 angeführt.
21) CIG. 1569» (Keil SyU. s. 33).
Die inschriftlichen quellen des böot dialekte. 215
A 1 GvyaQxio aaxovzog peivbg ©«- 2 iXov&iw, lif^iaqog Bv-
fieiXw rafil- 3 ag EvßcoXv ldQ%edd(uo 0wxeu x(>i- 4 og dni-
öunta änb zag aovyyodqxo 5 nedd zwv TtoXefid^xwv xij zwv 6
xazortzdwv dveXo^evog Tag 7 aovyyqdqHog tag xtfi&vag tvccq J2v-
8 tpQova xij Otdiav xr t TlaoixXelv 9 xij TipofieiXov 0wxelag
xyj Jafio- 10 ziXew Avaiid^iw xij Jiwvvatov 11 Raqwiodto-
qw XrjQtovela xdz zb ipd- 12 cpia/ita zw ödfiw Mfly[HEP]C>IU
B 13 &waQXio aQxorcog peivbg liXaX- 14 xofteviw FaQVWv
FLoXvxXelog 15 zapiag dnidwxe EvßwXv ^4?;p- 16 ddpw 0<o-
xeu dtzb zag oovyyQa- 17 qxo zb xazdXvrzov xdz zb xpdq>ia^a
18 trw ddfiw, dveXöfievog zag aovy- 19 yQatpwg zag xipivag
izaq 2Swq>i- 20 Xov xij EvqtQOva Owxeiag xij itdq 21 Jiwvv-
atov Kaq>ioodwQw XijQwvei- 22 a xij ^ivaidafiov Ja^uniXiog
ne- 23 öd zwv TtoXe^idq^wv xij zw xazo- 24 izzdtav JUTE
HEI£I£I>!>III0H C 25 "Awpvzog b> 'E^Ofievv Gwa^co
fiev- 26 vbg IdXaXxopeviw, h de FeXazit) Me- 27 voizao ldQ%e-
hiü) fiuvbg KQdzto opo- 28 Xoy[l]a EvßwXv Fskcrrirjv xfj rrj
7t6Xi j Eq- 29 xojumW * intdei xexofiiazij Evßw- 30 Xog rtdq
zag noXtog zo ödveiov aTtav 31 xdz zag SfioXoytag zag ze&ei-
aag 0v- 32 vaQ%w aqxovzog peivbg QeiXov&tw 9 33 xij ovz
oqwiXmj avzv ezi ov&iv tcocq zav 34 noXiv, dXT! dni%i izdvza
tzbqI navzog, 35 xfj dnodedoav&i zrj noXi zv h\ovzeg 36 zag
cfioXoyiag, elfter nozidedope- 37 vov %qovov EvßwXv incvofiiag
Fezia 38 nizzaqa ßoveaai aovv %mzvg duxxa- 39 zirjg Flxazi,
rtQoßdzvg aovv ijyvg %ei- 40 Xirjg. y ^QX c T <* xqovw 6 iviavzog
o fiezd 41 GuvaQxov a^ovza y EQxo/d€vlvg .Idizo- 42 yQa<peaxhj
di EvßwXov xaz* evtavzbv 43 ixaazov 7tdq zbv zapiav xij zbv
vofjita- 44 vov zd ze xavpata zwv nQoßdzwv xij 45 zav rjyüv
xij zav ßovwv xij zav %7tn<jov xij 46 xd ztva aaaua uov&t xij
zb TiXsl&og. Md 47 a7toyQa(pia^aj de nXiova zwv yeyQap-
48 fievcw h zrj aovy%iaqeiai. 'H de xd zig 49 [7tQdz}z[ei] zb
htvo^Aiov EvßüßXov, 6q>etX6[z- 50 w a no]Xig zwv ^{fxofieviwv
aQyovQito 51 [wäg] 7tezzaQaxovza EvßciXv xa& &caa- 52 zov
iviavzbv xij zoxov cpeQtxu) ÖQa\xfidg 53 dovw] zag fiväg hxaa-
zag xazd pelva 54 $xao]zov f xij efinqaxzog eozw Evßia[Xv 55
a noXig] t[w]v y E^xo(ievL[(xJ\v.
49 Boeckh 7tqdz]zrj Keil d7tt]r]i[ei?
22) CIG. 1569b (Keil SylL s. 34).
1 avioiwv 2 XaipoßoXi 3 tao 4 aQiazavdQO 5 azeao 6 o
216 R. Meister
(ovkovai 7 arioo 8 av&ittftoa 9 oooto 10 &io$<oQta 11
gevoo 12 ovoa
1 i^[^]/a[r]aw Boeckh 2 'E]Xaq>oß6Xi[og 3 -/ao 4 'AQtotav-
dqo\ß 5 -otiao 6 -aaw A.ovoi- 7 erwog 8 *!Av&i7i7tog 9
0e]o[C]oros? 10 QmMqu U £"<>* 12 -«wog.
23) Lebas 631 (Keil Syll. s. 1, nr. I).
1 Qiog Tovxav dya&dv. l4Qiotodd[tw 2 Mvaoiyeveiw 8q%ov-
tog "Evdtxog &iw*og 3 ikege dedox&ij toi ddpoi 2[{o]aißio>
4 JioaxoQidao l4Xe^xvÖQe1a 7tQO^evov etfiev 5 xr) eveQyetar tag
TtdXtog ^qxoubviwv, xr) «I- 6 [ßi]ev avtv yag xr) fvxiag Eiziia-
ülv xr) dotfd- 7 Xiav xr) doovXicty xr) xata yav xr) xatä #rf-
Xattav 8 xr) rt]oX£jn(o xr) iQavag hiaag xr) avtv xr) iyydvoig 9
xr) [t]ä [a]XXa ndrta xa&dneQ xr) toig aXXotg tcqo- 10 giroig
xr) eveQY&Tjg yiyqantrj.
Derselbe Alexandriner 2(oolßiog Jtoaxoqidao wurde auch
zum proxenos der Tanagräer ernannt, vgl. Tanagra 59.
24) CIG. 1568 (Keil Syll. s. 31 f.).
1 Jafiot[$]idao aqxovtog> 2 \aqeidddovtog 3 livttxaqldao
l4[fr]avo- 4 di&QQ) * [ä n)6Xtg Ju MeiXi\xiv • 5 livtixaqtdag
li&avodwQu* ll[«- 6 |a dedox&t] tv ddfiv, 07tu[g] «3fw[y- 7 &i
twv 7toXitd(ov tv [9]v[o]v[t]eg [tv Ju 8 t]v MeiXixlv [(pidlf]?']
XQMo[fr]rj [£*- 9 tifAVy xataaxevdttrj x[fj &4ftev to doypa 10
iv tv lct(w et 7taQ to [i]ag[ov Ima xa 11 doxiet xdXXiato[v
elfter.
1 da/LioTOidao Fick Beitr. III, s. 277, anm. Jaftot&idao
Boeckh Ja^iotoldao Keil JapoxXidao 7 ovSvlbo Ahrens
I, 181 dvovteg Boeckh &ovovteg 8 oxXati Keil (pidXrj Ah-
rens bei Keil a. o. frvfiati.
25) CIG. 1564 (Keil SylL s. 29).
1 @iog 2 tiovxav dya&dv. ÜJXeva[o] a[Q- 3 x or *°S £do£e tv
ddfjiv *E\g- 4 xo/imW lAyidtxov Ja" 5 <pitao 'HoXela drt
liXel-av- 6 jdqelag 7tq6^evov elfiev [x- 7 17 eveQyetav tä[ß]
7t6Xiog y E{_Q- 8 xo/i^y/wv X17 cwroy xay la[y- 9 rfycog xa} «I^w
avft; yag 10 xij] fvxiag ercaoiv xr) daqtdXi- 11 a*] xs) dti-
Xiav xr) doovXia[y 12 x~]r) xata yav xr) xatä &dXat- 13 t]av
xr) noXifiw xr) [lo]d[v]ag 1(6- 14 o]ag, xr) tä äXla ortotta
15 tvg akkvg TiQo^ivvg \xr) 16 sveQydtrjg.
Zur Vernachlässigung der gemination in eitaciv vgl. The-
ben 4.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 217
26) Decharrae Recueil d'inscriptions inedites de Beotie,
8. 4, nr. 1.
I .vtdccöctQxov 2 tög ..Q8. addovroaavTi 3 ..viooowxQctr
. . oictQaQx 4 . . . vayei . . v . . toaovßQcmoa 5 . . aio<nßio)Ttov&il
. . oa 6 avTi&eiTi&Küvda/uazQix . 7 . . . opfidiovfwutTavcntQiot,
ov 8 taQoyeitievTwoaQctTtiooxrjTa 9 . . otooxrjueiegeifi&'fiisi 10
$Gvieq>aftz£OT . psidexa 11 TCtdovliTTaoTTpjdeitaTioeqxx 12 zr*
eiTT) .ov(HOoeaT(ooia(>€V0xr}TV 13 laQawrjxrjTvaowedQvoovXlüVT
eaxTj 14 daftMoowso
1 ^vrty«]n<Jao oqxov- 2 rog , [ia]££(Y]add0wog ^wi- 3 yej-
wog .S&jx$aT[i0]s, Jor^cr^- 4 vra)]* !^y€i[aa]v[d£]<w 2ovßgcmog
5 [xiy] 2toaißlw Jlov&iklkijog' 6 ävTt&eivi Giwv 4afictTQix[i-
7 tu r]dr fidwv fvx&av IfxQioiov, 8 ia^y el/itt' tc3 2aQdftiog
xiy tö- 9 g v /]0*og, xi) jusi igel/uev pu- 10 #«yt äpaTrzw*^]
l*«jde xa- 11 %adovliv%aa%rj • rj d& %d Tig &q>a- 12 TTrarij,
[x]oiSptog earcu o ior^€v^ xi) rv 13 iccQaQX 1 ] %tj %v aovvedqv
oovltdvreg xfj 14 dapiaiovreg.
Dec härme hat bereits die ergänzungen hinzugefügt. —
\aQaQ%6rTmv z. 4 ist natürlich nicht mit Decharme von einem
unmöglichen iaQaQxio abzuleiten; die form aber mit Beermann
(de dialectoBoeotica, Studien IX, 21 anm. 11) zu corrigieren
ist deshalb bedenklich, weil sie auch in der nächsten in einem
andern jähre und ebenso wie die obige sorgfältig abgefassten
in8chrift wiederkehrt. Möglich also, dass iaQaQxovtwv für la-
q(xqxi6vtü)v auf eine durch die schrift hier fixierte nachlässigere
ausspräche des wortes hindeutet, wobei immerhin die Analogie
der verba muta und liquida von einfluss gewesen sein kann.
27) Decharme a.a.O. 8. 10, nr. 2.
3 . .QaQXOVTCOVGWXQCC . . . . 4 XCCCplOodtOQCOCtQlOVHDVOa 5 (XQIOTI
(ovoaavr ö aya&aeTtixccQ.Xao.a... 7 . .gccvttjtu) .v .. .
.... 8 TÜLeiooa .a$ü)vo(JTa . 9 fiöictvd-eQa 10 fcrjvawiov.cov.
I I a^ayeiftevTiüaaQ ,71.0a 12 xrjraoiaiooxtjfisi . . eifx . . 13 ju*
i&€viviov[t(ooeq) . mW . . 14 peidexaradov . .tta . .rpjde.... 15
lßxrj. t .a^a.x^rjvvaovv.... 17 oovXtavre
mtjdaiiHo 18 ovreo
1 [Tco öelvog aqxowog y 2 iaQeidddovrog %& detvog], 3 icc]q
ccQXomDV 2wxQd[riog 4 Kaq>ioodc&Q(o, ^giaviuvog 5 LJqiotiü)-
vog • dw[i&u%i 6 Idya&a y E7ZtxciQ[iö\ao [rt]a[Qi6v- 7 ro]g avvfj
%<o [o]v[ia> 8 %X&log l4[y)d$(ovog rd[v 9 fidiav &e(>d- 10
Ttrjvav Niov\ß](üV [*- 11 ctQav elfter tw 2 aQ[d]tt[i]og 12 X17 Tag
KeltrÄg© *. kund« d. lg. apntobon. V. 15
218 R. Meister
laiog xrj fiel [ß^]£ifi[ev 13 fiei&evl Niavfiwg kp[a]7Zt£o[tri 14
ptevde xaradov[li']TTa[oT~]r] • i/ de [xa rtg 15 [ifpartteirrj, xot'-
£«>£ Iotoi o laQevg] 16 xi) [ri *]a^if[^]X'? *7 ?* ffowfadflt; 17
aotuUcOTes xiy dafuio- 18 o>T£g.
Decharme 6. 7 'Eniya^V^kao [*r]a[^wo]£.
28) Decharme a.a.O. a. 11, nr. 3.
1 aQxovrootaQ . . . . 2 gai*.ofr... JUdao
3 %wv%iav....dQaoeizi,.aQioaeva.... 4 daiawpooavTid k etTta&a
vodtoQoadoQ 5 .XUQaravJ : idtav$aQaiZYaviuxQ 6 dafAccnagopu
fisvTioaaQaTViooxt] 7 TaoioioaxTjtisugeijueynei&svt 8 Tux^Safia
oe<pa7tT£OTt)fi£ide 9 nuxvadoufaTvaoTrjfjdexaTioe 10 <pa7ixu%
tjKovQiooeoTiooi 11 aQevoxrjTviaQOQxrjTttiTvoov 12 twtpt'aftL'Aa)
vveaxTjda 13 fiuoorwea
1 [Tto delvog] aQxoytog, la(j[euiddo- 2 rtog EvJxd&iJpQ [Ev-
%]Xidao 9 [lotQaQ- 3 gi^i?*»' . . . . <J$ao 'l&tt[x]a?iogy jEuafctog? 4
Jdfiwvog ' äwi&eivi *A$avodu)Qog Jqq- 5 *]AAiO£ tot fydiccp
&£Qa7t[rj]vav Kaq- 6 ddfiav IctQav elfter %€* SaQarttog xtj 7
Tag "laiog xi} ji«J igel/uer /uei&evl 8 Kaqddfiag iqfimeaxtj fiei&i
9 xaTadovXlTTaotrjTq 64 xd %ig i- 10 qHX7creitrj f xovQtog eo%<a
oc- 11 a£«>£ xi? Tt' ictQaQX 1 ] *V tv oov- 12 twfyu aovJUuyTCg
xi) da- 13 (luaovxeg.
2 Decharme Ev}%d(>\_ei]og ; ich habe die regelmässige form
vorgezogen, obwohl die bei Decharme angegebene lücke auf
den aasfall zweier buchstaben hinweist. Analogien findet der
vertheidiger der form Evxdqetog in den böotischen genetiven
IlQWToyeveiog , KXetxpdveiog (Thespia Keil Zur syll. s. 536 f.,
nr. XXXIII) und Mev80&4vetog (Platää Girard Bull, de corr.
I, s. 210, nr. 2). 3 Man kann an einen freilich nicht belegten
namen 2q>6]dQCto denken. Am ende der zeile ergänzt Dechar-
me Eva[Qidao; Evdgetg ist als name von Orchomeniern uns aus
nr. 19, z. 11 und nr. 30, z. 3 bekannt. 5 Decharme SeQanvav.
29) GIG. 1569c (Keil Specimen onomatologi Graeci s. lllff.;
Syll. s. 34).
1 aaT<x$uoaaQxct£ßiTOv 2 oarciyeveioavTiyevioo 3 avanoxw
• eaotioaooTO 4 evTavnQoßaoiavxijTCQoßaairjevTOQ 5 * v%a*eiz
iXeßadew ' %07tqo%iaiio%o 6 odvevvovaevovertiVQrraqxtnanuxlkifi
7 vioßw odvevvovoQovrovev' rrjayoQrjidi 8 tewovXssovTipoXX*
devzeQortovo 9 vToveTZiTtoxctQadQOTCüQMorcooexfaoßöv 10 to
V€VTOVO(H)VT0y€TTJ0dvTTja7tlXlQO}yiaV£ 1 1 TtlTOVOQOVTOVeVtrfioVfl
aoiEJTiodsviov 12 (ovoQOfVTiXtcrxT . TiüviojioyepiwaTio 13 aa
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 219
X..aoeiO(MOBTTBT<apoQwvTOppeooPTifiio 14 TBTaoTtQoßaoiaffxrjT
aanoQ7ZovXiadoo%v 15 BVTOfiBOovTao7tOQrtovliadooxrjdiovat66
oa 16 vyiaXooTvxü)tictTivao7VQoßa0iaoToleo(ov 17 y<ovo(><x)vr
ifuxieudofAOVTOfAOve/devaiaiva 18 dovraveTtXeßadeiavwvooayBlo
ZQCCVCtGTtQ
Die mangelhafte copie der jetzt wohl abhanden gekomme-
nen in8chrift macht eine befriedigende Herstellung unmöglich.
Ich gebe im folgenden die Boeckh'sche Umschrift, wo ich nicht
ausdrücklich abweichungen bemerke.
1 Idf ora&etoa dq%d £[*r]e top 2 g *Avriy&VBig livriyi-
viog 3 a* dftb vü [F]doriog to... 4 iv top nQoßaolav,
xi) rtQoßaoirj h %6[v .... 5 f]v top hti Atßdde[ta~]v • %b tvq6~
X<ofiia to ... 6 odv h top derov inl t& rdtpo) %<o KaXXi7t[n;<o?
... 7 Nioß[ag'] oiv h %6v oqop top h Ttj dyoQtj 6i ..... 8
.&p top [o]/bt6p Tt/u6l[a~]'d€VT€QOv %6[pi]o[y elpev .... 9 v top
int tw %cr^arf^[ci>] t<o $i[o]prog ix Tag ßov.... 10 ... ip top
Sqop top i[p] Ttj 6dv ttj [ttyzi X[rßff(6viap i... 11 S]ni t6v
Sqop top iv tt\ [A]ov[<r]«a[<r]i &7ti[rs]d'4pT[a] v . . . . 12 t}üSp
bowv T#[/i]a[/«?]* t[£C]t[o]p TOfio[p] tf}ft]*v dnb .... 13 ....
8(hü sttb t[o]v Sq[o]v top fiioov Ti[t6[Xa? . . . 14 tb mg
UQoßaoiag xr) Tag noqnovXtddog et[t£ ... 15 iv to pUcov Tag
rtoonovXuidog x^ [X]tovoi[a]dog ... 16 7toqn6]v[X]id\ßy>g (oder
ido]v[a]td[ä]og) tv gebart Tag rtqoßaaiag to \ji]io[o]p ... 17
t^op S^tap Tifiai[a>] • Bvdofiov to/iov 6\T\ft£v 18 o]dbp
top &r[t] ^isßddBiav
7 Nuiß[ag steht nicht in der Böckh'schen Umschrift. 8 Auf
die richtigkeit des genetivs TifioXa ist natürlich kein verlass.
Doch habe ich diese form, die sich am einfachsten aus den über*
lieferten zeichen herstellen lässt, nicht ändern wollen, im hin-
blick auf die zwei sicheren beispiele 2ioxXsidaKoip'i, Kumanudes
Athen. I, s. 502, nr. 2, z. 4 und lAonaoiwpda ebd. z. 17, um
andere zweifelhaftere bei seite zu lassen. — 11 Keil Xiovotddi;
das folgende iiUTB&ivTa vermuthe ich. — 12 und 17 habe ich
Ttficdta yermuthet. Keil Spec. 115 Tipd mit hinzugefügter
kaufsumme. — 14 Ahrensl, 181 novqnoXtädog. Mir scheint
noqnovXidg für 7tQ07tovXidg (= TtgortvXidg) zu stehen. Am
schluss der zeile habe ich ette ergänzt. 15 Keil Xiovoiddog
17 Boeckh rtOQnovXiddog 17 Ahrens I, 174 „fortasse verum
est Bvdofiog pro Sßdofiogl". ^Bvdo^xovra GIG. 1845".
30) C1G. 1583 (Keil Syll. s. 57).
16*
220 R. Meister
1 Mvaolvü* (Iqxovtoq, dytavo- 2 &eriovtog xtov XctQiTeiouov 3
EvdtQiog tw Tldvxwvog • rvds 4 ivlxwoav %a Xoqituomx • ö
ocdTZiyxtag 6 &iXlvog (DtXivtj IdSaveiag, 7 xctQOvg 8 lögoi-
dag Ziaaadxtog Qsißeiog, 9 nosixag 10 MrjoziüQ Mqatofog
Oaxxaievg. 11 Qatpafvdog 12 Kqcctüjv KXiwvog Gstßeiog, 13
oJJUtiräg 14 IleQiyiveig 'HQmXtdao Kovfyxfjvög, 15 avXafvdog
16 Jafxrjvsnog rXavxw IdQylog, 17 iu&aQio%ag 18 K AyiXoyaq
l4axXa7tioyivLog AloXevg dito MovQivag, 19 xi&aoafviög 20
dafidtQiog tdfiiakuitu) ^iioXevg drto MovQivag, 21 VQayafvddg
22 lioxXamddcDQog Ilov&eao TaoavTivog, 23 luafiiafvddg 24
NixooToarog OiXo<nodva) Qeißelog, 2ö rä imvixia mofiafvdog
26 2ft'ö£x°£ 2?[t]£od<frco Koowveig.
Der dialekt der inschrift steht bei einigen (vgl. z. b. Beer-
mann , Stud. IX, 55) in dem rufe einer gekünstelt altertüm-
lichen farbung, mit unrecht, glaube ich. Dass sich hier das di-
gamma in dfvdog erhalten hat, während es Orchomenos 9 und
10 in ätdovtog verschwunden ist, kann nicht als beweis ange-
führt werden. Vor dem v des aus dfoidog gewordenen dfvdog
hielt sich das digamma länger, da der hiatus in d-'vdog ganz
ungewöhnlich gewesen wäre. Nichtböotische formen finden sich
auf dieser inschrift aber nur in den personen- und volksnamen
von Nichtböotern. Die formen lifhcvelog, Geißslog y vgl. lA&a-
vuovy Tayayoeiwv Tanagra 66, welche aus böotischem Iddurijog,
Gecßrjog durch eine weitergehende, zweite vokalwandelung ent-
standen sind, verweisen die inschrift in jüngere zeit im vergleich
zu denen, welche die form -rjog bewahren. Ueber das imper-
fectum ivixüMJav wurde schon zu Orchomenos 19 gesprochen. —
Den namen H^taXti'tog stellte schon Boeckh mit ^OjioXwiog zu-
sammen. Ueber die ableitung des namens sind uns aus dem
alterthum eine anzahl unglaubhafter Hypothesen überliefert (vgl.
Suidas s. v. 'OpoXiiiog Zeig; Scholien zu Euripides Phoenis-
sen v. 1119 [Scholia in Euripidem ed. Dindorf III, 297]; Pau-
8anias9,8,3). Ich glaube, dass der böotisch-thessalische Zeug r Opo-
Xmog zusammen zu stellen ist mit dem achäischen Zevg l Opd-
otog ( = 'OftayvQiog). Die böotische form hat X für q wie diesen
Übergang z. b. der böotische stadtname l4qi aotog :l4Xiaorog zeigt;
die verdumpfung des a ist im böotischon (ovoovog, rtÖQvoip,
*Eooxiwv) wie thessalischen (oV, y Eooto%Xiag) mehrfach einge-
treten, die suffixe stehen in l 0^ioXdiog und 'Opdoiog zu einander
wie in narQciiog und Ttdroiog. Den cult des Zevg 'OjuoXciiog
•'. - v
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 221
sollen die, Kadmeier vom berge € Ofi6Xtj in Magnesia (Bursian,
Geogr. I, 204) mitgebracht haben. Dort befand sich auch die
Stadt 'Ojuohov (Bursian a.o. I, 98), die vielleicht identisch ist
mit der von Steph. Byz. als thessalisch bezeichneten und nicht
weiter nachweisbaren Stadt Vjuccqiov (OfuxQiov, noXig Gsttcc-
Xlag . QeonofirtOQ OiXi7t7tuuov xa . h Tctvtg rifiärai Zevg xai
lidtjva . to i&vixov 'OfuccQioi, 'OfiaQ&ug). Jedenfalls spricht auch
der umstand für die identificiemng von IdfiaXtoiog und 'OfioXmog,
dass für den dem achäischen Zevg 'OfaxQiog in Aigion geweihten
hain neben 'OfuxQiov auch der name Id^idqiov (Strabo p. 385
und 387 ed. Meineke II, s. 545 und 547) angeführt wird (vgl.
Bursian a.o. II, 333). Die reihenfolge der formen würde dem-
nach wohl ^jLKXQiog : 'OfictQiog : 'OftoXiog sein. Die so gewon-
nene bedeutung des namens 'OpoXdiog ist für den schutzgott
der städtebünde in Magnesia (vgl. Bursian a. o. I, 98, anm.
3) und Böotien geeignet.
31) Rang. 898, z. 35-47 (Keil Zur syll. s. 580).
Unter berufung auf das zu Orchomenos 8 gesagte gebe ich
auch hier nur den von Keil mit benutzung der Welcker'-
schen abschrift citierten anfang und diejenigen namen, die mit
Wahrscheinlichkeit hergestellt werden können.
35 vol a[yy]eßäXo[v&o iv vbv &eioav(>dv tc3 lAo%- oder *Ao%-
36 kxmß, [aQfrtfvTwv 38 IIov&i<o 39 Evaqxa 0tXiftnida[o
40 l47toXX6[if]wq[og 41 "A&avig Qi[ö]q>e<nia[o, 43 TifionQctveig
44 l4wi7Zrtidao 45 KaXXixQtvao 46 J oder &]toyivei[g 47
J oder G]ioyiveig.
Der name Qioq>eiarog (= Geotpeotog) fand sich bereits Or-
chomenos 19, 90. 92; Kallix^hag würde, wenn die lesung rich-
tig ist, das einzige beispiel sein, wo xQiiag nach der 1. decl.
flectiert den zweiten stamm eines eigennamens bildet. KaXXi-
xQwog findet sich als name eines böo tischen gesandten Polyb.
22, 4, 8 (ed. Hultsch).
32) Lebas 602.
1 itoXiooQ%Ofjitvuw 2 7Z7iclq€%Xv . .oSoto) 3 . . V . . . OT(XOeV(XVTCtV
1 14] ttoXig X)(fxofievlü)v 2 c /]7T7ra^[a]y [öi oder Ji]oö6t(ü 3
ev]v[oia]g vag iv avvdv.
fvexa scheint zu fehlen. So fehlt fr«xa bei dfiovoiag in
der inschrift aus Olympia (Arch. ztg. 1878, 8. 102, nr. 173) c
dafiog 6 jiaxedatftoriwp rov däfxov %6v *AXeitav %bv ovyyevij
dfiovoiag.
222 B. Meister
33) Keil Syll. s. 162, nr. XLIX, c.
H1AQNJ^2 'H[ 9 )a<ivdaQ.
Lebas 640 scheint die inschrift ebenso wie Keil dem Ste-
phan i 'sehen werke entnommen zu haben. Keil 'Ietfjfjtavdag
„quamquam cum forma nominis tarn antiqua elementum A non
satis congruit. Quare alius fortasse mavult N]i[x](6ydag vel
&]i[K](a»di*g". Das tj in den von °Hjpa abgelöteten namen ent-
zieht sich häufig der böotischen wandelung zu ei. 'H^aw ist
aus c JfyatW entstanden wie nkaromog aus JIlaTctuilog Orcho*
menos 13, artig aus aUrog Orchomenos 29, durch verklingen
des i vor folgendem vokal.
34) Lebas 637.
JIov&odoQog.
Vgl. dieselbe (?) inschrift bei Rang. 2076 unter Lebadeia.
35) CIG. 1673, Lebas 638, Keil Zur syU. s. 593.
l4pKpdqi%og.
Bei Ran gäbe 2101 aftmpqi%og wohl druckfehler.
36) Rang. 2102, Lebas 649, Keil Zur syll. s. 593.
1 öa/noxha 2 ctrfi7t...l
1 Jafioxkia 2 l4v%in\rtii(xo.
Keil: l4.v%i7z\a%qpg.
37) Rang. 336.
'IrtTtoxQdteig.
38) Lebas 639.
uxfuonoa J]afiiaxog.
39) Keil Zur syll. s. 593.
K&kUdccjuog.
40) Hierher können die münzen noch gehören, welche die
legenden EP, EPX y EPXO aufweisen (Mionnet Suppl. IH ; 8.
516, nr. 78. 80. 81; Imhoof-Blumer a. o. s. 364 f.; 369),
doch findet sich die form 'Eqxotiwog auch noch auf solchen inachrif-
ten, die im attisch-hellenistischen dialekt geschrieben sind (vgl.
z. b. Keil Zur syll. s. 642 f., anm. 56, z. 1; Kumanudes
'Anixijg iftiyQ. iniTv^ßtoi s. 274, nr. 2296, 2299); die form
y Ooxofisv6g y die vom aufhören der böotischen Schriftsprache an
zur herrschaft gelangte, findet sich bereits, auf der böotisch
abgefassten inschrift Orchomenos 32.
In den folgenden inschriften finden sich nur noch einzelne
dialektische forjaetu
41) Keil Zur syll. s. 593 (CIG. 1663).
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 223
1 li&avodioQog 2 L4qlojw 3 xcuqe.
42) CIG. 1584 (Keil Syll. s. 58 f.).
In der 52 zeilen langen liste der sieger bei den Charitesien
haben sich dialektische Schreibungen noch erhalten in den na-
men U^itvlag 10, 25; ^axAmov 23, 49; KaßiQi%og 31.
43) Eph. arch. 816, Keil Syll. & VII, nr. XVa. Lebas 620.
Unter 21 namen findet sich nur in Kleoddpov z. 7 noch
etwas dialektisches.
m. Tanagra und umgegend.
a) Inschriften epichorischen alphabets.
1) CIG. 1599 (Keil Syll. s. 104).
laeoYQovdaaaeyiv 2 diowoos
1 Alo%Qü>vd<x$ Afyvt\t\iog oder l/no oder dergl. 2 Jiovvooe (oder
2) CIG. 1642 (Keil Syll. s. 177).
HiTCTtctQYia c Inita(>xia.
3) CIG. 1647 (Keil Syll. s. 178).
1 B7timhxv 2 (von rechts nach links) Yae
1 'Eni IlXav- 2 %ae.
Boeckh weist auf das akarnanische JlQavxog CIG. 1795a,
Keil auf das delphische Jljpaogog hin. Wechsel von q und X
finden wir im böotischen bei den stadtnamen IdQiaQvog : 'Ali-
agrog, Eigiatov : ElXioiov und bei einigen weiter unten be-
sprochenen personennamen.
4) Keil SyU. s. 171, nr. LXg, Lebas nr. 274 s. 120.
-^ioxiUa Keil : Jaft]&xX*i$, eher zu denken an Ja^]oxl[i]eig;
vgl. CIG. 1651 mit dem zu Orchomenos 3 bemerkten. Die an-
merkung von Boss (bei Keil a. o.) zeigt, dass die lesung der
betreffenden zeichen zweifelhaft ist.
5) Kaibel Hermes VIII, s. 425, nr. 26.
Beermann Studien IX, 19 : Gto[y]i[v~]ia?
6) Ebd. nr. 27.
ovaaifi.OL Thaaiftoi.
7) Ebd. nr. 28.
uxadiw Ehuxdian>.
8) Ebd. s. 427, nr. 31, Kumanudes III, s. 168, nr. 2.
erzilvoavKuHiaQtda
224 B. Meister
*Bni Avoavias c IaQida.
Kaibel Qiaqida vgl. aber Robert Arch. ztg. XXXIII,
8. 160. Die wenigen sicheren genetive auf -a im böotischen sind
zu Orchomenos 29 genannt
9) Ebd. nr. 32, 1.
oiv/Ltrti.o. Kaibel: Y)[A]tVi7rt[g]o[$.
10) Robert Arch. ztg. XXXIII, s. 150 ff.
d€Qfivo\7UTvkoQ\afi<paXx£(j . a%aa€7icxiTvkoie\de7tid€Qfivt
diq\ivg* KiTvkog.
If/Aqxilxrjs [ejaraa inl KvcvXoi ijd' htl diquvi.
JiQfivg tritt zu den nicht zahlreichen kurznamen auf -vg
(Fick Griech. personennamen XLI), Kttvhog ist von xitrcfg,
das in mehreren dionysischen namen vorliegt, gebildet. Die
gemination ist nicht ausgedrückt, wie in den zu Theben 4 an-
geführten beispielen.
11) Robert ebd. s. 158, nr. 1, (Kumanudes Athen.
HI, s. 168, nr. 4).
eTtifH&tctdctfioeefAi,
'Eni Fhuxddfioa elfti.
Die sonderbare Schreibung FH zeugt wiederum von dem
in Böotien besonders lebhaften bestreben dem gehörten laute
einen möglichst entsprechenden ausdruck zu verschaffen; das
aspirierte digamma ist zunächst auf eine stufe zu stellen mit
dem aspirierten q und fx in den kerkyräischen Worten qHofcüai
und MHaigiag (Cauer Delectus 23. 25) die Robert heranzieht;
es wurde nicht (vgl. Tudeer de dialectorum Graecarum digammo,
Helsingfors 1879, 8. 80) ein unsicher zwischen / und ä schwan-
kender laut, sondern ein richtiges vau mit nachstürzendem hauch
gehört
12) Robert ebd. nr. 2, Kumanudes IV, s. 297, nr. 16.
Robert: ettid'Qeyo y Erti @Q6yo?
Kumanudes: *Eni Qoeyo...
Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 590 zu nr. 15: „Sur
une autre inscription de Tanagra 'Eni 0oeyo... le <D a la forme
d'un theta archaique" und in der anmerkung: „M. Robert
se trompe certainement en lisant: ini GQeyo..." vgL zu Tana-
gra 49.
13) Robert ebd. nr. 4, Kumanudes ebd. nr. 7.
Hi7iaQxa HiTtctQxa.
Ueber die unterlassene gemination vgl. zu Theben 4.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 225
14) Robert ebd. s. 159, nr. 5.
noaavs&exe
-rtog äri&stxe.
15) Robert ebd. 8. 160, nr. 7, Kumanudes Athen. III«
s. 169, nr. 9.
$6Qi7tiov GuqiTtiov oder &€iQimojv.
GetQiTcniwv könnte von QqQi7t7tog mit dem suffix -itov ge-
bildet sein, das auch in dem zweistämmigen ^Enaqylta* von
'ErtcupiwdiTos erscheint. (Fick XVI). Ueber die unterlassene
gemination vgl. Theben 4.
16) Robert ebd. nr. 8, Kumanudes Athen. IV, s. 297,
nr. 5.
*Efti Evgerida.
In beiden copien fehlt das iota des dativ ohne angäbe einer
lücke am schluss des wortes, und ebenso ist es Tanagra 30 in
der Kumanudes'schen copie weggelassen. Aus viel späterer
zeit sind die grabsteine Eni Zumvqlva Tanagra 92, 'Eni Ev-
%v%a Tanagra 95, 'Eni Ztoaipia ebd.
17) Robert ebd. s. 160, nr. 9, Haussoullier Bull, de
corr. II, s. 589, 3.
Robert ßovao Haussoullier ßoqao
Dass ein koppa vor a steht, werden wir Hn. Haussoul-
lier nicht leicht glauben. Die bildung des namens Bovag (wenn
nicht etwa beim dritten buchstaben die gabolung der senkrech-
ten hasta auf Verletzungen des steine beruht und Botag zu lesen
ist) ist dieselbe wie in den orchomenischen namen Kqatev-ag,
!Alzv-ag, Baxsvf-ag (vgl. Qrchomenos 1), wie ferner in Ba&v-
ag t Ilokv-ag, QQctov-ag, 'Ix&v-ag (vgL Fick XXXIV). Den diph-
thong im worte ßovg treffen wir auch in den formen ßovwv und
ßov£0<n Orchomenos 21.
18) Robert ebd. nr. 10.
%ifiaoi&eog Tipaoi&eog.
19) Robert ebd. nr. 11.
UtQTdfAidog.
20) Robert ebd. s. 159, nr. 6, Kumanudes Athen. HI,
8. 168, nr. 1.
aßasoSoQoaaß IfßaeodwQog liß- •
Dasselbe wort steht mit derselben Orthographie Tanagra 54
I, 10.
226 R. Meister
Fick Studien IX, s. 109 bezieht den namen mit recht „auf
lAnoMiov l4ßaiog y der zu Abai in Phokis verehrt wurde".
21) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 6, Ku-
manudea Athen. III, 8. 168, nr. 3.
Haussoul Her : «/rtox(oder Q)ißas »*Eni 'ÖQißas ou 'Oxißas"
Kumanndes: 'Eni 'Oitißas.
m
"OQißag könnte ein zweistämmiger kurzname sein mit dem
Suffix -£$ (Fick XVI) gebildet von 'Oei-(Oesi-)ßa*xog oder
*Oi>i-COvei-)ß<*Tag. Mit einem 'Oxtßag (oder 'Oxtßag) wüsste ich
dagegen nichts anzufangen.
22) Kumanudes Athen. III, 8. 169, nr. 5.
Xos.... Xo€[qlXoq? vgl. Tanagra 54 IV, 11.
23) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 14, Ku-
manudes Athen. III, 8. 169, nr. 6.
aqveoi+a liQVßteixa.
Bemerkenswert!* ist, dass % hier nicht durch IT, sondern
durch + ausgedrückt ist, wie Theben 26 durch X.
Der name ist von dem in eigennamen sonst nicht belegten
aQvio/uac gebildet, y Aqveial%a vergleicht sich mit 'Ovrjeixa, Nt-
xdatxog Uv s. w.
24) Kumanudes Athen. III, s. 169, nr. 7.
25) Kumanudes ebd. nr. 8.
EvxiXia (== Evreltia).
26) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 21, Ku-
manudes Athen. III, s. 569, nr. 10.
Xaovoü Aaoxog.
Nach Fick Beiträge III, s. 123 zweistimmiger kurzname
von Aaori/uog.
27) Robert Arch. ztg. XXXIII, s. 159, nr. 3, Kuma-
nudes Athen. III, s. 169, nr. 11.
oa/uiYa 2afAixa.
28) H au 8 s ou liier Bull, de corr. II, s. 580, nr. 13, Ku-
manudes Athen. III, s. 169, nr. 12.
Yaevoxkux Sevoxlta.
29) Kumanudes Athen. IV, s. 296, nr. 1.
\d$avoyi%ig.
30) Kumanudes Athen, IV, s. 297, nr. 2.
mia&avodoQa *Eni li&ctvodtiQa.
Ueber die weglassung des iota subscriptum vgl. Tanagra 16.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 227
31) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 3.
32) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 17, Ku-
manudes Athen. IV, 8. 297, nr. 4.
Jiovvoio[g.
33) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 6.
BQeuxia.
34) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 8.
firtmjz&og [H]ift7tlI;*yoQ.
/ statt H ist vielleicht ein versehen des Steinmetzen.
35) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 9.
JÜUaQxa.
36) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 10.
Mfivapti%a.
Es liegt nahe hier an Mva\o]i%(x zu denken; doch findet
sich Mvajuiag als name eines Thebaners bei Plutarch de Herod.
mal. 31.
37) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 11.
pvaoov Mvdowv.
38) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 12.
Xvfi7t$odoQoa y O]Xvfmi6dtoQog.
39) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 13.
IIvfälvOQ.
40) Kumanudes Athen. IV, 8. 297, nr. 14.
41) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 15.
%oiq... Xoiq[iXoq? vgl. Tanagra 54 IV, 11.
42) Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 589, nr. 2.
I €7t . 2 qoQ. y En[t] Qoq-
Haussoullier Q6q[cl.
43) Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 589, nr. 4.
€7Vixafo&*oidi8fii *Eni Kah&eaidi €*/*/.
Steht KaXt&eaig für KalXi$eQoig wie GiaayÖQog (Suid.) für
BiQücafÖQog ? Vgl. den frauennamen QiQOig Anthol. lyr. VII, 649.
44) Haussoullier Bull, de corr. H, s. 589, nr. 5.
Bftl7tokvaQCnOBBfll
*Biti JIokvaQOfoe aifxL
45) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 7.
e . . . fÄSivoxXstas
E[nl l4\fieivo*Xeia€.
228 B, Meister
Es erscheint hier das böotisch für den gedehnten e-laut
(att. Iffietroxltja) zu erwartende si, das gerade in den auf die-
sen stamm endigenden eigennamen durch einen zweiten vokal-
wandel zu t zu werden pflegt
46) Haus80ullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 8.
— avqxxXxei Em] Idvqtähtei.
Im dativ der eg-decünation wurde et nicht zu i zusam-
mengezogen.
47) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 11.
— efivaotoo Teil- oder TleiX?]€fiva<nog.
Zu IleiXifivaavog böotisch für Trjtejuvrjovog vgl. Theben 40. Haus-
soullier fehlerhaft ,^f]ifivaoTog (lielfivrjozog)" ; die zweite silbe
von böot. aiei : dt (vgl. litxXidag Theben 28), mit späterer Or-
thographie r[t kann unmöglich in der Schreibung e erscheinen.
48) Haussoullier Bull, de corr. II, 8.. 589, nr. 12.
Giofivaova vgl. denselben namen Tanagra 83, 17.
49) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 15.
(peraXoa <DfaaXog.
Haussoullier „QeraX6g. II semble qu'il y a eu confu-
sion entre les signes representant le et ceux qui represen-
taient le O. Le thäta de Oeralog a la forme d'un <D archaique.
Sur une autre inscription" — das weitere vgl. zu Tanagra 12.
Haussoullier wusste nicht, dass der name tohzakog sich auch
Theben 28, 8 findet, wo & und <Z> ohne jede confusion geschie-
den werden; die kenntniss davon würde ihn vor dieser „confu-
sion" bewahrt haben. — Ueber die unterlassene gemination vgl
zu Theben 4.
50) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 16.
pvXXi Yidaov MvXXixidawv.
51) Haussoullier Bull, de corr. II, 8. 590, nr. 19.
xoqcc Koqa vgl. denselben namen Tanagra 83, 23.
52) MvXiivag Bull, de corr. hell. II, s. 539.
Auf den scherben eines kantharos aus Tanagra in links-
läufiger schrift:
daXiodoQoa JaXiodcoQog.
53) Keil Zur syll. s. 600 aus Boss' tagebuch:
IIARON 'IaQtar.
Vor dem iota scheint die rechte hasta vom zeichen des Spi-
ritus asper erhalten zu sein.
54) Kumanudes Athen. IV, s. 213.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 229
Ich schliesse mich in der art und weise der wiedergäbe
genau dem griechischen herausgeber an. Es ist eine namenliste
in 4 nebeneinander stehenden reihen (I- IV).
I 1 ..og 2 ..og 3 ..dag 4 ...*%og ö liq[iato]tiXeg 6 Moi-
Qi%og 7 IJQtOTO&oevog 8 Ji6rtofi7tog 9 JaXiaSag 10 l4ßah-
6do(x>s 11 Aaxov 12 Ilavaaviag 13 IIl&aQXog 14 Ja^oTi-
pog 15 Nixiag 16 Wccvoda/uog • 'EQttQievg 17 EJtWog ; 'Ify*-
T^ttfc II 1 roö&idag 2 Miao&idag 3 ^a/w/ftg 4 JZt^ay-
yeAog 5 LjQtooTÖdaftog 6 Xaqdvdag 7 Evayovtidag 8 -^a-
XQidiov 9 JafiOfiiXov 10 JidxQivog 11 MbXItov 12 Moqv-
%idag 13 Baxxylidag 14 l4Qt6fivaoxog 15 MeyaXlvog III 1
Aa/fas 2 Alo%lvag 3 JZv'eaMos 4 J^xtftiUfe?] 5 FeQyaive-
zog 6 ®alaQig 7 y Eqd%oy 8 lifiivmiXieg 9 Mazqov 10 Öya-
TOQidag 11 (DiXoxdqeg 12 IdnoXXodoqog 13 Meyyidag 14
Huniatdag 15 @£o£orag IV 1 Koiqavog 2 l4q>^6dixog 3
-2ayT;#m'tfa[£] 4 JSavyiveg 5 EvuXidag 6 Ja/uogerog 7 Xa-
qovdag 8 Kaq>ioo<pdov 9 ÄaHix^arss 10 FiooxXhg 11 Ab«-
l/Ao£ 12 JSaqßaXog 13 roQyog 14 !*4ftoXX6doQog 15 BüA*-
[<J]a[$] 16 i^u«J[at7F/r]o£.
Am schluss voni/xiUA*[£?] d. i. IdxvXXet III, 4 (zum suffix
vgl. Orchomenos 2), sowie von JSoryttfiWdafe IV, 3 und IfoJU'-
<to]g IV, 15 ist auf der inschrift ein sigma nicht sichtbar. Bei-
spiele für die weglassung des schwachtönenden sigma am schluss
böotischer eigennamen s. zu Theben 24. — Wenn ro&Mdag II,
1 nicht etwa für IIo&&idag verlesen ist — was ich bei der
Sorgfalt des griechischen herausgebers kaum glaube — so könnte
es vielleicht zu den bei Orchomenos 19 besprochenen eigenna-
men gestellt werden, die durch Aphäresis verkürzt sind, so dass
der volle name L4ya&idag wäre. Die Verdoppelung des & ent-
spricht der vonFickGriech. personennamenLIXf. erkannten „nei-
gung, inlautende consonanten der kosenamen zu verdoppeln", und
vergleicht sich z. b. der Verdoppelung des y in Meyyidag III, 13
auf unserer inschrift Die verdumpfung des a-lautes würde dann
eingetreten sein, als die Zugehörigkeit des verkürzten namens
zum stamme dya&og nicht mehr lebhaft empfunden wurde. Doch
verkenne ich das gewagte der Zusammenstellung nicht — Zu
Xaßag III, 1 vgl. Xaßag und Xaßrjog Tanagra 55. — JIvqoI-
Xog III, 3 ist eine Weiterbildung des namens Ilvfäog mit dem
suffix -aXXog. Die gemination ist hier nicht durch die schrift
ausgedrückt (vgl. Theben 4) wohl aber in Tlv^aXa) Platää Gi-
230 R. Meister
rard Bull, de corr. I, 8. 211, z. 1. Damit tritt zu den bisher
bekannten A-suffixen ikog und tiUog, vkog nnd vXXog das paar
dlog und akXog. *Aq>Q6di%og IV, 2 kehrt Tanagra 59 wieder»
!A(fQo6ixiog hiess ein Thebaner Theben 49, 2ayv&ividag IV, 3
ist von odyog mit dreifachem suffix gebildet: 2d) , v&og, t 2ayv-
divog (dieser name steht Tanagra 55 A, 11), Sayvd-ividag und
vergleicht sich, was die bedeutung anlangt, mit Sdxwy Thuk.
VI, 5; Steph. Ryz. 8. v. Iloxa^oadxwv und 2axwv{dijg CIG.
8230. 8298 von oänog. — 2dqßakog IV, 12 ist vielleicht aus 2a-
QctßoßaXog entstanden.
b) Inschriften ionischen alpbabets
a) Aeltere.
55) Ku manu des Athen. IV, s. 294 f., nr. 7.
Ich gebe zunächst den text so wieder, wie er von Ku ma-
nu des hergestellt ist
I 1 ....x°S IdQyiu) 2 ....luidag KoiQorddao 3 ...vaxli&ag 'Av-
ÖQO/uaxtog 4 J?ioriiuog JiodwQtog 5 liyiag JiodmQiog 6 Jto-
rvoodwQog Jioddqtog 7 Kaq>iaod(OQog Qiodt&Qiog 8 EvyiTiav
Xaßfjog 9 IvQ?/uidag Meyaliviog 10 ..c*Q%og Qiowipiog 11
2a]yvdi#og Guxpdmog 12 Qi?<xpdvsiog JSayvS-lviog 13 JZ]$o-
fia%idag @Qaavkküog 14 .wqlvotg l IaQOvilsiog 15 Q>]cn>oxXsig
IIoi,v§hnog 16 J]afz6<pilog JSxv&Qitiviog 17 G4]£ovog 2xv-
&Qit&viog 18 2(oq>7\(>ovimog Qtayy&Xiog 19 ..oxiXsig KXutQ-
%ldao 20 ...orog üolv/nvaaTiog 21 ...ddag Evqxxfudao 22
....ei Nuurjog
II 1 l4&?d.fiixog Eixoltvio[g 2 Qioyirwv Kakkixlidao 3 Sß-
vdtifiog XctQiAvda 4 Xdqpiag Ev(ovvfiod[wQiog 5 Tv%(ov Tu-
XavoQiog 6 Qioyitojv F?otxoo&ivei[og 7 0<K*a6... 8 JZjpa£t
... 9 liyaai... 10 IdQKHOJ... 11 ld&avia[g... 12 Otoga?«...
13 JioQiarv... 14 i7oli;?iao[g... 15 Qivttteig... 16 i*v-
%trcnlS[ag . . . 17 '/#vjuagog... 18 Xdßag Tlo... 19 ££mt
JEv . . . 20 ^acwrox£iT[os ... 21 üartolog ... 22 ^aAtodaifcos
... 23 GioyiTiav...
I, 9 Vielleicht Xä]Qftl3ag? vgl. Xa^as U, 4. — 11 und 12.
Im ersten namen der 12. zeile hat sich der Steinmetz versehen
und statt Gunpaveig das vorhergehende patronymikon QwtpdvBiog
noch einmal gesetzt — Ueber die weglassung des sehliessonden
sigma in z. 22 und II, 19 wurde zu Theben 24 gesprochen« —
Die inschriftliohen quellen des böot. dialekts. 231
II, 1 l4&a[vv)Lxoq? Ein 'Adwtxog Tanagra 66. 3 Xa^ivda
kann seiner stellang zufolge nicht als ein sicheres beispiel für
genetive auf a gelten. Von der adjectivischen bildung der pa-
tronymika macht nur 'A^ytu I, 1 eine ausnähme.
ß) Jüngere.
66) Robert Hermes XL, s. 98, a.
1 3evaQta%[u} aq%o]nog petvog y AXaXxo[^(x]svio) netq[ddt a]m6v-
toq ^\ß]\paq>[_i]dde *Ofi[oiyÄdag 2 'Ajnowiao, y A[tfjog] Jccuo^
qtiXta eXe^e dedox&i] tv ddfiv nQO^evov etfitv xr) eveQyitav tag
izoXtog 3 Tavaytnjiov Ktrjautva XaQupdfM) 'EQßtQteia avtov xr)
iaydv&Q, xr) ufxev avtolg yag xr) fvxlag 4 mnaaiv xr) da<pd-
X$av xr) doovXiav xr) noXifia) xr) iQavag leiaag xij xatd yav xr)
xatd duXattav xij 5 tdXXa ndvta xa&dneQ folg aXXotg 7tQO§6-
votg xij tve^yhrjg.
3 In dem namen des Euböers Ktrjowv wird rj geschrieben.
57) ebd. b.
1 EiQtao aqxovtog fistvog JafiatQtoj viofieivirj insiffdcpidde 2
rw6&7taatog(?) Afiiviwvag * ^ETUxctqidag OvXXiog eXefe de- 3
öox%h] toi ddfioi TCQO^evov elfiev xij svsQyhav tag nofaog 4
Tavayuqtov JUXoita Jegiao NtartoXitav avtov xrj iayovcog 5
xfj elfusv avtolg yag xrj fvxiag zitnaotv xrj dotpafoav xrj 6
ftaotihav 7 x]r) doovXiav xij 7toXi(iia xr) iqdvag lioaag xrj
xatd yav 8 xrj xatd ddXattav 9 x]r) tdXXa ndvta xa&dneQ
tolg äXXoig rvqo^ivoig xr) sveQyerrjg.
1 KtQiag für 'Hjpiag, vgl. z. b. EiQOtifiog, Eiqoiwv Theben
33, 12. 13; EiQodotog Orchomenos 30, 26.
58) ebd. c.
1 BsvaQiOTto aQxovvog fiBtrog l^XaXxofteviw Tiet^ddi dm,ovtog
2 iiV8\pdq>idd€ 'Ayfiog • *A7toXX6d<aQog Kaq>ioiao eXege d*dox&r]
3 toi ddpoi ftQO^evov elfiev xr) eveqyixav tag rtoXiog TavayQrjaiy
4 livtiyovov ^Aaxkamddao Maxedova avtov xr) iay&vwg xr) el-
{ßsv 5 avzol yag xr) foixiag Unnaoiv xr) dacpdXiav xr) doov-
Xiav xr) 7tolif.t[o) 6 xr) \qdvag Idaag xr) xatd yav xr) xatä
öaXattav xr) taXXa ndvta 7 xa^dneQ tolg aXXoig TtQO^evQig
xr) weeyitrjg.
59) ebd. d.
1 Evgi&ict) awpvtog fietvbg JafiatQita öyddrj i[o]ta^4vuf &&*•>
ipdyidde Kayiolag- 2 MeiXlwv 'AyQodUio eXefc dedax&rj toi
dd/uoi nqo^syov elfisv xr) eväQyetav 3 tag 7t6Xiog TavayQrjtov
232 R. Meister
JSaalßiov JioaxovQidao liXet-ardQela avxbv xr) iayov[wg 4 xy
elfte* avxoig yag xr) olxiag Srvnaaiv xr) fiooxiliav xr) daipd-
Xiav xr) doovXla[v 5 xr) nolAptta xr) tQavag Idaag xr) xaxd yav
xr) xaxd &dXaxxa[v xr) xdXXa itdv\xa 6 xa&dfteQ xoig aiXoig
7tQO^ivoig xr) eveQyixrjg.
60) ebd. e.
1 V deiva xov deivog klegs] dsddx&t] [xoT\ dd/n[oi) n^wov «!-
/n* xr) ev€Qyi[xav 2 rag 7t6Xiog Tavay^rjüjv] Bdvd-i7Z7tov K«y-
drjßa Iliaidav avxov xr) iayo[ywg xr) 3 elfter avxoig yag xr)
f\oixiag ennaotv xr) docpdXtav xr) daovXlav xr) 7to[Xefio) 4 x^
iQavag lioaag xr) xaxd ya]v xr) xaxd d'dXaxxav xr) xdkXa ftdvxa
xad-dneq [toig 5 aXXotg TCQO^evoig xr) eve$yi]xrjg • Evavyiho
aQ%ovvog IdXaXxofieviw XQi[xrj 6 og IdvcpvxQaxiog.
2 Die contrahierte genetivendung im namen des Pisidiers
Kevdrjßa darf nicht dem böotischen dialekte zugerechnet werden.
61) ebd. f.
1 6y]S6rj laxa/uhio Kaq>talag ld^%ixXidao eXe£e
2 tcq6^€vov el]pev xr) evegyixav tag n6Xiog Tavay^o^v
3 ov avxbv xr) ioyovtog xr) elfiev avxvg yag xr) 4 ....
.. xr) ftaox4Xi]av xr) dotpdXurv xr) daovXlav xr) noXifim xr) i$a-
5 yag Idaag xr) xaxd yäv xr) x]axd &dXaxxav xr) xdXXa 7tdvxa
xa$a7t&Q xvg 6 aXXvg nQO^ewg xr) eve]^yexrjg.
62) Kumanudes Athen. IV, s. 291, nr. 1, z. 1 — 9.
Links von z. 1 und 2 spuren einer inschrift z. 1 ...axrjg
2 ....TOI?
1 'AqiaxoxXldao aq%ovxog nqo^evlr\ 1 2 Z]fiixQ(öv üXovxivo)
eXe^e dedSx&f] xv ddfzv, nqo^evwg eflftev 3 x]r) eveqyhag xäg
noXtog TavayQrjwv JapidxQiov <Didi ... 4 . . xr) TliavoXaov da-
fLtcrtQta) KoQtv&itog avxwg x[r) 5 iaydvwg xr) el/uev avrvg yag
xr) fvxlag ennaaLV 6 xr) fiooxeXiav xr) daqydXiav xr) daovXlav
xr) xatd 7 yäv xr) xard &dXaxxav xr) noXifiiü xr) iQavag U&-
8 aag xr) xd aXXa navxa xa&drrsQ xvg äXXvg 7VQol;4wg 9 xr)
eve^ydxrjg.
63) Kumanudes ebd. z. 10 — 17 (Z. 15 ist von Kuma-
nudes Athen. IV, s. 378 nachgetragen).
10 c OftoX[(o... aQxovxog... 11 i7texpd[q)tdde . . . 12 0lXtovo...
13 eqyixav... 14 avxbv xr)... 15 xr) eiaoxi[Xiav . . . 16 rag
l(6oa[g... 17 xa xa&a7c[eQ...
64) Kumanudes Athen. IV, s. 293, nr. 3, z. 1—4.
