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Full text of "Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen"

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Beiträge 



zur künde der 



indogermanisehen sprachen 



herauBgegeben ^ ^' 



Dr. Adäl1)6rt Bezzenberger. 



Neunter band. 




1785. d|Hli^Hi& 1B85. 



Göttingen, 

Vandenhoeck und Ruprecht's Verlag. 

1885. 



frsc l.) 



Inhalt 

StlU 

Altnordische consonantenstudieQ. Von Julius Hoffory 1 

Keltic etymologies. Von WhÜUy Stokea 86 

Miscellen. Von W, Tomaaehek ^ - 93 

Zur grieohiscben nnd lateinischen oonjugation. Von F, Froehde • 107 

Beiträge znr altiranischen grammatik. II. Von Chr. Barthohmae 126 

Bemerkungen znm Avesta. • Von Alfred HiUehrandt 188 

Lett meklet. Von A, Bezzenberger 184 

Karl Müllenhoff. (Nekrolog). Von Gustaf ZossinAa 185 

C. deHarlez, De Texegese et de la correction des textes ave- 

stiques. Angezeigt von Eugen Wühelm 160 

W. Deecke, Die giiechisch-kyprischen inschriften in epichorischer 

Schrift. Angezeigt von Hans Voigt -.« 159 

Kypr. piva. Von W, PreOwüz 172 

Znr geschichte des avestaalpbabetes. Von F, Spiegel 178 

Ean nnd Iran. Von F. Spiegel 189 

Ukthaip madag ca ^asyate. Von Alfred Hiüehrandt 192 

Gaal. amella. Von Whiiley Stokes 194 

Die ursprüngliche sprachform der homerischen hymnen. Von A, Fiek 195 
Anorganische nasale im auslant des ersten gliedes sanskritischer 

nominalcomposita. Von Ä Garbe 246 

Lettische ablaüve. Von A. Bezzenberger 248 

Ans einem briefe des hen-n pastor dr. Bielenstein --.--. 250 

Ans einem briefe des berm director dr. Deeeke 250 

T/yoi— royvQi. Von A. Bezzenbergsr 252 

Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Schriften Mnllenhoffs. Von 

Gustaf Kossinna 252 

Zar litauischen dialektforachnng. II. Von A, Bezzenberger • - 258 

Avestica. I. Von C. de Harlez 294 

Beiträge znr aUiranischen grammatik. III. Von Chr. Barthohmae 299 

Zur griechischen lautlehre. Von A. Fick S18 

Zum mittelhochdeutschen wertschätz. V. Von R, Sprenger • - 320 

Die göttemaroen Apollon und Poseidon. Von W. Prrüwitz - - - 827 

Miscellen. Von A. Bezzenberger 831 

Julius Hoffory, Professor Sievers und die principien der sprach- 

physiologie. Angezeigt von Otto Pnunaer 837 

Register. Von W. PreUwüz ------. 839 



^ 



Beiträge /üM^t^f 



zur künde der 



Indogermanischen sprachen 



berauBgegeben 



Ton 



Dr. Adalbert Bezzenberger. 



Neunter band. 
Entee und zweite« heft. 



iiOUingen. 
Vandenhoeck und Ruprechtes Verlag. 
1884. 



Inbalt. 

6mtft 

Altnofdiacbe coDflonftnteiiBtadieD. Von Juliu9 Hoffary ' * *. - ' ^ 

Keltic eiymologie«. Von Whüley Stokes • . » . 86 

MiBcellen. Von JT. Ttmtuek^k - - . - • 9S 

' Zur griechiscben und lateinischen conjagation. Von F, Froehde - l07 

Beitrage zur altiranischen grammatik. VI. Von CAr. BarthohmtM^ 126 

Bemerkungen snm Avesta. Von Alfred Hjähhrund^ - • • • • 188 

Lett. meklet. Von A, Bezzenber^r •-•--ISi^ 

Karl Müllenhoff. (Nekrolog). Von Gustaf KoBsinna -..,-. 185 
C. deHarlez, De Texegese et de la correotion des textes aye- 

stiques. Angezeigt von Eugen JFüMm «r 150 

W. Deeckef Die grieohisch-kyprischen inschriften in epicborisoher 

sohrift. Angezeigt von Hans Voigt * •? - • - ••- • 159 

Kypr. piv». Von W. PreUwüt - - 172 



Alle für die redaction dieser zeitscbrift bestimmten Sendungen wolle 
man richten an Professor Dr. Adalbert Bszzsnhsrgsr , KVnigsbsrg •'. iV.^ 
Bessslsttasse 2. 



MN f\m 



Altnordische consonantenstudien. 

I. Die Spiranten /*, g^ /. 

Die vorliegende Untersuchung beruht durchgängig auf der 
von Scherer begründeten und von Paul, Heinzel, Verner 
u. a. weiter entwickelten neueren lautverschiebungstheorie; na^ 
nientlich schliesse ich mich der von Paul aufgestellten ansieht 
an, die später vor allem durch Verners entdeckung bestätigt 
worden ist, nämlich: dass die germanische grundsprache nur 
in den Verbindungen mb, ndy wg tönende explosivlaute, sonst 
aber überall tönende Spiranten (resp. affrikaten) gehabt hat^). 
Wenn wir also in einer der germanischen sprachen (z. b. im 
Altnordischen) tönende Spiranten finden, so bin ich mit den ge- 
nannten gelehrten der ansieht, dass wir davon auszugehen haben ^ 
dass diese laute, sofern sie etymologisch den gemeingermanischen 
tönenden Spiranten entsprechen, sich direkt vererbt haben von 
der germanischen grundsprache und nicht später durch „er- 
weichung" entstanden sind. 

Im folgenden will ich nun zu bestimmen versuchen, wie 
die laute, welche im Altnordischen mit/*, g, / (resp. ä) bezeich- 
net werden, sich zu den entsprechenden gemeingermanischen 
verhalten, und wie sie zu der zeit ausgesprochen wurden, als die 
ältesten altnorwegisch-isländischen handschriften niedergeschrie- 
ben wurden. Der leser möge entschuldigen, dass ich dabei ver- 
schiedene thatsachen berühren und entwickeln muss, die den 
meisten germanisten bekannt sein werden, doch will ich über 
solche punkte so schnell hinweg zu eilen suchen, als der gang 
der Untersuchung es gestattet. 

Wo ich im folgenden altnordische buchstaben phonetisch 
wiedergebe, weiche ich von Brückes bezeicbnungen insofern 
ab, als ich die tonlose rein labiale (labiolabiale oder bilabiale) 
Spirans durch qp (= Brückes f^) und den entsprechenden 
tönenden laut durch ß ( = Brückes «?i) wiedergebe. Die 



*) Vergl. hierüber besonders Verners vortreffliche beroerkungen im 
Anzeif?er für deutsches alterthum IV. 333 ff. 

Beitr&ge k. kande d. ig. ■praehen. IX. 1 



2 J. Hoffory 

labiodentale tonlose und tönende spirans drücke ich durch 
f und V (= Brückes f^ und w^) aus. Die interdentale 
tonlose und tönende spirans gebe ich durch d- und d (» 
Brückes s* und z*) wieder. Für die palatale, resp. gut- 
turale spirans wende ich wie Brücke das zeichen % an, aber 
für den entsprechenden tönenden laut (Brückes y) das zeichen 
y. Den dem u entsprechenden halbvokal gebe ich mit w, den 
dem i entsprechenden halbvokal mit ^' ¥rieder; die dem w und 
dem j entsprechenden tonlosen laute (in betreff deren ich auf 
Brückes Grundzüge* s. 93 und meine bemerkungen in KZ. 
XXIII s. 553 flf. verweise) drücke ich entsprechend durch W 
und J aus. 

Ich habe diese zeichen gewählt, theils weil sie mir ein- 
facher und bequemer scheinen als diejenigen Brückes, theils 
weil diese zu oft mit der rechtschreibung in den altoordischen 
handschriften collidiren würden. 

Nach diesen einleitenden bemerkungen wenden wir uns 
unserm gegenstände selbst zu und betrachten zunächst das alt- 
nordische 

f- 

Hier stossen wir sofort auf zwei fragen: 

1) In welchen fällen war altn. f tonlos, und in welchen 
tönend? 

2) War altn. f labiodental wie in den meisten neuern ger- 
manischen sprachen oder war es rein labial wie im gemein- 
germanischen ? *) 

um diese fragen zu beantworten, müssen wir zunächst die 
etymologischen Verhältnisse betrachten und dann untersuchen, 
wie die Schreibweise in den alten handschriften sich dazu verhält. 

Etymologisch entspricht bekanntlich das altnordische f im 
anlaut ur«iernianischem rp: fara, finna, fi^ fyüa u. s.w. «- got. 
faran, finßan, faihu, fuüjan. 

Im inlaut entspricht altn. fi 

l)urgerm. y, got./*: lief ja {got hafja7i), löfi (got löfa), eftir 
(vergl. ahd. af(ar), kraftr (ahd. craft), oft (got. uffä), gift 
(vergl. got. fra-gifts), refsa (ahd. refsan d. h. *raf8jan) u. s. w. 

^} Ueber den bilabialen character der gemein^rermanischen labialen 
spirans sieh Scherer Zar geachichte der deutschen spräche' s. 148 £f., 
Thomsen Den gotiske sproj^classes indflydelse paa den finske s. 57. 



Altnordische consonantenstadien. 3 

2) urgerm. ßy got. i: hafa (got. haban), gefa (got. giüan\ 
Ufa (got. l%ban)j arfi (vergl. got. arbja), ßurfa (got. ßaurban) u. s. w. 

Es ist natürlich überflüssig hier zu beweisen, dass f im 
anlaut tonlos war wie im Urgermanischen und in den jüngeren 
germanischen sprachen. Dagegen erheischt das ininutende f 
eine besondere Untersuchung, indem altn. f sowohl dem gemein- 
germanischen g> wie dem gemeingerm. ß entspricht. Nach dem 
ganzen entwicklungsgange des altnordischen lautsystems ist es 
das natürlichste, anzunehmen, dass gemeingerm. ß zwischen 
tönenden lauten stets tönend geblieben, dass aber gemeingerm. 
tp selbst tönend geworden ist zwischen tönenden lauten. Der 
letztgenannte Übergang ist physiologisch sehr leicht erklärlich 
und geht parallel mit andern Übergängen, von denen im folgen- 
den gehandelt werden soll, während ein Übergang von /? zwischen 
tönenden lauten in tonloses tp nicht blos, wie Paul (Beiträge 
I 158) bemerkt, an und für sich im höchsten grade unwahr- 
scheinlich, sondern zugleich ganz und gar ohne beispiel sein würde 
in der nordischen Sprachgeschichte. Es ist somit schon aus 
rein theoretischen gründen höchst wahrscheinlich, dass altn. f 
im inlaut zwischen tönenden lauten selbst tönend gewesen ist, 
aber die Wahrscheinlichkeit wird zur gewissheit, wenn wir sehen, 
dass f in dieser lautstellung in all den ältesten handschriften 
sehr oft mit dem zeichen für den tönenden halbvokal w (t?, u) 
geschrieben wird. Diese art der bezeichnung wird angewendet 
sowohl wenn f = urgerm. g), als wenn es =» urgerm. ß ist ^). 
Dagegen können diese buchstaben nicht angewendet werden zur 
bezeichnung von anlautendem f oder von inlautendem f nach 
einem vokal mit unmittelbar folgendem consonanten. 

Wir dürfen es somit als ein sicheres resultat betrachten 
1) dass altn. f im anlaut tonlos war, und 2) dass es im inlaut 

') Mit unrecht sagt Paul (Beiträge I 158 und 9), dass das zeichen 
V (tt) für tönendes/ nicht angewendet werden könne. Im gegentheil 
findet es sich in den handschriften so ausserordentlich häufig in dieser 
fnnction angewendet, dass ich es für überflüssig halte, eine längere reihe 
von beispielen hierfür anzuführen. Als beweis führe ich nur einige von den in 
der ältesten uns erhaltenen handschr., A. M. 237 fol., vorkommenden 
stellen an, welche genügen werden, um zu beweisen, dass sowohl urgerm. 
ip wie ungerm. ß im Altn. mit v, u bezeichnet werden kann: hornstauer 1 *\ 
homgtauar 3 » kliua 2 », hliue 7 ", hliuer 2 *, yuer 2 '^ ", »*, 3 •• »', 
», 7 ', puru^dö 3 ", kaua 3 », 4 •*, haue 6 » heuer 8 «, liuö 4 «, «», 
ndluer 4 *», 6', geue 8 •«, fou« 5 ••. 



4 J. Hoffory 

zwischen tönenden lauten tönend war. Es bleibt dann noch 
zu untersuchen, wie das inlautende /*, das an tonlose laute 
gränzte, ausgesprochen wurde. Hier muss man die fälle , wo 
die Verbindung des f mit einem tonlosen consonanten schon der 
urgerm. sprachperiode oder doch wenigstens einer periode an- 
gehört; welche der ältesten gemeinnordischen spräche voraus- 
geht, wohl unterscheiden von den fällen, in denen die Verbin- 
dung erst durch ausfall eines vokals auf nordischem boden ent- 
standen ist 

Von ursprünglichen Verbindungen des f mit einem tonlosen 
consonanten, die sich im Altnordischen erhalten haben, kenne 
ich nur fi und fs, Dass das fy welches in diesen Verbindungen 
sicherlich schon im geraeingerm. tonlos war, hier in späterer 
zeit tonlos geworden sein sollte, ist natürlich von vornherein 
sehr unwahrscheinlich; aber wir werden auch sehen, dass aus 
dem Altnordischen selbst wichtige kriterien dafür geholt werden 
können, dass wir es hier mit einem tonlosen f zu thun haben, 
während ursprüngliches ft schon in den ältesten handschriften 
sehr oft in pi und ursprüngliches fs zuweilen in ps sich ver- 
wandelte. Dass nur ein tonloses f in p übergehen kann, ver- 
steht sich von selbst Ich führe einzelne beispiele aus den älte- 
sten handschriften an^). 



*) Die handschriften, welche ich im folgenden benutzt habe, sind 
namentlich : 

a) isländische: St. h. d. h.: das ., stockholmische homilienhnch" (Is- 
ländska homilier utjrifna af Th. Wisen, Lund 1872); El. d. h.: „Kluci- 
dariiis** (Die arnjimajrnäMnischo handsclirift nr. «74» A, 4®, photolithogra- 
phischer abdruck, K»)poiihagen 18G9); 1812 d. li.: nr. 1612, 4° in der alten 
königl. sammluup: in der kuiii^l. bibliothck zu Kopenhagen. Mit A. M. 
237, A. M. 678 A. B., A. M. 645, A. U. 655, A. H 677 u. s. w. bezeichne 
ich die betreffenden nummern in der arnamagnäischen Sammlung in Kopen- 
hagen. Von den citirten nummern ist nur A. M. 237 in folio, alle an- 
dern in quarto. 

b) norwegische: N. h. d.h.: das norwegische homilienhuch (Gam- 
mel norsk homiliebog udgiven af Ungor, Kristiania 1864); 0. h. d. h.: 
Olafs saga hins helga, herausg. von Key s er und U nger, Kristiania 1849. 

Sämmtlicbe hier genannte handschriften gehören zu den ältesten, die 
uns erhalten sind und stammen aus dem ende des 12. oder dem anfang 
des IS.jahrh - 1812, A. ». 287, A. M. 674. A. M. 645, A. H. 665 citire 
ich nach den handschriften selbst oder nach sorgfaltigen abschriften: die 
übrigen handschriften nach den genannten ausgaben. 



Altnordische conaouanteQBtudien. 5 

Man findet z. b. neben ursprünglichem eftir die form eptir 
(epter, u.s. w.) in St. h.: 4 5«, 9 i», 10", '^8, 12 i*, 18 ", 20", 
»«, 21*, e, ao, 24", 25", 26 lo, 30 1», 44'«, 60*», 63», 81 »i, 
85*, 102 ^ 104", 105 lö, ", ", «8, ", ", 107*, 109«, »», ", 
110*, 11, 114«*, »^ »1, 116«*, 1191», 19, »*, «, 8», «*, w, 120 1», 
124« ", 126 ^ ", 127«, 1401, 141 i, 144 »o, 146 1», 151", 
154", 155*, ", ", 158 n, 1«, 159", ", 167", 168*, ", ", 
", 171", 173 81, 174 9, 175", 176«, 177 1*, 178 «S 179 e, 182 8o, 
184 18, 186 87, 188 83, 189 ", 192 «, 197 8s, 198 *, 8, 200 »e, 203 »», 
20518, 81^ 207 8, 3*, 209 8, 210*, 211 *», 215*, lo, 216 18, «o, 
218 11, 219", 220", u. a. 1812: 48a **, 48b i, 8», 44a 8o, 50b », 
52a», 8, 58a 1^ 53b*, », 61", »i, »», »8, A, M. 678, A (2): 
9*, 158, H. h.: 4118, 501, 57 7, 597, 10, 71»«, 738, 748, 75»*, 
81», 18, 82»», 8318, »*, 858», 891«, II81», 11917^ 120 »«, »8, 
121 1, »8, 125 »8, 128 »8 u. 8. w. 

Neben kraftr findet man krapfr St. h.: 7", 139 1», 142 *, 
155»», 1621», 16988 (bis), 181»*, 1918», 194 »8, A. M. 673, A, 
(2): 7*, A.M. 665 III: 2»», 3»8,Ö.h.: 14»», 17 i^, 41 1» u.s.w. 

Neben oft findet man apt St. h.: 92 8s, II9 18, 141»», 
1428», 88^ 1812: 58b i^, 62io, 64b»^ K. h.: 45», 53i8, 65«^ 
8», 88, 801«, 88, 83», 18, 86»*, 124», 0. h.: 10", 30«, 1«, «1 

U. 8. W. 

Neben aftr findet man apfr St. h.: 25», 98 »», 132 »6, H. 
h.: 68 8, 6988, 718», 72 1, *, «, 1«, 82 »i, 83«, *, 130 1», »», 
Ö. h.: 71« u. 8. w. 

Diese auf gerathewohl gewählten beispiele könnten leicht 
bedeutend vermehrt werden; aber ich glaube ; das angeführte 
genügt, um zu beweisen, dass wir schon zur zeit der ältesten 
bandschriften sehr oft pt statt des gemeingerm. ft finden. 
Etwas anders ist das verhältniss hinsichtlich der ursprünglichen 
consonantengruppe fs^ da diese im Altn. nur in ganz verein- 
zelten fällen sich erhalten hat. Das sicherste beispiel ist wol 
altn. refsa (= ahd. refsan) mit den davon gebildeten ableitungen: 
refsan, refsing, refst, und von diesen finden wir die form reps- 
singar mit p statt f in K. h. 153»». (Vergl. Gis lasen: um 
frumparta s. 102) 1). 



^) Ich bin oben davon ausgegangren , dass das pt der handscbriften 
wirklich den lautwerth pt wiedergibt; allein ich muss doch darauf aof 
merksam machen, dass nach der allgemeinen ansieht das tlia, pi nar 



6 J. Hoffory 

Nachdem wir also gesehen, dass f in den Verbindungen ft^ 
fsj wenn diese aus altem q)t, (ps hervorgehen, die neigung hatte, 
sich in p zu verwandeLi und folglich unzweifelhaft tonlos ge- 
eine Schreibweise ist für/i(, welche orthographische eigenheit Gislason 
und Jon })orkel880u aus ,,cla88ischem^^ einfluss erklären wollen (vergl. 
Aarb. f. nord. oldk. 1870, 267 ff.)* Gegen diese ansieht lassen *sich 
mehrere gründe geltend machen. Nimmt man nämlich an, pt sei rein 
orthographischer natur und folglich nur entstanden in folge des bestre- 
bens, den buchstaben komplex /i( zu vermeiden, so bleibt ganz uner- 
klärlich, dass in den handschriften durchgeh ends z. b. dauft^ IJüft, ajdltt 
(von daufr, Ijüfr^ V^V^) ^' 8« w. steht gegenüber dem pt in epter, opt^ 
kraptfj aptr u. s. w., und ebenso genügt der classische einfluss nicht zur 
erklärung von formen wie hapz, lopZy krapz «= hapU^ lopts, krapU, Wir 
müssen ferner bedenken, dass die genannte aufifassung uns nothwendiger- 
weise zu der unhaltbaren anschauung führen muss, auch die Verbindung 
pn werde in gewissen fallen wie/n ausgesprochen, denn die zusammen- 
gezogenen formen von aptann werden bekanntlich in den handschriften 
sehr oft ohne t geschrieben : aptie^ apnar^ apna u. s. w. für aptne^ aptnar^ 
aptna; auch vor anderen konsonanten kann t fortfallen, z. b. h&ipgiamn 
Morkinskinna s. 56 ^ für das regelmässige heiptgjarn. Für die ausspräche 
pt spricht ferner der umstand, dass p zuweilen vor t wie vor anderen 
consonanten doppelt geschrieben werden kann, z. b. O'. h. oppt 73 "(bis), 
TS**, 81", ebenso wie man in dieser handschrift auch <?p^/t=£|p/t geschrie- 
ben findet. Aber zu diesen criterien kommen noch folgende, meines er- 
achtens entscheidende gründe: 

1) Nicht blos in den handschriften, sondern auch auf den ru neu- 
st einen finden wir zuweilen die Schreibart |7< : apt auf dem kleineren 
Gunnerupstein, aptir Dybeck 160, vergl. Tidskr. f. philol. V 296; üptir 
dreimal in der Hangvarinschrift, eptir Norrlanda, vgl. Säve, Gutn. urk. 
8. 40, 43. (Aus naheliegenden gründen gebe ich in allen beispielen die 
6-p = rune durchs? nicht durch b wieder). 

2) Noch heutzutage herrscht in mehreren norwegischen dialecten die 
ausspräche pt und ps statt /;(,/«: lopt, lepsa u. s. w. vgl. Aasen, Norsk 
grammatik 110. 

Ich bin daher, wie bemerkt, der ansieht, dass die in den handschriften 
noch ziemlich häufig vorkommenden formen eftir^ kraftry oft^ aftr^ aftann 
u. 8. w. die älteren sind, und dass ft hier ursprünglich ebenso ausge- 
sprochen wurde wie in dauft^ V^fl'^ ^jdlfi u. s. w.; dass aber die in den 
meisten handschriften vorkommenden regelmässigen formen : ' epter, kraptr, 
optj aptr, aptann aus formen mit / entstanden sind, und dass pt hier wie 
in dj'tipt, greypt, jarpt u. s. w. ausgesprochen wurde. Ebenso meine ich, dass 
pn in apne, apnar^ apna wie in opnuniy opnir opna lautete. 

Dass das altn. pt wirklich den lautwerth p+ t hatte , ist übrigens 
keine neue ansieht; sie findet sich bereits in der ersten ausgäbe von 
Scherers Zur geschiebte der deutschen spräche s« 72 (:=== zweite ausg. 



Altnordische consonaDtenstudien. 7 

wesen sein muss, wollen wir nun untersuchen^ wie das verhält- 
niss ist, wenn ft und fs erst auf nordischem boden durch 
fortfall eines vokals , der ursprünglich zwischen ihnen sich be- 
fand, entstanden sind. 

Nicht ursprüngliches ft findet sich in neutralformen von 
adjectiven und participien mit f im stamm : Ijüfty sjdlft, deyft^ 
leyft aus Ijüfr,, sjdlfr, deyffry leyfpr. Die regelrechte Schreib- 
weise ist hier ft^ und es muss a priori als sehr unwahrschein- 
lich angesehen werden, dass man in solchen formen jemals 
ff finden konnte, weil die analogie der übrigen formen den 
Übergang verhindern musste. Aber hier zeigt es sich so recht 
deutlich, wie stark die neigung war, ft in pt zu verwandeln; 
denn wir können auch in Wörtern wie den obengenannten hin 
und wieder yt für ft finden. So finden wir: leypt (resp. hypt) 
für leyft in St. h. 173 *^ N. h. 98 ^\ gaumgdkpt für gaumgceft 
St. h. 109 S dlgcept^) TuTalgceft St. h. 105 ^s." Aber der „system- 
zwang" verhinderte ein weiteres Umsichgreifen solcher formen, 
und so kommen sie in den alten handschriften nur vereinzelt 
vor. Allein schon der umstand, dass sie vorkommen können, 
beweist hinlänglich, dass f auch in der hysterogenen Verbindung 
ft tonlos war. 

Hysterogenes fs kommt vor in den starken superlativformen 
von adjectiven auf f (efstr von ofri) und im gen. sg. masc. und 
neutr. von Substantiven und adjectiven auf f nach der a- (ja-^ 
ro-) flexion. In beiden fallen kann — ungeachtet des system- 
zwangs — p für f auftreten. Man findet z. b. oepsfa für efsta 
6 h. 66 »^ ßorolps 1812, 50b«* (vgl. facs. IV i» in I'slendinga 
sögur I), I'slendingabök 367 i® *). Ich halte es deshalb für un- 
zweifelhaft, dass f auch in der hysterogenen Verbindung fs ton- 
los war. 

Wir haben also gesehen, dass das inlautende f sich als 
tonlos in den ursprünglichen Verbindungen ft, fs erhalten hatte, 

B. 136), wo der Verfasser ancb darauf hinweist, dass derselbe Übergang 
sporadisch im Altdeutschen vorkommt ; aber sie scheint seitdem von den 
Sprachforschern völlig unbeachtet geblieben zu sein. 

*) Der accent auf dem a muss in derselben weise aufgefasst werden, 
wie z. b. in dlmexeleg (i. e. almenneleg) St. h. 177^, dlmdttegr ib. 210 ^ 
dlgarvastr ib. 199** und ähnh ') Vergleiche über diese form H e n n i n g s 
und meine bemerkungen „Zur textkritik der Islendingabok^^ in der Zeitschr. 
f. deataches alterthum, n. folge XIV 180-81. 



8 J. Hoffory 

und dass es tonlos geworden war in den nicht ursprünglichen 
Verbindungen /V, fs. Hiernach muss man wol zum voraus an- 
nehmen , dass f auch tonlos war , wo es mit andern tonlosen 
consonanten z. b. in werten wie rifka und ähnl. zusammen- 
stiess. Aber hierfür sprechen ausserdem noch zwei umstände, 
die ich kurz berühren muss: 

1. Wenn pronominales {e)k enklitisch mit dem verbum ver- 
bunden wird , geht ein voraufgehender tönender consonant in 
allen fällen, die wir controliren können, in den entsprechenden 
tonlosen über: stentk für stend'k, St. h. 11 1», pikk Gir ßigg% 
hykk für kygg'k passim ^). Hiernach muss es wohl für mehr als 
wahrscheinlich gelten, dass auch das tönende f in hef^ rif ton- 
los wird in Verbindung mit (e)k\ hefk, rif'k. Aber ist f ton- 
los in rifk^ würde es sinnlos sein, anzunehmen, es sei tönend 
in rifka, 

2. In der ersten orthographischen abhandlung in SnorraEdda 
wird das wort aff^ i. e. af-f^ als beispiel eines geminirten f an- 
geführt und mit formen wie krappa, vinnain parallele gestellt 
(Siehe Sn. E. H 40). Selbst wenn wir nun voraussetzen, dass 

*) Solche formen finden sich nicht blos in handschriften ; ihre richtig- 
keit wird aach noch durch den reim bestärkt in skaldengedichten wie: 

hykk, a fot en fleA;Anim, Sigvatr I^örjiarson, Hkr. 307. 

hyÄ;^ 1 hundra{)s flo^^i, t\j6{)61fr Amorsson, Hkr. 585. 
Vgl. Gislason Frumpartar 231 ff. Sievers Beitr. V 506 ff. VI 324 ff. 
Wenn man hin und wieder bei den skalden auch zeilen findet wie: 

hygg*k at hersa tve^^ja 
und ähnliche (vgl. Sievers Beitr. V 507), so stimme ich Sievers voll- 
ständig darin bei, dass das pronomen als nur auf einer spätem Inter- 
polation in den handschriften beruhend gestrichen werden muss. (Lies 
also: hy^^ at hersa tve^^ja u. s. w.). Zu den von Sievers angefahrten 
beispielen, wo das pronomen ek weggelassen ist (Beitr. VI 324 ff.), kann 
ich noch ein sehr bedeutsames hinzufügen. Zu anfang der uralten hand- 
schrift Keykjaholts mäldagi steht nämlich: Til kirkio ligr i ravkiaholte 
beima land me{) ollö landf nytiom | {)ar fylgia kyr tottogo . gn^iuDgr tue- 
vetr. XXX. a. oc hundra}). | ])ar ligr til fim hinter . gnmfar alrar en {)nr 
huerfa undan .nema | })at ef munnu telia. „munnü telja^^ darf also nicht 
mit dem herausgeber der Isl. sögur (I 368) verbessert werden in „[ek] 
mun nü^* oder „[nü] munu [ver]^S welches letztere auch aus andern grün- 
den unzulässig sein würde. Die handschrif't, von der ich ein sehr sorg- 
fältig ausgeführtes facsimile besitze, hat ganz deutlich „munnti", nicht 
„»« mun^^ oder ^^munu t;^'. 



Altnordische oonaonantenstudien. 9 

der Verfasser keine klare Vorstellung gehabt habe von dem unter- 
schiede zwischen tönendem inlautendem und tonlosem anlautendem/* 
(was wol kaum der fall gewesen), so müsste er doch weit un- 
empfindlicher gegen die lautunterschiede gewesen sein, als wir 
anzunehmen berechtigt sind, wenn er die Verbindung des tönen- 
den f (in af) mit dem tonlosen in /pr für eine Verdoppelung 
des tonlosen f hätte halten können. Ich erachte dies für ebenso 
unmöglich , als dass z. b. ein dänischer phonetiker das ff in 
aff^re (wo das erste f tönend, das zweite tonlos ist) mit dem 
wirklich geminirten f in gaffel u. dgl. verwechseln könnte. Dass 
die ausspräche wirklich aff^r war mit geminirtem f^ geht ferner 
aus dem umstand hervor, dass f in „af^ auch in andern fällen 
sich mit einem folgenden consonanten assimilirt, z. b. abbindi 
für afbindi Hävam. 137, abbragä für aßfagä Finnboga 
saga 20 1 (vgl. Gerings vorrede s. X) und ähnl. Ist es nun 
aber unzweifelhaft, dass das tönende f in af tonlos wird durch 
Zusammensetzung mit einem werte, das mit einem tonlosen con- 
sonanten beginnt, um wie viel mehr müssen wir nicht annehmen, 
dass ein f, das mit einem tonlosen consonanten in einem nicht 
zusammengesetzten werte zusammenstösst, tonlos gewesen 
sei. — Nachdem wir hiermit die qualität des altn. /'bestimmt 
haben, gehen wir nun zu der zweiten der eingangs aufgeworfenen 
fragen über und wollen jetzt die articulationsstelle des f 
näher zu bestimmen suchen. Wir betrachten zunächst das 
tonlose, dann das tönende f. 

Es ist oben nachgewiesen worden, dass /' vor t und s die 
neigung hatte, in p überzugehn. Wenn ich recht darin habe, 
hierin einen wirklichen lautübergang und nicht eine blosse gra- 
phische besonderheit zu erblicken, so ist es schon aus diesem 
gründe wahrscheinlich, dass f in den Verbindungen ft^ fs labio- 
labial war ; denn da billigerweise kein zweifei darüber obwalten 
kann, dass das p im Altnordisched sowol wie in allen andern 
germanischen sprachen rein labial war, so wäre es unerklärlich, 
dass es aus einer labiodentalen spirans entstehen könnte. 
Aber hierzu kommt noch eine sehr merkwürdiger, bisher jedoch 
fast ganz übersehener umstand, auf dessen bedeutung für die 
vorliegende frage mein freund Karl Verner mich aufmerksam 
gemacht hat. In mehreren der ältesten handschriften 
wird nämlich das alte ft nicht blos mit pt, sondern 
oft auch mit fst wiedergegeben. So finden wir z. b. die 



10 J. Hoflory 

form efster (= efier, epter) St. h. 43 ", 49 ', 51 «, 55 \ ii, i», 
60«, «0,. 74«i, 76 9, 79", 88», n, ", 136 7, 1379, 197*0^ »7^ 
«S 199^9, « «8, 200 9; 1812, 51b«o, 57 i^ ««, »^ 63a*, «; 
A. M. 665 VII, 1 5; El. 9 ", 18 », 20 10, 27 «, *, 28*, »^ 39«, 
416, 52 *, 60 l^ 62 1, 30 », », 26 1«. 

krafstr {= kraffr, kraptr) finden wir z. b. St. h. 27«*, 
30 M 47»^ 16, 17, 50 8^ 553, 63«, 77 1*; A. M. 656, III, 4^6; 
El. 17*, 20 17. 

ofst (= o/X, opf) kommt z. b. vor St. h. 25 ^\ 43 «, 60 ", 
63 ", »5, 77 »1, 88 19, 136 \ «, 195 ", 196 1*, 198 10 ; El, 1 1, 17 «. 

a/i^r (« a/^^r, op^r) findet sich z. b. St. h. 57 «i, ", 59 ", 
El. 917, 14«, 11, 3410, 36 7 1). 



') Die hier angeführten citaie sind, wie die s. 5 angefahrten bei- 
Bpiele für pt^ nur zufällig gewählt und könnten mit leichtigkeit in be- 
deutend grösserer anzahl angefahrt werden. Doch muss dabei beachtet 
werden, das fst für ß, pt kaum vorkommt, wenn andre formen des betref- 
fenden Wortes ein / ohne nachfolgendes t aufweisen. Wir finden also z. b. 
nicht daufat, pur/sta, gafst^ aus daufr^ P^^ff^t g^fct- 

Vergleicht man das obige verzeichniss mit dem s. 5 mitgetheilten, 
so wird man ferner bemerken, dass fst bisweilen neben pt in einer 
und derselben handschrift vorkommen kann. Sehr charakteri- 
stisch in dieser hinsieht ist dies verhältniss im Elucidarius. Diese handschrift 
ist meiner ansieht nach mit ganz ungewöhnlicher genauigkeit zu beginn 
des 13. jahrh. nach einem codex aus dem 12. jahrh. abgeschrieben worden. 
Die rechtschreibung des Originals ist durchgehends bei 1 »ehalten und nur 
ganz ausnahmsweise offenbart sich die abweichende ausspräche des ab- 
schreibers. So finden wir — um nur ein beispiel anzuführen — im 
ganzen nur sechs mal formen wie er, ert^ während das alte es mehr als 
800 mal vorkommt. (Vgl. die vorrede zu der photolithograpbischen aus- 
gäbe, Kopenhagen 1669). In der Originalhandschrift hat ohne zwcifel 
überall/«^ gestanden, denn auch in unserm Elucidarius muss dies als 
die normale Schreibart angesehen werden (ich habe 43 beispiele notirt), 
während die eigne ausspräche des Schreibers durch das ganz vereinzelt 
dastehende aptne 29*' sich zu erkennen gibt. Vergl. meine abhandlung 
„Lydforbindelsen fst i det Arnamagnaeanskc haandskrift 674, A, 4to^* 
in ,»Det philologisk-historiske samfunds mindeskrift'S Kopenhagen 1879. — 
Hieraus geht hervor, dass bereits im 12. jahrh. bestimmte und deutliche 
di al ectverschi edenheiten in der isländischen spräche vor- 
handen waren, was uns ja auch ganz natürlich erscheinen muss, wenn 
wir auf die ausdehnung des landes, die schwierigen communicationsver- 
hältnisse und die lange zeit rücksicht nehmen, die seit der ersten an- 
siedlang verflossen war. Doch lässt sich jetzt wol kaum entscheiden, 
in welchen gegenden Islands/«^, und in welchen pt angewendet wurde; 



Altnordische consonantenstadien. 11 

Man wird kaum leugnen können, dass dieser lautübergang 
demjenigen vollständig unerklärlich sein muss, der annimmt, 
f sei in der Verbindung ft labiodental gewesen. Denn was in 
aller weit hätte die alten Isländer bewegen können, ein s in 
eine lautverbindung wie das ft einzuschieben, die so leicht 
auszusprechen war und in den verschiedensten sprachen so 
oft vorkommt? Eine solche einschiebung würde vom physio- 
logischen Standpunkt ganz räthselhaft sein und in der Sprach- 
geschichte wol ohne analogen dastehen. Nimmt man dagegen 
an, dass wir hier eine Verbindung der labiolabialen spirans 
qp mit dem alveolären explosivlaut t haben, so wird jeder 
ohne Schwierigkeit den Zusammenhang begreifen; denn es ist 
nicht ganz leicht, unmittelbar nach einem q> (bei dem die zunge 
und die zahne gar nicht mitwirken) ein / (bei dem die zunge 
und die vorderzähne die hauptrolle spielen) in einer weise aus- 
zusprechen, dass die beiden articulationen vollständig ausein- 
ander gehalten werden. Beginnt die artikulation des t ein wenig 
zu früh — bevor die lippen ganz aus der 9)-stellung gekommen 
sind — , so entsteht unwillkürlich ein — je nach der grösseren 
oder geringeren energie der expiration — stärkerer oder schwä- 
cherer Zischlaut, der, wenn er graphisch ausgedrückt werden 
soll, sich nur mit s wiedergeben lässt^). 

nur 80 viel scheint festzustehen, dass fti nur in rein isländischen mem- 
branen vorkommt; N^enigstens habe ich in norwegischen handschriften 
nicht ein einziges beispiel dafür gefunden. 

^) Irreich nicht, so wird durch diesen isländischen lautübergang zu- 
gleich auf das merkiwürdige nhd. zto- »» mhd. tw- {zwerg^ zwingen = 
mhd. twerc^ iwingen) licht geworfen. Bisher hat man diesen Über- 
gang als eine art ,,fortsetzung der lautverschiebung" hingestellt, aber 
mit unrecht, wie mir scheint. Die annähme einer sporadischen fort- 
«etzung der lautverschiebung würde vollständig dem Charakter derselben 
als einem allgemein gültigen lautgesetz widerstreiten: die abweichende 
behandlung kann in diesem fall offenbar nur in de/ Verbindung des t 
mit dem u) ihren gnind haben, in derselben weise wie — um eine aus- 
nähme aus der ältesten lautverschiebung anzuführen — z. b. die bewah- 
rung des indog. sp, st, ak auf der Verbindung des explosivlauts mit 8 be- 
ruht. Aber so lange man an der ansieht festhält, mhd. to in diesen und 
ähnlichen anlautsverbindungen wäre labiodental, wird man kaum eine 
physiologische erklärung für diese erscheinung zu finden vermögen; denn 
die Verbindung des t mit dem labiodentalen to (nach meiner bezeichnung 
v) ist, wie wir z. b. an dänischen worten wie ivivl, tvang, ivift u. s. w. 
Beben, sehr leicht auszusprechen und erheischt niemals die geringste 



12 J. Hoffory 

Können wir es nun aber als erwiesen ansehn, dass f in 
der Verbindung ft rein labial war, so wird man kaum einen 
grund dafür finden, dass es einen andern lautwerth gehabt 
haben sollte in Verbindungen wie fs^ fk ; ich hege daher keiner- 
lei zweifei darüber, dass das tonlose f im inlaut überall labio- 
labial war. Hinsichtlich des anlautenden f verfugen wir leider 
nicht über so bestimmte criterien, dass wir mit derselben Sicher- 
heit wie bei dem inlautenden f behaupten dürften, die labio- 
labiale ausspräche sei die herrschende gewesen. Doch muss 
bemerkt werden, dass wir wenigstens in einem werte factisch 
den Übergang vom anlautenden f zum p nachweisen können: 
hüsfreyja^ d. h.: hüs-freyja^ wird im Isländischen (vgl Cleasby- 
V i g f u s 8 n s. V. J bisweilen hüspreyja geschrieben, welche form be- 
kanntlich im Altschwedischen ziemlich verbreitet ist und sich 
auch in runeninschriften findet (At^^prota Hainhem ; Säve: Gut- 
niska urkunder s. 42) ^). 

.Wenn man ferner bedenkt, dass das tonlose altnordische f 
in allen handschriften mit demselben buchstaben bezeichnet 
wird im anlaut wie im inlaut, und dass kein grund vorhanden 
scheint, anzunehmen, f sei im anlaut anders behandelt worden 
als z. b. in der Verbindung /?., so muss man einräumen, dass 
es sehr wahrscheinlich ist, auch das anlautende altn. f sei 
rein labial gewesen. 

Dürfen wir nun also von der Voraussetzung ausgehn, dass 
das altn. tonlose f unzweifelhaft im inlaut und aller Wahrschein- 
lichkeit nach auch im anlaut bilabial war, so hat von vorn- 
herein die annähme hohe Wahrscheinlichkeit für sich, dass auch 

schwierio^keit. Fasst man dagegen das to in der obenp:enannten lautsiel- 
lung als lahiolabial auf, so wird das vcrbältniss ein ähnliches wie bei dem 
isländischen /if: auch hier haben wir eine Verbindung eines rein dentalen 
cxplosivlauts mit einem reinen labiallaat, und dieselben articulations- 
Schwierigkeiten wie im Isländischen müssen natürlich auch hier entstehen; 
man suchte deshalb über die Schwierigkeiten in derselben w^ise hinwegzu- 
kommen wie im Isländischen : durch einschiebung eines «. — Dass mhd. 10 
in der vt*rbindung tw rein labial war, wird ferner durch den umstand 
wahrscheinlich gemacht, dass tw in verschiedenen dialcktcu von qu 
(quingen und ähnl.im Mitteldeutschen) abgelöst worden ist. In der alten Ver- 
bindung qu {qualy quecksilber u. s. w.) hat bekanntlich das to (u) sich bis 
zum heutigen tage labiolabial erhalten. 

*) Vgl. A. Noreens ausführliche bemerkungen in Nord, tidskr. f. 
philologi D. r. IV 34 ff. 



Altnordische consonantenstudien. 13 

das inlautende tönende f — das ja theils aiis gemeingerm. 
qp, theils aus gemeingerm. ß entstanden ist — labiolabial war. 
Dies wird aber auch durch mehrere umstände bekräftigt. Zu- 
nächst verwandelt sich ja manchmal, wie wir oben gesehen, 
auch das aus tönendem f entstandene tonlose f vor t in p: 
leypt für leyft u. s. w. Dass pt hier eintreten kann, beweist 
zur geniige, dass f in leyft labiolabial war; war es aber rein 
labial in leyft ^ so muss es auch in Uyfa denselben lautwerth 
gehabt haben. Zweitens müssen wir bemerken, dass /*, namen- 
lich nach l und r, selbst in sehr alten handschriften sich in b 
verwandeln kann: foÄ, 1812, 61 *', umhhuerbis ibd. 66a *^, «i- 
huerbol in demselben codex, vergl. Gering: Isländische glossen, 
Zeitschrift f. d. philol. IX 387. Eine grosse anzahl andrer 
beispiele führt Gislason an: Frumpartar 211—12, Aarb. for 
nord. oldk. 1^69, s. 61 fif. Im Neuisländischen ist -fl-, -fn-y 
-/ü- überall zu -W-; -Jw-, -iS-, geworden ; sieh W i m m er , Fomn. 
forml. s. 10. Beide Übergänge weisen eben so bestimmt darauf 
hin, dass der laut rein labial war, wie der Übergang von ft in^^^). 

Betrachten wir zum schluss den ganzen entwicklungsgang, 
so lässt sich das ergebniss in folgender weise zusammenfassen: 

Das gemeingerm. anlautende tonlose q> erhält sich als sol- 
ches im Altnordischen; im inlaut erhält sich das gemeingerm. 



^} Wir haben oben gesehen , dass das tönende inlautende / in den 
handschriften sehr oft mit dem zeichen für den tonenden labialen halb- 
vokal geschrieben wird: r, u {to). Es kommt mir nicht unwahrscheinlich 
▼or, dass diese Schreibweise darauf beruhe, dass die beiden laute zu der 
zeit, als die handschriften entstanden, nicht mehr streng auseinander ge- 
halten wurden. (Hinsichtlich ihrer physiologischen Verwandtschaft er- 
laube ich mir, auf meine bemerkungen in KZ. XXIII 551 ff. hinzu- 
weisen; h Seite 553^ ist natürlich nur ein druckfehler statt b oder, wie 
ich jetzt schreibe, ß). Diese Vermischung muss jedoch erst in verhältniss- 
mässig sehr neuer zeit eingetreten sein ; denn auf der einen scite wird — 
nach einer mir von W i m m e r gemachten mittheilung — auf den runen- 
steinen das tönende / durchgehends mit der /-rune (selten mit der &-rune), 
aber so gut wie niemals mit der u-rune bezeichnet, und auf der andern 
Seite mvissen wir beachten, dass tönendes /vor o {u) nie ausßlllt, was 
dagegen bei dem wirklichen v {w) regelmässig der fall ist: es heisst z. b. 
in den handschriften überall stalfom (auch nalvom, sialuom geschrieben), 
aber niemals 8ialom; dagegen wird in den ältesten handschriften ohne 
ausnähme z. h. ffhm (dat. pl. von f^r, stamm /f^t>a-) und ahn 1. mit aus- 
gestossenem v geschrieben. 



14 J. Hoffory 

tonlose qp nur in tonlosen consonantenverbindungen. Das ge- 
meingerm. tönende ß erhält sich als solches im inlaut zwischen 
tönenden lauten, und in dieser lautstellung geht auch das ge- 
meingerm. (p m ß über i). Tritt aber das altn. inlautende ß — 
mag es gemeingerm. ß oder gemeingerm. q> entsprechen — durch 
spätere, speciell nordische lautbewegungen in unmittelbare Ver- 
bindung mit tonlosen consonanten, so wird es selbst tonlos. 
Das altn. f hat — sowohl als tönend , wie auch als tonlos — 
im inlaut und höchst . wahrscheinlich auch im anlaut seinen 
labiolabialen charakter bewahrt. — Im Altnordischen und in 
mehreren altisländischen dialecten begegnen wir einer starken 
neigung, q>t (,ft^') in pt zu verwandeln, während das altn. 
fft in andern isländischen dialecten zu (fst („fift^') wurde. 
Neben pt für q^t finden wir auch, obgleich nicht so oft, ps 
für q>8. 

Man sagte also z. b. (para^ q>fnna, (pi, <pyüa u. s. w.; reg>sa 
(repsa)y eg>ttr {eptir, resp. eq)8tir\ krcuptr {kraptr, resp. h'cupstr) 
u. s. w. Dagegen mit ß sowohl geßa^ arßi u. s. w. wie auch 
heßjüy lößi u. 8. w. Und endlich mit hysterogenem y: ha<ps, 
p6r6Up8 (P6r6lpft\ Ijiitps, oq^str (epstr), geipsk, r{(pka, Hq>% geq>% 
IjücpU lcy<pt (Ifypt), aq)q>aU u. s. w. 

Es zeigte sich also bei der flexion ein regelmässiger Wechsel 
zwischen ß und <jp; es hiess z. b. haß, haßt, aber hcups; Ijüßr, 
Ijüßan, aber Ijtups, Ijüipt; eßri^ aber 0€p9tr\ geßa, aber geqsk, 
geq/k u. s. w. 

In der speciell altnordischen gramraatik wird die regel sich 
einfacher so ausdrücken lassen: das altn. f bezeichnete überall 
eine labiolabiale spirans. Es war tonlos im anlaut und inlaut 
vor tonlosen consonanten, aber sonst immer tönend. 

In der normalisirten rechtschreibun g wird es wohl 
am richtigsten sein , wie bisher das f zur bezeichnung sowol 
des tonlosen wie des tönenden lauts anzuwenden ; die einführung 
eines neuen Zeichens für das tönende f würde mit keinem son- 
derlichen nutzen verknüpft sein und einen bruch bedeuten mit 
der in den handschriften überlieferten Orthographie ; auch würde 
sie endlich wol auf lebhaften „practischen" widerstand stossen. 
Aber die grammatik sollte den für das richtige verständniss 
der fiexion wie für die lautlehre gleich wichtigen unterscliied 

*) Eine ausnAhme jedoch hilclpt ^mm = jrot. ßtnf. 



Altnordische consonantenstudien. 15 

zwischen tonlosem und tönendem f weit stärker betonen , als 
es bisher der fall gewesen^). 

Nunmehr betrachten wir das spirantische 

9' 

Wir haben oben bei behandlung des altn. f den entwick- 
lungsgang zu bestimmen gesucht, den das urgerm. 9 und das 
inlautende ß im Altnordischen durchgemacht haben. Es wird 
erspriesslich sein, hierin ähnlicher weise das verhältniss zwischen 
dem urgerm. % und inlautendem y ^) und dem altnordischen 
lautsystem zu beleuchten. Wie das Altnordische das urgerm. 
q> im anlaut als f bewahrt hat, so hat sich auch das urgerm. 
anlautende % als h erhalten, das selbstTerständlich tonlos war. 
Auch braucht hier nicht bewiesen zu werden, dass es in der 
ältesten zeit eine Spirans war, während es dagegen schon zur 
zeit der ältesten handschriften sich in einen blossen Spiritus 
verwandelt hatte 3). Ich führe nur einige beispiele an : heida 
~ got. haldany heita = got haitariy hcerr =r got hvarji\ 
hjarta =- got. hairtöy hUiupa =- got hhiupan, hniga vgl. got 
hneivan, hreinn = got hrains u. s. w. 

Im inlaut dagegen wird x K^^^ anders behandelt als g>. 
Während g> selbst tönend wurde zwischen tönenden lauten, 
aber als g> bewahrt blieb (oder p wurde), wenn es in unmittel- 
bare berührung kam mit einem tonlosen consonanten, ver- 
schwindet X i^ beiden fällen vollständig: nach einem vokal 
mit ersatzdehnung , nach einem consonanten , ohne eine 

^) Als ein beispiel dafür, wie uitrichtige anscbauungen selbst in den 
letzten jähren bezüglich dieser frage sich geltend gemacht haben, nenne 
ich Söderbergs äusserungen in seiner übrigens sehr verdienstvollen 
Schrift: Forngiitnisk Ijudlära. Dass das anlautende/ hier s. 39 als eine 
,,Iabiodentale tenuis^^, das inlautende / als eine „labiodentale media^' de- 
finirt wird, möchte noch hingehen (davon abgesehen, dass man sonst die 
bezeichnungen tenuis und media von den Spiranten nicht zu gebrauchen 
pflegt); aber dass das altn. als eine spirantische „bilabiale media^' cha- 
rakterisirt wird, ist nicht zu verantworten, welchen Standpunkt man auch 
einnehmen möge. *) Wie wir oben nicht bei dem urgerm. anlautenden 
p verweilten, da dies überall im Altnordischeo sich in b verwandelt hat 
(5era, bifida^ bam u. s. w.), so ist es auch überflüssig, ausführlich von 
dem urgerm. anlautenden y zu handeln, da dies in derselben weise durch- 
gehends in ^ sich verwandelt hat (^e/a, gjalda, gestr, u. s. w.). *) Im 
Altnorwegischen ist bekanntlich h durchweg vor /, n, r ausgefallen : lutr, 
naty reinn = isl. hlutr^ Anot, hreinn. 



16 J. Hoffory 

spur zurückzulassen; es heisst z. b. fi » got. faihu, vi vgl. 
got. veihs^ ßv(ä vgl. got. fvahan, föa ss got fauhöy dd = got. 
dahan u. s. w., dagegen aber: pverr « got, ßvairks, bjartr 
= got. bairhtSy orta vgl. got. vaurhta^ firar (n. pl.)^) = as« 
firihos, vgl. althd. firahim (d. pl.) /?r^d (g. pl.). 

Die Verbindung xt wird gewöhnlich ^if mit Verlängerung des 
vorhergehenden vokals : mdtta = got. mahta, -ßitta = flaihian, 
althd. flehtan^ dröttinn = ahd. trohtin, vgl. finnisches rvhtina 
(Thomsen: Den got. sprogclasses indflydelse paa den finske 
8. 59), döttir vgl. got. dauhtar u. s. w.; seltener wird es 
zu blossem t nach einer bestimmten regel, von der ich später 
ausführlicher handeln werde, z. b. hldtr vgl. got. hlahjan, nitr 
g. sg. und n. acc. pl. von n^tt = got. ndhts, dstr vgl. got. 
dauhtrjiis. 

Nur in der Verbindung xs pflegt x nicht auszufallen, son- 
dern geht gewöhnlich in k über: ax = got. ahs, oxi = 
got. auhsa, vaxa vgl. got. vahsjany lax = althd. lahs*); doch 
kann % auch in dieser lautstellung wie sonst im inlaut aus- 
fallen: nysa = got. {bi)niu}isjan, Ijös vgl. got. liuhaPy liuhtjan. 
Der Übergang x^ zu ks ist, wie Paul richtig bemerkt (Beitr. I 
176), ganz analog dem obengenannten Übergang des fa zu ps. 

Man nahm früher an (siehe z. b. Holtzmann, Altd. gram. 
I 1 s. 110), das urgerm. x könne im Altnordischen sich bisweilen in 
^verwandeln, z. hAnslögu, sZ^^^mn gegenüber got. ^öAU; dahans^ 
hldgja gegenüber got. (uf)hlohjan u. s. w. ; davon kann nach 
Verners entdeckung natürlich nicht mehr die rede sein. Die 
regel ist also sehr einfach: das inlautende x kann vor 8 sich 
in k verwandeln; in allen übrigen fällen verschwindet es voll- 
ständig. Es geht nie in g über. 

Nunmehr betrachten wir den altnordischen laut, der dem 
inlautenden urgerm. y entspricht, nl.. das spirantische g. Wir 

*) Nicht firar ^ wie es gewöhnlioh geschrieben wird, vergl. Wi ram e r, 

Oldn. Isesebog* s. 192, Bugge, Beretning om forhaudlingerne paa det 

forste nordiske philologroöde s. 144, vgl. auch Bugge, Eddas. 1. ^ Oass 

X wirklich don lautwerth ks wiedergibt, geht hervor aus skalden reimen wie 

salJiaA:« megin vaa;a 

Eilifr, Sn. E. I. 294. 
6x sky mäni t6A;u. 

anon., Draumavit. 132. 
fleinbraX;«, liinu axla. 

Hattatal sti*. 3 u. s. w. 



Altnordische oonsonantenstadien. 17 

sehen also in diesem Zusammenhang ab theils von dem anlau- 
tenden gy von dessen lautwerth oben die rede war, theils von 
den fällen, wo g im inldut explosiv war, nämlicb : l) g in der 
Verbindung i$g (geschrieben ng in den normalisirten ausgaben 
und in grammatischen werken) : hringr, syngva u. s. w. (bereits 
im Urge'rm. hatten wir in diesen fällen explosivlaute, s. oben 
8. 1) und 2) dem sogenannten geminirten gg^ das theils got. dd(J), 
theils got gg(v)y theils got. g vor j entspricht: veggr .= got. 
vc^ddjusy tryggr ^ got. triggvSy leggja = goi. lag jan (vgL Holtz- 
mann, Altd. gram. I 1 s. 108 f. u. Wimmer; Fomn. formL 
8. 29). Von diesen drei fällen abgesehen, war das altn. g über- 
all Spirans (vgl. Gfslason, Oldn. formiere s. 36 ff.. Wim- 
mer, Fomn. forml. s. 8, Paul, Beitr. I. 175 flf.), und bisher 
bestand aUgemein die ansieht, dass es immer tönend war^). 
Wie wir bald sehen werden, kann dies jedoch nicht richtig sein: 
wir müssen hier wie bei der behandlung des f unterscheiden 
zwischen den fällen wo g neben tönenden lauten stebt, und 
denjenigen, wo es mit einem tonlosen consonänten zusammen- 
trifft. 

Oass das inlautende g tönend war neben tönenden lauten, 
wie es im ürgerm. der fall war, versteht sich von selbst uud 
wird von niemand bezweifelt. Worte wie vegr, bjarga, draga 
(a» got. vigSy bairgariy dragan) wurden also ausgesprochen: veyr^ 
bjarya, draya. 

Anders dagegen ist das verhältniss, wenn ein tonloser con- 
sonant voraufgeht oder nachfolgt. Wenn wir z.b. die adjective 
betrachten, die auf -igr und -ugr mit voraufgehenden t enden, 
wie lostigvy m^ttugr und ähnl., so springt es sofort in jdie äugen, 
dass wir in den contrahirten formen überall k statt g haben: 
lostkariy lostkum^)^ m^tkan, m^tkum. Dieses kann natürlich 
nicht unmittelbar aus der tönenden spirans y entstatiden sein, 
sondern setzt nothwendigdtweise eine Zwischenstufe mit % vor- 
auf. 0er acc. sing, von lostigr hiess also ursprünglich to^^j/an; 
nach fortfall des i lostxan und endlich lostkan. Ebenso ver- 
wandelt das g in dem negativsuffix gi durch das Zwischenglied 
X sich in i, wenn t oder s voraufgeht: ßatki^ hdlftki, hvärskis, 

') Nar bei Paul a. s. o. finden wir vereinzelte wichtige andeutungen 
einer abweichenden anBchanung. ') Mit unrecht will Wisen in St. h. 
die form lostca l68^^inlostga ändern. Die formen lostkan^ lostkum u. s.w. 
sind natürlich ebenno organisch und correct wie m^tkan^ fn^'tkum. 
Beitrlire %. kande d. ig. spracbon. IX. *^ 



18 J. Hoffory 

enski-s; aber dagegen stundgi^ P^'fgij Mfgi u. s. w. Vgl. Gf 8- 
lason: Um fmmparta s. 237 ff. 

Wir haben oben gesehen, dass tönendes inlautendes f (i. 
e. ß) überall tonlos wurde vor tonlosen consonanten, und da- 
nach wird man zum voraus geneigt sein anzunehmen, dasselbe 
müsse mit dem Spiranten g der fall sein, so dass forinen wie 
sagtj lagt, heüagt; vegs, dags, heüags, dregsk^ lygsk u. s. w. aus- 
gesprochenwurden: saxty laxf, heilajif'y ve^s, daxs^ heilaxs, dre%sk^ 
lyxsk, nicht, wie gewöhnlich angenommen wird: sayt, layt^ Aei- 
layt u. s. w. ^). Diese annähme wii*d vollständig durch die 
Schreibweise in den Ältesten handschriften bestäti^t^ denn wir 
finden hier vor t und 8 nicht selten statt des regelmässigen g 
das h geschrieben 9 das ja noth wendig die Zwischenstufe % vor- 
aussetzt — ganz wie wir vor / und 8 statt / p finden können: 
leypi^ pirdps und ähnl., sieh oben s. 7. 

So 'finden wir statt sagt geschrieben sdkt resp. aact A. IL 
645: 102", (vgl. Gislason, Um fmmparta s. LXV), 0. h.: 
110, 311, 6", 7'ii, 8io,98»-88, 12*- «8, 13", 14«s-w lö^^-i*, 
1817", 19",. 231»-", 241«, 25»-", 26 1-51, 37"-« SS«-«»-", 
63", 65", 781«, 80», 85 »s, 88 1«. 

Neben toj^ finden wirZaJfc^, lacti Ö. h.: 6", 7i», 8", 26", 
53«^ 651»; neben fylgt finden wir fytct in A. M. 646 (vergl. 
ünger, Postola sögur 211 »), ferner teZc^ Ö.h.: 80 ^^ ^nd dryct 
Ö. h. 87 8* = tdgt, drygt u. s. w. Bei den adjectiven auf -^igr^ 
'igr^ -^r ist die Schreibweise mit k so häufig, dass sie fast als 
regel gelten kann; es wird z. b. heüakt resp. heilact statt hei^ 
lagt geschrieben St. h. 301«, 33 1^-", 93«, 94», 99", 140», 
146", 152 1^' 193*, 196"; 0. h. 18 1» (bis), 80"; ebenso «yw- 
duci 0. h. 87"; ggfuct St. h. 13 0; sauruct St. h. 104", 144 ^- 
vefßuct St. h. 1521»; 0. h. 69», 88»»; h^fuct A. M. 66ö. III, 
21»; kunriict 0. h. 8»i u. s. w. u. s. w. 1). 



*) Da« spirante g kommt in unzusammengesetzten Worten Tor andern 
konsonanten als t und s nicht vor. *) Es verdient bemerkt tu werden, 
dass die verschiedenen handschriften sich verschieden su dem Übergang 
Xi>fit verhalten. In den all er ältesten isländischen handschriften, z. b. 
St. h., ist der Übergang in kt in einsilbigen formen noch nicht eingetreten; 
es heisst a.b. immer sa^ Sth. 18« 48*, 57«*, 89«>, 90", 127« 128 ■•, 
187'», 139», 140«, 147«», 165", 164«», 172»», 176»», 183»-", 193*; layt 
104» 205";/y%r< 82»»; bt/rgt 72*, 138»; drygt 49»»; higt 66», 70»»; 
lagt 124»»; vigt 137» u. s. w. u^ s. w. Dass dies nicht eine Wo« gra- 



Altnordische oonsonanteiiBtadien. 19 

Seltener ist der Übergang gs (i. e. xs) in ä»; aber es finden 
sich doch beispiele wie fylcsnö für fylgsnom A. M. 623, ^\ 
8,58* (citirt von Gislason, Umfrumparta s. 111), Nareks für 
Naregs 0. h. 29 ^ 34 «7, 51*, 80". — Ja sogar in Zusammen- 
setzungen^ deren ersteres glied auf g endet, kann 'Übergang in 
k eintreten, wenn das zweite compositionsglied mit einem ton- 
losen consonanten beginnt, z. b. tdrolMyra Ghv. 9 (nach Bug - 
ges ausgäbe). 

Wir sehen also, dass ^ vor tonlosen consonanten (^, «; 
ey. h) in k übergehen kann, und hieraus dürfen wir dann mit be- 
stimmtheit schliessen, dass es in dieser lautstellung selbst ton- 
los war. Diess wird femer durch die interessante form mart 
(jL a. sg. n. YOQ margr) bestätigt, die auf ein älteres marxt 
zorückweiBt; das bysterogene % fiel zwischen r und t aus wie 
das ursprüngliche in bjartr = got. bairhta, orta = got. vaurhta 
und in ähnlichen werten. ^ Die form mart steht ohne Variante 

phische besonderheit ist, ersieht man daraos, dass das explosive g in 
8t. h. sehr oft — auch in einsilbigen Worten — vor i sich in k verwan* 
delt, z. b. und 23«», punct 49»», rankt 69« ghkt 106»»-«, 181« 189»*, 
211 «, neben langt 20«*, rangt 207", gUgt 77", 106» u. a. Dagegen 
verwandelt sich, wie wir gesehen, schon im St. h. / in A; in mehrsilbigen 
formen wie heilakty g^ukt u. s. w. — Wenn ich oben auf die so aasser- 
ordentlich häufig vorkommenden neutrumsformen auf -Ukt (sieh s. b. 
St h. 12*» 24«, 80"«, 31*«-» 89«, 46", 55*», 64"", 74"»"", 77«, 
80«*, 81*, 86 S 89 «•«•«, 96" u. s. w. u. s. w.) keine rücksicht nahm, so 
hat das seinen grund darin, dass hier nach meiner Überzeugung gar kein 
Übergang von ^t zu, kt vorliegt. Da nämlich g in werten wie andUgr 
Q. ähnl. ursprünglichem k entspricht, und da dieses k sich sowol im 
Altschwedischen (vgl. Bydqvist II. 890 ff.) wie auch, —»worauf mein 
freund M. Lorenzen mioh aufmerksam gemacht hat — im Altdänischen 
erhalten hat, z. b. barlic J. I. 4t'^, framterlik 4t4*j fulkumelik 142", lagh" 
Uk 24*, 68*, Unlie 142* u. a., so ist es klar, dass das g, welches wir 
im Altnorwegisch-Isländischen finden, sehr jungen Ursprungs ist, und darum 
ist es gewiss nicht zu kühn, anzunehmen, dass k in den formen auf -likt 
sich von alters her erhalten habe. Dass wir überhaupt im Altnorwe- 
gisch-Isländischen formen wie andligr und ahnl. erhalten haben, wo g sich 
nicht organisch entwickelt haben kann, hat übrigens meines erachtens 
darin seinen grund, däss wir in den adjektiven auf -igr, -ugr^ -agr sehon 
früh im neqtrum A^ für ^ erhalten hatten. Es hiess somit sicherlich in 
Norwegen und auf Island eine Zeitlang z. b. kunnigr — kunnikt neben and' 
Hkr-^andlikt; da dies aber als eine Ungleichheit empfunden wurde, ward 
andUkr in andligr verändert, wodurch ein vollständiger parallelismus 
zwischen kunmgr — kunnikt und andligr -- andltkt entstand. 

2* 



20 J, Hofifory 

da in den ältesten isländischen handschriften und kommt auch 
sehr häufig in den ältesten norwegischen membranen vor (z. b. 
O'. h. 7», 13", 14", 16S 25", 28«, 79", 80»); zum über- 
fli^ss wird sie noch bestätigt durch skaldenreime wie 

mart dagr Yi{>u svarta, 

Einarr, Sn. E. I. 496. 

fijöp mart horundbjarta, 

' Valgarl)r, Hkr, s. 560. 
Aber bald entsteht durch analogiebildung ein neues ^yinargi^^ 
(z. b. schon 0'. h. 24 ^, 27 ^^), das natürlich marjf ausgesprochen 
wurde, in derselben weise wie es saxt, lajf u. s. w. hiess.* Und 
wie die letztgenannten fonpen sich in sakt^ lakt verwandeln 
konnten, so ^finden wir auch eine form im^rkt 0. h. 12 ^ 75 >^; 
in derselben handschrift kommt auch' das »entsprechende ,arA:^ 
vor (s. &J^'^% n. a. sg. neutr. von argr. 

Wo das spirantische g ursprünglich im auslaut stand, ver- 
wandelte es sich zunächst' in %^ wie auch d und das explosive g 
in dieser lautstellung tonlos wurden: galt^ siakk (i. e. stank) 
aus gjaiday ßtinga^ und dieses % schwand dann später wie das 
ursprüngliche auslautende '^. 

Dieser Schwund vaiirsacht Verlängerung eiqes voraufgehen- 
den kurzen vocals ynd contraction eines voraufgehenden diph- 
thongs; so heissen z. b. vega, stiga, Ijüga im prät. vd^ stS, 16*). 
Im St. h. finden wir indess eine form, die einen Überrest des 
alten x enthalten dürfte, nämlich da8blatt71b (oben) vorkom- 

') Wenn man neben sti, 16 n. 8. w. auch formen wie vUig^ laug nnd 
ähnl. trifft, so beruhen diese letzteren, wie schon Paul (Beitr. VI. 99) 
hervorgehobea hat, ohne z^ATeifel auf analogiebildung^, (— Lefflers ab- 
weichende auffassung/ wonach sti^ lo u. s. w. analogiebildungen sein 
sollen [sieh Nord, tidskr. f. philol. n. r. V s. 78 f.] ist mir ganz unver- 
standlich — ), und dasselbe gilt gewiss auch von formen wie harg u. dgi. 
(vgl. Paul a.a.O.). Ebenso beruhen die imperativformen veg^ sHg^ Ijug 
u. s. w. auf analogiebildung (was Paul Beitr. VI. 128 mit unrecht be- 
zweifelt); dagegen haben sich natürlich gjaU^ biU^ sprikk etc. organisch 
entwickelt. Dass solche neubildungen im imperativ früher auftreten als 
im Präteritum, hat seinen grund darin, dass der imperativ (im gegensats 
zum «Präteritum) in der 2. pers. sg. und in der 2. pers. plur. immer 
denselben vocal hat. Bicses verhältniss wird nicht durch d^ umstand 
afficirt, dass der schlussconsonant in gfalt^ bitt, »prikk etc. tonlos gewor- 
den ist, während formen wie *ve, *bU und ähnl. gegenüber vigip, ^iigip 
allen übrigen imperativen widerstreiten würden. Auch eig beruht ohne 
zweifei auf analogie mit pl. eigum^ eigip. 



Altnordische consonantenstudien. 21 

r 

mende I6cky das ich mit Jon Sigardson löcfky lese (sieh 
Tsl. sog. I. 386 *o) ^ indem ich annehme , dass f und c in un- 
richtiger reihenfolge stehen, wie z. b. h und s in dem s. 24 ^^ 
vorkommenden veniomks und in vielen andern ähnlichen fällen i). 
Dieses löJcsk steht dann statt IdxsJc^ indem das hysterogene % vor s 
sich in k verwandelte, in ähnlicher weise wie das ursprüngliche 
X in Worten wie ax^ lax^ u. s. w. sich in k verwandelt hat. 

Ich erwähne endlich, dass dieselben gründe , welche dafür 
sprechen, dass f in rifk, gefk u. s. w. tonlos gewesen, es auch 
wahrscheinlich machen, dass das spirantische^ vordem enklitischen 
k sich in % verwandelt, also drey^k^ lyx'k.u. s. w. Uebrigens 
kommen solche formen kaum in den handschriften vor — sie 
müssten in solchem fall natürlich dregk^ lygk u. s. w. gesclirieben 
sein — aber bei den skalden finden sie sich nicht selten. 

Der entwicklungsgang lässt sich also kurz in folgender 
weise darstellen. 

Das gemeingermanische % verwandelt sich im anlaut über- 
all in A; im Inlaut kann es vor s m k übergehen, aber in 
allen andern fällen verschwindet es vollständig» Das gemein- 
germanische y bleibt im inlaut zwischen tönenden lauten unver- 
ändert; nach t und s hat es sich durch die mittelstufe % stets 
in k verwandelt. Vor tonlosen consonanten wird es immer x^ 
das vor t und s m k übergehen kann. Wo y ursprünglich im 
auslaut stand, hat es sich zunächst in x verwandelt, und dieses 
ist dann geschwunden wie das gemeingermanische auslautende x- 

Man sagte also z. b. veyr^ Noreyr, Idyr^ h'y^, draya, seyja, 
telyja^ aber ve^a, Norexs (Noreks), Idxs, Idxjt, l^X^tr, drexsk, 
drey^ky saxjt (sakt), tdxt, (tdk) u. s. w. Es zeigte sich also in 
der flexion ein ähnlicher Wechsel zwischen y und x wie der 
8. 14 genannte Wechsel zwischen ß und q>\ es hiess veyr^ aber 
vexs u. s. w. 

Für die spezifisch altnordische grammatik finden wir die 
einfache regel: das spirantische jjf war tonlos vor tonlosen conso- 

I) Wisen dagegen will Idsek lesen (s. 155"), obgleich k im St. h. 
sonst nicht so zwecklos im auslant verdoppelt wird. Allerdings fahrt 
Wis6n s. Xm die form qvislasek (s. 156"**) als mit löack parallel an. 
Aber s. 156*^ kann durchaus nicht qvisktsck gelesen werden, das hier voll- 
kommen sinnlos sein würde; es muss natürlich — was auch Wis6n 
für möglich hält, — qvislatik gelesen werden. Und qvialastk steht für 
qtnslatsk^ Yii^ forpestk 104^ iüx forpetsk steht. 



22 J. Hoffory 

nanten, sonst tönend. Es ist für die altnordische grammatik 
und die normalorthographie ein sehr grosser missstand, dass 
drei so verschiedene laute wie g^ y und % sämmtlich durch das 
eine zeichen g ausgedrückt werden, aber so weit ich sehe, lässt 
sich dem mangel nicht abhelfen. Allein je mehr die Ortho- 
graphie dazu beiträgt, den wirklichen lautwerth zu ver- 
decken, um so nachdrücklicher muss die grammatik die ver- 
schiedenen bedeutungen des^ hervorheben. Und hier darf denn 
nicht übersehen werden, dass die oben nachgewiesene Unter- 
scheidung zwischen / und % für das richtige verständniss der 
laut- und flexionslehre eben so nothwendig ist, wie der allge- 
mein bekannte unterschied zwischen dem explosiven und dem 
spirantischen g. 

Zum schluss betrachten wir jetzt das altnordische 

Während wir auf labialem und gutturalem gebiete nur e in 
zeichen (resp. f und g) hatten, um den tonlosen wie den tönen- 
den laut auszudrücken, haben wir zwei buchstaben, / und 9,^ 
zur bezeichnung der tonlosen und der tönenden interdentalen 
Spirans. Die allgemeine auffassung geht, in Übereinstimmung 
mit der herrschenden normalorthographie, dahin, dass / stets 
im anlaut, ä stets im in- und auslaut gebraucht wurde. Was 
den lautwerth angeht, der den zeichen f und dt zukommt, so 
. ist die bisher alleingültige ansieht die, dass / den tonlosen; ^ 
den tönenden laut ausdrücke i). Wir wollen jede dieser ansichten 
für sich prüfen. 

Was den gebrauch der buchstaben / und ä betrifft, so 
muss zunächst hervorgehoben werden, dass die älteren mem- 
branen mit dem oben genannten usus nicht in einklang stehen. 
Wie schon von manchen Seiten hervorgehoben worden, ist / 
in den ältesten isländischen handschriften allein- 
h errschend^), so z. b. wird es stets inA.M. 237, El., St.h., 

') Sieh z. b. Gislason, Oldn. forml. s. 25. Wimmer, Fornn. 
8. 9. VigfusBon, Dictionary b. 729. ^) Sieh z. b. Gislason, Forml. 
§ 84, Holtzmann, Altd. gram. I 1, s. 114, Wimmer, Fornn. forml. 
B. 9. Doch beben die genannten forscher nicht nachdrücklich genug her- 
vor, dass nur isländische handschriften p im in- und auslaut anwenden. 
So viel ich weiss, ist diess zuerst von Yigfusson nachgewiesen worden, 
Eyrbyggasaga, vorrede s. XXXVIII. — Sehr selten wird in den islän- 
dischen membranen in einheimischen werten ^ far ^ ^schrieben: Tha^ 
A. K. 665 m. 3«, /CeiVrfÄro, ib. 3«*"; vergl. Um frump. s. 98. 



Altnordische consonantenstndien. 23 

1812, A. M. 673, A. B., A. M. 646 (erstem stück), in den ältesten par- 
tien von Reykjaholts mäldagi, den ältesten (isländischen) frag- 
menten im A. IT. 655 u. a. ^). Zu beginn des 13. jahrh. be- 
ginnt das zeichen ä auf Island eingang zu gewinnen und wird 
dann neben/ sowol im an- wie im auslaut gebraucht^); 
z. b. im A. M. 645 (zweites stück); ä&rp (Postola sögur von 
ünger 8, 217 »ß), St/s (ib. 227 i«), Savcofo (ib. 224 >6) neben 
ßinghusom (ib. 217»«), pr^ta (ib. 223*9), ßvatdag (ib. 219 1«); 
Seim (ib. 217 "), äa (ib. 218 i), Saßan (ib. 218 i^), neben /a, 
ßeir, ßar (ib. 218 1); hafäi (Um frumparta LXVI »), gerSo (ib. 
LXV»), drepdu (Post sog. 228 «i), neben fylgpo, stoßo, herfu 
(ib. 216 *i), styrcßiz (ib. 217 ») u. s. w. Erst später wurde das 
verhältniss in der weise geordnet, dass ß durchgehends im an- 
laut bleibt; im in- und auslaut wurde ß noch lange unterschieds- 
los mit ä gebraucht (so z. b. im Cod. Reg. der Ssem. edda, in 
Grag&s (Eonungsbök), cod. Upsal. der Snorra edda u. s. w. 
u. s. w.), wenn auch schliesslich ä vorherrschend wurde. Doch 
kann man sogar noch in ziemlich jungen handschriften ä hin 
und wieder im anlaut finden; so begegnen wir in der soeben 
genannten handschrift der Snorra edda formen wie Baßan, Sn« 
E. ed. A. M. n 253*; Bmi, ib. 341 1». 

Wesentlich anders ist das verhältniss in den norwegischen 
handschriften. Hier finden wir im in- und auslaut immer ä^ 
niemals/. (Vgl. Vigfusson, Eyrbyggjasaga, vorrede XXXVIU); 

') Eigenthümlich ist das verhältniss im A. M. 677. Hier wird auf 
den sechs ersten blättern im in- und auslaut besonders häufig d (nicht dl) 
geschrieben, neben ß und in derselben bedeutung wie^. In dem übrigen > 
theil der handschrift dagegen finden wir ^ so gut wie ausschliesslich im in- und 
auslaut (wir begegnen nur ein paar ganz vereinzelt dastehenden beispielen 
für ä)-^ dagegen wird d hier wie in andern handschriften in der bedeu- 
tung des d gebraucht. Y ergl. Bjarnarson, Leifar fomra kristinna frseda 
islenzkra s. XVIII, Dahlerup, Nord, tidskr. f. philoL, n. r. IV 151. 
*) Doch gibt es auch handschriften aus dieser zeit, z. b. A. H. 628, i% 
in welchen d in der bedeutung des d vorkommt. (Sieh hierüber Um 
frump. 8. 95). Aber das hat sicherlich seinen grund in einer Vermischung 
mit dem zeichen d; vergl. meine bemerkungen in der Nord, tidskr. f. 
philol. n. r. III 295. Ueber die durch Jon Erlendssons irrthümliche 
lesxmg des buchstabens d entstandenen falschen formen seyUpiy aüßa, 
franfr^ senpi und ähnlich in der abschrift B des Tslendingabok sieh die 
soeben angeführte stelle und ausserdem Hennings und meine bemer- 
kungen in der Zeitschr. f. deutsches alterthum, n. f. XIV 179 f. 



24 J. Hofifory 

im anlaut wird ä (B) durchaus promiscue mit/ gebraucht. 
So z. b. finden wir im N. H. formen wie ßystir 17 i^, Bcecci- 
leg 18", Bwir 20 », 33 1«, Bvwsc 211*, f^rc^/ar 26», öar 276, 
60 «ö, jöa^ 2818, 721«, ßu 30 i», BriuU^^Betta 32 lo, 107«», 
Ä?* 4010, 491»; i9a 45 1^ Baäan 50 ^ Brifsatnleg bä ^^, Besser 
5510, 56', Äwswnd 61 1, jöau 80«, Brennum 89 1, f^riV 95", 
Brifseme 100»*, i9t?(Pr/r«5 133", i>cer^r^ 135», i9eyar 152 1^, 
163 « u. 8. w. neben fysür, ßceccileg, ßaeir u. 8. w. u. 8. w. Auch 
in jungem norwegischen handschriften ist d im in- und aus* 
laut allein herrschend, während f nach und nach im anlaut 
zur durchgehenden regel wird. Auf diese weise entsteht in 
ziemlich später zeit eine gewisse äussere conformität zwischen 
den isländischen und porwegischen handschriften, indem in 
beiden gruppen ß als regelmässig im anlaut , ä als regelmässig 
im in- und auslaut betrachtet werden kann. 

Wenn also die bisher geltende auffassung recht darin hat, 
dass/ den tonlosen; ä den tönenden laut bezeichne, so muss 
die entwicklung auf Island eine ganz andre gewesen sein als 
in Norwegen. Auf Island muss dann der tonlose laut bis zum 
beginn des 13. jahrh. allein geherrscht haben. Dann muss der 
tönende laut angefangen haben sowol im an-, in- als auslaut 
sich neben dem tonlosen geltend zu machen, so dass dasselbe wort 
bald auf diese bald auf jene weise ausgesprochen werden konnte, 
und endlich war die tonlose spirans vorherrschend geworden im 
anlaut, die tönende im auslaut. In Norwegen dagegen musste — 
unter der oben genannten Voraussetzung — schon zur zeit der 
ältesten handschriften die ausspräche im anlaut sehr schwankend 
gewesen sein: bald tonlose, bald tönende spirans in ein- und 
demselben werte ohne bestimmte regel, während im in- und 
auslaut die tönende spirans allein herrschte. Dieses verhältniss 
müsste in bezug auf den in- und auslaut fortbestanden haben, 
während die tönende spirans im anlaut später vorherrschend 
wurde. Da jedoch ein solcher entwicklungsgang in keiner weise 
anzunehmen ist, so folgt daraus, dass die landläufige auffassung 
von der bedeutung der zeichen ß und ^unrichtig ist Wenn 
wir sodann dazu übergehen, zu untersuchen, in welchen fällen 
die interdentale spirans tonlos gewesen und in welchen tönend, 
wird es das richtigste sein, ganz abzusehen von dem wechseln- 
den schreibgebrauch der handschriften, und den versuch zu 
machen, das problem auf rein sprachgeschichtlichem 



Altnordische consonantenstudien. 25 

wege zu lösen. Ist erst dieses verhältniss aufgeklärt, wird die 
phonetische bedeutung der zeichen / und ä sich von selbst er- 
geben. Aus praktischen gründen wende ich bei den beispielen 
der hftr folgenden Untersuchung ausschliesslich das zeichen / an. 

Betrachten wir zunächst das etymologische verhältniss, so 
sehen wir, dass / im anlaut durchweg urgerm.^ entspricht: 
pvd, ßorp, pHr^ ßola ^got ßvahan^ ßaurp, preis, pulan; ßü, 
ßat, far =>got. ßu, fata^ ßar. 

Im inlaut entspricht altn. ß: 

1. urgerm. ^, got. /: verßa (got. vairpan), lißa (got. (ga-) 
leipan), lißr' (got. UJkis), dypß (got. diupißa), mpr (vgl. got. 
sanßs), mußr (vgl. got. munp8)\ u, s. w.^). 

2. urgerman. d, got. di bjößa (got (ana')biudän)y bifa {got 
beidan), sißr (got. ^idus)y orß (got. vaurd) u. s. w. *). 

*) Dass p in fallen wie »aßr^ mupr (= sannr^ munnr) auf argerm. ^ 
zurückweist, obgleich die ursprüngliche Verbindung n^ sonst stets in nn 
sich verwandelt, ist erst von F. Tamm (Paul-Braun eBeitr. VI 445 ff.) 
nachgewiesen worden; vergl. auch L. F. Leffler (Nord, tidskr. f. philo- 
logi, ny rffikke IV. 288). Dagegen beruht das p in formen wie pupr^ 
brupr (=punnr, hrunnr) sicherlich auf analogiebildung. Dasselbe gilt 
ohne zweifei von dem worte mapr^ obgleich Tamm hier eine andere 
auffassung geltend zu machen gesucht hat (a. a. o. s 450 f.). Dagegen 
ist das ursprüngliche ^ stets verschwunden in der Verbindung Id--. es 
heisst hoUr, vtUr (vgl. got. huips , viipeis) mit U, ganz wie hylla^ vüla 
*) In dem worte hapmr (vgl. got. hagms) entspricht p gotischem g\ in 
ypTf ypvar und ypvarr (vgl. got. tzvisj izvara^ izvar) got. z. Da indessen 
die urgermanischen formen in beiden fällen dunkel sind, will ich mich 
bei diesen anomalien, die für unsereuntersuchungnicht von besonderer bedeu- 
tung sind, nicht weiter aufli alten. — Dagegen will ich kurz hervorheben, dass 
sowoldas ursprüngl. d- wie das ursprüngl. cf yor/undrmit ersatzverlänge- 
rung eines vorhergehenden kurzen vokals schwinden können; z,h. mal =:got. 
mapi, goliga für älteres gopliga ; hvärir für älteres hvaprir, vgl. got. hvapar ; 
pjorikr für älteres pjoprikr (vgl. Bugge, Ant tidskr. f. Sverige V 41). 
Dieser seh wund muss in sehr alter zeit, bevor die laute ^ und 6 zusam- 
men fielen, erfolgt- sein, denn in mdl haben wir nie tönende Spirans ge- 
habt, was daraus hervorgeht, dass /hier tonlos war (s. meine abbandlung: 
tonloses / und n im Altnordiscben in der Zeitschr. für deutsches alter- 
thum n. f. X. 374 ff.). — Als Supplement zu dem genannten aufsatz fuge 
ich hier hinzu, dass wir im Altn. sicherlich auch einmal ein tonloses r 
gehabt haben, denn hvdrir verhält sich zu einem altem hvaprir ganz so 
wie fiul/ zu dem altern mapl. Ebenso dürfen wir annehmen, dass auch ein 
tonloses m vorhanden gewesen, denn rän^ in welchem das n, wie ich a. 
a. o. nachgewiesen, tonlos war, verhält sich zu älterem *rahna (vgl. ahd- 



26 J. Hoffory 

Es kann kein zweifei darüber obwalten, dass / in den aller- 
meisten fällen im anlaut tonlos war. Dafür spricht nicht blos das 
yerhältniss im Urgermanischen, sondern auch vor allem der um- 
stand, dass das Neunordische — ausgenommen das NeQislän- 
dische, das die alte ausspräche bewahrt hat — hier t aufweist: 
pvd, Porp, prir, pcla werden im Dänischen ta, iorp, tre, iaale. 
Aber in einer reihe von pronominibus und damit verwandten 
adverbien wie ßü^ ßaty ßessty ßa, ßar, ßaßan ist der laut nach 
der ansieht der meisten Sprachforscher tönend gewesen, — 
LyiiLgby meint sogar , diese ausspräche sei gemeinnordisch 
gewesen — und diese ansieht stützt sich theils auf die that- 
sache, dass die handschriften in den angeführten werten häufig 
das zeichen ä anwenden, theils darauf, dass die neunordischen 
sprachen hier gewöhnlich d haben, z. b. dänisch du, det^ denne^ 
da^ der, deden^). 

Dem ersten argument kann ich in folge des oben ent- 
wickelten kein gewicht beilegen; die betreffenden werte werden 
in den handschriften sicherlich oft mit d geschrieben, dasselbe 
geschieht aber, wie wir gesehen, auch bei andern, nicht pro- 
nominalen werten. Dass wir besonders häufig du, äat, äa, 
u. s. w. geschrieben finden, hat natürlich darin seinen grund, 
dass diese werte so ausserordentlich häufiger vorkommen als 
die übrigen mit/ beginnenden werten. Das andere argument: 
dass das Neunordische hier gewöhnlich d hat, ist gewiss von 
grösserer bedeutung. Aber Sa ab 7 (Tidskr. f. philologi X. 
183 ff.) hat mit recht darauf aufmerksam gemacht, dass das 
dänische ti nicht als aus einer form mit tönender spirans her- 
vorgegangen angesehn werden könne, und Kock hebt in seiner 
abhandlung über „Ljudförsvagning^' (Nord, tidskr. f. philologi, 
ny rsekke III 241 ff.) hervor, dass das Faröische und der est- 
ländisch-schwedische dialekt in den meisten hierhergehörenden 
werten t haben, während das Neuisländische durchweg tonlose 
Spirans hat. Aus diesen thatsachen geht unzweifelhaft hervor, 

{bt)rahanen) ganz in derselben weise wie z. b. ySmi zu älterem *lduhtna 
(vgl. got. Uuhap), Wir hatten also im Altn. nicht blos tönende and ton- 
lose explosivlaute und Spiranten, sondern auch tonende und tonlose /, 
r, m, f». 

^) Vgl. Gislason: Um fmmparta s. 98, Lyngby, Tidskrift f. phi- 
lologi II. 320 f., Wim m er, Fornn. forml. s. 88. 



Alinordische consonantenstudien. 27 

dass die tönende spirans nicht; wie Lyn gby meinte, in den hier- 
her gehörenden worten alleinherrschend war. Ich bin eher ge- 
neigt, mit Leffler anzunehmen, dass es bereits im Gemein- 
nordischen doppelte formen gab: mit tonloser fipirans, wenn 
das wort betont war, aber mit tönender spirans, wenn es un- 
betont war (s. Nord, tidskr. f. philologi, n. r. V. 78). Im Nor- 
wegischen, Schwedischen (mit ausnähme des Estländisch-Schwe- 
dischen) und Dänischen hatte — von der form ti abgesehn — 
die ausspräche der unbetonten formen sich nach und nach auch 
da geltend gemacht, wo das wort betont war, während im Neu- 
isländischen, Färöischen und Estländisch-Schwedischen die aus- 
spräche der betonten formen über die der unbetonten den sieg 
davon getragen hatte. Aber man könnte auch annehmen, dass 
diese differenzürung erst in späterer zeit durch parallele ent- 
Wicklung in den verschiedenen nordischen dialecten vor sich 
gegangen sei. Und endlich könnte man annehmen, die tönende 
spirans habe niemals eingang gefunden auf Island und den 
FärÖerinseln, sondern/ habe sich hier stets tonlos erbalten, 
resp. in t (oder seltener in h) verwandelt. So viel ich sehe, 
gebricht es uns an mittein, um mit voller Sicherheit zu ent- 
scheiden, welche von diesen drei aufiPassungen den vorzug ver- 
dient 

Im in- und auslaut entspricht, wie wir oben gesehen, ß 
iheils dem urgerm. ^, theils urgerm; d. Dass das urgerm. d 
auf nordischem gebiete zwischen tönenden lauten hätte tonlos 
werden können, eine solche annähme würde, wie schon L yngby 
ausgesprochen hat (Tidskr. f. philol. IL 320; vgl. Wimmer, 
Fomn. formlära, s. 9, Paul, Bdtr. I 185), widersinnig sein; 
sicherlich hat es wie das ursprüngl. ß in der genannten laut- 
stellung seine tönende eigenschaft sich bewahrt Dagegen ist 
es durchaus natürlich; mit den genannten gelehrten anzunehmen, 
dass das ursprüngliche ^ schon zur zeit der ältesten hand- 
schriften zwischen tönenden lauten tönend geworden, denn wir 
finden nicht die geringste spur, welche darauf hindeuten könnte, 
dass P, wenn es aus ^ entstanden, anders ausgesprochen wor- 
den sei als wenn es dem d entspricht Im gegentheil heisst es 
z. b. hroßgan (von hrößigr, vgl. got hrößeigs) ebenso wie es 
aufgan (von außigr^ vgl. got. audags) heisst, während wir, wäre 
P in hröpigr tonlos gewesen, eine form wie ^hrößkan hätten 
erhalten müssen, da g^ wie wir oben gesehen, nach tonlosen 



28 J. Hoffory 

dentalen explosivlauten and Spiranten (lostkan, enski-s) sich in 
k verwandelt. Auch verdient hervorgehoben zu werden, dass 
altn. "dd- sowol urgerm. -dtcJ-, got. -dtd- wie ürgerm. -A'd-, 
got. -^rf- entspricht; es heisst z.h, breidda=^ got (us-Jbraidida, 
wie deydda «=- got. daupida. Wäre ß auf nordischem gebiete 
in Worten wie deyßa noch tonlos gewesen, würden wir im Prä- 
teritum sicherlich U erbalten haben: deytta^ nicht deydda. — 
Dass urspriingl. d- im inlaut tönend werden kann, geht zur 
evidenz aus zusammengesetzten eigennamen hervor wie HdUdirr, 
Steindörr « urspriingl. HaU-ßirry Stein-ßörr; wäre der ur- 
sprüngliche ^-laut hier im inlaut zwischen tönenden lauten 
nicht selbst tönend geworden, hätte er sich natürlich niemals 
in d verwandeln können (vgl. Cleasby-Vigfusson s. 729). — 
Aber steht es somit auch fest^ dass altn. ß im inlaut zwischen 
tönenden lauten tönend war, mag es urgerm. .^ oder d ent- 
sprechen, so dürfen wir doch nicht, wie es gewöhnlich geschieht, 
ohne weiteres annehmen, dieselbe ausspräche habe auch da ge- 
golten, wo P neben einem tonlosen consonanten steht oder 
stand. Wir werden im gegentheil sehen, dass eine solche auf- 
fassung mit den altnordischen lautgesetzen und den in den 
handschriften vorkommenden formen sich nicht verträgt. 

Zunächst fällt hier in die äugen, dass wir schon zur zeit 
der ältesten handschriften durchweg t haben für älteres/ nach 
8y t^ tonlosem l und tonlosem n (mit vorhergehender langer 
Wurzelsilbe). Vgl. Wimmer, Fomn. formlära s. 25 und Wim- 
mer, Lsesebog > s. VI £P. und meinen aufsatz „Tonloses / und n^' 
im Altnordischen in der Zeitschr. f. deutsches alterth. n. f. X. 
374 fif.: lysta, beitia, festa (i. e. ^featta)^ m^Ua, r^nia^ prätt 
von lysQj beüa u. s. w. Ebenso verwandelt sich/ vor t in t: 
Pitt, vert (i, e. *vertt) n. a. neutr. von t?^, verßr; kcatt^ vart 
(i. e. *varU\ 2. pers. praet. von kveßa^ verfa ^). Da t nur aus dem 

') In den letztgenannten föllen sind die ältesten formen *kv(ut, *f>ar9i 
(vgl. got. qast^ vard)^ aber sie wurden im Nordischen früh von *kfi>apt^ 
'^'oar^^ (analog mit nam^, hart) verdrängt, und hieraus entstanden durch regel- 
mässigen Übergang des p in t vor t die in den ältesten handschriften 
herrschenden formen kotxtt^ vart und ähnl. (vergl. Wim m er, LsBsebog' 
s. VI). Wenn wir in jungem handschriften formen begegnen wie reidt 
und ähnl, muss dies sicherlich als eine neue analogiebildung angesehen 
werden, durch welche eine ältere form neu belebt wurde, und nicht, 
wie Wimmer a. a. o. will, als eine blos etymologische Schreibweise. 



Altnordische cSonsonAntenstudien. 29 

tonlosen laut, ^, hervorgehen kann, ist es klar, dass das in- 
lautende ^ in den erwähnten lautstellangen tonlos war, bevor 
es in ^ überging; die betre£fenden formen wurden also einst 
ausgesprochen: lifs^a^ beü&a, fest^a u. s. w. Ein faktisches bei- 
spiel für eine solche form ist das auf. den runensteinen häufig 
vorkommende raispiy das sicherlich die ausspräche rakdi reprä- 
sentirt, nicht raisdiy wie gewöhnlich angenommen wird^): 

Auch bei adjectiven kommen formen vor wie gladt^ Uidt (Gering, I's- 
lenzk fievantjfri I 8. XVIII), die sicherlich in fihnlioher weise benrthdlt 
werden mössen. Mit unrecht nimmt Gering an, gladt, Uüft u. s. w. 
seien älter als glaU^ leitt u. s. w. * 

*) Dagegen geht bekanntlich p nach tönendem /, n (mit vorhergehen- 
der langer Wurzelsilbe) in d über: deüda, tynda^ henda (i« & ^hendda), 
Ma (i. e *Mda\ prat. von deila^ 9yna u. s. w. (vgl. W immer, Fomn. 
formläre s. 24 f., 129 f. und LsBsebog* s. VI f.). Ausnahmen hierv9n 
sind,' wie W immer an Ber letztangefahrten stelle bemerkt, sehr selten. 
Die von ihm angezogenen formen hoÜpe^ hviip; girnpete^ gimp kommen 
z. b. an verschiedenen stellen im 8t h. neben den regelmässigen formen 
mit d vor; so hvüp (reap. hmÜpar u. s. w.) 4tS^'", 54*>, 66", 101» 
215', aber hvÜdar 55**; girnpeac 178**, girnp (retp, gimpar u. s. w.) 
37", 52«*, 53«, 70", 87»% 90«», -103", 118", UL\ 143» 144"-» 
168« 182»*, 186 •, 191» 192» 211» 212*», aber gimder 48», agimd 
78». Später geht p auch nach (tönendem) /, n mit vorhergehender kurzer 
Wurzelsilbe in d über: valda, dundoy vgl. W immer Lessebog» s. VI f. 
Ebenso verwandelt sich p in d, wenn ein anderes p voraufgeht, und 
dieses wird dann damit selbst assimilirti so dass wir als schliessliohes 
resnltat die Verbindung dd erhsAten: /sdda, gladda für *f^PPa, *glappa. 
Doch kommen ausser den regelmässigen formen mit dd in den hand- 
schriften nicht selten formen mit pd^Yor- fspda, glapda (z. h. f^pda 
8t. h. 10», 130», ghpda 79» stapda 8», 166»', 204» 208', kvapda 9» 
184», 188», 1Ö9»*, 212»* skrypda 173", 216», 216», 217", 218»', 219»; 
auch zuweilen in jungem handschriften , z. b. im A. H. 138 fol., vergl. 
Gering, Finnboga saga, vorrede s. XL); indess tlarf pd hier gewiss 
nicht für älter als dd angesehen werden , sondern verdankt sein dasein 
dem einfluss der präsenpformen, wo^ sich ja erhalten hatte (f^P^h P^Pf^)'— 
Wenn r dem p voraufgeht, haben wir im Präteritum normaliter nicht ddj 
sondern^ (vgl. Wimmer, Fomn. forml. s. 25); hirpa, ^gjfrpa heissen 
im prät ebenfalls htrpa, gyrpa. Doch sind diese formen nicht direct aus 
den altem *h\rppa^ *9y^PP^ entstanden; im gegentheil gingen *hirppa 
und gyrppa erst in hirdda, gyrdda über, wie *f^ppay *glappa in fsddOj 
gladda übergingen. (Und wie wir neben fsdda und gladda auch fipda 
und glapda finden, so entstehen neben hirdda und gyrdda formen wie 
hirpda und gyrpda). Aber da ein doppelconsonant nicht nach einem 
andern consonant<Mi stehen kann (Wimmer, F.omn. form s. 30), vor- 



30 J. Hoffory 

In den lautverbindungen jip und kp dagegen hat sich das ^ 
in den ältesten isländischen handscbriften stets erhalten (s. da- 
rüber die werthvollen bemerkungen bei Wimmer, Lsdsebog ' 
8. Vn f.), geht aber im laufe des 13. jahrh. durchweg in i 
über: hleypßa^ fy^c^c^f gl^pPo,^ vokfa werden später tUeypta, 
fylktaj glapta^ vdkta. Es war also in den erwähnten lautstel- 
lungeir sicherlich tonlos. (Vergl meine bemerkungen in der 
Nord, tidskr. f. philol. n. r. UI. 293 f.). 

Besondere aufmerksamkeit verdient die bisher fast gar nicht 
beachtete lautverbindung Pa. Wir finden nämlich schon in den 
ältesten handscbriften» dass p in in dieser. Verbindung beson- 
ders häufig in t übergeht, namentlich in mit -sla und -ska ab- 
geleiteten Substantiven und in den starken superlativformen. So 
finden wir^) im St. h. neben fipda sehr oft fetsla: b^, 12 ^^^ 
651«, i02«i-" (bis), 108", I31i«-i7.i9^i44ia.u.i6^ igs^i; eben- 
so (vgl. Gislason, Um frumpartar s. 93) A. M. 673 A. 54», 
A. M. 677, 22«-«*, 26 "•*<>, 28 1««»-" öSis-i»-«, 63 "■»»•«i-", 
64«i"-M 65", 7918.84; 80 B,vichg0t8ka St h. 5i7, Ti«-»*, 15«, 
21", 51", 66», 9310, 94«, 96", 141 lo, 153 «•"•>*, 157"-", 
158«-«, 160 «0, 161^7^ 162»-", 168", 169", 195 lO; hr^'tda St.h. 
27 «S 903*, 133", 1441», 150", 152 i», 167", 199"-86-",217ii, 
femer (vgl. Gislason a. a. o.) A. M. 677, 4i», 27 1», 28 (unten), 
40 7, 41«, 4210, 5119^ 52*-«; von hierher gehörenden super- 
' lativformen führe ich an: sitst St. h. 115", 137 1; epsta 190" 
drückt sicherlich die ausspräche etsta aus, und das / beruht 
ohne zweifei auf etymologischer Schreibweise. — Seltener geht 
P vor s in der flexion in t über, da hier die analogie mit den 

wandeln hirdda, gyrdda sich in hirda^ gyrda^ welche wieder in Atr^ 
gyrpa übergehen , da auf r kein d folgen kann. Da dieses verhaltniss 
noch nicht gegenständ der Untersuchung gewesen ist, führe ich aus dem 
8t. h. eine reihe beweissteilen an. Die form hirdder findet sich 191 ^ 
das hiermit analoge gyrrde 64^; mehrmals kommt hirpda vor: 144^, 
145**, 167^, 188 ^ So viel ich beobachtet habe, findet sich im St h. 
kein hirday gyrda^ wohl aber das ganz entsprechende vtrda 5^***^ 60^, 
64**^. Aehnlichen formen begegnen wir auch hin und wieder in den an* 
dem isländischen handscbriften aus der ältesten zeit, z. b. A. K. 64S, 
A. K. 677, A. K. 673 A. 

*) Ich citire im folgenden nur solche stell en, wo die handscbriften t9 
haben, aber nicht die fälle, wo s (resp. tz) geschrieben ist, da wir von 
vornherein nicht wissen können, ob s die ausspräche U bezeichnet, oder 
ob es p» bedeutet. 



Altaordische oonBonantenstadien. 31 

äbrigen formen hindernd in den weg tritt; doch trefifen wir 
in der 2. pers. plor. refl. z. b. öäsc 8t. h. 87 ><>, ßvaetsc 107 ^^ 
Pykcetsc 114 1», gleßetsc 49", geritsc 163 1«, bißetsc 195"; in 
den häufig vorkommenden yerben hr^'fask und kveßa kann 
6<^ar das zur wurzel gehörende f von dem 8 der reflexivendung 
sich in t yerwandeln: kvatsk 8t. h. 7»^ 9 i«, 957, a. H. 677, 
70 IS (Tgl. Gislason a. a. o.); hr^tsk St. h. 192 1^ A. M. 677, 
27 so ^ygi. Gislason a. a. c). Dagegen heisst es immer baßsc^ 
hipsc^ gleßsCj stößsk u. s. w. ^). — In der nominalflexion haben 
wir die lautverbindung /s im gen. sg. von Substantiven und 
adjectiven; aber der einfluss der übrigen casus war hier zu 
stark, als dass der Übergang zu ts unter normalen Verhältnissen 
eintreten konnte. Doch kann inan auch hier ts finden, wenn 
die ursprüngliche genitivbedeutung verdunkelt oder yerschwun- 
den ist. So ist z. b. das wort göis (resp. göz) eigentlich ein 
gen. sg. neutrs von gößr und sollte also gößs heissen. Dass 
das wort gMa ausgesprochen wird, unterliegt jedoch keinerlei 
zweifei, da es noch in Skaldhelga rfmur mit möts reimt (sieh 
Egilsson s. V.). Auch das adverb vüs (vgL Egilsson unter 
9fPäz^*) ist eigentlich genitiv von dem adjectiv vißr. — Dass 
das t8 der handschriften in werten wie in den oben angeführten 

') Wenn wir im activ in der 2. pers. pl. -ä neben -ip haben: iaküf 
l^ü n. 8. w«, 80 sind diese formen ohne zweifel als aus den refleodven 
formen iakU^k, bipüsk u. s. w. entstanden anzusehen und dürfen nicht 
als auf einer allgemeinen Verschmelzung des auslautenden i und p be« 
*rahend aufgefasst werden, denn sie finden sich schon in den alleralteeten 
isländischen handschriften, welche auslautendes t und p auf das strengste 
auseinander halten; z. b. im St. h.: t€^t 127*, veaei 107*', &tj^ 95**, 
neben takep 77", vesip 166*', farep 72" u. s. w. Auf dieselbe weise 
erhalten wir unter dem einfluss der reflexivform koaUk im prat. act. 
kcat^ öfter Im A. K. 645, sieh Bisk. sog. II 354 *****, 856 ^«f A. K. 625^ 
5'® (sieh Gislason, Frumpartar s. 92) neben kvap. Nebenbei bemerke 
ich, dass man neben kvdp und koai in dext ältesten handschriften oft eine 
form kcad findet, z. b. St h. 105", 138* 177» 184 *•. Diese form ist 
nach Verners ansieht durch ein Wirkung des in laut und bedeutung 
nah verwandten kvadda entstanden. — Bndlich hebeich hervor, dass die 
von Sievers auf theoretischem wege construirte form kva, die in 
gewissen fallen statt kvap vorkommen kann — wenn dieses letztere vor 
pronominibus und pronominalen werten stehen müsste, die mitj^ au* 
fangen (vgl. Paul-Braune, ^Beitr. VI. 312) — uns auch in den ha«d- 
Schriften begegnen kann; so finden wir in der Finnboga saga zweimal 
kua vor pa (vgl. Gerings ausgäbe s. XI). 



32 J. Hoffory 

wirklich die ausspräche ts bezeichnet und nicht als eine blosse 
Schreibart aufgefasst werden darf, darauf hat mich. zuerst K. 
Verner aufinerksam gemacht. Und Tollgültige bestätigung 
dessen habe ich durch eine stelle im Harmsöl erhalten, die 
prof. Gfslason mir freundlich nachgewiesen hat. Hier lesen 
wir nämUch str. 32^ 

m^^s vif) ugg ok hrcBtsln. 

Gislason knüpft hieran die bemerkung, ,,das gedieht 
scheint im ersten viertel des 13. jahrh. verfasst zu seid. Und 
dass man ,,m(sfe" gesagt hat, geht u. a. aus der verszeile 

leiptra hiötB at Idto, Harmsöl 53^ 
hervor'^ 

Ich will dem nur hinzufugen, dass wir auch in einer Strophe 
von Valgarpr von Yelli einen sichern beweis für die ausspräche 
ts finden. Das genannte vlsuorfi lautet (vgl. Hkr. von Unger 
s. 559): 

skau^t und farm hinn friarta. 
•Da f^skattzt" ohne zwöifel skautst gelesen werden muss, ist 
es selbstverständUch , dass wir auch fritsta lesen müssen, da 
sonst der reim vollständig verschwinden würde. — Es ist damit 
zur evidenz bewiesen, dass die lautverbindung ßs sowol in ab- 
geleiteten Worten wie in der flexion sich in to verwandeln kann; 
es war also auch in dieser lautstellung überall tonlos. 

Wir haben endlich f in der Verbindung ßk\ vißkOy bUßka ^ 
und ähnl. Es ist oben s. 8 nachgewiesen, dass f in der 
lautverbindung flc tonlos war: rifica und dergl.; rifka verhält 
sich indes zu rlfr ganz so wie v{ßkay blißka zu v//r, hlißr^ und 
dieselben gründe^ die dafür sprechen,« dass f in der Verbindung 
fk tonlos war, machen es in gleichem maasse wahrscheinlich, 
dass dasselbe mit dem/ in der Verbindung ßk der fall war. Die 
ausspräche war also vi&ka, Ui&ka u. s. w. — Es* ist hiermit 
bewiesen, dass / in tonlosen consonantenverbindungen überall 
tonlos war; dass / im inlaut überall tönend gewesen sein sollte, 
ist also eine ganz unrichtige ansieht. — Uebersehen wir hier- 
nach den ganzen entwicklungsgang, so können wir die haupt- 
punkte des oben dargestellten in folgender weise zusammen- 



Das gemeingerm. anlautende tonlose & erhält sich als sol- 
ches durchweg im Altnordischen; doch ist es' wahrscheinlich 
schon im gemeinnordischen in* pronominibus und damit ver- 



AlinordiBobe consonantenstndien. 33 

wandtea adverbien tönend geworden, wenn diese worte unbetont 
waren. Das gemeingerm. tönende d erhält sich als solches im 
inlaut zwischen tönenden lauten, und in dieser lautstellung ver- 
wandelt auch das gemeingerm. ^ sich durchweg in d. Doch 
geht die ursprüngliche lautverbindung !& stets in // über, und 
in derselben weise wird das ursprüngliche nd^ zu nn, ausge- 
nommen vor r, wo ^ sich nicht assimilirt, sondern — wie 
sonst — in d übergeht. Nach tönendem l und n mit vorher^ 
gehender langer Wurzelsilbe verwandelt d — mag es gemein- 
germ. d oder gemeingerm. ^ entsprechen — sich schon früh 
in d; «päter auch da, wo die Wurzelsilbe kurz war. Nach d 
geht d ebenfalls in d über' und das erste d assimilirt sich dann 
damit zu dd. Kommt d durch besondere nordische lautbewe- 
gungen in unmittelbare berührung mit tonlosen consonanten, 
so wird es selbst tonlos. Dieses hysterogene d' geht vor t sowie 
nach 8. t, tonlosem l und n schon früh in t über; später auch 
nach p und Je. Ebenso verwandelt & in der lautverbindung d'S 
sich sehr häufig in t 

Man sagte also z. b. dva, d'orp, &rir; dv, (resp. iu)j d'ot 
(resp. dat), d'ar (resp. dar)^ und im inlaut: veröa, Uda, mudr; 
bjoda^ hiday sidr^ aber dagegen hleyp&a, fylk&ay glap&a^ vak&a 
(resp. hleypta, fylkia u. s. w.), fß&sla (resp. fetda)^ gi&sika (resp. 
gitdca)^ i^istr (resp. »i^r)y frid'str (resp. früstr); bid-sk, ba&sk^ 
kve^dc^ km^sk (resp. hxUdc)^ bod^s, g69s (resp. g6t8); vi&ka^ 
Uidka^ btyk, byd^k u. s. w. Wir haben also auch hier einen 
regelmässigen Wechsel in der flexion: bidjay kveda, aber bid'sk^ 
kve^sk; bod^ boü^ aber bo^8\ gödr, gödan, aber go^s u. s. w. 

Für die speziell altnordische grammatik erhalten wir fol- 
gende regel : die interdentale spirans / war tonlos im anlaut 
(abgesehen von den oben besprochenen pronominibus und ad- 
verbien), ebenso im inlaut in tonlosen consonantenverbindungen, 
sonst aber stets tönend. 

Kehren wir zu / und ä zurück, so sehen wir, dass das 
resultat, zu dem wir gelangt sind, in keiner weise sich in ein* 
klang bringen lässt mit der landläufigen ansieht über die be- 
deutnng dieser zeichen. Nicht eine einzige handschrift gebraucht 
/, um den tonlosen, und^, um den tönenden laut auszudrücken; 
' im gegentheil, wir haben gesehen , dass / unzählige male den 
laut d bezeichnet, während d ebenso oft den lautwerth d" reprä- 
sentirt, oder mit andern werten: es ist klar, dass ä eine rein 

B«ltrlge %. kund« «1. if. apracbea. IX 3 



34 J. Hoffory 

graphische Variante von/ ist (vgl. meine bemerkungen 
in der Nord, tidskr. f. phil., n. r. III 293 f.). Verhält es sich 
aber so, dann wird man leicht einsehen, dass die herrschende 
normalorthographie, die / überall im anlaut, ^überall 
im inlaut gebraucht und damit prätendirt, / als zeichen für 
den laut d" und ä als zeichen fiir den laut d anzuwenden, völlig 
unhaltbar ist. Die praxis der normalorthographie stimmt, wie 
wir zu anfang des vorliegenden abschnittes gesehen haben, 
weder mit dem gebrauch der handschriften überein, noch lässt 
sie sich in einklang bringen mit den phonetischen Verhältnissen ; 
sie ist also aus äussern wie aus innern gründen gleich verwerf- 
lich. — Fragen wir nun weiter,- was an stelle des herrschenden 
usus gesetzt werden müsse, so kann meines erachtens nur von 
zwei möglichkeiten die rede sein. Die eine ist die, ß und d 
wirklich zur bezeichnung des tonlosen, resp. des tönenden lautes 
zu gebrauchen, und also z. b. zu schreiben boS, hoäi^ aber boßs; 
hiäja^ baä, aber bißsk^ baßsk u. s. w. Aber ein solcher schrdb- 
gebrauch findet, wie oben entwickelt, in den handschriften 
durchaus keine stüze und ist deshalb schon aus diesem gründe 
unannehmbar. Die andere möglichkeit ist die, entweder/ oder 
ä als ausschliessliche zeichen für beide laute zu gebrauchen. 
Aber hier würden wir wieder, indem wir ä wählten, mit den 
handschriften in directen conflict kommen, da ä nicht in einem 
einzigen der alten manuscripte allein herrscht. So bleibt nur 
der eine ausweg, in Übereinstimmung mit den ältesten islän- 
dischen handschriften / als zeichen für beide laute anzuwenden, 
so wie /* sowol für <p wie für ß gebraucht wird. Der mangel 
eines besondern Zeichens für den tönenden laut wird auf dem 
dentalen gebiete keine grösseren Unbequemlichkeiten haben als 
auf dem labialen; aber mit dem fallenlassen des Zeichens d 
wird der unschätzbare vortheil verknüpft sein, dass es a priori 
nicht mehr als selbstverständlich gelten wird, der laut ^ könne 
ausser am anfang der werte nicht vorkommen. Natürlich bleibt 
es hier wie bei bei f und g sacheder grammatik, zu bestim- 
men, in welchen fällen der laut tonlos war und in welchen 
fällen tönend. Ich habe in dem vorhergehenden versucht, dieses 
ganze verhältniss in den hauptzügen zu beleuchten; im ein- 
zelnen wird noch vieles zu ergänzen und zu berichtigen sein. 



Altnordische consonantenstudien. 35 

II. Anhang za s. 16. Oerrn. tt « altn. t. 

Wir haben oben gesehen dass germ. %i nach einem conso- 
nanten sich stets in t verwandelt (altn. hjarir = got. bairhts) 
und dass germ. x^ nach einem vocal regelmässig in tt übergeht 
(altn. mdtta «got. mahta). Von dieser letztern regel giebt es 
jedoch mehre bemerkenswerthe ausnahmen, von denen ich jetzt 
handeln will. 

Die fälle, in welchen germanisches x^ i^ach voraufgehendem 
vocal im Altn. durch einfaches t wiedergegeben wird, sind, so 
weit mir bekannt, hauptsächlich folgende: hldtr gelächter, 
stamm hlahtri-, vgl. althd. hlahtar^ got. hlahjan, (cf. Wim m er, 
Fomn. formlära s. 26); slätr schlachten, stamm slahlra-, vgl. 
engl, siaughier, got. slahan, (cf. C.-V. s. v.); lätr (seehunds-) 
lager, stamm lahira-, cf. ki%TQOv^\ ddtr, n. a. pl. von döttir 
tochter umord. dohtriBy vgl. Fornn. form. s. 26, endlich heisst 
es auch n^'tr, n. a. pl. von ng'it nacht, vgl. Fomn. form. s. 26. 
Vergleichen wir nun Mdtr aus umord. *hldhtri-Ry «icßr aus umord. 
^dahtra, icÄr aus umord. *iaÄ^ra-, 6?0^r aus umord. dohtriR — auf 
die form fi^7r kommen wir sogleich zumck — z. b. mit formen wie 
acc. 8g. m^tt aus urnord. *mahtu, slftt aus UTnoTd.*slahtu, praet. 
sg. tndtta aus urnord. *mahtd (vgl. worahto auf dem Tunestein), 
n. sg. döttir aus urnord. *dohteBy vgl. got dauhtar^ so liegt 
der. gedanke sehr nahe, die Ursache der differenziirung sei in 
dem umstände zu suchen, dass in den erstgenannten fällen ein 
consonant, in den letztgenannten ein vocal auf das ht folgte. 
Besonders deutlich tritt dieses hervor bei dem worte döttir^ wo 
wir im n. sg. urspr. ht + vokal, im n. a. pl. dagegen ht + 
consonant hatten. Ist jedoch diese erklärung die richtige, so 
muss sie natürlich auch auf das wort nqtr anwendung finden, 
und wir dürfen somit annehmen, dass der grund, weshalb wir 
hier einfaches t haben, darin besteht, dass das r der endung 
(L e. ursp. M) zu der zeit, da der Übergang stattfand, unmit- 
telbar auf das t folgte. Eine solche annähme fuhrt jedoch, wie 
wir bald sehen werden, zu Schlussfolgerungen, die in mehrfacher 



') Germ, a entspricht hier europäischem e, griech. €, lat. e, wie im 
got flahta = griech. nlexTi^^ altn. /i^'r = lat. ^ccw« (Steffens on, Nord, 
tidskr. f. philol., n. r. IL 70 f.), altbd. faha^ vgl. griech. tt^xo», lat. peeto 
und mehrere andere falle. 

3^ 



36 J. Hoffory 

hinsieht nicht blos für die altn. lautlehre, sondern auch für die 
flezions- und wortbildungslehre von bedeutung sein werden. 

Die gemeingerm. grundform fiir nq'tr ist *naktiz^), das 
Umord. musste *nahtiR bieten» vgl. dohtriR^ und nqtr kann« 
wie soeben bemerkt , nur auf die weise sich daraus entwickelt 
haben, dass das B^ nachdem i ausgefallen war, unmittelbar auf 
den Stammauslaut t folgte, da es nur hierdurch verständlich wird, 
dass es n^'tr heisst mit einem ty nichts wie wir erwarten sollten, 
*n^ttr. Zunächst drängt sich uns hier die frage auf: ist es das 
^urspr. xt (tu) y das unter einwirkung eines nachfolgenden con- 
sonanten in t übergeht , oder ist es das bereits assimilirte U^ 
das vereinfacht wird, wenn ein consonant folgt Oder mit an- 
dern werten: ist der entwicklungsgang gewesen: 

1) Wenn Gislason (Tidskr. f. phüol. YI 248 ff.) und später Mah- 
low (Die langen vocale A, E, in den europäischen sprachen s. 189) die 
ansieht verfochten haben, ploralformenwie/^^, hendr^ breßr (i. e. *hrsprr) 
entsprachen got. fotjuB^ handjus, broprjtis^ so moss ich im gegensatz da* 
SU mich mit der zuerst von Lyn g by aufgestellten behauptnng einverstanden 
erklären, dass formen wie die oben angeführten als consonantische plural« 
formen anzusehen sind, die z. b. grieoh. pluralnominativen wie n6&€s, 
fivig, ntcTi^g entsprechen (vgl. Tidskr. f. philol. VI 38 ff.). Die urgerm« 
formen müssten also heissen (pötiz^ jjfaiM^w, ßrö^riz^ die umord. fcUJS^ 
handiR^ hröpriR, Gislasons ansieht widerstreitet meines erachtens 
direkt dem dohtrxR auf dem Tunesteine, denn doktriR kann nicht got. 
dauMrjus entsprechen , da got. -us im Umord. in -uR {waruR in «der 
Tomstadinschrift) übergeht. Namentlich kann nicht der mindeste zweifei 
darüber obwalten, dass die pluralform n^'tr als consonantstamm auftu* 
fassen ist, denn auch das Gotische hat bekanntlich in diesem werte con* 
Bonantische flexion: n. a. pl. nM8, Sowol got noA^« wie altn. n^'ifr weisen 
auf ein urgerm. naxtiz (= gr. vvxng, vgl. Tidskr. f. philol. VI 89) zurück ; 
im Umordiechen hiess die entsprechende form natürlich nahtiR. Aber 
nicht blos die pluralform nq'tr, got. nahia, sondern auch g. sg. n^'tr^ got. 
nahts geht auf ein urgerm. naxtiz zurück, womit das lat. noctis buch* 
Stabe für buchstabe übereinstimmt. (Ob die gemeinschaftliche europä* 
ische grandform hier auf -o« (vgl. gr. -os) oder auf -u (vgl. lat. -tf) 
endete, ist in diesem Zusammenhang gleichgültig). Ueberreste dieses ur- 
germ. genitivs auf -iz haben wir wir auf altn. gebiete ausser in n^tr auch 
in formen wie Mr^ merkr^ bekr, elptr. Dieselbe endung findet sich femer 
in kyr, ^V, 8yr, In einem einzigen fall hat sich diese endung auch im 
masc. nämlich im genitiv tndnapr = got. *mimp8 (vgl. Fornn. forml. 
s. 59) erhalten; die urgerm. form war hmhöM;. Dagegen sind die formen 
manm^ nagU auf den einfluss der a-flexion, die formen veirar , ßngrwr 
fötar auf den einfluss der u-flexion zurückzufuhren. 



Altnordische consonantenstudien. 37 

*nahtiB > *nehtiB > *nektR > fHi'tr 
oder 

^nahüR > *näUiB > ^n^Ur > n<}7r — ? 

Schon aus physiologischen gründen scheint die letztere 
altematiye den yorzug zu verdienen, denn es wäre unwahrschein- 
lich anzunehmen, der auf das ursprüngliche ht folgende conso- 
nant hätte auf das nicht unmittelbar YorhergehendeA einwirken 
können» wogegen es nicht schwer zu yerstehen ist, dass das 
geminirte U yor nachfolgendem consonant vereinfacht werden 
konnte. Diese theoretische betrachtung wird zudem durch 
einen andern in die äugen springenden umstand unterstfitzt 
Bekanntlich geht ein urspr. nt, durch die mittelstufe *JNt 
(mit tonlosem N), im Altn. gewöhnlich in U über: fn^iM 
= schwed. mantdj vfttr t» schwed. und dän. vante. (Fomn. 
forml. s. 27)» etc. Hiervon gibt es jedoch eine merkwürdige 
aufnähme, nämlich das wort vetr winter (vgl. got. vintrus), das 
durchweg mit einem t geschrieben wird (vgl. Wimmer a. 
a. 0.). Es kann wol kaum ein zweifei darüber obwalten, dass 
der grund, weshalb wir hier ein einfaches i haben, derselbe ist, 
der bewirkt hat, dass wir in hläir etc. t statt U haben, näm- 
lich weil ein consonant folgte. Steht dieses jedoch fest, so 
werden wir fast mit noth^endigkeit zu der annähme geführt, dass 
nicht das urspr. tU^ sondern das assimilirte tt sich in i ver- 
wandelt habe, denn es wäre doch ganz unwahrscheinlich anzu- 
nehmen, ein nachfolgender consonant (im vorliegenden fall r) 
sollte nicht bloss die kraft besitzen, das h in der lautverbin- 
dung kt zu verschlingen, sondern er sollte diese fähigkeit auch 
gegenüber dem N in der Verbindung Nt haben. Ich betrachte 
es daher als feststehend, dass sowol n^'tr als vetr durch 
die Verwandlung von tt in t vor einem consonant^en 
entstanden sind. 

Diese ansieht führt jedoch zu weiteren Schlussfolgerungen. 
Steht es nämlich fest» das sowol das aus fU wie das aus nt ent- 
standene tt vor einem consonanten vereinfacht wird, so wäre 
es absurd nicht anzunehmen, dass dasselbe mit dem urspr. 
urgerm. tt der fall sei. Und es ist femer nicht der lei- 
seste grund vorhanden, zu vermuthen, dass das, was für tt 
gilt, nicht auch für die übrigen explosivlaute und spiranten 
gelten sollte ^). Oder mit andern worten : wir dürfen unbedenk- 

^) Dagegen dürfen wir nicht von vornherein annehmen, dasselbe sei 



38 J. Hoffory 

lieh annehmen, dass auch kk^ pp, ddy 88 ^) in denselben fällen 
sich in i, j9, d, 8 verwandeln, in welchen tt in t übergeht. 

Fragen wir nun zunächst: welches sind diese bedin- 
gungen, seist diese antwort zum theil schon gegeben in dem 
obigen : wenn ein consonant folgt. Aber die form n^'tr hat 
uns gelehrt, dass es sich hier nicht bloss um die fälle handelt, 
in denen wir ursprünglich geminata + consonant hatten, 
sondern dass Vereinfachung auch in fällen eintreten kann, wo 
die geminata erst durch Schwund eines nachfolgenden vocals 
in unmittelbare berührung kam mit dem folgenden consonanten. 
Unsere nächste aufgäbe ist also, die fälle zu untersuchen, in 
welchen ein ähnlicher vocalschwund wie in n^tr =- um. *nahtiB 
stattgefunden hat^). 

Der vokal, der in n^'tr ausgefallen, ist das kurze /. Wann 
dieser Schwund in den flexions- und ableitungsendungen einge^ 
treten ist, lässt sich mit vollkommener gewissheit wol nicht 
entscheiden, aber so viel dürfte doch feststehen, dass es im 
laufe der zeit geschehen sein musS; welche die ältesten inschriften, 
die mit der Jüngern runenreihe geschrieben sind, von den in- 
schriften der altern reihe scheidet. Auch ist es unzweifelhaft, 
dass das kurze a in flexions- und ableitungsendungen gleich- 
zeitig mit dem Schwund des i ausfiel oder vielleicht gar noch 
früher; und daher dürfen wir unbedenklich annehmen, dass die 
oben postulirte Vereinfachung von explosivlauten und Spiranten 
überall da stattgefunden hat, wo in folge des ausfalls von a 
oder i ein geminirter explosivlaut oder eine spirans in berüh- 
rung kam mit einem nachfolgenden consonanten. Natürlich 
muss Vereinfachung auch da eintreten, wo ein consonant auf 
einen geminirten explosivlaut oder auf eine spirans folgt, ohne 

mit den /- und r-lauten oder mit den nasalen der fall , denn diese species 
weichen — namentlich wegen des zu ihrer hervorbringung nothwendigen 
grösseren resonanzraumes — in physiologischer hinsieht so bedeutend 
von den explosivlauten und den Spiranten ab, dass man nicht ohne wei- 
teres voraussetzen kann, sie seien denselben gesetzen unterworfen wie diese. 
^) gg ist im Altn. bekanntlich keine wirkliche geminata, sondern nur 
das zeichen für das inlautende explosive g. Das seltene bb kommt hier 
nicht in betracht. *) Dagegen darf nicht angenommen werden, dass 

Vereinfachung vor den halbvokalen j und v stattgefunden habe , denn 
diese laute gehören vermöge ihrer entstehungsart nicht mit den conso* 
nanten zusammen , da bei ihrer hervorbringung keine Verengung oder 
Schliessung des mundcanals stattfindet. 



Altnordische consonantenstudien. 39 

dass Yocalschwund stattgefunden hat Dagegen dürfen wir nicht 
ohne weiteres behaupten, die erwähnte Vereinfachung müsse auch 
eintreten, wenn die geminata durch Schwund eines nachfolgen- 
den u mit einem folgenden consonanten in Verbindung gßkom- 
men war, denn der ausfall des u hat ohne zweifei erst weit 
später stattgefunden als der Schwund des a und i (vgl. Wim- 
mer, Tidskr. f. philol. VIII 350 f., Navneordenes böjning § 38 
u. a.). — Betrachten wir nun zunächst das altnord. flexions- 
system, werden wir im wesentlichen folgende consequenzen der 
gefundenen regel zu constatiren haben: 

I. Die Yereinfachnngsregel bei den subBtantiven. 

A. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor flexionsendungen. 

1. In der flexion der a-stämme. Das femininum kommt 
hier nicht in betracht; im masc. wird die geminata — im fol- 
genden verstehe ich darunter, wenn nichts anderes bemerkt ist, 
nur geminirte explosivlaute und Spiranten — im n. und g. 
sg., im neutr. im gen. sg. vereinfacht. Die ältere flexion war 
also z. b.: 

sg. masc. 
n. *vätr 
g. *vdt8 
d. v&tti 
a. vätt 

pi. 

n. vättar skattar broddar lokkar toppar hopp 

U.S.W. U.S.W. U.S.W. U.S.W. U.S.W. U.S.W.. 

Als hierher gehörend können auch die worte betrachtet 
werden, die im stamm ss haben, wie koss (masc.) und hlass 
(neutr.). Die alte nominativform *ko88r musste nach unserer 
regel zu *kosr und dieses wieder nach der allgemeinen assi- 
milationsregel (Fomn. forml. 28) zu koss werden. Im genitiv 
mussten *kosS'S^ ^hlass-^ nach unserer regel koss, hlass werden. 

Auf die flexion der Ja- und i;a-stämme wie auch auf die 
der M-stämme nehme ich vorläufig keine rücksicht, da sich hier 
verschiedene umstände geltend machen, die am passendsten 
später im Zusammenhang behandelt werden. 

2. In der flexion der /-stamme. Wie bei den a-stämmen 











neutr. 


*skafr 


*brodr 


*lokr 


*topr 


happ 


*8kat8 


*brods 


Hoks 


Hops 


*haps 


skatti 


broddi 


lokki 


toppi 


happi 


skatt 


brodd 


lokk 


topp 


happ 



40 J. Hoffory 

musste hier Yereinfachung eintreten im nom. sg., dagegen nicht 
im gen. Bg., da dieser casus auf -ar endet; also z. b. 
sg. masc. 

n. *kvür 

g. kvittar 

d. kvitt 

a. kvitt. 
Auch die femininen i-stämme endeten bekanntlich im nOm. 
sg. auf r, urspr. -iJS; da wir aber nicht wissen, wann diese 
endung ausser gebrauch kam, können wir nicht mit be- 
stimmtheit entscheiden, ob hier je Vereinfachung stattgefunden. 
Es ist daher ungewiss, ob formen wie •s^'^r, *q'tr und ähnl. 
(» 8^'tty ^tt im gewöhnlichen Altnordischen) überhaupt existirt 
haben. 

3. In den einsilbigen consonantischen stammen tritt Ver- 
einfachung im nom. acc. pl. und im gen. sg. ein, wenn dieser 
casus auf -r endet. Als beispiel führe ich das oben erwähnte 
n^'tr^ gen. sg. und nom. acc. pl. von n^'tty an. Dagegen bin 
ich im zweifei, ob Wimmer (Fomn. forml. 55 f.) mit recht 
„mVr" in der pluralform „A/aZw-w^r" als vUr «=- *vtitr auflfasst 
(sieh hierüber auchSvend Grundtvig, Edda* s. 215 ff.) und 
es als nebenform von v^'ttr, vittr erklärt (vgl. betreffs der letz- 
teren form Wimmer a. a. o. und Söderberg, Fomgutnisk 
Ijudlära s. 7), mit hinweis auf die gotische pluralform vaiht» 
(Skeireins 2. d) und auf das altengl. wiht Es liesse sich ja 
auch denken; dass das erwähnte ^.vür''^ aus einer singularform 
*vü (mit einem t) hervorgegangen sei, welches sich zu vittr ^ 
got. vaihU ganz so verhalten würde wie süt zu sott, got. saukts. 
Doch scheint es mir angemessener, anzunehmen, dass das i in 
^.hjalmvür^' kurz war, entstanden durch correption in unbe- 
tonter silbe aus dem S in vettr, und in ähnlicher weise könnte 
die Vereinfachung des tt in dem umstände ihren grund haben, 
dass es in der zweiten silbe stand. Hjalmvitr würde sich dann 
zu einem altem *hjälmtittr ganz so verhalten wie lyritr (acc. 
lyrüy gen. lyritar u. s. w.) zu dem urspr. lypTHtr^ oder wie 
eyvit zu älterem *ef/rHt, Die Vereinfachung des tt betreffend, 
mag auch an formen wie gefit gegenüber mitt, ßifty sitt erin- 
nert werden, (cf. über dieses ganze verhältniss Bugge, Rune- 
indskriften paa ringen i Forsa kirke s. 57 und dessen bemer- 
kungen bei Nygaard, Eddasprogets sjntax II. 58 f.). Dass 



Altnordische consonantenstudien. 41 

es auch im Altn. einen consonantiscben stamm v^'tt, veti ge- 
geben, wird nach meiner ansieht übrigens auch durch dasjenige 
pronomen wahrscheinlich gemacht, das man nach der gewöhnlichen 
normaloiihograpbie vcettki schreibt and das ich mit Wim m er 
als eine Zusammensetzung von v^U und gi auffasse TFornn. 
forml. 8. 98). Es hindert ja nichts, den nom. acc. v^tt als auf 
einem consonantenstamm beruhend aufzufassen, und auch der 
dat v^ttu (in v^'tfu-gi) lässt sich bei einer solchen aufiassung 
erklären. Der gen. von „vcettkV' heisst gewöhnlich yermöge des 
einflusses des dativs v^UugiSy aber die urspr. form ist sicherlich 
v^ttergis (St. hom. 78'^, vergl. auch Wimmer a.a.O.), das 
ich als durch palatalen umlaut aus urspr. v^'Uargi(sy) entstan- 
den erkläre. Also würde auch der genitiv mit der consonan- 
tiscben declination übereinstimmen. Wenn also^ wie ich ver- 
muthe, im Altn. ein consonantenstamm vf(ttf vät existirt hat, 
müsste nach unserer regel nom. acc. pl. hiervon v^'tr, vitr ge- 
lautet haben. 

4. In dar flexion der tor-stämme tritt Vereinfachung vorr 
im giknzen plural, sowie im dat. sg. ein, wenn dieser casus 
» nom. acc. pl. ist. Der einzige vorkommende fall ist das 
vorhin erwähnte dMHr^ das im nom. acc. pl. sowie (bisweilen) 
im dat sg. ditry dat pl. dstrum^ gen. ditra lautet 

5. In der flexion der ati- stamme musste Vereinfachung 
eintreten im gen. pl. masc. (sofern diese form auf -na endet), 
gen. pl. neutr. und gen. pl. fem. Allerdings endet das Gotische 
im letztgenannten fall auf önö, aber hieraus kann das altn. -^a 
unmöglich hervorgehn, denn ein urspr. ö kann im Altn. nicht 
spurlos verschwinden. Ich halte es für wahrscheinlich, dass 
disks Um. hier auf -anö endete und finde eine stütze für diese 
annähme in der form arhingano auf dem Tunestein, die ich mit 
Lyngby (Tidskr. f. philol. VIII 194) als gen. pl. fem. von dem 
stamme arbtngän-^) auffasse. Ob sich ein masculiner an-stamm 
mit -na im gen. pl. und geminata in der Wurzelsilbe findet, ist 
mir nicht bekannt; dagegen haben wir im neutr. das wort vqüa 
(vetta)y sofern Jon I^orkelsson recht hat, v^'tta in der Ver- 
bindung ekki v^tta und -vetna {-vitna) in hvarvetna, hvatvetna 
als resp. gen. sg. und pl. eines neutralen an-stammes aufzu- 

*) Vergl. hvergt für *hvargi, •) Sievers bemerkoDgen (Panl- 
Braunes Beitr. V. 66) sind irreleiteod. 



42 J. Hoffoiy 

fassen^). Dieses v^Ha würde dann im gen. pl. v^'ina heissen. 
Als beispiele für das fem. führe ich worte wie ekkja^ reldcja 
an, von denen der gen. pl. ekna^ rekna laaten müsste. 

Es erübrigt noch, das verhäliniss unserer regel zu den k-, 
ja- und t^-stämmen nachzuweisen. 

In den altern runenschriften hat das auslautende u in den 
t/-8lämmen sich durchweg erhalten: varu-R (Tomstad), hagu- 
stddiR (ValsQord) , ovlpu-PevaR i. e. vdßU'ßevaR (Thorsbjerg) 
u. a. Dieses verhältniss erfährt, wie oben bemerkt, durch ziem- 
lich lange zeit keine Veränderung; wir finden noch in den in- 
schriften von Sölvesborg und Helnäs die accusativform sunu, 
während der etwas jüngere Tryggeväldestein die form sun 
hat (Wim m er, Runeskr. opr. s. 185, s. 234 ff. 258 ff.). Es 
gebricht uns an mittein, um auf theoretischem wege mit voll- 
kommener Sicherheit zu entscheiden, ob die Vereinfachungsregel 
zu der zeit lebendig gewesen ist, da das u fortfiel, aber man 
darf mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass dies der fall 
gewesen, da, wie vrir oben gesehen, der Wechsel zwischen ge- 
minata und einfachem consonant sich sogar noch im gewöhn- 
lichen Altnordischen in den werten döUir und nf'U erhalten hat. 
Es erscheint mir deshalb wahrscheinlich, dass wir auch bei 
den M-stämmen einst eine ähnliche flexion gehabt haben wie 
bei den a- und t-stämmen, also z. b. 

sg. n.*k^r *hgkr *drptr 

g. kattar kakkar drättar 

d. k§tti k§kki dr^tti 

a. kott kokk dro'tt 

r c c 

pl. n. k§ttir kgkkir dr§ttir 

U.S.W. U.S.W. U.8. w. 

Was nunmehr die Jo-stämme angeht , so können wir zu- 
nächst ganz von den werten absehen, die vne hirßir und kl^ßi 
flectirt werden, da alle endungen hier mit einem vokal begin- 
nen. Ebenso kommen die worte nicht in betracht; die vde bqn 
und kyn flectirt werden, da die Wurzelsilbe hier stets kurz 
ist. Es bleiben also nur die feminina übrig, die wie heißr, 
und die masculina, die wie beßr flectiren. Im Gotischen endi- 
gen die worte, die den altnordischen femininen Jo-stämmen, 

*) Sieh hierüber Gleasby-VigfusBOD s. 720. 



Altnordische eoosonantenstudieD. 43 

die wie heißr flectirt werden, entoprechen, im nom. sg. auf -i: 
haipi u. 8. w.; in den ältesten runeninscbriften finden wir kein 
Beispiel für die hierher gehörenden werte, aber es darf wol an- 
genommen werden, dass der nom. sg. auch hier auf einen vocal 
endete. Allein schon früh hat der nominativ die endung r an- 
genommen, wie aus der form raknhütr i. e. Bagnhüdr auf dem 
Tryggevälde- unddemGlavendrupstein hervorgeht, den Wimmer 
ungefähr in das jähr 900 verlegt (Runeskr. opr. s. 243, 247, 
255) vgl. auch auf den schwedischen runensteinen formen wie 
rdhniltry Liljegren 605, kunhiltr ib. 316, kunür ib. 427, cf. 
Rydqvist U. 262. Es kommt mir deshalb wahrscheinlich 
vor, dass die Vereinfachung auch hier wie bei den u-st&mmen 
im nom. sg. (die übrigen casus kommen nicht in betracht) ein- 
getreten sein musste, aber das einzige hierhei^ehörende wort, 
auf das unsere regel anwendung finden könnte, ist das Sub- 
stantiv v^'Uvy vittTf das im pl. nach der f-klasse flectirt wird 
(Fomn. forml. 49) und gewiss auch im sg. ursprünglich hierher 
gehörte. Da das wort indess auch im Altschwedischen im Sin- 
gular zu den j'o-stämmen gehört (Rydqvist IL 77 ff.) und 
sein Übergang zu dieser flexionsweise also aller Wahrscheinlich- 
keit nach sehr alt ist, trage ich kein bedenken anzunehmen, 
dass es einst folgendermaassen flectirte: 

sg. n. *v^'tr 

g. v^ttar 

d. vgtti 

a. v§tti 
pl. [n. v§ttir] 

u. s. w. 
Aber im übrigen müsste ja, selbst wenn man annehmen 
wollte, das wort sei erst in verhältnissmässig später zeit durch 
parallele entwicklung im Altn. und Altschwedischen im sg. zu 
der ^a-flexion übergegangen, und gen. und nom. sg. wären des- 
halb alsreste der ursprünglichen t-flexion aufzufassen, auch in 
diesem fall im nominativ Vereinfachung eintreten; die form i;^'^r 
wäre dann wie die form kvitr (vgl. oben unter 2) zu beur- 
theilen. 

