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.M. TULLII CICERONIS
DE LEGIBUS LIBRI TRES.
ERKLART
Ds. ADOLF pu MESNIL.
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LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B, G. TEUBNERK.
1819.
by^
VORWORT.
Unter sámmtlichen Schriften Ciceros ist dem Herausgeber
keine bekannt, die mehr Stoff zu sachlicher Belehrung darbóte,
als ,,de Legibus". Das erste Buch enthált für den Kundigen
und Scharfbliekenden, der die Andeutungen und kurzen Sátze
zu beziehen und zu ergánzen vermag, eine umfassende Ueber-
sicht der alten Philosophie. Das zweite und dritte Buch führt
so tief in die Staatsalterthümer ein, wie kein anderes Werk.
Die Sprache haben manche bemàángeln und für unvollkommener
als sonst halten zu müssen geglaubt, weil sie knapper als ge-
wóhnlich ist, auch unter dem Vorurtheil, dass eine Schrift, die
nicht vollendet ist, die Spuren davon im Ausdrucke zeigen
muss. Aber dieser Ansicht wird kaum derjenige beistimmen,
der sich bewusst is, um wie viel schwieriger es ist, einen
Gedanken kurz und scharf als breit und in der Hülle vieler
Worte auszudrücken, dem es ferner für ausgemacht gilt, dass
einer wissenschaftlhnichen Erórterung Knappheit würdiger ist
als Breite. Was aber den Umstand betrifft, dass das Werk
nicht vollendet ist, so wird man kaum annehmen kónnen, dass
Cicero für die Ausfeilung seiner übrigen philosophischen Schriften,
die er fast allesammt in einem Zeitraum von zwei Jahren ge-
schaffen hat, mehr Zeit erübrigt habe als für de Legibus,
zu dessen Abfassung in dem bestehenden Umfang ihm nach
wahrscheinlicher Vermuthung wenigstens sieben Monate zu
Gebote standen. Diese Momente waren es, die den Heraus-
pe bedauern liessen, dass dies Werk von dem Kreise der
ectüre an den hóheren Schulen bisher ganz ausgeschlossen
war und die Neigung in ihm erweckten, es denselben durch
eine umfassende und eingehende Erklürung zugünglich zu
machen. Abgeschreckt wurde er davon nicht durch den Hin-
bliek auf die ansehnlichen Lücken, welche die Schrift auch in
dem vorliegenden Umfange darbietet, da Lücken sich auch in
anderen Werken, wie de Natura Deorum, etc., finden, diese aber
nur dann in unleidlicher Weise stóren, wenn sie, wie in de
liepublica, háufig den Zusammenhang unterbrechen, was in de
Legibus nicht der Fall. Zu diesen in der Sache liegenden
Gründen, welche zur Bearbeitung dieser Schrift aufforderten,
VI VORWORT.
kam aber, was der Verf. nicht versehweigen will, auch ein
persónlicher, der, dass er Gelegenheit suchte, einen wenn
auch nur geringen Theil der Ergebnisse seiner Studien des
Cicero, denen er sich seit einer Reihe von Jahren, besonders
in der Richtung auf die Beobachtung seines Sprachg ebrauchs
gewidmet hat, mitzutheilen.
Nach diesen Entstehungsgründen ist auch im Allgemeinen
der Charakter der Ausgabe zu beurtheilen. Hauptzweck ist
eine gründliche Erklürung. Sie soll ein volles Eindringen in
den Inhalt móglich machen. Das aber kann nicht dadurch
geschehen, dass dem Schüler eine leidlich den Sinn wieder-
gebende, zum Nachdenken weiter nicht anregende, Uebersetzung
dargeboten wird, sondern dadurch, dass das Material in móg-
lichster Vollstándigkeit vorgelegt wird, aus dem heraus der
Gedanke zu erfassen und zu begreifen ist. Dass eine solche
Erklürung weniger an den Schüler als an den Lehrer gerichtet
ist, liegt auf der Hand; aber darum dient sie nicht weniger
der Schule. Gegenüber dieser lücksicht auf Vollstündigkeit
und Gründlichkeit musste die auf Geschmack und Gefülligkeit
schweigen, und würde es dem Verf. nur erfreulich sein, wenn,
nachdem er den Boden nach Krüften geebnet, er ihn von
anderer berufener Hand einladend und reizvoll hergerichtet
sühe. Dass aber alle, oder auch nur annühernd alle Schwierig-
keiten von ihm weggerüumt worden sind*), ist er weit ent-
fernt, zu hoffen zu wagen. An nicht wemgen Stellen hat er
seine Rathlosigkeit offen eingestanden, was ihm Pflicht der
Ehrlichkeit erschien und richtiger, als viele Herausgeber es
machen, die aus Furcht sich eine Blósse zu geben oft die
schwierigsten Sachen unberührt lassen und nun den Leser
durch das Gefühl demüthigen, dass anderen ein Leichtes sei,
was er selbst zu bewültigen nicht vermag: ein Verfahren, das
jedenfalls aueh der Wissenschaft nieht frommt. Anderseits
kann und wird ihm sicher der Vorwurf gemacht werden, dass
er in der Erklürung zu weit gegangen und vieles, was nicht
mehr streng zur Sache gehóre, herbeigezogen habe. Leugnen
kann und will er dies nicht, sondern nur damit erklüren, dass
nach seiner Ansicht nur dann die Schrift für die Schule recht
fruchtbar gemacht wird, wenn sie gleichsam als eine Propàü-
deutik für die an Preussischen Anstalten wohl nirgends be-
sonders gelehrte Alterthumswissenschaft benutzt wird, wozu
es erforderlich schien, dass nichts Wichtiges, zu dessen Mit-
theilung sich Gelegenheit bot, übergangen würde.
Diese Bemerkungen haben indes keineswegs die Tendenz,
ν ἢ Auch für hier und da untergelaufene Irrthümer wird um Nach-
sicht gebeten, wie dass zu 1, 1 die aus Fam. X. 21 u, X. 24 citirten
Worte dem Cicero beigelegt sind, die dem Munatius Plancus angehóren.
VORWORT. vH
den Schein zu erregen, als ob bisher in der Erklárung dieser
Schrift noch niehts Erhebliches geleistet worden sei Viel-
mehr welches Wort der Anerkennung genügte der staunens-
werthen Leistung eines Turnebus, einer Leistung, den besten
aus der Heroenzeit der klassischen Philologie an die Seite zu
setzen, wie sie unser in gleichem Verháltniss mit der Verviel-
seitigung der Studien verflachtes Zeitalter kaum noch hervor-
zubringen vermóchte. Dennoch dürfte es kaum eines Beweises
bedürfen, dass des Turnebus Commentar schon in vielen Punkten
veraltet ist, und wenn er erforderlich würe, so dürfte ihn der
Vergleich der vorliegenden Ausgabe geben. Dass auch von
den folgenden kritischen Herausgebern, von Bake zumal und
Feldhügel, zahlreiche und treffliche Beitráge geliefert worden
sind, darf nicht bestritten werden. Gleichwohl ist dieser Ver-
such, wie es ja der Zweck mit sich führte, von umfassenderer
Art, dabei, was nicht verkannt werden dürfte, von móglichster
Selbststándigkeit.
Die sprachlichen Erórterungen haben vielfach die Rüch-
tung, dem an unseren Schulen herrschenden Ciceronianischen
Hhügorismus entgegenzutreten, der oft auf ungenügender In-
duction beruht und auf das Lateinschreiben unserer Schüler
durch die Einengung ihrer Freiheit so nachtheilig wirkt. '
Zurückhalten darf übrigens der Verf. nicht das Gestünd-
niss, dass leider seine Hülfsmittel nicht so vollstündig waren,
wie es erforderlich schien. Ausser verschiedenen subsidiüren
Werken fehlte ihm vor Allem bis zu seiner Versetzung nach
Frankfurt, als die Arbeit grósstentheils vollendet war, die
Uebersetzung von A. W. Zumpt, die er ungeachtet aller Be-
mühungen bei Buchhándlern, und trotzdem er sich an den
Verf. selbst wendete, nicht erlangen konnte. In vielen Exem-
plaren der Klotzschen Sammlung nümlich, sowohl in dem, das
er selbst besitzt, als in anderen, die ihm angeboten wurden,
fehlt grade die Uebersetzung von de Legibus. Er war also an-
gewiesen auf die Mittheilungen der spüteren Herausgeber, was
er beklagt, ihn aber nicht dazu bringen konnte, sich zur Auf-
gabe seines Planes zu verurtheilen. Ist doch die Beschrünkt-
heit der Hülfsmittel ein Schicksal fast aller Lehrer an Pro-
vinzialgymnasien, die, wenn ihr nicht einige Nachsicht ge-
zoll wird, diese zur Enthaltung aller selbststündigen wissen-
schaftlichen Thütigkeit nóthigen würde.
Was den Text der Ausgabe betrifft, so hat der Heraus-
geber auf Selbststándigkeit der Gestaltung desselben verzichtet
und im Wesentlichen die auf gewissenhaftester diplomatischer
Kritik beruhende Ausgabe von Vahlen zu Grunde gelegt, doch
80, dass er die Hürten und Geschraubtheiten, die ófter in
dieser dem Cicero zugemuthet werden, sich nicht angeeignet
VIII VORWORT.
hat. Dadurch hat der Text sich dem C. F. W. Müller'schen,
der erst nach Vollendung der Arbeit erschien und im Wesent-
lichen auf gleichen Prinzipien beruht, angenühert. Indes hat
ihn der Verf. nachtrüglich noch verglichen und stellenweise
angenommen. Der Zweck der Ausgabe führte es übrigens mit
sich, dass, wo der Text heillos verderbt war, es genügte, einen,
wenn auch nicht diplomatisch glaublichen, so doch lesbaren
Wortlaut herzustellen. Dieselbe Rücksicht ist es auch ge-
wesen, die den Verf. bestimmt hat, ll. 54 das Lambin'sche
Supplement trotz des von Vahlen den früheren Herausgebern
deswegen ertheilten Verweises wieder aufzunehmen.
Endlich sei noch bemerkt, dass in den Citaten aus Cicero die
Paragrapheneintheilung beobachtet, dass in dem ersten Bande
von Lange' Rómischen Alterthümern (oft blos durch L. be-
bezeichnet) die auch in den folgenden Ausgaben angemerkte
Seitenzahl der ersten Ausgabe festgehalten, dass in der Seiten-
angabe von Seyfferts Laelius, wo nicht die zweite — von
C. F. W. Müller besorgte — ausdrücklich genannt ist, die erste
zu verstehen ist, desgleichen bei Haacke's grammactisch-stilisti-
schem Lehrbuch.
Frankfurt a. O. den 20. Januar 1879.
Ad. du Mesnil.
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EINLEITUNG.
I. Ueber die Entstehungszeit.
Nach den Untersuchungen verschiedener Gelehrter, be-
sonders der abschliessenden von Feldhügel in der Praefatio
zu seiner Ausgabe, kann es nicht mehr zweifelhaft sein, dass
Cieero sein Werk de Legibus, wie im Anschluss an de Repu-
bliea, so unmittelbar nach diesem, in der Zeit zwischen dem
April oder Mai 52 bis zum Mai 51 verfasst hat. Begrenzt
ist diese Zeit durch die Ermordung des Clodius am 20. Januar
59 oder die Verbrennung seiner Leiche auf dem Forum, deren
IL 40 Erwáhnung gethan, enger aber wohl noch durch den
im April d. J. verhandelten Process gegen Milo (Feldh. p.
XXXV) und die darauf folgenden Gerichtsverhandlungen gegen
einige Anhünger des Clodius (s. Commentar zu II. 42); ander-
seits durch Ciceros Abgang nach der Provinz Cilicien im Mai
51. Drumann (Vl. p. 105) háült es freilich für móglich, dass
Cic. noch in den Winterquartieren in Cilicien Musse für wissen-
schaftliche Arbeiten und Fortsetzung der Schrift gefunden habe.
Darin aber sind Alle einig, dass spüter nach dem Ausbruch des
Bürgerkrieges (Anfang d. J. 49) ihm Zeit und Ruhe des Geistes .
gefehlt habe. Aeusseren Anhalt endlich zur Bestimmung der End-
grenze bietet noch die Erwühnung des Augurn Appius Claudius
als lebenden (II. 32), der vor der Schlacht bei Pharsalus (30. Sept.
48) gestorben, sowie in gleicher Weise des Pompejus an mehreren
Stellen, um nicht zu sagen des Cato (111. 40), der im April
46 durch Selbstmord endete, sowie eine nur vor der Abfassung
der Bücher de Finibus (i. J. 45) passende Bemerkung (I. 52).
Ich füge diesen schon von F. angewendeten Beziehungen noch
hinzu, dass Cie. eine lex zur Einschrünkung der verschwen-
derischen Pracht bei Leichenmonumenten vermisst, die es i. J.
45 (s. zu IH. 62) gab, dass er ausser seinem noch keinen Ver-
such zur Beschrünkung der Zeit für legationes liberae kennt
ΤΠ. 18), wührend er 44 eine dahinzielende lex Julia erwühnt
8. daz.), dass er von der Anhünglichkeit und Ergebenheit des
Senates gegen ihn spricht (III. 29), was auf die Zeit nach
dem Dürgerkrieg nicht mehr passt, dass Servius Sulpicius, wie
Cicero de legibus 1
2 EINLEITUNG.
in der Rede pro Murena, ihm zwar ein hervorragender Jurist
von umfassendem Wissen (l. 17) ist, aber doch einer, der
noch immer eine systematische und logisch zergliedernde Be-
arbeitung des Rechtes vermissen liess (ebd. u. 11. 47), die er
Brut. 152, also i. J. 46, eben diesem rühmend zugesteht.
Nur unter einer Voraussetzung liesse sich das Werk im spü-
terer Zeit geschrieben denken, wenn man nümlich annühme,
dass er das Gesprüch, in das die Untersuchung eingekleidet
ist, in eine frühere, die oben bezeichnete, Zeit verlegt hat.
Aber wie würe es móglich, dass sich nicht wenigstens Stim-
mungsandeutungen fünden, wie sie der Spürsimn von Peter
in seimer Ausgabe des Brutus Exc. lIL allerdings aufgefun-
den zu haben meint, in Wahrheit aber nicht vorhanden
sind (s. Feldh. p. XXXI flg.). Vielmehr athmen diese Bücher
noch im Ganzen eine frische Stimmung, in welcher die Schiá-
den des Staates noch heilbar erscheinen, und die Hoffnung
auf eigene Mitwirkung dazu nicht aufgegeben ist, und zeigen
nichts von der Gedrücktheit spüterer Zeit. — Diesem unzweifel-
haften Ergebnisse aber steht die auffallende Thatsache gegen-
über, dass Cic. im Brut. 19 es geradezu leugnet, nach den
Büchern de Rep. etwas herausgegeben zu haben, dass er Tusc.
IV. 1 sich für seine Bemerkung über die Staatsverfassung und
die Sitten der Vorfahren ausführlich und gründlich gehandelt
zu haben, auf die Bücher de Rep. bezieht, die de Leg., welche
doch an erster Stelle hütten genannt werden müssen, nicht
namentlich aufführt, dass er Div. II. 1 in der bekannten Auf-
zühlung seiner sümmtlichen wissenschaftlnichen Werke de
Legibus* übergeht. Die Lósung dieser Schwierigkeit ist darin
zu suchen und gefunden worden, dass Cie. diese Schrift, ent-
. weder überhaupt niemals oder nach jenen Angaben veróffent-
licht hat. Hat er sie aber niemals veróffentlicht, so hat er
sie auch niemals vollendet, hat er sie spüter veróffentlicht, so
hat er sie spüter vollendet. Für welche von beiden Alter-
nativen hat man sich zu entscheiden? Man findet Stellen, aus
denen die Wahrscheinlichkeit herausklingt, dass er sie spüter
wieder aufgenommen hat oder wenigstens hat aufnehmen
wollen. ln einem Briefe an Varro vom April d. J. 46 (Fam.
IX. 2. 5) schreibt er: JModo nobis stet illud — scribere et legere
πολιτείας. εἰ, si minus in curia atque in foro, at in lilleris et
libris, wt. doctissimi veteres fecerunt, gubernare rem. publicam et
de moribus ac legibus quaerere. Die andere ist Brut. Cap.
4—5D, die freilich sehr dunkel ist und keinen sichern Anhalt
gibt. Cie. hat Erquickung gefunden in einem soeben erschie-
nenen Werke des Atticus: liber annalis, in welchem die ganze
Geschichte Roms kurz dargestellt war. Von diesem heisst es:
lile vero. et nova mihi quidem. multa. attulit et. eam utilitatem,
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EINLEITUNG. E
quam requirebam, ut explicatis ordinibus temporum uno in con-
spectu omnia viderem. Quae cum studiose tractare coepissem, psa
mühi tractatio litterarum | salutaris fuit adimonwitque, Pomponi,
ut a te ipso sumerem aliquid ad me reficiendum teque remau-
nerandum si non pari at grato tamen munere; quamquam illud
Hesiodium laudatur, quod eadem mensura. reddere jubet qua. acce-
peris aut etiam cumulatiore, si possis. .Ego autem voluntatem
tibi profecto emetiar, sed rem ipsam mondwm.posse videor; idque
ut ignoscas peto. Nec enim ex movis, ut agricolae solent, fructi-
bus est, unde tibi reddam quod accepi; — 816 ommis fetus re-
gressus exustusque flos siti veteris. ubertatis exarwit — mec
ez conditis, qui jacent in tenebris et ad quos ommis mobDis
aditus, qui paene solis patwit, obstructus est. Seremus gitur
aliquid tamquam in inculto et derelicto solo; quod ita
diligenter colemus, ut impendiis etiam augere possimus largitatem
iui muneris; modo idem moster animus efficere possit. quod. ager,
qui cum. multos annos quievit, uberiores efferre fruges solet. T'um
ille: Ego vero et exspecto ea quae polliceris nec exigam nist tuo
commodo, et erunt mihi pergrata, si solveris. .Mihi quoque, in-
| quit Brutus, exspectanda sunt ea quae Attico polliceris, etsi for-
tasse ego a te hujus voluntarius procurator petam, quod ipse, cui
debes, se incommodo exacturum negat. At vero, inquam, tibi ego,
Brute, non solvam, misi prius a te cavero amplius eo momine
neminem, cujus petitio sit, petiturum. .:Non mehercule, inquit, tibi
repromittere istuc. quidem. ausim. | .:Nam hunc, qui megat, video
flagitatorem non 4llum quidem tibi molestum, sed adsidwum tamen
et acrem fore. Tum Pomponius Ego vero, inquit, Brutum nihil
mentiri puto. — Videor enim jam te ausurus esse appellare, quon-
iam longo intervallo modo primum animadverti paulo te hilariorem.
Itaque quoniam hic quod mihi deberetur se exacturum | professus
est, quod huic debes, ego a te peto. Quidnam id? inquam. | Ut
scribas, inquit, aliquid; jam pridem enim conticwerunt tuae
litlerae, . Nam wt illos de re publica libros edidisti, nihil a te
sane postea accepimus; eisque mosmet ipsi ad. velerum rerum mo-
strarum memoriam comprehendendam impulsi atque incensi sumus.
Sed illa, cum poteris; alque wt possis, rogo; munc vero, inquil,
8i es animo vacuo, expone nobis quod quaerimus. Quidnam est id?
inquam. Quod mihi muper in Tusculano inchoavisti de oralori-
bus, quando esse coepissent, qui etiam et quales fuissent. Cicero will
dem Atticus den Dank für sein Geschichtswerk dadurch abtragen,
dass er auch ein wissenschaftliches Product liefere und zwar mit
Benutzung jenes Werkes. Unter diesem Product verstehen nun
Peter, Feldh., Piderit das Werk de Legibus. Demnach fassen sie in
derelicto $o0lo nicht von einem überhaupt vernachlüssigten und
brach gelassenen Boden, sondern von einem solchen, der nach
angefangener Bearbeitung wieder liegen gelassen worden ist.
1}
4 EINLEITUNG.
Atticus nun will die Vollendung des Werkes ruhig abwarten.
Brutus dagegen übernimmt es, für jenen dasselbe eizutreiben.
Hierdurch fühlt sich Atticus gedrungen, die Schuld, in welcher
Cicero beim Brutus für einen ihm gesendeten tróstenden und
anregenden Brief (Dr. 12) stand, einzutreiben, indem er ihn
zur Abfíassung eines Schriftwerkes zu bewegen sucht. (Letz-
leres beziehen Pid. und andere auf den Orator, der insofern
grade zur Befriedigung des Brutus geeignet sel, weil dieser
sich bekanntermassen mit rhetorischen Studien eingehend be-
schüftigte und von Cic. als der künftige Trüger der Beredt-
samkeit angesehen wurde.) Dann drüngt Attieus, sofort einen
schon früher eimmal begonnenen Vortrag über die Geschichte
der Beredtsamkeit aufzunehmen und somit in das Thema der
Schrift selbst einzugehen. Im Zusammenhang mit dieser Fas-
sung wird unter conditis fructibus, von denen wegen des Druckes
der Zeitverhültnisse Cie. dem Atticus zum Entgelt nichts dar-
bieten zu kónnen bedauert, der in langjührigen Studien ein-
gebrachte und aufgehüufte Stoff an philosophischen Gedanken,
unter 40vi fructus irgend ein anderer zu eimem Schriftwerk
fertig daliegender Stoff verstanden. Eine Schwierigkeit wird
dabei von alien Auslegern übersehen. Wiührend Atticus sich ge-
neigt erklürt, die Abtragung seines Guthabens ruhig abwarten
zu wollen, kann er nicht umhin, den Cic. zu mahnen, seiner Ver-
bindlichkeit gegen Brutus sobald als móglich gerecht zu werden,
indem er etwas schreibt — nicht über einen gewissen Gegen-
stand, sondern überhaupt etwas. Ergibt nicht der Gegen-
satz zu diesem seinem im Namen des Brutus gestellten Ver-
langen, dass unter der ihm selbst zugedachten Dankesleistung
sowohl Attieus wie Cicero überhaupt kem Sehriftwerk ver-
stehen? Wenn aber kein Sehriftwerk, so kann auch die Fort-
setzung von de Legibus damit nicht gemeint sein. Was aber
— ist nun die weitere Frage — kann gemeint sein, wenn kein
Schriftwerk? Was Anderes als ein Vortrag — ein Vortrag,
wie er ja bei den meisten seiner Schriften als von ihm oder
einem anderen gehalten fingirt ist? ^ Worüber einen Vortrag
vorzubereiten, Cie. die Lectüre des liber annalis, in welchem
nulla non lex neque pax neque bellum neque res illustris po-
puli Romani n.n suo tempore notata war (Nep. Att. 18),
die Veranlassung gab, ergrübeln zu wollen ist müssig, auch
festzustellen unmóglich. Jedenfalls aber kann es auch kein
zur Absolvirung des in de Legibus behandelten Stoffes fin-
girter Vortrag sein, da ein aus dem Buche des Atticus ge-
schópfter Vortrag sich nicht mehr in den Rahmen jenes uns
überlieferten Gesprüches, für welches ein Sommertag eines
früheren Jahres angesetzt ist, einfügt. Damit soll jedoch
die Frage ganz unerledigt gelassen werden, ob ein blosser
EINLEITUNG. 5
mündlicher Vortrag überhaupt als passendes Gegengeschenk
für das Schriftwerk des Atticus angesehen werden konnte. Es
ist nur der Zweck, die fast undurchdringliche, wenigstens noch
nicht zerstreute, Dunkelheit der ganzen Stelle aufzudecken und
gegen bestimmte Folgerungen aus derselben Einspruch zu er-
heben. Wenn demnach auch von dieser Stelle abgesehen werden
muss, so reicht doch die oben angeführte hin, um die Wahrschein-
lichkeit, dass Cic. 1. J. 46 die Schrift de Legibus weiterzuführen
und zu beendigen beabsichtigt habe, zu erweisen. Hat er diese
Absicht auch ausgeführt? Ich bin geneigt, die Frage — wenig-
stens was den zweiten Theil derselben betrifit*) — zu verneinen
und zwar zunüchst aus einem schon von anderen angeführten
Grunde. Cic. erklürt es in einem Briefe an Atticus (IV. 16.
2) als semen Grundsatz, den einzelnen Büchern seiner Schriften
Vorreden vorauszuschicken, einen Grundsatz, den er auch sonst
überall festgehalten hat und um so leichter ausführen konnte,
als er einen Vorrath von Vorreden zur Verfügung liegen hatte,
aus dem er nach Bedürfniss und Belieben auswühlte (Att. XVI.
6. 4. Nun kann man ja A. W. Zumpt (in der Einl. zu seiner
Uebersetzung) beistimmen, dass man eine Vorrede durchaus
in keinem dieser Bücher vermisst, dass sie als ein vóllig über-
flüssiges, fast stórendes, Beiwerk erscheinen würde. Aber das
trifft auch einen grossen Theil der überlieferten Vorreden und
ist bei dem angegebenen Verhültnisse auch durchaus nicht zu
verwundern, einem Verhàáltnisse, welches einmal einen hóchst
komischen Unfall für ihn herbeiführte, dass er aus Irrthum
von derselben Vorrede zweimal Gebrauch machte (s. d. a. St.).
Der andere Grund ist der, dass nur ein einziges Citat sich findet,
das mit Sicherheit einem folgenden Buche und zwar der An-
gabe nach dem fünften zuzuweisen ist. Dieses Citat aber selbst
ist von der Art, dass es die Annahme ausschliesst, dass dies
Buch habe das letzte sein sollen: Visne igitur quoniam sol paulu-
lum a meridie jam devezus videlur nequedum satis ab his
novellis arboribus omnis hic locus opacatur. Man bedenke, dass
für das inhaltsreiche Gesprüch ein ganzer Tag berechnet ist
((l. 19. Il. 7) und zwar ein Tag von grósster Lünge, ein
Sommertag (III. 30), dass bei solcher Lünge es angemessen
war, das Gesprüch wührend der gróssten Mittagshitze einige
Zeit auszusetzen, wie auch sonst geschehen (vgl. d. Or. 11.
361. III. 17 u. Pid. Einl. 8 19), wenn auch in diesem Falle
darum kein Ortswechsel angenommen werden darf (IL. 1), -—
und man wird in Anbetracht dessen, dass beim,Deginn des D.
Buches nur ein wenig die Mittagszeit überschritten 1st, zu dem
— ——— ÀMá HÀ ——À
*) Spuren, dass sie wieder aufgenommen, liessen sich vielleicht
eutdecken, 5, zu I. 33.
6 EINLEITUNG.
Schlusse kommen, dass noch ebensoviele Bücher folgen sollten,
als vorangegangen sind, also der Autor die Summe der Bücher
auf acht berechnet haben wird. Wenn nun, wie gesagt, kein
Citat sich findet, das ausdrücklich aus einem der folgenden
Bücher entnommen ist, überhaupt nur eins noch vorhanden
ist, das sich nicht mit Wahrscheinlichkeit einem der ersten 3
Bücher einverleiben liesse, so ist man wohl zu der Vermuthung
berechtigt, dass Cic. über das 5. Buch, vielleicht sogar über den
Anfang des 5. Buches, nicht hinausgekommen, somit das Werk
unvollendet geblieben ist. Sich in weitere Muthmassungen
einzulassen, ob die Schrift aus seinen nachgelassenen Papieren
von Tiro oder Atticus oder sonst einem herausgegeben sein
mag, würe müssig. :
II. Ueber den Plan des Werkes.
Cie. spricht es selbst an vielen Stellen aus (wie Div. II
1), dass er es als eine patriotische Pflicht betrachte, seinem
Volke die griechische Philosophie zu vermitteln, um es nicht
auf einem so wichtigen Gebiete des Wissens in Abhüngigkeit
von den Originalschriften eines fremden Volkes oder ihm ferner
den Flecken des Mangels an hóherer Bildung anbaften zu
lassen. So hat er denn allmühlich in einer Reihe von Schriften
das ganze System der griechischen Philosophie, soweit er es
beherrschte, entwickelt und vor Augen gestellt. Den Anfang
machte er mit der Darstellung des für die Rómer interessan-
testen und ihrem Verstündnisse am nüchsten liegenden Theils
der Philosophie, der Staatslehre, welche selbst nur eine Unter-
art der praktischen Philosophie bildet. Auch er selbst fühlte
sich sicherlich durch sie am meisten angezogen und ist an
ihre Behandlung noch zu einer Zeit gegangen, wo er noch
nieht von aller praktischen Betheiligung an Staatsgeschüften aus-
geschlossen, wenn auch sein Einfluss und seine Mitwirkung
bedeutend gemindert waren. Auf die Schrift über den Staat,
in welcher die Frage nach der besten Verfassung beantwortet
und der Werth der übrigen erórtert wird, deren Abfassung
in die Zeit zwischen 54 und 52 füllt, folgte, wie wir oben
gesehen, die Schrift über die Gesetze. Alle übrigen philoso-
phischen Werke füllen mit einer einzigen unbedeutenden Aus-
nahme die beiden vorletzten Jahre seines Lebens, 45 und 44,
aus, eine Zeit, in welcher, wie er selbst bekannte, ihm kein
anderer Weg mehr offen stand, sich um seine Mitbürger ver-
dient zu machen, als der litterarischer Thütigkeit. Nachdem
er sich in einer Art einleitenden Schrift, dem Hortensius, wegen
seiner Beschüftigung mit der Philosophie gerechtfertigt, wird
in dem verhültnissmüssig gründlichen und umfangreichen Werke
EINLEITUNG. 1
de Finibus die Ethik der angesehensten Schulen der alten Philo-
sophie abgehandelt und damit die praktische Philosophie in
der Hauptsache vollendet, sodass jedoch noch in mehreren
Sehriften, den Tusculanae Disputationes, dem Cato Major und
Laelius, den Officien u. a. auf die Ethik zurückgekommen wird,
theils um einzelne Punkte derselben weiter auszuführen, theils
um sie populürer und íasslicher darzustellen. An die Schrift
de Finibus schliesst. sich die Behandlung des zweiten oder
eigentlich ersten Haupttheils, der Dialektik, in den Academicis,
dann mit theilweiser Unterbrechung durch die obengenannten
Moralschriften die Behandlung des dritten Hauptgebietes, der
Naturphilosophie, in den Werken de natura deorum, de divina-
tione, de fato an, womit die ganze Philosophie aufgerollt ist.
Zu dem oben angegebenen Zweck theoretischer Bildung seines
Volkes kommt aber für die politischen Schriften, zumal de Legi-
bus, ein ebenso wichtiger anderer. Er will seinem Volke und allen
der Freiheit würdigen Vólkern praktischen Nutzen bringen,
indem er ihnen die Mángel und Scháden ihrer politischen Zu-
stánde aufdeckt und durch Aufstellung eines Verfassungsmusters
das Mittel an die Hand gibt, zu einem besseren und glück-
licheren Dasein zu gelangen. Andeutungen dieser Absicht, an
denen es überhaupt nicht fehlt (s. Feldh p. XL), kann man
in allen jenen Stellen finden, in welchen er an Stelle mangel-
hafter Einrichtungen und Zustünde des rómischen Staates
bessere zu setzen erklürt (wie IL. 29. IIT. 58. ib. 46) und
setzt. Das Verhültniss der beiden staatswissenschaftlichen
Werke zu eimander würden wir, wenn wir es nicht aus ihrem
Inhalt selbst kennten, ebenfalls aus Andeutungen von ihm
entnehmen kónnen: Qwoniam a te scriptum est de optimo rei
publicae statu, consequens esse videtur ut scribas tu idem de legibus
I. 15. Quoniam ejus reipublicae, quam optimam esse docuit Scipio,
lenendus est nobis et. servandus status omnesque leges accommo-
dandae ad illud. civitatis genus ib. 20. Cf. IT. 23. IIT. 4. ib. 12.
Cic. selbst also erklürt die Schrift de Legibus als eine noth-
wendige Érgünzung von de Re publica. Und in der That ist
sie dae, Wáhrend ,de He publica^ im Allgemeinen die beste
Staatsverfassung erforscht und begründet, führt ,de Legibus^
dieselbe im Besonderen aus. Jene entháült den Aufbau, diese
den Ausbau. Welches ist aber die beste Verfassungsform, die
in de Ke p. ermittelt wird, und der die Einzelgesetze sich an-
passen müssen? Nicht eine der drei Hauptformen: Monarchie,
Aristokratie, Volksherrschaft, sondern eine aus allen dreien gleich-
mássig gemischte, wie er sie in der ülteren Verfassung loms
aus der Zeit nach den beendeten Btündekiümpfen in Ueber-
einstimmung mit Polybius (VI. 11: ὅτε uiv y&Q εἰς τὴν τῶν
ὑπάτων ἀτενίσαιμεν ἐξουσίαν, τελείως μοναρχικὸν ἐφαίνετ’
8 EINLEITUNG.
εἶναι, ὅτε δὲ εἰς τὴν τῆς συγκλήτου, πάλιν ἀριστοχρατικόν᾽"
καὶ μὴν εἰ τὴν τῶν πολλῶν ἐξουσίαν ϑεωροίη τις, ἐδόκεε
σαφῶς εἶναι δημοκρατικόν) verkórpert findet. Hierdurch wurde
ihm seine Aufgabe wesentlich erleichtert. Er konnte sich nun
von den Conceptionen griechischer Philosophen frei machen,
deren Verfassungsideale, zumal des Plato, mit seinem gesunden
Sinn sich nicht vertrugen und bei dem rómischen Volke nie-
mals Eingang gefunden haben würden, ohne sich in freie
Speculationen einlassen zu müssen, wozu ihm die Krüfte fehlten.
Er brauchte nur das Vorbild der ülteren Verfassung zu copiren
und die spüteren Zugestündnisse an die demokratische Partei,
die er als Abirrungen ansah, zu streichen, unter Hinzufügung
einzelner dem Staate fehlender und für zweckmüssig gehal-
tener Bestimmungen,*) um seinen Verfassungsbau auszuführen
und fertig zu stellen. Gerade dieser Umstand aber, dass das
Werk eine durchaus positive Unterlage hat, ist es, der uns das-
selbe so werthvoll macht, wie vielleicht kein anderes von Cicero.
Es ist dadurch für uns eine der Hauptquellen der rómischen
Staatsalterthümer geworden. Nur bedarf es einiger Vorsicht
beim Gebrauch derselben, da theils zu unterscheiden ist, was
ülterer, was noch seiner Zeit angehórt, theils auch, was von
ihm selbst etwa zugethan und eingeführt wird, was freilich,
wo es der Fall, von ihm auch angedeutet wird.
Wenn demnach ersehen wird, dass Cicero auf diesem Ge-
biete viel selbststündiger verfahren ist, als in den übrigen
Theilen der Philosophie, dass er mehr die Werke der Griechen
nachgeahmt als übertragen hat, so dürfen wir doch nicht so-
weit gehen, zu glauben, dass er ihnen hier nichts weiter als
die Anregung verdankt, im Uebrigen auf eigenen Füssen steht.
Die ganze Voruntersuchung über das was Gesetz ist, welche die
Grundlage des Werkes bilden soll und das erste Buch ausfüllt,
ist den Griechen entlehnt; ferner die Uebersicht des Stoffes
und dessen Vertheilung; endlich die üussere Anlage und sozu-
sagen Inscenirung. n letzterer Beziehung erklürt er sich
selbst von Plato abhüngig, dessen Werk zegà νόμων er im
Auge hat, wie es ihm ja überhaupt die Anregung gegeben.
Auch in dem zweiten Punkte wird man Plato als Führer er-
kennen, nicht so dass er ihm überall blindlings gefolgt würe,
aber doch so dass er die Richtung von ihm empfangen hat.
Sein Einfluss macht sich in den spüteren Büchern immer be-
merkbarer. Wenn man ihn aber anfangs auch als Quelle für
die Gedanken des ersten Buches angesehen hat, so ist diese
Meinung vóllig irrig und schon von Turnebus widerlegt wor-
ἢ Quoniam non recognoscimus munc leges rei publicae Romanae, sed
aut repetimus ereptas aut novas scribimus. II. 87,
EINLEITUNG. 0
den. Hier hat er Alles aus den Lehrbüchern der Stoiker ge-
schópft, wie des Nüheren im Commentar nachgewiesen; doch
muss es dahin gestellt bleiben, welches Stoikers. "Turnebus
vermuthet des Chrysippus (s. 1. Cp. 6) und nach ihm Andere.
Ich bin geneigt, da er III. 14 die Abhandlungen der Stoiker
auf diesem Gebiete für praktisch unfruchtbar erklürt mit Aus-
nahme derer des Diogenes und Panaetius, anzunehmen, dass er
die Schriften der letzteren benutzt hat. Denn wenn er auch die
Erórterung des ersten Buches allgemein gehalten hat, so hat
er sie doch nur in Rücksicht auf seinen praktischen Zweck,
für den sie ihm unentbehrlieh schien, vorausgeschickt. Und
warum sollte er, wenn ihm populürere Werke zu Gebote stan-
den, von unpopulüreren Gebrauch machen? Dass manche der
dort vorgetragenen Gedanken sich auch vom Chrysippos nach-
weisen lassen, widerstreitet nicht. Sind es doch seimme Gedanken,
die auch Diogenes und Panaetios verarbeitet haben. — Uebri-
gens ist nicht zu verkennen, dass Cie. von der ganzen so ge-
dankenreichen und bedeutsamen Voruntersuchung, die unstreitig
den geistvollsten Theil des Werkes ausmacht, so gut wie gar
keimen Gebrauch gemacht hat. Sie erscheimt als eine Art
hors d'oewwre, nicht als ein integrirender Bestandtheil des
Werkes. Worin hegt dies? Darin, weil ihm die dialektische
Kraft fehlte, aus allgemeinen Prümissen besondere Sáütze her-
zuleiten und zu abstrahiren. So kommt es denn, dass seine
Gesetze ganz unvermittelt und unentwickelt mit eimem Mal da-
stehen. Ihre Begründung geschieht nun nachtrüglich und ganz
nach Art der fix und fertig dem Volke vorgelegten Rogatio-
nen, welche nach der Verlesung vom Antragsteller durch eine
suasio gerechtfertigt und empfohlen werden. Dass dies Ver-
fahren mehr rhetorisch als philosophisch ist, leuchtet ein.
Es bleibt noch übrig, den Inhalt der acht Bücher, auf
die, wie wir oben annahmen, das Werk angelegt war, so weit
móglich, zu bestimmen. Der Inhalt der ersten 3 Bücher steht
natürlich ausser Frage. Das 1. handelt über den Begriff des
Gesetzes; das 2. enthált die Religionsverfassung; das ὃ.
die Magistratsverfassung. ln beiden reiht sich am Schlusse
die Darlegung des positiven, auf beiden Gebieten zur Zeit in
Hom geltenden, Hechtes an die Aufstellung und Besprechung
des eigenen Entwurfes: im 2. ist sie ausgeführt, im 3. nur an-
gekündigt. Auch über den Inhalt des 4. kann kein Zweifel
sein; er wird von Cicero selbst angegeben (III. 47) de judicis
(d. h. über die Gerichtshófe und Prozessformen, s. z. St.).*)
Für das 5. Buch vermuthe ich unter Benutzung einer eigenen
*) Ein auffülliger, làngst widerlegter und doch wiederaufgenommener
Irrthum ist es von Teuffel (Litteraturgesch. p. 324) als Inhalt des vierten
de postestatum jure, welches den letzten Theil des dritten Buches bilden
10 EINLEITUNG.
Angabe des Cicero*) als Thema die Erziehung, die auch bei
Plato durch Gesetze geregelt wird und zwar in dem auf die
Einsetzung der Magistrate und Richter (6 B.) folgenden Buche.
Für die folgenden Bücher bietet Cic. keinen Anhalt mehr. Doch
móchte ich fast vermuthen, wie bei Plato die Regelung der
Lebensweise der Bürger, der Berufsarten: des Acker-
baus, GeWwerbes und. Handels, die Anordnung und Ein-
richtung militürischer Uebungen zum Zweck der Kriegsvorberei-
tung den Inhalt des folgenden Buches bildet, dies auch bei
Cicero der Fall sein sollte. Dann bliebe für das 7. und 8. B.
die Bestimmung des Privat- und óffentlichen Rechtes
übrig. In dem ersteren, welches das Familienrecht mit umfasst,
dürfte auch ein Platz für Bestimmung des Verhültnisses zwischen
Freien und Sklaven, Patronen und Freigelassenen sein: im
letzteren würden nicht blos die allgemeinen Rechte aller Bürger
gegen Alle (Criminalrecht) sicher zu stellen, sondern auch die
Rechte von Peregrinen gegen Bürger, von Vólkern gegen Volker
(Vólkerrecht) festzusetzen sein. Auch bei Plato bildet dieses
mit Einschluss der Strafbestimmungen für Verletzung der auf-
gestellten. Rechtssatzungen den Inhalt der letzten Bücher.
Was endlich die Anlage des Werkes betrifft, so ist das-
selbe in der Form eines Dialogs gehalten, der sich zwischen
Atticus, Quintus und Marcus Cicero auf des Letzteren Gute
bei Arpinum entspinnt, wo er wührend der heissen Sommer-
zeit auf einige Tage mit Quintus Zuflucht gesucht hatte und
den Besuch des Atticus empfing. Beim Anblick der Eiche des
Marius frügt Attieus den Cicero, ob ein von ihm in seinem
Gedichte Marius erwühntes Wunder, das dem Helden daselbst
begegnet sein soll, auf Wahrheit beruhe oder nieht. Cic. eine
directe Antwort ablehnend, betont den verschiedenen Zweck
von Dichtung und Geschichte; was dem Atticus Veranlassung
gibt, Cieero aufzufordern, doch eine Geschichte zu schreiben
und auch auf diesem Gebiete den Namen Homs zu Ehren zu
bringen. Das Weitere in der Inhaltsangabe.
III. Inhaltsangabe.
Buch I.
1. Zweck der Dichtung Vergnügen, der Geschichte Wahrheit.
2. Bisherige róm. Geschichtsschreibung ohne künstlerischen
Werth (Uebersicht derselben).
2. Zur Geschichtsschreibung fehlt dem Cieero vorlüufig die
nóthige Musse.
sollte, anzunehmen, dann weiter de jure publico zu nennen, sodass cr
Ciceros eigene Angabe ganz unberücksichtigt lüsst.
*) III. 29 fig.
EINLEITUNG. 11
4. Dagegen ist er bereit de jure civili zu handeln;
5. aber in dem weiteren Sinne de jure civitatum, welches
alle Staaten umfasst und aus der allgemeinen menschlichen
Natur hergeleitet wird.
6. Definition vom Gesetz. Es ist die die Natur be-
herrschende und in ihr wirkende Vernunft. |
1. Herleitung des Rechtes aus der Natur: Die Gótter
stehen mit den Menschen durch Vernunft und Abstammung in
Rechtsgemeinschaft.
8. Beweis ihrer Verwandschaft aus der Entstehungsge-
schichte des Menschengeschlechts, aus dem allen Menschen
innewohnenden Begriff Gottes, aus der góttlichen Fürsorge für
die Menschen;
9. und vor Allem aus der Vollkommenheit der mensch-
lichen. Natur.
10. Noch nàher aber ist die Verbindung der Menschen
unter einander, die nicht blos hervortritt in der Gemeinsam-
keit und Gleichheit ihrer natürlichen Anlagen,
11. sondern auch in der Uebereinstimmung ihrer Gefühle,
Neigungen und Urtheile;
12. sowie in dem daraus entspringenden gegenseitigen
Wohlwollen.
19. Recapitulation des vorhergehenden Beweisganges und
Ankündigung der Absicht, den Satz, dass das Recht auf der
Natur beruhe, noch specieller behandeln zu wollen, wobei aber
nur auf den Beifall derjenigen Philosophen gerechnet werde,
welche das hóchste Gut im die Tugend setzten.
us Bekümpfung der epikureischen Ansicht, dass der
16. Nutzen, insbesondere die Rücksicht auf die Strafe,
17. der Antrieb zur Gerechtigkeit sei, und dass die Will-
1g. | kür des Gesetzgebers das Recht geschaffen habe. —
19. Das Náühere zu Cp. XIV.
20. Die weitere Verfolgung der Untersuchung über den
Ursprung des Hechtes lüuft zuletzt in die Frage über das
hóchste Gut aus;
21. in. Betreff deren Cie. sich dahin entscheidet, dass die
Stoiker mit den Akademikern und Peripatetikern im Wesen
übereinstimmten, und nur in der Wortfassung sich unterschieden.
22. Lob der Weisheit und des Studiums derselben, der
Philosophie, welche uns nicht blos die wahren Gesetze er-
kennen lüsst, sondern vor Allem zur Selbsterkenntniss führt,
welehe die Wurzel ist aller menschlichen Vollkommenheit;
denn sie lehrt uns unsere Aufgaben auf dem Gebiete
29. der Ethik, der Physik, .
24. der Dialektik und Hhetorik.
12 EINLEITUNG.
Buch II.
C. 1. Es wird beschlossen, den Ort des Gesprüches zu
ündern und sich nach einer Insel im Fibrenus hinüberzubegeben,
wobei Atticus seine Bewunderung der Oertlichkeit ausspricht.
Cie. bemerkt ihm darauf, dass sie für ihn noch den besonderen
Hheiz der Heimat habe.
2. Für den in einem Municipium geborenen róm. Bürger
gibt es zwei Vaterstüdte: jenes und Hom, letzteres aber sei
ihm von grósserer Bedeutung.
29. Bemerkungen über die Schónheit des Platzes, den man
inzwischen erreicht hat, und Anrufung der Gótter für den
folgenden Theil des Gesprüches, der die im Besonderen aufzu-
stellenden Gesetze enthalten soll.
4. Doch vorher findet eine Heecapitulation der Haupt-
ergebnisse des vorigen Buches Statt. Das oberste Gesetz ist
die Vernunft Gottes, welche vor allen geschriebenen Gesetzen
besteht und sich dahin geltend macht, das Rechte zu gebieten,
das Unrechte zu verbieten.
5. Diesem Gesetze müssen die bürgerlichen entsprechen,
wenn sie den Namen Gesetz verdienen sollen; solche dagegen,
welche mit jenem im Widerspruch stehen, indem sie Verderb-
liches bezwecken, sind keine Gesetze.
6. Cie. im. Begriff zu seinen Gesetzen überzugehen, findet
es angemessen, dem Beispiele Platos folgend den einzelnen
Partieen derselben jedesmal ein Prooemium zur Empfehlung
ihrer allgemeinen Tendenz vorauszuschicken.
1. Dem entsprechend wird als Einleitung in den jetzt
folgenden religiósen 'Theil der Gesetzgebung eine góttliche
Weltregierung, insbesondere die Fürsorge der Gótter für das
Menschengeschlecht, behauptet und kurz begründet.
8—9. Text der die Religion betreffenden Gesetze.
10. Attic. erklürt, seime Zustimmung zu der lex davon
abhüngig machen zu wollen, dass sie ihm in allen wichtigeren
Punkten besonders empfohlen u. als zweckmüssig nachgewiesen
werde. Dies geschieht darauf mit denjenigen Bestimmungen,
welche sich auf den Verkehr mit den Góttern (ad divos adeunto
sq. und die Fernhaltung fremder oder auslündischer Gott-
heiten beziehen.
11. Erklürung und Rechtfertigung der Sütze von der Ver-
ehrung der Gótter in Tempeln und Hainen; von der Bewah-
rung der Familiengebrüuche, von der Consecration ausgezeich-
neter Menschen und rühmenswerther Eigenschaften;
12. von der Zeit der Feste, Wahl der Opfergaben, Ein-
richtung des Kalenders, den Arten der einzusetzenden Priester
und ihren Aufgaben, insbesondere der Augurm.
EINLEITUNG. 13
13. Bei dieser Gelegenheit wird der Streit zwischen Mar-
cellus und Appius Claudius berührt, ob die Auguraldiseiplin
nur dem Nutzen des Staates diene oder auch die Zukunft vor-
herzuerkennen vermóge. Cic. entscheidet sich dahin, dass sie
ehemals beides leistete, in seiner Zeit nur noch das erstere.
14. Empfehlung der folgenden Sátze betreffend die Ein-
setzung der Fetialen und Haruspices, das Verbot der náchtlichen
Feiern, einschliesslich der Mysterien ausser den unter gewisser
Beschrünkung zuzulassenden Eleusinischen Mysterien;
15. von dem Einschreiten der Staatspriester bei religiósen
Verschuldungen; von der Eintheilung und Einrichtung der Spiele,
ihrem Einfluss, msbesondere der Musik, auf die Sitten;
16. von der Bewahrung der vüterlichen Gebráuche, der
Unzulássigkeit von Geldsammlungen im Dienste der Religion,
den Arten der Bestrafung des Tempelraubes, Meineides, der
Unkeuschheit der Vestapriesterimnen, von der Versóhnung der
Gotter durch Schenkungen, dem Eingehen und der Erfüllung
von Gelübden.
11. Zum Beweise, dass die Gótter Rechtsverletzungen in
Hinsicht der letzteren ahnden, wird das Beispiel des Clodius
und seiner Genossen angeführt.
18. Schlussbesprechung des Satzes von den Gelübden:
was die Wahl der Gegenstünde und das darin zu beobach-
tende Mass betrifft. Vorbemerkungen zu dem noch übrigen
auf die sacra privata und die Bestattungsgebrüuche bezüg-
lichen Theile.
19— 21. Cic. erlàutert seinen aus dem róm. Pontificalrecht
entnommenen Satz von den sacra privata und widerlegt im
Anschluss daran die Behauptung der Juristen, dass zum Ver-
stündniss des priesterlichen Rechtes die Kenntniss des Civil-
rechtes erforderlich sei; indem er ausführt (19 — 920), dass letz-
teres nur in der Spaltung der allgemeinen Sütze jenes in eine.
unendliche Zahl von Einzelbestimmungen beruhe, die sich durch
logisches Denken von selbst ergeben; (21) dass vielmehr, so-
weit sich das Civilrecht eigenartig geltend mache, es nicht
zur Sicherung und Stütze, sondern zur Aufhebung des priester-
lichen Rechtes gereiche.
22— 21. Ueber die Rechte der Todten.
22. Ueber die Begrübniss-Pflichten und Arten nach Prie-
sterrecht.
20—24. Bestimmungen der XII Tafeln zur Wahl der Be-
grübniss- und Verbrennungs-Plütze und zur Ermüssigung des
Aufwandes und der Schmerzensüusserungen zu Ehren Ver-
storbener.
2D. Die Beschrünkung des Aufwandes zu Ehren Verstor-
bener will Cic. auch auf die Grabmüler bezogen wissen.
14 EINLEITUNG.
26. Bestimmungen der Griechen, insbesondere einiger Ge-
setzgeber von ihnen, zur Verminderung des Aufwandes im Hin-
sicht der Feierlich'keiten und Grabmiüler.
21. Die betreffenden Bestimmungen des Plato. Hiermit
wird der Abschnitt über die Einrichtung des Religionswesens
beschlossen.
Buch III.
1. Uebergehend zu dem die Magistratsverfassung enthalten-
den Gesetze will Cicero wieder nach dem Vorbilde Platos
demselben ein Prooemium.vorangehen lassen. Dies geschieht,
und es wird in demselben auseinandergesetzt, dass die Natur
selbst, das oberste Gesetz, das Verhültniss von Herrschaft und
Unterthünigkeit darstelle.
2. Ebenso und noch deutlicher lehrt die Geschichte, dass
die Menschen Gebieter bedürfen, wenn anders in àültester Zeit
überall Kónigsherrschaften bestanden haben, aber auch in den
freien Staaten die kónigliche Gewalt nicht aufgehoben, son-
dern nur getheilt und auf bestimmte Zeit beschrünkt ist. Zum
Wohle des Staates aber ist es nothwendig, dass sowohl die
Behórden massvoll gebieten als die Untergebenen willig ge-
horchen.
3—4. Text des die Magistratsverfassung betreffenden Ge-
setzes.
5. Nachdem Quintus bemerkt, dass diese Verfassung der
róümischen im Wesentlichen entspreche, wünscht Atticus die
Zweckmüssigkeitsgründe für dieselbe zu hóren, was Marcus
zusagt, mit dem Bemerken, dass er dies thun werde in Hin-
bliek auf die einsehlagenden Lehren der griechischen Philo-
sophen, von denen besonders Theophrastus und der Stoiker
Diogenes zu berücksichtigen seien.
6. Sonst sei die Staatsrechtslehre ausser noch von Panae-
tius von den Stoikern wenig fruchtbar behandelt worden; viel
gründlieher und fruchtbringender von der Schule des Plato
und Aristoteles.
1. Ob es zweckmüssiger für die Staaten sei, unter einer
einzigen unbeschrünkten Gewalt zu stehen oder unter einer
beschrünkten, wie es in Sparta das Kónigthum durch das
Ephorat, in Rom das Consulat dureh das Tribunat war?
Nach einer grossen Lücke enthült
8. die Empfehlung der Gesetzesbestimmungen: domum cum
laude redeunto und in Betreff der legationes liberae. Dann
folgt der Passus betreffend die Einrichtung des Volkstribunats.
Hier erhebt sich eine heftige Polemik, indem Quintus in diesem
Cap. und in
9. die Zweckmüssigkeit des Tribunats bestreitet und ihm
EINLEITUNG. 15
vor Allem die Schuld für die Unbilden, welche Marcus nach
seinem Consulatsjahre und seinen grossen Verdiensten um den
Staat durch Clodius erfahren, zuschreibt, wührend Marcus
theils in
10. den Nutzen des Tribunates zu erweisen theils in
11. die Schuld des erlittenen Unrechtes von diesem ab-
zuwáülzen sucht unter gleichzeitiger Rechtfertigung des Pom-
pejus für die Wiederherstellung des Tribunats.
12. Weitere Empfehlung der lex bis ceteris specimen esto.
Es folgt
in 18. und 14. die ausführliche Begründung des letzt-
cenannten Passus, indem die Wichtigkeit des sittlichen Bei-
spiels der Vornehmen und Máchtigen überhaupt erórtert wird.
15 —11. Rechtferhgung des Gesetzespassus, dass die
Abstimmung frei, aber nicht geheim sein solle. Der Sinn
wird dahin erlüutert: Die Abstimmuuag solle auf Tüfelchen
Statt finden, wie sie in Rom seit einiger Zeit statt der frühe-
ren mündlichen bestand, doch so, dass den Optimaten gestattet
561, die Tüfelehen vor dem Einwurf in das zur Aufnahme
dienende Gefáss anzusehen.
18. Fortsetzung der Gesetzesempfehlung bis: par majorve
potestas plus valeto,
19. desgleichen bis doceri « magistratibus privatisque. pa-
tiunto. Dann folgt die Vertheidigung derjenigen Sütze, welche
die Privilegien aufheben und die Capitalgerichtsbarkeit auf
die Centuriatcomitien beschrünken.
20. Beendigung der suasio; insbesondere betreffend die
Beaufsichtigung des Staatsarchivs, dessen Nothwendigkeit er-
hártet wird, durch die Censoren und die Rechenschafts-
ablegung sámmtlicher Beamten vor denselben.
Auf die Frage Ciceros, ob Atticus und Quintus an dem
Vorgetragenen Genüge finden, erwidert ersterer, er wünsche
noch eine genaue Angabe der Amtsbefugnisse für die rómischen
Magistrate nach dem bestehenden Rechte von ihm zu hóren,
was Cicero zusagt.
DE LEGIBUS
LIBER PRIMUS,
IL 1. Arricvs. Lueus quidem ille et haec Arpinatium
quercus agnoscitur saepe a me lectus in Mario: si manet illa
quereus, haec est profecto: etenim est sane vetus. QuINTUS.
Manet vero, Attice noster, et semper manebit: sata est enim
ingenio. Nullius autem agricolae cultu stirps tam diuturna
quam poétae versu seminari potest. ATT. Quo tandem modo,
Quinte? aut quale est istuc, quod poétae serunt? Mihi enim
videris fratrem laudando suffragari tibi. Q. Sit ita sane: verum
tamen, dum Latinae loquentur litterae, quercus huie loco non
deerit, quae Mariana dicatur, eaque, ut ait Seaevola de fratris
mei Mario,
canescet. saeclis innumerabilibus;
Cap. I. 8 1. lucus ille — haec
quercus: ersterer ist entfernter, letz-
tere nüher.
lectus Beziehung zum entfernteren,
als Hauptbegriff gedachten, Nomen,
wovon sich sonst wenig sichere Bei-
aplele bei Cic. finden, ad Fam. X.
21. 5 non modo honorem, sed miseri-
cordiam quoque, defuturum ; X,24.1
amor et. iudicium utrum plus digni-
tatis sit allaturus; d, Nat. deor, I. 82
crocodilum aut ibim aut felem vio-
latum (vielleicht aber letztere als
communia gedacht) Madv. rechnet
dahin d. Fin. 3. 8 35 perturbationes
naturae vi commoventur, omniaque
ea sunt opiniones ac iudicia levitatis
(zweifelhaft). Verwandt damit ist
die Beziehung des Relativums auf
das erstere, somit entferntere, Sub-
stantiv, wie Leg. 2. 29 Feriarum
festorumque dierum ratio requictem
habet sq. Quas compositio anni con-
ferre debet. — 8. das.
» in Mario: ein Gedicht Ciceros
zur Verherrlichung seines Lands-
mannes.
agricolae cultu stirps tam diuturna
quam poétae versu seminari scheint
ein Zeugma zu sein, da durch des
Landmannes Pflege ein Baum ge-
zogen (educiiur), nicht gepflanzt
wird, indess kann durch Pflege auch
der Samen veredelt werden.
suffragari tibi. Quintus war Dich-
ter, besonders von Tragódien (Dru-
mann Bd. Vl. p. 750).
ut ait Scaev. de fratris mei Mario.
Der Sinn ist zweifelhaft. Entweder
einfach: wie Sc. von meines Bruders
Gedicht Marius sagte; oder — wie
Bake erkl. —: wie Sc. in dem Ged.
Marius sagt. Allerdings genau ge-
nommen kann de nicht ,in* be-
deuten, es heisst vielmehr ,,aus*'.
Dieses ,,aus'* aber ist mit dem No-
men, nicht mit dem Verb zu ver:
binden: Der Scaev. aus dem Ged.
Marius, d. h. der aus dem Marius
zu entnehmende, oder wie wir ihn
ἘΠῚ ἘΠ ΘΑ πὸ 1. 2. 1T
2. nisi forte Athenae tuae sempiternam in arce oleam tenere
potuerunt aut, quod Homerieus Ulixes Deli se proceram et
teneram palmam vidisse dixit, hodie monstrant eandem; mul-
taque alia multis locis diutius commemoratione manent quam
natura stare potuerunt. Qua re 'glandifera' illa quercus, ex
qua olim evolavit
Nuntia fulva Iovis miranda visa figura,
aus dem Mar. kennen (von Versen
oft: illa de Iphigenia, Republ. I. 30,
aber auch von Personen: ille de Ho-
mero T hersites — s. Feldh.—, Platonis
de Timaeo dewm Nat. d. 1. 18, — was
Schóm. zur St. nicht richtig, richtig
dagegen Nàgelsb. Stil. $ 124. 4, fasst).
Mit Recht zwar bemerkt Feldh., dass
das nur in dem Falle bei Personen
geschehen kónne, wenn ihnen vom
Dichter ein bestimmter Charakter
ertheilt wird, nicht bei solchen, die
der Wirklichkeit nach dargestellt
werden (historischen). Aber was
hindert anzunehmen, dass der im
Gedichte auftretende Scaevola ein
vom Dichter frei umgestaiteter sei?
Bedenklnich auch die freie Verbin-
dung des Prüpositionalattributes mit
dem Substantiv, für die selbst civis
e republica maxime Leg.II.66, wo die
Steilung, und Orat. 47 declamatorem
aliquem de ludo aut rabwlam de foro,
wo das Pronom. stützt, kein volles
Analogon bietet, wohl aber ein Beisp.
zu lll. 14, 5. das. a Theophr. Vgl. auch
Nágelsb. Stil. $ 75. 2. Süpfle Prakt.
Anl. 1I. $ 145. (lex de suffragiis 111.
38.) Zur Unterstützung dieser Erklà-
rung s&cheint Folgendes zu dienen: 1.
wenn Cic, ein Gelegenheitsepigramm
eines Scaev. (über diese zu 1l. 47)
angeführt hátte, so hátte er diesen
wahrscheinlich durch einen Zusatz
nüher bezeichnet, was bei einer
Anführung aus dem Gedichte nicht
nóthig war, falls in demselben nur
einer der beiden Scaevolae (wahr-
scheinl. der Augur, als Freund und
Verwandter des Marius cf. Drumann
V. 221) vorgekommen war. 2. kennt
man die Scaevolae nicht als Schón-
ger, die Verse gemacht hütten,
is& das Wort camnescet auf das
Gedicht bezogen nicht passend, wohl
aber auf den Baum. Denn ein un-
vergüngliches Gedicht zeigt keine .
Cicero de legibus.
Spuren des Alters, ein Baum aber
kann sehr wohl gleichzeitig als un-
vergànglich und doch durch das
Alter gezeichnet (mit Moos bedeckt)
gedacht werden. canescere aber ein-
fach für dauern zu nehmen heisst
der Sprache Gewalt anthun. — Mit
dieser Erklárung fallen alle Bestim-
mungen über die Abfassungszeit des
Gedichtes, die man aus dieser Stelle
geschópft hat, und es lásst sich über
dieselbe nichts weiter vermuthen, als
was das Wort periculum (Versuch)
8 4 andeutet, dass es in Ciceros
Jugend geschrieben sei.
$ 2. palmam — dixit cf. Odyss.
Z 162. Zio δήποτε τοῖον 4πόλ-
λωνος παρὰ, βωμῷ Φοίνικος νέον
ἔρνος ἀνερχόμενον ἐνόησα.
misi forte.. Der Sinn ist: es
müsste denn (iron., wie schon Feldh.
erkannt) sein, dass Athen einen un-
vergáànglichen Oelbaum hat besitzen
kónnen und dass der in Delos ge-
zeigte Lorbeerbaum noch derselbe
ist, den Ulysses gesehen hat. Wenn
das nüámlich der Fall wáre, kónnte
die Marianische Eiche nicht in Ewig-
keit dauern. Denn die Unvergüng-
lichkeit jener Báume (die ju angeb-
lich unter dem besonderen Schutze
der Athene und des Apollo standen)
würde dann eine Folge ihrer wunder-
baren Natur sein, uud die Maria-
nische Eiche, die sich einer gleichen
Natur nicht erfreute (was anzu-
nehmen wenigstens kein Grund war),
müsste nach dem natürlichen Gange
untergehen. [So aber besteht die
Ewigkeit jener Bàume nicht in der
Wirklichkeit, sondern nur im Liede;
in gleicher Weise wird sie aber auch
derEiche des MariuszuTheil werden.)
gland. offenbar dem Gedichte ent-
nommenes Epitheton; sonst würe es
tiberflüssig.
evolavit. Aus diesem Worte folgt
2
18 DE LEGIBUS
nune sit haec. Sed cum eam tempestas vetustasve consump-
serit, tamen erit his in locis quercus, quam Marianam quercum
vocabunt. 32. ATT. Non dubito id quidem. Set haec iam non
ex te, Quinte, quaero, verum ex ipso poéta, tuine versus hane
quercum severint, an ita factum de Mario, ut scribis, acceperis.
Mancvs. RHespondebo tibi equidem, sed non ante quam mihi
tu ipse responderis, Attice, certen non longe a tuis aedibus
inambulans post excessum suum Romulus Proculo Iulio dixerit
se deum esse et Quirinum vocari templumque sibi dedieari in
eo loco iusserit, et verumme sit ut Athenis non longe item a
tua illa antiqua domo Orithyiam Aquilo sustulerit: sic enim
est traditum. 4. ATT. Quorsum tandem aut cur ista quaeris?
M. Nihil sane, nisi ne nimis diligenter inquiras in ea, quae isto
modo memoriae sint prodita. A'TT. Atqui multa quaeruntur
in Mario fictane an vera sint, et a non nullis, quod et in re-
centi memoria et in Arpinati homine versere, veritas a te
postulatur.
nicht, dass wirklich jene Wunder-
erscheinung sich zugetragen habe,
wie meistens angenommen wird (da-
gegen aber schon Drum. V. p. 209
Ànm.), vielmehr ergibt sich aus dem
Folgenden (8 3) das Gegentheil.
Cic. erklürt es für überflüssig, die
Frage zu beantworten, ob jene Eiche
und die damit verknüpfte Begeben-
heit der Wirklichkeit angehóren,
ebenso wie etwa die, ob jenes Zu-
sammentreffen zwischen Romulus
und Proculus Julius oder die Ent-
führung der Orithyia, Tochter des
Erechtheus, durch Boreas thatsüch-
lich seien. Warum erscheint ihm
letztere Frage als müssig? Offen-
bar, weil Niemand daran glaubt.
Daraus folgt doch wohl, dass auch
jenes Ereigniss auf der Eiche
(worüber vergl. die noch erhaltenen
Verse: de Divin. I. 106) erdichtet ist,
8 3. de Mario gehórt zu factum,
nicht zu acceperis: ob du erkundet
hast, es sei so, wie du schreibst,
dem Mar. geschehen — es sei ihm
etwas derartiges begegnet. Der Ver-
bindung mit acceperis steht die Un-
wahrscheinlichkeit entgegen, dass
zwischen Cic. und Marius, bei dessen
Tode ersterer 21 Jahr alt — jünger
gewissnoch bei der Abfassung des Ge-
dichtes— war, Beziehungen obgewal-
tet haben, welche die Annahme einer
persónlichen Mittheilung zulassen.
M. Et mehercule ego me cupio non mendacem
twis aedibus. Atticus wohnte auf
dem Quirinalis (Corn. Nep. Att. 13)
in der Nühe des Quirinustempels, der
dem Romulus an dem Orte des Zu-
sammentreffens erbaut worden.
verumme sit ut — verene factum
sit ut οἵ. F. Schultz. L. Sprl. $ 399.
Α. 4. Vgl potest illud quidem fal-
sum esse, ut circumligatus fwerit
angui Div. 2. 66; non verisimile est
ut p. Sull. 57. 8. Halm. Andere
Beispiele eines freien Gebrauches
von ut: adiungitur ut — efficitur,
Top. 18. mon consentaneum est ut
Fin. 3. 43. optimum est ut Fin. 2. 6,
dazu Madvig. Vgl. zu II. 11 u. I. 58.
antiqua domo, darnach lag des
Attieus Haus im Südosten Athens,
wo es der llissos bespült, denn
dorthin verlegen die Nachrichten
der Alten (Paus. I. 19 ὁ δὲ Εὐλισσός
eoru» ἔνϑα παίζουσαν Ὠρείϑυιαν
ὑπὸ ἀνέμου Βορέου φασὶν ἁρπα-
σϑῆναι u. Plat. Phüdr. 229. B.) den
Vorfall.
8 4. quorsum: Atticus argwóhnt,
dass Cic. seinen epikureischen Ra-
tionalismus, der ein Eingreifen der
Gótter in die menschlichen An-
gelegenheiten leugnete, auf die
Probe stellen wolle. ,
nihil soviel als: zu keinem Zwecke,
aus keinem Grunde, eigtl in keiner
Hinsicht (so quid oft warum).
isto modo durch die Dichter.
LIB. I. CAP. 1.2. 8 29—5. Tire d
putari. Sed tamen non nulli isti, Tite noster, faciunt imperite,
qui in isto periculo non ut a poéta, set ut a teste veritatem
exigant; nec dubito quin idem et cum Egeria conlocutum Nu-
mam et ab aquila Tarquinio apicem impositum putent. ᾧ.
Intellego te, frater, alias in historia leges observandas putare,
alias in poémate. 5. M. Quippe cum in illa ad veritatem
euncta referantur, in hoc ad delectationem pleraque. Quam-
quam et apud Herodotum patrem historiae et aput Theopom-
pum sunt innumerabiles fabulae.
II. Arr. Teneo quam optabam occasionem neque omit-
tam. M. Quam tandem, Tite? ΑΤΎ. Postulatur a te iam diu.
vel flagitatur potius historia. Sie enim putant, te illam trac-
tante effici posse ut in hoc etiam genere Graeciae nihil ceda-
mus. Atque ut audias, quid ego ipse sentiam, non solum mihi
videris eorum studiis, qui litteris delectantur, set etiam patriae
debere hoc munus, ut ea, quae salva per te est, per te eundem
sit ornata. Abest enim historia litteris nostris, ut et ipse in--
tellego et ex te persaepe audio. Potes autem tu profecto satis
facere in ea, quippe cum sit opus, ut tibi quidem videri solet,
ab aquila, cf. a bestiis multum su-
peramur Fin. II. 111. a feris vexatus
Inv. I. 108. ab his movellis ar-
boribus hic locus opacatur Leg.
Frg. 5.
$ 5. quippe cum. Quippe leitet
meistens eine Erláàuterung ein; dem-
gemüss lásst sich die Antwort er-
günzen: £go vero puto oder ita est.
Analog p. Plane. 53. A£ nonnullas
(tribus Plancius cum .Plotio tulit)
pwnctis paene totidem. — Qwippe
cum jam facti prope superioribus
comitiis declaratique fuissent. Aehn-
lich Leg. 1. 17. Att. ,,Non ergo a
praetoris edicto — juris disciplinam
hauriendam putas*. M. ,,Non enim
id quaerimus —'* Erg. Non puto
vor den Worten des M. (cf. II. 43.
Brut. 152. Div. 1. 123). Ueber nam
8. Zumpt zu Ver. L 133, ebds. II.
72; III 196. (Xen. Mem. 2.6. 7. Socr.
καὶ ἄνδρα 07 AÉg£16,0g ἀντοὺς φίλους
τοὺς πρόσϑεν εὖ ποιῶν φαίνηται, δῆ-
λον εἶναι καὶ τοὺς ὕστερον εὐεργε-
τήσοντα; ΟΥοῦ, καὶ γὰρ ἵπποις,
ἔφη, ὃν ἂν τοῖς πρόσϑεν ὁρῶ καλῶς
χρώμενον, τοῦτον κἂν ἄλλοις οἶμαι
καλῶς χρῆσθαι, u. Breitenb. zu ib.
Ll 4. 9). Doch kónnte man auch
schreiben Quippe: ewm in illa, &odass
die Erlüuterung mit ewm begünne.
Denn bisweilen findet sich quippe
in der Antwort: p. Caecin. 55. Hecte
igitur dicetur te restituisse? Quippe.
p. Mur. 74. ergo ad cenam si quis
vocat, condemnetur? Quippe, inquit.
Vgl auch d. Fin. IV. 7. (So
schreibt, wie ich nachtráglich er-
sehe, C. F. W. Müller).
Theopompos aus Chios (geb. 380
v. Chr.) schrieb ᾿Ελληνικαὶ ἱστορίαι
seit dem Ende des Pelop. Krieges
bis auf die Zeit des Philipp, sonst
vom Cic., besonders wegen seiner
rhetorischen Schreibweise, sehr be-
wundert. ,JPhilisti Syracusi et
Thucydidis concisis sententiis, etiam
non satis apertis, officit Theopom-
pus elatione atque altitudine oratio-
"is Suae. Brut. 66,
Cap. II. Abest sq. litteris kann so-
wohl als Dat. gefasst werden nach
Analogie von deesse (d. Orat. I. 48
quid. huic abesse poterit de maazima-
rum rerum scientia; ebs. Brut. 276)
als für den Ablat., ad Fam. 4. 6. 2 et
domo abswm et foro, Offic. I. 43 id
autem abest officio; Acad. post. I. 1
cwm €jus villa abessemus; d. Leg.
2, 2 cum Iioma absis. Min Theil
dieser Stellen ist freilich durch die
neue kritische Methode, die es liebt,
die Schriftsteller zu corrigiren statt
zu emendiren, mit Nichtachtung der
Handschriften beseitigt.
9*
90 DE LEGIBUS
unum hoc oratorium maxime. (6. Quam ob rem adgredere,
quaesumus, et sume ad hane rem tempus, quae est a nostris
hominibus adhuc aut ignorata aut relicta.
Nam post annalis
pontifieum maximorum, quibus nihil potest esse ieiunius, si
aut ad Fabium aut ad eum, qui tibi semper in ore est, Cato-
nem aut ad Pisonem aut ad Fannium aut ad Vennonium venias,
quamquam ex his alius alio plus habet virium, tamen quid
unus bei Superlativen (deutsch
vor Allen) ist bekannt, weniger viel-
leicht, dass noch andre Partikeln
hinzutreten kónnen, wie v el p. Planc.
95 quocum me wno vel maxime ami-
citia sociaret. p. Caecin. 34 hoc genus
unum vel maczimum oder facile.
p. Habir. post. 923. virum unum
totius Graeciae facile doctissimum ; .
sowie dass «nus auch bei blos super-
lativischen Begriffen steht, Acad.
post. 1. 40 unum praeter ceteros
mirabatur, de Nat. deor. ll. 74 nec
hoc in te convenit unum wurbanitate
limatum cf. Schómaun zur St., zu
dessen Anführungen aus Dichtern
ich hinzufüge Plaut. Stich. I. 1. 15
unice unus probus perhibetur.
8 6. ad hanc rem zur oratorischen
Behandlung der Geschichte. Die
Handschriften iucundius ; würe diese
Lesart richtig, so kónnten die
Priesterjahrbücher nur von der ora-
torischen Seite gerühmt sein, denn
um ἃ πάντ Vorzüge handelt es sich
hier nicht. Dies aber verkehrt
(vgl. d. Or. 11. 53). Dem Sinn ge-
nügt ieiunius (iniucundius gesteht
diesen Annalen gar keinen Reiz zu,
was zu stark).
Fabium — Pisonem, dieselbe Zu-
sammenstellung und dasselbe Urtheil
d. Or. 2. 61 u. 53.
Q. Fabius Pictor, der ülteste róm.
Geschichtsschreiber (Liv. I 44. 2)
schrieb eine rómische Geschichte
von der Zeit des Aeneas bis zu
Ende des 2. Punischen Krieges, an
dem er Theil nahm (Eutrop. 3. 5)
in griechischer Sprache. Von diesem
Werke erschien einelat Bearbeitung,
von der es unsicher, ob er sie noch
aelbstausgeführt (Teuffel Róm. Littg.
115. 5). Zwei Fabi anzunehmen
(wie Peter und Piderit im Index zu
d. Orat), von denen der eine in
Griech., der andre in Lat. Sprache
róm. Geschichte behandelt hátte,
dazu ist weder sonst zureichender
Grund (Του, ebds.), noch nóthigt
diese Stelle dazu. Denn wenn Atti-
cus den Kunstwerth der histor. Litte-
ratur der Rómer einer Prüfung unter-
zieht, braucht er diejenigen Rómer
nicht auszuschliessen, die sich einer
andren als der róm. Sprache be-
dient hatten, da auch diese durch
den Gedankeninhalt und die Dar-
stellungsweise Geist und Geschmack
der Rómer bekundeten.
M. Porcius Cato (geb. 234, Cons.
195, gest. 149) verfasste in hohem
Alter die Origines, 7 Bücher róm.
Gesch. von der Urzeit bis auf seine
Zeit, die ülteste Urkunde latei-
nischer Prosa; günstiger als hier
und d. Or. 11. 53 im Brut. 66 be-
urtheilt (origimes eius. quem florem
aut quod lwmen eloquentiae non
habent? ).
L. Calpurnius Piso Frugi Cons.
133 schrieb Annales, die sich. durch
Nüchternheit und Wahrheitsliebe
empfahlen, von Gellius, dem Ver-
ehrer des Altertbümlichen, auch
wegen 3jhres einfachen $Stils be-
wundert, von Cic. auch im Brut.
106 getadelt (annales reliquit. sane
exiliter scriptos).
C. Fannius (Strabo) 122 Cons.,
Kriegsgeführte des "Tiberius und
Gegner des jüngeren Gracchus,
scheint in seinen Annalen nur die
selbsterlebte Zeit behandelt zu ha-
ben (Teuff. 142. 4). Sallust ge-
steht ihm Wahrheitsliebe zu.
Ueber Vennomius, den Dionys.
Halic, zur Geschichte des Servius
Tullius einmal aunführt, sowie über
den nachher erwühnten Clodius
ist so gut wie nichts bekaunt,
quamquam 8j. Wenn gleich der
eine mehr Kraft, als der andere
hat, so sind doch alle fade und
trocken - ohne das ausreichende
Mass von Kraft. Wahre Kraft, wenn
LIB. I. CAP. 2. 8 5—7. S
tam exile quam isti omnes? Fannii autem aetati coniunctus
Antipater paulo inflavit vehementius habuitque vires agrestis
ille quidem atque horridas, sine nitore ac palaestra, sed tamen
admonere reliquos potuit ut adeuratius scriberent. Ecce autem
successere huic belli, Clodius, Asellio: nihil ad Caelium, set po-
tius ad antiquorum languorem et inscitiam. Y. Nam quid Macrum
auch noch plump und roh, ist erst
bei Antip. zu finden.
Hdschr. aetate coni. wie p. Cluent.
12 libido scelere — coniuncta, d. Or.
243 dicendi vis festivitate coniuncta,
ad Attic. 9. 10. 4; doch scheint
eine instrumentale Auffassung, die
dieser Construction zu Grunde liegt,
vgl Seyff. Lael. p. 305, hier nicht
zulássig.
L. Caelius Antipater, Freund des
Laelius, dem er seine Geschichte
des 2. Punischen Krieges widmete,
ging über den annalistischen Ton
hinaus, indem er seine Darstellung
durch Einflechtung von Reden und
Schilderungen belebte. Dass er
auch auf das Formale Werth legte,
zeigt eine Angabe des Fronto, dass
er Sich nach dem Stil des Enuius
gebildet habe. Vgl. über ihn d.
Or. IJ. 54 addidit historiae maiorem
sonum vocis.
nitor ac palaestra bilden den um-
gekehrten Gegensatz von agrestis
atque horridus. Palaestra kunst-
mássige Ausbildung, Schule (Or.
186 numerus cognitus quasi quandam
palaestram εἰ extrema, lineamenta
orationi attulit u, 228 motus habet
palaestram quandam, μὲ idem αὐ
adspectum sit. venustus) steht dem
báuerisch ungelenken Wesen, das
Glatte (und Abgerurdete) dem
Rauhen (und Eckigen) entgegen.
Also: seine Darstellung war ein-
drucksvoll und energisch — vires
habuit —, aber noch ungelenk und
eckig, ohne Abrundung und Schule.
accuratius scheint hier nicht auf
die àussere Sorgfalt zu gehen, da
Glátte und Feinheit der Form dem
Cael. npe wurden, son-
dern den Gegensatz einer oberflüch-
lichen Darstellung zu bezeichnen,
welche sich um das Detail nicht
kümmert und dem Leser den Inhalt
nicht zur Anschauung bringt (cf.
at in inveniendis componendisque
rebus mira accurato Brut. 238).
bellói, welehes die Handschrr.,
wàre ironisch auf die Folgenden zu
beziehen. Aber nicht zu leugnen
ist, dass die lronie einen viel zu
harten Tadel enthalte, auch die
Substantivirung des Adj. anstóssig
und kaum durch Beispiele, wie:
sapientissimis et fortissimis civita-
iem iuentibus Rep. 2. 59. α doctis-
simis Graeciae Leg. 3.13, in denen
eine Hàrte sich auch nicht ver-
kennen làsst, zu stützen sein würde.
Die Ausgg. meistens Gelli. Be-
kannt ist Cn. Gellius, dessen An-
nalen in Betreff der Koónigszeit
hàufig angeführt werden. Aber ein
zweiter Historiker dieses Namens
geht weder aus Dion. Hal. 1. 7
συνέγραψαν Ilóoxi0g τε Κάτων καὶ
Φάβιος Μάξιμος καὶ Οὐαλέριος ὁ
᾿ἀντιεὺς καὶ Λικίννιος Μάκερ ΑΓλιοίτε
καὶ Γέλλιοι καὶ Καλπούρνιοι καὶ
ἕτεροι συχνοί noch aus Cic. Div. I.
55 omnes hoc historici, Fabii, Gellii,
sed proxime Caelius hervor.
Sempronius Asellio nahm an dem
Numantinischen Kriege Theil und
schrieb eine Geschichte seiner durch
die Gracchischen Volksbewegungen
heftig erregten Zeit, die sich über
die chronistische Weise der Ge-
schichtsbehandlung erhob und in die
Ursachen und Ziele politischer Be-
wegungen tiefer einging (Gellius
N. A. V. 18. 8). Ciceros Urtheil
über ihn ist einseitig und rührt,
falls genauere Bekanntschaft vor-
ausgesetzt werden darf, wahrschein-
lich daher, dass jener in stilistischer
Beziehung noch hinter Caelius zu-
rückblieb.
nihil ad Caelium 8c, ὄντες, cf.
Nügelsb. 8 96. 2.
87. Verdüchtiger noch ist Ciceros
. Urtheil über C. Licinius Macer, Vater
des berühmten Hedners (Vertreters
99 DE LEGIBUS
—
numerem? cuius loquacitas habet aliquid argutiarum, nec id
tamen ex illa erudita Graecorum copia, sed ex librariolis La-
tinis, in orationibus autem multa set inepta elatio, summa
inpudentia.
tores,
non possumus,
Sisenna, eius amicus, omnes adhuc nostros scrip-
nisi qui forte nondum ediderunt, de quibus existimare
facile superavit.
Is tamen neque orator in
numero vestro umquam est habitus et in historia puerile quid-
dam consectatur, ut unum Clitarehum neque praeterea quem-
quam de Graecis legisse videatur, eum tamen velle dumtaxat
imitari: quem si adsequi posset, aliquantum ab optumo tamen
des genus Atticum) u. Dichters
(Freundes des Catull) Licinius Cal-
vus, mit dem er nicht blos in poli-
tischer (Macer war Antioptimat),
sondern auch in persónlicher Feind-
schaft lebte. Als Prütor verurtheilte
Cic. ihn wegen Erpressungen, die
sich jener in seiner prütorischen
Provinz hatte zu Schulden kommen
lassen, und veranlasste seinen
Selbstmord. Hauptsüchlich zeich-
nete jenen gründliche Quellen-
forschung aus (auch von Cic. Brut.
238 zugestanden); seiner Darstellung
that allzugrosses Streben nach rhe-
torischem Effect Abbruch (Teuff.