1 w? oxxw ? xrjdsxdxr] snex/jdqudde t l7t7tla[g.. . 2 . . . eXe£e
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 233
de]doxxh] xol da/not 7tQol*wov elpev xfj [evs^yhav xag n6Xto]g
Tay[ayQTjwv . . . . 3 ..../ rjov xfj avxov xfj loyovtog xfj elpev oiJ-
x[oiig yäg xfj fvxlag e7z)rtaoiv.... 4 ....Xiav xfj xdXXa ndvxa
xa&drteq xolg äX[Xotg 7tQO§4voig xfj] €V€Qy4[xtjg.
65) Kumanudes ebd. z. 5 — 8.
5 . .x]i]d€xdtr] hnexpdcpidds Kaq>ioiag rov. . . . f . . . . 6 . el]fisv
xfj eveqyhav vag noXtog Tavay(rf[tav] . . . . o Nea7t[oXlxav 7 . .
. xfj fvxiag ennaaiv xfj f?iaoxiXiav xfj d[oq>dXiav xfj a]oov-
kiav.... 8 ... xd yav xfj xaxa &dXaxxav xfj xdXXa rcdvxa xa-
&d[rt]eQ xolg aXXoig [nQO^ivotg xij eveqyixijg.
66) Kumanudes Athen. III, s. 475 (GIG. 1562, Lebas
455, Keil Syll. s. 28 f.).
1 ...i6?q(o aQxorvog fieivog l l7t7to3Qo^il(o ttQOXQiaxddi ifteifßd-
cpidde 2 . . og Mvdoiovog ^A^dvi%og Jwqo&Iü) elege ded6%drj xv
ddfiv 3 nq6^sv]ov elfiev xfj eveqyixav tag n6Xiog TavayQslto*
diovoxoQidav 4 ...q?ü> liSavviov avxov xrj ioyovwg, xij eljuev
avxvg yäg xrj /v- 5 xiag €7tna]aiv xij fiaoviXiav xfj patpd-
Xiav xfj doovXiav xfj noXfyta) 6 xfj Iqdvag l]waag xfj xard yav
xfj xaxa d'dXatxav xfj xd aXXa ndvxa 7 xa&dfveQ xv]g dXXvg
nqo^iwg x[fj ev€Q]yixrjg.
6 CIG. und Lebas xaXXa statt xd aXXa. Die übrigen ab-
weichungen sind unwesentlich. — Zu den formen l4&aveio* 9
TavayQeitav vgl. Orchomenos 30. Die Schreibung JtovaxoQidav
hat die Kumanudes'sche copie sichergestellt. Ob der Stein-
metz nur aus versehen so statt Jtooxovqidav geschrieben, oder
welche bewandtniss es sonst damit hat (an die erklärung Grä-
fes bei Keil a. o. glaubt wohl niemand), lasse ich hier un-
erörtert.
67) Kumanudes Athen. IV, s. 210 f., nr. 2.
1 IJQiOTOxXidao afxovxog, peivog 0oviw vevfitivtrj, 2 xard de
xdv &tov € Of4oXwtw eaxrjdexdtT] y iftetpdg>idöe lAydSaq- 3 ypg y
Ifiuvooxog MeXixarvog klege dedox&tj xv ddfxv nqo- 4 fyvor «I-
pev x?) eveoyfrav tag rcoXiog Tavayqijiav Jud- 5 vovoiov Qto-
q>iöiog Ja^axQma avxbv xfj ioyovwg, xfj «I/i«v 6 avxvg yäg
xfj fvxiag tTirtaaiy xfj fiooxiXiCtv xfj 7 docpdXiav xfj doovXiav
xfj 7toXif40} xfj Iqdvag 2oJ- 8 aag xfj xaxa yav xfj xaxa <£<*-
Xaxxav xfj xd aXXa 9 ndvxa xaddneq xvg dXXvg itqo1$ivvg xfj
eveqy&ijg.
68) Kumanudes ebd. nr. 3.
1 Nixiao aQXovxog, iiuvog !<4XaXxofievito Hx[xrj\ ditiüvxog 2
Beltrlge z. künde d. ig. sprachen. V. jg
234 R. Meister
&7ze\paq)idds EvxTeifitar^ OiortOfirtog Evroftto eXefy de- 3 d6%{h)
tv ddfiv ftQO^ivwg elfter xr) evsQyirag zag rcoXtog 4 TarayQr)-
wr (DiXoxQaTrjr ZwiXw, QrjQafAerrjv Jafiarqt^ 5 ld7toXXo<pa-
rrjr ld7toXXodo%m *Amo%evag Ttor nbd Jdqmi avriog 6 xr) ho-
yoriag xr) elfter avrvg yag xr) fvxiag eizitaatv xr) 7 ftooreXiav
xr) docpdXcav xr) daovXiar xr) 7toXifta) 8 xrj iQarag leboag xr)
xara yär xr) xarä &dXarTav xr) ra 9 aXXa ndvra xa$a7t£Q
rvg äXXvg Tt^o^ivvg xr) eveqyi- 10 zrjg.
Nicht auffallend sind die vulgären formen in den namen der
stadt Antiochia und der drei Antiochier.
69) Haussoullier Bull, de corr. hell. III, s. 383, nr. 29.
1 oaXaXxofieviaydModexaTrj 2 rtaa7tovqqooeqfAayeviooeke^e 3
V7tQO^eroretfjterxrjeveQyerar 4 yQt](ov[A00xiwvada>Qü)aO7zev 5 %
oiyaoxrjfvxiaoeTtTtaoirxrjft, 6 q>aXiarxrj7toXeficoxrjiqarao 7 x
TjxaTa&aXaTTCcvxT]TaaXXa7tav 8 vOTVQoljervoxrjeveQyetrjo
1 Tov deivog aQxovTog, fietro]g IdXaXxofievloi ä[v]u>dexdTr] 2
[ifisxpdcptdde . . .] riag, ILovQQog 'EQftayeriog eXege 3 [ded&x^rj
tv ddfijv txqo^svov elfter xr] eveqyirav 4 [Tag itoXiog Tara]-
yqijiov Moa%iwva Jcoqiü *Aaith- 5 [dior xrj elfter ov]toi yag
xrj fvxiag emtaoir xr) fi- 6 [ooviXiav xr) do]<pdXuxv xr) no-
Xifiio xr) Iqdvag 7 [uioag xr) xarä yav] xr) xarä SaXarrar xr)
za aXXa ndr- 8 za xaSdneq irtJg aXX]vg nqo^irvg xrj eveqyinjg,
1 Haussoullier duodexdrrj.
70) Haussoullier ebd. s. 384, nr. 30.
1 7toXovxXidao.QxorroG 2 dvodexaTrje7ve..q>idde 3 gereXaa
4 TtQo^evioaeifdevxrjeveQyeraa 5 TavayQrjwrri(orarixaroqooaXe^
ardqeia 6 xr}vixavoQadaf.LaQx^h l ^ aOLOVavi;(Jt)0y 'V 7 eayorwaxrj
eifAevavTvayaoxrjfvxiao 8 ettTcaaiyxrjfiooTeXiaYxrjaoyaXtarxr)
7to 9 XefUtixtjtQavaaiio . . axrjxarayarxrjxa 10 Tad'aXaTTav
xrjTaaXXa7tavTaxa&a7t€QTvo 11 aXXvtmQogevvoxqeveQyeTrjo
1 üoXovxXldao aqxovTog, {jfieivdg ... 2 dvodexaTrj ene[\t)d]cpidde
[6 deiva tov deivog] 3 JBW[a]g [tov deivog eXege dedox&rj tv
ddfiv] 4 TtQO^iviog elfter xr) eveQyerag [Tag rvoXiog] 5 Tava-
yq^uv Nlwva NixdroQog lAXe^ävdqe'ia 6 xr) Nixdvoqa dafidq-
X<a MiXdoiov avTwg xr) 7 iayovcog xr) elfier avTvg yag xr) fv-
xiag 8 eTtrtaoiv xr) fiooriXiav xr) do<pdXiav xr) no- 9 Xiuw
xr) iqdvag l(6[oa]g xr) xarä yär xr) xa- 10 Ta SaXarTOv xr) ra
aXXa Ttdvra xa&drteQ Tvg 11 aXXvg nQO%£rvg xr) eveqy irrig.
71) Kuraanudes Athen. IV, s. 293, nr. 4.
Die inschriftlichen quellen des böot dialekts. 235
1 .... Itodaippetv Mvaoa 2 voviov MvdoaQ%ov x....
3 dve&scjxav %6ig &ioig.
1 . ...toi [x]ai £ld]fifi£tr Myaad[oxo)? "A^iuv ist aus '^/u*
ptoy (CIG. Tenos 2343) : y !A^iv zu erklären, l ist zu u verbrei-
tert wie in Geidovog, GtidtoQog u. s. w. (vgl. zu Orchomenos 13).
Ueber frauennamen auf -eiv aus Böotien und anderen landschaf-
ten vgl. Keil Zur syll. s. 608 f. 2 ...to> ovtor Mvdaa^ov x....
72) Kumanudes ebd. nr. 5.
1 .lodwQog Milavog 2 Jiomoqoig.
1 JiödioQog oder QioötoQog.
73) Kumanudes ebd. s. 294, nr. 6.
1 lAd-CLVixxtia "Ipvw 2 y A(>%d{udi, Eilu&vii].
Idd-avixxeia kann von lA&avloxog abgeleitet werden. Die
assimilation von ax zu xx ist aus dem böotischen noch nicht
bezeugt, wohl aber aus dem dorischen dialekt, vgl. mxoq, dt-
ddxKstj xoxxöq (Ahr. II, 104). Die neigung des böotischen dia-
lekts zur assimilation benachbarter consonanten ist bekannt. —
"Ifivio ist mir nicht verständlich.
74) Kumanudes Athen. IV, s. 292, nr. 2, z. 1. 2. 8.
1 Mvdowv Evßoikü).... 2 EvßwXov tov.... 8 IIolv!;ev[pg
Zwischen weih- und künstlerinschrift befindet sich das
proxeniedekret nr. 85.
75) CIG. 1582, Kumanudes Athen. III, s. 475.
Elxova TTjvde dvi&rpce OoQvarag näig 6 TQiaxog,
xrJQvi; vixqoag xalov dy&va Jtog •
allovg %b d&Xoq^QOvg Tttavotg izoal* elko* dywvag,
evokßov de 7td%qag aarv xalov ataqxxvo[l.
Kacpioiag $7t6etoe.
Von den dialektischen formen des epigramms sehe ich hier
ab; die böotisch abgefasste Unterschrift lässt vermuthen, dass
Kaphisias ein böotischer künstler war, vgl. Theben 28.
76) CIG. 1641.
y Ha%ivag.
77) Keil Syll. s. 156, nr. XLI, a.
78) Kaibel* Hermes VIII, s. 427 f., nr. 32. Einzelne
grabsteine.
1 Aovoig Kumanudes Athen. III, s. 168 ff., nr. 46. 2 Ni-
xooi;(>OTog Kumanudes ebd. nr. 49 3 Botdiov 4 SevoxXia
16*
236 R. Heister
7 Sevoqxxvra 11 KXicov 12 MvdaaQ%og 13 TlovQQixidag Ku-
manudes ebd. nr. 58 14 XrjQtag Kumanudes ebd. m\ 66
15, i 2TQ6fißog 2 l47toXX6dwqog 16 Jtoyhatg 18 Xqovo[is
oder XQova[ig 19 Id^xBatXda Kumanudes ebd. nr. 30 20
Nixdotrtftog 21 jEvqpgoaovjVog oder 2?t;gpßo<roi;|>a 25 Idgrifieig
31 Id&aviag.
79 ) Kumanudes Athen. III, 8. 168 ff. Einzelne grabsteine.
28 IdXxtvoa 29 l4(x(pi^vao%og 31 y Aawrzi%a 33 EvßcSXa 35
EvTOv%iva 36 Fiooxtäg 37 Fiooxlia 39 Zw/roJ^a 40 @a^-
aovfxaxog 41 @to£ora 42 @to£o?a 43 KXto/uvduTa 44 Äo-
&(ü7V<x 45 Kovdinna 48 Niaqxig 51 •Har&xAfts 52 'Orot-
afyia 53 IloXefjtrjog (== TlzoXefxaiog) 54 IJoXiovxwv; nicht aus
IloXvxaiav contrahiert (Kumanudes üoXiovxwv), sondern zwei-
stämmiger kurzname. 55 üov&oxXia 56 Tlovd-ixcov zweistäm-
miger kurzname (zu vergleichen mit l47teXXlxiov, JaXixxco Ta-
nagra 83, 7) für nv&txi%r)g = ^ATCoXXtavixevrjg. 57 JTot;[(»£]xog
steht, wenn in der lücke nur räum für 2 buchstaben ist, für
üovQQixog mit Vernachlässigung der gemination, vgl. TLovqu) und
andere beispiele Theben 4. 59 2ioa%q6ra 60 Tp/crf 61 0>iy-
yovAAa 63 0iXoxovdlg 65 0(>owixct 73, l Idy&btov 2 /uay*-
£og 74 IfiQtaxoyivia 84 JccfioorQOTog 85 ZwTtovQa 86 Zgj-
novQiva 88 Zcotzovqiwv 89 ZoirtovQög 95 AiovoixXia 102
OrjÖQtxa 103 XaQfiovXidag.
80) Kumanudes Athen. III, s. 476. Einzelne grabsteine.
Ja[i6xXia — Mvaalq>iXog — üoXovxXia — TW^cn? — 'Igdva —
'jB/rt 'OMacw'/ut;.
81) Kumanudes Athen. IV, s. 298 f. Einzelne grabsteine.
1 l4ya&&(6 2 L^fiovju6do>Qog 3 ttivriyevlg 5 Idqiotoxib für
i^oroxxw aus i^iaroxtaJ vgl. Theben 37. 6 l4q>&ovvti nach
Fick Beiträge III, s. 277 anm. für Ldqt&ovqra mit doppelter
consonanz. 7 JaXixxw femininum des zweistämmigen kurzna-
mens von JaXcxhag vgl. zu Theben 37. 8 Js&yttiw 9 z/iw-
viovaodwqa 11 'EQfiaix&ag 12 EvfersiQig 13 Eveteiqlg 15
ätaoaCorog 16 Qioyija 17, l @io/u[yaa]ira 2 -2ßOTt;JU/s 3
SQOTovixa. Der erste dieser drei namen steht auch auf der In-
schrift mit epichorischem aiphabet Tanagra 48. Völlig singulär
ist der anlaut 2qot- für 2zqot- in den beiden letzten namen.
18 7a£aS 19 *lQavi%a 20 *Io(XQivixhag 21 "Ivctfiog mit dem-
selben suffix gebildet wie die besonders in Kleinasien üblichen
namen (W ad dington zu Lebas V, 668) ^ivydafiog, ITvQaftog,
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 237
ntQya/uog, ÜQianog, Tevra/nog, TvQxa^iog (Fick L) 22 KaX-
Xivaog 23 Koqcc vgl. Tanagra 51. 24 KoQi&to kehrt auch in
Lebadeia (Keil Zur syll. s. 591) wieder; für KoQtd-^co mit as-
similation ans Kqqiv&cü? KoQivd-og heisst ein Thespier Keil
Syll. 8. 165, nr. LIII, d. 25 AiyovQov vgl. den Athener Al-
yvQog CIG. 276, AtyvQxiadtjg den vater des Mimnermos, den
früheren namen des Achilles Aiyvqwv 26 Maxiwv vgl. Hesych:
pdxiov ' xo ftixQOv nett oXiyov (Suid. s. v. fxcnioXot%6g; Phot.
'250), die Stadt MaxionoXig, den Ephesier MaxiXXag (Pape-
Benseler). 27 MotQixog 28 Ntxoxxw zweistäramiger kurzname,
vielleicht an NixoxiXrjg angelehnt 29 Bevoxxw von SevoxXw
vgl. ©coxxftJ Theben 37. 31 € 0/ito Xwtw 32 *Ovaol%a 34 JI«^-
&Gwnjb 35 üoXovgevog 36 IIxwiodcoQa 37 ^qyqqig 38 7i/uo-
pagcr 39 (DtMcJ 41 XaQtTznidctg.
82) Kumanudes ebd. s. 299 ff. Einzelne grabsteine.
1 AlxpciQixct 2 l4\Aiviag 3 lifAivw 4 ^AQioxoxqaxeig 8 Äjou-
xar/a Theben 29. 10 Je^idafxog 18 EvxrjQOv 25 Aovxidag
26 MUov&og 33 novqqlg 41 Tovqavig.
In den folgenden inschriften finden wir deutliche spuren
vom eindringen des hellenistischen dialekts.
83) Kumanudes Athen. IV, s. 292, nr. 2, 8. 3—7.
3 If&avoyixovog äqxoyxog 7tQol;evir] * /?wAa * IlQOOxccxr]\j>ico jucl-
vog ] 4 2a)0iXQ<xTT]g y Mvdoiov Ev/uqXu) eXegs • 7tQoßeß(oXe[v<j-
&cu, ] 5 QtoxXrjv "Ayiavog 'EXaxia avxov xrj ioyovtog...
... 6 xrj 7toXipi(ü xrj dqdvag lioaag xrj xccxa yav x[i) 7
BveQyhfjg xag itoXiog yiyqa7txrj.
Hellenistischen dialekt zeigen die namen II(>oaxaxv)Qt(o 9 £o>-
oiTtQaxijg, EvfiyXü) und das wort eiQccvag.
84) Kumanudes Athen. II, 8. 402, nr. 1. Kaibel Her-
mes VHI, s. 428, nr. 34.
1 'Eni Avxacjvf 2 Ovxov !'#a- 3 tpav xv lA&a- 4 vaiaxf.
Die form ovxov, die auch in einigen anderen inschriften
vorkommt, gehört dem hellenistischen dialekte an.
85) Kumanudes Athen. H, s. 403, nr. 3.
1 Nixopaxe 2 xouQf 3 Ovxov edaxpav 4 xi Z4[&apaioxTJ.
Die folgenden grabinschriften zeigen zugleich eigentümlich-
keiten des booleschen und des hellenistischen dialekts.
86) CIG. 1672.
*Eysifixcc.
238 M. Deffner
87) Lebas 457.
livaglXaog.
88) Lebas 462.
Evtv%a.
89) Kaibel Hermes VÜI, s. 428.
22, l %aiQe 2 Telidaps 26, i *A<r*Xa7tt%&q 2 xcTi^b Ku ma-
nu des Athen. HI, s. 174, nr. 75. Kaibel „fortasse irfcr-
xhimx[d]Q". Es ist aber heteroklisie anzunehmen wie bei i/xtU-
Ibis Tanagra 54 III, 4, KvdiMsig Orchomenos 2, Biovtug Hy-
ettos 15, 9.
90) Kumanudes Athen. III, s. 168 ff.
38 'Hyrjorixos 50 Niovjuqrfa 77, i x l7t7c6ftaxe 2 XW* 3 Övvov
i'dxtxpav 4 ...v?y....or? 88, l ZkojtovQiva 2 XU*]***** 90 Zbmv-
Qiva %aiQB 91, 1 'J&ri 2 Zumvqlvai 92, l 'l&rt 2 Zumv^ba.
91) Kumanudes Athen. III, s. 476.
KtTjaUXia. — 1 ÜQaovXa 2 x^ara.
92) Kumanudes Athen. IV, 8. 298, nr. 10.
93) Kumanudes Athen. IV, s. 299 ff.
9 Jctfieverog 12, l Jiamovoiog 2 XQW*™$ ^ Elaowtpa 15,
1 'B/ri 2 .E«rci' 19, 1 ^E*w 2 Ev*vx<x 21 'JEttJ Zwolfia (oder
Ztoaifdä) 27 Ncovfirjvtxog.
Leipzig. -B. Meister.
Ein lückenbüsser.
»Se jiyädzi emme d-ä er&some dl tat arl me lo psuxrh (in
kurzem werden wir zwei drei arl finden mit kaltem wasser)".
So tröstete mich im vorigen . jähre auf dem wege von Leonidhi
(Tsaconien) nach Kosmä mein agogiate, als ich über durst
klagte. Das wort ari (Plural arl) hatte ich während meiner
früheren aufenthalte in Tsaconien nicht gehört, doch war mir
sofort klar, dass es einen ort bedeuten müsse, wo sich kaltes
wasser (vöioq xpvxQov) findet, vielleicht eine kleine berghöhle
oder bergschlucht.
Der weg führte uns teils neben, teils in dem damals tro-
ckenen bette des giessbaches von Leonidhi hin. Steile bergab-
hänge sind da durch die ungeheuren wassermassen, die vom
herbst bis zum frühjahr sich herunterwälzen, oft bis zu einer
höhe von 5 meter ausgehöhlt So kamen wir bald an eine
Ein lückenbüsser. 239
weit überhangende f eis wand, die, oben mit dickem humns be-
deckt und mit blühenden sträuchern bewachsen, wie ein dach
über den weg hing. Es träufelte da an einigen stellen wasser
herunter in kleine runde becken, die es mit der zeit in dem
boden gebildet hatte. Das wasser war natürlich regenwasser.
Arh bedeutet also eine kleine Vertiefung, ein becken in der
erde oder im felsen, worin sich (herabträufelndes) regenwasser
sammelt.
Wie ich am abend nach Leonidhi zurückkehrte, war mein
erstes, in der kleinen ausgäbe des Hesychius nachzusehen (ich
hatte mehr als 50 bücher nach Tsaconien geschleppt), ob nicht
etwa auch dieses tsaconische wort, wie so manche andere, durch
ihn als laconisch bezeugt würde. Ich suche also ein wort cIqoq
(denn agr. -og ist durch lacon. -oq zu tsacon. -o(r) oder e(r)
geworden) und finde wirklich:
ccqoq ' otpekog. xctl [noiXdg, h alg vÖidq ä&Qol£eT<xi f 6^6-
qiov, xot] ßXdßog axovoiov.
Die emendation war natürlich sofort gemacht. Die von
Mor. Schmidt mit unrecht in klammern gesetzten worte müssen
zu einer eigenen glosse werden, nemlich:
aQog • xoildg, h fj (oder aqoL • xoiXädsg, b> ctlg), vd(OQ
d^QOtCsxat ofißQtov.
Ueber ofxßqioy statt des sinnlosen ojlioqcov ist kein wort zu
verlieren, und zur änderung des accentes von aQog wäre man un-
ter solchen umständen gewiss berechtigt, auch wenn im Hesychius
etwas weiter unten die glosse dgovg • vä foßddia nicht stünde.
Man könnte zur ersteren sogar getrost Jimcwsg hinzusetzen.
Um nun auch eine liguistische bemerkung zu machen,
spreche ich die ansieht aus, dass aQÖg zur Wurzel VAR „triefen,
fiiessen u gehört
Am nächsten tage erfuhr ich, dass die tsaconischen hirten
kleine natürliche felsenbecken auf den bergen, worin sich re-
genwasser sammelt, das ihnen und ihren heerden zum trinken
dient, gleichfalls arl nennen; ist ein solches becken grösser, so
heisst es ärnaka {laqva^), — In der folge habe ich arh in bei-
den bedeutungen öfter gehört.
Nach meiner rückkehr von Tsaconien sah ich hier in der
grossen Hesychiusausgabe nach und fand, dass schon Yossius
oußQiov statt 6(.ioqiov conjicirt hatte. Ich versichere, dass ich
mich keineswegs darüber ärgerte.
240 G. Meyer
Auch andere glossen des Hesychius konnte ich mit hülfe
des Tsaconischen emendiren. Wie gross überhaupt die bedeu-
tung dieses dialectes für die altgriechische philologie ist, wird
aus einem aufsatze hervorgehen, den ich über dieses thema
nächstens in einer deutschen Zeitschrift veröffentlichen werde.
Zum schluss möchte ich noch die bescheidene frage stellen:
Würde das aus dem Tsaconischen erschlossene, wegen seiner
bedeutung zufallig in keinem altgriechischen Schriftsteller vor-
kommende Stammwort (xqoq bei aller seiner augenscheinlichen
altertümlichkeit ohne jene verderbte zeile im Hesychius die
classischen philologen nicht ganz gleichgültig lassen?
Athen. Michael Deffner.
Miscellen.
1) hdva brautgeschenke grundform fedvo- stellt man zu
avdavia fjdo/uat rjdvg u. s. w. Curtius Gr. 5 229. Vanicek
1215. Die wurzel dieser letzteren Wörter ist aber afäd idg.
sväd, was durchaus nicht in einer form ofed oder ftd erschei-
nen kann. Ich stelle das wort zu ksl. vedq duco nevista f.
braut lit. vedü fuhren, heimführen vedys bräutigam.
2) Lat. cervus hirsch pflegt man mit dem adjectivum x«-
Qaog gehörnt zu identificieren (Curtius Gr. 5 147). Dass letz-
teres für xeQafog stehe, ist nicht zu erweisen, vielmehr ist die
grÖ8ste Wahrscheinlichkeit, dass es aus x$Qai6g entstanden ist,
vgl. K. Zacher de nomin. gr. in aiog p. 13. Aber selbst wenn
es zu erweisen wäre, würde es sich mit cervus noch nicht de-
cken. Dieses hat vielmehr sein genau entsprechendes correlat in
*Ql6g widder, vgl. xqI^j mit ahd. gersta, Qivog mit ai. vdrna-
m. decke, yQinog mit lt. scirpus u. a. bei J. Schmidt Voca-
lismus 2, 331. Dass das wort in den beiden sprachen zwei ver-
schiedene thiere bezeichnet, hat nichts auf sich: vgl. xdjiqog
eber mit lt capro- altnord. hafr bock.
3) Dass ayovQog unreif nicht, wie Fick und J. Schmidt
annehmen, ein thrakisches wort und mit ai. dgru- zd. agfati-
zu8ammenzustellen sei, hat Curtius Gr. 6 613 erwiesen. Seine
identificirung mit ataqog halte ich indessen auch nicht für rich-
tig, weil — ganz abgesehen von y für jod und dem noch als
jod zu erweisenden ursprünglichen anlaut von wQog — in einem
so alten worte, das vielleicht schon im homerischen texte stand,
Miscellen. 241
Übergang eines ursprünglichen co in u nicht vorkommen
kann. Ich teile ebenfalls a-yov(>og f sehe aber in yovqog eine
bildung wie xovqoq von hgq und stelle es zu ysQ in yi^cot ai.
'dras- alter; welcher Spirant hinter yoq- ursprünglich gestanden,
lässt sich natürlich nicht entscheiden, da uns hier keine xoqfa hilft.
4) Für cpd-oyog finde ich ausser Benfeys (Wzw. I, 181)
wegen der bedeutung unmöglichen combination nur einen ety-
mologischen versuch, von Allen in Curtius Studien 3, 220,
welcher sagt : (p&ovog quod ego coniunxerim cum q>&dvio ut sen-
sus sit aemulatio, rivalitas, ab actione praevertendi sumptus.
Ich sehe nicht, wie die beiden Wörter lautlich vermittelt werden
könnten, denn q>&dva) hat zur Wurzel <p$ä> q>&6vog aber ist
eine bildung wie cpovog von (per, weist also auf eine starke wur-
zelform q&ev. Was Allen von nominalbildungen mit wurzel-
haftem o gegenüber a statt e sagt, ist falsch: ßoXog ent-
spricht ßeX in ßiXog u. s. w., ÖQOjtiog diÖQOfxa setzt ebenso wie
edqapiov für edrftov d^e/ti voraus, oynog zu $y% in ¥y%og. Da
anlautendes q>& ausnahmslos auf teils ursprüngliches teils aus
ok entstandenes ort zurück geht, so erkläre ich jenes q>&sv aus
o/vev und stelle q&ovog zu nivouai anavtg u. s. w. (Curtius
Gr. 6 271). Grundbedeutung wäre so „mangel", aus dem sich
die misgunst gegen den der mehr hat entwickelt a-q>$ovo-g
dessen ältere und zu allen zeiten häufigere bedeutung „reichlich"
oder „nicht kargend" ist, hat diese grundbedeutung gewahrt.
5) Johannes Schmidt erörtert in Kuhns Zeitschrift 25,
37 das verhältniss von griechischen bildungen wie dfirjteiQa zu
solchen wie rpdXtQia und nimmt an, dass sich eine ursprüng-
liche flexion *d/uj-T6^-/o *dfii)-vQ-iag u. 8. w. in verschiedener
weise ausgeglichen habe. Ein ganz genaues pendant zu diesem
Verhältnisse bieten die feminina der perfectparticipia mit ihren
formen auf -rifa gegenüber solchen auf -via. -feo-ia : -w-/cr =
-t£Q-l<x : -TQ-ia. Diese participia auf -sta sind nicht bloss dorisch
(iQQtjysia auf den tafeln von Herakleia, iTtiTereXsxeia karchula
owayäyox*i(* CI. 2448, 1, 26. 28 aus Thera), sondern auch at-
tisch: yeyovslag CI. II, 455, 16. 467, 92. 593, 7 ; yeyovslar 471,
27 ysyov€t[aig 68; 624, 17 hat Köhler yeyoveiwr für das über-
lieferte yeyevsiov hergestellt. Es folgt daraus, dass die perfect-
participia ursprünglich den dreifachen ablaut -fug -feg -ug
kannten, ganz wie aifarv aifio- und ai. äjus, worüber Schmidt
a. a. o. 24 ff. handelt. ff. Meyer.
242 0. Weise
Die frage nach der geschichtlichen entwickelutig des farbeminnes
von Dr. Ant. Marty, a. o. prof. der philos. in Czernowitz.
Wien, C. Gerold's söhn 1879, VI u. 160 seiten. 8.
Es giebt wenige wissenschaftliche probleme, die in neuerer zeit anter
so vielseitiger theilnahme der gelehrten weit discutirt worden sind , wie
die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinns. Denn
einmal musste der gegenständ wegen seiner ausserordentlichen Wichtig-
keit von vorn herein das interesse jedes gebildeten in ansprach nehmen
und sodann war eine einigermassen genügende beantwortung der ganzen
frage nur dann zu erwarten, wenn sich die verschiedensten fachgelehrten
zu gemeinschaftlicher arbeit die band reichten. Und so haben sich denn
auch die physiologen und psychologen, die philologen, linguisten und ar-
chaeologen seit länger als einem decennium redlich bemüht, den streiti-
gen punkt von den verschiedensten seiten zu beleuchten und haben, je
nach dem stände der forschung, die in rede stehende entwickelung bald
behauptet, bald geleugnet. Schon ist die literatur über den difficilen
gegenständ bedeutend angewachsen und es kann daher als ein gros-
ses verdienst des prof. Marty bezeichnet werden, dass er bestrebt
gewesen ist, das überall verstreute beweismaterial zu sammeln und zu
sichten, und dass er sich die aufgäbe gestellt hat, die gründe, welche
sich für und gegen die annähme einer entwickelung des farbensinns bei
menschen nnd thieren vorbringen lassen, nochmals eingehend zu prüfen.
Schon vor einigen jähren sind wir dem Verfasser auf einem verwand«
ten gebiete schriftstellerisch thätig begegnet: seine 1875 erschienene schrift
„Ueber den Ursprung der spräche' 1 hat nicht nur den gleichen umfang
wie die vorliegende, sondern zeigt auch dieselbe nüchterne und klare
behandlung. Aber darin unterscheiden sich beide abhandlungen wesent-
lich von einander, dass er dort ein gebäude aufbaut, hier niederreisst,
dass er dort seine empiristische ansieht positiv entwickelt, hier zu einem
negativen resultate kommt und die anhänger der entwickelungstheorie in
der hauptsache mit psychologischen gründen bekämpft. Dass er freilich,
so wenig ihm eine definitive lösung jenes probiems gelingen konnte,
auch eine endgiltige entscheidung unserer frage nicht gebracht, liegt in
der natur der dinge.
Das buch zerfallt in 2 hauptteile: im ersten, p. 7—29, fuhrt M. die
gründe an, welche gegen die entwickelung vorgebracht werden, im 2.,
p. 30—107 sucht er die für die entwickelung ins feld geführten zu wi-
derlegen. In beiden abschnitten behandelt er zunächst die auf dedueti-
vem wege gewonnenen und sodann die aus historischen daten hergelei-
teten beweise. Den schluss des essay's, p. 112 — 150, bilden 2 excurse,
den anfang, p. 1—7, die einleitung.
In letzterer giebt er uns eine kurze Übersicht über die litteratur der
zuerst von L. Geiger im jähre 1867 angeregten frage, die allerdings,
was Vollständigkeit anbelangt, manches zu wünschen übrig lägst- Denn
bei einem gegenstände, der gerade in jüngster zeit eine so ungemein
Anzeige. 243
häufige bearbeitung erfahren hat, ist es für den Verfasser einer das ganze
problem in extenso darlegenden sohrift doppelt erforderlich, überall in
erster linie die neuesten publicationen zu rathe zu ziehen. Da das buch
im juni 1879 abgeschlossen ist und im vorwort sogar eines erst in diesem
jähre im druck erschienenen Vortrags von Häokel erwähnung gethan
wird, so ist zu verwundern, dass dem Verfasser die zahlreichen, meist in Zeit-
schriften abgedruckten erzeugnisse des Jahres 1878 zum grossen teil unbe-
kannt geblieben zu sein scheinen: so die abhandlungen von Smith und
Pole in der englischen Wochenschrift „Nature" vom 6. december 1878
und 24. october 1878, die ausführlichen erörterungen des problems nach
psychologischen principien von Grant Allen in der viertel jahrssohrifb
für psychologie und philosophie „Mind u vom Januar 1878 und in einer
eigenen ende desselben Jahres bei Trübner erschienenen scbrift. Die zu
gleicher zeit in den Memoire* de Pacademie de Lyon veröffentlichte ar-
beit H. Dor's und die besprechung der Geiger'schen ansieht in den
Annales d'oculistique märz-aprilheft 1870, p. 190 ff. Selbst inländische be-
handlungen des gegenständes scheinen ihm entgangen zu sein: wenig-
stens finde ich weder der eine beurtheilung des farbensinns der Indianer
und der naturvölker überhaupt zum inhalt habenden aufsätze von L öw (in
den Sitzungsberichten der Münchener anthropologischen gesellschaft vom
22. juni 1878) und Andree (Zeitschrift für ethnologie 19. Jahrgang, 4.
heft), noch der talmudischen und biblischen farbenstudien von Franz
Delitzsch (Nord und Süd 1878, p. 254 ff. Daheim 1878, nr. 29, 80, 81.
und in 2 vortragen gehalten am 87. februar und 8. märz zum besten des
Leipziger siegesdenkmals und des ebendaselbst bestehenden Vereins für
innere mission) erwähnung gethan. Wohl bin ich der Überzeugung, dass
M. in all den genannten Schriften weniger neue argumente von beson-
derer Wichtigkeit, als reichere belege für die einzelnen phänomene ge-
funden haben würde; indess hielt ich es für nötbig, auf dieses manque
aufmerksam zu machen, weil der Verfasser selbst nach p. 6 bestrebt ge-
wesen ist „vollständig zu sein".
Zum haupttheile des buches selbst übergehend, hätte ich gewünscht
dass Marty die physiologischen resp. historischen gründe für und wider
neben einander gestellt hätte, da man dann viel leichter in stand ge-
setzt ist, ihre Stichhaltigkeit und beweiskraft gegen einander abzuwägen
und, was die hauptsache ist, Wiederholungen vermieden werden. Dem-
nächst habe ich zu constatiren, dass der Verfasser die von Seiten der
Physiologen für die entwickelung beigebrachten deduetiven beweise nicht
widerlegt und in ihrer kraft abgeschwächt hat. So stellt er p. 82 nicht
in abrede, dass wie alle formen des thierischen Organismus einer fort-
schrittlichen, den von aussen auf sie einwirkenden einflüssen sich anpas-
senden entwickelung oder Umbildung fähig sind, auch das farbenwahr-
nehmungsvermögen allmälig ausgebildet worden sein kann ; ferner gesteht
er p. 81 zu, dass die erscheinung der gänzlichen oder theil weisen far-
benblindheit vom Standpunkte der entwickelung aus viel leichter durch
die annähme einer zurückgebliebenen entwickelung erklärt werden kann ;
ja er sieht sogar, p. 31 die peripherische rothgrünblindheit des augesfür
244 0. Weise
ein Überbleibsel der entwickelung an, giebt somit dieselbe direkt zu ; nur
will er sie in graue vorzeit zurückversetzen und blos für die frühen
thierischen erzeuger des menschen gelten lassen. Ebenso räumt er p.
11 bereitwillig ein, dass die these, es habe einst eine zeit gegeben, wo
das äuge blos helligkeitsgrade zu percipiren vermocht hätte, vom logi-
schen Standpunkte unanfechtbar sei; will aber, wenn überhaupt von ent-
wickelung, nur von einer solchen gesprochen wissen, wonach das äuge
zuerst auf die mittleren spectralfarben reagirt und das Sehvermögen sich
von da aus allmälig nach den beiden endpunkten des spectrums hin aus«
gedehnt hätte. Wenn er für letztere annähme die häufigkeit der roth-
blindheit im allgemeinen und die rothblindheit der peripherischen theile
der netzhau t im besondern zum beweise herbeizieht, so durfte er doch
wohl schwerlich unterlassen zu erklären, wie es kommt, dass das kind-
liche äuge zuerst nur für roth empfänglich ist l ) und die ein farbenem«
pfindungsvermögen bekundenden thiere nur auf helle färben (meist roth
und gelb) zu reagiren scheinen. Wenn ferner M. auch diese von der
mitte des spectrums aus sich vollziehende entwickelung auf grund der
Hering'sohen theorie leugnet, weil sie mit dem in Widerspruch stehe,
was wir über die zahl und natur der die farbenempfindungen erzeugen-
den grundvermögen wissen, so wollen wir nicht vergessen, dass wir nicht
unbedingt auf eine theorie schwören dürfen, die, so vorsüglioh sie sonst
sein mag, doch von mehreren Seiten gewichtige anfechtungen erfahren
hat. Denn ausser der von M. selbst p. 16 anm. erwähnten schon von
Fechner gerügten complication sind neuerdings auch von Wein hold
mit recht die bedenken erhoben worden, dass sich aus dem spectralen
roth und blau nicht die violette färbe des spectrums herstellen lasse und
dass die bei den farbenblinden beobachteten erscheinungen durch dieselbe
nur unvollkommen erklärt werden.
Der weiterhin gegen jede entwickelung der farbenempfindung ange-
führte aus dem farbensinne der uneivili flirten menschenracen und der
thiere abgeleitete grund kann bis jetzt nur mit vorsieht aufgenommen
werden. Denn für die farbenempfindung der verschiedenen thierklassen
hat man bisher doch immer nur vereinzelte momente angeführt: meines
erachtens wenigstens ist die eigenthümliche antipathie des stiers und des
puters gegen die rothe oder des Sperlings gegen die gelbe färbe, wenn
diese selbst allgemein bei allen individuen der betreffenden species vor-
kommen sollte, zu singulär, um hier entscheidend in die wagschale zu
fallen. Ebenso ist der schluss von der aus beständiger Übung resulti-
renden schärfe der Sehkraft bei den noch im zustande der Unkultur be-
findlichen völkerstämmen auf die gleiche entwickelung ihres farbenwahr-
nehmungsvermögens sicherlich gewagt, wenn auch einige stamme von
wilden freude an lebhaften färben zu empfinden scheinen. Haben doch
selbst der entwickelung des farbensinnes abholde forscher wie Krause
hier die entgegengesetzte ansieht wie M. vertreten t
*) Die erörterungen auf p. 49 sind nicht geeignet, darüber genügende
aufklärung zu geben.
Anzeige. 245
Nach alledem ist ziemlich leicht ersichtlich, dass man, wenn man
die deductiven gründe für and gegen anbefangen prüft, eingestehen muss,
dass durch sie zwar das problem nicht definitiv gelöst, die annähme einer
entwickelang aber eher gestützt als widerlegt wird. Von diesem räson-
nement aasgehend habe ich vor circa 2 jähren, in der meinang aaf
sprachlichem gebiete weitere anhaltspankte za finden, den Wortschatz der
indogermanischen sprachen untersacht (siehe Beitrage II, 273 sqq.) and
habe, da die dort gewonnenen resaltate die Geiger -Magnus'sche an-
sieht za stützen schienen, derselben damals das wort geredet. Seitdem
hat sich auf sprachlichem und archäologischem gebiete eine rege thätig-
keit entfaltet: Wie prof. Dümichen in Strassburg, von Krause veran-
lasst, die ägyptischen farbenbezeichnungen zusammengestellt hat und bei
seiner Untersuchung zu dem Schlüsse gelangt ist, dass das farbenerken-
nungsvermögen der alten Aegypter ein ebenso normales wie das unsrige
gewesen sei, so haben auch V. v. Strauss und Torney im 3. hefte
des XXXIII. bandes der Zeitschrift der Deutsch-morgenländischen gesell-
schaft durch eine abhandlung über die färben blau und grün im chine-
sischen alterthume erwiesen, dass die benennungen dieser beiden färben,
speciell des himmelblau's und des pflanzengrün's in der chinesischen
litteratur bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Auch
verdanken wir der im Kosmos geführten polemik zwischen Krause, Jäger
and Magnus manche neuen archäologischen data: schon zur Widerlegung
der behauptung, dass der lapis lazuli und türkis einzig und allein wegen
ihrer prächtigen blauen färbe geschätzte exportartikel Indiens nach Vor-
derasien bildeten, sah sich Magnus genöthigt, diesen steinen mystische
eigenschaften zu vindiciren. Schwerer dürfte es ihm werden, gegen das
factum front zu machen, dass bei der Wandmalerei der alten Aegypter
and Assyrier, aber auch der Griechen und Römer, wie die aufgefundenen
reste documentiren, alle spectralfarben Verwendungen gefunden haben;
man müsste denn mit Dreher (Die kunst in ihrer beziehong zur Psy-
chologie und naturwissenschaft p. 79) annehmen, die Griechen hätten,
obwohl sie mit blau gemalt, es nicht als solches empfunden.
Sonach war es, da mit deductiven gründen die entscheidung der
frage nicht möglich ist, da ferner die litteratur der indogermanischen
Völker für, die monumentalen Zeugnisse gegen die entwickelung des farben-
sinns zu sprechen scheinen, die hanptaufgabe eines neuen das problem
behandelnden buches, diesen Widerspruch zu lösen. Prof. Marty nun
gebührt das verdienst — und darin liegt der Schwerpunkt seiner ganzen
arbeit — , diesen versuch unternommen zu haben. Als philosoph war
er, da die entscheidung nach meinem dafürhalten auf psychologischem
gebiete erfolgen muss, besonders dazu berufen. Die richtigkeit seiner
darauf bezüglichen ausführungen zu prüfen, masse ich mir nicht an, be-
kenne aber, dass ich sie, wenn ich auch an einzelheiteu anstoss genommen
habe, im ganzen für sehr probabel halte nod glaube entschieden, dass
er wenigstens den weg zur endgiltigen lösung der frage gewiesen hat.
Er behauptet nemlich, dass man bisher bei der erörterung der ganzen
frage empfindung, urtheil und gefübl nicht auseinander gehalten habe
246 0. Weise
ein Vorwurf, der nicht nur Geiger, Magnus und Gladstone (p. 39),
sondern auch Häokel (p. IV) und andere trifft. Nicht das färben Wahr-
nehmungsvermögen sei den alten Völkern abzusprechen, wohl aber die
schärfe des urtheils und die feinheit des gefühls. Die erwerbung von
muskelgesohmeidigkeit , die ausbildung des sinns für wohlgerüche und
die Verfeinerung des musikalischen gehöre, die von Gladstone und
Geiger als beispiele für Vervollkommnung durch individuelle anpassung,
das heisst durch direkte Wirkung des gebrauchs herangezogen worden
sind, beruhen erstere nur auf einer „deoomposition und compositum,
isolirung und neuen combination" von natur gegebener elemente, letztere
zum grossen theil auf einer Vervollkommnung des gedächtnisses und Ver-
edelung des gefühls. Demnach können sie für die annähme eines ganz
neuen Vermögens, wie das des farbensehens nach fiftarty ist, gar nichts
beweisen. Der farbensinn Bei vielmehr von anfang an da gewesen, aber
erst durch lange Übung, erfahmng und gewöhnung habe man es zu einer
genauen Unterscheidung, vergleichenden Schätzung und Classification der
färben , das, heisst eben zu einer genauen und richtigen Verwendung der
farbenbezeichnungen gebracht. Daraus ergiebt sich von selbst, dass die
Chinesen, Aegypter und Assyrier mit ihrer der griechischen zeitlich weit
vorausliegenden cultur auch viel früher zu einer normalen terminologie
der färben gekommen sind als die Griechen und Römer und dass letztere
beiden Völker es erst allmälig zu einer der unsrigen entsprechenden färben-
benennung bringen konnten. Insbesondere weist der Verfasser nach, dass
Homer (und die Homerischen Griechen) nicht, wie von den anhängern
der entwickelung8theorie behauptet wird, blau* und grünblind gewesen
sei, sondern dass er sich dieselben ungenauigkeiten wie bei diesen färben,
auch bei der bezeichnung der am rothen ende des speotrums befindlichen
habe zu schulden kommen lassen und sucht, indem er sorgfaltig den prosa-
gebrauoh und die poetische diction auseinanderhält, alle sprachlichen
auffalligkeiten theils durch die statuirte un Vollkommenheit des urtheils
und allmälige Umwandlung des gefühls zu motiviren, theils aus den ge-
eetzen des dichterischen ausdruoks, die er eingehend darlegt, zu erklären.
Freilich bleiben auch so noch Schwierigkeiten übrig: beispielsweise sieht
er sich bei dem Properzischen caerulea* cucumis und dem Iuvenalischen
caeruleus panis zu dem nothbehelf gezwungen, einen Verstoss der dichter
gegen den guten geschmack anzunehmen (p. 86).
Warum, wie er p. 98 angiebt, xvdv$og wegen seiner bedeutung nicht
zum poetischen beiwort des himmels gepasst habe, sehe ich nicht ein,
um so weniger, als das wort von Hesych mit eldoc jfpuijuarof ovQavottr-
dtg glossirt wird (vgl. Marty p. 86 anm.) und, was noch stärker ins ge-
wicht fallt, das mit xvav$og formell fast identische wort engl, kavm =
ags. haeven direkt den bimmel bezeichnet, sowie auch das wurzelverwandte
lateinische caerulus eins der gewöhnlichsten epitheta ornantia desselben
ist. Wenn demnach die römischen dichter die Verbindung caerula caeli
geradezu häufig gebrauchen, wie sollten da die griechischen an dergleichen
Verwendung von xvccviog anstoss genommen haben!
Wenn ferner Fick, wie M. p. 74 anm. sagt, für die grundsprachliche
Anzeige. 247
form $avana, die bedeutung blau angesetzt hätte, so wäre das noch kein
beweis, dass das wort dieselbe damals schon gehabt hätte. Aber Fiok
ist vorsichtiger gewesen und hat für die aus skr. cona, braun, lichtfarb,
xvavoe (in xvavo-x«^7jg) } dunkel, blau = ags. haeven, blau, aznrn erschlos-
sene grandform die bedeutung zweifelhaft gelassen (er schreibt Vergl.
wörterb. P p. 61 „braun, blau u ), nur hätte ich gewünscht, dass er, wie
bei fydna, weisslich? bläulich? seinem zweifei durch fragezeichen aus-
druck gegeben hätte (ibid. p. 59.)
Aach muss ich den Vorwurf, den der Verfasser p. 74 anm. gegen
mich erhebt, zurückweisen. Denn dadurch, dass ich mit Geiger be-
haupte, im Rigveda falle roth sprachlich noch vielfach mit weiss zusammen,
bekämpfe ich keineswegs meine annähme, dass die Indogermanen ur-
sprünglich nur ausdrücke für weiss und schwarz gehabt hätten. Litteratur
und spräche ist zweierlei und daraas, dass die Inder in ihren ältesten
poetischen erzeagnissen schon den fortschritt von der erkenntniss der
durch gleichzeitige einwirkang aller Sonnenstrahlen auf die netzhaut er-
zeugten weissen färbe zu der empfindung einer einfachen färbe wie roth
bekunden und sich desselben wortes zur bezeichnung beider phänomene
bedient haben, folgt doch noch keineswegs, dass in der indogermanischen
grundspraohe schon beide bedeutungen ausgeprägt gewesen sein müssen.
Vielmehr ergiebt die vergleichung des skr. mit den übrigen sprachen,
dass das gegentheil der fall war.
Eine sehr beachtenswerthe beigäbe zu der abhandlung bilden die
beiden excurse, von denen der eine die begriffe helligkeit und intensität
der gesichtsempfindungen behandelt and gegen die Yoang-Helm-
h o 1 1 z 'sehe farbentheorie zur vertheidigang der Hering 'sehen geschrieben
ist, der 2. dagegen, worin der Verfasser versacht hat, die p. 78 — 96
erörterten, auf empirischem wege gefundenen kunstgriffe und regeln des
dichterischen ausdrucke auf allgemeine gesetze zurückzuführen, über „die
befahigung und berechtigung der poesie zur Schilderung von färben and
formen' 1 betitelt ist.
Die aasstattung des buch es ist gut, der druck ziemlich correct.
Ausser den am Schlüsse des Vorworts and p. 156 berichtigten sind mir
an druckfehlern aufgestossen : p. 17 die 2-malige schreibang aecomoda-
tion, p. 19 putter statt puter, p. 27 negerinn, p. 66 /tt/fet? statt ptfrtg und
p. 28 vaydürya statt väidürya, wobei als schlagender beweis für den in-
disch-vorderasiatisch-griechischen edelsteinhandel erwähnt werden konnte,
dass ßffQvlXog aas skr. väidürya entstellt ist.
Zu meinem bedauern muss ich mir mit rücksicht auf den einer be-
sprechung zugemessenen räum versagen, näher auf den inhalt der so ge-
diegenen and anregenden schrift einzugehen und scheide von derselben
mit dem aufrichtigen wünsche, dass es ihr beschieden sein möge, einen
recht grossen leserkreis zu gewinnen.
Eisenberg. O. Heise.
248
Niels Ludvig Westergaard. *)
Seit unserer letzten sitzung im vergangenen frühjahr hat unsere ge-
sellschfcft eineß ihrer ältesten und eifrigsten mitglieder, hat Dänemark
einen mann verloren, welcher den namen seines Vaterlandes weit über die
erde getragen hat und dessen eignen namen die gesammte wissenschaftliche
weit kennt und feiert
Niels Ludvig Westergaard ist am 27. October 1815 in Kopen-
hagen geboren. Sein vater, Niels Nielsen Westergaard (f 1835), war
Zimmermeister und hatte sich durch eigne kraft und tüchtigkeit empor-
gearbeitet; derselbe stammte aus Jütland, aas dem zwischen Viborg und
Silkeborg gelegenen hof Eisborg Vestergaard, von welchem er seinen
familiennamen entlehnte. Aus seiner ehe mit Sophie Magdalene Nyborg
(f 1850) stammten 6 kinder, 3 töchter und 3 söhne; von den letzteren war
Niels Ludvig der älteste.
Im jähre 1833 zur Universität entlassen, warf sich Westergaard hier
mit ungeteilter kraft und lust auf sprachliche Studien, zu welchen er von
vornherein berufen schien und für die er von der schule her wol vor-
bereitet war. Nicht ohne bedeutung für die ausbildung seiner wissen-
schaftlichen neigungen mag die an Rasks Wirksamkeit in Dänemark an-
knüpfende und in Westergaards Schulzeit fallende bewegung gewesen sein,
sowie der umstand, dass einer seiner lehrer, der begabte L. Chr. Müller,
mit dem er auch nach seinem abgang von der schule in enger Verbindung
blieb, zu den wärmsten bewunderern Rasks gehörte; mit bestimmtheit aber
kann man — ohne den einfluss zu unterschätzen, welchen Madvigs Vorlesun-
gen, besonders in hinblick auf philologische methode, auf den jungen Studen-
ten ausübten — sagen, dass Westergaard schon in seinen jungen jähren ganz
besonders von Rasks werken angezogen und gefesselt wurde, und dass er,
obgleich es ihm nicht vergönnt war, den persönlichen Unterricht Rasks
zu gemessen — denn dieser Btarb schon i. j. 1832, also bevor Westergaard
die Universität bezog — , sich doch für seine ganze laufbahn von niemandem
so hat bestimmen lassen, als eben von Rask und von der liebe und pie-
tät, welche er dessen andenken widmete.
In den ersten Studentenjahren beschäftigte ihn wesentlich das Studium
des Altnordischen und der damit verwanten dialekte, aber allmählich'
richtete sich sein interesse mehr und mehr auf das ferne Indien. Bald
•ah er, dass er eine bestimmte wähl treffen müsse — und mit kräftigem
entschlus8 brach er seine nordischen Studien ab ; dass aber dadurch seine
*) [Dieser nekrolog ist Übersetzung eineB von herrn professor V. Thom-
son in der kön. dänisch, gesellschaft der Wissenschaften gehaltenen und
in den Übersichten über die Verhandlungen dieser gesellschaft (für d. j.
1878) veröffentlichten Vortrages. Die Übersetzung ist mir auf meine bitte
von herrn professor Thomsen gestattet und von ihm mit dankenswerte-
ster gefalligkeit revidiert. B.].
Niels Ludvig Westergaard. 249
liebe zu der alten Bprache des nordens nicht erkaltet war, hat er bei
spateren gelegenheiten bewiesen.
Unter anleitttng des damaligen professors der orientalischen sprachen
in Kopenhagen, Johannsen, warf sich Westergaard nun mit dem ihm
eignen eifer auf das Sanskrit und war darin i. j. 1838 so weit gekommen, dass
er beschloss, seine Studien im ausländ fortzusetzen. Im aprii 1888 begab
er sich zunächst nach Bonn , um dort namentlich unter Chr. Lassen einige
zeit zu studieren. Nicht nur im Sanskrit, sondern auch im Zend und
Persischen genoss er Lassens Unterricht; zugleich beteiligte er sich an
sanskritübungen , welche der damals schon ziemlich betagte Aug. W.
Schlegel leitete. Das mögen interessante und lehrreiche tage für Wester-
gaard gewesen sein, zumal da er sie in traulichem verkehr mit mehreren
a1tersgenos8en verlebte, welche sich später ebenfalls einen namen auf dem
gebiete der sanskritphilologie gemacht haben und von welchen ich Th.
Goldstücker, J. Gildemeister und besonders 0. Böhtlingk nenne. Mancher
fruchtbringende keim wurde in diesem kleinen kreise gelegt und zu
manchem werk, welches später erschienen ist, wurde hier der plan er-
wogen und gefasst. — Nach etwa 8-monatlichem auf enthalt in Bonn
verliess Westergaard diese Stadt in den letzten tagen des Jahres 1888
und begab sich zunächst nach Paris; da er hier aber zu wenig von dem
fand, was er suchte, so reiste er im februar 1839 nach London und
Oxford und wante hier seinen ganzen fleiss darauf, ein beträchtliches
teil von indischen handschriften durchzugehen und abzuschreiben. Im
september 1839 kehrte er über Bonn nach Kopenhagen zurück.
Mit welch eisernem fleisse Westergaard in diesen jähren gearbeitet
hat, dafür besitzen wir ein grossartiges zeugniss in dem ersten werk, das
er herausgab und das eine der grossen hauptarbeiten seines lebenB, ja
vielleicht die wichtigste derselben repräsentiert; ich meine seine „Ra-
dices linguae sanscritae", ein lexikon der verbalwurzeln des Sanskrit;
dasselbe erschien i. j. 1840/41 und wurde von dem buchhändler H. B.
König in Bonn verlegt, mit 'Welchem Westergaard von seinem Bonner
aufenthalt her in enger persönlicher Verbindung stand. Gedruckt dage-
gen wurde es auf Westergaards bestimmtes verlangen in Kopenhagen.
