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Beiträge
zur künde der
indogermanisehen sprachen
herauBgegeben ^ ^'
Dr. Adäl1)6rt Bezzenberger.
Neunter band.
1785. d|Hli^Hi& 1B85.
Göttingen,
Vandenhoeck und Ruprecht's Verlag.
1885.
frsc l.)
Inhalt
StlU
Altnordische consonantenstudieQ. Von Julius Hoffory 1
Keltic etymologies. Von WhÜUy Stokea 86
Miscellen. Von W, Tomaaehek ^ - 93
Zur grieohiscben nnd lateinischen oonjugation. Von F, Froehde • 107
Beiträge znr altiranischen grammatik. II. Von Chr. Barthohmae 126
Bemerkungen znm Avesta. • Von Alfred HiUehrandt 188
Lett meklet. Von A, Bezzenberger 184
Karl Müllenhoff. (Nekrolog). Von Gustaf ZossinAa 185
C. deHarlez, De Texegese et de la correction des textes ave-
stiques. Angezeigt von Eugen Wühelm 160
W. Deecke, Die giiechisch-kyprischen inschriften in epichorischer
Schrift. Angezeigt von Hans Voigt -.« 159
Kypr. piva. Von W, PreOwüz 172
Znr geschichte des avestaalpbabetes. Von F, Spiegel 178
Ean nnd Iran. Von F. Spiegel 189
Ukthaip madag ca ^asyate. Von Alfred Hiüehrandt 192
Gaal. amella. Von Whiiley Stokes 194
Die ursprüngliche sprachform der homerischen hymnen. Von A, Fiek 195
Anorganische nasale im auslant des ersten gliedes sanskritischer
nominalcomposita. Von Ä Garbe 246
Lettische ablaüve. Von A. Bezzenberger 248
Ans einem briefe des hen-n pastor dr. Bielenstein --.--. 250
Ans einem briefe des berm director dr. Deeeke 250
T/yoi— royvQi. Von A. Bezzenbergsr 252
Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Schriften Mnllenhoffs. Von
Gustaf Kossinna 252
Zar litauischen dialektforachnng. II. Von A, Bezzenberger • - 258
Avestica. I. Von C. de Harlez 294
Beiträge znr aUiranischen grammatik. III. Von Chr. Barthohmae 299
Zur griechischen lautlehre. Von A. Fick S18
Zum mittelhochdeutschen wertschätz. V. Von R, Sprenger • - 320
Die göttemaroen Apollon und Poseidon. Von W. Prrüwitz - - - 827
Miscellen. Von A. Bezzenberger 831
Julius Hoffory, Professor Sievers und die principien der sprach-
physiologie. Angezeigt von Otto Pnunaer 837
Register. Von W. PreUwüz ------. 839
^
Beiträge /üM^t^f
zur künde der
Indogermanischen sprachen
berauBgegeben
Ton
Dr. Adalbert Bezzenberger.
Neunter band.
Entee und zweite« heft.
iiOUingen.
Vandenhoeck und Ruprechtes Verlag.
1884.
Inbalt.
6mtft
Altnofdiacbe coDflonftnteiiBtadieD. Von Juliu9 Hoffary ' * *. - ' ^
Keltic eiymologie«. Von Whüley Stokes • . » . 86
MiBcellen. Von JT. Ttmtuek^k - - . - • 9S
' Zur griechiscben und lateinischen conjagation. Von F, Froehde - l07
Beitrage zur altiranischen grammatik. VI. Von CAr. BarthohmtM^ 126
Bemerkungen snm Avesta. Von Alfred Hjähhrund^ - • • • • 188
Lett. meklet. Von A, Bezzenber^r •-•--ISi^
Karl Müllenhoff. (Nekrolog). Von Gustaf KoBsinna -..,-. 185
C. deHarlez, De Texegese et de la correotion des textes aye-
stiques. Angezeigt von Eugen JFüMm «r 150
W. Deeckef Die grieohisch-kyprischen inschriften in epicborisoher
sohrift. Angezeigt von Hans Voigt * •? - • - ••- • 159
Kypr. piv». Von W. PreUwüt - - 172
Alle für die redaction dieser zeitscbrift bestimmten Sendungen wolle
man richten an Professor Dr. Adalbert Bszzsnhsrgsr , KVnigsbsrg •'. iV.^
Bessslsttasse 2.
MN f\m
Altnordische consonantenstudien.
I. Die Spiranten /*, g^ /.
Die vorliegende Untersuchung beruht durchgängig auf der
von Scherer begründeten und von Paul, Heinzel, Verner
u. a. weiter entwickelten neueren lautverschiebungstheorie; na^
nientlich schliesse ich mich der von Paul aufgestellten ansieht
an, die später vor allem durch Verners entdeckung bestätigt
worden ist, nämlich: dass die germanische grundsprache nur
in den Verbindungen mb, ndy wg tönende explosivlaute, sonst
aber überall tönende Spiranten (resp. affrikaten) gehabt hat^).
Wenn wir also in einer der germanischen sprachen (z. b. im
Altnordischen) tönende Spiranten finden, so bin ich mit den ge-
nannten gelehrten der ansieht, dass wir davon auszugehen haben ^
dass diese laute, sofern sie etymologisch den gemeingermanischen
tönenden Spiranten entsprechen, sich direkt vererbt haben von
der germanischen grundsprache und nicht später durch „er-
weichung" entstanden sind.
Im folgenden will ich nun zu bestimmen versuchen, wie
die laute, welche im Altnordischen mit/*, g, / (resp. ä) bezeich-
net werden, sich zu den entsprechenden gemeingermanischen
verhalten, und wie sie zu der zeit ausgesprochen wurden, als die
ältesten altnorwegisch-isländischen handschriften niedergeschrie-
ben wurden. Der leser möge entschuldigen, dass ich dabei ver-
schiedene thatsachen berühren und entwickeln muss, die den
meisten germanisten bekannt sein werden, doch will ich über
solche punkte so schnell hinweg zu eilen suchen, als der gang
der Untersuchung es gestattet.
Wo ich im folgenden altnordische buchstaben phonetisch
wiedergebe, weiche ich von Brückes bezeicbnungen insofern
ab, als ich die tonlose rein labiale (labiolabiale oder bilabiale)
Spirans durch qp (= Brückes f^) und den entsprechenden
tönenden laut durch ß ( = Brückes «?i) wiedergebe. Die
*) Vergl. hierüber besonders Verners vortreffliche beroerkungen im
Anzeif?er für deutsches alterthum IV. 333 ff.
Beitr&ge k. kande d. ig. ■praehen. IX. 1
2 J. Hoffory
labiodentale tonlose und tönende spirans drücke ich durch
f und V (= Brückes f^ und w^) aus. Die interdentale
tonlose und tönende spirans gebe ich durch d- und d (»
Brückes s* und z*) wieder. Für die palatale, resp. gut-
turale spirans wende ich wie Brücke das zeichen % an, aber
für den entsprechenden tönenden laut (Brückes y) das zeichen
y. Den dem u entsprechenden halbvokal gebe ich mit w, den
dem i entsprechenden halbvokal mit ^' ¥rieder; die dem w und
dem j entsprechenden tonlosen laute (in betreff deren ich auf
Brückes Grundzüge* s. 93 und meine bemerkungen in KZ.
XXIII s. 553 flf. verweise) drücke ich entsprechend durch W
und J aus.
Ich habe diese zeichen gewählt, theils weil sie mir ein-
facher und bequemer scheinen als diejenigen Brückes, theils
weil diese zu oft mit der rechtschreibung in den altoordischen
handschriften collidiren würden.
Nach diesen einleitenden bemerkungen wenden wir uns
unserm gegenstände selbst zu und betrachten zunächst das alt-
nordische
f-
Hier stossen wir sofort auf zwei fragen:
1) In welchen fällen war altn. f tonlos, und in welchen
tönend?
2) War altn. f labiodental wie in den meisten neuern ger-
manischen sprachen oder war es rein labial wie im gemein-
germanischen ? *)
um diese fragen zu beantworten, müssen wir zunächst die
etymologischen Verhältnisse betrachten und dann untersuchen,
wie die Schreibweise in den alten handschriften sich dazu verhält.
Etymologisch entspricht bekanntlich das altnordische f im
anlaut ur«iernianischem rp: fara, finna, fi^ fyüa u. s.w. «- got.
faran, finßan, faihu, fuüjan.
Im inlaut entspricht altn. fi
l)urgerm. y, got./*: lief ja {got hafja7i), löfi (got löfa), eftir
(vergl. ahd. af(ar), kraftr (ahd. craft), oft (got. uffä), gift
(vergl. got. fra-gifts), refsa (ahd. refsan d. h. *raf8jan) u. s. w.
^} Ueber den bilabialen character der gemein^rermanischen labialen
spirans sieh Scherer Zar geachichte der deutschen spräche' s. 148 £f.,
Thomsen Den gotiske sproj^classes indflydelse paa den finske s. 57.
Altnordische consonantenstadien. 3
2) urgerm. ßy got. i: hafa (got. haban), gefa (got. giüan\
Ufa (got. l%ban)j arfi (vergl. got. arbja), ßurfa (got. ßaurban) u. s. w.
Es ist natürlich überflüssig hier zu beweisen, dass f im
anlaut tonlos war wie im Urgermanischen und in den jüngeren
germanischen sprachen. Dagegen erheischt das ininutende f
eine besondere Untersuchung, indem altn. f sowohl dem gemein-
germanischen g> wie dem gemeingerm. ß entspricht. Nach dem
ganzen entwicklungsgange des altnordischen lautsystems ist es
das natürlichste, anzunehmen, dass gemeingerm. ß zwischen
tönenden lauten stets tönend geblieben, dass aber gemeingerm.
tp selbst tönend geworden ist zwischen tönenden lauten. Der
letztgenannte Übergang ist physiologisch sehr leicht erklärlich
und geht parallel mit andern Übergängen, von denen im folgen-
den gehandelt werden soll, während ein Übergang von /? zwischen
tönenden lauten in tonloses tp nicht blos, wie Paul (Beiträge
I 158) bemerkt, an und für sich im höchsten grade unwahr-
scheinlich, sondern zugleich ganz und gar ohne beispiel sein würde
in der nordischen Sprachgeschichte. Es ist somit schon aus
rein theoretischen gründen höchst wahrscheinlich, dass altn. f
im inlaut zwischen tönenden lauten selbst tönend gewesen ist,
aber die Wahrscheinlichkeit wird zur gewissheit, wenn wir sehen,
dass f in dieser lautstellung in all den ältesten handschriften
sehr oft mit dem zeichen für den tönenden halbvokal w (t?, u)
geschrieben wird. Diese art der bezeichnung wird angewendet
sowohl wenn f = urgerm. g), als wenn es =» urgerm. ß ist ^).
Dagegen können diese buchstaben nicht angewendet werden zur
bezeichnung von anlautendem f oder von inlautendem f nach
einem vokal mit unmittelbar folgendem consonanten.
Wir dürfen es somit als ein sicheres resultat betrachten
1) dass altn. f im anlaut tonlos war, und 2) dass es im inlaut
') Mit unrecht sagt Paul (Beiträge I 158 und 9), dass das zeichen
V (tt) für tönendes/ nicht angewendet werden könne. Im gegentheil
findet es sich in den handschriften so ausserordentlich häufig in dieser
fnnction angewendet, dass ich es für überflüssig halte, eine längere reihe
von beispielen hierfür anzuführen. Als beweis führe ich nur einige von den in
der ältesten uns erhaltenen handschr., A. M. 237 fol., vorkommenden
stellen an, welche genügen werden, um zu beweisen, dass sowohl urgerm.
ip wie ungerm. ß im Altn. mit v, u bezeichnet werden kann: hornstauer 1 *\
homgtauar 3 » kliua 2 », hliue 7 ", hliuer 2 *, yuer 2 '^ ", »*, 3 •• »',
», 7 ', puru^dö 3 ", kaua 3 », 4 •*, haue 6 » heuer 8 «, liuö 4 «, «»,
ndluer 4 *», 6', geue 8 •«, fou« 5 ••.
4 J. Hoffory
zwischen tönenden lauten tönend war. Es bleibt dann noch
zu untersuchen, wie das inlautende /*, das an tonlose laute
gränzte, ausgesprochen wurde. Hier muss man die fälle , wo
die Verbindung des f mit einem tonlosen consonanten schon der
urgerm. sprachperiode oder doch wenigstens einer periode an-
gehört; welche der ältesten gemeinnordischen spräche voraus-
geht, wohl unterscheiden von den fällen, in denen die Verbin-
dung erst durch ausfall eines vokals auf nordischem boden ent-
standen ist
Von ursprünglichen Verbindungen des f mit einem tonlosen
consonanten, die sich im Altnordischen erhalten haben, kenne
ich nur fi und fs, Dass das fy welches in diesen Verbindungen
sicherlich schon im geraeingerm. tonlos war, hier in späterer
zeit tonlos geworden sein sollte, ist natürlich von vornherein
sehr unwahrscheinlich; aber wir werden auch sehen, dass aus
dem Altnordischen selbst wichtige kriterien dafür geholt werden
können, dass wir es hier mit einem tonlosen f zu thun haben,
während ursprüngliches ft schon in den ältesten handschriften
sehr oft in pi und ursprüngliches fs zuweilen in ps sich ver-
wandelte. Dass nur ein tonloses f in p übergehen kann, ver-
steht sich von selbst Ich führe einzelne beispiele aus den älte-
sten handschriften an^).
*) Die handschriften, welche ich im folgenden benutzt habe, sind
namentlich :
a) isländische: St. h. d. h.: das ., stockholmische homilienhnch" (Is-
ländska homilier utjrifna af Th. Wisen, Lund 1872); El. d. h.: „Kluci-
dariiis** (Die arnjimajrnäMnischo handsclirift nr. «74» A, 4®, photolithogra-
phischer abdruck, K»)poiihagen 18G9); 1812 d. li.: nr. 1612, 4° in der alten
königl. sammluup: in der kuiii^l. bibliothck zu Kopenhagen. Mit A. M.
237, A. M. 678 A. B., A. M. 645, A. U. 655, A. H 677 u. s. w. bezeichne
ich die betreffenden nummern in der arnamagnäischen Sammlung in Kopen-
hagen. Von den citirten nummern ist nur A. M. 237 in folio, alle an-
dern in quarto.
b) norwegische: N. h. d.h.: das norwegische homilienhuch (Gam-
mel norsk homiliebog udgiven af Ungor, Kristiania 1864); 0. h. d. h.:
Olafs saga hins helga, herausg. von Key s er und U nger, Kristiania 1849.
Sämmtlicbe hier genannte handschriften gehören zu den ältesten, die
uns erhalten sind und stammen aus dem ende des 12. oder dem anfang
des IS.jahrh - 1812, A. ». 287, A. M. 674. A. M. 645, A. H. 665 citire
ich nach den handschriften selbst oder nach sorgfaltigen abschriften: die
übrigen handschriften nach den genannten ausgaben.
Altnordische conaouanteQBtudien. 5
Man findet z. b. neben ursprünglichem eftir die form eptir
(epter, u.s. w.) in St. h.: 4 5«, 9 i», 10", '^8, 12 i*, 18 ", 20",
»«, 21*, e, ao, 24", 25", 26 lo, 30 1», 44'«, 60*», 63», 81 »i,
85*, 102 ^ 104", 105 lö, ", ", «8, ", ", 107*, 109«, »», ",
110*, 11, 114«*, »^ »1, 116«*, 1191», 19, »*, «, 8», «*, w, 120 1»,
124« ", 126 ^ ", 127«, 1401, 141 i, 144 »o, 146 1», 151",
154", 155*, ", ", 158 n, 1«, 159", ", 167", 168*, ", ",
", 171", 173 81, 174 9, 175", 176«, 177 1*, 178 «S 179 e, 182 8o,
184 18, 186 87, 188 83, 189 ", 192 «, 197 8s, 198 *, 8, 200 »e, 203 »»,
20518, 81^ 207 8, 3*, 209 8, 210*, 211 *», 215*, lo, 216 18, «o,
218 11, 219", 220", u. a. 1812: 48a **, 48b i, 8», 44a 8o, 50b »,
52a», 8, 58a 1^ 53b*, », 61", »i, »», »8, A, M. 678, A (2):
9*, 158, H. h.: 4118, 501, 57 7, 597, 10, 71»«, 738, 748, 75»*,
81», 18, 82»», 8318, »*, 858», 891«, II81», 11917^ 120 »«, »8,
121 1, »8, 125 »8, 128 »8 u. 8. w.
Neben kraftr findet man krapfr St. h.: 7", 139 1», 142 *,
155»», 1621», 16988 (bis), 181»*, 1918», 194 »8, A. M. 673, A,
(2): 7*, A.M. 665 III: 2»», 3»8,Ö.h.: 14»», 17 i^, 41 1» u.s.w.
Neben oft findet man apt St. h.: 92 8s, II9 18, 141»»,
1428», 88^ 1812: 58b i^, 62io, 64b»^ K. h.: 45», 53i8, 65«^
8», 88, 801«, 88, 83», 18, 86»*, 124», 0. h.: 10", 30«, 1«, «1
U. 8. W.
Neben aftr findet man apfr St. h.: 25», 98 »», 132 »6, H.
h.: 68 8, 6988, 718», 72 1, *, «, 1«, 82 »i, 83«, *, 130 1», »»,
Ö. h.: 71« u. 8. w.
Diese auf gerathewohl gewählten beispiele könnten leicht
bedeutend vermehrt werden; aber ich glaube ; das angeführte
genügt, um zu beweisen, dass wir schon zur zeit der ältesten
bandschriften sehr oft pt statt des gemeingerm. ft finden.
Etwas anders ist das verhältniss hinsichtlich der ursprünglichen
consonantengruppe fs^ da diese im Altn. nur in ganz verein-
zelten fällen sich erhalten hat. Das sicherste beispiel ist wol
altn. refsa (= ahd. refsan) mit den davon gebildeten ableitungen:
refsan, refsing, refst, und von diesen finden wir die form reps-
singar mit p statt f in K. h. 153»». (Vergl. Gis lasen: um
frumparta s. 102) 1).
^) Ich bin oben davon ausgegangren , dass das pt der handscbriften
wirklich den lautwerth pt wiedergibt; allein ich muss doch darauf aof
merksam machen, dass nach der allgemeinen ansieht das tlia, pi nar
6 J. Hoffory
Nachdem wir also gesehen, dass f in den Verbindungen ft^
fsj wenn diese aus altem q)t, (ps hervorgehen, die neigung hatte,
sich in p zu verwandeLi und folglich unzweifelhaft tonlos ge-
eine Schreibweise ist für/i(, welche orthographische eigenheit Gislason
und Jon })orkel880u aus ,,cla88ischem^^ einfluss erklären wollen (vergl.
Aarb. f. nord. oldk. 1870, 267 ff.)* Gegen diese ansieht lassen *sich
mehrere gründe geltend machen. Nimmt man nämlich an, pt sei rein
orthographischer natur und folglich nur entstanden in folge des bestre-
bens, den buchstaben komplex /i( zu vermeiden, so bleibt ganz uner-
klärlich, dass in den handschriften durchgeh ends z. b. dauft^ IJüft, ajdltt
(von daufr, Ijüfr^ V^V^) ^' 8« w. steht gegenüber dem pt in epter, opt^
kraptfj aptr u. s. w., und ebenso genügt der classische einfluss nicht zur
erklärung von formen wie hapz, lopZy krapz «= hapU^ lopts, krapU, Wir
müssen ferner bedenken, dass die genannte aufifassung uns nothwendiger-
weise zu der unhaltbaren anschauung führen muss, auch die Verbindung
pn werde in gewissen fallen wie/n ausgesprochen, denn die zusammen-
gezogenen formen von aptann werden bekanntlich in den handschriften
sehr oft ohne t geschrieben : aptie^ apnar^ apna u. s. w. für aptne^ aptnar^
aptna; auch vor anderen konsonanten kann t fortfallen, z. b. h&ipgiamn
Morkinskinna s. 56 ^ für das regelmässige heiptgjarn. Für die ausspräche
pt spricht ferner der umstand, dass p zuweilen vor t wie vor anderen
consonanten doppelt geschrieben werden kann, z. b. O'. h. oppt 73 "(bis),
TS**, 81", ebenso wie man in dieser handschrift auch <?p^/t=£|p/t geschrie-
ben findet. Aber zu diesen criterien kommen noch folgende, meines er-
achtens entscheidende gründe:
1) Nicht blos in den handschriften, sondern auch auf den ru neu-
st einen finden wir zuweilen die Schreibart |7< : apt auf dem kleineren
Gunnerupstein, aptir Dybeck 160, vergl. Tidskr. f. philol. V 296; üptir
dreimal in der Hangvarinschrift, eptir Norrlanda, vgl. Säve, Gutn. urk.
8. 40, 43. (Aus naheliegenden gründen gebe ich in allen beispielen die
6-p = rune durchs? nicht durch b wieder).
2) Noch heutzutage herrscht in mehreren norwegischen dialecten die
ausspräche pt und ps statt /;(,/«: lopt, lepsa u. s. w. vgl. Aasen, Norsk
grammatik 110.
Ich bin daher, wie bemerkt, der ansieht, dass die in den handschriften
noch ziemlich häufig vorkommenden formen eftir^ kraftry oft^ aftr^ aftann
u. 8. w. die älteren sind, und dass ft hier ursprünglich ebenso ausge-
sprochen wurde wie in dauft^ V^fl'^ ^jdlfi u. s. w.; dass aber die in den
meisten handschriften vorkommenden regelmässigen formen : ' epter, kraptr,
optj aptr, aptann aus formen mit / entstanden sind, und dass pt hier wie
in dj'tipt, greypt, jarpt u. s. w. ausgesprochen wurde. Ebenso meine ich, dass
pn in apne, apnar^ apna wie in opnuniy opnir opna lautete.
Dass das altn. pt wirklich den lautwerth p+ t hatte , ist übrigens
keine neue ansieht; sie findet sich bereits in der ersten ausgäbe von
Scherers Zur geschiebte der deutschen spräche s« 72 (:=== zweite ausg.
Altnordische consonaDtenstudien. 7
wesen sein muss, wollen wir nun untersuchen^ wie das verhält-
niss ist, wenn ft und fs erst auf nordischem boden durch
fortfall eines vokals , der ursprünglich zwischen ihnen sich be-
fand, entstanden sind.
Nicht ursprüngliches ft findet sich in neutralformen von
adjectiven und participien mit f im stamm : Ijüfty sjdlft, deyft^
leyft aus Ijüfr,, sjdlfr, deyffry leyfpr. Die regelrechte Schreib-
weise ist hier ft^ und es muss a priori als sehr unwahrschein-
lich angesehen werden, dass man in solchen formen jemals
ff finden konnte, weil die analogie der übrigen formen den
Übergang verhindern musste. Aber hier zeigt es sich so recht
deutlich, wie stark die neigung war, ft in pt zu verwandeln;
denn wir können auch in Wörtern wie den obengenannten hin
und wieder yt für ft finden. So finden wir: leypt (resp. hypt)
für leyft in St. h. 173 *^ N. h. 98 ^\ gaumgdkpt für gaumgceft
St. h. 109 S dlgcept^) TuTalgceft St. h. 105 ^s." Aber der „system-
zwang" verhinderte ein weiteres Umsichgreifen solcher formen,
und so kommen sie in den alten handschriften nur vereinzelt
vor. Allein schon der umstand, dass sie vorkommen können,
beweist hinlänglich, dass f auch in der hysterogenen Verbindung
ft tonlos war.
Hysterogenes fs kommt vor in den starken superlativformen
von adjectiven auf f (efstr von ofri) und im gen. sg. masc. und
neutr. von Substantiven und adjectiven auf f nach der a- (ja-^
ro-) flexion. In beiden fallen kann — ungeachtet des system-
zwangs — p für f auftreten. Man findet z. b. oepsfa für efsta
6 h. 66 »^ ßorolps 1812, 50b«* (vgl. facs. IV i» in I'slendinga
sögur I), I'slendingabök 367 i® *). Ich halte es deshalb für un-
zweifelhaft, dass f auch in der hysterogenen Verbindung fs ton-
los war.
Wir haben also gesehen, dass das inlautende f sich als
tonlos in den ursprünglichen Verbindungen ft, fs erhalten hatte,
B. 136), wo der Verfasser ancb darauf hinweist, dass derselbe Übergang
sporadisch im Altdeutschen vorkommt ; aber sie scheint seitdem von den
Sprachforschern völlig unbeachtet geblieben zu sein.
*) Der accent auf dem a muss in derselben weise aufgefasst werden,
wie z. b. in dlmexeleg (i. e. almenneleg) St. h. 177^, dlmdttegr ib. 210 ^
dlgarvastr ib. 199** und ähnh ') Vergleiche über diese form H e n n i n g s
und meine bemerkungen „Zur textkritik der Islendingabok^^ in der Zeitschr.
f. deataches alterthum, n. folge XIV 180-81.
8 J. Hoffory
und dass es tonlos geworden war in den nicht ursprünglichen
Verbindungen /V, fs. Hiernach muss man wol zum voraus an-
nehmen , dass f auch tonlos war , wo es mit andern tonlosen
consonanten z. b. in werten wie rifka und ähnl. zusammen-
stiess. Aber hierfür sprechen ausserdem noch zwei umstände,
die ich kurz berühren muss:
1. Wenn pronominales {e)k enklitisch mit dem verbum ver-
bunden wird , geht ein voraufgehender tönender consonant in
allen fällen, die wir controliren können, in den entsprechenden
tonlosen über: stentk für stend'k, St. h. 11 1», pikk Gir ßigg%
hykk für kygg'k passim ^). Hiernach muss es wohl für mehr als
wahrscheinlich gelten, dass auch das tönende f in hef^ rif ton-
los wird in Verbindung mit (e)k\ hefk, rif'k. Aber ist f ton-
los in rifk^ würde es sinnlos sein, anzunehmen, es sei tönend
in rifka,
2. In der ersten orthographischen abhandlung in SnorraEdda
wird das wort aff^ i. e. af-f^ als beispiel eines geminirten f an-
geführt und mit formen wie krappa, vinnain parallele gestellt
(Siehe Sn. E. H 40). Selbst wenn wir nun voraussetzen, dass
*) Solche formen finden sich nicht blos in handschriften ; ihre richtig-
keit wird aach noch durch den reim bestärkt in skaldengedichten wie:
hykk, a fot en fleA;Anim, Sigvatr I^örjiarson, Hkr. 307.
hyÄ;^ 1 hundra{)s flo^^i, t\j6{)61fr Amorsson, Hkr. 585.
Vgl. Gislason Frumpartar 231 ff. Sievers Beitr. V 506 ff. VI 324 ff.
Wenn man hin und wieder bei den skalden auch zeilen findet wie:
hygg*k at hersa tve^^ja
und ähnliche (vgl. Sievers Beitr. V 507), so stimme ich Sievers voll-
ständig darin bei, dass das pronomen als nur auf einer spätem Inter-
polation in den handschriften beruhend gestrichen werden muss. (Lies
also: hy^^ at hersa tve^^ja u. s. w.). Zu den von Sievers angefahrten
beispielen, wo das pronomen ek weggelassen ist (Beitr. VI 324 ff.), kann
ich noch ein sehr bedeutsames hinzufügen. Zu anfang der uralten hand-
schrift Keykjaholts mäldagi steht nämlich: Til kirkio ligr i ravkiaholte
beima land me{) ollö landf nytiom | {)ar fylgia kyr tottogo . gn^iuDgr tue-
vetr. XXX. a. oc hundra}). | ])ar ligr til fim hinter . gnmfar alrar en {)nr
huerfa undan .nema | })at ef munnu telia. „munnü telja^^ darf also nicht
mit dem herausgeber der Isl. sögur (I 368) verbessert werden in „[ek]
mun nü^* oder „[nü] munu [ver]^S welches letztere auch aus andern grün-
den unzulässig sein würde. Die handschrif't, von der ich ein sehr sorg-
fältig ausgeführtes facsimile besitze, hat ganz deutlich „munnti", nicht
„»« mun^^ oder ^^munu t;^'.
Altnordische oonaonantenstudien. 9
der Verfasser keine klare Vorstellung gehabt habe von dem unter-
schiede zwischen tönendem inlautendem und tonlosem anlautendem/*
(was wol kaum der fall gewesen), so müsste er doch weit un-
empfindlicher gegen die lautunterschiede gewesen sein, als wir
anzunehmen berechtigt sind, wenn er die Verbindung des tönen-
den f (in af) mit dem tonlosen in /pr für eine Verdoppelung
des tonlosen f hätte halten können. Ich erachte dies für ebenso
unmöglich , als dass z. b. ein dänischer phonetiker das ff in
aff^re (wo das erste f tönend, das zweite tonlos ist) mit dem
wirklich geminirten f in gaffel u. dgl. verwechseln könnte. Dass
die ausspräche wirklich aff^r war mit geminirtem f^ geht ferner
aus dem umstand hervor, dass f in „af^ auch in andern fällen
sich mit einem folgenden consonanten assimilirt, z. b. abbindi
für afbindi Hävam. 137, abbragä für aßfagä Finnboga
saga 20 1 (vgl. Gerings vorrede s. X) und ähnl. Ist es nun
aber unzweifelhaft, dass das tönende f in af tonlos wird durch
Zusammensetzung mit einem werte, das mit einem tonlosen con-
sonanten beginnt, um wie viel mehr müssen wir nicht annehmen,
dass ein f, das mit einem tonlosen consonanten in einem nicht
zusammengesetzten werte zusammenstösst, tonlos gewesen
sei. — Nachdem wir hiermit die qualität des altn. /'bestimmt
haben, gehen wir nun zu der zweiten der eingangs aufgeworfenen
fragen über und wollen jetzt die articulationsstelle des f
näher zu bestimmen suchen. Wir betrachten zunächst das
tonlose, dann das tönende f.
Es ist oben nachgewiesen worden, dass /' vor t und s die
neigung hatte, in p überzugehn. Wenn ich recht darin habe,
hierin einen wirklichen lautübergang und nicht eine blosse gra-
phische besonderheit zu erblicken, so ist es schon aus diesem
gründe wahrscheinlich, dass f in den Verbindungen ft^ fs labio-
labial war ; denn da billigerweise kein zweifei darüber obwalten
kann, dass das p im Altnordisched sowol wie in allen andern
germanischen sprachen rein labial war, so wäre es unerklärlich,
dass es aus einer labiodentalen spirans entstehen könnte.
Aber hierzu kommt noch eine sehr merkwürdiger, bisher jedoch
fast ganz übersehener umstand, auf dessen bedeutung für die
vorliegende frage mein freund Karl Verner mich aufmerksam
gemacht hat. In mehreren der ältesten handschriften
wird nämlich das alte ft nicht blos mit pt, sondern
oft auch mit fst wiedergegeben. So finden wir z. b. die
10 J. Hoflory
form efster (= efier, epter) St. h. 43 ", 49 ', 51 «, 55 \ ii, i»,
60«, «0,. 74«i, 76 9, 79", 88», n, ", 136 7, 1379, 197*0^ »7^
«S 199^9, « «8, 200 9; 1812, 51b«o, 57 i^ ««, »^ 63a*, «;
A. M. 665 VII, 1 5; El. 9 ", 18 », 20 10, 27 «, *, 28*, »^ 39«,
416, 52 *, 60 l^ 62 1, 30 », », 26 1«.
krafstr {= kraffr, kraptr) finden wir z. b. St. h. 27«*,
30 M 47»^ 16, 17, 50 8^ 553, 63«, 77 1*; A. M. 656, III, 4^6;
El. 17*, 20 17.
ofst (= o/X, opf) kommt z. b. vor St. h. 25 ^\ 43 «, 60 ",
63 ", »5, 77 »1, 88 19, 136 \ «, 195 ", 196 1*, 198 10 ; El, 1 1, 17 «.
a/i^r (« a/^^r, op^r) findet sich z. b. St. h. 57 «i, ", 59 ",
El. 917, 14«, 11, 3410, 36 7 1).
') Die hier angeführten citaie sind, wie die s. 5 angefahrten bei-
Bpiele für pt^ nur zufällig gewählt und könnten mit leichtigkeit in be-
deutend grösserer anzahl angefahrt werden. Doch muss dabei beachtet
werden, das fst für ß, pt kaum vorkommt, wenn andre formen des betref-
fenden Wortes ein / ohne nachfolgendes t aufweisen. Wir finden also z. b.
nicht daufat, pur/sta, gafst^ aus daufr^ P^^ff^t g^fct-
Vergleicht man das obige verzeichniss mit dem s. 5 mitgetheilten,
so wird man ferner bemerken, dass fst bisweilen neben pt in einer
und derselben handschrift vorkommen kann. Sehr charakteri-
stisch in dieser hinsieht ist dies verhältniss im Elucidarius. Diese handschrift
ist meiner ansieht nach mit ganz ungewöhnlicher genauigkeit zu beginn
des 13. jahrh. nach einem codex aus dem 12. jahrh. abgeschrieben worden.
Die rechtschreibung des Originals ist durchgehends bei 1 »ehalten und nur
ganz ausnahmsweise offenbart sich die abweichende ausspräche des ab-
schreibers. So finden wir — um nur ein beispiel anzuführen — im
ganzen nur sechs mal formen wie er, ert^ während das alte es mehr als
800 mal vorkommt. (Vgl. die vorrede zu der photolithograpbischen aus-
gäbe, Kopenhagen 1669). In der Originalhandschrift hat ohne zwcifel
überall/«^ gestanden, denn auch in unserm Elucidarius muss dies als
die normale Schreibart angesehen werden (ich habe 43 beispiele notirt),
während die eigne ausspräche des Schreibers durch das ganz vereinzelt
dastehende aptne 29*' sich zu erkennen gibt. Vergl. meine abhandlung
„Lydforbindelsen fst i det Arnamagnaeanskc haandskrift 674, A, 4to^*
in ,»Det philologisk-historiske samfunds mindeskrift'S Kopenhagen 1879. —
Hieraus geht hervor, dass bereits im 12. jahrh. bestimmte und deutliche
di al ectverschi edenheiten in der isländischen spräche vor-
handen waren, was uns ja auch ganz natürlich erscheinen muss, wenn
wir auf die ausdehnung des landes, die schwierigen communicationsver-
hältnisse und die lange zeit rücksicht nehmen, die seit der ersten an-
siedlang verflossen war. Doch lässt sich jetzt wol kaum entscheiden,
in welchen gegenden Islands/«^, und in welchen pt angewendet wurde;
Altnordische consonantenstadien. 11
Man wird kaum leugnen können, dass dieser lautübergang
demjenigen vollständig unerklärlich sein muss, der annimmt,
f sei in der Verbindung ft labiodental gewesen. Denn was in
aller weit hätte die alten Isländer bewegen können, ein s in
eine lautverbindung wie das ft einzuschieben, die so leicht
auszusprechen war und in den verschiedensten sprachen so
oft vorkommt? Eine solche einschiebung würde vom physio-
logischen Standpunkt ganz räthselhaft sein und in der Sprach-
geschichte wol ohne analogen dastehen. Nimmt man dagegen
an, dass wir hier eine Verbindung der labiolabialen spirans
qp mit dem alveolären explosivlaut t haben, so wird jeder
ohne Schwierigkeit den Zusammenhang begreifen; denn es ist
nicht ganz leicht, unmittelbar nach einem q> (bei dem die zunge
und die zahne gar nicht mitwirken) ein / (bei dem die zunge
und die vorderzähne die hauptrolle spielen) in einer weise aus-
zusprechen, dass die beiden articulationen vollständig ausein-
ander gehalten werden. Beginnt die artikulation des t ein wenig
zu früh — bevor die lippen ganz aus der 9)-stellung gekommen
sind — , so entsteht unwillkürlich ein — je nach der grösseren
oder geringeren energie der expiration — stärkerer oder schwä-
cherer Zischlaut, der, wenn er graphisch ausgedrückt werden
soll, sich nur mit s wiedergeben lässt^).
nur 80 viel scheint festzustehen, dass fti nur in rein isländischen mem-
branen vorkommt; N^enigstens habe ich in norwegischen handschriften
nicht ein einziges beispiel dafür gefunden.
^) Irreich nicht, so wird durch diesen isländischen lautübergang zu-
gleich auf das merkiwürdige nhd. zto- »» mhd. tw- {zwerg^ zwingen =
mhd. twerc^ iwingen) licht geworfen. Bisher hat man diesen Über-
gang als eine art ,,fortsetzung der lautverschiebung" hingestellt, aber
mit unrecht, wie mir scheint. Die annähme einer sporadischen fort-
«etzung der lautverschiebung würde vollständig dem Charakter derselben
als einem allgemein gültigen lautgesetz widerstreiten: die abweichende
behandlung kann in diesem fall offenbar nur in de/ Verbindung des t
mit dem u) ihren gnind haben, in derselben weise wie — um eine aus-
nähme aus der ältesten lautverschiebung anzuführen — z. b. die bewah-
rung des indog. sp, st, ak auf der Verbindung des explosivlauts mit 8 be-
ruht. Aber so lange man an der ansieht festhält, mhd. to in diesen und
ähnlichen anlautsverbindungen wäre labiodental, wird man kaum eine
physiologische erklärung für diese erscheinung zu finden vermögen; denn
die Verbindung des t mit dem labiodentalen to (nach meiner bezeichnung
v) ist, wie wir z. b. an dänischen worten wie ivivl, tvang, ivift u. s. w.
Beben, sehr leicht auszusprechen und erheischt niemals die geringste
12 J. Hoffory
Können wir es nun aber als erwiesen ansehn, dass f in
der Verbindung ft rein labial war, so wird man kaum einen
grund dafür finden, dass es einen andern lautwerth gehabt
haben sollte in Verbindungen wie fs^ fk ; ich hege daher keiner-
lei zweifei darüber, dass das tonlose f im inlaut überall labio-
labial war. Hinsichtlich des anlautenden f verfugen wir leider
nicht über so bestimmte criterien, dass wir mit derselben Sicher-
heit wie bei dem inlautenden f behaupten dürften, die labio-
labiale ausspräche sei die herrschende gewesen. Doch muss
bemerkt werden, dass wir wenigstens in einem werte factisch
den Übergang vom anlautenden f zum p nachweisen können:
hüsfreyja^ d. h.: hüs-freyja^ wird im Isländischen (vgl Cleasby-
V i g f u s 8 n s. V. J bisweilen hüspreyja geschrieben, welche form be-
kanntlich im Altschwedischen ziemlich verbreitet ist und sich
auch in runeninschriften findet (At^^prota Hainhem ; Säve: Gut-
niska urkunder s. 42) ^).
.Wenn man ferner bedenkt, dass das tonlose altnordische f
in allen handschriften mit demselben buchstaben bezeichnet
wird im anlaut wie im inlaut, und dass kein grund vorhanden
scheint, anzunehmen, f sei im anlaut anders behandelt worden
als z. b. in der Verbindung /?., so muss man einräumen, dass
es sehr wahrscheinlich ist, auch das anlautende altn. f sei
rein labial gewesen.
Dürfen wir nun also von der Voraussetzung ausgehn, dass
das altn. tonlose f unzweifelhaft im inlaut und aller Wahrschein-
lichkeit nach auch im anlaut bilabial war, so hat von vorn-
herein die annähme hohe Wahrscheinlichkeit für sich, dass auch
schwierio^keit. Fasst man dagegen das to in der obenp:enannten lautsiel-
lung als lahiolabial auf, so wird das vcrbältniss ein ähnliches wie bei dem
isländischen /if: auch hier haben wir eine Verbindung eines rein dentalen
cxplosivlauts mit einem reinen labiallaat, und dieselben articulations-
Schwierigkeiten wie im Isländischen müssen natürlich auch hier entstehen;
man suchte deshalb über die Schwierigkeiten in derselben w^ise hinwegzu-
kommen wie im Isländischen : durch einschiebung eines «. — Dass mhd. 10
in der vt*rbindung tw rein labial war, wird ferner durch den umstand
wahrscheinlich gemacht, dass tw in verschiedenen dialcktcu von qu
(quingen und ähnl.im Mitteldeutschen) abgelöst worden ist. In der alten Ver-
bindung qu {qualy quecksilber u. s. w.) hat bekanntlich das to (u) sich bis
zum heutigen tage labiolabial erhalten.
*) Vgl. A. Noreens ausführliche bemerkungen in Nord, tidskr. f.
philologi D. r. IV 34 ff.
Altnordische consonantenstudien. 13
das inlautende tönende f — das ja theils aiis gemeingerm.
qp, theils aus gemeingerm. ß entstanden ist — labiolabial war.
Dies wird aber auch durch mehrere umstände bekräftigt. Zu-
nächst verwandelt sich ja manchmal, wie wir oben gesehen,
auch das aus tönendem f entstandene tonlose f vor t in p:
leypt für leyft u. s. w. Dass pt hier eintreten kann, beweist
zur geniige, dass f in leyft labiolabial war; war es aber rein
labial in leyft ^ so muss es auch in Uyfa denselben lautwerth
gehabt haben. Zweitens müssen wir bemerken, dass /*, namen-
lich nach l und r, selbst in sehr alten handschriften sich in b
verwandeln kann: foÄ, 1812, 61 *', umhhuerbis ibd. 66a *^, «i-
huerbol in demselben codex, vergl. Gering: Isländische glossen,
Zeitschrift f. d. philol. IX 387. Eine grosse anzahl andrer
beispiele führt Gislason an: Frumpartar 211—12, Aarb. for
nord. oldk. 1^69, s. 61 fif. Im Neuisländischen ist -fl-, -fn-y
-/ü- überall zu -W-; -Jw-, -iS-, geworden ; sieh W i m m er , Fomn.
forml. s. 10. Beide Übergänge weisen eben so bestimmt darauf
hin, dass der laut rein labial war, wie der Übergang von ft in^^^).
Betrachten wir zum schluss den ganzen entwicklungsgang,
so lässt sich das ergebniss in folgender weise zusammenfassen:
Das gemeingerm. anlautende tonlose q> erhält sich als sol-
ches im Altnordischen; im inlaut erhält sich das gemeingerm.
^} Wir haben oben gesehen , dass das tönende inlautende / in den
handschriften sehr oft mit dem zeichen für den tonenden labialen halb-
vokal geschrieben wird: r, u {to). Es kommt mir nicht unwahrscheinlich
▼or, dass diese Schreibweise darauf beruhe, dass die beiden laute zu der
zeit, als die handschriften entstanden, nicht mehr streng auseinander ge-
halten wurden. (Hinsichtlich ihrer physiologischen Verwandtschaft er-
laube ich mir, auf meine bemerkungen in KZ. XXIII 551 ff. hinzu-
weisen; h Seite 553^ ist natürlich nur ein druckfehler statt b oder, wie
ich jetzt schreibe, ß). Diese Vermischung muss jedoch erst in verhältniss-
mässig sehr neuer zeit eingetreten sein ; denn auf der einen scite wird —
nach einer mir von W i m m e r gemachten mittheilung — auf den runen-
steinen das tönende / durchgehends mit der /-rune (selten mit der &-rune),
aber so gut wie niemals mit der u-rune bezeichnet, und auf der andern
Seite mvissen wir beachten, dass tönendes /vor o {u) nie ausßlllt, was
dagegen bei dem wirklichen v {w) regelmässig der fall ist: es heisst z. b.
in den handschriften überall stalfom (auch nalvom, sialuom geschrieben),
aber niemals 8ialom; dagegen wird in den ältesten handschriften ohne
ausnähme z. h. ffhm (dat. pl. von f^r, stamm /f^t>a-) und ahn 1. mit aus-
gestossenem v geschrieben.
14 J. Hoffory
tonlose qp nur in tonlosen consonantenverbindungen. Das ge-
meingerm. tönende ß erhält sich als solches im inlaut zwischen
tönenden lauten, und in dieser lautstellung geht auch das ge-
meingerm. (p m ß über i). Tritt aber das altn. inlautende ß —
mag es gemeingerm. ß oder gemeingerm. q> entsprechen — durch
spätere, speciell nordische lautbewegungen in unmittelbare Ver-
bindung mit tonlosen consonanten, so wird es selbst tonlos.
Das altn. f hat — sowohl als tönend , wie auch als tonlos —
im inlaut und höchst . wahrscheinlich auch im anlaut seinen
labiolabialen charakter bewahrt. — Im Altnordischen und in
mehreren altisländischen dialecten begegnen wir einer starken
neigung, q>t (,ft^') in pt zu verwandeln, während das altn.
fft in andern isländischen dialecten zu (fst („fift^') wurde.
Neben pt für q^t finden wir auch, obgleich nicht so oft, ps
für q>8.
Man sagte also z. b. (para^ q>fnna, (pi, <pyüa u. s. w.; reg>sa
(repsa)y eg>ttr {eptir, resp. eq)8tir\ krcuptr {kraptr, resp. h'cupstr)
u. s. w. Dagegen mit ß sowohl geßa^ arßi u. s. w. wie auch
heßjüy lößi u. 8. w. Und endlich mit hysterogenem y: ha<ps,
p6r6Up8 (P6r6lpft\ Ijiitps, oq^str (epstr), geipsk, r{(pka, Hq>% geq>%
IjücpU lcy<pt (Ifypt), aq)q>aU u. s. w.
Es zeigte sich also bei der flexion ein regelmässiger Wechsel
zwischen ß und <jp; es hiess z. b. haß, haßt, aber hcups; Ijüßr,
Ijüßan, aber Ijtups, Ijüipt; eßri^ aber 0€p9tr\ geßa, aber geqsk,
geq/k u. s. w.
In der speciell altnordischen gramraatik wird die regel sich
einfacher so ausdrücken lassen: das altn. f bezeichnete überall
eine labiolabiale spirans. Es war tonlos im anlaut und inlaut
vor tonlosen consonanten, aber sonst immer tönend.
In der normalisirten rechtschreibun g wird es wohl
am richtigsten sein , wie bisher das f zur bezeichnung sowol
des tonlosen wie des tönenden lauts anzuwenden ; die einführung
eines neuen Zeichens für das tönende f würde mit keinem son-
derlichen nutzen verknüpft sein und einen bruch bedeuten mit
der in den handschriften überlieferten Orthographie ; auch würde
sie endlich wol auf lebhaften „practischen" widerstand stossen.
Aber die grammatik sollte den für das richtige verständniss
der fiexion wie für die lautlehre gleich wichtigen unterscliied
*) Eine ausnAhme jedoch hilclpt ^mm = jrot. ßtnf.
Altnordische consonantenstudien. 15
zwischen tonlosem und tönendem f weit stärker betonen , als
es bisher der fall gewesen^).
Nunmehr betrachten wir das spirantische
9'
Wir haben oben bei behandlung des altn. f den entwick-
lungsgang zu bestimmen gesucht, den das urgerm. 9 und das
inlautende ß im Altnordischen durchgemacht haben. Es wird
erspriesslich sein, hierin ähnlicher weise das verhältniss zwischen
dem urgerm. % und inlautendem y ^) und dem altnordischen
lautsystem zu beleuchten. Wie das Altnordische das urgerm.
q> im anlaut als f bewahrt hat, so hat sich auch das urgerm.
anlautende % als h erhalten, das selbstTerständlich tonlos war.
Auch braucht hier nicht bewiesen zu werden, dass es in der
ältesten zeit eine Spirans war, während es dagegen schon zur
zeit der ältesten handschriften sich in einen blossen Spiritus
verwandelt hatte 3). Ich führe nur einige beispiele an : heida
~ got. haldany heita = got haitariy hcerr =r got hvarji\
hjarta =- got. hairtöy hUiupa =- got hhiupan, hniga vgl. got
hneivan, hreinn = got hrains u. s. w.
Im inlaut dagegen wird x K^^^ anders behandelt als g>.
Während g> selbst tönend wurde zwischen tönenden lauten,
aber als g> bewahrt blieb (oder p wurde), wenn es in unmittel-
bare berührung kam mit einem tonlosen consonanten, ver-
schwindet X i^ beiden fällen vollständig: nach einem vokal
mit ersatzdehnung , nach einem consonanten , ohne eine
^) Als ein beispiel dafür, wie uitrichtige anscbauungen selbst in den
letzten jähren bezüglich dieser frage sich geltend gemacht haben, nenne
ich Söderbergs äusserungen in seiner übrigens sehr verdienstvollen
Schrift: Forngiitnisk Ijudlära. Dass das anlautende/ hier s. 39 als eine
,,Iabiodentale tenuis^^, das inlautende / als eine „labiodentale media^' de-
finirt wird, möchte noch hingehen (davon abgesehen, dass man sonst die
bezeichnungen tenuis und media von den Spiranten nicht zu gebrauchen
pflegt); aber dass das altn. als eine spirantische „bilabiale media^' cha-
rakterisirt wird, ist nicht zu verantworten, welchen Standpunkt man auch
einnehmen möge. *) Wie wir oben nicht bei dem urgerm. anlautenden
p verweilten, da dies überall im Altnordischeo sich in b verwandelt hat
(5era, bifida^ bam u. s. w.), so ist es auch überflüssig, ausführlich von
dem urgerm. anlautenden y zu handeln, da dies in derselben weise durch-
gehends in ^ sich verwandelt hat (^e/a, gjalda, gestr, u. s. w.). *) Im
Altnorwegischen ist bekanntlich h durchweg vor /, n, r ausgefallen : lutr,
naty reinn = isl. hlutr^ Anot, hreinn.
16 J. Hoffory
spur zurückzulassen; es heisst z. b. fi » got. faihu, vi vgl.
got. veihs^ ßv(ä vgl. got. fvahan, föa ss got fauhöy dd = got.
dahan u. s. w., dagegen aber: pverr « got, ßvairks, bjartr
= got. bairhtSy orta vgl. got. vaurhta^ firar (n. pl.)^) = as«
firihos, vgl. althd. firahim (d. pl.) /?r^d (g. pl.).
Die Verbindung xt wird gewöhnlich ^if mit Verlängerung des
vorhergehenden vokals : mdtta = got. mahta, -ßitta = flaihian,
althd. flehtan^ dröttinn = ahd. trohtin, vgl. finnisches rvhtina
(Thomsen: Den got. sprogclasses indflydelse paa den finske
8. 59), döttir vgl. got. dauhtar u. s. w.; seltener wird es
zu blossem t nach einer bestimmten regel, von der ich später
ausführlicher handeln werde, z. b. hldtr vgl. got. hlahjan, nitr
g. sg. und n. acc. pl. von n^tt = got. ndhts, dstr vgl. got.
dauhtrjiis.
Nur in der Verbindung xs pflegt x nicht auszufallen, son-
dern geht gewöhnlich in k über: ax = got. ahs, oxi =
got. auhsa, vaxa vgl. got. vahsjany lax = althd. lahs*); doch
kann % auch in dieser lautstellung wie sonst im inlaut aus-
fallen: nysa = got. {bi)niu}isjan, Ijös vgl. got. liuhaPy liuhtjan.
Der Übergang x^ zu ks ist, wie Paul richtig bemerkt (Beitr. I
176), ganz analog dem obengenannten Übergang des fa zu ps.
Man nahm früher an (siehe z. b. Holtzmann, Altd. gram.
I 1 s. 110), das urgerm. x könne im Altnordischen sich bisweilen in
^verwandeln, z. hAnslögu, sZ^^^mn gegenüber got. ^öAU; dahans^
hldgja gegenüber got. (uf)hlohjan u. s. w. ; davon kann nach
Verners entdeckung natürlich nicht mehr die rede sein. Die
regel ist also sehr einfach: das inlautende x kann vor 8 sich
in k verwandeln; in allen übrigen fällen verschwindet es voll-
ständig. Es geht nie in g über.
Nunmehr betrachten wir den altnordischen laut, der dem
inlautenden urgerm. y entspricht, nl.. das spirantische g. Wir
*) Nicht firar ^ wie es gewöhnlioh geschrieben wird, vergl. Wi ram e r,
Oldn. Isesebog* s. 192, Bugge, Beretning om forhaudlingerne paa det
forste nordiske philologroöde s. 144, vgl. auch Bugge, Eddas. 1. ^ Oass
X wirklich don lautwerth ks wiedergibt, geht hervor aus skalden reimen wie
salJiaA:« megin vaa;a
Eilifr, Sn. E. I. 294.
6x sky mäni t6A;u.
anon., Draumavit. 132.
fleinbraX;«, liinu axla.
Hattatal sti*. 3 u. s. w.
Altnordische oonsonantenstadien. 17
sehen also in diesem Zusammenhang ab theils von dem anlau-
tenden gy von dessen lautwerth oben die rede war, theils von
den fällen, wo g im inldut explosiv war, nämlicb : l) g in der
Verbindung i$g (geschrieben ng in den normalisirten ausgaben
und in grammatischen werken) : hringr, syngva u. s. w. (bereits
im Urge'rm. hatten wir in diesen fällen explosivlaute, s. oben
8. 1) und 2) dem sogenannten geminirten gg^ das theils got. dd(J),
theils got gg(v)y theils got. g vor j entspricht: veggr .= got.
vc^ddjusy tryggr ^ got. triggvSy leggja = goi. lag jan (vgL Holtz-
mann, Altd. gram. I 1 s. 108 f. u. Wimmer; Fomn. formL
8. 29). Von diesen drei fällen abgesehen, war das altn. g über-
all Spirans (vgl. Gfslason, Oldn. formiere s. 36 ff.. Wim-
mer, Fomn. forml. s. 8, Paul, Beitr. I. 175 flf.), und bisher
bestand aUgemein die ansieht, dass es immer tönend war^).
Wie wir bald sehen werden, kann dies jedoch nicht richtig sein:
wir müssen hier wie bei der behandlung des f unterscheiden
zwischen den fällen wo g neben tönenden lauten stebt, und
denjenigen, wo es mit einem tonlosen consonänten zusammen-
trifft.
Oass das inlautende g tönend war neben tönenden lauten,
wie es im ürgerm. der fall war, versteht sich von selbst uud
wird von niemand bezweifelt. Worte wie vegr, bjarga, draga
(a» got. vigSy bairgariy dragan) wurden also ausgesprochen: veyr^
bjarya, draya.
Anders dagegen ist das verhältniss, wenn ein tonloser con-
sonant voraufgeht oder nachfolgt. Wenn wir z.b. die adjective
betrachten, die auf -igr und -ugr mit voraufgehenden t enden,
wie lostigvy m^ttugr und ähnl., so springt es sofort in jdie äugen,
dass wir in den contrahirten formen überall k statt g haben:
lostkariy lostkum^)^ m^tkan, m^tkum. Dieses kann natürlich
nicht unmittelbar aus der tönenden spirans y entstatiden sein,
sondern setzt nothwendigdtweise eine Zwischenstufe mit % vor-
auf. 0er acc. sing, von lostigr hiess also ursprünglich to^^j/an;
nach fortfall des i lostxan und endlich lostkan. Ebenso ver-
wandelt das g in dem negativsuffix gi durch das Zwischenglied
X sich in i, wenn t oder s voraufgeht: ßatki^ hdlftki, hvärskis,
') Nar bei Paul a. s. o. finden wir vereinzelte wichtige andeutungen
einer abweichenden anBchanung. ') Mit unrecht will Wisen in St. h.
die form lostca l68^^inlostga ändern. Die formen lostkan^ lostkum u. s.w.
sind natürlich ebenno organisch und correct wie m^tkan^ fn^'tkum.
Beitrlire %. kande d. ig. spracbon. IX. *^
18 J. Hoffory
enski-s; aber dagegen stundgi^ P^'fgij Mfgi u. s. w. Vgl. Gf 8-
lason: Um fmmparta s. 237 ff.
Wir haben oben gesehen, dass tönendes inlautendes f (i.
e. ß) überall tonlos wurde vor tonlosen consonanten, und da-
nach wird man zum voraus geneigt sein anzunehmen, dasselbe
müsse mit dem Spiranten g der fall sein, so dass forinen wie
sagtj lagt, heüagt; vegs, dags, heüags, dregsk^ lygsk u. s. w. aus-
gesprochenwurden: saxty laxf, heilajif'y ve^s, daxs^ heilaxs, dre%sk^
lyxsk, nicht, wie gewöhnlich angenommen wird: sayt, layt^ Aei-
layt u. s. w. ^). Diese annähme wii*d vollständig durch die
Schreibweise in den Ältesten handschriften bestäti^t^ denn wir
finden hier vor t und 8 nicht selten statt des regelmässigen g
das h geschrieben 9 das ja noth wendig die Zwischenstufe % vor-
aussetzt — ganz wie wir vor / und 8 statt / p finden können:
leypi^ pirdps und ähnl., sieh oben s. 7.
So 'finden wir statt sagt geschrieben sdkt resp. aact A. IL
645: 102", (vgl. Gislason, Um fmmparta s. LXV), 0. h.:
110, 311, 6", 7'ii, 8io,98»-88, 12*- «8, 13", 14«s-w lö^^-i*,
1817", 19",. 231»-", 241«, 25»-", 26 1-51, 37"-« SS«-«»-",
63", 65", 781«, 80», 85 »s, 88 1«.
Neben toj^ finden wirZaJfc^, lacti Ö. h.: 6", 7i», 8", 26",
53«^ 651»; neben fylgt finden wir fytct in A. M. 646 (vergl.
ünger, Postola sögur 211 »), ferner teZc^ Ö.h.: 80 ^^ ^nd dryct
Ö. h. 87 8* = tdgt, drygt u. s. w. Bei den adjectiven auf -^igr^
'igr^ -^r ist die Schreibweise mit k so häufig, dass sie fast als
regel gelten kann; es wird z. b. heüakt resp. heilact statt hei^
lagt geschrieben St. h. 301«, 33 1^-", 93«, 94», 99", 140»,
146", 152 1^' 193*, 196"; 0. h. 18 1» (bis), 80"; ebenso «yw-
duci 0. h. 87"; ggfuct St. h. 13 0; sauruct St. h. 104", 144 ^-
vefßuct St. h. 1521»; 0. h. 69», 88»»; h^fuct A. M. 66ö. III,
21»; kunriict 0. h. 8»i u. s. w. u. s. w. 1).
*) Da« spirante g kommt in unzusammengesetzten Worten Tor andern
konsonanten als t und s nicht vor. *) Es verdient bemerkt tu werden,
dass die verschiedenen handschriften sich verschieden su dem Übergang
Xi>fit verhalten. In den all er ältesten isländischen handschriften, z. b.
St. h., ist der Übergang in kt in einsilbigen formen noch nicht eingetreten;
es heisst a.b. immer sa^ Sth. 18« 48*, 57«*, 89«>, 90", 127« 128 ■•,
187'», 139», 140«, 147«», 165", 164«», 172»», 176»», 183»-", 193*; layt
104» 205";/y%r< 82»»; bt/rgt 72*, 138»; drygt 49»»; higt 66», 70»»;
lagt 124»»; vigt 137» u. s. w. u^ s. w. Dass dies nicht eine Wo« gra-
Altnordische oonsonanteiiBtadien. 19
Seltener ist der Übergang gs (i. e. xs) in ä»; aber es finden
sich doch beispiele wie fylcsnö für fylgsnom A. M. 623, ^\
8,58* (citirt von Gislason, Umfrumparta s. 111), Nareks für
Naregs 0. h. 29 ^ 34 «7, 51*, 80". — Ja sogar in Zusammen-
setzungen^ deren ersteres glied auf g endet, kann 'Übergang in
k eintreten, wenn das zweite compositionsglied mit einem ton-
losen consonanten beginnt, z. b. tdrolMyra Ghv. 9 (nach Bug -
ges ausgäbe).
Wir sehen also, dass ^ vor tonlosen consonanten (^, «;
ey. h) in k übergehen kann, und hieraus dürfen wir dann mit be-
stimmtheit schliessen, dass es in dieser lautstellung selbst ton-
los war. Diess wird femer durch die interessante form mart
(jL a. sg. n. YOQ margr) bestätigt, die auf ein älteres marxt
zorückweiBt; das bysterogene % fiel zwischen r und t aus wie
das ursprüngliche in bjartr = got. bairhta, orta = got. vaurhta
und in ähnlichen werten. ^ Die form mart steht ohne Variante
phische besonderheit ist, ersieht man daraos, dass das explosive g in
8t. h. sehr oft — auch in einsilbigen Worten — vor i sich in k verwan*
delt, z. b. und 23«», punct 49»», rankt 69« ghkt 106»»-«, 181« 189»*,
211 «, neben langt 20«*, rangt 207", gUgt 77", 106» u. a. Dagegen
verwandelt sich, wie wir gesehen, schon im St. h. / in A; in mehrsilbigen
formen wie heilakty g^ukt u. s. w. — Wenn ich oben auf die so aasser-
ordentlich häufig vorkommenden neutrumsformen auf -Ukt (sieh s. b.
St h. 12*» 24«, 80"«, 31*«-» 89«, 46", 55*», 64"", 74"»"", 77«,
80«*, 81*, 86 S 89 «•«•«, 96" u. s. w. u. s. w.) keine rücksicht nahm, so
hat das seinen grund darin, dass hier nach meiner Überzeugung gar kein
Übergang von ^t zu, kt vorliegt. Da nämlich g in werten wie andUgr
Q. ähnl. ursprünglichem k entspricht, und da dieses k sich sowol im
Altschwedischen (vgl. Bydqvist II. 890 ff.) wie auch, —»worauf mein
freund M. Lorenzen mioh aufmerksam gemacht hat — im Altdänischen
erhalten hat, z. b. barlic J. I. 4t'^, framterlik 4t4*j fulkumelik 142", lagh"
Uk 24*, 68*, Unlie 142* u. a., so ist es klar, dass das g, welches wir
im Altnorwegisch-Isländischen finden, sehr jungen Ursprungs ist, und darum
ist es gewiss nicht zu kühn, anzunehmen, dass k in den formen auf -likt
sich von alters her erhalten habe. Dass wir überhaupt im Altnorwe-
gisch-Isländischen formen wie andligr und ahnl. erhalten haben, wo g sich
nicht organisch entwickelt haben kann, hat übrigens meines erachtens
darin seinen grund, däss wir in den adjektiven auf -igr, -ugr^ -agr sehon
früh im neqtrum A^ für ^ erhalten hatten. Es hiess somit sicherlich in
Norwegen und auf Island eine Zeitlang z. b. kunnigr — kunnikt neben and'
Hkr-^andlikt; da dies aber als eine Ungleichheit empfunden wurde, ward
andUkr in andligr verändert, wodurch ein vollständiger parallelismus
zwischen kunmgr — kunnikt und andligr -- andltkt entstand.
2*
20 J, Hofifory
da in den ältesten isländischen handschriften und kommt auch
sehr häufig in den ältesten norwegischen membranen vor (z. b.
O'. h. 7», 13", 14", 16S 25", 28«, 79", 80»); zum über-
fli^ss wird sie noch bestätigt durch skaldenreime wie
mart dagr Yi{>u svarta,
Einarr, Sn. E. I. 496.
fijöp mart horundbjarta,
' Valgarl)r, Hkr, s. 560.
Aber bald entsteht durch analogiebildung ein neues ^yinargi^^
(z. b. schon 0'. h. 24 ^, 27 ^^), das natürlich marjf ausgesprochen
wurde, in derselben weise wie es saxt, lajf u. s. w. hiess.* Und
wie die letztgenannten fonpen sich in sakt^ lakt verwandeln
konnten, so ^finden wir auch eine form im^rkt 0. h. 12 ^ 75 >^;
in derselben handschrift kommt auch' das »entsprechende ,arA:^
vor (s. &J^'^% n. a. sg. neutr. von argr.
Wo das spirantische g ursprünglich im auslaut stand, ver-
wandelte es sich zunächst' in %^ wie auch d und das explosive g
in dieser lautstellung tonlos wurden: galt^ siakk (i. e. stank)
aus gjaiday ßtinga^ und dieses % schwand dann später wie das
ursprüngliche auslautende '^.
Dieser Schwund vaiirsacht Verlängerung eiqes voraufgehen-
den kurzen vocals ynd contraction eines voraufgehenden diph-
thongs; so heissen z. b. vega, stiga, Ijüga im prät. vd^ stS, 16*).
Im St. h. finden wir indess eine form, die einen Überrest des
alten x enthalten dürfte, nämlich da8blatt71b (oben) vorkom-
') Wenn man neben sti, 16 n. 8. w. auch formen wie vUig^ laug nnd
ähnl. trifft, so beruhen diese letzteren, wie schon Paul (Beitr. VI. 99)
hervorgehobea hat, ohne z^ATeifel auf analogiebildung^, (— Lefflers ab-
weichende auffassung/ wonach sti^ lo u. s. w. analogiebildungen sein
sollen [sieh Nord, tidskr. f. philol. n. r. V s. 78 f.] ist mir ganz unver-
standlich — ), und dasselbe gilt gewiss auch von formen wie harg u. dgi.
(vgl. Paul a.a.O.). Ebenso beruhen die imperativformen veg^ sHg^ Ijug
u. s. w. auf analogiebildung (was Paul Beitr. VI. 128 mit unrecht be-
zweifelt); dagegen haben sich natürlich gjaU^ biU^ sprikk etc. organisch
entwickelt. Dass solche neubildungen im imperativ früher auftreten als
im Präteritum, hat seinen grund darin, dass der imperativ (im gegensats
zum «Präteritum) in der 2. pers. sg. und in der 2. pers. plur. immer
denselben vocal hat. Bicses verhältniss wird nicht durch d^ umstand
afficirt, dass der schlussconsonant in gfalt^ bitt, »prikk etc. tonlos gewor-
den ist, während formen wie *ve, *bU und ähnl. gegenüber vigip, ^iigip
allen übrigen imperativen widerstreiten würden. Auch eig beruht ohne
zweifei auf analogie mit pl. eigum^ eigip.
Altnordische consonantenstudien. 21
r
mende I6cky das ich mit Jon Sigardson löcfky lese (sieh
Tsl. sog. I. 386 *o) ^ indem ich annehme , dass f und c in un-
richtiger reihenfolge stehen, wie z. b. h und s in dem s. 24 ^^
vorkommenden veniomks und in vielen andern ähnlichen fällen i).
Dieses löJcsk steht dann statt IdxsJc^ indem das hysterogene % vor s
sich in k verwandelte, in ähnlicher weise wie das ursprüngliche
X in Worten wie ax^ lax^ u. s. w. sich in k verwandelt hat.
Ich erwähne endlich, dass dieselben gründe , welche dafür
sprechen, dass f in rifk, gefk u. s. w. tonlos gewesen, es auch
wahrscheinlich machen, dass das spirantische^ vordem enklitischen
k sich in % verwandelt, also drey^k^ lyx'k.u. s. w. Uebrigens
kommen solche formen kaum in den handschriften vor — sie
müssten in solchem fall natürlich dregk^ lygk u. s. w. gesclirieben
sein — aber bei den skalden finden sie sich nicht selten.
Der entwicklungsgang lässt sich also kurz in folgender
weise darstellen.
Das gemeingermanische % verwandelt sich im anlaut über-
all in A; im Inlaut kann es vor s m k übergehen, aber in
allen andern fällen verschwindet es vollständig» Das gemein-
germanische y bleibt im inlaut zwischen tönenden lauten unver-
ändert; nach t und s hat es sich durch die mittelstufe % stets
in k verwandelt. Vor tonlosen consonanten wird es immer x^
das vor t und s m k übergehen kann. Wo y ursprünglich im
auslaut stand, hat es sich zunächst in x verwandelt, und dieses
ist dann geschwunden wie das gemeingermanische auslautende x-
Man sagte also z. b. veyr^ Noreyr, Idyr^ h'y^, draya, seyja,
telyja^ aber ve^a, Norexs (Noreks), Idxs, Idxjt, l^X^tr, drexsk,
drey^ky saxjt (sakt), tdxt, (tdk) u. s. w. Es zeigte sich also in
der flexion ein ähnlicher Wechsel zwischen y und x wie der
8. 14 genannte Wechsel zwischen ß und q>\ es hiess veyr^ aber
vexs u. s. w.
Für die spezifisch altnordische grammatik finden wir die
einfache regel: das spirantische jjf war tonlos vor tonlosen conso-
I) Wisen dagegen will Idsek lesen (s. 155"), obgleich k im St. h.
sonst nicht so zwecklos im auslant verdoppelt wird. Allerdings fahrt
Wis6n s. Xm die form qvislasek (s. 156"**) als mit löack parallel an.
Aber s. 156*^ kann durchaus nicht qvisktsck gelesen werden, das hier voll-
kommen sinnlos sein würde; es muss natürlich — was auch Wis6n
für möglich hält, — qvislatik gelesen werden. Und qvialastk steht für
qtnslatsk^ Yii^ forpestk 104^ iüx forpetsk steht.
22 J. Hoffory
nanten, sonst tönend. Es ist für die altnordische grammatik
und die normalorthographie ein sehr grosser missstand, dass
drei so verschiedene laute wie g^ y und % sämmtlich durch das
eine zeichen g ausgedrückt werden, aber so weit ich sehe, lässt
sich dem mangel nicht abhelfen. Allein je mehr die Ortho-
graphie dazu beiträgt, den wirklichen lautwerth zu ver-
decken, um so nachdrücklicher muss die grammatik die ver-
schiedenen bedeutungen des^ hervorheben. Und hier darf denn
nicht übersehen werden, dass die oben nachgewiesene Unter-
scheidung zwischen / und % für das richtige verständniss der
laut- und flexionslehre eben so nothwendig ist, wie der allge-
mein bekannte unterschied zwischen dem explosiven und dem
spirantischen g.
Zum schluss betrachten wir jetzt das altnordische
Während wir auf labialem und gutturalem gebiete nur e in
zeichen (resp. f und g) hatten, um den tonlosen wie den tönen-
den laut auszudrücken, haben wir zwei buchstaben, / und 9,^
zur bezeichnung der tonlosen und der tönenden interdentalen
Spirans. Die allgemeine auffassung geht, in Übereinstimmung
mit der herrschenden normalorthographie, dahin, dass / stets
im anlaut, ä stets im in- und auslaut gebraucht wurde. Was
den lautwerth angeht, der den zeichen f und dt zukommt, so
. ist die bisher alleingültige ansieht die, dass / den tonlosen; ^
den tönenden laut ausdrücke i). Wir wollen jede dieser ansichten
für sich prüfen.
Was den gebrauch der buchstaben / und ä betrifft, so
muss zunächst hervorgehoben werden, dass die älteren mem-
branen mit dem oben genannten usus nicht in einklang stehen.
Wie schon von manchen Seiten hervorgehoben worden, ist /
in den ältesten isländischen handschriften allein-
h errschend^), so z. b. wird es stets inA.M. 237, El., St.h.,
') Sieh z. b. Gislason, Oldn. forml. s. 25. Wimmer, Fornn.
8. 9. VigfusBon, Dictionary b. 729. ^) Sieh z. b. Gislason, Forml.
§ 84, Holtzmann, Altd. gram. I 1, s. 114, Wimmer, Fornn. forml.
B. 9. Doch beben die genannten forscher nicht nachdrücklich genug her-
vor, dass nur isländische handschriften p im in- und auslaut anwenden.
So viel ich weiss, ist diess zuerst von Yigfusson nachgewiesen worden,
Eyrbyggasaga, vorrede s. XXXVIII. — Sehr selten wird in den islän-
dischen membranen in einheimischen werten ^ far ^ ^schrieben: Tha^
A. K. 665 m. 3«, /CeiVrfÄro, ib. 3«*"; vergl. Um frump. s. 98.
Altnordische consonantenstndien. 23
1812, A. M. 673, A. B., A. M. 646 (erstem stück), in den ältesten par-
tien von Reykjaholts mäldagi, den ältesten (isländischen) frag-
menten im A. IT. 655 u. a. ^). Zu beginn des 13. jahrh. be-
ginnt das zeichen ä auf Island eingang zu gewinnen und wird
dann neben/ sowol im an- wie im auslaut gebraucht^);
z. b. im A. M. 645 (zweites stück); ä&rp (Postola sögur von
ünger 8, 217 »ß), St/s (ib. 227 i«), Savcofo (ib. 224 >6) neben
ßinghusom (ib. 217»«), pr^ta (ib. 223*9), ßvatdag (ib. 219 1«);
Seim (ib. 217 "), äa (ib. 218 i), Saßan (ib. 218 i^), neben /a,
ßeir, ßar (ib. 218 1); hafäi (Um frumparta LXVI »), gerSo (ib.
LXV»), drepdu (Post sog. 228 «i), neben fylgpo, stoßo, herfu
(ib. 216 *i), styrcßiz (ib. 217 ») u. s. w. Erst später wurde das
verhältniss in der weise geordnet, dass ß durchgehends im an-
laut bleibt; im in- und auslaut wurde ß noch lange unterschieds-
los mit ä gebraucht (so z. b. im Cod. Reg. der Ssem. edda, in
Grag&s (Eonungsbök), cod. Upsal. der Snorra edda u. s. w.
u. s. w.), wenn auch schliesslich ä vorherrschend wurde. Doch
kann man sogar noch in ziemlich jungen handschriften ä hin
und wieder im anlaut finden; so begegnen wir in der soeben
genannten handschrift der Snorra edda formen wie Baßan, Sn«
E. ed. A. M. n 253*; Bmi, ib. 341 1».
Wesentlich anders ist das verhältniss in den norwegischen
handschriften. Hier finden wir im in- und auslaut immer ä^
niemals/. (Vgl. Vigfusson, Eyrbyggjasaga, vorrede XXXVIU);
') Eigenthümlich ist das verhältniss im A. M. 677. Hier wird auf
den sechs ersten blättern im in- und auslaut besonders häufig d (nicht dl)
geschrieben, neben ß und in derselben bedeutung wie^. In dem übrigen >
theil der handschrift dagegen finden wir ^ so gut wie ausschliesslich im in- und
auslaut (wir begegnen nur ein paar ganz vereinzelt dastehenden beispielen
für ä)-^ dagegen wird d hier wie in andern handschriften in der bedeu-
tung des d gebraucht. Y ergl. Bjarnarson, Leifar fomra kristinna frseda
islenzkra s. XVIII, Dahlerup, Nord, tidskr. f. philoL, n. r. IV 151.
*) Doch gibt es auch handschriften aus dieser zeit, z. b. A. H. 628, i%
in welchen d in der bedeutung des d vorkommt. (Sieh hierüber Um
frump. 8. 95). Aber das hat sicherlich seinen grund in einer Vermischung
mit dem zeichen d; vergl. meine bemerkungen in der Nord, tidskr. f.
philol. n. r. III 295. Ueber die durch Jon Erlendssons irrthümliche
lesxmg des buchstabens d entstandenen falschen formen seyUpiy aüßa,
franfr^ senpi und ähnlich in der abschrift B des Tslendingabok sieh die
soeben angeführte stelle und ausserdem Hennings und meine bemer-
kungen in der Zeitschr. f. deutsches alterthum, n. f. XIV 179 f.
24 J. Hofifory
im anlaut wird ä (B) durchaus promiscue mit/ gebraucht.
So z. b. finden wir im N. H. formen wie ßystir 17 i^, Bcecci-
leg 18", Bwir 20 », 33 1«, Bvwsc 211*, f^rc^/ar 26», öar 276,
60 «ö, jöa^ 2818, 721«, ßu 30 i», BriuU^^Betta 32 lo, 107«»,
Ä?* 4010, 491»; i9a 45 1^ Baäan 50 ^ Brifsatnleg bä ^^, Besser
5510, 56', Äwswnd 61 1, jöau 80«, Brennum 89 1, f^riV 95",
Brifseme 100»*, i9t?(Pr/r«5 133", i>cer^r^ 135», i9eyar 152 1^,
163 « u. 8. w. neben fysür, ßceccileg, ßaeir u. 8. w. u. 8. w. Auch
in jungem norwegischen handschriften ist d im in- und aus*
laut allein herrschend, während f nach und nach im anlaut
zur durchgehenden regel wird. Auf diese weise entsteht in
ziemlich später zeit eine gewisse äussere conformität zwischen
den isländischen und porwegischen handschriften, indem in
beiden gruppen ß als regelmässig im anlaut , ä als regelmässig
im in- und auslaut betrachtet werden kann.
Wenn also die bisher geltende auffassung recht darin hat,
dass/ den tonlosen; ä den tönenden laut bezeichne, so muss
die entwicklung auf Island eine ganz andre gewesen sein als
in Norwegen. Auf Island muss dann der tonlose laut bis zum
beginn des 13. jahrh. allein geherrscht haben. Dann muss der
tönende laut angefangen haben sowol im an-, in- als auslaut
sich neben dem tonlosen geltend zu machen, so dass dasselbe wort
bald auf diese bald auf jene weise ausgesprochen werden konnte,
und endlich war die tonlose spirans vorherrschend geworden im
anlaut, die tönende im auslaut. In Norwegen dagegen musste —
unter der oben genannten Voraussetzung — schon zur zeit der
ältesten handschriften die ausspräche im anlaut sehr schwankend
gewesen sein: bald tonlose, bald tönende spirans in ein- und
demselben werte ohne bestimmte regel, während im in- und
auslaut die tönende spirans allein herrschte. Dieses verhältniss
müsste in bezug auf den in- und auslaut fortbestanden haben,
während die tönende spirans im anlaut später vorherrschend
wurde. Da jedoch ein solcher entwicklungsgang in keiner weise
anzunehmen ist, so folgt daraus, dass die landläufige auffassung
von der bedeutung der zeichen ß und ^unrichtig ist Wenn
wir sodann dazu übergehen, zu untersuchen, in welchen fällen
die interdentale spirans tonlos gewesen und in welchen tönend,
wird es das richtigste sein, ganz abzusehen von dem wechseln-
den schreibgebrauch der handschriften, und den versuch zu
machen, das problem auf rein sprachgeschichtlichem
Altnordische consonantenstudien. 25
wege zu lösen. Ist erst dieses verhältniss aufgeklärt, wird die
phonetische bedeutung der zeichen / und ä sich von selbst er-
geben. Aus praktischen gründen wende ich bei den beispielen
der hftr folgenden Untersuchung ausschliesslich das zeichen / an.
Betrachten wir zunächst das etymologische verhältniss, so
sehen wir, dass / im anlaut durchweg urgerm.^ entspricht:
pvd, ßorp, pHr^ ßola ^got ßvahan^ ßaurp, preis, pulan; ßü,
ßat, far =>got. ßu, fata^ ßar.
Im inlaut entspricht altn. ß:
1. urgerm. ^, got. /: verßa (got. vairpan), lißa (got. (ga-)
leipan), lißr' (got. UJkis), dypß (got. diupißa), mpr (vgl. got.
sanßs), mußr (vgl. got. munp8)\ u, s. w.^).
2. urgerman. d, got. di bjößa (got (ana')biudän)y bifa {got
beidan), sißr (got. ^idus)y orß (got. vaurd) u. s. w. *).
*) Dass p in fallen wie »aßr^ mupr (= sannr^ munnr) auf argerm. ^
zurückweist, obgleich die ursprüngliche Verbindung n^ sonst stets in nn
sich verwandelt, ist erst von F. Tamm (Paul-Braun eBeitr. VI 445 ff.)
nachgewiesen worden; vergl. auch L. F. Leffler (Nord, tidskr. f. philo-
logi, ny rffikke IV. 288). Dagegen beruht das p in formen wie pupr^
brupr (=punnr, hrunnr) sicherlich auf analogiebildung. Dasselbe gilt
ohne zweifei von dem worte mapr^ obgleich Tamm hier eine andere
auffassung geltend zu machen gesucht hat (a. a. o. s 450 f.). Dagegen
ist das ursprüngliche ^ stets verschwunden in der Verbindung Id--. es
heisst hoUr, vtUr (vgl. got. huips , viipeis) mit U, ganz wie hylla^ vüla
*) In dem worte hapmr (vgl. got. hagms) entspricht p gotischem g\ in
ypTf ypvar und ypvarr (vgl. got. tzvisj izvara^ izvar) got. z. Da indessen
die urgermanischen formen in beiden fällen dunkel sind, will ich mich
bei diesen anomalien, die für unsereuntersuchungnicht von besonderer bedeu-
tung sind, nicht weiter aufli alten. — Dagegen will ich kurz hervorheben, dass
sowoldas ursprüngl. d- wie das ursprüngl. cf yor/undrmit ersatzverlänge-
rung eines vorhergehenden kurzen vokals schwinden können; z,h. mal =:got.
mapi, goliga für älteres gopliga ; hvärir für älteres hvaprir, vgl. got. hvapar ;
pjorikr für älteres pjoprikr (vgl. Bugge, Ant tidskr. f. Sverige V 41).
Dieser seh wund muss in sehr alter zeit, bevor die laute ^ und 6 zusam-
men fielen, erfolgt- sein, denn in mdl haben wir nie tönende Spirans ge-
habt, was daraus hervorgeht, dass /hier tonlos war (s. meine abbandlung:
tonloses / und n im Altnordiscben in der Zeitschr. für deutsches alter-
thum n. f. X. 374 ff.). — Als Supplement zu dem genannten aufsatz fuge
ich hier hinzu, dass wir im Altn. sicherlich auch einmal ein tonloses r
gehabt haben, denn hvdrir verhält sich zu einem altem hvaprir ganz so
wie fiul/ zu dem altern mapl. Ebenso dürfen wir annehmen, dass auch ein
tonloses m vorhanden gewesen, denn rän^ in welchem das n, wie ich a.
a. o. nachgewiesen, tonlos war, verhält sich zu älterem *rahna (vgl. ahd-
26 J. Hoffory
Es kann kein zweifei darüber obwalten, dass / in den aller-
meisten fällen im anlaut tonlos war. Dafür spricht nicht blos das
yerhältniss im Urgermanischen, sondern auch vor allem der um-
stand, dass das Neunordische — ausgenommen das NeQislän-
dische, das die alte ausspräche bewahrt hat — hier t aufweist:
pvd, Porp, prir, pcla werden im Dänischen ta, iorp, tre, iaale.
Aber in einer reihe von pronominibus und damit verwandten
adverbien wie ßü^ ßaty ßessty ßa, ßar, ßaßan ist der laut nach
der ansieht der meisten Sprachforscher tönend gewesen, —
LyiiLgby meint sogar , diese ausspräche sei gemeinnordisch
gewesen — und diese ansieht stützt sich theils auf die that-
sache, dass die handschriften in den angeführten werten häufig
das zeichen ä anwenden, theils darauf, dass die neunordischen
sprachen hier gewöhnlich d haben, z. b. dänisch du, det^ denne^
da^ der, deden^).
Dem ersten argument kann ich in folge des oben ent-
wickelten kein gewicht beilegen; die betreffenden werte werden
in den handschriften sicherlich oft mit d geschrieben, dasselbe
geschieht aber, wie wir gesehen, auch bei andern, nicht pro-
nominalen werten. Dass wir besonders häufig du, äat, äa,
u. s. w. geschrieben finden, hat natürlich darin seinen grund,
dass diese werte so ausserordentlich häufiger vorkommen als
die übrigen mit/ beginnenden werten. Das andere argument:
dass das Neunordische hier gewöhnlich d hat, ist gewiss von
grösserer bedeutung. Aber Sa ab 7 (Tidskr. f. philologi X.
183 ff.) hat mit recht darauf aufmerksam gemacht, dass das
dänische ti nicht als aus einer form mit tönender spirans her-
vorgegangen angesehn werden könne, und Kock hebt in seiner
abhandlung über „Ljudförsvagning^' (Nord, tidskr. f. philologi,
ny rsekke III 241 ff.) hervor, dass das Faröische und der est-
ländisch-schwedische dialekt in den meisten hierhergehörenden
werten t haben, während das Neuisländische durchweg tonlose
Spirans hat. Aus diesen thatsachen geht unzweifelhaft hervor,
{bt)rahanen) ganz in derselben weise wie z. b. ySmi zu älterem *lduhtna
(vgl. got. Uuhap), Wir hatten also im Altn. nicht blos tönende and ton-
lose explosivlaute und Spiranten, sondern auch tonende und tonlose /,
r, m, f».
^) Vgl. Gislason: Um fmmparta s. 98, Lyngby, Tidskrift f. phi-
lologi II. 320 f., Wim m er, Fornn. forml. s. 88.
Alinordische consonantenstudien. 27
dass die tönende spirans nicht; wie Lyn gby meinte, in den hier-
her gehörenden worten alleinherrschend war. Ich bin eher ge-
neigt, mit Leffler anzunehmen, dass es bereits im Gemein-
nordischen doppelte formen gab: mit tonloser fipirans, wenn
das wort betont war, aber mit tönender spirans, wenn es un-
betont war (s. Nord, tidskr. f. philologi, n. r. V. 78). Im Nor-
wegischen, Schwedischen (mit ausnähme des Estländisch-Schwe-
dischen) und Dänischen hatte — von der form ti abgesehn —
die ausspräche der unbetonten formen sich nach und nach auch
da geltend gemacht, wo das wort betont war, während im Neu-
isländischen, Färöischen und Estländisch-Schwedischen die aus-
spräche der betonten formen über die der unbetonten den sieg
davon getragen hatte. Aber man könnte auch annehmen, dass
diese differenzürung erst in späterer zeit durch parallele ent-
Wicklung in den verschiedenen nordischen dialecten vor sich
gegangen sei. Und endlich könnte man annehmen, die tönende
spirans habe niemals eingang gefunden auf Island und den
FärÖerinseln, sondern/ habe sich hier stets tonlos erbalten,
resp. in t (oder seltener in h) verwandelt. So viel ich sehe,
gebricht es uns an mittein, um mit voller Sicherheit zu ent-
scheiden, welche von diesen drei aufiPassungen den vorzug ver-
dient
Im in- und auslaut entspricht, wie wir oben gesehen, ß
iheils dem urgerm. ^, theils urgerm; d. Dass das urgerm. d
auf nordischem gebiete zwischen tönenden lauten hätte tonlos
werden können, eine solche annähme würde, wie schon L yngby
ausgesprochen hat (Tidskr. f. philol. IL 320; vgl. Wimmer,
Fomn. formlära, s. 9, Paul, Bdtr. I 185), widersinnig sein;
sicherlich hat es wie das ursprüngl. ß in der genannten laut-
stellung seine tönende eigenschaft sich bewahrt Dagegen ist
es durchaus natürlich; mit den genannten gelehrten anzunehmen,
dass das ursprüngliche ^ schon zur zeit der ältesten hand-
schriften zwischen tönenden lauten tönend geworden, denn wir
finden nicht die geringste spur, welche darauf hindeuten könnte,
dass P, wenn es aus ^ entstanden, anders ausgesprochen wor-
den sei als wenn es dem d entspricht Im gegentheil heisst es
z. b. hroßgan (von hrößigr, vgl. got hrößeigs) ebenso wie es
aufgan (von außigr^ vgl. got. audags) heisst, während wir, wäre
P in hröpigr tonlos gewesen, eine form wie ^hrößkan hätten
erhalten müssen, da g^ wie wir oben gesehen, nach tonlosen
28 J. Hoffory
dentalen explosivlauten and Spiranten (lostkan, enski-s) sich in
k verwandelt. Auch verdient hervorgehoben zu werden, dass
altn. "dd- sowol urgerm. -dtcJ-, got. -dtd- wie ürgerm. -A'd-,
got. -^rf- entspricht; es heisst z.h, breidda=^ got (us-Jbraidida,
wie deydda «=- got. daupida. Wäre ß auf nordischem gebiete
in Worten wie deyßa noch tonlos gewesen, würden wir im Prä-
teritum sicherlich U erbalten haben: deytta^ nicht deydda. —
Dass urspriingl. d- im inlaut tönend werden kann, geht zur
evidenz aus zusammengesetzten eigennamen hervor wie HdUdirr,
Steindörr « urspriingl. HaU-ßirry Stein-ßörr; wäre der ur-
sprüngliche ^-laut hier im inlaut zwischen tönenden lauten
nicht selbst tönend geworden, hätte er sich natürlich niemals
in d verwandeln können (vgl. Cleasby-Vigfusson s. 729). —
Aber steht es somit auch fest^ dass altn. ß im inlaut zwischen
tönenden lauten tönend war, mag es urgerm. .^ oder d ent-
sprechen, so dürfen wir doch nicht, wie es gewöhnlich geschieht,
ohne weiteres annehmen, dieselbe ausspräche habe auch da ge-
golten, wo P neben einem tonlosen consonanten steht oder
stand. Wir werden im gegentheil sehen, dass eine solche auf-
fassung mit den altnordischen lautgesetzen und den in den
handschriften vorkommenden formen sich nicht verträgt.
Zunächst fällt hier in die äugen, dass wir schon zur zeit
der ältesten handschriften durchweg t haben für älteres/ nach
8y t^ tonlosem l und tonlosem n (mit vorhergehender langer
Wurzelsilbe). Vgl. Wimmer, Fomn. formlära s. 25 und Wim-
mer, Lsesebog > s. VI £P. und meinen aufsatz „Tonloses / und n^'
im Altnordischen in der Zeitschr. f. deutsches alterth. n. f. X.
374 fif.: lysta, beitia, festa (i. e. ^featta)^ m^Ua, r^nia^ prätt
von lysQj beüa u. s. w. Ebenso verwandelt sich/ vor t in t:
Pitt, vert (i, e. *vertt) n. a. neutr. von t?^, verßr; kcatt^ vart
(i. e. *varU\ 2. pers. praet. von kveßa^ verfa ^). Da t nur aus dem
') In den letztgenannten föllen sind die ältesten formen *kv(ut, *f>ar9i
(vgl. got. qast^ vard)^ aber sie wurden im Nordischen früh von *kfi>apt^
'^'oar^^ (analog mit nam^, hart) verdrängt, und hieraus entstanden durch regel-
mässigen Übergang des p in t vor t die in den ältesten handschriften
herrschenden formen kotxtt^ vart und ähnl. (vergl. Wim m er, LsBsebog'
s. VI). Wenn wir in jungem handschriften formen begegnen wie reidt
und ähnl, muss dies sicherlich als eine neue analogiebildung angesehen
werden, durch welche eine ältere form neu belebt wurde, und nicht,
wie Wimmer a. a. o. will, als eine blos etymologische Schreibweise.
Altnordische cSonsonAntenstudien. 29
tonlosen laut, ^, hervorgehen kann, ist es klar, dass das in-
lautende ^ in den erwähnten lautstellangen tonlos war, bevor
es in ^ überging; die betre£fenden formen wurden also einst
ausgesprochen: lifs^a^ beü&a, fest^a u. s. w. Ein faktisches bei-
spiel für eine solche form ist das auf. den runensteinen häufig
vorkommende raispiy das sicherlich die ausspräche rakdi reprä-
sentirt, nicht raisdiy wie gewöhnlich angenommen wird^):
Auch bei adjectiven kommen formen vor wie gladt^ Uidt (Gering, I's-
lenzk fievantjfri I 8. XVIII), die sicherlich in fihnlioher weise benrthdlt
werden mössen. Mit unrecht nimmt Gering an, gladt, Uüft u. s. w.
seien älter als glaU^ leitt u. s. w. *
*) Dagegen geht bekanntlich p nach tönendem /, n (mit vorhergehen-
der langer Wurzelsilbe) in d über: deüda, tynda^ henda (i« & ^hendda),
Ma (i. e *Mda\ prat. von deila^ 9yna u. s. w. (vgl. W immer, Fomn.
formläre s. 24 f., 129 f. und LsBsebog* s. VI f.). Ausnahmen hierv9n
sind,' wie W immer an Ber letztangefahrten stelle bemerkt, sehr selten.
Die von ihm angezogenen formen hoÜpe^ hviip; girnpete^ gimp kommen
z. b. an verschiedenen stellen im 8t h. neben den regelmässigen formen
mit d vor; so hvüp (reap. hmÜpar u. s. w.) 4tS^'", 54*>, 66", 101»
215', aber hvÜdar 55**; girnpeac 178**, girnp (retp, gimpar u. s. w.)
37", 52«*, 53«, 70", 87»% 90«», -103", 118", UL\ 143» 144"-»
168« 182»*, 186 •, 191» 192» 211» 212*», aber gimder 48», agimd
78». Später geht p auch nach (tönendem) /, n mit vorhergehender kurzer
Wurzelsilbe in d über: valda, dundoy vgl. W immer Lessebog» s. VI f.
Ebenso verwandelt sich p in d, wenn ein anderes p voraufgeht, und
dieses wird dann damit selbst assimilirti so dass wir als schliessliohes
resnltat die Verbindung dd erhsAten: /sdda, gladda für *f^PPa, *glappa.
Doch kommen ausser den regelmässigen formen mit dd in den hand-
schriften nicht selten formen mit pd^Yor- fspda, glapda (z. h. f^pda
8t. h. 10», 130», ghpda 79» stapda 8», 166»', 204» 208', kvapda 9»
184», 188», 1Ö9»*, 212»* skrypda 173", 216», 216», 217", 218»', 219»;
auch zuweilen in jungem handschriften , z. b. im A. H. 138 fol., vergl.
Gering, Finnboga saga, vorrede s. XL); indess tlarf pd hier gewiss
nicht für älter als dd angesehen werden , sondern verdankt sein dasein
dem einfluss der präsenpformen, wo^ sich ja erhalten hatte (f^P^h P^Pf^)'—
Wenn r dem p voraufgeht, haben wir im Präteritum normaliter nicht ddj
sondern^ (vgl. Wimmer, Fomn. forml. s. 25); hirpa, ^gjfrpa heissen
im prät ebenfalls htrpa, gyrpa. Doch sind diese formen nicht direct aus
den altem *h\rppa^ *9y^PP^ entstanden; im gegentheil gingen *hirppa
und gyrppa erst in hirdda, gyrdda über, wie *f^ppay *glappa in fsddOj
gladda übergingen. (Und wie wir neben fsdda und gladda auch fipda
und glapda finden, so entstehen neben hirdda und gyrdda formen wie
hirpda und gyrpda). Aber da ein doppelconsonant nicht nach einem
andern consonant<Mi stehen kann (Wimmer, F.omn. form s. 30), vor-
30 J. Hoffory
In den lautverbindungen jip und kp dagegen hat sich das ^
in den ältesten isländischen handscbriften stets erhalten (s. da-
rüber die werthvollen bemerkungen bei Wimmer, Lsdsebog '
8. Vn f.), geht aber im laufe des 13. jahrh. durchweg in i
über: hleypßa^ fy^c^c^f gl^pPo,^ vokfa werden später tUeypta,
fylktaj glapta^ vdkta. Es war also in den erwähnten lautstel-
lungeir sicherlich tonlos. (Vergl meine bemerkungen in der
Nord, tidskr. f. philol. n. r. UI. 293 f.).
Besondere aufmerksamkeit verdient die bisher fast gar nicht
beachtete lautverbindung Pa. Wir finden nämlich schon in den
ältesten handscbriften» dass p in in dieser. Verbindung beson-
ders häufig in t übergeht, namentlich in mit -sla und -ska ab-
geleiteten Substantiven und in den starken superlativformen. So
finden wir^) im St. h. neben fipda sehr oft fetsla: b^, 12 ^^^
651«, i02«i-" (bis), 108", I31i«-i7.i9^i44ia.u.i6^ igs^i; eben-
so (vgl. Gislason, Um frumpartar s. 93) A. M. 673 A. 54»,
A. M. 677, 22«-«*, 26 "•*<>, 28 1««»-" öSis-i»-«, 63 "■»»•«i-",
64«i"-M 65", 7918.84; 80 B,vichg0t8ka St h. 5i7, Ti«-»*, 15«,
21", 51", 66», 9310, 94«, 96", 141 lo, 153 «•"•>*, 157"-",
158«-«, 160 «0, 161^7^ 162»-", 168", 169", 195 lO; hr^'tda St.h.
27 «S 903*, 133", 1441», 150", 152 i», 167", 199"-86-",217ii,
femer (vgl. Gislason a. a. o.) A. M. 677, 4i», 27 1», 28 (unten),
40 7, 41«, 4210, 5119^ 52*-«; von hierher gehörenden super-
' lativformen führe ich an: sitst St. h. 115", 137 1; epsta 190"
drückt sicherlich die ausspräche etsta aus, und das / beruht
ohne zweifei auf etymologischer Schreibweise. — Seltener geht
P vor s in der flexion in t über, da hier die analogie mit den
wandeln hirdda, gyrdda sich in hirda^ gyrda^ welche wieder in Atr^
gyrpa übergehen , da auf r kein d folgen kann. Da dieses verhaltniss
noch nicht gegenständ der Untersuchung gewesen ist, führe ich aus dem
8t. h. eine reihe beweissteilen an. Die form hirdder findet sich 191 ^
das hiermit analoge gyrrde 64^; mehrmals kommt hirpda vor: 144^,
145**, 167^, 188 ^ So viel ich beobachtet habe, findet sich im St h.
kein hirday gyrda^ wohl aber das ganz entsprechende vtrda 5^***^ 60^,
64**^. Aehnlichen formen begegnen wir auch hin und wieder in den an*
dem isländischen handscbriften aus der ältesten zeit, z. b. A. K. 64S,
A. K. 677, A. K. 673 A.
*) Ich citire im folgenden nur solche stell en, wo die handscbriften t9
haben, aber nicht die fälle, wo s (resp. tz) geschrieben ist, da wir von
vornherein nicht wissen können, ob s die ausspräche U bezeichnet, oder
ob es p» bedeutet.
Altaordische oonBonantenstadien. 31
äbrigen formen hindernd in den weg tritt; doch trefifen wir
in der 2. pers. plor. refl. z. b. öäsc 8t. h. 87 ><>, ßvaetsc 107 ^^
Pykcetsc 114 1», gleßetsc 49", geritsc 163 1«, bißetsc 195"; in
den häufig vorkommenden yerben hr^'fask und kveßa kann
6<^ar das zur wurzel gehörende f von dem 8 der reflexivendung
sich in t yerwandeln: kvatsk 8t. h. 7»^ 9 i«, 957, a. H. 677,
70 IS (Tgl. Gislason a. a. o.); hr^tsk St. h. 192 1^ A. M. 677,
27 so ^ygi. Gislason a. a. c). Dagegen heisst es immer baßsc^
hipsc^ gleßsCj stößsk u. s. w. ^). — In der nominalflexion haben
wir die lautverbindung /s im gen. sg. von Substantiven und
adjectiven; aber der einfluss der übrigen casus war hier zu
stark, als dass der Übergang zu ts unter normalen Verhältnissen
eintreten konnte. Doch kann inan auch hier ts finden, wenn
die ursprüngliche genitivbedeutung verdunkelt oder yerschwun-
den ist. So ist z. b. das wort göis (resp. göz) eigentlich ein
gen. sg. neutrs von gößr und sollte also gößs heissen. Dass
das wort gMa ausgesprochen wird, unterliegt jedoch keinerlei
zweifei, da es noch in Skaldhelga rfmur mit möts reimt (sieh
Egilsson s. V.). Auch das adverb vüs (vgL Egilsson unter
9fPäz^*) ist eigentlich genitiv von dem adjectiv vißr. — Dass
das t8 der handschriften in werten wie in den oben angeführten
') Wenn wir im activ in der 2. pers. pl. -ä neben -ip haben: iaküf
l^ü n. 8. w«, 80 sind diese formen ohne zweifel als aus den refleodven
formen iakU^k, bipüsk u. s. w. entstanden anzusehen und dürfen nicht
als auf einer allgemeinen Verschmelzung des auslautenden i und p be«
*rahend aufgefasst werden, denn sie finden sich schon in den alleralteeten
isländischen handschriften, welche auslautendes t und p auf das strengste
auseinander halten; z. b. im St. h.: t€^t 127*, veaei 107*', &tj^ 95**,
neben takep 77", vesip 166*', farep 72" u. s. w. Auf dieselbe weise
erhalten wir unter dem einfluss der reflexivform koaUk im prat. act.
kcat^ öfter Im A. K. 645, sieh Bisk. sog. II 354 *****, 856 ^«f A. K. 625^
5'® (sieh Gislason, Frumpartar s. 92) neben kvap. Nebenbei bemerke
ich, dass man neben kvdp und koai in dext ältesten handschriften oft eine
form kcad findet, z. b. St h. 105", 138* 177» 184 *•. Diese form ist
nach Verners ansieht durch ein Wirkung des in laut und bedeutung
nah verwandten kvadda entstanden. — Bndlich hebeich hervor, dass die
von Sievers auf theoretischem wege construirte form kva, die in
gewissen fallen statt kvap vorkommen kann — wenn dieses letztere vor
pronominibus und pronominalen werten stehen müsste, die mitj^ au*
fangen (vgl. Paul-Braune, ^Beitr. VI. 312) — uns auch in den ha«d-
Schriften begegnen kann; so finden wir in der Finnboga saga zweimal
kua vor pa (vgl. Gerings ausgäbe s. XI).
32 J. Hoffory
wirklich die ausspräche ts bezeichnet und nicht als eine blosse
Schreibart aufgefasst werden darf, darauf hat mich. zuerst K.
Verner aufinerksam gemacht. Und Tollgültige bestätigung
dessen habe ich durch eine stelle im Harmsöl erhalten, die
prof. Gfslason mir freundlich nachgewiesen hat. Hier lesen
wir nämUch str. 32^
m^^s vif) ugg ok hrcBtsln.
Gislason knüpft hieran die bemerkung, ,,das gedieht
scheint im ersten viertel des 13. jahrh. verfasst zu seid. Und
dass man ,,m(sfe" gesagt hat, geht u. a. aus der verszeile
leiptra hiötB at Idto, Harmsöl 53^
hervor'^
Ich will dem nur hinzufugen, dass wir auch in einer Strophe
von Valgarpr von Yelli einen sichern beweis für die ausspräche
ts finden. Das genannte vlsuorfi lautet (vgl. Hkr. von Unger
s. 559):
skau^t und farm hinn friarta.
•Da f^skattzt" ohne zwöifel skautst gelesen werden muss, ist
es selbstverständUch , dass wir auch fritsta lesen müssen, da
sonst der reim vollständig verschwinden würde. — Es ist damit
zur evidenz bewiesen, dass die lautverbindung ßs sowol in ab-
geleiteten Worten wie in der flexion sich in to verwandeln kann;
es war also auch in dieser lautstellung überall tonlos.
Wir haben endlich f in der Verbindung ßk\ vißkOy bUßka ^
und ähnl. Es ist oben s. 8 nachgewiesen, dass f in der
lautverbindung flc tonlos war: rifica und dergl.; rifka verhält
sich indes zu rlfr ganz so wie v{ßkay blißka zu v//r, hlißr^ und
dieselben gründe^ die dafür sprechen,« dass f in der Verbindung
fk tonlos war, machen es in gleichem maasse wahrscheinlich,
dass dasselbe mit dem/ in der Verbindung ßk der fall war. Die
ausspräche war also vi&ka, Ui&ka u. s. w. — Es* ist hiermit
bewiesen, dass / in tonlosen consonantenverbindungen überall
tonlos war; dass / im inlaut überall tönend gewesen sein sollte,
ist also eine ganz unrichtige ansieht. — Uebersehen wir hier-
nach den ganzen entwicklungsgang, so können wir die haupt-
punkte des oben dargestellten in folgender weise zusammen-
Das gemeingerm. anlautende tonlose & erhält sich als sol-
ches durchweg im Altnordischen; doch ist es' wahrscheinlich
schon im gemeinnordischen in* pronominibus und damit ver-
AlinordiBobe consonantenstndien. 33
wandtea adverbien tönend geworden, wenn diese worte unbetont
waren. Das gemeingerm. tönende d erhält sich als solches im
inlaut zwischen tönenden lauten, und in dieser lautstellung ver-
wandelt auch das gemeingerm. ^ sich durchweg in d. Doch
geht die ursprüngliche lautverbindung !& stets in // über, und
in derselben weise wird das ursprüngliche nd^ zu nn, ausge-
nommen vor r, wo ^ sich nicht assimilirt, sondern — wie
sonst — in d übergeht. Nach tönendem l und n mit vorher^
gehender langer Wurzelsilbe verwandelt d — mag es gemein-
germ. d oder gemeingerm. ^ entsprechen — sich schon früh
in d; «päter auch da, wo die Wurzelsilbe kurz war. Nach d
geht d ebenfalls in d über' und das erste d assimilirt sich dann
damit zu dd. Kommt d durch besondere nordische lautbewe-
gungen in unmittelbare berührung mit tonlosen consonanten,
so wird es selbst tonlos. Dieses hysterogene d' geht vor t sowie
nach 8. t, tonlosem l und n schon früh in t über; später auch
nach p und Je. Ebenso verwandelt & in der lautverbindung d'S
sich sehr häufig in t
Man sagte also z. b. dva, d'orp, &rir; dv, (resp. iu)j d'ot
(resp. dat), d'ar (resp. dar)^ und im inlaut: veröa, Uda, mudr;
bjoda^ hiday sidr^ aber dagegen hleyp&a, fylk&ay glap&a^ vak&a
(resp. hleypta, fylkia u. s. w.), fß&sla (resp. fetda)^ gi&sika (resp.
gitdca)^ i^istr (resp. »i^r)y frid'str (resp. früstr); bid-sk, ba&sk^
kve^dc^ km^sk (resp. hxUdc)^ bod^s, g69s (resp. g6t8); vi&ka^
Uidka^ btyk, byd^k u. s. w. Wir haben also auch hier einen
regelmässigen Wechsel in der flexion: bidjay kveda, aber bid'sk^
kve^sk; bod^ boü^ aber bo^8\ gödr, gödan, aber go^s u. s. w.
Für die speziell altnordische grammatik erhalten wir fol-
gende regel : die interdentale spirans / war tonlos im anlaut
(abgesehen von den oben besprochenen pronominibus und ad-
verbien), ebenso im inlaut in tonlosen consonantenverbindungen,
sonst aber stets tönend.
Kehren wir zu / und ä zurück, so sehen wir, dass das
resultat, zu dem wir gelangt sind, in keiner weise sich in ein*
klang bringen lässt mit der landläufigen ansieht über die be-
deutnng dieser zeichen. Nicht eine einzige handschrift gebraucht
/, um den tonlosen, und^, um den tönenden laut auszudrücken;
' im gegentheil, wir haben gesehen , dass / unzählige male den
laut d bezeichnet, während d ebenso oft den lautwerth d" reprä-
sentirt, oder mit andern werten: es ist klar, dass ä eine rein
B«ltrlge %. kund« «1. if. apracbea. IX 3
34 J. Hoffory
graphische Variante von/ ist (vgl. meine bemerkungen
in der Nord, tidskr. f. phil., n. r. III 293 f.). Verhält es sich
aber so, dann wird man leicht einsehen, dass die herrschende
normalorthographie, die / überall im anlaut, ^überall
im inlaut gebraucht und damit prätendirt, / als zeichen für
den laut d" und ä als zeichen fiir den laut d anzuwenden, völlig
unhaltbar ist. Die praxis der normalorthographie stimmt, wie
wir zu anfang des vorliegenden abschnittes gesehen haben,
weder mit dem gebrauch der handschriften überein, noch lässt
sie sich in einklang bringen mit den phonetischen Verhältnissen ;
sie ist also aus äussern wie aus innern gründen gleich verwerf-
lich. — Fragen wir nun weiter,- was an stelle des herrschenden
usus gesetzt werden müsse, so kann meines erachtens nur von
zwei möglichkeiten die rede sein. Die eine ist die, ß und d
wirklich zur bezeichnung des tonlosen, resp. des tönenden lautes
zu gebrauchen, und also z. b. zu schreiben boS, hoäi^ aber boßs;
hiäja^ baä, aber bißsk^ baßsk u. s. w. Aber ein solcher schrdb-
gebrauch findet, wie oben entwickelt, in den handschriften
durchaus keine stüze und ist deshalb schon aus diesem gründe
unannehmbar. Die andere möglichkeit ist die, entweder/ oder
ä als ausschliessliche zeichen für beide laute zu gebrauchen.
Aber hier würden wir wieder, indem wir ä wählten, mit den
handschriften in directen conflict kommen, da ä nicht in einem
einzigen der alten manuscripte allein herrscht. So bleibt nur
der eine ausweg, in Übereinstimmung mit den ältesten islän-
dischen handschriften / als zeichen für beide laute anzuwenden,
so wie /* sowol für <p wie für ß gebraucht wird. Der mangel
eines besondern Zeichens für den tönenden laut wird auf dem
dentalen gebiete keine grösseren Unbequemlichkeiten haben als
auf dem labialen; aber mit dem fallenlassen des Zeichens d
wird der unschätzbare vortheil verknüpft sein, dass es a priori
nicht mehr als selbstverständlich gelten wird, der laut ^ könne
ausser am anfang der werte nicht vorkommen. Natürlich bleibt
es hier wie bei bei f und g sacheder grammatik, zu bestim-
men, in welchen fällen der laut tonlos war und in welchen
fällen tönend. Ich habe in dem vorhergehenden versucht, dieses
ganze verhältniss in den hauptzügen zu beleuchten; im ein-
zelnen wird noch vieles zu ergänzen und zu berichtigen sein.
Altnordische consonantenstudien. 35
II. Anhang za s. 16. Oerrn. tt « altn. t.
Wir haben oben gesehen dass germ. %i nach einem conso-
nanten sich stets in t verwandelt (altn. hjarir = got. bairhts)
und dass germ. x^ nach einem vocal regelmässig in tt übergeht
(altn. mdtta «got. mahta). Von dieser letztern regel giebt es
jedoch mehre bemerkenswerthe ausnahmen, von denen ich jetzt
handeln will.
Die fälle, in welchen germanisches x^ i^ach voraufgehendem
vocal im Altn. durch einfaches t wiedergegeben wird, sind, so
weit mir bekannt, hauptsächlich folgende: hldtr gelächter,
stamm hlahtri-, vgl. althd. hlahtar^ got. hlahjan, (cf. Wim m er,
Fomn. formlära s. 26); slätr schlachten, stamm slahlra-, vgl.
engl, siaughier, got. slahan, (cf. C.-V. s. v.); lätr (seehunds-)
lager, stamm lahira-, cf. ki%TQOv^\ ddtr, n. a. pl. von döttir
tochter umord. dohtriBy vgl. Fornn. form. s. 26, endlich heisst
es auch n^'tr, n. a. pl. von ng'it nacht, vgl. Fomn. form. s. 26.
Vergleichen wir nun Mdtr aus umord. *hldhtri-Ry «icßr aus umord.
^dahtra, icÄr aus umord. *iaÄ^ra-, 6?0^r aus umord. dohtriR — auf
die form fi^7r kommen wir sogleich zumck — z. b. mit formen wie
acc. 8g. m^tt aus urnord. *mahtu, slftt aus UTnoTd.*slahtu, praet.
sg. tndtta aus urnord. *mahtd (vgl. worahto auf dem Tunestein),
n. sg. döttir aus urnord. *dohteBy vgl. got dauhtar^ so liegt
der. gedanke sehr nahe, die Ursache der differenziirung sei in
dem umstände zu suchen, dass in den erstgenannten fällen ein
consonant, in den letztgenannten ein vocal auf das ht folgte.
Besonders deutlich tritt dieses hervor bei dem worte döttir^ wo
wir im n. sg. urspr. ht + vokal, im n. a. pl. dagegen ht +
consonant hatten. Ist jedoch diese erklärung die richtige, so
muss sie natürlich auch auf das wort nqtr anwendung finden,
und wir dürfen somit annehmen, dass der grund, weshalb wir
hier einfaches t haben, darin besteht, dass das r der endung
(L e. ursp. M) zu der zeit, da der Übergang stattfand, unmit-
telbar auf das t folgte. Eine solche annähme fuhrt jedoch, wie
wir bald sehen werden, zu Schlussfolgerungen, die in mehrfacher
') Germ, a entspricht hier europäischem e, griech. €, lat. e, wie im
got flahta = griech. nlexTi^^ altn. /i^'r = lat. ^ccw« (Steffens on, Nord,
tidskr. f. philol., n. r. IL 70 f.), altbd. faha^ vgl. griech. tt^xo», lat. peeto
und mehrere andere falle.
3^
36 J. Hoffory
hinsieht nicht blos für die altn. lautlehre, sondern auch für die
flezions- und wortbildungslehre von bedeutung sein werden.
Die gemeingerm. grundform fiir nq'tr ist *naktiz^), das
Umord. musste *nahtiR bieten» vgl. dohtriR^ und nqtr kann«
wie soeben bemerkt , nur auf die weise sich daraus entwickelt
haben, dass das B^ nachdem i ausgefallen war, unmittelbar auf
den Stammauslaut t folgte, da es nur hierdurch verständlich wird,
dass es n^'tr heisst mit einem ty nichts wie wir erwarten sollten,
*n^ttr. Zunächst drängt sich uns hier die frage auf: ist es das
^urspr. xt (tu) y das unter einwirkung eines nachfolgenden con-
sonanten in t übergeht , oder ist es das bereits assimilirte U^
das vereinfacht wird, wenn ein consonant folgt Oder mit an-
dern werten: ist der entwicklungsgang gewesen:
1) Wenn Gislason (Tidskr. f. phüol. YI 248 ff.) und später Mah-
low (Die langen vocale A, E, in den europäischen sprachen s. 189) die
ansieht verfochten haben, ploralformenwie/^^, hendr^ breßr (i. e. *hrsprr)
entsprachen got. fotjuB^ handjus, broprjtis^ so moss ich im gegensatz da*
SU mich mit der zuerst von Lyn g by aufgestellten behauptnng einverstanden
erklären, dass formen wie die oben angeführten als consonantische plural«
formen anzusehen sind, die z. b. grieoh. pluralnominativen wie n6&€s,
fivig, ntcTi^g entsprechen (vgl. Tidskr. f. philol. VI 38 ff.). Die urgerm«
formen müssten also heissen (pötiz^ jjfaiM^w, ßrö^riz^ die umord. fcUJS^
handiR^ hröpriR, Gislasons ansieht widerstreitet meines erachtens
direkt dem dohtrxR auf dem Tunesteine, denn doktriR kann nicht got.
dauMrjus entsprechen , da got. -us im Umord. in -uR {waruR in «der
Tomstadinschrift) übergeht. Namentlich kann nicht der mindeste zweifei
darüber obwalten, dass die pluralform n^'tr als consonantstamm auftu*
fassen ist, denn auch das Gotische hat bekanntlich in diesem werte con*
Bonantische flexion: n. a. pl. nM8, Sowol got noA^« wie altn. n^'ifr weisen
auf ein urgerm. naxtiz (= gr. vvxng, vgl. Tidskr. f. philol. VI 89) zurück ;
im Umordiechen hiess die entsprechende form natürlich nahtiR. Aber
nicht blos die pluralform nq'tr, got. nahia, sondern auch g. sg. n^'tr^ got.
nahts geht auf ein urgerm. naxtiz zurück, womit das lat. noctis buch*
Stabe für buchstabe übereinstimmt. (Ob die gemeinschaftliche europä*
ische grandform hier auf -o« (vgl. gr. -os) oder auf -u (vgl. lat. -tf)
endete, ist in diesem Zusammenhang gleichgültig). Ueberreste dieses ur-
germ. genitivs auf -iz haben wir wir auf altn. gebiete ausser in n^tr auch
in formen wie Mr^ merkr^ bekr, elptr. Dieselbe endung findet sich femer
in kyr, ^V, 8yr, In einem einzigen fall hat sich diese endung auch im
masc. nämlich im genitiv tndnapr = got. *mimp8 (vgl. Fornn. forml.
s. 59) erhalten; die urgerm. form war hmhöM;. Dagegen sind die formen
manm^ nagU auf den einfluss der a-flexion, die formen veirar , ßngrwr
fötar auf den einfluss der u-flexion zurückzufuhren.
Altnordische consonantenstudien. 37
*nahtiB > *nehtiB > *nektR > fHi'tr
oder
^nahüR > *näUiB > ^n^Ur > n<}7r — ?
Schon aus physiologischen gründen scheint die letztere
altematiye den yorzug zu verdienen, denn es wäre unwahrschein-
lich anzunehmen, der auf das ursprüngliche ht folgende conso-
nant hätte auf das nicht unmittelbar YorhergehendeA einwirken
können» wogegen es nicht schwer zu yerstehen ist, dass das
geminirte U yor nachfolgendem consonant vereinfacht werden
konnte. Diese theoretische betrachtung wird zudem durch
einen andern in die äugen springenden umstand unterstfitzt
Bekanntlich geht ein urspr. nt, durch die mittelstufe *JNt
(mit tonlosem N), im Altn. gewöhnlich in U über: fn^iM
= schwed. mantdj vfttr t» schwed. und dän. vante. (Fomn.
forml. s. 27)» etc. Hiervon gibt es jedoch eine merkwürdige
aufnähme, nämlich das wort vetr winter (vgl. got. vintrus), das
durchweg mit einem t geschrieben wird (vgl. Wimmer a.
a. 0.). Es kann wol kaum ein zweifei darüber obwalten, dass
der grund, weshalb wir hier ein einfaches i haben, derselbe ist,
der bewirkt hat, dass wir in hläir etc. t statt U haben, näm-
lich weil ein consonant folgte. Steht dieses jedoch fest, so
werden wir fast mit noth^endigkeit zu der annähme geführt, dass
nicht das urspr. tU^ sondern das assimilirte tt sich in i ver-
wandelt habe, denn es wäre doch ganz unwahrscheinlich anzu-
nehmen, ein nachfolgender consonant (im vorliegenden fall r)
sollte nicht bloss die kraft besitzen, das h in der lautverbin-
dung kt zu verschlingen, sondern er sollte diese fähigkeit auch
gegenüber dem N in der Verbindung Nt haben. Ich betrachte
es daher als feststehend, dass sowol n^'tr als vetr durch
die Verwandlung von tt in t vor einem consonant^en
entstanden sind.
Diese ansieht führt jedoch zu weiteren Schlussfolgerungen.
Steht es nämlich fest» das sowol das aus fU wie das aus nt ent-
standene tt vor einem consonanten vereinfacht wird, so wäre
es absurd nicht anzunehmen, dass dasselbe mit dem urspr.
urgerm. tt der fall sei. Und es ist femer nicht der lei-
seste grund vorhanden, zu vermuthen, dass das, was für tt
gilt, nicht auch für die übrigen explosivlaute und spiranten
gelten sollte ^). Oder mit andern worten : wir dürfen unbedenk-
^) Dagegen dürfen wir nicht von vornherein annehmen, dasselbe sei
38 J. Hoffory
lieh annehmen, dass auch kk^ pp, ddy 88 ^) in denselben fällen
sich in i, j9, d, 8 verwandeln, in welchen tt in t übergeht.
Fragen wir nun zunächst: welches sind diese bedin-
gungen, seist diese antwort zum theil schon gegeben in dem
obigen : wenn ein consonant folgt. Aber die form n^'tr hat
uns gelehrt, dass es sich hier nicht bloss um die fälle handelt,
in denen wir ursprünglich geminata + consonant hatten,
sondern dass Vereinfachung auch in fällen eintreten kann, wo
die geminata erst durch Schwund eines nachfolgenden vocals
in unmittelbare berührung kam mit dem folgenden consonanten.
Unsere nächste aufgäbe ist also, die fälle zu untersuchen, in
welchen ein ähnlicher vocalschwund wie in n^tr =- um. *nahtiB
stattgefunden hat^).
Der vokal, der in n^'tr ausgefallen, ist das kurze /. Wann
dieser Schwund in den flexions- und ableitungsendungen einge^
treten ist, lässt sich mit vollkommener gewissheit wol nicht
entscheiden, aber so viel dürfte doch feststehen, dass es im
laufe der zeit geschehen sein musS; welche die ältesten inschriften,
die mit der Jüngern runenreihe geschrieben sind, von den in-
schriften der altern reihe scheidet. Auch ist es unzweifelhaft,
dass das kurze a in flexions- und ableitungsendungen gleich-
zeitig mit dem Schwund des i ausfiel oder vielleicht gar noch
früher; und daher dürfen wir unbedenklich annehmen, dass die
oben postulirte Vereinfachung von explosivlauten und Spiranten
überall da stattgefunden hat, wo in folge des ausfalls von a
oder i ein geminirter explosivlaut oder eine spirans in berüh-
rung kam mit einem nachfolgenden consonanten. Natürlich
muss Vereinfachung auch da eintreten, wo ein consonant auf
einen geminirten explosivlaut oder auf eine spirans folgt, ohne
mit den /- und r-lauten oder mit den nasalen der fall , denn diese species
weichen — namentlich wegen des zu ihrer hervorbringung nothwendigen
grösseren resonanzraumes — in physiologischer hinsieht so bedeutend
von den explosivlauten und den Spiranten ab, dass man nicht ohne wei-
teres voraussetzen kann, sie seien denselben gesetzen unterworfen wie diese.
^) gg ist im Altn. bekanntlich keine wirkliche geminata, sondern nur
das zeichen für das inlautende explosive g. Das seltene bb kommt hier
nicht in betracht. *) Dagegen darf nicht angenommen werden, dass
Vereinfachung vor den halbvokalen j und v stattgefunden habe , denn
diese laute gehören vermöge ihrer entstehungsart nicht mit den conso*
nanten zusammen , da bei ihrer hervorbringung keine Verengung oder
Schliessung des mundcanals stattfindet.
Altnordische consonantenstudien. 39
dass Yocalschwund stattgefunden hat Dagegen dürfen wir nicht
ohne weiteres behaupten, die erwähnte Vereinfachung müsse auch
eintreten, wenn die geminata durch Schwund eines nachfolgen-
den u mit einem folgenden consonanten in Verbindung gßkom-
men war, denn der ausfall des u hat ohne zweifei erst weit
später stattgefunden als der Schwund des a und i (vgl. Wim-
mer, Tidskr. f. philol. VIII 350 f., Navneordenes böjning § 38
u. a.). — Betrachten wir nun zunächst das altnord. flexions-
system, werden wir im wesentlichen folgende consequenzen der
gefundenen regel zu constatiren haben:
I. Die Yereinfachnngsregel bei den subBtantiven.
A. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor flexionsendungen.
1. In der flexion der a-stämme. Das femininum kommt
hier nicht in betracht; im masc. wird die geminata — im fol-
genden verstehe ich darunter, wenn nichts anderes bemerkt ist,
nur geminirte explosivlaute und Spiranten — im n. und g.
sg., im neutr. im gen. sg. vereinfacht. Die ältere flexion war
also z. b.:
sg. masc.
n. *vätr
g. *vdt8
d. v&tti
a. vätt
pi.
n. vättar skattar broddar lokkar toppar hopp
U.S.W. U.S.W. U.S.W. U.S.W. U.S.W. U.S.W..
Als hierher gehörend können auch die worte betrachtet
werden, die im stamm ss haben, wie koss (masc.) und hlass
(neutr.). Die alte nominativform *ko88r musste nach unserer
regel zu *kosr und dieses wieder nach der allgemeinen assi-
milationsregel (Fomn. forml. 28) zu koss werden. Im genitiv
mussten *kosS'S^ ^hlass-^ nach unserer regel koss, hlass werden.
Auf die flexion der Ja- und i;a-stämme wie auch auf die
der M-stämme nehme ich vorläufig keine rücksicht, da sich hier
verschiedene umstände geltend machen, die am passendsten
später im Zusammenhang behandelt werden.
2. In der flexion der /-stamme. Wie bei den a-stämmen
neutr.
*skafr
*brodr
*lokr
*topr
happ
*8kat8
*brods
Hoks
Hops
*haps
skatti
broddi
lokki
toppi
happi
skatt
brodd
lokk
topp
happ
40 J. Hoffory
musste hier Yereinfachung eintreten im nom. sg., dagegen nicht
im gen. Bg., da dieser casus auf -ar endet; also z. b.
sg. masc.
n. *kvür
g. kvittar
d. kvitt
a. kvitt.
Auch die femininen i-stämme endeten bekanntlich im nOm.
sg. auf r, urspr. -iJS; da wir aber nicht wissen, wann diese
endung ausser gebrauch kam, können wir nicht mit be-
stimmtheit entscheiden, ob hier je Vereinfachung stattgefunden.
Es ist daher ungewiss, ob formen wie •s^'^r, *q'tr und ähnl.
(» 8^'tty ^tt im gewöhnlichen Altnordischen) überhaupt existirt
haben.
3. In den einsilbigen consonantischen stammen tritt Ver-
einfachung im nom. acc. pl. und im gen. sg. ein, wenn dieser
casus auf -r endet. Als beispiel führe ich das oben erwähnte
n^'tr^ gen. sg. und nom. acc. pl. von n^'tty an. Dagegen bin
ich im zweifei, ob Wimmer (Fomn. forml. 55 f.) mit recht
„mVr" in der pluralform „A/aZw-w^r" als vUr «=- *vtitr auflfasst
(sieh hierüber auchSvend Grundtvig, Edda* s. 215 ff.) und
es als nebenform von v^'ttr, vittr erklärt (vgl. betreffs der letz-
teren form Wimmer a. a. o. und Söderberg, Fomgutnisk
Ijudlära s. 7), mit hinweis auf die gotische pluralform vaiht»
(Skeireins 2. d) und auf das altengl. wiht Es liesse sich ja
auch denken; dass das erwähnte ^.vür''^ aus einer singularform
*vü (mit einem t) hervorgegangen sei, welches sich zu vittr ^
got. vaihU ganz so verhalten würde wie süt zu sott, got. saukts.
Doch scheint es mir angemessener, anzunehmen, dass das i in
^.hjalmvür^' kurz war, entstanden durch correption in unbe-
tonter silbe aus dem S in vettr, und in ähnlicher weise könnte
die Vereinfachung des tt in dem umstände ihren grund haben,
dass es in der zweiten silbe stand. Hjalmvitr würde sich dann
zu einem altem *hjälmtittr ganz so verhalten wie lyritr (acc.
lyrüy gen. lyritar u. s. w.) zu dem urspr. lypTHtr^ oder wie
eyvit zu älterem *ef/rHt, Die Vereinfachung des tt betreffend,
mag auch an formen wie gefit gegenüber mitt, ßifty sitt erin-
nert werden, (cf. über dieses ganze verhältniss Bugge, Rune-
indskriften paa ringen i Forsa kirke s. 57 und dessen bemer-
kungen bei Nygaard, Eddasprogets sjntax II. 58 f.). Dass
Altnordische consonantenstudien. 41
es auch im Altn. einen consonantiscben stamm v^'tt, veti ge-
geben, wird nach meiner ansieht übrigens auch durch dasjenige
pronomen wahrscheinlich gemacht, das man nach der gewöhnlichen
normaloiihograpbie vcettki schreibt and das ich mit Wim m er
als eine Zusammensetzung von v^U und gi auffasse TFornn.
forml. 8. 98). Es hindert ja nichts, den nom. acc. v^tt als auf
einem consonantenstamm beruhend aufzufassen, und auch der
dat v^ttu (in v^'tfu-gi) lässt sich bei einer solchen aufiassung
erklären. Der gen. von „vcettkV' heisst gewöhnlich yermöge des
einflusses des dativs v^UugiSy aber die urspr. form ist sicherlich
v^ttergis (St. hom. 78'^, vergl. auch Wimmer a.a.O.), das
ich als durch palatalen umlaut aus urspr. v^'Uargi(sy) entstan-
den erkläre. Also würde auch der genitiv mit der consonan-
tiscben declination übereinstimmen. Wenn also^ wie ich ver-
muthe, im Altn. ein consonantenstamm vf(ttf vät existirt hat,
müsste nach unserer regel nom. acc. pl. hiervon v^'tr, vitr ge-
lautet haben.
4. In dar flexion der tor-stämme tritt Vereinfachung vorr
im giknzen plural, sowie im dat. sg. ein, wenn dieser casus
» nom. acc. pl. ist. Der einzige vorkommende fall ist das
vorhin erwähnte dMHr^ das im nom. acc. pl. sowie (bisweilen)
im dat sg. ditry dat pl. dstrum^ gen. ditra lautet
5. In der flexion der ati- stamme musste Vereinfachung
eintreten im gen. pl. masc. (sofern diese form auf -na endet),
gen. pl. neutr. und gen. pl. fem. Allerdings endet das Gotische
im letztgenannten fall auf önö, aber hieraus kann das altn. -^a
unmöglich hervorgehn, denn ein urspr. ö kann im Altn. nicht
spurlos verschwinden. Ich halte es für wahrscheinlich, dass
disks Um. hier auf -anö endete und finde eine stütze für diese
annähme in der form arhingano auf dem Tunestein, die ich mit
Lyngby (Tidskr. f. philol. VIII 194) als gen. pl. fem. von dem
stamme arbtngän-^) auffasse. Ob sich ein masculiner an-stamm
mit -na im gen. pl. und geminata in der Wurzelsilbe findet, ist
mir nicht bekannt; dagegen haben wir im neutr. das wort vqüa
(vetta)y sofern Jon I^orkelsson recht hat, v^'tta in der Ver-
bindung ekki v^tta und -vetna {-vitna) in hvarvetna, hvatvetna
als resp. gen. sg. und pl. eines neutralen an-stammes aufzu-
*) Vergl. hvergt für *hvargi, •) Sievers bemerkoDgen (Panl-
Braunes Beitr. V. 66) sind irreleiteod.
42 J. Hoffoiy
fassen^). Dieses v^Ha würde dann im gen. pl. v^'ina heissen.
Als beispiele für das fem. führe ich worte wie ekkja^ reldcja
an, von denen der gen. pl. ekna^ rekna laaten müsste.
Es erübrigt noch, das verhäliniss unserer regel zu den k-,
ja- und t^-stämmen nachzuweisen.
In den altern runenschriften hat das auslautende u in den
t/-8lämmen sich durchweg erhalten: varu-R (Tomstad), hagu-
stddiR (ValsQord) , ovlpu-PevaR i. e. vdßU'ßevaR (Thorsbjerg)
u. a. Dieses verhältniss erfährt, wie oben bemerkt, durch ziem-
lich lange zeit keine Veränderung; wir finden noch in den in-
schriften von Sölvesborg und Helnäs die accusativform sunu,
während der etwas jüngere Tryggeväldestein die form sun
hat (Wim m er, Runeskr. opr. s. 185, s. 234 ff. 258 ff.). Es
gebricht uns an mittein, um auf theoretischem wege mit voll-
kommener Sicherheit zu entscheiden, ob die Vereinfachungsregel
zu der zeit lebendig gewesen ist, da das u fortfiel, aber man
darf mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass dies der fall
gewesen, da, wie vrir oben gesehen, der Wechsel zwischen ge-
minata und einfachem consonant sich sogar noch im gewöhn-
lichen Altnordischen in den werten döUir und nf'U erhalten hat.
Es erscheint mir deshalb wahrscheinlich, dass wir auch bei
den M-stämmen einst eine ähnliche flexion gehabt haben wie
bei den a- und t-stämmen, also z. b.
sg. n.*k^r *hgkr *drptr
g. kattar kakkar drättar
d. k§tti k§kki dr^tti
a. kott kokk dro'tt
r c c
pl. n. k§ttir kgkkir dr§ttir
U.S.W. U.S.W. U.8. w.
Was nunmehr die Jo-stämme angeht , so können wir zu-
nächst ganz von den werten absehen, die vne hirßir und kl^ßi
flectirt werden, da alle endungen hier mit einem vokal begin-
nen. Ebenso kommen die worte nicht in betracht; die vde bqn
und kyn flectirt werden, da die Wurzelsilbe hier stets kurz
ist. Es bleiben also nur die feminina übrig, die wie heißr,
und die masculina, die wie beßr flectiren. Im Gotischen endi-
gen die worte, die den altnordischen femininen Jo-stämmen,
*) Sieh hierüber Gleasby-VigfusBOD s. 720.
Altnordische eoosonantenstudieD. 43
die wie heißr flectirt werden, entoprechen, im nom. sg. auf -i:
haipi u. 8. w.; in den ältesten runeninscbriften finden wir kein
Beispiel für die hierher gehörenden werte, aber es darf wol an-
genommen werden, dass der nom. sg. auch hier auf einen vocal
endete. Allein schon früh hat der nominativ die endung r an-
genommen, wie aus der form raknhütr i. e. Bagnhüdr auf dem
Tryggevälde- unddemGlavendrupstein hervorgeht, den Wimmer
ungefähr in das jähr 900 verlegt (Runeskr. opr. s. 243, 247,
255) vgl. auch auf den schwedischen runensteinen formen wie
rdhniltry Liljegren 605, kunhiltr ib. 316, kunür ib. 427, cf.
Rydqvist U. 262. Es kommt mir deshalb wahrscheinlich
vor, dass die Vereinfachung auch hier wie bei den u-st&mmen
im nom. sg. (die übrigen casus kommen nicht in betracht) ein-
getreten sein musste, aber das einzige hierhei^ehörende wort,
auf das unsere regel anwendung finden könnte, ist das Sub-
stantiv v^'Uvy vittTf das im pl. nach der f-klasse flectirt wird
(Fomn. forml. 49) und gewiss auch im sg. ursprünglich hierher
gehörte. Da das wort indess auch im Altschwedischen im Sin-
gular zu den j'o-stämmen gehört (Rydqvist IL 77 ff.) und
sein Übergang zu dieser flexionsweise also aller Wahrscheinlich-
keit nach sehr alt ist, trage ich kein bedenken anzunehmen,
dass es einst folgendermaassen flectirte:
sg. n. *v^'tr
g. v^ttar
d. vgtti
a. v§tti
pl. [n. v§ttir]
u. s. w.
Aber im übrigen müsste ja, selbst wenn man annehmen
wollte, das wort sei erst in verhältnissmässig später zeit durch
parallele entwicklung im Altn. und Altschwedischen im sg. zu
der ^a-flexion übergegangen, und gen. und nom. sg. wären des-
halb alsreste der ursprünglichen t-flexion aufzufassen, auch in
diesem fall im nominativ Vereinfachung eintreten; die form i;^'^r
wäre dann wie die form kvitr (vgl. oben unter 2) zu beur-
theilen.