153. 5—8).
argutiae pikante und geistreiche
(Gegs. trivial) Darstellung, nach
dem Folgenden soviel als: durch
Reminiscenzen feiner Bemerkungen
und geistreicher Gedanken andrer
Schriftsteller (auch Dichter) ge-
würzt, IEeminiscenzen aber, die
nicht herrührten aus dem wissen-
schaftlichen Reichtham, den die
griech. Litteratur darbot, sondern
aus den unreifen Erzeugnissen
schriftstellermder Hómer [argutus
eindringend, mit dem Ver-
stande τς scharfsinnig, auf den
Verstand, d. h. wirkend und ihn an-
regend — geistvoll und interessant;
anderseits auf die Sinne — lebhaft
(vom Vortrag) und wohlklingend,
háufig in allen diesen Beziehungen
mit dem Nebenbegriff des auf d
Schein gerichteten: spitzfindig,
witzelnd, geziert].
orationibus, die seiner Geschichta-
schreibung eingeflochten — waren.
Ueber ihn als Redner vgl. Cic. Brut.
238.
impudentia Uebertreibung.
L. Cornelius Sisenma, geb. um
120, Mitvertheidiger des Verres
gegen die Anklage des Cicero, ge-
storben 67 im Seerüuberkriege auf
Kreta als Legat des Pompejus, ver-
fasste eine ausführliche Geschichte
(historiae) des bellum Marsiecum u.
des Bürgerkrieges zwischen Marius
und Sulla in alterthümlich ge-
schraubtem Stile. Wührend aber
Cic. ihn für einen Nachahmer des
wegen Mangels an Wahrheitsliebe
und als Erfinder von Abenteuern
verrufenen Klitarch (Zeitgenosse
u. Geschichtsschreiber Alex. des
Grossen) erklürt und ihm kindische
Neigung, Wunderbares und Anek-
dotenhaftes zu erzühlen vorwirft,
rübmt der zu einem Urtheile com-
petentere Sallust an ihm Gründ-
lichkeit und Sorgfalt.
wi forte. — Um die Zeit
inc di sprüchs (52) schrieb Caesar
ΠΑΡᾺ γεν 7m über den Gall.
facile bei Superlativis (gewühn-
lich) u. superlativen Begriffen, z. B.
vincere p. Quint. 70, Rep. I. 37.
Somn. Scip. 16., supero auch Fam.
V. 8. 4; 192. 1.
Ueber Sis. als Redner vgl.Brut, 228.
δὲ — etiamsi, sonst bei negativem
Hauptsatz (S Ὃ τὰ Aufg. II. 261. 7.
Beispiele : rov. Cons. 18 si es-
sent. illi d. viri, tamen ego Suc-
cedendum non putarem, d. Rep. I.
43 si Cyrus dustissimus fuit vex,
tamen populi illa res non expetenda
fuisse mihi videtur, p. Corn. Balb:
38, p. Flac. 2, de Har. resp. 60, d.
Le Leg. Agr. 2. A. p. Cluent. 126,
$. 174, de opt. gen. dic. 9, d.
Off, 3. 31, Pis. 75, Fam. I. 9. 21; V.12.
1), doch bisweilen auch bei affirm.
LIB. L CAP. 2,3. 87 8... 23
abesset. Qua re tuum est munus hoc, a te exspectatur, nisi
quid Quinto videtur secus.
HI 8. Q. Mihi vero nihil, et saepe de isto eonlocuti su-
mus. Set est quaedam inter nos parva dissensio. ATT. Quae
tandem? Q. A quibus temporibus scribendi capiat exordium.
Ego enim ab ultimis censeo, quoniam illa 510 scripta sunt, ut
ne legantur quidem, ipse autem aequalem aetatis suae memoriam
deposcit, ut ea complectatur, quibus ipse interfuit. Arr. Ego
vero huie potius adsentior. Sunt enim maximae res in hae
memoria atque aetate nostra: tum autem hominis amicissimi,
Cn. Pompei, laudes inlustrabit, incurret etiam in illum memo-
rabilem annum suum: quae ab isto malo praedicari quam, ut
aiunt, de Remo et Romulo. M. Intellego equidem a me istum
Haupts. p. Quint. 78 si sil diceret,
tacito ipso officio quemvis commo-
veret, d. Rep. 1. 43 si Massilienses
summa iustitia reguntur, inest tamen
in ea condicione similitudo servi-
tutis; Acad. prior. 139 si — sequi
velim, nonne ipsa veritas mihi ad-
versetur? — Brut. 200 si praeteriens
aspexerit, si mihil audiverit, tamen
oratorem versari in eo iudicio in-
telleget; Brut. 263; p. Scaur. 41.
quid adverbieller Accusativ, eben-
so nachher mihi.
Cap. Π|. 8 8. aequalis c. Genit.
eine seiner Zeit gleichlaufende d. h.
gleichzeitige Geschichte wie Leg. II.
9 quae vis non modo senior quam aetas
populorum sed aequalis dei, Har.
resp. 37 quod sacrificium tam vetu-
stum est quam hoc quod aequale
huius urbis accepimus, Or. 215. Be-
zóge man aetatis suae auf memoriam,
80 würe aeq. überflüssig.
in hac memoria genügte, wie
nostra memoria Font. 12; nonnullos
memoria nostra mon vitasse Ver. I.
17; vestra et superiorum memoria
tot homines nocentes accusatos esse
scitis Ver. Ill. 64; quod persaepe
et nostra et patrum memoria iudices
non dubitandum putaverunt Vont.
28; nostra patrumque memoria bis
in Sicilia fugitivorum copiae ver-
satae 8unt Ver. III. 125; multi etiam
superiori memoria cives Homani
alias 8e in civitates contulerunt Corn.
B. 28. Für ín würde die Auffass.
von Drüg. Histor. Synt. L p. 488
an unsrer St. passen, ,bei 4» wird |
nicht eine den ganzen Zeitraum
erfüllende, sondern eine einmal oder
wiederholt wührend desselben
bemerkte 'Thatsache bezeichnet",
doch steht in gleichem Falle auch der
blosse Ablat., s. die obigen Beispiele.
(Für i» bei einem Attribut bemerke
flgde Beispp.: (n omn? puncto tempo-
ris Nat. d. II. 94; in ipso iàmmolatio-
nis tempore Div. I. 119; on qua aetate
Brut. 161; £n lla aetate, Lebens-
alter, Brut. 265; in consulatu meo
Phil. 7. 24; in bellis periculosis Phil.
9. 3; ferner — wáührend: inm ommi
memoria Vatin. 33. Leg. 3. 24; in
aeterno praeteriti temporis spatio
Nat. d. 2. 36; in ommi aeternitate
ib. 2. 43; in longa aetate Div. 2. 141;
in hoc spatio Brut. 321; für blossen
Ablat.: adversis casibus 'T'usc. 3. 84:
quarto consulatu suo Fin. 9. 61;
priore consulatu Attic. T. 9. 3; tertio
consulatu Fin. 1. 93; certis sacri-
ficiis ac diebus Leg. II. 19; coti-
dianis epulis Mur. 14; imperio no-
stro Ver. 4, 134; armata civium
dissensione Cael. 70; sommo illo
Acad. pr. 88; superiori ommi ora-
tione Ver. 3. 10; prima petitione
L. Agr. 2.4; proxima mea contione,
Rede, L. Agr. 3. 2; illo iudicio
Cluent. 100; Aoc iudicio Quinct. 8;
(uo 4, Ver. 8. 186; 4. centumvirali
Caec. 53; ommi motu Phil. 7. 18
und regelm. bei actione: prima
actione Flac, 48, cf. Ver. 1. 138;
2. 102; 4. 102; Caecin. 3. binnen:
una hominis vita Rep. II. 2.)
de Hemo et Homulo sprichwórt-
lich, wie wt aiunt zeigt, aber sonst
nicht nachzuweisen.
24 DE LEGIBUS
laborem iam diu postulari, Attice. Quem non recusarem, si
mihi ullum tribueretur vacuum tempus et liberum. Neque
enim occupata opera neque inpedito animo res tanta suscipi
potest. Utrumque opus est, et cura vacare et negotio. 9. Arr.
Quid? ad cetera, quae scripsisti plura quam quisquam e nostris,
quod tibi tandem tempus vacuum fuit concessum? M. Sub-
siciva quaedam tempora incurrunt, quae ego perire non patior,
ut, si qui dies ad rusticandum dati sint, ad eorum numerum
adcommodentur quae scribimus. Historia vero nec institui
potest nisi praeparato otio nec exiguo tempore absolvi, et ego
animi pendere soleo, cum semel quid orsus sum, si traducor
alio, neque tam facile interrupta contexo quam absolvo insti-
tuta. 10.. ATT. Legationem aliquam nimirum ista oratio
postulat aut eius modi quampiam cessionem liberam atque
otiosam. MM. Ego vero aetatis potius vacationi confidebam,
cum praesertim non recusarem quo minus more patrio sedens
in solio consulentibus responderem senectutisque non inertis
grato atque honesto fungerer munere.
vacuum temp. e. lib. | Dieselbe
Verbindung d. Or. 3. 57; Fat. 2;
allein liberum temp. NMabir. perd.
11 (dieselben Stellen beweisen, dass
kein Unterschied der Bedeutung
zwischen beiden Wórtern ist).
cura vacare €t negotio entspricht
in chiastisch. Stell. dem occup.
opera und imped. an. (cf. 8 6).
& 9. quid tibi tandem; tand. folgt
meistens unmittelbar dem Frage-
wort. Dagegen Rep. lll. 48; Nat.
d. L 100; Ver. V. 54; ib. 172. p.
Sul. 80; Hosc. Com. dreimal, 88 8,
19, 39, quid si tandem; Div. 2. 46.
subs. (Herleit. in Klotz Lex.) über-
schüsasige, von den Geschüften er-
übrigte Z. — Nebenstunden.
otiwm (oppos. subsic. t.) dauernde
Gescháüftsfreiheit.
pendere in der Schwebe sein, kei-
nen Ruhepunkt finden, hier in Auf-
regung, unrubig sein, sonst gewóhnl.
von Bangigkeit Tusc. 4. 35; Attic.
8..5..9,. 3b. 14, 123. 14. 25, 16...
(Liv. erweitert diesen Gebrauch des
Genit, und verbindet animi stupere
6 36. 8; territus animi 1. 34. 4 —)
contexo eigtl. telam ; wir in ühn-
lichem Bilde wieder aufnehmen (den
Faden).
810. legatio libera (denn liberam
gehürt zu beiden Nomina) bezeichnet
(vgl. IIL. 9 ἃ. besond. 18) eine
Sic enim mihi liceret
Senatoren oft beigelegte Eigen-
schaft, in der sie unter dem Titel
eines Legaten ohne amtliche Wirk-
samkeit und Vollmacht in den Pro-
vinzen auftraten mit dem Hechte
auf freie Bewirthung und Transport.
Doch bezieht sich der Ausdruck
liber wahrscheinlich auf das Recht,
sich überall hin zu bewegen, wel-
ches wirkliche legati nicht hatten.
Also im Wesentlichen soviel als
zeitweilige Zurückgezogenheit von
Amtsgeschüften.
confid eb am nüml, ehe ich deinen
Vorschlag, eine legatio libera zu
bekleiden, vernommen.
solium der Ehrensessel des pater
familias, auf welchem auch der pa-
tronus den ihn befragenden Klienten
HRechtsbescheide ertheilte (d. Or.
Π|. 133). Dieser Dienst aber pflegte
erst nach dem 60. Lebensjahre, nach
welchem die gesetzliche Befreiung
vom Staatsdienste eintrat (Lange
R. Alterth. I. 8 60. p. 350—51)
ausgeübt zu werden, D meto-
nymischer Ausdruck für: ehrenvolle
usse cf. d. Or. 2. 143 cwm se de
turba et a subselliis in otium soliwm-
qw contulerit. Die Vereitelung der
ier geüusserten Hoffnung durch
die spüteren politischen Ereignisse
wird von Cic. oft beklagt, wie Brut.
8. Off. III. 8 2—3.
LIB. IL. CAP. 3. 4. $ 8—12. 25
et isti rei, quam desideras, et multis uberioribus atque maioribus
operae quantum vellem dare.
IV. 11. Arr. Atqui vereor ne istam causam nemo noscat
tibique semper dicendum sit, e£ eo magis, quod te 1056 mutasti
et aliud dicendi instituisti genus, ut, quem ad modum Roscius,
familiaris tuus, in senectute numeros in cantu remiserat ipsasque
tardiores fecerat tibias, sic tu a contentionibus, quibus summis
uti solebas, cottidie relaxes aliquid, ut iam oratio tua non
multum a philosophorum lenitate absit: quod sustinere quom
vel summa senectus posse videatur, nullam tibi a causis va-
cationem video dari. 12. Q. At mehercule ego arbitrabar posse
id populo nostro probari, si te
Quam ob rem, quom placebit,
uber. atq. major. r.: gemeint sind
die spáter (a. 45—44) auch wirklich
— aber unter dem Einfluss anderer
Umstànde Nat. d. 1. 71—9 — aus-
geführten und herausgegebenen phi-
losophischen Untersuchungen.
Cap. IV. 8 11. causa bezeichnet
nicht die Ursache, der Geschichts.
schreibung sich zu entziehen, son-
dern sich von der politischen
und oratorischen Thàtigkeit
(dem Sinne nach in aetatis vaca-
tioni, nachher a causis vacationem,
enthalten) zurückzuziehen. Ista
aber bezieht sich entweder auf
seine Bereitwillgkeit, dann als
Hechtsberather zu dienen, oder auf
seine Absicht, geschichtliche und
philosophische Werke zu schreiben.
noscat nicht erfahre, sondern —
agnoscere, anerkenne, gelten lasse
cf. Fam. 4. 4. 1; Att. 9. 7. 5.
aliud dicendi genus sc. remissius.
Ciceros Redestil und Vortrag in
seiner Jugend war so feuerig, dass
sein Leben in Gefahr kam (Brut.
313). Eine Milderung des Pathos
trat zuerst dureh Molo (Brut. 316),
weiter durch den Fortschritt der
Jahre ein.
Koscius, der berühmte róm. Ko-
miker, nach dessen, sowie des
ossen Tragikers Aesopus, Vortrag
; sich gebildet (Plut, Leb. d.
Cic. 5), und den er in einer noch
grossentheils erhaltenen Kede ver-
theidigt hat, war der Liebling des
Volkes und mit vielen Vornehmen
(auch Sulla) befreundet. Für Cice-
ros Bewunderung sprechen viele
ad ius respondendum dedisses.
experiendum tibi censeo. M.
Stellen, d. Or. I. 130; ib. 258; Brut.
290. Dieselbe Bemerkung wie hier
findet sich d. Or. I. 2514.
«wmeros — tibias. Die Aufgabe
des Schauspielers in den canticis
bestand nur in dem Geberdenspiel
und pantomimischen Tanz, wührend
der Gesang oder gesangartige Vor-
trag einem Puer überlassen wurde
(Liv. VII. 2. 9—10). 2psas hat nur
dann einen Sinn, wenn das Flóten-
spiel mit der Action des Schau-
spielers und dem gleichzeitigen Ge-
sange nicht zeitlich zusammenfiel,
sondern vorangehend (práludirend)
Takt und Melodie angab. Hiermit
stimmen auch andere Nachrichten,
wie Varr. R. R. I. 2. 16 bei Teuff.
RH. L. 16. 5, Cic. Acad. pr. 20.
relaxare ὦ nach Analogie von
remittere, das mit a (Liv. 6. 24. 10
nihil remittitur a summo certamine
animi) ἃ. ófter mit de u. ex (Beispp.
Klotz Lex.) constr. wird, ebenso 2m-
minuere mit de (d. Or. I. 259, Fam.
V. 5. 1) detrahere mit de ἃ. ex.
Bei relax. wohl das einzige Beisp.
dieser Constr.
8. 12. ius respondere τι. de iwre vesp.
techn. Ausdrücke für die eine der
drei Functionen der éwris consulti,
nümlich respondere, cavere, cf.
8 17 — worm auch das scribere
meist eingeschlossen, bisweilen, wie
Mur. 19, noch als besondere Seite
unterschieden wird — agere (d. Or.
I. 212 ἃ, Piderit Ind. juris consulti),
mit dem Accus. auch Leg. I. 14
(responsitare 1.), M. 29, de Or. 1.
. 198, mit de Brut. 80,
26 DE LEGIBUS
Id * si quidem, Quinte, nullum esset in experiundo periculum.
Set vereor ne, dum minuere velim laborem, augeam atque ad
illam causarum operam, ad quam ego numquam misi paratus
et meditatus accedo, adiungatur haec iuris interpretatio, quae
non tam mibi molesta sit propter laborem, quam quod dicendi
cogitationem auferat, sine qua ad nullam maiorem umquam
causam sum ausus accedere. 19. ATT. Quin igitur ista ipsa
explicas nobis his subsicivis, ut ais, temporibus et conscribis
de iure civili subtilius quam ceteri? Nam a primo tempore
aetatis lur] studere te memini, quom ipse etiam ad Scaevolam
ventitarem, neque umquam mihi visus es ita te ad dicendum
dedisse, ut ius civile contemneres.
M. In longum sermonem me vocas, Attice: quem tamen,
nisi Quintus aliud quid nos agere mavult, suscipiam et, quo-
niam vacul sumus, dicam. Q. Ego vero libenter audierim.
Quid enim agam potius aut in quo melius hune consumam
diem? 14. M. Quin igitur ad illa spatia nostra sedesque per-
gimus? ubi cum satis erit ambulatum, requiescemus, nec pro-
Id*. Der Text zweifelhaft, da ad Scaevolam. | Cicero hat die
weder eine Ergünzung von facerem
wahrscheinlich, noch die Annahme
eines Anakoluthes, wo nullum e. in
exp. per. für das anfangs etwa be-
absichtigte nullius esset periculi ein-
getreten würe, oder eines Hyper-
baton, wo id auf eriundo be-
zogen würde. Urlichs Rhein. Mus.
1878 p. 154 liest: Id quidem si, bei
welcher Wortstellung facerem aller-
dings leichter sich ergünzen liesse.
paratus von der üusseren Vor-
bereitung durch Herbeischaffung
von Beweismitteln, meditatus von
der inneren durch Nachdenken?
Vgl. aber Brut. 139 mulla medita-
tionis suspicio; imparatus semper
aggredi ad dicendum videbatur, sed
ita erat paratus, ut illo dicente iu-
dices non nunquam viderentur non
satis parati ad. cavendum fwisse.
8 13. quin igitur, ebenso I. 14.
ista ipsa sc. quae iuris interpre-
tandi sunt. Also Atticus erwartet
einen systematischen Vortrag über
nlles das, was ein iuris cons. zu
raàthen und zu lehren hatte, sowie
eine nachtrüglich schriftliche Ab-
fassung dieses Vortrages. Cf. 8 14
Ende u, 17 Anfg.
ut ais also war der Ausdruck noch
nicht gelüufig.
erste juristische Bildung von Q. Scae-
vola augur empfangen, nach des-
sen Tode er sich dem pontifex an-
schloss (Lael. 1. 1) Wegen ἃ
primo t. a. muss hier der Augur
verstanden werden. Uebrigens war
Cic. keineswegs fachmünnisch aus-
ara wie er es zu sein hier sich
en Anschein gibt (cf. p. Mur. 28).
sermonem der Sache nach soviel
als Vortrag, aber doch unter Be-
theiligung mehrerer; longum, weil
das ius civ., der Gegenstand des-
selben, umfangreich 1st.
audierim widerspricht der Unter-
scheidung von Haacke (Gramm. stil.
Lehrb. $ 76) ,in der ersten Person
des potentialis bezeichnet das Praes.
die Geneigtheit, das Perf. die Móg-
lichkeit*; ebenso Liv. X. 3. 4 haud
abnuerim mag nicht bestreiten;
VIL. 26. 15 crediderim bin geneigt
zu glauben.
8 14. spatia Spazierweg, Pro-
menade (— Spazierengehen d. Or.
IL 28. Mur. 70) wie silvestribus
spatiis 8 15, nobilitata spatia Fin.
5. 1. 1. Analog ambwlatio. Hier
eine Baumallee lüngs des Fluss-
ufers (15), in welcher sich auch
Rnhebünke zum fBitzen befanden.
LIB. 1. CAP. 4. 8 12—14. 2
fecto nobis delectatio deerit aliud ex alio quaerentibus. Arr.
Nos vero et hac quidem adire si placet, per ripam et umbram.
Set iam ordire explicare, quaeso, de iure civili quid sentias.
M. Egone? summos fuisse in civitate nostra viros, qui id inter-
pretari populo et responsitare soliti sint, set eos magna pro-
fessos in parvis esse versatos. Quid enim est tantum quantum
ius civitatis? quid autem tam exiguum quam est munus hoc
eorum, qui consuluntur? quamquam est populo necessarium.
Nec vero eos, qui ei muneri praefuerunt, universi iuris fuisse
expertis existimo, set hoc civile quod vocant eatenus exercuerunt,
quoad populo praestare voluerunt. [ἃ autem in cognitione
tenue est, in usu necessarium. Quam ob rem quo me vocas
aut quid hortaris? ut libellos conficiam de stillicidiorum ac de
parietum iure? an ut stipulationum et iudiciorum formulas
^08 vero sc. pergamus; hac, auf
diesem Wege, weist auf per ripam
et wmbr. hin, adire sc. ad spatia
illa.
per rip. e. wmbr. s. v. ἃ. per opa-
cam ripam (15), aber sehr auffállig,
weil nach 15 die spatia selber sich
làngs des schattigen Flussufers be-
fanden. Falls die Ueberlieferung
nicht anzufechten, müsste man an-
nehmen, dass die eigentliche Pro-
menade (spatia illa), die sie auf-
suchen, einen besonders gepflegten
Theil des beschatteten Flussufers
bildete , welcher durch Sitzbünke,
Standbilder und Anderes sich von
dem übrigen (Ufer unterscheiden
mochte.
per ripam sc. des Lirisflusses.
Die Villa des Cic. befand sich in
der Nühe des Liris und unweit der
Einmündung des Fibrenus in den-
selben, vgl. II. 1—6 und den bei-
n Plan. Man wird sich am
n den Sachverhalt 80 vor-
stellen: Die drei Freunde waren
von Ciceros Villa in der Richtung
auf Arpinum, d. h. nach $Südost zu
ge en, bis zu der Eiche des Ma-
rius oder noch über diese hinaus.
Dann wurde eine Schwenkung nach
dem Liris (nach Westen) gemacht,
wo sie darauf am Ufer entlang in
nórdlicher Richtung bis zu den eben-
falls am Ufer gelegenen und nicht
mehr weit von der Einmündung
des aus Osten kommenden Fibrenus
entfernten spatia sich begaben. Von
hier setzten sie spáter (II. 1) nach
der Insel des Fibrenus hinüber.
praestare voluerunt — solange
ihr Streben dahin ging, dem Volke
überlegen zu sein. Dies aber er-
langten sie dadurch, dass sie das
allgemeine Naturrecht (aequum) so
wenig wie móglich zur Geltung
kommen liessen und statt dessen an
den oft willkürlichen Formen des
Civilrechtes mit peinlicher Strenge
festhielten. Indem deren Kenntniss
nur den Adligen zugünglich, dem
Volke aber verschlossen war, blieb
dieses von jenen abhángig. Diesen
Tadel spricht Cic. oft aus, z. B. s. p.
Mur.25 erant in magna potentia qui
consulebantwr , a quibus etiam dies
tanquam a Chaldaeis petebantur
und die folgende ergetzliche Schil-
derung; Leg. Il. 47.
in cognitione. In berührt sich
Ofter mit dem Abl. limit,, wie
Brut. 303 erat in verborum splen-
dore elegans, behált aber localen
Sinn: zeigt sich auf dem Gebiete
der Erkenntniss, der Theorie, ge-
ringfügig (dasselbe Urtheil Mur. 25),
auf dem der Praxis nothwendig.
Cf. 3. 98.
libellos geringschützig, wie libra-
rioli (8 1). ;
stilic, pariet. | Lieblingsbeispiele
des Cic. zum Ausdruck der Gering-
fügigkeit der Jurisprudenz, Or. 72,
Leg. 11. 47, Mur. 22. Zur Orien-
. tirung über die Sache mag Folgendes
dienen: Bestand zwischen zwei
9g DE LEGIBUS
componam? Quae et scripta a multis sunt diligenter et sunt
humiliora quam illa quae a nobis exspectari puto. V. 15. Arr.
Atqui, si quaeres, ego quid exspectem, quoniam scriptum est
a te de optimo rei publicae statu, consequens esse videtur ut
scribas tu idem de legibus.
Sic enim fecisse video Platonem
illum tuum, quem tu admiraris, quem omnibus anteponis,
quem maxime diligis.
M. Visne igitur, ut ille Cretae cum
Clinia et cum Lacedaemonio Megillo aestivo, quem ad mo-
Nachbarhüusern eine gemeinsame
Scheidewand, so war das Eigen-
thumsrecht beider Nachbarn dahin
beschrünkt, dass keiner von beiden
zu baulichen Zwecken die gemein-
same Wand mniederreissen konnte,
ohne für den Schaden des anderen
haftbar zu werden. |Hein, Privatr.
d. Róm. p. 215, 2. Aufl) Baute
der eine von beiden sein Dach über
die gemeinsame Wand in den Luft.
raum des andren hinein, was er
durfte, so war er der einschrünken-
den Bedingung unterworfen, das
Wasser nicht in des Nachbars
Grundstück hinüberfallen zu lassen
(stilicid.. Wein p. 205 —6 Anm.
(ein Fall der Art Top. 24).
stipulatio ist ein Vertrag, ge-
schlossen durch eine .bestimmte
mündliche Frage des Creditor und
eine der Frage genau entsprechende
Antwort des Debitor, durch welche
dieser dem ersten ein Forderungs-
recht gewührt (Rein 659 fl) Die
Frage enthielt immer die Worte
(dari, fieri, praestari) spondes? Die
Antwort ebenso (dari, f., p.) spondeo
od, promitto. Der Arten aber gab
es sehr viele: totidem genera, quot
rerum. contrahendarum.,
iudiciorum formulae sind die so-
lennen Worte und Gebrüuche, deren
man sich bei Anstellung einer legis
actio (d. h. Verfahrens, sein strei-
tiges Hecht geltend zu machen
Hein p. 886) zu bedienen hatte, wo-
bei das geringste Versehen den Ver-
lust des ganzen Prozesses nach sich
zog. Eine solche legis actio in Be-
zug auf Eigenthumsrecht (vindi-
catio) wird Mur. 26 ausführlich
mitgetheilt.
scripta a multis. Das erste der-
artige Werk war von Cn. Flavius,
ehemals Sekretür des Ap. Claudius
Caecus, spüter, a. 304, aedil. curulis
verfasst, ius Flavianum genannt,
worüber Liv. IX. 46, d. Or. I. 186,
Mur. 25 u. Pid. Ind. d. Or.
Cap. V. 8 15. Cic. verfasste im
J. 54 nach dem Vorbilde von Plato
ein Werk über den Staat in dia-
logischer Form, dessen RednerScipio
Aemilianus, Laelius, Mummius und
andere waren. Es umfasste 6 Bücher,
von denen aber nur die ersten zwei
mit annühernder Vollstündigkeit auf
uns gekommen sind.
Sic en. Denn Plato liess auf sein aus
10 Büchern bestehendes Werk περὶ
πολιτείας ein 12 Bücher umfassendes
περὶ νόμων, die beide vollstündig er-
halten sind, folgen. Das Platonische
Gesprüch περὶ νόμων ist unter 3
Personen, einen Athener, einen Kre-
ter (Klinias) und einen Lacedümonier
vertheilt, deren Unterhaltung sich
auf einer Wanderung aus Cnossos
nach dem Tempel und der Grotte
des Zeus entspinnt. Unter dem
Athener, dessen Name nicht genannt
wird, verbirgt Plato, wie auch Cic.
hief annimmt, sich jedenfalls selber.
(Die handschriftliche Lesart Crete
cum Clinia kaun nicht richtig sein,
denn diese Anastrophe der Prüpo:
sition ist erst von Tacitus in die
Prosa eingeführt, s. Nipperdey zu
Tac. Annal. II. 60 ἃ. Dráger Ta-
citeisch, Spraehgebr. 8 225. δ.)
Lac. M. Die Apposition, wie
auch sonst oft (Ponticus Heraclides
Tusc. 5. 8; Nat. d. I. 34, zur Unter-
scheidung; aber nicht immer 80 z. B.
Leg. 3. 14; Leontinus Gorgias Fin.
2. 1. Stoicus Diogenes Acad. pr. 137;
Lacedaemonius Pausanias Top. 75),
steht nachdrücklich voran, weil
Megillos in dem Gesprüche die An-
sichten seines Volkes vertritt. Vgl.
z. II. 41.
πὴ τ BAD-L.5.8144—17. ὁ 99
dum describit, die in cupressetis Gnosiorum et spatuüs sil-
vestribus, erebro insistens, interdum adquiescens, de institutis
rerum publiearum ae de optimis legibus disputavit, sic nos
inter has procerissimas populos in viridi opacaque ripa inam-
bulantes, tum autem residentes quaeramus isdem de rebus
aliquid uberius quam forensis usus desiderat? 10. ATT. Ego
vero ista audire cupio. M. Quid ait Quintus? Q. Nulla de re
magis. M. Et recte quidem. Nam sie habetote, si ullo in
genere disputandi, in hoc ista patefieri, quid sit homini a natura
tributum, quantam vim rerum optimarum mens humana conti-
neat, cuius muneris colendi efficiendique causa nati et in lucem
editi simus, quae sit coniunctio hominum, quae naturalis soci-
etas inter ipsos. His enim explicatis fons legum et iuris in-
veniri potest. 17. ATT. Non ergo a praetoris edicto, ut plerique .
nunc, neque a XH tabulis, ut superiores, set penitus ex intima
philosophia hauriendam iuris disciplinam putas. M. Non enim
id quaerimus hoc sermone, Pomponi, quem ad modum cavea-
mus in iure aut quid de quaque consultatione respondea-
mus. Sit ista res magna, sicut est, quae quondam a multis
claris viris, nunc ab uno summa auctoritate et scientia
sustinetur, set nobis ita complectenda in hac disputatione tota
8 16. disputandi der Philosophie,
ebenso hunc civilem in disputando
locum Leg. 3. 14.
$ 17. a praetoris edicto. Neben
den Gesetzen galt als eine wichtige
Quelle des róm. Rechts das edictum
praetorium, welches nur dadurch
Gesetzeskraft erhalten konnte, dass
es von den immer folgenden Prà-
toren angenommen und beibehalten
wurde (edictum tralaticium, per-
petuwm). Zunüchst diente es nur
dazu, die bestehenden Gesetze zu
erklüáren resp. die besonderen Fülle
unter dieselben unterzuordnen, An-
weisungen zur Ausführung derselben
zu geben u. 8. w., schritt aber mit
der Zeit dazu vor, die Gesetz-
gebung theils zu modificiren, theils
zu erweitern und zwar in dem Sinne,
dass es den Geist der Gesetze und
die Billigkeit (aequum bonum) gegen
den starren Buchstaben zur Geltung
brachte, Im Gegens. zu dem ius
civile im engern Sinne — vgl. zu
I] 46 — (ius strictum) hiess das
daraus hervorgegangene Recht ws
honorarium.
XII Tff. die Hauptquelle des ge-
schriebenen Rechte. Eine andere
wichtige Rechtsquelle, das Gewohn-
heitsrecht, wird hier übergangen.
non enim vgl. 8 5.
cavere (cf. $ 12) heisst ein Rechts-
geschàft vorsichtig und mit den
nóthigen Sicherungsmitteln d. h.
strenger Beobachtung der gültigen
Formen abschliessen.
ab wno jedenfalls auf den grossen
Juristen jener Zeit, Servius Sulpi-
cius (Cons. 51) zu beziehen, gegen
den Cic. die Rede pro Murena hielt,
obwohl er sonst auf freundlichem
Fusse und im Briefwechsel mit ihm
stand. (Vgl. über ihn zu II. 47 ἃ.
Rein, R. Civr. p. 56.)
in hac disputatione comp. Ortlich
&t. bloss. Abl. cf. d. Or. I. 22 com-
plectar in his. libris; ühnlich con-
tineri in enthalten sein, neben bloss.
Abl., wie Verr, II. 118 ewm in commu-
nibus iniuriis totius provinciae Sthe-
nii quoque causa contineretur. Dass
der Abl. nicht stehen muss, wenn
der Inhalt eines Werkes bezeichnet
wird (Süpfle, Prakt. Anl. I. 8 146.
71 y), beweisen noch folgende
Stellen: quae de optima re p. sentire-
mus, im ser libris ante dimimus
" Leg. 3. 4; oratio, in qua auctoritas
30 DE LEGIBUS
causa est universi iuris ac legum, ut hoc civile quod dicimus
in parvum quendam et angustum locum concludatur. Natura
enim iuris explicanda nobis est eaque ab hominis repetenda
natura, considerandae leges, quibus civitates regi debeant, tum
haec tractanda quae composita sunt et descripta iura et iussa
populorum, in quibus ne nostri quidem populi latebunt quae
vocantur 1ura civilia.
VI. 18. Q. Alte vero et, ut oportet, a capite, frater, repetis
quod quaerimus, et qui aliter ius civile tradunt, non tam iu-
stitiae quam Llitigandi tradunt vias.
ac potius ignoratio iuris litigiosa est quam seientia.
Nunc iuris principia videamus.
posterius.
M. Non ita est, Quinte,
Set hoc
Igitur doctissimis viris proficisci placuit a lege, haud scio
an recte, si modo, ut idem definiunt, lex est ratio summa 1in-
sita in natura, quae iubet ea, quae facienda sunt, prohibetque
ornatur senatus, quo pro ordine illa
dicuntur Brut. 164; litteras misit,
in quis — folgt der Inhalt Jug. τὸ. 5.
causa Gegenstand, Frage.
descripta abgegrenzt, abgesteckt,
abgetheilt in Bezug auf die ver-
schiedenen Stünde und Glieder des
Staates cf. II. 11.
Natwra enim flg. Inhaltsangabe
des ganzen Werkes a. Natura iuris
Inh. des erst. Buches, b. leges, qui-
bus — regi debeant, tum haec quae
composita sunt — iura : diese beiden
Materien sind nicht auf verschiedene
Bücher vertheilt, sondern wie das
2. und die Schlussbemerkung des
3. Buches zeigt, in der Weise ver-
knüpft, dass die von Cic. aufgestell-
ten Gesetze den ersten Theil, eine
Uebersicht der wichtigsten Gesetze
des róm, und einiger anderen be-
deutenden Staaten deu letzten Theil
eines jeden Buches bildet.
ne — quidem ohne descensio ad
minus — auch nicht, cf. Madv. d.
Fin. Excurs. III.
Cap. VI. 8ξ 18. ac potius son-
dern vielmehr, oft so nach einer
Negation Offic. I. 68 nec vero im-
peria expetenda ac potius aut. mon
accipienda; Hor. Ep. II. 2. 197 distat
enim spargas tua prodigus an neque
sumptum invitus facias neque plura
parare labores ac potius — grato
fruaris tempore raptim; Sat. I. 1.
109; ebenso potiuwsque Offic. IL. 92
non ercludentes ab rei suae usu
$u0s potiusque et amicie imperiientes,
Fin. L 51; οὐ potius Off. III. 32.
Aehnlich blos ac: Fam. V. 12, 2. non
te exspectare ac tempus adripere. Cf.
Seyff. Pal. Mat. 1I c. III. 8 16.
Im Folgenden schliesst sich Cic.
ganz den Lehrsützen der Stoiker
an, wenngleich Anklünge daran
schon bei Plato und Aristot., aus
denen ja auch die Stoiker geschópft
haben, zu finden sind. (Die An-
nahme, dass Cic. auch den Inhalt
dieser Schrift dem Plato entlehnt
habe, widerlegt er selber IT. 17.)
Schon Plat. bezeichnet das Gesetz
als die Vertheilung oder Festsetzung
der Vernunft τοῦ vov διανομήν Leg.
IV. p. 714 A, Arist. als die reine,
leidenschaftslose Vernunft ἄνεν
ὀρέξεως νοῦς ὁ νόμος ἐστίν Pol. 3. 16
(p. 1287). Doch erst bei den Stoikern
wird es bestimmter so gefasst, dass
es die allgemeine (hóchste) die
ganze Natur durchdringende (insita
in natura) Vernunft sei, welche
wiederum mit Vorsehung (πρόνοια),
Verhüngniss (εἱμαρμένη), Gott (ϑεός,
Ζεύς) identifizirt wird, cf. Zeller
Phil. d. Griech, ΠῚ. Th. 1. Hàálfte
. 12 flg., Nat. d. I. 36 ἃ. 39, erst
dort wird der Begriff so geprügt,
dass er gleichsam die Züge des
Pantheismus, der ja auch aus der
folgenden ganzen Eróürterung des
Cic. hervorleuchtet, erkennen lüsst,
erst dort wird dieser Begriff grund-
legend für den gesammten Bau
der Staatslehre. Die hieran sich
knüpfende Schlussfolgerung zeigt
EH T BEP. 5.6.-8 17—19. at
contraria. Eadem ratio cum est in hominis mente confirmata
et confecta, lex est. 19. Itaque arbitrantur prudentiam esse
legem, cuius ea vis sit, ut recte facere iubeat, vetet delinquere,
eamque rem ill Graeco putant nomine a suum cuique tribu-
endo appellatam, ego nostro a legendo. Nam ut illi aequitatis,
sie nos delectus vim in lege ponimus et proprium tamen
utrumque legis est. Quod si ita recte dicitur, ut mihi quidem
plerumque videri solet, a lege ducendum est iuris exordium:
ea est enim naturae vis, ea mens ratioque prudentis, ea iuris,
atque iniuriae regula. Sed quoniam in populari ratione omnis
nostra versatur oratio, populariter interdum loqui necesse erit
et appellare eam legem, quae scripto sancit quod vult aut iu-
eine gewisse Ungenauigkeit der
Form. Die Frage ist: Was ist Ge-
setz? Antwort: Die hóchste all-
waltende Vernunft. Ist nun die
menschliche Vernunft zur Voll-
kommenheit ausgebildet, so unter-
scheidet sie sich nicht von der all-
gemeinen Vernunft. Folglich ist
das Gesetz auch dasselbe wie die
vollkommene menschliche Vernunft.
Die vollkommene menschliche Ver-
nunft aber nennt man Klugheit
iech. φρόνησις). Also ist das
resetz dasselbe wie Klugheit. Cic.
aber vertauscht unter der Hand
Subj. und Prádicat. Wiührend die
Frage ist: Was ist Gesetz? wird
erklárt, was die vollkommene
menschliche V ernunft, was die Klug-
heit sei und zwar in dem Sinne,
dass Klugheit ein Gesetz sei, welche
das Gute zu thun und das Schlechte
zu lassen befehle (legem , cuius ea
vis sit, μὲ recte facere iubeat etc.).
Der Sache nach macht es freilich
keinen Unterschied, da Klugheit
und Gesetz sich begrifflich decken.
(V εἰ. 8 ὅ8.)), Nachher (8 19) findet
sich denn auch wieder die um-
p und für den vorliegenden
weck richtige Fassung: ex est
mens ratioque prudentis.
confirmata et confecta; conf. voll-
stándig ausgebildet, (sodass die Bahn
der Entwicklung zurückgelegt ist;
die Aenderung in perfecta micht
nóthig) und gefestigt. Erst die
Festigkeit bezeichnet die hóchste
Stufe der Vollendung. Denn wie
Aristot. in der Nikom. Ethik B. VII.
ausführlich darthut, kann die er-
langte Tugend durch die zeitweilig
wieder auflebende Gewalt der schon
unterworfenen Sinnlichkeit erschüt-
tert werden, ein Zustand, den er
mit ἀκρασία, s. Cap. 2 u. flg. —
verschieden von ἀκολασία — be-
zeichnet und zwar entweder durch
Ueberraschung (Zust. der προπέτεια)
oder Ueberwindung (Zust. der ἀσϑέ-
νειαὶ) S. Cap. 8. Dann fehlt mit der
Festigkeit noch die hóchste Stufe
der Vollendung. Demnach scheint
hier ein Hysteronproteron vorzule-
gen. Doch ist anderseits auch die
Vollendung erst das Hesultat der
Festigkeit und diese somit ein Theil
jener; wie hier auch I. 27 confirmat
rationem et perficit.
8 19. Graeco nomine: νόμος von
νέμειν. mostro: lex won legere in-
sofern die Wahl dessen, was wir
thun sollen,des Rechten vor dem Un-
rechten, vom Gesetze bestimmt wird
(cf. II. 11). Doch ist diese Etymo-
logie unrichtig. Legere ist s. v. a.
λέγειν Sagen, somit lex Ansage, An-
kündigung, Geheiss.
plerumque solet Pleonasmus, wie
Top. 100 quod saepe venditores
solent; Rep. 1. 34 persaepe te
disserere solitum.
naturae vis oben ralio insita in
naiwra; Talioque prudentis oben
prudentia; iuris atq. ini. reg. oben
delectus.
popul, ratione wir: Gebiet, Gegen-
stand, Frage (wie 8 17 causa); eben-
80 Cat. 2. 9 ut eius diversa studia
in dissimili ratione perspicere pos-
$itis, und mehr bei Nügelsb. Stil.
8 63. 1.
39 DE LEGIBUS
bendo aut vetando, ut vulgus appellat. Constituendi vero iuris
ab illa summa lege capiamus exordium, quae saeclis omnibus ante
nata est quam scripta lex ulla aut quam ommnino civitas con-
stituta. 20. Q. Commodius vero et ad rationem instituti sermonis
sapientius. M. Visne ergo ipsius luris ortum a fonte repeta-
mus? quo invento non erit dubium quo sint haec referenda,
quae quaerimus. Q. Ego vero ita esse faciendum censeo. ArTT.
Me quoque adsceribito fratris sententiae. M. Quoniam igitur
eius rei publicae, quam optumam esse docuit in illis sex libris
Scipio, tenendus est nobis et servandus status omnesque leges
adcommodandae ad illud civitatis genus, serendi etiam mores
nec scriptis omnia sancienda, repetam stirpem juris a natura.
qua duce nobis omnis est disputatio explicanda. ATT. lHec-
tissime, et quidem ista duce errari nullo pacto potest.
VIL 21. M. Dasne igitur hoe nobis, Pomponi — nam
Quinti novi sententiam —, deorum immortalium vi, natura,
ratione, potestate, mente, numine, sive quod est aliud verbum
quo planius significem quod volo, naturam omnem regi? Nam
8 20. fonte die Quelle zur Er-
kenntniss dessen, was Gesetz (des
Vernünftigen), ist die Natur, wie
gleich bemerkt wird (stirpem a na-
tura).
docuit — Scipio: Rep. I. 69 e tri-
bus primis generibus (nàml. regnum,
optimatium dominatus, populi im-
perium) longe praestat regium, regio
autem ipsi praestabit id, quod erit
aequatum εἰ temperatum ez tribus
optimis rerum publicarum | modis.
Ebenso — was den Vorzug der
gemischten Verfassung betrifft —
urtheilten die Stoiker cf. Zeller III.
1. p. 176 a. E., auch Plato in den
Gesetzen IV. p. 712 e meint dies,
wührend er in seiner Republik die
aristokratische Verfassung, in wel-
cher die Philosophen an der Spitze
stehen, vorgezogen hatte. Aristo-
teles dagegen erklürt an einer Stelle
(Nikoin. Eth. 8. 12 Anfg., womit
auch Pol. IV. 2. p. 1289 stimmt)
die kónigliche, an einer anderen
Pol. HII. 15 (αἱρετώτερον ἄν εἴη ταῖς
πόλεσιν ἀριστοκρατία βασιλείας) die
aristokratische für die beste. Die
Lósung dieses Widerspruches findet
Zeller II. 2. p. 568 darin, dass mit
der letzten Ansicht Arist. sich mehr
auf den praktischen, mit der erste-
ren δὰ den idealen Standpunkt ge-
stellt habe. Mit dieser Ansicht von
der Vorzüglichkeit der gemischten
Verfassung stimmt es übrigens über-
ein, dass Plato von den vorhandenen
Verfassungen die spartanische und
kretische (Leg. 4. p. 412 d— e), Cic.
die rómische am hóchsten stellte.
serere eine uns fremde Metaphora,
ebenso rem publicam s. Rep. 1]. 5;
leges 'Tusc. I. 31.
natura, qua duce echt stoischer
Grundsatz, cf. d. Fin. III. 26, wie
diesen ja auch die Glückseligkeit
in ἀκολούϑως τῇ φύσει ξὴν (Zell.
1Π. 1. p. 126, u, Fin. a. ἃ. O.) bestand.
Cap. VII. $8 21. deorum immort.
vi naturam ommem regi —. Wozu
dieses Zugestündniss gemacht wer-
den soll, leuchtet aus der folgenden
Darstellung des Cic., die an mehr-
facher Unklarheit leidet, nicht her-
vor. Der 8 23 geführte Beweis von
einer Rechtsgemeinschaft zwischen
Góttern und Menschen gelingt auch
ohne dies Zugestündniss. Nur für
den Absatz: si vero flg., der eine
Bestütigung des schon erbrachten
Beweises enthült, wird von diesem
Zugestündnisse Gebrauch gemacht.
Ich glaube den Grund darin finden
zu müssen, dass Cic. aus seinen
Quellen, den benutzten Schriften
der Stoiker, nur Einiges flüchtig
herausgeschópft, Manches, was zur
Sache gehórt und des Zusammen-
LIB. τ CAP. 6. 7. 8 19—21. 33
si hoc non probas, ab eo nobis causa ordienda est potissimum.
ATT. Do sane, si postulas: etenim propter hune concentum
avium strepitumque fluminum non vereor condiscipulorum ne
quis exaudiat. M. Atqui cavendum est. Solent enim, id quod
virorum bonorum est, admodum irasci, nec vero ferent, si
hangs wegen nóthig ist, aber aus-
gelassen habe, wie ja auch in an-
deren seiner Werke vorgekommen
und für de finibus in mehreren
Füllen von Madvig unwiderleglich
dargethan ist. Die Stoiker scheinen
eine Rechtsgemeinschaft zwischen
den Góttern und Menschen durch
drei Gründe erwiesen zu haben:
1) weil die Menschen von Gott die
Gabe der Vernunft empfangen liaben
und somit durch Dankbarkeit an
Gott gebunden und in ein Rechts-
verháltniss zu ihm gesetzt sind;
2) weil die Menschen mit Gott resp.
den Góttern eine Staatsgemein-
schaft bilden (S 23, erste Hàlfte);
3) weil sie — durch Verwandtschaft
— eine Familie mit ihnen bilden
(823 zu Ende). Nur für den ersten
Beweis ist die Voraussetzung einer
-góttlichen Vorsehung, die Alles leitet
und Alles schafft, nóthig; dieser Be-
weis ist hier aber nicht ausgeführt,
wird jedoch gewissermassen Cap.
$—9 in einem anderen Zusammen-
hang wieder aufgenommen. Eine
andere Unklarheit liegt darin, dass
Cic. zwischen dem Plural dei und
dem Bing. deus nicht streng genug
unterscheidet, obwohl die dei nach
$ 23 von dem deus supremus et
praepotens verschieden und ebenso
wie die Menschen ihm unterwor-
fen sind. Hier würde es wegen
des daraus gezogenen Schlusses:
praeclara icione hominem a deo
supremo generatum. esse genauer dei
statt deorum heissen. ^ Dasselbe
Schwanken bemerkt man auch nach.
her: homini cwm deo rationis socie-
tas und lege homines cum dis con-
sociati putandi sumus, sowie auch
an anderen Stellen z. B. Nat. d. II.
Eo 80,
arum aber war es nóthig, um
Gesetze und Hecht für den Staat
der Menschen zu finden, eine Rechte-
emeinschaft zwischen Gott und den
enschen nachzuweisen, wie das
Cicero de legibus,
Cic. jedenfalls im Anschluss an die
Stoiker hier gethan? Deswegen,
weil einen Theil der Staatsgesetz-
gebung die Einrichtung des Cultus
bildet, die nur auf ein Rechtsver-
háltniss zwischen Gott und den
Menschen gegründet werden kann.
Die Erfüllung unserer Pflichten ge-
gen Gott, die Frómmigkeit, er-
scheint also dem Cic., der Auffas-
sung der Stoiker gemáss (vgl. Zeller
IIL 1. p. 173, Anm.), als eine Spe-
zies der Gerechtigkeit.
In Betreff des Zweifels, den die
hier an Atticus gerichtete Frage
andeutet, ob dieser den Inhalt der-
selben zugeben werde, muss man
berücksichtigen, dass Atticus ein
Epikureer war. Bekanntlich aber
dachten sich die Epikureer die
Gótter in ewiger Ruhe und ohne
ale Einwirkung auf die mensch-
lichen Angelegenheiten, indem sie
annahmen, dass eine solche die
Glückseligkeitderselben beeintràch-
tigen müsste. Atticus bequemt sich
auch nur widerwillig und mit Vor-
behalt (si postulas) zu dem ge-
wünschten Zugestündniss (sane in
dem gewóhnlich concedirenden
Sinne: immerhin).
fliwninwm des Liris ἃ. Fibrenus
(od. abstract.: Stróüómungen?).
irasci, die Heftigkeit der Polemik
der Epikureer (cf. Nat. d. I. 93—94;
Tusc. IIL 38 senex ille acriculus)
sowie ihre eifersüchtige Verehrung
ihres Meisters (d. Fin. I. 14; 32 —
wozu Madv. —; 71; Nat. d. I. 85;
δὰ 5. 3; Leg. 3. 1) verspottet Cic.
oft.
adinodum nicht selten bei Verbis,
hauptsüchlich denen des Affects u.
verwandten Begriffes: delectari Rep.
8. 42; Leg. 2. 17; 62; d. Fin. 2. 3;
Brut. 265 (Act.); gaudere Leg. 2. 5;
diligere Brut. 266 ; mirari Caecin. 65;
probare Wep. 5. 11; Acad, pr. 16;
Kep. 1, 34; mentiri Off. 1, 150; pro-
desse Mur. 38; tenere Off. 1. 110;
3
34 DE LEGIBUS
audierint te primum caput viri optimi prodidisse, in quo scripsit
nihil curare deum nec swi nec alieni. 22. ATT. Perge, quaeso:
nam id, quod tibi concessi, quorsus pertineat expecto. M.
Non faciam longius. Huc enim pertinet, animal hoc providum,
sagax, multiplex, acutum, memor, plenum rationis et consilii,
quem vocamus hominem, praeclara quadam condicione genera-
tum esse a supremo deo. Solum est enim ex tot animantium
generibus atque naturis particeps rationis et cogitationis, quom
cetera sint omnia expertia. Quid est autem, non dicam in
homine, sed in omni caelo atque terra, ratione divinius? Quae
quom adolevit atque perfecta est, nominatur rite sapientia.
mit non: delectari Lael. 49; flagi-
tare Fin. 1. 15; exspectare Ac. pr. 2;
aspernari Ac. pr. 148; vituperare
Off. 1. 151.
nec vero und fürwahr nicht, cf.
IL. 13.
caput Satz cf. Acad. pr. 101 ex
uno Epicuri capite; ib. 88 quattuor
sunt capita ἃ. zu 11. 53.
$ 22. quem vocamus hominem.
Vgl. Seyff. Gr. $ 141 ,nicht richtet
sich das Relativ nach dem Prüdi-
catssubstantiv, wenn bei dem Subst.
das pron. determ. is od, pron. in-
finitum gesetzt oder zu denken ist:
animal quod hominem | vocamus",
Darnach müsste hoc hier nicht aufs
Relativ hinweisen, sondern der Re-
lativeatz nachtrüglich zur Erklü-
rung hinzugefügt sein; ebenso
müsste man erklüren: mescio quam
illam wmbram, quod appellant ho-
nestum d. Fin. 1. 61. Aber Liv. 7.
20. 5 ne appellarent consilium, quae
vis ac mecessitas appellanda esset
muss jedenfalls id ergünzt werden.
Vgl. G. T. Krüger Gramm. d. L.
Spr. $300, Anm. 3 u. zu Leg. II. 11.
non dico, nom dicam gewóhnlich
in der descensio ad minus (cf. Madv.
461 b. A. 2) deutsch: ich will nicht
sagen -— sondern nur, aber wenig-
stens, z. B. (sondern nur) an explora-
tum cuiquam potest esse, quo modo se
hoc habiturum sit corpus, non dico ad
annum sed ad vesperum d. Fin. 2. 92;
vgl. Fin. 2. 215; Lael. 48; Pis. 10;
ib. 30; ib. 53 (quis tibi non dicam
horum civium sed tuorum legatorum
obviam venit); ib. 75; p. red. in
sen. 1; har. resp. 18; Planc. 81;
ib. 102; Mil. 34; Div. 2. 299; Marc. 4;
und mit umgekehrter Stellung — cf.
Halm — Mil. 33; (aber wenigstens)
Fin. 2. 94; Cluent. 182; auch mit
certe Pis. 23; Plane. 78; dagegen
an dieser Stelle, wie auch an einigen
anderen — waàs ich noch von Kei-
nem angemerkt gefunden habe —
ist dieser Ausdruck steigernd (in
der adscemsio ad maius). Vgl. quid
si haec non dico maiora fuerunt in
Clodio quam in Milone sed (s. so-
gar) in illo mazima, nulla in hoc
Mil. 35; wt id agatur, licueritne εἰ
facere, quod fecit, am vero, non di-
cam, nom licuerit, sed mefas fuerit
Corn. B. 10; crebris usurpare ser-
monibus soleo mom disiunctissimas
terras citius passibus cuiusquam po-
tuisse peragrari quam wis mon di-
cam cursibus sed victoriis lustratae
sunt Marc. 5; Homam vero ipsam
o familiae non Calpurniae sed Cal-
ventiae neque huius urbis sed. Pla-
centini municipii meque paterni ge-
neris sed braccatae cognationis de-
decus Pis. 53; auch mit ipse: poe-
nam mon dico legum, quas saepe
perrumpunt, sed ipsius turpitudinis,
quae acerbissima est, mom vident
Off. 3. 36. Wie also non modo bis-
weilen für mon dico (cf. Madv.
a. &, Ὁ.) gebraucht wird, so ergibt
sich das Umgekehrte auch für non
dico. Was den Unterschied des
Indic. u. Conjunct. betrifft, so be-
merkt darüber Süpfle Uebgsb. III.
St. 148. A. 3: mon dicam drückt
dasselbe wie ^on dico, nur beschei-
dener, zurückbaltender aus: ich
will grade nicht sagen.
sapientia (σοφία) ist die Voll-
LIB. I. CAP. 7. $ 21—23. 35
23. Est igitur, quoniam nihil est ratione melius eaque est et
in homine et in deo, prima homini cum deo rationis societas.
Inter quos autem ratio, inter eosdem etiam recta ratio est com-
munis. Quae cum sit lex, lege quoque consociati homines cum
dis putandi sumus. Inter quos porro est communio legis, inter
eos communio iuris est. Quibus autem haec sunt inter eos com-
munia, ei civitatis eiusdem habendi sunt. Si vero iisdem
imperiis et potestatibus parent, multo iam magis. Parent
autem huie caelesti descriptioni mentiqüe divinae et prae-
potenti deo, ut iam universus hie mundus una civitas sit
communis deorum atque hominum existimanda. Et quod m
civitatibus ratione quadam, de qua dicetur idoneo loco, aszna-
tonibus familiarum distinguuntur status, id in rerum natura
endung der theoretischen Erkennt-
niss, wie prudentia die der prak-
tischen Einsicht,
8 23. putandi sumus gegen F.
Schultz Gramm. 8 392. 2: , wenn
zugleich der Infin. durch ein Par-
ticip mit oder ohne esse gebildet
ist, so muss in den mit den Par-
ticipien des Passivs zusammen-
gesetzten Zeitformen von dicor u. s. w.
die unpersónliche Construction ge-
braucht werden." Auch ist das in
der That um nichts auffálliger, als
wenn das Prádieatsnomen ein Ad-
jectiv ist, wie Nat. d. 1. 24 dei
membra partim ardentia partim re-
frigerata dicenda sunt.
inter eos im reciproken Sinne
auffalig statt des sonst gebráuch-
lichen inter se, inter ipsos (Hand
Tursel. III. p. 398—99), aber von
Haase zu Reisig A. 374 in Schutz
genommen.
descriptio Abgrenzung der be-
sonderen Aufgaben eines jeden
Theiles, Organisation cf. 8 17 u.
ΠῚ. 5.
quod Adv. wenn, dass: die That-
sache, dass — unterschieden werden,
zeigt sich in der Natur cett. — quod
fit. in. civitatibus, μὲ agnationibus
familiarum status distinguantur, id
— oder: in c. a. familiarum
distinctio etur, ea àn r. m. t. e.
magnificentior. Das adverbielle quod
wird frei hier mit id aufgenommen.
ratione quadam: nach einer ge-
wissen, ffáher anzugebenden Weise,
Rechnung (in der Weise, dass nicht
blos die Sóhne und Tóchter, son-
dern auch die Kinder der Sóhme,
aber nicht die der verheiratheten
Tóchter, durch agnatio mit dem
pater fam. und seinen Angehórigen
verbunden waren und dieselbe Fa-
milie bildeten). Wollte man, was
weniger passt, aus einem gewissen
Grunde übersetzen, so kónnte man
an Eigenthums- od. sonstige Rechts-
übertragungen denken.
idoneo loco in dem Buche, wel-
ches über das Civilrecht han-
deln, insbesondere in dem Theil,
der s&ich auf das Familienrecht be-
ziehen sollte.
Siatus familiae — denn fami-
liarum. gehórt zu status —
steht dem st. libertatis u. civitatis
gegenüber «und bezeichnet nicht
blos die Stellung in einer Familie,
z. B. ob filius od. pater familias,
sondern auch die Stellung, welche
man in der Gesammtzahl der Fa-
milien einnimmt, d. h. welcher Fa-
milie man angehürt. Somit ist der
Sinn des ganzen Satzes kurz der:
wie in den Staaten durch die
Summe der agnatií Familien gebil-
det werden (eigtl von einander
unterschieden werden), so muss
man auch die Gótter und Menschen,
welche agnati des einen, hOchsten
Gottes sind, zu einem PFamilien-
verbande (Geschlechtsgemeinschaft :
gens) rechnen.
3
36 DE LEGIBUS
tanto est magnificentius tantoque praeclarius, ut homines deo-
rum agnatione et gente teneantur.
VIIL 24. Nam cum de natura omni quaeritur, disputari
solet — et nimirum ista sunt, ut disputantur — perpetuis
cursibus conversionibusque caelestibus exstitisse quandam ma-
turitatem serendi generis humani, quod sparsum in terras atque
satum divino auctum sit animorum munere, quomque alia qui-
bus cohaererent homines e mortali genere sumpserint, quae
fragilia essent et caduca, animum esse ingeneratum a deo. Ex
quo vere vel agnatio nobis cum caelestibus vel genus vel stirps
appellari potest. Itaque ex tot generibus nullum est animal
praeter hominem quod habeat notitiam aliquam dei, ipsisque
in hominibus nulla gens est neque tam mansueta neque tam
fera quae non, etiam si ignoret qualem habere deum. deceat,
E
ut von tanto abhüngig: diese
Rechnung oder Eintheilungsweise
kommt hier in einer um 80 viel er-
habeneren Weise zur Geltung, dass
Menschen und Gótter (die im übri-
gen so weit auseinanderstehen) zu
einer Familie verbunden werden.
agnatione et gente: und somit
(gewóhnlicher in diesem Sinne qwe
u. atque vgl. Nügelsb. St. 8 193).
Ueber diese bei et seltene Bedeu-
tung vgl. die Beispiele bei Hand
Tursel. II. p. 484.
Cap. VIIL. 8. 24. ista — dispu-
tantur (nach Mos.) wegen des schrof-
fen Wechsels der Construction (vor-
her unpersónlich gebraucht) nicht
ohne Bedenken. Sonst sind Bei-
spiele transitiven Gebrauchs nicht
selten, Leg. I. 36; Acad. II. 9; p.
Planc. 37 (sogar mit substantiv.
Subject agitata et disputata huius
rei causa).
perp. conv. Die Stoiker dachten
sich die Welt — auch vor ihrer
gegenwürtigen Verfassung — als
kugelfórmig und imn bestündiger
Drehung um ihre Axe begriffen,
Nat. d. jn 46 mundus est deus volu-
bilis εἰ rotundus; 49 mundi volu-
bilitas, quae misi in globosa. forma
esse mon potest, cognoscitur, cf. $ 84.
maturitat. Der erste Schritt zu
der gegenwürtigen Gestaltung ist
die Bildung der vier Elemente, Nat.
d. II. 84, dazu Schómann.
serendi gen. h. um den Samen
des Menschengeschlechts zu bilden.
mort. genere sterbl. Stoffe.
agnatio nobis cum — appell. po-
lest. — necessitudo mobis cwm cae-
lestibus esse dici potest , quae agn.
appelletur. Für diese scheinbare
Brachylogie (so von Schóm. zu Nat.
d. IL. 51 gefasst), richtiger Prügnanz
im Gebr. von appellare — appel-
lando dicere, vgl. Ac. post. 25 enitar
ut Latine loquar nisi in huiusmodi
verbis, ut philosophiam aut rheto-
ricam aut physicam aut dialecticam
appellem.
aliquam eine wirkliche, nicht s.
v. &. ullam.
mansueia auch keine Hypercultur
versteigt sich dazu, den Glauben
an Gott aufzugeben; doch wenn
auch nicht seitens einer gens, so
doch seitens einzelner Klassen und
Individuen, so im Alterthum be-
kanntlich seitens der Sophisten
Protagoras: περὶ μὲν ϑεῶν ovx
χω εἰδέναι οὐδ᾽ ὡς εἰσὶν οὐδ ὡς
οὐκ εἰσίν, Zell. I. p. 781).
ualem habere --- deceat nicht
vollig gleichbedeutend mit pwtare,
ducere, wie habendum zeigt, wofür
diese Verba nicht eintreten kónnten.
hab. als vorhanden annehmen. Doch
die Meinung Seyffert's (Gr. $ 160.
A. 2), dass in dem Sinne für etwas
halten im Activ pro stehen müsse,
wogegen es mit dem doppelt. Accus.
,etwas an Jmd. haben*" bedeute,
passt selbst für Cic. nicht (Plaut.:
haud digmum habet Merc. 1. 2. 7,
besond. Mil. IV. 8. 44 quamquam
LIB. I CAP. 7. 8. $ 23—25. 31
tamen habendum sciat. 25. Ex quo efficitur illud, ut is
agnoseat deum, qui unde ortus sit quasi recordetur et cogno-
scat. lam vero virtus eadem in homine ac deo est neque alio
ullo in genere praeterea. Est autem virtus nihil aliud nisi per-
fecta et ad summum perducta natura. Est igitur homini cum deo
similitudo. Quod cum ita sit, quae tandem esse potest propior
certiorve cognatio? Itaque ad hominum, commoditates et usus
tantam rerum ubertatem natura largita est, ut ea, quae gi-
gnuntur, donata consulto nobis, non fortuito nata videantur, nec
solum ea, quae frugibus atque bacis terrae fetu profundun-
tur, sed etiam pecudes, quod perspicuum est partim esse ad
alios fideliores semper habwisti tibi
quam me), so d. Fin. I. 37 maximam
illam voluptatem habemus als Epi-
kureer, Corn. B. 51 cwius civitatis
sit, id habent hodie leve; Div. 2. 127
quae vera, quae falsa habet?
825. Ex quo efficitur sq. Das
folgt nicht daraus, sondern ist Vor-
aussetzung dessen, dass, wer von
Gott entsprungen ist, ihn erkennt.
Die richtige Folge ist, dass, wer
Gott erkennt, sich seines Ursprungs
von ihm erinnert — wf qui cognoscit
Deum, is unde ortus sit quasi re-
cordetur et (ewm) agnoscat. Doch
ist darum wohl nicht zu ándern, so
wenig wie Fin. 3. 58, wo das zu
Beweisende ^ und Vorausgesetzte
mehrfach verwechselt ist. [Die
Lehre, dass unsere ganze Erkenntniss
eine Wiedererkenntniss, ἀνάμνησις,
sei, ist von Hause aus Platonisch.
Phád. 9. 18 flg.]
virtus eadem: der Satz ist an-
fechtbar nach Arist. Nik. Eth. 7. 1
ὥσπερ οὐδὲ ϑηρίου ἐστὶ κακία οὐδ᾽
ἐρετή, οὕτως οὐδὲ ϑεοῦ, ἀλλ᾽ ἡ
μὲν τιμιώτερον ἀρετῆς ἡδ᾽ ἕτερόν τι
γένος κακίας. Uebrigens unter-
scheidet dieser in der richtigen Er-
kenntniss, dass die Tugend die spe-
zifische Vollkommenheit ist, sogar
bei den Menschen soviel Tugenden
als Naturen, und nimmt eine ver-
schiedene für die Münner, eine ver-
schiedene für die Weiber, eine an-
dere für die Herren, eine andere für
die Sklaven an, Pol. I. Cap. 13.
Aus der Gleichartigkeit der Tu-
end schliesst C. auf die Aehnlich-
eit des Wesens (natura) der Men-
schen und Gótter und somit auf
ihre Verwandtschaft. Also ist simi-
litudo prágnant zu fassen. Be-
achtenswerth ist Eusner's (Fleckeis.
Jahrb. 1877, p. 620— 22) Vermu-
thung, dass Naturae vor est igitur
ausgefallen; doch zweifelhaft, be-
sonders um der zu markirten Stel-
lung von Naturae willen.
Quod c. 1. sit, denn die Aehnlich-
keit ist ein Merkmal der Verwandt-
schaft.
itaque — nat., nümlich die von
Gott durchdrungene und beherrschte
Natur.
bacae Baumfrüchte, in derselben
Verb. ófter, wie Leg. IL 19; Tusc.
5. 37; Div. I. 116; Cat. M. 5. Die
Verbind. zweier Ablative in dop-
pelter Beziehung: an Früchten in
Folge der Befruchtung, hier um so
hürter, als der erste (eine Art in-
sirumentalis) mit dem zweiten (cau-
Salis) sich logisch berührt. Vgl
p. Font. 41 (31) cwius sanguine
bellum sociale macula sceleris im-
butum est. Brut. 256 omissis illis
divinis consiliis, quibus saepe con-
Stituta est. imperatorum | sapientia
salus civitatis. Leg. 9. 39 compleri
iucunda severitate Livianis modis.
Best. 53. ib. 59 (iniuriis inferendis
bello nos lacessivit); auch oben I. 19.
Zu dem Gedanken, der der stoi-
schen (teleologischen) Auffassung
der Welt so recht entepricht vgl.
die ausführliche Entwicklung Nat.
d. I, 8 154—62; auch Fin. 3. 67.
quod p. e. Wenn quod richtig
ist (quas würe correcter), so hat
Cic. den ersten Theil des Satzes
. (ad hom. comm. et wsus larg. e.)
vergessen und bezieht sich nur auf
38 . DE LEGIBUS
usum hominum, partim ad fructum, partim ad vescendum pro-
creatas, 26. Artes vero innumerabiles repertae sunt docente na-
tura: quam imitata ratio res ad vitam necessarias sollerter con-
secuta est. IX. Ipsum autem hominem eadem natura non solum
celeritate mentis ornavit, sed et sensus tamquam satellites ad-
iribuit ac nuntios et rerum plurimarum obseuras nec satis
expressas intellegentias incohavit quasi fundamenta quaedam
scientiae figuramque corporis habilem et aptam ingenio humano
dedit, Nam cum ceteras animantes abiecisset ad pastum, so-
lum hominem erexit ad caelique quasi cognationis domiciliique
pristini conspectum excitavit, tum speciem ita formavit oris,
ut in ea penitus reconditos mores effingeret. 27. Nam et oculi
mire arguti quem ad modum animo adfecti simus locuntur et
is, qui appellatur vultus, qui nullo in animante esse praeter
hominem potest, indicat mores, quoius vim Graeci norunt, no-
ren omnino non habent. Omitto opportunitates habilitatesque
den zweiten als selbstündigen Ge-
danken gefassten Theil (quae gign.
— don. c. n. videntur ut pec.). Die
Hdschrr. nachher sit, was Madv.
nach Vahl. Ang. zu schützen sucht.
ad usum, wenn man die Zug-
kraft oder andere Eigenschaften,
wie Wachsamkeit (Pferde, Hunde
cf. Nat. d. Il. 151), fructum , wenn
man den Ertrag (Milch, Wolle)
benutzt; ad vescemd. cf. Nat. d. II.
151. «
8 26. artes vero: auch die Künste
zur Befriedigung der übrigen Be-
dürfnisse (z. B. Wohnung) ver-
danken wir der Fürsorge der Natur,
die uns die Vorbilder in ihren eige-
nen Einrichtungen, sowie die Fü-
bigkeit, sie zu beobachten, gegeben
hat.
Cap. ΙΧ. Endlich die ganze Ein-
richtung der menschlichen Natur
beweist die ganz besondere Fürsorge
der góttlichen Vorsehung für uns.
Derselbe Gedanke weiter ausgeführt
Nat. d. Ill. $8 133—153.
nec satis (erg. expressas Als
Gegs. zu adumbratas cf. 1.59. u. Cael,
12 od. dilucidas, andere illusiratas
etc.) intellegentias incohavit; hiermit
fallt Cic. aus der wahren Lehre der
Stoiker heraus, denn diese kannten
keine angebornen Begriffe wie die
Akademie, sondern nur empirisch
entstandene. Sie sprechen zwar
von προλήψεις ἃ, φυσικαὶ, κοιναὶ,
ἔννοιαι, doch meinen sie damit
nicht — Begriffe, sondern
solche, die auf natürlichem Wege
bei allen Menschen gleichmüssig
zu Stande gekommen sind, im
Gegens. zu den a posteriori durch
die Wissenschaft methodisch gebil-
deten Begriffen, Zeller Ph. d. Gr.
III. p. 32 flg. Die Annahme, dass
die Stoiker angeborne Begriffe lehr-
ten, war durch falsche Deutung der
obigen Ausdrücke entstanden und
bei den Popularphilosophen (auch
Seneca, Plutarch) verbreitet, ebds.
zu 33. A. 1.
cognationis ,,Verwandtensitzes'*,
das Abstractum als Appos..zu einem
Concret. incongruent.
penitus verb. mit reconditos.
8 27. arguti sprechend (manus
arguta d. Or. 8. 218); statt nimis
lies mire (Vahl. ist nimis nicht
anstóssig, aber dies würde einen
Tadel enthalten, was C. nicht be-
absichtigen kann).
cuius vim Graeci ... Cic. liebt
es, den Reichthum der lat. Spr. im
Ggs. zur griech. zu rühmen, vgl.
Fin. L 10; HL 5; d. Or. II. 18;
Nat. d. l8. ᾿.
omnino zur Verstürkung der Ne-
tion, wie Att. 3. 23. 9. (Mehr
eispp. Feldh., dazu Brut. 214;
Parad. 47; d. Or. 2. 57; d. Fin.
4.20; 21; vgl. auch Hand Tur. IV.
p. 316.)
LIB. 1. CAP. 8—10. 8 25—28. 39
reliqui corporis, moderationem vocis, orationis vim, quae con-
eiliatrix est humanae maxime societatis: neque enim omnia sunt
huius disputationis ac temporis et hune locum satis, ut mihi
videtur, in iis libris, quos legistis, expressit Scipio. Nunc quon-
iam hominem, quod principium reliquarum rerum esse voluit,
generavit et ornavit deus, perspicuum sit illud, ne omnia disse-
rantur, ipsam per se naturam longius progredi: quae etiam
nullo docente profecta ab 115, quorum ex prima et incohata in-
tellemsentia genera cognovit, confirmat ipsa per se rationem
et perficit. |
X. 28. Arr. Dii inmortales, quam tu longe iuris principia
repetis! atque ita, ut ego non modo ad illa non properem,
quae expectabam a te de iure civili, sed facile patiar te hunc
diem vel totum in isto sermone consumere. Sunt enim haec
maiora, quae aliorum causa fortasse conplecteris, quam ipsa
ila, quorum haec causa praeparantur. M. Sunt haee quidem
magna, quae nunc breviter attinguntur, sed omnium, quae in.
hominum doctorum disputatione versantur, nihil est profecto
praestabilius quam plane intellegi nos ad iustitiam esse natos
in iis libris — Scipio, nach Lac-
tant. d. op. div. 1. — denn die
Stelle ist nicht überliefert — im
4. Buche de re publ, welches über
die rechte Erziehung handelte; nach
der Meinung andrer (Mai, Nobbe,
5. Klotz Ausg. Vorbemerk. zu B. 11.)
im 3. Buche, worin gezeigt wurde,
dass die Staaten am sichersten sich
auf die Gerechtigkeit stützten.
principium ungewühnlich für ca-
put, princeps.
profecta ab ii$.... nach Ansicht
der Stoiker war der auf empirischem
Wege gewonnene Begriff noch nicht
der Abschluss der Erkenntniss, son-
dern erst der auf dialektischem
Wege gesicherte Begr. (ἐπιστήμην
εἶναι κατάληψιν ἀσφαλῆ Zel. III.
. 93. A. 3), was Zeno mit dem be-
nnten Bilde von der Faust aus-
drückte Acad. 11. 145. Letzteres
scheint in den Worten: confirm.
rat. et perf. zu liegen , bringt die
Erkenntniss zum sichern Abschluss'*.
Cie,, der wie oben gesehen, der
stoischen Stufenleiter der Erkennt-
niss. (Wahrnehmung, Erinnerung,
Erfahrung, Wissen) nicht folgt, son-
dern, wie die Akademiker, von an-
geborenen Ideen ausgeht, hat fol-
gende Stufenleiter: die im Geiste
;
4 -
noch schlummernde, dunkele Idee,
die durch Erfahrung erwachte und
bestimmte Idee, die dialektisch
(durch Schlussfolgerung) gesicherte
Idee. Mit £s wird die Mittelstufe
bezeichnet, wührend quorwm genera
(so verb.) das erste Stadium angibt.
Die ea (118) begreifen zwar auch
genera, aber die an den Einzeldingen
schon geklürten und erprobten.
Erst mit der dritten Stufe beginnt
die freie Thàtigkeit des mensch-
lichen Geistes, daher profecta ab
{ϊ8, quorum genera. So erklàrt sich
wohl der verzwickte Ausdruck.
(Hütten die angeborenen εἴδη als
Ausgangspunkt hingestellt werden
sollen, so liesse sich dieser Sinn
leicht dureh Emendation: ab iis,
quae — genera, herstellen.)
Cap. X. 8 28. complecti prügnant
τες complectendo (ad vem complecten-
dam) afferre ,xoit hineinziehen* vgl.
complecti vis amplissimos viros ad
tuum et Gabinii scelus Pis. Ὁ. com-
plectar nonnulla, quae fortasse viden-
tur minus necessaria Brut, 313.
in disputatione — versantur Gegen-
stand sein von, vgl, d. Or, I. 23 quae
quondam accepi in disputatione elo-
: quentissimorum hominum es8e ver-
$ata und Nàügelsb. Stil. p. 299.
40 DE LEGIBUS
neque opinione, set natura constitutum esse ius. ld iam pate-
bit, si hominum inter ipsos societatem coniunctionemque per-
spexeris. 29. Nihil est enim unum uni tam simile, tam par,
quam omnes inter nosmet ipsos sumus. Quod si depravatio
consuetudinum, si opinionum vanitas non inbecillitatem ani-
morum torqueret et flecteret, quocumque coepisset, sui nemo
ipse tam similis esset quam omnes essent omnium. [taque
quaecumque est hominis definitio, una in omnis valet. 30. Quod
argumenti satis est nullam dissimilitudinem esse in genere:
quae si esset, non una omnis definitio contineret. Etenim
ratio, qua una praestamus beluis, per quam coniectura valemus,
8 29. unum uni tam simile....
die Aehnlichkeitin den Nebendingen,
wie Farbe der Haare, Augen u. dgl.
zwischen Einzelnen kann nie so
vollstüindig sein, wie die Ueberein-
stimmung 1n den wesentlichen Eigen-
schaften und Merkmalen zwischen
Allen ist.
quodsi depravatio flg. Alle Ver-
schiedenheiten im Denken, Fühlen,
Wollen unter den Menschen sind
Abweichungen von der wahren
Natur und das Ergebniss üusserer
Einflüsse, besonders schlechter Bei-
spiele. Das ist es, was Cic. sagen
wollte. Doch ist der Gedanke un-
klar und uncorrect von ihm gefasst.
Denn die opinionum pravitas ist
nicht das, was die Abweichungen
bewirkt, sondern eben selbst eine Ab-
weichung, die bewirkt wird: nicht
die Ursache, sondern das Product.
quocunque coepisset, deutsch:
dahin zóge, wohin sie es liebt —
unternimmt. Der Conjunctiv beruht
auf einer erst in neuerer Zeit (Peters,
Deutsch-Krone, dessen Resultate
Drüger Histor. Synt. $151 zusammen-
gestellt hat, Piderit Brut. 6) mehr
beachteten, besond. bei Cic. ge-
wühnlichen, Attractio modi, von
der mir ausserdem noch folgende
Beispiele aufgefallen sind 1) zu
irrealen hypoth. Sützen, wie hier:
Leg. Agr. III. 10 si illa solum sanci-
ret, quae a Sulla essent (sind) data,
tacerem; Acad, IT. 7 quod gravius
ferrem, si quisquam ullam discipli-
nam probaret praeter eam, quam ipse
sequeretur; Acad. III (Frg. Klotz
P. IV. Vol. IIT. p. 257) quodsi liceret
ut tis, qui in itinere deerravissent,
sic vitam deviam secutis corrigere
errorem; Brut. 152 quod nunquam
effecisse ipsius iwris scientia, misi
eam praeterea didicisset artem, quae
doceret rem tribuere; Fin. 3. 50
confunderetur omnis vita, cum inter
res ea$, quae ad vitam degendam
pertinerent, nihil interesset; Sest.
78 qui diceret; Fam. III. 10. 5 qui
suscepisset ; ib. IV. 7. 4 quae nolles;
Tusc. I 9; IIL 35. 2) zu an-
deren Conjunetivsützen: Top. I
cum uterque nostrum libellos, quos
vellet, evolveret (oder Conj. der
Wiederh., von dem sich auch Bei-
spiele zu finden scheinen Div. I. 102
educeret, Cael. 11 se praestitisset u.
13 opus esset? s. auch zu cum II. 14);
Dom. 9 εὖ sí quod in sententia vi-
tiwm est, mon magis sit eius, qui
dixerit, quam omnium qui probarint ;
Pis. 85 cum se recreare nemo posset,
qu semel incidisset (Wiederh.?);
in. 4. 30 cum dicant; ib. 4. 37
cum perduzerit (das zweite Mal per-
duxit zu lesen, s. Madv. 2. Edit.
das.); ib. quae — dederit; Div. I. 5
cum ii qui ab eo profecti essent. —
manerent ; ib. 30 qui monuerit ; Liv.4.
56. 1 plebis victoria in eo fuit, ut,
quae mallent, comitia haberent.
essent. gegen die Hdschrr., aber
nothwendige, schon alte, Emenda-
tion, s. Vahl.
8 30. Etenim ratio, worin das
eigenthümliche Wesen des Men-
schen liegt.
per quam gewühlt zur Vermeidung
eines doppelten Ablativs.
coniect. v. bezeichnet die Muth-
massung, Erfindungsgabe, durch die
wir Zukünftiges oder überh. was der
Wahrnehmung nicht aufgeschlossen
ist, erkennen.
LIB. I. CAP. 10. 11. $ 28—31. 41
argumentamur, refelhimus, disserimus, eonfieimus aliquid, con-
cludimus, eerte est communis, doctrina differens, discendi qui-
dem facultate par. Nam et sensibus eadem omnia conprehen-
duntur, et ea, quae moveni sensus, itidem movent omnium,
quaeque in animis inprimuntur, de quibus ante dixi, incohatae
intellegentiae similiter in omnibus inprimuntur, interpresque
est mentis oratio verbis discrepans, sententiis congruens. 231.
Nee est quisquam gentis ullius, qui ducem naturam nactus ad
virtutem pervenire non possit.
XL Nee solum in rectis, sed etiam in pravitatibus in-
signis est humani generis similitudo. Nam et voluptate ca-
piuntur omnes, quae etsi est inlecebra turpitudinis, tamen habet
quiddam simile naturalis boni: levitate est enim et suavitate
delectans: sie ab errore mentis tamquam salutare aliquid
argumentari positiv begründen,
beweisen, sei es auf dem Wege der
Induction oder Deduction (ratioci-
natio), cf. d. Inv. I. $ 51.
refellere das Gegentheil wider-
legen, u. dadurch negativ beweisen,
d. Inv. 1. 78 flg. reprehendere ge-
nannt.
disserere dialektisch erórtern ist
ein umfassender Ausdruck, der beide
vorhergehenden Beweisarten ein-
schliesst.
conficere der gewóühnl. Aasdruck
für schliessen aus — gleich ob in-
ductiv oder deductiv (cf. d. Inv. I.
53; 54; 59 flg), wofür auch per-
ficere Fin. 2. 85 — ist mit concludere
(auch cogere Inv. 1. 59) vóllig iden-
tisch, und beides in dem argumen-
tari (refellere) schon einbegriffen,
80 dass eine blos rhetorische Hàüu-
fung des Ausdruckes vorliegt.
nam eL sens. — et σα... beide
Sütze enthalten dasselbe, doch so,
dass zuerst die Identitüt des Ob-
jectes der Sinneswahrnehmungen,
dann die Identitát des Subjects der-
selben mehr hervorgehoben wird.
Es liesse sich zwar die — nicht
anstóssige — Tautologie vermeiden,
wenn man, wie einige wollen, itidem
auf dieselbe Weise d. h. in gleichem
Vorgange und mit gleicher Wirkung
erklárte, doch dann hátte Cic. die
Construction nicht geándert.
imprimuntur ganz im Sinne der
Stoiker, die sich die Seele kórper-
lich und die Vorstellung wie den
Abdruck eines Siegels in Wachs
dachten.
Cap. XI. $31. sed etiam 4n pr. sq.