In seiner ganzen anläge schliesst dieses werk sich unmittelbar an die ar-
beiten der alten indischen grammatiker an, welche eigne Verzeichnisse der
verbalwurzeln (dhätupäfha) aufzustellen pflegten, die von den sonstigen Wör-
terverzeichnissen unabhängig waren. Von solchen dhätupäthas haben sich
mehrere bis auf unsere zeit erhalten; der wichtigste unter ihnen ist der-
jenige, welcher sich an Päninis grammatik anschliesst. Schon vor We-
stergaard waren diese Wurzelverzeichnisse von europäischen Orientalisten
(Wilkins, Bösen) herausgegeben oder bearbeitet; aber in kritischer
beziehung Hessen die bezüglichen werke sehr viel zu wünschen übrig,
und keine von ihnen kann sich auch nur im entferntesten mit Wester-
gaards arbeit messen. Dieser bietet in seinen Radices in Wirklichkeit
ein vollständiges Wörterbuch aller verba; bei jeder wurzel zählt er alle
flexionsformen auf unter hinweisung auf Päninis grammatik; die Über-
setzungen gibt er lateinisch und legt dabei ein grosses gewicht darauf,
BeitrK?* z. kando d. ig. sprachmi. V. 17
250 Niels Ludvig Westergaard.
die bedeutungen scharf zu fassen und ihre entwicklang klar hervortreten
zu lassen. Was seiner arbeit aber noch einen ganz besonderen wert ver-
leiht, ist, dass er sich nicht darauf beschrankte, die bedeutungen nam-
haft zu machen, sondern dass er sie auch mit einer reichen Sammlung
von citaten belegte; und hier zeigt sich denn recht, welch grosse bele-
senheit Westergaard damals schon besass: er kannte nicht nur alles,
was damals in gedruckten ausgaben vorlag, sondern hatte auch viele werke
studiert, welche in jener zeit nur handschriftlich zu benutzen waren und
welche er selbst, namentlich während seines aufenthalts in England, ab*
geschrieben hatte. An das Wörterbuch schliessen sich endlich verschie-
dene anhange, in denen u. a. eine kritische bearbeitung des erwähnten
alten dhätupätha enthalten ist. Durch dieses werk hat sich Wester-
gaard die allergrößten Verdienste um die sanskritphilologie erworben
und in sehr hohem grade zu dem aufschwang derselben beigetra-
gen ; erst durch das i. j. 1875 vollendete sanskritwörterbuch von Böht-
lingk und Roth wurde Westergaards arbeit wenn auch nicht über-
flüssig, so doch .entbehrlich; wie viel ihr aber gerade jenes werk ver-
dankt, wird gewiss niemand bereitwilliger anerkennen, als die herausge-
ber desselben. Die in den „Radices linguae sanscritae" niedergelegte ge-
lehrsamkeit ist ausserordentlich und um so mehr zu bewundern, als We-
stergaard, als er dieses buch verfasste, erat 25 jähre alt war.
Gleichzeitig hiermit hatte Westergaard auch eine kleine, weniger
bedeutende sprachvergleichende abhandlung über das verhältniss zwischen
Sanskrit und Isländisch vollendet. Diese abhandlung, welche in engli-
scher spräche und unter dem titel „On the connexion between Sanscrit
and Icelandic" (in den Memoires de la Societe des Antiquaires du Nord
1840—44, 8. 41 ff.) erschien 1 ), ist gewissennassen eine ergänzung zu Rasks
preisschrift „Ora det gamle nordiske eller islandske Sprogs Oprindelse" *).
In dieser schritt, hatte Rask nämlich das Isländische wesentlich nur mit
den einzelnen europ. sprachen verglichen, vom vergleich desselben mit
den asiatischen sprachen aber abgesehen, weil er die letzteren zur zeit
der ausarbeitung jener schritt noch nicht hinreichend kannte, obgleich
er schon ahnte, welches licht von ihrer seite auf seine lieblingssprache
geworfen werden könnte. Demnach ist auch diese kleine abhandlung
Westergaards ein zeugniss davon, wie seine Studien von vornherein sich
an Rasks arbeiten anschlössen.
«
Kaum war Westergaard mit seinem grossen werke fertig gewor-
den, so bot sich ihm die möglichkeit dar, einen lange gehegten wünsch
zur ausfuhrung zu bringen und Indien und Persien selbst zu besuchen.
Hiernach strebte er, um auch auf diese weise Rasks arbeit weiter zu
führen und sich in den stand zu setzen, den schätz von handschriften —
*) Der anfang derselben wurde in deutscher Übersetzung veröffent-
licht von A. Höfer in seiner Zeitschrift f. d. Wissenschaft der spräche
I, s. 117 ff.
*) Verfasst 1814, gedruckt in Kopenhagen 1818. Ein teil davon ist
in J. S. Vaters Vergleichungstafeln der europäischen stamm -sprachen
u. s. w. (Halle 1822) übersetzt.
Niels Lndvig Westergaard. 251
namentlich von zend- und palihandschriften — , welchen Rask seineu
Vaterland geschenkt hatte, in gebührender weise auszubeuten. Zu diesem
zweck ging Westergaard darauf aus, besonders die zoroastrische und
die buddhistische kultur in ihrer heimat zu studieren. Es gelang ihm,
zu seiner fahrt eine königliche Unterstützung zu erhalten, welche in den
folgenden jähren, so lange als seine reise währte, von neuem bewilligt
wurde, und zugleich gewährte ihm die Universität aus ihren eignen
mittein eine beisteuer. Freilich war es auf die dauer sehr schwer, We-
stergaard diese Unterstützungen zu verschaffen; das verdienst, die ob-
waltenden Schwierigkeiten durch warmes und unermüdliches eintreten
für Westergaard überwunden zu haben, gebührt 2 männern, deren
namen wir nicht verschweigen wollen: Geheimrath Madvig, dem zeiti-
gen Vorsitzenden unserer gesellschaft , dessen herz für jedes wahre wis-
senschaftliche streben immer warm geschlagen hat, und dem länget ver-
storbenen Oberstleutnant C. H. v. Sommer, einem mann, welcher sich
sehr lebhaft sowol für Westergaard, wie für jene fernen länder inter-
essirte.
Am 20« mai 1841 verliess Westergaard Kopenhagen und nach
kürzerem aufenthalt in Bonn und London segelte er am 23. juli auf dem
schiff „Childe Harold" von Portsmouth nach Bombay ab. Er wählte diese
stadt zu seinem ausgangspunkt teils mit rücksicht auf die vielen alter-
tümer, welche sich in ihrer nachbarschafb finden und damals noch we-
nig bekannt waren, teils weil Bombay nach der einfuhrung des moham-
medanismus in Persien die hauptstatte des parsismus ist. In Bombay
am 15. nov. angelangt begann er alsbald das Studium des Zend und Peh-
levi. Parsipriester, desture, boten ihm dafür ihren beistand an; allein
Westergaard erkannte bald, dass dieselben in Wirklichkeit entweder
abgeneigt waren, ihre kenntnisse mitzuteilen, oder selbst nur sehr wenig
wüsten, und so war er darauf angewiesen, wesentlich für sich, höchstens
in gemeinschaft mit anderen Europäern, welche gleiche interessen hatten,
Studien zu machen. Von december 1841 bis juli 1842 bereiste er, von
Süden nach norden zu, den grösten teil der Präsidentschaft Bombay und
untersuchte die in ihr erhaltenen altertümer, brahmanische und buddhi-
stische tempel, in Schriften u. dergl. *) Als ein unmittelbares ergebniss
dieser reise nenne ich die von ihm in gemeinschaft mit G. L. Jacob be-
wirkte Veröffentlichung einer der paliinschriften, welche er zu untersuchen
gelegenheit gehabt hatte, nämlich der Girnar-inschrift, in dem Journal of
the Bombay Branch of the R. As. Society, 1842 — einer gesellschaft,
deren ehrenmitglied Westergaard war.
Den rest dieses Jahres brachte er, von einigen kleineren ausflügen
abgesehen, in Bombay zu, vornehmlich beschäftigt mit dem Studium des
Zend und Pehlevi. Wegen seines weiteren reiseplanes war er einige zeit
in nngewissheit, denn er schwankte, ob er sich nach Ceylon und Hinter-
*) Ein kurzer, in einem brief an könig Christian VIII enthaltener be-
richt über diese reise ist in 0rsteds Oversigt over d k. danske Vidsk.
Selsk. Forhandlinger 1840—44 (Hist. og philos. Afhandl. VII), s. CXCVIff.
mitgeteilt.
17*
252 Niels Ludvig Westergaard.
Indien begeben sollte, um seinem ursprünglichen plan gemäss den bud-
dhi8mus in seiner eigentlichen heimat genauer kennen zu lernen, oder ob
er sich aufmachen sollte, um Persien zu bereisen und hier die Studien
über geschiente und religion der alten Perser zum abschluss zu bringen,
die er schon in Bombay mit so grossem eifer betrieben hatte. Er ent-
schied sieb schliesslich für das letztere, nicht am wenigsten aus rücksicht
auf die grossen kosten, welche ein längerer aufenthalt in Indien verur-
sacht hätte, und verliess am 6. Januar 1843 Bombay. Nach einer lang-
wierigen fahrt durch den indischen und den persischen meerbusen ge-
langte er am 20. februar nach dem ort Bushire oder Abushehr und ver-
brachte nun fast den ganzen rest des Jahres mit reisen durch verschie-
dene gegenden von Persien und zwar zum teil nach solchen orten, welche
vor ihm kein Europäer betreten hatte 1 ). Namentlich zwei dinge waren
es, welchen er bei diesen reisen seine aufinerksamkeit zuwante : einerseits
die Überreste der alten zoroastrischen religion, welche in Persien noch
zu finden sein möchten; andererseits die historischen monumente, welche
sich aus vormohammedanischer zeit erhalten hatten, also die keilinschrif-
ten der Achämeniden und die jüngeren denkmäler der Sasaniden, deren
inschriften in einer spräche verfasst sind, welche ebenso wie die bekannte
traditionelle religionssprache der Parsis „Pehlevi u genannt wird, von der
letzteren aber bedeutend verschieden ist.
Was den ersten punkt anbetrifft, so gelang es ihm, sichere nachricht
zu erhalten, dass an einzelnen stellen des persischen reiches noch anhän-
ger der alten lehre, Geber, wie die Perser sie nannten, lebten, und zwar
hauptsächlich in den orten Yezd und Kirman, denselben, aus welchen
nach den traditionen der in Bombay lebenden Parsis alle in deren besitz
befindlichen abschriften der heiligen bücher stammen sollten. Er nahm
hiernach keinen anstand, sich allen gefahren und mühen zu unterziehen,
welche mit einem besuch der betreffenden gegenden verknüpft sein konn-
ten : durfte er doch hoffen, in ihnen vielleicht einige wichtige handschrif-
ten zu finden; und in der tat entdeckte er, dass dort einige alte zend-
und pehlevibücher aufbewahrt wurden, obgleich die priester dieselben
fast gar nicht mehr verstanden ; von besonderer bedeutung scheinen diese
Schriften jedoch im allgemeinen nicht gewesen zu sein. Westergaard gab
sich grosse mühe, dieselben in seinen besitz zu bringen, indessen alle
seine Überredungsversuche hatten weiter keinen erfolg, als dass ihm die
priester einige wenige pehlevibandschriften überliessen. — Was die Ge-
ber selbst anlangt, so waren, sie in jeder hinsieht sehr weit zurück und
ihr religiöses gefühl war in hohem grade abgestumpft. Gerade deshalb
aber glückte es Westergaard, manches zu sehen, was die rechtgläu-
bigen Parsis sonst vor profanen blicken auf das strengste hüten. Er er*
hielt die erlaubnlss, die heilig tum er zu betreten und alle einzelheiten
in ihnen zu untersuchen, und er erzwang sich sogar, unter dem verspre-
chen, diess keinem der anderen Geber zu verraten, den zugang zu dem
eigentümlichen begräbnissplatz derselben (dahkma), auf welchem die
*) Vgl. den auszug eines briefes Westergaards a.a.o. s. CCLXXXIII ff.
Niels Ludvig Westergaard. 253
leiohen unter freien himmel hingelegt werden, bis die raubvögel alles
fleisch von ihnen verzehrt haben, worauf man die gebeine auf einen gros-
sen häufen wirft *).
Noch wichtiger waren die resultate, welche Westergaard bei sei-
nen Untersuchungen der alten inschriften und namentlich der keilinschrif-
ten erzielte. Indem ich darauf eingehe, kann ich nicht unterlassen, her-
vorzuheben, dass — beachtenswert genug! — wol kein land die kennt-
niss und deutung dieser inschriften verhältnissmassig so gefördert hat,
wie Danemark. Der erste, welcher überhaupt copien eines nicht kleinen
teiles der keilin Schriften nach Europa brachte, und zwar kopien, die «rieft
im grossen und ganzen durch einen hohen grad von genauigkeit und Zu-
verlässigkeit auszeichnen, war Carsten Niebnhr, der bekanntlich, auf
kosten der dänischen regierung, in den jähren 1761 — 67 Arabien und die
umliegenden länder bereiste. Der erste schritt zur entzifferung der per-
sepolitanischen inschriften auf grund der Niebuhrschen darstellungen ge-
schah gegen den anfang dieses Jahrhunderts ; auch hier können wir einen
gelehrten landsmann, den bischof Munter, nennen, wenn auch die ehre,
die bahn recht eigentlich gebrochen zu haben, dem deutschen gelehrten
6. F. Grotefend gebührt. Zu aller erst hatte man bemerkt, dass es
drei arten von keilinschriften gibt, die sich durch die Verschiedenheit der
sohriftzeichen von einander unterscheiden, und dass in allen fallen, in
welchen inschriften dieser verschiedenen arten neben einander gestellt
waren, eine ganz bestimmte Ordnung bezüglich ihrer reihenfolge beobach-
tet war, nämlich: die einfachste art mit relativ wenigen schriftzeichen —
eine etwas entwickeltere — eine sehr complioierte art mit einer grossen
menge von schriftzeichen. Man nahm nun mit recht an, dass die in-
schriften der ersten art in altpersischer spräche verfasst seien und dass
in denen der beiden anderen arten, wenn sie mit jenen combiniert wa-
ren, Übersetzungen derselben in zwei von den vielen sprachen des persi-
schen reiches vorlägen. Bei den d eu tun gs versuchen ging man natürlich
von den inschriften der ersten und einfachsten art aus und brachte es
denn auch zum richtigen verständniss gewisser zeichengruppen , aber in
hinsieht auf die genauere bestimmung und grammatische erklärung der-
selben war man im unklaren. Eine reihe von jähren standen die bezüg-
lichen Untersuchungen nun so ziemlich still, und man verzweifelte schon fast
daran, den Schlüssel zu diesen rätselhaften inschriften jemals zu finden: da
war es Rask, der (i. j. 1821) fast zufällig und im vorbeigehen den wert
zweier wichtiger zeichen (n und m) bestimmte *). Er verfolgte seine ent-
deckung freilich nicht, aber dieselbe wurde bedeutungsvoll für die be-
stimmung des Charakters der altpersichen spräche und sie regte andere
zu erneuter eindringender Untersuchung derselben an ; diese führte dahin,
*) Vgl. Extract from a letter adressed by Prof. Westergaard to
the Rev. Dr. Wilson, relative to the Gabrs in Peroia, im Journal of the
R. Asiatic Society, vol. VIII, p. 849 ff.
*) Vgl. Rask, Samlede Afhandliuger, II, Karben bavn 1836, s. 320 ff.
575 f.; ders., lieber das alter und die echtheit der Zend-sprache, übers,
on F. H. v. d. Hagen, Berlin 1626, s. 27 f.
254 Niels Ludvig Westergaard.
dass man schon im j. 1886 nicht eben wenige inschriften richtig verstand
(£. Burnonf , Chr. Lassen). Auf diesem punkt stand die forsohung, als
Westergaard sie aufnahm.
Auf seinen reisen in Persien besachte er dreimal die ruinen von Per-
sepolis und ihre Umgebung und oollationierte nicht nur die bereits be-
kannten inschriften, sondern hatte auch da« glück, einige neue abschrei-
ben su können, so namentlich die wichtigen inschriften vom grabe des
Darius, daa sich in der nähe der alten Persepolis bei dem heutigen
Naqsh-i-Rustam befindet Da Westergaard mit den fortsohritten,
welche die entzifferung der inschriften bis dahin in Europa gemacht hatte»
vertraut war und mindestens die äussere form der einzelnen buohstaben
genau kannte — was natürlich, namentlich wo es sich um die feststellung
verwischter seichen handelte, sehr wichtig war — so versteht es sich von
selbst, dass seine Abschriften die seiner Vorgänger an treue und zuver-
lässigkeit übertrafen. Sie anzufertigen war übrigens keine leichte ar-
beit und leider wurde dieselbe verhängnissvoll für Westergaard. Die
grösten Schwierigkeiten bereiteten namentlich die inschriften von Naqsh-
i-Bustam, welche es ihm endlich bei seinem dritten besuche in dieser ge-
gend abzuschreiben glückte. Sie sind nämlich an einem felsen in einer
höhe von 60 — 70 fuss angebracht, so dass er nur mit hilfe eines sehr
starken fernrohres die zeichen unterscheiden konnte. Dazu kam, dass
diese inschriften nur bei vormittagsbeleuchtung, zwischen 8 und 12 uhr,
sichtbar waren, so dass er also genötigt war, in der brennendsten Son-
nenhitze — im anfang des monat juli ! — zu arbeiten. Diese umstände
und zugleich das schlechte trinkwasser zogen ihm einen fieberanfall zu,
welchen er jedoch durch anwendung gewaltsamer mittel im verlauf eini-
ger tage so weit bewältigte, dass er seine reise nach Isfahan fortsetzen
konnte; wie übel sein damaliges befinden aber in Wirklichkeit gewesen
sein muss, kann man daraus ersehen, dass er nach seiner eigenen aussage
fast gar keine erinnerung an diese reise bewahrt hatte. Am 26. juli ge-
gen Sonnenuntergang kam er nach Julfah, einer vorstadt Isfahans, und
stieg hier bei dem katholischen bischof, Padre Giovanni, einem Italiener,
ab, dem einzigen Europäer, welcher dort lebte. Aber kaum war er vom
pferde gestiegen, als das lieber mit erneuter heftigkeit zurückkehrte, so
dass er augenblicklich das bett aufsuchen muste. Bald darauf ent-
wickelte sich eine unterleibsentzündung und eine leberkrankheit, und sein
zustand wurde so schlimm, das sein wirt, der ihn mit der grösten Sorg-
falt pflegte — und einen anderen arzt hatte er nicht — gegen mitte des
august an seiner genesung verzweifelte und er selbst sich völlig auf den
tod gefasst machte. Indessen siegte doch seine kräftige natur, und trotz
wiederholter rüokfalle genas er allmählich so weit, dass er sich im Septem-
ber, wenn auch mit grosser beschwerde, in ein gesunderes quartier zu
dem armenischen erzbischof schaffen lassen konnte. Auch bei diesem
braven mann fand er die liebreichste und aufmerksamste pflege, wiewol
sich beide so gut wie gar nicht mit einander verständigen konnten. —
Unter diesen umständen muste Westergaard natürlich den früher ge-
hegten plan aufgeben, westwärts über die bakhty arischen berge, durch
Niels Ludvig Westergaard. 255
das alte Susiana aber Kirmanshah, in dessen nähe sich die berühmte Be-
histan- oder Bisutuninschrift befindet, nach Bagdad zu reisen. Er wante
sich am 27. September nordwärts nach Teheran, welches er am 9. Okto-
ber erreichte, und hier hielt er sich beinahe einen monat auf, teils bei
dem englischen, teils bei dem rassischen gesanten, meistenteils bettläge-
rig. Ueber Kazvin und Tabriz verliess er Persien und nachdem er einige
woohen in einer in jeder hinsieht höchst anbehaglichen, für seine gesund-
heit aber recht woltätigen rassischen quarantaine in Julfah an der arme-
nischen gränze zugebracht hatte, erreichte er am neujahrstag 1844 Tiflis.
Von hier begab er sich aber den Kaukasus und durch Rassland über
Moskau nach Petersburg. Aber die ungeheuren anstrengungen und ent-
behrangen, welche er auf dieser langen reise mitten im winter erdulden
moste, übten abermals einen sehr ungünstigen einfluss auf seine gesund-
heit aus ; sein ganzer körper bedeckte sich mit beulen und ausschlag und
diess warf sich namentlich auf ein bein, so dass man in Petersburg ernst-
haft an eine amputation desselben dachte. Indessen glücklicherweise ent-
ging Westergaard einer solchen und endlich, nach dreijähriger abwesen-
heit, kehrte er über Berlin und Bonn im mai 1844 nach Kopenhagen zurück.
Kurz nach seiner heimkehr wurde er zum lector und im folgenden
jähr zum professor der indisch-orientalischen philologie an der Kopen-
hagener Universität ernannt. In dieser Stellung bat er bis zuletzt mit un-
geschwächtem interesse und hingebender gewissenhaftigkeit gewirkt, and
zwar nicht nur als lehrer, sondern auch in den praktischen angelegcn-
heiten der Universität Neben Sanskrit las er in den ersten jähren auch
über Persisch , allein später beschränkte er sich ganz auf Sanskrit und
wenn er auch, wie das in der natur der sache liegt, selten mehr als einen
oder wenige schüler in den einzelnen cursen hatte, so sind es deren im
▼erlauf der- jähre doch viele geworden, welche seinen gründlichen Unter-
richt in einer spräche genossen haben, in der er heimisch war, wie wenige.
Denjenigen teil seiner reiseausbeute, dessen bearbeitung sich We-
stergaard zunächst angelegen sein Hess, bildeten seine kopien von keil-
in8chriften. Alle abschriften von inschriften der ersten art, also der
eigentlich altpersischen überliess er seinem früheren lehrer, prof. Chr.
Lassen in Bonn, der sich schon früher so grosse Verdienste um die ent-
zifferung dieser denkmäler erworben hatte. Auf grundlage der Wester-
gaard'sohen abschriften veröffentlichte Lassen in der Zeitschrift f.d. künde
des morgenlandes VI, 1845, s. lff. und 467 ff. seine abhandlung „Die alt-
pers. keilinschriften nach heim N. L. Westergaards mitteilungen" —
eine arbeit, welche einen wesentlichen fortschritt auf jenem schwierigen
gebiet bezeichnet und in der es Lassen auf das rückhaltsloseste aus-
spricht, wie sehr Westergaard durch die so mühsame beschaffung jenes
reichen und zuverlässigen materials und durch mancherlei winke für die
deutung desselben ihn und die Wissenschaft zu dank verpflichtet habe.
Westergaard selbst wante sich dagegen zu den inschriften der
zweiten keil sehr iftgattung, mit denen sich zu befassen noch niemand ge-
wagt, zu denen er sich aber schon während seines anfenthaltes in Persien
besonders hingezogen gefühlt hatte. Diese Schriftart bereitete an und
256 Niels Ludvig Westergaard.
für sich weit grössere Schwierigkeiten, als die erste, weil sie weit mehr
schriftseichen enthalt, als diese; und dazu kommt, dass in ihr die ein-
zelnen Wörter nicht so von einander abgetrennt sind, wie das dort der
fall ist. Wäre der inhalt dieser inschriften nicht durch die entsprechen-
den altpersischen, deren Übersetzungen sie ja sind, bekannt gewesen, bo
wäre ihre deutung sicherlich nie gelungen ; aber trotzdem bleiben Schwie-
rigkeiten und zweifei genug zurück, weil man hinsichtlich der spräche,
in der sie abgefasst sind, keine sicheren anknüpfungspunkte in irgend
einer anderen bekannten spräche findet, wie sie für das Altpersische das
Neupersische, das Zend und das Sanskrit bieten.
Die ergebnisse seiner forschungea über diese keilschrifbart veröffent-
lichte Westergaard teils in deutscher („Zur entzifferung der achäme-
nid. keilschrift zweiter gattung"; ebenfalls im VI. bände der Zeitschrift
f. d. künde des morgenlandes, s. 337 — 466), teils in englischer spräche
(„On the deciphering of the Seoond Achaemenian or Median species of
arrowheaded writing u , in den Memoires de la Societe royale des Anti-
quaires du Nord, 1840—44, s. 271 — 489). — Bei der entzifferung muste
Westergaard, wie natürlich war, seinen ausgangspunkt von den eigen-
namen nehmen , weil es von vornherein wahrscheinlich war, dass diesel-
ben mit denjenigen , welche man aus den entsprechenden altpersischen
inschriften schon kannte, wesentlich identisch seien. Eine inschrift,
welche ihn in dieser hinsieht wesentlich förderte, war die, welche
er selbst zum ersten male abgeschrieben hatte, die grabinschrift des
Darius, insofern dieselbe eine ziemlich bedeutende anzahl von eigen-
namen in der gestalt eines völkerverzeiohnisses enthält. Indem Wester-
gaard nun die zeichengruppen feststellte, welche den einzelnen altper-
sischen namen entsprechen musten, gewann er eine handhabe, mit grös-
serer oder geringerer Sicherheit den wert einer ziemlich grossen anzahl
von zeichen zu ermitteln. Nun geht er die einzelnen inschriften durch
und versucht, durch vergleiohung der verschiedenen stellen, an welchen
dasselbe wort wiederkehrt, die einzelnen Wörter zu sondern, ihre bedeu-
tungen nachzuweisen und sie durch einsetzung der mit hilfe der eigen-
namen gefundenen werte oder mit benutzung der von andrer seite sich
darbietenden winke zu lesen. Was die spräche anlangt, so war das ma-
terial, über welches er verfügte, viel zu klein, als dass er auf dieser
grundlage ein einigermassen vollständiges bild von ihr hätte zeichnen
können ; so viel war ihm aber doch schon klar, dass sie nicht zu unserem
sprachstamm gehört haben konnte, ebensowenig zu dem semitischen, son-
dern vielmehr zu denjenigen sprachen, welche Rask unter dem nioht
ganz glücklichen und etwas unbestimmten namen der „skythischen", an-
dere unter dem nicht viel besseren der „turanischen" zusammengefasst
haben; Westergaard scheint besonders geneigt gewesen zu sein, die*
selbe mit den türkisch-tatarischen sprachen zu vergleichen. Wenn er
sie, wenn auch nicht ohne bedenken, als die „medische" bezeichnete und
andererseits meinte, die in der damals noch unentzifferten dritten keil-
8chriftgattung enthaltene spräche, deren semitischen Charakter er bereits
ahnte, sei Susiana zuzuweisen, so haben sich diese bestimmungen nicht
Niels Ludvig Westergaard. 257
bestätigt; vielmehr hat sich herausgestellt, dass die dritte art assyrisch-
babylonisch ist, und dass gerade die spräche der zweiten gattung — wie
wenigstens kaum noch bezweifelt werden kann — in dem alten Susiana
heimisch gewesen sein muss. Dass sowol bezüglich der Interpretation
der inschriften als hinsichtlich der bestimmung des wertes der einzelnen
zeichen sehr vieles durch spatere Untersuchungen modificiert worden ist,
darf uns nicht wundern und kann Westergaard die ehre , diesen schwie-
rigen Untersuchungen zuerst bahn gebrochen zu haben, nicht schmälern.
Erinnert man sich, wie spärlich das damals zugängliche material war,
so muss man sich viel mehr darüber wundern , dass er trotzdem bei die-
sem ersten versuch soweit kam, wie das tatsächlich der fall war, und man
wird gern das urteil unterschreiben, welches der um die keilschriftstu-
dien verdiente französische gelehrte de Saulcy (Journal asiatique XIV,
1849, s. 94) darüber aussprach: „je ne saurais le dire trop haut, quand
on ezamine ce travail de plus pres, on reconnait bien vite, qu'il n'est
pas possible de trouver, sur un sujet aussi difficile, an essai philologique
qui preeente des indices plus nombreux, plus constants veux-je dire,
d'une insigne bonne foi, d'une inalterable loyaute et d'une vaste erudi-
tion" — worte, welche Westergaard selbst (in der w. u. angeführten
abhandlung s. 8) mit weit grösserem recht auf die folgende arbeit von
Norris anwenden zu können glaubte.
Es war nämlich dem Engländer Norris, einem langjährigen freunde
Westergaards vorbehalten, die Untersuchung dieser keilschriftgattung
wieder aufzunehmen und sie mit benutzung eines vielfach reicheren ma-
terials ein beträchtliches stück weiterzufuhren, indem er von seinem
landsmann Sir Henry Rawlinson eine vollständige abschrift der hierher
gehörigen partie der kolossalen Behistaninschrift erhalten hatte, deren
persischen und babylonischen teil Rawlinson selbst auf so glänzende
weise entziffert hat. Norris 1 vorzügliche arbeit l ) , welche als hauptwerk
über diesen gegenständ von keiner späteren abgelöst worden ist, veranlasste
Westergaard sich zu den Untersuchungen zurückzuwenden , die er be-
gründet hatte und deshalb auch fortzusetzen wünschen muste. In einer
ausführlichen, dänisch geschriebenen abhandlung „Om den anden eller
den sakiske Art af Akhsemenidernes Kileskrift" (in Det kgl. danske Vi-
denskabernes Selskabs Skrifter, 5. Rsekke, bist, og philos. Afdeling, II,
1854, & 39—178) unterwarf er von neuem die ganze entzifferungsfrage
einer umsichtigen und gründlichen prüfung. Man sieht schon aus dem
titel, dass er die ältere bezeichnung der in dieser gattung von keilin-
schriften enthaltenen Bprache, „Medisch", aufgegeben hatte. Norris
hatte dieselbe „Skythisch" genannt und sie den finnischen sprachen zu-
nächst gestellt; nun nannte Westergaard sie „Sakisch", weil dieser
name nach persischem Sprachgebrauch mit dem griechischen „Skythisch"
gleichbedeutend ist; dass aber keine dieser benennungen das richtige
1 ) „Memoir on the Scythic Version of the Behistun inscription", im
Journal of the R. Asiatic Society XV, 1853, 1—23. Einige Zusätze
am schlu88 dieses band es sind zum teil durch mitteilungen Wester-
gaards veranlasst.
258 Niels Ludvig Westergaard.
trifft , habe ich oben schon angedeutet. Diese abhandlung Wester-
gaards scheint leider in der wissenschaftlichen weit so gut wie unbe-
kannt geblieben zu sein, so dass man sie kaum einmal in der spateren
Hteratur über diesen gegenständ citiert finden wird; teils mag es den
der dänischen spräche unknndigen lesern schwierig gewesen sein, den
einzelheiten der Untersuchung zu folgen, teils scheint Westergaard auch
sonst nicht genug dafür getan zu haben, seine arbeit im auslande bc
kannt zu machen. Und doch gibt es in dieser abhandlung so manches,
das sicherlich noch heute von jedem, welcher sich mit diesen Studien be-
schäftigt, gekannt zu sein verdient. Gewiss wird es nicht schwerfallen,
verschiedene einzelheiten nachzuweisen, in denen Westergaard nicht
das richtige getroffen hat; sogar in einem hauptpnnkt ist er unstreitig
auf einen irrweg geraten, indem er nämlich in der von ihm untersuchten
spräche eine art von vokalharmonie nachzuweisen suchte, wie sie sich in den
finnischen und tatarischen sprachen findet, deren unmittelbare verwant-
schafb mit jener jedoch höchst zweifelhaft erscheint. Daneben finden sich
andere punkte, auf welche später neues licht fiel, nachdem man tiefer in
das wesen der assyrisch-babylonischen keilschrift eingedrungen war, da,
wie sich herausstellte, die zweite art unmittelbar von dieser abgeleitet
ist, wenn auch sicher mit grösserer freiheit, als die meisten neueren as-
syriologen einräumen zu wollen scheinen. Zugleich aber lässt sich nicht
bestreiten, dass Westergaard in dieser abhandlung verschiedene zei-
chen richtiger bestimmt hat, als Norris, und daneben finden wir in ihr
eine anzahl grammatischer und kritischer bemerkungen verstreut, welche
Westergaards feine beobachtungsgabe und seinen scharfen blick für
sprachliche ersoheinungen bezeugen.
Ausser dieser abhandlung, welche seine letzte grössere arbeit in dieser
richtung ist, hat Westergaard verschiedene kleinere geliefert, in denen
er hierher gehörige gegenstände in einer mehr für laien berechneten form
behandelt hat. Dergestalt schrieb er „Om Mindesmserkerne fra Fersiens
Oldtid" (Antiqvarisk tidsskrift 1848 — 45, s. 81 ff.), „Den oldpersiske Ind-
skrift ved Behistan" (Schouws dansk tidsekrift I, 1847, s. 234 ff.) und
endlich den sehr klar gehaltenen und lesenswerten aufsatz „Udsigt over
det historiske Indhold i KileBkrifterne og dets Forhold til Herodots Be-
retning u , welchen er seiner zeit in unserer gesell seh aft zugleich mit der
Vorlegung der grösseren abhandlung über die sakische keilschriftgattung
mitteilte und der in die „0 versigt 1 ' der gesellschaft vom j. 1854 (s. 65 ff.)
aufgenommen ist.
Unterdessen hatten schon lange auch andere arbeiten seine zeit und
kraft in ansprach genommen. Nachdem er an der Universität angestellt
war, muste es ihm am herzen liegen, für seine zuhörer ausreichende hilfs-
mittel zum gebrauch bei seinen Vorlesungen zu beschaffen, und deshalb
arbeitete er ein sanskritlesebuch aus, das eine anzahl von proben der
klassischen literatur mit dem dazu gehörigen glossar enthält, sowie eine
kurzgefasste sanskritform enlehre, die bei geringem umfang in ihrer ge-
drängten fassung einen ausserordentlich reichen stoff bietet und zeugniss
von Westergaards gründlicher bekanntschaft mit den indischen gram*
Niels Ludvig Westergaard. 259
matikern, besonders mit Pänini ablegt, dessen regeln auf jeder seite des
kleinen werkes zu erkennen sind. Diese beiden bücher erschienen im j.
1846. — Gleichzeitig wurde eine andere weitläufige und mühsame arbeit
abgeschlossen, an der Westergaard sowol vor als nach seiner grossen
reise teil genommen hatte *) , nämlich die Ordnung und katalogisierung
der reichen Sammlung von indischen und iranischen handschriften, welche
sich in unseren beiden bibliotheken findet. Es darf jedoch nicht ver-
schwiegen werden, dass, wenn auch die abschliessende redaction des gan-
zen von Westergaard ausgeführt wurde, ein sehr wesentliches teil der ei-
gentlichen vorarbeiten dem deutschen gelehrten dr. Fr. Spiegel zu
danken ist, der sich längere zeit, um eben diese handschriften zu stu-
dieren, in Kopenhagen aufhielt. Das gedruckte verzeichniss („Codices in-
dioi bibliotheoae regiae Hauniensis enumerati et descripti, cum indioe co-
dicum indicorum et iranicorum bibliotheoae universitatis Hauniensis 41 ) er«
schien gleichfalls i. j. 1846.
In diese zeit fallt auch Westergaards teilnähme an der Stiftung
des nordischen „Literatursamfund", dessen Vorsitzender er in der folge
war. Die erste publication dieses Vereines (1847), die „Hrafnkel Freys-
godes Saga u , deren text K. Gislason besorgte, versah er mit einer dä-
nischen Übersetzung.
Die bewegten zeiten, welche i. j. 1848 über Dänemark hereinbrachen,
musten naturgemäss grossen eindruck auf einen mann machen, der sein
Vaterland so sehr liebte, wie Westergaard, welcher auch in dieser be-
ziehung mit Rask geistig verwant war und des letzteren wort „seinem
vaterland schuldet man alles, was man ausrichten kann u während seines
ganzen leben« zu dem seinigen machen konnte. So kam es, dass er für
eine kurze zeit auch an dem politischen leben teil nahm, indem er zum
mitglied der constituirenden reichsversammlung gewählt wurde. Zum
heil für die Wissenschaft gab er jedoch diese tätigkeit bald auf, von der
er sich wol auch weniger befriedigt fühlte, obgleich er sie sicher mit
derselben kraft und wärme erfasst hat, welche er für jede sache ein-
setzte, die er unternahm.
Nun endlich fand Westergaard volle müsse, alle seine kräfte für
die aufgäbe zu sammeln, welche er schon bei seiner reise in Asien ganz
besonders in das äuge gefasst und nie daraus verloren hatte, wenn sie
auch durch die schon erwähnten arbeiten der vorhergehenden jähre etwas
in den hintergrund gedrängt war — ich meine die bearbeitung der zend-
und pehleviwerke, welche sich auf die alte zoroastrische religion beziehen,
und vor allem des Avesta selbst, zu dessen vollständiger ausgäbe er sich
schon lange gerüstet hatte« Nachdem er — neben dem, was er von seiner
grossen reise mitgebracht oder in Indien und Persien zu sehen gelegen -
heit gehabt hatte — die auf dieses werk bezüglichen handschriften der
*) Schon i. j. 1840 hatte er die älteste auf der Universitätsbibliothek
aufbewahrte handschrift des vendidad durchgearbeitet. Mit grosser mühe
hatte er da die einzelnen blätter, welche durch die zeit fast aufgelöst
waren, gesammelt und geordnet und zugleich die ganze handschrift auf
kalkpapier abgeschrieben.
260 Niels Lndvig Westergaard.
Kopenhagener Universitätsbibliothek durchgearbeitet hatte, unternahm er
i. j. 1850 eine reise nach London , Oxford and Paris , um die dort be-
findlichen handschriften zn collationieren. Die erste arbeit, welche er in
dieser richtung publicierte , war der Bundehesh , ein pehleviwerk von
grosser bedeutung *). Diese ausgäbe — der erste abdruck eines vollstän-
digen pehlevitextes , welcher in Europa erschien — stützt sich auf eine
alte, der Sammlung der Universitätsbibliothek angehörige handschrift und
besteht eigentlich nur in einer lithographierten wiedergäbe dieser ganzen
handschrift; sie zu transscribieren oder zu erklären unterliess Wester-
gaard mit vollem rechte, weil diess bei den eigentümlichen Schwierig-
keiten der spräche und namentlich der schrift, in der sie abgefasst ist,
zu jener zeit kaum möglich und nicht ratsam gewesen wäre. Um den
-unterschied zwischen den beiden pehlevisprachen klar zu machen, zwi-
schen der nämlich, welche in den religiösen büchern angewant ist, und
der weit mehr semitisierenden oder, nach Westergaard, wesentlich so*
mitischen spräche, welche die sasanidischen könige in ihren Inschriften
gebrauchten, fugte er seiner ausgäbe zwei inschriften des sasanidischen
königs Sapor I hinzu, die er selbst in Persien abgeschrieben hatte.
Von 1852—54 erschien nun endlich seine grosse und wichtige aus-
gäbe der avestatexte unter dem titel: „Zendavesta, or the Religious
Books of the Zoroastrians, edited and translated, with a dictionary,
grammar &c. Vol. I. The Zend texte". Das werk ist in Kopenhagen in
der ßerling'schen officin gedruckt; die typen dazu sind unter Wester-
gaard's anleitung und in Übereinstimmung mit den in den ältesten
zendhandschriften gebräuchlichen buchstabenformen geschnitten. In na-
hem Zusammenhang mit dieser ausgäbe stehen zwei abhandlungen , wel-
che er i. j. 1852 in unserer gesellschaft mitteilte und in deren „Over-
sigt" in demselben jähre veröffentlichte: „Bemserkninger om Zendave-
stas Alder og Hjemstavn" (s. 207 ff.) und „Bidrag til den oldiranske My-
thologi u (8. 246 ff.). Die letztere ist auch in englischer spräche veröf-
fentlicht (Journal of the Bombay Branch of the R. Asiatio Society V,
1653, p. 77 ff.) und sie ist ferner von Fr. Spiegel in das Deutsche
übersetzt (Indische Studien III, 402 ff.).
Das ziel, welches sich Westergaard für seine ausgäbe gesteckt
hat und welches er in der ausführlichen vorrede eingehend rechtfertigt,
war, soweit als möglich die form des Avesta herzustellen, welche es
erhielt, als es unter den ersten Sasaniden gesammelt und aufgeschrieben
wurde. Es muste ihm also zunächst daran gelegen sein, einen in sprach-
licher hinsieht möglichst correoten text zu liefern , gestützt auf sorgfal-
tige vergleichung des gebrauch s der verschiedenen Wörter und formen.
Er hielt sich dabei natürlich wesentlich an die ältesten handschriften,
die ja übrigens schon beinahe ein Jahrtausend jünger sind, als die zeit
der Sasaniden; aber er scheute sich doch auch nicht, lesarten aus jün-
geren handschriften aufzunehmen , insofern ihm dieselben besser erschie-
x ) Bundehesh, über pehlvicus. E vetustissimo codice havniensi de-
scripsit, duas inscriptiones regis Saporis primi adjeeit N". L. Westergaard.
Havniae 1851.
Niels Ludvig Westergaard. 261
nen, oder, wo er das für notwendig hielt, den text durch conjecturen
zu berichtigen. In solchen fallen verzeichnet er in kritischen noten die
lesarten der ältesten handschriften ; im übrigen aber ging er auf eine
Tollständige sammlang der Varianten nicht aus, um so weniger, als die-
selben zum allergrösten teil rein orthographischer natur sind und sich
unter allgemeine gesichtspunkte bringen lassen. Auch diess verfahren
ist gewiss im allgemeinen als ein vollberechtigtes anzuerkennen , obgleich
ja freilich falle vorkommen können, in denen man wünschen mag, die
verschiedenen lesarten in gröster Vollständigkeit zu kennen.
Fast gleichzeitig mit dieser avestaausgabe erschien eine andere in
Deutschland, besorgt von Fr. Spiegel. In ihr ist der vendidad zum
ersten mal publiciert, alle übrigen teile des Avesta aber hat Wester-
gaard zuerst veröffentlicht. Ursprünglich war von beiden beabsichtigt,
gemeinschaftlich eine ausgäbe herzustellen ; wenn dieser plan durch eine
art stillschweigender Übereinkunft- aufgegeben wurde, so liegt der grund
wol darin, dass sich beide mit ihren ansichten über die bei einer sol-
chen ausgäbe zu beobachtenden grundsätze in einem gegensatz wüsten,
der nicht auszugleichen war. Es ist hier nicht der ort, diese grund-
Bätze oder beide ausgaben gegen einander abzuwägen ; nur so viel glaube
ich sagen zu dürfen, dass, wenn man auch vielleicht über die frage, wie
weit Westergaard in jedem einzelnen fall das richtige getroffen hat, ver-
schiedener meinung sein kann, so doch jeder die Sorgfalt und genauig-
keit, das sichere wissen und den feinen sprachlichen und kritischen tact,
wovon jede seite seiner ausgäbe proben enthält, bewundern wird. Um so
mehr müssen wir bedauern, dass diese ausgäbe nie ganz fertig gewor-
den ist; es erschien von ihr leider nur ein band, welcher die texte
selbst gibt. Die übrigen bände, welche eine grammatik, ein Wörterbuch,
eine englische und zugleich die überlieferte pehleviübersetzung enthalten
sollten, wurden nie herausgegeben. Manche erinnern sich gewiss noch
des grossen kastens mit einer menge loser zettel, welcher viele jähre
hindurch auf einem tisch seines zimmers stand. Das waren seine Samm-
lungen zum zend Wörterbuch , an das er die letzte hand nicht hat le-
gen können. Nach seinem todc ist es zusammen mit seinen Sammlun-
gen zur grammatik der zendsprache und seinen übrigen manuscripten
der Universitätsbibliothek übergeben ; aber leider ist alles noch so wenig
fertig, dass es für irgend einen anderen ungemein schwer, ja wol un-
möglich sein wird es zu vollenden, und selbst wenn das gelingen sollte,
dürfte es, wie ich fürchte, doch wol zu spät sein, diese arbeiten voll-
ständig herauszugeben, wenn in ihnen auch gewiss viele einzelhciten zu
finden sind, die noch jetzt veröffentlicht zu werden verdienen.
Man wird sich mit recht darüber wundern, dass Westergaard
dieses sein zweites grosses hauptwerk nicht vollendet hat und dass über-
haupt seine productivität seit der zeit seiner avestaausgabe weit geringer
war, als in früheren jähren. Fragt man nach dem gründe dieser erschei-
nung, so ist man nur auf mutmassungen verwiesen, da Westergaard selbst
— eingeschlossen wie er überhaupt war in bezug auf seine eigenen ange-
legeuheiten und das, was sich in ihm rührte — 9ich auf diesen punct
262 Niels Ludvig Westergaard.
nie einlassen wollte; aber es waren gewiss verschiedene umstände, wel-
che hier zusammenwirkten. Erinnert man sich erstens der glühen-
den Vaterlandsliebe Westergaards, so wird man leicht verstehen, das«
schon der erste dänisch-deutsche krieg einen grossen eindruck auf ihn
machte, und in noch höherem grade gilt diess von dem letzten krieg,
welcher ihm ausserordentlich nahe ging und ihn tief erschütterte. Die
folge davon war zunächst, dass er sich mehr und mehr von einem gros-
sen teil seiner ausländischen freunde und collegen zurückzog und dass
sich namentlich gegen die deutschen gelehrten bei ihm eine bittere Stim-
mung entwickelte , obgleich er seit alter zeit gerade von ihnen einige zu
seinen besten freunden zählte; ja schon seit dem ausgange der vierziger
jähre Hess er sich nicht bewegen — von der vorrede und den noten zum
Zendavesta abgesehen — etwas anders als in dänischer spräche zu ver-
öffentlichen. Dieser umstand hat es veranlasst, dass seine späteren ar-
beiten, soweit sie nicht übersetzt worden sind, im ausländ durchaus
nicht die verdiente beachtung gefunden haben, zugleich aber scheint er
in ihm selbst das hemmende gefähl, allein zu arbeiten, hervorgerufen
zu haben , das sich so leicht entwickeln kann , wenn man unter engeren
Verhältnissen lebt und wirkt. Ich glaube in der tat, dass der erwähnte
umstand schon an und für sich nicht eben wenig zu der Veränderung
beigetragen hat , welche in Westergaards productivitat eintrat; in ge-
wissem Zusammenhang damit steht es aber vielleicht weiter , dass er sich
um dieselbe zeit auf gebiete fuhren liess, welche seinem eigentlichen
hauptfache fern lagen, auf die er sich aber nichts desto weniger mit ge-
wohnter energie warf, ich meine die redaction der von dem dänischen histo-
rischen verein herausgegebenen „Historisk Tidsskrift" , welche er von
1868 —65 besorgte, und des „Dansk Ordbog" (buchstabe u) der k. dän.
gesellschaft der Wissenschaften. Diese neuen tatigkeiten nahmen, beson-
ders in den ersten jähren , einen so unverhältnissmässigen teil seiner kraft
in ansprach, dass seine eignen arbeiten unter ihnen natürlich in hohem
grade leiden musten. Hierzu kam endlich noch ein anderer hauptgrund,
nämlich der grosse kummer, welcher ihm durch den tod seiner geliebten
und hochbegabten gattin, Orpheline Christiane Friderike Octava geb.
Ryg°> am 1* AP"! 1356 nach fast elfjähriger ehe bereitet wurde. Dieser
schlag wirkte in hohem grade lähmend auf ihn und scheint ihm für län-
gere zeit die lust zum gelehrten schaffen genommen zu haben, während
er sich mit rührender Zärtlichkeit seinem haus und seinen vier kindern
widmete. Als dann seine alte arbeitskraft nach und nach zurückkehrte,
da lag das Zendavesta ihm schon so fern, dass er es für zu spät hielt,
die arbeit daran wieder aufzunehmen.
Was er in den letzten 24 jähren herausgegeben hat, bewegt sich in
anderen richtungen, als das, womit er sich früher beschäftigt hatte.
'Namentlich war es die alte geschichte Indiens, auf welohe er sich nun
warf. Im j. 1860 veröffentlichte er als Universitätsprogramm seine vor-
treffliche abhandlung „Om de seldste Tidsrum i den indiske Historie med
sserligt Hensyn til Litteratnren" und in der Übersicht über die Verhand-
lungen der gesellschaft der Wissenschaften liess er in demselben jähre sei-
Niels Ludvig Westergaard. 263
neu aufsatz „Om Buddhas Dffdsaar og nogle andre Tidspunkter i Indiens
seldre Historie" erscheinen. Beide Abhandlungen wurden von Stenzler
in deuti/hr Übersetzung veröffentlicht 1 ) und begegneten auch in Deutsch-
land einstimmiger Anerkennung, welche dadurch nicht vermindert wurde,
daca gerade zu der zeit, in welcher diese Übersetzung erschien, die
• ine und die andre chronologische einzelheit durch die Untersuchungen
andrer modificiert worden war. — In den jähren 1866 und 1867 legte er
dann ferner unserer gesellschaft seine grosse und sehr wertvolle abhand-
h.Tig- ,De indiske Kejserhuse fra det fjerde til det tiende Aarhundrede
og nogle seldre Fyrsteslffigter efter samtidige Aktstykker" vor (gedruckt
in T>et kj*l. danske Yidenskabernere Selskabs Skrifter, 5. Rakke, bist, og
philos. Afdeling, III, 1867—69) und als universitätsrector für 1867—68
vHiVr leuchte er in dem frühjahr 1868 als Universitätsprogramm seine
„Xura*: til de indiske Lande Mälavas og Eanyakubjas Historie". Es ist
eine ungeheure arbeit, welche in diesen beiden abhandlungen niederge-
legt ist. Die quellen, auf welche er sich für sie zu stützen hatte, beste-
hen zum wesentlichsten teil, namentlich was die gesammten chrono*
logischen und genealogischen rahmen angeht, in Inschriften, von welchen
nach und nach viele und gerade in den letzten jähren mehrere neue ver-
öffentlicht worden waren, und man wird mit der annähme kaum fehl
greifen, daas es zunächst gerade jener umstand war, welcher ihn zu diesen
gegenstanden führte und dadurch das band bildet, das diese seite seiner
tätigkeit mit einem wesentlichen teil der Studien seiner Jugend wäh-
rend seines aufenthaltes in Indien verbindet. Diese zerstreuten und
in sich selbst oft so dunklen und trockenen quellen hat Westergaard
in diesen abhandlungen mit solcher gelehrsamkeit und solchem Scharfsinn
erklärt und combiniert, dass es ihm dadurch gelang, eine ganze reihe
wertvoller und klar geordneter historischer bilder vor uns zu entrollen.
Während er sich mit Untersuchungen dieser art beschäftigte, hatten
gleichzeitig verschiedene neue, auf die pehlevisprache bezügliche arbeiten
sein altes interesse für diese spräche wieder erweckt 8 ), und noch im
Bommer 1878 hat er einen sinnreichen versuch, pehlevi mit lateinischen
typen wiederzugeben , auf einem kleinen blatte drucken lassen , das er
bei verschiedenen auswärtigen gelehrten, mit denen er in Verbindung
stand, herumschickte, um ihre meinung darüber zu hören — ein zeugniBS,
dass er, wenn auch von krankheit gelähmt, seine arbeitslust und sein in-
teresse bis zu allerletzt bewahrt hat.
Indessen es war ihm nicht vergönnt, die Studien, welohe ihn in den
letzten jähren beschäftigt hatten, zu ende zu führen. Vor Jahresfrist er-
*) Ueber den ältesten Zeitraum der indischen geschiente mit rücksicht
auf die litteratur. Ueber Buddhas todesjahr und einige andere Zeitpunkte
in der älteren geschichte Indiens. Zwei abhandlungen von N. L. We-
stergaard. Aus dem Dänischen übersetzt. Breslau 1862.
*) Vgl. das vorwort zu Aogemadaecä ein pärsentraetat in Päzend,
Altbaktrisch und Sanskrit herausg. von dr. Wilhelm Geiger (Erlangen
1878) — ein werk, dessen erscheinen gewissermassen Westergaards an-
weisung und anregung zu danken ist.
264 Niels Ludvig Westergaard.
krankte er bedenklich, nachdem seine gesundheit schon seit längerer zeit
geschwächt war. Im laufe des frühjahrs besserte sich sein befinden zwar
soweit, dasfl er aasgehen konnte, allein im anfang des sommers trat ein
ruckfall ein, und zugleich entwickelte sich eine geschwulst in der leber —
etwas, das zweifellos mit der schweren krankheit zusammenhing, die er
35 jähre früher in Persien durchgemacht hatte. Ein landaufenthalt brachte
keine besserung. Als er in die stadt zurückkehrte, war es anderen und
ihm selbst klar - wenn er auch wenig davon sprach — , dass er nich'
mehr lange zu leben habe, und am montag, dem 9. September (1878) \*t
er stille und ruhig entschlafen.
Westergaard war unbestreitbar einer der grösten und verdient-
sten Orientalisten unserer zeit Mit ausserordentlicher gelehrsamkeu be-
sonders im Sanskrit, in der sich nur wenige mit ihm messen konnten,
aber auch auf vielen anderen gebieten, verband er eine seltene schärfe und
klarheit im denken und eine merkwürdige combinationsgabe. Er besass
einen eisernen willen; was er wollte, das wollte er, ohne sich um die
Schwierigkeiten zu bekümmern, die ihm entgegentreten mochten. Er
war ausserordentlich fleissig und namentlich in jüngeren jähren war seine
arbeitskraft fast wunderbar. Er las fortwährend viel und machte sich
stets notizen; gross sind die massen von allerhand auf Zeichnungen , aus-
zügen, abflehriften u. dergl. , welche sich zwischen seinen papieren ge-
funden haben; alles diess ist vorläufig der Universitätsbibliothek überge-
ben *), aber mit einem nicht geringen teil desselben geht es hier wol
leider, wie so oft, dass nur der autor selbst den Schlüssel dazu besitzt,
und dass das gesammelte nur in seiner hand zu seiner rechten bedeutung
hätte kommen können. Er war immer bereit, anderen zu hellen, ihnen
aus dem reichen schätze seines Wissens mitzuteilen und jedes echte wis-
senschaftliche streben zu unterstützen; zugleich stellte er strenge anfor-
derungen an sich selbst; jede äussere eitelkeit und prahlerei mit dem
glänze der gelehrsamkeit lag ihm so fern, wie möglich, und ebenso war
ihm nichts mehr zuwider, als diese eigenschaften bei anderen zu sehen,
oder im leben und in der Wissenschaft einem streben zu begegnen, das
er, nach dem ziel oder den mittein des strebenden, für unwahr halten
muste. Erinnern wir uns endlich noch seiner glühenden Vaterlandsliebe,
seiner treue gegen seine freunde und schüler, seines warmen herzens für
alles edle und gute! Diess reiche und tätige leben ist nun abgeschlos-
sen : Niels Ludvig Westergaards name aber wird immerdar leuch-
ten unter den strahlenden steinen am himmel der Wissenschaft.
') Selbst schenkte er noch an seinem todestage der Universitätsbiblio-
thek eine pehlevihandschrift (Dadistani dini) , die er auf seiner reise er-
worben hatte, und begleitete dieses geschenk mit einem brief , dun er
dictierte und eigenhändig unterschrieb.
265
Der lateinische ablaut.
Zweck der folgenden abhandlung ist eine vergleichung des
lateinischen ablautes mit dem indogermanischen. Die auffassung
der indogermanischen vocalverhältnisse, die derselben zu gründe
liegt, lehnt sich einerseits an ältere ansichten an, die gehörigen
ortes anzuführen sind, enthält aber andrerseits auch neue ge-
sichtspunkte und verlangt daher eine nähere begründung. Die
abhandlung zerfällt demgemäss in zwei teile ; von denen der
erste die indogermanischen vocale und ihre entstehung, der
zweite den lateinischen ablaut in seinem verhältniss zum indo-
germanischen behandeln wird.
I.
Die indogermanischen vocale.
Man hat, um die Verhältnisse der a-wurzeln zu erkennen,
mehrfach die /- und w-wurzeln verglichen, in der Voraussetzung,
dass sich in der behandlung beider arten ein gleichartiges prin-
cip zeigen werde. Der parallelismus ist in der tat ein fast voll-
kommener, doch wird dies erst klar, wenn man andrerseits auch
die a-wurzeln zur aufklärung der Verhältnisse der i- und u~
wurzeln heranzieht. In den zu letzteren gehörigen bildungen
erscheinen neben den einfachen vocalen i und u diphthonge, im
Altindischen e und o — von der speciell indischen vriddhistei-
gerung (Leo Meyer KZ. XXI, 341 ff.) abgesehen — , denen
im Europäischen teils ai und au, teils ei und (wenigstens im
Griechischen, Italischen, Germanischen, Keltischen) eu entspre-
chen. Das Verhältnis beider vocalarten zu einander zu bestim-
men, ist auch für die beurteilung der Verhältnisse der a-reihe
von hoher Wichtigkeit. Während man nun früher allgemein
annahm, dass i und u die grundvocale, die diphthonge aber
aus ihnen durch „Steigerung" hervorgegangen seien, macht sich
in jüngster zeit die ansieht geltend, dass umgekehrt die diph-
thonge das ursprünglichere und die kurzen vocale aus ihnen
durch „vocalentziehung" in tieftoniger silbe entstanden seien.
Als wurzeln habe man beispielsweise für das Altindische nicht
bind bvdh sondern bhed bodh anzusetzen; i und u als „zugäbe"
zu einem a hätten dieselbe bedeutung wie liquida und nasal
Beitrüge x. kand« d. ig. sprachen. V. \Q
266 F. Fröhde
in gleicher Stellung; in ähnlicher weise wie ar und an in tief-
toniger silbe zu r und n würden, verkürzten sich ai und au in
diesem falle zu i und u; es gäbe also nur a-wurzeln. Vgl.