Wir betrachten jetzt die masculina, die wie beßr oder herr ^)
^ Dass dieses wort nicht im nom. acc. pl. vorkommt, ist far ans
ebne bedeutang (Gislason, Oldn. forml. 90).
44 J. Hoffory
flectirt werden. Im Urnordischen finden wir leider kein bei-
spiel eines hierher gehörenden wertes. Es ist deshalb imgewiss,
ob der nom. und gen. sg. harjiB, harjis (vgl. got. harjis, harjis)
oder harjaR, harjots geheissen habe; doch dürfte das letztere —
nach den finnischen lehnworten zu urtheilen — das wahrschein-
lichere gewesen sein (Thomsen, Den got. sprogclasses indfl.
paa den finske 80 f.). Aber gleichviel, ob der stammauslaut a
oder i gewesen; hier genügt es uns, dass dieses a oder t aller
Wahrscheinlichkeit nach in den ^'o-stämmen zu derselben zeit ge-
schwunden sein muss, als das a, «.sonst im stammauslaut fortfieL
Fragen wir nun, welches aussehen die hierher gehörenden formen
nach dem Schwund des auslautvocals annahmen, so ersieht man
leicht, dass nur zwei möglichkeiten vorhanden sind. Man könnte
sich nämlich denken , nach dem ausfall des vokals seien zu-
nächst im nom. gen. sg. formen wie harjB, herjB ; harjs, herJB
und daraus durch Schwund des j Herr und hers entstanden.
Aber man könnte auch vermuthen, das j sei zuerst zu i voca-
lisirt worden: hariR, heriB; haris^ heris und dann ausge-
fallen. Sehen wir jedoch genauer zu, so wird sich zeigen, dass
die erstere möglichkeit nur scheinbar ist, da ein . halbvocal ^)
(i. e. ein nicht silbebildendes i oder u) gemäss seiner natur
nicht zwischen zwei consonanten stehen kann (cf. Sievers,
Paul- Braunes Beitr. V. 1, 6). Formen wie harjB, harjs
können daher weder im Nordischen noch in irgend einer andern
Sprache existiren oder existirt haben. Wir sind also genöthigt,
anzunehmen, dass durch schwund des Stammauslauts formen
wie hariB, haris entstanden, und diese annähme wird positiv
durch die inschrift auf dem Bäfsalstein bestätigt, der bekanntlich
zu den sog. Übergangssteinen gehört, indem gerade hart hier
als erstes compositionsglied in dem werte hariundfs vorkommt,
wo selbstverständlich nicht die rede davon sein kann, das i als
halbvocal aufzufassen^). Dass die Räfsalinschrift der zeit nach
^} Dassj im Nord, ein halbvocal, keine Spirans war, erhellt daraus,
dass es vor i und mit t nach verwandten vooalen aasfallt. *) Auch anf
dem Tstabystein finden wir hart- als erstes compositionsglied in dem
Worte harivuldfd, wo das auslantende a sich anscheinend erhalten hat.
Doch hat dieser letztere umstand nicht viel su bedeuten, da wir gleich
darauf die form hapuvul^r ohne a finden, und da überhaupt die Istaby*
Inschrift sicherlich als ein affectirter versuch, die spräche einer altem
zeit nachzuahmen, betrachtet werden muss. Der urheber der intohrift
Altnordische consonantenstndieiL 45
dem Yenchwinden des stammauslautes angehört, ergibt sich
deatlich aas der form mlfs^ die in der altem runensprache vuU
fas oder volfas lauten würde (vergl. hnabdas (Bö) und godagaa
(Vakfiord)).
Ans dem yorhergehenden ergibt sich, dass das hystero-
gene i in hariR u. s. w. zu einer, zeit existirt haben muss,
wo das u in den M-stätnmen noch vorhanden war, und nichts
widerstreitet der annähme, dass es ungefähr gleichzeitig mit
diesem ausgefallen sei. Es ist daher wahrscheinUch , dass die
▼erein&chung auch hier yorbanden gewesen, und dass z. b.
bekkr^) einst flectirt wurde
sg. n. ^bekr . pl. n. bekldr
g. ^heks (bekkjar) u. s. w.
d. bekk
a. bekk
Was hier von den ya-stämmen gesagt ist, findet auch mu-
tatis mutandis anwendung auf die va-stämme. Es hiess im Ur-
nord. sicherlich z. b. hervaR im nom. sg. (vgl. ßevaB, Vals-
fjord und Torsbjerg) und hervas im gen. sg. Hieraus ent«
wickelten sich zunächst mittelformen wie heruR (später hjfruB)^
herus (später hj^rus) und aus diesen endlich die gewöhnlichen
altn. formen hjfrr, hjfrs. Die Stammform hj^ru' finde ich auf
dem Istabystein als erstes glied des zusammengesetzten wertes
fJkaeruvulaßR*^^); f^haeru-^*' steht sicherlich für ^fiearu^"* (i. e.
hat im allgemeinen den anfang der worte richtig wiedergegeben, aber in
bezug aaf das ende derselben begeht er wiederholt arge Schnitzer; ich
erinnere an das ansinnige vuldfiR und die albernen formen a/dtR und
fmaM, — Dass die Istobyinschrift eingehaaen ist, nachdem das umord. S
in den endnngen sich in a verwandelt hatte, geht deutlich aus dem worte
rmuLR s umord. rumJR (Järsberg) hervor; aber diese Verwandlung
erfolgte gewiss ungefähr gleichzeitig mit dem ausfall des stammauslau-
tenden a und • ; vgl. das stainaE des Rafsalsteins neben dem -wä/a. Ich
bin daher geneigt anzunehmen, dass der Istabystein derselben periode an-
gehört wie die genannte inschrift. — Auf die form harivolafR auf dem
Stentoftestein nehme loh wegen des ganzen characters dieser inschrift
keine rüoksicht
^) Das wort hMcr ist sicherlich wie die meisten hierher gehörenden
maaeulina mit langer Wurzelsilbe ursprünglich ein t-stamm (of. Sievers,
Paul -Braunes Beitr. V. 112 f.), aber wahrscheinlich schon in sehr alter
zeit zu der jo-flezion übergegangen. *) Es scheint mir nicht ganz be-
rechtigt, mit Wimmer, Navneordenes böjn. s. 73 und 74 „Aacrt«** auf
dem Istabysteine als «-stamm aufzufassen.
46 J. Hoffory
hjfTu-) wie in der Torabjerginschrift „o^i?«" sicherlich für
vcipu" steht. Diese erklärung dünkt mich jedenfalb wahrschein-
licher als Gislasons vermuthung, dass ae in derselben weise
zu erklären sei, als wenn im Althd. ae gegenüber got cd ge-
schrieben wird z. b. (lerda =^ got. airßa (Aarb. f. nord. oldk.
1869 s. 84), denn für eine solche bezeichnungsart bietet übrigens
die runensprache, so viel mir bekannt, keine beispiele. Auch
lese ich die adjectiirischen formen „A^aru^" auf dem Ramstastein,
und ^Jcaruß*^ auf dem Rökstein ganU und garuR^) zweisilbig
und kann mich Bugges lesart garvt garvR (Antiqvar. tidskr.
f. Sverige V. 43f.), die ich schon aus physiologischen gründen
für unstatthaft halten muss, nicht anschliessen , ganz davon
abgesehen, dass auch metrische gründe dagegen sprechen
(vergl. den vers s. 48). Dieses secundäre u ist sicherlich um
dieselbe zeit wie das u in den u-stämmen ausgefallen; und' es
würde auch hier wahrscheinlich sein, dass yereinfachung ein-
treten musste (namentlich im nom. sg. masc., gen. sg. ma^.
und neutr.); aber so ?iel mir bekannt, gibt es kein hierher ge-
hörendes Substantiv, das in der Wurzelsilbe geminata hat.
B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor ableitungsendungen ^).
1. Zweisilbige masculina, welche durch die ableitungsen-
dungen -allf 'Ulf -wW; -a«w, -»««, -wn»; -arry -iirr gebildet
werden, werfen bekanntlich in der flexion den vocal, der vor
4y -n, -r steht, in den vocalisch beginnenden endungen, d.h. im d.
sg. und im ganzen plural, ab. Dass dieser Schwund sehr alt
^) Oder, wenn der umlaut schon eingetreten war, g^mt, g^ruR. *) Ur*
sprünglich war es meine absieht, das verhältniss der vereinfacbtingsregel
zur flexionslehre und ihr verhältniss zur wortbildungslehre je in einem
beeondern abschnitt zu behandeln. Da jedoch verschiedene ableitangs-
endungen (z. b. diejenigen, mit denen zweisilbige snbstantiva anf -off,
-fö, -i#Ä; -an«, -wi«, -unn; 'Orr, -urr gebildet werden; femer die, mit
denen der comparativ und Superlativ gebildet wird u.s. w.) in so inniger
beziehung zur wortbiegung stehen, dass sie aus practischen gründen in
den grammatiken mit dieser zusammen behandelt werden, so erschien es
mir das natürlichste, auch hier diese Ordnung zu beobachten, so dass ich
unter Zugrundelegung der darstellung in Wimmers Fomn. forml. bei
jeder wortclasse alle mit der Vereinfachungsregel in Verbindung stehen*
den Verhältnisse behandle, die Wim m er zugleich mit dem flexionssystem
berücksichtigt, selbst wenn sie im strengsten sinne nicht mit unter die
Altnordische consonantenstudien. 47
ist, älter als das eintreten des i-umlauts, geht daraus klar her-
vor, dass Worte wie ketiü, lykiü im dat. sg. katli, lukli^ im nom.
pl. haüarj liMar n. s. w. heissen. (Fomn. forml. s. 42). Es
muss deshalb nothwendigerweise Vereinfachung in den genannten
formen bei den worten eintreten, wo die Wurzelsilbe mit ge-
minata endet; z. b.
sg. n. dröttinn pl. n. drötnar
g. dröttins g. drötna
d. drötni d. drdtnum
a. dröttin a. drötna.
In entsprechender weise müsste natürlich Vereinfachung bei
den hierher gehörenden femininia und neutris eintreten; aber
so. viel mir bekannt, gibt es bei diesen keinen fall, wo wir in
der Wurzelsilbe geminata haben.
2. Die endsilbe -gi (resp. -ki) wird, namentlich in der
altem zeit, in ziemlich weitem umfang an snbstantiva, adjeetiva
und pronomina gefügt, und ist in verschiedenen fällen voll-
ständig mit den entsprechenden worten verwachsen. Es ist da-
her sehr natürlich, dass Vereinfachung überall da stattgefunden,
wo -^t\ 'ki an eine casusform gefügt wurde, die mit geminata
endete. Indess kenne ich von Substantiven, die factisch in
Verbindung mit -gi vorkommen, keine andern, auf doppelcon-
sonanten ausgehenden als das oben unter A. 3 besprochene
v^Uy viti, welches, wenn -gi angehängt wird, im nom. acc nach
unserer regel v^'iki^ vitki^) heissen müsste; im dat heisst es,
wie vorhin bemerkt, vqUugi^ vittugi^ im gen. v^tiergis^ vittergis.
Dass das wort pronominale bedeutung hat, thut natürlich hier
nichts zur sache.
wortbiegnng gehören. Auch die einsilbigen snffixe ^gi and -m behandle
ich ragleich mit den ableitangsendoDgen , da sie ja factisch als solche
fnngiren und üire urspr. bedeutung sich zum theil verwischt hat. Da-
gegen handeln wir von dem verbal tniss unserer regel zu den theilen der
wortbildungslehre, die nicht in inniger Verbindung mit dem flexionssystem
stehen, erst nach erledigung desselben.
^) Neben diesem väki kommt auch ein vMd Yor (mit assimilation
und vooalverkürsung vor dem doppelten A;}, sieh Bugge, Tidskrift f.
philol. X. 126, und diese form enthalt einen neuen zwingenden beweis
flur die rlchtigkeit unserer regel; denn kk kann natürlich nur aus einem
tk und nicht aus einem Uk entstanden sein.
48
J. Hoffory
II. Die vereinfiMhiuigsregel bei den adjeetiT^n.
A. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor flexionsendungen.
Die schwache adjectivflexion kommt nicht in betracht, da
die endungen hier sämmtlich schon mit einem vocal anfangen.
In der starken adjectivflexion tritt Vereinfachung ein im n. sg.
masc., g. sg. masc. und neutr., im n. a. sg. neutr. und ebenso
ohne zweifei im g. d. sg. fem. und im g. pl., da der vocal, der
hier ausgefallen ist — wahrscheinlich e — in jedem fall nicht
lang gewesen sein kann und man deshalb annehmen muss, dass
er zugleich mit den übrigen kurzen vocalen ausgefallen sei.
Es hiess also ursprünglich z. b.
sg-
n. VÄr rett *rHt^)
g. *rits *rärar *räs
d. rettum *räri retfcu
a. rettan retta *rät
pl.
n. rettir • rettar rett
*8tutr stutt 8tuU
*stuts *8tutrar *^uts
stuttum *stutri stuttu
stüttan stutta ^uU
stuttir stuttar stutt
g. *rära *8ttUra
d. rettum stuttum
a. retta rettar rett stutta stuttar stutt
und ebenso *8kakr, *8kak8y *skakt, *skakri, *8kakrar^ *8kakra^
aber skghk^ skakkir u. s. w., ^krapr^ *krap8^ ^hräpt^ *krapri,
*kraprary ^krapra, aber krgpp^ krappir u. s. w.
Wir haben oben gesehen, dass formen wien. g. sg. kos8 eine na-
türliche erklärung nach unserer regel finden, da die urspr. nomi-
nativform *ko88'r hiemach *ko8r und dieses wieder koss werden
musste, während die urspr. genitivform *ko88'8 durch Vereinfach-
ung unmittelbar in ko88 übergehen musste. Dasselbe gilt na-
türlich von adjectiven mit 88 im stamm, und ich nehme daher
an, dass z. b. n. sg. hva88 auf ein älteres ^hcasr aus urspr.
^hvass-r zurückgeht und dass g. sg. hva88 für *hvas8^ steht
Ebenso meine ich, dass d. sg. hva88iy g. sg. hva88ar^ g. pl.
^) Man nimmt gewöhnlich an, neatralformen wie r^ für *rHU be-
ruhten auf der regel, dass ein consonant nach einem andern consonanten
nicht verdoppelt werden kann. Man sieht jedoch leicht, dass sie ebenso
gut nach unserer regel sich erklären lassen: riU aus *rM4 wie *riir
ans riU'r.
Altnordische conBonantenBtudieD. 49
hvassa f&r *hva9riy *hva8rar, *Ät>flwra von ursprünglichem •Äca«s-rt,
*Ät?flHW-rar, *hvas8'ra. Dass diese aufiassung die richtige ist, geht
zur eyidenz ans der neutralform hvast ^) hervor, indem diese
form ja nur dui'ch Vereinfachung von ^ vor t entstanden sein
kann. Hat sich aber das urspr. *hv<i884 in hvast verwandelt,
würde es keinen sinn haben, anzunehmen, dass das urspr.
^hvasB-r nicht auf dieselbe weise in ^hvasr übergegangen sei. —
Von den adjectivischen jc^ und oa-stämmen gilt ganz dasselbe,
was oben hinsichtlich der substantivischen ja-- und ra-stämme
bemerkt wurde. Ich nehme daher an, dass man auch hier
einst formen hatte wie */etiiJ8, *peJclcit; *klekkuB, *kekkut*)
(resp. ^kißkkuB, ^klskkut) u. s. w., welche dann später, nach-
dem der vocal verschwunden war und die Vereinfachungsregel
sich geltend gemacht hatte, in */eAr, *pekt\ ^klekr^ ^Jdßkt (aber
ßekk^ ßekkir; UMcy khkkvir u. s. w.) sich verwandelten.
B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor ableitungsendungen.
1. Zweisilbige adjective, welche durch die ableitungsendungen
"igvy "Ugr^ -inn, -aü^ --iü, -uU gebildet werden, werfen in der
flezion den vocal ab, der vor -^, -2, -n, -r in denjenigen endungen
steht, die ^t einem vocal binnen (vgl. oben s. 46). Es
muss daher nothwendig Vereinfachung eintreten in den genannten
formen bei den werten, in welchen die Wurzelsilbe mit geminata
endet, z. b.
sg. n. möttugr mpttug möttugt
g. möttugs mottugrar möttugs
d, *mftkum^) mpttugri *ingtku
*) In diesen und verschiedenen andern fällen pflegt man in gram-
matischen Schriften nnd in den ausgaben einen einfachen consonanten
zu schreiben, aber ohne bestimmte regel. Vgl. Fornu. forml. 12 u. 72.
*) Durch diese annähme erklären sich auch doppelformen wie kvikr nnd
kykr. Die ältere flexion war hier nach meiner ansieht: n. sg. kvikuR,
g. sg. kviku9 etc. (ohne amlaut, indem u nicht auf t einwirkt) gegenüber
a. sg. kjfkvan, n. pl. kyhoir etc. (mit o-umlaut). Durch gegenseitige aus-
gleichnng entstand dann hieraus die flexion n. sg. koikr, kykr, a. s. kyk-
van, kvikvan u. s. w. ; so hiess es auch ursprünglich n kUkkuR^ a. kUkk-
van und ähnl., aber die umlautsformen haben hier früh die nichtumge«
lauteten verdrängt^ *) Auch von diesem worte finden wir assimilirtc
formen, z. b. almako (um frump. s. LXXX) i. e. almdkkom =s alrndtkum^
Beitrag« s. kando d. ig ■praehen. IX. 4
50
J. Hoflory
a.
*mf'tkan
*mftka
möttugt
pl. n.
*mf'tkir
*mftkar
mottug
g-
mp'ttugra
d.
^mgikum
a.
*mgtka
*mftkar
möttug
8g. n.
frettinii
frettin
frettit
g-
frettins
frettinnar
frettins
d.
*fränum
frettinni
*frHnu
a.
frettinn
*fräna
frettit
pL n.
*fritnir
*fritnar
a. 8. w.
frettin
So wurden z. b. auch flectirt hrokkinn, heppinn u. dergl.,
also d. hroknum^ hroknu; hepnum, hepnu u. s. w.
Ebenso tritt natürlich die yereinfachung bei diesen adjec-
tiyen überall in der schwachen form ein, also z. b.
pl. n. I
sg. n. *m^'tki *mf'tka *mptka \ *inptku
S* I
g. ]
d. [ *fngtka *m^tku *mpika d. *ingfkuin
a. a. *fnptku
2. Vor dem negativen -jfi, -ki musste Vereinfachung ein-
treten in formen wie n. a. neutr. *8tutkiy g. masc. und neutr.
*latiski8 für *8tuttki, *lau8kis u. ähnl.
3. Im comparativ und Superlativ kann Vereinfachung sowol
bei denjenigen adjectiven eintreten, die hier -W und -s^r hinzufügen^
wie auch bei denjenigen, die auf -ari und -^istr enden. Es
müsste z. b. heissen *siyiriy *8tytstr wie im positiv *8tutr^ ^sttäs
u. 8. w,, \mä*mptkari, *mptkastrme im fOsitiY*inptkufn, *fn^%
kir u. s. w.
und hiervon gilt ganz dasselbe, was s. 47 über vekki gesagt wurde. Es
beruht auf einem druckfehler, wenn gesagt wird, das angeführte wort
stehe im A. K. 645; ob findet sich, wie Gislason a. a. o. anführt, im
A. K. 666 fragm. XVIII.
Altnordische consonanteiiBtudieii. 51
UL Die yereinfachnngsregel bei den pronominibiu.
A. Vereinfachung des geminirten explosivlautsoder
der Spirans vor flexionsendungen.
1. In der flexion des persönlichen pronomens der ersten und
zweiten person musste Vereinfachung eintreten im d. a. dual: *okr^
^ykr, vgl. got. ugkis, igqiSy gegenüber g. ohkar^ ykkavy vgl.
got. ugkara, igqara. In *okr war übrigens einst sicherlich um-
laut vorhanden, und das o rührt wol von dem einfluss des
genitivs her. Wie die entsprechenden formen der Substantive
und adjective mit v im stamm, so geht auch ykr auf eine
zwischenform mit u zurück: *ikkuR (resp. *ykkuE), vgl. das
oben angeführte *klekkuR (resp. *kl0kkuB); aber hier wie
dort darf angenommen werden, dass die geminata nach Schwund
des u vereinfacht wurde ^).
2. In der flexion des ßessi fällt g. d. sg. f. ßessar ßessi,
sowie g. pl. ßessa unter unsere regel , da sie als für *ße8rary
*ßesri, *ßesra von älterem *ße88rary *߀8$ri^ *ßes8ra stehend an-
gesehen werden müssen; vgl. Bugge, Tidskr. f. phiL IX 119
und das oben über die flexion von hvass bemerkte.
B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor ableitungsendungen.
1. Bei den possessiven fürwörtem okkarr, ykkarr tritt in
der flexion ein ähnlicher vocalschwund ein wie bei den adjec-
tiven auf -igr^ -td^r, -inn u. s. w., und in folge dessen muss
auch kk in den entsprechenden formen vereinfacht werden. Die
ältere flexion war also z. b.
sg. n. okkarr okkur
okkart
g. okkars okkarrar
okkars
d. *okrum okkarri
*okru
a. okkam *okra
okkart
pl, n. *okrir *okrar
okkur
g. okkarra
d. *okrum
a. *okra *okrar
okkur '
^) Im g. daal. hiesa es sicherlich *ykkoar und im d. a. *ikkult, und
das y in ^ykr ist jedenfalls durch den einfluss des genitivs entstanden.
Umgekehrt ist das v ausgefallen in ykkar für älteres *ykkvar, und zwar
unter dem einfluss des datiys und accusativs sowie der coDtrahirten formen
des verwandten posBessivpronompns.
4*
52 J. Hoffory
2. In der flezion des pessi gehören g. sg. masc. u. neutr.
anter unsere regel, indem ^essa für urspr. ^ess-ai steht; TgL
Bugge, Tidskr. f. phil. IX 118.
3. Vor dem negativen -^i, -ki muss regelmässig yerein-
fachnng eintreten: es hiess also z. b. n. a. neutr. ^hüki^ g. sg.
neutr. ^koedcis^ n. a. neutr. *v^tki^ *vüki (vgl. oben s. 41). Hier-
mit stimmt es auch vollständig, dass es immer ^Ä:thei8st(Fornn.
forml. 97), niemals *eUki, von urspr. *eiMci. Von der assimi-
lirten form ekki gilt ganz dasselbe , was von dem assimilirten
vekki gilt (sieh oben s. 47).
IV. Die yereinfaohangsregel bei den lahlwörtem.
Von Vereinfachung der geminata vor flexionsendungen kann
hier nicht die rede sein; zu dem capitel: Vereinfachung vor
ableitungsendungen kann das ordinale dtti für *dUi (vgl. got
ahtudä) gerechnet werden. Dagegen steht das einfache t in
dijan in keiner beziehung zu unserer regel; sondern ist auf den
einfluss des sjatdjdn und nitjdn zurückzuführen. — Ob auch
das zahladjectiv dttrdpr hierher gehört , kann ich nicht ent-
scheiden; da entstehungsart und alter dieser adjective mir nicht
klar sind«
y. Die yerein&chnngsregel bei den verben.
Wir betrachten die starken und die schwachen verben so-
wie die präteritopräsentia und die reflexive form je für sich.
L Die starken verben.
A. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor flexions- resp. personalendungen.
Vereinfachung muss hier stattfinden 1) in der 2. und 3.
pers. sg. praes. ind. und 2) in der 2. pers. sg. praet. ind. Es
hiess also z. b.
1. pers. dett drekk slepp
2. pers. *detr *drekr *depr
3. pers. *detr *drekr ^slepr
praet sg.
1. pers. datt drakk slapp
2. pers. *datst*drakt *8lapt
3. pers. datt drakk slapp.
Altnordische consonantenstudien. 53
In derselbon weise hiess es in der 2. pers. sg. praet. ind.
*batst, *8prald; *Uetst, Hekt^ *fekt, *gekt von binda, springa,
tianchf hanga, fd, ganga^).
Nach dem, was oben von den Substantiven und adjectiven,
die im stamm v haben, bemerkt wurde, ist es selbstverständ-
lich, dass ich es auch für höchst wahrscheinlich halten muss,
dass die mit v abgeleiteten starken verben, die in der Wurzel-
silbe geminata haben, in den soeben angeführten formen eben-
falls Vereinfachung erfahren haben. Es hiess also z. b. ^stahr
(von älterem ^stßkkuR^ ^stekkuE) wie *drekr, ^s^kt (von älterem
*stfkkut, *8takkut) wie *drakt u. s. w.«).
B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor ableitungsendungen.
Die starken participien praeteriti auf -inn werden wie die
entsprechenden adjective behandelt, also z. b. n. sg. masc.
doUin, drukkinn^ sloppinn^ aber n. pL masc. dotnir^ drüknir^
dopnir u. s. w.
Z, Die aohwaclien verben und die verba prftterito-prftflentia.
Au Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor flexions- resp. personalendungen.
Beim ersten blick scheint es selbstverständlich, dass
^) Dass präteiitumsformen wie die citirten neubildungen sind, ent-
standen durch anfügung eines t an die form für die 1 . pers. (nach mustern
wie nam-nanU, bar'bart)^ ist unzweifelhaft; vgl. z. b. got. Hanst, haihaUt
und ähnl.: aber diese neubildungen sind sicherlich in sehr alter zeit ent-
standen, da die organisch entwickelten formen für die 2. pers. allzu stark
von der 1. und 3. pers. abweichen wurden. Man denke sich eine flexion
1. pers. hatt^ 2. pers. häst^ 8. pers. haU!
*) Auch bei den mit ja abgeleiteten starken verben hat eine ähn-
liche entwicklung stattgefunden wie bei den substantivischen und adjec-
tivischen yanstämmen. Wie altn. Herr auf ein älteres *har%R (vgl. Aart-
wulfs) von urspr. ^harjaE oder *harj%E, cf. got. harjü (sieh oben s. 44)
zurückgeht, ist altn. si^ entstanden aus einem altem sitiE, urspr. *nyiR,
got. siyü. Die form süiE kommt auf dem Rökstein vor neben dem ganz
parallelen garuE in der verszeile
sütr nü garuE;
sieh darüber Bugge in der Antiq. tidskr. f. SverigeV 48. Auch Bugge
liest »äiE, scheint aber mit unrecht das letzte t für eingeschoben zu
halten. Die Vereinfachungsregel würde sich hier natürlich in ähnlicher
webe geltend machen, wie bei den substantivischen und a^jectischen ja'
stammen, aber zufallig findet sich kein mit -ja abgeleitetes starkes ver-
bum, das in der Wurzelsilbe geminata hat.
54
J. Hoüory
die vereinfachungsregel sich bei participien wie nuittr^ middr\
hvaUr^ kvaddr in derselben weise geltend machen müsse wie bei
adjecti^en wie rittr. Eine genauere betrachtung wird uns indess
lehren, dass wir es hier mit ganz anders gearteten fällen zu
thun haben. Adjective wie rittr waren urspr. zweisilbig; es
hiess im Urnordischen gewiss *rehtaR (vgl. got. raihts\ und
hieraus entwickelten sich dann, wie wir oben gesehen, ganz
regelmässig die spätem formen *r6itaR > *rittr > *r6tr. Da-
gegen waren participien wie die soeben angeführten urspr. drei-
silbig; es hiess im Umordischen ohne zweifei *mötidaRy ^mödi-
daß, *hvatidaRf *kvadidaB; aber diese formen mussten durch
organische entwicklung sich in ^mitifr, ^mdßißr, ^hvetißr^
^ktepifr^ nicht in ^mittr, *m0ddr, *hvcUtry *kvaddr verwandeln.
Das auffallende bei den letztgenannten formen ist einerseits,
dass sie einsilbig sind, und andererseits, dass W^r, middr umlaut
haben, hvattr^ kvaddr aber nicht. Ich will diese beiden eigen-
thümlichkeiten zu erklären versuchen.
Wie soeben bemerkt, mussten die urspr. formen *mötidaR, ^mö-
didaR^ *hvat daR^ *kvadidaR durch organische entwicklung sich in
*ni0Ußr^ *m0ßißr, *hvetißr, *kveßifr verwandeln. Aber formen wie
*m0tißr, ^meßißr u.s. w. sind ganz gleichartig mit Substantiven auf
-aü, 'iU, 'inn u. s. w. oder mit adjectiven auf -^r, -tigr, -inn u. s. w.,
und es darf angenommen werden, dass sie denselben contractionen
unterworfen waren wie*diese. Und formen wie katli^ lukli gegen-
über ketiUy lykill lehren uns, dass diese contractionen sehr alt
sind, älter als das eintreten des umlauts. Wir hatten also einst
folgende flexion (es genügt hier, das masculinum anzuführen):
8g.
n. *mAi]^r
g. *mettil)s
d. *m6ttum
a. '''möttan
pi.
n. *m6ttir
g. *m0til>ra
d. *m6ttum
a. *mötta
»m0j)ij)r
^^mB{)i|)s
*m6ddum
*möddan
♦moddir
♦mflfj^ipra
*möddum
*m6dda
♦hvetifr
*hvetil)8
*hvottum
♦hvattan
♦hvattir
*hvetil)ra
*hvottum
c
♦hvatta
♦kvefij^r
*kvel)il)8
♦kvpddum
*kvaddan
♦kvaddir
*kve|)i|)ra
♦kvoddum
<
♦kvadda.
In dieser wechselnden flexion vollzogen sich nun zwei wich-
tige Veränderungen. Die eine bestand darin, dass die flexion
mit rücksicht auf die vocale uniformirt wurde, indem entweder
Altnordische consonantenstudien.
55
die formen mit dem j-umlaut über die übrigen siegten oder um-
gekehrt Das erstere war der fall mit metifr^ mdpifry das
letztere mit hvetifr^ kveßipr. Dadurch entstand die flexion
n.
sg.
•mirftipr
g. *m0til)8
d. m^ttum
a. m^ttan
n. mtfttir
u. s.w.
*m0l)i|)r *hvatif)r
•m0|)il)s gegenüber *hvati|)s
m^ddum hvottum
m^ddan hyattan
m^ddir
u. s« w.
hvattir
u. s. w.
*kval)il)r
*kYaI)i|)S
kvoddum
c
kvaddan
kvaddir
u. 8. w.
Dass die umgelauteten formen in ^mitipr^ ^maj^pr siegten,
die nicht umgelauteten in ^hvcUißr^ *h)apipr, hatte ohne zweifei
seinen grund darin, dass das praet. ind. im ersten fall mitta^
mddda hiess, im letztem dagegen hvadda, kvadda. Die zweite
Teränderung bestand darin, dass die flexion mit rücksicht auf
die consonanten uniformirt wurde, indem formen wie *m0tipr^
*hvati^ unter dem einfluss von formen wie mettan, hvattan
sich in mittr^ hvattr verwandelten. Dadurch entstand dann die
flexion
»8-
n»mfl»fctr
•mÄldr
*hvattr
*kvaddr
g*m^t8
*m0dds
*hvatt8
♦kvadds
d. mflttaiu
m^ddum
hvottum
kvoddum
a. m»ttan
m^ddan
hvattan
kvaddan
pl.
n. mi^tir
m^ddir
hvattir
kvaddir
U. 8. w.
u. s. w.
U. 8. w.
U. 8. w.
die nun vollständig conform war mit der flexion von adjectiven
mit geminata in der Wurzelsilbe: *r4Ury rettan u. s. w. Und wie
bei diesen Vereinfachung eintrat- vor endungen, die mit einem
consonanten anfingen, so erhielten wir auch hier die flexion
8g-
n. *m0tr
g. *m0ts
d. mirttum
a« mattan
^midr
*ni0d8
m0ddum
m0ddan
*hvatr
*hvat8
hvottum
c
hvattan
*kvadr
*kvad8
kv3ddum
kvaddan
pL
n. m^ttir
mvddir hvattir kvaddir
56 J. Hoffory
g. *m0tra ^medra *hvatra *kvadra
d. m0ttum meddnm hyottum kvoddum
a. m^tta m^dda h^atta kyadda
ganz 80 wie es bei den adjectiven *ritr, rittan^ retium^ *räs
u. 8. w. hiess^). Mit *in0ir, *hvatr u. s. w. darf man nicht
praet. partic. von den verben eiga, sehja^ ßykkja yermischen.
Das Urnordische hatte hier wie bei den adjectiven sicheriich
zweisilbige formen, woraus nach Schwund des stammauslauts
formen wie *(iUr^ *sifttr^ "^fiUr hervorgingen, die sich wieder ver-
möge der Vereinfachungsregel in *rf<r; Hitr^ *pkr verwandeln
mussten.
B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder
der Spirans vor ableitungsendungen.
Vereinfachung tritt hier ein im praet. ind. und conj. von
verben nach der 1. schwachen classe mit geminata in der
Wurzelsilbe. Ebenso in den contrahirten formen des praot
part., von wo aus sie später durch analogiebildung auf die urspr.
nichtcontrahirten formen übertragen wird. £8 hiess also z. b.
von kippa, ßekkja, kyssa im praet. ind. und conj. kipßa, ßekßa,
kysta; im praet part. n. pl. masc. kipßir, fekßir, kyslir (aber
im n. sg. masc. urspr. kippißr^ ßekkißr^ kyssißr, später kipfr^
ßekßr, hfstr). So hiess auch z. b. s^tta im praet. ind. und
conj. s^tta (aus *s^'ft-ta); ebenso n. pl. masc. s^ttir {yon*s^tt'
tir)^ aber n. sg. masc. *$^'ttißr. Die form *8^ttißr wurde jedoch
unter dem eiuäuss der contrahirten formen s^itir u. s. w. bald
von *8flttr wie ^mitipr von *fn0ttr verdrängt. Und wie *fn0tfr
sich in *W<r verwandelte, so auch *s^'ttr in *s^7r. Ganzaus-
^) Id derselben weise, wie wir *mJtr (resp. *mettr) statt eines altern
*fneiipr haben, entspricht auch das Substantiv eldr einem urspr. *eü^
(sieh Leffler, Nyare bidrag tili kännedom om de svenska landsm&len
I 271 — 82). Ohne zweifei entspricht auch j'arl einem altem *iriÜ, vgl. um.
erüaR, Die urspr. flexion war
8g. pl.
n. *irill jarlar
g. *irilB jarla
d. *erle jprlum
a. *iril jarla
Vgl- Lef flex a. a. o. und meine bemerkungen im Arkiv for nord. phiiol.
I 44-- 46. Aus jarlar u. s. w. entstanden durch analogiebildung die
singularformen jarl^ jarU u. s. w. Vielleicht steht auch harl für *keriU,
vgl. finnisches karilas.
Altnordische conaonanteiiBtudieii. 57
nahmsweise kann die yereinfachangsregel sich aach geltend
machen in der 3. schwachen classe, z. b. im praet ind. gloUa
für *glatt4a von glatUs.
8. Die reflexlye fbmu
YereinCEU^hong des* geminirten explosiylaats oder der spirans
findet statt vor dem reflexiven -sh v^ie vor andern mit einem
consonanten beginnenden endungen. So vereinfacht sich tt, kky
pp in der 3. pers. sg. praet. ind. reflex. von starken verben,
z. b. *bat8k, *blet8k, *drak8k, ^feksk, *dap8k von binda^ Uanda,
drekka, fd, deppa; ^jedenfalls zugleich im praet. part reflex. der
1. nnd 2. klasse der schwachen Zeitwörter, z. b. ^mitsk, ^miUky
*hvat8k, *kvatsk von mita, mdßa, hvetja^ kveßja^ obgleich
das tt in den activen formen mtltt u. s. w. ja selbst auf Verein-
fachung beruht. Vereinfachung von 88 findet statt in der 2.
und 3. pers. sg. praes. ind. reflex. bei den starken verben ; for-
men wie *etf88'8k, ^kj/ss-sk (von au8a, kj68a) mussten nach
unserer regel sich in ^eyssk, *ky88k verwandeln i). Und es dünkt
mich im hinblick auf die durchgehende tendenz, 88 vor einem
consonanten zu vereinfachen, höchst wahrscheinlichi dass diese
formen sich weiter entwickelt haben zu *ey8k^ *ky8k. So darfauch
angenommen werden, dass das 88^ welches durch zusammenstoss
eines auslautenden einfachen 8 mit dem reflexiven sk ent-
steht, sich in 8 verwandelt, z. b. in der 3. pers. praet. sg. ind.
refl. *j68k, ^kausk (von ^68-^, *kau8'Sk) und in der 2. pers.
8g. praes. imper. refl. *ausk, ^kj68k (für *au8-8k, *kji8'8k) und
ähnl.
VI. Die vereinfiMhangsrdgel bei den adverbien.
In derselben weise wie bei den adjectiven würde die ver-
einfachungsregel hier sich geltend machen vor comparativ- und
Superlativsuffixen, aber es ist mir kein hierher gehörendes bei-
spiel bekannt
*) Aach bei den schwachen verben Hesse sich ein zasammenstoss des
inlaotenden -m mit 'dem reflexiven -sk denken, so in der 2. und 3. pers.
pntes. ind. in der 2. classe nnd in der 2. pers. sg. prfies. imper. in der
1. classe. Aber da die schwachen verben der 2. classe mit s im stamm
in der reflexiven form kaum gebrancht werden können, und da die 2. pers.
sg. praes. imper. in der 1. classe unregelmässig und noch nicht erklärt
ist, nehme ich auf diese formen hier keine rücksioht.
58 J. Hoffory
Hiermit haben wir das yerhältniss unserer regel zu dem
altn. flexionssystem im einzelnen betrachtet und gesehen, dass
Vereinfachung nahezu überall vor einem consonanten- ein-
treten musste. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie
vermöge der analogie auch in den wenigen fällen durchge-
drungen ist, wo sie vielleicht organisch nicht berechtigt war
wie bei dttrepr und ähnl. Hiemach wird es nicht nöthig sein,
mit gleicher ausfuhrlichkeit nachzuweisen, dass die r6gel in der-
selben weise sich auch bei abgeleiteten und zusammen-
gesetzten Worten geltend machen muss; ich kann mich somit
darauf beschränken , ein paar beispiele anzuführen , um meine
auffassung weiter zu illustriren. Wie es *dr6tm, *drötnar u. s. w.
(aber dröUinn, dröttin u. s. w.) heisst, muss es auch *dr6tning
und ^drötna heissen, wie *ßekßa so auch *ßekß; wie es hvass
(i. e. *hva8r), *hvast u. s. w. (aber hvassan, hvpssum u. s. w.)
heisst, muss es auch *hvadeikr heissen; wie "^ritr, *hqtr (aber
rätan, h^Uan u, s. w.), so auch *riddtr, *h^tUgr. Ferner in
Zusammensetzungen: *ndts^gr, *skatgüdi, *fvdtdag, ^söfdaußr^
*hro8fe8ta, vgl. n^tr (aber n^tt\ *skatr (aber skatt)y *ßvptr (aber
ßv^t), kross i. e. *kro8r (aber kross, krossi) u. s. w. Endlich
auch in fällen wie *uprisa (von wpp), *misnüu für mis-snüa
und ähnl. Es möge mir hier gestattet sein, daran zu erinnern,
dass wir in dem bekannten, aber bisher noch nicht erklärten
eigennamen Otkell einen neuen und zwingenden beweis haben
für die gültigkeit unserer regel. Es kann ein zweifei nicht dar-
über obwalten, dass der erste theil dieses namens 0(2(2- ist, und
hiernach müsste man erwarten, dass er nach der gewöhnlichen
normalorthographie *Oddkell geschrieben würde, ebenso wie man
Oddgeirr, Oddrün u. s. w. schreibt. Sicherlich war auch- die
ältere form dieses namens *OddkeU (resp. *Oddketill), aber diese
musste nach unserer regel sich in Odkell verwandeln, und Od-
kell musste wieder Otkell werden, ganz so wie stend'k sich in
stentk verwandelt (cf. 8t. h. lli^j. Natürlich musste nach der
Vereinfachungsregel auch Oddgeirr ^ Oddrün etc. zu Odgeirr,
Odrün werden.
Dass ein so verwickeltes 'flexionssystem wie das oben ge-
schilderfce sich iinverändert erhalten würde, war nicht zu er-
warten. Aber noch weniger wahrscheinlich ist, dass die formen
mit geminata mit einem schlage die formen, die einfachen con-
sonanten. hatten; hätten verdrängen sollen. Im gegentheil ist
Altnordische consonantenstndien. 59
es wahrscheinlich, dass eine gegenseitige ausgleichung statt-
gefunden, so dass man z. b. schon früh formen erhalten hat
wie *8kaUry ^lokkr^ *broddr, *dr6Hniy *okkr, ^okkrum, *drekkr,
*drakkt, *middr u. s. w. neben *8katr, *lcicr, *brodr u. s. w.,
während man auf der andern Seite annehmen darf, dass die
formen mit einfachem consonanten unorganische bildungen wie
*skaty *loky *brody *dr6tinn^ *okar^ *okarr, *dreka^ *dreky *drakf
^mdda u. s. w. neben akatty lokky brodd u. s. w. hervorgerufen
haben. Und wenn wir bedenken, dass der Wechsel zwischen
geminata und einfachem consonanten sich auch in späterer zeit
in fällen wie döttir-detry ngtt-n^'tr erhielt, so ist es wol kaum
zu kühn, die vermuthung aufzustellen, dass wir auch in den
ältesten handschriften deutliche spuren von der Wirksamkeit
unserer regel werden finden können. Dass es sich in Wirklich-
keit so verhält, will ich in dem folgenden nachweisen«
Bei der nachstehenden Untersuchung wird es am rathsamsten
sein, von den norwegischen handschriften g^nz abzusehen, denn
diejenigen, von deren benutzung hier die rede sein köimte, näm-
lich H. h. und 0. h. sind mit nur in den Unger sehen ausgaben
zugänglich, und diese nehmen es nicht besonders genau mit der
trskge: „geminata oder einfacher consonant". Was die islän-
dischen handschriften angeht, so versteht es sich von selbst,
dass membrane von so geringem umfang wie A. M. 237, A. M.
678 A. B., die fragmente in A. M. 655 u. s. w. nicht in betracht
kommen können. Ja sogar El. und 1812 bieten nicht reich-
haltigen Sprachstoff genug, um sie hier zu gründe zu legen.
Bleiben also nur A. M. 645, A. M. 677 und St. h. Von diesen
ist jedoch A. M. 645 für unsern zweck unbrauchbar, da hier,
in voller Übereinstimmung mit der übertriebenen graphischen
knappheit dieser handschrift, fast durchweg einfacher consonant
für geminata geschrieben wird, und A. M. 677. ist mir nur in
der nachlässigen Bjarnar so n 'sehen ausgäbe zugänglich, die
bei solchen Untersuchungen nicht benutzt werden darf. So
bleiben wir schliesslich bei St. h. stehen, einer handschrift, die
sich wegen ihres hohen alters, ihres ansehnlichen umfangs und
ihrer classischen Schreibweise besser als irgend eine andere
dazu eignet, hier zu gründe gelegt zu werden, und die uns zu-
gleich in einer so sorgfältigen ausgäbe wie der vonWisen zu-
gänglich ist Auf der andern seite ist leicht zu ersehen, dass
eine beschränkung auf die benutzung des St h. bei dieser frage
60 J. Hoffory
vollkommen verantwortlich ist, denn wenn sich beweisen lässi,
dass die Vereinfachungsregel, die wir auf rein theoretischem
wege gefunden haben, im einklang steht mit dem schreibge-
brauch im St h., so ist damit definitiv bewiesen, dass ihre Wirk-
samkeit bis zum ausgang des 12. jahrh. fühlbar war, selbst wenn
sich in allen übrigen handschriften nicht eine einzige spur da-
von nachweisen liesse.
Untersuchen wir nun die praxis des St. h. hinsichtlich der
consonantengemination, so werden wir finden, dass die Ortho-
graphie dieser ausgezeichneten handschrift in dieser wie in £ASt
jeder andern hinsieht consequent und rationell ist. Sehen wir näm-
lich davon ab, dass die majusceln T, P u. s. w., welche eigent-
lich die aufgäbe haben, die lautwerthe tt^ pp u. s. w. zu be-
zeichnen (vgl. Sn. E. ed. A. M. II 30 ff.), auch häufig gebraucht
werden, um die laute U p u. s. w. auszudrücken, sehen wir
femer davon ab, dass l und n ohne bestimmte regel bald ein-
fach geschrieben, bald vor dy t, z verdoppelt werden : hMr^ väta,
ilz, band, r^nta, sanz neben heUdr, vilUa u. s. w., und nehmen
wir einzelne andere, bestimmt abgegränzte abweichungen ^) von
der normalen Orthographie aus, so ist der schreibgebrauch im
St. h. in diesem punkte besonders regelmässig. Natürlich finden
sich hin und wieder in dieser wie in andern beziehungen Schreib-
fehler, aber in den allermeisten fällen, wo St. h. ein-
fachen consonanten statt der geminata gebraucht,
haben wir es schlechtweg mit den consequenzender
Vereinfachungsregel zu thun. Um die praxis des St. h.
bezüglich dieser frage recht klar zu beleuchten, will ich zunächst
die in demselben vorkommenden, besonders zahlreichen formen
des Wortes dröttinn anfuhren, das sich wegen seines häufigen
gebrauchs besser als irgend ein anderes dazu eignet, das ver-
hältniss zu illufitriren. Wir haben oben gesehen, dass die urspr.
flexion des wortes war
sg. n. dröttinn pl. *drötnar
g. dröttins *dr6tna
^) Ich denke hier namentlioh an die* zahlreichen i^le, in welchen im
auBlaut /^ statt t nach r g^eschrieben wird, z. b. aUgorUil^^^ tertt 118*,
värtt r20«, 121", 143 •, heyrU 167», 203*, gortt 190" u. a. Den grund
dieser anomalie vermag ich nicht anzugeben, aber dergleichen für Schreib-
fehler oder zufölligkeiten erklären, hiesse der Schwierigkeit aus dem wege
gehen, statt sie zu lösen.
Altnordische consonantenstudien. 61
d. *dr6tni *dr6tnum
a. dröttin *dr6tna
und wir haben zugleich gefunden, dass sich hieraus in folge
g^enseitiger ausgleichung auf der einen seite unorganische
formen wie *dr6tinny ^drdtin, *dr6tin8, auf der andern un-
echte formen wie *dr6Un%y *dr6tUiar u. s. w. entwickelt haben.
Die eine wie die andere annähme wird auf das schlagendste
von St \l bestätigt, und wohlgemerkt: die organischen
formen befinden sich in überwältigender majo-
rität gegenüber den unorganischen. Die formen dr6t^
Htm, dröttin^ dröUins kommen nämlich im St. h. vor 2'^
39 4SS 54*9*10>15 (bfa) «Si^Se'ST'SS 79.98 980*87 IQ^'ß-U-n HIB
13», 14»», 20i-«-^-", 25i»-iß-"-"-«S 26«, 27", 28i'-»»-«i-
!»•»*, 321«, 338.14, 3416^ 3718^ 386.90.S8.88^ 397.17^ 4084^ 414^
42»», 43i«-«8, 448«-8», 45«-", 47*^ 48i»-i», 51»», 52", 53»-»ß,
54*, 551»-»», 56"-»»-"-»», 57»», 58»», 60»»-"»8.8o^ 62»»-»»,
66", 67»«, 68»»-»»-»», 69»»'»^ 70»i»*, 7l7»-i«-i6-»«-»*, 72»-i»-
S0'S7*88-87^ 737*10*14 • 74«. 6* 9- 86* S7* 89. 88. 88 • 86 (bis) ^ 7516-86
76s.io.88, 789-80.88^ 79*- 1», 801^ 84»-"- »»•»», 85»-»', 86»,
8988.89.80, 90i-a-8«, 92»», 93»», 95»-«-", 96«, 98*, 99»-*-»-i«,
100i«-»S 101i»-i»-»S 104*, 1051», 106», 109»»-»», 110», 111»»,
11318.86, 11780.88, 1198^ 120»», 121»»«»», 122»»-»», 123»«,
12410.18, 125»-»«, 1291^-»», 133i»-i»-»»-»*»', 134«-»», 135i»-i«-»»-
»»-»«, 136*, 13^», l38*-io-iß-»»-»»-»»-»»-»7-»»'»»'»», 13987, 1404.680,
141», 1421-», 145»», 146»«, 147»», 148*, 152"-»«, 153»»-»»»»,
1541», 156"-i*-i», 157»*, 158»»»»», 159»*, 161», 166»7-»8, 169»»,
170»», 174»-»«, 176«-!», 1771*, 178*, i80»-i*i», 181'-i*'i8-»i»»-8»,
182»i6-»i, 1831, 184'-»», 185», 187»-i», •I88ii-i», 189»«-»^ 187»-
1», 18811-1», 189»«-»^ 192»7-»7, 193»», 194", 195i-»», 196i*,
199»»-»», 2001»-»», 201»-»*, 202»-«-i»»»»*, 203i*-i^ 204»», 205»»,
207»*, 208i-»»»»-»»('«') •»!•»»•»», 209»», 210i*i^ 212i»-i«, 213»»,
2147.86.89, 215«'»'»*'»*, 216»'i«*i»'»i'»^, 217i'»i, 218»»»»»*»»,
219»»», 220».
Dagegen finden sich die unorganischen formen drötinn,
dräin, drötins nur an folgenden stellen: 8t h* 6*-»-i«-»»-»», 7»,
86.11.84.87, 1988, 25»«, 26»* 78»», 148»». In ähnlicher weise
verhält es sich mit den contrahirten formen drötni u. s. w.
Wir finden hier: drdtni St h. 6»», 14i», 39»», 44», 51i», 58»,
591», 67»«, 68»i-»», 761*-»^ 781«, 79", 81»», 84», 87»*, 103»-»*,
111»», 122i»-i», 1241«, 125", 135*-»i, 140»«, 147i, 186»», 211»,
62 J. Hoffory
213W-«» CM.), 214"; drötnar 40i», 88" 89", 90", 204*;
drötna (g. pl.) 90^^ wogegen die unorganischen formen dröUni
etc. nur einige wenige mal vorkommen. Es wird (2r($^nt geschrieben
8t. h. 511», i59»6^ 160«», 179»o, 181 »9»S und dröUnar 88»».
Ein so harmonisches verhältniss zwischen organischen und un-
organischen formen dürfen wir natürlich nicht bei werten zu
finden hoffen, die nur verhältnissmässig selten vorkommen ; hier wird
es selbstverständlich auf zufall beruhen, ob diese oder jene in der
mehrheit sind. Aber sobald ein wort oft hinlänglich vorkommt,
werden wir ein ähnliches verhältniss zwischen organischen und un-
organischen formen finden wie bei dröttinn. Wir wollen nun im
einzelnen das verhältniss der Vereinfachungsregel zum 8t. h. be-
leuchten, und zunächst untersuchen, welche Schreibweise 8t h.
bei den wortformen anwendet, welche die grundlage der ganzen
gegenwärtigen Untersuchung bilden. Für die werte ddtr und
lätr kommt im St. h. kein beispiel vor; dagegen finden wir
hldtr (resp. hldtrar etc.) seite 49i*, 60i», 67»»-»*, 142»», 147i*,
niemals hldUr. Ebenso heisst es immer ditr öö»», 96»»-»*, 97*1,
174^1, 200»* gegenüber döUir, döttur, das stets mit tt geschrieben
wird; so 13»», ISO^ß, 132i», 200»^-»i, 201 1, 2061'; ferner stets
n^tr (sowol als g. sg. wie als n. a. pl.) 62»»»», 109^», löO^»,
aber immer nöttetc. 14»», 36», 47i», 48»*, 62i»-i5-»S 66i^ 70l^
711», 741»»»-»», 75» Cbi«), 831», u. m. a. Auch wird durchweg
vetr etc. geschrieben 26io, 3513.17^ 36*-8-»-iß, 41», 461», 79»»,
84», 138»*, 1501*, 15810; dass. 215' vorkommende, ganz einzigda-
stehende vettre ist natürlich nurschreibfehler^ verursacht durch das
vorhergehende flotte (vgl. Gislason: Um frumparta s. 218 ff.). —
Nunmehr gehen wir zur betrachtung der einzelnen woftclassen
über und folgen dabei derselben Ordnung wie oben. Ich führe zu-
nächst die organischen formen an, darauf diejenigen unorganischen,
welche geminata statt des einfetchen consonanten haben; und
endlich diejenigen, welche einfache consonanten statt der ge-
minata haben. Wir beginnen mit den Substantiven.
I. 8ub8tantiTa.
A. Vereinfachung vor flexionsendungen.
1. Bei den a-stämmen.
Organische formen: vätr (n. sg.) 204^- 1*, frumvdts (g. sg.)
2041^ gegenüber frumvdtt (a. sg.) 203i«, vdttar (n. pl.) 159»*,
1831', vdUa (a.pl.) 160», »<Äto (g. pl.) 172«, 183i», 184i*u,B.w.;
Altnordische consonantenstudien. 63
brodr (n. sg.) 75»*; cro88 (n. sg.) 37^8-»o, croes (g. sg.) SS*-^-»-
10.16.19 jx» a. gegenüber eross (a. sg.) 38*i, 44*»; cro«se (d. sg.)
381'', SQi'6'^i^, 45» u. s.w. Unorganische formen: i?cfttr(n.sg.)
76", 1783«, liugvdttr (n. sg.) 212»9, Jroddr (n. sg.) 75"-";
femer stoh (a. sg.) 101** (aber stockar 101**).
3. und 4. Bei einsilbigen consonantenstämmen and far-stämmen.
Organische formen. Oben habe ich die citate für n^'tr
(g. sg. und n. a. pl.) und für dßtr (n. a. pl.) angeführt. Un-
organische formen wie n^'Ur, dittr oder ngt^ dötir kommen
nicht vor.
ö. Bei den an-stämmen.
Organische formen wie *ekna, *rekna habe ich nicht ge-
fanden ; von unorganischen führe ich an skikio (d. sg.) 176**,
rekio (d. sg.) 204».
6. Bei den u- und ^a-stämmen.
Von organischen formen habe ich bei den t^-8tämmen nur
gefunden v^tr, resp. frumvgtr (n. sg.) 113», 137 1»(^»); das wort
gehört sonst bekanntlich zu den a-stämmen, aber der umlaut
beweist, dass es auch nach der M-classe flectirt werden konnte.
Häufiger kommen unorganische formen vor wie möUr (n. sg.)
381S, 44U, 471^ 80«, höttr (n. sg.) 57«^ 62«i. Bei den ja-
slämmen finden wir die organische form drycs (g. sg.) 65*«
gegenüber dryck (a. s.) 85^ und neben der unorganischen form
drye (a. sg.) 66»S 67«, 85».
B. Vereinfachung vor ableitungsendungen.
1. Die organischen und unorganischen formen von dröUinn^
resp. drötinn sind oben angeführt.
2. Die organische form vckke (a. sg.) findet sich 214«^; kein
vüiki.
U. Adjeetiva.
A. Vereinfachung vor fle^^ionsendungen.
Organische formen: ritr (n. sg. m.) 111««, rets (g. sg. m.
n.) 3019, 87«o, ritt (n. sg. n.) 155io, ritre (d. sg. f.) 136*«,
r^ftra (g. pl.) 56** gegenüber rittan (a. sg. m.) 46*, ritta (a.
8g. f.) 43*1, riUa (a. pl. m.) 90«^ rHto (d. sg.n.) 110*«; huast
(n. sg. n.) 167« gegenüber hv^ss (n. sg. f.) 167«, hvassir (n. pl.
m.) 158»; fect (n. sg. n.) 56« gegenüber ßeck (n. sg. f.) 24*^,
64 J. Hoflfory
Peek (a. pL n.) 87»; missdtr (n. sg. m.) 94^*-i« g^enüber wis-
sdUer 99**. Unorgahische formen: r^Är (n. sg. m.) 118**,
rittre (d. sg. f.) 32*, riUrar (g. sg. f.) 19"-«», rÄöra (g. pl.)
159" u. 8. w. rä (n. sg. f.) 155*^ rü (a. sg. n.) 83*% 155»o.
B. Vereinfachung vor ableitungsendungen.
1. Die organischen formen mptkan (a. sg. m.) m^tkum (d.
sg. m.) u. 8. w. finden sich an folgenden stellen 22^S 40^^
42*-*, 49*<> (bis), 140i* gegenüber mfttugr (n. sg. m.), tn^ugs
(g. sg. m.) u. s. w. 23», 491», 89*», 140», 196*% 208**, 214"'",
220^; ebenso heisst es almdtkan, almptkum etc. lö% 25*, 29%
31»% 39*% 43*% 45**-*% 46*% 48»% 61% 70*% 74", 79% 85",
11116.M 1277.% i288-**»% 129*% 1351*% 136", 137 i% 145*^;
146i«.si.«% 148", 151»% 152".*% 194*% 195% 203% 207*%
209«-*% 211% 213% 214"-»* gegenüber aZm<«%r,aZmdttv« 30*%
39*% 43*% 46% 49*% 60*% 71% 75*», 77% 84", 104", 108*%
111^ 127*% 135*% 137", 148", 150*% 194"-*% 209", 210*%
212% 216", 219", 220*. Nur ein einziges mal findet sich eine
unorganische form mit tt, nämlich almöttkom (d. sg. m.) 161*;
vier mal finden sich unorganische formen mit t, nämlich al-
mdtegr (n. sg. m.) 73*% 128% cUmdtegs (g. sg. m.) 50*% 149".
Die organische schwache form almdtka (g. sg. m.) findet sich
30*% 135**; keine unorganischen formen.
2. Die organischen comparativ- und superlativformen tnöt-
kara (a. sg. n.) und mötkasta (a. sg. f.) finden sich 52*^ und
195*; keine unorganischen formen.
nL Fronomina.
A. Vereinfachung vor flexionsen düngen.
1. Organische formen: ocr (d. dual.) 170", ycr (a. dual)
131*% ycr (d. dual.) 132i.
2. Für die so ausserordentlich häufig vorkommenden or*
ganischen formen fessi (d. sg. f.), ßessar (g. sg. f.), ßessa (g. pl.)
ist es überflüssig beispiele anzufiihren.
B. Vereinfachung vor ableitungsendungen.
1. Die organische form ycrar (n. pl. f.) findet sich 132i
gegenüber yckarr (n. sg. m.) 131**. Die unorganischen formen
yckrum (d. pL) und ohor (a. pl. n.) finden sich 132", 174**
Altnordische congouantenstadien. 65
2. Es ist überflüssig, für die häufig vorkommende organische
form ßessi (g. sg. m. n.) beispiele anzufahren.
3. Die organische form tmiki (a. sg.) ist oben unter I B 2
angeführt; ebenso heisst es durchweg etki (n. a. sg. n.) 3^ 6*^*
54.87^ 10", 12i*-i^ 21", 221, 23»", m\ 33«i, 34«, 39«, 49^,
54t^ 65»-"-"-"-", 68", 73", 75», 76i-i^ 78", 80"-"-", 81io,
86", 88», 911*, 937^ 96«, 98", 102i*-", 1076-"-", 113«-", 114»,
1151^ 116», 117"-", 118", 1191«, 120», 123", 137i7-", 1417.
", 143", 144ß-«-8, 150", 152••^ 153", 155", 156i>, 157", 158^
162*, 163", 164^ 167", 168«»", 173«*-", 185i», 190i», 192*,
19610, 198««, 199«i, 200^ 201ii, 204^, 209i«, 210*, 218^ i).
Eane unorganische form ^ettki kommt nicht vor, dagegen steht
199" hvesskes.
V. Yerba.
1. Die starken yerba.
A. Vereinfachung vor flexions- und personal-
endungen.
Organische formen wie ♦d^/r, *drekr, *depr (2. 3. pers. sg.
praes. ind.) oder *datst, *drakt^ *slapt; *bletst, *hekt, *fekt
(2. pers. sg. praet. ind.) habe ich im St. h. nicht gefunden«);
aber dass sie in der spräche existirten, bezeugen unorganische for-
men wie dreka (praes. inf.) 130», drak (3. pers. pl. praet. ind.)
75i»-«i, fek (1. pers. sg. praet. ind.) 52i*, fek (3. pers. sg.
praet. ind.) 134»«, hek (3. pers. sg. praet ind.) 69i^ u. a.
B. Vereinfachung vor ableitungsendungen.
Organische formen: drYcner (n. pl. m.) 23«^ 188*, 191 ^
21 7«^ drucnom (d. pl.) 191 » gegenüber vindruckeN (n. sg. m.)
190", dncket (a. sg. n.) 23«».
2. Die sohwaclien verba und die vertMt praeteritopraesentia.
^. Vereinfachung vor flexions- resp. personal-
endungen.
Organische formen: Utpretr (n. sg. m.) 178«i, fersceytr (n.
^) Seltener kommt die assimilirte form ekki (resp. ecki) vor, z. b.
21«', 22» 36», 49» 52', 66» n. m. a. «) Es steht drekcr (3. pers. sg.
praes. ind.) 215^**'«, aber das beweist nichts für unsere theorie, da das
zeichen, das hier mit ko wiedergegeben ist, sowol kk wie k bed^ten
kann; vgl. z. b. die form teVcr 96*.
Rtfttrlff« s. kand« d. ig. iprMbMi. IX. 5
66 J. Hoffory
8g. m.) 84»8, greödr (n. sg. m.) 63i* , leidr (n. sg. m.) 66»o,
133**, neydr (n. sg. m.) 115*^ oneydr (n. sg. m.) 115«, prydr
(n. 8g. m.) 1771', setr (n. sg. m.) 99i», öskadr (n. sg. m.) 6",
siadr (n. sg. m.) 73ii'»«, 212" gegenüber Mpritta (praes. inf.)
178*"^, greödd (n. pl. n.) 56*, gredde (3. pers. sg. praet. ind.)
671*, leidd (n. sg. f.) 1231», Iddder (n. pl. m.) 57", IMde
(3. pars. sg. praet. ind.) 57*^ settan (a. sg. m.) 125i^ seit (n.
8g. f.) 65»», sät (n. pl. n.) 122«, oskodd (n. pl. n.).133i*. Un-
organische formen: ferskeyttr (n. sg. m.) 148*', leiddr (n. sg.
m.) 31", 179", pryddr \n. sg. m.) 691», 177", meoddr (n.
8g. m.) 1041«, 154', melddr (n. sg. m.) 210««, seUr (n. sg. m.)
42« u. a. ; femer deydo (3. pers. pl. praet. ind.) 153i^ scrydesc
(3. pers. sg. praet ind.) 176»^ beidesc (3. pers. sg. praet.
ind.) 75**, hrcedosc (3. pers. pl. praet ind.) 69««.
B. Vereinfachung vor ableitungsendungen.
Organische formen: drecfa (a. pL m.) 63»; kyste (3. pers.
sg. praet. ind.) 129«i, cystost (i. e. cystosc) (3. pers. pl. praet
ind.) 118««, kysto (3. pers. pl. praet ind.) 204««, misti (3. pers.
sg. praet ind.) 169i«, misti (3. pers. sg. praet. conj.) 169«»
gegenüber missa (praes. inf.) 196' i). Die unorganische form
drec^ (n. sg. n.) findes sich 2^.
3. Die reflexive form.
Organische formen : meötsk (praet part von mitask) 128«;
setsc (praet part von sqttask^ 94««. Unorganische formen
kommen nicht vor.
Auch finden sich im St h. zahlreiche beispiele von abge-
leiteten und zusammengesetzten werten, bei denen die verein-
fachungsregel sich geltend gemacht hat. So heisst es im St. h.
( — ich citire hier in derselben Ordnung wie oben s. 58 — )
stets dro^win^r 8«-««, 10^, ll«i, 41«o-84, 61i', 12791«, 134««,
135«i, 137««; ebenso drötfia 90«o, (J/ec/ 64«i, hvasleikriN 158*;
femer riüdtr (etc.) 4«*, 10«', 28i«, 29««, 30ii-i«-i9, 40i«, 51",
53««, 55*, 821', 8310-1«, 85««, 127»«, 128«, 142««, 166«i, 204«,
210««, räl^'ti (etc.) 14««, 29io, 30i«, 32««, 46««, 47««, 62i«, 70i,
751«, 136«i, 153«, räliga 8««, 36i«, 90««, 196««, h^'üict 31»«,
*) An einigen Btellen findet sich die Beltsame Bchreibweise rSÜMr
US«*", U9"«»; cf. reiUtUt 30«-*, IIB»«.
AltnordiBche consonantenstadien. 67
77", 1088, düeri 21««, löO^«, ^'tskaßr 127"-", 170», 172",
leäega 107«, gegenüber formen wie dröttinn, dröttins, dröttin,
ßekk, hv^ss, hvassiry ritt, ritta u. 8. w. (sieh oben); auch wird
stets <5'tt(re8p.p«) geschrieben 53^ 69i«-i8, 123", 127 1*. Auch
unorganische formen kommen vor: rittldtr 95io, 118*, 119**,
144", 162", 166»o, I72«i, 174^, 184"-", 197", 2188-15, ritt-
l^ti 301, 40«!, 42", 95", 101", 11818-", 119»i, 1431», 162",
1921», 194»; ritüiga 15"-"-", 197i, 200«o.
Ebenso in zusammengesetzten worten: ndtsfngs 110**'^
skatgildi 48«»; ßvatdag 28", sötdaußr 84i^ 151" 160",
krosfesta 68«i-"; 70^, 148", 173" W- i7-«»-86^ 7414.16.17^ Jcros-
festing 68«, 1747-io, I79»i, dfioga 138*, cetrifi 3«», ritdemer
157«o, rithddnom 188", räkallaßr 91", ritUßasc 29«^ rä-
sangen 126», ritskilU 31 «1, 32««, ritsynom 96»», rätruaßr 55",
126*'»^, ßesconar 117»<>, gegenüber n^tt, kross, krosse, ^'tt^ ritt,
ritta (s. oben); ebenso wird stets geschrieben skatt (a. sg.)
46»»-«ö, 47»o, 172", söU (etc.) 32«<>-«i, 39i»-«i, 4010, 55"-",
63", 671, 711, 7717^ 9687^ 127», 150«», 153", 169^ u. v. a.,
pes8 1311^ 132«^ 133««, 144«», 154««, 197«», 198«»«, 199««
u. 8. w. u. 8. w. Dagegen heisst es croseN (n. sg.) 37 1», cros
(a. sg.) 146», wahrscheinlich in folge des einflusses von Zusam-
mensetzungen wie krosfesta j krosfesting. Von unorganischen
formen habe ich nur aufgezeichnet rittdeomer 40«*. — Ein
besonders buntes bild bieten die ausserordentlich zahlreichen
Zusammensetzungen mit upp. Wir finden hier organische formen
in zahlreicher menge: upburßom S\ uphaf etc. 9«, 20 1«, 25«»,
4611-J7 (bii). 88^ 50«, 54«7-3«, 74«« 0>»)- «», 109»-«», 110««'««, 143",
151»«, 152", 161i»-"-"-«*-««-«7-»«-"»o-si^ 16731^ 17019, I80»i,
181^ 183«i, 191»«, 211^ 220", vphefiasc 38", uplüka 16« W,
71«, 80", 167»», upnumningar 8«S up-enna 35«o-««, 36«*-«»,
47««, upreütar 25«», uprisa (subst.) 2«^, 5»^ 8«i, 20», 23»»,
26", 27" 0>^> »7, 28"-"-«8, 37«», 55»*, 65»», 66««, 68«, 69»i,
7017-18 7115-11.9S.S8.S4 726-M0.18 7388.84« 85* S0.86 741.8.8.18.84*34
751»-", 76»i, 79»-6, 109«o, 135", 150», 155«i, 181«i-«»-»«, 182»«,
190«^ 218^ uprüa (verb) 27«i, 73^ 74»^ 75"-«», 126«^ 155«»,
vpscoret 35«», upstiga 133«i, 17789^ upstigo 20 "^-«»j upstigning
20»«, 21", 23»o, 109»«, 146", 181»^ gegenüber upp 16»*, 17»»,
20»> 2311, 3784^ 43»»-»», 44«-»i-»«, 69«», 73«, 75", 84ii, 85*-i«,
9311.15.89, 9488^ 97U 9918^ loo»«, 101«»»», 105»-««, 123«^, 125»»,
126i«-«o, 13080.88.89, 1325, 137«, 141», 146ii-"o)to>, 149»-»-io-",
6»
68 J. Hoffory
1501^ 151S 155«^ 163«ß» 164", I65«i-w 166««, 167i*-", i68
"•8«, l76»o, 1778«», 1781416 (bta). 16^ 181"•»l•»^ 182»-", 183«-6,
190»o, 195««, 201«, 20231-3«, 203«*, 204i«, 205««, 206i5«^ 207
«0.81.8«^ 209^10, 210», 2138, 216««, 217«, 220«». Seltner kommt
die durch einfluss von uphaf^ uplüka u. s. w. entstandene form
up vor: 26i7-«o, 28", 28ß-«-i6-i7, 401», 50««-«8, 51«8, 73«S 75««,
1091«, 190«i, 197«!. Neben den organischen formen kommen
auch recht oft unorganische vor: upphaf 39«^ 40«'«-*-i^ 43«®,
75«o, 121««, 15110-80^ 178«6, 195*0, upphefia 93«o, 193«*, upp-
lüka 996, I93i«i5, upp reistr 373o, tipprlsa (subst) 37««, 40«^^
44«o, 22080, upp risa 146«8, uppstiga 149i*-i', 182»* u. a.
Ich hebe endlich hervor, dass im St. h. in voller Überein-
stimmung mit unserer regel mimüa 1168«'«« und miskipon 116«^
geschrieben wird; das unorganische missnüa findet sich 166«^*
38' 84^
Wir haben hiermit gesehen, dass die geminirten explosiv-
laute und Spiranten im Altn, nach einem allgemein gültigen
gesetz vor einem consonanten vereinfacht werden. Wir haben
zugleich gesehen, dass die dadurch hervorgerufene abwechslung
zwischen geminata und einfachem consonanten in zahlreichen
fällen sich bis in das 12. jahrh. erhalten hat, wenn auch neben
den organischen formen sich zugleich unorganische geltend zu
machen anfangen. — Ob auch die geminirten nasallaute sowie
die /- und r-laute in ähnlicher weise vor einem consonanten ver-
einfacht werden, ist eine frage, die eine nähere Untersuchung
verdiente, die aber mit besondern Schwierigkeiten verknüpft ist.
Wir haben oben gesehen, dass allgemeine physiologische gründe
nicht zu der annähme nöthigen, dass auch hier Vereinfachung
stattgefunden habe. Aber ebenso wenig dürfen wir natürlich
von vornherein behaupten, bei den genannten lautclasseu habe
Vereinfachung nicht stattgefunden. Man müsste die frage durch
Untersuchung des schreibgebrauchs der ältesten handschriften,
namentlich des St. h. zu beantworten suchen. Aber zufallig
bietet das St. h. nicht ein so reichhaltiges material von hierher
gehörenden formen, dass man daraus allein schon schliessen
dürfte, ein ähnliches gesetz wie bei den explosivlauten und den
Spiranten sei auch hier wirksam gewesen. Von formen, die
eine solche annähme unterstützen könnten, will ich anfuhren:
alre (d. sg. f.) 8^\ 10^^ alra (g. pl.) 88i-s8, 211«, 528«, 1041»
gegenüber allre 38-8^ 23«», 3086^ 326-i3i6 y, s, ^^ ^^ g^ ^.^^ ^7/^^
Altnordische conHonantenstudien. 69
4^ 71«, 91», 15l^ 16««, 20>i-"-»o, 2116, 273« u. s. w. u.s.w.M;
ßuH (a. 8g. n.) 265 gegenüber fnirra (a. sg. f.) 202», purrum
(d. pl.) 63^; cyrs (g. sg. m.) 212»; ferner mimr (3. pers. sg.
praes. ind.) 22« gegenüber mimina (praes. inf.) 22«. Diesen
formen stehen indessen, wie wir im folgenden sehen werden,
wichtige thatsachen gegenüber, die nach der entgegengesetzten
richiung weisen; ich kann daher bezüglich der frage, ob auch
geminirte nasal- und U und /-laute vor einem consonant ver-
einfacht werden, keine bestimmte ansieht aussprechen. Hoffent-
lich gelingt es spätem Untersuchungen, auch in diesem punkte
Jklarheit zu schaffen.
m. Anhang zu s.^0. Altnordisehes z.
Wir haben es oben s. 3() unentschieden lassen müssen,
ob die Schreibweise z im St h. in werten wie fizla^ hr^zla u,
ähnl. als ßs oder als ts aufzufassen ist Um diese frage zu
lösen, vrird es jedoch nothwendig sein, zu untersuchen, welche
bedeutung das zeichen z überhaupt hat im St. h. und den
andern handschriften, die in dieser hinsieht auf demselben
Standpunkt stehen wie das genannte manuscript. Bevor ich zur
Sache selbst übergehe, werdeich mir indess gestatten, die wich-
tigsten der mir bekannten äusserungen über den gebrauch und
die bedeutung des buchstaben z im Altnordischen anzuführen.
Gislason bemerkt (Um frumparta 69 f.), das z werde
angewendet
1) „fyrir tomt «" (z. b. gen. sg. fullz)
2) „fyrir ^, |)ar sem einhverju (einkanlega c2, äj t) er sleppt
a undan^^ (z. b. gen. sg. lanz, adjective wie ülenzkr, breiä-
firzhry Superlative wie dgceztr^ ^.siääzt liklega f. sidärst'^).
*) Formen ¥rie aU (n. a. »g. n.) kommen oft vor (z. b. 5*, S***"*, 10*,
19«*, 20» 28», 29*" n. 8. w. neben alU 2«, 3", 6», 17", 20«, 25", 34«,
35** u. s. w.), beweisen aber nichts für die vorliegende frage, da vor <,
wie oben bemerkt wurde, ohne feste regel l in derselben bedeatung wie
II geschrieben wird.
70 J. Hoffory
3) „f ar sem nü eni nefhd tvö s" (z. b. der eigenname Gizurr,
das zdtwort bleza).,
4) „fyrir tvöfalt «, sem er svo til komid, ad einhverju hefur
veriS sleppt fyrir framan einfalt 8*^ (z. b. g. sg. vaz „bsddi
f. vdttSy af vdttry og t?a/tw**).
5) „I)ar sem vjer höfiim d^ en ektu skinnbsekur sk (sc) —
i |)olbreytiBgu sagna — , hefur allur |)orri skinnbökaima z^*-^
Bezüglich der ausspräche bemerkt Gislason, z komme
nicht ohne grund im altn. aiphabet vor, „heldur mun atkvsedi
hennar — ^ar sem hün er ekki sett fyrir tomt 8 (eins og t. &.
m. i ffdlz) — hafa verict nokkru ösk^rra og lodnara enn^, og
nokkud svipad I>eim tannstöfum, semdumbar eru'' — In seiner alt-
nordischen formenlehre dagegen bemerkt Gislason s. S2z
y^z wird wie s ausgesprochen, kommt in einer silbe nur nach
dem vocal vor und steht in den handschriften 1) einfach
für 5, 2) für ein durch assimilation entstandenes 89, 3) oft als
schwebende bezeichnung für s oder s^, 4) für ein s, vor welchem
ein Zahnlaut, namentlich ein stuiBmer, ausgefallen ist; aber der
schreibgebrauch nr. 1 ist von den freiem (oder normalisirenden}
ausgaben ausgeschlossen. Beispiele : brauzk (für brauch) fran-
gebatur, hyzk (für hySsk) oflferris, oflfertur; sensk (für sentsk^
für sendtsk) part. perf. refl. von sefida senden, ütlenzkr (für
tUlendskr) ausländisch, vizk (für mnzky und dieses wieder für
mndsk^ torquetur, torqueris, torquere (imperat.)". Und s. 24 f.
äussert Gislason: „^ (das ersteh gehört zum stamm, das
zweite zur endung) in der 2. p. der starken prät-formen geht
in die lautverbindung st (wie im Gotischen) über, die jedoch
zt geschrieben wird; z. b. nauzt (für nautt), veizt (für oetft)".
Wimmer bemerkt (Oldn. formlsere 1870 s. 4): „Oft wird
z (wie s gesprochen) als zeichen für $t gebraucht; ebenso wird
es für ein aus t und ä entstandenes s {veizt für *veitt) sowie
für 8 gebraucht, vor welchem ein Zungenlaut ausgefallen ist
(islenzkr für fslendskr)".
hl der schwedischen ausgäbe (Fomn. forml.) heisst es s. 10 f. :
„2r, som aldrig brukas i framljudet, uttalas nu som s. Anm.:
I de gamla bandskriftema brukas z 1) för ettaf /, ä uppkomet
8x2. sg. praei {veizt du vet, for Hei8t; kvazt du sade, for
*kvaät); 2) för 5, framför hvilket en dental är utelemnad (^ztr
efterst == eptstr ; islenzkr = islendskr\ 3) mycket ofta for 5^ i
reflexivformen och stundom i superlativema. Stundom stär det
Altnordische consonantenstudien. 71
äfVen i samma betydelse som ss (Gizurr =- Gissur)^ i hvilket
fall det nägon gäng skrifves dabbelt {blezza » Ueza^ Uessa vä-
Signa). Slatligen bnika mänga bandskrifter det särskildt efter
en dental mycket ofta i stallet for vanligt s (aUz » oZb, landz
» latids OST.), hvilket skrifsätt ej bör efterföljas*'. Aebnlich
spricht sich W immer im Oldn. laßsebog^ XXI aus, dass näm-
lich „2r sehr oft für 8 nach f, d^ ä und nach 11^ nn gebraucht
wird; z. b. vatz » vats (aus vatns, gen. von vatn), landz >—
lands, mannz » manns, illz = ills (gen. von illr) u. s. w. Schon
das St. h. schreibt z. b. cristz 15i', fii^k 8», faNzk 8i*, aUz
8«* u. s. vr. ^=» krists y finnsk, fannsk, alls und in Übereinstim-
mung hiermit eUztr 96»^ 154i« (aber ellre 86»S 124', 200")
und ähnliche formen sind sehr gewöhnlich in allen andern
altem handschriften^'.
Am ausführlichsten, jedoch nicht am klarsten spricht sich
Vigfusson im Oxforder Wörterbuch s. 728 aus. Es heisst hier:
,, Z (zet). The ancient language had two sibilant sounds,
8 and z; of which the z newer Stands at the beginning of a
Word, but is merely an s assimilated to a preceding dental, in
the combinations Id, nd, nn, U^ rd, gä, t see Gramm, p. XXXVI,
col. 1. /}: its use in ancient vellums is very extensive: 1*
in genitives ; trollz, filz (fllr), allz (allr), holtz, Skm. 32 ; gullz,
22; ellz»elds, botz » botns, 6kv.3. 9; vatz and vaz«» vatns;
keyptz, Hm. 107; motz, Knütz or Knuts; vitz (vit); orSz, sveriz,
bardzy bordz, gardz, hards, langbarz, 6kv. 2. 19; Hjörvardz
flkv. Hjörv. 19; mordz, bragdz, flagdz, Frissb. 107, 1. 19; or
also orz. Hm- 141, etc.; prestz, Ghristz, passim; tjallz, Edda
n 314; landz or lanz, passim; Qallz, Edda II 339; but tjalldz,
527; elldz, vindz, 317, 318; gandz, 525; brandz, 529; valldz,
338; sverdz, bordz, 331; but borz, 462. 1. 20; garz, 529; loptz,
341 (twice); but lopz, 317; netz, 327; gautz, 345; hugskozins,
Post 251. 2. in special forms; stendz, Grag. I. 501 (from
standa); stennz, id., 0. H. 143; bitzt from binda, Post (Unger)
154; vizk, vizt, vatzk from vinda (ü), q. v.; but vinnz from
Tinna, q. v. ; biz —bidsk from bidja, Post (Unger) 240; in-
deed bizt, bazt may be both from binda and bidja: bletza and
blezza (to bless)^ höllzti qq. v.; beztr or baztr, the best; oBztr
SS oedstr; f>atz andl>az=-^t es, Ssem. passim; I)atztu, Am. 87;
hv&rtz = hvÄrt es , Grag. (Kb.) I 161 : even mz (or mzt) for
the older mk^ {nSttumz, Gkv. 2. 37. 3. whenthe z is due to a
72 J. Hoffory
t following it; in the reflex. » sk is the oldest form, whence
'Z, 'Z8t\ andask, andazt, andaz, andazst: in the superL zt^ ef-
ztir; Frissb. 78, I. 20; harflazta, 1. 33; snarpazta, 1. 16; rikaztr,
207, l 18; friduzt, 1.34; hagazt, Vkv. 18; grimmaztan, Eddall
530; mdttkaztr, 280; hvitaz, 267; but st is the usual form,
thns särastr, grimmastr, hvassastr, GL 17: in AztriSr = Ast-
ridr, 0. H. 198, 1. 12. 4. in such words as veizla, g»zla,
reizla, leizla, hrsezla, gsezka, l^^zka, sßzka, sßzli, vitzka or vizka,
hirzia, yarzla, hanzki, = veitsla, . . . hirctsla, vardsla, handski,
etc.: in reflex. neutr. part., thus, hafa borizt, komizt, farizt,
tekizt, fandizt, glazt, sagzt, spurzt, kallazt, dsemzt, ätzt, . . .
(from bera...eiga): in reflex. 2nd. pers. pl. pres. and pret.,
e. g. {)er segiztj |)er sögduzt, qs. segit-st. 5. Gitzurr or Gizurr,
Jjjazi, özurr; afraz-kollr, 0. H. (pref.); huliz-hjalmr ; Vitaz-
gjafi, q. V.; but alads-festr, Gr&g. (kb.) I 88; viz, see vidr II:
in foreign names, Jariz-leifr, Jariz-karr, Buriz-leifr, Gkv. 2. 19,
Fms. VI. The etymology of words may often be decided by
this; e. g. in beisl, a bridUe^ beiskr, bitter^ the $ ofthe vellums
shews that neither word is derived from blta; beiskr isin fakt
akin to engl, beestings^ Ulf. beist = ^vfirj ^ A. S. beost: geiska
fullr, Hkv. 2. 35, is not from geit, but from geisa: laz or latz «
(p. 376, col. 1) is from Fr. lacBy not = Icel. I4ss: misseri (q.
y.) is no relation to midr, etc.: at lesti, at kistj being speit
with s, not z^ is not related to latr, but derived from leistr
r= a cobbler's last, at lesti = Lat. in calce, see Mr. Sweet *s
Ed. of Gregory's Pastoral Gare, p. 474: again, raztir is akin
to vatr = vatn : exceptional cases, — vissi, pret. from vita, and
sest, a seat. U. after a single dental (unless it be t) s, not j,
is written ; thus, gen. Guds, bods, brauds, auds, göds, 6ds, vads,
lids, Öls, fals, hals, frjäls, vins, eins, etc., passim: z is quite
exceptional, e. g. lidz, Frissb. 106, 11. 16,33 (but lids, Hbl.
33, Am. 43): so also after m, rl, nl, m, /n, gn, bams,
Glem. 134; karls, Hkv. 2.2; jarls Hm. 97; hrafhs, segls,
regns, tungls (regns, Edda H. 340). The vellums are very irre-
gulär in the distinction of a single er double consonant, but
the Sibilant used shews the true form of \he word; in „Odz
Colssonar'*, 0. H. (pref.) I. 11, the z and s shew the names to
be Oddr and Kolr, not Odr, Kollr; in a vellum eis would be
gen. of el, ellz of eldr; in grunz, Edda U. 287; lunz 317;
hlunz, ranz, lanz, 333; elz, Post. (Unger) 234; golz, 225, I.
Altnordische coijeonatitepBtu^ien, 73
23; olz, O'. H. (pref.), I. 11; alz, etc., the z shews that though
there is only one w, l etc. written, they were actually sounded
double, grunnz, hlunnz; rannz, laodz, eldz, gollz, oddz; allz.
2. the B does not change into z if the word is a compd; as;
skald-skapr, vind-svalr, üt-sudr, passim; hird-stj6ri, Edda IL
336 ; shewing that in ancient times the pronunciation was more
distinct than at the present day; the z in ordztir (Edda II.
344, orztir, 463) shews that the word is qs. ordz-tfrr; yet we
find snch fonns as innzigli, Post. 238; gudzspjall, 239; &3tzam-
liga, 243; handzceld, Bari.: randzaka, Post 134, I. 29; but
rannsaka, I, 14: nauzyn « nauds}!!, Sk41da 167.21; nauzun,
Edda IL 236; anzvara, annzkoti = andsvara , andskoti, etc.
111. about the lötli Century (or earlier) the z sound began to
disappear, and 8 took its place, being at present the only Si-
bilant used in Icel. In later yellums the z is therefore either
little used or is misapplied, as in the additions by the third
band in the Flatey-book, or it is used to excess as in modern
Dutch. In modern spelling, including Editions of Sagas, the
z has been disused, except in the instances coming under the
rule given in I. 4: yet with exception of ds, for the modems
write leidsla, hrsedsla, beidsla, nädst, cid leizla, n4zt, except in
reiflla (i. e. reizla) from reida; hirzla qs. hirdsla. 2. zz is
sonndedasm, blessa, Gissnr, Össur; so also yass, boss, ssvatz,
botz; eren ors, gars, lans, sans for orz, garz, lanz, sanz (gen. of
ord, gardr, land, sandr)".
Man rergleiche hiermit s. XXXVI, II. ß, : „The z instead of ^
was almost always used after the double consonants (with a
dental sound), K, nn, nd, Id, ddy tt, U, nt, rä, and ty e. g.
in the genitives guUz, munnz, sandz, valdz, oddz, hattz,
hoUtz or hollz, fantz, gardz, knutz or knuz, as also in botz,
yaz or vatz from guU, munnr, . . . knütr, botn, vatn; in
the common speUing gulls, munns, etc.: again, guls from
gulr, dals from dalr, etc. This is not a mere Variation of spel-
ling: the Sibilant in the former case was no doubt sounded as
Engl. Zj viz. with a lisping sound; the z sound is now lost in
Icel.^ and 8 in speit wherever it is etymologically required''.
Wie man sieht, haben sich sehr verschiedene ansichten
über das altn. z geltend gemacht; allein ich gestehe, dass ich
mich keiner der angeführten meinungen anschliessen kann.
Wenn ich im folgenden eine neue auffassung geltend zu machen
74 J. Hoffory
▼ersuche, so halte ich es, wie rorhin bemerkt, für das rich-
tigste, die Untersuchung auf die handschriften zu beschränken,
die hinsichtlich des z denselben standpunct einnehmen wie das
St. h. d. h. auf diejenigen, welche das z noch nicht als reflexiy-
zeichen anwenden^).
Hoffentlich wird es mir durch diese begränzung gelingen,
den gebrauch und die bedeutung des buchstaben z in der ältesten
periode der isländischen Schriftsprache zu bestimmen und da-
durch zugleich eine festere grundlage für weitere Untersuchungen
zu schaffen. Wir haben es hier im ganzen mit 5 verschiedenen
fällen zu thun: V) z^Uy 2) z^ßs, 3) z in den Verbindungen
Uz, nnZy 4) z '^ dSy ö) z im inlaut zwischen vocalen. Jede
dieser anwendungen betrachten wir je für sich.
I. z ^ts.
In sehr vielen fallen ist z etymologisch = ts. Diese laut-
verbindung findet sich namentlich bei werten mit t im stamm
und entsteht gewöhnlich dadurch, dass das erwähnte t mit einem
zu einer flezions- oder ableitungsendung gehörenden s zusammen-
trifift; so im g. sg. m. und n. von Substantiven nach der o-
(ja- und ra-) flexion, sowie von adjectiven in der unbestimmten
form, in den starken superlativformen von adjectiven und ad-
verbien^ in der 2. pers. sg. praet. ind. act. der starken verba,
in der 2. pers. sg. praes. ind. act von verba praeterito-prae-
sentia, in der 2. und 3. pers. sg. praes. ind. refl. der starken
^) Meine beispiele entnehme ich zam grösBten theil dem 8t. h., das
auch in dieser beziehong die beste und reichhaltigste quelle ist; formen
aus andern handschriften fahre ich nur an, soweit sie ein besonderes
interesse haben. Auf zwei eigen thümlichkeiten muss ich indess schon
hier aufmerksam machen. A. M. 237 gebraucht neben und in derselben
bedeutung wie z auch das zeichen c; e^ßc» 1*^ t7»^«*'e«Ä; 6* und an andern
stellen. Im A. X. 666 m wird z ausser in seiner gewöhnlichen bedeu*
tung auch für x gebraucht: avaastar 1*» = avaxtar, ozn 2"*" =» sxn, ja
sogar heüaz 8^ =• heilax, heüaga. Da, so viel mir bekannt, sonst in den
handschriften niemals 2 für o; geschrieben wird, während anderseits nicht
die rede davon sein kann, falle wie die hier angeführten als blosse gra-
phische eigenheiten aufzufassen, so müssen wir auch hier annehmen, dass
eine dialecteigenthümlichkeit zu gründe lieg^ (vgl. oben s. 10 anm.).
Ein Übergang A« > fo würde ja nicht zu den phonetischen Unmöglich-
keiten gehören. Dagegen hat das zeichen c« kaum irgend welche beson-
dere phonetische bedeutung.
AltnordiBche oonsonantenstadien. 75
Zeitwörter, sowie der 2. classe der schwachen verba; in der
2. und 3. pers. sg. praet. ind. refl. der starken Zeitwörtern, im
praet. part refl. starker und schwacher Zeitwörter und in meh-
reren andern fallen. Dass die ausspräche hier überall ts war,
geht klar aus dem umstände hervor, dass in allen fallen neben
z auch ts geschrieben werden kann und wird femer durch
skaldenreime wie die folgenden bestätigt:
flettugijö^; ok spjöto
Bjami gullbr&rskald, Hkr. 446.
Ie2t eigi ^t li^la
I^ö|>ol& Amörsson, Hkr. 540 u. s. w.
Ausser z und ts kommt auch die etymologische Schreib-
weise iz vor, die, phonetisch betrachtet, unglücklich und pleo-
nastisch ist, da ;8^ ja schon an und für sich den lautwerth ts
ausdrückt. Wir finden im St. h. zahlreiche beispiele für alle
drei Schreibweisen:
1. z. Im gen. sg.: aliz 7i», andldz 28i«, 142", ciisz i)
15«*«, 201, 271Ö, 379.11^ 52*6^ 66", gräz 1**, hugscoz 36i»,
60», 83", 87", 123"; im Superlativ: bazta 12l^ inder3.pers.
sg. praes. ind. refl.: sezc 37 «S in der 3. pers. sing, praet ind.
refl.: lezk 58»«, im praet part. refl.: forfazc 210^*, gorzc 140",
hafizc 104", helgazc 79io, let/NZC 203*, syNzc 73», vilzk 76".
Andere beispiele sind veizla 25«, 30", ßaz 13", 95", 208",
212», 217".
2. ts. Im gen. sg. afläts 136", 137^ 194", 217", and-
Idts 138", dts 6518. 14316, cnsts 18«, 38", 52«*-", 6P, 67",
68", 69" u. a., grdisll2^\ 216*, heits 26*0, 27*, hugdcots 91«,
100"-»i, 1514^ 1681*, 1821«; im supeHativ: hoM (resp. hetsto,
batstan u. s. w,) 5», 13", 24", 114", 119»'" ^\ 1441«, 154»,
1881«, 191«, 195^ t/tste II61*; in der 2. pers. sg. praes. ind.;
veÜst 103»* >), in der 3. pers. sg. praes. ind. refl. : setsc 18»»,
in der 3. pers. sg. praet ind. refl. : Utsc 2«, 104i^, im praet
part. refl.: beßetsc 129i»'", eignatsc 159*-»», fyr faretsc 135",
mamsc 195", opiatsc 9»», 132i^ 138", 167", 210io, vitt^c
*) Neben ct%9z wird auch häufig cm geschrieben 89», 70*, 71'*, 72",
74«*, 76», 78«*», 79*-", 83»-«' u. m. a., vgl. prez 122", Im dativ finden
wir 8. 122^ die form ctvbU für eriate, MonstrÖB ist die Schreibweise
ctMl9z 69**. *} Daneben findet sich die ältere form veist >-■ got. vcüi
108«', 200*».
76 l Eotlorj
132«, vitrapetsc 131»*. Andere beispiele sind hvdrts 115",
viUko 133", veitda 102S 145*^ 159»», 209», 211^ ßats 106»«,
107", 195», 196«-S 1981«.
3. tz. Im gen. sg.: ätz 185", 192»*, briöstz 168i», cnstz
1517, 2787, 29", 40", 41»-i», 44»», 68«, 69", jrrrfte 65*^ AWte
9», %«coto 157»ö, 181»7, lüellätz 213», wes^^ 126»*; im Super-
lativ: batzt 4*-*, 219»i; in der 2. pers. sg. praes- ind.: veüzt
97»^ in der 3. pers. sg. praes. ind. refl.: litz (i. e. lüzk) 21**;
im praet. pari, refl.: helgatzk 26»^. Andere beispiele sind:
hvärtz 126, 22», vetizlo 27«, 46», 102^ ^atz 123»«, 127».
In einigen fallen steht z anscheinend für tt8\ so im gen.
sg. m. und n. von Substantiven nach der a-flexion und von
adjectiven und participien in der unbestimmten form mit ^im
stamm oder im praet. part. refl. von Zeitwörtern wie Wto,
W^a, hvetja, kveßja u. dergl. Aber wir haben oben gesehen,
dass tt in solchen fällen überall zu t vereinfacht wurde, so dass
wir es hier mit der lautverbindung fo, nicht mit tts zu thun
haben. Im St h. wird, wie ich schon im vorhergehenden ab-
schnitt nachgewiesen habe, vdts^ rits geschrieben (gen. von tAtVj
ritr oder, wie man gewöhnlich schreibt, von vättr, riUr\ und
es ist nur zufall, dass wir neben diesen formen nicht vdZj riz
finden; (die form vaz kommt in A. IL 623, 55» vor, s. Gis-
lason, Um frumparta s. 110). Im praet. part refl. finden
wir dagegen die form grdzk i. e. gritzk (für älteres grSttsk von
grißadc) 156»« neben meötsk (von mipask) 128«, setsc (von
s^'ttask) 94»«. Im gen. sg. des Wortes vatn steht z anscheinend
für tns; die ausspräche war natürlich vats. Zulallig bietet das
St. h. kein beispiel für die Schreibweise vaz, die sich jedoch
häufig in andern handschriften findet (vgl. Gislason, Um
frumparta s. 110); dagegen finden sich die gleichbedeutenden
formen vats 79»«, 187»«, 189», 190» (vgl. vatsMrn 54»«-»8) und
vatz 190^. Die in den normalisirenden ausgaben gewöhnliche
form vatns findet sich nie in den altem isländischen hand-
schriften.
II. z = ^.
Es ist eine unrichtige annähme, dass z in den handschriflben
als bezeichnung für die lautverbindung fs gebraucht werde.
Wenn z wirklich für ßs stehen könnte , müsste man natürlich
vor allem im gen. sg. der masculina und neutra mit/ im stamm
Altnordische consonantenstadien. 77
zahlreiche beispiele ßxr z zu finden erwarten: goz, boz, rdz
neben go^s, bofsy rd^Sy wie ja auch andl&Zj grdz, hugskoz neben
andldts, gräts, hugskots geschrieben wird. Das ist jedoch nicht
der fall ; St h. und die übrigen ältesten handschriften schreiben
in solchen genitivformen durchweg /«, so gut wie niemals z
oder/2:i); es heisst z. b: bo^s 168 7, irat?/s 34^ go^s (resp.
guj^) 21, 4«-"»o, 58 ^«, 6«*, 7i-i9'"-"-«9-»8, 8", lOi«", lli»,
1318 141.97 1516*11.16.19^ 1(;22^ l78.ll.17.l9-15.16.i7.S8-86-86.S8 Jgl.
1-7.18^ Igs.8.i8.i9.s6.i7.3i^ 21i, 22^^'^^'^^ 23^ 24i'^"**'** 26**
27»-io.ii.is.3i^ 28l^ 29W-""»«, 30'« u. s. w. u. s. w., lißs
1711*, 183", rrf/« 13«-»o, 24« u. a., nie boz, brauz, goz, Uz,
rdz. Ebenso wird in einsilbigen reflexivformen von verben mit
/ in der wurzel durchweg ßs, nicht z oder ßz geschrieben,
z. b.: bafsc 123«, bißsc 198«^ gleßsc 140«, qvsßsc 139*, 153«,
gYeßac 141^, stößsc 96-' <> u. a., nie bazk, bizk u. s. w.*). Wenn
z anscheinend für ßs steht, liegt das daran, dass diese laut-
Verbindung, wie ich oben & 30 fif. nachgewiesen habe, häufig in
ts übergeht. Der Übergang ßs y ts kommt im Superlativ von
aidjectiven mit ß im stamm, in der 2. pers. pl. refl. von starken
und schwachen Zeitwörtern sowie in Substantiven wie fetda^
hrqtsla (resp. feßsla^ hr^ßda) und ahnl. vor, und in all diesen
fällen finden wir in den handschriften neben ts auch häufig z,
resp./«. So wird geschrieben s&< 138", 142", eztr 9", 29«»,
7116^ 74"-««, 153*, 161"; femer hrceßesc 72", kuoezk 63",
6ezk ll^^y staßfestezk 53i*, temezk 27««, ßvaezc 62« und endlich
fhla 24^ 30"-", 347, 4810^ 5984^ 12114, 202«, 217i«, 218«,
g0zka 141«, 156i8, hrq'zla 24", 56», 202". Neben z finden
wir, wie angedeutet, bisweilen die etymologische Schreibweise
ßzy ein unglückliches compromiss zwischen der altem ausspräche
ßa und der spätem ts; so wird dßzto 123", hirßzlo 21üi8-"
geschrieben. Unschädlicher sind die pleonastischen bezeich-
nungen zs und tz; zs wird geschrieben in dzstr 29«^ 124«^
geozseo 51 1«, tz in sitz (für sitzt) 158««, girnetzk 51«, skilitzk
7816, f^tzla 12«, 2V^, 65«o, 102i8-i«, 108«», getzka 56*, 661«.
Dagegen wird, wie wir oben gesehen, ßs durchweg nie ht zu t« im
') Es finden aich im 8t. h. ein paar ganz vereinzelt dastehende aus-
nahmen, welche ihre besondem grQnde haben. Ich werde spater darauf
zurückkommen. *) Die einzige ausnähme von dieser regel ist die spite
97** vorkomnietidp form qvttzkj die ich sogleich erklären werde.
78 J. Hoffory.
gen. sg. von Substantiven und adjectiven mit /im stamm;, auch
nicht in einsilbigen verbalen reflexivformen, und hiermit stimmt
auch vollkommen, dass in diesen fallen nicht z oAqt ßz ge-
schrieben wird 1).
Wir sehen also, dass z auch hier überall ts und nur ts
bedeutet. Die behauptung, das z in fezUiy hrqzla und ähn-
lichen fällen bedeute fs, würde ebenso sinnlos sein wie die an-
nähme, in vaz drücke es den lautwerth ins aus.
in. Uz^ nnz.
Nach ein&chem l und n wird in den handschriften stets 9,
nie z geschrieben; so in den genitiven: hvals 63^\ mäls 3*^,
111«, 178^ hins 1855, kyns 4", 33«, 83»o W- s?^ 14588. in ver-
') In ganz einzelnen häufig gebrauchten verbalen reflexivformen z. b.
kvatsk kann, wie wir oben s. 81 gesehen, ßs sich in fo verwandeln, und
hiermit stimmt es durchaus, dass wir, wie soeben angeführt, im Bt. h
ein einziges mal die form qvazk finden. Im gen. sg. kommt, vde früher
bemerkt, der Übergang Pb> U urspr. im Isländischen nur in ein paar
vereinzelten fallen vor, die nicht mehr als genitive gefühlt wurdeu.
Hiermit geht indess, was ich hier nur andeutungsweise berühren kann,
im laufe des 18. jahrh. auf Island eine merkwürdige Veränderung vor, in-
dem es allgemeine regel wird, dassz, resp. pz^ dz im gen. von werten
mit rp im stamm geschrieben wird: horz^ orz, harz, verz (resp. borpz^
bar dz, orpz^ arOz u. s. w.). Dass 2 auch hier ts bedeutet, braucht nach
dem obigen nicht besonders motivirt zu werden ; ebenso ist es kaum
nothwendig, ausführlich nachzuweisen, das rps ungleich schwieriger aus-
zusprechen ist als rts. Im ersten fall muss die Zungenspitze unmittelbar
aus der gingivalen articulationsstellung (s. hierüber Kuhn 's Ztsch. XXIII
581 f. und Archiv f. nord. philol. I 42) zu der interdentalen läge hinunter
und hieraus wieder zu der alveolaren läge hinaufspringen , während bei rU
nur ein leichter Übergang stattfindet von der gingivalen Stellung zu der nahe-
liegenden alveolaren. Eine entwicklung rp8 <^ rts erscheint deshalb ganz
natürlich und gesetzmässig. Die ältesten spuren solcher genitive finden
sich im St. h., wo geschrieben wird horpz 73*, arpz 148", 164'* (aber
borps 207», 217", orps 8»', 19», 84«>, 135»«). Dagegen wird schon in
den ältesten norwegischen handschriften sowol boz, guz wie borz, orz
neben bodz, gtuts, bordSy ords geschrieben. Wenn wir im Bt. h. ein ein-
ziges mal gopzspiaUeno 54« geschrieben finden, so beruht das gewiss
darauf, dass dem entsprechenden abschnitt ein norwegischer codex zu
gründe liegt. Sonst heisst es stets gopsptall (resp. gupspiaU) : 18*^, 35*''^,
38» 64', 66", 61» 62» 72»»»', 100», 116», 117» 120» 123»»»'-»»-"
134» 142», 145»*, 158», 161»» 163»-»» 164» 165», 167» 168«\ 180"-
»*, 181»*, 182»»'» 183«»*, 186", 187«', 188» 195»^ 216»S 218" u.m.a.
Altnordische conBonantenBtadieiL 79
balen reflexivformen: faldc 87 *, akOse 33», 141«-", vensc 52«;
in Worten wie Oska 17««, 18»-io, 26»o, 33»i, 36«*, 389-8^ 51»,
61*-'', 781«, vinstri 169»* u. a. Nach ü und nn wird in den
ältesten handschriften bisweilen 8 geschrieben: in genitiven:
aÜ8 146»», in Superlativen: innstr 103»*, lie*«-»», mimta 110»»,
in verbalen reflexivformen : fiNgc 91»^-»^, mimtu 174»», 192»^
in werten wie alls 119»*, tUska 32», 41»i, 58»«, 68«i*-i»»i-»»,
76", 89»i, 141«, 1781», 184»*, mensco 64»o. Doch wird be-
reits im St. h. in den bei weitem meisten fallen nach Uj tm ein
z geschrieben, und dies ist auch in den andern altem und
jungem handschriften feste regel, wovon es nur vereinzelte
ausnahmen gibt. Im St h. finden wir z in genitiven: äfallz
(resp. dfalz) 66», 68»«, 69»», 771», 106»-^ 215»*-»», 216»», aUz
(resp. alz) IQi», 30», 34»^ 37i«, 39»o, 40», 46»», 50» u. m. a.,
fellz (resp. fdz) 29io, 126»», golz 7i», gufspiaäz 547, 124»,
18P, 188», 1891», 19111, iUz (resp. üz) 4»«, 24»*, 32», 101»»,
101»», 115»»-»* 118», 186»», maNz 1»», 2»*, 12»«, 16»», 18»»-«»,
30»», 44»ß, 58»o, 591», 601^ 62i», 63»», 64» u.a., muyz 185»o-
»», 189»^ sayz 71", in Superlativen: ellztr 96»*, 154*», iifzto
801*, miNzt 126», in verbalen reflexivformen: fauNzk 81*,
fiNZC 8», 82»», 121»«, miNztu 192», miNzßu 68»*-»7; in worten
aOz (resp. alz) 3»», 81», 13», 14»», 19», 20«, 21»», 41»», 49»i,
50»« u. a., iUzka (resp. ilzkä) 14»i, 22»», 32i»-i«, 36»», 58»,
7110, 76»», 771, 141 «.9, 166», 168»», 169»», 175»«, 214i», ommer-
eona 22^, g meNzko 147ii, mei/zkam 40»», 147*, ja sogar in
fallen wie raNzaka 77ii, ßa^z 2i».
Es kann vemünftigerweise nicht bezweifelt werden, dass 8
nach einfachem l und n ebenso ausgesprochen wird wie nach
andern consonanten: in nuä8, kyns wie in sdrs^ ßings^ in akÜ8k,
venakyrie in ber^, fremsk. Auch dünkt es mich höchst wahr-
scheinlich, dass 8 in formen wie alls^ finnak wirkhch den laut 8
bezeichnet. Dass die ursprüngliche ausspräche in solchen fallen
2b, nns war, geht theils aus sprachgeschichtlichen gründen theils
aus skaldenreimen wie den folgenden hervor:
goUs, es ferr mep skoUi
Haraldr konungr, Hkr. 586.
snjaßs landreka spjaZfi
Steinn Herdisarson, Hkr. 594.
sanns n^ hverr vip annan
^jöfMSlfr Amörsson, Hkr. 626.
80 J. Hoffory
svinrts, at q mun vitinask
t^öj)61fr Arnörsson, Hkr. 607, u. s. w.
während umgekehrt Z(/)^ n{n)t nur mit /(/)/, n(n)t reimt:
sdlt me^ grinvi ssdti
Sigvatr törparson, Hkr. 311.
stopk & Munt ok minn^mk
Sigvatr I^örjMurson, Hkr. 520
und auf der andern seite sehe ich keinen grund, der dawider
sprechen könnte, dass das alte Us^ nns sich bis tief in das
12. jabrh. erhalten habe, so dass wir noch im St. h. reste davon
finden können. . Aber wenn wir bereits im St. h. in den bei
weitem meisten fallen und in etwas spätem handschrifben durch-
weg Uz^ nnz geschrieben finden, so scheint es mir auch klar,
dass z hier nicht eine blosse graphische besseichnung für 8
gewesen sein kann, denn wäre das der fall, so würde es ganz
unbegreiflich sein, dass es nicht auch nach einfachem Z, n ge-
schrieben werden kann. Dazu kommt femer das positive mo-
ment, dass in den ältesten handschriften nach /Z, nn bisweilen
statt z geschrieben wird ts, tz oder dz^ z. b. aÜfK. M. 666 711,
113, altz, El. 471*, aldz El. 30^ ildz El. 28i», Mzco El.
131^ mandz £1. 24ii. Wirersehen hieraus, dass die ausspräche
entweder ts oder ds gewesen sein muss. Für die letztere alter-
native bin ich nicht in der läge ein stichhaltiges argument an-
zuführen; für die ausspräche is dagegen sprechen sowol phy-
siologische wie sprachhistorische gründe. Dass das tonlose s
die einschiebung eines tönenden consonanten (wie d) sollte be-
wirken können, ist von vornherein unwahrscheinlich ; eine solche
einschiebung könnte nur von einem tönenden consonanten (wie
r) bewirkt werden, vgl. formen wie altschw. und altdän. aldcerj
sandcer (Lynyby, Tidskr. für philoL I 24 flf.) und ähnl. Auf
der andern seite sehen wir, dass alle sprachen, die eine solche
einschiebung kennen, to, nicht ds haben; so kann im Sanskrit
ein t zwischen auslautendem n und folgendem s eingeschoben
werden: tänt sao » tSn sao(s. darüber z. b.T^ttirlja-prStisäkhja
V 32) 1); ebenso in der Kerenzer mundart: die lautverbindungen
Ischf nach verwandeln sich in lisch y ntsch: faltsch = falsch^
*) Dass eine solche einscbiebnng nicht aach zwischen auslautendem
/ und folgendem s stattfindet, bat nur darin seinen grund, dass / so
ausserordentlich selten im Sanskrit im auslaut steht.
Altnordische consonantenstadien. 81
tountsch as wünsch (dagegen wird z. b. nl zu ndl: bündli^ demi-
nutiv von bund\ s. Win tele r, Die Kerenzer mundart s. 48,
49, 138. Also: zwischen {/, nn und einem folgenden 8 schiebt
sich ein t ein, und die dadurch entstandene lautverbindung ts
wird in den handschriften durchweg mit dem zeichen 0, seltener
mit tz oder dz bezeichnet. Diese einschiebung hat vermuthlich
erst im laufe des 12. jahrh. stattgefunden, da wir in den alier-
ältesten handschriften noch beispiele für die Schreibweise Ub^
1191^ finden. Dass eine solche einschiebung nur nach Z{, nn, nicht
auch nach/; n stattfinden kann, ist unschwer zu verstehen: dielaut-
xnasse, worauf hier eingewirkt werden konnte, war grösser als bei
einfachem l, n. Auch in einer andern beziehung sind formen wie
fallZy finnzk gegenüber mMSj vensk für uns von Wichtigkeit, indem
sie uns nämlich lehren, dass das geroinirte U, nn vor 8 nie ver-
einfacht worden ist, denn im entgegengesetzten fall könnte, wie
wir gesehen, eine einschiebung des t hier unmöglich stattge-
funden haben. Verhält sich dies aber so, so hat Vereinfachung
von // und nn aller Wahrscheinlichkeit nach auch vor andern
consonanten nicht stattgefunden, oder mit andern werten: die
vereinfachungsregel hat sich überhaupt nicht auf das geminirte
ü und nn erstreckt. Und ich sehe keinen grund anzunehmen,
dass das geminirte rr und mm andern regeln unterworfen ge-
wesen sei als II und nn.
Wir haben also gesehen, dass z auch hier überall t8 be-
deutet, und wir haben zugleich die nicht unwichtige aufklärung
erhalten, dass die Schreibweise dz in den ältesten handschriften k
bedeuten kann.
IV. z^ds.
Die Verbindung ds findet sich am häufigsten bei werten
mit Id oder nd im stamm und ist wahrscheinlich dadurch ent-
standen, dass Id oder nd mit einem zu einer flexions- oder ab-
leitungsendung gehörenden s zusammentrifit, so im gen. sg. m.
u. n. von substantivischen a-stämmen, sowie von adjectiven in
der unbestimmten form, in den starken superlativformen von
adjectiven und adverbien, in der 2. 3. pers. sg. praes. ind. refl.
der starken Zeitwörter und in mehreren andern fällen. In den
handschriften wird in den hierher gehörenden werten theils ds,
theils z, resp. dz^ zuweilen auch ts oder tz geschrieben. Wir
finden im 8t. h. für all diese verschiedenen Schreibweisen bei-
spiele:
BeUrSge e. kuude d. if epracLio. IX. 5
82 J. Hoffory
1. ds. Im gen. sg.: halds (resp. hdUds) HO»«, 119» 163",
holds (resp. IwUds) 49*0, 198", scdUda l»Ji», la^ds 165i»; in
der 3. pers. sg. praet. ind. refl. steN[d^c i) lö2»i, ferner in
dem wort nyrUNdsca 203»».
2. z. Im gen. sg.: dz 48»«, Äai^r (resp. Aaü;?) 52i», 53l^
7414.16^ 78«», 991, 128»5, 1591»»», 160»i, 163»-»», hdz (resp.
hoUz) 56*, 591»-»!-»»-»«, 87", 150», lanz (resp. Zaj>r2r) 5", 27^
46»», 159", 183», 184», im Superlativ: hdzt (resp. hellzt) 3»«
67«', 67', 72», 1041», in«, ii4»6; ligi', 123»», 137»', 215»<
in der 3. pers. sg. praes. ind. refl. hellz (i. e. heüzk) 71»«,
«UNzk 31»S 142", femer in unz (resp. unz) 11", 13»», 18»i
22", 571', 66», 75», 105", 1296-«», 146".
3. dz. Im gen. sg. : ddz 193»«, hMz 55*, lamlz 159».
4. t8. Im Superlativ: Arf^«^ 107»», 194»*.
5. tz. Im Superlativ: hdtzt 44*0 »).
Dass die urspr. ausspräche ds war, ergibt sich sowol aus
grammatischen gründen wie aus zahlreichen skaldenreiroen. £s
beisst z. b.
allva{(2s en fe gja/cfa
Sigvatr l*6r^arson, Hkr. 437.
ifla fo/e^s, um gMii
Öttarr svarti, Hkr. 284.
lam/sröbunduni bi*aiK^a
Öttarr svarti, Hkr. 284.
suMr/s I^orketill unt/^in
Hallfrepr vandr§|)askald, Hkr. 216
und es kann sehr wol möglich sein, dass diese ausspräche sich
bis in das 12. jahrh. erhalten hat und dass sich im St h. noch
spuren davon finden. Anderseits ist es klar, dass die in den
ältesten handschi-iften weit häufigere bezeichnung z nicht ds
bedeuten kann, denn daneben finden wir auch ts und iz ge-
schrieben, welche bezeichnungen keinen andern lautwerth als U
') „d är i hds. utplanadt^', bemerkt Wisen. ') Dem starken con*
Boitantenzusaminenstoss in diesem worte sachte man tlieils durch weglas-
Bung der vor s stehenden dentaiis {helst [resp. helUtl 44'^ 6P\ 158''),
theils durch weglassung des letzten t (heiz [resp. heüU^ heUz\ 27", 78*,
107*") zu entgehen. Die letztgenannte form ist nur eine einzelne probe
von der im 8t. h. und in andern alten handsohriften herrschenden neignng,
einen consonanten auszulassen, der auf ein s folgt, wenn diesem letztem
ein anderer consonant vorhergeht; z. b. gengs 3** ''^ gengik, legs ]I9**rrt
legsk, qvepi 14P« — kvepik, $itz lüR*» = siist u. a.
Altnordische consonantenstadien. 83
ausdrücken können. Dass d vor tonlosen consonanten die nei-
gung hat, in t überzugehen, haben wir zudem aus der form
stentk St. h. ll^^^ erseheu. Dazu kommt noch ein anderei* recht
merkwürdiger umstand. Wir haben gesellen, duss Us^ mis nor-
maliter nur mit 22, nUy und dass Ids^ nds nur mit Id, nd reimen.
Doch reimen in spätem skaldenstrophen lls, nfis nicht selten
mit Id, "nd^ und umgekehrt Ids, nda mit 11, nn\ so finden wir
in zwei ohne zweifei nicht authentischen visur in der Gunn-
laugs saga reime wie
Mnnz samlegu Yind^x
Gunnhiugr, Wimmer« Lsesebog^ s. 81
und umgekehrt:
lixnds til l^sigun/iar
Gunnlaugr, W immer, Laesebog* s. 100.
Wie Wim m er mit recht bemerkt (Lffisebog> s. 138), haben
reime wie die angeführten ihren grund in dem umstände, dass
z. b. Jinns'' wie „linds^' ausgesprochen wiid. Nun liabe ich
indess oben nachgewiesen, dass das ui-spr. nfis^ das nnz der
handschrifteU; wie nts ausgesprochen wurde; also wurde auch
fids wie nts ausges2)rochen. Ebenso ist Ids gleichlautend mit
Uz^ d. h.: beide wurden wie Its ausgesprochen. Es braucht
kaum ausdrücklich hervorgehoben zu werden, dass die etymo-
logische Schreibweise dz ein unglückliches compromiss ist zwischen
der urspr. ausspräche ds und der spätem ts; dass dz hier wirk-
lich ts bedeutet, kann um so weniger bezweifelt werden, als dz^
wenn auch selten, auch in andern fällen als bezeichnung für
ts gebraucht werden kann (vgl. oben unter III). — In einigen
fällen steht z anscheinend für dds; so im gen. sg. m. u. n.
von Substantiven nach der a-flexion, sowie von adjectiven und
participien in der unbestimmten form mit dd im stamme. Aber
wir haben oben gesehen, dass dd in solchen fällen überall zu
ds vereinfacht wurde, und dieses verwandelte sich natürlich hier
wie sonst in ts, Dass die ursprüngliche ausspräche ds
war, ergibt sich aus reimen wie:
ods ok erair scxJti^usk^)
Porm6I>r kolbrünarskald, Fostbr« saga s. 45 and ähnl.
Also hat auch hier z ausschliesslich die bedeutung ts.
^) Dagegren beweisen sulche reime nicht, dass man odd$ und derj^l.
gesagt bat, denn die skalden reimen nicht selten geminata mit einfachem
cunsonanten (cf. meine beroerkungeu im Anz. f. d. altertham VII 199).
0*
84 J. Hoffory
V. z im inlaut zwischen vocalen.
z kommt nur selten im inlaut zwischen vocalen vor. Die
wichtigsten fälle sind das zeitwort hltza, die eigennamen Giztirr
und pzun\ sowie des adyerb hizig. Im EL wird Ueza geschrie-
ben 381«, 409.16 neben Uetza 40", St. h. 58", 139»*; femer
bletsa {bletson, bietsing) St h. 58", 99», 125'* (««> i5, 128»*,
132», 134«, 157", 19410, 2181«. Es kann also kein zweifei
darüber obwalten, dass die ausspräche ts war. Die werte Oiz^
urr, Ozurr, hizig kommen im St. h. zufallig nicht vor, aber
dass z auch hier wie ts ausgesprochen wurde, lässt sich nicht
bezweifeln, wenn man bedenkt, dass sogar in verhältnissmässig
späten handschriften , z. b. in den Annales regii, Oitzurr (bl.
23, s. 1, sp. a; bl. 24, s. 1, sp. a), Gitzurar (bl. 23, s. 1,
sp. a; bl. 23, s. 2, sp. ß), )tzuri (bl. 23, s. 2, sp. ß; bl. 24,
8. 1. sp. a) u. V. a. geschrieben wird^ sowie, dass man bei den
skaldon reime findet wie:
a^*, vij Utstein hidg
Sigvatr törj^arson, Hkr. 445. u. ähnl.
Die Schreibweise zz: Uezza^ Gizzur^ der man bisweilen in
den handschriften begegnet, ist pleonastisch und unglücklich.
Das resultat der vorstehenden Untersuchung lässt sich in
die wenigen werte zusammenfassen: z bedeutet in den äl-
testen isländischen handschriften überall und aus-
schliesslich tSy niemals 8, ßSf ds oder ss.
In der jetzt gebräuchlichen normalorthographie pflegt
man im gen. sg. von werten mit t oder d im stamm ts, ds zu
schreiben, aber dagegen z in entsprechenden Superlativen, ver-
balen reflexivformen und ähnl.: grdts, lands, aber bezt^ hetzte
sezcy geize. Eine solche Unterscheidung findet, wie wir oben
gesehen, weder in den handschriften noch in der alten aus*
spräche eine stütze. Man pflegt ferner nach U, nn ein s zu
schreiben: cUls, finnsk u. s. w. ; auch diese Schreibweise ist zu
verwerfen, denn solche formen sind seltene Überreste aus alter
zeit und dürfen nicht als altn. normalformen aufgestellt wer-
den. Zuweilen mrd blessa^ Gissurr u. s. w. geschrieben; wie
wir gesehen, ebenfalls mit unrecht. Auch ist es unzulässig zu
scliroiben bazk, kvezk, slözk u. s. w., wogegen formen wie kvazk^
sizt, fizla (neben kvaßsk, sipst, feßdtt) vollkommen in der ord-
Altnordische consonantenstadien. 85
Hang sind. Das einzige mittel, aus dem jetzigen unglücklichen
zustande herauszukommen, ist consequente durchführung des
grundsatzes: die lautverbindung is muss stets durch
das zeichen z ausgedrückt werden; also: grdz, lanz so-
wolwie6e2f^, hdzt, sezc^ geize; femer oZfe, finnzk; hleza^ Gizurr^
kvazk, sizt^ fizla u. s. w. Nur dadurch wird es möglich wer-
den, die handschriften sowol wie die ausspräche zu ihrem vollen
recht kommen zu lassen.
Im vorhergehenden habe ich die bedeutung und den ge-
brauch des Zeichens z in den ältesten isländischen handschriften
behandelt und nachgeviriesen , dass es hier überall ts bedeutet.
Ich kann diesen abschnitt jedoch nicht schliessen, ohne mit
kurzen werten auf eine wichtige anwendung des Zeichens z ein-
zugehen, die sich bereits im ersten viertel des 13. jahrh. geltend
zu machen beginnt, ich meine die benutzung des z als reflexiv-
zeichens. Man wird es nach dem obigen nicht verwunderlich finden,
dass ich der ansieht bin, dass z auch hier die bedeutung ts, nicht,
wie gewöhnlich angenommen wird, die bedeutung st habe. Fragen
wirnun, wie ^« als reflexivzeichen das ältere ^A: hat ablösen können,
so dünkt es mich wahrscheinlich, dass hauptsächlich zwei factoren
dabei mitgewirkt haben. Der eine factor, die analogiebildung, be-
wirkte, dass z (das urspr. in formen wie 2. pers. plur. - refl., 2.
pers. sg. praet. ind. refl., praet. part. refl. [und bei den starken
Zeitwörtern, die t, d, U, nn in der wurzel haben, in noch mehr
fällen] vorkam, z. b. tSmizc^ kvamzc, pßlazc) sich in die formen
eindrängte, die urspr. sk hatten. So finden wir bereits im St. h.
formen wie pßatsk für pßhsk (3. pers. pl. praes. ind. refl.)
96*1, pßlatsc für pßhsc (praes. inf. refl.) 158**, minnetsc für
minnesc (3. pers. sg. praes. conj. refl.) 110*^ Der andere factor
ist die oben erwähnte neigung, einen consonanten nach einem
«, dem ein anderer consonant voraufgeht, ausfallen zu lassen.
(ef. s. 82). Dadurch verwandelte sich zk i. e. fsk in ts, das
normaliter z geschrieben wurde. Auch hierfür bietet das St. h.
beispiele: heUz für helzk (3. pers. sg. praes. ind. reü.yon halda)
71»o, lÜz für lizk (3. pers. praes. ind. refl. von lüa) 21 1*.
Ich stelle diese au£Eas8ung nicht als ein fertiges resultat
hin, sondern als eine hypothese, die nähere Würdigung verdient.
Möglich, dass sie bei genauerer prüfung nicht stich hält, oder
dass sich herausstellt, dass auch andere factoren mitgewirkt
haben. Aber zu welchem resultat man auch gelangen mag.
86 J. Hoffory Altnordische conRonanteiiBtndien.
das ergebniss der vorliegenden Untersuchung wird dasselbe nicht
zu erschüttern vermögen: dass z in den ältesten islän-
dischen handschriften stets und ausschliesslich ts
bedeutet.
Nachschrift. Die vorstehenden grammatischen Studien
wurden vor mehr als vier jähren angefangen und zum theil aus-
gearbeitet, aber verschiedene unvorhergesehene Zwischenfälle haben
den abschluss bislang verzögei*t. Unter diesen umständen wird
man es erklärlich finden, dass nicht alle einzelheiteu derartig
zu ihrem rechte gelangt sind, wie es ursprünglich beabsichtigt
war; in allen wesentlichen punkten ist jedoch der ursprüngliche
plan festgehalten worden. Die allerneuesten einschlägigen ar-
beiten (wie Brenners Altnordisches handbuch, Kocks Studier
öfver fornsvensk Ijudlära und Noreens Grammatiska och ety-
mologiska bidrag) habe ich natürlich nicht mehr benutzen
können.
Sonneberg im Februar 1883.
JvJiiLS Hoffory.
Keltic Etymologies.
1. Ir. Ainne means, and is cognate with, Lat d/nm „the
fundament". Thus: fuath na n^inne erordai „forma anonun
aureorura", Saltair na Rann 5432 « I Reg. VI. 17. It may
well mean „ring des hintern"; and be the same word as Ir.
dinne (gl. anellus) Z.* 274 now fdinne with prothetic f. This,
again, is cognate with the Plautine anus „ring*^ Gurt ins,
G. E.*^ no. 568, brings änus ,;fundament** from the root as „to
Bit", and would accordingly regard it as a diflferent word from
Onus „ring". But amis is TcgorKTog^ not „seat": there is no
sure sign of the root ßs in the Celtic languages; and it seems
to methat Fick (Wörterb.» IL 5) is probably right in regarding
Whitley Stokes Keltic etymologies. 87
anus yjundament'* as identical with änus „nng*' (comp, doxrt*-
liog 1. ring 2. fandament, asd cülm from *cuclu8 — xvxilog, as
9n€lus from *muc{ti« » fivuXog). As in Irish n is often doubled
after a long vowel, dinne may descend from a prehistoric *ania*
2. Ir. aue „nepos", urkelt avja-s, avija-s, may (as Rbys has
Seen) haye lost initial j> and be cognate with Gr. rtai-g from *na/id'g,
This, again, may come from *nafidjo^ *nafijOy *7iafio just as
TtBllid, the stem of nslXi-g^ comes from *n:eXfidjay ^TtfXfijOf
*7t9l/iä — Skr. palam^ *palvl contracted from *palviä: just
also, as the sui&x of feminine nomina agentis in -TQid comes
from -TQidjoy -r^yö, -tQiä «- skr. -tri contracted from '4riä^).
The acc. sg. ftaiv cited by Gurtius (G. E.* p. 639) from an
iDScription of Mitylene, belongs to a cognate f-stem Tta/t,
3. Ir. bat, bae » W. budd „utilitas, commodum, quaestus*'
(Davies). Old-Irish ezamples'of this word are: ni bailib man^
dueare dominicam cenam, Wb. 11*. höre fiar-bu bae la luden
eretem, Z.^ 500. In Middle- Irish the word becomesfcaa, bd,
and O'Clery glosses bd by tnaith „good", O'Davoren by
iorba ,,profiVS The urkeltisch basis is bavja^ which is cognate
with Lat faveo^ root bhav.
4. bain,.l,ciiin „a step", O'Glery. This Stands for*immen
(as bHm „a blow'^ for *bkenmen\ and is connected with the Umbn
Ose. ben in benast „venerit", kutiv-hened conv5nit, Liat. {g)ven in
{g)venio =« ßaivia ex ßavjw, Ascoli (Note Irlandesi, p. 6 — 12)
points out many related words in Irish.
5. Ir. bil „mouth, lip" may come from a prehistoric •itfrfa,
^ffhvesla =s x^^^S ex *x€alog as^^Aioi, Äol. xiXXioi 6x.*x^aXtoiy
Skr. sa-hdsra. In the dat. pl. bü is used to make a no-
minal preposition {ar-bäaib „before" Sg. 2P). Gompare Mim-
nermus, ed. Bergk, fragm. 11: ^Si^Bavov naga x^^^S' The
root is ghas „to eat**, whence also ;f*Äog „fodder*' and Lat. häuo
(Fröhde, BBeitr. III. 293).
6. Com. bern (gl. acervus), Ir. pl. hairne^ = Skr. gana
„menge" ex ^ganta, Cf. ydg-yaQa „häufe", ä-yelgeiv.
7. Ir. brath ./. müleadh „destruction", O'CL, whence braümi'
^iinldestroy, (re^i^amaä destructive, ftra^/tamZacAf destructiveness.
Here, as often, br has come from t/fr, and we may compare
*) For otber exaxnples of Skr. » from •«, see Ludwig, Kubn's zeit-
schnft, XY. 444.
88 Whiüey Stokes
tbe Vedio ä^marUr verderber^ mur^ mar zermalmen, verderben»
▼erlieren, Grassmann.
8. Ir. treffe now breaghy »»schön'^ -= ß^ctxig^ brevk, Lith.
grazüs, Bezz. Beitr. IL 271.
9. Ir. breifeach ./. dabhradh „chain", O'R. Urkelt vrevika^
vervika, Lith. virve strick, Russ. verva.
10. Ir. bruinne „breast", W. bron „pectus, mamma, über"
Urkelt. brondia: root bhrandh, to which Schmidt (VocalismuB
L 60) refers Gr. ßQt^w, Slav. Jre&fö, Goth. braids. The Gaulish
name Brennos ex *Brendo8 is perhaps «- Gr. ßgev^og.
11. Ir. cacht „abondmaid", cacht „fasting", Urkelt. kakla
(ex &APTÄ), root iap, Lat. capio etc. Cf. Goth. fastan 1. qn>-
hxTteiy^ 2. vrjOTeveiv; and see Grimm's Wörterbuch, s. v,
fasten^ as to halten and f^n^f.
12. Ir. Ca»,, ivit'S Saltairna Rann 7185: o shunncdi Helessius
ar cd. This seems 3^ sg. perfect of a verb cognate with
niw etc. (Curtius, no. 57;, with which the Comish impera-
tive ke „go'^ has already been connected.
13. W. eeinach „lepus" ex ^casinach^ cogn. with Skr. ^aga (for
iosa)^ OPruss. sasin^ NHG. hase.
14. Ir. ceUdach, ceUach, Rawl B. 512, fo. 18 M = cmUach .[.
coffodh no imreasain „fighting or contention", O'Cl. Cognate
with ON. /fiW-r, AS. hild.
15. Ir. certle (gl glomus) Sg. 70^ Urkelt kartilia (-ä?).
Cognate with xdQraXog^ cartilago: Skr. root krcU „to spin''.
16. Ir. cor „wurf, werfen, bei verschiedenen curvenartigen
bewegungen gebraucht (umgang, u. s. w.)" Windisch, Irische
texte p. 447. Here p in inlaut seems to have been lost, and
we may refer this word to the root kvarp drehen (Fick I*
542), whence ON. hverfa^ Goth. hvairban.
17. Ir. crüach „cumulus", W. crug, Urkelt. krauka, ykru^
Lit. krduju, krduti, krüvä (s. Bugge, Kuhn's Z. XIX. 420).
18. Ir. dav* „quercus", gen. darach^ Urkelt. daria: = Lat
lurix from *darix^ as laurus from ^danms, W. derw-en. Dio-
scorides' Xoql^ must be a loan.
19. W. datlocau (gl. fora), Z.» 1055, Stands for daÜ4ocou,
pl. of. daÜ4oc — Ir. ddl4oc „meeting-place", of which the dat
8g. ddlluc occurs in H. 2. 17, p. 131 \ Here e^a-^ comes from
the root dha^ and loc is borrowed from Lat locus. Its modern
Welsh form is log {tnanach-log coenobium, monasterium, Da-
Eeltic etymologies. 89
Ties)» Ck>rrect, accordingly, Z.> 849^ wbere d(i^*ou is treated
as a derivative in -oc.
20. Ir. de ,,eoram'' in the pbrases cecktar de, necktar de^
Z.' 363, indara de y,one of the two of them'\ may stand for
U (SA do „thy*S dar „trans" for to, tar) Z.« 349, and be «-
Gotb. thizs from Hisäm.
21. Ir. dSnim „facio'S stem dhecfiia: cf. Lat. facinus?
22. Ir. drith „scurra" « ON. frudr „bistrio".
23. Ir. dutnd „mound", ^fiWy xhofios,
24t. Tbree Irißb interjections: i *=» d, fe (leg. f() W.
ffwae « vae^ Gotb. rai, licA « W. ijr „singultus*^ (W. i = ö).
25. Ir. er«rf „fear", O'Clery'sMrörfA. Vor *^atu, cogn.
wtb Lat perp-culum, ON. /ilr, Eng. fear.
26. fr- /I^«<5c „beard", Urkelt. vensonka^ from /& „bair",
Urkelt venmy OPruss. wanw^ OBuIg. Ufsü^ Lit. tisai scbnurrbart.
27. fr. fine ./• pectba ;,sin8": cf. Lett. mina scbuld, vainigs
scbadbafty Gotb. vainags (Scbmidt, Verwandtscb. 40).
28. fr. foll ,^tutus", Saltair na Rann 1179, 3345, ür-
keltiscb voli. Hence foile „astutia", Z* 248. Cognate witb
Latin in^volaref Fr. voUr, Compare Com. für (gl. prudens)»
Br. für „sage", borrowed from Lat. für „bomme de ruses".
29. Ir./b-facA„verbüllen, verdecken", urkelt t^o-JaAa. Tbe
root lak has probably lost initial p (a trace of wbicb may be
in tbe first^ ot fu4lugaifmn gl. abdo) and it may, accordingly,
be equated witb Urgermaniscb /o/A „bergen, verbergen" Fick'
la 181, wbence ON./Wa, Gotb. filhan.
30. fr. fracc ./. 6«n„woman" no snathator „needle", 0' Dav.
92. As Rhys bas suggested, fracc „woman" is cognate witb
Lat wrgo^ fracc „needle" witb Lat virga, For tbe provection
ofg toc, See Rbys Lectures» 74.
31. fr. fulici (leg. fulice) is an ana^ Xsy6fi€P0vi — doch
do thabairt inhmesc na fuUci co ndüaid Satuim in claich sin
(a stone was put amidst tbe swaddling-clotbes, so tbat Saturn
devoured tbat stone), LL. 217*. ani tov Jiog li^v idmx&f
avT^ xaT€tlr]fifiivov ana^avoig^ Pausanias, lib. VIIL c. 8.
Cognate witbir. ftdumainZJ 771 y Lat vdubäiSj and otber words
dted by Curtius no. 527.
32. W. gauy Ir. gö „false". Urkeltiscb gava, Cognate
witb x«ö5 (from xo/-ö$), ;fca;-yog, x^t-Aio^*. So i;atit^„untrutb"
from vanus „empty". Tbe obscurity of tbe intervocalic a in
90 Whitlej Stokes
yavaogy yavaddag ' ipwdijg^ with which Fick, BBeitr. VI. 160,
compares the Celtic words, leads me to prefer the etymology
now given.
ä3. Ir. fflaine gdithe „stillness of wind", LL, 230»', co
raglanait gäiiha „tbat winds might be stilled^* LL. 219^: cf.
yaXijvrj „a sea-calm", where the a may be svarabhakti.