Cic. gibt den Inhalt des Capitels mit
diesen Worten nicht richtig an, denn
es handelt sich in demselben nicht
blos um fehlerhafte Richtungen des
Geistes. Vgl. unten: Qwae autem
natio non comitatem flg. Ueber das
wirkliche Thema s. Inhaltsangabe.
voluptate cap. Die Stoiker hielten
die Affecte für etwas schlechthin
Verwerfliches, für Fehler des Ur-
theils (vudicia levitatis) vgl. Fin. 8.
35 u. besond. Tusc. B. III u. IV,
deren ausschliesslichen Inhalt der
Beweis dieses Satzes bildet.
et voluptate: auch? (vgl. zu 8 33)
oder anakoluthisch mit Bezug auf
das etwa vorschwebende εἰ dolorem
respuunt?
levitas erklürt sich aus dem Ge-
gensatz der asperitas des dolor
(letztere auch sonst háufig als Merk-
mal des Schmerzes angegeben wie
Fin. 4. 52; 72; Tusc. Il. 17; 18;
29; 30).
est — delectans cf. latissime pa-
tens — est (haec societas) Off. I. 51.
alter (8c. est) verbis comprehendens
Brut. 317. videmus haec signa nun-
quam mentientia (nicht von vid.
abh.) Div. LI. 15. S. Nügelsb. Stil.
8 72, c. ᾿
810 τα itaque, Flac. 66. Ac. II. 99.
error menlis — errans m. wie oben
8$ 29 imbecillitatem animi; u. unten
Jl. 36 imprud. oc. cf. Zumpt Gr.
8$ 672.
42 DE LEGIBUS
adsciscitur, similique inscitia mors fugitur quasi dissolutio naturae,
vita expetitur, quia nos, in quo nati sumus, continet, dolor
in maximis malis ducitur, cum sua asperitate, tum quod naturae
interitus videtur sequi.
32. Propterque honestatis et gloriae
similitudinem beati qui honorati sunt videntur, miseri autem
qui sunt inglorii.
Molestiae, laetitiae, cupiditates, timores
similiter omnium mentes pervagantur, nec si opiniones aliae
sunt aput alios, ideireo qui canem et faelem ut deos colunt
non eadem superstitione qua ceterae gentes conflictantur.
Quae autem natio non comitatem, non benignitatem, non gratum
asciscere — Uebers. des stoischen
Ausdrucks λαμβάνειν (προσίεσϑαι,
ἐκλέγεσθαι) cf. Fin. 8. 17 — hat als
Gegenstand res mediae, synon. su-
mere Fin. 3. 20, assumere Fin. 3.18;
legere Fin. 4. 40; seligere Fin. 3. 31;
dagegen bezeichnet erpetere (αΐρεὶῖ-
σϑαι) in strenger Sprache die Rich-
tung auf das wahrhaft Gute, vgl.
Holst. zu Fin. 3. 20 u. Stellen wie
Fin. 2. 38; 4. 20; 39; 72.
mors fug. Dass der Tod kein
Uebel sei, ist der Inhalt des 1.
Buches der Tusc.
dolor im malis — die Stoiker
hielten den Schmerz für kein Uebel
Tusc. II. 29. Fin. III. 29. Cic, ver-
ficht im 2. Buche der Tusc. die An-
sicht, dass er ein sehr geringes
Uebel sei.
asperitate, gewóhnlicher würe
propter. Vgl. aber III 15 regale
genus regis vitiis vepudiatum est,
10. 8 iique praeeundo — praetores
appellamino (? vgl. C. F. W. Müller
Adv. Crit. zu de Leg. p. XLV);
Mur. 23 aliis virtutibus consulatum
dignum putavi; Hortens. Exord. 12.
Klotz (Bait. 40) wna cognitione ma-
turae etiam deorum vita laudanda;
Part. Or. 76; Div. i. Caec. 8. Mehr
Nipperd. zu Tac. Ann. III. 24.
Feldh. zu Leg. 3. 22. Noch kühner
für ex: istis legibus, quas recitasti,
non potuit istius familia servos M.
Tullii occidere, Tull. 48. Vgl. auch
Seyff. Lael. $ 51. p. 338.
honest. et. glor. Die Ansicht der
Stoiker über den Ruhm wird Fin. 3.
57 vorgetragen. Sie rechneten ihn
zu den προηγμένα, aber nicht zu
den Gütern.
molest. laet. cupid. tim. bezeichnen
nach der Lehre der Stoiker die vier
Hauptaffecte, 'denen die übrigen
untergeordnet wurden, und zwar
beziehen sich zwei auf ein ver-
meintliches Gut, die laetitia auf ein
gegenwürtiges, die cupiditas auf
ein zukünftiges, zwei auf ein ver-
meintliches Uebel, die molestia (oder
aegritudo) auf ein gegenwürtiges,
timor. auf ein zukünftiges. gl.
darüber Tusc. IV. 11 ἃ. Fin. 3. 35.
non eadem superst. Auch der
Aberglaube ist ein allgemeiner
menschlicher Fehler, wenn auch
der Inhalt desselben bei den ver-
schiedenen Vólkern ein verschiede-
ner ist. Vgl. Hor. Sat. ll. 3 (wo
die Lehren der Stoiker verspottet
werden) V. 79 u. V, 281—295. Cic.
Nat. d. II. 71 sq.
nec 8ὲ — idcirco, 80 wird idc.
regelmüssig gebraucht, wenn nach
Aufstellung einer Bedi oder
eines Grundes eine Folge negirt
werden soll Vgl. $ 42; Il. 10;
Fin, 4. 13; d. Or. 2. 38; 170; p.
Quinct. 87; Top. 16; Fat. 9; selten
(wenigstens bei Cic. deo, d. Or.
ll. 302; propterea Or. 68; ob eam
causam d Or. I. 216; Fin. 4. 30;
2. 49; cf. Hand, Turs. idc. 4;
Wichert Stil. 8 240; Nügelsb. Stil.
8185. (Ueber das in lebhafter Rede
hier besonders gebrüuchliche con-
tinuo vgl. Wich. $ 123.)
comitas (Freundlichkeit im Be-
nehmen — in Geberden und Wor-
ten) erhült als Gegensatz superbia;
gratus animus — ingrati; somit ist
7u benignitas malefici und | crudeles
als Ggs. zu nehmen. Demnach steht
benignitas hier nicht, wie sonst
meistens, in dem engeren Sinne von
LIB. I. CAP. 11. 12. 8 31—33. 43
LÀ
animum et beneficii memorem diligit? quae superbos, quae
maleficos, quae crudeles, quae ingratos non aspernatur, non
odit? quibus:ex rebus cum omne genus hominum sociatum
inter se esse intellegatur, illud extremum est, quod recte vi-
vendi ratio meliores T efficit. Quae si adprobatis, pergam ad
reliqua: sin quid requiritis, id explicemus prius. ATT. Nos
vero nihil, ut pro utroque respondeam.
XII 33. M. Sequitur igitur ad partieipandum alium ab
alio communicandumque inter omnes 1us nos natura esse factos.
Atque hoc in omni hae disputatione sic intellegi volo, ius
quod dicam natura esse, tantam autem esse corruptelam malae
consuetudinis, ut ab ea tamquam igniculi extinguantur a
natura dati exorianturque et confirmentur vitia contraria. Quod
si quo modo est natura, sic iudicio homines 'humani, ut ait
poéta, 'nihil a se alienum putarent', coleretur ius aeque ab
omnibus.
Freigebigkeit cf. Off. I. 44. (opp.
maligniias, Knauserei cf. Liv. V.
20. 2; 22. 1); sondern in dem wei-
teren von Güte, welche sich ebenso
durch Dienstleistungen wie durch
Geldopfer bethátigt cf. Off. IL. 52.
(Reiffersch. streichtmaleficos ; warum
dann nicht lieber crudeles? Wenig-
stens berührt sich beneficentia, der
eigentliche Ggs. von maleficus, mehr
mit benignitas, cf. Off. I. 42., als
clementia der Ggs. von crudelitas.)
meliores efficit. ^ Dass das gute
Leben besser macht, ist eine leere
Bemerkuug. Denn wie verstánde
sich das nicht von selbst? Ausser-
dem kann darin unmóglich eine
Eigenthümlichkeit des Menschen-
geschlechts gesehen werden, die
&uf eine Verbindung desselben
schliessen lasse. Ich vermuthe einen
Begriff wie glücklich (laetiores?
oder ommes beatos — felices? An
sich wáüre ommes micht nóthig, s.
Vahl.).
Cap. XIL. 8 33. part. alium ab
alio (ab beim Gerund., wie Dom. 19,
Fam. I. 9. 17; cf. F. Schultz 8 413,
A. 3) sc, iuris, was aus dem folgen-
den ius herauszunehmen.
inter omnes - omnibus (ab om-
mibus) inter 86 (omnibus inter omnes)
Off. 1, 51.
quomodo — sic wie Acad. Il. 8 38;
ῷ 146; Off. I. 136; Fin. 3. 67.
humani — alien. putar. Worte
[Quibus enim ratio a natura data est, isdem etiam
des Terenz Heaut. I. 1. 25, auch Off.
L 30 (vgl Fin. 3. 63) angeführt.
Quibus enim flg. Mit fast den-
selben Worten war oben ὃ 23 die
Rechtsgemeinschaft zwischen den
Góttern und Menschen dargethan.
Ausserdem unterbrechen diese Worte
(bis exitiorum qmniwm) den Zusam-
menhang. Cic. leitete sachlich aus
der Verwandtschaft und Gleichheit
aller Lebensbedingungen die Rechts-
gemeinschaft unter den Menschen
her. Wozu bedarf es nach Ab-
schluss dieser Herleitung noch die-
ser formal-dialektischen Begrün-
dung? Sodann schliessen sich die
folgenden Worte: Unde est illa sq.
trotz Allem, was Feldh. gegen Bake,
der recteque flg. bis amicitia locus
anstóssig gefunden, sagt, wenig ge-
nau an das Vorhergehende an.
Nicht aus dem Zusammenfallen des
Nutzens und des HRechtes ist der
Ausspruch des Pythagoras φίλων
πάντα κοινά, der, wie man anneh-
men muss, hier ausgefallen ist, her-
vorgegangen, sondern aus der Er-
wügung, dass bei denen, die durch
Gleichheit des Wesens und der Ge-
fühle mit einander verbunden sind,
auch dasjenige, was dem Anderen
widerführt, einem selbst nicht fremd
sein dürfe. Auch der folgende Satz:
cum hane benevolentiam | weist auf
die Terentianischen Worte zurück,
die nach so vielen Zwischeneützen
44 DE LEGIBUS
recta ratio data est: ergo et lex, quae est recta ratio in iubendo
et vetando: si lex, ius quoque. Et omnibus ratio: ius igitur
datum est omnibus, recteque Socrates exsecari eum solebat,
qui primus utilitatem a iure seiunxisset: 34. id enim quere-
batur caput esse exitiorum omnium.| Unde est illa Pytha-
gorea vox: [de amicitia locus.] Ex quo perspicitur, quom hane
benivolentiam tam late longeque diffusam vir sapiens in aliquem
pari virtute praeditum contulerit, tum illud effiei, quod quibus-
dam incredibile videatur, sit autem necessarium, ut nihilo sese
plus quam alterum diligat. Quid enim est quod differat, quom
sint cuncta paria? Quod si interesse quippiam tantulum modo
potuerit, amicitiae iam nomen occiderit, cuius est ea vis, ut,
simul atque sibi aliquid alter maluerit, nulla sit. Quae prae-
muniuntur omnia reliquo sermoni disputationique nostrae, quo
facilius ius in natura esse positum intellegi possit.
De quo
quom perpauca dixero, tum ad ius civile veniam, ex quo haec
ommnis est nata oratio.
dem Leser kaum noch gegenwártig
sein kónnen. Hiernach halte ich:
Quibus enim flg. — exitiorum om-
nium für einen spüteren Zusatz, den
entweder Cicero selber (denn sprach-
liche Anstósse, die Bake entdecken
wollte, bietet die Stelle nicht) oder
ein Anderer gemacht hat. Mit Ein-
schaltung der Worte von recteque
an aber bis locus, wie Dake thut,
sind die Hauptbedenken nicht be-
seitigt. Fraglich würde sein, ob
auch der Satz: wnde est flg. für ein-
geschoben zu halten sei, der aller-
dings unbeschadet des Sinnes eben-
falls fehlen kónnte.
et für etiam, das die Puristen
überall bei Cic. zu entfernen suchen,
findet sich handschriftlich sowohl
hier, wie noch an vielen anderen
Stellen: 8 40 et in idis 8 44 et
communis 1ntellegentia; 2. 63 nam
εἰ Athenis; 3. 4 et in his eti am (Ὁ),
wo 8. Nat. d. IL. 155 et spectaculum ;
HL 11 et illud; Corn. B. 65 et illa;
Cluent. 10 simul et :llud; 48 desgl.;
155 desgl.; Hosc. Com. 39 et tw;
Off. I. 133 et alii; 1. 142 et ordinem;
d. Fin. 3. 27 et probandum; Div.
I. 34 et auctoritatem; 1. 40 et apud
Ennium; I. 63 et id ipsum; 1. 65
et illud; 1. 121 et signa eius ge-
neris; Rep. V. 8 et vestrae litterae;
ib. II. 32 in einem Fragm. et istum
und hernach et alteri. (Caecin. 58
et ipsi handschriftl., wofür Halm
ei emendirt. |Mehr Drüg. Hist,
Synt. $ 312. Beachtung verdient,
dass besonders háüufig ein Pronomen
auf et folgt.
et omnibus; et in der Assumptio
wie Tuse. III. 9 qui in morbo sunt,
sani non sunt: et omnium insipien-
tium animi in morbo sunt. Mehr
Tischer zu dies. St. cf. Hand Turs.
II. », 489, Seyffert, Schol. lat. p. 200.
ocraies exSecr. sq. Dieser Aus-
spruch findet sich auch — mit ge-
ringer Modification — Off. III. 11
Socratem exsecrari solitum eos, qui
primum haec — wtilitatem et hone-
statem. — natura cohaerentia opi-
nione distrazxisset,
8 34. late l., seltene Stell. wie
Nat. d. I. 54; meist umgekehrt, wie
Nat. d. II. 40; Div. I. 79; Fin. 2. 115;
Caes. b. g. IIL 35; Liv. X. 34. 10.
plus st. magis Ofter bei Verben
des Affects (cf. Hand Turs. IV. p.
475) wie Il. 3 plus me delectat ;
II. 4 plus amabo; Att. 6. 2. 10 plus -
plusque diligo; Fam. 10. 19. 2 plus
faveo (Rep. IV. 11 non plus decuit);
aber auch sonst Parad. 29 plus uti-
mur; Acad. IL 107 plus uti.
differat τα intersit ,ein Unter-
schied sein", wie Fin. 3. 50 aliquid,
wod differret, esse voluerunt (vgl.
Lem Madv.); Acad. I. 18; II. 55;
Rep. I. 67; Div. 2. 76; 96.
-
C
LIB. I. CAP. 12. 13. $ 33—35. 45
XIIL 35. 9. Tu vero iam perpauca scilicet. Ex his enim,
quae dixisti, Attico ...... videtur, mihi quidem certe ex na-
tura ortum esse jus. ArT. An mihi aliter videri possit, cum
haec iam perfecta sint, primum quasi muneribus deorum nos
esse instructos et ornatos, secundo autem loco unam esse ho-
minum inter ipsos vivendi parem et communem rationem, deinde
omnes inter se naturali quadam indulgentia et benivolentia,
tum etiam societate iuris contineri? Quae quom vera esse
Cap. XIIL 8 35. scilicet hoffent-
lich (fürwahr, jedenfalls) cf. Att.
2. 19. 4 impendet negotiwm, ad. quod
iw scilicet advolabis. Zu ergànzen:
dices od. dic. Der Ausfall impera-
tivischer Formen bei Verben des
Sagens und Thuns im Gesprüchton,
auch sonst δέξου, cf. Fin. 2. 17 finem
interrogandi, si videtur (sc. fac),
dazu Madv.; Fin. 4. 2 quare ad ea
primum (sc. responde od. respon-
deatur). Mur. 62 at temporis causa
(sc. me feceris, οἷ. Halm dazu); hier
um 80 leichter, weil nur dieser Mo-
dus, nicht auch das Verb, das vor-
ausgegangen (dixero), hinzuzufügen
(cf. Drág. I. $ 119. II. 3. B. a. u.
5. c). Feldh. fasst scilicet in der
gewóhnlichen iron. Bedeut.,, und
ergánzt also dixisti. Aber Cic. hatte
78 nicht gesagt, dass er Weniges
darüber gesprochen habe, sondern
sprechen werde.
Attico, hierauf ist eine Lücke im
Texte, die etwa auszufüllen ist mit
quoque (etiam), opinor oder opinor,
ipsi —. Vahl. meint, dass nichts
— und bezieht Attico dem-
nàch auf dixisti. Aber. das Ge-
rüch war doch nicht an diesen
blos gerichtet.
mihi quidem certe: Quintus, der
entweder durch kein Lehrsystem
(s. Drum, VI. p. 751) gebunden, oder
als Peripatetiker (cf. Fin. 5. 96)
verwandter Richtung mit Marcus
waàr, konnte unbedenklicher den
Gründen des letzteren nachgeben,
als der dem Epilureismus zugethane
Atticus
videtur ortum e. i. Den Anstoss,
welchen Haupt an der prügnanten
Bedeu von mihi videtur τα
censeo, mihi persuadeo nimmt, hebt
Vahl. durch Berufung auf Tusc. V.
12 non mihi videtur ad beate víiven-
dum satis posse virtutem (wozu vgl. -
Tisch.) Hiernach scheint auch an
dieser St. der Accus. c. Inf. anzu-
nehmen, worauf wohl auch die Stel-
lung von videtur hindeutet.
inter ipsos cf. $ 16, $28. II. 16.
Off. I. 20; ebds. 51, u. Berger Stil.
8 29.
muneribus — instructos weist auf
den in Cap. VII—IX enthaltenen
Nachweis von der góttlichen Ab-
stammung der Menschen hin, wnam
— rationem auf die in C. X—XI
dargelegte Gemeinsamkeit und Ver-
bindung der Menschen durch gleiche
Geistes-Anlagen und -Zustünde, om-
nes — benevolentia auf die Ausfüh-
rungen in C. XII; twm etiam reiht
etwas frei und locker das Ergebniss
der gesammten Erórterung an, das
auch C. XII schon bezeichnet war.
Es dürfte hier die Frage aufzu-
werfen sein, in welchem Verhilt-
niss die drei hier aufgestellten Sátze
zu einander stehen, welche Bedeu-
tung sie für den Beweis, dass das
Recht in der Natur wurzele, haben.
Genügte der zweite Satz, dass die
Menschen durch Gleichheit der
Grundbedingungen ihres Lebens,
nümlich ihrer geistigen EFigenschaf-
ten, mit einander verbunden sind,
nicht, um das gegenseitige Wohl-
wollen und damit ein gemeinsames
Hecht zu begründen? Wozu be-
durfte es erst des Satzes, dass die
Menschen von Gott mit einem Theile
seines Wesens ausgerüstet und mit
ihm verwandt sind? Aus Ciceros
Auseinandersetzung leuchtet das
nicht klar hervor; es bedarf viel-
mehr dazu eines freien Eingehens
in die stoische Lehre überhaupt.
Oben (8 21) war schon bemerkt,
dass aus der Verwandtschaft mit
Gott, aus der Mittheilung seines
46 DE LEGIBUS
recte, ut arbitror, concesserimus, qui jam licet nobis a natura
leges et iura seiungere? 236. M. Recte dicis, et res se sic
habet.
Wesens an die Menschen die Fróm-
migkeit, die eine Unterart der Ge-
rechtigkeit bildet (cf. Part. or. 8 78,
d. Fin. 3. 64, Leg. 1. 60; Nat. d.
IL 153; 1. 116; ἃ. oben zu 8 21)
hergeleitet, dass darauf ein wich-
tiger Theil der Staatsgesetzgebung,
die Einrichtung des Cultus, welche
den Inhalt des zweiten Buches aus-
macht, gegründet wird. Aber da-
mit würe die Beziehung des Satzes
nur auf einen Theil des Rechtes
erklürt, wührend mit dem anderen
Theil, welcher das Recht der Men-
schen zu einander begreift, noch
kein Zusammenhang sich ergübe.
Die Sache liegt so. Nach der Lehre
der Stoiker ist die Grundlage aller
menschlichen Pflichten der Trieb
der Selbsterhaltung, die Selbst-
sucht (Fin. 1Π|. 16). Um von dieser
aber zu den Pflichten gegen Andere
zu gelangen, bedienten sie sich der
Brücke der Verwandtschaft (Fin.
III. 62; IV. 17; cf. II. 45. Off. I. 12
u. 1. 54). Die Verwandten sind mit
dem eigenen Wesen verwachsen
und entweder der Ursprung oder
Ausfluss desselben. Die Elterm lie-
ben in den Kindern einen "Theil,
die Kinder in den Eltern den Quell
ihres Wesens. Die Verwandtschaft
unter den Menschen aber ist eine
mittelbare, sie beruht auf der ge-
meinsamen Abstammung von Gott
(At III. p. 180, besonders die
telle aus Epictet, ἃ, p. 103. A. 4).
Gott ist das Ganze, welches uns
Alle umfasst (Z. II]. p. 77 flg. u.
p. 103); durch ihn, d. h. als Theile
von ihm, hüngen wir mit einander
zusammen und gehóren uns an
Z. III. p. 173). In dem zweiten
atz aber, welcher die Gleichheit
des Wesens unter den Menschen
ausspricht, ist die Schranke unserer
Zuneigung und somit des Rechtes
bestimmt. Zu den Thieren, welche
ja auch in gewissem Sinne Gott,
als dem All, der Natur, angehóren,
stehen wir in keinem HRechtsver-
hültnisse (Fin. II. 67), weil die Ver-
Verum philosophorum more, non veterum quidem
schiedenheit ihres Wesens das Band
aufhebt und eine gegenseitige Zu-
neigung verhindert, Somit ist einer-
seits Verwandtschaft, andererseits
Gleichartigkeit des Wesens Grund-
bedingung des Wohlwollens und
folglich des Rechtes.
q"i findet sich ausser bei fieri
und posse (Ell.-Seyff. 305. A. 3) bei
licet, wie hier, Ver. 5. 45 (in indir.
Frage: quaeram, qui licuerit), bei
evenit Div. 2. 38, bei convenit
Cluent. 128. Rab. post. 31. Caec. 7.
Rep. I. 11. Nat. d. 1I. 79; 87; Fam. II.
16. 2; Fin. 2. 32; ebds. 79. Sall. Cat.
51. 24; bei decet Leg. 2. 16; consenta-
neum est Vat. 34 (inind. Fr.), beiappa-
ret Rep. 3.45 (1nd. Fr.), bei in mentem
venit Cluent. 122, bei est Nat. d. 1.
89 (Conject. v. Sehoemann); ebds.
2. 6 (qui est hoc illo evidentius);
bei convenire persónl. Fin. 2. 88.
( qui i$ sibi conveniet), bei distinguere
ófter d. Or. 2. 144. (qui distingue-
mus), Acad. II. 48. (abhüngig, nihil
ut esset, qui distingueretur), ebds.
ΤΠ, 80 (qui distinguis); bei anderen
Verben Leg. 1. 55 (qui vides?),
Brut. 199 (qui praestat), Tusc. 5. 89
(qui isti melius se habent), Nat. d.
3. 14 (ind. Fr. qwi ista intellecta
sint); d. Or. 2. 104 (ind. Fr. qui
vocetur) u. ebenso 2. 107; Acad. II.
63 (nd. Fr. qui tibi constares); p.
Tul. 55 (qui comperisti); ohne Ver-
bum: Nat. d.3. 36 qui magis? erg.
vultis; ebds. 3. 40 qui meliora? erg.
vultis od. statwitis ; ebds, 3. 3 qui tan-
dem? Div. I. 87 qui hoc turpius, erg.
est. Vgl. dazu noch Busch, Zeitschr.
f. Gymnasialw. 1874 (Sept. Oct.).
8 36. veterum von den Sokratikern,
Akademikern, Peripatetikern im
Gegens. zu den Stoikern, ebenso
d. Fin. 4. 17, ebds. 4. 91 (vetus
philosophia) ; Acad. I. 3; in gleichem
Sinne ófter antiqui, d. Fin. 4. 8;
ebds. 4. 20; 4. 94; 4, 62; b. 73;
Acad. I. 39; Leg. I. 54; 55; ferner
superiores Acad. I. 38; d. Fin. 4. 58.
Da aber vetus, wie antiquus ein
relativer Begriff, so versteht es sich
LIB. I. CAP. 13. 8 35. 36. 41
illorum, sed eorum, qui quasi officinas instruxerunt sapientiae,
quae fuse olim disputabantur ac libere, ea nune articulatim di-
stincta dicuntur.
Nec enim satis fieri censent huie loco, qui
nune est in manibus, nisi separatim hoc ipsum, natura esse
von selbst, dass die Bedeutung nach
dem Zusammenhang verschieden
sein kann, so veteres physici von
Empedocles u. s. w. Acad. II. 13;
antique in Bezug auf die álteren
'Akademiker alleim Acad. I. 43 (so
antiqua Academia Leg. I. 583. vetus
Academia Acad. I. 7; ebds. 33 u.
43. IIl. 132, ebds. 136. Leg. I. 38.
Fin. 5. 8. opp. recens Leg. 1. 39.
adolescentior Fam. 9. 8. 1. mova
Acad. 1. 46. Fin. 5. 7), die álteren
Epikureer Fin. 1. 6. Vgl. Feldh.
z. d. St.
officinae: die zergliedernde, in's
Kleinste zerlegende — dabei Alles
in bestimmter Reihenfolge auf-
führende — Behandlungsweise der
Stoiker, in welcher jeder einzelne
Punkt wieder mit der gróssten Ge-
nauigkeit und Ausführlichkeit der
Begründung festgestellt wird, ver-
leicht C. mit Werkstátten oder
abriken, wo jedes Stück besonders
in besondren dafür eingerichteten
Abtheilungen hergestellt und mit
móglichster Vollkommenheit aus-
gearbeitet wird.
fuse ac libere in freiem Ergusse,
so dass der Vortrag in einer ge-
wissen Breite, ohne sich immer auf
das Wesentlichste zu beschráünken,
und ohne bestimmte Ordnung des
Einzelnen, bequem dahin floss.
articulatim | distincta Glied für
Glied geschieden, d. h. in einzelne
Glieder zerlegt, in streng sondern-
der Behandlung, wobei sich zur
Sache nicht Gehóriges nicht leicht
einschleichen konnte.
separatim. | Die Angemessenheit
dieses Ausdrucks, sowie der vorher-
gosse Bemerkungen in diesem
usammenhang leuchtet nicht recht
eim, da die bisherige Erórterung
eine gesonderte Behandlung des
hier angegebenen Punktes nicht
vermissen Tiess, auch nirgends aus
dem Hahmen des Themas heraus-
que war. Den Vorwurf, der
sonst oft genug trifft, über
die vorliegende Frage hinauszu-
schweifen, begründet das Voran-
gehende in keiner Weise. Denn
Alles, was von C. VII bis XII vor-
getragen war, diente lediglich dem
Beweise, dass das Recht in der
Natur beruhe. Fassen wir aber die
nachfolgende Erórterung in's Auge,
so ist sie allerdings in sofern nicht
ganz massgebend zur Prüfung, in
wiefern dem hier geáusserten Vor-
satz mehr als bisher entsprochen
werde, da nach diesem Capitel in
den Handschriften sich eine gróssere
Lücke findet. "Was jedoch dann
kommt (C. XIV —XIX),unterscheidet
sich von der bisherigen Beweis-
führung darin, dass sie negativ ist,
d. h. in der Widerlegung des Ge-
gentheils besteht (nur mit einigen ge-
legentlichen Unterbrechungen: $ 42
est enim wnwm 1us — sive musquam ;
Cp. 17 nam ut vera — ad naturam
referenda suni; 8 51 am corporis
pravitates — stultitia dici | potest,
wo die indirecte Beweisführung in
die directe umspringt) Wenn zwi-
schen diesem Theil und dem vor-
hergehenden positiv sachlichen Be-
weise noch etwas vermisst wird, so
ist es hóchstens noch eine (posi-
tiv formal-dialektische Be-
gründung, welche durch blosse logi-
sche Combinationen oder Begriffs-
verbindungen den zu beweisenden
Satz zu gewinnen sucht, von der
Art, wie sie in C. Xll, aber an un-
rechter Stelle (quibus enim ratio —
8, oben), vorkam, auch sich spüter
einmal — OC. 17, s. daselbst — ge-
legentlich findet, vgl. auch IT.
12—13, wie sie sich Fin. III 27—29
an die sachliche Herleitung des
hóchsten Gutes anschliesst und auch
sonst gern von den Stoikern ange-
wendet wurde. Vgl. Ciceros Schrift
de Fato, in welcher die stoische
Begründung ihrer Ansicht, dass Alles
durch das Schicksal regiert werde,
sowie die Widerlegung derselben
nur auf formal-logischem Wege ge-
48 DE LEGIBUS
ius, disputarint. ATT. Et scilicet tua libertas disserendi amissa
est, aut tu 1s es, qui in disputando non tuum iudicium sequare,
set auctoritati aliorum pareas. 31. M. Non semper, Tite. Sed
iter huius sermonis quod sit vides.
Ad res publieas firman-
das et ad stabiliendos iure sanandosque populos omnis nostra
pergit oratio.
Quocirca vereor committere ut non bene pro-
visa et diligenter explorata principia ponantur, nec tamen
ut omnibus probentur — nam id fieri non potest —, sed ut
eis, qui omnia recta atque honesta per se expetenda duxerunt
et aut nihil omnino in bonis numerandum, nisi quod per se ᾽
ipsum laudabile esset, aut certe nullum habendum magnum
schieht. Dass ein solches Ver-
fahren sich hier anreihen sollte,
wird auch durch den einigermassen
ühnlichen Ausdruck, mit dem Fin.
Π|. 26 zu demselben übergegangen
wird, nahe gelegt: Quod autem con-
tinet eam disciplinam, de qua loquor,
ut quod honestum sit, id solum bo-
»wm iudicemus, potest id quidem
f"se et copiose et omnibus electissi-
mis verbis gravissimisque sententiis
εἰ augeri et ornari, sed. consectaria
me Stoicorum brevia et acuta de-
lectant. Mag nun aber eine der-
artige Beweisführung oder gleich
die Zefutatio Contrarii darauf ge-
folgt sein, so ist in jedem Falle
der Ausdruck separatim für verfehlt
zu halten. Fragen wir, was Cicero
beider Wahldesselben vorgeschwebt
haben mag, so dürfte es das sein,
dass die sachlichen Ausführungen
in Betreff der Gottühnlichkeit τ, s. w.
ein selbstündiges Interesse haben,
welches nicht nóthigt, den Blick
immer auf die These zu richten,
wührend diefolgenden Ausführungen
sich nur um das Thema bewegen.
et scilicet: et vor Versicherungs-
partikeln führt ófter eine Entge-
gnung ein, gleichsam als ergánzenden
Zusatz zu einer vorhergegangenen
Bemerkung, cf. $ 4 et mehercule, be-
sonders hüufig so et quidem, worüber
zu IIl. 24.
libertas d. a. e. bezieht sich auf
die philosophische Richtung Ciceros,
dem die neuere Akademie, zu wel-
cher er sich bekannte, volle Frei-
heit gab, sich in allen Lehrsystemen
umzusehen und das, was am tüber-
zeugendsten schien, auszuwühlen;
vgl. unten.
aut, welches auf den ersten Blick
auffallig ist (denn die Unterwerfung
des eigenen Urtheils unter das An-
derer scheint sich mit der Freiheit
des Denkens nicht zu vertragen,
weshalb ect passender erschiene) lüsst
sich so erklüren: entweder hast du
dich von der neueren Akademie
losgesagt und damit principiell
die Freiheit deiner Meinungen auf-
gegeben, oder du nimmst diese
Freiheit zwar grundsützlich noch
für dich in Anspruch, thatsüch-
lich aber opferst du sie dem An-
sehen Anderer.
8. 37. sanare cf. Att. 1. 18. 2
corrigere et sanare civitatem. Die
damaligen politischen und recht-
lichen Zustünde, insbesondere Roms,
hielt Cic. für durchaus verderbt, zu
deren Heil er sich schmeichelte
durch diese Schrift beitragen zu
kónnen,
ut omnibus p. (damit), als wenn
nolo committere voranginge, was
dem Sinne nach in vereor liegt.
mihil ommino — laudabile esset,
nümlich vor Allen die Stoiker, ausser-
dem die Skeptiker (Pyrrho), welche
das hóchste Gut in die ἀπάϑεια
setzten und das Vorhandensein aller
Dinge ausser der Tugend und dem
Laster in Zweifel zogen (Madv. z.
Fin. II. 43), Aristo, &. unten, Erillus,
dessen Prinzip des glücklichen Le-
bens die Weisheit, cf. Fin. 2. 35
u. 43; 3. 31.
aut certe nullum — posset, Platos
und Aristoteles Schule; ferner Calli-
LIB. I CAP. 13. $ 36—38. 49
bonum, nisi quod vere laudari sua sponte posset, — 38. iis
omnibus, sive in Academia vetere cum Speusippo, Xenocrate,
Polemone manserunt, sive Aristotelem et Theophrastum cum
ills congruentis re, genere docendi paulum differentis secuti
sunt, sive, ut Zenoni visum est, rebus non commutatis inmuta-
verunt vocabula, sive etiam Aristonis difficilem atque arduam,
ho, der zur Tugend das Vergnügen,
oe keel der zu ihr die Schmerz-
losigkeit hinzufügte, cf. Fin. II. 34
u. 35.
8 38. Speusippus, aus dem athen.
Demos Myrrhinus, geb. 395 v. Chr.,
ein Sehwestersohn Piatos, wurde
nach dessen Tode (348) sein Nach-
folgerin der álteren Akademie, T 334.
Xenocrates aus Chalcedon, geb.
396, Nachfolger des Speusippos,
25 Jahre lang Vorsteher der Aka-
demie, durch strenge Sittlichkeit
ausgezeichnet, von der manche
Anekdoten zeugen; ᾧ 314.
Polemo aus Athen, Schüler des
Xenocrates und Lehrer des Zeno.
Von einem ausschweifenden Leben
wendete ersich plótzlich mit grossem
Ernst der Philosophie zu, Hor. Sat.
IL. 3. 253 flg.
Aristoteles aus Stagira, geb. 384,
Gründer der peripatetischen Schule,
der grósste Denker und Gelehrte
des Alterthums, 1 322.
hrastus aus Eresos auf Les-
bos, zuerst der Schüler des Plato,
dann der Schüler und Freund des
Aristoteles, von 322 an Haupt der
creen contem Schule, auf dem Ge-
iete der Ethik noch jetzt durch
seine ἠθικοὶ χαρακτῆρες bekannt.
Grósser noch sind seine Verdienste
in der Naturkunde, besonders in
der Pflanzenlehre (Fin. 5.10). Ueber
seine politischen Schriften vgl.
lil. 14.
congruentes re, genere d. p. diffe-
rentes. Uebereinstimmung herrschte
in sofern, als Plato — jedoch nicht
ohne einiges Schwanken in seiner
Lehre — das Sinnlichangenehme
neben dem Sittlichguten nicht ver-
warf, und Aristoteles ausser der
Tugend auch die kórperlichen und
&usseren Güter zur Bedingung der
Glückseligkeit machte. Dagegen in
der Methode des Lehrens ist der
Unterschied nicht, wie Cic. cs an-
Cicero de legibus.
gesehen wissen will, eben gering,
wenn anders Plato eine apriorische
Idee des Guten annahm, Arist. die
Erkenntniss desselben auf empiri-
schem Wege gewinnen liess, jener
ferner die Tugenden (deren er der
Volksansicht folgend vier annahm)
aus den drei Seelenvermógen (vovs,
Svuog, ἐπιϑυμία) und ihrem Ver-
hàltniss zu einander herleitete (s.
Republ.), dieser aus der Verschieden-
heit der Objecte (daher er soviel
kannte als Gegenstánde des Be-
gehrens) und dabei jene bekannte
Bestimmung der Tugend als die
Mitte zwischen zwei entgegenge-
setzten Lastern erfand und durch-
führte.
Zeno der berühmte Stifter der
stoischen Schule, aus Cittium auf
Cyprus (daher von Cic. Fin. 4. 56
scherzhaft Poenulus genannt), kam
ungefáhr um 326 nach Athen und
hórte hier den Cyniker Crates, den
Megariker Stilpo und Diodor, die
Akademiker Xenocrates und Polemo.
Erst im reifen Mannesalter lehrte
er in der στοὰ ποικίλη, starb im
hohen Alter um 260.
rebus von comm. — vocabula, in-
sofern die Stoiker die üusseren
Güter προηγμένα, die entgegenge-
setzten Uebel ἀποπροηγμένα nann-
ten. Dem Beweise, dés damit
nichts in der Sache, sondern nur
in den Worten geündert sei, ist
das 4. Buch de Finibus gewidmet.
Aristo aus Chios, um 275 v. Chr,
Schüler des Zeno und Polemo, er-
klürte Alles zwischen der Tugend
und dem Laster für ἀδιάφορα (cf.
unten $ 55) und setzte die Glück-
seligkeit selbst in die ἀδιαφορία
der Seele; cf. Madv. d. Fin. II. 43.
Von den Skeptikern unterschied er
sich haupteüchlich dadurch, dass
jene auch keinen Antrieb des Han-
.delns übrig liessen, dieser als sol-
chen dasjenige anerkannte,
4
ΕΒ
50 DE LEGIBUS
sed iam tamen fractam et convictam sectam secuti sunt, ut
virtutibus exceptis atque vitiis cetera in summa aequalitate
ponerent, iis ommibus haec, quae dixi, probentur.
39. Sibi
autem indulgentis et corpori deservientis atque omnia quae
sequantur in vita quaeque fugiant voluptatibus et doloribus
ponderantis, etiam si vera dicunt — nihil enim opus est hoc
loco litibus —, in hortulis suis iubeamus dicere, atque etiam
ab omni societate rei publicae, cuius partem nec norunt ullam
neque umquam nosse voluerunt, paulisper facessant rogemus.
Perturbatricem autem harum omnium rerum Academiam, hanc
dem Weisen in den Sinn küme
(quodcunque in mentem incidit et
quodcunque tanquam occurrit, d.
Fin. 4. 43, dazu Madvig).
probentur (Emendation des Tur-
nebus) Coniunctivus optativ., der
nicht mehr von wt abhüngig zu
denken ist (das erlaubt der neue
Ansatz mit his omnibus und die
Lünge des Satzes nicht), sondern
anakoluthisch für den Finalsatz ein-
tretend.
8 39. sibi indulgentes flg. Dass
Cic. hier die Epikureer im Auge hat,
obwohl auch die Cyrenaiker, die
Anhünger des Aristippos, die Lust,
und Hieronymus (cf. Fin. 2. 8), was
der Ansicht Epikurs in Wahrheit
noch nüher steht (cf. Fin. I. 37),
die Schmerzlosigkeit für's hóchste
Gut erklürten, geht aus dem folgen-
den Aortulis hervor. (Vgl. unten
8 54.) Denn mit diesen werden die
Gürten Epikurs bezeichnet, die er
testamentarisch seinem Schüler Her-
marchus und dessen Nachfolgern
auf dem Lehrstuhle hinterlassen, in
denen auch zu Ciceros Zeit noch
die Lehrvortrüge dieser Schule ge-
halten wurden. Vgl. Fin. 5. 3.
Nat. d. I. 93 u. 120. d. Or. 3. 63.
— litibus mit Anspielung auf die
Streitlust der Epikureer, wozu s.
& 91.
societate rei p. Dass die Epikureer
keinen Werth auf die Betheiligung
am Staatsdienste legten, ist bekannt
(vgl. Epikurs Rath μὴ πολιτεύεσθαι,
Att. 14. 20, 5) und folgte auch
nothwendig aus ihrem Princip des
glücklichen Lebens, Sprachen sie
doch auf Grund desselben auch den
Góttern alles Eingreifen in die
menschlichen Angelegenheiten ab.
paulisper facessant. Die Gleich-
gültigkeit gegen die Zustimmung
der Epikureer, die Cic. hier zur
Schau trügt, dürfte nicht aufrichtig
sein, da die ganze folgende Er-
órterung, wie ein Blick auf das 2.
Buch de Finibus lehrt, gerade gegen
diese gerichtet ist.
Perturbatricem. Die neuere Aka-
demie (deren Stifter Arcesilas, und
Hauptvertreter Carneades u. Clito-
máàchus waren) schloss sich in der
Lehrmethode sowie theilweise in
dem Inhalt ihrer Lehren wieder
enger an Socrates an, wührend die
ültere sich an Plato hielt. So
machte sich jene vor Allem den
socratischen Grundsatz zu eigen,
dass die hóchste Weisheit darin
bestünde, zu wissen, dass man nichts
wisse, leugnete aber folgerichtig,
dass auch dieser Grundsatz Gewiss-
heit habe. Hierdurch berührte sie
sich mit dem Skepticismus, und
schon die Alten waren in Zweifel,
worin der Unterschied beider Rich-
tungen lüge. Indessen erkannte sie
doch auf dem Gebiete der Moral
wenigstens die Geltung des Wahr-
scheinlichen an. Von dieser Schule
nun konnte Cic. nicht erwarten,
dass sie sich durch seine Gründe
überzeugen liess, vielmehr musste
sie, ihrem Princip gemüss, dass es
keine Gewissheit gübe, auch der
bündigsten Beweisführung ihre Zu-
stimmung versagen und Alles, was
festgestellt zu sein schien, wieder
wankend machen und in Ver-
wirrung bringen.
LIB. I. CAP. 13. $ 38. 39. 51
ab Arcesila et Carneade recentem, exoremus ut sileat. Nam
si invaserit in haec, quae satis scite nobis instructa et com-
posita videntur, nimias edet ruinas. Quam quidem ego placare
cupio, summovere non audeo. .
Arcesilas aus Pitane in Aeolien,
ein Schüler des Peripatetikers Theo-
phrast und des Akademikers Polemo,
geb. um 315, gest. 241.
Carneades geb. 213 zu Cyrene,
Schüler des Arcesilas, war im J. 155
(mit Diogenes und Critolaus) Mitglied
der bekannten Philosophengesandt-
schaft in Rom. In seinen sehr be-
redten Vortrágen bekámpfte er be-
sonders die Ansichten des berühmten
Stoikers, seines Zeitgenossen Chry-
sippus. Seine Lehren wurden, da
er, in seiner Methode ein echter So-
kratiker, nichts Schriftliches hinter-
liess, von seinem Schüler Clitoma-
chus der Nachwelt überliefert;
t 129.
submovere non audeo. Zu dieser
rücksichtsvollen Bemerkung bewog
Cicero der Umstand, dass er sich
gelbst zu dieser Schule záhlte, wenn-
gleich er auf dem Gebiete der
Moralphilosophie sich mehr zu den
Stoikern hielt.
Cap. XIV. $40. Der Anschluss an
den Text, dem offenbar eine gróssere
Lücke vorhergeht, lásst sich durch
Voranschickung etwa folgender Ge-
dankenreihe gewinnen: Beruhte das
Recht blos auf menschlicher Satzung,
80 würde die menschliche Gesell-
schaft auch die Macht haben, bei
vorgekommenen Vergehungen ge-
en das bestehende Recht von dem
ebertreter Des alle cta
rupit; indem sie entweder
in der von demselben zu verbüssen-
den Strafe eine volle Genugthuung
erblickte, oder ein gewisses Rei-
re. rh diat t zuliesse. In Wahr-
heit aber verhált sich die Sache ganz
anders. Bei blossen Verstóssen ge-
das formelle Hecht ist ein
inigungeverfahren zu nichts Nutze,
wie wenn ich eins der grausamen
Gesetze &Sullas (übertreten hátte,
oder als ich gegen die lex Porcia
die Catilinarier, welche sich zum
Untergange des Vaterlandes ver-
schworen hatten, hinricbten liess.
[Denn auch in dieser Hinsicht sind
wir ohne Anwendung alles (s. unten)
Sühneverfahrensgereinigt. Dagegen
bei wirklichen Verbrechen gegen
die Menschen oder irgend welcher
Pfichtwidrigkeit ist eine Reinigung
überhaupt nicht móglich.] Hiermit
beginnt die Reihe der Argumente,
welche gegen die Epikureische An-
sicht, dass die Grundlage des Rechts
der Nutzen, resp. die Willkür des
Gesetzgebers sei, aufgeführt werden.
Wir záhlen sie der Uebersicht wegen
hier gleich kurz auf:
Càp. XIV.
1. Wenn die Strafe der Grund wàre,
das Recht zu beobachten, so würde
mit der Verbüssung der Strafe
oder der Anwendung eines áusse-
ren Sühneverfahrens das Unrecht
alle Bedeutung verlieren,
2. so würde im Falle der Straf-
losigkeit kein Mensch sich vor
Unrecht scheuen,
. 80 verdiente ein Uebeltháter viel-
mehr unvorsichtig als ungerecht
genannt zu werden.
4. Nehmen wir den Nutzen als An-
trieb zur Gerechtigkeit an, so ist
Gerechtigkeit nichts weiter als
Schlauheit.
Cap. XV.
. Wenn die Gesetzgebung das Recht
schüfe, so kónnte dasselbe auch
durch Gesetze von Tyrannen be-
gründet werden.
6. Wenn die Gerechtigkeit in der
Beobachtung der geschriebenen
Gesetze bestünde und durch den
Nutzen (Nützlichkeit dieser Be-
obachtuug) geboten würe, 80
würde dieselbe mit dem Fortfall
des Nutzens schwinden.
. Wenn nicht die Natur, sondern
der Nutzen, Quelle des Hechtes
ist, 80 fallen alle Tugenden fort,
welche in der Gemeinschaft der
Vernunftwesen beruhen (deren
Zweck die Wohlfahrt der anderen
Vernunftwesen ist).
4
I
σι
.
59 DE LEGIBUS
Cap. XVI.
8. Wenn der Wille der gesetzgeben-
den Kórperschaften des Staates
das Recht begründete, so kónnte
die Verübung jeglichen Verbre-
chens Ausfluss des Rechtes wer-
den, 80 kónnte das, was jetzt für
tugendhaft gilt, als lasterhaft ge-
stempelt werden, und umgekehrt,
. Kónnte das Gesetz, was recht
und unrecht, gut und schlecht
is£, bestimmen, so kónnte man
nicht von guten und schlechten
Gesetzen sprechen,
10. Làgeinderschwankenden, freien
Meinung, nichtin dem angebornen,
gemeinen, Menschenverstande der
Massstab für Recht und Unrecht,
so würden auch die Begriffe des
sittlich Guten und Schlechten auf
der Meinung berahen, und nicht
blos diese, sondern auch die der
Tugend und des Lasters, und
nicht blos diese, sondern auch
diejenigen der Unterarten der
Tugend und. des Lasters.
Cap. XVII.
11. Wie das Wahre und Falsche, das
Uebereinstimmende und Wider-
sprechende von Natur erkannt
wird, so muss auch die Erkennt-
niss der Uebereinstimmung des
ganzen Lebens, nümlich der Tu-
gend, auf der Natur beruhen.
12. Die natürlichen Anlagen und
Krüfte aller Wesen werden von
der Natur her erkannt: es ist
somit undenkbar, dass nicht auch
die Produete dieser Anlagen, die
Tugenden und Laster, von Natur
erkannt werden; wenn aber die
Tugenden und Laster, so noth-
wendig auch dasjenige, was diesen
emiüss ist, das sittlich Gute
dele) und sittlich Schlechte
(Schimpfliche).
13. Das Edele (honesta) und somit
BRühmliehe muss ein rühmliches
Gut enthalten: der Begriff des
Guten aber beruht auf der Natur,
nicht auf willkührlicher Annahme
— denn sonst müsste auch die
Glückseligkeit, welchedas hóchste
Gut ist, auf blosser Einbildung
beruhen — folglich beruht die
Unterscheidung dessen, was edel
eo
und schimpflich ist, auch anf der
Natur.
14. Wenn der Einwand erhoben
wird, dass der Herleitung des
sittlich Guten und Sehlechten, des
Rechten uud Unrechten, aus der ὦ
Natur die Meinungsverschieden-
heit entgegenstehe, welche herr-
sche über das, was gut und schlecht,
recht und unrecht sei, so ist die-
ser Einwand hinfüllig: denn die
Meinungsverschiedenheit rührt.da-
her, dass das natürliche Gefühl
der Menschen durch den schüd-
lichen Einfluss falscher Lehre und
schlechter Beispiele verdorben
wird.
Cap. XVIII.
15. Wenn das Recht nicht von Natur
erstrebenswerth würe, so würden
alle guten Menschen, die das
Recht um seiner selbst willen er-
streben, irren: was nicht annehm-
ar.
16. Wenn die Freigiebigkeit des
Nutzens wegen erstrebt würde,
80 würe sie eine Lohndienerin.
Dies aber widerspricht dem Be-
griffe der Freigiebigkeit. Ebenso.
wenig kann die Gerechtigkeit
dem Nutzen nachgehen.
17. Wenn ferner die Tugend nur
aus dem Verlangen nach Gewinn
hervorgeht, so ist sie weiter nichts
als schelmische — auf Ueber-
vortheilung gerichtete — Klug-
heit (berührt sich mit Arg. 4).
18. Die einzelnen Ua eem der
Gemeinschaft, wie ——
keit, Dankbarkeit, Freundschaft,
kónnen ihrem Wesen nach dann
nicht mehr bestehen, sondern
gehen alle in sehlauer Gewinn-
sucht auf: müssen auch mit dem
Wegfall des Nutzens sofort preis-
gegeben werden (berührt sich mit
Arg. 7, theilweise aueh mit 6).
Cap. XIX.
19. Auch bei anderen Tugenden als
denen, die in der Gemeinschaft
wurzeln, wie Müssigung, Enthalt-
samkeit, Bescheidenheit, Scham-
haftigkeit, verbietet sieh die An-
nàhme ihrer Entstehung aus dem
Nutzen. Denn ihre U tung
hat keinen anderen Nachtheil zur
Lib. 1. CAP. 14. 8 40. 53
XIV. 40. Nam et in iis sine illius suffimentis expiati
sumus. Αὐ vero scelerum in homines atque inpietatum nulla
expiatio est. ltaque poenas luunt non tam iudiciis, quae quon-
dam nusquam erant, hodie multifariam nulla sunt, ubi sunt
tamen, persaepe falsa sunt, set eos agitant insectanturque
furiae, non ardentibus taedis, sicut in fabulis, sed angore con-
scientiae fraudisque cruciatu.
Quod si homines ab iniuria
poena, non natura arcere deberet, quaenam sollicitudo vexaret
Folge als (hóchstens) den des
übelen Rufes. Dass man sich
aber vor diesem mehr als vor
dem Fehler selbst fürchten solle,
ist lácherlich.
20. Und wenn es gescháhe, dass
man nur um des übelen Rufes
willen die Verletzung gewisser
Tugenden fürchtete, so besüsse
man die Tugenden nicht; denn
Lob und Tadel hat einen zu
lobenden und zu tadelnden Ge-
genstand, námlich die Tugend
und das Laster, zur Voraussetzung ;
wer also das Lob, welches die
Folge der Tugend ist, hóher
schátzt, als den Grund des Lobes,
die Tugend selbst, kann diese
nicht besitzen.
21. Das Laster als Verunstaltung
der Seele muss ebenso natür-
lichen Abscheu erregen, als jede
Hüsslichkeit des Kórpers: was
auch der Widerwille, den gewisse
Laster, wie Habsucht, Wollust,
Feigheit, Dummheit, von selbst
erregen, beweist.
29. Wenn die Laster blos wegen
der aus ihnen hervorgehenden
Nachtheile und Strafen gemieden
würden, (ebenso die 'Tugenden
um der Belohnungen willen er-
strebt), s0 würde man nur durch
die Strafen, nicht durch das Wesen
der Laster selbst, unglücklich
(und durch den Lohn der T'ugenden
o Wa wás anzunehmen Thor-
eit.
28. Wenn die Tugend um anderer
Dinge willen, wie Geld, Ehren,
BSchónheit, Gesundheit, Vergnü-
gen, erstrebt würde, s0 würe sie
nicht das Hóchste, sondern jene
Dinge stánden hóher. Aber nicht
blos sind jene Güter in ihrer
Wirkung gering und unbestándig,
sondern grade in Verachtung der-
selben zeigt sich das Wesen der
Tugend.
[Wenn somit die Tugend um
ihrer selbst willen erstrebenswerth
ist, so auch das in sie einbegriffene
Recht. |
Statt illius hat die Conjectur des
Turnebus: wllóus viel Wahrschein-
lichkeit. Der substantivische Ge-
brauch ist ohne Bedenken, vgl. Nat.
d. IIL. 5 nec me — ullius wnquam
oratio movebit ; Liv. IX. 31. 10 sine
ullius praecepto; ib. 34. 1 sine ullius
assensu; ferner Cic. Brut. 288 τὴ
ullo; dsgl. Liv. VIII. 26. 7; Cic.
Phil. IL. 38 cwm llo — sermones
contulit? Fam. 3. 9. 1 ab wilo;
dsgl. p. Planc. 6; dsgl. Liv. IX. 34. 1;
Cic. Tusc. 5. 37 meque est wllum;
Liv. 5. 40. 4 mec prohibente wllo
(dazu Weissenb.); Cic. Tusc. 5. 38
cum alio wwllos Acad. II. 11 ex ullo
Academico; ib. 34 mec perspicuwm
ullum relinquitur ; Liv. 4.11.4 nec ulli
Komano ; Sest. 105 ullum conductum.
impictatum (Pflichtwidrigkeit)
noch hinzugefügt, weil dieser an
sich schwüchere Begriff weiter-
greifend und umfassender ist.
nulla sunt, 80 ulla oft als stàrke-
res «on bei esse und Verben der
Bewegung, s. Berger Stil. $ 78.
Of. Acad. Il. 130 in mediis ea mo-
menta, quae Zeno voluit, nwlla esse
censuit; Div. I. 81 formae quae nwllae
$Sunt; ib. 80.
homines ab ini. poen. flg. Ansicht
der Epikureer, cf. Fin. I. 50; II. 53;
11; 76.
deberet, nicht einfach arceret, weil
ja die Menschen zum grossen Theil
sich vom Unrecht trotzdem nicht
. abhalten lassen (debere hier etwas
frei, denn eigentlich haben die Men-
schen die Schuldigkeit, Pflicht, sich
54 DE LEGIBUS
impios sublato suppliciorum metu? quorum tamen nemo tam
audax umquam fuit quin aut abnueret a se commissum esse fa-
cinus aut iusti sui doloris causam aliquam fingeret defensionem-
que facinoris a naturae iure aliquo quaereret. Quae si appel-
lare audent impii, quo tandem studio colentur a bonis?
Quod si poena, si metus supplici, non ipsa turpitudo de-
terret ab iniuriosa facinerosaque vita, nemo est iniustus, aut
incauti potius habendi sunt inprobi. 41. Tum autem qui non
ipso honesto movemur ut boni viri simus, sed utilitate
aliqua atque fructu, callidi sumus, non boni. Nam quid faciet
is homo in tenebris, qui nihil timet nisi testem et iudicem?
quid in deserto quo loco nactus quem multo auro spoliare
possit inbecilum atque solum? Noster quidem hic natura
iustus vir ac bonus etiam conloquetur, iuvabit, in viam de-
ducet:
abhalten zu lassen, also genauer
deberent arceri (abstinere), was auch
vorgeschwebt haben mag).
tamen: mochte auch keine Strafe
zu fürchten sein.
iusti sui doloris Genit. subi. ,,einen
ihm widerfahrnen gerechten Schmerz
als Grund angübe; sich auf einen
ihm angeblich verursachten ge-
rechten Schmerz beriefe*. Zu dem
Gedanken vgl. Fin. 3. 36.
quae in ungenauer Beziehung nicht
blos auf naturae iure, welches den
Hauptinhalt des Wortes bildet, son-
dern auch auf die beiden náchst
vorher angegebenen Mittel oder
Arten, sich zu vertheidigen. Aehmn-
liche Freiheiten im Gebrauch des
Plural nicht selten, worüber Madv.
Fin. 11. 61. p. 249 α΄ V. 68. p. 725.
appellare: sich berufen auf. In
diesem Sinne sonst mit dem Objects-
casus eines Beamtennamens, ausser-
halb der publicistischen Sphüre nur
mit dem eines Pronomens con-
struirt (cf. Haacke, Gramm. stil.
Lehrb. 8 27. 2), steht hier aus-
nahmsweise mit dem Accusat. einer
Sache.
aut, wofür die Emendation in ac
sehr nahe liegt, vgl. $ 18, hat ge-
wissermassen restringirende Bedeu-
tung: oder, wenn wir dies nicht
gelten lassen wollen, so verdienen
sie, die wir ?niusti oder improbi
nennen, doch im Grunde der
Sache (wenigstens wenn wir der
is vero, qui nihil alterius causa faciet et metietur suis
Sache nach urtheilen) eher für
unvorsichtig gehalten zu werden.
Aehnl. Feldh. u. Vahl. Vgl. p. red.
in sen. 19 qui cum videret scelera-
tum. civem aut domesticum potius
hostem.
incauti: denn nur dadurch, dass
816 sich der Strafe aussetzen, sind
sie ungerecht, was, wenn sie be-
hutsam und schlau würen, sie zu
vermeiden wüssten. Letzteres im
Gegensatz zu den Epikureern aus-
führlieh dargelegt Fin. II. 583—857.
8 41. wtihtate aliqua flg.; s0 im
Hinblick auf die Epikureer Fin. 2. 59
si omnia haec — aequitas, fides,
iustitia — ad wtilitatem referantur,
virum bonwm non posse reperiri per-
spicuum est. Cf. Fin. I. 34. II. 76.
in tenebris, cf. Fin. 2. 52, wo
es gegen die Epikureer heisst: Cur
iustitia laudatur? aut unde est hoc
contritum vetustate proverbium : qui-
cum in |s —? erg. mices nach
Off. III. 77 u. Fin. 3. 88 Quid dici
poterit, si turpitudinem non ipsam
per se fugiendam 6886 statuwemus,
quominus homines tenebras et soli-
tudinem nacti nullo dedecore se ab-
stineant ?
deserto quo: quis ohne Anschluss
an ein Formwort, wie Part. or. 62;
Fat. 15; 36; 37. (Leg. 3. 10 u. 11.)
Vgl. Drüg. I 8 44. 4 und zu Leg.
II. 66.
faciet — metietur. Es kónnte auch
das Praesens in Ansehung der All-
55
eommodis ommia, videtis, credo, quid sit acturus. Quod si
negabit se illi vitam erepturum et aurum ablaturum, numquam
ob eam causam negabit, quod id natura turpe iudicet, sed quod
metuat ne emanet, id est, ne malum habeat. O rem dignam,
in qua non modo docti, sed etiam agrestes erubescant!
XV. 42. Iam vero illud stultissimum, existimare omnia
iusta esse, quae sita sint in populorum institutis aut legibus.
Etiamne, s1 quae leges sint tyrannorum? si triginta illi Athenis
leges inponere voluissent aut si omnes Athenienses delecta-
rentur tyrannieis legibus, num idcirco eae leges iustae habe-
rentur? Nihilo, eredo, magis illa, quam interrex noster tulit,
ut dictator quem vellet civium indicta causa inpune posset
occidere. Est enim unum 1us, quo devincta est hominum
societas et quod lex constituit una. Quae lex est recta ratio
imperandi atque prohibendi: quam qui ignorat, is est iniustus,
sive est illa seripta uspiam sive nusquam. Quod si iustitia
est obtemperatio scriptis legibus institutisque populorum, et si,
LIB. I. CAP. 14. 15. 8 40—42.
gemeinheit des Gedankens stehen;
doch das Futur. ist nicht weniger
richtig. Denn die Handlungen eines
im Zeitpunkt dieser Bemerkung von
einer solchen Gesinnung Erfüllten
gehóren der Zukunft an. Dazu
kommt das Futurum im Prádicats-
satze: was bei dem Streben der
lateinischen Sprache nach Gleich-
artigkeit und Symmetrie (Berg. Stil.
$ 101) nicht ohne Einfluss ist. Vgl.
fep. VI. 29. (Somn. Scip. 21.) Zd-
que ocius faciet (sc. amimus, ut in
domum suam pervolet), si iam tum,
cum erit inclusus in corpore, eminebit
foras et ea, quae extra erwnt, con-
templans quam mazime se a corpore
abstrahet: warum nicht est — eminet
— sunt — abstrahit, da bei der
Allgemeinheit des Gedankens auch
die Gegenwart mit eingeschlossen
ist?
metuat. Der Conjunctiv ist &0 zu
erkláren, dass dieser den wirklichen
Grund angebende Satz als Theil
der von negabit abhüngigen Rede
zu fassen ist und somit eine Aus-
sage im Sinne des bezeichneten An-
bhángers epikureischer Grundsátze*
enthált.
ne malum habeat, wie es auch in
om der epikureischen An-
sicht Fin. ll. 71 heisst: mam mec
vir bonus ac iustus haberi potest,
qui, ne malwm habeat, abstinet se
ab iniuria.
erubescant. Zu in bei diesen und
anderen Verben des Affects s. Haacke
stil. Lehrb. 8 24. 1.
Cap. XV. 8 42. ínmterrex. Ge-
meint ist das Gesetz, welches Ende
82 der Int. L. Valerius Flaccus be-
antragte, dass alle Hanalungen,
welche Sulla als Consul und Pro-
consul vollzogen, für zu Recht be-
stehend erklürt würden und ihm auch
für die Zukunft die Gewalt uüber-
tragen würde, über Leben und Tod,
über Gut und Habe der Bürger frei
zu verfügen. Gehüssig macht Cic.
aus diesem für Sulla geltenden
Specialgesetz de Sulla dictatore ein
allgemeines de dictatore überhaupt.
hominum hat den Ton, welches
entgegengesetzt ist dem civium:
nur das die Menschheit umfassende,
nicht blos für Bürger eines bestimm-
ten Staates aufgestellte Recht kann
als solches anerkannt werden.
lez — wna das einzige und für
alle dasselbe Gesetz.
est recta ratio sq. cf. 8 18—19;
8 23; 8 33.
obtemperatio — legibus ein Grücis-
mus (8, K. W. Krüger. Gr. Sprachl, $
48. 12. A, 4), den nur Plautus hüufiger
angewendet, Cic. beim Dat. nurin De-
linitionen zugelassen hat (s. Keisigs
Vorl. herausgg. v. Haase $ 340), wie
56 DE LEGIBUS
ut eidem dieunt, utilitate omnia metienda sunt, negleget leges
easque perrumpet, si poterit, is, qui sibi eam rem fructuosam
putabit fore.
Ita fit ut nulla sit omnino iustitia, si neque
natura est eaque, quae propter utilitatem constituitur, utilitate
alia convellitur.
43. Atque, si natura confirmatura ius non
erit, tollentur * * Ubi enim liberalitas, ubi patriae caritas,
Top. 28 abalienatio est traditio alteri
neru. Sonst findet er sich àm hüu-
figsten beim Accus. des Zieles, wie
domum reditionis spes Caes. B. G.
I. 5. (Beim Ablat. Leg. II. 8 38.)
idem die Epikureer, vgl. zu 8 41
u. Off. I. 5 u. III. 118.
negleget leges sq. derselbe Ge-
danke ausführlicher dargelegt Fin. 2.
53—59.
neque natura — convellitur : wenn
die Gerechtigkeit nicht auf der
Natur beruht, anderseits aber die
auf den Nutzen gegründete (Ge-
rechtigkeit) durch einen andren
Nutzen erschüttert (umgestossen)
wird. Zu dem Gedanken vgl. Fin.
2. 718 u. 3. 70. [Das handschrift-
liche illa dient eher dazu, den Sinn
zu verdunkeln, als ihn klarer hin-
zustellen, als wenn das einfache
Substantiv ohne Pronomen stünde.]
neque — que cf. Fin. 1, 48 mec
intemperantiam propter se esse fw-
giendam temperantiamque expeten-
dam; Fin. Ill. 8 nec enim in Tor-
quati sermone quicquam implicatum
nostraque dilucida oratio; Rep. I. 58
nam aequabilitas — servari potest
eaque quae appellatur aequabilitas
iniquissima est; Catil. II. 28 wt ne-
que bonus quisquam intereat pau-
corumque poena salvi esse possitis.
8 43. confirmatura erit: das Par-
ticip. Fut. bietet der Erklürung
Schwierigkeit, daher Lambin con-
firmatum dafür vermuthete, was
freilich leichter würe (vus matura
confirmatum erit — in natura con-
stitutum e. , beruhen wird auf —
eine feste Grundlage baben wird in
— der Natur), doch scheint die Er-
klürung nicht grade unmüglich.
Confirmaturus ist einer, der prü-
disponirt ist, sicher zu stellen (ob
im Sinne von Wollen oder Sollen
ist gleichgültig, vgl. Zumpt 8 498.
Drüger Hist. Synt. 8 140 a.), der
seiner Beschaffenheit nach dazu be-
stiümmt ist (Aussicht hat), sicher
zu stellen; also matura ius con-
firmatwra est ist die Natur, welche
ihrer Beschaffenheit nach bestimmt
ist, das Recht sicher zu stellen,
oder ein sichres Recht aus sich
hervorgehen — entstehen — zu
lassen. Dieser Gedanke ist inso-
fern nicht unpassend, als das Recht
erst ein Product der Natur ist, aus
dem Verhültniss der Theile zum
Ganzen der Natur und der Theile
unter sich hervorgeht (oder nach
anderer Auffassung: Ausfluss des
Gesetzes und somit der Natur ist;
denn Gesetz und Natur ist den
Stoikern dasselbe) Was nun das
Futurum erit — tollentur betrifft,
so vertrügt sich dieses ganz wohl
damit. An sich kónnte ja ebenso-
gut das Praesens stehen est —
tolluntur: wenn dies der Fall ist,
80 gehen damit unter. Das Fut.
bezeichnet die erst zu gewinnende
Erkenntniss: wenn wir nicht an-
nehmen (begriffen haben) werden,
dass die Natur...., $0 werden wir
keine Móglichkeit sehen, dass die
Tugenden — fortbestehen: in wel-
chem Sinne das Futurum nicht blos
im Griechischen hüufig (Krüger Gr.
Spr. $ 53. 7. 1) angewendet wurde,
sondern auch im Latein; ohne dass
jedoch dieser Gebrauch bisher bei
den Grammatikern die genügende
Beachtung gefunden hütte. Am be-
kanntesten ist er in Sützen wie:
hoc pueri possunt, viri non poterunt ?
(— posse putabimus?). Vgl. unten
8 49 si emolumentis virtus erxpetitur,
una erit virtus (— wnam esse vir-
tutem statuendum erit), quae malitia
rectissime dicetur. 11. 8 23 erunt
fere in more maiorum. | Off. I. 142.
Ita videtur eadem wis ordinis et
collocationis for e.
tollentur . ... die Lücke erg. Vahl.
(ühnlich Bake) dem Sinne nach
richtig: virtutes omnes, quae in ho-
LIB. I. CAP. 18. 16. 8 42. 43. 51
ubi pietas, ubi aut bene merendi de altero aut referendae gratiae
yoluntas poterit exsistere? Nam haec nascuntur ex eo, quia
natura propensi sumus ad diligendos homines, quod fundamen-
tum iuris est. Neque solum in homines obsequia, sed etiam
in deos caerimoniae religionesque tolluntur, quas non metu,
set ea coniunctione, quae esi homini cum deo, conservandas
puto. XVL Quod si populorum iussis, si principum decretis,
si sententiis iudicum iura constituerentur, ius esset latrocinari,
minum societate cernuntur. Denn
von diesen ist nach dem Folgenden
hier nur die Rede und leuchtet
die angegebene Folgerung zunáchst
auch nur ein. Cf Off. III. 118.
Fin. 2. 71; 23. 117 (tollitur bene-
ficium , tollitur gratia, quae sunt
vincla concordiae).
Ὶ kann nach dem Zusammen-
hang hier nicht p. in deos, Frómmig-
keit, sein (vgl. auch Fin. 5. 65),
da auf diese erst nachher die Rede
kommt (nec solum in homines sed
etiam in deos —), auch nicht p. in
patriam, die ebenfalls eine Species
der pietas ist (s. d. Inv. 2. 66.
Liv. 5. 7. 12 u. meine Programm-
abh. Gnesen 77. p. 9), denn diese
war eben aufgeführt worden, son-
dern pietas in homines (die pflicht-
mássige Liebe und Ehrerbietung:
denn pietas ist jede Gesinnung
und Handlungsweise, die sich ver-
geltend, nicht gewührend, kund
gibt, mag das Object dabei sein,
welches es wolle), speciell vielleicht:
kindliche Liebe, insofern der Fort-
schritt vom Vaterland zu den Eltern
nahe lag, obgleich zu dieser enge-
ren Auffassung nichts drüngt.
gewissem Sinne kónnte auch in
patriam ergánzt werden, wenn man
annáhme, dass zwei Seiten des Pa-
triotismus bezeichnet würden: die-
jenige, welche in der natürlichen
neigung des Gemüthes — caritas,
und diejenige, welche in dem Be-
wusstsein empfangener Wohlthaten
und der Pflicht der Vergeltung be-
ruht — pietas.
de altero, weil in Wendungen,
wie wohl thun, Uebeles zufügen, zu
willen sein u. à. immer ein Ver-
hültniss von zweien vorschwebt, so
oben $ 41 nihil alterius causa faciet ;
ebenso $ 49. Att. 7. 2. 4. Vgl.
principum
ferner: deos intellegimus mec sibi
fingere ullam, molestiam nec. alteri
quaerere Nat. d. I. 56. qwi alterum
accusat Div. in Caec. 27. ib. 831.
ib. 71. Verr. III. 1. ib. 4. p. Sulla 31.
Cluent. 120 cett. tw fortunas aite-
rius 4n iudicium afferas Cluent. 186,
quorum vita 1n alterius manu posita
est p. Quinet. 6. alterius bona pro-
scribere ib. 51. alteri incommodare
ib. luctuosum tradé alteri ewm bonis
p. Quinet. 95. alteri damnum dare
p. Tull. 34. v alterum detrusit 1b.45.
caput alterius defendere p. Quinct. 8.
id est defendere cupiditati alterius
obtemperare ib. Y. proximum esse
sapientia, qui alterius bene inventis
obtemperet Cluent. 84. minus stultus
eui nihil in mentem venit quam qui
quod alteri venit im mentem com-
probat ib.
ex 60 quia, die Erklürung eines
Demonstrativs durch quia, die nach-
drücklicher ist, als durch qwod, ist
selten: Tusc. I. 42 quod ex eo sciri
potest, quia corpora mostra — coa-
leseunt. Cf. Feldh. und Leg. II. 3.
caerimonia Verehrung — Ver-
ehrung bezeugender Gebrauch —
daher mit ín, wie sonst auch mit
dem Genit., religionem, quae in metu
εἰ caerimonia deorum sit, Inv. 2. 66.
ib. 161.
tolluntur mit einer gewissen
Flüchtigkeit des Ausdrucks, nach-
dem vorher das Futur. gesetzt wor-
den war. An sich erlaubt, wie wir
oben gesehen, der Gedanke ebenso
gut das Praesens wie das Futur.
Cap. XVI. populorum 4. — con-
Stituerentur: Hiermit werden die
Hauptquellen des Civilrechts be-
zeichnet, das auf der Gesetzgebung
beruhte (im legibus), auf decretis
(den senatus consultis
und edictis magistratuum), auf der
58 DE LEGIBUS
ius adulterare, ius testamenta falsa supponere, si haec suflra-
giis aut scitis multitudinis probarentur. 44. Quod si tanta
potestas est stultorum sententiis atque iussis, ut eorum suf-
fragiis rerum natura vertatur, eur non sanciunt ut, quae mala
pernieiosaque sunt, habeantur pro bonis et salutaribus? aut
cur ius ex iniuria lex facere possit, bonum eadem facere non
possit ex malo? Atqui nos legem bonam a mala nulla alia
nisi naturae norma dividere possumus. Nee solum ius et in-
iuria natura diiudicatur, sed omnino omnia honesta et turpia.
Nam et communis intellegentia nobis notas res efficit easque
in animis nostris incohavit, ut honesta in virtute ponantur, in
vitiis turpia.
natura posita dementis est.
45. Ea autem in opinione existimare, non in
Nam nec arboris nec equi virtus
quae dicitur, in quo abutimur nomine, in opinione sita est,
sed in natura.
richterlichen Auslegung (rebus $udi-
catis). Vgl. Top. 28 und Rein
Privatr. d. R. p. 44 flg. Die Be-
ziehung von principum decreta auf
despotisch regierte Staaten verwirft
Feldh. mit Recht.
suffragiis aut scitis. .Scita im
publicistischen Sinne sind Beschlüsse
einer stündischen Versammlung
(plebs), spáter auch des Volkes unter
Vorsitz eines stündischen Beamten
(tribunus plebis), s. Lange Róm.
Alterth.II. p. 528. Diese beruhtenaber
in jedem Falle auf suffragia, 80 dass
kein klarer Gegensatz zwischen
suffragiis und scitis hervortritt. Soll
also nicht eine unnütze Weit-
schweifigkeit des Ausdrucks vor-
liegen, so müsste man von dem
technischen Gebrauche absehen und
scita etwa für Willenserklürung
schlechthin nehmen. Dann würe
dieser Zusatz im Sinne der Ver-
allgemeinerung gemacht: denn es
braucht der Wille des Volkes sich
nicht gerade durch Stimmabgabe
kund zu geben.
8 44, sententiae mit Beziehung
auf iudices und Senat, iwssa m. B
auf das Volk.
atqui und doch als Einwand
gegen die Ansicht, dass die lex Recht
aus Unrecht machen kónne: denn
kónnte sie das, wie kónnte man
da von guten und schlechten Ge-
setzen sprechen, da gut immer das-
Quod si ita est, honesta quoque et turpia na-
jenige würe, was das Gesetz be-
stimmte?
Nec solum: der Gedanke enthàült
einen kleinen Sprung. Man muss
vorher einschieben: folglich beruht
der Unterschied von Recht und Un-
recht auf der Natur.
nam et communis sq. Das et, das
man freilich gern entbehren würde,
dürfte so zu erklüren sein: Zu den
übrigen Gründen, welche für die
Entstehung des Rechtes aus der
Natur sprechen, wie die Wandelbar-
keit des Nutzens, die Machtlosigkeit
der Gesetze, Alles zu bestimmen,
was sie wollen, die Kritik, die den
Gesetzen gegenüber geübt wird,
kommt auch der in Betracht, dass,
wie viele anderen Begriffe, so auch
die der Tugenden und Laster, folg-
lich auch der des Rechts aus dem
gemeinen Menschenverstande ge-
schópft werden, nicht auf dem
Wege des subjectiven Meinens in
uns aufgenommen sind.
8 45. Ea sc. virtutem , vitia.
Nam mec arboris.... Wollten
wir auch annehmen, dass Gesetze
für den Menschen bestimmt hütten,
was als Tugend und Laster ange-
sehen werden soll, so erstreckt sich
doch die Gesetzgebung nicht auf
Büume und Pferde. Wenn wir also
auch denen Tugend (deutsch viel-
mehr Tüchtigkeit) beilegen, 80 folgt
daraus, dass dieser Begriff aus der
Natur entsprungen ist.
LIB. I. CAP. 16. 17. 8 43—45. 59
tura diiudieanda sunt. Nam si opinione universa virtus, eadem
eius etiam partes probarentur.
Quis igitur prudentem et, ut
ita dicam, catum non ex ipsius habitu, sed ex aliqua re ex-
terna iudicet?
in natura est.
Est enim haec virtus perfecta ratio, quod certe
Igitur omnis honestas eodem modo.
XVII.
Nam ut vera et falsa, ut consequentia et contraria sua sponte,
non aliena iudicantur, sic constans et perpetua ratio vitae,
Nam si opinione universa .. .:
zweiter Grund, warum die Tugend
für einen angebornen Begriff ge-
halten werden soll, námlich des-
halb, weil auch unsre Begriffe von
den einzelnen Tugenden von der
Natur, nicht von etwas Aeusserem
ausgehen; z. B. ein Kluger (catus,
ursprünglich soviel als acutus, be-
zeichnet die praktische Klugheit
im engeren Sinne, die sich in allen
Verhàáltnissen zurecht zu finden
weiss Dass hier eine gehàssige
Nebenbedeutung fern liegt, liegt
auf der Hand.) nach der inneren
Beschaffenheit, nicht nach etwas
Aeusserem — etwa ob er einem
vom Staate aufgestellten Vorbilde
gemáss ist — beurtheilt wird. —
Offenbar ist dieser Grnnd nicht ein-
leuchtender, als der Schlusssatz
selbst.
est enim virtus. | Unzweifelhaft
5801} dieser Satz den Grund enthalten,
warum die Klugheit auf die Natur
zurückzuführen sei. Dies geschieht
aber nur durch ἴτω Definition der
Klugheit, nicht der Tugend. Folg-
lich ist die Ueberlieferung falsch.
Der Text làsst sich leicht verbessern
durch Einschiebung von haec vor
virtus. An sich ja ist nicht zu
leugnen, dass die Definition ebenso
auf die Tugend passt (cf. Fin. 4. 35
rationis enim perfectio est. virtus,
ib. 5. 39 virtus, quae rationis ab-
solutio definitur, u. Madv. zu Fin.
2. 88), wie auf die Klugheit oder
Weisheit (oben ὃ 22 ratio cum ado-
levit atque perfecta est, mominatur
rite sapientia), aber auf letztere
doch unmittelbarer; auf die Tugend
erst, insofern als diese von den
Btoikern mit der Weisheit identi-
ficirt wurde (cf, Fin. 3. 23 u. Madv.
dazu ;3. 25 sapientia εἰ animi
itudi complectitur et. iusti-
tíam s4., wie früher schon von
Socrates (Plat. Lach. 194 D. Zeller
IL. p. 97). Ausserdem zeigt auch
ganz deutlich der folgende Satz:
igitur omnis honestas sq., dass jener
erst die Zwischenstufe bildet, um
zu der Tugend zu gelangen.
quod certe in matura est. Denn
die Vernunft ist den Menschen an-
geboren, folglich hat auch die
Vollendung derselben ihre Wurzel
in der Natur. (Of. Fin. 3. 23 wt
membra mobis data sunt, item et
ratio et perfecta ratio.
Cap. XVII. consequentia —. con-
sentanea cf. Or. 16 cermere conse-
quentia, repugnantia videre; d. Div.
2. 150 et consequentia et repugnantia
videntes ; auch mit dem Dativ: videa-
mus quam sint praeclare illa his con-
sequentia Fin. 3. 26; desgl. Brut.
152; cf. Madv. zu Fin. 2. 34.
sua sponte, mon aliena durch
eigene, in ihnen liegende, nicht
anderweitig entlehnte Kraft (dies
der Grundbegriff des Wortes s. F.
Schultz Synonym. 467, cf. mea sponte
perspexi Fam. 4.3. 1) d. ἢ. nach
eigenem, nicht fremdem Wesen.
Aliena wohl nur durch den Gegensatz
von 84a hervorgerufen, denn sonst
findet sich in klassischer Sprache
sponte nur mit dem Pron. poss.
constans et perp. 8q. Vgl. d. Fin.
3. 91 summum àllud per se laudan-
dwm et expetendum bonum, quod
cum positum sit in eo, quod ὁμο-
λογίαν Stoici, nos appellemws con-
venientiam; 3. 24 vita agenda certo
genere quodam: quod genus con-
veniens consentaneumque | dicimus;
98. 90 sequitur perpetua — ad ex-
tremum constans consentaneaque ma-
twrae selectio, in. qua inesse et in-
tellegi incipit, quid sit. quod. vere
bonwm possit dici. ''usc. 4. 34 vir-
tus est adfectio animi constans con-
veniensque; Fin. 4. 77 omme pecca-
lum. imbecillitatis et inconstantiae
60 DE LEGIBUS
quae virtus est, itemque inconstantia, quod est vitium, sua
natura [twwdicabétur. An arboris aut eculei àngeniwm natura] pro-
babimus, ingenia iuvenum non item? 40. An ingenia natura,
virtutes et vitia, quae existunt ab ingeniis, aliter iudicabuntur?
Àn ea non aliter, honesta et turpia non ad naturam referri
necesse erit?
Quod laudabile est, bonum in se habeat quod
laudetur necesse est: ipsum autem bonum mon est opinionibus,
sed natura.
est. Das logisch Uebereinstimmende
und Widersprechende wird seiner
eigenen Natur nach erkannt: daher
auch die Tugend und das Laster,
die nur eine Species des Ueber-
einstimmenden und Widersprechen-
den sind.
Die Lücke is& von Madvig dem
Sinne nach richtig ausgefüllt: Wir
sprechen von einer guten Natur-
anlage bei Pflanzen und "Thieren
und beurtheilen diese nur in Rück.
sicht auf den Begriff — das Wesen
jener selbst, nicht in Rücksicht auf
andere Zwecke (z. D. den Werth
eines Pferdes nur in Rücksicht auf
Schnelligkeit und Zugfühigkeit des-
selben, nicht auf Wachsamkeit —
wie den eines Hundes); ebenso
werden wir auch bei der Werth-
schützung der Naturanlage junger
Menschen nur von dem Wesen des
Menschen ausgehen (d. h. von der
Fühigkeit, in Kunst, Wissenschaft,
edler Sitte zu glünzen, nicht von
derjenigen, Macht oder Reichthümer
zu gewinnen).
ingenium von Sachbegriffen nicht
selten, so poma sui ingenii Colum.
3. 1. 2; (ingenio arbusta ubi nata
8$unt, mon insita Naev. bei Nom.
p. 322, 33; mehr bei Klotz Lex.
8 46. Aus dem ingenium (griech.
φύσις, sonst gewóhnlich mit natura
übersetzt, hier deshalb nicht, weil
dies Wort anderem Zwecke — den
Gegensatz von opinione und utilitate
zu bezeichnen — dient) entwickelt
sich die Tugend, die im Verhàlt-
niss zur φύσις eine ἕξις (Aristot.