Wir betrachten jetzt die masculina, die wie beßr oder herr ^) 

^ Dass dieses wort nicht im nom. acc. pl. vorkommt, ist far ans 
ebne bedeutang (Gislason, Oldn. forml. 90). 



44 J. Hoffory 

flectirt werden. Im Urnordischen finden wir leider kein bei- 
spiel eines hierher gehörenden wertes. Es ist deshalb imgewiss, 
ob der nom. und gen. sg. harjiB, harjis (vgl. got. harjis, harjis) 
oder harjaR, harjots geheissen habe; doch dürfte das letztere — 
nach den finnischen lehnworten zu urtheilen — das wahrschein- 
lichere gewesen sein (Thomsen, Den got. sprogclasses indfl. 
paa den finske 80 f.). Aber gleichviel, ob der stammauslaut a 
oder i gewesen; hier genügt es uns, dass dieses a oder t aller 
Wahrscheinlichkeit nach in den ^'o-stämmen zu derselben zeit ge- 
schwunden sein muss, als das a, «.sonst im stammauslaut fortfieL 
Fragen wir nun, welches aussehen die hierher gehörenden formen 
nach dem Schwund des auslautvocals annahmen, so ersieht man 
leicht, dass nur zwei möglichkeiten vorhanden sind. Man könnte 
sich nämlich denken , nach dem ausfall des vokals seien zu- 
nächst im nom. gen. sg. formen wie harjB, herjB ; harjs, herJB 
und daraus durch Schwund des j Herr und hers entstanden. 
Aber man könnte auch vermuthen, das j sei zuerst zu i voca- 
lisirt worden: hariR, heriB; haris^ heris und dann ausge- 
fallen. Sehen wir jedoch genauer zu, so wird sich zeigen, dass 
die erstere möglichkeit nur scheinbar ist, da ein . halbvocal ^) 
(i. e. ein nicht silbebildendes i oder u) gemäss seiner natur 
nicht zwischen zwei consonanten stehen kann (cf. Sievers, 
Paul- Braunes Beitr. V. 1, 6). Formen wie harjB, harjs 
können daher weder im Nordischen noch in irgend einer andern 
Sprache existiren oder existirt haben. Wir sind also genöthigt, 
anzunehmen, dass durch schwund des Stammauslauts formen 
wie hariB, haris entstanden, und diese annähme wird positiv 
durch die inschrift auf dem Bäfsalstein bestätigt, der bekanntlich 
zu den sog. Übergangssteinen gehört, indem gerade hart hier 
als erstes compositionsglied in dem werte hariundfs vorkommt, 
wo selbstverständlich nicht die rede davon sein kann, das i als 
halbvocal aufzufassen^). Dass die Räfsalinschrift der zeit nach 

^} Dassj im Nord, ein halbvocal, keine Spirans war, erhellt daraus, 
dass es vor i und mit t nach verwandten vooalen aasfallt. *) Auch anf 
dem Tstabystein finden wir hart- als erstes compositionsglied in dem 
Worte harivuldfd, wo das auslantende a sich anscheinend erhalten hat. 
Doch hat dieser letztere umstand nicht viel su bedeuten, da wir gleich 
darauf die form hapuvul^r ohne a finden, und da überhaupt die Istaby* 
Inschrift sicherlich als ein affectirter versuch, die spräche einer altem 
zeit nachzuahmen, betrachtet werden muss. Der urheber der intohrift 



Altnordische consonantenstndieiL 45 

dem Yenchwinden des stammauslautes angehört, ergibt sich 
deatlich aas der form mlfs^ die in der altem runensprache vuU 
fas oder volfas lauten würde (vergl. hnabdas (Bö) und godagaa 
(Vakfiord)). 

Ans dem yorhergehenden ergibt sich, dass das hystero- 
gene i in hariR u. s. w. zu einer, zeit existirt haben muss, 
wo das u in den M-stätnmen noch vorhanden war, und nichts 
widerstreitet der annähme, dass es ungefähr gleichzeitig mit 
diesem ausgefallen sei. Es ist daher wahrscheinUch , dass die 
▼erein&chung auch hier yorbanden gewesen, und dass z. b. 
bekkr^) einst flectirt wurde 

sg. n. ^bekr . pl. n. bekldr 

g. ^heks (bekkjar) u. s. w. 

d. bekk 

a. bekk 
Was hier von den ya-stämmen gesagt ist, findet auch mu- 
tatis mutandis anwendung auf die va-stämme. Es hiess im Ur- 
nord. sicherlich z. b. hervaR im nom. sg. (vgl. ßevaB, Vals- 
fjord und Torsbjerg) und hervas im gen. sg. Hieraus ent« 
wickelten sich zunächst mittelformen wie heruR (später hjfruB)^ 
herus (später hj^rus) und aus diesen endlich die gewöhnlichen 
altn. formen hjfrr, hjfrs. Die Stammform hj^ru' finde ich auf 
dem Istabystein als erstes glied des zusammengesetzten wertes 
fJkaeruvulaßR*^^); f^haeru-^*' steht sicherlich für ^fiearu^"* (i. e. 

hat im allgemeinen den anfang der worte richtig wiedergegeben, aber in 
bezug aaf das ende derselben begeht er wiederholt arge Schnitzer; ich 
erinnere an das ansinnige vuldfiR und die albernen formen a/dtR und 
fmaM, — Dass die Istobyinschrift eingehaaen ist, nachdem das umord. S 
in den endnngen sich in a verwandelt hatte, geht deutlich aus dem worte 
rmuLR s umord. rumJR (Järsberg) hervor; aber diese Verwandlung 
erfolgte gewiss ungefähr gleichzeitig mit dem ausfall des stammauslau- 
tenden a und • ; vgl. das stainaE des Rafsalsteins neben dem -wä/a. Ich 
bin daher geneigt anzunehmen, dass der Istabystein derselben periode an- 
gehört wie die genannte inschrift. — Auf die form harivolafR auf dem 
Stentoftestein nehme loh wegen des ganzen characters dieser inschrift 
keine rüoksicht 

^) Das wort hMcr ist sicherlich wie die meisten hierher gehörenden 
maaeulina mit langer Wurzelsilbe ursprünglich ein t-stamm (of. Sievers, 
Paul -Braunes Beitr. V. 112 f.), aber wahrscheinlich schon in sehr alter 
zeit zu der jo-flezion übergegangen. *) Es scheint mir nicht ganz be- 
rechtigt, mit Wimmer, Navneordenes böjn. s. 73 und 74 „Aacrt«** auf 
dem Istabysteine als «-stamm aufzufassen. 



46 J. Hoffory 

hjfTu-) wie in der Torabjerginschrift „o^i?«" sicherlich für 
vcipu" steht. Diese erklärung dünkt mich jedenfalb wahrschein- 
licher als Gislasons vermuthung, dass ae in derselben weise 
zu erklären sei, als wenn im Althd. ae gegenüber got cd ge- 
schrieben wird z. b. (lerda =^ got. airßa (Aarb. f. nord. oldk. 
1869 s. 84), denn für eine solche bezeichnungsart bietet übrigens 
die runensprache, so viel mir bekannt, keine beispiele. Auch 
lese ich die adjectiirischen formen „A^aru^" auf dem Ramstastein, 
und ^Jcaruß*^ auf dem Rökstein ganU und garuR^) zweisilbig 
und kann mich Bugges lesart garvt garvR (Antiqvar. tidskr. 
f. Sverige V. 43f.), die ich schon aus physiologischen gründen 
für unstatthaft halten muss, nicht anschliessen , ganz davon 
abgesehen, dass auch metrische gründe dagegen sprechen 
(vergl. den vers s. 48). Dieses secundäre u ist sicherlich um 
dieselbe zeit wie das u in den u-stämmen ausgefallen; und' es 
würde auch hier wahrscheinlich sein, dass yereinfachung ein- 
treten musste (namentlich im nom. sg. masc., gen. sg. ma^. 
und neutr.); aber so ?iel mir bekannt, gibt es kein hierher ge- 
hörendes Substantiv, das in der Wurzelsilbe geminata hat. 

B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor ableitungsendungen ^). 
1. Zweisilbige masculina, welche durch die ableitungsen- 
dungen -allf 'Ulf -wW; -a«w, -»««, -wn»; -arry -iirr gebildet 
werden, werfen bekanntlich in der flexion den vocal, der vor 
4y -n, -r steht, in den vocalisch beginnenden endungen, d.h. im d. 
sg. und im ganzen plural, ab. Dass dieser Schwund sehr alt 

^) Oder, wenn der umlaut schon eingetreten war, g^mt, g^ruR. *) Ur* 
sprünglich war es meine absieht, das verhältniss der vereinfacbtingsregel 
zur flexionslehre und ihr verhältniss zur wortbildungslehre je in einem 
beeondern abschnitt zu behandeln. Da jedoch verschiedene ableitangs- 
endungen (z. b. diejenigen, mit denen zweisilbige snbstantiva anf -off, 
-fö, -i#Ä; -an«, -wi«, -unn; 'Orr, -urr gebildet werden; femer die, mit 
denen der comparativ und Superlativ gebildet wird u.s. w.) in so inniger 
beziehung zur wortbiegung stehen, dass sie aus practischen gründen in 
den grammatiken mit dieser zusammen behandelt werden, so erschien es 
mir das natürlichste, auch hier diese Ordnung zu beobachten, so dass ich 
unter Zugrundelegung der darstellung in Wimmers Fomn. forml. bei 
jeder wortclasse alle mit der Vereinfachungsregel in Verbindung stehen* 
den Verhältnisse behandle, die Wim m er zugleich mit dem flexionssystem 
berücksichtigt, selbst wenn sie im strengsten sinne nicht mit unter die 



Altnordische consonantenstudien. 47 

ist, älter als das eintreten des i-umlauts, geht daraus klar her- 
vor, dass Worte wie ketiü, lykiü im dat. sg. katli, lukli^ im nom. 
pl. haüarj liMar n. s. w. heissen. (Fomn. forml. s. 42). Es 
muss deshalb nothwendigerweise Vereinfachung in den genannten 
formen bei den worten eintreten, wo die Wurzelsilbe mit ge- 
minata endet; z. b. 

sg. n. dröttinn pl. n. drötnar 
g. dröttins g. drötna 

d. drötni d. drdtnum 

a. dröttin a. drötna. 

In entsprechender weise müsste natürlich Vereinfachung bei 
den hierher gehörenden femininia und neutris eintreten; aber 
so. viel mir bekannt, gibt es bei diesen keinen fall, wo wir in 
der Wurzelsilbe geminata haben. 

2. Die endsilbe -gi (resp. -ki) wird, namentlich in der 
altem zeit, in ziemlich weitem umfang an snbstantiva, adjeetiva 
und pronomina gefügt, und ist in verschiedenen fällen voll- 
ständig mit den entsprechenden worten verwachsen. Es ist da- 
her sehr natürlich, dass Vereinfachung überall da stattgefunden, 
wo -^t\ 'ki an eine casusform gefügt wurde, die mit geminata 
endete. Indess kenne ich von Substantiven, die factisch in 
Verbindung mit -gi vorkommen, keine andern, auf doppelcon- 
sonanten ausgehenden als das oben unter A. 3 besprochene 
v^Uy viti, welches, wenn -gi angehängt wird, im nom. acc nach 
unserer regel v^'iki^ vitki^) heissen müsste; im dat heisst es, 
wie vorhin bemerkt, vqUugi^ vittugi^ im gen. v^tiergis^ vittergis. 
Dass das wort pronominale bedeutung hat, thut natürlich hier 
nichts zur sache. 



wortbiegnng gehören. Auch die einsilbigen snffixe ^gi and -m behandle 
ich ragleich mit den ableitangsendoDgen , da sie ja factisch als solche 
fnngiren und üire urspr. bedeutung sich zum theil verwischt hat. Da- 
gegen handeln wir von dem verbal tniss unserer regel zu den theilen der 
wortbildungslehre, die nicht in inniger Verbindung mit dem flexionssystem 
stehen, erst nach erledigung desselben. 

^) Neben diesem väki kommt auch ein vMd Yor (mit assimilation 
und vooalverkürsung vor dem doppelten A;}, sieh Bugge, Tidskrift f. 
philol. X. 126, und diese form enthalt einen neuen zwingenden beweis 
flur die rlchtigkeit unserer regel; denn kk kann natürlich nur aus einem 
tk und nicht aus einem Uk entstanden sein. 



48 



J. Hoffory 



II. Die vereinfiMhiuigsregel bei den adjeetiT^n. 

A. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor flexionsendungen. 
Die schwache adjectivflexion kommt nicht in betracht, da 
die endungen hier sämmtlich schon mit einem vocal anfangen. 
In der starken adjectivflexion tritt Vereinfachung ein im n. sg. 
masc., g. sg. masc. und neutr., im n. a. sg. neutr. und ebenso 
ohne zweifei im g. d. sg. fem. und im g. pl., da der vocal, der 
hier ausgefallen ist — wahrscheinlich e — in jedem fall nicht 
lang gewesen sein kann und man deshalb annehmen muss, dass 
er zugleich mit den übrigen kurzen vocalen ausgefallen sei. 
Es hiess also ursprünglich z. b. 

sg- 

n. VÄr rett *rHt^) 

g. *rits *rärar *räs 

d. rettum *räri retfcu 

a. rettan retta *rät 

pl. 

n. rettir • rettar rett 



*8tutr stutt 8tuU 
*stuts *8tutrar *^uts 
stuttum *stutri stuttu 
stüttan stutta ^uU 



stuttir stuttar stutt 



g. *rära *8ttUra 

d. rettum stuttum 

a. retta rettar rett stutta stuttar stutt 

und ebenso *8kakr, *8kak8y *skakt, *skakri, *8kakrar^ *8kakra^ 
aber skghk^ skakkir u. s. w., ^krapr^ *krap8^ ^hräpt^ *krapri, 
*kraprary ^krapra, aber krgpp^ krappir u. s. w. 

Wir haben oben gesehen, dass formen wien. g. sg. kos8 eine na- 
türliche erklärung nach unserer regel finden, da die urspr. nomi- 
nativform *ko88'r hiemach *ko8r und dieses wieder koss werden 
musste, während die urspr. genitivform *ko88'8 durch Vereinfach- 
ung unmittelbar in ko88 übergehen musste. Dasselbe gilt na- 
türlich von adjectiven mit 88 im stamm, und ich nehme daher 
an, dass z. b. n. sg. hva88 auf ein älteres ^hcasr aus urspr. 
^hvass-r zurückgeht und dass g. sg. hva88 für *hvas8^ steht 
Ebenso meine ich, dass d. sg. hva88iy g. sg. hva88ar^ g. pl. 

^) Man nimmt gewöhnlich an, neatralformen wie r^ für *rHU be- 
ruhten auf der regel, dass ein consonant nach einem andern consonanten 
nicht verdoppelt werden kann. Man sieht jedoch leicht, dass sie ebenso 
gut nach unserer regel sich erklären lassen: riU aus *rM4 wie *riir 
ans riU'r. 



Altnordische conBonantenBtudieD. 49 

hvassa f&r *hva9riy *hva8rar, *Ät>flwra von ursprünglichem •Äca«s-rt, 
*Ät?flHW-rar, *hvas8'ra. Dass diese aufiassung die richtige ist, geht 
zur eyidenz ans der neutralform hvast ^) hervor, indem diese 
form ja nur dui'ch Vereinfachung von ^ vor t entstanden sein 
kann. Hat sich aber das urspr. *hv<i884 in hvast verwandelt, 
würde es keinen sinn haben, anzunehmen, dass das urspr. 
^hvasB-r nicht auf dieselbe weise in ^hvasr übergegangen sei. — 
Von den adjectivischen jc^ und oa-stämmen gilt ganz dasselbe, 
was oben hinsichtlich der substantivischen ja-- und ra-stämme 
bemerkt wurde. Ich nehme daher an, dass man auch hier 
einst formen hatte wie */etiiJ8, *peJclcit; *klekkuB, *kekkut*) 
(resp. ^kißkkuB, ^klskkut) u. s. w., welche dann später, nach- 
dem der vocal verschwunden war und die Vereinfachungsregel 
sich geltend gemacht hatte, in */eAr, *pekt\ ^klekr^ ^Jdßkt (aber 
ßekk^ ßekkir; UMcy khkkvir u. s. w.) sich verwandelten. 

B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor ableitungsendungen. 

1. Zweisilbige adjective, welche durch die ableitungsendungen 
"igvy "Ugr^ -inn, -aü^ --iü, -uU gebildet werden, werfen in der 
flezion den vocal ab, der vor -^, -2, -n, -r in denjenigen endungen 
steht, die ^t einem vocal binnen (vgl. oben s. 46). Es 
muss daher nothwendig Vereinfachung eintreten in den genannten 
formen bei den werten, in welchen die Wurzelsilbe mit geminata 
endet, z. b. 

sg. n. möttugr mpttug möttugt 
g. möttugs mottugrar möttugs 
d, *mftkum^) mpttugri *ingtku 

*) In diesen und verschiedenen andern fällen pflegt man in gram- 
matischen Schriften nnd in den ausgaben einen einfachen consonanten 
zu schreiben, aber ohne bestimmte regel. Vgl. Fornu. forml. 12 u. 72. 
*) Durch diese annähme erklären sich auch doppelformen wie kvikr nnd 
kykr. Die ältere flexion war hier nach meiner ansieht: n. sg. kvikuR, 
g. sg. kviku9 etc. (ohne amlaut, indem u nicht auf t einwirkt) gegenüber 
a. sg. kjfkvan, n. pl. kyhoir etc. (mit o-umlaut). Durch gegenseitige aus- 
gleichnng entstand dann hieraus die flexion n. sg. koikr, kykr, a. s. kyk- 
van, kvikvan u. s. w. ; so hiess es auch ursprünglich n kUkkuR^ a. kUkk- 
van und ähnl., aber die umlautsformen haben hier früh die nichtumge« 
lauteten verdrängt^ *) Auch von diesem worte finden wir assimilirtc 
formen, z. b. almako (um frump. s. LXXX) i. e. almdkkom =s alrndtkum^ 
Beitrag« s. kando d. ig ■praehen. IX. 4 



50 



J. Hoflory 



a. 


*mf'tkan 


*mftka 


möttugt 


pl. n. 


*mf'tkir 


*mftkar 


mottug 


g- 




mp'ttugra 




d. 




^mgikum 




a. 


*mgtka 


*mftkar 


möttug 


8g. n. 


frettinii 


frettin 


frettit 


g- 


frettins 


frettinnar 


frettins 


d. 


*fränum 


frettinni 


*frHnu 


a. 


frettinn 


*fräna 


frettit 


pL n. 


*fritnir 


*fritnar 
a. 8. w. 


frettin 



So wurden z. b. auch flectirt hrokkinn, heppinn u. dergl., 
also d. hroknum^ hroknu; hepnum, hepnu u. s. w. 

Ebenso tritt natürlich die yereinfachung bei diesen adjec- 
tiyen überall in der schwachen form ein, also z. b. 

pl. n. I 
sg. n. *m^'tki *mf'tka *mptka \ *inptku 

S* I 

g. ] 

d. [ *fngtka *m^tku *mpika d. *ingfkuin 

a. a. *fnptku 

2. Vor dem negativen -jfi, -ki musste Vereinfachung ein- 
treten in formen wie n. a. neutr. *8tutkiy g. masc. und neutr. 
*latiski8 für *8tuttki, *lau8kis u. ähnl. 

3. Im comparativ und Superlativ kann Vereinfachung sowol 
bei denjenigen adjectiven eintreten, die hier -W und -s^r hinzufügen^ 
wie auch bei denjenigen, die auf -ari und -^istr enden. Es 
müsste z. b. heissen *siyiriy *8tytstr wie im positiv *8tutr^ ^sttäs 
u. 8. w,, \mä*mptkari, *mptkastrme im fOsitiY*inptkufn, *fn^% 
kir u. s. w. 



und hiervon gilt ganz dasselbe, was s. 47 über vekki gesagt wurde. Es 
beruht auf einem druckfehler, wenn gesagt wird, das angeführte wort 
stehe im A. K. 645; ob findet sich, wie Gislason a. a. o. anführt, im 
A. K. 666 fragm. XVIII. 



Altnordische consonanteiiBtudieii. 51 

UL Die yereinfachnngsregel bei den pronominibiu. 

A. Vereinfachung des geminirten explosivlautsoder 

der Spirans vor flexionsendungen. 

1. In der flexion des persönlichen pronomens der ersten und 
zweiten person musste Vereinfachung eintreten im d. a. dual: *okr^ 
^ykr, vgl. got. ugkis, igqiSy gegenüber g. ohkar^ ykkavy vgl. 
got. ugkara, igqara. In *okr war übrigens einst sicherlich um- 
laut vorhanden, und das o rührt wol von dem einfluss des 
genitivs her. Wie die entsprechenden formen der Substantive 
und adjective mit v im stamm, so geht auch ykr auf eine 
zwischenform mit u zurück: *ikkuR (resp. *ykkuE), vgl. das 
oben angeführte *klekkuR (resp. *kl0kkuB); aber hier wie 
dort darf angenommen werden, dass die geminata nach Schwund 
des u vereinfacht wurde ^). 

2. In der flexion des ßessi fällt g. d. sg. f. ßessar ßessi, 
sowie g. pl. ßessa unter unsere regel , da sie als für *ße8rary 
*ßesri, *ßesra von älterem *ße88rary *߀8$ri^ *ßes8ra stehend an- 
gesehen werden müssen; vgl. Bugge, Tidskr. f. phiL IX 119 
und das oben über die flexion von hvass bemerkte. 

B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 

der Spirans vor ableitungsendungen. 
1. Bei den possessiven fürwörtem okkarr, ykkarr tritt in 
der flexion ein ähnlicher vocalschwund ein wie bei den adjec- 
tiven auf -igr^ -td^r, -inn u. s. w., und in folge dessen muss 
auch kk in den entsprechenden formen vereinfacht werden. Die 
ältere flexion war also z. b. 



sg. n. okkarr okkur 


okkart 


g. okkars okkarrar 


okkars 


d. *okrum okkarri 


*okru 


a. okkam *okra 


okkart 


pl, n. *okrir *okrar 


okkur 


g. okkarra 




d. *okrum 




a. *okra *okrar 


okkur ' 



^) Im g. daal. hiesa es sicherlich *ykkoar und im d. a. *ikkult, und 
das y in ^ykr ist jedenfalls durch den einfluss des genitivs entstanden. 
Umgekehrt ist das v ausgefallen in ykkar für älteres *ykkvar, und zwar 
unter dem einfluss des datiys und accusativs sowie der coDtrahirten formen 
des verwandten posBessivpronompns. 

4* 



52 J. Hoffory 

2. In der flezion des pessi gehören g. sg. masc. u. neutr. 
anter unsere regel, indem ^essa für urspr. ^ess-ai steht; TgL 
Bugge, Tidskr. f. phil. IX 118. 

3. Vor dem negativen -^i, -ki muss regelmässig yerein- 
fachnng eintreten: es hiess also z. b. n. a. neutr. ^hüki^ g. sg. 
neutr. ^koedcis^ n. a. neutr. *v^tki^ *vüki (vgl. oben s. 41). Hier- 
mit stimmt es auch vollständig, dass es immer ^Ä:thei8st(Fornn. 
forml. 97), niemals *eUki, von urspr. *eiMci. Von der assimi- 
lirten form ekki gilt ganz dasselbe , was von dem assimilirten 
vekki gilt (sieh oben s. 47). 

IV. Die yereinfaohangsregel bei den lahlwörtem. 
Von Vereinfachung der geminata vor flexionsendungen kann 
hier nicht die rede sein; zu dem capitel: Vereinfachung vor 
ableitungsendungen kann das ordinale dtti für *dUi (vgl. got 
ahtudä) gerechnet werden. Dagegen steht das einfache t in 
dijan in keiner beziehung zu unserer regel; sondern ist auf den 
einfluss des sjatdjdn und nitjdn zurückzuführen. — Ob auch 
das zahladjectiv dttrdpr hierher gehört , kann ich nicht ent- 
scheiden; da entstehungsart und alter dieser adjective mir nicht 
klar sind« 

y. Die yerein&chnngsregel bei den verben. 

Wir betrachten die starken und die schwachen verben so- 
wie die präteritopräsentia und die reflexive form je für sich. 

L Die starken verben. 

A. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor flexions- resp. personalendungen. 

Vereinfachung muss hier stattfinden 1) in der 2. und 3. 
pers. sg. praes. ind. und 2) in der 2. pers. sg. praet. ind. Es 
hiess also z. b. 

1. pers. dett drekk slepp 

2. pers. *detr *drekr *depr 

3. pers. *detr *drekr ^slepr 
praet sg. 

1. pers. datt drakk slapp 

2. pers. *datst*drakt *8lapt 

3. pers. datt drakk slapp. 



Altnordische consonantenstudien. 53 

In derselbon weise hiess es in der 2. pers. sg. praet. ind. 
*batst, *8prald; *Uetst, Hekt^ *fekt, *gekt von binda, springa, 
tianchf hanga, fd, ganga^). 

Nach dem, was oben von den Substantiven und adjectiven, 
die im stamm v haben, bemerkt wurde, ist es selbstverständ- 
lich, dass ich es auch für höchst wahrscheinlich halten muss, 
dass die mit v abgeleiteten starken verben, die in der Wurzel- 
silbe geminata haben, in den soeben angeführten formen eben- 
falls Vereinfachung erfahren haben. Es hiess also z. b. ^stahr 
(von älterem ^stßkkuR^ ^stekkuE) wie *drekr, ^s^kt (von älterem 
*stfkkut, *8takkut) wie *drakt u. s. w.«). 

B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor ableitungsendungen. 
Die starken participien praeteriti auf -inn werden wie die 
entsprechenden adjective behandelt, also z. b. n. sg. masc. 
doUin, drukkinn^ sloppinn^ aber n. pL masc. dotnir^ drüknir^ 
dopnir u. s. w. 

Z, Die aohwaclien verben und die verba prftterito-prftflentia. 
Au Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor flexions- resp. personalendungen. 
Beim ersten blick scheint es selbstverständlich, dass 

^) Dass präteiitumsformen wie die citirten neubildungen sind, ent- 
standen durch anfügung eines t an die form für die 1 . pers. (nach mustern 
wie nam-nanU, bar'bart)^ ist unzweifelhaft; vgl. z. b. got. Hanst, haihaUt 
und ähnl.: aber diese neubildungen sind sicherlich in sehr alter zeit ent- 
standen, da die organisch entwickelten formen für die 2. pers. allzu stark 
von der 1. und 3. pers. abweichen wurden. Man denke sich eine flexion 
1. pers. hatt^ 2. pers. häst^ 8. pers. haU! 

*) Auch bei den mit ja abgeleiteten starken verben hat eine ähn- 
liche entwicklung stattgefunden wie bei den substantivischen und adjec- 
tivischen yanstämmen. Wie altn. Herr auf ein älteres *har%R (vgl. Aart- 
wulfs) von urspr. ^harjaE oder *harj%E, cf. got. harjü (sieh oben s. 44) 
zurückgeht, ist altn. si^ entstanden aus einem altem sitiE, urspr. *nyiR, 
got. siyü. Die form süiE kommt auf dem Rökstein vor neben dem ganz 
parallelen garuE in der verszeile 

sütr nü garuE; 
sieh darüber Bugge in der Antiq. tidskr. f. SverigeV 48. Auch Bugge 
liest »äiE, scheint aber mit unrecht das letzte t für eingeschoben zu 
halten. Die Vereinfachungsregel würde sich hier natürlich in ähnlicher 
webe geltend machen, wie bei den substantivischen und a^jectischen ja' 
stammen, aber zufallig findet sich kein mit -ja abgeleitetes starkes ver- 
bum, das in der Wurzelsilbe geminata hat. 



54 



J. Hoüory 



die vereinfachungsregel sich bei participien wie nuittr^ middr\ 
hvaUr^ kvaddr in derselben weise geltend machen müsse wie bei 
adjecti^en wie rittr. Eine genauere betrachtung wird uns indess 
lehren, dass wir es hier mit ganz anders gearteten fällen zu 
thun haben. Adjective wie rittr waren urspr. zweisilbig; es 
hiess im Urnordischen gewiss *rehtaR (vgl. got. raihts\ und 
hieraus entwickelten sich dann, wie wir oben gesehen, ganz 
regelmässig die spätem formen *r6itaR > *rittr > *r6tr. Da- 
gegen waren participien wie die soeben angeführten urspr. drei- 
silbig; es hiess im Umordischen ohne zweifei *mötidaRy ^mödi- 
daß, *hvatidaRf *kvadidaB; aber diese formen mussten durch 
organische entwicklung sich in ^mitifr, ^mdßißr, ^hvetißr^ 
^ktepifr^ nicht in ^mittr, *m0ddr, *hvcUtry *kvaddr verwandeln. 
Das auffallende bei den letztgenannten formen ist einerseits, 
dass sie einsilbig sind, und andererseits, dass W^r, middr umlaut 
haben, hvattr^ kvaddr aber nicht. Ich will diese beiden eigen- 
thümlichkeiten zu erklären versuchen. 

Wie soeben bemerkt, mussten die urspr. formen *mötidaR, ^mö- 
didaR^ *hvat daR^ *kvadidaR durch organische entwicklung sich in 
*ni0Ußr^ *m0ßißr, *hvetißr, *kveßifr verwandeln. Aber formen wie 
*m0tißr, ^meßißr u.s. w. sind ganz gleichartig mit Substantiven auf 
-aü, 'iU, 'inn u. s. w. oder mit adjectiven auf -^r, -tigr, -inn u. s. w., 
und es darf angenommen werden, dass sie denselben contractionen 
unterworfen waren wie*diese. Und formen wie katli^ lukli gegen- 
über ketiUy lykill lehren uns, dass diese contractionen sehr alt 
sind, älter als das eintreten des umlauts. Wir hatten also einst 
folgende flexion (es genügt hier, das masculinum anzuführen): 

8g. 



n. *mAi]^r 
g. *mettil)s 
d. *m6ttum 
a. '''möttan 



pi. 



n. *m6ttir 
g. *m0til>ra 
d. *m6ttum 
a. *mötta 



»m0j)ij)r 
^^mB{)i|)s 
*m6ddum 
*möddan 

♦moddir 
♦mflfj^ipra 
*möddum 
*m6dda 



♦hvetifr 
*hvetil)8 
*hvottum 
♦hvattan 

♦hvattir 

*hvetil)ra 

*hvottum 

c 

♦hvatta 



♦kvefij^r 
*kvel)il)8 
♦kvpddum 
*kvaddan 

♦kvaddir 
*kve|)i|)ra 

♦kvoddum 

< 

♦kvadda. 



In dieser wechselnden flexion vollzogen sich nun zwei wich- 
tige Veränderungen. Die eine bestand darin, dass die flexion 
mit rücksicht auf die vocale uniformirt wurde, indem entweder 



Altnordische consonantenstudien. 



55 



die formen mit dem j-umlaut über die übrigen siegten oder um- 
gekehrt Das erstere war der fall mit metifr^ mdpifry das 
letztere mit hvetifr^ kveßipr. Dadurch entstand die flexion 



n. 



sg. 

•mirftipr 
g. *m0til)8 
d. m^ttum 
a. m^ttan 

n. mtfttir 
u. s.w. 



*m0l)i|)r *hvatif)r 

•m0|)il)s gegenüber *hvati|)s 

m^ddum hvottum 

m^ddan hyattan 



m^ddir 
u. s« w. 



hvattir 
u. s. w. 



*kval)il)r 
*kYaI)i|)S 
kvoddum 

c 

kvaddan 

kvaddir 
u. 8. w. 



Dass die umgelauteten formen in ^mitipr^ ^maj^pr siegten, 
die nicht umgelauteten in ^hvcUißr^ *h)apipr, hatte ohne zweifei 
seinen grund darin, dass das praet. ind. im ersten fall mitta^ 
mddda hiess, im letztem dagegen hvadda, kvadda. Die zweite 
Teränderung bestand darin, dass die flexion mit rücksicht auf 
die consonanten uniformirt wurde, indem formen wie *m0tipr^ 
*hvati^ unter dem einfluss von formen wie mettan, hvattan 
sich in mittr^ hvattr verwandelten. Dadurch entstand dann die 
flexion 



»8- 

n»mfl»fctr 


•mÄldr 


*hvattr 


*kvaddr 


g*m^t8 


*m0dds 


*hvatt8 


♦kvadds 


d. mflttaiu 


m^ddum 


hvottum 


kvoddum 


a. m»ttan 


m^ddan 


hvattan 


kvaddan 


pl. 








n. mi^tir 


m^ddir 


hvattir 


kvaddir 


U. 8. w. 


u. s. w. 


U. 8. w. 


U. 8. w. 



die nun vollständig conform war mit der flexion von adjectiven 
mit geminata in der Wurzelsilbe: *r4Ury rettan u. s. w. Und wie 
bei diesen Vereinfachung eintrat- vor endungen, die mit einem 
consonanten anfingen, so erhielten wir auch hier die flexion 

8g- 

n. *m0tr 

g. *m0ts 

d. mirttum 

a« mattan 



^midr 

*ni0d8 
m0ddum 
m0ddan 



*hvatr 
*hvat8 
hvottum 

c 

hvattan 



*kvadr 
*kvad8 
kv3ddum 



kvaddan 



pL 

n. m^ttir 



mvddir hvattir kvaddir 



56 J. Hoffory 

g. *m0tra ^medra *hvatra *kvadra 
d. m0ttum meddnm hyottum kvoddum 
a. m^tta m^dda h^atta kyadda 

ganz 80 wie es bei den adjectiven *ritr, rittan^ retium^ *räs 
u. 8. w. hiess^). Mit *in0ir, *hvatr u. s. w. darf man nicht 
praet. partic. von den verben eiga, sehja^ ßykkja yermischen. 
Das Urnordische hatte hier wie bei den adjectiven sicheriich 
zweisilbige formen, woraus nach Schwund des stammauslauts 
formen wie *(iUr^ *sifttr^ "^fiUr hervorgingen, die sich wieder ver- 
möge der Vereinfachungsregel in *rf<r; Hitr^ *pkr verwandeln 
mussten. 

B. Vereinfachung des geminirten explosivlauts oder 
der Spirans vor ableitungsendungen. 
Vereinfachung tritt hier ein im praet. ind. und conj. von 
verben nach der 1. schwachen classe mit geminata in der 
Wurzelsilbe. Ebenso in den contrahirten formen des praot 
part., von wo aus sie später durch analogiebildung auf die urspr. 
nichtcontrahirten formen übertragen wird. £8 hiess also z. b. 
von kippa, ßekkja, kyssa im praet. ind. und conj. kipßa, ßekßa, 
kysta; im praet part. n. pl. masc. kipßir, fekßir, kyslir (aber 
im n. sg. masc. urspr. kippißr^ ßekkißr^ kyssißr, später kipfr^ 
ßekßr, hfstr). So hiess auch z. b. s^tta im praet. ind. und 
conj. s^tta (aus *s^'ft-ta); ebenso n. pl. masc. s^ttir {yon*s^tt' 
tir)^ aber n. sg. masc. *$^'ttißr. Die form *8^ttißr wurde jedoch 
unter dem eiuäuss der contrahirten formen s^itir u. s. w. bald 
von *8flttr wie ^mitipr von *fn0ttr verdrängt. Und wie *fn0tfr 
sich in *W<r verwandelte, so auch *s^'ttr in *s^7r. Ganzaus- 

^) Id derselben weise, wie wir *mJtr (resp. *mettr) statt eines altern 
*fneiipr haben, entspricht auch das Substantiv eldr einem urspr. *eü^ 
(sieh Leffler, Nyare bidrag tili kännedom om de svenska landsm&len 
I 271 — 82). Ohne zweifei entspricht auch j'arl einem altem *iriÜ, vgl. um. 
erüaR, Die urspr. flexion war 

8g. pl. 

n. *irill jarlar 

g. *irilB jarla 

d. *erle jprlum 

a. *iril jarla 

Vgl- Lef flex a. a. o. und meine bemerkungen im Arkiv for nord. phiiol. 
I 44-- 46. Aus jarlar u. s. w. entstanden durch analogiebildung die 
singularformen jarl^ jarU u. s. w. Vielleicht steht auch harl für *keriU, 
vgl. finnisches karilas. 



Altnordische conaonanteiiBtudieii. 57 

nahmsweise kann die yereinfachangsregel sich aach geltend 
machen in der 3. schwachen classe, z. b. im praet ind. gloUa 
für *glatt4a von glatUs. 

8. Die reflexlye fbmu 
YereinCEU^hong des* geminirten explosiylaats oder der spirans 
findet statt vor dem reflexiven -sh v^ie vor andern mit einem 
consonanten beginnenden endungen. So vereinfacht sich tt, kky 
pp in der 3. pers. sg. praet. ind. reflex. von starken verben, 
z. b. *bat8k, *blet8k, *drak8k, ^feksk, *dap8k von binda^ Uanda, 
drekka, fd, deppa; ^jedenfalls zugleich im praet. part reflex. der 
1. nnd 2. klasse der schwachen Zeitwörter, z. b. ^mitsk, ^miUky 
*hvat8k, *kvatsk von mita, mdßa, hvetja^ kveßja^ obgleich 
das tt in den activen formen mtltt u. s. w. ja selbst auf Verein- 
fachung beruht. Vereinfachung von 88 findet statt in der 2. 
und 3. pers. sg. praes. ind. reflex. bei den starken verben ; for- 
men wie *etf88'8k, ^kj/ss-sk (von au8a, kj68a) mussten nach 
unserer regel sich in ^eyssk, *ky88k verwandeln i). Und es dünkt 
mich im hinblick auf die durchgehende tendenz, 88 vor einem 
consonanten zu vereinfachen, höchst wahrscheinlichi dass diese 
formen sich weiter entwickelt haben zu *ey8k^ *ky8k. So darfauch 
angenommen werden, dass das 88^ welches durch zusammenstoss 
eines auslautenden einfachen 8 mit dem reflexiven sk ent- 
steht, sich in 8 verwandelt, z. b. in der 3. pers. praet. sg. ind. 
refl. *j68k, ^kausk (von ^68-^, *kau8'Sk) und in der 2. pers. 
8g. praes. imper. refl. *ausk, ^kj68k (für *au8-8k, *kji8'8k) und 
ähnl. 

VI. Die vereinfiMhangsrdgel bei den adverbien. 

In derselben weise wie bei den adjectiven würde die ver- 
einfachungsregel hier sich geltend machen vor comparativ- und 
Superlativsuffixen, aber es ist mir kein hierher gehörendes bei- 
spiel bekannt 

*) Aach bei den schwachen verben Hesse sich ein zasammenstoss des 
inlaotenden -m mit 'dem reflexiven -sk denken, so in der 2. und 3. pers. 
pntes. ind. in der 2. classe nnd in der 2. pers. sg. prfies. imper. in der 
1. classe. Aber da die schwachen verben der 2. classe mit s im stamm 
in der reflexiven form kaum gebrancht werden können, und da die 2. pers. 
sg. praes. imper. in der 1. classe unregelmässig und noch nicht erklärt 
ist, nehme ich auf diese formen hier keine rücksioht. 



58 J. Hoffory 

Hiermit haben wir das yerhältniss unserer regel zu dem 
altn. flexionssystem im einzelnen betrachtet und gesehen, dass 
Vereinfachung nahezu überall vor einem consonanten- ein- 
treten musste. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie 
vermöge der analogie auch in den wenigen fällen durchge- 
drungen ist, wo sie vielleicht organisch nicht berechtigt war 
wie bei dttrepr und ähnl. Hiemach wird es nicht nöthig sein, 
mit gleicher ausfuhrlichkeit nachzuweisen, dass die r6gel in der- 
selben weise sich auch bei abgeleiteten und zusammen- 
gesetzten Worten geltend machen muss; ich kann mich somit 
darauf beschränken , ein paar beispiele anzuführen , um meine 
auffassung weiter zu illustriren. Wie es *dr6tm, *drötnar u. s. w. 
(aber dröUinn, dröttin u. s. w.) heisst, muss es auch *dr6tning 
und ^drötna heissen, wie *ßekßa so auch *ßekß; wie es hvass 
(i. e. *hva8r), *hvast u. s. w. (aber hvassan, hvpssum u. s. w.) 
heisst, muss es auch *hvadeikr heissen; wie "^ritr, *hqtr (aber 
rätan, h^Uan u, s. w.), so auch *riddtr, *h^tUgr. Ferner in 
Zusammensetzungen: *ndts^gr, *skatgüdi, *fvdtdag, ^söfdaußr^ 
*hro8fe8ta, vgl. n^tr (aber n^tt\ *skatr (aber skatt)y *ßvptr (aber 
ßv^t), kross i. e. *kro8r (aber kross, krossi) u. s. w. Endlich 
auch in fällen wie *uprisa (von wpp), *misnüu für mis-snüa 
und ähnl. Es möge mir hier gestattet sein, daran zu erinnern, 
dass wir in dem bekannten, aber bisher noch nicht erklärten 
eigennamen Otkell einen neuen und zwingenden beweis haben 
für die gültigkeit unserer regel. Es kann ein zweifei nicht dar- 
über obwalten, dass der erste theil dieses namens 0(2(2- ist, und 
hiernach müsste man erwarten, dass er nach der gewöhnlichen 
normalorthographie *Oddkell geschrieben würde, ebenso wie man 
Oddgeirr, Oddrün u. s. w. schreibt. Sicherlich war auch- die 
ältere form dieses namens *OddkeU (resp. *Oddketill), aber diese 
musste nach unserer regel sich in Odkell verwandeln, und Od- 
kell musste wieder Otkell werden, ganz so wie stend'k sich in 
stentk verwandelt (cf. 8t. h. lli^j. Natürlich musste nach der 
Vereinfachungsregel auch Oddgeirr ^ Oddrün etc. zu Odgeirr, 
Odrün werden. 

Dass ein so verwickeltes 'flexionssystem wie das oben ge- 
schilderfce sich iinverändert erhalten würde, war nicht zu er- 
warten. Aber noch weniger wahrscheinlich ist, dass die formen 
mit geminata mit einem schlage die formen, die einfachen con- 
sonanten. hatten; hätten verdrängen sollen. Im gegentheil ist 



Altnordische consonantenstndien. 59 

es wahrscheinlich, dass eine gegenseitige ausgleichung statt- 
gefunden, so dass man z. b. schon früh formen erhalten hat 
wie *8kaUry ^lokkr^ *broddr, *dr6Hniy *okkr, ^okkrum, *drekkr, 
*drakkt, *middr u. s. w. neben *8katr, *lcicr, *brodr u. s. w., 
während man auf der andern Seite annehmen darf, dass die 
formen mit einfachem consonanten unorganische bildungen wie 
*skaty *loky *brody *dr6tinn^ *okar^ *okarr, *dreka^ *dreky *drakf 
^mdda u. s. w. neben akatty lokky brodd u. s. w. hervorgerufen 
haben. Und wenn wir bedenken, dass der Wechsel zwischen 
geminata und einfachem consonanten sich auch in späterer zeit 
in fällen wie döttir-detry ngtt-n^'tr erhielt, so ist es wol kaum 
zu kühn, die vermuthung aufzustellen, dass wir auch in den 
ältesten handschriften deutliche spuren von der Wirksamkeit 
unserer regel werden finden können. Dass es sich in Wirklich- 
keit so verhält, will ich in dem folgenden nachweisen« 

Bei der nachstehenden Untersuchung wird es am rathsamsten 
sein, von den norwegischen handschriften g^nz abzusehen, denn 
diejenigen, von deren benutzung hier die rede sein köimte, näm- 
lich H. h. und 0. h. sind mit nur in den Unger sehen ausgaben 
zugänglich, und diese nehmen es nicht besonders genau mit der 
trskge: „geminata oder einfacher consonant". Was die islän- 
dischen handschriften angeht, so versteht es sich von selbst, 
dass membrane von so geringem umfang wie A. M. 237, A. M. 
678 A. B., die fragmente in A. M. 655 u. s. w. nicht in betracht 
kommen können. Ja sogar El. und 1812 bieten nicht reich- 
haltigen Sprachstoff genug, um sie hier zu gründe zu legen. 
Bleiben also nur A. M. 645, A. M. 677 und St. h. Von diesen 
ist jedoch A. M. 645 für unsern zweck unbrauchbar, da hier, 
in voller Übereinstimmung mit der übertriebenen graphischen 
knappheit dieser handschrift, fast durchweg einfacher consonant 
für geminata geschrieben wird, und A. M. 677. ist mir nur in 
der nachlässigen Bjarnar so n 'sehen ausgäbe zugänglich, die 
bei solchen Untersuchungen nicht benutzt werden darf. So 
bleiben wir schliesslich bei St. h. stehen, einer handschrift, die 
sich wegen ihres hohen alters, ihres ansehnlichen umfangs und 
ihrer classischen Schreibweise besser als irgend eine andere 
dazu eignet, hier zu gründe gelegt zu werden, und die uns zu- 
gleich in einer so sorgfältigen ausgäbe wie der vonWisen zu- 
gänglich ist Auf der andern seite ist leicht zu ersehen, dass 
eine beschränkung auf die benutzung des St h. bei dieser frage 



60 J. Hoffory 

vollkommen verantwortlich ist, denn wenn sich beweisen lässi, 
dass die Vereinfachungsregel, die wir auf rein theoretischem 
wege gefunden haben, im einklang steht mit dem schreibge- 
brauch im St h., so ist damit definitiv bewiesen, dass ihre Wirk- 
samkeit bis zum ausgang des 12. jahrh. fühlbar war, selbst wenn 
sich in allen übrigen handschriften nicht eine einzige spur da- 
von nachweisen liesse. 

Untersuchen wir nun die praxis des St. h. hinsichtlich der 
consonantengemination, so werden wir finden, dass die Ortho- 
graphie dieser ausgezeichneten handschrift in dieser wie in £ASt 
jeder andern hinsieht consequent und rationell ist. Sehen wir näm- 
lich davon ab, dass die majusceln T, P u. s. w., welche eigent- 
lich die aufgäbe haben, die lautwerthe tt^ pp u. s. w. zu be- 
zeichnen (vgl. Sn. E. ed. A. M. II 30 ff.), auch häufig gebraucht 
werden, um die laute U p u. s. w. auszudrücken, sehen wir 
femer davon ab, dass l und n ohne bestimmte regel bald ein- 
fach geschrieben, bald vor dy t, z verdoppelt werden : hMr^ väta, 
ilz, band, r^nta, sanz neben heUdr, vilUa u. s. w., und nehmen 
wir einzelne andere, bestimmt abgegränzte abweichungen ^) von 
der normalen Orthographie aus, so ist der schreibgebrauch im 
St. h. in diesem punkte besonders regelmässig. Natürlich finden 
sich hin und wieder in dieser wie in andern beziehungen Schreib- 
fehler, aber in den allermeisten fällen, wo St. h. ein- 
fachen consonanten statt der geminata gebraucht, 
haben wir es schlechtweg mit den consequenzender 
Vereinfachungsregel zu thun. Um die praxis des St. h. 
bezüglich dieser frage recht klar zu beleuchten, will ich zunächst 
die in demselben vorkommenden, besonders zahlreichen formen 
des Wortes dröttinn anfuhren, das sich wegen seines häufigen 
gebrauchs besser als irgend ein anderes dazu eignet, das ver- 
hältniss zu illufitriren. Wir haben oben gesehen, dass die urspr. 
flexion des wortes war 

sg. n. dröttinn pl. *drötnar 

g. dröttins *dr6tna 

^) Ich denke hier namentlioh an die* zahlreichen i^le, in welchen im 
auBlaut /^ statt t nach r g^eschrieben wird, z. b. aUgorUil^^^ tertt 118*, 
värtt r20«, 121", 143 •, heyrU 167», 203*, gortt 190" u. a. Den grund 
dieser anomalie vermag ich nicht anzugeben, aber dergleichen für Schreib- 
fehler oder zufölligkeiten erklären, hiesse der Schwierigkeit aus dem wege 
gehen, statt sie zu lösen. 



Altnordische consonantenstudien. 61 

d. *dr6tni *dr6tnum 

a. dröttin *dr6tna 

und wir haben zugleich gefunden, dass sich hieraus in folge 
g^enseitiger ausgleichung auf der einen seite unorganische 
formen wie *dr6tinny ^drdtin, *dr6tin8, auf der andern un- 
echte formen wie *dr6Un%y *dr6tUiar u. s. w. entwickelt haben. 
Die eine wie die andere annähme wird auf das schlagendste 
von St \l bestätigt, und wohlgemerkt: die organischen 
formen befinden sich in überwältigender majo- 
rität gegenüber den unorganischen. Die formen dr6t^ 
Htm, dröttin^ dröUins kommen nämlich im St. h. vor 2'^ 

39 4SS 54*9*10>15 (bfa) «Si^Se'ST'SS 79.98 980*87 IQ^'ß-U-n HIB 

13», 14»», 20i-«-^-", 25i»-iß-"-"-«S 26«, 27", 28i'-»»-«i- 

!»•»*, 321«, 338.14, 3416^ 3718^ 386.90.S8.88^ 397.17^ 4084^ 414^ 

42»», 43i«-«8, 448«-8», 45«-", 47*^ 48i»-i», 51»», 52", 53»-»ß, 
54*, 551»-»», 56"-»»-"-»», 57»», 58»», 60»»-"»8.8o^ 62»»-»», 
66", 67»«, 68»»-»»-»», 69»»'»^ 70»i»*, 7l7»-i«-i6-»«-»*, 72»-i»- 

S0'S7*88-87^ 737*10*14 • 74«. 6* 9- 86* S7* 89. 88. 88 • 86 (bis) ^ 7516-86 

76s.io.88, 789-80.88^ 79*- 1», 801^ 84»-"- »»•»», 85»-»', 86», 
8988.89.80, 90i-a-8«, 92»», 93»», 95»-«-", 96«, 98*, 99»-*-»-i«, 
100i«-»S 101i»-i»-»S 104*, 1051», 106», 109»»-»», 110», 111»», 
11318.86, 11780.88, 1198^ 120»», 121»»«»», 122»»-»», 123»«, 
12410.18, 125»-»«, 1291^-»», 133i»-i»-»»-»*»', 134«-»», 135i»-i«-»»- 
»»-»«, 136*, 13^», l38*-io-iß-»»-»»-»»-»»-»7-»»'»»'»», 13987, 1404.680, 
141», 1421-», 145»», 146»«, 147»», 148*, 152"-»«, 153»»-»»»», 
1541», 156"-i*-i», 157»*, 158»»»»», 159»*, 161», 166»7-»8, 169»», 
170»», 174»-»«, 176«-!», 1771*, 178*, i80»-i*i», 181'-i*'i8-»i»»-8», 
182»i6-»i, 1831, 184'-»», 185», 187»-i», •I88ii-i», 189»«-»^ 187»- 
1», 18811-1», 189»«-»^ 192»7-»7, 193»», 194", 195i-»», 196i*, 
199»»-»», 2001»-»», 201»-»*, 202»-«-i»»»»*, 203i*-i^ 204»», 205»», 
207»*, 208i-»»»»-»»('«') •»!•»»•»», 209»», 210i*i^ 212i»-i«, 213»», 
2147.86.89, 215«'»'»*'»*, 216»'i«*i»'»i'»^, 217i'»i, 218»»»»»*»», 
219»»», 220». 

Dagegen finden sich die unorganischen formen drötinn, 
dräin, drötins nur an folgenden stellen: 8t h* 6*-»-i«-»»-»», 7», 
86.11.84.87, 1988, 25»«, 26»* 78»», 148»». In ähnlicher weise 
verhält es sich mit den contrahirten formen drötni u. s. w. 
Wir finden hier: drdtni St h. 6»», 14i», 39»», 44», 51i», 58», 
591», 67»«, 68»i-»», 761*-»^ 781«, 79", 81»», 84», 87»*, 103»-»*, 
111»», 122i»-i», 1241«, 125", 135*-»i, 140»«, 147i, 186»», 211», 



62 J. Hoffory 

213W-«» CM.), 214"; drötnar 40i», 88" 89", 90", 204*; 
drötna (g. pl.) 90^^ wogegen die unorganischen formen dröUni 
etc. nur einige wenige mal vorkommen. Es wird (2r($^nt geschrieben 
8t. h. 511», i59»6^ 160«», 179»o, 181 »9»S und dröUnar 88»». 
Ein so harmonisches verhältniss zwischen organischen und un- 
organischen formen dürfen wir natürlich nicht bei werten zu 
finden hoffen, die nur verhältnissmässig selten vorkommen ; hier wird 
es selbstverständlich auf zufall beruhen, ob diese oder jene in der 
mehrheit sind. Aber sobald ein wort oft hinlänglich vorkommt, 
werden wir ein ähnliches verhältniss zwischen organischen und un- 
organischen formen finden wie bei dröttinn. Wir wollen nun im 
einzelnen das verhältniss der Vereinfachungsregel zum 8t. h. be- 
leuchten, und zunächst untersuchen, welche Schreibweise 8t h. 
bei den wortformen anwendet, welche die grundlage der ganzen 
gegenwärtigen Untersuchung bilden. Für die werte ddtr und 
lätr kommt im St. h. kein beispiel vor; dagegen finden wir 
hldtr (resp. hldtrar etc.) seite 49i*, 60i», 67»»-»*, 142»», 147i*, 
niemals hldUr. Ebenso heisst es immer ditr öö»», 96»»-»*, 97*1, 
174^1, 200»* gegenüber döUir, döttur, das stets mit tt geschrieben 
wird; so 13»», ISO^ß, 132i», 200»^-»i, 201 1, 2061'; ferner stets 
n^tr (sowol als g. sg. wie als n. a. pl.) 62»»»», 109^», löO^», 
aber immer nöttetc. 14»», 36», 47i», 48»*, 62i»-i5-»S 66i^ 70l^ 
711», 741»»»-»», 75» Cbi«), 831», u. m. a. Auch wird durchweg 
vetr etc. geschrieben 26io, 3513.17^ 36*-8-»-iß, 41», 461», 79»», 
84», 138»*, 1501*, 15810; dass. 215' vorkommende, ganz einzigda- 
stehende vettre ist natürlich nurschreibfehler^ verursacht durch das 
vorhergehende flotte (vgl. Gislason: Um frumparta s. 218 ff.). — 
Nunmehr gehen wir zur betrachtung der einzelnen woftclassen 
über und folgen dabei derselben Ordnung wie oben. Ich führe zu- 
nächst die organischen formen an, darauf diejenigen unorganischen, 
welche geminata statt des einfetchen consonanten haben; und 
endlich diejenigen, welche einfache consonanten statt der ge- 
minata haben. Wir beginnen mit den Substantiven. 

I. 8ub8tantiTa. 

A. Vereinfachung vor flexionsendungen. 

1. Bei den a-stämmen. 

Organische formen: vätr (n. sg.) 204^- 1*, frumvdts (g. sg.) 

2041^ gegenüber frumvdtt (a. sg.) 203i«, vdttar (n. pl.) 159»*, 

1831', vdUa (a.pl.) 160», »<Äto (g. pl.) 172«, 183i», 184i*u,B.w.; 



Altnordische consonantenstudien. 63 

brodr (n. sg.) 75»*; cro88 (n. sg.) 37^8-»o, croes (g. sg.) SS*-^-»- 
10.16.19 jx» a. gegenüber eross (a. sg.) 38*i, 44*»; cro«se (d. sg.) 
381'', SQi'6'^i^, 45» u. s.w. Unorganische formen: i?cfttr(n.sg.) 
76", 1783«, liugvdttr (n. sg.) 212»9, Jroddr (n. sg.) 75"-"; 
femer stoh (a. sg.) 101** (aber stockar 101**). 

3. und 4. Bei einsilbigen consonantenstämmen and far-stämmen. 
Organische formen. Oben habe ich die citate für n^'tr 
(g. sg. und n. a. pl.) und für dßtr (n. a. pl.) angeführt. Un- 
organische formen wie n^'Ur, dittr oder ngt^ dötir kommen 
nicht vor. 

ö. Bei den an-stämmen. 

Organische formen wie *ekna, *rekna habe ich nicht ge- 
fanden ; von unorganischen führe ich an skikio (d. sg.) 176**, 
rekio (d. sg.) 204». 

6. Bei den u- und ^a-stämmen. 
Von organischen formen habe ich bei den t^-8tämmen nur 
gefunden v^tr, resp. frumvgtr (n. sg.) 113», 137 1»(^»); das wort 
gehört sonst bekanntlich zu den a-stämmen, aber der umlaut 
beweist, dass es auch nach der M-classe flectirt werden konnte. 
Häufiger kommen unorganische formen vor wie möUr (n. sg.) 
381S, 44U, 471^ 80«, höttr (n. sg.) 57«^ 62«i. Bei den ja- 
slämmen finden wir die organische form drycs (g. sg.) 65*« 
gegenüber dryck (a. s.) 85^ und neben der unorganischen form 
drye (a. sg.) 66»S 67«, 85». 

B. Vereinfachung vor ableitungsendungen. 

1. Die organischen und unorganischen formen von dröUinn^ 
resp. drötinn sind oben angeführt. 

2. Die organische form vckke (a. sg.) findet sich 214«^; kein 
vüiki. 

U. Adjeetiva. 

A. Vereinfachung vor fle^^ionsendungen. 
Organische formen: ritr (n. sg. m.) 111««, rets (g. sg. m. 
n.) 3019, 87«o, ritt (n. sg. n.) 155io, ritre (d. sg. f.) 136*«, 
r^ftra (g. pl.) 56** gegenüber rittan (a. sg. m.) 46*, ritta (a. 
8g. f.) 43*1, riUa (a. pl. m.) 90«^ rHto (d. sg.n.) 110*«; huast 
(n. sg. n.) 167« gegenüber hv^ss (n. sg. f.) 167«, hvassir (n. pl. 
m.) 158»; fect (n. sg. n.) 56« gegenüber ßeck (n. sg. f.) 24*^, 



64 J. Hoflfory 

Peek (a. pL n.) 87»; missdtr (n. sg. m.) 94^*-i« g^enüber wis- 
sdUer 99**. Unorgahische formen: r^Är (n. sg. m.) 118**, 
rittre (d. sg. f.) 32*, riUrar (g. sg. f.) 19"-«», rÄöra (g. pl.) 
159" u. 8. w. rä (n. sg. f.) 155*^ rü (a. sg. n.) 83*% 155»o. 

B. Vereinfachung vor ableitungsendungen. 

1. Die organischen formen mptkan (a. sg. m.) m^tkum (d. 
sg. m.) u. 8. w. finden sich an folgenden stellen 22^S 40^^ 
42*-*, 49*<> (bis), 140i* gegenüber mfttugr (n. sg. m.), tn^ugs 
(g. sg. m.) u. s. w. 23», 491», 89*», 140», 196*% 208**, 214"'", 
220^; ebenso heisst es almdtkan, almptkum etc. lö% 25*, 29% 
31»% 39*% 43*% 45**-*% 46*% 48»% 61% 70*% 74", 79% 85", 
11116.M 1277.% i288-**»% 129*% 1351*% 136", 137 i% 145*^; 
146i«.si.«% 148", 151»% 152".*% 194*% 195% 203% 207*% 
209«-*% 211% 213% 214"-»* gegenüber aZm<«%r,aZmdttv« 30*% 
39*% 43*% 46% 49*% 60*% 71% 75*», 77% 84", 104", 108*% 
111^ 127*% 135*% 137", 148", 150*% 194"-*% 209", 210*% 
212% 216", 219", 220*. Nur ein einziges mal findet sich eine 
unorganische form mit tt, nämlich almöttkom (d. sg. m.) 161*; 
vier mal finden sich unorganische formen mit t, nämlich al- 
mdtegr (n. sg. m.) 73*% 128% cUmdtegs (g. sg. m.) 50*% 149". 
Die organische schwache form almdtka (g. sg. m.) findet sich 
30*% 135**; keine unorganischen formen. 

2. Die organischen comparativ- und superlativformen tnöt- 
kara (a. sg. n.) und mötkasta (a. sg. f.) finden sich 52*^ und 
195*; keine unorganischen formen. 

nL Fronomina. 
A. Vereinfachung vor flexionsen düngen. 

1. Organische formen: ocr (d. dual.) 170", ycr (a. dual) 
131*% ycr (d. dual.) 132i. 

2. Für die so ausserordentlich häufig vorkommenden or* 
ganischen formen fessi (d. sg. f.), ßessar (g. sg. f.), ßessa (g. pl.) 
ist es überflüssig beispiele anzufiihren. 

B. Vereinfachung vor ableitungsendungen. 

1. Die organische form ycrar (n. pl. f.) findet sich 132i 
gegenüber yckarr (n. sg. m.) 131**. Die unorganischen formen 
yckrum (d. pL) und ohor (a. pl. n.) finden sich 132", 174** 



Altnordische congouantenstadien. 65 

2. Es ist überflüssig, für die häufig vorkommende organische 
form ßessi (g. sg. m. n.) beispiele anzufahren. 

3. Die organische form tmiki (a. sg.) ist oben unter I B 2 
angeführt; ebenso heisst es durchweg etki (n. a. sg. n.) 3^ 6*^* 
54.87^ 10", 12i*-i^ 21", 221, 23»", m\ 33«i, 34«, 39«, 49^, 
54t^ 65»-"-"-"-", 68", 73", 75», 76i-i^ 78", 80"-"-", 81io, 
86", 88», 911*, 937^ 96«, 98", 102i*-", 1076-"-", 113«-", 114», 
1151^ 116», 117"-", 118", 1191«, 120», 123", 137i7-", 1417. 
", 143", 144ß-«-8, 150", 152••^ 153", 155", 156i>, 157", 158^ 
162*, 163", 164^ 167", 168«»", 173«*-", 185i», 190i», 192*, 
19610, 198««, 199«i, 200^ 201ii, 204^, 209i«, 210*, 218^ i). 
Eane unorganische form ^ettki kommt nicht vor, dagegen steht 
199" hvesskes. 

V. Yerba. 
1. Die starken yerba. 
A. Vereinfachung vor flexions- und personal- 
endungen. 
Organische formen wie ♦d^/r, *drekr, *depr (2. 3. pers. sg. 
praes. ind.) oder *datst, *drakt^ *slapt; *bletst, *hekt, *fekt 
(2. pers. sg. praet. ind.) habe ich im St. h. nicht gefunden«); 
aber dass sie in der spräche existirten, bezeugen unorganische for- 
men wie dreka (praes. inf.) 130», drak (3. pers. pl. praet. ind.) 
75i»-«i, fek (1. pers. sg. praet. ind.) 52i*, fek (3. pers. sg. 
praet. ind.) 134»«, hek (3. pers. sg. praet ind.) 69i^ u. a. 

B. Vereinfachung vor ableitungsendungen. 

Organische formen: drYcner (n. pl. m.) 23«^ 188*, 191 ^ 
21 7«^ drucnom (d. pl.) 191 » gegenüber vindruckeN (n. sg. m.) 
190", dncket (a. sg. n.) 23«». 

2. Die sohwaclien verba und die vertMt praeteritopraesentia. 
^. Vereinfachung vor flexions- resp. personal- 
endungen. 
Organische formen: Utpretr (n. sg. m.) 178«i, fersceytr (n. 



^) Seltener kommt die assimilirte form ekki (resp. ecki) vor, z. b. 
21«', 22» 36», 49» 52', 66» n. m. a. «) Es steht drekcr (3. pers. sg. 
praes. ind.) 215^**'«, aber das beweist nichts für unsere theorie, da das 
zeichen, das hier mit ko wiedergegeben ist, sowol kk wie k bed^ten 
kann; vgl. z. b. die form teVcr 96*. 

Rtfttrlff« s. kand« d. ig. iprMbMi. IX. 5 



66 J. Hoffory 

8g. m.) 84»8, greödr (n. sg. m.) 63i* , leidr (n. sg. m.) 66»o, 
133**, neydr (n. sg. m.) 115*^ oneydr (n. sg. m.) 115«, prydr 
(n. 8g. m.) 1771', setr (n. sg. m.) 99i», öskadr (n. sg. m.) 6", 
siadr (n. sg. m.) 73ii'»«, 212" gegenüber Mpritta (praes. inf.) 
178*"^, greödd (n. pl. n.) 56*, gredde (3. pers. sg. praet. ind.) 
671*, leidd (n. sg. f.) 1231», Iddder (n. pl. m.) 57", IMde 
(3. pars. sg. praet. ind.) 57*^ settan (a. sg. m.) 125i^ seit (n. 
8g. f.) 65»», sät (n. pl. n.) 122«, oskodd (n. pl. n.).133i*. Un- 
organische formen: ferskeyttr (n. sg. m.) 148*', leiddr (n. sg. 
m.) 31", 179", pryddr \n. sg. m.) 691», 177", meoddr (n. 
8g. m.) 1041«, 154', melddr (n. sg. m.) 210««, seUr (n. sg. m.) 
42« u. a. ; femer deydo (3. pers. pl. praet. ind.) 153i^ scrydesc 
(3. pers. sg. praet ind.) 176»^ beidesc (3. pers. sg. praet. 
ind.) 75**, hrcedosc (3. pers. pl. praet ind.) 69««. 

B. Vereinfachung vor ableitungsendungen. 

Organische formen: drecfa (a. pL m.) 63»; kyste (3. pers. 
sg. praet. ind.) 129«i, cystost (i. e. cystosc) (3. pers. pl. praet 
ind.) 118««, kysto (3. pers. pl. praet ind.) 204««, misti (3. pers. 
sg. praet ind.) 169i«, misti (3. pers. sg. praet. conj.) 169«» 
gegenüber missa (praes. inf.) 196' i). Die unorganische form 
drec^ (n. sg. n.) findes sich 2^. 

3. Die reflexive form. 

Organische formen : meötsk (praet part von mitask) 128«; 
setsc (praet part von sqttask^ 94««. Unorganische formen 
kommen nicht vor. 

Auch finden sich im St h. zahlreiche beispiele von abge- 
leiteten und zusammengesetzten werten, bei denen die verein- 
fachungsregel sich geltend gemacht hat. So heisst es im St. h. 
( — ich citire hier in derselben Ordnung wie oben s. 58 — ) 
stets dro^win^r 8«-««, 10^, ll«i, 41«o-84, 61i', 12791«, 134««, 
135«i, 137««; ebenso drötfia 90«o, (J/ec/ 64«i, hvasleikriN 158*; 
femer riüdtr (etc.) 4«*, 10«', 28i«, 29««, 30ii-i«-i9, 40i«, 51", 
53««, 55*, 821', 8310-1«, 85««, 127»«, 128«, 142««, 166«i, 204«, 
210««, räl^'ti (etc.) 14««, 29io, 30i«, 32««, 46««, 47««, 62i«, 70i, 
751«, 136«i, 153«, räliga 8««, 36i«, 90««, 196««, h^'üict 31»«, 

*) An einigen Btellen findet sich die Beltsame Bchreibweise rSÜMr 
US«*", U9"«»; cf. reiUtUt 30«-*, IIB»«. 



AltnordiBche consonantenstadien. 67 

77", 1088, düeri 21««, löO^«, ^'tskaßr 127"-", 170», 172", 
leäega 107«, gegenüber formen wie dröttinn, dröttins, dröttin, 
ßekk, hv^ss, hvassiry ritt, ritta u. 8. w. (sieh oben); auch wird 
stets <5'tt(re8p.p«) geschrieben 53^ 69i«-i8, 123", 127 1*. Auch 
unorganische formen kommen vor: rittldtr 95io, 118*, 119**, 
144", 162", 166»o, I72«i, 174^, 184"-", 197", 2188-15, ritt- 
l^ti 301, 40«!, 42", 95", 101", 11818-", 119»i, 1431», 162", 
1921», 194»; ritüiga 15"-"-", 197i, 200«o. 

Ebenso in zusammengesetzten worten: ndtsfngs 110**'^ 
skatgildi 48«»; ßvatdag 28", sötdaußr 84i^ 151" 160", 
krosfesta 68«i-"; 70^, 148", 173" W- i7-«»-86^ 7414.16.17^ Jcros- 
festing 68«, 1747-io, I79»i, dfioga 138*, cetrifi 3«», ritdemer 
157«o, rithddnom 188", räkallaßr 91", ritUßasc 29«^ rä- 
sangen 126», ritskilU 31 «1, 32««, ritsynom 96»», rätruaßr 55", 
126*'»^, ßesconar 117»<>, gegenüber n^tt, kross, krosse, ^'tt^ ritt, 
ritta (s. oben); ebenso wird stets geschrieben skatt (a. sg.) 
46»»-«ö, 47»o, 172", söU (etc.) 32«<>-«i, 39i»-«i, 4010, 55"-", 
63", 671, 711, 7717^ 9687^ 127», 150«», 153", 169^ u. v. a., 
pes8 1311^ 132«^ 133««, 144«», 154««, 197«», 198«»«, 199«« 
u. 8. w. u. 8. w. Dagegen heisst es croseN (n. sg.) 37 1», cros 
(a. sg.) 146», wahrscheinlich in folge des einflusses von Zusam- 
mensetzungen wie krosfesta j krosfesting. Von unorganischen 
formen habe ich nur aufgezeichnet rittdeomer 40«*. — Ein 
besonders buntes bild bieten die ausserordentlich zahlreichen 
Zusammensetzungen mit upp. Wir finden hier organische formen 
in zahlreicher menge: upburßom S\ uphaf etc. 9«, 20 1«, 25«», 
4611-J7 (bii). 88^ 50«, 54«7-3«, 74«« 0>»)- «», 109»-«», 110««'««, 143", 
151»«, 152", 161i»-"-"-«*-««-«7-»«-"»o-si^ 16731^ 17019, I80»i, 
181^ 183«i, 191»«, 211^ 220", vphefiasc 38", uplüka 16« W, 
71«, 80", 167»», upnumningar 8«S up-enna 35«o-««, 36«*-«», 
47««, upreütar 25«», uprisa (subst.) 2«^, 5»^ 8«i, 20», 23»», 
26", 27" 0>^> »7, 28"-"-«8, 37«», 55»*, 65»», 66««, 68«, 69»i, 

7017-18 7115-11.9S.S8.S4 726-M0.18 7388.84« 85* S0.86 741.8.8.18.84*34 

751»-", 76»i, 79»-6, 109«o, 135", 150», 155«i, 181«i-«»-»«, 182»«, 
190«^ 218^ uprüa (verb) 27«i, 73^ 74»^ 75"-«», 126«^ 155«», 
vpscoret 35«», upstiga 133«i, 17789^ upstigo 20 "^-«»j upstigning 
20»«, 21", 23»o, 109»«, 146", 181»^ gegenüber upp 16»*, 17»», 
20»> 2311, 3784^ 43»»-»», 44«-»i-»«, 69«», 73«, 75", 84ii, 85*-i«, 
9311.15.89, 9488^ 97U 9918^ loo»«, 101«»»», 105»-««, 123«^, 125»», 
126i«-«o, 13080.88.89, 1325, 137«, 141», 146ii-"o)to>, 149»-»-io-", 

6» 



68 J. Hoffory 

1501^ 151S 155«^ 163«ß» 164", I65«i-w 166««, 167i*-", i68 
"•8«, l76»o, 1778«», 1781416 (bta). 16^ 181"•»l•»^ 182»-", 183«-6, 
190»o, 195««, 201«, 20231-3«, 203«*, 204i«, 205««, 206i5«^ 207 
«0.81.8«^ 209^10, 210», 2138, 216««, 217«, 220«». Seltner kommt 
die durch einfluss von uphaf^ uplüka u. s. w. entstandene form 
up vor: 26i7-«o, 28", 28ß-«-i6-i7, 401», 50««-«8, 51«8, 73«S 75««, 
1091«, 190«i, 197«!. Neben den organischen formen kommen 
auch recht oft unorganische vor: upphaf 39«^ 40«'«-*-i^ 43«®, 
75«o, 121««, 15110-80^ 178«6, 195*0, upphefia 93«o, 193«*, upp- 
lüka 996, I93i«i5, upp reistr 373o, tipprlsa (subst) 37««, 40«^^ 
44«o, 22080, upp risa 146«8, uppstiga 149i*-i', 182»* u. a. 

Ich hebe endlich hervor, dass im St. h. in voller Überein- 
stimmung mit unserer regel mimüa 1168«'«« und miskipon 116«^ 
geschrieben wird; das unorganische missnüa findet sich 166«^* 

38' 84^ 

Wir haben hiermit gesehen, dass die geminirten explosiv- 
laute und Spiranten im Altn, nach einem allgemein gültigen 
gesetz vor einem consonanten vereinfacht werden. Wir haben 
zugleich gesehen, dass die dadurch hervorgerufene abwechslung 
zwischen geminata und einfachem consonanten in zahlreichen 
fällen sich bis in das 12. jahrh. erhalten hat, wenn auch neben 
den organischen formen sich zugleich unorganische geltend zu 
machen anfangen. — Ob auch die geminirten nasallaute sowie 
die /- und r-laute in ähnlicher weise vor einem consonanten ver- 
einfacht werden, ist eine frage, die eine nähere Untersuchung 
verdiente, die aber mit besondern Schwierigkeiten verknüpft ist. 
Wir haben oben gesehen, dass allgemeine physiologische gründe 
nicht zu der annähme nöthigen, dass auch hier Vereinfachung 
stattgefunden habe. Aber ebenso wenig dürfen wir natürlich 
von vornherein behaupten, bei den genannten lautclasseu habe 
Vereinfachung nicht stattgefunden. Man müsste die frage durch 
Untersuchung des schreibgebrauchs der ältesten handschriften, 
namentlich des St. h. zu beantworten suchen. Aber zufallig 
bietet das St. h. nicht ein so reichhaltiges material von hierher 
gehörenden formen, dass man daraus allein schon schliessen 
dürfte, ein ähnliches gesetz wie bei den explosivlauten und den 
Spiranten sei auch hier wirksam gewesen. Von formen, die 
eine solche annähme unterstützen könnten, will ich anfuhren: 
alre (d. sg. f.) 8^\ 10^^ alra (g. pl.) 88i-s8, 211«, 528«, 1041» 
gegenüber allre 38-8^ 23«», 3086^ 326-i3i6 y, s, ^^ ^^ g^ ^.^^ ^7/^^ 



Altnordische conHonantenstudien. 69 

4^ 71«, 91», 15l^ 16««, 20>i-"-»o, 2116, 273« u. s. w. u.s.w.M; 
ßuH (a. 8g. n.) 265 gegenüber fnirra (a. sg. f.) 202», purrum 
(d. pl.) 63^; cyrs (g. sg. m.) 212»; ferner mimr (3. pers. sg. 
praes. ind.) 22« gegenüber mimina (praes. inf.) 22«. Diesen 
formen stehen indessen, wie wir im folgenden sehen werden, 
wichtige thatsachen gegenüber, die nach der entgegengesetzten 
richiung weisen; ich kann daher bezüglich der frage, ob auch 
geminirte nasal- und U und /-laute vor einem consonant ver- 
einfacht werden, keine bestimmte ansieht aussprechen. Hoffent- 
lich gelingt es spätem Untersuchungen, auch in diesem punkte 
Jklarheit zu schaffen. 



m. Anhang zu s.^0. Altnordisehes z. 

Wir haben es oben s. 3() unentschieden lassen müssen, 
ob die Schreibweise z im St h. in werten wie fizla^ hr^zla u, 
ähnl. als ßs oder als ts aufzufassen ist Um diese frage zu 
lösen, vrird es jedoch nothwendig sein, zu untersuchen, welche 
bedeutung das zeichen z überhaupt hat im St. h. und den 
andern handschriften, die in dieser hinsieht auf demselben 
Standpunkt stehen wie das genannte manuscript. Bevor ich zur 
Sache selbst übergehe, werdeich mir indess gestatten, die wich- 
tigsten der mir bekannten äusserungen über den gebrauch und 
die bedeutung des buchstaben z im Altnordischen anzuführen. 

Gislason bemerkt (Um frumparta 69 f.), das z werde 
angewendet 

1) „fyrir tomt «" (z. b. gen. sg. fullz) 

2) „fyrir ^, |)ar sem einhverju (einkanlega c2, äj t) er sleppt 
a undan^^ (z. b. gen. sg. lanz, adjective wie ülenzkr, breiä- 
firzhry Superlative wie dgceztr^ ^.siääzt liklega f. sidärst'^). 



*) Formen ¥rie aU (n. a. »g. n.) kommen oft vor (z. b. 5*, S***"*, 10*, 
19«*, 20» 28», 29*" n. 8. w. neben alU 2«, 3", 6», 17", 20«, 25", 34«, 
35** u. s. w.), beweisen aber nichts für die vorliegende frage, da vor <, 
wie oben bemerkt wurde, ohne feste regel l in derselben bedeatung wie 
II geschrieben wird. 



70 J. Hoffory 

3) „f ar sem nü eni nefhd tvö s" (z. b. der eigenname Gizurr, 
das zdtwort bleza)., 

4) „fyrir tvöfalt «, sem er svo til komid, ad einhverju hefur 
veriS sleppt fyrir framan einfalt 8*^ (z. b. g. sg. vaz „bsddi 
f. vdttSy af vdttry og t?a/tw**). 

5) „I)ar sem vjer höfiim d^ en ektu skinnbsekur sk (sc) — 
i |)olbreytiBgu sagna — , hefur allur |)orri skinnbökaima z^*-^ 
Bezüglich der ausspräche bemerkt Gislason, z komme 

nicht ohne grund im altn. aiphabet vor, „heldur mun atkvsedi 
hennar — ^ar sem hün er ekki sett fyrir tomt 8 (eins og t. &. 
m. i ffdlz) — hafa verict nokkru ösk^rra og lodnara enn^, og 
nokkud svipad I>eim tannstöfum, semdumbar eru'' — In seiner alt- 
nordischen formenlehre dagegen bemerkt Gislason s. S2z 
y^z wird wie s ausgesprochen, kommt in einer silbe nur nach 
dem vocal vor und steht in den handschriften 1) einfach 
für 5, 2) für ein durch assimilation entstandenes 89, 3) oft als 
schwebende bezeichnung für s oder s^, 4) für ein s, vor welchem 
ein Zahnlaut, namentlich ein stuiBmer, ausgefallen ist; aber der 
schreibgebrauch nr. 1 ist von den freiem (oder normalisirenden} 
ausgaben ausgeschlossen. Beispiele : brauzk (für brauch) fran- 
gebatur, hyzk (für hySsk) oflferris, oflfertur; sensk (für sentsk^ 
für sendtsk) part. perf. refl. von sefida senden, ütlenzkr (für 
tUlendskr) ausländisch, vizk (für mnzky und dieses wieder für 
mndsk^ torquetur, torqueris, torquere (imperat.)". Und s. 24 f. 
äussert Gislason: „^ (das ersteh gehört zum stamm, das 
zweite zur endung) in der 2. p. der starken prät-formen geht 
in die lautverbindung st (wie im Gotischen) über, die jedoch 
zt geschrieben wird; z. b. nauzt (für nautt), veizt (für oetft)". 

Wimmer bemerkt (Oldn. formlsere 1870 s. 4): „Oft wird 
z (wie s gesprochen) als zeichen für $t gebraucht; ebenso wird 
es für ein aus t und ä entstandenes s {veizt für *veitt) sowie 
für 8 gebraucht, vor welchem ein Zungenlaut ausgefallen ist 
(islenzkr für fslendskr)". 

hl der schwedischen ausgäbe (Fomn. forml.) heisst es s. 10 f. : 
„2r, som aldrig brukas i framljudet, uttalas nu som s. Anm.: 
I de gamla bandskriftema brukas z 1) för ettaf /, ä uppkomet 
8x2. sg. praei {veizt du vet, for Hei8t; kvazt du sade, for 
*kvaät); 2) för 5, framför hvilket en dental är utelemnad (^ztr 
efterst == eptstr ; islenzkr = islendskr\ 3) mycket ofta for 5^ i 
reflexivformen och stundom i superlativema. Stundom stär det 



Altnordische consonantenstudien. 71 

äfVen i samma betydelse som ss (Gizurr =- Gissur)^ i hvilket 
fall det nägon gäng skrifves dabbelt {blezza » Ueza^ Uessa vä- 
Signa). Slatligen bnika mänga bandskrifter det särskildt efter 
en dental mycket ofta i stallet for vanligt s (aUz » oZb, landz 
» latids OST.), hvilket skrifsätt ej bör efterföljas*'. Aebnlich 
spricht sich W immer im Oldn. laßsebog^ XXI aus, dass näm- 
lich „2r sehr oft für 8 nach f, d^ ä und nach 11^ nn gebraucht 
wird; z. b. vatz » vats (aus vatns, gen. von vatn), landz >— 
lands, mannz » manns, illz = ills (gen. von illr) u. s. w. Schon 
das St. h. schreibt z. b. cristz 15i', fii^k 8», faNzk 8i*, aUz 
8«* u. s. vr. ^=» krists y finnsk, fannsk, alls und in Übereinstim- 
mung hiermit eUztr 96»^ 154i« (aber ellre 86»S 124', 200") 
und ähnliche formen sind sehr gewöhnlich in allen andern 
altem handschriften^'. 

Am ausführlichsten, jedoch nicht am klarsten spricht sich 
Vigfusson im Oxforder Wörterbuch s. 728 aus. Es heisst hier: 

,, Z (zet). The ancient language had two sibilant sounds, 
8 and z; of which the z newer Stands at the beginning of a 
Word, but is merely an s assimilated to a preceding dental, in 
the combinations Id, nd, nn, U^ rd, gä, t see Gramm, p. XXXVI, 
col. 1. /}: its use in ancient vellums is very extensive: 1* 
in genitives ; trollz, filz (fllr), allz (allr), holtz, Skm. 32 ; gullz, 
22; ellz»elds, botz » botns, 6kv.3. 9; vatz and vaz«» vatns; 
keyptz, Hm. 107; motz, Knütz or Knuts; vitz (vit); orSz, sveriz, 
bardzy bordz, gardz, hards, langbarz, 6kv. 2. 19; Hjörvardz 
flkv. Hjörv. 19; mordz, bragdz, flagdz, Frissb. 107, 1. 19; or 
also orz. Hm- 141, etc.; prestz, Ghristz, passim; tjallz, Edda 
n 314; landz or lanz, passim; Qallz, Edda II 339; but tjalldz, 
527; elldz, vindz, 317, 318; gandz, 525; brandz, 529; valldz, 
338; sverdz, bordz, 331; but borz, 462. 1. 20; garz, 529; loptz, 
341 (twice); but lopz, 317; netz, 327; gautz, 345; hugskozins, 
Post 251. 2. in special forms; stendz, Grag. I. 501 (from 
standa); stennz, id., 0. H. 143; bitzt from binda, Post (Unger) 
154; vizk, vizt, vatzk from vinda (ü), q. v.; but vinnz from 
Tinna, q. v. ; biz —bidsk from bidja, Post (Unger) 240; in- 
deed bizt, bazt may be both from binda and bidja: bletza and 
blezza (to bless)^ höllzti qq. v.; beztr or baztr, the best; oBztr 
SS oedstr; f>atz andl>az=-^t es, Ssem. passim; I)atztu, Am. 87; 
hv&rtz = hvÄrt es , Grag. (Kb.) I 161 : even mz (or mzt) for 
the older mk^ {nSttumz, Gkv. 2. 37. 3. whenthe z is due to a 



72 J. Hoffory 

t following it; in the reflex. » sk is the oldest form, whence 
'Z, 'Z8t\ andask, andazt, andaz, andazst: in the superL zt^ ef- 
ztir; Frissb. 78, I. 20; harflazta, 1. 33; snarpazta, 1. 16; rikaztr, 
207, l 18; friduzt, 1.34; hagazt, Vkv. 18; grimmaztan, Eddall 
530; mdttkaztr, 280; hvitaz, 267; but st is the usual form, 
thns särastr, grimmastr, hvassastr, GL 17: in AztriSr = Ast- 
ridr, 0. H. 198, 1. 12. 4. in such words as veizla, g»zla, 
reizla, leizla, hrsezla, gsezka, l^^zka, sßzka, sßzli, vitzka or vizka, 
hirzia, yarzla, hanzki, = veitsla, . . . hirctsla, vardsla, handski, 
etc.: in reflex. neutr. part., thus, hafa borizt, komizt, farizt, 
tekizt, fandizt, glazt, sagzt, spurzt, kallazt, dsemzt, ätzt, . . . 
(from bera...eiga): in reflex. 2nd. pers. pl. pres. and pret., 
e. g. {)er segiztj |)er sögduzt, qs. segit-st. 5. Gitzurr or Gizurr, 
Jjjazi, özurr; afraz-kollr, 0. H. (pref.); huliz-hjalmr ; Vitaz- 
gjafi, q. V.; but alads-festr, Gr&g. (kb.) I 88; viz, see vidr II: 
in foreign names, Jariz-leifr, Jariz-karr, Buriz-leifr, Gkv. 2. 19, 
Fms. VI. The etymology of words may often be decided by 
this; e. g. in beisl, a bridUe^ beiskr, bitter^ the $ ofthe vellums 
shews that neither word is derived from blta; beiskr isin fakt 
akin to engl, beestings^ Ulf. beist = ^vfirj ^ A. S. beost: geiska 
fullr, Hkv. 2. 35, is not from geit, but from geisa: laz or latz « 
(p. 376, col. 1) is from Fr. lacBy not = Icel. I4ss: misseri (q. 
y.) is no relation to midr, etc.: at lesti, at kistj being speit 
with s, not z^ is not related to latr, but derived from leistr 
r= a cobbler's last, at lesti = Lat. in calce, see Mr. Sweet *s 
Ed. of Gregory's Pastoral Gare, p. 474: again, raztir is akin 
to vatr = vatn : exceptional cases, — vissi, pret. from vita, and 
sest, a seat. U. after a single dental (unless it be t) s, not j, 
is written ; thus, gen. Guds, bods, brauds, auds, göds, 6ds, vads, 
lids, Öls, fals, hals, frjäls, vins, eins, etc., passim: z is quite 
exceptional, e. g. lidz, Frissb. 106, 11. 16,33 (but lids, Hbl. 
33, Am. 43): so also after m, rl, nl, m, /n, gn, bams, 
Glem. 134; karls, Hkv. 2.2; jarls Hm. 97; hrafhs, segls, 
regns, tungls (regns, Edda H. 340). The vellums are very irre- 
gulär in the distinction of a single er double consonant, but 
the Sibilant used shews the true form of \he word; in „Odz 
Colssonar'*, 0. H. (pref.) I. 11, the z and s shew the names to 
be Oddr and Kolr, not Odr, Kollr; in a vellum eis would be 
gen. of el, ellz of eldr; in grunz, Edda U. 287; lunz 317; 
hlunz, ranz, lanz, 333; elz, Post. (Unger) 234; golz, 225, I. 



Altnordische coijeonatitepBtu^ien, 73 

23; olz, O'. H. (pref.), I. 11; alz, etc., the z shews that though 
there is only one w, l etc. written, they were actually sounded 
double, grunnz, hlunnz; rannz, laodz, eldz, gollz, oddz; allz. 
2. the B does not change into z if the word is a compd; as; 
skald-skapr, vind-svalr, üt-sudr, passim; hird-stj6ri, Edda IL 
336 ; shewing that in ancient times the pronunciation was more 
distinct than at the present day; the z in ordztir (Edda II. 
344, orztir, 463) shews that the word is qs. ordz-tfrr; yet we 
find snch fonns as innzigli, Post. 238; gudzspjall, 239; &3tzam- 
liga, 243; handzceld, Bari.: randzaka, Post 134, I. 29; but 
rannsaka, I, 14: nauzyn « nauds}!!, Sk41da 167.21; nauzun, 
Edda IL 236; anzvara, annzkoti = andsvara , andskoti, etc. 
111. about the lötli Century (or earlier) the z sound began to 
disappear, and 8 took its place, being at present the only Si- 
bilant used in Icel. In later yellums the z is therefore either 
little used or is misapplied, as in the additions by the third 
band in the Flatey-book, or it is used to excess as in modern 
Dutch. In modern spelling, including Editions of Sagas, the 
z has been disused, except in the instances coming under the 
rule given in I. 4: yet with exception of ds, for the modems 
write leidsla, hrsedsla, beidsla, nädst, cid leizla, n4zt, except in 
reiflla (i. e. reizla) from reida; hirzla qs. hirdsla. 2. zz is 
sonndedasm, blessa, Gissnr, Össur; so also yass, boss, ssvatz, 
botz; eren ors, gars, lans, sans for orz, garz, lanz, sanz (gen. of 
ord, gardr, land, sandr)". 

Man rergleiche hiermit s. XXXVI, II. ß, : „The z instead of ^ 
was almost always used after the double consonants (with a 
dental sound), K, nn, nd, Id, ddy tt, U, nt, rä, and ty e. g. 
in the genitives guUz, munnz, sandz, valdz, oddz, hattz, 
hoUtz or hollz, fantz, gardz, knutz or knuz, as also in botz, 
yaz or vatz from guU, munnr, . . . knütr, botn, vatn; in 
the common speUing gulls, munns, etc.: again, guls from 
gulr, dals from dalr, etc. This is not a mere Variation of spel- 
ling: the Sibilant in the former case was no doubt sounded as 
Engl. Zj viz. with a lisping sound; the z sound is now lost in 
Icel.^ and 8 in speit wherever it is etymologically required''. 

Wie man sieht, haben sich sehr verschiedene ansichten 
über das altn. z geltend gemacht; allein ich gestehe, dass ich 
mich keiner der angeführten meinungen anschliessen kann. 
Wenn ich im folgenden eine neue auffassung geltend zu machen 



74 J. Hoffory 

▼ersuche, so halte ich es, wie rorhin bemerkt, für das rich- 
tigste, die Untersuchung auf die handschriften zu beschränken, 
die hinsichtlich des z denselben standpunct einnehmen wie das 
St. h. d. h. auf diejenigen, welche das z noch nicht als reflexiy- 
zeichen anwenden^). 

Hoffentlich wird es mir durch diese begränzung gelingen, 
den gebrauch und die bedeutung des buchstaben z in der ältesten 
periode der isländischen Schriftsprache zu bestimmen und da- 
durch zugleich eine festere grundlage für weitere Untersuchungen 
zu schaffen. Wir haben es hier im ganzen mit 5 verschiedenen 
fällen zu thun: V) z^Uy 2) z^ßs, 3) z in den Verbindungen 
Uz, nnZy 4) z '^ dSy ö) z im inlaut zwischen vocalen. Jede 
dieser anwendungen betrachten wir je für sich. 

I. z ^ts. 
In sehr vielen fallen ist z etymologisch = ts. Diese laut- 
verbindung findet sich namentlich bei werten mit t im stamm 
und entsteht gewöhnlich dadurch, dass das erwähnte t mit einem 
zu einer flezions- oder ableitungsendung gehörenden s zusammen- 
trifift; so im g. sg. m. und n. von Substantiven nach der o- 
(ja- und ra-) flexion, sowie von adjectiven in der unbestimmten 
form, in den starken superlativformen von adjectiven und ad- 
verbien^ in der 2. pers. sg. praet. ind. act. der starken verba, 
in der 2. pers. sg. praes. ind. act von verba praeterito-prae- 
sentia, in der 2. und 3. pers. sg. praes. ind. refl. der starken 

^) Meine beispiele entnehme ich zam grösBten theil dem 8t. h., das 
auch in dieser beziehong die beste und reichhaltigste quelle ist; formen 
aus andern handschriften fahre ich nur an, soweit sie ein besonderes 
interesse haben. Auf zwei eigen thümlichkeiten muss ich indess schon 
hier aufmerksam machen. A. M. 237 gebraucht neben und in derselben 
bedeutung wie z auch das zeichen c; e^ßc» 1*^ t7»^«*'e«Ä; 6* und an andern 
stellen. Im A. X. 666 m wird z ausser in seiner gewöhnlichen bedeu* 
tung auch für x gebraucht: avaastar 1*» = avaxtar, ozn 2"*" =» sxn, ja 
sogar heüaz 8^ =• heilax, heüaga. Da, so viel mir bekannt, sonst in den 
handschriften niemals 2 für o; geschrieben wird, während anderseits nicht 
die rede davon sein kann, falle wie die hier angeführten als blosse gra- 
phische eigenheiten aufzufassen, so müssen wir auch hier annehmen, dass 
eine dialecteigenthümlichkeit zu gründe lieg^ (vgl. oben s. 10 anm.). 
Ein Übergang A« > fo würde ja nicht zu den phonetischen Unmöglich- 
keiten gehören. Dagegen hat das zeichen c« kaum irgend welche beson- 
dere phonetische bedeutung. 



AltnordiBche oonsonantenstadien. 75 

Zeitwörter, sowie der 2. classe der schwachen verba; in der 
2. und 3. pers. sg. praet. ind. refl. der starken Zeitwörtern, im 
praet. part refl. starker und schwacher Zeitwörter und in meh- 
reren andern fallen. Dass die ausspräche hier überall ts war, 
geht klar aus dem umstände hervor, dass in allen fallen neben 
z auch ts geschrieben werden kann und wird femer durch 
skaldenreime wie die folgenden bestätigt: 
flettugijö^; ok spjöto 

Bjami gullbr&rskald, Hkr. 446. 
Ie2t eigi ^t li^la 

I^ö|>ol& Amörsson, Hkr. 540 u. s. w. 
Ausser z und ts kommt auch die etymologische Schreib- 
weise iz vor, die, phonetisch betrachtet, unglücklich und pleo- 
nastisch ist, da ;8^ ja schon an und für sich den lautwerth ts 
ausdrückt. Wir finden im St. h. zahlreiche beispiele für alle 
drei Schreibweisen: 

1. z. Im gen. sg.: aliz 7i», andldz 28i«, 142", ciisz i) 
15«*«, 201, 271Ö, 379.11^ 52*6^ 66", gräz 1**, hugscoz 36i», 
60», 83", 87", 123"; im Superlativ: bazta 12l^ inder3.pers. 
sg. praes. ind. refl.: sezc 37 «S in der 3. pers. sing, praet ind. 
refl.: lezk 58»«, im praet part. refl.: forfazc 210^*, gorzc 140", 
hafizc 104", helgazc 79io, let/NZC 203*, syNzc 73», vilzk 76". 
Andere beispiele sind veizla 25«, 30", ßaz 13", 95", 208", 
212», 217". 

2. ts. Im gen. sg. afläts 136", 137^ 194", 217", and- 
Idts 138", dts 6518. 14316, cnsts 18«, 38", 52«*-", 6P, 67", 
68", 69" u. a., grdisll2^\ 216*, heits 26*0, 27*, hugdcots 91«, 
100"-»i, 1514^ 1681*, 1821«; im supeHativ: hoM (resp. hetsto, 
batstan u. s. w,) 5», 13", 24", 114", 119»'" ^\ 1441«, 154», 
1881«, 191«, 195^ t/tste II61*; in der 2. pers. sg. praes. ind.; 
veÜst 103»* >), in der 3. pers. sg. praes. ind. refl. : setsc 18»», 
in der 3. pers. sg. praet ind. refl. : Utsc 2«, 104i^, im praet 
part. refl.: beßetsc 129i»'", eignatsc 159*-»», fyr faretsc 135", 
mamsc 195", opiatsc 9»», 132i^ 138", 167", 210io, vitt^c 



*) Neben ct%9z wird auch häufig cm geschrieben 89», 70*, 71'*, 72", 
74«*, 76», 78«*», 79*-", 83»-«' u. m. a., vgl. prez 122", Im dativ finden 
wir 8. 122^ die form ctvbU für eriate, MonstrÖB ist die Schreibweise 
ctMl9z 69**. *} Daneben findet sich die ältere form veist >-■ got. vcüi 
108«', 200*». 



76 l Eotlorj 

132«, vitrapetsc 131»*. Andere beispiele sind hvdrts 115", 
viUko 133", veitda 102S 145*^ 159»», 209», 211^ ßats 106»«, 
107", 195», 196«-S 1981«. 

3. tz. Im gen. sg.: ätz 185", 192»*, briöstz 168i», cnstz 
1517, 2787, 29", 40", 41»-i», 44»», 68«, 69", jrrrfte 65*^ AWte 
9», %«coto 157»ö, 181»7, lüellätz 213», wes^^ 126»*; im Super- 
lativ: batzt 4*-*, 219»i; in der 2. pers. sg. praes- ind.: veüzt 
97»^ in der 3. pers. sg. praes. ind. refl.: litz (i. e. lüzk) 21**; 
im praet. pari, refl.: helgatzk 26»^. Andere beispiele sind: 
hvärtz 126, 22», vetizlo 27«, 46», 102^ ^atz 123»«, 127». 

In einigen fallen steht z anscheinend für tt8\ so im gen. 
sg. m. und n. von Substantiven nach der a-flexion und von 
adjectiven und participien in der unbestimmten form mit ^im 
stamm oder im praet. part. refl. von Zeitwörtern wie Wto, 
W^a, hvetja, kveßja u. dergl. Aber wir haben oben gesehen, 
dass tt in solchen fällen überall zu t vereinfacht wurde, so dass 
wir es hier mit der lautverbindung fo, nicht mit tts zu thun 
haben. Im St h. wird, wie ich schon im vorhergehenden ab- 
schnitt nachgewiesen habe, vdts^ rits geschrieben (gen. von tAtVj 
ritr oder, wie man gewöhnlich schreibt, von vättr, riUr\ und 
es ist nur zufall, dass wir neben diesen formen nicht vdZj riz 
finden; (die form vaz kommt in A. IL 623, 55» vor, s. Gis- 
lason, Um frumparta s. 110). Im praet. part refl. finden 
wir dagegen die form grdzk i. e. gritzk (für älteres grSttsk von 
grißadc) 156»« neben meötsk (von mipask) 128«, setsc (von 
s^'ttask) 94»«. Im gen. sg. des Wortes vatn steht z anscheinend 
für tns; die ausspräche war natürlich vats. Zulallig bietet das 
St. h. kein beispiel für die Schreibweise vaz, die sich jedoch 
häufig in andern handschriften findet (vgl. Gislason, Um 
frumparta s. 110); dagegen finden sich die gleichbedeutenden 
formen vats 79»«, 187»«, 189», 190» (vgl. vatsMrn 54»«-»8) und 
vatz 190^. Die in den normalisirenden ausgaben gewöhnliche 
form vatns findet sich nie in den altem isländischen hand- 
schriften. 

II. z = ^. 

Es ist eine unrichtige annähme, dass z in den handschriflben 

als bezeichnung für die lautverbindung fs gebraucht werde. 

Wenn z wirklich für ßs stehen könnte , müsste man natürlich 

vor allem im gen. sg. der masculina und neutra mit/ im stamm 



Altnordische consonantenstadien. 77 

zahlreiche beispiele ßxr z zu finden erwarten: goz, boz, rdz 
neben go^s, bofsy rd^Sy wie ja auch andl&Zj grdz, hugskoz neben 
andldts, gräts, hugskots geschrieben wird. Das ist jedoch nicht 
der fall ; St h. und die übrigen ältesten handschriften schreiben 
in solchen genitivformen durchweg /«, so gut wie niemals z 
oder/2:i); es heisst z. b: bo^s 168 7, irat?/s 34^ go^s (resp. 
guj^) 21, 4«-"»o, 58 ^«, 6«*, 7i-i9'"-"-«9-»8, 8", lOi«", lli», 

1318 141.97 1516*11.16.19^ 1(;22^ l78.ll.17.l9-15.16.i7.S8-86-86.S8 Jgl. 

1-7.18^ Igs.8.i8.i9.s6.i7.3i^ 21i, 22^^'^^'^^ 23^ 24i'^"**'** 26** 
27»-io.ii.is.3i^ 28l^ 29W-""»«, 30'« u. s. w. u. s. w., lißs 
1711*, 183", rrf/« 13«-»o, 24« u. a., nie boz, brauz, goz, Uz, 
rdz. Ebenso wird in einsilbigen reflexivformen von verben mit 
/ in der wurzel durchweg ßs, nicht z oder ßz geschrieben, 
z. b.: bafsc 123«, bißsc 198«^ gleßsc 140«, qvsßsc 139*, 153«, 
gYeßac 141^, stößsc 96-' <> u. a., nie bazk, bizk u. s. w.*). Wenn 
z anscheinend für ßs steht, liegt das daran, dass diese laut- 
Verbindung, wie ich oben & 30 fif. nachgewiesen habe, häufig in 
ts übergeht. Der Übergang ßs y ts kommt im Superlativ von 
aidjectiven mit ß im stamm, in der 2. pers. pl. refl. von starken 
und schwachen Zeitwörtern sowie in Substantiven wie fetda^ 
hrqtsla (resp. feßsla^ hr^ßda) und ahnl. vor, und in all diesen 
fällen finden wir in den handschriften neben ts auch häufig z, 
resp./«. So wird geschrieben s&< 138", 142", eztr 9", 29«», 
7116^ 74"-««, 153*, 161"; femer hrceßesc 72", kuoezk 63", 
6ezk ll^^y staßfestezk 53i*, temezk 27««, ßvaezc 62« und endlich 
fhla 24^ 30"-", 347, 4810^ 5984^ 12114, 202«, 217i«, 218«, 
g0zka 141«, 156i8, hrq'zla 24", 56», 202". Neben z finden 
wir, wie angedeutet, bisweilen die etymologische Schreibweise 
ßzy ein unglückliches compromiss zwischen der altem ausspräche 
ßa und der spätem ts; so wird dßzto 123", hirßzlo 21üi8-" 
geschrieben. Unschädlicher sind die pleonastischen bezeich- 
nungen zs und tz; zs wird geschrieben in dzstr 29«^ 124«^ 
geozseo 51 1«, tz in sitz (für sitzt) 158««, girnetzk 51«, skilitzk 
7816, f^tzla 12«, 2V^, 65«o, 102i8-i«, 108«», getzka 56*, 661«. 
Dagegen wird, wie wir oben gesehen, ßs durchweg nie ht zu t« im 



') Es finden aich im 8t. h. ein paar ganz vereinzelt dastehende aus- 
nahmen, welche ihre besondem grQnde haben. Ich werde spater darauf 
zurückkommen. *) Die einzige ausnähme von dieser regel ist die spite 
97** vorkomnietidp form qvttzkj die ich sogleich erklären werde. 



78 J. Hoffory. 

gen. sg. von Substantiven und adjectiven mit /im stamm;, auch 
nicht in einsilbigen verbalen reflexivformen, und hiermit stimmt 
auch vollkommen, dass in diesen fallen nicht z oAqt ßz ge- 
schrieben wird 1). 

Wir sehen also, dass z auch hier überall ts und nur ts 
bedeutet. Die behauptung, das z in fezUiy hrqzla und ähn- 
lichen fällen bedeute fs, würde ebenso sinnlos sein wie die an- 
nähme, in vaz drücke es den lautwerth ins aus. 

in. Uz^ nnz. 
Nach ein&chem l und n wird in den handschriften stets 9, 
nie z geschrieben; so in den genitiven: hvals 63^\ mäls 3*^, 
111«, 178^ hins 1855, kyns 4", 33«, 83»o W- s?^ 14588. in ver- 

') In ganz einzelnen häufig gebrauchten verbalen reflexivformen z. b. 
kvatsk kann, wie wir oben s. 81 gesehen, ßs sich in fo verwandeln, und 
hiermit stimmt es durchaus, dass wir, wie soeben angeführt, im Bt. h 
ein einziges mal die form qvazk finden. Im gen. sg. kommt, vde früher 
bemerkt, der Übergang Pb> U urspr. im Isländischen nur in ein paar 
vereinzelten fallen vor, die nicht mehr als genitive gefühlt wurdeu. 
Hiermit geht indess, was ich hier nur andeutungsweise berühren kann, 
im laufe des 18. jahrh. auf Island eine merkwürdige Veränderung vor, in- 
dem es allgemeine regel wird, dassz, resp. pz^ dz im gen. von werten 
mit rp im stamm geschrieben wird: horz^ orz, harz, verz (resp. borpz^ 
bar dz, orpz^ arOz u. s. w.). Dass 2 auch hier ts bedeutet, braucht nach 
dem obigen nicht besonders motivirt zu werden ; ebenso ist es kaum 
nothwendig, ausführlich nachzuweisen, das rps ungleich schwieriger aus- 
zusprechen ist als rts. Im ersten fall muss die Zungenspitze unmittelbar 
aus der gingivalen articulationsstellung (s. hierüber Kuhn 's Ztsch. XXIII 
581 f. und Archiv f. nord. philol. I 42) zu der interdentalen läge hinunter 
und hieraus wieder zu der alveolaren läge hinaufspringen , während bei rU 
nur ein leichter Übergang stattfindet von der gingivalen Stellung zu der nahe- 
liegenden alveolaren. Eine entwicklung rp8 <^ rts erscheint deshalb ganz 
natürlich und gesetzmässig. Die ältesten spuren solcher genitive finden 
sich im St. h., wo geschrieben wird horpz 73*, arpz 148", 164'* (aber 
borps 207», 217", orps 8»', 19», 84«>, 135»«). Dagegen wird schon in 
den ältesten norwegischen handschriften sowol boz, guz wie borz, orz 
neben bodz, gtuts, bordSy ords geschrieben. Wenn wir im Bt. h. ein ein- 
ziges mal gopzspiaUeno 54« geschrieben finden, so beruht das gewiss 
darauf, dass dem entsprechenden abschnitt ein norwegischer codex zu 
gründe liegt. Sonst heisst es stets gopsptall (resp. gupspiaU) : 18*^, 35*''^, 
38» 64', 66", 61» 62» 72»»»', 100», 116», 117» 120» 123»»»'-»»-" 
134» 142», 145»*, 158», 161»» 163»-»» 164» 165», 167» 168«\ 180"- 
»*, 181»*, 182»»'» 183«»*, 186", 187«', 188» 195»^ 216»S 218" u.m.a. 



Altnordische conBonantenBtadieiL 79 

balen reflexivformen: faldc 87 *, akOse 33», 141«-", vensc 52«; 
in Worten wie Oska 17««, 18»-io, 26»o, 33»i, 36«*, 389-8^ 51», 
61*-'', 781«, vinstri 169»* u. a. Nach ü und nn wird in den 
ältesten handschriften bisweilen 8 geschrieben: in genitiven: 
aÜ8 146»», in Superlativen: innstr 103»*, lie*«-»», mimta 110»», 
in verbalen reflexivformen : fiNgc 91»^-»^, mimtu 174»», 192»^ 
in werten wie alls 119»*, tUska 32», 41»i, 58»«, 68«i*-i»»i-»», 
76", 89»i, 141«, 1781», 184»*, mensco 64»o. Doch wird be- 
reits im St. h. in den bei weitem meisten fallen nach Uj tm ein 
z geschrieben, und dies ist auch in den andern altem und 
jungem handschriften feste regel, wovon es nur vereinzelte 
ausnahmen gibt. Im St h. finden wir z in genitiven: äfallz 
(resp. dfalz) 66», 68»«, 69»», 771», 106»-^ 215»*-»», 216»», aUz 
(resp. alz) IQi», 30», 34»^ 37i«, 39»o, 40», 46»», 50» u. m. a., 
fellz (resp. fdz) 29io, 126»», golz 7i», gufspiaäz 547, 124», 
18P, 188», 1891», 19111, iUz (resp. üz) 4»«, 24»*, 32», 101»», 
101»», 115»»-»* 118», 186»», maNz 1»», 2»*, 12»«, 16»», 18»»-«», 
30»», 44»ß, 58»o, 591», 601^ 62i», 63»», 64» u.a., muyz 185»o- 
»», 189»^ sayz 71", in Superlativen: ellztr 96»*, 154*», iifzto 
801*, miNzt 126», in verbalen reflexivformen: fauNzk 81*, 
fiNZC 8», 82»», 121»«, miNztu 192», miNzßu 68»*-»7; in worten 
aOz (resp. alz) 3»», 81», 13», 14»», 19», 20«, 21»», 41»», 49»i, 
50»« u. a., iUzka (resp. ilzkä) 14»i, 22»», 32i»-i«, 36»», 58», 
7110, 76»», 771, 141 «.9, 166», 168»», 169»», 175»«, 214i», ommer- 
eona 22^, g meNzko 147ii, mei/zkam 40»», 147*, ja sogar in 
fallen wie raNzaka 77ii, ßa^z 2i». 

Es kann vemünftigerweise nicht bezweifelt werden, dass 8 
nach einfachem l und n ebenso ausgesprochen wird wie nach 
andern consonanten: in nuä8, kyns wie in sdrs^ ßings^ in akÜ8k, 
venakyrie in ber^, fremsk. Auch dünkt es mich höchst wahr- 
scheinlich, dass 8 in formen wie alls^ finnak wirkhch den laut 8 
bezeichnet. Dass die ursprüngliche ausspräche in solchen fallen 
2b, nns war, geht theils aus sprachgeschichtlichen gründen theils 
aus skaldenreimen wie den folgenden hervor: 

goUs, es ferr mep skoUi 

Haraldr konungr, Hkr. 586. 

snjaßs landreka spjaZfi 

Steinn Herdisarson, Hkr. 594. 

sanns n^ hverr vip annan 

^jöfMSlfr Amörsson, Hkr. 626. 



80 J. Hoffory 

svinrts, at q mun vitinask 

t^öj)61fr Arnörsson, Hkr. 607, u. s. w. 
während umgekehrt Z(/)^ n{n)t nur mit /(/)/, n(n)t reimt: 

sdlt me^ grinvi ssdti 

Sigvatr törparson, Hkr. 311. 

stopk & Munt ok minn^mk 

Sigvatr I^örjMurson, Hkr. 520 
und auf der andern seite sehe ich keinen grund, der dawider 
sprechen könnte, dass das alte Us^ nns sich bis tief in das 
12. jabrh. erhalten habe, so dass wir noch im St. h. reste davon 
finden können. . Aber wenn wir bereits im St. h. in den bei 
weitem meisten fallen und in etwas spätem handschrifben durch- 
weg Uz^ nnz geschrieben finden, so scheint es mir auch klar, 
dass z hier nicht eine blosse graphische besseichnung für 8 
gewesen sein kann, denn wäre das der fall, so würde es ganz 
unbegreiflich sein, dass es nicht auch nach einfachem Z, n ge- 
schrieben werden kann. Dazu kommt femer das positive mo- 
ment, dass in den ältesten handschriften nach /Z, nn bisweilen 
statt z geschrieben wird ts, tz oder dz^ z. b. aÜfK. M. 666 711, 
113, altz, El. 471*, aldz El. 30^ ildz El. 28i», Mzco El. 
131^ mandz £1. 24ii. Wirersehen hieraus, dass die ausspräche 
entweder ts oder ds gewesen sein muss. Für die letztere alter- 
native bin ich nicht in der läge ein stichhaltiges argument an- 
zuführen; für die ausspräche is dagegen sprechen sowol phy- 
siologische wie sprachhistorische gründe. Dass das tonlose s 
die einschiebung eines tönenden consonanten (wie d) sollte be- 
wirken können, ist von vornherein unwahrscheinlich ; eine solche 
einschiebung könnte nur von einem tönenden consonanten (wie 
r) bewirkt werden, vgl. formen wie altschw. und altdän. aldcerj 
sandcer (Lynyby, Tidskr. für philoL I 24 flf.) und ähnl. Auf 
der andern seite sehen wir, dass alle sprachen, die eine solche 
einschiebung kennen, to, nicht ds haben; so kann im Sanskrit 
ein t zwischen auslautendem n und folgendem s eingeschoben 
werden: tänt sao » tSn sao(s. darüber z. b.T^ttirlja-prStisäkhja 
V 32) 1); ebenso in der Kerenzer mundart: die lautverbindungen 
Ischf nach verwandeln sich in lisch y ntsch: faltsch = falsch^ 



*) Dass eine solche einscbiebnng nicht aach zwischen auslautendem 
/ und folgendem s stattfindet, bat nur darin seinen grund, dass / so 
ausserordentlich selten im Sanskrit im auslaut steht. 



Altnordische consonantenstadien. 81 

tountsch as wünsch (dagegen wird z. b. nl zu ndl: bündli^ demi- 
nutiv von bund\ s. Win tele r, Die Kerenzer mundart s. 48, 
49, 138. Also: zwischen {/, nn und einem folgenden 8 schiebt 
sich ein t ein, und die dadurch entstandene lautverbindung ts 
wird in den handschriften durchweg mit dem zeichen 0, seltener 
mit tz oder dz bezeichnet. Diese einschiebung hat vermuthlich 
erst im laufe des 12. jahrh. stattgefunden, da wir in den alier- 
ältesten handschriften noch beispiele für die Schreibweise Ub^ 
1191^ finden. Dass eine solche einschiebung nur nach Z{, nn, nicht 
auch nach/; n stattfinden kann, ist unschwer zu verstehen: dielaut- 
xnasse, worauf hier eingewirkt werden konnte, war grösser als bei 
einfachem l, n. Auch in einer andern beziehung sind formen wie 
fallZy finnzk gegenüber mMSj vensk für uns von Wichtigkeit, indem 
sie uns nämlich lehren, dass das geroinirte U, nn vor 8 nie ver- 
einfacht worden ist, denn im entgegengesetzten fall könnte, wie 
wir gesehen, eine einschiebung des t hier unmöglich stattge- 
funden haben. Verhält sich dies aber so, so hat Vereinfachung 
von // und nn aller Wahrscheinlichkeit nach auch vor andern 
consonanten nicht stattgefunden, oder mit andern werten: die 
vereinfachungsregel hat sich überhaupt nicht auf das geminirte 
ü und nn erstreckt. Und ich sehe keinen grund anzunehmen, 
dass das geminirte rr und mm andern regeln unterworfen ge- 
wesen sei als II und nn. 

Wir haben also gesehen, dass z auch hier überall t8 be- 
deutet, und wir haben zugleich die nicht unwichtige aufklärung 
erhalten, dass die Schreibweise dz in den ältesten handschriften k 
bedeuten kann. 

IV. z^ds. 

Die Verbindung ds findet sich am häufigsten bei werten 
mit Id oder nd im stamm und ist wahrscheinlich dadurch ent- 
standen, dass Id oder nd mit einem zu einer flexions- oder ab- 
leitungsendung gehörenden s zusammentrifit, so im gen. sg. m. 
u. n. von substantivischen a-stämmen, sowie von adjectiven in 
der unbestimmten form, in den starken superlativformen von 
adjectiven und adverbien, in der 2. 3. pers. sg. praes. ind. refl. 
der starken Zeitwörter und in mehreren andern fällen. In den 
handschriften wird in den hierher gehörenden werten theils ds, 
theils z, resp. dz^ zuweilen auch ts oder tz geschrieben. Wir 
finden im 8t. h. für all diese verschiedenen Schreibweisen bei- 
spiele: 

BeUrSge e. kuude d. if epracLio. IX. 5 



82 J. Hoffory 

1. ds. Im gen. sg.: halds (resp. hdUds) HO»«, 119» 163", 
holds (resp. IwUds) 49*0, 198", scdUda l»Ji», la^ds 165i»; in 
der 3. pers. sg. praet. ind. refl. steN[d^c i) lö2»i, ferner in 
dem wort nyrUNdsca 203»». 

2. z. Im gen. sg.: dz 48»«, Äai^r (resp. Aaü;?) 52i», 53l^ 
7414.16^ 78«», 991, 128»5, 1591»»», 160»i, 163»-»», hdz (resp. 
hoUz) 56*, 591»-»!-»»-»«, 87", 150», lanz (resp. Zaj>r2r) 5", 27^ 
46»», 159", 183», 184», im Superlativ: hdzt (resp. hellzt) 3»« 
67«', 67', 72», 1041», in«, ii4»6; ligi', 123»», 137»', 215»< 
in der 3. pers. sg. praes. ind. refl. hellz (i. e. heüzk) 71»«, 
«UNzk 31»S 142", femer in unz (resp. unz) 11", 13»», 18»i 
22", 571', 66», 75», 105", 1296-«», 146". 

3. dz. Im gen. sg. : ddz 193»«, hMz 55*, lamlz 159». 

4. t8. Im Superlativ: Arf^«^ 107»», 194»*. 

5. tz. Im Superlativ: hdtzt 44*0 »). 

Dass die urspr. ausspräche ds war, ergibt sich sowol aus 
grammatischen gründen wie aus zahlreichen skaldenreiroen. £s 
beisst z. b. 

allva{(2s en fe gja/cfa 

Sigvatr l*6r^arson, Hkr. 437. 
ifla fo/e^s, um gMii 

Öttarr svarti, Hkr. 284. 
lam/sröbunduni bi*aiK^a 

Öttarr svarti, Hkr. 284. 
suMr/s I^orketill unt/^in 

Hallfrepr vandr§|)askald, Hkr. 216 
und es kann sehr wol möglich sein, dass diese ausspräche sich 
bis in das 12. jahrh. erhalten hat und dass sich im St h. noch 
spuren davon finden. Anderseits ist es klar, dass die in den 
ältesten handschi-iften weit häufigere bezeichnung z nicht ds 
bedeuten kann, denn daneben finden wir auch ts und iz ge- 
schrieben, welche bezeichnungen keinen andern lautwerth als U 
') „d är i hds. utplanadt^', bemerkt Wisen. ') Dem starken con* 
Boitantenzusaminenstoss in diesem worte sachte man tlieils durch weglas- 
Bung der vor s stehenden dentaiis {helst [resp. helUtl 44'^ 6P\ 158''), 
theils durch weglassung des letzten t (heiz [resp. heüU^ heUz\ 27", 78*, 
107*") zu entgehen. Die letztgenannte form ist nur eine einzelne probe 
von der im 8t. h. und in andern alten handsohriften herrschenden neignng, 
einen consonanten auszulassen, der auf ein s folgt, wenn diesem letztem 
ein anderer consonant vorhergeht; z. b. gengs 3** ''^ gengik, legs ]I9**rrt 
legsk, qvepi 14P« — kvepik, $itz lüR*» = siist u. a. 



Altnordische consonantenstadien. 83 

ausdrücken können. Dass d vor tonlosen consonanten die nei- 
gung hat, in t überzugehen, haben wir zudem aus der form 
stentk St. h. ll^^^ erseheu. Dazu kommt noch ein anderei* recht 
merkwürdiger umstand. Wir haben gesellen, duss Us^ mis nor- 
maliter nur mit 22, nUy und dass Ids^ nds nur mit Id, nd reimen. 
Doch reimen in spätem skaldenstrophen lls, nfis nicht selten 
mit Id, "nd^ und umgekehrt Ids, nda mit 11, nn\ so finden wir 
in zwei ohne zweifei nicht authentischen visur in der Gunn- 
laugs saga reime wie 

Mnnz samlegu Yind^x 

Gunnhiugr, Wimmer« Lsesebog^ s. 81 
und umgekehrt: 

lixnds til l^sigun/iar 

Gunnlaugr, W immer, Laesebog* s. 100. 
Wie Wim m er mit recht bemerkt (Lffisebog> s. 138), haben 
reime wie die angeführten ihren grund in dem umstände, dass 
z. b. Jinns'' wie „linds^' ausgesprochen wiid. Nun liabe ich 
indess oben nachgewiesen, dass das ui-spr. nfis^ das nnz der 
handschrifteU; wie nts ausgesprochen wurde; also wurde auch 
fids wie nts ausges2)rochen. Ebenso ist Ids gleichlautend mit 
Uz^ d. h.: beide wurden wie Its ausgesprochen. Es braucht 
kaum ausdrücklich hervorgehoben zu werden, dass die etymo- 
logische Schreibweise dz ein unglückliches compromiss ist zwischen 
der urspr. ausspräche ds und der spätem ts; dass dz hier wirk- 
lich ts bedeutet, kann um so weniger bezweifelt werden, als dz^ 
wenn auch selten, auch in andern fällen als bezeichnung für 
ts gebraucht werden kann (vgl. oben unter III). — In einigen 
fällen steht z anscheinend für dds; so im gen. sg. m. u. n. 
von Substantiven nach der a-flexion, sowie von adjectiven und 
participien in der unbestimmten form mit dd im stamme. Aber 
wir haben oben gesehen, dass dd in solchen fällen überall zu 
ds vereinfacht wurde, und dieses verwandelte sich natürlich hier 
wie sonst in ts, Dass die ursprüngliche ausspräche ds 
war, ergibt sich aus reimen wie: 
ods ok erair scxJti^usk^) 

Porm6I>r kolbrünarskald, Fostbr« saga s. 45 and ähnl. 
Also hat auch hier z ausschliesslich die bedeutung ts. 

^) Dagegren beweisen sulche reime nicht, dass man odd$ und derj^l. 
gesagt bat, denn die skalden reimen nicht selten geminata mit einfachem 
cunsonanten (cf. meine beroerkungeu im Anz. f. d. altertham VII 199). 

0* 



84 J. Hoffory 

V. z im inlaut zwischen vocalen. 

z kommt nur selten im inlaut zwischen vocalen vor. Die 
wichtigsten fälle sind das zeitwort hltza, die eigennamen Giztirr 
und pzun\ sowie des adyerb hizig. Im EL wird Ueza geschrie- 
ben 381«, 409.16 neben Uetza 40", St. h. 58", 139»*; femer 
bletsa {bletson, bietsing) St h. 58", 99», 125'* (««> i5, 128»*, 
132», 134«, 157", 19410, 2181«. Es kann also kein zweifei 
darüber obwalten, dass die ausspräche ts war. Die werte Oiz^ 
urr, Ozurr, hizig kommen im St. h. zufallig nicht vor, aber 
dass z auch hier wie ts ausgesprochen wurde, lässt sich nicht 
bezweifeln, wenn man bedenkt, dass sogar in verhältnissmässig 
späten handschriften , z. b. in den Annales regii, Oitzurr (bl. 
23, s. 1, sp. a; bl. 24, s. 1, sp. a), Gitzurar (bl. 23, s. 1, 
sp. a; bl. 23, s. 2, sp. ß), )tzuri (bl. 23, s. 2, sp. ß; bl. 24, 
8. 1. sp. a) u. V. a. geschrieben wird^ sowie, dass man bei den 
skaldon reime findet wie: 
a^*, vij Utstein hidg 

Sigvatr törj^arson, Hkr. 445. u. ähnl. 

Die Schreibweise zz: Uezza^ Gizzur^ der man bisweilen in 
den handschriften begegnet, ist pleonastisch und unglücklich. 

Das resultat der vorstehenden Untersuchung lässt sich in 
die wenigen werte zusammenfassen: z bedeutet in den äl- 
testen isländischen handschriften überall und aus- 
schliesslich tSy niemals 8, ßSf ds oder ss. 

In der jetzt gebräuchlichen normalorthographie pflegt 
man im gen. sg. von werten mit t oder d im stamm ts, ds zu 
schreiben, aber dagegen z in entsprechenden Superlativen, ver- 
balen reflexivformen und ähnl.: grdts, lands, aber bezt^ hetzte 
sezcy geize. Eine solche Unterscheidung findet, wie wir oben 
gesehen, weder in den handschriften noch in der alten aus* 
spräche eine stütze. Man pflegt ferner nach U, nn ein s zu 
schreiben: cUls, finnsk u. s. w. ; auch diese Schreibweise ist zu 
verwerfen, denn solche formen sind seltene Überreste aus alter 
zeit und dürfen nicht als altn. normalformen aufgestellt wer- 
den. Zuweilen mrd blessa^ Gissurr u. s. w. geschrieben; wie 
wir gesehen, ebenfalls mit unrecht. Auch ist es unzulässig zu 
scliroiben bazk, kvezk, slözk u. s. w., wogegen formen wie kvazk^ 
sizt, fizla (neben kvaßsk, sipst, feßdtt) vollkommen in der ord- 



Altnordische consonantenstadien. 85 

Hang sind. Das einzige mittel, aus dem jetzigen unglücklichen 
zustande herauszukommen, ist consequente durchführung des 
grundsatzes: die lautverbindung is muss stets durch 
das zeichen z ausgedrückt werden; also: grdz, lanz so- 
wolwie6e2f^, hdzt, sezc^ geize; femer oZfe, finnzk; hleza^ Gizurr^ 
kvazk, sizt^ fizla u. s. w. Nur dadurch wird es möglich wer- 
den, die handschriften sowol wie die ausspräche zu ihrem vollen 
recht kommen zu lassen. 

Im vorhergehenden habe ich die bedeutung und den ge- 
brauch des Zeichens z in den ältesten isländischen handschriften 
behandelt und nachgeviriesen , dass es hier überall ts bedeutet. 
Ich kann diesen abschnitt jedoch nicht schliessen, ohne mit 
kurzen werten auf eine wichtige anwendung des Zeichens z ein- 
zugehen, die sich bereits im ersten viertel des 13. jahrh. geltend 
zu machen beginnt, ich meine die benutzung des z als reflexiv- 
zeichens. Man wird es nach dem obigen nicht verwunderlich finden, 
dass ich der ansieht bin, dass z auch hier die bedeutung ts, nicht, 
wie gewöhnlich angenommen wird, die bedeutung st habe. Fragen 
wirnun, wie ^« als reflexivzeichen das ältere ^A: hat ablösen können, 
so dünkt es mich wahrscheinlich, dass hauptsächlich zwei factoren 
dabei mitgewirkt haben. Der eine factor, die analogiebildung, be- 
wirkte, dass z (das urspr. in formen wie 2. pers. plur. - refl., 2. 
pers. sg. praet. ind. refl., praet. part. refl. [und bei den starken 
Zeitwörtern, die t, d, U, nn in der wurzel haben, in noch mehr 
fällen] vorkam, z. b. tSmizc^ kvamzc, pßlazc) sich in die formen 
eindrängte, die urspr. sk hatten. So finden wir bereits im St. h. 
formen wie pßatsk für pßhsk (3. pers. pl. praes. ind. refl.) 
96*1, pßlatsc für pßhsc (praes. inf. refl.) 158**, minnetsc für 
minnesc (3. pers. sg. praes. conj. refl.) 110*^ Der andere factor 
ist die oben erwähnte neigung, einen consonanten nach einem 
«, dem ein anderer consonant voraufgeht, ausfallen zu lassen. 
(ef. s. 82). Dadurch verwandelte sich zk i. e. fsk in ts, das 
normaliter z geschrieben wurde. Auch hierfür bietet das St. h. 
beispiele: heUz für helzk (3. pers. sg. praes. ind. reü.yon halda) 
71»o, lÜz für lizk (3. pers. praes. ind. refl. von lüa) 21 1*. 

Ich stelle diese au£Eas8ung nicht als ein fertiges resultat 
hin, sondern als eine hypothese, die nähere Würdigung verdient. 
Möglich, dass sie bei genauerer prüfung nicht stich hält, oder 
dass sich herausstellt, dass auch andere factoren mitgewirkt 
haben. Aber zu welchem resultat man auch gelangen mag. 



86 J. Hoffory Altnordische conRonanteiiBtndien. 

das ergebniss der vorliegenden Untersuchung wird dasselbe nicht 
zu erschüttern vermögen: dass z in den ältesten islän- 
dischen handschriften stets und ausschliesslich ts 
bedeutet. 



Nachschrift. Die vorstehenden grammatischen Studien 
wurden vor mehr als vier jähren angefangen und zum theil aus- 
gearbeitet, aber verschiedene unvorhergesehene Zwischenfälle haben 
den abschluss bislang verzögei*t. Unter diesen umständen wird 
man es erklärlich finden, dass nicht alle einzelheiteu derartig 
zu ihrem rechte gelangt sind, wie es ursprünglich beabsichtigt 
war; in allen wesentlichen punkten ist jedoch der ursprüngliche 
plan festgehalten worden. Die allerneuesten einschlägigen ar- 
beiten (wie Brenners Altnordisches handbuch, Kocks Studier 
öfver fornsvensk Ijudlära und Noreens Grammatiska och ety- 
mologiska bidrag) habe ich natürlich nicht mehr benutzen 
können. 

Sonneberg im Februar 1883. 

JvJiiLS Hoffory. 



Keltic Etymologies. 

1. Ir. Ainne means, and is cognate with, Lat d/nm „the 
fundament". Thus: fuath na n^inne erordai „forma anonun 
aureorura", Saltair na Rann 5432 « I Reg. VI. 17. It may 
well mean „ring des hintern"; and be the same word as Ir. 
dinne (gl. anellus) Z.* 274 now fdinne with prothetic f. This, 
again, is cognate with the Plautine anus „ring*^ Gurt ins, 
G. E.*^ no. 568, brings änus ,;fundament** from the root as „to 
Bit", and would accordingly regard it as a diflferent word from 
Onus „ring". But amis is TcgorKTog^ not „seat": there is no 
sure sign of the root ßs in the Celtic languages; and it seems 
to methat Fick (Wörterb.» IL 5) is probably right in regarding 



Whitley Stokes Keltic etymologies. 87 

anus yjundament'* as identical with änus „nng*' (comp, doxrt*- 
liog 1. ring 2. fandament, asd cülm from *cuclu8 — xvxilog, as 
9n€lus from *muc{ti« » fivuXog). As in Irish n is often doubled 
after a long vowel, dinne may descend from a prehistoric *ania* 

2. Ir. aue „nepos", urkelt avja-s, avija-s, may (as Rbys has 
Seen) haye lost initial j> and be cognate with Gr. rtai-g from *na/id'g, 
This, again, may come from *nafidjo^ *nafijOy *7iafio just as 
TtBllid, the stem of nslXi-g^ comes from *n:eXfidjay ^TtfXfijOf 
*7t9l/iä — Skr. palam^ *palvl contracted from *palviä: just 
also, as the sui&x of feminine nomina agentis in -TQid comes 
from -TQidjoy -r^yö, -tQiä «- skr. -tri contracted from '4riä^). 
The acc. sg. ftaiv cited by Gurtius (G. E.* p. 639) from an 
iDScription of Mitylene, belongs to a cognate f-stem Tta/t, 

3. Ir. bat, bae » W. budd „utilitas, commodum, quaestus*' 
(Davies). Old-Irish ezamples'of this word are: ni bailib man^ 
dueare dominicam cenam, Wb. 11*. höre fiar-bu bae la luden 
eretem, Z.^ 500. In Middle- Irish the word becomesfcaa, bd, 
and O'Clery glosses bd by tnaith „good", O'Davoren by 
iorba ,,profiVS The urkeltisch basis is bavja^ which is cognate 
with Lat faveo^ root bhav. 

4. bain,.l,ciiin „a step", O'Glery. This Stands for*immen 
(as bHm „a blow'^ for *bkenmen\ and is connected with the Umbn 
Ose. ben in benast „venerit", kutiv-hened conv5nit, Liat. {g)ven in 
{g)venio =« ßaivia ex ßavjw, Ascoli (Note Irlandesi, p. 6 — 12) 
points out many related words in Irish. 

5. Ir. bil „mouth, lip" may come from a prehistoric •itfrfa, 
^ffhvesla =s x^^^S ex *x€alog as^^Aioi, Äol. xiXXioi 6x.*x^aXtoiy 
Skr. sa-hdsra. In the dat. pl. bü is used to make a no- 
minal preposition {ar-bäaib „before" Sg. 2P). Gompare Mim- 
nermus, ed. Bergk, fragm. 11: ^Si^Bavov naga x^^^S' The 
root is ghas „to eat**, whence also ;f*Äog „fodder*' and Lat. häuo 
(Fröhde, BBeitr. III. 293). 

6. Com. bern (gl. acervus), Ir. pl. hairne^ = Skr. gana 
„menge" ex ^ganta, Cf. ydg-yaQa „häufe", ä-yelgeiv. 

7. Ir. brath ./. müleadh „destruction", O'CL, whence braümi' 
^iinldestroy, (re^i^amaä destructive, ftra^/tamZacAf destructiveness. 
Here, as often, br has come from t/fr, and we may compare 



*) For otber exaxnples of Skr. » from •«, see Ludwig, Kubn's zeit- 
schnft, XY. 444. 



88 Whiüey Stokes 

tbe Vedio ä^marUr verderber^ mur^ mar zermalmen, verderben» 
▼erlieren, Grassmann. 

8. Ir. treffe now breaghy »»schön'^ -= ß^ctxig^ brevk, Lith. 
grazüs, Bezz. Beitr. IL 271. 

9. Ir. breifeach ./. dabhradh „chain", O'R. Urkelt vrevika^ 
vervika, Lith. virve strick, Russ. verva. 

10. Ir. bruinne „breast", W. bron „pectus, mamma, über" 
Urkelt. brondia: root bhrandh, to which Schmidt (VocalismuB 
L 60) refers Gr. ßQt^w, Slav. Jre&fö, Goth. braids. The Gaulish 
name Brennos ex *Brendo8 is perhaps «- Gr. ßgev^og. 

11. Ir. cacht „abondmaid", cacht „fasting", Urkelt. kakla 
(ex &APTÄ), root iap, Lat. capio etc. Cf. Goth. fastan 1. qn>- 
hxTteiy^ 2. vrjOTeveiv; and see Grimm's Wörterbuch, s. v, 
fasten^ as to halten and f^n^f. 

12. Ir. Ca»,, ivit'S Saltairna Rann 7185: o shunncdi Helessius 
ar cd. This seems 3^ sg. perfect of a verb cognate with 
niw etc. (Curtius, no. 57;, with which the Comish impera- 
tive ke „go'^ has already been connected. 

13. W. eeinach „lepus" ex ^casinach^ cogn. with Skr. ^aga (for 
iosa)^ OPruss. sasin^ NHG. hase. 

14. Ir. ceUdach, ceUach, Rawl B. 512, fo. 18 M = cmUach .[. 
coffodh no imreasain „fighting or contention", O'Cl. Cognate 
with ON. /fiW-r, AS. hild. 

15. Ir. certle (gl glomus) Sg. 70^ Urkelt kartilia (-ä?). 
Cognate with xdQraXog^ cartilago: Skr. root krcU „to spin''. 

16. Ir. cor „wurf, werfen, bei verschiedenen curvenartigen 
bewegungen gebraucht (umgang, u. s. w.)" Windisch, Irische 
texte p. 447. Here p in inlaut seems to have been lost, and 
we may refer this word to the root kvarp drehen (Fick I* 
542), whence ON. hverfa^ Goth. hvairban. 

17. Ir. crüach „cumulus", W. crug, Urkelt. krauka, ykru^ 
Lit. krduju, krduti, krüvä (s. Bugge, Kuhn's Z. XIX. 420). 

18. Ir. dav* „quercus", gen. darach^ Urkelt. daria: = Lat 
lurix from *darix^ as laurus from ^danms, W. derw-en. Dio- 
scorides' Xoql^ must be a loan. 

19. W. datlocau (gl. fora), Z.» 1055, Stands for daÜ4ocou, 
pl. of. daÜ4oc — Ir. ddl4oc „meeting-place", of which the dat 
8g. ddlluc occurs in H. 2. 17, p. 131 \ Here e^a-^ comes from 
the root dha^ and loc is borrowed from Lat locus. Its modern 
Welsh form is log {tnanach-log coenobium, monasterium, Da- 



Eeltic etymologies. 89 

Ties)» Ck>rrect, accordingly, Z.> 849^ wbere d(i^*ou is treated 
as a derivative in -oc. 

20. Ir. de ,,eoram'' in the pbrases cecktar de, necktar de^ 
Z.' 363, indara de y,one of the two of them'\ may stand for 
U (SA do „thy*S dar „trans" for to, tar) Z.« 349, and be «- 
Gotb. thizs from Hisäm. 

21. Ir. dSnim „facio'S stem dhecfiia: cf. Lat. facinus? 

22. Ir. drith „scurra" « ON. frudr „bistrio". 

23. Ir. dutnd „mound", ^fiWy xhofios, 

24t. Tbree Irißb interjections: i *=» d, fe (leg. f() W. 
ffwae « vae^ Gotb. rai, licA « W. ijr „singultus*^ (W. i = ö). 

25. Ir. er«rf „fear", O'Clery'sMrörfA. Vor *^atu, cogn. 
wtb Lat perp-culum, ON. /ilr, Eng. fear. 

26. fr- /I^«<5c „beard", Urkelt. vensonka^ from /& „bair", 
Urkelt venmy OPruss. wanw^ OBuIg. Ufsü^ Lit. tisai scbnurrbart. 

27. fr. fine ./• pectba ;,sin8": cf. Lett. mina scbuld, vainigs 
scbadbafty Gotb. vainags (Scbmidt, Verwandtscb. 40). 

28. fr. foll ,^tutus", Saltair na Rann 1179, 3345, ür- 
keltiscb voli. Hence foile „astutia", Z* 248. Cognate witb 
Latin in^volaref Fr. voUr, Compare Com. für (gl. prudens)» 
Br. für „sage", borrowed from Lat. für „bomme de ruses". 

29. Ir./b-facA„verbüllen, verdecken", urkelt t^o-JaAa. Tbe 
root lak has probably lost initial p (a trace of wbicb may be 
in tbe first^ ot fu4lugaifmn gl. abdo) and it may, accordingly, 
be equated witb Urgermaniscb /o/A „bergen, verbergen" Fick' 
la 181, wbence ON./Wa, Gotb. filhan. 