34. W. ke^no „to-night". Here no=B*noga, compared
with vvxo, ^ix^og^ wxevtOy points to a root nugh^ which cannot
be the 80urce of Skr. nak, Goth. nahts and other words witli k
cited hy Gurtius, no. 94.
35. Ir. iadaim „schliesse", ex *yäsadayämi , Cwvwfiij KsL
pojasati, yjas-
36. Ir. lachtoc, Saltair na Rann 3913, from Lat. lactuca.
37. Ir. letn, gen. Kw, Urkelt. letna^ = Lat. tdmus^ ON.
älmry OHG, elm, Eng. dm, The Welsh hcyf points to an Ur-
keltisch l9ma from &^ma as Ir. läm, W. llatv from alatnä »
TtaUfif], Lat. pcdtna. In äemo, aläma the second vowel is svara-
bhakti.
38. Ir. lipting „taflfrail", gen. pl. lipiingi, LL. 219«, bor-
rowed from ON. lypting „summa puppis".
39. loth, gen. luiih „flood", LL. 219» (the Compound loth4inn,
Sg. 112», has been misread Lochlinn) has lost initial p^ and,
like Goth. flödus rcota^og, NHG. fluth^ may be referred to the
root plu.
40. Ir. ^ntä „a noble, prince or king**, W. maü^ Urkelt
magla-s, The root may be mag^ whence fisyäkr], Goth. mikil^.
41. W. mann geni naevus, nota ingenita, Davies. Lat
menda^ Skr. mindä. Ir. mennair (gl. macula) Ml. 35*. (Nigra).
42. Ir. martad seems to mean „killing" (for martad na
mbudeUy H. 2, 17, p. 162^. martad mar sin do fhabairt for
sü Ädaim, ibid. p. 170b). If so, cf. ON. myräa, MHG. morden.
43. mescaid „plunges", mescaid indala n^ai daideb n-and
„one of the two of themplunges a sword into him*'. RawL B.
512, fo. 9. a. 1. Here the c may be g provected by s, (cf. ro-
das'caid, Brocc. h. 35, Franciscan copy, for ro-das-gaid) and the
*me8gaid thus obtained may be connected with Lat. mergit from
*mesgitj and the Skr. causal majjayaH.
44. Ir. muimme „nutrix", ex *mudmia^ cogn. with ixvdog^
(ivÜxo (and mtdier ex *mudies-?), Fick, Beitr. I. 63.
45. Ir. muin „affection, desire'S ON. munr.
Keltic etymologies. 91
46- Ir. ndtkar b. texte p, 316, gen. dual of ni „nos":
47. Ir. onn ,,a stone'S gen. uinde, a neuter j^-stem. Urkelt. a»-
daSf cogn. with Lsitin pandus : cf. Eng.stone ,,a weig&t of 14 pounds*'.
48. W. periglor „a priest" (parochus, D a v i e s) : attoyn bryt
tcrth penyt periglanor „pleasant is thQ mind at the priest's p»*
nance'% Skene 117. The proper meaningof this loanword seems
one who encounters the spiritual perigl (— periculum) of being
distarbed TC'hile he chants during the mass innerere mei Deus^
the so*called „periculosa oratio". See Kuhn's Zeitschrift, XXVI«
506, 512.
49. saOa^id. „to sing^S Feiire Prol. 322, Dec. 31 radh no
cantain, O'Gl. Borrowed from psaUendOy psaUere tl^aUieiVf
as saltn, saltair from psaltna, psalteriuni.
50* Ir. sar. This rare pronominal form seems the genitive
of si „vos", W. chioi, urkeltisch svis. I have only found it onco,
namely in the Tripartite Lifo of S. Patrick, Rawl. B. 512, fo.
18^ 1. Patrick is addressing the two sons of Gairthenn : Bieid
ceUach hi cill indala-sar co bräth, Bieid duana hi congbaü cdaili^
,,there will be contention in the church of one of the twain
of yott for ever. There will be poverty {du^dna) in the residence
of the other". I know not what to make of „Vestram: setha . .**
Wb. 1^ Glossae Hibernicae*, ed. Zimmer, p. 4. We should
perhaps read setharsi. As sv in anlaut gives rise in Irish both
to 8 and ff we may connect with our sar the possessive pro-
noun far(n).
51. Ir. serrcend, seirgend, some kind of ship, LL. 235%
236». Here the rr may be due to Volksetymologie (serr^henn
„sickle-head^O* 1^^^ ^^^^ seems a loan from the Latin setpent",
with the chang^ (regulär in loanwords), of ;; to c and of nt
to nd, Gompare for the former change: casc, caille, corcur^
dandy clüm^ cruimther, cuitke, s^ipar, cuanSne^ cuiste^ from pc^cha,
Pallium, purpfira, planta, pluma^ pre(s)byter, puteuSypiper,pugntt8,
pulsanSf and for the latter change: andgraib, cland, pennnind
from avriyoafpov, planta^ *petUantia (poenüenfia). As to the use
of „serpent" for „ship" compare the ON. drekiy snekkja, from
the latter of which we have the Old French emeque and (it is
Said) the Engl, stna^k for *8nack.
52. Ir. snhn „spinning", snimaire (leg. snimaire)^ „the
woolspinning-stick", Laws I. 150, are obviously cognate with
92 Whitley Stokes Keltic etymologies.
Lat. n^mefff Gr. vr^fia. and complete tbe evidence given by ^pvt}^
(ex iavtj) ,,nebat'S that nemen^ vrjiia were originally snemem^
53- b.storgan, sturgan, ,^ pipe'S starganuidh ^^pipet^^. Here
the 8^ is due to the desire to assimilate tbe anlaut of orgdn (borro-
wed from Organum) to tbat of stoc „truinpet^S ^Vstuic, in the
Company of which word organ {sturgan) is constantly found.
Windisch bas pointed out a like assimilation inadsar (»0.
Ir. dser^ Urkelt yaviaiUera ^^youngest^') tbe constant companion
of sinser (ürkelt. seniastera^ ,,elde8t^'). See Kuhn 's Zeitschrift
XXVII, 169, 170, where the t of the Middle Irish tess „südlich**
(»0. Ir. dess^ Urkelt. deksva) is explained in like manner.
54. Ir. Ür „dry*^ occors twice in the Saltair na Rann: na
riched na talam tfr 7897, in talam tren trebach tir 7928.
It doubtless descends from Harsi^ *tarri^ täriy tlri^ but the ur-
keltisch form is not easily fixed.
55. Ir. tocad „M. Glück, iocad ./. tecnuang GL zu non prout
fors tulerit, ül. 35* 22, prosperity, wealth (yR.'* (W indisch
Irische texte, p. 830), tacadh no taccadh ./. sonas, O'Gl. Here
the non-aspiration of tbe c points to the loss of a nasal. We
find accordingly Welsh ignghed „fatum^S „fortuna*' =s an Urkelt
tunketa-^ whence tbe Old-British name Tunccetace „Fortunata'S
Hühner, no. 101, Rhys, Lectures on Welsh Philology, 396.
Rhys 427 cites an AS. ge-thinge „destiny*^, „fate'^ Poesibly
also the Lith. tenkti „zukommen^ may be cognate.
56. Ir. tamvi „a bush^', dat san tum luachra ^^n the
clump of rushes'S Three Fragments 46. Urkelt. tombas=zS1a.
Btamba in gara-stamba „sl clump of reeds'^ Ir. tomm „hil-
lock" ■- TVfißog^ Skr. funga.
57. Ir. tüare „food'S (never töire), Urkelt tavaria: cog-
nate with instaurare^ re-daurare, Skr. sfhävara.
58. Ir. uamand^ LL. 237 ^ seems to mean „skin^S and is
probably borrowed from Lat. omeutum^ with progressive assi-
milation and the usual changes of d to ua and of nt to n<L
59. Ir. uide „reise, journey", urkelt odia^ (-o?) from *podia
(-d?), yeAicpadyäy pädia, fii9is\x\% huftritt", Grass mann. Com-
pare the Hesychian gloss aÖBg- Tiodeg, which Fick, U. 56,
plausibly conjectures to be Gaulish.
September 1883, Whitley Stokes.
W. Toniftschek Mhcellen. 93
Miscellen.
L Vesu 9,gut** auf europäischem boden.
Die gleichstellung von et;-^, i/v-g mit altind. vdsu wird von
den vorsichtigsten Sprachforschern vornehmlich desshalb be-
zweifelt, weil sich im Griechischen nicht die geringste spur einer
vormaligen existenz des digamma's nachweisen lässt; Collitz
bat vor kurzem sogar die gleichung mit äyü „regsam, lebendig''
aufgestellt und zu begründen versucht. Ohne uns anmassenzu
wollen, in dieser frage ein entscheidendes wort mitzureden,
wagen wir doch den versuch, eine uns lieb gewordene ansieht
so gut es geht zu vertheidigen und mit positivem material zu
stützen. Wir geben erstlich zu I)edenken, dass gerade die com-
positionselemente allgemeinster bedeutung der lautlichen ent-
stellung und deminution von allem anfang an am meisten aus-
gesetzt waren und dass die möglichkeit nicht ausgeschlossen
ist, der schwund des digamma's ohne ersatz habe in einer zeit
pUtz gegriffen, welche der uns einzig bekannten Sprachperiode
weit voran lag. Das positive material, worauf wir uns stützen;
besteht in dem nachweis, dass europ. vesu^ verküi*zt ves^ in zwei
nahe verwandten Sprachgebieten 1) dem keltischen, 2) dem illy-
rischen einstens lebenskräftig war.
1. Hinsichtlich des ir. fö „bonus*' überlassen wir den ent-
scheid, ob darin altind. t^^i^t« enthalten, den sprachforschem; wir be-
schränken uns darauf, das dement ves in altkeltischen eigen-
namen ausfindig zu machen. Ein besonders eigen- und alter-
thümliches gepräge besitzen die eigennamen, welche dem cisal-
pinischen volke der Cenomanen angehören und die uns auf
den römischen inschriften von Brixia und jener region begegnen»
welche den ursprünglich raetisch-euganeischen stammen der
Trumplini (in Val Trompia), Camuni (Val Camonica) und
Anauni (Val Non) angehört hat. Es ist merkwürdig; dass auf
diesen inschriften gerade die indogene nomenclatur, die wir der
etruskischen anzureihen allen grund haben — vgl. nomina genti-
licia wie Tenaffinon-, TnUinofi^j Lwinennon-y Lavisnon- u. ä. —
weitaus zurücktritt hinter der gallo-cenomanischen ; ohne zweifei
haben in diesem alpinen gebiete die (])enomanen das superiore,
erobernde volkselement ausgemacht und die Urbevölkerung wenig-
stens so lange gesellschaftlich beeinflusst, bis auch hier endlich
94 W. Toinaschek
die nivellisircnde kraft des Römerthums durchgegriffen hat.
Unter den cenomanischen eigennamen finden wir nun auch fol-
gende (C. I. Lat. vol. V):
VES^ÄSA f. (no 4647)
VES-OASSlSm. (no497ö), neben SU-GASIS (no 4927),
ÜLU-GASIS (no 4879), ESDRA-GAS81S (no 4910)
und STA-CAS8IS (no 4858)
VES^GASS^ON^ f. (no 4602)
VES^ASI-ON- m. (no 4880) neben CLU-GASUOH
(no 4879)
VESU'AVVS (no 7854) neben Dugiavus, SaUavus, Mes-
8(wu8, CaUavfis u. ä.
FJSSt^ifl/SCno 5002) neben Biumus, Triumus, Bitumus,
Tetumus^ Gassuimis u. ä.
Schon der parallelismus von SU-GASIS und VES^ASSIS
erweckt die vermuthung, dass die compositionselemente SU-
und VES- synonyme bedeutung besassen; ja noch ein diittes
synonymes präfix an* reiht sich an, vgl. Fick Gr. personen-
namen XC, LXXL Die bedeutung des auch sonst häufig vor-
kommenden zweiten bestandtheiles 'j/assi", -cassi- ist noch un-
aufgeklärt, vgl. ebenda LXXIV.
2) Die illyrische nation, deren Verbreitungsgebiet in Unter-
italien und der venetischen laudschaft, in Pannonien, Istrieo,
Dalmatien und im engeren lUyrien bis in das centrum Make-
doniens durch gute Zeugnisse erwiesen ist, zerfiel in zahlreiche
Stämme, die allerdings in pliysischer und sprachlicher hinsieht
stark von einander difierenziirt sein mochten; ein arisch-euro-
paischer grundstock in dieser nation darf jedenfalls angenommen
werden. Altillyrische eigennamen haben sich in grosser zahl
erhalten; für unseren zweck kommen zwei lateinische inschriften
in betracht (C. L Lat, vol. III):
die eine aus AI bona (no 3058): VESCLEVESr PETBO-
NIO • TBITI • i?'(ilio) I IS' IN' PRO VINCI A • />(ecessit) • FE
(lix)' ITUBUS. Der grabstein ist einem libumischen seesol-
daten gesetzt, der eben im begriffe war nach Pola zu über-
schiffen, als ihn das todesloos ereilte.
die andere aus Flanona (no 3038): AVITA • SUIOCA-
VESCLEVESlS'F{i]iji)\ VELSOUNAE - SUIOCAE - VES-
CL E VESIS * J\iliae) u. s. w. Der vater des liburnischen seh wester-
paares Velsomm Stuoca und Avifa Suioca hiess also VES^LE^
Miscallen. 95
VESIS. Es gehört nun kein besonderer grad von wissen und
divination dazu, diesen gentilnamen zu deuten; jeder, der sich
mit arischer nomenclatur befasst hat, erkennt daiin altind. vä9i(^
grams „guten rühm besitzend^' ; auf das südeuropäische Sprach-
gebiet übertragen« muss dieses compositum vesu-Meves- gelautet
haben; dieselben laute nimmt die divinatoiische Sprachforschung
für die älteste gestalt von gr. ev-xXeeo- in anspruch. So wie
sich in den norisch-pannoniscben inschriften von Hemona neben
den älteren namensformen Voltu-paris (no 3791« 3798) und
VoUtt-reg- (no 3819) häufiger die jüngere VoÜ^reg- (no 3793.
3796 etc.) findet, so lässt sich auch für Fes-cZeves- die ältere
form VesU'cleveS" voraussetzen. Der weibliche name Sui-^c-^
lässt verschiedene deutungen zu; in VELSO^UN'Ä(vg\. no 3149
von der insel Cherso VOLSOVNAE OPLICAE PLAETOSIS
F., no 3151 VOLSUN-, V no 420 aus Istrien VELSON-; etrusk.
veUunia ,,Volsinia'* und velsuniä gen. „Volsinii'O finden wir das
Vorbild von gr. ^aoiwvrjj uiaavvr^ „die zottige, reichhaarige^S
stamm ^veho» „zotte, haar, flaum*' alban. leä lit. uirsci-s. Die
Libumer wurden von den alten als den „Pelasgem^* besonders
nahestehend angesehen; sie gehörten jedenfalls der südeuropä-
ischen nbtheilung an.
Wir könnten noch weiter gehen und das arische dement
vem-f ves' auch auf italischem boden nachzuweisen versuchen;
altehrwürdige nameu, wie derjenige der göttin VESÜNA (C. I.
Lat I no 182 p. 34; etrusk. vesuna Gamburrini Suppl. no652),
könnten dazu einladen. Allein, wir furchten die grenze der
sicheren thatsachen auf diese weise zu überschreiten; die deu-
tung von VES-CLEVES-IS möchten wir jedoch unter die
sicheren thatsachen gerechnet wissen.
Wie der paläontologe berechtigt ist, gewisse verbindende
glieder in der reihe der Organismen vorauszusetzen; und wie es
ihm nicht selten glückt, ein vorausgesetztes glied in irgend einer
Schicht wirklich aufzufinden — so kommt auch der Sprach-
forscher und ethnologe nicht selten in die läge, mittelglieder
tlieoretisch aufzustellen, welche durch einen späteren fund über-
raschende bestätigung erhalten.
II. Der illyrische verbalstamm das.
Die eigennamen der messapischen inschriften haben kürz-
lich durch De ecke eine recht gründliche erörterung erfahren.
96 W. TomaRchek
Nicht einTeratanden sind vir mit seiner annähme Ton gewissen
lautanalogien mit dem iranischen Sprachgebiet; der ganze ha-
bitus der messapischen und illyrischen nomenclatur bezeugt die
einreihung der ganzen sippe in das System der antiken, süd-
europäischen Völker. Auch hat es Deecke unterlassen, das
Albanesische , den einzigen lebenden Überrest des iUyrischen
sprachthums, gelegentlich zu verwerthen. Wir wollen an einem
beispiele zeigen, dass es möglich ist, über einzelne punkte aus
einem uns ganz unbekannten Sprachgebiete sich klsrheit zu
verschaffen, wenn die lebende spräche berücksichtigung findet.
Unter den messapischen namen begegnet besonders häufig
die reihe dazasj dazimas^ dazomns, dazihonas, femer daxtas
(f. daxtä)y dastas, endlich dazet (Gamburrini Suppl. no 949)
und dazetis: auf griech. inschriften finden wir JaCag^ JdUoQj
Jaaioqy //a^ifiag oder Jd^iftog (f. Ja^^a\ Jaaovfifiiog, Ja-
l^ovTtog^ auf lateinischen Dasius, Dassim, Dasa, Dazas^ Das-
mttö, DammuSy Dasumius, Jedenfalls ist die ganze namenreihe,
weil auf illyrischem boden überall verbreitet, besonders typisch
für diese sprachgruppe. Deecke, verleitet durch etruskische
lautanologien (eintritt von ^, s für älteres c) versucht die dea-
tung mit hin weis auf dexa, decem^ vgl. ital. Decumus, Decimius^
Decimianus u. s. w.
Wir gehen von den messap. formen dctzeU, dazetis aus,
denen sich die pannonischen und dalmatischen DASENT^
(nom. DASES) und DASANT- (nom. DASAS) anreihen ; darin,
sovirie in pann. dalmat. BEÜSANT- (nom. BEüSAS, alban.
bes8^\ PLARENT- (nom. PLABES), PANENT- (nom. PA-
NE8), MEVERTENT-, CABBENT- u. ä., repräsentirt die silbe
-w-, -ew^-; -ant-, offenbar den charakter des participiums der
gegenwart, und als wurzel muss daz-, dax^ (vgl. daxtas, und I.
R. N. no 3393 Daxima\ das- (vgl. dasfas\ dass- (vgl. Dassit^
unddasillyr. volk z/aaaa^i^iot) aufgestellt werden; die Schwan-
kung in der Schreibung des schlusslautes erklärt sich wohl
am besten als verschiedene wiedergäbe des barbarischen lautes i.
Im Albanesischen existirt der nominalcharakter -ent- in der
abgeschliffenen form -^ wirklich, vgl Hahn Gr. § 11, 4 Ga-
marda § 161 Christophorides s. 20; das n ist bereits im
Messapischen, vielleicht hie und da auch im Sikelischen (vgl.
neben Moqfovtia den heros Mo^^g, dann auch Jovxhiogj
alban. etwa duk^ „erscheinend, sich zeigend, ansehnlich, AJ-
Miscellen. 97
TUfiog^ geschwunden. Ausserdem bietet das Albanesische den
yerbalstamm daä ^^lieben, begehren, wollen^' aus uraltem sprach-
gut; nicht als lehn wort; ob ein Zusammenhang desselben ent-
weder mit altind. las europ. las „begehren, verlangen" gr. Aaoi,
,,ich wilP' oder mit altind. das ^^mangel haben'' gr. Siofiai
„ich bedarf, begehre, verlange^' angenommen werden darf, mögen
andere entscheiden. Im dialekt von Skodra finden wir die par-
ticipialform ddä^ „diligens, amans'' neben dem allgemein üb-
lichen dü^ ausdrücklich bezeugt (Blanchus Dict. lat. epir.,
Romae 1635, p. 20); da haben wir also den antiken DASES^
dazetl Jener daxtas vergleicht sich mit alb. daif^ „amatus, desi-
deratus'S femer dazimasj Dastimius^ mit alb. ddä^m „amabilis'%
vielleicht auch dazihonas mit alb. ddSun^ „amatus, amasius''.
Kann es eine erwünschtere Übereinstimmung geben?
in. Einige götternamen auf illyrischem boden.
Selbstverständlich haben nicht blos die Hellenen und Italiker,
die Kelten und Germanen ein reichhaltiges pantheon besessen;
auch die nationen von minderer geschichtlicher bedeutung haben
sich göttergestalten gebildet; nur dass davon spärlichere künde
auf uns gelangt ist; wenn nicht zufallig ein oder der andere
stein zu uns spräche, würden wir z. b. von illyrischen gottheiten
nichts wissen. Einige derselben wollen wir kurz besprechen.
MEDAUBUS hiess, wenn nicht alles täuscht, der illy-
rische Aesculapius; auf zwei inschriften aus dem numidischen
Lambaesis finden wir diesen namen bezeugt (vgl. G. I. Lat.
m p. 285); auf dem einen wird der gott so angerufen:
moenia qui Risinni Aeacia, qui colis arcem
Delmatiae, nostri publice Lar populi,
sancte Medaure!
Delmatische Colonen aus Risinium (Rüano) hatten den
cnlt desselben nach Numidien verpflanzt, an eine ob ihrer ther-
men berühmte statte. Medaurus hiess der „heilkräftige^^ von
dem südeurop. stamm med- ;,sinnen, ermessen, heilen^^ Das
sofi&x -^uro- erweist sich als illyrisch durch eigennamen wie
l^Q^h-avQogj Fal-^vQog (fürst der Taulantier), MAS-ÄURUS
(Dalmater, G. I. Lat V no 7893); flussnamen auf ost-, und
sfiditalischem boden haben gleichen ausgang, z. b. MdvavQOs
und MhctvQOQf lÜaavqog oder Pensaurits (j. Pesaro, vgl. alb.
pi8 „trinkend**?).
Bftltrftg« s. kand« d. Ig. ipraeb^n. IZ. 7
98 W. Tomaschek
MELESOCÜS, eine istrische gottheit; vgl. die inschrift
aus CastelBuovo an der Arsia nördlich von Nesactium (G.L
Lat. V no 8127): NUMINI MELESOCO ÄUG- SACBUM-
Der ausgang -oc- ist für die istrische nomenclatur typisch;
vgl. VINLOCUS (]JI no 3154), FERVAL-OCUS (V no 437),
LAEP-0CU8 (V no 443. 445. 449. 453 IH no 3322), CLANQ-
OCUS („sonorus", gr. xiayy- V no 436), 8ÜL0CA u. ä.; ein
augmentativsuffix -oA; ist noch jetzt im Albanesischen lebendig,
vgl. z. b. malök „montagnard, bauernkerr^ Die deutung des
Stammes mdes- ist uns natürlich verschlossen; bei der grossen
Verwandtschaft jedoch, die zwischen lUyrisch und Griechisch
obwaltet haben muss, darf auch gr. i^ieXeg- „lied" verwiesen
werden und dann wäre Melesocus, gleich ApoUon oder Orpheus,
der „liederreiche, sänftigende^^ und könnte sogar alb. miäeme
„cycnus^^ (Rossi p. 827) zur vergleichung herangezogen werden.
BORIA war nicht nur personenname (III no 1798 aus Epi-
daurus, j. Ragusa vecchia), sondern auch der gott des nord-
windes bei den Polaten (Vno7): Evangelus colonorum Polen^
sium BORIAE v, «. l, m. — Da in Pola seit alters griechische
cultureinflüsse vorwalten, so ist entlehnung aus ßogiag^ ßoQ^g
von vornherein anzunehmen; doch bietet auch das Älbanesische
die wortformen bör^^ d^re, dzbör^, sbon} „schnee^S- aus dem
Vulgärlatein stammt wal. boarq friul. buere sard. barea catal.
boira „nebula, vapor, impetus venti, pluvia'^ — In Pola wurden
unter den Bacchanten die N EBRES yerohrt (V no 8133).
LATRA^ delmatische Göttin, begegnet dreimal: 10
no 2857 Ceuna Lalrae, no 2858 Dumna Latrae, no 2859 C.
Julius Picusi f. Ceunus Lafrae. Uns fehlt der nächste anhält
zur deutung; etwa göttin der Verschwiegenheit, oder geberin,
entlühnerin, nemesis (vgl. Iotqov)?
IRIA war der liburnische name der Venus; vgl. IH
no 3032 aus Flanona IRIAE AÜG-, no 3033 vom Arsia-see
bei Flanona IRIAE VENERL Recht ansprechend wäre der
vergleich mit altind. irya „regsam, kräftig, energisch'^ und ^ig,
ira\ eQog wird dagegen zu ra ;;lieben" gezogen; umbr. osk«
her- „velle"?
JCAy name einer quellnymphe bei den Li burnern: no 3031
aus Flanona: ICAE M, Vipsanus Jf. lib. Faustmv. 8. L m.,
dazu der eigenname Icus aus ladera no 2951. Stünde dop-
peltes C, se dürfte man an "iTtTCij ^Ixutj denken » wie denn der
Miscellen. 99
sikelische fluss *'l7C7taQig auch ^IxxaQig gechrieben ward (Vib.
Sequ.). Doch ist auch ableitung von ikj 9,heraa8gehen» heryor-
driDgen'' ansprechend ; vgl. alb. ikij (aor. ika) ifcvovfiai, partic.
{kun^ ixtüv. Der libumische name hat die flucht der Zeiten
fiberdauert: noch jetzt sprudelt nördlich von Fianona (slaw,
Plomin) und Lovrano die quelle Ika hervor , um sich mit dem
Adrias zu vereinigen.
AECORNA nnd LABUBUS sind localgottheiten von He-
rn ona gewesen; doch scheinen diese namen, gleich den gott-
Leiten von Aquileia und gleich dem pannonischen Hercules OOB-^
SIUS (daher der eigenname Oorsilia) bereits der keltischen
Sprachregion anzugehören; ebenso die SEIXOMNIA LEUCI^
TICA oder die sieghafte Diana, welcher die Polaten einen votiv-
ßtein gesetzt haben (V n« 8184), wiewohl namen wie Leuce,
Leucina auch auf delmatischem boden begegnen und schon im
liede der Salier Jupiter als Leueetius angerufen ward. Im thale
der oberen Sau hausten die keltischen Kamer; unter den 18 Ort-
schaften, welche der Ravennate auf karnischem gebiete anführt;
begegnet auch LEBBA^ das vorbild der noch heute im alpen-
gebiete lebendigen topischen bezeichnung „Lebern, in der Lebern'*.
TBITAN- finden wir in der grundlage des delmati sehen
frauennamens Tritan-an- (III no 2792, 3 mal, und no 6351).
Unwillkürlich erinnert man sich hiebei an den vedengott Trüa^
traitana. So viel ist sicher, das auf denillyr. inschrifben TBI-
TU8 (alb. trtt^i und trit^) und TBITICÜS dem lat Tertius,
DITUS (alb. dÜ^, dut^) und DITICUS dem lat. Secundus,
SEXTÜS und SEXTICUS dem lat Sextus, endUch der dar-
danische castellname Kaxtaqog (alb. kdtt^) und Kartotquiog
dem lat QuaHus entspricht.
ANDENUS, name eines gottes auf einem jüngst gefun-
denen marmorstein aus Kaöanik an der grenze von Make-
donien und Dardanien. Illyrisch ist der frauenname ^n(2e»?a,
aus Sarmizegethusa (III no 1488), Andueia nnd Anduenna
auf den wachstafeln der Piru8ten(IIIno928. 944), maezeisch-
delmatischder mannsname Ande8{ni no2824. 1272. C.I. Rhen.
no 1228 und auf einer jüngst gefundenen inschrift von 6 olubiö
in Bosnien). Da im Albanesischen d häufig für altes dh^ gr. &f
eintritt; wie im Makedonischen, so dürfte der gott als der
„blühende, jugendkräftige^^ zu deuten sein, als Wi^^dg; vgL
7*
100 W. Tomaschek
alb. dnd^ „lust, freude" dnd^ „froh, munter" und ^nde „blüthe,
trieb" ^ndem „ich blühe".
ADR ANUS, 'Adqavog, hiess bei den Sikelern am Aetna
der leuchtende und sengende Ares oder der erderschütternde
HephaistoSf und der fluss an der Westseite des Aetna mit der
ortechaft Iddqavov, jetzt Ademb. Vergeblich sucht Holm am
Aetna semitisch-babylonische cultureinflüsse nachzuweisen; die
hunde, welche dem Adranos heilig waren, weisen auf die aerische
und chthonische bedeutung des sikelischen gottes, dessen name
wir mit al&igiog, ald-Qtjvog, „leuchtend" deuten; vgl. adQaid'
ald'Qia^ Mcoiedoveg (Hesych.) und Ald^qla, die griechische Um-
formung für die venetische Stadt liÖQca an dem mündungs-
gebiet des Po; also auch hier illyr. d für altes dh, gr. d-.
BELLI, JelXoi oder Jeiloly hiessen die palikischen Zwil-
linge , die man sich in den zwei von kohlensaurem gas getrie-
benen sprudeln des kleinen sees vonPalagonia in Sikelien ver-
körpert dachte (Macrob. Sat. V, 19); sie galten für kinder
des Hephaistos-Adranos und der Aitne. Das Albanesische bietet
zur deutung djdle pl. djd „kind, bursche, Jüngling bis zum
15. jähr", dim. djdled; djald-i; ob das wort mit lat feilio-s
lett. das zusammenhängt oder, nach v. Hahn, direkt herzu-
leiten ist von alb. dai „hervorgehen, sich erheben, erscheinen,
aufsteigen", part ddl^ ,^steigend" c^ei^un „aufgegangen", mögen
andere entscheiden.
VEßZOBIÜS scheint eine localgottheit bei den Dauniern
gewesen zu sein; vgl. I. R. N. no 1479 aus Beneventum,
VERZOBIO I C. Caelio C, f. etc. — Eine frau, wohl apu-
lischer abkunft, heisst VERZOVIA (HI no 1217), und als
delmatischer und venetischer eigenname begegnet acht-
mal ein VERZON- (Ol no 1269. 1271. p. 936. 938. 954 V
no 1956, neben VERSUS V no 8475, vgl. Ovegaog, Dahnater
bei Appianos), woher die heutige istrianis che familie Verzan^
Verzun. Ein alter delmatischer stamm hiess DA-VERZEIy
Ja'-oveQCoif worin die illyr. parastase von y&oQyoL, yafeQyoi
erkannt werden darf, da sich derselbe gegenüber den übrigen
stammesgenossen durch rationellen feldbau, bes. weincultur,
hervorthat; wegen da- vgl. alb. ds „erde". Verzobtas ist also
mit iqyaazfOQj efücax zu übersetzen, und illyr. verz- mit gr.
^^01 zu vergleichen.
MENZANA^ beiname des Jupiter, dem die ob ihrer rosse-
Misoellen. 101
Zucht berähmten Daunier und Messapier, vielleicht auch
die Veneter, fohlen opferten; vgl. Festus v. October equuß
p. 181 M.: „apud Sallentinos equus Menzanae lovi dicatusvivus
conicitur in ignem'^ Wir deuten den namen mit Pull an us
und vergleichen: alb. maz^ m^y f. mdz^ m^z^^ „füllen (von
rossen, eseln und niaulthieren)^S m^dt Junger, zweijähriger
zuchtstier^'; wal. m^'ndzü, rn^nz „puUus equinus", m^dt „von
der milch entwöhntes thier, abgespänt'^; ladin. mants , Junger
stier", mänzä „weibliches zuchtkalb zvnschen ein halb und zwei
jähren'*; ital. manzo^ f. manza, „iuvencus" — nach der her-
gebrachten meinung mit manso „mansuetus" gleich ; wir glauben
jedoch, dass das vulgär-romanische wort auf die spräche der
illyrischen Veneter und Mesapier zurückgeht, die gewiss auch
auf das Vulgärlatein ihre einwirkung ausgeübt hat. Als stamm
betrachten wir altind. mad^ mand „triefen", gr. juai)- „schwellen,
strotzen, abäiessen", dazu iiiC^oq^ *fiidjog aiSoiovxmd fiaarög,
^fiadrog mamma ; vgl. auch ahd. manzo ,;Uber^\ nhd. dial. manZf
menz^ minz „iuvenca sterilis*^; alb. «n^ n^ ^„saugen (v. jungen
thieren)'^ und m^tüq „amme".
IV. Das illyrische suffix -ista.
Im heutigen Albanien finden sich zahlreiche Ortschaften
auf 'isla, vne KuMlista Räpsista Brintista Ldpsista Wdnista
Ämista Ddista Krotinista Arinista Tranosista, Ortsnamen auf
Ute finden sich gleichfalls^ aber noch viel häufiger auf bulga-
rischem und rumunischem boden, so dass herkunft aus dem
Slavischen unbedenklich angenommen werden muss ; wir glauben
jedoch, dass sich mit diesem slaw. suffix -üte frühzeitig ein
altillyr. suffix iäa, ist^ verquickt hat. Noch zur zeit Justinians
gab es zahlreiche Ortschaften in Epirus und Dardanien, welche
mit letzterem gebildet waren, z. b. Bgat^ca^ray Bomovata^ Tlaf^
vovüva. In den lat. itinerarien finden wir nicht wenige locali-
täten, welche gleichen ausgang zeigen, auf illyrischem boden,
z. b. an der pannonischen Donau Lepavista, längs der Drau
lopistay Sunista^ Eemista, in Dalmatien Tergeste und Bigeste^ die
insel Ladesia, dazu die ethnika Deramistae, Bumiatae^ Piru-
gtae^ ladesiini und in Unteritalien Btdmstini, Orumbestini (vgl.
H. Kiepert, Lehrb. der alten geogr. § 388, n. 2). Selten
begegnet das suffix auf rein keltischem gebiete, z. b. TohxoTa^
102 W. Tomaschek
woher die Toltsto- boii; Ateste im Pogebiet ist vraetisch-illyrisch;
Segesta an der Sau kann eben so gut illyrisch sein, vgL Segesta
in Sikelien.
V. Das illyrische deminutivsuffix -za.
Auch Ortsnamen auf -za sind in Albanien häufig; z. b.
Arza, Binizay Kjuteza, Miza, Dariza (ßQaxi(ovlaxoQy AtslyslH'
tenos p. 367); die alb. grammatik kennt eine weibliche demi-
nutivform auf z^y mit bestimmtem artikel -z-a, welche mit dem
männlichen deminutivausgang -& irgendwie zusammenhängen
mag. Beispiele: büqz^ filiola, tcdiz^ wdiz^z^ und u^fs:^ puella,
pit^^ equola, kj^'nez^ canicula, S^lp^n^z^ vulpecula, äpinz^ avi-
cula, ätänzq bestiola, dnqz^ wespe, f^nzq, rebhuhn, blM^^he^
tula, mdnezq maulbeere, x^dn^zq kornellkirsche; dör^fi:^ manicula,
kätn^^ fiisschen, Sam^z^ kleiner zahn, k^rd^inzq nabel, centnim,
hdnn^^ lunula, undz^ und undz^q anulus, ür^^ ponticolus,
dir^z^ portula, A^sn^^i;. hippe. Bossi lässt auch die männlichen
formen auf -z ausgehen und schreibt z. b. für idk& lupulus
(vgl. den altillyr. eigennamen Ulcudius) uikz^ für plakd- seni-
culus plakz; Blanchus hat jedoch durchgängig die richtige
Schreibweise mit & z. b. djale& puer, infans, zagd" avicula, zii&
nigellus, wogdiS- pusillus, aSted^ ossiculum, zand" vocula, d-esd"
sacculus, gürd' lapillus, heeld' verruculum u. s. w. Für das
alter des ausgangs •za lassen sich Ortsnamen aus Epirus und
Dardanien anführen, wie l4Y.QivlQa^ Rdnatjcty *!AQoaCflj PiQ'
ßaCpt (bei Prokopios). In byzantinischer zeit nehmen Orts-
namen auf -T^cr überhand; wir erwähnen beispielsweise Kktn^o*
TiviT^a an der Magit^a; hier liegt bereits ein slovenisches, d.
h. altbulgarisches, suffix vor, ebenso in ngr. dd€lg>it^a^ ßfo^
Auch in vereinzelten glossen bei Hesychios findet sich der
ausgang -5cr, z. b. aWCß • tj Xsiniq räv devdqw^^ MaxsSopeg;
o&i^a 'Sfia^ ^fiiovi%ri\ fidvv^a und fiwlv^a * fiOvorUtpalog oxo-
Qodog; kretisch ist die glosse ßoltCpt * 17 dovlag (Enst., Seleukos
b. Athen. VI p. 267); in axdn;^a, KLOwl^ioiy einer in Thessalien
und Makedonien wachsender rohrgattung, gehört ^ wahrschein-
lich zum stamm {sknud „stechen'' ?). Aufiallend ist jedoch die
bedeutende zahl der Ortsnamen in -^a auf paionischem und
phrygischem boden, z. b. Kät'sovtß ort in Moesien, Bo^tfx
Miscelien. 103
ort oberhalb Thynias an der politischen küste, l^gdßvCa * Ttokig
rijg KavKwvidog, JovQiCß ' Ufinj naga tov Ait,av rcarafiov^ TiQi"
^a* nohg Ilafplotyovlag^ Ilinovta* xwfit] rrjg Oqvyiag/'lXovCjU^
^qyi'C/u u. a. orte in Mysien und Phrygien. Darf hieraus ein
schluss gezogen werden auf eine ethnische und sprachliche Ver-
wandtschaft der Phryger, Paioner und Mysier mit den lUyriern ?
Bemerkenswerth ist auch der umstand, dass selbst die etrus-
kologen einen weiblichen deminutivausgang -za statuiren, z. b.
(De ecke, Etrusker 11* p. 479) in den eigennamen veinza,
9epza^ ravntza, larza und lardiza (Gamburrini no 257), und
in vdiza (Gamburrini no 166. 417, dem.Y.vdia). Ob dieses
Suffix auf ein älteres -/Ata, -^ia zurückgeht, oder ob darin
palatalisirung eines gutturals vorliegt, lässt sich nicht mit Sicher-
heit entscheiden.
VI. Das walachische suffix -äOr.
Nach Miklosich (Beiträge zur lautlehre der rumunischen
dialekte V., lautgruppen, s. 51) ist das wal. deminutivsuffix
-aar, das man bisher aus vulg. lat. -^iolus zu erklären versucht
hat z. b. albädr aus allnciolua, pitäör sxis pedidolus^ entschieden
unlateinisch; es lässt sich auch weder aus dem Slawischen
noch aus irgend einer anderen spräche der Umgebung herleiten ;
es muss vielmehr, so folgern wir, der spräche angehört haben,
welche die leiblich'en vorfahren der Rumunen vor ihrer ro-
manisirung gesprochen haben.
Ueber die ethnogenie der Rumunen ist man jetzt so weit
im reinen, als man weiss, dass dieses volksthum sich südlich
von der Donau herausgebildet hat. Nur darüber gehen noch
die ansichten auseinander, ob es räthlicher ist ein illyrisches,
oder ein thrakisches volk als stammzeuger der Rumunen auf-
zustellen. Miklosich verficht jetzt die ansieht, dass die lUy-
rier bei der bildung der walachischen nationalität in hervor-
ragender weise betheiligt waren (abhandlung IV, consonantis-
mus 2, 8. 48) und dass Skipetaren und Rumunen mit einander
durch spräche und geschichte unzertrennlich verbunden sind
(8. 49); R. Roesler und der unterzeichnete sind dagegen für
dieabkunft von der moeso-thrakischen, resp. hessischen,
nation eingetreten, wobei zu beachten bleibt, dass der moesische
antheil selbst als ein glied der südeuropäischen (speciell armeno-
104 W. Tomaschek
phrygischen) sippe sich dem illyrischen element etwas näher
anschliesst, während dem thrakischen antheil wahrscheinlich
iranischer Ursprung zugeschrieben werden muss. Wie dem auch
sei, so viel ist sicher, dass das suffix -^or für das Rumunische
besonders typisch ist und dass mit dem ersten auftreten der
Walachen in der geschichte auch die zeugenschaft für dieses
suffix beginnt. Es sei uns gestattet , einige belege hiefiir vor-
zubringen.
In einer serbischen Urkunde des Stefan Neman ja (a.
1198, Mikl. Mon. Serb. p. 6) wird ein ort in der zupa Z^jan
(Ulpiana) an der oberen Sitnica Dabäor genannt; in einer Ur-
kunde des Stephan Uroi IL (a. 1298, Safarik Pamatky
p. 64) begegnet eine wlachische ansiedlung an der makedonischen
Bregalnica, namens Srbäor; in dem grossen Prizrener chryso-
buUion des Stephan Du san (a. 1348, Glasnik XV p. 272)
lesen wir den eigennamen Marko FeUor und die Ortsnamen
(s. 294) Winüor und (s. 301) MilUoTy der erste von witiu
„vinum", der zweite von mielü „agnellus" gebildet; ebenso
(a. 1349, Mon. Serb. p. 144) den bei Arhiljewica gelegenen
Weiler Dobrüor^ und in einer Urkunde des Bulgarenfiirsten Joan
Sisman (a. 1378, Pamatky p. 106) den am Rylo-berg gelegenen
ort L^pSor. Auch in den geschriebenen denkmälem der Ru-
munen nördlich von der Donau finden wir vom anbeginn Orts-
namen wie ScUdiäor (a. 1424), äandrüör (a. 1410), SrbSor (a.
1470) u. 8. w., und die heutige topographische nomenclatur wim-
melt von solchen deminutivbildungen.
Leider ist es schwer, über den lautlichen Ursprung von
ior etwas sicheres festzustellen; so mag uns denn eine hypo-
these gestattet sein. Wir nehmen an, dass äor sich aus s^ör^
8*är, gär entwickelt hat; wenn wir unserer ansieht vom thra-
kischen Ursprung der Rumunen treu bleiben (und in der that
findet sich auch von diesem typischen suffix auf illyrischem
und albanesischem sprachboden nicht die geringste spur), so
dürfen wir ein thrakisches deminutivelement -gdra statuiren,
das möglicherweise gerade so verwendet wurde wie das lat -ctdo^
»clo. Es sei noch bemerkt, dass wir in antiker zeit auf thra-
kischem boden Ortsnamen vorfinden, denen jenes suffix anzu-
haften scheint, z. b. SAPRISARÄ (C. L Lat. VI no 2933)
DEVSARA (tab. cer. C. L Lat. IH, no 3. 13) PADI8ARA
(Procop. De aedif., vgl. yi^\. pitä&r) AN AUSARO {\A\i. ^eat).
MiBcellen. 105
VII. Das ligurische nominalsuffix -aska.
Wenn wir genaue karten des oberitalischen und westalpinen
territoriums zur hand nehmen, so wird uns alsbald die grosse
menge von orts-, fluss- und bergnamen auf -^isco, -asca auffallen.
Der italienische Sprachforscher Fl echia hat in seiner vortreff-
lichen akademischen abhandlung „di alcune forme de'nomi locali
dell' Italia superiore" (Torino 1871) ausser den keltischen namen
auf -ago und -ate und den lombardischen auf -engo auch jene
auf -a$co behandelt und denselben mit recht ligurischen Ur-
sprung vindicirt Er zählt ungefähr 280 solcher namen auf;
aber die liste lässt sich um das doppelte vermehren, wenn man
die mittelalterlichen Urkunden des sardischen und proven^alischen
gebietes mit verwerthet Wir machen zugleich die Wahrneh-
mung, dass auch die Stammwörter, an welche jenes suffix tritt,
einen durchaus fremdartigen Charakter tragen, und dass es ver-
gebliche mühe wäre, dieselben aus keltischen und italischen
idomen zu erklären. Ja noch mehr! Wenn wir das gebiet
jener Ortsnamen topisch genau begrenzen, so finden wir, dass
es sich vollständig deckt mit jenem , das die alten nachrichten
der ligurischen nation zutheilen; wir können mit einziger hilfe
jenes ortssuf&xes einerseits die ethnische grenze zwischen den
Ligurem und Raetem aufs schärfste angeben: sie zieht sich
von Gomo und Varese an entlang dem alpenrücken zwischen
dem Langensee und Lago di Gomo zum Splügenpass hinauf
und wendet sich dann über den Lukmanier zum Vorder-Rhein
und S. Gotthardmassiv, um noch einen geraumen theil der süd-
westlichen Schweiz einzuschliessen. Auf französischem boden
anderseits lässt sich die grenze gegen die ungemischten Kelten
etwas schwieriger verfolgen, weil hier die endung -o^ca sehr
verschiedene lautentstellungen erlitten hat; nur dort, wo die
Urkunden uns nicht im stiebe lassen und die ältere namens-
form darbieten, können wir den versuch machen und gerathen
über Burgund in die Auvergne und von da dem Qevennenrücken
entlang südwärts ansmeer; auch auf iberoaquitanischem boden
spielt das suffix eine rolle, aber nur sporadisch.
Kaspar Zeuss hat allerdings keinen anstand genommen,
alle formen mit dem Charakter -^isca den Kelten zu vindiciren ;
es ist ihm aber nicht gelungen, für die Verbreitung desselben
auf ungemischtem Keltengebiete auch nur einen beleg vorzu-
106 W. Tomasohek HiBcellen.
bringen. Wenn wir zudem die lat. inschrifben berücksichtigen,
80 finden wir auch da den ligurischen charakter des Suffixes
bestätigt Die Tabula alimentaria Velleiatium (a. 104) bietet
mehrere namen dieses ausgangs, z. b. (col. 5) fund. V(n'mini'
anum Precde cum iure APENNINI ARELIASCI ET CAU-
DALASCL Aus republikanischer zeit (a. u. 637) stammt die
Tabula de controvorsieis inter Genuateis et Veiturios (C. L Lat
V no 7749), welche zahlreiche ligurische localnamen bietet, dar«
unter: fiovius NEVIASCA, Hvas VINELASCA, flovius VERA-
GLASCA, flovius TULELASCA, Wer würde sich getrauen,
in diesen namen keltische oder italische formen zu erblicken I
Dass keltisch und ligurisch nicht identische begriffe sind,
lässt sich durch eine geringfügige thatsache erhärten. Wir
kennen die cisalpinisch-gallische benennung des Alpen-Baldrians
(spicanardi, Valeriana celtica L.) : ualiovyxay mit gut-keltischem
ausgang -unca. Dennoch ist das Stammwort, wofür sich in den
neukeltischen dialekten keine spur nachweisen lässt, ursprüng-
lich ligurisch gewesen; der Ligurer nannte das kraut seiner
alpen oakiovdaxay später mit Schwund des s-anlautes aliovdaxa
(Dioskor. I, 7 p. 17 Spr.). Bei der Verbreitung der Ligurer
an der Westküste Italiens sind wir nicht überrascht, auch in
Latium Ortsnamen auf -asca, -osca^ -usca zu finden.
Genug, wir sehen an diesem einzigen suffix, dem wir keines»
wegs arischen Ursprung zusprechen wollen, trotzdem die speci-
fisch-europäische adjectivendung "iako- dazu einladet, die ur«
älteste zeit mit der gegenwart verknüpft; wir sehen, wie mäch-
tige geltung das atavistische princip auch auf sprachlichem
boden besitzt; denn auf dem anthropologischen ist diese geltung
anerkannt — bis auf den heutigen tag repräsentirt der Ligurer,
der eigentUch die politische einheit Italiens geschaffen hat, einen
charakteristischen rassentypus!
Graz, im Nov. 1883, verfasst zur Miklosich-feier.
W. Tomasehek.
F. Froehde Zur grieoh. u. lat oonjngation. 107
Zur griechischen und lateiniBchen conjugation.
Ueber das Verhältnis der altindischen praesensbildungen
grbknd^ti prushndfti mathnd^ti mushndii grcUkn^ti skabhfufti
stabknäti zu den daneben stehenden grbh&ydJti prmhäydtt ma^
thäffdiimughdydti ^otMyäti skabhdyiti stabhdydiivBi verschieden
geurteilt worden. Die annähme Benfey's, dass äya durch
einbusse des n aus ndya hervorgegangen sei, ist lautgesetzlich
nicht zu begründen und wird daher von Delbrück (Altind.
verb. 216) verworfen. Zwar können für die beurteilung der
Sache die altindischen lautgesetze allein nicht massgebend sein,
da, wie sich zeigen wird, die beiden arten der praesensbildung
schon im Indogermanischen neben einander bestanden; da aber
keine einzige spräche einen derartigen ausfall des nasals kennt,
so ist es jedenfalls sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher im
Indogermanischen stattgefunden habe. Delbrück selbst gibt
zu bedenken, ob nicht äya aus anya entstanden sein könnte,
und sucht eine stütze für diese auffassung in trshdyäti^ dem
der nominalstamm vrshan^ zur seite steht Allein gegen diese
ansieht ist ganz dasselbe einzuwenden, wie gegen die Benfey's;
n fallt vor y auch im Sanskrit nicht aus, denn formen wie
t&'yate jd'yate Myamdna lassen andere erklärungen zu, und
vrshAydti aus ershanyäti hervorgehen zu lassen, ist um so be-
denklicher, als letzteres in gleicher bedeutung sich erhalten
hat Eine dritte ansieht über die entstehung der endimg dyäti
stellt de Saussure (Memoire 251) auf; er erblickt in dem d
die entwicklung einer langen nasalis sonans. Der folgende ver-
such, die formen auf dyd'mi zu erklären und zu denen auf Md'ini
zwar nicht in unmittelbare aber doch in mittelbare beziehung
zu setz^, stützt sich auf analoge Verhältnisse in den europä-
ischen sprachen.
Der endung dyd'mi altindischer praesentia entsprechen im
Griechischen aw und a^oi, im Lateinischen 6 (inf. dre\ im
Gotischen d (inf. 6n\ im Altslavischen ajq. Wenn sich also
in diesen sprachen praesentia mit den bezeichneten endungen
neben solchen auf ursprüngUch ndmi finden und sich von
ihnen nicht annehmen lässt, dass sie erst während des son-
derlebens derselben von nominalstämmen abgeleitet sind, sc
ist man berechtigt, sie für gleicher bildung mit den alt-
indischen auf dyämi zu halten. Das gilt für folgende fälle:
108 F. Froehde
Lat domare gr. Safia^w » skt. dam&ydfii gr. Sdfivrjfu.
Schon Fick (Wörterb. I 103) identificirt das lateinische vort
mit dem altindischen und setzt einen indogermanischen praesens-
stamm damdya an. Zwar hat das Lateinische während seiner
Sonderexistenz eine grosse anzahl von verbis auf äre von nominal-
Stämmen gebildet, zu diesen kann jedoch domare nicht gehören.
Ich will kein gewicht darauf legen, dass ein nominalstamm,
von dem das yerbum abgeleitet sein könnte, in dieser spräche
nicht vorhanden ist; ein solcher findet sich im Griechischen
und im Sanskrit wenigstens als zweiter bestandteil von compo-
sitis (gr. adapLog innoda^og skt odama) und erscheint im
Germanischen sogar selbständig (altn. tamr ahd. zatn „zahm^').
Der grund, weshalb domare nicht denominativum sein kann,
liegt in den formen damui damitus domitor. Die lateinischen
denominativa auf äre bilden die entsprechenden formen stets
auf ävi ätu8 dtor; domätor bei Tibull und domätus bei Petro-
nius sind natürlich nicht die Vorstufen von domitor und
domüus^ sondern von domare aus neu gebildet. Wie sich
bildungen wie hoMus Spiritus zu den daneben stehenden verbis
hdlare spirare verhalten, ist mir nicht klar; vielleicht sind sie
von den nominalstämmen halo- spiro-^ von denen die verba
stammen, unmittelbar al^eleitet, wie ja auch die ebenfalls pri-
mären Suffixe iti2o- und ^ro- in sessibtdum turibulum calamistrum
eapistrum an nominalstämme getreten sind. Formen auf ui
itum itor gehören entweder zu verbis dritter {molui molüum
mfHitor) oder zu solchen zweiter conjugation (monui monitum
monitor). Die etwaige annähme nun, dass domitus domitor zu
einem verlorenen *domeo (vgl. skr. damdyati germ. tamjan) zu
ziehen seien, würde nicht überzeugen, da eine derartige Ver-
bindung von formen der a- und der e-conjugation ohne analogie
wäre. Eher könnte man daran denken, sie auf ein verbum
dritter conjugation zurückzuführen, wie man sonui sonitum^
tonui toniti48y lävi Uxutum^ plicui plicitum zu altlat. son^e tonXre
laver e *plie^e (gr. /rAexoi lat. impliciscor) zu stellen pflegt;
allein die annähme eines *domire würde völlig in der luft
schweben, da ein entsprechendes praesens in keiner spräche zu
finden ist. In welchem Verhältnis domo zu domitus steht, wird
sich aus dem folgenden ergeben. — Formell entspricht dem
altindischen damäydti auch ahd. zamdn^ doch lässt sich dieses
nicht mit Sicherheit als altüberkommene bildung ansehen» da
Zur griech. u. lat conjugatioii. 109
es sehr wol von dem stamme zatna- in jüDgerer zeit abgeleitet
sein kann. Dagegen hat es nichts bedenkliches» gr. da^oiCßo
als eine solche zu betrachten. Zwar ist das verbum nicht ho-
merisch, aber altattische formen, welche sich bei Homer nicht
finden, deshalb für jüngere bildungen zu erklären, ist man nicht
berechtigt.
iqao} (att.) in aftegaw „eine flüssigkeit ablaufen lassen'^
i^BQcito „von sich geben, weggiessen, ablaufen lassen*^: skt.
rinäHi „freilassen , laufen lassen, fliessen lassen''. Das alt-
indische ri fuhrt durch r auf ar zurück" (Schmidt Voc.
n 248).
xaddofiou, (Hesych.): yudvfj^i.
xeQaofiai (Homer): lUQyrjfiL.
xXaco: skt ^rnäti lat. perceUo. Die Wörter stimmen in be-
grifflicher beziehung so genau übereiu; dass an ihrer Verwandt-
schaft nicht gezweifelt werden kann. Vgl. Gurtius Grundz.^
148 Fick KZ. XX 357. Allerdings unterscheidet sich niKaia
von den übrigen angeführten und noch anzuführenden bildungen
dadurch, dass es den wurzelvocal eingebüsst hat Zur erklärung
dieses ausfalls darf man nicht TtQoaiTtXaCa (k 583) nQogjtXaCov
(M 285) heranziehen, da diese Verkürzungen aus metrischem
gründe erfolgt sind. Gesetzmässig ist er in xhig und wird
von hier aus sich den übrigen formen mitgeteilt haben.
Zwar lässt das praesens xldw noch eine andere erklärung
zu, aber die dazu gehörigen formen xldaw ¥Klaaa empfehlen
die obige annähme (s. u.). Den eindruck gleicher bildung
mit xAaco machen d^louo und OTtaw^ die etymologisch un-
klar sind.
Ttegdo) in neTteQtjfiivog 58: neQvtjfjti. Leskien (Stud.
n 113) weist auf die möglichkeit hin, TteftQtjf^ivog zu lesen;
ein zwingender grund, von der Überlieferung abzugehen, liegt
indes nicht vor.
altsl. prijajq got /r(;d»skt. priydyämi : skt prinä'mu Del-
brück (204) leitet pritfdt/dti Yon priyd „freund" her; die mög-
lichkeit dieser aufiEassung ist zuzugeben, aber andrerseits li^
es doch auch nahe, die beiden altindischen praesensbildungen
in dasselbe Verhältnis zu einander zu setzen, in dem die oben
angeführten stehen. Das indogermanische alter des abgeleiteten
verbums wird durch die Übereinstimmung von zwei europäischen
110 F. Froehde
sprachen mit dem Sanskrit mindestens sehr wahrscheinlich.
Fick (Wörterb. I 149) leitet got. frijon vom nominalstamme
frija-- ,,frei'' ab; indes stimmen die bedeutungen nicht ganz,
auch wird sich got freis nicht trennen lassen von lat. privus
„frei" privare „befreien" prtvatus „frei vom Staatsdienst** (TgL
Leo Meyer Vergl. gramm.* 46). Zu frijon gehört vielleicht
gr. TlfläTtog.
Xiatpimi (Hom.): skt. linM'i (unbelegt). Vgl. ob. III 10,
wo ich diese etymologie näher begründet habe. Dass linä'ti
von rinä'ti zu trennen sei, nimmt auch Schmidt (Voc. II
249) an.
7ceXaZ(o (gemeingr.): ftiXvtjfii. Das futurum nüAw ist
gleicher bildung mit XQS/Lidij Tveract) (nuddw und wird weiterhin
zur spräche gebracht. Liessen sich diese formen als praesentia
fassen, so würden im Griechischen die bildungen auf väfjti mit
noch grösserer regelmässigkeit solche auf aw neben sich haben
als im Sanskrit; doch ist eine solche au£fassung nicht an-
gängig.
In allen diesen fallen (nur got frijon ausgenommen) stehen
den abgeleiteten verbis nomina, von denen sie stammen könn-
ten, nicht zur seite. Dagegen kann ßia^ofiai neben skt jinäH
denominatiyum von ßla sein, sodass ßido^at und ßtaCpuai ähn-
lich neben einander hergehen wie oxidta und oxta^co u. a.
Fick (Wörterb. I 82) verbindet %a^'ai „nachlassen, erschlaffen"
mit skt. hvrn&'tij doch glaube ich mit letzterem besser lat.
fdLlo identificirt zu haben; denn die beiden wörter entsprechen
sich in begrifflicher beziehung nicht hinlänglich, auch möchte
das anlautende altind. hv im Griechischen angemessener durch
q> als durch % vertreten sein (vgl. zQvq>dkaLa: hväras). Trotz-
dem kann xaXdcj (fut. xahdaw aor. ixaXaaa) zu den hier be-
handelten bildungen gehören wie das anscheinend gleichartige,
aber etymologisch noch unaufgeklärte yahxia.
Die ontstehung von praesensformen wie XBQ&ofiai Tieddoficu
hat schon B rüg man (Morph, unters. III 59 anm.) erkannt
Wie nämlich im Sanskrit hrnäydti zu hrniU^ im Griechischen
öafAvdü) xigvdto TCilvdof nvwdw zu ddpLvrjfit niQvrjfii Ttllmjfu
nUvrjfii im Lateinischen appellare aspemari u. a. zu appeUert
spemerey so verhält sich meqdoiiai zu dem in der form xigiaptai
J 260 (vgl. Curtius Verb. I 174 Leskien Stud. 11 112) et-
haltduennigafieu, dessai activische form wahrscheinlich *k4fc^
Zur griech. tu lat. eonjngation. 111
pl. *%e((a^ep lauten würde. In demselben Verhältnis stehen
ferner zu einander:
dyaofiai (Hom.): ayocfiai. Von ayaofiai, (adj. verb. ayjjrog)
wird ayaiofiai (Hom.) nicht verschieden sein; wegen der auch
in xeQaiii} (Hom.) xedaiw (Apoll. Rhod.) und einzelnen glosse-
matischen wörtem erscheinenden ai vgl. aeol. qwlw dlvifa ol-
xsiw v^veld) 6xvsl(o.
yrjQdtD in syiqqäaa: eyriQav yrjQoyai yriQoig; vgl. skt. jrnäti.
dafioQui lat. domoi praesensst da^a- in den participien
-ddfiavT' (^aodd^ag IlovXvddfiag) und d-dd^ce^og.
*dvydofiai in dwijaofiai ^dwijdTjvi övrafiai. Etymologisch
ist das wort nicht sicher erklärt (vgl. Osthoff Morph, unters.
IV 48), so dass gegen die teilung dv-vafiai ein entscheidender
grund allerdings nicht vorliegt; die Griechen fühlten aber das
y als wurzelhaft Da nun im Griechischen mehrfach v urspr.
va reflectirt (vöwq vyQÖg vnvog V^i;^)), so lässt sich dvvafiai
„vermögen, gelten'' nebst dvva^ig „kraft, vermögen, geltung im
Staate^ dwa%6g „kräftig, vermögend, tüchtig'' mit lat. bonm
„tüchtig, gut" (vgl. %QBLoaiav) corabiniren; mit bona „guter"
vergliche sich deutsch „vermögen", mit boni im politischen sinne
Ol dwdfityoi.
i(fdofiai (Hom.) i^actf (att.): egafiai. Brugman 's versuch,
diese wörter aus skt. ram zu erklären (KZ. XXIII 587), scheitert
schon an den formen i^ad^ai igijaofiaiy die sich von dem o£fen-
bar von egorr- abgeleiteten eQwtdct) (ion. mit schwerlich will-
kürlichem anlaut ei) nicht trennen lassen.
ovrao) ovTa^w (Hom.): (wrrjfii ovrafjiai (Hom.).
Bildungen wie xigafiai tqaptai sind ferner ngiftafiai neben xfij.
^rrjfiiund irtQidftriv neben skt. krtnä'H „kaufen" (nach Schmidt);
wegen qI : skt. rl vgl. got. frijon skt. priyäydti : skt prinä'ti. An-
dere lassen sich erschliessen. Zu üpafiai dajucf- ioa/tiai ngiafKu
gehören die verbalnomina dwccvog dddpLonog iQOTog dTiqUnogi
ihnen gleichen iXonog d-d'dvonog d-xdficerog. Somit führt dxd"
fioTog auf einen verbalstamm xa^ä-, neben dem xd^vw steht
mit übertritt in die conjugation der ^stamme, wie er auch in
skt pänate phdnati prndti mrn&ti (Whitney § 731) gr. t^-
liifio u. a. lat apemo pdlo u. a. got. fraihnan stattgefunden
hat (Gurtius Verb. I 243). Ein verbalstamm vaXa- ergibt
sich aus fdl-av' faXa-Bqydg taka^-nw^g u. a.; ihm steht lat
112 F. Froehde
toUo aus *tolno zur seite. — Wie Fick (ob. I 231) erkannt
hat, gehört das a des suf&xes skt. as- zum yerbalstamm (vgL
bhd-s: bhd'fi, Janas: jäna4i, tdrus manu-s: tarufS manuti);
dem entsprechend stammen von egafiai: eQog in igawog (Les-
kien a. a. o. 114), von yrjQa- : ytjqag yigag (in ysQaiog aus
*yeQaaj6g\ von Tiigafiai : xiqag in äyAqaiog, Man darf hiemach
aus diqag auf einen verbalstamm dega- neben skt. drnä'ti, aus
^QBfiaiog SLuSi^'Qefiä' neben skt. ramnSlti schliessen; ^gifiag scheint
ein erstarrtes neutrum der art zusein; gleichgebildet ist Tcihxg^
das dann auf einen praesensstamm TteXa" neben TtlXvrjfjii hin-
weist, welchen auch nBka%rjg^ bildung wie skt. sravdt- gr. h-
QQBivtfigy und nsld-d^to (vgl. qfXeyi-S'w fiivv^w nv^to u. s. w.)
anzusetzen nötigen.
Das resultat der bisherigen betrachtung ist folgendes: das
Griechische besitzt verbale o-stämme, die ablautend conjugiren
(ovTtjfiLiovtafiai,) wie die zu ihnen in beziehung stehenden
Stämme auf vä (TtlXvrj^i : nllvafiai). Diese coujugation ist nur
trümmerhaft erhalten; grösstenteils sind diese stamme nach
analogie ihrer verwandten durch antritt des Suffixes ja zu ab-
geleiteten geworden {iodoftai : nilvdw). Auch das Lateinische
kennt diese conjugation; es gehören ihr an die verba von der
form domo domui domitum domare; domo aus ^domä-jo ist
glmcher bildung mit gr. iQaw und verhält sich zu ddfivrjfit wie
aspernari zu spemo. In den verbalnominibus domüm domitar
s= gr. d'dafioTog nav^dafianaq (Fick Wörterb. I 103) ist %
aus a geschwächt und so zusammengefallen mit dem aus i
entstandenen i der a-stämme {geni-tus gent-tor), Aehnlich ge-
hören cubui cubiium zu cuhare^ das neben cumbo steht wie skt
tuddydti neben lat tundo^ gr. ^adi^oo^ac neben fiavd'dvw.
Wie femer xegdw zu skt gr-ä^ti gr. xQ-ä- (J-x^a^v), so ver-
hält sich lat seco zu dem altindischen aorist acchäm (As coli
Vorl. 173 Brugman M.u. I 19); in sectus sector ist i zwischen
c und t ausgefallen wie z. b. in pergo. Auch sono sonui sani"
tu8^ tono tonui tonitus können als zu einem verbalstamm ge-
hörig gefasst werden, doch lässt sich das nicht sicher beweisen.
Ich gehe nitn weiter zur erörterung der übrigen zu ver-
balen o-stämmen gehörigen tempora und zwar zunächst des
futurums. Dieses tempus wurde im Indogermanischen gebildet,
durch anfugung von 8-yä'mi an den praesensstamm. Am häu-
figsten trat diese endung an den starken wurzelstamm (z. b.
Zur griech. u. lat. conjugation. 113
ßkt dekshyä'migv. del^w: skt. dhhti), aber auch an den a-stamm,
dessen a dann vor 8 im Sanskrit zu i geschwächt wurde ; vgl.
skt paii-shyä'mi dhärayi-shyatni : pdfämi dhdrdydmi^ gr. ^levko
fdeofiai aus ^ptsvi^ajia *ede^jo^iai : ^Ivio skt sdddmi. Nun
stehen neben sämmtlichen griechischen praeseutia auf vripii mit
ausnähme von ftagvo^iat^ welches das tempus nicht bildet, im
Attischen, zum teil auch im Ionischen futura auf aco; vgl. ddii^
vfjfiii dafido) (Hom.), xiQvrj^u: ueqdfa (att), HQ^fivrjitL: %qBfia40
(Hom. att), niXvrjfii : neldtj (att), neqvrifjii : neqdw (Hom.),
Tthnj/iii : Ttsrao) (att), axidvrj^i : ayieddw (att), (skt Jrnami:
yrjQdia bei Piato), wozu noch, ohne dass ihm ein solches praesens
entspricht, lAacu kommt, zu dem aber das adj. verb. ^Acrrci^ gehört,
welches nebst den tempusbildungen «AijAa-xa IhfiXa^^ai iqXa'^rjp
einen praesensstamm ika* voraussetzt. Vgl. Curtius Verb. II
309. Dass das a dieser futura dasselbe ist wie das der praesentia
von der form TUgafnai, scheint mir sicher; es kann sich nur
darum handeln, ob dieselben mit den neben ihnen hergehenden
praesentia auf dio (hom. x^^crcu) identisch sind oder nicht Das
erstere ist sehr unwahrscheinlich, da praesensformen im Grie-
chischen nur in wenigen fallen futurisch verwendet werden;
von indicativeu werden so gebraucht elftu (gemeingr.), viofiai
(Hom.) und dviidw (Hom.); conjunctive sind nach Windisch
und Brugman (a. o. III 32) nlofiai*) edo^at und x^co, während
die von letzterem ebenso erklärten xccoi und ßuo^ai als ächte
futura nach dem muster von skt. jeshydti ksheshydti zu fassen
nichts im wege steht. Wenn also gerade die neben praesentia
auf vfjfit stehenden verba auf aw als futura verwendet worden
wären, so müsste das doch einen bestimmten grund haben; ein
solcher lässt sich aber nicht erkennen. Brugman (a. o. 59 ff.)
ist geneigt, die griechischen futura als conjunctive aoristi auf-
zufassen, vermag indes die lautliche differenz zwischen fievita
und fieivcj nicht überzeugend zu erklären. Der gang der vor-
stehenden Untersuchung führt zu der auffassung Ost hoff 's (Das
verbum i. d. nominalcomp. 331), dass eldw da^dm u. s. w. die
normalen futurformen der verbalstämme iXa- da/iS- sind und für
^iXd'CJü) *dafid-aja) stehen.
de Saussure (Memoire 240) weist darauf hin, dass im
♦) Vielleicht ist auch dieses regelrechtes faturam zn nivu und stoht
für *nT-<rjw,
BeitrMff« e. kond« 4. \g. tprAehfln- IX. 8
114 F. Froohde
Sanskrit die zu praesentia der neunten classe gehörigen futura
auf i-shyäti ausgehen, und dass in ähnlicher weise die bezüg-
lichen verbalnomina auf tu tar tavya (ta) vor diesen Suffixen
ein i zeigen ; derselbe erkennt auch , dass dieses i stammhaft
ist, und vergleicht es richtig mit dem aus a geschwächten i in
pitdr sthitä u. a., über welches besonders Fick ob. III 159 ff.
zu vergleichen ist. Dieses % findet sich nur in ursprünglich
tieftoniger silbe, besonders vor Mauten und s\ vgl. dukitdr
gishtd 6t sU Ci'^t u. a.: ^vyatriQ lat. castus erds erat (Fick ob.
VII 171), aber auch sonst. So entsprechen gr. ä-däitiaTog nav^
dafidfWQ a-xd^avog den altindischen damifd damitdr gamitä^
die futura auf aw aus aaßo denjenigen auf ishyä'mi^ welche zu
praesensbildungen neunter classe gehören, und es ergibt sich,
dass die behandelte conjugation indogermanisch war. Von
praesensformen der art sind im Sanskrit nur wenige erhalten
wie gamiaJwa gamldhvam (Whitney § 634),* sie sind, wie
grösstenteils auch im Griechischen, durch andere ersetzt woixlen.
Manche mögen nach analogie der oben angeführten ^^d-stämme
(skt. minali gr. Tcdfivw lat. spemo got fraihnan) zu a-stämmen
geworden sein; vielleicht sind sogar die altlateinischen son^e
und tonere. (vgl. skt. stanihi von stänati) so aufzufassen, so dass
auch hier das formensystem ein einheitliches ist. Andere sind
durch anfügung des suffixes ya in derselben weise erweitert
worden, wie hrndyäti gr. niXvdio u. a. aus hrniti ftiXvrjfjiv ent-
standen. So ergaben sich die formen grbhh&ydti u. s. w., während
in grahlshydli dgrahisam grbhUä grabhitdr u. a das i von hrnite
erscheint; doch schwankt die quantität desselben, ygl, garidtydti
u. a. bei de Saussure a. o. 240.
Ist die vorstehende erklärung der futura von der form ia-
/ücuo richtig, so ergibt sich folgende consequenz. Wie die prae-
sentia auf vrifu futura auf aw, so haben die auf vvfu solche
auf €w, vereinzelt oio neben sich:
olXv^i : oki(o (Hom. att)
oQvvfiL : OQiofiai (Hom.) » skt. arishyämi
GTOQw^t : atoqiia (att.) «» skt. starishyami
TiOQivyvfu : xoqiw (Hom. att.)
of^vvfii : ofiiofiai in ofiÜTai ofielad^ai (Hom. att)
und o^oofiai in hom. ofiotfiai.
Diese futura zeigen in der wurzel dieselben' vocale wie die
zugehörißo.n praesentia und sind mit solchen wie (nep^fa wol
Zur griech. n. lat. eonjngation. 115
nicht gleicher art. Einige derselhen haben praesentia auf sw
neben sich: ogiofiai (Hom.) lat aboleo; diesen gleichen ya^uiof
xaXifo {rekiw?). Wenn nun die futura auf am auf derselben
basis beruhen wie die ihnen zur seile stehenden praesentia mit
gleicher endung, so wird das nämliche auch von den analogen
formen auch €(o gelten müssen^ und wir werden zu der annähme
gefuhrt, dass das yerbalsuffix ä sich in ähnlicher weise in ä
tj w gespalten hat, wie das wurzelhafte a in tarä^a Tlxhjfn di-
diofu verschieden gestaltet erscheint. Praesensformen wie t/-
^Bfiai^ Ti&ivai sind dUfnai Uvai; das perfectum oXwXeKa ist
ganz gebildet wie iXi^Xäxa^ auch das lateinische perfectum ab-
olSvi macht wahrscheinlich, dass ab-oleo auf *olSmi basirt
Gegen die aufgestellte ansieht über die entstehung der
futura auf aoi und €(o könnte man einwenden, dass intervoca-
lisches aj in anderen, wie es scheint gleichartigen fällen wie
likaioficu vaiio u. a. nicht ausgefallen sei; der grund dieser
difFerenz ist mir nicht klar, doch finden sich derartige Verschie-
denheiten in der behandlung anscheinend gleicher lautgruppen
vielfach.
Die zu praesentia auf vtj^a gehörigen aoriste haben hei
Homer den ausgang aaaa » att. äaa:
ia/Livtjfu : iddfiaaaa (edafiaad-ijv dafiaoTog)
TUQVfjfii : ixiifaaaa (kxeQaa&fjv xegaarog)
XQijfjivtjfu : hiQifiaaaa {iKQefidadTjv x^e/naarog)
rtikvrifii : krtikaaaa
Tthvfifii : inhacaa {iftetdadTjv)
nigvrjfii : • iftigacaa
axidvtjfii : ioTudaaaa (eaxeddad^jp axedacTog)
skt: (rnä'ti : eKlaaaa (ixldadTiv Tiixlaa/Liai)
lat. tollo : ezdlaaaa.
Dass das a dieser aoriste dasselbe ist wie das der futura
auf cuo und demgemäss auch das der praesentia auf tjfii afiai,
liegt auf der band und wird weiter bewiesen durch folgende
formen :
aya^ai : i^yaaadfifjv {i^ydadTpi)
ihx'Toq: rihxcaa
Squ^i : tjQaaadiLiTpf (ijgdadTjv)
(mfifii : (wraaaa {ovxoopLaC)
lieber die bildung dieser aoriste bestehen drei ansichten.
Leskien (Stud. II 112 ff.) leitet sie von praesensformen auf
8*
116 F. Froehde
ao-jio her, zu denen sie sich verhalten sollen mez.h. iriUaaa
zu *%€liajwy welches er als Vorstufe von TeXdfa ansieht Dass
sich von ^-stammen, wie sie Leskien voraussetzt, die aufge-
führten formen erklären würden, leuchtet ein; auch ist zuzu-
geben, dass sich solche stamme denken lassen (s. ob.). Indes
überzeugt mich Leskien's auffassung aus folgenden gründen
nicht: 1) lassen sich a^-stämme nur für wenige der in betracht
kommenden falle wirklich im Griechischen nachweisen und auch
diese nur in vereinzelten ableitungen; von analogiebildungen
aber könnte hier nicht wol die rede sein. Noch bedenklicher
ist es, für hdwaaa eiQvaaa, die hinsichtlich der bildung den
aoristen auf aaaa und €aaa gleichzustellen sind, stamme auf
vg zu construiren. Zwar sind solche im Sanskrit vorhanden,
scheinen auch für formen wie ayvia^ in denen zwischen v und i
jedenfalls ein spirant ausgefallen ist, sowie für nL^ofivov =r lit
kermuszis (Bugge KZ. XIX 419) und ^Evvii ^Ewäliog (zu skt.
satiöti oder vanöti vanushydti) vorausgesetzt werden zu müssen,
aber zur ansetzung eines ^%awg *tQvg fehlt jeder anhält Die
endung avvvfii der attischen praesensformen niQawvfjLt TtQSfiaV'
w^i Tvszdwvfit axeddvwfiu aus ""^-aai^/it zu erklären, liegt aller-
dings nahe, doch ist die natur derselben noch nicht aufgeklärt;
A. Kuhn (KZ. U 469) und Benfey (a. o. VIII 93) vergleichen
sie ansprechend mit skt ""ühnü in arishriü paiishnü u. a. Dass
diese, wenigstens zum teil, zum praesensstamm in beziehung
stehen, zeigen cyävayishnü pärayishnü poshayislinü prajanayiskni
u. a. (Whitney § 1194;. Für sicher kann aber diese erklä-
rung nicht gelten, so lange das vv von atQuiwvfa ^vw^i xiiv-
yvfu nicht aufgehellt ist. 2) In keinem falle lassen sich die futura
von der form dafidw von ^-stammen ableiten, denn aa schwindet bei
Homer nie; das futurum af<9)ceai ist nicht homerisch. 3) Auch sonst
ermöglicht Leskien's auffassung eine einigennassen einheitliche
erklärung der sich zu einem system zusammenschliessenden
conjugationsformen und verbalnomina nicht; formen wie oAmf^
oked^Qog oXdxü) TreXavrjg neXdx^uß xQSindd'Qa r^XddTpf ihfiXKnai
ihnog eQOTog Ttimafiai dfififiotat u. a. fügen sich ihr nicht.
Leskien's annähme, dass die praesentia xe^a/oi (Hom.) dyctio-
fiai (Hom.) uedaiü) (Apoll. Rhod.) und einzelne andere glosse-
matische formen der art aus *x€Qäaj(o u. s. f. entstanden seien,
kann keineswegs für erwiesen gelten; sie sind vielmehr mit
solchen wie oixeiw vfivelu} oKpstat aeol. (pviw dlvuo (s. ob.)
Zur griech. u. lat. conjugation. 117
zu vergleichen. Die praesentia wie %BQam sind oben anders
und, wie mir scheint, einfacher erklärt worden.
Die zweite erklärung rührt von Bezzenberger her, der
ob. IV 159 anm. die aoristformen auf aaca und €aaa zu den
altindischen der sechsten classe mit dem ausgangemA atn stellt
Dieser ansieht zufolge vriirde in iddfia-aaa iaTÖge-Gaa zwischen
den beiden a ein a oder s ausgefallen und bereits vor dem er-
löschen des intervocalischen a eine ähnliche Verkürzung der
schwerfalligen formen *e6a^aaaaa ^satogeaeaa eingetreten sein,
wie sie in hom. elkaßov e^fna^ov iwijxovta u. a. vorliegt.
Gegen dieselbe erhebt B rüg man (a. a. o. 84 anm.) ausser
anderen einwänden, die mir nicht wesentlich scheinen, den, dass
sich im Indischen sisham immer nur unmittelbar hinter der
Wurzelsilbe zeige. Allerdings ist Bezzenberger genötigt anzu-
nehmen, dass diese bildungsweise, die im Vedischen noch ausser-
ordentlich selten ist, im Griechischen weiter um sich gegriffen
habe, so dass die endung sisham nicht nur an wurzeln auf ä^
sondern auch an andere vocalische verbalthemen trat; der weg
von dßl'd-sisham bis zu Idäfi-a^aoa wäre so weit nicht, da ßiä
nach Brugmnn dasselbe suffix enthält wie gr. J/uä, welches
mit dafiä' im gründe identisch ist (s. u.). Die futura okiaaw
iXdaao) (Hom.) u. a.. deren aa sicher dasselbe ist, wie das von
äleaaa ijXaaaa^ würden Bezzenberger 's combination nicht
widerlegen, da sie zu diesen aoristen nach der analogie gebildet
sein könnten. Frei von bedenken ist Bezzenberger 's auf-
fassung hiernach auch nicht; sonst hätte sie den vorzug, dass
sie es möglich macht, die gesammten formen mit beispielsweise
def/ia- und d^d von einem stamme herzuleiten.
Die dritte ansieht ist die der älteren grammatik; nach ihr
gehören die formen auf aaaco aaaa zu verbis auf a^to neben
ata, und es scheint in der tat auf den ersten blick sehr ein-
fach, id&fjiaoaa von da/id^o), ovtaaaa von ovtd^tOy inikaaaa von
neXaCffa abzuleiten. Allein einer solchen erklärung widerstreben
die offenbar gleichartigen formen auf eoata eaaa^ da es abge-
leitete verba auf eto) neben solchen auf ew nicht gibt.
Zu einer abgeschlossenen Überzeugung in der frage bin ich
nicht gelangt, möchte aber noch auf eine andere möglichkeit,
die formen zu erklären, hinweisen. Das intervocalische a der
futura und aoriste von vocalisohen verbalstämmen {naidsiau}
inaidtvca) könnte allerdings erhalten worden sein, weil es für
118 F. Froehde
diese tenipora characteristisch war; fiel es aus, so wurden fu-
turum und praesens vielfach gleich, und es trat überdies ein
oft harter hiatus ein. Vielleicht aber ist dieses a dennoch
lautgesetzlich, und es sind die beiden tempora gar nicht von
einfachen, sondern von durch x> erweiterten praesensstämmen
gebildet. Schleicher (Conipend.^ § 300) und Brugman (a.
a. o. I 78 ff.) fuhren die passivischen aoriste auf *-i/r auf
solche Stämme zurück, die sich noch in grosser zahl erhalten
haben (vgl. Gurtius Verb. II 342), und denen auch die suf&x-
Verbindungen ^-^o ^-Ao i^-fw (Brugman a. a. o.) ihre ent-
stehung verdanken. Sind aber die passiven aoriste von der*
artigen stammen abgeleitet, so ist es wol denkbar, dass sich
dieses bildungsprincip auch auf das entsprechende tempus im
activ übertrug. Wenn man ein recht hat, tcv-oup mvaa von
nv'd-'ü}, TtXrjaia STikrjoa von /rXjJ-^-a>, nqrjCfa ercQijaa von tt^jj-
%^'W herzuleiten, warum sollten nicht auch (px^iaa eq>x^laa von
gyi^i'-^'W, n^ow evrjoa von viq-^^ta stammen? Sobald aber diese
bildungsweise einmal vorhanden war, konnte sie leicht um sich
greifen und dann regel werden. So würden sich tfteXaaaa von
neXaihWy äXaaaa inQifiaaaa von *6Xi&ia ^xQefidx^w^ auf die
oU^-Qog KQB^dd'-ifa weisen, erklären. Auch liessen sich bei
solcher auffassung die altlateinischen futur- und aoristbildungen
amässo habissim u. s. w., über die Brugman (a. a. o. III 40 ff.)
handelt, mit griechischen wie tifiaattt iq)ikfjaa vereinigen; der
umstand, dass dieses ^ im Lateinischen in den Suffixen b^o^
b-ido -= ^^-ßo d-'ko als b umbr. f erscheint, begründet keinen
einwand gegen dieselbe; vgl. jubeo ruber: jussua russus.
In anderen temporibus sowie in einem teile der zugehörigen
Verbalnomina erscheint anstatt des zweisilbigen verbalstammes
(dafia-) ein einsilbiger (diuä), über dessen Verhältnis zu jenem
in jüngster zeit viel gehandelt worden ist. Schmidt (KZ.
XXIII 277 Voc. II 318 ff.) nimmt mit recht an, dass bildungen
wie Jßi^toQy d^r[tu(^a und nav^dafta^iOQ^ dd^avarog und ^nj-
TOQt diux^<nog und änfjtfjTog^ TaXaft€v^h]g und Thjnaxh^g nicht
grundverschieden sein können, sondern dass die kürzeren, formen
sich aus den längeren entwickelt haben, wobei er es unent-
schieden lässt, ob die zweiten vocale in da^dtwq (:=askt. da-
mitär lat domitor) u. s. w. etymologisch bedeutsam oder aus
dem stimmton des nasals bezw. der liquida hervorgegangen
seien; auch Brugman (a. a. o. I öt>) hält iraAa- und rAä-
Zar griech. u. lat. conjugation. 119
fiir identisch, will aber das ei*stere aus dem letzteren erklären,
ohne auf Schmidt'» bemerkungen über tagaoau) und agdaaca
(Voc. II 314 f.) einzugehen. Was das zweite a anbetrifft, sü
muss ich mich auf grund der vorstehenden Untersuchung für
die erste der von Schmidt bezeichneten möglicbkeiten erklären
und treffe in diesem puncte mit Fick (Wörterb. IV 44 ff.) und
B rüg man (a. a. o. I 1 ff.) zusammen, die in dem d von
solchen einsilbigen wurzelformen einen suffixalen bestandteil
sehen fvgL auch Schmidt Voc. II 239, Bezzenberger G.
g. a. 1879 s. 672, Collitz A. f. d. a. Y 323 ff.). Die ein-
silbige wiurzelform erscheint in folgenden fällen:
1) im starken aorist: k'ßlrjv €7t%rjv kaßrjv imkijv tzXvjv
iip'^rjv BÖQäv yikag eyv(ov u. a.; diese formen sind regelmässig
von a-stämmen gebildet wie larrjv yon aza; der wurzelvocal
ist in ihnen in ähnlicher weise ausgefallen wie in iaxov entofif^v
iitlt%o iyqia^m u. a.
2) in den reduplicirten praesentia TtifÄTtlfj/ni nlfirtQrjiui
nixqrjfii 7ciq>Qvjfii dor. xlyxQäfit, Gewöhnlich identificirt man
nif4Tth]fii mit skt. piparmi; allein letzteres würde im Grie-
chischen nach analogie von ylyvofiat Xo%ui ^diivta u. a. vielmehr
^nlnlia geworden sein. Gleicher art ist auch llruiv ikafiai^
das aus *ai'-akrj'fii entstand; dem attischen ik entspricht im
Aeolischen iXk in iXlaog mit Xk aus aX wie in x^^^^oi » x^^^^'' »
die formen tXXai^i i%Xa%€ (Meister Griech. dial. I 143) sind
mit i'Xa&i nicht identisch, sondern gehören dem perfectum an
(vgl. tidya&i ThXa&L) ; etymologisch scheint das wort verwandt
mit lat. consdlari „besänftigen, beschwichtigen, beruhigen".
Auch diese formen sind ganz regelmässig gebildet; vgl. %a%rifii
%QxaiA&f von ora\ der wurzelvocal ist in ihnen geschwunden
wie in Xa^f^ nimw fiifiivw u. s. w. — Bemerkt sei noch, dass
im Altindischen die intensiva vielfach jenes i zeigen, von dem
oben gehandelt ist: vdvadimi dardarimi u. a. Delbrück (a.
a. o. 131) hält dieses fiir einen bindevocal, der da eingetreten
sei» wo die anfügung der endungen an die wurzel auf Schwie-
rigkeiten stiess; auf formen wie dardarimi passt indes diese
erklärung nicht.
3) in den perfectformen iid^rjua nixiiitpia tdxhnjxa xix-
X$)Ka ßißXrpaa rhiXrpia eyvüma — dddfiijuai jcixXrifAai xexQÖfiai
niTtgäfiai tajQta^iai u. a. (Schmidt KZ. XXIII 281). Nach
analogie von ^ovtpta didwÄa — yataficv %a%ai^L koxdvai Sata/na
120 F. Froehde
dldo^av sind voq verbalstämmen auf ä zu erwarten starke for-
men wie *d€dafirjxa^ schwache wie ^dsddfiS^tai; also ist in de-
öfirjTca der wurzelvocal wie ähnlich im reduplicirten praesens
ausgefallen, was zu einer zeit geschehen sein muss, als die
reduplication noch den ton tnig; abweichend zeigen die kiirze
die mit der attischen reduplication gebildeten ikrjXaxa ö^tio^ionta
olioXsxa €fti^ft€Ka; vgl. die ähnlichen lautverhältnisse in dkr^^
Xi(pa il^lvd-a SQWQvxa u. a. Von schwachen formen sind regel-
recht gebildet ti&va&t zitkax^t eUax^i %e&vavai zi&va^s¥ iXi^^
kafiai niTtzofiai; ob für KeTtgifiacfiai eaxiöaa^iai^ in denen
der ausfall des wurzelvocals nicht möglich war, nexogea^ai ea-
ßeofÄai lUKlaafAai die Vorstufen nexQijjafiai u. s. w. anzusetzen«
oder ob sie zu den aoristen exQefiaaa u. s. w. nach der ana-
logie gebildet sind, weiss ich nicht zu entscheiden. Die übri-
gen zeigen den einsilbigen stamm mit langem vocale: diS/nfjTat
xixQäzat kaiQWTai u. a. (Schmidt a. o.). Hier bietet sich
eine doppelte möglichkeit der erklärung: entweder verdanken
sie ihre entstehung dem auch sonst hervortretenden streben
der spräche, die zu einem tempus gehörigen formen zu uni-
formiren, und in rriTtTa/nai ist die kürze deshalb verblieben,
weil ein activisches perfectum nicht gebräuchlich war, oder
dfiä entstand aus dafjiä in den vielsilbigen Wörtern durch zu-
sammenziehung der beiden kurzen silben zu einer langen, so
dass, die länge als eine art ersatzdehnung anzusehen ist. Ge-
stützt wird diese letztere auifassung durch aeoL iavoQOjaiiS'
aTQwrm (vgl. Schmidt a. a. o.); in ted^vad'i, Ts&vavai u. s. w.
ist dann die kürze durch die analogie von ^aza&i eazdvai ge-
halten worden.
4) in praesensbildungen mit der endung axw: ^vijaxia
ßXtoaxio d'Qwaxu) lat. crisco näscor ndsco, die im Griechischen
häufiger reduplicirt erscheinen: diÖQaaxw xixkijaxio fjnfjunfiaxm
niTtQaaxw ßißQOfaxu) yiyvciaxo) Tirgofaxw (Schmidt a. o. 279).
Es fragt sich zunächst, ob in letzteren die reduplication oder
die inchoativendung unursprünglich ist; im ersten falle sind sie
gleicher natur mit -d-vi^axw und haben die reduplication von
solchen wie tazri^i ^ixQW^ angenommen ; im zweiten falle haben
sie die unter 2) behandelten wie nifiTtQrifjii zum ausgangspunct,
und so wird jedenfalls IXdaxo^ai aufzufassen sein, dessen stamm-
vocal in beziehung auf die quantität mit dem von ßoaxw q>do'
xw xdaxw ßdoxw übereinstimmt. Was die übrigen betiifit, so
Zur griech. n. lat. conjagation. 121
macht es folgender grund wahrscheinlicher; dass in ihnen die
reduplication ein späterer zusatz ist. Mit yiyvwaxio ist offen-
bar lat. ^tr^co identisch. Hup ki iwr im l AtrinJBff ben die reda-
plication im perfectuni in weitem umfange abgefallen, im prae-
sens aber nicht; vgl. sisto bibogigno; dd atd pleo sind praesentia
zu skt. äddm gr. earfjv nXfjxo. Uebrigens lässt sich ein latei-
nisches *gign6Bco nnr bei der annähme einer graecoitalischen
Sprachperiode halten, denn das eine formation wie gigndscOy
die sonst keine spräche kennt, im Griechischen und Lateinischen
bei gegenseitiger Unabhängigkeit entstanden sein sollte, ist nicht
glaublich. Hiemach scheint mir ndsco ursprünglicher zu sein
als yiyviioxfa und demgemäss auch ^rjoiua ursprünglicher als
fiifirijaKw. Ist nun mit diesem lat. re-^nini-scor identisch, so
ergibt sich, dass ^vä aus *iiBvä oder fjiava^ &vä aus ^ava ent-
stand, wie es Schmidt annimmt; das zweite t von lat. retnu
niscor kann aus ä geschwächt sein, wie in hisco » xacuw^ disco
ö) in verbalnominibus mit den suffixen to ti vfjQ vwq fjiav
fiä: TlrjTog dmjrog ngäTog, d^fjCig dvdfivrjaig x^aig ßQwaig,
xQÖTiJQ JfiiJTWQ^ lAvfjfia ßgwua fnyrjfifj ßgco^r] (Schmidt a. o.);
gleicher natur sind lat. latus » tktjtog^ sirdtus « atqunogj cre-
tus : cerno^ sprStus : sperno, gnätus, plStus, strdmen — azQWfia^
dä-mor 'Clätor = -KlrjtwQ u. a., skt. jüätd dhmdJtd prätd djfidtdr
u. a. Die länge ist regelrecht in den formen auf tar fnan tna;
vgl. diiiiOQ skt. ddtdr dö!man q>iqfiif] lat. fäma u. a.; so ent-
sprechen sich skt. pdrinian stariman (mit I aus A) und lat.
sup-piSmen-tum strdmen. In den bildungen mit ta und ti ent-
stand sie entweder auf dem von Schmidt bezeichneten wege,
so dass &vr[t6g und d-d-Aifonog völlig identisch sind, oder sie
erklärt sich aus einem schwanken der quantität des stamm-
vocals, wie es sich auch bei vocalischen wurzeln zeigt; vgl.
dooigidunivT} lat. ddt-^ notus : cogniluSy fdtus : fäteor, skt ddta
und dita^ chdta und chita u. a.
Die einsilbige Stammform erscheint ausserdem noch vor
dem 9ifi des passiven aorists und futurums (Schmidt a. o. 281)
und in einigen abgeleiteten praesentia auf S^ta wie nlij&w
TVff^^cci. Praesensformen wie ^dfiijfjLL kennt das Griechische
nicht, auch das vedische Sanskrit besitzt nur einzelne bildungen
der art wie snä'mi, während sie in der späteren spräche häufiger
werden.
122 F. Froehde
Die dargelegte ansieht über die entstehung des typus prd
hat mit den auffassungen von Fick (Wörterb. IV 44) und
Schmidt (a.a. o.) das gemeinsame, dass sie ihn aus einer zwei-
silbigen form hervorgehen lässt; in betreff des auslautenden
Stammelementes dagegen steht sie der von Brugman (a. a. o.)
näher. Dass es sich jedoch hier nicht, wie Brugman meint,
um den antritt eines ä an ,^die kürzeste wurzelform'^ handelt,
sondern um eine durch accentverhältnisse bedingte ausstoseung
des wurzelvocals, wird durch folgende betrachtung bestätigt.
Wie verbale stamme auf d, so hatte das Indogermanische
auch solche auf ä, deren behandlung mit der jener fast nach
allen Seiten hin übereinstimmte. Brugman (KZ. XXIV 280 ff.)
bestreitet zwar die existenz einer derartigen conjugation, doch
scheint mir seine begründung unzureichend. Den formen auf
gr. va^i äjjt (ofLiai) aw ä entsprechen der reihe nach solche
auf yv/jt vfii {vfiai) vu) v^=^ skt. n6mi 6mi üydti {ü) :
1) In dem Verhältnis von skt grbhfjA'iiigrbhdydii^ gr. x/^
vrifii:x€fwo stehen zu einander:
skt. U'itöti „rufen , schreien , zurufen , ermuntern'' für *av-
nöti (vgl. dvate): gr. äf-vca „schreien, rufen, zurufen".
skt urnöti und ürnduti (mit ür aus vr) „einhüllen^* med.
„sich einhüllen'^: gr. /cAvoi aor. pass. ihja&rjv „einhüUen,
wälzen" lat. volvo aus *vdtio (vgl. sdvo aus *8du'0) involiUus
involücrum involütnen „hüUe'^ Ob alXua mit ikvw identisch
ist oder für */eXvvw steht (vgl. deixvvw lat. stermio: öaixwiu
n%dQvv^ai\ entscheide ich nicht; im ersten falle würde silv/da
gleich in-volümen sein.
skt rrnöfi: gr. J-sqvw „schützen, wahren" fut igfdam.
Von /fi^t'oi „schützen" ist /c^voi „schleppen, reissen^* verschie-
den und vielmehr verwandt mit lat verro (Curtius Stud. V
266). Ost hoff (Morph, unters. IV 29 ff.) bestreitet diese
rerwandtschaft und verbindet das griechische wort mit lat. ruo
SS altsl. ryjq. Dagegen spricht einmal die differenz der bedeu-
tungen beider Wörter ^ sodann das digamma in feQvw (Leo
Meyer KZ. XIV 90), über das sich wol für das lateinische
wort hinwegkommen Hesse (s. u.), nicht aber für das altsla-
vische. Indes stimme ich jetzt Osthoff darin bei, dass /e(fwa
und lat. verro nicht identiiicirt werden dürfen ; sondern dass
„das G in verbaler und nominaler Wortbildung bei kgvaaw igva^
Tog ^voTiJQ ^vatdKoj derselben art ist wie in ivdvvaaa u. a.";
Zur griech. u» lat. conjugation. 123
lat verro aus *f)er-8o ist durch das geläufige wurzeldeterminaiiv
8 weitelgebildet, während feQvup die einfache wurzel J^€q in
hom. aTfo-^eQ-GB ano^M^-OBU enthält und wie J-ikvu^ u-staniin
ist; J^^voxd^üP hat den wurzelvocal verloren.
skt. stabhnöti : skt stabhüydti; vgl. A. Kuhn KZ. II 3»6.
Bildungen wie j^BQvta sind auch khixm aor. ähf^öaa und
ii^vtjb}^ denen solche auf idg. nami nicht zur seite gestellt
werden können.
2) Mit Stämmen von der form x€^- vergleichen sich fol-
gende auf u :
skt karöti : krn6tu Die formen kurvds kurmds stehen auf
gleicher stufe mit julwds juhmds ijuhöti, cinvds cimnds : cin6U;
vgl. Schmidt Voc. II 23L
gr. Jriqifiai, : skt vrnötu Vgl Curtius Verb. I 177. Auf
dem verbalstamm var& beruhen altind. varütar taruirt värütha;
auch sifvfta (mit auffälligem v), zu dem sich iQVfiPoi; verhält
wie vfiyvfjLvoq zu bvofia^ wird hierher gehören, schwerlich aber
igv%m\ denn einmal zeigt dieses im homerischen verse keine
spuren eines anlautenden digamma, sodann wird die vocaldeh-
nung (vgl. dagegen oHkio) durch das doch verschiedene Ui/xw
kaum gerechtfertigt; das « von iqvxw aus */^QV7ua (vgl. ßg-viuo)
ist vielmehr prothese wie in ii^&ifog.
skt. tartUi^ wozu tdrus tarushydti tarutdr tdrusha; eine
n-bildung steht diesem nicht zur seite, braucht auch nicht e3u-
sürt zu haben. — Mit tdrus^ tarmhydti sind gleichartig drus
,,wunde'* orushyM, neben denen rnöti „verletzen*' steht.
Auch einige formen von fsQV'^ „ziehen*^ gehören dieser
cocgugation an (Gurtius a. a. o.). Von atvfiai und tdvvfiai
(aor. ^vvaa itdrvaa) ist v im gründe genommen suffixal, galt
aber im sprachbewusstsein als wurzelhaft. Die futura dvvia
igvw tavvta (Curtius a. a. o. II 315) sind in derselben weise
zu erklären wie x6Qd(o u. s. w.; ebenso entspricht das aa von
i^aaas htopvoaa u. a. dem von iddfiaaaa.
3) Den einsilbigen stamm enthalten folgende formen:
gr. /^Qv- „wahren" in ^vo&ai (^ato (Curtius a. a. o. I
177) :/€^-. Dazu verhalten sich ^t?/^ ^6g wie %kt}'r6g zu
hlrpf. Das praesens ^ofnai aus /Qv-jofiai ist eine bildung wie
viia lat neozevvrj^ lat pleo : TtX^tOy lat std: eoT7]v u. a., viel-
leicht auch xldo) : xldg.
gr. /^iJ- „ziehen'* in «i^üro (Od. % ^)- Von /sQVia lässt
124 F. Froehde
sich dieses plusquamperfectum nicht ableiten, weil die zu diesem
stamme gehörigen formen a zeigen; es ist vielmehr eine bildung
wie ididfitjTO. Wer ^vTog in der Verbindung ^vtoiüi Xd^aai
durch „herbeigescheppt^* glaubt übersetzen zu dürfen, wird das
wort an diese Stammform anschliessen müssen, uro so wenigstens
in lautlicher beziehung nichts gegen sich zu haben.
idg. ^r-fi skt. fr-2 gr. xXv „hören** in skt grduti gr.
%Xv&i -kXvtb : skt. grnöti^ welches nicht aus *grun6ti entstanden
sein kann, sondern auf w. Ifar zurückführt (Schmidt Voc. II
300). Die diphthongirung in gräidi ist speciell indisch, wie gr.
xkv&i (vgl. üxrjd^t yvfo&t) beweist. Die reduplicirten xixXv&i xc-
xXvTß gehören zum perfectstamme wie tirXad-i u.a.; x^-/u<yo$
KXvfierrj vergleichen sich mit iv-urt^evog Krliaivri : skt. kshiii^
(p&dfuvog : eq>^Vy xXvt6g ^^^ lat. in-clütus mit ev-xtltog^^lsL
Situs: skt. kshiti. Als praesens fungirt im Griechischen nXvio
aus *%Xv*jio = lat duo, das sich zu skt. grduti verhält wie xWCoi
skt kshiy&ti zu kshfü. Gleicher art sind folgende verbalstämme :
gr./?>l-t;Qi/?ili;^ai „quellen'*: germ. quellan aus qudnan in ahd.
queüan (Fick ob. VI 212); dazu lat. bulla d>uUio, — Gleicher bil-
dung ist /J^üw „hervorsprossen", dessen wurzel in lat. germm
„spross" unverkürzt erscheint
gr. ^-vci; „schaben, reiben, gläUen*': skt k^h-nduti „schlei-
fen, wetzen, schärfen**. Die wurzel kshnu ist so wenig ursprüng-
lich wie ürnu jinv pinv minv sondern wie diese durch Ver-
schmelzung des Suffixes nu mit der wurzel entstanden; diese
ist kos skt Aro^A „reiben, schaben". Schon Leo Meyer (Vei^gl.
gramm. l* 353) stellt kshnduti und ^w zusammen, äussert sich
jedoch über die difFerenz in beziehung auf das n nicht Das
von §vüf nicht zu trennende §i(o aor. e^soa verhält sich zu
kshnduti wie lat. aboleo gr. äXeaa zu oXXvfiiy lat. vereor zu
skt vrniti u. a.
gr. Tq-vti) = altsl. tryjq : tor«-; auf tqiv beruhen rnv^-w
TQV'firj tQVTtdoß u. a.
In dem Verhältnis von Tp-cf (tq^(T(o TQ^fna Tgrjtog) zu t^
sU'heu ferner zu einander zahlreiche Stammformen wie
gr. xv-a und xy-v (xvdü) xvi^d-o) : xvvfiä)^ entweder von
einer wurzel xay, die vielleicht mit der von xev-Teio (bildung
wie ^iTttfio) xiv-aai nev-rgov identisch ist, oder (für f-va J-n?)
zu skt kshnduti (vgl. Fick Wörterb. I 49).
gr. ÖQä skt. dr^d {öidQdcxto skt drä'ti) und skt. dr-u {drdoati)
Zur griech. n. Iftt conjugation. 125
,,laufen'^; die wurzel dar erscheint in der reduplication von
skt daridrffti (Schmidt KZ. XXIU 280).
gr. qfX^ und q>i^v {(plata und q>Xvaj); die wurzel bhal er-
scheint z. b. in lat follis altn. bidla (Schmidt Voc. II 225).
Die Verwandtschaft dieser und ähnlicher wurzelpaare ist
anerkannt, nur über ihr lautliches Verhältnis zu einander sind
die ansichten geteilt; vgl. Fick Wörterb. IV 28 fif. Schmidt
Voc. U 262. Mir scheint dem obigen zufolge, dass das u suf-
fixal ist so gut wie das a, und dass es sich nur darum handeln
kann, ob dasselbe zu dem a in lautlicher beziehung steht oder
nicht Unmittelbar nun lässt es sich aus dem letzteren nicht
erklären, denn mit Fick in ihm eine blosse Schwächung des a
zu sehen, geht schwerlich an. Auf lautgesetzlichem wege würde
man von a zn u gelangen durch ein vermittelndes a-r, wie es
zur erkläruug von stu neben sta anzunehmen sein wird (vgl.
atavQogy Allein in dem vorliegenden falle bliebe bei solcher
auffassung das v unerklärt, auch kommt für die beurteilung der
Sache folgendes Verhältnis in betracht. Vielfach stehen im
Sanskrit praesentia auf nämi und nomi neben einander wie
gtrnami und strndmiy kshinämi und kshinömi u. a., deren n
den eindruck der gleichheit macht. Ist aber das n in beiden
Suffixen dasselbe, so folgt, dass entweder nu aus na entwickelt
oder n-a n-u abzuteilen und das n enger mit dem wurzelbe-
standteil zu verbinden ist. Nun ist vielfach anerkannt , dass
die praesensstämme auf nu unmittelbar conjugirte nominal-
stämme sind ; vgl. skt. dhrshnü^s : dhrsknö-tiy tanüs : tanö-ti.
Wer also das praesenssuffix nu aus na hervorgehen lässt, würde
auch die nominalstämme auf ntt und dann doch wol auch die
auf u in entsprechender weise auffassen müssen. Ich habe ob.
VII 106 ff. die ansieht ausgesprochen, dass die stamme auf u
von der nominal verwendeten wurzel, die auf w-w von «-stam-
men ausgegangen seien, und dass diese n-stämme teils zum
suffixlosen nomen in beziehung stehen teils primär sind, wie
z. b. skt. täksha-n (worauf takshnöti beruht) = gr. -rexro-r-:
skt täksha-Üy gr. raXa-v- : verbalst vaka-j Xv€$v : hSei u. a.
Demgemäss sind die stamme auf nu im gründe nur einfache
fi-stämme, und es konnten in der urzeit die ti-stamme sowol
dekliuirt als conjugirt werden , letzteres unmittelbar (vgl. gr.
T€Qv- adj.: skt. taru^f) oder vermittelst des ableitenden ya
(vgl. gr. dva-ßlv'sg „quellen": ßlvta aus ßXv-jio), Dasselbe
126 F. Froehde Znr griech. n. lat. conjagation.
gilt von den aaf demselben wege entstandenen stammen auf d
und n-d (vgl. skt trsh f. trsh^ gr. veQaaiyw skt. trshnd). Auch
Brugman (a. o. 6) neigt zu der annähme, dass die nominal-
stämrae skt. jy^ä dhy-d ps-d u. a. mit den in jy^-sydti dky-
df-ti fS'^'ti erscheinenden gleichlautenden verbalstämmen iden-
tisch sind. '
Die altindischen praesensformen gvbkn-Aü und grbkd^jfdti^
letztere aus *ffrbh'd4i (vgl. gr-bhi^d) ebenso entstanden wie
hrndydti aus hrnUiy lassen sich unmittelbar nicht aus einander
erklären; die oben bezeichneten versuche der art scheitern an
den lautgesetzen. Sie verhalten sich vielmehr ähnlich zu ein-
ander wie z. b. M zu lidnäs. Da nun neben den bildungen
auf n^d^mi vielfach solche auf n-imi stehen, so konnte es ge-
schehen, dass auch den letzteren zuweilen solche auf dydti zur
Seite traten ; vgl. agn6H : agdyiti^ gr. h^yv^u : skt fHudydti.
F. Frofhde.
Beiträge zur altiranischen grammatik. II.
VI. Altpersisch yy.
Der lautwert des obigen Zeichens der altpersischen keilin-
schriften ist sehr streitig. Eine Zusammenstellung früherer au-
slebten gibt Lepsius in seiner abhandlung ,,Ueber das lant-
system der altpersischen keilschrift^' (Abhandlungen der Berliner
akademie, 1863), s. 408. Lepsius selbst bestimmt den laut-
wert unseres Zeichens mit /, cf. a. a. o. , s. 410. Man hat
jedoch den gewichtigen gründen, die Lepsius für seine ansieht
vorbrachte, späterhin gar wenig beachtung geschenkt: man nam
im gegenteil allgemein an, unser zeichen — ich umschreibe es
mit S — sei eine ligatnr für / (th^ ^) + r, die Spiegel mit
fr, Westergaard mit ^r, Oppert mit ihr und neuerdings
Hübschmann in Aec jüngst erschienenen schrifb „Die Um-
schreibung der iranischen sprachen und des armenischen^' mit
9r transskribirt. Auf s. 19 f. der genannten schrift wird dazu
bemerkt: „(Das zeichen) entspricht dem zd. dr^ neupers. Arund
wird von den Griechen durch d^ und %q umschrieben. Wenn
in dem werte mi^ra dafür die* beiden zei<^hen ^ + r erscheinen,
Chr. Bartholomae Beiträge zur altiranigchen grammatik. 127
8o ist zu bedenken, dass dieses wort nur in den beiden späte-
sten inschriften vorkommt, in denen 'sich, um Spiegels trans-
skription hier beizubehalten, auch Artakhshaträ neben Arta*
khshatkrähyä findet. Käme mi&ra in den inschriften des Darius
und Xerxes vor, wäre es gewiss anders (nach SpiegeTs trans-
skription mitra) geschrieben; so aber zeigt die Schreibung nur,
dass Mithra noch in der spätesten Achämenidenzeit miära ge*
sprechen worden ist. Warum sollte es in der altern zeit an-
ders gesprochen worden sein?"
Drei gründe also sind es, die Hüb seh mann zu gunsten
seiner transskription geltend macht: 1) der Wechsel von S mit ßr in
den altpersischen inschriften; 2) die griechische Umschreibung
des i durch S-q und tq; 3) die gleichmässige Vertretung des
altiranischen / durch neupers. h. Gehen wir nun diese gründe
einzeln durch.
1. Der Wechsel von S mit /r in denselben wörtem ist
nicht vorhanden. Ilübschmann hat sich zur unzeit auf die
Spiegel'sche ausgäbe der altpersischen keilinschriften ver-
lassen, die allerdings, und noch dazu in beiden auflagen, neben
artakhshaträ die form artakhshathrähyd (S 2) bietet; allein thr
(ßr) steht eben hier nur in der ausgäbe, nicht in der inschrift,
die tr (f) hat; cf. joum. of the roy. As. soc. XV, s. 159 1).
Ausser in mißra^ worauf ich in der folge noch zurück-
kommen werde, findet sich ßr nur mehr in dem einen wort
i^aßrita (e 6; Spiegel ^ s. 44). Doch ist es allerdings frag-
lich, ob die lesung lifaßrita richtig ist: vielleicht ist i^aßarita
zu lesen. Auf keinen fall aber lässt sich ^^aßrüa als beweis-
mittel für die identität von S und ßr verwerten; denn das wort
gehört nicht dem persischen dialekt an, sondern ist modischer
eigenname*). Ja im gegen teil: wenn die lesung so richtig, und
J^^aßrüa^ das fremd wort, das einzige wäre, das die gruppe ßr
bietet, so würde das vielmehr beweisen, dass das zeichen S nicht
ßr ausgesprochen wurde ; denn warum sollte man es dann nicht
auch zur Schreibung jenes namens verwendet haben?
2. Von den inschriftlicli bezeugten altpersischen wörtem
mit S finden sich nur zwei in griechischer wiedergäbe, näm-
lich: dg^ct^BQ^iiQ oder aq^o^aQrjq für arta^faSra und oatQamijQ.
Ich füge noch liinzu: tix^Qavavf)s für '^^fia(-«^ra?) und Tiaaa-
tpe^vrig für *kfia('-frana). Sehen wir von d^o^sQ^rig ab, das
seine merkwürdige form ]edenfalls dem umstand verdankt, dass
128 Chr. Bartholomae
man es mit dem andern königsnamen §eQ^g in Verbindung ge-
bracht hat, so bleiben immer noch vier arten der transskription
von S, nämlich: tq, &Qy q, aa. Bei dieser inkonsequenz ist
offenbar jede schlussfolgerang unmöglich. Aber gesetzt auch,
die Griechen hätten konsequent S-q an stelle des altpersischen
S, so würde das doch auch nur beweisen, dass sie ^q zu hören
glaubten oder den gehörten lautkomplez mit ihren schriftmit-
teln nicht anders darzustellen wussten als mit ^, nicht aber
beweisen, dass S wirklich x^q (ßr) ausgesprochen wurde. End-
lich aber, wo ist denn der beweis dafür, dass die Griechen die
altpersischen titel und namen gerade in der offiziellen aus-
spräche des persischen hofes Übernamen? Vgl. Pott, Z.D.M.G.
XUI, 8. 369; Lepsius, a. a. o.» s. 410.
Ausser der griechischen Umschreibung ist uns für eine
kleine anzal altpersicher namen auch die babylonische, me-
dische (skythische) und ägyptische überliefert
In den offiziellen babylonischen inschriften der per-
sischen könige findet sich fünf mal m'takiatsu {ar-tak^iat-^m) für
artdli9ai<i^)f zwei mal ii^a«to_»na {M'ii-ra'afirta^'ma, bez. Jf-<iV-
an-to^-mK) für kfSata^mai cf. Bezold, Die Achämenidenin-
schriften, s. 57 f.
In den offiziellen „medischen^' inschriften wird das alt-
persische S gewönlich mit 8$ (nach Oppert) umschrieben;
cf. hassiyadiyas (Norris: as^yatiyas) — ap. aSijadijahja, ertak-
sassa (N.: irtaksofsa) = ap. arta^saSä^ Siasa (N : chissä) = ap.
tciSay 6mantakina und Sissaintahna » ap. UiSata^ma; vgl. Of)-
pert, Le peuple et la langue des Medes,s. 239, 280, 288. Ein-
mal findet sich statt dessen ks^ in saksapavwiainas » ap. i^aiapävä,
nach Oppert, s. 178: pour commencer le motetranger par mk
„fils, homme".
In hieroglyphischen texten endlich steht artaiSasa^
für ap, aHali^aSa.
Umgekehrt wird das 88 oder s eines nichtpersischen eigen-
namens im altpersischen durch S wiedergegeben: das ist der
fall bei dem namen eines empörers in Susiana, der im babylo-
nischen oütia, im „medischen^^ hassina, hasina (N.: as^ina, asina),
im altpersischen aber aSina lautet; vgl. Oppert, s.167, 238*).
Von all diesen beispielen kann nur eines zu gunsten der
gleichstellung von Ji mit ßr geltend gemacht werden , wärend
alle andern dafür sprechen, dass S den klang eines scharfen
Beitrage zur altiraniBchen grammfttik. 129
zischlaats gehabt habe. Es ist das das babylonische Htranhahma
gegenüber dem ap. IciSoda^ma^ wärend das medische auch hier b$
hat: 6issantdkma. Oppert hat das griechische tQitavtaix^rig
dazn gestellt 9 woraus sich natürlich gar nichts weiter folgern
lässt Der empörer RiSatd^ma ist ein j^Asagarttja^' ; wo Sagar*
tien lag, ist uns nicht bekannt^ und so ist es nicht unmöglich,
dass das wort ursprünglich gar nicht iranisch, sondern nur —
unter anlehnung an die adjektiva Uiia- und ta^ma- — iranisirt
ist. Für diese ansieht dürfte der im babylonischen, modischen
und griechischen auftretende nasal sprechen, den ich in einem
iranischen kompositum der art nicht verstehen kann^). Die
babylonische form des namens würde bei dieser anname der
ursprünglichen am nächsten kommen, die medische dagegen auf
die iranische zurückzufüren sein.
3. Die gleichmässige Vertretung des altiranischen /*) durch
neupersisch A, die ebenfalls für die identität von altp. S und ßr
sprechen soll, wird von Hübsch mann selbst in einer note
eingeschränkt, wo es heisst: (S entspricht dem zd. ^, nen-
pers. hr) „daneben vereinzelt » np. sr und ^, die wie hr aus
dr entstanden sind*^ Sehen wir zu, wie sich das altiranische
P tatsächlich im neupersischen gestaltet hat. Ich verzeichne
folgende fälle 7): l)np. gah =r zd. gäßa, i. gät^a; — np. güh —
z.ogtlß<fm, Lgü'fiM; — np.jjriton, gihan ^^ a,Tß.gaißain^ z,ga^\
— np. pahan =r ap. paßim, z. paßanqm, L pat^ds; 2) np.
icahar^ z. icaßwärö, i. 1eatvdra8\ — np. gah sr ap. gäßum, z.
gätu^^ i. gäifis ») ; S) np. mihr ä ap. mißra, z. mißrOf i.
mürds; — np. iahr es ap. i^aSaiUy z. i^ßrenty i. k^atrdm; —
np. iihar » ap. ^lia, z. Uißrem^ i. Uilräm; — np. pur (statt
puhr^ cf. pühar auf pehlevi-inscbriften) = ap. puSci^ z. pußrö,
l putrdsj cf. 4); — np. herbed (statt ehrbed^ cf. äiharpat auf
pehlevi-inschriften) ss z. afßrapaiti^; — np. zär (statt zöhr^ pehl.
zohar) = z. zaoßray i. höträ; — •■- 4) np. puSy jnisar «-ap.
puSa, z. pußröy Lputrds; — np. ^ » ap. üHjam, z. /rt^, i. tHs;
— np. pä8 =- z. päßraiy i. pätram. — Wie ersichtlich, scheiden
sich diese falle in vier gruppen: 1) idg. t^ — altir. ß = np. h;
— 2) idg. t vor spirans «— altir. / = np. A ; — 3) idg. t vor r
— altir. / = np. A; — 4) idg. tr = altir. ßr = np. a. In np.
puMr gegen pua ist das auslautende ar nicht mit dem r in
altir. *pußra- zusammenzubringen, sondern gewiss erst sekun-
där nach analogie anderer verwantschaftswörter, wie pidoTj
Deltrtffe B- knnde d. lg. spnohMi. IX. 9
130 Chr. Bartholomae
mädaVy birodar, ^vähar, du^tar zugefügt; Tgl. anch np. apas
in apustan — z, apußra + tantts,
Dass das neupersische — von nichtiranischen elementen
ganz abgesehen — ein mischdialekt ist, kann wol nicht in ab-
rede gestellt werden: es kann ja doch innerhalb des gleichen
dialekts die gleiche grandfomi sich nicht verschieden entwickeln,
aus pupTG" nicht pus und pur (*puhr) hervorgehen. Nach den
obigen ausfurungen nehme ich an, dass der neupersische Wort-
schatz ein gemisch aus dem Wortschatz zweier iranischer dialekte
ist, von denen der eine inlautendes altir. ßr zu s, der andere
zu hr (oder statt dessen r) umgestaltete, wärend in beiden
dialekten gleichmässig alle übrigen altir. ß zu h und anlauten-
des altir. ßr zu 8 verwandelt wurden *).
Ungleich häufiger als im neupersischen findet sich die Ver-
tretung von altir. ßr durch s im süd-belutäischen, vgl. Piere e,
A description of the Mekranee-Beloochee dialect, joum. of the
Bombay brauch of the roy. As. soc. XI, s. 1 ff. Nach dem
dort auf s. 53 ff. gegebenen glossar füre ich folgende fSUe
an: 1) bei. äs „fire**«=z. äßrein^^); — bei. äpus „pregnant" •=
z. apußra; — bei. brOs „brother" =r z. broßrem; — bei. dOs
„a knife for cutting grass'* — i. ddtram; — bei. rnäs „mother"
=s z. *fnaßrö^^); — |)w„father'* = ap. piia^^) ; — sai „three" =
z. ßra^ö; 2) bei. Sahr „a town, village'* s=ap. J^saSant; —
ztihr „prayer" (a. a. o., s. 21) _• z. zaoßra. Es gilt vom belu-
täischendas gleiche wie vom neupersischen; es ist ebenfalls ein
mischdialekt.
Soviel geht aus alledem mit Sicherheit hervor: in irgend
einem dialektgebiet des iranischen sprachstamms hat sich das
uriranische / verschieden gestaltet, je nach dem es vor vokalen
und spirant^i oder aber vor r stand; in letzterem fall bat es
sich mit dem folgenden r sowol an- als inlautend zu einem ein-
heitlichen laut verbunden, ller nunmehr als 8 erscheint. Es
wäre nun ganz gewiss verkehrt zu behaupten, dass der erste
ansatz zu dieser verschiedenen gestaltung bereits in der altira-
nischen zeit sich gezeigt haben müsse. Wenn aber wirklich
in einem altiranischen dialekt an stelle des uriranischen / vor
vokalen und Spiranten durchweg /, dagegen an stelle der ur-
iranischen gruppe ßr ein einheitliches schrifbzeichen erscheint, — •
ist es nichtebenso verkehrt angesichts dieser tatsachezu leugnen,
dass der erste ansatz zu jener doppelgestaltung des uriranischen
Beiträge zar aldraniBohen grammatik. 131
/ bereits in der altiranischen periode zu finden sei^ und nel-
mebr zu behaupten, dass jenes schriftzeichen lediglich eine liga-
tur — di^ einzige! — für ^ sei, trotzdem der gebrauch von
ligaturen dem wesen der altpersischen schrift völlig fremd ist?
So bleibt denn von allen argumenta, die für die Identität
von pr und i angefiirt werden, nur mehr eines übrig: die
dreimal bezeugte Schreibung mipra statt — wie zu erwarten —
*miSa. Die babylonischen inschriften geben das wort mit tnitri
(mi-iWi) wieder ^ vgl. haiatrUi gegenüber J^^aj^ta^ unten
s. 132, note 2 — , die medischen transskribiren es mit missai
sie widersprechen sich also. Auf den ausweg aus dieser
Schwierigkeit habe ich schon anderwärts, Handbuch der alt-
iranischen dialekte, § 105 anm. hingewiesen. Es ist zu be-
achten, dass der name des altiranisclien lichtgottes, und zwar
zuglaieh mit dem der göttin Anahüäy erst in den inschriften des
4. jarhunderts aufbaucht, in den beiden jüngsten, die wir ken-
nen, des Artaxerxes IL und III. Die älteren, viel umfangreiche-
ren inschriften Darius L und Xerxes I. nennen überhaupt nur
eine gottheit mit namen: ijAura tnazda. Es scheint, dass die
statsreligion der Achämeniden ursprünglich ganz und voll der
lehreZoroaster*s ent^rach, welche, wie wir aus den hymnen ersehen
können, weder von Mij^ra noch von Änahita weiss: cf. Uaug,
Essays on the sacred langnage , writings aad religion of the
Parsis, 2. ed., s. 2ö9. Das zoroastische reUgionssystem konnte
sich aber wogen seines abstrakten Charakters in keinem teil
Iran's auf die dauer rein erhalten. Neben die zoroastrischen
götterbegriffe traten die alten, lebendigen göttexgestalten, und
es ist mir durchaus nicht zweifelhaft, dass die mitteilung des
Berossus auf warheit beruht, wonach Artaxerxes IL der
erste persische könig war, welcher die Verehrung der populären
götter offiziell begünstigte. Nach all dem kann es nicht auf-
fallig erscheinen, wenn MiprdB uame nicht in der ächt-altper-
sischen form erscheint, sondern in der form andrer altiranischer
duklekte, solcher, in deren gebiet die Verehrung des gottes vor-
züglich heimisch war.
Ich komme zum schluss und resumire:
1. V<m den argumenten, die dartun sollen, dass das von
mir mit i umschriebene schriftzeichen die lautgruppe /+r dar-
stelle, ist kein einziges stichhaltig.
2. Gegen diese ansieht spricht einmal die verschiedene
9»
132 Chr. Bartholomae
gestaltung von uriranisch P + r und / + a? (vokal oder spirant)
in neuiranischen dialekten, sodann die Umschreibung altpersischer
Wörter im babylonischen, modischen und z. t. auch griechischen,
endlich der umstand, dass der altpersichen schrift sonst liga-
turen völlig fremd sind.
3. Ans allem geht hervor ^ dass jenes zeichen einen ein-
heitlichen laut darstellt, der ungefähr wie scharfes 9 klang, dessen
nähere bestimmung jedoch unmöglich ist. Ich schlage dahw
vor, ihn halb phonetisch, halb etymologisch mit S zu umschreiben.
' Noten.
^) In derselben Inschrift hat die Spiegel'sche ausgäbe
(ebenfalls in beiden auflagen) noch den weiteren fehler arUM-
khshairähyä statt artakhshcUrähi/ä^ et a. a. o. — Unrichtig
ist ebenda die zweimalige ergänzung von tni in ^hithra; in dar
inschrift kann nur ih(i)ihra (m'+ßa + rä) gestanden habend
wie wir auch P 33 lesen; cf. a. a. o., s. 161. >) VgL Op-
pert, Le peuple et la langue des Medes, s. 27 und 172. Der
modische name lautete danach sattaritta (so auch Norris;
Westergaard: saUäritta). In der babylonischen Übersetzung
aber steht haiatrUi (Aa-ia-o^r^^-^i), cf. Bezold, Die Achär
menideninschriften, s. 58. Ich bemerke übrigens, dass ich mich
auf die Oppert'sche bestimmung: „modisch^* keineswegs
steife. Jedenfalls war persisch und „medisch'' nicht identisch»
und das genügt >) Statt dessen einmal ar-/(^-'-Aa-Al-i9-8lly
wozu Bezold bemerkt: „ist is nur ein Schreibfehler für at?*\
^) Auch die (altpersische) Schreibung ardd^Ua^ka statt arta^^aSa
auf einer ägyptischen vase (in Venedig) liesse sich g^en die
gleichsetzung von S und /r verwerten; doch will ich hierauf
nicht viel geben. ^) Der nasal würde sich nur als accusativ-
zeichen erklären lassen ; allein das erste glied eines compositums
kann doch nur dann in der accusativform auftreten, wenn es
zum zweiten wirklich in accusativischem Verhältnis steht *) Ich
sage altiranisch, nicht altpersisch, da in den keilinschriften p
bekanntlich auch statt 8 (idg. ki) geschrieben wird. Altir. / ist
idg. t oder (, ?) Auf absolute Vollständigkeit macht die fol-
gendo liste keinen anspruch; eigennamen, wie asrü, atbin, feri-
Beiträge sor altiraniBobeii gnunmatik. 133
dün IL a. lasse ich absichtlich bei sdte; ebenso solche wie
mänsar^ jozdäsar etc. ^) Vgl. yerf.« Arische forschungen I,
8. 79, n. 1. ') YgL die zalwörter ,,drei , dreizehn, dreissig''
in den äbrigen nemranischen dialekten. ^^) Ueberhaupt aus
den obliquen casus. Daneben kommt auch brai^ mät, pit vor,
die auf die starken casusformen zurückfören : z. bräta, mäta,
fita etc. Die form Seh (der ausspräche nach äti)^ die sich
neben aa findet, ist aus (np.) aiiä yerstümmelt wie ups aus opus.
Auch im nordbelutsischen lautet das wort für feuer äs; cf.
Dam es, A sketch of the northem Balochi language (Extra
nnmber to Journal of the Asiatic sodety of Bengal, part I for
1880), s, 41.
Halle a./S. * Chr. Barthohmae.
Bemerkungen zum Airesta.
Zu Jasna IX, 31.
[paiti] o^emaogaM ana^aonö
ahümmerecö anhä daenayä
mqs fHica dafätMhe
näit fJoyanfnai^ apayantala
haotna zäire vadare jaiäi.
In diesem abschnitt machen die werte nufs-vaca Schwierig-
keiten. Geldner (Metrik pag. 137) übersetzt: „wider den
leib des bethörers.., der unsers glaubens lehre wol im geiste
kennt, aber nicht zur that werden lässt^' und sagt in den an-
merkungen (pag. 141, ^^), y^oaca ist an dieser stelle kaum eine
correcte form, es steht vacö oder vacd zu vermuthen — 'S dem-
nach schreibt er rocö für vaca^ mq^ bespricht er nicht Geiger
in seinem „Handbuch der avestasprache'^ pag. 303 erklärt es
zweifelnd als adverbium „in gedanken, im geist*' und in der
anm. 2 zum text (pag. 120) vermutet er in ihm eine corruptel.
Justi dagegen nimoit es (wie Westergaard) als ersten teil
des compositums mqsvac^ das hier als acc. plur. stehe und über-
setzt dies mit „gedachte (im gedächtniss gehaltene) worte^'.
Weder die eine noch die andere bedeutung ist befriedigend.
Wir brauchen einmal einen dem instrumental ifkyaopnai§ paral- *
len instrumental, welcher so zu daßäncths gehört wie jener zu
134 A. Hülebraadt Bemerkungen zam Ayesta.
apayantahSf luidererseits aber einen accusatiy, von dem daSnayä
abhängt. Dieser instrumental kann nur vaca sein, der accus»-
tiv nur mqa. Dass der stamm oder der gleichlautende accosativ
manas zu m^a (resp. vor d: m<fz) werden kann, lehrt dasTer-
bum niqzda (mqzdazdüm) „animum advertere'^ (cf. grad-dha,
„credo"), in welchem z als „euphonisch*^ zu ^klären sehr be-
denklich ist mancus wurde unter dem einfluss ganz derselben
accentTerhältnisse zu tnqs (resp. mqz), welche neben narö einen
genitiv nar^ oder einen gen. sästar^ von aastar entstehen liessen ^).
Demnach ist zu übersetzen:
„wider den leib des betörers, des ruchlosen
das leben bedrohenden, der unsere gesetzes
geist wohl mit dem werte tut,
nicht mit der tat vollendet . . .
schleudre, o goldener Haoma, deine waffe*^
Zu Vend. 2, 23.
pa^ruma^äu nmänasäu fasst Geldner coordiniert mit
den übrigen Ortsbestimmungen dieses abschnittes ßun/qstemaisu
asanhqm,bareinu^paitigairinqm^ jqfnuitaraanqm: „und eiligst
soll sich . . das vieh verziehen, sowohl was an den bedrohtesten
platzen auf den höhen des gebirges, als was in den gründen der
thäler in geschlossenen stallen ist". Das ist nicht richtig. Man
erwartet eine ergänzung zum verbum apajasad; diese liegt in
den erwähnten beiden werten. Das vieh, welches vor eintritt
des winters auf den bedrohtesten platzen an den abhängen der
berge und in den gründen der thäler weidet, soll zur winterzeit
weggetrieben werden in geschlossene stalle. Zur syntaz ver-
gleiche Hüb seh mann, Zur casuslehre s. 251.
Breslau. Alfred Hillebrandt.
*) ^fS}- *^ch afacipra, in welchem äff am besten als genitiv von ap
neben dem gewöhnlichen äpo {apö) angesehen wird.
Lett mekle't.
Wie lett. seglM „satteln'' aus sedlüt, wird lett mekUt
„suchen, forschen'* aus *fneiUt entstanden sein und dem griecfa.
fieralldo} „forschen, fragen" (s. darüber Fick o. I. 335) ent-
sprechen. Vielleicht sind auch ags. mädelian^ got. maßjan
damit verwant. A, Beazenberger.
Kftrl Hüllenlioff. 135
Karl MiUlenhoff.
Am 19. februar erlosch ein leben, dem meDschliche berecimung noch
vor kurzem eine lÜDgere, eine noch recht lange dauer vorausgesagt hatte
und zum heile deutscher Wissenschaft wünschen musste, das leben des
mannes, der schon lange unbestritten galt als der erste kenner unserer
geschichtlichen nrzeit und alles dessen, worin das deutsche Volkstum seinen
tiefsten ausdruck gefunden, der spräche, sitte, sage, dichtung. Und weit
entfernt, dass seine Wirksamkeit an den grenzen dieses mächtigen be-
reicbea halt machte, liess sie vielmehr keines der wichtigeren nachbar-
gebiete, auch wo diese ihrer natur nach seinem einflusse femer lagen,
unberührt, und wäre es nur vermöge der hervorragend erziehenden kraft,
die seiner sittlichen und wissenschaftlichen persönlichkeit eigen war und
die jünger aller historischen Wissenschaft, sobald sie dem manne sich
näherten, in ihren bannkreis zog. Bewundernswerte Vielseitigkeit einer-
seits zugleich mit der ausgesprochenen richtung auf 6inen mittelpunkt
hin — die gesphichte der entstehung, der selbsttätigen entwickelung und
der beeinflnssung germanischer eigenart — und andrerseits eine ebenso
bewundernswerte klarheit und Sicherheit in der handhabung der philolo-
gischen methode, die er als eine einige und stets sich gleiche erkannte,
mochte sie Homer, mochte sie Goethe sich zuwenden: diese eigenschaften
machten ihn zu einem so einzig da stehenden Vertreter historischer Wissen-
schaft im weitesten sinne des wertes, dass sein bild unauslöschlich nach-
leben und nachwirken wird bei seinen schülern, den unmittelbaren wie
den mittelbaren, und gewiss auch den lesern dieser Zeitschrift in kürze
vorgeführt zu werden verdient.