Nikom. Eth. 2. 1) ist.
— necesse erit? Hiermit ist«der
auf die Beurtheilungsweise des in-
genium gegründete Beweis für die
Naturgemüssheit des honestum (und
Nam ni ita esset, beati quoque opinione essent,
somit des $ws) abgeschlossen. Es
folgt ein neuer formal-dialektischer.
Quod laudabile bonum est sq. Die
handschriftliche Ueberlieferung er-
ibt Unsinn. Ein rühmliches
ut (was soviel als sittlich gut,
honestum, sein würde) enthült et-
was Hühmenswerthes. Denn das
Gute beruht auf der Natur, nicht
auf subjectiver Meinung. Wozu be-
darf es erstens überhaupt eines
Beweises, dass ein rühmliches
Gut etwas Rühmenswerthes ent-
halte? Und zweitens: wie wird das
damit bewiesen, dass das Gute auf
der Natur beruhe? Man stelle ver-
suchsweise die Sátze so: das Gute
beruht auf der Natur. Folglich ent-
hàlt ein rühmenswerthes Gut etwas
Rühmenswerthes. Ist das nicht
vollig ungereimt? Der Schluss kann
doch nur der sein: Folglich beruht
das rühmenswerthe Gut auch auf
der Natur. Liesse sich aber über-
haupt aus dem Satze, dass das
Gute auf der Natur beruhe, be-
weisen, dass das rühmliche Gute
rühmenswerth sei, 80 müsste doch
von diesem Ergebniss nachher
irgend welcher Gebrauch gemacht
werden. Dies ist aber so wenig der
Fall, dass die weitere Schlussfolge-
rung sich nur auf den (handschrift-
lichen) Obersatz: das Gute beruht
auf der Natur, stützt: Qware cwm
bonum et malum natura iudicetur,
honesta quoque et turpia ad naturam
referenda sunt. — Ferner ist noch
das zu bemerken, dass Cic. bisher
in seiner Erórterung sich durchaus
den Lehrsützen der Stoiker an-
schloss. Die Aufstellung eines law-
dabile bo»wm aber im Unterschiede
von bona mon laudabilia gehórt
nicht den Stoikern, sondern den
LIB. I. CAP. 17. 8 45. 46. 61
quo quid diei potest stultius? Qua re quom et bonum et ma-
lum natura iudieetur et ea sint principia lawdand?, certe ho-
nesta quoque et turpia simili ratione diiudieanda et ad natu-
Akademikern und Peripatetikern
an. Diese nümlich, welche auch
kórperliche und àussere Güter an-
erkannten, unterschieden von diesen
das honestum dadurch, dass sie es
als bonum laudabile definirten. Vgl.
Fin. 4. 49. Die Stoiker dagegen
lessen überhaupt nur das honestum
als ein Gut gelten. Fin. 3. 26. Alle
diese Anstósse lassen sich nun leicht
durch folgende Aenderungen besei-
tgen: der letzte durch eine blosse
Wortversetzung, wie sie schon
einige Herausgeber haben eintreten
lassen: Quod. laudabile est, bonum
in se habeat 8q.: die vorhergehen-
den durch Aenderung von enim in
autem, wodurch dieser Satz aus
einem logischen Obersatz in die
assumptio verwandelt wird. Dann
schreitet der Beweis sinngemüss in
folgender Weise vor: Alles Lobens-
werthe enthàált ein lobwürdiges Gut.
Das Gute aber beruht auf der Na-
tur, nicht auf subjectiver Meinung.
(Denn sonst würde auch das hóchste
Gut, die Glückseligkeit, nur ein
vermeintliches sein.) Folglich ist
auch das honestum auf die Natur
zurückzuführen — nur dass statt
laudabile, was erwartet wird, ho-
nestwm eingesetzt ist. Indess diese
Vertauschung ist logisch gerecht-
ferti Vgl Fin. 2. 45 honestum
íd intellegimus, quod tale est, wt
sine ullis praemiis fructibusve per
se ipsum possit iure laudari.
Fin. 3. 48 laudabile omne honestum
und nachher: quis tibi primum illud
(bonum omne laudabile) concesserit?
quo quidem concesso mihil opus est
secundo: 8i emim omme bonum
laudabile est, omne honestum
€st; wo l1 ile und MHhonestum
γα! ἔν gleichgesetzt sind. Ebenso
Tusc, 5. 483. u. 45. Ausserdem lag
diese Vertauschung dem Hómer um
80 nüher, als laudabile und honestum
—€— iffe sind, wie im
tschen: lobenswerth und ehren-
werth. Für unser Gefühl freilich,
die wir das Zusammemnfallen des
laudabile und Ahonestwm nicht so
leicht empfinden, da sich uns für
letzteres das deutsche Wort ,,sitt-
lich gut* unterschiebt, enthàlt die
Gedankenreihe einen auffálligen
Sprung, den auch selbst dem latei-
nischen Leser gegenüber, wie die
oben angeführten Beispiele zeigen,
eine genauere Dialektik vermieden
haben würde, hier aber die ge-
dràngte, dureh die Anháufung so
vieler Argumente auch gebotene
Kürze leicht entschuldigt.
et ea sint principia natwrae: Der
Sinn dieser Worte ist dunkel. aa-
turae fasst man allgemein als Genit.
subiect.: ,und da diese — das Gute
und Schlechte — die von der Natur
aufgestellten, ausgehenden, Prin-
cipien sind.^ Aber Principien wo-
von? Dies muss man sich ergánzen,
und thun auch die Ausleger ganz
nach Belieben. Feldh. ,,)nach denen
beurtheilt wird, ob etwas gut oder
schlecht sei*. Vóllig verkehrt.
Denn erstens würde in diesem Sinne
nicht principia stehen kónnen, son-
dern norma, regula (Massstab), so-
dann kónnte: quibus, utrum qwid
malum an bonwm sit, iudicatur un-
móglich fehlen, drittens ist es auch
ein Nonsens zu sagen: das Gute
und Schlechte ist der Massstab, wo-
nach beurtheilt wird, ob etwas gut
oder schlecht sei. Besser Turnebus:
die Principien — des Rühmlichen,
der Tugend, Pflicht, Sittlichkeit,
d. h. das Gute und Schlechte ist
die Wurzel der Sittlichkeit (hone-
sias) und ihres Gegentheils. Nur
versteht man nicht, wie das zur
Ergüánzung dienende Glied aus-
gelassen werden konnte. Ausser-
dem aber spricht gegen ihn wie
gegen Feldh., dass maturae eine
müssige Wiederholung des eben Ge-
sagten, dass das Gute und Schlechte
in der Natur beruhe, würe. Dem-
nach scheint mir die Ueberlieferung
nicht haltbar zu sein und zwar der
Fehler in naturae zu stecken, wo-
für ich lawdandi worschlage. Das
62 DE LEGIBUS
ram referenda sunt. 47. Sed perturbat nos opinionum varietas
hominumque dissensio, et quia non idem contingit in sensibus, hos
natura certos putamus, illa, quae aliis sie, aliis secus nec isdem
Gute und Schlechte ist die Grund-
lage, der Ursprung, des Lobens;
dasjenige, wovon das — s. v. à.
man beim -— ]Loben ausgeht.
Einerseits erscheint dieser Gedanke
hier. nothwendig. Nachdem der
eine der Vordersütze wegen der
Einschaltung des zu seiner Begrün-
dung dienenden Satzes: Qwod «i
ita esset — stultius? — wiederholt
worden war, musste auch das
Gleiche mit dem anderen, dessen
Erinnerung durch die Einschaltung
nicht weniger getrübt war, ge-
schehen. Anderseits wird màn auch
den durch malwm scheinbar indi-
cirten Begriff des Tadelns nicht
grade vermissen. Würe laudabilis
(wobei dahingestelli bleibt, ob
dieser Genitiv vom substantivirten
Neutrum überhaupt zulüssig würe)
gesetzt, so hütte dem malwm ent-
sprechend et nom laudabilis (vitu-
perabilis) hinzugefügt werden miüs-
sen. Dagegen laudandi drückt blos
die Thátigkeit des Lobens aus, über
deren Eintritt eben das Vorhanden-
sein von Gutem oder Schlechtem
entscheidet.
8 47. Sed perturbat nos flg. Der
hier folgende Gedanke wird aus-
führlicher entwickelt Tusc. III. 8 2
flg.: Simul atque editi in lucem su-
mus, in omni contimuo pravitate
opinionum versamur, ut paene cum
lacte nutricis errorem swrisse videa-
mur. Cum vero parentibus redditi,
deim magistris traditi sumus , tum
ita variis imbuimur erroribus, ut
vanitati veritas εἰ opinioni confir-
matae natura ipsa cedat. Accedunt
etiam poétae, qui — audiuntur, le-
guntur, ediscuntur et. inhaerescunt
penitus in mentibus: cum vero eodem,
quasi mazimus quidam magister,
populus accessit atque omnis wundi-
que ad vitia consentiens multitudo,
tum — plame inficimur | opinionum
pravitate a naturaque desciscimus.
Dann werden im weiteren Verlaufe
als Ursachen geistiger und sitt-
licher Verwirrung angegeben: fama
popularis, quae simulatione hone-
statis formam eius pulchritudinem-
que corrumpit. Quid? qui pecuniae
cupiditate, qui voluptatum libi-
dine feruntur, quorumque ita per-
turbantur animi, ut non multum
absint ab insania.
Dass übrigens die Spitze dieser
Ausführungen wieder gegen die
Epikureer gerichtet ist, kann nicht
zweifelhaft sein. Diese waren es
ja, welche den Sinnen sichere Er-
enntniss der Wahrheit beilegten,
welche das Urtheil der Sinne für
ein unbestreitbares hielten — da-
her sie auch das sinnliche Ver-
gnügen zum Princip der Glückselig-
keit erhoben und alle Tugenden,
auch die Gerechtigkeit, auf dieses
zurückführten. Vgl. Lucret. d. Rer.
nat. IV. 476 flg.
Invenies primis ab sensibus esse
creatam
JNotitiem veri, neque sensus posse
refelli.
Nam maiore fide debet reperirier
illud
Sponte sua veris quod possit vin-
cere falsa:
Quid maiore fide porro quam sen-
sus haberi
Debet? | An ab sensu falso ratio
orta valebit
Dicere eos contra, quae tota ab
sensibus orta est?
Qui nisi sunt veri, ratio quoque
falsa fit omnis.
d. Fin. L 22 iudicia rerum .Epi-
curus im sensibus pomit, quibus si
semel aliquid falsi pro vero proba-
tum sit, sublatum esse omne iudi-
cium veri et falsi putat. 1. 80 Ita-
que negat opus esse ratione meque
disputatione, quamobrem | voluptas
expetenda, fugias dolor sit. Sen-
tiri haec putat ... Cf. Fin. II. 36,
sensibus Ggs. Opinkonibus sinn-
lichen Eindrücken, Sinneswahrneh-
mungen.
nec isdem und auch nicht den-
selben, und auch denselben nicht
LIB. L CAP. 17. 8 46. 47. 63
semper uno modo videntur, ficta esse dicimus.
Quod est
longe aliter. Nam sensus nostros non parens, non nutrix,
non magister, non poéta, non scaena depravat, non multitu-
dinis consensus abducit a vero.
Animis omnes tenduntur in-
sidiae vel ab iis, quos modo enumeravi, qui teneros et rudes
quom acceperunt, inficiunt et flectunt ut volunt, vel ab ea,
quae penitus in omni sensu inplicata insidet, imitatrix boni,
voluptas, malorum autem mater omnium, quoius blanditiis cor-
rupti, quae natura bona sunt, quia dulcedine hac et scabie
carent, non cernunt satis.
einmal, also hier mit herabsteigen-
der Bedeutung.
sensus Ggs. animi: Sinne (Sinnes-
vermógen).
wuno modo immer auf eine, d. h.
dieselbe Weise, so geht wnus oft
in die Bedeutung von idem über.
Cf. p. Sulla 9 simplex officium at-
wuna bonorwm est omnium causa.
Flaec. 63 .LacedaemomW, qui soli
toto orbe terrarum septingentos iam
annos wnis moribus et munquam
mutatis legibus vivunt; d. Dom. 129
uno tempore cautiones fiebant pe-
cuniarum , foedera feriebantur pro-
vinciarum , regum appellationes ve-
nales erant, cett. Pis. 85 milites
nostri cum wno genere morbi affli-
gerentur; Caecin. 70 mihil quod
aequabile inter ommis atque wnwum
omnibus esse possit; C. Rab. perd. 5
quoniam uno tempore et vita C. Ra-
birii et salus rei publ. vestris suf-
fragiis permittitur ; Tusc. I. 89 non
wno bello pro patria cadentis Sci-
! Hispania vidisset.
parens. Auffallig ist der Singular,
wobei man im Zweifel ist, ob man
Vater oder Mutter verstehen soll. Auf
die Mutter scheint die Stellung des
Wortes hinzudeuten, da die Reihen-
folge der Nomina sonst der Zeitfolge
entepricht, der Einfluss des Vaters
aber erst in rer Zeit sich kund
gibt ; für den Vater aber kónnte man
pu machen, das$ ohne hinzutre-
e Bezeichnung des Geschlechte
dieser Sinn der vorwiegende ist.
scaena, zumal die Komódie,
teneros et rudes inficiunt et flectunt
in chiastischer Wortstellung. Denn
pne bezieht sich auf teneri (wo-
das Bild junger Pflanzen vor-
schwebt), inficere auf rudes (ein
Epitheton, das auf ungefárbte Wolle
hindeutet).
implicata sich einschmiegend und
umstrickend — sich verschlingend.
ab ea, quae — voluptas mit hier
naheliegender Personification des
Sachnamens. (Cf. Tusc. 5. 119 al&
tantam praestantiam in bonis animá
esse dicunt, ut ab his corporis et
externa, obscurentur. Oben 8 31 ab
errore mentis ascisciiur; 8 33 ab
consuetudine igniculi exstinguantur ;
Fin. 3. 49 neque ab ulla re, quod
non sii in bonis, id quod sit im
bonis contineri potest; 5. 4 a sede-
que 1psa desiderari puto; Div. 2. 89
ab sideribus moveri; Fam. V. 12. 3
a gratia flecti te mon potuisse u. oft.
imitatriz — voluptas. Diese Art
Attraction in Relativsützen nicht
gerade háufig. Cf. III. 19 Aaec est
quam Scipio laudat temperationem ;
Att. II. 24. 1 quas litteras dedi, te
4s evocabam; Cluent. 117 Sequitur
id, quod ill $udicium appellant,
maiores nostri munquam meque —
nominarunt — neque — observarunt,
aninadversionem censoriam; p. Sul.
92. Mehr Beispp. Krüger Lat. Gr. 8
551. 1 u. 8 670. 3. 6. Reisig 8 344.
imitatriz boni, ühnlich wird die
fama popularis imitatric gloriae
(solidae) genannt, 'Tusc. 3. 4.
scabies offenbar im Hinblick auf
das Epikureische γαργαλισμός, wo-
für sonst titillatio gewühlt wird,
d. Nat. d. 1. 113; Fin. I. 39; Tusc.
4. 47; Off. III. 63; dessen philo-
sophische Erklürung: iucundus mo-
(us, quo 8ensus hilaratur Fin. 2. 8;
commotio suavis iucunditatis $n cor-
pore 2. 13; voluptas, quae ad sensus
cum suavitate. affluit et illabitur 1.
39; qua sensus dulciter ac ducunde
64 DE LEGIBUS
XVIII. 48. Sequitur, ut conclusa mihi iam haec sit omnis
oratio, id quod ante oculos ex iis est, quae dicta sumt, et ius
et omne honestum $ua sponte esse expetendum. Etenim omnes
viri boni ipsam aequitatem et ius ipsum amant, nec est viri
boni errare et diligere quod per se non sit diligendum. Per
se igitur ius est expetendum et colendum. Quod si ius, etiam
iustitia: sin ea, reliquae quoque virtutes per se colendae sunt.
Quid? liberalitas gratuitane est an mercennaria? S1 sine prae-
mio benigna est, gratuita: si cum mercede, conducta: nec est
dubium quin is, qui liberalis benignusve dicitur, officium, non
fructum sequatur.
nihil pretii.
tutum causa atque sententia est.
movetur 2. 18; cum ommes sensus
dulcedine omni quasi perfusi mo-
ventur 2. 114. Scabies hier Be-
zeichnung einer angenehm jucken-
den Empfindung (— pruritus), sonst
aber in dieser Bedeutung (denn
Hor. Ep. L 12. 14 inter scabiem
tantam et contagia lweri ist sie
streitig) — wenigst. in klassischer
Periode — ohne Beleg.
Cap. XVIII. 8. 48. oratio, diese
rhetorische Formel hier auf den
Vortrag im Dialog angewendet,
wie Fin. 4. 78 iam enim concluda-
tur oratio. Οἷ Seyff. Schol. lat.
8 40. 3.
sua sponte sq. Cf. honestum ipsum
per se, Sua vi, sua sponte, sua ma-
tura — laudabile Fin. 2. 50 (ami-
citiam ipsam sua sponte, vi sua, ex
se et propter se expetendam Fin.
2. 83).
Etenim —. Ungeachtet der An-
kündigung des Sehlusses reiht sich
eine neue Kette von Beweisen an.
omnes viri bomi der Beweis ec
auctoritate (das testimonium der
Chrie, zu den πίστεις ἄτεχνοι ge-
hórig).
gratuita unentgeltlich, freiwillig
darbietend. Cf. probitas gratwita,
non invitata voluptatibus mec prae-
i;jorum mercedibus evocata Fin.
2. 99.
benigna im engeren Sinne (vgl.
8 32), vom Vermógen spendend,
opfernd (freigebig) — Die über-
lieferte Lesart benignus ist wohl
nicht haltbar. Denn man müsste
benignus, aus liberalitas zu ent-
Ergo item iustitia nihil expetit praemii,
Per se igitur expetitur. Eademque omnium vir-
49. Atque etiam si emolu-
nehmen (mit ühnlicher Freiheit
8 50 mon petulamtis in Beziehung
auf die Nomina abstracta modestia
cett.), als Subject hinzudenken, ohne
dass doch ein Grund war, das Sub-
ject liberalitas, nachdem dessen Per-
sonification mit mercenaria schon
eingetreten war, wieder aufzugeben.
cum mercede. Cum (begleitender
Umstand: unter Empfang von, vgl.
Liv. 9. 16. 3 pacem cum precibus
petere, gewóhnlicher Ablat., cwm
(tis mei periculo Cic. Marc. 15)
durch den Gegensatz von sine her-
vorgerufen, wührend an sich auch
Ablat. pret. stehen kónnte.
nec führt einen versichernden Zu-
satz zu dem aus den vorhergehen-
den Sützen von selbst sich ergeben-
den Schlusse: ergo gratwita est ein
-— und fürwahr, in der That, auch
nicht. Cf. Nügelsb. Stil. 8 192. 3 a.
Zu dem Gedanken vgl. d. Fin. 2. 72
id enim contendimus (Stoiker gegen
die Epikureer), wt officii fructus sit
ipsum officium; u. Div. I. 87 Qwi hoc
turpius quam quod Epicurus nullam
censet. gratwitam esse virtutem ?
causa — sententia. Gleiche Be-
wandtniss hat es mit allen Tugen-
den (und alle haben denselben Sinn
— Begriff). Cawsa Lage, Verhült-
niss, synon. mit ratio, condicio, wie
oft. Fin. L 49 (dazu Madvig) 6»
eadem causa sunt, χα amtequam
mati; IV. 66 illud in eadem causa
est; p. Sest. 57 desgl; p. Font.
8 26 (16) qui optima in causa sunt;
Leg. Agr. III. 9 meliore in causa;
Vat. 30 de anni illius causa; Corn.
LIB. I. CAP. 18. $ 48. 49. 65
mentis, non suapte vi virtus expetitur, una
quae malitia rectissime dicetur.
erib virtus,
Ut enim quisque maxume
ad suum commodum refert quaecumque agit, iia minime est
vir bonus, ut, qui virtutem praemio metiuntur, nullam vir-
tutem nisi malitiam putent.
Ubi enim benefieus, si nemo
alterius causa benigne facit? ubi gratus, si non eum ipsum
cernunt grati, quo referunt gratiam? ubi illa sancta amicitia,
B. 45 in exquirendis condicionibus
civitatum atque causis; Leg. 3. 41
causas populi teneto.
S 49. suapte vi, s. oben zu sua
sponte, ferner d. Inv. 2. 157 est
quiddam expetendum, quod sua vi
nos adliciat ad. sese, non emolumento
captans aliquo; Fin. 2. 44 ipsum
$4a vi propterque se expetendum;
3. 21 vi sua et dignitate expetendum.
wna erit (Fut. zu 8 43) virtus
wird es nur eine Tugend geben,
nàümlich die Kunst, Vortheile zu er-
langen. In Wahrheit ist diese Fol-
gerung, dass dann die Unterschiede
der Tugenden aufhóren würden,
ebenso hinfalhg, als wenn man be-
hauptete, dass die Stoiker, welche
die Tugend in das Streben nach
dem Naturgemüssen setzten, die
Unterscheidung der Tugenden auf-
ehoben háütten. Die Verschieden-
eit der Tugenden ergibt sich aus
den verschiedenen Arten des Natur-
gemássen (sowie theils aus den
Arten und dem Verhültniss der da-
bei wirkenden. Seelenvermógen).
Dieselbe Verschiedenheit wird sich
auch geltend machen, wenn das
Object im Allgemeinen der Vortheil
ist. Bake berichtigt Cicero, wenn
er vorschlágt: mulla erit virtus at-
que m. r. d.
malitia mit einer Art von Wort-
spiel als scheinbarer Gegensatz von
virtus, wáhrend es doch auf einer
anderen Begriffsstufe steht und einen
iellen Fehler bezeichnet, Cf.
in. 8. 39 Quas enim Graeci κακίας
appellant, vitia malo quam malitias
nominare; 93. 40 sim κακίαν mali-
tíiam dixisses, ad aliud mos unum
certum vitium | consuetudo | Latina
traduceret : nunc omni virtuti vitium
contrario nomine opponitur; dae-
selbe Tusc. 4. 34; d. Nat. d, III.
75 est emim malitia versuta et
fallax nocendi ratio; Off. 2. 10
Cicero de legibus.
li saepe versutos homines et callidos
admirantes malitiam sapientiam 1u-
dicant; 3. Τ1 eaque malitia, quae
vult illa quidem se esse prudentiam,
sed abest ab ea distatque plurimum;
Part. or. 81 prudentiam malitia imi-
iíatur — also betrügerische, bós-
willige Schlauheit; Fin. 4. 68 falla-
ciloquae, ut ait Accius, malitiae —
Wortverdrehungen, mit der Absicht
zu táuschen. Ferner vgl. Fin. 2.
46; Rep. 3. 26; Tusc. 8. 50; p.
Quinct. 56; Cluent. 183; Off. 3. 61;
u. besond. die Komiker, wie Plaut.
Epid. 4. 1. 23 muliebris malitia ad-
hibenda est mihi. |n Ermangelung
eines entsprechenden deutschen
Wortes mag als Nothbehelf dafür
Arglist (oder übelgesinnte Schlau-
heit) für bonus gutherzig dienen.
nullam virtutem sq. — nihil vir-
tutem n. m. putent mit einer sonst
nur bei Demonstrat. od. Relat. pro-
nomina gewóhnlichen Attraction.
Vgl. G. T. A. Krüger 8 300. 1.
Ubi enim beneficus sq. Begrün-
dung des Gedankens, dass die ein-
zelnen Tugenden dann schwinden
und statt aller derselben nur die
auf Uebervortheilung gerichtete
Schlauheit übrig bleibe: und zwar
beginnt diese Ausführung mit den
Tugenden der Gemeinschaft, von
denen schon oben 8 43 die Rede
war. Doch waltet ein gewisser
Unterschied des Gedankens zwischen
dieser und jener Stelle ob. Oben
hiess es: jene Tugenden kommen
überhaupt nicht zum Vorschein,
hier ist der Sinn: sie kommen zwar
der That nach zum Vorschein, sind
aber ihrem Wesen .und Begriffe
nach nicht mehr für 'Tugenden
ihrer Art, sondern für Erschei-
nungen gewinnstüchtiger Schlauheit
anzusehen.
ubi ila sancta amicitia. Vgl.
hierzu die ausführlichere Erürterung
»
66 DE LEGIBUS
si non ipse amicus per se amatur toto pectore, ut dicitur?
qui etiam deserendus et abiciendus est desperatis emolumentis
et fructibus, quo quid potest diei immanius? Quod si amicitia
per se colenda est, societas quoque hominum et aequalitas et
iustitia per se expetenda.
50. Quod ni ita est, omnino iustitia
nulla est: id enim iniustissimum ipsum est, iustitiae mercedem
quaerere.
XIX. Quid vero de modestia, quid de temperantia,
quid de continentia, quid de verecundia, pudore pudicitiaque
dicemus? Infamiaene metu non esse petulantis an legum et
desselben Gedankens in dem zwei-
ten, die Widerlegung der Epiku-
reischen Lehre enthaltenden Buche
d. Fin. $ 78— 85.
toto pectore (bei Cic. δέξου in den
Briefen), Ausdruck der Volkssprache,
daher wt dicitur hinzugefügt.
qui etiam deserendus &q. Cf. Fin.
2. 19 Quid ages, si utilitas αὖ ami-
citia defecerit? .Helinquesne? Quae
ista amicitia est? Retinebis? Qui
convenit ?
per se expetenda, Ueber die Aus-
lassung der Copula beim Partic.
Fut. pass. s. Zumpt 8 776. A.
Cap. XIX. 8 50. Qwid vero de
modest. cett. Vgl. die bezüglich
dieser Tugenden entsprechende, im
Wortlaut sogar anklingende Zurück-
weisung des Epikureischen Stand-
punktes d. Fin. 2. 60; 92. 73.
Modestia Fühigkeit, seine Lei-
denschaft zu müssigen, zu beherr-
schen (Mássigung, Selbstbeherr-
schung) setzt das Vorhandensein von
Leidenschaften voraus. Temperan-
tia (von tempus, Verhültniss) der
Zustand des rechten Verhültnisses
zwischen den verschiedenen Seelen-
krüften, Gleichgewicht der Seele,
Besonnenheit (Temperantia expe-
tenda, quia pacem animis affert et
608 quasi concordia quadam placat
ac lenit. Temperantia «est enim,
quae in rebus aut expetendis aut
f'ugiendis ut rationem sequamur mo-
net Fin. 1. 47). Da diesem Gleich-
gewicht besonders die Uebermacht
der Sinnlichkeit entgegensteht, so
bezeichnet temperantia oft im enge-
ren Sinne das Zurücktreten der
Sinnenlust (ἐπυϑυμία): temperantia
in. praetermittendis voluptatibus cer-
nitur Fin. 5. 67. temp. constat ex
praetermittendis voluptatibus | cor-
poris d. Nat. d. 3. 38, wührend
modestia im engeren Sinne die Be-
ziehung auf den ϑυμός, Zorn, Trotz,
Uebermuth annimmt, da diese
Leidenschaften es sind, die am
plótzlichsten und unwiderstehlich-
sten hervorbrechen und von der
Vernunft mehr im Zaume gehalten
als entfernt werden kónnen (in
diesem Sinn auch bisweilen Ge-
horsam). Continentia Genügsam-
keit, insbesondere in Ansehung
dessen, was zur Nahrung, Kleidung,
Wohnung dient. Vgl. die ausführ-
liche Erlüuterung "Tusc. 5. 97—99
u. Off. II. 86. continentia in victu
omni atque cultu corporis. — Vere-
cundia die Scheu, die man vor
anderen empfindet, etwas Un-
rechtes oder Unpassendes zu thun.
Pudor die Scham vor sich sel-
ber, etwas Unrechtes zu thun (Ehr-
gefühl) Pwuwdicitia die Scham-
haftigkeit im engeren Sinne. Alle
die genannten Tugenden haben das
gemein, dass ihre Verletzung nicht
von Staatswegen bestraft wird. Da-
her enthált die folgende Frage:
infamiaene metu am leg. $4. in sich
selbst die Antwort: infamiae metu
-— jedoch nur im Sinn der An-
bhünger der Nützlichkeitstheorie.
Diese Antwort wird darum in der
That auch nicht ausdrücklich ge-
geben, gleichwohl, als würe sie ge-
geben, vorausgesetzt. Continentes
ergo et verecundi sq.
non petulantis, als gingen statt
der n. abstracta »«odestia cett. die
entsprechenden concreta voraus. Vgl.
zu benigna 8 48 u. Off. I. 101 omnis
actio vacare debet temeritate nec vero
agere quicquam, cuius mom possit
LIB. I. CAP. 18. 19. 8 49—51. 6"
iudiciorum? Continentes ergo et verecundi sunt ut bene audiant
et ut rumorem bonum colligant erubescunt? pudet etiam loqui
de pudicitia? At me istorum philosophorum pudet, qui ullum
iudicium vitare nisi vitio ipso vitato honestum putant.
51.
Quid enim? possumus eos, qui a stupro arcentur infamiae metu,
causam reddere, als wenn quisquis
agi voranginge; ib. ILI. 39, mehr
Heine zu Off. I. 101.
Das handschr. innocentes enthàlt
das Gegentheil von strafwürdigen
Vergehen, wührend die vorherge-
nannten 'Tugenden solche waren,
deren Verletzung nicht strafbar ist;
ausserdem bisweilen noch die Be-
deutung uneigennützig. Aber auch
diese Tugend war im Vorhergehen-
den nicht erwáhnt und passte auch
nicht, da deren Gegentheil die aca-
ritia nicht ohne weiteres für straf-
los gelten kann. Daher halte ich
eine Aenderung des Textes für
nóthig und schreibe continentes (cf.
Fam. IX. 19. 1 ewm reges tam sint
continentes), welches die continentia
und damit verwandten Tugenden
modestia, temperantia wieder auf-
nimmt, wie verecundi die verecundia
und damit verwandten pudor, pu-
dicitia.
Die Láücherlichkeit der epikurei-
schen Ansicht, dass aus der Furcht
vor übelem Rufe die hier behan-
delten Tugenden hervorgehen, wird
damit gekennzeichnet, dass manche
Aeusserungen jener Tugenden in
blosser Veründerung der Gesichts-
farbe oder in Worten bestehen, die
weder durch die óffentliche Meinung
controllrt noch zum Theil durch
berechnete Absicht hervorgebracht
und geleitet werden kónnen.
— ^s; viopupid steht ebemn-
falls in Verbindung mit ut — colli-
und um in guten Huf zu
ommen — schümt man sich sogar
über solches, was die Schamhaftig-
keit betrifft, zu sprechen?
de icitia ist sehr auffüllig.
W h übersetzt heisst es: über
die Schamhaftigkeit. Aber warum
sollte man Anstand nehmen, über
die Schamhaftigkeit selber, als eine
rühmenswerthe Eigenschaft, zu
sprechen? Oder gingen die lómer
— im Sinne des Cicero — in ihrem
Widerwillen gegen schamverletzen-
de Dinge so weit, dass sie nicht
blos diese zu nennen, sondern auch
die Enthaltung derselben, die Scham-
haftigkeit, weil deren Erwüáhnung
den Gedanken auf jene hásslichen
Dinge hinlenkte, zu rühmen sich
scheuten? Anderseits hat man für
eine concrete Bedeutung des Wortes,
sei es wie wir sie mit Scham ver-
binden, sei es als res pwdendae
überhaupt, keinen Beleg.
At führt die Entgegnung Ciceros
auf die vorhergehende den Utilita-
riern beigelegte Ansicht ein.
istor. phil. der Epikureer.
iudicium — — honestum, so nach
Eussner's (Fleckeis. Jahrb. 1877 p.
620—622) ansprechender Emenda-
tion; die Hdschr. 2pso notatum p.:
die es für tugendhaft halten, das
Laster nicht um seiner selbst, son-
dern um des Urtheils der Menschen
willen zu meiden.* (Vielleicht besser
in der Stellung: vitio vitato ipso,
die &ich noch durch die Alliteration
empfiehlt; s. zu 3. 32).
"isi mit Bezug auf die in pudet
liegende Negation, die sich leicht
durch Auflósung von pudet in: ón-
dignum (non dignwm) esse plhilo-
sophis — dedecere (non decere) philo-
sophos sentio (putare) ergibt.
8 51. Zu diesem 8 vgl. ausser den
zu dem vorhergehenden angeführten
Stellen noch Fin. 3. 38.
Quid enim? leitet einen apago-
gischen Beweis per inductionem ein,
ΒΟ dass gefragt wird, ob etwas Ein-
zelnes, dessen Gegentheil feststeht
und aus dessen angenommener Gül-
tigkeit der zu widerlegende Satz
sich per inductionem ergeben würde,
Statt finde. Vgl. Seyffert Schol.
lat. 8 48. — Diejenigen, welche sich
unzüchtiger Handlungen nur aus
Furcht vor (übler Nachrede ent-
halten, die doch nicht eintreten
würde, wenn die Sache nicht selbst
schimpflich würe, halten sich nicht
5*
68 DE LEGIBUS
pudieos dicere, quom ipsa infamia propter rei turpitudinem
consequatur? Nam quid aut laudari rite aut vituperari potest,
81 ab eius natura recesseris, quod aut laudandum aut vitu-
perandum putes? Àn corporis pravitates, si erunt perinsignes,
habebunt aliquid offensionis, animi deformitas non habebit?
cuius turpitudo ex ipsis vitiis facillime perspici potest. Quid
enim foedius avaritia, quid inmanius libidine, quid contemp-
tius timiditate, quid abiectius tarditate et stultitia diei potest?
Quid ergo? eos, qui singulis vitiis excellunt aut etiam pluri-
bus, propter damna aut detrimenta aut cruciatus aliquos mi-
seros esse dicimus an propter vim turpitudinemque vitiorum ?
Quod item ad contrariam laudem in virtutem diei potest. 52.
Postremo si propter alias res virtus expetitur, melius esse ali-
quid quam virtutem necesse est. Pecuniamne igitur an honores
an formam an valetudinem? quae et quom adsunt perparva
an das Wesen der Sache, sondern
an etwas Accidentielles und ver-
dienen darum nicht für züchtig ge-
halten zu werden. Das Lob selbst,
das nach Ansicht der Epikureer das
Bestimmende zur Tugend sein soll,
ist doch nichts Ursprüngliches, son-
dern leitet seinen Ursprung erst aus
dem Wesen der Sache, die gelobt
wird, her.
An corporis pravitates —. Ueber
diese rhetorische Form des sog.
Argumentum ex contrario s. βου τ,
sch. 1. 8 55. 8 ἃ.
offensionis Abstossendes — von
Natur Widerwillen Erregendes. Die
Epikureer wollten zwar auch die
Laster gemieden wissen, aber nicht
weil sie abstossend würen, sondern
wegen der aus ihnen erwachsenden
Nachtheile.
vitiis ergibt hier im Gegensatz
zu dem generellen animi deformitas
von selbst den Begriff der einzelnen
Fehler, ohne dass die Hinzufügung
von singulis, die nachher geschieht,
durchaus nothwendig war.
Qwid enim sq. Die angeführten
vitia sind den vier Cardinaltugenden
entgegengesetzt, avaritia der iusti-
tia, libido der temperantia, timiditas
der fortitudo, tarditas sq. der pru-
dentia.
immanis was das rechte Mass
überschreitet und dadurch ab-
schreckt, hier von der abschrecken-
den Wildheit der Wollust, vgl. p.
Scaur. 13 (wührend auch umgekehrt
das abschreckende Uebermass in
Verschmühung der Lust damit be-
zeichnet werden kann: temperantiam
immanitas in voluptatibus aspernan-
dis imitatur Part. or. 81).
abiectus drückt nicht Abscheu,
wie unser verworfen, aus, sondern
Geringschützung: missachtet, nie-
drig, gemein. íarditas sc. mentis
synonym mit stultitia.
quid ergo? eine im apagogischen
Beweise gebrüuchliche Formel, leitet
einen der Form nach richtigen, dem
Inhalte nach unwahren Schluss ein,
woraus sich die Ungereimtheit der
aufgestellten Behauptung ergibt.
Vgl. Seyff. schol, l. $49. Der Satz,
aus dem der hiermit eingeführte
Schluss gezogen und dessen Wider-
legung bezweckt wird, ist: amimi
deformitas mihi offensionis habet
8. V. &. tilia mon ipsa matura fu-
giuntur. Denn wenn es richtig ist,
dass die Fehler nieht um ihrer
selbst sondern der aus ihnen er-
wachsenden Nachtheile willen ge-
mieden werden, 80 folgt auch, dass
sie nicht selbst sondern erst durch
die daransich knüpfenden Nachtheile
unglücklich machen.
in virtutem in Bezug auf, wie
Off. I. 28 est in philosophos dictum.
Brut. 160 exstat in eam legem oratio.
Dazu von Piderit eführt: Brut.
164 ebenso; d. Or. Il. 352 carmen
in eum scripsisset; Att. VII. 1. 8
sententiam in me dixisset; Caes. b.
G. 1. 48 senatus comsulia (1m eos
,
LIB. 1. CAP. 19. 20. 8 51—68. | 69
sunt et quam diu adfutura sint certum sciri nullo modo potest,
an — id quod turpissimum dictu est — voluptatem? At in ea
quidem spernenda et repudianda virtus vel maxime cernitur.
Videtisne quanta series rerum sententiarumque sit atque
ut ex alio alia nectantur? Quin labebar longius, nisi me reti-
nuissem. XX. Q. Quo tandem? Lubenter enim, frater, quod
istam orationem, tecum prolaberer.
M. Ad finem bonorum,
quo referuntur et cuius apiscendi causa sunt facienda omnia,
controversam rem et plenam dissensionis inter doctissimos, sed
aliquando iam iudicandam. 53. Arr. Qui istuc fieri potest
L. Gellio mortuo? M. Quid tandem id ad rem? ATrT. Quoniam
facta. Gewóhnlicher ist in dieser
Bedeutung der Ablativ, wozu Seyft.
Lael. p. 44, Madv. zu Fin. 4. 37.
8 52. certum als Subject des Satzes,
wovon wieder der Fragesatz an
Stelle eines ergünzenden Genitivs
abhángig zu denken ist (— quorum
diuturnitatis certa, scientia — teneri
non potest), nicht ohne Hárte; doch
beruft man sich zur Stütze dieser
Construction auf Fam. IX. 9. 1.
Certum scio iam convaluisse eam.
voluptatem: Ansicht der Epi-
kureer. Vgl. Fin. L 42 Ut me.
dicorum scientiam mon ipsiu& artis
sed bonae valetudimis causa pro-
bamus, sic sapientia, qwae ars vi-
vendi putanda est, non expeteretur,
si nihil efficeret: mune expetitur,
quod est artifer conquirendae et
comparandae voluptatis; u.I. 46 flg.
series zusammenhángende Reihe;
Reihenfolge und Verkettung.
rerum $q. der Dinge d. h. that-
sáchlichen Verhàültnisse und Ge-
danken.
nectere ex nach Analogie von
pendere σα. Cf. Fin. 3. 74 quid non
$iíc aliud ex alio mectitur? | Ebenso
aptus: rerum causas alias ex aliis
aptas et necessitate nexas 'Tusc. 5. 10;
Acad. II. 31; Fin. II. 47; d. Fat. 34;
Parad. 17; Tusc. 5. 36 und mehr
dazu noch Tischer das.
labebar war im Begriff noch
weiter fortzuschweifen, mich weiter
zu verlieren. Vgl. über diesen Indic.
in irrealen hypoth. Sátzen F. Schultz
Lat. Spr. αὶ 336. A. 6 (bezeichnet
eine Handlung, die zwar angefangen
hat, aber nieht zu Ende gekommen
ist"). Der Nebensatz pflegt negativ
zu sein, s. Haacke, Gr. stil. Lehrb.
8 93. 1. b.
Cap. XX. quod — orationem. Der
Text scheint nicht in Ordnung zu
sein. Denn die Ellipse des Verbums
(habes?) ist kaum anzunehmen, da
von den für diese geltenden Bedin-
gungen, dass der Satz ein selbstündi-
ger sein, die Rede den lebhaften Ge-
spráchston haben muss, über das aus-
gelassene Verbum kein Zweifel sein
darf — vgl. Madv. zu Fin. I. 9 —, die
erste wenigstens nicht zutrifft (ob-
gleich die Briefe auch in diesem
Punkt freier, Att. 4. 8. b. 9 vel
quod ab isdem vel quod praeter opi-
nionem vel quod viri boni nusquam).
Man kónnte vermuthen: quo ista
oratione tendis tec. sq. Cf. d.
Div. 2. 4. Att. 16. 5. 8.
iam lebhaft und in dem Sinne,
dass die zur Stütze der verschiedenen
Ansichten dienenden Gründe schon
erschópfend beigebracht und somit
die Frage zur Entscheidung reif sei.
8 58. L. Gellius ein ülterer Freund
des Cic., Zeitgenosse der HRedner
Crassus und Antonius, aber ita diw
vixit, ut multarum aetatum oratori-
bus implicaretur (Brut. 174), im
J. 120 1m Gefolge (comtubernalis)
des Consul C. Papirius Carbo (Br.
105), erwarb sich auf dem Gebiete
der gerichtliehen Beredtsamkeit ala
Vertheidiger ^ einiges ^ Verdienst,
Wann er die Prütur bekleidet, ist
ungewiss, denn mit dem Consul d.
J. 72 ist er nicht zu verwechseln.
Dass er in Betreff philosophischer
Fragen ein sehr naives Urtheil be-
'sases, lehrt diese Stelle.
Qui fieri pot. Gellio sq. —?, weil
10 DE LEGIBUS
Athenis audire ex Phaedro meo memini Gellium familiarem
iuum, quom pro consule ex praetura in Graeciam venisset
essetque Athenis, philosophos, qui tum erant, in locum unum
convocasse ipsisque magno opere auctorem fuisse, ut aliquando
controversiarum aliquem facerent modum. Quod si essent eo
animo, ut nollent aetatem in litibus conterere, posse rem con-
venire, et simul operam suam illis esse pollieitum, si posset
inter eos aliquid convenire M. Ioculare istue quidem, Pomponi,
etl a multis saepe derisum: sed ego plane vellem me arbitrum
nach Ansicht des Atticus kein An-
drer sich die Entscheidung dieser
Frage zutrauen wird.
Phaedrus nebst Zeno der hervor-
ragendste Vertreter der Epikurei-
schen Lehre zu Ciceros Zeit, den
Cic. selbst zu Athen gehórt (Fin.
1. 16), und dessen Werk περὶ ϑεῶν
er zu de Natura deorum eifrig be-
nutzt hat; war im Umgange hóchst
liebenswürdig (Fam. 13. 1. 2 flg.),
aber in der Polemik, wie alle Epi-
kureer, reizbar und heftig (Nat.
d. 1. 93). Dass Atticus ihn im
hohen Grade verehrt, bezeugt diese
nebst andren Stellen. (Fin. 5. 3;
Fam. 13. 1. 5.)
audire memini: das Reflexivpro-
nomen ausgel., wie III. 23 progredi
cogitat; lII. 43 est auguris meminisse
praesto esse debere; 111. 45 latrones
scivisse aliquid dicerent; Or. 23 re-
cordor Demosthenem anteferre; d.
Or. 2. 149 pollicitus coacturum;
3. 18 putem diutius posse debere;
Div. in C. 38 putasne posse; Ver.
A. L 23 wmespondisse mon putare;
IL lib. 1. 60 respondit confecisse; 1.
84 respondit nom persequi; 97 de-
scensuros pollicebantur ; 117 qui dicat
heredem esse (s. Zumpt); 2. 81 me-
gato pecuniam accepisse; 93 pro-
nuntiat exacturum; Fiu. 5. 31 mi-
namur praecipitaturos; Cluent. 36
inire — perficere posse arbitrati sunt ;
100 Stajenus accepisse dicebat; 126
reliquisse subscripserunt; 140 posset
megare dirisse; 162 debere negavit ;
176 quaesituram esse dixit; Acad.
Il. 64 ut ei respondere posse diffi-
derem; 81 non tw verum testem ha-
bere ostenderis; 128 videntur con-
siderare earum rerum auctoritatem,
si quae inlustriores vileantur, amit-
tere (Inv. 2. 1 pingere velle dixit?);
Frg. Or. contra Anton. et Catil. 6.
(Baiter XI. p. 22) dicturus es parum
auzilio esse vidisse; Fam. IX. 2. 1.
Mógen auch manche dieser Stellen
eine leichte Emendation zulassen
(wiein BaitersAusg. Ofter geschehen),
80 widerstreben doch nicht wenige
andere. Vgl. Madv. zu d. Fin. 5. 31.
pro consule er praetura. Auch
gewesene Prütoren — selbst privati
— konnten eine proconsularische
Provinz, somit das imperium pro:
consulare erhalten. Vgl. Lange
I. p. 538 und p. 569. Welche Pro-
vinzen als proconsulares gelten soll-
ten, bestimmte jedesmal der Senat.
ipsisque — iisque — wt ipsi, nach
Müller Adv. crit. p. XXXVII mit
Beruf. auf Seyff. Lael. in seiner
Ausg. p. 448.
auctorem esse hat ganz verbalen
Sinn, daher ófter mit dem Accus.
des Pron. verbunden, Fam. 6. 8. 2
quid sim tibi auctor; sowie mit
dem Adverb, Att. 15. 5. 2 wt ab-
sim vehementer mihi auctior est;
Brut. ad. Cic. 1. 11. 2 ?Ili magno-
pere auctor fui, ne differret —
8i posset: ob. Cf. Zumpt 3 354.
F. Schultz 8 203. A. 2.
vellem me arbitrum. — Cic. glaubt
die Frage — aber in anderem
Sinne als Gellius — entscheiden
zu kónnen, nümlich dahin, dass
zwischen den Hauptdisciplinen,
welche die Tugend in das hóchste
Gut einschliessen, der Sache nach
kein Unterschied Statt finde; der
Streit sich also anf diese und die-
jenigen, welche die Tugend aus-
schliessen, beschrünke, von denen
letztere unbedenklich zu verurtheilen
seien. Die weitere Ausführung des
ersten Theiles dieses Gedankens ent-
hàlt das 4. Buch de Finibus.
asit add
LIB. I. CAP. 20. 21. 8 53. 54. 11
inter antiquam Academiam et Zenonem datum. Arr. Quo
tandem istue modo? M. Quia de re una solum dissident, de
ceteris mirifice congruunt. ATT. Ain tandem? unane est solum
dissensio? 54. M. Quae quidem ad rem pertineat, una. Quippe
quom antiqui omnes, quod secundum naturam esset, quo iu-
varemur in vita, bonum esse decreverint, hic nihil nisi quod
honestum esset putarit bonum.
ATT. Parvam vero controver-
siam dicis ac non eam, quae dirimat omnia! M. Probe quidem
sentires, si re ac non verbis dissiderent.
XXI. Arr. Ergo adsentiris Antiocho familiai meo —
magistro enim non audeo dicere —, quocum vixi et qui me
una solum, gewühnlich blos una,
doch vgl. Mur. 18 «nus autem solus
possit obtinere; Ver. 2. 18 unam
solam scitote esse civitatem; 5. 95
unam illam noctem solam; Fam. IV.
9. 1 uno sensu solum; lnv. I. 12
wunwm iudiciale autem (genus) solum
esse qui potest; d. Reg. Alex. Frg. 3
(Bait. ΧΙ. p. 33) unum solum nomen;
bei andren Zahlwórtern: Leg. Agr.
9. 87 iris solum urbis; Cluent. 127
duos esse corruptos solos; Sest. 81
duo soli; Acad. IL. 138 íris solas
esse sententias; ebenso tantum: Acad.
Il. 74 excepit unum tantum. Die
Zulüssigkeit von modo ist bekannter,
Seyff. Pal. 8 19. Wich. Stil. p 404
(vgl. Fin. 4. 11).
8 54. omnes hinzugefügt, um die
, Academia von den eigent-
lichen Anhüngern derselben auch
auf die Peripatetiker auszudehnen,
wie Fin. 5. 7 audebo te ab hac
Academia nova ad illam veterem
vocare, in qua, ut dicere Antiochum
audiebas, non 1i solum mumerantur,
qui Academici vocantur, Speusippus,
Xenocrates sq., sed etiam Peripatetici
veteres; ib. 21 antiquis, quos eosdem
Academicos εἰ Peripateticos momi-
namus.
iuvaremur, D. ,"und wodurch
wir gefürdert w.". Ueber die Sub-
ordination in Relativsátzen s. Seyff.
Lael. p. 186 flg. ($ 27).
vero in der lronie, wie oft,
Ver. 5. 124; Phil 13. 24; Rab.
perd. 12.
ac mon, hdschr. at, 8. v. à. da-
gegen: aus dem Sinne derer, welche
im τὰ cape zu Cie. den Streitpunkt
nicht für geringfügig halten. Doch
liegt darin eine Hürte; einfacher
ac ^on: und nicht vielmehr.
dirimat scheidet.
probe oft bei Verben des Er-
kennens u. Urtheilens, vgl. Haacke
stil. Lehrb. $ 61. 3. p. 179. (Cf
Off. 1. 62 probe definitur).
Cap. XXI. Antiochus aus Ascalon,
Schüler des Philo, von dessen neu-
akademischer Richtung er sich aber
wieder der ülteren Akademie zu-
wandte (veteris Academiae mobilissi-
ws e&t prudentissimus philosophus
Brut. 315), wenigstens nach seiner
eigenen Auffassung, obwohl er in
Wahrheit mehr einem Eklekticismus
huldigte und die Lehren der ülteren
Akademie, Peripatetischen Schule
und Stoa zu verschmelzen suchte,
dabei eine besondere Hinneigung
zu den Stoikern verrieth (germa-
nissimus Stoicus, si pauca mutasset,
Acad. II. 132). Ihm gehórt die An-
sicht an, dass über den Begriff des
hóchsten Gutes jene drei Schulen
in der Sache übereinstimmten und
nur in der Wortfassung sich unter-
schieden: eine Ansicht, die ihm
Cic. entlehnt und demgemüss im
4. Buch de Finibus dargelegt hat
(vgl. Madv. Praef. p. LXII) Er
lehrte im Ptolemaeum zu Athen
und hatte die angesehensten lómer
zu seinen Zuhórern, wie Varro,
Drutus, Atticus, auch Cicero, der
seinen Umgang und. Unterricht im
J. 79 sechs Monate lang (Brut. 315),
genoss, Er starb in Syrien, wohin
er dem Lucullus gefolgt war.
magistro mon &q. weil Atticus ein
Anhünger Epicurs war.
12 DE LEGIBUS
ex nostris paene convellit hortulis deduxitque in Academiam
perpauculis passibus. M. Vir iste fuit ille quidem prudens et
acutus et in suo genere perfectus mihique, ut scis, familiaris:
quoi tamen ego adsentiar in ommibus necne mox videro: hoc
dico, controversiam totam istam posse sedari δῦ. Arr. Qui
istue tandem vides? M. Quia, si, ut Chius Aristo dixit solum
bonum esse quod honestum esset malumque quod turpe, ceteras
res omnis plane paris ac ne minimum quidem utrum adessent
an abessent interesse, valde a Xenocrate et Aristotele et ab
illa Platonis familia discreparet essetque inter eos de re maxima
et de omni vivendi ratione dissensio. Nune vero, quom decus,
quod antiqui summum bonum esse dixerant, hic solum bonum
dicat, itemque dedecus illi summum malum, hic solum divitias,
valetudinem, pulchritudinem commodas res appellet, non bonas,
paupertatem, debilitatem, dolorem incommodas, non malas,
sentit idem quod Xenocrates, quod Aristoteles, loquitur alio
modo. Ex hac autem non rerum, sed verborum discordia con-
iroversia est nata de finibus, in qua quoniam ususcapionem
hortulis: cf. 8 39.
perpauculis passibus: Abl. inter-
valli.
in omnibus necne: Am weitesten
unterschied sich Cic. von Antiochus
in der Erkenntnisslehre, wo Cic.
den Standpunkt der neueren Aka-
demie (Acad. II. 92 flg) vertrat,
Ant. sich die Ansichten der Stoiker
angeeignet hatte (Acad. II, 4 flg.);
aber auch in gewissen Punkten der
Moralphilosophie, wie darüber, ob
ale Affecte an sich verwerflich
selen — was Ant. mit den Stoikern
annahm — oder nicht. Vgl. Acad.
II. 135—390.
mox videro eine Wendung, mit
der die Entscheidung der Frage
auf eine spütere, unbestimmte Zeit
verschoben wird. Ueber das Fut. II.
8. F. Schultz 8 325. A. 3.
& 55. Aristo s. oben 8 38.
esse: man erwartet esset, Doch
liegt in dieser Attraction des con-
dicionalen Vordersatzes an das ein-
geschaltete Verbum des Sagens eine
Art eleganter Nachlüssigkeit, wo-
für die griech. Sprache besonders
reich an Beispielen ist; s. Feldh.
zu d. St. Of. Cic. Rep. I. 58. Si
ut Graeci dicunt omnis aut Graios
esse aut barbaros, vereor sq.
Xenocrate, s. ὃ 38.
familia Schule, vgl. 3. 14; d.
Or. 1. 42; 3. 61; Fin. 4. 49; Div.
2. 3. Dafür auch gems Fin. 4. 51.
nunc vcro zur Bezeichnung des
thatsüchlichen V erhültnisses einer ir-
realen Annahme gegenüber (deutsch :
80 aber), wie oft: Verr. 4. 115;
Corn. B. 39; Flac. 38; d. Dom. 88;
L. Agr. 85; Caec. 9. 35; d. Fat. 9;
p. Font. 49; d. Inv. I. 8; Il. 139;
seltner nunc autem Tusc. 3. 2; 4. 54;
Rep. 3. 14; Nat. d. IL. 90. Am
hüufigsten blos »unc, wie Tusc. 3.
2. Vgl. Seyff. Pal. p. 70.
decus — virtus, honestum; wie
Fin.2.44; ib. 56; dedecus — vitium,
turpitudo, wie Tusc. 2. 14.
paupertatem sq. Nur üusserlich
findet ein Parallelismus statt; in
Wirklichkeit entsprechen sich die
Gegensütze nicht, denn mag man
auch debilitas (op. integritas) ale
Gegens. von valetudo gelten lassen,
wozu noch dolor ergünzend hinzu-
tritt, so geht doch pulchritudo leer
aus.
de finibus im scherzhaften Doppel -
sinne als hóchste Zwecke und als
Grenzen aufgefasst, was den Weg
bahnt zu einer witzigen Anwendung
einer Bestimmung aus dem róm.
Civilrecht.
Usucapio ist Eigenthumserwerb
durch fortgesetzten Besitz einer
Sache, durch Verjáhrung, die bei
LIB. IL. CAP. 21. 8 54—56.
19
xH tabulae intra quinque pedes esse noluerunt, depasci vete-
rem possessionem Academiae ab hoc acuto homine non sine-
mus, nec Mamilia lege singuli, sed e x11 tres arbitri finis regemus.
56. Q. Quamnam igitur sententiam dicimus?
Grundstücken nach dem Zwólftafel-
gesetze in 2 Jahren eintrat. Ent-
zogen waren der Usucapio res sacrae,
sanctae, publicae, liberi homines (cf.
Rein p. 252) und der fünf oder
sechs Fuss breite Saum der Privat-
grundstücke, sodass von jedem der
beiden Grundstücke 2'/ oder 3'
abgingen. (Lege duodecim tabula-
rum cautum erat, ut inter vicinorum
praedia constitutis finibus quinque
pedum spatium relinqueretur, qua
ire, agere — Vieh treiben wterque
dominus posset, itemque ut circum-
verti aratrum posset). Mochte also
auch der Besitzer eines Grundstückes
21, Fuss Raum des nachbarlichen
Grundstückes ohne Stórung durch
dessen Besitzer fortgesetzt benutzen,
so konnte er doch niemals Eigen-
thumserwerb darauf begründen. —
Beide Systeme, das der Stoiker und
der Akademiker resp. Peripatetiker,
berührten sich nun in dem Grund-
satze, dass die Tugend die Bedingung
des glücklichen Lebens sei, doch
$0, dass zur vollendeten Glückselig-
keit letztere auch das Hinzutreten
kórperlicher und áusserer Vorzüge,
die sie ebenfalls Güter nannten, ver-
, erstere diese nur als
wünschenswerth hinstellten, aber
nicht als Güter, sondern nur als
schátzenswerthe Dinge angesehen
wissen wollten (cf. Fin. 4. 56 rebus
ii$, quas mos bonas dicimus, con-
cessit. Zeno μὲ haberentur aestima-
biles et ad naturam accommodatae,
faterique coepit. sapienti, hoc est
summe beato, commodius tamen esse,
8i ea quoque habeat, quae bona non
audet appellare). Dieser Unterschied
ist aber genau besehen nur ein Ὁ
Wortunterschied, kein sachlicher.
Wenn demnach die Stoiker den
Grundsatz, dass die Tugend die
Bedingung des glücklichen Lebens
sei, der gegenüber die üusseren Vor-
theile, wenn gleich ihr Besitz immer-
hin wünschenswerth sei, nicht in
Betracht kümen, als ibr Eigenthum
M. Requiri
in Anspruch nahmen, so griffen sie
damit in das Besitzrecht der Aka-
demiker und Peripatetiker ein, die
diesen Grundsatz mit ihnen theilten,
und massten sich das, was beiden
Parteien gemeinsam angehórte, wor-
in die beiderseitigen Systeme gleich-
sam zusammenstiessen, allein an.
depasci: abgeweidet werden durch
Vieh; ein Merkmal ausschliesslichen
Eigenthums s. v. à. ganz zu eignem
Nutzen verwendet w.
acutus homo, cf. Fin. 4. 56 tuus
ille Poenulus — homo igitur. acutus
flg. u. oben 8 38.
Die lex» Mama, vermuthlich
vom Volkstribun Mamilius 165,
doch steht über die Zeit nichts
Sichres fest, s. Rein p. 762, be-
stimmte, dass bei Streitigkeiten
über den fünf Fuss breiten Grenz-
raum ein Schiedsrichter zur Ent-
scheidung der Sache bestellt würde,
wührend bei sonstigen Besitzstreitig-
keiten der Prütor angegangen wer-
den musste.
ires, nach der ursprünglichen Be-
slüàmmung der XII Tafeln, hier
passend auf die drei Theilnehmer
des Gesprüchs bezogen.
regere fines, der technische Aus-
druck für Grenze abstecken, ziehen
(Top. 43. Mur. 22. Rein p. 761);
aber terminos pangere, die Grenz-
steime feststellen (uneigentlich finis
pangere, Pis. 37).
8 56. sententiam dicere, techni-
scher Ausdruck: ,,Richterspruch
fállen', (s. ferre, wenn die Stimme
vermittelst "Tüfelehen abgegeben
wurde).
dicimus lebhafter als das Futur.
od. Conj. dub. mit dem Gedanken,
dass die Entscheidung unzweifelhaft
und unverzüglich gefaállt werden
kónne, (Hüufiger im Griechischen,
&, Καὶ W, Krüger Gr. Spr. 8 53. 1.
A. 9. Vgl. contra vera quid dici-
.mus? Div. L. 60; postulone a prae-
tore Quinct. 54; mwm te ad fabulas
revoco Div, L. 40; an dum bestia:
(4 DE LEGIBUS
placere terminos, quos Socrates pegerit, iisque parere. Q. Prae-
clare, frater, iam nunc a te verba usurpantur civilis iuris et
legum, quo de genere expecto disputationem tuam. Nam ista
quidem magna diiudicatio est, ut ex te ipso saepe cognovi.
Sed certe ita res se habet, ut ex natura vivere summum bonum
sit, 1d est, vita modica et apta virtute perfrui, aut naturam
loquantur exspectamus ib. 84 u. zu
II. 36.
Socrates sq. "Von einer klaren
Grenzbestimmung kann man bei
Socr. noch nicht reden. Er fasst
als das hóchste Gut die aus der
Selbsterkenntniss sich ergebende
Tugend, ohne zu bestimmen, ob
üussere Güter hinzutreten müssen;
Zeller IL. p. 104. Auch bei Plato
αν sich noch eine gewisse Un-
sicherheit der Begriffsfassung, ob-
gleich sich bei ihm schon deutlicher
erkennen lüsst, dass er auch dem
Angenehmen eine Stelle in der
Glückseligkeit ^ eingerüumt ^ und
üussere Uebel, wie Verlust von
Angehórigen, als Stórungen des
Glückes angesehen habe (Z. II.
p. 561 u. oben $ 38). Wenn also
Cic. dem Socr. eine sichere Grenz-
bestimmung beilegt, 80 ist das
Sache seiner subjectiven Auffassung,
zu der er aber nicht selbstündig,
sondern durch den Einfluss des An-
tiochus gelangt ist. Denn dieser
wie aus dem 4, B. de Fin, wo
seine Ansichten vorgetragen wer-
den, erhellt, làsst (8 14) die ülteren
Philosophen, nüàmlich Socrates und
seine Nachfolger, die Akademiker
und Peripatetiker, das hóchste Gut
als das naturgemüsse Leben ver-
stehen, wenn er auch zugibt, dass
ausdrücklich diese Definition zuerst
von Polemo aufgestellt sei (cwm
superiores, e quibus planissime Po-
lemo, secundum maturam vivere sum-
ium bonum esse dixissent, wozu
Madv.) n dieser auf den Socrates
schon zurückgeführten Definition
nun findet Cic. die feste Grenzbe-
stimmung des hóchsten Gutes, von
der nicht abgegangen werden kónne,
und innerhalb deren sich auch die
Ansichten der Stoiker wie Akade-
miker und Peripatetiker hielten .
ista quidem — dii. mit bekannter
Attraction des Pron., für istius rei
dii. (vgl. Berger Stil. 8 32), die am
háufigsten bei genws (ex eo genere
quae prosunt Fin. 3. 70) und ^wu-
merus (qui mwmerus Ver. 3. 114);
ebenso er qua copia Ver. 3. 136.
haec similitudo d. Or. 3. 56. qua
ex similitudine Acad. 11. 145. istam
rationem | (Rechenschaft darüber)
Mur. 68. quo metw Pis. 93. ista
existimatio Cael. 4. ea scientia
Fin. L 63. hic dolor Fin. 2. 66
(mehr dort Holst.). haec defensio
Fin. 3. 36. quae ommis notio (Unter-
suchung worüber) d. Dom. 34. hwic
amoenitati τα hwius sc. fluminis
Leg. ll. 7. hac dulcedine sc. cam-
twum ib.38. — Dem Gedanken nach
ist unter ista die Frage zu ver-
stehen, ob in der Fassung der
üusseren Vorzüge, einerseits als
commodae res, anderseits als bona,
ein Wort- oder Sachunterschied ent-
halten sei.
Sed sq. Wührend Quintus die
Entscheidung der Frage, ob die
akademische oder stoische Ansicht
über den Werth der üusseren Güter
den Vorzug verdiene, aufgegeben
oder aufgeschoben sehen will, erklàrt
er sich doch darin mit Marcus ein-
verstanden, dass die angeblich von
Soer. herrührende Definition des
hóchsten Gutes als das naturgemüsse
Leben unanfechtbar sei.
vita modica heisst nicht mit
müssigen Gütern ausgerüstet, was
abgesehen von sprachlichen Grün-
den auch darum unmóglich, weil
Quintus, nachdem er eine Ent-
scheidung für üusserst schwierig
erklürt hat, sich für die Richtigkeit
der peripatetischen Ansicht ent-
scheiden würde. vita modica ist
eine massvolle, überall das rechte
Mass bewahrende Lebensweise,
worin nach Aristoteles die Tugend,
welche die Mitte zwischen zwei
Lastern hült, besteht.
et apta virt. erklürender Zusatz.
LIB. IL. CAP. 21. $ 56.
15
sequi et eius quasl lege vivere, id est, nihil, quantum in ipso
sit, praetermittere qüo minus ea, quae natura postulet, conse-
quatur, quod fem hoc valet virtute tamquam lege vivere.
propter hoc diiudieari nescio an numquam, sed hoc sermone
certe non potest, si quidem id, quod suscepimus, perfecturi sumus.
apta, gewOhnlich mit ex constr.
8. $ 59, hier mit dem blossen Ablat.,
wie noch Tusc. 5. 40 (mon same
optabilis ista rudentibus apta for-
twna), nach Anal. von coniunctus
(Haacke stil. L. 8 35. 2. p. 110), refer-
ius u. ἃ. : mit der Tugend ausgerüstet
— tugendhaft; perfrwi, weil das
tugendhafte Leben zugleich der
Quell des wahren Glückes ist. —
Wáàhrend Q. somit die Frage über
den Werth der áusseren Güter offen
làsst, leitet er doch aus dem natur-
gemássen Leben die Nothwendig-
keit der Voraussetzung eines tugend-
haften Wandels ab.
quom. ea quae m. p. c.: Zu den
Postulaten der Natur gehórt vor
Allem, was der Seele dient, ihr
zum Wohle gereicht, nümlich das
tugendhafte Handeln.
Die traditionelle Lesart quod énter
haec velit sq. gibt keinen ertrág-
lichen Sinn. Wórtlich übersetzt
besagt sie: weil sie — die Natur
— im Besitze dieser Dinge (int.
h., wenn sich dieser Sinn noch
herauspressen làásst) die Gebote
der Tugend erfüllt sehen móchte.
Im Besitze welcher Dinge? — Der-
ienigen, welche die Natur er-
eischt. Dann dürften darunter
nur die Dinge verstanden werden,
welche die sinnliche Natur er-
heischt, d. ἃ, die üusseren Güter,
weil sonst die rane ama der-
selben zur virtus keinen Sinn hátte.
Aber ist es nicht verkehrt, die Er-
langung dieser als den Hauptinhalt
des naturgemüssen Lebens hinzu-
stellen? 1st es nicht verkehrt, das-
jenige, was als Inhalt des natur-
mássen Lebens, als hóchster
weck, hingestellt wurde, mit quod
wieder einem noch hóheren Zwecke
unterzuordnen? Dazu kommt, was
oben bei der Erklürung von modica
schon geltend gemacht wurde, dase
Quint. sich damit bestimmt für die
akademisch-peripatetische Ansicht
erklàren würde, wahrend er die
Entscheidung als àusserst schwierig
bezeichnet hatte. — Erwarten dürfte
man denselben Sinn, den die Worte
vita modica et a. v. p. ergaben, der
mit folgender leichter Emendation
gewonnen wird: qwod item hoc
(Cod. A. iter hoc) valet; item eben-
$0, wie ex natura vivere, führt na-
turam sequi darauf hinaus — ergibt
— dass das tugendhafte Leben Be-
dingung des Glückes sei; valet: be-
deutet, wie Fin. 2. 13 quaerimus
verbum .Latimwm par Graeco et quod
idem valeat. 'Tusc. 5. 24 quae dixit,
idem valent. Off. 8. 39 hoc verbum
quid valeat, non vident.
hoc die Entscheidung über die
Bedeutung der üáusseren Güter oder
über den Vorzug der stoischen oder
akademischen Ansicht. quapropter
schliesst sich nicht an den letzten
Gedanken sed certe — lege vivere,
welcher gleichsam parenthetisch
eingeschoben ist, an, sondern greift
auf magna diwudicatio est zurück.
(Allerdings liegt darin eine Hürte,
die indes nicht durch einfache Hin-
auswerfung der dazwischenliegen-
den fSütze beseitigh werden kann,
weil sich daraus andere Unzutrüg-
lichkeiten ergeben, s. Vahl.)
an mwmqwam 80. possit; über die
Ergànz. s. Drüg. 1, 8 119; II. 3.
(Vgl. zu II. 26.)
si perfecturi sumus: ,Diese (pe-
riphrastische) Form steht immer,
wenn die Bedingung einer Hand-
lung, die geschehen 8011, angegeben
wird: Me igitur ipsum ames oportet,
si veri amici futuri sumus Fin. 2. 85;
respersas. manus sangwine dudices
videant oporlet, si — credituri sunt
HKosc. Am. 08. Madv. Gr. 8 341.
Anm. Cf. Nat. d. 1, 90 nati nun-
quam Sunt, si aeterni sunt. futuri ;
Off. L. 72 rem publicam capessentt-
.bus despicientia adhibenda est rerum
humanarum , 81
sunt εἰ — victuri;
nec amc futuri
Brut. 332 quid
——
Qua-
16 DE LEGIBUS
ATT. Αὐ ego hue declinabam nec invitus.
Licebit alias:
XXII. 51. Q.
nune id agamus, quod coepimus, quom prae-
sertim ad id nihil pertineat haec de summo malo bonoque
dissensio.
adhue dicta sunt,
M. Prudentissime, Quinte, dicis.
Uatigo Q. ὃο
Nam quae a me
te Lycurgi leges neque Solonis
neque Charondae neque Zaleuci nec nostras ΧΙ tabulas nec
te exercuit illa vetus Academia, si
quidem similes maioris partis ora-
torum futuri sumus? Ebenso beim
Relativ: Nat. d. I. 103 utatur suis
bonis oportet, qui beatus futurus
est ; Fin. 3. 73 quod, qui convenienter
naturae victurus est, ei proficiscen-
dwm est ab omni mundo; Off. I. 85
qui rei publicae praefuturi sunt,
duo Platonis praecepta teneant.
declinabam nec invitus, Nec in
dem Sinne ,und zwar nicht'* ist
anstóssig. Denn dadurch erhült
der zweite Theil den Charakter
eines Zusatzes, der erste Theil aber
bis declinabam erscheint als ein
vollstándig abgeschlossener Ge-
danke, was nicht móglich. Denn
nicht allein Atticus, sondern auch
Quintus schweifte dahin ab, nur
mit dem Unterschiede, dass Atticus
es gern, Quintus wider Willen that.
Also erwartet man mom invitus.
Der Ausweg, nec in dem alterthüm-
lichen Sinne einer stürkeren Ne
tion zu fassen, wie es in den Ge-
setzen dieser Schrift, welche die
alterthümliche Sprache nachahimen,
einigemal steht (II. 22 quod meque
erpiari; lIL 6 mee oboediens; ib.
nec esto; HI. 9 mec erunt; 111. 11
nec aderit) und in einigen Wort-
verbindungen sich erhalten hatte,
wie nec opinatus, res nee mancipi etc.,
ausserdem bei Liv. I. 25. 10 (alter
qui nec procul erat; s. Weissenb.),
bei Verg. Ecl. IX. 6 (quod mec ver-
tat bene) und ófter bei Plautus vor-
kommt, vgl. Drüg. 8 318. 2, ist
bedenklich.
Cap. XXII. 8 57. .Licebit alias:
über die Ellipse vgl. Nügelsb. 8 183.
1; Drüg. 8 116,
dicta sunt ... Die Lücke erg.
Lambin: e media philosophia ducta
sunt. Tw autem alicuius civitatis
leges fortasse desideras. Q. Equi-
dem | nec Lycurgi sq. Sonst liegt
es auch nahe, die Lücke etwa so
auszufüllen: 60 spectant, ut ius in
natwra positum - esse intellegatur.
Dann kónnte folgen: Nunc leges
considerandae videntwr, quae vale-
ant ad res publicas firmandas et
populos iure stabiliendos (cf. 8 37)
oder ein Satz (wie V. meint), dessen
Inhalt dem Sehluss von 8$ 17 ent-
sprüche. Endlich zum Anschluss
an den Text (nach V. Vorschlag):
Q. Neque vero ego a | te sq.
Charondas und Zaleucus be-
rühmte Gesetzgeber Unteritaliens
aus der Mitte des 7. Jahrhunderts,
über deren Leben und Wirken aber
nur sagenhafte und einander wider-
sprechende Nachrichten vorhanden
sind. — Charondas aus Catana ge-
bürtig (nach-Anderen Bürger von
Thuri, was aber chronologisch un-
haltbar, da dieses ums Jahr 443 ge-
gründet), schrieb Gesetze für seine
Vaterstadt und einige Stüdte Unter-
italiens (in anderen, wie Thurii,
fanden sie spüter Eingang, wie aus
Diodor XIL 12 flg. erhellt), die
mehr auf die sittliche Bildung des
Volkes, als den Schutz des bürger-
lichen Lebens hinzielten; dabin
gehórt (Diod. XII. 12—13) die Ein-
riehtung eines allgemeinen, un-
entgeltlichen Volksunterrichtes.
Die Aufrechterbaltung derselben
sicherte er durch die boten.
dass Niemand ausser mit der
Schlinge um den Hals eine Gesetzes-
veründerung beantragen durfte
(Diod. XIL 17). Doch finden wir
dieselbe wire πὶ Ἂν γεν auf Za-
leucus übertragen (Polyb. 12. 16).
Seinen Tod .soll er durch eigene
Hand gefunden haben, weil es ihm
aus Ünachtsamkeit widerfahren
war, gegen eins seiner eigenen Ge-
setze zu verstossen.
Zaleucus war Gesetzgeber seiner
Vaterstadt Locri Epizephyrii. Auch
LIB. I. CAP. 21. 22. 8 56—658. 1l
plebiseita desidero, sed te existimo cum populis tum etiam
singulis hodierno sermone leges vivendi et disciplinam daturum.
58. M. Est huius vero disputationis, Quinte, proprium id, quod
expectas, atque utinam esset etiam facultatis meae! Sed pro- /
fecto ita se res habet, ut, quoniam vitiorum emendatricem |.
legem esse oportet commendatricemque virtutum, ab ea vivendi
doctrina ducatur. Πα fit ut mater omnium bonarum rerum sit
sapientia, a quolus amore Graeco verbo philosophia nomen
invenit, qua nihil a dis inmortalibus uberius, nihil florentius,
nihil praestabilius hominum vitae datum est.
Haee enim una
nos cum ceteras res omnes tum, quod est difficillimum, docuit,
ut nosmet ipsos nosceremus:
sententia est, ut ea non homini quoipiam,
er verfolgte in seinen Gesetzen,
welche die ersten geschriebenen ge-
wesen sein sollen, eine vorwiegend
sittliche Tendenz: so forderte er in
dem Prooemium derselben (darüber
5. Leg. II. 14) zur Frümmigkeit und
Verehrung der Gótter auf (Diod.
XII. 20). Nüheres ist über sein
Leben nicht überliefert.
plebiscita, s. z. $ 43.
: 58. Est huius vero: die un-
gewóhnliche Stellung von vero ist
deswegen hier gewühlt, weil nicht
est, sondern Awius den Ton hat.
Ita fit sq. Hier ist ein Sprung,
indem ein Gedanke ausgefallen ist
des Inhalts: das Gesetz aber wird
durch die Weisheit gefunden (vgl.
unten ὃ 68 unde sc. ex sapientia
illa 86. ea, de quibus acturi sumus,
nümlich leges manant), oder das
Gesetz ist die Weisheit (est ratio
prudentis $ 19; ratio perfecta est
sapientia $ 92; dieselbe auch lex
$ 23).
Graeco verbo, Abl. instr.: durch
d griechische Wort, d. h. durch
iechische Zusammensetzung
des dos ortos ist die Liebe zur Weis-
heit zum Stamm der Benennung
gemacht worden und als solcher
erkennbar, nicht durch das latei-
nische, welches nicht auf Zusammen-
setzung, sondern auf Uebertragung
aus dem Gr. beruht.
momen invenit mit Sachsubject,
wie: quod ab litui NM no-
men invenit d, Div. I. 30; Aristo-
lochia, quae E ez inventore
zeugt, d. Fin. 5, 44:
cuius praecepti tanta vis et tanta
sed Delphico deo
repperit d. Div. I. 16. (Nat. d. II.
104.)
qua sc. philosophia.
florentius von lebendigerer und
dauernderer —Schónheit; uberius
reicher an Ergebnissen.
docwit wi, cf. d. Or. 2. 196 hoc
vos doceo ut in dicendo irasci, ut
dolere, wt flere possitis, ebenso do-
cumentum dare liv. 8. 35. 7; si
hie tibi dies satis documenti dederit,
ut bello ac pace pati legitima 4m-
peria possis; documento est me Liv.
7. 6. 11; (exemplwm est ne Liv. 8.
35. 10). So bei unpersónl. Verben
ut im Sinne der Forderung: mazi-
mwm esti ut Acad. IL. 38; pertinet
ad rem «t d. Inv. 2. 164; Phil.
9. 12; additum esse hoc wt com-
servare | deberent, hier unregel-
mássig, weil debere hinzugefügt
Corn. B. 38; quae est designandi
licentia wt deus hoc fecerit, gemacht
haben soll Div. 2. 127.
cuipiam irgend einem — gleich
wem (quispiam irgend ein beliebiger,
F. Schultz Syn. 430. à). — [In
Wahrheit 8501} dieser Ausspruch von
Chilon aus Lacedaemon herrühren
(Diog. L. I. 16); mit vielen anderen
Kernsprüchen an der Wand des
delphischen Tempels aufgezeichnet,
wurde er jedoch wegen der Treff-
lichkeit seines Inhaltes dem Gotte
selbst beigelegt, wie Cic. selbst be-
quod prae-
ceptum quia maius erat, quam ut
ab homine videretur, idcirco adsi-
gnatum est. Deo, Vgl. Tusc. 1, δῷ,
18 DE LEGIBUS
tribueretur.
59. Nam qui se ipse norit, primum aliquid
se habere sentiet divinum ingeniumque in se suum sieut
tribueretur: Das Imperf. wird von
Lieven (Consecut. tempor. des Cic.,
Riga 1872, p. 19) trefflich dahin
erlàutert, dass in íamta sententia
est eine Wendung wie semper tanti
aestimata est sich berge. Lieven
nennt diesen Gebrauch des Tempus
einen prügnanten, insofern ein
Ueberschuss von Zeitinhalt über die
eigentlich ausgedrückte Zeit darin
enthalten sei*. Weitere Beleg-
stellen aus Cic. finden sich dort eine
grosse Menge angeführt, wie Off.
IIL. 13; Acad. II. 56; II. 140; Fam.
XIV. 4. 4; Att. VIII. 12. 1; XIII.
19. 4; p. Sest. 32; Fin. I. 21; Leg.
III. 27 etc). Vgl. auch Leg. III. 14
qui utraque re excelleret, quis praeter
hunc inveniri potest? Verr. II. 191
laudantur veteres oratores, quod cri-
mina diluere dilucide — copiose
causas defendere solerent; d. dom.
23 omitto (— licuerit tibi, licuisse
tibi concedatur, extraordinariae po-
testati praeficere). Catonem, | cuius
erimia virtus tegere videretur im-
probitatem; Pis. 30 hanc legem qui
se metuere dicerent, hos consules mon
dicam animi hominwm, sed fasti
ulli ferre possunt? Eine andere Er-
klürung dagegen -- aus .Attractio
temporis ? — fordert wohl Acad. Il.
88 tum, cum videbantur, quomodo
viderentur, id quaeritur wu. Div. 2.
96 illudne dubium est, quin multi,
cum ita mali essent, ut quaedam
contra naturam depravata haberent,
restituerentur et corrigerentur ab
natura?
859. Das Folgende verrüth eine
o Nachlüssigkeit des Aus-
rucks und des Gedankens und
bietet daher manche Schwierigkeit.
Dem primum entspricht kein deinde.
Es frügt sich, wodurch |letzteres
dem Sinne nach vertreten wird;
schwerlich durch das que in tanto-
que, denn dieser Satz enthàült nur
die Folge von dem Vorhergesagten:
que ist, wie so oft, hier s. v. ἃ.
und somit; schwerlich auch durch
et vor cum se ipse perspexerit. Denn
erstens konnte hier Cic. das primum
noch nicht vergessen haben. Ferner
lüàuft der Gedanke in beiden Theilen
im Wesentlichen auf dasselbe hin-
aus: ,Ein solcher Mensch wird
sich des góttlichen Geschenkes im
Thun und Denken würdig zeigen:
wird dahin gelangen, vermittels
der Weisheit eim guter und glück-
licher Mensch zu werden. Dann
bleibt nur übrig in idemque cum
caelum 854. das zweite durch pri-
mum indicirte Glied der Gedanken-
reihe zu finden, wührend als drittes
der mit atque (im Sinne von post
oder twm) haec. sq. eingeleitete Satz
sich anschliesst. Also die Drei-
theilung der Weisheit in Ethik,
Physik, Dialektik (mit der Rhe-
torik) ist es, die Cic. schon im Sinne
hat und mit primum einführt. Hier-
durch aber sind wir genóthigt, Alles,
was 1 ue vorangeht, auf die
sittliche Vollkommenheit zu be-
ziehen; in dem Sinne hütten wir
sapientiam | nach adipiscendamque
zu fassen, was allerdings im Sprach-
gebrauche der Stoiker gewóhnlich
ist (vgl. d. Fin. 3. 23; 24; 25 u.
flg.); hátten auch bei rerum omnium
intellegentias vo weise an die
Begriffe des Sittlichen zu denken,
die gleich darauf besonders mit
cognitis perceptisque virtutibus her-
vorgehoben werden. Einen weite-
ren Mangel an Bestimmtheit ver-
rüth es, dass Cic. zweimal sapientia
als verschiedene Sprossen einer
Stufenleiter hinstellt. Das Streben
nach Weisheit (philosophia, wofür
unten 8 62 earum parens — sapien-
tia sogar die Weisheit selber ein-
esetzt, und dadurch ein neuer
irkel hinzugefügt wird) erzeugt
die Selbsterkenntniss: aus dieser
entspringt die Weisheit (denn
aus der Selbsterkenntniss gewinnt
der Mensch die Einsicht, dass er
die Mittel habe zur Erlangung der
Weisheit); die Weisheit aber er-
langt er dadurch, dass er unter
Führung der Weisheit die an-
gebornen dunklen Vorbegriffe auf-
hell. Hier kommt es darauf an,
um Cie. vor dem Vorwurf einer
petitio principii zu bewahren, den
LIB. I. CAP. 22. 8 58. 59. 19
simulaerum aliquod dieatum putabit tantoque munere deorum
semper dignum aliquid et faciet et sentiet, et, quom se ipse
perspexerit totumque temptarit, intelleget, quem ad modum
Begriff der sapientia genauer zu
fassen. Der einfachste Weg schiene
der, dass man sapientia duce gar
nicht auf quibus illustratis, sondern
auf bonum virum se fore bezóge.