Geiger Ursprung u. entwickelung der menschl. spr. I, 164 ff.,
429 ff., Fick Beitr. IV, 167 ff., Paul in seinen und Braune's
Beitr. IV, 439, VI, 116, Möller KZ. XXIV, 518 f., Engl. stud.
III, 149, Kluge Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. 32 ff, de
Saussure Memoire sur le Systeme primitif des voyelles 124 ff.,
Brugman Morphol. unters. II, 154. Diese ansieht zerfallt in
zwei, je nachdem von ei und eu oder von ai und au ausge-
gangen wird. Ich werde beide aufiassungen im folgenden sorg-
fältig berücksichtigen und prüfen, in wie weit sie die erschei-
nungen zu erklären vermögen. Bewiesen ist bis jetzt weder die
eine noch die andere; der hauptgrund, auf den sich beide stützen,
ist der umstand, dass i und u mit altind. r auf gleicher laut-
stufe stehen; dieser aber erklärt sich auch nach der alten
theorie in einfacher weise.
Ich versuche im folgenden eine entscheidung der frage
herbeizuführen auf grund des nach weises, dass morphologisch
auf gleicher stufe stehen die mir als indogermanisch geltenden
vocale:
&(&?) — ai — au
ä — ei — äu(? oder au 1 )
a — i — u.
A. Indogerm. &(ä?) — ai — au.
Im Altindischen erscheint in zahlreichen bildungen von An-
wurzeln in der Wurzelsilbe ein langes d, dem auch in den eu-
ropäischen sprachen ein langer vocal gegenübersteht: skt. ämd
„roh" = gr. <&ii6$ altir. Am, skt. äsa „bogen" : gr. ijiog, skt.
abhi-edrä „bezauberung" = altsl. öara „bezauberung", skt jdra
„alternd" : gr. yt]Qd-ox(o „werde alt", skt. cära „gang" : gr.
7tu)Xio(xat „wandele", skt. pä'da zend. pädha „fuss" : gr. o-rtrj-
d&a „mitgehen", skt. pdrd „ufer" : got fSra „seite", skt. bhdrd
„last" = germ. bira- (ahd. bdra) „bahre", skt. bädhä „bedräng-
niss" = altsl. beda „not", skt. därd „riss" = altsl. dira dira,
skt. pari-vddd „nachrede" = altsl. vada „verläumdung", zend.
vdra „wünsch" = gr. JrijQa, skt. sddd „das sitzen" = lat sMo-
in sedu4us sSdes germ. sita- (mhd. säze) , skt. svdrd „ruf 4 =
altsl. chvala, skt. sthdfna „zustand" = altsl. stanü lit. stönas
Der lateinische abttut. 26?
gr. dvartjvog „in übelem zustande" — skt. bhdryd = germ.
Mrjar (ahd. -pari), skt. ddyd = germ. itja- (altn. aetr „ess-
bar/*) altsl. jazda „speise", skt. jdni „weib" = got. qeni-, skt.
vd'ri „wasser** = lat. üri-na aus *vöri-na — skt. ägü = gr.
(oxvg lat. den- in äcupedius aeeipiter, skt. pddü „bahn" — germ.
fdtu- „fuss", skt bdhü = gr. mjxvSi ßkt kdru „lobsänger" «
gr. xriQv-1») skt. svädü =r gr. rjdvg lat. »vävis — skt. ä'ste =
gr. rjorcu, skt. häsate „husten" = lit. Jcösti, zend. y<$£to =
gr. £a)or6g, skt. dA'sati „verfolgen" = gr. dya „auf jemand
treffen", skt. svd'date = gr. fjdsrai — skt. nämdyati = gr.
va>[ida>, zend. vddhayaiti „schlagen" = gr. (ji&eo), skt. pdtdyati
„fliegen machen" = gr. Ttwvaofxai (med.) „fliegen", skt pä-
rdyafi „hinüberfuhren" = germ. förjan (ahd. fuorran) „führen",
skt. mdrdyati „tödten" = altsl. twnarjati, skt. pdtdyati = lat.
pdcare germ. fdgjan „fugen", skt. sdddyati = lat sSdare altsl.
saditi lit sodinti, skt sväpdyati — lat sdpo aus *sv$pio germ.
svibjan (altn. svaefa soefa) „einschläfern" — skt. d'da = lat.
Sdi germ. Ä (altn. dt), skt cakä'ra dadffra u. 8. w. : gr. fiifirjXe
XiXtj&s lat s$tf# scäbit germ. /#jr u. a.
Dass in diesen und ähnlichen fällen die länge des wur-
zelvocals indogermanisch war, beweist die Übereinstimmung
der europäischen sprachen mit denarischen: die ansieht Br ug-
man's, dass das altindische d aus einem „halblangen" vocale
entstanden sei, der sich im Griechischen, Lateinischen, Altsla-
vischen, Keltischen zu o, im Germanischen und Baltischen zu a
entwickelt habe, und dass die langen vocale der europäischen
sprachen „verhältnismässig jung" seien (Stud. IX, 380. 386)
ist in dieser gestalt nicht haltbar. Vgl. Collitz Beitr. II, 296 ff.,
Schmidt KZ. XXV, 1 ff. Von den angeführten altindischen
ä sind andere zu unterscheiden, die teils der vriddhisteigerung
entsprechen, teils in folge verschiedenartiger phonetischer ein-
flüsse, wie sie Joh. Schmidt Voc. I, 38 ff., H, 238. 241 erör-
tert, aus idg. a erwachsen sind; diese kommen hier nicht in
betracht.
Neben den meisten der obigen formen mit altind. d stehen
verwante mit ä, wie neben bhdrd : bhdrämi bhdra, neben sddd
säddydmi : sdddmi sddas, und es fragt sich zunächst, in wel-
chem verhältniss zu einander beide arten stehen, ob die länge
aus der kürze oder diese aus jener entstanden, d. h. ob bhar
oder bhär als wurzel anzusetzen ist. Hier kann es nun wol
18*
268 • F. Fröhde
nicht zweifelhaft sein und ist auch immer angenommen worden,
dass das erstere der fall ist, und dass sich die länge aus der
kürze entwickelt hat, denn, dass ein langes ä in hochtoniger
silbe (sddämi sddas) verkürzt, in tieftoniger dagegen (s&dA sä-
ddyämi) erhalten sein sollte, ist ganz unglaublich. Wenn Schlei-
cher Compend. 4 341 germ. satjan mit sdddydmi, gr. (poqita
mit bhdrdydmi identificiert, so vermag ich ihm darin nicht zu
folgen ; vielmehr verhält sich satjan zu einem verlorenen altind.
*saddyämi, wie dardydmi, vardydmi, caldydmi zu ddrdydmi,
vdrdydmi, caldydmi, und diese stehen, wie sich zeigen wird,
genau in demselben Verhältnis zu einander wie ruedydmi y ci-
tdydmi zu rocdydmi, cetdydmi, rucd zu rocd. Es fragt sich
weiter, welchen grund diese dehnung des wurzelvocals hat.
Umgebende consonanten können sie nicht bewirkt haben, denn
sie findet sich vor und nach allen consonantenclassen. Auch
kann sie nicht accentuell sein, denn einmal liegt keine veran-
lassung vor, in sddd, sdddydmi accentverschiebung anzunehmen,
sodann wäre es unbegreiflich, warum, wenn zu irgend einer zeit
hochbetonte ä gedehnt wurden, in sddämi sddas, die von jeher
den ton auf der Wurzelsilbe trugen, diese dehnung unterblieb.
Es bleibt nur die annähme übrig, dass die länge des wurzel-
vocals functionelle bedeutung hatte. Zwar lässt sich zwischen
caldydmi und caldydmi ein unterschied in der bedeutung nicht
wahrnehmen, aber ein solcher kann dennoch ursprünglich be-
standen haben. Delbrück (Altind. verb. 210) bemerkt, dass
diejenigen verba, bei denen der wurzelvocal einfach bleibe z. b.
paldyati rucdyati in der regcl nicht causativen sinn haben, da-
gegen diejenigen, bei denen da a verlängert und das i und u
gesteigert sei, wie sdddyati veddyati rocdyati gewöhnlich causa-
tive bedeutung zeigen. Dieser unterschied wird ursprünglich
regel gewesen sein.
Die oben verzeichneten bildungen mit d gehören sämmtiich
zu wurzeln, die mit einfachem consonanten schliessen; formen
wie *bdndha *därga, *bdndhdyati *därc,dyati , *babhanda *da-
dä'rga finden sich nicht unter ihnen, sondern statt ihrer bandhd
dargd, dargdyati, babhdnda daddrga. Entweder also ist hier
die dehnung unterblieben, oder die länge ist vor der doppel-
consonanz, wo sie sich nicht voll entfalten konnte, wieder auf-
gegeben worden. War die dehnung functioncll, so ist die erste
dieser möglichkeiten unwahrscheinlich. Die zweite annähme
Der lateinische ablaut. 269
wird weiter durch folgende erwägungen gestützt: 1. die causa-
tiva der wurzeln auf ar + cons. erhalten sämmtlich das ar —
denn mrldyati und grbhdyati (Delbrück s. 212) haben keinen
oausativen sinn und sind denominativa von mrda und grbhd
„griff" — , während tieftoniges ar + cons. im Sanskrit in wei-
tem umfange zu r geschwächt wird ; diese tatsache erklärt sich,
wenn wir annehmen, dass hier ar nicht ursprünglich war. 2.
einem ursprünglichen indogermanischen bhandhd muss im Ger-
manischen nach der regel bonda- entsprechen, wie es in mhd.
bunt erscheint; neben diesem aber steht banda- = skt. bandhd
„band" ; ähnlich verhalten sich zu einander dranka- (got. drag-
ka-) „trank" und dronka- (got drugka-) „trank", got. ßagkjan
und ßugkjan u. a. ; auch diese differenz begreift sich bei obi-
ger annähme.
Darf nun eine analoge behandlung der i- und u-wurzeln
vorausgesetzt werden, «so werden diejenigen, welche als grund-
vocale dieser i und u annehmen, hier die langen vocale i und
ü erwarten müssen. Diese aber finden sich in genau entspre-
chenden bildungen von consonantisch schliessenden wurzeln in
der vedischen spräche nicht; die hier vorhandenen % und ü sind
producte jüngerer entwickelung. Was zunächst die von Del-
brück verzeichneten wurzeln mit innerem i und ü anbetrifft,
so beweist für solche wie td pid vid htd kü{ schon der cere-
bral, für solche wie krid (= chrd germ. skertan Pischel
Beitr. III, 254), sphürj (gr. anaQyaoj\ jürv (neben jvar\ dhürv
(neben dhvar) das ri und ür 7 dass sie jüngeren Ursprungs sind.
Neben Hd „sitzen", fr „erheben", ig „zu eigen haben", \j „be-
wegen", iksh „sehen" finden wir sad ar ag aj aksh, zu denen
sie augenscheinlich in beziehung stehen. Vom Standpunkte des
Altindischen aus betrachtet, Hesse sich ihr i als Schwächung
von d in tieftoniger silbe wie in dhimahi prtnthi und ähnlichen
formen (Schmidt KZ. XXIV, 306) fassen, und dafür könnte
die accentuirung von stddti sprechen (vgl. Bezzenberger 6.
g. a. 1879, s. 661). Diese Schwächung ist aber speciell indisch,
und mir scheint daher die erklärung von sld aus sisad (Ben-
f ey Vollst gramm. 354) vorzuziehen. Ebenso entstanden dann
ir ig ij iksh aus iyar (Gurtius Grundz. 6 nr. 661) iyag u. s.
w. Fick (Wörterb. IV, 19) setzt in das entsprechende Ver-
hältnis zu einander ish „eilen" und as „schliessen", ih „begeh-
ren" und europ. agh in gr. äxrjv lat. egenus; es bleibt indess
270 F. Fröhde
zu erwägen, ob diese wurzelformen nicht aus yds ydh, dehnun-
gen von yas „wallen" (vgl. lat aestus „das wallen 14 altn. eisa
„eilen") und yah in yahvd ätyjxiJQ ahd. jagon hervorgegangen
sind; ish „wünschen" verhält sich so zu yas wie lat. cupio zu
skt. küpydmi „wallen". Durch samprasarana entstand ü aus
vd in süd neben svad, cüsh „sieden" neben altsl. kvasä fer-
mentum (Miklosich Steigerung u. dehnung d. voc. 30), wol
auch in üh „schieben" neben vah, obwol sich hier auch con-
traction aus *vavah (vgl. üdimd ügimd u. a. aus *vavadimd *t>a-
vaqimd) annehmen Hesse. Nasalschwund hat die länge des i
bewirkt in jit> ptv miv aus jinv pinv tninv, die auf präsens-
stämmen auf nu beruhen (Delbrück 144), wie dhdv aus dhanv.
dtp „flammen" basirt auf di (Bechtel Sinnl. wahrn. 100). Un-
klar bleiben bhüsh 1. „sich verbreiten" 2. „sich bemühen" und
üh „vermuten" (altn. ugga suspicari?). Aehnlicher art ist der
Ursprung der t und ü in den bei Lindn-er Altind. nominal bil-
dung aufgeführten nominalbildungen. Formen wie kitd
„wurm" kiri „sänger" können schon des gutturals wegen nicht
ursprünglich sein. Durch samprasarana entstand ü in sam-ühd
„anhäufong" aus -vdhd von vah, und „leer" aus *vdnä (vgl.
got. vans) 9 gü'na „leere", güshd „gellend" aus *^vd'na *gväsd
(von gvas), i in vidhrd „helle" aus vi-idhrd = gr. l&ctQog (Fick
Wörterb. I, 508), vi et 1. „welle" 2. „betrug" nach Benfey
(vgl. Pischel Beitr. III, 265) aus *vyaci. In ntdd — ahd.
nest, midha =. fiio&og ist i ersatzdehnung für ausgefallenes s.
Andere formen der art enthalten die silben ir U ür ül ri l\ rü
lü, die stets jüngeren Ursprungs sind, wie ürvd „behälter" von
var, ürdhvd „aufrecht" von vardh, sitrya „sonne" von svar,
Idibd „entmannt", müla „wurzel", kü'ta = xQorcupog, irmd
„arm", vHhi „reis" von vardh „wachsen", rüpd „gestalt" neben
vdrpas, gürpd „korb" = lat. corbis (aus *corpos), plihdn „milz",
tnürdhdn „köpf*, trshya „übelwollen" (vgl. ags. eorsjan „zür-
nen"). Es bleiben so nur wenige wörter mit innerem I und ü
übrig, von denen sich nicht beweisen lässt, dass diese vocale
in ihnen seeundär sind: snthiti „rotte" von snih „geschmeidig
werden" (vgl. nhd. schniegeln), btja „pame", ishä „deichsei",
udhan „euter", Püshdn, güdrd, düshya dü'shi düshdyati „ver-
derben" (= gr. dvtog övaw „verderben"), müsh = pvg müs
ahd. müs. Diese können den zahlreichen bildungen mit innerem
d nicht entsprechen, denn bei solcher annähme würde sich von
Der lateinische ablaut. 271
causativen verben das einzige düshdyati zur vergleichung bieten,
dessen ü auffällig (Delbrück 215) und wol nur eine secundäre
debnung vor 8 ist, wie sie sich auch sonst findet (vgl. vd'stu
= aoiv, müshnäti neben mushnäti. Vielmehr müssen den oben
verzeichneten formen mit d zur seite gestellt werde solche wie
rokd lohd röda edhd vida — ketü rekü — jdshya citya —
bodhdyati veddyaii — tutöda bibhida, und es ergibt sich, dass
jene ä auf gleicher lautstufe stehen mit gewissen e und o. Es
sind dies aber diejenigen e und o, die im Europäischen durch
ai und au reflectirt werden : skt. rocd „licht" = lit. Idttkas, lohd
„rot, metall 44 = germ. rauda- „rot" altsl. ruda „metall", rokd:
altsl. luöa „strahl", röda „klageton 14 = lit. rauda germ. rauta-
(ahd. röz) y ropa „loch" =« altn. rauf altsl. rupa foramen, tneshd
„schlauch 44 = germ. tnaisa- lit. mdiszas, sveda = germ. svaita-
„schweiss", gvetd „licht 44 = altsl. svüü „licht 41 lit szvaitlnti
„bestrahlen 44 , sika „guss" == germ. saiha- (ahd. seih), krfya
„schrei 44 = gr. x^avyij, kita „verlangen 44 = altpr. quaits, kösha
„gehäuse" = germ. hausa- (altn. hauss) lit. kduszas, ati-rika
„überschuss" = lit. at-laikas altsl. otü-Wcü „rest 44 , lepa == altsl.
lipu gr. dloiqnj, ve$d = gr. olxog, puru-pi$a „vielgestaltig 44 =
got ßu-faihs, kisara „haupthaar 44 = lat. caesaries — ketü
„lichterscheinung" = germ. haidü- — rijati (w. rej) = germ.
laikan, ijati ijati = germ. af-aikan, eshati tshaii : lat. aestus
altn. eisa — veddyati = lit. vaidlnti „zeigen 44 , sviddyati =
germ. soaitjan (ahd. sweizzu), vepdyati „schwingen 44 = ahd.
weibön, dfydyati = ahd. zeigdn, koddyati „lästern 44 = altsl.
kudüi, bodhdyati = altsl. . buditi „wecken 41 , joshdyati = got.
kausjan — vida = got. vait gr. olöa, bibhida «== got. bau, bu-
bödha = got bauß u. a. Dass diese altind. e und o indoger-
manische ai und au sind, beweist einmal das Europäische, so-
dann die erhaltung der gutturale vor denselben in kita kiBara
ketü kösha cikita (Collitz Beitr. III, 221); in citya jöshya,
cetdyati joshdyati ist der palatal von citati jöshati übertragen.
Das indogermanische au ist im Baltischen und Germa-
nischen am besten erhalten; in letzterem wird es zuweilen zu
eu in fällen wie got. piuda „volk" = lit tauta osk. touta sab.
tauta, ahd. tiurra „kratze 4 ' = lit. sausys „grind" (Fick III,
327), altn. kjöll „kiel 44 = skt. ycla gr. yavtig (Fick a.o. 46).
Im Altslavischen ist es zu u geworden; vgl. die beispiele
bei Miklosich Steigerung u. dehnung d. voc. in den slav. spr.
272 F. Fröhde
8. 27. Im Griechischen bleibt es am häufigsten erhalten;
vgl. avog = lit. sdusas altsl. suchu ags. sedr, avu dqxxvw =
ahd. sören, civw neben evio, xfyavw = got gadrausjan, av%iw
neben wxofiai, xQavQog für *xQavoQog : lett. krausA „zerschla-
gen" altsl. kruchü frustum, xQavyri = altind. kröga, lavxavia :
lit. palaukys (Fick Beitr. I, 333) u. a.; selten wandelt es sich
zu ov ; anov&ri neben imevdio, äxdlov&og neben ycilev&og, wel-
ches jedoch speciell griechische bildung ist, hom. €ikylov%ht 9
das aber attisch iXrjlv&a lautet und dialectische form sein kann;
mehrfach erscheint wie im Germanischen dafür ev, wie in
den perfectis nitpevya eaaeva yunevd-a %i%ev%a (nach q>evya>
aevw xev&io Tev%u>), Xevxog Xevaaw = lit. Idukas laukiü. Im
Lateinischen ist dieses au in der regel zu ü getrübt worden
wie im Altslavischen ; vgl. clünis = skt. gröni lit szlaunis altn.
hlaun, früstum = gr. &(hxvot6v, lücus = mhd. loh skt lokä,
*lüco- in lüculentus lüceo Lucius = altsl. luca skt. rocd, prü-
rio von *prilro- = skt. prosha „das brennen", rtf/ws = got.
rauds, rüga = lit. raukä, süso- in stfdws aus *süsidus „trocken 44
= altsl. suchü gr. avog ags. «<?rfr, ffltfi = got. gaut, tüdi =
got. staistaut skt. tutöda. Sehr selten, wenn überhaupt ist ein
solches au verblieben. Zwar besitzt das Lateinische zahlreiche
au, aber diese haben meist einen anderen Ursprung. Der grösste
teil derselben ist aus av nach ausfall eines folgenden vocals
entstanden; vgl auceps augur auspex, audeo, audio, caulae, cau-
tu8, daudOy fautor faustus, gaudeo, lautus, nauta naufragus,
paucus, paullus, raucus neben avis, aveo, cavus, caveo, clävis,
faveo, gavisus yalw, lavare, ndvts, got. favai, rdvis (Corssen
Voc. I, 314. 632); ebenso ist zu urteilen über instaurare gr.
atavQog got. stiurjan — skt. sthdvard, caurus lit sziaurys .-=
got. 8küra, taurus gr. tavQog ahd. stiur : skt. sthürd, caulis gr.
xavXog lit. kdulas : cavus, claudus „lahm" neben skt. $rond, das
aus *gravana zusammengezogen sein kann; cauda pflegt man
zu got skauts zu stellen, doch verlangt die glosse bei Paul.
Epit. p. 57: caviares hostiae dicebantur, quod caviae, id est
pars hostiae cauda tenus, dicebantur berücksichtigung; die wür-
zet von auris = lit ausls ist nicht klar, ist sie die von dtw
audio, so gehört es ebenfalls hierher. Lateinischem au steht
altind. o gegenüber nur in augmentum augustus = skt. ojtndn
öjas; hier ist jedoch zu bedenken, dass die wurzel der Wörter
vag und ihr au jedenfalls dasselbe ist wie das von augeo auc-
Der lateinische ablaut. 273
tor aux-ilium got. aukan gr. av£io> letzterem aber entspricht
ags. weaxe. Aehnlich liegt der fall bei aurum sab. ausum =
lit dukszas, aurora = lesb. avwg skt. ushds, auster = rahd.
dster „östlich" lett. austrinsch „Ostwind", die zu vas „aufleuch-
ten" lit. aüszti „es tagt" gehören mit anl. au — va (ob. III,
21). Andere Wörter mit innerem au sind etymologisch nicht
sicher erklärt wie frans faux saucius u. a. Der steigerungs-
diphthong scheint vorzuliegen mhaurio neben altsl. ausa (FickKZ.
XXII, 384) und lausus „wehklage" laus neben lit. rauäa rdudmi.
Das indogermanische ai ferner ist im Germanischen und
Baltischen in der regel erhalten. Im Litauischen ist
es mehrfach in e oder ei übergegangen wie in gedrüs neben
gaidriis, gedras = gr. tpaid^dg^ snegas neben preuss. snaigis und
got. snaivs, deverfa = gr. öarjQ, ags. tdeor, szeimyna neben lett
saime altsl. semi, veszpats neben preuss. waispattin, lekas = gr.
Xoi7toQy v$ka „kraft" = altsl. v£ku, jeszköti = ahd. eisctm, ftsz-
mas neben preuss. aysmis gr. aixfirj; vgl. Schmidt Voc. I, 75,
Bezzenberger Zur gesch. d. lit. spr. 56. Im Altsloveni-
schen ist e Vertreter dieses ai (vgl. Miklosich a. o. s. 1),
selten i wie in iskati === ahd. eisc&n, libivü : lit. Idibas, inü =
lit venas preuss. aitias lat. oinos germ. aina-. Im Griechi-
schen hat sich idg. ai in ai und ol gespalten; letzteres tritt in
denselben fallen ein, in denen a zu o wird (s. u.); selten findet
sich dafür u z. b. in sutdyio = skt. Sjati, das aber aeol.
ertoiyw lautete (Ahrens Diall. 1,98). Im Lateinischen ist
ai verblieben, wo in vergleichbaren fällen das Griechische eben-
falls m zeigt, dagegen zu oi, später i oder ü geworden, wo im
Griechischen oi entspricht. Eine ausnähme würde aemidus sein,
wenn es Fick KZ. XXI, 5 richtig mit oidau* verbindet; das
wort wird durch tumidus (Paul, epit 24) nsyvorfriivog (Gl. Labb.)
inflatus (Gl. Isid.) erklärt und kann sehr wol wie zend. aSshma
zu aestus gehören. Beispiele für ai sind aedes : gr. al&og skt.
edhäj aequare = ahd. eihhdn, aestus aestas aemulus (vgl. £fjlog
von t,iio = skt. ydsati) 9 das von imitari begrifflich ganz ver-
schieden ist, aestimare : got. aistan, aevum = got aivs gr.
äei äidiog, caecus = got haihs, caesaries = skt. kisara, haedus
= germ. gaita-, haereo = lit. gaiszhiti, levir (mit i aus ae) =
gr. darjQ ags. tdcor, Laena = gr. latvog lit. Idinas (Fick Beitr.
I, 333), laevvs = gr. Xaiög, maereo neben miser; beispiele für
I und ü : rinum =r ohog, vicus = oixog, Jfiare : laßt/, Uppus :
274 F. Fröhde
akoupfj skt. lepa altsl. lepü, lira = ahd. leisa, fido neben foe~
dus gi\ TC€7toi&ct (s. u.), liqui = Xtloina; ünus = germ. aina-
gr. oiyjy, mütuus : gr. fiottog got. maißms, communis — got Ro-
main* lit. mdinas „tausch".
Dem altindischen <2 stehen in den europäischen sprachen
d S 6 gegenüber. Von diesen drei vocalen ist d selbstverständ-
lich indogermanisch. Im Altslavischen erscheint dieser laut als
a, im Germanischen und Litauischen ist er zu 6 geworden. VgL
Fick Beitr. II, 193. In Wurzelsilben findet sich ä im Latei-
nischen 1. in ableitungen von verbalstämmen auf a (wie fdri
fäbtda fäma von fa); 2. im perfectum von verbis, die im prä-
sens a erhalten haben (scäbi zu scäbo); über cepi u. s. w. wird
unten gehandelt werden; 3. in noininalstämmen, die zu derar-
tigen verbis gehören (pdx : päcücor) ; 4. in abgeleiteten verbis
dieser art (indägari:ago); 5. als ersatzdehnung für ausgefallene
consonanten (cänus aus *casnus); 6. durch metathesis in silben
auf rä Id aus ar cd (crdtes = got. haurdi-; über strdvi : sterno
s. u.). Die ausfuhrung dieser und der folgenden sätze erfolgt
in der zweiten abhandlung.
Der zweite der langen a-vocale, i, ist, wie Fick Beitr. II,
204 zeigt, europäisch. Ueber die Veränderungen, die dieser laut
in den einzelnen sprachen erlitten hat, vgl. Fick a. o. ; mehr-
fach wird im Lateinischen vi zu 6 z. b. in sddes : rj&elog, sdpio
aus *8vepio; ebenso im Griechischen: wQa = ahd. wära, &qcl
= altn. vdr „frühling 11 . Im Lateinischen steht dieses e in Über-
einstimmung mit den übrigen europäischen sprachen 1. in ab-
leitungen von verbalstämmen auf e aus ä (wie nSmen nitas von
neo) ; 2. im perfectum von verbis, die im präsens e in der Wur-
zelsilbe zeigen (Ifyi : V&go); 3. als steigerungsvocal in noininal-
stämmen, die zu solchen verbis gehören (tägula : tego); 4. in
abgeleiteten verbis gleicher art (sSdo : sedeo) ; 5. als ersatz-
dehnung für ausgefallene consonanten (venum : skt. vasnd); 6.
in silben auf re IS aus er el (sprHus : sperno). Ueber S und d
im präsens s. u. Demnach ist % im Lateinischen durchweg die
länge zu e, wie d die zu ä; andere sprachen weichen von dieser
regel zuweilen ab (vgl. lit. stögas : lat. tegula, sodinti : sSdare),
besonders das Griechische in formen wie nwlio^ai nanaofxat
vco/udio otQüxpctü) ; vielleicht haben hier 7to%<xof.iai o%{KHpi<a u. a.
(vgl. jedoch auch idwdy) eingewirkt. Es ist nun zu erwägen,
ob man berechtigt ist, dieses $ oder eine Vorstufe desselben in
Der lateinische ablaut. 275
die indogermanische zeit zu versetzen. Für diese annähme spre-
chen die palatale in skt. jäni = got. qeni- 7 skt jä'ra : yt]Qa-
ax(o f skt abhicärd — altsl. öara, skt. jdrä „buhle" (in der alten
spräche nicht notwendig mit schlimmer nebenbedeutung) : altn.
kaerr „lieb, wert" (Collitz Beitr. III, 210); da aber die pa-
latale mehrfach an stellen erscheinen, wo man sie nicht erwar-
tet, so wird dieselbe hierdurch noch nicht streng bewiesen.
Joh. Schmidt (KZ. XXIV, 319, XXV, 60) sucht einen anderen
grund für diese ansieht aus den schwachen altindischen per-
feetformen wie sedüs meni zu gewinnen, deren e er mit dem
von lat. sSdimus got. setun altir. mfowr identificiert. Entstanden
sei dieses e lautgesetzlich in formen wie sedüs sehänd aus *säz-
düs *säzhänd aus *sasadus *sasahdnd; von hier aus habe „sich
eine analogie verbreitet, die auch dahin verpflanzt wurde, wo
es bei ungestörter lautlicher entwickelung nicht entstehen konnte
z. b. in peius". Das e der altind. formen als f-diphthongen zu
erklären, scheint allerdings nicht möglich; denn wer etwa von
den mit y anlautenden wurzeln ausgehen und yeji yetiri yemimd
aus yayaj yayat° yayam° durch ya-ij° u. s. w. erklären wollte,
wie yesh „wallen" aus *yayas durch *yaisk (vgl. zend. yaesh
und perfeetformen wie yaeshS bei Bartholomae Das altiran.
verb. 85) und ähnlich dvocam aus *avaMcam durch *avaucam
entstand, würde meines erachtens in der anwendung des analo-
gieprineips die zulässigen grenzen überschreiten. Ich bin mit
Schmidt der ansieht, dass das e der altindischen dem e der
entsprechenden europäischen perfeetformen gleich zu setzen ist,
erblicke aber in demselben nicht ersatzdehnung; denn einerseits
macht das europäische $ in sedimus got. setun den eindruck
der gleichheit mit dem von sedulus sedes gern). sUa- (Bezzen-
b erger G. g. a. 1879, s. 821), andererseits wird das altind.
e der perfecta von Lindner s. 55, wie mir scheint, mit recht
verglichen mit dem von formen wie nemi „radfeige" sedi „ent-
kräftung" perü „rettend" venu „staub" ciru „(eine heilige hand-
lung) begehend" von den wurzeln nam sad par ran cor. Viel-
leicht ist mit skt. cfru das -lateinische caeri-monia, dessen ae
durch verbreiterte ausspräche aus e entstanden sein kann, wie
das von scaena = axrjnj, zu verbinden, dann hätten wir hier
die Übereinstimmung eines altind. e mit europ. S auch ausser-
halb des perfects. Bei der betrachtung des lateinischen perfec-
stammes suche ich, indem ich mich der ansieht Bezzenber-
276 F.Fröhde
ger's (G. g. a. 1879, 8. 821) im wesentlichen anschliesse, wahr-
scheinlich zu machen, dass die Vorstufe des typus sSd säsäd- war,
aus dem er durch abfall der reduplication entstand, und fasse
demgemäss das e der altindischen und das S der europäischen
formen als fortsetzer eines indogermanischen ä, der länge zu
demjenigen a, welches zu ä gefärbt wurde. Wäre diese auffas-
sung gesichert, so würde der lange «-laut im Indogermanischen
nachgewiesen sein. Auffallend aber bleibt immer, dass das Zend
und das Griechische diese weise nicht kennen, und es gilt mir
daher der vollgültige beweis für das indogermanische alter des
ä noch nicht für erbracht.
Was endlich das 6 betrifft, so war dasselbe in grösserem
umfange gräcoitalisch. Zu den von de Saussurea.o. 111 an-
geführten beispielen kommen noch für = qxoQ skt. hdra, tnölo-
in tndlior möles = gr. fiwXog, dürus, wenn JÜQtg zu skt. däru-
nd „hart, streng, rauh, gefühllos" gehört, grümus, falls es rich-
tig zu xQWfiai; gestellt wird und nicht vielmehr zu altsl. gramada
„häufe" zu ziehen ist; cMus, welches Fick (II, 58) mit gr.
TtüJuov verbindet, ist vielleicht mit gr. xvxXog zu identificiren
(vgl. dnus). Es sind ferner falle nachgewiesen, in denen das
6 als europäisch anzusehen ist; vgl. Fick Beitr. III, 169, Mah-
low Die langen vocale a e o in d. europ. spr. 83, de Saus*
sure a. o. 115. Dagegen fehlt bis jetzt jeder beweis für die
ansieht, dass 6 in ableitungen von consonantisch schliessenden
wurzeln in die indogermanische zeit zurückreiche und im In-
doiranischen ebenfalls mit d zusammengefallen sei. Die behaup-
tung Osthoffs (Morphol. unters. II, 112), dass „der griechi-
sche und lateinische vocalismus auch betreffs der längen die
sichersten führer" seien, kann für einen wissenschaftlichen be-
weisgrund nicht gelten. Ich schliesse daher im folgenden die
lateinischen 6 den d an.
Es ist noch übrig, die frage zu beantworten , wie die mor-
phologische gleichheit des altind. d mit denjenigen e und o,
denen im Europäischen ai und au entsprechen, zu erklären ist.
Diese antwort wird verschieden ausfallen, je nachdem man von
den diphthongen oder von den einfachen vocalen als grundvo-
calen der i- und w- wurzeln ausgeht. Diejenigen, welche als
wurzeln vaid bhaud ansetzen, müssen annehmen, dass in ketd
roeä cetdydmi rocdyämi e und o aus di und du hervorge-
gangen sind. So würde ein grund vorhanden sein, weshalb in
Der lateinische ablaut. 277
diesen formen die „vocalentziehung" nicht stattfand, wol aber
in den danebenstehenden citdydmi rucdydmi, und es wäre ein
nahe liegendes bedenken gegen diese auffassung beseitigt. Gegen
die annähme, dass obige e und o aus di und du entstanden sind,
lässt sich, wenn man z. b. gr. vavg xksig aus vrjvg xlrjig y lat.
raucus daudo neben rdvis cldvis vergleicht, nichts einwenden.
Sie scheint sogar bestätigung zu erhalten durch formen wie ndyd
srdvä tutdva pldvdydmi, denen zum teil auch in europäischen
sprachen solche mit langem vocale gegenüberstehen: lit. srove
gr. SQia&io „fliessen", dsdrjs, altsl. plaviti, zum beweise dafür,
dass die dehnung nicht speciell indisch ist. Schon Leo Meyer
(Vgl. gramm. I, 343, KZ. XXI, 341) hat die ansieht ausgespro-
chen, dass diese formen auf wurzeln auf aj av zurückfuhren,
und dem stimme ich bei, ohne damit behaupten zu wollen, dass
es wurzeln auf i und u überhaupt nicht gegeben habe. Die
w. 8ru entstand aus sra-va, einer ableitung von w. sar. — Die-
jenigen, denen bheid bhetidh als wurzel gelten, werden die vo-
caldifferenz in got. bau baup zu erklären haben. Diejenigen
endlich, welche i und u als wurzelvocale betrachten, werden ai
und au aus I und ü durch diphthongirung hervorgehen lassen 9
denn an den mechanischen Vorschub eines a vor i und u ist
schwerlich zu denken. Die diphthongirung langer I und ü ist
durch zahlreiche tatsachen aus dem Altfranzösischen und neueren
germanischen dialecten als ein geläufiger lautprocess erwiesen
(A. Kuhn KZ. XII, 143, Sc her er Zur gesch. d. deutschen
spr. 8 s. 38 ff. vgl. F. Masin g Das Verhältnis d. griech. vocal-
abstufung zur sanskritischen). Joh. Schmidt Voc. 1, 140 sucht
diese auffassung durch den nachweis des wirklichen Vorhanden-
seins von i und ü an stelle späterer ui und au auch im Indo-
germanischen zu stützen. Ueber manche von Schmidt's bei-
spielen, denen als gleichartig hinzugefügt werden mögen lit.
bdime : skt. bhimd, bailiis = skt. bhirü, werden diejenigen,
welche der oben dargelegten ansieht Leo Meyer's beipflichten,
anders urteilen dürfen. Sichere beispiele späterer diphthongi-
rung scheinen mir noch zu sein skt. yej neben ij, esh neben ish (s.
o.) und der imperativus bodhi von budh, welcher aus *budh-dhi
durch die mittelstufe *büdhi (vgl. tdlhi von tad) entstanden ist (De 1-
brücks. 99); letzterer liefert, wenn Delbrücks erklärung und
angäbe des accents (P. W.: bödhi) richtig ist, zugleich den be-
weis, dassdie diphthongirung nicht durch den hochton bedingt ist.
278 F. Fröhde
B. Indogerm. ä — ei — äu oder au 1 .
Im Altindischen finden wir in bestimmten classen von wort-
formen, die zu o-wurzeln gehören, ursprünglich hochbetontes ä,
dem in den europäischen sprachen e entspricht: dsti = gr.
i'art lat. est got ist lit. tsti, dtti = lat. est lit est (mit hy-
sterogener dehnung), sddmi = lit. sedmi — bhdrdmi = gr.
q>*Qü) lat. fero got fcura altsl. ter<y altir. beritn, vdlidtni = lat.
tteA© got. rtgra altsl. t?fts<p lit ve£A — ^rfnew = gr. yivoq lat.
genuSj sddas = gr. ?dog altn. s«/r, ndbhas = gr. vlqpog altsl.
nebo altir. wem — bhärman = gr. q>4(>fia altsl. ftr&w^ (aus for-
me»), vdsman = gr. «Ijua, jdniman = lat. genimm altir. $re-
netnain — bändhana „bindend" = got. bindan, ddrgana „das
sehen" s» gr. deQ*eiv y vdsana „gewand" = gr. havoq — sdttar
= lat sessor, sä'dhar (aus **aA-ter) „überwinder** = gr. € Ex-
to$, tdshtar = lat. textor, vödhar = lat. vector, jdnitri = lat.
genetrix — vdstra „kleid" = gr. dial. yiotQa, vdrtra „deich**
= mhd. werdet u. a. Vgl. de Saussure a. o. 126 ff.
Darf nun eine analoge behandlung der t- und «-wurzeln vor-
ausgesetzt werden, so werden diejenigen, welche i und u als grund-
vocale derselben ansehen, diesem ä entsprechend ursprünglich
hochbetonte i und ü zu erwarten haben. Solche aber finden
sich nicht. Das im Rigveda an einer stelle vorkommende prä-
sens iyati (Delbrück 143) lässt sich zur vierten classe ziehen.
Die wurzeln bhiksh „erbitten**, 1 giksh „lernen**, 2 giksh „schen-
ken** (Präs. bhikshati, gfkskate, gfkshati) sind aus desiderativ-
formen von a- wurzeln (P. W. unter 1 gak und 2 gak) entnom-
men; die wurzeln auf inv (jlnvatl „erregen**, pinvati „schwel-
len 4 *) sind offenbar aus präsensstäramen auf nu entstanden
(Delbrück a. o.); das particip pibdamäna wird im P. W. für
eine reduplicirte form erklärt; die präterita gruvat und rühat
stehen auf gleicher stufe mit rdhat, in dem Delbrück (s. 138)
eine spätere Verschiebung des accentes vermutet; die wurzel
von riskant (Delbrück s. 143) ist modification von arsh „ste-
chen**. Die vocal Verhältnisse der wurzel bhü, von der hierher
gehören bhüvas bhüvat bhuvan, haben „überhaupt viel merkwür-
diges" (Delbrück KZ. XXI, 87, Altind. verb. 99). Von den
hier in betracht kommenden nominalbildungen bei Lindner
a./>. zeigen hochbetonte i und ü nur düvas „Verehrung** neben
duvds „hinausstrebend", jüvas „raschheit* 4 , uras „brüst** und
Der lateinische ablaut. 279
giras „köpf*; von diesen kennzeichnen sich aber die wurzelvo-
cale der beiden letzten als unächt. — Ueberhaupt sind I und u
in Wurzelsilben unursprünglich. Dass die präsentia vierter classe
ursprünglich den accent auf dem suffixe ya trugen, hat Benfey
gezeigt. Ob yuchdti (P. W. unter yuch) oder yüchati zu lesen
sei, scheint zweifelhaft zu sein (Delbrück s. 170); ersteres ist
jedenfalls die ursprünglichere form. Auch in vedischen nomi-
nalformen begegnen t und ü nur selten. Von den von Lind-
ner zusammengestellten a- stammen erscheinen sie in tüsha
„hülse", visha „diener", pucha „schwänz", mükha „mund", m-
büdha „das wachen", bila „höhle'S gMd „gedärme", gühä „ver-
steck", nidä „Schmähung", von püra „bürg", üsha „begierig",
tird „schaaf ', ird „labung", deren wurzelvocal secundär ist, ab-
gesehen. Dass hier eine spätere Verschiebung des accents statt-
gefunden hat, müssen auch diejenigen annehmen, die i und u
aus ai und au entstehen lassen. Die Wörter stehen auf gleicher
stufe mit solchen wie vfka, das zwar schon zur zeit der völ-
kertrennung paroxytonon war (vgl. germ. volfa-), aber dennoch
ursprünglich den accent auf der endung gehabt haben muss,
da r, wie ich mit Benfey (Or. u. occ. HI, 40) annehme, in
alter zeit nur in tieftoniger silbe aus ar entstand. Ueber die
formen cüäna dyütdna ruhdna urteilt Lindner 8. 54 a., dass
„die kürze der Wurzelsilbe nach analogie der grossen mehrheit
dieser participien eingetreten" sei; auch hier dürfte vielmehr
eine verrückung des accents anzuerkennen sein. Die übrigen
nomina mit t und ü in der Wurzelsilbe sind mit Suffixen ge-
bildet, die in der regel den ton tragen; ihnen stehen ebenfalls
von ar-wurzeln entsprechende formen mit r zur seite. Es sind
dies namentlich stamme auf i, wie rüci tvishi tnüni guci plüshi
(vgl. ffrbhi r8hi) und auf ya wie tüjya cttya bhidya vidya büdhya
(vgl. dfgya), von denen Lindner 98 vermutet, dass sie auf
secundärer ableitung beruhen, sodann einzelne auf na (gu&hna
gvitna stna), ma ($üshma bttma himd), va (ishu aus ishva =
log; dhruvi), mit denen sich vergleichen tfna ghfshu. Die mit
van gebildeten wörter haben abweichend von der sonstigen weise
den accent auf der Wurzelsilbe, wenn sie nomina agentis sind,
während bei den verbalabstractis das suffix den ton trägt;
dieses suffix ist wol secundäre ableitung von va.
Die vorhandenen hochtonigen i und ü also entsprechen den
oben aufgeführten hochtonigen ä im Altindischen nicht, viel-
280 F. FrÖhde
mehr stehen diesen die diphthonge e und o gegenüber; vgl.
dishti yökti; bhddati cödati, vipas ropas, vornan odman, cetana
yojana, viüar joshfar, midhra yöktra. Diese e und o aber
werden im Europäischen durch ei und wenigstens im Griechi-
schen, Altlateinischen, Germanischen durch eu reflectirt Das
ei ist im Griechischen und im Altlateinischen verblieben, im
Litauischen meist e, im Altslavischen i, im Germanischen * ge-
worden. Dass eu wie im Griechischen und Germanischen auch
im Altlateinischen vorhanden war, beweist das alte Leueesie
(Corssen Voc. 1, (572), das im grundstamm mit skt. röcarte
übereinstimmt; ein solches eu ist durch ov zu ü geworden in
düco = got. liuha, erügo = gr. iQevyaj, uro = gr. evw skt
öshati, rüdo (Plaut. Pers. III, 9) = skt. rodimi, jügera = gr.
&ryog, jümentum == gr. teuyfia, nütnen =? gr. vGvpa, lümen =s
altn. Ijömi, ruminari, mag man es zu skt. romantha oder zu
iQevya) ziehen, rümen „euter", wenn es gleich Qevfia ist. Im
Altslavischen erscheinen für diesen laut u und ju, im Baltischen
au und tau (s. u.). Beispiele für diese lautentsprechungen sind:
skt. yökti = gr. tj6vy(vv)ni y skt. dishti = gr. deU(vv) t ui (lat
deico got. teiha); skt. bödhate = gr. rcet&Ofiai got. biuda lit
baudu altsl. bljudq, skt. jöshati = gr. y£i5co got. kiusa, skt. r£-
oa# = gr. Xbltcü} got. fc//t?a lit. /£&& altsl. Zkfy, skt. $vHati =
lit sveiezü, skt. müxati = altn. infya lit. w^iw, zend. baodank :
gr. a7tev&i]Q, skt rödana „das weinen" = ahd. riozan, skt.
dishtri : gr. «foxnfciog, skt: yöktar — gr. ^xxr^, skt jösfifar:
gr. yevovfjQiov u. a.
Wie ist nun die morphologische gleichheit desjenigen alt-
indischen a, dem im Europäischen e entspricht, mit denjenigen
i und o, die im Europäischen durch ei und (wenigstens im
Westeuropäischen) durch eu reflectirt werden, zu erklären?
Hier haben die Vertreter der ansieht, dass e ei eu die wurzel-
vocale seien, den leichtesten standpunet. Auch diejenigen,
welche bhar bhaid bhaudh als wurzelformen ansehen, haben be-
sondere Schwierigkeiten nicht zu überwinden; wenigstens stellt
sich für sie die aufgäbe wesentlich einfacher als für die anhän-
ger der älteren theorie, die an diesem gesichtspunete zu schei-
tern scheint. Indem ich sie dennoch zu halten versuche, gehe
ich aus von der frage, ob bher tek vegh (fpeQw altsl. tekq lat veho)
aus bhar tak vagh (got barn gr. q>aQ8ZQa, gr. %a%vs, lit vazmä
ahd. vragari) oder diese aus jenen hervorgegangen sind. Die
Der lateinische ablaut. 281
Vertreter der letzteren auffassung glauben eine erklärung des a
in den bezeichneten formen gegeben zu haben, wenn sie sagen,
bhar stehe im „ablautsverhältnis" zu bher. Allein der name
„ablaut" ist doch nur eine bezeichnung der zu erklärenden er-
scheinung, nicht eine erklärung dieser selbst. Wie ist dieser
ablaut entstanden? Entwickelte sich auf lautlichem wege das
e zu a, oder wurde es mit bewustsein eliminirt und letzteres
dafür eingefugt, um den „ablaut" herzustellen? Der zweite
dieser gedankett verdient keine erörterung. Was den ersten be-
trifft, so ist zuzugeben, dass unter umständen durch einwirkung
umgebender consonanten a und o aus e entstehen, aber auf
diesem wege würden sich nur wenige der in betracht kommen-
den erscheinungen erklären lassen. Fick (Beitr. III, 157) sieht
in dem a von einigen der hierher gehörigen formen entwicke-
lung eines schwä. Ich vermag dieser ansieht nicht beizutreten,
einmal weil nach meiner theorie das a in formen wie toxvq
TafAVio eßalov lat fiagrare neben altsl. tekq gr. Tiftco ßiXog
q>ltya> ganz gesetzmässig ist (s. u.), sodann weil ich den vocal
in flamma falx und anderen bildungen der art in gleicher weise
erklären zu müssen glaube, wie den in lit. vazmä got. barms
balgs. Auch die etwaige annähme, dass in irgend einer periode
ihrer entwickelung die spräche sämmtliche Z oder doch den
grössten* teil derselben in tieft oniger silbe in a übergehen
liess, in hochbetonter silbe aber erhielt, würde nichts über-
zeugendes haben. Ungleich wahrscheinlicher ist offenbar die
alte auffassung; denn dass e und o aus a entstehen, lehrt ein
blick auf die germanischen und griechischen dialecte. Hieran
schliessen sich zwei andere fragen: 1. auf welchem wege ist
das e aus a entstanden? 2. in welche zeit ist die entstehung
desselben zu versetzen? Auf die erste dieser fragen ist von
Verner (KZ. XXIII, 132 ff.) und Scherer Zur gesch. d. deut-
schen spr. s. 76 ff (vgl. Joh. Schmidt KZ. XXIII, 356, G.
Meyer KZ. XXIV, 226 ff.) die antwort gegeben worden: e ent-
stand aus a in hoch toniger silbe durch tonerhöhung. Ueber
die anzusetzende Zwischenstufe kann man zweifelhaft sein. Ich
nehme an, dass sich zunächst ein e<* entwickelte, das dem an-
gelsächsischen ea (aus germ. a vor bestimmten consonanten-
gruppen) glich; wie dieses, welches nach Grimm Gr. I, 238
zwar diphthongisch, aber beinahe kurz zu sprechen ist, d. h.
gleich einem kurzen a mit flüchtig vorgeschlagenen e, im Engli-
Beltrftgo z. kundo du lg. spraohnn. V. 19
282 F. Fröhde
sehen wieder a geworden ist, während ihm im Friesischen hei
folgendem r ein e gegenübersteht, so entwickelte sich das dem
a noch nahe stehende i« im Europäischen zu e, fiel aber im
Indoiranischen wieder mit a zusammen. Was die zweite der
aufgeworfenen fragen anbetrifft, so hat Gurtius in seiner be-
kannten abhandlung über die Spaltung des a-lautes bewiesen,
dass das e europäisch ist. Weiterhin wurde von Araelung
(KZ. XXII, 369) und entschiedener von ßrugman (Stud. IX,
367 ff., KZ. XXIV, 2, Morphol. untersuch. I, 1) die ansieht auf-
gestellt, dass die färbung des a in die indogermanische zeit
hinaufreiche. Eine wissenschaftliche begründung dieser ansieht
hat zuerst Collitz Beitr. III, 207 gegeben, indem er zeigte,
dass sich die palatale im Indoiranischen vor a in der regel nur
da finden, wo diesem europ. e entspricht. Denselben gedanken
führt Joh. Schmidt KZ. XXV, 64 ff. aus. Gegenwärtig ist diese
auffassung von vielen Seiten anerkannt; mich bestimmt auch
folgende erwägung ihr beizutreten. Wenn nämlich das bezeich-
nete % durch tonerhöhung aus u entstand, und wenn ferner die
angeführten altindischen i und 6 mit demselben auf gleicher
stufe stehen, so wird man, falls man t- und w-wurzeln anerkennt,
zu der Vermutung geführt, dass auch sie durch tonerhöhung
aus i und ü sich entwickelt haben. So wurde das hochbetonte
i zu einem helleren, dem e näher liegenden i-laut, den ich, dem
i« entsprechend, mit e' bezeichnen will. Während aber die bei-
den bestandteile des e« zu ä verschmolzen, war das bei dem
ei nicht unmittelbar möglich und es bildete sich der laut zum
diphthongen ei aus, in gleicher weise wie im Altfranzösischen
formen wie seit veie meins aus lat. sit via minus hervorgingen
(Gaston Paris La vie de St Alexis 74, Mall Li cumpoz
Philipe de Thaüne 60, Bufguy Gramm, de la langue d'Oil II,
306), oder wie im Englischen das i von chihl knight als ei ge-
sprochen wird. Schwieriger ist die erklär ung des eu aus iL
Der dem ei entsprechende laut würde o" sein, und dieser konnte
sich zu ou (vgl. altfranz. loup joug — lat lupus jugutn, engl.
hound icound — ags. hund wund) und au (wie das ou der an-
geführten englischen Wörter lautet) entwickeln. Nun hat Bez-
zenberger A-reihe d. got. spr. 34 a. bemerkt und Beitr. II,
141 ff. ausgeführt, dass sich ein allgemein europäisches«!« nicht
annehmen lasse, da im Baltischen wenigstens dieser diphthong
nicht sicher nachgewiesen sei. Ist diese ansieht richtig, so hat
Der lateinische ablaut. 283
der durch tonerhöhung aus hochtonigem ü entstandene diphthong
indogermanisch au gelautet und dieses au ist in den westeuro-
päischen sprachen , die sich auch in betreff der gutturale vom
Slavolettischen entfernen, der analogie des auf gleicher stufe
stehenden ä und ei folgend, in eu übergegangen. Die palatale
fallen hier bei ihrer Vereinzelung minder in's gewicht; der an-
laut von cödali „antreiben, beeilen, sich sputen" caus. „in
schnelle bewegung versetzen, dringend bitten" ist überdies, wie
ahd. sciuzu (Schmidt KZ. XXV, 70) und das begrifflich noch
genauer entsprechende gr. ortevöio „in schnelle bewegung se-
tzen, eifrig betreiben, sich sputen, dringend ermahnen" bewei-
sen, nicht ursprünglich. Sollte aber, wie Schmidt (KZ. XXIII,
352 ff.) annimmt, der in altsl. ju lit. iau die fortsetzer eines
früheren eu erkennen will, der diphthong eu allgemein euro-
päisch sein, dann würde die möglichkeit vorhanden sein, den
Übergang des aus ü entstandenen au in den helleren laut be-
reits in die Ursprache zu versetzen.
Schmidt ■ KZ. XXIII, 348) lässt auch diese ei und eu durch
tonerhöhung aus ai und au, letztere aber (Voc. I, 144) durch
t und ü aus in und un entstehen. Diese auffassung würde die
von mir behauptete morphologische gleichheit von e ei eu auf-
heben, abgesehen davon, dass sie den vocalunterschied in bil-
dungen wie cu&cj got. haitan nicht erklärt.
Sind nun aber diese diphthonge durch denselben pro-
cess, der a in e wandelte, hervorgegangen, so muss, da ihre ent-
stehung der indogermanischen zeit angehört, auch die farbung
des a in die Ursprache versetzt werden.
C. Indogerm. a — r i — u.
Die i~ und «-wurzeln zeigen in bestimmten wortclassen die
einfachen vocale i und u, und zwar in allen indogermanischen
sprachen übereinstimmend. Vgl. :
1. Präsensstämme auf d : skt. viddti ruddti = lat. rüdo.
Präsentia dieser art begegnen in den europäischen sprachen
nur vereinzelt; häufig dagegen sind die dazu gehörigen augment-
präterita im Griechischen wie £%utov = skt. dricam, ijXv&ov
= skt. ruhäm, irtv&ovro = skt. budhänta. Vgl. Benfey Gr.
s. 160, Fick Beitr. IV, 172.
2. Präsensst auf ya : skt. pushyati — gr. t-7tvito 9 skt.
19*
284 F. Fröhde
küpyati = lat. cupio ahd. hoffu, skt. svidyati — germ. svitjan,
skt nijydte : gr. wCw.
3. Präsensst. der nasalclasse : skt. prnshnäti ishndti : lat.
degüno aus *degumo — skt bhind4nti = lat. findunt, skt.
lumpdnti = lat. rumpunt; vgl. gr. Xi/it7tdvio Ttw&dvo^m lit
Aunrfft u. a.
4. Präsensst. auf $fc« : skt. ichati yuchdti : gr. itanua fäayta
lat. misceo.
5. Intensiva: skt elft/fc vevijydte rerihydte gögucan p/qnru-
that : gr. itoinvita deidtaaofiai iXeXltto deiSiaxo^iat titvoxio,
deren ox späterer zusatz ist.
6. Abgeleitete verba: skt. citdyati vipdyati rucdyafi $u-
cdtjati : lat. Video got. tntan, altn. vippa mhd. wipfen „schwen-
ken", lat. rvbeo = ahd. rotPn altsl. riizdq.
7. Redupi. aori8t: skt. acikitat avlvipat arürucat abübhu-
dat : gr. 7ze7Ti&eo$ai TteyideoSai rteTtv&ero (Fick a. o.).
8. Schwacher perfectstamm: skt. bibhidimd — lat. fidimns
got bitum, skt. vidmd = gr. Xdfxev got. vitum, skt. vidüsht — gr.
fidvia, skt. bubhujmahe : gr. 7tstpvy/i€vog 7t€7tvajuac u. a. Der
kurze vocal ist hier unursprünglich, aber indogermanisch.
9. Nominalstämme auf a, *, ti, fo, ti, va, ra, na, ina z. h.
skt. yugd = gr. tyyov lat. jugum germ. juka-, skt. i i«?d „leuch-
tend" = gr. dfiiq>i-kvxr) kvxrjysvrjg, skt snushä' = gr. ywfe lat.
mZrus germ. snuzd- altsl. snücha, skt. <%tf = gr. d/xiy, skt.
t?idM vidhdva — gr. rji&eog lat mdutis got. viduvo altsl. *>t-
(fova, skt. wsäm = gr. laog aus *fiafog, skt buddhd — gr.
a-rtvotog, skt. midhd = gr. ojuixvog lat. mictus, skt. WAtfrf ^
lat. re-lictus lit liktas, skt. biiddhi = gr. Trrarig, skt. r//.*Ä// r=-
ahd. in-zikt, skt. vidyä = ahd. wizzt, skt. rudhird = gr. *£t'-
#£0$ lat. nZtar altsl. rüdrü, skt. ishird — gr. «e^og, skt. bndhnd
= lat. fundus altn. 6ofo gr. rvvväa^, skt. yudhmd : gr. t»u-
^u/*^ u. a.