In kärglich wenigen daten erschöpft sich, wie meist bei unsem gross ten
gelehrten, sein lebensgang. Geboren zu Marne in Süderditmarschen am
8. sept. 1818 besuchte Karl Victor MüUenho ff anfangs die Volks-
schule seines geburtsortes, wo sein vater als kaufmann lebte ; dort erhielt
er auch von einem kandidaten den ersten Unterricht in den klassischen
sprachen. Auf eine gelehrtenschule und zwar nach Meldorf kam er erst
oetem 1830 zu einer zeit, da W. H. Kolster, dessen treuer pflege er den
wesentlichsten teil seiner ausbildung verdankte, als kollaborator dort ein-
getreten war. Das Verhältnis des lehrers zum schüler kehrte sich um,
seit dieser jenem sein erstes werk, die Kudrun, gewidmet hatte : MüUen-
hoff wies nun dem älteren freunde die wege zum altdeutschen und noch
vor zehn jähren nach anderthalb menschenaltern ungetrübtester freundschaft
dankte der nunmehrige rektor in seiner widmung der Dahlmannscben
„Geschichte Dithmarschens** dem berühmten Universitätslehrer mit warmen
Worten bewundernder Verehrung. Im herbst 1837 bezog M. die Univer-
sität, um Philologie zu studieren, zunächst in Kiel, wo sich Gr. W. Nitzsch
seiner freundlich annahm, ohne indess bestimmenden einfluss auf die
richtnug seiner Studien zu gewinnen, ebensowenig wie Gottfried Hermann
in Leipzig, dessen Vorlesungen er im sommer 1839 besuchte. Anders
sobonMorits Haupt, bei dem er 4m erste germanistische koUeg, geschichte
136 Karl MiiUeidio£
der altdeutschen didhtiing;, hörte: auf seinen rat begab sichM. im herbst
1839 nach Berlin, und hier, wo sich ihm strebsame freunde, wie Wilhelm
Nitzsch, gesellten, gewannen seine stndien unter dem machtigen einflusae
Lachmanns und Rankes schnell den gewünschten Zusammenhang. Nach
zweijährigem aufenthalte, der ihm zuletzt auch noch ermöglichte, die
eben nach Berlin berufenen bräder Grimm zu hören, kehrte er im herbst
1841 nach Kiel zurück, um im folgenden jähre mit der dissertation
„Theologumena Sophociis**, die ungedruckt blieb, zum dr. phil. promoviert
zu werden. Die nächsten anderthalb jähre, wo wir ihn als hilfslehrer
an der Meldorfer gelehrtensohule sehen, führten ihn erst ausschliesslioher
dem Studium des deutschen altertumes zu, dessen erste fnicht, die Ka-
drun, damals zu reifen begann, während gleichzeitig unter lebhafter tätiger
teilnähme von Th. Mommsen und Th. Storm eine Sammlung der Schles-
wig-Holsteinschen sagen ins äuge gefasst wurde. Eine berufung an die
Kieler Universitätsbibliothek in die stelle eines Sekretärs derselben gegen
den herbst 1848 legte wol den ersten grund zu seiner so umfassenden
litteraturkenntnis und gestattete ihm zugleich als privatdozent für das
fach der deutschen philologie aufzutreten. Schon im beginne des Jahres
1846 wurde er ausserordentlicher professor der deutschen litteratur, spräche
und altertumskunde, musste dann aber wegen der traurigen politischen
Verhältnisse seiner heimat, die unter dänischem joche seufzte, nahezu
neun jähre warten, ehe er zum ordentlichen professor befördert wurde,
obwol er auch als vorstand der gesellschaft für die erhaltung und Samm-
lung vaterländischer altertümer und als direkter des den nämlichen zwecken
dienenden Kieler museums seine gelehrsamkeit unmittelbar in den dienst
der her^ogtümer gestellt hatte. Um so verdienter war die ehrende ans-
zeichnung, die ihm die Berliner Universität erwies, als sie ihn im herbste
1858, nachdem Wackemagel eine berufung ausgeschlagen, auf den eif-
rigen betrieb von Moritz Haupt an Fr. H. von der Hagens stelle in ihre
mitte aufnahm als einen der ersten von den Kieler koryphäen, den
Beseler, Droysen, Harms, Langenbeck, Mommsen, Nitzsch, Olshausen,
Sachau, Twesten, Waitz, Wattenbach, um nur die bedeutendsten zu
nennen, die sich in Berlin allmählich zusammenfanden und der Univer-
sität zu dauernder zierde gereichen. Nach Jakob Grimmas tode wählte
die akademie der Wissenschaften an seiner statt M. zu ihrem ordentlichen
mitgliede: es war im jähre 1864, und endlich sollte er auch geheimer
regierungsrat werden. Seine Schaffenskraft, die noch vor kurzem unge-
brochen schien, lähmten zuletzt harte schicksalsschläge, die eine grössere
fei er zum 25jährigen Jubiläum seiner Berliner Wirksamkeit nicht mehr
zuliessen und dann zu dem frühzeitigen tode führten, den die deutsche
Wissenschaft immer schmerzlich wird beklagen müssen.
Wie eintönig und arm an grossen geschehnissen sein äusseres leben
ihm hinfloss, so reich war sein inneres sein, sein gelehrtes schaffen. Es
wird am Schlüsse erst der ort sein, seine Schriften und abhandlangen
einzeln namhaft zu machen: hier mögen nur die marksteine seines wissen-
schaftlichen ganges in helleres licht treten.
Der wissenschaftliche Charakter M-'s zeigt in vielen dingen eme
Earl HüUenhoff. 137
gersdezu typische ähnlichkeit mit dem seiner lehrer Lachmann und Haupt,
deren einwirkang anf ihn jedoch nicht so unverkennbar hätte sein können,
brachte MüUenhoff nicht eine ihnen durchaus kongeniale anläge mit.
Gleich ihnen besass er in hohem grade die filhigkeit sich in den Cha-
rakter ganzer poetischer gattungen, wie einaehier dichterischer indivi-
dnen nachfühlend und beobachtend einzuleben, derart, dass er mit wahr-
haft intuitivem blick die geheimnisse der entstehung und Überlieferung
s. b. der Nibelungen zu entschleiern vermochte. Gleich jenen beiden
konnte ihn eine jedem fachmanne staunen abnötigende gelehrsamkeit und
belesenheit, die ihn die . glücklichsten entdeckungen und kombinationen
finden liess, doch keinen augenblick in der Sicherheit der wissenschaft-
lichen methode beeinträchtigen, nie das vorwalten des kritischen Ver-
standes und -der langsamsten besonnenheit, die allein zu bleibenden
resultaten in der Wissenschaft fuhren, unterdrücken. Mehr als einmal
musste er gerade vermöge dieser letzten eigenschaften — auch darin den
beiden andern meistern gleichend — zu dem genialen begründer der
Wissenschaft vom deutschen volke, zu Jakob Grimm, wenn dieser hinge-
rissen von seiner dichterischen phantasie, sich allzu kühnen kombina-
tionen willig ergab, in wenn auch nur wissenschaftlichen gegensatz treten,
wo er dann stets die stimmen aller unbefangenen sofort für sich hatte.
So in der frage über entstehung und alter der tiersage und des tierepos,
das im wesentlichen nicht über das zehnte Jahrhundert hinaufreicht,
während Grimm es bis in die urzeit zurückversetzte und seine heimat in
der arischen völkerwiege, in Indien, zu finden glaubte. Desgleichen wies
Müllenhoff als nüchterner historiker Grimm's identifizierung der Geten
mit den Goten, wodurch er unserer geschichte einen ungeahnten hinter-
grund schaffen wollte, mit schlagenden gründen als blosses phantasie-
gebilde nach; und ähnlich war es noch in ungezählten speaialfragen der
historischen granunatik und alten Völkerkunde. Nichts war seiner unbe-
stechlichen Wahrheitsliebe so zuwider, als die eitle Selbstgefälligkeit, die
zufrieden war, dem scheine nachzujagen, wenn nur dabei nicht ein Opfer
der eigenen oft aus dem Stegreif gemachten einfölle verlangt wurde. Nie-
mand konnte in der Selbstkritik weiter gehen als er; „ich zweifle" war
der Sinnspruch , dem gemäss er lebte gegenüber seiner eigenen arbeit ;
immer von neuem prüfte er seine ergebnisse, immer weiter steckte er
die kreise ab, innerhalb deren er die grundlagen seiner werke festigte,
so dass der so oft erneute aufbau ihn über die forderung des Horaz:
nonum prematnr in annum meist weit hinausgehen liess. Diese strenge
gegen sich selbst, die ihm ein postulat jedes mannes schien, der es ernst
und ehrlich mit der Wissenschaft meine, diese verlangte er auch von
jedem mitforscher und in den vielen fallen, wo er sie mit recht ver.
misste, war er nur zu geneigt auf böswilligkeit, auf unehrenhafte Speku-
lation und eitelkeit zu schliessen. Gegen solche voreilige schnellschreiber,
die nicht so gewissenhaft waren, in harter arbeit die Wahrheit zu erringen,
sondern sich froh genügten, eine neue, vielleicht recht ungereimte idee,
ein neues werkchen, mochte es noch so wenig ausgereift sein, in die weit
an setzen, gegen diese art wissenschaftlicher litteraten war er unerbitt-
138 ^arl MüUenhofi;
lieh, ztUQftl, wenn jemand von ihnen dreist genug war, MoUenhoff'B tiefeU
Überzeugungen, die ihm Jahrzehnte lange erwägangen als onamstÖBsUche
sicher gestellt hatten, durch unreifes absprechen oder überkluges besser-
wissenwollen in frage zu stellen. Er, der in seiner ganzen Persönlichkeit
mit der saohe der Wissenschaft aufs engste verwachsen, musste bei allen
forschem, die nicht einen gleich hohen begriff von der Wissenschaft in
sich trugen, unlautere motive vermuten und dann konnte, wie in der
„nibelungenfrage*^ nach Lachmann's tode, seine fast kindlich unschuldige,
einfache, freilich auch aus hartem holz geschnittene natur so schroffe
Seiten zeigen, wie sie auch bei ihm nur in dep momenten der höcdiatea
erregtheit, der tiefsten sittlichen emporung hervortraten. Wenngleich
entfernt nicht in dem masse unnahbar, wie Haupt in seiner letzten zeit,
so schreckte er doch manchen zaghaften Studenten durch anzügliche
strenge ab: war man ihm aber erst irgendwie durch guten willen, ge-
wissenhaften fleiss oder begabung aufgefallen, so war er ein treuer, stets
teilnehmender berater, von dem man, wie sonst kaum, gefordert werden
konnte. Der tragheit halte er einen unaufhörlichen krieg erklärt: nicht
nur, dass er in seinen kollegien an die Vorbereitung und das mitarbeiten
der Zuhörer nicht geringe anforderungen stellte ; sondern jede seite seigt
es, die er hat drucken lassen. Gleich Lachmann setzte er die vertrau-
teste bekanntschaft des lesers mit dem behandelten gegenstände voraus;
gleich ihm gab et in prägnantester darstellung nur die kernpunkte seiner
tiefsteindringenden und stets auf breitester grundlage ruhenden forschnngen,
indem er dem Scharfsinne und der gelehrsamkeit des lesers überliess, die
fehlenden mittelglieder der Untersuchung selbst zu finden. Bei der un-
geheueren fülle des Stoffes und der neuen gesichtspunkte, die demun-
geachtet seine werke der Wissenschaft zuführten, nahm die im übriges
höchst charakteristische, kernige und gedrungene spräche namentlich in
späteren jähren eine art schwerflüssigkeit an^ die ihm von mancher seite
mit unrecht als stillosigkeit vorgeworfen wurde. Freilich gab es viele
selbst unter den fachgenossen von beruf, die es lieber gesehen, wenn er
gleich ihnen in leichtem plauderton und in breiter, bequemer ausfahmng
nicht gerade schwerwiegende resultate überhasteter Untersuchungen snf
den markt geworfen hätte. Am wenigsten konnten ihm solche leute ver-
geben, wenn er ihren fahigkoiten und ihrem fleisse durch seine vornehme
Schreibart, die nur an eingeweihte von Schulung und umfassenden kennt-
nissen sich wandte, zuviel zugemutet hatte. Was Müllenhoff ihnen bot,
war nicht danach, um bequem einem „grösseren publikum^^ in verwässerter
gestalt geboten werden zu können: doch hätten geschickte popularitäts-
hascher leicht hundert bände und mehr damit füllen können, wenn sie,
was er der Wissenschaft gebracht, in ihrer darstellungsweise breit zu treten
unternommen hätten. Popularität war gerade das gegenteil von dem,
was MüUenhoffs auf wissenschaftlichem gebiet im höchsten masse aiisto-
kratische natur erstrebte, und unwürdig eines deutschen gelehrten und
niedriger demagogenkunstgriff muss es noch heute genannt werden, wenn
in der „nibelungenfrage*^ einer seiner gegner, der längst schon dahinge-
gangen, die entscheidung über eins der vornehmsten probleme der höheren
Karl Müllenhoff. 139
kritik dem in diesen dingen doch ganz inkompetenten grossen publiktün
anheimstellte.
Müllenhoff gehörte zu der aaserlesenen zahl der gelehrten, deren
Schriften ausnahmslos teils ihren gegenständ so tief fassen, dass sie die ganze
voranfgehende litteratar darüber entbehrlich machen und einen für immer
abschliessenden Charakter tragen , teils auf einem noch jungfräulich un-
berührten gebiete ganz neue grundlegende und dauenid massgebende
geeichtspunkte aufstellen. Dies gilt schon von seinen erstlingsschriften,
die er in den Kieler „Nordalbingischen Studien" erscheinen liess. Der
völkerkundlichen studio über die deutschen stamme an nord- und ostsee
in ältester zeit gab Grimm schon in seiner gesohichte der deutschen
spräche das Zeugnis, das es das beste sei, was er auf diesem gebiete
kenne, und die lichtvollen scharfen darlegungen über die altdeutschen
namen, denen er in seinen späteren werken stets neue über den gleichen
gegenständ anreihte, lassen es noch heute schwer empfinden, dass später
Förstemann und nicht Müllenhoff sich der ausarbeitung des altdeutschen
namencodex unterzog. Wurde seine schöne Sammlung schleswigholstei-
nischer sagen, märchen und lieder mit der einleitenden meisterhaften
skizze der gesohichte des volksgesangs vorbildlich far die grosse menge
ähnlicher Schriften der folgezeit, so traf in dem anhang zu Klaus Groths
„Qnickbom'*, der ohne Müllenhoff überhaupt nicht seine formelle Vollen-
dung gewonnen hatte, zum ersten male der strahl der Wissenschaft die
vernachlässigte niederdeutsche mundart der gegenwart und noch bis in
seine letzten jähre hat Müllenhoff, um auch das zu erwähnen, an den
„Sonnabenden" im engeren kreise seinen jungem gelehrten freunden zum
genusse aus dem landsmännischen dichter vorgetragen.
Die noch heute in unseren handbüchem der poetik offen gelassene
oder durch den entscheid entweder für lyrik oder für epos zu kurzsichtig
beantwortete frage nach der ältesten art unserer poesie entschied er
schon frühzeitig durch den nachweis , dass jede älteste dichtung , noch
ungelöst von der gottesdienstlichen handlung, eine chorische sei, nur in
Verbindung mit tanz und musik von einer geschlossenen menge darge-
stellt überhaupt in die erscheinung trete, wie wenn heute etwa in der
oper ballet und chor zusammenwirken, und dass später erst von dieser
chorischen poesie als ungeschiedenem ganzen die einzelnen dichtgattungen
zu ihrer Sonderexistenz sich abgelöst hätten. Unerreicht an umfang und
bedeutung muss bleiben, was er far die gesohichte der gesammtgerma-
nischen wie der griechischen heldensage und speziell für unsere deutsche
heldendichtung getan. Die arbeit, die Lachmann dem nibelungenliede
widmete: es von den vielfachen Zusätzen und einscbiebungen, wodurch
die späteren abschriften es aufgeschwellt und, künstlerisch betrachtet,
vollkommen verdorben hatten, zu reinigen und in die ursprüngliche ge-
stalt wiederherzustellen, führte Müllenhoff mit gleicher meisterschaft bei
der Gudrun durch. Unter denen, die die kenntnis der nibelungensage
und die erklärung des kleinodes unserer älteren litteratur gefördert haben,
steht sein name wiederum obenan neben dem Lachmanns; in dem harten
streite, der im jähre 1854 über die entstehung und Überlieferung des
140 Karl MüDenhoff.
oibelnngenliedes ausbrach, in der litteratur der flogenannten „nibelungen-
frage" war seine schrift „Zar geschichte der Nibelnnge not" die unzweifelhaft
bedeutendite. Eine fülle der gediegendsten beitrage zu dem gleichen
und verwandten Stoffen brachte Haupt's Zeitschrift für deutsches altertum,
deren herausgäbe MüUenhofF vom zwölften bände an selbständig leitete,
wie er früher schon an der redaktion der Allgemeinen monatsschrift für
Wissenschaft und litteratur hervorragend beteiligt war. Unter seiner lei-
tung und überall auf grund seiner eigenen weit gediehenen vorarbeiten
wurde von mehreren seiner schüler, die jetzt längst hervorragende lehr-
stfihle inne haben, unter dem namen „Deutsches heldenbuch** eine kri-
tische ausgäbe aller derjenigen kleineren epischeu gedichte aus dem kreise
unserer heldensage (z. b. Wolfdietrich, Alpharts tod) veranstaltet, die
meist noch der späteren blutezeit der mittelhochdeutschen spielmanns-
dichtung ihre entstehung verdanken, aber aus dem wusle einer oft grausig
verwilderten fiberlieferung heraus nur durch eine nicht gewöhnliche kri-
tische kunst ihre ursprüngliche und so erst lesbare gestalt gewinnen
konnten. Eine geradezu klassische leistung müssen die Denkmäler deut-
scher poesie und prosa aus dem 8. — 12. Jahrhundert genannt werden: im
verein mit Wilhelm Scherer hat MüUenhoff, dem die bearbeitang des
poetischen teiles zugefallen, hier eigentlich erst die kritik wie die erklä-
rung dieser für spräche und geistesgeschichte der althochdeutschen periode
gleich wichtigen Überreste , die bis an den Ursprung unserer litteratur
hinauffuhren, erschlossen, und zugleich meist abgeschlossen.
Auf dem gebiete der Sprachwissenschaft, das den lesem dieser Zeit-
schrift am nächsten liegt, entwickelte M. eine überaus reiche tatigkeit,
die mit am besten seine streng wissenschaftliche exaktheit kennen lehrt,
vermöge deren er hier fast nie fehlgegriffen hat. Keine germanische
spräche, die ihm nicht die fruchtbarsten aufschlüsse auf vergleichend-
etymologischem und -grammatischem gebiete verdankte. Wir gedenken
an dieser stelle nochmals der namenableitungen , meisterhaft insonder-
heit für die älteste zeit; dessen femer, was er für die vergleichende
mythologie und metrik geleistet. Ueberall war er darauf bedacht,
den blick über die einhegung des eigensten heims hinweg unge-
hemmt auf die nachbarfelder zu richten. Das Romanische und besonders
das Keltische, auch das Slavische machte er sich nicht minder dienstbar,
wie die klassischen sprachen und das Sanskrit; ihm verdanken wir
den aufschluss über abstamroung und spräche der selbst noch von
einem K. Neumann für Mongolen ausgegebenen Skythen und Sarmaten,
die er als Westeranier erwies; von ihm haben wir femer eine abband-
lung über die altslovenischen auslautsgesestze. Zu bekannt ist, was von
Mullenhoff'schen resultaten Scherers buch Zur geschichte der deutschen
spräche über die enge des hörsals hinaus der Wissenschaft erst zur freien
ausnutzung darbot: die Scheidung der Germanen in einen ost- und west-
germanischen stamm, femer die „MüUenhoffs regel'* genannte theorie, nach
welcher der gotische vokalismas mit seiner scheinbar so altertümlichen
überwiegenden mehrbeit reiner a, i, u keineswegs an den altarischen
vokalbestand anknüpfe, sondern bereits seinen durchgang durch einen
Karl MüUenhoff. 141
westariacheQ und gennaniBohen bestand genommen habe, der eine färbnng
des alten a zu e und o seige und dem der althochdeutsche vocalismus
viel näher stehe.
Wie tief M., um ein anderes gebiet zu berühren, sein ganzes leben
lang in der klassischen philologie steckte, von der er seinen ansgang
genommen, das zeigt am besten sein letztes grösstes werk, die altertams-
kande, von der sogleich noch die rede sein soll. Seine ersten Vorlesungen
galten durchaus dem klassischen altertume, Homer, Horaz, Properz, Strabo,
Tacitus, auch der alten länder- und Völkerkunde und viel später noch
griff er mit seinem aufsatze über die elegien des Properz bedeutungsvoll
in die forschung ein, wenn auch nicht geleugnet werden soll, dass er,
vrie er übrigens später selbst bekannt hat, bei der rekonstrnktion eines
überkunstvollen baues in der annähme der zahlensymmetrie zu weit ging.
Erwähnen wir noch, dass M. ans die Sammlung der köstlichen
„kleinen Schriften" Jakob Grimm's, sowie derer von Laohmann geschenkt
hat, so fehlt zu dem bilde seiner Wirksamkeit noch der alles umsohliessende
rahmen, diejenige seite seines forschens, die je länger desto ausschliess«
lieber seine tätigkeit in ansprach nahm, der mittelpunkt, auf den alle
seine arbeiten hinwiesen, mit einem worte das gebiet der deutschen alter*
tomskunde. Hier auf dem gebiete der realien war er der schüler J. Grimms,
ein wol nicht durch schöpferische, gleichsam aus dem nichts gestaltende
genialität, doch durch streng methodische führang, durch planmässiges,
weitauschauendes, von breitester fundamentierung bis zur krönung stre-
bendes allmähliches aufbauen seinem meister überlegener schüler. Wie
Adalbert Kuhn für den mythenforscher, so forderte M. für den deutschen
altertumsforscher als Vorbildung umfassendstes Sprachstudium, das allein
vor bloss geistreichen kombinationen, welche die ernste Wissenschaft nur sa
bald wieder verwerfen muss, bewahren könne. Die erste notwendige
und wichtigste aufgäbe der deutschen altertnmskunde fiUlt, so sagt er
einmal, unstreitig der rein philologischen forschung zu: aus der geschichte
der spräche, den nachrichten der alten und der späteren Überlieferung
ist allein in die älteste innere entwickelung der Germanen und in ihre
Verzweigung und Verbreitung nach aussen eine einsieht zu gewinnen.
Die härtesten worte schienen ihm nicht hart genug für die, die nicht
gleich ihm auf dem boden standen, den „Grimm zuerst und vor allem
durch seine deutsche grammatik der deutschen altertumskunde angewiesen
hat" nnd er verwies mit recht solchen leuten dort das wort zu nehmen,
wo die „gemeinsame grundlage des germanischen lebens in frage kam'S
mochten es nun Juristen, antiquare, historiker oder gar klassische Philo-
logen sein. Wie hohen wert daneben er, der über 10 jähre direktem des
Kieler antiquarischen museums gewesen, auch den stummen zeugen ans
heidnischer vorzeit, den uns überkommenen altertümera beilegte, lehrt
seine „so recht im antiquarischen interesse unternommene reise" des
Jahres 1868, die ihn durch alle bedeutenderen museen Deutschlands führte.
Unter den zahlreichen kleineren hier zu nennenden abhandlungen sei nur
die schöne „Zur runenlehre" erwähnt, sowie die von einer recht unge-
berdigen kritik im Rheinischen museum begrüsste „Ueber die chorogn^hie
142 Karl Hüllenhoff.
des kauers Augusttis'^, deren hsuptresiiltate nichts desiowenigor von
Schweder neuerdings gesichert und befestigt worden sind. Ihnen folgte
vor mehr als einem Jahrzehnt der erste band seiner in grossartigstam
massstabe angelegten Deutschen altertumskunde, eines Werkes, das seine
ganze forschung über die älteste geschiohte und entwickelnng des deut-
schen Volkes zusammenfassen sollte.
Aufgabe dieses ersten bandes war es, die künde der alten vom
europäischen norden bis zu dem Zeitpunkte hinab zu verfolgen und kri-
tisch darzustellen, da Qermanien durch den massaliotischen Seefahrer
Pytheas — es war im 4. jahrhnndert vor Christus — im eigentlichen sinne
erst entdeckt wurde. So geht diese „deutsche*' altertumskunde in durch-
aus ungezwungener weise von Homer aus und verbreitet sich bei der
gelegenheit über die ganze griechische heldensage, deren werden und
wandern durch den germanisten MüUenhoff zuerst in die richtige be-
leucJhtung gestellt wird : sie erweist sich bei den Griechen, wie bei allen
andern Völkern, als der poetische niederschlag des ersten geschichtlich
bedeutenden auitretens des Volkes, als sang und künde von dem zugleich
mit der griechischen Völkerwanderung dahingeschwundenen heldenzeit-
alter. In gleicher weise werden über die griechischen geographen der
folgenden zeiten, deren nacbrichten meist erst aus dritter und vierter
band zu uns gelangt sind und daher stets der strengsten prüfnng, stets
der zurückfÜhrung auf die quellen, aus denen sie fliessen, bedürfen, die
scharfsinnigsten Untersuchungen geführt, so dass dieses eminent gelehrte
buch auch eins der hauptwerke für quellenforscher in der alten gesohichte
und geographie geworden ist, die Müllenhoffs gäbe ungemein hoch halten.
In folge der mit den jähren immer zunehmenden scheu etwas zu ver-
öffentlichen, ist MüUenhoff, der sich nie genug ton konnte, leider ge*
storben, ohne von seinen reichen materialien mehr als den ersten teil des
fünften bandes, der dem skandinavischen norden gilt, für den druck voll-
endet zu haben. Ihn hat Scherer vor kurzem veröffentlicht, als den Ver-
fasser schon seine letzte krankheit ergriffen hatte. Dass er gerade an
diesem bände zuletzt so intensiv arbeitete, hatte seinen grund darin, dass
es ihm darauf ankam, eine mit aufwand grosser gelehrsamkeit vorgetragene
und durch ihre scheinbare Originalität trügende hypothese über die ent-
stehung der nordischen götter- und heldensage eingehender, als es ihm
zuerst möglich war, zu widerlegen. Diese hypothese richtet sich gegen
die Saemundar Elda als selbstwachsenes eigentum der Nordgennanen,
gegen die echtheit also der ganzen germanischen mythologie und ma<dit
sie zu blosser entlefanung und Überarbeitung griechisch-römischer und
orientalisch -semitischer mythen und legenden, sieht besonders in der
Vqluspä, jenem gedieht, das uns die „summe der religiösen weltansioht
des alten nordens" darstellt, nichts als eine nachbildong der alten sibylli-
nischen dichtungen, die durch Vermittlung der Kelten dem norden be-
kannt geworden sein sollen. Sie legt die axt an den riesenbanm ger-
manischer mythe, von dem uns einige bluten nur erhalten sind, aus den
im nordischen boden wurzelnden trieben ersproesen, und da gerade zwei
Norweger, Bang und Bugge, es waren, die ihrer heimat das Ueinod
Karl MüUenhdr. 143
raoben wollten, iimaomefar bestacb sie anfangs aach in Dentachland viel-
fach darcb ihren schein : von Müllenhoff ward sie für immer beseitigt. Dieser
rettenden polemik folgt die eingehendste erlänterung der ältesten, vor-
christlichen dichtungen des nordens, eine vollkommene geschichte der
entstehung und entwickelung der hauptteile der älteren Edda, der Vq-
Inspä und der Hävamal, dieses „inbegriffs der sittlichen lebensanschau-
nng des alten nordens*', femer von der saga von Starkadr und dem Hede
von der Bravallaschlacht, sowie vondergansen SnorraEdda. Das ist es, was
wir von seinem lebenswerke ausgeführt vor uns liegen haben. Wie ge-
waltig der plan war, möge eine skizze des ganzen lehren, wie er sie
selbst am eingange des fünften bandes giebt. Der zweite band sollte von
den nord- und ostnachbam und dem ersten vordringen der Germanen
gegen wetten und Südwesten handeln und damit ergeben, dass das gebiet
der Oder und der Elbe unterhalb des gebirges ihre älteste und eigenste
heimat ist, in der sie zu einer gens tantum sui similis erwuchsen. Der
dritte band sollte darnach aus der Stellung und dem sprachlichen Ver-
hältnis der ältesten, historisch bekannten Völker des mittleren Europas
in dem striche von den Pyrenaeen bis zum Kaukasus den beweis fähren,
dass die väter der Germanen nicht später jenen Wohnsitz eingenommen
haben können, als die verwandten stamme der Italiker und der Griechen
ihre sitze in Italien und Griechenland, und auf grund der nachrichten
der Römer und Griechen darauf die ansbreitung und Verzweigung der
Germanen um den anfang unserer Zeitrechnung darlegen. Der vierte
und fünfte teil hätte dann weiter aus dem zustande, den jene nachrichten
uns vor äugen stellen, den gang, den ihre älteste entwickelung überhaupt
genommen hat, nach allen Seiten hin aufgezeigt Ein sechster endlich
würde noch die ausbildung und geschichte der deutschen heldensage bis zu
ihrem allmählichen ersterben im 15. Jahrhundert als letzten teil der auf-
gäbe hinzugefugt haben. Wer wird nun diesen plan, dieses riesenwerk vollen-
den? fragt man sich. Wer vermajr es? ist der nächste gedanke. Kein metisch
ist unersetzlich: so lautet oft genug die gleichgiltige rede. Aber wird
denn jemals noch ein gelehrter sich finden, der in ähnlicher weise wie
MflUenhoff — und das war bedingnis seines letzten Werkes — eine so
profunde belesenheit in der griechischen und römischen litteratur mit
einer ebenso einzigen beherrschung der gesammten germanischen Wissen-
schaft verbinden wird, heute, wo die Spezialisierung und konzentintion
allein die möglichkeit einer selbständigen leistung in aussieht stellt?
Wir werden zufrieden sein müssen, wenn MÜllenhofiPs nachlass, dessen
herausgäbe die gesammte philologische weit mit grösster Spannung ent-
gegensieht, durch kundige band in würdiger weise ans licht tritt.
Das alles schuf er unmittelbar selbst: wie vieles noch in seinen
scbüleml Aller orten sind sie und rühmen sich ihres lehrers. Niemand
seit Lachmann hat in solchem masse, wie er, hervorragende schfiler ge-
bildet: wieviel sie ihm verdanken und wie sie ihn verehren, das bezeugen
anch die »ahlreichen Widmungen und doch wagten nur die bedeutenderen
ihr bestes an ihn zu richten. Noch kurz vor seinem tode is^ sein name
in weiteren kreisen gelesen worden : einmal als er vom miniirtennm mit
144 Karl MiUlenhoff.
fiberwaohnng der neuen monumentalen LuÜieransgabe von Ensake be-
traut wurde, für die er die allgremeinen gesiohtspunkte feetetellte, und
dann hat ihn Scherer in seiner herrlichen „Qeschichte der deutschen titte-
ratur** als denjenigen hingestellt, dem er mehr wie jedem andern anregung
und Vertiefung verdanke.
So konnte es, wie wenig M. auch darum zu tun war, nicht ausbleiben,
dais seine ungewöhnlichen leistungen, die enorme Sicherheit im ganaen
gebiete seiner Wissenschaft, die meisterschaft in der philologischen me-
thode verbunden mit einer charaktervollen sittlichen hoheit ihm allmah«
lieh ein ansehen und eine autoritative Stellung gaben, vor der sich alle
■eine fiaohgenossen in Deutschland, Oesterreich und Skandinavien willig
beugten, die meisten, um ihn zugleich unbegrenzt zu verehren, bei an-
deren wieder trug ihm seine Überlegenheit respektvolle furcht ein. Er
strebte, um sein wollen und können noch einmal kurz zusanunenzufasaen,
beständig dreien Vorbildern nach: Jakob Grimm, Lachmann und Zenss;
was diese einzeln, ein jeder auf seinem gebiete der Wissenschaft geleistet,
er fasste ein einziger sie alle drei auf höherer stufe zusammen. Ihn
hatte das Schicksal nicht mit jenen an den anfeng des Jahrhunderts ge*
stellt, um die pforten unserer Wissenschaft weit zu öffnen: so dtzt er
denn schon in ihrem saale, zuhöchst, ihr zunächst. Der deutschen Philo-
logie bleibt zu wünschen, dass sie in Müllenhoff's geiste weiter gebaut
and gepflegt werde: nur so würde sie seinen hingang verwinden können.
Litteraturverzeichnis.
1844. Nordalbingische Studien. Kiel. I, 11—40 (Ein altsächsisoher gott
Welo); s. 111 — 174 (Die deutschen Völker an nord- und oatsee in
ältester zeit, eine kritik der neueren forschungen) ; s. 191—207 (Ueber
Siegfrieds Sachsen- und Däuenkriege) ; s. 208^226 (Kleine beitrage
zur deutschen mythologie 1. Wodan. 2. Walküren. 3. Filo und
Milo). — Neue Kieler blätter, herausgegeben von H. Carstens. Kiel.
Februar I. S. 66—76 (Unsere Sagen). — Neue Jenaische allgemeine
litteratur-zeitnng n. 287--239, s. 948»— 956»> (rez. von: Der Nibelunge
Not und die Klage hrsg. von A. J. Yolhner und von : K. Zell, Ueber
die Iliade und das Nibelungenlied.
1846. Kudrun. Die echten teile des gedichtes mit einer kritischen ein-
leitung. Kiel. 8®. [II], 192 s. — Sagen, märchen und Ueder der
herzogthümer Schleswig- Holstein und Lauenburg. Kiel 8*. UV,
619 8. [2. ausgäbe in Vorbereitung].
1846. „Die deutschen Wörter der Lex Salica'* in: Waitz, Das alte recht
der Salischen Franken. Kiel. 8«. S. 271— 296. — Nordalb. stud. III,
91—102 (Mittelhochdeutsche gedichte an nordelbische herren). —
Jahrbücher für wissenschaftliche kritik, Berlin. October, s. 696—631
Karl MaUenhoff. 145
n. 76—79 (rez. von: W. Malier, Ueber die lieder von den Nibe-
lungeo); s. 637—640 n. 80 (res. von: Iwein mit dem löwen. Eine
erzählong von Hartmann v. d. Ane, übersetzt and erUntert von
yf. grafen von Baudissin).
1847. Commentationis de antiqnissima Germanomm poeei oborica parti-
cnla. 1847. 4*. 31 8. — Nordalb. stad. lY, 201—218 (Kleine bei-
trage znr dentsohen mythologie. 4. Die gestime. 6.0da).— Schmidfa
Allgemeine zeitecbrift far geschichte YIII, 20d— 269 (Ueber Tnisoo
und seine nachkommen. Ein beitrag zur geschichte der altdentsohen
religion).
1848. Xin. bericht der Schleswig-Holstein-Lanenbargisohen gesellsohaft
fär die sammlnng und erhaltnng vaterländischer alterthümer. Er*
stattet von • dem vorstände. Kiel. 8. — Verhandinngen der ger-
manisten zu Lübeck 1847, s. 186—193 (Ueber die gestaltnng der
ältesten deutschen heldendichtnng). — Hauptes Zeitschrift für dent*
sches alterthnm VI, 62-69 (Wado); s. 430-486 (Die merovingische
stammsage); s. 436—469 (Die anstrasische Dietrichssage).
1849. XIY. bericht d. Schl.-H.-L. ges. etc. Namens des Vorstandes er-
stattet. Kiel. 8. 38 s. [üeber die iuschrift des goldenen homs von
Gallehuus]. - Zs. f. d. alt YII, 3d3(Framea); 883— 386(8emnoneB);
8. 410—419 (Sceaf und seine nachkommen); s. 419—441 (Der mythos
von Beovnlf); s. 626 (Sndeta); s. 627 f. (Aelteste sparen der allitte-
ration); s. 628 f. (Aelteste spuren des langen a im deutschen); s. 629f.
(Donar und Wuotan); s. 630 f. (Sängernamen); s. 631 (Loaran). —
Gersdorfs Leipziger repertorium der deutschen und aosländischen
litteratur 27. band. 7. jahrg. III, 273—278 (rez. von: Cadmons
biblische dichtungen, herausgegeben von Bonterwek). 28. band. 7. jahrg.
bd. lY, 88—97 (rez. von: A. Fuchs, Die romanischen sprachen im
Verhältnis zum Lateinischen). Sicher von ihm auch: lY, 132—188
(rez. von: £. Fiedler, Wissenschaftliche grammatik der engHschen
spräche. I. bandes 1. hälfte. Geschichte der englischen spräche,
lautlehre).
1860. Der silberfnnd von Farve beschrieben und namens der Schl.-H.-L.
ges. bekannt gemacht von J. Friedländer und K. M« Mit 2 kapfer-
tafeln. Kiel. 1860. 8. (Yen Müll. s. 1—19) = XY. bericht der
8ch.-H.-L. g. — Schleswig -Holst, universitäts- und schalzeitung her-
ausg. von Thaulow nro. 28 — 86 (Ein votum über den deutschen Unter-
richt. Sendschreiben an hm. rector Rieck in Batceburg).
1861. Allgemeine monatsschrift für Wissenschaft and literatur. Halle
(Braunschweig) s. 77 f. (Neu aufgefundene bmchstücke altdeutscher
gedichte und eine Verdeutschung der psalmen vor Notker); s. 896 f.
(Neueste literatur der Sprichwörter). — Deutsche vierte^jahrsschrift^
Stuttgart und Tübingen, heft 4, 289—266 (Die deutsche philologie
und die höhere Schulbildung). — GÖttinger gelehrte anzeigen 174 18.
stück, 8. 161—176 (rez. von: A. Knebel, Die völkertafel der genesis.
Ethnographische Untersuchungen).
1862. Allgem. monatsschr. f. w. u. 1. s. 248—260 (rez. von: Schwenck,
Bdtflc« s. kund« 4. Ig. sprMhra. IZ. 10
146 Karl Müllenhoff.
Mythologie der Germanen); s. 310-348 (Zur rnnenlehre H. üeber
altdeutsche loossung und Weissagung mit röcksicht auf die neuesten
Interpreten der Germania und die sammler deutscher eigennamen.
Auch selbständig erschienen : Zur runenlehre. Zwei abhandlungen
von R. V. Liliencron u. K. M. Braunschweig. 8., [darin s. 26 — 64 von
Müllenhoff] = XVI. bericht der Schl.-H.-L. g.); s. 541—548 (üeber
Grimms deutsches Wörterbuch) ; s. 825 - 827 (Die Malbergsche glosse,
anzeige eines A. Holtzmann'schen programmes). — Deutsche viertel-
jahrsschrift, heft 3, s. 75—109 (üeber die geschichtliche bedeutung
und Stellung der höfischen poesie des deutschen mittelalters).
1853. Allg. roonatsschr., s. 195—197 (Die Meusebachsche bibliothek in
Berlin und Herr Julius Zacher in Halle). S. 467 f. (rez. von: Theo-
philus. Mitteldeutsches Schauspiel hrsg. von Hoffmann von Fallers-
leben); s. 468 f. (rez. von: B. Thorpe, Northern mythology). —
Zeitschr. f. d. alt. IX, 127 f. (Lust und unlust); s. 128— 130(Winna-
sang und winileod); s. 130 f. (übii): s. 131—138 (Zwei stellen der
Scriptores historiae Augustae); s. 223—261 (Verderbte namen bei
Tacitus). — Deutsche reichszeitung Braun schweig, n. 10 (anzeige
von Klaus Groths Quickborn). — Literarisches centralblatt nr. 33,
8. 543 (rez. von K. Groths Quickborn) ; n. 47 s. 761 (rez. von : Manch,
Die nordisch-germanischen Völker, übers, von P. F. Clausseu).
1854. Allg. monatsschrift s. 151 f. (rez. von: A. L. J. Michelsen, Die
hausmarke. Eine germanistische abhandlung). S. 186—201 (Üeber
den bau der elegien des Properz); s. 877 — 979 (Zur geschichte der
Nibelunge n^th), letztere abhandlung auch besonders. Halle (Braun-
schweig) 1855. — Literarisches centralblatt no. 1, s. 13 — 15 (rez.
von: Zeuss, Grammatica celtica); n. 18, s. 277—279 (rez. von: Lan-
dau, Die territorien in bezug auf ihre bildung und entwickelung). —
Mützells Zeitschrift für das gymnasial wesenVIÜ, 177 — 199 (Die deutsche
Philologie, die schule und die klassische philologie [Umarbeitung desauf-
satzes vom jähre 1851]). — Glossar mit einleitung zu : Klaus Groths Quick-
bom. 3. aufläge. Hamburg. 8. S. 259—331. Verbessert und vermehrt
zur 4. (1855) und namentlich zur 6. aufläge (1856). Dazu kam 1856
bei der 5. aufläge die „nachricht an den leser**.
1855. Zeitschrift für deutsche mythologie und Bittenkunde III, 1—20
(Nordische, englische und deutsche rathsel). - Itzehoer Wochenblatt,
nr. 43 (rez. von ^laus Groths Vertelln).
1856. Üeber die weitkarte und chorographie des kaisers Augustus (ein-
ladungsprogramm zu kön. geb. d. 6. oct.). Kiel. 4. 55 s. — Zeit-
schrift f. d. alt. X, 146—180 (Zur geschichte der Nibel nn gensage) ;
8. 550 — 565 (Zur Germania).
1857. „Geten" in Ersch und Grubers encyclopädie I. sect Bd. 64.
S. 448*-464*.
1858 -.
1859. Paradigmata zur deutschen grammatik. Zum gebrauch für Vor-
lesungen. Berlin. 8. 22 s.; 2. aufl. 1867. 26 s.; 3. aufl. nebst
Lachmanns abriss der mittelhochdeutschen metrik 1871. 278. ; 4. aufl.
Karl Müllenhoff. 147
1876. 27 8. — Zeitschrift f. d. alt IX, 254—256 (Destodes aeichen);
8. 257-262 (Wiener hundesegen); 8. 262—272 (Ruore); 8. 272—294
(Zur kritikdes angelsächsischen volksepos) ; s. 381—393 (Zam Muspilli).
1860. Kuhns Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung IX, 394—399
(rez. von: G. L. van den Helm, Proeven van woordgrondiug).
1861. De carmine Wessofontano et de versn ac stropharum usu apud
Germanos antiquissimo. Dissertatio. Berolini. 4. 31 s. [universitats-
programm]. — Archiv der Schlesw.- Holst. -Lauenb. gesellschaft für
vaterländische geschichte (= dritte folge] III. band, 3. beilage: Die
kgl. Schi.- Holst. -Lauenburgische gesellschaft für die Sammlung und
erhaltnng vaterländischer alterthümer und das museum vaterländischer
alterthümer in Kiel in den jähren 1850—1860. S. 4—12 (= XX.be-
richt der Schl.-H.-L. g. etc. Kiel. S. 4-12 = Chronik der Univer-
sität zu Kiel 1854 s. 40; 1855 s. 44; 1856 s. 37; 1857 8. 36-89).
1862. Itzehoer Wochenblatt, n. 70-71 (Ceber die namen der general-
stabskarte).
1863. Abhandlangen der Berliner akademie der wiss., philos. - histor.
classe, vom jähre 1862. S. 518—531 (lieber den anhang zum pro-
vinzialverzeichniss von 297). S. 532— 538 (Die fränkische völkertafel;
französische bearbeitung: Revue archeologique 1866. Bd. XIII, 377
- 399). - Kuhns Zeitschrift f. vgl. sprachf. XII, 139-141 (rez.
von: Grein, Sprachschatz der angelsächsischen dichter).
1864. Altdeutsche sprach proben. Berlin. 8. IV, 124 s.; 2. au6. 1871.
IV, 126 8.; 3. aufl. 1878. VII, 152. — Denkmäler deutscher poesie
und prosa aus dem VIII. — XII. Jahrhundert herausgegeben von K. M.
und Wilhelm Scherer. Berlin. 8. XXXIV, 548 s.; 2. verm. und
verb. ausgäbe. Berlin 1873. XXXIX, 649 s. [3. ausgäbe in Vorbe-
reitung]. — Jahrbücher für deutsche theologie X, 167 — 179 (referat
über die „Denkmäler**: über Karls des Grossen Wirksamkeit für die
deutsche Volksbildung und die anfange der deutschen litteratur). —
Monatsberichte der Berliner akademie s. 459—464 (antrittsrede)
Gab heraus: Jakob Grimms kleine Schriften. Bd. 1—5. Berlin 1864 — 1871.
1865. Zeitschrift f. d. altert. XII, 252 (Wolf und wölfin); s. 253-386
(Zeugnisse und excurse zur deutschen heldensage); s. 896 f. und
8. 491 (Iddja und nachtrag); 8. 397—399 (Angebliche aoriste oder
perfecta auf r im Altnordischen und Hochdeutschen); s. 401—409
(Zur deutschen mythologie); s. 409 f. (Alte thierfabel); s. 410 f.
(Werdener abecedarium); s. 411 — 413 (Bruchstück des Rosengartens);
8. 413—436 (Zeugnisse und excurse zur deutschen heldensage. 1. nach-
lese); 8. 530—536 (Neue bruchstücke des Rosengartens F).
1866. Unter M.'s leitung und mitwirkung: Deutsches beldenbuch.
Bd. I-V. Berlin 1866—1872 (von Amelung, Jänicke, Martin, Zu-
pitza) [Ein VI. bd. steht noch aus]. Vollständig von M. nur ein
teil des I. bandes: Laurin und Walberan. S. XXXIII— LVIII und
8. 199—308. — Monatsberichte der Berliner akademie s. 1 — 12(Ueb6r
das Sarmatien des Ptolemäus); s. 549—576 (Ueber die abkauft und
spräche der pontischen Skythen und Sarmaten).
10»
148 Karl Müllenhoff.
1887. Zeitschrift f. d. altert Xin. N. f. I, 182-186 (Agez und Elbe-
gast); 8. 186—192 (Das alter des Ortnit); s. 192 (Fränkische glosae
zu den evangelien); s. 288—319 (Bordesholmer Marienklage); s. 319
— 321 (Zwei fabeln ans dem Karlingischen Zeitalter); s. 675—677
(Worterklärungen) ; s. 577 f. (Mythologisches). — Zeitschrift f. d. gym-
nasialwesen XXI. N. f. I, 467—471 (rez. von: Deutsches beiden-
buch I. II). ~ Hübners Hermes, Zeitschrift für dassische philologie
II, 262-268 (Aristoteles bei Basilius von Caesarea); s. 318 f. (Zu
Gassius Dio). — Gab heraus: W. Grimm, Die deutsche beiden-
sage. 2. verm. und verb. ausgäbe. Berlin. 8. X, 427 s.
1868. —
1669. Zeitschrift f. d. alt XIV, 128—183 (Ueber das abecedarium nord-
mannicum); s. 133—143 (Zu Friedrich von Hausen); s. 193—244
(Die innere geschichte des Beovulfs); s. 625—530 (Karls recht);
8. 556 (Oratio aurea); s. 656—668 (Zum LudwigsUede). — Hermes
III, 439—446 (Griechische inschriften aus Sudrussland).
1870. Deutsche altertumskunde I. band. Mit einer karte von Heinrich
Kiepert Berlin. 8. XU , 501 s. — Hermes IV, 144 (Zu den sud-
russischen Inschriften).
1871. Ueber den schwerttanz in: Festgaben für Gustav Homeyer zum
28. juli 1871. Berlin. S. 109—147. — Laurin. Ein tirolisches beiden-
märchen aus dem anfange des XHI. Jahrhunderts. 8. Berlin. 78 b.
[Schulausgabe].
1872. Zeitschr. f. d. alt XY, 266 (Elbegast); s. 372 (Niederrheinische
priamel); s. 541 (Zur deutschen heldensage).
1873. Germania antiqua. Comeli Taciti libellum post Mauricium Hanp-
tium cum aliorum veterum auctorum locis de Germania praecipuis
edidit K. M. Berolini. 8. 169 s. [2. ausgäbe in Vorbereitung]. —
Zeitschrift f. d. alt XYI, 141—143 (Yittea); s. 143—146 (Mennor
und wippeon); s. 146—148 (Um ragnaröckr); s. 148—156 (Uuära
und uuara). — Der name Ditmarschen in : F. G. Dahlmann, Geschichte
Dithmarschens. Nach Vorlesungen im winter 1826 herausgegeben, am
Schlüsse ergänzt und mit excursen begleitet von W. H. Kolster.
Leipzig. 8. Excurs II. S. 185 f.; ebd. s. 263—265 [Ein stück
aus fernst von Kirchbergs Mecklenburgischer reimchronik cap. 164
hrsg. und erklärt].
1874. Zeitschrift f. d. alt XYII, 57-71 (Yon der herkunft der Schwa-
ben); s. 428 f. (Eidring) ; s. 429 f. (Segen).
1875. Zeitschrift f. d. alt XYIII, 1-9 (Ueber Reinhard Fuchs) ; 8.9-13
(Zum schwerttanz); s. 136 (Fiur); s. 156 f. (Inschrift aus Limburg
a. d. Lahn); s. 157—169 (Ein lied in der Kaiserchronik); s. 250-257
(Runen in Berlin); s. 258 f. (Die Limburger inschrift); s. 261 f-
(Ein vers aus Sangallen); s. 466—474 (Oratio pro loco in ordine
philosophorum Berolinensium rite obtinendo 23. 11. 1861 habita
[Zur geschichte der deutschen philologie]). - Hermes IX, 183—196
(Ueber die römische weitkarte). — Besorgte die 5. ausgäbe der ge-
Karl MüUenhoff. 149
dichte Walthen von der Vogelweide von E. Laohmaim. Berlin. 8.
XVra, 234 •.
1876. Zeitsohrift f. d. a. XIX, 182 (Zu der schrift Von der herkunftder
Schwaben); b. 237—239 (Ein Wigaloisbmchstück aas Norwegen);
8. 492 f. (Zur fünften ausgäbe von Laohmanns Walther); s. 498 f.
(Zu Ezzos gesang); s. 496 f. (Ein bmchstack des Tobiassegens). —
Zeitschr. f. d. a. n« d. l.XX, 1—10 (Ein spiel von David und Goliath
aus Ditmarschen); s. 10—20 (Schwerttanzspiel aus Lübeck nebst an-
dern nachtragen über den schwerttanz) ; s. 20— 25 (Segen und gebete);
8. 26—85 (Donau. Dunavu. Dunig. =: Archiv für slavische philologie.
Berlin. I, 290—298). — Gab heraus : K Lachmann, Kleinere Schriften
zur deutschen philologie. Berlin. X, 576 s.
1877. Hermes XII, 272 (CYGERNI-CVBEBNI) ; s. 423 f. (Zur Gomelia-
elegie). — Anzeiger für deutsches alterthum und deutsche litteratur
in, 172—182 (rez. von: H. Dederich, Historische und geographische
Studien zum angelsachsischen Beovulfliede). — Besorgte die 4. aus-
gäbe von: Iwein. Eine erzahlung von Hartmann von Aue. Mit
anmerkungen von G. F. Benecke und K Lachmann. Berlin. 8. 563 s.
1878. Anzeiger f. d. a. u. d. l. IV, 113—125 (rez. von: M. Vogler,
Sjürdar kvaedi, die Faröischen lieder von Sigurd). — Monatsberichte
der Berliner akademie vom jähre 1878 s. 432 — 439 (Zur geschichte
des auslauts im Altslowenischen). — Zeitschrift der gesellschaft für
Schleswig-Holstein-Lanenburgische geschichte. Kiel. 8. Vin, 219
— 238 (Carmen auf die schlacht bei Hemmingstedt mit einldtung
und erläuterung).
1879. Zeitschrift f. d. a. u. d. 1. XXIII, 1—23 (Irmin und seine brüder);
8. 23—25 (Tanfana); s. 26-43 (Die Sugambem und Sicambem);
8.48—46 (Ein gotischer göttemame?); s. 47—49 (Geratinsohriften) ; -
8. 113 — 173 (Die alte dichtung von den Nibelungen I. Von Sigfrids
ahnen). — Besorgte die 4. ausgäbe von EL Lachmanns Wolfram von
Eschenbach. Berlin. XLV, 640 s. 8.
1880. Anzeiger f. d. a. u. d. 1. VI, 84 f. (rez. von: E. Wieseler, Zur
geschichte der kleinasiatischen Galater und des deutschen volkes in
der Urzeit); s. 86 f. (rez. vont Langhans, Ueber den Ursprung der
Nordfriesen). — In: £. Martin, Zur Gralsage. QF. XLU, 17 f.
[Ueber Wolframs unpragmatische art der erzahlung]. — Rodigers
Deutsche litteraturzeitung. Berlin. 4. I, 9 f. (rez. von : Baohmann,
Die einwanderung der Baiem); s. 876 — ^377 (rea. von: R. Schröder,
Die herkunft der Franken).
1881. Anzeiger f. d.a.u. d.i. VII, 209— 228(rez.von:L.Lindenschmit, Hand-
buch der deutschen altertnmskunde. Uebersicht der denkmaler und
graber frühgeschichtlicher und vorgeschichtlicher zeit. I. teil: Die
altertümer dermerovingischen zeit); s. 404—409 (rez. von : K. Maurer,
Ueber die wasserweihe des germanischen heidenthumes und s. 472
berichtigung); s. 472 (Nachfrage wegen Lachmanns Wolfram). —
Deutsche litteraturzeitung H, 1116 f. (rez. von: Tomaschek , Die
Goten in Taurien); s. 1192 f. (rez. von: E. Maurer, Ueber diewasser-
150 E. Wilhelm
weihe des germanischen heidenthumes) ; s. 1224^1230 (rez. von:
S. Bugrge, Studien über die entstehung der nordischen götter- und
heldenaagen); s. 1961 f. (rez. von: Th. Lohmeyer, Beiträge zur ety-
mologie deutscher iiussnamen und „antwort*' 1882 s. 158). — Niedncr,
Das deutsche tumier im 12. und 13. Jahrhundert. Berliner disser-
tation. S. 15 f. [Emendationen zu Heinrichs von dem Türlin Crone]. —
Spruner-Menke, Handatlas für die geschichte des mittelalters und
der neuzeit. 3. aufläge. Gotha. Vorwort s. 21 [Ueber die recht-
Bchreibung altdeutscher Ortsnamen].
1882. Monumenta Germaniae historica. Auctores antiquissimi Y, 1. Jor-
danes, Romana et Getica edidit Th. Mommsen. Berolini. S. 139
— 166 index personarum, index locorum [darin eine fülle klärender
bemerkungen von K. M.]. — Deutsche litteraturzeitung III, 321 f.
(rez. von: Grabow, Hat die Schreibung -ieren in fremdwörtem ety-
mologischen wert?).
1863. Sitzungsberichte der Berliner akademie. 4®. S. 871— 883(üeberden
südöstlichen winkel des alten Germaniens). — In: R. Henning, Nibe-
lungenstudien Q F. XXXI, 95 f. [Ueber die ursprünglichen liederbücher
des 2. teiles von der Nibelunge not]. — Deutsche altertumskunde
V. band 1. abteilung [herausgegeben von Wilhelm Scherer]. Berlin.
8. 356 s.
1884 ist angekündigt als heft LI der Q F. : W. Mannhardt, Mythologische
forachungen, herausgegeben von dr. Patzig, mit einem Vorwort von
K. MüUenhoff. Letzteres ist jedoch unfertig hinterlassen; Scherer
wird es zu ende führen.
Halle a. S. Gustaf Kossinna,
O. de Harlez» De l'exegese et de la correction des
textes avestiques. Leipzig, Wolfgang Gerhard 1883.
XVI u. 256 s. gr. So. M. 6.
Der Verfasser vorstehenden buches, der auf dem gebiete des Avesta
seit einigen jähren rastlos tätige C. de Harlez, professor an der Uni-
versität Louvain, bezeichnet in der vorrede pag. VII als erstes ziel, das
er durch seine arbeit zu erreichen strebt, folgendes: „c^est dans Pespe-
rance de contribuer ä rendre un peu de fixite aux resultats des recher-
ches avestiques que je me permets de rappeler les principes sur lesquels
devrait reposer la science eranienne, sans prctendre les avoir toujours
fidelement suivis- Je laisse ä d'autres de se donner comme modeles^^
Sodann aber will er auch durch sein eignes beispiel zeigen, wie man ent-
gegenstehende ansichten in mildem, rahigen, von aller bitterkeit freien
ton widerlegen kann und soll. Bei solchem verfahren wird meiner Über-
zeugung nach die Wissenschaft nur gewinnen.
Das ganze werk zerfallt in zwei hauptteile, von welchen der erste,
Anzeige. 151
der wichtigst^ und zugleich umfangreichste, auf §. 1 — 196 von der exe-
gese des Avesta, der zweite §. 197 — 256 von der kritik und der Wieder-
herstellung des textes des Avesta handelt. Welche überfalle an material
hier geboten wird, welche freilich beinahe erdrückend scheint und den
gang der Untersuchung eher hemmt als fordert, zeigen schon die Über-
schriften der 12 paragraphen des ersten teiles, welche wiederum in ver-
schiedene Unterabteilungen zerfallen: §. I. Des monuments mazdeens,
§. II. Yedisme, §. III. Comparaison des deux sources d'interpretation,
§. IV. Avesta, ^ranisme, § V. Lexicologie eranienne, §. VI. Philologie
generale et antiquite classique, §. VII. Methode subjective, §. VIII. Va-
leur relative et emploi des divers moyens, §. IX. Principes d'exegese,
§. X. Application des principes, §. XI. Gas oü le texte reste obscur,
§. Xn. Resume et conclusions. Wenden wir uns nun von dieser allge-
meinen Übersicht über den ersten teil zum einzelnen.
Im ersten paragraphen stellt H ar 1 e z die tradition der Inder und Färsen
vergleichend gegenüber. Weil nach B e n f e y 's ') urleil, dem sich A. W e b e r ,
Ind. stud.V, 174 anschliesst, „absolut keine continuierliche tradition zwischen
der abfassung der Veden und ihrer erklärung durch indische gelehrte
anzunehmen sei, im gegenteil zwischen den echten poetischen Überresten
des vedischen altertums und ihrer erklärung ein lang dauernder bruch
der tradition existiert haben müsse, aus welchem höchstens das verstand-
niss von einigen einzelheiten durch liturgische gebrauche und damit ver-
bundene Worte, Sprüche und vielleicht auch gedichte sich in die spätere
zeit hinüber gerettet haben möchte", deshalb sei man misstrauisch gegen
die Zuverlässigkeit der indischen tradition für die erklärung der Veden
geworden und da man auch in der tradition der Färsen Irrtümer und
fehler habe nachweisen können, so habe man dasselbe misstrauen auch
auf letztere übertragen. Dem gegenüber betont Harlez s. 4, dass nichts
berechtige, zwischen der abfassung des Avesta und der des Zand eine
lücke in der avestischen religion anzunehmen. Obwohl nun die aufzeich-
nung des Avesta schwerlich schon im 5. jahrh. v. Chr. stattgefunden hat,
so ist doch der Zeitraum, welcher zwischen dieser und der pehleviüber-
setzung liegt, meines erachtens nicht so gross, dass er uns hinderte, eine
continuierliche tradition mit fug und recht annehmen zu können. Doch
ganz abgesehen von der frage, ob eine lücke in der tradition vorhanden
ist oder nicht, von deren beantwortung allerdings der grad der Wert-
schätzung der tradition abhängt, mir scheint die historische kritik,
der historische sinn zu fordern, dass man der Überlieferung beachtung
schenkt. Wenn also Säyana's commentar, den A. Ludwig") „als unery
lässliche grundlage des rigvedastudium trotz mancher schwächen" hin-
stellt, noch heutigen tages als hilfsmittel für die vedenforschung benutzt
zu werden verdient, wenn femer die alten glossatoren Homers ") „trotz
*) Vgl. Benfey Gesch. d. sprachw. s. 46 fg. u. Gott. g. a. 1858,
8. 1608 fg. *) Vgl. A. Ludwig: Der Rigveda IIL s. 95. Max
Maller: Essays I, 71 fg. *) A. Ludwig a. a. o. s. 72.
152 E. Wilhelm
muicber wonderliohen, den erklärangen T&skft's und Sayuia's auf em
haar gleichenden interpretationsyerrochen** von der homerfonohnng im-
mer noch beräcksichtigt werden müssen, dann darf gewiss auch die tra-
dition der Parsen den anspruoh erheben für erklamng des Avesta zu rate
gezogen za werden und verdient nicht a priori als unnütz bei seite ge-
worfen za werden. Es versteht sich von selbst, dass bei benntznng der
tradition die kritik nicht ausgeschlossen werden kann. Denn dass die-
selbe nicht frei ist von fehlem und irrtümem, dass man ihr also nicht
blindlings folgen darf, das gesteht Harlez s. 76, 148, 193 selbst zu^
Bei dieser gelegenheit, wo es sich um Wertschätzung der tradition han-
delt, sei es mir gestattet anMartinHang's beispiel zu erinnern. Dieser
gelehrte hatte bei der herausgäbe der Gllth&'s 1858 als wichtigstes mittel
für die erklamng derselben die etymologie hingestellt und der lingnistik
das gebiet eingeräumt, was strenggenommen nur der avestischen Philo-
logie zukommt. Als er aber später in Indien im umgange mit gelehrten
Parsen die Überlieferung derselben schätzen lernte, wurde er von einem
reinen etymologen und Verächter der tradition zu einem eifrigen Ver-
fechter der pehleviübersetzung wie der heutzutage bei den Parsen gel-
tenden erklamng des Avesta '). Das beweisen seine spateren Schriften,
besonders seine abhandlung über die ahuna-vairya-formel. München 1872.
Bei einem so eigenartigen mann, wie es Hang gewesen ist, darf man
wohl glauben, dass er diese Umwandlung nicht ohne triftige gründe voll-
zogen hat
Um zu zeigen, welchen nutzen die tradition gewährt, stellt Harles
8. 13-r74 verschiedene proben einer wörtlichen lateinischen Übersetzung
sowol des avestatextes als der pehleviübersetzung einander gegenüber,
so von Yendidäd XIX, 1—25, II, m, 1—85, (von 87—151 folgt trans-
scribierter pehlevitextmitlatein. interlinearversion), Yispered VIII, Ta^na
XI, G&tha I » Ta^na 28, Tasht I n. XXII. Hieran schliessen sich über-
all kritisch-exegetische bemerkungen, welche einerseits auf das viele
fibereinstimmende hinweisen, was zwischen avestatext und pehleviüber-
setzung sich findet, andrerseits aber auch die abweichungen und fehler
der pehleviübersetzung nicht verschweigen. So steht jedem, der prüfen
will, ein reichhaltiges material zu geböte. Wer vorurteilsfrei prüft, wird
finden, dass die pehleviübersetzung recht wohl zu beachten und zu be-
nutzen ist, obschon ihr wert nicht für alle teile des Avesta derselbe ist.
Für die erklamng der G&thä's liefert sie, wie ich glaube, nur geringe
ausbeute, vgl. §. 198 — 195, wo Harlez zugiebt, dass die Übersetzung
der Gäthä's weniger gut ist als die des übrigen Avesta. Um diese tat-
sache zu erklären, nimmt er an, dass diese Übersetzung in eine spätere
zeit falle als die des eigentlichen Avesta. Ein weiteres hilfsmittel für
die erklamng des Avesta bietet der Veda Dass das Studium der Veden
der eranischen philologie treffliche dienste bereits geleistet hat und
sicher noch leisten wird, das bestreitet niemand, auch Harlez nicht
(vgl. 8. 193), wohl aber wendet er sich mit recht (§. II, s. 75 fg.) gegen
*) Vgl. Justi: Abfertigung des dr. M. Haug. S. 15 nnd 16.
Anzeige. 158
die anlhsBaDg, dass Yeda und Avesta identisch seien. Trotz mancher
übereinstimmang, wie sie bei den arischen iDdem und Eraniem, die einst
ein einziges volk bildeten, sich notwendigerweise finden muss, sind doch
die pnncte, in welchen Veda nnd Ayesta von einander abweichen, über-
wiegender natnr. Beide enthalten stücke, welche verschiedenen Zeiten
angehören nnd deshalb ihrem werte nach auch ausserordentlich verschie*
den sind, die flezion ist auf beiden Sprachgebieten fast identisch, auch
der Wortschatz deckt sich vielfach bis auf eine gewisse anzahl Wörter,
welche vermittelst des Sanskrits nicht erklärt werden können, aber der
hauptuntersehied liegt in den anschauungen und in den ideen, die in
beiden zum ausdruck gebracht werden^. Im Rigveda tritt uns ein frisches,
lebendiges gefuhl, eine innige liebe zur natur entgegen, welche in ur-
kräftiger, naturwüchsiger poesie sich kund giebt*), im Avesta dagegen
herrscht eine ernste, fast düstere auffassung des lebens, offenbar bedingt
durch die physischen Verhältnisse des landes, in welchem die schroffsten
gegensätze von wüste und fruchtland, von belebenden quellen und san-
diger einöde, von eisiger kälte und sengender hitze zu tage treten. Die
devas, die lichten, hehren götter, zu welchen das vedenvolk verehrend
auÜEH^haute, sie sind bei den £raniem zu bösen geistern geworden, vor
deren finsterm, tückischem walten der mensch in steter furcht erbebt.
Ein so ausgeprägter dualismus, wie zwischen dem Ahuramazda und An-
ramainyus des Avesta, findet sich nirgends im Yeda. Verschiedene genien
der Veden kommen inl Avesta teils unter andrem namen teils in anderer
bedeutung vor; der geniencultus der Fravashis, in vieler beziehung dem
römischen ähnlich, hat sich bei den Elraniem und zwar hier am eigen-
tümlichsten und vollkommensten entwickelt, bei den Indem finden wir
davon nicht die geringste spur.
Angesichts solcher tatsachen kann man wohl, wie ich meine, behaup-
ten, dass das avestavolk in seiner geistigen und religiösen entwickelung
seine eigenen, vom vedenvolke abweichenden wege gegangen ist, kura
eine ganz eigenartige entwickelung durchgemacht hat, von welcher das
Avesta selbst in seiner jetzigen trümmerhaften gestalt immerhin ein im
ganzen getreues abbild bietet Treffend sagt irgendwo Paul deLagarde:
Wenn die werte vedisch sind, so ist der sinn, die ideen eraniscb. Ist
dies der fall, dann tritt an uns gebieterisch die forderung heran, dass
wir das Avesta aus dem Avesta erklären, aber nicht vedische
ansohauungsweise hineininterpretieren (vgl. s. 106, 198).
Aus der grossen ähnlichkeit der spräche des Avesta mit der der
Yeden hat man den schluss gezogen, dass diese literarischen denkmäler
der alten Inder und Eranier auch in einem ähnlichen ideenkreise sich
bewegen müssten (s. 141). Aliein die spräche der felsenurkunden der
Achaemeniden, welche aus der zeit von c. 520 — c. 350 v. Chr. stammen,
ist in ihrem vocaisystem urwüchsiger und regelmässiger als die der älte-
sten teile des Avesta, nähert sich also dem Sanskrit der Yeden weit mehr
») Ygl P. de Lagarde: Gott g. a. 1883. S. 268. •) Ygl.
Eaegi: Der Rigveda 2. aufl. 8. 6; 36.
154 E. Wilhelm
(vgl. 8. 141, 142; 191), and doch finden wir bei den Westeraniem wenig
oder gar keine beziehongen su den anscbanungen der Yeden. Zieht
man nun ferner in erwägnng, dass die monotheistische religion bei den
Eraniem nicht mit einem schlage darchgcföhrt wurde, dass vielmehr
lange seit vergehen musste, ehe die Vorstellungen von den alten götter-
gestalten, die die Eranier mit den arischen Indem einst gemeinsam ver-
ehrt haben, durch die neue religion verdunkelt oder umgebildet wurden,
dann kann auch das Avesta nicht an ein so hohes altertum heranreichen,
wie vielfach angenommen worden ist. Darum stimme ich Harlez bei,
wenn er §. VUI, s. 141 fiP., 192 das Avesta einer jungem seit zuweist,
ohne ihm darin zu folgen, dass dieGäth&'s, selbst wenn sie imvedischen
Sanskrit abgefasst waren, in das 6. jahrh. v. Chr. und noch spater gesetzt
werden könnten, vgl. s. 245. Wenn nun nach Whitney 2000—1500 v.
Chr. als die zeit anzunehmen ist, aus welcher die ältesten vedenbymnen
stammen, so möchte ich mit Bartholomae (Handbuch d. altiran. dia-
lecte. S. 5) nnd Duncker (Geschichte d. alterth. IV, 5 s. 37 ff.) die
entstehung des ganzen Avesta in die zeit von 1100 — 600 v. Chr. setzen.
Dass übrigens das Avesta, trotzdem dass es nach unserer annähme c
900 jähre jünger ist als der Rigveda, noch so altertümliche sprachformen
bewahrt hat, die mit den vedischen sich beinahe decken, das darf uns
nicht befremden, wenn wir z. b. die entstehungszeit der arabischen lite-
ratur ins äuge fassen. Das Arabische, der altertümlichste und fonnen-
reichste der semitischen dialecte, welcher der semitischen grundsprache
am nächsten steht, tritt als Schriftsprache zuerst in literaturwerken auf,
die sechszehnhundert bis zweitausend jähre später fallen als die älteeten
hebräischen und assyrischen denkmäler (vgl. Whitney-Jolly: Die
Sprachwissenschaft s. 444).
Was Harlez §. V, s. 120, 121 und §. IX, s. 156 über die heran-
ziehung der verwandten eranischen dialecte, besonders des Mittel- und
Keupersischen zur erklärung des Avesta sagt, dem stimme ich ganz bei.
Gewiss wird die genauere durcfaforschung dieser einzelnen dialecte, be-
sonders der so reichen und ausgebildeten neupersischen spräche manch
dunklen punct in der grammatik und erklärung des Avesta aufhellen, da
ja durch richtige anwendung der lautgesetze eine menge alteranischen
sprachgutes aus den formen des Neupersischen reconstmiert werden kann.
Ich verweise in dieser hinsieht auf P. deLagardes: Beiträge zur bao-
t riechen lexikograpbie, dessen Gesammelte abhandlungen s. 147—295 und
Symmicta I u. H. Wer Firdüsi's Shähnämeh studiert, der wird in den
hier gesammelten heldensagen viele berührungspuncte mit einzelnen Yasht
des Khorda-avesta finden. Neuerdings bat mit viel glück, wie mir scheint,
J. Darme steter diesen weg der forschung betreten, welcher im ersten
teile des II. bandes seiner „Etndes Iraniennes, Paris 1883" eine grosse
anzahl von namen der avestischen heroensage im Shähnämeh nachweist^).
Die nun folgenden §§. VI — XII lassen öfters die nötige praecision
') Vgl. die recensionen von F. Justi in DLZ. no. 23 s. 806 fl*. und
von Bartholomae: LiteraturbL f. orient. philologie I. heft, a. 11—30.
Anzeige. löö
und klarhdt des ausdrucke vermissen, auch leiden sie an vielen wieder«
holnngen. Man gewinnt den eindrnck, als ob der stoff noch während
des dmckes dem herrn Verfasser unter den händen immer mehr gewachsen
sei. Trotz strenger gliederung in viele teile und nnterabt^ungen wird
die Übersichtlichkeit wenig gefordert. In vieler hinsieht wäre eine weise
bescbränkung des Stoffes für das zu erreichende ziel am platze gewessn.
Nach einigen ziemlich kurzen, fast dürftig erscheinenden bemerkungen
über die hilfsmittel, welche die allgemeine vergleichende philologie und
die berichte der classischen oder der orientalischen schriftsteiler für die
erklärung des Avesta bieten (§. VI, s. 121—123), bekämpft Harlez die
fehler der snbjectiven. methode in ruhiger, mass voller weise, welche vor-
t-eilhaft absticht gegen die gereiztheit, wie sie in einigen seiner früheren
Schriften bei Widerlegung gegnerischer ansichten zu tage tritt Auf ein-
zelnes hier näher einzugehen muss ich mir versagen, da ich selber ein
buch schreiben müsste, wenn ich zu jeder hier und in den vorhergehen*
den §§ behandelten stellen des Avesta, wo ich Harlez beistimme oder
von ihm abweiche, meine ansieht ausfuhrlich begründen wollte. Anregung
zu weiterer, eingehender prüfung einzelner stellen habe ich aus der lec-
türe dieses buches vielfach gewonnen.
Die §§. X—XII handeln von den grundsätzen der erklärung und ihrer
anwendung auf das Avesta, mit welchen ich mich einverstanden erkläre.
Nach den bisherigen ausführungen können wir dieselben kurz dahin zu-
sammenfassen: das Avesta muss sich selbst die richtschnur fiir die er-
klärung sein, (§. 147, 193), es dürfen nicht fremde ideen in dasselbe
hineingetragen werden. Natürlich gilt es zuerst, wie ich meine, alle ein-
zelheiten dieses Werkes zu verstehen, diese zum ganzen und das ganze
zu ihnen in beziehung zu setzen. Die stellen, wo ein jedes wort vor-
kommt, müssen alle vollständig gesammelt und mit einander verglichen
werden, um auf diese weise eine bedeutung zu finden, welche für alle
stellen passt. Als hilfsmittel für die erklärung ist die pehleviübersetzung
zu betrachten, die jedoch nicht für alle teile des Avesta gleichwertig ist
und deshalb nur mit vorsieht und unter steter kritisciier prüfung zu
benutzen ist (s. 148, 150, 200). Das Sanskrit, hauptsächlich die spräche
der Yeden, hat vor allem in grammatischen fragen das amt des sorg-
faltigen conirolierens zu übernehmen (s. 160. 198). Ferner sind die era-
nischen dialecte unter strenger beobachtung der erkannten lautgesetze,
die etymologie wie überhaupt die vergleichende Sprachwissenschaft zur
erklärung heranzuziehen (s. 156, 162, 163). In gewissen fallen wird auch
im nicht-arischen Sprachschatz und in den berichten der alten schriftsteiler
belehrung zu suchen sein (s. 167).
Sind nun trotz der anwendung all der aufgezählten hilfsmittel immer
noch Wörter und stellen vorhanden, die wie das rätsei der Sphinx ihres
Oedipus harren, dann muss man entweder seine ohnmacht bekennend
eine lücke in der Übersetzung lassen oder zur conjectur seine Zuflucht
nehmen (s. 187—190). Es ist klar, dass sich über den letzteren punct
keine bestimmten regeln aufstellen lassen. Soviel aber lässt sich be-
haupten, dass nach denselben grundsätzen, die in der classischen philo-
156 £. Wilhelm
logie ihre geltang h»ben, »noh auf dem felde des Avesta gearbeitet
werden mnas. Wer also hier conjecturalkritik treiben will, die bekannt-
lich aaf jedem gebiete eine fölle von kenntnissen und von talent erfor-
dert, der mu88 vor allen dingen das Avesta nach allen riohtnngen hin
genau studiert haben, eine umfassende kenntnis des Sanskrit, des Pehlevi
und der eranischen dialecte besitzen und auf dem gebiete der verglei-
chenden Sprachwissenschaft wohl bewandert sein. Aber selbst gelehr-
samkeit und Scharfsinn reichen zu einer guten oonjectur oder richtiger
gesagt zur emendation nicht aus. H&ufig ist das einseitige wirken dieser
beiden factoren der grund, warum eine oonjectur neben dem ziele vor«
beitrifft. Der kritiker muss auch dem glücke und dem zufalle etwas
überlassen. Es giebt gute stunden, in welchen plötzlich die divination
aufleuchtet, das dunkel der corruptel erhellt und das wahre aus seiner
Verhüllung hervorzieht, glückliche stunden, in welchen, wie Naeke sagt,
die Minerva gleich bewaffnet aas dem haupte des Zeus entspringt Ist
nun mit Sicherheit ermittelt, an welcher stelle der fehler steckt, der uns
die Wahrheit verhüllt, dann hat die diva critica die zweite aufgäbe zu
lösen, durch praecise und zwingende argumentation in der darstel-
Inng zu überzeugen, dass das richtige gefunden sei. Immer aber wird
der kritiker, auch der des Avesta, daran festhalten müssen, dass er auf
die Wirklichkeit, nicht auf die möglichkei t lossteuere, dass sein ziel nicht
sowol das blos annehmbare und das glaubliche sei, sondern entweder die
wahr hei toder als dem wahren zunächst liegend, das wahrscheinliche.
Die berührung dieser fragen leitet mich über zu dem zweiten, weit
kürzeren hauptteile der schrift (s. 197—256), in welchem Harlez über
die allgemeinen principien spricht (s. 197 — 227), nach welchen die text-
kritik des Avesta zu handhaben sei. In zwei beispielen, an Yasht XII
und XVI, deren transscribierten text mit Übersetzung er bietet, versucht
er nachzuweisen, wie diese principien ohne gewaltsame Veränderungen
im texte anzuwenden und durchzufuhren sind. Yasht XII ist als ganzes
metrisch noch nie behandelt, in Yasht XVI hat teilweise schon Geldner
das metrum herzustellen gesucht. Der Übersetzung sind noten beige-
geben, welche sich teils auf die lesarten, denen Harlez folgt, teils auf
die gegebene Übersetzung selbst beziehen. Letztere weicht in manchen
puncten von derjenigen ab, welche wir in des Verfassers „Avesta, livre
sacre du Zoroastrisme, traduit du texte Zend. Deuxieme edition. Paris
1881*' lesen. Ergänzende bemerkungen, die sich über verschiedene puncte,
z. b. über das Armenische, das alter des Avesta, über Imtik und erklä-
rung desselben erstrecken, bisweilen wie z. b. über das Armenische in
lakonischer kürze abgefasst sind, bilden den schluss des Werkes. (8. 245
bis 266).
In handhabung der textkritik schliesst sich Harlez im wesentlichen
dem an, was Spiegel in der Zeitschrift d. DMG. 1882, s. 586—619 in
klarer und für mich überzeugender weise ausgesprochen hat. Mir scheint
die cardinalfrage die zu sein: welches ziel hat zunächst der kritiker des
Avesta zu erstreben, das für menschliche kräfte erreichbar ist? die ant-
wort darauf ergiebt sich mir aus einer parallele, die ich zwischen den
Anzeige. 157
homeritcben gedichten und dem Avesta hintiobilich der ähnlichkeit ihres
Schicksals ziehe. Die bomerischen gesange wie die lieder, litnrgien und
ritualTorschrilten des Avesta bestehen unzweifelbafb ans älteren nnd
jüngreren stücken, haben sich beide, wie wir annehmen, eine zeit lang
von lunnd zn mnnd fortgepflanzt und sind erst sp&ter anfgeschrieben
worden. Der redaotion der homerischen gedichte, welche Onomacritas
mit seinen genossen unter Pisistratus veranstaltete, entspricht die Samm-
lung des Avesta, für welche sicherlich das 5. jahrh. v. Chr. angesetzt
werden kann. Femer lässt sich der recension des Homer unter den
alezandrinischen grammatikern, zu einer zeit, wo das Verständnis des
Homer bereits schwieriger zu werden begann, recht gut die redaction
des Avesta unter den Säsaniden zur seite slellen, wo für das Verständnis
des Avesta ähnliche Verhältnisse obwalteten. Bekanntlich geht unser
jetziger teil der homerischen gedichte auf die Alexandriner zurück, die
ausgaben dieser kritiker ruhen wiederum auf dem gründe der redaction
des Onomacritus (vgl. Bergk: Griech. literaturgesch. s. 885). Wenn
nun seit dem aufblühen der clasdschen pbilologie weder ein früherer
noch ein jetziger kritiker des Homer jemals auf den gedanken gekommen
ist, eine textrecension zu veranstalten, welche auf der grundlage des
Onomacritus ruhte, da das für uns jetzt erreichbare eben nur das sein
kann, was jene alexandrinischen gelehrten geleistet haben, was folgt denn
daraus für die von uns aufgeworfene frage? gewiss nichts anders, als
dass wir zunächst den text des Avesta herzustellen suchen, wie er
damals unter den Säsaniden festgestellt wurde. Und dieses ziel ist recht
wohl zu erreichen. Vor allem ist nötig, dass die bereits benutzten hand-
schriften von neuem sorgfältig collationiert und möglichst viele neue
zur benutzung herbeigeschafft werden. Harlez meint s. 198, dass alle
Varianten jeder einzelnen handschrift mitzuteilen seien, um in allen fällen
ganz sicher zu gehn, indessen glaube ich doch, dass auch bei den hand-
schriften des Avesta eine prüfang nach dem werte vorgenommen und
gewisse klassen unterschieden werden können, so dass diejenigen, welche
nur ganz unerhebliche abweichungen bieten, als wertlos unberücksichtigt
bleiben. Es könnte sonst leicht ein wüst von Varianten aufgeschichtet
werden, wie es einst vor zeiten, die gott sei dankl überwunden sind, in
der classischen pbilologie mode war, als gewisse ritter von der eselshaut
mechanisch an den iingem abzählten, welche lesart die meiste autorität
habe und stolz sich brüsteten, die wahre diplomatische kritik zu üben.
Dabei kann und will ich freilich nicht in abrede stellen, dass oft gerade
eine recht schlechte lesart den weg zur sichern emendation zeigt. Als
hilfsmittel für die herstellung eines solchen textes ist die pehleviüber»
Setzung nicht zu entbehren (s. 199), die sich zwar nicht sclavisch an die
eine oder andere handschriftenreihe anschliesst, die aber selbst den wert
einer handschrift dadurch erhält, dass bei ihrer wörtlichkeit die lesart,
welcher sie folgt, meistens mit vollkommener Sicherheit sich feststellen
lässt (vgl. Spiegel a. a. o. s. 601). Dass sodann umfassende kenntnis
des Sanskrit für lösung unserer aufgäbe treffliche dienste leisten wird,
davon bin ich fest überzeugt, glaube aber eben so fest, dass manche ab-
158 E. Wilhelm
weiclmgen in der Formenlehre wie in der syntax, die nun einmal das ATest*
hat und die wir für alle seiten ab tataachen werden hinnehmen müssen,
dnrch das yedkehe Sanskrit nicht hinweggeschafft werden können.
Ist nun die meftrik für unsere zwecke heranzuziehen? diese frage
glaube ich mit Spiegel und flarlez nur in beschränkter weise bejahen
zu können. Für die teile de« Ävesta, welche von den redactoren bereits
als metrische erkahnt und überliefert sind, vor allem für die Gathä's, die
der Eopenhagener codex K 5 in versabteilnngen und die Vendidäd-sades
in strophenabteiluDgen geben, muss die laetrik sicherlich zu rate ge-
zogen werden , darf es aber nicht für jene absi^itte , die nach dem ur-
teile der redactoren nicht als metrisch gelten (vgl. Harlez s. 20d,
Spiegel a. a. o. s. 609 ff.). Wenn man erwägt, wie wenig sicher die
ausdehnung der rhythmischen partien des Avesta steht^ wie ein und das-
selbe stück neuerdings metrisch ganz verschiedenartig gestaltet wird, wie
der eine das als metrisch auffasst, was der andere nur als prosa gelten
lässt, wenn man sieht, wie der eine in den kräftigsten werten und Sätzen
glosseme wittert und hinwegschneidet, der andere wiederum hinzusetzt
und umstellt, wie es ihm grerade beliebt, dann wird man gewiss zur vor-
sieht in der handhabung der metrik als stütze der textkriük ermahnt,
selbst auch bei der textconstitnierung der Yashts, die keine alte Über-
setzung zur Seite haben, wenn man nicht gefahr laufen will, dem krasse-
sten subjectivismns zu verfallen und gebilde einer spielenden phantasie
an stelle der Wirklichkeit zu setzen.
Wie leicht handhabt sich doch dieses so einfache metrum, das nur
acht Silben fordert und uns schon von Jugendzeit her aus den genusregeln
der latein. grammatik wohl bekannt ist, die doch wenigstens noch den
Vorzug des reimes haben, wie z. b.-
Was man nicht declinieren kann,
Das sieht man als ein neutrum an.
Commune heisst was einen mann
Und eine frau bezeichnen kann.
Mit welch geringen äuderungen stellt H ar 1 ez s. 215 — er lässt nur einige
&i weg — aus der prosa Bossuet's zwei tadellose Strophen zu je vier versen
mit je acht silben her 1 Darum scheint mir vorsieht dringend geboten. Mir
ist sehr treu im gedächtniss, welch schlagende emendaüonen man gerade
der metrik auf dem gebiete des claseischen altertums verdankt und ich
erkenne recht gern und rückhaltslos all die hervorragenden leistungen
an, welche bereits die metrik auf dem arbeitsfelde des Avesta aufzu-
weisen hat, aber immer kann ich mich von dem gedanken nicht los-
machen, dass trotz aufbietung alles Scharfsinnes in aufstellung der me-
trischen regeln für das Avesta noch nicht das höchste und letzte ziel
erreicht ist. Vielleicht gelingt es einem glücklichen talente einmal nach-
zuweisen, dass Quantität und accent auch in der metrik der Eranier
zur geltung gekommen sind, und so die klufb zu überbrücken, die in
dieser beziehung das arische volk von seinen übrigen stammesverwandten
für jetzt noch scheidet.
Hat endlich die sogenannte niedere kritik ihre Schuldigkeit getan
Anzeige. 159
ond eine iexiansgabe des Avesta hergestellt, welche als sichere grandlage
far weitere forschungen betrachtet werden kann, dann ist der weg für
die höhere kritik geebnet, die nicht einseitig aaf pergamentener au toritat
fuBst, sondern auf innere gründe sich stützen mnss. Erst dann hat diese
das recht nnd zugleich die pflicht, in derselben weise, wie dies seit einer
reihe von jähren in der homerfrage geschieht, ihre tatigkeit überall da
eiuzasetzen, wo es gilt, die höchsten und schwierigsten xyrobleme, wenn
nicht zu lösen, doch wenigstens der lösung naher zu fahren. Bei dem
erfolgreichen eifer, welcher sich gerade jetzt der kritik nnd erkl&rung
des alten religionsbuches der Eranier, der bibel der Parsen zuwendet,
können wir zuversichtlich hoffen, dass unter dem zusammenwirken so
Tieler tüchtiger kräfte, die, obschon verschiedener richtung, doch alle
das streben nach Wahrheit eint, das Avesta seiner ursprünglichen
gestalt mehr nnd mehr genähert werde.
Wir sind am Schlüsse unserer anzeige angelangt und geben nur noch
einige berichtigungen, die der herr Verfasser nicht als kleinliche mäkeleien
an seiner arbeit, sondern als beweis der aufmerksamkeit ansehen möge,
welche wir seinem buche und seinen Studien gewidmet haben, p. 88, 17 1.
Aart/üp dushmat] p. 45, 2 steht ä un autre sens; p. 47, 131. bäzvo; p. 48,
6 ist statt 76 wohl 65 zu lesen ; p. 131, 15 v. u. lies Yd. YII, 186 ;
p. 127, 11 V. n. ist XIX, 90 zu lesen; p. 160, 2 steht p. 000; p. 176, 7
V. n. war zu vinäf nicht Farg. lY, sondern III, 66 zu dtieren; p. 192,
18 1. Shahnämeh; p. 223, 18 ist zuYt. XYII, bO askis vahuki statt or-
dülfüra zu lesen.
Jena. Eugen Wilhekn»
W. Deeoke, Die griechisch-kyprischm inschriftm in epicharischer
Schrift (Sammlang der griechischen dialekt - inschriftOD,
heransgegeben von dr. Hermann Collitz. Heftl. Göt-
tingen 1883). cÄ 2. 50.
In einer besprechung der Sammlung kyprischer inschriften von Mor.
Schmidt nennt Isaac H. Hall als zunächst erforderlich für den fort-
gang der ky prischen Studien: l)eine vollständige Sammlung aller inschriften,
2) ein korrektes syllabar mit berücksichtigung der lokalen Verschieden-
heiten, 3) eine Zusammenstellung der besten dentungen und imanschluss
daran vielleicht grammatik und Vokabular. Diese forderungen sind durch
die Deecke'sche Sammlung der kyprischen inschriften in epichorischer
Schrift erfüllt worden, soweit es die anläge der ganzen Sammlung er-
laubte^); und gewiss werden alle forscher auf dem gebiete der griechischen
') Durch dieselbe war die „grammatik" ausgeschlossen, ebenso eine
Zusammenstellung verschiedener „bester** dentungen, welche übrigens fast
völlig zwecklos sein würde, da man wohl in einzelheiten gegen D.'s auf-
160 H. Voigt
diftlektologie das encheiDen dieses ersten heftes der Sammlung der grie-
chischen dialektinschriften mit frende begrussen.
Eine neue, vollständige sammlang aller kyprischen inschiiften in
epichorischer schrift war aas zwei gründen in hohem grade erwänseht:
erstens war seit dem erscheinen des Schmidt 'sehen corpas (1876) eine
recht bedeutende sahl allerdings meist wenig um&ngreicher inschrilten
m tage gekommen, zweitens aber hatte Schmidt (abgesehen von den
sonstigen mftngeln seiner sammlang, auf die von verschiedenen seilen
aufmerksam gemacht worden ist) unbegreiflicher weise die münzen unbe-
rücksichtigt gelassen; denn die einzige münze, welche sich auf tafel X
verirrt hat, kann doch unmöglich instar omnium gelten. D. hat nun
nicht nur alle aus neueren fanden herrührenden inschriflen, die bisher
an verschiedenen orten zerstreut publiciert waren, gesammelt (die zahl der
eigentlichen iuschriften betragt 150 gegen 88 bei S chmidt), sondern auch,
in richtiger erkenntnis ihrer bedeutung, die legenden von 62 münzen hin-
zugefügt.
Die einrichtung der sammlang ist folgende: nach einer kurzen aber
die kyprische Silbenschrift orientierenden einleitung (p. 7—12) folgen
auf p. 13 — 60 die eigentlichen inschiiften in lokaler anordnung, der die
sp&tere einteilung der insel in 4 bezirke zu gründe gelegt ist. Daran
schliessen sich (p. 51—72) die münzlegenden, welche alphabetisch nach
den königen geordnet sind. Den schluss bildet ein wortindex (p. 73 — 80),
dessen beigäbe besonders dankbar zu begrussen ist. Zum ersten male
ist hier vollständig das gesamte inschrifblich überlieferte material an
wortformen des altkyprischen dialekts zusammengestellt; zweifelhaftea
ist mit fragezeichen versehen, deren zahl sich vielleicht noch etwas
vermehren liesse, gelegentlich wird sogar eine lesnng mit grosser auf-
richtigkeit als „sehr unsicher*' bezeichnet Beigefügt ist eine schrifttafel,
die an Vollständigkeit alle früheren weit übertrifft und namentlich durch
die durchführnng der lokalen anordnung sehr wertvoll ist.
Von den texten selbst (inschrifben und münzlegenden) ist, wie üblich,
zuerst eine lateinische Umschrift gegeben, dann, soweit die entzifferung
geglückt ist, die griechische lesung. Jeder inschrift voraus geht die an-
gäbe der wichtigsten quellen, etwaige bemerkungen kritischen oder er-
klärenden Charakters folgen. Bei den münzen, geht eine Charakterisierung
der betreffenden stücke voraus, bemerkungen und quellenangaben folgen.
Zu bedauern ist, dass die texte, wenn auch im allgemeinen zuver-
lässig, in mannigfachen kleinigkeiten nicht die minutiöse genauigkeit
zeigen, die man bei einer solchen publikation, welche der weiteren for-
Bchnng als grundlage dienen soll, wünschen möchte. Ich stehe nicht
an alles mitzuteilen, was mir aufgestossen ist: vielleicht kann der ver-
ehrte herr herausgeber einiges in einem erweiterten druckfehlerverzeioh-
Stellungen einwendungen erheben kann, in der hauptsache aber in seinen
dentungen einen wesentlichen fortschritt im vergleich zu allen frühwen
erkennen
Anzeige. 161
nifl (das dem hefte beigefügte enthalt nur 6 benohtignngezi) berück-
richtig^.
Von gröberen versehen ist mir nur eines aufgefallen: In nr. 3 fehlt
die Tierte, nnr ein seichen enthaltende seile, die sich bei Cesn. und
Pier, findet and aach von mir (Ldps. Stadien I pg. 288) beigefügt wor-
den ist. Ich hatte das seichen irrig als o* wiedergegeben (ebenso Pier,
pg. 96), die tafeln bei Pier, ond Cesn. bieten pi. Dieses seichen ge-
stattet, wie ich gleich hier einfugen will« auch s. 3 mit siemlicher
Sicherheit su ergansen. Das pt * weist offenbar auf xm Hatpläi hin, vgl.
nr. 1, wo ebenfalls der name der göttin sweimal, erst im gen., dann im
dat. erscheint
Yoraasgesetst, dass die seilen von gleicher l&nge gewesen, würde, da
s. 1 und 2 mit D.'s ergansangen je 12 seichen haben, noch für 6 seichen
raom sein; o ßaatXsvg and o U^evs haben beide die gewünschte zeichen-
sahl, letsteree empfiehlt sich aber mit rüoksicht auf nr. 1 mehr.
Somit 1^ SU lesen:
2. avTOQ \ju »ati^xi Xhmai-]3,'S^fii[s 6t€^s räi ITa-] 4.-9)/[ä«
In einer ansahl von fallen ist es sweifelhaft, ob ein versehen vorliegt,
oder ob D. seine mit anderen quellen in Widerspruch stehende lesung den ■
Strassburger gipsabgüssen entnommen hat: eine kurse diesbesügliche
notiz D.'s würde allen sweifel beseitigt haben. So kommt man in die
gefahr, ihm unrecht zu thun. Die falle sind folgende:
nr. 80. An erster stelle hat D. mit Cesn., auf dessen wiedergäbe
in der regel wenig verlass ist me, Sc hm. (nach Brandis) ein ziemlich
klares nt.
nr. 84 s. 1: Sohm. und Cesn. geben na'si'ni' ohne andeutung
irgend welcher zeichenreste vor oder nachher, D. ti * na *«t*nt' P
nr. 86 s. 2: D. tu, Cesn. und Schm. 7^ ta, Schm. 7* to.
nr. 92 s. 1: D. to, Cesn., Schm. (alle drei copien) und Neub.
nach dem Berliner gipsabguss ia,
nr. 98 s. 1 hat D. an erster stelle «a. Seh m. (beide copien, in !• nur
der Querstrich undeutlich), Cesn. und Neub. nach dem Berliner gips-
abguss i»t.
nr. 97. Den divisor bieten weder Hall noch Schm. Cesn. hat
ein stricheichen zwischen o' und na.
nr, 108. D. to' no'ke'f' bei Schm. und Cesn. ist vonresten eines
vierten seich ens nichts su sehen.
Eine prindpielle einwendung habe ich s. t. gegen den gebrauch der
^stehenden schrifb^* zu machen. Durch stehende (bei im übrigen oursiver
Schrift) willD. (v^.p. 6) kenntlich machen: „ein unvollständig erhaltenes
oder wahrscheinlich ungenau überliefertes, aber doch erkennbares
seichen'S Den begriff „erkennbar** fasst D. doch öfters etwas sehr weit,
so ist in nr. 2 s.l U* o' stehend gedruckt, danach müssten die seichen auf
dem stein unvollständig erhalten, aber erkennbar sein. Die tafel bei Cesn.
seigt jedoch eine lücke, bei Pier, nur ganz undeutliche spuren, die an
und für sich alles mögliche bedeuten könnten. Die zeichen sind somit,
B«itrBg« I. kand« d. Ig. fprsoben. JX, 11
162 H. Voigt
zwar zweifellos riohtig, aber doch ergänzt ond wären besser in eckige
klammem zu setzen gewesen.
Femer ist in einer anzaU von fallen oarsive sohrift angewandt, wo
stehende sohrift das richtigere gewesen wäre, da die zeichen nur nnvoH-
ständig erbeten oder unsicher sind; dies betrifft folgende zeichen:
nr. 68, z. 8, grappe 6 ke; nr. 87, z. 2 Ji' und a ; nr. 98 vo^ ja - und ro]
nr. 108 po; nr. 109 na; nr. 118 ra; nr. 184 va- (von D. selbst auf der
Schrifttafel als fraglich bezeichnet).
Von anderen versehen oder ungenauigkeiten habe ich mir notiert:
nr. 81—33 fehlt die bemerkung, dass die schrifb rechtsläufig ist,
ebenso bei nr. 88 f., nr. 56 und nr. 127.
nr. 84, z. 2. Statt des cursiven fragezeichens vor pa * gehört ein stehen-
des an den anfang der zeile (vgl. vorwort p. 5).
nr. 62. z. 2 am Schlüsse nicht divisor, sondern ein horizontaler strich,
der die abkQrzung andeutet.
nr. 66, z. 1 ist t« * cursiv zu dracken, weil zweifellos überliefert (von
Gesn., Ball, auch Neub. liest so); ebenso nr. 68 z. 4 ka, nr. 103 ia.
nr.72, z.l (a. e.). Vor to'i' steht kein divisor, sondern es reicht aus
dem über der insohrift befindlichen relief ein Stuhlbein in die inschrift
herein,
nr. 100. In der griechischen Umschrift ist das /- fälschlich schraffiert
gedruckt.
nr. 120 giebt D. ohne jeden divisor; doch hat Sc hm. IX 7, welche
kopie Hall für die beste erklärt, am ende von z. 2 einen deotUcbeu, von
z. 3 einen etwas verwitterten divisor.
nr. 122. In der griechischen Umschrift müsste x€ schraffiert gedruckt
sein.
M. 168. D. giebt an, die legende des av. sei bustrophedon; bei Sc hm.
und Lang ist sie aber durchweg rechtsläufig, Gesn. Sal. nr. 298 scheint
linksläufige legende zu bieten.
M. 173. D. giebt als legende des rv. ^*(?); bei Gesn. Sal. p. 289
wird für den rv. von nr. 294 auf nr. 293 verwiesen : dort steht im ring
des henkelkreuzes nur a, freilich zweifellos irrig statt ku. Darnach wnr
kw stehend zu drucken, das f ragezeichen aber wegzulassen.
M. 177. In der griechischen Umschrift des rv. lies Ni[xo&afim],
M. 186 1. Stasandros statt Stasanor.
M. 195 l. av. wie in nr. 194, rv. wie in nr. 194.
Endlich sind die Quellenangaben, citate u. s. w. nicht immer von der
wünschenswerten Zuverlässigkeit, manche drackfehler sind stehen ge-
blieben, auch sind in beschränkter zahl verschen untergelauien.
Was zunächst die citate Hall Proceed. angeht, so bezeichnet D. mit
dieser abkürzung zwei ganz verschiedene publicationen, die meisten citate
beziehen sich allerdings (vgl. p. 6) auf den aufsatz in den Prooaedings of
the Am. Or. Soc.'). Dagegen bezieht sich das citat Hall Proceed. unter
^) Die Seitenzahl XXYII ff. gilt übrigens nur für die urBprüuglicbe
Anzeige. 163
or. 59 und 60 auf Prooeedings of the miiversity convocation hold ai Al-
baoy N. Y. Joly 1875.
Non die.einxelheiten: nr. 64 lies Gesn. Sal. p. 200 f.
nr. 79 1. Sohm. Epioh. t. XXI n. 9.
nr. 93. Schmidt giebt nicht ein ti- in der mitte von z. 2 (beide
oopian sind einzeilig), sondern Nenb. giebt nach dem Berl. abg. den
tchlnss der inaohr. so:
6 * mt * M * ti {f)\\ka' ifiifi)* Xf^^ixü
nr. 99 1. von links nach rechts.
nr. 100. Unter den qnellenangaben fehlt: Cesn. Cypr. t. III n. 12.
nr. 122-25 lies Cesn. Sal. p. 100 ff.
M. 158 1. Lang vol. XI p. 12 nr. 7.
M. 167 fehlt die qnellenangabe Lang Num. Chr. Ser. II, vol. XI
p. 14, n. 22.
M. 185 1. Lang pg. 14—15, n. 27—30.
M. 188 1. Lang pg. 18, n. 13—15.
Nachdem ich im vorhergehenden mich lange genug bei äosserlich-
keiten nnd kleinigkeiten aufgehalten habe, gehe ich nunmehr auf den
inhalt der Deecke 'sehen Sammlung ein. Wenn ich hierbei mich des
öfteren zu einer von der seinigen abweichenden ansieht bekennen muss,
so wird, denke ich, niemand darin eine herabsetzung des wertes der Samm-
lung erblicken.
Von den in dieser Sammlung vereinigten inschrifben erregen natür-
lich zunächst diejenigen unser interesse, welche D. bisher noch nicht be-
handelt hat (die andern nur, insoweit D. von seinen früheren deutungen
abweichendes bietet), und unter diesen wieder besonders diejenigen, welche
AI. Palma di Cesnola (nicht mit Luigi Palma di Cesnola dem Ver-
fasser von Cyprus zu verwechseln) in seinem buche Salaminia (Cyprus)
veröffentlicht hat. Seine deutungen hat D. jetzt in einem 2. nachti-ag
zur lesung epichorischer kyprischer inschriften (in dieser Zeitschrift VIII.
pg. 143 ff.) ausführlicher begründet'); in vielen fallen wird der hinweis
anf diesen 2. nachtrag genügen.
ausgäbe der Proceed. in einzelnen heften; jetzt sind sie vereinigt als
Appendix dem Jonmal of the Am. Or. Soc. beigefugt; der betr. artikei
findet sich im App. zn vol. X 2 p. CLVII fi. Bei dieser gelegenheit will
ich bemericen, dass in eben diesem vol. X des Journal dem Hall 'sehen
artikei „The Cypriote Inscriptions'^ nur 7 tafeln beigefügt sind; die 8.,
welche in dem seinerzeit erschienenen separatabznge enthalten war, fehlt
leider, und zwar nicht etwa nnr zufällig in meinem exemplar, denn die
beiden Inhaltsangaben im innem und anf der rüokseite des bandes geben
übereinstimmend an: with seven plates.
') Eigentomhoh ist, dass weder die Sammlung auf diesen 2. nachtr.,
noch dieser auf jene mit einem werte bezog nimmt.
11*
164 H. Voigt
Bevor ich aaf einzelnes eing^ehe, föhre ioh die^ienigen inschriften an,
von denen die Sammlung den ersten deutnngsveranch bringt, der über-
haupt gemacht worden ist; hiervon ist natürlich manches anfeditbar, D.
befleissigt sich selbst grosser reserve, doch ist seine meinung in jedem
falle beachtenswert. Diese erstmalig gedeuteten inschriften sind folgende :
nr. 11, 14 (sehr hypothetisch), 25, 33 z. 2, 43 (sehr zweifelnd), 44, 49,
58, 101, 111, 115, 117 f., 121, 122->5 (die lesong von Sayce ist völlig
verfehlt), 138, 139—41, 147, 149.
In der einleitnng p. 9 sagt D.: „die schrift läuft in der regel von
rechts nach links , durch einwirkung der gewöhnlichen griechischen
schrift findet sich aber auf späteren denkmälem auch die richtung von
links nach rechts". Nun sind folgende inschriften sicher rechtsläufig:
nr. 31 — 33, 38 f., 46 f., 56 f., 127; bei keiner aber spricht etwas dafür,
dass wir es mit einem „späteren denkmal'* zu thun haben, ja bei zwei von
ihnen lässt sich mit ziemlicher Sicherheit das gegenteil beweisen.
Auf nr. 39 wird ein konig Tifioxagi^ genannt, der jedenfalls mit dem
auf M. 193 als vater des Zraaljroutog genannten TtfioxoQ^ identisch ist:
Stasioikos regierte aber um 440, sonach ist die inschrift nr. 39 doch
keinesfalls später als 440. In noch weit ältere zeit (anfang des 7. Jahr-
hunderts) gehören die beiden goldenen armbänder aus Kurion (nr. 46 f.),
wenn der auf denselben genannte könig ^Eri^pov^Qo^ wirklich mit dem
aus assyrischen denkmälem bekannten Ithuandersar Paappa iden-
tisch ist.
Andrerseits zeigt gerade das denkmal, welches D. als „weihinschrift
aus makedonischer zeit, wohl die späteste erhaltene steininschrift" be-
zeichnet (nr. 41), linkslänfige schrift, ebenso die phönizisch-kyprische
bilingue nr. 59 (fast die einzige sicher datierbare inschrift), welche um
das jähr 380 anzusetzen ist. Damach dürfte meine hypothese (a. a. o.
pg. 266), dass umgekehrt die kyprische schrift ursprünglich rechtsläufig
gewesen und erst später — vielleicht durch phönizischen einfluss (?) —
linkslänfig geworden sei, die grossere Wahrscheinlichkeit für sich haben.
nr. 1. D. schliesst sich ganz an Pierides' lesungan: mir scheint
das 6. zeichen der 2. zeile eher me * als m% * zu sein , vgl. das iUmliche
zeichen nr. 15 z. 2, dem nur der vertikale strich unter dem kreuz fehlt
(s. Schrifttafel das zweite zeichen für mi* und das erste für m«*). Dasmi*
in z. 1, sowie in nr. 2 ist wesentlich anders geformt. Darnach wäre
auch hier wie in nr. 15 ^ xor^^xe zu lesen.
nr. 4. Ist das va* bei Cesn. doch richtig (nicht wie D. vermatet
aus e ' verlesen), so würde ro]; natpCa^ ^a[vdaaag zu ergänzen sein, vgl.
nr. 38 f.
nr. 11 liest D. von links nach rechts . . . . j>i * a * . . . . und erkennt auch hierin
tag IIa]ipüt[s. Die deutung ist nicht zweifellos , da alle anderen gleich-
artigen inschriftfragmente (nr. 4 — 10, nr. 12) linkslänfige schrift zeigen
und die weglassung des divisors bei Pierides, der nur eine Umschrift,
nicht eine nachbildung des Originals giebt, nicht dessen fehlen auf dem
stein beweist.
AnBaigo. 166
nr. 16. Weihinsefarift von gans iUiDlaoher fusung wie nr. 2, aus
Cesn. Sal., Tgl. 2. nachtng nr. XXI. Interessant ist, dass sich hier tdg
ITwpffwtf findet, wahrend die inschriften von Cbytr6a (nr. 1 ff.) nor die
form Ilmftia kennen {ITmptja anch in nr. 69). D.'s I4}>t&fr6^fiif ist
zweifellos richtig, Pierides* I4^un6{^tfuf widerspricht den leseregeln,
es müsste a * rt * «t * to * statt a * rt * m • to * geschrieben sein.
nr. 16 (ans Cesn. Sal., vgL 2. nachtr. nr. XXII).
nr. 17. Diese, wie die gleichartigen inschriften nr. 30 a.65, welche
gemeingriechische und epichorische schrifbceichen nebeneinander auf-
weisen, würde ich lieber nicht bilingne, sondern nach Pierides' Vor-
schlag digraphisch nennen.
nr. 80 (ans Cesn. Sal,). In s. 2 liest D. iunid^%aav uxd bemerkt
dazu (2. nachtr. nr. XYII) : „aofiallig ist die erhaltnng des tf in Mcr/^Mrov".
Mir scheint die form xvttid-iaav unmöglich, da der Übergang von e zu »
sonst kyprisch nur vor vokal eintritt, vgl. tafel von Idalion (nr. 60):
intopra^ driUja^ ^in^'a^ ^iov, twtfi. Ich vermute daher »tnid'ifap; das
scheinbare «a* kann recht wohl verstümmeltes ^a* sein, es fehlt nur der
die beiden Schenkel verbindende bogen, vgl. xmi^^Jov nr. 60, 27.
nr. 81 (aus Cesn. Sal., 2. nachtr. nr.XIX). Dieselbeinschrift hatten
schon Beaudouin u. Pottier (Bull, de corr. hell. III p. 847 ff.) ver-
öffentlicht, und zwar fälschlich einzeilig und in folgender, zunächst auf-
fälliger fassung:
e- mt • o'ta'wne'pa* ai'O'na'i' o*
Die abweichung erklart sich aber auf einfache weise. Ihr gewährsmann,
Aristides Michailidis, nach dessen kopie sie die inschrift mitteilen,
hat falschlich von links nach rechts gelesen und das original
1. o-na'i'o*
2. ne'na* st'
8. o'ta'w
4. 6 ' mt *
ohne angäbe der Zeileneinteilung, indem er z. 2 na' in pa' verlas, so
kopiert:
o'i'na'O' n 'pa'ne'wta' o* mi'4'
Diese vermeintlich einzeilige inschrift haben nun die Franzosen in um-
gekehrter richtung gelesen und sind so zu der oben gegebenen fassung
gelangt
Auf dieselbe weise ist die abweichende fassung, welche Beaud. und
Pott, „deren text fidschlich einzeilig ist und irrige wortfoige hat'^ (D.
2. nachtr. nr. XX) von nr. 88 geben, zu erklären. Das original (bei Cesn.
Sal) lautet:
1. U'mo* kw pa'ra' 84'
2. s * mt *
8. U'mo'da'mo'
Aristides Micha'ilidis hat wiederum von links nach rechts gelesen
and ohne angäbe der Zeileneinteilung, indem er in z. 1 ^* in m«* verlas
«nd das letzte (eigentlich erste) zeichen fibersah, so kopiert:
M * ra * |Ni * ms * ma * m$ * « 'ffio * to * mo * h' '
166 H. Voigt
Di« Franzosen haben ivieder in eatgegengesetiter riohtung gelesen :
<t • mo • ta ' mo ' e*m% ' mo ' me' pa*ra' se'
durch conjector das fehlende ti' ergänzt and me' in ku- verbessert: so
haben sie dieselben werte, nur in umgekehrter reihenfolge-
nr. 24 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XVIII).
nr. 86. D. vermutet jetzt in Slnas, welches er früher als Slntu^
erklärte, ein eigentümliches kyprisches wort für „weihgcschenk*', dass er
dann auch in einer andern inschrift (nr. 102) wiederfindet; in nr. 98 er-
kennt er zweifelnd einen plural dazu ra Slnaja (wo die entstehung des
j unklar ist) und in nr. 49 u. 122 ein abgeleitetes verbum Smavi.
nr. 80 (nach Beaud. und Pottier, vgl. 2. nachtr. nr. XII).
nr. 81 f. Die deutung des 5. Zeichens als^'o* hat D. wieder fallen
lassen und erkennt darin ein paphisches zeichen für o* (ebenso innr. 41).
nr. 45. Den ersten namen liest D. jetzt mit Ahrens "Aqusxoxojwv.
Meine bedenken gegen vviS^xe z. 2 f. (a. a. o. p. 282) halte icb aufrecht
und ebenso meinen verschlag, unter der annähme, der verfertiger babe
den querstrich des mi- i^lschlich oben statt unten angebracht, fitv l^xf
zu lesen ; nur halte ich jetzt fitv für den acc. des pron. pers. der 1 . per-
son, vgl. fii nr. 2, utv nr. 71. Das simplex tl^rixe liest D. vermutungs-
weise in nr. 96.
nr. 49. D. vermutet: me\ti*pa' fi^iSina^ was jedoch wegen Vernach-
lässigung des divison höchst bedenklich ist.
nr. 58 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XXIV). Dort steht auch
der hier fehlende divisor nach o.
nr. 60 (tafel von Idalion). D. hat meine deutung der mnnzbezeicb-
nung ti' (z. 16 und 26) als (f/(f^;if/ioi^ acoeptiert und in glücklichster weise
vervollständigt, indem er das darauffolgende e ' als abkürzung von *H^dXta
oder *HSaXucxa deutet. In der tat würde eine rechnnng nach „halben
didrachmen*' etwas sonderbar sein.
In der hexameterinschrift nr. 68 ist bemerkenswert, da38 D. jetzt
KaqfSHßCtva^ statt des früheren K^aaxhjava^ liest, offenbar um den Verstoss
gegen die leseregeln, nach denen KjQiar^ nicht ka' ra ' 9% 'ti' sondern ka '
ra'sa 'ti' geschrieben sein müsste, zu beseitigen; übrigens mit stillschwei-
gender Vernachlässigung des divisors, den die lateinische Umschrift zeigt —
In z. 8 soll av/^onne^ &€/m dXX^ ^^xl^ »VQ niit aphäresis des a von all '
gelesen werden. Das erscheint mir äusserst hart, abgesehen davon
dass das a in dem kyprischen texte geschrieben ist. Ich würde vor-
ziehen : av/&Qwt€, ^tSi/dlX* ftvx^/d xtiq zu lesen. Das durch synizese ein-
silbige ^€m (vgl. d-Boig z. 2 und ^ctSi z. 4) wäre dann vor vocalischem
anlaut verkürzt, vgl. Hom.Il. y. Iö2 Sivd^ip itp^Cofiivoi^ a 15 ;tipv9^$i«ya
(Tx^ffT^ (dass die stellen kritisch angefochten sind, ist fär unsem zweck
gleichgültig).
nr. 74. Warum nicht z/4fW^e/i44f] geschrieben ist, wie X>»a0imQo{s]
nr. 75 u. s., ist mir unerfindlich.
nr. 77 (vgl. 2. nachtr. anter nr. XY). Bei Cesn. und Schau, be-
ginnt die inschrift bei ne 'U'k$, Kbenio lie^t Neubauer. D. setzt
Anzeig«. 167
den sameD des weihenden an erste stelle, wofor allerdinipe der grebntaoli
spricht, und bemerkt: „der anfang scheint nicht ganz sicheres Doch
hätte er besser gethan, die bisherige Wortfolge im texte beisabehalten
und seine Vermutung über den anfang in der anmerkung anssospreehen.
Im übrigen muss ich auf diese inschrift unter nr. 122 noch einmal zu-
rückkommen.
nr. 9d. D's. üraa^ofio^ ist sehr unsicher. Das erate seichen (s. o.
p. 161) scheint vielmehr mi' zu sein, auch die beiden ta* sind sweifelhaft,
da bei Cesn. beide, bei Sohm. 1* wenigstens das erste, völlig dem
7. zeichen e - gleichen.
nr. 94. Da Neub. dieselbe inschrift e' wni' M'ie' liest, scheinen
noch andere zeichen ausser ^a* zweifelhaft zu sein.
nr. 96. D. hält Schm. XII 9» und 3b für copien derselben inecbrifb
und combiniert aus beiden folgende lesung:
e •f'me'W se'ie'ke'to'e-TßO'i*
Ich halte aber meinen widersprach g^en die identität aufrecht. Schm.
XII 3^— Cesn. Cypr. 20 enthält lauter klare zeichen:
e'mo'ge'/ie'ka'io • e'po* /
3»= Hall 18 aber lässt nur folgende zeichen erkennen:
« • i • se • se • i • ?• to • « • — • te *
Ob zwischen den beiden ersten zeichen überhaupt je noch etwas ge-
standen hat, wie D. annimmt, ist zweifelhaft. Das erste « ' könnte aller-
dings auch m«* sein (8^ zeigt an der entsprechenden stelle mo'\ das dar-
auffolgende m * ist zweifelhaft (d^M*), das 4. zeichen könnte verstümmeltes
*e*8ein(3i> divisor), das 5. eher i* als U' (3^ te'), das 6. ist unerkennbar
(3i> ka')\ an vorletzter stelle ist keine spur eines Zeichens zu entdecken
(3bi>o-)i das letzte zeichen ist eherte- als !• (3bcliv.)~Hall bemerkt zu nr. 18:
„die inschrift ist beinahe verwittert und es scheint fast unmöglich
eine gute lesung aufzustellen. Es ist schwierig risse von schrift-
zeichen zu unterscheiden. Die tafel stellt die inschrift so genau
wie möglich dar'% und kommt, wie er versichert, nach langem Studium
des Originals, zu folgender lesung:
Dass demselben original Cesn. und Birch (auf welchen Schm.
3b zurückgeht) ihr
e' mo'^e- /te' ka' to'e' po ' l
entnommen haben sollten, erscheint mir, trotz der Übereinstimmung ein-
zelner zeichen, undenkbar. Damit föllt aber auch die auf der identität
beider kopien beruhende lesung Deeckes.
Unter nr. 109 sind Sohm. Epich. XIV, 2 (« Hall n. 15) «nd XX,
*1 (zsCesn. Cypr. 27) vereinigt, deren identit&t D. mit g lüokliohem blicke
erkannt hat.
nr. 122—125 sind die verschiedenen insohriften eines klaiüM steiner-
nen dreifusses, der unter den funden AL Cesnolasin msdiclier besie-
hung das interessanteste stuck ist (vgl. 2. naohtsag nr. X¥).
Die randinschrift des beckens (nr. 122) zeigt nämiich «ine merk-
168 IL Voigt
würdige verwMidtsohaft mit nr. 77; zur veransohsaliohnng stelle ich sie
snsamineD :
nr. 122 Ü'ma'la'ko'M'zo'U'e'wlo'/ii'iye'tt' pa' fpo'U'w /
nr. 77 ka* ma 'la'ko* M'to'Ua' ne - te- k€'
4• po' lo * ni'
a'po ' lo' ni*
Die gröese der lüoke in nr. 77 l&sst sich nicht feststellen. D. ist
von der Identität beider überzeugt and stellt den mutmasslichen Sach-
verhalt kurz so dar: „Lnigi Cesnola hat das fragliche objekt gekannt,
aber nur einen mangelhaften abgn88(?) der ran dinschrift genommen. Der
dreifnss der sammlnng Alex. Cesnola ist eine nnvollkommene nach-
ahmnng des verlorenen oder versteckten Originals*'. Gegen diese erkla-
rang erheben sich aber gewichtige bedenken: einmal ist es unwahr-
scheinlich, dass L. Cesnola, wenn er einmal eine kopie nahm, nicht nur
sieben zeichen der randinschrifb, sondern auch den aohtstrahligen stem im
innem des beckens(nr. 123) unberücksichtigt gelassen haben soll. Ebenso
unwahrscheinlich ist es aber auch , dass der verfertiger der kopie
[o-] ne'te'ke zu pa/paU-ne/ entstellt haben soll.
Doch sehen wir uns erst den aohtstrahligen stem im innem des
beckens etwas naher an. Er enthalt folgende zeichen:
1. ka'i*re*U-
2. U'U'ti'ja'
3. po^U^po'o*
4. urve'le'to •
6. e 'po 'toMe'
6. u*o'a*ru'
7. 6' ta' H ' o'
8. keja^U^ra*
In der mitte des stemes steht ein w«, weiches D. zu z. 2— 4 n. 6—8
zieht Zu z. 3 bemerkt er: „das po -iepo-o- ist eine nachahmung der
von Brandis (p. 660, z. 3) so verlesenen und irrig rolyiSv gedeuteten
zeichengrappe in nr. 68, 4, die in Wahrheit (poro-ne- o- [t]) tp^opitd zu
lesen ist". Diese bemerkung machte mich sofort stutzig. In der tat ist
die ähnlichkeit von z. 3 mit Brandis p. 660, z. 8 augenfällig. Aber
wie ist das zu verstehen: „eine nachahmung"? Wenn der verfertigerein
original vor sich hatte, welches er kopierte, wie kam er dazu, hier von
diesem original abzuweichen? Dies bewog mich, auch die anderen strahlen
des stemes auf solche „nachahmungen" hin zu prüfen und den etwaigen
vorbüdem nachzuforschen. Bei sämmtlichen seilen stellte sich da die
mögliohkeit einer entlehnung aus Brandis „versuch** heraus:
1. A»'i-rs-fe-(aus n. 68, 4) Brandis p. 664, nr. !
2. H'W ti 'ja ' ne • verlesen (oder verschrieben) aus
kate-a-ja^m* (nr. 60, 27) Br. p. 667, n. 13
3. siehe oben. Bp. p, 660, nr. 22, auch p. 656, n. 8
4. [e]u've'le'to'ne' (vgl. M. 171) Br. p. 669, n. 22
6. 4'po'to'ie (fttts nr. 37) Br. p. 666, nr. 8
. Anzeige. 169
6. uoa'ru-ne' verlesen aus [ka- ra']u'o- tns' no - ne (nr. 60. 9)
Br. p. 654, n. 1 (?)
7. etaU'o'ne' (aas nr. 60, 1) Br. p. 655, n. 9
8. k$'jate'ra'ne' verlesen ans [io'Jni'ja'te'ra'ne' (n. 60. 3) Br.
p. 657, n. 13.
Dadaroh aber ist meines erachtens erwiesen, dass wir es nicht mit
einer verhältnismässig harmlosen kopie, sondern mit dem werke eines
kundigen falschers zu tun haben.
Für die randinschrift (n. 122) kann allerdings Br. nicht die quelle
sein, da er wohl die gruppen »la'^s'A:«' und tQ'U'a- p. 657, nr. 13 und
[to']a'po'lo- m' ' p. 663 n. 33, nicht aber die gruppe ka'tna'la'ko's^'
giebt: für einen teil dieser randinschrift ist also wohl die hypothese D.'s
zutreffend, dass sie eine kopie des Originals von nr. 77 ist. Der falscher
trug die worte a'po'kf ni' ka' ma'la' ko' se-to' U' a * rechtsläufig ein
(das original ist linksläufig), schrieb aber «* statt a* (beidemal) und tt*
statt ka'\ denn umgekehrt nach unsrer inschrift in nr. 77 ka' in t%- zu
ändern erschemt mir unzulässig. Die ersten drei zeichen beliess er in
der ursprünglichen richtung und verlas nur das etwas verstümmelte ke *
(nach Br. 657, n. 13) in pa. Den rest der randinschrift setze ich wieder
ganz auf rechnung des lalschers, wenn ich auch zur zeit die quelle, aus
welcher er geschöpft, noch nicht nachweisen kann. Dagegen erklären
sich die rätselhaften zeichen unter den drei füssen und unter dem becken
wieder durch die benutzung von Brandis; der fölscher hat von den
zeichen, welche Br. p. 670 für die 4 vokale i, e, o, u giebt, je das an
erster stelle stehende gewählt (für e das jt tzt richtiger ve • gedeutete zeichen)
*und dieselben willkürlich auf die 4 stellen verteilt, welche er mit schrift-
zeichen zu versehen wünschte. —
Ich verkenne nicht, dass meine hypothese einer falschung mancher-
lei bedenkliches hat; doch scheinen mir die bedenken unerheblich im
vergleich zu den kühnen annahmen, zu welchen D. seine zufiucht nehmen
muss, um der inschrift einen erträglichen sinn abzugewinnen.
nr. 126 (aas Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr.XVl). Die Inschrift bietet
durch eigentumliche zeichen besondere Schwierigkeiten: D. hat sie in der
bauptsache richtig gedeutet. Er betrachtet die mannigfachen eigentüm-
lichkeiten der Schreibung als zeichen dafür, dass die inschrift in später
zeit verfasst and flüchtig geschrieben ist. Doch bleibt die Schreibung:
to- to' me' a'U' fvLT |-o(t>) d6fu(v) '^(i)<fi}(«) mit Vernachlässigung des v vor
vokalischem anlaat ond des inlautenden iota subscriptum bedenklich. Inter-
essant sind die anklänge an homerische formen in vQÜfnv (aor.) und
SofiiVy sowie der conj. aor. avilijai7(().
Am meisten bedenken erregt der schlnss der ersten nnd der anfang
der letzten zeile. In z. 1 soll das vorletzte zeichen st* sein, doch gleicht
es keiner der zahlreichen überlieferten formen für m* auch nur einiger^
massen: auch das letzte zeichen (D. te) unterscheidet sich wesentlich von
den vier te' in z. 1 und 2. In z. 8 erklärt D. das erste vollständige
zeichen fürte*, wie ich glaube, mit unrecht; es gleicht den beiden o * in
z. 1 ziemlich genau. Davor hat meines erachtens nicht noch ein zeichen
B«lträg« s. kiiDd« d. ig. sprscben. IZ. 12
170 H. Voigt
gestanden : wenigfstens ist das, was D. für den oberen arm eines me * halt,
nach der abbildung bei Cesn. nur ein riss im rande des bleistreifens.
Das 8. zeichen deutet D. als Je ; doch ist in einer Inschrift , welche das
^ nicht erhalten zeigt, wohl kaum das vorkommen von j anzunehmen.
Sonach steht D.'s fjifidk ipvj'fi anf ziemlich schwachen fassen.
nr. 187 (aus Cesn. Sal.). D. zweifelt an der korrektheit der Über-
lieferung und verwirft die lesung von Sayce und Birch, weil sie zu
der abbildung nicht stimmt. Gegen dieselbe spricht auch, dass xora-
(ftfiae^ wo übrigens das fehlen des augments aufiTällig ist, ka'ia'se'tese' statt
des zu erwartenden ka'ta-8a*te'$e- geschrieben ist. Man könnte ein ver-
sehen des Steinmetzen annehmen, der ta' und te' vertauschte; dann wäre
ha- U'se'ta'se' xat^araa^ zu lesen. Das vorletzte zeichen ist nur in spuren
erhalten, welche aber für ta - sprechen, das letzte ist nur ein kreuz, was
me ', aber auch a * sein könnte. Damach lese ich vermutungsweise die
zweite hälfte:
Teariataae tä *A\if>^dlxäi.
nr. 128 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nacbtr. nr. XXIII). D. giebt die
inscbrift nach der lesung von Sayce, deren Zuverlässigkeit sich nicht
controlieren lässt, weil die abbildung bei Cesn. zu unvollkommen ist;
was sich jedoch dort erkennen lässt, spricht nicht für Sayce; eine noch-
malige vergleichung des Originals ist dringend wünschenswert.
nr. 129 u. 130 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XXVIII f), glas-
ring und toilettenkästchen mit gleichlautender inschrift. Letzteres ist
übrigens nicht, wie D. irrig angiebt, von Schildpatt, sondern besteht aus
den beiden schalen einer muschel, welche durch ein bronzenes schamier.
verbunden sind. Die inschrift deutet D.:
^aßldris l^ßQod-atM
wobei der dativ auffällig ist. Der verfertiger beider Inschriften scheint
der kyprischen schrift nicht eben kundig gewesen zu sein: er hat offen-
bar eine einzeilige vorläge gehabt und nach derselben rein mechanisch
die zeichen von links nach rechts eingetragen.' Nur so erklärt es sich, dass
in nr. 129 die zweite zeile den anfang der inschrift enthält» ja in nr.
130 nur die beiden ersten zeichen in der unteren zeile stehen. Warum
sollte man einem so unkundigen manne nicht auch das weglassen eines
Zeichens zutrauen? Darnach scheint mir diedeutung: ^taßiäiig ^(pQo[SfJiri^g]
6 l[€Q€vs nicht zu gewagt. Dass derselbe fehler beidemal erscheint, kann
daher kommen, dass die eine inschrift wieder nach der andern kopiert ist.
Bei nr. 131 scheint es fraglich, ob die zeichen überhaupt kyprisch
sind; verdächtig ist namentlich, dass auf jedes zeichen ein divisor folgt,
was sonst nirgends vorkommt.
nr. 135 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XXVI).
nr. 136 (aus Cesn. Sah). Für das zweite zeichen schwankt D. (2. nach-
trag nr. XXVII) zwischen e' und «ti*, ich möchte es für x«*, das 8. für
no ' halten. Dann ergäbe sich, unter der annähme, dass dem letzten seichen
der querstrich fehlt, der es zu o- machen würde: o S(vto(v)6ao (seil, (rric/i-
vos). Btvwvdag bei Wesch. und Fouc. n. 814; zu dem gen. auf -ao vgl.
KvTiQayo^o n. 79.
Anzeige. 171
nr. 1B9 könnte auch, wie bei Gesn. 8al p. 45, über köpf gelesen
werden, dann erg&be sich die lesung: ia'pi'iß' JaßC^r^g), Derselbe
name findet sich oben in. nr. 129 f., wo ebenfalls dem U' der untere
qnerairich fehlt.
Za den münzen habe ich nur weniges zn bemerken. Die quellen-
angaben könnten gelegentlich mit rücksicht auf nicht-numismatiker deut-
licher sein; über den katal. Behr konnte mir selbst ein numismatiker
keine auskunft geben.
Diesem katal. Behr ist a a. nr. 155^ entnommen; ich habe darum
nicht nachprüfen können, inwieweit das ko * des av. zuverlässig ist, welches
allein dafüir spricht, M. 155 u. 156 dem Euagoras zuzuteilen, während die
pragung auf einen könig aus der familie des Euelthon hinweist.
nr. 157. Das na* des av. halte ich, wo es sich findet, für verstüm-
meltes pa- und bezweifle den titel vavagxos für Euagoras II.
nr. 160. Auf den beiden exemplaren, welche Luy n e s vorgelegen haben,
steht hinter dem zweitens * noch ein zeichen „phönizischem waw ähnlich^^ (L.).
Aufiallig ist auch Stellung und form des angeblichen divisors nach dem
ersten u ; da ein solcher sonst nur als punkt am ende von münzlegenden
erscheint, halte ich den strich hier für ein Zahlzeichen. Das na* ist auch
hier nicht zweifellos, da das zeichen bei Luyn. VI, 8 noch einen 3. quer-
strich zeigt.
nr. 175. Die zeichen des rv. hat D. durch glückliche combination
der auf verschiedenen exemplaren vorhandenen reste zum ersten male
festgestellt und gedeutet und aus diesen münzen einen bisher unbekannten
kyprischen könig Menetimos nachgewiesen.
nr. 176. In den zeichen des rv.:
mi • la'
ni '
m • sa •
wollte schon Schm. (Id.p. SO) Zakafiiv([€av] erkennen, aber er deutete das
mittlere m- falschUch als «a* und Hess das zeichen rechts unten unberück-
sichtigt. D. liest Ni[xo6dfi(o\ £elafiivf[wv]. Interessant ist die namens-
form S^lafjLlviog^ die gemeingriechische form findet sich in nr. 148.
Ebenso ist der rv. von nr. 178 von D. zum ersten male gedeutet :
Ni{xo6&fiio\ jaa^*Ta[ow?]*).
nr. 183. Die lesung ist von D. nach einem abguss verbessert : er
liest auf dem rv.:
ßaaili[j:og\ ^ra<rA^o/[xai].
Ich hatte (a. a. o. p. 297) mit Pier. 2taat3^Qajiog\ gelesen. Nun muas
natürlich auf dem av., wo ich [2TaaC\j:oi»o[g\ gelesen, ein anderer name
gesucht werden, und D. liest dort ßaaiUhg^Ovd\a(fouio\ji\,
nr. 185. Das nu * ist höchst zweifelhaft ; nur auf der letzten der vier
von Lang angeführten münzen (nr.SO) findet sich neben pu' ein jsweites
zeichen, dessen form übrigens von der des sonst nw gedeuteten Zeichens
^) Das ex. des Berl. mus., welches ich früher verglichen, hat übrigens
in der mitte des ringes zweifellos pa] so auch Brandis.
172 H. Voigt Anzeige.
durchaus ver8chied«n i*t. Da Lang von dieser BkSnze keine abbiUiang
giebt, lässt sich seine wiedergäbe der seichen nicht oontrolieren.
nr. 198 hat D. gewiss richtig dem Btasioikos zugeteilt and den aT
zuerst vollständig gelesen:
[fiaaiUvs £TaaC]j:o[i]xos Kv^vg,
Von besonderem interesse ist, dass Xv^vs d. i. Kovqu{% (was schon B I a a
Wien. num. ztschr. V p. 18 vermutet hat) kwri' •'w »e- geschrieben ist:
ein sehr erwünschter beleg dafür, dass wirklich der 5. vokal im Kyp-
rischen noch den u-klang gehabt hat. Ferner kennen wir nunmehr eine
paphische königsfamilie in drei generationen : Timocharis, seinen söhn
Stasioikos und seinen enkel Onasioikos.
nr. 196 trägt 'zwischen den fiissen des stiers die zeichen a- ri. Ist
dies etwa abkürzung von *AQlßao£ und die münze dem in nr. 41 «genannten
Aribaos, vater des Amyntas, zuzuteilen?
nr. 198. Das vermeintliche a * dürfte oniament sein, wie der 8-strah lige
Stern auf den münzen Cesn. Sal. p. 295 n. 309 und Luyn. V, 5 u. 10.
nr. 200. Die zeichen des rv. machen in ihrer sonderbaren, unsymme-
trischen Stellung den eindruck, als ob sie erst nachträglich beigefügt
wären; sonach hätte eine Überprägung stattgefunden.
So wäre ich denn zum schloss dieser ausführlichen besprechung ge-
langt. Noch einmal sei hervorgehoben, dass die mancherlei kleinen aus-
Btellungen das gesamturteil über den wert der Sammlung nicht wesentlich
beeinflussen können. Sie ist eine höchst dankenswerte Zusammenstellung des
zerstreuten materials an inschriften und münzlegenden, sie orientiert in
bequemster weise über das bisher auf diesem felde erreichte und bietet
die grundlage für eine zukünftige behandlang des kyprischen dialekts.
Leipzig. Han» Voigt
Eyprisch piva.
Nr. 184 der Sammlung der kyprischen inschriften zo ' li * na * pi * Ta
ist wol zu lesen : 2MJva ßCpa =r att. (uiaa in dem sinne von C^aa xunr-
taxivaai (ro fAVfifÄiiop, r^ aoQov) wofür M. Schmidt Kahnes und
Sohleicher's Beitr. Y 904 die beispiele zusammengestellt hat. Z. b.
Cig. 1957 c. : Ovlnta Nv[Afp\(g) iavry C^a. ^,4ebend'* adj. heisst also kypr.
/J/>off, /J/>a, ß^^ovy während „das leben" fa (= fwij) bedeutet, cf. n. 60.
K. 10. 28. 28.
Mit EvuQunoxQiTfig n. 74, wie vielleicht doch zu lesen ist, vgl.thess.
A(a)xQaTtnnHos Mitt. d. inst. VIII p. 108 z. 6.
Königsberg i. Pr. W. PreüwUn.
Verlag v«n Vandeniioock A Ruprecht in Qdttingen.
Prof. Dr. Aignst Fiek,
Die griechischen Personennamen
nach ihrer Bildung erklärt, mit dem Namensystem ver-
wandter Sprachen verglichen und systematisch geordnet.
so Bogen, gr. 8; Preis 8 uK
Die ehemalige Spracheinheit
der
Indogermanen Europas.
Eine sprachgeschichtliohe Untersuchung
von Demselben.
28 Bogen, gr. 8. Preis S Jt 40 ^
Vergleichendes Wörterbuch
der
Indogermanischen Sprachen
sprachgeschichtiich geordnet
von Demselben.
Dritte mngearbeitete Auflage.
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I. Bd. Der Wortsobatz der indogerman. Grundspracbe, der ansehen
mid der europäischen Spraoheinheit. 63 Bog. gr. 8. 14 Jd
n. Bd. Wortsobatz der Graeoo-Italienischen, der Slavo^Deutschen und
Blavo-Lettisohen Spracheinbeit und Anhang: praso-lettisoher
Spraebscbatz. 14 JH
III. Bd. Wortschatz der german. Spracheinheit. 24 Bog. 7 JL
IV. Bd. Nachwort und Indices Ton Dr. A. Fährer. 32 Bog. 10 JL
Der Indogermanisehe Sprachbau
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seiner Entwicklung.
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„De Graecae linguae äialectis ed. Ahrens''
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von
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Asiatisch-aeoliseh, boeotUch, thessalisch.
20 Bog. gr. 8. Pieis 6 JL
AuB dem Verlag vou Robert P«ppinuller ging in deli unseri^n über:
Sammlung
der
Grieehisehen Dialekt - Inschriften
von
T. Beobtel, A. Benenberger^ F. Blais, H. CoUits» W. Deedse,
A. Fidk, 0. Hinrichs, B. Keiiter.
Herausgegeben
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Text und Umschreibung (mit einer Schrifttafel) von Dr. Wilhelm
Deecke. Director des Lyceums zu Strassburg i. £. 6Bog. n. ITaf.
Lex. 8. Preis 2 UK 50 z*.
Heft II. Die Aeoliaohen Inschriften von Dr. Fritz Hechte l. (An-
hang: Die Gedichte der Balbilia von Dr. Hermann GoUitz.) Die
Thessalischen Inschriften von Prof. Dr. August Fick. 4 Bog. u.