Doch dieser verbietet sich, weil
im Sinne der Stoiker Weisheit und
Tugend identisch sind, erstere nicht
als Wegweiserin zu letzterer hin-
gestellt werden kann; ja nicht ein-
mal zur Glückseligkeit, da auch
diese unzertrennlich mit der Weis-
heit verbunden ist. Ferner kann
man bei sapientia duce an die Weis-
heit Anderer denken, die Einem
durch Unterricht, Lectüre, oder
auf irgend welchem Wege sonst
mitgetheilt wird, sodass der Ge-
danke ist: nicht durch die eigene
Weisheit gelangt man dazu, die
Vorbegriffe aufzuklàren und sich
dadurch Weisheit zu erwerben, son-
dern durch die Einem zu Hülfe
kommende Weisheit Anderer. Drit-
tens lásst sich der Anstoss auch
dadurch heben, dass, wie wir oben
sapientia im engeren Sinne als die
sittliche Vollkommenheit gefasst
haben, wir hier sapientia im enge-
ren Sinne als das richtige dialek-
tische oder Schlussverfahren ver-
stehen, mit dem aus bekannteren
und klareren Begriffen weniger be-
kannte und schwerer zu erfassende,
wozu grade die sittlichen Begriffe
gehóren, die auf dem Wege der
Analogie gewonnen werden (s. Fin.
8. 83; Zell 1Π,|, p. 32 u. 42) er-
mittelt werden.
Endlich muss die Nachlássigkeit
des Ausdrucks bemerkt werdem,
mit der nach ímntelleget, quanta
instrumenta habeat αὐ obtinendam
sapientiam in der peus : quon-
iam etc. überflüssiger Weise
der Begriff « des Einsehens noch
einmal gesetzt ist (cernat se —
fore), somit gesagt ist: sieht ein,
wie er zur Erlangung der Weis-
heit mit den Vorbegriffen aller
Dinge ausgerüstet ist, durch
deren Aufhellung er einsieht, dass
er einst werde ein tugendhafter
und glücklicher Mann werden;
statt dass es genügt hátte, den
Beguíff des Einsehens durch den
blossen Conjunctiv des Verbums
(futurus sit) festzuhalten. Dieser
Pleonasmus ist hier um so làstiger,
weil Cic. zugleich die bekannte
Attractio modi, mit der das Ab-
hàngigkeitsverhàltniss des Infinitiv-
satzes auf das regierende Verbum
die Form der Abhángigkeit durch
den Conjunetiv übergehen làsst
(worüber Zumpt 8 551 und Madv.
Fin. V. 8), angewendet hat. Auch
ist es als incorrect zu rügen, dass
zur Begründung dessen, dass der
Mensch durch Selbsterkenntniss sich
bewusst wird, zur Weisheit gelangen
zu kónnen, Cic. hinzufügt, dass er
einsieht, er werde durch die Tugend
glücklich werden; wührend die
Glückseligkeit erst eine Folge der
Weisheit ist und als solche für die
Móglichkeit der Erlangung der
Weisheit nicht in Betracht kommt.
[Geringer dürfte der Anstoss sein,
wenn man statt cernat cernet schreibt
undeinen neuen Hauptsatz annimmt,
der dadurch allerdings anakoluthisch
und hart erscheint, dass quoniam
principio einen zweiten, in ab-
hàngiger Form sich anschliessen-
den, Causalsatz erwarten less. Aber
einerseits erscheint dann beatum
se fore als weitere Folge, was es
sein muss, angereiht, sodann ist
cernet nicht überflüssig. Endlich
kónnte die Háürte, mit der der
zweite Grund als ein untergeordneter
Theil einem anderen Satze einver-
leibt ist, durch eine gewisse
Lebhaftigkeit ^ entschuldigt ^ wer-
den, mit der sich dem Schrift-
steller die Folge aufdrüngt. Doch
wage ich in Anbetracht der noch
immerhin nicht |ansprechenden
Form und der sonstigen Spuren
von Nachlüssigkeit nichts zu ent-
scheiden. |
simulacrum Gótterbild. Er wird
seinen Leib als einen Tempelraum
ansehen, in den der Geist als ein
Gótterbild hineimgesetzt ist.
80 DE LEGIBUS
a natura subornatus in vitam venerit quantaque instrumenta
habeat ad obtinendam adipiscendamque sapientiam, quoniam
principio rerum omnium quasi adumbratas intellegentias animo
ac mente conceperit, quibus inlustratis sapientia duce bonum
virum et ob eam ipsam causam cernat se beatum fore.
XXIIL 60. Nam quom animus cognitis pereeptisque vir-
tutibus a corporis obsequio indulgentiaque discesserit volup-
subornatus innerlich (eigentl. im
Geheimen) ausgerüstet.
obtinendam adip. von F. als Figur
der Hysterologie gefasst, die aber
hier schwer zu erklüren wüáre, 6b-
tinere heisst jedoch nicht blos be-
haupten, sondern auch — unter
Kampf und Widerstand — erlangen
(durchsetzen), s. Lex. Als Gegner
ist die Sinnlichkeit zu denken.
Adipiscor erfassen, erreichen, urgirt
die Gewissheit und Vollkommenheit
des Besitzes.
animo ac mente, gewóhnliche Ver-
bindung zur Bezeichnung des Geistes
im weitesten Sinne, der den animus,
das Gefühls- und Begehrungsver-
mógen, und mens, die Denkkraft,
begreift. Cic. mochte diese um-
fassende Bezeichnung für nóthig
finden, weil die Stoiker eine Ver-
schiedenheit der Seelenkrüfte nicht
gelten liessen (νομέξουσιν οὐκ εἶναι
τὸ παϑητικὸν καὶ ἄλογον. διαφορᾷ
τινι καὶ φύσει ψυχῆς τοῦ λογικοῦ
διακεκριμένον, ἀλλὰ τὸ αὐτὸ τῆς
ψυχῆς μέρος, ὃ δὴ καλοῦσι ἡγεμο-
νικόν, Plut. d. virt. mor. C. 3),
sondern ein einziges, sich auf ver-
schiedene — Weise —bethütigendes,
Seelenvermógen annahmen. 8. Zell.
III. p. 103.
Cap. XXIII. 8 60. Die bekannte
Dreitheilung der Philosophie in
Ethik, Physik und Dialektik,
welche der folgenden Entwicklung
zu Grunde liegt und auch sonst sich
oft von Cie. angewendet findet, wie
d. Fat. 1. Fin. I. Cp. 6—7; Cp. 8,
8 26; IV. 8 4 u. flg.—$ 13; Acad.
II. 116 αἱ. flg.—8 146; Tusc. V. 68,
wird Acad. I. 19 dem Plato zuge-
schrieben. Für die Verbindung dieser
drei Theile mit der Selbsterkennt-
niss bietet sich als Parallelstelle
dar Tusc. V. 8 70 flg.; einzelne der
Theile finden wir noch an anderen
Stellen auf jene bezogen, so die
Ethik und Physik Fin. V. 8 41—44,
die Physik Fin. IIJ. 73.
Zunüchst (in $ 60) wird das sitt-
liche Gebiet durehmustert und in
die vier Cardinaltugenden zerlegt,
in die Müssigkeit (a corporis ob-
sequio — oppresserit), die Tapfer-
keit (— effugerit), die Gerechtigkeit
mit Einschluss der zu ihr gehórigen
Gottesverehrung, s. oben zu 8 21
und 8 35 (— susceperit), die Klug-
heit (— prudentia), und im An-
schluss an den vorhergehenden Ge-
danken die Glückseligkeit als un-
zweifelhaftes Ergebniss derselben
statuirt. lm Folgenden dagegen
kommt es Cic. nicht weiter darauf
an, auf die Bedeutung der ge-
nannten Wissensgebiete, der Physik
und Dialektik, für die Glückselig-
keit hinzuweisen, sondern er nimmt
den ursprünglichen Faden wieder
auf und zeigt den Zusammenhang
dieser Disciplinen mit der Selbst-
erkenntniss.
corporis Sinnlichkeit, Sinnes-
triebe, in deren Beherrschung die
temperantia, σωφροσύνη, besteht;
voluptatemque — oppresserit, denn
die Stoiker begnügten sich nicht,
wie die Peripatetiker, mit der Be-
herrschung der Lust, sondern ver-
langten, weil sie jeden Affect an
sich für fehlerhaft hielten (oben zu
8 x deren vollstindige Unter-
drückung und Ausrottung (Zell. III,
134). Dass Cic. hier nur δὴ die
niedere sinnliche Lust denkt, ob-
wohl im Sinne der Stoiker auch
die geistige (animi laetitia, welche
der Sprachgebrauch auch unter
voluptas begreift, s. Fin. 2. 13) als
im Widerspruch mit der von der
Tugend unzertrennlichen ἀπάϑεια
und als Stórung des dem Weisen
zukommenden Gleichgewichts der
LIB. I. CAP. 22. 28. $ 59—61. ᾿ S1
tatemque sicut labem aliquam dedecoris oppresserit omnemque
mortis dolorisque timorem effugerit societatemque caritatis
coieri& cum suis omnisque natura coniunctos suos duxerit cul-
tumque deorum et puram religionem susceperit et exacuerit
illam, ut oculorum, sie ingenii aciem ad bona seligenda et
reicienda contraria, quae virtus ex providendo est appellata
prudentia, quid eo diei aut cogitari poterit beatius? 61. Idemque
quom. caelum, terras, maria rerumque omnium naturam perspexe-
rit eaque unde generata, quo recursura, quando, quo modo obi-
tura, quid in iis mortale et caducum, quid divinum aeternumque
Seele, verwerflich war, zeigt das
gehássige Beiwort labem aliquam
is.
societatem sq. Zu dieser Um-
schreibung der Gerechtigkeit vgl.
Fin. 2. 45; 3.63; Off. LI. 19; 20; 50
u. flg. III. 28; 118 etc.
0. mat. coniunctos d. h. gleich-
artige Wesen, wozu die Thiere nicht
gehóren, cf. Fin. 3. 67.
puram religionem im Gegens.zu der
verwerflichen superstitio. Vgl. Nat.
d. 11. 71. Cultus deorum est optimus,
ut eos semper pura, integra, incor-
rupta et mente et voce veneremur.
seligenda — reicienda, die Ter-
minologie ist insofern hier nicht
genau, als Gegenstand des selig.
und reéic. im strengen Sprachge-
brauch res commodaeund incommodae
(προηγμένα und ἀποπροηγμένα) sind,
nicht bona und mala. Vgl. zu 8 81.
Auch würde diejenige prudentia,
deren Gescháüft das selig. und reic.
ist, nach strenger Auffassung zu
den mittleren Pflichten (x«$7x0v),
'nicht zu den vollkommenen (κατόρ-
$9opu«) zu záhlen sein, wührend Cic.
hier nicht daran denkt, einen &olchen
Unterschied zu machen.
8 61. Das Verhültniss zur Selbst-
erkenntniss erscheint bei der Natur-
kunde umgekehrt als bei der Sitt-
lichkeit: wáhrend die Vollkommen-
heit dieser Frucht der Selbsterkennt-
niss war, wird die Naturkunde als
Wurzel letzterer hingestellt; ebenso
Tusc. 5. 70; Fin. 5. 44. Vgl. Rep.
IL 26 fig.
wnde generata: aus dem Feuer,
welches nach stoischer Lehre das
Princip und der Grundstoff aller
Dinge, cf. Zell ΠῚ, 79 flg. Cic.
Nat. d. 11. 57. Aus diesem bildet
Cicero de legibus,
sich zunüchst die Luft, dann das
Wasser, zuletzt die Erde, und aus
deren Zusammensetzung die Ge-
sammtheit aller Einzelwesen. Ζ.
ebds. u. 96. N. d. II. 84.
quo recursura: ins Feuer, ebds.
u. N. d. II. 118.
quando — quomodo. Das Wie?
wird von den Stoikern beantwortet:
durch einen allgemeinen Weltbrand
(ἐκπύρωσις) Nat. d. ebds. (ex quo
eventurum id, de quo Pamaetiwm
addubitare censebant, wt ad extre-
mum mundus ignesceret: dta mihil
relinqui praeter àgnem, a quo rur-
sum, animante ac deo, renovatio
mundi fieret atque idem ornatus
oriretur); Somn. Sc. 15. Acad. Il.
119. Div. I. 111. — Wann? Cwm
ad idem, wnde semel profecta sunt,
cuncta astra redierint (ἀποκατάστα-
σις) S. Sc. 16. quando omnia sidera,
quae "wnc diversos agunt cursus,
in Cancrum comvenerint d. h. zur
Zeit der Sommersonnenwende im
Zeichen des Krebses stehen, Senec.
Nat. quaest. III. 29, nach Ablauf
des sog. grossen Weltjahres ($8.
Sc. 16), das Cicero im Hortensius
nach einer Angabe bei Tac. Dial. 16
auf 12954 J. berechnete, worauf
dann eine neue Weltbildung nach
demselben Gesetz wie die frühere
vor sich geht (s. ob. d. St. a. N. d.).
quid. caducum — aeternum. Ewig
ist der Urstoff, das Feuer, der zu-
gleich Gott iet (Z. III..70 flg.); ver-
gánglich Alles, was durch Ver-
ánderung aus demselben hervor-
gegangen ist. Auch die Einzel-
seelen als solche bestehen nur bis
zum Ende der Weltzeit, wo sie
zum Urstoff zurückkehren (Z. III.
105).
6
82 DE LEGIBUS
sit viderit ipsumque ea moderantem et regentem paene pren-
derit seseque non unius cireumdatum moenibus loci, set civem
totius mundi quasi unius urbis agnoverit, in hac ille magni-
fieentia rerum atque in hoc conspectu et cogmitione naturae,
. dii inmortales, quam se ipse noscet, quod Apollo prae-
cepit Phythius, quam contemnet, quam despicieí, quam pro
nihilo putabit ea, quae volgo ducuntur amplissima! XXIV. 62.
Atque haec omnia quasi saepimento aliquo vallabit dis-
serendi ratione, veri et falsi iudieandi scientia et arte
quadam intellegendi quid quamque rem sequatur et quid
sit quoique contrarium. Quomque se ad civilem societatem
ipsumque — moderantem sq. nüm-
lich Gott, Vorsehung, Verhüngniss,
Gesetz, Weltseele d. h. die die
ganze in ihrer jetzigen Gestalt
bestehende Welt durchdringende
feuerige Kraft, welche, sobald sich
Alles wieder in den Urstoff, das
Feuer, aufgelóst hat, identisch ist
mit der Materie selbst; Z. III. 70 flg.
Die Vollkommenheit der Bildung
aller Einzeldinge, die Regelmüssig-
keit und Gleichmüssigkeit aller Er-
scheinungen in der Welt, wie zu-
mal des Laufs der Gestirne, lüsst
die planvolle Einrichtung und die
Leitung einer Alles beherrschenden
Kraft fast handgreiflich erscheinen.
seseque mon wnius sq. Der Ge-
danke der Verbrüderung aller Men-
schen, der Kosmopolitismus, von
Einzelnen, wohl kaum mit Hecht,
schon dem Socrates zugeschrieben
(Tusc. 5. 108) ist mit voller Ent-
schiedenheit zuerst von den Stoikern
erfasst und entwickelt worden (Z.
III 179 flg. Nat. d. II. 78 u. 154.
Fin. III. 64) und bildet einen der
Grundzüge ihres Systems.
quam 86 moscet flg. seine Ver-
wandtschaft mit Gott, Ueberlegen-
heit über den Kórper, Abhüngigkeit
der Menschen von den allgemeinen,
ewigen Gesetzen; daher gering
achten alles Zeitliche und was dem
niedrigsten und vergünglichsten
Theile des menschlichen Wesens,
dem Leibe, dient.
quam (wie auch tam) — wie sehr,
nur bei solchen Verben gebráüuch-
lich, deren Begriff eine Steigerung
zulüsst, hauptsüchlich bei Verben
des Affects (vgl. zu admodum 8 21
und plus 8 34): Fin. 5. 61 quam
cupiunt; Att. 5. 3. 2 quam vereor;
Fam. II. 16. 3 quam abhorrerem;
VI. 4.1 quam sit metuendus; 11. 13.
3 quam desidero; 'T'usc. 5. 106 quam
contemnenda; 'Tusc. I. 96 quam e
delectat; Div. 2. 39 quam derideant ;
p. Plane. 54 quam convenit (im
Sinne v. quam non); Sull. 33 quam
defugiam (dsgl); Div. 1. 25 quam
constant; Off. 1. 113 quam deceant ;
Tusc. 3. 72 inter se quam repugnant ;
Q. Fr. 6. 4 quam egeam ; Fam. lll. 6.
2 quam festinares; VII. 5. 1 quam
mihi persuaserim; bes. hàufig bei velle
Verr.1I. 102 ; 142; V. II. ; Cael. 8; Fin.
2.51; Att. X. 4. 10 etc. und posse. —
Cap. XXIV. 8 62. vallab. d. r.
Die Dialektik, welche als in der
Erforschung und Anwendung der
allgemeinen Denkgesetze bestehend
auch aus der Selbstbeobachtung
hervorgeht, wird hier mehr in ein
mittelbares Verhültniss zur Selbst-
erkenntniss gesetzt, insofern sie
dazu dient, die Ergebnisse der Ethik
und Physik sicherzustellen. Vgl.
Fin. 3. 72. Der Vergleich ist den
Stoikern entlehnt, ect εἰκάξουσι
τὴν φιλοσοφίαν ἀγρῷ παμφόρω, οὗ
τὸν περιβεβλημένον φραγμὸν εἶναι
τὸ λογικόν Diog. L. VII. 40.
ad civ. societ, Das Bedürfniss des
Gemeindeverkehrs, für welchen die
zumeist in Frage und Antwort sich
bewegende, durch Knappheit des
Ausdrucks und scharfe Begrenzung
der Begriffe den Geist anspannende
und durch Trockenheit ermüdende
Dialektik sich nicht eignete, hat
eine zusammenhüngende, sich in
behaglicher Breite ergiessende und
daher leicht sich mittheilende, durch
Schmuck und steigerndes Pathos
LIB. LI. CAP. 23. 24. 8 61. 62. 83
natum senserit, non solum illa subtili disputatione sibi uten-
dum putabit, sed etiam fusa latius perpetua oratione, qua regat
populos, qua stabiliat leges, qua castiget improbos, qua tueatur
bonos, qua laudet claros viros, qua praecepta salutis et laudis
apte ad persuadendum edat suis civibus, qua hortari ad decus,
revocare a flagitio, consolari possit adflictos factaque et con-
(exornando et amplificando) an-
regende und fesselnde Redeweise
entstehen lassen, die rhetorische.
perpetua oratio als Gegens. zu
disputatio bildet einen Begriff, da-
zu kommt fusa latius — dem subtilis
entgegenges. — als Attribut: also
kein Asyndeton.
qua regat populos — stabiliat leges
bezeichnet die politische Beredtsam-
keit, genus deliberativum (συμβου-
λευτικόν), und zwar einerseits die-
jenige, welche das Handeln in ein-
zelnen Fállen bestimmt, wie in Be-
treff der Wahl von Krieg und
Frieden (regat p.), anderseits die,
welche es im Allgemeinen regelt
durch Vertheidigung von Gesetzes-
antrügen oder der bestehenden Ge-
setze gegen aufhebende Antrüge.
castiget improbos, tueatur bonos:
genus iudiciale (δικανικόν) in den
beiden Richtungen der Anklage und
Vertheidigung.
laudet claros viros Hauptspecies
des genus demonstrativum (ἐπι-
δεικτικόν), laudatio (ἐγκώμιον). Cf.
part. or. 10. Tría haec genera iu-
dicii, deliberationis, exornationis,
quae quia in laudationes maxime
confertur, proprium habet iam ex
eo momen. D. Or. II. 43 nam illud
tertium — laudationes; 65 addat,
.8í quis volet, sc. causi8 quae τη
litibus, deliberationibus versantur,
laudationes ; 333; 341 (illud tertium
laudationum).
praecepta — civibus. Unmüglich
kann C. auf das gen. delib. zurück-
kommen; vielmehr muss auch hier-
mit eine Species des gen. demonstrat.
bezeichnet sein. Dies ist auch wohl
zu begreifen, wenn man annimmt,
C. habe dabei Reden wie den Areo-
pagiticus, Panegyricos, πρὸς Φίλιπ-
zov und andere des Isocrates im
Auge gehabt, in weichen den Bür-
ern oder Hellenen Rathschlüge in
etreff einer für sie heilsamen und
ehrenvollen Politik ertheilt werden,
ohne dass sie doch, weil sie nicht
dazu bestimmt waren, óffentlich in
einer mit politischen Befugnissen
ausgerüsteten Versammlung vorge-
tragen zu werden, auch meist zu
allgemeine und umfassende Fragen
behandelten, für etwas anderes als
für Prunkreden gehalten werden
kónnen. Dass Cic. in der That sie
dazu rechnete, bezeugt er Or. 37
talium suasionwm, qualem Isocr.
fecit Panegyricum — nachher eius-
que totius generis quod. ἐπιδεικτικόν
nominatur. Mit Unrecht bezieht
dies und das folgende Turneb. auf
moralische Lehrschriften, deren Ab-
fassung nicht Aufgabe des Redners
sein kann. Vgl. darüber Cic. d.
Or. II. 67—68 δὲ illam quoque
partem quaestionum oratori volumus
adiungere, wt de rebus bomis aut
malis, expetendis aut. fugiendis, de
virtute, de ustitia — disciplina
civitatis, de hominwm moribus di-
cendum ei putemus: adsumamus eam
quoque partem, sed ita wt sit circum-
scripta modicis regionibus. Equidem
omnia quae pertinent ad wswm ci-
viwm, morem hominum — compre-
hendenda oratori puto, si minus, ut
separatim de his rebus philoso-
phorwm more respondeat, at certe
utin causa prudenter possit intexere;
hisce autem ipsis de rebus loquatur
simpliciter οὐ splendide, sine wlla
serie. disputationum et. sine. ieiuna
concertatione verborum.
apte ad persuadendum in lüber-
zeugender Weise,
hortari ad dec. revoc. « f[flag.:
schon wegen der Allgemeinheit des
Inhalts gehóren derartige Heden
unbedingt zu den Prunkreden.
consolationes wichtige und oft
genannte Species des γένος ἐπι-
δεικτικόν. Οἵ, Nat. d. II, 148, d,
Or. IL. 50; 64; τὶ unten.
factaque et. consulta &q. geht auf
6*
84 DE LEGIBUS
sulta fortium et sapientium cum improborum ignominia sem-
piternis monumentis prodere.
Quae quom tot res tantaeque
sint, quae inesse in homine perspiciantur ab iis, qui se ipsi
velint nosse, earum parens est educatrixque sapientia. 63. ATT.
Laudata quidem a te graviter et vere.
Sed quorsus hoc per-
tinet? M. Primum ad ea, Pomponi, de quibus acturi iam sumus,
quae tanta esse volumus: non enim erunt, nisi ea fuerint, unde
illa manant, amplissima. Deinde facio et lubenter et, ut spero,
recte, quod eam, quoius studio teneor quaeque me eum, quicum-
que sum, effecit, non possum silentio praeterire.
die Geschichtsschreibung. ^ Dass
auch diese zu den Aufgaben des
Hedners gerechnet wird, erscheint
uns auffüllig, ist aber durch ver-
schiedene Stellen bei Cic. bezeugt.
Vgl. die überhaupt sehr ühnliche
St. d. Or. II. 35—36. | Hwius est in
dando consilio explicata sententia;
ciusdem εἰ languentis populi in-
citatio et effrenati moderatio; eadem
facultate et fraus hominum ad per-
niciem et integritas ad salutem vo-
catur. Quis cohortari ad virtutem
ardentius, quis a vitiis acrius re-
vocare, qwis vituperare improbos
asperius, quis laudare bonos orna-
tius polest; quis maerorem levare
mitius consolando? | Historia vero
testis temporum, lux veritatis, vita
memoriae, magistra vitae, muntia
vetustatis, qua voce alia misi ora-
toris immortalitati commendatur?
Ebenso Or. 37 und d. Or. 1]. 51,
wo diese Aufgabe noch genauer
bestimmt wird: .Age vero qualis
oratoris et quamti hominis in di-
cendo putas esse historiam 'scribere?
Si wt Graeci scripserunt, summi,
inquit. Catulus, si, ut nostri, mihil
opus est oratore; satis est mom esse
mendacem, und weiter — 8 64. Zur
Erklürung dessen ist zu beachten,
dass für das γένος ἐπιδεικτικόν,
wohin die Geschichte natürlich auch
zu ziehen ist, überhaupt nicht münd-
liche Reden vorausgesetzt werden,
wie ja denn die des Isocrat. nur
geschriebene und zum Lesen be-
stimmte waren, dass ferner die
Alten gewóhnt waren, einen vor-
zugsweise praktischen Zweck bei
der Geschichte anzunehmen, und
die Einflechtung von Reden ins-
besondere als einen wichtigen Theil
ATT. Vero
der geschichtlichen Darstellung an-
sahen.
sempiternis monwmentis pr. nüm-
lich. Schriftdenkmülern, den Ge-
schichtswerken. Nur bei vermittel-
ter Ueberlieferung ist diese Phrase
im Sinne von verewigen anwendbar.
perspiciantur der Conj., weil die
Móglichkeit des Erkennens be-
zeichnet wird, die eben davon ab-
hüngt, dass (— wenn) Jemand sich
selbst zu erkennen sucht.
8 63. laudata — vere. Durch Aus-
lassung der Copula werden die Ad-
verbia graviter et vere nachdrück-
lich und effectvoll hervorgehoben.
Vgl. II. 19.
ad ea — quae den Inhalt der
Schrift: leges et ?us civile.
tanta sc. quantam sapientiam esse
et cetera quae in ea posita sunt
modo ostendimus [amplissima un-
genau, als wenn amplissima (ampla),
nicht tanta voranginge; dem tanta
würde streng genommen (am ampla
(praeclara) entsprechen. Da übri-
gens wnde — manant den Ton hat,
so dürfte sich vielleicht eine Um-
stellung der Pronomina empfehlen :
illa fuerint, unde ea m.].
effecit Cic. schreibt der Philo-
sophie zumeist seine vollendete
Tüchtigkeit auf dem Gebiete der
Redekunst zu. Cf. Or. 12 flg. Brut.
322.
Vero fürwahr in Entgegnungen,
in dieser Stellung nicht allzu hüufig.
Leg. ll. 46 Hoc magis eas res
memini, quod — ad — ius — per-
tinent. Vero et a peritissimis sq.
Div. L 104 Vero — tibi concedo.
Rep. L 58 Vero minus.. l. 66
Vero mihi notissima. T dI. 26;
Brut. 300; Mur. 65; LegfKar. II. 67.
LIB. IL. CAP. 94. 8 62. 63. LIB. II. CAP. 1. 8 1. 2. 85
facis et merito et pie, fuitque id, ut dicis, in hoe sermone
faciundum.
LIBER SECUNDUS.
L 1. ArTICUS. Sed visne, quoniam et satis iam ambula-
tum est et tibi aliud dicendi initium sumendum est, locum
mutemus et in insula, quae est in Fibreno — nam, opinor, id
ili alteri flumini nomen est —, sermoni reliquo demus operam
sedentes? Μ. Sane quidem: nam illo loco libentissime soleo
uti, sive quid mecum ipse cogito sive aliquid scribo aut lego.
2. Arr. Equidem, qui nune potissimum hue venerim, satiari
non queo, magnifieasque vilas et pavimenta marmorea et la-
queata tecta contemno: ductus vero aquarum, quos isti nilos
et euripos vocant, quis non, cum haec videat, iriserit? Itaque,
ut tu paulo ante de lege et de iure disserens ad naturam re-
ferebas omnia, sic in his ipsis rebus, quae ad requietem animi
delectationemque quaeruntur, natura dominatur. Qua re antea
mirabar — nihil enim his in locis nisi saxa et montes cogita-
bam, itaque ut facerem et orationibus inducebar tuis et versi-
et merito et pie bezieht sich auf
das letzte Glied mit deinde, fuitque
u. s. w. auf das mit primwm ein-
geführte.
merito weil du ein Recht dazu
hast, pie durch Dankbarkeit ver-
pflichtet (vgl. $ 43; p. Planc. 98;
p. red. a. Q. 18) bist; also eine Art
von Gegensatz, der noch schürfer
hervortritt, wenn man merito dar-
auf bezieht, dass er der Aufgabe
würdig sei, weil er so Grosses auf
dem Gebiete erreicht.
Lib. 11, Cap. I. 8 1. insula q. e.
i Fibr.s. z. l. 14.
& 2. munc potissimum in dieser
Jahreszeit, im Sommer, wo an an-
deren Orten Alles verdorrt ist, hier
dagegen noch im üppigen Grün
prangt. Vgl. $ 3.
pavimenta m. aus Mosaikarbeit.
laqueata t. getüfelte, mit kost-
baren Verzierungen. Vgl. Hor. Od.
IL 18. 1—2.
isti verüchtlich von den Schlem-
mern seiner Zeit, wie Lucullus,
Hortensius a.
nilos et euripos hyperbolisch für
künstliche Wasserlüufe, in denen
die Auszweigungen der Nilmündung
und das Hin- und Herfluthen des
Euripus nachgeahmt war, deren
geringer Wasserinhalt aber im Ver.
gleich zum Liris und Fibren. lácher-
lich erschien.
rebus Lustanlagen.
cogitare rem im Gedanken tragen,
theils, wie hier, sich vorstellen: of.
Fam. 15. 16. 2 si insulam Britan-
"iam coepero cogitare; Fin. 5. 2
curiam .Hostiliam intuens. solebam
Scipionem, cett. cogitare; Rep. 3. 41
cogitato liomulum aut Pompilium
cett.; unten lI. 44; theils be-
denken: Cluent. 95 quam quidem
rationem diligenter cogitare debetis ;
theils auf etw. denken, etw. im
Schilde führen, s. Lex.
saxa οἱ montes: JArpinum liegt
im Volskergebirge, cf. Att, IL. 11. 2
Nam Arpinum quid ego te invitem?
Tongsé! ἀλλ᾽ ἀγαϑὴ κουρότροφος,
7 οὔτ᾽ ἄρ᾽ ἔγωγε
Ης γαίης δύναμαι γλυκερώτερον
ἄλλο ἰδέσθαι.
orationibus cf. p. Planc. 22 tota
nostra illa aspera et montuosa et
fidelis εὐ simplex regio; ebds. 20.
86 DE LEGIBUS
bus —, sed mirabar, ut dixi, te tam valde hoc loco delectari:
nunc contra miror ἴθ, cum homa absis, usquam potius esse.
9. M. Ego vero, cum lieet pluris dies abesse, praesertim hoc
tempore anni, et amoenitatem et salubritatem hane sequor,
raro autem licet. Sed nimirum me alia quoque causa delectat,
quae te non attingit ita.
ATT. Quae tandem ista causa est?
M. Quia, si verum dicimus, haec est mea et huius fratris mei
sed nach einer Parenthese er-
hált dadurch, dass die Rede sich
von dieser abwendet, um zum Frü-
heren zurückzukehren, die Wirkung
einer Epanalepse. Hier der Deut-
lichkeit wegen w£ dizi hinzugefügt,
sonst fehlt es. Vgl. Off. ;A 105
quin etiam si quis est ad voluptates
propensior, modo ne sit ex pecudum
genere — sunt. enim quidam homines
non ve, sed moyine — sed si quis
est paulo erectior; d. Or. 3. 129;
Verr. 5. 38; Vat. 20; 33; Acad. II.
102 extr. Part. or. 110; Rep. 11. 14;
Brut. 81. Ebenso nach einer lünge-
ren Episode Brut. 44 Sed tum fere
Pericles cett.; ib. 161 Sed haec
Crassi cum edita oratio sq. Ebenso
wird der unterbrochene Faden wie-
der aufgenommen Leg. II. 58
Sed ut in urbe sepeliri lex vetat sq.5
Off. I. 97 sed twm servare illud poé-
las 86.
8 3. pluris dies: denn Arpinum
lag etwas entfernt von Rom.
hoc tempore. Die gewóhnliche
Zeit, in der reiche, zur regierenden
Klasse gehórige Hómer sich auf
ihre Landgüter ^ zurückzuziehen
pflegten, war die der vom 4. bis 19.
mit Unterbrechung des 13. u. 14.
Sept. wührenden ludi Romani, die
auch Cic. zu seinen Landaufent-
halten zu wühlen pflegte, so i. J. 54
auf seinem Arpinas, wie ein Brief
d. J. an Quintus (III. 1) bezeugt,
in die daher auch manche Gesprüche,
wie das berühmte de Oratore (auf
dem Tusculanischen Landgute des
Crassus) verlegt worden sind. Doch
nóthigt die Hervorhebung der lon-
gitudo diei (III. 30) und die Be-
merkung, dass das Gesprüch an
demselben Tage zu Ende geführt
werden kónne (II. 69) eine frühere,
die mittlere, Sommerzeit, anzuneh-
men, in welcher die ludi Apolli-
nares vom (6. bis 13. Juli die
Móglichkeit lüngerer Rast ge-
wührten.
delectat sc. hic locus; alia causa
für das gewóhnlichere a. de c. (Oder
vielleicht causa Nominativ, delectat
im eigentl. Sinne — zieht an; quia
erklürend — qwod, vgl. 1. 43.?)
"non ita nicht grade, wo sonst
die Verbindung durch Zwischen-
wórter nicht unterbrochen wird.
Ebenso ungewóühnlich ist die Verb.
dieser Formel mit einem Verbum,
statt mit einem Adject. od. Adverb.,
die nur noch durch ein Beispiel
(Att. 3. 15. 3 non ita laudat) be-
legt werden kann, welches Madv.
(Fin. 1, 1) durch Erklürung zu be-
seitigen sucht, Seyff jedoch zu
Lael. p. 135 gelten lüsst. Der hier
von Einigen versuchte Ausweg τέ
me zu erg. (nicht in demselben
Masse wie mich) verbietet sich, da
Cic. ein bestimmtes, wenn auch ge-
ringeres Mass des Antheils an dem
für ihn bestehenden Grunde bei
Atticus überhaupt nicht anerkennen
kann. (Vgl. auch Hand Turs. III.
p. 498.) Die Beseitigung von ita
ist bei der übereinstimmenden
Ueberlieferung der Hdschrr. unzu-
lüssig.
si verum dicimus beliebte Formel
der Umgangssprache (die Wahrh.
zu sagen, grade heraus, offen, auf-
richtig gesagt). Vgl. $ 4 vere di-
cam; Att. 3. 9.1 dicam quod verum
est; 11. 7. 3 verum ut loquamur;
Ep. ad Brut. 1. 15. 6 si verum fa-
teri volumus; Fam. 9. 24. 2 licet
enim verum dic.; Br. 256 verum si
audire volumus; Att. 19. 41. 3 si
verum scire vis; dsgl. Rab. post. 41;
ebds. 922 verum si quaerimus; p.
Sull. 23 si verum quaeris; auch blos
si quaeris, wie Tusc. 3. 73 ἃ. Verr.
4. 53.
LIB. II. CAP. 1. 2. $ 3—4. 81
germana patria: hine enim orti stirpe antiquissima sumus; hic
sacra, hic genus, hie maiorum multa vestigia. Quid plura?
hane vides villam, ut nunc quidem est, lautius aedificatam pa-
iris nostri studio, qui cum esset infirma valetudine, hic fere
aetatem egit in litteris. Sed hoc ipso in loco, cum avos vi-
veret et antiquo more parva esset villa, ut illa Curiana in
Sabinis, me scito esse natum. Qua re inest nescio quid et latet
in animo ac sensu meo, quo me plus hic locus fortasse delectet:
51 quidem etiam ille sapientissimus vir, Ithacam αὖ videret,
inmortalitatem scribitur repudiasse. ll. 4. ATT. Ego vero tibi
istam iustam causam puto, cur huc libentius venias atque hunc
locum diligas. Quin ipse, vere dicam, sum illi villae amicior
modo factus atque huic omni solo, in quo tu ortus et pro-
creatus es.
himc o. s. Die Hdschrr. schwan-
ken zwischen hic ἃ. hinc, ebenso
die Herausgg., doch hinc ist un-
zweifelhaft; hiermit nüàmlich ist ge-
sagt, dass er aus der Gegend
stamme, d. h. seine Vorfahren
dort heimisch waren, noch nicht,
dass er selbst dort geboren,
was erst nachher hinzugefügt w.:
hoc in l. scito m. e. matum, ein
Fortechr., der mit quid plura? ein-
geleitet wird. Sonst hátte diese
Wendung keinen Sinn.
sacra gentilicia aut Stiftung der
Vorfahren beruhend, über deren
Unterhaltung 8. unten ἃ 47 flg.
lautius glánzender, worin der
Begriff des Umfangreichen, den
Einige um des Gegensatzes zu dem
flg. parva willen durch Aenderung
in latius zu gewinnen suchten, schon
enthalten ist.
patris mostri. Dieser mit der
Helvia vermáühlt, lebte gróssten-
theils auf seinem Landgute bei
AÀrpinum, bis er in spáterer Zeit,
um die Érziehung seiner Sóhne zu
vollenden, nach Kom in sein auf
den Carinae gelegenes Haus ver-
zog. Trotz seiner schwüchlichen
Gesundheit erreichte er ein hohes
Alter (* 64 v. Chr.).
Der Grossvater, M. Tullius C.,
Gemahl der Gratidia, ein Anhünger
altrümischer Sitte und der Opti-
matenpartei. Ueber die Zeit seines
Todes wissen wir nur soviel, als
diese 8t. enthilt.
Movemur enim nescio quo pacto locis ipsis, in
h. fere so ziemlich, woraus sich
die temporale Bedeutung mei-
stentheils leicht ergibt. Vgl.
Schultz Synon. 445 u. 446.
Curiana wegen ihrer Einfachheit
ein Gegenstand der Bewunderung
des àlteren Cato, der sie von sei-
nem nahegelegenen Landgute ófter
besuchte. Vgl. Cat. M. 55; Plut.
Cat. M. 2.
me scito sq. Auffallg, dass Atti-
cus nicht wissen soll, wo Cic. ge-
boren ist.
nescio quid: gemeint ist das Hei-
mathsgefühl.
plus cf. 1. 34.
Ithacam sq. Cf. Odyss. A. 56. flg.
Αἰεὶ δὲ μαλακοῖσι καὶ αἷμυλίοισι
λόγοισι
Θέλγει ὅπως ᾿Ιϑάκης ἐπιλήσεται"
αὐτὰρ Ὀδυσσεὺς
κάπνον ἀποϑρώ-
σκοντὰ νοῆσαι
Ἧς γαίης, ϑανέειν ἱμείρεται.
Cap. ll. 4. Qwin ipse sq.
Schwerlich wird man diese Bemer-
kung nach der (8 2) vorangegange-
nen Aeusserung des Atticus: quare
antea mürabar — wsquam potius
6886 noch passend finden kónnen.
orlus geht auf die Familienab-
stammung; procreatus auf die
eigene Geburt (vgl. oben orti und
natum). Also kein Pleonasmus.
Movemwur enim — sepulchra con-
'"IÉéuevog καὶ
templor. Diese St. erinnert an den
schónen Eingang des 5. Buches d.
Fin. 8 2 Tum Píso: Natwurane nobis
88 DE LEGIBUS
quibus eorum, quos diligimus aut admiramur, adsunt vestigia.
Me quidem ipsae illae nostrae Athenae non tam operibus
magnifieis exquisitisque antiquorum artibus delectant quam
recordatione summorum virorum, ubi quisque habitare, ubi
sedere, ubi disputare sit solitus, studioseque eorum etiam se-
pulehra contemplor. Qua re istum, ubi tu es natus, plus amabo
posthae locum. M. Gaudeo igitur me incunabula paene mea
tibi ostendisse. 5. ATT. Equidem me cognosse admodum gau-
deo. Sed illud tamen quale est, quod paulo ante dixisti, hune
locum — idem ego te accipio dicere Arpinum — germanam
patriam esse vestram? Numquid duas vos habetis patrias?
An est una illa patria communis? Nisi forte sapienti illi Ca-
toni fuit patria non Roma, sed Tusculum. M. Ego me hercule
hoc, inquit, datum dicam an errore
quodam, ut cwm ea loca videamus,
in quibus memoria dignos viros
acceperimus multum esse versatos,
magis moveamur — Velut ego nunc
moveor. Venit enim mihi Platonis
in mentem, quem accepimus primum
hic disputare solitum u. flg.
nostrae Athenae, vgl. ob. 1. 2 u.
3, unt. 8 5 vestri Attici, ἃ. Fin. 5. 4
ita enim se Athenis collocavit Pom-
ponius, ut sit paene unus ex Atticis,
ut id etiam cognomen videatur ha-
biturus.
artibus concret Kunstleistungen
(Erscheinungen der Kunst), welche
sich an den Werken offenbaren,
sodass gewissermassen ein Hendia-
dyoin vorliegt, in welchem, wie F.
richtig bemerkt, opus die objective,
ars die subj. Seite bezeichnet.
Falsch aber ist es, artes für Kunst-
werke zu nehmen, wie es nur bei
Dichtern vorkommt, Verg. Aen. 65.
359; Hor. Ep. I. 6. 17.
sedere: so bemerkt Cic. Fin. 5. 2
die sessio des Polemo u. (8 4) die
des Carneades.
sepulchra: dass übrigens Cic. diese
Neigung des Atticus theilte, be-
weist der Umstand, dass er das
Grabmal des Archimedes auf Sici-
lien aufgesucht hat.
8 5. admodwm s. I. 21.
idem ego flg. Mit Recht haben
Ausleger an diesem Satze Anstoss
enommen, dà es doch nicht zwei-
elhaft sein konnte, dass 8 3 von
diesem Arpinum die Rede war.
Aber alle Versuche, durch Inter-
pretation (Unterscheidung des Gutes
und der Stadt) oder Textünderung
zu bessern, sind fruchtlos. Der-
artige Fehler, die aus Flüchtigkeit
oder dem Mangel einer für com-
binirte (dialogische) Darstellung
ausreichenden Sicherheit des Ge-
düchtnisses ἃ. Concentrationskraft
des Denkens herrühren, hat Cic.
selbst zu verantworten.
ANwmquid — An — Nicht utrum
— an, denn mit dieser Form würde
der Fragende eine gleichmüssige
Ungewissheit zwischen beiden Thei-
len der Frage ausdrücken; wührend
hier der erste Theil für kaum an-
nehmbar, der zweite für wahrschein-
lich. gehalten wird. Nun würde
allerdings die Form der ersten
Frage die zweite überflüssig ge-
mácht haben, da sie schon einen
negativen Sinn gibt; ja es ist ihrer
Natur widersprechend, eine zweite
Frage zu indiciren. Allein diese
erscheint auch nur der Vollstándig-
keit wegen gleichsam nachtrüglich
hinzutretend. ,,Solltet ihr denn
etwa zwei WVaterstüdte ^ haben?
Oder besteht nur jene eine gemein-
same 3“ (Durch Baiters Lesart Qwid ?
[st. Nwmquid?| .Dwas cett., wozu
die Codd. allerdings einigen An-
halt geben, entgeht man freilich
jener Schwierigkeit; aber, wie V.
mit Recht bemerkt, erscheint quid?
nach quale est — nicht mehr
passend.)
Ueber Cato's (Censorius) Ab-
LIB. II. CAP. 2. 8$ 4. 5. 89
et illi e& omnibus municipibus duas esse censeo patrias, unam
naturae, alteram civitatis, ut ille Cato, quom esset Tusculi
natus, i populi Romani civitatem susceptus est; ita, quom ortu
Tusculanus esset, civitate Romanus, habuit alteram loci patriam,
alteram iuris.
Ut vestri Attici, prius quam Theseus eos demi-
grare ex agris et in astu, quod appellatur, omnis se conferre
lussit, et sui erant idem et Attici, sic nos et eam patriam
dicimus, ubi nati, et illam, qua excepti sumus.
Sed necesse
est caritate eam praestare, e qua nomen universae civitati est:
pro qua morl et eui nos totos dedere et in qua nostra omnia
stammung aus Tusculum vgl. p.
Planc. 20.
municipes s. 8 6.
ut ille Cato fig. dürfte so zu über-
setzen sein; wie z. B. Cato, der in
Tusculum geboren war, in die ró-
mische Bürgerschaft aufgenommen
worden ist, (u.) somit (ita — ita-
que, cf. unten 8 8; Planc. 6; 37;
Fin. 2. 38; Fat. 26; Inv. 9. 174;
Tusc. L. 12; das. Tischer) einerseits
ein órtliches, anderseits ein bürger-
liches Vaterland hatte. Eine ge-
wisse Nachlüssigkeit des Ausdrucks
ist dabei nicht abzuleugnen, die
sich wohl beseitigen liesse, wenn
man est nach susceptus striche u.
für ita idem schriebe (wie Cato, in-
dem er in Tusculum geboren, in
die róm. Bürgerschaft aufgenommen
worden war, zugleich ein órtliches
cett). Sollte ich aus Baiters u.
Vahlens Interpunction mit Recht
schliessen, dass diese einen Ver-
leich annehmen — wie schon
rüher, aber im versichernden Sinne,
Hand, Turs. III. p. 471 — so dürfte
dieser wohl so aufzufassen sein,
dass 85 (nos et eam ...) auch dem
ersten μύ correspondirt (nicht etwa
ita: denn was würe verkehrter, als
ein Verháltniss der Ursache und
Folge in einen Vergleich umzu-
setzen?), ita aber den oben be-
zeichneten Sinn: somit behiült,
Vielleicht vorzuziehen.
vestri 5, 8 4.
Det alte Stüdtebund in Attica,
dessen Auflósung und Umwandlung
in eine einzige Gemeinde, Athen,
dem Theseus zugeschrieben wird
(Thuc. 11. 15), bestand nach Strabo
(IX. p. 609) aus den Stádten Ce-
cropia (Burg v. Athen), Tetrapolis
(Oenoe, Probalinthos, Tricorythos,
Marathon), Epacria (sonst Pallene),
Decelea, Eleusis, Aphidna, Thoricos,
Brauron, Cytheros, Sphettos, Ce-
phisia, Phaleron, von denen spáter
nur noch die durch besondere Hei-
ligthümer ausgezeichneten Eleusis
und Brauron als Stádte galten.
Sui ihrer engeren Gemeinde an-
gehórig. S. Anh.
qua exc. Ueber diesen instru-
mentalen Abl. im Sinne von n mit
Acc. resp. Abl. bei den Verben des
Aufnehmens und verwandten 8.
Haacke Gr. stil. L. 8 40. 1.
€ qua sq. Die hdschr. Lesart
qua rei publicae momen wniversae
civitatis e. versucht F. so zu er-
klàren: durch welche (Vaterstadt)
der Name der Republik dem ganzen
Staate angehórt (od. sich auf die
ganze DBürgerschaft erstreckt). Da
man dies aber auch noch nicht
versteht, so hilft er weiter mit der
Bemerkung: Republik sei soviel
als das rómische Gemeinwesen.
Hisum teneatis! Mit der Beseiti-
gung von rei publicae (als Glosse
zu wniv. civ., Wiederholung des e
nach praestare und. Entfernung des
Endbuchstabens von civitatis (der
es vielleicht nicht einmal bedarf),
ergibt sich ein leicht fasslicher Sinn:
nach der der Gesammtstaat den
Namen hàt, benannt ist.
Nomen mihi est τῶ mominor; e
wie Off. 3. 66; Leg. I. 24 u. 60;
Top. 77; Tusc. 2. 48; 5. 23; Hort.
Frg. 21 Bait.; Div. I. 16; Nat. d.
II. 104; Phil, III, 16 etc.
90 DE LEGIBUS
ponere et quasi consecrare debemus. Duleis autem non multo
secus est ea, quae genuit, quam illa, quae excepit. Itaque ego
hane meam esse patriam prorsus numquam negabo, dum illa
sit maior, haec in ea contineatur.
III. 6. Arr. Recte igitur Magnus ille nostér me audiente
posuit in iudicio, quom pro Ampio tecum simul diceret, rem
publicam nostram iustissimas huic municipio gratias agere
posse, quod ex eo duo sui conservatores exstitissent, ut iam
videar adduci hane quoque, quae te procrearit, esse patriam tuam.
Q. Sed ventum in insulam est. Hac vero nihil est amoe-
nius. Etenim hoe quasi rostro finditur Fibrenus et divisus
aequaliter in duas partes latera haec adluit rapideque dilapsus
cito in unum confluit et tantum complectitur quod satis sit
ponere verwenden.
consecrare zum Eigenthum weihen.
prorsus non werstürkte Negat. s.
Tusc. 1. 9; d. Or. 2. 61; Madvig
Fin. Π 17; Hand Turs. IV. p. 619.
Vgl. omnino mon I. 21.
Cap. IIl. $ 6. Die folgende Be-
merkung war nur dann gegründet,
wenn Arpinum, nicht Hom, als
Vaterland beider Münner angesehen
wurde. Sonst hütte der Dank an
die Adresse Roms gerichtet werden
müssen. Daher igitur.
Magnus Beiname des Pompeius,
mit dem er von seinen Zeitgenossen
geehrt wurde. Bei Cic. ófter (Arch.
24.)
T. Ampius Balbus, Volkstribun
63, Prütor 58 v. Chr., Freund des
Cic. u, Pompeius, welches letztren
Partei er im Bürgerkriege ergriff.
Nach dessen Beendigung erwirkte
ihm Cic., wie wir aus einem Briefe
desselben an jenen (Fam. 6. 12) er-
fahren, Amnmestie und Rückkehr.
Ueber den hier angegebenen Freun-
desdienst dagegen wissen wir weiter
nichts. (Mehr über ihn Drum. VI.
p. 282.)
poswit (Ggs. iacere flüchtig hin-
werfen) von dem, was mit Absicht
und Bestimmtheit erklürt, zu einem
dauernden Zeugnisse niedergelegt
wird. Cf. Fin. 5. 81; p. red. ad
Quir. 16; Fam. I. 9. 21.
municipium ein Titel, der Arpi-
num schon seit 302 zukam; optimo
iure, d. h. cum ture suffragii et ho-
»orum seit 188. Nachdem aber
durch die lex Iulia (90) alle Stádte
Italiens das volle Bürgerrecht er-
halten hatten, schwindet das Cha-
rakteristische dieser Bezeichnung,
und mwunic. heisst nun jede italische
Landstadt.
duo s. cons. Marius u. Cicero.
adducor mit Acc. c. Inf. durch
Brachylogie für a. wt credam, wie
Cluent. 104; Att. XI. 16. 2; Div. I.
35; umgekehrt mit wt ohne das
vermittelnde Verb des Meinens,
Fin. I. 14 illud adduci vix possum,
ut quae senserit ille, tibi non vera
videantur; ib. 4. 55; cf. z. II. 11.
hoc q. rostro gleichsam durch
diesen Schnabel (wegen der Ge-
stalt eines gleichschenkligen Drei-
ecks), wofür auch hütte gesagt sein
kónnen: durch diese wie durch
einen Schnabel, ohne dass hier an
eine Attraction zu denken würe.
latera haec der Insel.
rapide in reissender Heftigkeit.
tantum — loci. Die weite Ent-
fernung von tantum macht es wahr-
scheinlich, dass Cic. locí mit quod
construirt habe, wovon er es wieder
trennen mochte, nicht um /oci her-
vorzuheben, was undenkbar, son-
dern weil der wichtigste Theil des
Gedankens auch zuerst zur Mitthei-
lung drüngte. Kühner noch p.
Quinct. 6 omnes quorum 1n alterius
manw vita posita est. —Leichtere
Trennungen des Relativums vom
Nomen in: quibus ego rebus ob-
iectis putavi, p. red. i. sen. 32;
quod di omen averterint Phil. 12. 14.
LIB.IL. CAP 2. 3. 8 5—7. 91
modicae palaestrae loci. Quo effecto, tamquam id habuerit
operis ac muneris ut hane nobis efficeret sedem ad disputan-
dum, statim praecipitat in Lirem et, quasi in familiam patriciam
venerit, amittit nomen obscurius Liremque multo gelidiorem
facit. Nee enim ullum hoc frigidius flumen attigi, cum ad
multa accesserim, ut vix pede temptare id possim, quod in
Phaedro Platonis facit Socrates. 1. M. Est vero ita, sed ta-
men huic amoenitati, quem ex Quinto saepe audio, Thyamis
Epirotes tuus ille nihil, opinor, concesserit. Q. Est ita, ut dicis.
Cave enim putes Attic nostri Amalthio platanisque illis quic-
quam esse praeclarius. Sed, si videtur, considamus hie in
umbra atque ad eam partem sermonis, ex qua egressi sumus,
revertamur.
M. Praeclare exigis, Quinte, — at ego effugisse
arbitrabar — et tibi horum nihil deberi potest.
Q, Ordire
igitur: nam hune tibi totum dicamus diem.
M. A Iove Musarum primordia ...... :
palaestra freier Platz mit Sáulen-
hallen herum, die als Spaziergang
dienten.
fam. patr. v. durch Adoption;
wie z. B. der Name der Octavii,
Vipsanii, um ein bekanntes Beispiel
spüterer Zeit anzuführen, in dem
der Iulii unterging. Aber der Fall,
dass der Name des natürlichen Ge-
schlechtes sich erhielt, konnte doch
eintreten, wenn derselbe durch Ver-
dienste zu Ansehen gelangt war,
wie das Beisp. des Atticus lehrt,
der, obwohl von seinem Oheim in
die gens Caecilia adoptirt, den-
noch allgemein Pomponius genannt
wurde.
in Phaedro jenem berühmten Dia-
loge Platos, in dessen wegen seiner
Anmuth bewundertem Eingange
Socrates auf einem ausnahmsweise
ausserhalb der Stadt unternomme-
nen fSpaziergange an den llissus
ge und in einen in der Nühe
desselben befindlichen, unter einem
Platanenbaum ^ hervorsprudelnden
Quell prüfend seine Füsse taucht:
Ἢ τε αὖ πηγὴ χαριεστάτη ὑπὸ τῆς
πλατάνου δεῖ μάλα ψυχροῦ ὕδατος,
ῶφτε γε τῷ ποδὶ τεκμήρασϑαι Cap.
5 (230 B.j.
8 7. huic amoenitati cf. 1. 56.
Thyamis Fluss in Epirus, Cor-
cyra gegenüber mündend, an dessen
fern Atticus ein herrliches Land-
gut Amaltheum, nach der Nymphe
Amalthea genannt, hatte, dessen
Beschreibung Cic. (Att. I. 16. 18)
sich erbat, um sich die Anlagen
desselben für sein Arpinas zum
Muster zu nehmen. Quintus, der
als Schwager des Atticus (Gemahl
der Schwester desselben, Pomponia)
diesem noch náher stand, kannte es
durch Autopsie.
egredi — digredi cf. Brut. 82 ut
egrederetur ὦ proposito ornandi
causa.
praeclare exigis du bist ein vor-
trefflüicher Mahner, verstehst das
Mahnen meisterlich, nicht: du thust
recht daran, mich zu mahnen, denn
die folgenden Worte: et tibi h. m.
sq. haben den Schein des Wider-
willigen, wozu die Billigung seiner
Mahnung nicht passen würde.
debere schuldig bleiben.
A love 8q. nach dem Griech.
Text:
Ἔκ dig ἀρχώμεσϑα τὸν οὐδέποτ᾽
ἄνδρες ἐῶμεν
"Aóónrov
der Φαινόμενα (Sternerscheinungen),
eines noch jetzt erhaltenen Lehr-
gedichtes des Aratus aus Soli in
Cilicien, der um 270 am Hofe des
Antigonos Gonatas lebte. Von Ci-
ceros Uebersetzung, die er in früher
Jugend, etwa ums J. 87, verfasste,
sind uns, sowie von einer spüteren
des Germanicus, zahlreiche Bruch-
stücke hinterlassen.
92 DE LEGIBUS
sicut in Aratio carmine orsi sumus. Q. Quorsum istue? M.
Quia nunc item ab eodem et a ceteris diis immortalibus sunt
nobis agendi capienda primordia. Q. Optime vero, frater, et
fierl sic decet.
IV. 8. M. Videamus igitur rursus, prius quam adgrediamur
ad leges singulas, vim naturamque legis, ne, quom referenda
sint ad eam nobis omnia, labamur interdum errore sermonis
ignoremusque vim eius, quo iura nobis definienda sint. 0.
Sane quidem hercle, et est ista recta docendi via. M. Hanc
igitur video sapientissimorum fuisse sententiam, legem neque
hominum ingeniis excogitatam nee scitum aliquod esse popu-
lorum, sed aeternum quiddam quod universum mundum rege-
ret imperandi prohibendique sapientia. ta principenr legem
illam et ultimam mentem esse dicebant omnia ratione aut cogen-
tis aut vetantis dei. Ex qua illa lex, quam di humano generi
Quorsum istuc? Die Frage des
Q. geht nicht dahin, warum er mit
Jupiter anfange, sondern warum er
jenen Vers seiner Aratea vorbringe.
Denn die Entgegnung des Marcus,
dass er seinen Vortrag ebenso mit
den Góttern beginnen müsse (vgl.
zu diesem Ausdruck der Pietát Plato
Leg. IV. p. 712. B. Θεὸν δὴ πρὸς
τὴν τῆς πόλεως κατασκευὴν ἐπικαλώ-
u$) findet sofortige Anerkennung
von Seiten jenes. (Sonst hütte man
jener Auffassung Raum geben kón-
nen, in der Weise, dass man die
Erwiederung Ciceros auf den Inhalt
des Buches bezóge, in welchem zu-
nüchst an die Entstehung des Ge-
setzes aus Gott erinnert, darauf die
Einrichtung des Gottesdienstes fest-
gesetzt wird.)
agendi publicistischer Ausdruck
vom Einbringen und zur Berathung
Stellen von Gesetzen; sonst cwm
populo, hier mit den beiden Theil-
nehmern des Gesprüches, von deren
Gutheissung die Gültigkeit der Ge-
setze abhüngig gemacht wird. Vgl.
8 14.
optime in der Antwort, wie Acad.
II. 115; Fin. 4. 44 etc.
Cap. IV. 8 8. Die lüngere Un-
terbrechung — des — Entwicklungs-
ganges dureh den vorhergehenden
Gefühlsaustausch (über. die Oert-
lichkeit sowie auch schon durch
die ausserhalb des Themas liegen-
den Schlussbemerkungen des vori-
gen Buches liess eine kurze Wieder-
holung der Hauptergebnisse des-
selben als wünschenswerth er-
scheinen.
eius, quo sc. legis. Zur Sub-
stantivirung vergleiche: 3. 39 eoque
fit; Div. 1. 121 quo ostento; Rep. I.
35 videre quo sit melior ; Il. 10 quo
egeret; Mur. 14 quo constituto; 22
hoc omisso; 10 eo quo semper wsi
sumus; Brut. 199 praestat illo; Inv.
2. 922 hoc intellecto; Div. I. 118 Aoc
posito; Acad. II. 32 hoc vos moveri
videbam; Dat. Acad. IL 114 in-
cognito assentiri. (Fin. III. 72 e
cui falso assentiamur ?)
ista r. d. v. das Ausgehen von der
Begriffserklürung.
sapientissimorum Philosophen,
insbesondere der Stoiker.
neque hom. ing. — populorum
cf. I. Cap. 165—106.
scitum cf. I. 8 43.
aeternum sq. cf. I. 8 19. extr.
ita cf. 1I. 8 5.
princip. leg. sq. cf. I. 8 18; $ 23.
ex qua — laudata mit Prügnanz
für ex qua illiws legis laus est re-
petita.
q. d. hum. gen. d. Die Gótter
haben den Menschen die Vernunft,
somit potenziell auch die rechte Ver-
nunft, die Weisheit, ertheilt (cf.
Fin. 3. 23 atque ut membra nobis
data sunt, sic appetitio animi item-
que et ratio et perfecta ratio). Die
Weisheit aber, welche in der Er-
WNo———— —Ó—ÁÀ"
ex E
LIB. II. CAP. 3. 4. $ 7—10. 93
dederunt, recte est laudata. Est enim ratio mensque sa-
pientis ad iubendum et ad deterrendum idonea. 9. Q. Al-
quotiens iam iste locus a te tactus est. Sed ante quam ad
populares leges venias, vim istius caelestis legis explana, si
placet, ne aestus nos consuetudinis absorbeat et ad sermonis
morem usitati trahat. M. A parvis enim, Quinte, didicimus 51
in ius vocat! atque alias eius modi leges nominare. Sed
vero intellegi sic oportet, et hoc et alia iussa ac vetita popu-
lorum vim habere ad recte facta vocandi et a peccatis avo-
candi, quae vis non modo senior est quam aetas populorum
et civitatium, sed aequalis illius caelum atque terras tuentis
et regentis dei. 10. Neque enim esse mens divina sine ratione
potest, nec ratio divina non hanc vim in rectis pravisque
fassung und Anerkennung der all-
gemeinen Vernunft besteht, ist Ge-
setz.
lex est ratio mensque sq. cf. 1.
8 18—19.
sapientis sc. hominis.
$ 9. vim istius cael. l. e. vim
hier nicht die begriffliche Bedeu-
tung, die ist ja eben οὐκ] γέ (men-
tem omnia r. a. 6. 84.), sondern die
praktische, eigtl. die Kraft, Ver-
mógen, Wirkung, nachher erláutert:
vim ad recte facta vocandi et a pec-
catis avocandi. Dazu vgl. vim in
rectis pravisque sanciendis ; ratio ad
recte faciendum impellens et a de-
licto avocans, und die 8 10 angeführ-
ten Beispiele.
aestus der Strom, dessen Gewalt
den Schiffer oder Schwimmer vom
rechten Pfade abtreibt oder in die
Tiefe zieht (cf. Brut. 282 sed hwnc
quoque absorbwit aestus quidam àn-
solitae adolescentibus gloriae). Der
Sprachgebrauch aber fasst als vis,
wirkende Kraft, der lex den An-
trieb, dasjenige, was geschrieben
oder überh. festgesetzt ist, mag es
recht oder unrecht sein, zu thun.
« parvis sq. Das Folgende ist
eine Bestimmung der XII Tafeln,
welche die róm. Knaben auswendig
lernten, 8, unten 8 59, die dahin
ging, dass der Aufforderung irgend
emandes, insbesondere des Klügers,
vor Gericht zu erscheinen, Folge
zu leisten sei.
8i in ius vocat — sc. quis. Dieses
selbstverstándliche Subject wird in
esbestimmungen oft weg.
gelassen, regelmássig nach Schoell
Leges XII tab. p. 73 in den 12 Ta-
feln. Vgl. $ 60 legíto, quo — fa-
ciat; ib. $ 45. Auch sonst: amicitia
voluntas erga aliquem rerum bona-
rum est illius ipsius causa quem
diligit Inv. 2. 166. Sin imprudenter
aut casu quidpiam fecerit, ad eius
facti deprecationem | ignoscendé pe-
tenda venia est Part. or. 181; pri-
mwm officium est wt se conservet
Fin. 3. 20. (Hwic animi parti omnia
visa obiciuntur, wt corpus iniscere
videatur? Div. I. 60. Cf. Plat. Rep.
IX. 1. p. 571. c) Etwas anders:
vides quantam rem agat, wo ein be-
liebiger Stoiker gedacht, Fin. IV. 7.
Vgl. Feldh. zu 8 45.
Als Nachsatz erg. ((o nach einer
bei Anführung von Gesetzen übli-
chen Kürze des Ausdrucks, vgl.
Brut. 48.
vim habere sq. Derartige Gesetze
haben keine selbstüándige Dedeu-
tung, sondern nur, insofern sie zu
bewirken vermógen, dass das echte
gethan, das Unrechte gemieden
werde, mit anderen Worten sind
abgeleitet aus jenem allgemeinen
und ewigen Gesetze und somit auch
nur insoweit gültig, als sie mit
diesem übereinstimmen und die
Zwecke desselben erfüllen.
aequalis c. gen. 8. Y. 8. |
ὃ, 10. mens — sine ratione: mens
die Denkkraft, Fühigkeit zu denken
überh.; ratio Vernunft, Fühigkeit
richtig zu denken.
hanc vim ec. rationis; in — san-
ciendis habere habere ita, talem,
94 DE LEGIBUS
sanciendis habere, nec, quia nusquam erat scriptum, ut contra
omnis hostium copias in ponte unus adsisteret a tergoque pon-
tem interscindi iuberet, idcirco minus Coclitem illum rem gessisse
tantam fortitudinis lege atque imperio putabimus, nec, si re-
gnante L. Tarquinio nulla erat Komae scripta lex de stupris,
ideireo non contra ilam legem sempiternam Sex. Tarquinius
vim Lucretiae, Tricipitini filiae, attulit. Erat enim ratio pro-
fecta a rerum natura et ad recte faciendum inpellens et a
delicto avocans, quae non tum denique incipit lex esse, quom
scripta est, sed tum, cum orta est: orta autem est simul cum
mente divina.
Quam ob rem lex vera atque princeps apta ad
iubendum et ad vetandum ratio est recta summi lovis.
V. 11. Q. Adsentior, frater, ut, quod est rectum verum-
ut in — sanciendis versetur, cerna-
tur, mehr, als wenn blos stünde 2n
— sanc. promere, declarare. Eine
andere, noch mügliche, Erklürung
hanc auf ad recte facta vocandi zu-
rückweisen und inm rectis — san-
ciendis (wieder aus der Verbindung
versari, cerni in zu erklüren, etwa
— quae quidem cernitur) als Epexe-
gese hinzutreten zu lassen, ist ge-
suchter und in der Structur hürter,
da es genügt hütte recta — san-
ciendi zu sagem.
sancire als unabünderlich, gültig,
hinstellen, fest bestimmen und so-
mit einschürfen; für prava s. (vgl.
ignominia, poena, s. Lex. ἃ. III. 8 46
ut vis capite, avaritia multa, hono-
"is cupiditas ignominia sanciatur ;
1I. 22) ergibt sich daraus: verbieten.
Die beiden folgenden Beispiele
dienen dazu, die Verbindlichkeit
des allgemeinen Sittengesetzes zu
erlàutern, ohne dass oder ehe es
noch durch schriftliche "Verord-
nungen eingeschürft resp. besiegelt
ist.
idcirco cf. T. 32.
Sp. Lucretius Tricipitinus | Se-
nator und Stadtprüfect unter Tarq.
Superbus, nach der Befreiung Roms,
509, Consul, starb bald nach An-
tritt des Amtes.
erat — ratio. Ist erat Copula
oder volles Prüdicat? Uebersetzen
wir: denn sie (lez sempit.) war, wie
wir gesehen (erat didaktisches
Imperf, mit Bezug auf die Zeit der
Betrachtung, Angabe, wie Nat. d.
l 96 ad similitudinem enim. dei
propius accedebat hwmana virtus
quam figura — accedere ratio do-
cwit, mehr Schoem. daselbst, vgl.
Drüg. $136; hüufiger noch im Grie-
chischen, K. W. Krüger 8 53. 2. A.
5) die von der Natur ausgehende
Vernunft (I. 18 lex est ratio summa
insita in natura, quae iubet ea quae
facienda sunt prohibetque contra-
ria); oder: denn es bestand schon
die von der Natur ausgehende Ver-
nunft? | Unzweifelhaft ^ wohl ver-
dient die erste Auffassung den Vor-
zug. Denn illam indicirt eine Er-
klürung der lex, die zur Begründung
des Behaupteten diene. Lüge der
an zweiter Stelle angenommene
Sinn vor, so müsste — wenn an-
ders der Ausdruck stringent sein
soll — vorher blos gesagt sein «on
contra legem.
Quam ob rem $q. Im Grunde ge-
nommen ist dieser Satz entbehrlich.
Denn erstens war diese Begriffs-
bestimmung oben $ 8 prüsumirt,
die sich übrigens leicht aus dem
von den Stoikern angenommenen
Zusammenhang von Natur u. Gott
ergibt, und hier auf einem Umwege
erst gewonnen wird. Sodann war
der Zweck dieser Betrachtung die
vis der lex caelestis, nümlich die
Gebietung des sittlich Guten und
ihre ewige Verbindlichkeit darzu-
thun.
Cap. V. 811. assentior wt Bra-
chylogie — a. wt dicam. Cf. ad-
ducor uí zu 11. 6; concedo wt ein-
rüiumen Verr. IV. 8; ib. 10; d. opt.
gen. 4; p. Tull, 56; nemini persua-
:
]
LIB. IE -CAP: 4. 5.8 10. 11. 95
que, lex idem sit neque cum litteris, quibus scita scribuntur,
aut oriatur aut occidat. M. Ergo ut illa divina mens summa
lex est, item, quom in homine est perfecta "aíio, lex est: ea
vero est perfecia in mente sapientis.
Quae sunt autem varie
et ad tempus descriptae populis, favore magis quam re legum.
nomen tenent.
Omnem enim legem, quae quidem recte lex
appellari possit, esse laudabilem quibusdam talibus argumen-
tis docent:
Constat profecto ad salutem civium civitatumque
incolumitatem vitamque hominum quietam et beatam inventas
esse leges, eosque, qui primum eius modi scita sanxerint, po-
deatur (überzeugt) w£ gratiis cona-
tus sis Verr. 5. 11; me in cogita-
tionem quidem cadit ut fuerit tem-
st. wt fuisse iniellegamus Nat.
d. 1. 21; retinendum hoc esse, deus
ut beatus immortalisque sit st. wt
esse statuatur ib. 1. 95; illud video
te pugnare, species ut quaedam sit
deorum ib. 15; quomodo tibi swmis
ut sequatur Acad. II. 50; cwm di-
cunt hoc wnwm se tollere wt quic-
quam possit videri ib. 33; 4m ista
sum sententia ut Leg. 3. 33; mehr
Madv. zu Fin. I. 14.
lez idem, weil der überlieferte
Text hier unvollstándig, von mir
hinzugefügt: man kónnte auch, um
den Ausfall der Worte sich leichter
zu erklüàren, lex quoque einsetzen.
Aeternum | quoque, was V. ein-
schiebt, genügt dem Gedanken
nicht. Denn das war nicht das
Wesentliche der vorhergehenden
Untersuchung, dass das sittlich
Richtige, d. h. Gute ewig sei;
auch ist jenes nicht passendes Subj.
zu oriatur — occidat; denn die
Unveründerlichkeit des Gesetzes,
nicht des Guten, war zu beweisen und
bewiesen worden. Der Wechsel des
Subj. indessen bietet zu wenig An-
stoss, um deswegen etwa noch den
Ausfall von ea vor aut zu vermuthen.
ratio — perfecta sind Worte, die
V. versuchsweise zur Ausfüllung
der unzweifelhaft hier vorhandenen
Lücke eingefügt hat.
descriptae versch. won scriptae,
abgegrenzt, bemessen, zugetheilt,
assend zu varie und ad tempus.
gl. unten iussa descripserint; iura
€t iussa 1. 17, s. das.; mores, leges,
iura d. Or. 3. 76; iura Rep. 1. 2;
Off. I. 124; p. Sest. 91.
'lLl. p. 426;
favore sc. hominum.
talibus durch folgende. Cf. Tim.
7 ialó quodam modo molitus est;
Nep. Cim. 2 tali modo liberatus est.
docent die Philosophen, insbeson-
dere die Stoiker.
Constat sq. .Docent liess er-
warten, dass das Folgende als Ge-
danke der Philosophen in indir.
Rede eingeführt werden würde,
etwa so: Imvenías quidem esse ad
salutem — leges. Um aber durch
die Beziehung auf das Subject des
vorigen Satzes nicht einen Zweifel
an der objectiven Wahrheit des
Gesagten entstehen zu lassen, ist
die directe Form für das Folgende
gewühlt und durch die gleichzeitige
Hinzufügung einer Versichrungs-
partikel dasselbe vom Schriftsteller
gleichsam verbürgt und als un-
zweifelbaft hingestellt. Dass dar-
unter aber die Concinnitüt der Rede
leidet, ist nicht zu verkennen.
scila sana. sonderbarer Ausdruck,
insofern sciscere wie samcire — un-
verletzlich machen durch Bestim-
mungen gegen Uebertretungen, ins-
besondere Strafandrohungen (Lange
Il. p. 538) — Sache des Volkes
war, die Initiative des Legislators,
auf die es hier ankommt, somit
verborgen wird. Indessen erklürt
&ich dies wohl nach Analogie von
creare, condemmare und anderen
publieistischen Ausdrücken, welche
in dem Sinne von: dasjenige her-
beiführen, was der Inhalt des
Verbums ist, creare von. dem Ma-
gistratus, der die Wahl leitet und
den Gewàühlten verkündet, Lange
condemnare vom An-
klüger, resp. Kedner, der die Ver-
urtheilung durchsetzt, Cluent, 9; ib.
96 DE LEGIBUS
pulis ostendisse ea se scripturos atque laturos, quibus illi ad-
scitis susceptisque honeste beateque viverent, quaeque ita con-
posita sanctaque essent, eas leges videlicet nominarunt. Ex
quo intellegi par est eos, qui perniciosa et iniusta populis iussa
descripserint, quom contra fecerint quam pollieiài professique
sint, quidvis potius tulisse quam leges, ut perspicuum esse
possitin ipso nomine legis interpretando inesse vim et sententiam
iusti et veri legendi.
120; Verr. 5. 177 (nam istum pau-
cis horis primae actionis omnium
mortalium sententiis condemnavi) ge-
braucht wurden. Also hier: unver-
letzliche Beschlüsse herbeigeführt
haben, — sanzcxerint, das Tempus
absol. ohne Beziehung auf das fol-
gende Fut., für das daraus zu
entnehmen: bevor sie festsetzten.
quae sancta essent, eas leges. ln
Correlativsützen ist die Beziehung
des Pronomens auf das Prüdicats-
nomen selten, vgl. zu I. 22.
Das überhDeferte mominarent ist
unzulüssig: eine derartige Bemer-
kung kann den alten Gesetzgebern
nicht zugeschrieben werden, weil
sie damit die Verbindlichkeit der
endgültig festgestellten Gesetze von
vorn herein in Frage gestellt und
der Beurtheilung und Willkür der
einzelnen Bürger anheimgegeben
hütten. Also erscheint die Emen-
dation: mominarunt, welches ein
Abschreiber wegen desnicht verstan-
denen Conjunctivus des Nbs. geün-
dert haben mochte, fast nothwendig.
— nominarunt die Gesetzgeber,
solche Bestimmungen, welche (eigt].
von solcher Art, dass sie) den an-
gegebenen Zwecken entsprachen,
wie es die ihrigen waren, dagegen
nicht etwaige Zwangsgebote, welche
die Macht des Stürkeren schon vor
ihrer Gesetzgebung erlassen haben
mochte. Zumpt: man nannte, als ob
die Menschen überhaupt nach
der inneren Beschaffenheit frügen
und einen anderen als einen ganz
üussern Massstab für das, was Gesetz,
háütten. — Der Conj. qualitatis hat,
da er eine Kategorie von Füllen be-
zeichnet, verallgemeinernden Sinn,
wührend der Indicat. auf eine An-
zahl bestimmter Fülle hinweist und
dadurch gewissermassen beschrünkt.
12. Quaero igitur a te, Quinte, sicut illi
Der Conj. ist hier nicht auffülliger
als in folgenden Beispielen: omnes
iucundum motum , quo sensus hila-
retur, voluptatem vocant Fin. 2. 8;
leves, qui hastam tantum gererent,
vocabantur Liv. 8. 8. 5. Cui pro-
posita sit conservatio sui, necesse est
hwic partes quoque sui caras esse
Fin. 5. 37; natura est (calor Subj.),
quae contineat. mundum Nat. d. 2.
29; non esse huius civitatis, qui se
alii civitati dixerit, potest Corn. B.
28; modestiam quandam affert cogni-
tio rerum caelestium is, qui videant,
quanta sit etiam apud deos mode-
ratio Fin. 4. 11; gens est (Galli),
cui natura corpora magna magis
quam. firma dederit Liv. 5. 44. 4. —
Uebrigens liesse der Conjunct. sich
auch als Ausdruck der Vote
einer im Satze bezeichneten Per-
son, hier des Subjectes, fassen
(F. Schultz 8 368). Vgl. Att. II. 1.
62 Pactus libros, quos frater swus
reliquisset, mihi donavit; oben I. 33
qui — seiuwncisset; Sest. 130 und
freier Fin. 5. 49 Mihi quidem Ho-
merus huiusmodi quiddam vidisse
videtur in dis quae de Sirenum
cantibus fimacerit (mit Beziehung
auf mihi, s. Madv.); Div. 2. 128
cum languore corporis mec mem-
bris uti mec sensibus potest, in-
cidit in visa varia et incerta ex
reliquiis, ut. ait. Aristoteles, inhae-
rentibus earum rerum, quas vigilans
gesserit aut. cogitaverit,
in ipso momine interpr. in dem
Worte Gesetz selbst, wenn es er-
klürt wird, wir es erklüren. S. Anh.
8 12. (li die Stoiker, die durch
Schürfe und Knappheit der Dialek-
tik sich auszeichneten: Stoicorum
autem non ignoras, quam sit. subtile
vel — potius disserendi genus
Fin. 3. 3; Stoicorum more agamus,
f" ome m ood amo ela LEE AS cha D C i t mms t
LIB. II. CAP. 5. $ 11—13. 97
solent: Quo si eivitas careat, ob eam ipsam causam, quod eo
careat, pro nihilo habenda sit, id estne numerandum in bonis?
Ὁ. Ae maxumis quidem. M. Lege autem carens civitas estne ob
id ipsum habenda nullo loco? Q. Dici aliter non potest. M. Ne-
cesse est igitur legem haberi in rebus optimis. 13. Ὁ. Prorsus
adsentior.
sciscuntur in populis.
qui breviter astringere solent argu-
menta Tusc. 3. 13; Stoicorum con-
8ectaria brevia et acuta Fin. 8. 26;
Stoicorum dwmeta Acad. 11. 112;
d. Or. I. 43; Tusce. 5. 76; d. Or. 8.
66; Brut. 114; ib. 120; Parad. 2.
Quo Correlat zu τά. Also: Ist
das, bei dessen Entbehren ein
Staat, eben weil er dessen ent-
behrte, für nichts zu achten würe,
für ein Gut zu halten?
id estne. Die Anhüngung von
4e an das erste Tonwort hier des
Wohlklangs wegen unterlassen. In
der folgenden Frage dagegen ist
die Zurückziehung von «e aus der
ersten Stelle in die Mitte des Satzes
um des Tones willen geschehen,
also nicht auffállig. Vgl. post autem
varietatene delectari putamus Nat.
d. 1. 22; hac lege sublata videntwurne
Phil. I. 19; ill immanes quaestus
ferendine Phil. V. 11; populus Ho-
manus id patieturne fieri d. Inv. 1.
56; supplicio dignusne sit Inv. 2. 97;
iwre €t rectene (ein Begriff) Part.
Or. 43; haec in unone sit Rep. 3.
471; detrusum dicesne Caec. 49; ea
possisne ib. 14; conferam Swullamne
Cluent. 94; haec omnia sciasne Vat.
34; ob hasce omnis res sciasne V at.
36; signa scirentne fuisse Verr. I. 51;
frumentum ab iis Sumpseritne Verr.
4. 150.
Ac maxzumis quidem. Die Prüposi-
tion fállt im Lat. (wie im Griech. K,
W. Krüg. $ 68. 9) fort in eng sich an-
schliessenden Fragen u. Antworten,
die unter demselben Prádicat stehen.
Cf. Nügelab. $ 121. 2; Haacke Stil.
$ 51. 3; Berger Stil. $ 56. 2, c.;
Süpfle Prakt. Anl 8 180. 4.
Z4. B. Nobilis wrbis fateris ab ho-
stibus esse captas. — Quibus autem
hostibus? Nempe eis, quos tw aras
Cicero de legibus,
Àn ea
gunt, quam si latrones aliquas
M. Quid? quod multa perniciose, multa pestifere
non magis legis nomen attin-
consessu suo sanxerint? Nam
et focos relinquere coegisti Pis. 91;
Cat. M. 15; Tusc. 1. 93; 3. 37;
Brut. 172. Aber doch nicht regel-
máàssig, cf. Part. Or. 3 Quot im
partes tribuenda est omnis doctrina
dicendi? | Im ires. Cedo quas?
Primum in ipsam wm oratoris,
deinde in orationem , tum in quae-
stionem. | In quo est ipsa vis? Im
rebus et in verbis; wo der Wechsel
zwischen Wiederhol. u. Auslass. d.
Prüp. beachtenswerth ist. Font. 39
multa in .L. Pisonem turpia ac fla-
gitiosa dicuntur. At in quem vi-
rum? Font. 11 a quibus igitur?
a civibus Romanis. Vgl. zu III.
33.
8 13. Qwid? quod hier, wie unt.
8 15, nur in anreihendem, nicht
steigerndem, Sinne.
An ea — nothwendige Emenda-
tion von mir. Denn dass verderb-
liche Gesetze keine Gesetze sind,
ist eben das, was bewiesen werden
soll (wozu der vorhergehende Be-
weis, dass alle Gesetze etwas Gutes
seien, den Weg bahnte), kann also
nicht vorausgesetzt werden. Letz-
teres aber würde durch einen He-
lativsatz geschehen, durch den es
zu einem Theile der Assumptio ,
gemacht würde.
(Nümlich
Propositio: Alle Gesetze sind
etwas Gutes.
Assumptio: Viele —Volksbe-
schlüsse sind schlecht [d. ἢ,
nicht gut]. .
Conclusio: ^ Viele — Volksbe-
schlüsse — nAmlich die ver-
derblichen und somit schlech-
ten — sind keine Gesetze.)
Ueber an in der Antwort (deutsch :
doch wohl) s. Ellendt-Seyff, Gramm.
8 308. A. 2.
T
OR DE LEGIBUS
neque medicorum praecepta dici vere possunt, si quae inscii
imperitique pro salutaribus mortifera conscripserunt, neque in
populo lex, euieuimodi fuerit illa, etiam si perniciosum aliquid
populus acceperit. Ergo est lex iustorum iniustorumque dis-
tinctio ad illam antiquissimam et rerum omnium principem
expressa naturam, ad quam leges hominum diriguntur, quae
supplicio improbos adfieiunt, defendunt ac tuentur bonos.
VI. Q. Praeclare intellego, nec vero iam aliam esse ullam
legem puto non modo habendam, sed ne appellandam quidem.