30. fr. fracc ./. 6«n„woman" no snathator „needle", 0' Dav. 
92. As Rhys bas suggested, fracc „woman" is cognate witb 
Lat wrgo^ fracc „needle" witb Lat virga, For tbe provection 
ofg toc, See Rbys Lectures» 74. 

31. fr. fulici (leg. fulice) is an ana^ Xsy6fi€P0vi — doch 
do thabairt inhmesc na fuUci co ndüaid Satuim in claich sin 
(a stone was put amidst tbe swaddling-clotbes, so tbat Saturn 
devoured tbat stone), LL. 217*. ani tov Jiog li^v idmx&f 
avT^ xaT€tlr]fifiivov ana^avoig^ Pausanias, lib. VIIL c. 8. 
Cognate witbir. ftdumainZJ 771 y Lat vdubäiSj and otber words 
dted by Curtius no. 527. 

32. W. gauy Ir. gö „false". Urkeltiscb gava, Cognate 
witb x«ö5 (from xo/-ö$), ;fca;-yog, x^t-Aio^*. So i;atit^„untrutb" 
from vanus „empty". Tbe obscurity of tbe intervocalic a in 



90 Whitlej Stokes 

yavaogy yavaddag ' ipwdijg^ with which Fick, BBeitr. VI. 160, 
compares the Celtic words, leads me to prefer the etymology 
now given. 

ä3. Ir. fflaine gdithe „stillness of wind", LL, 230»', co 
raglanait gäiiha „tbat winds might be stilled^* LL. 219^: cf. 
yaXijvrj „a sea-calm", where the a may be svarabhakti. 

34. W. ke^no „to-night". Here no=B*noga, compared 
with vvxo, ^ix^og^ wxevtOy points to a root nugh^ which cannot 
be the 80urce of Skr. nak, Goth. nahts and other words witli k 
cited hy Gurtius, no. 94. 

35. Ir. iadaim „schliesse", ex *yäsadayämi , Cwvwfiij KsL 
pojasati, yjas- 

36. Ir. lachtoc, Saltair na Rann 3913, from Lat. lactuca. 

37. Ir. letn, gen. Kw, Urkelt. letna^ = Lat. tdmus^ ON. 
älmry OHG, elm, Eng. dm, The Welsh hcyf points to an Ur- 
keltisch l9ma from &^ma as Ir. läm, W. llatv from alatnä » 
TtaUfif], Lat. pcdtna. In äemo, aläma the second vowel is svara- 
bhakti. 

38. Ir. lipting „taflfrail", gen. pl. lipiingi, LL. 219«, bor- 
rowed from ON. lypting „summa puppis". 

39. loth, gen. luiih „flood", LL. 219» (the Compound loth4inn, 
Sg. 112», has been misread Lochlinn) has lost initial p^ and, 
like Goth. flödus rcota^og, NHG. fluth^ may be referred to the 
root plu. 

40. Ir. ^ntä „a noble, prince or king**, W. maü^ Urkelt 
magla-s, The root may be mag^ whence fisyäkr], Goth. mikil^. 

41. W. mann geni naevus, nota ingenita, Davies. Lat 
menda^ Skr. mindä. Ir. mennair (gl. macula) Ml. 35*. (Nigra). 

42. Ir. martad seems to mean „killing" (for martad na 
mbudeUy H. 2, 17, p. 162^. martad mar sin do fhabairt for 
sü Ädaim, ibid. p. 170b). If so, cf. ON. myräa, MHG. morden. 

43. mescaid „plunges", mescaid indala n^ai daideb n-and 
„one of the two of themplunges a sword into him*'. RawL B. 
512, fo. 9. a. 1. Here the c may be g provected by s, (cf. ro- 
das'caid, Brocc. h. 35, Franciscan copy, for ro-das-gaid) and the 
*me8gaid thus obtained may be connected with Lat. mergit from 
*mesgitj and the Skr. causal majjayaH. 

44. Ir. muimme „nutrix", ex *mudmia^ cogn. with ixvdog^ 
(ivÜxo (and mtdier ex *mudies-?), Fick, Beitr. I. 63. 

45. Ir. muin „affection, desire'S ON. munr. 



Keltic etymologies. 91 

46- Ir. ndtkar b. texte p, 316, gen. dual of ni „nos": 

47. Ir. onn ,,a stone'S gen. uinde, a neuter j^-stem. Urkelt. a»- 
daSf cogn. with Lsitin pandus : cf. Eng.stone ,,a weig&t of 14 pounds*'. 

48. W. periglor „a priest" (parochus, D a v i e s) : attoyn bryt 
tcrth penyt periglanor „pleasant is thQ mind at the priest's p»* 
nance'% Skene 117. The proper meaningof this loanword seems 
one who encounters the spiritual perigl (— periculum) of being 
distarbed TC'hile he chants during the mass innerere mei Deus^ 
the so*called „periculosa oratio". See Kuhn's Zeitschrift, XXVI« 
506, 512. 

49. saOa^id. „to sing^S Feiire Prol. 322, Dec. 31 radh no 
cantain, O'Gl. Borrowed from psaUendOy psaUere tl^aUieiVf 
as saltn, saltair from psaltna, psalteriuni. 

50* Ir. sar. This rare pronominal form seems the genitive 
of si „vos", W. chioi, urkeltisch svis. I have only found it onco, 
namely in the Tripartite Lifo of S. Patrick, Rawl. B. 512, fo. 
18^ 1. Patrick is addressing the two sons of Gairthenn : Bieid 
ceUach hi cill indala-sar co bräth, Bieid duana hi congbaü cdaili^ 
,,there will be contention in the church of one of the twain 
of yott for ever. There will be poverty {du^dna) in the residence 
of the other". I know not what to make of „Vestram: setha . .** 
Wb. 1^ Glossae Hibernicae*, ed. Zimmer, p. 4. We should 
perhaps read setharsi. As sv in anlaut gives rise in Irish both 
to 8 and ff we may connect with our sar the possessive pro- 
noun far(n). 

51. Ir. serrcend, seirgend, some kind of ship, LL. 235% 
236». Here the rr may be due to Volksetymologie (serr^henn 
„sickle-head^O* 1^^^ ^^^^ seems a loan from the Latin setpent", 
with the chang^ (regulär in loanwords), of ;; to c and of nt 
to nd, Gompare for the former change: casc, caille, corcur^ 
dandy clüm^ cruimther, cuitke, s^ipar, cuanSne^ cuiste^ from pc^cha, 
Pallium, purpfira, planta, pluma^ pre(s)byter, puteuSypiper,pugntt8, 
pulsanSf and for the latter change: andgraib, cland, pennnind 
from avriyoafpov, planta^ *petUantia (poenüenfia). As to the use 
of „serpent" for „ship" compare the ON. drekiy snekkja, from 
the latter of which we have the Old French emeque and (it is 
Said) the Engl, stna^k for *8nack. 

52. Ir. snhn „spinning", snimaire (leg. snimaire)^ „the 
woolspinning-stick", Laws I. 150, are obviously cognate with 



92 Whitley Stokes Keltic etymologies. 

Lat. n^mefff Gr. vr^fia. and complete tbe evidence given by ^pvt}^ 
(ex iavtj) ,,nebat'S that nemen^ vrjiia were originally snemem^ 

53- b.storgan, sturgan, ,^ pipe'S starganuidh ^^pipet^^. Here 
the 8^ is due to the desire to assimilate tbe anlaut of orgdn (borro- 
wed from Organum) to tbat of stoc „truinpet^S ^Vstuic, in the 
Company of which word organ {sturgan) is constantly found. 
Windisch bas pointed out a like assimilation inadsar (»0. 
Ir. dser^ Urkelt yaviaiUera ^^youngest^') tbe constant companion 
of sinser (ürkelt. seniastera^ ,,elde8t^'). See Kuhn 's Zeitschrift 
XXVII, 169, 170, where the t of the Middle Irish tess „südlich** 
(»0. Ir. dess^ Urkelt. deksva) is explained in like manner. 

54. Ir. Ür „dry*^ occors twice in the Saltair na Rann: na 
riched na talam tfr 7897, in talam tren trebach tir 7928. 
It doubtless descends from Harsi^ *tarri^ täriy tlri^ but the ur- 
keltisch form is not easily fixed. 

55. Ir. tocad „M. Glück, iocad ./. tecnuang GL zu non prout 
fors tulerit, ül. 35* 22, prosperity, wealth (yR.'* (W indisch 
Irische texte, p. 830), tacadh no taccadh ./. sonas, O'Gl. Here 
the non-aspiration of tbe c points to the loss of a nasal. We 
find accordingly Welsh ignghed „fatum^S „fortuna*' =s an Urkelt 
tunketa-^ whence tbe Old-British name Tunccetace „Fortunata'S 
Hühner, no. 101, Rhys, Lectures on Welsh Philology, 396. 
Rhys 427 cites an AS. ge-thinge „destiny*^, „fate'^ Poesibly 
also the Lith. tenkti „zukommen^ may be cognate. 

56. Ir. tamvi „a bush^', dat san tum luachra ^^n the 
clump of rushes'S Three Fragments 46. Urkelt. tombas=zS1a. 
Btamba in gara-stamba „sl clump of reeds'^ Ir. tomm „hil- 
lock" ■- TVfißog^ Skr. funga. 

57. Ir. tüare „food'S (never töire), Urkelt tavaria: cog- 
nate with instaurare^ re-daurare, Skr. sfhävara. 

58. Ir. uamand^ LL. 237 ^ seems to mean „skin^S and is 
probably borrowed from Lat. omeutum^ with progressive assi- 
milation and the usual changes of d to ua and of nt to n<L 

59. Ir. uide „reise, journey", urkelt odia^ (-o?) from *podia 
(-d?), yeAicpadyäy pädia, fii9is\x\% huftritt", Grass mann. Com- 
pare the Hesychian gloss aÖBg- Tiodeg, which Fick, U. 56, 
plausibly conjectures to be Gaulish. 

September 1883, Whitley Stokes. 



W. Toniftschek Mhcellen. 93 



Miscellen. 
L Vesu 9,gut** auf europäischem boden. 

Die gleichstellung von et;-^, i/v-g mit altind. vdsu wird von 
den vorsichtigsten Sprachforschern vornehmlich desshalb be- 
zweifelt, weil sich im Griechischen nicht die geringste spur einer 
vormaligen existenz des digamma's nachweisen lässt; Collitz 
bat vor kurzem sogar die gleichung mit äyü „regsam, lebendig'' 
aufgestellt und zu begründen versucht. Ohne uns anmassenzu 
wollen, in dieser frage ein entscheidendes wort mitzureden, 
wagen wir doch den versuch, eine uns lieb gewordene ansieht 
so gut es geht zu vertheidigen und mit positivem material zu 
stützen. Wir geben erstlich zu I)edenken, dass gerade die com- 
positionselemente allgemeinster bedeutung der lautlichen ent- 
stellung und deminution von allem anfang an am meisten aus- 
gesetzt waren und dass die möglichkeit nicht ausgeschlossen 
ist, der schwund des digamma's ohne ersatz habe in einer zeit 
pUtz gegriffen, welche der uns einzig bekannten Sprachperiode 
weit voran lag. Das positive material, worauf wir uns stützen; 
besteht in dem nachweis, dass europ. vesu^ verküi*zt ves^ in zwei 
nahe verwandten Sprachgebieten 1) dem keltischen, 2) dem illy- 
rischen einstens lebenskräftig war. 

1. Hinsichtlich des ir. fö „bonus*' überlassen wir den ent- 
scheid, ob darin altind. t^^i^t« enthalten, den sprachforschem; wir be- 
schränken uns darauf, das dement ves in altkeltischen eigen- 
namen ausfindig zu machen. Ein besonders eigen- und alter- 
thümliches gepräge besitzen die eigennamen, welche dem cisal- 
pinischen volke der Cenomanen angehören und die uns auf 
den römischen inschriften von Brixia und jener region begegnen» 
welche den ursprünglich raetisch-euganeischen stammen der 
Trumplini (in Val Trompia), Camuni (Val Camonica) und 
Anauni (Val Non) angehört hat. Es ist merkwürdig; dass auf 
diesen inschriften gerade die indogene nomenclatur, die wir der 
etruskischen anzureihen allen grund haben — vgl. nomina genti- 
licia wie Tenaffinon-, TnUinofi^j Lwinennon-y Lavisnon- u. ä. — 
weitaus zurücktritt hinter der gallo-cenomanischen ; ohne zweifei 
haben in diesem alpinen gebiete die (])enomanen das superiore, 
erobernde volkselement ausgemacht und die Urbevölkerung wenig- 
stens so lange gesellschaftlich beeinflusst, bis auch hier endlich 



94 W. Toinaschek 

die nivellisircnde kraft des Römerthums durchgegriffen hat. 
Unter den cenomanischen eigennamen finden wir nun auch fol- 
gende (C. I. Lat. vol. V): 

VES^ÄSA f. (no 4647) 

VES-OASSlSm. (no497ö), neben SU-GASIS (no 4927), 
ÜLU-GASIS (no 4879), ESDRA-GAS81S (no 4910) 
und STA-CAS8IS (no 4858) 
VES^GASS^ON^ f. (no 4602) 
VES^ASI-ON- m. (no 4880) neben CLU-GASUOH 

(no 4879) 
VESU'AVVS (no 7854) neben Dugiavus, SaUavus, Mes- 

8(wu8, CaUavfis u. ä. 
FJSSt^ifl/SCno 5002) neben Biumus, Triumus, Bitumus, 
Tetumus^ Gassuimis u. ä. 
Schon der parallelismus von SU-GASIS und VES^ASSIS 
erweckt die vermuthung, dass die compositionselemente SU- 
und VES- synonyme bedeutung besassen; ja noch ein diittes 
synonymes präfix an* reiht sich an, vgl. Fick Gr. personen- 
namen XC, LXXL Die bedeutung des auch sonst häufig vor- 
kommenden zweiten bestandtheiles 'j/assi", -cassi- ist noch un- 
aufgeklärt, vgl. ebenda LXXIV. 

2) Die illyrische nation, deren Verbreitungsgebiet in Unter- 
italien und der venetischen laudschaft, in Pannonien, Istrieo, 
Dalmatien und im engeren lUyrien bis in das centrum Make- 
doniens durch gute Zeugnisse erwiesen ist, zerfiel in zahlreiche 
Stämme, die allerdings in pliysischer und sprachlicher hinsieht 
stark von einander difierenziirt sein mochten; ein arisch-euro- 
paischer grundstock in dieser nation darf jedenfalls angenommen 
werden. Altillyrische eigennamen haben sich in grosser zahl 
erhalten; für unseren zweck kommen zwei lateinische inschriften 
in betracht (C. L Lat, vol. III): 

die eine aus AI bona (no 3058): VESCLEVESr PETBO- 
NIO • TBITI • i?'(ilio) I IS' IN' PRO VINCI A • />(ecessit) • FE 
(lix)' ITUBUS. Der grabstein ist einem libumischen seesol- 
daten gesetzt, der eben im begriffe war nach Pola zu über- 
schiffen, als ihn das todesloos ereilte. 

die andere aus Flanona (no 3038): AVITA • SUIOCA- 
VESCLEVESlS'F{i]iji)\ VELSOUNAE - SUIOCAE - VES- 
CL E VESIS * J\iliae) u. s. w. Der vater des liburnischen seh wester- 
paares Velsomm Stuoca und Avifa Suioca hiess also VES^LE^ 



Miscallen. 95 

VESIS. Es gehört nun kein besonderer grad von wissen und 
divination dazu, diesen gentilnamen zu deuten; jeder, der sich 
mit arischer nomenclatur befasst hat, erkennt daiin altind. vä9i(^ 
grams „guten rühm besitzend^' ; auf das südeuropäische Sprach- 
gebiet übertragen« muss dieses compositum vesu-Meves- gelautet 
haben; dieselben laute nimmt die divinatoiische Sprachforschung 
für die älteste gestalt von gr. ev-xXeeo- in anspruch. So wie 
sich in den norisch-pannoniscben inschriften von Hemona neben 
den älteren namensformen Voltu-paris (no 3791« 3798) und 
VoUtt-reg- (no 3819) häufiger die jüngere VoÜ^reg- (no 3793. 
3796 etc.) findet, so lässt sich auch für Fes-cZeves- die ältere 
form VesU'cleveS" voraussetzen. Der weibliche name Sui-^c-^ 
lässt verschiedene deutungen zu; in VELSO^UN'Ä(vg\. no 3149 
von der insel Cherso VOLSOVNAE OPLICAE PLAETOSIS 
F., no 3151 VOLSUN-, V no 420 aus Istrien VELSON-; etrusk. 
veUunia ,,Volsinia'* und velsuniä gen. „Volsinii'O finden wir das 
Vorbild von gr. ^aoiwvrjj uiaavvr^ „die zottige, reichhaarige^S 
stamm ^veho» „zotte, haar, flaum*' alban. leä lit. uirsci-s. Die 
Libumer wurden von den alten als den „Pelasgem^* besonders 
nahestehend angesehen; sie gehörten jedenfalls der südeuropä- 
ischen nbtheilung an. 

Wir könnten noch weiter gehen und das arische dement 
vem-f ves' auch auf italischem boden nachzuweisen versuchen; 
altehrwürdige nameu, wie derjenige der göttin VESÜNA (C. I. 
Lat I no 182 p. 34; etrusk. vesuna Gamburrini Suppl. no652), 
könnten dazu einladen. Allein, wir furchten die grenze der 
sicheren thatsachen auf diese weise zu überschreiten; die deu- 
tung von VES-CLEVES-IS möchten wir jedoch unter die 
sicheren thatsachen gerechnet wissen. 

Wie der paläontologe berechtigt ist, gewisse verbindende 
glieder in der reihe der Organismen vorauszusetzen; und wie es 
ihm nicht selten glückt, ein vorausgesetztes glied in irgend einer 
Schicht wirklich aufzufinden — so kommt auch der Sprach- 
forscher und ethnologe nicht selten in die läge, mittelglieder 
tlieoretisch aufzustellen, welche durch einen späteren fund über- 
raschende bestätigung erhalten. 

II. Der illyrische verbalstamm das. 
Die eigennamen der messapischen inschriften haben kürz- 
lich durch De ecke eine recht gründliche erörterung erfahren. 



96 W. TomaRchek 

Nicht einTeratanden sind vir mit seiner annähme Ton gewissen 
lautanalogien mit dem iranischen Sprachgebiet; der ganze ha- 
bitus der messapischen und illyrischen nomenclatur bezeugt die 
einreihung der ganzen sippe in das System der antiken, süd- 
europäischen Völker. Auch hat es Deecke unterlassen, das 
Albanesische , den einzigen lebenden Überrest des iUyrischen 
sprachthums, gelegentlich zu verwerthen. Wir wollen an einem 
beispiele zeigen, dass es möglich ist, über einzelne punkte aus 
einem uns ganz unbekannten Sprachgebiete sich klsrheit zu 
verschaffen, wenn die lebende spräche berücksichtigung findet. 

Unter den messapischen namen begegnet besonders häufig 
die reihe dazasj dazimas^ dazomns, dazihonas, femer daxtas 
(f. daxtä)y dastas, endlich dazet (Gamburrini Suppl. no 949) 
und dazetis: auf griech. inschriften finden wir JaCag^ JdUoQj 
Jaaioqy //a^ifiag oder Jd^iftog (f. Ja^^a\ Jaaovfifiiog, Ja- 
l^ovTtog^ auf lateinischen Dasius, Dassim, Dasa, Dazas^ Das- 
mttö, DammuSy Dasumius, Jedenfalls ist die ganze namenreihe, 
weil auf illyrischem boden überall verbreitet, besonders typisch 
für diese sprachgruppe. Deecke, verleitet durch etruskische 
lautanologien (eintritt von ^, s für älteres c) versucht die dea- 
tung mit hin weis auf dexa, decem^ vgl. ital. Decumus, Decimius^ 
Decimianus u. s. w. 

Wir gehen von den messap. formen dctzeU, dazetis aus, 
denen sich die pannonischen und dalmatischen DASENT^ 
(nom. DASES) und DASANT- (nom. DASAS) anreihen ; darin, 
sovirie in pann. dalmat. BEÜSANT- (nom. BEüSAS, alban. 
bes8^\ PLARENT- (nom. PLABES), PANENT- (nom. PA- 
NE8), MEVERTENT-, CABBENT- u. ä., repräsentirt die silbe 
-w-, -ew^-; -ant-, offenbar den charakter des participiums der 
gegenwart, und als wurzel muss daz-, dax^ (vgl. daxtas, und I. 
R. N. no 3393 Daxima\ das- (vgl. dasfas\ dass- (vgl. Dassit^ 
unddasillyr. volk z/aaaa^i^iot) aufgestellt werden; die Schwan- 
kung in der Schreibung des schlusslautes erklärt sich wohl 
am besten als verschiedene wiedergäbe des barbarischen lautes i. 

Im Albanesischen existirt der nominalcharakter -ent- in der 
abgeschliffenen form -^ wirklich, vgl Hahn Gr. § 11, 4 Ga- 
marda § 161 Christophorides s. 20; das n ist bereits im 
Messapischen, vielleicht hie und da auch im Sikelischen (vgl. 
neben Moqfovtia den heros Mo^^g, dann auch Jovxhiogj 
alban. etwa duk^ „erscheinend, sich zeigend, ansehnlich, AJ- 



Miscellen. 97 

TUfiog^ geschwunden. Ausserdem bietet das Albanesische den 
yerbalstamm daä ^^lieben, begehren, wollen^' aus uraltem sprach- 
gut; nicht als lehn wort; ob ein Zusammenhang desselben ent- 
weder mit altind. las europ. las „begehren, verlangen" gr. Aaoi, 
,,ich wilP' oder mit altind. das ^^mangel haben'' gr. Siofiai 
„ich bedarf, begehre, verlange^' angenommen werden darf, mögen 
andere entscheiden. Im dialekt von Skodra finden wir die par- 
ticipialform ddä^ „diligens, amans'' neben dem allgemein üb- 
lichen dü^ ausdrücklich bezeugt (Blanchus Dict. lat. epir., 
Romae 1635, p. 20); da haben wir also den antiken DASES^ 
dazetl Jener daxtas vergleicht sich mit alb. daif^ „amatus, desi- 
deratus'S femer dazimasj Dastimius^ mit alb. ddä^m „amabilis'% 
vielleicht auch dazihonas mit alb. ddSun^ „amatus, amasius''. 
Kann es eine erwünschtere Übereinstimmung geben? 

in. Einige götternamen auf illyrischem boden. 

Selbstverständlich haben nicht blos die Hellenen und Italiker, 
die Kelten und Germanen ein reichhaltiges pantheon besessen; 
auch die nationen von minderer geschichtlicher bedeutung haben 
sich göttergestalten gebildet; nur dass davon spärlichere künde 
auf uns gelangt ist; wenn nicht zufallig ein oder der andere 
stein zu uns spräche, würden wir z. b. von illyrischen gottheiten 
nichts wissen. Einige derselben wollen wir kurz besprechen. 

MEDAUBUS hiess, wenn nicht alles täuscht, der illy- 
rische Aesculapius; auf zwei inschriften aus dem numidischen 
Lambaesis finden wir diesen namen bezeugt (vgl. G. I. Lat. 
m p. 285); auf dem einen wird der gott so angerufen: 
moenia qui Risinni Aeacia, qui colis arcem 

Delmatiae, nostri publice Lar populi, 
sancte Medaure! 

Delmatische Colonen aus Risinium (Rüano) hatten den 
cnlt desselben nach Numidien verpflanzt, an eine ob ihrer ther- 
men berühmte statte. Medaurus hiess der „heilkräftige^^ von 
dem südeurop. stamm med- ;,sinnen, ermessen, heilen^^ Das 
sofi&x -^uro- erweist sich als illyrisch durch eigennamen wie 
l^Q^h-avQogj Fal-^vQog (fürst der Taulantier), MAS-ÄURUS 
(Dalmater, G. I. Lat V no 7893); flussnamen auf ost-, und 
sfiditalischem boden haben gleichen ausgang, z. b. MdvavQOs 
und MhctvQOQf lÜaavqog oder Pensaurits (j. Pesaro, vgl. alb. 
pi8 „trinkend**?). 

Bftltrftg« s. kand« d. Ig. ipraeb^n. IZ. 7 



98 W. Tomaschek 

MELESOCÜS, eine istrische gottheit; vgl. die inschrift 
aus CastelBuovo an der Arsia nördlich von Nesactium (G.L 
Lat. V no 8127): NUMINI MELESOCO ÄUG- SACBUM- 
Der ausgang -oc- ist für die istrische nomenclatur typisch; 
vgl. VINLOCUS (]JI no 3154), FERVAL-OCUS (V no 437), 
LAEP-0CU8 (V no 443. 445. 449. 453 IH no 3322), CLANQ- 
OCUS („sonorus", gr. xiayy- V no 436), 8ÜL0CA u. ä.; ein 
augmentativsuffix -oA; ist noch jetzt im Albanesischen lebendig, 
vgl. z. b. malök „montagnard, bauernkerr^ Die deutung des 
Stammes mdes- ist uns natürlich verschlossen; bei der grossen 
Verwandtschaft jedoch, die zwischen lUyrisch und Griechisch 
obwaltet haben muss, darf auch gr. i^ieXeg- „lied" verwiesen 
werden und dann wäre Melesocus, gleich ApoUon oder Orpheus, 
der „liederreiche, sänftigende^^ und könnte sogar alb. miäeme 
„cycnus^^ (Rossi p. 827) zur vergleichung herangezogen werden. 

BORIA war nicht nur personenname (III no 1798 aus Epi- 
daurus, j. Ragusa vecchia), sondern auch der gott des nord- 
windes bei den Polaten (Vno7): Evangelus colonorum Polen^ 
sium BORIAE v, «. l, m. — Da in Pola seit alters griechische 
cultureinflüsse vorwalten, so ist entlehnung aus ßogiag^ ßoQ^g 
von vornherein anzunehmen; doch bietet auch das Älbanesische 
die wortformen bör^^ d^re, dzbör^, sbon} „schnee^S- aus dem 
Vulgärlatein stammt wal. boarq friul. buere sard. barea catal. 
boira „nebula, vapor, impetus venti, pluvia'^ — In Pola wurden 
unter den Bacchanten die N EBRES yerohrt (V no 8133). 

LATRA^ delmatische Göttin, begegnet dreimal: 10 
no 2857 Ceuna Lalrae, no 2858 Dumna Latrae, no 2859 C. 
Julius Picusi f. Ceunus Lafrae. Uns fehlt der nächste anhält 
zur deutung; etwa göttin der Verschwiegenheit, oder geberin, 
entlühnerin, nemesis (vgl. Iotqov)? 

IRIA war der liburnische name der Venus; vgl. IH 
no 3032 aus Flanona IRIAE AÜG-, no 3033 vom Arsia-see 
bei Flanona IRIAE VENERL Recht ansprechend wäre der 
vergleich mit altind. irya „regsam, kräftig, energisch'^ und ^ig, 
ira\ eQog wird dagegen zu ra ;;lieben" gezogen; umbr. osk« 
her- „velle"? 

JCAy name einer quellnymphe bei den Li burnern: no 3031 
aus Flanona: ICAE M, Vipsanus Jf. lib. Faustmv. 8. L m., 
dazu der eigenname Icus aus ladera no 2951. Stünde dop- 
peltes C, se dürfte man an "iTtTCij ^Ixutj denken » wie denn der 



Miscellen. 99 

sikelische fluss *'l7C7taQig auch ^IxxaQig gechrieben ward (Vib. 
Sequ.). Doch ist auch ableitung von ikj 9,heraa8gehen» heryor- 
driDgen'' ansprechend ; vgl. alb. ikij (aor. ika) ifcvovfiai, partic. 
{kun^ ixtüv. Der libumische name hat die flucht der Zeiten 
fiberdauert: noch jetzt sprudelt nördlich von Fianona (slaw, 
Plomin) und Lovrano die quelle Ika hervor , um sich mit dem 
Adrias zu vereinigen. 

AECORNA nnd LABUBUS sind localgottheiten von He- 
rn ona gewesen; doch scheinen diese namen, gleich den gott- 
Leiten von Aquileia und gleich dem pannonischen Hercules OOB-^ 
SIUS (daher der eigenname Oorsilia) bereits der keltischen 
Sprachregion anzugehören; ebenso die SEIXOMNIA LEUCI^ 
TICA oder die sieghafte Diana, welcher die Polaten einen votiv- 
ßtein gesetzt haben (V n« 8184), wiewohl namen wie Leuce, 
Leucina auch auf delmatischem boden begegnen und schon im 
liede der Salier Jupiter als Leueetius angerufen ward. Im thale 
der oberen Sau hausten die keltischen Kamer; unter den 18 Ort- 
schaften, welche der Ravennate auf karnischem gebiete anführt; 
begegnet auch LEBBA^ das vorbild der noch heute im alpen- 
gebiete lebendigen topischen bezeichnung „Lebern, in der Lebern'*. 

TBITAN- finden wir in der grundlage des delmati sehen 
frauennamens Tritan-an- (III no 2792, 3 mal, und no 6351). 
Unwillkürlich erinnert man sich hiebei an den vedengott Trüa^ 
traitana. So viel ist sicher, das auf denillyr. inschrifben TBI- 
TU8 (alb. trtt^i und trit^) und TBITICÜS dem lat Tertius, 
DITUS (alb. dÜ^, dut^) und DITICUS dem lat. Secundus, 
SEXTÜS und SEXTICUS dem lat Sextus, endUch der dar- 
danische castellname Kaxtaqog (alb. kdtt^) und Kartotquiog 
dem lat QuaHus entspricht. 

ANDENUS, name eines gottes auf einem jüngst gefun- 
denen marmorstein aus Kaöanik an der grenze von Make- 
donien und Dardanien. Illyrisch ist der frauenname ^n(2e»?a, 
aus Sarmizegethusa (III no 1488), Andueia nnd Anduenna 
auf den wachstafeln der Piru8ten(IIIno928. 944), maezeisch- 
delmatischder mannsname Ande8{ni no2824. 1272. C.I. Rhen. 
no 1228 und auf einer jüngst gefundenen inschrift von 6 olubiö 
in Bosnien). Da im Albanesischen d häufig für altes dh^ gr. &f 
eintritt; wie im Makedonischen, so dürfte der gott als der 
„blühende, jugendkräftige^^ zu deuten sein, als Wi^^dg; vgL 

7* 



100 W. Tomaschek 

alb. dnd^ „lust, freude" dnd^ „froh, munter" und ^nde „blüthe, 
trieb" ^ndem „ich blühe". 

ADR ANUS, 'Adqavog, hiess bei den Sikelern am Aetna 
der leuchtende und sengende Ares oder der erderschütternde 
HephaistoSf und der fluss an der Westseite des Aetna mit der 
ortechaft Iddqavov, jetzt Ademb. Vergeblich sucht Holm am 
Aetna semitisch-babylonische cultureinflüsse nachzuweisen; die 
hunde, welche dem Adranos heilig waren, weisen auf die aerische 
und chthonische bedeutung des sikelischen gottes, dessen name 
wir mit al&igiog, ald-Qtjvog, „leuchtend" deuten; vgl. adQaid' 
ald'Qia^ Mcoiedoveg (Hesych.) und Ald^qla, die griechische Um- 
formung für die venetische Stadt liÖQca an dem mündungs- 
gebiet des Po; also auch hier illyr. d für altes dh, gr. d-. 

BELLI, JelXoi oder Jeiloly hiessen die palikischen Zwil- 
linge , die man sich in den zwei von kohlensaurem gas getrie- 
benen sprudeln des kleinen sees vonPalagonia in Sikelien ver- 
körpert dachte (Macrob. Sat. V, 19); sie galten für kinder 
des Hephaistos-Adranos und der Aitne. Das Albanesische bietet 
zur deutung djdle pl. djd „kind, bursche, Jüngling bis zum 
15. jähr", dim. djdled; djald-i; ob das wort mit lat feilio-s 
lett. das zusammenhängt oder, nach v. Hahn, direkt herzu- 
leiten ist von alb. dai „hervorgehen, sich erheben, erscheinen, 
aufsteigen", part ddl^ ,^steigend" c^ei^un „aufgegangen", mögen 
andere entscheiden. 

VEßZOBIÜS scheint eine localgottheit bei den Dauniern 
gewesen zu sein; vgl. I. R. N. no 1479 aus Beneventum, 
VERZOBIO I C. Caelio C, f. etc. — Eine frau, wohl apu- 
lischer abkunft, heisst VERZOVIA (HI no 1217), und als 
delmatischer und venetischer eigenname begegnet acht- 
mal ein VERZON- (Ol no 1269. 1271. p. 936. 938. 954 V 
no 1956, neben VERSUS V no 8475, vgl. Ovegaog, Dahnater 
bei Appianos), woher die heutige istrianis che familie Verzan^ 
Verzun. Ein alter delmatischer stamm hiess DA-VERZEIy 
Ja'-oveQCoif worin die illyr. parastase von y&oQyoL, yafeQyoi 
erkannt werden darf, da sich derselbe gegenüber den übrigen 
stammesgenossen durch rationellen feldbau, bes. weincultur, 
hervorthat; wegen da- vgl. alb. ds „erde". Verzobtas ist also 
mit iqyaazfOQj efücax zu übersetzen, und illyr. verz- mit gr. 
^^01 zu vergleichen. 

MENZANA^ beiname des Jupiter, dem die ob ihrer rosse- 



Misoellen. 101 

Zucht berähmten Daunier und Messapier, vielleicht auch 
die Veneter, fohlen opferten; vgl. Festus v. October equuß 
p. 181 M.: „apud Sallentinos equus Menzanae lovi dicatusvivus 
conicitur in ignem'^ Wir deuten den namen mit Pull an us 
und vergleichen: alb. maz^ m^y f. mdz^ m^z^^ „füllen (von 
rossen, eseln und niaulthieren)^S m^dt Junger, zweijähriger 
zuchtstier^'; wal. m^'ndzü, rn^nz „puUus equinus", m^dt „von 
der milch entwöhntes thier, abgespänt'^; ladin. mants , Junger 
stier", mänzä „weibliches zuchtkalb zvnschen ein halb und zwei 
jähren'*; ital. manzo^ f. manza, „iuvencus" — nach der her- 
gebrachten meinung mit manso „mansuetus" gleich ; wir glauben 
jedoch, dass das vulgär-romanische wort auf die spräche der 
illyrischen Veneter und Mesapier zurückgeht, die gewiss auch 
auf das Vulgärlatein ihre einwirkung ausgeübt hat. Als stamm 
betrachten wir altind. mad^ mand „triefen", gr. juai)- „schwellen, 
strotzen, abäiessen", dazu iiiC^oq^ *fiidjog aiSoiovxmd fiaarög, 
^fiadrog mamma ; vgl. auch ahd. manzo ,;Uber^\ nhd. dial. manZf 
menz^ minz „iuvenca sterilis*^; alb. «n^ n^ ^„saugen (v. jungen 
thieren)'^ und m^tüq „amme". 

IV. Das illyrische suffix -ista. 

Im heutigen Albanien finden sich zahlreiche Ortschaften 
auf 'isla, vne KuMlista Räpsista Brintista Ldpsista Wdnista 
Ämista Ddista Krotinista Arinista Tranosista, Ortsnamen auf 
Ute finden sich gleichfalls^ aber noch viel häufiger auf bulga- 
rischem und rumunischem boden, so dass herkunft aus dem 
Slavischen unbedenklich angenommen werden muss ; wir glauben 
jedoch, dass sich mit diesem slaw. suffix -üte frühzeitig ein 
altillyr. suffix iäa, ist^ verquickt hat. Noch zur zeit Justinians 
gab es zahlreiche Ortschaften in Epirus und Dardanien, welche 
mit letzterem gebildet waren, z. b. Bgat^ca^ray Bomovata^ Tlaf^ 
vovüva. In den lat. itinerarien finden wir nicht wenige locali- 
täten, welche gleichen ausgang zeigen, auf illyrischem boden, 
z. b. an der pannonischen Donau Lepavista, längs der Drau 
lopistay Sunista^ Eemista, in Dalmatien Tergeste und Bigeste^ die 
insel Ladesia, dazu die ethnika Deramistae, Bumiatae^ Piru- 
gtae^ ladesiini und in Unteritalien Btdmstini, Orumbestini (vgl. 
H. Kiepert, Lehrb. der alten geogr. § 388, n. 2). Selten 
begegnet das suffix auf rein keltischem gebiete, z. b. TohxoTa^ 



102 W. Tomaschek 

woher die Toltsto- boii; Ateste im Pogebiet ist vraetisch-illyrisch; 
Segesta an der Sau kann eben so gut illyrisch sein, vgL Segesta 
in Sikelien. 



V. Das illyrische deminutivsuffix -za. 

Auch Ortsnamen auf -za sind in Albanien häufig; z. b. 
Arza, Binizay Kjuteza, Miza, Dariza (ßQaxi(ovlaxoQy AtslyslH' 
tenos p. 367); die alb. grammatik kennt eine weibliche demi- 
nutivform auf z^y mit bestimmtem artikel -z-a, welche mit dem 
männlichen deminutivausgang -& irgendwie zusammenhängen 
mag. Beispiele: büqz^ filiola, tcdiz^ wdiz^z^ und u^fs:^ puella, 
pit^^ equola, kj^'nez^ canicula, S^lp^n^z^ vulpecula, äpinz^ avi- 
cula, ätänzq bestiola, dnqz^ wespe, f^nzq, rebhuhn, blM^^he^ 
tula, mdnezq maulbeere, x^dn^zq kornellkirsche; dör^fi:^ manicula, 
kätn^^ fiisschen, Sam^z^ kleiner zahn, k^rd^inzq nabel, centnim, 
hdnn^^ lunula, undz^ und undz^q anulus, ür^^ ponticolus, 
dir^z^ portula, A^sn^^i;. hippe. Bossi lässt auch die männlichen 
formen auf -z ausgehen und schreibt z. b. für idk& lupulus 
(vgl. den altillyr. eigennamen Ulcudius) uikz^ für plakd- seni- 
culus plakz; Blanchus hat jedoch durchgängig die richtige 
Schreibweise mit & z. b. djale& puer, infans, zagd" avicula, zii& 
nigellus, wogdiS- pusillus, aSted^ ossiculum, zand" vocula, d-esd" 
sacculus, gürd' lapillus, heeld' verruculum u. s. w. Für das 
alter des ausgangs •za lassen sich Ortsnamen aus Epirus und 
Dardanien anführen, wie l4Y.QivlQa^ Rdnatjcty *!AQoaCflj PiQ' 
ßaCpt (bei Prokopios). In byzantinischer zeit nehmen Orts- 
namen auf -T^cr überhand; wir erwähnen beispielsweise Kktn^o* 
TiviT^a an der Magit^a; hier liegt bereits ein slovenisches, d. 
h. altbulgarisches, suffix vor, ebenso in ngr. dd€lg>it^a^ ßfo^ 

Auch in vereinzelten glossen bei Hesychios findet sich der 
ausgang -5cr, z. b. aWCß • tj Xsiniq räv devdqw^^ MaxsSopeg; 
o&i^a 'Sfia^ ^fiiovi%ri\ fidvv^a und fiwlv^a * fiOvorUtpalog oxo- 
Qodog; kretisch ist die glosse ßoltCpt * 17 dovlag (Enst., Seleukos 
b. Athen. VI p. 267); in axdn;^a, KLOwl^ioiy einer in Thessalien 
und Makedonien wachsender rohrgattung, gehört ^ wahrschein- 
lich zum stamm {sknud „stechen'' ?). Aufiallend ist jedoch die 
bedeutende zahl der Ortsnamen in -^a auf paionischem und 
phrygischem boden, z. b. Kät'sovtß ort in Moesien, Bo^tfx 



Miscelien. 103 

ort oberhalb Thynias an der politischen küste, l^gdßvCa * Ttokig 
rijg KavKwvidog, JovQiCß ' Ufinj naga tov Ait,av rcarafiov^ TiQi" 
^a* nohg Ilafplotyovlag^ Ilinovta* xwfit] rrjg Oqvyiag/'lXovCjU^ 
^qyi'C/u u. a. orte in Mysien und Phrygien. Darf hieraus ein 
schluss gezogen werden auf eine ethnische und sprachliche Ver- 
wandtschaft der Phryger, Paioner und Mysier mit den lUyriern ? 
Bemerkenswerth ist auch der umstand, dass selbst die etrus- 
kologen einen weiblichen deminutivausgang -za statuiren, z. b. 
(De ecke, Etrusker 11* p. 479) in den eigennamen veinza, 
9epza^ ravntza, larza und lardiza (Gamburrini no 257), und 
in vdiza (Gamburrini no 166. 417, dem.Y.vdia). Ob dieses 
Suffix auf ein älteres -/Ata, -^ia zurückgeht, oder ob darin 
palatalisirung eines gutturals vorliegt, lässt sich nicht mit Sicher- 
heit entscheiden. 



VI. Das walachische suffix -äOr. 

Nach Miklosich (Beiträge zur lautlehre der rumunischen 
dialekte V., lautgruppen, s. 51) ist das wal. deminutivsuffix 
-aar, das man bisher aus vulg. lat. -^iolus zu erklären versucht 
hat z. b. albädr aus allnciolua, pitäör sxis pedidolus^ entschieden 
unlateinisch; es lässt sich auch weder aus dem Slawischen 
noch aus irgend einer anderen spräche der Umgebung herleiten ; 
es muss vielmehr, so folgern wir, der spräche angehört haben, 
welche die leiblich'en vorfahren der Rumunen vor ihrer ro- 
manisirung gesprochen haben. 

Ueber die ethnogenie der Rumunen ist man jetzt so weit 
im reinen, als man weiss, dass dieses volksthum sich südlich 
von der Donau herausgebildet hat. Nur darüber gehen noch 
die ansichten auseinander, ob es räthlicher ist ein illyrisches, 
oder ein thrakisches volk als stammzeuger der Rumunen auf- 
zustellen. Miklosich verficht jetzt die ansieht, dass die lUy- 
rier bei der bildung der walachischen nationalität in hervor- 
ragender weise betheiligt waren (abhandlung IV, consonantis- 
mus 2, 8. 48) und dass Skipetaren und Rumunen mit einander 
durch spräche und geschichte unzertrennlich verbunden sind 
(8. 49); R. Roesler und der unterzeichnete sind dagegen für 
dieabkunft von der moeso-thrakischen, resp. hessischen, 
nation eingetreten, wobei zu beachten bleibt, dass der moesische 
antheil selbst als ein glied der südeuropäischen (speciell armeno- 



104 W. Tomaschek 

phrygischen) sippe sich dem illyrischen element etwas näher 
anschliesst, während dem thrakischen antheil wahrscheinlich 
iranischer Ursprung zugeschrieben werden muss. Wie dem auch 
sei, so viel ist sicher, dass das suffix -^or für das Rumunische 
besonders typisch ist und dass mit dem ersten auftreten der 
Walachen in der geschichte auch die zeugenschaft für dieses 
suffix beginnt. Es sei uns gestattet , einige belege hiefiir vor- 
zubringen. 

In einer serbischen Urkunde des Stefan Neman ja (a. 
1198, Mikl. Mon. Serb. p. 6) wird ein ort in der zupa Z^jan 
(Ulpiana) an der oberen Sitnica Dabäor genannt; in einer Ur- 
kunde des Stephan Uroi IL (a. 1298, Safarik Pamatky 
p. 64) begegnet eine wlachische ansiedlung an der makedonischen 
Bregalnica, namens Srbäor; in dem grossen Prizrener chryso- 
buUion des Stephan Du san (a. 1348, Glasnik XV p. 272) 
lesen wir den eigennamen Marko FeUor und die Ortsnamen 
(s. 294) Winüor und (s. 301) MilUoTy der erste von witiu 
„vinum", der zweite von mielü „agnellus" gebildet; ebenso 
(a. 1349, Mon. Serb. p. 144) den bei Arhiljewica gelegenen 
Weiler Dobrüor^ und in einer Urkunde des Bulgarenfiirsten Joan 
Sisman (a. 1378, Pamatky p. 106) den am Rylo-berg gelegenen 
ort L^pSor. Auch in den geschriebenen denkmälem der Ru- 
munen nördlich von der Donau finden wir vom anbeginn Orts- 
namen wie ScUdiäor (a. 1424), äandrüör (a. 1410), SrbSor (a. 
1470) u. 8. w., und die heutige topographische nomenclatur wim- 
melt von solchen deminutivbildungen. 

Leider ist es schwer, über den lautlichen Ursprung von 
ior etwas sicheres festzustellen; so mag uns denn eine hypo- 
these gestattet sein. Wir nehmen an, dass äor sich aus s^ör^ 
8*är, gär entwickelt hat; wenn wir unserer ansieht vom thra- 
kischen Ursprung der Rumunen treu bleiben (und in der that 
findet sich auch von diesem typischen suffix auf illyrischem 
und albanesischem sprachboden nicht die geringste spur), so 
dürfen wir ein thrakisches deminutivelement -gdra statuiren, 
das möglicherweise gerade so verwendet wurde wie das lat -ctdo^ 
»clo. Es sei noch bemerkt, dass wir in antiker zeit auf thra- 
kischem boden Ortsnamen vorfinden, denen jenes suffix anzu- 
haften scheint, z. b. SAPRISARÄ (C. L Lat. VI no 2933) 
DEVSARA (tab. cer. C. L Lat. IH, no 3. 13) PADI8ARA 
(Procop. De aedif., vgl. yi^\. pitä&r) AN AUSARO {\A\i. ^eat). 



MiBcellen. 105 

VII. Das ligurische nominalsuffix -aska. 

Wenn wir genaue karten des oberitalischen und westalpinen 
territoriums zur hand nehmen, so wird uns alsbald die grosse 
menge von orts-, fluss- und bergnamen auf -^isco, -asca auffallen. 
Der italienische Sprachforscher Fl echia hat in seiner vortreff- 
lichen akademischen abhandlung „di alcune forme de'nomi locali 
dell' Italia superiore" (Torino 1871) ausser den keltischen namen 
auf -ago und -ate und den lombardischen auf -engo auch jene 
auf -a$co behandelt und denselben mit recht ligurischen Ur- 
sprung vindicirt Er zählt ungefähr 280 solcher namen auf; 
aber die liste lässt sich um das doppelte vermehren, wenn man 
die mittelalterlichen Urkunden des sardischen und proven^alischen 
gebietes mit verwerthet Wir machen zugleich die Wahrneh- 
mung, dass auch die Stammwörter, an welche jenes suffix tritt, 
einen durchaus fremdartigen Charakter tragen, und dass es ver- 
gebliche mühe wäre, dieselben aus keltischen und italischen 
idomen zu erklären. Ja noch mehr! Wenn wir das gebiet 
jener Ortsnamen topisch genau begrenzen, so finden wir, dass 
es sich vollständig deckt mit jenem , das die alten nachrichten 
der ligurischen nation zutheilen; wir können mit einziger hilfe 
jenes ortssuf&xes einerseits die ethnische grenze zwischen den 
Ligurem und Raetem aufs schärfste angeben: sie zieht sich 
von Gomo und Varese an entlang dem alpenrücken zwischen 
dem Langensee und Lago di Gomo zum Splügenpass hinauf 
und wendet sich dann über den Lukmanier zum Vorder-Rhein 
und S. Gotthardmassiv, um noch einen geraumen theil der süd- 
westlichen Schweiz einzuschliessen. Auf französischem boden 
anderseits lässt sich die grenze gegen die ungemischten Kelten 
etwas schwieriger verfolgen, weil hier die endung -o^ca sehr 
verschiedene lautentstellungen erlitten hat; nur dort, wo die 
Urkunden uns nicht im stiebe lassen und die ältere namens- 
form darbieten, können wir den versuch machen und gerathen 
über Burgund in die Auvergne und von da dem Qevennenrücken 
entlang südwärts ansmeer; auch auf iberoaquitanischem boden 
spielt das suffix eine rolle, aber nur sporadisch. 

Kaspar Zeuss hat allerdings keinen anstand genommen, 
alle formen mit dem Charakter -^isca den Kelten zu vindiciren ; 
es ist ihm aber nicht gelungen, für die Verbreitung desselben 
auf ungemischtem Keltengebiete auch nur einen beleg vorzu- 



106 W. Tomasohek HiBcellen. 

bringen. Wenn wir zudem die lat. inschrifben berücksichtigen, 
80 finden wir auch da den ligurischen charakter des Suffixes 
bestätigt Die Tabula alimentaria Velleiatium (a. 104) bietet 
mehrere namen dieses ausgangs, z. b. (col. 5) fund. V(n'mini' 
anum Precde cum iure APENNINI ARELIASCI ET CAU- 
DALASCL Aus republikanischer zeit (a. u. 637) stammt die 
Tabula de controvorsieis inter Genuateis et Veiturios (C. L Lat 
V no 7749), welche zahlreiche ligurische localnamen bietet, dar« 
unter: fiovius NEVIASCA, Hvas VINELASCA, flovius VERA- 
GLASCA, flovius TULELASCA, Wer würde sich getrauen, 
in diesen namen keltische oder italische formen zu erblicken I 

Dass keltisch und ligurisch nicht identische begriffe sind, 
lässt sich durch eine geringfügige thatsache erhärten. Wir 
kennen die cisalpinisch-gallische benennung des Alpen-Baldrians 
(spicanardi, Valeriana celtica L.) : ualiovyxay mit gut-keltischem 
ausgang -unca. Dennoch ist das Stammwort, wofür sich in den 
neukeltischen dialekten keine spur nachweisen lässt, ursprüng- 
lich ligurisch gewesen; der Ligurer nannte das kraut seiner 
alpen oakiovdaxay später mit Schwund des s-anlautes aliovdaxa 
(Dioskor. I, 7 p. 17 Spr.). Bei der Verbreitung der Ligurer 
an der Westküste Italiens sind wir nicht überrascht, auch in 
Latium Ortsnamen auf -asca, -osca^ -usca zu finden. 

Genug, wir sehen an diesem einzigen suffix, dem wir keines» 
wegs arischen Ursprung zusprechen wollen, trotzdem die speci- 
fisch-europäische adjectivendung "iako- dazu einladet, die ur« 
älteste zeit mit der gegenwart verknüpft; wir sehen, wie mäch- 
tige geltung das atavistische princip auch auf sprachlichem 
boden besitzt; denn auf dem anthropologischen ist diese geltung 
anerkannt — bis auf den heutigen tag repräsentirt der Ligurer, 
der eigentUch die politische einheit Italiens geschaffen hat, einen 
charakteristischen rassentypus! 

Graz, im Nov. 1883, verfasst zur Miklosich-feier. 

W. Tomasehek. 



F. Froehde Zur grieoh. u. lat oonjngation. 107 

Zur griechischen und lateiniBchen conjugation. 

Ueber das Verhältnis der altindischen praesensbildungen 
grbknd^ti prushndfti mathnd^ti mushndii grcUkn^ti skabhfufti 
stabknäti zu den daneben stehenden grbh&ydJti prmhäydtt ma^ 
thäffdiimughdydti ^otMyäti skabhdyiti stabhdydiivBi verschieden 
geurteilt worden. Die annähme Benfey's, dass äya durch 
einbusse des n aus ndya hervorgegangen sei, ist lautgesetzlich 
nicht zu begründen und wird daher von Delbrück (Altind. 
verb. 216) verworfen. Zwar können für die beurteilung der 
Sache die altindischen lautgesetze allein nicht massgebend sein, 
da, wie sich zeigen wird, die beiden arten der praesensbildung 
schon im Indogermanischen neben einander bestanden; da aber 
keine einzige spräche einen derartigen ausfall des nasals kennt, 
so ist es jedenfalls sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher im 
Indogermanischen stattgefunden habe. Delbrück selbst gibt 
zu bedenken, ob nicht äya aus anya entstanden sein könnte, 
und sucht eine stütze für diese auffassung in trshdyäti^ dem 
der nominalstamm vrshan^ zur seite steht Allein gegen diese 
ansieht ist ganz dasselbe einzuwenden, wie gegen die Benfey's; 
n fallt vor y auch im Sanskrit nicht aus, denn formen wie 
t&'yate jd'yate Myamdna lassen andere erklärungen zu, und 
vrshAydti aus ershanyäti hervorgehen zu lassen, ist um so be- 
denklicher, als letzteres in gleicher bedeutung sich erhalten 
hat Eine dritte ansieht über die entstehung der endimg dyäti 
stellt de Saussure (Memoire 251) auf; er erblickt in dem d 
die entwicklung einer langen nasalis sonans. Der folgende ver- 
such, die formen auf dyd'mi zu erklären und zu denen auf Md'ini 
zwar nicht in unmittelbare aber doch in mittelbare beziehung 
zu setz^, stützt sich auf analoge Verhältnisse in den europä- 
ischen sprachen. 

Der endung dyd'mi altindischer praesentia entsprechen im 
Griechischen aw und a^oi, im Lateinischen 6 (inf. dre\ im 
Gotischen d (inf. 6n\ im Altslavischen ajq. Wenn sich also 
in diesen sprachen praesentia mit den bezeichneten endungen 
neben solchen auf ursprüngUch ndmi finden und sich von 
ihnen nicht annehmen lässt, dass sie erst während des son- 
derlebens derselben von nominalstämmen abgeleitet sind, sc 
ist man berechtigt, sie für gleicher bildung mit den alt- 
indischen auf dyämi zu halten. Das gilt für folgende fälle: 



108 F. Froehde 

Lat domare gr. Safia^w » skt. dam&ydfii gr. Sdfivrjfu. 
Schon Fick (Wörterb. I 103) identificirt das lateinische vort 
mit dem altindischen und setzt einen indogermanischen praesens- 
stamm damdya an. Zwar hat das Lateinische während seiner 
Sonderexistenz eine grosse anzahl von verbis auf äre von nominal- 
Stämmen gebildet, zu diesen kann jedoch domare nicht gehören. 
Ich will kein gewicht darauf legen, dass ein nominalstamm, 
von dem das yerbum abgeleitet sein könnte, in dieser spräche 
nicht vorhanden ist; ein solcher findet sich im Griechischen 
und im Sanskrit wenigstens als zweiter bestandteil von compo- 
sitis (gr. adapLog innoda^og skt odama) und erscheint im 
Germanischen sogar selbständig (altn. tamr ahd. zatn „zahm^'). 
Der grund, weshalb domare nicht denominativum sein kann, 
liegt in den formen damui damitus domitor. Die lateinischen 
denominativa auf äre bilden die entsprechenden formen stets 
auf ävi ätu8 dtor; domätor bei Tibull und domätus bei Petro- 
nius sind natürlich nicht die Vorstufen von domitor und 
domüus^ sondern von domare aus neu gebildet. Wie sich 
bildungen wie hoMus Spiritus zu den daneben stehenden verbis 
hdlare spirare verhalten, ist mir nicht klar; vielleicht sind sie 
von den nominalstämmen halo- spiro-^ von denen die verba 
stammen, unmittelbar al^eleitet, wie ja auch die ebenfalls pri- 
mären Suffixe iti2o- und ^ro- in sessibtdum turibulum calamistrum 
eapistrum an nominalstämme getreten sind. Formen auf ui 
itum itor gehören entweder zu verbis dritter {molui molüum 
mfHitor) oder zu solchen zweiter conjugation (monui monitum 
monitor). Die etwaige annähme nun, dass domitus domitor zu 
einem verlorenen *domeo (vgl. skr. damdyati germ. tamjan) zu 
ziehen seien, würde nicht überzeugen, da eine derartige Ver- 
bindung von formen der a- und der e-conjugation ohne analogie 
wäre. Eher könnte man daran denken, sie auf ein verbum 
dritter conjugation zurückzuführen, wie man sonui sonitum^ 
tonui toniti48y lävi Uxutum^ plicui plicitum zu altlat. son^e tonXre 
laver e *plie^e (gr. /rAexoi lat. impliciscor) zu stellen pflegt; 
allein die annähme eines *domire würde völlig in der luft 
schweben, da ein entsprechendes praesens in keiner spräche zu 
finden ist. In welchem Verhältnis domo zu domitus steht, wird 
sich aus dem folgenden ergeben. — Formell entspricht dem 
altindischen damäydti auch ahd. zamdn^ doch lässt sich dieses 
nicht mit Sicherheit als altüberkommene bildung ansehen» da 



Zur griech. u. lat conjugatioii. 109 

es sehr wol von dem stamme zatna- in jüDgerer zeit abgeleitet 
sein kann. Dagegen hat es nichts bedenkliches» gr. da^oiCßo 
als eine solche zu betrachten. Zwar ist das verbum nicht ho- 
merisch, aber altattische formen, welche sich bei Homer nicht 
finden, deshalb für jüngere bildungen zu erklären, ist man nicht 
berechtigt. 

iqao} (att.) in aftegaw „eine flüssigkeit ablaufen lassen'^ 
i^BQcito „von sich geben, weggiessen, ablaufen lassen*^: skt. 
rinäHi „freilassen , laufen lassen, fliessen lassen''. Das alt- 
indische ri fuhrt durch r auf ar zurück" (Schmidt Voc. 
n 248). 

xaddofiou, (Hesych.): yudvfj^i. 

xeQaofiai (Homer): lUQyrjfiL. 

xXaco: skt ^rnäti lat. perceUo. Die Wörter stimmen in be- 
grifflicher beziehung so genau übereiu; dass an ihrer Verwandt- 
schaft nicht gezweifelt werden kann. Vgl. Gurtius Grundz.^ 
148 Fick KZ. XX 357. Allerdings unterscheidet sich niKaia 
von den übrigen angeführten und noch anzuführenden bildungen 
dadurch, dass es den wurzelvocal eingebüsst hat Zur erklärung 
dieses ausfalls darf man nicht TtQoaiTtXaCa (k 583) nQogjtXaCov 
(M 285) heranziehen, da diese Verkürzungen aus metrischem 
gründe erfolgt sind. Gesetzmässig ist er in xhig und wird 
von hier aus sich den übrigen formen mitgeteilt haben. 
Zwar lässt das praesens xldw noch eine andere erklärung 
zu, aber die dazu gehörigen formen xldaw ¥Klaaa empfehlen 
die obige annähme (s. u.). Den eindruck gleicher bildung 
mit xAaco machen d^louo und OTtaw^ die etymologisch un- 
klar sind. 

Ttegdo) in neTteQtjfiivog 58: neQvtjfjti. Leskien (Stud. 
n 113) weist auf die möglichkeit hin, TteftQtjf^ivog zu lesen; 
ein zwingender grund, von der Überlieferung abzugehen, liegt 
indes nicht vor. 

altsl. prijajq got /r(;d»skt. priydyämi : skt prinä'mu Del- 
brück (204) leitet pritfdt/dti Yon priyd „freund" her; die mög- 
lichkeit dieser aufiEassung ist zuzugeben, aber andrerseits li^ 
es doch auch nahe, die beiden altindischen praesensbildungen 
in dasselbe Verhältnis zu einander zu setzen, in dem die oben 
angeführten stehen. Das indogermanische alter des abgeleiteten 
verbums wird durch die Übereinstimmung von zwei europäischen 



110 F. Froehde 

sprachen mit dem Sanskrit mindestens sehr wahrscheinlich. 
Fick (Wörterb. I 149) leitet got. frijon vom nominalstamme 
frija-- ,,frei'' ab; indes stimmen die bedeutungen nicht ganz, 
auch wird sich got freis nicht trennen lassen von lat. privus 
„frei" privare „befreien" prtvatus „frei vom Staatsdienst** (TgL 
Leo Meyer Vergl. gramm.* 46). Zu frijon gehört vielleicht 
gr. TlfläTtog. 

Xiatpimi (Hom.): skt. linM'i (unbelegt). Vgl. ob. III 10, 
wo ich diese etymologie näher begründet habe. Dass linä'ti 
von rinä'ti zu trennen sei, nimmt auch Schmidt (Voc. II 
249) an. 

7ceXaZ(o (gemeingr.): ftiXvtjfii. Das futurum nüAw ist 
gleicher bildung mit XQS/Lidij Tveract) (nuddw und wird weiterhin 
zur spräche gebracht. Liessen sich diese formen als praesentia 
fassen, so würden im Griechischen die bildungen auf väfjti mit 
noch grösserer regelmässigkeit solche auf aw neben sich haben 
als im Sanskrit; doch ist eine solche au£fassung nicht an- 
gängig. 

In allen diesen fallen (nur got frijon ausgenommen) stehen 
den abgeleiteten verbis nomina, von denen sie stammen könn- 
ten, nicht zur seite. Dagegen kann ßia^ofiai neben skt jinäH 
denominatiyum von ßla sein, sodass ßido^at und ßtaCpuai ähn- 
lich neben einander hergehen wie oxidta und oxta^co u. a. 
Fick (Wörterb. I 82) verbindet %a^'ai „nachlassen, erschlaffen" 
mit skt. hvrn&'tij doch glaube ich mit letzterem besser lat. 
fdLlo identificirt zu haben; denn die beiden wörter entsprechen 
sich in begrifflicher beziehung nicht hinlänglich, auch möchte 
das anlautende altind. hv im Griechischen angemessener durch 
q> als durch % vertreten sein (vgl. zQvq>dkaLa: hväras). Trotz- 
dem kann xaXdcj (fut. xahdaw aor. ixaXaaa) zu den hier be- 
handelten bildungen gehören wie das anscheinend gleichartige, 
aber etymologisch noch unaufgeklärte yahxia. 

Die ontstehung von praesensformen wie XBQ&ofiai Tieddoficu 
hat schon B rüg man (Morph, unters. III 59 anm.) erkannt 
Wie nämlich im Sanskrit hrnäydti zu hrniU^ im Griechischen 
öafAvdü) xigvdto TCilvdof nvwdw zu ddpLvrjfit niQvrjfii Ttllmjfu 
nUvrjfii im Lateinischen appellare aspemari u. a. zu appeUert 
spemerey so verhält sich meqdoiiai zu dem in der form xigiaptai 
J 260 (vgl. Curtius Verb. I 174 Leskien Stud. 11 112) et- 
haltduennigafieu, dessai activische form wahrscheinlich *k4fc^ 



Zur griech. tu lat. eonjngation. 111 

pl. *%e((a^ep lauten würde. In demselben Verhältnis stehen 
ferner zu einander: 

dyaofiai (Hom.): ayocfiai. Von ayaofiai, (adj. verb. ayjjrog) 
wird ayaiofiai (Hom.) nicht verschieden sein; wegen der auch 
in xeQaiii} (Hom.) xedaiw (Apoll. Rhod.) und einzelnen glosse- 
matischen wörtem erscheinenden ai vgl. aeol. qwlw dlvifa ol- 
xsiw v^veld) 6xvsl(o. 

yrjQdtD in syiqqäaa: eyriQav yrjQoyai yriQoig; vgl. skt. jrnäti. 

dafioQui lat. domoi praesensst da^a- in den participien 
-ddfiavT' (^aodd^ag IlovXvddfiag) und d-dd^ce^og. 

*dvydofiai in dwijaofiai ^dwijdTjvi övrafiai. Etymologisch 
ist das wort nicht sicher erklärt (vgl. Osthoff Morph, unters. 
IV 48), so dass gegen die teilung dv-vafiai ein entscheidender 
grund allerdings nicht vorliegt; die Griechen fühlten aber das 
y als wurzelhaft Da nun im Griechischen mehrfach v urspr. 
va reflectirt (vöwq vyQÖg vnvog V^i;^)), so lässt sich dvvafiai 
„vermögen, gelten'' nebst dvva^ig „kraft, vermögen, geltung im 
Staate^ dwa%6g „kräftig, vermögend, tüchtig'' mit lat. bonm 
„tüchtig, gut" (vgl. %QBLoaiav) corabiniren; mit bona „guter" 
vergliche sich deutsch „vermögen", mit boni im politischen sinne 
Ol dwdfityoi. 

i(fdofiai (Hom.) i^actf (att.): egafiai. Brugman 's versuch, 
diese wörter aus skt. ram zu erklären (KZ. XXIII 587), scheitert 
schon an den formen i^ad^ai igijaofiaiy die sich von dem o£fen- 
bar von egorr- abgeleiteten eQwtdct) (ion. mit schwerlich will- 
kürlichem anlaut ei) nicht trennen lassen. 

ovrao) ovTa^w (Hom.): (wrrjfii ovrafjiai (Hom.). 

Bildungen wie xigafiai tqaptai sind ferner ngiftafiai neben xfij. 
^rrjfiiund irtQidftriv neben skt. krtnä'H „kaufen" (nach Schmidt); 
wegen qI : skt. rl vgl. got. frijon skt. priyäydti : skt prinä'ti. An- 
dere lassen sich erschliessen. Zu üpafiai dajucf- ioa/tiai ngiafKu 
gehören die verbalnomina dwccvog dddpLonog iQOTog dTiqUnogi 
ihnen gleichen iXonog d-d'dvonog d-xdficerog. Somit führt dxd" 
fioTog auf einen verbalstamm xa^ä-, neben dem xd^vw steht 
mit übertritt in die conjugation der ^stamme, wie er auch in 
skt pänate phdnati prndti mrn&ti (Whitney § 731) gr. t^- 
liifio u. a. lat apemo pdlo u. a. got. fraihnan stattgefunden 
hat (Gurtius Verb. I 243). Ein verbalstamm vaXa- ergibt 
sich aus fdl-av' faXa-Bqydg taka^-nw^g u. a.; ihm steht lat 



112 F. Froehde 

toUo aus *tolno zur seite. — Wie Fick (ob. I 231) erkannt 
hat, gehört das a des suf&xes skt. as- zum yerbalstamm (vgL 
bhd-s: bhd'fi, Janas: jäna4i, tdrus manu-s: tarufS manuti); 
dem entsprechend stammen von egafiai: eQog in igawog (Les- 
kien a. a. o. 114), von yrjQa- : ytjqag yigag (in ysQaiog aus 
*yeQaaj6g\ von Tiigafiai : xiqag in äyAqaiog, Man darf hiemach 
aus diqag auf einen verbalstamm dega- neben skt. drnä'ti, aus 
^QBfiaiog SLuSi^'Qefiä' neben skt. ramnSlti schliessen; ^gifiag scheint 
ein erstarrtes neutrum der art zusein; gleichgebildet ist Tcihxg^ 
das dann auf einen praesensstamm TteXa" neben TtlXvrjfjii hin- 
weist, welchen auch nBka%rjg^ bildung wie skt. sravdt- gr. h- 
QQBivtfigy und nsld-d^to (vgl. qfXeyi-S'w fiivv^w nv^to u. s. w.) 
anzusetzen nötigen. 

Das resultat der bisherigen betrachtung ist folgendes: das 
Griechische besitzt verbale o-stämme, die ablautend conjugiren 
(ovTtjfiLiovtafiai,) wie die zu ihnen in beziehung stehenden 
Stämme auf vä (TtlXvrj^i : nllvafiai). Diese coujugation ist nur 
trümmerhaft erhalten; grösstenteils sind diese stamme nach 
analogie ihrer verwandten durch antritt des Suffixes ja zu ab- 
geleiteten geworden {iodoftai : nilvdw). Auch das Lateinische 
kennt diese conjugation; es gehören ihr an die verba von der 
form domo domui domitum domare; domo aus ^domä-jo ist 
glmcher bildung mit gr. iQaw und verhält sich zu ddfivrjfit wie 
aspernari zu spemo. In den verbalnominibus domüm domitar 
s= gr. d'dafioTog nav^dafianaq (Fick Wörterb. I 103) ist % 
aus a geschwächt und so zusammengefallen mit dem aus i 
entstandenen i der a-stämme {geni-tus gent-tor), Aehnlich ge- 
hören cubui cubiium zu cuhare^ das neben cumbo steht wie skt 
tuddydti neben lat tundo^ gr. ^adi^oo^ac neben fiavd'dvw. 
Wie femer xegdw zu skt gr-ä^ti gr. xQ-ä- (J-x^a^v), so ver- 
hält sich lat seco zu dem altindischen aorist acchäm (As coli 
Vorl. 173 Brugman M.u. I 19); in sectus sector ist i zwischen 
c und t ausgefallen wie z. b. in pergo. Auch sono sonui sani" 
tu8^ tono tonui tonitus können als zu einem verbalstamm ge- 
hörig gefasst werden, doch lässt sich das nicht sicher beweisen. 

Ich gehe nitn weiter zur erörterung der übrigen zu ver- 
balen o-stämmen gehörigen tempora und zwar zunächst des 
futurums. Dieses tempus wurde im Indogermanischen gebildet, 
durch anfugung von 8-yä'mi an den praesensstamm. Am häu- 
figsten trat diese endung an den starken wurzelstamm (z. b. 



Zur griech. u. lat. conjugation. 113 

ßkt dekshyä'migv. del^w: skt. dhhti), aber auch an den a-stamm, 
dessen a dann vor 8 im Sanskrit zu i geschwächt wurde ; vgl. 
skt paii-shyä'mi dhärayi-shyatni : pdfämi dhdrdydmi^ gr. ^levko 
fdeofiai aus ^ptsvi^ajia *ede^jo^iai : ^Ivio skt sdddmi. Nun 
stehen neben sämmtlichen griechischen praeseutia auf vripii mit 
ausnähme von ftagvo^iat^ welches das tempus nicht bildet, im 
Attischen, zum teil auch im Ionischen futura auf aco; vgl. ddii^ 
vfjfiii dafido) (Hom.), xiQvrj^u: ueqdfa (att), HQ^fivrjitL: %qBfia40 
(Hom. att), niXvrjfii : neldtj (att), neqvrifjii : neqdw (Hom.), 
Tthnj/iii : Ttsrao) (att), axidvrj^i : ayieddw (att), (skt Jrnami: 
yrjQdia bei Piato), wozu noch, ohne dass ihm ein solches praesens 
entspricht, lAacu kommt, zu dem aber das adj. verb. ^Acrrci^ gehört, 
welches nebst den tempusbildungen «AijAa-xa IhfiXa^^ai iqXa'^rjp 
einen praesensstamm ika* voraussetzt. Vgl. Curtius Verb. II 
309. Dass das a dieser futura dasselbe ist wie das der praesentia 
von der form TUgafnai, scheint mir sicher; es kann sich nur 
darum handeln, ob dieselben mit den neben ihnen hergehenden 
praesentia auf dio (hom. x^^crcu) identisch sind oder nicht Das 
erstere ist sehr unwahrscheinlich, da praesensformen im Grie- 
chischen nur in wenigen fallen futurisch verwendet werden; 
von indicativeu werden so gebraucht elftu (gemeingr.), viofiai 
(Hom.) und dviidw (Hom.); conjunctive sind nach Windisch 
und Brugman (a. o. III 32) nlofiai*) edo^at und x^co, während 
die von letzterem ebenso erklärten xccoi und ßuo^ai als ächte 
futura nach dem muster von skt. jeshydti ksheshydti zu fassen 
nichts im wege steht. Wenn also gerade die neben praesentia 
auf vfjfit stehenden verba auf aw als futura verwendet worden 
wären, so müsste das doch einen bestimmten grund haben; ein 
solcher lässt sich aber nicht erkennen. Brugman (a. o. 59 ff.) 
ist geneigt, die griechischen futura als conjunctive aoristi auf- 
zufassen, vermag indes die lautliche differenz zwischen fievita 
und fieivcj nicht überzeugend zu erklären. Der gang der vor- 
stehenden Untersuchung führt zu der auffassung Ost hoff 's (Das 
verbum i. d. nominalcomp. 331), dass eldw da^dm u. s. w. die 
normalen futurformen der verbalstämme iXa- da/iS- sind und für 
^iXd'CJü) *dafid-aja) stehen. 

de Saussure (Memoire 240) weist darauf hin, dass im 

♦) Vielleicht ist auch dieses regelrechtes faturam zn nivu und stoht 
für *nT-<rjw, 

BeitrMff« e. kond« 4. \g. tprAehfln- IX. 8 



114 F. Froohde 

Sanskrit die zu praesentia der neunten classe gehörigen futura 
auf i-shyäti ausgehen, und dass in ähnlicher weise die bezüg- 
lichen verbalnomina auf tu tar tavya (ta) vor diesen Suffixen 
ein i zeigen ; derselbe erkennt auch , dass dieses i stammhaft 
ist, und vergleicht es richtig mit dem aus a geschwächten i in 
pitdr sthitä u. a., über welches besonders Fick ob. III 159 ff. 
zu vergleichen ist. Dieses % findet sich nur in ursprünglich 
tieftoniger silbe, besonders vor Mauten und s\ vgl. dukitdr 
gishtd 6t sU Ci'^t u. a.: ^vyatriQ lat. castus erds erat (Fick ob. 
VII 171), aber auch sonst. So entsprechen gr. ä-däitiaTog nav^ 
dafidfWQ a-xd^avog den altindischen damifd damitdr gamitä^ 
die futura auf aw aus aaßo denjenigen auf ishyä'mi^ welche zu 
praesensbildungen neunter classe gehören, und es ergibt sich, 
dass die behandelte conjugation indogermanisch war. Von 
praesensformen der art sind im Sanskrit nur wenige erhalten 
wie gamiaJwa gamldhvam (Whitney § 634),* sie sind, wie 
grösstenteils auch im Griechischen, durch andere ersetzt woixlen. 
Manche mögen nach analogie der oben angeführten ^^d-stämme 
(skt. minali gr. Tcdfivw lat. spemo got fraihnan) zu a-stämmen 
geworden sein; vielleicht sind sogar die altlateinischen son^e 
und tonere. (vgl. skt. stanihi von stänati) so aufzufassen, so dass 
auch hier das formensystem ein einheitliches ist. Andere sind 
durch anfügung des suffixes ya in derselben weise erweitert 
worden, wie hrndyäti gr. niXvdio u. a. aus hrniti ftiXvrjfjiv ent- 
standen. So ergaben sich die formen grbhh&ydti u. s. w., während 
in grahlshydli dgrahisam grbhUä grabhitdr u. a das i von hrnite 
erscheint; doch schwankt die quantität desselben, ygl, garidtydti 
u. a. bei de Saussure a. o. 240. 

Ist die vorstehende erklärung der futura von der form ia- 
/ücuo richtig, so ergibt sich folgende consequenz. Wie die prae- 
sentia auf vrifu futura auf aw, so haben die auf vvfu solche 
auf €w, vereinzelt oio neben sich: 

olXv^i : oki(o (Hom. att) 

oQvvfiL : OQiofiai (Hom.) » skt. arishyämi 

GTOQw^t : atoqiia (att.) «» skt. starishyami 

TiOQivyvfu : xoqiw (Hom. att.) 

of^vvfii : ofiiofiai in ofiÜTai ofielad^ai (Hom. att) 
und o^oofiai in hom. ofiotfiai. 
Diese futura zeigen in der wurzel dieselben' vocale wie die 
zugehörißo.n praesentia und sind mit solchen wie (nep^fa wol 



Zur griech. n. lat. eonjngation. 115 

nicht gleicher art. Einige derselhen haben praesentia auf sw 
neben sich: ogiofiai (Hom.) lat aboleo; diesen gleichen ya^uiof 
xaXifo {rekiw?). Wenn nun die futura auf am auf derselben 
basis beruhen wie die ihnen zur seile stehenden praesentia mit 
gleicher endung, so wird das nämliche auch von den analogen 
formen auch €(o gelten müssen^ und wir werden zu der annähme 
gefuhrt, dass das yerbalsuffix ä sich in ähnlicher weise in ä 
tj w gespalten hat, wie das wurzelhafte a in tarä^a Tlxhjfn di- 
diofu verschieden gestaltet erscheint. Praesensformen wie t/- 
^Bfiai^ Ti&ivai sind dUfnai Uvai; das perfectum oXwXeKa ist 
ganz gebildet wie iXi^Xäxa^ auch das lateinische perfectum ab- 
olSvi macht wahrscheinlich, dass ab-oleo auf *olSmi basirt 

Gegen die aufgestellte ansieht über die entstehung der 
futura auf aoi und €(o könnte man einwenden, dass intervoca- 
lisches aj in anderen, wie es scheint gleichartigen fällen wie 
likaioficu vaiio u. a. nicht ausgefallen sei; der grund dieser 
difFerenz ist mir nicht klar, doch finden sich derartige Verschie- 
denheiten in der behandlung anscheinend gleicher lautgruppen 
vielfach. 

Die zu praesentia auf vtj^a gehörigen aoriste haben hei 
Homer den ausgang aaaa » att. äaa: 

ia/Livtjfu : iddfiaaaa (edafiaad-ijv dafiaoTog) 

TUQVfjfii : ixiifaaaa (kxeQaa&fjv xegaarog) 

XQijfjivtjfu : hiQifiaaaa {iKQefidadTjv x^e/naarog) 

rtikvrifii : krtikaaaa 

Tthvfifii : inhacaa {iftetdadTjv) 

nigvrjfii : • iftigacaa 

axidvtjfii : ioTudaaaa (eaxeddad^jp axedacTog) 

skt: (rnä'ti : eKlaaaa (ixldadTiv Tiixlaa/Liai) 

lat. tollo : ezdlaaaa. 
Dass das a dieser aoriste dasselbe ist wie das der futura 
auf cuo und demgemäss auch das der praesentia auf tjfii afiai, 
liegt auf der band und wird weiter bewiesen durch folgende 
formen : 

aya^ai : i^yaaadfifjv {i^ydadTpi) 

ihx'Toq: rihxcaa 

Squ^i : tjQaaadiLiTpf (ijgdadTjv) 

(mfifii : (wraaaa {ovxoopLaC) 
lieber die bildung dieser aoriste bestehen drei ansichten. 
Leskien (Stud. II 112 ff.) leitet sie von praesensformen auf 

8* 



116 F. Froehde 

ao-jio her, zu denen sie sich verhalten sollen mez.h. iriUaaa 
zu *%€liajwy welches er als Vorstufe von TeXdfa ansieht Dass 
sich von ^-stammen, wie sie Leskien voraussetzt, die aufge- 
führten formen erklären würden, leuchtet ein; auch ist zuzu- 
geben, dass sich solche stamme denken lassen (s. ob.). Indes 
überzeugt mich Leskien's auffassung aus folgenden gründen 
nicht: 1) lassen sich a^-stämme nur für wenige der in betracht 
kommenden falle wirklich im Griechischen nachweisen und auch 
diese nur in vereinzelten ableitungen; von analogiebildungen 
aber könnte hier nicht wol die rede sein. Noch bedenklicher 
ist es, für hdwaaa eiQvaaa, die hinsichtlich der bildung den 
aoristen auf aaaa und €aaa gleichzustellen sind, stamme auf 
vg zu construiren. Zwar sind solche im Sanskrit vorhanden, 
scheinen auch für formen wie ayvia^ in denen zwischen v und i 
jedenfalls ein spirant ausgefallen ist, sowie für nL^ofivov =r lit 
kermuszis (Bugge KZ. XIX 419) und ^Evvii ^Ewäliog (zu skt. 
satiöti oder vanöti vanushydti) vorausgesetzt werden zu müssen, 
aber zur ansetzung eines ^%awg *tQvg fehlt jeder anhält Die 
endung avvvfii der attischen praesensformen niQawvfjLt TtQSfiaV' 
w^i Tvszdwvfit axeddvwfiu aus ""^-aai^/it zu erklären, liegt aller- 
dings nahe, doch ist die natur derselben noch nicht aufgeklärt; 
A. Kuhn (KZ. U 469) und Benfey (a. o. VIII 93) vergleichen 
sie ansprechend mit skt ""ühnü in arishriü paiishnü u. a. Dass 
diese, wenigstens zum teil, zum praesensstamm in beziehung 
stehen, zeigen cyävayishnü pärayishnü poshayislinü prajanayiskni 
u. a. (Whitney § 1194;. Für sicher kann aber diese erklä- 
rung nicht gelten, so lange das vv von atQuiwvfa ^vw^i xiiv- 
yvfu nicht aufgehellt ist. 2) In keinem falle lassen sich die futura 
von der form dafidw von ^-stammen ableiten, denn aa schwindet bei 
Homer nie; das futurum af<9)ceai ist nicht homerisch. 3) Auch sonst 
ermöglicht Leskien's auffassung eine einigennassen einheitliche 
erklärung der sich zu einem system zusammenschliessenden 
conjugationsformen und verbalnomina nicht; formen wie oAmf^ 
oked^Qog oXdxü) TreXavrjg neXdx^uß xQSindd'Qa r^XddTpf ihfiXKnai 
ihnog eQOTog Ttimafiai dfififiotat u. a. fügen sich ihr nicht. 
Leskien's annähme, dass die praesentia xe^a/oi (Hom.) dyctio- 
fiai (Hom.) uedaiü) (Apoll. Rhod.) und einzelne andere glosse- 
matische formen der art aus *x€Qäaj(o u. s. f. entstanden seien, 
kann keineswegs für erwiesen gelten; sie sind vielmehr mit 
solchen wie oixeiw vfivelu} oKpstat aeol. (pviw dlvuo (s. ob.) 



Zur griech. u. lat. conjugation. 117 

zu vergleichen. Die praesentia wie %BQam sind oben anders 
und, wie mir scheint, einfacher erklärt worden. 

Die zweite erklärung rührt von Bezzenberger her, der 
ob. IV 159 anm. die aoristformen auf aaca und €aaa zu den 
altindischen der sechsten classe mit dem ausgangemA atn stellt 
Dieser ansieht zufolge vriirde in iddfia-aaa iaTÖge-Gaa zwischen 
den beiden a ein a oder s ausgefallen und bereits vor dem er- 
löschen des intervocalischen a eine ähnliche Verkürzung der 
schwerfalligen formen *e6a^aaaaa ^satogeaeaa eingetreten sein, 
wie sie in hom. elkaßov e^fna^ov iwijxovta u. a. vorliegt. 
Gegen dieselbe erhebt B rüg man (a. a. o. 84 anm.) ausser 
anderen einwänden, die mir nicht wesentlich scheinen, den, dass 
sich im Indischen sisham immer nur unmittelbar hinter der 
Wurzelsilbe zeige. Allerdings ist Bezzenberger genötigt anzu- 
nehmen, dass diese bildungsweise, die im Vedischen noch ausser- 
ordentlich selten ist, im Griechischen weiter um sich gegriffen 
habe, so dass die endung sisham nicht nur an wurzeln auf ä^ 
sondern auch an andere vocalische verbalthemen trat; der weg 
von dßl'd-sisham bis zu Idäfi-a^aoa wäre so weit nicht, da ßiä 
nach Brugmnn dasselbe suffix enthält wie gr. J/uä, welches 
mit dafiä' im gründe identisch ist (s. u.). Die futura okiaaw 
iXdaao) (Hom.) u. a.. deren aa sicher dasselbe ist, wie das von 
äleaaa ijXaaaa^ würden Bezzenberger 's combination nicht 
widerlegen, da sie zu diesen aoristen nach der analogie gebildet 
sein könnten. Frei von bedenken ist Bezzenberger 's auf- 
fassung hiernach auch nicht; sonst hätte sie den vorzug, dass 
sie es möglich macht, die gesammten formen mit beispielsweise 
def/ia- und d^d von einem stamme herzuleiten. 

Die dritte ansieht ist die der älteren grammatik; nach ihr 
gehören die formen auf aaaco aaaa zu verbis auf a^to neben 
ata, und es scheint in der tat auf den ersten blick sehr ein- 
fach, id&fjiaoaa von da/id^o), ovtaaaa von ovtd^tOy inikaaaa von 
neXaCffa abzuleiten. Allein einer solchen erklärung widerstreben 
die offenbar gleichartigen formen auf eoata eaaa^ da es abge- 
leitete verba auf eto) neben solchen auf ew nicht gibt. 

Zu einer abgeschlossenen Überzeugung in der frage bin ich 
nicht gelangt, möchte aber noch auf eine andere möglichkeit, 
die formen zu erklären, hinweisen. Das intervocalische a der 
futura und aoriste von vocalisohen verbalstämmen {naidsiau} 
inaidtvca) könnte allerdings erhalten worden sein, weil es für 



118 F. Froehde 

diese tenipora characteristisch war; fiel es aus, so wurden fu- 
turum und praesens vielfach gleich, und es trat überdies ein 
oft harter hiatus ein. Vielleicht aber ist dieses a dennoch 
lautgesetzlich, und es sind die beiden tempora gar nicht von 
einfachen, sondern von durch x> erweiterten praesensstämmen 
gebildet. Schleicher (Conipend.^ § 300) und Brugman (a. 
a. o. I 78 ff.) fuhren die passivischen aoriste auf *-i/r auf 
solche Stämme zurück, die sich noch in grosser zahl erhalten 
haben (vgl. Gurtius Verb. II 342), und denen auch die suf&x- 
Verbindungen ^-^o ^-Ao i^-fw (Brugman a. a. o.) ihre ent- 
stehung verdanken. Sind aber die passiven aoriste von der* 
artigen stammen abgeleitet, so ist es wol denkbar, dass sich 
dieses bildungsprincip auch auf das entsprechende tempus im 
activ übertrug. Wenn man ein recht hat, tcv-oup mvaa von 
nv'd-'ü}, TtXrjaia STikrjoa von /rXjJ-^-a>, nqrjCfa ercQijaa von tt^jj- 
%^'W herzuleiten, warum sollten nicht auch (px^iaa eq>x^laa von 
gyi^i'-^'W, n^ow evrjoa von viq-^^ta stammen? Sobald aber diese 
bildungsweise einmal vorhanden war, konnte sie leicht um sich 
greifen und dann regel werden. So würden sich tfteXaaaa von 
neXaihWy äXaaaa inQifiaaaa von *6Xi&ia ^xQefidx^w^ auf die 
oU^-Qog KQB^dd'-ifa weisen, erklären. Auch liessen sich bei 
solcher auffassung die altlateinischen futur- und aoristbildungen 
amässo habissim u. s. w., über die Brugman (a. a. o. III 40 ff.) 
handelt, mit griechischen wie tifiaattt iq)ikfjaa vereinigen; der 
umstand, dass dieses ^ im Lateinischen in den Suffixen b^o^ 
b-ido -= ^^-ßo d-'ko als b umbr. f erscheint, begründet keinen 
einwand gegen dieselbe; vgl. jubeo ruber: jussua russus. 

In anderen temporibus sowie in einem teile der zugehörigen 
Verbalnomina erscheint anstatt des zweisilbigen verbalstammes 
(dafia-) ein einsilbiger (diuä), über dessen Verhältnis zu jenem 
in jüngster zeit viel gehandelt worden ist. Schmidt (KZ. 
XXIII 277 Voc. II 318 ff.) nimmt mit recht an, dass bildungen 
wie Jßi^toQy d^r[tu(^a und nav^dafta^iOQ^ dd^avarog und ^nj- 
TOQt diux^<nog und änfjtfjTog^ TaXaft€v^h]g und Thjnaxh^g nicht 
grundverschieden sein können, sondern dass die kürzeren, formen 
sich aus den längeren entwickelt haben, wobei er es unent- 
schieden lässt, ob die zweiten vocale in da^dtwq (:=askt. da- 
mitär lat domitor) u. s. w. etymologisch bedeutsam oder aus 
dem stimmton des nasals bezw. der liquida hervorgegangen 
seien; auch Brugman (a. a. o. I öt>) hält iraAa- und rAä- 



Zar griech. u. lat. conjugation. 119 

fiir identisch, will aber das ei*stere aus dem letzteren erklären, 
ohne auf Schmidt'» bemerkungen über tagaoau) und agdaaca 
(Voc. II 314 f.) einzugehen. Was das zweite a anbetrifft, sü 
muss ich mich auf grund der vorstehenden Untersuchung für 
die erste der von Schmidt bezeichneten möglicbkeiten erklären 
und treffe in diesem puncte mit Fick (Wörterb. IV 44 ff.) und 
B rüg man (a. a. o. I 1 ff.) zusammen, die in dem d von 
solchen einsilbigen wurzelformen einen suffixalen bestandteil 
sehen fvgL auch Schmidt Voc. II 239, Bezzenberger G. 
g. a. 1879 s. 672, Collitz A. f. d. a. Y 323 ff.). Die ein- 
silbige wiurzelform erscheint in folgenden fällen: 

1) im starken aorist: k'ßlrjv €7t%rjv kaßrjv imkijv tzXvjv 
iip'^rjv BÖQäv yikag eyv(ov u. a.; diese formen sind regelmässig 
von a-stämmen gebildet wie larrjv yon aza; der wurzelvocal 
ist in ihnen in ähnlicher weise ausgefallen wie in iaxov entofif^v 
iitlt%o iyqia^m u. a. 

2) in den reduplicirten praesentia TtifÄTtlfj/ni nlfirtQrjiui 
nixqrjfii 7ciq>Qvjfii dor. xlyxQäfit, Gewöhnlich identificirt man 
nif4Tth]fii mit skt. piparmi; allein letzteres würde im Grie- 
chischen nach analogie von ylyvofiat Xo%ui ^diivta u. a. vielmehr 
^nlnlia geworden sein. Gleicher art ist auch llruiv ikafiai^ 
das aus *ai'-akrj'fii entstand; dem attischen ik entspricht im 
Aeolischen iXk in iXlaog mit Xk aus aX wie in x^^^^oi » x^^^^'' » 
die formen tXXai^i i%Xa%€ (Meister Griech. dial. I 143) sind 
mit i'Xa&i nicht identisch, sondern gehören dem perfectum an 
(vgl. tidya&i ThXa&L) ; etymologisch scheint das wort verwandt 
mit lat. consdlari „besänftigen, beschwichtigen, beruhigen". 
Auch diese formen sind ganz regelmässig gebildet; vgl. %a%rifii 
%QxaiA&f von ora\ der wurzelvocal ist in ihnen geschwunden 
wie in Xa^f^ nimw fiifiivw u. s. w. — Bemerkt sei noch, dass 
im Altindischen die intensiva vielfach jenes i zeigen, von dem 
oben gehandelt ist: vdvadimi dardarimi u. a. Delbrück (a. 
a. o. 131) hält dieses fiir einen bindevocal, der da eingetreten 
sei» wo die anfügung der endungen an die wurzel auf Schwie- 
rigkeiten stiess; auf formen wie dardarimi passt indes diese 
erklärung nicht. 

3) in den perfectformen iid^rjua nixiiitpia tdxhnjxa xix- 
X$)Ka ßißXrpaa rhiXrpia eyvüma — dddfiijuai jcixXrifAai xexQÖfiai 
niTtgäfiai tajQta^iai u. a. (Schmidt KZ. XXIII 281). Nach 
analogie von ^ovtpta didwÄa — yataficv %a%ai^L koxdvai Sata/na 



120 F. Froehde 

dldo^av sind voq verbalstämmen auf ä zu erwarten starke for- 
men wie *d€dafirjxa^ schwache wie ^dsddfiS^tai; also ist in de- 
öfirjTca der wurzelvocal wie ähnlich im reduplicirten praesens 
ausgefallen, was zu einer zeit geschehen sein muss, als die 
reduplication noch den ton tnig; abweichend zeigen die kiirze 
die mit der attischen reduplication gebildeten ikrjXaxa ö^tio^ionta 
olioXsxa €fti^ft€Ka; vgl. die ähnlichen lautverhältnisse in dkr^^ 
Xi(pa il^lvd-a SQWQvxa u. a. Von schwachen formen sind regel- 
recht gebildet ti&va&t zitkax^t eUax^i %e&vavai zi&va^s¥ iXi^^ 
kafiai niTtzofiai; ob für KeTtgifiacfiai eaxiöaa^iai^ in denen 
der ausfall des wurzelvocals nicht möglich war, nexogea^ai ea- 
ßeofÄai lUKlaafAai die Vorstufen nexQijjafiai u. s. w. anzusetzen« 
oder ob sie zu den aoristen exQefiaaa u. s. w. nach der ana- 
logie gebildet sind, weiss ich nicht zu entscheiden. Die übri- 
gen zeigen den einsilbigen stamm mit langem vocale: diS/nfjTat 
xixQäzat kaiQWTai u. a. (Schmidt a. o.). Hier bietet sich 
eine doppelte möglichkeit der erklärung: entweder verdanken 
sie ihre entstehung dem auch sonst hervortretenden streben 
der spräche, die zu einem tempus gehörigen formen zu uni- 
formiren, und in rriTtTa/nai ist die kürze deshalb verblieben, 
weil ein activisches perfectum nicht gebräuchlich war, oder 
dfiä entstand aus dafjiä in den vielsilbigen Wörtern durch zu- 
sammenziehung der beiden kurzen silben zu einer langen, so 
dass, die länge als eine art ersatzdehnung anzusehen ist. Ge- 
stützt wird diese letztere auifassung durch aeoL iavoQOjaiiS' 
aTQwrm (vgl. Schmidt a. a. o.); in ted^vad'i, Ts&vavai u. s. w. 
ist dann die kürze durch die analogie von ^aza&i eazdvai ge- 
halten worden. 

4) in praesensbildungen mit der endung axw: ^vijaxia 
ßXtoaxio d'Qwaxu) lat. crisco näscor ndsco, die im Griechischen 
häufiger reduplicirt erscheinen: diÖQaaxw xixkijaxio fjnfjunfiaxm 
niTtQaaxw ßißQOfaxu) yiyvciaxo) Tirgofaxw (Schmidt a. o. 279). 
Es fragt sich zunächst, ob in letzteren die reduplication oder 
die inchoativendung unursprünglich ist; im ersten falle sind sie 
gleicher natur mit -d-vi^axw und haben die reduplication von 
solchen wie tazri^i ^ixQW^ angenommen ; im zweiten falle haben 
sie die unter 2) behandelten wie nifiTtQrifjii zum ausgangspunct, 
und so wird jedenfalls IXdaxo^ai aufzufassen sein, dessen stamm- 
vocal in beziehung auf die quantität mit dem von ßoaxw q>do' 
xw xdaxw ßdoxw übereinstimmt. Was die übrigen betiifit, so 



Zur griech. n. lat. conjagation. 121 

macht es folgender grund wahrscheinlicher; dass in ihnen die 
reduplication ein späterer zusatz ist. Mit yiyvwaxio ist offen- 
bar lat. ^tr^co identisch. Hup ki iwr im l AtrinJBff ben die reda- 
plication im perfectuni in weitem umfange abgefallen, im prae- 
sens aber nicht; vgl. sisto bibogigno; dd atd pleo sind praesentia 
zu skt. äddm gr. earfjv nXfjxo. Uebrigens lässt sich ein latei- 
nisches *gign6Bco nnr bei der annähme einer graecoitalischen 
Sprachperiode halten, denn das eine formation wie gigndscOy 
die sonst keine spräche kennt, im Griechischen und Lateinischen 
bei gegenseitiger Unabhängigkeit entstanden sein sollte, ist nicht 
glaublich. Hiemach scheint mir ndsco ursprünglicher zu sein 
als yiyviioxfa und demgemäss auch ^rjoiua ursprünglicher als 
fiifirijaKw. Ist nun mit diesem lat. re-^nini-scor identisch, so 
ergibt sich, dass ^vä aus *iiBvä oder fjiava^ &vä aus ^ava ent- 
stand, wie es Schmidt annimmt; das zweite t von lat. retnu 
niscor kann aus ä geschwächt sein, wie in hisco » xacuw^ disco 

ö) in verbalnominibus mit den suffixen to ti vfjQ vwq fjiav 
fiä: TlrjTog dmjrog ngäTog, d^fjCig dvdfivrjaig x^aig ßQwaig, 
xQÖTiJQ JfiiJTWQ^ lAvfjfia ßgwua fnyrjfifj ßgco^r] (Schmidt a. o.); 
gleicher natur sind lat. latus » tktjtog^ sirdtus « atqunogj cre- 
tus : cerno^ sprStus : sperno, gnätus, plStus, strdmen — azQWfia^ 
dä-mor 'Clätor = -KlrjtwQ u. a., skt. jüätd dhmdJtd prätd djfidtdr 
u. a. Die länge ist regelrecht in den formen auf tar fnan tna; 
vgl. diiiiOQ skt. ddtdr dö!man q>iqfiif] lat. fäma u. a.; so ent- 
sprechen sich skt. pdrinian stariman (mit I aus A) und lat. 
sup-piSmen-tum strdmen. In den bildungen mit ta und ti ent- 
stand sie entweder auf dem von Schmidt bezeichneten wege, 
so dass &vr[t6g und d-d-Aifonog völlig identisch sind, oder sie 
erklärt sich aus einem schwanken der quantität des stamm- 
vocals, wie es sich auch bei vocalischen wurzeln zeigt; vgl. 
dooigidunivT} lat. ddt-^ notus : cogniluSy fdtus : fäteor, skt ddta 
und dita^ chdta und chita u. a. 

Die einsilbige Stammform erscheint ausserdem noch vor 
dem 9ifi des passiven aorists und futurums (Schmidt a. o. 281) 
und in einigen abgeleiteten praesentia auf S^ta wie nlij&w 
TVff^^cci. Praesensformen wie ^dfiijfjLL kennt das Griechische 
nicht, auch das vedische Sanskrit besitzt nur einzelne bildungen 
der art wie snä'mi, während sie in der späteren spräche häufiger 
werden. 



122 F. Froehde 

Die dargelegte ansieht über die entstehung des typus prd 
hat mit den auffassungen von Fick (Wörterb. IV 44) und 
Schmidt (a.a. o.) das gemeinsame, dass sie ihn aus einer zwei- 
silbigen form hervorgehen lässt; in betreff des auslautenden 
Stammelementes dagegen steht sie der von Brugman (a. a. o.) 
näher. Dass es sich jedoch hier nicht, wie Brugman meint, 
um den antritt eines ä an ,^die kürzeste wurzelform'^ handelt, 
sondern um eine durch accentverhältnisse bedingte ausstoseung 
des wurzelvocals, wird durch folgende betrachtung bestätigt. 

Wie verbale stamme auf d, so hatte das Indogermanische 
auch solche auf ä, deren behandlung mit der jener fast nach 
allen Seiten hin übereinstimmte. Brugman (KZ. XXIV 280 ff.) 
bestreitet zwar die existenz einer derartigen conjugation, doch 
scheint mir seine begründung unzureichend. Den formen auf 
gr. va^i äjjt (ofLiai) aw ä entsprechen der reihe nach solche 
auf yv/jt vfii {vfiai) vu) v^=^ skt. n6mi 6mi üydti {ü) : 

1) In dem Verhältnis von skt grbhfjA'iiigrbhdydii^ gr. x/^ 
vrifii:x€fwo stehen zu einander: 

skt. U'itöti „rufen , schreien , zurufen , ermuntern'' für *av- 
nöti (vgl. dvate): gr. äf-vca „schreien, rufen, zurufen". 

skt urnöti und ürnduti (mit ür aus vr) „einhüllen^* med. 
„sich einhüllen'^: gr. /cAvoi aor. pass. ihja&rjv „einhüUen, 
wälzen" lat. volvo aus *vdtio (vgl. sdvo aus *8du'0) involiUus 
involücrum involütnen „hüUe'^ Ob alXua mit ikvw identisch 
ist oder für */eXvvw steht (vgl. deixvvw lat. stermio: öaixwiu 
n%dQvv^ai\ entscheide ich nicht; im ersten falle würde silv/da 
gleich in-volümen sein. 

skt rrnöfi: gr. J-sqvw „schützen, wahren" fut igfdam. 
Von /fi^t'oi „schützen" ist /c^voi „schleppen, reissen^* verschie- 
den und vielmehr verwandt mit lat verro (Curtius Stud. V 
266). Ost hoff (Morph, unters. IV 29 ff.) bestreitet diese 
rerwandtschaft und verbindet das griechische wort mit lat. ruo 
SS altsl. ryjq. Dagegen spricht einmal die differenz der bedeu- 
tungen beider Wörter ^ sodann das digamma in feQvw (Leo 
Meyer KZ. XIV 90), über das sich wol für das lateinische 
wort hinwegkommen Hesse (s. u.), nicht aber für das altsla- 
vische. Indes stimme ich jetzt Osthoff darin bei, dass /e(fwa 
und lat. verro nicht identiiicirt werden dürfen ; sondern dass 
„das G in verbaler und nominaler Wortbildung bei kgvaaw igva^ 
Tog ^voTiJQ ^vatdKoj derselben art ist wie in ivdvvaaa u. a."; 



Zur griech. u» lat. conjugation. 123 

lat verro aus *f)er-8o ist durch das geläufige wurzeldeterminaiiv 
8 weitelgebildet, während feQvup die einfache wurzel J^€q in 
hom. aTfo-^eQ-GB ano^M^-OBU enthält und wie J-ikvu^ u-staniin 
ist; J^^voxd^üP hat den wurzelvocal verloren. 

skt. stabhnöti : skt stabhüydti; vgl. A. Kuhn KZ. II 3»6. 

Bildungen wie j^BQvta sind auch khixm aor. ähf^öaa und 
ii^vtjb}^ denen solche auf idg. nami nicht zur seite gestellt 
werden können. 

2) Mit Stämmen von der form x€^- vergleichen sich fol- 
gende auf u : 

skt karöti : krn6tu Die formen kurvds kurmds stehen auf 
gleicher stufe mit julwds juhmds ijuhöti, cinvds cimnds : cin6U; 
vgl. Schmidt Voc. II 23L 

gr. Jriqifiai, : skt vrnötu Vgl Curtius Verb. I 177. Auf 
dem verbalstamm var& beruhen altind. varütar taruirt värütha; 
auch sifvfta (mit auffälligem v), zu dem sich iQVfiPoi; verhält 
wie vfiyvfjLvoq zu bvofia^ wird hierher gehören, schwerlich aber 
igv%m\ denn einmal zeigt dieses im homerischen verse keine 
spuren eines anlautenden digamma, sodann wird die vocaldeh- 
nung (vgl. dagegen oHkio) durch das doch verschiedene Ui/xw 
kaum gerechtfertigt; das « von iqvxw aus */^QV7ua (vgl. ßg-viuo) 
ist vielmehr prothese wie in ii^&ifog. 

skt. tartUi^ wozu tdrus tarushydti tarutdr tdrusha; eine 
n-bildung steht diesem nicht zur seite, braucht auch nicht e3u- 
sürt zu haben. — Mit tdrus^ tarmhydti sind gleichartig drus 
,,wunde'* orushyM, neben denen rnöti „verletzen*' steht. 

Auch einige formen von fsQV'^ „ziehen*^ gehören dieser 
cocgugation an (Gurtius a. a. o.). Von atvfiai und tdvvfiai 
(aor. ^vvaa itdrvaa) ist v im gründe genommen suffixal, galt 
aber im sprachbewusstsein als wurzelhaft. Die futura dvvia 
igvw tavvta (Curtius a. a. o. II 315) sind in derselben weise 
zu erklären wie x6Qd(o u. s. w.; ebenso entspricht das aa von 
i^aaas htopvoaa u. a. dem von iddfiaaaa. 

3) Den einsilbigen stamm enthalten folgende formen: 

gr. /^Qv- „wahren" in ^vo&ai (^ato (Curtius a. a. o. I 
177) :/€^-. Dazu verhalten sich ^t?/^ ^6g wie %kt}'r6g zu 
hlrpf. Das praesens ^ofnai aus /Qv-jofiai ist eine bildung wie 
viia lat neozevvrj^ lat pleo : TtX^tOy lat std: eoT7]v u. a., viel- 
leicht auch xldo) : xldg. 

gr. /^iJ- „ziehen'* in «i^üro (Od. % ^)- Von /sQVia lässt 



124 F. Froehde 

sich dieses plusquamperfectum nicht ableiten, weil die zu diesem 
stamme gehörigen formen a zeigen; es ist vielmehr eine bildung 
wie ididfitjTO. Wer ^vTog in der Verbindung ^vtoiüi Xd^aai 
durch „herbeigescheppt^* glaubt übersetzen zu dürfen, wird das 
wort an diese Stammform anschliessen müssen, uro so wenigstens 
in lautlicher beziehung nichts gegen sich zu haben. 

idg. ^r-fi skt. fr-2 gr. xXv „hören** in skt grduti gr. 
%Xv&i -kXvtb : skt. grnöti^ welches nicht aus *grun6ti entstanden 
sein kann, sondern auf w. Ifar zurückführt (Schmidt Voc. II 
300). Die diphthongirung in gräidi ist speciell indisch, wie gr. 
xkv&i (vgl. üxrjd^t yvfo&t) beweist. Die reduplicirten xixXv&i xc- 
xXvTß gehören zum perfectstamme wie tirXad-i u.a.; x^-/u<yo$ 
KXvfierrj vergleichen sich mit iv-urt^evog Krliaivri : skt. kshiii^ 
(p&dfuvog : eq>^Vy xXvt6g ^^^ lat. in-clütus mit ev-xtltog^^lsL 
Situs: skt. kshiti. Als praesens fungirt im Griechischen nXvio 
aus *%Xv*jio = lat duo, das sich zu skt. grduti verhält wie xWCoi 
skt kshiy&ti zu kshfü. Gleicher art sind folgende verbalstämme : 

gr./?>l-t;Qi/?ili;^ai „quellen'*: germ. quellan aus qudnan in ahd. 
queüan (Fick ob. VI 212); dazu lat. bulla d>uUio, — Gleicher bil- 
dung ist /J^üw „hervorsprossen", dessen wurzel in lat. germm 
„spross" unverkürzt erscheint 

gr. ^-vci; „schaben, reiben, gläUen*': skt k^h-nduti „schlei- 
fen, wetzen, schärfen**. Die wurzel kshnu ist so wenig ursprüng- 
lich wie ürnu jinv pinv minv sondern wie diese durch Ver- 
schmelzung des Suffixes nu mit der wurzel entstanden; diese 
ist kos skt Aro^A „reiben, schaben". Schon Leo Meyer (Vei^gl. 
gramm. l* 353) stellt kshnduti und ^w zusammen, äussert sich 
jedoch über die difFerenz in beziehung auf das n nicht Das 
von §vüf nicht zu trennende §i(o aor. e^soa verhält sich zu 
kshnduti wie lat. aboleo gr. äXeaa zu oXXvfiiy lat. vereor zu 
skt vrniti u. a. 

gr. Tq-vti) = altsl. tryjq : tor«-; auf tqiv beruhen rnv^-w 
TQV'firj tQVTtdoß u. a. 

In dem Verhältnis von Tp-cf (tq^(T(o TQ^fna Tgrjtog) zu t^ 
sU'heu ferner zu einander zahlreiche Stammformen wie 

gr. xv-a und xy-v (xvdü) xvi^d-o) : xvvfiä)^ entweder von 
einer wurzel xay, die vielleicht mit der von xev-Teio (bildung 
wie ^iTttfio) xiv-aai nev-rgov identisch ist, oder (für f-va J-n?) 
zu skt kshnduti (vgl. Fick Wörterb. I 49). 

gr. ÖQä skt. dr^d {öidQdcxto skt drä'ti) und skt. dr-u {drdoati) 



Zur griech. n. Iftt conjugation. 125 

,,laufen'^; die wurzel dar erscheint in der reduplication von 
skt daridrffti (Schmidt KZ. XXIU 280). 

gr. qfX^ und q>i^v {(plata und q>Xvaj); die wurzel bhal er- 
scheint z. b. in lat follis altn. bidla (Schmidt Voc. II 225). 

Die Verwandtschaft dieser und ähnlicher wurzelpaare ist 
anerkannt, nur über ihr lautliches Verhältnis zu einander sind 
die ansichten geteilt; vgl. Fick Wörterb. IV 28 fif. Schmidt 
Voc. U 262. Mir scheint dem obigen zufolge, dass das u suf- 
fixal ist so gut wie das a, und dass es sich nur darum handeln 
kann, ob dasselbe zu dem a in lautlicher beziehung steht oder 
nicht Unmittelbar nun lässt es sich aus dem letzteren nicht 
erklären, denn mit Fick in ihm eine blosse Schwächung des a 
zu sehen, geht schwerlich an. Auf lautgesetzlichem wege würde 
man von a zn u gelangen durch ein vermittelndes a-r, wie es 
zur erkläruug von stu neben sta anzunehmen sein wird (vgl. 
atavQogy Allein in dem vorliegenden falle bliebe bei solcher 
auffassung das v unerklärt, auch kommt für die beurteilung der 
Sache folgendes Verhältnis in betracht. Vielfach stehen im 
Sanskrit praesentia auf nämi und nomi neben einander wie 
gtrnami und strndmiy kshinämi und kshinömi u. a., deren n 
den eindruck der gleichheit macht. Ist aber das n in beiden 
Suffixen dasselbe, so folgt, dass entweder nu aus na entwickelt 
oder n-a n-u abzuteilen und das n enger mit dem wurzelbe- 
standteil zu verbinden ist. Nun ist vielfach anerkannt , dass 
die praesensstämme auf nu unmittelbar conjugirte nominal- 
stämme sind ; vgl. skt. dhrshnü^s : dhrsknö-tiy tanüs : tanö-ti. 
Wer also das praesenssuffix nu aus na hervorgehen lässt, würde 
auch die nominalstämme auf ntt und dann doch wol auch die 
auf u in entsprechender weise auffassen müssen. Ich habe ob. 
VII 106 ff. die ansieht ausgesprochen, dass die stamme auf u 
von der nominal verwendeten wurzel, die auf w-w von «-stam- 
men ausgegangen seien, und dass diese n-stämme teils zum 
suffixlosen nomen in beziehung stehen teils primär sind, wie 
z. b. skt. täksha-n (worauf takshnöti beruht) = gr. -rexro-r-: 
skt täksha-Üy gr. raXa-v- : verbalst vaka-j Xv€$v : hSei u. a. 
Demgemäss sind die stamme auf nu im gründe nur einfache 
fi-stämme, und es konnten in der urzeit die ti-stamme sowol 
dekliuirt als conjugirt werden , letzteres unmittelbar (vgl. gr. 
T€Qv- adj.: skt. taru^f) oder vermittelst des ableitenden ya 
(vgl. gr. dva-ßlv'sg „quellen": ßlvta aus ßXv-jio), Dasselbe 



126 F. Froehde Znr griech. n. lat. conjagation. 

gilt von den aaf demselben wege entstandenen stammen auf d 
und n-d (vgl. skt trsh f. trsh^ gr. veQaaiyw skt. trshnd). Auch 
Brugman (a. o. 6) neigt zu der annähme, dass die nominal- 
stämrae skt. jy^ä dhy-d ps-d u. a. mit den in jy^-sydti dky- 
df-ti fS'^'ti erscheinenden gleichlautenden verbalstämmen iden- 
tisch sind. ' 

Die altindischen praesensformen gvbkn-Aü und grbkd^jfdti^ 
letztere aus *ffrbh'd4i (vgl. gr-bhi^d) ebenso entstanden wie 
hrndydti aus hrnUiy lassen sich unmittelbar nicht aus einander 
erklären; die oben bezeichneten versuche der art scheitern an 
den lautgesetzen. Sie verhalten sich vielmehr ähnlich zu ein- 
ander wie z. b. M zu lidnäs. Da nun neben den bildungen 
auf n^d^mi vielfach solche auf n-imi stehen, so konnte es ge- 
schehen, dass auch den letzteren zuweilen solche auf dydti zur 
Seite traten ; vgl. agn6H : agdyiti^ gr. h^yv^u : skt fHudydti. 

F. Frofhde. 



Beiträge zur altiranischen grammatik. II. 

VI. Altpersisch yy. 
Der lautwert des obigen Zeichens der altpersischen keilin- 
schriften ist sehr streitig. Eine Zusammenstellung früherer au- 
slebten gibt Lepsius in seiner abhandlung ,,Ueber das lant- 
system der altpersischen keilschrift^' (Abhandlungen der Berliner 
akademie, 1863), s. 408. Lepsius selbst bestimmt den laut- 
wert unseres Zeichens mit /, cf. a. a. o. , s. 410. Man hat 
jedoch den gewichtigen gründen, die Lepsius für seine ansieht 
vorbrachte, späterhin gar wenig beachtung geschenkt: man nam 
im gegenteil allgemein an, unser zeichen — ich umschreibe es 
mit S — sei eine ligatnr für / (th^ ^) + r, die Spiegel mit 
fr, Westergaard mit ^r, Oppert mit ihr und neuerdings 
Hübschmann in Aec jüngst erschienenen schrifb „Die Um- 
schreibung der iranischen sprachen und des armenischen^' mit 
9r transskribirt. Auf s. 19 f. der genannten schrift wird dazu 
bemerkt: „(Das zeichen) entspricht dem zd. dr^ neupers. Arund 
wird von den Griechen durch d^ und %q umschrieben. Wenn 
in dem werte mi^ra dafür die* beiden zei<^hen ^ + r erscheinen, 



Chr. Bartholomae Beiträge zur altiranigchen grammatik. 127 

8o ist zu bedenken, dass dieses wort nur in den beiden späte- 
sten inschriften vorkommt, in denen 'sich, um Spiegels trans- 
skription hier beizubehalten, auch Artakhshaträ neben Arta* 
khshatkrähyä findet. Käme mi&ra in den inschriften des Darius 
und Xerxes vor, wäre es gewiss anders (nach SpiegeTs trans- 
skription mitra) geschrieben; so aber zeigt die Schreibung nur, 
dass Mithra noch in der spätesten Achämenidenzeit miära ge* 
sprechen worden ist. Warum sollte es in der altern zeit an- 
ders gesprochen worden sein?" 

Drei gründe also sind es, die Hüb seh mann zu gunsten 
seiner transskription geltend macht: 1) der Wechsel von S mit ßr in 
den altpersischen inschriften; 2) die griechische Umschreibung 
des i durch S-q und tq; 3) die gleichmässige Vertretung des 
altiranischen / durch neupers. h. Gehen wir nun diese gründe 
einzeln durch. 

1. Der Wechsel von S mit /r in denselben wörtem ist 
nicht vorhanden. Ilübschmann hat sich zur unzeit auf die 
Spiegel'sche ausgäbe der altpersischen keilinschriften ver- 
lassen, die allerdings, und noch dazu in beiden auflagen, neben 
artakhshaträ die form artakhshathrähyd (S 2) bietet; allein thr 
(ßr) steht eben hier nur in der ausgäbe, nicht in der inschrift, 
die tr (f) hat; cf. joum. of the roy. As. soc. XV, s. 159 1). 

Ausser in mißra^ worauf ich in der folge noch zurück- 
kommen werde, findet sich ßr nur mehr in dem einen wort 
i^aßrita (e 6; Spiegel ^ s. 44). Doch ist es allerdings frag- 
lich, ob die lesung lifaßrita richtig ist: vielleicht ist i^aßarita 
zu lesen. Auf keinen fall aber lässt sich ^^aßrüa als beweis- 
mittel für die identität von S und ßr verwerten; denn das wort 
gehört nicht dem persischen dialekt an, sondern ist modischer 
eigenname*). Ja im gegen teil: wenn die lesung so richtig, und 
J^^aßrüa^ das fremd wort, das einzige wäre, das die gruppe ßr 
bietet, so würde das vielmehr beweisen, dass das zeichen S nicht 
ßr ausgesprochen wurde ; denn warum sollte man es dann nicht 
auch zur Schreibung jenes namens verwendet haben? 

2. Von den inschriftlicli bezeugten altpersischen wörtem 
mit S finden sich nur zwei in griechischer wiedergäbe, näm- 
lich: dg^ct^BQ^iiQ oder aq^o^aQrjq für arta^faSra und oatQamijQ. 
Ich füge noch liinzu: tix^Qavavf)s für '^^fia(-«^ra?) und Tiaaa- 
tpe^vrig für *kfia('-frana). Sehen wir von d^o^sQ^rig ab, das 
seine merkwürdige form ]edenfalls dem umstand verdankt, dass 



128 Chr. Bartholomae 

man es mit dem andern königsnamen §eQ^g in Verbindung ge- 
bracht hat, so bleiben immer noch vier arten der transskription 
von S, nämlich: tq, &Qy q, aa. Bei dieser inkonsequenz ist 
offenbar jede schlussfolgerang unmöglich. Aber gesetzt auch, 
die Griechen hätten konsequent S-q an stelle des altpersischen 
S, so würde das doch auch nur beweisen, dass sie ^q zu hören 
glaubten oder den gehörten lautkomplez mit ihren schriftmit- 
teln nicht anders darzustellen wussten als mit ^, nicht aber 
beweisen, dass S wirklich x^q (ßr) ausgesprochen wurde. End- 
lich aber, wo ist denn der beweis dafür, dass die Griechen die 
altpersischen titel und namen gerade in der offiziellen aus- 
spräche des persischen hofes Übernamen? Vgl. Pott, Z.D.M.G. 
XUI, 8. 369; Lepsius, a. a. o.» s. 410. 

Ausser der griechischen Umschreibung ist uns für eine 
kleine anzal altpersicher namen auch die babylonische, me- 
dische (skythische) und ägyptische überliefert 

In den offiziellen babylonischen inschriften der per- 
sischen könige findet sich fünf mal m'takiatsu {ar-tak^iat-^m) für 
artdli9ai<i^)f zwei mal ii^a«to_»na {M'ii-ra'afirta^'ma, bez. Jf-<iV- 
an-to^-mK) für kfSata^mai cf. Bezold, Die Achämenidenin- 
schriften, s. 57 f. 

In den offiziellen „medischen^' inschriften wird das alt- 
persische S gewönlich mit 8$ (nach Oppert) umschrieben; 
cf. hassiyadiyas (Norris: as^yatiyas) — ap. aSijadijahja, ertak- 
sassa (N.: irtaksofsa) = ap. arta^saSä^ Siasa (N : chissä) = ap. 
tciSay 6mantakina und Sissaintahna » ap. UiSata^ma; vgl. Of)- 
pert, Le peuple et la langue des Medes,s. 239, 280, 288. Ein- 
mal findet sich statt dessen ks^ in saksapavwiainas » ap. i^aiapävä, 
nach Oppert, s. 178: pour commencer le motetranger par mk 
„fils, homme". 

In hieroglyphischen texten endlich steht artaiSasa^ 
für ap, aHali^aSa. 

Umgekehrt wird das 88 oder s eines nichtpersischen eigen- 
namens im altpersischen durch S wiedergegeben: das ist der 
fall bei dem namen eines empörers in Susiana, der im babylo- 
nischen oütia, im „medischen^^ hassina, hasina (N.: as^ina, asina), 
im altpersischen aber aSina lautet; vgl. Oppert, s.167, 238*). 

Von all diesen beispielen kann nur eines zu gunsten der 
gleichstellung von Ji mit ßr geltend gemacht werden , wärend 
alle andern dafür sprechen, dass S den klang eines scharfen 



Beitrage zur altiraniBchen grammfttik. 129 

zischlaats gehabt habe. Es ist das das babylonische Htranhahma 
gegenüber dem ap. IciSoda^ma^ wärend das medische auch hier b$ 
hat: 6issantdkma. Oppert hat das griechische tQitavtaix^rig 
dazn gestellt 9 woraus sich natürlich gar nichts weiter folgern 
lässt Der empörer RiSatd^ma ist ein j^Asagarttja^' ; wo Sagar* 
tien lag, ist uns nicht bekannt^ und so ist es nicht unmöglich, 
dass das wort ursprünglich gar nicht iranisch, sondern nur — 
unter anlehnung an die adjektiva Uiia- und ta^ma- — iranisirt 
ist. Für diese ansieht dürfte der im babylonischen, modischen 
und griechischen auftretende nasal sprechen, den ich in einem 
iranischen kompositum der art nicht verstehen kann^). Die 
babylonische form des namens würde bei dieser anname der 
ursprünglichen am nächsten kommen, die medische dagegen auf 
die iranische zurückzufüren sein. 

3. Die gleichmässige Vertretung des altiranischen /*) durch 
neupersisch A, die ebenfalls für die identität von altp. S und ßr 
sprechen soll, wird von Hübsch mann selbst in einer note 
eingeschränkt, wo es heisst: (S entspricht dem zd. ^, nen- 
pers. hr) „daneben vereinzelt » np. sr und ^, die wie hr aus 
dr entstanden sind*^ Sehen wir zu, wie sich das altiranische 
P tatsächlich im neupersischen gestaltet hat. Ich verzeichne 
folgende fälle 7): l)np. gah =r zd. gäßa, i. gät^a; — np. güh — 
z.ogtlß<fm, Lgü'fiM; — np.jjriton, gihan ^^ a,Tß.gaißain^ z,ga^\ 

— np. pahan =r ap. paßim, z. paßanqm, L pat^ds; 2) np. 

icahar^ z. icaßwärö, i. 1eatvdra8\ — np. gah sr ap. gäßum, z. 

gätu^^ i. gäifis ») ; S) np. mihr ä ap. mißra, z. mißrOf i. 

mürds; — np. iahr es ap. i^aSaiUy z. i^ßrenty i. k^atrdm; — 
np. iihar » ap. ^lia, z. Uißrem^ i. Uilräm; — np. pur (statt 
puhr^ cf. pühar auf pehlevi-inscbriften) = ap. puSci^ z. pußrö, 
l putrdsj cf. 4); — np. herbed (statt ehrbed^ cf. äiharpat auf 
pehlevi-inschriften) ss z. afßrapaiti^; — np. zär (statt zöhr^ pehl. 
zohar) = z. zaoßray i. höträ; — •■- 4) np. puSy jnisar «-ap. 
puSa, z. pußröy Lputrds; — np. ^ » ap. üHjam, z. /rt^, i. tHs; 

— np. pä8 =- z. päßraiy i. pätram. — Wie ersichtlich, scheiden 
sich diese falle in vier gruppen: 1) idg. t^ — altir. ß = np. h; 

— 2) idg. t vor spirans «— altir. / = np. A ; — 3) idg. t vor r 

— altir. / = np. A; — 4) idg. tr = altir. ßr = np. a. In np. 
puMr gegen pua ist das auslautende ar nicht mit dem r in 
altir. *pußra- zusammenzubringen, sondern gewiss erst sekun- 
där nach analogie anderer verwantschaftswörter, wie pidoTj 

Deltrtffe B- knnde d. lg. spnohMi. IX. 9 



130 Chr. Bartholomae 

mädaVy birodar, ^vähar, du^tar zugefügt; Tgl. anch np. apas 
in apustan — z, apußra + tantts, 

Dass das neupersische — von nichtiranischen elementen 
ganz abgesehen — ein mischdialekt ist, kann wol nicht in ab- 
rede gestellt werden: es kann ja doch innerhalb des gleichen 
dialekts die gleiche grandfomi sich nicht verschieden entwickeln, 
aus pupTG" nicht pus und pur (*puhr) hervorgehen. Nach den 
obigen ausfurungen nehme ich an, dass der neupersische Wort- 
schatz ein gemisch aus dem Wortschatz zweier iranischer dialekte 
ist, von denen der eine inlautendes altir. ßr zu s, der andere 
zu hr (oder statt dessen r) umgestaltete, wärend in beiden 
dialekten gleichmässig alle übrigen altir. ß zu h und anlauten- 
des altir. ßr zu 8 verwandelt wurden *). 

Ungleich häufiger als im neupersischen findet sich die Ver- 
tretung von altir. ßr durch s im süd-belutäischen, vgl. Piere e, 
A description of the Mekranee-Beloochee dialect, joum. of the 
Bombay brauch of the roy. As. soc. XI, s. 1 ff. Nach dem 
dort auf s. 53 ff. gegebenen glossar füre ich folgende fSUe 
an: 1) bei. äs „fire**«=z. äßrein^^); — bei. äpus „pregnant" •= 
z. apußra; — bei. brOs „brother" =r z. broßrem; — bei. dOs 
„a knife for cutting grass'* — i. ddtram; — bei. rnäs „mother" 
=s z. *fnaßrö^^); — |)w„father'* = ap. piia^^) ; — sai „three" = 

z. ßra^ö; 2) bei. Sahr „a town, village'* s=ap. J^saSant; — 

ztihr „prayer" (a. a. o., s. 21) _• z. zaoßra. Es gilt vom belu- 
täischendas gleiche wie vom neupersischen; es ist ebenfalls ein 
mischdialekt. 

Soviel geht aus alledem mit Sicherheit hervor: in irgend 
einem dialektgebiet des iranischen sprachstamms hat sich das 
uriranische / verschieden gestaltet, je nach dem es vor vokalen 
und spirant^i oder aber vor r stand; in letzterem fall bat es 
sich mit dem folgenden r sowol an- als inlautend zu einem ein- 
heitlichen laut verbunden, ller nunmehr als 8 erscheint. Es 
wäre nun ganz gewiss verkehrt zu behaupten, dass der erste 
ansatz zu dieser verschiedenen gestaltung bereits in der altira- 
nischen zeit sich gezeigt haben müsse. Wenn aber wirklich 
in einem altiranischen dialekt an stelle des uriranischen / vor 
vokalen und Spiranten durchweg /, dagegen an stelle der ur- 
iranischen gruppe ßr ein einheitliches schrifbzeichen erscheint, — • 
ist es nichtebenso verkehrt angesichts dieser tatsachezu leugnen, 
dass der erste ansatz zu jener doppelgestaltung des uriranischen 



Beiträge zar aldraniBohen grammatik. 131 

/ bereits in der altiranischen periode zu finden sei^ und nel- 
mebr zu behaupten, dass jenes schriftzeichen lediglich eine liga- 
tur — di^ einzige! — für ^ sei, trotzdem der gebrauch von 
ligaturen dem wesen der altpersischen schrift völlig fremd ist? 

So bleibt denn von allen argumenta, die für die Identität 
von pr und i angefiirt werden, nur mehr eines übrig: die 
dreimal bezeugte Schreibung mipra statt — wie zu erwarten — 
*miSa. Die babylonischen inschriften geben das wort mit tnitri 
(mi-iWi) wieder ^ vgl. haiatrUi gegenüber J^^aj^ta^ unten 
s. 132, note 2 — , die medischen transskribiren es mit missai 
sie widersprechen sich also. Auf den ausweg aus dieser 
Schwierigkeit habe ich schon anderwärts, Handbuch der alt- 
iranischen dialekte, § 105 anm. hingewiesen. Es ist zu be- 
achten, dass der name des altiranisclien lichtgottes, und zwar 
zuglaieh mit dem der göttin Anahüäy erst in den inschriften des 
4. jarhunderts aufbaucht, in den beiden jüngsten, die wir ken- 
nen, des Artaxerxes IL und III. Die älteren, viel umfangreiche- 
ren inschriften Darius L und Xerxes I. nennen überhaupt nur 
eine gottheit mit namen: ijAura tnazda. Es scheint, dass die 
statsreligion der Achämeniden ursprünglich ganz und voll der 
lehreZoroaster*s ent^rach, welche, wie wir aus den hymnen ersehen 
können, weder von Mij^ra noch von Änahita weiss: cf. Uaug, 
Essays on the sacred langnage , writings aad religion of the 
Parsis, 2. ed., s. 2ö9. Das zoroastische reUgionssystem konnte 
sich aber wogen seines abstrakten Charakters in keinem teil 
Iran's auf die dauer rein erhalten. Neben die zoroastrischen 
götterbegriffe traten die alten, lebendigen göttexgestalten, und 
es ist mir durchaus nicht zweifelhaft, dass die mitteilung des 
Berossus auf warheit beruht, wonach Artaxerxes IL der 
erste persische könig war, welcher die Verehrung der populären 
götter offiziell begünstigte. Nach all dem kann es nicht auf- 
fallig erscheinen, wenn MiprdB uame nicht in der ächt-altper- 
sischen form erscheint, sondern in der form andrer altiranischer 
duklekte, solcher, in deren gebiet die Verehrung des gottes vor- 
züglich heimisch war. 

Ich komme zum schluss und resumire: 

1. V<m den argumenten, die dartun sollen, dass das von 
mir mit i umschriebene schriftzeichen die lautgruppe /+r dar- 
stelle, ist kein einziges stichhaltig. 

2. Gegen diese ansieht spricht einmal die verschiedene 

9» 



132 Chr. Bartholomae 

gestaltung von uriranisch P + r und / + a? (vokal oder spirant) 
in neuiranischen dialekten, sodann die Umschreibung altpersischer 
Wörter im babylonischen, modischen und z. t. auch griechischen, 
endlich der umstand, dass der altpersichen schrift sonst liga- 
turen völlig fremd sind. 

3. Ans allem geht hervor ^ dass jenes zeichen einen ein- 
heitlichen laut darstellt, der ungefähr wie scharfes 9 klang, dessen 
nähere bestimmung jedoch unmöglich ist. Ich schlage dahw 
vor, ihn halb phonetisch, halb etymologisch mit S zu umschreiben. 



' Noten. 
^) In derselben Inschrift hat die Spiegel'sche ausgäbe 
(ebenfalls in beiden auflagen) noch den weiteren fehler arUM- 
khshairähyä statt artakhshcUrähi/ä^ et a. a. o. — Unrichtig 
ist ebenda die zweimalige ergänzung von tni in ^hithra; in dar 
inschrift kann nur ih(i)ihra (m'+ßa + rä) gestanden habend 
wie wir auch P 33 lesen; cf. a. a. o., s. 161. >) VgL Op- 
pert, Le peuple et la langue des Medes, s. 27 und 172. Der 
modische name lautete danach sattaritta (so auch Norris; 
Westergaard: saUäritta). In der babylonischen Übersetzung 
aber steht haiatrUi (Aa-ia-o^r^^-^i), cf. Bezold, Die Achär 
menideninschriften, s. 58. Ich bemerke übrigens, dass ich mich 
auf die Oppert'sche bestimmung: „modisch^* keineswegs 
steife. Jedenfalls war persisch und „medisch'' nicht identisch» 
und das genügt >) Statt dessen einmal ar-/(^-'-Aa-Al-i9-8lly 

wozu Bezold bemerkt: „ist is nur ein Schreibfehler für at?*\ 
^) Auch die (altpersische) Schreibung ardd^Ua^ka statt arta^^aSa 
auf einer ägyptischen vase (in Venedig) liesse sich g^en die 
gleichsetzung von S und /r verwerten; doch will ich hierauf 
nicht viel geben. ^) Der nasal würde sich nur als accusativ- 
zeichen erklären lassen ; allein das erste glied eines compositums 
kann doch nur dann in der accusativform auftreten, wenn es 
zum zweiten wirklich in accusativischem Verhältnis steht *) Ich 
sage altiranisch, nicht altpersisch, da in den keilinschriften p 
bekanntlich auch statt 8 (idg. ki) geschrieben wird. Altir. / ist 
idg. t oder (, ?) Auf absolute Vollständigkeit macht die fol- 
gendo liste keinen anspruch; eigennamen, wie asrü, atbin, feri- 



Beiträge sor altiraniBobeii gnunmatik. 133 

dün IL a. lasse ich absichtlich bei sdte; ebenso solche wie 
mänsar^ jozdäsar etc. ^) Vgl. yerf.« Arische forschungen I, 
8. 79, n. 1. ') YgL die zalwörter ,,drei , dreizehn, dreissig'' 
in den äbrigen nemranischen dialekten. ^^) Ueberhaupt aus 
den obliquen casus. Daneben kommt auch brai^ mät, pit vor, 
die auf die starken casusformen zurückfören : z. bräta, mäta, 
fita etc. Die form Seh (der ausspräche nach äti)^ die sich 
neben aa findet, ist aus (np.) aiiä yerstümmelt wie ups aus opus. 
Auch im nordbelutsischen lautet das wort für feuer äs; cf. 
Dam es, A sketch of the northem Balochi language (Extra 
nnmber to Journal of the Asiatic sodety of Bengal, part I for 
1880), s, 41. 
Halle a./S. * Chr. Barthohmae. 



Bemerkungen zum Airesta. 

Zu Jasna IX, 31. 

[paiti] o^emaogaM ana^aonö 

ahümmerecö anhä daenayä 

mqs fHica dafätMhe 

näit fJoyanfnai^ apayantala 

haotna zäire vadare jaiäi. 
In diesem abschnitt machen die werte nufs-vaca Schwierig- 
keiten. Geldner (Metrik pag. 137) übersetzt: „wider den 
leib des bethörers.., der unsers glaubens lehre wol im geiste 
kennt, aber nicht zur that werden lässt^' und sagt in den an- 
merkungen (pag. 141, ^^), y^oaca ist an dieser stelle kaum eine 
correcte form, es steht vacö oder vacd zu vermuthen — 'S dem- 
nach schreibt er rocö für vaca^ mq^ bespricht er nicht Geiger 
in seinem „Handbuch der avestasprache'^ pag. 303 erklärt es 
zweifelnd als adverbium „in gedanken, im geist*' und in der 
anm. 2 zum text (pag. 120) vermutet er in ihm eine corruptel. 
Justi dagegen nimoit es (wie Westergaard) als ersten teil 
des compositums mqsvac^ das hier als acc. plur. stehe und über- 
setzt dies mit „gedachte (im gedächtniss gehaltene) worte^'. 

Weder die eine noch die andere bedeutung ist befriedigend. 
Wir brauchen einmal einen dem instrumental ifkyaopnai§ paral- * 
len instrumental, welcher so zu daßäncths gehört wie jener zu 



134 A. Hülebraadt Bemerkungen zam Ayesta. 

apayantahSf luidererseits aber einen accusatiy, von dem daSnayä 
abhängt. Dieser instrumental kann nur vaca sein, der accus»- 
tiv nur mqa. Dass der stamm oder der gleichlautende accosativ 
manas zu m^a (resp. vor d: m<fz) werden kann, lehrt dasTer- 
bum niqzda (mqzdazdüm) „animum advertere'^ (cf. grad-dha, 
„credo"), in welchem z als „euphonisch*^ zu ^klären sehr be- 
denklich ist mancus wurde unter dem einfluss ganz derselben 
accentTerhältnisse zu tnqs (resp. mqz), welche neben narö einen 
genitiv nar^ oder einen gen. sästar^ von aastar entstehen liessen ^). 
Demnach ist zu übersetzen: 

„wider den leib des betörers, des ruchlosen 

das leben bedrohenden, der unsere gesetzes 

geist wohl mit dem werte tut, 

nicht mit der tat vollendet . . . 

schleudre, o goldener Haoma, deine waffe*^ 

Zu Vend. 2, 23. 

pa^ruma^äu nmänasäu fasst Geldner coordiniert mit 
den übrigen Ortsbestimmungen dieses abschnittes ßun/qstemaisu 
asanhqm,bareinu^paitigairinqm^ jqfnuitaraanqm: „und eiligst 
soll sich . . das vieh verziehen, sowohl was an den bedrohtesten 
platzen auf den höhen des gebirges, als was in den gründen der 
thäler in geschlossenen stallen ist". Das ist nicht richtig. Man 
erwartet eine ergänzung zum verbum apajasad; diese liegt in 
den erwähnten beiden werten. Das vieh, welches vor eintritt 
des winters auf den bedrohtesten platzen an den abhängen der 
berge und in den gründen der thäler weidet, soll zur winterzeit 
weggetrieben werden in geschlossene stalle. Zur syntaz ver- 
gleiche Hüb seh mann, Zur casuslehre s. 251. 

Breslau. Alfred Hillebrandt. 



*) ^fS}- *^ch afacipra, in welchem äff am besten als genitiv von ap 
neben dem gewöhnlichen äpo {apö) angesehen wird. 



Lett mekle't. 
Wie lett. seglM „satteln'' aus sedlüt, wird lett mekUt 
„suchen, forschen'* aus *fneiUt entstanden sein und dem griecfa. 
fieralldo} „forschen, fragen" (s. darüber Fick o. I. 335) ent- 
sprechen. Vielleicht sind auch ags. mädelian^ got. maßjan 
damit verwant. A, Beazenberger. 



Kftrl Hüllenlioff. 135 



Karl MiUlenhoff. 

Am 19. februar erlosch ein leben, dem meDschliche berecimung noch 
vor kurzem eine lÜDgere, eine noch recht lange dauer vorausgesagt hatte 
und zum heile deutscher Wissenschaft wünschen musste, das leben des 
mannes, der schon lange unbestritten galt als der erste kenner unserer 
geschichtlichen nrzeit und alles dessen, worin das deutsche Volkstum seinen 
tiefsten ausdruck gefunden, der spräche, sitte, sage, dichtung. Und weit 
entfernt, dass seine Wirksamkeit an den grenzen dieses mächtigen be- 
reicbea halt machte, liess sie vielmehr keines der wichtigeren nachbar- 
gebiete, auch wo diese ihrer natur nach seinem einflusse femer lagen, 
unberührt, und wäre es nur vermöge der hervorragend erziehenden kraft, 
die seiner sittlichen und wissenschaftlichen persönlichkeit eigen war und 
die jünger aller historischen Wissenschaft, sobald sie dem manne sich 
näherten, in ihren bannkreis zog. Bewundernswerte Vielseitigkeit einer- 
seits zugleich mit der ausgesprochenen richtung auf 6inen mittelpunkt 
hin — die gesphichte der entstehung, der selbsttätigen entwickelung und 
der beeinflnssung germanischer eigenart — und andrerseits eine ebenso 
bewundernswerte klarheit und Sicherheit in der handhabung der philolo- 
gischen methode, die er als eine einige und stets sich gleiche erkannte, 
mochte sie Homer, mochte sie Goethe sich zuwenden: diese eigenschaften 
machten ihn zu einem so einzig da stehenden Vertreter historischer Wissen- 
schaft im weitesten sinne des wertes, dass sein bild unauslöschlich nach- 
leben und nachwirken wird bei seinen schülern, den unmittelbaren wie 
den mittelbaren, und gewiss auch den lesern dieser Zeitschrift in kürze 
vorgeführt zu werden verdient. 