1 Taf. Lex. 8. Preis 2 JL, .
Heft III. Die Boetischen Inschrilten von Dr. Richard Mei$ter.
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wiederhergestellt
von Prof. Aug. Pick.
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Die Ilias in der ursprüngliehen Sprachform
wiedex'hergestellt
von Prof. Aug. Fick.
ca. 20 Bog. Lex. 8.
Druck der lJniv..But;Jnlruckerei von E. \. Huth.
B e i t r ä g e
zur künde der
üidogermanisehen sprachen
hefftusgegelMa
von
Dr« Adalben Bezzenberger.
Neunter band.
Drittes heft.
Göttingen^
Vaadenhoeck und Ruprecht's Verlag.
. 1884.
Inhalt.
Seit«
Zurgeacliichte des avcBtäalphabetes. Ton F. Spiegel - • • - - 173
Eran und Iran. Von jP. Spiegel - - r --------- 189
Uktha^i madag ca gasyate. Von Alfred HiÜehrandt 192
Gaul, amella. \on IVhiiUtj Stokes ..---..--.-. 194
Di« ursprüngliche sprachform der homeriachen hymnen. Von A. Fiek 196
Anorgani9che nasale im ausjaut des ersten gliedes sanskritischer
nominalcomposita. Von H Gat'be 246
Lettische ablaüve. Von A, Beztenberger r---248
Aus einem briefe des herrn pastor dr. BieleneUiu ---*-. 250
Aus einem briete des herrn director dr, Deeeke - 250
Tirüh^tttvvw. Von A. Bezzenberger .- -..- 252
Nachtrag zu dem Verzeichnisse, der Schriften Müllen hoffs. Von
Gustaf Kosadnna 252
Alle für die redaction dieser Zeitschrift bestimmten Sendungen wolle
maa richten an Professor Dr. Adalbert Bezzenberger j Kifnigsberg i. Pr.y
Be99el»tras8e 2.
Ti ",r^^^^>*^-^*
JAN 7 \m
173
Zur geschlchte des avestaalphabetes.
Seitdem Lepsius durch seine abhandlung über das ur-
sprüngliche zendalphabet (1863) wieder auf den werth derein-
heimischen Überlieferungen über diesen gegenständ hingewiesen
hat, ist in die erforschung der einzelnen zeichen dieses alpha-
bets neues leben gekommen. Man begnügt sich nicht mehr mit
den resultaten, welche sich für Burnouf undBopp aus ihren
zum theil ungenügenden hilfsmitteln ergeben hatten, man sucht
jetzt sowol aus der einheimischen Überlieferung als auch aus
den handschriften den genauen werth eines jeden buchstaben
zu ermitteln. In letzterer hinsieht haben neuerdings S a le-
in ann und Bartholomae (vgl. d. Zts. 7, 185 fg.) dankens-
werthe aufschlüsse gegeben, an sie schliesse ich die folgenden
bemerkungen über denselben gegenständ an, den ich bereits
früher einmal erörtert (Kuhn, Beiträge 4, 298 — 313) und seit-
dem nicht wieder aus den äugen verloren habe.
Um allen missverständnissen vorzubeugen muss ich gleich
hier erklären, dass nach meiner festen Überzeugung unser avestS-
alphabet ein ziemlich junges ist, das sich erst seit anfang des
6. jahrh. n. Chr. aus der pehleylschrift herausgebildet hat
Hiermit ist auch meine ansieht über das alter der einheimischen
avestSalphabete ausgesprochen: dieselben müssen in die nämliche
zeit zurückgehen, keinesfalls in eine frühere, denn die alphabete
können doch nicht älter sein als die schrift, welche sie uns er-
klären wollen. Man hat nun das ayestäalphabet bis jetzt vor-
zugsweise mit älteren schrifbsystemen verglichen, mit dem sans-
kritalphabete und <nit der altpersischen schrift, bei der grossen
Jugend des alphabetes wird es aber nicht unnütz sein, auch das
verhältniss zu einem jüngeren alphabete zu untersuchen, näm-
lich dem neupersischen, das nur wenige Jahrhunderte später
entstanden ist und eine spräche darstellt; welche sich von der
Sprache der letzten Säsäniden nur wenig unterscheidet Es ver-
steht sich, dass hier zunächst nur von den consonanten die rede
sein kann, denn die vocale werden in der neupersischen schrift
gewöhnlich nicht geschrieben. Wir werden nun zuerst diejenigen
consonanten besprechen, welche im avestialphabete und im
neupersischen alphabete zusammen stimmen und dann einige
Beitrüge z. knnde d. Ig. npracb^n. IX. 12
174 P. Spiegel
bemerkungen über diejenigen zeichen des avestSalpbabetes folgen
lassen, welchen im Neupersischen etwas entsprechendes nicht
zur Seite steht Folgende consonanten decken sich nun gegen-
seitig:
9
<*»
Q?
2.
i
t
t
t
^
«.
cb
Z
S
J
CO
<r
^
&.
o
e*
<>
i
V
^
J
^
(s.)
5. -C ^ ^
6. oj **o j
er lA J
Hierzu kommt noch der hauchlaut ^^ dem im Neupersischen
sowol I als « gegenüber stehen, dann zwei nasale / -" q und
g » ^ und die ligatur (ai »^^
Vergleichen wir diese eben aufgezählten consonanten mit
den consonanten des altpersischen alphabetes, so finden wir —
wenn wir, wie natürlich, von den verschiedenen formen des-
selben consonanten und von ligaturen absehen — daas die
summe der altpersischen consonanten nicht blos erreicht, son-
dern selbst schon überschritten ist, indem in beiden alphabeten
die tönenden Spiranten beigefügt sind/ welche dem Altpersischen,
wenigstens in der schrift, fehlen. Wir dürfen daraus wol
schliessen, dass wir alle laute vor uns haben, welcher die
eranische spräche nothwendig bedarf, von den buchstaben, die
aus dem Arabischen herüber genommen sind, brauchen wir
nicht zu sprechen.
Sonst wird unsere Übersicht nur weniger bemerkungen be-
dürfen. Dass wir j|, jh besser zur palatalen classe rechnen als
zu den Sibilanten, das lehrt uns die etymologie in beiden
sprachen. Von dem im Avestä nach bestimmten regeln ein-
tretenden dh bin ich überzeugt, dass es der ausspräche nach
mit dem neupersischen 3 so ziemlich übereinstimmte, welches
Znr gesohichte dee aveetSalphabetes« 175
im Neupersischen nach ganz ähnlichen regeln eintritt (cf. Vul-
lers, Gramm, ling. pers. § 13). Dass wir für das Neuper*
sische auch eine dem w entsprechende spirans annehmen^ mag
auffallen, wenn aber das neil^re Persische in ayestSschrift ge-
schrieben wird, begegnet man diesem w sehr häufig in Wörtern,
in welchen ursprünglich ein p oder 6 stand. So äw, ätvän
„Wasser", awäyad „es ziemt sich", gawashni „sprechen", so
namentlich in dem worte Awdstäy das ich niemals Ävesta ge-
schrieben gesehen habe. Auch in Parsensschriften, welche mit
neupersischen characteren geschrieben sind, findet man dieses w
nicht selten durch ^ ausgedrückt, z. ^•^\ ätc für das gewöhn-
liche «^T, ab. Sogar im heutigen Neupersischen ist der unter-
schied noch nicht ganz verschwunden, wie man aus Chodzkos
grammatik (§ 17) entnehmen kann.
Ehe wir uns nun anschicken, diejenigen zeichen der avestä-
schrift zu besprechen, welchen im neupersischen alphabete keine
entsprechenden zur seite stehen, wird es gut sein, wenn wir
erst noch ein wort über die form der oben mitgetheilten avestä-
zeichen sagen. Wir nehmen als bekannt an, dass das avestä-
alphabet aus dem pehleYlalphabete enjistanden ist. Die form
der tenues in der 1. 3. 4. reihe stimmt mit der form derselben
zeichen im pehleYlalphabete vollkommen überein, von den me-
dien stimmt nur die der 4. reihe in beiden alphabeten genau
zusammen, doch lassen sich auch die medien der 1. 3. reihe
ohne grosse mühe vermitteln. Für g scheint in beiden alpha-
beten diejenige form im gebrauche gewesen zu sein, welche sich
in den SäsSnideninschriften und einige male auch noch im texte
der avestähandschriften findet (vgl. meine bemerkungen bei
Kuhn, 1. c. p. 304), auf welche wahrscheinlich auch die jetzt
gebräuchliche form der gutturalen media im avestäalphabete
zurückgeht. Auch die form der dentalen media ist im ganzen
dieselbe, nur ist sie im PehlevT etwas verkürzt. Nicht mehr
Schwierigkeit machen auch die dumpfen Spiranten der 1. 3. 4.
reihe: sie entstehen aus der tenuis durch hinzufügung eines
sich nach oben wendenden Striches, aus derselben tenuis ent-
stehen auch die tönenden Spiranten durch beifügung eines nach
unten sich wendenden Striches. £ine auffallende abweichung
von dem eben angegebenen principe zeigt aber die zweite reihe,
so dasä man vermuthen könnte, es aei hier eine spätere aber
12»
176 F. Spiegel
uDgläcklicbe yeränderung eingetreten. Halten wir die form des
c^ welche oben gegeben ist für die ursprüngliche, so ist die
media j so gebildet, wie nach dem vorbilde der übrigen buch-
stabenzeichen jh gebildet sein ipUte. Aber wir sollten auch
eigentlich erwarten für c dasselbe zeichen zu finden wie im
Pehleviy dieses stimmt aber zu dem dh des avestSalphabetes
und dass dieses zeichen wirklich für c gebraucht wurde, beweist
das zeichen für jky das sich zu dem c des Fehlevl ebenso ver-
hält wie w zu p. Hierdurch wird die dentalklasse mit in die
Verwirrung hineingezogen: wir erhalten nun zwei zeichen für
die tönende. Spirans, von welchen dh für den inlaut, d bloss
für den auslaut bestimmt ist; ohne zweifei sollte damit ursprüng-
lich eine, wenn auch unbedeutende Verschiedenheit der aus-
spräche bezeichnet werden. In den gSthäs vertreten da, deu, di
dieses schliessende d nicht selten: cazdoghvaddnfo^ dreyvodibish,
daibiivato, dakaeio^ im jüngeren Avestä zuweilen dha: qaf-
nctdhüy akhshtaedha^ naedha^ die beiden zuletzt genannten Wörter
würden ohne das schliessende a akliditoid, noid lauten müssen.
Eine Unterscheidung in / und J, wiewol sie etymologisch gerecht-
fertigt wäre, vermag ich in den handschriften nicht zu finden,
diese pflegen entweder die eine oder die andere form zu zeigen,
jede derselben ist aus t entstanden mit dem aspirationsstriche
nach unten.
Mit der Unterscheidung des dh und d haben wir bereits
das gebiet der doppelzeichen betreten > welche für denselben
buchstaben, wenn auch nicht für denselben laut bestimmt sind.
Ein weiteres beispiel finden wir bei den halbvocalen. Es ist
bekannt, dass y im anlaute in den persischen handschriften mit
einem anderen zeichen geschrieben wird als in den ältesten
unserer indischen handschriften und dass in späteren hand-
schriften beide zeichen willkührlich wechseln. Nun ist das per-
sische initiale y wahrscheinlich nur ein verschnörkeltes i und
wii*d wol ähnlich wie das deutsche j geklungen haben, das in-
dische initiale y lässt diese erkUiorung nicht zu und da es in
den alphabeten bald mit c bald mit d zusammengestellt wird,
so vermuthe ich dass es ähnlich dem französischen j gelautet
habe und für diejenigen Wörter bestimmt war in welchen an-
lautendes y wie .; gelesen wurde, was damals (wie auch im
Präkrit und im Neupersischen) mit den meisten Wörtern der
fall gewesen sein dürfte. Alle handschriften sind aber darin
Zur gesohichte des avestäalphabetes. 177
einig, dem inlautenden y ein eigenes zeichen zu geben, welches
eigentlich ii ist und schwerlich viel anders gelesen wurde als
das persische y im anlaute. Auch bei v wird eine doppelte
form unterschieden: die anlautende ist eine verschnörkelung
des ü, die inlautende ein doppeltes ii, eine abweichung zwischen
indischen und persischen handschriften findet hier nicht statt.
Ich glaube auch hier nicht, dass eine Verschiedenheit der aus-
spräche im an- und inlaute vorlag. Eine doppelte form des
r in den handschriften zu unterscheiden , wie Lepsius thut,
sehe ich keinen grund, dagegen glaube ich dass hr eine ge-
schärfte ausspräche des r bezeichne. Hinsichtlich des Verhält-
nisses zum pehlevTalphabet ist zu bemerken, dass nur r in
beiden alphabeten sich vollständig deckt, für y und v hat aber
das avestSalphabet ein ganz anderes System angenommen, indem
es die laute näher zu bestimmen suchte. Das pehlevTalphabet
hat zunächst zeichen für die consonanten y und t?, mit welchen
es gelegentlich auch vocale bezeichnet, ebenso wie das Neu-
persische. Das avestSalphabet hat sich besondere vocakeichen
für i und u, i und ü geschaffen und verwendet dieselben auch
zur bezeichnung der halbvocale ^).
Die sechste reihe, die Zischlaute, sind in der oben angegebenen
reibenfolge ganz mit den pehlevf zeichen identisch, sie genügen
auch meiner ansieht nach für die spräche, weder das Altper-
sische noch das Neupersische hat deren mehr. Grosse Schwie-
rigkeit machen nun aber die dumpfen Zischlaute des avesU-
alphabetes, da in diesem den beiden oben bezeichneten nach
älterer Zählung drei, nach neuerer sogar vier oder fünf zeichen
gegenüber stehen. Wir werden bei diesem gegenstände etwas
länger verweilen müssen. Den ersten erforschern der avests-
sprache waren drei dumpfe Zischlaute durchaus nicht auffallend,
weil man im Sanskrit gleichfalls drei solcher laute fand und
die avestasprache möglichst genau an das Sanskrit anzuschliessen
strebte. Burnouf sah daher (Yasna alph. p. XG) in unserm
8 das palatale g des Sanskrit, in unserm sh das dentale, in
unserm s das linguale 8 des Sanskrit Auch Bopp (Vergl
*) Daas ich Schreibungen von Wörtern wie vayo^ vaem^ vaeibya, va
mit medialen v far anwesentlich halte, habe ich schon in meiner Vergl.
gr. § 12. 3) gesagt, es steht in guten hdsch. die form mit initialen v
daneben, man vgl. die Varianten zu Vd. 8,68. Ts. 64, 4. u. 6d, 10. 6 in
meiner ausg.
US F. Spiegel
gr. §§ 49. 51) sieht, wie Burnouf, in 8 das palatole g und
lässt in Wörtern wie std, starasca das dentale 8 in das palatale
tibergeben, andererseits bemerkt er, dass sowol sh als i dem
indischen sh entsprechen. Meine eigene Überzeugung ging sehr
bald dahin, dass Bopps und Burnoufs g vielmehr die aus-
spräche des dentalen s gehabt habe und nicht die dentale eine
palatale ausspräche erhalten, sondern umgekehrt die palatale
zur dentalen geworden sei (Kuhn, Beiträge 2, 20), Burnoufs
8 dagegen sh gesprochen werden müsse. Die vergleichung des
Alt- und Neupersischen zeigte, dass dies der gang der entwicke-
lung sein müsse, analog demjenigen, den wir im Präkrit finden.
Bei dieser ansieht erhielt man ein s und ein shj nun fragte es
sich aber was mit dem i geschehen solle; als einen linguallaut
konnte man dieses zeichen kaum aufiEassen, da die lingualen
laute den iranischen sprachen mangeln. Was bisher über diesen
laut gesagt wurde, konnte die zweifei nicht beseitigen, es muss
daher ein sehr glücklicher gedanke Bartholomae's genannt
werden dass er (cf. diese Ztsch. 7, 188) wieder auf die hand-
schriften zurückging und aus diesen die natur des lautes zu
entwickeln unternahm. Ich glaube, dass Bartbolomae das
zeichen, welches er i, ich i lese, wesentlich richtig bestimmt
hat: es ist eigentlich eine ligatur und bezeichnet den laut, der
aus rt entstanden ist. Doch muss hier zwischen den verschie-
denen handschriftenreihen unterschieden werden. Die mehr-
zahl der handschriften kennt blos s und sh und verwendet i
nur in den beiden asa^) und deren ableitungen wie aiava^
aiish etc., doch sind namentlich die Vendidäd-sSdes auch da
nicht consequent, man schreibt zwar gewöhnlich ciiäumj nicht
selten auch aiavanem^ asaonlm, ebenso häufig aber auch asha^
vanem, ashaono^ ashavabyo. Noch häufiger werden die aus-
nahmen bei anderen Wörtern in welchen s » rt stehen sollte.
Was die persischen handschriften betrifit, so habe ich aus K. 4
eine durchzeichnung des Vishtäsp-yesht vor mir, sie zeigt ctshish
') Von dem bekannten a8*a „rein, heilig** ist noch as'a „gemahlen"
zu unterscheiden, wovon Vd. 5, 153 (5, 52 W.) as*em in allen bekannten
handschriften steht, Yd. 7; 98 (7, 85 W.) hat der alte londoner codex
asanäm, die VendidAd-sades ashandm. Das wort ist identisch mit neup.
ard oder ärd ,,mehl** und geht auf eine wurzel ar zurück, welche sich in
armenisch agham „ich mahle** findet, dessen identitat mit gr. dUn wol
nicht zu bezweifeln ist.
Zur gesohiehte des aveatSalphabetes. 179
(Yt. 24, 8), ameshä (24, 32), ameshanäm (24, 46). K. 9. hat
im vierten fargard des Vendldäd pisho oder pesho, niemals pedo^
Vd. 5, 173 meshascld, die übrigen Vendidäd-sädes mishascld,
niemals meiascld. Mit den persischen handschriften und den
Vendidäd-sädes stimmt auch das kopenhagener Khorda-avestä
(K. 12.) und eine in meinem besitze befindliche handschrift
dieses buches überein: es ist eben d als zeichen bedeutungs-
los geworden und fällt mit sh zusammen, da^er schreibt man
auch für Aiem^vohü in neupersischer schrift ^^ (^ \ für
ado y^^. Anders steht aber die sache für die alten hand-
schriften von Kopenhagen und London und die aus denselben
geflossenen abschriften. Hier ist der gebrauch des s ein viel
weiterer und ich kann meine frühere ansieht nicht aufgeben,
dass i gewissermassen eine spirans von sh vorstellen soll; denn
es steht eben da, wo man in anderen buchstabenclassen eine
Spirans setzen muss; daher beständig aesyätriy caedyäm (Vd. 8,
4), makhiyao (Vd. 8, 219), hhivash (Vd. 6, 49) harezishtaesva
(Vd. 6, 93), tutukhiva (Vd. 6, 105), frainaoiU (Vd. 6, 65 etc.),
frasnaosh (Vd. 7, 4), ebenso arinäm^ tarino^ caimano. Ebenso
wird in diesen handschriften sh zu d zwischen vocalen, blos
wenn kurzes a folgt bleibt gewöhnlich sh^ doch scheinen die-
jenigen Wörter ausgenommen zu sein, in welchen d einem rt
entspricht, daher ameianäm^ amesaeibyo^ mesascid. Auch sonst
folgt bisweilen a nach s wenn auch selten, so frasa (Vd. 6,
58, dagegen frasha Vd. 7, 133) baesazem, (Vd. 9, 190 flg.)
haesazyotemem (Vd. 9, 118), cathrusanäm (Vd. 7, 77 immer),
khsafna (Vd. 9, 135. 139), hhiayamna (Vd. 9, 134. 138. 142
etc.). Das gewöhnliche ist aber, dass man ae^ha^ khshathranäniy
khshapanem etc. schreibt, folgt aber ein anderer vocal als a,
80 steht immer d cf. dbisUsh (Vd. 6, 16, 21), nakhiurusu (Vd. 7,
196), thriiäm, aeiäm (Vd. 7, 149), vaiem (Vd. 7, 109) raeiem
(Vd. 7, 101), aeso (Vd. 7, 98. 103. 134.), sraoio (Vd. 6, 15),
sraoiävarezo (Vd. 7, 180). Ich habe das sh nach a in meiner
ausgäbe gewöhnlich in i geändert, da ich nicht einsehe, warum
man aesha sagen muss, aber assäm, Westergaard hat auch
m diesem falle meistens (nicht immer) die Orthographie der
handschriften beibehalten. Gross kann aber auch nach der an-
sieht der Schreiber dieser handschriften der unterschied zwischen
sh und 8 nicht gewesen sein: man findet in den alten band-
180 F. Spiegel
Schriften sowol she als se geschrieben, einige male steht in
Wörtern wie ar^, nari das i sogar am Schlüsse. Endlich haben
wir noch ein viertes zeichen für einen dumpfen zischlaut zu
erwähnen, welches man seiner äusseren form wegen gewöhnlich
mit shk umschreibt, es hat indessen gewiss nicht diese aus-
spräche, die form auch nur in den alten indischen und per-
sischen handschriften, während es in den VendidSd-sädes und
anderen handschriften eher einem shb ähnlich sieht; man wird
es am besten mit Bartholomae durch i umschreiben und
als palatalen Spiranten auffassen. Gewöhnlich kommt das zeichen
nur Yor i vor (man beachte indessen hishku, hislücva, die ge-
wiss auf hie „trocken sein" zurückzuführen sind), es ist ver-
hältnissmässig selten und statt seiner wird vielfach sh oder /
gesetzt. Um nun meine ansieht über die beiden eben bespro-
chenen zeichen des avestäalphabetes kurz zu sagen, so betrachte
ich beide als modificationen des sh die nur für die Vorleser
des avestätextes bestimmt waren, deren wirkliche bedeutung
aber sehr früh in Vergessenheit gerathen sein muss.
Weitere bcmerkungen erfordert das zeichen des avestä-
alphabetes, welches gewöhnlich mit j umschrieben wird. Es
ist bekannt, dass dieses q etymologisch einem hv entspricht,
ja dass in den avestätexten q und hv sogar mit einander wech-
seln, andererseits weiss man aber auch, dass dieses q dem neu-
persischen ^ entspricht. Wenn man neuerdings den unter-
schied als unwesentlich und q als eine falsche Schreibung für
hv ansieht, so können wir uns damit nicht einverstanden er-
klären, der unterschied liegt in der Verschärfung des anlautes,
es giebt im Neupersischen wörter genug, welche im anlaute ent-
weder mit h oder kh gesprochen werden können, wir erinnern
hier nur an j ^, khör „sonne'S dem ein ebenso beglaubigtes
^j^, Aör, zur seite steht, derselbe Wechsel den wir im Avestä
zwischen hvare und qi^ bemerken. Im jetzigen Neupersischen
ist der unterschied der ausspräche zwischen ^ und ^ ganz
geschwunden, schon bei Firdosi ist er nicht mehr zu be-
merken, dass er aber noch beim beginne des Islam vorhanden
war, hat J. Müller gezeigt (Journal, asiat. 1839 Avril p. 302),
indem er nachwies, dass in der Hamasa ]y^ noch die ausspräche
hhiui hat, wie auch dass qäthra von den Griechen mit x^a-
^Qog wiedergegeben werde; ich vermuthe, dass diese ausspräche
Zur gesehichte des avestSalphabetes. 181
auch für das AvestS aDzuDehmen ist. Die einheimischen alpha-
bete stellen indess q neben v und fassen es offenbar als ein
mit aspiration gesprochenes v auf, sie unterscheiden davon ein
zweites j, welches neben kh gestellt wird und nach meiner an-
sieht in Wörtern wie karaqaiti^ saqäre^ kaqeredha, kaquzhi er-
scheint. Hinsichtlich der zeichen ist folgendes zu bemerken.
Für q erscheint in den alten handschriften die form, welche der
buchstabe in Westergaard's ausgäbe hat, die persischen hand-
schriften, die neueren handschriften überhaupt haben die ge-
schweifte form, weichein meiner ausgäbe angewendet ist. Bar-
tholomae hat richtig gesehen, dass die alten handschriften
zwei zeichen unterscheiden, dass in ihnen auch die geschweifte
form vorkommt aber nur wenn y nachfolgt, K. 4 unterscheidet
diesen buchstaben auch (in qyäilia Yt. 24, 12 und qyad
Yt. 24, 42), giebt ihm aber die form, welche man bei Bar-
tholomae. Arische forschungen p. 50 abgebildet findet, der
londoner Vendldäd-säde, K. 12, und meine handschrift des
Khorda-avestä kennen diesen unterschied überhaupt nicht und
setzen überall das geschweifte q. Diese zweite form ist der
natur der sache nach zumeist auf die gSthäs beschränkt, im
jüngeren Avestä findet sie sich nur in daqt/üm, daqyunäm, statt
ihrer erscheint in der mitte der wörter gewöhnlich gh^ im. an-
laute hify cf. hyän neben qyin. Es scheint auch hier wieder
ein für das Avestä bestimmtes lesezeichen vorzuliegen, dessen
bedeutung nach und nach in Vergessenheit gerieth.
Es bleiben nur noch die nasale zu betrachten. Das Alt- und
das Neupersische begnügen sich mit zweien: mit n und m, ich
glaube dass dies im ganzen für die spräche genügend ist und
die Zusätze des avestSalphabetes nur für das lesen des AvestS
bestimmt sind. Im Altpersischen wird bekanntlich n vor oon-
sonanten gar nicht geschrieben, in guten avestähandschriften
steht vor consonanten noch oft genug das einfache n, doch
kann man sagen, dass die regel jetzt ist fi vor consonanten zu
gebrauchen. Salemann und Bartholomae unterscheiden
ein drittes n^ welches nur vor i vorkommen soll, ich kann diese
Unterscheidung nicht als wesentlich ansehen, in den alten hand-
schriften kann ich sie nicht finden, E (K. 2) gebraucht beide
formen, aber ohne alle consequenz, im K. 12 ist die gewundene
form die gewöhnliche. Aber auch aus dem VishtSsp-yasht (E. 4)
kann ich den unterschied nicht nachweisen, zwar ist n in
182 F. Spiegel
mainyuBh^ mainyiush (24, 43. 47. 51.) etwas verschieden ge-
bildet, aber in anyaeibyo (24, 45), ainibyo (24, 55), kainino
(24, 56) nishhidhaish (24, 59), nisMiodhayoish (24, 60) und
nidadhad (24, 61) steht das gewöhnliche n. Eigenthümlich sind
dem avestaalphabete die zeichen g und jf, über deren ausspräche
und Verwendung kein zweifei besteht, die parsenalphabete fugen
aber noch ein drittes zeichen hinzu das in den handschriften
ausserordentlich selten ist, erst neuerdings hat man in persischen
handschriften einige beispiele gefunden. Ich habe früher ver-
muthet, es möge dieses dritte zeichen, das offenbar im laufe
der zeit mit g verschmolzen worden ist, gu zu lesen sein, weil
gerade in guten handschriften formen wie nizbayogha, fragharad
beliebt sind. Ich ziehe es jedoch jetzt vor, mit Bartholomae
dieses zeichen gh zu lesen , so dass der beigefugte strich des-
selben das h bedeutet. Wir würden es also in agra, dagra etc.
zu schreiben haben, dadurch würde der ausfall desA in diesen
Wörtern erklärt sein.
Schwierig ist es, über die vocale ms klare zu kommen;
das persische aiphabet giebt uns hier gar keine anhaltspunkte.
Die reinen vocale a, i, u mit ihren entsprechenden längen sind
deutlich genug, auch die damit zusammenhängenden e^ 9^ äo
machen keine Schwierigkeit; den vocal ao, den Salemann
und Bartholomae noch annehmen, glaube ich verwerfen zu
müssen, er ist unnöthig, kommt nur in persischen handschriften
und auch da äusserst selten vor (aus K. 9. habe ich mir nur
angemerkt dass Vd. 2, 31 £ ^ (^ £ <^ ^ steht). Sonst ist in der
Verwendung der e- und o-laute noch manches dunkel und ich
bin nicht im stände, aus der behandlung dieser laute in den
handschriften ein ganz klares bild zu gewinnen, namentlich wie
es sich mit den zeichen f{) und |p verhält, die beide «, und
mit den zeichen ^ und Vi die beide o bedeuten sollen. Die
entstehung der zeichen jo und )0 ist mir nicht deutlich, es
scheint mir, dass beide aus dem ^ hervorgegangen sind. In
den handschriften ist f{) bei weitem häufiger als jp » ^}^^ Ver-
schiedenheit der bedeutung lässt sich nicht nachweisen, wie-
wol beide ganz nützlich geschieden werden könnten, besonders
im auslaute. Nach den auslautegesetzen des jüngeren avestS
wird der diphthong ]o^ ^^^ ende der wörter in f{) zusammen-
gezogen, d. h. ai wird zu ^, ebenso wird auch ein auslautendes
Zur geBohichte des avestaalphabetes« 183
ya zu e. Es ist nun kaum anzunehmen, dass diese beiden
Verkürzungen gleichlautend waren; während der Übergang von
ai in s ganz angemessen ist, dürfte sich die Verkürzung des
ya mehr dem i genähert haben; daher denn auch dative wie
fnanaghf für managhai etc. ebenso verbalformen wie tasaghf
für vasaghai^ hier findet die einschaltung des g statt, welche
in ahurake etc. für ahurahya unterbleibt, weil ein folgendes %
dieselbe aufhebt. In Schreibweisen wie vaejah§^ raodhahf steht
f geradezu für i. Es wäre nun ganz zweckmässig, wenn man
)u etwa als den Vertreter des schliessenden ya betrachten dürfte,
wir müssen aber gleich beifügen, dass die handschriften —
ältere wie jüngere — diesen unterschied nicht billigen, wenig-
stens soweit ich sie kenne. Ueberhaupt lässt sich nach den
handschriften ein bedeutungsunterschied zwischen ^und )(}'
wiewol er ursprünglich bestanden haben wird, nicht finden.
Am anfange des 14. capitels des Yasna (c. 13 bei West erg.)
findet sich mehrfach hinter einander das wort ammy^^ der
alte kopenhagener codex wechselt zwischen beiden formen des f ,
ebenso habe ich das pronomen a^e in den alten handschriften
in beiden Schreibweisen angetroffen. Die form |P ist im all-
gemeinen die seltenere, in londoner Vendidäd-sSde findet sich
dieselbe gewöhnlich in einsilbigen Wörtern wie me, tf angewen-
det, auch in K. 4. habe ich diese sitte bemerkt
Mehr noch als die zeichen (p und ^ sind die beiden zei-
chen für o: \^ und \ gegenständ der Untersuchung gewesea
Es lässt sich nicht einsehen, warum man zwei zeichen für einen
und denselben laut erfunden haben sollte, darum hat sich auch
schon frühe die ansieht festgesetzt, dass \^ für o, ^ für ö stehe.
Die Schrift wäre sehr wohl dazu angethan diese vermuthung
zu bestätigen, wenigstens nach meiner Überzeugung sind die
oben genannten zeichen nur verschnörkelungen von u und ü.
Einen einwurf begründet nur, dass der gebrauch der hand-
schriften zu dieser theorie nicht stimmt. Bezüglich des lon-
doner Vendidäd-säde und der zu ihm stimmenden neueren hand-
schriften kann man geradezu als regel aufstellen, dass sie \^
im einzelgebrauch gar nicht kennen sondern blos \, das für o
steht, mag dasselbe kurz oder lang sein, dasselbe gilt auch für
pärsitexte. In den alten und in den persischen handschriften
Ü^t die Sache etwas anders, doch nicht viel, man findet dort
184 F. Spiegel
sämlich einige Wörter: pouru, moffhii, vouru, vohu, vohtmish,
vohunavaiti, voya, voyathra, mosu (öfter mtiiu) miti^ geschrieben,
doch ist daneben in den alten bandschrifteu ao sehr häufig.
Man könnte hiernach annehmen wollen, dass ^ besonders den
umlaut eines a bezeichne, wenn diesem ein u nachfolgt und
ein V oder lippenlaut vorausgeht, hiergegen spricht aber mouru
das immer mit \ geschrieben wird. Sonst giebt es auch falle
genug in welchen \ in allen handschriften das o bezeichnet,
ich gehe hierauf nicht näher ein, da Fr. Müller bereits aus-
führlich darüber gehandelt hat ^). Gleichwol glaube ich , dass
hier eine erst später eingetretene Verwirrung vorliegt, es dürfte
ui-sprünglich % für o, ^ für ö bestimmt gewesen sein, so dasa
man nüfuru, pouru, dagegen vidhötush, jyotüm etc. schrieb.
Wir müssen aber wiederholen, dass ein solcher gebrauch in den
jetzigen handschriften nicht mehr nachzuweisen ist.
Enge zusammenhängend mit der frage nach dem gebrauche
der zeichen für e und o ist auch die frage nach der richtigen
Schreibweise der diphthonge. Die alten handschriften geben
durchweg ijjuu für ae und %m für aö, abweichungen von dieser
regel finden sich so gut als keine. Dabei ist es eine merk-
würdige inconsequenz, dass der diphthong ae immer mit (g^ ge-
schrieben wird, das doch wol einen längeren vocal bezeichnen
soll als)0' dagegen aö immer mit \}^ dem zeichen der kürze*
In dem mir vorliegenden ezemplare des Vendidäd-sade sowie
in den mir zugänglichen handschriften des Khorda-avesta ist
nun diese sitte nicht beobachtet, vielmehr überwiegt die schreib*
art jm die von ]o^ und neben %jü erscheint auch ^o;, in
letzterem punkte stimmt auch das mir vorliegende bruch-
stück von K. 4 überein, während es sich bezüglich des (le an
die alten handschriften anschliesst. Was hier das richtige sei,
ist schwer zu sagen; bezeichnen jp und \ ursprünglich lange
vocale, wie wir oben angenommen haben, so wird )0^ ^^^ ^^
das richtige sein, denn die beiden theile der diphthongen weiden
gleich lang sein. Wie jetzt die sache liegt, kann man nur sagen,
dass sowol f()M als ]^u in unseren handschriften im gebrauche
ist, auch %)M und ^of, letzteres indessen weit seltener.
*) Gf. F. Müller SitzunjarBbericht© der wiener akadeinie bd. 70, 69 lg.
and meine AriBoben etndien p. 6 fg.
Zar gescbichte des avestaalphabeteB. 185
Alles in allem wird ans diesen angaben ersichtlich sein,
dass die Schreibweise der handschriften nicht ganz äberein-
stimmend ist Die beiden grossen abtheilungen der handschriften,
welche uns verschiedene lesarten zuführen, scheiden sich auch
hier in manchen dingen: auf einer seite stehen die alten hand-
schriften mit Übersetzung und die an dieselben sich anschliessen-
den abschriften, auf der andern die Vendidäd-sädes, während
die aus Persien stammenden handschriften, soweit wir dieselben
kennen, sich bald an die eine, bald an die andere abtheilung
anschUessen, im ganzen jedoch mehr an die erste.
Zum Schlüsse sei es mir gestattet, mich noch mit einigen
werten über meine Stellung zur Umschreibungsfrage auszusprechen.
Vor allem möchte ich darauf hinweisen, dass die gegenwärtigen
yerschiedenheiten zum guten theile auf der Verschiedenheit des
Standpunktes beruhen, der bei den älteren forschem ein ganz
anderer ist als bei den jüngeren. Wir werfen daher einen blick
auf die geschichte der Umschreibungsfrage und betrachten die
vorschlage, welche H. Brockhaus gemacht hat in einem schrift-
chen mit dem titel : „Ueber den druck sanskritischer werke mit
lateinischen buchstaben'' (Leipzig 1841). Man wird da finden,
dass es rein praktische gründe waren, welche die vorschlage
veranlassten; Brockhaus glaubt noch (p. 6) es sei unmöglioh
„ein aiphabet zu finden, das zum ausdrucke der lautnuanoen
der mannichfachen orientalischen sprachen ausreichen könnte.
Man kann im allgemeinen wohl den grundsatz aufstellen, dass
nur diejenigen sprachen mit einem lateinischen alphabete können
umgeschrieben werden, in welchen genau so geschrieben wird,
wie man ausspricht Dieser grundsatz findet aber nur seine
anwendung auf die Sanskrit-sprache und deren dmvate als
Päli, Präkrit und Zend (sie)''. Ausdrücklich wird hervorgehoben,
dass die Umschreibung nicht desswegen empfohlen werden solle,
um das lesen sanskritischer bücher zu erleichtem, sondern wegen
der Überzeugung, dass es nur in lateinischer Umschreibung mög«
lieh sei, die höchst umfangreichen werke der indischen literatur
in Europa nach und nach zum abdmcke zu bringen. , Jch ge-
stehe selbst gerne und unbedingt zu, heisst es weiter, dass das
lateinische aiphabet nur ein nothbehelf ist; es gilt aber die
frage, ob es nicht besser ist, ein selbst mangelhaftes schrift-
system anzuwenden, um den Zugang zu der reichen literatur
Indiens weiter zu eröftueu, oder das indische schrii'tsystein im
186 F. Spiegel
dni^ beizubehalten, und so noch für lange zeit, vielleicht für
immer, dm Sanskrit von dem grossen markte der Weltliteratur
auszuschliessen**. A«C dem Standpunkte von Brockhaus dürf-
ten so ziemlich alle ältere« odentalisten gestanden haben. Die
Umschreibung galt für einen not hb A e lf, aber bei der abschiift
von indischen handschriften diente sie mr zeitersparung, da
eine abschrift in lateinischer Umschrift weit scteeUer bewerk-
stelligt werden konnte, als die nachbildung der einhewiacheQ
zeichen. Vor allem aber diente sie dazu, den druck indischer
texte und wörter in Zeitschriften zu ermöglichen, welchen sana-
krittypen nicht zu geböte standen. Was hier vom Sanskrit
gesagt wurde, gilt in gleichem maasse auch für das AvestS.
Die hauptsache war: für jedes zeichen der einheimischen schritt
ein bestimmtes aequivalent in lateinischer schrift zu finden,
mit welchem das betreffende zeichen immer wiedwgegeben werden
konnte, damit es der leser mit Sicherheit in die einheimische
schrift zurückverwandele, denn die bekanntschaft mit der ein-
heimischen Schrift konnte und musste man bei jedem Orienta-
listen voraussetzen. Auf diesem Standpunkte kam weit weniger
darauf an, ob die Umschreibung ein lautliches aequivalent für
den wiedergegebenen buchstaben sei, als dass man den drucke*
reien keine lästigen zumuthungen zu machen brauche und da-
durch druckfehler und andere Unzukömmlichkeiten veranlasse.
Man konnte daher auch füglich seine ansieht über den laut-
werth eines buchstaben ändern, ohne dass man dessw^n die
herkömmliche Umschreibung zu ändern brauchte. Was kommt
z. b. darauf an, ob man kh oder x schreibt, wenn man wräs,
dass es die Umschreibung von CxT ist und wenn man die geltung
des letzteren Zeichens kennt? Wenn man daneben f schreibt
für ^, so mag das inconsequent sein, aber thun wir nicht im
Deutschen dasselbe, wenn wir einerseits Machte Tochter, an-
dererseits Oifi, Trift schreiben? Etwas anderes ist es freilich,
wenn man die einheimische schrift nicht kennt, und aus der
Umschreibung die ausspräche des buchstabens erfahren soll, bei
einer solchen annähme muss die ältere methode irrthümer ver-
anlassen.
Eine andere wesentlich verschiedene auffassung der um-
schreibungsfrage wurde angebahnt durch die Schriften von
M. Müller (Proposals for a Missionary aiphabet London 1854)
und von Lepsius (Das allgemeine linguistische aiphabet Berlin
Zur gesohichte des avestaalphabeteB. 187
1855). Die von Brockhaus ausgesprochene ansieht, dass man
nicht alle sprachen umschreiben könne , erwies sich bei den
fortschritten der linguistik als irrig, man sah ein, dass es mög-
lich sein müsse ein aiphabet zu finden, in welches die laute
aller sprachen der erde aufnähme finden könnten und dass
dieses aiphabet gegründet werden müsse auf die physiologie der
menschlichen stimme. Da der Organismus der Sprachwerkzeuge
natürliche gränzen hat, jenseits welcher keine lautentwickelung
mehr möglich ist, da femer die gesetze des physischen Organismus
imveränderlich sind, so muss es möglich sein, die laute sämmt-
lich zu bestimmen y die der menschliche mund hervorbringen
kann, auch können deren nicht so viele sein, dass man sie
durch zeichen nicht sollte ausdrücken können. Für ein solches
linguistisches aiphabet schiene es mir das beste, neue zeichen
zu erfinden, dies ist indessen nicht geschehen; man hat sich
vielmehr bei der aufetellung allgemeiner linguistischer alphabete
vorzugsweise des lateinischen alphabetes bedient, dessen buch-
stabenmenge durch beigesetzte punkte und andere zeichen mög-
lichst vergrössert wurde, in einigen fällen hat man auch in das
griechische aiphabet hinübergegriffen. Mit diesem auf lautphysio-
logischer grundlage beruhenden alphabete kommt nun die ältere
lediglich praktischen zwecken dienende Umschreibung in mehr-
{sLche coUision, namentlich hat man SrSnische kh, gh, th, dh
beanstandet; da dieselben nach überwiegender ansieht keine
aspiraten sondern Spiranten sind; weniger war gegen die wieder-
gäbe der labialen Spiranten durch f und w zu sagen. Die
ernstesten Schwierigkeiten machen aber die dumpfen Sibilanten,
die man bisher mit p, 8, sh auszudrücken pflegte, allerdings
wenig entsprechend, wir haben aber oben bereits gesehen, wie
man zu dieser Umschreibung gekommen ist
Ich gestehe, dass ich zu denen gehöre, welche der frage
nach der Umschreibung des Alt^rSnischen nicht die grosse
Wichtigkeit beilegen können, die ihr gewöhnlich zugeschrieben
wird. Wenn die Umschreibung wirklich so wichtig ist — warum
legt man dann nicht mindestens das gleiche gewicht auf die
Umschreibung des Griechischen und Lateinischen? Ich habe
niemals gehört, dass man sich sonderlich mit dieser frage be-
schäftigt hat, man behält vielmehr nicht blos die gewöhnliche
Schreibweise, sondern auch die fremde schrift bei. Ich setze
voraus, dass ein erilnischer philologe, der sich mit dem AvestS
188 F. Spiegel
beschäftigt, nicht nur die zeichen des aTestSalphabetes genau
kennt, sondern sich auch über den werth eines jeden dieser
zeichen eine ansieht gebildet habe. Für den philologen ist die
Umschreibung immer ein bioser nothbehelf , er wird sich ans
vielen gründen stets am liebsten der einheimischen schriftzeichen
bedienen, wenn ihm dieselben zu geböte stehen ; die umschrd-
bung nöthigt ihn, zu dem einheimischen alphabete noch ein
zweites hinzuzulernen, denn wie kann er wissen was ^, df, s etc.
bedeuten solle, wenn man es ihm nicht gesagt hat? Ferner: ein
solches linguistisches umschreibungsalphabet dient dann eben
auch nur linguistischen oder philologischen zwecken, es giebt
aber auch andere gründe die zur Umschreibung nöthigen, z. b.
wenn man theologen, historiker oder auch das allgemeine pub-
likum über iranische dinge belehren will, sind solche Umschrei-
bungen unbrauchbar und man wird selbst lieber z. b. Airjana
vaedscha schreiben als Äiryana va>eja. Trotz aller dieser be-
denken würde ich es doch als einen fortschritt freudig begrüssen,
wenn man sich über eine einheitliche Umschreibung einigen
könnte und würde meine subjectiyen ansichten gerne der allge-
meinen Überzeugung zum opfer bringen. Es ist zu hoffen, dass
künftighin die verschiedenen eränischen sprachen — auch die
neueren — die philologen und linguisten mehr beschäftigen
werden als bisher; dass man für dialekte wie das Kurdische,
Ossetische u. s. w., welche keine einheimischen schriftzeichen
haben, Umschreibung und zwar möglichst genaue Umschreibung
braucht, ist selbstverständlich. Da nun aber die iranischen
sprachen, alte wie neue, auch unter sich verglichen werden
müssen, so wäre es sehr wünschenswerth , dass man für alle
ein gemeinsames aiphabet finden könnte, in welchem die von
alters her geltenden, gemeinschaftlichen laute mit denselben
zeichen ausgedrückt würden, während man die eigenthümlich-
kfiiten eines jeden dialekts besonders, unter berücksichtigung
ihrer entstehung, bezeichnen würde. Ich stimme Pi sc hei darin
bei, dass man die langen vocale am besten durch striche be-
zeichnet, also ä^ ly u, e u. s. w., die accentzeichen aber für die
accentbttseichnung frei lässt. Auch das scheint mir wünschens-
werth, dass man vermeide, für die eränischen sprachen zeichen
zu gebrauchen, welche man für das Sanskrit in anderer bedeu-
tung verwendet. Aus diesem gründe würde ich nicht blos M,
gh^ th etc., sondon auch <i gerne fallen lassen. Auch in anderei*
Zur geschichie des avestSalphabetes. 189
hinsieht würde ich mich fugen, wenn sich eine umschreibungs-
weise finden liesse, welche überall durchzuführen ist, ich sehe
aber nicht ein, wie man über die klippen hinwegkommen will,
an welchen man sich bis jetzt gestossen hat: die theil weise an*
Wendung des griechischen alphabetes oder die beiziehung anderer
Unterscheidungszeichen; auf deren existenz man in den drucke-
reien nicht durchgängig rechnen kann.
F. Spiegd.
Erän und Iran.
Die neupersische spräche hat bis jetzt bei linguistischen
Untersuchungen so gut wie keine rolle gespielt, was auch nicht
zu verwundem ist bei dem herabgekommenen zustande in wel-
chem sich ihre formen befinden. Nichts destoweniger giebt es
gründe genug, welche dafür sprechen, dass auch das Neuper-
sische künftig eine grössere beachtung finden muss, als ihm
bisher zu theil geworden ist. Zunächst allerdings ist es die
aufgäbe der iranischen philologie, dem Neupersischen eine er-
höhte beachtung zu schenken, namentlich bei der interpretation
des Avestäy denn was gegen die neupersische formenlehre gesagt
werden kann, gilt nicht im gleichen masse von der neupersischen
Syntax, noch weniger von dem neupersischen wertschätze. Es
versteht sich von selbst, dass alle ächten neupersischen Wörter
auf alterSnische zurückgehen, vielfach ist es auch noch möglich,
die alterSnischen formen selbst zu finden, wo dies nicht der
fall ist, da geben uns unsere erfahrungen wenigstens die mittel,
theoretische grundformen aufzustellen, die suffixe von den wur-
zeln zu scheiden und auf diese art nach und nach ein iranisches
wurzelverzeichniss zu erhalten, in welches die einzelnen Wörter
einzureihen sein werden. Ebenso wird es die pflicht der ira-
nischen Philologie sein, die geschichte der iranischen spräche
nicht blos aufwärts in die vorhistorische periode zu verfolgen,
sondern auch abwärts die entwickelung der spräche in der
historischen zeit zu untersuchen, wobei rücksicht auf die parallel
verlaufende geschichte der indischen spräche nur von nutzen
sein kann. Von solchen forschungen wird dann auch die lin-
Beitrlg« c. kund« d. iflr. ipraelicn. IX. \?,
190 F. Spiegel
guistik notiz nehmen müssen, wenn es ihr darum zu thun ist,
dem erSnischen sprachstamme seine richtige Stellung innerhalb
der gesammtheit der indogermanischen sprachen anzuweisen.
Von diesen gesichtspunkten ausgehend halte ich es für ge-
boten, auf den in der Überschrift genannten gegenständ zurück-
zukommen, weniger weil die frage an und für sich wichtig als
weil sie das Symptom einer wichtigeren sache ist Wer nach
der heutigen ausspräche des wertes fragte der wird nur Iran
zu hören bekommen, man kann aber aus jeder neupersischeo
grammatik lernen, welche nicht blos auf die neuere Umgangs-
sprache rücksicht nimmt, dass die persischen grammatiker und
lexicographen vier verschiedene vocale unterscheiden, wo die
jetzige spräche nur zwei sehen lässt: s neben i, o neben ü.
Für das äuge waren e und i, ö und ü schon seit der zeit zu-
sammengefallen, als die Eränier anfingen ihre spräche mit einem
semitischen alphabete zu schreiben, der unterschied für das ohr
wurde erst weit später aufgehoben und die persischen Wörter-
bücher ermangeln nicht uns anzugeben, wo e und wo o ge-
sprochen werden soll. Schon längst hat Fr. Rückert^) dar-
auf hingewiesen, dass dieser unterschied keine grille der gram-
matiker sei, sondern von den besseren persischen dichtem ge-
wissenhaft beobachtet werde: sie reimen Wörter mit e und ö,
nicht auf solche mit i und ü oder umgekehrt. Seit dieser zeit
haben wir auch einsehen lernen, dass diese laute nicht weniger
gewissenhaft geschieden werden in den Schriften der Parsen,
welche mit avestächarakteren geschrieben sind, in den per-
sischen Wörtern, welche die Armenier in ihre spräche aufge-
nommen haben, endlich dass der unterschied zwar im jetzigen
Neupersischen verschwunden ist, in dialekten aber wie das
Kurdische sich noch theilweise erhalten hat (vgl. Justi, Kur-
dische gramm. §§ 6. 11.). Rückert hat auch bereits darauf
hingewiesen, dass der grund des Unterschiedes durch die Sprach-
vergleichung klar werde: dem ueupersischen e entspreche auch
im Sanskrit S, dem neupersischen ö das indische o. Wir wissen
jetzt, dass dem neueren e im Alt^ränischen ai oder ae^ dem
neueren ö dagegen au und ao entspricht. Die alteränischen
diphthongen haben also dieselbe wandelung erfahren wie auch
die indischen, welche ursprünglich ai, äi und au, äu lauteteu
*) Cf. Pertsch, Grammatik, rhetorik and poetik der Perser p. 39.
Erilii Dnd Irin. 191
aber nach und nach zu e und o wurden. An dieser Verwand-
lung nehmen auch einige Wörter theil, in welchen der diph-
tbong erst durch Umsetzung entstand. So wurde aas der alten
namensform ariyana erst ayrän dann Srän, ganz wie im Prft-
krit skr. paryanta zu perafUa wird (Lassen Instit. ling. präer.
§ 72). Wenn dieses e, ö später sogar zu », ü herabsinkt, so
finden wir für diesen Vorgang wiederum im PrSkrit eine paral-
lele (Lassen, 1. c. §§ 6. 7).
Eine ausnähme von obiger regel hat bereits Rückert an-
gegeben: in endsilben wird aus altSrSnischen aena, aona ent-
standenes en, ön immer zu «n, ün herabgedrückt. In den per-
sischen Wörtern, die ins Armenische aufgenommen sind, ist dies
noch nicht der fall, aber die parsenschriften haben bereits diese
änderung eintreten lassen. Hinzufügen muss ich noch, dass in
der persischen literatur auch schliessendes er nicht mehr fest-
steht» sondern zu ir wird, doch scheint in diesem falle die aus-
spräche schwankend geblieben zu sein. In parsenschriften
habe ich nur diwer „Schreiber*', dilSr „beherzt" und Erän ge-
funden, die ausnahmen gehen aber ziemlich hoch hinauf, auf
die älteste derselben bat schon Lagarde (Ges. abhandlungen
p. 179) aufmerksam gemacht, sie findet sich bereits bei Am-
mianus Marcel linus der (19, 2. 11) sagt: Persis Saporem
saanscMH appelantibus et pirosen. Das letztere wort, das nach
der heutigen ausspräche ßrüz lautet, kehrt wieder in dem eigen-
namen der bei den Byzantinern IleiQtit^rjg und IIsQw^tjg lautet,
die entsprechende form peröz findet sich noch oft genug in
parsenschriften, in handschriften daneben allerdings auch schon
piroz, Diler reimt beiFirdosi mehrfach auf sAer „löwe**, aber
auch auf ^harlr „seide", und auf jptr „greis". XWirer „Schreiber**
ist gewiss vielfach diwlr gesprochen worden, daher reimt das
wort auch auf qlr „pech", der name Ardaaher scheint von
Firdosi immer Ardashlr gesprochen worden zu sein. Endlich
unser wort Erän reimt sehr häufig auf sherän^ „löwen", dilerän
„beherzte", einmal sogar auf ^hän „diese" dabei aber auch auf
vlrän „wüste" und man darf die ächtheit solcher verse nicht be-
zweifeln, da sich derselbe reim auch bei Elfakhri wiederfindet,
der es sonst in solchen dingen genau nimmt _^
Hiemach ist der unterschied der beiden aussprachen Eran
und Iran ein sehr geringer und mag manchen gleichgültig er-
scheinen, nur nicht dem philologen und linguisten. Es wird
18*
192 F. Spiegel Erän nnd Iran.
den lesern nicht entgangen sein, dass hier im Neupersischen
ein ganz ähnlicher fall vorliegt, wie bei dem zueammenfallen
des tj und t im Griechischen; sowenig es dem Sprachforscher
gleichgiltig sein wird, ob einem griechischen worte ursprünglich
der eine oder der andere dieser beiden yocale zukomme, eben-
sowenig darf es im Neupersischen gleichgiltig sein. Allerdings,
wer Erän spricht oder schreibt und im übrigen S und i, ö und ü
nicht unterscheidet, der thut dasselbe wie derjenige, der zwar
Homer sagt, im übrigen aber rj und i zusammenfiillen lässt
Wir erklären uns daher für die Schreibweise Erän aber nar
in gemeinschaft mit einer genauen Unterscheidung der verschie-
denen vocale in allen fallen, wo sie zu scheiden sind, eine
Unterscheidung, die im interesse der etymologie dringend ge-
boten ist.
F. Spiegel.
uktham madac ca casyate.
In den beiden rigvedaversen RV. 1, 86, 4:
asya vtrasya barhisi
sutak somo divi^fisu
uktham madag ca gasyale
und 4, 49, 1:
idam väm äsye havih
priyam indrdbrihaspati
uktham inadag ca gasyate
kehrt das wort mada zweimal in enger Verbindung mit uktha
wieder. Weder Ludwig noch Grassmann haben ihm eine
speciellere bedeutung beigelegt; jener übersetzt die fragliche
verszeile mit „das lied und der trank wird gepriesen" (1, 86,4)
resp. „preislied und rauschtrank wird gerühmt', (4, 49, 1), dieser
mit: „sein sprach und trank wird hocfagerühmt" resp. „ver-
kündet wird euch sprach und trank"; etwas weniger farblos
fasst der Vedärthayatna diese stelle, indem er zu 1, 86, 4 von
„praise and exhilaration sung'* (II, 355) spricht, ohne indess
damit das richtige völlig zu treffen. Sftyana gibt an jeder
stelle eine andere deutung ; zu 4, 49, 1 sagt er: uktham gastram
A. HiUebrand ukthaip mads^q oa 9ftS7ate. 193
ea modo tmulajanakam fosyate, was, wie ich glaube, ohne wei-
teres hinfällig ist, und zu 1, 86, 4: uktham maruddevatäkam
^astrani madag ca /madidkätunä yuktd maruto devdh somasya
maisann ityddikd fnäruti nivic eäsya marudgma»ya harsäya
gcLsyatefhoträ pafiiyate — d. h. er sieht in mada einen namen
für nividformel. Diese deutung ist die richtige.
Auf eine andere bedeutung des wortes mada als „rausch-
trank*' weist in unseren versen die uktha parallele Stellung des-
selben hin und die aus dieser folgende nothwendigkeit das
verbum gasyate in derselben bedeutung sowohl mit uktha als
mada zu verbinden, gas heisst bekanntlich „hersagen, recitiren^'
und wird im $V. häufig mit vktha verbunden, z. b. 1, 10, 5;
3, 53, 3; 4, 6, 11; 4, 16, 2; •ö, 39, 5 etc. Fassen wir uktha
als gadra^ (litanei, Verbindung mehrerer vom hotri herzusagen-
der hymnen), so muss mada ähnlich wie uktha einen vers,
eine formel, eine hymne, jedenfalls etwas recitirbares bedeuten.
Das nähere lehrt uns die nahe beziehung zu uktha:
Mit den uktha's pflegen eng verbunden zu sein die söge*
nannten nwid^a. Ait br&hm. 3, 10, 1 heisst es von ihnen:
garhhä vä eta ükthdndfrt yan nividah; 3, 10, 5: pegd vd eta
tddhändfß yan nividah und sie werden je nach der cerimonie
dem tdäha voran- oder nachgestellt oder in die mitte einge-
schoben. Was die nivtd's sind, sagt Haug (übers, zum Ait.
br4hm. II, 142 anm.) mit folgenden werten: the Nivid is an
address either to a Single deity or to a class of deities, invi-
ting them to enjoy the Somalibation which had been prepared
for them. It generally containsthe enumeration of thetitles etc.
Einige proben von nivid's aus Qänkh. Qr. s. (8, 16 — 23),
woselbst dieselben aufgezählt sind, mögen dies deutlich machen :
17. savitd devah somasya matsatlhiranyapdnihsujihvah/
subähuh »vangurih trir ahant satyasavanah / yah prdmvad vasu^
dhitij ubhe jo^fri savimanil gre^fhaifß sävüram äsuvamj dogdhrini
dhenufiijvoPiäram ana4vdham j dguiji saptim jjipium rathe^fhämf
puranuihini' yo^äiß / sabheyatß yuvdnarji / savitd devah parämU
vdfn sdvi^t pardghagansam I iha gravad iha somasya matsatj
premani deva iti samänam,
18. dydväprühivt somasya matsatämj piid ca m^ätd caj
dhenug ea ri^abhag ca j dhanyd ca dhi^anä ea / suretäg ca su-
dughä ca I ga/ipbhüg ca mayobhüg ca ürjasvati ca payasvatt ca/
dydvdprithivi iha grutdm iha somasya matsatdm / premäifi
194 WhiÜey Stokes Gaul, amella.
devi devaliütim avafärfi devyd dhiyä / predafß brahtna predain
xairam I premam sunvafUam yajamdnam avatdm lettre ciirdbhir
ütihhihlgrutäm brahmdnydvasdgcttäm I
Aehnlich wie diese sind fast alle folgenden nivid's be-
schaffen. Sie beginnen fast sämmtlich mit einer anrufeformel,
die das verbum mad enthält und noch einmal in etwas anderer
form im laufe der niyidformel wiederkehrt, in folgender weise:
20): rihhavo deväh somamfa matsan^ später ribhavo devä
iha Qravann iha somasya matsan — 21) vi^e devdh aofnasya
maisan — vigve devd iha ^avann iha soniasya tnatsatL 22)
agnir vaigvdnarah somasya tnatsat — 23) manäo decdh samasya
matsan — 24) agnir j&taveddh somasya matsat — 25) asya made
jaritar indraJ^ somasya matsat j asya triade jaritar indro hi
mahan —
Erwägen wir, dass 1) uktha's und nivid's in enger ritu-
eller beziehung stehen, dass 2)uktha und mada in unseren stel-
len zusammengehören, dass 3) der inhalt der nivid's eine auf-
f orderung an die götter ist, sich am somatrank zu erfreuen
(matsat matsan), dass 4) dasselbe verbum gasyate^ welches von
nivid^s gebraucht wird, hier auf mada angewendet ist und dass
5) wenigstens die eine der beiden hymnen, welche die worte
ukthaffi mada^ ca gasyate enthalten, als nividhymne für die
Maruts vorkommt (Ait. brähm. 5, 21. äqv. Qr. s. 8, 11, 4),
so folgt, dass in den beiden versen |LV. 1, 86, 4 u. 4, 49, 1
mada nur ein anderer name für nivid ist, gewählt vielleicht
mit rücksicht auf das in den meisten der nivid's vorkommende
wort matsat^ matsan. Ich übersetze daher:
Uktha und rauschtrankformel werden recitirt.
Breslau. Mfred HiUebrandt.
Gaul, amella.
Gaul, amella „bienensug" (Diefenbach Orig. eur. 229)
from *am(p)dla^ cognate with ifinigy OHG. imbi and Lat. apis,
which has lost the m, because the aocent was (as in Oreek)
originally on the i?
WhiOey Stokes,
A. Ilck Die ursprüngL sprachform der homer. hymnea. 195
Die unprüngliche sprachform der homerischen hymnen.
Die homerischen hymnen ^) sind uns in demselben wunder-
Kchen formengemische überliefert, welches für den „epischen
kunstdialecf' der Griechen gilt. Bei näherer Untersuchung er-
giebt sich jedoch, dass die hymnen keineswegs ursprünglich
fiämmtlich in diesem selben ,,kun8tdialecte" verfasst sein können.
Beschränken wir uns auf die fünf grossen hymnen (I — V), so
tritt in der spräche derselben alsbald ein grosser unterschied
hervor: dass nämlich in einigen derselben das vau genau beob-
achtet, in anderen ausser in festen epischen formein vernach-
lässigt wird.
Nothwendig ist vau im hymnus auf Aphrodite (IV) in
. fiovaa iJtoi, EVVBTtB egya v ov yaq oi aoev Egya 10 all aqa
oi ftolefioi ra adov xai egyar 15 dyXaa egy und x^eiaa huxazr^t
41 1/ ^iya sidog 44 fifjdea elduig 53 ^Ayxiotw ifaqa oi 56 tov
fiiv eneira Idovaa 64 negl xqo% ei/nata 82 fxiyed'og xal eldog
90 ^avfza Idia&ai 92 x^^Q^y avaaaa 112 avTBix^zoio dvdaast
113 adg>a olda und 116 sv olda 139 x^üdoV tb ahg 164 ide
el^ata 167 ov adqxx eldcjg 171 avzrj di ;f^ot %wv%o eljuata
xaXd 204 iTtiOLVoxoevoc 205 d'ovfia Ideiv 208 onTttj oi 212 de
fnaara 228 xavixt^to e&aiQai 280 Ttort ^'ihov.
Wenn man auch einige fälle als epische formein nicht als
beweisend gelten lässt (wie 44 fitjdaa eiSiig^ dOd^aSfia löead^at,
113 adg>a olda, 116 ev olda, 167 ov adq>a eldtog), so behält
man immer noch eine erhebliche anzahl von stellen zurück,
welche geradezu beweisen, dass für den Verfasser das vau noch
ein lebender laut war. Eine ebenso grosse anzahl von stellen
gestattet wenigstens die einsetzung des vau, dagegen sprechen
nur sehr wenige, welche sämmtlich leicht zu bessern sind.
6 Tiaaiv S^egya fiifiijle: zwei hss. haben Ttaai, lies: näai
di J^igya ixiiATjU.
85 u86g te laeyed'og tb xal aificxta aiyaloevra und
232 aiTwi td^ßQoairjL ts xat si^aza xald öidovaa.
Die Verbesserung ergiebt sich aus 164, wo es heisst: Ivae
de oi ^(ovfjv löi atfiaza aiyaXoarta.
147 d&avdtoio S%%rjftii lies dd^avdxov di /«xjjrt.
*) Ich lege die sorgfaltige ausgäbe von Baumeister (B.) zu gründe.
196 A. Fick
169 ßovg Tfl xai upia fi^la: lies ßovg xcd fupui.
256 tov fiiv iTctjv öij nqwftov idtii ist za berichtigen nach
185 avrixa aiagtanQma^ ^€o, J^idov; ebenso 287 TTQWtav Xirjig.
Nicht ganz so glänzend wie in IV lässt sich vau in II,
dem hymnus auf den pythischen Apoll herstellen; der grund
scheint mir lediglich in der besseren erhaltung von IV zu liegen.
Nothwendig ist vau in II:
6 afißqota aiftav exoxv. 20 aXljOL fidka fieyalrj te idetv
xal eldog dyrjrij, 79 Ooiße ava^, 99 iaai^ ova^^ ified'&f.
107 h^d'a äva^. 119 vlie FegyivoVf nach einer hs., andere
vUeg^ wofür man vUg lesen könnte. 141 dkld I. 142 xot fieva
Ijoi. 164 TeQTtSTO ov nard &v^6v. 170 tigrcevo ola UqoIcu
178 TtQiv ya oi \bv ifpfjxev, 194 oi de ^'vcacTa. 197 aal %6%
GQ eyvto r^LOiv ini (pgeaL 216 STti oXvoni. norrwi. 222 dehpln
iomwg. ^^db^HiXiotoavonaxog, 26S datiQi eidofdevog. 271 dvigi
eiddfxeyog, 299 xakd huxatog.
Die Verstösse gegen das vau lassen sich zum theil leicht
beseitigen :
77 und 163 ij d^iatdovoa : lies jJ Si j-idövaa.
135 Tudv elävlav selbstverständlich xidva fidviav zu lesen.
207 €v&a d'ayoxrt, unbedenklich ist de zu streichen, vgl.
107 ev&a fdva^.
218 0% Qo Tavcmti vor einer lücke. Streiche re oder qo.
356 vfifi igdw lässt sich t;/x/ut fegiiH aussprechen, oder
vne auch (nach Nauck) X 146 rt J^iTtog /egiat zu lesen.
Der Verstoss in 177 i] xaxd TtoXV egdeüxe trifft nicht den
Verfasser, sondern den späteren rhapsoden, welcher das stück
vom Typhaon 127—177 in unseren hymnus einlegte. Der vers
248 ^di Ttdg^'HXida Üav mit seinem fehler gegen FaXig ist
aus o 298 genommen und stammt aus der jüngeren ionischen
redaction der Odyssee.
Bedenken erregen nur wenige stellen:
97 elfcova ^Endtoio und 98 juiyd* 'ExdroiO, Aber diese stelle
ist auch sonst verdächtig, denn 1) nur hier heisst in unserem
hymnus der gott "Exazog^ 2) v. 94 ist offenbar nach 203 ge-
bildet und nimmt den inhalt der späteren stelle unangenehm
vorweg, 3) ist die ausdrucksweise in 97. 98 geradezu kindisch,
endlich 4) lässt sich der grund erkennen, wesshalb hier ge-
ändert ist: es hiess hier wie 203, dass die nymphe den gott
Die ureprüngl« sprachform der homer. hymnen. 197
betrogen, was mit seiner Weisheit nicht stimmte. Hiemach habe
ich das ursprüngliche wieder zu gewinnen versucht.
V. 108 vrjav Ttoiijaaa&ai. iTttiQotoiVy Ani te fiv&oVf zu be-
richtigen nach 67 Tev^aa&aL vtjov und 69 JceQixaUJa vrjov.
Man nahm anstoss an der folge von vrjdv neQiiuxllia 108 und
TtsQixaXlia vtjov 109; die ältere poesie weiss von solchem be-
denken nichts.
V. 259 MrtX^ov * fff^iiovsv^ d^ava^ xiX. Eine schlagende be-
richtigung finde ich nicht; die Störung mag durch die nach-
trägliche einfügung von 257 — 258 veranlasst sein, welche aus
der Odyssee stammen. Uebrigens ist, streng genommen, der
ausdruck ^ßfiovsve der Situation nicht ganz angemessen. Etwa
^a di vrja?
Für de^LTSQtji fidl^ &€aatog 357 habe ich mit einiger Zu-
versicht ds^ts^atpi fixatnog gesetzt; (xäla sieht hier wie ein
flickwort aus.
Es scheint mir hiemach nicht zu kühn anzunehmen, dass
im h. II wie im h. IV das vau ursprünglich durchaus beob-
achtet worden ist
Ganz anders stehen in diesem punkte die übrigen drei
grossen hymnen I. III. V. Hier ist die wiedereinfühmng des
digamma, welche in II und lY möglich und damit nothwendig
ist, ganz unmöglich. Gegen das vau sprechen im hymnus auf
den delischen Apoll:
14 linoXhava x avwnia. 15 %riv ptiv h ^OQTvyitji {foqtv^).
22 cxoTtiai rot adov. 46 -i^iloi oItuo ^iad^ai, 64 ivatffrjg
(/äxog). 70 t6 TtQwtov Xdr)i\ man könnte %a TtQ&ta setzen
woUen, allein %6 Ttqwtov auch 20. 158. 120 a% ö^Iqiv (Figig),
163 fÄifxeiad'^ iaaciv — cturog huxarog. 177 ov Ifj^w extißoXov,
181 fi€y avaoa Big.
Für digamma lässt sich nur weniges anführen: 45 toaaop
in iidivovaa exfißoXov \ ixsto Atftio. Die cäsur entschuldigt
hier den hiat nicht wohl, weil die bucolische cäsur vorwiegt;
daher vielleicht besser iidivovo exarfjßokov,
46 €1 Tig Ol yaiiwv. Hier scheint das in oi ursprünglich
anlautende digamma ei Tig zum spondeus zu machen; aber
mehrere hss. haben €i %ig aoi und dies ist entschieden besser,
zieht dann freilich auch die änderung von ixero v. 45 in %n$o
nach sich.
107 wKea ^Iqig ist bekannte epische formel.
198 A. Fick
In 140 avTog d' d(fyvQavo^e^ äva^ hunfjßoX* ^AnoXXov
ist der hiat durch die hauptcäsor entschuldigt; man hat das
komma nicht mit B. hinter, sondern vor ava^ zu setzen.
Für huhoio avaxtog 63. 90 ist älterer epischer Vorgang
nicht nachzuweisen; bei Archiloch. frg. 1 ist^Ervakioio &&>io
entschieden der anderen lesart ^EwaXioio avcncTog vorzuziehen.
Auch im hymnus auf Hermes (III) ist die einfuhrung des
Vau unmöglich. Gegen das vau sprechen:
46 wg &fi enog %e xat egyov, 92 (urj idw elvai. 107 f/d*
igatjerra xvTiugtnf, 120 egyov ^egyioi. 143 oQxf^Qiog^ ovdi zig
Ol. 154 9'Bog^ Ans ta fivd^ov. 179 ttf&Bv Shg. 180 nogSTJaw
xai x^aov, alig r. 199 Tovra fioi eijti. 218 kxtjßolog, diti
%B f4v&av. 224 laaiccvx^^og slTtofiai dvai. 239 exae(ffov I^oik
241 Ttfoxalsvfieyog ijdviiiav vrtvov. 266 ot?x i/nov Sqyov, 255 xonr*
oixov. 306 ieXfihov^ Ani re fiMov. 344 daifiovog egya. 349 et
Tig aQat^ioi ÖQvai (j-agaiog). 350 xpafjia&ioÖBa xCi^v (xpafjad^o^
fudiqg). 376 ra di volöß xat avTog. 382 OTtito^m' öla^a,
403 aTtdreQ^sp iSdv. 428 fioiQav hcaoTog. 449 egüiva nai
fjSvfiOv. 464 elganaig fi htasgye. 466 ai^fieQov eidi^aeig. 485
ieia awfjd-BiTjiOiv (J^rj^og), 493 evd'ev alig. 500 viog c»a^.
522 Sa exrjßoXog 521 iftioiv re wxi sffywv. 535 to ydg olds.
538 allov y siasa&ai. 574 viov ava^.
Die beobachtung des vau in diesem hymnus ist nur schein.
Es finden sich die entsprechenden hiaten nämlich nur in be-
stimmten epischen formein, oder doch solchen nachgebildeten
stellen, und zwar meistens in den letzten versfüssen. Vor dem
sechsten fiisse:
80. 440 d'txvfAOTcc egya. 127 niova egya. 450 ^ijdta oldag.
467 fidvt* iv oldag. 516 iTta^ioißia egya, b20 xal q>lla bqSbiv,
Im vorletzten: 265 xgctraiwi <pwti^ eoixa und 312 xgctraiwi
ipwwi ioi^Kuog, 358 wxti ioixwg. Sonst noch 16 äfiqHxphiv
%kvta Biiya. 454 hdi^ia sgya TtiXoptaiy wo der hiat durch die
versstelle entschuldigt ist.
Der hiat in di oi 117. 426 findet sich ebenso bei den
loniem, und hat bei diesen mit dem ursprünglichen vau in oi
so wenig zu thun wie der hiat in aXXove aXXog.
61 xtti rgiTtodag xcrro oixoy (vgl. lun olnov 255) ist wohl
besser wti tgirtoSag te yuo% olnov zu schreiben. In 250 ag-
yvtpa älfiova vv^ignjg ist der hiat allenfalls durch die versstelle
entschuldigt, besser scheint mir aqyvtpi äptonoty weil aqyvqm
Die arspräügl« sprachfonn der homer. bjmnen. 199
nur mit fi^Xa verbunden vorkommt Endlich für toSe eifti ist
unbedenklich rode y siTzi zu setzen.
Nicht minder sträubt sich der hymnus auf Demeter (V)
gegen die einführung des vau. Dawider sind die stellen:
6 i^d' ta xald. 35 €%i S^ elrceto. 49 yixTOQog fjövitovoio.
66 d^dkog, sYSei kvöqijv. 76 JfjfifjteQ avaaaa, 117 i^^iv ertu
f]de Kai eQy(oc. 140 ola yvvaixog dqfijXiKog Igya zhvytxai {fäh^.
figya), 144 xaix Mqya. 174 ?/ TtoQtug etagog SQTji. 199 ovV
€Ttet (oder ovts Snet). 206 fishtjdiog oivov. 213 ov ae xcntüv
«TT* eolrta zontjwv, 227 ov fnv iokna, 246 deiaaa* m rtegi
naidL 284 iadxovaav kleiv^v (iXseitnjv). 302 ßav d* tfzey oU
xcrd' ^xaoTog. 315 TtoXvrj^atov ädog Uxpvaay. 351 fujderai
efya. 406 f^rjteQy igo) (J^egdw). 418 ^HXexTQtj xal ^lay&rj (fiov).
430 jiji d" &IL&OQ ccuai 438 Tfjtaiv d'iyyv&ev ^l»" 'Exatrj.
440 €7tXet* avaaoa. 458 daTcaaiwg d^Xdov äXXi^lag. 488 alipd
t€ oi Ttififtovaiv sipiarov {imfiatiov). 492 Jrjoi avaaaa.
Scheinbare anzeichen des vau finden sich meist nur in
epischen formein, vorwiegend in den letzten versfiissen: 93 mova
e^ya. 235 daifiovi laog. 240 %^BoXai de avta iwixei (etwa ^eöiatv
S' avt ieoUei'if). 321 aq>d'iTa ^idiig. 427 Lovina idiaStti,
451 dXXa hcrjXov. Durch die versstelle ist dw hiat entschul-
digt in 52 ^vrero oi ^Exdtrj (in ganz junger partie). 104 dcJ-
fiara ijxiJBvra (zugleich epische formel). 342 th/ne Si xov ye
ävoKxa (ebenso). 357 &g qxxro^ fAelötjasv öi ava^>
In 167. 222 ^eid xi zig ae Idovaa ist zweifellos ae y zu
schreiben. 275 wg einovaa &ed fiiye&og xal elSog afieixpe:
besser fieye&og ze xat eldog.
Die so eben nachgewiesene thatsache, dass unter den fünf
grösseren hymnen IV und II das vau zulassen, I, III und V
dasselbe ausschliessen, zeigt, dass diese hymnen nicht sämmtlich
in dem gleichen mischdialecte gedichtet sein können, in dem
sie uns überliefert sind. Um der ursprünglichen sprachform
derselben möglicherweise näher zu kommen, gilt es jetzt, die
örthcbkeit ausfindig zu machen, für welche jedes dieser gedichte
ursprünglich bestimmt gewesen ist. Die herkunft der Verfasser
zu bestimmen ist hierbei von geringerem belang, massgebend für
die mundart einer dichtung ist vielmehr das publicum, für
welches dieselbe bestimmt war, falls nicht eine dichtungsgattung
an einen bestimmten dialect gebunden war, wie die elegie an
200 A. Fick
die las und Atthis. Beginnen wir wieder mit dem hymniu auf
die Aphrodite, IV.
Nach einer höchst wunderlichen ansieht, der selbst männer
wie 0. Müller und Bergk nicht abhold waren, wäre dieser
hymnus ursprünglich am hofe der Aeneaden zu Skepsis oder
sonst wo am Idagebirge zur Verherrlichung des ahnherm dieses
geschlechts gesungen worden. Es scheint ; dass sich an den
».frommen Aeneas'^ nicht bloss auf italischem boden allerlei
flausen hängen sollten. Für welchen ort und für welches publi-
cum der hymnus ursprünglich bestimmt war, zeigt die verglei-
chung mit den beiden kürzeren prooemien auf dieselbe göttin
VI und X. In VI heisst es 1.2 t^ipQodirrjv aicofioi^ ij ncdor^
Kinqov yt^defiva liXoyxev und 19. 20 fleht der dichter dog
it iväywvi vUtjv tuköe g>iQea&ai. X beginnt mit KvttgoyBv^
Kv9fQ€iay deiaofiai und schliesst mit xäiQSf ^€o, SalafiZvog
iviiTiliiivrjg fiMovaa utal Ttdat/g KvttQOv * 86g d' ifie^^eaüar
doidrjv. Entsprechend heisst im IV hymnus Aphrodite y.2Kv7$-
Qig, und der dichter scheidet von ihr292mit demgrusse^a!^,
%^€a, KvTtQoio €v:€Tifiivtjg fiaSiovaa. Aus der Verbindung
dieser angaben ergiebt sich, dass die drei hymnen auf Aphro-
dite IVy VI und X dazu bestimmt waren, am feste der Aphro-
dite zu Salamis, der hauptstadt von Kypros, von wettkämpfen-
den rhapsoden vorgetragen zu werden. Auf Kypros weist im
rV hymnus auch die erwähnung der kriegswagen, actvlvai^ als
einer noch üblichen Waffengattung, t. 13, denn diese konunen
in historischen zeiten unter Griechen nur bei den Kypriem vor.
(HerodotV, 113 bei dem aufstände der Kyprier gegen die Perser
505). Femer wird Aphrodite 58 — 64 in ihrem heiligthume zu
Paphos von den Chariten geschmückt. Diese verse finden sich
fast gleichlautend ^ 362 — 366, sind hier jedoch nicht original,
sondern aus unserem hymnus genommen und später zugesetzt,
denn an der Odysseestelle sind sie ganz überflüssig, im hymnus
aber nothwendig, weil hier die göttin gefallen und bethören
veill. Die sinnliche auflassung der göttin, an welcher man wieder-
holt anstoss genommen, passt vortrefflich zur göttin von Kypros;
dass die erzeugung des Aeneas, des einzigen sohnes der landes-
göttin, gefeiert ivird, ist höchst angemessen für ein fest der
herrin von Kypros, und selbst die Verherrlichung des gesammten
troischen königshauses v. 200 — 246 ist vom kyprischen Stand-
punkte aus nicht befremdend: stammte doch Teukros, der grün-
Die ursprüngl. spraehform der homer. hymnen. 201
der von Salamis und vermuthlich ahnherr des dortigen königs-
gesohlechtes durch seine mutter Hesione, die Schwester Priamos,
Ton den troischen königen ab.
Dass der 11. hymnos auf den pythischen Apoll für den
▼ortrag an den Pythien zu Delphi gedichtet, bedarf keines be-
weises. Der dichter mag immerhin ein Böoter und aus der
schule Hesiods gewesen sein, wie die rücksicht auf böotische
localsagen und die genaue kenntniss der böotischen heiligen
Strasse von Chalkis nach Delphi vermuthen lässt. Die zeit der
ab&ssung lässt sich in ziemlich enge grenzen schliessen: dar
hymnus auf den delischen Apoll, welchen der Verfasser von II
offenbar nachahmte, ist von Kynaithos von Ghios um oL 30
(».660) verÜEisst; die wagenrennen zu Delphi , welche unser
hymnus noch nicht kennt (v. 84 ff.), wurden nach beendigung
des ersten heiligen krieges Ö9ö eingesetzt; der hymnus ist also
«wischen 660 und 595 verfasst
Der hymnus aufüen delischen Apoll ist, wie eben erwähnt^ um
oL 30 für den delischen rhapsodenwettkampf von Kynaithos, einem
Bomeriden von Ghios verfasst ; unbekannt dagegen sind die verfiasser
und abfassungszeiten von III und V. Der letztere ist sicher für das
fest der Demeter zu Eleusis bestimmt gewesen; ob freilich der Ver-
fasser ein Attiker oder ein Parier gewesen, ist nicht auszumachen,
for unsere betrachtung auch gleichgültig. Für Paros hat man
die erwähnung der lambe (192 ff.) und von Paros (491) gel-
tend gemacht, beides beweist wenig.
Der hymnus auf Hermes gehört nach Kolophon an das
£Hst des ApoUon Klarios, wohin auch IX weist. Nicht Hermes,
sondern Apollo ist eigentlich der gefeierte gott, für Kolophon
spricht das local des rinderraubs, nämlich Pylos, woher die
Kolophonier sich bekanntlich ableiteten, für ionischen Ursprung
auch die halb burleske behandlung des Stoffes, welche an die
götterkomödie von Ares und Aphrodites buhlschaft in der Odyssee
erinnert, deren spräche einen lonier als Verfasser verräth.
Sonach hätten wir das ursprüngliche publicum von IV
(VI, X) in Salamis auf Kypros, da» von II in Delphi, das von
I, in, V in Delos^ Kolophon, Eleusis zu suchen.
Die oben nachgewiesene thatsache, dass die fünf grösseren
bymnen sich verschieden in der behandlung des vau verhalten,
tritt jetzt in ein anderes licht. Die beiden hymnen, IV und II,
welche das vau zulassen, sind ursprünglich für orte — Kypros
202 A. Fick
und Delphi — gedichtet, in deren mnndart nach answeis tob
inBcfariften das vau bis ins fünfte jahrb. wesentlich intact fort-
bestand, die drei anderen hymnen dagegen, I, III und V, welche
das vau ausschliessen, sind für den vertrag an ionisch-attischen
orten — Delos, Kolophon und Eleusis — abgefasst, also in
Sprachgebieten, deren allerälteste Sprachdenkmäler bekanntlich
keine spur des vau aufweisen. Dieses zusammentreffen lässt
sich, soviel ich sehe, befriedigend nur durch die annähme er-
klären, dass die hymnen nicht in dem tradirten sprachgemenge
sondern je in der roundart des ortes und des publicums^ für
welches sie ursprünglich bestimmt waren, abgefasst worden
sind, eine annähme, welche ja schon von vornherein als die
natürlichste alle Wahrscheinlichkeit für sich hat. Abweichungen
der spräche des hymnus von der prosa des vortragortes sind
damit nicht geläugnet, allein diese treffen nicht auf das laut-
system sondern beruhen auf der fortführung in der lebendigen
Sprache veralteter formen, der wähl des ausdrucks, der beschrän-
kung auf einen bestimmten wertschätz, kurz auf allen den eigen-
heiten, worin sich bei den Griechen die spräche der dichtung
überhaupt von der des lebens unterschied.
Es liegt uns jetzt ob, jeden der fünf hymnen darauf hin zu
untersuchen, ob die in ihm vorkommenden metrisch gesicherten
formen sich mit dem dialecte desjenigen ortes, für welchen der
hymnus ursprünglich gedichtet ist, in einklang setzen lassen.
Betrachten wir zunächst den Aphroditehymnus in seinem ver«
hältnisse zum kyprischen und dem damit aufs engste verwandten
arkadischen dialecte* Der genetiv pl. der a-stämme zeigt im
hymnus die endung oaiy in 28. 172 dia ^eoW 33 Tcraiy 97 ^vfi-
(patay 174 noQBidiav 21ö o^y^iliaA^. Die ionische form ta¥
(aus ilüäv) findet sich nur v. 98 (vvfxifQv) in einem von B. mit
recht ausgeworfenen verse, und 272 rcuy in dem jüngeren ein-
schub 259—275. Unsere inschriften des arkad. und kyprischen
dialects, die nicht über das 5. jahrh. reichen, zeigen die aus
wäv entstandene jüngere form cry.
Neben dem gen. pl. auf atov lesen wir dreimal in dem
hymnus den gen. sg. masc. auf einsilbig zu lesendes coi, also
scheinbar die jüngere iomsche form 53 liyxloeat d* a^, 126
*Ay%ia%ui di fie gniane und 148 ^'Egfiaw, ifiij ö^akoxog. Es ist
unbedenklich hier die gemeinsam arkadisch-kyprische form auf
ov einzusetzen, also ]Ay%laav^ "EQfi€w zu lesen. Leider ist uns
Die urspningl« spraohrorm der homer. hymnen. 203
der name des Hermes bei den Kypriern nicht überliefert, *!E^/£a(
(mit nicht contrahirtem a) verhält sich möglicherweise zum ark.
^E^fiav '^^EQfidfunf^ wie IIoTeldag zu Iloteidchf^noteiddf^tay.
Neben dem gen. sg. auf oto dominirt durchaus in unserm
bvmnus der auf ov, neben 12 oio: 24 ov. Die arkad. kyprischen
inschriften bieten nur w (uv).
Neben 35 OMre, our bietet der hymnus 3 mal die endung
oig, nämlich 52 dv&Qdftoig (am versschlusse) , 106 laoig %ai
y^Q^og^ 135 aolg ve xaaiyyijToia*, ot Hier zu ändern ist kein
grund ; die form oig ist in den kyprischen inschriften die allein
harschende, im Arkadischen ist einmal oioi in *Aletoiai s. o. VUI
s. 324, pro 54 auf einer älteren inschrift belegt, sonst erscheint
nur oig. Es scheint also otg im hymnus auf dem eindringen
der jüngeren form zu beruhen, welche zur zeit der abfassung
des hymnus schon bestanden haben wird.
Ebenso ist es mit aig neben (uai. Letzteres kommt 16 mal,
€ug nur einmal y. 249 ivijtiag^ aig^froTe vor. Die arkad. in-
schriften zeigen nur aig^ die kyprischen bieten zufallig kein
beispiel.
Der dat. pl. 3 auf ai kommt 18, der auf eaai, 6 mal yor:
67 vBipiaaai. 103. 196 Tgtüsaai. 197 rtaideaau 205 näv^
Teaai. 217 dellonodsaai. Letztere form ist im kyprisch-arka-
dischen bis jetzt noch nicht belegt.
Die formen der «a-stämme sind im hymnus fast immer
offen : 69 di ovQeogj 229 evijyepiog^ 58 ^tidea, 66 smiSea^ 103
OQinQeni^ sfifisvai, 202 jTcn^/iifdeo, 220 xakaivaifia ^ 88 /rc^i-
xaXUBg, 20. 97 aXawxy 99 nia%a, 152 ßilea, 184 e/rea, 108 ;to-
fiaiyspitay, 161 kaxifor^ 234 fieliußp, 4 duTteviag. Es giebt nur
eine annähme: 267 tafiirtj^ aber diese kommt in dem jüngeren
einschub 259—275 yor, beweist ako nichts. Entsprechend bieten
die kyprischen inschriften /i/rc;o, ti^x^ija^ d%ihja.
KvnQoysrrj im X hymnus ist wohl nicht richtig überliefert
Man schreibe KvftQoyepfjv und vei^leiche hiermit aTeXijr bei
Deecke, sowie die arkadischen yocative Jioqiyikrjy Ju^fitjdvij
'A[Qt4r%oKQdtti o. VIII, 8. 322, 323.
Auch die ao-stämme zeigen in unserm hymnus offene formen:
106 jnjQaogy 214 ist yon B. mit unrecht die lesart ayriinog loa
^eoloL beyorzugt, allein berechtigt ist die besser beglaubigte
dyijQaog ijfAora Ttavta. Hiernach wird man auch 226 lieber
^Hoi als ^Hol lesen.
204 A. Fick
Mit den infinitiven auf w^ (7. 11. 18. 125. 138. 189. 205.
212) vgl. kyprisch Sxrjv^ mit 220 if^ep kyprisch dotier, mit laO.
287 fiiy^ai 154 dvpoi 178. 221. 240. 248 elvai kyprisch
Söfevai, xvfie^ai^ arkadisch ijvai^ xoTvtpQOvijvat u. s. w. Nur
die infinitive aaf lAevai wie 103 ef^/aeyai^ 46 fiix^fisvai lassen
sich bei den Kypriern und Arkadem nicht nachweisen.
Für die verba contracta gilt, wie es scheint, in unserem
hymnus noch die alte regel, dass gleichlautende vocale zusam-
menfliessen können, ungleiche getrennt bleiben. Daher heisst
es 72 OQ^ovaa^ 74. 279 dgitov (geschrieben oqowv), 96 naXiovrcu^
211 (poqiovai^ 246 atvyiovai^ 2öS ' vaieraovai ^ 292 fieSiovaa
neben 80 ftwläit^^ 105 ÖQfjv (geschrieben oqSv), 104 Trotc»,
192 »OQaei, 127 veKHa^m, 217 <{^£iro,283 fw»eia»ai. 126 xa-
Xiea&ai ist bedenklich; für 24 ifivwvro vennuthlich fivaowo^
für 124 q^itäai. : g>oitäai^ für 125 iSonovvidoKeovzxk schreiben.
In 31 TifJiaoxog ist ein altes d erhalten, vennuthlich weil
man später tifÄOvxos sagte, in diKoiwv ve nxoliQ avdqw das
kyprische Twohg^ welches auch altarkadisch war; wenigstens
nannten die Arkader noch zu Pausanias zeit die statte des alten
Mantinea nrohg.
X6 erscheint in unserem hymnus 6 mal (132. 139. 151.
153. 276. 286) wie es nur in den kyprischen inschriften vor-
kommt; aVf welches der arkadischen mundart eignet, nur 239
und 243 in der Verbindung oinc av, wofür man mit hinblick
auf Bechtel o. VIII 303 vielleicht av iCav setzen könnte?
Die Kyprien, deren Vortrag die drei Aphroditehymnen wohl
ursprünglich einleiten sollten, (Welcker Ep. cyclus^ s. 302 f.)
scheinen ursprünglich in der gleichen mundart, wie die hymnen
abgefasst zu sein. Prüfen wir die bruchstücke dieser dichtung
(Kinkel Epic.graec. frg. p. 20-31), so ergiebt sich, dass vau
sich überall durchführen lässt. Nothwendig ist es 1, 3 Zevg
ds idwv 3, 1 xQot %a%o 3, 8 tadimfiiva stfiaTaSaro sonst über-
all möglich mit ausnähme von 1 , 5 fieydkrjv eQiv ^Hiokoio,
Aber da ja bekannt ist, dass g^ade die Kyprier anlautendes
/i als VL sprechen konnten, so würde sich hier die kyprische
ausspräche Yllumolo empfehlen, um so mehr als auch bei
Homer für FiXiov wiederholt Yiliov zu lesen ist wie z. b.
Z 386. 478. _ _
Wie im hymnus IV finden wir in den Kyprien oig und mg
neben oiai und aiai. Die volleren formen lesen wir 3, 2 elofi*
Die nraprüngl. sprachform der homer. hymnen. 205
voiai 4, 1 ofiq^iTtoloiai 6, 1 ßgavoiai 9, 5 dsipoia* og)d'aXfxöia
eioia 10, 2 dmrjzola ocv^QiOTtoiat neben 3, 8 opd-eai navtoiotg
rsdviofiiya 1^ 3 iv TtvKivdig TtqaTtldeaai und 3, 5 ev Ta^ißgo-
aiaig xai,vxsooi.
9, 4 ist TavraUdov Ililonog überliefert. Die einsetzung der
ächtr und altkyprischen genetivform Tarralidav hilft aus der uoth.
Der genetiv ftoXvTCidccKov findet sich in den Kyprien 4, 5
xat" offog noXvniddxov ^'lifjg wie im hymnus IV, 54 o^£*
aiv TtoXvnidaxov ''/(hjg, endlich die stelle 6, 11. 12 yivero
faulj^ifjQC oa ijneiQQg aiva jqiq>u erinnert an den hymnua
IV, 4. 5 xai ^qia navza / rif^h oa* iJTteiQog TtoXXa vQiq^ei lyJ*
oaa novtog.
Der hymnus auf den pythischen Apoll (II) kann wie der
auf Aphrodite sehr wohl ursprünglich in der mundart des ortes,
für welchen er zunächst bestimmt war, abgefasst sein. Dieser
ort ist Delphi , das erste publikum die Aniphiktionen in der
festversammlung der pythien. Wir dürfen annehmen, dass die
religiöse gemeinschaft unter den amphiktionenvölkern auch eine
gemeinschaftUche bildungssprache hervorgerufen hatte, in welcher
die ecken der eineelidiome sich abgeschliffen hatten, die mund**
art der stadt Delphi den grundton abgab. Uebrigens scheinen
die nordgriechischen idiome sich in älterer zeit wenig unter sich
und ebenso wenig Ton der älteren Doris unterschieden zu haben;
die Dorier des Peloponneses sind eben eroberer nordgriechischen
Stammes, für welche zufällig der name eines kleinen bruchtheils
allgemeine geltung erhielt. In dieser nordgriechisch-delphischen
bildungssprache sangen die dichter an den wettkämpfen der
pythien, in dieser scheint auch der II hymnus ursprünglich
v6rfiEi.8st zu sein.
Der genetiv pL scheint noch durchaus den älteren ausgang
aiw zu haben: 84 (oTMiäwv 100 ißqiaxawv 280 dXq>riGTa(ov.
aXXiqXfav v. 18 ist freilich von göttinnen gesagt > die maskulin-
form kommt daher, dass der ganze vers (bis auf expvoai, gegen
ejfiortBg des Originals) aus 2 594 herübeigenommen ist, wo das
maskulin am orte ist. (DXefvwv v. 100 scheint von einem nomi-
nativ 0Xeyvg zu sta^imen, welchen z. b. Stephanus Byz. s.
V. 0X€yva ausdrücklich bezeugt. Der v.85 äqdopievoit ovqijeg
ifiäv leqdhf and fttjyiuv ist offenbar jüngerer einschub; in so
alter zeit rannte man nicht mit maulthieren. Sollte übrigens
auch eine einsilbige endung anerkannt werden müssen, so würde
Beitrag« i. kund« d. ig. ipraeh«!!. IZ. 14
206 A. Fick
für diese nicht w aus ion. iwf^ sondern 5» anzusetzen sdn,
also al^lm^ ^X&yv&v.
Für TQioneu) 33, welches nur conjectur, ist T(flaftog zu
lesen, welche form 35 sogar überliefert ist.
Der datiy pl. auf oig, aig findet sich 81. 100 efiftepai av^
S'Qiiizoig xqriatriqiov. Dafür spricht 36 xQrjotriQiov ooßd'f^aTtoiOi^
dagegen 70 cnf&QWTiwv tev^t x^ors/^y und hymn. I, 81 sfi^
^evat dv^Qiiftiav XQTjör'i^iov, Sicher steht oi$ 117 oAvoq itt
avtoig^ nicht ganz sicher aig 272 x^/trijig eilvfiepog^ da auch
ein pf. k'j^Xvfiaif neben fi/Xvfiai denkbar wäre. D ie N ord«
griechen und Dorier haben bekanntlich in der prosa nur oig^ aig.
Der dativ pl. auf eaat in 121 Xaeaai 320. 334 ftaxaQeaai,
337 xBiQBoai ist der mundart von Delphi nicht fremd : Ttath-
Tsaai findet sich zweimal auf dem amphiktionendekret GIG, 1688.
Mit 'Xffriioif (geschrieben xQ^lmv) 215, neben xf^taif 75. 115
vergleiche man das delphische avXtjoweg Wescher-Foucart
435, 10. 442, 11.
noaiöriiov 52 stimmt sehr wohl zur dorischen namenform
navidag : novLdaia^ Il&ciödp : notidavuov^ detvdg in 223 ^iya
%B ÖBivov TB kann in Delphi noch wie in Korinth dfBivog ge-
lautet haben, 228 ava vrj^ iqvoarfo würde das dorische vwp
(oder vay) helfen. Der ionismus 55 T^cog iiiv findet sich in
einem jüngeren einschub. Gegen den nordgriechischen dialect
scheinen oc, ai zu Verstössen, welche 194. 227. 267. 324 durch das
metrum geschützt sind, allein die einzige ältere inschrift von
Delphi IGA. 319 beginnt mit ol nBrsrpusrfa und die correctur rot
ist doch bedenklich, av findet sich nur 281 ojtnota» und 308,
letzterer vers stammt aus Homer.
Auch in den drei hymnen, welche ursprünglich für ein
ionisches und attisches publikum verfasst sind (I, III und V)
stimmen manche sprachliche formen zu dem lokalen Ursprünge
dieser dichtungen.
In I finden wir so d^jiog li^tp^wv (besser Id&rpfionf zu
schreiben), 46 yaUwv, wofür man auch rein ionisches yB&op
setzen könnte, 46 vIbi und 151 dyfjQwg (für dytiQciovgy
Im hymnus auf Hermes wird der gezierte gott immer in
ionischer namenform ^EQfi^g (besser wohl ^EQfihjg zu schreiben)
genannt (Eq^^g 16, ^Eq/ä^v 7, ^EQfiiw 1 mal). Besonders chi^
racteristisch ist die form des genetivs ^Egfiia v. 413, zweisilbig,
aus altepischem ^EqfiBlao entstanden. Der gen. pl. auf ü»
Die nrspningl. Bpraohform der homer. hymnen. 207
— ifov findet sich: 72 t(3v auf ßodiv f. bezogen (jiüiv), 175.
292 qnjlfffiwv^ 193 a/r' dkliun^. An jüngeren contractionsformen
nenne ich noch: 133 TtBQov^ 318 i^a/varävy 288 dnaig^ 465 «I-
(oiTOi^, 225 ßißat; 355 JAcSyra, 405 idvW, 149 nffoßißtay,
205 g>oiT(aaiv, 219 ÖQiüfÄai; 9boQf]; 129 xili^^o^aJl^Zf ; 241 tt^o-
xaJUvfiäyog, 390 d^svfievoy^ 436 novev^eye und 283 avriTO-
^oSyra, hiemach besser cryrif^o^fivyTa zu schreiben; 45 iivrjdviaiVj
562 dfropoaq>ia^wai^ worin o» aus ew^^tjo entstand. 113 cTri;-
rccvd ist vennuthlich aus ionischem STtsrjtavd sa irnjerava ent-
standen, in 58 wQi^OTcov cJ aus oa zusammengezogen.
Für die bestimmung der abfassungszeit des hymnus auf
Hermes ist es yon belang, dass in demselben fast ausschliess-
lich die v olleren d ativformen auf etat und tjiol erscheinen.
Neben 55 oiai, oio* und 23 rjiOi^ ^la findet sich otg und aig
nur je einmal. 219 kann man für ^ev d&avdroig yigag ^^eig
unbedenklich fier dd'ovdvwv setzen, der vers 200, worin xaiad^
ini ßovüiy ist mindestens überflüssig und wird besser gestrichen.
Diese durchgängige Verwendung von -Oiai, tjiöi gestattet uns,
den U. hymnus den altionischen dichtungen beizuzählen, den-
selben noch in die zeit des kolophoniscben übermuthes zu setzen,
^omit sein inhalt so völlig stimmt Die kürzeren formen otg
und aig gehen nämlich den älteren loniem völlig ab; in der
poesie treten dieselben zuerst bei Xenopbanes auf, in der prosa
sind sie gar nicht zu belegen. Mit hülfe dieser einsieht, welche
übrigens bereits Ahrens aufgegangen, lassen sich manche stellen
der älteren ionischen dichter richtiger gestalten, wesshalb ich
-eine musterung in diesem sinne folgen lasse (dtirt nach Bergk^).
Mimnermos2; 2 avyfjia av^erai. 2, Stola inekoi. 3, 2
ist die conjectur g>ikotg abzuweisen, es ist zu lesen wie über-
liefert ist: ovdi Ttcpf^g naialv Tiftiog (wve q^Lkog. 7, 1 schliesst
mit Mgypiaai XvyQolg^ die verse sind also Mimnerm abzu-
sprechen und Theognis zuzuweisen , bei dem sie sich v. 795 f.
finden. 12, 3 ifirtoioiv ve. 14, 11 avyrjiaiv (piger.
Archilochos: 9, 2 &a3Ufjig jigiperai: lies ^aXitji. 9, 4
oüvriia ^Ofiey, 9, 5 drrpua%oiai xonunaiv. 12, 2 xa&OQÖiaiv
h. 15 9vrffoig eine hs., die anderen ß^avolg; will man nicht
ßgoreog schreiben, so ist dem Archilochos die Sentenz abzu-
sprechen, oder ndvta ßQOtoiai novog %%X. 23 xvf4dT(av h
dpuHoLg kann nicht ursprünglich am versende gestanden haben.
31 liVQOioi, 55 h ^soiai. 56 kann nicht mit %oig ^aoig tl^H
14*
208 A. Pick
begonnen haben. 58 ßoaxuixoiau 62 dv&QWTtoia ^Aqjijq. 65 ist
zu lesen: ^ ifiniataiiai fiiyajxov mxKwq ti ÖQWvta deivola
dvtaf^eißea&aL xax% (statt wncoig). 66, 1 afitjxavoiaL 3 dtnun-
ai/¥ 6 %aij%6ialv xb aal xocKoiaiv, 70, 1 av&^noiai 2 dmjToia
onoirjv 3 oKoioia iyxvQiwaiv. 72, 2 nf^aßaleiv fitjQovg te firp
Qoia\ 74, 9 TOidt. 8S ßaxxlfjiciv. 84, 2 xakertfjiai — odvvtiiaiv.
94, 3 ^t$ To TT^ty : lies fjiai tcqIv , 4 datoiai.
Semonides von Amorgos: 1, 3 a»d'^noiQiv. 10 xo^^o-
&diatv. 16 n:olloiai, 21 ß^atöiai, 24 Tcaxöia ^oi^€$. 7, 5
aAoi;To^ CTTTilt^ota' ^ ä^aair mit Meinecke, die conjectur a-
TrXi^oig t'& ist verfehlt. 6 ^y xoTtQlrjiaiv. 19 ^üvoiaiv* 29 ^
dofioia \iiiv, 31 dv&^fioiaiv, 34 T&nvoiaiv. 36 ix^Qoioiv —
g>ikoiai, 38 vavri]iaiv. 40 ßaqwLVVTtoiOi. 44 ivi^ft^iocv. 64
lAVQOiO dXeitpexai. 66 cofd'ifioiauf. 68 aJlAofai. 70 xoiwxoig
&vfi6v kann nicht richtig sein, der vers wird wohl am besten
gestrichen. 74 sind die beiden lesarten dv^Qiinoig und daxdl"
aiv überliefert; letztere ist allein richtig und zu lesen: ^aiy
dt aarcoff Traaty aarölaiv yiliüg. 89 naatjiai. 14, 1 daanioie*
h. 15 -dvwoiai — yLwßioloi. 16, 1 fivqouii. 20, 1 vvfigHug xm^
XB unrichtig überliefert, wohl mit Ahrens zu schreiben &vavai,
vvfjupijia rfdi Maiadog xoTtwi. 21 TtogöoKolaiv.
Hipponax: 4 x^cfdijiat. 5, 2 xQddrjiai xat axilXrjiair.
8, 2 gHXQf^axoig: lies {potQfioMOi, 14, 1 xovxoiai. 19, 3 ccoxi-
^<(rt — daaaifiLOiv, 36, 2 arjadfioiai. 3 xtjQioiaiK 37, 3 Ta^-
yfjkioiaiv. 40 a^rilap/x^otaiy. 43, 1 Ticnunai. 51, 1 XQunau
53 ailAijXoeaty. 62, 2 ^y yrdd-oig xexivdctxaL ist unrichtig. Wieder-
herstellungsyersuche s. bei Bergk. 86 oniQd<poio* dxLxdllug.
91 ^vdioiaiv h xoQoiai nach BergL
Der so eben nachgewiesenen thatsache, dass die älteren
lonier bis tief in das sechste Jahrhundert hinein die datiyformen
otg^ aig nicht kennen, scheint allerdings ein fragment bei Athen.
XII p. 525 E. F. Kinkel p. 206 zu widersprechen, welches
dem alten Samier Asios saec. 7 zugeschrieben wird und trotz-
dem Y. 2 mit Kaloig f y. 4 mit dea^olg schliesst. Wir dürfen
wohl vielmehr hieraus schliessen, dass die angeführten verse
nicht von dem alten Asios herrühren.
Die ersten sicheren beispiele des gebi*auches von oig^ tug
bei acht ionischen dichtern finden sich in den elegieen des
Xenophanes (1, 14 evqnljfioig fiv^oig xal nad'aQoiai Xoyoig
nud 7, 3 nivx€ X6 nQdg xoig) also am ausgange des sechsten
Die ursprüDgl. spraohform der homer. hymneiu
Jahrhunderts, während die ionische prosa die kürzeren formen,
wie es scheint, niemals zugelassen hat.
Woher diese formen bei den jüngeren loniern stammen, kann
nicht wohl zweifelhaft sein : sie sind aus der elegie der lonisten in
die elegie der lonier eingedrungen. lonisten nenne ich hier
solche dichter, welche die kunstform der ionischen elegie und
damit den ionischen dialect handhabten, ohne doch geborene
lonier zu sein. Der älteste und bedeutsamste dieser lonisten
ist Tyrtaeus; es war natürlich, dass diemundart seiner dorischen
Umgebung auf die spräche seiner elegie einwirkte. Dahin ge-
hören z. b. messungen wie 4, 5 drjfidtäg avdgag^ 7, 1 ÖBano-
%aq oifici^orregj durchklingen des yau 5, 7 Tiiova €(^a kiTtövregy
10, 2 avög^ äyad'öv neQi ^e, 26, 27 igdsiv foßqifia Bqya^ vor
allem jedoch die Zulassung der dorischen formen oig^ aig neben
oici^ Tfiai. Hierdurch wurden die l autgesetze der ionischen mund-
art nicht eigentlich verletzt, oig und qiov schliessen nicht noth-
wendig einander aus, so wenig wie ovxog und ovrooHy aig und
i]^0i sind ursprünglich sogar vers chieden gebildet , ai^ beruht
auf dem locativ (wie %a(xai)^ rjict auf dem dativ; ähnlich her-
bergte der altattische dialect neben einander T^eat, tijai und
XiXiaiai, Massgebend war bei der adoption von ölg^ m^ für
Tyrtaeus wohl der ungemein grosse metrische vortheil dieser
formen besonders für den bau des pentameters. So finden wir
oig, atg 2, 2 Zevg ^HgoKleidaig rijvde. 4, 6 svd-elaig ^iJTQaia*.
10, 6 Ttaiai ve avv fiixQoig xovQiditjv. 26 alaxqa ro y oqtd^aX"
fidig xae. 11, 36 fiByaXdlg ßdklete x^^.iia^/oig. Es war nur
natürlich, dass die neuerung des Tyrtaeus, welche auch von
anderen lonisten, wie Theognis von Megara, befolgt wurde,
endlich auch in die elegie der ächten, geborenen lonier eingang
fand, was, wie oben gezeigt, gegen den ausgang des sechsten
Jahrhunderts geschah.
Während der hymnus auf Hermes, wie wir gesehen, durch-
weg die vollen formen oiai^ tjiai aufweist, und daher sehr wohl
der älteren ionischen poesie zugewiesen werden kann, enthält
der hymnus auf die Demeter in seinem jetzigen zustande 22 mal
die kürzeren formen oig und aig (unrichtig auch tjig geschrieben,
was gar nichts ist;: 5 ßadvKolTtoig. 11 ä&ctvdtotg ze &€Öia
i^de &vi]Toi&* äv^^fioig. 40 dfi(pi di xaitaig. 41 ifjißqoalaig
XQi^dsfiva. 50 lovTQÖig. 84 dd-avdroig ftolvGrjindytwQ. 87 toig
fiswwai^dei, 202 x^^^S (schreibe x^^^S) h'-^' ^05 OQyäig,
210 A. Pick
240 tdig di. 258 ts^ig vrpiEaxov {t^alg). 269 ad^avaxoig 9ytf^
tolair. 306 Ttoirja avd^Qiinoig xcrt. 308 aQOVQaig. 351 o^*
vätoig Ttavüsu. 358 ig>etfi^ig (aig). 402 navtodanoig x^alkei.
403 d^eotg &vrjToig t^av^Qwnotg. 441 TOig de. 473 ^e/utoro-
TToloig ßaciXevai.
Will man nicht annehmen, dass diese formen erst durch
eine spätere äberarbeitang in unseren hymnus gekommen, so
kann derselbe nicht sehr alt sein, jedenfalls nicht vor der zweiten
hälfte des sechsten Jahrhunderts angesetzt werden, denn erst
dann drangen die dative auf oig^ aig in die dichtersprache
ein, die prosa hat oig neben oiai früher^ als aig zugelassen.
Selon kennt oig und mg noc h ga r nic h t, w enigstens lassen sich
die älteren formen auf oeat, aiait tiioi (rjai) durchweg bei ihm
herstellen :
2, 3 ävd-QWTVOiai. 4, 5 atpqadiaiaiv. 11 adintoia e^fiam»
22 hf avvodoiCy rjia ad/x' ia%iq>ika^ wenn man Berg k 's con*
jectur T^ca retten will. 25 äecfiolat % asmeXioici. 34 xoia adL-
%oia afxq>izi&t]ai, 5, 4xat Tola itpQaadfirjv. 5 vifX(potiQoi,aiy, 7 eqy-
fjiaciv h fieyakoig naaiv adeiv xai-BTVov kann Solon in dieser form
nicht gesagt haben; die sentenz gehört eher Theognis v. 799 f.
10, 1 schliesst mit aaxoig; das stück ist Solon abzusprechen. 11,2
firi Ti d-soig Tovrwvlies: firj d-aolaiv Tovtwv. 13, 15 (pikoic^ ^-
^goiai. 6 toiai — Tolai. 12 äSUoia i^uaai. 16 &vr[töiif vßgiog.
SGxovqnjio^ ilniai, 37 vovaoiaivvn agyakiaiai. 4& avifioitsi — a^
yalioiaiv, 48 Tolaiv, 58 %oia ovdiv, 61 zov di nomaig vovooiai
tUKKOv^evov aQyaXeaig te ist vielmehr mit hinblick auf v. 37 zu
lesen: tov de ncmwg vovaoiai Tiaxovfievov oQyaXeaiatv. GS^vtj-
vöiai. 74 d-vrjTÖi&* tjrtaaav, 15, 2 ovroia* ov. 17 ävd'Qiinoi*
üiv. 19, 1 2olioiai. 21, 1 (piloiatv. 24, 4 bietet Plutarch
nlevfiji^ bei Theognis, wo 719—724 dieselben verse gelesen
werden, steht TclevQoigf was der spräche des Theognis ja ganz
angemessen wäre; bei Solon ist natürlich nkevQai zu schrei-
ben, vgl. Horat. £pp. I, 12, 5 si ventri beusj si IcUeri. 7 ^^wj^
TOiüi. 25, 1 igaTOiaiv. 28 Ttgoxo^iai, 31 ist gefälscht; sprach-
lich verurtheilt durch d'ea^oig TOiade. 34 oip^aXfAdia ogioaip.
34 ^Eoiaiv, 37, 2 ivavxLoiaiv. 3 a xoiaiv aviqoig ÖQaaai ist
corrupt, Bergk's conjectur volai vwitigoig^ dgaaai ist dialect-
widrig. 6 Ttollalaiv ist TtoXlijiaiv zu lesen. 38, 3 qxxxöiai,
5 dv&Qtiitoiai.
Während Solon, wie eben nachgewiesen ^ und läig noch
Die arsprüDgl. spraohform der homer. hymnen. 211
nicht kennt, ist diese dativform bei Aeschylos schon ganz
geläufig. Sie findet sich z. b. im anfange des Prometheus in
V. 1 — 87 achtmal neben siebenmaliger vollerer form : 4 TthQoig.
5 vtfniXanQijfivoig tov. 6 äQ^ijiitoig nidctig, 9 &6diq dovvat.
19 ivükvTOig xaXiitvfiaai, 51 tolads. 71 TcJLevQoig fiaaxakia^
T^f^g: 8 -^vfivoiai. 30 ßgaroiai. 37 ^eoZa ^^taroy. 38 ^i;-
%oiai4 49 ^Boiciv. 81 xfoloiaiv. 83 iq>t}fiiqoiaiv. Es muss
also in der Zwischenzeit zwischen Selon und Aeschylos der dativ
auf oig loLtg in die attische poesie eingedrungen sein ; woher
er stammt, vermag ich nicht anzugeben, vielleicht ist er gleichen
Ursprungs wie die dorische färbung der chorpartieen in der
tragödie.
Die frage nach der ursprünglichen sprachform der home-
rischen hymnen ist durch die vorstehenden betrachtungen eigent-
lich schon gelöst. Wollte man die gewonnene einsieht, dass
für jeden hymnus je die mundart des ortes seiner bestimmung
massgebend war, mit der überlieferten sprachform verbinden,
80 würde man auf geradezu lächerUche und unvollziehbare
Vorstellungen gerathen. Man müsste dann z. b. annehmen,
dass der hymnus auf Aphrodite ursprünglich für ein kyp-
risches pubhkum am kyprischen orte in kyprischer mund-
art verfasst, dann aber vor dem vortrage vor eben diesem kyp-
rischen Publikum ohne allen sichtlichen grund und zweck mit
ionischen vocalen versehen worden sei. Die frage kann nur
sein, ob der hymnus, so weit das metrum zulässt, ganz und
gar an die mundart des Ursprungs anzuschliessen sei, oder ob
gewisse ecken und härten derselben bereits gemildert waren.
Hiess es z. b. in den kyprischen hymnen %ag für xat? Hier-
auf kann man nur antworten: warum nicht? Die Eyprier wer-
den doch ihre eigene redeweise nicht für hässlicher oder gemeiner
als die anderer stamme gehalten haben. Die wirklich einge-
tretene mischung mit dem wertschätze und den grammatischen
formen des alten äolischen epos ist durch das metrum bezeich-
net imd durch dasselbe gesichert Diese mischung ist fast
durchweg eine organische, d. h. sie verstösst nicht gegen die
lautgesetze des in dem gedichte herrschenden dialects: die ein-
zige erhebliche ausnähme ist die Verwendung der genetive auf
crö^ auxv seitens der lonier, indem diese formen allerdings nicht
auf der lautrichtigen Vorstufe zu 6co, 6wv stehen; vermuthlich
212 A. Fick
empfand man nicht mehr die beziehung der jüngeren form za
der älteren und hielt beide für ganz yerschiedene bildungen.
Ich habe versucht, den hymnen II, III, IV und V im nach-
stehenden ihre ursprüngliche sprachform wiederzugeben. Für
den hymnus I ist die las der inseln massgebend mit ihrer Unter-
scheidung von 1] und ^ und der bewahrang des hauchee vgl.
meine Odyssee s. 286, wo der hymnus in diesem sinne gestaltet
ist. Wenn der hymnus auf Hermes, III, wie der auf Artemis,
IX, wirklich nach Kolophon gehört, so ist er ohne die Unter-
scheidung von rj und ti und ohne hauch zu lesen, denn, wie
Blass Aussprache d. Gr. s. 77, v. Wilamowitz Zeitschrift
f. d. gymnasial wesen s. 110 bemerken, haben die lonier Asiens
den hauch ebenso wie die Aeoler ganz verloren. Der hymnus
auf Demeter, V, ist im älteren attischen dialecte, speciell, so-
weit es die mittel erlauben, im dialecte von £leusis wiederhei*«'
zustellen.
Zu beachten ist jedenfalls, dass, einigermassen dermischung
der formen auf oiatf rjcai, aiai und oig, aig im hymnus ent-
sprechend, die älteste eleusinische inschrift (hgg. von Sauppe,
Index schol. Gotting. 1881) nebeneinander aufweist: 9 ToTg
leQOTtoLOiQ Totg. 11 Toig uQOTioioig xaL 17 toig ugoTioiöi^
tdig. 25 ^ivOTrjQiOLg, 32 exeiivoig). 43 roig dvadTjfiaaiv,
44 {zoi)g Si und 15 ovrijai. 25 dQaxfitjOi. 30 v^at äXXijai
TtoXeaiv ztjai 'Ei.li]vixfjaiv andotjoi und 30 x'-^^^^'^^'^'i ^^ ^'^
neben i^at^ aiat.
Für die gestaltung der hymnen auf Aphrodite sind die
kyprischen inschriften, für den hymnus auf den pythischen Apoll
die inschriften der Delpher und übrigen Phoker, der Lokrer
und sonstiger Nordgriechen zu gründe zu legen. Wie in Pho-
kis und Delphi der heroische vers im 7. Jahrhundert gehand-
habt wurde, zeigt die alte inschrift von KrisaGIG. 1 » IGA. 314:
Taada y* Idd-avaiai wv^— Kk€j^dQiavog(?)i'9-r]Ke
'H^ai, %B (ig xai ytijvog ixot xli/og ait^itov aifu.
Die nrapruDgU Bprachform der homer. hymnen. 213
Die kyprisohen hymnen anf Aphrodite.
A. (IV).
Mwad ^oi ijvsTte Mit/ot TvoXvxffvaw l4g>QodiTag
KvnQidog, a t€ d^^oiai ifti yXvxvv ifiegov wqüs,
xdg i* edafidaaato q)vXa Tcava&yatwv a^d'^tinunf^
olütyfug T€ di/i/titeag Kag ^Qta fcovroj
ö ^fiev 00 aTTif^g ftoklct TQiq>u ^ö^ oaa Ttövrog' 5
Ttaat di /egya fid^rjXa evaTeqxxva) Kv&^QÜag,
XQiaadg <? 6v Svvarai nertid'ifv q>qivag ovd^ dfiaraaai'
TUüQav % aiyioxoio Ji/ogy ylavxwnif irf^aww
ov yaq J^oi J^ads /sgya TtolvxQvoiü l4q>Qodivagy
10 aW aga /o* n%6XBfioi t sj-adov nag M^ov ^'AQvjfog, 10
vafxivai TB fidxai t«, xag dylaa J-i^y dkeyvvify,
TtQcha TixTOvag avÖQag ifti%&oviiDg kdida^e
notf^cai aarlvag te Tcag agfiova Tcoiiuka x<^Xxuii.
a de T€ TtaQ&svtxag aTcaXoxQoag \v fieydQoiat
15 dylad figy idida^E int g>Q€ai &ijaa fsKdavai, 15
ovdi 7to% 'yi^ifiiöa xQvoakdxavov xelaSiivdv
dd^varai Iv q>iX6va%t (pUwfieidrig ^Aq>QodL%a.
wg yotQ Tot /ade To^a xdg Sqsgi ^gag evaig^y,
g^fiivyig ts x^Q^'' ^^ diangiaiol % okolvyai
20 alasd ze axio/evra dixaiunß vs nvoXig dvögatv, 20
ovdi fAiv alöotäi Tnogat fade fegy ldq>godi%ag
FiüTiaiy av Ttgtirav %ixe%o Kgovog dvxvXofiiJTagy
ftOTViaVj av fivdorso Tloaeiddfüßv ycdg IdnoXXwfv ' 24
ä di iiid£ oim e&eXe^ alXd otege/wg dne feine' 25
25 ä^oae de fieyav oqxov, o drj %e%eXea^evog eaxiy
dtpa^eva xegwiXag noTgög Jifog aiyioxoio,
naq&evog eaaeod'ai ndv% afiavoj dia S'edwv.
Tai di na%i}Q Zeig däxe tuxXov yegag dvtl yd^oio^
xdg Je fieowi foUwi %ax aq ^ito ni/ag eXmaa. 30
30 näci ^ivi vafoiai ^eüv Tifidoxog ioTi^
xa$ nagd naai ßgorolai ^ewv ngiaßifQa Ti%v%%ai,
%dwv ov dvvarai nem&ijv (pgevag oucf dnaräacu'
x&v ifaXXmv ov niq xi negwyfiiyov eox AifQodixav
wxe d'eüv fiiaxdQiov ovxe &vaxäv dv&Qiinwv,
35 xdg xe naqi^ Zfjvog vofov ayaye xeQnixeQavviüy
Sg xe fiiyiaxdg x ioxi, fieyiaxag x^^fiOQe xtfiag '
214 A. Fick
Tuig %t %&y €üT id^ikoif Tcvxivag g)Qeyag i^artmpäaaj
**HQag i^JUladwaOf Kaaiyvtjjag % iXoxm t« 40
40 S ^iya fsldog aqLoTct \v a&avdvaiOi &Bäiüi'
Kvöiarav (f a^a fnv viiuto Kgovog amvloiiii^rag^
fidnjQ te ^Pe/a* 2üvg J^ ag>d-ita fAijdsa fsiSwg
aidotav aXoxov Tcoifijaavo niiva fidvlop.
Tai di nag avf&i Zeug yXvnvv %fi€Qov XfißaXe &vfi(Si^ 45
45 aydgi xara^arm [nix^f^evaij wpga xAxiata
^S^ av%ä ßqoxiag svyag aTtvfeQyfieva utj^
xag Tvot* htsv^auhct fslrctfji fiera n&ai ^9oiai^
J-&8v ydüoiaoaaa (piliDiieidflg ^^p^d/ra,
wg ^ &$mg avvifui^e mna^atdiai ywai^iy ÖO
50 xAg te naia»va%a^ vlag xkmv d&avdtOLai,
äg te d^iag awifiu^E luxta&vatdia dp&qfjirtoig,
^Av%iaav ff aqa foi yXvxvp llfisgov ifußake ^vfim,
og TOT Iv cntqanoXota^ ogeai nolwtidcntw^Idag
ßovxokieans ß6fag difjiag a^avaroiüi fefoixwg. 55
55 Tov dfj €7t€iTa fid&aa q>iXwfieiS^g IdtpoodUa
^qaaar^ i^nayhag de tuna g>Qivag tjieifog ^ke,
ijg KvTtQOP ö^ iX&woa Svfddea yafev eSwe
^g Tlatpov' hf9a di J-oi Tifte^og ßtafxog tb dvtjj-iig.
¥v»' & y iiaü»waa ^qag irti^fxe qnxfifwag' 60
60 hfd'a di fJLiv XagiTsg l6/&rap nag xQeioav iXat/ioi
dfißQOTwif ola d-ewg inepi^vo&B atifu i6vTag.
/eaaafxiva J^ev ndvTa Tisql xiioC /if^uerra xaAcf 64
Xgvam xoof^rj&ijaa g>iXa}fi€id^g ^AfpQodlxa 65
aeioT inl Tgoiap TZQoXin&a evj^wdea KvrtQOP,
65 vtpi ^isrä vExpieaai d'Oj^og TtQdaaoHra xiXtvS'Ov.
^Idop ftxav€ noXvTiidauLa fiariqa ^gdiv'
ßä itldvg OTad'fioio Si^ üi^og' cX di jucr avrav
aaivovTeg noXioL tb Xmoi x^Q^^oi tb Xij-ovTBg 70
aQXTOi noQdaXiig tb d'Ofal TtQOxadanv äxoqrpcoi
70 fjiaav* a ^SQitüaa fiera q>Qeai TBQTtBTo 9v^6vj
xag Toia iv tm^d-Boav ßaX tpiBQov' o'i f&pia naPTBg
avvövo xoifiaaavTO xarä oxioJ^BVTag IvavXiog.
avTO d^ijg xhaiag BVTtotJ^rftmg aq>ixayB' 75
[tov itTjvQB OTa&^o'tüv XBXBififjdvov ol/ov an inhav'\
75 l4vxloav fjgoMx d-BW anv xdXXog Sx^vTa,
oi ^Sfia ßovalv htorro vofiwg xara TtoidfsvTag
Die ureprüngl. sprachform der homer. h3rinnen. 215
ftdvreSf o de ata&ßoiai lelßiinfiipog olj^og ait aihav
arä fav%& rcQOTtaQOi^e JiJ^og ^vyarqg i^qp^od/ro,
80 TtaQ&irtoi dSfiovai fidys&og nag J-üdog optola,
IUI] fiiP taqßrjaBU h oip&akfAoiai voj^rjoag,
Idvxiaag S* oqiiov ig^gd^evo d'ov^mve %b
/etdog %s fxiyB^og % l<Je f^/iava aiyaXo/ePta. 85
TtinXov fiiv ydg sfecro qxi/ipfovegop Ttvgog avyag^
85 ifxs d^irtt yvctfiTttag fiXixag xdXvxdg te g>a fipfdg*
oqiAOi i*api€p aTCalat i^gäi TtegimaXUeg ^aav
Tcaijoi yigvauoL TtapmoLiuXoi' iig di ü^Xava
tnijd^eao^ d/dg>^ dTtaXdiai iXa^neto^ S^avpia fidia&ai. 90
*Avxiaav d^i'Qog ^Xs, Mnog di 'fiiv dvriov avda'
^ tfX^'^^i fdvaat^^ a %tg fAwadQunt xdda Swfia^ Ixdvug,
^l^grefiig ^ Aatwl tjj^e junvaia l4(pQodira^
rj Qifiig i^vyspijg i^/e yXavxßTCtg *A&dva^
^ nm Tig XagiTiop devg* ijXv&eg^ a% rs d'eöiüi 95
ft&aiv htaiQiCflHfi ytdg dd-dporoi %aXiortaiy
95 ^' rtg NvfKpdwv^ a% taXasa xaXa vifiovtat^
xag Ttaydg Ttoxaiidiv ntdg TteicBa noidf&vta. 99
üol d^iyfa Iv anoTCiai^ ftsQupaivofiirwi Ivt xtigfM^ 100
ßw^iov Ttoi/rjawy fgi^ta de toi iagd xaXd
wQai(f iv Ttaaatoi' av d^svq>qova &vfi6v extoaa
100 Sog (ÜB fAerd TqwBüai dginq^rti' ifinevai dvögwv^
fcoi/^ ififSOTtiaio d'aXegov yavov^ cevroQ e/ii onrtov
Sagov ev ^onfv xdg OQijv q>dfog dfeXioio^ 105
oXßiav iv Xa/oig, nag yrjqaog tidov ixiad'ai**.
Tov fdfi€i߀T sTteira Ji/6g ^vydrrjQ ^AtfQodixa •
105 ^Idvxlüa^ nvöiOTB xa^iat/svitav dv&QtmcaVj
ov Tig TOI &€6g ijfii' tL fidd-avdraiai /aj^ianeig;
aiXd xaTa&vavd w, ywd di fiiyiljvaro [ddrrjQ, 110
XhQBvg Siaxl TtazijQ ovofia xAürog, eX 7ta> dxovBigf
dg rtdaag 0gvyiag evteix^jroio /ovdaaBi.
110 yXiaaoav SifABtiQOV tb xag dfiBrigav adq>a J^oida.
TQwuig yaQ inBydgwi ^b %qoq>6g XQitpB' a di dtairgo
üfAixQov rtalif aTtVaAiU, ipihzg nagd fiatgog kXäaa.. 115
dg frj toi yXaaadv yB %dg vfiBrigav ev J^oida.
vvv di fiovdqrta^B xqvaoßgaTtig l^QyBÜpovrag
115 i^ xog& ligTifiidog xQvaaXcnuxTW XBXad^vag.
ftoXXai de vvfKfai, %dg nagd-ivoi dXq>Baißoiai
216 A. Rck
Tcai^ofiev^ apupi itoiiiXog oftagitog iat&pdvwvo * 120
e^d^ev uagfta^e x^aofqanig li^yBUforvagj
Ttolka ^m ayaye figya xata&povüp dvd-gwntoPy
120 TtoXlav ^mlagip ze xäg axTitov, av Sia ^geg
(OjLioq>ayoL q>on(üai xa%ä OKiofevtag Iveevlapg'
ovdi Ttool xpav^y doxaov qnnn^ow allag' 125
l^vxioav di fis q>aaii€ naqal id%Bai \%h,vhüdixi\
yuDQidiav aloxov^ aol d'dyJiaa tiaifa vmtija&ai.
125 avTciQ inst drj del^e xag eq>gaas, ^ voi S yavTig
dd-avoTtov fisrä gw)^ dneßa Tftqonvg l4gYäfp6v%ag'
otvxaQ iyd aixofiav, TCQareQa de fioi ertXew dnivna. 130
alld ü€ Ttbg Zrp^bg ywvdl^ofiai i^de tfmrjfanf
ialiov'ov fiiv yiq xe xaxot Toiovds tHoiw
130 dSfudtav /iiayayiiv xag arnfgarav qptXororo^
TtctTgi TS am del^ xag iJtaciqi xidva fidviai,
aoig T€ xaaiyviJTOia^, o% %ot df^o&ev yeyaann ' 135
€L ag)iv afBixeXia wog eaaofiaif rfH xag ovxi.
ftiiixfjai S^avyeXov äxa f/eta 0Qvyag ctij^ohontiXmg^
135 feiTtSfv Ttaxgi ri^m xag fxa%iqi xadoftdvcu neq*
oi di xi %oi xqva6v %b fdhg fead'ota &'v<papTdp
ni^ipmoi' av de Ttolla xag dylaa dixS-ai anoiva, 140
xavra de Ttoifijaag daiw ydfiov ifiegofevta^
Tifiiov dvd-gwftoiai xag d&aväTOiai •S'eoTat*'^.
140 c5g fsiJtwaa ^sa ykvxvv ifiegav X^ßaXe &vfiwi.
l4vxlaav d^egog ^Ae, /iftog reqm «f t' opofia^e*
„fil (tiev &paTd yiaaiy ywa de a'iyijvaTO juarrfi, 145
'OtQevg d^iart TtarrjQ ovopia xlviog^ log ayogeveig,
dd'ov^o) de /exati diaxTOQO} ev&dd* Ixaveig
145 ^Egfjiavj ifia d^aXoxog xexXi^aeat a/nara narra^
(w Tig eneita 9'Siav oike ^voftwv dv&QWTtwv
ivd'dde (le axifjoei^ Ttglv aai gfildzati iiiytjvat 150
avtlxa vvv' ovä^ et xe /exaß6Xog avvog IdnoXhav
TO^o) djt dgyvgio) ngotrii ßeXea atovoj^evra,
150 ßwXoifiav xev eneira^ yvvai fej^ixvia ^eaiai,
aag evvag inißag dvvav dopiov ^'Afidag ifaci^^S
Mg feiTttav Xdße xijga'g>iXa}^sid^g d^liq>godiTa 155.
>g7tB fxe%aaTgB(p9'^aa xat oiifiata xaXa ßaXäaa
^g Xexog wavgwtov^ o&i tvbq rtdgog eaxe /dpoxri
155 x^l-^^^^^ jjaXaxatO* iaTgwpihov' avzag v71€q&w
agxTwv digpiOK exei/uo ßagv(p&6vy(ov tb XBfdvvwv^
Die onpnmgl. sprachform der homer. hymnen. 217
Toiff avjog xariTtegfve Ip WQeaiv vtffrjXoiai. 160
Ol dienet mv Xex^üjf^ evTtoiftfStav inißaaav^
xoa^w fiiv /ot nq/unov aitv XQ^S ^^ q>a/ifv6vy
160 XmB öi /Ol ^iipav löi f^fiora aiyako/swa
£^ve xag xori^x« im &q6vw d^v^/iiliü 16ö
uävxioag * o S^sn^eita d^ath^ fi6va%i nag cuaai
dd'ovdtai TtaQilsKJO d'eav ßgotog^ ov mq>a feiddg,
^A(iog d^atp ^g avXiy aTtvxXivoHJi vofi^/$g
165 ßovg Tcag /ig)ia uijXa vofiw i^ av^B^o/ivtunf'
väfAog aq l4v%iaai fiiv ini yhmvv vnvov Sjubvb 170
/ddvfior^ aikct de x^' i/^pnjTO f^fictra nuxld.
fsoaafiiva d^ev Ttdvta fteqi xßot dla ^adwv
sota ndq nhaiai* ivnoifijro} di fieXd'9'fw
170 xvQ€ TuxQa* wilkog di Tcaqavdtov dniXa^ne
afißgoTOv^ oJov v*iovi tvatetpava^ Kv&eQeiag. 17ö
l| vjtvo} T6viy}fQ€y /inog v&pcer 1? r ovofia^'
„OQoeOf JagdavlSa- %L w mfjyffetov vnvov taveig;
nag g>Qaaaiy bX voi o^ola iyw ftvödllofiai ^vcuy
175 oiav ^€ %6 nqäxov iv 6q>&aX^loi vo/rjaag;^*^
&g qKxd^' o 6*i§ vnvoio fidJJ ififianiiag inmovcB. 180
(ag ö^€/id6 d^QOv %b nag o^ifiova xaX^ Idip^divag^
TOQßrioi ze xdg oaae TtOQOKXiödv etfaTtev aiXsi.
a\ff S^avvig xXaivai tSKaXvtparo naXa noawna^
180 %dg fiiv haoofievog /drcea Ttteqof&fxa Ttoadvöa'
ytovrlina oibg %a Ttfoha, d-sd^ flöov Sg>d'aXfioiai, 185
MyvioVy (ig d-eög ^üd-a' ov 6'ov vafieQvig sfeiTCsg,
alXd OB nog Ztjvdg yrnvaCofitai atyioxoto,
firi pLB IC/ühv dfiev^vov Iv dvd'qiinoiaiv i/dootiig
185 vcUijVy aW iXifaiQ , irtei ov ßi/o&dXfiiog dvfJQ
yivsvaiy Sg te &eaio^ Bvvd^erai d&avdwaiai*^. 190
Tov d'df^sißeT BTteifa Jifog dvydrfjQ li^pQoSita'
y^vxioay xvdiatB nuna-^vdtorv dvd^mtaVy
d'iqoi\^ fifjSi %B oaiai (AB%a g>QBai d^did'i Xiav
190 ov ydq %oi %i diog ftd&sfiBV xaxov i$ ifii&ev yB^
ovd* aiXatv fiaxdQfav' inBi tj q>lXog iooi ^Boiai. 195
oot i'BCtat q>iXog v\6g^ og Iv TQWBaai favd^Bi^]
xdg TtalÖBg nalÖBoai diafifVBQig l^Bydovtai'
zm di xag AivBiag ovofi BOOBraiy Svem fioivov
195 BOXBv axog &exa ßgozA dvigog Xfi7tB%ov Bvväi
[avxii^BOi di fioXtaza wna&varüv dv&niiftiav 200
218 A. Fick
al/et axp vfiewigag yersSg feiddg %e qfvav re.
fj toi fiiv ^ca^^iv rawfitjdsa firjTiiTa Zsvg
aQftaae fov dia nuiXXog^ %v a&aymoiai fAet^itj,
200 xdg T€ Ji/ög xarä dw^a ä'eoia inifoivoxo/evoi,
d-avfia fidifv, Ttdwraaai rerifievog adttvaroiüi^ 205
XQvaio} 1$ XQCtvfJQog aq^aounf vixzof igv&QW.