Diese t und w stehen nur in ursprünglich unbetonter silbe.
Sie werden im Altslavischen durch * und ?* reflectirt; in den
übrigen sprachen sind sie erhalten, höchst selten ausgefallen
wie in gr. 7ve7tvv(jievog neben 7clvvfiai, tjX&ov aus ^Av^oy. Die-
sen i und u nun entspricht in gleichartigen bildungen von a-
wurzeln, von secundären lautveränderungen abgesehen, a:
1. skr. andti = got anan (vgl. ave-fiog lat ani-tnus), skt
rdhdti — = gr. alfrw, skt. <//7rf/ aus *ajdti (s. u.) — gr. ayw
Der lateinische ablant. 285
lat. ago gerin. akan. — Das zu dieser bildung gehörige augment-
präteritum wird im Griechischen als aorist verwendet, vgl. eßa-
Xov exxavov iXa&ov %7za&ov ercaQdov y Taqnd^sd^a (vgl. skt.
trpati), hqdyrjv iSdgrjv ixccQt]v bidq^y iozdXrjv ecp&d(>r]y : ßiXog
xt€ivw Xav&dvio *nev&u) Ttiqdw T€Q7ZO/ucu Tqiqm diqta u. s.
w. Dagegen sind formen wie iyevovro €7teoov bzgkov eigent-
lich die augmentpräterita zu verlorenen präsensstämmen mit
betontem wurzelvocal: iyivovto == skt. ajananta, e f 7teo6 = apa-
tat (Ficka. o. 178).
2. skt. häryati = gr. %aiqu» aus *%<&qjw j skt. mdnyate =
gr. fiaivofiai, zend. pathyaiti = gr. 7tdootü, zend. ukhshyeiti (u
aus va) = germ. vahsjan.
3. skt tanöti = gr. %drvfiai, skt. sanöti = gr. avvfii, skt.
gamnäti = gr. nd/uvo), skt hvrnd'ti = lat faäo, skt. afijäntl
= lat. nngunt; vgl. lat pando patigo gr. Xay%dvu> Xccv&dvut
fiav&dva) u. a.
4. skt. gdchati = gr. ßdoxio, skt. prcchdti = lat. ^oaco
aus *porc8co u. a.
5. skt. carkarmi papatan ddrdarshi nänadati : gr. XiXaio-
juai Tivatvw \ditxia daQddmu) yaqyaiQw diödaxw u. a.
6. skt. patäyati = gr. Ttozionai, skt. damdyati = got
tamjan, skt dardyati = germ. tarjan (ahd. 20rra»)> skt. »««r-
;<fyafc' = lat. mtdgeo u. a.
7. skt. tatapate nanamas didharam : gr. XeXaßia&at, ap-
nsnaXiov iixdqneto xexadelv xexd(>ovto ittigtQadov u. a. (Cur-
tius Verb. II, 27 ff). Solche aoriste haben sich nur erhalten,
wenn entweder die üblich gewordene präsensform ein et zeigt
(Xafißävu) ndXXw xqdu gort gw W«?w), oder die wurzel ein inne-
res oder schliessendes q enthält (TerdQTCsro). Steht dagegen
im präsens a, so ist der wurzelvocal im reduplicirten aorist aus-
gefallen, jedenfalls nachdem er zunächst in e übergegangen war,
vgl. U7tov ixexXero evetfiov e7teq>vov : ettog niXopat, altir. benitn.
Dasselbe gilt vom einfachen aorist; vgl. eßaXov s'Xa&ov eXaßor
idaQTjv enaqdov : ßdXXio Xfj&to Xafißdvw Ö€Q(o 7t6QÖiü y dagegen
eoxov i'o/iov £m6(*t)v : U%w %ma 7tho[icu.
8. skt. vavanmd tatane gägadus u. a. : gr. fiifiafiev nitpa-
/tiai ei/Lia(rzai eataX(nai rte^taQ/uai eorQa/nfiai didctQfuu rcsna&via
XeXdoiuad'a.
9. skt ajä = gi*. dyog, skt. khaüja „hinkend" == gr.
oxctfjßog altn. skakkr , skt. kaldga = gr. xdXvg, skt. drbha =
286 F. Fröhde
gr. aQßog — skt ahi = lat. angvis lit. angis, skt khanl „wüh-
lend" = lat cuniculus — skt. tdku = gr. rayvg, skt. amhü =
got. aggvus — skt. (ishfd gastd — lat. castus, zend. dereta =
gr. da^rog — skt. bhrshH = lat. fastigium, skt. vasti = ahd..
wanst — skt. ktdva = lat. calvus — skt. hanyd = gr. xatvog
— skt agrd „träne" = lit. aszarä — skt. ghartnd = lat. /br-
mus got vanns u. a.
Eine genauere ausführung dieser aufstellungen erfolgt in
der zweiten abhandlung. Ist aber diese auffassung richtig, so
wird die neue vocalismustheorie , wie mir scheint, unhaltbar.
Denn wenn i und ü durch Schwächung aus ai und au entstan-
den, ä aber mit ihnen auf gleicher lautstufe steht, so müsste
man, um diese gleichheit zu erklären, entweder mit Amelung
(Bildung d. teropusstämme durch vocalsteigerung im Deutschen
6. 38 ff.) annehmen, dass sämmtliche europäische ä aus d her-
vorgegangen sind, oder dass, während ai und au in tieftoniger
silbe die starke Schwächung zu i und u erlitten, ä unter den-
selben Verhältnissen unangetastet blieb, oder endlich, dass auch
ä zunächst geschwächt wurde, der so entstandene laut aber
später wieder in ä überging. Mehrfach ist auch die ansieht
aufgestellt worden, dass ein teil der ä wie die von gr. eXafrov,
ioanrjv oanqog, €7tayrjv, irdutjv raxeQog neben Xrj&co üfata
itrffwui TTJxcj aus d entstanden sei, ein anderer dagegen', z. b.
die von sßaXov e f 7ta&ov ezQaTtov sazal/tiai riTaivw neben ßiXog
rtev&og tq£tz(jj otiXXa) reivw aus sonanten n und r oder aus
schwä. Mir scheint eine solche trennung nicht möglich, viel-
mehr das ä aller dieser formen dasselbe zu sein, e'Xa&ov z. b.
verhält sich zu XyS-u) nicht anders als göomov zu dygopai, das
a von h'öcniov aber wird doch nicht verschieden sein von dem
von ddxva), dieses wiederum kann nicht anders aufgefasst wer-
den als das von xd/uvw exa/uov, dd/uvrj/ui iddfjtjv, Tafivw era/uov;
ferner ist das a von eXad-ov Sadov und anderen bildungen dieser
art offenbar dasselbe wie das von Xav&dvw dvddvw, wäre es
also aus dem ä von Xrj&w rjdofiai verkürzt, so müsste von letz-
terem ebendasselbe angenommen werden, dann aber weiter auch
von dem in lateinischen formen wie pango tango; das a von
l'ßaXov entspricht meines erachtens dem von ßdXXu und dieses
steht auf gleicher stufe mit dem von rdaaio ndooio a^w orafyo
u. s. w., kann also nicht aus „liquida sonans" entstanden
sein.
Der lateinische ablaut. 287
Die angeführte ansieht Amelung's hat keinen beifall ge-
funden und ist sehr unwahrscheinlich; die beiden anderen auf-
gestellten möglichkeiten , die morphologische gleichheit von ä
% ü zu erklären , stehen an einfachheit jedenfalls zurück hinter
der aus der alten vocaltheorie sich ergebenden auffassung, dass
die grundvocale ä l ü in tieftoniger silbe sich erhielten, wäh-
rend sie unter dem hochton die oben besprochenen Umgestal-
tungen erfuhren. Die i und ü nun waren naturgemäss weiterer
Umwandlungen nicht fähig, dagegen hat das ä im laufe der
zeit seeundäre Veränderungen verschiedener art erlitten, von
denen besonders die folgenden von Wichtigkeit sind:
1. Eine besondere Stellung nehmen die wurzeln mit schlies-
senden oder inneren r n m (s) ein, die eine doppelte behand-
lung erfuhren:
a) diese laute fallen aus und a bleibt erhalten.
Am häufigsten schwanden auf solche weise die nasale, be-
sonders vor dentalen in fällen wie skt. gatdm yätar für *yan-
tdr = lat. janitrices, ddhara = lat. inferus, jänämi aus *jan-
nä'mi (Schmidt KZ. XXIII, 278) hathds hatds hathd gathd
gatdm (Delbrück 93) yatd natä gdti u. a. , gr. exatov ena-
&ov /ndfiaftev %a%6g rdoig u. a., lat. cateUus „hündchen" satel-
les neben canis ahd. hund, got. gasinßja; aber auch vor anderen
consonanten wird durch den hinter die silbe fallenden hochton
nasaisch wund bewirkt, vgl. skt. asi == lat. ensis, vasti = lat.
vmca ahd. wa?ist, ahl = lit angls lat. angvis, bahü = gr. na-
XVS nvYXVi dbhrd = gr. oftßQog lat. irnber, vdmä „schön" (von
van) = ags. vanum (Fick Wörterb. I, 210), lat. apis = gr.
ifirtlg ahd. irnbi u. a. Vgl. Brugman Stud. IX, 299. 325,
Schmidt KZ. XXIII, 272 a., de Saussure Mem. s. 20 ff.
Ob man in gleicher weise die formen skt. jd'yate sdyate khdyate
kötyamäna (Delbrück 116) jdmi jdmd „Schwiegertochter"
mäyä „trug, täuschung" (vgl. altsl. maniti „täuschen" ahd.
meini „trügerisch, falsch") gr. ya^iio) ya/aßQog von den wurzeln
jan san khan kan man abzuleiten hat oder von kürzeren wur-
zelformen wie gr. ya (yeyaaat lat. indigetes) pa (/ds^aiog) ist
mindestens zweifelhaft (Schmidt Voc. I, 37).
Ausfall eines r ist nur im Sanskrit nachzuweisen und zwar
auch hier nur vor dentalen, die dann in den cerebral verwandelt
wurden ; vgl. katü = lit kartiis, khdti == altn. skarä, patu =
gr. TtXaivg „salzig", kathara — gr. xctQTSQÖg, nadd = gr. v<xq-
288 F. Fröbde
&*l£$ J a 4& jdfhu aus *gardhu = lat bardus gr. ßqadvg, kdfd =
£arlcl, Ma&z = 6Ärta, Arf/a „geflecht" — gr. xvqtog (Schmidt-
KZ. XXV, 72, Verf! o. HI, 131), pdni (Pauli Körperteile p. 21),
gand neben dyeiqu), mdnavd neben /uelqat; (Beitr. III, 130 f.).
In pdnate = 7tiqvaTai f pdfhati, ndtati ist die acoentuirung der
Wurzelsilbe hysterogen. Derartigen formen stehen in den euro-
päischen sprachen in der regel entsprechende mit a gegenüber.
Selten fällt im Sanskrit in dieser weise ein s aus, so in
vdni „wert" vanij „preis, kaufmann" neben vasnd „wert" gei*m.
vaed- (altn. vara) , ; waare", wol auch in jafhdra, dessen fh mir
die Verbindung mit got. qißra- zu hindern scheint, = gr. yw-
%tiq (Curtius nr. 126).
b) diese laute bleiben erhalten und das a der wurzel wird
reducirt.
et) ar wird im Sanskrit vor vocalen häufig zu ir ur ge-
schwächt, vor consonanten zu r, dessen stimmton sich sehr ver-
schieden entwickelt, zu ir ur tr ür tri ri ru ri rü; ry wird
meist (ry üry oder riy } r + dental zuweilen %-ü + cere-
bral: tiräti, turäti, bhrshti, girshdn- (== gr. xo^ot-), pürnd,
girinä, krimi (=s krmi), rfyate, tnriydte, pürydte, dlrydte (vgl.
Benfey Or. u. occ. III, 1 ff., Schmidt Voc. II, 216 ff.), vtnä
„laute u neben vdnd von w. var gr. feq „sprechen", vidü „fest,
hart", vfläyati „fest — hart machen", aus *vrdhü ~ gr. ßqidvg
ßgidw, cü'da — gr. xoQvdog. Im Litauischen entsprechen
ir il (Fick Beitr. IV, 191), im Altslaviscben rü lü ri U,
die nach Miklosich (Ursprung d. worte von der form tritt)
silbenbildende r l darstellen, nach Schmidt (Voc. II, 62)
durch tri ürü Iß iäü aus tr U ür ül enstanden sind; im Ger-
manischen ri li ir ü or ol : vrüan- = skt. vrshan, ßridjd-
— skt. trttya, rinnan = skt. rnöfd, listi- „klugheit, Weisheit,
Wissenschaft, kunst" (wozu got. leisan „erfahren" lais „ich weiss"
altsl. tistt „list" Fick Wörterb. IV, 272) = skt. rshi „durch
Weisheit geheiligte person", ahd. biricha = skt. bhürja, germ.
ßu- = skt. purü gr. noXvg, vüjan tiljan = skt. vriydte dri-
ydte, v&fa- = skt vfka, ßorzü- ä skt. trshü, dorsta- Porftir u.
a. , im Griechischen iq iX vq vi qi XX qv Xv oq oX qo eq
eX : xiqvrj/iu = skt grinä'ti (Schmidt Voc. II, 254), dwdiXXio;
skt. driydte germ. tiljan (Ficka.o. I, 106, Curtius nr. 264b),
gtiXXov = lat. folium, Qiov = altsl. vrichü lit. virszüs, %qi%og :
skt. tjitya, Qivog — skt vdnia aus *vawd, <fqvyo) = skt.
Der lateinische «blaut. 289
bkrjjäti lat. frigo, kmog = skt. vfka, Qvßog = skt vrji-nd,
(>ttjtt — got. vaurts, noXvg = altir. ü germ. /f/w- skt. jPttrii,
ariqwfxt — skt strnöti, OQVvfu =» skt. ra<W, oAAv/u = skt.
rnÄt (Leo Meyer KZ. XX, 313), ßgovog = skt. wrfci, IlQoxvrj
TtSQXvog *— skt. jj/p** ahd. forhana (Fick a. o. I, 142), /ei&-
**X°S (xuhxog = lat. moßi* grundf. *marnd; im Lateinischen
ir ü ur td ri U ru lu or ol er el : hirnea =- altsl. ^rwnö
(Möller KZ. XXIV, 514), hircus hirsutus : gr. qp^tx- <f>Qt§6g,
vülus = skt. örwtf' lit. fifaa altsl. t?tö*ia got. t>wÄa ; wrvw* =
gr. gv/frfe Qcußdg got vraiqs, tristis = lit tirsztas skt. trshfd,
UT8U8 — skt rkshd, lupus = gr. Aifxog skt t>/&a, puUus =
kypr. 7reAvo'g, r&«$ = skt. rtfti, mortuus mors = altsl. mriHvü
mrüti lit miriis, poüeo es gr. nroAAtig skt. jri2rn<£ zend. perena,
cetta = skt p/n'nd abd. Ao#a, j^eKo = gr. rtÜLvam y vennis =
got t?flt*rww gr. £4t<0£ (Fick Beitr. III, 164) u. a. Eine völ-
lige Übereinstimmung in dem die liquida begleitenden vocale
findet sich nicht; indes werden wir in denjenigen fallen, in
denen sämmtliche indogermanische sprachen die eine oder die
andere der bezeichneten Veränderungen des ursprünglichen ar
zeigen, die affection in die Ursprache versetzen dürfen, also in
fällen wie skt. vfka lit. vUfcas altsl. vlüku gr. Ivxog lat. lupus
germ. volfa-, skt. vfshan germ. vri&an- gr. Qiov lit. virszüs altsl.
vrüchü, skt ürnä' lit. mlnä altsl. rfwwa lat. vülus got. vulfo cymr.
gu Um, skt. fo*Ä.fti lat. tristis lit tirsztas. Diese auffassung wird be-
günstigt durch folgende erwägung. Wer der ansieht folgt, dass
r im Sanskrit nur in tieftoniger silbe aus ar entsteht, muss die
betonung der Wurzelsilbe in vfka vfshan für unursprünglich
halten und annehmen, dass die Wörter einst *vrkd *vrshdn ge-
lautet haben; nun aber zeigen germ. vtäfa-vrisan (nach Ver-
ner*s gesetz), dass der accent in diesen Wörtern schon in der
Ursprache auf die Wurzelsilbe getreten ist, es muss also schon
in dieser das r bestanden haben. Nach der analogie dürfen
wir aber dasselbe erschliessen für skt tfna = altsl. trinü got.
faurnus, kfv$i = lit. kirtnis, bhfmi = altn. brimi gr. qtQlfiaa-
aofiai (Bechtel Sinnl. wahrn. 71). Bezzen berger (Beitr.
III, 134) folgert aus dem t von lit dirna „reh" = altsl. srüna
und dem abfall des d in lit )lgas — altsl. dlugu gr. dolt%6g
skt dtrghä mit recht die litauischen grundformen srnä und
dlgas; ob aber hier bereits indogermanisch r stand , lässt sich
nicht entscheiden. Hiernach sind wir, wie mir scheint, berech-
290 F. Fröhde
tigt, der Ursprache ein sonantisches r zuzuerkennen. Dagegen
kann ich Fick (Beitr. IV, 186) nicht beistimmen, wenn er das
griechische oq, wo es einem altin d. r gegenübersteht, als ent-
wickelung eines indogermanischen r auffasst Ueber formen wie
didctQfuai e<p&aQ/iai i'oTCtXfiiai stkxqöov daqvog äftiaXövvto (= skt.
mrdü altsl. mladü) Sagatg (= skt. dhrshü) habe ich mich schon
geäussert; ihr a ist ebenso zu beurteilen wie das von lat. fasti-
gium = skt. bhrshti , arduus = zend. eredhwa, argentutn =
zend. erezata (ere = skt. r); wer also das griechische aq aus
r erklärt, wird auch das lateinische ar in den angeführten Wör-
tern ebenso fassen müssen. Die einzige form, welche für diese
ansieht zu sprechen scheinen könnte, ist ßagvd/nevov in der
grabschrifb des Arniadas (Bezzenberger Beitr. III, 136); sie
würde meiner auffassung Schwierigkeiten in den weg legen, wenn
sie attisch oder ionisch wäre, vgl. jedoch Curtius Grundz. 5
s. 596.
Die ansieht, dass die „liquida sonans" sich bereits in in-
dogermanischer zeit zu entwickeln begonnen habe, ist meines
Wissens zuerst von B rüg man (Stud. IX, 325) aufgestellt wor-
den. Derselbe setzt aber die Vertretung derselben in den euro-
päischen sprachen wesentlich anders an ; er betrachtet, gestützt
auf gleichungen wie skt. ädrgam = gr. eÖQaxoy im Griechischen
ga ka als die regelmässige gestalt derselben. Allein wenn in
formen wie eÖQa&ov, xQctdit), ÖQctiog, ßqadvg, iz&cpQayuevog,
&Qaovg, Ttfonvg „salzig", xqotoq nQavcQog TLQavvg, T&Qatog,
KQadaivu) neben edctQ&ov, %aqdia y daQtog, ßaqdtoxog lat. bardus
skt. jada, 7te<f>aqy(.uvog lat. farcio, &ctQOvg 9 skt. papii, xaqxog
xctQT€Q6g xagxog got. kardus, xixaqxog lat quartus, lat. cardo
das schwerfälligere cxq + cons. in das bequemer auszuspre-
chende q<x -f- cons. übergegangen, und andrerseits in Wörtern
wie bhrshti, wie ich wenigstens annehme, das altindische r erst
nach der Völkertrennung entstanden ist, so wird Brugman's
schlußs doch sehr unsicher. Dazu kommt, dass ra gegenüber
einem altind. r sich nicht nur im Griechischen spndern auch
in anderen sprachen findet, ja dass im Sanskrit selbst ra und
r öfter neben einander stehen, man also auch hier entstehung
des ra aus r annehmen müsste; vgl. zend. rattt = skt. rtü, lat.
graeilis — skt. kr$d, lat. ratm got. raßs — skt rtd, lit. drq-
süs = skt. dhrshnü, skt. rajatd = zend. erezata , bhrdgyati ne-
ben bhfgyati, bhrajjana neben bhfjana und bhdrjana, mrädi-
Der lateinische ablaut. 291
t/aths und andere comparative der art neben mrdü. In den
wurzeln grabh (skt grbhnd'ti lit grebiü neben altpers. garb
Fick Wörterb. I, 74), bhrag (lat. flagro lit. Uizgü gr. <pltyio)
neben bharg (skt. bhdrgas lat. fwty«o Fick a. o. I, 152) u. a.
war die Umstellung sogar schon indogermanisch.
ß) in ähnlicher weise wie vor den liquiden wird tieftoni-
ges a vor nasalen in den europäischen sprachen oft zu i e o u
geschwächt; vgl. lat. ditigva got. tvggo altel. jqzykü preuss. w-
fuwis, lat inferu8 got. undar = skt. ddhara aus *andhard,
lat. t'mfor = gr. ofißQog *) skt. oiArrf, lat enm = skt asi,
lat densus = gr. (faavg aus *darovg, lat vensica =» skt. ra$l/,
lat. ww/ro s= skt anäkti, lit minth = skt. #to# got. mundi-
lat ttttftö, lit Ungvas = lat fori« (aus *lengv(s) gr. lAoftt;'? skt.
ragrAti got fet'Ate, lat simäis = gr. oporilog, ahd. m»W = gr.
£/tfrt£ lat. ap/a (aus *ampis) y got bundurn = skt babandhimd
u. a. Die annähme einer indogermanischen „nasalis so-
nans" (Brugman a. o) scheint mir bis jetzt nicht erwiesen;
dazu fehlt der nachweis von sprachlichen erscheinungen im
Sanskrit, wie sie sich für die eines indogermanischen r boten.
Wer gotische formen wie bundurn auf indog. bndrfi zurückführt,
müsste in altindischen wie babandhimd an als entwickelung von
n ansehen; gehen ferner skt ahhrd lat. imber gr. ojußoog auf
idg. nMtrd zurück, so würde in oskisch anafriss = imbribus
(Bugge KZ. II, 386, Corssen Voc. I, 163, Enderis ForraenL
d. osk. spr. 24) ana, in altgall. ambe am Vertreter dieses vi sein.
Das kommt mir nicht wahrscheinlich vor, vielmehr verhält sich
skt abhrd zu lat. imber wie lat apis zu ahd. imbi (vgl. Schmidt
Voc. I, 110), und es ist sowol der nasalschwund als die Schwä-
chung des am zu im durch den hinter die silbe fallenden hoch-
ton bewirkt. Nachdem Verner gezeigt hat, dass das Germa-
nische noch nach dem eintreten der lautverschiebung den freien
indogermanischen accent besass, hindert nichts, auch für das
Altlateinische das gleiche betonungsprincip vorauszusetzen; die
vocalschwächung in Wörtern wie imber neben osk. anafriss, in-
ter neben osk. anter skt atUdr, ille neben altem oüus wird so
begreiflich.
*) Dass skt. abhrd „Gewitterwolke, gewölk, himmel, athmosphäre,
äther" im Griechischen ausser durch opßQoq auch noch durch nq^og
„schäum, geifer" vertreten sein sollte, ist schwer glaublich ; vgl. vielmehr
ahd. sewar „schäum" altfriee. sther säver ,, geiler" nhd. sabbertt.
292 F. Fröbde
Bezzenberger Beitr. III, 135 construirt zur erklärung
des abfalls des d in altsl. jqzyku und preuss. infuwis „zunge"
eine mit dng- beginnende grundform und setzt, da lat. ditigua
und got tuggo, also alle europ. sprachen, in denen der grund-
stamm nachgewiesen ist, die entsprechende affection zeigen, wol
mit recht ein europäisches dngvä an. Jedenfalls ist die
Schwächung des wurzelvocals hier älteren Ursprungs, wie wol
auch in lat. inferus neben got. undar und einigen anderen.
y) vor 8 ist a in tieftoniger silbe geschwunden in den be-
kannten formen des verbum substantivum skt. smds sdnti syäm
u. s. w. lat. sumus sunt sitn got sind sijau altsl. aqfi u. a.
Osthoff KZ. XXIII, 581 setzt diesen abfall des a in die indo-
germanische zeit und nimmt an, dass gr. io/niv ioti lat. estis
altsl. jestnü jede lit tone iste den vocal von denjenigen formen,
die ihn immerfort behalten hatten, wiederbezogen haben. In
der dritten person pluralis zeigen alle sprachen übereinstimmend
den verlust des wurzelvocals, so dass wol kein zweifei sein kann,
dass die form indogerm. santi lautete. Auch für den Optativ
ist Ost hoff 8 ansieht sehr wahrscheinlich, denn hier weicht nur
das Griechische ab und es ist leicht begreiflich, wenn diese
spräche das überkommene *att]v, welches weiterhin * Irp oder
*ot}v geworden sein würde, durch wiederaufnähme des « vor
solcher entstellung bis zur Unkenntlichkeit schützte. Das ur-
teil über kopiv iazi lat. est is altsl. jestnü jeste lit. terne este
hängt ab von dem über altindische formen wie chedma äkarma
vartam u. a. (Delbrück s. 75), mit denen sie auf gleicher
bildungsstufe stehen (s. u.). In dem imperativus lo&t nehme
ich nur Schwächung des ursprünglich tieftonigen a an, da hier
einmal altind. edhi lat es gegen Osthoffs erklärung sprechen,
sodann die annähme eines prothetischen i (Osthoffa.o. 8. 583)
bedenklich ist; man begreift nicht, warum nicht auch in dieser
form das e wieder aufgenommen wurde. Vielleicht ist auch skt
edhi, das Schmidt (KZ. XXV, 61) aus *äzdhi erklärt, aus
*izdh( in ähnlicher weise entstanden, wie das oben besprochene
bodhi aus *budhdhL Wie in io&i ist as zu is geschwächt in
skt gishtnäs gishämahe gishtd gishyate von gas, lat. hisco disco
neben gr. xaaxw dtddaxco u. a.
2. In mehrsilbigen Wörtern, namentlich in reduplicirten
formen und compositis, fällt tieftoniges a besonders vor liquiden
und nasalen, aber auch sonst, wo sich bequem auszusprechende
Der lateinische ablaufe. 293
lautgruppen bilden, häufig aas. Vgl. nominnlbildungen wie skt.
babhrt „tragend", vavrd „sich versteckend" vavri „versteck",
jdghni „treffend", jdgmi „gehend", sdsni „gewinnend", sdsri
„gleitend", drdhrd „feststellend", cäkshmd „geduldig 4 * — äprd
„tätig**, goghnd „kuhtödter" , tuvigrd „mächtig verschlingend"
von den wurzeln bhar, var, han, gam, san, sar, dhar, fcsham —
par, han, gar und verbalformen wie skt. jighnate bapsati abi-
bhran sisrate von han bhas bhar sar (Delbrück 107) — apa-
ptat acakrat von pat kar (Delbrück 111) — sasrüs mamrtis
paptüs sa$gima tatnt vamti cakri von sar mar pat sac tan van
kar (Delbrück 124 f.) — bharibhrati pdnipnat ghdnighnat von
bhar pan han (Delbrück 133). Aehnlich ist der wurzelvocal
ausgefallen in griechischen formen wie EJzetpvov ixixXvto —
Ultimo ihtxsvo eo%ov orreo&ai eyQsa&ai dy^tsvog — nima-
ftai — Xa%o) uijupio Ttimto yiyvopai — lat. gigno u. a.
3. Fick (Spracheinheit 8. 160) bemerkt mit recht, dass
die bildung des präsens so vieler bedeutender verba mit dem
wurzelvocal e einen mächtigen einfluss ausüben musste auf an-
dere sprachformen und dass so das gebiet des e sich weit über
die ursprünglichen gränzen ausgedehnt habe. Dieser einfluss
erstreckt sich teils auf andere zu demselben präsens gehörige
verbalformen, teils auf die verbalnomina , besonders die parti-
cipia auf ta- und die verbalabstracta auf fr'-. Perfectbildungen
wie gr. 7C€7tXex a ß^ßlefn/nac lat. pependi tetendi sind ebenso we-
nig ursprünglich wie gr. leXsut/uai eZevyuai, verglichen mit ne-
Ttvöfiai thvyfiai. Verbalnomina wie gr. Xexxog JW£«g lat. lectus
lectio weichen in ganz analoger weise von der ursprünglichen
bildungsweise ab, wie gr. ösixTog ^evxzog, det&g Csvgig neben
skt. dishtd yuktd, dishti yukti, lat. dlctus ahd. inziht. In gr*
ßaatä^w neben lat gestare hat sich das alte a erhalten, weil
hier ein präsens mit e nicht mehr vorhanden war. Das zu lec-
tus „bett" gehörige präsens ist im Lateinischen verloren, findet
sich aber in anderen sprachen (got. liga altsl. leMi); so erklärt
sich das lat. * neben dem a in altpr. lasto lit. lastä. Die Zu-
sammengehörigkeit von ddrtvvlog, grundstamm daxvo-, und di%o-
(acli wurde nicht mehr gefühlt; daher hat sich in ersterem das
alte a erhalten. Abweichungen der genannten art finden sich
in den einzelnen sprachen vielfach, selbst innerhalb derselben
spräche zeigt sich mehrfach ein schwanken zwischen a und e
besonders im Litauischen; vgl. Bezzen berger Zur gesch. d.
294 F. Fröhde
lit. spr. 54 ff. Welcher vocal der ursprüngliche war, ist nicht
immer zu entscheiden. Im allgemeinen wird man da, wo eine
europäische spräche a zeigt, und sich nicht lautliche einflüsse,
welche den Übergang von e in a erklären, nachweisen oder ana-
logiewirkung wahrscheinlich machen lässt, demselben die Prio-
rität zuzuerkennen haben (vgl. Fick Spracheinh. s. 178); denn
die annähme des Übergangs von a in e ist lautgeschichtlich sehr
viel einfacher als die des umgekehrten wandeis. In lat. quat-
tuor scheint das a, da in diesem worte alle europ. sprachen e
haben, von quartns — gr.TivaQvog übertragen; im Lateinischen
entsteht sonst a niemals aus e. Die diabetischen präsentia
TQaniü TQaqxo atQaqxo könnten ihr a dem einfluss des q verdan-
ken; wahrscheinlicher aber ist mir, dass sie die erhaltenen prä-
sentia zu den augmentprätcritis etQanov hQcaptjv ioTQcuprjv sind,
wie wir ja auch im Altindischen doppelformen wie dhdrshaü
(vgl. äol. d-igoog) und dhrshdti (vgl. &aQ<jog) 9 tdrpati (vgl. t4q-
ftofiai) und trpdti (vgl. ion. EvatQTttjv) neben einander finden.
Neben lit. javai, vasarä, aszrä stehen gr. £ed skt. ydva, &xq lat.
ver , lat. equus alts. ehu skt. dgw; hier werden aber die ac-
centverschiedenheiten in betracht zu ziehen sein. Schon im In-
dogermanischen haben zahlreiche accentverschiebungen stattge-
funden, und es ist leicht begreiflich, wenn beim übertritt des
hochtons auf die Wurzelsilbe diese den i-vocal annahm, der in
hochbetonten Wurzelsilben der herrschende war. Für die diffe-
renz der vocale in lat. aper = ags. eofor ahd. ebur altsl. ve-
pri, lat. angullla =• gr. eyzslvg, lit. tautä = got. ßiuda, lat.
taurus = altn. ßjörr ahd. stiur, gr. otavQog = got. stiurjan
und anderen Wörtern der art wüsste ich sonst einen grund nicht
anzugeben.
4. An stelle des nach obigem zu erwartenden a zeigt das
Griechische in bestimmten fällen ein o und zwar in weitem um-
fange in Übereinstimmung mit dem Lateinischen, so dass an
dem gräcoitalischen alter dieses lautes nicht zu zweifeln ist
Das o findet sich 1. in perfeetformen wie ydyova diöoQxa eny-
vo%a 2. in nominalen a-stämmen wie doxq lat. toga 3. in ab-
geleiteten verbis wie goqn&o lat. sorbeo 4. in nominalbildungen
auf ma ta na u. a.; vgl. de Saussure Memoire p. 71 ff. Wo
derartigen formen ein präsens zur seite steht, hat es in der
regel e in der Wurzelsilbe. Dasselbe gilt von dem diphthongen
ai, der in den entsprechenden fällen im Griechischen und La-
Der lateinische ablaut. 295
temischen zu oi wird, während au nur im Lateinischen regel-
mässig in oh (ü) übergeht, im Griechischen dagegen ineist er-
halten bleibt oder ev wird (s. o.). Auch im Altslavischen ent-
spricht dem griechisch-lateinischen o ein o f aber in dieser spräche
sind mit wenigen ausnahmen sämmtliche a zu o geworden, auch
diejenigen, die im Griechischen und Lateinischen erhalten sind
(vgl. soll = lat. sal gr. aig, ost = lat. axis, bobü = lat faba,
orjq — lat. aro u. a), während a ursprüngliches d vertritt
(Schmidt Voc. II, 162 ff.). In zahlreichen fallen stimmt ferner
das Germanische im o mit den südeuropäischen sprachen über-
ein, aber in bildungen von consonantisch schliessenden wurzeln
nur vor liquiden und nasalen; vgl. ahd. bordn — lat forare,
got. ga-baura- — gr. qxiQog, altn. burdr — gr. q>oQ*og y alts.
burian =- gr. cpogio), ahd. dorrSn = lat. torrere, ags. furh =
lat. porca, got. kaum — lat cornu, ahd. midi : gr. pvlt) lat.
mda, got. stdja = lat solea, ags. sulh — lat. sulcus, ahd. forz
= gr. XoQdog, ags. gestun — gr. oxovog, ags. ßunian = lat
tonare u. a. (Bezzenberger A-reihe s. 4ö ff.). Im übrigen
entspricht dem Verhältnis von griech.-lat : im Germanischen
das von e : a wie im Litauischen. Hübschmann KZ. XXIII,
33 ff. zeigt, dass auch das Armenische mehrfach im a mit dem
Griechischen und Lateinischen stimmt, vgl. gochel = lat. vo-
care, ordz ~ gr oqxi$> 0), b = l*k orbus gr. OQfpavog, aber
daneben finden sich auch abweichungen wie ckorlch = lat qua-
tuor gr. ziooaQeg, gorts = gr. €Qyov ahd. werk, ward „mensch"
= gr. ßQOTiig, vard „rose" — gr. fyidov, arb „trinken" = $0-
q>iw lat. sorbeo.
Curtius (Leipz. ber. 1867, s. 15) hat erkannt, dass, wäh-
rend im e alle europäischen sprachen übereinstimmen, in be-
ziehung auf das o die südeuropäischen sprachen sich von den
nordeuropäischen scheiden, und demgeraäss (a. o. s. 20) die ver-
dumpfung des a zu für einen späteren Vorgang erklärt, „der
innerhalb der einzelnen sprach familien eintrat, im südlichen
Sprachgebiet freilich schon vor der aussonderung des Lateini-
schen vom Griechischen". Ich halte auf grund der dargelegten
Verhältnisse dieses urteil, soweit es die consonantisch schlies-
senden wurzeln betrifft, noch immer für richtig, höchstens Hesse
sich dem einiger bildungen von r- und n- wurzeln ein höheres
alter beimessen; vereinzelte Übereinstimmungen wie lat jocus,
gr. o£w = Mtjü'kas, ü'dzu (mit accentueller dehnung des wur-
296 Th. Zachariae
zelvocals wie in tdkas sidmi u. a.?) fallen nicht in's gewicht.
Die ansiebt, dass der o-laut schon indogermanisch sei, ist bis
jetzt noch unbewiesen. Während zu der annähme, dass das e
bereits der Ursprache angehörte, einerseits die Übereinstimmung
8ämmtlicher europäischer sprachen berechtigte, andrerseits der
nachweis von sprachlichen erscheinungen im Arischen, die nur
so eine sachgemässe erklärung finden, fehlen beide kriterien für
den ansatz eines idg. o. Brugman's schon oben erwähnte ansieht,
dass a% im Arischen erkennbar sei an seiner gestaltung zu ä in offe-
ner silbe, scheint mir nicht richtig. In formen wie qxQopsv = skt
bhdrdmas, dt&ro{>a (neben dunfJQa doTrjqa) = skt dät&ram ist
der indogermanische lange vocal in der der hochbetonten nach-
folgenden silbe verkürzt worden; ebenso in ivano^og — skt.
dushpdra, dor. fho^eg att. tiaaagsg — skt. catvtfras. Ueber
andere gleichstellungen der art, besonders die von bildungen
wie (fOQog und skt. bhdrd*, got. satjan und skt säddydmi
stimme ich Colli tz Beitr. II, 296 bei (s. o.). Mir scheint
hiernach ein sicherer beweis für die annähme, dass das behan-
delte o schon der Ursprache angehörte, noch nicht erbracht,
und ich verbinde daher im folgenden die o, soweit sie nicht
durch den einfluss umgebender consonanten aus e entstanden
sind, mit den a. Möglich wäre es indes, dass vor r in fällen
wie skt. urvdrd zend. urvara = gr. oIvqo, skt kshurd = gr.
%vqov, skt. cü'da = gr. xoQtdog, skt. turvdni „überlegen, über-
wältigend 14 - gr. TVQawog u. a. indogermanisch war. Auch
bleibt zu untersuchen, ob nicht, wie in den europäischen spra-
chen, bereits in der urzeit das v assimilirenden einfluss auf vor-
hergehende oder folgende a ausgeübt hat; die Unregelmässig-
keiten der w. bhu im Sanskrit würden sich vielleicht so er-
klären.
Fortsetzung folgt. p p r Qhde.
Das Jainendravy äkaranam :
eine Sanskritgrammatik der Jainae.
Ueber das Jainendravy äkaranam hat bisher nur Burneil
in seiner Aindra school of Sanskrit Grammarians *)
einiges mitgetheilt Jetzt befindet sich eine handschrift des Jai-
*) p. 7; 11, note 2; p. 97 ff.
Das Jainendravyäkaranam. 297
nendram in der königlichen bibliothek zu Berlin, und ich beab-
sichtige im folgenden auf grund dieser handschrift Burnell's
angaben zu vervollständigen 1 ).
Das manuscript, welches die Signatur MS. Orient fol. 782
trägt, ist modern, aber gut geschrieben, und insofern ein voll-
ständiges zu nennen , als anfang und ende des werkes darin
enthalten sind und grössere stücke nicht fehlen ; kleinere lücken
sind freilich nicht selten, so fehlt der anfang von IV, 4 und
V, 3. In der regel hat der Schreiber des manuscriptes die lü-
cken durch striche markiert, bei der Zählung der sütra aber
hat er auf das ausgefallene selten rücksicht genommen, so dass
also die zahl der regeln, welche sich nach der hs. auf 3000 be-
läuft, in Wirklichkeit eine grössere ist.
Die handschrift enthält auf 474 blättern mit 10 — 11 zeilen auf
der seite die sütra des Jainendravyäkaranam mit der aus-
führlichen Mahävritti des Abhayanandin , oder Abhayanandi-
muni wie er sich in den einleitungsversen zu seinem commen-
tare nennt. —
Von dem Verfasser der grammatik ist wenig zu sagen.
Sein name wird direct nirgends angegeben, weder in den colo-
phons der handschrift, wo immer nur Jainendravyäkarana er-
scheint, noch in dem commentare. Doch mag er etwa Jinendra-
suri geheissen haben. Nur eins ist festzuhalten: der autor des
Jainendram war sicherlich ein Jaina, wie schon aus dem ersten
sütra siddhir anekäntät — entsprechend dem siddhih syddväd&t
des Hemacandra — hervorgeht, und er ist zu trennen von dem
Jinendrabuddhi *), dem commentator der Kägikä, welcher sich
Qribodhisattvade^lya 8 ) nennt, denn Bodhisattva ist kein titel
bei den Jainas *).
Das alter des Jainendravyäkaranam zu bestimmen, ist zur
1 ) Wo ich im folgenden von Burnell stillschweigend abweiche,
thue ich es auf grund der mir vorliegenden handschrift. Fast möchte
es scheinen, als habe Burnell eine von der Berliner hs. abweichende re-
cension des werkes benutzt. - Der ädeca, von dem Burnell p. 7, note 2
spricht, lautet in der Berliner hs. nicht ntu, sondern asah.
a ) Nach Bühler war Jinendrabuddhi ein Bauddha ascetic. Vgl. auch
Burnell 1. c. p. 64 note.
*) Vorrede zur Kacikä (Benares 1878) p. 8.
4 ) Bei einem Jaina würde man etwa Qrutakovalidec,iya erwarten;
vgl. Burnell p. 103.
Bei trüg« s. kund« d. ig. sprachen. V. 20
298 Th. Zachariae
zeit nicht möglich. Wir dürfen aber vermuthen, dass das Jai-
nendram zu den ältesten Umarbeitungen des P&nini gehört,
welche bis jetzt bekannt geworden sind oder jemals zu un-
serer kenntniss gelangen werden. Und diess besonders aus zwei
gründen.
Jinendra schliesst sich enger an Pänini an als
irgend ein anderer aus der grossen schaar der spateren gram-
matiker 1 ). Die regeln über accent und veda lässt er freilich
aus ; auch bedient er sich einer eigenthümlichen terminologie —
er ist in der Verstümmelung wirklicher Wörter und in der er-
findung an sich unverständlicher termini weiter gegangen als
selbst Vopadeva — ; sonst weicht er aber von P&pini in keinem
wesentlichen punkte ab, insbesondere hat er sein grosses Vor-
bild in bezug auf die anordnung des Stoffes sklavisch
nachgeahmt
Später als Jinendra lebte — so vermuthen wir mit Bur-
nell — der Verfasser ') eines Qabdanuc&sanam, welches unter
dem altehrwürdigen namen des Qäkat&yana in Umlauf gesetzt
wurde und zu einer grösseren berühmtheit als das Jainendram
gelangte. Von den kunstausdrücken Jinendra's kehrt nur eine
verhältnissmässig geringe anzahl im Qäkat&yanavy&karaQam wie-
der; die übrigen werden als unbrauchbar verworfen. Auch hat
der grammatiker — nach den mittheilungen, welche wir Büh-
ler 3 ) verdanken, zu urteilen — versucht, in bezug auf die anord-
nung des Stoffes sich von P&nini zu emancipieren. So giebt er
die sandhiregeln schon im ersten päda; Jinendra hat sie, wie
P&niniy am Schlüsse seines werkes. Während endlich das Jai-
nendram 20 adhyäya's mit über 3000 sütra's umfasst, enthält
das Qäkatayanavy&karanam nur 16 adhyäya's mit ungefähr
2230 regeln.
Nach Jinendra und Abhinavagäkatäyana trat Hemacandra
auf und wendete sich mehr der „Aindra schule" zu , insofern
wenigstens, als er eine ganze anzahl der dem K&tantram eigen-
thümlichen termini adoptierte und alle pnity&hura's verwarf,
jenes hauptmittel der kürze bei allen Päniniya's.
') Candrs vielleicht aasgenommen; vgl. jetzt W. Goonetilleke in der
„Academy" vom Januar 1880, p. 69 f.
*) Burnell p. 103: his name is not known.
■) Im Journal of the Asiatic Society of Bengal vol. 33 (1864) pp.
202-208; und im Orient und occident II, 691—706. III, 181—83.
Das Jainendravyäkaranam. 299
Als ein zweiter grund für das verhältnissmässig hohe
alter des Jainendraoi kann der umstand angeführt werden ; dass
in demselben, und zwar ganz in der weise Panini's — im ge-
nitiy — sechs autoritäten citiert werden, welche bis jetzt
so gut wie unbekannt geblieben sind. Es muss freilich' dahin-
gestellt bleiben, ob nicht vielleicht Jinendra nur um den P&-
nini in jedem stücke nachzuahmen, einige zu seiner zeit unter
den Jainas berühmte namen „püjdrtham" seinen grammatischen
regeln einverleibt und dadurch unsterblich zu machen versucht
habe: sodass wir es also hier keineswegs mit männern zu thun
hätten, welche sich mit einem G&rgya oder Senaka auch nur
entfernt in bezug auf alter oder autorität messen könnten.
Die namen selbst nun, sowie die stellen wo sie — in der
mir vorliegenden handschrift — vorkommen, sind die folgenden.
Guiiie Qridattasyä8triy&m|| I, 4, 34; vgl. Pän. 2, 3, 25.
Knvrishimj-ij&m Ya$obhadrasya || II, 1, 98. P. 3, 1,
113. 120.
RAd Bhütavaleh || III, 4, 82. P: 5, 1, 86.
Rätreh kriti Prabh&candrasya || IV, 3, 175. P. 6, 3, 72.
Vetteh Siddhasenasya)) V, 1, 7. P. 7, 1, 7.
Siddhasena ist ein berühmter Jaina autor 1 ); ob aber der
hier genannte grammatiker etwa mit dem bekannten astrono-
men identisch ist, lässt sich vorläufig nicht entscheiden.
Der sechste &c&rya endlich erscheint in dem letzten sütra
des Jainendram:
jhayo hah || V, 4, 120 (nach der Zählung der hs.); P. 8,
4, 62 ff.
$a$ cho 'ti || 121
halo yam&ip yami kham || 122
jharo jhari sve >) 123
catushtayaip Samantabhadrasya || 124
d. h. die vier regeln 120 — 123 gelten nur nach der ansieht
des äcärya Samantabhadra.
Bei dem namen Samantabhadra kann man sich daran er-
innern, dass nach dem zeugniss von Colebrooke und Wester-
J ) The Kalparötrs, edited by Hermann Jacobi, p. 14. Vgl. anch
Weber Ind. etud. 15, 281 ff.
20*
300 Th. Zachariae
gaard *) eine grammatik Samantä in der Mädhaviyavritti citiert
wird ; und dass, wie der Tibetaner Täranätha *) berichtet, Can-
drakirti ein grammatisches $ästra Samantabhadra in ausgezeich-
neten «jloka's verfasste, welches nachmals durch das Cändra-
vyäkaranam des Candragomin verdrängt wurde; „es ist nicht
bekannt, ob jetzt noch ein exemplar desselben vorhanden ist**. —
Eine analyse des Jainendram zu geben , ist nicht erforder-
lich, da sich der grammatiker, wie schon bemerkt, ganz eng an
Pänini angeschlossen hat; nur selten erscheinen regeln an einer
ganz anderen stelle als bei Pänini, und nur zuweilen ist eine
von Pänini abweichende anordnung des grammatischen Stoffes
versucht worden; so z. b. in dem abschnitte über den ägama
if; in dem letzten kapitel der grammatik, welches die Sandhi-
regeln behandelt, u. s. w.
Durch auslassung besonders derjenigen regeln, welche sich
ausschliesslich auf den accent der Wörter (z. b. Pän. 6, 1, 158 —
2, 199) und die vedische spräche beziehen, ist das Jainendram
erheblich kürzer als die grammatik des Pänini, — ist das ash-
takam zu einem paneakam 3 ) geworden, und zwar entspricht
Jainendram buch I Pänini I, 1 — II, 4
II III, 1—4
III IV, 1-V, 2, 47
IV V, 2, 48— VI, 4
V VH. VIII.
Die Qivasütra's scheint der grammatiker stillschweigend
vorauszusetzen; wenigstens erscheinen sie in der mir vorliegen-
den handschrift nicht an der spitze des werkes, weder im text
noch im commentar, und muss die behauptung des „Prayoga",
Jinendra habe nur dreizehn Qivasütra's gekannt oder erlaubt 4 ),
vorläufig beanstandet werden, zumal da der pratyähära at,
welcher nach der tabelle bei Burnell 4 ) nicht gebildet werden
könnte, an zwei stellen ö ) des Jainendram gebraucht wird.
*) Radices linguae Sanscritae, p. III.
*) Täranätha's Geschichte des Buddhismus in Indien, übersetzt >yon
Schiefher, p. 155.
*) Pancddkydydh parimdnam <wya, paneakam Jainendram ; ashtakam
Pdniniyam ; pataham stotram heisst es im commentar zu dem sütra wel-
ches Pan. 5, 1, 88 entspricht; ebenso paneakd Jainendrdh; ashtakdh Pd-
ninfydh; doddagakd Arhutdh zum sütra sütrdt konah (vgl. P. 4, 2, 65).
*) Burnell, 1. c. p. 98.
5 ) Die eine stelle V, 4, 121 siehe oben p. 299.
Das Jainendravyäkaranam. 301
Die in späteren grammatiken, z. b. im Saipkshiptasära, so
häufige erscheinung, dass die värttika's zum Pänini als sütra's
mit in den text aufgenommen werden, findet sich im Jainendram
verhältnissmässig selten. Die värttika's werden vielmehr in der
regel vom commentator an den betreffenden stellen beigebracht,
gerade wie in der Kä$ikä oder Siddhäntakaumudi.
DieGana's sind dieselben welche Panini kennt. Nur selten
bildet Jinendra neue ga^a's und überlässt es dem commentator
dieselben auszuführen; so hat er ndsikädi statt der wörter bei
Pä^ini 3, 2, 29. 30, rahasyädl vgl. P. 8, 1, 15.
Die grösste kürze ist überall das streben unseres gramma-
tikers gewesen. Daher erfand er eine grosse anzahl neuer ter-
mini technici; daher zog er die Wörter oder wörtchen bei Pa-
nini, sehr oft auf kosten der deutlichkeit, möglichst zusammen.
Anders als aus dem streben nach kürze lässt es sich kaum er-
klären, wenn er z. b. aciko yan statt iko t/an aci P. 6, 1, 77
sagt; oder necy ät statt ndd ici P. 6, 1, 104; oder wenn er
bha für nakshatra gebraucht Hierher gehört auch, dass bei
weitem in den meisten fällen die dvandvacomposita die endun-
gen des Singulars annehmen 1 ).
Sind nun die regeln des P&i?ini und Jinendra im ganzen
und grossen identisch — wenn auch nicht immer der form, so
doch dem inhalte nach — , so wird es einigermassen auffallen,
wenn dennoch einige abweichende le 8 arten sich finden.
Zwar ist es möglich, dass diesen Varianten alte Schreibfehler,
missverständnisse oder Verwechselungen zu gründe liegen; auch
bin ich weit entfernt, denselben eine grosse Wichtigkeit bei-
messen zu wollen ; ich halte es aber, mit rücksicht auf die mah-
nungen Burneirs *), für nützlich, sie (nach der handschrift) hier
aufzuführen 8 ):
Jainendram II, 3, 81 (P. 3, 3, 99) nipada statt nipata; was
nipadyä bedeutet oder bedeuten soll sagt der commen-
tator freilich nicht, wohl aber erwähnt er die lesart im
sütra des Panini, woraus hervorgeht, dass er nipada im
Jainendrasütram wirklich vor sich gehabt hat
*) Anden Burneil 1. c p. 99 am ende.
*) Vgl. dessen bemerkungen 1. o. p. 90.
*) Soweit sie von der autoritat des eommentares unterstützt wer-
den : blosse versehen des Schreibers sind hier übergangen.
302 Th. Zachariae
III, 3, 202 (P. 4, 4, 97) mada statt mata; auch hier spricht
der commentator von der Variante.
III, 4, 37 utpäda (P. 5, 1, 38 utpäta); vom commentator
mit utpäta erklärt.
IV, 1, 36 (P. 5, 2, 110) ajaka statt ajaga. Dass der schoL
zu Käty. Qr. 9, 2, 6 gdndyajakdt mmjridydm hat, ist
aus dem Petersburger wörterbuche bekannt
IV, 2, 8 gikhdgdläQamyürnd^riyäi}i matoh (P. 5, 3, 118
gru°); daher (^raimatya.
IV, 3, 117 (P. 6, 3, 3) topos *) statt tamus.
V, 3, 91 kshipä (P. 8, 2, 104 kshiyd); von commentator mit
kshepa erklärt. —
Ich wende mich jetzt zu der eigentümlichen termino-
logie des Jinendra und gebe ein möglichst vollständiges, alpha-
betisches verzeichniss derjenigen ausdrücke, welche von P&nini
abweichen '). Meine angaben stützen sich allerdings nur auf
eine einzige handschrift, es sind aber alle stellen wo die betref-
fenden termini vorkommen — nicht bloss die sogenannten
saipjnäsütra's — mit Sorgfalt verglichen worden.
Manche ausdrücke stimmen prit denen überein welche bei
Vopadeva sich finden; doch ist an eine entlehnung bei Vopa-
deva wohl schwerlich zu denken, denn sonst wäre nicht abzu-
sehen, warum er in so vielen fällen von Jinendra abgewichen:
särvadhätuka ist ra bei Vopadeva, bei Jinendra aber ga; jener
gebraucht ga, dieser ra, für dvigu! Dass aber Q&katayana und
Hemacandra von Jinendra geborgt haben, kann kaum zweifel-
haft sein.
Eine besondere besprechung verdienen die namen der
vibhakti'8. Jinendra erfand das wort vibhakti 3 ) und erhob die
sieben buchstaben dieses wortes, indem er den consonanten ein
*) So lesen auch die Caudra's; vgl. oben, p. 43.
*) Die formen der suffixe etc. sind, da sie im allgemeinen mit denen
P&nini's übereinstimmen, nicht berücksichtigt. Dafür ist einiges andere
mit in den index aufgenommen worden.
*) I, 2, 156; eine „mahäsarajria", wie der commentator bemerkt,
welcher über die bildnng des wortes — es ist eigentlich das femininem
zu vibhakti — hinzufugt: vibhakttyabdanya katham siddhih / vipürvdd
bhajeh „ktickrüau (sie!) khdv" iti ktic (vgl. P. 3, 8, 174) tasmdt „Arttft-
kdrdd akter* " iti nividhih / vgl. den gana bahvddi und Benfey, Vollstän-
dige grammatik, §. 703.
Das Jainendravyakara$am. 303
ä, den vocaleu ein p hinzufugte 1 ), zu bezeichnungen für die
sieben casusendungen ; also;
Wä lp BHÖ kp Kä Td lp.
Auch ist noch zu bemerken, dass Jinendra bei der aufzäh-
lung der personalendungen mit der ersten person (mip) beginnt
und demnach die praty&hära's min und in bildet
aga — drdhadhätuka bei Pänini ; agi = anupasarga; adhi
— sakarmaha
anya (= prathama) heissen die endungen der dritten per-
son; vgl. Hemacandra 3, 3, 17 trini triny anyayushmad-
asmadi
ap = caturthi
asmad (= uttama), die endungen der ersten person
ärambha = ddikarman; so auch Hemacandra
in = tan
it *) definiert 1, 2, 3: kärydrtho 'prayogit. Vgl. Kätantra
3, 8, 31; Särasvatavy&karanam ; kdrydyet; Hemacandra
1, 1, 37 aprayogit; ebenso Qäkatayana nach Burneil,
Aindra school, p. 99
ip ss dvitiyd; il = shash; ip =* saptami
un (— upadhd); ebenso Vopadeva
uc = gilt; up = luk; us = lup; also utnat = lumat
eka (m^sc.; locativ eke) =• ekavacam; ebenso Qäkatayana
ep = guna; aip = vriddhi
km = can; kä = pafleamt
ki (masc; nominativ kih, locativ kau), vielleicht aus dem
fragepronomen kirn entstanden, = sambuddhi
kha (= lopa) f null, niete; I, 1, 61: ndgah kham. Das
wort ndga s ) (verlust, Schwund), ebenso nashta, nägita
wird vom commentator in der regel für lopa, lupta ge-
braucht, zumal in den fallen, wo er eine kärikA so zu
sagen in die terminologie des Jainendram übersetzt Viel-
*) I, 2, 157: tdsdm dppards taddhalacah. Comra. : tasya vibhaktlgab-
dasya halah, aca$ ca, dkdrapakdrapardh, tdsdm vibhaktindrp yathdsam-
khyam samjnd bhavanti.
*) Comm.: anvarthd ceyam itsamjnd / eti gacchati na$yattty it / also
it = gantd; diese erklärung kommt auch sonst vor. Nach Bühler ist it
aus iti entstanden.
3 ) Comm.: nfyo 'nupalabdhir abhdvo 'prayoga ity anarthdntaram.