14. M. Igitur tu Titias et Apuleias leges nullas putas? Q. Ego
vero ne ne Livias quidem. M. Et recte, quae praesertim uno
versiculo senatus puncto temporis sublatae sint: lex autem
illa, euius vim explicavi, neque tolli neque abrogari potest. Q.
med. praecepta Prüdicat — si quae
Subject.
cuicuimodi fuerit illa. 8. Anh.
iust. ini. q. distinctio in der Weise,
dass iusta geboten, iniusta verboten
werden, was erláàuternd gleich nach-
her (quae suppl. — afficiunt, defend.
sq.) hinzugesetzt wird,
Cap. VI. 8 14. Titias. Sex. Titius
Volkstrib. 1. 7. 99, seditiosus civis et
turbulentus d. Or. 2. 48, suchte, in die
Fusstapfen des von ihm verehrten
Saturninus tretend, durch eine lex
agraria die Volksgunst zu gewinnen,
wobei er von dem Redner Anto-
nius, dem damaligen Consul, heftig
bekümpft wurde. Auch als Redner
war er nicht unangesehen; mur
tadelte man an ihm eine unmünn-
liche Ausgelassenheit im Geberden-
spiel und Bewegung, die einem ge-
wissen Tanz seinen Namen gaàb.
(Brut. 225.) Spüter wurde er ver-
bannt, weil er das Bild des Satur-
ninus in seinem Hause hatte (Rab.
perd. 24).
L. Apuleius Saturninus, Volks-
irbun im J. 103 ἃ. 100, seditioso-
rum omnium post Gracchos eloquen-
tissimus (Brut. 224), erregte durch
seine leges à) de maiestate zur
Einsetzung ausserordentlicher Ge-
riebte gegen Servilius Caepio und
andere an der Unterschlagung der
Tempelschütze von Tolosa bethei-
ligten Hàüupter der Aristokratie,
b) frumentaria zur bilhgeren Ver-
abfolgung von Getreide an das
Volk, c) zwei agrariae zum Behuf
von Landanweisungen in Afrika u.
Gallia, sowie als eifriger Anhünger
des Marius, den erbitterten Hass
der Aristokratie, dem er in einem
Handgemenge zum Opfer fiel.
M. Livius Drusus, Volkstribun
v. J. 91, ein Mann von edler Ge-
sinnung und eindrucksvoller Beredt-
samkeit (Brut. 222), suchte durch
vermittelnde Reformen die ent-
gegenstehenden Parteien zu versóh-
nen. Er gab eine lex iudiciaria,
durch welehe der Senat um die
gleiche Zabl seines bisherigen Be-
standes (300) aus den Hittern er-
günzt und ihm die alleinige Ge-
richtsbarkeit zurückgegeben wurde,
ferner über Colonien, Acker- u.
Kornvertheilung, Milderungen
der Gracch. Vorschlüge, sowie de
civitate sociis danda. Er ver-
darb es aber mit beiden Parteien und
liess sich dann mit den durch seine
Vorschlüge aufgeregten ^ Bundes-
genossen 1n geheime Verhandlungen
ein. Allein ehe es zur Ausführung
kam, wurde er ermordet u. seine
Gesetze auf Antrag des Consul L.
Marcius Philippus (cf. 8 31) wegen
Nichtbeachtung der Auspicien vom
Senat für nichtig erklürt.
tollere eigtl. genereller Ausdruck
für jedwede Art von Beseitigung
eines Gesetzes (vgl. d. Or. I. 247
veteres leges novis legibus esse sub-
latas) steht bier, dem abrogare
(ein ülteres Gesetz durch ein neues
abschaffen) entgegengesetzt, in dem
speziellen Sinn: wegen eines Form-
fehlers cassiren (ebenso Leg. 1], 31),
wofür rescindere, refigere (Lauge
LIB. II. CAP. 5. 6. 8 13. 14. 99
Eas tu igitur leges rogabis videlicet, quae numquam abrogen-
tur. M. Certe, si modo acceptae a duobus vobis erunt. Sed,
ut vir doctissimus fecit Plato atque idem gravissimus philo-
sophorum omnium, qui princeps de re publica conscripsit idem-
que separatim de legibus eius, id mihi eredo esse faciundum,
ut, prius quam ipsam legem recitem, de eius legis laude dicam.
Quod idem etiam Zaleucum et Charondam fecisse video, quom
quidem ilh non studi et delectationis, sed rei publicae causa
leges civitatibus suis scripserunt. Quos imitatus Plato videlicet
Alterth. IT. p. 538) der technische
Ausdruck war.
vir doctissimus mit Bezug auf
sein Wissen, die Kenntniss des
'Thatsáchlichen, hier des Gebrauchs
von Seiten der früheren Gesetz-
geber (Charondas — Zaleucus);
gravissimus phil. gewichtvollste, ge-
diegenste, geht auf die Erkenntniss
der Gründe.
princeps entweder der erste nam-
hafte resp. in gründlicher Weise
den Gegenstand behandelnde, denn
vor ihm hatten schon die Pytha-
goreer Hippodamus περὶ πολιτείας,
Archytas περὶ νόμου geschrieben;
auch von Heraclit wird ein Werk
λόγος πολιτικός betitelt. erwáhnt;
oder es mochten dem Cic. àltere
Werke unbekannt geblieben sein.
id ungenau nach wt — fecit, als
ob quod fecit voranginge cf. Off. I.
1 ut ipse coniunzxi, idem tibi censeo
faciundum; Fin. 4. 34 ut Phidias
potest. instituere, huic similis est
sapientia; oben I. 23.
laude Lóblichkeit, Vorzug, Vor-
züglichkeit, wie oft. Wie aber
kann der Werth der lex gepriesen
werden, ehe diese selbst mitgetheilt
ist? Cie. meint nicht den beson-
deren Inhalt seiner lex, sondern
den Zweck derselben im Allgemei-
nen (der dahin ging, einen würdigen
Dienst der Gottheit einzurichten).
Lez ferner umfasst hier, wie noch
unten mehrfach, $ 16 legis pro-
oemium ; 8 38 conclusa tam magna
lex; 8, 2 legem ipsam, de religionum
lege; 11 lex recitata. est, eine Reihe
von demselben Gebiete, hier dem
Gottesdienste, ^ angehórigen Be-
stimmungen (der Plural ὁ 17 leges
7 o u. 8. 48; vgl zu II.
Plato —, der die Bedeutung sol-
cher προοίμια d. Leg. IV. p. 722.
D. flg. bespricht.
etiam, wie Halm, Baiter, Feldh.,
nach den Handschriften, wáhrend
Vahl. et gelesen hat. Jedenfalls aber
dürfte οὐ nur dann passen, wenn es
vor Plato nur diese beiden Gesetz-
geber gegeben hátte. (Für auch
schwerlich.)
Zaleweus — Charondas s. 1. 57.
studii Forschungstrieb.
seripser wnt. lndic. nach cwm,
denn der Sinn: und zwar haben
jene in diesem Falle, die in diesem
Falle, wàhrend sie. Cwm nàmlich
reiht einen gleichzeitigen,
thatsáchlichen Umstand in
rein üàusserlicher Verbindung
an, ohne den inneren Zu-
sammenhang zu berücksich-
tigen; zum Ausdruck des letz-
teren dient der Conjunctiv, wobei es
ganz unerheblich ist, ob cwm in
temporaler, causaler, concessiver
oder sonst welcher Bedeutung ge-
setzt ist. Dies ist das Grundgesetz,
welches ich von den bisherigen
Grammatikern noch nicht mit aus-
reichender Bestimmtheit ausgespro-
chen finde. Richtig ist es ja, daas
im temporalen Sinne meist der
Indicativ steht, aber nur deshalb,
weil eine temporale Bestimmung
meistens unwesentlicher, in lose:
rem, mehr üáusserem Zusammenhang
mit dem Gedanken stehend, ist; in
gleicher Weise steht im begrün-
denden und adversativen Sinne
meistens der Conjunctiv, weil der
positive resp. negative Grund ein
wesentliches Moment für die Er-
kenntnie8 und. richtige Beurtheilung
des Hauptgedankens ist. Nahe ge-
legt wird diese Auffassung schon
1*
100
durch das entsprechende Verhült-
niss bei HRelativsützen, zu denen
Sütze, die von quom, einer Relativ-
partikel, regiert werden, ja in ge-
wissem Sinne gehóren. Dort tritt
bei innerer Abhüngigkeit regel-
mássig der Conjunctiv, bei àusserer
Beziehung, die zumal in solchen
Sátzen, die eine selbststündige
Geltung haben und alsHaupt-
sütze angesehen werden kón-
nen, immer besteht, der Indicat.
ein. Belege für dies Gesetz bieten
sich zahlreich dar.
Cum in Temporalsützen mit dem
Conjunctiv, abgesehen von den be-
kannten Füllen beim Imperf. und
Plusquamperf., wenn die Heihen-
folge der Begebenheiten, nicht der
Zeitpunkt bezeichnet wird (F.
Schultz 8 365. LI. 4) und wo eine
Beschaffenheit in der Zeitbestim-
mung enthalten ist (Ellendt-Seyff.
8 266. A. 3; Haacke Stil. L. $8 87.
1; F. Schultz 8 365. III. 4): mecum
L. Flaccus fuit tum, cum te qui-
dam non longe a porta cwm licto-
ribus errantem visum esse narraret
Pis. 54; cum mazime (grade als)
conquererentur apud pátres vim
dictatoris, repente strepitus ante cu-
riam lictorum auditur Liv. 8. 33. 4.
(Vgl auch bei Cie.: haec cum ma-
xime testificaretur, in vincla con-
iectus. est. Verr. V. 17; haec cum
maxime loqueretur , lictores circum-
sistunt Verr. V. 142; wenn auch
hier vielleicht ein BHineinspielen
einer concess. Bedeutung in die
temporale gefunden werden mag);
classem cum primum invesperasceret
(als es eben Abend wurde) inflam-
mari iussit (durch den Infin. nicht
bedingt) Verr. V. 91; — in der
Wiederholung: qui cwm in con-
vivium venisset, si quicquam caelati
adsperxerat, manus abstinere non
poterat Verr. IV. 48; im. lustranda
colonia cwm imperator exercitum,
censor populum lustraret, bonis no-
minibus, qui hostias ducerent, elige-
bantur Div. 1. 102; semperque huic
generi, cum plebes publica calami-
tate impendiis debilitata deficeret,
salutis omnium causa aliqua suble-
vatio quaesita est Rep. Il. 59; JDe-
iotarum cum plures in. equum 8u8-
DE LEGIBUS
tulissent, quod haerere in eo senex
pov, admirari solebamus Dej. 28.
ei Liv. und Spüteren bekanntlich
durch den Einfluss des Griechischen
hàufig. Cwm interim, sonst nach
Halm (Verr. V. 162) mit dem Indic.,
wo indessen, "wührend indessen
(vgl. Tusc. 4. 6; Prov. Cons. 5;
Cluent, 82), mit d. Conj. p. Sull.
16 quod sine illo Catilina facinus ad-
misit? cum interim Sulla cum eisdem
illis non modo solitudinem non quae-
reret ; Pis. 9 ab eodem vetus illa ma-
gistra pudoris, censura sublata est,
cum tw interim verbo nunquam
significaris sententiam twam.
Auch der Indic. findet sich im
Widerspruch mit den gewóhnlichen
Regeln: honesto verbo vitiosa res
appellatur: ut cum Africanus cen-
sor tribu movebat ewm centurio-
nem, qui in Paulli pugna non ad-
fuerat , cum iste se custodiae causa
diceret im castris remansisse. Non
amo, inquit, mimiwum diligentes.
Man erwartet moveret, aber der
Indic. steht, nicht etwa, weil man
übersetzen kónnte: in dem Zeit-
punkt wo, sondern weil die Be-
stimmung weniger wichtig für den
Hauptgedanken: da ein Centurion
dem Africanus — in einem Falle, wo
ihn dieser aus dem Senate stiess —
erklürte, er sei zum Schutze des
Lagers in demselben zurückgeblie-
ben, erwiederte jener etc. d. Or.
2.972. Sed omnia in €o praecipitia
ad exilium fuerunt. (Nam — cum
ipse im Leontinos cwm cetero exer-
citu profectus erat (ein zwar erlàu-
ternder, aber nicht wesentlich er-
günzender Zusatz) — liberas aedis
coniurati, imminentes viae angustae,
qua descendere ad forum rea: solebat,
sumserunt Liv. 24. 7, 1—2. (Cic. Nat.
d. 3. 18 cum totius mundi convenien-
tiam | afferebas | Zenonisque brevis
conclusiones differemus, vgl. unten.)
Cum mit Indic. in Causalsützen:
cum bis sumpsit. quod. voluit (nicht
dadurch dass, was unpassend),
etiamsi facilis nos ad concedendum
habuerit, id tamen quod adsumit,
concedi mullo modo potest Div. 2.
107; quid faceres pro innocente ho-
mine, cum propter hominem per-
ditissimum de officio decedis (vgl. qui
LIB. II. CAP. 6. $ 14.
decedis — decedas , beides richtig, s.
unt. z. ὃ 58)Verr. Àct.1.28;0 praeclare
coniectum in illam provinciam omen
communis famae atque sermonis ! cum
ex momine istius quad iste in provincia
facturus esset, perridicule homines
augurabantur Verr. 2. 18; quod
genus sc. exornationis cum latwm
esse potest, unum ez eo delegimus,
quod ad laudandos claros viros sus-
cipimus Part. Or. 1. 69; cum a
civitatibus pro frumento pecuniam
exigebas (nicht als) wnde erat fru-
mentum, quod Romam mitteres , si
tu id non omne clausum possidebas
Verr. 3. 119. Idque cum faciebat,
nemo dubitabat, quin voluptatem
eius spectaret, quem statim putaret
de capite suo iudicaturum Verr. 9.
33. Zweifelhafter aber schwerlich
anders zu fassen in flg. Stellen:
sed cum ob tua decreta pecuniae
dabantur, non erat quaerendum, cu-
ius manu numerarentur Verr. 2. 26;
tu cum civitatum Siciliae omne fru-
mentum improbas, num ex Aegypto
missurus es? Verr. 3. 172; qui tibi
erat magis obstrictus beneficio recenti,
cum se fratrem wzxoris tuae fratri
tuo germano antelatum videbat (da-
durch dass wáre gesucht) Dom. 118;
nihil me clamor iste commovet, sed
consolatur, cwm indicat esse quos-
dam civis Rab. perd. 18. Vielleicht
auch 80: quod cwm ita est, ex edicto
bona possessa nom sunt Quinct. 65.
(Zweifelh., aber doch zu beachten,
Brut. 55 cum accipiebat, s. Pid.)
Den Uebergang von dadurch dass
in da zeigt Caec. 3 δὲ sunt viri
Loni, me adiuvant, cum id iurati
dicunt —; sin minus idomei, me
non laedunt, cum fides eis si mon
habetur, de testium fide derogatur.
Bemerkenswerth ferner auch der
Indicat. Cael. 59, wo der abhüngige
Satz ein Erklürungssatz von der
Art zu sein scheint, wo sonst der
Conjunctiv gebráuchlich, s. βου,
& 266. A. 2 am Ende: extremum
sensum ad memoriam rei publicae
d px) kc cum me intuens [flentem
significabat sq. Vgl das obige
Beisp. Nat. d. 3. 18.
Cum in Concessivsützen mit dem
Indicativ, wobei allerdings zu be-
merken, dass diese Bütze den con-
101
cessiven Sinn nie ganz rein her-
vortreten lassen, sondern zugleich
ein zeitliches Moment enthalten.
Dies wird man jedoch nur natür-
lich finden, wenn man bedenkt,
dass der concessive Sinn auf dem
Begriff des Gleichzeitigen beruht
und aus ihm hervorgegangen isí.
Vgl. idem und das deutsche wàüh-
rend, wo der zeitliche Ursprung
klar zu Tage íritt Darum aber
streng immer das zeitliche Mo-
ment hervortreten zu lassen mit
Nichtachtung des adversativen er-
scheint unzulássig. Omnia falsa
atque insidiose ficta comperta sunt,
cum tamen metwitur etiam "unc
Milo (wo jedoch — wührend doch)
p. Mil 67. JF gemitus ommium
et clamor, cwm iamen a wpraesenti
supplicio tuo contimwit populus se
Verr. V. 74; cum tamen conlegit ipse
se Pis. 27; (in gleichem Falle auch
der Conjunctiv: Quotiens te pater
eius domo sua eiecit! cum tu tamen
nocle socia per tegulas demitterere
Phil 2. 45) Quam diw im eorum
enumeratione versamur , cum tamen
spisse atque viz ad Antonium Cras-
sumque pervenimus Brut. 138; ex
quo intellegitur multa in vita falso
homines | opinari: | cum — (wofür
Nügelsb., wie mir scheint, sinn-
widrig quoniam emend.) ille, qui
nihil viderat sciens quod nefas esset,
lumina amisit, istius, qui non solum
aspectu, sed etiam flagitio caerimo-
nias polluit, poena omnis oculorum
ad caecitatem mentis est conversa
Dom. 105; qui cum populi non so-
lum commoda, verum etiam salutem
oppugnant et impediunt, oratione
adseqwi volunt, wt popwlares esse
videantur Leg. Agr. 2. 7. Cum bellis
Carthaginiensibus Sicilia vexata est,
tamen aratorum interitio facta nulla
est Verr. lll. 125. Nunc cwm ille
dammatus est, tamen a se oportere
dicunt peti praecepta dicendi d, Or.
|. 283; quibus boni tribuni plebis
cum stipendium extorquere voluerunt,
nunc consultum repente volunt Liv.
b. 5. 4, Beachte ferner noch: quod
cum docwistis, twm rursus. dicitis
: Fin. 4, 46; eum corpore debilitantur,
animo tamen mon cedunt Caec, 42;
cum hoc concessit, vincit tamen spon-
102
DE LEGIBUS
hoc quoque legis putavit esse, persuadere aliquid, non omnia
vi ac minis cogere. 15. Q. Quid? quod Zaleucum istum negat
ullum fuisse Timaeus? M. At Theophrastus, auctor haud de-
terior mea quidem sententia, meliorem multi nominant; com-
memorant vero ipsius cives, nostri clientes, Locri.
Sed sive
fuit sive non fuit, nihil ad rem: loquimur quod traditum est.
VII. Sit igitur hoc iam a principio persuasum civibus, domi-
nos esse omnium rerum ac moderatores deos eaque, quae gerantur,
sionem ib. 92. Erst nachtrüglich
bin ich durch Drüger II. $ 496 flg.
mit den Ergebnissen der gründ-
lichen Untersuchungen von Hoff-
mann, Zeitschr. f. óst. Gymn. 1860,
u. v. Lübbert: die Synt. von quom,
Breslau 1870, bekannt geworden,
was mit den ungünstigen órtlichen
Verhültnissen, in denen ich die
Arbeit unternahm, entschuldigt
werden mag. Da ich jedoch nach
wesentlich anderen Gesichtspunkten
verfahren bin, so fand ich darin
keinen Anlass, die vorhergehende
Erórterung zu streichen, in der
Meinung, dass sie auch so noch
ihren Werth haben, jedenfalls Inter-
esse beanspruchen dürfte.
Plato — putavit cf. de Leg. 4.
129. B. ἐξὸν δυοῖν χρῆσϑαι πρὸς
τὰς νομοϑεσίας, πειϑοὶ καὶ fo,
τῷ ἑἕτέρω γρῶνται μόνον Sq.
8 15. Timaeus àus Tauromenium
(zwischen 355—259) lebte, von
Agathocles aus Sicilien vertrieben,
50 Jahre zurückgezogen in Athen
und schrieb dort in mehreren grósse-
ren Werken die ültere Geschichte
von Italien und Sicilien, die Kriege
des Pyrrhos u. die Regierung des
Agathocles in rhetorischer Manier.
Polybios, der seine Geschichte einer
ausführlichen und strengen Kritik
(B. XII. 3—28) unterwirft, spricht
ihm wegen Ungründlichkeit, Un-
wahrheit und Tadelsucht jeden
Beruf zum Historiker ab. Seines
Angriffs gegen "Theophrastos ge-
denkt auch er 12/ 12 φησὶ τήν τε
πολιτείαν καὶ τὰ λοιπὰ φιλάνϑρωπα
τοῖς Λοκροῖς ᾿Δριστοτέλη καὶ Θεό-
φραστον κατεψεῦσθϑαι τῆς πόλεως.
At Theophrastus --- 8c. dicit
(fuisse) aus megat zu entnehmen.
Diese Auslassuog des entgegen-
gesetzten affirmativen Verbs nach
einem vorangehenden negativen,
zumal in Gegensützen, ist an sich
nicht anstóssig, vielmehr regel-
müssig (s. Haacke Gramm. stil.
Lehrb. 5. 2. c., vgl. II. 67 vetat lex
er agro culto wllam partem sumi
sepulcro, sed quae corpora sine de-
trimento virorum recipiat, ea po-
tissimum wt compleatur sc. iubet),
hier nur auffállig und hart wegen
der gleichzeitigen Auslassung des
Objectes. Indes ist es nach den
von Madv. zu Fin. II. 28. angeführ-
ten Beispielen für diesen Gebrauch,
die zum Theil eine weitgehende
Freiheit in demselben darlegen, ge-
wagt, eine feste Grenze des Zu-
lüssigen bestimmen zu wollen.
Sonst lüge die von BDaiter auf-
enommene Conjectur Creuzers, der
en Ausfall von commemorat vor
commemorant annimmt, sehr nahe.
Theophrastus, cf. 1. 38, wahr-
scheinhnch in seiner Schrift περὶ
νομοϑετῶν, s. Diog. L. 5. 45.
clientes. | Es war gewóhnlich,
dass Stüdte, ja ganze Volkerschaften
sich unter den Schutz eines vor-
nehmen und angesehenen Rómers
stellten, der sie vor Gericht, Senat
und Volk zu vertreten hatte. Oft
war dies Patronat in der Familie
erblich, wie in der der Marcelli
das über Sicihen. In Ciceros
Clientel befand sich nach p. Planc.
97 das ganze südliche Italien von
Vibo (Hippo) im südlichen Theile
der Westküste an bis nach Brundu-
sium hinauf,
Cap. VIL ἃ principio von vorn
herein, vgl. Brut. 157; Div. I. 118;
IL. 133; Dom. 138; Top. 72; eben-
so a primo oft, s. Madv. zu Fin. 3.
32; mit iam ,gleich" verb., wie
Caec. 18 iam principio; Liv. 9. 5.
12, 9. 17. 5 iam primum; Liv. 5.
"o NS
LIB. II. CAP. 6. 7. $ 14—16.
103
eorum geri vi dicione ac numine, eosdemque optime de genere
hominum mereri et qualis quisque sit, quid agat, quid in se admit-
tat, qua mente, qua pietate colat religiones intueri piorumque et
impiorum habere rationem. 16. His enim rebus inbutae mentes
haud sane abhorrebunt ab utili aut ἃ vera sententia. Quid est
enim verius quam neminem esse oportere tam stulte adrogantem,
51. 6, Sall. Cat. 15. 1 iam omnium
primwn.
dominos sq. ausführlicher dieselbe
Ansicht entwickelt Nat. d. II. 73 flg.
vi, dicione ac numine besteht aus
zwei Gliedern: durch ihre Fáühig-
keit zu vollführen und durch die
Anwendung dieser Fáhigkeit, durch
die Bestimmung des zu Vollfüh-
renden. So findet das ac vor dem
dritten Worte wohl eine genügende
Erklürung. Vgl zur oratio bimem-
bris Nügelsb. 8 173 ἃ. Cic. Part.
or. 54 im verbis, quibus actio vocis,
voltus et gestus congruens accom-
modanda, wo der hórbare u. sicht-
bare àussere Vortrag unterschieden
"werden. Ein andres Beispiel hat
man durch Emendation zu besei-
tigen gesucht; ob mit Recht, zu
bezweifeln: Verr. Act. 1. 55 ubi id
interrogando argumentis atque ora-
tione firmavero, denn die Unter-
scheidung des selbstthütigen Ver-
fahrens durch Schlüsse und Vor-
trag und des von andren abhángi-
gen durch Fragen dürfte die Gegen-
überstellung zweier Glieder wohl
rechtfertigen. An andren Stellen
fehlt es schon an handschriftlicher
Sicherheit: Part, or. 37 praesentia,
praeterita et futura (vorliegende u.
fernliegende Zeit unterschieden?);
Phil. 12. 27 de auctoritate senatus,
de suffragiis populi et de iwre civi-
tatis, — Auffálhgere Beispiele bei
Sall: Medi, daos: et Armenii
Jug. 18. 4; avaritiam, imperitiam
atque superbiam ib. 85. 45. — Zu
dicione ausser in den stehenden
Wendungeu vgl p. Quinct. 94 si
fas est. respirare Quinctium. contra
"nutwn dicionemque .Naevii (Plin.
Paneg. 4 cuius dicione nutuque ma-
ría terrae, pac bella regerentur).
iudicio, wie V, schreibt,
nicht: denn iudiciwm zeigt sich in
der Unterscheidung des Gegebenen,
nicht in der Auftindung dei Un-
passt .
bekannten. Das Handeln aber be-
ruht darin, etwas noch nicht Be-
stehendes hervorzubringen, ge-
schieht also durch Einsicht, Vor-
aussicht, Erfindungsgabe, consilio,
prudentia, sollertia, (so Nat. d. 11.
75 deorwm consilio mundum ad-
ministrari; ebenso 76; 80 deorwm
consilio et providentia m. a., ib. om-
nia regi divina mente ac prudentia).
optime d. gen. h. m., die weitere
Ausführung dieses Gedankens s.
Nat. d. Il. 154 flg., bes. 165—
Schluss; vgl. auch oben das. 130—
33; 151—52.
qualis qu. 8. sq. Die schon im
alten Volksglauben begründete An-
sicht, dass die Gótter sich um das
Thun und Treiben der Menschen
kümmern, das Verdienst belohnen,
Verschuldungen bestrafen, lag auch
in der Consequenz des stoischen
Systems und wird demgemiüss von
Cotta in der Kritik desselben Nat.
d. III. 80 flg. widerlegt.
quid in se admittat welche Ver-
schuldungen er auf sich lade.
qua mente —. Zu dieser edlen
Ansicht, welche die Gótter die Ge-
sinnung, nicht die Opfer schützen
làsst, vgl. Hor. Od. 111. 23
Immwnis aram si tetigit manus,
Non swmptwosa blandior hostia
Mollivit aversos penates
Farre pio et saliente mica.
Sicherlich entsprach sie auch dem
Sinne der Stoiker, in deren Rich-
tung es lag, den Volksglauben
einerseits zu wahren, anderseits zu
vertiefen und zu veredeln.
8 16. haud sane hier nicht wie
sonst mit abgeschwüchter Nega-
tionskraft , nicht sonderlich" (s.
Haacke Gr. stil L. 8 97. 4), son-
dern mit verstürkter: gewiss nicht,
(Quid. est enim sq. 1m Folgenden
werden die Hauptgründe des Chry-
sippus für das Dasein Gottes und
für eine góttliche, d. h. verntünf-
104 DE LEGIBUS
ut in se rationem et mentem putet inesse, in caelo mundoque
non putet? aut ut ea, quae vix summa ingenii ratione com-
prehendat, nulla ratione moveri putet? Quem vero astrorum
ordines, quem dierum noctiumque vicissitudines, quem mensum
temperatio quemque ea, quae gignuntur nobis ad fruendum,
non gratum esse cogunt, hune hominem omnino numerari qui
decet? Quomque omnia, quae rationem habent, praestent 118,
quae sint rationis expertia, nefasque sit dicere ullam rem praestare
naturae omnium rerum, rationem inesse in ea confitendum est.
Utilis esse autem has opiniones quis neget, quom intellegat
quam multa firmentur iure iurando, quantae saluti sint foederum
religiones, quam multos divini supplici metus a scelere revo-
tige (denn Gott und Weltvernunft
sind den Stoikern identisch, zu I.
18) Weltregierung angeführt.
ut in se rationem sq. cf. Nat. d.
II. 8 (30); 32; 36; (38); 39; auch
oben $ 18.
ut ea, quae υἱῷ sq. Cf. Nat. d.
1, 97 Quwis hunc hominem dixerit,
qui ea casu fieri dicat, quae quanto
consilio gerantur , mullo consilio
assequi possumus? 8 115 aut alia
quae matura, mentis et rationis ez-
pers, haec efficere potuit, quae mon
modo wt fierent. ratione eguerunt,
sed. intellegi qualia sint, sine summa
ratione mon possunt?
ingenii ratione V ernunfttháütigkeit
des Geistes, eigtl. Berechnung, Er-
wügung (ingeniwm das Vermógen;
ratio die Bethütigung desselben),
aleo ingenii nicht überflüssig.
(uem astrorum — ordines | 8q.
Diesen Beweis, der eigentlich in
zwei Theile, die Betrachtung der
Ordnung und Regelmüssigkeit der
Welterscheinungen und die der
Wohlthaten, welche die Einrich-
tung der Welt den Menschen ge-
wührt, zerfüllt, hatte schon Cle-
anthes s. Nat. d. II. a, ὃ 15; b,
8 13. Zum ersten Theile vgl. ferner
8 19; 49—506; 90; 97; 101—119.
Die Beziehung auf den Genuss und
das Ergótzen der Menschen ebds,
8$ 155. Zu dem anderen Theile
vgl. die oben zu optime d. g. h. m.
angeführten Stellen, bes. 156— 62.
mens, temp. verschiedene Würme-
beschaffenheit der Monate.
qui zu I. 35.
omnia quae rat. sq. Dieser Be-
weis rührt schon von Zeno her,
Nat. d. IL. 21 Quod ratione utitur,
id melius est quam id quod ratione
non utitur. | .Nihil autem. mundo
melius. Ratione igitur mundus
utitur. Vgl. ferner zu. demselben,
der sich mit dem ersten übrigens
berührt, 8 30; 36; 38; 47.
habent — sint. Der Wechsel des
Modus, der durch eine geringe Mo-
dification des Sinnes bedingt ist
(die Zahl der vernünftigen Wesen
ist allenfalls übersehbar, die der
unvernünftigen weniger, daher un-
bestimmt: Vorzug hat vor sol-
chem, welches der Vernunft ent-
behrt) hat nichts Auffülliges. Bei-
spiele zahlreich: sententiarum orna-
menta, quae permanent, sunt illa
quidem permulta, sed quae emineant,
pauciora Or. 81. Mehr Feldh.
Ebenso auch in Conjunctional-
sützen: JDocui causam ommino cur
postularet non fuisse, quod neque pe-
cunia deb ebatwr, et si maxime debe-
retur, commissum nihil esset Quinct.
60. Vgl. auch Madv. Fin. 3. 49.
iure iurando, wobei die Gótter
als Rücher des Meineids angerufen
wurden; ebenso bei Vertrügen als
Rücher des Vertragsbruches, cf.
Liv. I. 24. 7—8.
religiones Heiligkeit; der Plur.
des Abstr. in Bezug auf die Mehr-
zahl der foedera vgl. Berg. Stil.
$ 11. 2. 9
suppl. met. Von dieser eben
wollten die Epikureer befreien, in-
dem sie die Gótter als theilnahm-
los an den Angelegenheiten der
Menschen hinstellten. Fin. L 63;
TT
EE TIN
&c»«hp ^—^sisledisbe d o. amu LE 70.
Bic:
LIB. II. CAP. 7. 8$ 16—18. 105
carit, quamque sancta sit societas civium inter ipsos diis in-
mortalibus interpositis tum iudicibus, tum testibus? Habes legis
prooemium: sie enim haec appellat Plato. 17. Q. Habeo vero,
frater, οὐ in hoc admodum delector, quod in aliis rebus aliisque
sententiis versaris atque ille. Nihil enim tam dissimile quam
vel ea, quae ante dixisti, vel hoc ipsum de deis exordium.
Unum ilud mihi videris imitari, orationis genus. M. Velle
fortasse. Quis enim id potest aut umquam poterit imitari?
Nam sententias interpretari perfacile est: quod quidem ego
facerem, nisi plane esse vellem meus. Quid enim negotii est
eadem prope verbis isdem conversa dicere? Q. Prorsus adsen-
tior. Verum, ut modo tute dixisti, te esse malo tuum. Sed
iam exprome, si placet, istas leges de religione. 18. M. Ex-
promam equidem, ut potero, et quoniam et locus et sermo
familiaris est, legum leges voce proponam. Q. Quidnam id est?
M. Sunt certa legum verba, Quinte, neque ita prisca, ut in ve-
64; Nat. d. 1. 51— 56. Man be-
merkt leicht in allen in dies. Cap.
vorgetragenen Sátzen den Gegen-
satz zum Epikureismus.
iudicibus — testibus. Letzteres
beim Abschluss von Vertrügen, Ab-
leistung von Schwüren, ersteres bei
behaupteter Nichterfüllung resp.
Wahrheitswidrigkeit derselben.
8 17. in hoc nach Analogie von
glorior, laetor, erubesco (1. 41) u. a.
e. Haacke Gr. stil. Lehrb. $8 24.1 nicht
zur Bezeichnung der Ursache, son-
dern des Umstandes, bei dem die
Freude hervortritt resp. um den sie
sich dreht, so Fam. VI. 4. 4; Fin.
I. 39, dazu Madv.
Nihil tam diss. cf. 1. 18.
Velle fortasse nicht Ausdruck der
Bescheidenheit, sondern eines in
diesem Falle richtigen Bewusst-
seins, Selten geht die dialogische
Form bei Cic. abgesehen von ge-
legentlichen Zwischenbemerkungen
über die Einleitungen hinaus; zur
fortlaufenden Entwicklung sie zu
benutzen fehlte ibm die Kraft (vgl.
$ 5) Auch die anderen Vorzüge
der Platonischen Sprache: das
poetische Element, die feine Ironie
und Humor standen ihm in geringem
Masse zu Gebote,
meus mir selber angehórend, d. h.
selbststándig, so nachher tuus; suus
Fin. 4. 10 semper esse poterit in
disputando 8wus; ib. b. 14 hic quo-
que swus est. Das
alienus ib. 1. 17.
8 18. familiaris für Vertraute
und Freunde bestimmt (vertraulich
sermo), als ob auch die Schrift
selber für diese nur bestimmt wáre.
Aber Cic. macht diese Bemerkung,
um durch diese Nachahmung der
publieistischen Sprache in einer
philosophischen Schrift nicht làcher-
lich zu erscheinen.
legum. leges (traductio, πολύπτω-
τον) in dieser Stellung, um legwm,
welches das gróssere Gewicht hat,
hervorzuheben. Mehr Beispp. dieses
Hyperbaton Feldh. zu II. 9, ferner
Nat. d. 3. 19 ab hac ea quaestione,
quae munc in manibus est, separan-
tur; Quinct. 47 hil tam | advoca-
tione copiosa uterer und oben zu
8 6. Y
vor sonst gewóhnlich concret,
Ausspruch, hier abstract Sprech-
weise, ebenso de opt. gen. d. 1 in
ceteris (sc. poémalis) swus est cui-
que certius somus et quaedam in-
Lellegentibus nota vox; Brut. 289
subsellia grandiorem οἱ pleniorem
vocem. desiderant,
(Quidnam id est? Was meinst du
damit?
sunt cert, leg. verba, im Zeitalter
Ciceros noch hatte sich für die Ge-
setze eine alterthümliche Sprache
erhalten, wenn auch nicht so fossil,
wie in den XII Tafelgesetzen und
Gegentheil
106
DE LEGIBUS
teribus xir sacratisque legibus, et tamen, quo plus auctoritatis
habeant, paulo antiquiora quam hic sermo est. Eum morem
igitur eum brevitate, si potuero, consequar.
me edentur non perfectae — nam esset infinitum —,
Leges autem a
sed
ipsae summae rerum atque sententiae. 19. Q. Ita vero necesse
est. Qua re audiamus.
VIIL M. Ad divos adeuwnto caste.
den leges sacratae, d. h. denen,
deren Uebertretung mit Verfluchung
des Schuldigen und Hingabe an die
Gótter der Rache und Unterwelt
belegt war, wie diejenige war, durch
welche das Tribunat im Jahre 494
eingesetzt wurde (diese im Beson-
deren oft unter lex sacrata oder
leges sacratae — Plural wegen der
einzelnen Bestimmungen, vgl. zu
$ 14 — zu verstehen), die lex Icilia
v. J. 492, welche jene lex dahin
erweiterte, dass wer einen Volks-
tribun im Vortrage unterbrüche,
vor ein Volksgericht gestellt wer-
den sollte, lex Horatia v. J. 449:
ne quis ullum magistratum sine pro-
vocatione crearet; qui creasset, eum
ius fasque esset occidi, neve ea caedes
capitalis noxae haberetur Liv. 8. 55.
3, u. a. Vgl. Lange R. A. I. 437.
hic sermo die jetzige, heutzutage
übliche Ausdrucksweise, nicht die-
ses unser Gesprüch, denn mit der
Zeit dieses natürlich schnell ver-
laufenden, über die nüchste Gegen-
wart nicht hinausreichenden, kann
das Alter einer Sprachweise füglich
nicht verglichen werden.
cum brevitate unter gleichzeitiger
Anwendung von Kürze: die Sprache
der bürgerlichen Gesetze, wie be-
kanntlich auch die Gerichtssprache,
s. Mur. 28, mochte theilweise an
alterthümlicher Umstündlichkeit ἃ.
Weitschweifigkeit leiden.
sí potuero über diesen Gebrauch
des Fut. IL. st. 1. von volo und
possum im Bedingungssatze vgl.
F. Schultz 8 325. A. 3; Leg. II. 45.
consequar verstürktes seqwi folgen,
nachgehen, nachstreben, anstreben,
zu erreichen suchen, wie: Qwem
Diogenes | Babylonius | consequens
partum lovis ad physiologiam tra-
ducens deiungit a fabula Nat. d. I.
41. Quos Sex. Titius consecutus
Brut. 225; isia exilitas, quam iste
Pietatem adhi-
de industria consequebatur ib. 284.
Custos ommium virtutum | dedecus
fugiens laudemque | maxime — con-
sequens verecundia est Part. or. 19;
Oif. L 116; Fin. I. 33.
esset infinitum, der Conj., weil die
vorangehende Verneinung der Sache
die lrrealitàt der Annahme stark
hervortreten lüsst. Vgl. Feldh. z. St.
u. Süpfle Prakt. Anl. 1. $ 158. 2. Zus.
ipsae, aus dem Begriff der Ab-
sonderung ,,grade* ergibt sich leicht
der der Ausschlhlesslichkeit ,,nur*
(wie im Griech. bei αὐτός K. W.
Krüger 8 51. 6. A. 7) Cf. qwi
non omnia minima repetet, sed pon-
dera rerum ipsa comprehendet Part.
or. 60. Omnes wno animo M. Fon-
teium atque wna voce defendunt.
(Quodsi tantas auxiliorum nostrorum
copias Indutiomarus ipse despeverit
— Font. 46.
summae r. à. 8. der Hauptinhalt
und Sinn der Dinge (— Haupt-
punkte und -gedanken), ohne Aus-
führung im Einzelnen (perfectae).
Cap. VIII. 8 19. Die folgende lex
schliesst sich grósstentheils den
Verfassungsbestimmungen der Hó-
mer an, vgl. $ 23 u. Einl. p. 8.
adire sich nahen: in Gebeten
und Opfern.
caste rein theils vom Kórper
durch vorhergehende Besprengung
oder Waschung (unten $ 24) oder
zeitweilige Enthaltung unreiner
Dinge wie des Beischlafs, gewisser
Speisen ete., auch in Hingicht der
Kleidung, daher die "Trauer den
Verkehr mit den Góttern aus-
schloss (zu 8 45 ἃ. 8 55), die Prie-
ster weisse Kleider trugen; theils
von der Seele (unten ebds.).
Pietatem adhibento. Cf. zu. Ill. 9
duella. Diese Bestimmung scheint
nur negativ einen Sinn zu geben
so, dass ein ?mpius sich den Gót-
tern nicht nahe. Aber in dieser
ie nc dE Lat
Pd
Lib. II. CAP. 7. 8. 8$ 18. 19.
107
bento, opes amovento. Qwi secus fazit, deus ipse vin-
dez erit.
Separatim nemo habessit deos meve movos neve ad-
venas nisi publice adscitos; privatim colunto, quos vite
a patribus [cultos acceperint].
[In urbibus] delubra habento.
bento et larum sedes.
Form kommt sie, wenn auch etwas
beschránkter gefasst, unten (8 22)
vor: Impius me audeto placare do-
mis iram deorum. Wir würden also
den Ausdruck lieber absolut fassen,
da sich doch die pet. nicht für
bestimmte einzelne Acte in Bereit-
schaft halten làsst, wofern sie nicht
überhaupt da ist —: d. ἢ. Frómmig-
keit soll man den Góttern entgegen-
bringen, gegen sie hegen und be-
thütigen (vgl. reverentiam adh. ad-
versus homines Off. I. 99; miseri-
cordiam adhibere Rab. perd. 5),
wenn der Satz nicht unten 8 25
in dieselbe Verbindung mit den
Opfern gesetzt wáre. — Die Werth-
losigkeit reicher Opfer wird ebenso
von Hor. Od. III. 23. 16 anerkannt.
deus ipse, somit kein weltlicher
Richter, auch kein pontifex, der bei
den Rómern vermóge seiner all-
gemeinen sacralen Strafgewalt
or Halic. Il. 73) bei gewissen
erletzungen der Art (wie in Hin-
sicht der Reinheit) Strafe mochte
verhüngen kónnen. Den Grund s.
unten 8 20.
Separatim n. habessit: dieser alte
Conj. Perf. hat Aoristbedeutung, 8.
Schweizer-BRidler $ 142. A. 8. Also
ist der Gebrauch des Perf. in der
3. Person hier nicht als Ausnahme
zu betrachten, wie Liv. 9. 11. 13
nemo moratus sit. Vgl Zumpt
529. A. u. Drüg. $ 149. B. novos,
neue, noch nirgends anerkannte;
advenas auslündische, wie 1518, Se-
rapis, Sabazius u. andere; nisi pu-
blice adacitos, wie Aesculap aus
Epidaurus Liv. X. 47, Cybele aus
Pessinus, Liv. 29. 10— 14. Der
Gegensatz von privatim (innerhalb
der Familie oder gens) im folgenden
Satze lehrt, dass es sich hier um
üffentliche Ausübung eines vom
nicht anerkannten Gottes-
dienstes handelt. Und in der That
Lucos in agris ha-
finden wir z. B., dass Isis und Se-
rapis auf dem Capitol óffentliche
Altáre hatten, die unter heftigem
Widerstand der demokratischen
Partei i. J. 58 v. Chr. zerstórt wur-
den, s. Preller Róm. Myth. p. 727.
Im gewissen Sinne gehóren hierher
auch die i. J. 186 aufgehobenen
Bacchanalien; denn der auf so
fremdartige Weise verehrte (óffent-
lieh, insofern nicht im engeren
Kreise der Familie) Bacchus er-
schien nicht mehr als der rómische
Liber pater. Vgl. Liv. 39. 15 ad-
moneret vos hos esse Deos, quos
colere, venerari, precarique maiores
vestri instituissent, non illos (in Be-
zug auf den Gott der Bacchanalien),
qui pravis et extermis religionibus
captas mentes velut furialibus sti-
mulis ad omne scelus et ad omnem
libidinem agerent. Aehnliches liest
man noch ófter, wie Liv. 25. 1
tanta religio et ea magna ex parte
externa civitatem incessit, ut aut ho-
mines aut dii repente alii vide-
remntwr facti: mec iam in secreto
modo atque intra parietes abolebantwur
Homani ritus; sed im publico
eiiam ac foro Capitolioque mu-
lierum turba, erat mec sacrificantium
nec precantium Deos patrio more.
— patribus (cultos acceperint nach
Madv. Conjectur), rite auf gehórige
Art, d. b. ioa Gesetze gemüss, mit
Recht, s. unten $ 26 nam a patribus
acceptos deos ita placet coli, si huic
legi paruerint ipsi, d. h. keine
fremden oder auslündischen Gótter
eingeführt haben.
delubra habento im Gegens. zu
der religiósen Ansicht anderer VOl-
ker, z. DB. der Perser, s. unten
8 20.
. lucos meist in der Nühe von
Landsitzen, doch zum Theil auch
in den Stüdten.
larum sedes, nicht der lares fa-
108
DE LEGIBUS
Ritus familiae patrumque servanto.
Divos et eos, qui caelestes semper habiti, colunto et
ollos, quos endo caelo merita locaverint, Herculem, Libe-
rum, Aesculapium, Castorem, Pollucem, Quirinum, AST
olla, propter quae datur homini ascensus in caelum,
Mentem, Virtutem, Pietatem, Fidem; earumque laudum
delubra sunto, neve ulla vitiorum.
miliares (8 42), die ihren Platz im
lararium des Hauses hatten, sondern
der lares compitales oder viales
(— publici), welche als schützende
Gottheiten der Nachbarschaft ihre
Capellen an Kreuzwegen (compitis)
hatten. Preller p. 499.
ritus — patrumque serv. scheint
nur auf den Privatcultus zu gehen,
da unten 8 21 noch einmal von
den ritus patrii gehandelt wird: ex
patriis ritibus optima colunto, wo
an den ffentlichen Cultus zu
denken sein wird.
Divos et eos —. Vgl. zu dieser
Eintheilung Preller p. 64.
qui caelestes semper, vor allem
die 12 di maiorum gentium: Jupiter,
Juno, JNeptun, Minerva, Mars,
Venus, Apoll, Diana, Vulcan, Vesta,
Mercur, Ceres Prell. p. 60.
merita loc. Die sogen, Halb-
oder consecrirten Gótter, Vgl. Nat.
d. II. 62.
habiti sc. sunt, ebenso zu erg.
beim Partic. Perf. u. im Nebensatze
Fin. 4. 64 quoniam catuli, qui iam
dispecturi sunt, caeci aeque et ii,
qui modo nati, Platonem sq. Vgl.
zu 1, 63 u. IL 41; Dráüg. $ 116.
Die Auslassung beruht hier auf der
Kürze der Gesetzessprache.
locaverint, Der auffallige Conj.
(qualitatis — si quos locaverint,
ovg ἄν, cf. II. 8 11) dürfte sich so
erklüren, dass die folgenden Namen
nicht eine erschópfende Aufzáhlung
der zu dieser Klasse gehórigen ent-
halten sollten. Denn es liessen
sich noch andere dahin zühlen, wie
Aristaeus, der Erfinder des Oel-
baums (Nat. d. 3. 45) u. künst-
lichen Bienenzucht (Verg. Georg. 4.
318 flg.) Nat. d. ἃ. a. O.
ast die Hdschrr., welches Bü-
cheler in Fleckeis. Jahrb. 79. p.
765 für ein alterthümliches Wort
— verschieden von dem adversat.
at oder ast — hült — wt, dann —
Sic, wie ὡς — ὥς; Scholl. XII tab.
rell. p. 107 sq. — íum nimmt
(eigentlich — δὲ oder cum temp.,
wobei Bezug genommen wird auf
IlL. 9 ast potestas; 10 ast quid erit ;
11 ast quid twrbassitur — s. dazu
aber meine Erklürung. Dann
heisst es: JPatet hamc oppositorum
cum — ium vel si — tum vicem
una ista vocula effici; eine ebenao
complicirte wie unzureichend be-
gründete Theorie) Ern. emendirt
atque, was genügen würde. Denn
dass nicht mit et fortgefahren, lüsst
sich daraus erklüren, dass diese
Klasse nicht als selbststündige
dritte, sondern als Unterabtheilung
der zweiten gedacht ist, welche die
dei consecrati resp. incerti (s, Prell.
p. 63), somit auch die Tugenden
begreift.
earumque — laudum | (rühmliche
Eigenschaften, wie oft, vgl. $ 14)
delubra s., wie in Rom der Fall
war. Der àlteste Tempel der Mens,
nach der Schlacht am Trasimener-
see (217) gestiftet, befand sich auf
dem Capitol. Pr. p. 628. Einen
andern widmete ihr Aemilius Scau-
rus etwa ums J. 109 Nat. d. 2. 61;
Plut. d. Fort. Rom. 10. Die Virtus
hatte mehrere Tempel, zwei im
Verein mit Honos: einen von M.
Marcellus, dem Eroberer von Sy-
rakus (Nat. d. 2. 61) an d. P. Ca-
pena, einen andern von Marius ge-
stiftet; einen dritten ihr allein von
Scipio Minor nach der Eroberung
von Numantia geweiht. Preller
p. 613. .Pietas hatte einen Tempel
am Forum Olitorium, von Acilius
Glabrio, dem Sohne des Siegers an
den 'Thermopylen (Pr. p. 620),
F'ides einen auf dem Capitol, von Nu-
ma gegründet. (Pr. p. 225.) Cic. er-
Dnm ———— να,
LIB. II. CAP. 8. $ 19. 20.
Saera sollemnia obeunto.
109
Feriis iurgia amovento, easque in famulis operibus
patratis habento, itaque, ut ita cadat, in annuis anfracti-
bus descriptum esto.
Certasque fruges certasque bacas
sacerdotes publice libanto: hoc certis sacrificiis ac die-
bus.
wühnt noch zweier ihr gemachten
Widmungen: durch Atilius Cala-
tinus und Aemilius Scaurus, viel-
leicht aus Anlass von Erneuerungen
desselben Tempels. Nat. d. 2. 61.
sacra sollemnia sc. publica; von
den privatis unten $ 22 am Ende.
Feriis i. a. — iurgia im ursprüng-
lichen Sinne: Hechtsstreit (?wre
agere). Dies Verbot nach rómisch.
Grundsatz: inque feriis imperandis
maiores mostri ut litibus et iurgiis
se abstinerent imperabant Div. I.
102. "Vgl. Lange 1. p. 263 (309,
2. Ausg.), der aber merkwürdiger-
weise anzunehmen scheint, dass an
den dies mefasti (vgl. $ 21 zu me-
fasta) hilares, zu denen die meisten
stehenden Feste, nàml. 35 von den-
selben, gehórten, die Rechtsstrei-
tigkeiten nur für die Zeit der
Opfer ausgeschlossen waren, was
mit dieser Stelle unvereinbar.
in famulis sq. beim — in Bezug
auf das — Gesinde beobachten,
d. h. vom Gesinde begehen lassen.
op. patr. nach vollbrachter Ar-
beit, eine Einschránkung, die den
gesunden Sinn der Hómer bezeugt.
itaque 89. und es soll so in Be-
treff der Feste, d. h. der Zeit der
Feste angeordnet sein, dass es sich
80 fuge (treffe). in annuis anfracti-
bus heisst wahrscheinlich: in den
Jahreskalendern und ist zu de-
seriptum esto zu ziehen. Eine Ana-
logie bietet fasti, Kalender, eigtl.
die Tage óffentlichen Redens, für
fastorum descriptio. Zu cadat ge-
zogen würe es müssig. Das erste
ita (nicht itaque als ein Wort —
daher) erhált also seine Ergünzung
dureh den Satz wt ita cadat, das
zweite ita durch den vorhergehen-
den Satz, aus dem zu entnehmen:
ut opera patrata sint, Cic., der hier
vom róm. Staat ganz absieht und
die Ansetzung der Feste für vollig
frei hált, verlangt von der geist-
20. Itemque alios ad dies ubertatem lactis feturae-
lichen Behórde, dass die Feste von
ihr so angesetzt werden, dass die
làndlichen Arbeiten durch sie nicht
gestórt werden. (S. unt. 8. 29 Quas
compositio ammi conferre debet ad
perfectionem operum rusticorum), also
z. B. keine Feste in die Erntezeit
oder in die Zeit der AÀussaat fallen.
Damit aber diese Rücksicht auch
dauernd ihren Zweck erreichte, war
noch ein Zweites nóthig, dass das
Kalenderjahr in Uebereinstimmung
mit dem Sonnenjahr gesetzt wurde,
damit die von Hause aus passend
angesetzten Feste sich nicht all-
máhlich so verschóben, dass sie
den Betrieb der Landwirthschaft -
hinderten. Daher folgt weiter unt.
noch eine Bestimmung über ge-
naue Regulirung des Kalenders. —
Zugegeben werden muss eine Hárte
des Ausdrucks, die sowohl in dem
doppelten zia als in dem unpersón-
lich gesetzten deseriptwm esto, wo-
für descriptae sunto (feriae) das Ge-
wüóhnlichere würe, liegt; doch ist
diese wohl beabsichtigt, um der
Sprache mehr das Geprüge der
Alterthümlichkeit zu geben.
certasque fruges Feldfrüchte, ba-
cas Baumfrüchte (s. I. 25) besond.
den Góttern des Landbaus; nach
Zeit, Bedeutung der Feste und den
Góttern, die sie betrafen, verschie-
dene, worüber die Hómer genaue
rituelle Vorschriften hatten. Unter
den fruges kommen besonders vor
Spelt (far, ador), Gerstenschrot
(mola), Bohnen.
libare. | Der Gebrauch dieses
Wortes bei trockenen Opfern —
sonst fast nur bei Dichtern, s. Lex.
ist zu beachten.
certis sacrif. ac d. Ablat. tempor.,
zu 1, 8,
8 20, lac (bei vielen Opfern,
meist in Verb. mit Wein und Ho-
nig, wie bei dem Ceresopfer am
110
DE LEGIBUS
que servanto. Idque ne omitti possit, ad eam rem ratione
cursus anmwos sacerdotes finiumto.
Quaeque quoique
divo decorae grataeque sint hostiae providento.
Divisque aliis alii sacerdotes, omnibus pontifices,
Ambarvalienfest, Verg. Georg. 1.
344, gebrüuchlich) als animalisches
Product mit "Thieropfern (fetura
Nachzucht, Jungvieh) zusammen-
gestellt. Die blutigen Opfer kamen
erst spüter unter dem Einfluss des
griech. Cultus mehr in Gebrauch,
wührend Numa sie, wenn auch
nicht ganz, so doch grósstentheils
ausgeschlossen hatte. ^ Prell. p.
115.
omitti; die Hdschrr. committi,
was Vahl. in dem Sinne von in re
delinqui mit Berufung auf sacrum
commissum ὃ 22, das aber eine an-
dere Erklàrung zulüsst, vertheidigt.
Die Unterlassung der Darbringung
des vorschriftsmüssigen jungen (fe-
tura; auch lactens sàugend) Opfer-
thieres konnte eintreten, wenn durch
Verschiebung des Kalenders das
Opfer in eine Zeit fiel, wo Jung-
vieh noch nicht geboren war. Da-
her wird strenge Sorgfalt in der
Führung des Kalenders geboten.
Dies Geschüft lag bei den Rómern
den pontifices ob. Da die Rómer
das Mondjahr von 355 T. (sollte
eigentlich von 354 T. sein) hatten,
so war Uebereinstimmung mit dem
Sonnenjahr nur durch fortgesetzte
Einscbaltung zu erreichen. In
alterer Zeit bestand ein vierjühriger
Schaltcyklus, indem ein Jahr ums
andere je 28 und 27, seit den De-
cemvirn je 23 und 22 Tage ein-
geschaltet wurden. Aber auch die
Heform der Decemvirn ergab noch
einen regelmüssigen Fehler von
4 Tagen in vier Jahren. Daher
wurde durch die ler .Acilia (191)
der vierjührige Cyklus abgeschafft
und den Pontifices Vollmacht ge-
geben, nach Gutdünken einzuschal-
ten, eine Vollmacht, die sie zur
Verbesserung des Kalenders jedoch
nicht benutzt haben. Bekanntlich
brachte erst Julius Caesar durch
eine gründliche Heform Ordnung
in den Kalender i. J. 46 (Lange I.
262—63). Das Nühere über den
Kalender s. zu nefasta 8 21.
finire — definire, wie finire cui
diem d. Fat. 30 (Att. 8. 3. 3), mo-
dum Leg. II. 66.
Quaeque sq. cf. $ 29, so den münn-
lichen Gütern máünnliche, den weib-
lichen weibliche, den hóheren
gróssere, den niederen kleinere
(hostiae im engeren S., u. lactentes),
den oberen Góttern weisse, den un-
teren schwarze (vgl. Forbiger Hellas
u. Rom IL p. 56 flg), ausserdem
bestimmte Thiere bestimmten Gót-
tern, wie der Ceres das Schwein
(Ovid Fast. I. 349 flg.), dem Liber
der Bock (ebdas. u. Georg. II. 380 flg.),
derselbe auch dem Pan, eine Kuh
der Juno, eine unfruchtbare der
Proserpina (Verg. Aen. 6. 251), eine
trüchtige (forda) der Tellus (Fast.
4. 634), ein Kalb der Minerva, eine
Hirschkuh der Diana, ein Stier
(weisser) dem Jupiter, ebenso
(schwarzer) dem Neptun, dem Mars
das Pferd, ein Esel dem Priapus
(Fast. I. 440), eine Taube der Venus.
Vgl. Pauly HBeallex. Sacrificia.
(Qwoique zu 8 60.
alii s. Anh.
pontifices ein Collegium von ur-
sprünglich 5 einschliesslich — des
pontif. maximus, spüter 8 (Lange
I. 268), seit Sulla 16 Mitgliedern,
dessen Befugnisse in der Aufsicht
über alle Priester und Diener mit
dem Recht der multae dictio, jà der
Hinrichtung seitens des Pontif. ma-
ximus, in der Anordnung des Ka-
lenderwesens, in der Ueberlieferung
der Rechtskunde und Ertheilung
von Rechtsbescheiden (unten $ 29
respondendi iuris) zumal in sacral-
rechtlicher Beziehung, darunter
quae prodigia susciperentur atque
cwrarentur (Liv. I. 20), auch in Ver-
richtung einzelner Opfer bestanden
(Lange I. 8 51), mit einem Wort:
sie bildeten die geistliche Regie-
rung.
à
δὼ anco S LU,
LIB. II. CAP. 8. $ 20.
singulis flamànis sunto.
111
Virginesque Vestalis àn urbe
custodiunto ignem foci publice sempaternum.
Quoque haec privatim et publice modo rituque fiant
discunto ignari a publicis sacerdotábus.
Eorum autem
genera sunto iria: unum, quod praesit caerimomiis et
sacris, alterum, quod 4nterpretetur fatidicorum et va-
tium ecfata incognita, quorum senatus populusque asci-
flamines Opferpriester einzelner
Gottheiten; deren es bei den Ró-
mern 3 maiores gab, flamen Dialis
(der angesehenste), dessen Gemah-
lin flaminica den Dienst der mit
Jupiter unzertrennlich verbundenen
Juno und Minerva, wie überhaupt
Priesterfrauen den der dem máànn-
lichen Gotte ihres Gemahls zunàchst
stehenden weiblichen Gottheit, ver-
sah — s. Preller p. 58 u. 108 —,
Martialis ἃ. Quirinalis; diese pa-
tricischen Geschlechts, vom Pontif.
max. ernannt; und 12 minores, auch
plebej. Geschlechts, von denen 9
dem Namen nach bekannt sind:
f. Volcamalis, | Palatualis — (der
Schutzgóttin des Palatiums), F'wr-
rinalis (der Góttinnen der Finster-
niss, cf. Nat. d. 3. 46), Floralis,
Carmentalis (Carmenta der Sage
nach Mutter des Evander, vermuth-
lich dieselbe, wie Fauna oder Bona
Dea Pr. p. 357), Portunalis, Fa-
lacer (einer unbekannten Gottheit),
Pomonalis (Pr. p. 108). Ausser
diesen werden noch /flamines Cu-
riales (von denjenigen der ver-
ótterten Kaiser in spáterer Zeit
E nicht zu reden) erwühnt, der
Zahl der Curien ent«prechend
dreissig, die als Gehiilfen der Cw-
riones die bei den einzelnen Curien
bestehenden sacra wahrzunehmen
hatten (Lange l|. 215). Vesta-
lische Jungfrauen bei den Ró-
ΤΏ ΘΓ ursprünglich 4, «püter 6, vom
Pontif. max. ernannt (capere), in
spáterer Zeit auch aus plebejischem
Geschlechte, aber patrimae et ma-
trimae; sempiternum: ein Erlóschen
des Feuers galt als Vorbedeutung
gros.en Unglücks für den Staat,
und wurde die schuldige Vestalin
mit Kuthenbieben vom Pont. M.
quanam Das Feuer musste dann
er Natur wieder abgewonnen wer-
den entweder durch Bohrung in
einem íruchttragenden Holze oder
durch Entzündung an der Sonne,
dem Urquell des Feuers. Pr. p.
542.
Andere bei den Rómern an-
gesehene Priesterschaften, theils
Einzelpriester, wie Rex sacrificulus,
Priester des Janus, als Vertreter
des Kónigs an Würde dem Pontif.
maximus vorangehend, wie auch
die flamines matores, an Macht aber
nachstehend und von ihm eingesetzt
(ob unter die flamines mit ein-
begriffen?), theils Collegien wie
Sali (19 palatinische, dem Mars,
19 collinische, dem Quirinus ge-
weiht, beide patricisch: durch Co-
optation — wie alle Collegien, jedoch
drei derselben, diejenigen, zu denen
die Plebejer sich den Zugang durch
die lex Ogulnia erkümpft, JPonti-
fices, Augures, X |. XV| vir? sacr.
fac., so auf Grund einer Vorwahl in
den Comitia tributa durch die
grósste Minoritüt derselben, 17 Tri-
bus, 8. Lange II. 463 flg. — gewühlt),
fratres Arvales, Luperci etc. werden
hier übergangen. Daraus folgt
jedoch noch nicht, dass Cic. sie
aus seiner Verfassung habe aus-
schliessen wollen, zumal im folgen-
den das genus publicorum sacer-
dotum, quod praesit caerimoniis
εἰ sacris einen weiten Spielraum
lüsst.
praes. caer. €. 8. schliesst sowohl
die den Gottesdienst leitenden pon-
Hfices, die überdies auch selbst
einige Opfer, der Vesta, den Lares
u. Penates Lange I. 261, vollzogen,
als ihn verrichtenden Priester ein
und hat als Gegensatz die die Zu-
kunft erkundenden theils auf Grund
von Weissagungen, sacerdotes sibyl-
lini, theils auf Grund von Zeichen,
augures,
quorum sc, vatiwum erg. ecfata,
Solcher Seher gab es drei in tom
112
verit.
DE LEGIBUS
Interpretes autem Iovis optimi mazumi, publici
augures, signis et auspiciis postera vidento, disciplinam
tenento.
tem:populi auguranto.
21. Sacerdotesque et vineta virgetaque et salu-
Quique agent rem duelli quique
popularem, auspicium praemonento ollique optemperanto.
anerkannte, die Cumáische Si-
bylle, die Sibylla Albunea zu Ti-
bur, die fratres Marcii. Die Sprüche
dieser drei, mit Ausnahme derer
der /ratr. M. in griechischer
Sprache abgefasst, bildeten den
Inhalt der Sibyllinischen Bücher,
deren Aufbewahrung im Capitol
(beim Brande desselben 85 v. Chr.
zerstórt, wurden sie spüter nach
der Erinnerung oder auf Grund
ühnlicher Sammlungen in grie-
chischen $Stüdten, wie Erythrae,
wieder zusammengestellt) und Aus-
legung einem Priesterorden auf-
getragen war, der der Zahl der
Mitglieder entsprechend anfangs
Duumviri, spüter Decemviri, seit
Sulla Quindecimviri sacris faciundis
hiess. Diese Priester standen im
Dienste des Apollo (Pr. p. 272).
Interpretes autem. Die lockere
Anknüpfung mit autem, weil diese
Klasse sich mit der vorigen be-
rührt. S. oben 8 19 zu olla, pr.
quae sq.
lovis: Jupiter als Gott der Hóhen
und des Himmels war hóchster
Quell der Offenbarung durch seine
himmlischen Zeichen (Pr. p. 167),
wie Ζεὺς πανομφαῖος. Es waren
fünf Arten von Zeichen, aus denen
die Augurn den Willen der Gótter
(Halm: ostenta als Particip), resp.
die Zukunft (postera) erforschten:
er caelo (Blitzerscheinungen), ec
avibus, ex tripudiis (dem Fressen
der Hühner), ez quadrupedibus (wie
Füchsen, Hunden, die über den
Weg liefen), ex diris (sonstigen er-
schreckenden Zeichen), von denen
die ex avibus und tripudiis hier
unter auspicia zusammengefasst
sind, die übrigen schlechtweg signa
genannt werden.
discipl. tenento sie sollen die über-
lieferte Wissenschaft und Beobach-
tungsweise (Methode), wie sie be-
sonders in den libri augurales
niedergelegt war, bewahren.
8 21. Sacerdotesque Accus. Zu den
Obliegenheiten der Augurn gehórte,
die Priester und manche Oertlich-
keiten zu inauguriren, wie Wein-
berge und junge Anpflanzungen von
Obst- und anderen Büumen (sonst
virgulta cf. Georg. 2. 3; — dasselbe
für Setzlinge ebds. 346; Lucr. 5.
932), ferner das Gebet des hóchsten
Magistrats um das Wohlergehen
des Volkes, sodass er zu ermitteln
hatte, ob der Tag dafür günstig
sei (salut. aug., der technische Aus-
druck dafür, cf. Div. I. 105; Suet.
Octav. 31). Vgl. Lange I. 263;
Prell. 110. — quique agent sq. sie
sollen denjenigen (erg. eos cf
Colum. 11. 2. 1 caeli varietatem
mutationemque si praemonitus fue-
rit) Magistraten, welche eine Hand-
lung des Krieges oder Friedens
unternehmen wollen, das auspicium,
insbesondere die Bedeutung des-
selben, vorherverkünden, und die
Magistrate haben sich darnach zu
richten. — Die one der
Vogelzeichen war eigentlich Sache
des Magistrats; dieser nur hatte
das Recht, sie anzustellen (habet
auspicia) und die spectio derselben,
wührend der Augur als Gehülfe
desselben i» auspicium adhibetur
oder in auspicio est auf Grund eines
fórmlichen Vertrags, worin jener
zur Hülfeleistung auffordert: 0.
Fabi, te mihi in auspicio esse volo,
dieser der Aufforderung Gehór ge-
bend antwortet: awdivi; ferner das
Resultat der angestellten Beobach-
tung in seiner Bedeutung verkündet
(nuntiat, resp. obnuntiat, wenn dem
Unternehmen ungünstig ^ Doch
konnte der Mag. dem Augur auch
die Beobachtung selber überlassen
und sowohl die Verkündigung des
Zeichens selber als seiner Bedeu-
tung entgegennehmen. In jedem
Falle aber hatte er sich dann dem
góttlichen Willen nach der Deu-
tung des Augur zu fügen. (auspicium
— "
LIB. II. CAP. 8. $ 20. 21.
113
Divorumque iras providento sisque apparento caelique
fulgera regionibus ratis temperanto urbemque et agros
von augurium eigentlich so unter-
schieden, dass es das Vogelzeichen
nach der Erscheinung, aug. nach
der Bedeutung bezeichnet, ist hier.
wie an vielen Stellen im beider-
&eitigen Sinne gesetzt. Cf. Lange
8 50.
Divorumnque sq. geht im Gegens.
zu den vorhergehenden auguriis
impetritis (geflissentlich angestell-
ten) auf auguria oblativa, wozu die
€x caelo u. diris gehórten. Nàüm-
lich, wenn auch die Auspicien für
gewisse Handlungen, wie eine
Volksversammlung, günstig waren,
80 konnte sie doch noch durch
derartige Zeichen, wie den morbus
comitialis (Epilepsie) oder einen
Blitz unterbrochen werden. Lange
IL 412. Die Augurn hatten also
die Pflicht, aus solchen Zeichen den
Zorn der Gótter vorauszuschauen
(voraus: weil erst die vollendete
Handlung den Zorn entstehen lásst
— oder: ehe er sich durch Strafe
áussert) und zu obnuntiiren. Die,
welche bei der Handlung betheiligt
waren, hatten ihnen, oder was viel-
leicht richtiger, dem Zorn der
Gótter, nachzugebemn (sis altlatein.
Dat. für iis, Schweiz.-Sidl. $ 112. c.
A. 6). Falsch wird providere von
einigen für abwenden, wie anschei-
nend auch von Preller gefasst, der
als Function der Augurn angibt:
bei ausserordentlichen Gelegenhei-
ten, namentlich bei drohenden Er-
scheinungen des Himmels den Zorn
der Gótter zu sühnen, Blitze zu be-
schwüren... p.110. Denn es findet
sich kein sicheres Beispiel für diese
Bedeutung. Die dafür angeführte
Btelle (Att, 10, 16. 2): cetera, quae
quidem consilio provideri poterunt,
cavebuntur, làsst sich so erklüren:
die übrigen Gefahren, soweit sie
durch vernünftige Erwügung vor-
ausgesehen jm kónnen, werden
vermieden werden.
ewe o f. ὮΝ sie sollen die Blitze
nach den gültigen Gegenden ge-
hórig bestimmen (eintheilen, be-
messen) Nach der etruskischen
Disciphn , der hierin auch die
Cicero de legibus,
Augurn folgten, war der Himmel
in 16 Theile getheilt (Div. 2. 42);
die von der linken Seite, wenn
man das Gesicht nach Süden ge-
richtet hatte, d. h. aus dem Osten
kommenden Blitze galten im All-
gemeinen als günstig und um-
gekehrt. Doch eine noch mehr
ins Einzelne gehende Beobachtung
ergab noch eine weit genauere
Bestimmung des Vorzeichens, vgl.
Lucr. 6. 86
JNe trepides caeli divisis partibus
amens
Unde volans ignis pervenerit aut
in utram se
Verterit hinc partim, quo pacto
per loca septa
Insinuarit, et. hinc dominatus ut
extulerit se...
urbemque sq. Templum: der für
die Auspicien bestimmte Bezirk.
Als solchen hat man zu unterschei-
den 1) den am Himmel abgegrenz-
ten, 2) den an der Erde bemessenen.
Letzterer zerfàllt wieder in zwei
Arten: 8) in einen weiteren, inner-
halb dessen die Beobachtungen gül-
tig sind: templum maus; b) in
einen engeren den Standpunkt des
Augurn wührend der Beobachtung
begrenzenden: f. minus oder augu-
raculum (tabernaculum). Bezeichnet
wurde das templum immer auf die-
selbe Weise. Der Augur zog mit
seinem knotenlosen Krummstabe
(litwus) eine gerade Linie von Nor-
den nach Süden (cardo), die recht-
winkelig gekreuzt wurde durch eine
von Osten nach Westen gehende
(decwmamnus). Indem nun iu einer
gewissen, aber gleichen, Entfernung
diesen parallele Linien angenommen
wurden, entstand ein Quadrat, in
dessen Mittelpunkt (decussis) der
Augur selbst stand. Als üusserste
Grenze des Beobachtungsbezirkes
für stüdtische Auspicien galt das
pomoerium, innerhalb dessen über
stádtische Angelegenheiten, wie
ausserhalb dessen über auswürtige
die Befragung vorzunehmen war.
Daa augwraculum befand sich der
Aussicht wegen stets auf einem
5
114
[et] templa liberata et effata habento.
DE LEGIBUS
Quaeque augur
iniusta nefasta vitiosa dira deizerit, inrita infectaque
sunto, quique non paruerit, capital esto.
IX. Foederum, pacis, belli, indotiarum, injuriarum
oratorum fetiales iudices, nontii sunto.
tanto.
erhóhten Punkte, in der Stadt ge-
wüóhnlich auf dem Capitol (die Aus-
sicht hemmende Gebüude mussten
auf Befehl des Augurn abgetragen
werden, Lange I. 254), auf dem
Lande auf einer Bergeshóhe. So-
weit nun das templum bestimmt
und unter Gebetformeln eingeweiht
war, heisst es effatum, soweit es
befreit sein musste von Allem , was
der Aussicht hinderlich war, libe-
ratum (nach Anderen soviel als
vom Profanen geschieden , Pauly
Divinatio p. 1161). Wenn hier wrbs
und agri selbst als templa bezeich-
net werden, so ist natürlich an die
templa maiora zu denken. S. übri-
gens Anh.
Quaeque awgur iniusta: wider
Recht und Herkommen ; nefasta : an
einem dies nefastus verhandelt oder
vollzogen (dies mefasti gab es im
vorcüsarianischen Kalender 118 T.,
davon 53 mit N bezeichnet, viel-
leicht als nefasti tristes, 48 mit NP,
vielleicht nefasti hilares; unter diese
zwei Klassen fallen die 45 feriae
stativae, cf. 8 19 zu iurgia, unter
die letzteren die sümmtlichen ?dus,
als feriae lovis; im engeren Sinne
fasti 43 Tage, an denen nur Gerichts-
verhandlungen statthaft waren; da-
hin gehóren alle Kalenden und
Nonen, die nicht schon unter die
nefasti fielen, ausserdem alle Nach-
tage der Kalenden, Nonen Ὦ. Iden,
die sog. dies postriduami; ferner
188 dies comitiales, an denen so-
wohl Comitien als Gerichtsverhand-
lungen zulüssig; doch wurde diese
Zahl noch eingeschrünkt durch die
nundinae, jed. 9. Tag — die Rómer
hatten 8tügige Wochen —, an wel-
chen die Landleute in die Stadt
kamen, um ihre Waaren abzu-
setzen, an denen keine Comitien,
wohl aber Gerichtsverhandlungen
Statt finden durften, Lange I. 8ὶ 51);
vitiosa: ohne oder gegen die Auspi-
Bella discep-
cien resp. unter nicht gehóriger
Beobachtung derselben; dira: durch
schlimme Vorzeichen, die sog. dira,
gestórt; deixerit (vgl. übrig. Anh.)
— dixerit, da das lange ἡ in alter
Sprache ein Mittellaut zwischen
e und ἡ war und auch bhüufig so
geschrieben wurde; inrita sq.: soll
ungültig sein. Hierdurch wurden
die Augurn zu einer Art von Cassa-
tionstribunal erhoben; und wir
haben viele Beispiele in der róm.
Gesch., wo von ihnen Beamte, als
vitio creati, zur Abdankung ge-
zwungen, Urtheile gerichtlicher
Comitien aufgehoben und Gesetze
annullirt wurden (Lange I. 255).
capital der 'l'odesstrafe verfallen.
Cap. IX. fetiales Spruchmünner,
ein Collegium von 20 Mitgliedern,
mit einem aus ihrer Mitte zu jeder
einzelnen Amtsverhandlung gewühl-
ten, also nicht stündigen, Obmann
oder Aeltesten, pater patratus ge-
nannt, an der Spitze, Lange I. 8 49,
waren die offiziellen Vertreter des
Vülkerrechts, welche (über Inne-
haltung der Formen bei Abschluss
von Vertrügen und Waffenstill-
stánden, bei Friedensschlüssen und
Kriegserüffnungen, (über etwaige
Beleidigungen der Gesandten, er-
littene wie zugefügte, der eigenen
wie fremden, zu wachen und befin-
den (iudices) die Entschlüsse der
Staatsregierung in Hinsicht alles
dessen zu verkünden (nwntüi), ins-
besondere den Krieg zu erklüren (c/a-
rigare), die hergebrachten Formeln
bei Fredens-, Bundes- u. Waffen-
stillstandsschliessungen — auszuspre-
chen und die damit verbundenen
Ceremonien zu vollziehen hatten
(ein Beispiel letzterer Art bei Liv.
I. 24). net Beweise, dass ins-
besondere auch die Ueberwachung
des Gesandtenrechts, die Aburthei-
lung angeschuldigter Gesandter,
event. ihre Auslieferung, zu ihren
WEPTEEUEN
LIB. II. CAP. 8. 9. 8.51.
115
Prodigia, portenta ad Etruscos aruspices, si sena-
tus iussit, deferunto: Eiruriaque principis disciplinam
Competenzen gehórte, vgl. Varro
bei Nonius zu Fetiales: δὲ cwius
legati violati essent, qui id. fecissent,
quamvis nobiles essent, ut dederentwur
civitati statuerunt, fetialesque vi-
ginti, qui de his rebus cognoscerent,
iudicarent et statwerent, constitue-
runt und Lange I. 244. Somit
dürfte die Corruptel dieser Stelle
durch Einschiebung von iniuriarum
nach indotiarum geheilt sein. —
(Von meiner Emendation weiche ich
auch nicht zu Gunsten der von
Urlichs Rhein. Mus. 78. p. 155
foederum pacis belli indotiarum
ratorwm*'', die mir nachtráglich
bekannt geworden: sie entscheiden
über die Gültigkeit der Vertráge,
seien es nun friedliche oder für
Waffenstillstand geschlossene oder
"foedera, quibus etiam cwm hoste
devincitur fides, wobei die Erklàá-
rung von belli gesucht, foederum
ratorum — über die Gültigkeit der
Vertráge hart würe, zurück.)
. . Bella disceptanto: sie sollen die
Kriege entscheiden, natürlich nicht
diejenigen, die schon geführt wur-
den; denn diese konnten nur durch
die Ueberlegenheit der Waffen oder
das gemeinsame Abkommen der
beiderseitigen Staatsregierungen auf
dem Wege der Verhandlungen zum
Austrag gebracht werden, sondern
diejenigen, welche auszubrechen
drohten. Da aber Cic. mit diesen
Worten nicht dasselbe sagen kann,
wie vorher mit belli iudices sunto,
80 ist hier nicht, wie dort, an die
formale Hechtmüssigkeit, sondern
an die in der Sache liegende, in-
nere, zu denken. Ein Hecht der
Entscheidung über diese hat aber
(s. Rein in Pauly Reall. fetiales)
in spüterer Zeit ihnen nicht zu-
viera folglich stellt Cic. sich
ier auf den Standpunkt der alten
Zeit oder bildet sich ein Ideal des
Fetialenrechts unabhángig von den
thate&chlichen Verhàltnissen.
prodigia, portenta eine in publi-
cistischer Sprache beliebte Háufung
des Ausdrucks. Zur Bedeutung vgl.
Nat. d. II. 7 Praedictiones vero et
praesensiones rerum futurarum quid
aliud declarant, nisi hominibus ea
ostendi, monsirari, portendi, prae-
dici? ex quo illa ostenta, monstra,
portenta, prodigia dicuntur (áhnlich
Div. I. 93), wozu Schóm. nach Dó-
derlein bemerkt, dass in prodi-
giwm das Bedeutungsvolle und
Folgenreiche, (in ostentwm das
Wunderbare und Ausserordentliche,
in porteniwm das Schreckliche
und Gefahrdrohende, in monstrum
das Unnatürliche und Hàssliche der
Erscheinung besonders hervortrete.
(Forb. Hell. u. Rom II. Cap. 11,
Note 84 best. den Untersch. so:
prodigiwm sei der allgemeine Aus-
druck für schlimme Erscheinungen;
portent. u. ost. solche in der leb-
losen Natur, monstrum an lebenden
Wesen.)
Etruscos aruspices: diese, die zur
Zeit der Republik noch keine feste
Kórperschaft in Rom bildeten, son-
dern erst unter Kaiser Claudius
(Tac. Ann. 11. 15) in einen colle-
gialischen Verband traten, waren
vor diesem Zeitpunkt wenigstens
stets Etrusker, entweder im Auf-
irage des Senates besonders aus
Etrurien herbeigerufen, oder in om
sich schon aufhaltend (Forb. Hell.
u. Rom II. p. 87, Pauly Reall. Di-
vinatio p. 1165).
iussit — iusserit archaistisch,
Schweiz.-Sidl. 8 142. A. 3. Neue
II. 8 69 flg. Vgl. oben $ 19 faxim,
unten 8 22 clepsit, rapsit. Ihre
Wirksamkeit trat eben erst unter
der angegebenen Bedingung ein,
weil sie kein Glied der róm. Staats-
verfassung bildeten, und weil an-
dernfalls die pontifices oder X (.X V)
viri das Gescháft der Deutung und
Vm, der prodigia besorgten
(Pauly Divin. p. 1167 u. Forb. II.
p. 201).
principis. Hierünter sind Vor-
nehme Étruriens zu verstehen (Tac.
à, &. Ὁ, primoresque Etruriae sponte
aut patrum Homanorum | impulsu
relinuisse &cientiam). Diese Bestim-
g*
116
doceto.
DE LEGIBUS
Quibus divis creverint, procuranto, idemque
fulgura atque obstita pianto.
Nocturna mulierum sacrificia ne sunto praeter olla,
mung sollte verhüten, dass diese
Kunst dadurch, dass sie von armen
und niedren Leuten ausgeübt wurde,
dem Broterwerb und betrügerischen
Zwecken dienstbar gemacht würde.
(Andere verstehen unter principes
Vornehme des róm. Staates mit
Bezug auf die bekannte Stelle
Div. I. 92 quocirca bene apud ma-
iores mostros senatus tum, cwm flo-
rebat imperium, decrevit ut de prin-
cipum filiis Χ (Hdschr. sex] singulis
KEtruriae populis in disciplinam tra-
derentur, ne ars tanta propter tenui-
tatem. hominum a religionis aucto-
ritate abduceretur ad mercedem at-
que quaestum , welche Valer. Max.
vor Augen gehabt zu haben scheint
I 1. 1, wo er mittheilt: Decem
principum filios dari solitos He-
truriae populis ad percipiendam
sacrorwm disciplinam. | Aber die
Zahl VI oder X, auf róm, Jünglinge
bezogen, würde, da es XII etruski-
sche Bundesstüdte gab, eine viel
zu grosse Gesammtzahl, nümlich
72 od. 120, ergeben. Denn wir
müssen ser oder decem im Sinne
von seni oder deni nehmen, was
in Verbind. mit singuli — 8, F.