TQÜa de nhSi^g akaa%o¥ ^e q>fivag, ovdi %i fddt\^
SfCTtTj /OL q>ilov viov dvoQTtaoB ^ianig afeXla*
205 %dv d^ Sfceiva yofaanLB diafiTtsgig äfiara ndvxa.
xdg fuv Zeig eke/rjae^ did(o 64 /oi vlog anoiva 210
trtJtiug dgalnodag^ voi Td&avdt(Dg g)OQ€wai.
twg foi däfjov edioxev ^lyt^' feirfe de Hxaata
Zrpfog ig>fifioavvatai SidxtOQOg Idqyeiifovtag^
210 iig koi ad^dvoTog xdg dyiJQaog a^tna Ttdrsa,
av%dQ eTtel öij Ztjvog S yexkvev d^yehdütp, 215
oAc It e/tuta yofaaxe, yeyd&^ 6e qn^ivoig ivdov,
yad'oawog S^ttTtoiai dfeiXoitodeaaiv oyjpo.
tag S^av Tid-wvov xqvaod-qovog S^rtaaev Idjrtag
215 vfierigag yeveäg^ em/eixekop a&oa^dxoioi.
ßä ö^iiaey ahi^aanra xelcuveq>ia Kqovltava^ 220
ad'dvoevov v'^yat xdg ^w^p a^tona Ttdvta'
tat de Zevg inivevae xdg ex{(avavep vekdwQ.
vtjma, ovd* hofrjoe ^etd (pqeai rtotvia ui/dg
220 ^ßccy ait^ücu^ ^^aai d^dnv y^Qag okovop.
Tov d^^ roi dfog /uev ^« ftoktnjgarog rjßa^ 225
W/ot teqndfievog XQvood^QOPwi dQiyeveiai^
vaie rcdq ^Sixeavoio ^/dia ini ft^gaai yaiag '
ovtdQ hiei n(^xaL Ttokiai xareypvro /e&ifQai
225 Tiakag i^ xeq>akag ev/ctyeviog te yevüw^
rcD i*vi tot evväg [lev dn^xeto notvia Idftig^ 230
ocvxov 6*ait dvitakke Ivi fieydQoiaiv exwaa
altoßi x^dfißqoaiaL tide /^fictta xakd didäaa,
aiX ore d^ rcd^nav atvyeQOP xatd yfJQog eneiye^
230 ovdi ti XLvtjaai f^ekeunf dwctv ovd* ovafiJQai,
ade de foi xard ^/ioy dqiata (paiveto ßwkd' 235
Iv d^akdfiwi xaridTpie^ dvqag d^inid-v^xe qta/^pdq.
t& d^fi tot qxxtpd ^fei aonexog^ ovdi ti xixvg
ead^y oia ndgog eaxe Ivi yvafimoiai ^ikeaoi
235 ov xoy eyta yi ae tolov iv d^avdtoiaiv ekaifictp
dd^dvatov t^rai xdg ^o/ip äfuna fcavta. 240
Die ursprüngl. sprachform der homer. hymnen. 219
aiV el fiiv Toiovtog itar J-sidög %e iifiag te
^oioig^ äfiheQdg %b 7t6aig xsxXtjfiivog eitjg,
ov %av muxa fJia%og Ttviuydg q>^ivag diMpixaXintOi.
240 vvv ii ae fiiv %a%a yfjQag Sfioiftop afiq>i%aXv%f>u
ytjlavig^ t6 tSTteita TvoQiattnai av&QWTtoiciy 245
wlofierop, xafictra(fdvy o %a gtvyimai d^aoL naq,']
avtoQ Ifioi ytiy oveiSog iv a^avmota^ ^wUti
eoaarai afiota ttarta diafAJteQig ^rata aeio,
245 €& tvqIv ifiwg ooQiüg %ag (vi/ttag^ cäg noza navrag
aStKwatmg owifAei^a Tuna^cträloi ywai^l^ 250
td^ßsoTLOP* TtoPTog yoQ i/iüv ddfivaaxe voj^fux,
pvv ÖS A) oJx m fioi avofia x^<^^^^ i§ovpfiärai
Toyto fier d9w^d%oiaij inü fidla noXXov dMadtjp,
250 axithov, ovx ovcfiaarov, ananXavx^rfv di voj^io^
näida d^vrtd ^/oiwai i&ifuxv ßnozüi evvaSijact. 255
Toy fiiv, ift^v 6^ TtQÜTa fidtji g>d/og ^/aUoio,
vifiqnxi fiiv &qi\f)mai 6(f€üMioi ßa^moXnoi^
a? %6da vauvdoHn ofog fiiya %a ^d&aov re. 258
255 aol S^eyw, oipQa xa tcAra ftara (pifaal ndrga duk^^ 276
^g nifitt%ofv fi%og avng ilevaofiai viov aywaa.
Toy fiiv^ imjv dij TtQÜna fldtjig ^log 6q)9akfiöiaip
ya^aaig oqitav fidla yctq d^aofaUakog atnai*
a^aig d^avrina fiiv nof%i Fihav dvafiofaaüav, 280
260 i]v di %ig if(frjtai oa xara^ctTWV dv^Qwrtafv,
S Tig üoi q>iiov viov v7td ^dvai S-iro fidwijQ,
tm ii ov fiv&ija&ai fiafivafihfog^ &g aa xaXavta'
q>dad'ai toi vifidpag TiakvxwTtiiog i^ovov ipai,
a't toda vaiatdoMn ogog 'Kttta/}ifiivov vlat. 285
265 ai da xav a^falfttjig xdg iTtaii^aai ag>QOvi dvfioky
iv q>ilj6tQti fAvyrjvaL ivo%aq>dviai Kv^a^aiai^
Zavg aa xoXtaadfiavog ßaliu y^oko/avTi xaQOwm.
¥v/Qf]Tai TOi Ttdvra' cv di g>Qaal aaiai vofi^oag
Xa%ao firii* Svofiaiva, 9aiav d'inonV^o fiäviv", 290
270 äg faiTTwa afi^a nog WQCtvov dvafio/avta.
XcuQ^f ^^1 KvTCQOio ivxtifiivag fiadiüHsa'
aav d^iydf oQ^dfiavog fiaraßdaofiai aikav ig vfivov.
B.(X).
KvTtifoyav^v Kvd-iQatav dfaLaofiai^ a%a ßQOVolai l
fiij^Xa däqa diöoHftj ig>* Ifia^tw ii noaiimai j
220 A. Fiok
ai/el fieidiaei nag ig>^ ijASQtop tpiqu av&og.
XotQ^i •9'sdy Sttlafuvog ivKTifuirag fiediwaa
ö xäg ndaag Kvjt^- dög ö^ifis^/eaaa^ d/otddv.
avTaQ kyto nag ceio xäg ailag fivdaofx Sfoidag,
r.(Vi). ^
Aldouxp x^aoa%iq^avov xaXdv ^Aq>Qo6izay
aiaofiaiy a ndaag Kv7tQ(D xffddßfiva Xilovx^
^valiagy ü^i fiiv ZeqwQW fiivog vyQOv d/iPTog
^y£tx£ xatd xv/na Tvolviploiaßoio yNxldaaag
5 dq>Qm Ivt fiaXdxan * vdv Si xQvadfinvneg ^Sigai
di^avt" doTtaaiwg^ rtegt d^d^ßqota /ij^crr* e/eaaop'
yLQa%i d'i/t dd-aydrapi atatpdvav &i%wi%o> e&rptav
xakdv, xQvaHOP'^ iv de t^rjroiai Xoßdioi
av&Bfi oQeixdhtm x^<foi6 tb Titud/svrng *
10 d^äi d^dpiip dftaXai xdg avrj^Baiv d^yvqdoiai
OQfiOtai XQ^^^^^^ htocfiiaoif, olai nsQ avtai
^ÜQai xoGfÄdjüd-ap XQ^^dfiTTVKegj hnndt XoiS¥
v{g x^Q<^ ifaeQOfevra &eiov xctg dw^aza TtarQÖg,
ttuzdq iTcel d^ 7tdv%a nsql xgot x6afAOP e&fjxav^
15 ayop ig d&avdrwg ' oi d^daitd^ovro fidoweg
X^ii^l '^^ iöe^idovTO nag dqdüavto fixaatog
f\vai %a}Qiiiaw aXoxov xdg foixad' ayecx^aif
/elöog d'ov^id^oyteg üitnetpdpm Kv&eQeiag,
XcuQ eJUxoßlig>aQ€, ylvxv^^hxe' iog d*ly dywvi
20 vUav tmde tpigeaSaiy 8^dv ö^avvwov dj^otdaif,
avraQ iyvj Tiag aeio xdg aXkag fxvdaofji dfoiöag.
(II).
ein Si (poqiiiCjütiv Aatmg iqixvdiog viog
(poQftivyi ylaqwQät nozi tlvd-uß jceiQdj^eaaaVy
afißgoTa /^fiOT excav redviofiiva' toio öi g>6Qfiiv^
XQvoiw VTto TrldxTQiD xavaxdv ex^ ifieQO/eaaap,
5 eyd'&f ä*ai tvot* "OkvfiTrov and x^^^9f ^S ^* voftma
Die nrsprüngl. sprachform der homer. hymnen. 221
«Irt ^iJ^OQ Ttort d&^a &€wv ^eS^ opidyvQiv alXajv.
avrUa d'^dd-avaroiac ptiXei xid-oQig Tcat d/oidd' 10'
Mdkrat ^ev ^afjia naaat dßsißo^evai foni xakSi
vfin^owi d'Stav diaq äfußgora ijd^ dvd-QiiTrwv
10 tXafioavvag^ ag exovTBg in d^avaroiaiL d^ediat
^(oovT d(pqadieg xat dfiaxcevot, ovds dvvavxai
svQif^evai d-avdroio roKog xal yrjqaog alxag, 15
avTOQ svTtloxafiot, Xagireg xal ivg>QOV€g ^ßQoc
uiQ/ÄOvia d^'Hßa t€ JiJ^og dvydrrjQ t lAcpqodlta
15 odxevvT dlldkag ini xdqnoii x^Qoig ^(Daac
Toiav iiev ovt alaxgci fxevafiil7t€%ai <wt ildxeiay
dXla iidka ^sydXa ts /idifv xal /eldog dyard 20
*!AQ%afjiig ij^oxiaiqa OfiorQOtpog IdnoXhavt.
hf d*av Tälaiv ^!Aqifig xal evaxöTtog l4Qy€Lq)6vTag
20 fcaiCpvT' avzdq 6 Ootßog ^AnoXXwv hxix^aQi^eiy
xald xal vipc ßißdg' diyXa di viv a^ipi (paf^vu
fiaqfxa^vyag xs noduiv xal evxhiaxoio %ixwvog, 25
0? d^ETCitiQTtovxai ^'fnov fxeyav ^ooQsovtsg
Aazm T€ xQvaoTtloxafxog xal fitjTieva Zeig
25 via q>iXov Ttai'Cpvxa ^e%' d&avdroiac d-eoioi,
TtiSg x'ag d^vfim^Oia ndvrwg eilvfivov iovxa;
rj (ig To nqa%ov xQV<^'^VQ^oy dv&QciTtotac 36
^axevüjp xonrd yalav sßag^ J^sxataßoi^ *!ArtokXov ;
Ili/eQiav ftiiv nqatov dii ^QXvfÄTtoiO xaT^v&eg
30 lixrav x^^fia&iav ta Ttaqiatix^g i^d^ Alvichfag
xal did ns^qaißa^g' xdxa d^^g ^IdoXxov ixaveg^ 40
Krjvaia) x^inißag vavoixXjjrag ^Evßolag.
0%äg ö^ifcl ArjXdvxiot Ttsditjc x6 xot ov fade dvfitoi
Tfv^aad'ai vafov te xal aXasa öeväq^fsvra,
35 evd-sr d^Evqmov diaßdg^ /sxaraßoX^ ^!^7toXXoVy
ßäg dv oqog ^dd'eov xXcoqov tdxa d^el^eg dn av%& 45
^g MvxaXaaabv iwv xal Tevjnaaaov X&x€7toiav
Otjßag 6'i\aaq>LxavBg idog xarafiffisvov vXac-
ov ydq nw ng hau ßqoviov \aqai ivl Qrjßat,
40 ovd* aqa Ttto %6xa yraav duaqitiTol ovde xeXev&oi
Qi]ßag ctfiTtadiov 7tvqr]q>6qoVy dXX' exav vXa. 50
er^fy de Tcqoxiqw exiagy fexaraßoX* ^!A7toXXoVy
^'OvxTjaxov ö^al^agj Tlozidatov dyXabv aXaog.
Mvd-av aq i^g Idqiaqxov dtpixaö TtOidfevra. 65
45 ßäg d^iftl TaXqmoag' tcd^t toi /dda x^QOS drci^fxwv
Bttiträge z. kand« d. ig. ■prMhon. JX. 15
222 A. Pick
rev^acd^ai vafov xb xat älaea ösiydgiljfevta'
otSq de fidV avx avrag xai viv Ttozl pivd^ov efeiTteg'
yyTslqxSa^ evd'äds drj q>QOvioi Tcegmalkia va/ov
av&QciTtwv T€v^ai xQrjOtrjQtov^ o% re uoi ai/el 70
50 iv&ad' dyivijoovTi TeXrjJ-iooag eKfnofxßag^
r^fAEv oaoL IleloTtovvaaov Tri/tfQav Sxovti,
i^d^ oaoi EvQcircav t£ xal dfnpiQVTag xorra vdaoßg,
XQt]o6ft€voi' toioiv de r^iyw vafieQTea ßiüXdv
TtSoL &efiiOTevoi^t x^^W ivt rcifovL ya/cö^". 75
55 Sg feiTtwv die&rjxe x}-€ii^Xia Oolßog IdnoXXwv
evQe/a xal f^dka ficncgd dirjvexeg - a de J^tdwaa
TeX(p&aa xgadiav ixcliiaaro felrce Te ^v&ov
fjOoTße /dva^ fexdj^eQye, Mnog ti toi ev qigaal -^aw
ivd-dd^ irtel g>QOvi€ig tev^at TtegixaiXea va/ov 80
60 ^fisvoL dv&QOJTCoig xQ^<f^^Q^0Vy o% %e tot ai/ei
iv&dd * dyivijaovTL TelrjJ^iaaag eyuxvoiißag •
dXV ex xoL /egeio, vi S^h^i (pQaai ßdkleo aaiai'
Tifjfiaviet zalj^el xtvjtog trtTCtav oWeidiav,
ev^a rig dvd^gwTtwv d^lijaevat ^aoQdead-ai. 86
65 aQficerd % evftol^rjta %ai d'AVTtodiJV xtvttov tTtruav^
rj vaj^ov T€ ^iyav xai XTi^juata nolX \ve6v%a,
dXV al dtj TL Ttix^oio, tv de xgeiaatov xal dqeiwv
iooiy fdva^^ iue&ev, teo de ad'ivog eavi ^liyiaxovy 90
iv Kgiacu Ttoiffiaat vtzo tctvxI IlaQvdoaoio
70 Iv^' 01?^' aq^ara xalcc dovijaerai^ ovre rot iTtrtwv
tixvTtodütv XTVTtog eazai evdfiazov negi ßta^iov,
dlXd xal (jjg Tcoxdyotev ^iTjTvaidfovt dioga,
dv^QWTtcjv xh^a cpvXa- tv de (pgevag d^iq^tyeyad^oig 95
de^av lagd xald negcxTioviov dvO^QOJitwp^^.
75 wg fem&aa [ß'ed)] TteTttd^e q^gevag le^aTcaqwaä].
hd-sv de Ttgozigtü Uxieg^ /axaiaßoX* ^'Anoklov • 99
el^eg d^i\g OXeyvwv dvdgwv Ttohv ißgiOTdatv, 100
OL jLj^og ovx dXiyovzeg irtl x^ovl vaLevdtoxov
ev xalaL ßdaaaL Kaq>iaLdog evyv&L ki^ivag'
80 ev&sr xagTtaXifxmg noTißag tvoti difgdda ^vwv -
lx€o ä^ifg Kgiaav vub llagvaaaov vL(p6fevTa^
xvafiov noi Zeqn}gov TßTgafi^evov, avTag VTveg&sv 105
nerga iTtLxgifiaTaL^ xoJ^iXa d^vTiodeögofie ßäaaa
TgaxeV' evx^a /dva^ TSXfxdgaTO Oolßog IdrtoXXwv
85 TBv^aad'aL vafov ftegixaXXia, f elfte ze (xvd'ov
Die nreprüngl. eprachform der homer. hymnen. 223
.Jv&ade d^ (pQOvito tev^^v nBQi%aXXea vafov,
if/aevai avd^qumoig xqriaTriQiOv, o% %e (xoi ai/ei 110
iv^dd^ dytvijaovTi, TeXrjfiaoag exaro^ßag^
i^fiiv Saoi Ilelorrovvaaov m/^Qcev exorvi,
90 T^d^ Saoi EvQW/cav re xai a^q)iQVTag xava vaatug
XQTjaofjiBvoi ' TOiaiv d^aq iyd vafxeqzla ßwldv
Tcäai &£fiiav&joiiu x^^W ivi itij^ovt va/m^^, 115
äg feiTtüfy dud'tjxe d^efÄiflia Ooißog ^AnoXkiov
svQ€/a xat fidla ftaxQa diTjveKig* avtdq Itz avxdig
95 Id/ivov cwJoy s&rjxe Tqecpvjviog rjd^ l^yafiijdrjg
vUe FeQyivü), q>iXot d&avdvoiai v^aoiac
dfiiq)t de vafbv kvaaaav dd'ia(pa%a q)vl^ dvd'QciTtwv 120
^eaTÖiai Idfeaai, d/oidifxov ijfjevai aifei
dvx^ de xgdva xalliQOfog, ev&a ÖQdxatvav
100 XTifve /dva§, Jifog viogy dnb xQccregolo ßiaiio,
targatpia, ^eydXaVy rigag ayqtov^ a xcmd nolld
dvd'QWTtwg MQdeaxe Bni %^ov/, tcoXXcl fiev avxwg 125
TCoXXa de fifjXa TavavTtod^^ sttbI niks nrj^a datpoivdr,
dg %&L y dvTiaasie, q}€Q€GKi viv alaifiov afnaQ, 178
105 TtQiv yd /Ol l/ov ig>rjx€ J^dva^ J^exdj^sQyog l^Ttöllaty
TUXQTSQoy a d^ odvvaiOL iQsx^Ofiiva xaXertaiai, 180
%€Lto liiy ala&fiaivwaa YvXivdofxeva xara x^ß^*'*
d-eaneoia d^hond yiv€% aanerog- a öi xa&' vXccy
nvnvd /iaT eV^a %ai ev&a /ekiaoerOy XeiTte de Svfiov
110 fpOLVOv dnoTtvevwa ' o ö^inijv^azo Oolßog ^ATtoXXiav,
^fivrav&öl vvv nvd'i ini xd-ovi ßomavfjgai ' 185
ovdi %i ya twiDaa yLaxbv di]lr]f,ia ßgovolai
eooaaij dt yaiag 7toXvq}6qßa> i^aqTtov idovteg
iv^dd^ dyivriaovTi Telrjj^iaaag kycatofißag *
115 ovöi tI %0i d'dvavov ya dvar^Xsya ovva TiHpioevg
aQxiasL ovre XiftaiQa dvavivvfjiogy dXXa ti ycnitd) 190
nvasi Faia ^dXatva %ai dXtKTcoQ ^YrteQiwy^^.
tag ipd% iftevxdfißvog' tdv de axoTog oaa indXvipe.
rdv d^avTä xareTtva iagov fievog l^feXioiOj
120 Ij m vvv Ilvd-m xtxXi^axejai • di de fdvaxta
Tlvd-iov xaXeovTi inww^ov, Svexa xifd-t 195
avTß Ttvae neXwQ (xhog o^e/og l4HXioi.o.
xal %6% aq eyvia faia ivi (pqaat Ooißog lAnoXhav
Sv&id viv xgdva xaXXlgo/og i^aTtdqnjae'
125 ßä d^ifci TeXgxoaai xexoXwfievogy alxpa d^ixave *
15*
224 A. Fick
axä de fidl^ avx avxag xai viv Ttazl (nvS-ov efaine' 200
^yTehpwa*, ovx cxq* sf^islkag ifiov vofov s§a7iag)woa
XtüQOv ex^o igatöv rcgogi/ifv xalligo/ov iidopg,
iy^aÖB öfj Y.al i^öv xiJfog iaaevai, ovdi le oi/ag^^
130 Tj xat int fqtov was J^dva§ J^exdfeQyog lifcollcay
TtixQaLOi, TrgoxvvaiOL, dni'/^QVxpB de ^efed-Qa, 205
xai ßwfiov TtoiJ^Tjatti h akaei äevdQ^/svri
ävxc ^dla xQavag xaXliQOfm, evd-a /avoxri
Ttdvxeg irtUkrjciv Tslcpayaiwi evx^^^^^h
135 cuv£Xor TeXqxoaag iagag aioxvve ^efed-Qa.
Kai Toxa d^ xavd ^vfibv eq>QaC,e%o (Doißog!A7t6khaVy 210
&g Tivag dvd^Qwiv a>g J^oqyiovag ijaaydyotTOy
ot d^eQafcevaowai IIv&oi evl TcevQa/eaaaiy
lagd TS /Qe§oyvt xai dvyeleovTt d^ifiiatag
140 Ooißa) l47c6lloßvog x^i;aa/o^(ü, otti xa feirtrii
X^ijW ix dd(pvag yvdkwv vno IlaQvaaaolo. 215
TavT OQ^ y OQfAaLvcjv ivofrja ivi foLvoTti novzijji
vafa d'ofdv* iv ö^avdqeg eaav TCoXifeg va xai eakoi
Kg^rsg dnb Kvcaam Mivioiwy o% ga fdvaxTi
145 ot fiev eni ngä^iv xai XQW^'^^ ^^/^ (lehxivai
i/S Uvlov d^a&oHvxa JTvXoiysviag z* dv^gwTtiog 220
enke/ov • avx dg, o xoiot avvdvTeto Odißog uindiXtav •
iv novTiat ö^ercogovaß äiuag delquvt fefoixwg
vafi ^ofac, xai xeivo Tcekug ^eya re dj-eivov ve*
150 rwv dWu xtg xatä ^vfiov ifcecpgdaaT ovö^ evofriae
7tdvvo&' dvaoaüaaaxe, Tivaaae de vdfia öAga' 225
OL ^dxiwv ivi vaj^i xad-rjavo deinaivovveg '
ov6* oi yorti! i'lvov xo/iXav dvd vafa fiilaivav^
ovd^ ^Xxov Xalcpog vaj^og xvavongojigoio^
155 dXX* wg zd ngdziaza xazeozdoavzo ßofevaiy
«5g ejtXeJ-ov' xgacTCvog de vozog xazoTtiod-ev eneiye 230
vafa x^oj^dv ngäzov de Ttagafieißovzo Mdleiav^
nag de Aaxwvida yalav ^'Elog t*, eq)akov nzoXia&gov
el^ov xai x^QOv zegipcfißgozo) l4j^eUoio,
160 Taivagov, evd^a za fifjka ßad-vzgixa ßoaxazai ai/ai
idJ^aXioLO J^dvaxzog, exat d'imzagnia x^QOv. 235
ot f^ev ag ev&^ e'x^alov väfa a^e^av ijd' dnoßdvteg
q>gdaoaa&aL fiiya ^avfia xai 6q>&aXuoiai fidia&cu^
Die arsprüDgl. sprachform der homer. hymnen. 225
ai fisriei va/og ykaqfVQag öaTtidoiai nilcjQOv,
165 ij* ifg oldfi aXiov Ttolvlxd-vov ocvttg OQovaei^
dXV ov TcrjdaXioiaL irteid'evo vavg sv/egyrjg^ 240
äXla Tiagex, IIsXoTtovvaaov rtlj^^Qav sxtDaa
rft 6d6v ' nvofiäi öi fdva^ J^BT^aJ^Bqyog l^TtoXlwv
J-qaiöiiog l'&vy ' a de Ttgaacmoa xilevd-ov
170 IfiQavav tnave xat l^Qyvtpiav iQor^vav
xai nikov d^ia&ofevxa IIvXoLyeviag % dvd^Quifcmg, 246
ßa öi naQCL KQWvwg aal Xalxida xal fcaga Jv/nav.
xai aq>iv vrtsx v€q>i(ov ^I&oKag voQog alTtv niq>avzo, 250
JwXixiov TS Jdfia tb xai vXd/Boaa Zdxw&og,
175 dH^ oxä öfj IlBloTtovvaaov naQBviaaBzo näaav^
xal öi] ijtl Kgiaag zdx itpaivsro xohiog d7tfJQ09V,
Sg TB diix TlBXoTtowaaov TtiftfQav ij-BQYBty
f^v^ avB/AOg ZitpvQog ftiyag ai'&Qiog in Jt/og aiaag 255
[XdßQog enavylCtüiV i^ ai&BQog^ otpga zdxiata
180 vavg driasiB d-iftuca d-aXdaaag aXitivgöv vdü}Q\
axfßOQQOi ÖTj erceira n(n ^Aj^oa % ^AjriXiov %b
tnXBfov ' dyBfÄOvevs ^oödv Jifog v\dg l^noXXwv •
bI§ov d^jjg KjQiaav bvöbibXov, dfiTCsXo/Baaav, 260
jjg Xifiiv ' a fd/Aa&oia ixQi^xffato novronoQog vavg.
185 evd^ ex vafdg oqovcb fdva^ fBxd/Bgyog AtioXXwv^
doTBQi /BiöofiBvog fiBOioi afiOTi ' TcD 6*d7t6 TtoXXai
ömv&aqidBg Ttozdovro, aeXag f^g iigavov bIxb
^g ö^advzov xatidvas rtKpavaxofiBvog t« fd x'^Xa.
Bv^ dg S ya q>X6y iäau öid jgmodwv igirifiafv, 265
190 näaav di Kgiaav xdtsxB aiXag' ai Ö^oXoXv^av
Kgiaaiwv dXoxot xaXXl^wvoi re ^yaxQBg
0oiß(O vTto /QiTtäg' fiiya ydg diog ijXb fixaarov,
Mv&Bv Salt BTti va/a vofrj^ äg aXvo rcevBad'aij 270
dvBQi fBidofiBvog alCawv tb xQotBQm T£,
195 Ttqa&qßai^ x^**'^^^^ ijXvfiivog Bvgiag wfimg •
xai aq>Bag q>ümjaag /Bftea TttBQOj^Bvra Ttordvärj*
jyTiq>&^ otitiog rjO&B TBTtrjotBgy ovS im yaiav 278
ixßat^y ovöi xad^ onXa fisXaivag vafbg B&BOd'B;
avxa iiBv ya öixa rtiXBi dvöguiv dX(pBa%d(üVy 280
200 OTtftoTav ix novxoio noxi x^ovl va/l fiBXaivai,
Bv&üjvxi xa^dtwi adrjxoTBg, avtixa öi aq>Bag
airoio yXvxsQOio tvbqI q>Q€vag ifiegog aiQrji*^.
(ag (pdto xai aq>iv d'dgaog ivi atrj^Baaiv ed^rixB.
226 A. Fick
Tov %al dfieißofisvog Kgrjtwv ayog ävziov avörj • 285
205 ♦,?»p'*f i^^l ov iniv ydg %i Kaxa&vccTdiai, fi/oixag
ov öifiag ovös ejntay, aü' d^avdzoioi d-BoXai^
wXere xai fieya x^^Q^f ^^^^ ^^ ^^^ oXßia döley
xai fiot rovT dyÖQSVOov E%r]xvpi0Vy ofpq cv feidw
rig däfiogy xig yaia; riveg ßgozol ivyeydovTi; 290
210 aXk€i yoLQ (fgoveoweg STteTiXifofieg fidya Xaltpia^
i\g IIvlov ix Kgi^tag, Iv&ev yivog evxdf^^^^ ^fier'
vvv ^d)Ö€ avv vafl xarijv&o^eg ov %l fexovreg.
dXXd Tig d&avdtiüv devg^ ayaye ovx sd'elovtag", 295
Td)g S" dnaueißojitsvog 7toTeq>a /exdfBQyog ^ATtoXXiov
215 ^,^ijyoif toi Kvioaöv noXvdavdqBov d^(pBvif.iaad'B
t6 TtQiVj azaQ vvv ovx €^' vfiozQortoi av&ig eoEod-a
^g re noXiv igardv xai dw^aza xaXd /ixaazog
[jljg ze q>ilag dX6xo>g' dXX^ evd^dde nij^ova vafov 300
l'^fiT* ifiov TtoXloiOL zezifiivoi dvd^Qiajtoiov^']
220 if/ii d^eyo) Jifog tiog, *An6XX(av (favxopiaL r\piev -
vfiiag ifayayov hd^aö^ ineq ßiya Xaizfia d^aXacaag^
ov ZI xaxd q>QOV€(i)v, dXX^ ivd^dda nij^ova vafov
?§€T ifiov Ttäai fidXa zi^iov dvd'QioTtoiai^ 305
ßmXdg z^dd-avdziov feiöijaeze^ zcjv J^iozazt
225 alfd zifii^aeüx^e diajurtegeg afioza ndvza.
dXÜ ayed"", wg dv iyco /eiTtw, 7teid^eo&€ zdxiaza '
lazla fiev Ttgäzov xad-i/nav Xvaai ze ßo/rjag
vaj-a S^irtEiza jueXaivav in dity\Q(a feQvaaa&e. 310
ix de xzrjfiad^ eXea&s xai Ivzea vafog i/iaag
230 xai ßiofiöv Ttoif^aaz^ ini fQr]yituvc &aXdaoag'
TtvQ ä'krtixalovzeg^ irti z^aX(piza Xavxd dvovzag^
6vx€0&ac äfj 67t€iza Ttagtazd/nevoi Tcsgi ßwpibv •
ibg fiiv iyoi zo nqäzov iv dfegofeidei tvovzwl 315
J^eiäofisvog daXqilvt x^oj^ag iTti va/og ogovaa^
235. log kfioi svxBOx^ai JeXq>ivUoL • ovzaQ 6 ß(0fi6g
dBiTtvfjaai zÜq^ erceiza ^ofäi Ttaga vafi fiaXaivai^
xai OTiijaac ^laxdQeaai x^eota, gl ''OXvfiTCOv exovzi, 320
avzdq inijv aizoio fÄeXtq>QOvog i^ Mqov ^a^e,
240 €QX^^^oc ^*afi ifioi xai lrj7taid/ov dfeidifv,
^g oxa x^QOv l^xrja&s^ iv ?^€ze nifova vaf6v^\
wg lipaiy* • o? d^aqa tcD iidXa (xiv xXvov ijd' irtid^ovzo.
lazia fiiv uQaiov xaO^ioav^ Xvoav de ßo/ijag^ 325
Die ursprüngl. sprachtbrm der homer. hymnen. 227
iatov JTiaroöoTiai nikaaop TiQOTovotair vfpevrsg'
245 ex di xot avtoi ßälvov int J^Qrfffiivv &aldaaag,
ix ^aJiog dnifQovöe &ofap ava vavv J^bqvöovto
vtpA tni tpafidd'Oiay vno if^Qfxcna pLOKQ hawaaav •
xal ßwuov noifrjaav inl fQrjyfiivi d^aXdooag^ 330
TtvQ ^B7Ci%aiov%eg ini t'aXfpcca Aevxa &vovT€g
250 rjUxovxji^ y (jjg hniksvB^ naQiazdfievoL tzbqI ßtöfiov.
doQTiov e7tBi% ijlovTO d'O/äi naqa vaft ^^Xaivaiy
xat anijaay fictKageaai d'solaj di^'OXviinov exoyxi,
avTctQ ertei noaiog xai id^rvog k^ eqov tvtOy 335
ßav Qtfiev' a^fi d^ixQa aq>i fdva^ Jibg viog l47c6XXwi¥y
255 q>6qpLivy ev xHQsaaiv Ixwy, igatoy xt^a^/Ccov,
xala xai vxpi ßißag' di di /QrjaaovTsg tnowo
K((rf€Bg Tioi Tlvd-io xal IrjTtaidj^ov afeidov^
oloi T€ Kqtjtwv Ttaidfovegy olai %b Mwaa 340
iv axYid-eaaiv e&rpcB ^ea fieliyaQW äfoidav.
260 axfiOTot de l6q>ov nozißav noai, alxpa d^xovro
IlaQvaaaöv xal xwqov iTtrJQCtrov^ iV^* ag' efiellov
foixija^v noXhnav TerifÄivoi dvd'QioTtoiai.
del^e ffaytDv advxov ^d&eov xal Ttl/ova vafov, 345
Tüßv ^(OQivero &v^6g evt axri^eaai q>lkoiai, -
265 Tov xal dv^gofievog KqrjTdiv ayog avtlov avdtj •
„c3 fdv^y ercel dij TijXe (pllwv xal Tcargidog alag
ayayeg* cvt(o Tto) t<Si am g>ilov STtXeto dv/AtUi'
nwg xal vvv ßifofiea&a; to re q>Qd^€a&ai avayyfieg. 350
[liav fiev ode x^^Q^O] ^^^Qctzog [iad^ ogaead-ai],
270 ovdi tqvyaipoqog ovif evdgorog ovr ivXel^wVy
war OLTto rev t(oifv xal Sfi dvd'QiiTtoiaiv OTtaöijp^^,
td)g ifeitifiBidacag 7cateq>a Ji/og viog l^Ttöllwv •
yyyfjrtioi avd'QiOTtOLy dvoxldpiovBgy ot iiBkedwvag
dtjlBa&' dqyaletDg tb Ttovmg xal az^vBa &vfiioi' 355
275 /gatöiov fenog v/ifii /sgeo) xal enl q>qaal ^aco*
ÖB^iTBQaq)!. fexaoTog exoxv ev xifgl fidxaigav
aqpcr^ify aifel fifjXa' xd d^atp&ova Ttdvxa Ttagiarai
oaaa rif^ol xdydywwi. TteQixXvrd <pvX* dv^qcinanf'
vafbv d^Bv 7tB€pvXa%d^By öböbx&b de q>vV dy&Qoift(av 360
280
al öi Ti ravaiov /eTtog eaaezaiy ^i rv 'figyovy
vßQig ^y a d-e^ig earl xaxadyarwv dv&gw/ttayy
aXXoi e7tBi&^ vpuv aafidvTOQsg avögeg eaovzaiy
228 A. Fick
%(äv V7t dvavuuuai deöfiiaBaS^ a^axa nartot- 365
285 ^qr}%ai rot navta ' tv de (pQoai aaiai gwla^ai*\
xai TV fiiv oSz(o x^^Q^^ ^ifog xat ^atoog vU'
avtaQ iyoi xai tüo %al akkag fivdaofi a/oidSg.
Elg ^'Aq%Biiiv
(IX).
*'AQ%BpLiv vfjLvei^ Mdiaa, iiaaiyvi]Trjv *Exaroio^
Ttagd^ivov loxsceiQav^ Sfi6tQoq>ov l^TiökXwvog,
ilj t*vfCftovg ixQaaaa ßa&vtjxoivoio Milrjiog
Qifiq>a d/d S^vgvrjg TcavxQvaeov agfia diuniei
5 eig KXaqov äfXTcaloeaaav, })&' dgyvQOto^og l47t6Xha¥
rjazai fii^/ival^wv ixazrjßokov loxiaigav,
xai av ^ev ovzfo x^^Q^ S^eai rafia Ttaaai doidi^i*
avxdq iyd a€ TCQwra xat Ix aid^ev og^o^ aeiduvy
0€v fiyo) dg^dfievog fiszaßi^aoiiat, aXlov ig vfivov.
Eig ^Eg^tjv
(III). V. 1-312.
^Egiditfjv vfivu^ Mdvaa, Jiög xai Maiddog vIop^
KvXlrjvrjg fiediovra xai !/igxaöir]g noXvinjloVf
avyslov d&avaTioy igiovviov^ ov zexe Mala
vvfiq>T] evTtXoxafiog^ Jiog h (piXottjti fiiyüaa
5 alöoirj' fioxdgwv de d^ewv dUuvep ofiiXov^ 5
avtgtJt vaierdovaa naXuixioH^ &f&a Kgoviiov
vvfiq>f]c ivTtloxdfiwi fuaydaxero vvxrog dfiolym^
evT€ xarct ykvxvg vnvog exoi kevxwlevoif ^'HgrjVy
Xt^^cdv d&opdtovg re d'sovg &vriTOvg t dv^gtiftoog.
10 dXk' o%e örj /Äcyakoio Jiog voog k^ezeläzOy 10
ttji fi]6i] öixatog piug ovgavm kazrjgixxo^
xai %6% iyeiyoTO Ttalöa noXvzgoTioy, ai^vXopLffrrpf^ 13
Xriiaxrig^ iXat^ga ßowvy riyrjtog oveiguVy
yvxtog OjiwTcrjT^gay TtvXtjdoxov, og %dx sfieXXey 15
15 dfiq>avhiv xXvra kgya fier dd^ayatoiai d^eotaiw.
og xai ircei 6^ f^fffgog dit d^aydwfov &6ga yvUaWj 20
Die Ursprung!, sprachform der homer. hynmen. 229
ovx Irt ötjody &uito (livtav liQiai iri Xlxvwiy
aiX ydvat§ag tfyuu ßoag IdnoXXwvogj
cvdov vneQßalviov vifjtjQeipiog avjQOio.
20 Si^&a xiXw evQühf hctijacno fiVQiov olßow
ij od ol dvTBßohjcev lit avXeii^iai, dvQrjiaif 26
ßooKO/Äeyri TtQortOQOid'e öo^wv igidtikia noitiVy
aavla noaiv ßaivovaa' Jibg i'eQiawiog vlog
d&Qijaag hyiXaaoB xai avrUa fiv^or auftev*
25 yyOVfißoXov T^drj fxoi ^liy ovrjaifAOv * oi;x ovorcx^cci. 30
XcuQBy qny^v eQoeaaa^ %oqoi%v7tB^ daizog halgti^
äarcaalfj TtQoqHxräüa* rcoS-sv %6öe naXov advQfia,
aidXar oaTQOKOv, iaai, x^^^S OQeai> ^wovaa;
dXH oiatj aug dwpia hxßfiv oipalog tl fioi eaaiji
30 ovf dno%ifii]aw * av 6i fie nQw%iotov ovijaHg 35
^ yoQ iTtrjlvairjg noXvTtijfiOvog kaaeat. Ix/ia
^oiovu' fjv de d'dvriigf tore x€v fjidXa xaXov deidoig^.
wg aV Bq>ri * xot x^Q^''^ ^h dfiq>oj4^iai.v deigag^
a\p iiao} xie dü^a q>iQwi¥ iqatuvov ii&VQ^a. 40
35 |y^' dvamXrjaag yXvgnivwi noXioio aiöiJQOv
aläv ' i^eTOQfjaBv ooBa-Moiato x^Aciii^s.
tag ä^OfcoT wxv vorjf^a öta aviQVoio TtsQijafii
aX de %e öivifS'eüHJiv dn Sifd-aXfitSy dfiaQvyaij 45
40 äg af4 enog %e xat egyov sfiijöevo xid^fiog ^Egfihjg.
Tt^^e d'oQ* iv ^iTQOiOi rafiwv dovcoMg xaXdfÄOiOy
nui(rivag didywva Xi&OQgivoio x^^^^V^y
dfifpl de diqii hdwaae ßobg TtQaTtlöeaaiv üjiaiv
xai Ttrffjcg ive^x^ irti 6e J^vyov tjgaQev dfigmv, 50
45 imä de avfiq>wvovg otcov havvaaato xoQ^dg'
avTOQ ercei d^ tev^e (peqiov iQoreivdv ix^q^a
nXijKTQtoi iTtUQjjtc^e xöto fiegog' i] ^vno x^QOQ
UfiegdaXiov xovdßijae' ^sog Svnb xaXov asidsp
e^ avtoaxediTjg neiQtifievogy ijvre xcvqoi, 55
50 i^ßtjTai ^aXitjiai naqaißoXa xegTOfidovaiv,
dfMpi Jid Kgovidfjv xai Maidda xaXXiTtidiXov,
wg Ttdqog (igiCßOxov haigeirjc q>iX6t7jTi^
ijy TovTÖv yei^eijv ovof^axXvtöv i^ovo/Ad^onf
dpiq>in6hn)g tiyeQOiqe xai dyXad ddpuna vvpuprjg 60
55 xai XQiTtodag %e xa% olxov iitrietavovg %e Xißtjtag.
xai %ä fiiv wv ijeida^ rd de tpQeaiv äXXa fxevoiva.
230 A. Fick
xai Trjv fiev Tuni^fpta q>BQ(ov ieQtJt ivi Xinvioi
qfOQfuvya yjLag>vfijv' 6 ^aga x^^coy ioatlCtav
aXzo xcrro OTiOTtifp^ evoideog ex ^ideyagoiOy 65
60 OQiJKxlviav doX&p altevy hi (pQBoiv, old tb qnTnsi;
q>fjkritat diitvovai fieicuvijg ifVKtog sv äQrji,
^iXiog füir edwe %<na x&opög ^Oyteavorde
avto7aiv tHrtTtoiüi xal oQ^iaaiv* ovrctQ aq ^EQfiiifjg
JIiSQirjg aTtUava d'itav OQsa axiosvTa^ 70
65 Ev&a &€äv fiaxaQfOP ßoeg afißgotoi avktv ^eaxoy,
ßoaxofiwm Xai/Awifag omtjQaaiovgy iqcnuvobg,
xiiov t6%B Moiädog viog^ evanoTtog läQysiqtoytrjg
nevTfJKOvi dyiXrig äTterdidveTO ßovg iqi^movg.
Ttkrjvodlag ^ijkavpe dia xpafiad^iodea %(5qovy 75
70 Xyvrj äftoarQhpag' öoUrfi (Tw Xi^d-eto tiyyrjg
advdaXa i^sit UQixffBv im tpafidd^oio* dXifjiaiVf 79
atfqaor^ i^6^ dpSfjta diin;X&i$ ^avfidoL sgya 80
av/Afiiayior fAVQixag xat ^VQaivosidiag o^ovg,
75 TcSy tote awdijaag veod^rjXeog avxaXov vXrjg
dßXavTOia vnö rcocaiv idrjoato advöaXa noinpaj
ttvToiaiP ftsrdXotaiw oöoirtoQifpf dXsuvuw, 85
old z*i7t€iy6fi9Pog doXiyr^y oöov ovrongsTt^g ol^.
Tov de yiqiay evotjae defnav dvdxivaav dXwrfVy
80 U^BUßov Ttedlovde di ^Ovxriotov X^xeTtoirp^'
xbv nqo^Bqog 7tQoai(pr] Malrjg igi^vd^og vidg '
yy(o yigoVf }ig te qwvd oxdTvreig eTti'Ka/iiTtvXog äfiovgy 90
ij TtoXvoiVTjaBig ßv%^ av rdde Ttdvra q>iQr}ai
85 xac TB \dw fifj idwv uvai xal xuxpog dmovaag
nuxl aiySv otb
fx^ Ti TtataßXaTttfjt, to adv avrdi^*.
Toaaov q>dg avviasvB ßoiov ctp&tfAa xdgrp^a.
TtoXXa i^OQrj axiosyra %ai avXaivag HBXaduyavg 95
90 Ttai TtBÖi dv&BfiOBPra öii^XaaB xvdifiog ^EgfdBfig.
oQtpvairj ifeTtinovQog Brcaveto daif^ovlrj vv^,
f] tiXbiwv^ Td%a d^ogd'Qog iyiyveto dr/fuoBQyog,
trjiiog in l4X<pHhv no%a^6v Jibg aXyufiog viog 101
Oolßov l^ftoXXtovog ßoig ijXaoBv BVQv^iBTioTVovg,
95 dxfi^Bg d'txopow ig cwXiov vtpifiiXad^QOv
xal Xfjvoijg nQOTtdQOi&Bv dginQBniog Xet^advog.
Die nrsprüngl. spraohform der homer. hymnen. 231
€vd^ €7cet ev ßordvrig irtBq^oqßu ßovg eQifivmovg 105
xal zag fisv awiXaaaey ig oniJUov
XiOTÖv iQSTCTOfiivag rji* iQO^evza wineiQOv*
100 avv ^ig>6Qei ^vXa nokl&i nvQog ^irta^aUro rexyrjv
daqnnjg dyXaov o^ov iXitnf eniXa^B aidi^Qiai
agf^evoy iv naXaiirji • a^nw%o de d^SQfiog dvr^tj' 110
noXXa de xavuava xSXa xcnovdaiiai hl ßod-qwi 112
oüXa Xaßüßv irti^mey iTteijTavd • kafiTteto de <pX6^
105 TtjX6aB qwaav luaa nvQog fieya daiofievoio.
oq>Qa de Ttvq dvexau ßlrj xlvrov ^Hq>aunoiOy 115
z6q>Qa Seqißgvxovg eXmag ßovg ukxe ^ga^e
doiäg avxt nvgog • dvvafAig de oi enXexo TtolX^ '
dpLqxneqag ifenl vwta xa^al ßdXe g>vaiaavaag'
110 hmiXlvwv d*hcvXivd€y dC aiwvdg %a tOQijaag
egywi ^egyov OTtaCe^ rafiwv xgea nlova drj^ioi* 120
wn%a ffd^ip oßeXoiat ftertaQ^eva dcvQaviotaiVf
adgxag ofidv aal vana yeQdofiia %al fiiXav al^a
115 eoyfiivov iv xoXddeaac za favrcv xeit ini x^^S'
Qivovg ä'e^efdyvaae xavaaTvq>iX€Di BTtl TteTQfji,
cJg €Tt yvv ra fieracaa TtoXvxQOVioi netpiaaiv^ 125
driQOv drj juerd zavza mal a^vfov avtotq eneita
^ßgfier]g %aQfji6(pQ(jüiv eigvaaro mova egya
120 Xeiioi enl TtXazaidiavi xal eax^ae dcidena (lolgag
xXrjQOTtaX^g ' zeXeov de yigag TtQoaedTjxep exdatf)L,
|y^' oaiTjg xgijwv tjQdaaaTo xvdi/4og ^EQfiefjg' 130
odui] ydg (xvv ezeige %al dd^dvarov Tteg iowa
^det • dXX' ov^ iog ol i/teid-ero dvfidg dyrjvwq^
125 xat TB fidU IfÄBigovTiy Ttegäv iBQ^g xcnra dugrjg.
dXXd td fiiv xatithjxBv ig onjXiov viffifieXa&goVy
drjiidv xal ngia noXXd, fierijoga ^alxff dvdBigB, 135
a^fia viijg q>iog^g ' ini de ^Xa ndvxav dyeigag
ovXoTtoS*^ ovXoTcdgtjva nvgog notiBddiivax dvvfi^i.
130 avrdg ifiei toi Ttdvta xard XQiog ijwcB daifKov^
advdaXa fiev Ttgoetjusv ig llXtpeufv ßa&vdivrjv •
dvd-gwitfiv d'ifxdgrjvB^ Yovtv ^dfid&WB (tieXaivav. 140
KvXXi^g d'alip^ avTig dnluBTO dia ndgtjva 142
ogd'giog, ovde zig ol doXixfjg oddv dvzsßoXvjOBP
135 ovde &BiSv ficntaQwv (wzb &vtjzdiv dv^^gtantov^
ovde xvveg XeXdxorto ' Jiig d'igiovnog ^Egfiiffg 145
A. Fick
txvQtii OTtwqivir^L ivaXiviuog rjvt optlxkr^,
iaavf^ivwg d^aga Uklvov iTtmxeto %vdt(xog ^EQpierf; • 150
140 önaqyavov äfA(p wfiota eilvfievog^ rjvte Th,vov'
^Hwg i* ^Qiyivua q>aog dyrpcdiav qdqovoa
&QVVT üLTt ^Shujeavolo ßadvqoov' avtciQ l^7c6XXtay 185
^OvirpxifvS aTtiTuave yuiiv, noXvfiqctüov oikaog
ayvov iQiCtpaQayov Fairfixov" evd-a yiqovra
145 iMnadahov tjvQe vifAOvra Ttage^ odcv eQXog äkwirg -
TOP TCQOtBqog TtQOoifpt] Arfvcivg eQixvdiog vtog'
„c5 yigov ^Ovxrfitolo ßaxod^ne Tcocqevrogj 190
ßovg ano nieQitjg diCrjfievog iv&d^ iyidvio,
Ttaaag dTjkelag^ Ttaaag xegaeaaiv khyiTag,
150 fif ayiXtfi' 6 di ravQog kßoaiMxo ficvvog ait aXXwv
TLvaveog' xa^noi de nvveg xorroTrtd^ev BTtovzo
riaaeQeg, ijwc g)(üreg o^cxpQoveg * ot fiev %Xuq)d^eVy 195
ol' T6 %vvtg o TB xavQog • o dij TtBQi d^av^a TecvKtai •
ac feßav rieXiow viov yLaradvofAevoio
155 hi fiaXaxov XßiiAwvogy anb yXv/£Qdio vopLoiOy
tavTa fÄOt eirciy yeQaiiy TtaXaiyeveg, ii tcoo OTtcjTtag^^.
tov i* 6 ycQwv ^v&oiotv äfdeißofievog uQoaieiTtey. 200
„c5 iplXog, aqyaXiov fiiv, 06* 6(p&aX^olaiv löoiro
Tcavza Xiyeiv rcoXXol yccQ 666v Ttgi^aaovaiv odizai
160 TiSv oT fiiv TMXHM TtoXUu fiefiTjXoreg, oX de fidi^ iaXoy
ipOiTwaiv' x«^^ov öi dcnjfievai iativ eyuxcTOV' 205
ctvtccQ iyw TtQOTcav tj^oq ig riiXiov yuxTaövvva
eoxanrov fteQi yowov aXwirjg olvoTvidoio'
naiöa ^eöo^a, ipiqiatey aa<peg (fovx olcJa, vorjaaiy
1^ og ttg 6 ftaig afxa ßovatv ÜmQaiQTjtaLv OTt'qöu
vqTtiogy uxB de gaßdov iTtiOTQOtpdör^v d^ißäöi^ev. 210
i^OTtiaw ^avieqye, yuxQr] ^exov avriov avtioL",
(ffi Q yeqwv 8e &aaaov odbv x/c ^vd^ov ooLOvaag"^
oiwvov (flvou xawaintBQOv^ avriyux ^eyvcj
170 qpijAi/njy yeyacita Jibg Ttalda Kqoviwvog.
iaavfihwg ^rji^ev ava^ Jibg viog I^tvoXXmv 215
ug TIvXov rffa^hf» diKi^fxevog uXLnodag ßovg,
Ttoqtpvqir^t veq>eXrji nenaXvfifievog evQdag äfiovg •
Yxvid Tuaevor^aev ^EnrßoXog äni re ^v&ov
175 „w TtOTCoi, ij fiiya d^avpia rod^ oq>&aXfio7(nv OQWfiai'
Xyyui \ik¥ Tade yiarl ßowv oQd-oyLQaiQccwVy 220
Die ursprüngl. sprachform der homer. hymnen. 233
aila Ttakiv TirgaTttaL eg aaq>oöeXov isifjioiya'
ßiqfiora Scrvz ovdQog tade yiyvevai ovrc /i;yat)co$,
ome XviMüv noXtiov ovz agfKTCJv ci/re Xeovriav
180 ovte Ti ^jt£vtavQOV Xaaiavxevog el7to/iai uvai,
og Tig toia niXiaqa ßißac Ttoai TLaQTtaXifAoiaiv * 225
aivä fiiv svd'ev odoio, ta ^aiv&cBQ svd^er odoio*^.
wg elnanf rji^ev ava^ Jiög vlög i^TtolXtav •
KvXkfjvrfi (faTtUavev ^oqog yucnaufie^v vhr^ty
185 TteTQtjg ug -Mvd'pimva ßadvtnuov, evdix re wvfiqnj
afißQoalri iloxevae Jiog nalda Kgopiiawog. 230
odfi'q d^lfAeQoeaaa öi cnigeog r^yad-ioio
xiävoTOy TtoXla de fArjXa tavainoda ßoaiUTo Ttoirp^.
h/du %&iB OftevÖQtv yucneßiqatto Xrjivov ovdov
190 avTQov ig rieQoev e^KorrjßoXog ccvtdg ^AftoiXcjv.
Tov ^atg (iv ivorfiB Jtbg xat Maiaöog viog 235
Xwb^evov TtBqi ßovalv ixtjßolov ^AjtoXkuiva
OTt&qyav eao) yuctxiövye dvi^evt • r^vre TtoXXiqv
nqe^Viov avd'Qonairpf (wkrj anodog aiupiyuaXvTvtu^
195 ujg ^EqiAtr^g ^EyLOBqyov Idwv aleuvev iavzov.
iv ä^oXiywi awiXaaae yjuqii X^Q^Q '^^ Ttodag r«, 240
q)ri ga veovkovrogj nqomkevfievog rfiv^ov VTtvcVy
eygrflaujv heov ye' x^At;v ^vtzo fiaaxdXtji uxei^*
yvü ^oi^ Tiyvoirflt Jiög xai Arp^civg viog
200 vvfjicprjv TOVQeij^v TteQiTuxXlia yual g>ikov viovy
Ttäi^ oXiyov, öoXltjia uXv^evov ivTQortlr]iaiv. 245
TtoTwqvag d^aga navta fivxov fteyaXou) dofiou)
TQÜg advTovg avoeiye Xaßwv %Xrjida qHxeiv^Vy
vhxaQog ifiTtXeiovg ^d^ äf4ßQoalr^g iQareivrjg'
205 ^olXog de x^^S ^« >tat agyvQog evdov hiei/tOj
nolXa de (poinyLoeyra xat agyvipe äfiara vvfignjgy 250
oia d-edfv ^cr/A(i(jinf iegol do^ot ervog exovaiv,
ev^ Inei i^egieivB ^vxovg f^eydXoio dofwio
uiTjfuotörß, fiv&oiai> Tcgoarjvda xvöi^ov ^EQfAitjv*
210 jjVJ Ttdi, og iv Xiuvwt yLOTthaiai, fArpfvi fioi ßovg
&aoaov ' Inel tdxcc vm dioia6fie&' ov yunä tmoofiov. 255
qlxpw yag ae Xaßwv ug TdgvaQOV ^e^oev^a,
ug t6q>ov alvouoQOv yual dixvixcnfov • ovde ae firjcrfi
ug (fdog ovde TtavfjQ dyaXvaevaiy alX ino yairji
215 eQQrjoeig bXoöiai fiet^ oa^dgaaiv iffefjiovevwv^^.
TOV ^^Eg/xirfi pivd'oiöiv ctiiBlßero "AegöaXeoiaiiß ' 260
234 A. Fick
^j^tjfuotdriy tiva rovrov anrpfla ^ivd-ov eeirvag;
^ ßovg ay(favXovg dLZtjfievog h&a^ inaveig;
oi/K Ydovj ov ftv&Ofirjißj ovx aXkov fiv&ov anovaa*
220 ovTi op fAtp^aifAj om av ^ijwtqov aqoLiirp^.
wdi ßoüh ilat^fij Yj^aitaim q>w%l, eotyua. 265
ov% ifjiay ifyov vovroj rta^og di ^oi alXa fiifitjleif'
VTWog i't^oi yz ^ifirjXe xot rjfiefiffjg ydXa f^r/VQogy
OTtaqyava zifi^p wfioiaiv Vxuv yuxl &€Q^ä XoefQci,
225 firj rig tovto nvd'oiroy no&ev rode velnog hvxdj] •
Tuxl Tusy d^ fiiya dwjfiu f^er a&avatouJL yivoiTOj 270
näida viov ysyauna diä TtQO&vgoco nefijaai
ßovaiv in ayoavloiai • ro ifanq^nioig äyoQeveig.
X^ig ysvofAtpfy ccTtakol de nodeg, XQfffjua S*V7tb x^wv.
230 ei ^id-ileig^ nctTQbg xeqpailip fieyav oqxov ofidvfiai'
fi'^ fiev iyta firjt ccivdg V7tiaxo(iai alTiog ävai^ 275
fArjfte Tiv aHop onfana ßowv xXoTtbv vfiereQcuaVf
all riveg al ßoeg uai * tb de ydiog olov äxovw^*.
äg OQ eq>ri xat Ttvnvbv otvo ßX&poQiav afioQvaaoPV
235 cnpQvg QiTvta^eameVy bfcifievog evd'o xat Ir^cr,
liayLQ arcQavqUCioVy ahov rbv fA.v&ov vicoaxiiv. 280
top ifanatbv yekaaag nfooiiprj iyiaeQyog i^noklafv '
yyS) TtinoVj "qrte^Ttevrdf dohxpqadig^ ^ ae fia£ oYw
TtoiXdyug ünmxoQevwa dofAOvg ev vaierdovtag •
240 evpvxov oim IWr fiovvov Itc ovdü (paka Tuniaaaiy
(nuevd^opva xar oly^ov aveg xff6q>ov, oV ayoqevug. 285
TtoXkovg SdyqavXovg oxo^ijeree^ f4r]XoßovqQag
dHqeog ev ßrflarjiaj OTtotav x^iiiv eqctiitwv
dwaig ßotTKoXioiai yuxi u^Ttoxoia oteaaiv.
245 aXX aySf /iij nufictcov te 'ml voxctiov vrtvov hxvofiigf
ha Xinvcv wnäßmve, fielalvr^ wKTog eralqe. 290
xovto yaQ cäv xai enetta /uer a^opoxwv yegag e^eig*
dfxoQ apviXrfliwit xexXi^aeaL i^i^ava /roira".
a)g OQ eifVj yuai TtaiSa hxßwv q>iqe (Doißog uinoXhay.
250 avv ^a^a (pQaaadftevog rote d^ x^orüg ^AqYettporcrjg
ol(ovbp nQoitjuevy duqo^evog fiexd x^^^t ^^
xXiqiAOva yaaxqbg eqid'OVy dtdodixXov dvyekiiixrpf.
ioavfuviog de fiex avtbv iTtiTtxaqe* xöio ^IfiftoX^MV
IxAvey, in x^^cSv de x^f^^i ß^^ nvöifiov ^Eq^uhpf,
255 eCe^o de TrQOTcdQOid-e tuxI ecav^evog neq oöölo
^Bqiieriv HLeqtOfieioVf %olI fiiv TVQog fivi^ov eeiTcev' 300
Die ursprüngl. sprachform der homcr. hymnen. 235
yf^aQau, aTtaoyaviarva, Jibq tuu Maiadog vü*
ev^aw nal erteiva ßoüv iq>d'if^a yuaqtpfa^
TOVTOta oicavolar av i^avT odbv '^yefAOvevoeig^^*
260 wg g)ar, 6 ^avt ovoqovob -dvaig KviMivtos ^E^fiifjgf
CTtovdiji iwv a^qiio de nag aoaxa %eifiiv iti^u 305
andQyavov apttp atfioiaiv iekfiivovy bLtvb de (avS-ov*
ri ixe ßodiv eve% wäe xohwfxeyog b^oXoTieveig;
265 & Tvoftoif eid^ anoXoiro ßoäv yhog' ov yoQ ey<a y«
viiezeQog exXetpa ßoag^ ov^ aXkov omoTta^ 310
ai Tiveg ai ßoeg uai ' to de yikeog olov omovo).
dbg öe diyn^v yuai de^o 7ta(fcc Zr/vl K^iiovi*^.
(V). ^
Ji^fiffVQ TfoyuoiJLOVy oeiiviiv ^eov, a(jxofiai aiduv
avTtiv i)<Jc d^vyoTQa tavvafpvQOVf §y l^idcavevg
riQTta^eVj duhiep de ßaqv%%V7tog evQVona jZevg,
vbaq>iv Ji^fir/VQog x^'^^Qf^i ayXaoxoQTtov,
5 TtatCovaccv Tuofvqrpi avv ^ih^eavcv ßcidvMXTcoig, 5
avd'ed T^alyvfiivr^Vy ^oda vuxl %q6xov ^d* ux mcüid
Xeifiüv afifiaXcr/^bv xal äyakkidag ^(f vmuvd-ov
vdgfKiaaov d^y ov eqwae doXop KalvxtiTttdi TLOVQtji
Faia Jibg ßovX'^ai xaqiXpiuvr^ Ilokvdixuriiy
10 -d'avfj.aavbv yavdoway aißag de xe Ttaciv Idia&ai 10
ad'OvaxoLOi d^eola ride ^vrjfcdia dvd'qiOTtoig*
xcX) 'Mxi oLTtb ^iCvfi eyuxzdv yLo^a e^erceqnrAJU *
yur^wdei d^cd/iijt nag TOVQavbg evqvg vjve^ei^
ydid te rcao eyihxaae tuolI aXfivQvv oidfjux d-aXdrrqg.
15 § ^oQa d'a^ßripao wqe^cno %eQalv Sfi afiq>w 15
TUxXbv advQfxa Xaßüv' xdye de yß^v evQvdyvux
Nvaiov ofXTtedioVy %iiL oQovoe:^ ava^ IloXvdey^uay
%7iTcoiQ d&avdtoiaiy Kqovov Ttokvwrvfiog vlog,
ofTtd^ag ifmovoav eni yui/vöeoiaiv oxoioi
20 riy oloqwQOfievrp^ ' idxrjae ^Sq OQd'ia qxavrii 20
neKXofAerifj Ttccrega KQOvidijv VTtazov yuai aqiorov.
rffTpiav d^oQiwv yu>Qvq)at xai ßivd-ea novrcv 38
236 A. Fick
qxxmji V7t ad-avQTTji' rijg d^exXve rrotvia lArfCfjQ*
6^ di fj.iv xQadiccy ixxog uXaßeVy dfiq>t da xaiTaig 40
25 ofißQoaiaig %Qa,ÖBiiva datCero xe^i g>ilr]ai,
Tivaveov de "mXvfXfia nuca afig>oT€Qcov ßdXer wfAOfry
aevoTO d^äg t oi(ov6g, iTct rqaq^tqdv tc yuai iyqav
fÄaiOfihnf]' zijc Sov xig erfjTVfia fiv&rioaa&aL
ridtXev cnrce 9'Bwv oUb drrjtcSv ov&QUßTtmVy 45
30 ovdi oi ouovwv rig izi^fiog avyeXog ij^cv.
hnniixaq (xer BTteira xorer xd'ova nowia Jtjd
OTQiaipSTj aid'Ofdevag datdag /jiezd x^i'^ exovaa^
ovSe TtOT afxßQoaiag xat veKtoQog rjSv/coroio
naaaat omrjxBfihnfj, ovde XQoa ßaXlero lovtQOig, 50
35 aXX* ore dtj öeyui%T] oi STtrilvd-e (paivoltg ^Hwg,
^Hehov rf^pxaye], d'ewv ayuOTzlv '^di yual avdqwv^ 62
G%il Stitmav TCQOTtaQOid'e yual UQeto Öia d^eacjv
j^HiXtj aideaaai fie Qeag vtzeq, et rcorte dij aev
\ eitev ij eqyiai liQadiav yuai dvfiov Irp^a' 65
40 y^Qtpf, Tijy etBKov yXwueqov d-aXog, eiöeC KvägaVy
tilg adiviiv otv ayuyvaa dt aid-eQog avqvyhoio
Sg TB ßiaJ^oidivrfi, droQ ovx XSov oqfd'alfxdioiv.
aiXd, av yctg dij Ttaaav irrt x^ova yual yund norcov
ald-iQog hc diag -mtadeqyieai dyLTiveaoiv, 70
45 vrjfAeQTecag fxot evione q)lXov Th,og, ei tcov onwTtagj
og Ttg v6ag>iv ifieio Xaßwv cnuovaav dvdvyuat
Wjfjstai fj€ &eüv ij xat dyr(c(ov avd'QdfVWV^*.
(ag (poTO . vfiv {f^YTteQiovidvff rifieißexo fiv&ioi •
^Ptiag rivyLOfJLCfv SvyateQ, JrjfxijveQ avaaaa, 75
50 eldi^aecg* dri yccQ fieydX a^Of^ai ^<f iXeaiQU)
axyvpievrjv Ttegi Ttatdl ravvacpvQCJi ' ovde rig aXXog
aYrtog dd-avatcov, el fiij veq>eX7ffeqha Ze-vg,
og iJiiv edio-^ ^!^idrjt ^aleQccv TLc/lriad-ai ar/,otTiv
avToyuzaiyvT^wc • o d*V7ro ^6q)ov rieQoevra 80
55 OQTta^ag %7t7toiaiv ayev fieydla Idxovaav,
dXXdf d-ed, TLaraTtave fiiyav yoov * ovde %i ae xpij
fidip avTtjg aTtlrjfTov exeiv xo^v • ov toc aeiy/qg
yafjißqbg h d&avdroig Ttolvarj/jidvTioQ it^idtovevg,
avToxaaiyvr/vog yual ofioOTtOQog' dutpi de rifAtjc 85
60 iihxxev wg %d TtQwza did rqixa daa^iog hvx^'
Toig (jLexa vaterdet, tüv iihxxe 'KOiQavog uvai^^.
wg eiTtwv tTtTtoiaiv hiiKleuo • rot fvn 6/uoxA^$
Die orsprüng]. epradiforin der homer. hymnen. 237
^pi^ €ipB(f&r S-ow aq/da TOVvmeQOi äg toicjvoL
Trp^ ^axog olvoreQOv xai xvvtbqov l'xcro -Stjuw. 90
65 xwaa^hri d^ MftMa YJBXaivtffÜ KQOvicavi
voatpia&uaa &Büiv ayo^v yual ficmgov ^'OXvfiTtov
iaiXti iTt av9'Q(!>7t(ov ftokiug YXii nlova €Qya,
€idog afiaXdvpcvaa tvoXvv xqovow* ovde xig ävdquiv
uaoQdiov yiypuxnu ßadvltivtav tb ywaiytuiv, 95
70 ^Qiv /Sre dfj KsXedio ddtfpqovog ixero dcSjua,
%g %(xi ^EXevaivog dvoiaaiig yLoiQavog ^«v.
Stero ^iyyvg oöoio g>iXov Tetirjfiivtj yTOQ
naQS-eviiüc q>^iaziy o9'ev vÖQevovro ftoXlrai^
«y oxiaty avTOQ VTve^e irefmu d-di^vog ilatagy 100
75 yQot TtaXaiyeyii ivallvTuog, t] ve toxoco
äfY^aL dwQwv re (piXoateqxivov l4q>qodlTrfi,
olai %B TQO(poi U4JI S-BfiiGTOTtoXwv ßaoil'qtav
ftaidwv xai Tafiiai yuxrä dtAfiara iffjflvra,
rqv ^Bidav KbXböIo ^Ekevaiviiao dvyaxQBg^ 105
80 i^o^evai ^b^ vöwq BvijQvzov^ oipQa {piqoiBv
%dXftiai xak^ausi q>ihx Tt^g diifxata ftoTQogy
riaaaQBgj Hg re d'Bai, imvqt/iiov apd'og exovfsaiy
KaiXcdlxr] Tuxt Kkuatdlxtj Jr^ixd % ifOBaoa
KaXXt'd'Ofi 'S^^y ^ Twv ftQoyBPBaraTr^ tjbv anaaunf 110
85 (wd* Byvwv %aXB7toi öi d-Bol Svtp:oiaiv oqaa^ai,
avxdv ffiaräixevai. bttbu TcvBQOBvra tzqootivSwv'
yjxig Ttod-ev eaaly y^avy nahxiywiiav av&QtJTViov;
ziTTtB di v6ag)i TtoXrjog arciarix^y ovde dofioiai
TclXvaaai ; Jfpd-a yvvahuxg ava (xiyaqa OTUoewa 115
90 TtjXiyuxiy wg av tibq cc>de, xat OTtXoTBQat yeyovaaiy
a% TLB OB (piXtawat rifxiv btvbi ridi yuxt e^a>i^*,
(og etpavy ^ SiithBaaiy a[iBißBi:o Ttorcvia •^Batav
yythya (piHy a% %ivBg botb yvvarACüv &rjXvTBQdwVy
XoIqbv' eyca ^vfuv fiv&rflopiai' ov xoi aBiyiig 120
95 vfilv dQOfiivrjGiv äXtjd'ia /dv^aaaS'ai'
^tjw ifxol y ovofi hrtl' rb yccQ Mxo Ttorvia fJiffjfcriQ.
vvv avTB Kqrflfid'Bv btz evQea v&ca ^XarTtjg
riXvd-ov ovK kd'eXovaOy ßlai i^ayunnjov avcnrarji
ayÖQBg XrjiavilQBg ajvffyayov, (X fiiv BTtBira 125
100 vr^ d'orii QoqiwvÖB %atiüXBS'OVy ey^dtc yvvaiyLBg
"^ftBiQOv BTtißrpjav ccoXXiag '^i xal avToi
ÖBiTWOV iTvqfgtvvowo TtaQcc 7r^\uvriaia vrjog'
B«itrifr» c knnd« d. Ig. ipraeheo. IX. IQ
238 A. Fick
alX ifioi üv öofTtoio fAeXiq>Qoyog riQavo ^fiog*
Xad-Qa ifoQiAi^üoa 6i ^neigoto fjieXaivrjg 130
105 q>€vyov vTte^idlovg ar^fiavroQag, oq>Qcc^ x« fii^ ju«
anqiaurpf neqaaavteg ifirig aTtovaiaro Te/u^g.
ovTU) d&)Q iTiOfirp^ aXaXrnjiivriy ovdi tc olda,
7j TiQ Ol yat eatif yuxi o% %iVBg hy^hvaai.
alX vf/iv fABV Ttdvreg ^OXv^ma dw^ctc B^ow^g 135
110 doiev yujVQidlovQ avddagy yual rixva Tsuiad-ai,
üfg i&eXovat, Toycfjg' ifii Sm/v ohctLgcnBy yujvqai,
7t(ioq>QOV€a)g, q)iXa tii^va^ riwg TtQog dco^a^ Yyuafiai
avigog rjdi ywaiyiogj %va Oipiaiv iqyal^Mfiai
TTQapQiov^ ola ywacycog aq>{]Xiyfx>g eqya r^mcrat. 140
115 xat x«y Ttalda vBoyvov sv avKolvrjOiv exovaa
%al xfi Xixog arogiaaifii ixv%oi d^Xa^wv ¥ü7rqyiTiov
deoTtoavvov xat x SQya didaoTuqaaipLv ywahux^^
qni ^a d-sd ' ripf itavTix dfielßero naqd'ivog adii^g 145
120 KalXidintjy Keleoio SvyctcQcSv ädog oQttnrj'
jyfioia, -S-Bciv fiiv öaiQa xat axuv^evoL TtBQ äymmtii
rhlafiev avd-qtaTtov dri yoQ TtoXv (piqreQoi uaiv.
ravTa di roi aaificDg V7vodi^aofj.aij rjä* ovo^rjvo)
avifagj olacv Bn&nv fisya yLqdrog hf&ade Ti-fi^g^ 150
125 &qfxov ze 7tQ(wxovmv idi yiQade^va TtoXrjog
UQvctzai ßcfvM^ai ycal Id-eiaiai dlyufjatv
riiiev TgiTtroXifiov TcvyufX'qdeog rjde JionXov
rjdi üoXv^eivov yual afxvpLOVog Evfj.6X7roio
aal JoXixov yual Tcaxqbg dyrivoqog ruxBxiqoio 155
130 xiav TiavTtov aXo%oi, nard daifiora Ttoqaalvcvatv*
T&iav oivK av xig ae Tuxrä yrQcittaTov OTtWTtijv
eiSog ctTifirjaaaa dofioiv aTcovoafpiaaecev,
alXa ae di^ovtav &q yaq d-eoeiycsXog iaai'
d ^i-d-eXeig, iTti^uvoVj %va nqog dciiAOza TtatQog 160
135 eXdw/jiev xal ixrp^ql ßadvl^tivwi Metavei^c
elWoijuey zdöe nävca duxfmeQig, ai yuk advwyiii
tjfiireQOv^ livai fj.rj^ aXXwv dcifiar iQSwav.
tTjXvyerog de oi vlog evl fieyoQioL evmjyLtcDi
oxplyovog TQ€<peTai TvoXvEvxerog dandaiog t€. 165
140 el Tov y hud-Qixpaio yual ijßrjg fiivQOv %yuotxo
^eld X« tig ae yldovaa ywaiyuHv dTjXvreQaonf
tf^Xtiaai' Toaa ytiv xoi dnb &Qe7tTr0a doir^^^.
Die nraprüDgl. Bprachform der homer. hymnen« 239
wg egiO'S^ * rj d' e^ivevae xa^äatr rat de gnxuva
TtXfjadfieyai vSatog ipiqov avyea nvScdcvaai. 170
145 ^ififpa de ncevqbg ixovro lAeyav dofiovy 3nua de ptrjtqL
uvenov, i^g elday te nai enXvov. ^ de iial^ &Yja
iXdwaag hdleve iMtlüv in aTteiQOvi, fiiad-wi.
Ol o wg rij eMxg>ot ij Ttoqfcieg euxQog wQaL
akkovT av Xeifxäva yuoqeaaäiievai q>qiva (po^ßr^i^ 175
150 mg cS imaxoiAevai eavwv Ttxvxag lixeqoiytünf
if[i^av TiolXrpf mar afia^irov' afig>i de xaixai
wfAOU^ ifaaovto yLQOntjmi^ av&ei bfidlai,
rhfiop ^hfyvg odov xvdQctv 'd^ebvj h^&a ndqog Tteq
ndkXiTtov' avTctQ enevta tplla TiQbg ddfxata TCOTQog 180
155 ijyoSyy* § d^aq OTtiad'e q>ihov zernjfiivrj riroQ
ateixe yuaza yiQa&ev menalvfifiivr]' aixq>i di ninXog
üvttveog ^adivoiai d-eag iXeXl^eto tiogoiv.
citpa di diiixa^ ixovro dLO%Qaq>iog KeXediOj
ßav di di al^ovarjg, &fdix Oipiav n&tvia iiiqxTiq 185
160 ri(no jvo^d atad-fiov %iyeog Ttvnua Ttoirjcoio^
TttaS VTto nokTtwi, exovaa, veov d'iXog' dt di Ttaq avtiqv
ed^a^ov fj ^oq hc ovdov eßt] TtoXvTtorvta Jrjd. 188.211
trlai di fiv&tav r^^ev S)^(avog MevdvuQa*
„X^iQey yvvai, inei ov ae tloiuSv oltz eoXTta TOTiiqcDv
165 iifieyaiy a}£ aya&dy* ini toi TCQeTtei ofA^amv aidwg
yuxl x^^Si ^S ^'^ ^^Q ^^ d-efiLOTOTcolcDv ßaoihqwv, 215
akXd d-e&v fiiv dwQa %al äx^nj^evoi Tteq avcnnctji
ThXafAev oof&qwnoi * eni ydq X^uyog avxivt TLelrai.
vvv ^inü %%eo devqo, Ttaqiaaexav ocoa % ifioi neq.
170 ndida di fioi Tqeq>e rovde^ tov oxplyovov yuxi aeXTVtov
&7t(xoav a^dvaxoij TCoXvdqavog de fioi iaxtv. 220
ei Tov Y^iKd-qixfjato xai rißr]g fiitqov Ixotxro,
^d %i rlg ai ylddvaa ywanMav dTjXvteqdwv
^tlXwaat ' Toaa xey toi ano 9qe7vvfiqux dolijv*^.
175 Ttiv ^avre nqoaiemev ivaxeqxxvog Jr^^rftr^q'
jjYm avy yvvai^ fiaXa x^^Q^f ^^ol de xoi ia&Xd Ttoqoiey. 225
Tcaida di toc 7tq6q>qiav inode^ofiai, Sg fie TieXeveig
^•qitpaad^ • ov /uvy ioXna, iiaiiog>qadiaLai vid^vf]g
ovT aq iTtriXvaia drjXriaeTaL ovif VTtorafivov'
180 olda ydq avrlrofiov fiiya (piqveqov ovXotOfioio,
olda d^intjXvaiag TtoXvTtruxofvog ia&Xov eqvofiov^^. 230
&g aqa qmvtflaoa ^vtadii di^octo ^oXmai
240 A. Kok
Xtdoiv tad'ctvattjcr yeyti&u da ipfiva /iijrijQ.
wg ri fiev KeXeölo dfuff^oq ayladv viw
185 Jvjf^oqxiovd^ j ov ecixtey ivl^um^ Me^dvei^j
etQBq>ev iv ^eyaQOiacv ' o ^^'r^ero iaifiovoq wict^, 235
ovv clvv aixov eduvy ov drfia^evoQ \ynka ftffVQogi
alla yaQ ijfiata fiev [älv evatiq>cevogi] ^fffii^i^ 236^
XQBieo"/ a^ßQoaiaiy wg iv d^eav hLyeyaävOj
190 fidv TLccTaTtveiavaa yuai hf "Mlfcaiciv ^ot;aa*
vvyLTag di TLQVTtriayie TtvQog fA^vu^ xjfVT^ daXw^
Xad-qa q>ihav yovmv xdig de fiiya ^avfi ^ervsero, 240
wg TiQod^alrig reiU^ecrxf, &eoiaiv fa¥V MOine»,
xort %iv fiiv Ttoirflev ayi^QWv x otd'oafoniiif r<,
195 6t fti] aq aq)Qadiaiaiv sv^unfog M^dvuQa
vi-AX tTtvxr^Tjoaaa dviÜBog hi 9aX&fHHQ
üTUxpaxo' TLiJTLvoev de %at afAqxo TtXiq^axo fAi^fta- 245
delaa(/ m Tttqi navöi %al ijaa^ yUya dvpiäij
Yjtti ^ blQqfVQOfievi] €7tsa fxxE^oevra n^^oaijf^da'
200 * y^xh.vov JrjfACKpaovy ^uvt] ae ftvQl hfi TtoHiii
x^vrret, ifioi de yoov xai xijdea XvyQct xlS-rfiiv^*.
c5g q>at odvQOfiSvrj' xijg d'^V« Ha ^€aanf. 250
T^t de xoAcooafi^i/i^ TiaXXiaxiqxxvog Jtjfdiqxtjd
Ttaida (pLh)Vy xov aeknxov hi luyaqoiai^v Sxvkxw^
205 xei(feaa ad^avaxrfiiv ano lo ^}C£ Tveioifde
i^avelovaa nvQog, dvfiuk yurxioaaa iiaÜ w&gy
-Kai ^ afivdig TZQoaiunev ^(ovov M^dvuQov' 255
„vqiöeg avd^QCjTcoi, afpodöfioveg ovx aya9oio
alaav ejteQXOfiivov TtQoyvwfievai ovxB iuxkoIo'
210 xat av yaq aq>Qaäiaiac xeija avd'XMaxov aäa-Sifg.
Xaxw yaq &ewv oqAog a^uUxxov Sxvyog Sdcii^
ad'ovaxov xeV xol %at iyrjfcjv i^iuxxa navxa 260
Ttaida, fpilov noirpa yuai aq^ixov ünaw xi^i^v'
vvv fovx ead^y äg y£v d^avarov xat x^qag aXv^ai'
215 xifA'^ S*aq>d'i%og alev eneaaetcuj dvvsüux yovvüv
rifiexiQwv iTteßt] xai ev avuoivtjaiv uxvae.
eJjut de Jrjfi'qxr^Q xiixrfixogy ^ xe fiiyiaxov 268
ad'avdxoyv drr(xdia oveaq 'A£ci xaQh^ xenmxau
aXÜ aye ftot vrfiv xe fiiyav xai ßu^iiov vrt avxdk 270
220 Tevxovxiov rtag df^og vnai Ttohv oLtcv xs xüxogy
KalXixoQOV YxxdvTteQd'ev eTtl /r^oi^ovrt xoAoiyiSt.
%Qyia S^avxYi iywv V7tod^ooiiaVy^ wg av enuxa
Die urBprüngl. sprachform der homer. hymnen. 241
evayiwg SQÖovreg ifiov voov lAcroxi^^e'^
(x)g dftcivaa d-eä /jiiye&og ze yuui eldog afASvipe 275
225 y^Qag aTtcuaafÄivrj, Tteql taf^tpi Te wiHog arjzo'
OTudvoTO, Trjle di gdvyog and XQOog a&(xyd%oiO
IdfiTte d-eagy ^av-d^al di xojuat xcnrevtjvo^ev üfAOvgy
oüy^S ^iTrlrjad-f] Ttv^ivög öof^og^ aOTeQOfcrjg äg, 280
230 ßrj di dii-/, ixeyaqiav • x^g ^avciyua yabvar ekvvzOy
örj^ov ^aq}&ovyog yivexo xqovovy ovde zi naidog
^viiaaxo trjkvyetoto and Kanidov aveXio^ai.
Tov di -Mtaiyvrpcai qxovriv eaaTiOvaav iXeiv/jv,
xacf i*aQ an evaTQiütwv Xe^^atv ^oqov ^ f^iv mu%a 285
235 naW ava xB^iv ihyvaa iüi ivMrtd'm^o yLoXnwi*
r/ ava nvq ave^Mti • ij oaaavro noaa analounv
fit/reQ dvaaz'qaavaa dvwdeog ex d'aXd^oio.
ayqo^evai de iäiv ainq)lg iloveov aanaiqovia
a^qmyanaCo^Bvai' zov d'ov /auXiTceto ^jAog^ 290
240 xuqoveqai ydq drj fiiv exov TQoq>ol ij^e tidi]va$.
ai /liv navvvxLai xvdqdv &edv IXdayLOwo
delf^ari naXl6f>ieyai' afia d^rjöl (jpaivojAiyrjipiv
eiqvßiac Keletii vr^fAeqvia ^vd^aavrOy
log inhelXe d^eä 7uxXXiariq)avog Jr^i/jzf]q. 295
245 atnaQ o y dg ayoqav yiakiaag noXvnüqova Xaov
rpf(i}y tivTLO/ÄWi Jfjfii^reQt^ niova vqov
noirjoai yuai ßtjfiov Ini nqovxovzi yLohavüi,
ot di fid)! alxp^ enid^ovro xai ¥aXvov avdvjaawogy
Tevxov ^j wg inheXXev • S d'^v^CTO daifioyog aiatji • 300
250 avxdq inel zileoav xat iqdrfiav yuxf^aTOio
ßdv ^ ifiBv olxacf i'yLaazog' droQ ^avSr^ Jrj^rp;riQ
tvd^a yLa&eKofiivTj fAoyuxQiov dno voatpiv andwwv
fiifive nod^ioi iiivvx^ovaa ßa&v^wvoio dvyazQog.
alvatatov d^iviavxov ini x^dva novXvßotuqav 305
255 noirp dvd-Quinoig xai y^vvrazov ovdi %i yaia
oniQfA dviu ' ytQvnrev ydq ivaziqxxyog ^tji^rfztKf.
noXXd di '/jaiAnvÜ aqorqa iidvrjv ßoeg uXmv dqovQais^
noXXbv di %qi Aevxoy ixwotov e'ftneae yaiai.
xat vv xfi ndfinav oXeaae yivog fieQonoiv dv^Qvmfav 310
260 At^w vn aqyaXiag^ yeQdiov d'iQiicvdia tifiiqv
•Mxi dvaiüv iifieQüev ^OXifinia dd^ax Mxoyzagj
bI fAri Zevg ivotjosv km % k^Qaaaato ^ia&i.
242 A. Fiok
^iQiv Se 7VQWT0V xqwoTtteqov ägaB Tialiaaat^
JrHHjvQ '^vKoiÄOVy TcoXvrjQarov eldog ¥xooaav. 315
265 iog etpa^ • ^ de Zrpii neXatvefpii Kqoviwvc
Tcel^evo yuai to iitarffv diid^fABv c5xa nodtaaiv.
Sx€ro dk TtToXU&Qov ^Elevaivog dvodaatjSj
rivQe fivt vrjwi JrifArfttQa xvavotrcBTcloVy
yuai iitv qHaviiaaif ertea Tvce^oevra TtQoarjvda • 320
270 yj/Jri/i7jt€Q, Kuxliei, ae TtarijQ Zeig cup-9'tTa eiddg
ik&ef^eyai fierä gwXa S'ewv aleiyevexaiov.
alX X&Lj fufj^ äriXecTOv ifiov eTtog hi Jiog eatto**.
tag (paxo Xiaooiihr)' Trjt 6*ovk ineTtei^exo Sviiog.
avTiTL eneita TvatriQ ftoauxQag d'iovg aiev iovtag 325
275 navrag iTtiTtQoiaXXev aiAOißrfiig de :u6vteg
xiyclrjayiov yuai TCoiXa didov TceqiyuaXkea dviqay
ti^ag S?j ag %ev ^Xoito fier ad^avatoiai d-eoiaiv
aiX ov Tig Tceiaai dvvaro q>qevag iide votjiÄa
dvfAwt x^Ojueyi^* oreQewg d^ tjvaivero jAvS'Ovg. 330
280 oi) fjiev yaq rcin eqHxayue &üwdeog ^CKXvfAnoio
nqiv yencßriaea^ ^ tcqIv yaiag yuaqnov aviqauVf
nqlv Xdoi ofjpd'aXfAoiaiv e^ evwTvcda yuovqrpf.
avtoQ iTtei %6 yayuovoe ßaqmxvrtog evqvoJta Zevg^
ug ^Eqeßog Ttifixpev y^jqvobqqaTtiv l/tqyeifpovTrp^f 335
285 o<pq ^'Aidrpf fiaXccnolai TKxqaKpafjievog eTveeaatv
ayvriv Tleqaefpoveuxv vTto tpqxn) rjeqoevrog
ug q>dog i^yayoi fierä daifiovag, og>qa e fii^rjq
off^aXf^ciiaiv Idovaa fieraXkiq^eie xoXoco.
^Eqfiijg <f ovx anid'rjaevy a<paq Svtvo xev&ea yaiag 340
290 eaavfieviDg yuxraqovae Xifttov i'öog ^ OYXvfifcoio.
thjAe de zov ye ava^Lza dofKov evroad-ev iovta
ijfiepov h lexeeaat avv aidoiat, TtaqocMm.
ftQl£ aeiux^OfiivTji fir/vqog tcoO'WI' rj ^e% aftlrftov
oqyiad'eloa d^ewv ptaxaqiov firp^iezo ßovXiJL. 345
295 apx<ni i^lota/Äevog nqoaigyri nqatvg l^qyeup6n;f)g*
y^idf] yLvavoxaiTay yLataq>9'LfxivoLaiv avdaoiavy
Zeig iie Ttazfjq ijvwyev ayav^v neqaeg)6veiav
i^ayayuv eqißeaqft f^eza atpiagy oq>qa e fi'qrrjq
Offd^aXfioiaiv Idovaa %bXov yuai firpfwg aZv^g 350
300 ädixvaioig navaetev • eTcel fieya (xtfierai eqyov
g>&icaai qwX a^evuva xaf^aiyeviwv avd^qdmtaVy
aneqii vnb yrjg x^wrTOwra, ')unaq>d'tvvd'ovaa de tifwg
Die orsprüngl. spraohform der homor. hymnen. 243
a^avccoav -q fcivov ^u xolov, ovde S'eoiatv
filayetai, aiX aTtäyevS-e 9vw6B0q hfdod'i. vrfw 355
305 Titnacy ^Ekevalvog yiQavaov TtrolUd^QOv ^waa".
c5g ijpotvo * fieiörjoev de ava^ evi^v u^idiovevg
wpqvaiVy oi^ OTti&rflB Jioq ßaaiXijog iq>ecfAWV
iaavfiivwg zhiiXevae datq>QOvt üe^ecpopeiai '
9,e^80j neQaB(p6y7]y naqa fir/tiqa Kvay&TteTtXoyy 360
310 ^lov iv atfjd-eaai §iivoQ xat &vfidv ^ot;aay
^fjdi zc dvadvfAatve Xlav fzBqiwaiov oAJmv.
ov roi h ad'avatoiaiv aetmiig eaaof/ oKoittjgy
ahoxaaiyvijtog naxqoq Jiog' ty&a ifidvaa
öeaTtoaaeig naiftwv, brroaa ^oiet ze xai ^^eiy 365
315 %ifiäg de axifieia&a \iti aS'cmkotai fieyiarccg.
%iav ifädiuLTfiairtiav Tiaig eaaetai i^^icera navraj
0% yfjey iiri dvalaiac tbov fievog iXdayuavraiy
evayiwg egdowegy h^aiaifia dwqa TeXovyreg*^.
&g (panoy yrjdTjaev de* 7teQiq)Q(ay n€faeq>6v€iaj 370
320 yuaqTtaXiiiwg i'ca^Sqova vtvo %aqpLcc%og * avcaq o y ^Iddh^
^oiag TLOKyuyy edttme q>ayäv fieXitjdia Xa&qa^
äfiq>L e vwfirjaag, IW ju^ fiiyoi i^fictva Ttavra
twd'i Ttaq aidoiai Jrjfiyzegi yLvavoTtinhoi.
XnTtovg de nqonaqoi&ev vnb xqvoeoiaiv oxeaq>tv 375
325 eywey ad'ovaiovg TtoXvarjfiamjQ L^tSwvevg.
^ Soxevav itrcißrj, Ttaqa de nQorvg ^Aqyeiq^owrj^
'qvla yuxl iidariya hißwv fietä xeqai fpllrjoiv
aeve <ft«c T^ayapwy • ro) ^ovx aycovr enei^ia^rpf.
^ifAqxi de ^ccKqa %eXev&a diriwaav ovde d^Xawa 380
330 €n}Sf vdiOQ nota^civ ovr avTuea noiaevta
XftTtiov adtcvarotv ovt mQieg eaxed'ov oqiirpfy
äiX vneq avtdiov ßa^v "^ega zifirov loweg.
OTTJae ^aytJVy od^i ^iliivev ^aTeq>avog JrifArfWfiy
vriöio TcqoTtaQOtd-e dvddeog' r^ d^eatdovaa
335 ^'tf^ ^^€ fjiaivag OQog TLazä daOMOv vXnii
%al ftaQ ifioi yutl tccctqI 'M3üaiveq>h KqovL(a¥i 396
vauraoig Ttaweaoi retifiivrj a&avccfoiacy
ei ifindoiay ndXiv avzig iava vno Txv&eai yaiag
340 oiurfietg tJQciv ZQtzazov fiiQog dg iviavzcvy
zag de dvw naq ifjiol ze yuai aXkoiO ad-aifatoufiy. 400
OTtTtoze Savd^eai yat eviodeoiv uaqivoiaiv
244 A. Fick
Ttavtodandig ^dXJiei^ to^ vno toq^ov rjegoevrog
ctvTtg ayet jueya dmipia d'eöiQ dyrp^dlg % cwd'QdifVoig
345
Tcai Tivi oi^aTtarriae doktoi TLQOteQog TloXvdiyiiia^^ ;
rijv {fav FLeqaeifovr] TtBQiyuxXlrig awiov rivda • 405
jjTOiyag eyd aoif /tc^e^, sqü vTjfACQTia Ttavta'
evte /MOt ^EQf^rjg tjXd^ iQiovviog avyelog cäxt'g
350 TtaQ TtazaQog EjQOvidov re yual akhav ovQcnmmav^
i'KS'äv i^ ^EQeßevg, iva pi oq^&aXfiöiciv idovaa
h'^atg ad'ovaroiai %6Xov xat fii^nog alvijgy 410
cftTtV iywv av6q(n.v VTto x^^l^^^og • orvra^ o ka&Qtt
efißali fioi ^oiag yLO'Kiiov, fieltrjde iöwdi^,
355 axovaav di ßiai jue TVQoatpfov'/xxaae ndaaa^ai.
c5g de fioa^aqTtd^ag Kgovidov 7zvY,ivfiv did firJTiv
wiX€TO TcavQog ifxdio (piqtav vrcb y,€v&€a yaiag 415
i^eQiüf aal Ttdwa diu^opiai^ wg eqeeiveig.
rif4Üg fAev fidXa Ttaaai av i^eQrdv keificiva
360 uittmiTtTtrj Oatvcü ze tuxI ^HXiyLVQa xal ^lavd^
Tuxl MeUtrj ^Idxr^ Te ^Podeia tb KalhQor] re
Mrjloßoaig te Tv%ri xe %al ^ihivgorj yuxXvxÜTCig 420
{Xqvar^ig t ^Idvuqd % l/^xdanj % ^^d\A\(cii\ re
yuai ^PodoTtfj nXowoi re xal IfieQoeaca KaXvxpco
365 xai J5rt)| OvQoyia 'ze raXa^avQa t igcczuvri)
Tiaii^o^ev rf!f avSn] dqenofjLBv xuqboo^ fQOBvta 425
liiyda xqoTuov xar/avüv xal dyakXiöag ijd^ vcnuvdw
Tuxt ^odeag xdXvxag xat leiQia S-av^av Idea&aiy
voQXiaaov ^*, ov SqjvoBv (efxot dolov) eigsla x^cJv.
370 ccvraq iyii dQenofitpf TCBQt %&Qiitni ' yaia d^evegd-e
Xti^oev' rijt ^exS-OQ^ ava^ xqaveqog UoXvdiyiAwv 430
ßfl di q>€Q(ay vno ydiav iv aqfiaoi x^^^^oiai
ravrd toi dyyviAivrj tibq dXr^ia jtdvv ayogsvo)^^,
375 u>g %6tb fxev TtQorrav rifiaq 6fJi6q>QOva 'dvfidv Bxovaai
TtoXXd ixd)! d}Xil]hjDV xgccdiav xal d^)^ibv uxivov 435
dfiqKxyaTtatofievai ' dxioiv ^djtBTtavezo d^vpiog.
ytfd'oavyag itidexovro tvoq dX3i/i^l(ov tdidov tb,
roiiv de ^tt avyeXov ^k« ßaQVXxvnog evqvorta Ztig 441
380 ^A/oy yvxofxovy Jrifi'qvBQa xvavorteTtlov
a^ifismi fiCtd qniXa -d-ewVy vTtiöexTO de rifidg
diiauvy ag xey ^Xolto iib% dS^avozoiai S-bouti
Die Ursprung], sprachform der homer. hymnen. 245
vevae de 6i '/jovqrpf ereog TteqcTeXXofiivoio 445
TTiv TQiTorrpf fiiv fiolgav V7tb 'C6q>ov rieQoeyta,
385 zag Se dvio 7€aQa ^rirgi Mti aXkoia a&avdzoiaiv.
ojg i(pau ' ovö^ aTti^f^ae d^ed Jtog dvyeliawv,
iaovf^iviog d*iji*^€ xar OvXvfÄTtoio VLagdviov,
eig ^(XQa 'Paqtov el^e (fsq^aßiov ovd-aq oQOVQog 450
TO 7cqIv, äraQ tote yovxi q)€Q6aßiov, avtaQ rA,f]Xov
390 äarri/£i navdqn^XXov tTievd^e S'oQa tlqI leviwv
firideai JrjfjrjZQog xaXXiaq>vQOv • avtaQ eTteiia
fxiiXev aqnxq ravaöiat Ajo^i^auv aöTa%veaaiv^
uaQog ai^o^avoio, rcidon d'aqa Ttloveg öyfiOL 455
ßqiauv ccGTaxuov, zd d*ev iXkedavolai deöead'ai.
395 evd-^ Bjcißrj tiqcjvlövov oltz al&eQog dvQvyeroio'
daTiaaicag ^Xdov dXXrikag^ 7£x^^^^^ ^^ d^'^wi.
rijv d^ (ode TtQoaiei/te ^Pia h/taQO'AQade^vog'
,jd&jQO ti/^og, VLaleei ae ßaqvAxvjcog evqvOTta Zsvg 460
ild-ifievai ^ezd q)vka d-eojv, VTtidexzo di Tifidg »
400 dciouv, ag '/£v i'kow fier dd^avdzoiat ^euloL,
vevae de ooi yuofvqrjp ereog TregiteXkofAivoio
rijv TQirdzipf /liv iJLolqav i/cö 'C6(pov rie^oevra
zag de dvio 7caqd aoi xe ajoI dXXoia^ dd-avaroiaiv» 465
füg %oi VTtioTTi eaea&ac am Sejtevevae yLagazi.
405 aXX^ l'dt, vevjyov i^ov, ymI Tteid^eo, ^irfie tl Xiav
aLpri^eg pieviaive vieXaivefpu KqovIcjvi,
alxlfa de ycaQ7tdv ae^e (pSQaaßiov dvd'quTtoiatv^^.
lüg eq)az^, ovd^ aTil&r^oev tvarecpavog ^r^fir^Tr^' 470
cuxlfa de yuxQ/tov dv^y^ev aQOVQaiov eQißiiXwv,
410 Tcäaa de qwXXoiaiv re yuai av&eaiv evqeXa xd-wv
eßqia ' ^ de Yxdvaa ^e[iioxo7t6Xoig ßaaiXevoLv
del^ev TQiTTToXe^wt xe Jw/,Xei xe 7tXr^^i7t7C(jji,
EvfioXTiov xe ßiai KeXewi d^riyi^xoQL Xaüv, 475
dqaofxoavvrp/ leqioVj yiai i7te^Qadev OQyia Ttdoiv
415 aefivd, xd x ov Tccjg aaxi /ca^e^e/uev, ovxe 7tvd'ia&ai, 478
cwxe %ay«Zy f^iya ydg xl &eviv ayog laxdvei aidf/v,
oXßiog, og xdS OTttDTtev eyrtx^owcoi' avd^QCjTtwv * 480
og oaxeXrfi legcJVy og x rmoQog, ov Tcod' Ofiotcjg
oiaav ex^i g>x^ifÄev6g fteq vjto toqxav evqoievxi.
420 ccvxaQ ercei dij ndv^ VTcexh^ycaxo dla S-ediov,
ßdv Q^ l'fiev CfüXv^Ttavde d-eaiv /i€^* Of^'qyvQiv aXXcjv.
ev^a de vaiezdovat Tcaqal Jii xeQTtiyieQovvwi 485
Beitrftge z. kande d. ig. sprach on. IX. 17
246 R. Garbe
OEfjLvaL zaldoial t€' fiiy ^Slßiog, ov tiv hulvai
425 aixpa te oi ni^Tiovaiv lipiaxiov ug fiiya dw^a
lIXovTov, og avd^QCJTioia aq>€vog dvfiTolai didmai.
aXX ayy ^EXevaivog ^voiaarfi dijfjiov exovoai 490
Tuxl niqov aiiq)LQV%7jv ^Avzqoiva ze TtevQaevra^
7Corviay ayXaodwQ, dQafpoQey Jrfii avaaaa^
430 avii] xal vlovqtj TveQiMxXXrig TleQaeqHiveia
7iq6q>QOVBg ävz dudijg ßiorov &vfxrfie ondyuv.
ovrag iyio nat aeio xai allr^g /ivfyjofiai (oidijg.
A. Fick.
Anorganische nasale im auslaut des ersten gliedes
* sanskritischer nominalcomposita.
Ein zvrischen die beiden glieder des nominalcompositums
zur beseitigung des hiatus eingeschobenes m findet sich im P&li
(E. Kuhn, Beitr. z. Päli-gramm. 63) und Jaina-prakrit (Weber,
Bhagavati I. 409; E. Müller, Beitr. z. gramm. des Jainaprä-
krit 37). Diesen Vorgang hat Weber, Ind. stud. V. 437 anm.
auch für das Sanskrit mit sechs vedischen beispielen ^tamiUi,
sdhasramüti , agvamishti, vigvaminva, vi^amejaya, samudram-
tnkhaya belegen wollen; aber diese worte scheinen mir nicht
beweisend zu sein: die letzten vier (W^eber giebt das nur für
drei zu) enthalten deutlich einen accusativ, wie viele skt. tat-
purusha, während in den beiden ersten der nominativ einge-
treten ist, der auch sonst bei Zahlwörtern in der composition
erscheint (skt. trayodagan, trayovimgati u. s. w., zend. thrigäg-
ayd(ighra,thrigäg'fradakhshainyaj)\}iT.^ Bezzenberger, Beitr.
z. vergl. sprachf. VIII. 363).
Ich möchte sieben skt. composita hierher setzen, deren
Vorderglied nicht als accusativ gedeutet werden kann, bei denen
vielmehr ein spontanes eindringen des nasals zu constatiren ist.
Da aber das Schlussglied durchweg consonantisch anlautet, sind
die fälle von den volkssprachlichen zu trennen, bei denen es
sich um aufhebung des hiatus handelt.
Die von P&^ini 6. 3. 67—72 behandelten composita mit
Anorganische nasale. 247
&gama m im auslaut des vordergliedes enthalten zwar fast sämmt-
lieh reguläre accusative (arumttida, dvishanUapa, gämmanya
väcamycMta, rälrirhcara u. s. w); doch bietet sütra 71 zwei
ausnahmen: gyainampatA adj. f. (seil, mrgayä) „die jagd, bei
der falken steigen'^ (von gyenapäta) und iaüampdtä adj. f. (sciL
svadhd, cf. schol. zu Pä.n. 4. 2. 58) ,,dermanentrunk, der darin
besteht; dass öl (ins feuer) fliesst" i). Diesen beiden compositis
stellen sich zur seite ägitambJiava adj. „wovon man satt wird",
n. „das sattsein" Pän. 3. 2. 45, und das gräuliche ägüamgavtan
adj. „wo kühe geweidet haben" Pän. 5. 4. 7; femer zwei der
von Kätyäyana in den värttika's zu Pän. 6. 3. 70 angeführten
bildungen: cLstumkära m. „das wort o^/t«» es sei!«" und dhenum^
bhavyä „im begriff stehend eine milchkuh zu werden".
Die auffassung des PW., dass in der letztgenannten Zu-
sammensetzung, die jetzt als der Maitr. Samh. angehörig er-
wiesen ist, dhenum accusativ sei, ist an sich eine grammatische
Unmöglichkeit und wird zudem durch eine ganz identische bil-
dung widerlegt, welche sich Äpast. Qr. 13.24. 8 findet: räjam-
bhavya „kronprinz". Die stelle lautet: rdjflo räjarhbhavycMya
vä ^nübandhyäydh pagupurodägam ashtau devasuväm havirkshy
anunirvapcUi (comm.: räjarhbhavyah räjyärho yuvaräjah). In
rdjarh wird hier niemand bei dem vollständigen mangel ana-
loger fälle den intact erhaltenen stamm sehen wollen.
Für diejenigen, welche geneigt wären die hier angeführten
bildungen in den weiten sack der formübertragung zu stecken,
sei bemerkt, dass die sanskritischen nominalcomposita mit einem
accusativ im ersten gliede doch nicht zahlreich und gebräuch-
lich genug sind um als typisches muster auf andere Zusammen-
setzungen einzuwirken. Es handelt sich hier um den nasalen
nachklang, der sich auch sonst ohne etymologische berechti-
gung einstellt, wie das ja besonders vom wortende des Päli,
Prakrit und Griechischen bekannt ist. In der fuge der nomi-
nalen composition ist das auftauchen des nasals im gebiet der
indogermanischen sprachen — soweit ich es übersehen kann —
auf das indische beschränkt.
B. Garbe,
') Das im Bchoi. znr erkläruog für das zweite wort voransgesetzte
iüapäta ist offenbar falsch; dem fyenapäta müsste ein taiiapäta „das
herabiliessen des öles" entsprechen.
248 Ä. Bezzenberger
Lettische ablative.
In der Verbindung mit wdijaga „bedarf' werden im Let-
tischen statt der pronominalen genitive kd (kä), schä (8chd?)y
td (td?J die formen kd, scho, to gebraucht (Biel enst ein Lett.
spräche ü. 20, 88, 96). Bei der lautlichen Übereinstimmung
dieser formen mit den entsprechenden accus, sing, kö (fcö), scho,
td (woneben ich auch tu gehört habe), nimmt es nicht wunder,
dass die identität jener und dieser formen behauptet ist (Brück-
ner Archiv f. slav. philol. III. 284; er schreibt überdies kü,
8Üj tu). Diese behauptung ist aber unrichtig, da 1) wdijaga
sonst niemals den accusativ regiert (Biel en stein a.a.O. s. 88);
2) schd und td vereinzelt auch ausser der Verbindung mit wdi-
jaga mit genitivischer bedeutung vorkommen (Magazin der lett.-
liter. gesellsch. VIII. 58 no 727, s. 21 no 248, s. 160 no 1980, vgl.
Bielenstein a. a.ü. 11.289, 295, deehlkuh[dStkd]LieYentli&\
Fritscha Reutera apsasihwuschana s. 14); 3) die genitivisch gebrauch-
ten kd, sckb, td als nicht-accusative erwiesen werden durch die als
genit. sing, (von a-stämmen) gebrauchten mehrsilbigen formen auf
-UyVf eiche sich lautlich zu ihnen ebenso verhalten, wie die accusat.
sing, und genit. plur. grSku, labu zu den accusat. sing, und
genit plur. seh, to, und welche von jenen ohne gewaltsamkeit
nicht getrennt werden können ^), Diese formen auf -u sind im
Volkslied gar nicht selten, und ich selbst habe sie mehrfach
gehört: nawa iaidu jo^jejiiia „nicht gibt es solchen reiter", :dta
tiltu grid' „fester brücken -belag", Jänu hirni „des Johannes
kinder", ta ir puischu dwiselite „das ist eines Jünglings seele",
zelu mald „am rande des weges", fa*ltu gradfan' „einen gol-
denen ring". Andere formen dieser art bietet Bielenstein
a.a.O. n. 289, 292, 295, 307 (dif lüdß'Au, nü ritu, pi a'rldiAu
u. 8. w.), der sie jedoch teils für accusat. sing., teils für genit
sing, „mit verdumpftem a" hält Gegen jene auffassung spricht
aber die syntax, gegen diese — ausser der schon hervorge-
hobenen Zusammengehörigkeit der als genit. sing, verwendeten
formen z. b. schd und namu — beispielsweise der vers nü ßnamu
^) Einen vierten gegengmnd bildet vielleicht das ito^ welches sich
in einem von Bielenstein a. a.o. I. 45 anm. citierten verse findet. Da
ich das betr. „alte Volkslied'' nicht kenne, so lasse ich diese form hei
Seite.
Lettische ablative. 249
iewa diluy in welchem es doch sicherlich Uum heissen würde,
wenn ßnamu und düu lautliche Umwandlungen von ßnatna
und dila wären. Dass derartige Umwandlungen in der Volks-
sprache vorkommen können und vorkommen, leugne ich übri-
gens nicht.
Da' die erwähnten genitivisch gebrauchten formen weder
accusat. sing., noch genit. sing, sind und da sie auch nicht
nominat., dat., oder locat. sing, sein können^ so müssen sie
einem der in den paradigmen der lettischen grammatik fehlen-
den indogermanischen casus, also dem instrumental, oder dem
ablativ zugewiesen werden. Instrumentale können sie nun aber
wegen ihrer bedeutung, bez. syntaktischen Verwendung nicht sein,
und so bleibt nichts übrig, als sie für ablative sing, zu erklären,
und diese erklärung — zu welcher die Verteilung der for-
men auf 'U und -a in nü finamu tSwa dSlu und bes
tehroda fohbeninusLutsheste stimmt — ist lautlich und syn-
taktisch gleich unbedenklich, da der ablativ im Lettischen von dem
genitiv vertreten zu werden pflegt, und da hier -öd (vgl. latein.
Gnaivody meritod u. s. w.) in einsilbigen wörtem zu -O; (s, ä),
in mehrsilbigen zu -m werden muss. Wollte man gegen sie die
prosodische diflFerenz zwischen tö und rcJ-g (vgl. o. VIL 66)
einwenden, so würde dieser einwand durch den hinweis auf das
vorkommen von kü, tu neben den accusat. sing, ko, fö, von n3-
neben nü (Bielenstein a. a. o. ü. 295), auf die prosodische
Übereinstimmung des ablativs ko mit Ttw-g und darauf, dass
neben dem zu rtS-g stimmenden cS-g Sg überliefert ist (La
Roche Odyssee e 219, 430, Homer, textkritik s. 380), leicht
zu entkräften sein.
Dass die genitive lett. dlwa, lit. devo u. s. w. ablative seien
(Leskien Declinat. s. 34, Mahlow Die langen vocale s. 130),
kann man nur behaupten, wenn man mit Umgebung des La-
teinischen und der besprochenen lettischen formen -o^ (oder
-ad) für die betr. ablativendung hält. — Die in den von Jus-
keviö in Yelüna gesammelten litauischen Volksliedern vorkom-
menden genitivischen formen kü, iü (vgl. z. b. Li6t dajn.
no 1059, Liöt. svotb. dajn. no 820, 822) sind von den lettischen
ablativen kö, td zu trennen und rein lautliche Umwandlungen
von ko, to (=lett. kä, tä); vgl. die III praet. gerifjüs dyvöjüs
Li6t svotb. dajn. no 821. Kuop Szyrwid Diction. * s. 170^
250 Aus einem briefe des herrn pastor BielensteiD.
(unter tK^sytam do kogo) ist sicherlich ein druckfehler. Einen wirk-
lichen ablativ sing, habe ich im Litauischen nicht finden können.
A. Bezzenberger.
Aus einem briefe des herrn pastor dr. Bielenstein.
Ein bauernjunge wird in einem grossen grützspann barfuss
stehend gefunden, wie er mit blossem arm in der grütze fischt
Auf die frage: ko tu dari? antwortet er: metleju tuntulus d. i.
natürlich kindersprache resp. -ausspräche für mekUju kunkulus
(ich suche die stücke saurer milch, die in der grütze schwimmen),
aber immerhin ist die unwillkürliche Wandlung von k in t in-
teressant, die mir bei Ihrem fieralldto » meklä einfiel.
Aus einem briefe des herrn direetor dr. Deecke.
Strassburg d. lö. Juli 1844.
Prof. Sayce hat im letzten winter im tempel Seti's zu
Abjdos in Ägypten, ausser den nummern 147 und 148 meiner
Sammlung, noch etwa 50 andere epichorisch-kyprische wandin-
schriften von reisenden copirt, die er in den Transactions of
the Society f. bibl. arch. publiciren will. Mir hat er einen
abzug gesandt. Ausser einer reihe von Varianten bekannter
Silbenzeichen enthalten diese graffiti auch eine anzahl neuer
zeichen, unter denen ich sofort 2 geschlossene silbenzeichen,
für ros und nos, entdeckt habe, die ersten ihrer art, beide von
Sayce brieflich anerkannt Es lautet nämlich n. XL
1) )I0K^IXF?
d. i. pe- to ' ro8' \ a- pu ' tu * mo' nos •
tu . ra' vo ' ros •
Das zeichen für pu * weicht von dem gewöhnlichen etwas
ab ; auffällig ist die Verschiedenheit des ersten tu ' vom zweiten,
doch ist auch das erste ros' nicht ganz dem zweiten gleicL
In beiden fallen kann ungenaue copirung vorliegen.
Die deutung ist sicher:
Aus einem briefe des herrn director Deecke. 251
IlitQog I l^ßdvfxovog
dvQafOQOQ
Der tyrann Abdymon (nicht Abdemon) regirte in Kition
von etwa 430 — 410 v. Chr., s. Six Du classement des series
cypriotes, Paris 1883, s. 279.
Femer lautet n. IX
2) PTXlV>FAT>ÄDtl{l"I«
SSWMI-KKFIlt
d. i.
zo' ve ' se ' ' ti * mo ' va ' na ' ko ' to ' | sa'ka- i' vo' se'
zo've'se ' 0' nos • to • ma • m • sa •
Z6/f]g Tifio/ävcr/xog ^^xatfog
ZoJ^r^ o NQaxaiAavaa\yi:og\
Es sind zwei verschiedene Zofrjg, Die erste zeile enthält
eine interessante Verbindung von aus- und anlaut, trotz divisor.
Der Vatersname in z. 2 ist zusammengesetzt aus voarog und
dem part. aor. von ^afxavw = äfievWf afxeißio; vgl. z. b. afievai-
TtoQog bei Pindar und wegen der namenbildung ^^Qnsaag^ Te-
^(fccg^ gen. -ctvrog; ^Ovrjaavridrjg, auch kyprisch gen. 'Ovaacryrog,
n. 30 meiner Sammlung.
Die bisher bekannte kyprische schrift, mit vocal- und
offenen silbenzeichen , ergiebt sich jetzt, was allerdings schon
vermuthet werden konnte, als die letjste, auf engerer auswahl
beruhende stufe einer älteren reicheren Silbenschrift, die auch
geschlossene silbenzeichen besass.
Nun aber lassen sich die beiden neuen obigen zeichen
gerade in der hittitischen bilderschrift nachweisen, nämlich :
y^ in der hitt form •^T] (Hamath HI)
31 oder IC „ „ „ „ )| oder )| (oft)
Letzteres zeichen ist das determinativ für personennamen
und bezeichnet auch isolirt „mann, mensch'^ verdoppelt als
plural „leute". Es wird also hitt. nos „mensch" bedeuten «
hebr. e-nös^ pL ä-näs-im; assyr. nis^u, wodurch das Hittitische
sich als semitisch ausweist.
Meine lesung der neuen kyprischen inschriften weicht von
derjenigen von Sayce vielfach ab und hat er mir mehrfach beige-
stimmt, ohne in seiner publication diese änderungen noch an-
bringen zu können.
252 A. Bezzenberger Tivio — Tavttj. — Kossina Nachtrag.
Tlvia — zavvta.
Während skt. kshinömi, cinömi, avest (panvaMi bei Homer
durch y/iA'cci, rivw, (p&dvovat vertreten werden (Wackernagel
K. Z8. 25. 262), tritt dort zavva) dem skr. tanömi entgegen.
Der grund der^differenz wird durch die betrachtung von einer-
seits ixaviOy xLx^vw, andererseits ayvvfjii, öeUwfii, oXXvfii u.s. w.
klar, indem sich dabei ergibt, dass ursprünglich nur diejenigen
yerba auf -vv-fit (-w-w) zu solchen auf -v/co werden konnten,
welche vor dem praesensstammsuffix eine weder natura, noch
positione lange silbe enthielten. Dieser bedingung entsprach
tayv^ in der zeit ilQtiv/(o, q>d^ivfü) entstanden — wozu sicher-
lich die Illplur. anlass gab, vgl. skr. cintanii neben äpnuvanti —
offenbar nicht und ist insofern ein neuer beweis, dass „silben-
bildende consonanten*' und vocale durchaus nicht auf einer
linie stehen.
Ebenso wie rctyva) ist ydwfxat aufzufassen, mag es nun aus
ywvfiat (bez. yvpvfiai)^ oder aus YÜvvfjiai (bez. ylwfiai) ent-
standen sein. — 'L4vo) und dvvcj widersprechen dem gesagten
nicht, da jenes auf skr. sä, dies auf skr. san bezogen werden
kann. A. Bezzenberger,
Nachtrag zu dem verzeichniBBe der Bchriften Müllenhofb.
(S. 144—150).
1866. Zeitschr. f. d. a. u. d. 1. XII: lies s. 591 etatt 491.
1867. Gab heraus: Der Nibelange noth und die klage. Nach der älte-
sten überheferung mit bezeichnung des unechten und mit den ab-
weichungen der gemeinen lesart herausgegeben von Karl Lachmann.
4. ausgäbe. Berlin, Reimer. 8^ XII, 371 s. — Dasselbe, 6. aus-
gäbe. 1878, ebd.
1868. Gab heraus: J. Grimm, Geschiebte der deutschen spräche. 2 bde.
8. aufläge. Leipzig, Hirzel. 8. 726 s.
1870. Literarisches centralblatt n. 44 s. 1200 (Erklärung); n. 49 s. 1316
(Zur erwiderung).
1876. Nationalzeitung. Berlin, mittwoch, 8. märz. Nr. 113. Morgen-
ausgabe (Noch einmal die orthographische konferenz) ; unterzeichnet Xy.
1880. Zeitschrift für deutsches alterthum und deutsche litteratur XXIV,
159 (Die Mater deum der Aestier); s. 219 (Der Heinersdorfer runen-
stein).
1881. Paradigmata zur deutschen grammatik zum gebrauch für Vor-
lesungen. Fünfte aufläge. Nebst Lachmanns abriss der mittelhoch-
deutschen metrik. Berlin, Hertz. 8. 27 s. [Fehlt in allen, den
allgemeinen, wie den fachbibliographien.] — Zeitschrift für deutsche
Philologie. Halle. Band XIII, 384 [=Anz. f. d. alt. VI, 472] (Nach-
frage wegen Ijachmanns Wolfram).
Halle a. S. Gustaf Koisinna,
' Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen.
Soeb^ ist erschienen:
Heinrich Dietrich MttUer,
Spracligeschiclitliche Studien.
L Vocalwandel durch regressive Assimilation. Die Entstehung des euro-
paischen e aus grundspr. a wird ti achgewiesen.
II. Etymologische Forschungen. Dieselben gehen .hauptsächlich auf
Feststellung bestimmter Gesetze der Bedeutungsentwicklung aus.
1» Bogen, gr. 8. Preis 4 Mk. 40 Pf.
Früher ist erschienen:
Der Indogermanisehe Sprachbau
iu
seiner Entwicklung.
Von demselben.
Erster Thell.
2Ö Bog. gr. 8. Preis 9 M
Prof. Dr. Aögust Fick,
Die griechischen Personennamen
nach ihrer Bildung erklärt, nüt den Namensystemen ver-
wandter Sprachen verglichen lind systematisch geordnet.
30 Bogen, gr. 8. Preis 8 JL
Die ehemalige Spracheinheit
der
Indogermanen Europas.
Eine sprachgeschichtliche Untersuchung.
Von demselben.
28 Bogen, gr. 8. Preis 8 «^ 40 ^
Vergleichendes Wörterbuch
der
Indogermanischen Sprachen
sprachgeschichtlich geordnet
von demselben.
Dritte nm^earbeitete Auflage.
4 Bände. Preis \fi JL ,
I. Bd. Der Wortechatz der indogerman. Grundsprache, der arischen
und der enropäisohen Spracheinheit. 63 Bog, gr. 8. 14 JL
n* Bd. Wortschatz der Graeco-Italischen, der Slavo - Deutschen und
81avo-Lettischen Spracheinheit und Anhang: pruso-lettischer
Sprachschatz. \k JL
KL Bd. Wortschatz der german. Spracheinheit. 24 Bog. 7 «^
IV. Bd. Nachwort, und Indices von Dr. A. Führer. 92 Bog. 10 Ji
Vertag von VaniienliMck & Ruprecht in G6ttHigen.
Profegsor Dr. Ad. Beutnberger.
Litauische Forschungen.
Beiträge zur Kenntniss der Sprache und deß
Volkstumes der Litauer.
gr. 8. XV, *13 8. 18«2. Preis 10 Mark.
Beiträge zur
GescMefate der litauischen Sprache
auf Grand litauischer Texte des XVI. u. XVII. Jahrhunderts.
, gr. »•. XXXVn,.a56 S. 1877, Pms 16 Mk.
lieber die
A- Reihe der gotischen Sprache.
Eine grammatische Studie.
gr. 8. 71 S. 1874. Preii 2 Mk.
Litauische und lettische Drucke
des 16, und 17* Jahrhunderts,
hrsg. von Ad. Bezzenbererer. gr. 8.
I. Heft. Der litanisch» Kateohisaius vom Jahre 1547. XlV^ $6 S. 1874.
Preis 2 Mk.
II. Heft. Der lettische Katechismus v. J. 1686. Das litauische Tauf-
formular v. J. 1559. Anhang: Das (aTifireblich altpreussische) lettische
Vaterunser des Simon Grünau. XXvIII, 69 S. Preis 4 Mk.
III. Heft. Bartholomäus Willen ts Htauische Uebersetzung des Lutherschan
Enchiridion und der Kpistcln und Evangelien, nebst den Varianten
der von Laearns Sen^tock besoi-^en Ausgabe diesem Schriften. Mit
einer Kinleitung bei-ausg. v. Fr. BechteJ. CXLI, 180 S. 1882. 13. Mk.
IV. Heft. Konst. Szyrwid's Predigt- Entwürfe. Ans einem der beiden
Wilnaer Exemplare (v. 1629) herausgegeben und mit grammatischer
Einleitung versehen von Prof. Dr. R. Garbe in Königsberg. 12 Bog.
gr. 8. Preis ca. 10 Mk.
Demnächst erscheint:
Parallel-Homer
oder
Index aller homerischen Iterati in lexical. Anordnung
zasammengestellt
von Dr. C. Ed. Sekmidt.
ca. 16 Bog. gr. 8
-J/'
i .(/iJ.i' rf.
m^x<^
f
Beitrag ^(j^^Jj
zur kuiide der
indogermanisehen sprachen
heraufi^geben
Dr, Adalbert Bezzenberger.
Neunter band.
Viertes heft.
1735. iMmT^Wt. 1885.
Göttingen,
Vandenhoeck und Ruprecht's Verlag.
1885.
Inhalt
Sette
Zur litauischen dialektforscbung. IL Von A. Bezzenhergtr - - 253
Avestics. I. Voll C. de Harlez ..--.. 294
BeitrSgti zur altiranischen grammalik. III. Von Chr. Barthohmae 209
Zur griechischen lautlehre. Von A, Fick --. 318
Zum mittelhochdeutschen Wortschatz. V. Von Ä. Sprenger - • 82Ö
Die götternaraen Apbllon und Posoidon. Von W. PreUtPÜz - - - 327
MisceHen, Von A. Bezzenberz/er - 331
Julius Hof fory, Professor Sievers und die principieu der sprach -
Physiologie. Angezeigt von Otto Pniower 337
Register. Von W, Prellwitz .----., 389
Alle für die redaction dieser Zeitschrift bestimmten Sendungen wolle
man richten au Professoir Dr. Adalhert Bezzenhcrger , Küniffshtag i. TV.,
Beseektrasse 2.
253
Zur litanischen dialektforschnng.
n.
Nachdem ich o. VIII. 98 ff. die hervorrageDderen erschei-
nungen des preussischen Nordlitauens behandelt habe, werde
ich im folgenden einige beitrage zur kenntniss und schärferen
abgrenzung der südlicheren und südlichsten preussisch-litau-
ischen mundarten geben, gestützt auf Untersuchungen, die ich
teils an ort und stelle, teils in der Strafanstalt zu Insterburg,
teils hier ausgeführt habe^).
Ich habe a. a. o. s. 133 ff. nachgewiesen, dass das jüngere
lange e (also nicht das e) im preussischen Nordlitauischen vor
') An wem ich sie vorgenommen habe, ergibt sich aus dem folgen-
den verzeichniss der wichtigsten der von mir gebrauchten abkürzungen:
A = junges mädchen aus (d. h. gebürtig ans; so auch im folgenden)
Antagminehlen (südl. von Lesgewangminnen), kr. Ragnit, später
in Königsberg;
B s= junges mädchen aus Baltruszehlen (südl. von Antagminehlen),
kr. Ragnit, später in Kimschen bei Lesgewangminnen;
Bn = knabe aus dem kirchdorf Budwethen, kr. Ragnit ;
Bud»=mann aus Buden ingken (südl. von Eraupischken), kr. Ragnit,
dort erwachsen und ansässig;
Da =: mann aus Klein Darguszen (nordöstl. von Lasdehnen), kr«
Pillkallen, dort erwachsen und heimatberechtigt;
De = junger mann aus Demedszen (östl. von Gr. Skaisgirren), kr.
Niederung, in Gowarten zur schule gegangen;
Di » eine anzahl von litauischen angehörigen des kirchspiels Di d lacken
(südl. von Insterburg) und zwar aus den dörfern Jänischken, Koh-
lischken, Pabbeln, Gross Skripstienen, Gross Uzballen;
Do =: junger mann aus Doblindszen (nordwestl. von Pillkallen);
Du =s mann aus Duikschen (nordwestl. von Lasdehnen, an der Sze-
szuppe), später in dem nahe bei Duikschen gelegenen dorf Tuppen;
Dw=mann aus Dwischacken (bei Tilsit), später in Kallwen (dicht
bei Dwischacken);
E =: dorf Enskehmen bei Stallupönen;
G =s mann aus Georgenburg bei Insterburg, später in Didlacken;
Ga=em früherer lehrer (litauischer herkunit, wie alle in diesem ver-
zeichniss genannten personen , von denen nicht das gegenteil an-
gegeben ist) aus Gai standen (nördl. von Budwethen), kr. Ragnit;
6e= zwei männer (unterschieden mit I und II) aus Gertlauken, kr.
Labiau, dort heimatberechtigt;
Beilräi?o z. knnde d. ig. spraebon. IX. 18
254 A. Bezzenberger
hellen vocalen spitzer (e), vor dunkelen vocalen breiter (a)
ausgesprochen wird. Dieser Wechsel ist aber innerhalb des
preussischen Litauens nicht auf jenen dialekt beschränkt, son-
Gi =inann aus Girrehlischken A (östlich von Antagminehlen), kr.
Pillkallen, dort erwachsen und heimatberechtigt;
Gr =jnädchen aus Grünheide (am Timber-canal), kr. Labiau, jetzt in
Königsberg;
Gw =mann aus Giewerlauken (an der Szeszuppe), kr. Kagnit, dort
wohnhaft;
J =mann aus Jänischken (kirchspiel Didlacken), wohnhaft in
Insterburg;
Ju -=mann aus Jucknischken (nördl. von Stallupönen), dort heimat-
berechtigt;
K = schule von Gross Eakschen, der hauptstation Schleichers;
K 1 = mann aus Gross Eakschen, der in verschiedenen orten des
kirchspiels Budwethen gewohnt hat;
El =mann aus Eallnehlischken (nördl. von Uszpiaunehlen, w. u.),
spater in Kimschen;
Elt smann aus Ealtecken (dicht bei Dwischackcn), später teils dort,
teils in Tilsit;
Elw -=mann aus Eallweninken (nördl. von dem kirchdorf Popelken),
kr. Labiau, später in Popelken;
Ko = junger mann aus Eorehlen (nordwestl. von Eallweninken), später
teils in Mehlauken, teils in Gr. Skaisgirren;
Kr =mann aus Eraupischkehmen (nördl. von Eraupischken), kr.
Ragnit, dort erwachsen und heimatberechtigt;
Krl =mann aus AltErauleidszen (an der Szeszuppe), kr. Ragnit;
Ku =mann aus EuUminnen (bei Lengwethen), später in Friedrichs-
walde und Pallapken, alles kr. Ragnit;
Euj =mann aus Eujehlen (kirchspiel Plaschken), kr. Tilsit, wohnhaft
in Gaidellen (kirchsp. Werden), kr. Heydekrug;
Eur =mann aus Eurschen (kirchsp. Bailethen), kr. Darkehmen, später
in Insterburg;
L ^junges mädchen aus Lesgewangminnen (südl. von Budwethen),
kr. Ragnit;
M =mann aus Maszuicken (nordwestl. von Lasdehnen), kr. Pill-
kallen, später in Willtauten (bei Pillkallen), Snappen (bei Szillehnen),
Galbrasten ;
O =l)eutscher aus Ossienen (südöstl. von Pillkallen), welcher immer
in der gegend seines heimatsdorfes gewohnt hat;
P =Pesseln (südöstl. von Popelken), kr. Insterburg (I bezeichnet
einen mann [unverhältnissmässig gebildet], II eine frau)
Pe = junger mann aus Perkuhnen (bei Lengwethen), kr. Ragnit, in
Kapotschen bei Lengwethen zur schule gegangen;
Pet =mann aus Peterswalde (kirchsp. Gross Friedrichsdorf), später
in Schillelwethen (dicht bei Peterswalde), beides kr. Niederung;
Zur lit. dialektforachung II. 255
dem findet sich auch in südlicheren mundarten. Sehr deutlich
tritt er hervor in einem von Jurkschat in der mundart von
Galbrasten aufgezeichneten märchen (Mitteilungen der lit. litten
PI smann aus Plampen (nordwestl. von Pillkallen) , später in Neu
Erauleidszen (bei Alt Krauleidszen) ;
Pia =mann aas dem kirchdorf Plaschken, kr. Tilsit, dort heimat-
berechtigt ;
PH =mann aus Plicken (westl. von Gross Skaisgirren), kr. Labiaa,
dort heimatberechtigt;
Pu ermann aus Pucknen (westl. von Lengwethen), kr. Ragnit, dort
wohnhaft;
R =:mann aas Gross Rudminnen (nördl. von Gross Kakschen),
später in EUernthal (zwischen Gr. Rudminnen und Gr. Kakschen);
S =smann aus Seikwethen (kirchspiel Jurgaitschen) , kr. Niederung,
später sechs jähre in der nähe von Heydekrug;
Ska -=s kirchdorf Gross Skaisgirren, kr. Niederung^ I = jungermann,
der nach seiner einsegnung in Makohnen, nordwestl. von Gr.
Skaisgirren, gelebt hat, II = ältere frau in dem kirchdorf Bersch-
kallen ; was ich nach II aufgezeichnet habe (vgl. Lit. forsch, ss. 9,
43}, enthält eine reihe von Unregelmässigkeiten , die vielleicht
meinen aufzeichnungen, welche ich sehr eilig machen musste, zur last
fallen, und die ich deshalb (im gegensatz zu allen anderen aus-
nahmen, die sämmtlich erwähnt sind) nur erwähnt habe, wo mir
das unumgänglich zu sein schien;
Ski =frau aus Skirwiethellen (bei Russ), später in Russ, jetzt in
Königsberg ;
Skr =mann aus Skrebben (östl. von Lesgewangminnen) , später in
Insterburg ;
Sp =mann aus Spullen (kirchspiel Küssen), kr. Pillkallen, später in
Tilsit und Heydekrug;
St r= junger mann aus Staatshausen (kirchspiel Dubeningken) , kr.
Goldapp ;
Str =mann aus Strunzlauken (bei dem kirchdorf Schillehnen) , kr.
Pillkallen, später in Radszen (südl. von Schillehnen);
Su = Deutscher aus Sussemilken (am Timber-canal), kr. Labiau, später
in Königsberg;
Sz =mann aus Schackel n (dicht bei Plampen), in Gross Kakschen
zur schule gegangen, später in Weedereitischken (südl. von Gal-
brasten) ;
Szi =mädchen aus Schi Hehlen (unweit Gr. Kakschen);
Szie =mann aus Sziesze (zwischen Heydekrug und Russ), welcher zeit-
weise in Minge gelebt hat, in Sziesze wohnhaft;
Szil =mann aus dem kirchdorf Schillehnen , kr. Pillkallen, später in
Radszen (s. o.);
18*
256 A. Bezzenberger
gesellschaft I. 83 flF.)> welches folgende einschlagende formen
bietet : giär<f, mfatu^ miäszkq miäszkai, siäns, Uada, gywiäna —
butelfy wilnes wäns wMn^, wely, medziu medf, kumel^ kumeles; nicht
minder in den von -s ebenda IL 127 hervorgehobenen Wörtern :
Liankas^ lekiatas, skiarsas^ tiaka, szniaka, wiadusi — «?«/^.
Andere belege werde ich nach den folgenden einleitenden
bemerkungen verzeichnen: die qualität der vocale e und ä ist
nicht überall gleich; s wird meist als breiter ^-laut, der aber
spitzer als ä ist, zuweilen fast wie e gesprochen, and ä (das
sich im allgemeinen nach der ausspräche des e richtet, d. h.
weniger breit ist, wenn jenes spitzer klingt) tritt bald als a
auf, bald als helles ä («), bald als gewöhnliches ä und an
orten, in welchen a zu ä wird, sogar als ä; wird es breiter
als ä gesprochen (also n, ä, ä), so wird ein ihm vorausgehen-
der consonant deutlich mouilliert, und in folge dessen pflegt
sich zwischen diesem und dem folgenden vocal ein flüchtiger
heller vocallaut (meist *, seltener ') einzustellen (vgl. Leskien
und Brugmann Lit. Volkslieder s. 279 f.); wo ich diesen
vocalischen laut deutlich gehört habe, bezeichne ich ihn dem
herkommen gemäss mit i, wo er nicht vernehmlich war, lasse
ich diese „erweichung" unbezeichnet (also z. b. niaszusi neben
klävs); für die verschiedenen arten des e (dem, wenn es betont
ist, fast immer und ausserdem zuweilen ein flüchtiges e ['], sehr sel-
ten ein flüchtiges a [*] nachklingt) schreibe ich durchaus e und für ä,
n, ä(«S) gleichmässig a; nur wo das letzere als <S erschien, habe
ich dies ausdrücklich bezeichnet — Ich lasse nunmehr die von
mir gesammelten belege folgen, welche dem südlich vom Memel-
strom und von der Gilge gelegenen landstrich angehören.
Barzas „birke" Bu — berie'lis, dimin., Bu = herze "lis Szi.
T =inann aus Trappönen (kirchspiel Wischwill), am Memel-strom,
dort heimatberechtigt;
U = junger mann aus Uszpiaunehlen (nördl. von Pillkallen) ;
V = einige leute in Wanniglauken (kirchspiel Berschkallen), kr.