In kärglich wenigen daten erschöpft sich, wie meist bei unsem gross ten 
gelehrten, sein lebensgang. Geboren zu Marne in Süderditmarschen am 
8. sept. 1818 besuchte Karl Victor MüUenho ff anfangs die Volks- 
schule seines geburtsortes, wo sein vater als kaufmann lebte ; dort erhielt 
er auch von einem kandidaten den ersten Unterricht in den klassischen 
sprachen. Auf eine gelehrtenschule und zwar nach Meldorf kam er erst 
oetem 1830 zu einer zeit, da W. H. Kolster, dessen treuer pflege er den 
wesentlichsten teil seiner ausbildung verdankte, als kollaborator dort ein- 
getreten war. Das Verhältnis des lehrers zum schüler kehrte sich um, 
seit dieser jenem sein erstes werk, die Kudrun, gewidmet hatte : MüUen- 
hoff wies nun dem älteren freunde die wege zum altdeutschen und noch 
vor zehn jähren nach anderthalb menschenaltern ungetrübtester freundschaft 
dankte der nunmehrige rektor in seiner widmung der Dahlmannscben 
„Geschichte Dithmarschens** dem berühmten Universitätslehrer mit warmen 
Worten bewundernder Verehrung. Im herbst 1837 bezog M. die Univer- 
sität, um Philologie zu studieren, zunächst in Kiel, wo sich Gr. W. Nitzsch 
seiner freundlich annahm, ohne indess bestimmenden einfluss auf die 
richtnug seiner Studien zu gewinnen, ebensowenig wie Gottfried Hermann 
in Leipzig, dessen Vorlesungen er im sommer 1839 besuchte. Anders 
sobonMorits Haupt, bei dem er 4m erste germanistische koUeg, geschichte 



136 Karl MiiUeidio£ 

der altdeutschen didhtiing;, hörte: auf seinen rat begab sichM. im herbst 
1839 nach Berlin, und hier, wo sich ihm strebsame freunde, wie Wilhelm 
Nitzsch, gesellten, gewannen seine stndien unter dem machtigen einflusae 
Lachmanns und Rankes schnell den gewünschten Zusammenhang. Nach 
zweijährigem aufenthalte, der ihm zuletzt auch noch ermöglichte, die 
eben nach Berlin berufenen bräder Grimm zu hören, kehrte er im herbst 
1841 nach Kiel zurück, um im folgenden jähre mit der dissertation 
„Theologumena Sophociis**, die ungedruckt blieb, zum dr. phil. promoviert 
zu werden. Die nächsten anderthalb jähre, wo wir ihn als hilfslehrer 
an der Meldorfer gelehrtensohule sehen, führten ihn erst ausschliesslioher 
dem Studium des deutschen altertumes zu, dessen erste fnicht, die Ka- 
drun, damals zu reifen begann, während gleichzeitig unter lebhafter tätiger 
teilnähme von Th. Mommsen und Th. Storm eine Sammlung der Schles- 
wig-Holsteinschen sagen ins äuge gefasst wurde. Eine berufung an die 
Kieler Universitätsbibliothek in die stelle eines Sekretärs derselben gegen 
den herbst 1848 legte wol den ersten grund zu seiner so umfassenden 
litteraturkenntnis und gestattete ihm zugleich als privatdozent für das 
fach der deutschen philologie aufzutreten. Schon im beginne des Jahres 
1846 wurde er ausserordentlicher professor der deutschen litteratur, spräche 
und altertumskunde, musste dann aber wegen der traurigen politischen 
Verhältnisse seiner heimat, die unter dänischem joche seufzte, nahezu 
neun jähre warten, ehe er zum ordentlichen professor befördert wurde, 
obwol er auch als vorstand der gesellschaft für die erhaltung und Samm- 
lung vaterländischer altertümer und als direkter des den nämlichen zwecken 
dienenden Kieler museums seine gelehrsamkeit unmittelbar in den dienst 
der her^ogtümer gestellt hatte. Um so verdienter war die ehrende ans- 
zeichnung, die ihm die Berliner Universität erwies, als sie ihn im herbste 
1858, nachdem Wackemagel eine berufung ausgeschlagen, auf den eif- 
rigen betrieb von Moritz Haupt an Fr. H. von der Hagens stelle in ihre 
mitte aufnahm als einen der ersten von den Kieler koryphäen, den 
Beseler, Droysen, Harms, Langenbeck, Mommsen, Nitzsch, Olshausen, 
Sachau, Twesten, Waitz, Wattenbach, um nur die bedeutendsten zu 
nennen, die sich in Berlin allmählich zusammenfanden und der Univer- 
sität zu dauernder zierde gereichen. Nach Jakob Grimmas tode wählte 
die akademie der Wissenschaften an seiner statt M. zu ihrem ordentlichen 
mitgliede: es war im jähre 1864, und endlich sollte er auch geheimer 
regierungsrat werden. Seine Schaffenskraft, die noch vor kurzem unge- 
brochen schien, lähmten zuletzt harte schicksalsschläge, die eine grössere 
fei er zum 25jährigen Jubiläum seiner Berliner Wirksamkeit nicht mehr 
zuliessen und dann zu dem frühzeitigen tode führten, den die deutsche 
Wissenschaft immer schmerzlich wird beklagen müssen. 

Wie eintönig und arm an grossen geschehnissen sein äusseres leben 
ihm hinfloss, so reich war sein inneres sein, sein gelehrtes schaffen. Es 
wird am Schlüsse erst der ort sein, seine Schriften und abhandlangen 
einzeln namhaft zu machen: hier mögen nur die marksteine seines wissen- 
schaftlichen ganges in helleres licht treten. 

Der wissenschaftliche Charakter M-'s zeigt in vielen dingen eme 



Earl HüUenhoff. 137 

gersdezu typische ähnlichkeit mit dem seiner lehrer Lachmann und Haupt, 
deren einwirkang anf ihn jedoch nicht so unverkennbar hätte sein können, 
brachte MüUenhoff nicht eine ihnen durchaus kongeniale anläge mit. 
Gleich ihnen besass er in hohem grade die filhigkeit sich in den Cha- 
rakter ganzer poetischer gattungen, wie einaehier dichterischer indivi- 
dnen nachfühlend und beobachtend einzuleben, derart, dass er mit wahr- 
haft intuitivem blick die geheimnisse der entstehung und Überlieferung 
s. b. der Nibelungen zu entschleiern vermochte. Gleich jenen beiden 
konnte ihn eine jedem fachmanne staunen abnötigende gelehrsamkeit und 
belesenheit, die ihn die . glücklichsten entdeckungen und kombinationen 
finden liess, doch keinen augenblick in der Sicherheit der wissenschaft- 
lichen methode beeinträchtigen, nie das vorwalten des kritischen Ver- 
standes und -der langsamsten besonnenheit, die allein zu bleibenden 
resultaten in der Wissenschaft fuhren, unterdrücken. Mehr als einmal 
musste er gerade vermöge dieser letzten eigenschaften — auch darin den 
beiden andern meistern gleichend — zu dem genialen begründer der 
Wissenschaft vom deutschen volke, zu Jakob Grimm, wenn dieser hinge- 
rissen von seiner dichterischen phantasie, sich allzu kühnen kombina- 
tionen willig ergab, in wenn auch nur wissenschaftlichen gegensatz treten, 
wo er dann stets die stimmen aller unbefangenen sofort für sich hatte. 
So in der frage über entstehung und alter der tiersage und des tierepos, 
das im wesentlichen nicht über das zehnte Jahrhundert hinaufreicht, 
während Grimm es bis in die urzeit zurückversetzte und seine heimat in 
der arischen völkerwiege, in Indien, zu finden glaubte. Desgleichen wies 
Müllenhoff als nüchterner historiker Grimm's identifizierung der Geten 
mit den Goten, wodurch er unserer geschichte einen ungeahnten hinter- 
grund schaffen wollte, mit schlagenden gründen als blosses phantasie- 
gebilde nach; und ähnlich war es noch in ungezählten speaialfragen der 
historischen granunatik und alten Völkerkunde. Nichts war seiner unbe- 
stechlichen Wahrheitsliebe so zuwider, als die eitle Selbstgefälligkeit, die 
zufrieden war, dem scheine nachzujagen, wenn nur dabei nicht ein Opfer 
der eigenen oft aus dem Stegreif gemachten einfölle verlangt wurde. Nie- 
mand konnte in der Selbstkritik weiter gehen als er; „ich zweifle" war 
der Sinnspruch , dem gemäss er lebte gegenüber seiner eigenen arbeit ; 
immer von neuem prüfte er seine ergebnisse, immer weiter steckte er 
die kreise ab, innerhalb deren er die grundlagen seiner werke festigte, 
so dass der so oft erneute aufbau ihn über die forderung des Horaz: 
nonum prematnr in annum meist weit hinausgehen liess. Diese strenge 
gegen sich selbst, die ihm ein postulat jedes mannes schien, der es ernst 
und ehrlich mit der Wissenschaft meine, diese verlangte er auch von 
jedem mitforscher und in den vielen fallen, wo er sie mit recht ver. 
misste, war er nur zu geneigt auf böswilligkeit, auf unehrenhafte Speku- 
lation und eitelkeit zu schliessen. Gegen solche voreilige schnellschreiber, 
die nicht so gewissenhaft waren, in harter arbeit die Wahrheit zu erringen, 
sondern sich froh genügten, eine neue, vielleicht recht ungereimte idee, 
ein neues werkchen, mochte es noch so wenig ausgereift sein, in die weit 
an setzen, gegen diese art wissenschaftlicher litteraten war er unerbitt- 



138 ^arl MüUenhofi; 

lieh, ztUQftl, wenn jemand von ihnen dreist genug war, MoUenhoff'B tiefeU 
Überzeugungen, die ihm Jahrzehnte lange erwägangen als onamstÖBsUche 
sicher gestellt hatten, durch unreifes absprechen oder überkluges besser- 
wissenwollen in frage zu stellen. Er, der in seiner ganzen Persönlichkeit 
mit der saohe der Wissenschaft aufs engste verwachsen, musste bei allen 
forschem, die nicht einen gleich hohen begriff von der Wissenschaft in 
sich trugen, unlautere motive vermuten und dann konnte, wie in der 
„nibelungenfrage*^ nach Lachmann's tode, seine fast kindlich unschuldige, 
einfache, freilich auch aus hartem holz geschnittene natur so schroffe 
Seiten zeigen, wie sie auch bei ihm nur in dep momenten der höcdiatea 
erregtheit, der tiefsten sittlichen emporung hervortraten. Wenngleich 
entfernt nicht in dem masse unnahbar, wie Haupt in seiner letzten zeit, 
so schreckte er doch manchen zaghaften Studenten durch anzügliche 
strenge ab: war man ihm aber erst irgendwie durch guten willen, ge- 
wissenhaften fleiss oder begabung aufgefallen, so war er ein treuer, stets 
teilnehmender berater, von dem man, wie sonst kaum, gefordert werden 
konnte. Der tragheit halte er einen unaufhörlichen krieg erklärt: nicht 
nur, dass er in seinen kollegien an die Vorbereitung und das mitarbeiten 
der Zuhörer nicht geringe anforderungen stellte ; sondern jede seite seigt 
es, die er hat drucken lassen. Gleich Lachmann setzte er die vertrau- 
teste bekanntschaft des lesers mit dem behandelten gegenstände voraus; 
gleich ihm gab et in prägnantester darstellung nur die kernpunkte seiner 
tiefsteindringenden und stets auf breitester grundlage ruhenden forschnngen, 
indem er dem Scharfsinne und der gelehrsamkeit des lesers überliess, die 
fehlenden mittelglieder der Untersuchung selbst zu finden. Bei der un- 
geheueren fülle des Stoffes und der neuen gesichtspunkte, die demun- 
geachtet seine werke der Wissenschaft zuführten, nahm die im übriges 
höchst charakteristische, kernige und gedrungene spräche namentlich in 
späteren jähren eine art schwerflüssigkeit an^ die ihm von mancher seite 
mit unrecht als stillosigkeit vorgeworfen wurde. Freilich gab es viele 
selbst unter den fachgenossen von beruf, die es lieber gesehen, wenn er 
gleich ihnen in leichtem plauderton und in breiter, bequemer ausfahmng 
nicht gerade schwerwiegende resultate überhasteter Untersuchungen snf 
den markt geworfen hätte. Am wenigsten konnten ihm solche leute ver- 
geben, wenn er ihren fahigkoiten und ihrem fleisse durch seine vornehme 
Schreibart, die nur an eingeweihte von Schulung und umfassenden kennt- 
nissen sich wandte, zuviel zugemutet hatte. Was Müllenhoff ihnen bot, 
war nicht danach, um bequem einem „grösseren publikum^^ in verwässerter 
gestalt geboten werden zu können: doch hätten geschickte popularitäts- 
hascher leicht hundert bände und mehr damit füllen können, wenn sie, 
was er der Wissenschaft gebracht, in ihrer darstellungsweise breit zu treten 
unternommen hätten. Popularität war gerade das gegenteil von dem, 
was MüUenhoffs auf wissenschaftlichem gebiet im höchsten masse aiisto- 
kratische natur erstrebte, und unwürdig eines deutschen gelehrten und 
niedriger demagogenkunstgriff muss es noch heute genannt werden, wenn 
in der „nibelungenfrage*^ einer seiner gegner, der längst schon dahinge- 
gangen, die entscheidung über eins der vornehmsten probleme der höheren 



Karl Müllenhoff. 139 

kritik dem in diesen dingen doch ganz inkompetenten grossen publiktün 
anheimstellte. 

Müllenhoff gehörte zu der aaserlesenen zahl der gelehrten, deren 
Schriften ausnahmslos teils ihren gegenständ so tief fassen, dass sie die ganze 
voranfgehende litteratar darüber entbehrlich machen und einen für immer 
abschliessenden Charakter tragen , teils auf einem noch jungfräulich un- 
berührten gebiete ganz neue grundlegende und dauenid massgebende 
geeichtspunkte aufstellen. Dies gilt schon von seinen erstlingsschriften, 
die er in den Kieler „Nordalbingischen Studien" erscheinen liess. Der 
völkerkundlichen studio über die deutschen stamme an nord- und ostsee 
in ältester zeit gab Grimm schon in seiner gesohichte der deutschen 
spräche das Zeugnis, das es das beste sei, was er auf diesem gebiete 
kenne, und die lichtvollen scharfen darlegungen über die altdeutschen 
namen, denen er in seinen späteren werken stets neue über den gleichen 
gegenständ anreihte, lassen es noch heute schwer empfinden, dass später 
Förstemann und nicht Müllenhoff sich der ausarbeitung des altdeutschen 
namencodex unterzog. Wurde seine schöne Sammlung schleswigholstei- 
nischer sagen, märchen und lieder mit der einleitenden meisterhaften 
skizze der gesohichte des volksgesangs vorbildlich far die grosse menge 
ähnlicher Schriften der folgezeit, so traf in dem anhang zu Klaus Groths 
„Qnickbom'*, der ohne Müllenhoff überhaupt nicht seine formelle Vollen- 
dung gewonnen hatte, zum ersten male der strahl der Wissenschaft die 
vernachlässigte niederdeutsche mundart der gegenwart und noch bis in 
seine letzten jähre hat Müllenhoff, um auch das zu erwähnen, an den 
„Sonnabenden" im engeren kreise seinen jungem gelehrten freunden zum 
genusse aus dem landsmännischen dichter vorgetragen. 

Die noch heute in unseren handbüchem der poetik offen gelassene 
oder durch den entscheid entweder für lyrik oder für epos zu kurzsichtig 
beantwortete frage nach der ältesten art unserer poesie entschied er 
schon frühzeitig durch den nachweis , dass jede älteste dichtung , noch 
ungelöst von der gottesdienstlichen handlung, eine chorische sei, nur in 
Verbindung mit tanz und musik von einer geschlossenen menge darge- 
stellt überhaupt in die erscheinung trete, wie wenn heute etwa in der 
oper ballet und chor zusammenwirken, und dass später erst von dieser 
chorischen poesie als ungeschiedenem ganzen die einzelnen dichtgattungen 
zu ihrer Sonderexistenz sich abgelöst hätten. Unerreicht an umfang und 
bedeutung muss bleiben, was er far die gesohichte der gesammtgerma- 
nischen wie der griechischen heldensage und speziell für unsere deutsche 
heldendichtung getan. Die arbeit, die Lachmann dem nibelungenliede 
widmete: es von den vielfachen Zusätzen und einscbiebungen, wodurch 
die späteren abschriften es aufgeschwellt und, künstlerisch betrachtet, 
vollkommen verdorben hatten, zu reinigen und in die ursprüngliche ge- 
stalt wiederherzustellen, führte Müllenhoff mit gleicher meisterschaft bei 
der Gudrun durch. Unter denen, die die kenntnis der nibelungensage 
und die erklärung des kleinodes unserer älteren litteratur gefördert haben, 
steht sein name wiederum obenan neben dem Lachmanns; in dem harten 
streite, der im jähre 1854 über die entstehung und Überlieferung des 



140 Karl MüDenhoff. 

oibelnngenliedes ausbrach, in der litteratur der flogenannten „nibelungen- 
frage" war seine schrift „Zar geschichte der Nibelnnge not" die unzweifelhaft 
bedeutendite. Eine fülle der gediegendsten beitrage zu dem gleichen 
und verwandten Stoffen brachte Haupt's Zeitschrift für deutsches altertum, 
deren herausgäbe MüUenhofF vom zwölften bände an selbständig leitete, 
wie er früher schon an der redaktion der Allgemeinen monatsschrift für 
Wissenschaft und litteratur hervorragend beteiligt war. Unter seiner lei- 
tung und überall auf grund seiner eigenen weit gediehenen vorarbeiten 
wurde von mehreren seiner schüler, die jetzt längst hervorragende lehr- 
stfihle inne haben, unter dem namen „Deutsches heldenbuch** eine kri- 
tische ausgäbe aller derjenigen kleineren epischeu gedichte aus dem kreise 
unserer heldensage (z. b. Wolfdietrich, Alpharts tod) veranstaltet, die 
meist noch der späteren blutezeit der mittelhochdeutschen spielmanns- 
dichtung ihre entstehung verdanken, aber aus dem wusle einer oft grausig 
verwilderten fiberlieferung heraus nur durch eine nicht gewöhnliche kri- 
tische kunst ihre ursprüngliche und so erst lesbare gestalt gewinnen 
konnten. Eine geradezu klassische leistung müssen die Denkmäler deut- 
scher poesie und prosa aus dem 8. — 12. Jahrhundert genannt werden: im 
verein mit Wilhelm Scherer hat MüUenhoff, dem die bearbeitang des 
poetischen teiles zugefallen, hier eigentlich erst die kritik wie die erklä- 
rung dieser für spräche und geistesgeschichte der althochdeutschen periode 
gleich wichtigen Überreste , die bis an den Ursprung unserer litteratur 
hinauffuhren, erschlossen, und zugleich meist abgeschlossen. 

Auf dem gebiete der Sprachwissenschaft, das den lesem dieser Zeit- 
schrift am nächsten liegt, entwickelte M. eine überaus reiche tatigkeit, 
die mit am besten seine streng wissenschaftliche exaktheit kennen lehrt, 
vermöge deren er hier fast nie fehlgegriffen hat. Keine germanische 
spräche, die ihm nicht die fruchtbarsten aufschlüsse auf vergleichend- 
etymologischem und -grammatischem gebiete verdankte. Wir gedenken 
an dieser stelle nochmals der namenableitungen , meisterhaft insonder- 
heit für die älteste zeit; dessen femer, was er für die vergleichende 
mythologie und metrik geleistet. Ueberall war er darauf bedacht, 
den blick über die einhegung des eigensten heims hinweg unge- 
hemmt auf die nachbarfelder zu richten. Das Romanische und besonders 
das Keltische, auch das Slavische machte er sich nicht minder dienstbar, 
wie die klassischen sprachen und das Sanskrit; ihm verdanken wir 
den aufschluss über abstamroung und spräche der selbst noch von 
einem K. Neumann für Mongolen ausgegebenen Skythen und Sarmaten, 
die er als Westeranier erwies; von ihm haben wir femer eine abband- 
lung über die altslovenischen auslautsgesestze. Zu bekannt ist, was von 
Mullenhoff'schen resultaten Scherers buch Zur geschichte der deutschen 
spräche über die enge des hörsals hinaus der Wissenschaft erst zur freien 
ausnutzung darbot: die Scheidung der Germanen in einen ost- und west- 
germanischen stamm, femer die „MüUenhoffs regel'* genannte theorie, nach 
welcher der gotische vokalismas mit seiner scheinbar so altertümlichen 
überwiegenden mehrbeit reiner a, i, u keineswegs an den altarischen 
vokalbestand anknüpfe, sondern bereits seinen durchgang durch einen 



Karl MüUenhoff. 141 

westariacheQ und gennaniBohen bestand genommen habe, der eine färbnng 
des alten a zu e und o seige und dem der althochdeutsche vocalismus 
viel näher stehe. 

Wie tief M., um ein anderes gebiet zu berühren, sein ganzes leben 
lang in der klassischen philologie steckte, von der er seinen ansgang 
genommen, das zeigt am besten sein letztes grösstes werk, die altertams- 
kande, von der sogleich noch die rede sein soll. Seine ersten Vorlesungen 
galten durchaus dem klassischen altertume, Homer, Horaz, Properz, Strabo, 
Tacitus, auch der alten länder- und Völkerkunde und viel später noch 
griff er mit seinem aufsatze über die elegien des Properz bedeutungsvoll 
in die forschung ein, wenn auch nicht geleugnet werden soll, dass er, 
vrie er übrigens später selbst bekannt hat, bei der rekonstrnktion eines 
überkunstvollen baues in der annähme der zahlensymmetrie zu weit ging. 

Erwähnen wir noch, dass M. ans die Sammlung der köstlichen 
„kleinen Schriften" Jakob Grimm's, sowie derer von Laohmann geschenkt 
hat, so fehlt zu dem bilde seiner Wirksamkeit noch der alles umsohliessende 
rahmen, diejenige seite seines forschens, die je länger desto ausschliess« 
lieber seine tätigkeit in ansprach nahm, der mittelpunkt, auf den alle 
seine arbeiten hinwiesen, mit einem worte das gebiet der deutschen alter* 
tomskunde. Hier auf dem gebiete der realien war er der schüler J. Grimms, 
ein wol nicht durch schöpferische, gleichsam aus dem nichts gestaltende 
genialität, doch durch streng methodische führang, durch planmässiges, 
weitauschauendes, von breitester fundamentierung bis zur krönung stre- 
bendes allmähliches aufbauen seinem meister überlegener schüler. Wie 
Adalbert Kuhn für den mythenforscher, so forderte M. für den deutschen 
altertumsforscher als Vorbildung umfassendstes Sprachstudium, das allein 
vor bloss geistreichen kombinationen, welche die ernste Wissenschaft nur sa 
bald wieder verwerfen muss, bewahren könne. Die erste notwendige 
und wichtigste aufgäbe der deutschen altertnmskunde fiUlt, so sagt er 
einmal, unstreitig der rein philologischen forschung zu: aus der geschichte 
der spräche, den nachrichten der alten und der späteren Überlieferung 
ist allein in die älteste innere entwickelung der Germanen und in ihre 
Verzweigung und Verbreitung nach aussen eine einsieht zu gewinnen. 
Die härtesten worte schienen ihm nicht hart genug für die, die nicht 
gleich ihm auf dem boden standen, den „Grimm zuerst und vor allem 
durch seine deutsche grammatik der deutschen altertumskunde angewiesen 
hat" nnd er verwies mit recht solchen leuten dort das wort zu nehmen, 
wo die „gemeinsame grundlage des germanischen lebens in frage kam'S 
mochten es nun Juristen, antiquare, historiker oder gar klassische Philo- 
logen sein. Wie hohen wert daneben er, der über 10 jähre direktem des 
Kieler antiquarischen museums gewesen, auch den stummen zeugen ans 
heidnischer vorzeit, den uns überkommenen altertümera beilegte, lehrt 
seine „so recht im antiquarischen interesse unternommene reise" des 
Jahres 1868, die ihn durch alle bedeutenderen museen Deutschlands führte. 
Unter den zahlreichen kleineren hier zu nennenden abhandlungen sei nur 
die schöne „Zur runenlehre" erwähnt, sowie die von einer recht unge- 
berdigen kritik im Rheinischen museum begrüsste „Ueber die chorogn^hie 



142 Karl Hüllenhoff. 

des kauers Augusttis'^, deren hsuptresiiltate nichts desiowenigor von 
Schweder neuerdings gesichert und befestigt worden sind. Ihnen folgte 
vor mehr als einem Jahrzehnt der erste band seiner in grossartigstam 
massstabe angelegten Deutschen altertumskunde, eines Werkes, das seine 
ganze forschung über die älteste geschiohte und entwickelnng des deut- 
schen Volkes zusammenfassen sollte. 

Aufgabe dieses ersten bandes war es, die künde der alten vom 
europäischen norden bis zu dem Zeitpunkte hinab zu verfolgen und kri- 
tisch darzustellen, da Qermanien durch den massaliotischen Seefahrer 
Pytheas — es war im 4. jahrhnndert vor Christus — im eigentlichen sinne 
erst entdeckt wurde. So geht diese „deutsche*' altertumskunde in durch- 
aus ungezwungener weise von Homer aus und verbreitet sich bei der 
gelegenheit über die ganze griechische heldensage, deren werden und 
wandern durch den germanisten MüUenhoff zuerst in die richtige be- 
leucJhtung gestellt wird : sie erweist sich bei den Griechen, wie bei allen 
andern Völkern, als der poetische niederschlag des ersten geschichtlich 
bedeutenden auitretens des Volkes, als sang und künde von dem zugleich 
mit der griechischen Völkerwanderung dahingeschwundenen heldenzeit- 
alter. In gleicher weise werden über die griechischen geographen der 
folgenden zeiten, deren nacbrichten meist erst aus dritter und vierter 
band zu uns gelangt sind und daher stets der strengsten prüfnng, stets 
der zurückfÜhrung auf die quellen, aus denen sie fliessen, bedürfen, die 
scharfsinnigsten Untersuchungen geführt, so dass dieses eminent gelehrte 
buch auch eins der hauptwerke für quellenforscher in der alten gesohichte 
und geographie geworden ist, die Müllenhoffs gäbe ungemein hoch halten. 
In folge der mit den jähren immer zunehmenden scheu etwas zu ver- 
öffentlichen, ist MüUenhoff, der sich nie genug ton konnte, leider ge* 
storben, ohne von seinen reichen materialien mehr als den ersten teil des 
fünften bandes, der dem skandinavischen norden gilt, für den druck voll- 
endet zu haben. Ihn hat Scherer vor kurzem veröffentlicht, als den Ver- 
fasser schon seine letzte krankheit ergriffen hatte. Dass er gerade an 
diesem bände zuletzt so intensiv arbeitete, hatte seinen grund darin, dass 
es ihm darauf ankam, eine mit aufwand grosser gelehrsamkeit vorgetragene 
und durch ihre scheinbare Originalität trügende hypothese über die ent- 
stehung der nordischen götter- und heldensage eingehender, als es ihm 
zuerst möglich war, zu widerlegen. Diese hypothese richtet sich gegen 
die Saemundar Elda als selbstwachsenes eigentum der Nordgennanen, 
gegen die echtheit also der ganzen germanischen mythologie und ma<dit 
sie zu blosser entlefanung und Überarbeitung griechisch-römischer und 
orientalisch -semitischer mythen und legenden, sieht besonders in der 
Vqluspä, jenem gedieht, das uns die „summe der religiösen weltansioht 
des alten nordens" darstellt, nichts als eine nachbildong der alten sibylli- 
nischen dichtungen, die durch Vermittlung der Kelten dem norden be- 
kannt geworden sein sollen. Sie legt die axt an den riesenbanm ger- 
manischer mythe, von dem uns einige bluten nur erhalten sind, aus den 
im nordischen boden wurzelnden trieben ersproesen, und da gerade zwei 
Norweger, Bang und Bugge, es waren, die ihrer heimat das Ueinod 



Karl MüUenhdr. 143 

raoben wollten, iimaomefar bestacb sie anfangs aach in Dentachland viel- 
fach darcb ihren schein : von Müllenhoff ward sie für immer beseitigt. Dieser 
rettenden polemik folgt die eingehendste erlänterung der ältesten, vor- 
christlichen dichtungen des nordens, eine vollkommene geschichte der 
entstehung und entwickelung der hauptteile der älteren Edda, der Vq- 
Inspä und der Hävamal, dieses „inbegriffs der sittlichen lebensanschau- 
nng des alten nordens*', femer von der saga von Starkadr und dem Hede 
von der Bravallaschlacht, sowie vondergansen SnorraEdda. Das ist es, was 
wir von seinem lebenswerke ausgeführt vor uns liegen haben. Wie ge- 
waltig der plan war, möge eine skizze des ganzen lehren, wie er sie 
selbst am eingange des fünften bandes giebt. Der zweite band sollte von 
den nord- und ostnachbam und dem ersten vordringen der Germanen 
gegen wetten und Südwesten handeln und damit ergeben, dass das gebiet 
der Oder und der Elbe unterhalb des gebirges ihre älteste und eigenste 
heimat ist, in der sie zu einer gens tantum sui similis erwuchsen. Der 
dritte band sollte darnach aus der Stellung und dem sprachlichen Ver- 
hältnis der ältesten, historisch bekannten Völker des mittleren Europas 
in dem striche von den Pyrenaeen bis zum Kaukasus den beweis fähren, 
dass die väter der Germanen nicht später jenen Wohnsitz eingenommen 
haben können, als die verwandten stamme der Italiker und der Griechen 
ihre sitze in Italien und Griechenland, und auf grund der nachrichten 
der Römer und Griechen darauf die ansbreitung und Verzweigung der 
Germanen um den anfang unserer Zeitrechnung darlegen. Der vierte 
und fünfte teil hätte dann weiter aus dem zustande, den jene nachrichten 
uns vor äugen stellen, den gang, den ihre älteste entwickelung überhaupt 
genommen hat, nach allen Seiten hin aufgezeigt Ein sechster endlich 
würde noch die ausbildung und geschichte der deutschen heldensage bis zu 
ihrem allmählichen ersterben im 15. Jahrhundert als letzten teil der auf- 
gäbe hinzugefugt haben. Wer wird nun diesen plan, dieses riesenwerk vollen- 
den? fragt man sich. Wer vermajr es? ist der nächste gedanke. Kein metisch 
ist unersetzlich: so lautet oft genug die gleichgiltige rede. Aber wird 
denn jemals noch ein gelehrter sich finden, der in ähnlicher weise wie 
MflUenhoff — und das war bedingnis seines letzten Werkes — eine so 
profunde belesenheit in der griechischen und römischen litteratur mit 
einer ebenso einzigen beherrschung der gesammten germanischen Wissen- 
schaft verbinden wird, heute, wo die Spezialisierung und konzentintion 
allein die möglichkeit einer selbständigen leistung in aussieht stellt? 
Wir werden zufrieden sein müssen, wenn MÜllenhofiPs nachlass, dessen 
herausgäbe die gesammte philologische weit mit grösster Spannung ent- 
gegensieht, durch kundige band in würdiger weise ans licht tritt. 

Das alles schuf er unmittelbar selbst: wie vieles noch in seinen 
scbüleml Aller orten sind sie und rühmen sich ihres lehrers. Niemand 
seit Lachmann hat in solchem masse, wie er, hervorragende schfiler ge- 
bildet: wieviel sie ihm verdanken und wie sie ihn verehren, das bezeugen 
anch die »ahlreichen Widmungen und doch wagten nur die bedeutenderen 
ihr bestes an ihn zu richten. Noch kurz vor seinem tode is^ sein name 
in weiteren kreisen gelesen worden : einmal als er vom miniirtennm mit 



144 Karl MiUlenhoff. 

fiberwaohnng der neuen monumentalen LuÜieransgabe von Ensake be- 
traut wurde, für die er die allgremeinen gesiohtspunkte feetetellte, und 
dann hat ihn Scherer in seiner herrlichen „Qeschichte der deutschen titte- 
ratur** als denjenigen hingestellt, dem er mehr wie jedem andern anregung 
und Vertiefung verdanke. 

So konnte es, wie wenig M. auch darum zu tun war, nicht ausbleiben, 
dais seine ungewöhnlichen leistungen, die enorme Sicherheit im ganaen 
gebiete seiner Wissenschaft, die meisterschaft in der philologischen me- 
thode verbunden mit einer charaktervollen sittlichen hoheit ihm allmah« 
lieh ein ansehen und eine autoritative Stellung gaben, vor der sich alle 
■eine fiaohgenossen in Deutschland, Oesterreich und Skandinavien willig 
beugten, die meisten, um ihn zugleich unbegrenzt zu verehren, bei an- 
deren wieder trug ihm seine Überlegenheit respektvolle furcht ein. Er 
strebte, um sein wollen und können noch einmal kurz zusanunenzufasaen, 
beständig dreien Vorbildern nach: Jakob Grimm, Lachmann und Zenss; 
was diese einzeln, ein jeder auf seinem gebiete der Wissenschaft geleistet, 
er fasste ein einziger sie alle drei auf höherer stufe zusammen. Ihn 
hatte das Schicksal nicht mit jenen an den anfeng des Jahrhunderts ge* 
stellt, um die pforten unserer Wissenschaft weit zu öffnen: so dtzt er 
denn schon in ihrem saale, zuhöchst, ihr zunächst. Der deutschen Philo- 
logie bleibt zu wünschen, dass sie in Müllenhoff's geiste weiter gebaut 
and gepflegt werde: nur so würde sie seinen hingang verwinden können. 



Litteraturverzeichnis. 

1844. Nordalbingische Studien. Kiel. I, 11—40 (Ein altsächsisoher gott 
Welo); s. 111 — 174 (Die deutschen Völker an nord- und oatsee in 
ältester zeit, eine kritik der neueren forschungen) ; s. 191—207 (Ueber 
Siegfrieds Sachsen- und Däuenkriege) ; s. 208^226 (Kleine beitrage 
zur deutschen mythologie 1. Wodan. 2. Walküren. 3. Filo und 
Milo). — Neue Kieler blätter, herausgegeben von H. Carstens. Kiel. 
Februar I. S. 66—76 (Unsere Sagen). — Neue Jenaische allgemeine 
litteratur-zeitnng n. 287--239, s. 948»— 956»> (rez. von: Der Nibelunge 
Not und die Klage hrsg. von A. J. Yolhner und von : K. Zell, Ueber 
die Iliade und das Nibelungenlied. 

1846. Kudrun. Die echten teile des gedichtes mit einer kritischen ein- 
leitung. Kiel. 8®. [II], 192 s. — Sagen, märchen und Ueder der 
herzogthümer Schleswig- Holstein und Lauenburg. Kiel 8*. UV, 
619 8. [2. ausgäbe in Vorbereitung]. 

1846. „Die deutschen Wörter der Lex Salica'* in: Waitz, Das alte recht 
der Salischen Franken. Kiel. 8«. S. 271— 296. — Nordalb. stud. III, 
91—102 (Mittelhochdeutsche gedichte an nordelbische herren). — 
Jahrbücher für wissenschaftliche kritik, Berlin. October, s. 696—631 



Karl MaUenhoff. 145 

n. 76—79 (rez. von: W. Malier, Ueber die lieder von den Nibe- 
lungeo); s. 637—640 n. 80 (res. von: Iwein mit dem löwen. Eine 
erzählong von Hartmann v. d. Ane, übersetzt and erUntert von 
yf. grafen von Baudissin). 

1847. Commentationis de antiqnissima Germanomm poeei oborica parti- 
cnla. 1847. 4*. 31 8. — Nordalb. stad. lY, 201—218 (Kleine bei- 
trage znr dentsohen mythologie. 4. Die gestime. 6.0da).— Schmidfa 
Allgemeine zeitecbrift far geschichte YIII, 20d— 269 (Ueber Tnisoo 
und seine nachkommen. Ein beitrag zur geschichte der altdentsohen 
religion). 

1848. Xin. bericht der Schleswig-Holstein-Lanenbargisohen gesellsohaft 
fär die sammlnng und erhaltnng vaterländischer alterthümer. Er* 
stattet von • dem vorstände. Kiel. 8. — Verhandinngen der ger- 
manisten zu Lübeck 1847, s. 186—193 (Ueber die gestaltnng der 
ältesten deutschen heldendichtnng). — Hauptes Zeitschrift für dent* 
sches alterthnm VI, 62-69 (Wado); s. 430-486 (Die merovingische 
stammsage); s. 436—469 (Die anstrasische Dietrichssage). 

1849. XIY. bericht d. Schl.-H.-L. ges. etc. Namens des Vorstandes er- 
stattet. Kiel. 8. 38 s. [üeber die iuschrift des goldenen homs von 
Gallehuus]. - Zs. f. d. alt YII, 3d3(Framea); 883— 386(8emnoneB); 
8. 410—419 (Sceaf und seine nachkommen); s. 419—441 (Der mythos 
von Beovnlf); s. 626 (Sndeta); s. 627 f. (Aelteste sparen der allitte- 
ration); s. 628 f. (Aelteste spuren des langen a im deutschen); s. 629f. 
(Donar und Wuotan); s. 630 f. (Sängernamen); s. 631 (Loaran). — 
Gersdorfs Leipziger repertorium der deutschen und aosländischen 
litteratur 27. band. 7. jahrg. III, 273—278 (rez. von: Cadmons 
biblische dichtungen, herausgegeben von Bonterwek). 28. band. 7. jahrg. 
bd. lY, 88—97 (rez. von: A. Fuchs, Die romanischen sprachen im 
Verhältnis zum Lateinischen). Sicher von ihm auch: lY, 132—188 
(rez. von: £. Fiedler, Wissenschaftliche grammatik der engHschen 
spräche. I. bandes 1. hälfte. Geschichte der englischen spräche, 
lautlehre). 

1860. Der silberfnnd von Farve beschrieben und namens der Schl.-H.-L. 
ges. bekannt gemacht von J. Friedländer und K. M« Mit 2 kapfer- 
tafeln. Kiel. 1860. 8. (Yen Müll. s. 1—19) = XY. bericht der 
8ch.-H.-L. g. — Schleswig -Holst, universitäts- und schalzeitung her- 
ausg. von Thaulow nro. 28 — 86 (Ein votum über den deutschen Unter- 
richt. Sendschreiben an hm. rector Rieck in Batceburg). 

1861. Allgemeine monatsschrift für Wissenschaft and literatur. Halle 
(Braunschweig) s. 77 f. (Neu aufgefundene bmchstücke altdeutscher 
gedichte und eine Verdeutschung der psalmen vor Notker); s. 896 f. 
(Neueste literatur der Sprichwörter). — Deutsche vierte^jahrsschrift^ 
Stuttgart und Tübingen, heft 4, 289—266 (Die deutsche philologie 
und die höhere Schulbildung). — GÖttinger gelehrte anzeigen 174 18. 
stück, 8. 161—176 (rez. von: A. Knebel, Die völkertafel der genesis. 
Ethnographische Untersuchungen). 

1862. Allgem. monatsschr. f. w. u. 1. s. 248—260 (rez. von: Schwenck, 
Bdtflc« s. kund« 4. Ig. sprMhra. IZ. 10 



146 Karl Müllenhoff. 

Mythologie der Germanen); s. 310-348 (Zur rnnenlehre H. üeber 
altdeutsche loossung und Weissagung mit röcksicht auf die neuesten 
Interpreten der Germania und die sammler deutscher eigennamen. 
Auch selbständig erschienen : Zur runenlehre. Zwei abhandlungen 
von R. V. Liliencron u. K. M. Braunschweig. 8., [darin s. 26 — 64 von 
Müllenhoff] = XVI. bericht der Schl.-H.-L. g.); s. 541—548 (üeber 
Grimms deutsches Wörterbuch) ; s. 825 - 827 (Die Malbergsche glosse, 
anzeige eines A. Holtzmann'schen programmes). — Deutsche viertel- 
jahrsschrift, heft 3, s. 75—109 (üeber die geschichtliche bedeutung 
und Stellung der höfischen poesie des deutschen mittelalters). 

1853. Allg. roonatsschr., s. 195—197 (Die Meusebachsche bibliothek in 
Berlin und Herr Julius Zacher in Halle). S. 467 f. (rez. von: Theo- 
philus. Mitteldeutsches Schauspiel hrsg. von Hoffmann von Fallers- 
leben); s. 468 f. (rez. von: B. Thorpe, Northern mythology). — 
Zeitschr. f. d. alt. IX, 127 f. (Lust und unlust); s. 128— 130(Winna- 
sang und winileod); s. 130 f. (übii): s. 131—138 (Zwei stellen der 
Scriptores historiae Augustae); s. 223—261 (Verderbte namen bei 
Tacitus). — Deutsche reichszeitung Braun schweig, n. 10 (anzeige 
von Klaus Groths Quickborn). — Literarisches centralblatt nr. 33, 
8. 543 (rez. von K. Groths Quickborn) ; n. 47 s. 761 (rez. von : Manch, 
Die nordisch-germanischen Völker, übers, von P. F. Clausseu). 

1854. Allg. monatsschrift s. 151 f. (rez. von: A. L. J. Michelsen, Die 
hausmarke. Eine germanistische abhandlung). S. 186—201 (Üeber 
den bau der elegien des Properz); s. 877 — 979 (Zur geschichte der 
Nibelunge n^th), letztere abhandlung auch besonders. Halle (Braun- 
schweig) 1855. — Literarisches centralblatt no. 1, s. 13 — 15 (rez. 
von: Zeuss, Grammatica celtica); n. 18, s. 277—279 (rez. von: Lan- 
dau, Die territorien in bezug auf ihre bildung und entwickelung). — 
Mützells Zeitschrift für das gymnasial wesenVIÜ, 177 — 199 (Die deutsche 
Philologie, die schule und die klassische philologie [Umarbeitung desauf- 
satzes vom jähre 1851]). — Glossar mit einleitung zu : Klaus Groths Quick- 
bom. 3. aufläge. Hamburg. 8. S. 259—331. Verbessert und vermehrt 
zur 4. (1855) und namentlich zur 6. aufläge (1856). Dazu kam 1856 
bei der 5. aufläge die „nachricht an den leser**. 

1855. Zeitschrift für deutsche mythologie und Bittenkunde III, 1—20 
(Nordische, englische und deutsche rathsel). - Itzehoer Wochenblatt, 
nr. 43 (rez. von ^laus Groths Vertelln). 

1856. Üeber die weitkarte und chorographie des kaisers Augustus (ein- 
ladungsprogramm zu kön. geb. d. 6. oct.). Kiel. 4. 55 s. — Zeit- 
schrift f. d. alt. X, 146—180 (Zur geschichte der Nibel nn gensage) ; 
8. 550 — 565 (Zur Germania). 

1857. „Geten" in Ersch und Grubers encyclopädie I. sect Bd. 64. 
S. 448*-464*. 

1858 -. 

1859. Paradigmata zur deutschen grammatik. Zum gebrauch für Vor- 
lesungen. Berlin. 8. 22 s.; 2. aufl. 1867. 26 s.; 3. aufl. nebst 
Lachmanns abriss der mittelhochdeutschen metrik 1871. 278. ; 4. aufl. 



Karl Müllenhoff. 147 

1876. 27 8. — Zeitschrift f. d. alt IX, 254—256 (Destodes aeichen); 
8. 257-262 (Wiener hundesegen); 8. 262—272 (Ruore); 8. 272—294 
(Zur kritikdes angelsächsischen volksepos) ; s. 381—393 (Zam Muspilli). 

1860. Kuhns Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung IX, 394—399 
(rez. von: G. L. van den Helm, Proeven van woordgrondiug). 

1861. De carmine Wessofontano et de versn ac stropharum usu apud 
Germanos antiquissimo. Dissertatio. Berolini. 4. 31 s. [universitats- 
programm]. — Archiv der Schlesw.- Holst. -Lauenb. gesellschaft für 
vaterländische geschichte (= dritte folge] III. band, 3. beilage: Die 
kgl. Schi.- Holst. -Lauenburgische gesellschaft für die Sammlung und 
erhaltnng vaterländischer alterthümer und das museum vaterländischer 
alterthümer in Kiel in den jähren 1850—1860. S. 4—12 (= XX.be- 
richt der Schl.-H.-L. g. etc. Kiel. S. 4-12 = Chronik der Univer- 
sität zu Kiel 1854 s. 40; 1855 s. 44; 1856 s. 37; 1857 8. 36-89). 

1862. Itzehoer Wochenblatt, n. 70-71 (Ceber die namen der general- 
stabskarte). 

1863. Abhandlangen der Berliner akademie der wiss., philos. - histor. 
classe, vom jähre 1862. S. 518—531 (lieber den anhang zum pro- 
vinzialverzeichniss von 297). S. 532— 538 (Die fränkische völkertafel; 
französische bearbeitung: Revue archeologique 1866. Bd. XIII, 377 
- 399). - Kuhns Zeitschrift f. vgl. sprachf. XII, 139-141 (rez. 
von: Grein, Sprachschatz der angelsächsischen dichter). 

1864. Altdeutsche sprach proben. Berlin. 8. IV, 124 s.; 2. au6. 1871. 
IV, 126 8.; 3. aufl. 1878. VII, 152. — Denkmäler deutscher poesie 
und prosa aus dem VIII. — XII. Jahrhundert herausgegeben von K. M. 
und Wilhelm Scherer. Berlin. 8. XXXIV, 548 s.; 2. verm. und 
verb. ausgäbe. Berlin 1873. XXXIX, 649 s. [3. ausgäbe in Vorbe- 
reitung]. — Jahrbücher für deutsche theologie X, 167 — 179 (referat 
über die „Denkmäler**: über Karls des Grossen Wirksamkeit für die 
deutsche Volksbildung und die anfange der deutschen litteratur). — 
Monatsberichte der Berliner akademie s. 459—464 (antrittsrede) 
Gab heraus: Jakob Grimms kleine Schriften. Bd. 1—5. Berlin 1864 — 1871. 

1865. Zeitschrift f. d. altert. XII, 252 (Wolf und wölfin); s. 253-386 
(Zeugnisse und excurse zur deutschen heldensage); s. 896 f. und 
8. 491 (Iddja und nachtrag); 8. 397—399 (Angebliche aoriste oder 
perfecta auf r im Altnordischen und Hochdeutschen); s. 401—409 
(Zur deutschen mythologie); s. 409 f. (Alte thierfabel); s. 410 f. 
(Werdener abecedarium); s. 411 — 413 (Bruchstück des Rosengartens); 
8. 413—436 (Zeugnisse und excurse zur deutschen heldensage. 1. nach- 
lese); 8. 530—536 (Neue bruchstücke des Rosengartens F). 

1866. Unter M.'s leitung und mitwirkung: Deutsches beldenbuch. 
Bd. I-V. Berlin 1866—1872 (von Amelung, Jänicke, Martin, Zu- 
pitza) [Ein VI. bd. steht noch aus]. Vollständig von M. nur ein 
teil des I. bandes: Laurin und Walberan. S. XXXIII— LVIII und 
8. 199—308. — Monatsberichte der Berliner akademie s. 1 — 12(Ueb6r 
das Sarmatien des Ptolemäus); s. 549—576 (Ueber die abkauft und 
spräche der pontischen Skythen und Sarmaten). 

10» 



148 Karl Müllenhoff. 

1887. Zeitschrift f. d. altert Xin. N. f. I, 182-186 (Agez und Elbe- 
gast); 8. 186—192 (Das alter des Ortnit); s. 192 (Fränkische glosae 
zu den evangelien); s. 288—319 (Bordesholmer Marienklage); s. 319 
— 321 (Zwei fabeln ans dem Karlingischen Zeitalter); s. 675—677 
(Worterklärungen) ; s. 577 f. (Mythologisches). — Zeitschrift f. d. gym- 
nasialwesen XXI. N. f. I, 467—471 (rez. von: Deutsches beiden- 
buch I. II). ~ Hübners Hermes, Zeitschrift für dassische philologie 

II, 262-268 (Aristoteles bei Basilius von Caesarea); s. 318 f. (Zu 
Gassius Dio). — Gab heraus: W. Grimm, Die deutsche beiden- 
sage. 2. verm. und verb. ausgäbe. Berlin. 8. X, 427 s. 

1868. — 

1669. Zeitschrift f. d. alt XIV, 128—183 (Ueber das abecedarium nord- 
mannicum); s. 133—143 (Zu Friedrich von Hausen); s. 193—244 
(Die innere geschichte des Beovulfs); s. 625—530 (Karls recht); 
8. 556 (Oratio aurea); s. 656—668 (Zum LudwigsUede). — Hermes 

III, 439—446 (Griechische inschriften aus Sudrussland). 

1870. Deutsche altertumskunde I. band. Mit einer karte von Heinrich 
Kiepert Berlin. 8. XU , 501 s. — Hermes IV, 144 (Zu den sud- 
russischen Inschriften). 

1871. Ueber den schwerttanz in: Festgaben für Gustav Homeyer zum 
28. juli 1871. Berlin. S. 109—147. — Laurin. Ein tirolisches beiden- 
märchen aus dem anfange des XHI. Jahrhunderts. 8. Berlin. 78 b. 
[Schulausgabe]. 

1872. Zeitschr. f. d. alt XY, 266 (Elbegast); s. 372 (Niederrheinische 
priamel); s. 541 (Zur deutschen heldensage). 

1873. Germania antiqua. Comeli Taciti libellum post Mauricium Hanp- 
tium cum aliorum veterum auctorum locis de Germania praecipuis 
edidit K. M. Berolini. 8. 169 s. [2. ausgäbe in Vorbereitung]. — 
Zeitschrift f. d. alt XYI, 141—143 (Yittea); s. 143—146 (Mennor 
und wippeon); s. 146—148 (Um ragnaröckr); s. 148—156 (Uuära 
und uuara). — Der name Ditmarschen in : F. G. Dahlmann, Geschichte 
Dithmarschens. Nach Vorlesungen im winter 1826 herausgegeben, am 
Schlüsse ergänzt und mit excursen begleitet von W. H. Kolster. 
Leipzig. 8. Excurs II. S. 185 f.; ebd. s. 263—265 [Ein stück 
aus fernst von Kirchbergs Mecklenburgischer reimchronik cap. 164 
hrsg. und erklärt]. 

1874. Zeitschrift f. d. alt XYII, 57-71 (Yon der herkunft der Schwa- 
ben); s. 428 f. (Eidring) ; s. 429 f. (Segen). 

1875. Zeitschrift f. d. alt XYIII, 1-9 (Ueber Reinhard Fuchs) ; 8.9-13 
(Zum schwerttanz); s. 136 (Fiur); s. 156 f. (Inschrift aus Limburg 
a. d. Lahn); s. 157—169 (Ein lied in der Kaiserchronik); s. 250-257 
(Runen in Berlin); s. 258 f. (Die Limburger inschrift); s. 261 f- 
(Ein vers aus Sangallen); s. 466—474 (Oratio pro loco in ordine 
philosophorum Berolinensium rite obtinendo 23. 11. 1861 habita 
[Zur geschichte der deutschen philologie]). - Hermes IX, 183—196 
(Ueber die römische weitkarte). — Besorgte die 5. ausgäbe der ge- 



Karl MüUenhoff. 149 

dichte Walthen von der Vogelweide von E. Laohmaim. Berlin. 8. 
XVra, 234 •. 

1876. Zeitsohrift f. d. a. XIX, 182 (Zu der schrift Von der herkunftder 
Schwaben); b. 237—239 (Ein Wigaloisbmchstück aas Norwegen); 
8. 492 f. (Zur fünften ausgäbe von Laohmanns Walther); s. 498 f. 
(Zu Ezzos gesang); s. 496 f. (Ein bmchstack des Tobiassegens). — 
Zeitschr. f. d. a. n« d. l.XX, 1—10 (Ein spiel von David und Goliath 
aus Ditmarschen); s. 10—20 (Schwerttanzspiel aus Lübeck nebst an- 
dern nachtragen über den schwerttanz) ; s. 20— 25 (Segen und gebete); 
8. 26—85 (Donau. Dunavu. Dunig. =: Archiv für slavische philologie. 
Berlin. I, 290—298). — Gab heraus : K Lachmann, Kleinere Schriften 
zur deutschen philologie. Berlin. X, 576 s. 

1877. Hermes XII, 272 (CYGERNI-CVBEBNI) ; s. 423 f. (Zur Gomelia- 
elegie). — Anzeiger für deutsches alterthum und deutsche litteratur 
in, 172—182 (rez. von: H. Dederich, Historische und geographische 
Studien zum angelsachsischen Beovulfliede). — Besorgte die 4. aus- 
gäbe von: Iwein. Eine erzahlung von Hartmann von Aue. Mit 
anmerkungen von G. F. Benecke und K Lachmann. Berlin. 8. 563 s. 

1878. Anzeiger f. d. a. u. d. l. IV, 113—125 (rez. von: M. Vogler, 
Sjürdar kvaedi, die Faröischen lieder von Sigurd). — Monatsberichte 
der Berliner akademie vom jähre 1878 s. 432 — 439 (Zur geschichte 
des auslauts im Altslowenischen). — Zeitschrift der gesellschaft für 
Schleswig-Holstein-Lanenburgische geschichte. Kiel. 8. Vin, 219 
— 238 (Carmen auf die schlacht bei Hemmingstedt mit einldtung 
und erläuterung). 

1879. Zeitschrift f. d. a. u. d. 1. XXIII, 1—23 (Irmin und seine brüder); 
8. 23—25 (Tanfana); s. 26-43 (Die Sugambem und Sicambem); 
8.48—46 (Ein gotischer göttemame?); s. 47—49 (Geratinsohriften) ; - 
8. 113 — 173 (Die alte dichtung von den Nibelungen I. Von Sigfrids 
ahnen). — Besorgte die 4. ausgäbe von EL Lachmanns Wolfram von 
Eschenbach. Berlin. XLV, 640 s. 8. 

1880. Anzeiger f. d. a. u. d. 1. VI, 84 f. (rez. von: E. Wieseler, Zur 
geschichte der kleinasiatischen Galater und des deutschen volkes in 
der Urzeit); s. 86 f. (rez. vont Langhans, Ueber den Ursprung der 
Nordfriesen). — In: £. Martin, Zur Gralsage. QF. XLU, 17 f. 
[Ueber Wolframs unpragmatische art der erzahlung]. — Rodigers 
Deutsche litteraturzeitung. Berlin. 4. I, 9 f. (rez. von : Baohmann, 
Die einwanderung der Baiem); s. 876 — ^377 (rea. von: R. Schröder, 
Die herkunft der Franken). 

1881. Anzeiger f. d.a.u. d.i. VII, 209— 228(rez.von:L.Lindenschmit, Hand- 
buch der deutschen altertnmskunde. Uebersicht der denkmaler und 
graber frühgeschichtlicher und vorgeschichtlicher zeit. I. teil: Die 
altertümer dermerovingischen zeit); s. 404—409 (rez. von : K. Maurer, 
Ueber die wasserweihe des germanischen heidenthumes und s. 472 
berichtigung); s. 472 (Nachfrage wegen Lachmanns Wolfram). — 
Deutsche litteraturzeitung H, 1116 f. (rez. von: Tomaschek , Die 
Goten in Taurien); s. 1192 f. (rez. von: E. Maurer, Ueber diewasser- 



150 E. Wilhelm 

weihe des germanischen heidenthumes) ; s. 1224^1230 (rez. von: 
S. Bugrge, Studien über die entstehung der nordischen götter- und 
heldenaagen); s. 1961 f. (rez. von: Th. Lohmeyer, Beiträge zur ety- 
mologie deutscher iiussnamen und „antwort*' 1882 s. 158). — Niedncr, 
Das deutsche tumier im 12. und 13. Jahrhundert. Berliner disser- 
tation. S. 15 f. [Emendationen zu Heinrichs von dem Türlin Crone]. — 
Spruner-Menke, Handatlas für die geschichte des mittelalters und 
der neuzeit. 3. aufläge. Gotha. Vorwort s. 21 [Ueber die recht- 
Bchreibung altdeutscher Ortsnamen]. 

1882. Monumenta Germaniae historica. Auctores antiquissimi Y, 1. Jor- 
danes, Romana et Getica edidit Th. Mommsen. Berolini. S. 139 
— 166 index personarum, index locorum [darin eine fülle klärender 
bemerkungen von K. M.]. — Deutsche litteraturzeitung III, 321 f. 
(rez. von: Grabow, Hat die Schreibung -ieren in fremdwörtem ety- 
mologischen wert?). 

1863. Sitzungsberichte der Berliner akademie. 4®. S. 871— 883(üeberden 
südöstlichen winkel des alten Germaniens). — In: R. Henning, Nibe- 
lungenstudien Q F. XXXI, 95 f. [Ueber die ursprünglichen liederbücher 
des 2. teiles von der Nibelunge not]. — Deutsche altertumskunde 
V. band 1. abteilung [herausgegeben von Wilhelm Scherer]. Berlin. 
8. 356 s. 

1884 ist angekündigt als heft LI der Q F. : W. Mannhardt, Mythologische 
forachungen, herausgegeben von dr. Patzig, mit einem Vorwort von 
K. MüUenhoff. Letzteres ist jedoch unfertig hinterlassen; Scherer 
wird es zu ende führen. 
Halle a. S. Gustaf Kossinna, 



O. de Harlez» De l'exegese et de la correction des 

textes avestiques. Leipzig, Wolfgang Gerhard 1883. 

XVI u. 256 s. gr. So. M. 6. 

Der Verfasser vorstehenden buches, der auf dem gebiete des Avesta 
seit einigen jähren rastlos tätige C. de Harlez, professor an der Uni- 
versität Louvain, bezeichnet in der vorrede pag. VII als erstes ziel, das 
er durch seine arbeit zu erreichen strebt, folgendes: „c^est dans Pespe- 
rance de contribuer ä rendre un peu de fixite aux resultats des recher- 
ches avestiques que je me permets de rappeler les principes sur lesquels 
devrait reposer la science eranienne, sans prctendre les avoir toujours 
fidelement suivis- Je laisse ä d'autres de se donner comme modeles^^ 
Sodann aber will er auch durch sein eignes beispiel zeigen, wie man ent- 
gegenstehende ansichten in mildem, rahigen, von aller bitterkeit freien 
ton widerlegen kann und soll. Bei solchem verfahren wird meiner Über- 
zeugung nach die Wissenschaft nur gewinnen. 

Das ganze werk zerfallt in zwei hauptteile, von welchen der erste, 



Anzeige. 151 

der wichtigst^ und zugleich umfangreichste, auf §. 1 — 196 von der exe- 
gese des Avesta, der zweite §. 197 — 256 von der kritik und der Wieder- 
herstellung des textes des Avesta handelt. Welche überfalle an material 
hier geboten wird, welche freilich beinahe erdrückend scheint und den 
gang der Untersuchung eher hemmt als fordert, zeigen schon die Über- 
schriften der 12 paragraphen des ersten teiles, welche wiederum in ver- 
schiedene Unterabteilungen zerfallen: §. I. Des monuments mazdeens, 
§. II. Yedisme, §. III. Comparaison des deux sources d'interpretation, 
§. IV. Avesta, ^ranisme, § V. Lexicologie eranienne, §. VI. Philologie 
generale et antiquite classique, §. VII. Methode subjective, §. VIII. Va- 
leur relative et emploi des divers moyens, §. IX. Principes d'exegese, 
§. X. Application des principes, §. XI. Gas oü le texte reste obscur, 
§. Xn. Resume et conclusions. Wenden wir uns nun von dieser allge- 
meinen Übersicht über den ersten teil zum einzelnen. 

Im ersten paragraphen stellt H ar 1 e z die tradition der Inder und Färsen 
vergleichend gegenüber. Weil nach B e n f e y 's ') urleil, dem sich A. W e b e r , 
Ind. stud.V, 174 anschliesst, „absolut keine continuierliche tradition zwischen 
der abfassung der Veden und ihrer erklärung durch indische gelehrte 
anzunehmen sei, im gegenteil zwischen den echten poetischen Überresten 
des vedischen altertums und ihrer erklärung ein lang dauernder bruch 
der tradition existiert haben müsse, aus welchem höchstens das verstand- 
niss von einigen einzelheiten durch liturgische gebrauche und damit ver- 
bundene Worte, Sprüche und vielleicht auch gedichte sich in die spätere 
zeit hinüber gerettet haben möchte", deshalb sei man misstrauisch gegen 
die Zuverlässigkeit der indischen tradition für die erklärung der Veden 
geworden und da man auch in der tradition der Färsen Irrtümer und 
fehler habe nachweisen können, so habe man dasselbe misstrauen auch 
auf letztere übertragen. Dem gegenüber betont Harlez s. 4, dass nichts 
berechtige, zwischen der abfassung des Avesta und der des Zand eine 
lücke in der avestischen religion anzunehmen. Obwohl nun die aufzeich- 
nung des Avesta schwerlich schon im 5. jahrh. v. Chr. stattgefunden hat, 
so ist doch der Zeitraum, welcher zwischen dieser und der pehleviüber- 
setzung liegt, meines erachtens nicht so gross, dass er uns hinderte, eine 
continuierliche tradition mit fug und recht annehmen zu können. Doch 
ganz abgesehen von der frage, ob eine lücke in der tradition vorhanden 
ist oder nicht, von deren beantwortung allerdings der grad der Wert- 
schätzung der tradition abhängt, mir scheint die historische kritik, 
der historische sinn zu fordern, dass man der Überlieferung beachtung 
schenkt. Wenn also Säyana's commentar, den A. Ludwig") „als unery 
lässliche grundlage des rigvedastudium trotz mancher schwächen" hin- 
stellt, noch heutigen tages als hilfsmittel für die vedenforschung benutzt 
zu werden verdient, wenn femer die alten glossatoren Homers ") „trotz 



*) Vgl. Benfey Gesch. d. sprachw. s. 46 fg. u. Gott. g. a. 1858, 
8. 1608 fg. *) Vgl. A. Ludwig: Der Rigveda IIL s. 95. Max 

Maller: Essays I, 71 fg. *) A. Ludwig a. a. o. s. 72. 



152 E. Wilhelm 

muicber wonderliohen, den erklärangen T&skft's und Sayuia's auf em 
haar gleichenden interpretationsyerrochen** von der homerfonohnng im- 
mer noch beräcksichtigt werden müssen, dann darf gewiss auch die tra- 
dition der Parsen den anspruoh erheben für erklamng des Avesta zu rate 
gezogen za werden und verdient nicht a priori als unnütz bei seite ge- 
worfen za werden. Es versteht sich von selbst, dass bei benntznng der 
tradition die kritik nicht ausgeschlossen werden kann. Denn dass die- 
selbe nicht frei ist von fehlem und irrtümem, dass man ihr also nicht 
blindlings folgen darf, das gesteht Harlez s. 76, 148, 193 selbst zu^ 
Bei dieser gelegenheit, wo es sich um Wertschätzung der tradition han- 
delt, sei es mir gestattet anMartinHang's beispiel zu erinnern. Dieser 
gelehrte hatte bei der herausgäbe der Gllth&'s 1858 als wichtigstes mittel 
für die erklamng derselben die etymologie hingestellt und der lingnistik 
das gebiet eingeräumt, was strenggenommen nur der avestischen Philo- 
logie zukommt. Als er aber später in Indien im umgange mit gelehrten 
Parsen die Überlieferung derselben schätzen lernte, wurde er von einem 
reinen etymologen und Verächter der tradition zu einem eifrigen Ver- 
fechter der pehleviübersetzung wie der heutzutage bei den Parsen gel- 
tenden erklamng des Avesta '). Das beweisen seine spateren Schriften, 
besonders seine abhandlung über die ahuna-vairya-formel. München 1872. 
Bei einem so eigenartigen mann, wie es Hang gewesen ist, darf man 
wohl glauben, dass er diese Umwandlung nicht ohne triftige gründe voll- 
zogen hat 

Um zu zeigen, welchen nutzen die tradition gewährt, stellt Harles 
8. 13-r74 verschiedene proben einer wörtlichen lateinischen Übersetzung 
sowol des avestatextes als der pehleviübersetzung einander gegenüber, 
so von Yendidäd XIX, 1—25, II, m, 1—85, (von 87—151 folgt trans- 
scribierter pehlevitextmitlatein. interlinearversion), Yispered VIII, Ta^na 
XI, G&tha I » Ta^na 28, Tasht I n. XXII. Hieran schliessen sich über- 
all kritisch-exegetische bemerkungen, welche einerseits auf das viele 
fibereinstimmende hinweisen, was zwischen avestatext und pehleviüber- 
setzung sich findet, andrerseits aber auch die abweichungen und fehler 
der pehleviübersetzung nicht verschweigen. So steht jedem, der prüfen 
will, ein reichhaltiges material zu geböte. Wer vorurteilsfrei prüft, wird 
finden, dass die pehleviübersetzung recht wohl zu beachten und zu be- 
nutzen ist, obschon ihr wert nicht für alle teile des Avesta derselbe ist. 
Für die erklamng der G&thä's liefert sie, wie ich glaube, nur geringe 
ausbeute, vgl. §. 198 — 195, wo Harlez zugiebt, dass die Übersetzung 
der Gäthä's weniger gut ist als die des übrigen Avesta. Um diese tat- 
sache zu erklären, nimmt er an, dass diese Übersetzung in eine spätere 
zeit falle als die des eigentlichen Avesta. Ein weiteres hilfsmittel für 
die erklamng des Avesta bietet der Veda Dass das Studium der Veden 
der eranischen philologie treffliche dienste bereits geleistet hat und 
sicher noch leisten wird, das bestreitet niemand, auch Harlez nicht 
(vgl. 8. 193), wohl aber wendet er sich mit recht (§. II, s. 75 fg.) gegen 

*) Vgl. Justi: Abfertigung des dr. M. Haug. S. 15 nnd 16. 



Anzeige. 158 

die anlhsBaDg, dass Yeda und Avesta identisch seien. Trotz mancher 
übereinstimmang, wie sie bei den arischen iDdem und Eraniem, die einst 
ein einziges volk bildeten, sich notwendigerweise finden muss, sind doch 
die pnncte, in welchen Veda nnd Ayesta von einander abweichen, über- 
wiegender natnr. Beide enthalten stücke, welche verschiedenen Zeiten 
angehören nnd deshalb ihrem werte nach auch ausserordentlich verschie* 
den sind, die flezion ist auf beiden Sprachgebieten fast identisch, auch 
der Wortschatz deckt sich vielfach bis auf eine gewisse anzahl Wörter, 
welche vermittelst des Sanskrits nicht erklärt werden können, aber der 
hauptuntersehied liegt in den anschauungen und in den ideen, die in 
beiden zum ausdruck gebracht werden^. Im Rigveda tritt uns ein frisches, 
lebendiges gefuhl, eine innige liebe zur natur entgegen, welche in ur- 
kräftiger, naturwüchsiger poesie sich kund giebt*), im Avesta dagegen 
herrscht eine ernste, fast düstere auffassung des lebens, offenbar bedingt 
durch die physischen Verhältnisse des landes, in welchem die schroffsten 
gegensätze von wüste und fruchtland, von belebenden quellen und san- 
diger einöde, von eisiger kälte und sengender hitze zu tage treten. Die 
devas, die lichten, hehren götter, zu welchen das vedenvolk verehrend 
auÜEH^haute, sie sind bei den £raniem zu bösen geistern geworden, vor 
deren finsterm, tückischem walten der mensch in steter furcht erbebt. 
Ein so ausgeprägter dualismus, wie zwischen dem Ahuramazda und An- 
ramainyus des Avesta, findet sich nirgends im Yeda. Verschiedene genien 
der Veden kommen inl Avesta teils unter andrem namen teils in anderer 
bedeutung vor; der geniencultus der Fravashis, in vieler beziehung dem 
römischen ähnlich, hat sich bei den Elraniem und zwar hier am eigen- 
tümlichsten und vollkommensten entwickelt, bei den Indem finden wir 
davon nicht die geringste spur. 

Angesichts solcher tatsachen kann man wohl, wie ich meine, behaup- 
ten, dass das avestavolk in seiner geistigen und religiösen entwickelung 
seine eigenen, vom vedenvolke abweichenden wege gegangen ist, kura 
eine ganz eigenartige entwickelung durchgemacht hat, von welcher das 
Avesta selbst in seiner jetzigen trümmerhaften gestalt immerhin ein im 
ganzen getreues abbild bietet Treffend sagt irgendwo Paul deLagarde: 
Wenn die werte vedisch sind, so ist der sinn, die ideen eraniscb. Ist 
dies der fall, dann tritt an uns gebieterisch die forderung heran, dass 
wir das Avesta aus dem Avesta erklären, aber nicht vedische 
ansohauungsweise hineininterpretieren (vgl. s. 106, 198). 

Aus der grossen ähnlichkeit der spräche des Avesta mit der der 
Yeden hat man den schluss gezogen, dass diese literarischen denkmäler 
der alten Inder und Eranier auch in einem ähnlichen ideenkreise sich 
bewegen müssten (s. 141). Aliein die spräche der felsenurkunden der 
Achaemeniden, welche aus der zeit von c. 520 — c. 350 v. Chr. stammen, 
ist in ihrem vocaisystem urwüchsiger und regelmässiger als die der älte- 
sten teile des Avesta, nähert sich also dem Sanskrit der Yeden weit mehr 

») Ygl P. de Lagarde: Gott g. a. 1883. S. 268. •) Ygl. 

Eaegi: Der Rigveda 2. aufl. 8. 6; 36. 



154 E. Wilhelm 

(vgl. 8. 141, 142; 191), and doch finden wir bei den Westeraniem wenig 
oder gar keine beziehongen su den anscbanungen der Yeden. Zieht 
man nun ferner in erwägnng, dass die monotheistische religion bei den 
Eraniem nicht mit einem schlage darchgcföhrt wurde, dass vielmehr 
lange seit vergehen musste, ehe die Vorstellungen von den alten götter- 
gestalten, die die Eranier mit den arischen Indem einst gemeinsam ver- 
ehrt haben, durch die neue religion verdunkelt oder umgebildet wurden, 
dann kann auch das Avesta nicht an ein so hohes altertum heranreichen, 
wie vielfach angenommen worden ist. Darum stimme ich Harlez bei, 
wenn er §. VUI, s. 141 fiP., 192 das Avesta einer jungem seit zuweist, 
ohne ihm darin zu folgen, dass dieGäth&'s, selbst wenn sie imvedischen 
Sanskrit abgefasst waren, in das 6. jahrh. v. Chr. und noch spater gesetzt 
werden könnten, vgl. s. 245. Wenn nun nach Whitney 2000—1500 v. 
Chr. als die zeit anzunehmen ist, aus welcher die ältesten vedenbymnen 
stammen, so möchte ich mit Bartholomae (Handbuch d. altiran. dia- 
lecte. S. 5) nnd Duncker (Geschichte d. alterth. IV, 5 s. 37 ff.) die 
entstehung des ganzen Avesta in die zeit von 1100 — 600 v. Chr. setzen. 
Dass übrigens das Avesta, trotzdem dass es nach unserer annähme c 
900 jähre jünger ist als der Rigveda, noch so altertümliche sprachformen 
bewahrt hat, die mit den vedischen sich beinahe decken, das darf uns 
nicht befremden, wenn wir z. b. die entstehungszeit der arabischen lite- 
ratur ins äuge fassen. Das Arabische, der altertümlichste und fonnen- 
reichste der semitischen dialecte, welcher der semitischen grundsprache 
am nächsten steht, tritt als Schriftsprache zuerst in literaturwerken auf, 
die sechszehnhundert bis zweitausend jähre später fallen als die älteeten 
hebräischen und assyrischen denkmäler (vgl. Whitney-Jolly: Die 
Sprachwissenschaft s. 444). 

Was Harlez §. V, s. 120, 121 und §. IX, s. 156 über die heran- 
ziehung der verwandten eranischen dialecte, besonders des Mittel- und 
Keupersischen zur erklärung des Avesta sagt, dem stimme ich ganz bei. 
Gewiss wird die genauere durcfaforschung dieser einzelnen dialecte, be- 
sonders der so reichen und ausgebildeten neupersischen spräche manch 
dunklen punct in der grammatik und erklärung des Avesta aufhellen, da 
ja durch richtige anwendung der lautgesetze eine menge alteranischen 
sprachgutes aus den formen des Neupersischen reconstmiert werden kann. 
Ich verweise in dieser hinsieht auf P. deLagardes: Beiträge zur bao- 
t riechen lexikograpbie, dessen Gesammelte abhandlungen s. 147—295 und 
Symmicta I u. H. Wer Firdüsi's Shähnämeh studiert, der wird in den 
hier gesammelten heldensagen viele berührungspuncte mit einzelnen Yasht 
des Khorda-avesta finden. Neuerdings bat mit viel glück, wie mir scheint, 
J. Darme steter diesen weg der forschung betreten, welcher im ersten 
teile des II. bandes seiner „Etndes Iraniennes, Paris 1883" eine grosse 
anzahl von namen der avestischen heroensage im Shähnämeh nachweist^). 

Die nun folgenden §§. VI — XII lassen öfters die nötige praecision 

') Vgl. die recensionen von F. Justi in DLZ. no. 23 s. 806 fl*. und 
von Bartholomae: LiteraturbL f. orient. philologie I. heft, a. 11—30. 



Anzeige. löö 

und klarhdt des ausdrucke vermissen, auch leiden sie an vielen wieder« 
holnngen. Man gewinnt den eindrnck, als ob der stoff noch während 
des dmckes dem herrn Verfasser unter den händen immer mehr gewachsen 
sei. Trotz strenger gliederung in viele teile und nnterabt^ungen wird 
die Übersichtlichkeit wenig gefordert. In vieler hinsieht wäre eine weise 
bescbränkung des Stoffes für das zu erreichende ziel am platze gewessn. 

Nach einigen ziemlich kurzen, fast dürftig erscheinenden bemerkungen 
über die hilfsmittel, welche die allgemeine vergleichende philologie und 
die berichte der classischen oder der orientalischen schriftsteiler für die 
erklärung des Avesta bieten (§. VI, s. 121—123), bekämpft Harlez die 
fehler der snbjectiven. methode in ruhiger, mass voller weise, welche vor- 
t-eilhaft absticht gegen die gereiztheit, wie sie in einigen seiner früheren 
Schriften bei Widerlegung gegnerischer ansichten zu tage tritt Auf ein- 
zelnes hier näher einzugehen muss ich mir versagen, da ich selber ein 
buch schreiben müsste, wenn ich zu jeder hier und in den vorhergehen* 
den §§ behandelten stellen des Avesta, wo ich Harlez beistimme oder 
von ihm abweiche, meine ansieht ausfuhrlich begründen wollte. Anregung 
zu weiterer, eingehender prüfung einzelner stellen habe ich aus der lec- 
türe dieses buches vielfach gewonnen. 

Die §§. X—XII handeln von den grundsätzen der erklärung und ihrer 
anwendung auf das Avesta, mit welchen ich mich einverstanden erkläre. 
Nach den bisherigen ausführungen können wir dieselben kurz dahin zu- 
sammenfassen: das Avesta muss sich selbst die richtschnur fiir die er- 
klärung sein, (§. 147, 193), es dürfen nicht fremde ideen in dasselbe 
hineingetragen werden. Natürlich gilt es zuerst, wie ich meine, alle ein- 
zelheiten dieses Werkes zu verstehen, diese zum ganzen und das ganze 
zu ihnen in beziehung zu setzen. Die stellen, wo ein jedes wort vor- 
kommt, müssen alle vollständig gesammelt und mit einander verglichen 
werden, um auf diese weise eine bedeutung zu finden, welche für alle 
stellen passt. Als hilfsmittel für die erklärung ist die pehleviübersetzung 
zu betrachten, die jedoch nicht für alle teile des Avesta gleichwertig ist 
und deshalb nur mit vorsieht und unter steter kritisciier prüfung zu 
benutzen ist (s. 148, 150, 200). Das Sanskrit, hauptsächlich die spräche 
der Yeden, hat vor allem in grammatischen fragen das amt des sorg- 
faltigen conirolierens zu übernehmen (s. 160. 198). Ferner sind die era- 
nischen dialecte unter strenger beobachtung der erkannten lautgesetze, 
die etymologie wie überhaupt die vergleichende Sprachwissenschaft zur 
erklärung heranzuziehen (s. 156, 162, 163). In gewissen fallen wird auch 
im nicht-arischen Sprachschatz und in den berichten der alten schriftsteiler 
belehrung zu suchen sein (s. 167). 

Sind nun trotz der anwendung all der aufgezählten hilfsmittel immer 
noch Wörter und stellen vorhanden, die wie das rätsei der Sphinx ihres 
Oedipus harren, dann muss man entweder seine ohnmacht bekennend 
eine lücke in der Übersetzung lassen oder zur conjectur seine Zuflucht 
nehmen (s. 187—190). Es ist klar, dass sich über den letzteren punct 
keine bestimmten regeln aufstellen lassen. Soviel aber lässt sich be- 
haupten, dass nach denselben grundsätzen, die in der classischen philo- 



156 £. Wilhelm 

logie ihre geltang h»ben, »noh auf dem felde des Avesta gearbeitet 
werden mnas. Wer also hier conjecturalkritik treiben will, die bekannt- 
lich aaf jedem gebiete eine fölle von kenntnissen und von talent erfor- 
dert, der mu88 vor allen dingen das Avesta nach allen riohtnngen hin 
genau studiert haben, eine umfassende kenntnis des Sanskrit, des Pehlevi 
und der eranischen dialecte besitzen und auf dem gebiete der verglei- 
chenden Sprachwissenschaft wohl bewandert sein. Aber selbst gelehr- 
samkeit und Scharfsinn reichen zu einer guten oonjectur oder richtiger 
gesagt zur emendation nicht aus. H&ufig ist das einseitige wirken dieser 
beiden factoren der grund, warum eine oonjectur neben dem ziele vor« 
beitrifft. Der kritiker muss auch dem glücke und dem zufalle etwas 
überlassen. Es giebt gute stunden, in welchen plötzlich die divination 
aufleuchtet, das dunkel der corruptel erhellt und das wahre aus seiner 
Verhüllung hervorzieht, glückliche stunden, in welchen, wie Naeke sagt, 
die Minerva gleich bewaffnet aas dem haupte des Zeus entspringt Ist 
nun mit Sicherheit ermittelt, an welcher stelle der fehler steckt, der uns 
die Wahrheit verhüllt, dann hat die diva critica die zweite aufgäbe zu 
lösen, durch praecise und zwingende argumentation in der darstel- 
Inng zu überzeugen, dass das richtige gefunden sei. Immer aber wird 
der kritiker, auch der des Avesta, daran festhalten müssen, dass er auf 
die Wirklichkeit, nicht auf die möglichkei t lossteuere, dass sein ziel nicht 
sowol das blos annehmbare und das glaubliche sei, sondern entweder die 
wahr hei toder als dem wahren zunächst liegend, das wahrscheinliche. 

Die berührung dieser fragen leitet mich über zu dem zweiten, weit 
kürzeren hauptteile der schrift (s. 197—256), in welchem Harlez über 
die allgemeinen principien spricht (s. 197 — 227), nach welchen die text- 
kritik des Avesta zu handhaben sei. In zwei beispielen, an Yasht XII 
und XVI, deren transscribierten text mit Übersetzung er bietet, versucht 
er nachzuweisen, wie diese principien ohne gewaltsame Veränderungen 
im texte anzuwenden und durchzufuhren sind. Yasht XII ist als ganzes 
metrisch noch nie behandelt, in Yasht XVI hat teilweise schon Geldner 
das metrum herzustellen gesucht. Der Übersetzung sind noten beige- 
geben, welche sich teils auf die lesarten, denen Harlez folgt, teils auf 
die gegebene Übersetzung selbst beziehen. Letztere weicht in manchen 
puncten von derjenigen ab, welche wir in des Verfassers „Avesta, livre 
sacre du Zoroastrisme, traduit du texte Zend. Deuxieme edition. Paris 
1881*' lesen. Ergänzende bemerkungen, die sich über verschiedene puncte, 
z. b. über das Armenische, das alter des Avesta, über Imtik und erklä- 
rung desselben erstrecken, bisweilen wie z. b. über das Armenische in 
lakonischer kürze abgefasst sind, bilden den schluss des Werkes. (8. 245 
bis 266). 

In handhabung der textkritik schliesst sich Harlez im wesentlichen 
dem an, was Spiegel in der Zeitschrift d. DMG. 1882, s. 586—619 in 
klarer und für mich überzeugender weise ausgesprochen hat. Mir scheint 
die cardinalfrage die zu sein: welches ziel hat zunächst der kritiker des 
Avesta zu erstreben, das für menschliche kräfte erreichbar ist? die ant- 
wort darauf ergiebt sich mir aus einer parallele, die ich zwischen den 



Anzeige. 157 

homeritcben gedichten und dem Avesta hintiobilich der ähnlichkeit ihres 
Schicksals ziehe. Die bomerischen gesange wie die lieder, litnrgien und 
ritualTorschrilten des Avesta bestehen unzweifelbafb ans älteren nnd 
jüngreren stücken, haben sich beide, wie wir annehmen, eine zeit lang 
von lunnd zn mnnd fortgepflanzt und sind erst sp&ter anfgeschrieben 
worden. Der redaotion der homerischen gedichte, welche Onomacritas 
mit seinen genossen unter Pisistratus veranstaltete, entspricht die Samm- 
lung des Avesta, für welche sicherlich das 5. jahrh. v. Chr. angesetzt 
werden kann. Femer lässt sich der recension des Homer unter den 
alezandrinischen grammatikern, zu einer zeit, wo das Verständnis des 
Homer bereits schwieriger zu werden begann, recht gut die redaction 
des Avesta unter den Säsaniden zur seite slellen, wo für das Verständnis 
des Avesta ähnliche Verhältnisse obwalteten. Bekanntlich geht unser 
jetziger teil der homerischen gedichte auf die Alexandriner zurück, die 
ausgaben dieser kritiker ruhen wiederum auf dem gründe der redaction 
des Onomacritus (vgl. Bergk: Griech. literaturgesch. s. 885). Wenn 
nun seit dem aufblühen der clasdschen pbilologie weder ein früherer 
noch ein jetziger kritiker des Homer jemals auf den gedanken gekommen 
ist, eine textrecension zu veranstalten, welche auf der grundlage des 
Onomacritus ruhte, da das für uns jetzt erreichbare eben nur das sein 
kann, was jene alexandrinischen gelehrten geleistet haben, was folgt denn 
daraus für die von uns aufgeworfene frage? gewiss nichts anders, als 
dass wir zunächst den text des Avesta herzustellen suchen, wie er 
damals unter den Säsaniden festgestellt wurde. Und dieses ziel ist recht 
wohl zu erreichen. Vor allem ist nötig, dass die bereits benutzten hand- 
schriften von neuem sorgfältig collationiert und möglichst viele neue 
zur benutzung herbeigeschafft werden. Harlez meint s. 198, dass alle 
Varianten jeder einzelnen handschrift mitzuteilen seien, um in allen fällen 
ganz sicher zu gehn, indessen glaube ich doch, dass auch bei den hand- 
schriften des Avesta eine prüfang nach dem werte vorgenommen und 
gewisse klassen unterschieden werden können, so dass diejenigen, welche 
nur ganz unerhebliche abweichungen bieten, als wertlos unberücksichtigt 
bleiben. Es könnte sonst leicht ein wüst von Varianten aufgeschichtet 
werden, wie es einst vor zeiten, die gott sei dankl überwunden sind, in 
der classischen pbilologie mode war, als gewisse ritter von der eselshaut 
mechanisch an den iingem abzählten, welche lesart die meiste autorität 
habe und stolz sich brüsteten, die wahre diplomatische kritik zu üben. 
Dabei kann und will ich freilich nicht in abrede stellen, dass oft gerade 
eine recht schlechte lesart den weg zur sichern emendation zeigt. Als 
hilfsmittel für die herstellung eines solchen textes ist die pehleviüber» 
Setzung nicht zu entbehren (s. 199), die sich zwar nicht sclavisch an die 
eine oder andere handschriftenreihe anschliesst, die aber selbst den wert 
einer handschrift dadurch erhält, dass bei ihrer wörtlichkeit die lesart, 
welcher sie folgt, meistens mit vollkommener Sicherheit sich feststellen 
lässt (vgl. Spiegel a. a. o. s. 601). Dass sodann umfassende kenntnis 
des Sanskrit für lösung unserer aufgäbe treffliche dienste leisten wird, 
davon bin ich fest überzeugt, glaube aber eben so fest, dass manche ab- 



158 E. Wilhelm 

weiclmgen in der Formenlehre wie in der syntax, die nun einmal das ATest* 
hat und die wir für alle seiten ab tataachen werden hinnehmen müssen, 
dnrch das yedkehe Sanskrit nicht hinweggeschafft werden können. 

Ist nun die meftrik für unsere zwecke heranzuziehen? diese frage 
glaube ich mit Spiegel und flarlez nur in beschränkter weise bejahen 
zu können. Für die teile de« Ävesta, welche von den redactoren bereits 
als metrische erkahnt und überliefert sind, vor allem für die Gathä's, die 
der Eopenhagener codex K 5 in versabteilnngen und die Vendidäd-sades 
in strophenabteiluDgen geben, muss die laetrik sicherlich zu rate ge- 
zogen werden , darf es aber nicht für jene absi^itte , die nach dem ur- 
teile der redactoren nicht als metrisch gelten (vgl. Harlez s. 20d, 
Spiegel a. a. o. s. 609 ff.). Wenn man erwägt, wie wenig sicher die 
ausdehnung der rhythmischen partien des Avesta steht^ wie ein und das- 
selbe stück neuerdings metrisch ganz verschiedenartig gestaltet wird, wie 
der eine das als metrisch auffasst, was der andere nur als prosa gelten 
lässt, wenn man sieht, wie der eine in den kräftigsten werten und Sätzen 
glosseme wittert und hinwegschneidet, der andere wiederum hinzusetzt 
und umstellt, wie es ihm grerade beliebt, dann wird man gewiss zur vor- 
sieht in der handhabung der metrik als stütze der textkriük ermahnt, 
selbst auch bei der textconstitnierung der Yashts, die keine alte Über- 
setzung zur Seite haben, wenn man nicht gefahr laufen will, dem krasse- 
sten subjectivismns zu verfallen und gebilde einer spielenden phantasie 
an stelle der Wirklichkeit zu setzen. 

Wie leicht handhabt sich doch dieses so einfache metrum, das nur 
acht Silben fordert und uns schon von Jugendzeit her aus den genusregeln 
der latein. grammatik wohl bekannt ist, die doch wenigstens noch den 
Vorzug des reimes haben, wie z. b.- 

Was man nicht declinieren kann, 
Das sieht man als ein neutrum an. 
Commune heisst was einen mann 
Und eine frau bezeichnen kann. 

Mit welch geringen äuderungen stellt H ar 1 ez s. 215 — er lässt nur einige 
&i weg — aus der prosa Bossuet's zwei tadellose Strophen zu je vier versen 
mit je acht silben her 1 Darum scheint mir vorsieht dringend geboten. Mir 
ist sehr treu im gedächtniss, welch schlagende emendaüonen man gerade 
der metrik auf dem gebiete des claseischen altertums verdankt und ich 
erkenne recht gern und rückhaltslos all die hervorragenden leistungen 
an, welche bereits die metrik auf dem arbeitsfelde des Avesta aufzu- 
weisen hat, aber immer kann ich mich von dem gedanken nicht los- 
machen, dass trotz aufbietung alles Scharfsinnes in aufstellung der me- 
trischen regeln für das Avesta noch nicht das höchste und letzte ziel 
erreicht ist. Vielleicht gelingt es einem glücklichen talente einmal nach- 
zuweisen, dass Quantität und accent auch in der metrik der Eranier 
zur geltung gekommen sind, und so die klufb zu überbrücken, die in 
dieser beziehung das arische volk von seinen übrigen stammesverwandten 
für jetzt noch scheidet. 

Hat endlich die sogenannte niedere kritik ihre Schuldigkeit getan 



Anzeige. 159 

ond eine iexiansgabe des Avesta hergestellt, welche als sichere grandlage 
far weitere forschungen betrachtet werden kann, dann ist der weg für 
die höhere kritik geebnet, die nicht einseitig aaf pergamentener au toritat 
fuBst, sondern auf innere gründe sich stützen mnss. Erst dann hat diese 
das recht nnd zugleich die pflicht, in derselben weise, wie dies seit einer 
reihe von jähren in der homerfrage geschieht, ihre tatigkeit überall da 
eiuzasetzen, wo es gilt, die höchsten und schwierigsten xyrobleme, wenn 
nicht zu lösen, doch wenigstens der lösung naher zu fahren. Bei dem 
erfolgreichen eifer, welcher sich gerade jetzt der kritik nnd erkl&rung 
des alten religionsbuches der Eranier, der bibel der Parsen zuwendet, 
können wir zuversichtlich hoffen, dass unter dem zusammenwirken so 
Tieler tüchtiger kräfte, die, obschon verschiedener richtung, doch alle 
das streben nach Wahrheit eint, das Avesta seiner ursprünglichen 
gestalt mehr nnd mehr genähert werde. 

Wir sind am Schlüsse unserer anzeige angelangt und geben nur noch 
einige berichtigungen, die der herr Verfasser nicht als kleinliche mäkeleien 
an seiner arbeit, sondern als beweis der aufmerksamkeit ansehen möge, 
welche wir seinem buche und seinen Studien gewidmet haben, p. 88, 17 1. 
Aart/üp dushmat] p. 45, 2 steht ä un autre sens; p. 47, 131. bäzvo; p. 48, 
6 ist statt 76 wohl 65 zu lesen ; p. 131, 15 v. u. lies Yd. YII, 186 ; 
p. 127, 11 V. n. ist XIX, 90 zu lesen; p. 160, 2 steht p. 000; p. 176, 7 
V. n. war zu vinäf nicht Farg. lY, sondern III, 66 zu dtieren; p. 192, 
18 1. Shahnämeh; p. 223, 18 ist zuYt. XYII, bO askis vahuki statt or- 
dülfüra zu lesen. 

Jena. Eugen Wilhekn» 



W. Deeoke, Die griechisch-kyprischm inschriftm in epicharischer 
Schrift (Sammlang der griechischen dialekt - inschriftOD, 
heransgegeben von dr. Hermann Collitz. Heftl. Göt- 
tingen 1883). cÄ 2. 50. 

In einer besprechung der Sammlung kyprischer inschriften von Mor. 
Schmidt nennt Isaac H. Hall als zunächst erforderlich für den fort- 
gang der ky prischen Studien: l)eine vollständige Sammlung aller inschriften, 
2) ein korrektes syllabar mit berücksichtigung der lokalen Verschieden- 
heiten, 3) eine Zusammenstellung der besten dentungen und imanschluss 
daran vielleicht grammatik und Vokabular. Diese forderungen sind durch 
die Deecke'sche Sammlung der kyprischen inschriften in epichorischer 
Schrift erfüllt worden, soweit es die anläge der ganzen Sammlung er- 
laubte^); und gewiss werden alle forscher auf dem gebiete der griechischen 

') Durch dieselbe war die „grammatik" ausgeschlossen, ebenso eine 
Zusammenstellung verschiedener „bester** dentungen, welche übrigens fast 
völlig zwecklos sein würde, da man wohl in einzelheiten gegen D.'s auf- 



160 H. Voigt 

diftlektologie das encheiDen dieses ersten heftes der Sammlung der grie- 
chischen dialektinschriften mit frende begrussen. 

Eine neue, vollständige sammlang aller kyprischen inschiiften in 
epichorischer schrift war aas zwei gründen in hohem grade erwänseht: 
erstens war seit dem erscheinen des Schmidt 'sehen corpas (1876) eine 
recht bedeutende sahl allerdings meist wenig um&ngreicher inschrilten 
m tage gekommen, zweitens aber hatte Schmidt (abgesehen von den 
sonstigen mftngeln seiner sammlang, auf die von verschiedenen seilen 
aufmerksam gemacht worden ist) unbegreiflicher weise die münzen unbe- 
rücksichtigt gelassen; denn die einzige münze, welche sich auf tafel X 
verirrt hat, kann doch unmöglich instar omnium gelten. D. hat nun 
nicht nur alle aus neueren fanden herrührenden inschriflen, die bisher 
an verschiedenen orten zerstreut publiciert waren, gesammelt (die zahl der 
eigentlichen iuschriften betragt 150 gegen 88 bei S chmidt), sondern auch, 
in richtiger erkenntnis ihrer bedeutung, die legenden von 62 münzen hin- 
zugefügt. 

Die einrichtung der sammlang ist folgende: nach einer kurzen aber 
die kyprische Silbenschrift orientierenden einleitung (p. 7—12) folgen 
auf p. 13 — 60 die eigentlichen inschiiften in lokaler anordnung, der die 
sp&tere einteilung der insel in 4 bezirke zu gründe gelegt ist. Daran 
schliessen sich (p. 51—72) die münzlegenden, welche alphabetisch nach 
den königen geordnet sind. Den schluss bildet ein wortindex (p. 73 — 80), 
dessen beigäbe besonders dankbar zu begrussen ist. Zum ersten male 
ist hier vollständig das gesamte inschrifblich überlieferte material an 
wortformen des altkyprischen dialekts zusammengestellt; zweifelhaftea 
ist mit fragezeichen versehen, deren zahl sich vielleicht noch etwas 
vermehren liesse, gelegentlich wird sogar eine lesnng mit grosser auf- 
richtigkeit als „sehr unsicher*' bezeichnet Beigefügt ist eine schrifttafel, 
die an Vollständigkeit alle früheren weit übertrifft und namentlich durch 
die durchführnng der lokalen anordnung sehr wertvoll ist. 

Von den texten selbst (inschrifben und münzlegenden) ist, wie üblich, 
zuerst eine lateinische Umschrift gegeben, dann, soweit die entzifferung 
geglückt ist, die griechische lesung. Jeder inschrift voraus geht die an- 
gäbe der wichtigsten quellen, etwaige bemerkungen kritischen oder er- 
klärenden Charakters folgen. Bei den münzen, geht eine Charakterisierung 
der betreffenden stücke voraus, bemerkungen und quellenangaben folgen. 

Zu bedauern ist, dass die texte, wenn auch im allgemeinen zuver- 
lässig, in mannigfachen kleinigkeiten nicht die minutiöse genauigkeit 
zeigen, die man bei einer solchen publikation, welche der weiteren for- 
Bchnng als grundlage dienen soll, wünschen möchte. Ich stehe nicht 
an alles mitzuteilen, was mir aufgestossen ist: vielleicht kann der ver- 
ehrte herr herausgeber einiges in einem erweiterten druckfehlerverzeioh- 



Stellungen einwendungen erheben kann, in der hauptsache aber in seinen 
dentungen einen wesentlichen fortschritt im vergleich zu allen frühwen 
erkennen 



Anzeige. 161 

nifl (das dem hefte beigefügte enthalt nur 6 benohtignngezi) berück- 
richtig^. 

Von gröberen versehen ist mir nur eines aufgefallen: In nr. 3 fehlt 
die Tierte, nnr ein seichen enthaltende seile, die sich bei Cesn. und 
Pier, findet and aach von mir (Ldps. Stadien I pg. 288) beigefügt wor- 
den ist. Ich hatte das seichen irrig als o* wiedergegeben (ebenso Pier, 
pg. 96), die tafeln bei Pier, ond Cesn. bieten pi. Dieses seichen ge- 
stattet, wie ich gleich hier einfugen will« auch s. 3 mit siemlicher 
Sicherheit su ergansen. Das pt * weist offenbar auf xm Hatpläi hin, vgl. 
nr. 1, wo ebenfalls der name der göttin sweimal, erst im gen., dann im 
dat. erscheint 

Yoraasgesetst, dass die seilen von gleicher l&nge gewesen, würde, da 
s. 1 und 2 mit D.'s ergansangen je 12 seichen haben, noch für 6 seichen 
raom sein; o ßaatXsvg and o U^evs haben beide die gewünschte zeichen- 
sahl, letsteree empfiehlt sich aber mit rüoksicht auf nr. 1 mehr. 
Somit 1^ SU lesen: 

2. avTOQ \ju »ati^xi Xhmai-]3,'S^fii[s 6t€^s räi ITa-] 4.-9)/[ä« 
In einer ansahl von fallen ist es sweifelhaft, ob ein versehen vorliegt, 
oder ob D. seine mit anderen quellen in Widerspruch stehende lesung den ■ 
Strassburger gipsabgüssen entnommen hat: eine kurse diesbesügliche 
notiz D.'s würde allen sweifel beseitigt haben. So kommt man in die 
gefahr, ihm unrecht zu thun. Die falle sind folgende: 

nr. 80. An erster stelle hat D. mit Cesn., auf dessen wiedergäbe 
in der regel wenig verlass ist me, Sc hm. (nach Brandis) ein ziemlich 
klares nt. 

nr. 84 s. 1: Sohm. und Cesn. geben na'si'ni' ohne andeutung 
irgend welcher zeichenreste vor oder nachher, D. ti * na *«t*nt' P 
nr. 86 s. 2: D. tu, Cesn. und Schm. 7^ ta, Schm. 7* to. 
nr. 92 s. 1: D. to, Cesn., Schm. (alle drei copien) und Neub. 
nach dem Berliner gipsabguss ia, 

nr. 98 s. 1 hat D. an erster stelle «a. Seh m. (beide copien, in !• nur 
der Querstrich undeutlich), Cesn. und Neub. nach dem Berliner gips- 
abguss i»t. 

nr. 97. Den divisor bieten weder Hall noch Schm. Cesn. hat 
ein stricheichen zwischen o' und na. 

nr, 108. D. to' no'ke'f' bei Schm. und Cesn. ist vonresten eines 
vierten seich ens nichts su sehen. 

Eine prindpielle einwendung habe ich s. t. gegen den gebrauch der 
^stehenden schrifb^* zu machen. Durch stehende (bei im übrigen oursiver 
Schrift) willD. (v^.p. 6) kenntlich machen: „ein unvollständig erhaltenes 
oder wahrscheinlich ungenau überliefertes, aber doch erkennbares 
seichen'S Den begriff „erkennbar** fasst D. doch öfters etwas sehr weit, 
so ist in nr. 2 s.l U* o' stehend gedruckt, danach müssten die seichen auf 
dem stein unvollständig erhalten, aber erkennbar sein. Die tafel bei Cesn. 
seigt jedoch eine lücke, bei Pier, nur ganz undeutliche spuren, die an 
und für sich alles mögliche bedeuten könnten. Die zeichen sind somit, 
B«itrBg« I. kand« d. Ig. fprsoben. JX, 11 



162 H. Voigt 

zwar zweifellos riohtig, aber doch ergänzt ond wären besser in eckige 
klammem zu setzen gewesen. 

Femer ist in einer anzaU von fallen oarsive sohrift angewandt, wo 
stehende sohrift das richtigere gewesen wäre, da die zeichen nur nnvoH- 
ständig erbeten oder unsicher sind; dies betrifft folgende zeichen: 

nr. 68, z. 8, grappe 6 ke; nr. 87, z. 2 Ji' und a ; nr. 98 vo^ ja - und ro] 
nr. 108 po; nr. 109 na; nr. 118 ra; nr. 184 va- (von D. selbst auf der 
Schrifttafel als fraglich bezeichnet). 

Von anderen versehen oder ungenauigkeiten habe ich mir notiert: 

nr. 81—33 fehlt die bemerkung, dass die schrifb rechtsläufig ist, 
ebenso bei nr. 88 f., nr. 56 und nr. 127. 

nr. 84, z. 2. Statt des cursiven fragezeichens vor pa * gehört ein stehen- 
des an den anfang der zeile (vgl. vorwort p. 5). 

nr. 62. z. 2 am Schlüsse nicht divisor, sondern ein horizontaler strich, 
der die abkQrzung andeutet. 

nr. 66, z. 1 ist t« * cursiv zu dracken, weil zweifellos überliefert (von 
Gesn., Ball, auch Neub. liest so); ebenso nr. 68 z. 4 ka, nr. 103 ia. 

nr.72, z.l (a. e.). Vor to'i' steht kein divisor, sondern es reicht aus 
dem über der insohrift befindlichen relief ein Stuhlbein in die inschrift 
herein, 

nr. 100. In der griechischen Umschrift ist das /- fälschlich schraffiert 
gedruckt. 

nr. 120 giebt D. ohne jeden divisor; doch hat Sc hm. IX 7, welche 
kopie Hall für die beste erklärt, am ende von z. 2 einen deotUcbeu, von 
z. 3 einen etwas verwitterten divisor. 

nr. 122. In der griechischen Umschrift müsste x€ schraffiert gedruckt 
sein. 

M. 168. D. giebt an, die legende des av. sei bustrophedon; bei Sc hm. 
und Lang ist sie aber durchweg rechtsläufig, Gesn. Sal. nr. 298 scheint 
linksläufige legende zu bieten. 

M. 173. D. giebt als legende des rv. ^*(?); bei Gesn. Sal. p. 289 
wird für den rv. von nr. 294 auf nr. 293 verwiesen : dort steht im ring 
des henkelkreuzes nur a, freilich zweifellos irrig statt ku. Darnach wnr 
kw stehend zu drucken, das f ragezeichen aber wegzulassen. 

M. 177. In der griechischen Umschrift des rv. lies Ni[xo&afim], 

M. 186 1. Stasandros statt Stasanor. 

M. 195 l. av. wie in nr. 194, rv. wie in nr. 194. 

Endlich sind die Quellenangaben, citate u. s. w. nicht immer von der 
wünschenswerten Zuverlässigkeit, manche drackfehler sind stehen ge- 
blieben, auch sind in beschränkter zahl verschen untergelauien. 

Was zunächst die citate Hall Proceed. angeht, so bezeichnet D. mit 
dieser abkürzung zwei ganz verschiedene publicationen, die meisten citate 
beziehen sich allerdings (vgl. p. 6) auf den aufsatz in den Prooaedings of 
the Am. Or. Soc.'). Dagegen bezieht sich das citat Hall Proceed. unter 



^) Die Seitenzahl XXYII ff. gilt übrigens nur für die urBprüuglicbe 



Anzeige. 163 

or. 59 und 60 auf Prooeedings of the miiversity convocation hold ai Al- 
baoy N. Y. Joly 1875. 

Non die.einxelheiten: nr. 64 lies Gesn. Sal. p. 200 f. 

nr. 79 1. Sohm. Epioh. t. XXI n. 9. 

nr. 93. Schmidt giebt nicht ein ti- in der mitte von z. 2 (beide 
oopian sind einzeilig), sondern Nenb. giebt nach dem Berl. abg. den 
tchlnss der inaohr. so: 

6 * mt * M * ti {f)\\ka' ifiifi)* Xf^^ixü 

nr. 99 1. von links nach rechts. 

nr. 100. Unter den qnellenangaben fehlt: Cesn. Cypr. t. III n. 12. 

nr. 122-25 lies Cesn. Sal. p. 100 ff. 

M. 158 1. Lang vol. XI p. 12 nr. 7. 

M. 167 fehlt die qnellenangabe Lang Num. Chr. Ser. II, vol. XI 
p. 14, n. 22. 

M. 185 1. Lang pg. 14—15, n. 27—30. 

M. 188 1. Lang pg. 18, n. 13—15. 

Nachdem ich im vorhergehenden mich lange genug bei äosserlich- 
keiten nnd kleinigkeiten aufgehalten habe, gehe ich nunmehr auf den 
inhalt der Deecke 'sehen Sammlung ein. Wenn ich hierbei mich des 
öfteren zu einer von der seinigen abweichenden ansieht bekennen muss, 
so wird, denke ich, niemand darin eine herabsetzung des wertes der Samm- 
lung erblicken. 

Von den in dieser Sammlung vereinigten inschrifben erregen natür- 
lich zunächst diejenigen unser interesse, welche D. bisher noch nicht be- 
handelt hat (die andern nur, insoweit D. von seinen früheren deutungen 
abweichendes bietet), und unter diesen wieder besonders diejenigen, welche 
AI. Palma di Cesnola (nicht mit Luigi Palma di Cesnola dem Ver- 
fasser von Cyprus zu verwechseln) in seinem buche Salaminia (Cyprus) 
veröffentlicht hat. Seine deutungen hat D. jetzt in einem 2. nachti-ag 
zur lesung epichorischer kyprischer inschriften (in dieser Zeitschrift VIII. 
pg. 143 ff.) ausführlicher begründet'); in vielen fallen wird der hinweis 
anf diesen 2. nachtrag genügen. 



ausgäbe der Proceed. in einzelnen heften; jetzt sind sie vereinigt als 
Appendix dem Jonmal of the Am. Or. Soc. beigefugt; der betr. artikei 
findet sich im App. zn vol. X 2 p. CLVII fi. Bei dieser gelegenheit will 
ich bemericen, dass in eben diesem vol. X des Journal dem Hall 'sehen 
artikei „The Cypriote Inscriptions'^ nur 7 tafeln beigefügt sind; die 8., 
welche in dem seinerzeit erschienenen separatabznge enthalten war, fehlt 
leider, und zwar nicht etwa nnr zufällig in meinem exemplar, denn die 
beiden Inhaltsangaben im innem und anf der rüokseite des bandes geben 
übereinstimmend an: with seven plates. 

') Eigentomhoh ist, dass weder die Sammlung auf diesen 2. nachtr., 
noch dieser auf jene mit einem werte bezog nimmt. 

11* 



164 H. Voigt 

Bevor ich aaf einzelnes eing^ehe, föhre ioh die^ienigen inschriften an, 
von denen die Sammlung den ersten deutnngsveranch bringt, der über- 
haupt gemacht worden ist; hiervon ist natürlich manches anfeditbar, D. 
befleissigt sich selbst grosser reserve, doch ist seine meinung in jedem 
falle beachtenswert. Diese erstmalig gedeuteten inschriften sind folgende : 
nr. 11, 14 (sehr hypothetisch), 25, 33 z. 2, 43 (sehr zweifelnd), 44, 49, 
58, 101, 111, 115, 117 f., 121, 122->5 (die lesong von Sayce ist völlig 
verfehlt), 138, 139—41, 147, 149. 

In der einleitnng p. 9 sagt D.: „die schrift läuft in der regel von 

rechts nach links , durch einwirkung der gewöhnlichen griechischen 

schrift findet sich aber auf späteren denkmälem auch die richtung von 
links nach rechts". Nun sind folgende inschriften sicher rechtsläufig: 
nr. 31 — 33, 38 f., 46 f., 56 f., 127; bei keiner aber spricht etwas dafür, 
dass wir es mit einem „späteren denkmal'* zu thun haben, ja bei zwei von 
ihnen lässt sich mit ziemlicher Sicherheit das gegenteil beweisen. 

Auf nr. 39 wird ein konig Tifioxagi^ genannt, der jedenfalls mit dem 
auf M. 193 als vater des Zraaljroutog genannten TtfioxoQ^ identisch ist: 
Stasioikos regierte aber um 440, sonach ist die inschrift nr. 39 doch 
keinesfalls später als 440. In noch weit ältere zeit (anfang des 7. Jahr- 
hunderts) gehören die beiden goldenen armbänder aus Kurion (nr. 46 f.), 
wenn der auf denselben genannte könig ^Eri^pov^Qo^ wirklich mit dem 
aus assyrischen denkmälem bekannten Ithuandersar Paappa iden- 
tisch ist. 

Andrerseits zeigt gerade das denkmal, welches D. als „weihinschrift 
aus makedonischer zeit, wohl die späteste erhaltene steininschrift" be- 
zeichnet (nr. 41), linkslänfige schrift, ebenso die phönizisch-kyprische 
bilingue nr. 59 (fast die einzige sicher datierbare inschrift), welche um 
das jähr 380 anzusetzen ist. Damach dürfte meine hypothese (a. a. o. 
pg. 266), dass umgekehrt die kyprische schrift ursprünglich rechtsläufig 
gewesen und erst später — vielleicht durch phönizischen einfluss (?) — 
linkslänfig geworden sei, die grossere Wahrscheinlichkeit für sich haben. 

nr. 1. D. schliesst sich ganz an Pierides' lesungan: mir scheint 
das 6. zeichen der 2. zeile eher me * als m% * zu sein , vgl. das iUmliche 
zeichen nr. 15 z. 2, dem nur der vertikale strich unter dem kreuz fehlt 
(s. Schrifttafel das zweite zeichen für mi* und das erste für m«*). Dasmi* 
in z. 1, sowie in nr. 2 ist wesentlich anders geformt. Darnach wäre 
auch hier wie in nr. 15 ^ xor^^xe zu lesen. 

nr. 4. Ist das va* bei Cesn. doch richtig (nicht wie D. vermatet 
aus e ' verlesen), so würde ro]; natpCa^ ^a[vdaaag zu ergänzen sein, vgl. 
nr. 38 f. 

nr. 11 liest D. von links nach rechts . . . . j>i * a * . . . . und erkennt auch hierin 
tag IIa]ipüt[s. Die deutung ist nicht zweifellos , da alle anderen gleich- 
artigen inschriftfragmente (nr. 4 — 10, nr. 12) linkslänfige schrift zeigen 
und die weglassung des divisors bei Pierides, der nur eine Umschrift, 
nicht eine nachbildung des Originals giebt, nicht dessen fehlen auf dem 
stein beweist. 



AnBaigo. 166 

nr. 16. Weihinsefarift von gans iUiDlaoher fusung wie nr. 2, aus 
Cesn. Sal., Tgl. 2. nachtng nr. XXI. Interessant ist, dass sich hier tdg 
ITwpffwtf findet, wahrend die inschriften von Cbytr6a (nr. 1 ff.) nor die 
form Ilmftia kennen {ITmptja anch in nr. 69). D.'s I4}>t&fr6^fiif ist 
zweifellos richtig, Pierides* I4^un6{^tfuf widerspricht den leseregeln, 
es müsste a * rt * «t * to * statt a * rt * m • to * geschrieben sein. 

nr. 16 (ans Cesn. Sal., vgL 2. nachtr. nr. XXII). 

nr. 17. Diese, wie die gleichartigen inschriften nr. 30 a.65, welche 
gemeingriechische und epichorische schrifbceichen nebeneinander auf- 
weisen, würde ich lieber nicht bilingne, sondern nach Pierides' Vor- 
schlag digraphisch nennen. 

nr. 80 (ans Cesn. Sal,). In s. 2 liest D. iunid^%aav uxd bemerkt 
dazu (2. nachtr. nr. XYII) : „aofiallig ist die erhaltnng des tf in Mcr/^Mrov". 
Mir scheint die form xvttid-iaav unmöglich, da der Übergang von e zu » 
sonst kyprisch nur vor vokal eintritt, vgl. tafel von Idalion (nr. 60): 
intopra^ driUja^ ^in^'a^ ^iov, twtfi. Ich vermute daher »tnid'ifap; das 
scheinbare «a* kann recht wohl verstümmeltes ^a* sein, es fehlt nur der 
die beiden Schenkel verbindende bogen, vgl. xmi^^Jov nr. 60, 27. 

nr. 81 (aus Cesn. Sal., 2. nachtr. nr.XIX). Dieselbeinschrift hatten 
schon Beaudouin u. Pottier (Bull, de corr. hell. III p. 847 ff.) ver- 
öffentlicht, und zwar fälschlich einzeilig und in folgender, zunächst auf- 
fälliger fassung: 

e- mt • o'ta'wne'pa* ai'O'na'i' o* 
Die abweichung erklart sich aber auf einfache weise. Ihr gewährsmann, 
Aristides Michailidis, nach dessen kopie sie die inschrift mitteilen, 
hat falschlich von links nach rechts gelesen und das original 

1. o-na'i'o* 

2. ne'na* st' 
8. o'ta'w 
4. 6 ' mt * 

ohne angäbe der Zeileneinteilung, indem er z. 2 na' in pa' verlas, so 
kopiert: 

o'i'na'O' n 'pa'ne'wta' o* mi'4' 

Diese vermeintlich einzeilige inschrift haben nun die Franzosen in um- 
gekehrter richtung gelesen und sind so zu der oben gegebenen fassung 
gelangt 

Auf dieselbe weise ist die abweichende fassung, welche Beaud. und 
Pott, „deren text fidschlich einzeilig ist und irrige wortfoige hat'^ (D. 
2. nachtr. nr. XX) von nr. 88 geben, zu erklären. Das original (bei Cesn. 
Sal) lautet: 

1. U'mo* kw pa'ra' 84' 

2. s * mt * 

8. U'mo'da'mo' 

Aristides Micha'ilidis hat wiederum von links nach rechts gelesen 
and ohne angäbe der Zeileneinteilung, indem er in z. 1 ^* in m«* verlas 
«nd das letzte (eigentlich erste) zeichen fibersah, so kopiert: 
M * ra * |Ni * ms * ma * m$ * « 'ffio * to * mo * h' ' 



166 H. Voigt 

Di« Franzosen haben ivieder in eatgegengesetiter riohtung gelesen : 

<t • mo • ta ' mo ' e*m% ' mo ' me' pa*ra' se' 
durch conjector das fehlende ti' ergänzt and me' in ku- verbessert: so 
haben sie dieselben werte, nur in umgekehrter reihenfolge- 

nr. 24 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XVIII). 

nr. 86. D. vermutet jetzt in Slnas, welches er früher als Slntu^ 
erklärte, ein eigentümliches kyprisches wort für „weihgcschenk*', dass er 
dann auch in einer andern inschrift (nr. 102) wiederfindet; in nr. 98 er- 
kennt er zweifelnd einen plural dazu ra Slnaja (wo die entstehung des 
j unklar ist) und in nr. 49 u. 122 ein abgeleitetes verbum Smavi. 

nr. 80 (nach Beaud. und Pottier, vgl. 2. nachtr. nr. XII). 

nr. 81 f. Die deutung des 5. Zeichens als^'o* hat D. wieder fallen 
lassen und erkennt darin ein paphisches zeichen für o* (ebenso innr. 41). 

nr. 45. Den ersten namen liest D. jetzt mit Ahrens "Aqusxoxojwv. 
Meine bedenken gegen vviS^xe z. 2 f. (a. a. o. p. 282) halte icb aufrecht 
und ebenso meinen verschlag, unter der annähme, der verfertiger babe 
den querstrich des mi- i^lschlich oben statt unten angebracht, fitv l^xf 
zu lesen ; nur halte ich jetzt fitv für den acc. des pron. pers. der 1 . per- 
son, vgl. fii nr. 2, utv nr. 71. Das simplex tl^rixe liest D. vermutungs- 
weise in nr. 96. 

nr. 49. D. vermutet: me\ti*pa' fi^iSina^ was jedoch wegen Vernach- 
lässigung des divison höchst bedenklich ist. 

nr. 58 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XXIV). Dort steht auch 
der hier fehlende divisor nach o. 

nr. 60 (tafel von Idalion). D. hat meine deutung der mnnzbezeicb- 
nung ti' (z. 16 und 26) als (f/(f^;if/ioi^ acoeptiert und in glücklichster weise 
vervollständigt, indem er das darauffolgende e ' als abkürzung von *H^dXta 
oder *HSaXucxa deutet. In der tat würde eine rechnnng nach „halben 
didrachmen*' etwas sonderbar sein. 

In der hexameterinschrift nr. 68 ist bemerkenswert, da38 D. jetzt 
KaqfSHßCtva^ statt des früheren K^aaxhjava^ liest, offenbar um den Verstoss 
gegen die leseregeln, nach denen KjQiar^ nicht ka' ra ' 9% 'ti' sondern ka ' 
ra'sa 'ti' geschrieben sein müsste, zu beseitigen; übrigens mit stillschwei- 
gender Vernachlässigung des divisors, den die lateinische Umschrift zeigt — 
In z. 8 soll av/^onne^ &€/m dXX^ ^^xl^ »VQ niit aphäresis des a von all ' 
gelesen werden. Das erscheint mir äusserst hart, abgesehen davon 
dass das a in dem kyprischen texte geschrieben ist. Ich würde vor- 
ziehen : av/&Qwt€, ^tSi/dlX* ftvx^/d xtiq zu lesen. Das durch synizese ein- 
silbige ^€m (vgl. d-Boig z. 2 und ^ctSi z. 4) wäre dann vor vocalischem 
anlaut verkürzt, vgl. Hom.Il. y. Iö2 Sivd^ip itp^Cofiivoi^ a 15 ;tipv9^$i«ya 
(Tx^ffT^ (dass die stellen kritisch angefochten sind, ist fär unsem zweck 
gleichgültig). 

nr. 74. Warum nicht z/4fW^e/i44f] geschrieben ist, wie X>»a0imQo{s] 
nr. 75 u. s., ist mir unerfindlich. 

nr. 77 (vgl. 2. nachtr. anter nr. XY). Bei Cesn. und Schau, be- 
ginnt die inschrift bei ne 'U'k$, Kbenio lie^t Neubauer. D. setzt 



Anzeig«. 167 

den sameD des weihenden an erste stelle, wofor allerdinipe der grebntaoli 
spricht, und bemerkt: „der anfang scheint nicht ganz sicheres Doch 
hätte er besser gethan, die bisherige Wortfolge im texte beisabehalten 
und seine Vermutung über den anfang in der anmerkung anssospreehen. 
Im übrigen muss ich auf diese inschrift unter nr. 122 noch einmal zu- 
rückkommen. 

nr. 9d. D's. üraa^ofio^ ist sehr unsicher. Das erate seichen (s. o. 
p. 161) scheint vielmehr mi' zu sein, auch die beiden ta* sind sweifelhaft, 
da bei Cesn. beide, bei Sohm. 1* wenigstens das erste, völlig dem 
7. zeichen e - gleichen. 

nr. 94. Da Neub. dieselbe inschrift e' wni' M'ie' liest, scheinen 
noch andere zeichen ausser ^a* zweifelhaft zu sein. 

nr. 96. D. hält Schm. XII 9» und 3b für copien derselben inecbrifb 
und combiniert aus beiden folgende lesung: 

e •f'me'W se'ie'ke'to'e-TßO'i* 
Ich halte aber meinen widersprach g^en die identität aufrecht. Schm. 
XII 3^— Cesn. Cypr. 20 enthält lauter klare zeichen: 

e'mo'ge'/ie'ka'io • e'po* / 
3»= Hall 18 aber lässt nur folgende zeichen erkennen: 
« • i • se • se • i • ?• to • « • — • te * 

Ob zwischen den beiden ersten zeichen überhaupt je noch etwas ge- 
standen hat, wie D. annimmt, ist zweifelhaft. Das erste « ' könnte aller- 
dings auch m«* sein (8^ zeigt an der entsprechenden stelle mo'\ das dar- 
auffolgende m * ist zweifelhaft (d^M*), das 4. zeichen könnte verstümmeltes 
*e*8ein(3i> divisor), das 5. eher i* als U' (3^ te'), das 6. ist unerkennbar 
(3i> ka')\ an vorletzter stelle ist keine spur eines Zeichens zu entdecken 
(3bi>o-)i das letzte zeichen ist eherte- als !• (3bcliv.)~Hall bemerkt zu nr. 18: 
„die inschrift ist beinahe verwittert und es scheint fast unmöglich 
eine gute lesung aufzustellen. Es ist schwierig risse von schrift- 
zeichen zu unterscheiden. Die tafel stellt die inschrift so genau 
wie möglich dar'% und kommt, wie er versichert, nach langem Studium 
des Originals, zu folgender lesung: 

Dass demselben original Cesn. und Birch (auf welchen Schm. 
3b zurückgeht) ihr 

e' mo'^e- /te' ka' to'e' po ' l 

entnommen haben sollten, erscheint mir, trotz der Übereinstimmung ein- 
zelner zeichen, undenkbar. Damit föllt aber auch die auf der identität 
beider kopien beruhende lesung Deeckes. 

Unter nr. 109 sind Sohm. Epich. XIV, 2 (« Hall n. 15) «nd XX, 
*1 (zsCesn. Cypr. 27) vereinigt, deren identit&t D. mit g lüokliohem blicke 
erkannt hat. 

nr. 122—125 sind die verschiedenen insohriften eines klaiüM steiner- 
nen dreifusses, der unter den funden AL Cesnolasin msdiclier besie- 
hung das interessanteste stuck ist (vgl. 2. naohtsag nr. X¥). 

Die randinschrift des beckens (nr. 122) zeigt nämiich «ine merk- 



168 IL Voigt 

würdige verwMidtsohaft mit nr. 77; zur veransohsaliohnng stelle ich sie 
snsamineD : 

nr. 122 Ü'ma'la'ko'M'zo'U'e'wlo'/ii'iye'tt' pa' fpo'U'w / 

nr. 77 ka* ma 'la'ko* M'to'Ua' ne - te- k€' 
4• po' lo * ni' 
a'po ' lo' ni* 

Die gröese der lüoke in nr. 77 l&sst sich nicht feststellen. D. ist 
von der Identität beider überzeugt and stellt den mutmasslichen Sach- 
verhalt kurz so dar: „Lnigi Cesnola hat das fragliche objekt gekannt, 
aber nur einen mangelhaften abgn88(?) der ran dinschrift genommen. Der 
dreifnss der sammlnng Alex. Cesnola ist eine nnvollkommene nach- 
ahmnng des verlorenen oder versteckten Originals*'. Gegen diese erkla- 
rang erheben sich aber gewichtige bedenken: einmal ist es unwahr- 
scheinlich, dass L. Cesnola, wenn er einmal eine kopie nahm, nicht nur 
sieben zeichen der randinschrifb, sondern auch den aohtstrahligen stem im 
innem des beckens(nr. 123) unberücksichtigt gelassen haben soll. Ebenso 
unwahrscheinlich ist es aber auch , dass der verfertiger der kopie 
[o-] ne'te'ke zu pa/paU-ne/ entstellt haben soll. 

Doch sehen wir uns erst den aohtstrahligen stem im innem des 
beckens etwas naher an. Er enthalt folgende zeichen: 

1. ka'i*re*U- 

2. U'U'ti'ja' 

3. po^U^po'o* 

4. urve'le'to • 
6. e 'po 'toMe' 

6. u*o'a*ru' 

7. 6' ta' H ' o' 

8. keja^U^ra* 

In der mitte des stemes steht ein w«, weiches D. zu z. 2— 4 n. 6—8 
zieht Zu z. 3 bemerkt er: „das po -iepo-o- ist eine nachahmung der 
von Brandis (p. 660, z. 3) so verlesenen und irrig rolyiSv gedeuteten 
zeichengrappe in nr. 68, 4, die in Wahrheit (poro-ne- o- [t]) tp^opitd zu 
lesen ist". Diese bemerkung machte mich sofort stutzig. In der tat ist 
die ähnlichkeit von z. 3 mit Brandis p. 660, z. 8 augenfällig. Aber 
wie ist das zu verstehen: „eine nachahmung"? Wenn der verfertigerein 
original vor sich hatte, welches er kopierte, wie kam er dazu, hier von 
diesem original abzuweichen? Dies bewog mich, auch die anderen strahlen 
des stemes auf solche „nachahmungen" hin zu prüfen und den etwaigen 
vorbüdem nachzuforschen. Bei sämmtlichen seilen stellte sich da die 
mögliohkeit einer entlehnung aus Brandis „versuch** heraus: 

1. A»'i-rs-fe-(aus n. 68, 4) Brandis p. 664, nr. ! 

2. H'W ti 'ja ' ne • verlesen (oder verschrieben) aus 
kate-a-ja^m* (nr. 60, 27) Br. p. 667, n. 13 

3. siehe oben. Bp. p, 660, nr. 22, auch p. 656, n. 8 

4. [e]u've'le'to'ne' (vgl. M. 171) Br. p. 669, n. 22 
6. 4'po'to'ie (fttts nr. 37) Br. p. 666, nr. 8 



. Anzeige. 169 

6. uoa'ru-ne' verlesen aus [ka- ra']u'o- tns' no - ne (nr. 60. 9) 

Br. p. 654, n. 1 (?) 

7. etaU'o'ne' (aas nr. 60, 1) Br. p. 655, n. 9 

8. k$'jate'ra'ne' verlesen ans [io'Jni'ja'te'ra'ne' (n. 60. 3) Br. 

p. 657, n. 13. 

Dadaroh aber ist meines erachtens erwiesen, dass wir es nicht mit 
einer verhältnismässig harmlosen kopie, sondern mit dem werke eines 
kundigen falschers zu tun haben. 

Für die randinschrift (n. 122) kann allerdings Br. nicht die quelle 
sein, da er wohl die gruppen »la'^s'A:«' und tQ'U'a- p. 657, nr. 13 und 
[to']a'po'lo- m' ' p. 663 n. 33, nicht aber die gruppe ka'tna'la'ko's^' 
giebt: für einen teil dieser randinschrift ist also wohl die hypothese D.'s 
zutreffend, dass sie eine kopie des Originals von nr. 77 ist. Der falscher 
trug die worte a'po'kf ni' ka' ma'la' ko' se-to' U' a * rechtsläufig ein 
(das original ist linksläufig), schrieb aber «* statt a* (beidemal) und tt* 
statt ka'\ denn umgekehrt nach unsrer inschrift in nr. 77 ka' in t%- zu 
ändern erschemt mir unzulässig. Die ersten drei zeichen beliess er in 
der ursprünglichen richtung und verlas nur das etwas verstümmelte ke * 
(nach Br. 657, n. 13) in pa. Den rest der randinschrift setze ich wieder 
ganz auf rechnung des lalschers, wenn ich auch zur zeit die quelle, aus 
welcher er geschöpft, noch nicht nachweisen kann. Dagegen erklären 
sich die rätselhaften zeichen unter den drei füssen und unter dem becken 
wieder durch die benutzung von Brandis; der fölscher hat von den 
zeichen, welche Br. p. 670 für die 4 vokale i, e, o, u giebt, je das an 
erster stelle stehende gewählt (für e das jt tzt richtiger ve • gedeutete zeichen) 
*und dieselben willkürlich auf die 4 stellen verteilt, welche er mit schrift- 
zeichen zu versehen wünschte. — 

Ich verkenne nicht, dass meine hypothese einer falschung mancher- 
lei bedenkliches hat; doch scheinen mir die bedenken unerheblich im 
vergleich zu den kühnen annahmen, zu welchen D. seine zufiucht nehmen 
muss, um der inschrift einen erträglichen sinn abzugewinnen. 

nr. 126 (aas Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr.XVl). Die Inschrift bietet 
durch eigentumliche zeichen besondere Schwierigkeiten: D. hat sie in der 
bauptsache richtig gedeutet. Er betrachtet die mannigfachen eigentüm- 
lichkeiten der Schreibung als zeichen dafür, dass die inschrift in später 
zeit verfasst and flüchtig geschrieben ist. Doch bleibt die Schreibung: 
to- to' me' a'U' fvLT |-o(t>) d6fu(v) '^(i)<fi}(«) mit Vernachlässigung des v vor 
vokalischem anlaat ond des inlautenden iota subscriptum bedenklich. Inter- 
essant sind die anklänge an homerische formen in vQÜfnv (aor.) und 
SofiiVy sowie der conj. aor. avilijai7((). 

Am meisten bedenken erregt der schlnss der ersten nnd der anfang 
der letzten zeile. In z. 1 soll das vorletzte zeichen st* sein, doch gleicht 
es keiner der zahlreichen überlieferten formen für m* auch nur einiger^ 
massen: auch das letzte zeichen (D. te) unterscheidet sich wesentlich von 
den vier te' in z. 1 und 2. In z. 8 erklärt D. das erste vollständige 
zeichen fürte*, wie ich glaube, mit unrecht; es gleicht den beiden o * in 
z. 1 ziemlich genau. Davor hat meines erachtens nicht noch ein zeichen 
B«lträg« s. kiiDd« d. ig. sprscben. IZ. 12 



170 H. Voigt 

gestanden : wenigfstens ist das, was D. für den oberen arm eines me * halt, 
nach der abbildung bei Cesn. nur ein riss im rande des bleistreifens. 
Das 8. zeichen deutet D. als Je ; doch ist in einer Inschrift , welche das 
^ nicht erhalten zeigt, wohl kaum das vorkommen von j anzunehmen. 
Sonach steht D.'s fjifidk ipvj'fi anf ziemlich schwachen fassen. 

nr. 187 (aus Cesn. Sal.). D. zweifelt an der korrektheit der Über- 
lieferung und verwirft die lesung von Sayce und Birch, weil sie zu 
der abbildung nicht stimmt. Gegen dieselbe spricht auch, dass xora- 
(ftfiae^ wo übrigens das fehlen des augments aufiTällig ist, ka'ia'se'tese' statt 
des zu erwartenden ka'ta-8a*te'$e- geschrieben ist. Man könnte ein ver- 
sehen des Steinmetzen annehmen, der ta' und te' vertauschte; dann wäre 
ha- U'se'ta'se' xat^araa^ zu lesen. Das vorletzte zeichen ist nur in spuren 
erhalten, welche aber für ta - sprechen, das letzte ist nur ein kreuz, was 
me ', aber auch a * sein könnte. Damach lese ich vermutungsweise die 
zweite hälfte: 

Teariataae tä *A\if>^dlxäi. 

nr. 128 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nacbtr. nr. XXIII). D. giebt die 
inscbrift nach der lesung von Sayce, deren Zuverlässigkeit sich nicht 
controlieren lässt, weil die abbildung bei Cesn. zu unvollkommen ist; 
was sich jedoch dort erkennen lässt, spricht nicht für Sayce; eine noch- 
malige vergleichung des Originals ist dringend wünschenswert. 

nr. 129 u. 130 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XXVIII f), glas- 
ring und toilettenkästchen mit gleichlautender inschrift. Letzteres ist 
übrigens nicht, wie D. irrig angiebt, von Schildpatt, sondern besteht aus 
den beiden schalen einer muschel, welche durch ein bronzenes schamier. 
verbunden sind. Die inschrift deutet D.: 

^aßldris l^ßQod-atM 
wobei der dativ auffällig ist. Der verfertiger beider Inschriften scheint 
der kyprischen schrift nicht eben kundig gewesen zu sein: er hat offen- 
bar eine einzeilige vorläge gehabt und nach derselben rein mechanisch 
die zeichen von links nach rechts eingetragen.' Nur so erklärt es sich, dass 
in nr. 129 die zweite zeile den anfang der inschrift enthält» ja in nr. 
130 nur die beiden ersten zeichen in der unteren zeile stehen. Warum 
sollte man einem so unkundigen manne nicht auch das weglassen eines 
Zeichens zutrauen? Darnach scheint mir diedeutung: ^taßiäiig ^(pQo[SfJiri^g] 
6 l[€Q€vs nicht zu gewagt. Dass derselbe fehler beidemal erscheint, kann 
daher kommen, dass die eine inschrift wieder nach der andern kopiert ist. 

Bei nr. 131 scheint es fraglich, ob die zeichen überhaupt kyprisch 
sind; verdächtig ist namentlich, dass auf jedes zeichen ein divisor folgt, 
was sonst nirgends vorkommt. 

nr. 135 (aus Cesn. Sal., vgl. 2. nachtr. nr. XXVI). 

nr. 136 (aus Cesn. Sah). Für das zweite zeichen schwankt D. (2. nach- 
trag nr. XXVII) zwischen e' und «ti*, ich möchte es für x«*, das 8. für 
no ' halten. Dann ergäbe sich, unter der annähme, dass dem letzten seichen 
der querstrich fehlt, der es zu o- machen würde: o S(vto(v)6ao (seil, (rric/i- 
vos). Btvwvdag bei Wesch. und Fouc. n. 814; zu dem gen. auf -ao vgl. 
KvTiQayo^o n. 79. 



Anzeige. 171 

nr. 1B9 könnte auch, wie bei Gesn. 8al p. 45, über köpf gelesen 
werden, dann erg&be sich die lesung: ia'pi'iß' JaßC^r^g), Derselbe 
name findet sich oben in. nr. 129 f., wo ebenfalls dem U' der untere 
qnerairich fehlt. 

Za den münzen habe ich nur weniges zn bemerken. Die quellen- 
angaben könnten gelegentlich mit rücksicht auf nicht-numismatiker deut- 
licher sein; über den katal. Behr konnte mir selbst ein numismatiker 
keine auskunft geben. 

Diesem katal. Behr ist a a. nr. 155^ entnommen; ich habe darum 
nicht nachprüfen können, inwieweit das ko * des av. zuverlässig ist, welches 
allein dafüir spricht, M. 155 u. 156 dem Euagoras zuzuteilen, während die 
pragung auf einen könig aus der familie des Euelthon hinweist. 

nr. 157. Das na* des av. halte ich, wo es sich findet, für verstüm- 
meltes pa- und bezweifle den titel vavagxos für Euagoras II. 

nr. 160. Auf den beiden exemplaren, welche Luy n e s vorgelegen haben, 
steht hinter dem zweitens * noch ein zeichen „phönizischem waw ähnlich^^ (L.). 
Aufiallig ist auch Stellung und form des angeblichen divisors nach dem 
ersten u ; da ein solcher sonst nur als punkt am ende von münzlegenden 
erscheint, halte ich den strich hier für ein Zahlzeichen. Das na* ist auch 
hier nicht zweifellos, da das zeichen bei Luyn. VI, 8 noch einen 3. quer- 
strich zeigt. 

nr. 175. Die zeichen des rv. hat D. durch glückliche combination 
der auf verschiedenen exemplaren vorhandenen reste zum ersten male 
festgestellt und gedeutet und aus diesen münzen einen bisher unbekannten 
kyprischen könig Menetimos nachgewiesen. 

nr. 176. In den zeichen des rv.: 

mi • la' 

ni ' 
m • sa • 
wollte schon Schm. (Id.p. SO) Zakafiiv([€av] erkennen, aber er deutete das 
mittlere m- falschUch als «a* und Hess das zeichen rechts unten unberück- 
sichtigt. D. liest Ni[xo6dfi(o\ £elafiivf[wv]. Interessant ist die namens- 
form S^lafjLlviog^ die gemeingriechische form findet sich in nr. 148. 

Ebenso ist der rv. von nr. 178 von D. zum ersten male gedeutet : 
Ni{xo6&fiio\ jaa^*Ta[ow?]*). 

nr. 183. Die lesung ist von D. nach einem abguss verbessert : er 
liest auf dem rv.: 

ßaaili[j:og\ ^ra<rA^o/[xai]. 
Ich hatte (a. a. o. p. 297) mit Pier. 2taat3^Qajiog\ gelesen. Nun muas 
natürlich auf dem av., wo ich [2TaaC\j:oi»o[g\ gelesen, ein anderer name 
gesucht werden, und D. liest dort ßaaiUhg^Ovd\a(fouio\ji\, 

nr. 185. Das nu * ist höchst zweifelhaft ; nur auf der letzten der vier 
von Lang angeführten münzen (nr.SO) findet sich neben pu' ein jsweites 
zeichen, dessen form übrigens von der des sonst nw gedeuteten Zeichens 

^) Das ex. des Berl. mus., welches ich früher verglichen, hat übrigens 
in der mitte des ringes zweifellos pa] so auch Brandis. 



172 H. Voigt Anzeige. 

durchaus ver8chied«n i*t. Da Lang von dieser BkSnze keine abbiUiang 
giebt, lässt sich seine wiedergäbe der seichen nicht oontrolieren. 

nr. 198 hat D. gewiss richtig dem Btasioikos zugeteilt and den aT 
zuerst vollständig gelesen: 

[fiaaiUvs £TaaC]j:o[i]xos Kv^vg, 
Von besonderem interesse ist, dass Xv^vs d. i. Kovqu{% (was schon B I a a 
Wien. num. ztschr. V p. 18 vermutet hat) kwri' •'w »e- geschrieben ist: 
ein sehr erwünschter beleg dafür, dass wirklich der 5. vokal im Kyp- 
rischen noch den u-klang gehabt hat. Ferner kennen wir nunmehr eine 
paphische königsfamilie in drei generationen : Timocharis, seinen söhn 
Stasioikos und seinen enkel Onasioikos. 

nr. 196 trägt 'zwischen den fiissen des stiers die zeichen a- ri. Ist 
dies etwa abkürzung von *AQlßao£ und die münze dem in nr. 41 «genannten 
Aribaos, vater des Amyntas, zuzuteilen? 

nr. 198. Das vermeintliche a * dürfte oniament sein, wie der 8-strah lige 
Stern auf den münzen Cesn. Sal. p. 295 n. 309 und Luyn. V, 5 u. 10. 

nr. 200. Die zeichen des rv. machen in ihrer sonderbaren, unsymme- 
trischen Stellung den eindruck, als ob sie erst nachträglich beigefügt 
wären; sonach hätte eine Überprägung stattgefunden. 

So wäre ich denn zum schloss dieser ausführlichen besprechung ge- 
langt. Noch einmal sei hervorgehoben, dass die mancherlei kleinen aus- 
Btellungen das gesamturteil über den wert der Sammlung nicht wesentlich 
beeinflussen können. Sie ist eine höchst dankenswerte Zusammenstellung des 
zerstreuten materials an inschriften und münzlegenden, sie orientiert in 
bequemster weise über das bisher auf diesem felde erreichte und bietet 
die grundlage für eine zukünftige behandlang des kyprischen dialekts. 

Leipzig. Han» Voigt 



Eyprisch piva. 

Nr. 184 der Sammlung der kyprischen inschriften zo ' li * na * pi * Ta 
ist wol zu lesen : 2MJva ßCpa =r att. (uiaa in dem sinne von C^aa xunr- 
taxivaai (ro fAVfifÄiiop, r^ aoQov) wofür M. Schmidt Kahnes und 
Sohleicher's Beitr. Y 904 die beispiele zusammengestellt hat. Z. b. 
Cig. 1957 c. : Ovlnta Nv[Afp\(g) iavry C^a. ^,4ebend'* adj. heisst also kypr. 
/J/>off, /J/>a, ß^^ovy während „das leben" fa (= fwij) bedeutet, cf. n. 60. 
K. 10. 28. 28. 

Mit EvuQunoxQiTfig n. 74, wie vielleicht doch zu lesen ist, vgl.thess. 
A(a)xQaTtnnHos Mitt. d. inst. VIII p. 108 z. 6. 