304 Tb. Zachariae
leicht ist ndga ein alter ausdruck für lopa; vgl. die kA-
rikäs zu P. 6, 3, 109
khu =s.8amßld
ga = sdrvadhdtuka
gi = upasarga; ebenso Vopadeva
gu = anga; ghi = laghu
na, nasal; ni = bhdvakarma
ca = abhydsa
ji = samprasdrana ; ebenso Vopadeva
jha = gha (d. h. *ara und tama); jhi = avyaya
fii = crfn; so auch Hemacandra
ta = nishthd; der comm. nennt ta eine rüpasaipjnft
td = shashthl
9
ti = ^otf; ebenso Q&kat&yana
fya = pratyaya; so auch Vopadeva
tha — abhyasta
da = dtmanepada; di = pragrihya; dl = tferjrAa
dti = vriddha; ebenso Q&katäyana und Hemacandra
dyw (die hs. oft ghu) = uttarapada
dri = tadrdja; ebenso Hemacandra (?)
dW = dvivacana; so auch Q&katayana
rfÄa = sarvandmasthdna ; dhi = akarmaka
dhu = dhätu, wie Vopadeva
«op = napunsaka. Der commentator sagt, dass wop ein
terminus der früheren lehrer sei; er findet sich, wie be-
kannt, auch bei QAntanava; ob auch bei QäkatAyana?
ni = nipdta; ebenso Vopadeva
nyak = upasarjana
pa = pluta; pra = hrasva
bahu = bahuvacana; ebenso Q&kat&yana
bodhyam = ämantrüam
bhavat = vartamdna; vgl. Vop. 25, 1 und bhavanti bei
Ujjvaladatta
Md = tptiyd; bhu = $rAw
wa = parasmaipada ; bei Vopadeva heisst ma das &tma-
nepada
Das Jainendravyäkaranam. 305
min = tin; mu — nadi; mrid = prdtipadika
mri(?) = dmreditam; das P. 8, 1, 2 entsprechende saqi-
jnasütram fehlt in der handschrift
ya = karmadhäraya ; ebenso Vopadeva
yushmad = madhyama
ra = dviyu
rdjan und rdshtra gebraucht Jinendra für kshatriya und
janapada
ri = tu
ru = yw«; ebenso Vopadeva; s<*rw = gurumat, vgl.
Vop. 26, 190
t?a (so die he.) = bahuvrihi
vartsyat = bhavishyat; vä = prathamd
vdc = upapada; H, 1, 79 tpätra vdk = tatropapadaiji
saptamtstham P. 3, 1, 92
vibhakti = vibhakti
vriddha = gotra; III, 1, 78 pautrddi vriddham (ebenso
Hemacandra 6, 1, 2). Doch gebraucht Jinendra auch
gotra III, 1, 64 = P. 4, 1, 79, und da bemerkt der com-
mentator, dass gotra ein terminus der früheren gram-
matiker sei 1 ).
vya = kritya
sha == tatpurusha; ebenso Vopadeva
sä = samäsa (wie Vop.); su = ghi; spha = samyoga
sva == savarna; I, 1, 2 sasthänakriyaiii svam. So auch
Qäkat&yana, und Hemacandra 1, 1, 17 tulyasthänäsyapra-
yatnah svah
ha = avyayibhdva; hrit = taddhita.
Der comntentar.
Der commentator Abhayanandin gibt in seiner Mah&vritti
eine ausfuhrliche erklärung der sütra des Jainendravyäkaragam ;
er hat dabei allem anscheine nach die Kü^ikä stark benutzt,
doch müssen ihm auch noch andere commentare, darunter viel-
leicht einer, der von Jinendra selbst herrührte, vorgelegen haben.
*) Ueber Qäkatayana vgl. Bühler, Orient und ocoident II, 696.
306 Th. Zachariae
Die im coramentare angeführten kärik&s sind identisch
mit denen welche aus den commentaren zum P&nini bekannt
sind; nur werden in der regel, wie bereits oben bemerkt, die
dem Jainendram eigenthümlichen kunstausdrücke für die päni-
neischen substituirt: ndga für lopa; vriddha für gotra; hrit für
taddhita; tya für piatyaya, u. s. w.
Ein gewisses interesse bieten die beispiele des commen-
tares, insofern Abhayanandin sich hier bemüht hat, an die stelle
der namen und Wörter, welche in den commentaren zum Pa-
jiini gebräuchlich sind und immer und immer wiederkehren,
andere zu setzen, und zwar vorzugsweise solche, welche bei
den Jainas eine besondere bedeutung haben 1 ). Hierher gehö-
ren u. a.
Abhayakum&ra ; Abhayakumdrah Qrenikatah prati vgl. P.
2, 3, 11
Arkakirti; Arkaklrtir Bharataiah prati
Arhant oft; Arhata heisst einer, dessen gottheit Arhant
ist, ein Jaina
Rishabha, name des ersten Arhant; oSm Rishabham
pranamata beispiel zu *) P&$. 8, 2, 87, wo die Sid-
dhänta Kaumudi u. a. den anfang des Rigveda geben
Gautama(m) beispiel zu P. 4, 2, 64. 3, 101
Jina sehr häufig; hiranmayam Jinagriham; Jinasya jild-
notpattim anv dgaman surdh 8 ); dropayati oder dro-
hayaii svargam Jinadharmah; gamkari Jinavidyd; Jind-
layag gobhate
Jinadatta oft statt Devadatta
Jainendram häufig (statt vyäkaraijam), z. b. kramate Jai-
nendrddhyayandya vgl. P. 1, 3, 38
tarka, t&rkika; etam chdäram Jainendram adhydpaya, aJßw
l ) Ein gleiches strebqp zeigt sieb auch in den commentaren des
Hcmacandra (zu seiner sanskritgrammatik) , der, wie es scheint, ausser
den Jainas auch den Qaivas und Bauddhas genüge thun wollte. In dem
Laghunyäsa zu Hemacandra's Brihadvritti heisst es einmal von drei bei-
spielen, dass sie „yathäkramam Qaitabauddhajainamntena" gegeben seien(?).
Vgl. auch The Academy vol. XI, p. 61.
*) So sage ich in der folge kurz statt: zu dem sütra welches
Pan. ... entspricht.
8 ) Commentar zu Hemacandra II, 2, 88 JinajanmoUavam anv dgac-
chan surdh; vgl. Zeitschrift d. D. M. G. 83, 454 am ende.
Das Jainei)dravyäkaran.am. 807
enatp tarkam api, vgl. die beispiele zu P. 2, 4, 34; a«w
Samantabhadram tärlcikdh vgl. P. 1, 4, 86
tirthakrit; tirthakrit shodagah (i. e. ^äntinatha) beispiel zu
P. 8, 4, 43; auch bei Hemacandra
Triprishtha; Triprishtha-Vijaylya vgl. P. 4, 3, 88
Devanandin (ein grammatiker, citiert in dem Laghunyäsa
zu Hemacandra's Brihadvritti und im Ganaratuamaho-
dadhi p. 2, 9 Eggeling); davon Daivanandinam atieka-
geshwqi vydkaranam beispiel zu P. 4, 3, 115; vgl. De-
vopajfiam(?) anekageshapyäkaranam zu P. 2, 4, 21
nairgranthyam s. v. a. arhadrupam in der erklärung des
8Ütra varnendrhadrüpdyogydndm welches P. 2, 4, 10
entspricht
pratih&rya, mah&prätihärya; ashtamahäprötihäryo Jinah
gegenbeispiel zu P. 6, 3, 125. 7, 2, 84
Baladeva; Bdladevdh fiokdh solche die vom Baladeva ver-
fasst sind vgl. P. 4, 3, 116
B&hubali(n), söhn Rishabha's und bruder des Bharata; Bha-
ratab&hubaliya beispiel zu P. 4, 3, 88; Bb&ratab&huba-
likft desgl. zu 5, 1, 133; Bähubalivargya zu 4, 3, 64
Bhadrab&hu; davon Bhadrabähava vgl. P. 4, 2, 64
Bharata vgl. Atkakirti und Bähubali; Bharatavargya bei-
spiel zu P. 4, 3, 64
Meghegvara; adhi Maghe$vare Kuravah, adhi KurusJiu
Meghegvarah beispiel zu P. 2, 3, 9 1 )
moksha; motcshatndrgah beispiel zu P. 2, 2, 8 und gegen-
beispiel zu 6, 3, 21
Vasup&la und Qrip&la; Qraip&lavasupalik& zu P. 5, 1, 133
Q&nticarita; Q&nticaritapattakaprasdranam anu prävarshat
parjanyah beispiel zu P. 2, 3, 8
Q&libhadra; anu Qälibhadram dcpiydh P. 1, 4, 86
Samantabhadra; d kutüdrebhyo yagah Samantabliadrasya
vgl. P. 2, 3, 10. Samantabhadram beispiel zu P. 4, 3, 101
Sätav&hanasabh& beispiel zu P. 2, 4, 23
Sinhanandin, ein dichter? upa Sinhanandinam kavayah
vgl. P. 1, 4, 87; Sinhanadiydh (so die hs.) glokdh vgl.
P. 4, 3, 116
*) Hemacandra an der entsprechenden stelle: adhi Mapadheshu £re-
nikah f adhi Qrenike Magadhdh
308 Th. Zachariae
Siddhasena; upa Siddhasenatfi vaiyäkaranäk vgl. P. 1, 4, 87 1 )
Simaqidhara; Slmaiftdharam upatishtkate vgl. P. 1, 3, 25, 1
syädvada; nayate cärvi syddväde vgl. P. 1, 3, 36 *).
An citaten ist der commentar des Abhayanandin verhält-
nissmässig arm.
Beim namen werden nur citiert das Bhashya viermal, und
einmal die Namamala — oder vielmehr eine Nämamälä, denn
es giebt verschiedene werke dieses namens s ).
Von den anonymen citaten stammt eine stelle aus Magha
(I, 47); eine andere findet sich fast gleichlautend im Mahabhä-
rata (angeführt wegen ädyuna); sonst kommen u. a. folgende
verse vor:
anuraktah $ucir dattah (sie) $rutavän de$akälavit |
vapu8hmän käntiman vagmi dütah syad ashtabhir gugaih ||
vgl. Manu, VII, 64.
idaip phalam iyaip kriya karagam etad esha kramo
vyayo 'yam anushangajaip phalam idaip da$eyaip mama |
ayarn suhrid ayaip dvishan prayatade$akaläv 4 ) imä-
viti prativitarkayan prayatate budho netarah ||
kamakrodhau inanushyanAip khaditarau vrikäv iva |
tasmat krodhaip ca kamam ca parityaktuip budho 'rhati | )
Die erste verszeile auch in der Käfika zu P. 5, 3, 115.
kälah pacati bhutani, kälah saqiharati prajah u. s. w. vgl.
Indische spräche 1 3917 und diese Zeitschrift bcL V, p. 61. Die
angeführten worte stehen auch im Bhashya zu P. 3, 3, 167.
tasya Dronasya saipgrämah Säranena Gadena ca |
yugapat kopakamäbhy&ip manishina iväbhavat ||
«
dftnena bhogaip dayaya surupaip
dhyänena mokshaip tapaseshtasiddhira |
satyena vakyaip pra$amena ptijaip
*) Hemacandra 2, 2, 89 anu Siddhasenam kavayah
*) Ebenso Hemacandra (nur videdn für cärv(); die Käcjkä hat hier
lokdyate, vgl. die vorrede zur Kacjkä (Benares 1878) p. 2; Kramadicvara:
tarke.
*) Vgl. z. b. Pischel zu Hemacandra Prakr. I, 186.
*) v. X.prakjrita* in dem Laghnnyasa zu Hemacandra's Brihadvritti.
Das Jainendravyäkaranam. 309
vrittena janm&gram upaiti martyah II
Beispiel zu P. 1, 4, 42.
Purudevasya pautro 's&v Arkakirtir jitahitah |
p&lay&m &sa lakshmiv&n mänavo mänavih prajäh II
Vgl. die KäQikä zu P. 4, 1, 161.
puru8hadhvaja$ringeshu havirbhüshanalakshmasu
väma$reshth&vanindreshu lal&maqi navasu smritam II
vermuthlich aus einem lexicon.
Qäntin&tho jinah so 'stu yushmäkam agha^ntaye I
yena saips&rato bhitir asmäkam iha n&$itä II
Beispiel zu P. 8, 1, 18, vgl. die KäcjikA, und K&tantra p. 60.
Der anfang des Jainendravyäkaranam
nach der Berliner handschrift x ).
Lakshmir ätyantiki yasya niravady&vabh&sate |
devananditapüje$e namas tasmai Svayaipbhuve II
Siddhir anekänt&t (1).
sasthanakriyaip svam (2). Pän. l t l t 9.
haio 'nantar&h sphah ») (3). P. 1, 1, 7.
nftsikyo nah (4). P. 1, 1, 8.
adhu mrit (5). P. 1, 2, 45.
kriddhrite&h (6). ib. 46.
pro napi (7). ib. 47.
strigor nicah (8). ib. 48.
hridupy up (9). ib. 49.
id gonyfth (10). ib. 50.
ÄkÄlo 'c pradipah (11). P. 1, 2, 27.
aca$ ca (12). ib. 28.
uccanic&v udätt&nud&ttau (13). ib. 29. 30.
vy&mi$rah svaritah (14). ib. 31.
ädaig aip (15). P. 1, 1, 1.
aden ep (16). ib. 2.
ikas tau (17). ib. 3.
na dhukhe 'ge (18). ib. 4.
] ) Schreibfehler sind nach dem commentare verbessert.
*) *ya hier die handschrift (vgl. Vopadeva 8, 18); sonst immer spha.
310 Th. Zachariae
kniti (19). P. 1, 1, 5.
idüdeddvir dih (20). ib. 11.
dmah (21). ib. 12.
nir ekäj anftn (22). ib. 14.
ot (23). ib. 15.
kau vetau (24). ib. 16.
uiiah (25). ib. 17.
um '(26). ib. 18.
d&dhä bhv apit (27). ib. 20.
ktaktavatu tah (28). ib. 26.
saqijnA khuh (29).
bh&vakarma nih (30).
«i dham (31). P. 1, 1, 42.
sud anapah (32). ib. 43.
katih saipkhyä (33). ib. 23.
shiiäntel (34). ib. 24.
sarvädih sarvan&ma (35). ib. 27.
vä. diksave *) (36). ib. 28.
na ve (37). ib. 29.
bh&se (38). ib. 30.
dvaudve (39). ib. 31.
vä jasi (40). ib. 32.
prathamaearamatey&lpärdhakatipayanem&h (41). ib. 33.
pürv&dayo nava (42). ib. 34, coli. 7, 1, 16.
ninasyor atah (43). P. 7, 1, 15. 16.
tiyasya niti (44). P. 1, 1, 36 vöxttika 3.
ig ya^o jih (45). P. 1, 1, 45.
t& sthane (46). ib. 49.
sthäne 'ntaratamah (47). ib. 50.
(Lücke.)
ante 'lab (49). ib. 52.
nit (50)! ib. 53.
parasy&deh (51). ib. 54.
<;it sarvasya (52). ib. 55.
tid ädih (53). ib. 46.
kid antah (54). ib. 46.
paro 'co mit (55). ib. 47.
sthämv&defo 'nalvidhau (56). ib. 56.
pare 'cah pürvavidhau (57). ib. 57.
*) So die handschrift.
Das JainendravyäkaraQam. 311
na padäntadvitvavareyaktasväiiusv&radicarvidhau (58). ib. 58.
dvitve 'ci (59). ib. 59.
ip kety avyav&ye purvaparayoh (60). ib. 6(5. 67.
n&Qah kham (61). ib. 60.
ubujus (62). ib. 61.
tyakhe tyä$rayam (63). ib. 62.
nomatä, goh (64). ib. 63.
anty&dy acash tih (65). ib. 64.
upäntyäl un (66). ib. 65.
yenali vidhis tadant&dyoh (67). ib. 72 ').
akshv ady aib duh (68). ib. 73.
tyadädih (69). ib. 74.
en pr&gdege (70). ib. 75.
va n&mnah (71). ib. 73, vArttika 5.
an udit svasyätman&bh&vyo 'taparah (72). ib. 69. 70.
antyenetadih ») (73). ib. 71.
asaipkhyaip jhih (74). ib. 37. Th. Zachariae.
Vertretung von r und 1 durch a im Griechischen.
Wenn man sieht, wie regelmässig und in wie weitem um-
fange im Griechischen die silben ev vs pe sich zu a verkürzen,
kann es von vorn herein gar nicht auffallen, dem a als der ge-
schwächten form der silben eq qs, ek Xe resp. oq u. s. w. zu
begegnen. Für a : €q glaube ich zwei sichere beispiele beibrin-
gen zu können.
(.lartelv ist aorist zu fiaQfczco und kann daher nur als
fTQ7ceiy gefasst werden, wie es bereits Saussure Memoire p. 7
thut. RV. 854, 7 vam 1 sg. aor. zu vrndti kann hiermit kaum
verglichen werden; s. Benfey Gott, nachr. 1880, 8. 195 f.
Ebenso sicher ist a = r in oxa-tog gen. zu oxioq Koth.
Saussure freilich deutet a. o. p. 225 oxa-tog aus axv-Tog,
indem er oxioq fälschlich mit skt. $dkrt qakni zusammenbringt.
Es liegt jedoch auf der hand, dass zu gakrt, afva-$aka „pferde-
*) Vgl. värttika 29 (in Kielhorn's ausgäbe des Mahabhaahya, Bom-
bay 1878), und Paribbäshendngekbara, XXX.
*) Ganz anders lautet dieses sütra bei Burnell, Aindra scbool, p.
98. 99.
312 A. Bezzenberger
nrist" vielmehr xStcqoq und xaxxav, lat. cacäre, altir. cacc „koth"
und lit. &2t7rf*'„cacare" gehören, dass dagegen mit oxioq an.
skarn ags. scearn „mist", ksl. skcara „schmutz" skvftna „be-
sudlung", skr. ava-skara „excremente" zu verbinden sind. Ist
somit das q in gxcoq radical, so kann oxa-tog nur aus axg-
toq entstanden sein.
Demgemäss setze ich auch fjna-tog unbedenklich dem sskr.
yakr-tas gleich, gf. jeqr-tos, ursprünglich ablativ zum nominativ
jdqor = latjecur = zend. yäkare. Auch i'da-tog : völjq ay-vdqog
vdQaivoficci und ov&a-tog : ov&oq sind als vdQ-Tog, ov&Q-rog
zu denken (vgl. Benfey Gr. wll. ü, 310). An sich könnten
vda- und ov&a- ja ebenso gut nasalstämme sein — vgl. sskr.
uddn, ü'dhne — aber ein solcher ist für vöcdq nicht im Grie-
chischen, für ov&ctQ nicht einmal im europäischen Sprachgebiete
nachzuweisen, denn auf den ital. flussnamen Oufens wird wohl
niemand bauen wollen. — Gehört ta%vg zu rqi%(a^
Für a - l habe ich nur ein, leider diabetisches, vermuth-
lich böotisches beispiel, nämlich yaxov = ylvxv in den hesy-
chischen glossen: yaxa • ydicog; raxelai* rkvxeiai; ycatov*Tjdv 9
ylvxv; yaxovdia • TjdvofiiaTa und yanovTtdveig • fjdv7t6tr]g. Von
Seiten des sinnes würde es sich sehr empfehlen, auch ya-vdo)
als yX-vaw zu fassen und damit zu yeldco, ykfjvog zu stellen.
A. Fiele
A im ablaut zu e und ö.
Die tatsache, dass a häufig neben e und 6 als ablaut steht,
ist von de Saussure und Mahlow anerkannt und beachtet
worden, aber, wie mir scheint, nicht zu allgemeiner anerken-
nung gekommen. Diess veranlasst mich, dieselbe im folgenden
noch einmal zur anschauung zu bringen, das übrigens im
wesentlichen selbständig entstanden ist und Vollständigkeit nicht
erstrebt
aeacc „schlief 1 .* dcoriio „schlafe" .- iavto dass. (entgegenste-
hende Zusammenstellungen bei L. Meyer K. zs. 22, 530 ff.).
ßißipta, ßrjlog „schwelle" x ), dor. ßovßrjzig (vgl. kret ifi-
l ) Lat. bilere (Miere) zum beweise für die ursprünglichkeit dieser rj
heranzuziehen , wage ich nicht wegen des unklaren osk. baiteis auf dem
stein von Atiilia.
A im ablaut zu e und 6. 313
ßey Cauer Del. n. 43, z. 15, das Ahrens II, 338 in iußrj
änderen will) ; ßcojnog : ßaivo), ßdoig.
*dirjui „scheuche" : diioxw , jage" .• dtdxtOQog.
Gj&i, tfjowv (Epicharm) : twog : Cdw.
&Tjftc6v „häufe" : d'Wjitog dass. : &apd „zu häuf*.
xiy^/g : xw&iov : xva&og (aus *xfdfrog) und xdv&aqog
„becher".
xrjyrjv „dröhne", xlxrjrpe- x&dvqx&v (Hesych) ; xanpog „stumpf 4 ;
xexacprjiog.
xXrj/iia „schössling" ; xXcjv dnss., xXtofial; „Steinhaufen"»
xXtof.iaxoug „felsig" : xXdco „breche".
7t£7tTrjcig ; nenrioxa : Tttalio.
Tttrjoow : 7tT(äoo(ü „sich ducken" : inxaxov (vgl. lat. quac-
tus Froh de o. I, 330).
Qjjywui, ovviQQrjxxai (& 137), tQQrjyeia (tab. Herac. A. 18):
SQQwya, faSi; und faxpog „riss" : egQayrjv, iTteQQayrj (II 300;
vgl. ndd. wrack Fröhde K. zs. 22, 2G9).
mhd. rasen : eQwrj »jede rasche bewegung" : e£6Qd(ü „weg-
werfen".
tyT\v „reiben" (natürlich nicht aus \pdetv) y xar-iiprjfiai :
xpwQct „kratze", ipwpog „bissen" : ipdio, xpaiw „reiben".
ipqX w n zerreibe" ; tpcixo) dass. : ipdxzav • rrjv xpwxTfjv {tdCav
(Hesych), ipaqxtQog „zerreibbar".
Die ablautsreihe , welche diese beispiele veranschaulichen,
ist innerhalb einer spräche nicht immer vollständig erhalten.
Unvollständig sind z. b. die folgenden reihen:
öijto „werde finden" : dsdaiog „gelernt habend".
d^opiai : edaxov, ddxvw „beisse".
€Qt]fiog „einsam" ; dgaftevai • rjovxdteiv (Hesych).
f/xa „sacht" : dxrjv , axtiov „still", dxtj • rjovxicc (Hesych),
dxaXa-QQeltrjg „sacht fliessend".
iJtqiov „aufzug", irc-ijTQi/Aog „dicht an einander" .• imofiai
(r= didKojucu), €7taaovT£Qog „dicht gedrängt".
lakon. iXtjfog (Archäol. zeitung 34, 49) : äol. SXXa&t.
ixsxrjdet, • v7te{xe)xi0Qrjxei (Hesych; vgl. lat eider e): homer.
xsxddovro.
exrja: ixdrjv, xaiw „brenne". Vgl. lak. xectvav, delph. xtjvctv CIA.
545, kypr. fieyaxrjvevg Philol. 35, 94, xqia*xa&d(>jLiaTa Hesych.
xixQrjf.iL „leihe" : xixodw dass.
xxfjo&ai (Ahrens II, 131) : xxdofiai „erwerbe".
Beiträge z. künde d. ig. sprachen. V. 21
314 A. Bezzenberger
Xfjyto (Ahrens II, 153) „aufhören" : XayctQog „schmächtig".
d7teXipca - d7t6QQwya . Kv7tQioi (Hesych) : Xaxlg f Xdxog „fe-
tzen" (vgl. lat lacer, läcerare).
Xfj/ua „wille" .• *Xdw, Xd/uvQog ,,keck"(?).
lit. lekti „flattern" .* Xaxvi^o „zappeln".
lit megti „sich gelüsten lassen" : fidxXog „geil", preuss.
manga „hure".
firJTLQ „ermessen" : fidnov „kleines maas".
afirjrog „ernte" (vgl mhd. mcejeri) : d^dto.
ksl. mineti „meinen" : (ßvä^ia, vgl. z. b. Cauer Del. n.
32 :) fivdofiai.
ntputig (Ahrens II, 153), ftyywfii (vgl. lat. pegi aber dor.
ninäya) : indyip.
delph. rctjXe-, böot. nuXu- (Meister o. s. 228) : att. TtjXe
„fern" : itdXai „ehemals" (Gollitz o. s. 101).
TttjQia • ld(p)rt£vdiot Trjy x c ^Q av *<>*> dyoov (vgl. got. fira) :
7taQai 9 Ttaqd.
nifXTtXrjiu : TtifiTtXdvai.
7vi/i7tQrj/M : 7tifi7t(>dyai 9 ifimifircQdia.
$W°S „bunte decke" .* %Qvaoqayig • %qvaoßa(pig (Hesych).
ofao/Mxi „verfaule", vgl. at]7tia Epich. 33 : iodrttjv.
eoxXtjv, dor.i^soxXrjxoreg : dnoaxXairj • dTtogrjQalvoiTö (Hesych).
a 9>y£ „wespe" : oqxrrrto „schlachte".
%fjvig „mangel" : xcm'£o> „entbehre".
XQTj/ucCy X(M<n6s (vgl. lat. rSs Fröhde K. zs. 22, 251 und
umbr. reMef, reste) : xqdofAai.
ßXta&Qog „hochaufschiessend" ; ßXaordvw „hervorsprossen",
yQwvog „ausgefressen" : ygaw, ygccivco „nagen".
dwQOv „die breite der flachen hand" : daQiv • OTViSatirjV .
'Aqxddeg (Hesych).
$H<üq „liebe" : iqavvog „lieblich", fyctficu „liebe".
iaacpoQog (Hesych) .* eiooqwQog.
IwXia • qtrjfit] . deiXrj (Hesych), icoi] „geschrei" ; laXia • (fxovi] .
KQtjreg (Hesych).
xlvwtcstov „gefährliches tier", xvwip dass. .* xvdmü) „zer-
reissen" *).
') Dass in xv(6\f/ f xvantai und Tcviaöalov (s. o.) echtes i eingebüßst
sei , ist unwahrscheinlich ; das letzt genannte wort scheint mit xlvaSog,
(6vo-)xMu>s „(Gsel-)treiber u un d xMvrog zu an. hitta „finden, treffen",
A im ablaut zu e und 6. 315
xXa>d>co „spinne" : xdXa&og „geflochtener handkorb".
xvwöaXov' „tier, wildes tier" ; xivadog „tier".
xvtodwv ,jagdspiess" : xraddXlercu • xvrj&szai (Hesych).
xcdjtia „schlaf* .• xdpvio „ermüde".
Xwtwv „erwünschter" ; dnoXavo) „geniesse", lat. Läverna,
gall. lauvos == kymr. üawen, körn, lauen „hilaris, laetus".
fitoXwip „strieme" .-atjudlcoip ( ~ aino-(.idXu)\p) „blutstrieme".
/luüo&cu (Ahrens II, 349) : fiidoficu,, fiaiopai, juaifido)
(: fiävtg Ahrens II, 153).
hfü)7trj&ri, veywntjTai • %&andvwtai.xaxank7iXr{x.Tai (Hesych) :
vany, vditog „waldschlucht".
olancoTtj „der fettige schmutz der ungewaschenen schaaf-
wolle" : OTiarlkrj „dünner Stuhlgang".
axwXr^ „wurm" : oxaXrjvog „krumm".
actfgco „zerreibe" : aa%vog „locker".
tsxtcov : rixTCtiva l ).
TQoiyo) „nage" ; ttqayov.
TQioa) „verletze", zgaw/da : TQctvfia.
tto&afyo „spotte, necke", $o)Ta£si * iurtai^ec . %Xevdtßi (He-
sych) : ävdo&aXog „frevelhaft" (vgl. mhd. tadd „tadel, fehler").
äyarov „radschiene", 7T€Qii6yava • enioourcQa (Hesych) :
äyrvfii „biege" (: eäya).
liXexqavov : aXaj; • frijxVQf sf&ajudyajv (Hesych).
aQiqyu) „helfe" : dqwyri „hilfe" (vgl. lit regeti „schauen",
altsächs. rdkian „sorgen").
atjfii „wehe" : otonov „flocke".
ßXrjpa „wurf*', ißXfarjv u. s. w. ; ßXwfiog „bissen" (vgl.
xaßXiu • xataniru Hesych).
euXrjQa „zügel" ; wXmotoi • evtvpeig (Hesych), Xtü/ucc „säum"
(lat. Idrum).
&rjo&<xi „saugen" : Süod'cu, • daiwa&ai (Hesych).
%QYjfxv6g „abhang" : xQtofia!; „felsen" (anders Bugge K. zs.
19, 420).
heija „mutiger mann", hatr „hass", nhd. hast zu gehören. Einhusse eines
echten « hat aber stattgefunden ausser in nvvxog = ntvvxog (gebildet
wie "Ogviirog) in nvxvog = nvxivoq.
*) Das « der mittleren silbe kann ebenso wenig wie das in ovofxahiü
u. dergl. enthaltene als schwa aufgefasst werden; demnach sind in der
von mir o. III, 160 anm. aufgestellten rege! die worte „ein als schwä
aufzufassendes" zu streichen.
21*
316 A. Bezzenberger
xtQ7]ßd£ü) „wie bocke mit den hörnern stossen" : xQtifiv-
Xog „ein mitten auf dem Scheitel emporstehendef haarschopf 44 .
nfjfxa „leid" (Ahrens II, 153) : %akai"7tu»qog „mühe er-
tragend".
o/drjx co „abreiben, abwischen" ; Ofitix^ dass.
TBv^q^ytj „biene" ; &Qt6val; • xrjyrjv . Adxu)ve$ (Hesych).
X*}Q°$f „beraubt" ; x^S „gesondert, ohne**.
Dass a vielfach ablautevocal zu rj und io ist, beweisen die
obigen Zusammenstellungen zur genüge, wenn auch nicht alle
unanfechtbar sind; was besonders gegen einzelne von ihnen ein-
gewendet werden kann ist: 1) dass den bez. 17-formen dorische
cr-formen zur seite stehen oder gestanden haben mögen — etwas,
das nicht überschätzt werden darf, da dor. d zuweilen aus son-
stigem t] hervorgegangen ist x ) oder hervorgegangen sein kann
(vgl. dälio/dcu : drjXio/Mu (; ddkkec • xaxovQyel?), lat. döleo;
äßa : fjßrjy lit. jtgä f Fick o. III, 126; xöqoq : xrjQiyog, lat. cera,
Seh rader in Gurtius' Stud. X, 321 (aber lit. köris); el. itataQ,
dvared-y u. dergl. m.), aber auch nicht zu unterschätzen ist,
da, wie oben schon mehrfach zu erkennen war, auch zwischen
ä und d und zwischen ä und a> *) ein ablautsverhältniss be-
steht (vgl. advQ : evade; &vdoxu> : $dvävog; xöx/g ; xayxvlag •
*) Vielleicht ist diess gerade durch den ab laut 4 : ä veranlasst, in-
dem dem ä zu liebe 4 in d verwandelt wurde. In gleicher weise scheint
das d von lit. bölü (; bälaü , vgl. ksl. bUü) und sztilü (.* szalaü , vgl. lit.
szeste lis) entstanden zu sein.
*) Vergl. ausserhalb des Griechischen die german. ablau tsreihe fa-
rid : fdr : faranz , in der, wie ich jetzt annehme (vgl. G. g. a. 1879, s.
819), zwei aus der grundsprache stammende ablautsreihen d : ä und 6 :
ö) zusammengeflossen sind, und lit. dü'ti : preuss. ddt (dessen d jedoch
in ähnlicher weise wie das von lit. bülü y szülü entstanden sein kann) und
lett. tidtra „nessel" : lit. nätere. Sehr zu beachten ist, dass auch 4 und
ä öfters im ablaut stehen, wie schon in einigen der oben aufgeführten
Zusammenstellungen zu bemerken war und weiterhin das folgende zeigt:
ntvrrixoYia, M^xovia : quinqudginta. sexdyinta.
T)fi€U : lat. dnus.
r\fjiC : äv-aCvoput,, alvog : djo {adägium aber gehört zu adiyere),
Lit. pleezu „mache breit' 1 .* platus = nlarvs : plotis „breite".
Lit. sedmi „sitze" .* sodft „setzen".
Lat. c4ra : lit. köris (s. o.).
Ksl. rika „fluvius" : lit. roke „Staubregen".
iQrjuog „einsam" (.* clquptvai s. o.) : lit. romas „sanft".
A im ablaut zu e und 6. 317
xrpddag (Hesych); xexp&iog : xdfiavog; %a%ä(.a : iata^iev; emötv :
i7CTdfir]v; Xd&io : e%a9ov; exXdv : rfaXa&i; ßXä%d (Ähren s
II, 138) : ßXa%dv • 6 ßdtQaxog (Hesych; vgl. ahd. claga „klage");
d-ä^ai (Ähren s II, 343), xh/jyto „wetze" : &wx&sig, Tsd-oyiLievoi
„berauscht" (Hesych) : kret. (pdyqog „Wetzstein"; TE&ä<p€ (?
Kühner Ausf. gram. I, 832), T€xh]7ca : ^iotctm, &wip : racptov,
&dfißog; xixXäy' Alcm. 7 (Bergk), xexXtjyiSg : xXai^to : xXdCw,
xXdygto (vgl. lat. clango) ; ytexgäya : xqio^üj : iv&tQtxyov, n^dt/w ;
avvaydyoxcc : dyioyog ; loxäfjLt, : OTCüfug ' doxlg ^vXlvrj (Hesych) ;
fpä/il : (piovtj; £a£ (Qäyog, lat. frdga) „Weinbeere" : $cef£ dass);
2) dass rj und w nicht nur durch d, sodern auch durch den je
entsprechenden kurzen vokal («, o) abgelautet werden (rixhjui:
zid-s/Asy, didwjtu : dldofusv u. 8. w.).
Die zuletzt hervorgehobene tatsache legt die frage nach
dem gegenseitigen verhältniss der ablaute S : ä, 6 : ä und e :
e, 6 : ö nahe. Ich gestehe, darüber nicht in's klare gekommen
zu sein; denn wenn jene auch weniger verständlich sind, als
diese, und wenn jene auch öfters neben diesen erscheinen (vgl.
ßwrtüQ, ßwrtg : ßoaxu) , aber KQO-ßaTa; dldiopi : dorog, aber
lat. datus; irj^ii : ävlßo&ai : aq>€tog } aber lat. Salus; egtog :
tQog, aber igavvog; lit. Veits : rixTct, aber xdzxa; nrjXidvog (He-
sych) : neXidvog, lit. pel'e, aber lat. palleo ; lit. Vekti : lekiü,
aber Xaxxfcw), so sind die ablaute e : e, 6 : ö doch so natür-
lich und so weit verbreitet (z. b. afirftog : lat. meiere; xexrjipe:
lat. hebes; fuydoncu (ksl. rnera) : /atdo/ticu, germ. metan; lat.
moles : molestus; didco/iu : ddfsvcu, umbr. purtuvetu, lit. daviaü;
ßXrjXQog (Ähren s U, 150) : lit. gleznus „zart" u. s. w.), dass
ich sie nicht für unursprünglich halten kann. Ich muss es des-
halb zweifelhaft lassen, ob die Ö, bez. ä von z. b. ksl. holü „pa-
lus" (lit. ktflas : an. hcell Bugge o. III, 103); ksl. ocholü „su-
perbus" (Styiu u. 8. w., 8. o.i; ksl. dojq, got. (faddja „säuge",
preuss. dadan „milch" (&rjo&ai : #ühj#(m),- lit. Idpe (dXtiftrj^):
Ksl. v$ko „palpebra" : lit. vokä „deckel" (akes vokä „angenlied"),
lett. vdks dass. (azu vdki „augenlieder"; vgl. &nut * 6(fqv6w7).
Lit. grebti „harken" (vgl. girbsznis „griff 1 ') .* sugrobt (in zemaitischen
Schriften) „ergreifen**.
Ahd. kndan „erkennen" : iyvtav, lat. nöttis : lat. gndrus „kundig",
lit. zinoti.
rvyotos, yByh'rifAia , xaalyvrjfios : yvtatog „blutverwant" , lett. fruit*
„Schwiegersohn" : lat. ndtus, ndtio.
Ksl. strgla, ahd. strdia ,.pfeil" : taronnat : lat. strdvi.
318 A. Bezzenberger
lit. katilinti „plaudern" (xarvillw); lit £dgaras „reis" (lett.
fchügi); got fraujan- (7tgmog); got. hlahjan (xkiätraw); krim-
got. ada (($>6v) ; ahd. jagon (Iwkij) ; ahd. labon „laben" (Aoi-
cpiiü); dän. snage „nach leckereien suchen" (vtiyctloy); *mhd.
backen „backen" (qwwycu) griechischem o, oder ä gleichzustellen
sind. Dass das letztere möglich wäre, lehrt weiterhin das fol-
gende.
lat. äries (gr. (oi)Qavtg • ilacpog Hes.?) : lit. eris „lamm".
lat. cälim : celo.
lat. capto : cepi : gr. x(07trj „griff".
lat fäcio : feci, osk. fifikus (Bugge Altital. stud. s. 31),
gr. M&rpia. Fäcio verhält sich zu e'xhpta und Tixhffu, wie dwrx-
Togog zu dii&xto und dirjfii; es ist folglich aus dem schwachen
perfectstamm gebildet und gewissermassen ein präterito-präsens
(vgl. sikul. xexXvxw, Ahrens II, 328). Ebenso sind nun ca-
pto, jäcio, frango *) ; pango u. s. w. zu erklären; sie haben ältere
präsentia verdrängt, welche mit den zugehörigen perfectis im
wurzelvokal (e) übereinstimmten.
lat faüo : gr. yrjXrjTijg „betrüger" : a7to<ptoliog „nichtig".
lat af-fätim „zur genüge" : xHjo&ai : Swad'ai.
lat. lassus „schlaff 4 , got lots dass. : got. Uta : lailöt.
lat. paene „beinahe" *) : pSnuria „mangel".
lat. pätior : nfjfua : raXai-TvtDQog.
lat. rätus, got. raßjo : lat. r$ri.
lat sätus, saeculum (Fleckeisen Fünfzig artikel s. 27) ;
sevi, seinen.
lat. saxum, an. sax „kurzes schwert" : ksl. sikq „caedo".
lat spätium „räum" : lit speti „müsse haben" : ahd. spuot
„erfolg".
lat. äcipenser, äquifolius : dcior, wnvg.
lat. ämarus, skr. amla : gr. lopog.
*) Unrichtig habe ich das a solcher verba früher (G. g. a. 1879, s.
823 f.) für schwä gehalten. — Beiläufig bemerke ich, dass nasalierte for-
men, wie pango, frango, tango, durch ihren ablaut als relativ jung er-
wiesen werden.
*) Das ae dieses Wortes steht neben dem 4 von pänuria, wie z. b.
das at von ipata), ßaCvot neben dem rj von yrjv, ßovßrfrtg. Vgl. weiterhin
saeculum , paedor, ahd. giht. So bekommt auch das verhältniss von got.
Azurn, vaian, saian zu lit. loti, ttr\fjn f lit. slti und von ahd. chleini „zier-
lich", gr. yXaivot ° xa XafinqvafAttxa rwv ntQuettpaXaibh?, olov aarioeg (He-
sych) zu ykijvos „prachtstück" ein etwas anderes aussehen.
A im ablaut zu e und 6. 319
lat. cano „singe" : cicönia „storch",
lat. cätus „scharftönend, scharfsinnig" ; cos „Wetzstein",
lat dätus : donum.
lat. nätes : gr. varog.
lat. paedor „schmutz, gestank" ; xjjwa „fäulniss".
lat. rätis ,„floss", ir, im-rad „sie umruderten" : an. röa
„rudern".
phryg. attagus Arnob. 178, 19 (Reifferscheid) : aritffog,
skt. ckdga, germ. skepa- (Fick o. s. 169).
lit. in-da$ „gefäss", iz-das „schätz", nü-das „gift", pd-das
„fundament", pre-das „Zulage", su-das „gefäss" : deti (vgl. skr.
-dka : -dhd).
lit. draskyti: sudreksti „zerreissen" (unsicher wegen dreskiü).
lit. randü „finde", skr. rädhyati „in die gewalt bekom-
men" : got rida : rairup.
lit. slapstyti : sTepti „verbergen".
lit. vagiü „stehle" ; vogiaü : ksl. ve£a „cella penaria" ;
iwyri „schirm, schütz".
ksl. mqdo „testiculus", lat. tnadeo, gr. /uaddco : fitjdea <pw-
toq „männl. schäm".
ksl. sporü „über" ; speti „maturescere".
german. blada- „blatt" : mhd. blwjen „blasen , schwellen",
got. fagrs „passend", fdhan „ergreifen" ; ga~föhaba „ehr-
bar" : ahd. fuogi „passlichkeit".
got. gatvo „gasse", ahd. gen, lett. gaita „gang" : ahd. gdn,
gähi.
ahd. 8tnal „klein" : gr. fiirjla „kleinvieh".
an. taka „fassen" : got. teka : taitdk.
got. aleina „eile" : gr. loXirrj.
germ. faüan : lit. pü'lu „ich falle",
got. gaurs „betrübt, traurig" *), skr. ghord „grausig" : gr.
X<oo/iai „zürnen".
Dass der ablaut 6 : a auch in endsilben eintreten konnte
mag endlich die folgende proportion lehren:
skr. bhdrd(mi) : jabhära, tv7ctu> : Tervqxx, got. nitna : nam
= skr. einvi : dcituri. A. Bezzenberger.
*) Aus *g6ura- wäre got *g6rs geworden, wie got. bafrös = skr.
bhardvas lehrt. Nur wenn man von dieser form ausgeht, versteht man
jene. Vor der endung der I. dual. präs. war der thematische vokal in
der grundsprache also gewiss vielfach, möglicherweise durchaus lang.
320 A. Fick
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja).
Im frühjahre 1877 fand F. v. Duhn auf einer reise durch
Achaja in Kato-Achaia, dem alten Dyme, eine reihe von in-
schriften, darunter 4 grössere, aus der zeit und im dialecte des
achäischen bundes. Der druck des reiseberichts (in Mittheil, des
Deutsch. Arch. Inst. III, 1878, s. 6 ff.) verzögerte sich und so sind
die inschriften, nach einer bemerkung des herausgebers a. a o.
8. 73 „inzwischen im Bull, de corr. hell. II, 40 — 44 und 94 —
99 nach abschriften des hm. Martha veröffentlicht worden".
Da die quellen des achäischen dialects bisher nur sehr dürftig
flössen (CIG. 1542-1558, Le Bas 362-373 und 373b), unsere
kenntniss desselben in folge dessen nur gering war (vgl. Äh-
ren 8 Dial. I, 234), so scheint es nicht unangemessen, die in
manchem betracht interessanten documente hier zu wiederholen
und einer kurzen besprechung zu unterziehen.
1. Bull, de corr. hell. II, p. 41 s. (Martha). Sehr wohl
erhaltene inschrift, wie es scheint, des 3. jahrh. In Umschrift:
1 'Eni &eox6Xov LdQiOToXaida, 2 ßovXdqxov Tiixoxqd%eog 9
3 ngoardta KvX(X)iog, 4 yga^fiaziara dctfioot 5 oqwXehuov
MevdvÖQOv 6 xovade a TtoXig noXl 7 %ag STtoirjaaxo avftTtoXe
8 fiiyoavTsg to^TcdXsfxov 9 xal xd(.i7t6Xiv ovvdia 10 otoiaa-
vtsg xQivccoa xa 11 & i'va exaotov.
12 OlXwv QQaocavög 13 uivxojv 'AQiotaivezov 14 KXsa<pdvrjg
TifMHpdvsog 15 Nixonivqg Ti/nocpdveog 16 l4&avddag 'Enevx-
%ov 17 3 E7tit€Xf]g Köviovog 18 KXiwv 'EmxiXeog 19 NixctQ-
%og Nixoqxov 20 2a[tldag Tipia 21 Sivagxog Tiftia 22 IAqi-
axodafiog MeyaxXiog 23 Evamog MeyaxXiog 24 &gaavßovXog
'Aüu\idv%ov 25 Avxiog Nixtovog 26 2aTVQog ^Aqioxwvog 27
Evqxx/tiog 0tXodd/nov 28 OiX6f.irjXog Evdlxov 29 SwaixQdrtjg
AXe^iwvog 30 2cariiov SwoiXQdrtog 31 Evxqdxrig 2TQopß{i%i-
d)a 32 Evdotyg @eo£ivov 33 KXiwv UXe{l»i)wvog 34 JIi^iW
Evl-evov 35 Ae7iTivag Aeitziva 36 Sevodoxog Nevfitjvtov 37
TifiioxXrjg XaiQ&a 38 Tifttiov Evdvdqov 39 QsoxXfjg JSifJiovog
40 TIvqwv IIvQiüvog 41 Tlvoiovog.
Auf der rechten Seitenfläche des steins:
42 Nixddag 43 NixdvoQog 44 M£vioTQaxo(g) 45 &€07t6ft7tov
46 Jctfiiovldag 47 NeixoXdov 48 Bov&vwv 49 JTqoxqitov 50
Jetvictg 51 &t]Qviovog 52 Aewv Bov&vwvog 53 JStxaQXog 54
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). 321
KXeo<pdveog 55 JloXv^evidag 56 Mvaat7t7tld(a) 57 Sanji-
oxqaxog 58 Jetvia 59 Jodxag 60 Qeoöotov 61 2ajitiSag 62
Ewxqxov 63 SevoxaQrjg 64 (S)evdgeog 65 (2)ioat7t7tog 66
(H(>)a%Xeida 67 (Ev)jur]Xog 68 (l4o)nXa7ttodciQOv 69 (Mij)i'o-
dwQog 70 CAo)%Xa7tiod(ÄQOv 71 CEo)f.ialog 72 (T)l/iü}vog 73
OiXiotog 74 *H(>axXetda 75 Ja^idrgiog 76 ifTroAAoqpajws 77
NixooTQOTog 78 Jtovvoiov 79 l4/Lt t u(ovtog 80 Ileioia 81 (ü^)-
tpatotog 82 AQtatoxXiog 83 {J)QOfttjjv 84 ../nwvog.
Der acc. pl. der consonantischen stamme auf «g in 7. 8
ov^Ttolejuijaavrtgj 9. 10 ovvdtaoaitoavteg findet sich ebenso 3,
z. 4 da(Aoatoq?vXaxeg, 3, z. 12 roi>g eXdoooveg. Man vergleiche
damit die accus. nXetoveo, xdgtteQ des neuelischen dialects (Da-
mokratesinschrift Archäol. ztg. 1876, p. 183 f.) und (drzedetJ-av)
ptväg dexatetoQeg der alten delphischen inschrift bei Wescher-
Foucart Inscr. de Delphes nr. 480.
3 ÄiU(i)ios. Der name ftvAAig scheint kürzung von IfoA-
>Umo£, wie ein Dymäer des 2. jh. GIG. 1543 (rc5v 7r«$i ÄvHa-
vtov ovvedowv) heisst. Aehnlich hiess 'Eojurjg KvXXrjvtog auch
2£t;>Utog nach Steph. Byz. s. v. Ai'AA^ „xai ifoUiUog Xiyetai
Egftrjg xatd avyxonrjv tov KvXXyvtog".
31 2vQo/^ß{txid)a , Martha: 2tQ0fuß(vUd)a. 41 JZr^w-
vog ist sicher. 69 (Mi/ypodtüQog , M.: (Zy)yo(fccjpog. 72 (T)/-
juwvog, M. gleich gut (S)iinwvog. 81 (L4)q>atotog, M.: (*tf)qr>of*(7-
iog wider den dialect. 84 ../niovog kann Jdf.twvog y "EQftiovog,
2dfW)vog, 2ifitovog y Tifutovog gelesen werden.
Mit 14 KXeagnivrjg vgl. KXeayevrjg CIG. 2265b ; das o in 46
Ja/ttovidag ist vielleicht alterthümlich ; die jüngere Schreibung
et für I in 47 NetxoXdov steht ganz vereinzelt.
Die namen 23 Evantog, 48 Bov&itov 52 Bov&vwvog,
51 GrjQvwvog sind neu.
2. Bull, de corr. hell. II, p. 94. Rechts vollständig, links,
oben und unten verstümmelt. Links fehlen 11 - 14 buchstaben.
Der nachstehend mitgetheilte ergänzungsversuch regt viel-
leicht berufnere an besseres zu leisten.
Z. 1-12.
1 . . . . (int t)olgöe elfter tdv noXtz(eiav) inoi 2
(xotg ' doftev tat tt)oXt tov SeXovta xotvwve(tv Jvpi)ai 3
(tov tag noXtog ovt)a eXev&eoov xal ig iXev(&eoto)v td 4 (Xav-
tov ent yqa)^tatiog toig *A%ato~tg Mey(avÖQid)a 5 (td ftiv
rjixtov iv) tat itqwtai egafitjvwij td öi Xotnbv 6 (h twt de-
322 A. Fick
xdxwi fityvi tog ot *A%atoi ayovxi • ei de firj doirj 7 (xo b'Xov
ev xioi $vi)avxwi xtot irti Mevavdoida äXXd 8 (xo rj^tcv fio-
vov), fitrj eaxw avxwt d noXixela • ei de xug 9 (e%ot vov ivxog
xwv) etzxaxaidexa [e]heutv t} dvyaxioa 10 (dfiaXtxiav, Sfio-
od)a&(ü ijüßovXa 6 7iaxr\o xdv vofiifiov bo 11 (xov, r\ \idv «I-
ftev a)vxov yevedv xai (vew)xeQOv enxa 12 (xaidexa hitav xai)
xdv vov naid(a yvfjotov).
Z. 1. 2 enoi(xoig) „fremden" oder im sinne von ^exoixoig
zu verstehen? Oder inolirjoav)? Z. 6 dexdxm (oder e'ßddfuoi)
fxrjvL Der Achäische bund zählte die monate, nach Wescher-
Foucart Inscr. de Delphes 109 JSxQaxayeovxog x(ov lA%atoiv
*!Ao%wvog Aiyiodxa fitjvbg eßdöfiov xxX.
Zu 12-25.
12 ifpfiood 13 (pevog de xov vo)v d(X)txiav .... rj oo&wg
14 .... (3fioa)dod'0} aal .... oßovXai 15 .... lovavna .... do-
£cu 16 .... (x)ai eax(w) .... oav 17 .... (ei de) x*1Q a &Xev-
{&ioa xai i£) iXev&4 18 (qoxv d-eXrjoec xoi)vwve7(v) .... azw
19 .... xai yw(aixi) .... Xi 20 .... yeveat • e(i de e%oi vov
tvxog) enxa 21 (xaidexa ixewv) y &vyaxeo(a .... 6fto)od[i 22
(evog xdv vöfiifiov o)qxov ifi(ßo)vX(a fj fidv 3f a)vxä(g) elfte 23
(v yevedv xai v)s(€ü)x€(qov enxaxaidexa) exi 24 (wv) .... 6fi€-
vog .... avcr** 25 .... ov xai ywaixa (xai yev)edv.
Die schwörende person z. 21 f. ist nicht die wittib, son-
dern ihr nächster verwandter, der sie rechtlich vertritt, da-
her z. 24 (iftofiw)6fievog. Z. 15 av7ta(Xiv) = z. 24 dva7t(aXtv)?
Z. 25—34.
25 14 26 (noyqaq>evx(o de) noxi xbfißovXao%ov xai (itQoa)-
xdxav da 27 (fioowqwXdxio)v xai yoafifiaxioxdv • xovg de ditoy
28 (oaqiivxeg, v<3)v dfiooafiivovg xdv dXixiav xai dov 29 (reg
xdXavxov)y xa&wg yeyoanxaiy diaxXaotüodv 30 (xta al owao)
yjat wg looxaxa eni xdg qyvXdg • xai Xa 31 (%6vx<o ifti xdv)
S7taxida y liti xdv Jvfialav, eicl xdv @eofu 32 (alav • xai
xoivw)veovxw d-eoxoXiav av d nbXig xa&ioxäi fa* 33 (xm /le-
get xwt) eavxtov xai aQ%eiwv xwv xe elg xo xotvov 34 (<po-
qwv xai xäg eioq>OQ)äg xag xe elg xo xotvov xai yefaovoiav?)
Z. 26. 27. Oder nqpaxdxav dd{fxov xai xapia)v xai? Z.
28. 29 dnoy{qaq>ivxeg) und dov(xeg) fordert der dialect; vgl. 1.
Z. 31 ist vielleicht 2(xQ)axida zu lesen, vgl. Steph. Byz. s. v.
Jv/ur) : xai Jvfitj ij %WQa ndXai £xaXe7xo, rj dt rtoXtg Sxodxog,
voxbqov de xai fj noXig xai fj %u>i>a Jvprj ixXfj&rjoav. Der
Die neu aufgefundenen in Schriften von Dyme (Achaja). 323
-Xaog Srtdxxiog der inschrift von Meliteia Ussing 2 ist ein
Aetoler.
Die dritte phyle scheint benannt nach Geopia = Geo/uo-
(poQog, wie Demeter nach Paus. 8, 14, 4 in Pheneos hiess.
Mit xa&ioxäi 32 vgl. Wescher-Foucart 407 dftoxad-toxdovieg.
3. Bull, de corr. hell. II, p. 96. Rechts vollständig.
1 .... do(ftev x)ai ex 2 (yQd<peo&ai) 7toXe^idQ%ovg vnb x&v
i..wv x&v (v)nb tag noXiog xa&eoxa 3 (ftevtjv • i§)d/uev de
xai xolg nQoaxdxaig xai xolg (i(>)aveoxaig iyyodtpetv 4 (noXe-
piaQXOvg) xai dauooiocpiXaxeg xa(i) yqaupiaxe(a) xai xafiiav, oi
dei 5 (eoovxai, ei rj)[trj naqadi^ßvxai rag &xyQa{q>)äg naQa
xwv nQoaxaxäv xa 6 (i nag x&v i..wv) x&v vnb xäg noXiog
xa9eoxafievwv ij /urj nctQ x&v Idiio 7 (xav xai lQaveo)xav rj
firj dnodtioovxi h xaig äpiQaig, iv alg yiyqa 8 (nxai • xi&exta
de a y)sQOvaia 9 xa& exdoxav dfUQav eaxe xa dnodoiev 9
(ftQaoahio de xav ta)/uiav 7toxl xb xaxä xQi^tjvov dixaoxyQiov •
oi de ye 10 (Qovxeg, ei firj Cafiiw)(jovxi xovg noXefidqxovg y
avxoi dnoxivovxw 11 (xav ^afäav xai axipo)i ovx(io) xai ev
xolg l/l%atdig xai xaxd noXiv • ei de 12 .... (eQ)dvovg xovg
iXdoooveg cpeQOVXwv äaxe 13 .... (x)bv q>OQOv xa&ibg i^a^xäg
%<peQOv y it-ovoia e 14 (ax<o) .... oei eQavevxäv • xb de öoyua
xovxo dva 15 (yQccxpdvxto oi xa/niai x)ai dva&ivxw elg> xb *«-
qov xov IdnoXXw 16 (vog .... o&ai xovg dapnoqyovg noxi xav
noXtv 17 .... vxavxa.
Der magistratsname z. 2 e..wv ist nicht zu enträthseln,
etwa evitav gen. von oi ivvia, wie ion. öixwv, äol. ni^norv?
..aveoxaig, z. 3 ist zu combiniren mit 14 iQavevxäv; die i(>a-
veaxai oder igavevxai sind wohl die erheber des eQavog. 12
(iQ)dvovg scheint mir sicher, Martha giebt yavovo. Zu den
accus. 4 dafioaioq>vXaxeg 12 iXdaaoveg vgl. die note zu 1.
4. Bull, de corr. hell. II, p. 98.
1 xoXovyiXoxXeoo 2 x .xadapioxqi 3 aQ%ov
xXetavoo 4 noXioxaxexQiv 5 voxue(HKp<oQeov 6
IAaexo7txov%aX 7 .... OQdiXiwvaeixeav 8 .... ovopiaavx
tauoxi 9 ...,tvxov%qvoo%oov 10 ...aviovrjeinavxade 11 ..
.itjeixiaXXoovofia 12 ...... a%oXaovpioa%oXaov 13 qaveoo
ßovXaqxov 14 XaaÖQO^a.. 15 hxQ%ov ..vea 16 .
. . . iaooXvpmt%ov.
Von z. 13 beginnt ein neues decret, 14 (xäg ßov)Xag 15
(ini ßov)XaQ%ov ergänzt sich leicht.