Insterburg;
W ssraann aus Klein Wersmeningken (südwestl. von Lasdehnen),
kr. Pillkallen, später in Friedrichs walde (nördl. von Kraupischken),
kr. Ragnit;
Wi =mann aus Windenburg (kirchsp. Kinten), kr. Heydekrug, dort
heimatberechtigt ;
Wo «=mann aus Woidehnen (südwestl. von Ragnit), später, in Bit-
tehnen (nördl. von Ragnit).
Zur lit dialektforochttng II. 257
Dege^ Illpraet., Bu; deg^, part. praet msc, K diäg*,
III praes., Ska I = däg' S, daga PI, Bu, K I, diSga Ku, Ga,
diäga E, R, Du, Sz; dagqs^ part. praes. msc, L; diSgusi,
part. praet. fem., K; dagant , gerund, praes., Bu {dhgti
„brennen").
Gialda „mulde" Szi =giälda (dat giäldai) K, gCälda {dvl
gtaldos) Kl dvi gt'ldi K (dieser dual ist nicht dialekt-
gemäss).
Gr^ziü, I sg. praes., Klw, Da «^rreiw De, iszgr^ziü W;
grezl, II sg. praes., De; gre'^sziu, I sg. fut., G^^^gre'^szu Sz;
greszi, II sg. fut., S; greszkit, 11 pl. imper., S (unregelmässig:
gra'szkit Gi [vgl. gr&szk w. u.] ; graszu, I sg. fut., S ist nicht
unbedingt eine ausnähme, vgl. kiSksu w. u.) (gr^'szti „bohren").
Ke'kiu, I sg. praes., Ko, Da, Gw, T; ke'^ki^ II sg. praes., Gvir;
k^'ke, III praes., Da = ke^V Gw; k^^kiau, I sg. praet., Gw;
kc'^ke, m praet., Gw ; ke'ksiu, 1 sg. fut., ß, KI, Gw =- k^'ksu Ko,
PI, Sz, Gi, Skr und componiert: prake'ksiu W; ke'^ksi, II sg.
fut,Ko, S, Pu, Sz, Gi, Kr, R, KI, Gw; ke'ksifne, Iplfut., Kr;
ke^kczau, 1 sg. opt., Ko, U, Skr, Gw, T; ke'kit, II pl. imperat.,
Skr kiaktum, II sg. opt., U, T =« kiaktai Gw ; kiaktü,
m opt., ü, T^kiaktu Gw (I sg. fut. kiaksu S, Kr, Pu vgl. o.
graszu, u. pasiäsu; unregelmässig: 11 sg. opt. k^'ktai Ko, Gw
= kektumei Skr, III opt k^'ktu Ko, 'vgl. u. pale'stu und pa-
se'stü) (kükti „fluchen").
Kliävs „ahom" Klw, Ska I, PI, Skr == klavas Szi, USves
Kl, klidvs Sz klevedis, dim., Klw, Ska I, Kl, Skr.
Le^dzu, I sg. praes., Ko, 0, Da und componiert: pcde'dzu
U, Kr, \)\i=paledzu Gw; le'dze, III praes.. Da; le^dzau, I sg.
praet.. Da; W'de, in praet. Da; le*siu^ 1 sg. fut, Da«te''5M
Ko und componiert: pale'siuM, Krl, G^f = pcde'su \J, Gi;
le*si, Ilsg. fut, Ko und componiert : pale ^si Gi^ Gw ; pal^'sczau,
Isg. opt, Ko=^ pale ^szczauJJy Gi, M, iirl, Gw ^) paliada,
III praet., Gi; pala'stum^ 11 sg. opt, M ^ pcdiastai Krl, Gw;
pdastß, III opt; K I ^ palastu 0, paliasiüV; paliastumbim,
1 pl. opt, Gw (unregelmässig: pale^sfu, III opt, Ko) (ISisti
„lassen").
Mäf, III praes., Ko, Ska I, S, Wo, Pu, Pe « miät" Ku,
*) Der gegensatz pale^aczau — pale*9zczau kehrt bei der weiterhin
angeführten I sg. opt. von pa-s^'sti wieder. In Didlacken hörte ich mea-
czau neben paU*8zczau. Vgl. Lit. forsch, s. 13 n» 21.
258 A. Bezzenberger
mata J\x, 0, B, Gi, L, W, Bu, miata Sp, Szil, Ga, Szi, Da,
miäta Sz, K, R; matusi, pari praet. fem.; Gi = miatu^ L,
miatusi Szi, miätu^i K und componiert: pamiatusi Kl; wtVJ-
tant, ger. praes., K tne'te, III praet, Ska I, S, Ku, Ju, 0,
Sp, Sz, Szil, W, Pu, n^^fnete Ga, Szi, fm'Hi Da, nie^f Pe;
me'tqSy part. praet. msc. , Bu, K, Szi = me*i^'s Gi, mß'te^ L
(vgl. u. parve'd^) und componiert: pameHe^s Kl (unregelmässig:
met\ III praes., Pe) {mhii „werfen").
Niasza, III praes., Ku, Sp, Da = niäsz' Klw, Ko, S, Pu,
nasza K I, 0, niäsza Sz ; niaszusi^ part. praet. fem. , W =
niaszus" Ko ne'sze, III praet. , S, Ku, 0, Sp, Pu, K I
^^ne'sz' KlW; ne^szi Da; ne*sz^, part praet msc, Ko, W
(nhzti „tragen*').
Pasiastu, I sg. praes.; S, Ga == pasastu Wo; pasiast\
III praes., Ga; pasianu, HI praet, Szil; pasastutnei , 11 sg.
opt, V\=pasiastal Sz; pasiastu, III opt, Ga; pasamisi, part.
praet fem., Gi, Skr ^- pasianusi Klw, Pe, Szil, Gw, pasiant^
Ju; Sp, Str^) 2)ase'sti, II sg. praes., S, Wo, Ga; pase'sz-
czau, 1 sg. opt, Ko, PI, Sz = pase^sczau Ga; pase^siu, I sg.
fut, Gsi=^pase'su Gi, pases* PI; pase'si, II sg. fut, Sz, Gi,
Ga —gase's' PI; pase^'sirn, I pl. fut., Sz; pase^n^, part. praet
msc, Klw, Pe, Ju, Gi, Szil, Skr, Gw ^^paseme's Sp (unregelmässig:
pase'stu, III opt, Ko, pasiäsu^ Isg. fut,Sz) (s^'s^/ „alt werden").
Siäns „alt" Klw, Kr, W, Gw = sans 0, L, Szi, ä^'^Iws Ska I,
A (auch siäns), sänas Ska II sene^snis, compar., Ska
I, 0, w.
Skiästü, 1 sg. praes., De — — skesti, II sg. praes., De
(sJc^'sfi „ertrinken").
Ve'de, III praet., Bu, K « vede Szi; ve'^d^, part. praet
msc, Ska I, Ku; Ju, 0, U, PI, Do, Sz, Kl, Str, Ga, K, Du
= ve^de^'s Kr und componiert: apve^d^s Klw, apsive'd^ Ko,
De, S, Wo, Pu, Gw, apsive'dt's Spund apsive'de^s T; parve'd^
Szil, M, Krl = parve'de^s R, K I, parve'dp^s L viada^
III praes., L=tada Bu, Szi, viäda K; vadusi^ part. praet
*) Zu pasictnus' = -««» vgl. o. miatu8_ L, ntä'szus' Ko, die im folgen-
den unter t'i'«de angefiihrton formen viä'dus' u. 8. w. sowie apsivSdu»'
Di, Su, jtashius* Di =^pa8Sniu8' J, Ge II, ve^dus" Ge I und II, nude*gu$*
Ge I ; dazu auch apsivä'duse Gi =^ apstveduse Pct, Kit, Dw, pasä^'nuse
(neben -M«e) Gi =: pashmse Pet, w^«stt«e Kit Das -* z. b. der II sg. fut.
ist im Litauischen fester und constanter als das femin. -i = gr. -t«.
Zur lit. dialektforschung II. 259
fem., 0, Do = madusi Klw, Ku, Kl, Ga, K, viadus' Skal, Kr,
vadus^ Ju, viäd'Usi K, Du und componiert: apsivadusi Wo, Pu,
apsiviadusi Gw, T, apsivadus^ S , Str, apsiviadus' Ko, Sp, apsi-
viädusi De, parva dmi K I, parviadusi PI, Szil, L, M; parviä-
dusi Sz, ß, parvadus^ U (y^s^* „führen").
Ausserdem erwähne ich: ekmenu (instr. von eiwÄ' „stein";
8. w. u.) Klw; medis „bäum" Pe; dangujesis „himmlisch" Str;
die diminutivformen sod6l( Ska II, staUle^ muiUle A, kum^'le
Kl, ranke 'les^ vyre**lis L, kaideüis De, Gw; die comparat
aukszt^'mis Ko, Gw, ja'une'snis Ju == jaune'snis Ska I, Kr,
Sz, W, M, Krl, T; die III praes. dada Bu =diäda K (deti
„legen"), draba Bu (drebeti „zittern"), ke'le K (Ä^^fti „heben"),
iiapa Ga (^^jp^/ „schmieren"), verkie Bu {verkti „weinen");
femer iszte'sü (schriftlit. -t^ü) und üzte'szczau De (^^'^^i „span-
nen") sowie die beiden hier zu erwähnenden ausnahmen me'za
„er pisst" Ko, isztestu „würde spannen" De.
Das lange e des einsilbigen mis „wir", der pronom.genit sg. ma-
«<j 5; tav^s, sav^s (bez. t»aw^' u. s. w.) und der endung des nom. sg.
part. praet. msc. — die aber in dem landstrich, welchem die oben
verzeichneten formen angehören, nicht selten verkürzt wird^) —
erscheint nach meiner erfahrung in eben diesem strich in der
regel als e; als dieser regel widerstreitend kenne ich nur 7»a-
nias Da (neben me« sükames), U und pase^nas (^pasin^) Gi.
Zu ihr stimmt, dass Jurkschat a. a. o. (tarpJsawexmdsmSkt
schreibt — eiksziä das. s. 85 ist vermutlich druckfehler für
eiksziä — , und dass im Lettischen e an stellen, an welchen es
nicht dem einfluss eines folgenden vocals ausgesetzt ist, spitz
gesprochen wird (Bielenstein Die lett. spräche I. 44). Man
erwartet demgemäss, in der III. person fut. von verbis wie gr^szii
in unserem gebiet e zu finden, und dieser erwartung entsprechen
auch pase's Sz, pases PI, Gi (von s^'sii), gre'sz Sz (von gr^'szti).
Demnach sind griasz „wird bohren** S, iisk^pasias „wird alt werden"
Ga und in noch höherem grade griäszk „bohre" S = gr&szk Gi
(neben dem zu erwartenden gre^szk Klw, Ga) Unregelmässigkeiten.
') Vgl. nud^g^s, mtr^Sy vid^s Ge I, apsivSd^s S, Wo, Sp, m^s B,
ved^s Ku, Bud, ß, PI, Do, Sz, Kr, Ga, Du, parvdd^s R, K I, M, Krl, T,
pasen^s Sp, Gi, Skr, Gw, ärqs Gi, apsisük^s R neben z. b. mSi^s L,
ved^s Pli, Ska I, Pet, 0, U, Str, parvSd^s Pe, Szil, pasSn^s Fei, Ju, Str,
Pe, Szil, numlr^s M, apsMd^s Dw, Kit, Su. Vgl. s. 264, 272.
260 A. Bezzenberger
Die Infinitive gyve't ^= gyvhfiii) S, ke'^kt (= kiikti) Grw sind
dagegen in jeder beziehung tadellos.
Der in den oben verzeichneten formen hervortretende Wechsel
entspricht dem Wechsel von e und ä, welchen ich in dem preus-
sischen Nordlitauen bemerkt habe, auf das genaueste. Aber
mehr als das! er steht mit dem letzteren in geographischem
Zusammenhang, wie dies die folgenden formen beweisen:
opstW'd^fi Pia 1), Ski, Kuj vadusi Ph,, apsivia dusi Sld,
apsiviadus' Kuj (nom. sg. part. praet. msc, bez. fem. von vhti) ;
^) Flaschken rechne ich zu Nordlitauen, weil meinem gewährsmann
zu folge sich dort der Übergang von t in a, von u in a, wenn auch etwas
unregelmässig, findet. Ich führe zum belege an (u bezeichnet einen
zwischen u und ä, i einen zwischen t und e liegenden vocal): asz dirhuy
tu dirhe, J%8 d4rh (rftrW» „arbeiten") ; asz emu, tu emf^ jishn, emk, emket
(imii ,, nehmen**); upe yr giTj, ^iers yr gelüs, adv. gilH (güus „tieP*);
glm^s „geboren** ; lerius „flachs** ; asz priiepauj ßs prilkmp {pri-Upti „an-
kleben*^) ; asz men%ij tu mene^ j'is m^n (mtfi^t „treten**) ; jts m^rU, tu metai
(mtsti „sich nähren**); mlr^s „gestorben", fem. mirusi; fp^lk, fseptlket
{jptlti „eingiessen*') ; asz skefu, <u «äiTj, ^w »Ä^/(«Ät/i^t„feuer anschlagen**);
pahyda „wurde wach** ; hiUs „haus** ; asz huvaü^ tu buvai, jis Säva (hütt
„sein*') (dagegen nochDw hüva und ebenso ttkr)-, durü „ich steche** ; griim-'
idhi (so!) „ich drohe**; gudrüs „klug"; asz suUyL, tu suUj^ Jis säk {suHi
,, drehen'*); ubagäujem „wir betteln**. Von der mundart von Heydekrug
unterscheidet sich die von Plaschken durch die hier im allgemeinen beob-
achtete Scheidung von ü und o (j^bds szü 16, daneben freilich akmd,
dodam; dagegen szo lü' Kaj), durch das vorkommen des imperfects (jts
sakydavaj, das dort fehlt (auch Kuj ist es unbekannt), und durch die
I plur. fut. auf 'Sem (so auch Kuj) (in Heydekrug -sam ; Dw : matysim). —
Auch bei Kuj erschienen di? regeln bez. des eintritts von e, ä für », u
stark verwischt, vgl.: asz d^rbu, tu dirbe^jis dlrb (dirbti); güüs „tief*;
gtrii^s „geboren**, fem. glmus' ; asz girdSü, tu girdi, Jis gtrd (girdeti
„hören'*); asz imti, tu iml, Jis em (tmti); m\r^ „gestorben**, fem. mirusi;
md&yneks „klein"; VUs „haus**, dim. bute^lis; asz buvaüy tu huvai^ Jis
Väve (buti); asz durii^ tu duri, Jis dtär, ned'ärk, di*rket, asz darsu, tu
dttrssy Jis dars, mes d^Srsem, Jus d^arset {ditrti „stechen**) ; gudr\is „klug**;
asz suJc^y tu suklj Jis säk (praes.), Jis saka^ Jis sükos (praet.), asz saksu,
tu siikse, Jis säks, säk (imperat), sitket (iraperat.), siskte „drehen"; nutäk^s
„fett geworden**, fem. nuCakus'; asz turu, Jis tar {turiti „haben**); stubü'
und 1^' siSbq „in der stube". Dem nord litauischen Sprachgebrauch gemäss
braucht Kuj püikus für „hübsch" und grdiiis für „wolgenährt** fkiaüie
grd^). Bei ihm findet sich auch schon m für ä.* Plaszkiüse „in Plaschken**. —
Bei Ski erschienen ä und u , e und i streng nach den von mir aufge-
stellten regeln verteilt, ausgenommen girdyi, sztlts und sziUä .,warm**
und zaikq (neben züikq) „hasen**, h^ävis „fisch".
Zur li{. dialektforschung II. 261
pasem^s Pia, Kuj — — pasiSnim Pia, pasanusi Kuj
(nom. 8g. part. praet. msc, bez. fem. von pa-s^'stt);
Hiävs „ahom" dim. Uevedis Ski.
Was das alter dieses wechseis betrifft, so ist er ebenso alt,
wie das relativ breite lange e (e, a) der litauischen spräche
selbst, denn das letztere beruht durchaus auf kurzem «, und
dieses wurde schon in der periode der lituslavischen sprachein-
heit vor hellen vocalen anders und zwar sicherlich heller aus-
gesprochen, als vor dunkelen vocalen. Dies folgt aus der tat-
Sache, dass e in jener Stellung weder in den baltischen, noch
in den slavischen sprachen durch benachbartes v getrübt wird,
wie dies lit. devynt, lett dewUi, preuss. newints^ ksl. dev^;
lit dveß; lett sweUis (swek'i, sweki); lit szfvjeszl, lett seschi,
ksl. Sesfi; lis\,veöerü; lit. vhrszis, lett wirsis, preuss. werstian neben
Utjavai = gr.^sd; ksl. novit = gr, viog; lit s^vjakai, ksl. sokü;
ksl. slovo = gr. TcUog; lit vdkaras; lit vapsä, slav. wsa-= lat
vespa zeigen (vgl. vf. o. IL 150 anm., de S&ussure Systeme pri-
mitifdesvoyelles s. 67 f., J. Schmidt K. zs. 26. 333, 368) i).
Wir müssen demnach als lituslavisch z. b. meto „ich werfe^*
und m&iö „ich werde werfen", v&ivens \mA vedusl, gr^nzvens und
grenzusl ansetzen und — wenn wir der geschichtlichen entwick-
lung der litauischen spräche nicht ganz unmotivierte Seiten-
sprünge zuschreiben wollen — annehmen, dass das lange e von
vid^ und vidusi, gr^'z^ und gr^zusi von haus aus verschieden
ausgesprochen wurde. — Dass Ut khlk: kMkit (o. VIIL 134),
lett kräkls: krikltnsch, rusö. lätath: litMh, poln. mi6d: miedzie
in historischem Zusammenhang stehen, versteht sich hiemach
ganz von selbst.
Wo man dem Wechsel von ä und ? begegnet, erwartet man
auch den von e und ^ (bez. e) zu finden. Aber der letztere
^) Die obigen zasammenstellnngen legen es nahe, den satz aufzu-
stellen, dass in der lituslavischen periode breites e durch benachbartes v
in verwandelt, spitzes e (d. h. ein vor », e oder j stehendes e) aber
durch ein solches v nicht beeinflusst sei. Hiergegen sprechen aber lit.
azvkntit» = ksl. av^ü^ lit. 8z[v\49iurcLs = ksl. svekrti^ während andere wider-
sprechende Wörter, wie lit. s[v]e«u', sich durch die annähme, dass sie
eine lautübertragung betroffen habe (vgl. sSser^, aiseret) mit diesem satz
in Übereinstimmung bringen lassen würden. — Dass slav. dvoji (gr. Soiog,
ahd. zwei) aus dveji und ksl. volja (neben voliti und velHi) aus velja ent-
standen sei, halte ich für ebenso wenig bewiesen, wie die behauptung,
dass aU-vodefty vonj'a für gu-vedetXy venja stehen.
262 A. Bezzeoberger
ist meisteDS verwischt, und ich kann aus dem mir bekannten süd-
licheren teil des preussischen Litauens dafiir nur folgende sichere
belege geben:
asz degü, bedagäs (^ degqs) — tu d^l Pli;
asz esü — tu &l Ga;
asz gyvenü — tu gyvinl 0;
a^z metü Pli, Wo, PI, Sz, Ga, mhk Pli — tu mal Pli,
Wo, PI, Sz, Ga, w&i (vgl. u. tepke) Ga (uuregelmässig : mes-
kit Pli); '
asz mszü^ nhzk — tu n&zl, atn^zkit (daneben die un-
regelmässigen futurformen atnhzu, atnhzi) Pli;
asz tepü Ge I, Pli, Ga — tu t^pl Ge I, Pli, Ga, asz ti^
piaü^ asz t^psiu^ t^pk'e^) Ga;
a^z vedü — asz k^ü (schriftlett. keim) PI, Sz.
Auch in Didlacken, sowie bei Bud und S glaube ich den
Wechsel von e und ^ wargenoramen zu haben, bin aber in dieser
beziehung meiner sache nicht ganz gewiss und habe jedenfalls
in Didlacken auch nemhk, nemhkit, misczau, kenczü gehört.
Da die Wechsel von e und ^, ä und e nach dem über ihre
Verbreitung und ihr alter ermittelten für allgemein-litauische
Spracherscheinungen zu gelten haben, und da der erstere inner-
halb eines geschlossenen dialektgebietes (s. w. u.) vielfach ver-
wischt ist, so scheint ihr vorkommen oder fehlen für die dialekt-
forschung von sehr untergeordneter bedeutung zu sein. Ich
möchte indessen den mangel des wechseis von g und ä nicht
unterschätzt wissen, da er nach meinen erfahrungen in der
regel Symptom einer dialektischen besonderheit, oder der nach-
barschaft einer solchen, oder einer entartung des dialekts ist
Als ein solches Symptom habe ich ihn kennen gelernt bei E
und St, welche mundartlich von den nördlicher wohnenden
Litauern (die im allgemeinen e und ä unterscheiden) scharf
geschieden sind; bei Di (bez. J) und Kur, welche eine sprach-
liche mittelstellung zwischen diesen und jenen einnehmen; bei
Pli (der übrigens einmal diäga ,;brennt'' sagte), von dem ich
wider erwarten ddikts (statt däkts = dükts) hörte, und der läks
{für Iduks; III fut.) spricht; beiGe I und II, deren mundart über-
haupt sehr merkwürdig ist*); bei Bud, der ke'ks für zu er-
wartendes käks spricht; bei Pet, Kit und Dw, deren heimats-
^) Diese endung der II sg. imperat. ist mir sonst nicht vorgekommen.
■) Und zwar: 1) durch die formen bau, hai^ bo^^buvaü u. s. w. (s w.
Zur lit. dialektforschung IL 263
orte auf bez. an der nordgrenze des gebietes liegen, in dem di
und du in ä und ei in langes e verwandelt werden, und deren
spräche sich schon etwas dem Nordlitauischen nähert^). Nur
bei P I und 11 und B, den einzigen noch nicht genannten Süd-
litauern, bei welchen ich diesen mangel constatiert habe, scheint
er mir irrelevant zu sein. — Ob A, Ska II und Gr e und a,
^ und e unterscheiden, habe ich versäumt festzustellen; Su
Hess diese unterschiede nicht sicher erkennen.
Der oben erwähnte gegensatz zwischen dem dialekt, der in
Enskehmen gesprochen wird, und den i(nördlicheren) mund-
arten, welche e und a unterscheiden, ist den dort wohnenden
u.) ; 2) durch d^^ve^ devem = ddviy ddvem (s. w. u.) ; 3) durch die III
praes. d^g^ = dSga u. s. w. (b. w. u.) ; 4) in lexikalischer hinsieht. Nach
Ge I und Pli heisst nämlich in Gertlauken und Laukischken der ,, Schim-
mel'* sztkmelis (wie in Nordlitauen, Lit. forsch, s. 185; südliy »«imafo»),
der „onkel" batis {==1009, ein wort, das ich nur aus der haffgegend
kenne, Lit. forsch, s. 205), der „winkel unter dem dach, okel" paiobelts
(von Pli paioburis gesprochen; in Drawöhnen ^a^o'5«« , im Krottingenschen
paiobrej lett. pa/chübele; lit. paltpia). Nimmt man hierzu, dass nach Pli in
Laukischken der „sperling'* kroklys (nach Kurs chat und Nesselmann in
Memel und Russ gebräuchlich ; in Gertlauken h^irblys) und der „langbaum"
suMrtojis (Nessel mann kennt diese bedeutung aus Memel) heisst, dass in
Laukischken das preu8si8chej9fi«-«eti?atYe erhalten ist und ^Ura«, wie im Preus-
sischen, in der bedeutung (ff^^o^ gebraucht wird (Nessel mann Wbch. ss.
58, 104), dass nach ermittlung von herm cantor Garde in Insterburg das
gleichfalls preussische tiszininke „Wöchnerin" in Gertlauken und Geidlauken
(bei Laukischken) vorkommt (u«se« „kindbett" dagegen scheint ganz verloren
zu sein), dass Laukischken und Gertlauken ausserhalb der alten litauischen
westgrenze liegen (Altpreuss. monatsschrift 19. 560, 20. 123), dass zu des
Praetorius' zeit um Labiau kurisch gesprochen wurde (Vater Die spräche
der alten Preussen s. 163), dass archaeologische funde auf die frühere existenz
einer nicht litauischen, auch auf der kur. nerung ansässig gewesenen bevÖlke-
rung zwischen Norkitten und Cranz hinweisen (Schriften der physik.«
Ökonom, gesellschaft zu Königsberg XIV. 1. 60 flf.), so sieht man deut-
lich, dass die bevölkerung von Gertlauken und Laukischken gemischt ist
und zwar sicherlich aus nord- und südlitauischen, preussischen und let-
tischen dementen. Ganz dasselbe ist vermutlich auch von den Litauern zu
sagen, die in Labiau, Szargillen, Augstagirren und Kirschnakeim wohnen
(in Schmerberg soll das Litauische ausgestorben sein). — Ich hebe noch
hervor, dass Su brt'tis oder bätts nicht kennt, und dass Pli in lexika-
lischer hinsieht nichts bemerkenswertes erkennen Hess.
*) Aufgefall v»n ist mir, dass Kit und Dw für i' ^«■, für ä' e sprachen (also
apsive'fd^ — apsivedusi u. 8. w.). Da Pet aber für e *« und e sagte (für ä'
nur «], so lässt sich daraus einstweilen nichts folgern.
264 A. Bezzenberger
Litauern im allgemeinen klar. Sie nennen nämlich die weiter
nördlich wohnenden Litauer — von denen sie selbst, wie die
bewohner des kirchspiels Stallupönen überhaupt, Petrikei oder
baltsermegei genannt werden — Strükei d. i. „leute, die slrukai
(•knappt, 'gestutzt') reden". Als gegensätze zwischen ihrer
spräche und der der Strükei geben sie beispielsweise an, dass
sib selbst jduns , jung", mäno täto sävo „mein" „dein" „sein",
längas „fenster", vedras „eimer", diese dafür aber jdn$^ mana
täva säva, längs, kibirs sagen. Zur ergänzung dieser angaben
und zur genaueren Charakteristik der Enskehmer mundart be-
merke ich, dass in ihr der zweite component gestossen betonter
diphthonge Qciikti, ddiktas, Idukti) nur ausnahmsweise unter-
drückt wird (z. b. paläk „warte"); o und e in endsilben rein
und lang erhalten werden (dukso, jöjo, mylejo^ leke, mergyte);
die auslautenden nasalvocale der accus, sg., das ^ der endung
des nom. sg. msc. part. praet. und das auslautende u der UI
optat. lang sind [vyrq, tUtq, mergq, kvaüi^ züikl^ jaunlkl, kdt^y
z6l^, dlif, süntf^); buv^, ej^s, rdd^s, ved^s; btUü [aber auch ftti^,
dlrbtüy myliäüy sakytü), während das e des locativsuffixes Je wie
überall — in den altlitauischen texten zeigt es nur selten na-
sales e bez. a — und das <j des nom. sg. und nom. plur. msc.
part. praes. kurz sind (kateß, ränkoje, tnergoß, zödyje; digqfs,
einqs, vidqs; degq, &qf); thematisches a sehr häufig nicht
unterdrückt wird (ültas^ laükas, Idngas, aber auch jduns, sSns^
vyrs); III praes. wie myli „er liebt", ziilri „er sieht" und in-
finitive wie jöte (neben jöt, gyvqt, 8kuh\üs, mklstis) vorkommen;
nur man^'s, tavqs, sav^'s gebraucht werden ; dass endlich in ihr
die „erweichung" der endsilbe von myliu „ich liebe", sidpiu
„ich sauge", ziüriü „ich sehe", myVesiu „ich werde lieben",
arkliü „der pferde", geresniü „besserer" u. s. w. — im gegen-
satz znkeikhi^ wo die „erweichung" bleibt — unterdrückt wird *).
Ebenso wie Enskehmen wird nach aDgabe der hier woh-
nenden Litauer in dem gesammten kirchspiel Stallupönen und
*) Vgl. dagegen vyrq Ge I und II, Ska I, Pu, Da, Gw (auch Dw),
iq vyrq Sp = tä vyrq Sz, Jdnq Str, v^nq Ska I, baczkq (aber tö = tq)
Ge I, rankq K, knygq Ge I, äkmen^ Szil, didel^ Ska I, gaid^ Str, jaunlkf
T, v^df „den bräutigam" Szil, M, Krl. *) Die hervorgehobenen züge
gehören in ein gesammtbild der Enskehmer mundart, aber es ist zu be-
achten, dass sich einige der betr. formen auch unter den Strükei finden.
So habe ich die III. optat. auf -tu auch von Sp{butü), V {kiä'ktü, paiiä^s-
Zur lit. dialektforschnng II. 265
in den südlicher liegenden kirchspielen (Göritten, Entzuhnen,
Pillupönen, Mehlkehmen, Dubeningken) gesprochen, und diese
angäbe trifft in der hauptsache jedenfalls zu^), da ich bei St,
abgesehen davon , dass er die infinitivendung t'e nicht kannte^),
ganz die mundart E's fand. Ich verzeichne die in betracht
kommenden formen, welche ich von ihm gehört habe: kSikiu,
jdunas, kdtdas, keläusu, kldusau „fragte"^), piduju^ plduks —
niäno, mdto, sdko^ dre, mdte, sdke — be-einqs — jdunas, kdu-
las, laükas, senas, tlltas (daneben plduks, tevs, vaiks, vyrs) —
arUf araü (III dre), dürau (III düre, I plur. dürem neben süko),
kldusau „fragte", j;aieratt; keldusu, matysu,geresnü zmonü (daneben
kiikiu, szvilpiü) — infin. szaükt. Auch die von ihm gebrauchten III
praes. d^ga, meta, nisza, sükxi mögen hervorgehoben werden.
An den eben besprochenen dialekt (von dessen nord- und
westgrenze weiterhin die rede sein wird) schliesst sich nach
norden hin ein räumlich weit ausgedehntes dialektgebiet an,
welches sich, abgesehen von einigen untergeordneteren besonder-
heiten, von jenem und zugleich den nördlicheren mundarten
durchgreifend dadurch unterscheidet, dass in ihm betonte ge-
stossene diphthouge ausser in der UI fut. ihren zweiten com-
ponenten aufgeben, bez. auf einen langen vocal {e bez. S, ä
bez. ä) reduciert werden, der selbst bisweilen deutlich gestossen
betont wird (von mir mit ' bezeichnet, z. b. gd'si „wirst bekom-
men" S, kWse „fragte" W, jd'tis „ochse" Ju, Ku, 0, szd'k-
sztq „löffel*' S, pala'stum „würdest loslassen" M). In sich zeigt
tü)j Do (ateitü), Szil (matytü), Da (bütü), K I (palä'stü), M {^notü, aber
auch }tin6tü\ T (kiä'ktü)^ Gw (hutü)^ Su (bütü) gehört (dagegen z. b. ateitil
Kr, hutü Dw, Kit) ; guli „er liegt**, hüri ,,er sieht" (aber daneben myl
„er liebt'*) fand ich auch bei Sp (dagegen guT bei Da), e9äs „seiend" bei
Str und M (dagegen Uäs und eitäs „gehend** S, hedagas „noch brennend**
Pli, heeitia^s „gehend**, berasza^s „schreibend** P II). Anderes hierher-
gehörige wird weiterhin zur spräche kommen, über -^s (und -^«) im nom.
sg. msc. part. praet. s. o. s. 259 anm. 1.
^) Man berücksichtige hierbei die angäbe des Praetorius (Delic. pruss.
ed. Pierson s. 183): „im Insterburgischen, Russischen, Kraupischkischen
kirchspielen sagen die leute läbä diena i. e. einen guten tag, im Stallu-
pohnischen, Entzennischen p. p. läbä dien einen guten tag**. ') £inen
anderen unterschied hat nachträglich herr cantor Garde festgestellt, indem
er von St in er fahrung brachte, dass in Staatshausen und dem benach-
barten Matznorkehmen das in E ganz unbekannte btti „war** gebraucht
wird. •^) Mit dem gonit. der porson construiert; ebenso S (asz j'o klä-
stau), Ebenso in Prökuls.
266 A. Bezzenberger
dies gebiet verschiedene mundartliche Schattierungen, insofern
namentlich 1) in seinem östlichsten teil Übergang von auslau-
tendem, unbetontem o in u und von auslautendem, unbetontem
e in i begegnet, 2) ausserdem in ihm an stelle dieser u und i
a und e erscheinen, 3) in seinem westlichen teil das auslautende
a der in praes. häufiger abgeworfen wird, als in seinem öst-
lichen teili), 4) in einer grösseren zahl ihm angehöriger Ort-
schaften a zu ä wird. — Ich bespreche nunmehr zunächst den
Übergang von jduns in jdns u. s. w. und seinen umfang.
Wenn man — wie dies im allgemeinen geschieht - die
südlitauische Verwandlung von jduns in jdns, von ddikts in
ddkts u. s. w. lediglich auf rechnung der gestossenen ausspräche
der in diesen Wörtern enthaltenen diphthonge schiebt, so wider-
spricht dieser auffassung der umstand, dass man zuweilen z. b.
jaunä mit gestossenem au (Ja'unä s. u.) hört (vgl. die sehr
richtige beobachtung Baranowskis Ostlit. texte p. XXV hin-
sichtlich der ersten silbe von kirviü, kirvius sowie lett. säule:
päsa'ule, ne'mt : päMint u. s. w.). Er lehrt zugleich, dass das
u von z. b. jdum zwischen etwa Insterburg und dem Niemen
deshalb unterdrückt wird, weil in dieser form der hochton auf
gestossen gesprochenes au fällt. H ierdurch wird der erste com-
ponent des gestossenen diphthongs gedehnt, der zweite aber
ovBrMpiüvrjirov. Eine bestätigung dieser theorie enthalten viel-
leicht öiszkei „deutlich*^ P II (neben äszkei), Bud, K und
ntdöuziau „brach ab" B, insofern sie am einfachsten durch
diszkei, und nulduziau erklärt werden (s. w. u.). Wenn es
anderswo diszkei, nulduziau u. s. w. heisst, so stehen diese for-
men den formen dszkei^ nuldziau u. s. w. ebenso gegenüber,
wie das att. \eqevg dem arkad.-kypr. «c^rjg, d. h. di, du ist dort
verkürzt {y^.ponui 2M^p6nüi u. a.). — Was gegen die eben aus-
gesprochenen ansichten eingewendet werden kann, ist, soweit ich
sehe, nur: 1) dass Jurkschat a. a. o. 2. 49 beUasinejenty
akszczid, aksztal schreibt; diese formen sind aber entweder un-
richtig — und dies nehme ich an — , oder ihr a ist aus formen,
denen es zukommt, in sie übertragen; 2) dass man bisweilen
ilbagät (so 6w), düsät {asz düsäju, asz düsäsu, tu düsäsi, jis
düsaus Gi; asz dusaju, jis dilsäs Pet) für iibagaut „betteln",
^) Der letztere scheint mir ganz auf dem Standpunkt des Stallupöner
dialekts zu stehen, in dem die einsilbigen formen (ji^) d^d\ nesz\ suk'
auch, aber nur ausnahmsweise vorkommen.
Zur lit. dialektforschung II. 267
düsaut „seufzen" {dusa'uju 0, du^auju Ge II, asz düsauju, asz
düsausu, jis düsaus Ku, übagauti K I, iibagauju Ge II) hört.
Hierauf ist indessen nichts zu geben, da diese wörter unge-
läufig und in folge dessen teils ganz unregelmässig geworden,
teils in die kategorie der verba auf -duti übergetreten sind i).
Zum beweise hierfür führe ich an: asz ubagduju, asz übagau-
sin, jis ubagaüs Sp, ubagät Do, asz uhagäju, asz ubagdsiti, tu
tibagdsi, jis ubagäus Str, asz düsduju, asz ubagäju, asz ubagd-
siu, jis ubagdus Da, ubagät (neben asz iibagauju) R, jis ubagä\
tibagdt Pu.
Zur veranschaulichung der regel (Unterdrückung des zweiten
componenten von betontem gestossenem di, du, H) und ihrer
ausnähme (erhaltung des bezeichneten zweiten componenten in
der III person fut.) verzeichne ich folgende formen:
dksztas „hoch" Szi, Pe = äkszts Sp, Pu, äkszts G, P I, II,
De, Pli, Bud, B, L, Bu, K, Gw, accus, äksztq Ko (daneben: nom.
sg. fem. a'ukszfä Gw « auksztä De, Pli, Bud, nom. plur. msc.
auksztl B , compar. aukszte^snis Ko , Gw , adv. auksztai P I,
De, Pe, Sp, Bud, L, W, Szi = auksztai P II, adv. compar.
aukszczaü Szil, adv. superL aukszczd Szil);
äszkus „deutlich" Bud, accus, äszki^ P II, adv. dszkei PI
= äszkei P II (auch oiszkei), Ska I, B, Sz (daneben : adv.
compar. aiszkiatt PI, Sz, adv. superl. aiszkid PI = aisz-
kiä Sz);
dzMs „eiche" PI, Sz = äzUes Ko, ä^zMs Klw (neben auzä-^
Unis „eichen-" PI, Sz);
daife „Sache" PI, Wo, Kit, De = däkts Gel, Skal, Sz (da-
neben: nom. plur. daiktai Gel, Ska I, Kit =■ daiktdi Sz);
>''w5„jung"Ju,0, Sp, W, Ku, Pu, Kit =« .;awÄ Di, P I, Ko, S,
Pet, Wo, Kr, B, Gi, Do, Skr, Da, M, R, Szi, K I, Krl, Gw, T,
j(fns Pli, Bu, Bud, jäns De, Ska I, Sz, L, K, accus. jdn<i Str
(daneben: nom. sg. fem. ja'unä Pli ^ jaunä Di, Ko, Pu, Skr,
R, Gw, compar. ja^une'snis Ju ^jaune^snis Ska I, Kr, Sz, W,
M, Krl, T, jauni'snis Bud, Kit, superl. jaunidsis Kr, T, Kit
=^jau7iidses M, jamidsis Krl, jauniäsis Ska I, jauniäses Sz,
*) Diesen übertritt findet man auch ausserhalb des in rede stehenden
dialekts, vgl. uhagdujem Pia, düsaut^ uhagäute [übagdvems] Prökuls (da-
selbst pästininkaut und ^iavaut, ^iovävems) und die schriftlitanischen
formen düsävimas u. s. w. (Kurschat Gram. §1282), deren 5 sicherlich
aus tarndvims, laralidvims u. s. w. entnommen ist.
268 A. Bezzenberger
nom. sg. fem. superl. jaunidsie Er, jaunik( „den bräutigam^' Ju) ;
kdlis „feil" De (hier auch kälts)^ Pe, acc. plur. kdlinius
„pelz" De = Mt«MÄ V (aber: kaüinel „pelz" De, Pe);
kd'ls „knochen" = käls De, Bud, nom. plur. kä'lai Gw
(daneben das demin. kauleüis De, Gw, kaüLHia Bud);
Xksas „gold" Pli (aber: nom. sg. fem. aukshie „golden" Pli);
pläks „haar" Di, De, S, Kit, Wo, Pe, Kr, Szil, Str, T =
j)läk8 Ko, Ph, Du, acc. plur. pldkus De, Gw (daneben: plur.
nom.j){attX;a/Di, De, S, Kit, Wo, ^z\\=^plaukdiTy geu.plauku
Ko, Pü, Pe);
8(fle „sonne" S, Ku, Pu, Ju = s£e Sp, Bu (daneben: sau-
lide [„sonne" nicht diminutjJu, Do).
asz ke'ksiu Ru, K I, Gw i) = ke^ksu Ko, PI, Sz, Gi, Skr,
kijcsixi Di, J, kiakm Kr, Pu, pra-k^'ksiu W ; tu ke'ksi Ko,
Pu, Sz, Gi, Kr, R, K I, Gw = ki'ksiDi, ks^ks' PI; jiskiiks Di,
Ko, PI, Sz, Gi, Kr, Skr, R, KI, GYf^keiksJ, Pu, pra-si-keiks
W; mes ke'ksime Kr (fut. von kükfi, vgl. s. 257);
asz kdidsiu Da = kddsu G , keld'su ; tu kelidsi Da =
keldsi G; jis keliäus Da = kelaüs G; jädu dbiidu kdidus Da;
jüdu kelidsUa Da; mfs kelidsim Da; ^'ws kdidsit Da (fut. von
kdiduti „reisen");
asz Idksiu Gw ^Idksu Kr, Ku; fw /^iÄ:^" Kr, Ku, Gw; jis
Iduks Kr, Gw ^laüks Ku; wes Idksim Kr, Gw; JiZs i<£fc«Y Kr,
Gw (fut vom Idukti „warten");
asz l^'siu Da = l^'su Ko, pa-l^^siu M, Krl, Gw, pa4e'su
U, Gi, por-U'siu Di, J; ^w te^'S! Ko, parle 'si Gi, Gw; Jis Z^i«
Ko, Da, pa-Uis Di, J, Kr, Gi, U, M, Du, Krl, Gw (fut. von
Uisti, vgl. s. 257);
asz pidsiu Kr, Da = pidsn Gi, Ku, piäsiu Gw, piäsu Du;
I5w 2>i^« Kr *), ^r'dst Gi, Ku, piäsi Du, nu-piäsi Da, nu-piäsi
Gw; Jw jp«rf«s Kr, Gi, Ku, Du, nu-pidus Da, Gw (fiit. von
*) Man hüte sich, die silbe -siu so zu sprechen, wie sie geschrieben
wird. Ich habe dafür — falls nicht geradezu -au gesprochen wurde —
entweder «»« (so M, Krl), oder -au (fast mit poln. * ; so Ga, Gw;
gre'sziu „ich werde bohren" sprach Ga greniu^ d. i. mit gequetfichtem
8z aus), oder ^sü (mit ü bezeichne ich hier ein helles u) gehört. Die
letzte ausspräche ist die häufigste; ü liegt dem u oft bis zur verwechs-
lun(^ nahe. *) D. i. piäsie. Kr sagte auch: tu sukte „du drehst", tu
e%n\e „du gehst", su bertiue „mit dem knecht*S sunue „den söhn*', asz
Zur Ut. dialektforschong II. 269
piduU „schneiden'S praes. 8g. I piäju Du » piöju S, III
piä' Du);
asz trdksiu R «> trdksu Pu; ^u träksi R ==: /r(ite^' Pu; jis
trduks R = ^raiü« Pu (fut von trdukti „ziehen").
Die vorstehenden Verzeichnisse ^) lassen die grenze des ge-
bieteSy in welchem man für äi und du langes a, für ii langes
e spricht, annäherend erkennen; schärfer werden sie durch die
folgenden auseinandersetzungen bestimmt.
Die nördlichsten punkte, an welchen uns der Übergang von
di und du in ä^ von ei in i entgegengetreten ist, sind Trap-
pönen, Giewerlauken, Woidehnen, Ealtecken und Peterswalde,
nnd es ist anzunehmen, dass sie an der peripherie unseres ge-
bietes liegen; denn schon in Eellerischken und Absteineu; die
nur wenig (ca. 1 meile) nördlich von Giewerlauken und Woi-
dehnen liegen, wird nach ausweis der von Leskien dort ge-
sammelten dainos (Leskien und Brugmann Lit. Volkslieder
XL 8. w. 8. 13 ff.) jdunq, duksztoje, vdikszczoti u. s. w. ge-
sprochen, in Bittehnen (in derselben geographischen höhe wie
Absteinen) sagt man nach Wo ddikts, plduks (im gegensatz zu
däkts, pläks Wo')), und von Dw (Dwischacken bez. Eallwen
liegt unbedeutend nördlicher als Kaltecken) hörte ich ddikts,
sukde ,4ch drehe'S ^i^'^ ^*^^ (°i^d ^'>^) jM^ gehe^' (neben «streß« „herz",
keturl „vier*', tteszl „sechs'S 9ünus „söhne*'). Da er bisweilen auch aus-
lautendem « einen flüchtigen vocal nachklingen Hess und da sünue zwei-
felloe unnrsprünglioh ist, so gebe ich auf pidsS u. s. w. nichts, obgleich
ich derartige formen auch in der Kakschner schale gehört habe: dedö*
„ich leg^^S mM» „ich werfe", keliö^ „ich hebe", vagiw* „(mit) dem diebe",
d^di* „du legst*', meii* „du wirfst", kelS^ „du hebst'* (daneben auch dedü,
fVMtö, keliü^ vagiuy dedl, tneil). Ich möchte annehmen, dass die eigen-
tftrolichen endungen dieser formen lediglich eine folge energischer ez-
spiration seien, und in gleicher weise eine eigentümliche erscheinung der
Sprache Kl's erklären, die darin besteht, dass er für -a« fast -ovo, für
-M &st -^« spricht
*) Zu dem zweiten kommen noch Jis kÜkt und jis Iduks (beide zweifel-
los gestossen betont), die ich nebst om kektiu und astpaldksiu^ tu paldk»
ff, jü» paldksüj Jis Idkis „er wartet" nachträglich von einem mädchen
ans Galbrasten gehört habe. *) Et gab auch an, in Woidehnen sage
mwapirüs, in Bittehnen ^4/^, hatte dabei aber sicher nur den lexika-
lischen gegensatz im äuge und sprach ><itf/a nach seiner weise aus. —
Wie die „flachsbrachstube" so wird nach ihm auch das der wohnstube
gegenüberliegende zimmer in Woidehnen und Bittehnen verschieden be-
nannt: dort kamarä, hier prisnne.
Beitrle« x. kande d. iadg. spnioheo. IX. 19
270 A. Bezzenberger
jduns, jauniäusis, jdduks^ von 6r die dualformen jaunu, gausva
(und zwar, wie mir schien, geschliffen betont). Hierzu kommt,
dass Wo, Pet, Kit und Gr in verschiedenen punkten von unserem
dialekte abweichen (vgl. w. u. mdno Wo, piäs Pet, m^St Pet,
Kit, mä(^, kälns, baldndis, iev^ Gr), und dass T zu den „Giri-
ninkai'' (s. w. u.) gehört Ihremundarten sind demnach zu den-
jenigen zu rechnen , welche das Südlitauische mit dem Nordli-
tauischen (in dessen südlichem teil es ddikts^ lHst[i] u. s. w.
heisst) vermitteln.
Was die westgrenze unseres gebietes betrifft, so hörte ich von
Ge I däkt8(^ ddikts)^ aber daneben kdilis, düksas, jdum, plduks^
trdakt, von Gell jduns ^ sdule^ trdukti, von Su asz k^kiu, äkszts,
pläks (gen. plur. plaukü), szendjam, von Pli ddikts (neben äkszts
u. s. w., s. 0.). Ich möchte diese grenze deshalb und weil Sn ^) mund-
artlich Pli, Ko, Klw (vgl. die karte) näher steht, als Ge I, II *),
von Sussemilken auf Kohlischken zu (s. w. u.) in der weise
ziehen, dass Gertlauken durch sie ausgeschlossen wird, indem
ich annehme, dass der Übergang von di in d u. s. w. der
mundart des letztgenannten ortes im allgemeinen fremd ist,
dass aber die dort und die etwas östlicher wohnenden Litauer
hin und wieder sich gegenseitig sprachlich nachahmen.
Der südöstlichste punkt, an welchem ich den Übergang von
du in d (der nach Schleicher Leseb. s. 149 sich auch in
Schirwindt findet) bemerkt habe, ist Jucknischen. Diese grenz-
bestimmung passt zu der angäbe der Enskehmer Litauer, dass
ihr dialekt und der der „Strükei" sich in den dörfem Juck-
nischken, Schwirgallen , Kiaulacken, Romanuppen, Uschdeggen
') Eine merkwürdige besonderheit von ihm ist, dass er für e ausser im
unbetonten auslaut et (mit spitzem e, dagegen eik „geh'< mit breiterem e)8pricht,
so: drebMti „zittern** (an drehüsu, tu drehSisiy jis dreb^), Sisti „fressen*'
(asz Üdu, j%8 Üde^ mis Sidam ; jia Me^ mSs Üdäm [-enn ?]), asz eijaü „ich ging",
p^uietft« „sich schämen**, ghlbeik „hilf**, ^r^^t „harken'S A;a<«^ „die katze'*,
Uike „flog**, pabeikti „fortlaufen** {asz poMgau^ pabeik!}^ iüvn „vater**.
Da er aber ein Deutscher ist, so gebe ich darauf nicht viel. *) Vgl.
B. 263 anm. Von belang ist auch, dass Su für „stein** ausser akmdk
auch ^kmkw oder skmenia (genit. ekmene^ instr. ekmenu) sagt und
dass dafür Ge II nur akmä' (dat. &'krMnui)y Ko und Klw nur ekm&' (in-
str. ekmenu Klw) brauchen. Ob Pli akmü' oder ekmü' sagt, weiss icb-
nicht; De, Ska I, Di, J brauchten akmü\ £kfnü* ist bisher nur aus dem
Mariampoler kreis nachgewiesen (Kuhn 's Bdtr. 1. 242).
Zur lit dialektforschnng IL 271
und Schillgallen (alle nördlich von Eattenau) scheiden, und ich
trage w^en dieser Übereinstimmung, und weil ich solche an-
gaben meist zuverlässig gefunden habe, kein bedenken, ihr zu
folgen ; nur nehme ich auch hier nicht eine geschlossene grenz-
scheide, sondern ein allmähliches übergehen des einen in den
anderen dialekt an, da ich von (der ein sehr schönes Litauisch
sprach und es nicht aus büchem gelernt hat) mäno^ mäto, sdko,
vcuävOy düre, vyr^,j>a8akytü{dB,VLehen bif^ III opt.) neben den „stru-
kischen^' formen j(fns u. s. w. (s. o.), gatd^f, sünif, n^'sze hörte *).
Dass ich bei Ju abgesehen vielleicht von värdas „name'^ (mit
themat. a) ausschliesslich strukische formen fand (mäna „mein'',
ränkas „bände", siika „drehte"; dre, äteme, parpiU^; v^q,
mkrgq, jaunH^, sünyf)^ widerlegt diese annähme nibht; er wird
nur die spräche der Strükei, die neben der der Stallupöner
Litauer in seinem heimatdorf gesprochen wird, consequent an-
genommen haben.
Wie die südgrenze des in frage stehenden gebietes von
Schillgallen und Romanuppen aus nach Eohlischken (kirchs.
Didlacken), seinem südwestlichsten punkte und zugleich der
südwestlichsten litauischen Ortschaft überhaupt, läuft, kann
ich aus mangel an material nicht bestimmt sagen. Einen an-
hält für die bestimmung dieser linie bietet indessen die angäbe
der Enskehmer Litauer, in dem ganzen kirchspiel Niebudszen
werde rein strukisch gesprochen. — In Eohlischken, wie über-
haupt in dem ganzen kirchspiel Didlacken, ist die spräche halb
stndcisch, halb Stallupönisch (vgl. s. 262). Zum beweise dafür
erinnere ich an jäns, pläks, ki'ksiu, paU^siu s. 267 f. und führe
folgendes an: duksztSy asz kdduju neben cisz keldju, asz kel&usu,
tukeldtm, asz piäusiu, jis pcdS'da, asz paU'szczau, tu pali^stai
müdu pali'stuva, jüdu palS^stum (von palSist) Di, jduns, plduks,
asz iszkddtisUf palS'sk, pali^skit, jis M'k (kükt) J, ddikls
(so in Pabbeln) und ddkts (so in Eohlischken); mäna Di, J,
mdiaj mesta, mirgas, sakydava Di, dära, mäta, ränkas J (as^o;
daneben to „des" J) ; zi^mes Di, J , zime J (e =r e; daneben
kat&Tyij J); ^rq, jawnttf (neben jf) J; diga „es brennt" Di,
(nicht di^y vgl. s. 280); kUArs Di, J, äukszts, ddikts, jäns,
') Die Infinitive auf -iä kennt er nicht; ebensowenig Ju. Bei beiden
endigt der infinitiv auf-t. — -tb' findet siob aber wieder bei Jnrkschat
a. o. I. 87: ausijyszkötie,
19*
272 A. Bezzenberger
UfngSf lauks, pläks, ains Di, gäh, jäuns, kU^vs, plduks J (ohne the-
matischen Yocal); digqs J nehen paae^ni^s J, apsivid^, pasin^ Di;
pali'siu Di, J, gifv^*siu,pidusiu Di, ki'ksiu J neben A:«2(fttöu Di, iszke-
Idusu J (fut. auf stu und -su); butü und büf Di, ate&ü J
(III opt); muau und mü^ „unser" Di — müsü E i); gyv^te,
jöte, müszie, sükte, vazüte (daneben: jatj müsztj mdüt, myV^,
mok(ti^ mokftis) J (also inf. auf -t'e; gyv^'t, mokftis Di); myl
„er liebt^' Di; die pronominalen gen. sg. tav^' und sav^ Di;
barzdä „hart" Di — barzdä E, barzä (und barzM) G, P I,
bärzä Gw«); Ägf» ,ja" Di (auch G) = oyi E.
Nach norden zu reicht dieser südwestliche mischdialekt
nicht über Insterburg hinaus; G spricht rein strukisch. Dass
in den paar litauischen Ortschaften , welche südwestlich von
Insterburg liegen und nicht zum kirchspiel Didlacken, sondern
zu dem daran grenzenden kirchspiel Obelischken gehören (Ma-
teningken , Wittgirren , Auxkallen ; westlich und südlich von
ihnen finden sich keine Litauer mehr), anders gesprochen
werde, als in Kohlischken oder Jänischken ist nicht wohl an-
zunehmen. Von Didlacken nach Stallupönen und Mehlkehmen
hin scheint die litauische spräche mehr und mehr von stru-
tischen formen frei und so allmählich zu dem dialekt zu wer-
den, den wir in E finden. Von Kur hörte ich noch mäna
„mein", mesta „der Stadt", ^me „nahm", mi'te „warf', lauks
„feld" aber schon ausschliesslich jduns und plduks. Von an-
deren formen, die ich bei ihm fand, erwähne ich die III praes.
mäa, die participia vid^, mit^Sy vidus[i] und die infinitive
eite, jötcy müszte — düt, eÜ, gyv^% mÜBzL
Innerhalb des so abgegrenzten gebietes des Übergangs von di und
<£tt in langes a, von ^'inlangen^-laut habeich ausser in diiso^u. s.w.
(8. 266) und in einigen unten zu nennenden futurformen den
betr. langen vocal an unrichtiger stelle nirgends, den diphthong
statt des zu erwartenden betr. langen vocals nur in folgenden
fällen gefunden: jduns, pariduze (in einer daina) V, dukszts,
jduns Ga, sdule K, diszkeiSzi, miüeKrly T (hier daneben fii«''^«)
^) Dagegen müsü G, Szil, M, Erl, T, Kit» nüis' Sa, Sp, Jnrkschat
a. a. o. 11.48. Darnach Enrschat Gram. §. 839 zu berichtigen. ')Ygl.
Leskien-Brugman a. a. o. s. 10, Schleicher Gram. s. 71; veisH
dürfte sich bei Ragnit kaum finden (vielmehr ÜürH)^ ist aber auch se-
roaitisch. Barzdä (sei) habe ich übrigens auch von Da gehört; in Prö-
kuls bdrzd'. Vgl. noch Lazynai ,, Lasdehnen'' 6w.
Zur lit dialektforschmig II. 273
= miüi DsL, M nebst dem genit. sg. miäes Da, T. Sicherlich
sind dies lediglich schriftlitauische formen. Oiszkei unä nuldti^
Hau (0. s. 266) können nicht wohl für ausnahmen gelten; das ai
von laimaK wurde geschliffen betont (ebenso Schleicher ; Idima
Eurschat). Einige scheinbare ausnahmen (vardu u. drgl.) s. w. u.
Noch seltener als jene ausnahmen sind die demselben
gebiet angehörigen formen der III fut, in welchen ich statt
eines diphthongs den entsprechenden langen vocal bemerkt
habe; es sind dies: jis kdds Sp, S (hier daneben: ctsz keld^su^
tu kdd'si); jis kiäks S (neben asz kiffksu, tu keckst), jisai
ki'ks Bud (neben asz ki-^ksu^ tu kickst); jis piäs Pet (neben
asz pidsu, tupidst). Dazu düsäs Pet o. s. 266 *). — Wir haben
es hier mit einer einfachen lautäbertragung zu tun^ die vom
Standpunkte dieser arbeit aus nur insofern beachtung verdient,
als sie sich bei Pet und Bud findet (ygl. ss. 262, 270), und als
sie durch ihre Seltenheit die aufstellung der paradigmen asz
ke'ksiu u. s. w. — jis keiks^ asz pidsiu u. s. w. — jis piaus
fax unser gebiet unterstützt. Woher dieser merkwürdige laut-
wandel kommt, ist schwer zu sagen; ich bin geneigt, ihn auf
einen alten tonwandel zurückzuführen'), d. h. anzunehmen, dass
die in fut. von verben mit gestossen betonten diphthongen
früher geschliffen betont wurde, und glaube formen wie keiks
hin und wieder auch gehört zu haben (s. o. s. 268 f.). Zum be-
weise meiner annähme reicht dies jedoch nicht aus.
Übergang von ursprünglichem -i in -t und ursprünglichem
-0 in u (vgl. s. 266) habe ich nur bei U, Szil, Str, W (verein-
zelt), M, Da, Krl, T bemerkt und zwar in folgenden fällen:
nom. sg. fem. giri „wald" T, müli „liebe" Da, M, d\deli
moteriszki „grosse frau" Str;
in praet. düri „stach" M, emi Str, Da, M, me'ti „warf"
Da, ne'^szi „trug" Da, pämiri „ist gestorben" M, pßli „fiel"
Str, Da, parpäli „fiel hin" Szil, Da;
gen. sg. msc. dil melu p6nu dSvu „wegen des lieben herr-
gotts" Da, dd manu giSru VSvu „wegen meines guten vaters"
Str, Da»), ^nSw vyru „gutes mannes" T, mtst^u „der Stadt" U,
^) Dazu kommt ferner noch l&ks = lAuks^ das mir herr cantor Garde
in Insterburg (er schreibt loks) als von Pli gebraucht mitteilte. ') Vgl.
Kurschat Gram. ss. 318, 321, 851. ') Dagegen manu gerü tevu „meiner
guten eitern'^ Da.
274 A« Bezsenberger
Szil, W, Da, M, Krl, T, stälu „des tisches" Da, vyru „des
mannes'' Szil; dazu manu „mein'' U, Szil, Str, Da, M, T, tävu
„dein" Da;
III praes. mdtu „sieht" U, Szil, Str, Da, T, rdszu „schreibt'*
Da, T, 8dku „sagt" Szil, Str;
III praet. dgu „wuchs" Da, kaMju „redete" Da, nvkrltn
„fiel herab" M, £j:1, pasiSnu „wurde alt" Szil, pasisedu „setzte
sich" Da, süku „drehte" M, virtü „stürzte" M.
Vergleicht man hiermit:
nom. sg. fem. kate Da;
loc sg. fem. kate\ pakcdne M, girio' (neben yirtV), mdlko*
ränko\ sttAö' M;
gen. sg. fem. gires T, müles Da, T, merg^'les Da, ddnos
Da, glrios T (neben glres), Da, lepos Da, jaun6s mergös Da,
mdtynos Da, ränkos Da, M, tos Da;
nom. plur. fem. mhrgos Szil, ränkos U, W, Szil, Da, M,
tos M;
gen. sg. msc. to Da, garojo (d. i, giro-jö) Da;
I plur. praes. indtbm Str, sdkom Szil, Str, M, Krl;
in praet. refl. sukosi Da, sukos M;
I plur. praet. direm M, '(Smem Str, Da, M, Krl, T, mdiem
Str, nupiövim Da, sdkem Str, dgom Da, M (hier auch ägom)^
gal(ijom Da, T, kalb'djom Da, klrtom Da, turejom Da, T;
n plur. praet. pasisedot Da -7
so gewinnt man den satz, dass in dem betr. bezirk -o und -€ zu
bez. 'U, 4 werden, wenn sie nicht durch apokope einer gram-
matikalischen endsilbe in den auslaut gekommen und zugleich
unbetont sind. Miüe Krl, T (hier auch m^'le) (nom. sg.), ^hne
Krl, Uä'se W, me^e Szil, W, nümire M, s^e Szil, T, büpo W,
gaUyo und turejö T (HI praet ), mäno W — tnäna Krl „mein"
sind demnach lehnformen.
Scharf von den 0. verzeichneten formen giri, mdtu u. s. w.
zu trennen sind: I plur. praet. emim Szil, pälim Str; 11 plur.
praet. parpGlü Da; gen. sg. fem. rankte T; loc. sg. fem. glrM
M; dat. bez. instr. plur. fem. kdrvimsDa,, keiuriums köjums Sit,
keturiüms M, ränkums M (daneben kcUems Da, M, kregidians
Da, Idpems Da, mergöms Str). Derartige formen finden sich
nämlich auch bei personen, bez. an orten, welchen formen wie
emi, dgu fremd sind. Vgl.: dugum^ piövim, rutums, sesilims
Leskien-Brugman Lit Volkslieder u. & w. s. 6, szüma so-
Zur lit dialektforschung II. 275
liüms giriums „über diese grünen wälder" Ska 11, heturiiims 6e 11,
K I, R, köjums^ mergHums (so 1) Gell, köjuim Pu, m abim ränkutns
Pu, ränkums Ge II, K I, R, ryksztims „(mit) ruten" Prökuls, tnätim
„wir sahen^' Ge I s mdtim Wi. In diesen fällen haben wir es zwei-
fellos mit einer Verkürzung zu tun ; ich habe mich davon öfters über-
zeagty indem ich mir solche formen ganz langsam vorsprechen
oder vorbuchstabieren liess: ich hörte an stelle der betr. u, i
dann stets o, ^. Was mir mit rücksicht auf solche formen
zweifelhaft ist, ist nur das, ob die Vorstufen von parpülü^ glriu%
ränkus, ränkums als parpWM, g\ri9^ ränkos, ränkoms oder als
parpälU, giriüy ränkus, ränkums zu denken sind. Auf jene weisen
die dat. plur. fem. liampöms Da, köjoms und r^tücöms M, auf
diese vdynä Leskien-Brugmann a. a. o. s. 7, n plur. praet
pardszU Gw (neben 'imit)y I plur. praet. davim (f mittellaut
zwischen e und y) Gr (uQhen ddvet), nom. pl. fem. tüs ränkasH,
antrü' szdly' « antroß szalyji Gr.
Wenn ich vorhin sagte, dass mdtu u. s. w. yonglriu' u. s. w.
scharf zu trennen sei, so habe ich nat^lich nur eine zeitliche
trennung im äuge; einen unterschied in der entwickelung des
ff von glriu' und des u von motu nehme ich dagegen nicht an.
Im wesentlichen ebenso wie in den am eingange dieses ab-
Schnittes genannten orten erscheint in endsilben stehendes o in
den von Juskevii veröffentlichten dainos aus Velüna behan-
delt; sie bieten z. b. neben sudiStos bdUos rqnkoSy graüdzios
äszaroSy didzio valile äugaUy nü galvös^ atgcUö, miUloji — manu
merguz^le^ del tdvu grazümu, birnas ziur'^u, snlgu, Rju, rasa
kritu, aber auch kajp vazidmim, müdu äuguv (neben pämetev).
Nimmt man dazu, was Kalbes let le2. s. 27 gesagt ist, so
sieht man, dass diese behandlungsweise des -o durch die grenze
nicht abgeschnitten wird, sondern von Trappönen, Maszuicken
u. s. w. aus in das russische Litauen hinübergreift. Aus dem
preussischen Litauen dagegen ist sie sonst nicht bekannt Da-
gegen finden wir hier -t für -e wie in Trappönen u. s. w. und
zwar in dem zwischen Trappönen und Krauleidszen liegenden
Galbrasten; vgl. kläsi, mdii, pasiträki neben gir&, wirszüne,
tpowers^ pbSszet^ und bima^ Itka, mäna u. s. w. Jurkschat a.
a. 0. I. 83 ff.; mdia^ rdsza^ säka habe ich selbst von einem
mädchen aus Galbrasten gehört.. Mit rücksicht hierauf lasse
ich die grenzbestimmung des besprochenen bezirkes einstweilen
bei Seite, zumal da ich nicht weiss, ob sich derselbe nicht
276 A. Bezsenberger
auch diesseits der preussisch-russischen grenze etwas über Trap-
pönen hinaus erstreckt.
Von ü, Szil, Str, W, Da, M, Krl, T, von (s. 271) und
von einigen weiterbin zu nennenden ausnahmen abgesehen habe
ich bei den mir bekannten personen, welche ä für (Ü^ du und
langes e für ii sprechen ^ a für ursprünglich auslautendes, un*
betontes o^) und e für ursprünglich auslautendes unbetontes
i gefunden. Zu den belegen , welche für diese lautvartretung
s. 271 f. gegeben sind, füge ich hier die folgenden:
büwa „war" Su, Ska I, Wo, Kr;
mäna „mein" Su, P I, V, Ska I, S, Pet, Kit, Pe, Kr, Bud,
Sp, Sz, Do, Gi, A, Skr, L, K I, R, Du, Gw;
mdta „sieht" Su, Kit, Pu, Sp, Do, Gi, Skr = tnäta P 1,
V, Ska I, S, Bu, K I, R;
mista „der Stadt" Ska I, Pet, Pe, Kr, Sz, Gi, Du;
pallka „liess" und laüka „des feldes" Ska II;
risza „schreibt" Ko, Ska I, Pe, Kr = räsza PK, Bu, B,
L, Szi;
sdka „sagt" S, Pet, Pu, Do, Gi, Skr, Gw = ««w Pli, De,
Bu, B, L, K I, R;
8üka „drehte" Pu, Ku, Sp, K I, R;
täva „dein" P I, Kr, Bud, Gw;
vdra „treibt" Su, Pu ^^vära Su, Pli, Klw, K I;
däve „gab" Ko, Kl, Skr = d^be P I, Ska I, Bu;
dväse „geist" Ga = dvdse K, Szi;
iszmyne „zertrat" und parläuie „zerbrach" V ;
me'i^ „warf" Ska I, S, Pu, Ku, Sp, Sz, R =« m^te Ga,
Szi, mdte Su;
ne'^sze „trug" S, Pu, Ku, Sp, K I = n^«ee Pli, ni^sze
Ska II (vgl unten laum'^y nisze Su, P 11;
sesäte „Schwesterchen" V.
In gleicher weise sind in den betr. mundarten die fenpni-
nischen endungen -09, -es behandelt; vgl:
tMwi mirgas „die beiden mädchen" Kr;
*) Vgl. die angäbe El ein 's: „Nos in Grammatica nostra retinenros
qvidem illam terminationem Genit. at et terminationem qvomndem Pr»-
teritorum in o ad differentiam Genitivi in Nominibas et tertisB peraonae
Prsßsentis in Yerbis, attamen fatemur in noBtro districtu ut et Ragaeiensi
et partim qvoqve Insterburgensi terminationem a esse oommuniorem*'
Beitr. z. gescb. der lit spräche s. 4.
Zur lit. dialektfonohmig II. 277
mOkas ,,hoIz'' Bad, K;
ässsaras ^^tränen'' R, K I.
ränkas ,,hände'' Ska I, Er, Ow, dim. rankOtas^) — su-
dßtas Ldt forsch, s. 13; ,,der band'' Pu, Pe, 6w;
szäszlavas ,,kebrichV' Bad;
merg^'les „des mägdleins" Gw.
Die kehrseite der regel veranschaalichen folgende formen:
igom „wir wuchsen*' K I, R, Grw = ägcm Du;
anö , jenes*' Kr;
jaunÖB „(der) jungen** Gw;
mdtom „wir sehen** Pet, 6i = mdtom Du;
paprastö „an der gewohnten (sc. stelle)** P I, V;
sdkom „wir sagen** Sp, PI, Sz s sScom V;
mbätos (in einer daina für subatös) „des sonnabends** V,
SkaH;
säkam „wir drehten** Pu;
säkosi „drehte sich** Sp » siOcas Pu, K I, R, 6w;
svetimö „in fremder (sa gegend**) P I, V;
to „des** ? I; tos „die** Ska 1;
drem „wir pflügten** Pu;
'dmem „wir nahmen** K I, R; ^m^ „ihr nähmet** 6w;
kate „katze** Kit (neben glre);
laum^ „laume** Ska 11 (neben aidmine, ^me u. a.);
mdtim „wir sahen** Pet, Gi.
Ausnahmen von der regel sind: sdvo A (neben miga^ ma^
tdva u. a. drgl.), das als in einer daina vorkommend (Lit.
forscL 8. 13) nicht in betracht kommt; pamäti Lit. forsch.
8. 13, das aus demselben gründe bedeutungslos ist; möte „er
sieht** Pe und räsze „er schreibt** Kit, in denen e aus a^o
abgeschwächt ist, sowie mdf „sieht** Eu (neben mäta\ säk^
^,sagt** EU, A = säk^ Bud,E, in welchen dieser laut apokopiert ist;
iiic'^„warf**Pe=-fn^'f' Kit, we«52f'Elw„trug", sak' „sagte** Pl,eben-
jEeJls mit apokope des schliessenden vocals (« rs e) ; sdle „sonne**
Bu, eine schrifUitauische form; dre „er pflügte** Gi und dvi
gtWdas El, formen, die ebenfalls aus der schrifteprache ent-
nommen, oder aus dem Stallupöner dialekt entlehnt sind;
femer mdno^ mdto^ mesto^ rdszo, ränkos (nom. plur.) Wo, welche,
*) Zam 8af£x vgl. Sup<m6ta9 Lit. forsch, s. 203 (richtiger iupani^tai;
ich horte nur den acc. plur.) und dinSttaa (acc. pl.) „tagchen^* P I.
278 A. Bezzenberger
da Woidehnen ein grenzort ist (vgl. s. 269 und weiterhin), nicht
auffallen können; endlich auch die loc. sg. szaläte, v'etäte P I,
V, für die szaläte, v'ääte zu erwarten waren. — Unter die regel
fallen auch die III praet. galeje, tur'Sje Wo und die genit sg.
gaidze Pu (spr. gaidzä)^ Do, PUkaine Do, in welchen -e laut-
gesetzlich für -a eingetreten ist.
Die Vertretung von auslautendem unbetontem e durch e
setzt sich von Tilsit ab durch das gesammte preussisch-litauische
Sprachgebiet fort, erstreckt sich also von Erottingen bis süd-
lich von Insterburg, und in folge dieser ihrer räumlichen aus-
dehnung wenden sie heut zu tage selbst Litauer an, die sich
bemühen, streng grammatisch zu sprechen; es fiel z. b. Kur-
schat nicht ein, in seinen predigten anders BlsdvdsSy nusidave
zu sagen. Anders steht es nördlich von Tilsit mit der Ver-
tretung von -0 durch -a. In dem streng-nordlitauischen gebiet
ist die oben ermittelte regel deutlich zu erkennen, vgl. gen.
sing. fem. mäsäs Dra wohnen, kalbäs Prökuls, täs mirgäs (=
südiit. mergös) das., diszinäsfea] ränkas das.; gen. sing. masc.
änä (= südiit. an6) das., mäna teva (oder t^iv') das.; Illpraes.
mdta (oder mäf) das.; I plur. praes. mdtam das. u. s. w. Da-
gegen ist die regel südlich vom kirchspiel Prökuls bis nach
Tilsit hin vielfach, wenn nicht überhaupt verwischt In Sau-
gen^) ist -a für -o nach herm Jurkschat selten, man sagt
nach ihm dort z. b. mano rankas paüsa; in der Heydekruger
^) Im kirchspiel Sangen ist, wie mir herr Jnrkschat mitzuteilen die
gute hatte, die spräche sehr gemischt * „die leute aus dem Memeler kreis
sprechen ganz wie die Proekuler, die aus dem Heydekruger dagegen
näheren sich mehr der Tilsiter ausspräche und da auch mit dem unter-
schiede, dass die grenzbewohner ans zamaitische anklingen lassen, die
nach dem ha£f zu den breiten fischerdialekt sprechen^'. Auf einige specielle
fngen teilte mir herr Jurkschat über die Saugener mundart noch folgendes
mit: 1) meist heisst es <ft?* „vater", gelbst „helfen" [g^lbHi Kuj], aber nicht
immer mit prononciertem b'\ 2) das o von z. b. brölis [hr^'Us Kuj]
ist nicht ganz rein, doch mehr wie o klingend ; 3) man spricht meistens
daikta^ j'autUj keikty vaiks u. s. w.; „nur einzelne eingewanderte reden
anders*'; 4) man sagt promiscue aaz emü und asz imü; VSts und bids^
hutilninks und hälelninks; gyvent und gyv^'t, mokint und mokft; asz
draudiu und drauduy asz girdht und girdu oder gerdu [vgl. duru Pia,
Kuj, turü K^j — k^kiu, draudiu Fla, Kuj, grumidiu, pypiü Pia, stumü^
girdyk Skijj ji8 und ans] 5) meistens heisst es nisza = nidsza „er tragt",
aber in Verbindungen kurz: ninesz, atnen] 6) die I plur. fut endigt in
Zar lit. dialektforachnng II. 279
gegend habe ich fiir unbetontes -o bisweilen -a, bisweilen -o
oder gar -ä gehört z. b, bega und b^o „lief", ptisipazinü „sie
bekennen sich" ; von Kuj hörte ich täva „dein", säka „drehte",
8uko8 „drehte sich", von Wi^) gen. sg. täs mergäs und mana
„mein", von Pia bäva „war", eazka „sucht", ränkas „bände"
und andere regelrechte formen, aber von Dw mäno „mein"
neben büta^ mäta, säka.
Was endlich 6r und Gre I, U betrifft, so folgen auch sie
mit wenigen ausnahmen jener regel, vgl. : III praes. säka, genit.
mäna, in praet dumöje, eje, ddve^ nom. plur. szäkas „äste",
II pl. praet ddvit und die unregelmässigen (nordlitauischen)
formen mätem „wir sahen", sdtkem „wir sagten" Gr; gen. sing.
d&nas — mergös 6e I; nom. plur. knygas 6e I, äszaras 6eU;
mäna „mein" 6e I; III praes. mäta Ge II, säka Ge I, II;
III praet di've Ge II; I plur. praes. räszom Ge I, dSvim GelL
Büvo Ge I erklärt sich durch das von demselben daneben ge-
brauchte und aus büvo contrahierte bo. Ebenso sagte Ge I
für und neben buvaü, buvai: baü^ bai, seltsame formen, die mir
der regel auf -sem daneben anf -nm; 7) am hänfififsten ist das e der
deminativendungen -eUs, -eie lang [so regelmässig bei Pia, Kuj und Ski] ;
8) der dat sing, von an beisst fast durchaus mani, höchst selten mä;
9) man hört sowohl tav^ „dich", tavlm „mit dir**, wie Üv^ {»^Jy Üvi
{8M\ „der ton ist regelmässig zurückgezogen'*) ,ge nachdem einzelne
Personen für diese oder jene dialektische förbung Vorliebe haben**, öfters
aber t^^ u. s. w. [vgl. tav^s Kuj]; 10) „ich bin'*, „du bist", „er ist**
heisst hünüj 6«ni, hun, „wird sein** 5««. Rücksichtlich 5«nu vgl. Schlei*
eher Gram. s. 252.
*) Um seine spräche genauer zu charakterisieren , verzeichne ich
folgende, von ihm gebrauchte formen : ddikts „sache**, plduks „haar**, ät
„gehen**, prak^ksu „werde verfluchen**; ipWt „giess ein**^ fpklkit „giesst
ein", ^ilsu „ich werde eingiessen'*, fpUs* „du wirst eingiessen**, nür^s -^
m^ftwt „gestorben'*, u}Mg}(»—uhn^usi ,,eingeschlafen**, g'elüs „tief** (fem.
^'ß f oder g'eR ? nicht zu entscheiden), teUs „brücke** ; nucteg^a — nud^gus'
„abgebrannt**: 2>^ „haus**, hut'i^lü „hütte**, hau „er war*', gädrus und
gudrüs „klug**, niäd — madve „wir beide**, ned^ärk „stich nicht**, nedürkü
„stecht nicht**, sukü „ich drehe**, tä ntk^ „du drehst**, säk „er dreht**,
aSkäm „wir drehen**, säkat „ihr dreht**, »ÄAj«' „ich werde drehen**, sik-
sam „wir werden drehen*', säk „drehe**, sükit „dreht**, turü „ich habe**,
tu turi „du hast**, ans ikr „er hat**, f&ram und turim „wir haben**, stubä
„Stube**, j siBb' „in die stube**, iargaus „des markts"; nStru „ich will*«;
dat „geben**.
A. Bezzenberger
an anderer stelle nicht vorgekommen sind, an die aber büs =>
büv^ P I erinnert.
Dass im westlichen teile des gebietes, in welchem man
regelmässig a für diy du und langes e für /i spricht, das nicht
aus abgeschwächte -a der III praes. meistens, in seinem öst-
lichen teile aber nur selten unterdrückt wird *), lehrt die fol-
gende liste:
did' „er legt" Su ditda Bu, diäda K;
dSg" „es brennt" S « diäg' Ska I — , diäga Pli, diaga Ku
di'ga Bud, dffga Fl, Bu, K I, diaga Ga, diäga Sz, K,
R, Du;
mäf „er wirft" Ko, Ska I, S, Wo, Pe, Pu, miß' Ku-:
mata Ju, 0, B, Gi, L, W, Bu, mHa Bud, miitta Sp, Szil, Ga,
Szi, Da, midta Sz, K, R;
ni'sz' „er trägt" Su, Pli, P Hr^niäsz' Klw, Ko, S, Pu —
niäsza Ku, näss^ PI nä^sza 0, K I, niä^sza 8p, Da, niOsza Sz ;
äg' „er wächst" P 11 uidga W;
siik^ „er dreht" S, Pu, Ku süka Ju, Sp, M, R;
ti*j/ „er schmiert" Pli tiapa Ga;
v^cf „er fuhrt" Su vada Bu, Szi, viitda L, wAfa K.
Hierzu kommt noch als westliche form mit -a mtöa „er
pisst" Ko, als östliche ohne -a pasiSsf (— pas^sfa) Ga.
Bei Personen, welche aus den nordwestlichen grenzpunkten
des bezeichneten gebietes stammen, erscheint für und zum teil
neben (so bei Su) mäf „er wirft" u. s. w. auch met' u. s. w. : m^ Su,
Pet, Kit, nesz' Pet. Solche formen habe ich ausschliesslich
auch bei Dw und Ge n — von Ge I habe ich zufällig über-
haupt keine betr. III praes. gehört — gefunden: d^ Dw, Gell,
m^ Dw, GeU, n&z' Gell. Sie sind nordlitauisch (vgl. s.270).
In Nordlitauen heisst es ja auch metfej, met^s, mergUe, jau^
n4^is u. s. w.
Hin und wieder scheint es, als ob in dem bez. östlichen
teil auch das thematische a des nomin. sing, von a-stämmen
fester sei, als in dem bez. westlichen teil. Das von mir in
^} Vgl. dazu mSf, nüef u. 8. w. s. 277 sowie die werte Kleines:
y^Qvanqvam nee nobis ipsis innBitata sit syncope illa ßwenU^ toieäi^j at
et abjectio altimaruin vocalium, prsßsertiin in I. Conjog., ubi itidem di-
cimuB waditty graudin^ sodin^* etc. Beitr. z. gesoh. d. lit. flpraohe 8. 4.
Zur lit dialektfonchung II. 281
dieser hinsieht gesammelte material reicht indessen nicht aus^
dies bestimmt zu behaupten. Nichts desto weniger teile ich es
vollständig mit, um anderen die Untersuchung dieser frage zu
erleichtem.
Äksas „gold" De = äksaa Pli;
häHnas „sattel" L = mna» P H, K;
bdlses ,,8timme'^ Bud;
barias „birke" Bu;
ddrias „garten" P II, B, L = dOrias K, därzaa R;
däglas „bunt" A;
kdidas „hals" Kr = käklas Su, Pli, Bud;
mäzas ,)tlein" De, Bud, B, Gw;
mos „blind" A;
säpnas „träum" A;
värdcts „name" Ju (vgl. s. 271);
duksztaa „hoch" Ga = dksztas Szi, Pe äkszis Sp,
Pu, dkszts Bud, B, L, Bu, K, Gw, G, P I und II, De. Pli;
kdlnas „berg" B, Sp, Szi = kSnas A, L, K kälns
Su, kdlm Bud, Bu, De, P U, kälns P I;
MSvas „aiom" Szi = Jditves Kl Jähs B, Uiihs PI,
Skr, Klw, Ska I, klidvs Sz;
äzüles „eiche" Ko diüia PI, Sz, ä-zülsElw;
dc«At»„sache"PU-döitePl,Wo, De, Kit. ddkta Sz, Ska I;
girs „gut" Su = gers B, Bu;
gäls „ende" B, Bu, Ko, Ska I;
jduns , jung" Ga = jäns B, Kr, Gi, Do, Skr, Da, M. Szi,
K I, R, Krl, T, Gw, PI, Ko, Wo, S, Pet, jd'm Ju, 0, Sp,
W, Ku,Pu, Kit, jdna Sz, L, K, Ska I, De, jd'ns Bud, Bu, PK;
käls „knochen" Bud, De-irf'& 0;
laüks „feld" B, Bu, K, Pu, S, Ko, P I ^laüks P U;
längs „fenster" P 11;
mäs „zeit" B;
näks „nagel" Bud = näks A ;
pläks „haar** Kr, Szil, Str, T, Pe, Wo, Kit, S, De - pldks
Du, Ko, PU, Su;
räks „hom'* A;
sins „alt" P I und 11, Su — säns Szi, siäns Kr, Klw,
siäns A, Ska I, K, «Äw B, PU, S, si»is Bu;
tevs „vater" Sp, M, P I, Ska I, S^teivs Su;
tUts „brücke" Sp, S;
282 A. Bezzenberger
m&s „kind" S, Pet;
vyrs ,^ann^' Da, Gw;
vdnaka ,,habicbt'' A.
Vgl. hierzu ss. 264 f., 271 f. — Man sieht aus diesem
yerzeicbniss, dass thematisches a im nom. sing. — betont
(katräs) bleibt es hier selbstverständlich — durch vorausgehen-
den Sibilanten geschützt wird; im übrigen lassen sich bezüglich
seiner ausstossung für unser gebiet (und ebenso rücksichtlich
des Stallupöner dialekts) zur zeit keine festen regeln geben
(vgl. Schleicher Gram. s. 82). Ganz dasselbe gilt von den
mundarten von Gr und Gel und II, sowie vom Nordlitauischen;
vgl. bälsas, gäls, kälm, näks, rätSj s^s, szälis Gr; äuksas^ buts^
däkta, jduns, kälns, plduks, tUts Ge I (auch ätnzes -> dmsias),
jduns, kämps Ge II; äukszts, bälns, gäls, ge^rs^ kfflns, lauks,
plduksy s^nSj te^ltSy vyrs, dMas^ äükrs, IMs's, ddrzes, kdJd's,
mdzes Prökuls. Zu den zuletzt angeführten formen vgl die o.
erwähnten klaves^ äzMes.
Besonders mache ich noch auf die angeführten formen
glSrs „gut" (Prökuls: g^rs) und 8^8 „alt" (Prökuls: «^n«) auf-
merksam. Bei flüchtigem anschauen scheint hier dieselbe Ver-
kürzung vorzuliegen, wie in deg'y mef u. s. w. (s. 280). Diese
Vermutung ist aber abzuweisen, da die letzteren formen auf den
nördlicheren teil Litauens beschränkt, gISrs und s^is aber auch
in seinem süden verbreitet sind. Ihr ^ ist vielmehr entweder
aus denjenigen cacus, welchen es zukommt (nom. sg. fem. gerä,
senä u. s. w.), eingedrungen, oder eine folge der ausstossung
des thematischen vocals, insofern das tonlange e von giras,
sinas dadurch vor eine doppelconsonanz zu stehen kam. Für
jene erklärung sprechen kMn8, 8zälts Gr (s. o.).
Was nunmehr den südlitauischen Übergang von a in d
betrifft, so ist er weder in dem ganzen gebiet, in welchem die
betonten gestossenen diphthonge gesetzmässig je ihren zweiten
componenten aufgeben, durchgeführt (s. w. u.), noch auf es
beschränkt, da er auch bei Ge I und U sowie bei Gr hervor-
tritt. Auch St spricht das ä wenn auch nicht bedeutend, so
doch merklich getrübt aus; ich halte dies aber bis auf weiteres
für individuell, da dem Stallupöner dialekt (an welchen die
mundart von St anzuschliessen ist, o. s. 265) ä für ^t voll-
kommen fremd sein dürfte und da Staatshausen von den gegen-
Zur lit. dialektforschong II. 283
den 7 in welchen jener Übergang zu hause zu sein scheint,
weit abliegt. Aus diesen gründen sehe ich von St im folgen-
den ab.
Dass die Vertretung von a durch ä (vereinzelt ä'^) in Süd-
litauen von anderen nicht bemerkt ist, kommt meines erachtens
daher, dass 1) ä von a oft nur sehr unbedeutend verschieden
ist, weshalb auch ich mich vielleicht hin und wieder verhört
habe, 2) einige, so Kumutatis, diese lautvertretung ^) für
unlitauisch halten und annehmen, die dumpfe ausspräche des
ä stamme aus dem deutschen platt — eine meinung, bei der
man ganz übersieht, dass sich die Verbreitung des ä = ä und
die des Plattdeutschen in Litauen nicht im mindesten decken;
3) das ä von den es sprechenden hin und wieder versteckt
wird. Dies ist mir am deutlichsten bei 6i entgegengetreten,
der, als ihn examinierte, so lange ä sprach, bis er an worte
kam, mit denen er nicht genau bescheid vnisste und welchen
er deshalb die mundartliche farbung, in der er sie allein kannte,
nicht zu nehmen verstand (düsäju, düsäsu, düsäsi neben du-
saus, s. 266); hier sprach er deutliches, nur wenig von o ver-
schiedenes ä.
Aus dem vorstehenden erkennt man, dass die ausspräche
des südlitauischen ä nicht constant, sondern oft heller, oft
dunkel er ist, dass dieser laut oft fast wie ä, oft fast wie o
klingt. Ich werde diesem unterschiede in der folgenden, nach
den betr. fundorten bez. gewährsleuten geordneten liste rech-
nung tragen, in welcher ich abgesehen von denjenigen fallen,
in welchen ä bez. iä für ä steht (s. o. s. 257 ff.) alle von mir
bemerkten südlitauischen ä — also, der kürze halber, auch die
bei 6e I und U und Gr wargenommen — nebst den diesen
widersprechenden ä verzeichnen werde.
J 1) ä^ä: dära „tut", gdls „ende", mäta „sieht"; 2) ä
== q : gräsztq „den bohrer", kä „was", tä „den" (ä fast ä).
G: äkszts „hoch" (4 fast a).
P 1) ä = ä: ävys ,,8chaafe" I, 11, bäras „zanken sich",
däve „gab", mäta „sieht" I, dBfcy« „äugen", b&nas „sattel",
^) Eumutat leugnete sie mir gegenüber anfangs überhaupt. Das ä
ist in Eakschen so deutlich, dass ein laie, welcher mit mir dort war,
dafür o schreiben wollte.
284 A. Bezzenberger
kälns „herg^'y längs JeasbeT"', mä„mir", beräszd's ,,8chreibeDd'S
szälü „friere'S suszäl^ .^erfroren'' II ; 2) <!«-<;: dräsüs dräsei
„dreist", beein&'s „gehend", fter(fe2rÄ«s „schreibend" 11; 3)ä»(fi,
dui (Es^ri:^ „deutlichen", ä»zkei}X[i^6i8zTui{^äiszkei)„^&a!i^^
äkszts ly Uf Uäsk „frage" I, ä'g „wächst", Xg^ „gewachsen" ü.
Ausnahme: yän«,Jung" I(bei I ä fast d, bei II ^ fast o; letztere
sprach aber überhaupt sehr dunkel, z. b. ouksztai, loiks). —
Für kälm sagte I kSlns. In Nordlitauen haben kalns „borg",
balns „sattel" langes a, ebenso aber auch daries ,,garten", wo-
für n ddrzas sagte; sie brauchte auch älgä (acc. älgif) „lohn''
= nordlit. älga und bdrzq „hart" = nordht bdrzd*.
\ d=: ä: dainäo^ „gesungen habend", häkal\ „ofen^S mo^
mäte „mütterchen", mätay padär^ ^igetan habend", pavAaris
„frühling", sesäte „Schwesterchen", säkom „sagen". Ausnahmen :
vdkarq (in einer daina) und kdlinus „pelz" {ä fast o).
Ge 1) ^ = ä: ä'daiq „nadel" II, täm äkmenui „dem stein^
II, ä'n^es „lebenszeit" I, ä'szaras „tränen" U, b^czkq ^^fass",
b^tiSy dar „noch", d^rbq „arbeit", kälns I, kd^ndu „beisae",
kSttei „der katze" U, kel^ves „gereist" I, md 1 und II, md^ta
„sieht" II, mätim „sahen", räszom „schreiben" I, sdlka „sagt''
I und n, stäkles „Webstuhl", vcM'v^ „gefahren" I; 2) d:=qi
dfifä „henkel", prisikäst „anbeissen" II, td „den, die" I, K,
zdsia „gans" 11; 3) d^diiddktsl (vgl. o. s. 270) (ci sehr deutlich).
KIw 1) dmmäi vära „treibt", gäla „des endes"; 2) d»<f:
grdsztü „mit dem bohrer"; 3} d^=^du: d'''zäl8 „eiche". Aus-
nahme: mä „mir'' (d sehr deutlich).
Eo 1) d = a: gdls „ende", vdra; 2) dssadu: ^kszUf,
äzMes, pldks, szdt „schiessen". Ausnahmen: ddve „gab", mtf,
räsza „schreibt", suszdl^, drOseiy jam, jdtis „ochse", paldiiu
„warte" (d fast ä).
Pli 1) d»aä: kd^ldas „hals", rdltza, räszds „schreibend",
8Öka\ 2)d=r ^: i^e^o^d^a „brennend", drdsüSy rdszd8;S) d'^dui
äksztSy d'ksas „gold", jdnSy kelät „reisen", sz'endt „austen",
pldks. Ausser ddikts (s. o.) keine ausnähme; einmal S s=z ä:
lämpa „lampe" (d fast o).
Ska 1) (S — d: däve^ gdls, mätay tdv „dir" I, dntrq „an-
deren" (nordlit äntras), darzätis „gärtchen", dendczu „der
tagchen", gäl „kann", gäla „endes", gräh^ „graben", man
„mir'S mäno „mein", märes ,^haff", matäva „maass", nemäU
„sah nicht", pasteldvo „bestellte", rdde „fand", säke „sagte".
Zur lit dialektforschung IL 285
veszkdäczu „auf der landstrasse*^ zäles ,,grüne''II; 2) ä =s qi
dräsüs I, täj rauddnd (= raudönqjf) „den roten" 11; 3) 4=(it,
du: ^szkei, däkts, jäns I. Ausnahmen: rdsza, tq I (bei I ä
fast a, bei II fast o). — Von II hörte ich auch: gSl „kann"
(neben jr^K), väkari „am abend" (ä aus väkars u,s.w. über-
tragen) und sdvo „sein^- (neben sävoYy letzteres ist, wie das o
zeigt, nicht dialektgemäss und also keine ausnähme.
De 1) 4= ä: kälns, mäzas „klein", säka; 2) ä^di, du:
Tcälis „feil", dkszis, jäns^ käh, Ausnahmen : goT „ende", dkaas,
dakts, pläka, kdlis (•» kä'lis) {d fast ä).
Stt 1) ^ = ä: dar „noch", käklas, kände „biss", mä „mir",
r^da „fand", t?4'ra „treibt"; 2)ä^c^i dr&w«, Ä:(b^ „beissen", i(feei
„der gans"; 3) ä^du: kdäjam „wir reisen", pläks, szenäjam
„wir austen". Ausnahmen: ddra „tut", mdta „sieht", vdra
(^vära)y Idkem „warten", äkszts {ä deutlich yon ä verschieden).
Gr: däre „tat", däve^ gdlq, wÄ'„8ieht", w<l'<«m „sahen",
näks „nagel", rdts „rad", sdka säke säkem^ szäkas „äste",
vazäva „fuhr". Ausnahmen: botdks „peitsche", dämm ddvet,
näks (^ndks), suszdl^ (d fast ö). — Für kdlnas: kälns, für szMtas:
szöUSj für gdlasigäls, für baländis (nordlit. baländis): baldndis.
S: mdlta „sieht", aber pidju, jäns, pläks^ eüqs u. s. w.
Bud 1) dssa: käklas, kdlnsy rndTzas, mälkas (gen. sg.)
„holz", rds2^ „schreibt", säk* „sagt", szäszlavas „kehricht";
2) ä^du: äkszts, jätis, käls. Ausnahmen: naks^ dszkus „deut-
lich", läkiu „warte" (ä fast ä). — üeber öiszkei s. o. s. 266. Für
bälsas (nordlit. bdlses): bdlses. Er und der folgende sagen oJ^rä.
B 1) d=>sä: gäls, mdy mälka, mäzas, räsza^ säka; 2) d
= dif du: äszkei, äkszts, jätis. Ausnahmen: kdlnas, szäk' „den
ast", drqsüs, jäns (d im allgemeinen sehr deutlich). — Über
nvlAuziau s. o. s. 266. Für därzas: därzas.
Sz 1) <l=ö: äkifs „äugen", mä, mäte; 2) d^q: dräsüs,
tä; 3) (i=ai, du: äszkei, däkts, jäns, jXtis, kdät^ träkiu. Aus-
nahmen : sdkom, sdke, dzüls (d oft dem ä sehr nahestehend). —
Für algä befremdlicher weise algä. — Nach dem s. 255 über
Sz gesagten und weil PI nicht ^ für es spricht, ist es äusserst
fifaglich, ob die vorstehenden formen der mundart von Schac-
keln zugeschrieben werden dürfen.
6i: düsäju, düsdsu, düsdsi neben dr^, drqsüs, mä, mdta,
mdtom, mdtim, sdka, vgl. s. 283.
A 1) Ä =ö: äHas, bäras, däglas „streifig", kälnas, mäzq
Beitrüc« e. knnde d. Ig. spnohea. IX. 20
286 A. Bezzenberger
„kleine", näks, räks „hörn", säpnas „träum", välanda „weile",
väl^ „willen", välgyt „essen", vä'nags „habicht", zägre „pflog";
2) ä '^ q: dräsüs. Ausnahmen: kdlnas (= hälnas)^ drqsüs
(n dräsüs), ddve, mafdva, vazdva, säk', und kq, sdvo, tdv (letz-
tere in einer daina, Lit. forsch, s. 13) {ä meistens sehr deutlich).
L 1) 4 = « : ä*kmen\ „stein", kä'lnas, inä, inamä'te „müt-
terchen*', rd^sza^ sä'ka; 2) ä^r^qi dräsüs; 3) ä^dui äks^s,
jäns. Ausnahme: ddv^9 (ä fast o). — Für balnas, därzas: bal-
nas, ddrzas; dagegen algä.
Skr: ob mä'ta oder mdta gesprochen wurde, blieb mir un-
klar; bestimmt dä^ ddve^ jans, ntä, säka.
Bn 1) ^ = ä: ddve, gäis, kälns, kärv^ „kuh", mäta, md'te,
plä'tif „breiten^*, räsza, sä'ka, sz^kq^ vä'giui ,,dera dieb" ; 2) ä
— du: äkszt^f jXnSj ntdä'zau „brach ab". Ausnahmen: jd'tis^
säle „sonne", drqsüs (ä sehr deutlich).
K 1) d=a: dväse „geist", kä'lnas, mä'lkas, flätq, räszant
und rdszä^'s „schreibend", sä}{^ „sagt", vä'giui^ ferner älgä (vgl.
8. 284), bMnas, därzas (andere därzas; I: därzas) und bei I:
ädcUq, ä'kmenu „mit dem stein", äszaras^ sä'ka, vära, zägre
„pflüg"; 2) 4 = 9: dräsüs, räszä^s; 3)ä r= du: äkszts, jäns und
bei I : suläHyt „zerbrechen". Oiszkei s. o. s. 266. Ausnahmen : ägont
„wuchsen" und jans I (ä in K recht deutlich, bei K I fast ä). Bei I algä,
Yi 1) ä - ä: ädatq, äkmefiUy äszaras, mäta^ säka^ vära,
zägre, ausserdem därzas „garten" (aber ailgä)\ 2) ä=du:
träksi „wirst ziehen", suldzgL Ausnahmen: dgam, jäns, trdk-
siu „werde ziehen" und bez. übagäJt, (s. 267) {ä unbedeutend).
Ski: dväse, rä'sza neben kdlnas, dksztas, jäns (ä fast «).
Pu: (l>^;;pflügte", 4'rem ;,pflügten", dräsiis^tä neben kdlna,
mdta, sdka, vdra^ akszis, jd'ns, ubagdt (ä fast ä).
Du 1) ä=zä: mä'totn; 2) ä=zq: kä^; 3) ä ^ du: ägam,
dgom, piäju, pläks, Ausnahme: iäs „die" (acc. pl. fem.) (ä
deutlich).
ew 1) 4 — a: mäzas; 2) ä^q: tä; 3) d « du: äkszts,
kälai, keliäju u. s. w., piä'siu. Ausnahmen: jam ,;ihm", mä,
sdka, dgcyin, jäns, pldkus (ä sehr unbedeutend).
Vielleicht sind die auf J zurückgehenden ä der obigen liste
für individuell zu halten; hierfür spricht; dass ich bei den
. übrigen mir bekannten angehörigen des kirchspiels Didlacken
kein ä bemerkt habe. Bei den anderen ein ä enthaltenden
formen dieser liste ist der verdacht, dass sie nicht den mund-
Zur Ht. dialektforschüng IL 287
arten der betr. orte angehörten, schon durch die gegenseitige
geographische läge der letzteren ausgeschlossen.
An öiszkei und nulöuziau erinnern einige falle, in welchen
oi in einer endung für ai steht: sakoi „sagst", devot „götter" K,
raszöi „schreibst" Bud, saköi „sagst" De, Bud, varöi „treibst" R.
Die letzteren formen mit ihrem gestossenen ton stimmen gut
zu öiszkeiy aber ich zweifle an der richtigkeit ihrer betonung,
um so mehr, als ich auch davidu „gab" (neben sdkai „sagst")
Bu, raszdu „schreibe" Bud, sakdu „sage" De, Bud, vardu
„treibe^' R, sakdi „sagst" P II, daiktdi „Sachen" und deväi
..götter" Sz, plaukdi „haare" T gehört habe, obgleich bei diesen
Personen dt und du sonst durch ä bez. d vertreten werden oder
zu werden pflegen, und die geschlifiene betonung der betr. endun-
gen in unserem gebiete regel ist. Wie diese -oi, -öi zu er-
klären sind, weiss ich nicht; besonders unklar sind mir sakot
und devot: dass in ihnen der accent zweimal verschoben sei,
wird niemand glaubhaft finden. Die ganz individuellen formen
ouksztni und louka P II (s. o. s. 284) fördern ihre erklärung in
keiner weise«
Zwischen dem hier besprochenen Übergang von ä (q, di,
du) in d und der nordlitauischen Verwandlung von cf und ai
in d (o. VII. 16G; VIII. 100 f.) besteht augenscheinlich kein
Zusammenhang i).
Im anschluss an das vorstehendie mögen im folgenden einige
unzusammenhängende bemerkungen platz finden, welche teils
untergeordnete punkte der litauischen dialektologie betreffen,
') Die nördliche Verwandlung von ai in ^i und a habe ich kürzlich
in der spräche eines roädchens aus Bommels Vitte (bei Memel) beobachtet
und teile mit, was ich in dieser hinsieht von ihm gehört habe, da es
eine diese Verwandlung betreffende regel ahnen lässt: dakis „sache" (gen,
pl. dS'khi), väks „kind'' (gen. pl. v&'ku), väikltu , junge"; m^lh „leckt'S
„leckte'S ^''^' nnd HfHusi „geleckt habend'' neben asz lailkniy asz lai-
IHaUy tu laiie (II praet.), nelaiHyk; läika „hält^', laik"* „hielt" neben a«s
laikaü, asz laikiaüj laikyk ; haime „furcht*' ; gnaibau „ich kneife" ; pa»
klaid'oje „du hast dich verirrt'*; kailines „pelz'*; vS^ka „die kinder",
saku „du sagst", mata' „du siehst", 9U ryras (oder «ti vyr&mt) „mit
männem".
20*
288 A. Bezzenberger
teils künftigen arbeiten über diesen gegenständ die wege ebnen
sollen.
Nach Schleicher Gram. s. 31 scheint es^ als ob deviau
„ich gab'' südlich Yom Memel nicht vorkomme. Dies ist aber
der fall, vgl. asz deviau 6e II, Kl, Ku, 6r, tu devei 6e II,
Eu, Gr = devii und davii Kl. Die III df^ve, I plur. dhem
u. s. w. habe ich in dem bezeichneten landstrich nur bei Geü
{di*v€j div^) gefunden, ausserdem ddve u. s. w.: daoe Kl, Ku
« däve Gr; ddeem Ku «*> dämm Gr; ddv^ Gr. Vgl. dazu:
daviaü Di, P I, Ko, Ska I, 0, JB, A, Skr, Bu; dave{ Ko; ddre
Ko «" däve P I, Ska I, Bu; ddv^ L und deviau ^ devei y dhe
Szie. — Die reihe deviau — devei — ddve — ddvem ist sehr zu
beachten, zumal da Gr im pronomen der III person e und a
richtig (v£ Lett. dialektstud. s. 89 anm.) verteilt: acc. tef)^,
instr. tevlm — dat tau.
Die zuletzt erwähnte form habe ich in Südlitauen öfters
gefunden: tau P I, Ko, tau Ge II, Kl, L, tdu Di (dagegen tä€
Ku, Dw, tdv Ska I); der artikel ^au in Kurschats lit. Wörter-
buch ist also sehr unrichtig. Andrerseits sind mir formen des
pronomens der II person mit e in der ersten silbe ausser bei
Gr nur bei Ge 11 (acc. tev^, instr. tevlrn, gen. tevqs) und in
Nordlitauen begegnet. Umgekehrt finden sich die auch in Ens-
kehmen unbekannten (o. s. 264) pronominalen genitive man^,
toü^^sav^^) (tave* Str, tave Ko, Sp [dieser auch tave's], tari
Di, save^ Str, savi Di — mane^s Sp, R, Ku, Pu, manias Da,
U, man^s Ge 11, tave's Sp, R *), Ku, Pu, tavi^s Ska I) und ma
„mir" (so E, P II, Klw, Ko, Pet, E, Kl, Gi, Skr, Gw, mä Sa,
Ge I, B, Sz, L, daneben man Ska 11) in Nordlitauen sicherlich
nur als eindringlinge (vgl. mane del neben man^s da „meinet-
wegen" und man „mir" Pia).
Nach Kurschat Lit wörterb. sind n?/, pri die nordlitau-
ischen formen der präpositionen nü, pre, Dass diese angaben
nicht richtig sind, ergibt sich bereits aus Kurschats gram-
matik §§ 1453 ff., 1476, trotzdem halte ich es für zweckmässig,
sie ausdrücklich zu widerlegen : die präpositionen nü und pn
sind in Südlitauen gar nicht selten; ich habe mir angemerkt^
dass ich nü von Sp, R, K I, Pu, Ku (dagegen nü M), pri von
P I, Ge n, Sp, R, Pu (dagegen pr'e K I, ü) und beide (nu,
^) Ist das -^ richtig? '} Neben man^s del „meinetwegen'' (so auch
Pa und K I) sagte R auch mäna del; ebenso manu dilei M.
Zur lit. dialektforeohung U. 289
pr$) vereinzelt auch in Enskehmen (wo nü, pre gewöhnlich
sind) gehört habe. — In Nordlitauen werden im allgemeinen
nü und pry präpositional, nü und prt präfixal gebittucht; nicht
selten werden jedoch die längere und die kürzere form mit ein-
ander vertauscht
Das8 die endung der U sg. opt. -tat auch in Südlitauen
vorkommt (vgl. Eurschat Gram. § 1158), geht schon z.b. aus
Schleichers lesebuch (zinötai s. 220) hervor. Auch die fol-
genden formen lehren dies: palS*8tai Di '^ paliSstai Krl, Gw>
ja^Uai Ko -^kiä'ktai Gw, bütai Gi, Ku, Pet, ateüai Ge 11, Kr,
pasiSstai Sz (von pa-s^ti) (dagegen : kiaktum U, T, paliSstum
Gi == palS 'stum M, pasSstumei PI, kgkfumei Skr, zinötum E). —
Als II dual. opt. hörte ich von G paU'stumbä und paU^stumit,
von Di palS'stum; als U plur. opt. von Su bütutj ettut.
Von Kr, Gi, Str, Du hörte ich em „ich bin", von M da-
für esu. Beide formen, von welchen die erste bereits aus God-
lewa nachgewiesen ist (Leskien-Brugman a. o. 8.318) fehlen
in den grammatiken und sind mir sonst nicht vorgekommen;
bei Di, Ga, Pet fand ich esü, die I plur. iSsam bei Di, J, Ge I,
Kr, Sz, Da, Du, Ga, Gw. Su sagte für 'esam isam, vielleicht
fehlerhaft, doch fand ich diese form auch bei Szie und in
Birsen (russ. Litauen), und sie wird durch das nordlitauische
imm (I sg. im) vorausgesetzt.
Ein punkt, welcher auch in dialektologischer beziehung
dringend einer umfassenden Untersuchung bedarf, ist die s. g.
„erweichung". Ich habe in bezug auf sie mancherlei differenzen
namentlich bei leuten aus der Ragniter gegend bemerkt und
bin zu der Überzeugung gekommen, dass die formen arü „ich
pflüge", durii „ich steche", dürau „stach", sakysu „werde sagen"
u. s. w. des Mielcke'schen Wörterbuches (neben ariau, myliu
„ich liebe", püliau „fiel" u. s. w.) nicht gehörfehler sind, son-
dern eine dialektische unterläge haben (arü, durü, mkysu, ariaü,
myliu y päliau habe ich von Ju gehört, dagegen araü [I pl.
ärem] von Pu und Gi, art&, duriü z. b. von S). — Auf die Ver-
öffentlichung des gesammten von mir gesammelten einschlagen-
den materials verzichte ich für jetzt, hebe daraus aber eine
interessante form hervor, nämlich den gen. plur. zuvü „der
fische" Sp, M. Dass in ihr nicht etwa die „erweichung** ver-
nachlässigt ist, lehren die daneben gebrauchten formen ariü
„ich pflüge", klrviü „der äxte" Sp; M, gdJbiü ;,der schwane"
290 A. Bezzenberger
Sp, efsiu „werde gehen" M, sakysiu „werde sagen" Sp, sowie
ihr vorkommen im russischen Litauen, vgl. Leskien-Brug-
man a. o. s. 300, Szyrwid's Punktai sak. ed. Garbe s. 151
z. 13 f. Sie ist nicht ,,nach der analogie der consonantischen
Stämme^' gebildet, sondern entspricht dem gr. Ix^tav,
Die in und an dem grossen waldgebiet, welches durch den
Jura-, den Trappöner, den Schorellener und den Weszkaller
forst gebildet wird, wohnenden Litauer nennt mau „Giriniukai^'.
Als solche bezeichnete 6a speciell die ein wohner von Galbrasten,
Schmaleningken, Gross und Klein Darguszen. Die spräche der-
selben nähert sich nach ihm dem „Niederunger dialekt" und
ist „gedehnter" als die der südlicher wohnenden Litauer Ebenso
steht nach Ko die mundart von Mehlauken dem dialekt der
Niederung nahe; er findet darin einen unterschied zwischen
jener mundart und der von Popelken.
Das sprechen der Heydekrüger bezeichnete S als iszlaivoti,
also etwa „biegungen machen"^); er selbst und seine dialekt-
genossen dagegen sprechen, wie er sagte, stdiei (vgl. o. VI IL
99). Diesen gegensatz veranschaulichte er durch folgende
beispiele: sa'uli*)^ gä'usl, szä'ukszfq Heydekrug — sä^l€,gd'si,
szd^kifzfq S. Als andere gegensätze zwischen seiner und der
Heydekrüger mundart gab er an: prddem „sofort" S — t^nsyk
Heydekrug; pcdyd^t „begraben" S — iszUist Heydekrug; asz
einü, tu einl jis eit S — jls ein „er geht" Heydekrug [ebm E],
Nach Sp wird in den kirchspielen Küssen und Pillkallen
einerseits, in den kirchspielen Willuhnen, Schirwindt, Schilleh-
nen andrerseits derselbe dialekt gesprochen. Jene sagen nach
ihm mäna, mdta, diese mäno, mdto. Wie wir gesehen haben,
trifft diese angäbe nur in der hauptsache zu.
Zu dem, was ich o. VUL 142 über das ^emaitische gesagt
habe, trage ich auf grund von erkundigungen, die ich seitdem
eingezogen habe, nach, dass in den parochien Krottingen, Po-
langen 3) und Dorbiena (Derbjany) im wesentlichen derselbe
dialekt herrscht, und dass die einwohner der parochie Kule die
*) Vor jähren erzählte mir herr dr. Sau er wein, er habe in Ias-
dehnen den ausdruck jis palaivoja mit ))ezug auf einen mann gehört, der
**, u für c, o gesprochen habe. *) Mit " bezeichne ich den hanptton.
'} Zur Charakteristik des Polangencr dialekts mögen die folgenden formen
dienen, die ich einem manne aus Polangor neustadt abgefragt habe:
Zur lit. dialektforBchuDg IL 291
mundarten von Flnnge und Gargidai (Gorzdy) miBchen. Von der
letzteren habe ich a. a. o. berichtet, man sage in ihr mataü. An
der richügkeit dieser angäbe wurde ich irre, als ich bei einem
flüchtigen anfenthalt in Gargzdai einen Zemaiten aus dem be-
nachbarten Kudaidzen sprach, welcher c für cz und dz für dz
sprach: pämacau „sah", pämeeau „habe geworfen*', hücSb „wäre",
eku „ginge", pasdkyco „sagte", zinöco „wüsste", dzangtes „sich
freuen**, dziün „wird trocken'*, dzuvin ;,trocknet'', gaidze „des
hahns**, glrdzu „ich höre**, uzdraüdz^au „habe verboten*' ^). Da ich
aber den geburtsort dieses mannes nicht ermitteln konnte, und da
diese lautvertretungeine eigentümlichkeit der mundart von Andrie-
wo undRetowo ist (vgl. dazu Geitler Lit. stud. s. 21), so nehme
ich an, dass jener mann nicht den Gargidener dialekt spricht —
In Szvekzne (Szvekszten), südlich von Gargidai, wird cz, dz
gesprochen.
Die um Szaulen wohnenden Litauer werden von echten
Zemaiten als solche nicht anerkannt und „Güdai*' genannt. In
}&*U9%s „gans**, k&'tAst „beissen**: käme „wo** — ons „er*', kbnda „er
beisst^* — f' PäiSngu „nach Polangen**, tu „den^*; düna },tag'*, int vena
khna „auf einem hof*'; dduti „geben**; norem „wir wollen**, PäiSngo^ „in
Polangen'*; buvaü „ich war", bava „er war**, m^a „mein** (= müna Szie,
tdana Kaj}; hnu „ich nehme**, emt „du nimmst**, pa-ymti „fortnehmen**,
glmfs — gtmusi „geboren**; väks „kind** — vaikklis „knablein**, rcnU
„beritten**, kSikt und kMkti „fluchen**, k4iku „ich fluche**, kdikiau „ich
fluchte**; pämeUaü „warf fort**, galHo» „ich könnte**, sakyty^ „ich würde
sagen*', eitioa „ich ginge**, del gdidi „wegen des hahnes**, gdid'u „der
bahne** — czi «da**, d&äugsmas „freude**; mergkh „mägdlein**, vaikk-
lis 8. o.
^) Aber daneben: vdknzezot „wandeln**, cTäMa (genit.) „zeit**, c9Üpi
„schwub**, czupryna „schöpf**. Ausserdem hörte ich von ihm folgende
bemerkenswerte formen und Wendungen : emu „ich nehme**, \nU „nehmen**,
ymi „hast genommen**, gim^s „geboren**, mir««» „gestorben**, vitsi „alle**;
d'tu „ich gehe*', elii „du gehst**, ä'sam „wir werden gehen*', parSeo
(neben eieu s. o.) „ich käme**, eikiau „wir beide wollen gehen**, eikiam
,,wir wollen gehen**, Sie „gehen** (inf.), aväks „prosit**, wS'ki „prosit
vobis**, k^dku „ich fluche**, ke^ki „du fluchst**, keäk „er flucht**, nahmk
„fluch nicht**, heile et „flucht**; väk» „kind**; 6wt;o „er war**, m^ia „mein**,
mmu „nach haus'*; &5*»« „gans", on« und on» „er*, spründs „genick** —
anäm „ihm**, skänus „wohlschmeckend" ; ^rlX „er bohrt**; ftekti „weinen**;
nöram „wir wollen**; düru „ich steche*', stumu „ich stosse**; tävis „tui**,
titrlm „mit dir**, daviaü „ich gab'*, däve „er gab**; f Külas „in Knie**,
f Budädtius „in Rudaidzen**.
292 A. Bezz^nberger
der hauptsache ist dies richtig, denn der Szaulen'sche dialekt
weicht von dem ^emaitischen erheblich ab. Man spricht in Szanlen
allerdings noch noch miüe, sätde (ebenso in 2agory und Grazdy;
dagegen schon in Meszkuice miila^ sdula) und hält das e von
gyvinti, szv^ts fest (ebenso in Janiszek oder Janiszki, wo
sonst rein „litauisch'' gesprochen wird, und in Puszalatj, vgl.
Juskevij^ Li6t. dAjn. I no 3, no 14 [pargr^nz, dventörtaus];
der westlichste punkt, an welchem dafür i erscheint, ist viel-
leicht Szadow, vgl. Mitteil, der lit. litter. gesellschaft I. 222),
aber es heisst dort bereits dena, divas^ maczaü (dagegen noch
in Kurszany deina, detvas [wie im ganzen Telsz'schen kreis],
mat'ati)y eik, vaiks, tevs^ düna, ztnögus (aber weiter westlich äk,
väks, tef?8, dö'^na, bez. dönaj düna, zmügus). Ein anderer gegen-
satz zwischen dem dialekt von Szaulen und dem 2emaitischen
tritt darin zu tage, dass es dort ränka, längs heisst Hier-
durch steht dieser dialekt zugleich auch in einem gegensatz zu
dem weiter östlich gesprochenen Litauischen, in dem mit aus-
nähme eines ziemlich kurzen und schmalen Striches (Linkowo,
Poszwityn, Kruki und vielleicht Puszalaty, vgl.JuSkeviö a.a.O.
no 2, Eatbos letuv. .Ie2. s. 31), in welchem man rdnka^ Umgs
spricht, rünka, lüngs gesagt wird (so schon in Szadow, Mitteil,
d. lit. litter. ges. a. a. o.).
Mancherlei von dem, was ich aus der Szaulen'schen mund-
art hervorgehoben habe (vgl. dazu Mitteil, der lit. litter. ges. I.
358 S,)y namentlich a vor mit einem nasal beginnenden conso-
nantengnippen, tritt auch in den proben, welche von den mund-
arten von Eiragola und Vel&na gegeben sind, hervor: Kalbos
let. \ei, SS. 10, 15 ff., 29 f., 44 ff., Juskevi« a. a. o. Jftife,
Säule wird auch in Skirstymon (am Niemen; dort wird „litauisch''
gesprochen) gesagt. Nimmt man alles dies zusammen, so er-
kennt man deutlich, dass zwischen dem Zemaitischen und dem
„Ostlitauischen" ein dritter dialekt gelagert ist, den ich der
kürze halber den Szaulen'schen nenne, und der, schmal wie er
ist, als die grenze zwischen Litauen und bemalten hingestellt
werden kann. Von einem sehr glaubwürdigen Litauer aus
Janiszki (er ist geistlicher in Polangen) wurde mir gesagt, dass
die orte Zagory, Szakinov, Gruzdy, Ku2e, Meszkuice, Ligum
und Szaulen den Übergang vom 2emaitischen zum Litauischen
bildeten (vgl. hiermit Karlowicz j^zyku litewskim s. 251).
Man kann darnach die breite des Szaulen'schen dialekts ermessen.
Zur lit dialektforschung II. 293
In dem russischen Nordostlitauen habe ich bis jetzt zwei
dialekte klar erkannt, den von Birsen und den von Popiel.
Jener vnrd rein gesprochen in Birsen, Podbirsen, Radzivnliszki,
Sosty, Konstantinov^ Erinilin, Skopiszki, Ponemunek, Abeli, Za-
biszki, Ponemun, Szamberg, dieser in Popiel, Kvietki, Pone-
dieli, Suveiniszki, Oknista, Ganusziszki ; in Czados und Rakiszki
sind diese beiden dialekte gemischt. Im übrigen ist mir die
dialektische gliederung des Ostlitauischen nicht ganz klar. Die
von Geitler a. a. o. s. 25 ff. mitgeteilten dainos und die
tatsachen, dass die Übergänge von d und e m 6 und 6 auch
im dialekt von Anykszczei auftreten (Baranowski-Weber
Ostlit. texte s. 2 ff.), dass hfgo, tivs (oder vielmehr Imgo, tiivs
» biSffo, tevs)y wie mir bestimmt versichert wird, auch in Ku-
piszki gesagt wird, und dass es in eben diesem ort auch
zmdguB (« zmögus) heisst, wie in dem grösseren teile deskreises
Novo-Alexandrovsk (Geitler a.a.O. s.24) und „in einer gegend
des Wilnaer gubemiums" (Kuhn's Beitr. I. 241) lassen sie in-
dessen einigermassen erkennen.
Zum schluss sei mir ein kurzer rückblick auf das preussische
Litauen gestattet. Aus meinen nachweisen ergibtsich schon jetzt mit
zweifelloser Sicherheit, dass dort vier in einander übergehende dia-
lektgebiete zu unterscheiden sind, und ein blick auf die karte lehrt,
dass dieselben annähe rend ebenso gelagert sind, wie die vier
landschafteu; in welche jenes territorium in alten zeiten zerfiel
(Sudauen, Nadrauen, Schalauen und Geclis bez. Lamata). Hier-
aus ergibt sich ein gesichtspunkt; der bei weiterer einschlagen-
der forschung unverrückbar festzuhalten ist. Noch fehlt jede
berechtigung, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den
erwähnten beiden vierteilungen zu behaupten; würde er er-
wiesen, so würde der älteste Zeitraum der litauischen geschichte
dadurch erheblich an klarheit gewinnen.
A. Bezzenberger.
Nachtrag.
Ä (sehr deutlich) für ä habe ich nachträglich auch bei je
einem mann aus Schillgallen (kirchsp. Mehlauken) und aus
Lauknen (ebenfalls kr. Labiau) bemerkt. Beide brauchen ekmä
für akmü. Der Wechsel von ä und e ist ihnen fremd.
294 C. de Harlez
Avestica.
I
Le Hamistak&n des Farses a-t-il des racines dans PAvesta?
Lee etudes chiDO-maudchoues qui m'occupeut depuis quel-
que temps, m'ont empeche de donner toute Tattention voalue
ä une excursion en terre avestique que faisait naguere rillostre
indianiste de Tübingen. Un de mes amis me la Signale et je
constateqne le titre m'avait defu. (Die seelen des mittelreichs
im parsismus). Peu se seraient imagine que TÄvesta püt ötre
compris dans le Parsisme.
Le Docteur Roth verra dans cet ardicle Timportance qui
s'attache a son moindre travail.
Dans cette etude il pose ä nouveau cette question : TAyesta;
les G&th&s connnaissent-ils quelque chose de cet etat interme*
diaire entre les recompenses et les chätiments definitifs de l'aatre
vie, de ce que les Parses appellent le Hamistakän, destine
ä oeux dont les fautes et les merites s'egalent? II nous apprend
que pour la bien resoudre il faut d'abord bien comprendre le
texte et de plus qu'il Ta resolue.
Gertes nous ne contredirons pas la premiere assertion;
pour bien connaitre un objet, il faut le bien voir. Quant ä
la seconde nous laisserons nos lecteurs en juger.
Remarquons d'abord que Roth neglige un point essentiel,
le fondement meme de la discussion. Ge qu'il faut faire avant
tout et qu'il ne fait pas c'est d'examiner la question dans son
ensemble et de la bien poser.
De quoi s'agit-il? Le voici en peu de mots.
Au Gkthk XXXIII. 1 il est parle de Texecution des lois,
de la retribution des bonnes et des mauvaises actions, du ch&ti-
ment et de la recompense decernes au mechant et au bon, au
jugement final. Ceci est inconteste. Mais dans le mSme pas-
sage est-il question de gens dont les fautes et les bonnes Oeuvres
s'egalent? — Si cela est, il y adone lä troisetats moraux bien
etablis: bons, mechants, moyens, et cette distinction n'est pas
purement tbeorique, philosophique car il s'agit de l'execution
des lois de retribution. II en resulte donc qu'il j a trois genres
d'hommes et de ch&timents, d'etats apres la mort
Avestica I. 295
Est-il admissible que cettedoctrine se trouve dansles Gäthäs?
Pour repondre ä cette question jetons un coup d'oeil sur
TAvesta ou plutöt rappelons brievement que TAvesta meme le
plus recent ne connait rien de semblable.
Nulle part on ne trouve autre chose que deux categories
morales, les bons et les mechants, partout deux traitements dif-
ferents selon ces deux qualites et rien de plus.
Un texte peu ancien traite ex professo du sort des ä.mes
apres la mort (Yt. XXII) et il exclut completement l'idee d'un
etat, d'un traitement intermediaire entre le bon et le mechant
pur et simple, entre le paradis et Tenfer. Bien plus les auteurs
de la Version pehlevie n'en savaient encore rien car ils inter-
pretent le mot objet du debat et qui cree d'une piece toute la
theorie (Y. XX XIII 1. c.) {himydg) par „vinrent ensemble, se
rencontrerent'^ et nuUement par „s'egalisent'^ (Pehl. harn tnat
yekavimünU). II faut arriver aux glossateurs du 60 siecle P. C.
pour trouver cette mention inattendue: hamisiakan. On com-
prend aisement l'affaire; ayant invente cette tbeorie ils devaient
lui trouver un point d'appui dans TAvesta et ils ont eu recours
pour cela ä une pure homonymie, une sorte de jeu de mots.
Gela etant il faudrait un texte clair, irrefragable pour
detruire une presomption si forte qu'elle equivaut ä la certitude.
Or nous avons ici un texte obscur qui a tourmente les
interpretes; les traducteurs indigenes eux mSmes Tont explique
contrairement ä Tavis de Roth et ce n'est qu'en for^ant le sens
des mots que ce dernier arrive a etablir son opinion. Pour
en convaincre nos lecteurs passons a Texamen du texte. Voici
ce passage dont Roth ne donne que la traduction.
Yatb4 äis itbä. vereshaitS yk i&Xk anheus paourvyehS
Ratus skyaothanä razista dregvataecä hyatcä ashaonö
Y'ehy4c4 hemyä9aite mithahyä y&cä höi ä ei-ezvä.
Ce que Roth traduit ainsi :
Wie sichs gebührt, so handhabt die uralten gesetze
der richter (herr) im gerechtesten verfahren gegen den
bösen sowohl als den guten
und auch gegen den, bei welchem er ausgleicht (oder: sich
ausgleichen) die missethaten und das rechtthun.
Roth pense avoir demontre la justesse de cette traduction
et la faussete des autres. — Nous avons lu et relu attentive-
ment cette demonstration et j'avoue humblement n'y avoir
296 C. de Harlez
decouyert que des affirmations sans preuve et des ironies hors
de plftce.
Les affirmations d'un savant tel que Roth sont certaine-
ment de la plus haute yaleur et les cöups qu'il porte sont tous
coups de massue, mais je confesse que je voudrais encore Yoir
ajouter un commencement de preuve aux premieres et que je
ne me sens nullement ecrase ni m^me renverse par les seconds.
En commen^ant Roth nous apprend que^ erezvä est pour
ärezvdj commem^ ereshis pour mdrshis, et que tous deuz sont des
yriddhis, le premier de erezu^ le second de mereshis. J'admire Tas-
surance de ces affirmations mais je pense que si on les trouvait
dans un lexique, il y a peu de zendistes qui ne les rayeraient
comme une plaisanterie. Une reflexion suivante nous montre
que Roth ignore ces frequentes ellipses de verbes qui se ren-
contrent dans les Gäth&s, de verbes ä sens general „Stre,
aller'' etc.; la preposition indiquant le verbe propre au sens
sous entendu. Cela se trouve cependant m^me en latin, par
exemple dans le proverbe ne sutor ultra crepidam.
Je passe yathd dis et mithahyd, sans importance. Admirons
seulement que Roth sait qu'il n'existe pas de müha et que
mithahyd est un neutre pluriel. Miiha n'en existe pas moins
puis qu'il donne tnühaokhtd et mots semblables.
Roth discute ensuite les mots Ratus ddtd vareshaüS der
richter handhabt die gesetze. Ce serait brillant si c'etait
simplement possible. Mais si ratus est „le juge'S qui est donc ce
juge? II n'y en a qu'un admissible, c'est Ahura Mazda pour
les G&th&s. Or Ahura Mazda qualifie de Salus ^) purement et
simplement ce n'est pas serieux et data vareshaitS „il manie les
lois'* ne Test guere d'avantage. Des affirmations subjectives,
des sens forces que les mots ne comportent ni ne supportent
ne servent qu' ä faire illusion aux non-specialistes.
Reste le terme essentiel et dont tout depend, himyd^iti.
L'e£Ebrt principal du docte interprete se concentre sur son ex-
plication (2V9 p.) et cet effort par son intensite meme, te-
moigne deja du peu de sürete de la marche.
Dans cette discussion nous trouvons bien des choses dignes
de remarque.
a) Roth trouve que la version pehlevie donnant zusammen-
treffen est tres bonne, mais celle de Harlez „se ren contrer^*
') Yoir la note plus loin.
ATostica I. 297
est detestable. Or si quelqa'un de mes lecteurs voulait bien ouvrir
an lexique allemand-frangais il y trouverait: zusammentreflEen «
se rencontrer. Commentdonc cette traduction est-elle ä lafois
bonne et tres mauvaise? Et comment ai-je tort en ayant raison?
b) Harlez connalt unverbey^ „aller", mais Rothsaitqu'il
n'y en a pas. — Uune et l'aatre assertion ont la m6me yaleur.
Si Roth avait suivi les discussions anterieureSi il aurait yu
que Hübschmann etautres, comme moi, ne connaissent point
de racine yäg „aller'' mais voient dans yä( an developpement de
yä „aller" par le suffixe g, ch, ox et il comprendrait sa me-
prise. Roth qai ne connait pas cela, connalt en revanche an
yäg qui signifie „desirer'^ et ne s'emploie qa' ä Tactif et qoi
correspondrait ä ydc si c'etait possible (I), pais an aatre yäg toat
different qai n'est employe qu'aa moyen et signifie ä la fois
„tenir, arracher, tirer, chasser, poasser'^ Gelai-ci correspond
ä yach mais avec d long.
Et tout cela noas est dit comme par an indigene expU-
qaant sa langue matemelle. Malheareasement cela n'est jastifie
par rien. — Continuons.
D'apres ces regles, reposant sar ce fondement, himydeaUS
appartient an second y^petsignifie zasammenhalten oa sich
zasammenhalten „tenir ensemble^' oa „se tenir ensemble*^
On ne voit guere encore comment ce sens peat servir i la
these. Mais ici intervient le coup de bagaette et ,;tenir en->
semble'^ devient sabitement „egaler"; ,;8e tenir ensemble" se
transforme en „s'egaler, §tre egaax". Ainsi an chat et an
chien se tenant ensemble, en ce cas s'egalent Poar trans-
figarer ainsi an sens il faadrait aa moins an indice de pro-
babilite. Or ici noas n'avons rien. Roth noas avait dit aa
commencement qae son explication ne for^ait en rien le sens
da texte, n'y ajoutait rien; je laisse ä jager s'il en est ainsi«
Roth cependant developpe sa demiere argamentation
relativement au mot hSmydg, II le retroave dans ane phrase
pehlevie (da Dinkart 11, 87) qa'il transcrit: häm g&iäno mar-
dum mtnis'nik levatman ahvdhamyastd; et tradait: ^^L'hamanite
entiere s'etant mise en harmonie interieurement avec le (soa-
verain) maitre".
En suite de qaoi il exprime son etonnement de ce qae ni Bar-
tholomaeni moi n'avons sa troaver, dans son himydg, la racine
de hamistakdn.
298 C. de Harlez
Je regrette de devoir faire remarquer d'abord qae la pbrase
duDiokart ne signifie pas cela, mais: „l'etre mortel du monde
terrestre tout entier est en concorde avec le monde Celeste,
spiritueP^; minishnik est un adjectif qui qualifie ahvd et ce der-
nier mot ne peut signifier „innerlich*' en pehlevi.
£n outre la lecture hamyästo est sans fondement lexical
Ott traditionnel, et de plus contraire ä toutes les indications que
peuTent fournir le pehlevi et le persan, qui nous donnent harnt,
hdmih, harnt sta ou hcrnit ast qui indiquent une Situation egale
ou ham ^sta qui correspond ä sansthä. Toutes les variantes que
Roth se donne la peine de citer ne peuvent lui servir ä rien;
car pour en tirer parti il derrait d'abord nous dire ce qui
l'autorise ä lire plutöt hamyd que hami ou hamta et comment
hamyast (en l'admettant) „concilie'^ devient egalise, de memo
nombre. Aussi nous applaudissons-nous de n'aToir point ete
chercher pour hamlstakän une racine de ce genre et d'avoir
garde l'ancienne kam Wa^ saüsthä, Malheureux Systeme que
celui-la! donner arbitrairement un sens ä un mot et puis tout
fonder sur ce sens, tout y ramener I Ce n'est point tout, du reste.
Quand meme la vraie lecture serait hamyästo encore cela n'avan-
cerait-il de rien. — De„se rencontrer" ä »^etre d'accord, concilies"
ily aun passage concevable; de ,,tenir ensemble" a „rendre egal"
il n'y en a point et les mots n'ont aucun rapport entre eux.
Quant ä Ahura Mazda qualifie de raUis ^), et vareshi signi-
fiant 9,employer'' les lois, ce sont des explications contre les-
quelles TAyesta proteste tout entier et qu'il serait superflu de
combattre. La vraie explication de yäg est des plus simples. II
n'y a pas deux yäg mais un seul (yd-^) avec un seul sens
„aller vers, tendre vers" (petei-e) au physique et au moral;
(pehlevi matano) lequel peut, du reste, etre employe aussi au
causatif; comme Roth le pretend de shav au Yg. XXVIII, par
exemple. Gela explique tous les emplois de ce mot dont
Roth parle : na^cis yd^aiti zyänäi „nemo appetit . . . destructioni'^ ;
avec apa c'est „chercher a faire aller loin de soi, ecarter" ou „faire
aller loin'^ ; aydg „chercher ä se procurer'* (appetere) ou „faire
aller ä soi", ni yä^ „de-primere" etc.
Ainsi Roth donne au 3e vers un sens force qui n'a rien
*) Roth renvoie ä Yg.. XXIX 6, oü il est dit qu*il n' y a pas encore
de ratuB ! 1 Si ce ratus nVxiste pas encore, ce n^est dono pas ni le diea
ni aucun des genies.
Ayestica I. 299
de yraisemblable et que rien ne justifie, contre lequel tout
TAvesta proteste et mdme les traducteurs bien qu'imbus d'idees
personnelles dififerentes, tellement la chose etait certaine et
connue. II raie en outre le hM qui doit cependant avoir une
fonction dans la phrase et fait de ä ce que nous avona Yn(d er
Triddbi de r). Le texte reel, au contraire, developpe les deux
idees prec^dentes dregvat et ashavan et n'en connalt point une
troisieme. On le Yoit, les efforts et le sei de Targamentation
de Rotb sont depenses en pure perte. Des explications que
rien ne permet d'excuser, un usage frequent des Gäth&s et le
inot bien reel: mitha^ inconnus de l'auteur, un sens force et
impossible, tel est son bilan. £t voilä comment il a decou-
yert le vrai sens du passage. Mon explication reste donc
entierement debout malgre ses attaques. Gette nouvelle excur-
sion avestique de Tillustre indianiste n'a pas plus de succes que
Celle entreprise precedemment au sujet de a^pdkehrpa (Voy.
Bulletin de l'Athenee oriental, 2^ annee. Gab. 3). Ged suf&ra
pour premunir nos lecteurs contre tonte approbation prema-
turee des critiques du docte interprete et me dispensera de
maintes reponses ulterieures.
Goncluons. Apres comme avant la tentative de Roth le
himffägaiti du G&tba XXXIII. 1 ne peut signifier f^egaler"' ou
f^rendre egaux'^ et l'Hamestak&n des Parses reste sans racine
dans l'Avesta. Ma tbese reste completement intacte.
Mais du travail de Roth, il resulte un autre enseignement.
Naguere encore, il n'avait pas assez de mepris pour la tradition.
Anjourdhui il y a recours et en fait niöme un appui de ses opi-
nions. Decidement notre cause est gagnee.
C. de Harlez.
Beiträge zur altiranischen grammatik in.