Königsberg i. Pr. W. PreüwUn. 



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hang: Die Gedichte der Balbilia von Dr. Hermann GoUitz.) Die 
Thessalischen Inschriften von Prof. Dr. August Fick. 4 Bog. u. 
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Heft III. Die Boetischen Inschrilten von Dr. Richard Mei$ter. 
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Druck der lJniv..But;Jnlruckerei von E. \. Huth. 






B e i t r ä g e 

zur künde der 

üidogermanisehen sprachen 



hefftusgegelMa 



von 



Dr« Adalben Bezzenberger. 



Neunter band. 
Drittes heft. 



Göttingen^ 
Vaadenhoeck und Ruprecht's Verlag. 

. 1884. 



Inhalt. 

Seit« 

Zurgeacliichte des avcBtäalphabetes. Ton F. Spiegel - • • - - 173 

Eran und Iran. Von jP. Spiegel - - r --------- 189 

Uktha^i madag ca gasyate. Von Alfred HiÜehrandt 192 

Gaul, amella. \on IVhiiUtj Stokes ..---..--.-. 194 

Di« ursprüngliche sprachform der homeriachen hymnen. Von A. Fiek 196 
Anorgani9che nasale im ausjaut des ersten gliedes sanskritischer 

nominalcomposita. Von H Gat'be 246 

Lettische ablaüve. Von A, Beztenberger r---248 

Aus einem briefe des herrn pastor dr. BieleneUiu ---*-. 250 

Aus einem briete des herrn director dr, Deeeke - 250 

Tirüh^tttvvw. Von A. Bezzenberger .- -..- 252 

Nachtrag zu dem Verzeichnisse, der Schriften Müllen hoffs. Von 

Gustaf Kosadnna 252 



Alle für die redaction dieser Zeitschrift bestimmten Sendungen wolle 
maa richten an Professor Dr. Adalbert Bezzenberger j Kifnigsberg i. Pr.y 
Be99el»tras8e 2. 



Ti ",r^^^^>*^-^* 



JAN 7 \m 



173 



Zur geschlchte des avestaalphabetes. 

Seitdem Lepsius durch seine abhandlung über das ur- 
sprüngliche zendalphabet (1863) wieder auf den werth derein- 
heimischen Überlieferungen über diesen gegenständ hingewiesen 
hat, ist in die erforschung der einzelnen zeichen dieses alpha- 
bets neues leben gekommen. Man begnügt sich nicht mehr mit 
den resultaten, welche sich für Burnouf undBopp aus ihren 
zum theil ungenügenden hilfsmitteln ergeben hatten, man sucht 
jetzt sowol aus der einheimischen Überlieferung als auch aus 
den handschriften den genauen werth eines jeden buchstaben 
zu ermitteln. In letzterer hinsieht haben neuerdings S a le- 
in ann und Bartholomae (vgl. d. Zts. 7, 185 fg.) dankens- 
werthe aufschlüsse gegeben, an sie schliesse ich die folgenden 
bemerkungen über denselben gegenständ an, den ich bereits 
früher einmal erörtert (Kuhn, Beiträge 4, 298 — 313) und seit- 
dem nicht wieder aus den äugen verloren habe. 

Um allen missverständnissen vorzubeugen muss ich gleich 
hier erklären, dass nach meiner festen Überzeugung unser avestS- 
alphabet ein ziemlich junges ist, das sich erst seit anfang des 
6. jahrh. n. Chr. aus der pehleylschrift herausgebildet hat 
Hiermit ist auch meine ansieht über das alter der einheimischen 
avestSalphabete ausgesprochen: dieselben müssen in die nämliche 
zeit zurückgehen, keinesfalls in eine frühere, denn die alphabete 
können doch nicht älter sein als die schrift, welche sie uns er- 
klären wollen. Man hat nun das ayestäalphabet bis jetzt vor- 
zugsweise mit älteren schrifbsystemen verglichen, mit dem sans- 
kritalphabete und <nit der altpersischen schrift, bei der grossen 
Jugend des alphabetes wird es aber nicht unnütz sein, auch das 
verhältniss zu einem jüngeren alphabete zu untersuchen, näm- 
lich dem neupersischen, das nur wenige Jahrhunderte später 
entstanden ist und eine spräche darstellt; welche sich von der 
Sprache der letzten Säsäniden nur wenig unterscheidet Es ver- 
steht sich, dass hier zunächst nur von den consonanten die rede 
sein kann, denn die vocale werden in der neupersischen schrift 
gewöhnlich nicht geschrieben. Wir werden nun zuerst diejenigen 
consonanten besprechen, welche im avestialphabete und im 
neupersischen alphabete zusammen stimmen und dann einige 

Beitrüge z. knnde d. Ig. npracb^n. IX. 12 



174 P. Spiegel 

bemerkungen über diejenigen zeichen des avestSalpbabetes folgen 
lassen, welchen im Neupersischen etwas entsprechendes nicht 
zur Seite steht Folgende consonanten decken sich nun gegen- 
seitig: 



9 


<*» 


Q? 


2. 


i 


t 


t 


t 


^ 




«. 


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Z 




S 


J 


CO 


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^ 


&. 


o 


e* 


<> 


i 


V 


^ 


J 


^ 



(s.) 



5. -C ^ ^ 

6. oj **o j 

er lA J 

Hierzu kommt noch der hauchlaut ^^ dem im Neupersischen 
sowol I als « gegenüber stehen, dann zwei nasale / -" q und 
g » ^ und die ligatur (ai »^^ 

Vergleichen wir diese eben aufgezählten consonanten mit 
den consonanten des altpersischen alphabetes, so finden wir — 
wenn wir, wie natürlich, von den verschiedenen formen des- 
selben consonanten und von ligaturen absehen — daas die 
summe der altpersischen consonanten nicht blos erreicht, son- 
dern selbst schon überschritten ist, indem in beiden alphabeten 
die tönenden Spiranten beigefügt sind/ welche dem Altpersischen, 
wenigstens in der schrift, fehlen. Wir dürfen daraus wol 
schliessen, dass wir alle laute vor uns haben, welcher die 
eranische spräche nothwendig bedarf, von den buchstaben, die 
aus dem Arabischen herüber genommen sind, brauchen wir 
nicht zu sprechen. 

Sonst wird unsere Übersicht nur weniger bemerkungen be- 
dürfen. Dass wir j|, jh besser zur palatalen classe rechnen als 
zu den Sibilanten, das lehrt uns die etymologie in beiden 
sprachen. Von dem im Avestä nach bestimmten regeln ein- 
tretenden dh bin ich überzeugt, dass es der ausspräche nach 
mit dem neupersischen 3 so ziemlich übereinstimmte, welches 



Znr gesohichte dee aveetSalphabetes« 175 

im Neupersischen nach ganz ähnlichen regeln eintritt (cf. Vul- 
lers, Gramm, ling. pers. § 13). Dass wir für das Neuper* 
sische auch eine dem w entsprechende spirans annehmen^ mag 
auffallen, wenn aber das neil^re Persische in ayestSschrift ge- 
schrieben wird, begegnet man diesem w sehr häufig in Wörtern, 
in welchen ursprünglich ein p oder 6 stand. So äw, ätvän 
„Wasser", awäyad „es ziemt sich", gawashni „sprechen", so 
namentlich in dem worte Awdstäy das ich niemals Ävesta ge- 
schrieben gesehen habe. Auch in Parsensschriften, welche mit 
neupersischen characteren geschrieben sind, findet man dieses w 

nicht selten durch ^ ausgedrückt, z. ^•^\ ätc für das gewöhn- 
liche «^T, ab. Sogar im heutigen Neupersischen ist der unter- 
schied noch nicht ganz verschwunden, wie man aus Chodzkos 
grammatik (§ 17) entnehmen kann. 

Ehe wir uns nun anschicken, diejenigen zeichen der avestä- 
schrift zu besprechen, welchen im neupersischen alphabete keine 
entsprechenden zur seite stehen, wird es gut sein, wenn wir 
erst noch ein wort über die form der oben mitgetheilten avestä- 
zeichen sagen. Wir nehmen als bekannt an, dass das avestä- 
alphabet aus dem pehleYlalphabete enjistanden ist. Die form 
der tenues in der 1. 3. 4. reihe stimmt mit der form derselben 
zeichen im pehleYlalphabete vollkommen überein, von den me- 
dien stimmt nur die der 4. reihe in beiden alphabeten genau 
zusammen, doch lassen sich auch die medien der 1. 3. reihe 
ohne grosse mühe vermitteln. Für g scheint in beiden alpha- 
beten diejenige form im gebrauche gewesen zu sein, welche sich 
in den SäsSnideninschriften und einige male auch noch im texte 
der avestähandschriften findet (vgl. meine bemerkungen bei 
Kuhn, 1. c. p. 304), auf welche wahrscheinlich auch die jetzt 
gebräuchliche form der gutturalen media im avestäalphabete 
zurückgeht. Auch die form der dentalen media ist im ganzen 
dieselbe, nur ist sie im PehlevT etwas verkürzt. Nicht mehr 
Schwierigkeit machen auch die dumpfen Spiranten der 1. 3. 4. 
reihe: sie entstehen aus der tenuis durch hinzufügung eines 
sich nach oben wendenden Striches, aus derselben tenuis ent- 
stehen auch die tönenden Spiranten durch beifügung eines nach 
unten sich wendenden Striches. £ine auffallende abweichung 
von dem eben angegebenen principe zeigt aber die zweite reihe, 
so dasä man vermuthen könnte, es aei hier eine spätere aber 

12» 



176 F. Spiegel 

uDgläcklicbe yeränderung eingetreten. Halten wir die form des 
c^ welche oben gegeben ist für die ursprüngliche, so ist die 
media j so gebildet, wie nach dem vorbilde der übrigen buch- 
stabenzeichen jh gebildet sein ipUte. Aber wir sollten auch 
eigentlich erwarten für c dasselbe zeichen zu finden wie im 
Pehleviy dieses stimmt aber zu dem dh des avestSalphabetes 
und dass dieses zeichen wirklich für c gebraucht wurde, beweist 
das zeichen für jky das sich zu dem c des Fehlevl ebenso ver- 
hält wie w zu p. Hierdurch wird die dentalklasse mit in die 
Verwirrung hineingezogen: wir erhalten nun zwei zeichen für 
die tönende. Spirans, von welchen dh für den inlaut, d bloss 
für den auslaut bestimmt ist; ohne zweifei sollte damit ursprüng- 
lich eine, wenn auch unbedeutende Verschiedenheit der aus- 
spräche bezeichnet werden. In den gSthäs vertreten da, deu, di 
dieses schliessende d nicht selten: cazdoghvaddnfo^ dreyvodibish, 
daibiivato, dakaeio^ im jüngeren Avestä zuweilen dha: qaf- 
nctdhüy akhshtaedha^ naedha^ die beiden zuletzt genannten Wörter 
würden ohne das schliessende a akliditoid, noid lauten müssen. 
Eine Unterscheidung in / und J, wiewol sie etymologisch gerecht- 
fertigt wäre, vermag ich in den handschriften nicht zu finden, 
diese pflegen entweder die eine oder die andere form zu zeigen, 
jede derselben ist aus t entstanden mit dem aspirationsstriche 
nach unten. 

Mit der Unterscheidung des dh und d haben wir bereits 
das gebiet der doppelzeichen betreten > welche für denselben 
buchstaben, wenn auch nicht für denselben laut bestimmt sind. 
Ein weiteres beispiel finden wir bei den halbvocalen. Es ist 
bekannt, dass y im anlaute in den persischen handschriften mit 
einem anderen zeichen geschrieben wird als in den ältesten 
unserer indischen handschriften und dass in späteren hand- 
schriften beide zeichen willkührlich wechseln. Nun ist das per- 
sische initiale y wahrscheinlich nur ein verschnörkeltes i und 
wii*d wol ähnlich wie das deutsche j geklungen haben, das in- 
dische initiale y lässt diese erkUiorung nicht zu und da es in 
den alphabeten bald mit c bald mit d zusammengestellt wird, 
so vermuthe ich dass es ähnlich dem französischen j gelautet 
habe und für diejenigen Wörter bestimmt war in welchen an- 
lautendes y wie .; gelesen wurde, was damals (wie auch im 
Präkrit und im Neupersischen) mit den meisten Wörtern der 
fall gewesen sein dürfte. Alle handschriften sind aber darin 



Zur gesohichte des avestäalphabetes. 177 

einig, dem inlautenden y ein eigenes zeichen zu geben, welches 
eigentlich ii ist und schwerlich viel anders gelesen wurde als 
das persische y im anlaute. Auch bei v wird eine doppelte 
form unterschieden: die anlautende ist eine verschnörkelung 
des ü, die inlautende ein doppeltes ii, eine abweichung zwischen 
indischen und persischen handschriften findet hier nicht statt. 
Ich glaube auch hier nicht, dass eine Verschiedenheit der aus- 
spräche im an- und inlaute vorlag. Eine doppelte form des 
r in den handschriften zu unterscheiden , wie Lepsius thut, 
sehe ich keinen grund, dagegen glaube ich dass hr eine ge- 
schärfte ausspräche des r bezeichne. Hinsichtlich des Verhält- 
nisses zum pehlevTalphabet ist zu bemerken, dass nur r in 
beiden alphabeten sich vollständig deckt, für y und v hat aber 
das avestSalphabet ein ganz anderes System angenommen, indem 
es die laute näher zu bestimmen suchte. Das pehlevTalphabet 
hat zunächst zeichen für die consonanten y und t?, mit welchen 
es gelegentlich auch vocale bezeichnet, ebenso wie das Neu- 
persische. Das avestSalphabet hat sich besondere vocakeichen 
für i und u, i und ü geschaffen und verwendet dieselben auch 
zur bezeichnung der halbvocale ^). 

Die sechste reihe, die Zischlaute, sind in der oben angegebenen 
reibenfolge ganz mit den pehlevf zeichen identisch, sie genügen 
auch meiner ansieht nach für die spräche, weder das Altper- 
sische noch das Neupersische hat deren mehr. Grosse Schwie- 
rigkeit machen nun aber die dumpfen Zischlaute des avesU- 
alphabetes, da in diesem den beiden oben bezeichneten nach 
älterer Zählung drei, nach neuerer sogar vier oder fünf zeichen 
gegenüber stehen. Wir werden bei diesem gegenstände etwas 
länger verweilen müssen. Den ersten erforschern der avests- 
sprache waren drei dumpfe Zischlaute durchaus nicht auffallend, 
weil man im Sanskrit gleichfalls drei solcher laute fand und 
die avestasprache möglichst genau an das Sanskrit anzuschliessen 
strebte. Burnouf sah daher (Yasna alph. p. XG) in unserm 
8 das palatale g des Sanskrit, in unserm sh das dentale, in 
unserm s das linguale 8 des Sanskrit Auch Bopp (Vergl 



*) Daas ich Schreibungen von Wörtern wie vayo^ vaem^ vaeibya, va 
mit medialen v far anwesentlich halte, habe ich schon in meiner Vergl. 
gr. § 12. 3) gesagt, es steht in guten hdsch. die form mit initialen v 
daneben, man vgl. die Varianten zu Vd. 8,68. Ts. 64, 4. u. 6d, 10. 6 in 
meiner ausg. 



US F. Spiegel 

gr. §§ 49. 51) sieht, wie Burnouf, in 8 das palatole g und 
lässt in Wörtern wie std, starasca das dentale 8 in das palatale 
tibergeben, andererseits bemerkt er, dass sowol sh als i dem 
indischen sh entsprechen. Meine eigene Überzeugung ging sehr 
bald dahin, dass Bopps und Burnoufs g vielmehr die aus- 
spräche des dentalen s gehabt habe und nicht die dentale eine 
palatale ausspräche erhalten, sondern umgekehrt die palatale 
zur dentalen geworden sei (Kuhn, Beiträge 2, 20), Burnoufs 
8 dagegen sh gesprochen werden müsse. Die vergleichung des 
Alt- und Neupersischen zeigte, dass dies der gang der entwicke- 
lung sein müsse, analog demjenigen, den wir im Präkrit finden. 
Bei dieser ansieht erhielt man ein s und ein shj nun fragte es 
sich aber was mit dem i geschehen solle; als einen linguallaut 
konnte man dieses zeichen kaum aufiEassen, da die lingualen 
laute den iranischen sprachen mangeln. Was bisher über diesen 
laut gesagt wurde, konnte die zweifei nicht beseitigen, es muss 
daher ein sehr glücklicher gedanke Bartholomae's genannt 
werden dass er (cf. diese Ztsch. 7, 188) wieder auf die hand- 
schriften zurückging und aus diesen die natur des lautes zu 
entwickeln unternahm. Ich glaube, dass Bartbolomae das 
zeichen, welches er i, ich i lese, wesentlich richtig bestimmt 
hat: es ist eigentlich eine ligatur und bezeichnet den laut, der 
aus rt entstanden ist. Doch muss hier zwischen den verschie- 
denen handschriftenreihen unterschieden werden. Die mehr- 
zahl der handschriften kennt blos s und sh und verwendet i 
nur in den beiden asa^) und deren ableitungen wie aiava^ 
aiish etc., doch sind namentlich die Vendidäd-sSdes auch da 
nicht consequent, man schreibt zwar gewöhnlich ciiäumj nicht 
selten auch aiavanem^ asaonlm, ebenso häufig aber auch asha^ 
vanem, ashaono^ ashavabyo. Noch häufiger werden die aus- 
nahmen bei anderen Wörtern in welchen s » rt stehen sollte. 
Was die persischen handschriften betrifit, so habe ich aus K. 4 
eine durchzeichnung des Vishtäsp-yesht vor mir, sie zeigt ctshish 

') Von dem bekannten a8*a „rein, heilig** ist noch as'a „gemahlen" 
zu unterscheiden, wovon Vd. 5, 153 (5, 52 W.) as*em in allen bekannten 
handschriften steht, Yd. 7; 98 (7, 85 W.) hat der alte londoner codex 
asanäm, die VendidAd-sades ashandm. Das wort ist identisch mit neup. 
ard oder ärd ,,mehl** und geht auf eine wurzel ar zurück, welche sich in 
armenisch agham „ich mahle** findet, dessen identitat mit gr. dUn wol 
nicht zu bezweifeln ist. 



Zur gesohiehte des aveatSalphabetes. 179 

(Yt. 24, 8), ameshä (24, 32), ameshanäm (24, 46). K. 9. hat 
im vierten fargard des Vendldäd pisho oder pesho, niemals pedo^ 
Vd. 5, 173 meshascld, die übrigen Vendidäd-sädes mishascld, 
niemals meiascld. Mit den persischen handschriften und den 
Vendidäd-sädes stimmt auch das kopenhagener Khorda-avestä 
(K. 12.) und eine in meinem besitze befindliche handschrift 
dieses buches überein: es ist eben d als zeichen bedeutungs- 
los geworden und fällt mit sh zusammen, da^er schreibt man 

auch für Aiem^vohü in neupersischer schrift ^^ (^ \ für 
ado y^^. Anders steht aber die sache für die alten hand- 
schriften von Kopenhagen und London und die aus denselben 
geflossenen abschriften. Hier ist der gebrauch des s ein viel 
weiterer und ich kann meine frühere ansieht nicht aufgeben, 
dass i gewissermassen eine spirans von sh vorstellen soll; denn 
es steht eben da, wo man in anderen buchstabenclassen eine 
Spirans setzen muss; daher beständig aesyätriy caedyäm (Vd. 8, 
4), makhiyao (Vd. 8, 219), hhivash (Vd. 6, 49) harezishtaesva 
(Vd. 6, 93), tutukhiva (Vd. 6, 105), frainaoiU (Vd. 6, 65 etc.), 
frasnaosh (Vd. 7, 4), ebenso arinäm^ tarino^ caimano. Ebenso 
wird in diesen handschriften sh zu d zwischen vocalen, blos 
wenn kurzes a folgt bleibt gewöhnlich sh^ doch scheinen die- 
jenigen Wörter ausgenommen zu sein, in welchen d einem rt 
entspricht, daher ameianäm^ amesaeibyo^ mesascid. Auch sonst 
folgt bisweilen a nach s wenn auch selten, so frasa (Vd. 6, 
58, dagegen frasha Vd. 7, 133) baesazem, (Vd. 9, 190 flg.) 
haesazyotemem (Vd. 9, 118), cathrusanäm (Vd. 7, 77 immer), 
khsafna (Vd. 9, 135. 139), hhiayamna (Vd. 9, 134. 138. 142 
etc.). Das gewöhnliche ist aber, dass man ae^ha^ khshathranäniy 
khshapanem etc. schreibt, folgt aber ein anderer vocal als a, 
80 steht immer d cf. dbisUsh (Vd. 6, 16, 21), nakhiurusu (Vd. 7, 
196), thriiäm, aeiäm (Vd. 7, 149), vaiem (Vd. 7, 109) raeiem 
(Vd. 7, 101), aeso (Vd. 7, 98. 103. 134.), sraoio (Vd. 6, 15), 
sraoiävarezo (Vd. 7, 180). Ich habe das sh nach a in meiner 
ausgäbe gewöhnlich in i geändert, da ich nicht einsehe, warum 
man aesha sagen muss, aber assäm, Westergaard hat auch 
m diesem falle meistens (nicht immer) die Orthographie der 
handschriften beibehalten. Gross kann aber auch nach der an- 
sieht der Schreiber dieser handschriften der unterschied zwischen 
sh und 8 nicht gewesen sein: man findet in den alten band- 



180 F. Spiegel 

Schriften sowol she als se geschrieben, einige male steht in 
Wörtern wie ar^, nari das i sogar am Schlüsse. Endlich haben 
wir noch ein viertes zeichen für einen dumpfen zischlaut zu 
erwähnen, welches man seiner äusseren form wegen gewöhnlich 
mit shk umschreibt, es hat indessen gewiss nicht diese aus- 
spräche, die form auch nur in den alten indischen und per- 
sischen handschriften, während es in den VendidSd-sädes und 
anderen handschriften eher einem shb ähnlich sieht; man wird 
es am besten mit Bartholomae durch i umschreiben und 
als palatalen Spiranten auffassen. Gewöhnlich kommt das zeichen 
nur Yor i vor (man beachte indessen hishku, hislücva, die ge- 
wiss auf hie „trocken sein" zurückzuführen sind), es ist ver- 
hältnissmässig selten und statt seiner wird vielfach sh oder / 
gesetzt. Um nun meine ansieht über die beiden eben bespro- 
chenen zeichen des avestäalphabetes kurz zu sagen, so betrachte 
ich beide als modificationen des sh die nur für die Vorleser 
des avestätextes bestimmt waren, deren wirkliche bedeutung 
aber sehr früh in Vergessenheit gerathen sein muss. 

Weitere bcmerkungen erfordert das zeichen des avestä- 
alphabetes, welches gewöhnlich mit j umschrieben wird. Es 
ist bekannt, dass dieses q etymologisch einem hv entspricht, 
ja dass in den avestätexten q und hv sogar mit einander wech- 
seln, andererseits weiss man aber auch, dass dieses q dem neu- 
persischen ^ entspricht. Wenn man neuerdings den unter- 
schied als unwesentlich und q als eine falsche Schreibung für 
hv ansieht, so können wir uns damit nicht einverstanden er- 
klären, der unterschied liegt in der Verschärfung des anlautes, 
es giebt im Neupersischen wörter genug, welche im anlaute ent- 
weder mit h oder kh gesprochen werden können, wir erinnern 

hier nur an j ^, khör „sonne'S dem ein ebenso beglaubigtes 
^j^, Aör, zur seite steht, derselbe Wechsel den wir im Avestä 
zwischen hvare und qi^ bemerken. Im jetzigen Neupersischen 
ist der unterschied der ausspräche zwischen ^ und ^ ganz 
geschwunden, schon bei Firdosi ist er nicht mehr zu be- 
merken, dass er aber noch beim beginne des Islam vorhanden 
war, hat J. Müller gezeigt (Journal, asiat. 1839 Avril p. 302), 
indem er nachwies, dass in der Hamasa ]y^ noch die ausspräche 
hhiui hat, wie auch dass qäthra von den Griechen mit x^a- 
^Qog wiedergegeben werde; ich vermuthe, dass diese ausspräche 



Zur gesehichte des avestSalphabetes. 181 

auch für das AvestS aDzuDehmen ist. Die einheimischen alpha- 
bete stellen indess q neben v und fassen es offenbar als ein 
mit aspiration gesprochenes v auf, sie unterscheiden davon ein 
zweites j, welches neben kh gestellt wird und nach meiner an- 
sieht in Wörtern wie karaqaiti^ saqäre^ kaqeredha, kaquzhi er- 
scheint. Hinsichtlich der zeichen ist folgendes zu bemerken. 
Für q erscheint in den alten handschriften die form, welche der 
buchstabe in Westergaard's ausgäbe hat, die persischen hand- 
schriften, die neueren handschriften überhaupt haben die ge- 
schweifte form, weichein meiner ausgäbe angewendet ist. Bar- 
tholomae hat richtig gesehen, dass die alten handschriften 
zwei zeichen unterscheiden, dass in ihnen auch die geschweifte 
form vorkommt aber nur wenn y nachfolgt, K. 4 unterscheidet 
diesen buchstaben auch (in qyäilia Yt. 24, 12 und qyad 
Yt. 24, 42), giebt ihm aber die form, welche man bei Bar- 
tholomae. Arische forschungen p. 50 abgebildet findet, der 
londoner Vendldäd-säde, K. 12, und meine handschrift des 
Khorda-avestä kennen diesen unterschied überhaupt nicht und 
setzen überall das geschweifte q. Diese zweite form ist der 
natur der sache nach zumeist auf die gSthäs beschränkt, im 
jüngeren Avestä findet sie sich nur in daqt/üm, daqyunäm, statt 
ihrer erscheint in der mitte der wörter gewöhnlich gh^ im. an- 
laute hify cf. hyän neben qyin. Es scheint auch hier wieder 
ein für das Avestä bestimmtes lesezeichen vorzuliegen, dessen 
bedeutung nach und nach in Vergessenheit gerieth. 

Es bleiben nur noch die nasale zu betrachten. Das Alt- und 
das Neupersische begnügen sich mit zweien: mit n und m, ich 
glaube dass dies im ganzen für die spräche genügend ist und 
die Zusätze des avestSalphabetes nur für das lesen des AvestS 
bestimmt sind. Im Altpersischen wird bekanntlich n vor oon- 
sonanten gar nicht geschrieben, in guten avestähandschriften 
steht vor consonanten noch oft genug das einfache n, doch 
kann man sagen, dass die regel jetzt ist fi vor consonanten zu 
gebrauchen. Salemann und Bartholomae unterscheiden 
ein drittes n^ welches nur vor i vorkommen soll, ich kann diese 
Unterscheidung nicht als wesentlich ansehen, in den alten hand- 
schriften kann ich sie nicht finden, E (K. 2) gebraucht beide 
formen, aber ohne alle consequenz, im K. 12 ist die gewundene 
form die gewöhnliche. Aber auch aus dem VishtSsp-yasht (E. 4) 
kann ich den unterschied nicht nachweisen, zwar ist n in 



182 F. Spiegel 

mainyuBh^ mainyiush (24, 43. 47. 51.) etwas verschieden ge- 
bildet, aber in anyaeibyo (24, 45), ainibyo (24, 55), kainino 
(24, 56) nishhidhaish (24, 59), nisMiodhayoish (24, 60) und 
nidadhad (24, 61) steht das gewöhnliche n. Eigenthümlich sind 
dem avestaalphabete die zeichen g und jf, über deren ausspräche 
und Verwendung kein zweifei besteht, die parsenalphabete fugen 
aber noch ein drittes zeichen hinzu das in den handschriften 
ausserordentlich selten ist, erst neuerdings hat man in persischen 
handschriften einige beispiele gefunden. Ich habe früher ver- 
muthet, es möge dieses dritte zeichen, das offenbar im laufe 
der zeit mit g verschmolzen worden ist, gu zu lesen sein, weil 
gerade in guten handschriften formen wie nizbayogha, fragharad 
beliebt sind. Ich ziehe es jedoch jetzt vor, mit Bartholomae 
dieses zeichen gh zu lesen , so dass der beigefugte strich des- 
selben das h bedeutet. Wir würden es also in agra, dagra etc. 
zu schreiben haben, dadurch würde der ausfall desA in diesen 
Wörtern erklärt sein. 

Schwierig ist es, über die vocale ms klare zu kommen; 
das persische aiphabet giebt uns hier gar keine anhaltspunkte. 
Die reinen vocale a, i, u mit ihren entsprechenden längen sind 
deutlich genug, auch die damit zusammenhängenden e^ 9^ äo 
machen keine Schwierigkeit; den vocal ao, den Salemann 
und Bartholomae noch annehmen, glaube ich verwerfen zu 
müssen, er ist unnöthig, kommt nur in persischen handschriften 
und auch da äusserst selten vor (aus K. 9. habe ich mir nur 
angemerkt dass Vd. 2, 31 £ ^ (^ £ <^ ^ steht). Sonst ist in der 
Verwendung der e- und o-laute noch manches dunkel und ich 
bin nicht im stände, aus der behandlung dieser laute in den 
handschriften ein ganz klares bild zu gewinnen, namentlich wie 
es sich mit den zeichen f{) und |p verhält, die beide «, und 
mit den zeichen ^ und Vi die beide o bedeuten sollen. Die 
entstehung der zeichen jo und )0 ist mir nicht deutlich, es 
scheint mir, dass beide aus dem ^ hervorgegangen sind. In 

den handschriften ist f{) bei weitem häufiger als jp » ^}^^ Ver- 
schiedenheit der bedeutung lässt sich nicht nachweisen, wie- 
wol beide ganz nützlich geschieden werden könnten, besonders 
im auslaute. Nach den auslautegesetzen des jüngeren avestS 

wird der diphthong ]o^ ^^^ ende der wörter in f{) zusammen- 
gezogen, d. h. ai wird zu ^, ebenso wird auch ein auslautendes 



Zur geBohichte des avestaalphabetes« 183 

ya zu e. Es ist nun kaum anzunehmen, dass diese beiden 
Verkürzungen gleichlautend waren; während der Übergang von 
ai in s ganz angemessen ist, dürfte sich die Verkürzung des 
ya mehr dem i genähert haben; daher denn auch dative wie 
fnanaghf für managhai etc. ebenso verbalformen wie tasaghf 
für vasaghai^ hier findet die einschaltung des g statt, welche 
in ahurake etc. für ahurahya unterbleibt, weil ein folgendes % 
dieselbe aufhebt. In Schreibweisen wie vaejah§^ raodhahf steht 
f geradezu für i. Es wäre nun ganz zweckmässig, wenn man 
)u etwa als den Vertreter des schliessenden ya betrachten dürfte, 
wir müssen aber gleich beifügen, dass die handschriften — 
ältere wie jüngere — diesen unterschied nicht billigen, wenig- 
stens soweit ich sie kenne. Ueberhaupt lässt sich nach den 
handschriften ein bedeutungsunterschied zwischen ^und )(}' 

wiewol er ursprünglich bestanden haben wird, nicht finden. 
Am anfange des 14. capitels des Yasna (c. 13 bei West erg.) 
findet sich mehrfach hinter einander das wort ammy^^ der 
alte kopenhagener codex wechselt zwischen beiden formen des f , 
ebenso habe ich das pronomen a^e in den alten handschriften 
in beiden Schreibweisen angetroffen. Die form |P ist im all- 
gemeinen die seltenere, in londoner Vendidäd-sSde findet sich 
dieselbe gewöhnlich in einsilbigen Wörtern wie me, tf angewen- 
det, auch in K. 4. habe ich diese sitte bemerkt 

Mehr noch als die zeichen (p und ^ sind die beiden zei- 
chen für o: \^ und \ gegenständ der Untersuchung gewesea 
Es lässt sich nicht einsehen, warum man zwei zeichen für einen 
und denselben laut erfunden haben sollte, darum hat sich auch 
schon frühe die ansieht festgesetzt, dass \^ für o, ^ für ö stehe. 
Die Schrift wäre sehr wohl dazu angethan diese vermuthung 
zu bestätigen, wenigstens nach meiner Überzeugung sind die 
oben genannten zeichen nur verschnörkelungen von u und ü. 
Einen einwurf begründet nur, dass der gebrauch der hand- 
schriften zu dieser theorie nicht stimmt. Bezüglich des lon- 
doner Vendidäd-säde und der zu ihm stimmenden neueren hand- 
schriften kann man geradezu als regel aufstellen, dass sie \^ 
im einzelgebrauch gar nicht kennen sondern blos \, das für o 
steht, mag dasselbe kurz oder lang sein, dasselbe gilt auch für 
pärsitexte. In den alten und in den persischen handschriften 
Ü^t die Sache etwas anders, doch nicht viel, man findet dort 



184 F. Spiegel 

sämlich einige Wörter: pouru, moffhii, vouru, vohu, vohtmish, 
vohunavaiti, voya, voyathra, mosu (öfter mtiiu) miti^ geschrieben, 
doch ist daneben in den alten bandschrifteu ao sehr häufig. 
Man könnte hiernach annehmen wollen, dass ^ besonders den 
umlaut eines a bezeichne, wenn diesem ein u nachfolgt und 
ein V oder lippenlaut vorausgeht, hiergegen spricht aber mouru 
das immer mit \ geschrieben wird. Sonst giebt es auch falle 
genug in welchen \ in allen handschriften das o bezeichnet, 
ich gehe hierauf nicht näher ein, da Fr. Müller bereits aus- 
führlich darüber gehandelt hat ^). Gleichwol glaube ich , dass 
hier eine erst später eingetretene Verwirrung vorliegt, es dürfte 
ui-sprünglich % für o, ^ für ö bestimmt gewesen sein, so dasa 
man nüfuru, pouru, dagegen vidhötush, jyotüm etc. schrieb. 
Wir müssen aber wiederholen, dass ein solcher gebrauch in den 
jetzigen handschriften nicht mehr nachzuweisen ist. 

Enge zusammenhängend mit der frage nach dem gebrauche 
der zeichen für e und o ist auch die frage nach der richtigen 
Schreibweise der diphthonge. Die alten handschriften geben 
durchweg ijjuu für ae und %m für aö, abweichungen von dieser 
regel finden sich so gut als keine. Dabei ist es eine merk- 
würdige inconsequenz, dass der diphthong ae immer mit (g^ ge- 
schrieben wird, das doch wol einen längeren vocal bezeichnen 
soll als)0' dagegen aö immer mit \}^ dem zeichen der kürze* 
In dem mir vorliegenden ezemplare des Vendidäd-sade sowie 
in den mir zugänglichen handschriften des Khorda-avesta ist 
nun diese sitte nicht beobachtet, vielmehr überwiegt die schreib* 

art jm die von ]o^ und neben %jü erscheint auch ^o;, in 

letzterem punkte stimmt auch das mir vorliegende bruch- 
stück von K. 4 überein, während es sich bezüglich des (le an 
die alten handschriften anschliesst. Was hier das richtige sei, 
ist schwer zu sagen; bezeichnen jp und \ ursprünglich lange 

vocale, wie wir oben angenommen haben, so wird )0^ ^^^ ^^ 
das richtige sein, denn die beiden theile der diphthongen weiden 
gleich lang sein. Wie jetzt die sache liegt, kann man nur sagen, 
dass sowol f()M als ]^u in unseren handschriften im gebrauche 
ist, auch %)M und ^of, letzteres indessen weit seltener. 

*) Gf. F. Müller SitzunjarBbericht© der wiener akadeinie bd. 70, 69 lg. 
and meine AriBoben etndien p. 6 fg. 



Zar gescbichte des avestaalphabeteB. 185 

Alles in allem wird ans diesen angaben ersichtlich sein, 
dass die Schreibweise der handschriften nicht ganz äberein- 
stimmend ist Die beiden grossen abtheilungen der handschriften, 
welche uns verschiedene lesarten zuführen, scheiden sich auch 
hier in manchen dingen: auf einer seite stehen die alten hand- 
schriften mit Übersetzung und die an dieselben sich anschliessen- 
den abschriften, auf der andern die Vendidäd-sädes, während 
die aus Persien stammenden handschriften, soweit wir dieselben 
kennen, sich bald an die eine, bald an die andere abtheilung 
anschUessen, im ganzen jedoch mehr an die erste. 

Zum Schlüsse sei es mir gestattet, mich noch mit einigen 
werten über meine Stellung zur Umschreibungsfrage auszusprechen. 
Vor allem möchte ich darauf hinweisen, dass die gegenwärtigen 
yerschiedenheiten zum guten theile auf der Verschiedenheit des 
Standpunktes beruhen, der bei den älteren forschem ein ganz 
anderer ist als bei den jüngeren. Wir werfen daher einen blick 
auf die geschichte der Umschreibungsfrage und betrachten die 
vorschlage, welche H. Brockhaus gemacht hat in einem schrift- 
chen mit dem titel : „Ueber den druck sanskritischer werke mit 
lateinischen buchstaben'' (Leipzig 1841). Man wird da finden, 
dass es rein praktische gründe waren, welche die vorschlage 
veranlassten; Brockhaus glaubt noch (p. 6) es sei unmöglioh 
„ein aiphabet zu finden, das zum ausdrucke der lautnuanoen 
der mannichfachen orientalischen sprachen ausreichen könnte. 
Man kann im allgemeinen wohl den grundsatz aufstellen, dass 
nur diejenigen sprachen mit einem lateinischen alphabete können 
umgeschrieben werden, in welchen genau so geschrieben wird, 
wie man ausspricht Dieser grundsatz findet aber nur seine 
anwendung auf die Sanskrit-sprache und deren dmvate als 
Päli, Präkrit und Zend (sie)''. Ausdrücklich wird hervorgehoben, 
dass die Umschreibung nicht desswegen empfohlen werden solle, 
um das lesen sanskritischer bücher zu erleichtem, sondern wegen 
der Überzeugung, dass es nur in lateinischer Umschreibung mög« 
lieh sei, die höchst umfangreichen werke der indischen literatur 
in Europa nach und nach zum abdmcke zu bringen. , Jch ge- 
stehe selbst gerne und unbedingt zu, heisst es weiter, dass das 
lateinische aiphabet nur ein nothbehelf ist; es gilt aber die 
frage, ob es nicht besser ist, ein selbst mangelhaftes schrift- 
system anzuwenden, um den Zugang zu der reichen literatur 
Indiens weiter zu eröftueu, oder das indische schrii'tsystein im 



186 F. Spiegel 

dni^ beizubehalten, und so noch für lange zeit, vielleicht für 
immer, dm Sanskrit von dem grossen markte der Weltliteratur 
auszuschliessen**. A«C dem Standpunkte von Brockhaus dürf- 
ten so ziemlich alle ältere« odentalisten gestanden haben. Die 
Umschreibung galt für einen not hb A e lf, aber bei der abschiift 
von indischen handschriften diente sie mr zeitersparung, da 
eine abschrift in lateinischer Umschrift weit scteeUer bewerk- 
stelligt werden konnte, als die nachbildung der einhewiacheQ 
zeichen. Vor allem aber diente sie dazu, den druck indischer 
texte und wörter in Zeitschriften zu ermöglichen, welchen sana- 
krittypen nicht zu geböte standen. Was hier vom Sanskrit 
gesagt wurde, gilt in gleichem maasse auch für das AvestS. 
Die hauptsache war: für jedes zeichen der einheimischen schritt 
ein bestimmtes aequivalent in lateinischer schrift zu finden, 
mit welchem das betreffende zeichen immer wiedwgegeben werden 
konnte, damit es der leser mit Sicherheit in die einheimische 
schrift zurückverwandele, denn die bekanntschaft mit der ein- 
heimischen Schrift konnte und musste man bei jedem Orienta- 
listen voraussetzen. Auf diesem Standpunkte kam weit weniger 
darauf an, ob die Umschreibung ein lautliches aequivalent für 
den wiedergegebenen buchstaben sei, als dass man den drucke* 
reien keine lästigen zumuthungen zu machen brauche und da- 
durch druckfehler und andere Unzukömmlichkeiten veranlasse. 
Man konnte daher auch füglich seine ansieht über den laut- 
werth eines buchstaben ändern, ohne dass man dessw^n die 
herkömmliche Umschreibung zu ändern brauchte. Was kommt 
z. b. darauf an, ob man kh oder x schreibt, wenn man wräs, 
dass es die Umschreibung von CxT ist und wenn man die geltung 
des letzteren Zeichens kennt? Wenn man daneben f schreibt 
für ^, so mag das inconsequent sein, aber thun wir nicht im 
Deutschen dasselbe, wenn wir einerseits Machte Tochter, an- 
dererseits Oifi, Trift schreiben? Etwas anderes ist es freilich, 
wenn man die einheimische schrift nicht kennt, und aus der 
Umschreibung die ausspräche des buchstabens erfahren soll, bei 
einer solchen annähme muss die ältere methode irrthümer ver- 
anlassen. 

Eine andere wesentlich verschiedene auffassung der um- 
schreibungsfrage wurde angebahnt durch die Schriften von 
M. Müller (Proposals for a Missionary aiphabet London 1854) 
und von Lepsius (Das allgemeine linguistische aiphabet Berlin 



Zur gesohichte des avestaalphabeteB. 187 

1855). Die von Brockhaus ausgesprochene ansieht, dass man 
nicht alle sprachen umschreiben könne , erwies sich bei den 
fortschritten der linguistik als irrig, man sah ein, dass es mög- 
lich sein müsse ein aiphabet zu finden, in welches die laute 
aller sprachen der erde aufnähme finden könnten und dass 
dieses aiphabet gegründet werden müsse auf die physiologie der 
menschlichen stimme. Da der Organismus der Sprachwerkzeuge 
natürliche gränzen hat, jenseits welcher keine lautentwickelung 
mehr möglich ist, da femer die gesetze des physischen Organismus 
imveränderlich sind, so muss es möglich sein, die laute sämmt- 
lich zu bestimmen y die der menschliche mund hervorbringen 
kann, auch können deren nicht so viele sein, dass man sie 
durch zeichen nicht sollte ausdrücken können. Für ein solches 
linguistisches aiphabet schiene es mir das beste, neue zeichen 
zu erfinden, dies ist indessen nicht geschehen; man hat sich 
vielmehr bei der aufetellung allgemeiner linguistischer alphabete 
vorzugsweise des lateinischen alphabetes bedient, dessen buch- 
stabenmenge durch beigesetzte punkte und andere zeichen mög- 
lichst vergrössert wurde, in einigen fällen hat man auch in das 
griechische aiphabet hinübergegriffen. Mit diesem auf lautphysio- 
logischer grundlage beruhenden alphabete kommt nun die ältere 
lediglich praktischen zwecken dienende Umschreibung in mehr- 
{sLche coUision, namentlich hat man SrSnische kh, gh, th, dh 
beanstandet; da dieselben nach überwiegender ansieht keine 
aspiraten sondern Spiranten sind; weniger war gegen die wieder- 
gäbe der labialen Spiranten durch f und w zu sagen. Die 
ernstesten Schwierigkeiten machen aber die dumpfen Sibilanten, 
die man bisher mit p, 8, sh auszudrücken pflegte, allerdings 
wenig entsprechend, wir haben aber oben bereits gesehen, wie 
man zu dieser Umschreibung gekommen ist 

Ich gestehe, dass ich zu denen gehöre, welche der frage 
nach der Umschreibung des Alt^rSnischen nicht die grosse 
Wichtigkeit beilegen können, die ihr gewöhnlich zugeschrieben 
wird. Wenn die Umschreibung wirklich so wichtig ist — warum 
legt man dann nicht mindestens das gleiche gewicht auf die 
Umschreibung des Griechischen und Lateinischen? Ich habe 
niemals gehört, dass man sich sonderlich mit dieser frage be- 
schäftigt hat, man behält vielmehr nicht blos die gewöhnliche 
Schreibweise, sondern auch die fremde schrift bei. Ich setze 
voraus, dass ein erilnischer philologe, der sich mit dem AvestS 



188 F. Spiegel 

beschäftigt, nicht nur die zeichen des aTestSalphabetes genau 
kennt, sondern sich auch über den werth eines jeden dieser 
zeichen eine ansieht gebildet habe. Für den philologen ist die 
Umschreibung immer ein bioser nothbehelf , er wird sich ans 
vielen gründen stets am liebsten der einheimischen schriftzeichen 
bedienen, wenn ihm dieselben zu geböte stehen ; die umschrd- 
bung nöthigt ihn, zu dem einheimischen alphabete noch ein 
zweites hinzuzulernen, denn wie kann er wissen was ^, df, s etc. 
bedeuten solle, wenn man es ihm nicht gesagt hat? Ferner: ein 
solches linguistisches umschreibungsalphabet dient dann eben 
auch nur linguistischen oder philologischen zwecken, es giebt 
aber auch andere gründe die zur Umschreibung nöthigen, z. b. 
wenn man theologen, historiker oder auch das allgemeine pub- 
likum über iranische dinge belehren will, sind solche Umschrei- 
bungen unbrauchbar und man wird selbst lieber z. b. Airjana 
vaedscha schreiben als Äiryana va>eja. Trotz aller dieser be- 
denken würde ich es doch als einen fortschritt freudig begrüssen, 
wenn man sich über eine einheitliche Umschreibung einigen 
könnte und würde meine subjectiyen ansichten gerne der allge- 
meinen Überzeugung zum opfer bringen. Es ist zu hoffen, dass 
künftighin die verschiedenen eränischen sprachen — auch die 
neueren — die philologen und linguisten mehr beschäftigen 
werden als bisher; dass man für dialekte wie das Kurdische, 
Ossetische u. s. w., welche keine einheimischen schriftzeichen 
haben, Umschreibung und zwar möglichst genaue Umschreibung 
braucht, ist selbstverständlich. Da nun aber die iranischen 
sprachen, alte wie neue, auch unter sich verglichen werden 
müssen, so wäre es sehr wünschenswerth , dass man für alle 
ein gemeinsames aiphabet finden könnte, in welchem die von 
alters her geltenden, gemeinschaftlichen laute mit denselben 
zeichen ausgedrückt würden, während man die eigenthümlich- 
kfiiten eines jeden dialekts besonders, unter berücksichtigung 
ihrer entstehung, bezeichnen würde. Ich stimme Pi sc hei darin 
bei, dass man die langen vocale am besten durch striche be- 
zeichnet, also ä^ ly u, e u. s. w., die accentzeichen aber für die 
accentbttseichnung frei lässt. Auch das scheint mir wünschens- 
werth, dass man vermeide, für die eränischen sprachen zeichen 
zu gebrauchen, welche man für das Sanskrit in anderer bedeu- 
tung verwendet. Aus diesem gründe würde ich nicht blos M, 
gh^ th etc., sondon auch <i gerne fallen lassen. Auch in anderei* 



Zur geschichie des avestSalphabetes. 189 

hinsieht würde ich mich fugen, wenn sich eine umschreibungs- 
weise finden liesse, welche überall durchzuführen ist, ich sehe 
aber nicht ein, wie man über die klippen hinwegkommen will, 
an welchen man sich bis jetzt gestossen hat: die theil weise an* 
Wendung des griechischen alphabetes oder die beiziehung anderer 
Unterscheidungszeichen; auf deren existenz man in den drucke- 
reien nicht durchgängig rechnen kann. 

F. Spiegd. 



Erän und Iran. 



Die neupersische spräche hat bis jetzt bei linguistischen 
Untersuchungen so gut wie keine rolle gespielt, was auch nicht 
zu verwundem ist bei dem herabgekommenen zustande in wel- 
chem sich ihre formen befinden. Nichts destoweniger giebt es 
gründe genug, welche dafür sprechen, dass auch das Neuper- 
sische künftig eine grössere beachtung finden muss, als ihm 
bisher zu theil geworden ist. Zunächst allerdings ist es die 
aufgäbe der iranischen philologie, dem Neupersischen eine er- 
höhte beachtung zu schenken, namentlich bei der interpretation 
des Avestäy denn was gegen die neupersische formenlehre gesagt 
werden kann, gilt nicht im gleichen masse von der neupersischen 
Syntax, noch weniger von dem neupersischen wertschätze. Es 
versteht sich von selbst, dass alle ächten neupersischen Wörter 
auf alterSnische zurückgehen, vielfach ist es auch noch möglich, 
die alterSnischen formen selbst zu finden, wo dies nicht der 
fall ist, da geben uns unsere erfahrungen wenigstens die mittel, 
theoretische grundformen aufzustellen, die suffixe von den wur- 
zeln zu scheiden und auf diese art nach und nach ein iranisches 
wurzelverzeichniss zu erhalten, in welches die einzelnen Wörter 
einzureihen sein werden. Ebenso wird es die pflicht der ira- 
nischen Philologie sein, die geschichte der iranischen spräche 
nicht blos aufwärts in die vorhistorische periode zu verfolgen, 
sondern auch abwärts die entwickelung der spräche in der 
historischen zeit zu untersuchen, wobei rücksicht auf die parallel 
verlaufende geschichte der indischen spräche nur von nutzen 
sein kann. Von solchen forschungen wird dann auch die lin- 

Beitrlg« c. kund« d. iflr. ipraelicn. IX. \?, 



190 F. Spiegel 

guistik notiz nehmen müssen, wenn es ihr darum zu thun ist, 
dem erSnischen sprachstamme seine richtige Stellung innerhalb 
der gesammtheit der indogermanischen sprachen anzuweisen. 

Von diesen gesichtspunkten ausgehend halte ich es für ge- 
boten, auf den in der Überschrift genannten gegenständ zurück- 
zukommen, weniger weil die frage an und für sich wichtig als 
weil sie das Symptom einer wichtigeren sache ist Wer nach 
der heutigen ausspräche des wertes fragte der wird nur Iran 
zu hören bekommen, man kann aber aus jeder neupersischeo 
grammatik lernen, welche nicht blos auf die neuere Umgangs- 
sprache rücksicht nimmt, dass die persischen grammatiker und 
lexicographen vier verschiedene vocale unterscheiden, wo die 
jetzige spräche nur zwei sehen lässt: s neben i, o neben ü. 
Für das äuge waren e und i, ö und ü schon seit der zeit zu- 
sammengefallen, als die Eränier anfingen ihre spräche mit einem 
semitischen alphabete zu schreiben, der unterschied für das ohr 
wurde erst weit später aufgehoben und die persischen Wörter- 
bücher ermangeln nicht uns anzugeben, wo e und wo o ge- 
sprochen werden soll. Schon längst hat Fr. Rückert^) dar- 
auf hingewiesen, dass dieser unterschied keine grille der gram- 
matiker sei, sondern von den besseren persischen dichtem ge- 
wissenhaft beobachtet werde: sie reimen Wörter mit e und ö, 
nicht auf solche mit i und ü oder umgekehrt. Seit dieser zeit 
haben wir auch einsehen lernen, dass diese laute nicht weniger 
gewissenhaft geschieden werden in den Schriften der Parsen, 
welche mit avestächarakteren geschrieben sind, in den per- 
sischen Wörtern, welche die Armenier in ihre spräche aufge- 
nommen haben, endlich dass der unterschied zwar im jetzigen 
Neupersischen verschwunden ist, in dialekten aber wie das 
Kurdische sich noch theilweise erhalten hat (vgl. Justi, Kur- 
dische gramm. §§ 6. 11.). Rückert hat auch bereits darauf 
hingewiesen, dass der grund des Unterschiedes durch die Sprach- 
vergleichung klar werde: dem ueupersischen e entspreche auch 
im Sanskrit S, dem neupersischen ö das indische o. Wir wissen 
jetzt, dass dem neueren e im Alt^ränischen ai oder ae^ dem 
neueren ö dagegen au und ao entspricht. Die alteränischen 
diphthongen haben also dieselbe wandelung erfahren wie auch 
die indischen, welche ursprünglich ai, äi und au, äu lauteteu 

*) Cf. Pertsch, Grammatik, rhetorik and poetik der Perser p. 39. 



Erilii Dnd Irin. 191 

aber nach und nach zu e und o wurden. An dieser Verwand- 
lung nehmen auch einige Wörter theil, in welchen der diph- 
tbong erst durch Umsetzung entstand. So wurde aas der alten 
namensform ariyana erst ayrän dann Srän, ganz wie im Prft- 
krit skr. paryanta zu perafUa wird (Lassen Instit. ling. präer. 
§ 72). Wenn dieses e, ö später sogar zu », ü herabsinkt, so 
finden wir für diesen Vorgang wiederum im PrSkrit eine paral- 
lele (Lassen, 1. c. §§ 6. 7). 

Eine ausnähme von obiger regel hat bereits Rückert an- 
gegeben: in endsilben wird aus altSrSnischen aena, aona ent- 
standenes en, ön immer zu «n, ün herabgedrückt. In den per- 
sischen Wörtern, die ins Armenische aufgenommen sind, ist dies 
noch nicht der fall, aber die parsenschriften haben bereits diese 
änderung eintreten lassen. Hinzufügen muss ich noch, dass in 
der persischen literatur auch schliessendes er nicht mehr fest- 
steht» sondern zu ir wird, doch scheint in diesem falle die aus- 
spräche schwankend geblieben zu sein. In parsenschriften 
habe ich nur diwer „Schreiber*', dilSr „beherzt" und Erän ge- 
funden, die ausnahmen gehen aber ziemlich hoch hinauf, auf 
die älteste derselben bat schon Lagarde (Ges. abhandlungen 
p. 179) aufmerksam gemacht, sie findet sich bereits bei Am- 
mianus Marcel linus der (19, 2. 11) sagt: Persis Saporem 
saanscMH appelantibus et pirosen. Das letztere wort, das nach 
der heutigen ausspräche ßrüz lautet, kehrt wieder in dem eigen- 
namen der bei den Byzantinern IleiQtit^rjg und IIsQw^tjg lautet, 
die entsprechende form peröz findet sich noch oft genug in 
parsenschriften, in handschriften daneben allerdings auch schon 
piroz, Diler reimt beiFirdosi mehrfach auf sAer „löwe**, aber 
auch auf ^harlr „seide", und auf jptr „greis". XWirer „Schreiber** 
ist gewiss vielfach diwlr gesprochen worden, daher reimt das 
wort auch auf qlr „pech", der name Ardaaher scheint von 
Firdosi immer Ardashlr gesprochen worden zu sein. Endlich 
unser wort Erän reimt sehr häufig auf sherän^ „löwen", dilerän 
„beherzte", einmal sogar auf ^hän „diese" dabei aber auch auf 
vlrän „wüste" und man darf die ächtheit solcher verse nicht be- 
zweifeln, da sich derselbe reim auch bei Elfakhri wiederfindet, 
der es sonst in solchen dingen genau nimmt _^ 

Hiemach ist der unterschied der beiden aussprachen Eran 
und Iran ein sehr geringer und mag manchen gleichgültig er- 
scheinen, nur nicht dem philologen und linguisten. Es wird 

18* 



192 F. Spiegel Erän nnd Iran. 

den lesern nicht entgangen sein, dass hier im Neupersischen 
ein ganz ähnlicher fall vorliegt, wie bei dem zueammenfallen 
des tj und t im Griechischen; sowenig es dem Sprachforscher 
gleichgiltig sein wird, ob einem griechischen worte ursprünglich 
der eine oder der andere dieser beiden yocale zukomme, eben- 
sowenig darf es im Neupersischen gleichgiltig sein. Allerdings, 
wer Erän spricht oder schreibt und im übrigen S und i, ö und ü 
nicht unterscheidet, der thut dasselbe wie derjenige, der zwar 
Homer sagt, im übrigen aber rj und i zusammenfiillen lässt 
Wir erklären uns daher für die Schreibweise Erän aber nar 
in gemeinschaft mit einer genauen Unterscheidung der verschie- 
denen vocale in allen fallen, wo sie zu scheiden sind, eine 
Unterscheidung, die im interesse der etymologie dringend ge- 
boten ist. 

F. Spiegel. 



uktham madac ca casyate. 

In den beiden rigvedaversen RV. 1, 86, 4: 
asya vtrasya barhisi 
sutak somo divi^fisu 
uktham madag ca gasyale 
und 4, 49, 1: 

idam väm äsye havih 
priyam indrdbrihaspati 
uktham inadag ca gasyate 

kehrt das wort mada zweimal in enger Verbindung mit uktha 
wieder. Weder Ludwig noch Grassmann haben ihm eine 
speciellere bedeutung beigelegt; jener übersetzt die fragliche 
verszeile mit „das lied und der trank wird gepriesen" (1, 86,4) 
resp. „preislied und rauschtrank wird gerühmt', (4, 49, 1), dieser 
mit: „sein sprach und trank wird hocfagerühmt" resp. „ver- 
kündet wird euch sprach und trank"; etwas weniger farblos 
fasst der Vedärthayatna diese stelle, indem er zu 1, 86, 4 von 
„praise and exhilaration sung'* (II, 355) spricht, ohne indess 
damit das richtige völlig zu treffen. Sftyana gibt an jeder 
stelle eine andere deutung ; zu 4, 49, 1 sagt er: uktham gastram 



A. HiUebrand ukthaip mads^q oa 9ftS7ate. 193 

ea modo tmulajanakam fosyate, was, wie ich glaube, ohne wei- 
teres hinfällig ist, und zu 1, 86, 4: uktham maruddevatäkam 
^astrani madag ca /madidkätunä yuktd maruto devdh somasya 
maisann ityddikd fnäruti nivic eäsya marudgma»ya harsäya 
gcLsyatefhoträ pafiiyate — d. h. er sieht in mada einen namen 
für nividformel. Diese deutung ist die richtige. 

Auf eine andere bedeutung des wortes mada als „rausch- 
trank*' weist in unseren versen die uktha parallele Stellung des- 
selben hin und die aus dieser folgende nothwendigkeit das 
verbum gasyate in derselben bedeutung sowohl mit uktha als 
mada zu verbinden, gas heisst bekanntlich „hersagen, recitiren^' 
und wird im $V. häufig mit vktha verbunden, z. b. 1, 10, 5; 
3, 53, 3; 4, 6, 11; 4, 16, 2; •ö, 39, 5 etc. Fassen wir uktha 
als gadra^ (litanei, Verbindung mehrerer vom hotri herzusagen- 
der hymnen), so muss mada ähnlich wie uktha einen vers, 
eine formel, eine hymne, jedenfalls etwas recitirbares bedeuten. 
Das nähere lehrt uns die nahe beziehung zu uktha: 

Mit den uktha's pflegen eng verbunden zu sein die söge* 
nannten nwid^a. Ait br&hm. 3, 10, 1 heisst es von ihnen: 
garhhä vä eta ükthdndfrt yan nividah; 3, 10, 5: pegd vd eta 
tddhändfß yan nividah und sie werden je nach der cerimonie 
dem tdäha voran- oder nachgestellt oder in die mitte einge- 
schoben. Was die nivtd's sind, sagt Haug (übers, zum Ait. 
br4hm. II, 142 anm.) mit folgenden werten: the Nivid is an 
address either to a Single deity or to a class of deities, invi- 
ting them to enjoy the Somalibation which had been prepared 
for them. It generally containsthe enumeration of thetitles etc. 
Einige proben von nivid's aus Qänkh. Qr. s. (8, 16 — 23), 
woselbst dieselben aufgezählt sind, mögen dies deutlich machen : 

17. savitd devah somasya matsatlhiranyapdnihsujihvah/ 
subähuh »vangurih trir ahant satyasavanah / yah prdmvad vasu^ 
dhitij ubhe jo^fri savimanil gre^fhaifß sävüram äsuvamj dogdhrini 
dhenufiijvoPiäram ana4vdham j dguiji saptim jjipium rathe^fhämf 
puranuihini' yo^äiß / sabheyatß yuvdnarji / savitd devah parämU 
vdfn sdvi^t pardghagansam I iha gravad iha somasya matsatj 
premani deva iti samänam, 

18. dydväprühivt somasya matsatämj piid ca m^ätd caj 
dhenug ea ri^abhag ca j dhanyd ca dhi^anä ea / suretäg ca su- 
dughä ca I ga/ipbhüg ca mayobhüg ca ürjasvati ca payasvatt ca/ 
dydvdprithivi iha grutdm iha somasya matsatdm / premäifi 



194 WhiÜey Stokes Gaul, amella. 

devi devaliütim avafärfi devyd dhiyä / predafß brahtna predain 
xairam I premam sunvafUam yajamdnam avatdm lettre ciirdbhir 
ütihhihlgrutäm brahmdnydvasdgcttäm I 

Aehnlich wie diese sind fast alle folgenden nivid's be- 
schaffen. Sie beginnen fast sämmtlich mit einer anrufeformel, 
die das verbum mad enthält und noch einmal in etwas anderer 
form im laufe der niyidformel wiederkehrt, in folgender weise: 

20): rihhavo deväh somamfa matsan^ später ribhavo devä 
iha Qravann iha somasya matsan — 21) vi^e devdh aofnasya 
maisan — vigve devd iha ^avann iha soniasya tnatsatL 22) 
agnir vaigvdnarah somasya tnatsat — 23) manäo decdh samasya 
matsan — 24) agnir j&taveddh somasya matsat — 25) asya made 
jaritar indraJ^ somasya matsat j asya triade jaritar indro hi 
mahan — 

Erwägen wir, dass 1) uktha's und nivid's in enger ritu- 
eller beziehung stehen, dass 2)uktha und mada in unseren stel- 
len zusammengehören, dass 3) der inhalt der nivid's eine auf- 
f orderung an die götter ist, sich am somatrank zu erfreuen 
(matsat matsan), dass 4) dasselbe verbum gasyate^ welches von 
nivid^s gebraucht wird, hier auf mada angewendet ist und dass 
5) wenigstens die eine der beiden hymnen, welche die worte 
ukthaffi mada^ ca gasyate enthalten, als nividhymne für die 
Maruts vorkommt (Ait. brähm. 5, 21. äqv. Qr. s. 8, 11, 4), 
so folgt, dass in den beiden versen |LV. 1, 86, 4 u. 4, 49, 1 
mada nur ein anderer name für nivid ist, gewählt vielleicht 
mit rücksicht auf das in den meisten der nivid's vorkommende 
wort matsat^ matsan. Ich übersetze daher: 

Uktha und rauschtrankformel werden recitirt. 
Breslau. Mfred HiUebrandt. 



Gaul, amella. 

Gaul, amella „bienensug" (Diefenbach Orig. eur. 229) 
from *am(p)dla^ cognate with ifinigy OHG. imbi and Lat. apis, 
which has lost the m, because the aocent was (as in Oreek) 
originally on the i? 

WhiOey Stokes, 



A. Ilck Die ursprüngL sprachform der homer. hymnea. 195 



Die unprüngliche sprachform der homerischen hymnen. 

Die homerischen hymnen ^) sind uns in demselben wunder- 
Kchen formengemische überliefert, welches für den „epischen 
kunstdialecf' der Griechen gilt. Bei näherer Untersuchung er- 
giebt sich jedoch, dass die hymnen keineswegs ursprünglich 
fiämmtlich in diesem selben ,,kun8tdialecte" verfasst sein können. 
Beschränken wir uns auf die fünf grossen hymnen (I — V), so 
tritt in der spräche derselben alsbald ein grosser unterschied 
hervor: dass nämlich in einigen derselben das vau genau beob- 
achtet, in anderen ausser in festen epischen formein vernach- 
lässigt wird. 

Nothwendig ist vau im hymnus auf Aphrodite (IV) in 
. fiovaa iJtoi, EVVBTtB egya v ov yaq oi aoev Egya 10 all aqa 
oi ftolefioi ra adov xai egyar 15 dyXaa egy und x^eiaa huxazr^t 
41 1/ ^iya sidog 44 fifjdea elduig 53 ^Ayxiotw ifaqa oi 56 tov 
fiiv eneira Idovaa 64 negl xqo% ei/nata 82 fxiyed'og xal eldog 
90 ^avfza Idia&ai 92 x^^Q^y avaaaa 112 avTBix^zoio dvdaast 
113 adg>a olda und 116 sv olda 139 x^üdoV tb ahg 164 ide 
el^ata 167 ov adqxx eldcjg 171 avzrj di ;f^ot %wv%o eljuata 
xaXd 204 iTtiOLVoxoevoc 205 d'ovfia Ideiv 208 onTttj oi 212 de 
fnaara 228 xavixt^to e&aiQai 280 Ttort ^'ihov. 

Wenn man auch einige fälle als epische formein nicht als 
beweisend gelten lässt (wie 44 fitjdaa eiSiig^ dOd^aSfia löead^at, 
113 adg>a olda, 116 ev olda, 167 ov adq>a eldtog), so behält 
man immer noch eine erhebliche anzahl von stellen zurück, 
welche geradezu beweisen, dass für den Verfasser das vau noch 
ein lebender laut war. Eine ebenso grosse anzahl von stellen 
gestattet wenigstens die einsetzung des vau, dagegen sprechen 
nur sehr wenige, welche sämmtlich leicht zu bessern sind. 

6 Tiaaiv S^egya fiifiijle: zwei hss. haben Ttaai, lies: näai 
di J^igya ixiiATjU. 

85 u86g te laeyed'og tb xal aificxta aiyaloevra und 

232 aiTwi td^ßQoairjL ts xat si^aza xald öidovaa. 

Die Verbesserung ergiebt sich aus 164, wo es heisst: Ivae 
de oi ^(ovfjv löi atfiaza aiyaXoarta. 

147 d&avdtoio S%%rjftii lies dd^avdxov di /«xjjrt. 

*) Ich lege die sorgfaltige ausgäbe von Baumeister (B.) zu gründe. 



196 A. Fick 

169 ßovg Tfl xai upia fi^la: lies ßovg xcd fupui. 

256 tov fiiv iTctjv öij nqwftov idtii ist za berichtigen nach 
185 avrixa aiagtanQma^ ^€o, J^idov; ebenso 287 TTQWtav Xirjig. 

Nicht ganz so glänzend wie in IV lässt sich vau in II, 
dem hymnus auf den pythischen Apoll herstellen; der grund 
scheint mir lediglich in der besseren erhaltung von IV zu liegen. 

Nothwendig ist vau in II: 

6 afißqota aiftav exoxv. 20 aXljOL fidka fieyalrj te idetv 
xal eldog dyrjrij, 79 Ooiße ava^, 99 iaai^ ova^^ ified'&f. 
107 h^d'a äva^. 119 vlie FegyivoVf nach einer hs., andere 
vUeg^ wofür man vUg lesen könnte. 141 dkld I. 142 xot fieva 
Ijoi. 164 TeQTtSTO ov nard &v^6v. 170 tigrcevo ola UqoIcu 
178 TtQiv ya oi \bv ifpfjxev, 194 oi de ^'vcacTa. 197 aal %6% 
GQ eyvto r^LOiv ini (pgeaL 216 STti oXvoni. norrwi. 222 dehpln 
iomwg. ^^db^HiXiotoavonaxog, 26S datiQi eidofdevog. 271 dvigi 
eiddfxeyog, 299 xakd huxatog. 

Die Verstösse gegen das vau lassen sich zum theil leicht 
beseitigen : 

77 und 163 ij d^iatdovoa : lies jJ Si j-idövaa. 

135 Tudv elävlav selbstverständlich xidva fidviav zu lesen. 

207 €v&a d'ayoxrt, unbedenklich ist de zu streichen, vgl. 
107 ev&a fdva^. 

218 0% Qo Tavcmti vor einer lücke. Streiche re oder qo. 

356 vfifi igdw lässt sich t;/x/ut fegiiH aussprechen, oder 
vne auch (nach Nauck) X 146 rt J^iTtog /egiat zu lesen. 

Der Verstoss in 177 i] xaxd TtoXV egdeüxe trifft nicht den 
Verfasser, sondern den späteren rhapsoden, welcher das stück 
vom Typhaon 127—177 in unseren hymnus einlegte. Der vers 
248 ^di Ttdg^'HXida Üav mit seinem fehler gegen FaXig ist 
aus o 298 genommen und stammt aus der jüngeren ionischen 
redaction der Odyssee. 

Bedenken erregen nur wenige stellen: 

97 elfcova ^Endtoio und 98 juiyd* 'ExdroiO, Aber diese stelle 
ist auch sonst verdächtig, denn 1) nur hier heisst in unserem 
hymnus der gott "Exazog^ 2) v. 94 ist offenbar nach 203 ge- 
bildet und nimmt den inhalt der späteren stelle unangenehm 
vorweg, 3) ist die ausdrucksweise in 97. 98 geradezu kindisch, 
endlich 4) lässt sich der grund erkennen, wesshalb hier ge- 
ändert ist: es hiess hier wie 203, dass die nymphe den gott 



Die ureprüngl« sprachform der homer. hymnen. 197 

betrogen, was mit seiner Weisheit nicht stimmte. Hiemach habe 
ich das ursprüngliche wieder zu gewinnen versucht. 

V. 108 vrjav Ttoiijaaa&ai. iTttiQotoiVy Ani te fiv&oVf zu be- 
richtigen nach 67 Tev^aa&aL vtjov und 69 JceQixaUJa vrjov. 
Man nahm anstoss an der folge von vrjdv neQiiuxllia 108 und 
TtsQixaXlia vtjov 109; die ältere poesie weiss von solchem be- 
denken nichts. 

V. 259 MrtX^ov * fff^iiovsv^ d^ava^ xiX. Eine schlagende be- 
richtigung finde ich nicht; die Störung mag durch die nach- 
trägliche einfügung von 257 — 258 veranlasst sein, welche aus 
der Odyssee stammen. Uebrigens ist, streng genommen, der 
ausdruck ^ßfiovsve der Situation nicht ganz angemessen. Etwa 
^a di vrja? 

Für de^LTSQtji fidl^ &€aatog 357 habe ich mit einiger Zu- 
versicht ds^ts^atpi fixatnog gesetzt; (xäla sieht hier wie ein 
flickwort aus. 

Es scheint mir hiemach nicht zu kühn anzunehmen, dass 
im h. II wie im h. IV das vau ursprünglich durchaus beob- 
achtet worden ist 

Ganz anders stehen in diesem punkte die übrigen drei 
grossen hymnen I. III. V. Hier ist die wiedereinfühmng des 
digamma, welche in II und lY möglich und damit nothwendig 
ist, ganz unmöglich. Gegen das vau sprechen im hymnus auf 
den delischen Apoll: 

14 linoXhava x avwnia. 15 %riv ptiv h ^OQTvyitji {foqtv^). 
22 cxoTtiai rot adov. 46 -i^iloi oItuo ^iad^ai, 64 ivatffrjg 
(/äxog). 70 t6 TtQwtov Xdr)i\ man könnte %a TtQ&ta setzen 
woUen, allein %6 Ttqwtov auch 20. 158. 120 a% ö^Iqiv (Figig), 
163 fÄifxeiad'^ iaaciv — cturog huxarog. 177 ov Ifj^w extißoXov, 
181 fi€y avaoa Big. 

Für digamma lässt sich nur weniges anführen: 45 toaaop 
in iidivovaa exfißoXov \ ixsto Atftio. Die cäsur entschuldigt 
hier den hiat nicht wohl, weil die bucolische cäsur vorwiegt; 
daher vielleicht besser iidivovo exarfjßokov, 

46 €1 Tig Ol yaiiwv. Hier scheint das in oi ursprünglich 
anlautende digamma ei Tig zum spondeus zu machen; aber 
mehrere hss. haben €i %ig aoi und dies ist entschieden besser, 
zieht dann freilich auch die änderung von ixero v. 45 in %n$o 
nach sich. 

107 wKea ^Iqig ist bekannte epische formel. 



198 A. Fick 

In 140 avTog d' d(fyvQavo^e^ äva^ hunfjßoX* ^AnoXXov 
ist der hiat durch die hauptcäsor entschuldigt; man hat das 
komma nicht mit B. hinter, sondern vor ava^ zu setzen. 

Für huhoio avaxtog 63. 90 ist älterer epischer Vorgang 
nicht nachzuweisen; bei Archiloch. frg. 1 ist^Ervakioio &&>io 
entschieden der anderen lesart ^EwaXioio avcncTog vorzuziehen. 

Auch im hymnus auf Hermes (III) ist die einfuhrung des 
Vau unmöglich. Gegen das vau sprechen: 

46 wg &fi enog %e xat egyov, 92 (urj idw elvai. 107 f/d* 
igatjerra xvTiugtnf, 120 egyov ^egyioi. 143 oQxf^Qiog^ ovdi zig 
Ol. 154 9'Bog^ Ans ta fivd^ov. 179 ttf&Bv Shg. 180 nogSTJaw 
xai x^aov, alig r. 199 Tovra fioi eijti. 218 kxtjßolog, diti 
%B f4v&av. 224 laaiccvx^^og slTtofiai dvai. 239 exae(ffov I^oik 
241 Ttfoxalsvfieyog ijdviiiav vrtvov. 266 ot?x i/nov Sqyov, 255 xonr* 
oixov. 306 ieXfihov^ Ani re fiMov. 344 daifiovog egya. 349 et 
Tig aQat^ioi ÖQvai (j-agaiog). 350 xpafjia&ioÖBa xCi^v (xpafjad^o^ 
fudiqg). 376 ra di volöß xat avTog. 382 OTtito^m' öla^a, 
403 aTtdreQ^sp iSdv. 428 fioiQav hcaoTog. 449 egüiva nai 
fjSvfiOv. 464 elganaig fi htasgye. 466 ai^fieQov eidi^aeig. 485 
ieia awfjd-BiTjiOiv (J^rj^og), 493 evd'ev alig. 500 viog c»a^. 
522 Sa exrjßoXog 521 iftioiv re wxi sffywv. 535 to ydg olds. 
538 allov y siasa&ai. 574 viov ava^. 

Die beobachtung des vau in diesem hymnus ist nur schein. 
Es finden sich die entsprechenden hiaten nämlich nur in be- 
stimmten epischen formein, oder doch solchen nachgebildeten 
stellen, und zwar meistens in den letzten versfüssen. Vor dem 
sechsten fiisse: 

80. 440 d'txvfAOTcc egya. 127 niova egya. 450 ^ijdta oldag. 
467 fidvt* iv oldag. 516 iTta^ioißia egya, b20 xal q>lla bqSbiv, 

Im vorletzten: 265 xgctraiwi <pwti^ eoixa und 312 xgctraiwi 
ipwwi ioi^Kuog, 358 wxti ioixwg. Sonst noch 16 äfiqHxphiv 
%kvta Biiya. 454 hdi^ia sgya TtiXoptaiy wo der hiat durch die 
versstelle entschuldigt ist. 

Der hiat in di oi 117. 426 findet sich ebenso bei den 
loniem, und hat bei diesen mit dem ursprünglichen vau in oi 
so wenig zu thun wie der hiat in aXXove aXXog. 

61 xtti rgiTtodag xcrro oixoy (vgl. lun olnov 255) ist wohl 
besser wti tgirtoSag te yuo% olnov zu schreiben. In 250 ag- 
yvtpa älfiova vv^ignjg ist der hiat allenfalls durch die versstelle 
entschuldigt, besser scheint mir aqyvtpi äptonoty weil aqyvqm 



Die arspräügl« sprachfonn der homer. bjmnen. 199 

nur mit fi^Xa verbunden vorkommt Endlich für toSe eifti ist 
unbedenklich rode y siTzi zu setzen. 

Nicht minder sträubt sich der hymnus auf Demeter (V) 
gegen die einführung des vau. Dawider sind die stellen: 

6 i^d' ta xald. 35 €%i S^ elrceto. 49 yixTOQog fjövitovoio. 
66 d^dkog, sYSei kvöqijv. 76 JfjfifjteQ avaaaa, 117 i^^iv ertu 
f]de Kai eQy(oc. 140 ola yvvaixog dqfijXiKog Igya zhvytxai {fäh^. 
figya), 144 xaix Mqya. 174 ?/ TtoQtug etagog SQTji. 199 ovV 
€Ttet (oder ovts Snet). 206 fishtjdiog oivov. 213 ov ae xcntüv 
«TT* eolrta zontjwv, 227 ov fnv iokna, 246 deiaaa* m rtegi 
naidL 284 iadxovaav kleiv^v (iXseitnjv). 302 ßav d* tfzey oU 
xcrd' ^xaoTog. 315 TtoXvrj^atov ädog Uxpvaay. 351 fujderai 
efya. 406 f^rjteQy igo) (J^egdw). 418 ^HXexTQtj xal ^lay&rj (fiov). 
430 jiji d" &IL&OQ ccuai 438 Tfjtaiv d'iyyv&ev ^l»" 'Exatrj. 
440 €7tXet* avaaoa. 458 daTcaaiwg d^Xdov äXXi^lag. 488 alipd 
t€ oi Ttififtovaiv sipiarov {imfiatiov). 492 Jrjoi avaaaa. 

Scheinbare anzeichen des vau finden sich meist nur in 
epischen formein, vorwiegend in den letzten versfiissen: 93 mova 
e^ya. 235 daifiovi laog. 240 %^BoXai de avta iwixei (etwa ^eöiatv 
S' avt ieoUei'if). 321 aq>d'iTa ^idiig. 427 Lovina idiaStti, 
451 dXXa hcrjXov. Durch die versstelle ist dw hiat entschul- 
digt in 52 ^vrero oi ^Exdtrj (in ganz junger partie). 104 dcJ- 
fiara ijxiJBvra (zugleich epische formel). 342 th/ne Si xov ye 
ävoKxa (ebenso). 357 &g qxxro^ fAelötjasv öi ava^> 

In 167. 222 ^eid xi zig ae Idovaa ist zweifellos ae y zu 
schreiben. 275 wg einovaa &ed fiiye&og xal elSog afieixpe: 
besser fieye&og ze xat eldog. 

Die so eben nachgewiesene thatsache, dass unter den fünf 
grösseren hymnen IV und II das vau zulassen, I, III und V 
dasselbe ausschliessen, zeigt, dass diese hymnen nicht sämmtlich 
in dem gleichen mischdialecte gedichtet sein können, in dem 
sie uns überliefert sind. Um der ursprünglichen sprachform 
derselben möglicherweise näher zu kommen, gilt es jetzt, die 
örthcbkeit ausfindig zu machen, für welche jedes dieser gedichte 
ursprünglich bestimmt gewesen ist. Die herkunft der Verfasser 
zu bestimmen ist hierbei von geringerem belang, massgebend für 
die mundart einer dichtung ist vielmehr das publicum, für 
welches dieselbe bestimmt war, falls nicht eine dichtungsgattung 
an einen bestimmten dialect gebunden war, wie die elegie an 



200 A. Fick 

die las und Atthis. Beginnen wir wieder mit dem hymniu auf 
die Aphrodite, IV. 

Nach einer höchst wunderlichen ansieht, der selbst männer 
wie 0. Müller und Bergk nicht abhold waren, wäre dieser 
hymnus ursprünglich am hofe der Aeneaden zu Skepsis oder 
sonst wo am Idagebirge zur Verherrlichung des ahnherm dieses 
geschlechts gesungen worden. Es scheint ; dass sich an den 
».frommen Aeneas'^ nicht bloss auf italischem boden allerlei 
flausen hängen sollten. Für welchen ort und für welches publi- 
cum der hymnus ursprünglich bestimmt war, zeigt die verglei- 
chung mit den beiden kürzeren prooemien auf dieselbe göttin 
VI und X. In VI heisst es 1.2 t^ipQodirrjv aicofioi^ ij ncdor^ 
Kinqov yt^defiva liXoyxev und 19. 20 fleht der dichter dog 
it iväywvi vUtjv tuköe g>iQea&ai. X beginnt mit KvttgoyBv^ 
Kv9fQ€iay deiaofiai und schliesst mit xäiQSf ^€o, SalafiZvog 
iviiTiliiivrjg fiMovaa utal Ttdat/g KvttQOv * 86g d' ifie^^eaüar 
doidrjv. Entsprechend heisst im IV hymnus Aphrodite y.2Kv7$- 
Qig, und der dichter scheidet von ihr292mit demgrusse^a!^, 
%^€a, KvTtQoio €v:€Tifiivtjg fiaSiovaa. Aus der Verbindung 
dieser angaben ergiebt sich, dass die drei hymnen auf Aphro- 
dite IVy VI und X dazu bestimmt waren, am feste der Aphro- 
dite zu Salamis, der hauptstadt von Kypros, von wettkämpfen- 
den rhapsoden vorgetragen zu werden. Auf Kypros weist im 
rV hymnus auch die erwähnung der kriegswagen, actvlvai^ als 
einer noch üblichen Waffengattung, t. 13, denn diese konunen 
in historischen zeiten unter Griechen nur bei den Kypriem vor. 
(HerodotV, 113 bei dem aufstände der Kyprier gegen die Perser 
505). Femer wird Aphrodite 58 — 64 in ihrem heiligthume zu 
Paphos von den Chariten geschmückt. Diese verse finden sich 
fast gleichlautend ^ 362 — 366, sind hier jedoch nicht original, 
sondern aus unserem hymnus genommen und später zugesetzt, 
denn an der Odysseestelle sind sie ganz überflüssig, im hymnus 
aber nothwendig, weil hier die göttin gefallen und bethören 
veill. Die sinnliche auflassung der göttin, an welcher man wieder- 
holt anstoss genommen, passt vortrefflich zur göttin von Kypros; 
dass die erzeugung des Aeneas, des einzigen sohnes der landes- 
göttin, gefeiert ivird, ist höchst angemessen für ein fest der 
herrin von Kypros, und selbst die Verherrlichung des gesammten 
troischen königshauses v. 200 — 246 ist vom kyprischen Stand- 
punkte aus nicht befremdend: stammte doch Teukros, der grün- 



Die ursprüngl. spraehform der homer. hymnen. 201 

der von Salamis und vermuthlich ahnherr des dortigen königs- 
gesohlechtes durch seine mutter Hesione, die Schwester Priamos, 
Ton den troischen königen ab. 

Dass der 11. hymnos auf den pythischen Apoll für den 
▼ortrag an den Pythien zu Delphi gedichtet, bedarf keines be- 
weises. Der dichter mag immerhin ein Böoter und aus der 
schule Hesiods gewesen sein, wie die rücksicht auf böotische 
localsagen und die genaue kenntniss der böotischen heiligen 
Strasse von Chalkis nach Delphi vermuthen lässt. Die zeit der 
ab&ssung lässt sich in ziemlich enge grenzen schliessen: dar 
hymnus auf den delischen Apoll, welchen der Verfasser von II 
offenbar nachahmte, ist von Kynaithos von Ghios um oL 30 
(».660) verÜEisst; die wagenrennen zu Delphi , welche unser 
hymnus noch nicht kennt (v. 84 ff.), wurden nach beendigung 
des ersten heiligen krieges Ö9ö eingesetzt; der hymnus ist also 
«wischen 660 und 595 verfasst 

Der hymnus aufüen delischen Apoll ist, wie eben erwähnt^ um 
oL 30 für den delischen rhapsodenwettkampf von Kynaithos, einem 
Bomeriden von Ghios verfasst ; unbekannt dagegen sind die verfiasser 
und abfassungszeiten von III und V. Der letztere ist sicher für das 
fest der Demeter zu Eleusis bestimmt gewesen; ob freilich der Ver- 
fasser ein Attiker oder ein Parier gewesen, ist nicht auszumachen, 
for unsere betrachtung auch gleichgültig. Für Paros hat man 
die erwähnung der lambe (192 ff.) und von Paros (491) gel- 
tend gemacht, beides beweist wenig. 

Der hymnus auf Hermes gehört nach Kolophon an das 
£Hst des ApoUon Klarios, wohin auch IX weist. Nicht Hermes, 
sondern Apollo ist eigentlich der gefeierte gott, für Kolophon 
spricht das local des rinderraubs, nämlich Pylos, woher die 
Kolophonier sich bekanntlich ableiteten, für ionischen Ursprung 
auch die halb burleske behandlung des Stoffes, welche an die 
götterkomödie von Ares und Aphrodites buhlschaft in der Odyssee 
erinnert, deren spräche einen lonier als Verfasser verräth. 

Sonach hätten wir das ursprüngliche publicum von IV 
(VI, X) in Salamis auf Kypros, da» von II in Delphi, das von 
I, in, V in Delos^ Kolophon, Eleusis zu suchen. 

Die oben nachgewiesene thatsache, dass die fünf grösseren 
bymnen sich verschieden in der behandlung des vau verhalten, 
tritt jetzt in ein anderes licht. Die beiden hymnen, IV und II, 
welche das vau zulassen, sind ursprünglich für orte — Kypros 



202 A. Fick 

und Delphi — gedichtet, in deren mnndart nach answeis tob 
inBcfariften das vau bis ins fünfte jahrb. wesentlich intact fort- 
bestand, die drei anderen hymnen dagegen, I, III und V, welche 
das vau ausschliessen, sind für den vertrag an ionisch-attischen 
orten — Delos, Kolophon und Eleusis — abgefasst, also in 
Sprachgebieten, deren allerälteste Sprachdenkmäler bekanntlich 
keine spur des vau aufweisen. Dieses zusammentreffen lässt 
sich, soviel ich sehe, befriedigend nur durch die annähme er- 
klären, dass die hymnen nicht in dem tradirten sprachgemenge 
sondern je in der roundart des ortes und des publicums^ für 
welches sie ursprünglich bestimmt waren, abgefasst worden 
sind, eine annähme, welche ja schon von vornherein als die 
natürlichste alle Wahrscheinlichkeit für sich hat. Abweichungen 
der spräche des hymnus von der prosa des vortragortes sind 
damit nicht geläugnet, allein diese treffen nicht auf das laut- 
system sondern beruhen auf der fortführung in der lebendigen 
Sprache veralteter formen, der wähl des ausdrucks, der beschrän- 
kung auf einen bestimmten wertschätz, kurz auf allen den eigen- 
heiten, worin sich bei den Griechen die spräche der dichtung 
überhaupt von der des lebens unterschied. 

Es liegt uns jetzt ob, jeden der fünf hymnen darauf hin zu 
untersuchen, ob die in ihm vorkommenden metrisch gesicherten 
formen sich mit dem dialecte desjenigen ortes, für welchen der 
hymnus ursprünglich gedichtet ist, in einklang setzen lassen. 
Betrachten wir zunächst den Aphroditehymnus in seinem ver« 
hältnisse zum kyprischen und dem damit aufs engste verwandten 

arkadischen dialecte* Der genetiv pl. der a-stämme zeigt im 

hymnus die endung oaiy in 28. 172 dia ^eoW 33 Tcraiy 97 ^vfi- 
(patay 174 noQBidiav 21ö o^y^iliaA^. Die ionische form ta¥ 
(aus ilüäv) findet sich nur v. 98 (vvfxifQv) in einem von B. mit 
recht ausgeworfenen verse, und 272 rcuy in dem jüngeren ein- 
schub 259—275. Unsere inschriften des arkad. und kyprischen 
dialects, die nicht über das 5. jahrh. reichen, zeigen die aus 
wäv entstandene jüngere form cry. 

Neben dem gen. pl. auf atov lesen wir dreimal in dem 
hymnus den gen. sg. masc. auf einsilbig zu lesendes coi, also 
scheinbar die jüngere iomsche form 53 liyxloeat d* a^, 126 
*Ay%ia%ui di fie gniane und 148 ^'Egfiaw, ifiij ö^akoxog. Es ist 
unbedenklich hier die gemeinsam arkadisch-kyprische form auf 
ov einzusetzen, also ]Ay%laav^ "EQfi€w zu lesen. Leider ist uns 



Die urspningl« spraohrorm der homer. hymnen. 203 

der name des Hermes bei den Kypriern nicht überliefert, *!E^/£a( 
(mit nicht contrahirtem a) verhält sich möglicherweise zum ark. 
^E^fiav '^^EQfidfunf^ wie IIoTeldag zu Iloteidchf^noteiddf^tay. 

Neben dem gen. sg. auf oto dominirt durchaus in unserm 
bvmnus der auf ov, neben 12 oio: 24 ov. Die arkad. kyprischen 
inschriften bieten nur w (uv). 

Neben 35 OMre, our bietet der hymnus 3 mal die endung 

oig, nämlich 52 dv&Qdftoig (am versschlusse) , 106 laoig %ai 
y^Q^og^ 135 aolg ve xaaiyyijToia*, ot Hier zu ändern ist kein 
grund ; die form oig ist in den kyprischen inschriften die allein 
harschende, im Arkadischen ist einmal oioi in *Aletoiai s. o. VUI 
s. 324, pro 54 auf einer älteren inschrift belegt, sonst erscheint 
nur oig. Es scheint also otg im hymnus auf dem eindringen 
der jüngeren form zu beruhen, welche zur zeit der abfassung 
des hymnus schon bestanden haben wird. 

Ebenso ist es mit aig neben (uai. Letzteres kommt 16 mal, 

€ug nur einmal y. 249 ivijtiag^ aig^froTe vor. Die arkad. in- 
schriften zeigen nur aig^ die kyprischen bieten zufallig kein 
beispiel. 

Der dat. pl. 3 auf ai kommt 18, der auf eaai, 6 mal yor: 
67 vBipiaaai. 103. 196 Tgtüsaai. 197 rtaideaau 205 näv^ 
Teaai. 217 dellonodsaai. Letztere form ist im kyprisch-arka- 
dischen bis jetzt noch nicht belegt. 

Die formen der «a-stämme sind im hymnus fast immer 
offen : 69 di ovQeogj 229 evijyepiog^ 58 ^tidea, 66 smiSea^ 103 
OQinQeni^ sfifisvai, 202 jTcn^/iifdeo, 220 xakaivaifia ^ 88 /rc^i- 
xaXUBg, 20. 97 aXawxy 99 nia%a, 152 ßilea, 184 e/rea, 108 ;to- 
fiaiyspitay, 161 kaxifor^ 234 fieliußp, 4 duTteviag. Es giebt nur 
eine annähme: 267 tafiirtj^ aber diese kommt in dem jüngeren 
einschub 259—275 yor, beweist ako nichts. Entsprechend bieten 
die kyprischen inschriften /i/rc;o, ti^x^ija^ d%ihja. 

KvnQoysrrj im X hymnus ist wohl nicht richtig überliefert 
Man schreibe KvftQoyepfjv und vei^leiche hiermit aTeXijr bei 
Deecke, sowie die arkadischen yocative Jioqiyikrjy Ju^fitjdvij 
'A[Qt4r%oKQdtti o. VIII, 8. 322, 323. 

Auch die ao-stämme zeigen in unserm hymnus offene formen: 
106 jnjQaogy 214 ist yon B. mit unrecht die lesart ayriinog loa 
^eoloL beyorzugt, allein berechtigt ist die besser beglaubigte 
dyijQaog ijfAora Ttavta. Hiernach wird man auch 226 lieber 
^Hoi als ^Hol lesen. 



204 A. Fick 

Mit den infinitiven auf w^ (7. 11. 18. 125. 138. 189. 205. 
212) vgl. kyprisch Sxrjv^ mit 220 if^ep kyprisch dotier, mit laO. 
287 fiiy^ai 154 dvpoi 178. 221. 240. 248 elvai kyprisch 
Söfevai, xvfie^ai^ arkadisch ijvai^ xoTvtpQOvijvat u. s. w. Nur 
die infinitive aaf lAevai wie 103 ef^/aeyai^ 46 fiix^fisvai lassen 
sich bei den Kypriern und Arkadem nicht nachweisen. 

Für die verba contracta gilt, wie es scheint, in unserem 
hymnus noch die alte regel, dass gleichlautende vocale zusam- 
menfliessen können, ungleiche getrennt bleiben. Daher heisst 
es 72 OQ^ovaa^ 74. 279 dgitov (geschrieben oqowv), 96 naXiovrcu^ 
211 (poqiovai^ 246 atvyiovai^ 2öS ' vaieraovai ^ 292 fieSiovaa 
neben 80 ftwläit^^ 105 ÖQfjv (geschrieben oqSv), 104 Trotc», 
192 »OQaei, 127 veKHa^m, 217 <{^£iro,283 fw»eia»ai. 126 xa- 
Xiea&ai ist bedenklich; für 24 ifivwvro vennuthlich fivaowo^ 
für 124 q^itäai. : g>oitäai^ für 125 iSonovvidoKeovzxk schreiben. 

In 31 TifJiaoxog ist ein altes d erhalten, vennuthlich weil 
man später tifÄOvxos sagte, in diKoiwv ve nxoliQ avdqw das 
kyprische Twohg^ welches auch altarkadisch war; wenigstens 
nannten die Arkader noch zu Pausanias zeit die statte des alten 
Mantinea nrohg. 

X6 erscheint in unserem hymnus 6 mal (132. 139. 151. 
153. 276. 286) wie es nur in den kyprischen inschriften vor- 
kommt; aVf welches der arkadischen mundart eignet, nur 239 
und 243 in der Verbindung oinc av, wofür man mit hinblick 
auf Bechtel o. VIII 303 vielleicht av iCav setzen könnte? 

Die Kyprien, deren Vortrag die drei Aphroditehymnen wohl 
ursprünglich einleiten sollten, (Welcker Ep. cyclus^ s. 302 f.) 
scheinen ursprünglich in der gleichen mundart, wie die hymnen 
abgefasst zu sein. Prüfen wir die bruchstücke dieser dichtung 
(Kinkel Epic.graec. frg. p. 20-31), so ergiebt sich, dass vau 
sich überall durchführen lässt. Nothwendig ist es 1, 3 Zevg 
ds idwv 3, 1 xQot %a%o 3, 8 tadimfiiva stfiaTaSaro sonst über- 
all möglich mit ausnähme von 1 , 5 fieydkrjv eQiv ^Hiokoio, 
Aber da ja bekannt ist, dass g^ade die Kyprier anlautendes 
/i als VL sprechen konnten, so würde sich hier die kyprische 
ausspräche Yllumolo empfehlen, um so mehr als auch bei 
Homer für FiXiov wiederholt Yiliov zu lesen ist wie z. b. 
Z 386. 478. _ _ 

Wie im hymnus IV finden wir in den Kyprien oig und mg 
neben oiai und aiai. Die volleren formen lesen wir 3, 2 elofi* 



Die nraprüngl. sprachform der homer. hymnen. 205 

voiai 4, 1 ofiq^iTtoloiai 6, 1 ßgavoiai 9, 5 dsipoia* og)d'aXfxöia 
eioia 10, 2 dmrjzola ocv^QiOTtoiat neben 3, 8 opd-eai navtoiotg 
rsdviofiiya 1^ 3 iv TtvKivdig TtqaTtldeaai und 3, 5 ev Ta^ißgo- 
aiaig xai,vxsooi. 

9, 4 ist TavraUdov Ililonog überliefert. Die einsetzung der 
ächtr und altkyprischen genetivform Tarralidav hilft aus der uoth. 

Der genetiv ftoXvTCidccKov findet sich in den Kyprien 4, 5 
xat" offog noXvniddxov ^'lifjg wie im hymnus IV, 54 o^£* 
aiv TtoXvnidaxov ''/(hjg, endlich die stelle 6, 11. 12 yivero 
faulj^ifjQC oa ijneiQQg aiva jqiq>u erinnert an den hymnua 

IV, 4. 5 xai ^qia navza / rif^h oa* iJTteiQog TtoXXa vQiq^ei lyJ* 
oaa novtog. 

Der hymnus auf den pythischen Apoll (II) kann wie der 
auf Aphrodite sehr wohl ursprünglich in der mundart des ortes, 
für welchen er zunächst bestimmt war, abgefasst sein. Dieser 
ort ist Delphi , das erste publikum die Aniphiktionen in der 
festversammlung der pythien. Wir dürfen annehmen, dass die 
religiöse gemeinschaft unter den amphiktionenvölkern auch eine 
gemeinschaftUche bildungssprache hervorgerufen hatte, in welcher 
die ecken der eineelidiome sich abgeschliffen hatten, die mund** 
art der stadt Delphi den grundton abgab. Uebrigens scheinen 
die nordgriechischen idiome sich in älterer zeit wenig unter sich 
und ebenso wenig Ton der älteren Doris unterschieden zu haben; 
die Dorier des Peloponneses sind eben eroberer nordgriechischen 
Stammes, für welche zufällig der name eines kleinen bruchtheils 
allgemeine geltung erhielt. In dieser nordgriechisch-delphischen 
bildungssprache sangen die dichter an den wettkämpfen der 
pythien, in dieser scheint auch der II hymnus ursprünglich 
v6rfiEi.8st zu sein. 

Der genetiv pL scheint noch durchaus den älteren ausgang 

aiw zu haben: 84 (oTMiäwv 100 ißqiaxawv 280 dXq>riGTa(ov. 
aXXiqXfav v. 18 ist freilich von göttinnen gesagt > die maskulin- 
form kommt daher, dass der ganze vers (bis auf expvoai, gegen 
ejfiortBg des Originals) aus 2 594 herübeigenommen ist, wo das 
maskulin am orte ist. (DXefvwv v. 100 scheint von einem nomi- 
nativ 0Xeyvg zu sta^imen, welchen z. b. Stephanus Byz. s. 

V. 0X€yva ausdrücklich bezeugt. Der v.85 äqdopievoit ovqijeg 
ifiäv leqdhf and fttjyiuv ist offenbar jüngerer einschub; in so 
alter zeit rannte man nicht mit maulthieren. Sollte übrigens 
auch eine einsilbige endung anerkannt werden müssen, so würde 

Beitrag« i. kund« d. ig. ipraeh«!!. IZ. 14 



206 A. Fick 

für diese nicht w aus ion. iwf^ sondern 5» anzusetzen sdn, 
also al^lm^ ^X&yv&v. 

Für TQioneu) 33, welches nur conjectur, ist T(flaftog zu 
lesen, welche form 35 sogar überliefert ist. 

Der datiy pl. auf oig, aig findet sich 81. 100 efiftepai av^ 
S'Qiiizoig xqriatriqiov. Dafür spricht 36 xQrjotriQiov ooßd'f^aTtoiOi^ 
dagegen 70 cnf&QWTiwv tev^t x^ors/^y und hymn. I, 81 sfi^ 
^evat dv^Qiiftiav XQTjör'i^iov, Sicher steht oi$ 117 oAvoq itt 
avtoig^ nicht ganz sicher aig 272 x^/trijig eilvfiepog^ da auch 
ein pf. k'j^Xvfiaif neben fi/Xvfiai denkbar wäre. D ie N ord« 
griechen und Dorier haben bekanntlich in der prosa nur oig^ aig. 

Der dativ pl. auf eaat in 121 Xaeaai 320. 334 ftaxaQeaai, 
337 xBiQBoai ist der mundart von Delphi nicht fremd : Ttath- 
Tsaai findet sich zweimal auf dem amphiktionendekret GIG, 1688. 

Mit 'Xffriioif (geschrieben xQ^lmv) 215, neben xf^taif 75. 115 
vergleiche man das delphische avXtjoweg Wescher-Foucart 
435, 10. 442, 11. 

noaiöriiov 52 stimmt sehr wohl zur dorischen namenform 
navidag : novLdaia^ Il&ciödp : notidavuov^ detvdg in 223 ^iya 
%B ÖBivov TB kann in Delphi noch wie in Korinth dfBivog ge- 
lautet haben, 228 ava vrj^ iqvoarfo würde das dorische vwp 
(oder vay) helfen. Der ionismus 55 T^cog iiiv findet sich in 
einem jüngeren einschub. Gegen den nordgriechischen dialect 
scheinen oc, ai zu Verstössen, welche 194. 227. 267. 324 durch das 
metrum geschützt sind, allein die einzige ältere inschrift von 
Delphi IGA. 319 beginnt mit ol nBrsrpusrfa und die correctur rot 
ist doch bedenklich, av findet sich nur 281 ojtnota» und 308, 
letzterer vers stammt aus Homer. 

Auch in den drei hymnen, welche ursprünglich für ein 
ionisches und attisches publikum verfasst sind (I, III und V) 
stimmen manche sprachliche formen zu dem lokalen Ursprünge 
dieser dichtungen. 

In I finden wir so d^jiog li^tp^wv (besser Id&rpfionf zu 
schreiben), 46 yaUwv, wofür man auch rein ionisches yB&op 
setzen könnte, 46 vIbi und 151 dyfjQwg (für dytiQciovgy 

Im hymnus auf Hermes wird der gezierte gott immer in 
ionischer namenform ^EQfi^g (besser wohl ^EQfihjg zu schreiben) 
genannt (Eq^^g 16, ^Eq/ä^v 7, ^EQfiiw 1 mal). Besonders chi^ 
racteristisch ist die form des genetivs ^Egfiia v. 413, zweisilbig, 
aus altepischem ^EqfiBlao entstanden. Der gen. pl. auf ü» 



Die nrspningl. Bpraohform der homer. hymnen. 207 

— ifov findet sich: 72 t(3v auf ßodiv f. bezogen (jiüiv), 175. 
292 qnjlfffiwv^ 193 a/r' dkliun^. An jüngeren contractionsformen 
nenne ich noch: 133 TtBQov^ 318 i^a/varävy 288 dnaig^ 465 «I- 
(oiTOi^, 225 ßißat; 355 JAcSyra, 405 idvW, 149 nffoßißtay, 
205 g>oiT(aaiv, 219 ÖQiüfÄai; 9boQf]; 129 xili^^o^aJl^Zf ; 241 tt^o- 
xaJUvfiäyog, 390 d^svfievoy^ 436 novev^eye und 283 avriTO- 
^oSyra, hiemach besser cryrif^o^fivyTa zu schreiben; 45 iivrjdviaiVj 
562 dfropoaq>ia^wai^ worin o» aus ew^^tjo entstand. 113 cTri;- 
rccvd ist vennuthlich aus ionischem STtsrjtavd sa irnjerava ent- 
standen, in 58 wQi^OTcov cJ aus oa zusammengezogen. 

Für die bestimmung der abfassungszeit des hymnus auf 
Hermes ist es yon belang, dass in demselben fast ausschliess- 
lich die v olleren d ativformen auf etat und tjiol erscheinen. 
Neben 55 oiai, oio* und 23 rjiOi^ ^la findet sich otg und aig 
nur je einmal. 219 kann man für ^ev d&avdroig yigag ^^eig 
unbedenklich fier dd'ovdvwv setzen, der vers 200, worin xaiad^ 
ini ßovüiy ist mindestens überflüssig und wird besser gestrichen. 
Diese durchgängige Verwendung von -Oiai, tjiöi gestattet uns, 
den U. hymnus den altionischen dichtungen beizuzählen, den- 
selben noch in die zeit des kolophoniscben übermuthes zu setzen, 
^omit sein inhalt so völlig stimmt Die kürzeren formen otg 
und aig gehen nämlich den älteren loniem völlig ab; in der 
poesie treten dieselben zuerst bei Xenopbanes auf, in der prosa 
sind sie gar nicht zu belegen. Mit hülfe dieser einsieht, welche 
übrigens bereits Ahrens aufgegangen, lassen sich manche stellen 
der älteren ionischen dichter richtiger gestalten, wesshalb ich 
-eine musterung in diesem sinne folgen lasse (dtirt nach Bergk^). 

Mimnermos2; 2 avyfjia av^erai. 2, Stola inekoi. 3, 2 
ist die conjectur g>ikotg abzuweisen, es ist zu lesen wie über- 
liefert ist: ovdi Ttcpf^g naialv Tiftiog (wve q^Lkog. 7, 1 schliesst 
mit Mgypiaai XvyQolg^ die verse sind also Mimnerm abzu- 
sprechen und Theognis zuzuweisen , bei dem sie sich v. 795 f. 
finden. 12, 3 ifirtoioiv ve. 14, 11 avyrjiaiv (piger. 

Archilochos: 9, 2 &a3Ufjig jigiperai: lies ^aXitji. 9, 4 
oüvriia ^Ofiey, 9, 5 drrpua%oiai xonunaiv. 12, 2 xa&OQÖiaiv 
h. 15 9vrffoig eine hs., die anderen ß^avolg; will man nicht 
ßgoreog schreiben, so ist dem Archilochos die Sentenz abzu- 
sprechen, oder ndvta ßQOtoiai novog %%X. 23 xvf4dT(av h 
dpuHoLg kann nicht ursprünglich am versende gestanden haben. 
31 liVQOioi, 55 h ^soiai. 56 kann nicht mit %oig ^aoig tl^H 

14* 



208 A. Pick 

begonnen haben. 58 ßoaxuixoiau 62 dv&QWTtoia ^Aqjijq. 65 ist 
zu lesen: ^ ifiniataiiai fiiyajxov mxKwq ti ÖQWvta deivola 
dvtaf^eißea&aL xax% (statt wncoig). 66, 1 afitjxavoiaL 3 dtnun- 
ai/¥ 6 %aij%6ialv xb aal xocKoiaiv, 70, 1 av&^noiai 2 dmjToia 
onoirjv 3 oKoioia iyxvQiwaiv. 72, 2 nf^aßaleiv fitjQovg te firp 
Qoia\ 74, 9 TOidt. 8S ßaxxlfjiciv. 84, 2 xakertfjiai — odvvtiiaiv. 
94, 3 ^t$ To TT^ty : lies fjiai tcqIv , 4 datoiai. 

Semonides von Amorgos: 1, 3 a»d'^noiQiv. 10 xo^^o- 
&diatv. 16 n:olloiai, 21 ß^atöiai, 24 Tcaxöia ^oi^€$. 7, 5 
aAoi;To^ CTTTilt^ota' ^ ä^aair mit Meinecke, die conjectur a- 
TrXi^oig t'& ist verfehlt. 6 ^y xoTtQlrjiaiv. 19 ^üvoiaiv* 29 ^ 
dofioia \iiiv, 31 dv&^fioiaiv, 34 T&nvoiaiv. 36 ix^Qoioiv — 
g>ikoiai, 38 vavri]iaiv. 40 ßaqwLVVTtoiOi. 44 ivi^ft^iocv. 64 
lAVQOiO dXeitpexai. 66 cofd'ifioiauf. 68 aJlAofai. 70 xoiwxoig 
&vfi6v kann nicht richtig sein, der vers wird wohl am besten 
gestrichen. 74 sind die beiden lesarten dv^Qiinoig und daxdl" 
aiv überliefert; letztere ist allein richtig und zu lesen: ^aiy 
dt aarcoff Traaty aarölaiv yiliüg. 89 naatjiai. 14, 1 daanioie* 
h. 15 -dvwoiai — yLwßioloi. 16, 1 fivqouii. 20, 1 vvfigHug xm^ 
XB unrichtig überliefert, wohl mit Ahrens zu schreiben &vavai, 
vvfjupijia rfdi Maiadog xoTtwi. 21 TtogöoKolaiv. 

Hipponax: 4 x^cfdijiat. 5, 2 xQddrjiai xat axilXrjiair. 
8, 2 gHXQf^axoig: lies {potQfioMOi, 14, 1 xovxoiai. 19, 3 ccoxi- 
^<(rt — daaaifiLOiv, 36, 2 arjadfioiai. 3 xtjQioiaiK 37, 3 Ta^- 
yfjkioiaiv. 40 a^rilap/x^otaiy. 43, 1 Ticnunai. 51, 1 XQunau 
53 ailAijXoeaty. 62, 2 ^y yrdd-oig xexivdctxaL ist unrichtig. Wieder- 
herstellungsyersuche s. bei Bergk. 86 oniQd<poio* dxLxdllug. 
91 ^vdioiaiv h xoQoiai nach BergL 

Der so eben nachgewiesenen thatsache, dass die älteren 
lonier bis tief in das sechste Jahrhundert hinein die datiyformen 
otg^ aig nicht kennen, scheint allerdings ein fragment bei Athen. 
XII p. 525 E. F. Kinkel p. 206 zu widersprechen, welches 
dem alten Samier Asios saec. 7 zugeschrieben wird und trotz- 
dem Y. 2 mit Kaloig f y. 4 mit dea^olg schliesst. Wir dürfen 
wohl vielmehr hieraus schliessen, dass die angeführten verse 
nicht von dem alten Asios herrühren. 

Die ersten sicheren beispiele des gebi*auches von oig^ tug 
bei acht ionischen dichtern finden sich in den elegieen des 
Xenophanes (1, 14 evqnljfioig fiv^oig xal nad'aQoiai Xoyoig 
nud 7, 3 nivx€ X6 nQdg xoig) also am ausgange des sechsten 



Die ursprüDgl. spraohform der homer. hymneiu 

Jahrhunderts, während die ionische prosa die kürzeren formen, 
wie es scheint, niemals zugelassen hat. 

Woher diese formen bei den jüngeren loniern stammen, kann 
nicht wohl zweifelhaft sein : sie sind aus der elegie der lonisten in 
die elegie der lonier eingedrungen. lonisten nenne ich hier 
solche dichter, welche die kunstform der ionischen elegie und 
damit den ionischen dialect handhabten, ohne doch geborene 
lonier zu sein. Der älteste und bedeutsamste dieser lonisten 
ist Tyrtaeus; es war natürlich, dass diemundart seiner dorischen 
Umgebung auf die spräche seiner elegie einwirkte. Dahin ge- 
hören z. b. messungen wie 4, 5 drjfidtäg avdgag^ 7, 1 ÖBano- 
%aq oifici^orregj durchklingen des yau 5, 7 Tiiova €(^a kiTtövregy 
10, 2 avög^ äyad'öv neQi ^e, 26, 27 igdsiv foßqifia Bqya^ vor 
allem jedoch die Zulassung der dorischen formen oig^ aig neben 
oici^ Tfiai. Hierdurch wurden die l autgesetze der ionischen mund- 
art nicht eigentlich verletzt, oig und qiov schliessen nicht noth- 
wendig einander aus, so wenig wie ovxog und ovrooHy aig und 
i]^0i sind ursprünglich sogar vers chieden gebildet , ai^ beruht 
auf dem locativ (wie %a(xai)^ rjict auf dem dativ; ähnlich her- 
bergte der altattische dialect neben einander T^eat, tijai und 
XiXiaiai, Massgebend war bei der adoption von ölg^ m^ für 
Tyrtaeus wohl der ungemein grosse metrische vortheil dieser 
formen besonders für den bau des pentameters. So finden wir 
oig, atg 2, 2 Zevg ^HgoKleidaig rijvde. 4, 6 svd-elaig ^iJTQaia*. 
10, 6 Ttaiai ve avv fiixQoig xovQiditjv. 26 alaxqa ro y oqtd^aX" 
fidig xae. 11, 36 fiByaXdlg ßdklete x^^.iia^/oig. Es war nur 
natürlich, dass die neuerung des Tyrtaeus, welche auch von 
anderen lonisten, wie Theognis von Megara, befolgt wurde, 
endlich auch in die elegie der ächten, geborenen lonier eingang 
fand, was, wie oben gezeigt, gegen den ausgang des sechsten 
Jahrhunderts geschah. 

Während der hymnus auf Hermes, wie wir gesehen, durch- 
weg die vollen formen oiai^ tjiai aufweist, und daher sehr wohl 
der älteren ionischen poesie zugewiesen werden kann, enthält 
der hymnus auf die Demeter in seinem jetzigen zustande 22 mal 
die kürzeren formen oig und aig (unrichtig auch tjig geschrieben, 
was gar nichts ist;: 5 ßadvKolTtoig. 11 ä&ctvdtotg ze &€Öia 
i^de &vi]Toi&* äv^^fioig. 40 dfi(pi di xaitaig. 41 ifjißqoalaig 
XQi^dsfiva. 50 lovTQÖig. 84 dd-avdroig ftolvGrjindytwQ. 87 toig 
fiswwai^dei, 202 x^^^S (schreibe x^^^S) h'-^' ^05 OQyäig, 



210 A. Pick 

240 tdig di. 258 ts^ig vrpiEaxov {t^alg). 269 ad^avaxoig 9ytf^ 
tolair. 306 Ttoirja avd^Qiinoig xcrt. 308 aQOVQaig. 351 o^* 
vätoig Ttavüsu. 358 ig>etfi^ig (aig). 402 navtodanoig x^alkei. 
403 d^eotg &vrjToig t^av^Qwnotg. 441 TOig de. 473 ^e/utoro- 
TToloig ßaciXevai. 

Will man nicht annehmen, dass diese formen erst durch 
eine spätere äberarbeitang in unseren hymnus gekommen, so 
kann derselbe nicht sehr alt sein, jedenfalls nicht vor der zweiten 
hälfte des sechsten Jahrhunderts angesetzt werden, denn erst 
dann drangen die dative auf oig^ aig in die dichtersprache 
ein, die prosa hat oig neben oiai früher^ als aig zugelassen. 
Selon kennt oig und mg noc h ga r nic h t, w enigstens lassen sich 
die älteren formen auf oeat, aiait tiioi (rjai) durchweg bei ihm 
herstellen : 

2, 3 ävd-QWTVOiai. 4, 5 atpqadiaiaiv. 11 adintoia e^fiam» 
22 hf avvodoiCy rjia ad/x' ia%iq>ika^ wenn man Berg k 's con* 
jectur T^ca retten will. 25 äecfiolat % asmeXioici. 34 xoia adL- 
%oia afxq>izi&t]ai, 5, 4xat Tola itpQaadfirjv. 5 vifX(potiQoi,aiy, 7 eqy- 
fjiaciv h fieyakoig naaiv adeiv xai-BTVov kann Solon in dieser form 
nicht gesagt haben; die sentenz gehört eher Theognis v. 799 f. 
10, 1 schliesst mit aaxoig; das stück ist Solon abzusprechen. 11,2 
firi Ti d-soig Tovrwvlies: firj d-aolaiv Tovtwv. 13, 15 (pikoic^ ^- 
^goiai. 6 toiai — Tolai. 12 äSUoia i^uaai. 16 &vr[töiif vßgiog. 
SGxovqnjio^ ilniai, 37 vovaoiaivvn agyakiaiai. 4& avifioitsi — a^ 
yalioiaiv, 48 Tolaiv, 58 %oia ovdiv, 61 zov di nomaig vovooiai 
tUKKOv^evov aQyaXeaig te ist vielmehr mit hinblick auf v. 37 zu 
lesen: tov de ncmwg vovaoiai Tiaxovfievov oQyaXeaiatv. GS^vtj- 
vöiai. 74 d-vrjTÖi&* tjrtaaav, 15, 2 ovroia* ov. 17 ävd'Qiinoi* 
üiv. 19, 1 2olioiai. 21, 1 (piloiatv. 24, 4 bietet Plutarch 
nlevfiji^ bei Theognis, wo 719—724 dieselben verse gelesen 
werden, steht TclevQoigf was der spräche des Theognis ja ganz 
angemessen wäre; bei Solon ist natürlich nkevQai zu schrei- 
ben, vgl. Horat. £pp. I, 12, 5 si ventri beusj si IcUeri. 7 ^^wj^ 
TOiüi. 25, 1 igaTOiaiv. 28 Ttgoxo^iai, 31 ist gefälscht; sprach- 
lich verurtheilt durch d'ea^oig TOiade. 34 oip^aXfAdia ogioaip. 
34 ^Eoiaiv, 37, 2 ivavxLoiaiv. 3 a xoiaiv aviqoig ÖQaaai ist 
corrupt, Bergk's conjectur volai vwitigoig^ dgaaai ist dialect- 
widrig. 6 Ttollalaiv ist TtoXlijiaiv zu lesen. 38, 3 qxxxöiai, 
5 dv&Qtiitoiai. 

Während Solon, wie eben nachgewiesen ^ und läig noch 



Die arsprüDgl. spraohform der homer. hymnen. 211 

nicht kennt, ist diese dativform bei Aeschylos schon ganz 
geläufig. Sie findet sich z. b. im anfange des Prometheus in 
V. 1 — 87 achtmal neben siebenmaliger vollerer form : 4 TthQoig. 
5 vtfniXanQijfivoig tov. 6 äQ^ijiitoig nidctig, 9 &6diq dovvat. 
19 ivükvTOig xaXiitvfiaai, 51 tolads. 71 TcJLevQoig fiaaxakia^ 
T^f^g: 8 -^vfivoiai. 30 ßgaroiai. 37 ^eoZa ^^taroy. 38 ^i;- 
%oiai4 49 ^Boiciv. 81 xfoloiaiv. 83 iq>t}fiiqoiaiv. Es muss 
also in der Zwischenzeit zwischen Selon und Aeschylos der dativ 
auf oig loLtg in die attische poesie eingedrungen sein ; woher 
er stammt, vermag ich nicht anzugeben, vielleicht ist er gleichen 
Ursprungs wie die dorische färbung der chorpartieen in der 
tragödie. 

Die frage nach der ursprünglichen sprachform der home- 
rischen hymnen ist durch die vorstehenden betrachtungen eigent- 
lich schon gelöst. Wollte man die gewonnene einsieht, dass 
für jeden hymnus je die mundart des ortes seiner bestimmung 
massgebend war, mit der überlieferten sprachform verbinden, 
80 würde man auf geradezu lächerUche und unvollziehbare 
Vorstellungen gerathen. Man müsste dann z. b. annehmen, 
dass der hymnus auf Aphrodite ursprünglich für ein kyp- 
risches pubhkum am kyprischen orte in kyprischer mund- 
art verfasst, dann aber vor dem vortrage vor eben diesem kyp- 
rischen Publikum ohne allen sichtlichen grund und zweck mit 
ionischen vocalen versehen worden sei. Die frage kann nur 
sein, ob der hymnus, so weit das metrum zulässt, ganz und 
gar an die mundart des Ursprungs anzuschliessen sei, oder ob 
gewisse ecken und härten derselben bereits gemildert waren. 
Hiess es z. b. in den kyprischen hymnen %ag für xat? Hier- 
auf kann man nur antworten: warum nicht? Die Eyprier wer- 
den doch ihre eigene redeweise nicht für hässlicher oder gemeiner 
als die anderer stamme gehalten haben. Die wirklich einge- 
tretene mischung mit dem wertschätze und den grammatischen 
formen des alten äolischen epos ist durch das metrum bezeich- 
net imd durch dasselbe gesichert Diese mischung ist fast 
durchweg eine organische, d. h. sie verstösst nicht gegen die 
lautgesetze des in dem gedichte herrschenden dialects: die ein- 
zige erhebliche ausnähme ist die Verwendung der genetive auf 
crö^ auxv seitens der lonier, indem diese formen allerdings nicht 
auf der lautrichtigen Vorstufe zu 6co, 6wv stehen; vermuthlich 



212 A. Fick 

empfand man nicht mehr die beziehung der jüngeren form za 
der älteren und hielt beide für ganz yerschiedene bildungen. 

Ich habe versucht, den hymnen II, III, IV und V im nach- 
stehenden ihre ursprüngliche sprachform wiederzugeben. Für 
den hymnus I ist die las der inseln massgebend mit ihrer Unter- 
scheidung von 1] und ^ und der bewahrang des hauchee vgl. 
meine Odyssee s. 286, wo der hymnus in diesem sinne gestaltet 
ist. Wenn der hymnus auf Hermes, III, wie der auf Artemis, 
IX, wirklich nach Kolophon gehört, so ist er ohne die Unter- 
scheidung von rj und ti und ohne hauch zu lesen, denn, wie 
Blass Aussprache d. Gr. s. 77, v. Wilamowitz Zeitschrift 
f. d. gymnasial wesen s. 110 bemerken, haben die lonier Asiens 
den hauch ebenso wie die Aeoler ganz verloren. Der hymnus 
auf Demeter, V, ist im älteren attischen dialecte, speciell, so- 
weit es die mittel erlauben, im dialecte von £leusis wiederhei*«' 
zustellen. 

Zu beachten ist jedenfalls, dass, einigermassen dermischung 
der formen auf oiatf rjcai, aiai und oig, aig im hymnus ent- 
sprechend, die älteste eleusinische inschrift (hgg. von Sauppe, 
Index schol. Gotting. 1881) nebeneinander aufweist: 9 ToTg 
leQOTtoLOiQ Totg. 11 Toig uQOTioioig xaL 17 toig ugoTioiöi^ 
tdig. 25 ^ivOTrjQiOLg, 32 exeiivoig). 43 roig dvadTjfiaaiv, 
44 {zoi)g Si und 15 ovrijai. 25 dQaxfitjOi. 30 v^at äXXijai 
TtoXeaiv ztjai 'Ei.li]vixfjaiv andotjoi und 30 x'-^^^^'^^'^'i ^^ ^'^ 
neben i^at^ aiat. 

Für die gestaltung der hymnen auf Aphrodite sind die 
kyprischen inschriften, für den hymnus auf den pythischen Apoll 
die inschriften der Delpher und übrigen Phoker, der Lokrer 
und sonstiger Nordgriechen zu gründe zu legen. Wie in Pho- 
kis und Delphi der heroische vers im 7. Jahrhundert gehand- 
habt wurde, zeigt die alte inschrift von KrisaGIG. 1 » IGA. 314: 

Taada y* Idd-avaiai wv^— Kk€j^dQiavog(?)i'9-r]Ke 

'H^ai, %B (ig xai ytijvog ixot xli/og ait^itov aifu. 



Die nrapruDgU Bprachform der homer. hymnen. 213 



Die kyprisohen hymnen anf Aphrodite. 

A. (IV). 

Mwad ^oi ijvsTte Mit/ot TvoXvxffvaw l4g>QodiTag 
KvnQidog, a t€ d^^oiai ifti yXvxvv ifiegov wqüs, 
xdg i* edafidaaato q)vXa Tcava&yatwv a^d'^tinunf^ 
olütyfug T€ di/i/titeag Kag ^Qta fcovroj 
ö ^fiev 00 aTTif^g ftoklct TQiq>u ^ö^ oaa Ttövrog' 5 

Ttaat di /egya fid^rjXa evaTeqxxva) Kv&^QÜag, 
XQiaadg <? 6v Svvarai nertid'ifv q>qivag ovd^ dfiaraaai' 
TUüQav % aiyioxoio Ji/ogy ylavxwnif irf^aww 
ov yaq J^oi J^ads /sgya TtolvxQvoiü l4q>Qodivagy 

10 aW aga /o* n%6XBfioi t sj-adov nag M^ov ^'AQvjfog, 10 
vafxivai TB fidxai t«, xag dylaa J-i^y dkeyvvify, 
TtQcha TixTOvag avÖQag ifti%&oviiDg kdida^e 
notf^cai aarlvag te Tcag agfiova Tcoiiuka x<^Xxuii. 
a de T€ TtaQ&svtxag aTcaXoxQoag \v fieydQoiat 

15 dylad figy idida^E int g>Q€ai &ijaa fsKdavai, 15 

ovdi 7to% 'yi^ifiiöa xQvoakdxavov xelaSiivdv 
dd^varai Iv q>iX6va%t (pUwfieidrig ^Aq>QodL%a. 
wg yotQ Tot /ade To^a xdg Sqsgi ^gag evaig^y, 
g^fiivyig ts x^Q^'' ^^ diangiaiol % okolvyai 

20 alasd ze axio/evra dixaiunß vs nvoXig dvögatv, 20 

ovdi fAiv alöotäi Tnogat fade fegy ldq>godi%ag 
FiüTiaiy av Ttgtirav %ixe%o Kgovog dvxvXofiiJTagy 
ftOTViaVj av fivdorso Tloaeiddfüßv ycdg IdnoXXwfv ' 24 

ä di iiid£ oim e&eXe^ alXd otege/wg dne feine' 25 

25 ä^oae de fieyav oqxov, o drj %e%eXea^evog eaxiy 
dtpa^eva xegwiXag noTgög Jifog aiyioxoio, 
naq&evog eaaeod'ai ndv% afiavoj dia S'edwv. 
Tai di na%i}Q Zeig däxe tuxXov yegag dvtl yd^oio^ 
xdg Je fieowi foUwi %ax aq ^ito ni/ag eXmaa. 30 

30 näci ^ivi vafoiai ^eüv Tifidoxog ioTi^ 

xa$ nagd naai ßgorolai ^ewv ngiaßifQa Ti%v%%ai, 
%dwv ov dvvarai nem&ijv (pgevag oucf dnaräacu' 
x&v ifaXXmv ov niq xi negwyfiiyov eox AifQodixav 
wxe d'eüv fiiaxdQiov ovxe &vaxäv dv&Qiinwv, 

35 xdg xe naqi^ Zfjvog vofov ayaye xeQnixeQavviüy 
Sg xe fiiyiaxdg x ioxi, fieyiaxag x^^fiOQe xtfiag ' 



214 A. Fick 

Tuig %t %&y €üT id^ikoif Tcvxivag g)Qeyag i^artmpäaaj 

**HQag i^JUladwaOf Kaaiyvtjjag % iXoxm t« 40 

40 S ^iya fsldog aqLoTct \v a&avdvaiOi &Bäiüi' 
Kvöiarav (f a^a fnv viiuto Kgovog amvloiiii^rag^ 
fidnjQ te ^Pe/a* 2üvg J^ ag>d-ita fAijdsa fsiSwg 
aidotav aXoxov Tcoifijaavo niiva fidvlop. 
Tai di nag avf&i Zeug yXvnvv %fi€Qov XfißaXe &vfi(Si^ 45 

45 aydgi xara^arm [nix^f^evaij wpga xAxiata 
^S^ av%ä ßqoxiag svyag aTtvfeQyfieva utj^ 
xag Tvot* htsv^auhct fslrctfji fiera n&ai ^9oiai^ 
J-&8v ydüoiaoaaa (piliDiieidflg ^^p^d/ra, 
wg ^ &$mg avvifui^e mna^atdiai ywai^iy ÖO 

50 xAg te naia»va%a^ vlag xkmv d&avdtOLai, 
äg te d^iag awifiu^E luxta&vatdia dp&qfjirtoig, 

^Av%iaav ff aqa foi yXvxvp llfisgov ifußake ^vfim, 
og TOT Iv cntqanoXota^ ogeai nolwtidcntw^Idag 
ßovxokieans ß6fag difjiag a^avaroiüi fefoixwg. 55 

55 Tov dfj €7t€iTa fid&aa q>iXwfieiS^g IdtpoodUa 
^qaaar^ i^nayhag de tuna g>Qivag tjieifog ^ke, 
ijg KvTtQOP ö^ iX&woa Svfddea yafev eSwe 
^g Tlatpov' hf9a di J-oi Tifte^og ßtafxog tb dvtjj-iig. 
¥v»' & y iiaü»waa ^qag irti^fxe qnxfifwag' 60 

60 hfd'a di fJLiv XagiTsg l6/&rap nag xQeioav iXat/ioi 
dfißQOTwif ola d-ewg inepi^vo&B atifu i6vTag. 
/eaaafxiva J^ev ndvTa Tisql xiioC /if^uerra xaAcf 64 

Xgvam xoof^rj&ijaa g>iXa}fi€id^g ^AfpQodlxa 65 

aeioT inl Tgoiap TZQoXin&a evj^wdea KvrtQOP, 

65 vtpi ^isrä vExpieaai d'Oj^og TtQdaaoHra xiXtvS'Ov. 
^Idop ftxav€ noXvTiidauLa fiariqa ^gdiv' 
ßä itldvg OTad'fioio Si^ üi^og' cX di jucr avrav 
aaivovTeg noXioL tb Xmoi x^Q^^oi tb Xij-ovTBg 70 

aQXTOi noQdaXiig tb d'Ofal TtQOxadanv äxoqrpcoi 

70 fjiaav* a ^SQitüaa fiera q>Qeai TBQTtBTo 9v^6vj 
xag Toia iv tm^d-Boav ßaX tpiBQov' o'i f&pia naPTBg 
avvövo xoifiaaavTO xarä oxioJ^BVTag IvavXiog. 
avTO d^ijg xhaiag BVTtotJ^rftmg aq>ixayB' 75 

[tov itTjvQB OTa&^o'tüv XBXBififjdvov ol/ov an inhav'\ 

75 l4vxloav fjgoMx d-BW anv xdXXog Sx^vTa, 

oi ^Sfia ßovalv htorro vofiwg xara TtoidfsvTag 



Die ureprüngl. sprachform der homer. h3rinnen. 215 
ftdvreSf o de ata&ßoiai lelßiinfiipog olj^og ait aihav 

arä fav%& rcQOTtaQOi^e JiJ^og ^vyarqg i^qp^od/ro, 
80 TtaQ&irtoi dSfiovai fidys&og nag J-üdog optola, 

IUI] fiiP taqßrjaBU h oip&akfAoiai voj^rjoag, 

Idvxiaag S* oqiiov ig^gd^evo d'ov^mve %b 

/etdog %s fxiyB^og % l<Je f^/iava aiyaXo/ePta. 85 

TtinXov fiiv ydg sfecro qxi/ipfovegop Ttvgog avyag^ 
85 ifxs d^irtt yvctfiTttag fiXixag xdXvxdg te g>a fipfdg* 

oqiAOi i*api€p aTCalat i^gäi TtegimaXUeg ^aav 

Tcaijoi yigvauoL TtapmoLiuXoi' iig di ü^Xava 

tnijd^eao^ d/dg>^ dTtaXdiai iXa^neto^ S^avpia fidia&ai. 90 

*Avxiaav d^i'Qog ^Xs, Mnog di 'fiiv dvriov avda' 
^ tfX^'^^i fdvaat^^ a %tg fAwadQunt xdda Swfia^ Ixdvug, 

^l^grefiig ^ Aatwl tjj^e junvaia l4(pQodira^ 

rj Qifiig i^vyspijg i^/e yXavxßTCtg *A&dva^ 

^ nm Tig XagiTiop devg* ijXv&eg^ a% rs d'eöiüi 95 

ft&aiv htaiQiCflHfi ytdg dd-dporoi %aXiortaiy 
95 ^' rtg NvfKpdwv^ a% taXasa xaXa vifiovtat^ 

xag Ttaydg Ttoxaiidiv ntdg TteicBa noidf&vta. 99 

üol d^iyfa Iv anoTCiai^ ftsQupaivofiirwi Ivt xtigfM^ 100 

ßw^iov Ttoi/rjawy fgi^ta de toi iagd xaXd 

wQai(f iv Ttaaatoi' av d^svq>qova &vfi6v extoaa 
100 Sog (ÜB fAerd TqwBüai dginq^rti' ifinevai dvögwv^ 

fcoi/^ ififSOTtiaio d'aXegov yavov^ cevroQ e/ii onrtov 

Sagov ev ^onfv xdg OQijv q>dfog dfeXioio^ 105 

oXßiav iv Xa/oig, nag yrjqaog tidov ixiad'ai**. 

Tov fdfi€i߀T sTteira Ji/6g ^vydrrjQ ^AtfQodixa • 
105 ^Idvxlüa^ nvöiOTB xa^iat/svitav dv&QtmcaVj 

ov Tig TOI &€6g ijfii' tL fidd-avdraiai /aj^ianeig; 

aiXd xaTa&vavd w, ywd di fiiyiljvaro [ddrrjQ, 110 

XhQBvg Siaxl TtazijQ ovofia xAürog, eX 7ta> dxovBigf 

dg rtdaag 0gvyiag evteix^jroio /ovdaaBi. 
110 yXiaaoav SifABtiQOV tb xag dfiBrigav adq>a J^oida. 

TQwuig yaQ inBydgwi ^b %qoq>6g XQitpB' a di dtairgo 

üfAixQov rtalif aTtVaAiU, ipihzg nagd fiatgog kXäaa.. 115 

dg frj toi yXaaadv yB %dg vfiBrigav ev J^oida. 

vvv di fiovdqrta^B xqvaoßgaTtig l^QyBÜpovrag 
115 i^ xog& ligTifiidog xQvaaXcnuxTW XBXad^vag. 

ftoXXai de vvfKfai, %dg nagd-ivoi dXq>Baißoiai 



216 A. Rck 

Tcai^ofiev^ apupi itoiiiXog oftagitog iat&pdvwvo * 120 

e^d^ev uagfta^e x^aofqanig li^yBUforvagj 
Ttolka ^m ayaye figya xata&povüp dvd-gwntoPy 

120 TtoXlav ^mlagip ze xäg axTitov, av Sia ^geg 
(OjLioq>ayoL q>on(üai xa%ä OKiofevtag Iveevlapg' 
ovdi Ttool xpav^y doxaov qnnn^ow allag' 125 

l^vxioav di fis q>aaii€ naqal id%Bai \%h,vhüdixi\ 
yuDQidiav aloxov^ aol d'dyJiaa tiaifa vmtija&ai. 

125 avTciQ inst drj del^e xag eq>gaas, ^ voi S yavTig 
dd-avoTtov fisrä gw)^ dneßa Tftqonvg l4gYäfp6v%ag' 
otvxaQ iyd aixofiav, TCQareQa de fioi ertXew dnivna. 130 
alld ü€ Ttbg Zrp^bg ywvdl^ofiai i^de tfmrjfanf 
ialiov'ov fiiv yiq xe xaxot Toiovds tHoiw 

130 dSfudtav /iiayayiiv xag arnfgarav qptXororo^ 
TtctTgi TS am del^ xag iJtaciqi xidva fidviai, 
aoig T€ xaaiyviJTOia^, o% %ot df^o&ev yeyaann ' 135 

€L ag)iv afBixeXia wog eaaofiaif rfH xag ovxi. 
ftiiixfjai S^avyeXov äxa f/eta 0Qvyag ctij^ohontiXmg^ 

135 feiTtSfv Ttaxgi ri^m xag fxa%iqi xadoftdvcu neq* 
oi di xi %oi xqva6v %b fdhg fead'ota &'v<papTdp 
ni^ipmoi' av de Ttolla xag dylaa dixS-ai anoiva, 140 
xavra de Ttoifijaag daiw ydfiov ifiegofevta^ 
Tifiiov dvd-gwftoiai xag d&aväTOiai •S'eoTat*'^. 

140 c5g fsiJtwaa ^sa ykvxvv ifiegav X^ßaXe &vfiwi. 
l4vxlaav d^egog ^Ae, /iftog reqm «f t' opofia^e* 

„fil (tiev &paTd yiaaiy ywa de a'iyijvaTO juarrfi, 145 

'OtQevg d^iart TtarrjQ ovopia xlviog^ log ayogeveig, 
dd'ov^o) de /exati diaxTOQO} ev&dd* Ixaveig 

145 ^Egfjiavj ifia d^aXoxog xexXi^aeat a/nara narra^ 
(w Tig eneita 9'Siav oike ^voftwv dv&QWTtwv 
ivd'dde (le axifjoei^ Ttglv aai gfildzati iiiytjvat 150 

avtlxa vvv' ovä^ et xe /exaß6Xog avvog IdnoXhav 
TO^o) djt dgyvgio) ngotrii ßeXea atovoj^evra, 

150 ßwXoifiav xev eneira^ yvvai fej^ixvia ^eaiai, 
aag evvag inißag dvvav dopiov ^'Afidag ifaci^^S 

Mg feiTttav Xdße xijga'g>iXa}^sid^g d^liq>godiTa 155. 

>g7tB fxe%aaTgB(p9'^aa xat oiifiata xaXa ßaXäaa 
^g Xexog wavgwtov^ o&i tvbq rtdgog eaxe /dpoxri 

155 x^l-^^^^^ jjaXaxatO* iaTgwpihov' avzag v71€q&w 
agxTwv digpiOK exei/uo ßagv(p&6vy(ov tb XBfdvvwv^ 



Die onpnmgl. sprachform der homer. hymnen. 217 

Toiff avjog xariTtegfve Ip WQeaiv vtffrjXoiai. 160 

Ol dienet mv Xex^üjf^ evTtoiftfStav inißaaav^ 
xoa^w fiiv /ot nq/unov aitv XQ^S ^^ q>a/ifv6vy 

160 XmB öi /Ol ^iipav löi f^fiora aiyako/swa 

£^ve xag xori^x« im &q6vw d^v^/iiliü 16ö 

uävxioag * o S^sn^eita d^ath^ fi6va%i nag cuaai 
dd'ovdtai TtaQilsKJO d'eav ßgotog^ ov mq>a feiddg, 
^A(iog d^atp ^g avXiy aTtvxXivoHJi vofi^/$g 

165 ßovg Tcag /ig)ia uijXa vofiw i^ av^B^o/ivtunf' 

väfAog aq l4v%iaai fiiv ini yhmvv vnvov Sjubvb 170 

/ddvfior^ aikct de x^' i/^pnjTO f^fictra nuxld. 
fsoaafiiva d^ev Ttdvta fteqi xßot dla ^adwv 
sota ndq nhaiai* ivnoifijro} di fieXd'9'fw 

170 xvQ€ TuxQa* wilkog di Tcaqavdtov dniXa^ne 

afißgoTOv^ oJov v*iovi tvatetpava^ Kv&eQeiag. 17ö 

l| vjtvo} T6viy}fQ€y /inog v&pcer 1? r ovofia^' 

„OQoeOf JagdavlSa- %L w mfjyffetov vnvov taveig; 
nag g>Qaaaiy bX voi o^ola iyw ftvödllofiai ^vcuy 

175 oiav ^€ %6 nqäxov iv 6q>&aX^loi vo/rjaag;^*^ 

&g qKxd^' o 6*i§ vnvoio fidJJ ififianiiag inmovcB. 180 
(ag ö^€/id6 d^QOv %b nag o^ifiova xaX^ Idip^divag^ 
TOQßrioi ze xdg oaae TtOQOKXiödv etfaTtev aiXsi. 
a\ff S^avvig xXaivai tSKaXvtparo naXa noawna^ 

180 %dg fiiv haoofievog /drcea Ttteqof&fxa Ttoadvöa' 

ytovrlina oibg %a Ttfoha, d-sd^ flöov Sg>d'aXfioiai, 185 
MyvioVy (ig d-eög ^üd-a' ov 6'ov vafieQvig sfeiTCsg, 
alXd OB nog Ztjvdg yrnvaCofitai atyioxoto, 
firi pLB IC/ühv dfiev^vov Iv dvd'qiinoiaiv i/dootiig 

185 vcUijVy aW iXifaiQ , irtei ov ßi/o&dXfiiog dvfJQ 

yivsvaiy Sg te &eaio^ Bvvd^erai d&avdwaiai*^. 190 

Tov d'df^sißeT BTteifa Jifog dvydrfjQ li^pQoSita' 
y^vxioay xvdiatB nuna-^vdtorv dvd^mtaVy 
d'iqoi\^ fifjSi %B oaiai (AB%a g>QBai d^did'i Xiav 

190 ov ydq %oi %i diog ftd&sfiBV xaxov i$ ifii&ev yB^ 

ovd* aiXatv fiaxdQfav' inBi tj q>lXog iooi ^Boiai. 195 

oot i'BCtat q>iXog v\6g^ og Iv TQWBaai favd^Bi^] 
xdg TtalÖBg nalÖBoai diafifVBQig l^Bydovtai' 
zm di xag AivBiag ovofi BOOBraiy Svem fioivov 

195 BOXBv axog &exa ßgozA dvigog Xfi7tB%ov Bvväi 

[avxii^BOi di fioXtaza wna&varüv dv&niiftiav 200 



218 A. Fick 

al/et axp vfiewigag yersSg feiddg %e qfvav re. 
fj toi fiiv ^ca^^iv rawfitjdsa firjTiiTa Zsvg 
aQftaae fov dia nuiXXog^ %v a&aymoiai fAet^itj, 

200 xdg T€ Ji/ög xarä dw^a ä'eoia inifoivoxo/evoi, 

d-avfia fidifv, Ttdwraaai rerifievog adttvaroiüi^ 205 

XQvaio} 1$ XQCtvfJQog aq^aounf vixzof igv&QW. 
TQÜa de nhSi^g akaa%o¥ ^e q>fivag, ovdi %i fddt\^ 
SfCTtTj /OL q>ilov viov dvoQTtaoB ^ianig afeXla* 

205 %dv d^ Sfceiva yofaanLB diafiTtsgig äfiara ndvxa. 

xdg fuv Zeig eke/rjae^ did(o 64 /oi vlog anoiva 210 

trtJtiug dgalnodag^ voi Td&avdt(Dg g)OQ€wai. 
twg foi däfjov edioxev ^lyt^' feirfe de Hxaata 
Zrpfog ig>fifioavvatai SidxtOQOg Idqyeiifovtag^ 

210 iig koi ad^dvoTog xdg dyiJQaog a^tna Ttdrsa, 

av%dQ eTtel öij Ztjvog S yexkvev d^yehdütp, 215 

oAc It e/tuta yofaaxe, yeyd&^ 6e qn^ivoig ivdov, 
yad'oawog S^ttTtoiai dfeiXoitodeaaiv oyjpo. 
tag S^av Tid-wvov xqvaod-qovog S^rtaaev Idjrtag 

215 vfierigag yeveäg^ em/eixekop a&oa^dxoioi. 