Schultz 8 79. I. A. — unbedenklich,
weil als Gesammtzahl angenommen
die Zahl in Widerspruch küme mit
der Zahl der etruskischen Bundes-
stidte. Daher sind auch àn diesen
Stellen die neuesten Herausgg. ge-
neigt, unter principes Etrusker, die
ja unter róm. Botmüssigkeit stan-
den, zu verstehen.. Der Dat. singulis
KE, populis kónnte mit einer nach-
lissigen Kürze für haruspicum in
singulis .E. pop. collegiis [sodalita-
tibus] gesagt sein, Val. M. den
Cicero missverstanden oder dasselbe
gemeint haben. Sollte aber prin-
cipes dennoch an allen jenen Stellen
auf Mitglieder der róm. Aristokra-
tie zu beziehen sein — denn zu
einer sicheren Entscheidung dürfte
man bei der Unklarheit der Worte
schwerlich gelangen — $0 würde
daraus noch keineswegs folgen,
dass die Rómer selbst die Haru-
spicin ausgeübt hütten. Das wider-
spricht dem Wortlaut unserer Stelle
[^N arusp., das allen sonstigen
achrichten. Dann müssten wir
mit Hartung und anderen [s. Pauly
Div. p. 1166] annehmen, dass die
Massregel nur den Zweck gehabt
habe, den Rómern ein Urtheil über
eine regelrechte Ausübung der
Lehre zu gestatten und sie vor Be-
trügereien zu behüten.
creverint archaistisch für decre-
verint. Cf. III. 6 quodcunque sena-
tus creverit, ebenso 8; degl 28;
Subj. aruspices erg. procwramdwm
esse; procuranto dieselben: den aru-
spices stand bei prodigiis sowohl
die Entscheidung darüber, welche
Gótter erzürnt waren und gesühnt
werden mussten, als auch die
Vollziehung der Sühne, hauptsüch-
lich durch Opfer und Gebete (Forb.
IL. p. 200), zu.
fwlgera jd Hendiadyoin — ein-
schlagende Blitze, was in der Vul-
gürsprache einfach fulmina; denn
fulgur eigentlich s. v. a. Lichtstrahl,
Wetterleuchten, obstitum das, was
demselben sich in den Weg gestellt
hat (obsisto), von demselben ge-
troffen ist. Doch ist die Verbin-
dung beider Wórter immerhin ein
jue de publicistischer Umstáünd-
lichkeit, da sonst sowohl fulgur
als obstitum allein in diesem Sinne
gesetzt wird. Das Verfahren der
expiatio fulgurum (auch fulguratio,
davon die Haruspices fulgwratores,
gen.) bestand darin, dass der Blitz
an dem Platze, wo er eingeschlagen,
begraben wurde (condere fulgur),
tudo das getroffene Erdreich auf-
gegraben und in der Tiefe eine
Art Sarg gemauert wurde. Ein
solches Tnitzgrab hiess von der
Aehnlichkeit mit einem Brunnen
puteal und von dem Opfer eines
zweijihrigen Schafes, das dabei
Statt fand, bidental (Forb. II. p.
201). πὰ
Nocturna sq. Also nur die all-
LIB. IL. CAP. 9. 8 21.
ID
quae pro populo rite fient: neque initianto, nisi ut ad-
solet Cereri Graeco sacro.
jáhrliche Opferfeier (in der Nacht
vom 3.—4. Decbr.) für die Bona
dea wird hiermit zugestanden, bei
welcher sie von den Frauen im
Hause des obersten Staatsbeamten
um Heil und Segen für das róm.
Volk beschworen wurde (Pr. p.
355).
Die Hdschr. neve que init., WwOr-
aus einige falsch merce quem ge-
macht haben. Das Obj. fehlt mit
absichtlicher Zweideutigkeit des
Ausdruckes, ist aber aus mulierum
zu ergánzen. (Feldh. neve quoi,
was wenigstens dem Sinne nach
auch passen würde.) Dass hier nur
von den Frauen die Rede ist, zeigt
$37 diligentissime sanciendum est,
ut mulierum famam multorum oculis
luz clara custodiat, imitienturque 60
ritu Cereri, quo .Komae initiantur,
aus welchen Worten auch hervor-
geht, dass ut assolet nicht bedeutet:
wie gewühnlich, nach der Sitte,
sondern in der gebrüuchlichen,
üblichen Weise (eo ritu), d. h. am
Tage. Von den Mánnern kann hier
um so weniger die Rede sein, als
8 35—36 die Frage in Betreff dieser
noch für vóllg offen gehalten
wird und Cic. dem Wünsche des
Attic. nachgebend erst dort sich
dahin entscheidet, diesen die nücht-
lichen Mysterien zuzugestehen. Das
Verbot des Geheimdienstes mit
Ausnahme des eleusinischen für die
Weiber ist aber auch nach dem
Verbot nüchtlicher Feier nicht
überflüssig, da zwar für die meisten
Mysterien Nachtfeier (παννυχίδες,
pervigilia, üblich war, aber doch
nicht nothwendige Voraussetzung
für alle, wenn anders es feststeht,
dass die Einweihung in die Bac-
chanalia Anfan s am Tage geschah
(Liv. 89. 13 J'res im ammo statos
dies habuisse, quibus interdiw Bac-
chis initiarentur ; Prell p. 717),
ferner wahrscheinlich ist, dass die
Mysterien des Zeus in Creta (an-
dere berühmte sind die Samothra- .
kischen, Schóm. I. 385 flg., die der
Isis und des Osiris, ebds. p. 388 flg.,
die orphischen, ebds. 334 flg., der
Kybele u. s. w.) bei Tage gefeiert
wurden (Prell bei Pauly Myst. p.
329). Graeco sacro zur Bezeich-
nung des eleusinischen Cultus ist
hinzugefügt, da es ja denkbar war,
dass die Ceres noch auf andere
und ausschweifendere Weise ver-
ehrt wurde, sogut wie in den Bac-
chanalien sich ein eigenthümlicher
und besonders orgiastischer Ge-
heimdienst des Bacchus in Italien
ausgebildet hatte. Uebrigens unter-
schied man bei den eleusinischen
Mysterien drei Stufen der Ein-
weihung, diejenige in die kleinen
Mysterien im Frühlingsmonate An-
thesterion, welche hauptsüchlich den
Zweck der Vorbereitung durch Süh-
nungen und Reinigungen hatte, die
in die grossen Mysterien im Boe-
dromion — beim Beginn des Herb-
stes — desselben Jahres: die so
Eingeweihten hiessen μύσται; end-
lich diejenige, welche zur vollen
Anschauung (ἐποπτεία: die so Ein-
geweihten ἐπόπται) des Allerhei-
hgsten führte, welche erst im
nüchsten Jahre wiederum bei der
grossen Eleusinienfeier im Boedro-
mion Statt* fand. Móglich dass
mit der Beschrünkung der Weiber
auf Einweihung am Tage auch
diejenige auf einen niedrigeren
Grad der Weihe verbunden war,
s. unten zu $ 35. — Ueber neque
beim Imperat. vgl. Drüg. I. $ 153.
10 (unt. 1II. 11); sonst freilich nach
vorhergehendem bejahendem, bei
Dichtern auch in der Fortsetzung
von 4e, 8. das, doch wird die dich-
terische Freiheit nicht über den
alterthümlichen Gebrauch hinaus-
gegangen sein. — as$80let, unpersón-
lich mit Erg. von fieri, wie háufig,
vgl. Lael. 7 cwm in hortos D. Bruti,
ut assolet, venissemus, mehr Klotz
Lex., seltener so solet: senatus quos
ad. soleret. referendum censuit. Nat.
d. IL. 10; quoniam tw non, ut olim
80lebat, Atellanam sed, ut unc fit,
mimum introducisti Fam, IX. 106. 7;
simul, id quod in tali re solet, alii
jortenta. atque prodigia muntiabant
jall. Cat, 30; cf. Nügelsb. $ 183. ὃ.
118
DE LEGIBUS
22. Sacrum commissum, quod neque expiari poterit,
impie commissum esto: quod ezpiari poterit, publici
sacerdotes expianto.
Loedis publicis, quod sine curriculo et sine certa-
8 22. sacrum commissum: Es
handelt sich um Verstósse bei Aus-
übung heiliger Handlungen, wie
Opfern, Gebeten, Processionen,
Spielen, bei der die strengste Be-
wahrung der hergebrachten Formen
geboten war, jede Abweichung von
ihnen als sündhaft galt. Eine in
dieser Beziehung begangene Ver-
schuldung hiess piaculum commis-
sum (Prell p. 117), insoferm sie
durch den Priester gesühnt werden
konnte; die Handlung selbst musste
dann von Neuem vorgenommen
werden. So berichtet Plutarch
(Coriol. 25), dass ein Opfer aus
diesem Grunde 30mal erneuert
wurde (ἀεί. τινος ἐλλείματος ἢ
προςκρούματος γίνεσθαι δοκοῦντος).
Die Art der Verstósse konnte sehr
geringfügig sein, wie wir aus Cic.
Har. resp. 23 ersehen: si ludius
constitit (Stockung der Tanzbewe-
gung) aut tibicen repente conticuit
aut puer ille patrimus εἰ matrimus
tensam non tenuit (eins der Pferde,
die den Gótterwagen Zogen, scheu
wurde) si lorum omisit, aut si
aedilis verbo aut. simpuvio (Opfer-
schale) aberravit, ludi sunt mon rite
facti. Eine absichtlich unrechte
Ausübung einer heiligen Handlung
(audacia in admittendis foedis reli-
gionibus 8 37) ist unsühnbar, wie
sie von Cic, dem Clodius vorgewor-
fen wird, welcher Spiele der grossen
Mutter (Megalesia) durch Sclaven
abhalten liess und die Freien ver-
jagte (Har. resp. 94). Diese Be-
stimmung berührt sich mit der
obigen: ritus fam. patr. servamto
und der unteren: ex patriis rit. opt.
serv., ergünzt sie aber in doppelter
Weise, erstens insofern sie die
Folgen, die eine Uebertretung der
Art nach sich zieht resp. den Weg
zur Abwendung derselben, wenn
unfreiwillig, angibt; zweitens sich
auch auf Nebenumstünde heiliger
Verrichtungen bezieht, deren Ver-
letzung zwar den Góttern anstóssig,
aber noch nicht ein Aufgeben des
eigentlichen ritws ist. Beachtens-
werth ist noch, dass hier bei sol-
chen Verschuldungen üusserer Art
den Staatspriestern das Recht einer
mindestens (s. aber zu 8 37) ideellen
Bestrafung (audaciam in adm. rel.
f. dammet atque impiam — iudicet
8 37) zuerkannt wird, wührend
oben bei verwandten Vergehungen
wie gegen das Gebot der Reinheit
und der Beschrünkung des Auf-
wandes bei Opfern ein mensch-
liches Eingreifen durch Strafe ganz
ausgeschlossen war. — Was nun
den Ausdruck saerum commissum
betrifft, so hat man ihn als gleich-
bedeutend mit commissum in sacrum
gefasst, ohne für diesen Gebrauch
eine andere Parallele als idque ne
committi (oben in demselben Ge-
setze $ 20), das wir in omitti ge-
ündert haben, anführen zu kónnen.
Dagegen führt das in zum Theil
entsprechendem Sinne gebrüuch-
liche piaculum commissum, sowie
Ciceros erlàuternde Worte — unten
8 37 — in admittendis foedis reli-
Pange auf eine andere Erklürung
in. Nümlich sacer, eigentlich den
Góttern als Eigenthum geweiht,
ist auch oft soviel als ihnen zur
Strafe, Vernichtung, verfallen, ver-
flucht von einer Person, Verfluchung
bedingend, fluchwürdig von einer
Sache oder Handlung (awri sacra
fames ἃ. dgl) Dies dürfte aber
insbesondere auf solche Hand-
lungen passen, die durch ungehórige
Form im Verkehr mit den Góttern
eine unmittelbare Ehrenverletzung
derselben enthalten — auch auf
unfreiwillige, solange nicht Genug-
thuung geleistet. Also — religióse
Verschuldung; sofern absichtlich,
Frevel. ἔν
ne vgl. 1. 8 56.
ludis jux sq. Wenn die sehr
schwierige Lesart richtig ist, so
lüsst die Stelle nur folgende Er-
klürung zu: Bei den óffentlichen
LIB. II. CAP. 9. $ 22.
119
iione corporum fiat, popularem laetitsam in cantu et fa-
dibus et tibiis moderanto eamque cum divum honore
iungunto.
Ex patriis ritibus optuma colunto. ;
Praeter Idaeae matris famulos eosque iustis diebus
ne quis stipem cogito.
Spielen soll man die Fróhlichkeit
des Volkes, soweit sie ohne Lauf
und kórperliche Wettkámpfe erregt
wird (laetitiam facere d. Fin. I. 25),
am (beim) Gesang, Saiten- und
Flótenspiel mássigen ... Die Be-
ziehung des Relativsatzes auf das
folgende pop. laetitiam ist hart,
nur dadurch zu entschuldigen, dass
Letzteres als Haupttheil des Ge-
dankens den Sinn ganz erfüllte und
beherrschte. | Unmóüglich aber ist
Feldh.'s Erklàrung des Relativsatzes
durch quatenus fit wt ludatur, in-
dem ludis publicis für gleich ge-
nommen wird mit cwm ludi publici
celebrantur. Das heisst den Schrift-
steller stammeln, nicht reden lassen.
Einigen Anstoss ferner gibt, nach-
dem die laetitia dem Gegenstande
nach durch den Relativsatz schon
bestimmt ist, der weitere Zusatz
in cantu sq. Doch dürfte dieser
an Erheblichkeit verlieren, wenn
man erwágt, dass die Bestimmung
des Relativsatzes noch zu weit war,
da sie erst die scenischen Spiele
bezeichnete, noch nicht denjenigen
Theil von ihnen, auf den es hier
ankommt, die musikalischen Par-
tien oder Begleitung derselben. —
Zur Sache erfahren wir aus $ 38 flg.,
dass Cic. die Ansicht Platos theilte,
dass die Musik einen wesentlichen
Einfluss auf die sittliche Bildung
habe und das Volk sowohl zu ver-
weichlichen als in wilde Ausgelas-
senheit zu versetzen vermóge. Dar-
aus folgt, dass irrig Bait. im vor
cantu gestrichen hat; denn damit
würde nur die Richtung und Len-
kung der Fróhlichkeit durch die
Musik verlangt, wührend Cic. die
Mássigung in der Wahl der Ton-
weisen, des musikalischen Charak-
ters, fordert. Zu in bei laetitia .
vgl. delectari $ 17.
cum div. hon. i. Das Vergnügen
der Spiele, also die Spiele selbst
sollen mit Verehrung der Gótter
verbunden, d. h. zu Ehren der
Gótter gefeiert werden. So auch
in Rom. Die ludi Romani (Sep-
tember), Capitolimi (Octob.), Ple-
bei; (Novemb), Magni (unbe-
stimmter Zeit, nicht regelmiàssig,
Pr. p. 200) wurden zu Ehren des
Jupiter gefeiert, und zwar die Magni
nur als circenses, die anderen
auch als scemici; .Apollimares (Juli,
circ. ἃ. scen.), Cereales (Mitte
April, circ.) den bezeichneten Gott-
heiten, J'lorales der Flora (Ende
April, circ. ἃ. scen.) JMegalenses
z. E. d. grossen Mutter (Anfang
April, circ. ἃ. scen), Saeculares,
ursprünglich T'erentimi, weil am
Terentium auf dem Camp. Mart.
gefeiert, genannt, zanüchst den un-
teren Góttern Dis und Proserpina,
spáter auch den oberen, wie Apoll
und Diana, den angenommenen
Schutzgottheiten des Augusteischen
Zeitalters, Jupiter u. Juno u. s. w.
(circens. ἃ, gladiatorii) Z'awrii den
unteren Góttern (nicht regelmüssig).
Dazu kamen funebres od. novendiales,
von Privaten abgehalten zu Ehren
der Manen der Verstorbenen (meist
gladiat.. Nüheres bei Preller zu
dens. Vgl. zu III. 8 7.
er pair. rit. sq. den Fall be-
treffend, dass verschiedenartige Ge-
brüuche aufgekommen waren. Dass
hier von óffentlichen Feierlich-
keiten die Hede s. oben zu rit.
famil. $ 19.
Mit echt rómischer Nüchternheit
erklürt Cic. sich gegen die, leicht
das $Staatsinteresse — geführdende,
HKeligionsbettelei. .Eine Ausnahme
wird nur gemacht für die ver-
schnittenen Priester der Cybele
(Idaea mat. vom Phrygischen, für
den Stammsitz der lHtómer angese-
henen, Berge Ida), Gall, die durch
Herkommen das Hecht hatten, bei
dem jührlichen Umzuge durch die
120
DE LEGIBUS
Sacrum sacrove commendatum qui clepsit rapsitve,
parricida esto.
Periurii poena divina exitium, humana 4edecus.
Incestum pontifices supremo supplicio sanciunto.
Impius ne audeto placare donis iram deorum.
Caute vota reddunto. Poena violati iuris esto. Quo-
Stadt für die grosse Mutter zu
sammeln (μητραγυρτεῖν), aber dar-
um auch um so verüchtlicher er-
schienen (Pr. p. 451). Ovid. Fast.
4. 350 leitet die Sitte dieser Geld-
sammlung von den Beitrügen her,
die nach der Aufnahme der grossen
Mutter in Rom i. J. 204 zur Er-
bauung eines Tempels für sie zu-
sammengebracht wurden. lustis
diebus: nümlich um die Zeit der
Megalesia (s. zu ludis).
Sacrum sacrove sq. Die Tempel
und Heiligthümer galten immer als
die sichersten Aufbewahrungsorte;
daher der Staatsschatz dort nieder-
gelegt zu werden pflegte, wie bei
den Athenern in dem ὀπισϑόδομος
des Parthenon, bei den Rómern im
Tempel-des Saturn. Auch Privat-
leute vertrauten ihnen gern ihre
Schütze an, wie der Greis Euclio
in der Aulularia des Plautus seinen
Topf mit Gold (aula) dem Tempel
der Fides (s. Act. III. 4. 46). Vgl.
unten 8 41. Der Haub eines zur
Aufbewahrung anvertrauten Gutes
(sacro commend.) galt ebenso als
sacrilegium, wie der eines heiligen
Gegenstandes (sacrum) selber: ein
so schweres Vergehen, dass es dem
Vatermorde gleichgesetzt ^ wird,
Aehnlich Plato in Betreff des fs96-
συλος: ἄν τις περὶ ϑεοὺς ἢ περὶ
γονέας ἢ περὶ πόλιν ἠδικηκὼς
ἀναφανῇ, δίκη τούτῳ ϑάνατος sq.
Leg. IX. p. 854. E.
oriurit sq. Das róm. Recht sah
von einer peinlichen Bestrafung des
Meineids ab, indem es diese den
Góttern überliess, s. Cod, Just. IV.
Tit. 1 ?urisiurandi contempta religio
satis deum ultorem habet — nur in
ültester Zeit wurde er mit Hinab-
sturz vom Tarpejischen Felsen be-
straft —, dafür trat die hóchste
Ehrenstrafe ein, indem der Mein-
eidige für infamis erklürt wurde,
d. h. des ?us suffragii et honorum
verlustig und unfühig, eine Crimi-
nal- oder sonstige óffentliche (actio
popularis) Klage anzustellen und
Zeugniss abzulegen. Vgl. Rein p.
143 flg.
incestum hier im engeren Sinne
Unkeuschheit der Vestalischen
Jungfrauen (sonst auch Blut-
schande), wurde von den Pontifices
mit erschwerter "lodesstrafe ge-
ahndet, indem die schuldige V.
lebendig begraben wurde.
sancire hier bestrafen, wie auch
wohl III. 46 vis capite sanciatur,
Ofter unter Strafe verbieten s. 8 10.
Impius sq. Entsprechend dem
obigen (8 19) Verbote, dass selbst
Fromme sich des Aufwandes bei
Opfern enthalten sollen, wird Gott-
losen jedes Opfer oder sonstige
Ehrengeschenk an die Gótter
untersagt: ein Verbot, welches eine
sehr würdige Auffassung des gótt-
lichen Wesens bekundet, insofern
es davon ausgeht, dass die Gótter
nur auf die Gesinnung, nicht auf
Gaben oder üusseren Dienst Werth
legen. — Aus der hier vorliegenden
Bedeutung von placare , beschwich-
tigen, versóhnen'** entwickelte sich
die besonders bei Dichtern hàufig
vorkommende, allgemeinere, des
Huldigens durch Opfer und reli-
ióse Verrichtungen überhaupt, wie
or. Od. 1. 36. 2 twre εἰ fidibus
placare; ib. 3. 23. 3 si ture placaris
εἰ horna fruge lares; 9. 14. 6; Ov.
Fast. 1. 671 οἷο; Cic. Leg. II.
25; 30.
caute v. sq. Man soll die Ge-
lübde behutsam erfüllen, d. h. ohne
Schmülerung anderer Rechte. Die
Erlàuterung folgt unten 8 42 flg.
an einem Beispiele aus Ciceros
eigenen Lebensschicksalen. Clodius
hatte (s. die Rede de Domo) das
Haus Ciceros mniederzureissen und
LIB. IL: CAP 9. $ 22.
circa ne quis agrum consecrato.
sacramdi modus esto.
121
Auri, argenti, eboris
Sacra privata perpetua manento.
an Stelle desselben der Libertas
einen Tempel zu weihen gelobt, wel-
chen er auch ausführte. Dies hat
nicht ohne Verletzung nicht nur der
Rechte Ciceros, sondern vor Allem
der seiner Laren und Penaten ge-
schehen kónnen. Die Verletzung
früherer Rechte ist strafbar (poena
viol. i. e). Daher dürfen auch
Aecker nicht geweiht werden. Denn
nach 8 45 ist die Erde allen Gót-
tern heilig p Durch Uebertragung
eines Theils derselben an einen be-
stimmten Gott werden somit die
Rechte der übrigen gekránkt. Diese
nach dem Wortlaut der Stelle ein-
zg mógliche Erklürung bietet aber
manche Anstósse. Der wichtigste
ist der, dass Cic. $ 45 gegen Ende:
terrae cultum segniorem | suspicor
fore, si ad eam wutendam ferroque
subigendam superstitionis aliquid
accesserit sich gegen Platos Be-
ründung seines Verbotes, einen
Theil der Erde zu weihen, ver-
wahrt. Auch káme er, wenn er
diesem Grunde beistimmte, mit
sich selbst in Widerspruch, da er
oben (8 19) lucos, also gewisse
Theile der Erde, Góttern zugeeignet
hatte. Daher hat Madvig quocirca
als aus 8 45 quocirca me quis iterum
idem consecrato eingedrungen aus
dem Texte gewiesen. Hiernach
würe der Zweck des Verbotes nur
Masshaltung wie im Folgenden.
Sodann muss man sich fragen:
warum Cic. nicht lieber das Ein-
gehen als die Erfüllung eines un-
erechten* Gelübdes untersagt hat.
ielleicht, weil ein solches für eo
ipso nichtig galt; der an Erfüllung
esselben interessirte Gott durch
Ersatz befriedigt werden konnte.
Jedenfalls verlangt aber die Ueber-
einstimmung in Gedanken, dass
auch consecrare von der Darbrin-
ἔπιε der Gabe, der Hingabe zum
;genthum selber verstanden wird,
wie Arch. 27 Fulvius non dubitavit
Martís manubias Musis consecrare,
nicht von der Vorbestimmung, dem
Angeloben, dazu, in welchem Sinne
das Wort bei genauem Gebrauche
unterschiedlich von dedicare, s. zu
Dom. 125 u. 126, gesetzt wurde.
Zu bemerken ist noch, dass zur
Lósung der Schwierigkeiten einige
reddunto in faciwnto geándert wis-
sen wollen, oder es in demselben
Sinn (— sagen, aussprechen, sonst
^wncwpare) fassen, unter 2uwris das
Recht auf Erfüllung des Gelübdes
verstehen. Dann aber passt die
unten 8 42 gegebene Erlàuterung
nicht.
Awri sq. Cic. untersagt die Wid-
mung von Gold, Silber und Elfen-
bein nicht ganz wie Plato (s. 8 45),
sondern nur das Uebermass; also
leitet ihn mehr eine besonnene
Rücksicht auf Erhaltung des Ver-
mógens, die ja auch in anderen
Bestimmungen dieser lex (s. oben
opes amovenio; unten swmptum in
ollos sq.) durchleuchtet, als der
Platonische Grund (s. a. a. O.).
Sacra priv. Die Besorgung der
von Vorfahren gestifteten, in der
Familie zu vererbenden, sacra war
oft eine leostspielige Verpflichtung;
daher in einer Zeit, wo die Ach-
tung vor dem alten Cultus ge-
schwunden war, nach Mitteln und
Wegen gesucht wurde, um sich
dieser Verpflichtung zu entledigen.
Diesem Bestreben kaàm juristische
Schlauheit und Interpretationskunst
zu Hülfe, worüber s. unt. $ 52— 53,
u. besonders Muren. 27 sacra ill
(maiores) interire noluerunt: horum
(iuris consultorum) ingenio senes ad
coémptiones faciendas interimendo-
rum sacrorum causa reperti sunt.
Nümlich Frauen, auf denen die
Verpflichtung ruhte, gingen mit
einem kinderlosen, alten Manne eine
Ehe durch coémptio (s. darüb. Lange
I. 93) ein, wodurch das Vermógen
und die Verpflichtung auf diesen
überging; wurden darauf nach vor-
heriger Verabredung aus der Manus
desselben unter Rückerstattung des
Vermógens wieder losgelassen. Die
Verpflichtung aber behielt dieser
gegen Enteschüdigung bis zu seinem
122
DE LEGIBUS
Deorum manium iura sancta sunto. Nos leto datos
divos habento: sumptum in ollos luctumque minuunto.
X. 29. ATT. Conclusa quidem est a te íam magna lex
sane quam brevi.
Set, ut mihi quidem videtur, non multum
discrepat ista constitutio religionum a legibus Numae no-
Tode, mit dem sie, wenn er weder
Vermógen noch Kinder besass, für
immer erlosch. Diesen juristischen
Kunstgriffen also will Cic. entgegen-
treten.
Deor. man. sq. Durch den Tod
und die Weihe der Bestattungs-
gebrüuche gelüutert, erhóht und
gleichsam consecrirt, wurden die
Verstorbenen fortan wie andere
Gótter und Geister verehrt (Prell.
p. 72) Der Name bedeutet die
Lichten, Guten (ebds. p. 455). Ihre
Rechte bestanden besonders in dem
sacrificium novendiale, dem Süh-
nungsopfer und 'Todtenschmaus
nach der Bestattung, ferner in der
alljáhrlichen Privatfeier des Sterbe-
tages, mit Spenden am Grabe und
Bekrünzen desselben, parentalia
genannt, sowie in der óffentlichen
Todtenfeier im Februar 13— 21,
auch parentalia, der letzte "Tag
von dem Todtenopfer feralia, ge-
nannt, worauf die Carsstia, der
Todtenschmaus, ^am 22. folgten
und den Abschluss machten (Prell.
p. 482 flg). Zu Hauslaren erhoben
hatten sie ferner die besonderen
Rechte dieser. Darüb. Pr. 486 flg.
bonos st. mos schreibt Urlichs
hein. Mus. 1878 p. 155, weil nach
II. ?7 nur die Seelen der Guten
góttlieh seien.]
Sumptum sq. wieder massvoll
und rómisch. Das Nühere darüber
unten ὃ 59 flg.
Cap. X. 823. sane quam Pleo-
nasmus nàch Analogie von mirum
quantum, mirum quam. (Att. 13. 40),
nimium quantum, nimis u. nimium
quam, admodwm quam (bei Plaut.),
valde quam (Brut. Fam. XI. 13. 3),
immane quantum (Hor. Od. I. 27. 6)
und dem griech. ϑαυμαστὸν ὅσον
od. ϑαυμαστῶς ὡς, ὑπερφυῶς ὡς etc.
s. K. W. Krüger 51. 10. 12---18. Vgl.
Q. Frat. 2, 4. 5 sane quam refrizit;
Fam. 4. 5. 1 s. q. pro eo ac debwi
graviter molesteque tuli; 8. 1. 2 s. q.
repressit; 8. 4. 2 s. q. incutit multis
magnum metum; 8. 6. 1. 8. q. non ea
invidia; 8. 10. 1 8. q. commoti sumus.
8. 14. 1; 11 13. 4.
legibus Numae. Numa wurde in
spüterer Zeit als Gründer der ganzen
rümischen Rheligionsverfassung an-
gesehen; so legt ihm Dionys die
Einsetzung folgender Collegien bei:
der Curionen (seit der Aufnahme
der Lwuceres 30, der Zahl der Curien
entsprechend), der J'lamines (ma-
iores, wenn anders die minores erst
mit der Entstehung der plebs hin-
zugetreten sind; doch führten einige
auch diese auf Numa zurück s.
Prell 108 u. 137), der tribuni Ce-
lerum, augures (die Liv. schon unter
Romulus annimmt, Cic., Rep. II. 26,
von der Dreizahl unter homulus
durch Numa auf die Zahl fünf er-
hoben werden lüsst), der Vestali-
schen Jungfrauen, der Sal
Palatini (die Collini oder Agonales
sollen unter Tullus Hostilius hin-
zugekommen sein), der F"et/ales, der
Pontifices. B. Il. 64—73. Eine
andere Gruppe, die der Sodalitüten
oder Brüderschaften, wie die Lw-
perci, sodales Titii, fratres Arvales,
ist um die Zeit jener Gründungen
schon als bestehend zu denken.
Pr. p. 111. Ferner auf Numa als
den Reprüsentanten der alten Zeit
führt man die Vorschriften in Be-
ireff der Einfachheit des Cultus
(opes amovento), der Enthhltung von
aller Vergegenwürti der Gótter
durch Tempel un "Büder, dag
theilweise Verbot blutiger Opfer
zurück; dagegen auch die Ueber-
ladung mit religiósen Observanzen,
die strengen Vorschriften in Betreff
der castitas, der Anwendung der
einmal hergebrachten und consecrir-
ten Formeln der Gebete (indigita-
menta) oder frommen Gebrüuche,
sowie der piacula im Falle ihrer
Verletzung. Dieser alten Periode
setzt man eine spütere, in die Zeit
LIB. II. CAP. 9. 10. 8 22—24. 193
strisque moribus. M. An censes, quom in illis de re publica
libris persuadere videatur Africanus, omnium rerum publicarum
nostram veterem illam fuisse optumam, non necesse esse op-
tumae rei publieae leges dare consentaneas? ATT. Immo pror-
sus ita censeo. M. Ergo adeo expectate leges, quae genus illud
optumum rei publieae contineant, et, si quae forte a me hodie
rogabuntur quae non sint in nostra re publica nec fuerint,
tamen erunt fere in more maiorum, qui tum ut lex valebat.
24. ATT. Suade igitur, si placet, istam ipsam legem, ut ego
"UTEI TU ROGAS' possim dicere. M. Ain tandem, Attice, non
es dicturus aliter? ATT. Prorsus maiorem quidem rem nullam
Sciscam aliter, in minoribus, si voles, remittam hoc tibi. Q.
Atque mea quidem eadem sententia est. M. At, ne longum
fiat, videte. ATT. Utinam quidem! quid enim agere malumus?
der Tarquinier fallende Entwicke-
lungsstufe gegenüber, welche den
Einfluss des etruscisch-griechischen
Cultus darstellt und sich in Pracht-
entfaltung und bildlicher Vereh-
rung offenbart. So schreibt man
den Tarquiniern die Erbauung des
Capitolinischen Tempels, die Ein-
führung der ludi romani, der Pro-
cessionen; ferner die Zulassung der
etruscischen Haruspicin, die Auf-
nahme des Apollinischen Cultus
mit den Sybillinischen Weissagun-
gen und die damit verbundene Ein-
setzung der duwmviri (spáter X u.
XV wiri) saeris faciundis, der
sacerdotes sibyllini, zu. Pr. p. 127 flg.
In Ciceros Lex sind beide Systeme
verschmolzen; das letztere mag mit
nostrisque moribus bekannt sein.
in illis de republica 8q. Scipio,
welcher von den drei einfachen
Verfassungen die monarchische für
die beste δᾶ], für besser noch als
diese die aus den drei einfachen,
der mon., aristokratischen, demo-
kratischen zusammengesetzte, er-
kennt unter den bestehenden der
rómischen den Preis zu, insofern sie
— wie auch Polybius in Hinblick
auf das Consulat, den Senat und
die Comitien urtheilte, s. B. VI. C.
11 fig. u. Einl. p. 7 — auf der Zusam-
mensetzung beruhte. Rep. 1. 69 —
70 u. ll. 41—43. Vgl. oben I. 20.
veterem: zu seiner Zeit erschien
sie dem Cic, entartet.
necesse esse, nicht oportere: denn
nicht die Zweckmüssigkeit, sondern
die logische Nothwendigkeit, die
darauf beruht, dass Africanus da-
von überzeugt hat, soll ausgedrückt
werden.
Ergo adeo: daher eben, grade.
Adeo urgirt einen Begriff der Art,
dass es ihn steigert (sogar) oder
bekráftigt (eben, grade), gehóürt so
mehr der alten Sprache an, sodass
es über Cic. hinaus in der Prosa
sich fast nur bei alterthümelnden
Schriftstellern, wie Gell., noch findet.
Die Functionen desselben haben
spüter theilweise andere Partikeln
übernommen, wie cel (etiam), qui-
dem (Tursell I. p. 143, 147). Am
háufigsten steht es bei Zahl- und
Massbegriffen u. Pronomina, selten
bei Adverbien und nur bei solchen,
die eine gewisse Demonstrativkraft
áussern, wie inde, nwnc, nuper. So
auch hier bei ergo, welches an-
streift an hanc ob causam. οὶ
Pronom. vgl. Cic. id adeo Caec. 81;
Cluent. 80; Verr. 4. 141 (mehr da-
selbst Halm); quarwm adeo Fin.
2. 37.
rogabwntur publicistisch, 50 nach-
her suadere, indem Quintus und
Atticus scherzhaft an Stelle des
Volkes gedacht werden.
erunt zu I. 8 43. -
8 24. utei sq. Die gewüóhnliche
Genehmigungsformel war blos wti
rogas, Lange IL. p. 422. tw viel-
leicht hier nachdrücklich dem ego
gegenübergestellt. Zur Orthogr.
vgl. $ 21 u. 8 60.
remittam tibi hoc sc. ut. suadeaa.
124 DE LEGIBUS
M. Caste iubet lex adire ad deos, animo videlieet, in quo
sunt omnia. Nec tollit castimoniam corporis, sed hoc oportet
intellegi, quom multum animus corpori praestet observeturque,
ut casta corpora adhibeantur, multo esse in animis id servan-
dum magis. Nam illud vel aspersione aquae vel dierum nu-
mero tollitur: animi labes nec diuturnitate evanescere nec
amnibus ullis elui potest. 25. Quod autem pietatem adhiberi,
opes amoveri iubet, signifieat probitatem gratam esse deo,
sumptum esse removendum. Qui enim paupertatem cum divi-
tiis etiam inter homines esse aequalem velimus, cur eam sumptu
ad sacra addito deorum aditu arceamus? praesertim cum ipsi
deo nihil minus gratum futurum sit quam non omnibus patere
ad se placandum et colendum viam. Quod autem non iudex,
sed deus ipse vindex constituitur, praesentis poenae metu religio
confirmari videtur. Suosque deos aut novos aut alienigenas
coli confusionem habet religionum et ignotas caerimonias sacer-
dotibus.
si huic legi paruerint ipsi.
illud sc. die Unreinheit des Kór-
pers, wie sich aus dem Zusammen-
hang ergibt, indem tollitur, der
Gegensatz von servare, auch in dem
Subjecte den Gegensatz von dem
entsprechenden Nomen des vorigen
Batzes: corporis castimonia, zu sehen
nóthigt.
aspersione, Bei den Opfern für die
unteren Gótter genügte vorherige
Besprengung, wührend bei solchen
für die oberen der ganze Kórper
vorher in laufendem Wasser ge-
badet werden musste. Macrob. 3. 1.
dierum. mwmero: z. B. 10, bisweilen
gar 20 oder 30, wührend deren
man sich des Fleisches oder des
ehelichen Umganges (secubare) ent-
hielt ; amnibus Strüóme Wassers, der
Plural (cf. I. 21) insofern als Theile
des Flusses gedacht werden, nach
Analogie des Plurals bei Abstracta
und gewisser Concreta, wie aera
(Tafeln), pices (Pechstücke), s.
Nügelsb. Stil. 8 48. 2. (So maria
Plin. Hiet. N. IX. 54 [80], unten
in einer Anmerkung zu 3. 30.)
8 25. Qui enim nach einer Ver-
besserung Madvigs. Die Hdschrr.
Quid enim? paupertatem cum (wüh-
rend) divitiis sq. Auf quid enim?
aber, welches einen apagogischen
Beweis einleitet (vgl. L. 8 51) folgt
26. Nam a patribus acceptos deos ita placet coli,
eine zweite Frage nur mit »um,
ne oder ohne Fragewort. S. Seyf-
fert Schol. lat. 8 48 f.
aequalis cum nur &àn dieser St.
bei Cic. (bei anderen s. Klotz Lex.),
nàch Analogie von aequare cum
Inv. I. 3; Leg. 3. 24; Brut. 138;
exaequare 8. Lex., ἃ. ἃ.
placare zu ὃ 22.
religio der Gottesdienst mit den
für ihn bestehenden Gebrüuchen.
suosque eigene von zweierlei Art,
entweder neue oder — vgl. oben 8 19.
habet confus. rel. hat zur Folge,
et ignot. caer. führt bei sich (hat
an sich) d. h. ist begleitet von.
Somit steht habere hier in zwie-
facher Nüancirung des Sinnes, der-
gleichen ófter vorkommt. Vgl. perti-
nere 8 33 augurum disciplina videtur
fwisse duplex, wt ad rei publ. tem-
nonnunquam (hier: in Bezie-
pus :
hung stand zu, d. h. abhing von), ad
agendi consilium saepissime pertine-
ret (hinzielte, abzweckte auf, diente
zu) So Pind. Ol. 1. 141 ἕλεν δ᾽ Oivo-
μάου βίαν (tódtete oder überwand)
παρϑένον tt σύνευνον (gewann);
Hom. Il. XT. 328. Vgl. übr. Anb.
8 26. Nam in der bekannten
elliptischen Anwendung: der Cultus
eigener Gótter ist verboten. Hier-
bei werden nicht die von den Và-
LIB. Il. CAP. 10. 11.
8 94- 96. 195
Delubra esse in urbibus censeo, nec sequor magos Per-
sarum, quibus auctoribus Xerxes inflammasse templa Graeciae
dieitur, quod parietibus ineluderent deos, quibus omnia debe-
rent esse patentia ac libera quorumque hie mundus omnis
templum esset et domus.
Xl. Melius Graii atque nostri,
qui
ut augerent pietatem in deos, easdem illos urbis quas nos in-
colere voluerunt.
Adfert enim haec opinio religionem utilem
civitatibus: si quidem et illud bene dictum est a Pythagora,
doctissimo viro, tum maxume et pietatem et religionem ver-
sari in animis, cum rebus divinis operam daremus,
et quod
Thales, qui sapientissimus in septem fuit, homines existimare
tern überkommenen Gótter aus-
genommen. Denn nur in dem
Falle sollen diese verehrt werden,
wenn diese selbst jenes Verbot be-
achtet haben. Also mit nam wird
dem Einwurfe vorgebeugt, dass
den Familien ein besonderer Cultus
eingeráumt sei, somit jenes Verbot
kein allgemeines sein dürfe. . Ueber
diesen so háufigen Gebrauch in der
occupatio s. Seyft. Schol. 1. 8 22;
IL. 8 348. 4. Cf. Leg. II.
$ 28 Nam illud vitiosum. So auch
in der Praeteritio: Nam qwid Ma-
erum wwumerem? 1. 7. Vgl. sonst
Nat. d. I. 27; 28; 3. 41; Acad. I.
34; Planc. 91; Cael. 4; 5; 6; 10;
17; Corn. B. 1; Flacc. 43; Rab.
perd. 8; Brut. 81 Nam Q..Metell.;
161 (dazu Jahn); 163 etc.
Jelubra esse c. censeo mit dem
Acc. 6. Inf. zur Bezeichnung dessen,
was geschehen soll, háufig im Pas-
siv, seltener im Act., s. Weissenb.
zu Liv. 2. 5. 1; Drág. II. 8 441. 5.
Bei Cic.: cwm legatos decermi non
censuissem, Phil. 8. 21.
Xerxes templa inflammasse | (cf.
Nat. d. 1, 115) d., quod parietibus
sq. (cf. . 9. 14). Zu den Re-
o» ten der Perser vgl.
rod. I. 131 Πέρσας δὲ οἷδα ἀγάλ-
ματα μὲν καὶ νηοὺς καὶ βωμοὺς
οὐκ ἐν νόμῳ ποιευμένους ἰδρύεσθαι
ἀλλὰ καὶ τοῖσι ποιεῦσι μωρίην ἐπι-
φέρουσι, ὡς μὲν ἐμοὶ δοκέειν, ὅτι
οὐκ ἀνθρωποφυέας ἐνόμισαν τοὺς
ϑεοὺς κατάπερ οἵ “Ἕλληνες εἶναι"
οἵ δὲ νομίζουσι “ιὲ —(Ahura-
mazda) μὲν ἐπὶ τὰ ὑψηλότατα τῶν
ὀρέων ἀναβαίνοντες θυσίας ἔρδειν,
τὸν κύκλον πάντα τοῦ οὐρανοῦ Jí«
καλέοντες (dies irrig, s. Stein Ζ.
St). ϑύουσι δὲ ἡλίῳ (Mithra) καὶ
σελήνῃ (Mah) καὶ γῇ (der Tochter
des Ahuram.) καὶ πυρὶ (dem Sohne
desselben) καὶ ὕδατι (Ardvigüra)
καὶ ἀνέμοισι.
Cap. ΧΙ. Graii selten und immer
mit einer gewissen Ehrerbietung
resp. Anerkennung.
nostri — zu der Auslassung der
Verba facere (so hier) dicere, iudi-
care τ. S. w. bei Adverbien in Be-
zug auf eine vorhergehende Angabe
vgl. Berger Stil 8 89. 3; Zumpt
8 771, u. III. 46 Graeci hoc dili-
gentius.
rebus divinis op. d., insofern die
Alten sich beim Opfer die Gótter
gegenwürtig dachten (Schóm. II.
p. 228), háàufig auch Bilder der-
selben anwesend hatten, wie immer,
wenn das Opfer im Tempel dar-
gebracht wurde, wo sich der Altar
vor der Bildsüule des Gottes be-
fand (Forb. IT. p. 57). Der Aus-
spruch des Pyth. "autete: βέλτιστοι
γιγνόμεϑα πρὸς τοὺς ϑεοὺς βα-
δίζοντες, wo der Begriff der gótt-
lichen Gegenwart noch stürker her-
vortritt.
quod (Relat) Thales sc. divit,
also das Act. aus dem Pass. dictwm
est zu ergünz. Ueber diese Ellipse
des genus verbi s. Drüg. I. 8 119.
p. 202. Vgl. zu I. .δ6,
in seplem: JPiltacus (aus Myti-
lene), 5olon, Cleobulus (Lindus),
Periander , Ohilon (Bparta). 1168
. (Priene), T'hales aus Milet zwischen
639—546. Nach ihm war der Ur-
grund aller Dinge das Wasser.
Cic, verwickelt sich unvermerkt
126
DE LEGIBUS
* ὶ "
oportere omnia quae cernerent deorum esse plena: fore enim
omnis castiores, veluti quom in fanis essent maxime religi-
OSIS.
non solum in mentibus.
in agris.
Est enim quaedam opinione species deorum in oculis,
21. Eandemque rationem luci habent
Neque ea, quae a maioribus prodita est cum do-
minis tum famulis, posita in fundi villaeque conspectu, religio
Larum repudianda est.
Iam ritus familiae patrumque servare id est, quoniam
antiquitas proxime accedit ad deos, a dis quasi traditam reli-
gionem tueri.
Quod autem ex hominum genere consecratos, sicut Her-
culem et ceteros, coli lex iubet, indicat omnium quidem animos
in einen Widerspruch; denn dieser
Ausspruch des Thales unterstützt
offenbar die Ansicht der Perser,
dass den Góttern keine Tempel zu
bauen, wenn anders sie dadurch an
bestimmte Orte gebannt werden.
Man müsste denn annehmen, dass
Cic. nur auf den begründeten Satz:
alle sind reiner, sobald sie sich in
besonders geheiligten Tempeln be-
finden, Rücksicht nehme. Doch dem
scheint entgegenzustehen, dass sonst
nur der Ausspruch des Thales
(πάντα εἶναι πλήρη ϑεῶν, Arist.
An. I. 5; Diog. L. I. 27; Themist.
lib. 1. d. anim. s. Turneb.), nicht
auch dieser Grund angeführt wird.
Est enim sq. ein Sprung. Ver-
mittle: was natürlich ist. Denn
wir empfinden dort durch die Bil-
der die Gegenwart der Gotter.
Diese aber werden mit Recht auf-
gestellt. | Oder: demnach ist es
recht, den Góttern Tempel zu er-
bauen und — was damit in un-
zerirennlichem Zusammenhang —
Bildsüulen zu errichten.
opinione sq. Wir haben, wie
man glaubt (Rath conjic. nicht
übel, doch nicht nothwendig, opi-
nor) ein in den Augen liegendes
— den Augen eingedrücktes, mit-
etheiltes — Bild der Gótter, nicht
los ein im Geiste befindliches, d. h.
eine sinnliche, nicht blos geistige
Vorstellung derselben.
8 27. eandemque rat. Dieselbe
Bewandtniss haben die Haine, nàm-
lich dass sie uns die Gótter nahe
rücken und gleicheam vergegen-
würtigen, somit zur Frümmigkeit
hinlenken.
religio .Larum die Gottesvereh-
rung der Laren, die durch die in
den compitis aufgestellten Bilder
derselben in die Nàhe der Land-
güter gelegt ist. Jeligio nicht
Heilgthum, wie F. meint, wozu
prodita nicht passt, Das Hauptfest
derselben, die compitalia, waren
feriae conceptivae bald nach den
Saturnalien (Dec.), und hatten wie
diese den Charakter eines heiteren
Volksfestes, bei welchem die Scla-
ven sich einer ühnlichen Freiheit
erfreuten, ja sogar das Festopfer
bedienten (Prell. p. 493).
lam ritus sq. Die Hdschrr. ser-
vari, was vielleicht beizubehalten
und von censeo (delubra esse) ab-
hüngig zu machen, indem die an
jenen Satz geknüpften Ausführungen
gleichsam als Zwischengedanken
nicht hinderten, dass das Verbum
noch im Bewusstsein blieb. Der
Uebergang ins Activ (twer?)ist zu ent-
schuldigen durch das Verbum, das
sonst mit einem weniger passenden
wie retinere hütte vertauscht wer-
den müssen. Der blosse Infinitiv
nach Analogie von iubere, monere,
hortari, wenn eine allgemeine Per-
son (man) gedacht 1st — s. F.
Schultz 8 385. A. 2 — suadere u. a.
Drüg. II. 8 417. Die SM in
servare befriedigt nicht, da dem
Gedanken, der daraus Mhervorzu-
gehen scheint: die Gebrüuche der
Famille und Váüter ehren heisst
(weil sich das Alterthum den Gót-
LIB. IL. CAP. 11. 8 26—28.
inmortalis esse, set fortium bonorumque divinos.
121
28. Bene
vero, quod Mens, Pietas, Virtus, Fides consecratur humana:
quarum omnium Romae dedicata publice templa sunt, ut, illa
qui habeant — habent autem omnes boni —, deos ipsos in
animis suis conlocatos putent.
Nam illud vitiosum Athenis,
quod Cylonio scelere expiato Epimenide Crete suadente fece-
runt Contumeliae fanum et Inpudentiae: virtutes enim, non
tern am meisten náhert), eine von
den Góttern gewissermassen über-
lieferte Religion bewahren, die
Form nicht recht entspricht. Denn
weder durfte die mit τά eingeleitete
Erklárung durch Angabe des Grun-
des unterbrochen werden, noch ist
id kráftig genug, um auf dieselbe
hinzuweisen. — Das Alterthum be-
rührt sich mit den Góttern nach
mythologischer Auffassung, weil
die ersten Menschen — im golde-
nen Zeitalter — mit den Góttern
gelebt haben, nach philosophischer,
weil sie aus dem góttlichen Wesen
entsprungen sind (1. 25).
8 28. bene vero quod, s. zu me-
lius 8 26.
Mens — Fides humana cf. 8 19
olla, propter quae datwr ho-
mini adscensus in caelum. Manu,
was die Hdschrr. st. humana haben,
würe schwer zu erklüren, aber jeden-
falls nicht, wie V. meint, mit ho-
minis opere, sondern nach Dom. 105
iisdem manibus domum consecrasse
von einer feierlichen Bewegung der
Hand bei der Weihung eines T'em-
pels oder einer Bildsáule zu ver-
stehen (Andere noch haben dabei
an postem tenere — ófter in derselben
Rede erwühnt, cf. $ 119 flg. —, was
bei der dedicatio geschah, gedacht).
Vgl. Anh.
quarum sc. Sunt und zwar pu-
blice dedicata. Cf. at earum templa
sunt publice vota et dedicata, nach-
her ceteri, m templa sunt de-
dicata Nat, d. III. 43.
Nam Erg. ,aber nicht (überall
wird so angemessen verfahren".
Cylonio $c. das gegen Kylon
oder dessen Anhünger verübte Ver-
brechen.
Kylon aus Athen, Eupatride
und Schwiegersohn des Tyrannen
Theagenes aus Megara, einst Sieger
in Olympia, suchte im J. 612 wüh-
rend der olympischen Spiele sich
der Burg zu Athen zu bemáchtigen,
wurde aber von dem Archon Me-
gakles, einem Alkmàáoniden, ein-
geschlossen. Er selbst und sein
Bruder entkamen zwar, seine An-
háünger aber ergaben sich gegen
das Versprechen, dass ihr Leben
geschont würde. Dessenungeachtet
wurden sie, zum Theil an den AI-
türen der Erinnyen, niedergemacht.
In Folge dessen galten die Alk-
máüoniden, in deren Auftrage dies
geschehen, als fluchbeladen und
dem Zorne der Gótter verfallen, zu
dessen Sühnung Epimenides aus
Cnossus in Creta, ein im Rufe be-
sonderer Heiligkeit und Weisheit
stehender Priester, auch Verfasser
von Lehrschriften und Gedichten,
darunter von χρησμοί und καϑαρμοί
d. h. Sühnelieder, i. J. 596, damals
schon ein Greis, herbeigerufen
wurde. Er liess gewissen Góttern
Heiligthümer und Altáre errichten,
ordnete den Gottesdienst und weihte
den Staat dem Apollo.
Contumeliae ὝΤβρεως,
"Avaió (ag.
virtutes enim —. Der Satz schliesst
sich zwar in strenger Folge an das
Vorhergehende an. Doch überlie-
fert Lactant., dass Cic. im Zusam-
menhang mit dieser Erórterung ge-
tadelt habe, dass die Griechen den
Cupidines und Amores Bilder er-
richtet hütten. Wenn also Lact.
nicht aus Flüchtigkeit oder durch
das Gedüchtniss getüuscht eine
Verwechselung beging (cf. Nat. d.
IH. 61 Quo ex genere Cupidinis et
Voluptatum εἰ Lubentinae | Veneris
Impud.
: cocabula consecrata sunt, vitiosarum
rerum neque naturalium), 80 kónnte
— ja nach seinen Worten zu
schliessen: et ideo hwic sententiae
128
DE LEGIBUS
-
vitia consecrare decet, araque vetusta in Palatio Febris et altera
Esquilis Malae Fortunae detestanda atque omnia eius modi
repudianda sunt. Quod si fingenda nomina, Vicae Potae potius
atque Statae cognominaque Statoris et Invieti Iovis rerumque
expetendarum nomina, Salutis, Honoris, Opis, Victoriae. Quon-
adiecit: virlutes enim 86. — müsste
diese Bemerkung vor diesem Satze
ausgefallen sein (etwa so lautend:
nec minus illud, quod cupidinum
et amorum simulacra 4n gymmnasiis
consecraverunt).
Febris, deren Macht die Rómer
in dem feuchten Tiberthale beson-
ders empfanden und durch religió-
sen Dienst von sich abzuwenden
suchten — wie ja im gleichen
Sinne auch die Furien durch Altüre
und Heiligthümer geehrt waren.
Dieselbe Góttin hatte übrigens
nach Pr. p. 605 noch eine Capelle
auf dem Esquilin und in dem vicus
longus auf dem Quirinal.
Fortuna Mala vgl. Pr. p. 559.
Esquiliis, ebenso in gleicher An-
gabe d. blosse Abl. Nat. d. 3. 63.
In Bezug auf Stadttheile u. andere
sich mit Stüdtenamen berührende
Ortsangaben, wie von Hafenórtern
(Piraeus) schwankte der Sprach-
gebrauch, doch galt die λῶν μος Στ
nach Ciceros eigener Angabe (Att.
7. 3. 10) für regelmüssig; so auch
bei Liv. 2. 28 alia in .Esquiliis,
alia in Aventino fiant concilia, Vgl.
F. Schultz 8 259. A. 3; 6. T. A.
Krüger 8 386. A. 1.
Quodsi fingenda sq. hieraus ist
bis zu Statae fingenda od. fingantur
(dies nach Drüg. 119. I. 3 resp. II.
3.) zu ergánzen, nachher per zeugma
ponantur zu entnehmen. Für das
Folgende (rerumque 8q.) würde etwa
passen consecrandi causa (nümlich
res exp.) sumantur (deligantur) oder
schlechthin consecrentur. Vgl. Nat.
d. 2. 61 cupidinis et voluptatum vo-
cabula consecrata sunt. Offenbar
wird der Ausdruck dem Gedanken
nicht gerecht. Vgl. übr. Anh.
Vica JPota Siegesgóttin a vin-
cendo et potiundo, deren Tempel
nach Liv. 2. 7 sich am Fusse der
Velia (nórdlieh vom Palatin) wo
einst das Haus des Valerius Poplicola
gestanden hatte, befand. Pr. p. 609.
Stata Mater eine der Vesta ver-
wandte Schutzgóttin der Strassen
und óffentlichen Plütze, welche das
Feuer zum Stehen brachte und so-
wohl die Hüuser als das Strassen-
pflaster gegen seine verheerenden
Wirkungen schützte. Das erste
Bild derselben befand sich auf dem
Forum, spüter gab es deren in den
verschiedenen vici. Pr. p. 531.
lupiter Stator, Hemmer der
Flucht, dem ein Tempel von Ro-
mulus im Kampfe gegen die Sa-
biner am Eipngangsthor des Palatin
von der via sacra gelobt worden.
Liv. I. 12; Pr. p. 703, — Die Con-
struction: des Jupiters Beiname des
Stator sq. Also Jovis gem. possess.,
die folgenden Genitive epexegetisch.
Salus eine sabinische Heilgóttin,
deren Heiligthum sich auf dem
Quirinal befand, wonach das be-
nachbarte Stadtthor porta salutaris
hiess. Ihr Tempel, 302 v. Chr. ein-
geweiht, ist deswegen merkwtürdig,
weil er von Fabius Pictor, dem
ersten, welcher diesen Zunamen
und zwar eben von dieser That-
sache her erhalten, ausgemalt war.
In ihrem Tempel fand das alljühr-
liche durch das augwriwm salutis,
s. $ 21 eingeweihte feierliche Ge-
bet für die Gesundheit des róm.
Volkes Statt. Pr. p. 601.
Honos zu Virtus 8 19. Füg zu
den dort angegebenen Heiligthü-
mern hinzu das vor der Porta Col-
lina, nach Leg. II. 58.
Ops die gütige Mutter Erde, Ver-
leiherin der Fülle und des üppigen
Segens, theilte als Gattin des Sa-
turnus mit diesem den Tempel am
Fusse des Capitol und dessen Sa-
turnalienfeier am 17. Dec.; «spüter
mit Rhea identifizirt und als solche
Mutter des Jupiter erhielt sie auch
einen Sitz in dessen Tempel auf
dem Capitol. Pr. p. 409 flg.
Victoria hatte mehrere Tempel,
die ausgezeichnetsten auf dem
a pt
LIB. II. CAP. 11. $ 28.
129
iamque expectatione rerum bonarum erigitur animus, recte
etiam Spes a Calatino consecrata est.
Fortunaque sit vel
Huiusce diei — nam valet in omnes dies — vel Respiciens
ad opem ferendam, vel Fors, in quo incerti casus significantur
magis, vel Primigenia a gignendo, Comes tum
Palatin und Capitol, letzteren von
'"L. Postumius 294 im Samniter-
kriege geweiht, und viele Bild-
denkmáler, darunter das berühmte
goldene von Hieron aus Syrakus
nach der Niederlage von Cannae
geschickt, im Gewichte von 220
Pfund. Pr. p. 609.
A. Atilius aus Calatia in Cam-
panien stammend, daher Calatinus,
258 und 254 Consul, triumphirte
249 als Dictator über die Carthager,
von Cic. ófter mit Verehrung ge-
nannt, wie Nat. d. 2. 165; Tusc. I.
110. Berühmt war sein Grabmal
vor dem Capenischen Thore, wel-
ches die Inschrift trug: Hwnc «num
plurimáe coséntiwnt géntes | Popií
primarium fuísse virum Cat. M. 61;
Fin. 2. 116; Tusc. I. 13. Der von
ihm der Spes gegründete Tempel
(einen andren hatte er der Fides
geweiht, s. zu $ 19), welche nach
Pr. p. 617 besonders eine Verkün-
derin des Erntesegens war, befand
sich am Forum Olitorium.
Fortuna Hwiusce (in den In-
schriften Hwiusque) Diei, die dem
qun Καιρός entsprechende
lücksgóttin der günstigen Gele-
genheit, welche als solche von
einem zum andern Tage neu ist,
scheint zwei Tempel gehabt zu
haben, einen am Circus Maximus,
einen andern im Marsfelde; einer
davon war von Catulus in der ent-
scheidenden Schlacht mit den Cim-
bern gelobt worden. Pr. p. 558.
iciens die sich nach Jemand
zur Hülfeleistung umsehende wurde
auf dem Palatin und auf den
Eequilien verehrt. Pr. ebds. Fors
die UNE NES in des günstigen
Zufalls, s. Pr. (in diesem Sinne
auch von Cic, jedenfalls aufgefasst,
da er die Consecration der unheil-
stiftenden J'ortuna tadelte), die
álteste der in Rom verehrten 71 Ὁγ7-
tunae, hatte zwei schon von Ser-
vius, wie geglaubt wurde, gegrün-
Cicero de legibus.
dete Tempel, den berühmtesten
ausserhalb der Stadt am rechten
Tiberufer an der Via Portuensis,
wohin am 24. Juni, ihrem Stiftungs-
tage, alle Gedrückten u. Hoffenden,
auch die Sclaven, aus der ganzen
Stadt hinzogen, entweder über die
Brücken oder in schaukelnden Káh-
nen auf dem Fluss, unter allerlei
Lustbarkeiten; einen andern am
Forum Boarium. Pr. p. 553.
Primigenia die Erstgeborne und
Allerzeugende hatte ein Heiligthum
sowohl auf dem Capitol (angeblich
von Servius Tullius, Plut. Fort.
Rom. 10) als auf dem Quirinal.
Vorbild ihres Cultus war der alte
und weitberühmte in Praeneste, wo
sie für die Mutter des Jupiter und der
Junogalt und ein Orakel hatte,in dem
sie ihren Willen durch Loose offen-
barte. Pr. p. 555 flg. und 561 flg.
Comes twm ... Der Schriftst.
scheint mit veránderter Construc-
tion noch andere Epitheta an-
geführt zu haben; erg. zunáüchst
etwa recte appelletur oder appellata
est, wiewohl dieser Beiname unter
den vielen, die sie sonst noch hatte,
vgl. Plut. Fort. liom. 10; Pr. p.
552 flg., grade sich nirgends findet,
ühnlichen Sinnes wie dieser aber
Dua Geleitsgóttin, Pr. p. 560. Die
Annahme, dass hier Worte aus-
gefallen, wird auch dadurch unter-
stützt, dass der im Gesetze fol-
gende Passus: Sacra sollemnia
obeunto keine Berücksichtigung fin-
det. Andere, welche eine Lücke
nicht anerkennen, verbinden a
gignendo comes, welches soviel sein
soll al8 quae os a primo ortu comi-
tatur, und ziehen twm zum Folgen-
den. Aber welche Hürte des Aus-
druckes! davon abgesehen, dass
diese Erklirung den wahren Sinn
.des Wortes — 8, oben -—- nicht
treffen würde, sowie, dass die
Statuirung einer paseivischen Be-
deutung: seit dem Erzeugt-, beaser
9
130
DE LEGIBUS
XII. 29. Feriarum festorumque dierum ratio in liberis
requietem habet litium et iurgiorum, in servis operum et la-
borum.
Quas conpositio anni conferre debet ad perfectio-
nem operum rusticorum. Quod ad tempus ut sacrificiorum
Geboren-, werden, gewagt ist und
in den wenigen dafür angeführten
Beispielen (s. A. Krüger
8 486), die übrigens auch eine
activische Auffassung zulassen dürf-
ten, wie Verr. Act. 1. 8 44 censendi
causa — des Schützens wegen von
Seiten des Magistratus, d. h. Ge-
schütztwerdens — haec frequentia
convenit, vgl. Tischer zu Tusc. I.
53; F. Schultz 8 417. A., eine nur
unsichere Stütze findet.
Cap. ΧΙ]. $ 29. Das Wesen (Art,
Beschaffenheit, ratio) der Feier-
und Festtage trügt in sich für die
Freien Erholung von den Rechts-
hündeln, für die Sclaven von den
Arbeiten und Anstrengungen, d. h.
es liegt in dem Wesen der Feier-
tage, dass die Freien Ruhe ha-
ben ἃ. s. w. JDóderlein bestimmt
den Unterschied von feriae und
dies festi dahin, dass erstere Er-
holungstage (οἵ. 8 55), letztere
Freudentage bezeichnen. Darnach
würe der Begriff von feriae allge-
meiner, insofern jeder Freudentag
ein Erholungstag, aber noch nicht
jeder Erholungstag ein Freudentag
ist. Dasselbe Verhültniss nimmt
auch Preller p. 144 an, welcher
den dies festus aus Opfer und
Opferschmüusen und feriae, d. h.
Gottesdienst und Ruhe von der Ar-
beit bestehen lüsst. Somit ist festo-
rum dierum nach feriarum, dem
umfassenderen Begriffe, überflüs-
sig? In der That scheint Cic. dies
selbst durch die nachfolgende Con-
struction angedeutet zu haben, da
er das Relativum nur nach feriae
construirt, anstatt nach dem letzten
Worte oder nach beiden (als Neutr.).
Vgl. zu L 1. Doch mag festorum
dierum hinzugesetzt sein, weil fe-
riae z u allgemein gefunden werden
kann, da es die Beziehung auf den
Gottesdienst, auf den es ankommt,
nicht scharf hervortreten lüsst.
[Umgekehrt findet Turneb. in dies
festi den umfassenderen Begriff,
und làsst Spiele als solche, nicht
aber als feriae gelten!)
compositio anni Kalendereinrich-
tung. Zur Sache vgl. 8 19.
Quod ad tempus sc. feriarum zu
der — für die — Zeit der Feste,
die sich Cic. trotz der vorher ge-
forderten Beziehung auf die Voll-
endung der Arbeiten noch nicht
qoas bestimmt denkt, weil diese
orschrift erst das im Allgemeinen
festzusetzende Datum der feriae
stativae betraf, dies Datum aber
für jedes einzelne Jahr wieder aus
den zu 8 19 fin. 20 init. behandel-
ten Gründen ohne Weiteres nicht
passte. Also forderte diese Vor-
schrift eine dem Zeitverhültniss
jedes einzelnen Kalenderjahrs Rech-
nung tragende Ergünzung. Statt
dass dieselbe aber von demselben
Gesichtspunkte, der auch hierfür
hátte massgebend sein kónnen, aus-
geht, nimmt sie auf einen noch
wichtiger erscheinenden Punkt Be-
zug, nüàmlich dass den Góttern die
für jedes Fest gebührenden Opfer
gewahrt werden kónnen. Unmóg-
lich ist die Erklürung: was die Zeit
anbetrifft, denn von dieser handelte
schon der vorhergehende Satz. Damit
fáàllt auch das von V. beibehaltene, in
diesem Sinne gefasste, handschrift-
liche quod tempus, abgesehen von
der sprachlichen Monstrositüt eines
solchen Gebrauchs. Nicht geleugnet
werden soll jedoch, dass der oben
angenommene Gedanke nicht ganz.
eben isí, und es mag der Kritik
noch vorbehalten sein, die richtige
Lesart zu finden. Für den Sinn
würde etwa folgende Aenderung
vollkommen genügen. Qwod ut
tempus et sacri m. 8q., d. h.
damit diese Zeit — nümlich der
vollendeten lündlichen Arbeiten —
sowie die für die jedesmaligen
Opfer üblichen Gaben von Früchten
und Jungvieh genau beobachtet —
eingehalten — werden kónnen ἃ. 8. w.
S. Anh.
LIB. II. CAP. 12. $ 29. δ 13
libamenta serventur fetusque pecorum, quae dicta in lege sunt,
diligenter habenda ratio intercalandi est: quod institutum perite
a Numa posteriorum pontifioeum neglegentia dissolutum est.
Iam illud ex institutis pontificum et aruspicum non mutandum
est, quibus hostiis immolandum quoique deo, cui maioribus, cui
laetentibus, cui maribus, cui feminis. Plures autem deorum
omnium, singuli singulorum sacerdotes et respondendi iuris et
conficiendarum religionum facultatem adferunt. Quomque Vesta
quasi focum urbis, ut Graeco nomine est appellata, quod nos
prope item Graecum mon interpretatum nomen tenemus, con-
plexa sit, ei colendae virgines praesint, ut advigiletur facilius
ad custodiam ignis et sentiant mulieres naturam feminarum
omnem castitatem pati.
libamenta enthált die Beziehung
auf Früchte, vgl. $ 19.
serventur, was nicht geschah,
wenn die Feste sich in eine Zeit
verschoben hatten, wo die erforder-
lichen Früchte noch nicht gewonnen
oder sich nicht mehr erhalten hat-
ten; vgl. auch zu 8 20.
quae dicta sunt nicht im Deson-
deren, sondern im Allgemeinen als
erforderlich angegeben u. genannt;
man erwartete de quibus dictum est.
intercalandi zu 8 20.
a Numa, dem auch Livius I. 19
sowohl die Eintheilung des Jahres
in 12 Mondmonate (ursprünglich
soll es 10 gehabt haben Pr. p. 142)
ale die Einschaltung von Monaten
zur PE der Uebereinstim-
mung mit dem Sonnenjahr zu-
schreibt.
dissolutum est; sodass, als Caesar
(zu 8 20) den Kalender ordnete, er
67 Tage einschalten musste. Cf.
Suet. Caes. 40 F'astos iam pridem
vitio pontificum adeo twrbatos, ut
neque mmessium feriae aestati mec
Ui ! auctumno competerent.
quibus hostiis zu ὃ 20.
respondendi iuris (cf. 1. $ 12) zu-
náchst in Betreff des Sacralrechts,
doch waren die Pontifices auch die
Sachkundigen im Bürgerrechte;
conficiendarwm rel. V errichtung aller
religiósen Handlungen, darunter
insbesondere der Opfer. Dass letz-
tere Thütigkeit auch den Ponti-
fices zukam s. $ 20 bei praesit
caerim.
quasi focum, denn eigentlich
gehórt der Heerd nur dem Hause
an.
wt Graeco sq. Da der Gegen-
stand, den Jemand unter sich hat,
gewóhnlich nicht den Namen der
Person selbst — ohne Veründerung
der Form —- abgibt, so vermisst
man nach wí den Zusatz von ?psa.
quod momen, Ἑστία (vgl. Nat. d.
IL. 67), non interpretatum, wie sonst
gewühnlich geschah, 2. B. Ἥλιος
mit Sol, Γῆ mit Tellus, Ἕως mit
Aurorà τ. 8. w. Doch irrte Cicero;
denn Vesta ist mit Ἑστία aus einer
gemeinsamen Wurzel im Sanskrit:
was abzuleiten, welches wohnen
bedeutet (Pr. 532).
complexa s. dem Bereich ihrer
Lom zuertheilt erhalten
at.
virgines s. $ 20. Die Waltung
am hàáuslichen Heerde kam den
Frauen, nicht den Münnern zu.
Analog gebührte ihnen auch die
Aufsicht über den focus publicus
(der, eine überwólbte Feuerstütte,
sich in einem runden, angeblich
von Numa gegründeten Tempel am
Abhange des Palatin gegen das
Forum und die Saera via befand):
Jungfrauen insbesondere deshalb,
weil diese nicht durch hüusliche
Geschüfte, wie Verheirathete, von
ihrer — Obliegenheit ^ abgezogen
wurden.
omnem τω ommis generis, nicht
' blos die eheliche —— σῴν “-
Keuschheit, sondern auch die für
den Gottesdienst erforderliche Kein-
heit (zu 8 19).
9*
132
DE LEGIBUS
90. Quod sequitur vero, non solum ad religionem pertinet,
sed etiam ad civitatis statum, ut sine lis, qui sacris publice
praesint, religioni privatae satis facere mon possint.
Conti- :
net enim rem publicam consilio et auctoritate optimatium
semper populum indigere.
Descriptioque sacerdotum nullum
iustae religionis genus praetermittit.
Nam sunt ad placandos
deos alii constituti, qui sacris praesint sollemnibus, ad inter-
pretanda ali praedicta vatium, neque multorum, ne esset in-
finitum, neque ut ea ipsa, quae suscepta publice essent, quis-
quam extra conlegium nosset.
31. Maximum autem et prae-
stantissimum in re publica ius est augurum cum auctoritate
8 30.
sind.
Continet . .. mit dem Acc, c. Inf,
nicht wie vorhin pertinet ad civ.
st. mit ut, weil hier nicht eine For-
derung ausgesprochen werden soll,
sondern ein Urtheil über den nach-
folgenden Gedanken, wie bei den
Ausdrücken iwstum, aeqwum est,
conducit, oportet und andren. So
auch oben 8 25 confusionem habet
coli deos ... Beispiele ühnlicher
Art: Div. i. Caec. 70. Verr. lib.
IL 4. Planc. 35 extr. Corn. B. 31.
Flacc. 30. Vat. 28. Acad. 11. 120.
Fat. 36.
optimatium, weil die Priester-
ümter in ülterer Zeit nur aus Pa-
triciern, seit der lex Ogulnia zwar
zum Theil auch aus P ebejern (zu
8 20), aber doch nur der Nobilitas
angehórigen und senatorischen Ran-
ges, besetzt wurden.
placandos s. ὃ 22.
multorum zu S 20.
neque mult. — neque ut sq. Mit
Recht hat diese Satzverbindung An-
stoss gegeben. Durch neque — neque
werden zwei Gedanken unter einem
gemeinsamen QGesichtspunkte ver-
einigt; diese Gemeinsamkeit aber
leuchtet hier nicht hervor, wo der
erste Satz eine nühere Bestimmung
zu vatwm enthült, der zweite etwas
in Betreff der Priester oder der
ihnen unterbreiteten praedicta aus-
führt. Man hat den Ausweg ge-
sucht, dass man das erste meque
mit und zwar nicht erklürt hat.
Dies fórdert aber auch nicht. Denn
dann würde die explicative Partikel
sich auch auf den zweiten Satz er-
strecken (und zwar nicht von
non possint unvermógend
vielen und nicht so, dass u. s. w.),
zu dem sie nicht passt, denn den
zweiten Theil des Gedankens an-
zunehmen, kam man durch das
Vorhergehende nicht in Versuchung,
sodass dem durch eine Erklürung
hütte vorgebeugt werden müssen.
In Wahrheit steht meque — neque
in correspondirendem Sinne, und
liegt die Unebenheit mehr in der
Form als im Gedanken. Beide Glie-
der gehóren nümlich als nühere Be-
stimmung zu praedicta vatum und
stehen untereinander in einem ge-
wissen Gegensatz, was folgende
Aenderung der Form leicht ersehen
lisst: ali ad interpretanda prae-
dicta vatum neque ea multorum ne-
queeaipsa a quoquam extra collegium
noscenda oder meque ea multorum
et ea solis, qui constituti sunt, sacer-
dotibus noscenda d. h. andere Priester
sind dazu bestimmt, Weissagungen
von Sehern zu deuten, einerseits
nicht (zwar nicht) von vielen —
anderseits aber (jedoch) diese aus-
schliesslich selbst.
8 31. ?us sq., constr. coniwnctum
cum augurum auctoritate: das be-
deutendste Recht ist dasjenige,
welches mit dem sachverstündigen
Rathe der Augurn verbunden ist.
An sich waren die Augurn nicht
competent, Versammlungen aufzu-
lósen, Magistrate zur Abdankung
zu zwingen und was weiter folgt;
es war dies Sache der Magistrate
selber; nur insofern sich diese dem
sachverstündigen Urtheile derselben
um der Folgen willen, die ihr
Widerstand gehabt haben würde,
zu fügen hatten, hatten sie ein
mittelbares Recht zu.
LIB. I CAP. 12. $ 30. 31.
133
coniunctum. Neque vero hoc, quia sum ipse augur, ita sentio,
sed quia sic existimare nos est necesse. Quid enim maius est,
si de iure quaerimus, quam posse a summis imperiis et sum-
mis potestatibus comitiatus et concilia vel instituta dimittere
vel habita rescindere? Quid gravius quam rem susceptam di-
rimi, si unus augur 'alio die dixerit? quid magnificentius quam
posse decernere, ut magistratu se abdicent consules? quid re-
ligiosius quam cum populo, cum plebe agendi ius aut dare aut
non dare? quid? leges non iure rogatas tollere? ut Titiam
ipse augur. Cic. war im J. 53
. auf den Vorschlag (nominatio) des
Hortensius (s. Brut. 1) in das Colle-
gium der Augurn cooptirt worden.
necesse dem Sachbestande nach,
wie das Folgende geigt.
imperium — pot. Letzteres ist
jede Amtsgewalt und erstreckt sich
&uch auf die niederen Magistrate,
wührend Zmperium eine über die
blos administrative potestas hinaus-
gehende und in das Privatrecht der
Bürger eingreifende hóchste richter-
liche und kriegsherrliche Zwangs-
gewalt bezeichnet, welche die hóhe-
ven Magistrate vom Praetor auf-
würts mit Ausnahme des Censor
besassen. Sie àusserte sich insbeson-
dere in dem 4us vitae necisque, von
Leibes- und Gefüángnissstrafen.
In spáterer Zeit hatten es nur noch
Heerführer ausserhalb der Stadt,
daher seitdem imperiwm gleichbe-
deutend wurde mit militürischer,
potestas mit bürgerlicher Amts-
gewalt. Vgl. Lange I. $ 44 p. 205 flg.
$ 46 p. 230. 8 47 p. 234—836.
comitia, comitiatus die von einem
LA. aram geleiteten . feierlichen
Volksversammlungen, in denen das
Volk in seine politischen Abthei-
lungen pepe -—— was immer
nur zur Abstimmung über eine vom
Magistrat gestellte rogatio geschah
— erscheint; concilia Volksver-
sammlungen ohne leitenden Ma-
gistrat, ob gegliedert oder nicht;
in ülterer Zeit waren dies die Ver-
sammlungen der Plebs, die von
noch nicht als Magistratus geltenden
Tribunen geleitet wurden, daher
mit Beziehung darauf concilia un-
qus für gleichbedeutend mit
arteiversammlungen genommen
wurden; contio eine ungegliederte
Volksversammlung unter Leitung
eines Magistratus, daher insbeson-
edere der den Comitiis unmittelbar vor-
aufgehende Theil der Versammlung,
in welchen vorberathen und Reden
gehalten wurden. Lange II. 8 119.
rescindere der technische Aus-
druck für Cassation durch ein Gut-
achten der Augurn (Lange II. p. 538),
dirimere für jede Stórung des ge-
ordneten Verlaufs der Comitien
(L. IL. p. 427),
alio die bei einer obnuntiatio
(L. I. 254).
cwm populo in den Centuriat-
comitien, plebe in den Tribut-
comitien.
Zur Sache vgl. zu $ 21; dazu noch
Lange II. 8 121. 4.
quid? (leges) hierinanderem Sinne
als bei qwid religiosus, nàümlich
blos lebhaft anreihend — ferner
(Seyff. Schol. lat. 8 27) und dem
quam untergeordnet.
tollere s. zu 8 14.
lex Titia 8. 8 14; Livias ebds.
L. Marcius Philippus Cons. 91
(mit Sex. Julius Caesar), Censor 86,
ein hóchst angesehener, ehrgeiziger
und leidenschaftlicher Mann, suavis
orator, gravis, facetus, duobus swm-
imis Crasso et Antonio proximus
accedebat, sed. longo intervallo tamen
proximus (Brut. 173; 186), billigte
die gemüssigt conservative, dem
Livius Drusus freundliche Haltung
des Senates nicht und griff den
HKedner Crassus, welcher die leges
desselben vertheidigte, 80 heftig an,
dass dieser in Folge dessen in ein
Fieber verfiel und starb (d. Or. 3.
1—6). Von demselben erzühlt Hor.
Ep. 1. 7. 46 flg. eine sehr launige
Anekdote.
ul Titiam eq. Der Ausdruck ist
134
DE LEGIBUS
decreto conlegi, ut Livias consilio Philippi consulis et auguris:
nihil domi, nihil militiae per magistratus gestum sine eorum
auctoritate posse cuiquam probari?
XIIL 32. Arr. Age, iam ista video fateorque esse magna,
set est in conlegio vestro inter Marcellum et Appium optimos
augures magna dissensio — nam eorum ego in libros incidi —,
cum alteri placeat auspicia ista ad utilitatem esse rel pu-
blieae composita, alteri disciplina vestra quasi divinare videan-
tur posse.
Hae tu de re quaero quid sentias.
M. Egone?
divinationem, quam Graeci μαντικήν appellant, esse sentio et
logisch nicht correct (es sollte
heissen: «t£ Titia — Liviae — sub-e
latae sunt); denn die Frage quid
religiosius quam leges —- tollere?
ist von allgemeiner Geltung und
ausserhalb jeder Zeitsphüre stehend ;
die folgenden Bestimmungen aber
Titiam — .Livias — decreto collegii
— consilio Philippi consulis et au-
guris sind besonderer, zum Theil
singulürer, Art, und nur in der Ver-
gangenheit zu denken, zumal die
letzte, deren Unvertrüglichkeit bei
Zusammenfassung des Satzes: was
ist gottesfürchtiger, als die Livi-
schen Gesetze auf den Hath des
Consul und Augur Philippus auf-
zuheben? sofort einleuchtet. Doch
trifft die Schuld hierfür Cic. selber,
welchen ein Streben nach Kürze zu
diesem Fehler verführte.
Cap. XIII. 8 32. Age führt, wie
ófter, eine Einriumung ein, doch
80, dass auf die folgende Frage:
hac tw de re quaero sq. lebhaft hin-
gewiesen wird. (S. Seyff. Schol. 1.
8 26 p. 46) Vgl. Leg. Agr. II. 67.
Age, mon defimis locum. Quid?
naturam agri? Sehr selten sonst
mit folg, assertorischem Satz, wie
Pis. 64. Age, senatus te odit.
C. Claudius Marcellus, nicht zu
verwechseln mit M. Claud. M., dem
bekannten Gegner Cüsars, für den
Cic. eine Rede hielt, war Urenkel
des Eroberers von Syrakus und
verwaltete als Proprütor Sicilien
i. J. 10. Bekannter noch ist Appiws
Claudius Pulcher, der Bruder des
berüchtigten Clodius, Consul.i. J.
54, Vorgünger des Cic. in der Ver-
waltung von Cilicien, nach seiner
Rückkehr von dort ambitus und
maiestatis angeklagt, aber von Hor-
tensius und Brutus glücklich ver-
theidigt, erhielt darauf die Censur,
schloss sich im Bürgerkriege an
Pompeius an, starb aber noch vor
der Schlacht bgi Pharsalus auf der
Insel Eubóa, wohin er sich, dem
Kampfe auszuweichen, ,jnach der
Weisung der Pythia^ zurückgezogen
hatte. Sein Werk de disciplina
augwurali hatte er dem Cic., mit
dem er, früher gespannt, nach sei-
nem Consulat in andauerndem
freundschaftlichem — Briefwechsel
stand, gewidmet (Fam. 3. 4. 1).
alteri — ad utilitatem dem Mar-
cellus.
alteri — divinare — posse dem
Appius; daher spóttisch von seinen
Collegen Pisida oder Soranus ge-
nannt. Vgl. dazu Div. 1. 105;
2. ἴδ.
composita zurechtgelegt, zurecht-
gemacht, daher s. v. ἃ. eingerichtet
in tüuschender Absicht, wie oft.
tu quid sentias, denn Atticus
selbst als Epikureer durfte nicht
anerkennen, dass die Gótter durch
Zeichen die Zukunft vorherverkün-
den (reliqui vero ommes praeter
Epicurwum balbutientem de natura
deorum — divinationem | probaverunt
Div. I. 5).
esse partem, Zur Eintheilung der
Divinatio vgl. Div. I. 12 Duo sunt
divinandi genera, quorwm alterwm
artis est, alterum naturae, Quae
est autem gens, quae on awt 65 -
stipicum aut monstra aut fulgura
interpretantiun aut awgurwm aut
astrologorum, aut sortium —
ea enim fere artis. sunt. — aut
somniorum autvaticinationum
— haec enim duo naturalia putantur
— praedictione moveatur?
ἢ QEPOJà 13^ 8 31—33.
135
huius hane ipsam partem, quae est in avibus ceterisque signis
diseiplinae nostrae. Si enim deos esse concedimus eorumque
mente mundum regi et eosdem hominum consulere generi et
posse nobis signa rerum futurarum ostendere, non video cur
esse divinationem negem. 99. Sunt autem ea, quae posui: ex
quibus id, quod volumus, efficitur et cogitur.
Iam vero per-
multorum exemplorum et nostra est plena res publica et omnia
regna omnesque populi cunetaeque gentes, ex augurum prae-
dictis multa incredibiliter vera cecidisse. Neque enim Polyidi
ceterisque signis cf. $ 20 zu Iovis.
Si enim sq. Cic. bedient sich
hier, doch mit Beschránkung auf
die Hauptpunkte, der Schluss-
folgerung der Stoiker. Cf. Div. I.
82 hac Stoicorum ratione conclu-
ditur: Si sunt di meque amte de-
clarant hominibus quae futura sint,
aut non diligunt homines, aut quid
eventurum sit, iynorant, aui existu-
mant nihil interesse hominum scire,
quid sit futurum, awt mom censent
esse suae maiestatis praesignificare
hominibus quae sunt futura, aut ea
ne ipsi quidem significare possunt.