VII. Auslautendes ar. -öm im avestischen.
Im altindischen tritt auslautendes -^u auf:
1) im lok. sing, der ]/• und t-deklination; cf. sdnäu, agnäü\ —
2) im nom.-akk. dual. mask. der a-slämme und danach Ai&c
meisten übrigen; cf dsväü; hierher auch 7iau; —
3) in der 1. und 3. sing. perf. akt. der wurzeln auf -d;
cf. dadäü'y —
300 Chr. Bartholomae
4) in asäü und a^täü.
In deväü, näü, dadäü, Offäü und asäü ist das auslautende
-äu aus der zusammenrückung des ursprünglich auslautenden -ä
und der enklitischen partikel u erwachsen; cf. Benfey, voll-
ständige grammatik der sanskritsprache, §776. V. 3; Zimmer,
die nominalsuffixe a und a, s. 18; Ost hoff; morphologische
Untersuchungen IV, s. 252 ff. ^). Dagegen ist -du in adnäu —
und dem danach formirten d^esu — alter diphthong mit stamm-
haftem u.
Fiir's avestische habe ich in meinem handbuch der alt-
iranischen dialekte § 28 one rücksicht auf in- oder auslaut für
beide dialekte die gleichung angesetzt: ar. äu » av. äu. An-
ders urteilt hierüber Osthoff, morphologische Untersuchungen U,
s. 81; danach soll auslautendes altindisches -^u im gd. regulär
durch -ä, im z. durch -o vertreten sein. Oegen diese anname
habe ich mich schon in meinen arischen forschungen I, s. 81 f.
gewendet; da sie aber neuerdings von Geldner, Studien zum
avesta I, s. 140 f. und Kuhn's Zeitschrift XXVU, s. 258 gulr
geheissen und noch weiter ausgebeutet wurde, lont es sich wol
nochmals darauf zurückzukommen.
Osthoff behauptet die Vertretung von ar. -äu durch av. -ä,
bez. -0 nur für den lok. sing, der u- und »-stamme, Geldner
auch für den nom. akk. dual, der o-deklination und für die
1. und 3. sing. perf. akt. der wurzeln auf -ä. Die von den
beiden gelehrten zu gunsten ihrer ansieht aufgeförten formen
sind:
1) Lok.: gd. ^ratä j. 48. 4; — peretä 51. 13; — vawhä
30. 10, 31. 19, 33. 2, 47. 6, 49. 8; — z.aiwigäto v. 8. 4; —
awhö j. 71. 16; — aiem-gtutö jt. 21. 2; — tafno v. 7. 70; —
fragrätö v. 18. 16 ; — jüto v. 5. 55; — mäzdaiasnö v. 5. 45 etc.—
mereto v. 8. 31 f.; — varetafyo v. 8. 4; — Aa?«ö v. 19. 30; —
huzämüo j. 65. 2 etc.; — h%afrüo jt 5. 130. Dazu noch gd.
pereto j. 51. 12, das Osthoff falschlich unter die zendformen
gestellt hat.
2) Nom.-akk.: z. at^i^ö v. 7. 70; — ogH^varesöY. 7.58; —
karano jt. 5. 4 etc.; — paSö vsp. 15. 1; — pouru^ v. 7.
58; — puprö j. 9. 10; — maß-hiz^ö j. 11. 4 f.; — meretö
jt. 4. 8; — jö jt. 1. 25; — ja^inö jt. 2. 8 « sir. -2. 7; —
j^lnö j. 42. 2; — fXMö^^foprö jt 10. 113.
3) Perf.: daäo j. 10. 9; — va^o jt 22. 7 «25.
Beiträge zar altiranisohen grammatik. m. 301
Beginoen wir mit den perfekt formen. Dass in j. 10. 9
eine 1. sing, praet. stand, ist in hohem grade warscheinlich ;
dafür spricht auch die pehlevi- und sanskritübersetzung, die
. .am., jehabünto, bzw. adadhäm bieten. Westergaard gibt,
wie gewönUchy keine Varianten. Dagegen notirt Spiegel da-
äaolita und daäao ao^ta als lesarten yon K 5 und P 6. Da-
durch wird der wert der von den herausgebern rezipirten lesart
daäo sehr in frage gestellt, zumal da auch das metrum für die
Überlieferung in K 5 zu sprechen scheint *). — Ebenso zweifel-
haft ist upa vä^ö. So, wie der text an beiden stellen über-
liefert ist — ädim vätö upa vä}tö saäaieiti — , ist ein verbum
finitum nicht zu brauchen. Es ist vielmehr in Übereinstimmung
mit vidiääremnö aaSaieiti 7=25 und uiyerembaxo ^) saäaieiti
8» 26 ein nom. sing. mask. des part. praes. zu erwarten; und
ich sehe nicht, was uns abhalten könnte vayp auch wirklich
dafür zu nehmen. Ich stelle es zu va^aimi in jt 16. 43, das
Westergaard, wie mir scheint, one grund in viemi umgeän-
dert hat; cf. verf , altir. verbum, s. 81. — Geldner freilich
will aus metrischen gründen saäaieiti einfach streichen, cf.
s. 182. Allein mit blossen Streichungen kommt man meiner
ansieht nach im 22. jagt nicht aus. Es liegt hier nicht eine
einfache erweiterung, sondern eine völlige Umarbeitung des
alten metrischen textes vor, die nur mehr wenig vom metrum
erkennen lässt.
Was die lokative anlangt, so ist schon von Geldner,
Studien I, s. 140 eine anzal gestrichen worden, nämlich: jüto^
das mit dem folgenden zum kompositum zu verbinden; — mäz-
daiamö^ wofür mit Spiegel und den meisten handschriften
mäzdaißsnoi^ zu lesen; cf. Geldner, K. Z. XXV, s. 209;
Hübschmann, K. Z. XXVII, s. 96; — huzämifö, das ich in
jt. 13. 15 als nom., sonst als akk. plur. aus huzämit- „leicht
gebärend'^ fasse ^; ; anders Geldner, K. Z. XXV, s. 380; — und
h\käfritö^ das schon Justi, handbuch, s. 334 richtig als nom.
sing. «mask. erklärt, gegen Spiegel, grammatik der altbaktr.
spräche, s. 133 und vergl. grammatik der alter, sprachen,
8. 279. Femer: In anhö steht »A wie häufig für »mä,
und zwar ist die form ein genitiv in ablativischer bedeutung;
cf. Geldner, K. Z. XXV, s. 513. — Auch tafnö kann un-
möglich lokativ sein ; ich lese mit Bvs. tafnuy das ich als nom.
dual, fasse; tafnu bedeutet eigentlich „die beiden fieberhitzen'*;
BeitrSfo %. kund« d. idg. ■pnwdieii. IZ. 21
302 Chr. fiartholomae
dann aber „fieberhitze und fieberfrost*' ; vgl. den vedischen ge-
brauch von djdvä, usdsä; cf. Delbrück, syntaktische for-
schungen IV, s. 19 ß). — Auch aSenhsttäo nehme ich anders.
Geldner, Studien I, s. 127 übersetzt die stelle jt 21. 1 f. so:
^,In welchem einen spruch von dir liegt der preis aller heiligen
guter? Ihm antwortete Ahura Mazda: im gebet aahem, o Zara-
thustra^^ Aber mit dem Wortlaut des überlieferten textes ist
diese Übersetzung nicht vereinbar ^). Wir lesen (cf. auch Haug,
the book of Arda Viraf, s. 269): katnäi ts ae^ami paüi vdkö
vispanqm vohunqm vispanqm a^a UißrafKfm fraj^em .*. paiti
^ (w^ta ahurö mazdä. a^em stuto zaraßustra .*. Das kann nur
heissen: „Wem (ist) in einem einzigen spruch von dir das
preisen . . . .? Ihm antwortete A. M.: dessen, der das aäa re-
zitirt;'' d. h. s. v. a. „wer preist in einem spruch. .."? (ant-
wort:) wer das aSa rezitirt^^ Sonach ist stuto (oder stüio)
nicht lokativ des Substantivs, stutai- „preis'S sondern genitiv
des adjectivs stuf- „preisend, rezitirend^', und aiem der da-
von abhängige akkusativ. Das kompositum „rezitation des aia*^
lautet ja auch nicht aäemsto^ sondern aäostüäiä^ cf. jt 21.
5 ff. Dass das zu ergänzende asti einmal mit dem dativ und
das andre mal mit dem genitiv konstruirt wird, ist nicht auf-
fallend; vgl. dieselbe erscheinung jt. 10. 2: ^aid gl asti mißro
dryMaeIca aäaonaelca und Hübschmann, zur kasuslehre, s. 221
und 273. Ganz unsicher ist peretö in j. 51. 12; sollte
es lokativ sein, so wäre nach Osthoff 's regel mit IL^ peretä
zu lesen ; cf. unten. Die form fnereto findet sich je zwei-
mal in Verbindung mit den praepositionen para „vor** und pas^
„nach**. Geldner, E. Z. XXV, s. Ö83 glaubt, die beiden
praepositionen seien hier ausnamsweise mit dem lokativ kon-
struirt. Daran glaube ich gar nicht; para wird fast aus-
namslos, pasica mehrfach mit dem ablativ verbunden, vgl.
Hübschmann, zur kasuslehre, s. 238 ff.; und diesen kasus
postulire ich auch für unsere stelle. Ich setze mereto =» ai.
^rnftäs und fasse es als ablativischen infinitiv, indem ich auf
den gebrauch des altind. purd verweise; cf. Whitney, ind.
gramm., § 983. Als thema zur meretö wäre meret- « ar. ^mfi-
anzusetzen. Dieselbe bildung liegt auf indischem gebiet vor in
vi^ctas rgv. 4. 19. 5; vgl. P. W. VH, sp. 777. Die
gleiche fassung schlage ich auch für fragrätö vor, das von
hakaj^ ,,gleich nach'* als ablativ abhängig zu machen ist ^.
Beiträge zur altiranischen grammatik. III. 303
Nach abzug dieser formen bleiben von den oben unter 1)
aufgefiirten noch übrig: aiwigätö, varetafso, haetö und die des
gäj^Sdialekts auf -ei. Bei andern, die noch sonst hier und dort
für lokative auf -ö ausgegeben werden, lässt sich das irrtümliche
dieser bestimmung leicht erweisen. So ist hamistö j. 8. 6 (bei
Justi, § 535) vielmehr, wie die danebenstehenden gatö und
nizberetö^ nom. sing. mask. des pari perf. pass. aus yfnaip- +
harn- und bedeutet „vertrieben, hinausgestossen" ^); vgl. j. 61. 2; —
gaodäiö j. 29. 2 (bei Justi, § 543) ist akk. sing. ntr. « ai.
gidhäjas; — endlich 8ei$hö j. 32. 6, 51. 14 (bei Justi, § 541)
ist an letzterer stelle nom. sing. mask. = ai. sqsas — cf. je l^
sewhö apefnein drügo demäne ä dä^ „diese Verwünschung (die
die karpans über das vieh aussprechen) wird sie schliesslich in
das haus des satans bringen'' — y an ersterer jedenfalls akk.,
abhängig von vidqm.
Wir kommen endlich zu den dual formen. — In jt. 1.25
liest Westergaard: iäa hauryafxi amerefäta jö stö mildem
aiäunqm parö asti gasentqm d. i. „hier sind wolfart und Un-
sterblichkeit, welche (beiden) der Ion der frommen sind, wenn
sie in's jenseits kommen**. Geldner, Studien I, s. 141 glaubt
auf grund dieser stelle zu dem schluss berechtigt zu sein ; „Im
zend vertritt darnach die maskuline dualform die feminine,
wärend das sanskrit das neutrum (Js) dafür substituirt hat".
So allgemein ausgedrückt ist das aber sicher unrichtig. Denn
tatsächlich zeigt der nom.-akk. dual, der ä-deklination in einer
anzal ganz sicherer fälle denselben ausgang, den er im indischen
hat; cf. awhaosemn^ apa ur^airs j. 9. 4 u. ö; jöi abdötemS
jt. 15. 24; du^ jt. 8. 11; sru^ v. 3. 14; sr^aeka v. 17. 2,
päperetänf jt. 10. 8, 47, 15. 49; und ebenso im hymnendialekt
tibf j. 34. 11. Die maskuline form auf -a steht nur ganz ver-
einzelt in vqßwa jt 2. 8, 5. 26, 9. 9 und ü^^iaß urt/Lara
j. 16. 8, 68. 8. An unsrer stelle nun soll nach Geldner^ö
maskuline dualform und statt j^ gebraucht 'sein. Sehen wir
aber unter den text, so finden wir zu jö stö die bemerkung:
„3) Corrected from josto Aa; jö asto Kh 1, 2 (beide in guzarati-
schrifl!); jastö K 14, L 18, P 13". Die Überlieferung des
Wortes ist also eine ganz unsichere, so dass es sich durchaus
verbietet, irgend welche Schlüsse darauf zu bauen. Ja, auch
dann, wenn jö ganz sicher stände, selbst dann wäre das noch
nicht statthaft. Man könnte dann ebenso gut jö in jt 10. 3,
21*
304 Chr. Bartholomae
20, 40 zum nom. plar. mask. stempeln wollen! Vgl übrigens
pasu vira ja stö jt. 13. 12. In jt. 11. 4 f. soll auch das
neutrum auf -ö = ai. -aw endigen ; denn lumuhareti^ wird doch
wol akk. dual, neutr. sein. Geldner stellt dazu als attribut
ma^-hizyiö = ai. *8mag'gihväu. Ich sehe aber nicht ein, warum
man nicht bei der alten fassung stehen bleiben sollte, wonach
hizj^ö gen.-abl. sing, aus hizav oder hizv^? — (vgl. noch
hizuM^y hiz%ä, hiz^ä) und yon ma^ abhängig ist Dass f/ki/
mit dem ablativ konstruirt wird, ist gewiss aufiTällig, kommt
aber doch auch sonst in sicheren fällen vor, cf. jt. 10. 93,
j. 57. 25: maß vidätaoß dof^ daiäß; vgl. Hübsch mann, zur
kasuslehre, s. 240. — — Auch fcarawö fasse ich anders, als
Geldner will. Geldner meint, weil das wort „sonst nur in
der zweiheit — rechte und linke seite — gedacht" sei, müsse
auch vlsp^ karanö dualisch sein. Nun ist es schon bedenklich,
dass in den sicher dualischen fällen — in Verbindung mit
„beide" und mit dem dual des verbs — immer karana bezeugt
ist, cf. ^a karana jt. 10. 95, 19. 29, karana pairi vaenoiß^
jt. 13. 3. Dann aber würden wir noch eine dritte form des
nom.-akk. dual. mask. der a-deklination gewinnen, die auf ^;
welche sonst nur im neutrum und in der d-deklination gilt;
denn mj>f müsste doch wol auch dualisch genommen werden^).
Ich sehe aber wirklich keinen zwingenden grund vlsp? karanö
für etwas andres als für nom. plur. zu halten, und zwar letz-
teren zu einem thema karan-^ wozu sich auch karanem und
karana one weitres ziehen lassen i<>). Wenn man sich karan-
nur parweise sollte gedacht haben, warum walte man dann
hier das in Verbindung mit dualen so seltene t?L<?pa-?
Änliches gilt von paäö. Geldner setzt es = ai. pddäu.
Aber dem steht schon, mil regulärem ä in der Wurzelsilbe, pääa
gegenüber. Ich setze es daher = ai. padds: akk. plur. Aller-
dings wird päd' sonst nur im dual gebraucht; aber auch im
rgveda kommt neben dem häufigem dual der plural vor. Und
zudem lässt sich das unmittelbar folgende zaste (K 4) doch
auch nur als akk. plur. fassen; vgl. jt. 13. 147. - — In j. 9.
10 verlangt man bestimmt einen nom. dual., und es ist richtig,
dass* eine anzal guter handschriften pußro lesen. Aber E 4,
eine der besten , die wir kennen , bietet doch puß^'a. Und der
vergleich unsrer stelle mit j. 9. 4, 7 macht es in hohem grade
warscheinlich, dass die Schreibung pußro lediglich auf die ge-
Beiträge zar altiranischen grammatik. III. 305
dankenlosigkeit der abschreiber zurückzufiiren ist, die die vor-
hergehenden stellen, wo pxtprö nom. sing., noch im köpf hatten.
In einzelnen handschriften geht diese stumpfsinnige gleich-
machung noch um einen schritt weiter, indem sich dort auch
zaiata statt des allein richtigen zaiöip^ geschrieben findet
Zu V. 7. 58 liest Geld n er pourusö asti-vareso^ das er als dvan-
dvakompositum gefasst und mit „durcheinanderliegende knochen
und hare" übersetzt wissen will. Die Übersetzung ist auf
keinen fall ganz korrekt; denn av. pouru^a- bedeutet, wie ai«
paruiid-y nur 1) „gefleckt", 2) „befleckt**. Wir müssten also
„(blut- oder schmutz-) befleckte knochen und bare" übersetzen *^).
Aber auch gegen die Verbindung von asti und vareso zum dvandva-
kompositum erheben sich gewichtige bedenken. Bekanntlich
sind eigentliche dvandvakomposita der avestischen spräche
fremd; cf. Spiegel, vergl. gramm. der alter, sprachen, s. 231.
Statt deren gebraucht sie, wie die vedische, die Verbindung
zweier selbständig flektirter duale i>). Nun könnte man ja frei-
lich asti als akk. dual, aus dem neutral, thema dst- erklären,
cf. ai. brhatz. Aber die Schwierigkeit bliebe gleichwol bestehen.
Das attribut müsste sich doch im geschlecht nach dem zunächst
stehenden Substantiv richten. Nun ist aber jDourt^ö, wenngleich
ai. paru^aü, nom. dual, mask., wärendman pouru8$ erwartete.
Oder sollten die ö-formen wirklich maskulin , feminin und neu-
tral gebraucht worden sein? Es ist mir nicht etwa unbekannt,
dass zu ai. djdcäpfthivi die attribute immer feminin sind, zb.
rgv. 1. 160. 5: te nö gpiäne mahini mdhi srävah k^cUrdm
djävapifkivi dhäsaikö bfhdt. Aber im avesta ist die Ver-
bindung der duale noch weit freier als im rgveda; hier stehen
sie bereits auf der Übergangsstufe zum wirklichen kompositum
wie indräpusnos, indrävdriinajcs^ mUrdcdrunabhjäm etc. be-
weisen, und das allein kann die tatsache erklären, dass djdväpY-
thivi durchgängig mit femininen attributen verbunden wird. —
Ich denke mir, dass das rätselhafte asti einfach 3. sing, aus yerA-
ist. Die drei werte p. a. v. sind warscheinlich erst später hier
angeflickt worden, sonst würde wol das bei den vorhergehenden
aufzälungen stehende tca auch hier nicht fehlen. Ich verweise
auf änliche einschiebungen in jt. 10. 128 (asti jö ga^asnahe)
und 129 {asti aianhaena sparega). Es ist also einfach zu über-
setzen: „(blut- oder schmutz-) befleckt ist das bar*'. Wie sich
Darmesteter und de Harlez die stelle zurecht legen, geht
306 Chr. Bartholomae
aus den betr. Übersetzungen nicht hervor. Ersterer hat „hair
untimely white", letzterer „la pourriture des cheveux": was
ich nicht vorstehe. — — Endlich, auf meretö im gänzlich
verwarlosten vierten jast ist gar nichts zu geben. — —
So bleiben von den dualformen als eventuell beweiskräftig für
die gleichung ar. -au = z. -ö nur mehr übrig : aristo, jauinö =
jeulnö, vasö-^^aßrö und ga^iö. Letztere form — jt. 10. 48,
14. 63 — füge ich selbst hinzu. Die übrigen „dutzende** die
Geldner noch vorhat zu finden, muss ich einstweilen unbe-
rücksichtigt lassen. [Vgl. den nachtrag, s. 308 f.]
Es sind somit im ganzen nur 8 formen — 3 lokative und
5 duale — an 10 verschiedenen stellen, auf welche das von
Osthoff und Geldner behauptete gesetz über die Vertretung
des arischen -äu im Jüngern avesta gestützt werden kann. Aber
auch diesen geht meiner ansieht nach jede beweisende kraft ab.
Gegen die aufgestellte Wandlung von ar. -äu in z. -d
spricht zunächst die bedingungslose erhaltung des arischen ai.
Man kann wol a priori annehmen, dass die Vertretung von ar.
äi und äu prinzipiell die gleiche sein werde. Vor -Ua ist denn
auch ein zendischer lokativ auf -au wirklich bezeugt, nämlich
vaToJiäu in j. 62. 6 (2 mal). Osthoff meint nun zwar, es
verhalte sich dieses va^haülca zu dem sonst normalen *vai9hö
wie aspaeica zu asp^. Das ist aber durchaus nicht zutreffend.
Wir haben eben hier ar. ai mit kurzem, dort aber äu mit
langem a-vokal. Und in den g3{)äs findet sich der lokativ auf
'äu auch vor betonten Wörtern ; z. b. vawhau ßwathi a ^saßröi
j. 49. 8. Da nun Osthoff für den gä|)ädialekt ä als den
normalen Vertreter des ar. -äu ansetzt, ist er gezwungen vanhäu
durch ausgleichung mit fällen wie vanhäu vä j. 33. 2 und dgl.
zu erklären. Aber Osthoff hat sich dabei allzu vertrauens-
voll auf die Westergaard'sche ausgäbe verlassen. In den
handschriften selber findet sich in allen 7 fällen unterschieds-
los vawhäii oder vanhä (auch vanhä) bezeugt. Und wenn wir
auchoifiäwgj. 33. 3, auänfem jt. 8. 50, ^sfiäs j. 51.12, gä^ v. 3.
3 u. a. m. statt der zweifellos und allein richtigen formen aSäun^,
auäuntem (= a^a^antem) ^snäuf, gäua geschrieben finden, so
werden wir den schluss ziehen müssen, dass die form auf -äu
im lokativ sing, des gä|>ädialekts die unter allen umständen
einzig korrekte ist und überall für die auf -<£ einzusetzen {äkäu^
^ratäu^ peretäUf vaiohäu); vgl. auch Spiegel, vergl. gramm.
Seiträge zur altiraniechen grammatik. III. 307
der alter, sprachen, § 23 b, 8. 35. (Danach ist das in meinem
handbuch § 42 gesagte richtig zu stellen.)
Die Osthoff 'sehe gleichung: ar. -au » gd. -ä ist also be-
stimmt abzuweisen; ar. --äu bleibt im gd. einfach erhalten.
Damit erleidet aber auch die andere gleichung: ar. -äu » z. -ö
einen schweren stoss. Denn ein so bedeutender unterschied in
der Vertretung der arischen diphthonge ist sonst innerhalb der
beiden avestischen dialekte unerhört. Direkt aber wird sie da-
durch widerlegt, dass in einem ganz zweifellosen fall -äu
auch im jüngeren avesta durch -du vertreten wird: im nom.
sing, des demonstrativpronomens , wo A^u gegenüber ai. asäü
bezeugt ist. Die form hau ist c. 30 mal belegt; nicht selten
freilich findet sich die Variante hä; sie ist aber ebenso wie
vanhä neben vaifhäu zu beurteilen: als blosser Schreibfehler.
Es ergibt sich somit das resultat, dass ar. au^ gleichviel
ob in- oder auslautend, im avestischen ebenfalls durch äu re-
flektirt wird. Die oben aufgefürten aki^to, jay/inö = jS^inö,
vasö^^aaprö und gat/fi können also keinesfalls mit den indischen
dualformen auf -äu identifizirt werden. Ob überhaupt diese
formen bereits arisch sind, ist doch sehr zweifelhaft. Im rgveda
treten sie bekanntlich noch relativ selten auf. Sind sie es aber
wirklich, so müssen sie eben .auch im avestischen auf -äu aus-
lauten i'). Man könnte als beleg dafür das dreimal (jt. 8. 22,
28, 13. 78) vorkömmliche, sicher dualische iä (für ferti) anfiiren;
ich vermag doch nicht zu beurteilen, ob die form auch gut be-
zeugt ist. Westergaard gibt ja allerdings keine Varianten
an, doch ist darauf kein verlass. Ist die form aber sicher, so
bildet sie nur noch einen weiteren beweis für die haltlosigkeit
der Osthoff-Geldner'schen aufstellung. Vielleicht ist auch
nä in j. 29. 11 als dualform zu fassen und gleich ai. näu zu
setzen. Tatsächlich ist ja von einer zweiheit die rede, vgl.
Str. 5. 2 und 7. 3 {äyfä)\ doch folgt allerdings gleich darauf
emä (lies a»iä), was nur 1. plur. sein kann; vgl. verf., Bezzen-
berger's beitrage VIII, s. 231. Entweder nä ist akk. plur. =
lat. nös, oder es ist, für näu stehend, gen. -dat. dual.; tertium
von datur ; vgl. verf., Kuhn's Zeitschrift, XXVIII, 1. — Da nun
an den betr. stellen nominative dual, des mask. mit be-
stimmtheit zu erwarten sind, erachte ich die obigen formen für
korrupt; statt -ö ist -a (ev. -au) zu lesen. Jt. 2. 8, 10. 113
und j. 42. 2 sind auch sonst recht unsicher überliefert. Die
308 Chr. Bartholomae
form des nom. sing., die den abschreiben! eine der geläufigsten
war; ist hier, wie gar nicht selten, an stelle einer ihnen weniger
geläufigen eingesetzt worden; vgl. oben s. 303 f. und pitö v. 12. 1.
Es bleiben endlich die lokative aitmgätö, varetafyö und
haetö, Sie zu erklären bieten sich zwei möglichkeiten. Ent-
weder auch sie sind verderbt, und zwar aus °^ö, der gewön-
lichen lokativ- (eigentlich genitiv-) form im Jüngern avesta, vgl
hatn$gat^ö jt 13.57, anh^ojaß a8t%aüiY. 17. 2, atfdzant^o j.9.
28, ahhe dahh^ö j. 9. 28, usastairS hind^o jt 10. 104 u. a.
Oder, es liegt in diesen formen eine abweichende zweite lokativ-
bildung der u-deklination vor. Im rgveda findet sich neben dem
gewönlichen sdnau neunmal sdnö^ d. i. ar. *sdnau, eine form,
die völlig zum slavischen «syntZ, lateinischen senatü stimmt, cf.
verf., ar. forschungen I, s. 79. Im altpersischen sind die
lokative bäbirauv, margauv^ gäfav^ä^ dahjauv-ä, ufrätauv^a be-
zeugt. Ihren ausgang --auv auf ar. -äu zurückzufiiren haben
wir kein recht; dahjäus spricht dagegen, und hauv nicht dafür,
da das nicht mit av. hau identisch sein muss, sondern auch das
ai. s6 (griech. civ in ohxog)y aus sei + «, vertreten kann.
Wie mussten nun solche lokativformen im avestischen^auslauten?
Ich hatte früher die gleichung angesetzt: ar. ausl. -au => av. hS;
dieselbe ist aber als unhaltbar aufzugeben, vgl. oben s. 306.
Sicherheit über die Vertretung des ar. ausl. -au ist nicht zu
gewinnen, wol aber eine gewisse warscheinlichkeit. Wenn wir
nämlich erwägen : 1) dass ar. ausl. -ai — in mehrsilbigen Wör-
tern ausser nach j — durch av. -e (oder -?) vertreten ist; 2) dass
dieses § ($) sonst als umlautsvokal von a {a) auftritt, welcher
durch palatale in Verbindung mit folgenden I, jf, $ hervorge-
rufen wird; 3) dass in gleicher weise wie e (?) auch o (ö) als
umlautsvokal aus a zwischen labialen und i/, if erzeugt wird;
endlich 4) dass im inlaut die avestische Vertretung der arischen
ai und au prinzipiell eine völlig gleiche ist^^): so werden
wir den schluss ziehen: dem ar. ausl. -au entspricht aller war-
scheinlichkeit nach av. -o (-o). Danach lassen sich die drei
oben aufgefürten formen und ev. auch die gä{)äform peretö
j. 51. 12 als lokativbildungen wie ai. sdnö^ sl. synü auffassen;
yfQVkn aiwigatö einem t-thema angehört, wie Osthoff annimmt,
ist es eben den t^-stämmen nachgebildet, ebenso wieai. giräü etc.^^).
Nachtrag. In „drei yasht" fugt Geld n er zu den 8.300
aufgezählten formen noch folgende hinzu: ad l)franieretö fr. 4.
Beiträge zur altiraniBchen grammatik. III. 309
2 (8. 15); gatd jt. 13. 107 (s. 128); garö v. 21. 5. 9. 13 (s.
120); — ad 2) a^zö jt. 19. 32 (s. 55); jatärö pour^ö .. atärö
jt. 14. 44 (8. 82); pußrö etc. jt. 17. 50 (s. 117).
Dazu ist zu bemerken: frameretd ist one jede hdschr. gewär.
— aezö ist adverbiell gebrauchter akk. sing., wie va^o, — Die
stelle jt. 14. 44 ist ganz unsicher; vgl. Geldner, K.Z. XX V,
s. 514; Hübschmann, K.Z. XXVÜ, s. 99 ff.; in v. 18. 26
ist jatärö pourj^ö sicher nom. sing. — Die s. 117 zu jt. 17.50
gegebene Übersetzung wird s. 138 zurückgenommen und pufrö
etc. hier als nom. sing, erklärt. — gato nehme ich mit Geld-
ner, K.Z. XXV, 8. 550 als nom. sing, des part perf. pass.;
jö m gato areziaiä „welcher, wenn er zur schlacht auszog, war
. • ." ; areziß': areza- »« ai. rärnjä- : ramd-, vedjd" : v^'da-^ Uitjd^ :
k^ta-, — Somit bleibt nur garo, als lokativ von gairif: ent-
weder fälschlich für gara^ oder als nachbildung nach hafto zu
erklären; cf. s. 308.
VIII. Die schwache form der praesens8tämme9. klasse.
In meinem handbuch, § 296 heisst es: „Der schwache
praesensstamm hat im indischen postfigirtes ni^; im iranischen
dagegen, werden die schwachen formen durchweg nach der the-
matischen konjugation flektirt''. Das bedarf einer richtigstellung.
Die weit überwiegende menge der schwachen formen ist aller-
dings thematisch flektirt, allein ein par athematisch flektirter
kommen doch auch noch vor. Dem indischen ni steht dann
regulär avestisch n gegenüber. Wir finden: 1) 3. sing, praes.
meA.verenf?jAd. 16 1«),? j. 51. 18; gerenf^ ].70. 1, vsp.4. i; —
2) 3. sing, praet med. fraormta j. 57. 24, jt 10. 92; —
3) 3. plur.' praet. med. verenätä j. 30. 6^'); — 4)infinitiv frä
verendißi vsp. 4. 2, der sich zu verenaiti stellt, wie dazdißi zu
dadaitu Neben der athematisch gebildeten form fraorenta (d. i.
ar. *prdvpitay cf.verf., handbuch, § 94a) findet sich auch die
nach der thematischen konjugation fraorenaia jt. 13. 89.
IX. Altpersisch tnähjä.
Man setzt mähjä allgemein gleich ai. mäsasja, av. mänhahe^
und erklärt es aus mähahja^ indem man annimmt, das erste h
sei in der Schreibung weggelassen wie in ßähy statt ßahahj.
310 Chr. Bartholomae
ßötij statt pahcUij, ai^iatä statt ahi^tatä; vgl. verf., handbuch,
§ 151. Wenn man aber statt ßahatij^ das eigentlich ßa + ha
+ ta + i +ja zu schreiben war , ßa + a + ta + i+ja schrieb,
so sollte man fiir mähahjä — eigentlich ma+a+ha+ha +ja +a —
ein tna+a+a+ha+ja+a erwarten; statt dessen findet sich
nur ma+a+ha+ja+a. Die einfache lösung wäre: fnähjä
nicht als genitiv, sondern als lokativ mit der postposition ä za
fassen, also gleich ai. indsj d oder auch, indem man mahajä
liest, gleich ai. mdsa d, Dass der eigentliche monatsname, da-
von abhängig, im genitiv steht, ist kaum auffallig. Zb. Bh. I.
67: vija^nahja tnähja (oder mähajä) 7 raulcabis wäre im ave-
stischen: viSL^nah§ mahi ä (oder mänhs ä) haptapäi^ rcu)k9bis;
d. h. „im monat des V. mit dem siebenten tage''. Man beachte
übrigens, dass rautcah- auch im altpersischen plur. tantum ist, wie
raokdli' im avestischen; vgl. verf., Kuhns Zeitschrift, XXVIII,
s. 13.
Noten.
^) Und zwar ist äu überall das produkt aus idg. a + u;
cf. %7tniay Via, saisö, d%%ia. So ist auch asäü aus *esö + u ent-
standen; das in eso stellt sich zu o in iyvif ego,
•) ur^aßem staotärem vahhanhem
dadoo^ta ahurö mazdd
Dann ist daäao^ta durch synizese aus daäa + aoJ^ta entstan-
den. Vgl. bii^i^dnha jt. 19. 48, 50, wo ebenfalls die vom me-
trum gebotene zusammenziehung auch handschriftlich überliefert
ist ») Die einzig vernünftige lesart (cf. K 20' zu § 26);
gei'embaj^ ist nom. sing, des kauss. part« *) Vgl. hinsichtlich
der bildung z. maeit- (in masitein j. 62. 4 und masito jt. 14.
41) und zairiU » ai. Aarft-. Neben ma^Y- kommt auch tno^äa-
vor (cf. jt. 5. 3) ; neben zairiU auch zairita- = ai. härita^ und
zairi' «= ai. hdri-. Z. zairi- (hdri^): zairit" (harit-) — ai.
gämi*: z. zämiU, — übrigens, was Geldner, studien I, s. 33
über maseta in j. 54. 1 bemerkt, steht mit den lautgesetzen in
grellem Widerspruch. Ein gd. mastä wäre gleich ai. matta (cf.
amatta rgv. 2. 37. 4), und das ist nicht zu brauchen. Zu lesen
ist entweder masata (konj., bzw. inj.) oder masitä (opt.), das
sich zu masitn, masöj masjp, masüetn und ap. tnaßifta stellt
Beitrag zur altiranisohen grammatik. III. 311
Wir müssen unbedingt neben ar. rnnzh- (oder fnqzh") — ai
fnoA-, ay. maz- auch eine wurzel mas- (oder nufs-) «- av. nto»-,
ap. maß' ansetzen , wenn sich auch ein bedeutungsunterschied
zwischen beiden nicht ergeben sollte. — Im übrigen halte
ich Geldners Übersetzung von j. 64. 1 für richtig, abgesehen
von rafeäräiy das ,,um beizustehen" bedeutet, und von airj^mä^
das doch wol als eigenname zu fassen ist. ^) Das verbum
steht im singular wie auch im folgenden. — Übrigens ist tafnu
bisher die einzige dualform im avesta, für die der von Delbrück,
a. a. 0., beschriebene gebrauch erweislich ist *) Wie de
Harlez und Darmesteter das in rede stehende aiem sftUö
verstanden wissen wollen, ist aus den betr. Übersetzungen ;,c'e8t la
priere de louange Ashem'\ „it is the praise of holiness'^ nicht
zu ersehen. — Den anfang übersetzt de Harlez ebenso falsch
wie Oeldner, Hübschmann, zur kasuslehre, s. 252 und
früher auch verf., ar. forschungen I, s. 82; alle verfurt
durch Westergaard's und Haug's überflüssige korrektur.
^) Geldner, Studien I, s. 141 übersetzt hakaß raolcanhqm
fragrätö mit „beim erwachen (d. h. aufleuchten) der steme^';
ich vielmehr „mit dem erwachen des lichts^', und zwar des
frühlicht s. Denn 1) bedeutet raoi^ nirgend „die steme^S
sondern überall „das licht'S vgl. verf., E.Z. XXVIII, s. 13; und
2) wirkt die Büsiqsta daregö-ga^ay die langarmige dämonin
der schläfrigkeit, nicht am abend, wie Geldner annimmt, —
nachts zu schlafen ist auch für den mazdajasner keine sünde, cf.
j. 44. 5, vend. sad. § 111 — sondern am morgen. Es geht das aus
unserer stelle (v. 18. 16), noch deutlicher aber aus jt. 22. 41
hervor. Wenn der han die menschen durch sein krähen auf-
weckt, da kommt Busy%8ta und versucht sie wieder einzu-
schläfern: J^fsa daregö maiiska noijß tf scJcaitf sc. ustäite^
„schlaf noch lange, menschlein, du brauchst es noch nicht (auf-
zustehen)''. — Bez. jt. 22. 41 f. ist Darmesteter, the Zend-
avesta II, s. 322 f. zu vergleichen. Nur möchte ich sehr be-
zweifeln, dass karetö dqsu^ „he who has knowledge made^' oder
„he who has the knowledge of what is made'* oder irgend än-
liches bedeute, karetö geht doch sicher, wie längst erkannt
worden ist, auf die sporen des hans; und wenn zehn pehlevi-
übersetzungen kardak däniäno bieten, so vermag das daran
nichts zu ändern. Die tatsache, dass von den alten heimischen
Übersetzungen der avestatezte mehr und mehr aufgefunden und
312 Chr. Bartholomae Beiträge zar altiranischen grammatik. III.
▼eröffentlicht wird, halte auch ich für eine durchaus erfrea-
liehe; nur wünschte ich, dass sie nicht einen rückschritt im
Verständnis der originale imgefolge haben möchte. — De Harlez
hat das ganze fragment jt. 22. 39 ff. in seiner Übersetzung
weggelassen. ^) Vgl. h^mißiajß j. 53. 9 , hamistef^ hami-
^aiftfka und hamaestärem, das mit altp. Aanff^'/d nichts zu tun
hat. ^) paury^if j. 30. 3, 45. 2 ist lok. sing, neutr., nicht nom.
dual. mask. ^^) karan^ als thema anzusetzen empfiehlt sich auch
schon wegen des maskulinen geschlechts. Die themen auf -ana-
sind wie im indischen neutra; vgl. Spiegel, vergl. grammatUc,
s. 166. 11) Die erste bedeutung liegt bekanntlich vor in dam
eigennamen pouru^aspa-^ eigentlich „scheckpferde besitzend^:
so zuerst — wenn ich nicht irre — Hübsch mann, wa-
rend Spiegel, vergl. gramm. s. 225 noch bei der alten er-
klärung stehen bleibt. Dass jtourt^aspa', statt wie zu er-
warten, pouru^äspa- geschrieben ist, beruht eben auf dem ver-
kehrten etymologisiren spätrer zeit, wo man das wort in /xmru^
+ aspa zerlegte; vgl. jt. 23. 4; 24. 2. i>) Das von Justi,
handbuch, § 407 zitirte aso-^öißräsiea jt. 8. 42 ist sicher falsch
überliefert. Das vom metrum geschützte doppelte ica in srl--
räska asö §öipräs1ca ist nur zu verstehen, wenn man as^ Id
a8ä korrigirt Dafür spricht auch jt. 8. 33: a^i asä a^i^oiprä,
i<) Das gleiche gilt von den perfektformen auf -üu. Ist -du
hier arisch, so entspricht auch im avestischen -äu. Vielleicht
dadä (statt daääu) in j. 12. 7 ?
1*) Ar.ai— av. { ; ar. au»av. ( . Also : entweder
\di \Su
wan-
delt sich der zweite komponent in den ihm zunächst stehenden
a-vokal; oder es wandelt sich der erste in den dem zweiten
femststehenden a-vokal. Die in derschrift auftretenden längen
haben für die ausspräche keine bedeutung. Letztere würde sich
nach Sievers, grundzüge der phonetik ^ s.« 70 etwa so dar-
stellen: ar. ai=-av. ae^ \mdoU; ar. att-^av.oo* und e^u. i*) Als
ein weiteres beispiel für av. -o » ar. -au wären noch die Vokative
z. maifiiö (»ai. tnänjo)^ vaiö zu nennen. Die Überlieferung
schwankt aber überall zwischen -o und ->il, und in den gä{)ä's findet
sich nur die letztere form. — Endlich könnte auch av. -ö
im lok. dual, {zastaiö^ ubaiöy anh^b) auf ar. -au zurück-
A. Fiok Zar griech. laaüehre. 313
füren und sich zu sl. -ü (materü etc.) stellen; doch ist hier
der boden allzu unsicher.
^«) aß ahurä hjiö mainpim zarapu^trö
verents mazda jestf Ici^lcä spSni^tö
99Zara{)ustra hier bekennt sich zu dem geist, der dir der aller-
heiligste ist, o hl. M." i') Über das suffix -äta a. and. o.
Halle a./d. S. Chr. Bartholofnae.
Zur g^riechischen lanüehre.
L Ablaut Bifj^ 01(0 und aitj w.
Während er sich nur auf eine weise, nämlich zu a ver-
kürzt, schwächen sich rj und to bekanntlich sowohl zu e und o,
als auch zu ä vgl. Bezzenberger o. V. 312 ff. Die anwen-
dung der beiden weisen ist durch ein einfaches, fast ausnahms-
loses, gesetz geregelt: ursprünglich auslautende tj und
(o schwächen sich zu e und o, nicht ursprünglich
auslautende, sondern (nach der früheren auffassung durch
metathese) erst aus zweisilbigen formen entstandene
und inlautende i] und w lauten schwach beide zu ä ab.
Der ablaut von i; zu 6 erscheint im präsens in:
aeim devreg aeaavza/rjfvi =» s. v^ii; ^
didivTiDv: didr] „band";
üftev levri Uig ufievaL : ttj^ij tev.'trpf.
Im aorist act.:
ed-egiep ed-ev ed-eaav d-eig d-ifjievai d-igt^ta edirpuz;
dqdrfjv irtqoBaav dtpeig fied-i^evai: ijcrt kq^ta fjnux.
Im aorist med.:
ed'CTO ed^eo d^iad^ai d^egAevog *eo =- s. dhishvd^ 9ic9B;
iipeiTo (Jvvevo e^eo TtQoaead-aL ftQoi^evog.
Im aorist pass.:
Im perfect med. pass.:
didevo didevro vgl. s. dadi" 1. 3.;
Tid-eraL %ed'€(jiivog s. dadh^ 1. 3.;
314 A. Fick
aq>ätai yiad-eiTO (drai «■ ^erai).
Im pari perf. pass.:
dezog = s. ditd, äveuog awsvog, d-erog == s, hitä.
Dem pari. perf. pass. folgen die nomina: Senj „fackel" ( =
„bündel"), a^aiXo'dezrjQj ivevqQia^ diaig^ eaig, d-iaigj s. hiti.
lihqov mit versetztem accent hat s. mä'trä und /i^^ig neben
sich. In deafjiog ia^og d-ecfiogy alt d-ed-fiog red'^og^ ist d- viel-
leicht phonetisch, wie in äqid-fiog neben germanischem rima
,,zahl'S' die starke form zu d-e^fiog kann im got. d&fns liegen.
di^f diQog steht wie dvaarjg (eog), aexfia zu aftjvi; §£Q6g
ist schwache form zu ^tjQog von ^j; ^ s. ksM.
/ed^og : /r]'9ogy vgl. got. sidus s. svadhä\ und iiidwv: fiij-
do^aiy vgl. got mitan^ sind nicht eigentlich regelwidrig, denn
das 1] ist in /tjd'og gjnqdo^m nicht als inlautend behandelt, in-
dem auf die noch gefühlte Zusammensetzung von /tj « lat sei
in svSviy svetvs, und ^rj ,,me8sen^' rücksicht genommen wurde.
Nur äaTLsd'isg, die bessere lesung Odyssee ^ 255, für aaxrjd'üg^
könnte man regelwidrig nennen.
Der ablaut von cei zu o tritt unter derselben bedingung
ein, wie der von t) zu 6.
Im präsens:
didofÄep didovTL didovg : d/dcü^t, dldoaav edidov : edldtay;
cvoaai ovovrai ovovxo'.vo} im lat. nömen^ s. ndtna, wo-
zu ovofia got. namo schwache form, opvf^a =» irisch
anman" schwächste form ist: nd'mhi loc. nomhii dat
nomenü.
Im aorist:
doixev sdov dog dotto dofjieyai dovg:3(o(o düai edwxa;
UTtidoto anodofieyog vgl. s. ddäa.
Im aorist pass.:
Im perf. med. pass.:
diöorai iSiöoro vgl. s. dadi;
iyiTtinotai vgl. s. pape 3.
Im part. perf. pass.:
do%6gj ovoTog vgl. lat. nöia : ndmetty norog, ^j^ßorog,
Ttakly-xoTog vgl. s. pÄci lat cälus.
Ebenso in den nomen: dovriQ : dwiiaq, ßorr^q :ßwT(OQy foi-
votzottiq: lat. pdidr^ ßovßorrjg : avßwrrjg^ ßoaig dooig maig vgl.
ßanidvsiqa, afmwrig. ^ooi^g, nUvux s s. pdti, pdtni gehören
Znr grieoh. laatlehre. 315
wohl za 7t(ü hüten, dofjia^ /ro/tia ; Ik^cü^a , ovofia: lat ndmen
8. fUtfna, OTOfia zd. gtamani axu^vlog s. stämu.
Neben ßofog liegt der accus, ßm II. £f 238, wie neben
gävas der accus, g&'m.
Dagegen tritt der ablaut von i] zu a und von oi zu a
unter ganz anderen Verhältnissen ein, nämlich a) wenn rj und co
nicht ursprünglich auslauten, sondern erst aus zweisilbigen
formen entstanden sind und b) wenn i] und m inlauten.
a) Nicht ursprünglich auslautendes t} lautet zu ä ab:
im präsens:
mfÄTtXafiey : mfinXrifii ; TtXrj entstand aus neXe vgl. s.
prd-td: purä\ wie s. pür-y got. fld in fld-dus aus s.
pdri^pila;
TtlfiftQafiev : nl(i7tijv^iii „brenne" ;
TUXQctfiey : yuxQfifii vgl. X(nlC(o und ahd. gerdn.
Ionisches x^ao^ai ist auf juf/iiad'ai.y aiiita auf afci/, ger-
manisch mäjan^ mhd. mäd zurückzufuhren. Ganz regehrecht
ist auch der ablaut in %vcLim : xyr^Vj xpalio: xptjv^ Xikalofiai : Xijv
„wollen" Xfj^a „wille". V^fy ist tfjTjjeiv mit dem accent auf t] vor,;,
tritt der hochton hinter j^ so wird j in i verwandelt und tj in
a geschwächt, weil tptj aus q>eae entstanden ist, wie s. psä in
psd-tä aus bhasä'.
Im aorist ist a in äTtoaxXalrp^ aus tjinayüi^ai geschwächt,
weil der accent ursprünglich auf der Optativendung iSn lag,
wie in s. »!f(Ym, und otiXt] erst aus aiuXe entstanden ist, vgl (maXe"
iro$ und ayiikXa), a im äolischen x^Iohb steht im regelrechten
ablaut zu iq in x^a^at.
Im perfect kann man hierher äol. MUja&i (ä?) und^lXaori
(bei Hesych) stellen in ihrem Verhältnisse zum lakonischen
IXfj/iig^ das freilich auch andere deutungen zulässt Ebenso
lautet der nicht ursprüngliche auslaut t] in dem denominale
deiTtviü) im perfect regelrecht in ä ab in dem attischen dedel-
TtväfjieVf wie in riqiaxäijav zu agiardw ä zu ä.
Wie dedei^nmfiev zu dedeiTtvri'Mx verhält sich s. paprivd'n
zu paprdu paprätha^ vgl. TcifiTtXäfjiep : TclfjtTtXtj^fii.
b) Der ablaut von i; zu a tritt auch dann ein, wenn t]
inlautet
So im aorist: x^dovro „sie wichen'*: httKiqdeL * vTteM"
XfOQ^jMi bei Hesych und lat cido; vTteQQayrj äol. ev^/i;;/^-
^fii breche.
316 A. Fick
Sonst findet sich der ablaut von inlautendem tj znä noch
in Xayug: kyprisch a/r^Ai/Ka „riss", Aax/^cu hi^:XrpLrflai* Ttcna-
|at Hesych vgl. lit laklnti : VSkti fliegen , Ttdhxi : tt^äc = i^i€,
Xaydaaai XayaQog : X'qyti) vgl. lat. laxus langueo^ ifHXKrav : y/fp^w.
Weitere beispiele a. a. o. V, s. 313 ff.
Dem ablaute von tj zu ä genau entsprechend miisste (o zu
ä ablauten, a) wenn (o nicht ursprünglich auslautet und b) wenn
es inlautet
Von a) hat sich im griechischen verb kein beispiel erhalten,
weil das einzige verb älteren gepräges, worin (o nicht ursprüng-
lich auslautet, nämlich yvo), in yvoiriv yvovg der analogie von
ioirpf doig gefolgt ist, während* im Lateinischen gndrus auf
den a-ablaut weist. — Eine spnr des fraglichen ablauts im verb,
wenn auch nicht am gesetzlichen orte, findet sich in iavoeuo
Ilias 17, 25; wozu sich bei Hesych das präsens ovoevctt findet.
Ausserhalb des verbs gehören hierher ablaute wie am.'OMtf,
xaTa.-xarai u. a.
b) Im inlaute findet sich der ablaut von cci zu a in BT(Kxyoyi
TQtiyo» und accxyog : aci^to „zerreibe'S ebenso in atdad-akogj vgl.
rohd. taddf nd. dadd in seinem Verhältnisse zu to^Co»«'^-
tat/ta bei Hesych, woraus eine grundform d-ia&aJja nothwendig
hervorgeht.
Von der deutlichen Scheidung der beiden ablautsweisen,
welche das Griechische zeigt, lässt sich in den verwandten
sprachen nur wenig nachweisen. Im Sanskrit sind ä 6 6 be-
kanntlich zu ä zusammengeflossen, welche eintönig zu i ge-
schwächt werden: sthitd, hitd, gitd (zu ^^yua schärfen). In
einigen fällen schwindet der geschwächte vocal sogar völlig wie
in dadhmäsi, dtta, selten nur hat sich a behauptet^ meist nur in
der Verbindung mit folgendem i za e (= ai), wie in stheyä^m,
dheyölm^ äeyä^m'^arairpf^ d^eiip^, dolriVy welche als^^ai^'m u. 8.W.
aufzufassen sind. Im Latein und Germanischen ist von einzelnen
spuren des ablauts e : S^ o:d abgesehen , der ablaut a: S 6
durchaus der herrschende geworden. Neben lat. ventus^ got.
vinds zu vS „wehen'S lat. nöta : ndmen findet man lat. sätua : sivi,
got. mia: si^ lat dätusid&num (lit dedüid'Sti lin^a-s B.)
Wenn man das princip, wonach im Griechischen beide ab-
laute geschieden sind, näher untersucht, so überzeugt man sich
leicht, dass eine solche sonderung im einzelleben der griechischen
spräche gar nicht hat eintreten können, dass vielmehr auch
Zar grieoh. lauüehre. 317
hier, wie so oft» das Griechische allein ein ursprüngliches laut
gesetz bewahrt hat
Die anlaute iy 6 sind vermuthlich ursprünglich wie die
auslaute behandelt worden, wenigstens kann man isti auf Ss in
i'stai (rjaziu » s. ^8te)y edtav s. ddmi auf lit. 'dämi^ oqiad-ai auf
(o^)ai^e, lat. odium auf ddi, otfa auf (od)oda, lit üdzu beziehen.
U. Die ursprüngliche vertheilung von inlautendem
jot (y) und L
Die von dem herausgeber dieser Zeitschrift angeregte frage
nach dem Verhältnisse von inlautendem jot (y) und i glaube
ich jetzt y wenn auch nicht lösen, doch einen schritt weiter
fuhren zu können. Es ist, wieBezzenberger bereits erkannt
hat, der accent, welcher hier entscheidet, und es lassen sich in
diesem sinne drei sätze aufstellen, die man als regeln oder selbst
als gesetze bezeichnen kann.
1) Jot (y) erscheint ursprünglich tiberall da, wo
der hochton vorhergeht, also hiess es z. b. ursprachlich
potiycnto ^^ s. patdyanta »» Ttoriovro, Diese regel gilt im Grie-
chischen fiast ausnahmelos. Ihr folgen die verba auf ata^ ita^
Ofüy wie die auf ursprüngliches i}Jai, wie /}A^, C^, xv^y, iUjy,
yrpf^ Ttfjyy agiilv, oyfivy i/^y, drfld'aL und xg^ad-ai vgl s.gdfjfati,
afhdyaii^ trä'yati^ lit. sp^ju^ seju, ksl. spijq sijq^).
Ebenso sind afjiivofÄai, devoi, vevw als ursprünglich auf
evJQ} ausgehend zu denken, wie auch ßaaiXevfOy TtoQewa gegen-
über den abstracten ßaCLlalay nonela^ welche den ton einst auf
der endsi lbe tr ugen.
Aus 4vjw entsteht äolisch iwwy ionisch attisch üvia] la^
konisch ijv(o in ^dvio^ %%üviOj Ttlvw. tiwu * crivei, ßQvx^foi
bei Hesych kann nur äolisch sein , xivyw >» vivjw entspricht
dem s. tä nyä-^f.
^kj(o giebt iUto im thessalischen ßiXkoiiai^ arkad. iiXkta
— C^Iloi, oxiXlitf, oq>iUjfOy (miXXio, ariXXw^ rilXwy woneben
^) Die ionisch-attischen oontractionen beruhen auf quantitatsversetsung:
in* ans Un^ : Cn^h C<3/i«y aus U^fiep t i^ofi^^ (mrreg aus UMfttt : dioiTK.
B«ltrl|[« s. konde d. ig. ftpn«h«B. XX. 22
318 A. Fick
lokrisches deilofiai und attisches 6g>ello} mir nicht recht yer-
ständlich sind .
Aus i^jw wird äolisch i^^ , ionisch attisch eiQw dorisch
ij^ in äyeiQü), aeigw, äficigofiaiy uqw, delQto, iyetQW, id-eiQaff
yLeiQCJy fieiQO^aiy neiQCjy OTtelgw, feiQWj tpd-eiQw. Im Sanskrit
flectirt so hdryati.
Durchaus regelrecht ist auch jot, nicht t, in fteaauß vgl.
8. pdcyate^ . eCo-fiai =■ as. sittiu^ &iaoo^ai ~ got bidja^ zend.
jaiäyimi und levaacjf welches yermuthlich für levTLTJo) steht
und dann dem got. liühtja gleicht.
2) iy nicht jot, erscheint überall da, wo der hoch-
ton ursprünglich folgte. •
xv^v und yivaieiv unterscheiden sich eigentlich nur durch
den accent: xv^ entstand aus -Mnfjjuv^ während xiWeiy ursprüng-
lich xvaieiv betont war. Genau so verhält sich got. 9aia au
ahd. 8äju^ mhd. sceje^ lit. s'^u^ ksl. sijtf. So gehört daiofiai
zu da, s. däti „er zertheilt'S Tcraiio zu ^mj fallen, rpaita und
jpaiOTog zu ^v.
yaltavy daita, xcr/oi, xkaito^ älter fccfltav da/^iia u. s. w
beruhen auf d en grundformen yö/, öäf u. s. w., welche vor oxy-
tonirtem iw ihr ä verkürzen.
Die metathese in den verben auf alvio und al qu) e rklärt
sich nur dann, wenn wir als ursprünglichen ausgang iw, nicht
jfü ansetzen, a ist hier immer geschwächter vocal, die schwä«
chung weist auf ursprünglich folgenden accent, und so sind
jucuvsa^at, xaiqeiv aus fianead-aiy x^Q^^^ entstanden.
Statt des a usgang s aXkw in aXlofiai =r lat. salio hätten
wir der regel nach ailio zu erwarten. Spuren dieser bildung sind
dialectisch erbalten, wie im kyprischen aMg « lat. alius neben
aUog. [El. aika^gta? Rhein, mus. 36. 620 B.]
Das i in den Optativen el'iyr, ataitjVf &elfpff doirpf erklärt
sich daraus, dass der ton ursprünglich auf dem rj lag. Diese
ursprüngliche betonung ist im Sanskrit bewahrt geblieben:
syd*fn, stheyd'fn, dheyd'm, deyd'm. Die drei letzten formen sind
aus sthSd'm, dhid'm, dSä'm^ diese aus sthaiä'm^ dhaiä'my daiä'm
entstanden, und es enthüllt sich hier zugleich das vocalische
gesetz des Sanskrit, dass derjenige laut, welcher den griechischen
aus ä tj (o geschwächten vocalen ä e o entspricht und sonst
im Sanskrit regelrecht zu i geschwächt wird, seine ältere form
als a bewahrt, wenn er vorarisch mit folgendem i zum diph-
Zar gpriech. lautlehre. 319
ihonge e » ai yerschmolz. So entspricht denn auch s. e dem
griechischen ai in infinitiven wie s. vidmdne »> fidideyai, atf^ai
— « in ddyate dem griech. daieraL^ wo man freilich nach
dheyäm vielmehr deyate erwartet hätte; rielleicht hängt diese
Unregelmässigkeit mit dem (secundären ?) accente von ddyaie
zusammen«
Das durchgängige auftreten von % in den adjectiven auf
log^) erklärt sich unserer regel gemäss aus ursprünglicher ozy-
tonirung. Erhalten ist dieselbe in äq^yeLog, YeQOiog^ Ttcdaiog;
sie wirkt auf vorhergehende vocale in atpveiog: aq>€vog^ yeQaiog:
yilQagy irifiiog : TvavdrjfißL Im Sanskrit lässt sich die ursprüng-
liche betonung dieser Wörter kaum erkennen, doch herrschen
ia {iya^ yä) und id (yd) v6r.
In den abstracten a uf ä , we lche von den abgeleiteten ver-
ben auf i(o (=- ijw) und eiw (=- evja)) gebildet werden , tritt
das i hervor z. b. d-eoloyia : d-eoXoyioj, ßaaileia : ßaaikevio.
Der grund dieser erscheinung liegt in der ursprünglich ver-
schiedenen accontuirung dieser Wortklassen: ßaöikevjw^ aber
ßaaiXe/ia. Dass der ton in ßaaileia wirklich ursprünglich auf
dem ende lag, lässt sich aus s. dofosyä u. s.w. folgern, womit
freilich auch das verb dagasydti gleich accentuirt ist*).
Hinter muten gilt unsere regel nicht. Wenigstens nicht
im präsens. Es heisst TaQaaaWy g)^iaa(o, vvaawy Xal^oficuy vl^(Oy
/fi^tay Xi^Wy Xlaoofiaty (pQal^iOy Itoi, TcXv^to statt raQaxltOy (pqV"
ydfa XL s. w., wie nach unserer regel zu erwarten wäre. Doch
sind spuren einer anderen und vermuthlich älteren behandlung
in Idita s. stMyati^ ahd. swizzu, und ia&iw erhalten. Uebri-
gens sind die oben angefahrten fälle nicht eigentlich regelwidrigi
es stimmt in denselben die behandlung des jot vielmehr zum
vorhandenen accent, folgt nicht einer einst gewesenen betonung.
3) Konnte nicht auch der ton auf dem y «• i liegen? und
welcher laut erschien dann? Zweifellos i, wenn auch im Sans-
krit ursprüngliches iä oft als yd, daneben freilich auch als
fya erscheint Ich nehme jedoch an, dass die betonung ia,
wenn auch bereits ursprachlich vorhanden, doch erst secundär
eingetreten sei in Wörtern, welche ursprünglich tonlos waren.
Dafür spricht s. l" — griechisch lä. Die Verkürzung von ä zu a
kann nicht wohl durch Wirkung des vorhergehenden accents
*) Vgl. dazu K. Z8. XXIV. 362 ff., Paul und B raune's Beitr. V.
129 ff. [B.] •) Vgl. got. armaio'-arman o. VII. 210. [B.]
22*
320 B. Sprenger
entstanden sein, denn eine solche Wirkung des ursprünglichen musi-
kalischen accents ist unerhört, sondern nur dadurch, dass die
laute id in einem tonlosen worte standen. Damit stimmt auch
die sonderbare mannichfaltigkeit in der betonung des s. t »> grie-
chischem iä. So entsprechen sich zwar im Sanskrit und Grie-
chischen : trf und T^/a, vidtishi : fidvla^ pdini und nanfia, wo-
gegen s.urvf und evQeia abweichen; all diese betonungen sind
mit dem ursprüngUchen accentprincip nicht zu vereinigen, daher
vermuthlich secundär an die stelle vorgängiger tonlosigkeit
getreten.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass die vertheilung von v
und u im wesentlichen auf denselben prindpien beruht als die
Yon jot und t. Man vergleiche nur (^fta:^v^vai^ s. hdvate:
hutäi^ ßhüta und s. ruvdii, grdvas^^nki/og und 2 pl. pf. ^ufruvd.
Ä. Fick.
Zum mittelhochdentBchen Wortschatz.
V.
lobderanz?
Bruder Hansens Marienlieder ed. Minzloff 4155:
al trüegh ein sau ein lobderanz
und ein esel einen rdsencrantz.
Unerklärt blieb auch noch bei Lex er I, 1946 lobderanz, das
dem zusammenhange nach etwas einem rosenkranze ähnliches
bezeichnen muss. Zur erklärung dient ein citat aus einer lü-
bischen luxusordnung im Mnd. Wb. lU. 420: verordening met
de gemeente, dat geene vrouw langer beckede mouwen dragen
zal dan tot het uiterste lid des kleinen vingers gevoerd of onge--
voerdy . , . en de rame niet mer dan van drien vaeken en zon-
der löbben. Wie aus anderen von Lübben a. a. o. beigebrachten
stellen hervorgeht, ist ranze eine kopfbedeckung, fast gleich-
bedeutend mit „schappel". lobbe ist eine art manschette, ein-
fassung, und es gab; wie aus obiger stelle hervorgeht ranzen
mit und ohne IMen. Ich lese daher: ein lobde ranz und fasse
lobde {lobbete) als part adj. ,,mit einer lobbe versehen*-.
Zum mittelhochdeutsohen Wortschatz V. 321
überbrünstic
„überhitzig, übereifrig" ist bei Lexer 11, 1610 belegt mit
ürstende 103, 26, beruht jedoch nur auf conjectur. Die hsL
lesart lautet:
wände nu bi disen zeiten sint
diu liute so chunstich
unt so genüge uberbruchig
daz nieman niht erdenken chan,
dane welle ir ieglicher an
seine chunst lazzen sehen.
Hierzu ist zunächst zu bemerken, dass chunstich ^^mit kunst
begabt'* nicht in den Zusammenhang passt; das einzig passende
scheint Yielmehr utiküstec „arglistig, heimtückisch" zu sein.
Damit fällt aber zugleich das ebenfalls kaum dem sinne nach
passende überbrünstec „übereifrig". Ich setze dafür mderbrüstec
„widersetzlich, rechthaberisch", eine nebenform zu widerbrühtec^
die durch das stf. widerbrust — widerbruht in Reinbots Georg
3029 bestätigung findet. Der text ist demnach etwa folgender-
massen zu reconstruieren:
wan nü bi diesen zlten sint
diu liute so unküstec
unt gnuoc widerbrüstec,
daz niemen niht erdenken kan,
dane welle ir ieglicher an
sine kunst läzen sehen ....
sachbendel?
Lexer 11, 564 belegt aus A. v. Kellers Fastnachtspielen
371; 9 ir seit dm koufman als gleich als ein hherwurst eim
sackpendd wird sich einfach als sackband (starker bindfaden)
erklären.
ente
in der übertragenen bedeutung „lügenhafte erzählung" ist auch
schon im späteren mhd. zu belegen bei Herman von Sachsen-
heim, Spiegel 188, 9 von enten swarz unde grd kan ich nicht
vil sagen. Bei demselben schriftsteiler, Mörin 2197 und Tempel
757 (s. Martin z. d. st.) findet sich auch entemcer. Somit
kann unsere „Zeitungsente" nicht erst von der 1804 in ein
322 S. Sprenger
feuilleton eingerückten nachricht des Niederländers Egide Norbert
Cornelissen yon 20 enten, »»deren jede zweite die erste, mit
federn und knochen kleingehackte und ihr vorgesetzte aufgefressen
und so die zwanzigste alle vorigen im leibe gehabt" (s. Leh-
mann, Magazin f. d. lit. des ausl. 1852 s. 23) herrühren. Auch
an eine abkürzung und verstümmelang aus legende, welches
manchmal satirisch in lügende verkehrt wurde (vgl. z.b. Luther,
Die lügend von S. Johanne Ghrysostomo . . Wittemberg, H. Lufft
1537) darf man nicht denken, da auch gans so gebraucht wird
Mörin 1216 der Eckhard Uawe gens mir sagt. Wie entemcer
findet sich auch gensmcer (s. Martin z. d. st.).
mürsnitze
Lexer I, 2254 ist der name eines obergewandes der frauen.
Schmeller-Fr. I, 1655 vergleicht mit recht das czecL mo^a,
mosnidka „bastkorb", wofür auch die bei Lexer nicht ver-
zeichnete form muschnitze spricht. So wurden früher die weiten,
sogenannten »,reifröcke'^ volkstümlich „kükenkörbe" genannt.
ungelerret part. adj.
Weinschwelg 409
er sprach: „des wins gedrenge
l&t mich nü ungelerret
Grimm, Hahn und Vernaleken bleiben bei der hsl. les-
art, ohne jedoch das wort befriedigend zu erklären; die ver--
suchten änderungen verzeichnet Schröers ausgäbe. Auch ich
bleibe bei der Überlieferung und nehme ein sw. v. lerren
„töricht, rasend machen, quälen** an, indem ich lira^sttütus in
Diefenbachs glossarium latino - germanicnm und liraehtig
„rasend" (Mnd. Wb. 11. 702) vergleiche.
lürzen, sw. v.
Obgleich schon M. Haupt z. Hartmans L büchl. 494 be-
merkte, dass die von Grimm angegebene bedeutung nicht
passe, hat sie sich doch bisher in den Wörterbüchern erhalten.
lürzen ist das factitivum zu lerzen „lustig, übermütig sein*^
und bedeutet 9,lustig, übermütig behandeln, necken". . Im I. büchl.
494 ist es demnach =- spot 488; äne lürzen frgm. XXXI, 11
„ohne spott, in Wahrheit*^ Auch in v. d. Ha gens Gesammt-
abenteuer UI, 80> 1397 bedeutet lürzen nichts anderes als
Zum mittelhochdeutBchen Wortschatz V. 383
„foppen, necken^'. Im Schlägel des Rüdiger von Hunkhofen
1048 haben koloczaer und beidelberger hs. übereinstimmend
lurzten, wofür v. d. Hagen, Gesab. II, 445 fälschlich herzten
gelesen hat Es steht dort im gegensatze zu krenken und be-
deutet etwa ,,jemand gut unterhalten, ergetzen".
ric
gewönlich als „gestell*' gedeutet, bezeichnet geradezu den „hals^^
S. Bech, Göttinger gel. anz. 1881, st. 15, 16. Ist lat. rictus^
dessen grundbedeutung „Öffnung" zu sein scheint, zu ver-
gleichen ?
chu fem.
Kue, Kuh heisst noch jetzt in Regensburg ein bischöfliches
gefängniss für delinquierende geistliche (s. Schmeller-From-
roann I, 1215). Das wort erscheint schon 1365 in einer yon
Schmeller angeführten stelle der Monumenta boica XIX,
265 — nach welcher Ludweich Pütrich zu München dem nach-
herigen kloster seines namens unter anderem seinen halben
garten, „der gelegen ist in der stat ze München hinder der
chu'' schenkt und musste daher bei Lexer aufgenommen werden.
Ob mit Schmeller an Zusammenhang des wortes mit hoben,
hebe zu denken ist, scheint mir zweifelhaft.
malh?
wird bei Lexer I. 2016 ohne angäbe der bedeutung citiert
aus Bebeims buch von den Wienern 59, 12: Hans von Frei-
singen toaz dez kaisers hofmarschalk , sein manheit dy was
sunder molk. Bei der neigung des österreichischen dialekts
zur metathesis ist nicht zu bezweifeln, dass wir hier die um-
deutschung von lat. macula vor uns haben; „makel*' dringt
übrigens erst nhd. durch; aus früherer zeit ist es nur belegt
aus Frauenlob s. 44, 26," 18,
grüsen
wird nach Müller I, 585, Lexer I, 1107 auch mit dem accu-
sativ der person construiert; in dem dazu angeführten belege
Kindheit Jesu 99, 62 diu kint huohen sich dan, vil sSre in grüsen
hegan ist in jedoch dativ plur. Auch Alphart 209 scheint zu
lesen: do begunde sere grüsen dem üzerwelten man.
324 R. Sprenger
bi.
Über bi als conj. praes. des hilfszeitworts s(n bemerkt
Wein hold, Mittelhochd. Gr. § 346: „Für den conjunctiv ist
ein einziger, aber durch den reim geschützter beleg erhalten,
nämlich die 3. sing, btist Amis 154'^ Dazu ist auch Bair.
Gr. § 298 zu vergleichen, wo Weinhold selbst diese form auf-
fallend findet. Dieser beleg ist zu streichen, denn s6 U in diesem
verse ist „so nahe". Vgl. Zs. f. d. ph. 8,214 und Haupt's
Zs. 15,256.
gotzeil stn?
Dieses spätmhd. (österr.) wort mit Lex er I, 1057 ™^aZtw
(ein trockenmass) zu erklären, däucht mich allzu kühn. Es
kann vielmehr kaum zweifelhaft sein, dass in gotz der genet.
gotes steckt, der noch jetzt häufig im volksmunde zur Verstär-
kung eines substantivischen oder adjectivischen begriffes dient
(siehe die beispiele bei Schmeller-Fr. I, 960 und für das
niederd. im Mnd. Wb. II, 36). Gotzeil ist entstellt aus gatzteil
(gotes teil) „der von gott beschiedene teil". Das wort erscheint
in den beiden von Lexer angeführten stellen in Verbindung
mit saltz und traid, und somit möchte zu beachten sein was
Seh melier (-Fr.) I, 959 bemerkt: „Die gottesg&b, fromme be-
nennung des brotes und anderer natur- besonders mineralischer
Produkte z. b. die gotzgab des salzes".
quert(ne
W. V. Niederrhein 7, 28, welches auch bei Lexer fehlt,
ist ■- kerrine, viertägiges fasten.
triben.
driben, driwen hat in niederdeutschen mundarten (Scham-
bach s. 48; Dann eil s. 40) die bedeutung „durchhecheln,
beklatschen". Diese bedeutung ist wol abzuleiten aus der ur-
sprünglichen „bedrücken, plagen", welche auch das lautlich
entsprechende gr. d-Xißeiv hat Im mhd. finden wir nach Lexer
eine ähnliche bedeutung nicht, Müller III, 876, zeile 20 hat
„einen umbe triben" ,jemand zum besten haben". Aber auch
das einfache triben c. acc. findet sich in dieser bedeutung in
einer mittelfränkischen erzählung bei v. d. Hagen , Gesabent
Zum mittelhochdeatBchen Wortschatz V. 325
nif 248^ 1954. Heinrich sprach ,^under spot, diser rede ist
uch nit not, daz ihr mich aUd trtbent^^ und 1958 ich tvcer dar
zuo niht ffuotf daz ich uch trfben aolt. Vgl. ahd. trehandn
Notker 26, 12 die mich trebenont^ tribulantiom me. Das fehlen
dieser bedeutung bei Lexer ist auch von Einzel in seiner
ausgäbe des gedichts (Berlin, 1880) nicht bemerkt
Zum dual ez.
Die Seltenheit dieser form in der älteren spräche veran-
lasst mich ein weder von Weinhold, Bair. 6r. § 358, noch
TOB Lexer erwähntes beispiel nachzutragen, Kindheit Jesu
ed. Feifalik 1236 durch got, u?ar umbe entrinkets (hs. en-
trinket ez) niht? Wein hold a. a. o. (vgl. auch Mhd. Gr.
§ 456) bemerkt über die dualen formen : „Leider haben wir bis
zum ende des 13. Jahrhunderts keine belege dafür, obschon sie
natürlich schon in lebendiger volksrede bestanden haben müssen'^
Dies bleibt bestehen, da das vorkommen der dualform ez nur
noch ein weiterer grund für das jüngere alter der hs. A ist,
die Feifalik noch ins 12. jahrh. setzen will. Kochendörffer
ist mit recht der lesart der anderen hss. (ir) gefolgt.
nacanarz.
Von dem übelen weihe 52
nu hüete umbe den nacsnarz
swer elichen neme ein wip:
daz r&tet im min tumber 11p.
M. Haupt gesteht in der anmerkung zu der stelle nach einer
längeren auseinandersetzung, dass er den snarz am nacken nicht
zu deuten wisse, während F. Bech (Germania 17, 41 ff.) an
das hessische schnatz „das geflochtene und um die haamadel
gewickelte haar der frauenspersonen'' (Vilmar 361) erinnert
Die am meisten verbreitete bedeutung von snarz ist „spottwort,
schelte, scomma" (vgl. z. b. Fromanns mundarten III, 449)
und diese bedeutung ergibt sich auch hier, wenn man nur nicht
mehr an die verderbte stelle des Rosengartens H. 1, 56 denken
will, durch deren herbeiziehung man zu dem falschen bezuge
auf „nacken" verführt ist. nac- gehört vielmehr zu necken,
wie in nac-haft „boshaft, neckisch^' (Passional 83, 74) und
naC'heit „bosheit, list'^ Der dichter will an das Sprichwort
326 S. Sprenger
erinnern: ,,Wer den schaden hat, darf für den spott nicht
sorgen'^ In ähnlichem zusammenhange erscheint snarz beim
Teichner A, 93 d.
ez ist ob aller not ein snarz:
spricht er weiz so spricht si swarz.
batwdt.
Über batwät „kopfbedeckung unter dem heim" hat J. 6 r i m m ,
Haupt zs. 1, 37 gehandelt und die benennung daher erklärt
^,dass man diese haut auch im bade nicht ablegte''. Ich sehe
in bat das ags. beadu, beado „kämpf*. Noch in rüstungsverzeich-
nissen des 15. Jahrhunderts erscheint ein badehorn ,,kriegshom"
(s. Vilmar, Deutsches namenbüchlein 5 a. s. 46). Übrigens
scheint auch noch eine erinnerung an das alte bat ,,kampf" mit-
zuwirken, wenn die Schlacht in niederdeutschen Chroniken ,,ein
heisses bad, einebadestube'' genannt wird. Siehe Mnd. Wb.m,
405 unter questen.
Zu meinem früheren beitragen in bd. I, III und VI dieser
Zeitschrift habe ich noch folgendes zur ergänzung und berich-
tigung nachzutragen.
kar in kes-kar (I, 53) ist nicht „geschirr", sondern eine
muldenartige Vertiefung im höheren felsgebirge s. Lexer, nach-
trage 266; Schm.-Fr I, 1277.
eingeht (I, 54). Die hsl. lesart wird gestützt durch eine
stelle der von Stejskal edierten pericopen (Zs. f. d. ph. Xm,
17 (s. 325)) ich bin gebesen in noeten in der aingecht.
rot (I, 58). Vielleicht ist hierher zu ziehen eine stelle in
Widmanns Faust ed. A. v. Keller s. 230: Ca^p. Hedion chron.
pari, 2 gedencket von einem Italiäner, Namens Andreas, der
lieffe hin und her durch die Gröber, hatte bei sich einen roten
Und doch Uindefi Hund. Das zugesetzte ,,und doch" zeigt, dass
rot hier in gewissem gegensatze zu blind steht.
tief (III, 83). Ebenso : her und tief, Predigten aus St. Paul
ed. Jeitteles 183, 1; Hermany. Sachsenheim ed. Martin 3608.
Sie (die urtait) iM nicht lang, doch ist sie tieff.
frumen (III, 84) erkläre ich jetzt als „vorausbestellen,
machen lassen". So noch jetzt bair. (Schm.-Fr. I, 819). Die
erklärung der stelle Nibell. ed. Zarncke 233, 22 si frumien
einen kapellän^ wo Bartsch im wörterbuche sich fürLübbens
. Zum mittelhochdeutsohen Wortschatz Y. 327
y^herbeisohaffen'' erklärt, ergibt sich ebenfalls daraus. Es ist
zu übersetzen: ,,8ie bestellten einen kaplan'^
t6r (VI, 157). t6ten hat Jeitteles an der betreflFenden
stelle später selbst als lesefehler erkannt: tdren bietet der text
wirklich 1). Die bedeutung „taub'' ergibt sich noch aus K.
Y. Hdmesfurt Urstende 115, 73 (1075) tdren, stummen unde
Uint die dürftegeti noch Mute sint. Gemeint sind die Juden mit
bezng auf psalm 123, 5 os habent et non loquentur, oculos ha-
bent et non videbunt^ welchen der dichter selbst folgendermassen
übersetzt:
Sie habent munt unt sprechent niht,
ir deheines ouge nie ensiht,
ir ören sint betoubet.
tugent (VI, 158). Dass ^tf^e^^ auch Tristan 4038 ff.: ern was
weder ze junc noch z^alt ; u>an in der aller besten tugent, dd
daz alter und diu jugent dem leben gebent die besten kraft die
bedeutung „mannesalter'' hat, scheint man bisher übersehen
zu haben. Die bedeutung „physische kraft" ergibt sich aus
Jeitteles Predigten aus St. Paul. 113, 11 von der wüe daz
wir drizich jär alt birn, sd git uns immer mire ab diu tugent
unseres Ubes und ziuhet wider ze erde.
Northeim. B. Sprenger.
Die göttemamen ApoUon und Poseidon.
Betrachtet man die in den griechischen dialekten vorkom-
menden formen der göttemamen Apollon und Poseidon, so fällt
bald der parallelismus auf, der zwischen den wechselnden vocalen
') [Herr Jeitteles hatte Dach dem erscheinen des betr. artikels
Sprengers die gute, mir folgendes mitzuteilen: „Zu der von R. Sprenger
gegebenen erklärung der stelle 13, 14 — 15 meiner ausgäbe der „Altd.
predigten" bemerke ich, dass meine emendation touhen für ioien auf einem
lesefehler beruhte. Die hs. hat richtig tSret^, wie Sprenger eraendiert.
Mit yoUem recht verweist mich letzterer auf meine anmerkung zu ^^, Oy
in welcher ich auf die bedeutung von tdr «» snrdus selbst aufmerksam
machte und mehrere belegstellen dafar beibrachte. Ich komme auf diesen
punkt in meiner demnächst erscheinenden replik gegen Anton Schön -
bacbs recension meines bnchs (Zts. f. d. alterth. bd. XXIII. Anz. V, 1 ff.)
zurück". B.]
328 W. Prellwite
der mittelsilbe statt hat: lAnilXwv: i4rt6iJ4av : '!Aftlow ^ IIo^
aeidwv: Iloaoidav: Ilctidag. Aus der zusammenstellang aller
jener formen femer erkennen wir auch, dass diese dreifache Ver-
schiedenheit der Yocale nicht etwa auf abweichenden lautgesetzen
der einzeldialekte beruht, sondern dass dieselbe bereits im ur-
griechischen bestanden hat, und die dialekte dann nur eine der
drei formen bevorzugt haben, ohne dass die spuren der anderen
neben ihr gänzlich getilgt sind. Ich gebe im folgenden eine
kurze Übersicht über die wichtigsten hierher gehörigen formen,
indem ich mich möglichst auf die ältesten inschriften beschränke.
Die aufstellungen von Ahrens über den namen des Poseidon
(Philol. 23. 1 ff., 193 ff.) widerlegen sich dadurch von selbst.
Homerisch nun heisst der erstgenannte gott ebenso wie
ionisch; attisch, aeolisch, böotisch, arkadisch immer l^ftoXXtoyy
während der tenische monatsname ^^fteHaidv (G. i. gr. 2338),
der männername l^Ttelkfjg (Herodian I. 65, 77), arkadisch
lineXXion^ (F. Bechtel in GoUitz' samml. der griech. dial.-
inschr. 1190) und gewöhnliche namen wie l^TveXkSgy l^TtiXhxog
(vgl. Pape-Benseler Wörterb. der griech. eigennam.) die
andere form l^TcilXojv bewahren. Diese schreibt Herodian (H,
418. 25) den Doriem zu und sie ist inschriftlich als kretisch
(Gau er Del* 121 21.4s und 132 45.48)1 pamphylisch (Bezzen-
berger in (3ollitz' samml. 12678o), megarisch (G. i. g. 1065(?))
und syrakusanisch (I. g. ant« 509) belegbar. Der monatsname
l^Ttellaiog war nicht nur in Kreta (GauerDel. * 12O59 aber
l^7t6XX(avog ebd. 15) sondern auch in Heraklea, Delphi und
Makedonien im gebrauch. Ausserdem findet sich auch auf do-
rischem gebiet nur i^TtoXXiüv. Beide formen aber haben auch
die Italiker von den Griechen empfangen (vergl. H. Jordan
Kritische beitr. s. 17 ff.). Die dritte form endlich findet sich im
Nordthessalischen : '^TT^oün (Fick in Gollitz' sammL 345t 9^4,
368 und 372), während personennamen auch hier die vollere
form mit haben (z. b* ^u^jtoXXodovQog ebd. 34088). Auch dem
Kyprischen, dessen Schreibung hier nichts entscheidet, weisen
Ahrens (Philol. 35. 13) und Neubauer (Com. phiL in hon.
Mommseni s. 280) diese form zu.
Deutlicher noch sind die spuren des einstigen nebenein-
anderbestehens der drei formen bei dem zweiten namen. Hier
hat Homer Iloaeiddwvy daneben aber das adjektiv noatötiiog
(B506, vergl. Z266, hymn. Ap. 230). Ionisch heisst der gott
Die götternamen Apollon und Poseidon. 329
Iloaeiddwv, der monat dagegen Iloaidetiv (G. i. gr. 2338) und
das fest üocideia (ebd. 2330, vergl. d. S.) Attisch ist IToaei"
d(3v (G. i. att. I. 196, 206), die kürzere form aber zeigt der
name des monats noaidriiciv (ebd. I. 285) und der insel iToa/-
deiov (ebd, I. 37). Iloatdeiog ist auch Sophokles Frgm. past. 451
überliefert. Aeolisch nennen grammatiker noaaidav (vergl.
Alcaeus Frgm. 26 und noaeidalo) Mitth. des d. arch. inst. 1883,
V1II.89) und naridavy das Meister (Griech. dial. I. 124) wol
mit recht anzweifelt. Böotisch ist noreiddwv (Meister in
Collitz samml. 37887, Corinna bei Herodn. IL 9178). Ob iTo-
Tidal%(o aber kurzes t hat, ist unsicher, da auch langes für u
stehen kann. Sehr interessant jedoch und wichtig ist der name,
den Meister (a. a. o. 474is) zweifellos richtig hergestellt hat:
noToi(ö)dixog. Denn er enthält die bisher nur vermutete Vor-
stufe zu dem arkadischen IToaoidäyog (Bechtel in Gollitz'
samml. 1217, vergl iT(o)(70id(a)/a^ebd. 1203i4). IToaidävog sieht
auf einer späten arkadischen inschrift bei Vi seh er (Epigr.
arch. beitr. 1835 p. 38), worauf vielleicht kein gewicht zu
legen ist. Der nordthessalische name des gottes ist üorüdowj
denn die ergänzung Ficks (GoUitz' samml. 346) noteid(a)vi
wird durch die neu gefundenen inschriften (ebd. 1321 f.) widerlegt.
Die kürze des vocals der zweiten silbe zeigt sich in dem ab-
geleiteten namen Iloaidiovveiog (ebd. 1314). Eng an das Arka-
dische schliessen sich die lakonischen formen Iloold&vog (I. g.
ant. 834, 86s, 88) und IlooXdaia (ebd. 79t) an, während sie
unter den dorischen ganz allein stehen. Von diesen nun ist
das korinthische n<n;eiddfwv (I. g. ant. 20 71s im verse) wol
die altertümlichste; ebenda steht aber auch IIoTeidavoc (206s)
und IToziddv (2064.68.79). Die kolonie der Korinther heisst
ohne zweifei noveidaia (C. i. att. I. 340, 442, 446, vgl. I. g.
ant. 70). Andere dorische formen sind IIoGeiddv (Herodn. II.
916, Bull, de corr. hell. 1884, s. 355 «4) und üoridag (Sophron
bei Urdn. IL 917, 5). Die kürze zeigen ferner argivisch JToa^-
ddiov (Gau er Del.' 58) und der Ortsname Uoridaiov auf Kar-
pathos (Bull, de oorr. hell. 1884, s. 335^5 vergl. z. 19) und
endlich namen wie Iloaidwviogy Iloai&fig^ Iloaidiiwgf die neben
solchen mit et in allen dialecten vorkommen (vergl. Pape-
Benseler). Die kürze des I in üoaiddfviog wird bewiesen
durch zwei metrische inschriften (Kaibel 858 und Mitth. d.
d. arch. inst 1879 IV. 15), welche den namen «^..v^ messen,
330 W. Prellwite
wo allerdings der verszwang (wie bei Homer) die wähl der
kurzen form veranlasst hat, denn im zweiten falle nennt die
prosaische inschrift den träger des namens Iloaeidwviog. Doch
darf man natürlich nicht daran denken, auch die entstehung
der kurzen form dem verszwang in die schuhe schieben zu
wollen (vergl. auch 6. Hermann zu Soph. 0. G. v. 1494).
Das ablautverhältniss nun, das sich in den beiden namen
ganz analog etwa wie in ip^iveq — q>Qaal (cpqvai) — Ttgoqi^veg
zeigt, erklärt sich ebenso wie in diesem beispiel dureh ursprünglich
verschiedene betonung der einzelnen casus (vgl. Job. Schmidt
K. Z. 25. 1 £F. und H. Möller Paul und Braune's Beitr. VII.
503 £f.) Es wären dann l47tiil(ov und l^TciXkiova der älteste
nominativ und accusativ, ^linUyog und "^l^TtXivi der älteste
genetiv und dativ. Im vocativ dagegen trat der hochton auf
die anfangssilbe und hinter ihm musste o entstehen: ^^TtoHar.
Indem dann aus dem vocativ, was bei dem namen eines oft
angerufeneu gottes nicht auffallen kann, das o in die übrigen
casus eindrang und genetiv und dativ das ta des nominativs
und accusativs in der vorletzten annahmen, entstand die am
weitesten verbreitete form, während das Dorische vereinzelt die
form des nom. und acc. durchführte, und das Thessalische den
stamm des gen. und dat. mit der eudung des nom. und acc
verband.
Ganz dieselbe erklärung lässt sich nun auf den namen des
meergottes anwenden, nur dass die dialekte eine andere auswahl
unter den formep treffen. Auch sind die Verhältnisse der en-
dung nicht so durchsichtig. Denn nur das thessalische Ilotei-
dow (so!) stimmt hier mit ^AneXhav, da aus -^ztav, wie Fick
mit recht behauptet, -€xv hätte entstehen müssen (vei^l. rhod.
noaeidovlov Gau er Del.* 194 s). Im dorischen Ilotidag und
den ableitungen wie IIoTBldaia finden wir dagegen einen stamm
auf ä (vergl. übrigens l4n:elXaiog) und den meisten formen li^
das alte noreidd/cov zu gründe. Indes hat dieses beieigennamen
häufige schwanken der endung (vergl. z. b. die namen auf
'%keagy -xvdag Meister Gr. dial. I. 268) auf die erklärung
des Stammes keinen einfluss. Andrerseits erhält die hier ge-
gebene erklärung der vocaldifferenzen eine stütze dadurch; dass
durch sie eine bisher noch unaufgehellte erscheinung von selbst
klar wird. Ich meine den Wechsel zwischen t und a. Laut-
gesetzlich mttsste r im genetiv und dativ vor t assibiliert wer-
Die götternamen ApoHon und PoBeidon. 331
den und nur durch Übertragung aus diesen casus kam a auch
vor u und oi zu stehen, wo es lautgesetzlicfa nicht zu erklären
ist So steht also lakonisch Ilooidav parallel liyvjiatarog (I.
g. ant 87). Andrererseits konnten die formen mit ei und oi ihr
T festhalten und dieses das neu entstandene a aus den kürzeren
formen yerdrängen, so dass wir dorisch zwei gruppen vorfinden:
Ilinetddv, TloridSg und Ilwsudavy IToaidaiar.
Zum schlnss ist es klar, dass man bei einer etymologischen
erklärung des namens von der form IIoTeida/wv ausgehen
rnnss und dass also die von Ahrens a. a. o. gegebene unmög«
lieh ist Auch darin irrt er, dass er zur erklärung des ersten- teiles
aus ^oaiQ „trank'^und nataiiog ,,fluss"eine wurzel^or erschliesst
Denn ersteres gehört zu Tcifvofiai und letzteres zu Triftrw.
Pott deutet entweder der „heranflutende'* oder ^^wogenherr*'.
Letzteres nimmt Fick an, der skt. idäs päti (K. Z. 21. 46ö S.)
vergleicht. Indes widerspricht dem die Stellung der composi-
tionsglieder und so bleibt nur noch die erste erklärung von
Pott übrig (Etym. forsch. I. 92 u. o. VUL 80 f.), welche iman-
fang die Präposition notiy nov sieht (»av. paiti). Den zweiten
tdl stellt er und Fick zu old/ia d'alaaorigy mit recht wie ich
glaube. (Sollte nicht auch der name der meergöttin Kdo^iu
(d 366) dahin gehören?) Es würde dann der name des gottes
ungefähr dieselbe bedeutung haben, wie sein beiname bei den
Korinthem, bei welchen der IlQoaiiXvariog einen tempel hatte
(Paus. 2. 22. 4). Aehnlich gebildet ist ausserdem der name
seiner gemahlin l^iJig>i-TQiTr^.
Königsberg i. Pr. W. Prdluntz.
Hiscellen.
• 1) Lit. mens „wir**
In dem jüngst erschienenen aufsatz Leskiens „Die par^*
tikel -am in der declination*' (Berichte der sächs. gesellsch.
der wissensch., phil.-hist. cl, 1884, L II., s. 94 flF.) befindet sich
eine gegen Bechtel und mich gerichtete anmerkung (s. 97 ff.),
der ich irgend welchen sachlichen gehalt nicht beimessen kann.
IVotzdem auf sie einzugehen zwingt mich ihr schluss, der fol-
gendermassen lautet: „Übrigens ist auch Scherer ZGDS* 363
332 A. Beczenberger
dabei geblieben, mis als dehnung von mis, preuss. mea anzu-
sehen, ohne dass ihm dies in Bezzenbergor^s anzeige (jGA 1879
als ein zeichen grosser Unwissenheit in elementaren dingen ausge-
legt wird. Nun habe ich gar nichts dagegen, dass verschiedene leute
mit ungleichem maasse gemessen werden, es ist unvermeidlich,
zuweilen auch richtig, nur sollte man anständiger weise nicht
gerade bei dem einen als Ungeheuerlichkeit hinstellen, was man
sich bei dem andern ruhig gefallen lässt". Hierauf erwidere ich:
1) Die erste ausgäbe von Scherers buch „Zur geschichte
der deutschen spräche'' ist i. j. 1868 erschienen, d. h. in einer
zeit, in welcher man lit. mens „wir" — um dessen nicht-er-
wähnung handelt es sich — noch nicht kannte. Dass diese
form in der zweiten ausgäbe dieses Werkes berücksichtigt sei,
kann man nach dem, was sein verfiasser über die letztere selbst
gesagt hat (p. V f.), nicht verlangen.
2) Dass ein germanist, der ein buch „Zur geschichte der
deutschen spräche*' schreibt, diese und jene litauische form
übersehen kann und darf, ist doch wohl selbstverständlich. —
Dass der slavist, welcher die preisaufgabe über das „besondere
verhältniss, in welchem innerhalb der indogermanischen gemein-
schaft die sprachen der litauisch-slavischen gruppe zu den ger-
manischen stehen" in der weise bearbeitete, dass er sich auf
„die declination im slavisch-litauischen und germanischen'* be-
schränkte, hierbei ^nens „wir" berücksichtigte, war um so be-
dingungsloser zu fordern, als derselbe das werk, in welchem
diese form nachgewiesen ist,, im Literarischen centralblatt an-
gezeigt hatte. Oder bedeutet hier L. etwa nicht Leskien?
3) Leskien bespricht in der den mitgeteilten Worten vor-
ausgehenden stelle jenes mens in einer weise, welche in dem
nicht-sachkundigen leser den glauben erwecken muss, mir fehle
jegliche kritik, und ich sei der einzige, der diese form aner-
kenne und gegen ihn geltend gemacht habe. Soll ich dies
— um mit Leskien zu reden — für „ansländig" halten, so
muss ich annehmen, dass er vergessen hat, was ihm in einer
anzeige seiner erwähnten preisschrift von J. Schmidt gesagt
ist: „Leskien hat hier die von Geitler lit stud. 96 verzeichnete
zemaitische form mens übersehen. Die länge von mis erklärt
sich also durch Schwund von n, und abulg. my ist r^gekecht
aus *mans = ^emait. mens entstanden" (Jenaer literaturzeitung,
1877, art. 247).
MiBcellen. 333
Wenn ich hiernach die citierte invective für recht depla-
ciert erkläre, so wird man mir hierin wohl nicht unrecht geben;
und wenn ich sie nur dafür erkläre, so wird man sich wohl
überzeugen, wer galliger (s. 97) ist, Leskien oder ich. Wie
wenig ich dies bin, mag er selbst daraus erkennen, dass ich
mich mit seiner erwähnten abhandlung nicht weiter beschäftige,
obgleich ich ihr schritt für schritt widerspreche, und dass ich
ihm im anschluss an das vorstehende im folgenden ein zuge-
Btändniss machen werde, das er von mir gar nicht gefordert hat.
Wenn ein litauischer Schriftsteller statt mes „wir" mens
schreibt, so halte ich dies nach wie vor für eine tatsache, mit
der an und für sich zu rechnen ist — man weise doch einmal
nach, dass jemand solche formen erfunden hat. Dass mens
älter sei als m^, wage ich dagegen nicht mehr zu behaupten,
da ich bemerkt habe, dass im Zemaitischen bisweilen yn oder in
für y gesprochen wird. In folgenden fallen habe ich diese aus-
spräche gehört:
baznlncze und baznyncz^ „kirche" ; ganlnte „hüten**; iezma-
nint „ersinnen"; iszvcdnlntas „befreite", nom. plur. fem.; kozSr-
nincz „kanzel"; longinlncze (neben lönginycze) „fensterlade";
skleinyncze „becher^' (Zemaite aus Kule);
baznyncze (neben baznycze) (Zemaite aus Plunge).
Bisweilen ist diese Sprechweise in die schrift gedrungen, vgl. :
didinsü „der grosse" Brückner Archiv f. slav. philologie II«
662, lU. 294; tretinsis „der dritte" (neben pirmaais u. s. w.)
Kalendorius pariwinski, 1848, s. 25; jfiVw/a „ader*' Geitler
Lit. stud. s. 84; irins „drei" Smith De locisquibusd. 11.42*),
Kalb. 1. 1. s. 46 f., KarJowicz j^zyku litewskim s. 254,
Brückner a. o. lU. 295").
Auch Rlnga^ Bfnga „Riga" (Juskeviö Liöt. dijn. In*>298,
vf. Lit forsch, s. 24) und knynga „buch" werden hierher zu
ziehen sein, obgleich jenes ausserhalb des Zemaitischen begegnet,
und dieses nach Brückner Lituslav. stud. I. 95 ^o^) sein n
dem poln. ksiya verdanken soll. Diese behauptung wird da-
durch erschüttert, dass knyga im Ostlitauischen dies n nicht
angenommen hat, obgleich dort das Polnische ganz denselben
einfluss hat wie in Zemaiten.
Die analoge ausspräche von a, e, uhabe ich nicht gehört;
dass sie aber vorkommt, möchte ich annehmen wegen mens
„wir", wegen der nominative plur. juns und jufns (vgl. krijftnt
Bsitrlge B. kande d. lg. ipraohen. DC. 28
334 A. Bezzenberger
^krlfU „fallt" 0. VIL 166 anm.) ^jü8 „ihr" (Kurschat Gram.
§ 856 a, 858) und wegen der Yielbesprochenen locat. plur. tunse
vargunse, JPrüsunsi u. s. w. (Kurschat a. o. § 534, Schlei-
cher Gram. s. 176) neben z. b. ndmüse (Kule), anderen gram-
matischer erklärung man nachgerade verzweifeln muss. — Über
paprastansis Brückner a. o. III. 294 kann ich einstweilen
nicht urteilen.
Der nachgewiesene sporadische lautwandel erinnert an den
im Lettischen und Litauischen vorkommenden von ä, e in är^
er (vf. Lett dialektstud. s. 59^), vgl. s. 157 5)). Die erklärung
beider muss ich anderen überlassen.
Ich concediere hiemach Leskien, dass es voreilig war,
mens für eine altertümliche form zu erklären, und wenn ich so
höflich bin, ihm persönlich dies zu concedieren, so bitte ich nur,
daraus nicht schliessen zu wollen, dass ich ihm damit zugleich
noch irgend eine andere concession machen wollte.
2) Lett. ikscha.
Es unterliegt keinem zweifei, dass lett. tkscha „das innere,
inwendige" auf! „in" beruht, dass dies füren steht (J. Schmidt
K. zs. 27. 307), dass ebenso wie ikscha prVcschu „das vordere,
das Vorderteil, die vordere seite" und apakscha „das untere,
das unterteil" gebildet sind, und dass das zuletzt genannte wort
dem lit apaczä „der untere teil" entspricht. Da nun im Li-
tauischen k vor cz (bez. t) nicht zu schwinden pflegt (vgl z. b.
lekczau, sÜkczaUj snicUkczo, pikczürna u.s. w.), und da im Let-
tischen formen von apahcha vorkommen, welche dessen k nicht
zeigen (v f. Lett. dialektstud. s. 40 anm. 3, s. 82), so kann man
auch nicht zweifeln, dass lett. apakscha, ikscha, prikscha auf
apatja, entjä, pr'Stjä zurückgehen. Sonach tritt ikscha dem gr.
slow zur Seite, welches man längst aus ^svtjo}, ablat. von ^yTJo-,
erklärt hat (Benfey Wurzell. U. 48), und das wegen seines
nicht-geminierten a (o. VII. 61 f.) auch gar keine andere er-
klärung zulässt. An den in ihm enthaltenen stamm ist mög-
licherweise die lett präposition iksch anzuschliessen; vgl. lit.
apaUsnis und apaczdusias (stamm ^apatja-) neben apaczä.
3) Lit. eitü, lektü, mektü.
An stelle der praesentia eimi „ich gehe", läcmi „ich lasse",
m'4gmi ,4ch schlafe" sind im Litauischen mundartlich eüü (bez.
Stü\ Wctü (bez. lektü), m'äctu (bez. mektü) getreten, welche man zur
Miscellen. 335
y coDJugationsclasse zu ziehen pflegt. Dass sie derselben aber
nicht angehören, ergibt sich — ganz abgesehen von ihren be-
deutungen — durch den vergleich von eüü mit züstu, von Väctü
und m^ü mit dlk^stu, brink-stu, mök-stu u. s. w. und nament-
lich mit megstu (neben dem früher in^mi vorgekommen sein
soll), sowie bei einer scharfen betrachtung der §§ 1181, 1182
der grammatik Kurschats: es ist doch unmöglich hier Wd,
m'ää von Wcm\, megml zu trennen, d. h. für nicht ^jbindevocal-
lose*' formen zu erklären; es ist aber ebenso unmöglich, dort
Wct\, m'ikti von Wct, m'Skt loszureissen ; l'ekti, mefe^i können also
nicht echte sprösslinge der V conjugationsclasse sein. Sind sie
dies aber nicht, so muss man annehmen, dass sie und ebenso
lektü, miUü, leklam, mektam, Wctat, meklat (Prökuls) auf den
„bindevocallosen" formen {jis) Wct[tJ, mektfij beruhen, dass
sie aus diesen gefolgert sind — vielleicht unter dem einfluss
der V conjugationsclasse, vielleicht unabhängig davon. Was
von lektü und fnädü gilt, gilt natürlich auch von eitü, evtl,
eüam u. s. w. — vielleicht auch von gestu^ gestam — : auch
diese formen sind folgerungen aus der unverständlich geworde-
nen „bindevocallosen'' dritten person praes.
Die angenommene entwicklung setzt voraus, dass sich (Jis)
eU, läct, mäct besonders zähe erhalten haben. Diese Voraus-
setzung wird für eü durch folgende reihen erwiesen:
asz einü — tu eini ^ jis eÜ — mis etnam — ßls einat
(Paszieszen, kirchsp. Wieszen);
asz einü — tu einl — jis eil (Mischpettern, kirchsp. Coad-*
juthen);
asz einü und eitü — tu eini — jis eit — mÄ einam —
jus einat (Schenkendorf, kirchsp. Lauknen).
Vgl. hierzu Schleicher Gram. s. 250. Dass die letzte
reihe verbietet, eitü für „niederlitauisch'' auszugeben, bemerke
ich beiläufig.
Was lettisch U „er geht'' und Uam (neben eima, eimam^
eijam)y itüts (bez. Hut; neben eijäis)^ Uam (neben eijam) be-
trifft, so weist der umstand, dass it allgemein-lettisch ist, die
übrigen angeführten formen dies aber nicht sind (Bielen-
stein Lett. spr. II. 260), deutlich darauf hin, dass ursprüng-
lich nur jenem t zukam, diese aber von ihm aus gebildet sind. —
Lett. eitat „ihr geht" ist nicht mit lit. eitat identisch, sondern
eine ungeschickte modemisierung von eita; vgl. eimam neben eima
336 A. Bezzenberger Miscellen.
und Bielenstein a. a. o. — Lett. jdbut endlich und IMUs
(Bielen stein a. a. o. s. 259) der V conjugationsclasse zuzu-
weisen, geht wegen bi-stüsy lUat u. s. w. (Bielenstein a. a.o.
L379) — praesentia, die schon beil^^ Itam u. s. w. hätten erwähnt
werden können — nicht an. Über ihre herkunft zu entschei-
den, wage ich nicht; vielleicht sind sie durch das häufige Mefrti^
(Bielenstein a. a. o. II. 278) hervorgerufen.
Durch die vorstehenden erörterungen schwindet jede veran-
lassung und berechtigung, „^ und nicht st als praesensbildendes
elemenV^ der baltischen V conjugationsclasse anzunehmen (vgl.
Schleicher Gram. s. 246 anm.). Hiemach und weil auch
ksl. rastetb aus rad-ste-H entstanden sein kann, ist die Verbin-
dung jener classe mit den gr. verben xo/ttcv, /uo^ro», n&cTio
u. s. w. (vgl. G. Curtius Verb.* I. 237, Brugman Sprach-
wissenschaftl. abhandl. hervorgeg. aus G. Curtius' gramm. ge-
sellsch. s. 165) abzuweisen.
4) Nachtrag zu s. 288 dieses bandes.
Zu den formenreihen deviaü — devei — ddve— ddvem (j^rsuo-
terit. von düti „geben"), tev^s — tev^ — tevim — tau (genit., accus.,
instmm., dat von tu „du^^ stimmen die folgenden, welche ich
nachträglich im kreise Heydekrug ermittelt habe:
deviaü y devei — ddve, ddv&m, ddv&t (Piktaten und Pa-
szieszen, beide im kirchsp. Wieszen; in Paszieszen auch ddvi^s
und ddvfisi);
tivjs, tevf, tevim und tev^m — tävi und tdu (dat.) (Bar-
sdehnen, kirchsp. Schakuhnen);
tev^s, tev\, tevpn — tau (Jodraggen, kirchsp. Schakuhnen);
thvi^s, tevf, tevim — tau (Wieszen);
tevf 8, tevq^ tevim — tdu (Jodekrant bei Russ);
tet^s, tev^, tevim und tev'im — tau (Szilmeyszen, kirchsp.
Werden);
aivfs—saw (Barsdehnen, s. o.);
8ev^\ sev^, sevim — sdu (Jodekrant, s. o.).
Abweichend von den letzteren zeigen die folgenden reihen
e auch im dativ:
tevim (instr.), tivi und tevi (dat) (Lappienen, kirchsp. Saugen);
tevf 8, tev^, tev^ (dat.) (Berzischken, kirchsp. Saugen);
t^f8, tevf, teoi (instr.), teve (dat) (Kischken, kirchsp. Kinten).
Otto Pniower Anzeige. 337
Zu den reihen tev^a — tev^ — tevlm — tdv (tävi, tau), sev^a
— sevq — sevim^sdv (aau) verweise ich hier auf Brückner
Archiv f. slay. philol. IV. 16 f. Sind sie alt, so wird auch die
reihe deviaü — devei — ddve — ddvem altertümlich sein. Dass
hier und dort — vgl. auch die possessiven genitive tdvo, sdvo,
für die meines wissens nirgends *tivo, "^sivo oder drgl. erscheint —
der Wechsel von e und a mit der betonung zusammenhängt, liegt
auf der hand, dieser Zusammenhang selbst aber ist, mir wenig-
stens, unklar.
A. Bezzenberger.
Julius Hoftory, Professor Sievers und die principien der
sprachphysiclogie. Eine Streitschrift. Berlin. Weidmann'sche
buchhandlung 1884. 1 m.
Der Verfasser der vorliegenden sohrift hat sich schon dorch verschiedene
sprachphysiolo^ische arbeiten vorteilhaft bekannt gemacht. In seiner
ersten in Deutschland erschienenen abhandlang (vgl. \, Z. XXIII. 625 ff.)
berichtigte und ergänzte er sehr scharfsinnig und glücklich Brücke s
System. In einer anderen (K. Z. XXV. 419 fiT) behandelte er die schwie-
rige tenais-media-frage, für die er eine nene, Brackes und anderer an-
sichten vermittelnde lösang fand. Schon in dieser abhandlang protestierte
er gegen die anffassung Sievers', der durch die zu starke betonung
secan&rer und unwesentlicher factoren bei der hervorbringung der tenuis
bezw. media die frage mehr verwirrte als aufhellte. — In der vorliegen-
den Schrift aber wendet sich H. gegen das ganze Sievers'sche System,
gegen die ganze auffassungsweise der Sprachphysiologie, wie sie sich in
Sievers Phonetik* docamentiert.
£iin Sprachforscher, der von der Sprachphysiologie nur die kenntnisse
hat, die er zu haben braucht, um auch die phonetische seite seiner
Wissenschaft nicht zu vernachlässigen, wird bei der lectüre desjenigen
teiles von S.' Phonetik, der sich mit der eigentlichen characteristik der
Wissenschaft beschäftigt, ein gewisses gefahl der beklommenheit nicht
los werden, wenn er einesteils sieht, welch unermessliche anforderungen
von dieser seite der Sprachwissenschaft an ihn gestellt werden, von wie
vielen ganz verschiedenen gesichtspunkten aus er die entwickelnng der
Sprachelemente zu beobachten habe, und wenn er anderenteils bedenkt,
wie unzulängliche mittel zur physiologischen Untersuchung nicht nur ver-
gangener, sondern sogar lebender sprachen ihm der gegenwärtige Stand-
punkt der Wissenschan bietet. Dieser eindruck aber, den S.' darstellung
auf den unbefangenen macht, ist zum guten teile die folge seiner mangel-
haften methodik, der unentschiedenhei^ mit der er zwischen den vielen
möglichkeiten, die sich für die behandlung der Sprachphysiologie bieten,
hin- und herschwankt, ohne diejenige betrachtungsweise herauszufinden,
die für den Sprachforscher die einzig zulässige ist.
Dem gegenüber wirkt es nun gewissermassen befreiend, wenn H. in
dem ersten teile der vorliegenden schrift mit aller entschiedenheit be-
tont, dass für den Sprachforscher die her vorbringungs weise der
Sprachelemente vor allem zu berücksichtigen sei und dass far ihn die
Sprache nicht wie S. meint, ein akustisches phaenomen, sondern ein
genetisches product sei.
338 Otto Fniower Anzeige.
loh sage: in dem ersten teile der schrift. Diese zerfallt nimlioh
deutUoh in swei teile, von denen der erste ganz besondere beachtang
verdient. Denn hier erhebt sich der Verfasser von der speciellen frage
hinweg znr erörterung der grnndprincipien der sprachphysiologie. Indem
er die systeroatischen grondanschauungen von S. einer vernichtenden
kritik unterwirft, stellt er mit der ihm eigenen klarheit unter benutznne
von Fl od ström 8 trefflicher abhandlung in dieser Zeitschrift VUI. 1 £
die gmndlagen zur methodik dieser Wissenschaft fest — Der zweite teil
der schrift beschäftigt sich mit S.' System im engeren und einzelnen.
Doch bietet auch er erörteningen von allgemeinerem werte, wie die
characterisierung der verschlusslaute als ubergangslaute (vgl. darüber
auch Flodström a.a.O.), die hervorhebung der lautlosen momente in der
spräche u. a. Dabei wird S.' lehre von den consonanten und vooalen
einer kritischen prüfung unterzogen und gezeigt, dass sie nicht einmal
mit seinen eigenen principien übereinstimme. Denn während S. z. b.
die Sprachelemente nach ihrem akustischen gehalte in sonor- und
geräuschlaute teilt, verlässt er bei der classificierung der letzteren den
akustischen gesichtspunct und teilt sie nach der art ihrer hervorbrin-
gung in verschlusslaute and spiranteul Während er die Sonorlaute ihrem
wesen nach tönend sein lässt, rechnet er doch Sprachelemente dazu, denen
der stimmton fehlt wie tonlose vocale und nasale. Aohnliche inoonse-
quenzen, vermengung verschiedener gesichtspunct e u. a. weist ihm H.
auch sonst noch bei der anordnung der consonanten nach, die er an der
band der S'schen oonsonantentabelle dann noch einmal spedell beleuchtet.
Weniger verfehlt als die behandlung der consonanten ist bei S. die
der vocale. Denn hier hat er die frage nach dem akustischen werte der
sprach demente ganz fallen lassen und diese nach ihren articulationsstel-
lungen gruppiert d. h. er hat wie ü. mit recht hervorhebt für die be-
handlung der vocale ein System acceptiert, das er vorher bei der be-
trachtun^ der consonanten ausdrücklich als verfehlt und ungeeignet ver-
warf. Dieses system ist nun kein anderes als das Brucke'sche und es
ist eine eigene Ironie, dass 8. für dieses system jetzt nicht genug werte des
lobes und der anerkennung finden kann , für das er vorner nicht genug
Worte des tadeis zu haben schien. Freilich hat er dieses vocalsystem
nicht unmittelbar von Brücke, sondern vom Engländer Bell. Dass
dieser aber im gründe nichts anderes getan hat, als die principien des
Brücke^schen consonantensystems auf die anordnung der vocale aber-
tragen, ist für jeden klar.
Die vorliegende schrift kündigt sich schon auf dem titel als Streit-
schrift an. Es wird daher keinen wunder nehmen, dass dem Verfasser
in der hitze auch manches übereilte wort entschlüpft. Wir rechnen
dahin die bemerkung auf s. 31: „der leser muss nun darüber nach-
denken, wieso resonanz und tonlosigkeit, die bis jetzt als gegensätze
galten, mit einem male dazu kommen, bei der hervorbringung desA ver-
einigt aufzutreten'^ Wir haben jetzt wol kaum mehr nötig, dem verf.
die S.'sche meinung vorzuinterpretieren , die dahin geht, dass nicht bei
der hervorbringui)^ des A, sondern der des Aa, he u. s. w. tonlosigkeit
und resonanz vereinigt auftreten und wir brauchen ihm auch nicht erst
auseinanderzusetzen, dass diese bemerkung gegen die characteristik des
tonlosen A, die er selber phonet. Streitfragen s. 556 gibt, nicht im ge-
ringsten verstösst. Im ganzen aber wird man dem schriflchen in bezug
auf seinen sachlichen gehalt den vorwarf der Ungerechtigkeit nicht machen
können. Und wer sich — er sei phonetiker oder Sprachforscher — über
die gnindprincipien der sprachphysiologie orientieren will, dem können
wir die lectüre der schrift nicht dringend genug empfehlen. Eine so klare
und lichtvolle darstellung rein theoretischer dinge findet er nicht oft.
Berlin. OUo Uniower,
Begister.
339
Register.
I. Sachregister.
Ablaut: gesetz für den ablant von
c: 17, o: u und a: 17, u 818 ff.;
Verhältnis des Skr. dazu 816. 818;
ablautende conjngation von ä-
Stämmen 112 ff., von ä-stämmen
122 ff.
Accent: anastossung des wurzel-
Tocala infolge von accent Verhält-
nissen 122; einwirkong des a. bei
dem Wechsel von jot und »317 ff.,
Ton V und u 820; auf die aus-
spräche der lit.. diphthonge 266 f.,
2173: bei dem Wechsel von e und a
im Lit. 837; ursprünglicher a. des
Optativ, der adjektiva auf fop, fem.
auf skr. t, gr. ta 319
Alphabet: vergleichnng des ave-
staalph. mit dem neupers. 174;
seine Umschreibung 186 ff.; laut-
wert des avest. « (i) 177 ff., i (shk)
180, q 180 f., n, g, g und gh 181 f. ;
Yocalzeichen 182 f.
Avesta: Gätbä XXXIII 1. 294 ff.
Composition zweier duale im
Avestisohen 305; anorganische na-
sale am ende des ersten gliedes
der nominalcomposita im Skr. 246
f.; oons. Vereinfachungsregel in
oompositen im Altnord. 58, 67.
Conjugation: praesensbildungen
auf dya und n&ya 107; ablautende
ä' und u-stämme 108 f., 122 f. und
ihr Verhältnis 125; die schwache
form der 9. klasse im Avest. 809 ;
grieoh. praesentia auf vni^ih vvui
{cewvfii » sk. iahnu 7116) 107 ff.,
Vjr^ neben vv/jii 252; aufjw, (a/w,
4fto, ojw, «ij/w, ivjta, iijm, ^gj'to)
817 und Mu (-ct/oi, -ce/yai, -^Ugw)
818; verba auf -^oi 118, 121; -axu
120 f. ; -ro» 886 ; Vereinfachungsregel
in der conj. des Altn. 52 ff., 65, —
Bildung des futurs 118 f.; griech.
fntura auf ata neben prs. auf rrifii
113 (» skr. Uhgati 114), auf /oi
(o») neben prs. auf vvfii 114. —
Lit eitü, likiü, mmu\ Y. conj.-
cl. 384 f. — Aoriste auf -aaatty
-iaaa, 'vaaa 1 1 5 ff. , 1 23 ; aor. pass.
auf ^ifv 118. — • Lat. atndsso, Aa-
hhiim 118. — Perf. auf au im
Avest 300 f. — Optativ im
Griech. 818, im Lit 289.
Consonanten (vgl. alpbabet) :
apers. i {(f,br, thr, ^r) 126 ff. —
Altiran. ^ pr 129. — Ausfall von
aj im Griech. 116; S^j 87;
& phonetisch in ttQiO^fiog, S-c&fios
813. — Urgerman. y, ß im
Altn. 2 f., 13 f., X, y 16 ff. —
Altnord, ausspräche des / 2 ff.,
14, g 17 ff., 21 f., p (= d) 22-84,
z (= ts) 69-86; lautwandel von
altn. ft und /« in pt in p$ 4 ff., von
ft in fH 9 ff., von / in 5 13, von gt
und gs in kt und ks^ von ß in i
28 ff., ^ in ^ (2) 33, 77; Verein-
fachung geminierter explosivlaute
und der Spirans vor folgender con-
sonanz 87 — 69, nicht aber der ge-
minierten liquida oder nasalis 81 ;
altn. lls und nru in Ik und nm
verwandelt 78-81; j ein halb-
vocal 44 n. — Mhd. iw (= nhd.
xto) mit bilabialem «? 11 f. n. —
Zemait f und e für es, dz für
dX29l.\ unursprÜDgl. n 883 f.; un-
ursprungl. r 884. — Lett unur-
sprüngl. r und k 884. — Illy-
risch i («, as, z, x) 96.
Declination: loc. sg. der -t und
-u-stamme des Avest 801 ff., 308;
nom. dual. masc. der a-stamme im
Av. 803; abl. loc dual, auf o 312;
gen. sg. und nom. plur. consonan-
tischer stamme im Urgerman.
36 n.; decl. im Altnord, und
anwendung der consonantenverein-
fachungsregel in ihr 89 ff., 62 f.;
ablativ im Lett 248 ff.; gen.
sg. der pron. person. im Lit. 288.
Dialekt (vgl. homer. hy mnen ) :
dat plur. im Altionischen 207 ff.,
im Altattischen 210 ff.; kyprische
dialekt- Inschriften 250; dialekt-
verschiedenheiten der isländischen
spräche 10 n., 12; vier preuss.-
litauische dialektgebiete 298; die
eigentümlichkeiten des südlichen
?r. Litauen 258 f., speziell von
laschken 260 n., Gertlaoken und
Laukischken 268 n., der Strukei
264, von Sauffen 278, Polangea
290 n., der Gudai oder desSsaulen-
sehen dialekt 292, im russ. Nordost-
lit 298.
340
Register.
Eiffennamen: aUkeltiscbe 93 f. ;
aTtillyrificbe 94 f. ; meBsapische 96.
ErweiohuDg im Lit. 289.
Gradation im Altn. 60.
Hittitische bilderscfarift vergli-
chen mit der kyprischen Silben-
schrift 261.
Homerische hymnen: auf Aphro-
dite 195, lokal and ursprüngl.
dialekt 200, 202 f., im Kyprischen
hergestellt 203 ff. ; auf den pythi-
sehen Apoll 196 f., lokal und zeit
201, dialekt 206 f., im Nordgriecb.-
delpbiscben hergestellt 220ff.: auf
den deUschen Apoll 197 f. ; Her-
mes 198, lokal 201, dialekt und
seit 206 f., im Altionisohen herge-
stellt 228 ff.; auf Demeter 199,
zeit 210, im Altattischen herge-
stellt 236 ff.
Illyrier in ihrer sprachlichen Stel-
lung 94 f.; illyr. göttemamen 97
fi.; Ortsnamen 101 f.
Lehnwörter: im Lat. 101; Kelt
91, 92, 106; Mhd. 323.
Ligurische ortsnamen 105 f.
Messapier 95 f.; eigennamen 96.
Pronomina: im Altn. 26 f., 61,
64; im Lit. (pr. pers.) 288.
Reduplication der praes. mit
incboatiyendung im Oriech. un-
ursprünglich 120 f.
Reflezi y zeichen im Altnord, sk
67, 8 86
Rgfveda 1. 86. 4 und 4. 49. 1 erklärt
' 192 ff.
Rumunen, ihre etbnogenie 103.
Schrift: vergl. alpbabet und Hitti-
tisch.
Stamm (vergl. conju^tion): ver-
bältniss des zweisilbigen Stamms
((fa/icr-) zum einsilbigen {^fiä) 118
ff., 123 f. — - Stammabstufung im
Griech. 827 ff.
Suffixe (vergl. coi^ugation) :
griech. ^qo, ^Xo, &fio 118,313,
TQlS 87, ro Tl TM TO0^ futp uä
121. — Altn. aU ill uU, onn trm
tum, arr urr 46, 49, 63, gi (ki) 47,
iffTf ugr 49, 64. — ent (ani, et)
messapisch, illyrisch, alba-
nesiscn 96. — Illyr. auro 97,
lata 101, za 102 (auch pbryg., paeon.,
mys., etrusk. 103). oe- ausgang
istrischer namen und augmen-
tationssuffix im Albanesischen
98.— Walachisch ür 103 f.=
thrakisch fora {aara) in Orts-
namen 104. — Ligurisches
nominalsufßx Mha 105 f.
Umlaut: fehlen des u. im Altn.
hvattr^ kvaddr gegenüber meUr,
mgddr 64 f.
Yocale (vergl. ablaut, accent, Um-
laut): skr. I aus a gesohvracht
114. — Auslautendes ar. äu (310)
imAvest. öm 300 ff. ; ausl. ar. au
avest. o 808, 812. — Neupers.
i und t 190 f. — Germ, a gegen-
über europ. e 36n. — Lit. « und
ä {n ää) 254 ff., B und ^ 261 im
Wechsel; trübung von e durch be-
nachbartes V findet nicht vor hel-
len vocalen statt, weder in halt,
noch slav. sprachen 261 ; Übergang
von ursprl. -4 in t, ursprl. -o in u
273 f.; von ursprl. auslautendem
unbetontem o in a, e in e 271 f.
(auch in den fem. endungen os und
es 276 ff.), ä in ä 282 ff.; Unter-
drückung des zweiten componen-
ten von betonten gestossenen <lt,
duj a ausser in der 3. pers. fut.
265 ff. , Verwandlungen von ai in
oi 266, 184 (au in ou) 287, in &'
und ^ 287; Unterdrückung des -a
der 3. pers. praes. 280; ausfall
des thematischen a im nom. raf.
der a-stämme 264 ff., 271, 281 C
Sanskrit.
aeeham 112
aruBhyati 123
ämaröf 86
nya 98
unoti 122
ürnoH 122
rnifti 128
kash 124
krat 88
krt^i 111
II. Wortregister.
kshnauti 124
gana 87
jinöH HO
taruU 123
iui/kaa 92
Träa 99
damäyatt 108
daridräti 126
dmätt 112
drsti 124
nak 90
paifyä 92
piparmi 119
prmSmi 109
priyäyämi 109
piäid 316
mqifayati 90
mar 88
mtndä 90
muda 192 f.
mur 88
ramnSH 112
Register.
341
rinäit 109
Itnäti 110
vasiifravaa 95
vantishyati 116
vrnoti 122
f'aca 88
cara-stamha 92
ct^ 816
crnäti 109
crri/;h' 124
fratUi 124
sanoii 116
itabhüyati 123
siabhnoti 123
sthätara 92
stiämi 121
/ivdras 110
Ärr«5/i 110
Iranisch (avestisch
nnbezeichnet).
ap. ^rtoXvAa^a 127
np. ^r5» 189 f.
fragrälö 302
tnq» 134
moBetä 310
ap. fiiäA/d 309
m«r0fö 302
ra)fö 301
«oüa 188 f.
pars, hamutakän 294 ff.
AaM 807. 308
ap. Aativ 808
hemyä^aüi 295 ff.
^fafrita 127
Grieohisoh.
dyaio/Ätti 111. 116
ttyafiai 111
a^via 115
diqaia mek. Hes. 100
a^vM 122
a^ayoroi 118. 121
a? 89
aüof kypr. 818
cc/i($r^f« el. 318
dxctfjLtnoq 111
dxiqaiog 112
aXkoficn 318
a/udoi 814
avvuai 138
ayvw 252
cfyoi 252
dn^Xrixa kypr. 315
UnXow 328 ff*.
aQ^fÄOs 313
drair^Aoc 316
/9a/ya> 87
BeilrBge s. kand« d. ig.
pelofMat 113
ßidCofiai 110
/?/>a kypr. 172
/{Aviu 124
)8pa;^iJff 88
ßgiHat 88
/S^vflü 124
i9aH' 314
yalrivri 90
yttvvfiai 252
^apya^^a 87
;'C^to; 112
^t/ydaxti 121
Siofjiai 97
(f/^ff 112
diOQaaxm 124
dUfiai 115
övvafiat 1 1 1
e/Jli/Qj 122
«f^t/ro 124
cftfo» 884
^x^xiicTf» Hes. 815
adto 118
^ili{iaxa 1 1 5
ftXXa&iJXXfXTi aeol. 119
315
'Evtm 116
*JßyvaJlu); 116
(gtcwos 112
(Qdofiat 111
^(^ffiu 109
l^if 98
/^vxiD 128
iQVfÄVos 128
iQondw 111
^a^roi 319
ioTOQorai aeol. 120
EvaQUftox^^TTji kypr.
172
cvxjiclic 95
^& 93
^Avo» 122
^c^vfti 122
Zo/^ff kypr. 251
Ctiwvfii 90
17^/uaf 112
»^»fjLog 313
^iaaofnu 317
^A//)a» 324
^njTOf 118. 121
d'VQd^o^of kypr. 251
^ftf^o^ 89
^on-aC«» Hes. 316
M/w 319
"/xxaQis 99
Uaor« Hes. 815
IXdaxofiM 120
IXrijriog lakon. 815
rii}/ui 119
apraohen. IX.
mitoc äol. 119
xa^raiof 88
xfia^iü 116
xiidofiai 109
x^roj 113
x<xft(f(»To 316
xivxito 124
xeQaiüt 116
x^Qoofjiat 109
xi^viifii 109
xlQvrifjit 109
«Oire»?/"* 314
x/ai 88
xZa; 109. 119. 128
xJlda» 109
xivflü 124
xvatü 124
xvvua 124
xQvifivriiiii 111
Xaydaaai 315
ilax/'^ 315
Aaauamn 95
uiaavvri 95
Aaoi 97
i^vtfaitf 818
ilijx^ira« Hes. 315
Xid^Ofiat HO
fiaarog 101
fÄfydXri 90
/«/Coff 101
/ucraiUaoi 184
/uiJcToff 90
fivCdat 90
fAvxXog 87
r^/<« 92 ^
Noarafiavaavrot kypr.
251
vi/;f«oc 90
l^w 124
{vw 124
o/xc/itf 116
dXoiJlcxa 115
of'ara« Hes. 815
oQ^ofiai 115
ovTo^ 808
oi;ri7/ui 111
TTttiV 87
naXdufi 90
TTcJlixCa' HO
TTcia^'^itf 112
n^Xag 112
7t€n€Qrifji4vos 109
nigvfifjn 109
TtiXvfIfM 110
nCfÄTiXtifit 119
nCofJiai 118
IloasiätSv, Iloüotidv,
noT^Säi 828 ff.
;roaif 331
24
342
Register.
noTafi6f 831
ITQianog 110
^C» 1 00
arav^ 125
tavviJKU 123
ravvio 252
r/yi'a Hes. 316
tCvta 252
TQv<paXiux 110
T^i/oi 124
jvfÄßog 92
TOf^aC«» 316
^iUrai 125
yZv» 125
ifwCa äol. 116
/a^roff 89
XaXdu 110
Xavvoi 89
/ftJloff 87
j^rZoff 87
^AXfiy 91
mttro 816
Lateinisch.
aholeo 115
aiitt« 86
opw 194
honiu 111
iravt« 88
5ti/to 124
capto 88
cartilago 88
««(io 815
eoMolari 119
cu6o 112
cti/tM 87
CKinio 112
dornig ui, itum 108. 112
faüo HO
/a»«o 87
/m7u7« 100
foüu 125
germen 124
gnosco 121
Aa5»««tm 118
AS/tfo 87
involare 89
tVa 98
lactuca 90
kmgueo 815
2arta; 88
^ur/i« 88
toxrM 315
fna»«o 101
menda 90
mergit 90
mtdi^r 90
mti/tM 87
fi#lii«n 92
ömenfum 92
palma 90
per Cello 109
perteulum 89
pondus 91
privus 110
r«- siaurare 92
rtWu« 322
«#co 112
«i^f/« 124
«off^r« nltl. 108. 114
«oMo 108. 112
«owaPr« 108. 114
^>no 108. 112
r4/mttf 90
VA« 89
venio 87
r«To 122 f.
vtr^a 89
virgo 89
volubilU 89
i;o/i?o 122
Oskisch.
&0nu«^ 87
Etruskisch.
veWmia 95
VM<ina 96
Messapisch.
Adranus 100
Da«m« 96
Dastntis 96
^aaovfAfjLiog 96
daa;/a< 96
ciffzo« 96
dazihonas 96 f.
^aCovnog 96
Z)«//i ^tiilor 100
dovxiiios 96
Menzona 100 f.
r«rgo6fM8 100
IllyriBch.
Andenue 99
^n^MT 99
Andueia 99 .
2forta 98
ClangocHS 98
Z>a/tc!«. /)afa« 96
^aaaaQT^ioi 96
Daverzei 100
DiticuE, Ditae 99
/ra 98
/rta 98
JiTarra^fxo^, Aarra^f 99
Xa^ra 98
MedauruB 97
Meleeocue 98
Sexiieue, Sextue 99
Su-gaet'e 94
Trxticue, Trütis 99
Veleouna 95
TiT«!« 100
F^rzofi- 100
Veeelevesü 95
VüS-gaesie 94
yolluparie 95
Albanesiscb.
«fii/f 100
e/ci^ 100
</ai 97
däe^m 97
ddiMT 97
</ai/^ 97
^litffi^ 97
c/i/^ 99
<&'cä(« 100
(/uA;^ 96
6n(^m 100
ay 99
/:a<^^r 99
/«« 95
rnas, m^ 101
<rf^^ 99
Keltisch (Irisch un-
bezeichnet).
«(Tcc Hes. gall. 92
^fVift'' 86
amella ^eXi. 194
aue 87
bai^ hae 87
hairne 87
iiriw 87
5e7 87
lern corn. 87
6r«M 87
hreg 88
hreifeach 88
Brennus prall. 88
bruitine 88
c/irī 88
ea« 88
r«?i>n 87
ceinaek w. 88
o<^W/« 88
ror 88
crüack 88
flfcitr 88
<2a//oc 83
daflocoH w. 88
</<; 89
(f^tm 89
derwen w. 88
cfruM 89
dumd 89
Register.
343
i 89
0rud 89
fditme 86
far{n) 91
/i^89
f^de 89
/tn« 89
fo 98
/otY 89
/o/acÄ 89
frace 89
/li/ict 89
fullugaimm 89
fuUtmain 80
/«r com. br. 89
^ati w. 89
glaine 90
^<5 89
gtoae w. 89
Aeno 90
iadaim 90
i> w. 89
ks com. 88
ZacAtoc 90
iem 90
Upting 90
//atr w. 90
^^A 90
/tcji/ w. 90
mal 90
mat7 w. 90
mariad 90
m^nnatV 90
meaeaid 90
muimtne 90
mtitn 90
naihar 91
onn 91
periglor w. 91
«a//an</ 91
«ar 91
aerreeftd 91
geirgend 91
M 91
•ntm 91
atargan 92
<tr 92
/ocac^ 92
<omm 92
<iiar« 92
iynghed w. 92
runcctf^ar« altbr. 92
fiomond 92
uM 89
uide 92
Italienisch,
manzo 101
Französiflch.
etineque altfr. 91
fo/«r 89
Siavisch.
br^Ji 88
hn'^a poln. 883
pojaatitt ksl. 90
prijajn altsl. 109
ra«^<!/; ksl. 886
/r^q altsl. 124
t'({Yu altbulg 89
vercu russ. 88
Altpreussisch.
BMtn 88
tran«n 69
Litauisch.
apaczä 334
^dintncr«, -yncze 333
(/(ip« 288, 336
^HTzViti. drvei 288, 336
didinsis 333
0i7u 334
««« und l«ii 289
graküs 88
.//rw», ^wiM 333
knynga 333
kozeiniticze 333
/:rMira 88
ZeAtM 315
/?A7tt 334
ISnginycze, -filnrze 333
me^tö 334
metu 332 f.
«M 288 f.
pri 288 f.
i2t7)^a 333
skUitiyncze 333
/aM 288, 336
tenkli 92
frt'^, ^«-Im, /cr^'« 28'3, 836
trinn 333
tMfi/ 89
earsas 95
riVr^ 88
Äwti 289 f.
Lettisch.
npakscha 384
bütüts, jäbüt 835
</«/« 100
eitat 335
fArfcAa 334
1^ 335
kö{kü) 248 f.
f/i«'^/ef^ 134. 2ö0
prtkscha 334
«cAo 248
iö{tü) 248 f.
t?atMa 89
Gotisch.
bi4fan 318
braids 88
c2r>m« 314
/a«/ar4 88
/iT/kifi 89
ßod'ts 90
/r*f« 110
frijo 109
Arairdan 88
liuhfjan 318
mupijan 134
f/iiAtY« 90
tiflA/« 90
rat 89
vaitiags 89
Altnordisch.
<i/mr 90
i«A;A;r 45 n.
butla 125
cfreAt 91
drottin 47
cAA/a 42
eldr 56
/ar 89
/e/0 89
harr 43 f.
AtMr 88
hialmvür 40
Ä/^r 45
A/a^r 35
hvaUr 54
A/ier/tf 83
jarl 56
kvaddr 54
AtüiAt 49
%A;r 49
M/r 35
lypting 90
liuir^ 20 f.
wi^rf//r 54
m0ttr 54
m«nr 90
myrda 90
«««r 35 f.
Otkeü 58
r^H^a 42
«^^r 35
snekkja 91
^rtiiO' 89
vasUki 41. 47
rif^r 37
r^'/to 41
v^ttr 43
Angelsächsisch.
^«acfM 326
mädeUan 134
344
RegiBter.
Englisch.
elm 90
fear 89
AUflächaisch.
gethinge 92
hild 88
Niederdeutsch.
dad4»l 816
Althochdeutsch.
Um 90
fftrön 314
mamo 101
^{««/tofi 124
rim 818
trebanön 824
samön 108
Mittelhochdeutsch.
batwät 826
6» 324
ehu 822
tftnfo 321
M 325
frumen 826
^o^Mt7 823 f.
grüsen 328
Ae«ikttr 326
lobde ranz 320
AXrsim 322
mäd 814
ma/A; 823
muscAyifVs« 321
nacsnarz 825
querftne 324
ric 323
ro< 826
»ackpendel 321
^a</0/ 3)6
foV 326
tör 327
/rt6«n 324
tugent 327
^t/?ere 1 1
tufingen II
üherhrünEtie 321
ungeltrret 322
Neuhochdeutsoh.
//i/Ä 90
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man: dial. 101
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formular v. J. 1559. Anhang: Das (angeblich altpreussische) lettische
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Druck der Cniv.-Buchdruckerei von E. A. Hnth in Göttiugen.
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