ßä ö^iiaey ahi^aanra xelcuveq>ia Kqovltava^ 220 

ad'dvoevov v'^yat xdg ^w^p a^tona Ttdvta' 
tat de Zevg inivevae xdg ex{(avavep vekdwQ. 
vtjma, ovd* hofrjoe ^etd (pqeai rtotvia ui/dg 

220 ^ßccy ait^ücu^ ^^aai d^dnv y^Qag okovop. 

Tov d^^ roi dfog /uev ^« ftoktnjgarog rjßa^ 225 

W/ot teqndfievog XQvood^QOPwi dQiyeveiai^ 
vaie rcdq ^Sixeavoio ^/dia ini ft^gaai yaiag ' 
ovtdQ hiei n(^xaL Ttokiai xareypvro /e&ifQai 

225 Tiakag i^ xeq>akag ev/ctyeviog te yevüw^ 

rcD i*vi tot evväg [lev dn^xeto notvia Idftig^ 230 

ocvxov 6*ait dvitakke Ivi fieydQoiaiv exwaa 
altoßi x^dfißqoaiaL tide /^fictta xakd didäaa, 
aiX ore d^ rcd^nav atvyeQOP xatd yfJQog eneiye^ 

230 ovdi ti XLvtjaai f^ekeunf dwctv ovd* ovafiJQai, 

ade de foi xard ^/ioy dqiata (paiveto ßwkd' 235 

Iv d^akdfiwi xaridTpie^ dvqag d^inid-v^xe qta/^pdq. 
t& d^fi tot qxxtpd ^fei aonexog^ ovdi ti xixvg 
ead^y oia ndgog eaxe Ivi yvafimoiai ^ikeaoi 
235 ov xoy eyta yi ae tolov iv d^avdtoiaiv ekaifictp 

dd^dvatov t^rai xdg ^o/ip äfuna fcavta. 240 



Die ursprüngl. sprachform der homer. hymnen. 219 

aiV el fiiv Toiovtog itar J-sidög %e iifiag te 

^oioig^ äfiheQdg %b 7t6aig xsxXtjfiivog eitjg, 

ov %av muxa fJia%og Ttviuydg q>^ivag diMpixaXintOi. 
240 vvv ii ae fiiv %a%a yfjQag Sfioiftop afiq>i%aXv%f>u 

ytjlavig^ t6 tSTteita TvoQiattnai av&QWTtoiciy 245 

wlofierop, xafictra(fdvy o %a gtvyimai d^aoL naq,'] 

avtoQ Ifioi ytiy oveiSog iv a^avmota^ ^wUti 

eoaarai afiota ttarta diafAJteQig ^rata aeio, 
245 €& tvqIv ifiwg ooQiüg %ag (vi/ttag^ cäg noza navrag 

aStKwatmg owifAei^a Tuna^cträloi ywai^l^ 250 

td^ßsoTLOP* TtoPTog yoQ i/iüv ddfivaaxe voj^fux, 

pvv ÖS A) oJx m fioi avofia x^<^^^^ i§ovpfiärai 

Toyto fier d9w^d%oiaij inü fidla noXXov dMadtjp, 
250 axithov, ovx ovcfiaarov, ananXavx^rfv di voj^io^ 

näida d^vrtd ^/oiwai i&ifuxv ßnozüi evvaSijact. 255 

Toy fiiv, ift^v 6^ TtQÜTa fidtji g>d/og ^/aUoio, 

vifiqnxi fiiv &qi\f)mai 6(f€üMioi ßa^moXnoi^ 

a? %6da vauvdoHn ofog fiiya %a ^d&aov re. 258 

255 aol S^eyw, oipQa xa tcAra ftara (pifaal ndrga duk^^ 276 

^g nifitt%ofv fi%og avng ilevaofiai viov aywaa. 

Toy fiiv^ imjv dij TtQÜna fldtjig ^log 6q)9akfiöiaip 

ya^aaig oqitav fidla yctq d^aofaUakog atnai* 

a^aig d^avrina fiiv nof%i Fihav dvafiofaaüav, 280 

260 i]v di %ig if(frjtai oa xara^ctTWV dv^Qwrtafv, 

S Tig üoi q>iiov viov v7td ^dvai S-iro fidwijQ, 

tm ii ov fiv&ija&ai fiafivafihfog^ &g aa xaXavta' 

q>dad'ai toi vifidpag TiakvxwTtiiog i^ovov ipai, 

a't toda vaiatdoMn ogog 'Kttta/}ifiivov vlat. 285 

265 ai da xav a^falfttjig xdg iTtaii^aai ag>QOvi dvfioky 

iv q>ilj6tQti fAvyrjvaL ivo%aq>dviai Kv^a^aiai^ 

Zavg aa xoXtaadfiavog ßaliu y^oko/avTi xaQOwm. 

¥v/Qf]Tai TOi Ttdvra' cv di g>Qaal aaiai vofi^oag 

Xa%ao firii* Svofiaiva, 9aiav d'inonV^o fiäviv", 290 

270 äg faiTTwa afi^a nog WQCtvov dvafio/avta. 
XcuQ^f ^^1 KvTCQOio ivxtifiivag fiadiüHsa' 

aav d^iydf oQ^dfiavog fiaraßdaofiai aikav ig vfivov. 

B.(X). 
KvTtifoyav^v Kvd-iQatav dfaLaofiai^ a%a ßQOVolai l 

fiij^Xa däqa diöoHftj ig>* Ifia^tw ii noaiimai j 



220 A. Fiok 

ai/el fieidiaei nag ig>^ ijASQtop tpiqu av&og. 
XotQ^i •9'sdy Sttlafuvog ivKTifuirag fiediwaa 
ö xäg ndaag Kvjt^- dög ö^ifis^/eaaa^ d/otddv. 
avTaQ kyto nag ceio xäg ailag fivdaofx Sfoidag, 

r.(Vi). ^ 

Aldouxp x^aoa%iq^avov xaXdv ^Aq>Qo6izay 
aiaofiaiy a ndaag Kv7tQ(D xffddßfiva Xilovx^ 
^valiagy ü^i fiiv ZeqwQW fiivog vyQOv d/iPTog 
^y£tx£ xatd xv/na Tvolviploiaßoio yNxldaaag 
5 dq>Qm Ivt fiaXdxan * vdv Si xQvadfinvneg ^Sigai 
di^avt" doTtaaiwg^ rtegt d^d^ßqota /ij^crr* e/eaaop' 
yLQa%i d'i/t dd-aydrapi atatpdvav &i%wi%o> e&rptav 
xakdv, xQvaHOP'^ iv de t^rjroiai Xoßdioi 
av&Bfi oQeixdhtm x^<foi6 tb Titud/svrng * 

10 d^äi d^dpiip dftaXai xdg avrj^Baiv d^yvqdoiai 
OQfiOtai XQ^^^^^^ htocfiiaoif, olai nsQ avtai 
^ÜQai xoGfÄdjüd-ap XQ^^dfiTTVKegj hnndt XoiS¥ 
v{g x^Q<^ ifaeQOfevra &eiov xctg dw^aza TtarQÖg, 
ttuzdq iTcel d^ 7tdv%a nsql xgot x6afAOP e&fjxav^ 

15 ayop ig d&avdrwg ' oi d^daitd^ovro fidoweg 
X^ii^l '^^ iöe^idovTO nag dqdüavto fixaatog 
f\vai %a}Qiiiaw aXoxov xdg foixad' ayecx^aif 
/elöog d'ov^id^oyteg üitnetpdpm Kv&eQeiag, 

XcuQ eJUxoßlig>aQ€, ylvxv^^hxe' iog d*ly dywvi 

20 vUav tmde tpigeaSaiy 8^dv ö^avvwov dj^otdaif, 
avraQ iyvj Tiag aeio xdg aXkag fxvdaofji dfoiöag. 



(II). 



ein Si (poqiiiCjütiv Aatmg iqixvdiog viog 
(poQftivyi ylaqwQät nozi tlvd-uß jceiQdj^eaaaVy 
afißgoTa /^fiOT excav redviofiiva' toio öi g>6Qfiiv^ 
XQvoiw VTto TrldxTQiD xavaxdv ex^ ifieQO/eaaap, 
5 eyd'&f ä*ai tvot* "OkvfiTrov and x^^^9f ^S ^* voftma 



Die nrsprüngl. sprachform der homer. hymnen. 221 

«Irt ^iJ^OQ Ttort d&^a &€wv ^eS^ opidyvQiv alXajv. 
avrUa d'^dd-avaroiac ptiXei xid-oQig Tcat d/oidd' 10' 

Mdkrat ^ev ^afjia naaat dßsißo^evai foni xakSi 
vfin^owi d'Stav diaq äfußgora ijd^ dvd-QiiTrwv 

10 tXafioavvag^ ag exovTBg in d^avaroiaiL d^ediat 
^(oovT d(pqadieg xat dfiaxcevot, ovds dvvavxai 
svQif^evai d-avdroio roKog xal yrjqaog alxag, 15 

avTOQ svTtloxafiot, Xagireg xal ivg>QOV€g ^ßQoc 
uiQ/ÄOvia d^'Hßa t€ JiJ^og dvydrrjQ t lAcpqodlta 

15 odxevvT dlldkag ini xdqnoii x^Qoig ^(Daac 
Toiav iiev ovt alaxgci fxevafiil7t€%ai <wt ildxeiay 
dXla iidka ^sydXa ts /idifv xal /eldog dyard 20 

*!AQ%afjiig ij^oxiaiqa OfiorQOtpog IdnoXhavt. 
hf d*av Tälaiv ^!Aqifig xal evaxöTtog l4Qy€Lq)6vTag 

20 fcaiCpvT' avzdq 6 Ootßog ^AnoXXwv hxix^aQi^eiy 
xald xal vipc ßißdg' diyXa di viv a^ipi (paf^vu 
fiaqfxa^vyag xs noduiv xal evxhiaxoio %ixwvog, 25 

0? d^ETCitiQTtovxai ^'fnov fxeyav ^ooQsovtsg 
Aazm T€ xQvaoTtloxafxog xal fitjTieva Zeig 

25 via q>iXov Ttai'Cpvxa ^e%' d&avdroiac d-eoioi, 
TtiSg x'ag d^vfim^Oia ndvrwg eilvfivov iovxa; 
rj (ig To nqa%ov xQV<^'^VQ^oy dv&QciTtotac 36 

^axevüjp xonrd yalav sßag^ J^sxataßoi^ *!ArtokXov ; 
Ili/eQiav ftiiv nqatov dii ^QXvfÄTtoiO xaT^v&eg 

30 lixrav x^^fia&iav ta Ttaqiatix^g i^d^ Alvichfag 

xal did ns^qaißa^g' xdxa d^^g ^IdoXxov ixaveg^ 40 

Krjvaia) x^inißag vavoixXjjrag ^Evßolag. 
0%äg ö^ifcl ArjXdvxiot Ttsditjc x6 xot ov fade dvfitoi 
Tfv^aad'ai vafov te xal aXasa öeväq^fsvra, 

35 evd-sr d^Evqmov diaßdg^ /sxaraßoX^ ^!^7toXXoVy 

ßäg dv oqog ^dd'eov xXcoqov tdxa d^el^eg dn av%& 45 
^g MvxaXaaabv iwv xal Tevjnaaaov X&x€7toiav 
Otjßag 6'i\aaq>LxavBg idog xarafiffisvov vXac- 
ov ydq nw ng hau ßqoviov \aqai ivl Qrjßat, 

40 ovd* aqa Ttto %6xa yraav duaqitiTol ovde xeXev&oi 

Qi]ßag ctfiTtadiov 7tvqr]q>6qoVy dXX' exav vXa. 50 

er^fy de Tcqoxiqw exiagy fexaraßoX* ^!A7toXXoVy 
^'OvxTjaxov ö^al^agj Tlozidatov dyXabv aXaog. 
Mvd-av aq i^g Idqiaqxov dtpixaö TtOidfevra. 65 

45 ßäg d^iftl TaXqmoag' tcd^t toi /dda x^QOS drci^fxwv 

Bttiträge z. kand« d. ig. ■prMhon. JX. 15 



222 A. Pick 

rev^acd^ai vafov xb xat älaea ösiydgiljfevta' 

otSq de fidV avx avrag xai viv Ttozl pivd^ov efeiTteg' 

yyTslqxSa^ evd'äds drj q>QOvioi Tcegmalkia va/ov 
av&QciTtwv T€v^ai xQrjOtrjQtov^ o% re uoi ai/el 70 

50 iv&ad' dyivijoovTi TeXrjJ-iooag eKfnofxßag^ 
r^fAEv oaoL IleloTtovvaaov Tri/tfQav Sxovti, 
i^d^ oaoi EvQcircav t£ xal dfnpiQVTag xorra vdaoßg, 
XQt]o6ft€voi' toioiv de r^iyw vafieQTea ßiüXdv 
TtSoL &efiiOTevoi^t x^^W ivt rcifovL ya/cö^". 75 

55 Sg feiTtwv die&rjxe x}-€ii^Xia Oolßog IdnoXXwv 
evQe/a xal f^dka ficncgd dirjvexeg - a de J^tdwaa 
TeX(p&aa xgadiav ixcliiaaro felrce Te ^v&ov 

fjOoTße /dva^ fexdj^eQye, Mnog ti toi ev qigaal -^aw 
ivd-dd^ irtel g>QOvi€ig tev^at TtegixaiXea va/ov 80 

60 ^fisvoL dv&QOJTCoig xQ^<f^^Q^0Vy o% %e tot ai/ei 
iv&dd * dyivijaovTL TelrjJ^iaaag eyuxvoiißag • 
dXV ex xoL /egeio, vi S^h^i (pQaai ßdkleo aaiai' 
Tifjfiaviet zalj^el xtvjtog trtTCtav oWeidiav, 
ev^a rig dvd^gwTtwv d^lijaevat ^aoQdead-ai. 86 

65 aQficerd % evftol^rjta %ai d'AVTtodiJV xtvttov tTtruav^ 
rj vaj^ov T€ ^iyav xai XTi^juata nolX \ve6v%a, 
dXV al dtj TL Ttix^oio, tv de xgeiaatov xal dqeiwv 
iooiy fdva^^ iue&ev, teo de ad'ivog eavi ^liyiaxovy 90 

iv Kgiacu Ttoiffiaat vtzo tctvxI IlaQvdoaoio 

70 Iv^' 01?^' aq^ara xalcc dovijaerai^ ovre rot iTtrtwv 
tixvTtodütv XTVTtog eazai evdfiazov negi ßta^iov, 
dlXd xal (jjg Tcoxdyotev ^iTjTvaidfovt dioga, 
dv^QWTtcjv xh^a cpvXa- tv de (pgevag d^iq^tyeyad^oig 95 
de^av lagd xald negcxTioviov dvO^QOJitwp^^. 

75 wg fem&aa [ß'ed)] TteTttd^e q^gevag le^aTcaqwaä]. 

hd-sv de Ttgozigtü Uxieg^ /axaiaßoX* ^'Anoklov • 99 

el^eg d^i\g OXeyvwv dvdgwv Ttohv ißgiOTdatv, 100 

OL jLj^og ovx dXiyovzeg irtl x^ovl vaLevdtoxov 
ev xalaL ßdaaaL Kaq>iaLdog evyv&L ki^ivag' 

80 ev&sr xagTtaXifxmg noTißag tvoti difgdda ^vwv - 
lx€o ä^ifg Kgiaav vub llagvaaaov vL(p6fevTa^ 
xvafiov noi Zeqn}gov TßTgafi^evov, avTag VTveg&sv 105 

nerga iTtLxgifiaTaL^ xoJ^iXa d^vTiodeögofie ßäaaa 
TgaxeV' evx^a /dva^ TSXfxdgaTO Oolßog IdrtoXXwv 

85 TBv^aad'aL vafov ftegixaXXia, f elfte ze (xvd'ov 



Die nreprüngl. eprachform der homer. hymnen. 223 

.Jv&ade d^ (pQOvito tev^^v nBQi%aXXea vafov, 
if/aevai avd^qumoig xqriaTriQiOv, o% %e (xoi ai/ei 110 

iv^dd^ dytvijaovTi, TeXrjfiaoag exaro^ßag^ 
i^fiiv Saoi Ilelorrovvaaov m/^Qcev exorvi, 
90 T^d^ Saoi EvQW/cav re xai a^q)iQVTag xava vaatug 
XQTjaofjiBvoi ' TOiaiv d^aq iyd vafxeqzla ßwldv 
Tcäai &£fiiav&joiiu x^^W ivi itij^ovt va/m^^, 115 

äg feiTtüfy dud'tjxe d^efÄiflia Ooißog ^AnoXkiov 
svQ€/a xat fidla ftaxQa diTjveKig* avtdq Itz avxdig 
95 Id/ivov cwJoy s&rjxe Tqecpvjviog rjd^ l^yafiijdrjg 
vUe FeQyivü), q>iXot d&avdvoiai v^aoiac 
dfiiq)t de vafbv kvaaaav dd'ia(pa%a q)vl^ dvd'QciTtwv 120 
^eaTÖiai Idfeaai, d/oidifxov ijfjevai aifei 
dvx^ de xgdva xalliQOfog, ev&a ÖQdxatvav 

100 XTifve /dva§, Jifog viogy dnb xQccregolo ßiaiio, 
targatpia, ^eydXaVy rigag ayqtov^ a xcmd nolld 
dvd'QWTtwg MQdeaxe Bni %^ov/, tcoXXcl fiev avxwg 125 

TCoXXa de fifjXa TavavTtod^^ sttbI niks nrj^a datpoivdr, 
dg %&L y dvTiaasie, q}€Q€GKi viv alaifiov afnaQ, 178 

105 TtQiv yd /Ol l/ov ig>rjx€ J^dva^ J^exdj^sQyog l^Ttöllaty 

TUXQTSQoy a d^ odvvaiOL iQsx^Ofiiva xaXertaiai, 180 

%€Lto liiy ala&fiaivwaa YvXivdofxeva xara x^ß^*'* 
d-eaneoia d^hond yiv€% aanerog- a öi xa&' vXccy 
nvnvd /iaT eV^a %ai ev&a /ekiaoerOy XeiTte de Svfiov 

110 fpOLVOv dnoTtvevwa ' o ö^inijv^azo Oolßog ^ATtoXXiav, 

^fivrav&öl vvv nvd'i ini xd-ovi ßomavfjgai ' 185 

ovdi %i ya twiDaa yLaxbv di]lr]f,ia ßgovolai 
eooaaij dt yaiag 7toXvq}6qßa> i^aqTtov idovteg 
iv^dd^ dyivriaovTi Telrjj^iaaag kycatofißag * 

115 ovöi tI %0i d'dvavov ya dvar^Xsya ovva TiHpioevg 

aQxiasL ovre XiftaiQa dvavivvfjiogy dXXa ti ycnitd) 190 

nvasi Faia ^dXatva %ai dXtKTcoQ ^YrteQiwy^^. 

tag ipd% iftevxdfißvog' tdv de axoTog oaa indXvipe. 
rdv d^avTä xareTtva iagov fievog l^feXioiOj 

120 Ij m vvv Ilvd-m xtxXi^axejai • di de fdvaxta 

Tlvd-iov xaXeovTi inww^ov, Svexa xifd-t 195 

avTß Ttvae neXwQ (xhog o^e/og l4HXioi.o. 

xal %6% aq eyvia faia ivi (pqaat Ooißog lAnoXhav 
Sv&id viv xgdva xaXXlgo/og i^aTtdqnjae' 

125 ßä d^ifci TeXgxoaai xexoXwfievogy alxpa d^ixave * 

15* 



224 A. Fick 

axä de fidl^ avx avxag xai viv Ttazl (nvS-ov efaine' 200 

^yTehpwa*, ovx cxq* sf^islkag ifiov vofov s§a7iag)woa 
XtüQOv ex^o igatöv rcgogi/ifv xalligo/ov iidopg, 
iy^aÖB öfj Y.al i^öv xiJfog iaaevai, ovdi le oi/ag^^ 

130 Tj xat int fqtov was J^dva§ J^exdfeQyog lifcollcay 

TtixQaLOi, TrgoxvvaiOL, dni'/^QVxpB de ^efed-Qa, 205 

xai ßwfiov TtoiJ^Tjatti h akaei äevdQ^/svri 
ävxc ^dla xQavag xaXliQOfm, evd-a /avoxri 
Ttdvxeg irtUkrjciv Tslcpayaiwi evx^^^^^h 

135 cuv£Xor TeXqxoaag iagag aioxvve ^efed-Qa. 

Kai Toxa d^ xavd ^vfibv eq>QaC,e%o (Doißog!A7t6khaVy 210 
&g Tivag dvd^Qwiv a>g J^oqyiovag ijaaydyotTOy 
ot d^eQafcevaowai IIv&oi evl TcevQa/eaaaiy 
lagd TS /Qe§oyvt xai dvyeleovTt d^ifiiatag 

140 Ooißa) l47c6lloßvog x^i;aa/o^(ü, otti xa feirtrii 

X^ijW ix dd(pvag yvdkwv vno IlaQvaaaolo. 215 

TavT OQ^ y OQfAaLvcjv ivofrja ivi foLvoTti novzijji 
vafa d'ofdv* iv ö^avdqeg eaav TCoXifeg va xai eakoi 
Kg^rsg dnb Kvcaam Mivioiwy o% ga fdvaxTi 



145 ot fiev eni ngä^iv xai XQW^'^^ ^^/^ (lehxivai 

i/S Uvlov d^a&oHvxa JTvXoiysviag z* dv^gwTtiog 220 

enke/ov • avx dg, o xoiot avvdvTeto Odißog uindiXtav • 
iv novTiat ö^ercogovaß äiuag delquvt fefoixwg 
vafi ^ofac, xai xeivo Tcekug ^eya re dj-eivov ve* 

150 rwv dWu xtg xatä ^vfiov ifcecpgdaaT ovö^ evofriae 

7tdvvo&' dvaoaüaaaxe, Tivaaae de vdfia öAga' 225 

OL ^dxiwv ivi vaj^i xad-rjavo deinaivovveg ' 

ov6* oi yorti! i'lvov xo/iXav dvd vafa fiilaivav^ 

ovd^ ^Xxov Xalcpog vaj^og xvavongojigoio^ 

155 dXX* wg zd ngdziaza xazeozdoavzo ßofevaiy 

«5g ejtXeJ-ov' xgacTCvog de vozog xazoTtiod-ev eneiye 230 
vafa x^oj^dv ngäzov de Ttagafieißovzo Mdleiav^ 
nag de Aaxwvida yalav ^'Elog t*, eq)akov nzoXia&gov 
el^ov xai x^QOv zegipcfißgozo) l4j^eUoio, 

160 Taivagov, evd^a za fifjka ßad-vzgixa ßoaxazai ai/ai 

idJ^aXioLO J^dvaxzog, exat d'imzagnia x^QOv. 235 

ot f^ev ag ev&^ e'x^alov väfa a^e^av ijd' dnoßdvteg 
q>gdaoaa&aL fiiya ^avfia xai 6q>&aXuoiai fidia&cu^ 



Die arsprüDgl. sprachform der homer. hymnen. 225 

ai fisriei va/og ykaqfVQag öaTtidoiai nilcjQOv, 

165 ij* ifg oldfi aXiov Ttolvlxd-vov ocvttg OQovaei^ 

dXV ov TcrjdaXioiaL irteid'evo vavg sv/egyrjg^ 240 

äXla Tiagex, IIsXoTtovvaaov rtlj^^Qav sxtDaa 
rft 6d6v ' nvofiäi öi fdva^ J^BT^aJ^Bqyog l^TtoXlwv 
J-qaiöiiog l'&vy ' a de Ttgaacmoa xilevd-ov 

170 IfiQavav tnave xat l^Qyvtpiav iQor^vav 

xai nikov d^ia&ofevxa IIvXoLyeviag % dvd^Quifcmg, 246 
ßa öi naQCL KQWvwg aal Xalxida xal fcaga Jv/nav. 
xai aq>iv vrtsx v€q>i(ov ^I&oKag voQog alTtv niq>avzo, 250 
JwXixiov TS Jdfia tb xai vXd/Boaa Zdxw&og, 

175 dH^ oxä öfj IlBloTtovvaaov naQBviaaBzo näaav^ 
xal öi] ijtl Kgiaag zdx itpaivsro xohiog d7tfJQ09V, 
Sg TB diix TlBXoTtowaaov TtiftfQav ij-BQYBty 
f^v^ avB/AOg ZitpvQog ftiyag ai'&Qiog in Jt/og aiaag 255 
[XdßQog enavylCtüiV i^ ai&BQog^ otpga zdxiata 

180 vavg driasiB d-iftuca d-aXdaaag aXitivgöv vdü}Q\ 
axfßOQQOi ÖTj erceira n(n ^Aj^oa % ^AjriXiov %b 
tnXBfov ' dyBfÄOvevs ^oödv Jifog v\dg l^noXXwv • 
bI§ov d^jjg KjQiaav bvöbibXov, dfiTCsXo/Baaav, 260 

jjg Xifiiv ' a fd/Aa&oia ixQi^xffato novronoQog vavg. 

185 evd^ ex vafdg oqovcb fdva^ fBxd/Bgyog AtioXXwv^ 
doTBQi /BiöofiBvog fiBOioi afiOTi ' TcD 6*d7t6 TtoXXai 
ömv&aqidBg Ttozdovro, aeXag f^g iigavov bIxb 
^g ö^advzov xatidvas rtKpavaxofiBvog t« fd x'^Xa. 
Bv^ dg S ya q>X6y iäau öid jgmodwv igirifiafv, 265 

190 näaav di Kgiaav xdtsxB aiXag' ai Ö^oXoXv^av 
Kgiaaiwv dXoxot xaXXl^wvoi re ^yaxQBg 
0oiß(O vTto /QiTtäg' fiiya ydg diog ijXb fixaarov, 
Mv&Bv Salt BTti va/a vofrj^ äg aXvo rcevBad'aij 270 

dvBQi fBidofiBvog alCawv tb xQotBQm T£, 

195 Ttqa&qßai^ x^**'^^^^ ijXvfiivog Bvgiag wfimg • 

xai aq>Bag q>ümjaag /Bftea TttBQOj^Bvra Ttordvärj* 

jyTiq>&^ otitiog rjO&B TBTtrjotBgy ovS im yaiav 278 

ixßat^y ovöi xad^ onXa fisXaivag vafbg B&BOd'B; 
avxa iiBv ya öixa rtiXBi dvöguiv dX(pBa%d(üVy 280 

200 OTtftoTav ix novxoio noxi x^ovl va/l fiBXaivai, 
Bv&üjvxi xa^dtwi adrjxoTBg, avtixa öi aq>Bag 
airoio yXvxsQOio tvbqI q>Q€vag ifiegog aiQrji*^. 

(ag (pdto xai aq>iv d'dgaog ivi atrj^Baaiv ed^rixB. 



226 A. Fick 

Tov %al dfieißofisvog Kgrjtwv ayog ävziov avörj • 285 

205 ♦,?»p'*f i^^l ov iniv ydg %i Kaxa&vccTdiai, fi/oixag 
ov öifiag ovös ejntay, aü' d^avdzoioi d-BoXai^ 
wXere xai fieya x^^Q^f ^^^^ ^^ ^^^ oXßia döley 
xai fiot rovT dyÖQSVOov E%r]xvpi0Vy ofpq cv feidw 
rig däfiogy xig yaia; riveg ßgozol ivyeydovTi; 290 

210 aXk€i yoLQ (fgoveoweg STteTiXifofieg fidya Xaltpia^ 
i\g IIvlov ix Kgi^tag, Iv&ev yivog evxdf^^^^ ^fier' 
vvv ^d)Ö€ avv vafl xarijv&o^eg ov %l fexovreg. 
dXXd Tig d&avdtiüv devg^ ayaye ovx sd'elovtag", 295 

Td)g S" dnaueißojitsvog 7toTeq>a /exdfBQyog ^ATtoXXiov 

215 ^,^ijyoif toi Kvioaöv noXvdavdqBov d^(pBvif.iaad'B 

t6 TtQiVj azaQ vvv ovx €^' vfiozQortoi av&ig eoEod-a 
^g re noXiv igardv xai dw^aza xaXd /ixaazog 
[jljg ze q>ilag dX6xo>g' dXX^ evd^dde nij^ova vafov 300 

l'^fiT* ifiov TtoXloiOL zezifiivoi dvd^Qiajtoiov^'] 

220 if/ii d^eyo) Jifog tiog, *An6XX(av (favxopiaL r\piev - 
vfiiag ifayayov hd^aö^ ineq ßiya Xaizfia d^aXacaag^ 
ov ZI xaxd q>QOV€(i)v, dXX^ ivd^dda nij^ova vafov 
?§€T ifiov Ttäai fidXa zi^iov dvd'QioTtoiai^ 305 

ßmXdg z^dd-avdziov feiöijaeze^ zcjv J^iozazt 

225 alfd zifii^aeüx^e diajurtegeg afioza ndvza. 

dXÜ ayed"", wg dv iyco /eiTtw, 7teid^eo&€ zdxiaza ' 
lazla fiev Ttgäzov xad-i/nav Xvaai ze ßo/rjag 
vaj-a S^irtEiza jueXaivav in dity\Q(a feQvaaa&e. 310 

ix de xzrjfiad^ eXea&s xai Ivzea vafog i/iaag 

230 xai ßiofiöv Ttoif^aaz^ ini fQr]yituvc &aXdaoag' 
TtvQ ä'krtixalovzeg^ irti z^aX(piza Xavxd dvovzag^ 
6vx€0&ac äfj 67t€iza Ttagtazd/nevoi Tcsgi ßwpibv • 
ibg fiiv iyoi zo nqäzov iv dfegofeidei tvovzwl 315 

J^eiäofisvog daXqilvt x^oj^ag iTti va/og ogovaa^ 

235. log kfioi svxBOx^ai JeXq>ivUoL • ovzaQ 6 ß(0fi6g 



dBiTtvfjaai zÜq^ erceiza ^ofäi Ttaga vafi fiaXaivai^ 
xai OTiijaac ^laxdQeaai x^eota, gl ''OXvfiTCOv exovzi, 320 
avzdq inijv aizoio fÄeXtq>QOvog i^ Mqov ^a^e, 
240 €QX^^^oc ^*afi ifioi xai lrj7taid/ov dfeidifv, 
^g oxa x^QOv l^xrja&s^ iv ?^€ze nifova vaf6v^\ 

wg lipaiy* • o? d^aqa tcD iidXa (xiv xXvov ijd' irtid^ovzo. 
lazia fiiv uQaiov xaO^ioav^ Xvoav de ßo/ijag^ 325 



Die ursprüngl. sprachtbrm der homer. hymnen. 227 

iatov JTiaroöoTiai nikaaop TiQOTovotair vfpevrsg' 

245 ex di xot avtoi ßälvov int J^Qrfffiivv &aldaaag, 
ix ^aJiog dnifQovöe &ofap ava vavv J^bqvöovto 
vtpA tni tpafidd'Oiay vno if^Qfxcna pLOKQ hawaaav • 
xal ßwuov noifrjaav inl fQrjyfiivi d^aXdooag^ 330 

TtvQ ^B7Ci%aiov%eg ini t'aXfpcca Aevxa &vovT€g 

250 rjUxovxji^ y (jjg hniksvB^ naQiazdfievoL tzbqI ßtöfiov. 
doQTiov e7tBi% ijlovTO d'O/äi naqa vaft ^^Xaivaiy 
xat anijaay fictKageaai d'solaj di^'OXviinov exoyxi, 
avTctQ ertei noaiog xai id^rvog k^ eqov tvtOy 335 

ßav Qtfiev' a^fi d^ixQa aq>i fdva^ Jibg viog l47c6XXwi¥y 

255 q>6qpLivy ev xHQsaaiv Ixwy, igatoy xt^a^/Ccov, 
xala xai vxpi ßißag' di di /QrjaaovTsg tnowo 
K((rf€Bg Tioi Tlvd-io xal IrjTtaidj^ov afeidov^ 
oloi T€ Kqtjtwv Ttaidfovegy olai %b Mwaa 340 

iv axYid-eaaiv e&rpcB ^ea fieliyaQW äfoidav. 

260 axfiOTot de l6q>ov nozißav noai, alxpa d^xovro 
IlaQvaaaöv xal xwqov iTtrJQCtrov^ iV^* ag' efiellov 
foixija^v noXhnav TerifÄivoi dvd'QioTtoiai. 
del^e ffaytDv advxov ^d&eov xal Ttl/ova vafov, 345 

Tüßv ^(OQivero &v^6g evt axri^eaai q>lkoiai, - 

265 Tov xal dv^gofievog KqrjTdiv ayog avtlov avdtj • 

„c3 fdv^y ercel dij TijXe (pllwv xal Tcargidog alag 
ayayeg* cvt(o Tto) t<Si am g>ilov STtXeto dv/AtUi' 
nwg xal vvv ßifofiea&a; to re q>Qd^€a&ai avayyfieg. 350 
[liav fiev ode x^^Q^O] ^^^Qctzog [iad^ ogaead-ai], 

270 ovdi tqvyaipoqog ovif evdgorog ovr ivXel^wVy 

war OLTto rev t(oifv xal Sfi dvd'QiiTtoiaiv OTtaöijp^^, 
td)g ifeitifiBidacag 7cateq>a Ji/og viog l^Ttöllwv • 
yyyfjrtioi avd'QiOTtOLy dvoxldpiovBgy ot iiBkedwvag 
dtjlBa&' dqyaletDg tb Ttovmg xal az^vBa &vfiioi' 355 

275 /gatöiov fenog v/ifii /sgeo) xal enl q>qaal ^aco* 
ÖB^iTBQaq)!. fexaoTog exoxv ev xifgl fidxaigav 
aqpcr^ify aifel fifjXa' xd d^atp&ova Ttdvxa Ttagiarai 
oaaa rif^ol xdydywwi. TteQixXvrd <pvX* dv^qcinanf' 
vafbv d^Bv 7tB€pvXa%d^By öböbx&b de q>vV dy&Qoift(av 360 



280 



al öi Ti ravaiov /eTtog eaaezaiy ^i rv 'figyovy 
vßQig ^y a d-e^ig earl xaxadyarwv dv&gw/ttayy 
aXXoi e7tBi&^ vpuv aafidvTOQsg avögeg eaovzaiy 



228 A. Fick 

%(äv V7t dvavuuuai deöfiiaBaS^ a^axa nartot- 365 

285 ^qr}%ai rot navta ' tv de (pQoai aaiai gwla^ai*\ 
xai TV fiiv oSz(o x^^Q^^ ^ifog xat ^atoog vU' 
avtaQ iyoi xai tüo %al akkag fivdaofi a/oidSg. 



Elg ^'Aq%Biiiv 
(IX). 

*'AQ%BpLiv vfjLvei^ Mdiaa, iiaaiyvi]Trjv *Exaroio^ 
Ttagd^ivov loxsceiQav^ Sfi6tQoq>ov l^TiökXwvog, 
ilj t*vfCftovg ixQaaaa ßa&vtjxoivoio Milrjiog 
Qifiq>a d/d S^vgvrjg TcavxQvaeov agfia diuniei 
5 eig KXaqov äfXTcaloeaaav, })&' dgyvQOto^og l47t6Xha¥ 
rjazai fii^/ival^wv ixazrjßokov loxiaigav, 

xai av ^ev ovzfo x^^Q^ S^eai rafia Ttaaai doidi^i* 
avxdq iyd a€ TCQwra xat Ix aid^ev og^o^ aeiduvy 
0€v fiyo) dg^dfievog fiszaßi^aoiiat, aXlov ig vfivov. 



Eig ^Eg^tjv 
(III). V. 1-312. 

^Egiditfjv vfivu^ Mdvaa, Jiög xai Maiddog vIop^ 
KvXlrjvrjg fiediovra xai !/igxaöir]g noXvinjloVf 
avyslov d&avaTioy igiovviov^ ov zexe Mala 
vvfiq>T] evTtXoxafiog^ Jiog h (piXottjti fiiyüaa 

5 alöoirj' fioxdgwv de d^ewv dUuvep ofiiXov^ 5 

avtgtJt vaierdovaa naXuixioH^ &f&a Kgoviiov 
vvfiq>f]c ivTtloxdfiwi fuaydaxero vvxrog dfiolym^ 
evT€ xarct ykvxvg vnvog exoi kevxwlevoif ^'HgrjVy 
Xt^^cdv d&opdtovg re d'sovg &vriTOvg t dv^gtiftoog. 

10 dXk' o%e örj /Äcyakoio Jiog voog k^ezeläzOy 10 

ttji fi]6i] öixatog piug ovgavm kazrjgixxo^ 
xai %6% iyeiyoTO Ttalöa noXvzgoTioy, ai^vXopLffrrpf^ 13 

Xriiaxrig^ iXat^ga ßowvy riyrjtog oveiguVy 
yvxtog OjiwTcrjT^gay TtvXtjdoxov, og %dx sfieXXey 15 

15 dfiq>avhiv xXvra kgya fier dd^ayatoiai d^eotaiw. 

og xai ircei 6^ f^fffgog dit d^aydwfov &6ga yvUaWj 20 



Die Ursprung!, sprachform der homer. hynmen. 229 

ovx Irt ötjody &uito (livtav liQiai iri Xlxvwiy 

aiX ydvat§ag tfyuu ßoag IdnoXXwvogj 

cvdov vneQßalviov vifjtjQeipiog avjQOio. 
20 Si^&a xiXw evQühf hctijacno fiVQiov olßow 

ij od ol dvTBßohjcev lit avXeii^iai, dvQrjiaif 26 

ßooKO/Äeyri TtQortOQOid'e öo^wv igidtikia noitiVy 

aavla noaiv ßaivovaa' Jibg i'eQiawiog vlog 

d&Qijaag hyiXaaoB xai avrUa fiv^or auftev* 
25 yyOVfißoXov T^drj fxoi ^liy ovrjaifAOv * oi;x ovorcx^cci. 30 

XcuQBy qny^v eQoeaaa^ %oqoi%v7tB^ daizog halgti^ 

äarcaalfj TtQoqHxräüa* rcoS-sv %6öe naXov advQfia, 

aidXar oaTQOKOv, iaai, x^^^S OQeai> ^wovaa; 

dXH oiatj aug dwpia hxßfiv oipalog tl fioi eaaiji 
30 ovf dno%ifii]aw * av 6i fie nQw%iotov ovijaHg 35 

^ yoQ iTtrjlvairjg noXvTtijfiOvog kaaeat. Ix/ia 

^oiovu' fjv de d'dvriigf tore x€v fjidXa xaXov deidoig^. 
wg aV Bq>ri * xot x^Q^''^ ^h dfiq>oj4^iai.v deigag^ 

a\p iiao} xie dü^a q>iQwi¥ iqatuvov ii&VQ^a. 40 

35 |y^' dvamXrjaag yXvgnivwi noXioio aiöiJQOv 

aläv ' i^eTOQfjaBv ooBa-Moiato x^Aciii^s. 

tag ä^OfcoT wxv vorjf^a öta aviQVoio TtsQijafii 

aX de %e öivifS'eüHJiv dn Sifd-aXfitSy dfiaQvyaij 45 

40 äg af4 enog %e xat egyov sfiijöevo xid^fiog ^Egfihjg. 
Tt^^e d'oQ* iv ^iTQOiOi rafiwv dovcoMg xaXdfÄOiOy 
nui(rivag didywva Xi&OQgivoio x^^^^V^y 
dfifpl de diqii hdwaae ßobg TtQaTtlöeaaiv üjiaiv 
xai Ttrffjcg ive^x^ irti 6e J^vyov tjgaQev dfigmv, 50 

45 imä de avfiq>wvovg otcov havvaaato xoQ^dg' 
avTOQ ercei d^ tev^e (peqiov iQoreivdv ix^q^a 
nXijKTQtoi iTtUQjjtc^e xöto fiegog' i] ^vno x^QOQ 
UfiegdaXiov xovdßijae' ^sog Svnb xaXov asidsp 
e^ avtoaxediTjg neiQtifievogy ijvre xcvqoi, 55 

50 i^ßtjTai ^aXitjiai naqaißoXa xegTOfidovaiv, 

dfMpi Jid Kgovidfjv xai Maidda xaXXiTtidiXov, 

wg Ttdqog (igiCßOxov haigeirjc q>iX6t7jTi^ 

ijy TovTÖv yei^eijv ovof^axXvtöv i^ovo/Ad^onf 

dpiq>in6hn)g tiyeQOiqe xai dyXad ddpuna vvpuprjg 60 

55 xai XQiTtodag %e xa% olxov iitrietavovg %e Xißtjtag. 
xai %ä fiiv wv ijeida^ rd de tpQeaiv äXXa fxevoiva. 



230 A. Fick 

xai Trjv fiev Tuni^fpta q>BQ(ov ieQtJt ivi Xinvioi 

qfOQfuvya yjLag>vfijv' 6 ^aga x^^coy ioatlCtav 

aXzo xcrro OTiOTtifp^ evoideog ex ^ideyagoiOy 65 

60 OQiJKxlviav doX&p altevy hi (pQBoiv, old tb qnTnsi; 
q>fjkritat diitvovai fieicuvijg ifVKtog sv äQrji, 
^iXiog füir edwe %<na x&opög ^Oyteavorde 
avto7aiv tHrtTtoiüi xal oQ^iaaiv* ovrctQ aq ^EQfiiifjg 
JIiSQirjg aTtUava d'itav OQsa axiosvTa^ 70 

65 Ev&a &€äv fiaxaQfOP ßoeg afißgotoi avktv ^eaxoy, 
ßoaxofiwm Xai/Awifag omtjQaaiovgy iqcnuvobg, 
xiiov t6%B Moiädog viog^ evanoTtog läQysiqtoytrjg 
nevTfJKOvi dyiXrig äTterdidveTO ßovg iqi^movg. 
Ttkrjvodlag ^ijkavpe dia xpafiad^iodea %(5qovy 75 

70 Xyvrj äftoarQhpag' öoUrfi (Tw Xi^d-eto tiyyrjg 



advdaXa i^sit UQixffBv im tpafidd^oio* dXifjiaiVf 79 

atfqaor^ i^6^ dpSfjta diin;X&i$ ^avfidoL sgya 80 

av/Afiiayior fAVQixag xat ^VQaivosidiag o^ovg, 

75 TcSy tote awdijaag veod^rjXeog avxaXov vXrjg 
dßXavTOia vnö rcocaiv idrjoato advöaXa noinpaj 
ttvToiaiP ftsrdXotaiw oöoirtoQifpf dXsuvuw, 85 

old z*i7t€iy6fi9Pog doXiyr^y oöov ovrongsTt^g ol^. 
Tov de yiqiay evotjae defnav dvdxivaav dXwrfVy 

80 U^BUßov Ttedlovde di ^Ovxriotov X^xeTtoirp^' 
xbv nqo^Bqog 7tQoai(pr] Malrjg igi^vd^og vidg ' 

yy(o yigoVf }ig te qwvd oxdTvreig eTti'Ka/iiTtvXog äfiovgy 90 
ij TtoXvoiVTjaBig ßv%^ av rdde Ttdvra q>iQr}ai 



85 xac TB \dw fifj idwv uvai xal xuxpog dmovaag 
nuxl aiySv otb 

fx^ Ti TtataßXaTttfjt, to adv avrdi^*. 
Toaaov q>dg avviasvB ßoiov ctp&tfAa xdgrp^a. 
TtoXXa i^OQrj axiosyra %ai avXaivag HBXaduyavg 95 

90 Ttai TtBÖi dv&BfiOBPra öii^XaaB xvdifiog ^EgfdBfig. 
oQtpvairj ifeTtinovQog Brcaveto daif^ovlrj vv^, 
f] tiXbiwv^ Td%a d^ogd'Qog iyiyveto dr/fuoBQyog, 
trjiiog in l4X<pHhv no%a^6v Jibg aXyufiog viog 101 

Oolßov l^ftoXXtovog ßoig ijXaoBv BVQv^iBTioTVovg, 

95 dxfi^Bg d'txopow ig cwXiov vtpifiiXad^QOv 

xal Xfjvoijg nQOTtdQOi&Bv dginQBniog Xet^advog. 



Die nrsprüngl. spraohform der homer. hymnen. 231 

€vd^ €7cet ev ßordvrig irtBq^oqßu ßovg eQifivmovg 105 

xal zag fisv awiXaaaey ig oniJUov 

XiOTÖv iQSTCTOfiivag rji* iQO^evza wineiQOv* 

100 avv ^ig>6Qei ^vXa nokl&i nvQog ^irta^aUro rexyrjv 
daqnnjg dyXaov o^ov iXitnf eniXa^B aidi^Qiai 
agf^evoy iv naXaiirji • a^nw%o de d^SQfiog dvr^tj' 110 

noXXa de xavuava xSXa xcnovdaiiai hl ßod-qwi 112 

oüXa Xaßüßv irti^mey iTteijTavd • kafiTteto de <pX6^ 

105 TtjX6aB qwaav luaa nvQog fieya daiofievoio. 

oq>Qa de Ttvq dvexau ßlrj xlvrov ^Hq>aunoiOy 115 

z6q>Qa Seqißgvxovg eXmag ßovg ukxe ^ga^e 
doiäg avxt nvgog • dvvafAig de oi enXexo TtolX^ ' 
dpLqxneqag ifenl vwta xa^al ßdXe g>vaiaavaag' 

110 hmiXlvwv d*hcvXivd€y dC aiwvdg %a tOQijaag 



egywi ^egyov OTtaCe^ rafiwv xgea nlova drj^ioi* 120 

wn%a ffd^ip oßeXoiat ftertaQ^eva dcvQaviotaiVf 
adgxag ofidv aal vana yeQdofiia %al fiiXav al^a 

115 eoyfiivov iv xoXddeaac za favrcv xeit ini x^^S' 
Qivovg ä'e^efdyvaae xavaaTvq>iX€Di BTtl TteTQfji, 
cJg €Tt yvv ra fieracaa TtoXvxQOVioi netpiaaiv^ 125 

driQOv drj juerd zavza mal a^vfov avtotq eneita 
^ßgfier]g %aQfji6(pQ(jüiv eigvaaro mova egya 

120 Xeiioi enl TtXazaidiavi xal eax^ae dcidena (lolgag 
xXrjQOTtaX^g ' zeXeov de yigag TtQoaedTjxep exdatf)L, 
|y^' oaiTjg xgijwv tjQdaaaTo xvdi/4og ^EQfiefjg' 130 

odui] ydg (xvv ezeige %al dd^dvarov Tteg iowa 
^det • dXX' ov^ iog ol i/teid-ero dvfidg dyrjvwq^ 

125 xat TB fidU IfÄBigovTiy Ttegäv iBQ^g xcnra dugrjg. 
dXXd td fiiv xatithjxBv ig onjXiov viffifieXa&goVy 
drjiidv xal ngia noXXd, fierijoga ^alxff dvdBigB, 135 

a^fia viijg q>iog^g ' ini de ^Xa ndvxav dyeigag 
ovXoTtoS*^ ovXoTcdgtjva nvgog notiBddiivax dvvfi^i. 

130 avrdg ifiei toi Ttdvta xard XQiog ijwcB daifKov^ 
advdaXa fiev Ttgoetjusv ig llXtpeufv ßa&vdivrjv • 
dvd-gwitfiv d'ifxdgrjvB^ Yovtv ^dfid&WB (tieXaivav. 140 

KvXXi^g d'alip^ avTig dnluBTO dia ndgtjva 142 

ogd'giog, ovde zig ol doXixfjg oddv dvzsßoXvjOBP 

135 ovde &BiSv ficntaQwv (wzb &vtjzdiv dv^^gtantov^ 

ovde xvveg XeXdxorto ' Jiig d'igiovnog ^Egfiiffg 145 



A. Fick 

txvQtii OTtwqivir^L ivaXiviuog rjvt optlxkr^, 

iaavf^ivwg d^aga Uklvov iTtmxeto %vdt(xog ^EQpierf; • 150 

140 önaqyavov äfA(p wfiota eilvfievog^ rjvte Th,vov' 
^Hwg i* ^Qiyivua q>aog dyrpcdiav qdqovoa 
&QVVT üLTt ^Shujeavolo ßadvqoov' avtciQ l^7c6XXtay 185 

^OvirpxifvS aTtiTuave yuiiv, noXvfiqctüov oikaog 
ayvov iQiCtpaQayov Fairfixov" evd-a yiqovra 

145 iMnadahov tjvQe vifAOvra Ttage^ odcv eQXog äkwirg - 
TOP TCQOtBqog TtQOoifpt] Arfvcivg eQixvdiog vtog' 

„c5 yigov ^Ovxrfitolo ßaxod^ne Tcocqevrogj 190 

ßovg ano nieQitjg diCrjfievog iv&d^ iyidvio, 
Ttaaag dTjkelag^ Ttaaag xegaeaaiv khyiTag, 

150 fif ayiXtfi' 6 di ravQog kßoaiMxo ficvvog ait aXXwv 
TLvaveog' xa^noi de nvveg xorroTrtd^ev BTtovzo 
riaaeQeg, ijwc g)(üreg o^cxpQoveg * ot fiev %Xuq)d^eVy 195 
ol' T6 %vvtg o TB xavQog • o dij TtBQi d^av^a TecvKtai • 
ac feßav rieXiow viov yLaradvofAevoio 

155 hi fiaXaxov XßiiAwvogy anb yXv/£Qdio vopLoiOy 

tavTa fÄOt eirciy yeQaiiy TtaXaiyeveg, ii tcoo OTtcjTtag^^. 

tov i* 6 ycQwv ^v&oiotv äfdeißofievog uQoaieiTtey. 200 
„c5 iplXog, aqyaXiov fiiv, 06* 6(p&aX^olaiv löoiro 
Tcavza Xiyeiv rcoXXol yccQ 666v Ttgi^aaovaiv odizai 

160 TiSv oT fiiv TMXHM TtoXUu fiefiTjXoreg, oX de fidi^ iaXoy 

ipOiTwaiv' x«^^ov öi dcnjfievai iativ eyuxcTOV' 205 

ctvtccQ iyw TtQOTcav tj^oq ig riiXiov yuxTaövvva 
eoxanrov fteQi yowov aXwirjg olvoTvidoio' 
naiöa ^eöo^a, ipiqiatey aa<peg (fovx olcJa, vorjaaiy 

1^ og ttg 6 ftaig afxa ßovatv ÜmQaiQTjtaLv OTt'qöu 

vqTtiogy uxB de gaßdov iTtiOTQOtpdör^v d^ißäöi^ev. 210 

i^OTtiaw ^avieqye, yuxQr] ^exov avriov avtioL", 

(ffi Q yeqwv 8e &aaaov odbv x/c ^vd^ov ooLOvaag"^ 
oiwvov (flvou xawaintBQOv^ avriyux ^eyvcj 

170 qpijAi/njy yeyacita Jibg Ttalda Kqoviwvog. 

iaavfihwg ^rji^ev ava^ Jibg viog I^tvoXXmv 215 

ug TIvXov rffa^hf» diKi^fxevog uXLnodag ßovg, 
Ttoqtpvqir^t veq>eXrji nenaXvfifievog evQdag äfiovg • 
Yxvid Tuaevor^aev ^EnrßoXog äni re ^v&ov 

175 „w TtOTCoi, ij fiiya d^avpia rod^ oq>&aXfio7(nv OQWfiai' 
Xyyui \ik¥ Tade yiarl ßowv oQd-oyLQaiQccwVy 220 



Die ursprüngl. sprachform der homer. hymnen. 233 

aila Ttakiv TirgaTttaL eg aaq>oöeXov isifjioiya' 
ßiqfiora Scrvz ovdQog tade yiyvevai ovrc /i;yat)co$, 
ome XviMüv noXtiov ovz agfKTCJv ci/re Xeovriav 

180 ovte Ti ^jt£vtavQOV Xaaiavxevog el7to/iai uvai, 

og Tig toia niXiaqa ßißac Ttoai TLaQTtaXifAoiaiv * 225 

aivä fiiv svd'ev odoio, ta ^aiv&cBQ svd^er odoio*^. 

wg elnanf rji^ev ava^ Jiög vlög i^TtolXtav • 
KvXkfjvrfi (faTtUavev ^oqog yucnaufie^v vhr^ty 

185 TteTQtjg ug -Mvd'pimva ßadvtnuov, evdix re wvfiqnj 

afißQoalri iloxevae Jiog nalda Kgopiiawog. 230 

odfi'q d^lfAeQoeaaa öi cnigeog r^yad-ioio 
xiävoTOy TtoXla de fArjXa tavainoda ßoaiUTo Ttoirp^. 
h/du %&iB OftevÖQtv yucneßiqatto Xrjivov ovdov 

190 avTQov ig rieQoev e^KorrjßoXog ccvtdg ^AftoiXcjv. 

Tov ^atg (iv ivorfiB Jtbg xat Maiaöog viog 235 

Xwb^evov TtBqi ßovalv ixtjßolov ^AjtoXkuiva 
OTt&qyav eao) yuctxiövye dvi^evt • r^vre TtoXXiqv 
nqe^Viov avd'Qonairpf (wkrj anodog aiupiyuaXvTvtu^ 

195 ujg ^EqiAtr^g ^EyLOBqyov Idwv aleuvev iavzov. 

iv ä^oXiywi awiXaaae yjuqii X^Q^Q '^^ Ttodag r«, 240 

q)ri ga veovkovrogj nqomkevfievog rfiv^ov VTtvcVy 
eygrflaujv heov ye' x^At;v ^vtzo fiaaxdXtji uxei^* 
yvü ^oi^ Tiyvoirflt Jiög xai Arp^civg viog 

200 vvfjicprjv TOVQeij^v TteQiTuxXlia yual g>ikov viovy 

Ttäi^ oXiyov, öoXltjia uXv^evov ivTQortlr]iaiv. 245 

TtoTwqvag d^aga navta fivxov fteyaXou) dofiou) 
TQÜg advTovg avoeiye Xaßwv %Xrjida qHxeiv^Vy 
vhxaQog ifiTtXeiovg ^d^ äf4ßQoalr^g iQareivrjg' 

205 ^olXog de x^^S ^« >tat agyvQog evdov hiei/tOj 

nolXa de (poinyLoeyra xat agyvipe äfiara vvfignjgy 250 

oia d-edfv ^cr/A(i(jinf iegol do^ot ervog exovaiv, 
ev^ Inei i^egieivB ^vxovg f^eydXoio dofwio 
uiTjfuotörß, fiv&oiai> Tcgoarjvda xvöi^ov ^EQfAitjv* 

210 jjVJ Ttdi, og iv Xiuvwt yLOTthaiai, fArpfvi fioi ßovg 

&aoaov ' Inel tdxcc vm dioia6fie&' ov yunä tmoofiov. 255 

qlxpw yag ae Xaßwv ug TdgvaQOV ^e^oev^a, 

ug t6q>ov alvouoQOv yual dixvixcnfov • ovde ae firjcrfi 

ug (fdog ovde TtavfjQ dyaXvaevaiy alX ino yairji 

215 eQQrjoeig bXoöiai fiet^ oa^dgaaiv iffefjiovevwv^^. 

TOV ^^Eg/xirfi pivd'oiöiv ctiiBlßero "AegöaXeoiaiiß ' 260 



234 A. Fick 

^j^tjfuotdriy tiva rovrov anrpfla ^ivd-ov eeirvag; 

^ ßovg ay(favXovg dLZtjfievog h&a^ inaveig; 

oi/K Ydovj ov ftv&Ofirjißj ovx aXkov fiv&ov anovaa* 

220 ovTi op fAtp^aifAj om av ^ijwtqov aqoLiirp^. 

wdi ßoüh ilat^fij Yj^aitaim q>w%l, eotyua. 265 

ov% ifjiay ifyov vovroj rta^og di ^oi alXa fiifitjleif' 
VTWog i't^oi yz ^ifirjXe xot rjfiefiffjg ydXa f^r/VQogy 
OTtaqyava zifi^p wfioiaiv Vxuv yuxl &€Q^ä XoefQci, 

225 firj rig tovto nvd'oiroy no&ev rode velnog hvxdj] • 

Tuxl Tusy d^ fiiya dwjfiu f^er a&avatouJL yivoiTOj 270 

näida viov ysyauna diä TtQO&vgoco nefijaai 
ßovaiv in ayoavloiai • ro ifanq^nioig äyoQeveig. 
X^ig ysvofAtpfy ccTtakol de nodeg, XQfffjua S*V7tb x^wv. 

230 ei ^id-ileig^ nctTQbg xeqpailip fieyav oqxov ofidvfiai' 

fi'^ fiev iyta firjt ccivdg V7tiaxo(iai alTiog ävai^ 275 

fArjfte Tiv aHop onfana ßowv xXoTtbv vfiereQcuaVf 
all riveg al ßoeg uai * tb de ydiog olov äxovw^*. 
äg OQ eq>ri xat Ttvnvbv otvo ßX&poQiav afioQvaaoPV 

235 cnpQvg QiTvta^eameVy bfcifievog evd'o xat Ir^cr, 

liayLQ arcQavqUCioVy ahov rbv fA.v&ov vicoaxiiv. 280 

top ifanatbv yekaaag nfooiiprj iyiaeQyog i^noklafv ' 

yyS) TtinoVj "qrte^Ttevrdf dohxpqadig^ ^ ae fia£ oYw 
TtoiXdyug ünmxoQevwa dofAOvg ev vaierdovtag • 

240 evpvxov oim IWr fiovvov Itc ovdü (paka Tuniaaaiy 

(nuevd^opva xar oly^ov aveg xff6q>ov, oV ayoqevug. 285 

TtoXkovg SdyqavXovg oxo^ijeree^ f4r]XoßovqQag 
dHqeog ev ßrflarjiaj OTtotav x^iiiv eqctiitwv 
dwaig ßotTKoXioiai yuxi u^Ttoxoia oteaaiv. 

245 aXX aySf /iij nufictcov te 'ml voxctiov vrtvov hxvofiigf 

ha Xinvcv wnäßmve, fielalvr^ wKTog eralqe. 290 

xovto yaQ cäv xai enetta /uer a^opoxwv yegag e^eig* 
dfxoQ apviXrfliwit xexXi^aeaL i^i^ava /roira". 

a)g OQ eifVj yuai TtaiSa hxßwv q>iqe (Doißog uinoXhay. 

250 avv ^a^a (pQaaadftevog rote d^ x^orüg ^AqYettporcrjg 

ol(ovbp nQoitjuevy duqo^evog fiexd x^^^t ^^ 

xXiqiAOva yaaxqbg eqid'OVy dtdodixXov dvyekiiixrpf. 
ioavfuviog de fiex avtbv iTtiTtxaqe* xöio ^IfiftoX^MV 
IxAvey, in x^^cSv de x^f^^i ß^^ nvöifiov ^Eq^uhpf, 

255 eCe^o de TrQOTcdQOid-e tuxI ecav^evog neq oöölo 

^Bqiieriv HLeqtOfieioVf %olI fiiv TVQog fivi^ov eeiTcev' 300 



Die ursprüngl. sprachform der homcr. hymnen. 235 

yf^aQau, aTtaoyaviarva, Jibq tuu Maiadog vü* 
ev^aw nal erteiva ßoüv iq>d'if^a yuaqtpfa^ 
TOVTOta oicavolar av i^avT odbv '^yefAOvevoeig^^* 
260 wg g)ar, 6 ^avt ovoqovob -dvaig KviMivtos ^E^fiifjgf 
CTtovdiji iwv a^qiio de nag aoaxa %eifiiv iti^u 305 

andQyavov apttp atfioiaiv iekfiivovy bLtvb de (avS-ov* 

ri ixe ßodiv eve% wäe xohwfxeyog b^oXoTieveig; 
265 & Tvoftoif eid^ anoXoiro ßoäv yhog' ov yoQ ey<a y« 

viiezeQog exXetpa ßoag^ ov^ aXkov omoTta^ 310 

ai Tiveg ai ßoeg uai ' to de yikeog olov omovo). 
dbg öe diyn^v yuai de^o 7ta(fcc Zr/vl K^iiovi*^. 



(V). ^ 
Ji^fiffVQ TfoyuoiJLOVy oeiiviiv ^eov, a(jxofiai aiduv 
avTtiv i)<Jc d^vyoTQa tavvafpvQOVf §y l^idcavevg 
riQTta^eVj duhiep de ßaqv%%V7tog evQVona jZevg, 
vbaq>iv Ji^fir/VQog x^'^^Qf^i ayXaoxoQTtov, 
5 TtatCovaccv Tuofvqrpi avv ^ih^eavcv ßcidvMXTcoig, 5 

avd'ed T^alyvfiivr^Vy ^oda vuxl %q6xov ^d* ux mcüid 
Xeifiüv afifiaXcr/^bv xal äyakkidag ^(f vmuvd-ov 
vdgfKiaaov d^y ov eqwae doXop KalvxtiTttdi TLOVQtji 
Faia Jibg ßovX'^ai xaqiXpiuvr^ Ilokvdixuriiy 

10 -d'avfj.aavbv yavdoway aißag de xe Ttaciv Idia&ai 10 

ad'OvaxoLOi d^eola ride ^vrjfcdia dvd'qiOTtoig* 
xcX) 'Mxi oLTtb ^iCvfi eyuxzdv yLo^a e^erceqnrAJU * 
yur^wdei d^cd/iijt nag TOVQavbg evqvg vjve^ei^ 
ydid te rcao eyihxaae tuolI aXfivQvv oidfjux d-aXdrrqg. 

15 § ^oQa d'a^ßripao wqe^cno %eQalv Sfi afiq>w 15 

TUxXbv advQfxa Xaßüv' xdye de yß^v evQvdyvux 
Nvaiov ofXTtedioVy %iiL oQovoe:^ ava^ IloXvdey^uay 
%7iTcoiQ d&avdtoiaiy Kqovov Ttokvwrvfiog vlog, 
ofTtd^ag ifmovoav eni yui/vöeoiaiv oxoioi 

20 riy oloqwQOfievrp^ ' idxrjae ^Sq OQd'ia qxavrii 20 

neKXofAerifj Ttccrega KQOvidijv VTtazov yuai aqiorov. 
rffTpiav d^oQiwv yu>Qvq)at xai ßivd-ea novrcv 38 



236 A. Fick 

qxxmji V7t ad-avQTTji' rijg d^exXve rrotvia lArfCfjQ* 

6^ di fj.iv xQadiccy ixxog uXaßeVy dfiq>t da xaiTaig 40 

25 ofißQoaiaig %Qa,ÖBiiva datCero xe^i g>ilr]ai, 

Tivaveov de "mXvfXfia nuca afig>oT€Qcov ßdXer wfAOfry 
aevoTO d^äg t oi(ov6g, iTct rqaq^tqdv tc yuai iyqav 
fÄaiOfihnf]' zijc Sov xig erfjTVfia fiv&rioaa&aL 
ridtXev cnrce 9'Bwv oUb drrjtcSv ov&QUßTtmVy 45 

30 ovdi oi ouovwv rig izi^fiog avyeXog ij^cv. 
hnniixaq (xer BTteira xorer xd'ova nowia Jtjd 
OTQiaipSTj aid'Ofdevag datdag /jiezd x^i'^ exovaa^ 
ovSe TtOT afxßQoaiag xat veKtoQog rjSv/coroio 
naaaat omrjxBfihnfj, ovde XQoa ßaXlero lovtQOig, 50 

35 aXX* ore dtj öeyui%T] oi STtrilvd-e (paivoltg ^Hwg, 

^Hehov rf^pxaye], d'ewv ayuOTzlv '^di yual avdqwv^ 62 

G%il Stitmav TCQOTtaQOid'e yual UQeto Öia d^eacjv 

j^HiXtj aideaaai fie Qeag vtzeq, et rcorte dij aev 
\ eitev ij eqyiai liQadiav yuai dvfiov Irp^a' 65 

40 y^Qtpf, Tijy etBKov yXwueqov d-aXog, eiöeC KvägaVy 
tilg adiviiv otv ayuyvaa dt aid-eQog avqvyhoio 
Sg TB ßiaJ^oidivrfi, droQ ovx XSov oqfd'alfxdioiv. 
aiXd, av yctg dij Ttaaav irrt x^ova yual yund norcov 
ald-iQog hc diag -mtadeqyieai dyLTiveaoiv, 70 

45 vrjfAeQTecag fxot evione q)lXov Th,og, ei tcov onwTtagj 
og Ttg v6ag>iv ifieio Xaßwv cnuovaav dvdvyuat 
Wjfjstai fj€ &eüv ij xat dyr(c(ov avd'QdfVWV^*. 

(ag (poTO . vfiv {f^YTteQiovidvff rifieißexo fiv&ioi • 
^Ptiag rivyLOfJLCfv SvyateQ, JrjfxijveQ avaaaa, 75 

50 eldi^aecg* dri yccQ fieydX a^Of^ai ^<f iXeaiQU) 

axyvpievrjv Ttegi Ttatdl ravvacpvQCJi ' ovde rig aXXog 
aYrtog dd-avatcov, el fiij veq>eX7ffeqha Ze-vg, 
og iJiiv edio-^ ^!^idrjt ^aleQccv TLc/lriad-ai ar/,otTiv 
avToyuzaiyvT^wc • o d*V7ro ^6q)ov rieQoevra 80 

55 OQTta^ag %7t7toiaiv ayev fieydla Idxovaav, 

dXXdf d-ed, TLaraTtave fiiyav yoov * ovde %i ae xpij 
fidip avTtjg aTtlrjfTov exeiv xo^v • ov toc aeiy/qg 
yafjißqbg h d&avdroig Ttolvarj/jidvTioQ it^idtovevg, 
avToxaaiyvr/vog yual ofioOTtOQog' dutpi de rifAtjc 85 

60 iihxxev wg %d TtQwza did rqixa daa^iog hvx^' 
Toig (jLexa vaterdet, tüv iihxxe 'KOiQavog uvai^^. 
wg eiTtwv tTtTtoiaiv hiiKleuo • rot fvn 6/uoxA^$ 



Die orsprüng]. epradiforin der homer. hymnen. 237 

^pi^ €ipB(f&r S-ow aq/da TOVvmeQOi äg toicjvoL 

Trp^ ^axog olvoreQOv xai xvvtbqov l'xcro -Stjuw. 90 

65 xwaa^hri d^ MftMa YJBXaivtffÜ KQOvicavi 

voatpia&uaa &Büiv ayo^v yual ficmgov ^'OXvfiTtov 
iaiXti iTt av9'Q(!>7t(ov ftokiug YXii nlova €Qya, 
€idog afiaXdvpcvaa tvoXvv xqovow* ovde xig ävdquiv 
uaoQdiov yiypuxnu ßadvltivtav tb ywaiytuiv, 95 

70 ^Qiv /Sre dfj KsXedio ddtfpqovog ixero dcSjua, 
%g %(xi ^EXevaivog dvoiaaiig yLoiQavog ^«v. 
Stero ^iyyvg oöoio g>iXov Tetirjfiivtj yTOQ 
naQS-eviiüc q>^iaziy o9'ev vÖQevovro ftoXlrai^ 
«y oxiaty avTOQ VTve^e irefmu d-di^vog ilatagy 100 

75 yQot TtaXaiyeyii ivallvTuog, t] ve toxoco 
äfY^aL dwQwv re (piXoateqxivov l4q>qodlTrfi, 
olai %B TQO(poi U4JI S-BfiiGTOTtoXwv ßaoil'qtav 
ftaidwv xai Tafiiai yuxrä dtAfiara iffjflvra, 
rqv ^Bidav KbXböIo ^Ekevaiviiao dvyaxQBg^ 105 

80 i^o^evai ^b^ vöwq BvijQvzov^ oipQa {piqoiBv 
%dXftiai xak^ausi q>ihx Tt^g diifxata ftoTQogy 
riaaaQBgj Hg re d'Bai, imvqt/iiov apd'og exovfsaiy 
KaiXcdlxr] Tuxt Kkuatdlxtj Jr^ixd % ifOBaoa 
KaXXt'd'Ofi 'S^^y ^ Twv ftQoyBPBaraTr^ tjbv anaaunf 110 

85 (wd* Byvwv %aXB7toi öi d-Bol Svtp:oiaiv oqaa^ai, 
avxdv ffiaräixevai. bttbu TcvBQOBvra tzqootivSwv' 

yjxig Ttod-ev eaaly y^avy nahxiywiiav av&QtJTViov; 
ziTTtB di v6ag)i TtoXrjog arciarix^y ovde dofioiai 
TclXvaaai ; Jfpd-a yvvahuxg ava (xiyaqa OTUoewa 115 

90 TtjXiyuxiy wg av tibq cc>de, xat OTtXoTBQat yeyovaaiy 
a% TLB OB (piXtawat rifxiv btvbi ridi yuxt e^a>i^*, 

(og etpavy ^ SiithBaaiy a[iBißBi:o Ttorcvia •^Batav 
yythya (piHy a% %ivBg botb yvvarACüv &rjXvTBQdwVy 
XoIqbv' eyca ^vfuv fiv&rflopiai' ov xoi aBiyiig 120 

95 vfilv dQOfiivrjGiv äXtjd'ia /dv^aaaS'ai' 

^tjw ifxol y ovofi hrtl' rb yccQ Mxo Ttorvia fJiffjfcriQ. 
vvv avTB Kqrflfid'Bv btz evQea v&ca ^XarTtjg 
riXvd-ov ovK kd'eXovaOy ßlai i^ayunnjov avcnrarji 
ayÖQBg XrjiavilQBg ajvffyayov, (X fiiv BTtBira 125 

100 vr^ d'orii QoqiwvÖB %atiüXBS'OVy ey^dtc yvvaiyLBg 
"^ftBiQOv BTtißrpjav ccoXXiag '^i xal avToi 
ÖBiTWOV iTvqfgtvvowo TtaQcc 7r^\uvriaia vrjog' 

B«itrifr» c knnd« d. Ig. ipraeheo. IX. IQ 



238 A. Fick 

alX ifioi üv öofTtoio fAeXiq>Qoyog riQavo ^fiog* 

Xad-Qa ifoQiAi^üoa 6i ^neigoto fjieXaivrjg 130 

105 q>€vyov vTte^idlovg ar^fiavroQag, oq>Qcc^ x« fii^ ju« 

anqiaurpf neqaaavteg ifirig aTtovaiaro Te/u^g. 

ovTU) d&)Q iTiOfirp^ aXaXrnjiivriy ovdi tc olda, 

7j TiQ Ol yat eatif yuxi o% %iVBg hy^hvaai. 

alX vf/iv fABV Ttdvreg ^OXv^ma dw^ctc B^ow^g 135 

110 doiev yujVQidlovQ avddagy yual rixva Tsuiad-ai, 

üfg i&eXovat, Toycfjg' ifii Sm/v ohctLgcnBy yujvqai, 

7t(ioq>QOV€a)g, q)iXa tii^va^ riwg TtQog dco^a^ Yyuafiai 

avigog rjdi ywaiyiogj %va Oipiaiv iqyal^Mfiai 

TTQapQiov^ ola ywacycog aq>{]Xiyfx>g eqya r^mcrat. 140 

115 xat x«y Ttalda vBoyvov sv avKolvrjOiv exovaa 

%al xfi Xixog arogiaaifii ixv%oi d^Xa^wv ¥ü7rqyiTiov 

deoTtoavvov xat x SQya didaoTuqaaipLv ywahux^^ 

qni ^a d-sd ' ripf itavTix dfielßero naqd'ivog adii^g 145 
120 KalXidintjy Keleoio SvyctcQcSv ädog oQttnrj' 

jyfioia, -S-Bciv fiiv öaiQa xat axuv^evoL TtBQ äymmtii 

rhlafiev avd-qtaTtov dri yoQ TtoXv (piqreQoi uaiv. 

ravTa di roi aaificDg V7vodi^aofj.aij rjä* ovo^rjvo) 

avifagj olacv Bn&nv fisya yLqdrog hf&ade Ti-fi^g^ 150 

125 &qfxov ze 7tQ(wxovmv idi yiQade^va TtoXrjog 

UQvctzai ßcfvM^ai ycal Id-eiaiai dlyufjatv 

riiiev TgiTtroXifiov TcvyufX'qdeog rjde JionXov 

rjdi üoXv^eivov yual afxvpLOVog Evfj.6X7roio 

aal JoXixov yual Tcaxqbg dyrivoqog ruxBxiqoio 155 

130 xiav TiavTtov aXo%oi, nard daifiora Ttoqaalvcvatv* 

T&iav oivK av xig ae Tuxrä yrQcittaTov OTtWTtijv 

eiSog ctTifirjaaaa dofioiv aTcovoafpiaaecev, 

alXa ae di^ovtav &q yaq d-eoeiycsXog iaai' 

d ^i-d-eXeig, iTti^uvoVj %va nqog dciiAOza TtatQog 160 

135 eXdw/jiev xal ixrp^ql ßadvl^tivwi Metavei^c 

elWoijuey zdöe nävca duxfmeQig, ai yuk advwyiii 

tjfiireQOv^ livai fj.rj^ aXXwv dcifiar iQSwav. 

tTjXvyerog de oi vlog evl fieyoQioL evmjyLtcDi 

oxplyovog TQ€<peTai TvoXvEvxerog dandaiog t€. 165 

140 el Tov y hud-Qixpaio yual ijßrjg fiivQOv %yuotxo 

^eld X« tig ae yldovaa ywaiyuHv dTjXvreQaonf 

tf^Xtiaai' Toaa ytiv xoi dnb &Qe7tTr0a doir^^^. 



Die nraprüDgl. Bprachform der homer. hymnen« 239 

wg egiO'S^ * rj d' e^ivevae xa^äatr rat de gnxuva 
TtXfjadfieyai vSatog ipiqov avyea nvScdcvaai. 170 

145 ^ififpa de ncevqbg ixovro lAeyav dofiovy 3nua de ptrjtqL 
uvenov, i^g elday te nai enXvov. ^ de iial^ &Yja 
iXdwaag hdleve iMtlüv in aTteiQOvi, fiiad-wi. 
Ol o wg rij eMxg>ot ij Ttoqfcieg euxQog wQaL 
akkovT av Xeifxäva yuoqeaaäiievai q>qiva (po^ßr^i^ 175 

150 mg cS imaxoiAevai eavwv Ttxvxag lixeqoiytünf 
if[i^av TiolXrpf mar afia^irov' afig>i de xaixai 
wfAOU^ ifaaovto yLQOntjmi^ av&ei bfidlai, 
rhfiop ^hfyvg odov xvdQctv 'd^ebvj h^&a ndqog Tteq 
ndkXiTtov' avTctQ enevta tplla TiQbg ddfxata TCOTQog 180 

155 ijyoSyy* § d^aq OTtiad'e q>ihov zernjfiivrj riroQ 

ateixe yuaza yiQa&ev menalvfifiivr]' aixq>i di ninXog 

üvttveog ^adivoiai d-eag iXeXl^eto tiogoiv. 

citpa di diiixa^ ixovro dLO%Qaq>iog KeXediOj 

ßav di di al^ovarjg, &fdix Oipiav n&tvia iiiqxTiq 185 

160 ri(no jvo^d atad-fiov %iyeog Ttvnua Ttoirjcoio^ 

TttaS VTto nokTtwi, exovaa, veov d'iXog' dt di Ttaq avtiqv 
ed^a^ov fj ^oq hc ovdov eßt] TtoXvTtorvta Jrjd. 188.211 
trlai di fiv&tav r^^ev S)^(avog MevdvuQa* 

„X^iQey yvvai, inei ov ae tloiuSv oltz eoXTta TOTiiqcDv 

165 iifieyaiy a}£ aya&dy* ini toi TCQeTtei ofA^amv aidwg 

yuxl x^^Si ^S ^'^ ^^Q ^^ d-efiLOTOTcolcDv ßaoihqwv, 215 

akXd d-e&v fiiv dwQa %al äx^nj^evoi Tteq avcnnctji 
ThXafAev oof&qwnoi * eni ydq X^uyog avxivt TLelrai. 
vvv ^inü %%eo devqo, Ttaqiaaexav ocoa % ifioi neq. 

170 ndida di fioi Tqeq>e rovde^ tov oxplyovov yuxi aeXTVtov 

&7t(xoav a^dvaxoij TCoXvdqavog de fioi iaxtv. 220 

ei Tov Y^iKd-qixfjato xai rißr]g fiitqov Ixotxro, 
^d %i rlg ai ylddvaa ywanMav dTjXvteqdwv 
^tlXwaat ' Toaa xey toi ano 9qe7vvfiqux dolijv*^. 

175 Ttiv ^avre nqoaiemev ivaxeqxxvog Jr^^rftr^q' 

jjYm avy yvvai^ fiaXa x^^Q^f ^^ol de xoi ia&Xd Ttoqoiey. 225 
Tcaida di toc 7tq6q>qiav inode^ofiai, Sg fie TieXeveig 
^•qitpaad^ • ov /uvy ioXna, iiaiiog>qadiaLai vid^vf]g 
ovT aq iTtriXvaia drjXriaeTaL ovif VTtorafivov' 

180 olda ydq avrlrofiov fiiya (piqveqov ovXotOfioio, 

olda d^intjXvaiag TtoXvTtruxofvog ia&Xov eqvofiov^^. 230 

&g aqa qmvtflaoa ^vtadii di^octo ^oXmai 



240 A. Kok 

Xtdoiv tad'ctvattjcr yeyti&u da ipfiva /iijrijQ. 

wg ri fiev KeXeölo dfuff^oq ayladv viw 

185 Jvjf^oqxiovd^ j ov ecixtey ivl^um^ Me^dvei^j 

etQBq>ev iv ^eyaQOiacv ' o ^^'r^ero iaifiovoq wict^, 235 

ovv clvv aixov eduvy ov drfia^evoQ \ynka ftffVQogi 
alla yaQ ijfiata fiev [älv evatiq>cevogi] ^fffii^i^ 236^ 

XQBieo"/ a^ßQoaiaiy wg iv d^eav hLyeyaävOj 

190 fidv TLccTaTtveiavaa yuai hf "Mlfcaiciv ^ot;aa* 
vvyLTag di TLQVTtriayie TtvQog fA^vu^ xjfVT^ daXw^ 
Xad-qa q>ihav yovmv xdig de fiiya ^avfi ^ervsero, 240 
wg TiQod^alrig reiU^ecrxf, &eoiaiv fa¥V MOine», 
xort %iv fiiv Ttoirflev ayi^QWv x otd'oafoniiif r<, 

195 6t fti] aq aq)Qadiaiaiv sv^unfog M^dvuQa 
vi-AX tTtvxr^Tjoaaa dviÜBog hi 9aX&fHHQ 
üTUxpaxo' TLiJTLvoev de %at afAqxo TtXiq^axo fAi^fta- 245 

delaa(/ m Tttqi navöi %al ijaa^ yUya dvpiäij 
Yjtti ^ blQqfVQOfievi] €7tsa fxxE^oevra n^^oaijf^da' 

200 * y^xh.vov JrjfACKpaovy ^uvt] ae ftvQl hfi TtoHiii 
x^vrret, ifioi de yoov xai xijdea XvyQct xlS-rfiiv^*. 

c5g q>at odvQOfiSvrj' xijg d'^V« Ha ^€aanf. 250 

T^t de xoAcooafi^i/i^ TiaXXiaxiqxxvog Jtjfdiqxtjd 
Ttaida (pLh)Vy xov aeknxov hi luyaqoiai^v Sxvkxw^ 

205 xei(feaa ad^avaxrfiiv ano lo ^}C£ Tveioifde 

i^avelovaa nvQog, dvfiuk yurxioaaa iiaÜ w&gy 

-Kai ^ afivdig TZQoaiunev ^(ovov M^dvuQov' 255 

„vqiöeg avd^QCjTcoi, afpodöfioveg ovx aya9oio 
alaav ejteQXOfiivov TtQoyvwfievai ovxB iuxkoIo' 

210 xat av yaq aq>Qaäiaiac xeija avd'XMaxov aäa-Sifg. 
Xaxw yaq &ewv oqAog a^uUxxov Sxvyog Sdcii^ 
ad'ovaxov xeV xol %at iyrjfcjv i^iuxxa navxa 260 

Ttaida, fpilov noirpa yuai aq^ixov ünaw xi^i^v' 
vvv fovx ead^y äg y£v d^avarov xat x^qag aXv^ai' 

215 xifA'^ S*aq>d'i%og alev eneaaetcuj dvvsüux yovvüv 
rifiexiQwv iTteßt] xai ev avuoivtjaiv uxvae. 
eJjut de Jrjfi'qxr^Q xiixrfixogy ^ xe fiiyiaxov 268 

ad'avdxoyv drr(xdia oveaq 'A£ci xaQh^ xenmxau 
aXÜ aye ftot vrfiv xe fiiyav xai ßu^iiov vrt avxdk 270 

220 Tevxovxiov rtag df^og vnai Ttohv oLtcv xs xüxogy 
KalXixoQOV YxxdvTteQd'ev eTtl /r^oi^ovrt xoAoiyiSt. 
%Qyia S^avxYi iywv V7tod^ooiiaVy^ wg av enuxa 



Die urBprüngl. sprachform der homer. hymnen. 241 

evayiwg SQÖovreg ifiov voov lAcroxi^^e'^ 

(x)g dftcivaa d-eä /jiiye&og ze yuui eldog afASvipe 275 

225 y^Qag aTtcuaafÄivrj, Tteql taf^tpi Te wiHog arjzo' 

OTudvoTO, Trjle di gdvyog and XQOog a&(xyd%oiO 

IdfiTte d-eagy ^av-d^al di xojuat xcnrevtjvo^ev üfAOvgy 

oüy^S ^iTrlrjad-f] Ttv^ivög öof^og^ aOTeQOfcrjg äg, 280 

230 ßrj di dii-/, ixeyaqiav • x^g ^avciyua yabvar ekvvzOy 
örj^ov ^aq}&ovyog yivexo xqovovy ovde zi naidog 
^viiaaxo trjkvyetoto and Kanidov aveXio^ai. 
Tov di -Mtaiyvrpcai qxovriv eaaTiOvaav iXeiv/jv, 
xacf i*aQ an evaTQiütwv Xe^^atv ^oqov ^ f^iv mu%a 285 

235 naW ava xB^iv ihyvaa iüi ivMrtd'm^o yLoXnwi* 
r/ ava nvq ave^Mti • ij oaaavro noaa analounv 
fit/reQ dvaaz'qaavaa dvwdeog ex d'aXd^oio. 
ayqo^evai de iäiv ainq)lg iloveov aanaiqovia 
a^qmyanaCo^Bvai' zov d'ov /auXiTceto ^jAog^ 290 

240 xuqoveqai ydq drj fiiv exov TQoq>ol ij^e tidi]va$. 
ai /liv navvvxLai xvdqdv &edv IXdayLOwo 
delf^ari naXl6f>ieyai' afia d^rjöl (jpaivojAiyrjipiv 
eiqvßiac Keletii vr^fAeqvia ^vd^aavrOy 
log inhelXe d^eä 7uxXXiariq)avog Jr^i/jzf]q. 295 

245 atnaQ o y dg ayoqav yiakiaag noXvnüqova Xaov 
rpf(i}y tivTLO/ÄWi Jfjfii^reQt^ niova vqov 
noirjoai yuai ßtjfiov Ini nqovxovzi yLohavüi, 
ot di fid)! alxp^ enid^ovro xai ¥aXvov avdvjaawogy 
Tevxov ^j wg inheXXev • S d'^v^CTO daifioyog aiatji • 300 

250 avxdq inel zileoav xat iqdrfiav yuxf^aTOio 

ßdv ^ ifiBv olxacf i'yLaazog' droQ ^avSr^ Jrj^rp;riQ 

tvd^a yLa&eKofiivTj fAoyuxQiov dno voatpiv andwwv 

fiifive nod^ioi iiivvx^ovaa ßa&v^wvoio dvyazQog. 

alvatatov d^iviavxov ini x^dva novXvßotuqav 305 

255 noirp dvd-Quinoig xai y^vvrazov ovdi %i yaia 
oniQfA dviu ' ytQvnrev ydq ivaziqxxyog ^tji^rfztKf. 
noXXd di '/jaiAnvÜ aqorqa iidvrjv ßoeg uXmv dqovQais^ 
noXXbv di %qi Aevxoy ixwotov e'ftneae yaiai. 
xat vv xfi ndfinav oXeaae yivog fieQonoiv dv^Qvmfav 310 

260 At^w vn aqyaXiag^ yeQdiov d'iQiicvdia tifiiqv 
•Mxi dvaiüv iifieQüev ^OXifinia dd^ax Mxoyzagj 
bI fAri Zevg ivotjosv km % k^Qaaaato ^ia&i. 



242 A. Fiok 

^iQiv Se 7VQWT0V xqwoTtteqov ägaB Tialiaaat^ 

JrHHjvQ '^vKoiÄOVy TcoXvrjQarov eldog ¥xooaav. 315 

265 iog etpa^ • ^ de Zrpii neXatvefpii Kqoviwvc 

Tcel^evo yuai to iitarffv diid^fABv c5xa nodtaaiv. 

Sx€ro dk TtToXU&Qov ^Elevaivog dvodaatjSj 

rivQe fivt vrjwi JrifArfttQa xvavotrcBTcloVy 

yuai iitv qHaviiaaif ertea Tvce^oevra TtQoarjvda • 320 

270 yj/Jri/i7jt€Q, Kuxliei, ae TtarijQ Zeig cup-9'tTa eiddg 
ik&ef^eyai fierä gwXa S'ewv aleiyevexaiov. 
alX X&Lj fufj^ äriXecTOv ifiov eTtog hi Jiog eatto**. 
tag (paxo Xiaooiihr)' Trjt 6*ovk ineTtei^exo Sviiog. 
avTiTL eneita TvatriQ ftoauxQag d'iovg aiev iovtag 325 

275 navrag iTtiTtQoiaXXev aiAOißrfiig de :u6vteg 
xiyclrjayiov yuai TCoiXa didov TceqiyuaXkea dviqay 
ti^ag S?j ag %ev ^Xoito fier ad^avatoiai d-eoiaiv 
aiX ov Tig Tceiaai dvvaro q>qevag iide votjiÄa 
dvfAwt x^Ojueyi^* oreQewg d^ tjvaivero jAvS'Ovg. 330 

280 oi) fjiev yaq rcin eqHxayue &üwdeog ^CKXvfAnoio 
nqiv yencßriaea^ ^ tcqIv yaiag yuaqnov aviqauVf 
nqlv Xdoi ofjpd'aXfAoiaiv e^ evwTvcda yuovqrpf. 

avtoQ iTtei %6 yayuovoe ßaqmxvrtog evqvoJta Zevg^ 
ug ^Eqeßog Ttifixpev y^jqvobqqaTtiv l/tqyeifpovTrp^f 335 

285 o<pq ^'Aidrpf fiaXccnolai TKxqaKpafjievog eTveeaatv 
ayvriv Tleqaefpoveuxv vTto tpqxn) rjeqoevrog 
ug q>dog i^yayoi fierä daifiovag, og>qa e fii^rjq 
off^aXf^ciiaiv Idovaa fieraXkiq^eie xoXoco. 
^Eqfiijg <f ovx anid'rjaevy a<paq Svtvo xev&ea yaiag 340 

290 eaavfieviDg yuxraqovae Xifttov i'öog ^ OYXvfifcoio. 
thjAe de zov ye ava^Lza dofKov evroad-ev iovta 
ijfiepov h lexeeaat avv aidoiat, TtaqocMm. 
ftQl£ aeiux^OfiivTji fir/vqog tcoO'WI' rj ^e% aftlrftov 
oqyiad'eloa d^ewv ptaxaqiov firp^iezo ßovXiJL. 345 

295 apx<ni i^lota/Äevog nqoaigyri nqatvg l^qyeup6n;f)g* 
y^idf] yLvavoxaiTay yLataq>9'LfxivoLaiv avdaoiavy 
Zeig iie Ttazfjq ijvwyev ayav^v neqaeg)6veiav 
i^ayayuv eqißeaqft f^eza atpiagy oq>qa e fi'qrrjq 
Offd^aXfioiaiv Idovaa %bXov yuai firpfwg aZv^g 350 

300 ädixvaioig navaetev • eTcel fieya (xtfierai eqyov 
g>&icaai qwX a^evuva xaf^aiyeviwv avd^qdmtaVy 
aneqii vnb yrjg x^wrTOwra, ')unaq>d'tvvd'ovaa de tifwg 



Die orsprüngl. spraohform der homor. hymnen. 243 

a^avccoav -q fcivov ^u xolov, ovde S'eoiatv 

filayetai, aiX aTtäyevS-e 9vw6B0q hfdod'i. vrfw 355 

305 Titnacy ^Ekevalvog yiQavaov TtrolUd^QOv ^waa". 
c5g ijpotvo * fieiörjoev de ava^ evi^v u^idiovevg 

wpqvaiVy oi^ OTti&rflB Jioq ßaaiXijog iq>ecfAWV 

iaavfiivwg zhiiXevae datq>QOvt üe^ecpopeiai ' 

9,e^80j neQaB(p6y7]y naqa fir/tiqa Kvay&TteTtXoyy 360 

310 ^lov iv atfjd-eaai §iivoQ xat &vfidv ^ot;aay 

^fjdi zc dvadvfAatve Xlav fzBqiwaiov oAJmv. 

ov roi h ad'avatoiaiv aetmiig eaaof/ oKoittjgy 

ahoxaaiyvijtog naxqoq Jiog' ty&a ifidvaa 

öeaTtoaaeig naiftwv, brroaa ^oiet ze xai ^^eiy 365 

315 %ifiäg de axifieia&a \iti aS'cmkotai fieyiarccg. 

%iav ifädiuLTfiairtiav Tiaig eaaetai i^^icera navraj 

0% yfjey iiri dvalaiac tbov fievog iXdayuavraiy 

evayiwg egdowegy h^aiaifia dwqa TeXovyreg*^. 

&g (panoy yrjdTjaev de* 7teQiq)Q(ay n€faeq>6v€iaj 370 

320 yuaqTtaXiiiwg i'ca^Sqova vtvo %aqpLcc%og * avcaq o y ^Iddh^ 

^oiag TLOKyuyy edttme q>ayäv fieXitjdia Xa&qa^ 

äfiq>L e vwfirjaag, IW ju^ fiiyoi i^fictva Ttavra 

twd'i Ttaq aidoiai Jrjfiyzegi yLvavoTtinhoi. 

XnTtovg de nqonaqoi&ev vnb xqvoeoiaiv oxeaq>tv 375 

325 eywey ad'ovaiovg TtoXvarjfiamjQ L^tSwvevg. 

^ Soxevav itrcißrj, Ttaqa de nQorvg ^Aqyeiq^owrj^ 

'qvla yuxl iidariya hißwv fietä xeqai fpllrjoiv 

aeve <ft«c T^ayapwy • ro) ^ovx aycovr enei^ia^rpf. 

^ifAqxi de ^ccKqa %eXev&a diriwaav ovde d^Xawa 380 

330 €n}Sf vdiOQ nota^civ ovr avTuea noiaevta 

XftTtiov adtcvarotv ovt mQieg eaxed'ov oqiirpfy 

äiX vneq avtdiov ßa^v "^ega zifirov loweg. 

OTTJae ^aytJVy od^i ^iliivev ^aTeq>avog JrifArfWfiy 

vriöio TcqoTtaQOtd-e dvddeog' r^ d^eatdovaa 
335 ^'tf^ ^^€ fjiaivag OQog TLazä daOMOv vXnii 



%al ftaQ ifioi yutl tccctqI 'M3üaiveq>h KqovL(a¥i 396 

vauraoig Ttaweaoi retifiivrj a&avccfoiacy 
ei ifindoiay ndXiv avzig iava vno Txv&eai yaiag 
340 oiurfietg tJQciv ZQtzazov fiiQog dg iviavzcvy 

zag de dvw naq ifjiol ze yuai aXkoiO ad-aifatoufiy. 400 
OTtTtoze Savd^eai yat eviodeoiv uaqivoiaiv 



244 A. Fick 

Ttavtodandig ^dXJiei^ to^ vno toq^ov rjegoevrog 
ctvTtg ayet jueya dmipia d'eöiQ dyrp^dlg % cwd'QdifVoig 

345 

Tcai Tivi oi^aTtarriae doktoi TLQOteQog TloXvdiyiiia^^ ; 

rijv {fav FLeqaeifovr] TtBQiyuxXlrig awiov rivda • 405 

jjTOiyag eyd aoif /tc^e^, sqü vTjfACQTia Ttavta' 
evte /MOt ^EQf^rjg tjXd^ iQiovviog avyelog cäxt'g 

350 TtaQ TtazaQog EjQOvidov re yual akhav ovQcnmmav^ 
i'KS'äv i^ ^EQeßevg, iva pi oq^&aXfiöiciv idovaa 
h'^atg ad'ovaroiai %6Xov xat fii^nog alvijgy 410 

cftTtV iywv av6q(n.v VTto x^^l^^^og • orvra^ o ka&Qtt 
efißali fioi ^oiag yLO'Kiiov, fieltrjde iöwdi^, 

355 axovaav di ßiai jue TVQoatpfov'/xxaae ndaaa^ai. 
c5g de fioa^aqTtd^ag Kgovidov 7zvY,ivfiv did firJTiv 
wiX€TO TcavQog ifxdio (piqtav vrcb y,€v&€a yaiag 415 

i^eQiüf aal Ttdwa diu^opiai^ wg eqeeiveig. 
rif4Üg fAev fidXa Ttaaai av i^eQrdv keificiva 

360 uittmiTtTtrj Oatvcü ze tuxI ^HXiyLVQa xal ^lavd^ 
Tuxl MeUtrj ^Idxr^ Te ^Podeia tb KalhQor] re 
Mrjloßoaig te Tv%ri xe %al ^ihivgorj yuxXvxÜTCig 420 

{Xqvar^ig t ^Idvuqd % l/^xdanj % ^^d\A\(cii\ re 
yuai ^PodoTtfj nXowoi re xal IfieQoeaca KaXvxpco 

365 xai J5rt)| OvQoyia 'ze raXa^avQa t igcczuvri) 

Tiaii^o^ev rf!f avSn] dqenofjLBv xuqboo^ fQOBvta 425 

liiyda xqoTuov xar/avüv xal dyakXiöag ijd^ vcnuvdw 
Tuxt ^odeag xdXvxag xat leiQia S-av^av Idea&aiy 
voQXiaaov ^*, ov SqjvoBv (efxot dolov) eigsla x^cJv. 

370 ccvraq iyii dQenofitpf TCBQt %&Qiitni ' yaia d^evegd-e 

Xti^oev' rijt ^exS-OQ^ ava^ xqaveqog UoXvdiyiAwv 430 

ßfl di q>€Q(ay vno ydiav iv aqfiaoi x^^^^oiai 

ravrd toi dyyviAivrj tibq dXr^ia jtdvv ayogsvo)^^, 
375 u>g %6tb fxev TtQorrav rifiaq 6fJi6q>QOva 'dvfidv Bxovaai 

TtoXXd ixd)! d}Xil]hjDV xgccdiav xal d^)^ibv uxivov 435 

dfiqKxyaTtatofievai ' dxioiv ^djtBTtavezo d^vpiog. 
ytfd'oavyag itidexovro tvoq dX3i/i^l(ov tdidov tb, 

roiiv de ^tt avyeXov ^k« ßaQVXxvnog evqvorta Ztig 441 
380 ^A/oy yvxofxovy Jrifi'qvBQa xvavorteTtlov 

a^ifismi fiCtd qniXa -d-ewVy vTtiöexTO de rifidg 
diiauvy ag xey ^Xolto iib% dS^avozoiai S-bouti 



Die Ursprung], sprachform der homer. hymnen. 245 

vevae de 6i '/jovqrpf ereog TteqcTeXXofiivoio 445 

TTiv TQiTorrpf fiiv fiolgav V7tb 'C6q>ov rieQoeyta, 

385 zag Se dvio 7€aQa ^rirgi Mti aXkoia a&avdzoiaiv. 
ojg i(pau ' ovö^ aTti^f^ae d^ed Jtog dvyeliawv, 
iaovf^iviog d*iji*^€ xar OvXvfÄTtoio VLagdviov, 
eig ^(XQa 'Paqtov el^e (fsq^aßiov ovd-aq oQOVQog 450 

TO 7cqIv, äraQ tote yovxi q)€Q6aßiov, avtaQ rA,f]Xov 

390 äarri/£i navdqn^XXov tTievd^e S'oQa tlqI leviwv 
firideai JrjfjrjZQog xaXXiaq>vQOv • avtaQ eTteiia 
fxiiXev aqnxq ravaöiat Ajo^i^auv aöTa%veaaiv^ 
uaQog ai^o^avoio, rcidon d'aqa Ttloveg öyfiOL 455 

ßqiauv ccGTaxuov, zd d*ev iXkedavolai deöead'ai. 

395 evd-^ Bjcißrj tiqcjvlövov oltz al&eQog dvQvyeroio' 
daTiaaicag ^Xdov dXXrikag^ 7£x^^^^^ ^^ d^'^wi. 
rijv d^ (ode TtQoaiei/te ^Pia h/taQO'AQade^vog' 

,jd&jQO ti/^og, VLaleei ae ßaqvAxvjcog evqvOTta Zsvg 460 
ild-ifievai ^ezd q)vka d-eojv, VTtidexzo di Tifidg » 

400 dciouv, ag '/£v i'kow fier dd^avdzoiat ^euloL, 
vevae de ooi yuofvqrjp ereog TregiteXkofAivoio 
rijv TQirdzipf /liv iJLolqav i/cö 'C6(pov rie^oevra 
zag de dvio 7caqd aoi xe ajoI dXXoia^ dd-avaroiaiv» 465 
füg %oi VTtioTTi eaea&ac am Sejtevevae yLagazi. 

405 aXX^ l'dt, vevjyov i^ov, ymI Tteid^eo, ^irfie tl Xiav 
aLpri^eg pieviaive vieXaivefpu KqovIcjvi, 
alxlfa de ycaQ7tdv ae^e (pSQaaßiov dvd'quTtoiatv^^. 

lüg eq)az^, ovd^ aTil&r^oev tvarecpavog ^r^fir^Tr^' 470 

cuxlfa de yuxQ/tov dv^y^ev aQOVQaiov eQißiiXwv, 

410 Tcäaa de qwXXoiaiv re yuai av&eaiv evqeXa xd-wv 
eßqia ' ^ de Yxdvaa ^e[iioxo7t6Xoig ßaaiXevoLv 
del^ev TQiTTToXe^wt xe Jw/,Xei xe 7tXr^^i7t7C(jji, 
EvfioXTiov xe ßiai KeXewi d^riyi^xoQL Xaüv, 475 

dqaofxoavvrp/ leqioVj yiai i7te^Qadev OQyia Ttdoiv 

415 aefivd, xd x ov Tccjg aaxi /ca^e^e/uev, ovxe 7tvd'ia&ai, 478 
cwxe %ay«Zy f^iya ydg xl &eviv ayog laxdvei aidf/v, 
oXßiog, og xdS OTttDTtev eyrtx^owcoi' avd^QCjTtwv * 480 

og oaxeXrfi legcJVy og x rmoQog, ov Tcod' Ofiotcjg 
oiaav ex^i g>x^ifÄev6g fteq vjto toqxav evqoievxi. 

420 ccvxaQ ercei dij ndv^ VTcexh^ycaxo dla S-ediov, 

ßdv Q^ l'fiev CfüXv^Ttavde d-eaiv /i€^* Of^'qyvQiv aXXcjv. 
ev^a de vaiezdovat Tcaqal Jii xeQTtiyieQovvwi 485 

Beitrftge z. kande d. ig. sprach on. IX. 17 



246 R. Garbe 

OEfjLvaL zaldoial t€' fiiy ^Slßiog, ov tiv hulvai 

425 aixpa te oi ni^Tiovaiv lipiaxiov ug fiiya dw^a 
lIXovTov, og avd^QCJTioia aq>€vog dvfiTolai didmai. 

aXX ayy ^EXevaivog ^voiaarfi dijfjiov exovoai 490 

Tuxl niqov aiiq)LQV%7jv ^Avzqoiva ze TtevQaevra^ 
7Corviay ayXaodwQ, dQafpoQey Jrfii avaaaa^ 
430 avii] xal vlovqtj TveQiMxXXrig TleQaeqHiveia 

7iq6q>QOVBg ävz dudijg ßiorov &vfxrfie ondyuv. 
ovrag iyio nat aeio xai allr^g /ivfyjofiai (oidijg. 

A. Fick. 



Anorganische nasale im auslaut des ersten gliedes 
* sanskritischer nominalcomposita. 

Ein zvrischen die beiden glieder des nominalcompositums 
zur beseitigung des hiatus eingeschobenes m findet sich im P&li 
(E. Kuhn, Beitr. z. Päli-gramm. 63) und Jaina-prakrit (Weber, 
Bhagavati I. 409; E. Müller, Beitr. z. gramm. des Jainaprä- 
krit 37). Diesen Vorgang hat Weber, Ind. stud. V. 437 anm. 
auch für das Sanskrit mit sechs vedischen beispielen ^tamiUi, 
sdhasramüti , agvamishti, vigvaminva, vi^amejaya, samudram- 
tnkhaya belegen wollen; aber diese worte scheinen mir nicht 
beweisend zu sein: die letzten vier (W^eber giebt das nur für 
drei zu) enthalten deutlich einen accusativ, wie viele skt. tat- 
purusha, während in den beiden ersten der nominativ einge- 
treten ist, der auch sonst bei Zahlwörtern in der composition 
erscheint (skt. trayodagan, trayovimgati u. s. w., zend. thrigäg- 
ayd(ighra,thrigäg'fradakhshainyaj)\}iT.^ Bezzenberger, Beitr. 
z. vergl. sprachf. VIII. 363). 

Ich möchte sieben skt. composita hierher setzen, deren 
Vorderglied nicht als accusativ gedeutet werden kann, bei denen 
vielmehr ein spontanes eindringen des nasals zu constatiren ist. 
Da aber das Schlussglied durchweg consonantisch anlautet, sind 
die fälle von den volkssprachlichen zu trennen, bei denen es 
sich um aufhebung des hiatus handelt. 

Die von P&^ini 6. 3. 67—72 behandelten composita mit 



Anorganische nasale. 247 

&gama m im auslaut des vordergliedes enthalten zwar fast sämmt- 
lieh reguläre accusative (arumttida, dvishanUapa, gämmanya 
väcamycMta, rälrirhcara u. s. w); doch bietet sütra 71 zwei 
ausnahmen: gyainampatA adj. f. (seil, mrgayä) „die jagd, bei 
der falken steigen'^ (von gyenapäta) und iaüampdtä adj. f. (sciL 
svadhd, cf. schol. zu Pä.n. 4. 2. 58) ,,dermanentrunk, der darin 
besteht; dass öl (ins feuer) fliesst" i). Diesen beiden compositis 
stellen sich zur seite ägitambJiava adj. „wovon man satt wird", 
n. „das sattsein" Pän. 3. 2. 45, und das gräuliche ägüamgavtan 
adj. „wo kühe geweidet haben" Pän. 5. 4. 7; femer zwei der 
von Kätyäyana in den värttika's zu Pän. 6. 3. 70 angeführten 
bildungen: cLstumkära m. „das wort o^/t«» es sei!«" und dhenum^ 
bhavyä „im begriff stehend eine milchkuh zu werden". 

Die auffassung des PW., dass in der letztgenannten Zu- 
sammensetzung, die jetzt als der Maitr. Samh. angehörig er- 
wiesen ist, dhenum accusativ sei, ist an sich eine grammatische 
Unmöglichkeit und wird zudem durch eine ganz identische bil- 
dung widerlegt, welche sich Äpast. Qr. 13.24. 8 findet: räjam- 
bhavya „kronprinz". Die stelle lautet: rdjflo räjarhbhavycMya 
vä ^nübandhyäydh pagupurodägam ashtau devasuväm havirkshy 
anunirvapcUi (comm.: räjarhbhavyah räjyärho yuvaräjah). In 
rdjarh wird hier niemand bei dem vollständigen mangel ana- 
loger fälle den intact erhaltenen stamm sehen wollen. 

Für diejenigen, welche geneigt wären die hier angeführten 
bildungen in den weiten sack der formübertragung zu stecken, 
sei bemerkt, dass die sanskritischen nominalcomposita mit einem 
accusativ im ersten gliede doch nicht zahlreich und gebräuch- 
lich genug sind um als typisches muster auf andere Zusammen- 
setzungen einzuwirken. Es handelt sich hier um den nasalen 
nachklang, der sich auch sonst ohne etymologische berechti- 
gung einstellt, wie das ja besonders vom wortende des Päli, 
Prakrit und Griechischen bekannt ist. In der fuge der nomi- 
nalen composition ist das auftauchen des nasals im gebiet der 
indogermanischen sprachen — soweit ich es übersehen kann — 
auf das indische beschränkt. 

B. Garbe, 

') Das im Bchoi. znr erkläruog für das zweite wort voransgesetzte 
iüapäta ist offenbar falsch; dem fyenapäta müsste ein taiiapäta „das 
herabiliessen des öles" entsprechen. 



248 Ä. Bezzenberger 



Lettische ablative. 

In der Verbindung mit wdijaga „bedarf' werden im Let- 
tischen statt der pronominalen genitive kd (kä), schä (8chd?)y 
td (td?J die formen kd, scho, to gebraucht (Biel enst ein Lett. 
spräche ü. 20, 88, 96). Bei der lautlichen Übereinstimmung 
dieser formen mit den entsprechenden accus, sing, kö (fcö), scho, 
td (woneben ich auch tu gehört habe), nimmt es nicht wunder, 
dass die identität jener und dieser formen behauptet ist (Brück- 
ner Archiv f. slav. philol. III. 284; er schreibt überdies kü, 
8Üj tu). Diese behauptung ist aber unrichtig, da 1) wdijaga 
sonst niemals den accusativ regiert (Biel en stein a.a.O. s. 88); 
2) schd und td vereinzelt auch ausser der Verbindung mit wdi- 
jaga mit genitivischer bedeutung vorkommen (Magazin der lett.- 
liter. gesellsch. VIII. 58 no 727, s. 21 no 248, s. 160 no 1980, vgl. 
Bielenstein a. a.ü. 11.289, 295, deehlkuh[dStkd]LieYentli&\ 
Fritscha Reutera apsasihwuschana s. 14); 3) die genitivisch gebrauch- 
ten kd, sckb, td als nicht-accusative erwiesen werden durch die als 
genit. sing, (von a-stämmen) gebrauchten mehrsilbigen formen auf 
-UyVf eiche sich lautlich zu ihnen ebenso verhalten, wie die accusat. 
sing, und genit. plur. grSku, labu zu den accusat. sing, und 
genit plur. seh, to, und welche von jenen ohne gewaltsamkeit 
nicht getrennt werden können ^), Diese formen auf -u sind im 
Volkslied gar nicht selten, und ich selbst habe sie mehrfach 
gehört: nawa iaidu jo^jejiiia „nicht gibt es solchen reiter", :dta 
tiltu grid' „fester brücken -belag", Jänu hirni „des Johannes 
kinder", ta ir puischu dwiselite „das ist eines Jünglings seele", 
zelu mald „am rande des weges", fa*ltu gradfan' „einen gol- 
denen ring". Andere formen dieser art bietet Bielenstein 
a.a.O. n. 289, 292, 295, 307 (dif lüdß'Au, nü ritu, pi a'rldiAu 
u. 8. w.), der sie jedoch teils für accusat. sing., teils für genit 
sing, „mit verdumpftem a" hält Gegen jene auffassung spricht 
aber die syntax, gegen diese — ausser der schon hervorge- 
hobenen Zusammengehörigkeit der als genit. sing, verwendeten 
formen z. b. schd und namu — beispielsweise der vers nü ßnamu 

^) Einen vierten gegengmnd bildet vielleicht das ito^ welches sich 
in einem von Bielenstein a. a.o. I. 45 anm. citierten verse findet. Da 
ich das betr. „alte Volkslied'' nicht kenne, so lasse ich diese form hei 
Seite. 



Lettische ablative. 249 

iewa diluy in welchem es doch sicherlich Uum heissen würde, 
wenn ßnamu und düu lautliche Umwandlungen von ßnatna 
und dila wären. Dass derartige Umwandlungen in der Volks- 
sprache vorkommen können und vorkommen, leugne ich übri- 
gens nicht. 

Da' die erwähnten genitivisch gebrauchten formen weder 
accusat. sing., noch genit. sing, sind und da sie auch nicht 
nominat., dat., oder locat. sing, sein können^ so müssen sie 
einem der in den paradigmen der lettischen grammatik fehlen- 
den indogermanischen casus, also dem instrumental, oder dem 
ablativ zugewiesen werden. Instrumentale können sie nun aber 
wegen ihrer bedeutung, bez. syntaktischen Verwendung nicht sein, 
und so bleibt nichts übrig, als sie für ablative sing, zu erklären, 
und diese erklärung — zu welcher die Verteilung der for- 
men auf 'U und -a in nü finamu tSwa dSlu und bes 
tehroda fohbeninusLutsheste stimmt — ist lautlich und syn- 
taktisch gleich unbedenklich, da der ablativ im Lettischen von dem 
genitiv vertreten zu werden pflegt, und da hier -öd (vgl. latein. 
Gnaivody meritod u. s. w.) in einsilbigen wörtem zu -O; (s, ä), 
in mehrsilbigen zu -m werden muss. Wollte man gegen sie die 
prosodische diflFerenz zwischen tö und rcJ-g (vgl. o. VIL 66) 
einwenden, so würde dieser einwand durch den hinweis auf das 
vorkommen von kü, tu neben den accusat. sing, ko, fö, von n3- 
neben nü (Bielenstein a. a. o. ü. 295), auf die prosodische 
Übereinstimmung des ablativs ko mit Ttw-g und darauf, dass 
neben dem zu rtS-g stimmenden cS-g Sg überliefert ist (La 
Roche Odyssee e 219, 430, Homer, textkritik s. 380), leicht 
zu entkräften sein. 

Dass die genitive lett. dlwa, lit. devo u. s. w. ablative seien 
(Leskien Declinat. s. 34, Mahlow Die langen vocale s. 130), 
kann man nur behaupten, wenn man mit Umgebung des La- 
teinischen und der besprochenen lettischen formen -o^ (oder 
-ad) für die betr. ablativendung hält. — Die in den von Jus- 
keviö in Yelüna gesammelten litauischen Volksliedern vorkom- 
menden genitivischen formen kü, iü (vgl. z. b. Li6t dajn. 
no 1059, Liöt. svotb. dajn. no 820, 822) sind von den lettischen 
ablativen kö, td zu trennen und rein lautliche Umwandlungen 
von ko, to (=lett. kä, tä); vgl. die III praet. gerifjüs dyvöjüs 
Li6t svotb. dajn. no 821. Kuop Szyrwid Diction. * s. 170^ 



250 Aus einem briefe des herrn pastor BielensteiD. 

(unter tK^sytam do kogo) ist sicherlich ein druckfehler. Einen wirk- 
lichen ablativ sing, habe ich im Litauischen nicht finden können. 

A. Bezzenberger. 



Aus einem briefe des herrn pastor dr. Bielenstein. 

Ein bauernjunge wird in einem grossen grützspann barfuss 
stehend gefunden, wie er mit blossem arm in der grütze fischt 
Auf die frage: ko tu dari? antwortet er: metleju tuntulus d. i. 
natürlich kindersprache resp. -ausspräche für mekUju kunkulus 
(ich suche die stücke saurer milch, die in der grütze schwimmen), 
aber immerhin ist die unwillkürliche Wandlung von k in t in- 
teressant, die mir bei Ihrem fieralldto » meklä einfiel. 



Aus einem briefe des herrn direetor dr. Deecke. 

Strassburg d. lö. Juli 1844. 
Prof. Sayce hat im letzten winter im tempel Seti's zu 
Abjdos in Ägypten, ausser den nummern 147 und 148 meiner 
Sammlung, noch etwa 50 andere epichorisch-kyprische wandin- 
schriften von reisenden copirt, die er in den Transactions of 
the Society f. bibl. arch. publiciren will. Mir hat er einen 
abzug gesandt. Ausser einer reihe von Varianten bekannter 
Silbenzeichen enthalten diese graffiti auch eine anzahl neuer 
zeichen, unter denen ich sofort 2 geschlossene silbenzeichen, 
für ros und nos, entdeckt habe, die ersten ihrer art, beide von 
Sayce brieflich anerkannt Es lautet nämlich n. XL 

1) )I0K^IXF? 

d. i. pe- to ' ro8' \ a- pu ' tu * mo' nos • 

tu . ra' vo ' ros • 

Das zeichen für pu * weicht von dem gewöhnlichen etwas 
ab ; auffällig ist die Verschiedenheit des ersten tu ' vom zweiten, 
doch ist auch das erste ros' nicht ganz dem zweiten gleicL 
In beiden fallen kann ungenaue copirung vorliegen. 

Die deutung ist sicher: 



Aus einem briefe des herrn director Deecke. 251 

IlitQog I l^ßdvfxovog 

dvQafOQOQ 

Der tyrann Abdymon (nicht Abdemon) regirte in Kition 
von etwa 430 — 410 v. Chr., s. Six Du classement des series 
cypriotes, Paris 1883, s. 279. 

Femer lautet n. IX 

2) PTXlV>FAT>ÄDtl{l"I« 
SSWMI-KKFIlt 

d. i. 

zo' ve ' se ' ' ti * mo ' va ' na ' ko ' to ' | sa'ka- i' vo' se' 

zo've'se ' 0' nos • to • ma • m • sa • 

Z6/f]g Tifio/ävcr/xog ^^xatfog 

ZoJ^r^ o NQaxaiAavaa\yi:og\ 

Es sind zwei verschiedene Zofrjg, Die erste zeile enthält 
eine interessante Verbindung von aus- und anlaut, trotz divisor. 
Der Vatersname in z. 2 ist zusammengesetzt aus voarog und 
dem part. aor. von ^afxavw = äfievWf afxeißio; vgl. z. b. afievai- 
TtoQog bei Pindar und wegen der namenbildung ^^Qnsaag^ Te- 
^(fccg^ gen. -ctvrog; ^Ovrjaavridrjg, auch kyprisch gen. 'Ovaacryrog, 
n. 30 meiner Sammlung. 

Die bisher bekannte kyprische schrift, mit vocal- und 
offenen silbenzeichen , ergiebt sich jetzt, was allerdings schon 
vermuthet werden konnte, als die letjste, auf engerer auswahl 
beruhende stufe einer älteren reicheren Silbenschrift, die auch 
geschlossene silbenzeichen besass. 

Nun aber lassen sich die beiden neuen obigen zeichen 
gerade in der hittitischen bilderschrift nachweisen, nämlich : 
y^ in der hitt form •^T] (Hamath HI) 

31 oder IC „ „ „ „ )| oder )| (oft) 

Letzteres zeichen ist das determinativ für personennamen 
und bezeichnet auch isolirt „mann, mensch'^ verdoppelt als 
plural „leute". Es wird also hitt. nos „mensch" bedeuten « 
hebr. e-nös^ pL ä-näs-im; assyr. nis^u, wodurch das Hittitische 
sich als semitisch ausweist. 

Meine lesung der neuen kyprischen inschriften weicht von 
derjenigen von Sayce vielfach ab und hat er mir mehrfach beige- 
stimmt, ohne in seiner publication diese änderungen noch an- 
bringen zu können. 



252 A. Bezzenberger Tivio — Tavttj. — Kossina Nachtrag. 

Tlvia — zavvta. 

Während skt. kshinömi, cinömi, avest (panvaMi bei Homer 
durch y/iA'cci, rivw, (p&dvovat vertreten werden (Wackernagel 
K. Z8. 25. 262), tritt dort zavva) dem skr. tanömi entgegen. 
Der grund der^differenz wird durch die betrachtung von einer- 
seits ixaviOy xLx^vw, andererseits ayvvfjii, öeUwfii, oXXvfii u.s. w. 
klar, indem sich dabei ergibt, dass ursprünglich nur diejenigen 
yerba auf -vv-fit (-w-w) zu solchen auf -v/co werden konnten, 
welche vor dem praesensstammsuffix eine weder natura, noch 
positione lange silbe enthielten. Dieser bedingung entsprach 
tayv^ in der zeit ilQtiv/(o, q>d^ivfü) entstanden — wozu sicher- 
lich die Illplur. anlass gab, vgl. skr. cintanii neben äpnuvanti — 
offenbar nicht und ist insofern ein neuer beweis, dass „silben- 
bildende consonanten*' und vocale durchaus nicht auf einer 
linie stehen. 

Ebenso wie rctyva) ist ydwfxat aufzufassen, mag es nun aus 
ywvfiat (bez. yvpvfiai)^ oder aus YÜvvfjiai (bez. ylwfiai) ent- 
standen sein. — 'L4vo) und dvvcj widersprechen dem gesagten 
nicht, da jenes auf skr. sä, dies auf skr. san bezogen werden 
kann. A. Bezzenberger, 



Nachtrag zu dem verzeichniBBe der Bchriften Müllenhofb. 

(S. 144—150). 

1866. Zeitschr. f. d. a. u. d. 1. XII: lies s. 591 etatt 491. 

1867. Gab heraus: Der Nibelange noth und die klage. Nach der älte- 
sten überheferung mit bezeichnung des unechten und mit den ab- 
weichungen der gemeinen lesart herausgegeben von Karl Lachmann. 
4. ausgäbe. Berlin, Reimer. 8^ XII, 371 s. — Dasselbe, 6. aus- 
gäbe. 1878, ebd. 

1868. Gab heraus: J. Grimm, Geschiebte der deutschen spräche. 2 bde. 
8. aufläge. Leipzig, Hirzel. 8. 726 s. 

1870. Literarisches centralblatt n. 44 s. 1200 (Erklärung); n. 49 s. 1316 
(Zur erwiderung). 

1876. Nationalzeitung. Berlin, mittwoch, 8. märz. Nr. 113. Morgen- 
ausgabe (Noch einmal die orthographische konferenz) ; unterzeichnet Xy. 

1880. Zeitschrift für deutsches alterthum und deutsche litteratur XXIV, 
159 (Die Mater deum der Aestier); s. 219 (Der Heinersdorfer runen- 
stein). 

1881. Paradigmata zur deutschen grammatik zum gebrauch für Vor- 
lesungen. Fünfte aufläge. Nebst Lachmanns abriss der mittelhoch- 
deutschen metrik. Berlin, Hertz. 8. 27 s. [Fehlt in allen, den 
allgemeinen, wie den fachbibliographien.] — Zeitschrift für deutsche 
Philologie. Halle. Band XIII, 384 [=Anz. f. d. alt. VI, 472] (Nach- 
frage wegen Ijachmanns Wolfram). 

Halle a. S. Gustaf Koisinna, 



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III. Heft. Bartholomäus Willen ts Htauische Uebersetzung des Lutherschan 
Enchiridion und der Kpistcln und Evangelien, nebst den Varianten 
der von Laearns Sen^tock besoi-^en Ausgabe diesem Schriften. Mit 
einer Kinleitung bei-ausg. v. Fr. BechteJ. CXLI, 180 S. 1882. 13. Mk. 

IV. Heft. Konst. Szyrwid's Predigt- Entwürfe. Ans einem der beiden 
Wilnaer Exemplare (v. 1629) herausgegeben und mit grammatischer 
Einleitung versehen von Prof. Dr. R. Garbe in Königsberg. 12 Bog. 
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oder 

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zasammengestellt 
von Dr. C. Ed. Sekmidt. 

ca. 16 Bog. gr. 8 



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Beitrag ^(j^^Jj 



zur kuiide der 



indogermanisehen sprachen 



heraufi^geben 



Dr, Adalbert Bezzenberger. 



Neunter band. 

Viertes heft. 




1735. iMmT^Wt. 1885. 



Göttingen, 

Vandenhoeck und Ruprecht's Verlag. 
1885. 



Inhalt 

Sette 

Zur litauischen dialektforscbung. IL Von A. Bezzenhergtr - - 253 

Avestics. I. Voll C. de Harlez ..--.. 294 

BeitrSgti zur altiranischen grammalik. III. Von Chr. Barthohmae 209 

Zur griechischen lautlehre. Von A, Fick --. 318 

Zum mittelhochdeutschen Wortschatz. V. Von Ä. Sprenger - • 82Ö 

Die götternaraen Apbllon und Posoidon. Von W. PreUtPÜz - - - 327 

MisceHen, Von A. Bezzenberz/er - 331 

Julius Hof fory, Professor Sievers und die principieu der sprach - 

Physiologie. Angezeigt von Otto Pniower 337 

Register. Von W, Prellwitz .----., 389 



Alle für die redaction dieser Zeitschrift bestimmten Sendungen wolle 
man richten au Professoir Dr. Adalhert Bezzenhcrger , Küniffshtag i. TV., 
Beseektrasse 2. 



253 



Zur litanischen dialektforschnng. 

n. 

Nachdem ich o. VIII. 98 ff. die hervorrageDderen erschei- 
nungen des preussischen Nordlitauens behandelt habe, werde 
ich im folgenden einige beitrage zur kenntniss und schärferen 
abgrenzung der südlicheren und südlichsten preussisch-litau- 
ischen mundarten geben, gestützt auf Untersuchungen, die ich 
teils an ort und stelle, teils in der Strafanstalt zu Insterburg, 
teils hier ausgeführt habe^). 

Ich habe a. a. o. s. 133 ff. nachgewiesen, dass das jüngere 
lange e (also nicht das e) im preussischen Nordlitauischen vor 

') An wem ich sie vorgenommen habe, ergibt sich aus dem folgen- 
den verzeichniss der wichtigsten der von mir gebrauchten abkürzungen: 

A = junges mädchen aus (d. h. gebürtig ans; so auch im folgenden) 
Antagminehlen (südl. von Lesgewangminnen), kr. Ragnit, später 
in Königsberg; 

B s= junges mädchen aus Baltruszehlen (südl. von Antagminehlen), 
kr. Ragnit, später in Kimschen bei Lesgewangminnen; 

Bn = knabe aus dem kirchdorf Budwethen, kr. Ragnit ; 

Bud»=mann aus Buden ingken (südl. von Eraupischken), kr. Ragnit, 
dort erwachsen und ansässig; 

Da =: mann aus Klein Darguszen (nordöstl. von Lasdehnen), kr« 
Pillkallen, dort erwachsen und heimatberechtigt; 

De = junger mann aus Demedszen (östl. von Gr. Skaisgirren), kr. 
Niederung, in Gowarten zur schule gegangen; 

Di » eine anzahl von litauischen angehörigen des kirchspiels Di d lacken 
(südl. von Insterburg) und zwar aus den dörfern Jänischken, Koh- 
lischken, Pabbeln, Gross Skripstienen, Gross Uzballen; 

Do =: junger mann aus Doblindszen (nordwestl. von Pillkallen); 

Du =s mann aus Duikschen (nordwestl. von Lasdehnen, an der Sze- 
szuppe), später in dem nahe bei Duikschen gelegenen dorf Tuppen; 

Dw=mann aus Dwischacken (bei Tilsit), später in Kallwen (dicht 
bei Dwischacken); 

E =: dorf Enskehmen bei Stallupönen; 

G =s mann aus Georgenburg bei Insterburg, später in Didlacken; 

Ga=em früherer lehrer (litauischer herkunit, wie alle in diesem ver- 
zeichniss genannten personen , von denen nicht das gegenteil an- 
gegeben ist) aus Gai standen (nördl. von Budwethen), kr. Ragnit; 

6e= zwei männer (unterschieden mit I und II) aus Gertlauken, kr. 
Labiau, dort heimatberechtigt; 
Beilräi?o z. knnde d. ig. spraebon. IX. 18 



254 A. Bezzenberger 

hellen vocalen spitzer (e), vor dunkelen vocalen breiter (a) 
ausgesprochen wird. Dieser Wechsel ist aber innerhalb des 
preussischen Litauens nicht auf jenen dialekt beschränkt, son- 

Gi =inann aus Girrehlischken A (östlich von Antagminehlen), kr. 

Pillkallen, dort erwachsen und heimatberechtigt; 
Gr =jnädchen aus Grünheide (am Timber-canal), kr. Labiau, jetzt in 

Königsberg; 
Gw =mann aus Giewerlauken (an der Szeszuppe), kr. Kagnit, dort 

wohnhaft; 
J =mann aus Jänischken (kirchspiel Didlacken), wohnhaft in 

Insterburg; 
Ju -=mann aus Jucknischken (nördl. von Stallupönen), dort heimat- 
berechtigt; 
K = schule von Gross Eakschen, der hauptstation Schleichers; 

K 1 = mann aus Gross Eakschen, der in verschiedenen orten des 

kirchspiels Budwethen gewohnt hat; 
El =mann aus Eallnehlischken (nördl. von Uszpiaunehlen, w. u.), 

spater in Kimschen; 
Elt smann aus Ealtecken (dicht bei Dwischackcn), später teils dort, 

teils in Tilsit; 
Elw -=mann aus Eallweninken (nördl. von dem kirchdorf Popelken), 

kr. Labiau, später in Popelken; 
Ko = junger mann aus Eorehlen (nordwestl. von Eallweninken), später 

teils in Mehlauken, teils in Gr. Skaisgirren; 
Kr =mann aus Eraupischkehmen (nördl. von Eraupischken), kr. 

Ragnit, dort erwachsen und heimatberechtigt; 
Krl =mann aus AltErauleidszen (an der Szeszuppe), kr. Ragnit; 
Ku =mann aus EuUminnen (bei Lengwethen), später in Friedrichs- 
walde und Pallapken, alles kr. Ragnit; 
Euj =mann aus Eujehlen (kirchspiel Plaschken), kr. Tilsit, wohnhaft 

in Gaidellen (kirchsp. Werden), kr. Heydekrug; 
Eur =mann aus Eurschen (kirchsp. Bailethen), kr. Darkehmen, später 

in Insterburg; 
L ^junges mädchen aus Lesgewangminnen (südl. von Budwethen), 

kr. Ragnit; 
M =mann aus Maszuicken (nordwestl. von Lasdehnen), kr. Pill- 

kallen, später in Willtauten (bei Pillkallen), Snappen (bei Szillehnen), 

Galbrasten ; 
O =l)eutscher aus Ossienen (südöstl. von Pillkallen), welcher immer 

in der gegend seines heimatsdorfes gewohnt hat; 
P =Pesseln (südöstl. von Popelken), kr. Insterburg (I bezeichnet 

einen mann [unverhältnissmässig gebildet], II eine frau) 
Pe = junger mann aus Perkuhnen (bei Lengwethen), kr. Ragnit, in 

Kapotschen bei Lengwethen zur schule gegangen; 
Pet =mann aus Peterswalde (kirchsp. Gross Friedrichsdorf), später 

in Schillelwethen (dicht bei Peterswalde), beides kr. Niederung; 



Zur lit. dialektforachung II. 255 

dem findet sich auch in südlicheren mundarten. Sehr deutlich 
tritt er hervor in einem von Jurkschat in der mundart von 
Galbrasten aufgezeichneten märchen (Mitteilungen der lit. litten 



PI smann aus Plampen (nordwestl. von Pillkallen) , später in Neu 
Erauleidszen (bei Alt Krauleidszen) ; 

Pia =mann aas dem kirchdorf Plaschken, kr. Tilsit, dort heimat- 
berechtigt ; 

PH =mann aus Plicken (westl. von Gross Skaisgirren), kr. Labiaa, 
dort heimatberechtigt; 

Pu ermann aus Pucknen (westl. von Lengwethen), kr. Ragnit, dort 
wohnhaft; 

R =:mann aas Gross Rudminnen (nördl. von Gross Kakschen), 
später in EUernthal (zwischen Gr. Rudminnen und Gr. Kakschen); 

S =smann aus Seikwethen (kirchspiel Jurgaitschen) , kr. Niederung, 
später sechs jähre in der nähe von Heydekrug; 

Ska -=s kirchdorf Gross Skaisgirren, kr. Niederung^ I = jungermann, 
der nach seiner einsegnung in Makohnen, nordwestl. von Gr. 
Skaisgirren, gelebt hat, II = ältere frau in dem kirchdorf Bersch- 
kallen ; was ich nach II aufgezeichnet habe (vgl. Lit. forsch, ss. 9, 
43}, enthält eine reihe von Unregelmässigkeiten , die vielleicht 
meinen aufzeichnungen, welche ich sehr eilig machen musste, zur last 
fallen, und die ich deshalb (im gegensatz zu allen anderen aus- 
nahmen, die sämmtlich erwähnt sind) nur erwähnt habe, wo mir 
das unumgänglich zu sein schien; 

Ski =frau aus Skirwiethellen (bei Russ), später in Russ, jetzt in 
Königsberg ; 

Skr =mann aus Skrebben (östl. von Lesgewangminnen) , später in 
Insterburg ; 

Sp =mann aus Spullen (kirchspiel Küssen), kr. Pillkallen, später in 
Tilsit und Heydekrug; 

St r= junger mann aus Staatshausen (kirchspiel Dubeningken) , kr. 
Goldapp ; 

Str =mann aus Strunzlauken (bei dem kirchdorf Schillehnen) , kr. 
Pillkallen, später in Radszen (südl. von Schillehnen); 

Su = Deutscher aus Sussemilken (am Timber-canal), kr. Labiau, später 
in Königsberg; 

Sz =mann aus Schackel n (dicht bei Plampen), in Gross Kakschen 
zur schule gegangen, später in Weedereitischken (südl. von Gal- 
brasten) ; 

Szi =mädchen aus Schi Hehlen (unweit Gr. Kakschen); 

Szie =mann aus Sziesze (zwischen Heydekrug und Russ), welcher zeit- 
weise in Minge gelebt hat, in Sziesze wohnhaft; 

Szil =mann aus dem kirchdorf Schillehnen , kr. Pillkallen, später in 
Radszen (s. o.); 

18* 



256 A. Bezzenberger 

gesellschaft I. 83 flF.)> welches folgende einschlagende formen 
bietet : giär<f, mfatu^ miäszkq miäszkai, siäns, Uada, gywiäna — 
butelfy wilnes wäns wMn^, wely, medziu medf, kumel^ kumeles; nicht 
minder in den von -s ebenda IL 127 hervorgehobenen Wörtern : 
Liankas^ lekiatas, skiarsas^ tiaka, szniaka, wiadusi — «?«/^. 

Andere belege werde ich nach den folgenden einleitenden 
bemerkungen verzeichnen: die qualität der vocale e und ä ist 
nicht überall gleich; s wird meist als breiter ^-laut, der aber 
spitzer als ä ist, zuweilen fast wie e gesprochen, and ä (das 
sich im allgemeinen nach der ausspräche des e richtet, d. h. 
weniger breit ist, wenn jenes spitzer klingt) tritt bald als a 
auf, bald als helles ä («), bald als gewöhnliches ä und an 
orten, in welchen a zu ä wird, sogar als ä; wird es breiter 
als ä gesprochen (also n, ä, ä), so wird ein ihm vorausgehen- 
der consonant deutlich mouilliert, und in folge dessen pflegt 
sich zwischen diesem und dem folgenden vocal ein flüchtiger 
heller vocallaut (meist *, seltener ') einzustellen (vgl. Leskien 
und Brugmann Lit. Volkslieder s. 279 f.); wo ich diesen 
vocalischen laut deutlich gehört habe, bezeichne ich ihn dem 
herkommen gemäss mit i, wo er nicht vernehmlich war, lasse 
ich diese „erweichung" unbezeichnet (also z. b. niaszusi neben 
klävs); für die verschiedenen arten des e (dem, wenn es betont 
ist, fast immer und ausserdem zuweilen ein flüchtiges e ['], sehr sel- 
ten ein flüchtiges a [*] nachklingt) schreibe ich durchaus e und für ä, 
n, ä(«S) gleichmässig a; nur wo das letzere als <S erschien, habe 
ich dies ausdrücklich bezeichnet — Ich lasse nunmehr die von 
mir gesammelten belege folgen, welche dem südlich vom Memel- 
strom und von der Gilge gelegenen landstrich angehören. 

Barzas „birke" Bu — berie'lis, dimin., Bu = herze "lis Szi. 

T =inann aus Trappönen (kirchspiel Wischwill), am Memel-strom, 

dort heimatberechtigt; 
U = junger mann aus Uszpiaunehlen (nördl. von Pillkallen) ; 
V = einige leute in Wanniglauken (kirchspiel Berschkallen), kr. 

Insterburg; 
W ssraann aus Klein Wersmeningken (südwestl. von Lasdehnen), 

kr. Pillkallen, später in Friedrichs walde (nördl. von Kraupischken), 

kr. Ragnit; 
Wi =mann aus Windenburg (kirchsp. Kinten), kr. Heydekrug, dort 

heimatberechtigt ; 
Wo «=mann aus Woidehnen (südwestl. von Ragnit), später, in Bit- 

tehnen (nördl. von Ragnit). 



Zur lit dialektforochttng II. 257 

Dege^ Illpraet., Bu; deg^, part. praet msc, K diäg*, 

III praes., Ska I = däg' S, daga PI, Bu, K I, diSga Ku, Ga, 
diäga E, R, Du, Sz; dagqs^ part. praes. msc, L; diSgusi, 
part. praet. fem., K; dagant , gerund, praes., Bu {dhgti 
„brennen"). 

Gialda „mulde" Szi =giälda (dat giäldai) K, gCälda {dvl 

gtaldos) Kl dvi gt'ldi K (dieser dual ist nicht dialekt- 

gemäss). 

Gr^ziü, I sg. praes., Klw, Da «^rreiw De, iszgr^ziü W; 
grezl, II sg. praes., De; gre'^sziu, I sg. fut., G^^^gre'^szu Sz; 
greszi, II sg. fut., S; greszkit, 11 pl. imper., S (unregelmässig: 
gra'szkit Gi [vgl. gr&szk w. u.] ; graszu, I sg. fut., S ist nicht 
unbedingt eine ausnähme, vgl. kiSksu w. u.) (gr^'szti „bohren"). 

Ke'kiu, I sg. praes., Ko, Da, Gw, T; ke'^ki^ II sg. praes., Gvir; 
k^'ke, III praes., Da = ke^V Gw; k^^kiau, I sg. praet., Gw; 
kc'^ke, m praet., Gw ; ke'ksiu, 1 sg. fut., ß, KI, Gw =- k^'ksu Ko, 
PI, Sz, Gi, Skr und componiert: prake'ksiu W; ke'^ksi, II sg. 
fut,Ko, S, Pu, Sz, Gi, Kr, R, KI, Gw; ke'ksifne, Iplfut., Kr; 
ke^kczau, 1 sg. opt., Ko, U, Skr, Gw, T; ke'kit, II pl. imperat., 

Skr kiaktum, II sg. opt., U, T =« kiaktai Gw ; kiaktü, 

m opt., ü, T^kiaktu Gw (I sg. fut. kiaksu S, Kr, Pu vgl. o. 
graszu, u. pasiäsu; unregelmässig: 11 sg. opt. k^'ktai Ko, Gw 
= kektumei Skr, III opt k^'ktu Ko, 'vgl. u. pale'stu und pa- 
se'stü) (kükti „fluchen"). 