324 A. Fick
Die zeilen 1 — 12 sind etwa so zu lesen:
1 CErtl &eo)xolov 0tXoxkiog 2 7tqoax{d)%tt JapionQi
3 (töVj ßovX)d(>yov KXiwvog 4 (torade d)ftohg narixQtv 5 (e
&ava%o)V) ovi leQoqtioQeov 6 (xort ayaX)fia hxontov ydX 7 (xe-
ov) • @Qaixtwva ehe l4vn 8 (voiai) ovofux avxwt iati, 9
(KvXX)iv tov %ovoo%6ov y 10 (KvXX)dviov ij sl TlovraXi 11
(ovt)i rj ti xi aXXo ovofitd 12 (iori, M6)o%6Xaov Moo%oXdot\
4 Tovode d rtoXig vgl. 1, z. 6. ö isQtMpioQito = uQoavXew
ist neu. 7 xcrAxorr Martha, dialectwidrig. Q^atxtWa, Mar-
tha ÖQdtxiiova, was kein name ist. Ich lese ®P-^ statt OFz/
und gewinne dadurch den namen Sqcuxiojv gebildet von Bqai%
wie KccQitov von Kccq. OQaixidag kommt bei Wescher-Fou-
cart Inscr. de Delphes 219 vor, ein geschlecht Soaiyudat auf
Chios Bull, de corr. hell. III, p. 323 (die Überschrift fc.or-
%u.. ist beiläufig bemerkt nicht auf Poseidon (!) zu beziehen,
sondern dno oxxdog „in folge einer Prophezeiung" zu lesen).
7. 8 Martha: el'te av %t (aXXo) xjL, was aus verschiedenen
gründen unmöglich ist. Ich nehme l4vri- als anfang des zwei-
ten namens ; ebenso 10 7tavra5e y welches ich JlavraXe lese und
zu navxaXi{ovt)i ergänze. 12 Moa%6Xaog ist vollname zu Moo-
%og, Moa%iwv, Moo%wv. 9 {KvXX)iv und 10 (KvXX)dvwv sind
wenigstens acht dymäische namen vgl. 1, z. 3 und CIO. 1543, ö.
5. Bull, de corr. hell. II, p. 99. (A).
1 xX(rj)naayia<p6Q£[4ß()OTOVTOvviov 2 O-eoia =
KXrjvtg l4yia OeQS/ußQozov xbv viov &eotg.
6. Bull, de corr. hell. II, p. 99 = Mittheil, des D. A. I.
A. III, s. 73. (A).
vixataduovoaxaiQS = Nlxcua Jltovog %cuqb.
7. Bull, de corr. hell. II, p. 100. (A).
QiCLÖioo%ovQida%cuQG = — oia JiooxovQida x a ^Q € -
In dem achäischen decret Boeckh GIG. 1542, z. 8 lies:
Nwiai KöQQivddov Qaoniei statt KoQOipddov. Koqqivddag
(wozu auch KoQivva) ist ein altböotischer name vgl. Hermes
VIII, 418. Z. 13 inl dctjttioQ — HTA Bovqiov ist zu ergänzen
inl dafiiOQ(ywv l4y)rpca Bovqiov. — Für achäisch halte ich
auch die zu Tegea gefundene Xuthiasinschrift des 5. jahrhts. ,
welche Kirch hoff (Monatsberichte der berliner akad. 1870,
s. 51 f.) für lakonisch erklärt hat. Dagegen spricht aber das
innere a in yveaioi, yveotcu, eßaoovzi, welches bei den Lakonen
i
Die neu aufgefundenen Inschriften von Dyrae (Achaja). 325
des 5. jhts. schon in den asper übergegangen war, der Wechsel
von ei und al, vielleicht auch das fehlen des hauchzeichens in
viotj eßaoom neben e.ßovxi. Auf achäischen Ursprung deutet
vor allem der name des Stifters: er heisst Sov&iag nach £ov-
&og, dem vater des Achaios und ist söhn des (DiXa%aiog. Das
heiligthum der Athene Alea zu Tegea diente wohl nicht bloss
den Spartanern als bankinstitut, war doch nach Paus. III, ö, 6
ro isqov tovxo bt TtaXaiov IIeXo7toyyrjoioig rtäaiv aldiaifiov.
Zu den nordthessalischen inschriften trage ich nach:
Larisa 8, vollständiger bei Duchesne-Bayet nr. 170.
1 TtezaXXig 2 TZ&aXtXia, natürlich zu lesen: nevaXXlg Tleva-
Xiaia vgl. IlhaXog 0€QaoX6xstog Lar. 14.
Larisa 15 Duchesne-Bayet nro. 164. 1 Evirtitog r<>Q-
yiXeiog 2 roQyoyioxa OiXol-evidaia 3 c Eqjuccov X&oviov.
Larisa 16 Miller in Revue archeol. XXVIII (1874), p. 161.
1 evöe!;ioo ßaiTtja 2 i7t7to%qi7tetoa evdet-toiao 3 eq/tai
ovx&oviov ist zu lesen:
Evdegiog Baivrjg
l IrtnoycQijatog Evöe^iuog
'EQftaiov Xd-oviov.
Die letzten buchstaben von zeile 3 der inschrift Phalanna
2 lese ich: rofi(pevTaXo(v) = ttSfi toerraXdiv oder tov/i 0et-
raXovv, vgl. OertaXog -= QsaaaXog in böotischen inschriften,
s. Meister o. s. 190. A. Fick.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts.
I. Benutzte quellen.
I) Steininschriften.
a) Inschrift von Syllion nach Hirschfeld Monatsber. d.
kön. preuss. akad. 1874, s. 726, vgl. Bailie Fasciculus inscrip-
tionum II, 229ff., Corpus inscr. graec. III, 1160f., Kirch-
hoff Studien z. gesch. d. griech. alphab. 8 s. 44 ff., Lebas
Voyage archeol. en Grece et en Asie min. inscript III, nr. 1377,
explication des inscript. III, p. 335. Was ich vom grammati-
schen Standpunkt aus in bestimmter weise auffasse, gebe ich im
folgenden mit gemeinen typen, alles andere mit versalen.
2YJIEIA i) xal hucxqoJoi MATE\\\]\\\\NHEAE2EA-
*) Der fundort der inschrift legt die lesung 2YA- nahe.
326 A. Bezzenberger
YV . . A ») 2 lA\\\\\\AP\\\\\\\\l2ll\\\02YIlAPKAi :AIIUA2 -
BiAllEYiqi 3 TP V> ov*[v7toK]ig 3 ) EIHHJJITYKMSBAYM-
K)SnAXIIIIIIIlAOIIIIII 4 \AIIA xexQafievOg ESETIiTEHH-
AI2 Ttohv AI/H 5 oua nedexaiöexa fima ÜKAIMH22A *)
6 02a Kai T^täfeaa II02ABATIAPIIENAI1J 7 ATPO-
noiat ne<niPENIAVsTatai HEV\OTaic[t] 5 ) 8 ißwldoerv a-
ÖQuüva «) xaraaTfiacr[t] 9 PAIEHI *) KAIMHEIAAE 8 ) f i
xsi V flE^OIta[ai] 10 HA2MANETY2*) KAIMHE1A-
[AB] HIIIITY2KAUIIIIIIII ™) 11 OEFElnoXu ") ArqfJUMlv
//////// dizaotiJQ€Q **) 12 Taten KA1NI *») 2KYJFY xa«?-
jF^godt; iL*?// 13 xa^dv KAIHAKIANEIE **) xai v /fo>-
Xrjtievvg X 14 [Ä]^f/JV/ Woixv/rotag 16 ) ex&co xa? adxa
-^E2") 15 A2ViTYMAAIANHArAEo#a> HATPEKJI")
16 dwaOTTJQtg mal aQyvQwrat 18 ) /ujj egdyiodi K 17 AIIIPO-
rag l9 ) xa&avirw KAINI YiotxvnoXi[g] 18 [dtxaJOT^geg de xai
afWdra* aW* E 19 AMHE2JYE£JEOY2EAAIoöv di-
TiaarrJQeg 20 ^JS jrAw&t HAIPE ftij i&ytodi im/INEIA
21 -o<to ä/iar* PEEmHE\\\\\\\\\\\\\\\\JAlLE^JlFA 22 J?2 /r^i
y«>*S BuaQYrEIIHIilllETAIKANWEA »«) 23 JPlffE 2L^/M-
*) Der an fang dieses buchst abencomplexes läset sich leicht als
MATEP- denken. — Statt -EAY- ist vielleicht EAY zu lesen, vgl. u. a.
xd&ijöv z. 13. *) Vgl. zz. 14, 17. Dass in dem worte ein stadtname vor-
liege, ist mir unwahrscheinlich; vgl. teQctnoXog in den akamanischen
Inschriften bei Cauer Del ec tu 8 nr. 98 und 99. *) nvlefirjcaas? iztös
fir}aaag? Zu MHZ vgl. den anfang von z. 19, PEEMHE z. 21, anm. 8
und die Schreibung MHEfSWZ auf der von Bergmann Hermes II,
136 mitgeteilten inschrift von Korkyra (vgl. auch Meister o. 8. 224).
*) Vgl. den schluss von z 9. *) Dass äögutüv hier die bedeutung von
üv&qwv habe, ist mir unwahrscheinlich; es bedeutete wol „bildsäulo"
(wie ävfyids). 7 ) Vgl. den anfang von z. 23. 8 ) Vgl. z. 10, z. 23 und
anm. 4. •) Eine andere copie (s. Lebas) gibt E AZM u. s. w. *•) «J]-
xhg xai (T[a^of? u ) Es ist wol BEFEInoXu zu lesen. M ) Vgl. <F**a<rriJ-
Qccg auf der lokrischen inschrift von Naupaktus (Rhein.mus. 26. 39). Dar-
nach ist Ahrens II, 145 zu berichtigen. 1S ) Vgl. zz. 14, 17, 28. u )
KAIHAK1AN «fy? Vgl. z. 87. 16 ) Eine andere copie liest YiOIKY-
nOAJOZEEETO , eine dritte VI OTKYHAIÖPFEY u. s. w. ,a ) Zwei
andere copien lesen KAIHOKAAE2 = xai 8xa AEZ; ich denke an das
arkadische xdv (vgl. die inschrift von Tegea, Jahrb. für class. philol. 88,
686). ") aitfxatrt Vgl. HAIPE z. 20. «•) Begrifflich wol so viel wie
äfyyuQOTajuCcu. 19 ) Vermutlich ZnjAIUPOrag (ein nomen actoris), vgl. st.
24, wo ebenso zu lesen sein wird. *°) Eine andere copie liest ..FTAI-
KAAI&..A, eine dritte AE E TAIKA WEA; ytytorpai JKcrfeMft]?
Zu *KaXC»ta vgl. Bechtero. s. 135, Usener Rhein, mus. 23, 316 ff.
Zur beurfeilung des pamphylischen dialekte.
327
HEIAAE KAINI 2AMAJIM02AMA 24 nohg «) aye&-
Xa ") fexhw «») xal 2IIAm[PO]tag ßdfa KAU ////TOIAE »*;
25 [AftiX]o)vi «) xal OPOFYKAI/j »«) 37 ßlE.ElE*»)
26 IKOKEo&ai ÜEPAV*/
27 I2FE3EKA& . ANEIHI »*)
28 E20A1BFATEYAU ")
29 -cwat *&*£ OMYJSY/i *»)
30 xai *Aitkfoava Tlvx[iOv\
31 ////////' se^Y H^////
32 ////// OEPOVOIMEI
33 IIIIHJYILA^PIZ
34 Hill ATA xmiffpdv
35 II/IIAAIIAKAITI/IIII
38 \A2EI/I/Ar
39 ////// ft«
40 I 11/11 II II IUI J/l
41 ANAXA/II
42 ///^/ voty//
43 IIIY2IHIIII/OII
44 11/KAlEnO *')
45 KESUHFII
46 «giert)' //
47 QTA2A/I
36 III/ITA2II/IIIIIIIIIIIIIHI
b) Inschriften von Aspendos nach Hirschfeld Monatsber.
d. kön. preuss. akademie 1875, 8. 123 f.
a) K0YPA2IÜAIMNA0Y
KOYPA2I&NY2
JAMI0Pri2£12A
nEPTEJ£iKEI2nYPrO
APrYPYMNA20IKATL
ß) HILr\lir0Al2AQ>0PJl2l\ll
NEr°r°AEl2JAMIOPri20
2APEPTEJ°KE12EPE
MNIKAinYA°NAAPIl?
PYMNA20IKATI
y) OOP J 1212
A 0OPJI2IY
KovQccaia Ai/uvdov
KovQaalwwg
Sa/nioQyiaojoa
negtidunC elg *) niqyo
aQyvQV fiväg fixem.
N]€f[6]7Cohg Aq>oQdiai[v
Nefonokeig daiuoQyioio-
oa 7t€QtidwK f elg x ) 'Eqs-
(avi xal TZvlwva dqyv-
qv präg fixem. .
l4]q>0Qdiaig f )
l4q>0QÖioiv.
81 ) V\ oixv]noXig? w ) Heisst vermutlich „opf ergerate" , vgl. &ua&Xa
und unten die glossen ayov und ayog. sa ) Vgl. das umbrische formelhafte
arteitu. **) xcuvtxto IXrjatuov? **) Vgl. z 30. M ) Vielleicht opo.fi;
KAI//, Ich denke an Jpowx'jopJij (Hesych) und umbr. arcia, lat aru-
(*p«r). Aber auch OQog ist zu berücksichtigen. %1 ) ig Ml Ixa&eav? .Vgl.
avtav z. 18. Fehlt zwischen €> und -^ kein buchstabe, was sich nach
Hirschfelds darstellung nicht entscheiden lässt, so ist xa&avfrtü 17
zu berücksichtigen. *■) fi]io<pa /pcor/wh? *•) üpooe? **) *fy? vgl.
anm. 14. Sl ) xal typet»?
J ) Oder ntQTtöioxe fc? 8. ß, 8. *) Die ergänzung scheint mir durch
die Stellung der buchstaben gegeben zu Bein: anders Meister o. s.
214.
328 A. Bezzenberger
<J) / A A 2 "llag
YJFAM° YA Y 'YÖQafiovav *).
2) Münzlegenden.
a) Auf münzen von Aspendos, vgl. Eck hei Doctrina nu-
morum veterum I, 3. 9, 25 ff., Friedländer u. von Sallet
Das kön. münzkabinet' s. 91, Leake Numisniata hellen., Asiat.
Greece, p. 28 ff., Mionnet Description de medailles antiques
III, 519 ff., Wadding ton Un voyage en Asie-mineure au point
de vue numisinatique, V. article, in der Revue numismatique
1853, s. 20 ff.
a) E2TFEJ11Y2 ß) E2TFEJIY2 y) E2TFEJI1Y d)
I2TFEJ1Y.
b) Auf münzen von Ferge, vgl. Revue numisui. a. a. o.
p. 31 ff.
MAXAWA2 .IIPEIIA2 *).
3) Gelehrte Überlieferungen »).
dßellrjv • rjhaxov üafiqwXioi, Hesych.
*Aßaißag m o "Adams v/rö ITsQyatüjv, Etyiuol. magn. 4, 53 2 ).
ayov • iv TIi(>yr] rfjv i€Q€iav ovrwg xaXovoiv, Hesych 3 ).
dyos' ev TliQyy uQtia AQzi/iudoQ, Hesych.
3 ) Ob diese inschrift dem pampbylischen dialekt zuzuweisen sei, ist
mir zweifelhaft; dafür spricht nur das auslautende v der zweiten seile,
das aber nichts beweist, wenn, wie ich vermute, in 'YÖQapovav ein bar-
barischer name steckt; "Hag ist ein bei Pindar ol. 11. 18 vorkommender
name, welcher aus *l6Xao$ entstanden sein soll, hieraus aber im pamphy-
lischen dialekt nicht wol entstehen konnte. Noch weniger pamphy lisch
ist die von Hirsch fei d a. a. o. s. 124 mitgeteilte inschrift 1 4>IAA 2
MAAITOY2 = 4>tka Malnovs , welche gar nichts enthält, was man
mit gutem gründe zur darstellung des pamphylischen dialekts verwerten
könnte. Ich habe dieselbe deshalb im text nicht berücksichtigt.
*) Die lesung MANAMA (= "Aptiits) ist hinsichtlich des ¥' nicht
ganz sicher. Den namen unmittelbar auf den kleinasiatischen mondgott
Men m z\i beziehen, geht wegen des 4 des letzteren namens nicht an; vgl.
Lebas-Waddington Voyage arch., explicat. des inscr. III, 215 f.
*) Nur solche glossen, welche ausdrücklich und zuverlässig als pam-
phylisch überliefert sind, habe ich in die obige liste aufgenommen. *)
Bei Hesych findet sich dieselbe glosse als persisch. Ueber Aßtußag vgl.
Ahrena II. 554; De Lagarde Ges. Abhandl. 8. 238, anm. 7. *) v Ayov y
das folgende ay6q und ays&ku (s. o. s. 327 anm. 22) stelle ich zu ttyiog,
skr. yqj.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 329
dyqaxo^tag oqvig rtg vrtb IIafiq>vX{(ov y Hesych.
äÖQi • dvÖQi . IlafiqwXiGt, Hesych.
l4r}du)v yj *Afh\va uctQa JIafiq)vXioig 9 Hesych 4 ).
aXßexog • alexog . Tls^yaioi, Hesych, Etymol. roagn. 28. 7.
äustvaoig' fjdvoa/iov vnb IleQyaiiov, Etymol. magn. 82. 50 6 ).
aQXvpa * äx(>lg vnb TIeQyaiiav f Hesych.
ßovQixv7t<xQiaoog m y apneXog . IIsQyaioi, Hesych.
^siyctQa - 6 Temi; na$a 2idtjxaig y Hesych 6 ).
Ixt lg • 6 Ixxiyog . Ueqyaloi, Hesych.
xaovag • OQXvrog . IlaQydioi, Hesych.
xoQxoQCtg* OQvig . Tls^yaloiy Hesych.
Xaqtvrf da(pvrj . üegyätoi^ Hesych.
Xdxfßa ' yoyyvJUg . IltQyaioi, Hesych 7 ).
7i7jQia • l4\a\nhitoi Ttjv %ioqov tov äyQov, Hesych 8 ).
aaganlovg • vag fxaivldag . IIsQyaloi, Hesych *).
aialXagog • ne^dü; . üe^yatotj Hesych 10 ).
(oio6rj • xovqci nota . ®aoTjkixat, Hesych) u ).
tQifitaxov ' Ifidtcoy .l4an4vdioi, Hesych lf ).
vXoyog • axQaxog . rieQyaioi, Hesych 18 ).
cpevvioy • fitjdixij 666g . üapiqjvXioty Hesych 14 ).
^Ev de h£(Ht> %OTtif Xiyu 6 avxbg ( HQaxleidrjg vovg Ilafupvliovg
aXXwg %aiqeiv %($ ß y nQoxi&evxag avxb narr dg yamyertog . %b
yovv (paog (paßog qxxai • xal xb dihog ßaßiXiog 16 ) • ovxu)
di (prjoi xal %b oqovio OQoißw X&yovoi> xal TteQionwukvwg de
oQOvßto *«), Eustath ad Hom. 1654 20.
Eiiiog xal evatog : *0 Jiowüog * xal xb Big avxbv inlip&eyfta
Evoot xal JSvoi, xaxa Aaxiovag * Jioqlxtj yaQ iiaXixxq* (xexaye-
veoxiqa xar evöeiav %ov a (paai yeyevfjo&ai wiog • xal Evoi xal
4 ) M. Schmidt verweist auf B e k k e r Anecdota 855. 16 : A16& • xb
atöoiov . xal 1) Oilr^VJ] naqa XaXtialoig . xal fj fynri naQa uidxtooi . xal rj
T^o<f>6f rijg Id&aväg . xal 6 ßatpog 6 iv rrj uxqojioXu. *) Dieselbe gloese
bei Hesych ohne den zusatz vnb JleQyaCtov. 6 ) Vgl. lett. dfindftnat „sum-
men", lat. gingrvre „schnattern". 7 ) Vgl. dazu De Lagarde a. a. o.
anm. 8. *) Vgl. got. fira „ptQog, xllpa". 9 ) P. Bottich er Arica p. 6
vermutet fiaivaSag. 10 ) D. i. oun-la(>os „sisi-schreiend" ; ouji>- = skr. titi-,
titti- in titiri, tittlri „rebhuhn". u ) Die klammer wird durch den achluss
dieser arbeit begründet. M ) Vgl. tq{/mtos „kleid von drillich". *•) Wol
nicht = ovlloyos , wie Hemsterhnys wollte, sondern «= *o-Xoyog.
l *) P. Bottich er a. a. o. vermutet «fyfuxij. u ) Vgl. o. äßtlli}v und
Ahrens II. 49, anm. 21. ") Diess erinnert an dorische betonungen, vgl.
Ähren s II. §. 3.
Boiträge a. kaade d. Ig. iprachon. V. 22
330 A. Bezzenberger
Evdv . E&og de e%ovüi JcoQteiov rivig • wg yotq [oi] Id^yeloi
xal Adxwveg xal IlapiqritXioi xal 'EQerQteig xal ^Siqwrtioij O'-
deiav tov ä Tzoiovvteg, daasuxv %a^azrovai Toig imq>€Q0fi4votg
qwvrjeaiv, wg iitl zov noirflai noirjai • xal Bovaoa Bovoa •
xal fiovotxd lAtnixa 17 ), Etymol. magn. 391. 12.
IL Ergebnisse fllr laut- and formenlehre 1 ).
Von den konsonantischen eigentümlichkeiten des pam-
phylischen dialekts hebe ich zunächst hervor die an den kypri-
schen dialekt (Deecke-Siegismund in Gurtius' Stnd. 7.229)
erinnernde beseitigung von v vor 3 und % und die gleichseitige
Verwandlung des letzteren in 6. Beispiele dafür aus der in-
schrift von Syllion *) sind: aöqudhfa 8; rtedexccidexa 5, i§dywdi
16 und 20, yevtodai 20, imijXodv 11, xarefeQ^odv 12, xa&qiv
13, xaxrjxodv 34, -<wh> 21, -EAAIoäv 19 und wol auch HA-
TPEKAJi 15. Dazu kommt die glosse döql • clvSqI s ) und
die münzlegende E2TFEJIIY2 (mit ihren Varianten), welche
insofern, als sie gräcisiert Ao/civöiog lautet, die Vermutung nahe
legt, dass in den angeführten formen nicht ein wirklicher Ver-
lust des nasal stattgefunden hat, und dass die vokale, nach
welchen v dort fehlt, als nasalvokale zu betrachten stnd. Be-
stätigung findet diese Vermutung daran, dass ov vertretendes ©
in den bezüglichen formen — und ebenso in rtvQyo s. w. u. —
nicht zu v geworden ist (vgl. unten s. 332). — Ob ATPOH-
Qioi Syll. 7 durch dv&Qionoiot zu erklären und demnach der
obigen liste anzureihen sei, ist zweifelhaft, da sich in dem be-
handelten dialekt kein sicheres beispiel für den Übergang von
& in t findet; ob IIvt[iov] Syll. 30 als JIvd{iov] aufzufassen
sei, ist zweifelhaft, vgl. y ArtiXX(ava xbv Tloixiov in der inschrift
von Dreros bei Gau er Delectus no. 38.
") So Ahrens II. 74, anm. 1; Gaisford nolijai] Sylburg nol-
rjcu, Bovoa.
*) Vgl. Kirchhoff a. a. o., Siegismund Pamphylisches in Cur-
tiue' Stud. 9. 89 ff. a ) Dass diese inschrift nicht sehr alt sei, vermutet
Kirch hoff mit recht; dass sie aber auch nicht sehr jung ist, lehrt die
eigenart des alphabets und wol auch das mehrfach vorkommende E mit
schrägen seitenbalken. Jünger als sie sind die insohriften von Aspendos,
in denen sich mehrere hellenistische formen finden. 9 ) Ueber das home-
rische äöqoTriq, auf welches Deecke-Siegismund a. a. o. s. 230 ver-
weisen, vgl. Clem m Rhein, mus. 32. 472, Ben fey Gott, nachr. 1880, s. 307.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 331
Anderweitige einbusse eines nasals zeigen — von dapiOQ-
yiawaa abgesehen — deutlich die beiden ersten inschriften von
Aspendos in rcvqyo a 4 und i^ifiPt ß 3/4 (~ TtvQyov, iQVfiiviov).
Ihnen die in der inschrift von Syllion vorkommenden formen
buoqY 22 und 31, HAIPE 20, OPOFY 25 anzuschliessen, ist
in hinblick auf die in derselben inschrift stehenden wörter oder
zeichencomplexe noXiv 4, tfaeoiv 46, aveav 18, EKAG.AN
27, ASViTYMAAIAN 15, -HAKIAN 13 sowie auf die er-
haltung des o in itvqyo bedenklich.
Digamma erscheint in der inschrift von Syllion häufig, vgl.
f&ua 5, tifiafeca 6, xavefif&oöv 12, f*%i%w 24 (vgl. fo%ava
Ahrens IL 55), ßofa 24 und OEFElnolu 11, (SKYJFY
12), FHE 28, OPOFY 25, ISFEE 27, 13FAT 28; in den
inschriften von Aspendos ist es durch g> l ) und y ö ) ersetzt,
vgl. 0IKATI (sixooi) ab, ß b und NEI°FoAEIS ß 2 (vgl.
1); in den glossen aßelirjv, (ß)aßeltog, (Aßt&ßas), al'ßerog,
OQovßu *), (pdßog ist es durch ß vertreten 7 ). Geschwunden ist
digamma nur in der dat-plur.-endung -oi, in irviyloöv (=
lizufXovio) Syll. 11 und dafiiOQyiowoa Asp. a 3, /? 2/3; über
KovQaaui 8. u.
Der Spiritus asper ist in der inschrift von Syllion anlautend
geschrieben in buoqoioi 1, auaqY 22 und 31, «oxa 14, ff£-
ViOTata[C] 7 und HEV\OTcu[<h] 9, HATPEKAJilb, HAIPE
20, JX^fi 31; er begegnet dort ausserdem in NHEAE2 1,
MH2 5 u. s. w. (vgl. o. s. 326, anm. 4), -TEHIIA12 4,
-jfffl/ 9, KAIHAKIAN 13, -HArAEo&w 15, JTJ£ 23.
Verlust des anlautenden Spiritus asper zeigen in derselben in-
schrift v 13, vntQ 42, ä/A<ni 21 8 ), vielleicht auch äys$hx
(vgl. o. s. 328, anm. 23) sowie YIIAPKA 2; inlautend ist
er dort geschwunden in J=i%ua 5, aveav 18 und vielleicht EKA-
6 .AN 27. — Wie weit der Spiritus asper zur abfassungszeit
der inschriften von Aspendos in dem dialekt bewahrt war,
lässt sich nicht ermessen — YJPAMOYAY f das aber nicht
*) So auch in der Hesychischen glosse <f£v[v]<x • ivutvrog. 6 )
Vorausgesetzt dass *NErOIIOAl2 griechisch und nicht ein barbarischer
name sei. 6 ) B steht hier ganz ebenso wie in dem dodonaischen Evßav-
<f(H>s (vgl. o. IV. 322 anm.)- *) Dass die Vertretung von jr durch <p, y,
ß nicht phonetisch begründet, sondern lediglich graphisch ist, unterliegt
wol keinem zweifei. •) Vgl. Meister in Curtius' Stnd. 4. 381. — Da9
wort gehört zu skr. tämd , jähr", avest. hama „Bommer ( , ahd. sumar.
22*
332 A. Bezzenberger
in'8 gewicht fällt, zeigt ihn nicht — ; in den glossen dßelirjv,
(ß)aßihog(?) und ayov, dyog — hier wenigstens wahrschein-
lich — ist er anlautend geschwunden, in vloyog dagegen nach
meiner meinung zugesetzt. — Die oben mitgeteilte notiz des
Etymol. magn. (391. 12) lasse ich auf sich beruhen, denn die
erwähnung der 'EQvtQiüg und 'fi^cJ/rtot legt den verdacht einer
textkorruption zu nahe. Dagegen verweise ich noch auf &p
HE^OTtu[ai] Syll. 9, xafrjdv Syll. 13 und xa&avhw SylL 17,
welches — die richtigkeit der o. s. 326, anm. 19 ausgespro-
chenen Vermutung vorausgesetzt — besser als xa%-&vhu> (vgl.
lakon. xaodreig Ahrens II. 37, 69), denn als xa&-$avhü) auf-
gefasst wird.
T ist zu q geworden in Tipafwa Syll. 6, daiuoqyiawoa
Aspend. er 3, ß 2 (vor j), $zeatv Syll. 46 (vgl. Ahrens IL 63),
AtpoQÖioig Asp. y 1 und oiailctQog (Hes.) , es hat sich dagegen
vor t erhalten in tz€qti- Syll. 7 (vgl neigt- Aspend. a 4, ß 3),
fhua Syll. 5, zifidfeaa Syll. 6, %i Syll. 9 und fixavt Asp. er 5,
ß 5. Vgl. auch *§ay<adi Syll. 16 und 20, HATPEKAJIäaa. 15.
Auffallig ist die Verwandlung von dayyrj in lag»*]; auf
grund dieser form erklärt M. Schmidt die von Hesych über-
lieferte form Xlaxog für pergäisch.
Doppelkonsonanz ist vereinfacht in Aitikara Syll. 30 (vgL
25), Tifidfeoa das. 6 (vgl. xvioodeooa f psXiTÖeooav Pind. 0.
7. 80, 1. 98), der dativendung -<u und vielleicht in 02a und
II02A Syll. 6. Ueber tßwldaerv Syll. 8 u. dergl. s. w. u.
In vokalischer hinsieht fällt besonders der — auch an
den kyprischen dialekt (vgl. Deecke-Siegismund s. 263)
erinnernde — häufige gebrauch des v auf. Mit rücksicht darauf
scheint in der inschrift von Syllion die regel zu gelten, dass
die o, welche nicht in Wurzelsilben stehen, nicht mit fol-
gendem t — die Verbindung ov kommt nicht vor — diphthon-
gisch verbunden sind, und nach welchen nicht v geschwunden
ist, in v übergehen; man vergleiche einerseits: Vsoixvrtolig 3,
14, 17, ißwkdoerv 8, xccvefiQ^odv 12, i7urjlodv 11, xctxhjdv 13,
-EAAIodv 19, -o<to 21, ßwtf/uervg 13, -MANETY2 10,
-TY2- 10, Y2 43, OMY2Y29; andererseits: ftokv 4. \W-
xvrtoXig 3, 14, 17, adlig 29, noltg 24, -nohi 11, hoxo 14,
02 A 6, 1102 A- 6, ATPOIIoioi 7, suaQolat 1, -om 29,
-odv. Eine erweiterung dieser regel — welche rät, Syll. 4
nicht xexqafiivog zu schreiben — bildet das proklitische v 13.
Zur beurteil ung des pamphylischen dialekts. 333
Zweifelhaft bin ich hinsichtlich des zweimal vorkommenden
hiuxqY (und OPOFY). Darin nom.-acc. sg. ntr. zu sehen, hin-
dern die o. 8. 331 hervorgehobenen bedenken; es für genit.
sing, zu erklären, legen die inschriften von Aspendos nahe, in
welchen zweifellos zu -o-stämmen gehörige genit. sg. auf v
vorkommen — aber wie soll man dieselben erklären, da dem v
der inschriften von Aspendos nicht der laut ov zugeschrieben
werden kann, und da sich in der inschrift von Syllion ov und
auslautendes w halten, da jenes genetivische v also weder dem
gewöhnlichen und dialektischen -ot% noch dem dialektisch weit
verbreiteten tu, noch dem pelasgiotischen ov und wol noch we-
niger dem kretischen <ot (Lebas-Waddington, explic. III.
29) gleichgestellt werden kann? Die beurteilung von hiioqY
— das auch nicht für dat. sg. erklärt werden kann — und
jener genit. sg. auf -v (s. w. u.) muss also einstweilen auf sich
beruhen. — Aus den übrigen quellen sind — abgesehen von
den bereits erwähnten genit. sg. (ä^yvQv Asp. er 5, £4/5;
y A(pOQÖiaiv y 2, vgl. ß 1) — KovQaaliuvvg (== -vog) Asp. er 2,
E2TFEJUY2, das Hesychische Stoyog und vielleicht YAPAL-
MOYAY Asp. i 2 zu nennen; das letzt genannte wort ist
danii zu den arkad.-kyprischen genitiven auf -av (Ahrens IL
428, Deecke-Siegismund s. 246) zu stellen. — Dass es
7tvQyo Aspend. er 4 und nicht nvqyv heisst, kann neben -odv
nicht auffallen.
Fragt man nach der pamphylischen ausspräche des v, so
lehren KovQaoito und KovQCtolwwg Asp. a 1, 2, dass dieselbe
nicht = u war; denn da diese namen offenbar zu jon. xovQrj y
att. xoQTj, lesb. xoqo, dor. xoiga, thessal. xo^/cr, denen pamphy-
lisches *xtoQa entsprechen würde (s. u.), gehören, so ist ihr ov
unpamphy lisch; da das letztere zweifellos ü ausgesprochen
wurde, aber im Pamphylischen nicht durch v ersetzt ist, so
kann dieses nicht als u gesprochen sein. Damit ist denn auch
bewiesen, dass die genitive Ai^ivaov Asp. er 1 und aQyvQv das.
5 nicht auf eine stufe gestellt werden dürfen, und dass jener
hellenistisch ist 9 ); ferner, dass **YdQatiovr]g Asp. d 2 ein un-
pamphyÜ8cher name ist (vgl. o. 8. 328, anm. 3) 10 ).
*) Der name AipvaToq — Aipvaos war in Carien häufig, vgl. jly<o~>
vo&£Tt)f Aifivätog Evtiioqov (Iasos) Lebas no. 292, 'Eni oreipavriipoQov
Atfivalov (Olymos) das. no. 331 und 332, AipvaTog QvlwtSov (Mylasa)
das. no. 408, Idqtatiuv Aipvatov (Mylasa) das. no. 415. ,0 ) Er gehört
334 A. Bezzenberger
Sehr beachtenswert ist ferner, dass sowol ursprüngliches
wie aus « entstandenes i vor folgendem vokal in u d. i. ij
distrahiert wird — ein Vorgang, der aus dem Kyprischen be-
kannt ist und auch sonst stattgefunden hat (Hartel Homer,
stud. III. 40); vgl. die münzlegenden E2TFEJHY2 und JZREf-
IA2 und die folgenden formen der inschrift von Syllion: ntia-
Qoioi 1, uuclqY 22 und 31, dtia 5, f&vua 5 (vgl. kypr. firtija
Mal. 26), WH02 3, HHAI2 4, 1211/11 2, AR11A2 2, \AUA
4, P1IENAIU 6, TEYAII 28, HE 37. Die distraktion ist
graphisch nicht ausgedrückt in den stein-inschriften von Aspen-
dos, den münzlegenden E2TFEJIY2 und I2TFEJIY, in
-izolu Syll. 11 (vgl. kypr. nxoUjt Deecke-Siegismund 8.
248) und vielleicht auch in den folgenden bestandteilen der In-
schrift von Syllion: BATIA 0, TYMAAIAN 15, HA KI AN
13, EIE 13 und 37.
Urgriechisches ä ist erhalten in xaraoTa<ja[i] Syll. 8, apart
das. 21, dafnoQytoioaa Aspend. a 3 und 2/3, sowie vielleicht
in MATE/UI, HATPEKAJ1, AHlFOxag und 2nAni[PO}-
vag Syll. 1, 15, 17, 24.
Silbenbildendes v erscheint als a in flxati Aspend. a 5
und ß 5. Das alter dieser form erhellt aus dem r.
Zwischen e und 17 ist in den inschriften nicht unterschie-
den; man ist hinsichtlich ihrer sonderung also allein auf die
„ratio" angewiesen. Das durch „ersatzdehnung u veränderte «
ist — nach der analogen Verwandlung des o zu urteilen — als
7] aufzufassen (also irti-r^XoSv Syll. 11. = *£7ti~ej : lovto und
vielleicht auch rjqsuvt Aspend. ß 3/4, da £qvjliviov doch wol aus
*i/QVfiviov entstanden ist). Für elg, argivisches und kretisches
ivg (Ähren 8 II. 104, anm. 1) erwartet man demnach *i;g,
findet aber Aspend. a 4 und ß 3 ig (schlecht gestützt durch
-12 noXiv und I2FEB Syll. 4, 27) oder elg. Ich denke man
entscheidet sich für die letztere form und erklärt sie ebenso
wie z. b. in der delphischen inschrift bei Wes eher et Foucart
Inscriptions recueillies ä Delphes no. 451 und der thessalischen
bei Ran gäbe Antiquites hellen, no. 692. — In ^Qiftvt Aspend.
ß 3/4 = *&qvpiYiov ist e für v eingetreten; das e in Anikw»a
Syll. 30 für eine ähnliche entartung zu erklären, ist unzulässig,
vielleicht zu dem aus Phrygien nachweisbaren <Pdo/*viT)e (gen. 4>Uo/4wa
Perrot Description de l'Asie-roin. p. 118), der kaum griechisch ist
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 335
denn l47tiXkw* a ist ja die dorische, auch inschriftlich bezeugte
(vgl. die von Bergmann Philologus 26. 569 besprochene in-
schrift von Syrakus und die Inschrift von Dreros bei Gau er
Delectus no. 38) form von IdtjtolXwv (vgl. noch Ahrens IL
122; Lebas- Waddington, explicat III. no. 829).
/ steht für et in fixazi Aspend. a 5 und ß 5 (vgl. Ah-
rens II. 279, G. Meyer o. I. 85 f.), für s (vgl. Ahrens II.
207) in ddqtmva Syll. 8 (vgl. drdQewva Herodot. 3. 77), j-ixua
Syll. 5, -noXu Syll. 11 und ISTFEJIY (vielleicht fehlerhaft),
für io in ^Eqifxvt Aspend. ß 3/4 und vielleicht für iv in A\y6q-
dioig Aspend. y 1. — Neben -itoku ist der genitiv NeforcoXeig
Aspend. ß 2 sehr auffeilend; vielleicht steht in ihm st für i,
wie das in späten inschriften ja häufig vorkommt, vgl. z. b. *Av-
Ttavuvov und l4vt£i7t<]c bei Lebas- Waddington, explic. III.
no. 871 und 899.
Eine Unterscheidung von o und w ist in der ersten inschrift
von Aspendos durchgeführt (vgl. K0YPA2IQ, K0YPA2IQNY2,
nEPTEJQKE, JAMlOPriZQZA"), TIYPrO 1S ); diess ge-
nfigt, um die wichtige frage zu entscheiden, in welcher gestalt
durch „productio suppletoria" betroffenes o im pamphylischen
dialekt auftrat: da/uoQyiouHja lehrt, dass ein solches zu w wurde.
Demnach ist ißcoXaoerv und ßioXtjfiBwg Syll. 8, 13 zu schreiben,
demnach sind Kovqccoiio und KovQaoiwyvg Asp. a 1/2 im we-
sentlichen dialektfremde formen (s. o. s. 333), und demnach ist
durch ersatzdehnung betroffenes e durch rj wiederzugeben.
Silbebildendes r erscheint in ld](poqdiöig und l4q>o(>diotv
Aspend. y als oq (vgl. td(poqditav in der inschrift von Dreros
bei Gau er Delectus no. 38 und latein. fordus), dagegen in
TteQTi- Syll. 7, Aspend. a 4, ß 3 als sq (vgl lat. por~, umbr.
pert). Berücksichtigt man, wie häufig die aus jenem laut ent-
standenen lautverbindungen umgesetzt werden 13 ), so muss man
") Das o in 6afno^y- ist aus w vor doppelkonsonanz verkürzt, vgl.
SafAtoq[ywv and tiafuoqywv auf den achäischen inschriften Corp. inscr.
gr. no. 1542 (z. 13) and 1543 (z. 21), sowie dcc]/uu)Qy£ovTog auf der lokri-
schen inschrift von Chaleion das. no. 1567 (z. 3). ia ) Die inschrift von
Syllion zeigt öfters ° für o und O für (o. Dass darauf aber nichts zu ge-
ben ist lehren z. b. EBOAAZETY z. 8 und BOAEMENYZ z. 13. M )
Vgl. z. b. K0P4>IATAI und KP04>IATAI (vgl. xoqv<f«i) in den von Weil
Mitteilungen des deutsch, arohäol. Instituts in Athen. I. 165 wiederge-
gebenen lakonischen inschriften.
336 A. Bezzenberger
mit rücksioht auf 7Zbq*i- die möglichkeit in.betracht ziehen»
dass niQyrj — vorausgesetzt, dass diese der epichorische name
der so genannten stadt war — und ÜPEIIAS (o. 8. 328) un-
mittelbar zusammen gehören, und dass das €Q jener und das q*
dieser form gleichmäßig aus silbebildendem r entstanden
seien u ). Mit bestimmtheit lässt sich diess jedoch nicht be-
haupten, da IId(>p) in ähnlicher weise aus einem an IIPEIIAS
sich anschliessenden epichorischen namen hervorgegangen sein
kann, wie das äolische nd$$a[iog aus IlqlapLog (Ahrens I. 56),
und da wir Aspend. a 4 die auf Ttqyo- beruhende form icvQyo
finden.
Auf dem gebiete der kontraktionslehre kommen dapioqyi-
awaa (s. o. s. 335, anm. 11) — welches lehrt, dass im pam-
phylischen dialekt o + e in to zusammengezogen wurden — ,
xctnjxoöv Syll. 34, in dem rj aus e + e entstanden ist 16 ), und
allenfalls HATPEKAJI in betracht; das letzte, wenn seine
erklärung durch äiQrjxaai richtig ist (o. s. 326, anm. 17). —
Elision erscheint in xavefiQgodv Syll. 12, aveav das. 18, xa-
xhjdv das. 13, xa&avha) das. 17, %arfi%odv das. 34 und viel-
leicht KAG.AN das. 27, sowie in 7t£(n;4dwx elg Aspend. a 4
und ß3; um so auffallender ist der hiatus in irci'qlodv Syll. 11.
Von beachtenswerten deklinationsformen sind noch zu nen-
nen: die in der inschrift von Syllion vorkommenden dative
plur. auf -oi, huccqoioi 1, ATPOüoioi 7, -oiot 29, neQTiPB-
NIAWTaioi 7, Tatai 12 — nach welchen der schluss von z.
7 und z. 9 ergänzt ist, -HIIAI2 z. 4 aber nicht dativ plur.
zu sein scheint — , der accus, sg. ßo/a Syll. 24, und der nom.
sg. Ixrlg (Hesych) aus *lxTivg (vgl. Lob eck Paralipomena
p. 171).
Von conjugationsformen hebe ich noch hervor:
exet Syll. 39, vgl. [a]teixeig auf der von J. Schmidt K.
Zs. 25. 38, anm. 3 nach Kirchhoff's mitteilung veröffent-
lichten attischen inschrift. Av7trjg in dem neugefundenen Sap-
pho-fragment (Blas 8 Rhein, mus. 35. 289) ist wegen des da-
neben stehenden didxrjTai ohne bedeutung.
u ) UPEHA£ wäre in diesem fall aas *JTQ€yiäg hervorgegangen (vgl.
tarentinisch oklog, bootisch luv, arkadisch <Putlto, Ahrens 11.87). u ) xa-
&7]<$v Syll. 13 ist nicht ganz klar; es kann sowol zu xa&fea&tu wie zu
xa&rjo&at, gehören.
Zur beurteilung des pamphyliechen dialekts. 337
aveav Syll. 18 (oder avijav?) und vielleicht KAQ.AN (oder
EKAe.AN, vgl. lüvripu, Kühner Gramm. L 660) Syll. 27;
vgl. böot dve&iav, izaQeiav Führer De dialecto boeot. p. 12,
M ei st er o. s. 186, dvi&uav Bull, de corr. hell. IL 589.
ißwldaerv Syll. 8, das vielleicht zu einem verbum ßwld-
tpiiai gehört» vielleicht aber zu ßwlijfievvg (s. u.) in demselben
verhältniss steht, wie dor. idtvdxhjv oder divdaatno (Ähren s
II. 148) zu divrj&elg Od. % 85, xaref€Q§oöv Syll. 12 und das
zu einem verbum *<fa/ittogyi£a> — hinsichtlich seiner bedeutung
vgl. Siegismund Pamphylisches s. 94 — gehörige participiale
dafiiOQyiaajaa Aspend. a 3 und ß 2/3, das begrifflich nicht als
partic. fut. aufgefasst werden kann 16 ); diese formen treten zu
den homerischen aoristformen ßTjoeto, ävoero u. 8. w.
ßü)lyfit€wg Syll. 13, das auf einer linie mit dem arkadischen
ddixyfiwog (Merzdorf Sprachwissenschaft!, abhandl. aus 6.
Curtius' grammat. gesellschaft s. 32) steht
Der im vorstehenden besprochene dialekt zeigt in manchen
einzelheiten berührungen mit dem kyprischen dialekt, im allge-
meinen aber macht er den eindruck einer in sehr früher zeit
selbständig gewordenen dorischen mundart. Ueber die räum-
liche ausdehnung des pamphylischen dialektes lässt sich nichts
bestimmtes sagen. Ist die von Hirschfeld a. a. o. 1874, s.
716 veröffentlichte inschrift im dialekt von Phaseiis abgefasst,
so wurde in dieser stadt, welche z. b. Dionysius Periegetes v.
854 f. zu Pamphylien rechnete, der o. erörterte dialekt nicht
mehr gesprochen; sie lautet in Umschrift:
1 dfxoodto} 6 7tQvc]aviQ Jla xal *!Ah,ov xai r&v xai .... 2
ififii£]veiv Toig (Ofioloyitfiivoig norl . ... 3 w]Xaßi(og * Sfioadv-
twv öi xal i3[iurrai .... 4 oixfi 3T}avaawlog ygaipr/zai xard
it.... 5 ii^ioloyrj?']fiivotg i!;ai(>(jjrtBQ zo ßao[tX- ...• 6 xd]td
dixag Mccvoowkog Oaarjli .... 7 ////T/// u riveg oqteilovri ep
mal// 8 HIHIHI iHAITQN de e/uftQOofc aw .... 11 uAl Mav-
aawXog dfiokoy Adalbert Bezzenberger.
*•) Aber vielleicht ist SafAioQylg «ff« zu lesen?
388 A. Hillebrandt
William Dwlght Whitney, A Sanscrit grammar, induding
both the classical language, and the older düdecte, of Veda
and Brahmana (Bibliothek indogermanischer grammatiken,
band II). Leipzig, Breitkopf und Härtel. 8. XXIV n. 485.
Mehr and mehr hat sich in dem kreise der indogermanischen Sprach-
forscher die erkenntniss eingebürgert, dass die Sicherheit der fortschritte
ihrer disciplin von dem umfange ihrer einsieht in die einzelnen indo-
germanischen sprachen abhänge, und diese erkenntniss führte von selbst
su dem bedürfniss nach systematischen einzeldarstellungen , in welchen
an stelle eines allgemeinen Standpunktes ein individueller träte und die
rücksichten auf die erscheinungen einer spräche alle anderen sich unter-
ordneten, in welchen zugleich allgemeinen historischen gesichtspunkten
rechnung getragen würde und ausserdem die resultate der seit Bopp und
Schleicher weit vorgerückten forschung ausdruck fanden. Dasselbe
machte sich um so lebhafter geltend als das ausserordentliche anschwellen
der über viele Zeitschriften sich verbreitenden litteratur den überblick
für den nicht ausschliesslich sprachwissenschaftlichen Studien obliegenden
mehr und mehr erschwerte, und selten ist deshalb ein unternehmen mit
lebhafterem interesse begrüsst worden, als das, zu welchem sich die
bearbeiter der „Bibliothek indogermanischer grammatiken" vereinigten.
Diese 1876 angekündigte und 1876 durch Sievers' lautphysiologie pas-
send eingeleitete serie hat jetzt durch das erscheinen von Whitney' s
in englischer und deutscher spräche ausgegebener 1 ) sanskritgrammatik
ihre erste fortsetzung erfahren.
Die grundsätze, welche Whitney befolgte, hat er selbst in seiner
einleitung auseinandergesetzt. Eis handelte sich für ihn nicht um ein
tieferes Studium der einheimischen indischen grammatik, auf* deren
reiche beobachtungen unsere bisherigen sanskritgrammatiken fast aus-
schliesslich sich stützen, sondern um die erforschung des sprachzustandes,
wie ihn die litteratur selbst aufweist W. hat darum seinen indischen
Vorgängern nicht die beachtung versagt, welche ihre reichhaltigen an-
gaben verdienen, er hat nicht nur das bisher ihnen entlehnte material
aufgenommen, sondern auch die vor ihm noch wenig benutzten pratic.äkhya's
in einer weise verwertet (cf. § 21, 28. 37. 39. 71. 84 u. a»), die seinem
buche als besonderes verdienst angerechnet werden musB. Nur hat er
strenger als bisher zwischen belegten und unbelegten formen geschieden
und damit eine grenzlinie gezogen, welche zwar nicht definitiv sein kann,
aber doch als ein desideratum der historischen grammatik angesehen
werden musste.
W.'e eigentliche aufgäbe war es, in die sanskritgrammatik die
grundsätze der linguistik durchgreifender, als bisher geschehen war,
einzuführen und die spräche als eine historisch gewordene zu betrachten.
1) Die Übersetzung ins deutsche, welche Zimmcr's zuverlässigen
bänden anvertraut war, hat referenten nicht vorgelegen.
Anzeige. 389
Dies priocip hatte eine bestandige rücksichtsnahme auf den vedadialekt
zur Voraussetzung und verlieh Whitney's buche Vorzüge, welche allein
genügen wurden, ihm eine hervorragende Stellung unter den vorhandenen
lehrbüchern anzuweisen. Die reiche fülle neuen materials, welches er
unterstützt von freunden und schülern aus allen teilen der vedischen
litteratur (vgl. die übersieht s. XXIV) herbeizog und in instruetiver
weise dazu verwandte, über das allmähliche aufleben und absterben
dieses oder jenes Sprachgebrauchs aufschluss zu geben (vgl. z. b. § 964.
966. 994. 1044. 1046. 1060 a. e. 1062 u. f.) , die durch reiche beispiele
und aufstellung ganzer paradigmen illustrirte Unterscheidung vedischer
und klassischer flexion (g 340, 842 u. sonst), die von der indischen
grammatik vernachlässigte statistische beobachtung des formenschatzes
in älterer und jüngerer litteratur — dies sind eigensohaften , die es in
dieser Ausdehnung mit keinem teilt. Zu bedauern bleibt, meinem er*
messen nach, dass Whitney durch rücksicht auf umfang und zeit sich
hat abhalten lassen, sein buch bis zu einen gewissen grade comparativ
zu machen. Wir sagen „bis zu einem gewissen grade", weil die auf-
nähme aller verwandten erscheinnngen und bekannten vergleiche aller-
dings nur ein störender bailast gewesen wäre, aber gegenüber dem zweck
und leserkreis des buches auf eine prinoipielle , durchgängige Unter-
scheidung arischer formen und speciell indischer neubildungen, die
weder viel räum noch zeit beanspruchte, hätte grösseres gewicht gelegt
werden sollen. Vielleicht wären paradigmen, etwa in der art der Sie-
v er b* sehen, am ersten geeignet durch anwendung grader und cursiver
lettern solche unterschiede hervorzuheben, und es wäre von praktischem
nutzen, wenn die heim bearbeiter sich entschliessen wollten, der ganzen
Berie einen sammelband „indogermanischer paradigmen" beizugeben,
in denen nachweislich alte formen von speciellen Sonderentwicklungen
durch die schritt geschieden wären.
Ein Vorzug der Whitney' sehen arbeit ist der grundsatz die spräche
als accentuirt zu betrachten, soweit die betonung mit Sicherheit auf
grund accentuirter texte ermittelt werden kann. Abschnitt IV des II.
capitels handelt von der betonung im allgemeinen und enthält die lehren
der indischen grammatiken, die verschiedenen arten des svarita, bei
denen die innerlich nicht hinreichend motivirte Scheidung in selbständigen
und enklitischen svarita beibehalten ist u. a. m. Von besonderem inte-
resse dürfte der diesen abschnitt einleitende § 80 sein, weil er die lehre
der indischen Sprachforscher über die qualität des accentes enthält:
The phenomena of accent are, by the Hindu grammarians of
all ages alike, described and treated as depending on a
Variation of tone or pitch; of any difference of stresB in-
volved, they make no aecount. Schon Vorjahren hatte Hang in
seiner abhandlung über wesen und wert des vedischen accentes warnend
seine stimme gegen die behandlung des udätta als eines sprachaccentes
in unserem sinne erhoben, dieselbe verhallte aber damals angehört. Der
inhalt des citirten paragraphen lenkt vielleicht das augenmerk besser
als es Haug gelungen ist auf die Willkür, mit der man den indischen
840 A. Hillebrandt
acoent hinsichtlich seiner qualität dem deutschen gleichstellt Bei dem
indischen ist tonhöhe, bei dem deutschen tonverstärkung das charakte-
ristische moment. Ist auch jede tonverstärkung von einer geringen
tonerhöhung begleitet, so bleibt letztere doch „wohl zu unterscheiden
von der eigentlichen, absichtlichen tonerhöhung, welche weit stärkere
höhenunterschiede hervorbringt als jene unabsichtliche" (Sievers,
Lautphys. § 23, b. 114).
Es ist nun gar nicht abzusehen, was dehn die indischen phonetiker
bewogen haben Bollte zu sagen, der udätta sei höher als der anudätta,
wenn er ihnen lauter und stärker erschienen wäre, ihr feines ohr hätte
tonhöhe und tonstärke sicher nicht verwechselt Aber dennoch fahrt
man fort, dem indischen acoent gleiche einwirkungen auf die wortgestalt
zuzuschreiben, wie dem germanischen, ohne diesen zwischen ihnen har-
schenden widersprach auch nur zu beachten. Dass im altindischen
neben dieser betonungsweise eine gleiche Wirkungen wie der deutsche
accent ausübende exspiratorische ausspräche, die man meinetwegen ex-
spiratorischen accent nennen mag, herging, ist sehr wohl möglich und
wird durch manche erscheinungen sogar wahrscheinlich. Aber dieser
zweite accent ist erst aus seinen Wirkungen nach qualität und Stellung
zu erschliessen , er kann Behr wohl mit dem udätta auf einer sübe zu-
sammentreffen ohne es jedoch zu müssen *) — ihn ohne weiteres mit dem
udätta identificiren zu dürfen, so einfach liegen leider die Sachen nicht
Ich unterlasse es an dieser stelle auf die folgerungen hinzuweisen, welche
sich hieraus für den indogermanischen accent, den man mit recht für
musikalisch hält (Scherer, Verner, G.Meyer u. a.) ergeben, weil ich
hoffe, nun bald an anderm orte mich darüber aussprechen au können.
Aus dem vielen, womit Whitney's arbeit unsre kenntnisse bereichert
hat, hebe ich noch die eingehende rücksioht, welche die syntax erfahren
hat, hervor. Vielfach stützt der Verfasser sich auf die Untersuchungen
und, wie es scheint, mündlichen mitteilungen Delbrück' s, welcher ja
die meisten Verdienste auf diesem gebiete der forschung hat Viele
syntaktische beobachtungen , die bisher zerstreut lagen, sind hier ver-
einigt, viele wohl überhaupt zum ersten male gegeben und überall
die regeln reich mit beispielen illustrirt (cf. z. b. über den gebrauch
1) Z. b. auf den endungen der sg. schwachen casus ruhte diese
schwere, exspiratorische ausspräche. Wie sehr dieselbe aber von der
udättabetonung verschieden ist, habe ich anderwärts gezeigt Ebenso
werden in der conjugation beide prineipien zu unterscheiden sein.
hfUkyats beweist die Stellung des udätta durchaus nicht als unursprünglich ;
die form deutet nur darauf hin, dass der udätta es nicht war, welcher
die Schwächung des ar zu ri vollzogen hat Von Wichtigkeit für die
bestimm ung der silben, auf denen ein exspiratorischer nachdruck ruhte,
dürfte vermutlich auch die beobachtung des versictus sein. Man be-
achte z. b. in der gäyatristrophe yde cid dhl te vicO yathfi \ prd deva
varuna vratäm \ mintmäsi dydvi-dyavi, wie wenig ictus und udätta-
betonung harmoniren. Mir scheint, dass durch die letztere die in auf-
und absteigenden tönen sich bewegende modulation der stimme, durch
enteren eine im allgemeinen der deutschen entsprechende betonung
repräsentirt wird. Ob es im griechischen viel anders gewesen ist?
Anzeige. 341
des oonjunctivs und optativs § 572 ff., den gebrauch des futurum« and
conditionalis § 948. 949, die periphras tische conjugation § 1070 — 1075
u. a.); nnr einige feine beobaohtungen Pänini's haben an einzelnen stellen
nicht die beachtung gefunden, die sie verdient hätten.