Kliävs „ahom" Klw, Ska I, PI, Skr == klavas Szi, USves 
Kl, klidvs Sz klevedis, dim., Klw, Ska I, Kl, Skr. 

Le^dzu, I sg. praes., Ko, 0, Da und componiert: pcde'dzu 
U, Kr, \)\i=paledzu Gw; le'dze, III praes.. Da; le^dzau, I sg. 
praet.. Da; W'de, in praet. Da; le*siu^ 1 sg. fut, Da«te''5M 
Ko und componiert: pale'siuM, Krl, G^f = pcde'su \J, Gi; 
le*si, Ilsg. fut, Ko und componiert : pale ^si Gi^ Gw ; pal^'sczau, 

Isg. opt, Ko=^ pale ^szczauJJy Gi, M, iirl, Gw ^) paliada, 

III praet., Gi; pala'stum^ 11 sg. opt, M ^ pcdiastai Krl, Gw; 
pdastß, III opt; K I ^ palastu 0, paliasiüV; paliastumbim, 
1 pl. opt, Gw (unregelmässig: pale^sfu, III opt, Ko) (ISisti 
„lassen"). 

Mäf, III praes., Ko, Ska I, S, Wo, Pu, Pe « miät" Ku, 

*) Der gegensatz pale^aczau — pale*9zczau kehrt bei der weiterhin 
angeführten I sg. opt. von pa-s^'sti wieder. In Didlacken hörte ich mea- 
czau neben paU*8zczau. Vgl. Lit. forsch, s. 13 n» 21. 



258 A. Bezzenberger 

mata J\x, 0, B, Gi, L, W, Bu, miata Sp, Szil, Ga, Szi, Da, 
miäta Sz, K, R; matusi, pari praet. fem.; Gi = miatu^ L, 
miatusi Szi, miätu^i K und componiert: pamiatusi Kl; wtVJ- 

tant, ger. praes., K tne'te, III praet, Ska I, S, Ku, Ju, 0, 

Sp, Sz, Szil, W, Pu, n^^fnete Ga, Szi, fm'Hi Da, nie^f Pe; 
me'tqSy part. praet. msc. , Bu, K, Szi = me*i^'s Gi, mß'te^ L 
(vgl. u. parve'd^) und componiert: pameHe^s Kl (unregelmässig: 
met\ III praes., Pe) {mhii „werfen"). 

Niasza, III praes., Ku, Sp, Da = niäsz' Klw, Ko, S, Pu, 
nasza K I, 0, niäsza Sz ; niaszusi^ part. praet. fem. , W = 

niaszus" Ko ne'sze, III praet. , S, Ku, 0, Sp, Pu, K I 

^^ne'sz' KlW; ne^szi Da; ne*sz^, part praet msc, Ko, W 
(nhzti „tragen*'). 

Pasiastu, I sg. praes.; S, Ga == pasastu Wo; pasiast\ 
III praes., Ga; pasianu, HI praet, Szil; pasastutnei , 11 sg. 
opt, V\=pasiastal Sz; pasiastu, III opt, Ga; pasamisi, part. 
praet fem., Gi, Skr ^- pasianusi Klw, Pe, Szil, Gw, pasiant^ 

Ju; Sp, Str^) 2)ase'sti, II sg. praes., S, Wo, Ga; pase'sz- 

czau, 1 sg. opt, Ko, PI, Sz = pase^sczau Ga; pase^siu, I sg. 
fut, Gsi=^pase'su Gi, pases* PI; pase'si, II sg. fut, Sz, Gi, 
Ga —gase's' PI; pase^'sirn, I pl. fut., Sz; pase^n^, part. praet 
msc, Klw, Pe, Ju, Gi, Szil, Skr, Gw ^^paseme's Sp (unregelmässig: 
pase'stu, III opt, Ko, pasiäsu^ Isg. fut,Sz) (s^'s^/ „alt werden"). 

Siäns „alt" Klw, Kr, W, Gw = sans 0, L, Szi, ä^'^Iws Ska I, 
A (auch siäns), sänas Ska II sene^snis, compar., Ska 

I, 0, w. 

Skiästü, 1 sg. praes., De — — skesti, II sg. praes., De 
(sJc^'sfi „ertrinken"). 

Ve'de, III praet., Bu, K « vede Szi; ve'^d^, part. praet 
msc, Ska I, Ku; Ju, 0, U, PI, Do, Sz, Kl, Str, Ga, K, Du 
= ve^de^'s Kr und componiert: apve^d^s Klw, apsive'd^ Ko, 
De, S, Wo, Pu, Gw, apsive'dt's Spund apsive'de^s T; parve'd^ 

Szil, M, Krl = parve'de^s R, K I, parve'dp^s L viada^ 

III praes., L=tada Bu, Szi, viäda K; vadusi^ part. praet 



*) Zu pasictnus' = -««» vgl. o. miatu8_ L, ntä'szus' Ko, die im folgen- 
den unter t'i'«de angefiihrton formen viä'dus' u. 8. w. sowie apsivSdu»' 
Di, Su, jtashius* Di =^pa8Sniu8' J, Ge II, ve^dus" Ge I und II, nude*gu$* 
Ge I ; dazu auch apsivä'duse Gi =^ apstveduse Pct, Kit, Dw, pasä^'nuse 
(neben -M«e) Gi =: pashmse Pet, w^«stt«e Kit Das -* z. b. der II sg. fut. 
ist im Litauischen fester und constanter als das femin. -i = gr. -t«. 



Zur lit. dialektforschung II. 259 

fem., 0, Do = madusi Klw, Ku, Kl, Ga, K, viadus' Skal, Kr, 
vadus^ Ju, viäd'Usi K, Du und componiert: apsivadusi Wo, Pu, 
apsiviadusi Gw, T, apsivadus^ S , Str, apsiviadus' Ko, Sp, apsi- 
viädusi De, parva dmi K I, parviadusi PI, Szil, L, M; parviä- 
dusi Sz, ß, parvadus^ U (y^s^* „führen"). 

Ausserdem erwähne ich: ekmenu (instr. von eiwÄ' „stein"; 
8. w. u.) Klw; medis „bäum" Pe; dangujesis „himmlisch" Str; 
die diminutivformen sod6l( Ska II, staUle^ muiUle A, kum^'le 
Kl, ranke 'les^ vyre**lis L, kaideüis De, Gw; die comparat 
aukszt^'mis Ko, Gw, ja'une'snis Ju == jaune'snis Ska I, Kr, 
Sz, W, M, Krl, T; die III praes. dada Bu =diäda K (deti 
„legen"), draba Bu (drebeti „zittern"), ke'le K (Ä^^fti „heben"), 
iiapa Ga (^^jp^/ „schmieren"), verkie Bu {verkti „weinen"); 
femer iszte'sü (schriftlit. -t^ü) und üzte'szczau De (^^'^^i „span- 
nen") sowie die beiden hier zu erwähnenden ausnahmen me'za 
„er pisst" Ko, isztestu „würde spannen" De. 

Das lange e des einsilbigen mis „wir", der pronom.genit sg. ma- 
«<j 5; tav^s, sav^s (bez. t»aw^' u. s. w.) und der endung des nom. sg. 
part. praet. msc. — die aber in dem landstrich, welchem die oben 
verzeichneten formen angehören, nicht selten verkürzt wird^) — 
erscheint nach meiner erfahrung in eben diesem strich in der 
regel als e; als dieser regel widerstreitend kenne ich nur 7»a- 
nias Da (neben me« sükames), U und pase^nas (^pasin^) Gi. 
Zu ihr stimmt, dass Jurkschat a. a. o. (tarpJsawexmdsmSkt 
schreibt — eiksziä das. s. 85 ist vermutlich druckfehler für 
eiksziä — , und dass im Lettischen e an stellen, an welchen es 
nicht dem einfluss eines folgenden vocals ausgesetzt ist, spitz 
gesprochen wird (Bielenstein Die lett. spräche I. 44). Man 
erwartet demgemäss, in der III. person fut. von verbis wie gr^szii 
in unserem gebiet e zu finden, und dieser erwartung entsprechen 
auch pase's Sz, pases PI, Gi (von s^'sii), gre'sz Sz (von gr^'szti). 
Demnach sind griasz „wird bohren** S, iisk^pasias „wird alt werden" 
Ga und in noch höherem grade griäszk „bohre" S = gr&szk Gi 
(neben dem zu erwartenden gre^szk Klw, Ga) Unregelmässigkeiten. 



') Vgl. nud^g^s, mtr^Sy vid^s Ge I, apsivSd^s S, Wo, Sp, m^s B, 
ved^s Ku, Bud, ß, PI, Do, Sz, Kr, Ga, Du, parvdd^s R, K I, M, Krl, T, 
pasen^s Sp, Gi, Skr, Gw, ärqs Gi, apsisük^s R neben z. b. mSi^s L, 
ved^s Pli, Ska I, Pet, 0, U, Str, parvSd^s Pe, Szil, pasSn^s Fei, Ju, Str, 
Pe, Szil, numlr^s M, apsMd^s Dw, Kit, Su. Vgl. s. 264, 272. 



260 A. Bezzenberger 

Die Infinitive gyve't ^= gyvhfiii) S, ke'^kt (= kiikti) Grw sind 
dagegen in jeder beziehung tadellos. 

Der in den oben verzeichneten formen hervortretende Wechsel 
entspricht dem Wechsel von e und ä, welchen ich in dem preus- 
sischen Nordlitauen bemerkt habe, auf das genaueste. Aber 
mehr als das! er steht mit dem letzteren in geographischem 
Zusammenhang, wie dies die folgenden formen beweisen: 

opstW'd^fi Pia 1), Ski, Kuj vadusi Ph,, apsivia dusi Sld, 

apsiviadus' Kuj (nom. sg. part. praet. msc, bez. fem. von vhti) ; 

^) Flaschken rechne ich zu Nordlitauen, weil meinem gewährsmann 
zu folge sich dort der Übergang von t in a, von u in a, wenn auch etwas 
unregelmässig, findet. Ich führe zum belege an (u bezeichnet einen 
zwischen u und ä, i einen zwischen t und e liegenden vocal): asz dirhuy 
tu dirhe, J%8 d4rh (rftrW» „arbeiten") ; asz emu, tu emf^ jishn, emk, emket 
(imii ,, nehmen**); upe yr giTj, ^iers yr gelüs, adv. gilH (güus „tieP*); 
glm^s „geboren** ; lerius „flachs** ; asz priiepauj ßs prilkmp {pri-Upti „an- 
kleben*^) ; asz men%ij tu mene^ j'is m^n (mtfi^t „treten**) ; jts m^rU, tu metai 
(mtsti „sich nähren**); mlr^s „gestorben", fem. mirusi; fp^lk, fseptlket 
{jptlti „eingiessen*') ; asz skefu, <u «äiTj, ^w »Ä^/(«Ät/i^t„feuer anschlagen**); 
pahyda „wurde wach** ; hiUs „haus** ; asz huvaü^ tu buvai, jis Säva (hütt 
„sein*') (dagegen nochDw hüva und ebenso ttkr)-, durü „ich steche** ; griim-' 
idhi (so!) „ich drohe**; gudrüs „klug"; asz suUyL, tu suUj^ Jis säk {suHi 
,, drehen'*); ubagäujem „wir betteln**. Von der mundart von Heydekrug 
unterscheidet sich die von Plaschken durch die hier im allgemeinen beob- 
achtete Scheidung von ü und o (j^bds szü 16, daneben freilich akmd, 
dodam; dagegen szo lü' Kaj), durch das vorkommen des imperfects (jts 
sakydavaj, das dort fehlt (auch Kuj ist es unbekannt), und durch die 
I plur. fut. auf 'Sem (so auch Kuj) (in Heydekrug -sam ; Dw : matysim). — 
Auch bei Kuj erschienen di? regeln bez. des eintritts von e, ä für », u 
stark verwischt, vgl.: asz d^rbu, tu dirbe^jis dlrb (dirbti); güüs „tief*; 
gtrii^s „geboren**, fem. glmus' ; asz girdSü, tu girdi, Jis gtrd (girdeti 
„hören'*); asz imti, tu iml, Jis em (tmti); m\r^ „gestorben**, fem. mirusi; 
md&yneks „klein"; VUs „haus**, dim. bute^lis; asz buvaüy tu huvai^ Jis 
Väve (buti); asz durii^ tu duri, Jis dtär, ned'ärk, di*rket, asz darsu, tu 
dttrssy Jis dars, mes d^Srsem, Jus d^arset {ditrti „stechen**) ; gudr\is „klug**; 
asz suJc^y tu suklj Jis säk (praes.), Jis saka^ Jis sükos (praet.), asz saksu, 
tu siikse, Jis säks, säk (imperat), sitket (iraperat.), siskte „drehen"; nutäk^s 
„fett geworden**, fem. nuCakus'; asz turu, Jis tar {turiti „haben**); stubü' 
und 1^' siSbq „in der stube". Dem nord litauischen Sprachgebrauch gemäss 
braucht Kuj püikus für „hübsch" und grdiiis für „wolgenährt** fkiaüie 
grd^). Bei ihm findet sich auch schon m für ä.* Plaszkiüse „in Plaschken**. — 
Bei Ski erschienen ä und u , e und i streng nach den von mir aufge- 
stellten regeln verteilt, ausgenommen girdyi, sztlts und sziUä .,warm** 
und zaikq (neben züikq) „hasen**, h^ävis „fisch". 



Zur li{. dialektforschung II. 261 

pasem^s Pia, Kuj — — pasiSnim Pia, pasanusi Kuj 
(nom. 8g. part. praet. msc, bez. fem. von pa-s^'stt); 

Hiävs „ahom" dim. Uevedis Ski. 

Was das alter dieses wechseis betrifft, so ist er ebenso alt, 
wie das relativ breite lange e (e, a) der litauischen spräche 
selbst, denn das letztere beruht durchaus auf kurzem «, und 
dieses wurde schon in der periode der lituslavischen sprachein- 
heit vor hellen vocalen anders und zwar sicherlich heller aus- 
gesprochen, als vor dunkelen vocalen. Dies folgt aus der tat- 
Sache, dass e in jener Stellung weder in den baltischen, noch 
in den slavischen sprachen durch benachbartes v getrübt wird, 
wie dies lit. devynt, lett dewUi, preuss. newints^ ksl. dev^; 
lit dveß; lett sweUis (swek'i, sweki); lit szfvjeszl, lett seschi, 
ksl. Sesfi; lis\,veöerü; lit. vhrszis, lett wirsis, preuss. werstian neben 
Utjavai = gr.^sd; ksl. novit = gr, viog; lit s^vjakai, ksl. sokü; 
ksl. slovo = gr. TcUog; lit vdkaras; lit vapsä, slav. wsa-= lat 
vespa zeigen (vgl. vf. o. IL 150 anm., de S&ussure Systeme pri- 
mitifdesvoyelles s. 67 f., J. Schmidt K. zs. 26. 333, 368) i). 

Wir müssen demnach als lituslavisch z. b. meto „ich werfe^* 
und m&iö „ich werde werfen", v&ivens \mA vedusl, gr^nzvens und 
grenzusl ansetzen und — wenn wir der geschichtlichen entwick- 
lung der litauischen spräche nicht ganz unmotivierte Seiten- 
sprünge zuschreiben wollen — annehmen, dass das lange e von 
vid^ und vidusi, gr^'z^ und gr^zusi von haus aus verschieden 
ausgesprochen wurde. — Dass Ut khlk: kMkit (o. VIIL 134), 
lett kräkls: krikltnsch, rusö. lätath: litMh, poln. mi6d: miedzie 
in historischem Zusammenhang stehen, versteht sich hiemach 
ganz von selbst. 

Wo man dem Wechsel von ä und ? begegnet, erwartet man 
auch den von e und ^ (bez. e) zu finden. Aber der letztere 

^) Die obigen zasammenstellnngen legen es nahe, den satz aufzu- 
stellen, dass in der lituslavischen periode breites e durch benachbartes v 
in verwandelt, spitzes e (d. h. ein vor », e oder j stehendes e) aber 
durch ein solches v nicht beeinflusst sei. Hiergegen sprechen aber lit. 
azvkntit» = ksl. av^ü^ lit. 8z[v\49iurcLs = ksl. svekrti^ während andere wider- 
sprechende Wörter, wie lit. s[v]e«u', sich durch die annähme, dass sie 
eine lautübertragung betroffen habe (vgl. sSser^, aiseret) mit diesem satz 
in Übereinstimmung bringen lassen würden. — Dass slav. dvoji (gr. Soiog, 
ahd. zwei) aus dveji und ksl. volja (neben voliti und velHi) aus velja ent- 
standen sei, halte ich für ebenso wenig bewiesen, wie die behauptung, 
dass aU-vodefty vonj'a für gu-vedetXy venja stehen. 



262 A. Bezzeoberger 

ist meisteDS verwischt, und ich kann aus dem mir bekannten süd- 
licheren teil des preussischen Litauens dafiir nur folgende sichere 
belege geben: 

asz degü, bedagäs (^ degqs) — tu d^l Pli; 

asz esü — tu &l Ga; 

asz gyvenü — tu gyvinl 0; 

a^z metü Pli, Wo, PI, Sz, Ga, mhk Pli — tu mal Pli, 
Wo, PI, Sz, Ga, w&i (vgl. u. tepke) Ga (uuregelmässig : mes- 
kit Pli); ' 

asz mszü^ nhzk — tu n&zl, atn^zkit (daneben die un- 
regelmässigen futurformen atnhzu, atnhzi) Pli; 

asz tepü Ge I, Pli, Ga — tu t^pl Ge I, Pli, Ga, asz ti^ 
piaü^ asz t^psiu^ t^pk'e^) Ga; 

a^z vedü — asz k^ü (schriftlett. keim) PI, Sz. 

Auch in Didlacken, sowie bei Bud und S glaube ich den 
Wechsel von e und ^ wargenoramen zu haben, bin aber in dieser 
beziehung meiner sache nicht ganz gewiss und habe jedenfalls 
in Didlacken auch nemhk, nemhkit, misczau, kenczü gehört. 

Da die Wechsel von e und ^, ä und e nach dem über ihre 
Verbreitung und ihr alter ermittelten für allgemein-litauische 
Spracherscheinungen zu gelten haben, und da der erstere inner- 
halb eines geschlossenen dialektgebietes (s. w. u.) vielfach ver- 
wischt ist, so scheint ihr vorkommen oder fehlen für die dialekt- 
forschung von sehr untergeordneter bedeutung zu sein. Ich 
möchte indessen den mangel des wechseis von g und ä nicht 
unterschätzt wissen, da er nach meinen erfahrungen in der 
regel Symptom einer dialektischen besonderheit, oder der nach- 
barschaft einer solchen, oder einer entartung des dialekts ist 
Als ein solches Symptom habe ich ihn kennen gelernt bei E 
und St, welche mundartlich von den nördlicher wohnenden 
Litauern (die im allgemeinen e und ä unterscheiden) scharf 
geschieden sind; bei Di (bez. J) und Kur, welche eine sprach- 
liche mittelstellung zwischen diesen und jenen einnehmen; bei 
Pli (der übrigens einmal diäga ,;brennt'' sagte), von dem ich 
wider erwarten ddikts (statt däkts = dükts) hörte, und der läks 
{für Iduks; III fut.) spricht; beiGe I und II, deren mundart über- 
haupt sehr merkwürdig ist*); bei Bud, der ke'ks für zu er- 
wartendes käks spricht; bei Pet, Kit und Dw, deren heimats- 

^) Diese endung der II sg. imperat. ist mir sonst nicht vorgekommen. 
■) Und zwar: 1) durch die formen bau, hai^ bo^^buvaü u. s. w. (s w. 



Zur lit. dialektforschung IL 263 

orte auf bez. an der nordgrenze des gebietes liegen, in dem di 
und du in ä und ei in langes e verwandelt werden, und deren 
spräche sich schon etwas dem Nordlitauischen nähert^). Nur 
bei P I und 11 und B, den einzigen noch nicht genannten Süd- 
litauern, bei welchen ich diesen mangel constatiert habe, scheint 
er mir irrelevant zu sein. — Ob A, Ska II und Gr e und a, 
^ und e unterscheiden, habe ich versäumt festzustellen; Su 
Hess diese unterschiede nicht sicher erkennen. 

Der oben erwähnte gegensatz zwischen dem dialekt, der in 
Enskehmen gesprochen wird, und den i(nördlicheren) mund- 
arten, welche e und a unterscheiden, ist den dort wohnenden 

u.) ; 2) durch d^^ve^ devem = ddviy ddvem (s. w. u.) ; 3) durch die III 
praes. d^g^ = dSga u. s. w. (b. w. u.) ; 4) in lexikalischer hinsieht. Nach 
Ge I und Pli heisst nämlich in Gertlauken und Laukischken der ,, Schim- 
mel'* sztkmelis (wie in Nordlitauen, Lit. forsch, s. 185; südliy »«imafo»), 
der „onkel" batis {==1009, ein wort, das ich nur aus der haffgegend 
kenne, Lit. forsch, s. 205), der „winkel unter dem dach, okel" paiobelts 
(von Pli paioburis gesprochen; in Drawöhnen ^a^o'5«« , im Krottingenschen 
paiobrej lett. pa/chübele; lit. paltpia). Nimmt man hierzu, dass nach Pli in 
Laukischken der „sperling'* kroklys (nach Kurs chat und Nesselmann in 
Memel und Russ gebräuchlich ; in Gertlauken h^irblys) und der „langbaum" 
suMrtojis (Nessel mann kennt diese bedeutung aus Memel) heisst, dass in 
Laukischken das preu8si8chej9fi«-«eti?atYe erhalten ist und ^Ura«, wie im Preus- 
sischen, in der bedeutung (ff^^o^ gebraucht wird (Nessel mann Wbch. ss. 
58, 104), dass nach ermittlung von herm cantor Garde in Insterburg das 
gleichfalls preussische tiszininke „Wöchnerin" in Gertlauken und Geidlauken 
(bei Laukischken) vorkommt (u«se« „kindbett" dagegen scheint ganz verloren 
zu sein), dass Laukischken und Gertlauken ausserhalb der alten litauischen 
westgrenze liegen (Altpreuss. monatsschrift 19. 560, 20. 123), dass zu des 
Praetorius' zeit um Labiau kurisch gesprochen wurde (Vater Die spräche 
der alten Preussen s. 163), dass archaeologische funde auf die frühere existenz 
einer nicht litauischen, auch auf der kur. nerung ansässig gewesenen bevÖlke- 
rung zwischen Norkitten und Cranz hinweisen (Schriften der physik.« 
Ökonom, gesellschaft zu Königsberg XIV. 1. 60 flf.), so sieht man deut- 
lich, dass die bevölkerung von Gertlauken und Laukischken gemischt ist 
und zwar sicherlich aus nord- und südlitauischen, preussischen und let- 
tischen dementen. Ganz dasselbe ist vermutlich auch von den Litauern zu 
sagen, die in Labiau, Szargillen, Augstagirren und Kirschnakeim wohnen 
(in Schmerberg soll das Litauische ausgestorben sein). — Ich hebe noch 
hervor, dass Su brt'tis oder bätts nicht kennt, und dass Pli in lexika- 
lischer hinsieht nichts bemerkenswertes erkennen Hess. 

*) Aufgefall v»n ist mir, dass Kit und Dw für i' ^«■, für ä' e sprachen (also 
apsive'fd^ — apsivedusi u. 8. w.). Da Pet aber für e *« und e sagte (für ä' 
nur «], so lässt sich daraus einstweilen nichts folgern. 



264 A. Bezzenberger 

Litauern im allgemeinen klar. Sie nennen nämlich die weiter 
nördlich wohnenden Litauer — von denen sie selbst, wie die 
bewohner des kirchspiels Stallupönen überhaupt, Petrikei oder 
baltsermegei genannt werden — Strükei d. i. „leute, die slrukai 
(•knappt, 'gestutzt') reden". Als gegensätze zwischen ihrer 
spräche und der der Strükei geben sie beispielsweise an, dass 
sib selbst jduns , jung", mäno täto sävo „mein" „dein" „sein", 
längas „fenster", vedras „eimer", diese dafür aber jdn$^ mana 
täva säva, längs, kibirs sagen. Zur ergänzung dieser angaben 
und zur genaueren Charakteristik der Enskehmer mundart be- 
merke ich, dass in ihr der zweite component gestossen betonter 
diphthonge Qciikti, ddiktas, Idukti) nur ausnahmsweise unter- 
drückt wird (z. b. paläk „warte"); o und e in endsilben rein 
und lang erhalten werden (dukso, jöjo, mylejo^ leke, mergyte); 
die auslautenden nasalvocale der accus, sg., das ^ der endung 
des nom. sg. msc. part. praet. und das auslautende u der UI 
optat. lang sind [vyrq, tUtq, mergq, kvaüi^ züikl^ jaunlkl, kdt^y 
z6l^, dlif, süntf^); buv^, ej^s, rdd^s, ved^s; btUü [aber auch ftti^, 
dlrbtüy myliäüy sakytü), während das e des locativsuffixes Je wie 
überall — in den altlitauischen texten zeigt es nur selten na- 
sales e bez. a — und das <j des nom. sg. und nom. plur. msc. 
part. praes. kurz sind (kateß, ränkoje, tnergoß, zödyje; digqfs, 
einqs, vidqs; degq, &qf); thematisches a sehr häufig nicht 
unterdrückt wird (ültas^ laükas, Idngas, aber auch jduns, sSns^ 
vyrs); III praes. wie myli „er liebt", ziilri „er sieht" und in- 
finitive wie jöte (neben jöt, gyvqt, 8kuh\üs, mklstis) vorkommen; 
nur man^'s, tavqs, sav^'s gebraucht werden ; dass endlich in ihr 
die „erweichung" der endsilbe von myliu „ich liebe", sidpiu 
„ich sauge", ziüriü „ich sehe", myVesiu „ich werde lieben", 
arkliü „der pferde", geresniü „besserer" u. s. w. — im gegen- 
satz znkeikhi^ wo die „erweichung" bleibt — unterdrückt wird *). 
Ebenso wie Enskehmen wird nach aDgabe der hier woh- 
nenden Litauer in dem gesammten kirchspiel Stallupönen und 

*) Vgl. dagegen vyrq Ge I und II, Ska I, Pu, Da, Gw (auch Dw), 
iq vyrq Sp = tä vyrq Sz, Jdnq Str, v^nq Ska I, baczkq (aber tö = tq) 
Ge I, rankq K, knygq Ge I, äkmen^ Szil, didel^ Ska I, gaid^ Str, jaunlkf 
T, v^df „den bräutigam" Szil, M, Krl. *) Die hervorgehobenen züge 
gehören in ein gesammtbild der Enskehmer mundart, aber es ist zu be- 
achten, dass sich einige der betr. formen auch unter den Strükei finden. 
So habe ich die III. optat. auf -tu auch von Sp{butü), V {kiä'ktü, paiiä^s- 



Zur lit. dialektforschnng II. 265 

in den südlicher liegenden kirchspielen (Göritten, Entzuhnen, 
Pillupönen, Mehlkehmen, Dubeningken) gesprochen, und diese 
angäbe trifft in der hauptsache jedenfalls zu^), da ich bei St, 
abgesehen davon , dass er die infinitivendung t'e nicht kannte^), 
ganz die mundart E's fand. Ich verzeichne die in betracht 
kommenden formen, welche ich von ihm gehört habe: kSikiu, 
jdunas, kdtdas, keläusu, kldusau „fragte"^), piduju^ plduks — 
niäno, mdto, sdko^ dre, mdte, sdke — be-einqs — jdunas, kdu- 
las, laükas, senas, tlltas (daneben plduks, tevs, vaiks, vyrs) — 
arUf araü (III dre), dürau (III düre, I plur. dürem neben süko), 
kldusau „fragte", j;aieratt; keldusu, matysu,geresnü zmonü (daneben 
kiikiu, szvilpiü) — infin. szaükt. Auch die von ihm gebrauchten III 
praes. d^ga, meta, nisza, sükxi mögen hervorgehoben werden. 
An den eben besprochenen dialekt (von dessen nord- und 
westgrenze weiterhin die rede sein wird) schliesst sich nach 
norden hin ein räumlich weit ausgedehntes dialektgebiet an, 
welches sich, abgesehen von einigen untergeordneteren besonder- 
heiten, von jenem und zugleich den nördlicheren mundarten 
durchgreifend dadurch unterscheidet, dass in ihm betonte ge- 
stossene diphthouge ausser in der UI fut. ihren zweiten com- 
ponenten aufgeben, bez. auf einen langen vocal {e bez. S, ä 
bez. ä) reduciert werden, der selbst bisweilen deutlich gestossen 
betont wird (von mir mit ' bezeichnet, z. b. gd'si „wirst bekom- 
men" S, kWse „fragte" W, jd'tis „ochse" Ju, Ku, 0, szd'k- 
sztq „löffel*' S, pala'stum „würdest loslassen" M). In sich zeigt 



tü)j Do (ateitü), Szil (matytü), Da (bütü), K I (palä'stü), M {^notü, aber 
auch }tin6tü\ T (kiä'ktü)^ Gw (hutü)^ Su (bütü) gehört (dagegen z. b. ateitil 
Kr, hutü Dw, Kit) ; guli „er liegt**, hüri ,,er sieht" (aber daneben myl 
„er liebt'*) fand ich auch bei Sp (dagegen guT bei Da), e9äs „seiend" bei 
Str und M (dagegen Uäs und eitäs „gehend** S, hedagas „noch brennend** 
Pli, heeitia^s „gehend**, berasza^s „schreibend** P II). Anderes hierher- 
gehörige wird weiterhin zur spräche kommen, über -^s (und -^«) im nom. 
sg. msc. part. praet. s. o. s. 259 anm. 1. 

^) Man berücksichtige hierbei die angäbe des Praetorius (Delic. pruss. 
ed. Pierson s. 183): „im Insterburgischen, Russischen, Kraupischkischen 
kirchspielen sagen die leute läbä diena i. e. einen guten tag, im Stallu- 
pohnischen, Entzennischen p. p. läbä dien einen guten tag**. ') £inen 
anderen unterschied hat nachträglich herr cantor Garde festgestellt, indem 
er von St in er fahrung brachte, dass in Staatshausen und dem benach- 
barten Matznorkehmen das in E ganz unbekannte btti „war** gebraucht 
wird. •^) Mit dem gonit. der porson construiert; ebenso S (asz j'o klä- 
stau), Ebenso in Prökuls. 



266 A. Bezzenberger 

dies gebiet verschiedene mundartliche Schattierungen, insofern 
namentlich 1) in seinem östlichsten teil Übergang von auslau- 
tendem, unbetontem o in u und von auslautendem, unbetontem 
e in i begegnet, 2) ausserdem in ihm an stelle dieser u und i 
a und e erscheinen, 3) in seinem westlichen teil das auslautende 
a der in praes. häufiger abgeworfen wird, als in seinem öst- 
lichen teili), 4) in einer grösseren zahl ihm angehöriger Ort- 
schaften a zu ä wird. — Ich bespreche nunmehr zunächst den 
Übergang von jduns in jdns u. s. w. und seinen umfang. 

Wenn man — wie dies im allgemeinen geschieht - die 
südlitauische Verwandlung von jduns in jdns, von ddikts in 
ddkts u. s. w. lediglich auf rechnung der gestossenen ausspräche 
der in diesen Wörtern enthaltenen diphthonge schiebt, so wider- 
spricht dieser auffassung der umstand, dass man zuweilen z. b. 
jaunä mit gestossenem au (Ja'unä s. u.) hört (vgl. die sehr 
richtige beobachtung Baranowskis Ostlit. texte p. XXV hin- 
sichtlich der ersten silbe von kirviü, kirvius sowie lett. säule: 
päsa'ule, ne'mt : päMint u. s. w.). Er lehrt zugleich, dass das 
u von z. b. jdum zwischen etwa Insterburg und dem Niemen 
deshalb unterdrückt wird, weil in dieser form der hochton auf 
gestossen gesprochenes au fällt. H ierdurch wird der erste com- 
ponent des gestossenen diphthongs gedehnt, der zweite aber 
ovBrMpiüvrjirov. Eine bestätigung dieser theorie enthalten viel- 
leicht öiszkei „deutlich*^ P II (neben äszkei), Bud, K und 
ntdöuziau „brach ab" B, insofern sie am einfachsten durch 
diszkei, und nulduziau erklärt werden (s. w. u.). Wenn es 
anderswo diszkei, nulduziau u. s. w. heisst, so stehen diese for- 
men den formen dszkei^ nuldziau u. s. w. ebenso gegenüber, 
wie das att. \eqevg dem arkad.-kypr. «c^rjg, d. h. di, du ist dort 
verkürzt {y^.ponui 2M^p6nüi u. a.). — Was gegen die eben aus- 
gesprochenen ansichten eingewendet werden kann, ist, soweit ich 
sehe, nur: 1) dass Jurkschat a. a. o. 2. 49 beUasinejenty 
akszczid, aksztal schreibt; diese formen sind aber entweder un- 
richtig — und dies nehme ich an — , oder ihr a ist aus formen, 
denen es zukommt, in sie übertragen; 2) dass man bisweilen 
ilbagät (so 6w), düsät {asz düsäju, asz düsäsu, tu düsäsi, jis 
düsaus Gi; asz dusaju, jis dilsäs Pet) für iibagaut „betteln", 

^) Der letztere scheint mir ganz auf dem Standpunkt des Stallupöner 
dialekts zu stehen, in dem die einsilbigen formen (ji^) d^d\ nesz\ suk' 
auch, aber nur ausnahmsweise vorkommen. 



Zur lit. dialektforschung II. 267 

düsaut „seufzen" {dusa'uju 0, du^auju Ge II, asz düsauju, asz 
düsausu, jis düsaus Ku, übagauti K I, iibagauju Ge II) hört. 
Hierauf ist indessen nichts zu geben, da diese wörter unge- 
läufig und in folge dessen teils ganz unregelmässig geworden, 
teils in die kategorie der verba auf -duti übergetreten sind i). 
Zum beweise hierfür führe ich an: asz ubagduju, asz übagau- 
sin, jis ubagaüs Sp, ubagät Do, asz uhagäju, asz ubagdsiti, tu 
tibagdsi, jis ubagäus Str, asz düsduju, asz ubagäju, asz ubagd- 
siu, jis ubagdus Da, ubagät (neben asz iibagauju) R, jis ubagä\ 
tibagdt Pu. 

Zur veranschaulichung der regel (Unterdrückung des zweiten 
componenten von betontem gestossenem di, du, H) und ihrer 
ausnähme (erhaltung des bezeichneten zweiten componenten in 
der III person fut.) verzeichne ich folgende formen: 

dksztas „hoch" Szi, Pe = äkszts Sp, Pu, äkszts G, P I, II, 
De, Pli, Bud, B, L, Bu, K, Gw, accus, äksztq Ko (daneben: nom. 
sg. fem. a'ukszfä Gw « auksztä De, Pli, Bud, nom. plur. msc. 
auksztl B , compar. aukszte^snis Ko , Gw , adv. auksztai P I, 
De, Pe, Sp, Bud, L, W, Szi = auksztai P II, adv. compar. 
aukszczaü Szil, adv. superL aukszczd Szil); 

äszkus „deutlich" Bud, accus, äszki^ P II, adv. dszkei PI 
= äszkei P II (auch oiszkei), Ska I, B, Sz (daneben : adv. 
compar. aiszkiatt PI, Sz, adv. superl. aiszkid PI = aisz- 
kiä Sz); 

dzMs „eiche" PI, Sz = äzUes Ko, ä^zMs Klw (neben auzä-^ 
Unis „eichen-" PI, Sz); 

daife „Sache" PI, Wo, Kit, De = däkts Gel, Skal, Sz (da- 
neben: nom. plur. daiktai Gel, Ska I, Kit =■ daiktdi Sz); 

>''w5„jung"Ju,0, Sp, W, Ku, Pu, Kit =« .;awÄ Di, P I, Ko, S, 
Pet, Wo, Kr, B, Gi, Do, Skr, Da, M, R, Szi, K I, Krl, Gw, T, 
j(fns Pli, Bu, Bud, jäns De, Ska I, Sz, L, K, accus. jdn<i Str 
(daneben: nom. sg. fem. ja'unä Pli ^ jaunä Di, Ko, Pu, Skr, 
R, Gw, compar. ja^une'snis Ju ^jaune^snis Ska I, Kr, Sz, W, 
M, Krl, T, jauni'snis Bud, Kit, superl. jaunidsis Kr, T, Kit 
=^jau7iidses M, jamidsis Krl, jauniäsis Ska I, jauniäses Sz, 

*) Diesen übertritt findet man auch ausserhalb des in rede stehenden 
dialekts, vgl. uhagdujem Pia, düsaut^ uhagäute [übagdvems] Prökuls (da- 
selbst pästininkaut und ^iavaut, ^iovävems) und die schriftlitanischen 
formen düsävimas u. s. w. (Kurschat Gram. §1282), deren 5 sicherlich 
aus tarndvims, laralidvims u. s. w. entnommen ist. 



268 A. Bezzenberger 

nom. sg. fem. superl. jaunidsie Er, jaunik( „den bräutigam^' Ju) ; 

kdlis „feil" De (hier auch kälts)^ Pe, acc. plur. kdlinius 
„pelz" De = Mt«MÄ V (aber: kaüinel „pelz" De, Pe); 

kd'ls „knochen" = käls De, Bud, nom. plur. kä'lai Gw 
(daneben das demin. kauleüis De, Gw, kaüLHia Bud); 

Xksas „gold" Pli (aber: nom. sg. fem. aukshie „golden" Pli); 

pläks „haar" Di, De, S, Kit, Wo, Pe, Kr, Szil, Str, T = 
j)läk8 Ko, Ph, Du, acc. plur. pldkus De, Gw (daneben: plur. 
nom.j){attX;a/Di, De, S, Kit, Wo, ^z\\=^plaukdiTy geu.plauku 
Ko, Pü, Pe); 

8(fle „sonne" S, Ku, Pu, Ju = s£e Sp, Bu (daneben: sau- 
lide [„sonne" nicht diminutjJu, Do). 

asz ke'ksiu Ru, K I, Gw i) = ke^ksu Ko, PI, Sz, Gi, Skr, 
kijcsixi Di, J, kiakm Kr, Pu, pra-k^'ksiu W ; tu ke'ksi Ko, 
Pu, Sz, Gi, Kr, R, K I, Gw = ki'ksiDi, ks^ks' PI; jiskiiks Di, 
Ko, PI, Sz, Gi, Kr, Skr, R, KI, GYf^keiksJ, Pu, pra-si-keiks 
W; mes ke'ksime Kr (fut. von kükfi, vgl. s. 257); 

asz kdidsiu Da = kddsu G , keld'su ; tu kelidsi Da = 
keldsi G; jis keliäus Da = kelaüs G; jädu dbiidu kdidus Da; 
jüdu kelidsUa Da; mfs kelidsim Da; ^'ws kdidsit Da (fut. von 
kdiduti „reisen"); 

asz Idksiu Gw ^Idksu Kr, Ku; fw /^iÄ:^" Kr, Ku, Gw; jis 
Iduks Kr, Gw ^laüks Ku; wes Idksim Kr, Gw; JiZs i<£fc«Y Kr, 
Gw (fut vom Idukti „warten"); 

asz l^'siu Da = l^'su Ko, pa-l^^siu M, Krl, Gw, pa4e'su 
U, Gi, por-U'siu Di, J; ^w te^'S! Ko, parle 'si Gi, Gw; Jis Z^i« 
Ko, Da, pa-Uis Di, J, Kr, Gi, U, M, Du, Krl, Gw (fut. von 
Uisti, vgl. s. 257); 

asz pidsiu Kr, Da = pidsn Gi, Ku, piäsiu Gw, piäsu Du; 
I5w 2>i^« Kr *), ^r'dst Gi, Ku, piäsi Du, nu-piäsi Da, nu-piäsi 
Gw; Jw jp«rf«s Kr, Gi, Ku, Du, nu-pidus Da, Gw (fiit. von 

*) Man hüte sich, die silbe -siu so zu sprechen, wie sie geschrieben 
wird. Ich habe dafür — falls nicht geradezu -au gesprochen wurde — 
entweder «»« (so M, Krl), oder -au (fast mit poln. * ; so Ga, Gw; 
gre'sziu „ich werde bohren" sprach Ga greniu^ d. i. mit gequetfichtem 
8z aus), oder ^sü (mit ü bezeichne ich hier ein helles u) gehört. Die 
letzte ausspräche ist die häufigste; ü liegt dem u oft bis zur verwechs- 
lun(^ nahe. *) D. i. piäsie. Kr sagte auch: tu sukte „du drehst", tu 
e%n\e „du gehst", su bertiue „mit dem knecht*S sunue „den söhn*', asz 



Zur Ut. dialektforschong II. 269 

piduU „schneiden'S praes. 8g. I piäju Du » piöju S, III 
piä' Du); 

asz trdksiu R «> trdksu Pu; ^u träksi R ==: /r(ite^' Pu; jis 
trduks R = ^raiü« Pu (fut von trdukti „ziehen"). 

Die vorstehenden Verzeichnisse ^) lassen die grenze des ge- 
bieteSy in welchem man für äi und du langes a, für ii langes 
e spricht, annäherend erkennen; schärfer werden sie durch die 
folgenden auseinandersetzungen bestimmt. 

Die nördlichsten punkte, an welchen uns der Übergang von 
di und du in ä^ von ei in i entgegengetreten ist, sind Trap- 
pönen, Giewerlauken, Woidehnen, Ealtecken und Peterswalde, 
nnd es ist anzunehmen, dass sie an der peripherie unseres ge- 
bietes liegen; denn schon in Eellerischken und Absteineu; die 
nur wenig (ca. 1 meile) nördlich von Giewerlauken und Woi- 
dehnen liegen, wird nach ausweis der von Leskien dort ge- 
sammelten dainos (Leskien und Brugmann Lit. Volkslieder 
XL 8. w. 8. 13 ff.) jdunq, duksztoje, vdikszczoti u. s. w. ge- 
sprochen, in Bittehnen (in derselben geographischen höhe wie 
Absteinen) sagt man nach Wo ddikts, plduks (im gegensatz zu 
däkts, pläks Wo')), und von Dw (Dwischacken bez. Eallwen 
liegt unbedeutend nördlicher als Kaltecken) hörte ich ddikts, 

sukde ,4ch drehe'S ^i^'^ ^*^^ (°i^d ^'>^) jM^ gehe^' (neben «streß« „herz", 
keturl „vier*', tteszl „sechs'S 9ünus „söhne*'). Da er bisweilen auch aus- 
lautendem « einen flüchtigen vocal nachklingen Hess und da sünue zwei- 
felloe unnrsprünglioh ist, so gebe ich auf pidsS u. s. w. nichts, obgleich 
ich derartige formen auch in der Kakschner schale gehört habe: dedö* 
„ich leg^^S mM» „ich werfe", keliö^ „ich hebe", vagiw* „(mit) dem diebe", 
d^di* „du legst*', meii* „du wirfst", kelS^ „du hebst'* (daneben auch dedü, 
fVMtö, keliü^ vagiuy dedl, tneil). Ich möchte annehmen, dass die eigen- 
tftrolichen endungen dieser formen lediglich eine folge energischer ez- 
spiration seien, und in gleicher weise eine eigentümliche erscheinung der 
Sprache Kl's erklären, die darin besteht, dass er für -a« fast -ovo, für 
-M &st -^« spricht 

*) Zu dem zweiten kommen noch Jis kÜkt und jis Iduks (beide zweifel- 
los gestossen betont), die ich nebst om kektiu und astpaldksiu^ tu paldk» 
ff, jü» paldksüj Jis Idkis „er wartet" nachträglich von einem mädchen 
ans Galbrasten gehört habe. *) Et gab auch an, in Woidehnen sage 
mwapirüs, in Bittehnen ^4/^, hatte dabei aber sicher nur den lexika- 
lischen gegensatz im äuge und sprach ><itf/a nach seiner weise aus. — 
Wie die „flachsbrachstube" so wird nach ihm auch das der wohnstube 
gegenüberliegende zimmer in Woidehnen und Bittehnen verschieden be- 
nannt: dort kamarä, hier prisnne. 

Beitrle« x. kande d. iadg. spnioheo. IX. 19 



270 A. Bezzenberger 

jduns, jauniäusis, jdduks^ von 6r die dualformen jaunu, gausva 
(und zwar, wie mir schien, geschliffen betont). Hierzu kommt, 
dass Wo, Pet, Kit und Gr in verschiedenen punkten von unserem 
dialekte abweichen (vgl. w. u. mdno Wo, piäs Pet, m^St Pet, 
Kit, mä(^, kälns, baldndis, iev^ Gr), und dass T zu den „Giri- 
ninkai'' (s. w. u.) gehört Ihremundarten sind demnach zu den- 
jenigen zu rechnen , welche das Südlitauische mit dem Nordli- 
tauischen (in dessen südlichem teil es ddikts^ lHst[i] u. s. w. 
heisst) vermitteln. 

Was die westgrenze unseres gebietes betrifft, so hörte ich von 
Ge I däkt8(^ ddikts)^ aber daneben kdilis, düksas, jdum, plduks^ 
trdakt, von Gell jduns ^ sdule^ trdukti, von Su asz k^kiu, äkszts, 
pläks (gen. plur. plaukü), szendjam, von Pli ddikts (neben äkszts 
u. s. w., s. 0.). Ich möchte diese grenze deshalb und weil Sn ^) mund- 
artlich Pli, Ko, Klw (vgl. die karte) näher steht, als Ge I, II *), 
von Sussemilken auf Kohlischken zu (s. w. u.) in der weise 
ziehen, dass Gertlauken durch sie ausgeschlossen wird, indem 
ich annehme, dass der Übergang von di in d u. s. w. der 
mundart des letztgenannten ortes im allgemeinen fremd ist, 
dass aber die dort und die etwas östlicher wohnenden Litauer 
hin und wieder sich gegenseitig sprachlich nachahmen. 

Der südöstlichste punkt, an welchem ich den Übergang von 
du in d (der nach Schleicher Leseb. s. 149 sich auch in 
Schirwindt findet) bemerkt habe, ist Jucknischen. Diese grenz- 
bestimmung passt zu der angäbe der Enskehmer Litauer, dass 
ihr dialekt und der der „Strükei" sich in den dörfem Juck- 
nischken, Schwirgallen , Kiaulacken, Romanuppen, Uschdeggen 



') Eine merkwürdige besonderheit von ihm ist, dass er für e ausser im 
unbetonten auslaut et (mit spitzem e, dagegen eik „geh'< mit breiterem e)8pricht, 
so: drebMti „zittern** (an drehüsu, tu drehSisiy jis dreb^), Sisti „fressen*' 
(asz Üdu, j%8 Üde^ mis Sidam ; jia Me^ mSs Üdäm [-enn ?]), asz eijaü „ich ging", 
p^uietft« „sich schämen**, ghlbeik „hilf**, ^r^^t „harken'S A;a<«^ „die katze'*, 
Uike „flog**, pabeikti „fortlaufen** {asz poMgau^ pabeik!}^ iüvn „vater**. 
Da er aber ein Deutscher ist, so gebe ich darauf nicht viel. *) Vgl. 
B. 263 anm. Von belang ist auch, dass Su für „stein** ausser akmdk 
auch ^kmkw oder skmenia (genit. ekmene^ instr. ekmenu) sagt und 
dass dafür Ge II nur akmä' (dat. &'krMnui)y Ko und Klw nur ekm&' (in- 
str. ekmenu Klw) brauchen. Ob Pli akmü' oder ekmü' sagt, weiss icb- 
nicht; De, Ska I, Di, J brauchten akmü\ £kfnü* ist bisher nur aus dem 
Mariampoler kreis nachgewiesen (Kuhn 's Bdtr. 1. 242). 



Zur lit dialektforschnng IL 271 

und Schillgallen (alle nördlich von Eattenau) scheiden, und ich 
trage w^en dieser Übereinstimmung, und weil ich solche an- 
gaben meist zuverlässig gefunden habe, kein bedenken, ihr zu 
folgen ; nur nehme ich auch hier nicht eine geschlossene grenz- 
scheide, sondern ein allmähliches übergehen des einen in den 
anderen dialekt an, da ich von (der ein sehr schönes Litauisch 
sprach und es nicht aus büchem gelernt hat) mäno^ mäto, sdko, 
vcuävOy düre, vyr^,j>a8akytü{dB,VLehen bif^ III opt.) neben den „stru- 
kischen^' formen j(fns u. s. w. (s. o.), gatd^f, sünif, n^'sze hörte *). 
Dass ich bei Ju abgesehen vielleicht von värdas „name'^ (mit 
themat. a) ausschliesslich strukische formen fand (mäna „mein'', 
ränkas „bände", siika „drehte"; dre, äteme, parpiU^; v^q, 
mkrgq, jaunH^, sünyf)^ widerlegt diese annähme nibht; er wird 
nur die spräche der Strükei, die neben der der Stallupöner 
Litauer in seinem heimatdorf gesprochen wird, consequent an- 
genommen haben. 

Wie die südgrenze des in frage stehenden gebietes von 
Schillgallen und Romanuppen aus nach Eohlischken (kirchs. 
Didlacken), seinem südwestlichsten punkte und zugleich der 
südwestlichsten litauischen Ortschaft überhaupt, läuft, kann 
ich aus mangel an material nicht bestimmt sagen. Einen an- 
hält für die bestimmung dieser linie bietet indessen die angäbe 
der Enskehmer Litauer, in dem ganzen kirchspiel Niebudszen 
werde rein strukisch gesprochen. — In Eohlischken, wie über- 
haupt in dem ganzen kirchspiel Didlacken, ist die spräche halb 
stndcisch, halb Stallupönisch (vgl. s. 262). Zum beweise dafür 
erinnere ich an jäns, pläks, ki'ksiu, paU^siu s. 267 f. und führe 
folgendes an: duksztSy asz kdduju neben cisz keldju, asz kel&usu, 
tukeldtm, asz piäusiu, jis pcdS'da, asz paU'szczau, tu pali^stai 
müdu pali'stuva, jüdu palS^stum (von palSist) Di, jduns, plduks, 
asz iszkddtisUf palS'sk, pali^skit, jis M'k (kükt) J, ddikls 
(so in Pabbeln) und ddkts (so in Eohlischken); mäna Di, J, 
mdiaj mesta, mirgas, sakydava Di, dära, mäta, ränkas J (as^o; 
daneben to „des" J) ; zi^mes Di, J , zime J (e =r e; daneben 
kat&Tyij J); ^rq, jawnttf (neben jf) J; diga „es brennt" Di, 
(nicht di^y vgl. s. 280); kUArs Di, J, äukszts, ddikts, jäns, 

') Die Infinitive auf -iä kennt er nicht; ebensowenig Ju. Bei beiden 
endigt der infinitiv auf-t. — -tb' findet siob aber wieder bei Jnrkschat 
a. o. I. 87: ausijyszkötie, 

19* 



272 A. Bezzenberger 

UfngSf lauks, pläks, ains Di, gäh, jäuns, kU^vs, plduks J (ohne the- 
matischen Yocal); digqs J nehen paae^ni^s J, apsivid^, pasin^ Di; 
pali'siu Di, J, gifv^*siu,pidusiu Di, ki'ksiu J neben A:«2(fttöu Di, iszke- 
Idusu J (fut. auf stu und -su); butü und büf Di, ate&ü J 
(III opt); muau und mü^ „unser" Di — müsü E i); gyv^te, 
jöte, müszie, sükte, vazüte (daneben: jatj müsztj mdüt, myV^, 
mok(ti^ mokftis) J (also inf. auf -t'e; gyv^'t, mokftis Di); myl 
„er liebt^' Di; die pronominalen gen. sg. tav^' und sav^ Di; 
barzdä „hart" Di — barzdä E, barzä (und barzM) G, P I, 
bärzä Gw«); Ägf» ,ja" Di (auch G) = oyi E. 

Nach norden zu reicht dieser südwestliche mischdialekt 
nicht über Insterburg hinaus; G spricht rein strukisch. Dass 
in den paar litauischen Ortschaften , welche südwestlich von 
Insterburg liegen und nicht zum kirchspiel Didlacken, sondern 
zu dem daran grenzenden kirchspiel Obelischken gehören (Ma- 
teningken , Wittgirren , Auxkallen ; westlich und südlich von 
ihnen finden sich keine Litauer mehr), anders gesprochen 
werde, als in Kohlischken oder Jänischken ist nicht wohl an- 
zunehmen. Von Didlacken nach Stallupönen und Mehlkehmen 
hin scheint die litauische spräche mehr und mehr von stru- 
tischen formen frei und so allmählich zu dem dialekt zu wer- 
den, den wir in E finden. Von Kur hörte ich noch mäna 
„mein", mesta „der Stadt", ^me „nahm", mi'te „warf', lauks 
„feld" aber schon ausschliesslich jduns und plduks. Von an- 
deren formen, die ich bei ihm fand, erwähne ich die III praes. 
mäa, die participia vid^, mit^Sy vidus[i] und die infinitive 
eite, jötcy müszte — düt, eÜ, gyv^% mÜBzL 

Innerhalb des so abgegrenzten gebietes des Übergangs von di und 
<£tt in langes a, von ^'inlangen^-laut habeich ausser in diiso^u. s.w. 
(8. 266) und in einigen unten zu nennenden futurformen den 
betr. langen vocal an unrichtiger stelle nirgends, den diphthong 
statt des zu erwartenden betr. langen vocals nur in folgenden 
fällen gefunden: jduns, pariduze (in einer daina) V, dukszts, 
jduns Ga, sdule K, diszkeiSzi, miüeKrly T (hier daneben fii«''^«) 



^) Dagegen müsü G, Szil, M, Erl, T, Kit» nüis' Sa, Sp, Jnrkschat 
a. a. o. 11.48. Darnach Enrschat Gram. §. 839 zu berichtigen. ')Ygl. 
Leskien-Brugman a. a. o. s. 10, Schleicher Gram. s. 71; veisH 
dürfte sich bei Ragnit kaum finden (vielmehr ÜürH)^ ist aber auch se- 
roaitisch. Barzdä (sei) habe ich übrigens auch von Da gehört; in Prö- 
kuls bdrzd'. Vgl. noch Lazynai ,, Lasdehnen'' 6w. 



Zur lit dialektforschmig II. 273 

= miüi DsL, M nebst dem genit. sg. miäes Da, T. Sicherlich 
sind dies lediglich schriftlitauische formen. Oiszkei unä nuldti^ 
Hau (0. s. 266) können nicht wohl für ausnahmen gelten; das ai 
von laimaK wurde geschliffen betont (ebenso Schleicher ; Idima 
Eurschat). Einige scheinbare ausnahmen (vardu u. drgl.) s. w. u. 
Noch seltener als jene ausnahmen sind die demselben 
gebiet angehörigen formen der III fut, in welchen ich statt 
eines diphthongs den entsprechenden langen vocal bemerkt 
habe; es sind dies: jis kdds Sp, S (hier daneben: ctsz keld^su^ 
tu kdd'si); jis kiäks S (neben asz kiffksu, tu keckst), jisai 
ki'ks Bud (neben asz ki-^ksu^ tu kickst); jis piäs Pet (neben 
asz pidsu, tupidst). Dazu düsäs Pet o. s. 266 *). — Wir haben 
es hier mit einer einfachen lautäbertragung zu tun^ die vom 
Standpunkte dieser arbeit aus nur insofern beachtung verdient, 
als sie sich bei Pet und Bud findet (ygl. ss. 262, 270), und als 
sie durch ihre Seltenheit die aufstellung der paradigmen asz 
ke'ksiu u. s. w. — jis keiks^ asz pidsiu u. s. w. — jis piaus 
fax unser gebiet unterstützt. Woher dieser merkwürdige laut- 
wandel kommt, ist schwer zu sagen; ich bin geneigt, ihn auf 
einen alten tonwandel zurückzuführen'), d. h. anzunehmen, dass 
die in fut. von verben mit gestossen betonten diphthongen 
früher geschliffen betont wurde, und glaube formen wie keiks 
hin und wieder auch gehört zu haben (s. o. s. 268 f.). Zum be- 
weise meiner annähme reicht dies jedoch nicht aus. 

Übergang von ursprünglichem -i in -t und ursprünglichem 
-0 in u (vgl. s. 266) habe ich nur bei U, Szil, Str, W (verein- 
zelt), M, Da, Krl, T bemerkt und zwar in folgenden fällen: 

nom. sg. fem. giri „wald" T, müli „liebe" Da, M, d\deli 
moteriszki „grosse frau" Str; 

in praet. düri „stach" M, emi Str, Da, M, me'ti „warf" 
Da, ne'^szi „trug" Da, pämiri „ist gestorben" M, pßli „fiel" 
Str, Da, parpäli „fiel hin" Szil, Da; 

gen. sg. msc. dil melu p6nu dSvu „wegen des lieben herr- 
gotts" Da, dd manu giSru VSvu „wegen meines guten vaters" 
Str, Da»), ^nSw vyru „gutes mannes" T, mtst^u „der Stadt" U, 

^) Dazu kommt ferner noch l&ks = lAuks^ das mir herr cantor Garde 
in Insterburg (er schreibt loks) als von Pli gebraucht mitteilte. ') Vgl. 
Kurschat Gram. ss. 318, 321, 851. ') Dagegen manu gerü tevu „meiner 
guten eitern'^ Da. 



274 A« Bezsenberger 

Szil, W, Da, M, Krl, T, stälu „des tisches" Da, vyru „des 
mannes'' Szil; dazu manu „mein'' U, Szil, Str, Da, M, T, tävu 
„dein" Da; 

III praes. mdtu „sieht" U, Szil, Str, Da, T, rdszu „schreibt'* 
Da, T, 8dku „sagt" Szil, Str; 

III praet. dgu „wuchs" Da, kaMju „redete" Da, nvkrltn 
„fiel herab" M, £j:1, pasiSnu „wurde alt" Szil, pasisedu „setzte 
sich" Da, süku „drehte" M, virtü „stürzte" M. 

Vergleicht man hiermit: 

nom. sg. fem. kate Da; 

loc sg. fem. kate\ pakcdne M, girio' (neben yirtV), mdlko* 
ränko\ sttAö' M; 

gen. sg. fem. gires T, müles Da, T, merg^'les Da, ddnos 
Da, glrios T (neben glres), Da, lepos Da, jaun6s mergös Da, 
mdtynos Da, ränkos Da, M, tos Da; 

nom. plur. fem. mhrgos Szil, ränkos U, W, Szil, Da, M, 
tos M; 

gen. sg. msc. to Da, garojo (d. i, giro-jö) Da; 

I plur. praes. indtbm Str, sdkom Szil, Str, M, Krl; 

in praet. refl. sukosi Da, sukos M; 

I plur. praet. direm M, '(Smem Str, Da, M, Krl, T, mdiem 
Str, nupiövim Da, sdkem Str, dgom Da, M (hier auch ägom)^ 
gal(ijom Da, T, kalb'djom Da, klrtom Da, turejom Da, T; 

n plur. praet. pasisedot Da -7 
so gewinnt man den satz, dass in dem betr. bezirk -o und -€ zu 
bez. 'U, 4 werden, wenn sie nicht durch apokope einer gram- 
matikalischen endsilbe in den auslaut gekommen und zugleich 
unbetont sind. Miüe Krl, T (hier auch m^'le) (nom. sg.), ^hne 
Krl, Uä'se W, me^e Szil, W, nümire M, s^e Szil, T, büpo W, 
gaUyo und turejö T (HI praet ), mäno W — tnäna Krl „mein" 
sind demnach lehnformen. 

Scharf von den 0. verzeichneten formen giri, mdtu u. s. w. 
zu trennen sind: I plur. praet. emim Szil, pälim Str; 11 plur. 
praet. parpGlü Da; gen. sg. fem. rankte T; loc. sg. fem. glrM 
M; dat. bez. instr. plur. fem. kdrvimsDa,, keiuriums köjums Sit, 
keturiüms M, ränkums M (daneben kcUems Da, M, kregidians 
Da, Idpems Da, mergöms Str). Derartige formen finden sich 
nämlich auch bei personen, bez. an orten, welchen formen wie 
emi, dgu fremd sind. Vgl.: dugum^ piövim, rutums, sesilims 
Leskien-Brugman Lit Volkslieder u. & w. s. 6, szüma so- 



Zur lit dialektforschung II. 275 

liüms giriums „über diese grünen wälder" Ska 11, heturiiims 6e 11, 
K I, R, köjums^ mergHums (so 1) Gell, köjuim Pu, m abim ränkutns 
Pu, ränkums Ge II, K I, R, ryksztims „(mit) ruten" Prökuls, tnätim 
„wir sahen^' Ge I s mdtim Wi. In diesen fällen haben wir es zwei- 
fellos mit einer Verkürzung zu tun ; ich habe mich davon öfters über- 
zeagty indem ich mir solche formen ganz langsam vorsprechen 
oder vorbuchstabieren liess: ich hörte an stelle der betr. u, i 
dann stets o, ^. Was mir mit rücksicht auf solche formen 
zweifelhaft ist, ist nur das, ob die Vorstufen von parpülü^ glriu% 
ränkus, ränkums als parpWM, g\ri9^ ränkos, ränkoms oder als 
parpälU, giriüy ränkus, ränkums zu denken sind. Auf jene weisen 
die dat. plur. fem. liampöms Da, köjoms und r^tücöms M, auf 
diese vdynä Leskien-Brugmann a. a. o. s. 7, n plur. praet 
pardszU Gw (neben 'imit)y I plur. praet. davim (f mittellaut 
zwischen e und y) Gr (uQhen ddvet), nom. pl. fem. tüs ränkasH, 
antrü' szdly' « antroß szalyji Gr. 

Wenn ich vorhin sagte, dass mdtu u. s. w. yonglriu' u. s. w. 
scharf zu trennen sei, so habe ich nat^lich nur eine zeitliche 
trennung im äuge; einen unterschied in der entwickelung des 
ff von glriu' und des u von motu nehme ich dagegen nicht an. 

Im wesentlichen ebenso wie in den am eingange dieses ab- 
Schnittes genannten orten erscheint in endsilben stehendes o in 
den von Juskevii veröffentlichten dainos aus Velüna behan- 
delt; sie bieten z. b. neben sudiStos bdUos rqnkoSy graüdzios 
äszaroSy didzio valile äugaUy nü galvös^ atgcUö, miUloji — manu 
merguz^le^ del tdvu grazümu, birnas ziur'^u, snlgu, Rju, rasa 
kritu, aber auch kajp vazidmim, müdu äuguv (neben pämetev). 
Nimmt man dazu, was Kalbes let le2. s. 27 gesagt ist, so 
sieht man, dass diese behandlungsweise des -o durch die grenze 
nicht abgeschnitten wird, sondern von Trappönen, Maszuicken 
u. s. w. aus in das russische Litauen hinübergreift. Aus dem 
preussischen Litauen dagegen ist sie sonst nicht bekannt Da- 
gegen finden wir hier -t für -e wie in Trappönen u. s. w. und 
zwar in dem zwischen Trappönen und Krauleidszen liegenden 
Galbrasten; vgl. kläsi, mdii, pasiträki neben gir&, wirszüne, 
tpowers^ pbSszet^ und bima^ Itka, mäna u. s. w. Jurkschat a. 
a. 0. I. 83 ff.; mdia^ rdsza^ säka habe ich selbst von einem 
mädchen aus Galbrasten gehört.. Mit rücksicht hierauf lasse 
ich die grenzbestimmung des besprochenen bezirkes einstweilen 
bei Seite, zumal da ich nicht weiss, ob sich derselbe nicht 



276 A. Bezsenberger 

auch diesseits der preussisch-russischen grenze etwas über Trap- 
pönen hinaus erstreckt. 

Von ü, Szil, Str, W, Da, M, Krl, T, von (s. 271) und 
von einigen weiterbin zu nennenden ausnahmen abgesehen habe 
ich bei den mir bekannten personen, welche ä für (Ü^ du und 
langes e für ii sprechen ^ a für ursprünglich auslautendes, un* 
betontes o^) und e für ursprünglich auslautendes unbetontes 
i gefunden. Zu den belegen , welche für diese lautvartretung 
s. 271 f. gegeben sind, füge ich hier die folgenden: 

büwa „war" Su, Ska I, Wo, Kr; 

mäna „mein" Su, P I, V, Ska I, S, Pet, Kit, Pe, Kr, Bud, 
Sp, Sz, Do, Gi, A, Skr, L, K I, R, Du, Gw; 

mdta „sieht" Su, Kit, Pu, Sp, Do, Gi, Skr = tnäta P 1, 
V, Ska I, S, Bu, K I, R; 

mista „der Stadt" Ska I, Pet, Pe, Kr, Sz, Gi, Du; 

pallka „liess" und laüka „des feldes" Ska II; 

risza „schreibt" Ko, Ska I, Pe, Kr = räsza PK, Bu, B, 
L, Szi; 

sdka „sagt" S, Pet, Pu, Do, Gi, Skr, Gw = ««w Pli, De, 
Bu, B, L, K I, R; 

8üka „drehte" Pu, Ku, Sp, K I, R; 

täva „dein" P I, Kr, Bud, Gw; 

vdra „treibt" Su, Pu ^^vära Su, Pli, Klw, K I; 

däve „gab" Ko, Kl, Skr = d^be P I, Ska I, Bu; 

dväse „geist" Ga = dvdse K, Szi; 

iszmyne „zertrat" und parläuie „zerbrach" V ; 

me'i^ „warf" Ska I, S, Pu, Ku, Sp, Sz, R =« m^te Ga, 
Szi, mdte Su; 

ne'^sze „trug" S, Pu, Ku, Sp, K I = n^«ee Pli, ni^sze 
Ska II (vgl unten laum'^y nisze Su, P 11; 

sesäte „Schwesterchen" V. 

In gleicher weise sind in den betr. mundarten die fenpni- 
nischen endungen -09, -es behandelt; vgl: 

tMwi mirgas „die beiden mädchen" Kr; 

*) Vgl. die angäbe El ein 's: „Nos in Grammatica nostra retinenros 
qvidem illam terminationem Genit. at et terminationem qvomndem Pr»- 
teritorum in o ad differentiam Genitivi in Nominibas et tertisB peraonae 
Prsßsentis in Yerbis, attamen fatemur in noBtro districtu ut et Ragaeiensi 
et partim qvoqve Insterburgensi terminationem a esse oommuniorem*' 
Beitr. z. gescb. der lit spräche s. 4. 



Zur lit. dialektfonohmig II. 277 

mOkas ,,hoIz'' Bad, K; 

ässsaras ^^tränen'' R, K I. 

ränkas ,,hände'' Ska I, Er, Ow, dim. rankOtas^) — su- 
dßtas Ldt forsch, s. 13; ,,der band'' Pu, Pe, 6w; 

szäszlavas ,,kebrichV' Bad; 

merg^'les „des mägdleins" Gw. 

Die kehrseite der regel veranschaalichen folgende formen: 

igom „wir wuchsen*' K I, R, Grw = ägcm Du; 

anö , jenes*' Kr; 

jaunÖB „(der) jungen** Gw; 

mdtom „wir sehen** Pet, 6i = mdtom Du; 

paprastö „an der gewohnten (sc. stelle)** P I, V; 

sdkom „wir sagen** Sp, PI, Sz s sScom V; 

mbätos (in einer daina für subatös) „des sonnabends** V, 
SkaH; 

säkam „wir drehten** Pu; 

säkosi „drehte sich** Sp » siOcas Pu, K I, R, 6w; 

svetimö „in fremder (sa gegend**) P I, V; 

to „des** ? I; tos „die** Ska 1; 

drem „wir pflügten** Pu; 

'dmem „wir nahmen** K I, R; ^m^ „ihr nähmet** 6w; 

kate „katze** Kit (neben glre); 

laum^ „laume** Ska 11 (neben aidmine, ^me u. a.); 

mdtim „wir sahen** Pet, Gi. 

Ausnahmen von der regel sind: sdvo A (neben miga^ ma^ 
tdva u. a. drgl.), das als in einer daina vorkommend (Lit. 
forscL 8. 13) nicht in betracht kommt; pamäti Lit. forsch. 
8. 13, das aus demselben gründe bedeutungslos ist; möte „er 
sieht** Pe und räsze „er schreibt** Kit, in denen e aus a^o 
abgeschwächt ist, sowie mdf „sieht** Eu (neben mäta\ säk^ 
^,sagt** EU, A = säk^ Bud,E, in welchen dieser laut apokopiert ist; 
iiic'^„warf**Pe=-fn^'f' Kit, we«52f'Elw„trug", sak' „sagte** Pl,eben- 
jEeJls mit apokope des schliessenden vocals (« rs e) ; sdle „sonne** 
Bu, eine schrifUitauische form; dre „er pflügte** Gi und dvi 
gtWdas El, formen, die ebenfalls aus der schrifteprache ent- 
nommen, oder aus dem Stallupöner dialekt entlehnt sind; 
femer mdno^ mdto^ mesto^ rdszo, ränkos (nom. plur.) Wo, welche, 



*) Zam 8af£x vgl. Sup<m6ta9 Lit. forsch, s. 203 (richtiger iupani^tai; 
ich horte nur den acc. plur.) und dinSttaa (acc. pl.) „tagchen^* P I. 



278 A. Bezzenberger 

da Woidehnen ein grenzort ist (vgl. s. 269 und weiterhin), nicht 
auffallen können; endlich auch die loc. sg. szaläte, v'etäte P I, 
V, für die szaläte, v'ääte zu erwarten waren. — Unter die regel 
fallen auch die III praet. galeje, tur'Sje Wo und die genit sg. 
gaidze Pu (spr. gaidzä)^ Do, PUkaine Do, in welchen -e laut- 
gesetzlich für -a eingetreten ist. 

Die Vertretung von auslautendem unbetontem e durch e 
setzt sich von Tilsit ab durch das gesammte preussisch-litauische 
Sprachgebiet fort, erstreckt sich also von Erottingen bis süd- 
lich von Insterburg, und in folge dieser ihrer räumlichen aus- 
dehnung wenden sie heut zu tage selbst Litauer an, die sich 
bemühen, streng grammatisch zu sprechen; es fiel z. b. Kur- 
schat nicht ein, in seinen predigten anders BlsdvdsSy nusidave 
zu sagen. Anders steht es nördlich von Tilsit mit der Ver- 
tretung von -0 durch -a. In dem streng-nordlitauischen gebiet 
ist die oben ermittelte regel deutlich zu erkennen, vgl. gen. 
sing. fem. mäsäs Dra wohnen, kalbäs Prökuls, täs mirgäs (= 
südiit. mergös) das., diszinäsfea] ränkas das.; gen. sing. masc. 
änä (= südiit. an6) das., mäna teva (oder t^iv') das.; Illpraes. 
mdta (oder mäf) das.; I plur. praes. mdtam das. u. s. w. Da- 
gegen ist die regel südlich vom kirchspiel Prökuls bis nach 
Tilsit hin vielfach, wenn nicht überhaupt verwischt In Sau- 
gen^) ist -a für -o nach herm Jurkschat selten, man sagt 
nach ihm dort z. b. mano rankas paüsa; in der Heydekruger 



^) Im kirchspiel Sangen ist, wie mir herr Jnrkschat mitzuteilen die 
gute hatte, die spräche sehr gemischt * „die leute aus dem Memeler kreis 
sprechen ganz wie die Proekuler, die aus dem Heydekruger dagegen 
näheren sich mehr der Tilsiter ausspräche und da auch mit dem unter- 
schiede, dass die grenzbewohner ans zamaitische anklingen lassen, die 
nach dem ha£f zu den breiten fischerdialekt sprechen^'. Auf einige specielle 
fngen teilte mir herr Jurkschat über die Saugener mundart noch folgendes 
mit: 1) meist heisst es <ft?* „vater", gelbst „helfen" [g^lbHi Kuj], aber nicht 
immer mit prononciertem b'\ 2) das o von z. b. brölis [hr^'Us Kuj] 
ist nicht ganz rein, doch mehr wie o klingend ; 3) man spricht meistens 
daikta^ j'autUj keikty vaiks u. s. w.; „nur einzelne eingewanderte reden 
anders*'; 4) man sagt promiscue aaz emü und asz imü; VSts und bids^ 
hutilninks und hälelninks; gyvent und gyv^'t, mokint und mokft; asz 
draudiu und drauduy asz girdht und girdu oder gerdu [vgl. duru Pia, 
Kuj, turü K^j — k^kiu, draudiu Fla, Kuj, grumidiu, pypiü Pia, stumü^ 
girdyk Skijj ji8 und ans] 5) meistens heisst es nisza = nidsza „er tragt", 
aber in Verbindungen kurz: ninesz, atnen] 6) die I plur. fut endigt in 



Zar lit. dialektforachnng II. 279 

gegend habe ich fiir unbetontes -o bisweilen -a, bisweilen -o 
oder gar -ä gehört z. b, bega und b^o „lief", ptisipazinü „sie 
bekennen sich" ; von Kuj hörte ich täva „dein", säka „drehte", 
8uko8 „drehte sich", von Wi^) gen. sg. täs mergäs und mana 
„mein", von Pia bäva „war", eazka „sucht", ränkas „bände" 
und andere regelrechte formen, aber von Dw mäno „mein" 
neben büta^ mäta, säka. 

Was endlich 6r und Gre I, U betrifft, so folgen auch sie 
mit wenigen ausnahmen jener regel, vgl. : III praes. säka, genit. 
mäna, in praet dumöje, eje, ddve^ nom. plur. szäkas „äste", 

II pl. praet ddvit und die unregelmässigen (nordlitauischen) 
formen mätem „wir sahen", sdtkem „wir sagten" Gr; gen. sing. 
d&nas — mergös 6e I; nom. plur. knygas 6e I, äszaras 6eU; 
mäna „mein" 6e I; III praes. mäta Ge II, säka Ge I, II; 

III praet di've Ge II; I plur. praes. räszom Ge I, dSvim GelL 
Büvo Ge I erklärt sich durch das von demselben daneben ge- 
brauchte und aus büvo contrahierte bo. Ebenso sagte Ge I 
für und neben buvaü, buvai: baü^ bai, seltsame formen, die mir 



der regel auf -sem daneben anf -nm; 7) am hänfififsten ist das e der 
deminativendungen -eUs, -eie lang [so regelmässig bei Pia, Kuj und Ski] ; 

8) der dat sing, von an beisst fast durchaus mani, höchst selten mä; 

9) man hört sowohl tav^ „dich", tavlm „mit dir**, wie Üv^ {»^Jy Üvi 
{8M\ „der ton ist regelmässig zurückgezogen'*) ,ge nachdem einzelne 
Personen für diese oder jene dialektische förbung Vorliebe haben**, öfters 
aber t^^ u. s. w. [vgl. tav^s Kuj]; 10) „ich bin'*, „du bist", „er ist** 
heisst hünüj 6«ni, hun, „wird sein** 5««. Rücksichtlich 5«nu vgl. Schlei* 
eher Gram. s. 252. 

*) Um seine spräche genauer zu charakterisieren , verzeichne ich 
folgende, von ihm gebrauchte formen : ddikts „sache**, plduks „haar**, ät 
„gehen**, prak^ksu „werde verfluchen**; ipWt „giess ein**^ fpklkit „giesst 
ein", ^ilsu „ich werde eingiessen'*, fpUs* „du wirst eingiessen**, nür^s -^ 
m^ftwt „gestorben'*, u}Mg}(»—uhn^usi ,,eingeschlafen**, g'elüs „tief** (fem. 
^'ß f oder g'eR ? nicht zu entscheiden), teUs „brücke** ; nucteg^a — nud^gus' 
„abgebrannt**: 2>^ „haus**, hut'i^lü „hütte**, hau „er war*', gädrus und 
gudrüs „klug**, niäd — madve „wir beide**, ned^ärk „stich nicht**, nedürkü 
„stecht nicht**, sukü „ich drehe**, tä ntk^ „du drehst**, säk „er dreht**, 
aSkäm „wir drehen**, säkat „ihr dreht**, »ÄAj«' „ich werde drehen**, sik- 
sam „wir werden drehen*', säk „drehe**, sükit „dreht**, turü „ich habe**, 
tu turi „du hast**, ans ikr „er hat**, f&ram und turim „wir haben**, stubä 
„Stube**, j siBb' „in die stube**, iargaus „des markts"; nStru „ich will*«; 
dat „geben**. 



A. Bezzenberger 

an anderer stelle nicht vorgekommen sind, an die aber büs => 
büv^ P I erinnert. 

Dass im westlichen teile des gebietes, in welchem man 
regelmässig a für diy du und langes e für /i spricht, das nicht 
aus abgeschwächte -a der III praes. meistens, in seinem öst- 
lichen teile aber nur selten unterdrückt wird *), lehrt die fol- 
gende liste: 

did' „er legt" Su ditda Bu, diäda K; 

dSg" „es brennt" S « diäg' Ska I — , diäga Pli, diaga Ku 

di'ga Bud, dffga Fl, Bu, K I, diaga Ga, diäga Sz, K, 

R, Du; 

mäf „er wirft" Ko, Ska I, S, Wo, Pe, Pu, miß' Ku-: 

mata Ju, 0, B, Gi, L, W, Bu, mHa Bud, miitta Sp, Szil, Ga, 
Szi, Da, midta Sz, K, R; 

ni'sz' „er trägt" Su, Pli, P Hr^niäsz' Klw, Ko, S, Pu — 
niäsza Ku, näss^ PI nä^sza 0, K I, niä^sza 8p, Da, niOsza Sz ; 

äg' „er wächst" P 11 uidga W; 

siik^ „er dreht" S, Pu, Ku süka Ju, Sp, M, R; 

ti*j/ „er schmiert" Pli tiapa Ga; 

v^cf „er fuhrt" Su vada Bu, Szi, viitda L, wAfa K. 

Hierzu kommt noch als westliche form mit -a mtöa „er 
pisst" Ko, als östliche ohne -a pasiSsf (— pas^sfa) Ga. 

Bei Personen, welche aus den nordwestlichen grenzpunkten 
des bezeichneten gebietes stammen, erscheint für und zum teil 
neben (so bei Su) mäf „er wirft" u. s. w. auch met' u. s. w. : m^ Su, 
Pet, Kit, nesz' Pet. Solche formen habe ich ausschliesslich 
auch bei Dw und Ge n — von Ge I habe ich zufällig über- 
haupt keine betr. III praes. gehört — gefunden: d^ Dw, Gell, 
m^ Dw, GeU, n&z' Gell. Sie sind nordlitauisch (vgl. s.270). 
In Nordlitauen heisst es ja auch metfej, met^s, mergUe, jau^ 
n4^is u. s. w. 

Hin und wieder scheint es, als ob in dem bez. östlichen 
teil auch das thematische a des nomin. sing, von a-stämmen 
fester sei, als in dem bez. westlichen teil. Das von mir in 



^} Vgl. dazu mSf, nüef u. 8. w. s. 277 sowie die werte Kleines: 
y^Qvanqvam nee nobis ipsis innBitata sit syncope illa ßwenU^ toieäi^j at 
et abjectio altimaruin vocalium, prsßsertiin in I. Conjog., ubi itidem di- 
cimuB waditty graudin^ sodin^* etc. Beitr. z. gesoh. d. lit. flpraohe 8. 4. 



Zur lit dialektfonchung II. 281 

dieser hinsieht gesammelte material reicht indessen nicht aus^ 
dies bestimmt zu behaupten. Nichts desto weniger teile ich es 
vollständig mit, um anderen die Untersuchung dieser frage zu 
erleichtem. 

Äksas „gold" De = äksaa Pli; 

häHnas „sattel" L = mna» P H, K; 

bdlses ,,8timme'^ Bud; 

barias „birke" Bu; 

ddrias „garten" P II, B, L = dOrias K, därzaa R; 

däglas „bunt" A; 

kdidas „hals" Kr = käklas Su, Pli, Bud; 

mäzas ,)tlein" De, Bud, B, Gw; 

mos „blind" A; 

säpnas „träum" A; 

värdcts „name" Ju (vgl. s. 271); 

duksztaa „hoch" Ga = dksztas Szi, Pe äkszis Sp, 

Pu, dkszts Bud, B, L, Bu, K, Gw, G, P I und II, De. Pli; 

kdlnas „berg" B, Sp, Szi = kSnas A, L, K kälns 

Su, kdlm Bud, Bu, De, P U, kälns P I; 

MSvas „aiom" Szi = Jditves Kl Jähs B, Uiihs PI, 

Skr, Klw, Ska I, klidvs Sz; 

äzüles „eiche" Ko diüia PI, Sz, ä-zülsElw; 

dc«At»„sache"PU-döitePl,Wo, De, Kit. ddkta Sz, Ska I; 

girs „gut" Su = gers B, Bu; 

gäls „ende" B, Bu, Ko, Ska I; 

jduns , jung" Ga = jäns B, Kr, Gi, Do, Skr, Da, M. Szi, 
K I, R, Krl, T, Gw, PI, Ko, Wo, S, Pet, jd'm Ju, 0, Sp, 
W, Ku,Pu, Kit, jdna Sz, L, K, Ska I, De, jd'ns Bud, Bu, PK; 

käls „knochen" Bud, De-irf'& 0; 

laüks „feld" B, Bu, K, Pu, S, Ko, P I ^laüks P U; 

längs „fenster" P 11; 

mäs „zeit" B; 

näks „nagel" Bud = näks A ; 

pläks „haar** Kr, Szil, Str, T, Pe, Wo, Kit, S, De - pldks 
Du, Ko, PU, Su; 

räks „hom'* A; 

sins „alt" P I und 11, Su — säns Szi, siäns Kr, Klw, 
siäns A, Ska I, K, «Äw B, PU, S, si»is Bu; 

tevs „vater" Sp, M, P I, Ska I, S^teivs Su; 

tUts „brücke" Sp, S; 



282 A. Bezzenberger 

m&s „kind" S, Pet; 

vyrs ,^ann^' Da, Gw; 

vdnaka ,,habicbt'' A. 

Vgl. hierzu ss. 264 f., 271 f. — Man sieht aus diesem 
yerzeicbniss, dass thematisches a im nom. sing. — betont 
(katräs) bleibt es hier selbstverständlich — durch vorausgehen- 
den Sibilanten geschützt wird; im übrigen lassen sich bezüglich 
seiner ausstossung für unser gebiet (und ebenso rücksichtlich 
des Stallupöner dialekts) zur zeit keine festen regeln geben 
(vgl. Schleicher Gram. s. 82). Ganz dasselbe gilt von den 
mundarten von Gr und Gel und II, sowie vom Nordlitauischen; 
vgl. bälsas, gäls, kälm, näks, rätSj s^s, szälis Gr; äuksas^ buts^ 
däkta, jduns, kälns, plduks, tUts Ge I (auch ätnzes -> dmsias), 
jduns, kämps Ge II; äukszts, bälns, gäls, ge^rs^ kfflns, lauks, 
plduksy s^nSj te^ltSy vyrs, dMas^ äükrs, IMs's, ddrzes, kdJd's, 
mdzes Prökuls. Zu den zuletzt angeführten formen vgl die o. 
erwähnten klaves^ äzMes. 

Besonders mache ich noch auf die angeführten formen 
glSrs „gut" (Prökuls: g^rs) und 8^8 „alt" (Prökuls: «^n«) auf- 
merksam. Bei flüchtigem anschauen scheint hier dieselbe Ver- 
kürzung vorzuliegen, wie in deg'y mef u. s. w. (s. 280). Diese 
Vermutung ist aber abzuweisen, da die letzteren formen auf den 
nördlicheren teil Litauens beschränkt, gISrs und s^is aber auch 
in seinem süden verbreitet sind. Ihr ^ ist vielmehr entweder 
aus denjenigen cacus, welchen es zukommt (nom. sg. fem. gerä, 
senä u. s. w.), eingedrungen, oder eine folge der ausstossung 
des thematischen vocals, insofern das tonlange e von giras, 
sinas dadurch vor eine doppelconsonanz zu stehen kam. Für 
jene erklärung sprechen kMn8, 8zälts Gr (s. o.). 

Was nunmehr den südlitauischen Übergang von a in d 
betrifft, so ist er weder in dem ganzen gebiet, in welchem die 
betonten gestossenen diphthonge gesetzmässig je ihren zweiten 
componenten aufgeben, durchgeführt (s. w. u.), noch auf es 
beschränkt, da er auch bei Ge I und U sowie bei Gr hervor- 
tritt. Auch St spricht das ä wenn auch nicht bedeutend, so 
doch merklich getrübt aus; ich halte dies aber bis auf weiteres 
für individuell, da dem Stallupöner dialekt (an welchen die 
mundart von St anzuschliessen ist, o. s. 265) ä für ^t voll- 
kommen fremd sein dürfte und da Staatshausen von den gegen- 



Zur lit. dialektforschong II. 283 

den 7 in welchen jener Übergang zu hause zu sein scheint, 
weit abliegt. Aus diesen gründen sehe ich von St im folgen- 
den ab. 

Dass die Vertretung von a durch ä (vereinzelt ä'^) in Süd- 
litauen von anderen nicht bemerkt ist, kommt meines erachtens 
daher, dass 1) ä von a oft nur sehr unbedeutend verschieden 
ist, weshalb auch ich mich vielleicht hin und wieder verhört 
habe, 2) einige, so Kumutatis, diese lautvertretung ^) für 
unlitauisch halten und annehmen, die dumpfe ausspräche des 
ä stamme aus dem deutschen platt — eine meinung, bei der 
man ganz übersieht, dass sich die Verbreitung des ä = ä und 
die des Plattdeutschen in Litauen nicht im mindesten decken; 
3) das ä von den es sprechenden hin und wieder versteckt 
wird. Dies ist mir am deutlichsten bei 6i entgegengetreten, 
der, als ihn examinierte, so lange ä sprach, bis er an worte 
kam, mit denen er nicht genau bescheid vnisste und welchen 
er deshalb die mundartliche farbung, in der er sie allein kannte, 
nicht zu nehmen verstand (düsäju, düsäsu, düsäsi neben du- 
saus, s. 266); hier sprach er deutliches, nur wenig von o ver- 
schiedenes ä. 

Aus dem vorstehenden erkennt man, dass die ausspräche 
des südlitauischen ä nicht constant, sondern oft heller, oft 
dunkel er ist, dass dieser laut oft fast wie ä, oft fast wie o 
klingt. Ich werde diesem unterschiede in der folgenden, nach 
den betr. fundorten bez. gewährsleuten geordneten liste rech- 
nung tragen, in welcher ich abgesehen von denjenigen fallen, 
in welchen ä bez. iä für ä steht (s. o. s. 257 ff.) alle von mir 
bemerkten südlitauischen ä — also, der kürze halber, auch die 
bei 6e I und U und Gr wargenommen — nebst den diesen 
widersprechenden ä verzeichnen werde. 

J 1) ä^ä: dära „tut", gdls „ende", mäta „sieht"; 2) ä 
== q : gräsztq „den bohrer", kä „was", tä „den" (ä fast ä). 

G: äkszts „hoch" (4 fast a). 

P 1) ä = ä: ävys ,,8chaafe" I, 11, bäras „zanken sich", 
däve „gab", mäta „sieht" I, dBfcy« „äugen", b&nas „sattel", 



^) Eumutat leugnete sie mir gegenüber anfangs überhaupt. Das ä 
ist in Eakschen so deutlich, dass ein laie, welcher mit mir dort war, 
dafür o schreiben wollte. 



284 A. Bezzenberger 

kälns „herg^'y längs JeasbeT"', mä„mir", beräszd's ,,8chreibeDd'S 
szälü „friere'S suszäl^ .^erfroren'' II ; 2) <!«-<;: dräsüs dräsei 
„dreist", beein&'s „gehend", fter(fe2rÄ«s „schreibend" 11; 3)ä»(fi, 
dui (Es^ri:^ „deutlichen", ä»zkei}X[i^6i8zTui{^äiszkei)„^&a!i^^ 
äkszts ly Uf Uäsk „frage" I, ä'g „wächst", Xg^ „gewachsen" ü. 
Ausnahme: yän«,Jung" I(bei I ä fast d, bei II ^ fast o; letztere 
sprach aber überhaupt sehr dunkel, z. b. ouksztai, loiks). — 
Für kälm sagte I kSlns. In Nordlitauen haben kalns „borg", 
balns „sattel" langes a, ebenso aber auch daries ,,garten", wo- 
für n ddrzas sagte; sie brauchte auch älgä (acc. älgif) „lohn'' 
= nordlit. älga und bdrzq „hart" = nordht bdrzd*. 

\ d=: ä: dainäo^ „gesungen habend", häkal\ „ofen^S mo^ 
mäte „mütterchen", mätay padär^ ^igetan habend", pavAaris 
„frühling", sesäte „Schwesterchen", säkom „sagen". Ausnahmen : 
vdkarq (in einer daina) und kdlinus „pelz" {ä fast o). 

Ge 1) ^ = ä: ä'daiq „nadel" II, täm äkmenui „dem stein^ 
II, ä'n^es „lebenszeit" I, ä'szaras „tränen" U, b^czkq ^^fass", 
b^tiSy dar „noch", d^rbq „arbeit", kälns I, kd^ndu „beisae", 
kSttei „der katze" U, kel^ves „gereist" I, md 1 und II, md^ta 
„sieht" II, mätim „sahen", räszom „schreiben" I, sdlka „sagt'' 
I und n, stäkles „Webstuhl", vcM'v^ „gefahren" I; 2) d:=qi 
dfifä „henkel", prisikäst „anbeissen" II, td „den, die" I, K, 
zdsia „gans" 11; 3) d^diiddktsl (vgl. o. s. 270) (ci sehr deutlich). 

KIw 1) dmmäi vära „treibt", gäla „des endes"; 2) d»<f: 
grdsztü „mit dem bohrer"; 3} d^=^du: d'''zäl8 „eiche". Aus- 
nahme: mä „mir'' (d sehr deutlich). 

Eo 1) d = a: gdls „ende", vdra; 2) dssadu: ^kszUf, 
äzMes, pldks, szdt „schiessen". Ausnahmen: ddve „gab", mtf, 
räsza „schreibt", suszdl^, drOseiy jam, jdtis „ochse", paldiiu 
„warte" (d fast ä). 

Pli 1) d»aä: kd^ldas „hals", rdltza, räszds „schreibend", 
8Öka\ 2)d=r ^: i^e^o^d^a „brennend", drdsüSy rdszd8;S) d'^dui 
äksztSy d'ksas „gold", jdnSy kelät „reisen", sz'endt „austen", 
pldks. Ausser ddikts (s. o.) keine ausnähme; einmal S s=z ä: 
lämpa „lampe" (d fast o). 

Ska 1) (S — d: däve^ gdls, mätay tdv „dir" I, dntrq „an- 
deren" (nordlit äntras), darzätis „gärtchen", dendczu „der 
tagchen", gäl „kann", gäla „endes", gräh^ „graben", man 
„mir'S mäno „mein", märes ,^haff", matäva „maass", nemäU 
„sah nicht", pasteldvo „bestellte", rdde „fand", säke „sagte". 



Zur lit dialektforschung IL 285 

veszkdäczu „auf der landstrasse*^ zäles ,,grüne''II; 2) ä =s qi 
dräsüs I, täj rauddnd (= raudönqjf) „den roten" 11; 3) 4=(it, 
du: ^szkei, däkts, jäns I. Ausnahmen: rdsza, tq I (bei I ä 
fast a, bei II fast o). — Von II hörte ich auch: gSl „kann" 
(neben jr^K), väkari „am abend" (ä aus väkars u,s.w. über- 
tragen) und sdvo „sein^- (neben sävoYy letzteres ist, wie das o 
zeigt, nicht dialektgemäss und also keine ausnähme. 

De 1) 4= ä: kälns, mäzas „klein", säka; 2) ä^di, du: 
Tcälis „feil", dkszis, jäns^ käh, Ausnahmen : goT „ende", dkaas, 
dakts, pläka, kdlis (•» kä'lis) {d fast ä). 

Stt 1) ^ = ä: dar „noch", käklas, kände „biss", mä „mir", 
r^da „fand", t?4'ra „treibt"; 2)ä^c^i dr&w«, Ä:(b^ „beissen", i(feei 
„der gans"; 3) ä^du: kdäjam „wir reisen", pläks, szenäjam 
„wir austen". Ausnahmen: ddra „tut", mdta „sieht", vdra 
(^vära)y Idkem „warten", äkszts {ä deutlich yon ä verschieden). 

Gr: däre „tat", däve^ gdlq, wÄ'„8ieht", w<l'<«m „sahen", 
näks „nagel", rdts „rad", sdka säke säkem^ szäkas „äste", 
vazäva „fuhr". Ausnahmen: botdks „peitsche", dämm ddvet, 
näks (^ndks), suszdl^ (d fast ö). — Für kdlnas: kälns, für szMtas: 
szöUSj für gdlasigäls, für baländis (nordlit. baländis): baldndis. 

S: mdlta „sieht", aber pidju, jäns, pläks^ eüqs u. s. w. 

Bud 1) dssa: käklas, kdlnsy rndTzas, mälkas (gen. sg.) 
„holz", rds2^ „schreibt", säk* „sagt", szäszlavas „kehricht"; 
2) ä^du: äkszts, jätis, käls. Ausnahmen: naks^ dszkus „deut- 
lich", läkiu „warte" (ä fast ä). — üeber öiszkei s. o. s. 266. Für 
bälsas (nordlit. bdlses): bdlses. Er und der folgende sagen oJ^rä. 

B 1) d=>sä: gäls, mdy mälka, mäzas, räsza^ säka; 2) d 
= dif du: äszkei, äkszts, jätis. Ausnahmen: kdlnas, szäk' „den 
ast", drqsüs, jäns (d im allgemeinen sehr deutlich). — Über 
nvlAuziau s. o. s. 266. Für därzas: därzas. 

Sz 1) <l=ö: äkifs „äugen", mä, mäte; 2) d^q: dräsüs, 
tä; 3) (i=ai, du: äszkei, däkts, jäns, jXtis, kdät^ träkiu. Aus- 
nahmen : sdkom, sdke, dzüls (d oft dem ä sehr nahestehend). — 
Für algä befremdlicher weise algä. — Nach dem s. 255 über 
Sz gesagten und weil PI nicht ^ für es spricht, ist es äusserst 
fifaglich, ob die vorstehenden formen der mundart von Schac- 
keln zugeschrieben werden dürfen. 

6i: düsäju, düsdsu, düsdsi neben dr^, drqsüs, mä, mdta, 
mdtom, mdtim, sdka, vgl. s. 283. 

A 1) Ä =ö: äHas, bäras, däglas „streifig", kälnas, mäzq 

Beitrüc« e. knnde d. Ig. spnohea. IX. 20 



286 A. Bezzenberger 

„kleine", näks, räks „hörn", säpnas „träum", välanda „weile", 
väl^ „willen", välgyt „essen", vä'nags „habicht", zägre „pflog"; 
2) ä '^ q: dräsüs. Ausnahmen: kdlnas (= hälnas)^ drqsüs 
(n dräsüs), ddve, mafdva, vazdva, säk', und kq, sdvo, tdv (letz- 
tere in einer daina, Lit. forsch, s. 13) {ä meistens sehr deutlich). 

L 1) 4 = « : ä*kmen\ „stein", kä'lnas, inä, inamä'te „müt- 
terchen*', rd^sza^ sä'ka; 2) ä^r^qi dräsüs; 3) ä^dui äks^s, 
jäns. Ausnahme: ddv^9 (ä fast o). — Für balnas, därzas: bal- 
nas, ddrzas; dagegen algä. 

Skr: ob mä'ta oder mdta gesprochen wurde, blieb mir un- 
klar; bestimmt dä^ ddve^ jans, ntä, säka. 

Bn 1) ^ = ä: ddve, gäis, kälns, kärv^ „kuh", mäta, md'te, 
plä'tif „breiten^*, räsza, sä'ka, sz^kq^ vä'giui ,,dera dieb" ; 2) ä 
— du: äkszt^f jXnSj ntdä'zau „brach ab". Ausnahmen: jd'tis^ 
säle „sonne", drqsüs (ä sehr deutlich). 

K 1) d=a: dväse „geist", kä'lnas, mä'lkas, flätq, räszant 
und rdszä^'s „schreibend", sä}{^ „sagt", vä'giui^ ferner älgä (vgl. 
8. 284), bMnas, därzas (andere därzas; I: därzas) und bei I: 
ädcUq, ä'kmenu „mit dem stein", äszaras^ sä'ka, vära, zägre 
„pflüg"; 2) 4 = 9: dräsüs, räszä^s; 3)ä r= du: äkszts, jäns und 
bei I : suläHyt „zerbrechen". Oiszkei s. o. s. 266. Ausnahmen : ägont 
„wuchsen" und jans I (ä in K recht deutlich, bei K I fast ä). Bei I algä, 

Yi 1) ä - ä: ädatq, äkmefiUy äszaras, mäta^ säka^ vära, 
zägre, ausserdem därzas „garten" (aber ailgä)\ 2) ä=du: 
träksi „wirst ziehen", suldzgL Ausnahmen: dgam, jäns, trdk- 
siu „werde ziehen" und bez. übagäJt, (s. 267) {ä unbedeutend). 

Ski: dväse, rä'sza neben kdlnas, dksztas, jäns (ä fast «). 

Pu: (l>^;;pflügte", 4'rem ;,pflügten", dräsiis^tä neben kdlna, 
mdta, sdka, vdra^ akszis, jd'ns, ubagdt (ä fast ä). 

Du 1) ä=zä: mä'totn; 2) ä=zq: kä^; 3) ä ^ du: ägam, 
dgom, piäju, pläks, Ausnahme: iäs „die" (acc. pl. fem.) (ä 
deutlich). 

ew 1) 4 — a: mäzas; 2) ä^q: tä; 3) d « du: äkszts, 
kälai, keliäju u. s. w., piä'siu. Ausnahmen: jam ,;ihm", mä, 
sdka, dgcyin, jäns, pldkus (ä sehr unbedeutend). 

Vielleicht sind die auf J zurückgehenden ä der obigen liste 

für individuell zu halten; hierfür spricht; dass ich bei den 

. übrigen mir bekannten angehörigen des kirchspiels Didlacken 

kein ä bemerkt habe. Bei den anderen ein ä enthaltenden 

formen dieser liste ist der verdacht, dass sie nicht den mund- 



Zur Ht. dialektforschüng IL 287 

arten der betr. orte angehörten, schon durch die gegenseitige 
geographische läge der letzteren ausgeschlossen. 

An öiszkei und nulöuziau erinnern einige falle, in welchen 
oi in einer endung für ai steht: sakoi „sagst", devot „götter" K, 
raszöi „schreibst" Bud, saköi „sagst" De, Bud, varöi „treibst" R. 
Die letzteren formen mit ihrem gestossenen ton stimmen gut 
zu öiszkeiy aber ich zweifle an der richtigkeit ihrer betonung, 
um so mehr, als ich auch davidu „gab" (neben sdkai „sagst") 
Bu, raszdu „schreibe" Bud, sakdu „sage" De, Bud, vardu 
„treibe^' R, sakdi „sagst" P II, daiktdi „Sachen" und deväi 
..götter" Sz, plaukdi „haare" T gehört habe, obgleich bei diesen 
Personen dt und du sonst durch ä bez. d vertreten werden oder 
zu werden pflegen, und die geschlifiene betonung der betr. endun- 
gen in unserem gebiete regel ist. Wie diese -oi, -öi zu er- 
klären sind, weiss ich nicht; besonders unklar sind mir sakot 
und devot: dass in ihnen der accent zweimal verschoben sei, 
wird niemand glaubhaft finden. Die ganz individuellen formen 
ouksztni und louka P II (s. o. s. 284) fördern ihre erklärung in 
keiner weise« 

Zwischen dem hier besprochenen Übergang von ä (q, di, 
du) in d und der nordlitauischen Verwandlung von cf und ai 
in d (o. VII. 16G; VIII. 100 f.) besteht augenscheinlich kein 
Zusammenhang i). 



Im anschluss an das vorstehendie mögen im folgenden einige 
unzusammenhängende bemerkungen platz finden, welche teils 
untergeordnete punkte der litauischen dialektologie betreffen, 

') Die nördliche Verwandlung von ai in ^i und a habe ich kürzlich 
in der spräche eines roädchens aus Bommels Vitte (bei Memel) beobachtet 
und teile mit, was ich in dieser hinsieht von ihm gehört habe, da es 
eine diese Verwandlung betreffende regel ahnen lässt: dakis „sache" (gen, 
pl. dS'khi), väks „kind'' (gen. pl. v&'ku), väikltu , junge"; m^lh „leckt'S 
„leckte'S ^''^' nnd HfHusi „geleckt habend'' neben asz lailkniy asz lai- 
IHaUy tu laiie (II praet.), nelaiHyk; läika „hält^', laik"* „hielt" neben a«s 
laikaü, asz laikiaüj laikyk ; haime „furcht*' ; gnaibau „ich kneife" ; pa» 
klaid'oje „du hast dich verirrt'*; kailines „pelz'*; vS^ka „die kinder", 
saku „du sagst", mata' „du siehst", 9U ryras (oder «ti vyr&mt) „mit 
männem". 

20* 



288 A. Bezzenberger 

teils künftigen arbeiten über diesen gegenständ die wege ebnen 
sollen. 

Nach Schleicher Gram. s. 31 scheint es^ als ob deviau 
„ich gab'' südlich Yom Memel nicht vorkomme. Dies ist aber 
der fall, vgl. asz deviau 6e II, Kl, Ku, 6r, tu devei 6e II, 
Eu, Gr = devii und davii Kl. Die III df^ve, I plur. dhem 
u. s. w. habe ich in dem bezeichneten landstrich nur bei Geü 
{di*v€j div^) gefunden, ausserdem ddve u. s. w.: daoe Kl, Ku 
« däve Gr; ddeem Ku «*> dämm Gr; ddv^ Gr. Vgl. dazu: 
daviaü Di, P I, Ko, Ska I, 0, JB, A, Skr, Bu; dave{ Ko; ddre 
Ko «" däve P I, Ska I, Bu; ddv^ L und deviau ^ devei y dhe 
Szie. — Die reihe deviau — devei — ddve — ddvem ist sehr zu 
beachten, zumal da Gr im pronomen der III person e und a 
richtig (v£ Lett. dialektstud. s. 89 anm.) verteilt: acc. tef)^, 
instr. tevlm — dat tau. 

Die zuletzt erwähnte form habe ich in Südlitauen öfters 
gefunden: tau P I, Ko, tau Ge II, Kl, L, tdu Di (dagegen tä€ 
Ku, Dw, tdv Ska I); der artikel ^au in Kurschats lit. Wörter- 
buch ist also sehr unrichtig. Andrerseits sind mir formen des 
pronomens der II person mit e in der ersten silbe ausser bei 
Gr nur bei Ge 11 (acc. tev^, instr. tevlrn, gen. tevqs) und in 
Nordlitauen begegnet. Umgekehrt finden sich die auch in Ens- 
kehmen unbekannten (o. s. 264) pronominalen genitive man^, 
toü^^sav^^) (tave* Str, tave Ko, Sp [dieser auch tave's], tari 
Di, save^ Str, savi Di — mane^s Sp, R, Ku, Pu, manias Da, 
U, man^s Ge 11, tave's Sp, R *), Ku, Pu, tavi^s Ska I) und ma 
„mir" (so E, P II, Klw, Ko, Pet, E, Kl, Gi, Skr, Gw, mä Sa, 
Ge I, B, Sz, L, daneben man Ska 11) in Nordlitauen sicherlich 
nur als eindringlinge (vgl. mane del neben man^s da „meinet- 
wegen" und man „mir" Pia). 

Nach Kurschat Lit wörterb. sind n?/, pri die nordlitau- 
ischen formen der präpositionen nü, pre, Dass diese angaben 
nicht richtig sind, ergibt sich bereits aus Kurschats gram- 
matik §§ 1453 ff., 1476, trotzdem halte ich es für zweckmässig, 
sie ausdrücklich zu widerlegen : die präpositionen nü und pn 
sind in Südlitauen gar nicht selten; ich habe mir angemerkt^ 
dass ich nü von Sp, R, K I, Pu, Ku (dagegen nü M), pri von 
P I, Ge n, Sp, R, Pu (dagegen pr'e K I, ü) und beide (nu, 

^) Ist das -^ richtig? '} Neben man^s del „meinetwegen'' (so auch 
Pa und K I) sagte R auch mäna del; ebenso manu dilei M. 



Zur lit. dialektforeohung U. 289 

pr$) vereinzelt auch in Enskehmen (wo nü, pre gewöhnlich 
sind) gehört habe. — In Nordlitauen werden im allgemeinen 
nü und pry präpositional, nü und prt präfixal gebittucht; nicht 
selten werden jedoch die längere und die kürzere form mit ein- 
ander vertauscht 

Das8 die endung der U sg. opt. -tat auch in Südlitauen 
vorkommt (vgl. Eurschat Gram. § 1158), geht schon z.b. aus 
Schleichers lesebuch (zinötai s. 220) hervor. Auch die fol- 
genden formen lehren dies: palS*8tai Di '^ paliSstai Krl, Gw> 
ja^Uai Ko -^kiä'ktai Gw, bütai Gi, Ku, Pet, ateüai Ge 11, Kr, 
pasiSstai Sz (von pa-s^ti) (dagegen : kiaktum U, T, paliSstum 
Gi == palS 'stum M, pasSstumei PI, kgkfumei Skr, zinötum E). — 
Als II dual. opt. hörte ich von G paU'stumbä und paU^stumit, 
von Di palS'stum; als U plur. opt. von Su bütutj ettut. 

Von Kr, Gi, Str, Du hörte ich em „ich bin", von M da- 
für esu. Beide formen, von welchen die erste bereits aus God- 
lewa nachgewiesen ist (Leskien-Brugman a. o. 8.318) fehlen 
in den grammatiken und sind mir sonst nicht vorgekommen; 
bei Di, Ga, Pet fand ich esü, die I plur. iSsam bei Di, J, Ge I, 
Kr, Sz, Da, Du, Ga, Gw. Su sagte für 'esam isam, vielleicht 
fehlerhaft, doch fand ich diese form auch bei Szie und in 
Birsen (russ. Litauen), und sie wird durch das nordlitauische 
imm (I sg. im) vorausgesetzt. 

Ein punkt, welcher auch in dialektologischer beziehung 
dringend einer umfassenden Untersuchung bedarf, ist die s. g. 
„erweichung". Ich habe in bezug auf sie mancherlei differenzen 
namentlich bei leuten aus der Ragniter gegend bemerkt und 
bin zu der Überzeugung gekommen, dass die formen arü „ich 
pflüge", durii „ich steche", dürau „stach", sakysu „werde sagen" 
u. s. w. des Mielcke'schen Wörterbuches (neben ariau, myliu 
„ich liebe", püliau „fiel" u. s. w.) nicht gehörfehler sind, son- 
dern eine dialektische unterläge haben (arü, durü, mkysu, ariaü, 
myliu y päliau habe ich von Ju gehört, dagegen araü [I pl. 
ärem] von Pu und Gi, art&, duriü z. b. von S). — Auf die Ver- 
öffentlichung des gesammten von mir gesammelten einschlagen- 
den materials verzichte ich für jetzt, hebe daraus aber eine 
interessante form hervor, nämlich den gen. plur. zuvü „der 
fische" Sp, M. Dass in ihr nicht etwa die „erweichung** ver- 
nachlässigt ist, lehren die daneben gebrauchten formen ariü 
„ich pflüge", klrviü „der äxte" Sp; M, gdJbiü ;,der schwane" 



290 A. Bezzenberger 

Sp, efsiu „werde gehen" M, sakysiu „werde sagen" Sp, sowie 
ihr vorkommen im russischen Litauen, vgl. Leskien-Brug- 
man a. o. s. 300, Szyrwid's Punktai sak. ed. Garbe s. 151 
z. 13 f. Sie ist nicht ,,nach der analogie der consonantischen 
Stämme^' gebildet, sondern entspricht dem gr. Ix^tav, 

Die in und an dem grossen waldgebiet, welches durch den 
Jura-, den Trappöner, den Schorellener und den Weszkaller 
forst gebildet wird, wohnenden Litauer nennt mau „Giriniukai^'. 
Als solche bezeichnete 6a speciell die ein wohner von Galbrasten, 
Schmaleningken, Gross und Klein Darguszen. Die spräche der- 
selben nähert sich nach ihm dem „Niederunger dialekt" und 
ist „gedehnter" als die der südlicher wohnenden Litauer Ebenso 
steht nach Ko die mundart von Mehlauken dem dialekt der 
Niederung nahe; er findet darin einen unterschied zwischen 
jener mundart und der von Popelken. 

Das sprechen der Heydekrüger bezeichnete S als iszlaivoti, 
also etwa „biegungen machen"^); er selbst und seine dialekt- 
genossen dagegen sprechen, wie er sagte, stdiei (vgl. o. VI IL 
99). Diesen gegensatz veranschaulichte er durch folgende 
beispiele: sa'uli*)^ gä'usl, szä'ukszfq Heydekrug — sä^l€,gd'si, 
szd^kifzfq S. Als andere gegensätze zwischen seiner und der 
Heydekrüger mundart gab er an: prddem „sofort" S — t^nsyk 
Heydekrug; pcdyd^t „begraben" S — iszUist Heydekrug; asz 
einü, tu einl jis eit S — jls ein „er geht" Heydekrug [ebm E], 

Nach Sp wird in den kirchspielen Küssen und Pillkallen 
einerseits, in den kirchspielen Willuhnen, Schirwindt, Schilleh- 
nen andrerseits derselbe dialekt gesprochen. Jene sagen nach 
ihm mäna, mdta, diese mäno, mdto. Wie wir gesehen haben, 
trifft diese angäbe nur in der hauptsache zu. 

Zu dem, was ich o. VUL 142 über das ^emaitische gesagt 
habe, trage ich auf grund von erkundigungen, die ich seitdem 
eingezogen habe, nach, dass in den parochien Krottingen, Po- 
langen 3) und Dorbiena (Derbjany) im wesentlichen derselbe 
dialekt herrscht, und dass die einwohner der parochie Kule die 



*) Vor jähren erzählte mir herr dr. Sau er wein, er habe in Ias- 
dehnen den ausdruck jis palaivoja mit ))ezug auf einen mann gehört, der 
**, u für c, o gesprochen habe. *) Mit " bezeichne ich den hanptton. 

'} Zur Charakteristik des Polangencr dialekts mögen die folgenden formen 
dienen, die ich einem manne aus Polangor neustadt abgefragt habe: 



Zur lit. dialektforBchuDg IL 291 

mundarten von Flnnge und Gargidai (Gorzdy) miBchen. Von der 
letzteren habe ich a. a. o. berichtet, man sage in ihr mataü. An 
der richügkeit dieser angäbe wurde ich irre, als ich bei einem 
flüchtigen anfenthalt in Gargzdai einen Zemaiten aus dem be- 
nachbarten Kudaidzen sprach, welcher c für cz und dz für dz 
sprach: pämacau „sah", pämeeau „habe geworfen*', hücSb „wäre", 
eku „ginge", pasdkyco „sagte", zinöco „wüsste", dzangtes „sich 
freuen**, dziün „wird trocken'*, dzuvin ;,trocknet'', gaidze „des 
hahns**, glrdzu „ich höre**, uzdraüdz^au „habe verboten*' ^). Da ich 
aber den geburtsort dieses mannes nicht ermitteln konnte, und da 
diese lautvertretungeine eigentümlichkeit der mundart von Andrie- 
wo undRetowo ist (vgl. dazu Geitler Lit. stud. s. 21), so nehme 
ich an, dass jener mann nicht den Gargidener dialekt spricht — 
In Szvekzne (Szvekszten), südlich von Gargidai, wird cz, dz 
gesprochen. 

Die um Szaulen wohnenden Litauer werden von echten 
Zemaiten als solche nicht anerkannt und „Güdai*' genannt. In 

}&*U9%s „gans**, k&'tAst „beissen**: käme „wo** — ons „er*', kbnda „er 
beisst^* — f' PäiSngu „nach Polangen**, tu „den^*; düna },tag'*, int vena 
khna „auf einem hof*'; dduti „geben**; norem „wir wollen**, PäiSngo^ „in 
Polangen'*; buvaü „ich war", bava „er war**, m^a „mein** (= müna Szie, 
tdana Kaj}; hnu „ich nehme**, emt „du nimmst**, pa-ymti „fortnehmen**, 
glmfs — gtmusi „geboren**; väks „kind** — vaikklis „knablein**, rcnU 
„beritten**, kSikt und kMkti „fluchen**, k4iku „ich fluche**, kdikiau „ich 
fluchte**; pämeUaü „warf fort**, galHo» „ich könnte**, sakyty^ „ich würde 
sagen*', eitioa „ich ginge**, del gdidi „wegen des hahnes**, gdid'u „der 
bahne** — czi «da**, d&äugsmas „freude**; mergkh „mägdlein**, vaikk- 
lis 8. o. 

^) Aber daneben: vdknzezot „wandeln**, cTäMa (genit.) „zeit**, c9Üpi 
„schwub**, czupryna „schöpf**. Ausserdem hörte ich von ihm folgende 
bemerkenswerte formen und Wendungen : emu „ich nehme**, \nU „nehmen**, 
ymi „hast genommen**, gim^s „geboren**, mir««» „gestorben**, vitsi „alle**; 
d'tu „ich gehe*', elii „du gehst**, ä'sam „wir werden gehen*', parSeo 
(neben eieu s. o.) „ich käme**, eikiau „wir beide wollen gehen**, eikiam 
,,wir wollen gehen**, Sie „gehen** (inf.), aväks „prosit**, wS'ki „prosit 
vobis**, k^dku „ich fluche**, ke^ki „du fluchst**, keäk „er flucht**, nahmk 
„fluch nicht**, heile et „flucht**; väk» „kind**; 6wt;o „er war**, m^ia „mein**, 
mmu „nach haus'*; &5*»« „gans", on« und on» „er*, spründs „genick** — 
anäm „ihm**, skänus „wohlschmeckend" ; ^rlX „er bohrt**; ftekti „weinen**; 
nöram „wir wollen**; düru „ich steche*', stumu „ich stosse**; tävis „tui**, 
titrlm „mit dir**, daviaü „ich gab'*, däve „er gab**; f Külas „in Knie**, 
f Budädtius „in Rudaidzen**. 



292 A. Bezz^nberger 

der hauptsache ist dies richtig, denn der Szaulen'sche dialekt 
weicht von dem ^emaitischen erheblich ab. Man spricht in Szanlen 
allerdings noch noch miüe, sätde (ebenso in 2agory und Grazdy; 
dagegen schon in Meszkuice miila^ sdula) und hält das e von 
gyvinti, szv^ts fest (ebenso in Janiszek oder Janiszki, wo 
sonst rein „litauisch'' gesprochen wird, und in Puszalatj, vgl. 
Juskevij^ Li6t. dAjn. I no 3, no 14 [pargr^nz, dventörtaus]; 
der westlichste punkt, an welchem dafür i erscheint, ist viel- 
leicht Szadow, vgl. Mitteil, der lit. litter. gesellschaft I. 222), 
aber es heisst dort bereits dena, divas^ maczaü (dagegen noch 
in Kurszany deina, detvas [wie im ganzen Telsz'schen kreis], 
mat'ati)y eik, vaiks, tevs^ düna, ztnögus (aber weiter westlich äk, 
väks, tef?8, dö'^na, bez. dönaj düna, zmügus). Ein anderer gegen- 
satz zwischen dem dialekt von Szaulen und dem 2emaitischen 
tritt darin zu tage, dass es dort ränka, längs heisst Hier- 
durch steht dieser dialekt zugleich auch in einem gegensatz zu 
dem weiter östlich gesprochenen Litauischen, in dem mit aus- 
nähme eines ziemlich kurzen und schmalen Striches (Linkowo, 
Poszwityn, Kruki und vielleicht Puszalaty, vgl.JuSkeviö a.a.O. 
no 2, Eatbos letuv. .Ie2. s. 31), in welchem man rdnka^ Umgs 
spricht, rünka, lüngs gesagt wird (so schon in Szadow, Mitteil, 
d. lit. litter. ges. a. a. o.). 

Mancherlei von dem, was ich aus der Szaulen'schen mund- 
art hervorgehoben habe (vgl. dazu Mitteil, der lit. litter. ges. I. 
358 S,)y namentlich a vor mit einem nasal beginnenden conso- 
nantengnippen, tritt auch in den proben, welche von den mund- 
arten von Eiragola und Vel&na gegeben sind, hervor: Kalbos 
let. \ei, SS. 10, 15 ff., 29 f., 44 ff., Juskevi« a. a. o. Jftife, 
Säule wird auch in Skirstymon (am Niemen; dort wird „litauisch'' 
gesprochen) gesagt. Nimmt man alles dies zusammen, so er- 
kennt man deutlich, dass zwischen dem Zemaitischen und dem 
„Ostlitauischen" ein dritter dialekt gelagert ist, den ich der 
kürze halber den Szaulen'schen nenne, und der, schmal wie er 
ist, als die grenze zwischen Litauen und bemalten hingestellt 
werden kann. Von einem sehr glaubwürdigen Litauer aus 
Janiszki (er ist geistlicher in Polangen) wurde mir gesagt, dass 
die orte Zagory, Szakinov, Gruzdy, Ku2e, Meszkuice, Ligum 
und Szaulen den Übergang vom 2emaitischen zum Litauischen 
bildeten (vgl. hiermit Karlowicz j^zyku litewskim s. 251). 
Man kann darnach die breite des Szaulen'schen dialekts ermessen. 



Zur lit dialektforschung II. 293 

In dem russischen Nordostlitauen habe ich bis jetzt zwei 
dialekte klar erkannt, den von Birsen und den von Popiel. 
Jener vnrd rein gesprochen in Birsen, Podbirsen, Radzivnliszki, 
Sosty, Konstantinov^ Erinilin, Skopiszki, Ponemunek, Abeli, Za- 
biszki, Ponemun, Szamberg, dieser in Popiel, Kvietki, Pone- 
dieli, Suveiniszki, Oknista, Ganusziszki ; in Czados und Rakiszki 
sind diese beiden dialekte gemischt. Im übrigen ist mir die 
dialektische gliederung des Ostlitauischen nicht ganz klar. Die 
von Geitler a. a. o. s. 25 ff. mitgeteilten dainos und die 
tatsachen, dass die Übergänge von d und e m 6 und 6 auch 
im dialekt von Anykszczei auftreten (Baranowski-Weber 
Ostlit. texte s. 2 ff.), dass hfgo, tivs (oder vielmehr Imgo, tiivs 
» biSffo, tevs)y wie mir bestimmt versichert wird, auch in Ku- 
piszki gesagt wird, und dass es in eben diesem ort auch 
zmdguB (« zmögus) heisst, wie in dem grösseren teile deskreises 
Novo-Alexandrovsk (Geitler a.a.O. s.24) und „in einer gegend 
des Wilnaer gubemiums" (Kuhn's Beitr. I. 241) lassen sie in- 
dessen einigermassen erkennen. 

Zum schluss sei mir ein kurzer rückblick auf das preussische 
Litauen gestattet. Aus meinen nachweisen ergibtsich schon jetzt mit 
zweifelloser Sicherheit, dass dort vier in einander übergehende dia- 
lektgebiete zu unterscheiden sind, und ein blick auf die karte lehrt, 
dass dieselben annähe rend ebenso gelagert sind, wie die vier 
landschafteu; in welche jenes territorium in alten zeiten zerfiel 
(Sudauen, Nadrauen, Schalauen und Geclis bez. Lamata). Hier- 
aus ergibt sich ein gesichtspunkt; der bei weiterer einschlagen- 
der forschung unverrückbar festzuhalten ist. Noch fehlt jede 
berechtigung, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den 
erwähnten beiden vierteilungen zu behaupten; würde er er- 
wiesen, so würde der älteste Zeitraum der litauischen geschichte 
dadurch erheblich an klarheit gewinnen. 

A. Bezzenberger. 



Nachtrag. 

Ä (sehr deutlich) für ä habe ich nachträglich auch bei je 
einem mann aus Schillgallen (kirchsp. Mehlauken) und aus 
Lauknen (ebenfalls kr. Labiau) bemerkt. Beide brauchen ekmä 
für akmü. Der Wechsel von ä und e ist ihnen fremd. 



294 C. de Harlez 

Avestica. 

I 

Le Hamistak&n des Farses a-t-il des racines dans PAvesta? 

Lee etudes chiDO-maudchoues qui m'occupeut depuis quel- 
que temps, m'ont empeche de donner toute Tattention voalue 
ä une excursion en terre avestique que faisait naguere rillostre 
indianiste de Tübingen. Un de mes amis me la Signale et je 
constateqne le titre m'avait defu. (Die seelen des mittelreichs 
im parsismus). Peu se seraient imagine que TÄvesta püt ötre 
compris dans le Parsisme. 

Le Docteur Roth verra dans cet ardicle Timportance qui 
s'attache a son moindre travail. 

Dans cette etude il pose ä nouveau cette question : TAyesta; 
les G&th&s connnaissent-ils quelque chose de cet etat interme* 
diaire entre les recompenses et les chätiments definitifs de l'aatre 
vie, de ce que les Parses appellent le Hamistakän, destine 
ä oeux dont les fautes et les merites s'egalent? II nous apprend 
que pour la bien resoudre il faut d'abord bien comprendre le 
texte et de plus qu'il Ta resolue. 

Gertes nous ne contredirons pas la premiere assertion; 
pour bien connaitre un objet, il faut le bien voir. Quant ä 
la seconde nous laisserons nos lecteurs en juger. 

Remarquons d'abord que Roth neglige un point essentiel, 
le fondement meme de la discussion. Ge qu'il faut faire avant 
tout et qu'il ne fait pas c'est d'examiner la question dans son 
ensemble et de la bien poser. 

De quoi s'agit-il? Le voici en peu de mots. 

Au Gkthk XXXIII. 1 il est parle de Texecution des lois, 
de la retribution des bonnes et des mauvaises actions, du ch&ti- 
ment et de la recompense decernes au mechant et au bon, au 
jugement final. Ceci est inconteste. Mais dans le mSme pas- 
sage est-il question de gens dont les fautes et les bonnes Oeuvres 
s'egalent? — Si cela est, il y adone lä troisetats moraux bien 
etablis: bons, mechants, moyens, et cette distinction n'est pas 
purement tbeorique, philosophique car il s'agit de l'execution 
des lois de retribution. II en resulte donc qu'il j a trois genres 
d'hommes et de ch&timents, d'etats apres la mort 



Avestica I. 295 

Est-il admissible que cettedoctrine se trouve dansles Gäthäs? 

Pour repondre ä cette question jetons un coup d'oeil sur 
TAvesta ou plutöt rappelons brievement que TAvesta meme le 
plus recent ne connait rien de semblable. 

Nulle part on ne trouve autre chose que deux categories 
morales, les bons et les mechants, partout deux traitements dif- 
ferents selon ces deux qualites et rien de plus. 

Un texte peu ancien traite ex professo du sort des ä.mes 
apres la mort (Yt. XXII) et il exclut completement l'idee d'un 
etat, d'un traitement intermediaire entre le bon et le mechant 
pur et simple, entre le paradis et Tenfer. Bien plus les auteurs 
de la Version pehlevie n'en savaient encore rien car ils inter- 
pretent le mot objet du debat et qui cree d'une piece toute la 
theorie (Y. XX XIII 1. c.) {himydg) par „vinrent ensemble, se 
rencontrerent'^ et nuUement par „s'egalisent'^ (Pehl. harn tnat 
yekavimünU). II faut arriver aux glossateurs du 60 siecle P. C. 
pour trouver cette mention inattendue: hamisiakan. On com- 
prend aisement l'affaire; ayant invente cette tbeorie ils devaient 
lui trouver un point d'appui dans TAvesta et ils ont eu recours 
pour cela ä une pure homonymie, une sorte de jeu de mots. 

Gela etant il faudrait un texte clair, irrefragable pour 
detruire une presomption si forte qu'elle equivaut ä la certitude. 

Or nous avons ici un texte obscur qui a tourmente les 
interpretes; les traducteurs indigenes eux mSmes Tont explique 
contrairement ä Tavis de Roth et ce n'est qu'en for^ant le sens 
des mots que ce dernier arrive a etablir son opinion. Pour 
en convaincre nos lecteurs passons a Texamen du texte. Voici 
ce passage dont Roth ne donne que la traduction. 

Yatb4 äis itbä. vereshaitS yk i&Xk anheus paourvyehS 

Ratus skyaothanä razista dregvataecä hyatcä ashaonö 

Y'ehy4c4 hemyä9aite mithahyä y&cä höi ä ei-ezvä. 

Ce que Roth traduit ainsi : 

Wie sichs gebührt, so handhabt die uralten gesetze 

der richter (herr) im gerechtesten verfahren gegen den 
bösen sowohl als den guten 

und auch gegen den, bei welchem er ausgleicht (oder: sich 
ausgleichen) die missethaten und das rechtthun. 

Roth pense avoir demontre la justesse de cette traduction 
et la faussete des autres. — Nous avons lu et relu attentive- 
ment cette demonstration et j'avoue humblement n'y avoir 



296 C. de Harlez 

decouyert que des affirmations sans preuve et des ironies hors 
de plftce. 

Les affirmations d'un savant tel que Roth sont certaine- 
ment de la plus haute yaleur et les cöups qu'il porte sont tous 
coups de massue, mais je confesse que je voudrais encore Yoir 
ajouter un commencement de preuve aux premieres et que je 
ne me sens nullement ecrase ni m^me renverse par les seconds. 

En commen^ant Roth nous apprend que^ erezvä est pour 
ärezvdj commem^ ereshis pour mdrshis, et que tous deuz sont des 
yriddhis, le premier de erezu^ le second de mereshis. J'admire Tas- 
surance de ces affirmations mais je pense que si on les trouvait 
dans un lexique, il y a peu de zendistes qui ne les rayeraient 
comme une plaisanterie. Une reflexion suivante nous montre 
que Roth ignore ces frequentes ellipses de verbes qui se ren- 
contrent dans les Gäth&s, de verbes ä sens general „Stre, 
aller'' etc.; la preposition indiquant le verbe propre au sens 
sous entendu. Cela se trouve cependant m^me en latin, par 
exemple dans le proverbe ne sutor ultra crepidam. 

Je passe yathd dis et mithahyd, sans importance. Admirons 
seulement que Roth sait qu'il n'existe pas de müha et que 
mithahyd est un neutre pluriel. Miiha n'en existe pas moins 
puis qu'il donne tnühaokhtd et mots semblables. 

Roth discute ensuite les mots Ratus ddtd vareshaüS der 
richter handhabt die gesetze. Ce serait brillant si c'etait 
simplement possible. Mais si ratus est „le juge'S qui est donc ce 
juge? II n'y en a qu'un admissible, c'est Ahura Mazda pour 
les G&th&s. Or Ahura Mazda qualifie de Salus ^) purement et 
simplement ce n'est pas serieux et data vareshaitS „il manie les 
lois'* ne Test guere d'avantage. Des affirmations subjectives, 
des sens forces que les mots ne comportent ni ne supportent 
ne servent qu' ä faire illusion aux non-specialistes. 

Reste le terme essentiel et dont tout depend, himyd^iti. 
L'e£Ebrt principal du docte interprete se concentre sur son ex- 
plication (2V9 p.) et cet effort par son intensite meme, te- 
moigne deja du peu de sürete de la marche. 

Dans cette discussion nous trouvons bien des choses dignes 
de remarque. 

a) Roth trouve que la version pehlevie donnant zusammen- 
treffen est tres bonne, mais celle de Harlez „se ren contrer^* 
') Yoir la note plus loin. 



ATostica I. 297 

est detestable. Or si quelqa'un de mes lecteurs voulait bien ouvrir 
an lexique allemand-frangais il y trouverait: zusammentreflEen « 
se rencontrer. Commentdonc cette traduction est-elle ä lafois 
bonne et tres mauvaise? Et comment ai-je tort en ayant raison? 

b) Harlez connalt unverbey^ „aller", mais Rothsaitqu'il 
n'y en a pas. — Uune et l'aatre assertion ont la m6me yaleur. 
Si Roth avait suivi les discussions anterieureSi il aurait yu 
que Hübschmann etautres, comme moi, ne connaissent point 
de racine yäg „aller'' mais voient dans yä( an developpement de 
yä „aller" par le suffixe g, ch, ox et il comprendrait sa me- 
prise. Roth qai ne connait pas cela, connalt en revanche an 
yäg qui signifie „desirer'^ et ne s'emploie qa' ä Tactif et qoi 
correspondrait ä ydc si c'etait possible (I), pais an aatre yäg toat 
different qai n'est employe qu'aa moyen et signifie ä la fois 
„tenir, arracher, tirer, chasser, poasser'^ Gelai-ci correspond 
ä yach mais avec d long. 

Et tout cela noas est dit comme par an indigene expU- 
qaant sa langue matemelle. Malheareasement cela n'est jastifie 
par rien. — Continuons. 

D'apres ces regles, reposant sar ce fondement, himydeaUS 
appartient an second y^petsignifie zasammenhalten oa sich 
zasammenhalten „tenir ensemble^' oa „se tenir ensemble*^ 

On ne voit guere encore comment ce sens peat servir i la 
these. Mais ici intervient le coup de bagaette et ,;tenir en-> 
semble'^ devient sabitement „egaler"; ,;8e tenir ensemble" se 
transforme en „s'egaler, §tre egaax". Ainsi an chat et an 
chien se tenant ensemble, en ce cas s'egalent Poar trans- 
figarer ainsi an sens il faadrait aa moins an indice de pro- 
babilite. Or ici noas n'avons rien. Roth noas avait dit aa 
commencement qae son explication ne for^ait en rien le sens 
da texte, n'y ajoutait rien; je laisse ä jager s'il en est ainsi« 

Roth cependant developpe sa demiere argamentation 
relativement au mot hSmydg, II le retroave dans ane phrase 
pehlevie (da Dinkart 11, 87) qa'il transcrit: häm g&iäno mar- 
dum mtnis'nik levatman ahvdhamyastd; et tradait: ^^L'hamanite 
entiere s'etant mise en harmonie interieurement avec le (soa- 
verain) maitre". 

En suite de qaoi il exprime son etonnement de ce qae ni Bar- 
tholomaeni moi n'avons sa troaver, dans son himydg, la racine 
de hamistakdn. 



298 C. de Harlez 

Je regrette de devoir faire remarquer d'abord qae la pbrase 
duDiokart ne signifie pas cela, mais: „l'etre mortel du monde 
terrestre tout entier est en concorde avec le monde Celeste, 
spiritueP^; minishnik est un adjectif qui qualifie ahvd et ce der- 
nier mot ne peut signifier „innerlich*' en pehlevi. 

£n outre la lecture hamyästo est sans fondement lexical 
Ott traditionnel, et de plus contraire ä toutes les indications que 
peuTent fournir le pehlevi et le persan, qui nous donnent harnt, 
hdmih, harnt sta ou hcrnit ast qui indiquent une Situation egale 
ou ham ^sta qui correspond ä sansthä. Toutes les variantes que 
Roth se donne la peine de citer ne peuvent lui servir ä rien; 
car pour en tirer parti il derrait d'abord nous dire ce qui 
l'autorise ä lire plutöt hamyd que hami ou hamta et comment 
hamyast (en l'admettant) „concilie'^ devient egalise, de memo 
nombre. Aussi nous applaudissons-nous de n'aToir point ete 
chercher pour hamlstakän une racine de ce genre et d'avoir 
garde l'ancienne kam Wa^ saüsthä, Malheureux Systeme que 
celui-la! donner arbitrairement un sens ä un mot et puis tout 
fonder sur ce sens, tout y ramener I Ce n'est point tout, du reste. 
Quand meme la vraie lecture serait hamyästo encore cela n'avan- 
cerait-il de rien. — De„se rencontrer" ä »^etre d'accord, concilies" 
ily aun passage concevable; de ,,tenir ensemble" a „rendre egal" 
il n'y en a point et les mots n'ont aucun rapport entre eux. 

Quant ä Ahura Mazda qualifie de raUis ^), et vareshi signi- 
fiant 9,employer'' les lois, ce sont des explications contre les- 
quelles TAyesta proteste tout entier et qu'il serait superflu de 
combattre. La vraie explication de yäg est des plus simples. II 
n'y a pas deux yäg mais un seul (yd-^) avec un seul sens 
„aller vers, tendre vers" (petei-e) au physique et au moral; 
(pehlevi matano) lequel peut, du reste, etre employe aussi au 
causatif; comme Roth le pretend de shav au Yg. XXVIII, par 
exemple. Gela explique tous les emplois de ce mot dont 
Roth parle : na^cis yd^aiti zyänäi „nemo appetit . . . destructioni'^ ; 
avec apa c'est „chercher a faire aller loin de soi, ecarter" ou „faire 
aller loin'^ ; aydg „chercher ä se procurer'* (appetere) ou „faire 
aller ä soi", ni yä^ „de-primere" etc. 

Ainsi Roth donne au 3e vers un sens force qui n'a rien 

*) Roth renvoie ä Yg.. XXIX 6, oü il est dit qu*il n' y a pas encore 
de ratuB ! 1 Si ce ratus nVxiste pas encore, ce n^est dono pas ni le diea 
ni aucun des genies. 



Ayestica I. 299 

de yraisemblable et que rien ne justifie, contre lequel tout 
TAvesta proteste et mdme les traducteurs bien qu'imbus d'idees 
personnelles dififerentes, tellement la chose etait certaine et 
connue. II raie en outre le hM qui doit cependant avoir une 
fonction dans la phrase et fait de ä ce que nous avona Yn(d er 
Triddbi de r). Le texte reel, au contraire, developpe les deux 
idees prec^dentes dregvat et ashavan et n'en connalt point une 
troisieme. On le Yoit, les efforts et le sei de Targamentation 
de Rotb sont depenses en pure perte. Des explications que 
rien ne permet d'excuser, un usage frequent des Gäth&s et le 
inot bien reel: mitha^ inconnus de l'auteur, un sens force et 
impossible, tel est son bilan. £t voilä comment il a decou- 
yert le vrai sens du passage. Mon explication reste donc 
entierement debout malgre ses attaques. Gette nouvelle excur- 
sion avestique de Tillustre indianiste n'a pas plus de succes que 
Celle entreprise precedemment au sujet de a^pdkehrpa (Voy. 
Bulletin de l'Athenee oriental, 2^ annee. Gab. 3). Ged suf&ra 
pour premunir nos lecteurs contre tonte approbation prema- 
turee des critiques du docte interprete et me dispensera de 
maintes reponses ulterieures. 

Goncluons. Apres comme avant la tentative de Roth le 
himffägaiti du G&tba XXXIII. 1 ne peut signifier f^egaler"' ou 
f^rendre egaux'^ et l'Hamestak&n des Parses reste sans racine 
dans l'Avesta. Ma tbese reste completement intacte. 

Mais du travail de Roth, il resulte un autre enseignement. 
Naguere encore, il n'avait pas assez de mepris pour la tradition. 
Anjourdhui il y a recours et en fait niöme un appui de ses opi- 
nions. Decidement notre cause est gagnee. 

C. de Harlez. 



Beiträge zur altiranischen grammatik in. 

VII. Auslautendes ar. -öm im avestischen. 

Im altindischen tritt auslautendes -^u auf: 

1) im lok. sing, der ]/• und t-deklination; cf. sdnäu, agnäü\ — 

2) im nom.-akk. dual. mask. der a-slämme und danach Ai&c 
meisten übrigen; cf dsväü; hierher auch 7iau; — 

3) in der 1. und 3. sing. perf. akt. der wurzeln auf -d; 
cf. dadäü'y — 



300 Chr. Bartholomae 

4) in asäü und a^täü. 

In deväü, näü, dadäü, Offäü und asäü ist das auslautende 
-äu aus der zusammenrückung des ursprünglich auslautenden -ä 
und der enklitischen partikel u erwachsen; cf. Benfey, voll- 
ständige grammatik der sanskritsprache, §776. V. 3; Zimmer, 
die nominalsuffixe a und a, s. 18; Ost hoff; morphologische 
Untersuchungen IV, s. 252 ff. ^). Dagegen ist -du in adnäu — 
und dem danach formirten d^esu — alter diphthong mit stamm- 
haftem u. 

Fiir's avestische habe ich in meinem handbuch der alt- 
iranischen dialekte § 28 one rücksicht auf in- oder auslaut für 
beide dialekte die gleichung angesetzt: ar. äu » av. äu. An- 
ders urteilt hierüber Osthoff, morphologische Untersuchungen U, 
s. 81; danach soll auslautendes altindisches -^u im gd. regulär 
durch -ä, im z. durch -o vertreten sein. Oegen diese anname 
habe ich mich schon in meinen arischen forschungen I, s. 81 f. 
gewendet; da sie aber neuerdings von Geldner, Studien zum 
avesta I, s. 140 f. und Kuhn's Zeitschrift XXVU, s. 258 gulr 
geheissen und noch weiter ausgebeutet wurde, lont es sich wol 
nochmals darauf zurückzukommen. 

Osthoff behauptet die Vertretung von ar. -äu durch av. -ä, 
bez. -0 nur für den lok. sing, der u- und »-stamme, Geldner 
auch für den nom. akk. dual, der o-deklination und für die 
1. und 3. sing. perf. akt. der wurzeln auf -ä. Die von den 
beiden gelehrten zu gunsten ihrer ansieht aufgeförten formen 
sind: 

1) Lok.: gd. ^ratä j. 48. 4; — peretä 51. 13; — vawhä 
30. 10, 31. 19, 33. 2, 47. 6, 49. 8; — z.aiwigäto v. 8. 4; — 
awhö j. 71. 16; — aiem-gtutö jt. 21. 2; — tafno v. 7. 70; — 
fragrätö v. 18. 16 ; — jüto v. 5. 55; — mäzdaiasnö v. 5. 45 etc.— 
mereto v. 8. 31 f.; — varetafyo v. 8. 4; — Aa?«ö v. 19. 30; — 
huzämüo j. 65. 2 etc.; — h%afrüo jt 5. 130. Dazu noch gd. 
pereto j. 51. 12, das Osthoff falschlich unter die zendformen 
gestellt hat. 

2) Nom.-akk.: z. at^i^ö v. 7. 70; — ogH^varesöY. 7.58; — 
karano jt. 5. 4 etc.; — paSö vsp. 15. 1; — pouru^ v. 7. 
58; — puprö j. 9. 10; — maß-hiz^ö j. 11. 4 f.; — meretö 
jt. 4. 8; — jö jt. 1. 25; — ja^inö jt. 2. 8 « sir. -2. 7; — 
j^lnö j. 42. 2; — fXMö^^foprö jt 10. 113. 

3) Perf.: daäo j. 10. 9; — va^o jt 22. 7 «25. 



Beiträge zar altiranisohen grammatik. m. 301 

Beginoen wir mit den perfekt formen. Dass in j. 10. 9 
eine 1. sing, praet. stand, ist in hohem grade warscheinlich ; 
dafür spricht auch die pehlevi- und sanskritübersetzung, die 
. .am., jehabünto, bzw. adadhäm bieten. Westergaard gibt, 
wie gewönUchy keine Varianten. Dagegen notirt Spiegel da- 
äaolita und daäao ao^ta als lesarten yon K 5 und P 6. Da- 
durch wird der wert der von den herausgebern rezipirten lesart 
daäo sehr in frage gestellt, zumal da auch das metrum für die 
Überlieferung in K 5 zu sprechen scheint *). — Ebenso zweifel- 
haft ist upa vä^ö. So, wie der text an beiden stellen über- 
liefert ist — ädim vätö upa vä}tö saäaieiti — , ist ein verbum 
finitum nicht zu brauchen. Es ist vielmehr in Übereinstimmung 
mit vidiääremnö aaSaieiti 7=25 und uiyerembaxo ^) saäaieiti 
8» 26 ein nom. sing. mask. des part. praes. zu erwarten; und 
ich sehe nicht, was uns abhalten könnte vayp auch wirklich 
dafür zu nehmen. Ich stelle es zu va^aimi in jt 16. 43, das 
Westergaard, wie mir scheint, one grund in viemi umgeän- 
dert hat; cf. verf , altir. verbum, s. 81. — Geldner freilich 
will aus metrischen gründen saäaieiti einfach streichen, cf. 
s. 182. Allein mit blossen Streichungen kommt man meiner 
ansieht nach im 22. jagt nicht aus. Es liegt hier nicht eine 
einfache erweiterung, sondern eine völlige Umarbeitung des 
alten metrischen textes vor, die nur mehr wenig vom metrum 
erkennen lässt. 

Was die lokative anlangt, so ist schon von Geldner, 
Studien I, s. 140 eine anzal gestrichen worden, nämlich: jüto^ 
das mit dem folgenden zum kompositum zu verbinden; — mäz- 
daiamö^ wofür mit Spiegel und den meisten handschriften 
mäzdaißsnoi^ zu lesen; cf. Geldner, K. Z. XXV, s. 209; 
Hübschmann, K. Z. XXVII, s. 96; — huzämifö, das ich in 
jt. 13. 15 als nom., sonst als akk. plur. aus huzämit- „leicht 
gebärend'^ fasse ^; ; anders Geldner, K. Z. XXV, s. 380; — und 
h\käfritö^ das schon Justi, handbuch, s. 334 richtig als nom. 
sing. «mask. erklärt, gegen Spiegel, grammatik der altbaktr. 
spräche, s. 133 und vergl. grammatik der alter, sprachen, 

8. 279. Femer: In anhö steht »A wie häufig für »mä, 

und zwar ist die form ein genitiv in ablativischer bedeutung; 
cf. Geldner, K. Z. XXV, s. 513. — Auch tafnö kann un- 
möglich lokativ sein ; ich lese mit Bvs. tafnuy das ich als nom. 
dual, fasse; tafnu bedeutet eigentlich „die beiden fieberhitzen'*; 

BeitrSfo %. kund« d. idg. ■pnwdieii. IZ. 21 



302 Chr. fiartholomae 

dann aber „fieberhitze und fieberfrost*' ; vgl. den vedischen ge- 
brauch von djdvä, usdsä; cf. Delbrück, syntaktische for- 
schungen IV, s. 19 ß). — Auch aSenhsttäo nehme ich anders. 
Geldner, Studien I, s. 127 übersetzt die stelle jt 21. 1 f. so: 
^,In welchem einen spruch von dir liegt der preis aller heiligen 
guter? Ihm antwortete Ahura Mazda: im gebet aahem, o Zara- 
thustra^^ Aber mit dem Wortlaut des überlieferten textes ist 
diese Übersetzung nicht vereinbar ^). Wir lesen (cf. auch Haug, 
the book of Arda Viraf, s. 269): katnäi ts ae^ami paüi vdkö 
vispanqm vohunqm vispanqm a^a UißrafKfm fraj^em .*. paiti 
^ (w^ta ahurö mazdä. a^em stuto zaraßustra .*. Das kann nur 
heissen: „Wem (ist) in einem einzigen spruch von dir das 
preisen . . . .? Ihm antwortete A. M.: dessen, der das aäa re- 
zitirt;'' d. h. s. v. a. „wer preist in einem spruch. .."? (ant- 
wort:) wer das aSa rezitirt^^ Sonach ist stuto (oder stüio) 
nicht lokativ des Substantivs, stutai- „preis'S sondern genitiv 
des adjectivs stuf- „preisend, rezitirend^', und aiem der da- 
von abhängige akkusativ. Das kompositum „rezitation des aia*^ 
lautet ja auch nicht aäemsto^ sondern aäostüäiä^ cf. jt 21. 
5 ff. Dass das zu ergänzende asti einmal mit dem dativ und 
das andre mal mit dem genitiv konstruirt wird, ist nicht auf- 
fallend; vgl. dieselbe erscheinung jt. 10. 2: ^aid gl asti mißro 
dryMaeIca aäaonaelca und Hübschmann, zur kasuslehre, s. 221 

und 273. Ganz unsicher ist peretö in j. 51. 12; sollte 

es lokativ sein, so wäre nach Osthoff 's regel mit IL^ peretä 
zu lesen ; cf. unten. Die form fnereto findet sich je zwei- 
mal in Verbindung mit den praepositionen para „vor** und pas^ 
„nach**. Geldner, E. Z. XXV, s. Ö83 glaubt, die beiden 
praepositionen seien hier ausnamsweise mit dem lokativ kon- 
struirt. Daran glaube ich gar nicht; para wird fast aus- 
namslos, pasica mehrfach mit dem ablativ verbunden, vgl. 
Hübschmann, zur kasuslehre, s. 238 ff.; und diesen kasus 
postulire ich auch für unsere stelle. Ich setze mereto =» ai. 
^rnftäs und fasse es als ablativischen infinitiv, indem ich auf 
den gebrauch des altind. purd verweise; cf. Whitney, ind. 
gramm., § 983. Als thema zur meretö wäre meret- « ar. ^mfi- 
anzusetzen. Dieselbe bildung liegt auf indischem gebiet vor in 

vi^ctas rgv. 4. 19. 5; vgl. P. W. VH, sp. 777. Die 

gleiche fassung schlage ich auch für fragrätö vor, das von 
hakaj^ ,,gleich nach'* als ablativ abhängig zu machen ist ^. 



Beiträge zur altiranischen grammatik. III. 303 

Nach abzug dieser formen bleiben von den oben unter 1) 
aufgefiirten noch übrig: aiwigätö, varetafso, haetö und die des 
gäj^Sdialekts auf -ei. Bei andern, die noch sonst hier und dort 
für lokative auf -ö ausgegeben werden, lässt sich das irrtümliche 
dieser bestimmung leicht erweisen. So ist hamistö j. 8. 6 (bei 
Justi, § 535) vielmehr, wie die danebenstehenden gatö und 
nizberetö^ nom. sing. mask. des pari perf. pass. aus yfnaip- + 
harn- und bedeutet „vertrieben, hinausgestossen" ^); vgl. j. 61. 2; — 
gaodäiö j. 29. 2 (bei Justi, § 543) ist akk. sing. ntr. « ai. 
gidhäjas; — endlich 8ei$hö j. 32. 6, 51. 14 (bei Justi, § 541) 
ist an letzterer stelle nom. sing. mask. = ai. sqsas — cf. je l^ 
sewhö apefnein drügo demäne ä dä^ „diese Verwünschung (die 
die karpans über das vieh aussprechen) wird sie schliesslich in 
das haus des satans bringen'' — y an ersterer jedenfalls akk., 
abhängig von vidqm. 

Wir kommen endlich zu den dual formen. — In jt. 1.25 
liest Westergaard: iäa hauryafxi amerefäta jö stö mildem 
aiäunqm parö asti gasentqm d. i. „hier sind wolfart und Un- 
sterblichkeit, welche (beiden) der Ion der frommen sind, wenn 
sie in's jenseits kommen**. Geldner, Studien I, s. 141 glaubt 
auf grund dieser stelle zu dem schluss berechtigt zu sein ; „Im 
zend vertritt darnach die maskuline dualform die feminine, 
wärend das sanskrit das neutrum (Js) dafür substituirt hat". 
So allgemein ausgedrückt ist das aber sicher unrichtig. Denn 
tatsächlich zeigt der nom.-akk. dual, der ä-deklination in einer 
anzal ganz sicherer fälle denselben ausgang, den er im indischen 
hat; cf. awhaosemn^ apa ur^airs j. 9. 4 u. ö; jöi abdötemS 
jt. 15. 24; du^ jt. 8. 11; sru^ v. 3. 14; sr^aeka v. 17. 2, 
päperetänf jt. 10. 8, 47, 15. 49; und ebenso im hymnendialekt 
tibf j. 34. 11. Die maskuline form auf -a steht nur ganz ver- 
einzelt in vqßwa jt 2. 8, 5. 26, 9. 9 und ü^^iaß urt/Lara 
j. 16. 8, 68. 8. An unsrer stelle nun soll nach Geldner^ö 
maskuline dualform und statt j^ gebraucht 'sein. Sehen wir 
aber unter den text, so finden wir zu jö stö die bemerkung: 
„3) Corrected from josto Aa; jö asto Kh 1, 2 (beide in guzarati- 
schrifl!); jastö K 14, L 18, P 13". Die Überlieferung des 
Wortes ist also eine ganz unsichere, so dass es sich durchaus 
verbietet, irgend welche Schlüsse darauf zu bauen. Ja, auch 
dann, wenn jö ganz sicher stände, selbst dann wäre das noch 
nicht statthaft. Man könnte dann ebenso gut jö in jt 10. 3, 

21* 



304 Chr. Bartholomae 

20, 40 zum nom. plar. mask. stempeln wollen! Vgl übrigens 

pasu vira ja stö jt. 13. 12. In jt. 11. 4 f. soll auch das 

neutrum auf -ö = ai. -aw endigen ; denn lumuhareti^ wird doch 
wol akk. dual, neutr. sein. Geldner stellt dazu als attribut 
ma^-hizyiö = ai. *8mag'gihväu. Ich sehe aber nicht ein, warum 
man nicht bei der alten fassung stehen bleiben sollte, wonach 

hizj^ö gen.-abl. sing, aus hizav oder hizv^? — (vgl. noch 

hizuM^y hiz%ä, hiz^ä) und yon ma^ abhängig ist Dass f/ki/ 
mit dem ablativ konstruirt wird, ist gewiss aufiTällig, kommt 
aber doch auch sonst in sicheren fällen vor, cf. jt. 10. 93, 
j. 57. 25: maß vidätaoß dof^ daiäß; vgl. Hübsch mann, zur 
kasuslehre, s. 240. — — Auch fcarawö fasse ich anders, als 
Geldner will. Geldner meint, weil das wort „sonst nur in 
der zweiheit — rechte und linke seite — gedacht" sei, müsse 
auch vlsp^ karanö dualisch sein. Nun ist es schon bedenklich, 
dass in den sicher dualischen fällen — in Verbindung mit 
„beide" und mit dem dual des verbs — immer karana bezeugt 
ist, cf. ^a karana jt. 10. 95, 19. 29, karana pairi vaenoiß^ 
jt. 13. 3. Dann aber würden wir noch eine dritte form des 
nom.-akk. dual. mask. der a-deklination gewinnen, die auf ^; 
welche sonst nur im neutrum und in der d-deklination gilt; 
denn mj>f müsste doch wol auch dualisch genommen werden^). 
Ich sehe aber wirklich keinen zwingenden grund vlsp? karanö 
für etwas andres als für nom. plur. zu halten, und zwar letz- 
teren zu einem thema karan-^ wozu sich auch karanem und 
karana one weitres ziehen lassen i<>). Wenn man sich karan- 
nur parweise sollte gedacht haben, warum walte man dann 

hier das in Verbindung mit dualen so seltene t?L<?pa-? 

Änliches gilt von paäö. Geldner setzt es = ai. pddäu. 
Aber dem steht schon, mil regulärem ä in der Wurzelsilbe, pääa 
gegenüber. Ich setze es daher = ai. padds: akk. plur. Aller- 
dings wird päd' sonst nur im dual gebraucht; aber auch im 
rgveda kommt neben dem häufigem dual der plural vor. Und 
zudem lässt sich das unmittelbar folgende zaste (K 4) doch 
auch nur als akk. plur. fassen; vgl. jt. 13. 147. - — In j. 9. 
10 verlangt man bestimmt einen nom. dual., und es ist richtig, 
dass* eine anzal guter handschriften pußro lesen. Aber E 4, 
eine der besten , die wir kennen , bietet doch puß^'a. Und der 
vergleich unsrer stelle mit j. 9. 4, 7 macht es in hohem grade 
warscheinlich, dass die Schreibung pußro lediglich auf die ge- 



Beiträge zar altiranischen grammatik. III. 305 

dankenlosigkeit der abschreiber zurückzufiiren ist, die die vor- 
hergehenden stellen, wo pxtprö nom. sing., noch im köpf hatten. 
In einzelnen handschriften geht diese stumpfsinnige gleich- 
machung noch um einen schritt weiter, indem sich dort auch 

zaiata statt des allein richtigen zaiöip^ geschrieben findet 

Zu V. 7. 58 liest Geld n er pourusö asti-vareso^ das er als dvan- 
dvakompositum gefasst und mit „durcheinanderliegende knochen 
und hare" übersetzt wissen will. Die Übersetzung ist auf 
keinen fall ganz korrekt; denn av. pouru^a- bedeutet, wie ai« 
paruiid-y nur 1) „gefleckt", 2) „befleckt**. Wir müssten also 
„(blut- oder schmutz-) befleckte knochen und bare" übersetzen *^). 
Aber auch gegen die Verbindung von asti und vareso zum dvandva- 
kompositum erheben sich gewichtige bedenken. Bekanntlich 
sind eigentliche dvandvakomposita der avestischen spräche 
fremd; cf. Spiegel, vergl. gramm. der alter, sprachen, s. 231. 
Statt deren gebraucht sie, wie die vedische, die Verbindung 
zweier selbständig flektirter duale i>). Nun könnte man ja frei- 
lich asti als akk. dual, aus dem neutral, thema dst- erklären, 
cf. ai. brhatz. Aber die Schwierigkeit bliebe gleichwol bestehen. 
Das attribut müsste sich doch im geschlecht nach dem zunächst 
stehenden Substantiv richten. Nun ist aber jDourt^ö, wenngleich 
ai. paru^aü, nom. dual, mask., wärendman pouru8$ erwartete. 
Oder sollten die ö-formen wirklich maskulin , feminin und neu- 
tral gebraucht worden sein? Es ist mir nicht etwa unbekannt, 
dass zu ai. djdcäpfthivi die attribute immer feminin sind, zb. 
rgv. 1. 160. 5: te nö gpiäne mahini mdhi srävah k^cUrdm 
djävapifkivi dhäsaikö bfhdt. Aber im avesta ist die Ver- 
bindung der duale noch weit freier als im rgveda; hier stehen 
sie bereits auf der Übergangsstufe zum wirklichen kompositum 
wie indräpusnos, indrävdriinajcs^ mUrdcdrunabhjäm etc. be- 
weisen, und das allein kann die tatsache erklären, dass djdväpY- 
thivi durchgängig mit femininen attributen verbunden wird. — 
Ich denke mir, dass das rätselhafte asti einfach 3. sing, aus yerA- 
ist. Die drei werte p. a. v. sind warscheinlich erst später hier 
angeflickt worden, sonst würde wol das bei den vorhergehenden 
aufzälungen stehende tca auch hier nicht fehlen. Ich verweise 
auf änliche einschiebungen in jt. 10. 128 (asti jö ga^asnahe) 
und 129 {asti aianhaena sparega). Es ist also einfach zu über- 
setzen: „(blut- oder schmutz-) befleckt ist das bar*'. Wie sich 
Darmesteter und de Harlez die stelle zurecht legen, geht 



306 Chr. Bartholomae 

aus den betr. Übersetzungen nicht hervor. Ersterer hat „hair 
untimely white", letzterer „la pourriture des cheveux": was 
ich nicht vorstehe. — — Endlich, auf meretö im gänzlich 
verwarlosten vierten jast ist gar nichts zu geben. — — 
So bleiben von den dualformen als eventuell beweiskräftig für 
die gleichung ar. -au = z. -ö nur mehr übrig : aristo, jauinö = 
jeulnö, vasö-^^aßrö und ga^iö. Letztere form — jt. 10. 48, 
14. 63 — füge ich selbst hinzu. Die übrigen „dutzende** die 
Geldner noch vorhat zu finden, muss ich einstweilen unbe- 
rücksichtigt lassen. [Vgl. den nachtrag, s. 308 f.] 

Es sind somit im ganzen nur 8 formen — 3 lokative und 
5 duale — an 10 verschiedenen stellen, auf welche das von 
Osthoff und Geldner behauptete gesetz über die Vertretung 
des arischen -äu im Jüngern avesta gestützt werden kann. Aber 
auch diesen geht meiner ansieht nach jede beweisende kraft ab. 

Gegen die aufgestellte Wandlung von ar. -äu in z. -d 
spricht zunächst die bedingungslose erhaltung des arischen ai. 
Man kann wol a priori annehmen, dass die Vertretung von ar. 
äi und äu prinzipiell die gleiche sein werde. Vor -Ua ist denn 
auch ein zendischer lokativ auf -au wirklich bezeugt, nämlich 
vaToJiäu in j. 62. 6 (2 mal). Osthoff meint nun zwar, es 
verhalte sich dieses va^haülca zu dem sonst normalen *vai9hö 
wie aspaeica zu asp^. Das ist aber durchaus nicht zutreffend. 
Wir haben eben hier ar. ai mit kurzem, dort aber äu mit 
langem a-vokal. Und in den g3{)äs findet sich der lokativ auf 
'äu auch vor betonten Wörtern ; z. b. vawhau ßwathi a ^saßröi 
j. 49. 8. Da nun Osthoff für den gä|)ädialekt ä als den 
normalen Vertreter des ar. -äu ansetzt, ist er gezwungen vanhäu 
durch ausgleichung mit fällen wie vanhäu vä j. 33. 2 und dgl. 
zu erklären. Aber Osthoff hat sich dabei allzu vertrauens- 
voll auf die Westergaard'sche ausgäbe verlassen. In den 
handschriften selber findet sich in allen 7 fällen unterschieds- 
los vawhäii oder vanhä (auch vanhä) bezeugt. Und wenn wir 
auchoifiäwgj. 33. 3, auänfem jt. 8. 50, ^sfiäs j. 51.12, gä^ v. 3. 
3 u. a. m. statt der zweifellos und allein richtigen formen aSäun^, 
auäuntem (= a^a^antem) ^snäuf, gäua geschrieben finden, so 
werden wir den schluss ziehen müssen, dass die form auf -äu 
im lokativ sing, des gä|>ädialekts die unter allen umständen 
einzig korrekte ist und überall für die auf -<£ einzusetzen {äkäu^ 
^ratäu^ peretäUf vaiohäu); vgl. auch Spiegel, vergl. gramm. 



Seiträge zur altiraniechen grammatik. III. 307 

der alter, sprachen, § 23 b, 8. 35. (Danach ist das in meinem 
handbuch § 42 gesagte richtig zu stellen.) 

Die Osthoff 'sehe gleichung: ar. -au » gd. -ä ist also be- 
stimmt abzuweisen; ar. --äu bleibt im gd. einfach erhalten. 
Damit erleidet aber auch die andere gleichung: ar. -äu » z. -ö 
einen schweren stoss. Denn ein so bedeutender unterschied in 
der Vertretung der arischen diphthonge ist sonst innerhalb der 
beiden avestischen dialekte unerhört. Direkt aber wird sie da- 
durch widerlegt, dass in einem ganz zweifellosen fall -äu 
auch im jüngeren avesta durch -du vertreten wird: im nom. 
sing, des demonstrativpronomens , wo A^u gegenüber ai. asäü 
bezeugt ist. Die form hau ist c. 30 mal belegt; nicht selten 
freilich findet sich die Variante hä; sie ist aber ebenso wie 
vanhä neben vaifhäu zu beurteilen: als blosser Schreibfehler. 

Es ergibt sich somit das resultat, dass ar. au^ gleichviel 
ob in- oder auslautend, im avestischen ebenfalls durch äu re- 
flektirt wird. Die oben aufgefürten aki^to, jay/inö = jS^inö, 
vasö^^aaprö und gat/fi können also keinesfalls mit den indischen 
dualformen auf -äu identifizirt werden. Ob überhaupt diese 
formen bereits arisch sind, ist doch sehr zweifelhaft. Im rgveda 
treten sie bekanntlich noch relativ selten auf. Sind sie es aber 
wirklich, so müssen sie eben .auch im avestischen auf -äu aus- 
lauten i'). Man könnte als beleg dafür das dreimal (jt. 8. 22, 
28, 13. 78) vorkömmliche, sicher dualische iä (für ferti) anfiiren; 
ich vermag doch nicht zu beurteilen, ob die form auch gut be- 
zeugt ist. Westergaard gibt ja allerdings keine Varianten 
an, doch ist darauf kein verlass. Ist die form aber sicher, so 
bildet sie nur noch einen weiteren beweis für die haltlosigkeit 
der Osthoff-Geldner'schen aufstellung. Vielleicht ist auch 
nä in j. 29. 11 als dualform zu fassen und gleich ai. näu zu 
setzen. Tatsächlich ist ja von einer zweiheit die rede, vgl. 
Str. 5. 2 und 7. 3 {äyfä)\ doch folgt allerdings gleich darauf 
emä (lies a»iä), was nur 1. plur. sein kann; vgl. verf., Bezzen- 
berger's beitrage VIII, s. 231. Entweder nä ist akk. plur. = 
lat. nös, oder es ist, für näu stehend, gen. -dat. dual.; tertium 
von datur ; vgl. verf., Kuhn's Zeitschrift, XXVIII, 1. — Da nun 
an den betr. stellen nominative dual, des mask. mit be- 
stimmtheit zu erwarten sind, erachte ich die obigen formen für 
korrupt; statt -ö ist -a (ev. -au) zu lesen. Jt. 2. 8, 10. 113 
und j. 42. 2 sind auch sonst recht unsicher überliefert. Die 



308 Chr. Bartholomae 

form des nom. sing., die den abschreiben! eine der geläufigsten 
war; ist hier, wie gar nicht selten, an stelle einer ihnen weniger 
geläufigen eingesetzt worden; vgl. oben s. 303 f. und pitö v. 12. 1. 

Es bleiben endlich die lokative aitmgätö, varetafyö und 
haetö, Sie zu erklären bieten sich zwei möglichkeiten. Ent- 
weder auch sie sind verderbt, und zwar aus °^ö, der gewön- 
lichen lokativ- (eigentlich genitiv-) form im Jüngern avesta, vgl 
hatn$gat^ö jt 13.57, anh^ojaß a8t%aüiY. 17. 2, atfdzant^o j.9. 
28, ahhe dahh^ö j. 9. 28, usastairS hind^o jt 10. 104 u. a. 
Oder, es liegt in diesen formen eine abweichende zweite lokativ- 
bildung der u-deklination vor. Im rgveda findet sich neben dem 
gewönlichen sdnau neunmal sdnö^ d. i. ar. *sdnau, eine form, 
die völlig zum slavischen «syntZ, lateinischen senatü stimmt, cf. 
verf., ar. forschungen I, s. 79. Im altpersischen sind die 
lokative bäbirauv, margauv^ gäfav^ä^ dahjauv-ä, ufrätauv^a be- 
zeugt. Ihren ausgang --auv auf ar. -äu zurückzufiiren haben 
wir kein recht; dahjäus spricht dagegen, und hauv nicht dafür, 
da das nicht mit av. hau identisch sein muss, sondern auch das 
ai. s6 (griech. civ in ohxog)y aus sei + «, vertreten kann. 
Wie mussten nun solche lokativformen im avestischen^auslauten? 
Ich hatte früher die gleichung angesetzt: ar. ausl. -au => av. hS; 
dieselbe ist aber als unhaltbar aufzugeben, vgl. oben s. 306. 
Sicherheit über die Vertretung des ar. ausl. -au ist nicht zu 
gewinnen, wol aber eine gewisse warscheinlichkeit. Wenn wir 
nämlich erwägen : 1) dass ar. ausl. -ai — in mehrsilbigen Wör- 
tern ausser nach j — durch av. -e (oder -?) vertreten ist; 2) dass 
dieses § ($) sonst als umlautsvokal von a {a) auftritt, welcher 
durch palatale in Verbindung mit folgenden I, jf, $ hervorge- 
rufen wird; 3) dass in gleicher weise wie e (?) auch o (ö) als 
umlautsvokal aus a zwischen labialen und i/, if erzeugt wird; 
endlich 4) dass im inlaut die avestische Vertretung der arischen 
ai und au prinzipiell eine völlig gleiche ist^^): so werden 
wir den schluss ziehen: dem ar. ausl. -au entspricht aller war- 
scheinlichkeit nach av. -o (-o). Danach lassen sich die drei 
oben aufgefürten formen und ev. auch die gä{)äform peretö 
j. 51. 12 als lokativbildungen wie ai. sdnö^ sl. synü auffassen; 
yfQVkn aiwigatö einem t-thema angehört, wie Osthoff annimmt, 
ist es eben den t^-stämmen nachgebildet, ebenso wieai. giräü etc.^^). 

Nachtrag. In „drei yasht" fugt Geld n er zu den 8.300 
aufgezählten formen noch folgende hinzu: ad l)franieretö fr. 4. 



Beiträge zur altiraniBchen grammatik. III. 309 

2 (8. 15); gatd jt. 13. 107 (s. 128); garö v. 21. 5. 9. 13 (s. 
120); — ad 2) a^zö jt. 19. 32 (s. 55); jatärö pour^ö .. atärö 
jt. 14. 44 (8. 82); pußrö etc. jt. 17. 50 (s. 117). 

Dazu ist zu bemerken: frameretd ist one jede hdschr. gewär. 
— aezö ist adverbiell gebrauchter akk. sing., wie va^o, — Die 
stelle jt. 14. 44 ist ganz unsicher; vgl. Geldner, K.Z. XX V, 
s. 514; Hübschmann, K.Z. XXVÜ, s. 99 ff.; in v. 18. 26 
ist jatärö pourj^ö sicher nom. sing. — Die s. 117 zu jt. 17.50 
gegebene Übersetzung wird s. 138 zurückgenommen und pufrö 
etc. hier als nom. sing, erklärt. — gato nehme ich mit Geld- 
ner, K.Z. XXV, 8. 550 als nom. sing, des part perf. pass.; 
jö m gato areziaiä „welcher, wenn er zur schlacht auszog, war 
. • ." ; areziß': areza- »« ai. rärnjä- : ramd-, vedjd" : v^'da-^ Uitjd^ : 
k^ta-, — Somit bleibt nur garo, als lokativ von gairif: ent- 
weder fälschlich für gara^ oder als nachbildung nach hafto zu 
erklären; cf. s. 308. 



VIII. Die schwache form der praesens8tämme9. klasse. 

In meinem handbuch, § 296 heisst es: „Der schwache 
praesensstamm hat im indischen postfigirtes ni^; im iranischen 
dagegen, werden die schwachen formen durchweg nach der the- 
matischen konjugation flektirt''. Das bedarf einer richtigstellung. 
Die weit überwiegende menge der schwachen formen ist aller- 
dings thematisch flektirt, allein ein par athematisch flektirter 
kommen doch auch noch vor. Dem indischen ni steht dann 
regulär avestisch n gegenüber. Wir finden: 1) 3. sing, praes. 
meA.verenf?jAd. 16 1«),? j. 51. 18; gerenf^ ].70. 1, vsp.4. i; — 

2) 3. sing, praet med. fraormta j. 57. 24, jt 10. 92; — 

3) 3. plur.' praet. med. verenätä j. 30. 6^'); — 4)infinitiv frä 
verendißi vsp. 4. 2, der sich zu verenaiti stellt, wie dazdißi zu 
dadaitu Neben der athematisch gebildeten form fraorenta (d. i. 
ar. *prdvpitay cf.verf., handbuch, § 94a) findet sich auch die 
nach der thematischen konjugation fraorenaia jt. 13. 89. 



IX. Altpersisch tnähjä. 

Man setzt mähjä allgemein gleich ai. mäsasja, av. mänhahe^ 
und erklärt es aus mähahja^ indem man annimmt, das erste h 
sei in der Schreibung weggelassen wie in ßähy statt ßahahj. 



310 Chr. Bartholomae 

ßötij statt pahcUij, ai^iatä statt ahi^tatä; vgl. verf., handbuch, 
§ 151. Wenn man aber statt ßahatij^ das eigentlich ßa + ha 
+ ta + i +ja zu schreiben war , ßa + a + ta + i+ja schrieb, 
so sollte man fiir mähahjä — eigentlich ma+a+ha+ha +ja +a — 
ein tna+a+a+ha+ja+a erwarten; statt dessen findet sich 
nur ma+a+ha+ja+a. Die einfache lösung wäre: fnähjä 
nicht als genitiv, sondern als lokativ mit der postposition ä za 
fassen, also gleich ai. indsj d oder auch, indem man mahajä 
liest, gleich ai. mdsa d, Dass der eigentliche monatsname, da- 
von abhängig, im genitiv steht, ist kaum auffallig. Zb. Bh. I. 
67: vija^nahja tnähja (oder mähajä) 7 raulcabis wäre im ave- 
stischen: viSL^nah§ mahi ä (oder mänhs ä) haptapäi^ rcu)k9bis; 
d. h. „im monat des V. mit dem siebenten tage''. Man beachte 
übrigens, dass rautcah- auch im altpersischen plur. tantum ist, wie 
raokdli' im avestischen; vgl. verf., Kuhns Zeitschrift, XXVIII, 
s. 13. 



Noten. 

^) Und zwar ist äu überall das produkt aus idg. a + u; 
cf. %7tniay Via, saisö, d%%ia. So ist auch asäü aus *esö + u ent- 
standen; das in eso stellt sich zu o in iyvif ego, 

•) ur^aßem staotärem vahhanhem 
dadoo^ta ahurö mazdd 
Dann ist daäao^ta durch synizese aus daäa + aoJ^ta entstan- 
den. Vgl. bii^i^dnha jt. 19. 48, 50, wo ebenfalls die vom me- 
trum gebotene zusammenziehung auch handschriftlich überliefert 
ist ») Die einzig vernünftige lesart (cf. K 20' zu § 26); 

gei'embaj^ ist nom. sing, des kauss. part« *) Vgl. hinsichtlich 
der bildung z. maeit- (in masitein j. 62. 4 und masito jt. 14. 
41) und zairiU » ai. Aarft-. Neben ma^Y- kommt auch tno^äa- 
vor (cf. jt. 5. 3) ; neben zairiU auch zairita- = ai. härita^ und 
zairi' «= ai. hdri-. Z. zairi- (hdri^): zairit" (harit-) — ai. 
gämi*: z. zämiU, — übrigens, was Geldner, studien I, s. 33 
über maseta in j. 54. 1 bemerkt, steht mit den lautgesetzen in 
grellem Widerspruch. Ein gd. mastä wäre gleich ai. matta (cf. 
amatta rgv. 2. 37. 4), und das ist nicht zu brauchen. Zu lesen 
ist entweder masata (konj., bzw. inj.) oder masitä (opt.), das 
sich zu masitn, masöj masjp, masüetn und ap. tnaßifta stellt 



Beitrag zur altiranisohen grammatik. III. 311 

Wir müssen unbedingt neben ar. rnnzh- (oder fnqzh") — ai 
fnoA-, ay. maz- auch eine wurzel mas- (oder nufs-) «- av. nto»-, 
ap. maß' ansetzen , wenn sich auch ein bedeutungsunterschied 
zwischen beiden nicht ergeben sollte. — Im übrigen halte 
ich Geldners Übersetzung von j. 64. 1 für richtig, abgesehen 
von rafeäräiy das ,,um beizustehen" bedeutet, und von airj^mä^ 
das doch wol als eigenname zu fassen ist. ^) Das verbum 

steht im singular wie auch im folgenden. — Übrigens ist tafnu 
bisher die einzige dualform im avesta, für die der von Delbrück, 
a. a. 0., beschriebene gebrauch erweislich ist *) Wie de 

Harlez und Darmesteter das in rede stehende aiem sftUö 
verstanden wissen wollen, ist aus den betr. Übersetzungen ;,c'e8t la 
priere de louange Ashem'\ „it is the praise of holiness'^ nicht 
zu ersehen. — Den anfang übersetzt de Harlez ebenso falsch 
wie Oeldner, Hübschmann, zur kasuslehre, s. 252 und 
früher auch verf., ar. forschungen I, s. 82; alle verfurt 
durch Westergaard's und Haug's überflüssige korrektur. 
^) Geldner, Studien I, s. 141 übersetzt hakaß raolcanhqm 
fragrätö mit „beim erwachen (d. h. aufleuchten) der steme^'; 
ich vielmehr „mit dem erwachen des lichts^', und zwar des 
frühlicht s. Denn 1) bedeutet raoi^ nirgend „die steme^S 
sondern überall „das licht'S vgl. verf., E.Z. XXVIII, s. 13; und 
2) wirkt die Büsiqsta daregö-ga^ay die langarmige dämonin 
der schläfrigkeit, nicht am abend, wie Geldner annimmt, — 
nachts zu schlafen ist auch für den mazdajasner keine sünde, cf. 
j. 44. 5, vend. sad. § 111 — sondern am morgen. Es geht das aus 
unserer stelle (v. 18. 16), noch deutlicher aber aus jt. 22. 41 
hervor. Wenn der han die menschen durch sein krähen auf- 
weckt, da kommt Busy%8ta und versucht sie wieder einzu- 
schläfern: J^fsa daregö maiiska noijß tf scJcaitf sc. ustäite^ 
„schlaf noch lange, menschlein, du brauchst es noch nicht (auf- 
zustehen)''. — Bez. jt. 22. 41 f. ist Darmesteter, the Zend- 
avesta II, s. 322 f. zu vergleichen. Nur möchte ich sehr be- 
zweifeln, dass karetö dqsu^ „he who has knowledge made^' oder 
„he who has the knowledge of what is made'* oder irgend än- 
liches bedeute, karetö geht doch sicher, wie längst erkannt 
worden ist, auf die sporen des hans; und wenn zehn pehlevi- 
übersetzungen kardak däniäno bieten, so vermag das daran 
nichts zu ändern. Die tatsache, dass von den alten heimischen 
Übersetzungen der avestatezte mehr und mehr aufgefunden und 



312 Chr. Bartholomae Beiträge zar altiranischen grammatik. III. 

▼eröffentlicht wird, halte auch ich für eine durchaus erfrea- 
liehe; nur wünschte ich, dass sie nicht einen rückschritt im 
Verständnis der originale imgefolge haben möchte. — De Harlez 
hat das ganze fragment jt. 22. 39 ff. in seiner Übersetzung 
weggelassen. ^) Vgl. h^mißiajß j. 53. 9 , hamistef^ hami- 

^aiftfka und hamaestärem, das mit altp. Aanff^'/d nichts zu tun 
hat. ^) paury^if j. 30. 3, 45. 2 ist lok. sing, neutr., nicht nom. 
dual. mask. ^^) karan^ als thema anzusetzen empfiehlt sich auch 
schon wegen des maskulinen geschlechts. Die themen auf -ana- 
sind wie im indischen neutra; vgl. Spiegel, vergl. grammatUc, 
s. 166. 11) Die erste bedeutung liegt bekanntlich vor in dam 
eigennamen pouru^aspa-^ eigentlich „scheckpferde besitzend^: 
so zuerst — wenn ich nicht irre — Hübsch mann, wa- 
rend Spiegel, vergl. gramm. s. 225 noch bei der alten er- 
klärung stehen bleibt. Dass jtourt^aspa', statt wie zu er- 
warten, pouru^äspa- geschrieben ist, beruht eben auf dem ver- 
kehrten etymologisiren spätrer zeit, wo man das wort in /xmru^ 
+ aspa zerlegte; vgl. jt. 23. 4; 24. 2. i>) Das von Justi, 
handbuch, § 407 zitirte aso-^öißräsiea jt. 8. 42 ist sicher falsch 
überliefert. Das vom metrum geschützte doppelte ica in srl-- 
räska asö §öipräs1ca ist nur zu verstehen, wenn man as^ Id 
a8ä korrigirt Dafür spricht auch jt. 8. 33: a^i asä a^i^oiprä, 
i<) Das gleiche gilt von den perfektformen auf -üu. Ist -du 
hier arisch, so entspricht auch im avestischen -äu. Vielleicht 
dadä (statt daääu) in j. 12. 7 ? 



1*) Ar.ai— av. { ; ar. au»av. ( . Also : entweder 
\di \Su 



wan- 



delt sich der zweite komponent in den ihm zunächst stehenden 
a-vokal; oder es wandelt sich der erste in den dem zweiten 
femststehenden a-vokal. Die in derschrift auftretenden längen 
haben für die ausspräche keine bedeutung. Letztere würde sich 
nach Sievers, grundzüge der phonetik ^ s.« 70 etwa so dar- 
stellen: ar. ai=-av. ae^ \mdoU; ar. att-^av.oo* und e^u. i*) Als 
ein weiteres beispiel für av. -o » ar. -au wären noch die Vokative 
z. maifiiö (»ai. tnänjo)^ vaiö zu nennen. Die Überlieferung 
schwankt aber überall zwischen -o und ->il, und in den gä{)ä's findet 
sich nur die letztere form. — Endlich könnte auch av. -ö 
im lok. dual, {zastaiö^ ubaiöy anh^b) auf ar. -au zurück- 



A. Fiok Zar griech. laaüehre. 313 

füren und sich zu sl. -ü (materü etc.) stellen; doch ist hier 
der boden allzu unsicher. 

^«) aß ahurä hjiö mainpim zarapu^trö 
verents mazda jestf Ici^lcä spSni^tö 
99Zara{)ustra hier bekennt sich zu dem geist, der dir der aller- 
heiligste ist, o hl. M." i') Über das suffix -äta a. and. o. 

Halle a./d. S. Chr. Bartholofnae. 



Zur g^riechischen lanüehre. 
L Ablaut Bifj^ 01(0 und aitj w. 

Während er sich nur auf eine weise, nämlich zu a ver- 
kürzt, schwächen sich rj und to bekanntlich sowohl zu e und o, 
als auch zu ä vgl. Bezzenberger o. V. 312 ff. Die anwen- 
dung der beiden weisen ist durch ein einfaches, fast ausnahms- 
loses, gesetz geregelt: ursprünglich auslautende tj und 
(o schwächen sich zu e und o, nicht ursprünglich 
auslautende, sondern (nach der früheren auffassung durch 
metathese) erst aus zweisilbigen formen entstandene 
und inlautende i] und w lauten schwach beide zu ä ab. 

Der ablaut von i; zu 6 erscheint im präsens in: 

aeim devreg aeaavza/rjfvi =» s. v^ii; ^ 

didivTiDv: didr] „band"; 

üftev levri Uig ufievaL : ttj^ij tev.'trpf. 
Im aorist act.: 

ed-egiep ed-ev ed-eaav d-eig d-ifjievai d-igt^ta edirpuz; 

dqdrfjv irtqoBaav dtpeig fied-i^evai: ijcrt kq^ta fjnux. 
Im aorist med.: 

ed'CTO ed^eo d^iad^ai d^egAevog *eo =- s. dhishvd^ 9ic9B; 

iipeiTo (Jvvevo e^eo TtQoaead-aL ftQoi^evog. 
Im aorist pass.: 

Im perfect med. pass.: 

didevo didevro vgl. s. dadi" 1. 3.; 
Tid-eraL %ed'€(jiivog s. dadh^ 1. 3.; 



314 A. Fick 

aq>ätai yiad-eiTO (drai «■ ^erai). 
Im pari perf. pass.: 

dezog = s. ditd, äveuog awsvog, d-erog == s, hitä. 
Dem pari. perf. pass. folgen die nomina: Senj „fackel" ( = 
„bündel"), a^aiXo'dezrjQj ivevqQia^ diaig^ eaig, d-iaigj s. hiti. 
lihqov mit versetztem accent hat s. mä'trä und /i^^ig neben 
sich. In deafjiog ia^og d-ecfiogy alt d-ed-fiog red'^og^ ist d- viel- 
leicht phonetisch, wie in äqid-fiog neben germanischem rima 
,,zahl'S' die starke form zu d-e^fiog kann im got. d&fns liegen. 
di^f diQog steht wie dvaarjg (eog), aexfia zu aftjvi; §£Q6g 
ist schwache form zu ^tjQog von ^j; ^ s. ksM. 

/ed^og : /r]'9ogy vgl. got. sidus s. svadhä\ und iiidwv: fiij- 
do^aiy vgl. got mitan^ sind nicht eigentlich regelwidrig, denn 
das 1] ist in /tjd'og gjnqdo^m nicht als inlautend behandelt, in- 
dem auf die noch gefühlte Zusammensetzung von /tj « lat sei 
in svSviy svetvs, und ^rj ,,me8sen^' rücksicht genommen wurde. 
Nur äaTLsd'isg, die bessere lesung Odyssee ^ 255, für aaxrjd'üg^ 
könnte man regelwidrig nennen. 

Der ablaut von cei zu o tritt unter derselben bedingung 
ein, wie der von t) zu 6. 
Im präsens: 

didofÄep didovTL didovg : d/dcü^t, dldoaav edidov : edldtay; 
cvoaai ovovrai ovovxo'.vo} im lat. nömen^ s. ndtna, wo- 
zu ovofia got. namo schwache form, opvf^a =» irisch 
anman" schwächste form ist: nd'mhi loc. nomhii dat 
nomenü. 
Im aorist: 

doixev sdov dog dotto dofjieyai dovg:3(o(o düai edwxa; 
UTtidoto anodofieyog vgl. s. ddäa. 
Im aorist pass.: 

Im perf. med. pass.: 

diöorai iSiöoro vgl. s. dadi; 
iyiTtinotai vgl. s. pape 3. 
Im part. perf. pass.: 

do%6gj ovoTog vgl. lat. nöia : ndmetty norog, ^j^ßorog, 

Ttakly-xoTog vgl. s. pÄci lat cälus. 

Ebenso in den nomen: dovriQ : dwiiaq, ßorr^q :ßwT(OQy foi- 

votzottiq: lat. pdidr^ ßovßorrjg : avßwrrjg^ ßoaig dooig maig vgl. 

ßanidvsiqa, afmwrig. ^ooi^g, nUvux s s. pdti, pdtni gehören 



Znr grieoh. laatlehre. 315 

wohl za 7t(ü hüten, dofjia^ /ro/tia ; Ik^cü^a , ovofia: lat ndmen 
8. fUtfna, OTOfia zd. gtamani axu^vlog s. stämu. 

Neben ßofog liegt der accus, ßm II. £f 238, wie neben 
gävas der accus, g&'m. 

Dagegen tritt der ablaut von i] zu a und von oi zu a 
unter ganz anderen Verhältnissen ein, nämlich a) wenn rj und co 
nicht ursprünglich auslauten, sondern erst aus zweisilbigen 
formen entstanden sind und b) wenn i] und m inlauten. 
a) Nicht ursprünglich auslautendes t} lautet zu ä ab: 

im präsens: 

mfÄTtXafiey : mfinXrifii ; TtXrj entstand aus neXe vgl. s. 
prd-td: purä\ wie s. pür-y got. fld in fld-dus aus s. 
pdri^pila; 

TtlfiftQafiev : nl(i7tijv^iii „brenne" ; 
TUXQctfiey : yuxQfifii vgl. X(nlC(o und ahd. gerdn. 

Ionisches x^ao^ai ist auf juf/iiad'ai.y aiiita auf afci/, ger- 
manisch mäjan^ mhd. mäd zurückzufuhren. Ganz regehrecht 
ist auch der ablaut in %vcLim : xyr^Vj xpalio: xptjv^ Xikalofiai : Xijv 
„wollen" Xfj^a „wille". V^fy ist tfjTjjeiv mit dem accent auf t] vor,;, 
tritt der hochton hinter j^ so wird j in i verwandelt und tj in 
a geschwächt, weil tptj aus q>eae entstanden ist, wie s. psä in 
psd-tä aus bhasä'. 

Im aorist ist a in äTtoaxXalrp^ aus tjinayüi^ai geschwächt, 
weil der accent ursprünglich auf der Optativendung iSn lag, 
wie in s. »!f(Ym, und otiXt] erst aus aiuXe entstanden ist, vgl (maXe" 
iro$ und ayiikXa), a im äolischen x^Iohb steht im regelrechten 
ablaut zu iq in x^a^at. 

Im perfect kann man hierher äol. MUja&i (ä?) und^lXaori 
(bei Hesych) stellen in ihrem Verhältnisse zum lakonischen 
IXfj/iig^ das freilich auch andere deutungen zulässt Ebenso 
lautet der nicht ursprüngliche auslaut t] in dem denominale 
deiTtviü) im perfect regelrecht in ä ab in dem attischen dedel- 
TtväfjieVf wie in riqiaxäijav zu agiardw ä zu ä. 

Wie dedei^nmfiev zu dedeiTtvri'Mx verhält sich s. paprivd'n 
zu paprdu paprätha^ vgl. TcifiTtXäfjiep : TclfjtTtXtj^fii. 

b) Der ablaut von i; zu a tritt auch dann ein, wenn t] 
inlautet 

So im aorist: x^dovro „sie wichen'*: httKiqdeL * vTteM" 
XfOQ^jMi bei Hesych und lat cido; vTteQQayrj äol. ev^/i;;/^- 
^fii breche. 



316 A. Fick 

Sonst findet sich der ablaut von inlautendem tj znä noch 
in Xayug: kyprisch a/r^Ai/Ka „riss", Aax/^cu hi^:XrpLrflai* Ttcna- 
|at Hesych vgl. lit laklnti : VSkti fliegen , Ttdhxi : tt^äc = i^i€, 
Xaydaaai XayaQog : X'qyti) vgl. lat. laxus langueo^ ifHXKrav : y/fp^w. 
Weitere beispiele a. a. o. V, s. 313 ff. 

Dem ablaute von tj zu ä genau entsprechend miisste (o zu 
ä ablauten, a) wenn (o nicht ursprünglich auslautet und b) wenn 
es inlautet 

Von a) hat sich im griechischen verb kein beispiel erhalten, 
weil das einzige verb älteren gepräges, worin (o nicht ursprüng- 
lich auslautet, nämlich yvo), in yvoiriv yvovg der analogie von 
ioirpf doig gefolgt ist, während* im Lateinischen gndrus auf 
den a-ablaut weist. — Eine spnr des fraglichen ablauts im verb, 
wenn auch nicht am gesetzlichen orte, findet sich in iavoeuo 
Ilias 17, 25; wozu sich bei Hesych das präsens ovoevctt findet. 

Ausserhalb des verbs gehören hierher ablaute wie am.'OMtf, 
xaTa.-xarai u. a. 

b) Im inlaute findet sich der ablaut von cci zu a in BT(Kxyoyi 
TQtiyo» und accxyog : aci^to „zerreibe'S ebenso in atdad-akogj vgl. 
rohd. taddf nd. dadd in seinem Verhältnisse zu to^Co»«'^- 
tat/ta bei Hesych, woraus eine grundform d-ia&aJja nothwendig 
hervorgeht. 

Von der deutlichen Scheidung der beiden ablautsweisen, 
welche das Griechische zeigt, lässt sich in den verwandten 
sprachen nur wenig nachweisen. Im Sanskrit sind ä 6 6 be- 
kanntlich zu ä zusammengeflossen, welche eintönig zu i ge- 
schwächt werden: sthitd, hitd, gitd (zu ^^yua schärfen). In 
einigen fällen schwindet der geschwächte vocal sogar völlig wie 
in dadhmäsi, dtta, selten nur hat sich a behauptet^ meist nur in 
der Verbindung mit folgendem i za e (= ai), wie in stheyä^m, 
dheyölm^ äeyä^m'^arairpf^ d^eiip^, dolriVy welche als^^ai^'m u. 8.W. 
aufzufassen sind. Im Latein und Germanischen ist von einzelnen 
spuren des ablauts e : S^ o:d abgesehen , der ablaut a: S 6 
durchaus der herrschende geworden. Neben lat. ventus^ got. 
vinds zu vS „wehen'S lat. nöta : ndmen findet man lat. sätua : sivi, 
got. mia: si^ lat dätusid&num (lit dedüid'Sti lin^a-s B.) 

Wenn man das princip, wonach im Griechischen beide ab- 
laute geschieden sind, näher untersucht, so überzeugt man sich 
leicht, dass eine solche sonderung im einzelleben der griechischen 
spräche gar nicht hat eintreten können, dass vielmehr auch 



Zar grieoh. lauüehre. 317 

hier, wie so oft» das Griechische allein ein ursprüngliches laut 
gesetz bewahrt hat 

Die anlaute iy 6 sind vermuthlich ursprünglich wie die 
auslaute behandelt worden, wenigstens kann man isti auf Ss in 
i'stai (rjaziu » s. ^8te)y edtav s. ddmi auf lit. 'dämi^ oqiad-ai auf 
(o^)ai^e, lat. odium auf ddi, otfa auf (od)oda, lit üdzu beziehen. 



U. Die ursprüngliche vertheilung von inlautendem 

jot (y) und L 

Die von dem herausgeber dieser Zeitschrift angeregte frage 
nach dem Verhältnisse von inlautendem jot (y) und i glaube 
ich jetzt y wenn auch nicht lösen, doch einen schritt weiter 
fuhren zu können. Es ist, wieBezzenberger bereits erkannt 
hat, der accent, welcher hier entscheidet, und es lassen sich in 
diesem sinne drei sätze aufstellen, die man als regeln oder selbst 
als gesetze bezeichnen kann. 

1) Jot (y) erscheint ursprünglich tiberall da, wo 
der hochton vorhergeht, also hiess es z. b. ursprachlich 
potiycnto ^^ s. patdyanta »» Ttoriovro, Diese regel gilt im Grie- 
chischen fiast ausnahmelos. Ihr folgen die verba auf ata^ ita^ 
Ofüy wie die auf ursprüngliches i}Jai, wie /}A^, C^, xv^y, iUjy, 
yrpf^ Ttfjyy agiilv, oyfivy i/^y, drfld'aL und xg^ad-ai vgl s.gdfjfati, 
afhdyaii^ trä'yati^ lit. sp^ju^ seju, ksl. spijq sijq^). 

Ebenso sind afjiivofÄai, devoi, vevw als ursprünglich auf 
evJQ} ausgehend zu denken, wie auch ßaaiXevfOy TtoQewa gegen- 
über den abstracten ßaCLlalay nonela^ welche den ton einst auf 
der endsi lbe tr ugen. 

Aus 4vjw entsteht äolisch iwwy ionisch attisch üvia] la^ 
konisch ijv(o in ^dvio^ %%üviOj Ttlvw. tiwu * crivei, ßQvx^foi 
bei Hesych kann nur äolisch sein , xivyw >» vivjw entspricht 
dem s. tä nyä-^f. 

^kj(o giebt iUto im thessalischen ßiXkoiiai^ arkad. iiXkta 
— C^Iloi, oxiXlitf, oq>iUjfOy (miXXio, ariXXw^ rilXwy woneben 

^) Die ionisch-attischen oontractionen beruhen auf quantitatsversetsung: 
in* ans Un^ : Cn^h C<3/i«y aus U^fiep t i^ofi^^ (mrreg aus UMfttt : dioiTK. 
B«ltrl|[« s. konde d. ig. ftpn«h«B. XX. 22 



318 A. Fick 

lokrisches deilofiai und attisches 6g>ello} mir nicht recht yer- 

ständlich sind . 

Aus i^jw wird äolisch i^^ , ionisch attisch eiQw dorisch 

ij^ in äyeiQü), aeigw, äficigofiaiy uqw, delQto, iyetQW, id-eiQaff 
yLeiQCJy fieiQO^aiy neiQCjy OTtelgw, feiQWj tpd-eiQw. Im Sanskrit 
flectirt so hdryati. 

Durchaus regelrecht ist auch jot, nicht t, in fteaauß vgl. 
8. pdcyate^ . eCo-fiai =■ as. sittiu^ &iaoo^ai ~ got bidja^ zend. 
jaiäyimi und levaacjf welches yermuthlich für levTLTJo) steht 
und dann dem got. liühtja gleicht. 

2) iy nicht jot, erscheint überall da, wo der hoch- 
ton ursprünglich folgte. • 

xv^v und yivaieiv unterscheiden sich eigentlich nur durch 
den accent: xv^ entstand aus -Mnfjjuv^ während xiWeiy ursprüng- 
lich xvaieiv betont war. Genau so verhält sich got. 9aia au 
ahd. 8äju^ mhd. sceje^ lit. s'^u^ ksl. sijtf. So gehört daiofiai 
zu da, s. däti „er zertheilt'S Tcraiio zu ^mj fallen, rpaita und 
jpaiOTog zu ^v. 

yaltavy daita, xcr/oi, xkaito^ älter fccfltav da/^iia u. s. w 
beruhen auf d en grundformen yö/, öäf u. s. w., welche vor oxy- 
tonirtem iw ihr ä verkürzen. 

Die metathese in den verben auf alvio und al qu) e rklärt 
sich nur dann, wenn wir als ursprünglichen ausgang iw, nicht 
jfü ansetzen, a ist hier immer geschwächter vocal, die schwä« 
chung weist auf ursprünglich folgenden accent, und so sind 
jucuvsa^at, xaiqeiv aus fianead-aiy x^Q^^^ entstanden. 

Statt des a usgang s aXkw in aXlofiai =r lat. salio hätten 
wir der regel nach ailio zu erwarten. Spuren dieser bildung sind 
dialectisch erbalten, wie im kyprischen aMg « lat. alius neben 
aUog. [El. aika^gta? Rhein, mus. 36. 620 B.] 

Das i in den Optativen el'iyr, ataitjVf &elfpff doirpf erklärt 
sich daraus, dass der ton ursprünglich auf dem rj lag. Diese 
ursprüngliche betonung ist im Sanskrit bewahrt geblieben: 
syd*fn, stheyd'fn, dheyd'm, deyd'm. Die drei letzten formen sind 
aus sthSd'm, dhid'm, dSä'm^ diese aus sthaiä'm^ dhaiä'my daiä'm 
entstanden, und es enthüllt sich hier zugleich das vocalische 
gesetz des Sanskrit, dass derjenige laut, welcher den griechischen 
aus ä tj (o geschwächten vocalen ä e o entspricht und sonst 
im Sanskrit regelrecht zu i geschwächt wird, seine ältere form 
als a bewahrt, wenn er vorarisch mit folgendem i zum diph- 



Zar gpriech. lautlehre. 319 

ihonge e » ai yerschmolz. So entspricht denn auch s. e dem 
griechischen ai in infinitiven wie s. vidmdne »> fidideyai, atf^ai 
— « in ddyate dem griech. daieraL^ wo man freilich nach 
dheyäm vielmehr deyate erwartet hätte; rielleicht hängt diese 
Unregelmässigkeit mit dem (secundären ?) accente von ddyaie 
zusammen« 

Das durchgängige auftreten von % in den adjectiven auf 
log^) erklärt sich unserer regel gemäss aus ursprünglicher ozy- 
tonirung. Erhalten ist dieselbe in äq^yeLog, YeQOiog^ Ttcdaiog; 
sie wirkt auf vorhergehende vocale in atpveiog: aq>€vog^ yeQaiog: 
yilQagy irifiiog : TvavdrjfißL Im Sanskrit lässt sich die ursprüng- 
liche betonung dieser Wörter kaum erkennen, doch herrschen 
ia {iya^ yä) und id (yd) v6r. 

In den abstracten a uf ä , we lche von den abgeleiteten ver- 
ben auf i(o (=- ijw) und eiw (=- evja)) gebildet werden , tritt 
das i hervor z. b. d-eoloyia : d-eoXoyioj, ßaaileia : ßaaikevio. 
Der grund dieser erscheinung liegt in der ursprünglich ver- 
schiedenen accontuirung dieser Wortklassen: ßaöikevjw^ aber 
ßaaiXe/ia. Dass der ton in ßaaileia wirklich ursprünglich auf 
dem ende lag, lässt sich aus s. dofosyä u. s.w. folgern, womit 
freilich auch das verb dagasydti gleich accentuirt ist*). 

Hinter muten gilt unsere regel nicht. Wenigstens nicht 
im präsens. Es heisst TaQaaaWy g)^iaa(o, vvaawy Xal^oficuy vl^(Oy 
/fi^tay Xi^Wy Xlaoofiaty (pQal^iOy Itoi, TcXv^to statt raQaxltOy (pqV" 
ydfa XL s. w., wie nach unserer regel zu erwarten wäre. Doch 
sind spuren einer anderen und vermuthlich älteren behandlung 
in Idita s. stMyati^ ahd. swizzu, und ia&iw erhalten. Uebri- 
gens sind die oben angefahrten fälle nicht eigentlich regelwidrigi 
es stimmt in denselben die behandlung des jot vielmehr zum 
vorhandenen accent, folgt nicht einer einst gewesenen betonung. 

3) Konnte nicht auch der ton auf dem y «• i liegen? und 
welcher laut erschien dann? Zweifellos i, wenn auch im Sans- 
krit ursprüngliches iä oft als yd, daneben freilich auch als 
fya erscheint Ich nehme jedoch an, dass die betonung ia, 
wenn auch bereits ursprachlich vorhanden, doch erst secundär 
eingetreten sei in Wörtern, welche ursprünglich tonlos waren. 
Dafür spricht s. l" — griechisch lä. Die Verkürzung von ä zu a 
kann nicht wohl durch Wirkung des vorhergehenden accents 

*) Vgl. dazu K. Z8. XXIV. 362 ff., Paul und B raune's Beitr. V. 
129 ff. [B.] •) Vgl. got. armaio'-arman o. VII. 210. [B.] 

22* 



320 B. Sprenger 

entstanden sein, denn eine solche Wirkung des ursprünglichen musi- 
kalischen accents ist unerhört, sondern nur dadurch, dass die 
laute id in einem tonlosen worte standen. Damit stimmt auch 
die sonderbare mannichfaltigkeit in der betonung des s. t »> grie- 
chischem iä. So entsprechen sich zwar im Sanskrit und Grie- 
chischen : trf und T^/a, vidtishi : fidvla^ pdini und nanfia, wo- 
gegen s.urvf und evQeia abweichen; all diese betonungen sind 
mit dem ursprüngUchen accentprincip nicht zu vereinigen, daher 
vermuthlich secundär an die stelle vorgängiger tonlosigkeit 
getreten. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass die vertheilung von v 
und u im wesentlichen auf denselben prindpien beruht als die 
Yon jot und t. Man vergleiche nur (^fta:^v^vai^ s. hdvate: 
hutäi^ ßhüta und s. ruvdii, grdvas^^nki/og und 2 pl. pf. ^ufruvd. 

Ä. Fick. 



Zum mittelhochdentBchen Wortschatz. 

V. 

lobderanz? 

Bruder Hansens Marienlieder ed. Minzloff 4155: 

al trüegh ein sau ein lobderanz 

und ein esel einen rdsencrantz. 
Unerklärt blieb auch noch bei Lex er I, 1946 lobderanz, das 
dem zusammenhange nach etwas einem rosenkranze ähnliches 
bezeichnen muss. Zur erklärung dient ein citat aus einer lü- 
bischen luxusordnung im Mnd. Wb. lU. 420: verordening met 
de gemeente, dat geene vrouw langer beckede mouwen dragen 
zal dan tot het uiterste lid des kleinen vingers gevoerd of onge-- 
voerdy . , . en de rame niet mer dan van drien vaeken en zon- 
der löbben. Wie aus anderen von Lübben a. a. o. beigebrachten 
stellen hervorgeht, ist ranze eine kopfbedeckung, fast gleich- 
bedeutend mit „schappel". lobbe ist eine art manschette, ein- 
fassung, und es gab; wie aus obiger stelle hervorgeht ranzen 
mit und ohne IMen. Ich lese daher: ein lobde ranz und fasse 
lobde {lobbete) als part adj. ,,mit einer lobbe versehen*-. 



Zum mittelhochdeutsohen Wortschatz V. 321 

überbrünstic 

„überhitzig, übereifrig" ist bei Lexer 11, 1610 belegt mit 
ürstende 103, 26, beruht jedoch nur auf conjectur. Die hsL 
lesart lautet: 

wände nu bi disen zeiten sint 
diu liute so chunstich 
unt so genüge uberbruchig 
daz nieman niht erdenken chan, 
dane welle ir ieglicher an 
seine chunst lazzen sehen. 
Hierzu ist zunächst zu bemerken, dass chunstich ^^mit kunst 
begabt'* nicht in den Zusammenhang passt; das einzig passende 
scheint Yielmehr utiküstec „arglistig, heimtückisch" zu sein. 
Damit fällt aber zugleich das ebenfalls kaum dem sinne nach 
passende überbrünstec „übereifrig". Ich setze dafür mderbrüstec 
„widersetzlich, rechthaberisch", eine nebenform zu widerbrühtec^ 
die durch das stf. widerbrust — widerbruht in Reinbots Georg 
3029 bestätigung findet. Der text ist demnach etwa folgender- 
massen zu reconstruieren: 

wan nü bi diesen zlten sint 
diu liute so unküstec 
unt gnuoc widerbrüstec, 
daz niemen niht erdenken kan, 
dane welle ir ieglicher an 
sine kunst läzen sehen .... 

sachbendel? 

Lexer 11, 564 belegt aus A. v. Kellers Fastnachtspielen 
371; 9 ir seit dm koufman als gleich als ein hherwurst eim 
sackpendd wird sich einfach als sackband (starker bindfaden) 
erklären. 

ente 

in der übertragenen bedeutung „lügenhafte erzählung" ist auch 
schon im späteren mhd. zu belegen bei Herman von Sachsen- 
heim, Spiegel 188, 9 von enten swarz unde grd kan ich nicht 
vil sagen. Bei demselben schriftsteiler, Mörin 2197 und Tempel 
757 (s. Martin z. d. st.) findet sich auch entemcer. Somit 
kann unsere „Zeitungsente" nicht erst von der 1804 in ein 



322 S. Sprenger 

feuilleton eingerückten nachricht des Niederländers Egide Norbert 
Cornelissen yon 20 enten, »»deren jede zweite die erste, mit 
federn und knochen kleingehackte und ihr vorgesetzte aufgefressen 
und so die zwanzigste alle vorigen im leibe gehabt" (s. Leh- 
mann, Magazin f. d. lit. des ausl. 1852 s. 23) herrühren. Auch 
an eine abkürzung und verstümmelang aus legende, welches 
manchmal satirisch in lügende verkehrt wurde (vgl. z.b. Luther, 
Die lügend von S. Johanne Ghrysostomo . . Wittemberg, H. Lufft 
1537) darf man nicht denken, da auch gans so gebraucht wird 
Mörin 1216 der Eckhard Uawe gens mir sagt. Wie entemcer 
findet sich auch gensmcer (s. Martin z. d. st.). 

mürsnitze 

Lexer I, 2254 ist der name eines obergewandes der frauen. 
Schmeller-Fr. I, 1655 vergleicht mit recht das czecL mo^a, 
mosnidka „bastkorb", wofür auch die bei Lexer nicht ver- 
zeichnete form muschnitze spricht. So wurden früher die weiten, 
sogenannten »,reifröcke'^ volkstümlich „kükenkörbe" genannt. 

ungelerret part. adj. 

Weinschwelg 409 

er sprach: „des wins gedrenge 

l&t mich nü ungelerret 
Grimm, Hahn und Vernaleken bleiben bei der hsl. les- 
art, ohne jedoch das wort befriedigend zu erklären; die ver-- 
suchten änderungen verzeichnet Schröers ausgäbe. Auch ich 
bleibe bei der Überlieferung und nehme ein sw. v. lerren 
„töricht, rasend machen, quälen** an, indem ich lira^sttütus in 
Diefenbachs glossarium latino - germanicnm und liraehtig 
„rasend" (Mnd. Wb. 11. 702) vergleiche. 

lürzen, sw. v. 
Obgleich schon M. Haupt z. Hartmans L büchl. 494 be- 
merkte, dass die von Grimm angegebene bedeutung nicht 
passe, hat sie sich doch bisher in den Wörterbüchern erhalten. 
lürzen ist das factitivum zu lerzen „lustig, übermütig sein*^ 
und bedeutet 9,lustig, übermütig behandeln, necken". . Im I. büchl. 
494 ist es demnach =- spot 488; äne lürzen frgm. XXXI, 11 
„ohne spott, in Wahrheit*^ Auch in v. d. Ha gens Gesammt- 
abenteuer UI, 80> 1397 bedeutet lürzen nichts anderes als 



Zum mittelhochdeutBchen Wortschatz V. 383 

„foppen, necken^'. Im Schlägel des Rüdiger von Hunkhofen 
1048 haben koloczaer und beidelberger hs. übereinstimmend 
lurzten, wofür v. d. Hagen, Gesab. II, 445 fälschlich herzten 
gelesen hat Es steht dort im gegensatze zu krenken und be- 
deutet etwa ,,jemand gut unterhalten, ergetzen". 

ric 

gewönlich als „gestell*' gedeutet, bezeichnet geradezu den „hals^^ 
S. Bech, Göttinger gel. anz. 1881, st. 15, 16. Ist lat. rictus^ 
dessen grundbedeutung „Öffnung" zu sein scheint, zu ver- 
gleichen ? 

chu fem. 

Kue, Kuh heisst noch jetzt in Regensburg ein bischöfliches 
gefängniss für delinquierende geistliche (s. Schmeller-From- 
roann I, 1215). Das wort erscheint schon 1365 in einer yon 
Schmeller angeführten stelle der Monumenta boica XIX, 
265 — nach welcher Ludweich Pütrich zu München dem nach- 
herigen kloster seines namens unter anderem seinen halben 
garten, „der gelegen ist in der stat ze München hinder der 
chu'' schenkt und musste daher bei Lexer aufgenommen werden. 
Ob mit Schmeller an Zusammenhang des wortes mit hoben, 
hebe zu denken ist, scheint mir zweifelhaft. 

malh? 

wird bei Lexer I. 2016 ohne angäbe der bedeutung citiert 
aus Bebeims buch von den Wienern 59, 12: Hans von Frei- 
singen toaz dez kaisers hofmarschalk , sein manheit dy was 
sunder molk. Bei der neigung des österreichischen dialekts 
zur metathesis ist nicht zu bezweifeln, dass wir hier die um- 
deutschung von lat. macula vor uns haben; „makel*' dringt 
übrigens erst nhd. durch; aus früherer zeit ist es nur belegt 
aus Frauenlob s. 44, 26," 18, 

grüsen 

wird nach Müller I, 585, Lexer I, 1107 auch mit dem accu- 
sativ der person construiert; in dem dazu angeführten belege 
Kindheit Jesu 99, 62 diu kint huohen sich dan, vil sSre in grüsen 
hegan ist in jedoch dativ plur. Auch Alphart 209 scheint zu 
lesen: do begunde sere grüsen dem üzerwelten man. 



324 R. Sprenger 



bi. 



Über bi als conj. praes. des hilfszeitworts s(n bemerkt 
Wein hold, Mittelhochd. Gr. § 346: „Für den conjunctiv ist 
ein einziger, aber durch den reim geschützter beleg erhalten, 
nämlich die 3. sing, btist Amis 154'^ Dazu ist auch Bair. 
Gr. § 298 zu vergleichen, wo Weinhold selbst diese form auf- 
fallend findet. Dieser beleg ist zu streichen, denn s6 U in diesem 
verse ist „so nahe". Vgl. Zs. f. d. ph. 8,214 und Haupt's 
Zs. 15,256. 

gotzeil stn? 
Dieses spätmhd. (österr.) wort mit Lex er I, 1057 ™^aZtw 
(ein trockenmass) zu erklären, däucht mich allzu kühn. Es 
kann vielmehr kaum zweifelhaft sein, dass in gotz der genet. 
gotes steckt, der noch jetzt häufig im volksmunde zur Verstär- 
kung eines substantivischen oder adjectivischen begriffes dient 
(siehe die beispiele bei Schmeller-Fr. I, 960 und für das 
niederd. im Mnd. Wb. II, 36). Gotzeil ist entstellt aus gatzteil 
(gotes teil) „der von gott beschiedene teil". Das wort erscheint 
in den beiden von Lexer angeführten stellen in Verbindung 
mit saltz und traid, und somit möchte zu beachten sein was 
Seh melier (-Fr.) I, 959 bemerkt: „Die gottesg&b, fromme be- 
nennung des brotes und anderer natur- besonders mineralischer 
Produkte z. b. die gotzgab des salzes". 

quert(ne 
W. V. Niederrhein 7, 28, welches auch bei Lexer fehlt, 
ist ■- kerrine, viertägiges fasten. 

triben. 
driben, driwen hat in niederdeutschen mundarten (Scham- 
bach s. 48; Dann eil s. 40) die bedeutung „durchhecheln, 
beklatschen". Diese bedeutung ist wol abzuleiten aus der ur- 
sprünglichen „bedrücken, plagen", welche auch das lautlich 
entsprechende gr. d-Xißeiv hat Im mhd. finden wir nach Lexer 
eine ähnliche bedeutung nicht, Müller III, 876, zeile 20 hat 
„einen umbe triben" ,jemand zum besten haben". Aber auch 
das einfache triben c. acc. findet sich in dieser bedeutung in 
einer mittelfränkischen erzählung bei v. d. Hagen , Gesabent 



Zum mittelhochdeatBchen Wortschatz V. 325 

nif 248^ 1954. Heinrich sprach ,^under spot, diser rede ist 
uch nit not, daz ihr mich aUd trtbent^^ und 1958 ich tvcer dar 
zuo niht ffuotf daz ich uch trfben aolt. Vgl. ahd. trehandn 
Notker 26, 12 die mich trebenont^ tribulantiom me. Das fehlen 
dieser bedeutung bei Lexer ist auch von Einzel in seiner 
ausgäbe des gedichts (Berlin, 1880) nicht bemerkt 

Zum dual ez. 

Die Seltenheit dieser form in der älteren spräche veran- 
lasst mich ein weder von Weinhold, Bair. 6r. § 358, noch 
TOB Lexer erwähntes beispiel nachzutragen, Kindheit Jesu 
ed. Feifalik 1236 durch got, u?ar umbe entrinkets (hs. en- 
trinket ez) niht? Wein hold a. a. o. (vgl. auch Mhd. Gr. 
§ 456) bemerkt über die dualen formen : „Leider haben wir bis 
zum ende des 13. Jahrhunderts keine belege dafür, obschon sie 
natürlich schon in lebendiger volksrede bestanden haben müssen'^ 
Dies bleibt bestehen, da das vorkommen der dualform ez nur 
noch ein weiterer grund für das jüngere alter der hs. A ist, 
die Feifalik noch ins 12. jahrh. setzen will. Kochendörffer 
ist mit recht der lesart der anderen hss. (ir) gefolgt. 



nacanarz. 

Von dem übelen weihe 52 

nu hüete umbe den nacsnarz 

swer elichen neme ein wip: 

daz r&tet im min tumber 11p. 
M. Haupt gesteht in der anmerkung zu der stelle nach einer 
längeren auseinandersetzung, dass er den snarz am nacken nicht 
zu deuten wisse, während F. Bech (Germania 17, 41 ff.) an 
das hessische schnatz „das geflochtene und um die haamadel 
gewickelte haar der frauenspersonen'' (Vilmar 361) erinnert 
Die am meisten verbreitete bedeutung von snarz ist „spottwort, 
schelte, scomma" (vgl. z. b. Fromanns mundarten III, 449) 
und diese bedeutung ergibt sich auch hier, wenn man nur nicht 
mehr an die verderbte stelle des Rosengartens H. 1, 56 denken 
will, durch deren herbeiziehung man zu dem falschen bezuge 
auf „nacken" verführt ist. nac- gehört vielmehr zu necken, 
wie in nac-haft „boshaft, neckisch^' (Passional 83, 74) und 
naC'heit „bosheit, list'^ Der dichter will an das Sprichwort 



326 S. Sprenger 

erinnern: ,,Wer den schaden hat, darf für den spott nicht 
sorgen'^ In ähnlichem zusammenhange erscheint snarz beim 
Teichner A, 93 d. 

ez ist ob aller not ein snarz: 
spricht er weiz so spricht si swarz. 

batwdt. 

Über batwät „kopfbedeckung unter dem heim" hat J. 6 r i m m , 
Haupt zs. 1, 37 gehandelt und die benennung daher erklärt 
^,dass man diese haut auch im bade nicht ablegte''. Ich sehe 
in bat das ags. beadu, beado „kämpf*. Noch in rüstungsverzeich- 
nissen des 15. Jahrhunderts erscheint ein badehorn ,,kriegshom" 
(s. Vilmar, Deutsches namenbüchlein 5 a. s. 46). Übrigens 
scheint auch noch eine erinnerung an das alte bat ,,kampf" mit- 
zuwirken, wenn die Schlacht in niederdeutschen Chroniken ,,ein 
heisses bad, einebadestube'' genannt wird. Siehe Mnd. Wb.m, 
405 unter questen. 

Zu meinem früheren beitragen in bd. I, III und VI dieser 
Zeitschrift habe ich noch folgendes zur ergänzung und berich- 
tigung nachzutragen. 

kar in kes-kar (I, 53) ist nicht „geschirr", sondern eine 
muldenartige Vertiefung im höheren felsgebirge s. Lexer, nach- 
trage 266; Schm.-Fr I, 1277. 

eingeht (I, 54). Die hsl. lesart wird gestützt durch eine 
stelle der von Stejskal edierten pericopen (Zs. f. d. ph. Xm, 
17 (s. 325)) ich bin gebesen in noeten in der aingecht. 

rot (I, 58). Vielleicht ist hierher zu ziehen eine stelle in 
Widmanns Faust ed. A. v. Keller s. 230: Ca^p. Hedion chron. 
pari, 2 gedencket von einem Italiäner, Namens Andreas, der 
lieffe hin und her durch die Gröber, hatte bei sich einen roten 
Und doch Uindefi Hund. Das zugesetzte ,,und doch" zeigt, dass 
rot hier in gewissem gegensatze zu blind steht. 

tief (III, 83). Ebenso : her und tief, Predigten aus St. Paul 
ed. Jeitteles 183, 1; Hermany. Sachsenheim ed. Martin 3608. 
Sie (die urtait) iM nicht lang, doch ist sie tieff. 

frumen (III, 84) erkläre ich jetzt als „vorausbestellen, 
machen lassen". So noch jetzt bair. (Schm.-Fr. I, 819). Die 
erklärung der stelle Nibell. ed. Zarncke 233, 22 si frumien 
einen kapellän^ wo Bartsch im wörterbuche sich fürLübbens 



. Zum mittelhochdeutsohen Wortschatz Y. 327 

y^herbeisohaffen'' erklärt, ergibt sich ebenfalls daraus. Es ist 
zu übersetzen: ,,8ie bestellten einen kaplan'^ 

t6r (VI, 157). t6ten hat Jeitteles an der betreflFenden 
stelle später selbst als lesefehler erkannt: tdren bietet der text 
wirklich 1). Die bedeutung „taub'' ergibt sich noch aus K. 
Y. Hdmesfurt Urstende 115, 73 (1075) tdren, stummen unde 
Uint die dürftegeti noch Mute sint. Gemeint sind die Juden mit 
bezng auf psalm 123, 5 os habent et non loquentur, oculos ha- 
bent et non videbunt^ welchen der dichter selbst folgendermassen 
übersetzt: 

Sie habent munt unt sprechent niht, 

ir deheines ouge nie ensiht, 

ir ören sint betoubet. 
tugent (VI, 158). Dass ^tf^e^^ auch Tristan 4038 ff.: ern was 
weder ze junc noch z^alt ; u>an in der aller besten tugent, dd 
daz alter und diu jugent dem leben gebent die besten kraft die 
bedeutung „mannesalter'' hat, scheint man bisher übersehen 
zu haben. Die bedeutung „physische kraft" ergibt sich aus 
Jeitteles Predigten aus St. Paul. 113, 11 von der wüe daz 
wir drizich jär alt birn, sd git uns immer mire ab diu tugent 
unseres Ubes und ziuhet wider ze erde. 
Northeim. B. Sprenger. 



Die göttemamen ApoUon und Poseidon. 

Betrachtet man die in den griechischen dialekten vorkom- 
menden formen der göttemamen Apollon und Poseidon, so fällt 
bald der parallelismus auf, der zwischen den wechselnden vocalen 

') [Herr Jeitteles hatte Dach dem erscheinen des betr. artikels 
Sprengers die gute, mir folgendes mitzuteilen: „Zu der von R. Sprenger 
gegebenen erklärung der stelle 13, 14 — 15 meiner ausgäbe der „Altd. 
predigten" bemerke ich, dass meine emendation touhen für ioien auf einem 
lesefehler beruhte. Die hs. hat richtig tSret^, wie Sprenger eraendiert. 
Mit yoUem recht verweist mich letzterer auf meine anmerkung zu ^^, Oy 
in welcher ich auf die bedeutung von tdr «» snrdus selbst aufmerksam 
machte und mehrere belegstellen dafar beibrachte. Ich komme auf diesen 
punkt in meiner demnächst erscheinenden replik gegen Anton Schön - 
bacbs recension meines bnchs (Zts. f. d. alterth. bd. XXIII. Anz. V, 1 ff.) 
zurück". B.] 



328 W. Prellwite 

der mittelsilbe statt hat: lAnilXwv: i4rt6iJ4av : '!Aftlow ^ IIo^ 
aeidwv: Iloaoidav: Ilctidag. Aus der zusammenstellang aller 
jener formen femer erkennen wir auch, dass diese dreifache Ver- 
schiedenheit der Yocale nicht etwa auf abweichenden lautgesetzen 
der einzeldialekte beruht, sondern dass dieselbe bereits im ur- 
griechischen bestanden hat, und die dialekte dann nur eine der 
drei formen bevorzugt haben, ohne dass die spuren der anderen 
neben ihr gänzlich getilgt sind. Ich gebe im folgenden eine 
kurze Übersicht über die wichtigsten hierher gehörigen formen, 
indem ich mich möglichst auf die ältesten inschriften beschränke. 
Die aufstellungen von Ahrens über den namen des Poseidon 
(Philol. 23. 1 ff., 193 ff.) widerlegen sich dadurch von selbst. 

Homerisch nun heisst der erstgenannte gott ebenso wie 
ionisch; attisch, aeolisch, böotisch, arkadisch immer l^ftoXXtoyy 
während der tenische monatsname ^^fteHaidv (G. i. gr. 2338), 
der männername l^Ttelkfjg (Herodian I. 65, 77), arkadisch 
lineXXion^ (F. Bechtel in GoUitz' samml. der griech. dial.- 
inschr. 1190) und gewöhnliche namen wie l^TveXkSgy l^TtiXhxog 
(vgl. Pape-Benseler Wörterb. der griech. eigennam.) die 
andere form l^TcilXojv bewahren. Diese schreibt Herodian (H, 
418. 25) den Doriem zu und sie ist inschriftlich als kretisch 
(Gau er Del* 121 21.4s und 132 45.48)1 pamphylisch (Bezzen- 
berger in (3ollitz' samml. 12678o), megarisch (G. i. g. 1065(?)) 
und syrakusanisch (I. g. ant« 509) belegbar. Der monatsname 
l^Ttellaiog war nicht nur in Kreta (GauerDel. * 12O59 aber 
l^7t6XX(avog ebd. 15) sondern auch in Heraklea, Delphi und 
Makedonien im gebrauch. Ausserdem findet sich auch auf do- 
rischem gebiet nur i^TtoXXiüv. Beide formen aber haben auch 
die Italiker von den Griechen empfangen (vergl. H. Jordan 
Kritische beitr. s. 17 ff.). Die dritte form endlich findet sich im 
Nordthessalischen : '^TT^oün (Fick in Gollitz' sammL 345t 9^4, 
368 und 372), während personennamen auch hier die vollere 
form mit haben (z. b* ^u^jtoXXodovQog ebd. 34088). Auch dem 
Kyprischen, dessen Schreibung hier nichts entscheidet, weisen 
Ahrens (Philol. 35. 13) und Neubauer (Com. phiL in hon. 
Mommseni s. 280) diese form zu. 

Deutlicher noch sind die spuren des einstigen nebenein- 
anderbestehens der drei formen bei dem zweiten namen. Hier 
hat Homer Iloaeiddwvy daneben aber das adjektiv noatötiiog 
(B506, vergl. Z266, hymn. Ap. 230). Ionisch heisst der gott 



Die götternamen Apollon und Poseidon. 329 

Iloaeiddwv, der monat dagegen Iloaidetiv (G. i. gr. 2338) und 
das fest üocideia (ebd. 2330, vergl. d. S.) Attisch ist IToaei" 
d(3v (G. i. att. I. 196, 206), die kürzere form aber zeigt der 
name des monats noaidriiciv (ebd. I. 285) und der insel iToa/- 
deiov (ebd, I. 37). Iloatdeiog ist auch Sophokles Frgm. past. 451 
überliefert. Aeolisch nennen grammatiker noaaidav (vergl. 
Alcaeus Frgm. 26 und noaeidalo) Mitth. des d. arch. inst. 1883, 
V1II.89) und naridavy das Meister (Griech. dial. I. 124) wol 
mit recht anzweifelt. Böotisch ist noreiddwv (Meister in 
Collitz samml. 37887, Corinna bei Herodn. IL 9178). Ob iTo- 
Tidal%(o aber kurzes t hat, ist unsicher, da auch langes für u 
stehen kann. Sehr interessant jedoch und wichtig ist der name, 
den Meister (a. a. o. 474is) zweifellos richtig hergestellt hat: 
noToi(ö)dixog. Denn er enthält die bisher nur vermutete Vor- 
stufe zu dem arkadischen IToaoidäyog (Bechtel in Gollitz' 
samml. 1217, vergl iT(o)(70id(a)/a^ebd. 1203i4). IToaidävog sieht 
auf einer späten arkadischen inschrift bei Vi seh er (Epigr. 
arch. beitr. 1835 p. 38), worauf vielleicht kein gewicht zu 
legen ist. Der nordthessalische name des gottes ist üorüdowj 
denn die ergänzung Ficks (GoUitz' samml. 346) noteid(a)vi 
wird durch die neu gefundenen inschriften (ebd. 1321 f.) widerlegt. 
Die kürze des vocals der zweiten silbe zeigt sich in dem ab- 
geleiteten namen Iloaidiovveiog (ebd. 1314). Eng an das Arka- 
dische schliessen sich die lakonischen formen Iloold&vog (I. g. 
ant. 834, 86s, 88) und IlooXdaia (ebd. 79t) an, während sie 
unter den dorischen ganz allein stehen. Von diesen nun ist 
das korinthische n<n;eiddfwv (I. g. ant. 20 71s im verse) wol 
die altertümlichste; ebenda steht aber auch IIoTeidavoc (206s) 
und IToziddv (2064.68.79). Die kolonie der Korinther heisst 
ohne zweifei noveidaia (C. i. att. I. 340, 442, 446, vgl. I. g. 
ant. 70). Andere dorische formen sind IIoGeiddv (Herodn. II. 
916, Bull, de corr. hell. 1884, s. 355 «4) und üoridag (Sophron 
bei Urdn. IL 917, 5). Die kürze zeigen ferner argivisch JToa^- 
ddiov (Gau er Del.' 58) und der Ortsname Uoridaiov auf Kar- 
pathos (Bull, de oorr. hell. 1884, s. 335^5 vergl. z. 19) und 
endlich namen wie Iloaidwviogy Iloai&fig^ Iloaidiiwgf die neben 
solchen mit et in allen dialecten vorkommen (vergl. Pape- 
Benseler). Die kürze des I in üoaiddfviog wird bewiesen 
durch zwei metrische inschriften (Kaibel 858 und Mitth. d. 
d. arch. inst 1879 IV. 15), welche den namen «^..v^ messen, 



330 W. Prellwite 

wo allerdings der verszwang (wie bei Homer) die wähl der 
kurzen form veranlasst hat, denn im zweiten falle nennt die 
prosaische inschrift den träger des namens Iloaeidwviog. Doch 
darf man natürlich nicht daran denken, auch die entstehung 
der kurzen form dem verszwang in die schuhe schieben zu 
wollen (vergl. auch 6. Hermann zu Soph. 0. G. v. 1494). 

Das ablautverhältniss nun, das sich in den beiden namen 
ganz analog etwa wie in ip^iveq — q>Qaal (cpqvai) — Ttgoqi^veg 
zeigt, erklärt sich ebenso wie in diesem beispiel dureh ursprünglich 
verschiedene betonung der einzelnen casus (vgl. Job. Schmidt 
K. Z. 25. 1 £F. und H. Möller Paul und Braune's Beitr. VII. 
503 £f.) Es wären dann l47tiil(ov und l^TciXkiova der älteste 
nominativ und accusativ, ^linUyog und "^l^TtXivi der älteste 
genetiv und dativ. Im vocativ dagegen trat der hochton auf 
die anfangssilbe und hinter ihm musste o entstehen: ^^TtoHar. 
Indem dann aus dem vocativ, was bei dem namen eines oft 
angerufeneu gottes nicht auffallen kann, das o in die übrigen 
casus eindrang und genetiv und dativ das ta des nominativs 
und accusativs in der vorletzten annahmen, entstand die am 
weitesten verbreitete form, während das Dorische vereinzelt die 
form des nom. und acc. durchführte, und das Thessalische den 
stamm des gen. und dat. mit der eudung des nom. und acc 
verband. 

Ganz dieselbe erklärung lässt sich nun auf den namen des 
meergottes anwenden, nur dass die dialekte eine andere auswahl 
unter den formep treffen. Auch sind die Verhältnisse der en- 
dung nicht so durchsichtig. Denn nur das thessalische Ilotei- 
dow (so!) stimmt hier mit ^AneXhav, da aus -^ztav, wie Fick 
mit recht behauptet, -€xv hätte entstehen müssen (vei^l. rhod. 
noaeidovlov Gau er Del.* 194 s). Im dorischen Ilotidag und 
den ableitungen wie IIoTBldaia finden wir dagegen einen stamm 
auf ä (vergl. übrigens l4n:elXaiog) und den meisten formen li^ 
das alte noreidd/cov zu gründe. Indes hat dieses beieigennamen 
häufige schwanken der endung (vergl. z. b. die namen auf 
'%keagy -xvdag Meister Gr. dial. I. 268) auf die erklärung 
des Stammes keinen einfluss. Andrerseits erhält die hier ge- 
gebene erklärung der vocaldifferenzen eine stütze dadurch; dass 
durch sie eine bisher noch unaufgehellte erscheinung von selbst 
klar wird. Ich meine den Wechsel zwischen t und a. Laut- 
gesetzlich mttsste r im genetiv und dativ vor t assibiliert wer- 



Die götternamen ApoHon und PoBeidon. 331 

den und nur durch Übertragung aus diesen casus kam a auch 
vor u und oi zu stehen, wo es lautgesetzlicfa nicht zu erklären 
ist So steht also lakonisch Ilooidav parallel liyvjiatarog (I. 
g. ant 87). Andrererseits konnten die formen mit ei und oi ihr 
T festhalten und dieses das neu entstandene a aus den kürzeren 
formen yerdrängen, so dass wir dorisch zwei gruppen vorfinden: 
Ilinetddv, TloridSg und Ilwsudavy IToaidaiar. 

Zum schlnss ist es klar, dass man bei einer etymologischen 
erklärung des namens von der form IIoTeida/wv ausgehen 
rnnss und dass also die von Ahrens a. a. o. gegebene unmög« 
lieh ist Auch darin irrt er, dass er zur erklärung des ersten- teiles 
aus ^oaiQ „trank'^und nataiiog ,,fluss"eine wurzel^or erschliesst 
Denn ersteres gehört zu Tcifvofiai und letzteres zu Triftrw. 
Pott deutet entweder der „heranflutende'* oder ^^wogenherr*'. 
Letzteres nimmt Fick an, der skt. idäs päti (K. Z. 21. 46ö S.) 
vergleicht. Indes widerspricht dem die Stellung der composi- 
tionsglieder und so bleibt nur noch die erste erklärung von 
Pott übrig (Etym. forsch. I. 92 u. o. VUL 80 f.), welche iman- 
fang die Präposition notiy nov sieht (»av. paiti). Den zweiten 
tdl stellt er und Fick zu old/ia d'alaaorigy mit recht wie ich 
glaube. (Sollte nicht auch der name der meergöttin Kdo^iu 
(d 366) dahin gehören?) Es würde dann der name des gottes 
ungefähr dieselbe bedeutung haben, wie sein beiname bei den 
Korinthem, bei welchen der IlQoaiiXvariog einen tempel hatte 
(Paus. 2. 22. 4). Aehnlich gebildet ist ausserdem der name 
seiner gemahlin l^iJig>i-TQiTr^. 

Königsberg i. Pr. W. Prdluntz. 



Hiscellen. 

• 1) Lit. mens „wir** 

In dem jüngst erschienenen aufsatz Leskiens „Die par^* 
tikel -am in der declination*' (Berichte der sächs. gesellsch. 
der wissensch., phil.-hist. cl, 1884, L II., s. 94 flF.) befindet sich 
eine gegen Bechtel und mich gerichtete anmerkung (s. 97 ff.), 
der ich irgend welchen sachlichen gehalt nicht beimessen kann. 
IVotzdem auf sie einzugehen zwingt mich ihr schluss, der fol- 
gendermassen lautet: „Übrigens ist auch Scherer ZGDS* 363 



332 A. Beczenberger 

dabei geblieben, mis als dehnung von mis, preuss. mea anzu- 
sehen, ohne dass ihm dies in Bezzenbergor^s anzeige (jGA 1879 
als ein zeichen grosser Unwissenheit in elementaren dingen ausge- 
legt wird. Nun habe ich gar nichts dagegen, dass verschiedene leute 
mit ungleichem maasse gemessen werden, es ist unvermeidlich, 
zuweilen auch richtig, nur sollte man anständiger weise nicht 
gerade bei dem einen als Ungeheuerlichkeit hinstellen, was man 
sich bei dem andern ruhig gefallen lässt". Hierauf erwidere ich: 

1) Die erste ausgäbe von Scherers buch „Zur geschichte 
der deutschen spräche'' ist i. j. 1868 erschienen, d. h. in einer 
zeit, in welcher man lit. mens „wir" — um dessen nicht-er- 
wähnung handelt es sich — noch nicht kannte. Dass diese 
form in der zweiten ausgäbe dieses Werkes berücksichtigt sei, 
kann man nach dem, was sein verfiasser über die letztere selbst 
gesagt hat (p. V f.), nicht verlangen. 

2) Dass ein germanist, der ein buch „Zur geschichte der 
deutschen spräche*' schreibt, diese und jene litauische form 
übersehen kann und darf, ist doch wohl selbstverständlich. — 
Dass der slavist, welcher die preisaufgabe über das „besondere 
verhältniss, in welchem innerhalb der indogermanischen gemein- 
schaft die sprachen der litauisch-slavischen gruppe zu den ger- 
manischen stehen" in der weise bearbeitete, dass er sich auf 
„die declination im slavisch-litauischen und germanischen'* be- 
schränkte, hierbei ^nens „wir" berücksichtigte, war um so be- 
dingungsloser zu fordern, als derselbe das werk, in welchem 
diese form nachgewiesen ist,, im Literarischen centralblatt an- 
gezeigt hatte. Oder bedeutet hier L. etwa nicht Leskien? 

3) Leskien bespricht in der den mitgeteilten Worten vor- 
ausgehenden stelle jenes mens in einer weise, welche in dem 
nicht-sachkundigen leser den glauben erwecken muss, mir fehle 
jegliche kritik, und ich sei der einzige, der diese form aner- 
kenne und gegen ihn geltend gemacht habe. Soll ich dies 
— um mit Leskien zu reden — für „ansländig" halten, so 
muss ich annehmen, dass er vergessen hat, was ihm in einer 
anzeige seiner erwähnten preisschrift von J. Schmidt gesagt 
ist: „Leskien hat hier die von Geitler lit stud. 96 verzeichnete 
zemaitische form mens übersehen. Die länge von mis erklärt 
sich also durch Schwund von n, und abulg. my ist r^gekecht 
aus *mans = ^emait. mens entstanden" (Jenaer literaturzeitung, 
1877, art. 247). 



MiBcellen. 333 

Wenn ich hiernach die citierte invective für recht depla- 
ciert erkläre, so wird man mir hierin wohl nicht unrecht geben; 
und wenn ich sie nur dafür erkläre, so wird man sich wohl 
überzeugen, wer galliger (s. 97) ist, Leskien oder ich. Wie 
wenig ich dies bin, mag er selbst daraus erkennen, dass ich 
mich mit seiner erwähnten abhandlung nicht weiter beschäftige, 
obgleich ich ihr schritt für schritt widerspreche, und dass ich 
ihm im anschluss an das vorstehende im folgenden ein zuge- 
Btändniss machen werde, das er von mir gar nicht gefordert hat. 

Wenn ein litauischer Schriftsteller statt mes „wir" mens 
schreibt, so halte ich dies nach wie vor für eine tatsache, mit 
der an und für sich zu rechnen ist — man weise doch einmal 
nach, dass jemand solche formen erfunden hat. Dass mens 
älter sei als m^, wage ich dagegen nicht mehr zu behaupten, 
da ich bemerkt habe, dass im Zemaitischen bisweilen yn oder in 
für y gesprochen wird. In folgenden fallen habe ich diese aus- 
spräche gehört: 

baznlncze und baznyncz^ „kirche" ; ganlnte „hüten**; iezma- 
nint „ersinnen"; iszvcdnlntas „befreite", nom. plur. fem.; kozSr- 
nincz „kanzel"; longinlncze (neben lönginycze) „fensterlade"; 
skleinyncze „becher^' (Zemaite aus Kule); 

baznyncze (neben baznycze) (Zemaite aus Plunge). 

Bisweilen ist diese Sprechweise in die schrift gedrungen, vgl. : 
didinsü „der grosse" Brückner Archiv f. slav. philologie II« 
662, lU. 294; tretinsis „der dritte" (neben pirmaais u. s. w.) 
Kalendorius pariwinski, 1848, s. 25; jfiVw/a „ader*' Geitler 
Lit. stud. s. 84; irins „drei" Smith De locisquibusd. 11.42*), 
Kalb. 1. 1. s. 46 f., KarJowicz j^zyku litewskim s. 254, 
Brückner a. o. lU. 295"). 

Auch Rlnga^ Bfnga „Riga" (Juskeviö Liöt. dijn. In*>298, 
vf. Lit forsch, s. 24) und knynga „buch" werden hierher zu 
ziehen sein, obgleich jenes ausserhalb des Zemaitischen begegnet, 
und dieses nach Brückner Lituslav. stud. I. 95 ^o^) sein n 
dem poln. ksiya verdanken soll. Diese behauptung wird da- 
durch erschüttert, dass knyga im Ostlitauischen dies n nicht 
angenommen hat, obgleich dort das Polnische ganz denselben 
einfluss hat wie in Zemaiten. 

Die analoge ausspräche von a, e, uhabe ich nicht gehört; 
dass sie aber vorkommt, möchte ich annehmen wegen mens 
„wir", wegen der nominative plur. juns und jufns (vgl. krijftnt 

Bsitrlge B. kande d. lg. ipraohen. DC. 28 



334 A. Bezzenberger 

^krlfU „fallt" 0. VIL 166 anm.) ^jü8 „ihr" (Kurschat Gram. 
§ 856 a, 858) und wegen der Yielbesprochenen locat. plur. tunse 
vargunse, JPrüsunsi u. s. w. (Kurschat a. o. § 534, Schlei- 
cher Gram. s. 176) neben z. b. ndmüse (Kule), anderen gram- 
matischer erklärung man nachgerade verzweifeln muss. — Über 
paprastansis Brückner a. o. III. 294 kann ich einstweilen 
nicht urteilen. 

Der nachgewiesene sporadische lautwandel erinnert an den 
im Lettischen und Litauischen vorkommenden von ä, e in är^ 
er (vf. Lett dialektstud. s. 59^), vgl. s. 157 5)). Die erklärung 
beider muss ich anderen überlassen. 

Ich concediere hiemach Leskien, dass es voreilig war, 
mens für eine altertümliche form zu erklären, und wenn ich so 
höflich bin, ihm persönlich dies zu concedieren, so bitte ich nur, 
daraus nicht schliessen zu wollen, dass ich ihm damit zugleich 
noch irgend eine andere concession machen wollte. 

2) Lett. ikscha. 
Es unterliegt keinem zweifei, dass lett. tkscha „das innere, 
inwendige" auf! „in" beruht, dass dies füren steht (J. Schmidt 
K. zs. 27. 307), dass ebenso wie ikscha prVcschu „das vordere, 
das Vorderteil, die vordere seite" und apakscha „das untere, 
das unterteil" gebildet sind, und dass das zuletzt genannte wort 
dem lit apaczä „der untere teil" entspricht. Da nun im Li- 
tauischen k vor cz (bez. t) nicht zu schwinden pflegt (vgl z. b. 
lekczau, sÜkczaUj snicUkczo, pikczürna u.s. w.), und da im Let- 
tischen formen von apahcha vorkommen, welche dessen k nicht 
zeigen (v f. Lett. dialektstud. s. 40 anm. 3, s. 82), so kann man 
auch nicht zweifeln, dass lett. apakscha, ikscha, prikscha auf 
apatja, entjä, pr'Stjä zurückgehen. Sonach tritt ikscha dem gr. 
slow zur Seite, welches man längst aus ^svtjo}, ablat. von ^yTJo-, 
erklärt hat (Benfey Wurzell. U. 48), und das wegen seines 
nicht-geminierten a (o. VII. 61 f.) auch gar keine andere er- 
klärung zulässt. An den in ihm enthaltenen stamm ist mög- 
licherweise die lett präposition iksch anzuschliessen; vgl. lit. 
apaUsnis und apaczdusias (stamm ^apatja-) neben apaczä. 

3) Lit. eitü, lektü, mektü. 
An stelle der praesentia eimi „ich gehe", läcmi „ich lasse", 
m'4gmi ,4ch schlafe" sind im Litauischen mundartlich eüü (bez. 
Stü\ Wctü (bez. lektü), m'äctu (bez. mektü) getreten, welche man zur 



Miscellen. 335 

y coDJugationsclasse zu ziehen pflegt. Dass sie derselben aber 
nicht angehören, ergibt sich — ganz abgesehen von ihren be- 
deutungen — durch den vergleich von eüü mit züstu, von Väctü 
und m^ü mit dlk^stu, brink-stu, mök-stu u. s. w. und nament- 
lich mit megstu (neben dem früher in^mi vorgekommen sein 
soll), sowie bei einer scharfen betrachtung der §§ 1181, 1182 
der grammatik Kurschats: es ist doch unmöglich hier Wd, 
m'ää von Wcm\, megml zu trennen, d. h. für nicht ^jbindevocal- 
lose*' formen zu erklären; es ist aber ebenso unmöglich, dort 
Wct\, m'ikti von Wct, m'Skt loszureissen ; l'ekti, mefe^i können also 
nicht echte sprösslinge der V conjugationsclasse sein. Sind sie 
dies aber nicht, so muss man annehmen, dass sie und ebenso 
lektü, miUü, leklam, mektam, Wctat, meklat (Prökuls) auf den 
„bindevocallosen" formen {jis) Wct[tJ, mektfij beruhen, dass 
sie aus diesen gefolgert sind — vielleicht unter dem einfluss 
der V conjugationsclasse, vielleicht unabhängig davon. Was 
von lektü und fnädü gilt, gilt natürlich auch von eitü, evtl, 
eüam u. s. w. — vielleicht auch von gestu^ gestam — : auch 
diese formen sind folgerungen aus der unverständlich geworde- 
nen „bindevocallosen'' dritten person praes. 

Die angenommene entwicklung setzt voraus, dass sich (Jis) 
eU, läct, mäct besonders zähe erhalten haben. Diese Voraus- 
setzung wird für eü durch folgende reihen erwiesen: 

asz einü — tu eini ^ jis eÜ — mis etnam — ßls einat 
(Paszieszen, kirchsp. Wieszen); 

asz einü — tu einl — jis eil (Mischpettern, kirchsp. Coad-* 
juthen); 

asz einü und eitü — tu eini — jis eit — mÄ einam — 
jus einat (Schenkendorf, kirchsp. Lauknen). 

Vgl. hierzu Schleicher Gram. s. 250. Dass die letzte 
reihe verbietet, eitü für „niederlitauisch'' auszugeben, bemerke 
ich beiläufig. 

Was lettisch U „er geht'' und Uam (neben eima, eimam^ 
eijam)y itüts (bez. Hut; neben eijäis)^ Uam (neben eijam) be- 
trifft, so weist der umstand, dass it allgemein-lettisch ist, die 
übrigen angeführten formen dies aber nicht sind (Bielen- 
stein Lett. spr. II. 260), deutlich darauf hin, dass ursprüng- 
lich nur jenem t zukam, diese aber von ihm aus gebildet sind. — 
Lett. eitat „ihr geht" ist nicht mit lit. eitat identisch, sondern 
eine ungeschickte modemisierung von eita; vgl. eimam neben eima 



336 A. Bezzenberger Miscellen. 

und Bielenstein a. a. o. — Lett. jdbut endlich und IMUs 
(Bielen stein a. a. o. s. 259) der V conjugationsclasse zuzu- 
weisen, geht wegen bi-stüsy lUat u. s. w. (Bielenstein a. a.o. 
L379) — praesentia, die schon beil^^ Itam u. s. w. hätten erwähnt 
werden können — nicht an. Über ihre herkunft zu entschei- 
den, wage ich nicht; vielleicht sind sie durch das häufige Mefrti^ 
(Bielenstein a. a. o. II. 278) hervorgerufen. 

Durch die vorstehenden erörterungen schwindet jede veran- 
lassung und berechtigung, „^ und nicht st als praesensbildendes 
elemenV^ der baltischen V conjugationsclasse anzunehmen (vgl. 
Schleicher Gram. s. 246 anm.). Hiemach und weil auch 
ksl. rastetb aus rad-ste-H entstanden sein kann, ist die Verbin- 
dung jener classe mit den gr. verben xo/ttcv, /uo^ro», n&cTio 
u. s. w. (vgl. G. Curtius Verb.* I. 237, Brugman Sprach- 
wissenschaftl. abhandl. hervorgeg. aus G. Curtius' gramm. ge- 
sellsch. s. 165) abzuweisen. 

4) Nachtrag zu s. 288 dieses bandes. 

Zu den formenreihen deviaü — devei — ddve— ddvem (j^rsuo- 
terit. von düti „geben"), tev^s — tev^ — tevim — tau (genit., accus., 
instmm., dat von tu „du^^ stimmen die folgenden, welche ich 
nachträglich im kreise Heydekrug ermittelt habe: 

deviaü y devei — ddve, ddv&m, ddv&t (Piktaten und Pa- 
szieszen, beide im kirchsp. Wieszen; in Paszieszen auch ddvi^s 
und ddvfisi); 

tivjs, tevf, tevim und tev^m — tävi und tdu (dat.) (Bar- 
sdehnen, kirchsp. Schakuhnen); 

tev^s, tev\, tevpn — tau (Jodraggen, kirchsp. Schakuhnen); 

thvi^s, tevf, tevim — tau (Wieszen); 

tevf 8, tevq^ tevim — tdu (Jodekrant bei Russ); 

tet^s, tev^, tevim und tev'im — tau (Szilmeyszen, kirchsp. 
Werden); 

aivfs—saw (Barsdehnen, s. o.); 

8ev^\ sev^, sevim — sdu (Jodekrant, s. o.). 

Abweichend von den letzteren zeigen die folgenden reihen 
e auch im dativ: 

tevim (instr.), tivi und tevi (dat) (Lappienen, kirchsp. Saugen); 

tevf 8, tev^, tev^ (dat.) (Berzischken, kirchsp. Saugen); 

t^f8, tevf, teoi (instr.), teve (dat) (Kischken, kirchsp. Kinten). 



Otto Pniower Anzeige. 337 

Zu den reihen tev^a — tev^ — tevlm — tdv (tävi, tau), sev^a 
— sevq — sevim^sdv (aau) verweise ich hier auf Brückner 
Archiv f. slay. philol. IV. 16 f. Sind sie alt, so wird auch die 
reihe deviaü — devei — ddve — ddvem altertümlich sein. Dass 
hier und dort — vgl. auch die possessiven genitive tdvo, sdvo, 
für die meines wissens nirgends *tivo, "^sivo oder drgl. erscheint — 
der Wechsel von e und a mit der betonung zusammenhängt, liegt 
auf der hand, dieser Zusammenhang selbst aber ist, mir wenig- 
stens, unklar. 

A. Bezzenberger. 



Julius Hoftory, Professor Sievers und die principien der 
sprachphysiclogie. Eine Streitschrift. Berlin. Weidmann'sche 
buchhandlung 1884. 1 m. 

Der Verfasser der vorliegenden sohrift hat sich schon dorch verschiedene 
sprachphysiolo^ische arbeiten vorteilhaft bekannt gemacht. In seiner 
ersten in Deutschland erschienenen abhandlang (vgl. \, Z. XXIII. 625 ff.) 
berichtigte und ergänzte er sehr scharfsinnig und glücklich Brücke s 
System. In einer anderen (K. Z. XXV. 419 fiT) behandelte er die schwie- 
rige tenais-media-frage, für die er eine nene, Brackes und anderer an- 
sichten vermittelnde lösang fand. Schon in dieser abhandlang protestierte 
er gegen die anffassung Sievers', der durch die zu starke betonung 
secan&rer und unwesentlicher factoren bei der hervorbringung der tenuis 
bezw. media die frage mehr verwirrte als aufhellte. — In der vorliegen- 
den Schrift aber wendet sich H. gegen das ganze Sievers'sche System, 
gegen die ganze auffassungsweise der Sprachphysiologie, wie sie sich in 
Sievers Phonetik* docamentiert. 

£iin Sprachforscher, der von der Sprachphysiologie nur die kenntnisse 
hat, die er zu haben braucht, um auch die phonetische seite seiner 
Wissenschaft nicht zu vernachlässigen, wird bei der lectüre desjenigen 
teiles von S.' Phonetik, der sich mit der eigentlichen characteristik der 
Wissenschaft beschäftigt, ein gewisses gefahl der beklommenheit nicht 
los werden, wenn er einesteils sieht, welch unermessliche anforderungen 
von dieser seite der Sprachwissenschaft an ihn gestellt werden, von wie 
vielen ganz verschiedenen gesichtspunkten aus er die entwickelnng der 
Sprachelemente zu beobachten habe, und wenn er anderenteils bedenkt, 
wie unzulängliche mittel zur physiologischen Untersuchung nicht nur ver- 
gangener, sondern sogar lebender sprachen ihm der gegenwärtige Stand- 
punkt der Wissenschan bietet. Dieser eindruck aber, den S.' darstellung 
auf den unbefangenen macht, ist zum guten teile die folge seiner mangel- 
haften methodik, der unentschiedenhei^ mit der er zwischen den vielen 
möglichkeiten, die sich für die behandlung der Sprachphysiologie bieten, 
hin- und herschwankt, ohne diejenige betrachtungsweise herauszufinden, 
die für den Sprachforscher die einzig zulässige ist. 

Dem gegenüber wirkt es nun gewissermassen befreiend, wenn H. in 
dem ersten teile der vorliegenden schrift mit aller entschiedenheit be- 
tont, dass für den Sprachforscher die her vorbringungs weise der 
Sprachelemente vor allem zu berücksichtigen sei und dass far ihn die 
Sprache nicht wie S. meint, ein akustisches phaenomen, sondern ein 
genetisches product sei. 



338 Otto Fniower Anzeige. 

loh sage: in dem ersten teile der schrift. Diese zerfallt nimlioh 
deutUoh in swei teile, von denen der erste ganz besondere beachtang 
verdient. Denn hier erhebt sich der Verfasser von der speciellen frage 
hinweg znr erörterung der grnndprincipien der sprachphysiologie. Indem 
er die systeroatischen grondanschauungen von S. einer vernichtenden 
kritik unterwirft, stellt er mit der ihm eigenen klarheit unter benutznne 
von Fl od ström 8 trefflicher abhandlung in dieser Zeitschrift VUI. 1 £ 
die gmndlagen zur methodik dieser Wissenschaft fest — Der zweite teil 
der schrift beschäftigt sich mit S.' System im engeren und einzelnen. 
Doch bietet auch er erörteningen von allgemeinerem werte, wie die 
characterisierung der verschlusslaute als ubergangslaute (vgl. darüber 
auch Flodström a.a.O.), die hervorhebung der lautlosen momente in der 
spräche u. a. Dabei wird S.' lehre von den consonanten und vooalen 
einer kritischen prüfung unterzogen und gezeigt, dass sie nicht einmal 
mit seinen eigenen principien übereinstimme. Denn während S. z. b. 
die Sprachelemente nach ihrem akustischen gehalte in sonor- und 
geräuschlaute teilt, verlässt er bei der classificierung der letzteren den 
akustischen gesichtspunct und teilt sie nach der art ihrer hervorbrin- 
gung in verschlusslaute and spiranteul Während er die Sonorlaute ihrem 
wesen nach tönend sein lässt, rechnet er doch Sprachelemente dazu, denen 
der stimmton fehlt wie tonlose vocale und nasale. Aohnliche inoonse- 
quenzen, vermengung verschiedener gesichtspunct e u. a. weist ihm H. 
auch sonst noch bei der anordnung der consonanten nach, die er an der 
band der S'schen oonsonantentabelle dann noch einmal spedell beleuchtet. 

Weniger verfehlt als die behandlung der consonanten ist bei S. die 
der vocale. Denn hier hat er die frage nach dem akustischen werte der 
sprach demente ganz fallen lassen und diese nach ihren articulationsstel- 
lungen gruppiert d. h. er hat wie ü. mit recht hervorhebt für die be- 
handlung der vocale ein System acceptiert, das er vorher bei der be- 
trachtun^ der consonanten ausdrücklich als verfehlt und ungeeignet ver- 
warf. Dieses system ist nun kein anderes als das Brucke'sche und es 
ist eine eigene Ironie, dass 8. für dieses system jetzt nicht genug werte des 
lobes und der anerkennung finden kann , für das er vorner nicht genug 
Worte des tadeis zu haben schien. Freilich hat er dieses vocalsystem 
nicht unmittelbar von Brücke, sondern vom Engländer Bell. Dass 
dieser aber im gründe nichts anderes getan hat, als die principien des 
Brücke^schen consonantensystems auf die anordnung der vocale aber- 
tragen, ist für jeden klar. 

Die vorliegende schrift kündigt sich schon auf dem titel als Streit- 
schrift an. Es wird daher keinen wunder nehmen, dass dem Verfasser 
in der hitze auch manches übereilte wort entschlüpft. Wir rechnen 
dahin die bemerkung auf s. 31: „der leser muss nun darüber nach- 
denken, wieso resonanz und tonlosigkeit, die bis jetzt als gegensätze 
galten, mit einem male dazu kommen, bei der hervorbringung desA ver- 
einigt aufzutreten'^ Wir haben jetzt wol kaum mehr nötig, dem verf. 
die S.'sche meinung vorzuinterpretieren , die dahin geht, dass nicht bei 
der hervorbringui)^ des A, sondern der des Aa, he u. s. w. tonlosigkeit 
und resonanz vereinigt auftreten und wir brauchen ihm auch nicht erst 
auseinanderzusetzen, dass diese bemerkung gegen die characteristik des 
tonlosen A, die er selber phonet. Streitfragen s. 556 gibt, nicht im ge- 
ringsten verstösst. Im ganzen aber wird man dem schriflchen in bezug 
auf seinen sachlichen gehalt den vorwarf der Ungerechtigkeit nicht machen 
können. Und wer sich — er sei phonetiker oder Sprachforscher — über 
die gnindprincipien der sprachphysiologie orientieren will, dem können 
wir die lectüre der schrift nicht dringend genug empfehlen. Eine so klare 
und lichtvolle darstellung rein theoretischer dinge findet er nicht oft. 

Berlin. OUo Uniower, 



Begister. 



339 



Register. 
I. Sachregister. 



Ablaut: gesetz für den ablant von 
c: 17, o: u und a: 17, u 818 ff.; 
Verhältnis des Skr. dazu 816. 818; 
ablautende conjngation von ä- 
Stämmen 112 ff., von ä-stämmen 
122 ff. 

Accent: anastossung des wurzel- 
Tocala infolge von accent Verhält- 
nissen 122; einwirkong des a. bei 
dem Wechsel von jot und »317 ff., 
Ton V und u 820; auf die aus- 
spräche der lit.. diphthonge 266 f., 
2173: bei dem Wechsel von e und a 
im Lit. 837; ursprünglicher a. des 
Optativ, der adjektiva auf fop, fem. 
auf skr. t, gr. ta 319 

Alphabet: vergleichnng des ave- 
staalph. mit dem neupers. 174; 
seine Umschreibung 186 ff.; laut- 
wert des avest. « (i) 177 ff., i (shk) 
180, q 180 f., n, g, g und gh 181 f. ; 
Yocalzeichen 182 f. 

Avesta: Gätbä XXXIII 1. 294 ff. 

Composition zweier duale im 
Avestisohen 305; anorganische na- 
sale am ende des ersten gliedes 
der nominalcomposita im Skr. 246 
f.; oons. Vereinfachungsregel in 
oompositen im Altnord. 58, 67. 

Conjugation: praesensbildungen 
auf dya und n&ya 107; ablautende 
ä' und u-stämme 108 f., 122 f. und 
ihr Verhältnis 125; die schwache 
form der 9. klasse im Avest. 809 ; 
grieoh. praesentia auf vni^ih vvui 
{cewvfii » sk. iahnu 7116) 107 ff., 
Vjr^ neben vv/jii 252; aufjw, (a/w, 
4fto, ojw, «ij/w, ivjta, iijm, ^gj'to) 
817 und Mu (-ct/oi, -ce/yai, -^Ugw) 
818; verba auf -^oi 118, 121; -axu 
120 f. ; -ro» 886 ; Vereinfachungsregel 
in der conj. des Altn. 52 ff., 65, — 
Bildung des futurs 118 f.; griech. 
fntura auf ata neben prs. auf rrifii 
113 (» skr. Uhgati 114), auf /oi 
(o») neben prs. auf vvfii 114. — 
Lit eitü, likiü, mmu\ Y. conj.- 
cl. 384 f. — Aoriste auf -aaatty 
-iaaa, 'vaaa 1 1 5 ff. , 1 23 ; aor. pass. 
auf ^ifv 118. — • Lat. atndsso, Aa- 
hhiim 118. — Perf. auf au im 
Avest 300 f. — Optativ im 
Griech. 818, im Lit 289. 



Consonanten (vgl. alpbabet) : 
apers. i {(f,br, thr, ^r) 126 ff. — 
Altiran. ^ pr 129. — Ausfall von 
aj im Griech. 116; S^j 87; 
& phonetisch in ttQiO^fiog, S-c&fios 
813. — Urgerman. y, ß im 
Altn. 2 f., 13 f., X, y 16 ff. — 
Altnord, ausspräche des / 2 ff., 
14, g 17 ff., 21 f., p (= d) 22-84, 
z (= ts) 69-86; lautwandel von 
altn. ft und /« in pt in p$ 4 ff., von 
ft in fH 9 ff., von / in 5 13, von gt 
und gs in kt und ks^ von ß in i 
28 ff., ^ in ^ (2) 33, 77; Verein- 
fachung geminierter explosivlaute 
und der Spirans vor folgender con- 
sonanz 87 — 69, nicht aber der ge- 
minierten liquida oder nasalis 81 ; 
altn. lls und nru in Ik und nm 
verwandelt 78-81; j ein halb- 
vocal 44 n. — Mhd. iw (= nhd. 
xto) mit bilabialem «? 11 f. n. — 
Zemait f und e für es, dz für 
dX29l.\ unursprÜDgl. n 883 f.; un- 
ursprungl. r 884. — Lett unur- 
sprüngl. r und k 884. — Illy- 
risch i («, as, z, x) 96. 

Declination: loc. sg. der -t und 
-u-stamme des Avest 801 ff., 308; 
nom. dual. masc. der a-stamme im 
Av. 803; abl. loc dual, auf o 312; 
gen. sg. und nom. plur. consonan- 
tischer stamme im Urgerman. 
36 n.; decl. im Altnord, und 
anwendung der consonantenverein- 
fachungsregel in ihr 89 ff., 62 f.; 
ablativ im Lett 248 ff.; gen. 
sg. der pron. person. im Lit. 288. 

Dialekt (vgl. homer. hy mnen ) : 
dat plur. im Altionischen 207 ff., 
im Altattischen 210 ff.; kyprische 
dialekt- Inschriften 250; dialekt- 
verschiedenheiten der isländischen 
spräche 10 n., 12; vier preuss.- 
litauische dialektgebiete 298; die 
eigentümlichkeiten des südlichen 

?r. Litauen 258 f., speziell von 
laschken 260 n., Gertlaoken und 
Laukischken 268 n., der Strukei 
264, von Sauffen 278, Polangea 
290 n., der Gudai oder desSsaulen- 
sehen dialekt 292, im russ. Nordost- 
lit 298. 



340 



Register. 



Eiffennamen: aUkeltiscbe 93 f. ; 
aTtillyrificbe 94 f. ; meBsapische 96. 

ErweiohuDg im Lit. 289. 

Gradation im Altn. 60. 

Hittitische bilderscfarift vergli- 
chen mit der kyprischen Silben- 
schrift 261. 

Homerische hymnen: auf Aphro- 
dite 195, lokal and ursprüngl. 
dialekt 200, 202 f., im Kyprischen 
hergestellt 203 ff. ; auf den pythi- 
sehen Apoll 196 f., lokal und zeit 
201, dialekt 206 f., im Nordgriecb.- 
delpbiscben hergestellt 220ff.: auf 
den deUschen Apoll 197 f. ; Her- 
mes 198, lokal 201, dialekt und 
seit 206 f., im Altionisohen herge- 
stellt 228 ff.; auf Demeter 199, 
zeit 210, im Altattischen herge- 
stellt 236 ff. 

Illyrier in ihrer sprachlichen Stel- 
lung 94 f.; illyr. göttemamen 97 
fi.; Ortsnamen 101 f. 

Lehnwörter: im Lat. 101; Kelt 
91, 92, 106; Mhd. 323. 

Ligurische ortsnamen 105 f. 

Messapier 95 f.; eigennamen 96. 

Pronomina: im Altn. 26 f., 61, 
64; im Lit. (pr. pers.) 288. 

Reduplication der praes. mit 
incboatiyendung im Oriech. un- 
ursprünglich 120 f. 

Reflezi y zeichen im Altnord, sk 
67, 8 86 

Rgfveda 1. 86. 4 und 4. 49. 1 erklärt 

' 192 ff. 

Rumunen, ihre etbnogenie 103. 

Schrift: vergl. alpbabet und Hitti- 
tisch. 

Stamm (vergl. conju^tion): ver- 
bältniss des zweisilbigen Stamms 
((fa/icr-) zum einsilbigen {^fiä) 118 
ff., 123 f. — - Stammabstufung im 
Griech. 827 ff. 

Suffixe (vergl. coi^ugation) : 



griech. ^qo, ^Xo, &fio 118,313, 

TQlS 87, ro Tl TM TO0^ futp uä 

121. — Altn. aU ill uU, onn trm 
tum, arr urr 46, 49, 63, gi (ki) 47, 
iffTf ugr 49, 64. — ent (ani, et) 
messapisch, illyrisch, alba- 
nesiscn 96. — Illyr. auro 97, 
lata 101, za 102 (auch pbryg., paeon., 

mys., etrusk. 103). oe- ausgang 

istrischer namen und augmen- 
tationssuffix im Albanesischen 
98.— Walachisch ür 103 f.= 
thrakisch fora {aara) in Orts- 
namen 104. — Ligurisches 
nominalsufßx Mha 105 f. 

Umlaut: fehlen des u. im Altn. 
hvattr^ kvaddr gegenüber meUr, 
mgddr 64 f. 

Yocale (vergl. ablaut, accent, Um- 
laut): skr. I aus a gesohvracht 
114. — Auslautendes ar. äu (310) 
imAvest. öm 300 ff. ; ausl. ar. au 
avest. o 808, 812. — Neupers. 
i und t 190 f. — Germ, a gegen- 
über europ. e 36n. — Lit. « und 
ä {n ää) 254 ff., B und ^ 261 im 
Wechsel; trübung von e durch be- 
nachbartes V findet nicht vor hel- 
len vocalen statt, weder in halt, 
noch slav. sprachen 261 ; Übergang 
von ursprl. -4 in t, ursprl. -o in u 
273 f.; von ursprl. auslautendem 
unbetontem o in a, e in e 271 f. 
(auch in den fem. endungen os und 
es 276 ff.), ä in ä 282 ff.; Unter- 
drückung des zweiten componen- 
ten von betonten gestossenen <lt, 
duj a ausser in der 3. pers. fut. 
265 ff. , Verwandlungen von ai in 
oi 266, 184 (au in ou) 287, in &' 
und ^ 287; Unterdrückung des -a 
der 3. pers. praes. 280; ausfall 
des thematischen a im nom. raf. 
der a-stämme 264 ff., 271, 281 C 



Sanskrit. 
aeeham 112 
aruBhyati 123 
ämaröf 86 
nya 98 
unoti 122 
ürnoH 122 
rnifti 128 
kash 124 
krat 88 
krt^i 111 



II. Wortregister. 

kshnauti 124 
gana 87 
jinöH HO 
taruU 123 
iui/kaa 92 
Träa 99 
damäyatt 108 
daridräti 126 
dmätt 112 
drsti 124 
nak 90 



paifyä 92 
piparmi 119 
prmSmi 109 
priyäyämi 109 
piäid 316 
mqifayati 90 
mar 88 
mtndä 90 
muda 192 f. 
mur 88 
ramnSH 112 



Register. 



341 



rinäit 109 
Itnäti 110 
vasiifravaa 95 
vantishyati 116 
vrnoti 122 
f'aca 88 
cara-stamha 92 
ct^ 816 
crnäti 109 
crri/;h' 124 
fratUi 124 
sanoii 116 
itabhüyati 123 
siabhnoti 123 
sthätara 92 
stiämi 121 
/ivdras 110 
Ärr«5/i 110 

Iranisch (avestisch 
nnbezeichnet). 
ap. ^rtoXvAa^a 127 
np. ^r5» 189 f. 
fragrälö 302 
tnq» 134 
moBetä 310 
ap. fiiäA/d 309 
m«r0fö 302 
ra)fö 301 
«oüa 188 f. 

pars, hamutakän 294 ff. 
AaM 807. 308 
ap. Aativ 808 
hemyä^aüi 295 ff. 
^fafrita 127 

Grieohisoh. 
dyaio/Ätti 111. 116 
ttyafiai 111 
a^via 115 

diqaia mek. Hes. 100 
a^vM 122 
a^ayoroi 118. 121 
a? 89 

aüof kypr. 818 
cc/i($r^f« el. 318 
dxctfjLtnoq 111 
dxiqaiog 112 
aXkoficn 318 
a/udoi 814 
avvuai 138 
ayvw 252 
cfyoi 252 
dn^Xrixa kypr. 315 

UnXow 328 ff*. 
aQ^fÄOs 313 
drair^Aoc 316 
/9a/ya> 87 

BeilrBge s. kand« d. ig. 



pelofMat 113 

ßidCofiai 110 

/?/>a kypr. 172 

/{Aviu 124 

)8pa;^iJff 88 

ßgiHat 88 

/S^vflü 124 

i9aH' 314 

yalrivri 90 

yttvvfiai 252 

^apya^^a 87 

;'C^to; 112 

^t/ydaxti 121 

Siofjiai 97 

(f/^ff 112 

diOQaaxm 124 

dUfiai 115 

övvafiat 1 1 1 

e/Jli/Qj 122 

«f^t/ro 124 

cftfo» 884 

^x^xiicTf» Hes. 815 

adto 118 

^ili{iaxa 1 1 5 

ftXXa&iJXXfXTi aeol. 119 

315 
'Evtm 116 
*JßyvaJlu); 116 
(gtcwos 112 
(Qdofiat 111 
^(^ffiu 109 
l^if 98 
/^vxiD 128 
iQVfÄVos 128 
iQondw 111 
^a^roi 319 
ioTOQorai aeol. 120 
EvaQUftox^^TTji kypr. 

172 
cvxjiclic 95 
^& 93 
^Avo» 122 
^c^vfti 122 
Zo/^ff kypr. 251 
Ctiwvfii 90 
17^/uaf 112 
»^»fjLog 313 
^iaaofnu 317 
^A//)a» 324 
^njTOf 118. 121 
d'VQd^o^of kypr. 251 
^ftf^o^ 89 
^on-aC«» Hes. 316 
M/w 319 
"/xxaQis 99 
Uaor« Hes. 815 
IXdaxofiM 120 
IXrijriog lakon. 815 
rii}/ui 119 
apraohen. IX. 



mitoc äol. 119 
xa^raiof 88 
xfia^iü 116 
xiidofiai 109 
x^roj 113 
x<xft(f(»To 316 
xivxito 124 
xeQaiüt 116 
x^Qoofjiat 109 
xi^viifii 109 
xlQvrifjit 109 

«Oire»?/"* 314 

x/ai 88 

xZa; 109. 119. 128 

xJlda» 109 

xivflü 124 

xvatü 124 

xvvua 124 

xQvifivriiiii 111 

Xaydaaai 315 

ilax/'^ 315 

Aaauamn 95 

uiaavvri 95 

Aaoi 97 

i^vtfaitf 818 

ilijx^ira« Hes. 315 

Xid^Ofiat HO 

fiaarog 101 

fÄfydXri 90 

/«/Coff 101 

/ucraiUaoi 184 

/uiJcToff 90 

fivCdat 90 

fAvxXog 87 

r^/<« 92 ^ 

Noarafiavaavrot kypr. 

251 
vi/;f«oc 90 
l^w 124 
{vw 124 
o/xc/itf 116 
dXoiJlcxa 115 
of'ara« Hes. 815 
oQ^ofiai 115 
ovTo^ 808 
oi;ri7/ui 111 
TTttiV 87 
naXdufi 90 
TTcJlixCa' HO 
TTcia^'^itf 112 
n^Xag 112 
7t€n€Qrifji4vos 109 
nigvfifjn 109 

TtiXvfIfM 110 

nCfÄTiXtifit 119 
nCofJiai 118 
IloasiätSv, Iloüotidv, 

noT^Säi 828 ff. 
;roaif 331 

24 



342 



Register. 



noTafi6f 831 
ITQianog 110 
^C» 1 00 
arav^ 125 
tavviJKU 123 
ravvio 252 
r/yi'a Hes. 316 
tCvta 252 
TQv<paXiux 110 
T^i/oi 124 
jvfÄßog 92 
TOf^aC«» 316 
^iUrai 125 
yZv» 125 
ifwCa äol. 116 
/a^roff 89 
XaXdu 110 
Xavvoi 89 
/ftJloff 87 
j^rZoff 87 
^AXfiy 91 
mttro 816 

Lateinisch. 
aholeo 115 
aiitt« 86 
opw 194 
honiu 111 
iravt« 88 
5ti/to 124 
capto 88 
cartilago 88 
««(io 815 
eoMolari 119 
cu6o 112 
cti/tM 87 
CKinio 112 

dornig ui, itum 108. 112 
faüo HO 
/a»«o 87 
/m7u7« 100 
foüu 125 
germen 124 
gnosco 121 
Aa5»««tm 118 
AS/tfo 87 
involare 89 
tVa 98 
lactuca 90 
kmgueo 815 
2arta; 88 
^ur/i« 88 
toxrM 315 
fna»«o 101 
menda 90 
mergit 90 
mtdi^r 90 
mti/tM 87 
fi#lii«n 92 



ömenfum 92 

palma 90 

per Cello 109 

perteulum 89 

pondus 91 

privus 110 

r«- siaurare 92 

rtWu« 322 

«#co 112 

«i^f/« 124 

«off^r« nltl. 108. 114 

«oMo 108. 112 

«owaPr« 108. 114 

^>no 108. 112 

r4/mttf 90 

VA« 89 

venio 87 

r«To 122 f. 

vtr^a 89 

virgo 89 

volubilU 89 

i;o/i?o 122 

Oskisch. 
&0nu«^ 87 

Etruskisch. 
veWmia 95 
VM<ina 96 

Messapisch. 
Adranus 100 
Da«m« 96 
Dastntis 96 
^aaovfAfjLiog 96 
daa;/a< 96 
ciffzo« 96 
dazihonas 96 f. 
^aCovnog 96 
Z)«//i ^tiilor 100 
dovxiiios 96 
Menzona 100 f. 
r«rgo6fM8 100 

IllyriBch. 
Andenue 99 
^n^MT 99 
Andueia 99 . 
2forta 98 
ClangocHS 98 
Z>a/tc!«. /)afa« 96 
^aaaaQT^ioi 96 
Daverzei 100 
DiticuE, Ditae 99 
/ra 98 
/rta 98 

JiTarra^fxo^, Aarra^f 99 
Xa^ra 98 
MedauruB 97 
Meleeocue 98 



Sexiieue, Sextue 99 
Su-gaet'e 94 
Trxticue, Trütis 99 
Veleouna 95 
TiT«!« 100 
F^rzofi- 100 
Veeelevesü 95 
VüS-gaesie 94 
yolluparie 95 

Albanesiscb. 
«fii/f 100 
e/ci^ 100 
</ai 97 
däe^m 97 
ddiMT 97 
</ai/^ 97 
^litffi^ 97 
c/i/^ 99 
<&'cä(« 100 
(/uA;^ 96 
6n(^m 100 
ay 99 
/:a<^^r 99 
/«« 95 

rnas, m^ 101 
<rf^^ 99 

Keltisch (Irisch un- 
bezeichnet). 
«(Tcc Hes. gall. 92 
^fVift'' 86 
amella ^eXi. 194 
aue 87 
bai^ hae 87 
hairne 87 
iiriw 87 
5e7 87 

lern corn. 87 
6r«M 87 
hreg 88 
hreifeach 88 
Brennus prall. 88 
bruitine 88 
c/irī 88 
ea« 88 
r«?i>n 87 
ceinaek w. 88 
o<^W/« 88 
ror 88 
crüack 88 
flfcitr 88 
<2a//oc 83 
daflocoH w. 88 
</<; 89 
(f^tm 89 
derwen w. 88 
cfruM 89 
dumd 89 



Register. 



343 



i 89 

0rud 89 

fditme 86 

far{n) 91 

/i^89 

f^de 89 

/tn« 89 

fo 98 

/otY 89 

/o/acÄ 89 

frace 89 

/li/ict 89 

fullugaimm 89 

fuUtmain 80 

/«r com. br. 89 

^ati w. 89 

glaine 90 

^<5 89 

gtoae w. 89 

Aeno 90 

iadaim 90 

i> w. 89 

ks com. 88 

ZacAtoc 90 

iem 90 

Upting 90 

//atr w. 90 

^^A 90 

/tcji/ w. 90 

mal 90 

mat7 w. 90 

mariad 90 

m^nnatV 90 

meaeaid 90 

muimtne 90 

mtitn 90 

naihar 91 

onn 91 

periglor w. 91 

«a//an</ 91 

«ar 91 

aerreeftd 91 

geirgend 91 

M 91 

•ntm 91 

atargan 92 

<tr 92 

/ocac^ 92 

<omm 92 

<iiar« 92 

iynghed w. 92 

runcctf^ar« altbr. 92 

fiomond 92 

uM 89 

uide 92 

Italienisch, 
manzo 101 



Französiflch. 
etineque altfr. 91 
fo/«r 89 

Siavisch. 
br^Ji 88 
hn'^a poln. 883 
pojaatitt ksl. 90 
prijajn altsl. 109 
ra«^<!/; ksl. 886 
/r^q altsl. 124 
t'({Yu altbulg 89 
vercu russ. 88 

Altpreussisch. 
BMtn 88 
tran«n 69 

Litauisch. 
apaczä 334 
^dintncr«, -yncze 333 
(/(ip« 288, 336 
^HTzViti. drvei 288, 336 
didinsis 333 
0i7u 334 

««« und l«ii 289 
graküs 88 
.//rw», ^wiM 333 
knynga 333 
kozeiniticze 333 
/:rMira 88 
ZeAtM 315 
/?A7tt 334 

ISnginycze, -filnrze 333 
me^tö 334 
metu 332 f. 
«M 288 f. 
pri 288 f. 
i2t7)^a 333 
skUitiyncze 333 
/aM 288, 336 
tenkli 92 

frt'^, ^«-Im, /cr^'« 28'3, 836 
trinn 333 
tMfi/ 89 
earsas 95 
riVr^ 88 
Äwti 289 f. 

Lettisch. 
npakscha 384 
bütüts, jäbüt 835 
</«/« 100 
eitat 335 
fArfcAa 334 
1^ 335 

kö{kü) 248 f. 
f/i«'^/ef^ 134. 2ö0 
prtkscha 334 
«cAo 248 
iö{tü) 248 f. 
t?atMa 89 



Gotisch. 
bi4fan 318 
braids 88 
c2r>m« 314 
/a«/ar4 88 
/iT/kifi 89 
ßod'ts 90 
/r*f« 110 
frijo 109 
Arairdan 88 
liuhfjan 318 
mupijan 134 
f/iiAtY« 90 
tiflA/« 90 
rat 89 
vaitiags 89 

Altnordisch. 
<i/mr 90 
i«A;A;r 45 n. 
butla 125 
cfreAt 91 
drottin 47 
cAA/a 42 
eldr 56 
/ar 89 
/e/0 89 
harr 43 f. 
AtMr 88 
hialmvür 40 
Ä/^r 45 
A/a^r 35 
hvaUr 54 
A/ier/tf 83 
jarl 56 
kvaddr 54 
AtüiAt 49 
%A;r 49 
M/r 35 
lypting 90 
liuir^ 20 f. 
wi^rf//r 54 
m0ttr 54 
m«nr 90 
myrda 90 
«««r 35 f. 
Otkeü 58 
r^H^a 42 
«^^r 35 
snekkja 91 
^rtiiO' 89 
vasUki 41. 47 
rif^r 37 
r^'/to 41 
v^ttr 43 

Angelsächsisch. 
^«acfM 326 
mädeUan 134 



344 



RegiBter. 



Englisch. 
elm 90 
fear 89 

AUflächaisch. 
gethinge 92 
hild 88 

Niederdeutsch. 
dad4»l 816 

Althochdeutsch. 
Um 90 
fftrön 314 
mamo 101 
^{««/tofi 124 
rim 818 
trebanön 824 
samön 108 



Mittelhochdeutsch. 
batwät 826 
6» 324 
ehu 822 
tftnfo 321 
M 325 
frumen 826 
^o^Mt7 823 f. 
grüsen 328 
Ae«ikttr 326 
lobde ranz 320 
AXrsim 322 
mäd 814 
ma/A; 823 
muscAyifVs« 321 
nacsnarz 825 
querftne 324 
ric 323 



ro< 826 
»ackpendel 321 
^a</0/ 3)6 
foV 326 
tör 327 
/rt6«n 324 
tugent 327 
^t/?ere 1 1 
tufingen II 
üherhrünEtie 321 
ungeltrret 322 

Neuhochdeutsoh. 

//i/Ä 90 
AoM 89 
man: dial. 101 
£to«rrA 11 
zwingen 11 



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Slavo-Lettisohen Spracheinheit und Anhang: pruso-lettischer 
Sprachschatz. 14 «4! 
III. Bd. Wortschatz der german. Spracheinheit. 24 Bog. 7 JC 
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I. Heft. Der litauii^ehe Katechismus vom Jahre 1547. XIV, 36 S. 1874 
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II. Heft. Der lettische Katechismus v. J. 1686. Das litanische Tauf- 
formular v. J. 1559. Anhang: Das (angeblich altpreussische) lettische 
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