Alles in allem durchweht ein historischer hauch das ganze buch»
dasselbe durchzieht ein weises masshalten gegenüber neuen verlockenden
theorien, und man verspürt das feine Sprachgefühl, welches im grossen
wie im kleinen den Verfasser geleitet hat. Wir heben noch den schwie-
rigen versuch die sandhigesetze einheitlich zu gestalten, die darstellung
der adverbien (§ 1097 ff.), des infinitivs (§ 968 ff.) hervor ohne damit
die reihe dessen abschließen zu wollen, was lobend erwähnt werden
müsste. Aber wir können auch nicht verschweigen, dass abgesehen von
der nicht hinreichend durchgeführten Unterscheidung alter formen und
indischer neubildungen noch einige andere übelstände, wie uns scheint,
vorhanden sind. Die fülle des materials und die lichtvolle gruppirung
desselben boten dem Verfasser Schwierigkeiten, die er nicht immer über-
wunden hat Zwar hat er durch anwendung verschiedenen drucks dem
anfanger die trennung des haupt- und nebensächlichen zu erleichtern
gesucht; aber die kleiner gesetzten partien ergänzen oft so wesentlich
die andern, dass auch der anfanger derselben nicht immer entraten kann.
Hierzu tritt bei manchen partien eine etwas weitläufige ausdrucksweise,
welche die Übersichtlichkeit nicht sehr erleichtert. Vortrefflich ist W.'s
grammatik für den Sanskritisten, ausserordentlich wertvoll für den
Sprachforscher, einen anfanger möchten wir aber lieber auf eine knappe
darstellung wie z. b. die Müller's oder Kielhorn's ist, verweisen.
Wir heben noch hervor, dass an vereinzelten stellen die tatsachen
einen richtigeren ausdruck hätten finden können. Wenn W. die wichtige
frage, ob t, t#, pi in gewissen fallen aus at, ati, ar hervorgegangen Bind
oder umgekehrt, damit erledigt dass er pag. 75 sagt: both methods
have their advantages, and the question between them is
one of minor conBequence, which may fairly be settled by
considerations of convenience, so ist „convenience u , scheint mir,
nicht der richtige Standpunkt, von dem sich solche fragen erledigen
lassen. Wenn § 217 gesagt wird, dass final ^ of a root or stem, if
followed in internal combination by any other sound than a
vowel or semivowel or nasal, reverts to its original, so ist da-
rauf zu entgegnen, dass palatale nicht zu gutturalen werden, sondern
sich in vakti, uvakiha der alte ursprüngliche guttural erhalten hat.
Ebenso wird han bei elision des a nicht zu ghn (§ 216. 9; 402; 637)
sondern hat sein gh unter dem schütze von n erhalten; a muss also aus-
gefallen sein, bevor die ^A-laute zu h sich wandelten. Zu § 88 möchte
ich bemerken, dass der auf den gesang bezügliche ausschliessliche
notenwert der sämavedaaccente deutlicher hätte hervorgehoben werden
sollen, da unkundige sonst leicht den tatbestand verkennen und jenen
gleichen Charakter wie den rigaccenten zuschreiben könnten. Wir hätten
gewünscht, dass das erwähnte vermieden worden wäre, dies tut aber
selbstverständlich dem warmen interesse keinen abbrach, mit dem
342 A. Hillebrandt
wir Wbitney's werk begrossen. Wenden wir uns nun zu einigen
einzelheiten.
§ 78 heisst es: a diphthong U protracied by Prolongation ofitsfirst
or a-element: thus, e to <i3i, o to a3u. Diese regel gilt nicht allgemein ;
aasgeschlossen sind die pragrihya-diphthonge und solche, denen ein con-
sonant folgt Vgl. Ac,v. er. s. 1, 5, 9; es heisst also afve3 z. b. im
dualis. Vgl. auch Pän. 8, 2, 107.
§ 240 wäre es vielleicht zweckmässig ein perfeot-beispiel von dem
unterbleiben der gnnirung im perfectum durch position langer wurzeln
anzuführen, da § 798« auf diesen paragraph verwiesen ist; also ninmda.
Auch babandha hätte mit rücksioht auf papdta genannt werden können.
§ 250*. Ob t in dadima, adhithds eine Schwächung des „wurzelhaften
d" sei , ist zweifelhaft. Da metrische lesungen bisweilen pa~anti t da-ama
zeigen, so ist die möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass d « a -f- a,
demnach t in dadima etc. eine Schwächung von kurzem ä ist. Für ttheydtem,
deyam d.) möchte ich als entwicklungsreihe da[dd?)-ia t daia, daiya, deya
resp. *tha (sthdf)-ids4»m t tthaidaam, sthaiydaam, ttheydsam ansetzen.
§ 361*. Der stamm dyu wird nicht zu dw f sondern div ist ans dyav
wie fun aus pnn entstanden.
§ 355. 483. Bedenklich scheint mir die trennung des d- und «*-
Stammes in panthan, j-ibhuxan u. a.; panthdm kann aus panihdnam oder
panihdn-m (ponihan-m), wie Brugman Gurt. stud.IX, 307 erkannt hat,
entstanden sein und selbst erst anlass zur entstehung eines <?-stammes
(wenn man überhaupt einen solchen ansetzen will) gegeben haben. Es
hätte also ein ähnlicher Vorgang wie bei ushat stattgefunden, aus dessen
accusativ usham (= ushds-m) sich der stamm u*hd vermutlich erst ent-
wickelthat. Vgl. Brugman, Kz. 24, 25; Joh. Schmidt, Kz. 26, 16. 24.
§ 492. Ich mache hierzu auf die besprechung der dualformen der
persönlichen pronomina aufmerksam. Die von Benfey genannten formen
sind um dvai (T. S.) dvam vervollständigt. Es zeigt sich alBO eine sonst
nicht vorkommende Unterscheidung von fünf verschiedenen dualoasus.
§ 604. Ale ursprüngliches neutrum zum stamm ki, dessen k ans
dem stamm ka übertragen ist (Coli itz o. III. 206) hätte cid angesetzt wer-
den sollen, obwohl es durch die bedeutung sich abgezweigt hat. Möglich
wäre, dass kirn gar nicht zum stamm ki gehört, sondern nur Schwächung
von kam ist und als solche mit der partikel kam zu verbinden.
§ 613 wäre es wünschenswert gewesen, einige beispiele von
dem- verschiedenartigen gebrauch des pron. svayam (als instr. u. s. w.)
zu geben.
§ 603. Ich hebe hier die rationelle einteilung der präsensklassen
hervor. Vorangestellt sind als 1. conjugation die präsensformen, welche
sonst die 2. conjugation ausmachen; die nu- und u- klasse Bind passend
zu einer gruppe vereinigt. Die Whitney'sche 2. oonj. besteht aus den
a, a, ya- stammen ; abgezweigt ist also die äya- (X) klasse und, wie schon
Kiel hörn getan hat, unter die sekundäre conjugation gestellt. Da-
gegen ist die passivbildung neu hinzugetreten, welche bis zu einem ge-
wissen grade auch nur eine olasse der präsensbildungen darstellt. Meiner
Anzeige. 343
ansieht nach könnte man die ya- und die passivische yd- klasse als zwei
Unterabteilungen zu einer hauptgruppe vereinigen. Warum W. das
passivum nochmals unter die abgeleitete oonjugation aufgenommen hat,
kann ich dagegen nicht einsehen.
§ 621 bespricht W. die imperfectbildungen der wurzeln ad und as,
von denen die erstere a, die zweite? einschiebt „to save the charac-
teristic endings in 2d and 3d sing. act". Die „einschiebung"
eines a bei ad halte ich für unrichtig, die eines i bei as für sehr zwei-
felhaft. Es steht nichts im wege ddas, ddat für imperfectbildungen
einer a-wurzel anzusehen, welche die wenig deutlichen formen dt
(— » dd -f- #, dd 4- verdrangt haben konnten, sowie dsis an die stelle
eines gelegentlich noch vorkommenden ds (= ds-*, ds~t y cf. Whitney
§ 686 ahs. 8) getreten ist. Auf die ansetzung eines Stammes ada deutet,
abgesehen vom griechischen, auch der zend. conjunctiv adhditi (cf.
Bartholomae Altir. verb. 97) hin. Ich mochte im anschluss hieran
auf § 660. 615 und 1067« hinweisen, wo W. ayds, aydt und paldyaU
mit der wurzel % verbindet. So verstanden bleiben ayds etc. immer Un-
regelmässigkeiten , die der hinweis auf a$dtha t braodtha u. a. nicht be-
seitigt. Nun hat das Zend ganz unzweifelhaft die wurzel aya (vgl. z. b.
das participium ayaiUem), die indische grammatik erkennt sie ausdrucklich
an, Grassmann hat sie für einige formen in sein Wörterbuch aufge-
nommen, und ich vermag nicht einzusehen, warum wir sie nicht zur er-
kl&rung von ayds, aydt, pldyate (MS), paldyaU herbei ziehen sollen, welche
sich ungezwungen zu ihr stellen *).
Was dsis, dsit anbetrifft, so sehen diese mehr wie aorist- denn wie
imperfeotformen aus; wenn zur wurzel as ein perfeotum dsa («* ij«?)
eadstirt, so hat das Vorhandensein eines aorists von der form abodhtsham
[dsisham, dsis = dsis^s, dsU *=* dsis-t) nichts unwahrscheinliches, auch
wenn nur einzelne reste davon sich erhalten haben.
§ 624 bespricht W. die zweifelhaften formen wie ksesi, jesi, joti
(—jotti) u. a. und sagt: „In the Veda (but almost limited to RV) are
found certain second persons singular, made by adding the ending si to
the (aoeented and strengthened) root, and having an imperative value.
There is some difference of view as to their formal character; but the
moat acoeptable opinion regards them as isolated indicative persons of
this class, used imperatively". Ich weiss nicht, wer den irrthum, dass
diese 2. pers. sing. ind. (so erklärt sie W. richtig) imperativisch gebraucht
seien, zuerst eingeführt hat. Die stellen, welche ich nachgeprüft habe,
erfordern dies nicht und lassen sich ohne zwang in indicativischem sinne
erklären.
Zu diesen vereinzelten formen nach der II. (Whitney* 8 I.) conj.
gehört auch n*thd' RV. 10, 126, 2, welches QraBsmann für einen conj.
aor., Delbrück (Altind. verb. 86) für „eine geburt des augenblicks, die
in unwillkürlicher anlehnung an das unmittelbar vorhergehende pdthd
1) Auch das griech. ijmw erklärt sich leichter, wenn wir auf eine
wurzel aya (aia) zurückgehen, deren imperf. dyam lautet.
344 A. Hillebrandt
gebildet 4 * sei, erklärt, nethd* ist eine form von gleichem Charakter wie
ftU, stota u. a; d. h. sie zeigt den langen vokal, wo man den kurzen
erwartet, wenn man an den canon von starken und sehwachen formen
glaubt, Entweder das e ist ein eindringling aus einem Singular ind., wo
es „berechtigt 14 ist, was nioht sehr glaublich klingt, oder — was mir viel
wahrscheinlicher ist — nethd* ist in näyathä aufzulösen und als eine in
den rigveda eingedrungene form der Volkssprache zu betrachten 1 ).
§ 694. Von der wurzel pi$ sind mir in den crautasütren des
schwarzen YV noch der imperativ pnUa (pinsdnäni) und der indic. puktati
aufgestossen.
§ 778 hatte erwähnt werden können, das« purä ohne sma auch mit
dem aorist verbunden werden kann; es heisst also acäUur iha purä chd-
iräh oder vasantiha purä chdtrdft; aber nur: yajati $ma purä (Fän. 3, 2,
122.) Ferner wird bei einer mit nanu eingeleiteten antwort auf eine
frage das präsens im sinne eines aorists gesetzt, akdrttk kirnt nanu
karomi bhoh. In Verbindung mit na und nu dagegen kann in gleichem
falle präsens oder aorist beliebig stehen; auf katam akärsik kirn ant-
wortet man mit: na karomi oder ndkdrsam (Pän. 3, 2, 120. 121). Fu-
turbedeutung hat das präsens in Verbindung mit ydvat, purä f sobald die*
selben als partikeln gebraucht werden : yävad bhunkU \ purä bhunkU, aber
yävad ddsyate tdvad bhoxyaU (ib. 3, 8, 4) u. s. w.
§ 828 ff. behandelt den einfachen aorist. Die hier gegebene dar*
Stellung unterscheidet sich, abgesehen von neuem material, nicht wesentlich
von der gewöhnlichen auffassung. Formell scheint in dieser aber manches
sehr zweifelhaft. Die aoriste aganma und agman von gam z. b. unter*
scheiden sich morphologisch durch nichts von ahanma, aghnan % dem im«
perfectum von han. Was jene zu aoristen macht, ist lediglich ihre be-
deutung (cf. Delbrück, Altind. tempuslehre s. 72); diese aber braucht
nur eine differensirung in der beieichnung der Vergangenheit zu sein,
welche erst, nachdem eine zweite imperfectbildung die vorherrschende
geworden war, eintrat. Ganz dasselbe gilt z. b. auch von akarma, akran,
dessen ar „unrege lmässig u ist, wenn man die „regel" von starken und
schwachen formen anerkennt; dann wäre aber auch ahanma unregel-
mässig, die richtige form müsste, wofern Brugm an' s nasalis sonans hier
anwendung finden kann, ahatna lauten. Jene regel hat indeas ihre
schwachen seiten und ist meiner ansieht nach für manche wortgruppen
der II. conjugation gar nicht zutreffend, akarma, aganma, ahanma sind,
wie ich glaube, nur imperfeetformen der wurzelklasse , von denen die
ersten beiden aor. bedeutung angenommen haben, die letzte die imper-
fectische behalten hat
§ 948. Einen eigentumlichen gebrauch des futurumB nämlich als
Stellvertreter des imperfectums hinter worten, die ein sioh-ertnnern be-
zeichnen, erwähnt Pänini. Der scholiast fuhrt als beispiele solcher verba
abhydndsi, imarcui an; die Siddh. kaum, nennt smarasi, budhgau %
1) Die entwicklungsstufen wären folgende 1) n&yaihd 2) nä-i-tkd
3) n&hd 4) nethd". Der udätta wird von der exspira torisch ausge-
sprochenen endung zuletzt angezogen.
i
Anzeige. 345
cetayase. In dem satze: abhijdndsi devadatta kdpniresu vatsydmah steht
also vaUydmah für avatdma , welches auch eintritt, sobald beide satze
durch yad verbanden werden: yat kdcmlresv avasdma (Pan. 3, 2, 112.
113. Vgl. auch 3, 2, 114.)
§ 982«. Das aus dem £at. brahm. für die Verbindung eines verbum
dicendi mit dem imperativ angeführte beispiel: tasmdd osadhtndm eva
mdldny uccheiiavdi brdydt ist nicht beweiskräftig, da brüydt — üi brdydt
und uechettavdi ein unabhängiger, im sinne eines imperative gebrauchter
infinitiv ist, durch welchen der adhvaryu den befehl, die vedi in einer be-
stimmten form zu graben, erteilt.
§ 1094: upahdrtkarosi thou makest an offering?
§ 1100 würde ich vipvaha (vipvahd, vifvdhd) von den adverbien auf
ha (dha) trennen und als eine Verkürzung von vievdhd = vipd ahd
(ahdni) betrachten, auch wenn vip>adhd daneben vorkommt.
Capitel XVII, § 1136 ff. enthält die stammbildungslehre. W. hat an
stelle der alphabetischen eine nach allgemeinen gesichtspunkten geordnete
gesetzt und damit den schwierigen stoff in eine wissenschaftliche form
zu kleiden gesucht. Im allgemeinen bedarf der Standpunkt, die bedeu-
tung zur grundlage der anordnung zu machen selbstverständlich keiner
rechtfertigung, nur ergeben sich im einzelnen praktische Schwierigkeiten
und bei W. kreuzen sich offenbar an manchen stellen äussere und innere
gesiohtspunkte, aus denen es nicht immer leicht ist, den leitenden her-
auszufinden.
Wir nehmen damit abschied von Whitney's buche nicht ohne leb-
haften dank für die mannigfache anregung und belehrung, die wir aus
ihm geschöpft. Von dem raschen tempo, in welchem gegenwärtig die
vergleichende Sprachforschung fortschreitet, wird zwar auch dieses werk
nicht unberührt bleiben, es wird aber allezeit einen roarkstein in der
geschiente der altindischen graroroatik bilden.
Gr. Naedlitz bei Breslau. Alfred Hülebrandt.
Beiträge zur neugriechischen wortbüdungslehre. Von N. DOBSiOS,
dr. phil. aus Joannina in Epirus. Zürich. Druck von Zürcher
u. Fnrrer, 1879. 8. 16 8.
Herr dr. DossioB, ein Epirote von geburt, der sich bereits durch
verschiedene sprachwissenschaftliche abhandlungen über das Neugriechi-
sche bekannt gemacht bat, veröffentlicht so eben die vorgenannte dankens-
werthe schrift über neugriechische Wortbildung. Wer sich mit dem Mit-
tel- und Neugriechischen beschäftigt, der wird wissen, dass zwar für ety-
mologie und lautlehre des vulgäridioms manches geschehen ist (vgl. vor
allem Def fner: Neograeca in Gurt. Stud. IV), dass das gebiet der Wort-
bildung dagegen noch keine irgendwie befriedigende wissenschaftliche
behandlung gefunden hat. Maurophrydis giebt zwar in seinem Jox(-
fAtov tOTOQtae rijs 'EXltpHxijs ylmoaris (Smyrna 1871) manche beispiele,
Beiträge i. künde d. ig. sprachen. V. 23
346 C. Foy
beschrankt sich jedoch auf die mit altgriechischen suffixen neugebildeten
Wörter. Mullach behandelt das ganze gebiet der Wortbildung in seiner
grammatik der griech. vulgarper. auf 3—4 Seiten. Koraes' vereinzelte
bemerkungen in den "Ataxia kommen kaum in betracht.
Solcher dürftigen behandlung eines so wichtigen themas gegenüber
mu88 sich, denken wir, nicht nur der gräcist, sondern jeder, der sich mit
der Sprachwissenschaft beschäftigt, aufrichtig freuen, wenn ihm ein buch
vorgelegt wird, das in ebenso ausgiebiger wie eingehender weise die
Wortbildung der jüngsten phase des Griechischen im sinne der neueren
Sprachwissenschaft bespricht.
Abgesehen von einer 11 Seiten füllenden einleitung zerfallt die schritt
(p. 12—66) in zwei theile, von denen der erste die „einfache Wortbildung 1 *,
der zweite (p. 44 ff.) die „Wortzusammensetzung" mit reicher exempliti-
cation und durchsichtiger Classification behandelt. Namentlich im 2. theile
hat sich der Verfasser mit dem besten erfolge die eintheilungsprincipien
angeeignet, die Leopold Schröder in seiner schrift: „Ueber die for-
melle Unterscheidung der redetheile im Griechischen und Latein. Leipzig
1874" angewendet hat, versucht jedoch mit diesen auch die von Curtius
vertretene eintheilung (Schulgrammatik §. 359, Erläuterungen p. 150 ff.)
zu verbinden.
Der erste theil zerfallt in 3 capitel: I) Mit alten Suffixen neugebildete
Wörter [p. 12—27: Wörter auf VK\g 9 «rqff, mr\g, tTqg, tga, *^a, «inj, teij.
Abstracta auf ovnj, pa, pog. Adjectiva auf vog, xog, qos, Xog, wog,
qaiog]. II) Wörter neuer endungen [p. 27—33: ohne fremden einfluss
entstanden: tfiov, pdqa, dla, ika, via, dSa, ouöa; — unter einfluss des
Lateinischen entstanden: xXa, ovQa, arog (schreibe ärog), dqrjg (schreibe
«?*$)]■ III) Deminutiva und augmentativa [p. 33—43. Allgemeines über
entstehung der deminutiva und über die endungen ig, $v, t = tog, top.
Neugriech. demin., deren Ursprung ins Altgriechische zurückgeht: dxtjg
(schreibe dxtg) , dxi , (toi, trorjg (schreibe (raig), novlog, demin. .auf ovlijg
(ovlig), ovla, ovraucog. Augmentativa: hauptsächlich d^a, aQog],
Obwohl streng genommen die deminutiva und augmentativa unter I)
und II) behandelt sein sollten, so ist es doch bei der eigenthümlichen
Btellung dieser formen im Vulgärgriechischen aus praktischen gründen
gerechtfertigt, sie besonders zu behandeln.
Der leser sieht, dass alle wichtigeren euffixe (jedes mit mehreren
beispielen belegt) vertreten sind, wenn gleich der bescheidene titel des
buches verbietet, Vollständigkeit zu erwarten.
Der zweite theil zerfallt in 4 nummern: I) Norainalcomposita [p. 64—
53. Nach Schröder eingetheilt in immutata und mutata mit je 3 unter-
abtheilungen : Substant. -f- substant. , adject. + substant., numer. -f" subst.
und für die immutata noch subst. + adject. , adject. + adject , numer. +
adject. Ferner: Composita mit a privat, und mit £« und mit praeposi-
tionen]. II) Zusammengesetzte verbalnomina [p. 53—56. a) nomen. -f-
verbalnomen.: Suffix ra, o. b) verbum -|- nomen]. III) Zusammenge-
setzte verba [p. 56—58. adject. + verbum, (substant. + particip.), verbum
-f- verbum. Sehr abweichend vom AltgriechiBohen!]. IV) Copulative
Anzeige: 347
Zusammensetzungen [= dvandva. p. 68—62.] Vorangeschickt ist im
zweiten theile eine bemerkung über den neugriecb. bindevokal (p. 45),
angehängt eine betrachtnng über die bedeutnng der Zusammensetzung
[p. 62 — 64. Determinative composita, attributive composita, abhängig-
keitscomposita].
Diese eintbeilung läset, denken wir, kaum etwas zu wünschen übrig.
Wie sorgfaltig die exemplification ist, beweise z. b. der umstand, dass
wir allein unter der rubrik „nominalcomposita" weit über 100 beispiele
gezahlt haben (die gelegentlich angeführten altgriechischen nicht mitge-
rechnet).
Was die methode des Verfassers anlangt, so ist namentlich anzuer-
kennen, dass er immer bemüht ist, die einzelnen erscheinungen sprach-
wissenschaftlich zu begründen. Wir empfehlen beispielsweise den artikel
über die deminutiva (p. 33 ff.) zu lesen. Oft sucht er die epoche zu be-
stimmen, wo gewisse formen zum ersten male auftauchen; immer aber
nimmt er auf die bedeutnng sorgfältig rücksicht und sucht, wo eine ab-
weichnng vom Altgriechischen vorliegt, dieselbe zu erklären. Freilich
war dies, wie natürlich, nicht immer möglich; z. b. woher stammt die
intensive bedeutung des suffixes &oa in formen wie xtjoC&oa, polvßt&oa.,
xoxxaXtj&ga? (cf. p. 17). Die fremden aus dem Lateinischen oder Romani-
schen stammenden Endungen sind befriedigend erklärt, so z. b. xXa aus
cttla oder tula, (navovxla =• panueula, aCxXa = süula u. s. w.) p. 31.
Was die Schreibung der endungen ätos = lat. atu* und drie = lat. artet*
betrifft, so würde ich ärog anstatt aros (p. 82) und äots anstatt a(njs
(p. 33) empfehlen. Von den übrigen neuen endungen vermag der Verfas-
ser entschuldbarer weise ebenso wenig, wie seine Vorgänger, die zwei:
paQtt und CXa befriedigend zu erklären, auch für rgtlXog und XtoXog p. 26
gesteht er, keine etymologie finden zu können. P. 25 ist wohl nur aus
versehen *paxQuXog und *ßa&vlog anstatt *paxovX6g und *ßa&vlog betont
worden.
Alle berichtigungen , die wir zu machen hätten, beziehen sich nur
auf einzelheiten z. b. p. 20 sagt der Verfasser, dass das j in formen wie
(laqfAaqivjog gar nicht gehört werde, sondern nur „eine starke naealirung"
bewirke. Es war zu sagen, dass v-\-jzu dorsalem n mit nachfolgendem
halbvokal t (ital. frz. gn, span. n cf. Champagne, Bologna, Espana) wird.
P. 21 wird behauptet, dass das * in adjeetiven auf (t)vog gar nicht
gehört werde, und doch sagt man otiptoivog ebensowohl wie or\(JUQv6g
und Ttooivog wie xmovog.
P. 23. wird der eigenname jtipofaa für eine abkürzung von jitpooMrri
erklärt , während es doch ein neugriechisches adjeetiv d<f>oaxog giebt 3 ).
Auch JriprJTQa) ist nicht = Jrjfi^xijQ zu setzen, sondern das vulgäre fe-
minium zu JrifATJrQtos.
P. 51 wird die form fa/e'Ai?? = jft/Aayi' aufgeführt Unseres Wissens
') Uebrigens haben auch andere *Aifouxa und liwoodCtn zusammen-
gestellt, so z. b. Ross: Reisen auf d. griech. inseln II. 1843 p. 115 und
Kind: Anthologie. 1861. p. 209.
23*
348 C. Foy
spricht man thtaxilü, und die genannte form wäre also nach neugriechi-
scher weise im anlaute mit rf zn schreiben.
P. 67 wird die form oßüXog = ßülog als durch einen hörfehler ans
Ivug ßtüXos entstanden erklärt. Dies ist unglaublich, da sich das prothe-
tische <r auch vor neutris und femininis findet. Genaueres hierüber in
meinem „Lautsystem der griechischen vulgarsprache" p. 74.
Ganz beiläufig wollen wir erwähnen, dass die vulgare farbung der
mitgetheilten formen nicht immer eine gleichmässige ist. P. 28 wird
z. b. Sfaipov, Xvuifiov, naßifAov in mittelalterlicher weise mit v geschrieben,
während doch p. 24 Xovarixo, §a<prixo u. ä. ohne v Bteht.
Es erübrigt uns, noch ein wort über die „einleitung" hinzuzufügen.
Dieselbe polemisirt zunächst gegen die puristen im heutigen Griechen-
land, die falschlich bald treffliche neubildungen als vulgär verachteten,
bald sehr alte im volksmunde erhaltene Wörter als archaistisch verwürfen.
Nun fährt der Verfasser einige formen an, die, wie er meint, zwar nicht
schriftlich erhalten wären, aber trotzdem sehr alt sein müssten oder
könnten, darunter ardla = ordlay/jut, vvora = vv&rttypa, xlr^m. =• xlq-
Qavo(i£a.
Aber welcher kundige sieht nicht, dass dies ganz vulgäre bildun-
gen sind, etwa wie die italienischen accusa = accu*atio t pesca = pisca-
tio, predica = predicatio, lega = ligatio t $pia spion etc.? <PvT(Ht ist
offenbar eine mit der p. 16 besprochenen endung xqa gebildete form.
Die glosse des Hesychios, die M. Schmidt als „de scriptum Buspectam"
mit einem kreuz bezeichnet, kann kein zeugniss für das hohe alter der
form ablegen.
P. 5 f. fuhrt der Verfasser volksthümlich erhaltene formen auf, die
nachweislich älter wären, als die von den puristen empfohlenen. Darunter
z. b. avriyaios, makedonisch, angeblich = homer. vriyarioe. Ich halte daB
wort für nichts als v(atog mit der so beliebten vulgären prothese von «.
Im principe aber können wir nicht begreifen, was für ein recht ge-
wisse nur noch in einzelnen dialecten erhaltene und im altertbume schwach
oder doch nur vereinzelt bezeugte formen (cf. p. 6. fid<naxag) auf allge-
meine Verbreitung haben sollten. Uns stimmt der referent (17. Uy.) in
der KUuo no. 950 bei, der jedoch nicht sowohl das ganze buch, als viel-
mehr nur einiges fehlerhafte, (hauptsächlich aus der einleitung) bespricht.
Zum schluss ein wort über den anhang p. 65 u. 66. Derselbe zeigt,
wie schon die einleitung, dass der Verfasser bis in das 10. Jahrhundert
zurückgegriffen hat, indem die schritt des Porphyrogennetos : „De ceremo-
niis aulae Byzantinae" von ihm benutzt ist. Im übrigen enthält der an-
hang einige werthvolle bibliographische notizen.
Zur Vervollständigung des ganzen hätten wir nur noch ein inhalts-
verzeichniss gewünscht, so wenig die Griechen auch lieben, Inhaltsver-
zeichnisse zu geben.
Wir scheiden von dem kleinen büchlein, indem wir es dem gelehrten
publikum aufs wärmste empfehlen und den aufrichtigen wünsch aus-
sprechen T dass der Verfasser bald anderes über die vulgarsprache publi-
ciren möge. Dr. C. Foy.
Anzeige. 349
Foy, Dr. Carl, Lautsystem der griechischen Vulgärsprache.
Leipzig. Druck und vertag von B. G. Teubner. X. u. 146 S.
gr. 8. Mk. 3.
Der Verfasser versucht in der vorliegenden schrift, an welcher er
mehrere jähre mit fleiss und liebe gearbeitet hat, zum ersten male „unter
bemitzung der neueren resultate der lautphysiologie und der allgemeinen
Sprachwissenschaft in annähernd vollständigen zügen ein System der vul-
gär-griechischen lautverhältnisse zu entwerfen 44 (Vorw. V).
Die schrift, welcher wir diese wenigen zeilen widmen, enthält zwei
buch er; im ersten (s. 1—82) bespricht der verf. die consonanten und
zwar § 1 die tonlosen explosivlaute x, t, n, § 2 die tönenden fricativlaute
y> ö> ß> § 3 die tönenden explosivlaute g t d, b, § 4 u. 5 die tonlosen fri-
cativlaute x> *t <f>i § 6 die aspiraten im Tsakoniscben , § 7 die liquiden
l und Q, § 8 die nasale p und v, § 9 das velare , palatale und dorsale v
und dors. 1, § 10 die Sibilanten er, £, 6, § 11 die zusammengesetzten con-
sonanten t£, tö, t#, \p f <pa, § 12 das jod und den Spiritus, § 18 den conso-
nantisohen zusatz, § 14 den Wegfall der consonanten, § 15 die Umstel-
lung derselben.
Im zweiten buche (s. 83—192) werden die vocale behandelt und
zwar § 16 die alte und die jetzige ausspräche derselben, § 17 die diph-
thonge, § 18 die schrift und etymologie, § 19 der sporadische vocalwandel,
§ 20 der vocalzusatz , § 21 der voealsebwund. Es folgt § 22 ein capitel
über Volksetymologie und § 23 eine rückschau ; am ende befinden sich als
texte zwei bekannte lieder, ein zum ersten male gedrucktes makedoni-
sches märohen und drei räthsel mit Übersetzung und erklärung.
An 8 eine schwierige aufgäbe ging H. Foy mit grosser sorgsamer
prüfung, welche wir auch im verkehr mit ihm oft zu bewundern gelegen-
heit gehabt haben; was die anläge der arbeit betrifft, so ist der verf.
der methode gefolgt, welche ihm die natur des behandelten Stoffes bot.
Jedes capitel hat seine passende stelle, so dass es nicht ohne schaden
versetzt werden könnte..
Neben Schriften griechischer gelehrten und fremder hellenisten haben
H. Foy mündliche mittheilungen griechischer freunde und der gebrauch
des Griechischen im verkehr mit Hellenen aus verschiedenen gegenden
zu seinem zwecke sehr genützt. Wie in jedem buche aber, so haben sich
auch in dem vorliegenden ungenauigkeiten eingestellt, welche der verf.
in einer etwaigen zweiten bearbeitung seines Werkes zu berichtigen nicht
unterlassen wird.
S. 7 ist zu bemerken, dass sich neben axXißwvm (glänze) noch otili-
ßtavo), welches dem altgr. ariXßow näher steht, im munde des Volkes er-
balten hat. — S. 9 wird nrjxv ( n VX v s) geschrieben, während s. 59 incon-
sequent xdxpt (xavoig) steht. — 8. 12 hat schon auch ZxctQkäTog Bv(avriog
in seinem lexikon rrjg xa&* rm<ts iXXrfvixrjs titaXixrov, dritte aufl. Athen
1874, (s. 261) an die richtige etymologie des Xayuvucov gedacht. — S. 13
möchte referent sich denjenigen anschliessen, welche yXvrwvu (befreie u.
S50 P. N. Pappageorg
entkomme) von evXvroto, welches schon bei Hesychios (evXvrwtov: anal-
Xa£ov\ mit unrecht hat man in ixXvTQtoa&v ändern wollen) vorkommt, her-
leiten. — S. 14 neben aXiyta (d-X/ß<ü) hört man noch mit eingeschobenem
01; SovXfyfo und (ovXifw (CovXw), so dass die b. 51 gegebene etymologie
von t£vXf{to unrichtig ist. — S. 15 wird yXuneQog (glatt) von oXuf&r^Qog
abgeleitet; meiner ansieht nach unwahrscheinlich. Vgl. £xa^Xaros u. d.
w. £tyXt<JT(Ht(o. — Nicht überzeugend ist auch die etymologie des yQrj-
vid£to von dem bei Hesychios vorkommenden aQ^rjvriv (aQQjjvftv). — S. 18
ß vi Iva findet sich wirklich im Serrai von Makedonien, wie ich aus gut
unterrichteter quelle erfahre. — S. 27 ob renjyap/Cw = rriyavttw, wie
schon Koraes wollte, möchte ref. bezweifeln. — S. 29 xoXoxv&ri ist viel-
leicht ein druckfehler; es müsste entweder xoXoxv&c oder xoXoxv&a heissen.
— Merkwürdig scheint mir die bemerkung s. 80 „dies verb (xotftw «
xonrto) hat ganz die bedeutung von rvntco angenommen = schlagen".
Ich zweifele keinen augenblick, dass H. Foy so gut, wie ich, weiss, daes
xoiftw = rifivui ist, und notire diesen lapsus fatalis nur als eine drollige
flftchtigkeit; s. 129 anm. findet sich die richtige erklärung = couper,
schneiden. — S. 81 die form dxQovfxdfr/nai, von der Deffner ausgeht,
um das ä(piyx()dtofitti oder diptyxQLpüpat, zu erklären, existirt noch heut-
zutage in Makedonien; damit will ich freilich nicht behaupten, dass die
etymologie von H. Foy unrichtig ist; sie ist vielmehr die einzig mög-
liche (Vgl. auch XxagX&Tog u. d. w.) — S. 82 sei noch der eigentüm-
liche Übergang des / in y im Makedonischen <pavöax<ovw = jfawfaxrow
bemerkt. - S. 66 werden ah beispiele des Zusatzes S im anfang des
wortes angeführt: öouxxt, = ola£ (doch auch oldxiovl) und öexel = ixu;
letztes unpassend; denn das Kretische Ssxtl ist ein zusammengesetztes
wort von öu-lxtZ, wie man noch im Makedonischen öd-'xcl and y xel-öa
spricht. — S. 78 dass Xaßtavto = altgr. Xwßdto ist, wie schon Zxa^Xdros
wollte, kann ich nicht wahrscheinlich finden. — S. 94 ist d&dv/Aovfitu
(= lv&vfiov(4tu) unrichtig; consequenter weise müsste dann auch <*££&*
(= tyxiXus) geschrieben werden. Ohne zweifei ist nur d&vfjiovfxai richtig;
das volk kennt zunächst nur das synkopirte &upov(*ai, wozu dann das
prothematische a hinzutritt, worüber s. 110 ff. — S. 101 das femininum
der adjeetiva auf -pos geht, wie H. Foy sagt, in der vulgärsprache
durgängig auf 'Qrj statt -Qd aus. So sagt man Sevie^rj = öevr£(xt; ich
hätte noch bemerkt, dass das wort jedoch als Substantiv fovr£(>a lautet,
wie xa&aQT] Sevxtya u. s- w. — S. 106 werden mit recht alle lächerlichen
etymologien des w. ydSaqog widerlegt und die allein richtige gegeben,
woran schon auch SxaqXdtog u. d. w. yai^ovqoxjßa^ov dachte. — S. 110
der Übergang der endung w der verba in ov im Tsakonischen ist auch
makedonisch, so TQtyyov, nlvov, u. s. w. — S. 117 ich lese: v y(Xdöi, dyfXrj";
unrichtig; yeXdät (ytXdtin) ist die dyeXadj ßovg, bei spät. dyeXdg ~döog*
— S. 119 lese ich: „£avaxaivov(>ywv<a = vulg. xaivovQywvta „erneuere* 4
von xaivovQtog = xnivog". Das neugr. xatvov^yiog ist altgr. xatroup-
yog s» xttivovQyrig. — 8. 120 *ytit — tyÖTj. Doch giebt es auch deminut.
iySCov. — S. 121 sei zu «fdir* noch das eigen thümliche makedonische
66$ i erwähnt. — S. 121 „poidfa von opows". Doch opoidfa im n. testa«
Anzeige. 351
ment. — S. 124 das* tcu^« (= vuv) sieht aus dem dativ rj &Qq> w * e
griechische gelehrte wollen, sondern ans dem aecusativ rr\ &q* vulg. «=
xrp J>{Ktv entstanden wäre, will mir nicht einleuchten ; denn der vulgäre
aecusativ ist nicht rr\ &Qa t sondern rq? wqcc. — S. 128 „vonos, frisch,
neu = womfe"; indess wohl richtiger vmnog = vetmog, wie #ftjpo> ==»
$60)qiü, #*j£*ft = &ct»(>(a u. s. w. — Aus s. 142 endlich sei hier noch be-
richtigt, dass Zapavi (»zeit) nicht italienischen (giammail) sondern echt
türkischen Stammes ist.
Bei unserer besprechung hatten wir hauptsächlich den zweck zu be-
richtigen. Manche kleinere versehen und lapsus calami haben wir nicht
berücksichtigt. Bas werk bleibt auf jeden fall eine verdienstvolle arbeit,
die einen wesentlichen fortschritt im Studium der griechischen Volks-
sprache bezeichnet. Wir zweifeln nicht, dass reiche anregung von ihr
ausgehen wird und dass sie jedem, der sich für Sprachwissenschaft über-
haupt interessirt , willkommen sein wird, da sie häufig in die wichtigsten
fragen der gegenwärtigen Sprachforschung eingreift Sie enthält in knap-
per gedrängter darstellung eine menge elemente, aus denen sich eine
fülle von gesetzen und anschauungen wird entwickeln lassen können.
Jena. Peter N. Pappageorg.
Miscellen,
1) Avest ghrdghrayd-. Im Nirangist&n schliesst fol. 19b
mit den worten tfigaiti dim fra , unter welchen als fortsetzung
ghrdghr vorgemerkt ist, und fol. 20a fährt fort ghrdgkrdyiiti ;
nach dem y der letzten form hat eine spätere hand ein ein-
schaltungszeichen gemacht und dazu übergeschrieben 6 nöit
fraghrdghrdy. Wir gewinnen aus dieser stelle ein avestisches
präsens fra-phrdghrdy$iti, welches die herrschende erklärung von
ghrdraya- (m fraghrdrayeiti vend. 18. 23 W.) und grdraya- (in
ugrdraydo yt 24. 41 und nigrdraydo vd. 18. 51 W., vgl. apere.
niyatrdravam Beh. 1. 64), die man bei Bartholomä d. altir.
verb. 8. 90 nachlesen wolle, widerlegt; denn es zeigt, dass ghrd-
raya- aus einem ghrdghrdya- nicht entstehen muste und nicht
entstanden ist. Ich erwähne diess wegen Gott. gel. anz. 1879,
s. 824, wo ich ghrdraya- und grdraya- ihrer bildung nach mit
gr. aiQdo), ayqiia verglichen habe.
2) Avest. ägu. Der von Justi wbch. s. 75 angesetzte stamm
ägus ist in ägu zu ändern; denn nämyägm y. 9. 16 W. ist
nom. sg. von nämyägu-, und ägus y. 10. 2 W. ist mit Spie-
gel comment IL 112 (vgl. s. 97) als acc. plur. (von ägu) auf-
zufassen. Diese .wird zunächst durch ved. amgü bewiesen und
ferner durch die form ägavd, welche im Nlrangistan x ) fol 141a,
z. 12 erscheint: cydvafUö aiUe ägavd anhen. A. Bezzenberger.
*) Gelegentlich der erwähn ung dieses noch ungedruckten textes be-
merke ich, dass die zahlwortform eatatihrö sich in ihm nicht nur an der
von mir K. Beitr. 8. 120 hervorgehobenen stelle findet; sie begegnet
auch fol. 94a, z. 9—10 (hier catafirö geschrieben).
352 Miscellen, Berichtigungen.
3) alt-ßdvw „in'8 meer versenken" (bei Callimachoß)
scheint ßdvw = dvw zu enthalten. Diess weist auf ursprüng-
lichen jr-anlaut und scheint L. Meyer's combination von dvw
und lat» iwrbuo (o. III. 75) zu bestätigen.
4) xivravog * rj xoviaxfj xlxavog bei Hesych ist dasselbe wort
wie titavog; wir werden dieses also zu skr. cüra „hell" u. s. w.
zu stellen haben.
5) Lat. ftdes „saiten" hat mit aq>iöeg „gedärme" nichts zu
tun; seine ableitung von fend „binden 11 scheitert am vokal.
Seine basis ist vielmehr ghidh; dieselbe erscheint in *i&d(>t]. —
Ebenso verhält sich ksl. zica „nervus, filum" zum mhd. gige,
nhd. geige.
6) yiyyXvfiog „knochengelenk des ellbogens und Oberarms,
fugen und gelenke am panzer, türangel, angelzapfen" und yay-
yXiov „gelenkgeschwulst, Überbein" stehen für *yliyylvfi6g und
*yldyykiov und gehören zu ahd. chlenkan, mhd. Henken „knü-
pfen, binden, schlingen", mhd. klinke „türklinke". — Die aus-
stossung eines von zwei aufeinander folgenden A, die auch in
eilijqxx, ufaffp, eilox a stattgefunden hat, ist bekannt. A. Fick.
Berichtigungen.
8. 26, not. 1. Lokänandanätakam : vgl. T&ranätha, übers, von Schief-
ner, p. 166, not 2. — Das. not. 2 lies syddvdddt statt tydd vdddt. —
S. 36 kridabhihüo bhdvo dravyavat prakdfate vgl. Kusum&njali ed. Cow-
ell, Translation, p. 1 note. — S. 37, z. 6 ist krti nach kvaeü einzu-
fügen. — S. 42. Statt Kajjata ist, nach einer gütigen mitteilnng Prof.
Auf recht's, Kaiyata zu lesen. — S. 47, z. 24 lies udaresktha statt uda-
rttha. — S. 61, 7 lies ekailcapo vinighnanti und vgl. Kam. Nitisara I,
46. - S. 61, 30. Die stelle steht Raghuv. IX, 61. — S. 107, z. 20 lies:
Die inschrift ward zuerst u. s. w. — S. 108, z. 4 sind 6 punkte für
T*Mcr* zu setzen. — Das. z. 26 liess A. Y4>IF.l. — S. 110, z. 8 lies l/rt-
fifXto&ov. — Das. z. 24 lies 38 statt 36. — S. 113, z. 4 lies uaro u. 8.
w. statt €fffro u. s. w. — S. 114, z. 35 lies: tpdve^os ij* für yxo^ttyrip.
Hiernach fallt die hemerkung s. 118, z. 4 anfang. — S. 116, z. 8 lies
AoQaaxo» statt Adgaana. — S. 117, z. 14 lies „diesem urteile" statt
„dieser äusserung". — S. 168, z. 29 lies „trost u statt „trotz". — S. 171,
z. 16 fehlt nach „nhd. haspe 'türband' " „ags. häps 'haspe'". — S. 173,
z. 2 lies „nhd. u statt „ahd." — S. 278, z. 1 lies „Indogerm. Ä" statt
„Indogerm. d". — S. 325 ff. Mehrere wertvolle erganzungen und Ver-
besserungen des aufsatzes „Zur beurteilung des pamphylischen dialekts"
ergeben sich aus einer arbeit Friedlanders Zs. f. numismatik IV. 297 ff.
und aus bemerkungen Deeckes in seiner zweiten beilage zu K. O. Mül-
lers Etruskern* II. 521.
353
Register.
I. Backregister*
Ablaut (vgl. Vokale): a im ablau t
mit 4 und 6 312 ff. ; ablaat e—o
im albanesischen 184; dreifacher
ablaat (m— * — 0) im griechischen
241.
Aphäresis s. Kürzung.
Assimilation: griech. x* ans xX
196.
Bedeutungswandel (vgl. Grada-
tion): mangel-misgunst241 ; hirsch
—widder 240.
Dekination: gen. sg. auf -a-rog
im griech. 183 f. 312; gen. sg.
der o-stamme u. «r-stamme im
thessal. dial. 2. 5.8; dekL-formen
des pamphyl. dial. 336.
Dialekt-Inschriften: achäische
320 ff.; äolische 105 ff.; böotieche
185 ff. ; nordthessalische 1 ff. ;
pamphylische 825 ff.
Gradation: participia als kompa-
rative u. Superlative 96 f.; kora-
Earativische und superlativische
dtff. aus d. bedeutungen '—ähn-
lich, *— darstellend' u. s. w. 97 ff.
Indische grammatiker und lexi-
kographen 22 ff. 296 ff.
Infixe: sskr. -ak- } lit. -oh- 99 n.
Intensivbildung im germani-
schen 170 n.
Konjugation: konj. - formen des
pamphyl. dial. 336 f.
Konsonanten (vgl. Assimilation):
griechisch: », t = j 101.
196; konsonantismus des pamphyl.
dial. 330 ff.
latein. : c = sskr. pv 178; b
aus g 168; d aus / 79.
german. : &, h,g als Vertreter
der g-reihe 174 ff ; labiale aus
gutturalen 169 ff.; v vor dunklen
vokalen geschwunden 176.
Kürzung kompon. eigennamen im
Kriech. 21 n. 195. 196; kürzung
durch aphäresis 213 f.
Lehn worte: doppelte reception
eines griech. wortes im latein.
88. 84.
Suffixe: idg. fto «= sskr. tüha f
griech. joto, oro, brit Ud 94 ff.;
sskr. äka = lit. oka~$ t lett. äk-8
98 ff.
Vokale (vgl. Ablaut):
indogerm. : system d. grund-
sprachl. vokalismus 266; vokal-
reihe d—ai—au 266 ff.; {ät 274
ff); ä—ei—äu 278 ff.; a— t— u 288
ff.; 'schwa' 94 ff.
s a n s k r. : i und ä sekundär ent-
wickelt 269 f. ; vokaldehnung vor
* 271.
griechisch: o für a 191. 220;
€ (*) und v als schwa 166 ff; a
aus r, l 811 ?•; w aufl »* 274; <h
=* lat.'er 240; «* für € vor folg.
a 213; * eingebässt 315 n.; voka-
lismus des pamphyl. dial. 882 ff.
latein.: 6 aus vi 274; au aus
av 272; « in fremdw. für ei 82.
german.: a aus o 176; u als
schwa 176.
Volksetymologie in den alten
sprachen, bes. im latein. 68 ff.
Sanskrit
äkokera 70
ara 70
irshaya 270
üka 71
üna 270
rsabha 184
kastira 70
kendra 70
kesara 70
11. Wertregister.
kriya 70
car 101
ciram 101
tävara 104
tavuri 70
taukshika 70
dinara 70
durudhara 70
dürva 104
düshaya 270
pathena 70
panaphara 70
neshurana 70
yas 270'
leya 70
lomacä 71
vrshabha 184
gurpa 270
gri 182 f.
snih 270
surungft 70
ha 103
364
Register.
Avestisch.
äcu 351
kharedha 104
fra-ghraghrayeiti 851
catarihrö 851
thanvana 104
Altpersisch.
vac^y 94 n.
vica 95 n.
Griechisch.
dydklo/itu 168
ayttfitu 168
ayav 168
dyd<sota&ai 168
cryot^o? 240 f.
äoapvot 94
Munofios 91
Mqi<W 94
v .^<fa>e« 94
aiuua (thessal.) 5
^«r(K 94
atrvQov 94
^xa^ttw 94
att» 168
dl*-ßSvto 852
d2t/xo? 167
jifu&ns 93
äfiaQvOiHü 167
a/u/ue; 168
dpnXaxuv 168
dp<f*Oßri%(o> 90
HvteGTuyq 75
^Mfor 75
«r^pttrof 168 n.
a?exTO? 166
a(«Tij, apfrxa» 166
dQuntQoe 168 n.
ccqkttos 166
«<** 239 f.
JtouxJUo? 94
^acupof 94
% Aifalq€fAa 91
«q** 168
ßanxm 167
BaalUut 75
ßiTrrdCto 167
/?^a? 166
ßv&os, ßvaaog 168
/Jutttw 167
yayyjlior 852
yaxot' (Hsch.) 312
ytxvdto 312
yvyyXvpog 352
z/m*£«c 91
Swirdto 89 f.
<f taxovla» 90
«Twi» 270
*€<Tya 240
Ix«- 94 n.
"Exßiruwn 91
ftaaof 184
moV 184
fttao? 166
Iropijj 91
*EvSvp((ov 92
"EvötoQW 91
t£cuT(xtntv€iv 90
"Enaipoe 91
/**«- 94 n.
<??#«> 166
^tf<* 166
ßQu6ufAVov t fqadi$ 166
^der^ 167
fao* (ftwo?) 184
»aiUU- 168
Kafiow 21 n.
xi/fra» 102 ff.
x*#«(»? 352
x/rraro? 352
xiua» 180 ff.
x^r» 166
x(üos 240
XaßQvaam 167
A«^ 167
AoTutfffM 167
At/ra^d? 166
Zweos 167
fiaQfia^vytj 167
pKTtVtti 168
uipfiXcrai 166
fiitaXkov 91
pvjnov 168
ru£ 167
vutupij 167
yw 168
£mx?/ (thessal.) 21
£t/a> 168
oAttij 166
or«p 104
ovvfia 167
ow$ 167
onoaxoq 95 n.
o?™| 167
ftdAat 101
naqa6iu3og 91
JTdqttufoq 92
ITaQcuTttxrjVTi 92
IlaQandfAUfog 91 f.
na<xt7ittoTai 92
ITitQaxodÜQfis 92
ntXoptu 101
7i £vo[t<u 241
tj^xo 166
ffijJt/i (aoL) 101
noaiog 95 n.
Trptxvd?. 166
TTTC^t/ffO«! 167
Jiviij 167
^xrdf 166
aalt^ 167
ffOTTU 167
oniv&dQvZ 167
otdxw 167
orövvg 167
ffty/fc 91
OWtÖQiOV 90 f.
au^w 167
avxvos 167
rajitf 812
TfA^CU 101
T#Off 101
rijJU 101
tlravog 352
rdtfoff 167
rpät» 166
Ti;7rij 167
Tv^i? 74
<fxtQvy£ 167
tf&ovog 241
Lateinisch.
abdomen 78
Aborigines 77
acoeptor 78
accerso 78 f.
accidia (mittellat) 7tf
accipienser 78
adeps 79
aditus 79
adrairabiliß 79
aemidus 273
aestns 270
ajuga 94
al lucin ari 79
amandola 94
Aperta 86
apoculo 77
Appnlus 79
aquipenser 78
Avellanus 77
averta 77
blandior 168
Boilla 81
campagi 81
catacumba 92
cervus 240
cliens 176 ff.
cloere 179 f.
coacla 80
coillum 81
comesatio 80
Register.
355
Compulteria 80
conger 80
conquilium 81
Consanus 80
corbis 270
corrigia 80
diagrydion 92
diametrum 92
dimetiens 88
directarius 88
dieciplina 89
electarium 81
elogium 82
elucus 82
Elysii 75
evallo 82 f.
excetra 82
exintero 83
Exomatae 82
Exquiiiae 81
fides 352
frequene 167
Honorius 75
hnbilicus 83
im-buo 352
impotus 84
inciens 84. 177 f.
incitega 83
inclutus 84
incomium 84
Ingeniculus 84
intubus 84
inula 83
Latona 86
nimbus 168 n.
obrussa 84
obryzum 84
obsonium 84
Paracuntia 92
pellex 84 f.
perramus 85
persona 85
praesica 85
propina 85 f.
Proserpina 86
recinium 89
remulcam 89
resina 89
retondus (mittellat.) 89
sublectare 87
suggilo 87
suggultium 87
supparum 87 f.
suppellex 87
Sustinens 88
transgnlare 88
nmbra 104
Virgilius 75
Aiislovenisch.
ved% 240
zica 352
celo 102
Preassiseh.
glands 168
Litauisch.
dirva 104
galandu 168
pa-glöstyti 168
triszeti 166
vedü 240
visas 95 n.
Gotisch.
andbahta 93
asneis 176
bimampjan 170
greipan 174
-nipnan 172
hropja 169
hups 171
iup 170
paida 169
-pra^gan 169
raupjan 174
slepan 169
-sliupan 173
striks 174
trimpan 174
J>aurp 170
vairpan 170
vans 270
vepna 170
Altnordisch.
bani 169
eisa 270
folk 171
fylgja 67
gleypa 171
bönk 171
huppr 171
jarpr 169
knütr 171 n.
knyja 171 n.
löpp 171
prik 172
pÜ88 172
rjüpa 172
ropa 172
skrapa 172
slakki 173
slakr 172
slapa 172
eleppr 170 n.
slok 178
snarpr 173
sopa 178
starf 178
stjarfi 173
strjüka 174 n.
strodinn 104
strokkr 174
strykr 174 n.
styrfinn 173
eüpa 174
upp 170
Norwegisch.
glupa 171
hempa 171
hupp 171
prunke 172
skrapa 172
slapa 172
sloka 173
snerpa 173
snop 173
sopa 173
stripa 178
strippe 173
strokk 174
strurop 174
sturop 174
Schwedisch.
glupa 171
prunka 172
skrapa 172
sopa 173
stripa 174
stump 174
Angelsächsisch.
clippan 170 n.
eorejan 270
esne 176
fann 170
folgiftn 67
fulgangan 67
gelpan 171
gepose 172
haca 171
heap 171
hoppan 170 n.
hype 171
läccan 171
lirapan 171
nipan 172
päd 169
päd 169
prica 172
366
Register.
prut 172
pryie 172
puse 172
rimpan 172
rocetan 172
sorapan 172
sleac 172
sleöpan 173
stapan 169
steap 173
stepan 173
strüca 174
sucan 174
süpan 174
sväpan 173
väpe 170 n.
vlisp 170 n.
Englisch.
fan 170
Sulp 171
eap 171
hip 171
pose 172
prick 172
scrape 172
Black 172
Strip 174
suck 174
sweep 173
Altfrieeiflch.
esna 176
folgia 67
stupa 173
Altsächsisch.
asna 176
bano 169
driopan 174
folgon 67
hop 171
ekap 169
-swipan 169
Mittelnieder-
deutsch.
humpeler 171
hupen 161
knoke J71 n.
knöp 171
knucke 171 n.
knuppe 171
knutte 171 n.
knust 171 n.
prank 172
pricke 172
pust 172
rimpen 172
schrapen 172
slank 173
slap 172
snopen 173
stripe 178
strump 174
Strunk 174
stump 174
stupe 178
Neunieder deutsch.
pogge 169
puse 172
schnökeren 173
Althochdeutsch.
asni 176
aspa 170 n.
bano 169
chlenkan 352
chnodo 170 n.
chnuphjan 171
crapho 170 n.
erpf 169
-folga 67
folgen 67
folleganffan 67
gilumphuh 171
hako 171
haspa 171
houf 171
hrespen 170 n.
huf 171
huennen 170
knoph 171
laffa 171
lafian 170 n.
lappa 171
limphan 171 f.
liepian 170 n.
pfad 169
phoso 172
rimfan 172
rumfunga 172
slaff 170 n.
slah 172
slaph 172
snaracha'173
snerfan 173
snerhan 173
stamfön 169
stauf 178
strihhu 174
8tumph 174
süfan 174
uph 170
uolagen 67
uuafsa 170 n.
uuanna 170
Mittelhochdeutsch.
aspe 170 n.
gelph 171
gelücke 171
giffe 352
khmpfen 170 n.
klinke 852
pfat 169
pfeit 169
phose 172
phrengen 169
phüchen 169
prangen 172
pricke 172
schimpfe 174
snerfen 173
striche 174
strife 174
strumpf 174
strunc 174
stumpf 174
sweiton, swifen 169
volge 67
Neuhochdeutsch,
auf 170
dorf 170
espe 170 n.
gluck 171
haspe 171
häufen 171
hüpfen 170 n.
humpen 171
knochen 171 n.
knoten 171 n.
kräppel 170 n.
lispeln 170 n.
pfauchen 169
protzig 172
saufen 174
schaf 169
schlafen 169
schlaff 170 n.
schlank 173
schniegeln 270
schnucken 178
schnurkeln (bair.) 173
stampfen 169
sterben 173
streichen 174
stricken 174
strumpf 174
stumpf 174
suppe 174
volk 171
werfen 170.
Kl
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