At neque mon diligunt mos, meque
ignorant ea quae ab ipsis constituta
sunt, neque mostra mill interest scire
ea, neque hoc alienum ducunt ma-
iestate sua, neque non possunt futura
praenoscere (vielm. praemonstrare,
cf. Mos). Nom igitur sunt di mec
significant futura; sunt autem di:
significant ergo. Vgl. Anh.
$ 33. Sunt autem sq. Untersatz.
E Ze εἰ cogitur nothwendig
olgt.
agegen in seiner Schrift de
divinatione widerlegt Cicero — dem
Marcellus zustimmend de Div. 2. 75
— vom fBtandpunkt der neueren
Akademie aus den eben vorge-
tragenen, in jener Schrift von sei-
nem Bruder Quintus entwickelten
Beweis, überhaupt die Ansicht der
Stoiker; doch offenbar mehr der
wi haftlichen Kritik wegen, als
in voller Ueberzengung der Richtig-
keit der Gegengründe. Vgl. Div. I. 7
etenim nobis ipsis quaerentibus, quid
sit de dírinatione iudicandum, quod
a Carneade multa acute et copiose .
contra Stoicos disputata sint, veren-
tibusque me temere vel falsae rei vel
non satis cognitae adsentiamur, fa-
ciendum videtur, ut. diligenter etiam
atque etiam argwmenta cum ar -
gwmentiscomparemwus, ut feci-
mus im 48 tribus libris, quos
de natura deorum scripsimus;
welche letzteren Worte wieder ihre
Beleuchtung finden durch den cha-
rakteristischen Schluss Jener Schrift:
Haec cwm dicta essent, ita discessi-
mus, ut Velleio Cottae (die kritisch-
negirende der Neu-Akademiker)
disputatio verior, mihi Balbi (die
stoische) ad veritatis similitu-
dinem videretur esse pro-
pensior. Ferner Div. IL. 48 Nov
plane despero ista esse vera, sed
nescio οὐ discere a te volo.
lam vero. Hierauf folgt der In-
ductionsbeweis.
Gegen den von Einigen beibe-
haltenen handschriftlichen (ex ist
von Rath hinzugefügt) Text spricht
ausser der unertrághnchen Hürte des
Ausdrucks, dass dann multa nicht
mehr praedicta, sondern Dinge,
Thatsachen sein würden, die, wenn
516 sich zugetragen haben, immer
wahr sein müssen, so dass Zncredi-
biliter vera keinen Sinn gibt, man
müsste es denn activisch nehmen
für bewührend, was es nicht heissen
kann.
vera cecidere ala wahr abgelaufen,
richtig eingetroffen; cf. sed « te
mihi omnia semper honesta et iucunda
ceciderunt, Quint, Fr. 1.3.1; si minus
fortissimi viri virtus grata cecidisset
Mil. 81.
Die im Folgenden genannten Seher
finden sich fter zusammengestellt,
wie Div. I. Cp. 40. Nat. d. II. $ 7.
Polyidos aus Corinth τοῦ Κοιρά-
vov τοῦ "Afavrog τοῦ Μελάμποδος
Paus, I. 48, sonst noch als Seher
erwühnt Il. 13. 663 flg. Pind. ΟἹ,
136
DE LEGIBUS
neque Melampodis neque Mopsi neque Amphiarai neque Cal-
chantis neque Heleni tantum nomen fuisset neque tot nationes
id ad hoc tempus retinuissent, Árabum, Phrygum, Lycaonum
13. 105. Apollod. 3. 3. (Ders. Held
. eines gleichnamigen, nicht erhalte-
nen, euripideischen Stückes.) Als
Vogelschauer bezeugt ihn ausser
Cic. Div. I. 89 noch Aelian Nat. hist.
5. 2 und Hygin, s. Prell. Griech.
Myth. II. p. 478.
Melampus von denaus dem dichten
Laube, unter welchem er von seiner
Mutter ausgesetzt war, heraus-
reichenden und in der Sonne ge-
bráunten Füssen benannt, Sohn des
Amythaon, der ülteste griech. Seher,
übte durch geheime Opfer und
Sühnungen die Heilkunst. Als
Vogelschauer bezeichnet ihn die
Sage, dass in Pylos, wo er zuerst
lebte, ihm Schlangen die Ohren
gereinigt haben, so dass er die
prache der Vógel verstand. Als
er für seinen Bruder Bias, der nur
um diesen Preis die Tochter des
Neleus bekommen konnte, die Rin-
der des Iphiklos rauben wollte,
wurde er gefangen, befreite sich
aber von der Strafe durch eine
Probe seiner Sehergabe und erhielt
die Rinder. Spüter heilte er die
Tóchter des Kónigs Proitos von
Argos von der HRaserei, wofür ihm
dieser eine derselben, die Iphianassa,
zur Gemahlin gab und den dritten
Theil des Kónigreichs.
Mopsus, wie es scheint, nicht der
berühmtere Sohn des Ampyx und
der Nymphe Chloris, Lapithe, wel-
cher, Theilnehmer an der kalydoni-
schen Jagd und Seher der Argo-
nauten, in Libyen durch einen
Schlangenbiss getódtet und von den
Argonauten daselbst bestattet wurde,
s. Apoll. Arg. 4. 1518 flg.; sondern
der jüngere, Sohn des Kreters
Rhakios oder des Apollo und der
Manto, der bei Klaros unweit Ko-
lophon, wo seine Mutter Priesterin
des Apollo war, einen Wettstreit
der Hüthsellósung mit Calchas
(Strab. p. 642) bestand und durch
seinen Sieg den Tod des letzteren
herbeiführte; dann mit seinem
Bruder Amphilochus Mallos in Ci-
licien gründete und in einem Zwei-
kampf mit diesem um die Herrschaft
dieser Stadt zugleich mit diesem
fiel und zu einem orakelspendenden
Heros erhoben wurde. Dass letzterer
emeint, wird aus der oben ange-
führten Stelle d. Div. I. 85 wahr-
scheinlich: — Amphilochus εἰ
Mopsus Argivorum reges fuerunt,
sed iidem augures iique wrbis in
ora marituma Ciliciae (ausser
Mallos auch Mopsuestia) Graecas
condiderunt. Atque etiam ante hos
Amphiaraus et Tiresias . . .
Freilich die Bezeichnung Argivorum
rez scheint weder auf diesen noch
auf jenen zu passen, sondern nur
auf den Stiefbruder des letzteren
Amphilochus, den Sohn des Alkmüon
(nach anderen des Amphiaraus) und
der Manto und Enkel des Amphia-
raus (s. Prell. Gr. M. IL. p. 370).
Als Vogelschauer kennen wir den
andren Mopsus aus Pind. Pyth. 4.
337 μάντις ὀρνίχεσσι καὶ κλάροισι
ϑεοπροπέων Μίόψος, dagegen über
den Sohn der Manto liegt meines
Wissens kein Zeugniss dafür
vor. Ae. über beide Pr. IL p.
xit
M Sra der berühmte argivi-
S ow eher, Sohn des Oikles aus
dem Gescblechte der Melampodiden,
wollte an dem Zuge gegen Theben,
den unglücklichen Ausgang des-
selben voraussehend, micht Theil
nehmen; durch den Verrath seiner
Gattin Eriphyle aber dazu genóthigt,
wurde er mit seinem Streitwagen
lebendig in die Erde aufgenommen
und darauf zu einem weissagenden
Gott erhoben. Wie Cic. ihn zu den
Vogelschauern rechnet, 80 auch
Sophokles Oedip. Kol. 1309. "Au-
φιάρεῶς τὰ πρῶτα μὲν δόρει κρα-
τύνων, πρῶτα δ᾽ οἰωνῶν ὁδοῖξ, da-
egen Pausanias I. 34. ὅ δοκῶ δ᾽
᾿μφιάραον ὀνειράτων. διακρίσει μά-
woe: προσκεῖσϑαι" δῆλον 9t, ἡνίκα
ἐνομίσϑη ϑεὸς, δι᾿ ὀνειράτων μαν-
τικὴν καταστησάμενος, freilich nach-
dem er im Hinblick auf ihn vorher
gesagt: “μάντεών γε οὐδεὶς χρησμο-
λόγος ἦν τὸ ἀρχαῖον, ἀγαϑοὶ δὲ
BIB, IE- "CAP. 18. 8$ 33.
X
ὀνείρατα ἐξηγήσασϑαι καὶ Ó Loy v à-
ναι πτήσεις ὀρνέϑ'ων καὶ σπλάγ-
χνα ἵερείων, letzteres nach Schóüm.
Gr. À. I. p. 68 mit Unrecht.
Caichas: Κάλχας Θεστορίδης οἰωνο-
πόλων 04 ἄριστος ll. I. 69. qui
ex passerum numero belli Troiani
annos augwratus est Div. 1. 72
mit Bezug auf Il. 2. 299 flg.
Helenus: Πριαμίδης Ἕλενος, otcvo-
πόλων 0x ἄριστος ll. 6. 76.
Qui tripodas, Clari laurus, qui
sidera sentis
Et volucrum linguas et. praepetis
omina pinnae Aen. 3. 360.
Arabum sq. Cf. Phryges autem
εἰ Pisidae et Cilices et Arabum natio
avium significationibus plurimum
obtemperant. Div. 1. 92; ib. 94
(ib. 2).
id (— retinwissent) in flüchtiger
und unbestimmter Bezeichnung st.
augurari, augurandi studium, disci-
plinam. Ueber diesen Gebrauch
des Neutrums des Pronom. für einen
bestimmten Begriff s. Madv. zu
Fin. 3. 21; 5. 37 und Mur. 29 mihi
videntur plerique hoc malwisse sc.
dicendi consuetudinem; Rep. 3. 47
agnosco morem ἔμ aversum ὦ
ratione populari. Sed quan-
quam potest id lenius ferri, quam
tw soles ferre in Bezug auf ein vor-
hergehend gedachtes popwlé impe-
riwun. Div. L 15 Quis hoc ra-
»unculos videre suspicetur? Div. 2.
134 Nihilme de vitello? Id enim
ei ez ovo videbatur awrwm decla-
ras86; ebenso der Plural, wie quae
(quorum) 'Tac. Ann. III. 63, dazu
ipperdey. Die Beziehung auf nomen
is& weder der Sache nach annehm-
bar, weil abgesehen von den hand-
schriftlich nicht feststehenden Ara-
bum doch auch bei den übrigen
der genannten Volker nicht alle die
n zoe Ὅλα, re ey einige
i einigen, wie Mopsus und Calchas
bei den Ciliciern, nachweislich in
besonderer Verehrung gestanden
haben (Pr. IL p. 484 flg.), noch
auch dem Sinne nach. Dian der
Gedanke: der Name vieler Propheten
hátte sich nicht so lange erhalten,
wenn nicht ihre Prophezeiungen
durch ihr hohes Alter sich ale wahr
137
erwiesen hátten, d. h. sich so lange
erhalten und dadurch als wahr er-
wiesen hátten, streift hart an eine
Tautologie, da nicht leicht Pro-
phezeiungen ohne den Namen ihrer
Urheber überliefert werden, somit
das dauernde Andenken an jene
auch das an diese fast nothwendig
bedingt. Anders dagegen der Ge-
danke: Die Vogelschau würde sich
nicht bis auf den heutigen Tag er-
halten haben, wenn nicht das An-
denken an viele alte Weissagungen
derselben sich bis heute erhalten
(und ihre Wahrheit verbürgt) hátte.
Denn das dauernde Andenken an
Prophezeiungen ist noch weit ent-
fernt, zusammenzufallen mit der
dauernden Ausübung der betreffen-
den Weissagekunst. Dagegen von
einer anderen Incorrectheit ist der
Gedanke nicht freizusprechen. Nàm-
lich der Satz: «eque enim — momen
fwisset passt logisch nicht zu dem
nachfolgenden ^ Bedingungssatze;
denn das Plusquamperfectum in
jenem (fwisset) weist entweder aus-
schliesslich. oder doch mit auf die
Zeit hin, wo die Propheten noch
lebten, die praedicta also noch keine
vetustas hatten. Dazu hátte ein
Nachsatz kommen müssen: isi
praedicta eorum certa fwissent; den
Cic. auch offenbar im Sinne gehabt
und nur mit Rücksicht auf den
náchstfolgenden Satz geündert hat.
Ein ühnlicher aus dem Streben nach
Kürze hervorgegangener Fehler
stellt sich im folgenden Satze heraus,
wie schon Feldh. bemerkt hat. Denn
Nec vero Itomulus auspicato — con-
cidisset erforderte als Nachsatz ein-
fach: mis mulia ist? ad veritatem
admirabilia dixissent — nicht omnes
hi; dann: neque Navii tam diu no-
men florere den: nis$ ipse multa
ad veritatem admirabilia dixisset.
Statt dessen hat Cic. beide Ge-
danken in Eins verschmolzen und
einen Nachsatz gebildet, der zu
keinem von beiden genau passt, —
Was übrigens die im vorhergehen-
den Satze enthaltene Begründung
der Wahrheit der Weissagungen
durch die lange Dauer ihres An-
denkens betrifft, so findet dieselbe
Sophistik des Beweises sich bei
138 DE LEGIBUS
Cilicum maximeque Pisidarum, nisi vetustas ea certa esse docu-
isset. Nec vero Homulus noster auspicato urbem condidisset
neque Atti Navi nomen memoria floreret tam diu, nisi omnes
hi multa ad veritatem admirabilia dixissent. Sed dubium non
est quin haec disciplina et ars augurum evanuerit iam et ve-
tustate et neglegentia. lta neque illi adsentior, qui hanc sci-
entiam negat umquam in nostro collegio fuisse, neque illi, qui
esse etiam nunc putat. Quae mihi videtur apud maiores fuisse
duplex, ut ad rei publicae tempus non numquam, ad agendi
consilium saepissime pertineret. 34. ATT. Credo hercle ita esse
istique rationi potissimum adsentior.
XIV. M. Reddam vero et id, si potero, brevi.
In quo et suscipiendo et gerendo et de-
enim de iure belli.
Isocrates Panegyr. $ 30. Ἔξ ὧν
ἄν τις xata gov; σειξ TOV λεγομέ-
γῶν ὡς ἀρχαίων ὄντων, ἐκ τῶν αὐὖ-
τῶν τούτων εἰκότως ἂν καὶ τὰς
πράξεις γεγενῆσϑαι νομίσειεν" διὰ
γὰρ τὸ πολλοὺς εἰρηκέναι καὶ πάν-
τας ἀκηκοέναι προσήκει. μὴ καινὰ
μὲν, πιστὰ δὲ δοκεῖν εἶναι τὰ λε-
γόμενα. Vgl.| auch $ 69 οὐ γὰρ
ἄν ποϑ᾽ oí λόγοι περὶ αὐτῶν το-
σοῦτον χρόνον διέμειναν, εἰ μὴ καὶ
τὰ πραχϑέντα πολὺ τῶν ἄλλων διή-
νεγκεν.
vetustas — lange Dauer, Lünge
der Zeit, wie: III. $ 20 quae iam
prisca videntur propter vetustatem;
Brut. 258 hanc rem deteriorem vetu-
stas facit; Dom. 117 peritiores vetu-
stas facit; Dejot. 31 senatus iudicia
quae unquam vetustas obruet? Div.
I. 109 affert vetustas omnibus in
rebus longinqua observatione incre-
dibilem scientiam; ib. I. 38. (vetusto
lapsu — longo Cic. d. Consul. v.
30, Div. I. 19).
JHomulus auspicato —. Cf. Rep.
II. 5; 16; Div. I. 3; 107—108; Liv.
I. 6 fin. 7 init.
Atti Navi Nat. d. 2. 9; Div. I.
31—33; Liv. L 36: ,Age dum, in-
quit Tarquinius, divine tu, inaugura
fierine possit, quod unc ego mente
concipio. Cum ille futurum dixisset:
Atqui hoc animo agitavi, inquit, te
novacula cotem discissurum. — Tum
illum haud cunctanter | discidisse
cotem ferunt.**
ad veritatem cf. III. 19 insignis
ad deformitatem. Seyff. Pal. L 1.
8 1. p. 11; Nügelsb. p. 338—239.
Sed redde cetera.
Sequitur
neque illi adsentior, qui — negat
8q., sc. Marcellus.
neque illi, qui esse — putat sc.
Appius.
ad rei publicae tempus auf die
Lage des Staates, wenn dieselbe
bedroht war, z. B. durch demago-
gische Antrüge, der Art dass zur
Abwendung oder Vereitelung der-
selben ungünstige Auspicien vor-
geschützt wurden — dies im Sinne
des Marcellus.
ad agendi consilium auf Einho-
lung eines Rathes über das zu be-
obachtende Verhalten, Befragung
über die zweckmüssigste Hand-
lungsweise, worüber als etwas noch
Ungewisses nur durch die Divi-
natio entschieden werden kann, so-
mit im Sinne des Appius.
8 34. redde trage vor, aber
gleichsam zur Abtragung deiner
Schuld, insofern es in Aussicht ge-
stellt ist; ebenso Brut. 258 redde
quae restant. Freier noch Leg. 3.
13 reddes de magistratibus wt dis-
putes quibus de causis — 8. dazu.
Cap. XIV. sequitur de iwre belli
τὸ (τὰ) περὶ τῶν ἐν πολέμῳ δι-
καίων, nachher de nocturnis sacrific.
mulier.; ll. 45 unc de sacris per-
petuis ,.. restat; 8 41 quid ad pon-
tificem de iure parietum sq. ? ib.
JDe sacris, credo, de votis sq.; 111.
33 proximum autem de suffragiis
est; & 43 deinde de promulgatione,
de singulis rebus agendis cett. sc.
sequitur; 46 sequitur de captis pe-
cuniis. Har. resp. 30. Vgl. Nàgelsb.
Stil. 8. 3. 1.
LIB. II. CAP. 13. 14. 8 33—35.
139
ponendo ius ut plurimum valeret et fides eorumque ut publici
interpretes essent, lege sanximus. lam de aruspicum religione,
de expiationibus et procurationibus sat esse plane in ipsa lege
dictum puto. ATT. Adsentior, quoniam omnis haec in jeligione
versatur oratio.
M. At vero quod sequitur quo modo aut tu
adsentiare aut ego reprehendam sane quaero, Tite.
35. ATT.
Quid tandem id est? XM. De nocturnis sacrifieiis mulierum.
ATT. Ego vero adsentior, excepto praeserüm in ipsa lege
sollemni sacrificio ae publico. M. Quid ergo aget laechus
eorumque sc. ?uris et fidei.
exrpiationibus cf. 8 21 fulgura
atque obstita pianto; denn die Ró-
mer hegten die aberglàubische Vor-
stellung, dass jeder Blitz, der in
die Erde eingeschlagen hat und
darin erstorben ist, gleich einem
Verstorbenen entsühnt und
begraben werden müsse. Forb. II.
p. 201. procurationibus: $ 291 quibus
divis creverint procuranto; allgemei-
ner Ausdruck der Sühnung von pro-
digia ebds. p. 200; sat esse plame
8, Ành.
quoniam in religione sq. sich um
den religiósen Dienst — Beobach-
der heiligen Gebràuche —,
welche der Nutzen des Staates be-
stimmt, dreht; opp. ?m rerwm veri-
tate, nicht um die innere Wahr-
heit. In letzterem Falle würde er
— zumal als Epikureer — die Be-
stimmungen des Cic. nicht ohne
Weiteres anerkennen, sondern eine
ausführliche Begründung verlangen.
[Man kónnte auch die Bemerkung
ironisch fassen in dem Sinne: dass
es auf dem Gebiete der Gottes-
verehrung ihm nicht zukomme, das
Warum untersuchen zu wollen, son-
dern einfach das Ueberlieferte und
auf Grund der Ueberlieferung Fest-
gesetzte anzunehmen — wir würden
sagen — zu glauben, So theilweise
Turneb. ]
oratio setzt die Fiction einer
óffentlichen Verhandlung fort; zu
8 23 u. 24.
assentiare sc. id, so mit dem Acc.
des Neutrums eines Pron. od. Adj.
δέξου, meist mit hinzutretendem
Dat. der Person, wie d. Or. I. 535;
ib. 91; ib. 196; 2, 227; 3. 184;
Nat. d. 3. 65; aber auch ohne die-
sen, Acad. II. 68.
reprehendam | zurücknehme (re-
ceptus sententiae Liv. 4. 51). Aehn-
lich Sall. 43 (Verr. III. 223? 224?).
Umgekehrt nachholen: qwod erat
praetermissum Verr. 3. 51. Damit
berührt sich die háufige Bedeutung
von widerlegen: Flacc. 41; Part.
or. 27; 33; 44; 51; 52; 120; 139;
d. Inv. I. 78 flg. cf. ob. I. 30.
8 35. sollemni sacr. 85. zu 8 21.
Qwid ergo aget sq. Diese Frage
und die folgenden Bemerkungen
sind aus zwei Gründen auffállig:
1) weil in dem Gesetze nur die
nocturna mwulierwm sacrificia un-
tersagt waren; 2) weil ebendaselbst
für die eleusinischen Mysterien die
Entscheidung schon dahin getroffen
war, dass sie unter gewisser Be-
schrünkung zuzulassen seien. Am
wahrscheinlichsten wird man sich
die Sache so erklüren: In dem
Verbote der Nachtfeiern für die
Frauen liegt eine Abneigung gegen
alle παννυχίδες dem Prinzipe nach,
dessen Consequenz sich auch auf
die Münner zu erstrecken schien.
Sodann hob die im Ges. ausge-
sprochene Beschrünkung (auf die
Tageszeit, zu $ 21) den Charakter
der Mysterien insoweit auf, dass
gefragt werden konnte, was dann
überhaupt noch aus den Mysterien
werde. Wenn dann im Folgenden
die Beibehaltung derselben geneh-
migt wird, ohne dass die betreffende
Bestimmung der lex geündert wird,
so liegt darin kein Widerspruch,
indem für die Miünner, die nach
antiker Auffassung einen hóheren
Anspruch auf geistige Befriedigung
hátten — für diese aber war die
Entscheidung noch frei -— die
Nachtfeier eingerüumt, den Wei-
bern versagt wird. Ausserdem móge
140
DE LEGIBUS
Eumolpidaeque nostri et augusta illa mysteria, si quidem sacra
nocturnatollimus? Non enim populo Romano, sed omnibus bonis
es erlaubt sein, noch eine Vermu-
thung aufzustellen, durch die alle
Schwierigkeiten gehoben werden
dürften. Der Passus in dem Gesetze
und die Frage beziehen sich — wie
mich dünkt — auf verschiedene
Theile der Mysterienfeier, das Ge-
setz auf denjenigen, welcher einen
vorbereitenden Charakter hatte, und
in dem Ceres das Centrum der
Verehrung war, die Frage auf den-
jenigen, welcher die unten berühr-
ten tieferen Aufschlüsse über das
menschliche Dasein und Fortleben
gab und sich vorwiegend um Iak-
chos(mystischer Name des Bacchus)
drehte. Der erstere Theil dürfte
die kleinen Mysterien sein, die in
Athen am llissos im Tempel der
Demeter und Kore begangen wur-
den und in erster Linie auch ihnen
wohl galten, s. Prell.l. p. 616—17,
deren Zweck, s. oben zu 8 21, Rei-
nigung und Sühnung war, und
mit der Einweihung in welche auch
viele, besonders Fremde, sich be-
gnügten, s. Schóm. II. p. 369; der
andere Theil die grossen Mysterien,
von denen der wichtigste Festtag,
der 20. Boedromion, lakchos hiess,
Pr. L p. 617, bei denen, weil sie
in Eleusis gefeiert wurden, auch
das eleusische Geschlecht der Eu-
molpiden hauptsüchlich in Wirk-
samkeit trat. Nun lüsst es sich
ferner wohl denken, dass für die
ersteren die Nachtfeier weniger un-
bedingt nothwendig, für die letzte-
ren unerlüsslich erschien. In diesem
Sinne nun ist offenbar, auch nach-
dem die Einweihung in die kleinen
Mysterien am Tage zugestanden
war, die Frage: was aus den grossen
werden wird, wenn die Nachtfeier
ausgeschlossen ist, ganz am Platze
— wenn anders diese unbedingt
darauf beruhten, ist ferner die Er-
wartung des Atticus, dass Cic. für
diese eine Ausnahme statuiren
werde, und die Einwilligung Ciceros
dazu klar und verstündlich, ebenso
das Einverstündniss des Atticus mit
der unbedingten Ausschliessung der
Nachtfeier für Rom (tw vero istam
Romae legem rogato), nur nicht für
sich mit Beziehung auf seinen
Aufenthalt in Athen und durch-
weg, sowie die Antwort des Cic.,
dass er auch abgesehen von Rom
und ganz im Allgemeiuen darauf
bestehen müsse, den Weibern die
Theilaahme an den nüchtlichen
Mysterien zu versagen, dagegen be-
reit sei, sie den Münnern zuzu-
gestehen.
JEwmolpidae ein nach einem my-
thischen Ahnherrn .JEwmolpos be-
nanntes priesterliches Geschlecht,
welches die Hierophantie, das
hóchste Ehrenamt bei den Myste-
rien, erblich inne hatte, mit dem
ausser der Vorzeigung und Erklü-
rung der geheimnissvollen Heilig-
thümer auch die Leitung liturgi-
scher Gesünge verbunden war. Ein
zweites Geschlecht war das der
Keryken, aus welchem der Herold
gewühlt wurde; aus demselben
wahrscheinlich auch der dem Hie-
rophantes an Würde .zunüchst
stehende δαδοῦχος. Ein vierter
Beamter ist der Altarist, ὁ ἐπὶ
βωμῷ (Schóm. 11. p. 366).
nostri, 8. 36 quibus ipsi initiati
sumus.
tollimus, nicht tollemus, denn die
Aufhebung i ist schon ausgesprochen.
Sonst das Praes. im Nebens. in Be-
ziehung auf Fut. im Hauptsatz:
Nat. d. 2. 8; 3. 225; Verr. 4. 85;
Cael. 80; Flacc. 106; Leg. Agr. II.
11; Brut. 325; Rab. post. 18; Acad.
IL'93; Of. L 106; 146; Rep. VI.
20; Caecin. 60; Fam. 3. 9. 6; im
Gesetz d. Inv. ὃ, 122: 148; in Be-
zug auf einen Futurbegriff Tusc.
δ. 67; Brut. 24; Verr. 3. 71; 220;
Planc. 47; Leg. . 8. 1; Caecin.
48; 49; 104; p. Quinct. 19; Rab.
ost. 15 (cf. Madv. Fin. 3. 70).
Bei Liv. in Bez. auf Fut.: 5. 4.
10; 7. 30. 10; 8. 21. 4; auf Futur-
begriff: VIL. 34. 4; 40. 6.1] Selten
umgekehrt das Praes. im Folge-
satz, wührend der Bedingungssatz
im Fut, wie Off. I. 123 sin libido 1
LIB. II. CAP. 14. $ 35. 86.
141
firmisque populis leges damus. 36. Arr. Excipis, credo, illa,
quibus ipsi initiati sumus. M. Ego vero excipiam. Nam mihi
eum multa eximia divinaque videntur Athenae tuae peperisse
atque in vitam hominum attulisse, tum nihil melius illis my-
steriis, quibus ex agresti immanique vita exculti ad humanitatem
et mitigati sumus, initiaque ut appellantur, ita re vera principia
vitae cognovimus, neque solum cum laetitia vivendi rationem
accepimus, sed etiam cum spe meliore moriendi.
mihi displiceat in nocturnis poétae indicant comici.
Quid autem
Qua li-
centia Romae data quidnam egisset ille, qui in sacrificium
cogitatam libidinem intulit, quo ne inprudentiam quidem ocu-
accesserit, duplex malum est luxuria
(ein Uebel ist sie 80 schon); Cluent.
158 non.dubito quin , si qua causa
ad vos delata sit eius, qui lege mom
teneatur, etiamsi inviti absoluturi
sitis, tamen absolvatis (in eurem
Charakter liegt, ihn freizusprechen);
Fat. 11 quae tolluntur ommia (in
dem Sinne einer unausbleiblichen
Folge, als wenn sie schon eingetre-
ten würe, cf. zu 8 36), si vis et na-
tura fati ex divinationis rationc
firmabitur. Vgl. G. T. A. Krüger
443. 2; Dráger I. 8 139.
populo Romano, denn in diesem
Falle würe die Einweihung nicht
überhaupt ausgeschlossen, da sie
sich in Athen vornehmen liess.
firmis in fester staatlicher Ge-
schlossenheit befindlichen (oder
Hendiad.: von fester Sittlich-
keit?).
8 36. .Ezcipis. In dem Praes.
liegt die sichere Erwartung, dass
es geschehen wird resp. die An-
nahme, dass Cic. es schon im Sinne
hat; cf. 1, 56 (II. 35 Ende) — oder
vielleicht eine Beziehung auf den
etwas unklaren Wortlaut des Ge-
setzespassus, 8, das,, der es zweifel-
haft erscheinen liess, ob es nicht
schon geschehen sei.
credo ohne Ironie, nicht selten:
L 41; 42; IL 47; 54; 58; Rep. 3.
25; Fin. II. 71; 119; Nat. d. 2. 59;
Brut. 287; d. Or. I. 56; Planc. 16;
Div. 1. 87; Fam. I. 9. 20 cett.
. dpsi init. 8. Von der Einweihung
in die Mysterien waren die Bar-
baren ausgeschlossen. (Isocr. Paneg.
157.) Zu denselben wurden jedoch
die Homer, als sie den Griechen
nüher bekannt wurden, nicht ge-
rechnet. Im Uebrigen war sie allen,
ausser Schuldbeladenen, zugáng-
lich, Frauen und selbst Sclaven,
die nicht barbarischen Ursprungs.
Fremde jedoch bedurften der Ver-
mittlung eines athenischen Bürgers,
μυσταγωγός. Schóm. Il. 367.
cum spe meliore moriendi: τὴν
τελετήν, ἧς OL μετασχόντες περί τε
τῆς τοῦ βίου τελευτῆς καὶ τοῦ σύμ-
παντος αἰῶνος ἡδίους τὰς ἐλπίδας
ἔχουσιν Isocr. Paneg. 28.
poctae ind. com. Cf. Plaut. Aulul.
Prol. 36 qui $llanc stupravit noctu
Cereris vigiliis; ib. IV. 10. 69;
Caecil. Plocius (nach Menand. im
selben Stück) an einer Stelle, cuius
loci haec fere sententia est: Iia
hominis pauperis in pervigilio vitiata
est (Gell. N. A. 2. 23. 14).
illes Clodius, der beim Jahres-
feste der Bona Dea (z. $ 21) sich
verkleidet in das Haus des Jul.
Caesar, damaligen Prütors u. Pontif.
Max., eingeschlichen hatte und ent-
deckt durch Caesars Mutter Aurelia
die Veranlassung gab, dass dieser
sich von seiner Gattin. Pompeja
schied. Angeklagt entging Clod.
der Verurtheilung durch Bestechung
der Hichter und das Schweigen
des Hauptbelastungszeugen Caesar.
Das Nühere Plut. Caes. Cic. 28.
imprudentiam oculorum unbedach-
ter Blick zu 1, 31, Zur Sache vgl.
Har. resp. 8 eaque sacra, quae viri
oculis ne imprudentis quidem. aspici
fas est, mon solum aspectu υἱ-
e sed flagitio stuproque violavit,
ib. 37.
142
DE LEGIBUS
lorum adici fas fuit? ATT. Tu vero istam Romae legem ro-
gato.
revertor:
Nobis nostras ne ademeris. XV. 37. M. Ad nostra igitur
quibus profecto diligentissime sanciendum est,
ut
mulierum famam multorum oculis lux clara custodiat initien-
turque eo ritu Cereri, quo Romae initiantur. Quo in genere
severitatem maiorum senatus vetus auctoritas de Bacchanalibus
et consulum exercitu adhibito quaestio animadversioque decla-
rat.
Atque ommia nocturna, ne nos duriores forte videamur,
in media Graecia Diagondas Thebanus lege perpetua sustulit.
Novos vero deos et in his colendis nocturnas pervigilationes
sic Aristophanes, facetissumus poéta veteris comoediae, vexat,
rogato einrüumend, ausser in der
Form «esto, nicht eben hàufig, s.
G. T. A. Krüger 8 464. 2; Gossrau
8 429. A. 1; cf. I. 20.
Cap. XV. 8 37. mostra sc. in-
stituta, praecepta. Andre Herausgg.
schreiben mostras sc. leges, was
leichter.
eo ritu am Tage (z. 8 21).
senatus — auctoritas im eigent-
lichen Sinne (massgebliche Erklü-
rung) bezeichnete einen Senats-
beschluss, gegen den intercedirt
worden, oder bei dem ein Form-
fehler in Betreff der Berufong, der
it, des Ortes und der beschluss-
fühigen Zahl constatirt war. Lange
11. 8 115. Keins von beiden aber
war nach Liv. 39. 14—19 der Fall,
auch würde er dann nicht auf
offentlich aufgestellten Tafeln ver-
breitet sein, was bekanntlich
schehen, wie die im Wiener Mu-
seum aufbewahrte Erztafel bezeugt.
Also steht hier s. auctor. im wei-
teren Sinne, gleichbedeutend mit
sen. consultwm.
DBacchanalia ein von Etrurien
nach Rom gekommener bacchischer
Geheimdienst, der statt religióser
Erbauung der wüstesten Ausschwei-
fung diente, ja auch zu politischen
Conspirationen benutzt wurde und
80 den gesammten Sitten- und
Rechts-Zustand des Staates geführ-
dete. Besonders der letzte Punkt
mochte es sein, der den Senat zu
so energischem Einschreiten bewog
dass siebentausend Münner und
Weiber, die daran betheiligt wa-
ren, in Strafe genommen und zwar
zum gróssten Theil hingerichtet
wurden (186 v. Chr. Sp. Postumio
Albino Q. Marcio Philippo coss.).
Das Nühere über die Art der Ent-
deckung und Unterdrückung bei
Liv. 39. 8—90; Prell. p. 714—718.
Von einer Mitwirkung von Truppen
aber wird nur an dieser St. be-
richtet.
JDiagondas, dieser Gesetzgeber
sonst nicht weiter bekannt.
lez perpetua ein durchgehendes
— also alle Nachtfeiern ohne Aus-
nahme betreffendes — Gesetz, s.
v. a. lez, iussum. generale (Lange II.
p. 519), im Gegensatz zur lex des
Cic.,, in welcher das sacrum Bonae
Deae ausgenommen war, oder dem
sen. c DBacchan., in wel-
chem eine einzelne Nachtfeier auf-
gehoben war. [Der zeitliche Sinn
scheint nicht zu passen, da, wenn
man auch Anordnungen einer tran-
sitorischen Massregel überhaupt
noch als Gesetz gelten lassen will
— Lange ἃ. a. Ὁ. —, hier gegen-
über den vorhergehenden, ebentalls
für immer geltenden, Bestimmungen
dieser Zusatz müssig ist.]
JNovos sq. Grade diese — vor-
nehmlich aus Asien und Aegypten
eingeführten — waren es, an die
sich ein orgiastischer Dienst zu
knüpfen pflegte.
Aristophanes , nüchst Homer der
genialste Dichter des Alterthums,
zwischen 444 u. 388 v. Chr.
veteris comoediae, deren Tendenz
Verspottung lebender, politisch ein-
flussreicher Máànner war, üusseres
Kennzeichen der Chor, Hauptver-
treter Kratinos, Eupolis, Phrynichos,
Arist,
br e iz».
LIB. Ii. CAP. 14. 15. “ὃ 36—38.
143
ut aput eum Sabazius et quidam alii dei peregrini iudicati e
civitate eiciantur.
Publieus autem sacerdos inprudentiam consilio expiatam
metu liberet, audaciam in admittendis religionibus foedis damnet
atque impiam iudicet. '
38. Iam ludi publici quoniam sunt cavea circoque divisi,
Sabazius Phrygisch-thracischer
Gott (Ar. Àv. 875 φρυγέλῳ Σαβα-
ξέῳ) mit Dionysos identifizirt, in
seinem Wesen und Cultus am nách-
sten stehend dem Ζιόνυσος Ζαγρεύς,
d. h. dem in den orphischen My-
sterien gefeierten leidenden, wan-
delbaren, zeithchen, ewigen, ge-
storbenen und wieder belebten.
Pr. I. 549 u. 553. — Das hier er-
wàahnte Stück — Ὧραι — ist nicht
erhalten; dagegen gelegentliche
Verspottungen finden sich noch
Vesp. 9. Av. 875; Lysistr. 388.
peregrini, wie etwa .Adonis
(Lysistr. 389 verspottet), Kbele (Av.
877 versp.), Kotytto (verwandt mit
Kybele, Pr. I. 549) Isis. Vgl. Schóm.
II. 160.
imprudent. Unbesonnenheit sc.
in Ausübung religióser Handlungen,
consilio durch ein überlegtes Ver-
fahren; metu liberet, als wenn nicht
imprudentiam, sondern imprudentem
yoranginge. Aehnliche Freiheiten
ih der Beziehung finden sich ófter,
vgl. Fin. 4. 15 genere vitae, quod
virtute fruitur, wozu Madv. be-
merkt: eam vitam, im qua inesset
virtus, Cicero sic appellavit, ut simul
significaret hominem virtute tanquam
bono fruentem; Acad. 11, 1 magnum
ingenii Luculli, magnum opttmarwum
artium studium,twm liberalis doctrina
caruit omnino rebus urbanis (eigt].
Lucullus , vir magno ingenio cett.,
carwit). Zur Bache vgl. 8 22 u.
Macrob. L 16. 10 praeter mulctam
vero sacerdotes affirmabant | eum,
qui feriis aliquid imprudens egisset,
porco piaculum dare debere; pru-
peers ig orn pow Scaevola
ex at. admittere sich
zu Sehulden kommen lassen, ein-
gehen; rel. foed. den Gottesdienst
entstellende, ^ entweihende (6-
bráuche; impiam gottlos, u. implic.
unsühnbar.
8 38. cavea sq. nach — Ab. instr.
zur Bezeichnung des Erkenntniss-
grundes oder Massstabes. Seyff. Gr. $
176. À. 4. sint sq. ,,s0 sollen die Spiele
des kórperlichen Wettkampfes, mag
er im Lauf-, Faust- oder Ringkampf
bestehen, sowie die im Pferderennen
bis zu einem gewissen Ziele des
Sieges (usque ad u. s. w. nur zu
curric. eq. zu ziehen, dient zur Um-
schreibung für Pferde wettrennen)
in den Circus gewiesen sein: in
einem (von den stufenweis auf-
steigenden Sitzreihen) umschlosse-
nen 'Theaterraum sollen sie mit
Gesang, Saiten- und Flótenspiel,
sofern dies gemássigt bleibt, ver-
anstaltet werden.* Die Handschr.
haben certationes, was durch Miss-
verstáündniss vielleicht aus certatio-
^is entstanden; ferner curriculis,
doch steht einerseits in der lex der
Sing., anderseits würde durch den
Ablativ das Wagenrennen zu den
kórperlichen Uebungen gerechnet,
was füglich nicht angeht, auch in
der lex nicht geschehen ist; dann
blos c?rco, was mOglicherweise bei-
zubehalten ist: ,,sollen dem Circus be-
stimmt sein', wenngleich die Emen-
dation i» nach » eine sehr leichte;
statt constituti in: constitutis. Da-
gegen weicht fiamt weiter von der
Ueberlieferung, nümlich vice ab und
ist eine sehr zweifelhafte Emenda-
tion. Doch voce, wie die meisten
schreiben, lásst sich aus vice nicht
machen, da ausser fides (8. unten
zu T'imoth. f.) die Instrumente nicht
πὰς “γε τς sein kónnen, sondern nur
er Vortrag, somit 1s.moderatus sit
[derselbe Einwurf trifft auch Urlichs
— Hhein. Mus. 78 p. 156 — Emen-
dation: vincat, abgesehen von der
Geschraubtheit der Verbindung:
cavea vincat| stehen müsste (vgl.
übr. Anh.); ferner dwmmodo, vgl.
V., in keiner richtigen Beziehung
144
DE LEGIBUS
sint corporum certationis cursu et pugillatu et luctatione cur-
rieulique equorum usque ad certam victoriam in circo consti-
tuti: in cavea cantu fiant ac fidibus et tibiis, dum modo ea
moderata sint, ut lege praescribitur.
Adsentior enim Platoni
nihil tam facile in animos teneros atque molles influere quam
varios canendi sonos, quorum diei vix potest quanta sit vis in
utramque partem. Namque et incitat languentes et languefacit
excitatos et tum remittit animos, tum contrahit, civitatumque
hoe inultarum in Graecia interfuit antiquom vocum conservare
modum: quarum mores lapsi ad mollitias pariter sunt inmutati
cum cantibus aut hac dulcedine corruptelaque depravati, ut
zu constituti sint steht. Auch würde
der Ausdruck sich so weniger mit
dem Gesetzestexte berühren.
corporum certationis sq. Die flg.
Angabe der Kampfesarten ist eine
im Wesentlichen erschópfende, zu
denen nur die Mischgattungen des
πένταϑλον (Sprung, Lauf, Faust-,
Ringkampf, Diskus) und des παγ-
κράτιον (Faust- und Ringkampf zu-
gleich) bisweilen hinzugefügt wer-
den, wie bei dem Elegiker und
Eleat. Philos. Xenophanes aus Ko-
lophon, El. 2.
AM εἰ uiv ταχυτῆτι ποδῶν
νίκην τις ἄροιτο
ἢ πενταϑλεύων, ἔνϑα Διὸς
τέμενος
πὰρ Πίσαο doge ἐν Ὀλυμπίῃ, εἴτε
zoMECO»v
ἢ καὶ πυκτοσύνην ἀλγινόεσσαν
ἔχων
εἴτε τὸ δεινὸν ἄεϑλον, ὃ παγ-
κράτιον καλέουσιν
εἶτε καὶ ἵπποισιν.
fides — tibiae Bélinis;.- Flóten-
spiel; wie manus Hündearbeit und
dgl mehr, s. Nügelsb. St. p. 44
8 12.
Platoni sq. Plato wie andere
EOS Philosophen (vgl Arist.
l 5. b οἰητέον πρὸς ἀρετήν τι
τείνειν τὴν μουσικὴν, ὡς δυναμένην,
καϑάπερ ἡ γυμναστικὴ τὸ σῶμα
ποιόν τι ᾿“παρασκευάζξει, καὶ τὴν μου-
σικὴν τὸ ἦϑος ποιόν τι ποιεῖν SQ.)
schrieb der Musik einen grossen
Einfluss auf die sittliche Bildung
zu, 80 dass er auch in der Wahl
der Tonweisen die grósste Sorg-
samkeit verlangte, von denen er
die dorische und phrygische als
geeignet zur Erziehung empfahl
(κινδυνεύει δωριστὶ λείπεσθαι καὶ
φρυγιστῶ, dagegen die ionische und
lydische als μαλακαὶ καὶ συμποτικαὶ
ἁρμονίαι verwarf, Rep. 3. 10; wüh-
rend Arist. Pol. 5. 7; die phrygische
als ὀργιαστικὴν καὶ παϑητικὴν aus-
geschlossen, die lydische dagegen
neben der dorischen angewendet
sehen will Die hier bezeichnete
Stelle findet sich Rep. 4. 4 κατὰ
σμικρὸν εἰσοικισαμένη ἡ διὰ μουσι-
κῆς παρανομία ἠρέμα ὑποῤῥεῖ πρὸς
τὰ ἤϑη τε καὶ τὰ ἐπιτηδεύματα flg.
Vgl. auch Leg. Il. 11. p. 669— 70,
IIl. 15. 700—701.
teneros at molles hier ihrer
allgemeinen Natur nach, nicht von
denen der Kinder; influere Eingang
finden.
incitat sc. cantus aus canere.
remitto aus der Spannung los-
lassen, in eine gelassene, behag-
liche Stimmung, in Wohlgefühl,
versetzen; contraho sammeln — auch
beengen, andüchtig und ernst, resp.
bang und trübe stimmen.
civitatum sq. vgl. unten zu Lace-
daemon.
pariter zugleich, hier, wie unten
8 39. pariter cum modorum fl., im
Uebergange von der eigentl. Be-
deutung, freier noch p. red. in sen.
36 in rem publicam swm pariter
cum re publ. restitutus; d. Or. 3. 10;
sen. 50; Tusc. 1. 24; Div. 2. 33;
Sall Jug. 77; 106; Liv. 8. 22. 6;
6. 8. 9; 10. b. 1.
hac dulcedine c. cf, I. 56.
dulce. corrupt. verführerischen
Reiz.
LIB. II. CAP. 15. 8 38. 39. 145
quidam Tutant, aut, cum severitas eorum ob alia vitia ceci-
disset, tum fuit in auribus animisque mutatis etiam huic mu-
tationi loeus. 39. Quam ob rem ille quidem sapientissimus
Graeciae vir longeque doctissimus valde hane labem veretur.
Negat enim mutari posse musieas leges sine mutatione legum
publicarum. Ego autem nec tam valde id timendum nec plane
contemnendum puto. Illud quidem video, quae solebant quon-
dam conpleri severitate iucunda Livianis et Naevianis modis,
nunc ut eadem exsultent, cervices oculosque pariter cum mo-
dorum flexionibus torqueant. Graviter olim ista vindicabat
vetus illa Graecia longe providens quam sensim pernicies inlapsa
quidam, Cic. im Grunde nicht,
nach III. 32.
eorum sc. morum.
vitia fehlerhafte Zustánde.
tum im Nachsatze nach cwm:
Or. IL 174; Verr. 5. 147; Div. I.
72; 99; 100; Leg. Agr. II. 25;
Acad. IL 9; 128; d. Inv. 2. 127;
138; Fin. 2. 33; 3. 33; 50; Rep. I.
66, nach cum d a Liv. 5. 11. 4; da-
durch dass Brut. 261 (s. Pid.); nach
Partic. d. Inv. 2. 127; Div. I. 61;
Liv. 10. 38. 4; wbi Liv. 4. 57. 2;
8. 6. 12; und besonders nach si.
hwic der Musik.
$ 39. ille quidem sc. Plato, den
Cic. von dem Zauber seiner Sprache
($ 17) hingerissen von allen Philo-
sophen am meisten verehrte, cf.
3. 1; Div. I. 78 und 62; II. 66; Rab.
post. 23; Tusc. I. 39; Nat. d. II. 32;
d. Or. I. 218; Brut. 121; Att. 4. 16. 3;
Or. 62.
hanc labem diesen Verfall, nàml.
der Musik.
Negat enim... dass es móglich
sei, die musikalischen Gesetze zu
ándern, ohne gleichzeitig eine Aen-
derung der Staatsgesetze dadurch
herbeizuführen: οὐδαμοῦ κινοῦνται,
μουσικῆς τρόποι ἄνευ πολιτικῶν νό-
pov τῶν μεγίστων. Rep. 4. 3 p. 424.
Illud q. s. Anh.
quae man erwartet Das
Neutr., wie es scheint, mit ver-
Achtlicher Unbestimmtheit, wie im
D. was — das (Theaterversamm-
lungen, welche).
leri mehr als affici, vollauf
von emer Sache erfüllt, gleichsam
gesüttigt werden; sev. i. von einem
wohlthuenden Ernste. Vgl. Fin.5.69
quonam gaudio complerentur. Acad.
Cicero de legibus,
qui.
IL. 127 hwmanissima completur ani-
mus voluptate. Wegen d. doppelten
Abl. vgl. zu I. 25.
Livius Andronicus aus "Tarent
kam bei Eroberung seiner Vater-
stadt 272 als Kriegsgefangener nach
Rom und wurde durch eine Ueber-
setzung der Odyssee in saturnischem
Versmass und freie Uebertragung
einer Reihe von griechischen Tra-
gódien und Komódien Begründer
der rómischen Dichtkunst. Alter
Sitte gemáss Schauspieler seiner
eigenen Stücke führte er nach Liv.
VIL 2 eine wichtige Aenderung in
der scenischen Darstellungskunst
ein, indem er den Vortrag der
cantica, die er früher selbst ge-
sungen, einem eigens dazu bestellten
Sünger übertrug, dem Schauspieler
nur noch die Begleitung derselben
durch Tanz und Pantomime vorbe-
haltend.
Cn. Naevius aus Campanien ge-
bürtig, jüngerer Zeitgenosse des
Vorhergehenden, verfasste ein Epos
vom ersten punischen Kriege in
saturn. Versmass und viele Komó-
dien, in denen er mit dem grüssten
Freimuth die ersten Münner des
Staates, wie die Meteller und Scipio-
nen angriff, daher er in Verbannung
nach Utica gehen musste, wo er
204 in hohem Alter starb. Seine
Sprache rühmt Cie, d. Or. 3. 45 als
eim Muster unverfülschten, alter-
thümlichen Ausdrucks,
modi 'T'onweisen, Melodien; flexio-
nes modorwm die hin- und her-
schwebenden Beugungen, Colora-
turen, Modulationen des Gesanges.
longe providens weit vorausschau-
end, wie das Verderbniss, nachdem
10
146 DE LEGIBUS
civium in animos malis studiis malisque doctrinis repehte totas
civitates everteret, si quidem illa severa Lacedaemo nervos
iussit, quo plures quam septem haberet, in Timothei fidibus
incidi.
XVI. 40. Deinceps in lege est, ut de ritibus patriis co-
lantur optumi: de quo cum consulerent Athenienses Apollinem
Pythium, quas potissimum religiones tenerent, oraclum edi-
tum est 'eas quae essent in more maiorum". Quo cum iterum
venissent maiorumque morem dixissent saepe esse mutatum
quaesissentque quem morem potissimum sequerentur e variis,
respondit *'optumum'.
Et profecto ita est, ut id habendum sit
antiquissimum et deo proximum, quod sit optumum.
Stipem sustulimus nisi eam, quam ad paucos dies pro-
es sich sacht in die Gemüther ein-
geschlichen,auf einmal ganze Staaten
umstürzt. Also das voraus bezieht
sich auf das einstige Zusammen-
brechen der Staaten, zu sensim
illapsa ist aus providens: videns,
intellegens zu entnehmen. Der Aus-
druck beruht auf einer kühnen Zu-
sammenziehung zweier Structuren:
intellegens quam sensim pernicies in
animos illabatur et wt i1llapsa re-
pente civitates evertat providens.
malis studiis m. d, durch schlechte
Neigungen und Lehren mit illapsa
zu verbinden.
repente steht 1nit sensim in schein-
barem Widerspruch, der so zu lósen
ist, dass repente, wie oben ge-
schehen, für auf einmal (griech.
d 9900v) genommen wird, insofern
der Gedanke ist, dass der lange im
Verborgenen angesammelte Krank-
heitsstoff auf einmal in voller Ent-
wicklung hervorbricht und die Staa-
ten in den Abgrund reisst, nicht all-
máhlich zum Vorschein kommt und
eine langsame Auflósung herbei-
führt. Vgl. Sulla 75 ex multis ab
adulescentia conlectis perditorum ho-
minum vitiis repente ista tanta im-
portunitas inauditi sceleris exarsit ;
ib. 76 ex magnis et diuturnis et iam
desperatis rei publicae morbis ista
repente vis erupit; Fam. 1. 9. 20
cum inclusum illud odium multarum
iniuriarum omme repente apparuit.
Verg. Georg. III. 472 mec singula
morbi Corpora corripiunt, sed. tota
aestiva repente Spemque | gregem-
que simul cunctamque ab origine
gentem.
illapsa in. Einige den Hdschr.
folgend lassen i» aus. Aber der
überhaupt seltene transitive Ge-
brauch von Compositis mit $» bei
Cic. (s. Drüg. 1. 8 169. 2) ist hier
um 80 unwahrscheinlicher, als sich
der Sinn einer óOrtlichen Rich-
tung: 'hineinschleichend in' her-
vordrüngt.
Timotheus aus Milet, Musiker
und Dithyrambendichter, der die
siebensaitige Cither um vier ver-
mehrte (Paus. 3. 12. 10), Zeitgenosse
eds Euripides (geb. 446, $ 357 v.
Cap. XVI. 8 40. ritibus patr. zu
po 86. Wann und in
welchem Falle dies geschehen, ist
nicht nüher bekannt. Doch be-
zeichnet Xenoph. Mem. IV. 3. 16
die erste Antwort als eine gewühn-
liche der Pythia. auf eine derartige
Frage. Ὁρᾶς yàg | ὅτι ἐν “ελφοὶς
ϑεὸς ὅταν τις αὐτὸν ἐπερωτᾷ πῶς
ἂν τοῖς ϑεοῖς view ἀποκρίνεται"
νόμῳ πόλεως. Vgl. ib. I. 8. 1.
Das Aelteste steht im nüchsten
Zusammenhang mit den Góttern,
8. zu 8 27, ist also das Beste und
umgekehrt.
Stipem sq. Diese Stelle führt
Servius aus dem Gedüchtnisse an,
daher in den Worten etwas ver-
ündert und mit einem Zusatze, der
nicht auf Cic. zurückzuführen.
ad paucos dies zu 8 22.
LIB. IL. CAP. 15. 16. $ 39—41. 1471
priam Idaeae Matris excepimus: implet enim superstitione ani-
mos et exhaurit domus.
Saerilego poena est, neque ei soli, qui sacrum abstulerit,
sed etiam ei, qui sacro commendatum. 41. Quod et nunc
multis fit in fanis, et Alexander in Cilicia deposuisse apud
Solensis in delubro pecuniam dicitur et Atheniensis Clisthenes
Iunoni Samiae, civis egregius, quom rebus timeret suis, filiarum
dotis credidisse.
Iam de periuriis,
disputandum est.
de incesto nihil sane hoc quidem loco
Donis impii ne placare audeant deos, Platonem audiant:
qui vetat dubitare qua sit mente futurus deus, quom vir nemo
bonus ab inprobo se donari velit.
Diligentiam votorum satis in lege dictum est T ac voti
superstitione mit dem falschen
Glauben, dass man sich die Gótter
durch Geschenke und Entàusserung
seines Besitzes geneigt mache: eine
vorausgehende, wohl zu beherzigen-
de, Verurtheilung spáter zur Herr-
schaft gelangter Religionsansichten.
8 41. Quod sc. ut sacro aliquid
commendetur. Vgl. übr. Anh.
Alexander in Cil. Alexander ver-
weilte in Soli bei seinem Durchzug
durch Cilicien nach Arr. 2. 5. 5 flg.
làngere Zeit und feierte dort glàn-
zende Feste wegen seiner Genesung.
Ob er damals oder vielleicht nach
dem spáter bei [8808 erfochtenen
Siege, durch den er reiche Beute
(8000 Tal. Arr. 2. 11. 10) gewann,
und nach welchem er den Solensern
den Rest der wegen ihrer perser-
freundlichen Gesinnung ihnen auf-
erlegten Strafgelder erliess, oder
wann sonst er jenen Schatz nieder-
gelegt habe, muss in Frage bleiben.
Atheniensis Clisthenes. zur Unter-
scheidung von dem "Tyrannen zu
Sikyon; vgl zu L 15; ferner Div.
1. 5; ib. 31; Nat. d. I. 27; L 63;
Off. L 155; Leg. 3. 14; Liv. IX.
22. 1; 24. 1.
K leisthenes, welcher nach der Ver-
treibung der Pisistratiden durch
Kleomenes I. 510 mit den anderen
Alkmáoniden nach Athen zurück-
qu war, richtete die Verfassung
mokratisch ein, musste 2 Jahre
spáter dem aristokratischen von
leomenes unterstützten sagoras
weichen, kehrte aber bald zurück
und befestigte die Demokratie.
lunoni Samae, deren von dem
Samier Hhoekos, Herod. III. 60
(nach Paus. VII. 4. 4 von dem
Aegineten Smilis), erbauter Tempel
nebst dem der Ephesischen Artemis
allem von Herodot (IL 148) für
würdig befunden worden ist, mit
dem aegyptischen Labyrinth. ver-
glichen zu werden. Vgl. über ihn
ausser Paus. a. a. O. noch Cic.
Verr. I. 50.
nihil same nichts eben (grade) cf.
III. 12; 14; synonym mit μι ad-
modwm. Haacke Gr. Stil. Lehrb.
8 97. 4.
Pl. audiant, den Pl. vernehmen,
hóren was Pl. sagt: dieser nümlich
ἃ. 8. w. Andere fassen den Satz
mit «e selbststindig (Punkt nach
deos). Dann wáüre audiant s. v. a.
hóren auf.
qui velat sq. Vgl. de Leg. IV. 8
p. 716 fin. παρὰ δὲ ιαροῦ δῶρα
οὔτε ἄνδρα ἀγαϑὸν οὔτε ϑεὸν ἔστι
ποτὲ τό γε ὀρϑὸν δέχεσθαι. Vgl.
Alcib. II. C. 13. p. 149 E.; Euthyphr.
c. 16 84.5; Hep. II. C. 7. p. 364 B. sq.;
Ill. 4. p. 890 E; Leg. X. C. 18.
p. 906 D. sq. 'Ebenso Zaleucus
Diod. 12. 20 (τῶν ϑεῶν οὐ yoigóv-
τῶν ταῖς τῶν πονηρῶν ϑυσίαις τε
καὶ δαπάναις).
Diligentiam 86. Der "Text ist
corrumpirt oder lückenhaft. Wenn
letzteres, was wahrscheinlicher, so
lüest sich die Lücke, die hinter
10*
148
DE LEGIBUS
sponsio, qua obligamur deo. Poena vero violatae religionis
iustam recusationem non habet.
Quid ego hic sceleratorum utar exemplis? quorum plenae
tragoediae.
Quae ante oculos sunt, ea potius adtingam. Etsi
haec commemoratio vereor ne supra hominis fortunam esse
videatur, tamen, quoniam sermo mihi est apud vos, nihil reti-
cebo, velimque hoc, quod loquar, diis inmortalibus gratum
potius videri quam grave hominibus.
dictum est anzunehmen sein würde,
etwa so ergüánzen: esse adhibendam
reddendorum. Atque (oder — was
noch genauer —: e. a. r. In quo ne
quid loci detur ad peccandum — I. q.
ut facilius caveatur iniuria) caute fiat
ipsa promissio — ac voli sq. Da
der betreffende Gesetzespassus von
der Behutsamkeit in Erfüllung der
Gelübde handelte, 80 müssen auch
diese Worte in diesem Sinne ge-
fasst resp. ergünzt werden. Jl.
votorum aber würde für diesen Sinn
noch nicht genügen. Da die vor-
liegende Stelle aber auch, wie
sponsio votorum zeigt, das Eingehen
von Gelübden selbst berührt, so ist
es wahrscheinlich, dass ferner Worte
ausgefallen sind, worin der aus dem
Schweigen des Gesetzes darüber sich
leicht darbietende Schluss, als ob
Unbedachtsamkeit im Eingehen von
Gelübden als vóllig bedeutungslos
gelten sollte, abgewehrt wird. pro-
wissio sc. domi, cf, Verr. 5. 184
donum lovi promissum; Flor. I. 11. 4
pactusque victoriam templa promisit
et reddidit; ferner Petron. 88; Tibull
8. 5. 88: Juv. 18. 233.
violatae religionis einer dadurch
begangenen Religionsverletzung,
dass etwas, was sich schon im Be-
sitze eines Gottes befindet, einem
anderen zur Einlósung eines unbe-
dachten Gelübdes übertragen wird;
8. z. 8 292.
quorum plen. trag. Da von Ver-
brechern, die zur Erfüllung ihres
Gelübdes das Recht anderer Gótter
verletzt haben, die Tragódien nicht
voll sind, 80 ist ersichtlich, dass
Cic. hier viol. rel. in weiterem Sinne
nimmt als Verletzung der Ehrerbie-
tunggegen Gotter überhaupt. Erst in
diesem Sinne kann behauptet werden,
dass die Tragódien reich sind an Bei-
spielen dafür. Man denke an die
Andromache des Euripides, in wel-
cher Neoptolemus mit dem "Tode
büsst, weil er Priamus am Altar
des Ζεὺς 'Eoxsiog erschlagen, den
Tempel von Delphi aus Zorn gegen
Apollo, weil er bei dem Tode des
Achilleus behülflich war, hat an-
zünden wollen; an Ajax des Oileus
Sohn, welcher wegen Entweihung
des Minervatempels, aus dem er
die Kassandra geraubt, bei Eubóa
mit seinen Schiffen zu Grunde geht;
an die vielen Fülle, in welchen ein
Sterblicher sich gegen Gótter ver-
gangen, wie Lykurgos und Pentheus
gegen Dionysos etc.
p . Die Auslassung von sunt
des Affectes wegen, hier im Neben-
satze (cf. 8 19). Ausführliches bei
pics Pal. 1. II. 8 (p. 17 flg); Nà-
gelsb. Stil. 188. 2; Drüg. $ 116.
Andere Beisp. III. 23; 27; 40; 42
(zweimal); 47.
Etsi sq. Die Erwühnung der ihm
von Seiten der Gótter widerfahrenen
Auszeichnung durch die Verfolgung
derjenigen, welche um seinetwillen
die Religion verletzt hatten, und
durch die als Beschützer ihrer Heilig-
thümer erl ehrenvolle Rück-
kehr aus der Verbannung.
apud vos, die ihm das nicht als
Anmassung anrechnen werden.
gratum nur um den Góttern sei-
nen Dank zu bezeugen wegen der
ihm erwiesenen Gnade, nicht um
durch Selbstverherrlichung sich über
die Menschen zu erheben und ihnen
dadurch beschwerlich (drückend und
anstóssig) zu werden.
velimque. Die Handschr. volam.
Aber das Fut. würe gerade so un-
logisch, als wenn verebor st. vereor
LIB. II. CAP. 16. 17. 8 41. 42.
149
XVII 42. Cum perditorum civium scelere discessu meo
religionum iura polluta sunt, vexati nostri Lares familiares,
in eorum sedibus exaedificatum templum Licentiae, pulsus a
delubris is, qui illa servarat, cireumspicite celeriter animo —
nihil enim attinet quemquam nominari — qui sint rerum exi-
stáànde. Der Wunsch, durch die be-
absichtigte Rede sich dankbar zu
zeigen, muss ebenso schon gegen-
wáàrtig sein, als die Besorgniss, an-
massend zu erscheinen; kann nicht
mit der Zeit der durch denselben
hervorgerufenen und beeinflussten
Rede zusammenfallen.
Cap. XVII. 8 42. perditor. civ.
des Clodius und seines Anhangs.
discessu regelmüássiger Ausdruck
des Cic. für seine Verbannung, s.
Drum. V. p. 652 Not. 75; ausser
den dort angeführten Stellen noch
p. red. i. sen. 19; Dom. 59; 60; 115;
Pis. 31; 32; Phil 2. 109; um sie
damit als eine freiwillige zu be-
zeichnen, insofern das von Clodius
herbeigeführte Plebiscit unrecht-
mássig und somit unverbindlich
war.
religionum iura die ins Gebiet
der Religion fallenden (der Religion
angehórigen) d. h. religiósen Rechts-
satzungen und Rechtsgebráuche (cf.
Dom. 127 ius totum omnium religio-
^wm), erklàrt durch das folgende:
vex. — 68, in eorum — Liácentiae,
pwlsus cett.; dafür unten einfach
religiones prostratae.
vexati — Dom. 108 ista tua Li-
bertas deos penatis et familiares
meos lares expulit, ut se ipsa tan-
quam 1n captivis sedibus colloca-
ret Βα. :
Lares familiares (zu & 19) die
verklürten Geister der Vorfahren,
Schutzgótter des Hauses, die, wie
sie an allen Schicksalen der Familie
den innigsten Antheil nehmen, auch
mit dieser das Haus verlassen; von
den , den Góttern des Heer-
des ales) oder des tüglichen
Brotes (penus) nach Pr. p. 535 mehr
dem Namen ale dem Wesen nach
verschieden.
exaedif. mit dem Begriff der Voll-
endung des Baues opp. íncohatum.
Licentiae der Frechheit, boshafte
Bezeichnung für Libertas, cf. Dom.
131 simulacrum mon libertatis pu-
blicae sed licentiae conlocasti, das
Obendrein, wie Cic. ib. 111 angibt,
ursprünghnch ein Grabmonument
einer T'anagraea meretrix war,
welches sein als Jáger von Kunst-
denkmálern berüchtigter Bruder,
der Augur (zu 8 32), aus Griechen-
land geraubt hatte. — Clodius hatte
gleichzeitig mit dem Beschluss der
Verbannung Ciceros auch den auf
Einziehung seines Vermógens, Zer-
stórung seines prachtvollen Hauses
auf dem Palatin durchgesetzt, an
dessen Stelle der Libertas ein Tem-
pel geweiht werden sollte. In
Wahrheit handelte es sich nach
Cic. für den Clodius darum, den
Platz zur Verbindung mit seinem
fast angrenzenden Hause und zur
Anlegung von Lustanlagen für sich
zu gewinnen, da nur der zehnte Theil
des Grundstückes für die Kapelle
und das Denkmal der Libertas an-
gewiesen wurde. Dom. 8$ 116.
servarat durch Unterdrückung der
Catilinar. Verschwórung, vgl. Dom.
144. Diese Umschreibung seiner
Person (ebenso p. red. in sen. 7;
8; 16; Dom. 122; Pis. 23; 29) dient
zur nachdrücklichen Hervorhebung
seines Verdienstes.
"nihil — attinet ist von keinem
Belang, man braucht nicht, bald mit
bloss. Infin., bald mit Acc. c. Inf.
wie Quinct. 60; Dom. 138; Pis. 36;
Fin. 2. 21.
nominari — was einerseits un-
nóthig, da jeder verstand, auf
welche Personen — einen Clodius,
einen Gabinius — die Worte zielten,
anderseits es hominibus grave und
gehüssig gewesen sein würde, dies
aber durch eine rein sachliche
Darstellung am besten vermieden
wurde,
150
DE LEGIBUS
tus consecuti. Nos, qui illam custodem urbis omnibus ereptis
nostris rebus ac perditis violari ab impiis passi non sumus
eamque ex nostra domo in ipsius patris domum detulimus,
iudicia senatus, Italiae, gentium denique omnium conservatae
patriae consecuti sumus.
Quo quid aecidere potuit homini
praeclarius? Quorum scelere religiones tum prostratae ad-
flictaeque sunt, partim ex illis distracti ac dissipati iacent,
custodem wrbis eine kleine Statue
der Minerva, die er in seinem Hause
hatte und am Tage vor seiner Ab-
reise in den Tempel des Capitoli-
nischen Jupiter trug, mit einer In-
schrift sie als Beschützerin der Stadt
bezeichnend, entsprechend fer grie-
chischen Benennung πολιοῦχος (Plut.
Cic. 31; Cass. D. 38. 17). Spáter
nach Caesars Tode von einem Sturme
umgeworfen, wurde sie auf Beschluss
des Senates wieder aufgerichtet
(Drum. II. p. 256).
omnibus creptis sq. ein jedenfalls
übertriebener Ausdruck; denn da-
mals, als das Bild fortgetragen wurde,
konnte noch nicht alles ausgeraubt
und vernichtet sein, weil erst nach
Ciceros Entfernung der Beschluss
auf Vermógenseinziehung erging und
die Zerstórung des Hauses erfolgte.
S. Plut. Cic. 31 ὁ δὲ Κλώδιος ἐξε-
λάσας τὸν Κικέρωνα κατέπρῆσε μὲν
αὐτοῦ τὰς ἐπαύλεις (Landgüter:
Tusculanum und Formianum), κατέ-
πρησε δὲ τὴν οἰκίαν καὶ rà τόπῳ
ναὸν ᾿Ἐλευϑερίας ἐπῳκοδόμησε᾽ τὴν
δ᾽ ἄλλην οὐσίαν ἐπώλει καὶ
διεκήρυττε καϑ᾽ ἡμέραν; ferner
Cass. D. a. ἃ. O. Appian Bell. Civ.
2. 15, auch Dom. 60 cum post mewm
discessum omnium fortwnas spe
devorasses, argenti et supellectilis
meae cupiditate te esse caecatum mon
arbitror; p. red. in sen. 17—18.
Bemerkenswerth ist es auch, dass
Dom. Cp. 20 flg.,, wo Cic. zum Be-
weise, dass der gegen ihn gefasste
Verbannungsbeschluss ein erzwunge-
ner sei, die Gewaltthaten des Clodius
aufzühlt, die demselben voraufge-
gangen, er von einer Plünderung
seines Hauses nicht redet. Und so
urtheilt auch Drum. Il. p. 268, dass
die Vernichtung seines SA erst
nachher erfolgt sei. Dagegen er-
sehen wir freilich aus Dom. 55, dass
Cic. im freien Besitze seines Hauses
schon vorher nicht war. Und so
mochte wohl manches schon bei
Seite gebracht und verdorben wor-
den sein. (Die Uebersetzung: die
wir verhüten wollten, dass die custos
«. nàch der Plünderung unseres Be-
sitzes verletzt würde, ist unzulüssig:
denn die Annahme, dass diese Ver-
letzung nicht auch vor oder wüh-
rend derselben hütte geschehen kón-
nen, würe zu sonderbar.)
iudicia senatus sq. Zur Sache vgl.
p. red. i. sen. $ 24—28; ad Quir. 15—
18; Dom. 28; Pis. Cp. 14. 831—306;
8 51—852; Sest. 128 flg. Das Wesent-
liche ist, dass der Senat unter Vor-
sitz des Consuls Lentulus Cicero
allen Vólkern und Provinzialbeamten
empfahl, denen, welche ihm hülf-
reich gewesen, dankte und alle Italer
aufforderte, zu den Comitien wegen
seiner Rückberufung zu erscheinen;
sowie dass diese unter der zahl-
reichsten ira po. ὃ die je er-
hórt, abgehalten, der Erklürung des
Pompeius, Cicero habe den Staat
gerettet, aufs lebhafteste zugestimmt
und die Rogation mit den Stimmen
aller Centurien "m 90; ad Quir. 17)
verus wurde. Dazu kamen die
eglückwünschungen resp. Dank-
sagungen auswürtiger Gemeinden
und Fürsten.
Ein zweiter Genitiv von einem
vorhergehenden abhüngig nicht
selten, Fin. 3. 51 (rationem hwius
verbi faciendi Zenonis) und mehr
daselbst Holst.
partim ex wie Phil. 8. 32; Vat. 16,
Ofter mit Genitiv Fin. 3. 51; Div.
IL. 113; Off. IL 72; p. leg. Man. 18;
Reisig 8 193; Zumpt 8 271.
distracti sq. aus ihrem Verbande
gelóst und hier- und dorthin zer-
streut; Zacere daliegen in Unglück
und Trauer, hier von der Verbannung
LIB. II. CAP. 17. $ 42.
151
qui vero ex iis e£ horum scelerum principes fuerant et praeter
ceteros in ommni religione inpii, non solum vita privati sunt,
conscientia cruciati atque dedecore, verum etiam sepultura et
(cf. p. red. i. sen. 24). Zunàáàchst ist
dabei an den Consul d. J. 58 —
in welchem Cic. verbannt wurde —
A. Gabinius zu denken, welcher mit
Calpurnius Piso den Clodius, weniger
diesem, als den Triumvirn zu Liebe,
in der Verfolgung Ciceros unter-
stützte, ja aus der Beute seines Ver-
mógens sich mit bereicherte (p. red.
in sen. 18; Dom. 62). Zur Beloh-
nung verschaffte ihm Clodius die
Provinz Syrien, die er schmáhlich
aussog, ein Jahr über die gesetzlich
bestimmte Zeit behielt, auf làngere
Zeit willkürlich mit dem Heere ver-
liess, um den von seinem Volke
vertriebenen Ptolemaeus Auletes
(Vater der Kleopatra) wieder auf
den aegyptischen Thron zu setzen.
Bei seiner Rückkehr nach Rom 54
wiederholt angeklagt, wurde er zu-
letzt verurtheilt und ging ins Exil
(nach App. B. Civ. 2. 25 zu Caesar
nach Gallien. Ferner kann man
an den Secretür des P. Clodius, den
S. Clodius, welcher dessen Gesetzes-
entwürfe abfasste und bis zu seinem
Tode ihm treu ergeben war (Ascon.
ad Mil 8), denken. Er wurde im
Jahr der Ermordung des Clodius
gleich nach Milo angeklagt und ver-
urtheilt, worauf er ebenfalls nach
Gallen ins Exil ging, aber nicht,
wie Gabinius,von Caesar, sondern erst
nach achtjühriger Verbannung von
Antonius rehabilitirt wurde. Doe
ihn Drum. II. p. 386 flg. Ein an-
derer Freund des Clodius, Munatius
Plancus Bursa (Ascon. ad. Mil. 7;
18 flg.)) wurde ebenfalls in diesem
Jahre (52) von Cic. angeklagt, ver-
urtheilt und genüthigt ins Exil zu
gehen (fand auch bei Caesar, und
zwar in Ravenna, eine Zuflucht).
Ueber ihn Drum. IV. p. 213 flg.
qui vero 8. Dass dies auf den
bei Bovillae von Milo erschlagenen
Clodíus, dessen Leiche am Tage
von einer Volksmenge in
die Curie g en und mit dieser.
verbrannt wurde (Ascon. ad Mil.
7—8), geht, liegt auf der Hand.
Vgl. dazu aus Mil. Nec vero mon
eadem ira deorum hanc eius satelli-
&ibus iniecit. amentiam, ut sine ima-
ginibus, sine cantu atque ludis, sine
exsequiis, sine lamentis, sine lau-
dationibus, sine funere, oblitus cru-
ore et luto, spoliatus illius supremi
diei celebritate, cwi cedere inimici
etiam soleant, ambureretur abiectus
8 86. Aber wer ausser diesem in
den Plural noch eingeschlossen ist,
das zu errathen, bedarf es einer
Sphinx. Ausser dem Clodius selbst
werden sonst nur Gabinius und Piso
als die Haupturheber seines Un-
glücks hingestellt (p. red. i. sen.
$ 8—18). Von diesen aber ist auf
den einen schon im vorigen Satze
Bezug genommen, von Piso liess
sich überhaupt nicht behaupten,
dass er für seine Uebelthaten habe
büssen müssen. Wen gübe es aber
sonst noch, auf den man die harte
Bemerkung, dass er zur Strafe der
Ehren des Begrübnisses habe ent-
behren müssen, beziehen kónnte?
Man müsste denn an die Triumvirn
denken, die allerdings in gewissem
Sinne die MHauptanstifter seines
Elendes genannt werden konnten,
von denen dem Crassus i. J. 53 in
der Schlacht bei Karrhae das Haupt
und eine Hand abgeschlagen und
als Siegestropháen versendet wurden
(0 δὲ Σουρήνας τὴν κεφαλὴν τοῦ
Κράσσου καὶ τὴν χεῖρα πρὸς Too-
δὴν ἔπεμψεν εἰς ᾿Δρμενίαν, Plut.
Crass. 32); Pompeius 48 in Aegyp-
ten ermordet, sein Kopf dem Caesar
überbracht, der übrige Leib anfangs
den Kaubthieren zur Speise hinge-
worfen, nachher mnothdürftig be-
graben (Drum. IIL p. 525; Plut.
Pomp.80); endlich Caesars blutiger
Leichnam auf dem Forum ühnlich
wie der des Clodius mit zufüllig
zusammengerafftem Holzgerüth (ro
νεκρῷ περισωρεύσαντες ἐξ ἀγορᾶς
βάϑρα καὶ κιγκλίδας καὶ τραπέξας
ὑφῆψαν αὐτοῦ καὶ κατέκαυσαν Plut.
Caes. 68) von der Menge (dieserseita
allerdings in der Absicht sie zu
152 DE LEGIBUS
iustis exequiarum caruerunt. 43. Q. Equidem ista agnosco,
frater, et meritas dis gratias ago, sed nimis saepe secus ali-
quanto videmus evadere. M. Non enim, Quinte, recte existimamus
quae poena divina sit sed opinionibus vulgi rapimur in errorem
nec vera cernimus. Morte aut dolore corporis aut luctu animi
aut offensione iudicii hominum miserias ponderamus, quae
fateor humana esse et multis bonis viris accidisse. Sceleris
est poena tristis et praeter eos eventus, qui secuntur, per se
ipsa maxima est. Vidimus eos, qui nisi odissent patriam,
numquam inimici nobis fuissent, ardentis tum cupiditate, tum
metu, tum
ehren, zu 8 58) verbrannt wurde
und deren schmühlicher Ausgang
sich Div. 2. 22— 23 ausdrücklich
neben einander ausgeführt findet.
Aber abgesehen auch von Pompeius,
den Cic. verehrte (cf. IT. 6; III. 26,
gewissermassen auch IIT. 22), wie
würde er von diesen so harte Aus-
drücke gebraucht haben, wie in
ommi religione impii und ecruciati
dedecore? und wie vertrüge sich
dies mit der aus sonstigen Angaben
und Andeutungen (s. Einleit.) mit
Wahrscheinlichkeit sich ergebenden
Entstehungszeit dieser Schrift? Dass
aber der Plur. eine Beziehung ent-
halten sollte auf die mit Clodius
zu gemeinsamem Unternehmen ver-
bundenen Banditen und Sklaven,
die zum Theil mit ihm gefallen,
oder dass er ganz bedeutungslos
stànde — was aber bliebe weiter
noch übrig? — würe eine mehr
verzweifelte als befriedigende An-
nahme.
In der Ausfüllung der Lücke bin
ich V. gefolgt, nur dass ich statt
excesserunt privati sunt geschrieben
habe, weil man sonst die Worte
leicht dahin verstehen würde, dass
sie an Gewissensqualen gestorben
seien.
8 43. .Non enim ... recte... wenn
wir glauben, dass es im Wesent-
lichen oft anders komme, d. h. dass
Schuldige ihrer Strafe ——
offensione iudicii Unfall, Miss-
erfolg vor Gericht: Verurtheilung
in eimem Prozesse vgl. offensiones
belli d. imp. Cn. Pomp. 28; ib. 26;
offensiuncula accepta Planc. 51.
humana, 'Turn.: in homines ezc-
petere solere.
conscientia, quidquid agerent, medo timentis,
tristis trauervoll, nicht leicht zu
ertragen.
per se ipsa m. e. Vidimus sq.
Zu dem Gedanken vgl. Har. resp.
8 38—39, besonders: mam corporis
quidem nostri infirmitas multos subit
casus per se; denique ipsum corpus
tenwissima de causa saepe conficitur :
deorum tela in impiorum mentibus
figuntur.
eos qui sc. die Clodianer.
odissent. Das Imperf., welches oft
in Bedingungssützen an Stelle eines
d. Plusquamperf. eintritt, wenn die
Bedingung als eine fortbestehende,
nicht auf die Zeitsphüre des Folge-
satzes beschrünkte hingestellt wer-
den soll (s. bes. Süpfle Pr. Anl. II.
8 63. 3b. Zus. 1), erscheint hier
um $0 passender, als einige von
ihnen, wie Gabinius (Piso) noch
lebten. Dazu kommt, dass das
Plusqpf. eine Umschreibung nóthig
gemacht hütte (perosus essem), die
gern vermieden wird.
ardentis — metu Zeugma, indem
aus ardentes hierzu und zu con-
scientia der meine Begriff auf-
geregt zu entnehmen ist; cupiditate
von Verlangennach unrechtmüssigen
Vortheilen, metu Furcht vor Nach-
theilen, Strafe, conscientia Gewissens-
bissen, die auch, wenn keine Nach-
theile besorgt werden, eintreten.
modo — vicissim in ungenauer
Corresponsion, ófter modo — twm
wie Nat. d. I. 34; — tum autem ib. 31
und 35; anderes s. Klotz Lex. und
Drüg. IL. p. 88—89.
timentis — religiones die Macht,
den Einfluss der Religion opp. con-
temnentis, somit nach metu sc. in-
commodorwm nicht überflüssig. —
LIB. Π. CAP. 17. 18. 8 42—45,
153
vicissim contemnentis religiones, iudicia perrupta ab isdem et
corrupta, hominum, non deorum. 44. Heprimam iam me, non
insequar longius eoque minus quo plus poenarum habeo quam
petivi. Tantum ponam brevi, duplicem poenam esse divinam, quod
constat et ex vexandis vivorum animis et ea fama mortuorum,
ut eorum exitium et iudicio vivorum et gaudio conprobetur.
XVIII. 45. Agri autem ne consecrentur, Platoni prorsus
adsentior, qui, si modo interpretari potuero, his fere verbis
Diese Leidenschaftlichkeit und Un-
ruheebenist die góttliche Strafe. Vgl.
die obige Stelle (Har. resp.39), wo es
noch heisst: cwm furialis in contio-
nibus voces mittis, cum domos civium
evertis,cum aedis sacras inflammas —
tum baccharis, twm furis, twm das eas
poenas, quae solae sunt hominum
sceleri a dis immortalibus constitutae
und »on sunt illi eiulatus et gemitus
Philoctetae tam miseri quam illa
exsultatio Athamantis et quam se-
nium (Gewissensangst) matricida-
rum. Auch dom. 105 ommis poena
ad caecitatem mentis est conversa;
ib. 141 istius vaecordissimi mentem
cura metuque dei terrebant.
iudicia — corrupta auch das eben,
dass sie in die Lage gesetzt waren,
durch Vergewaltigung oder Be-
stechung der Gerichte sich vor
schwerer Ahndung zu schützen —
dass sie in ihrer Verzweiflung kei-
nen anderen Ausweg fanden — ist
Strafe.
hominum — "on deorum. Vgl.
Har. resp. ebds.: 8i diligenter attendes,
intelleges hominum poenas deesse ad-
huc, non deorum. Homines te in re
foedissima defenderunt; homines tur-
pissimum | nocentissimumque lauda-
runt; homines confitentem iudicio
liberaverunt, hominum beneficia pror-
8us8 concedo tibi iam maiora non esse
quaerenda ; adis quidem immortalibus
wae potest homini maior esse poena
wrore atque dementia? | Dass auch
hier wiederhaupteAchlich auf Clodius
hingezielt wird, ist an sich und
durch den Vergleich der Stellen
klar. Er hatte die Einleitung eines
zuverlüssigen Gerichteverfahrens ge-
gen ihn wegen des Frevels an der
ona dea dadurch gestórt, dass er
die Comitien, welche über die Roga-
tion des Valerius Messalla, dass der
Prátor die Richter ernennen sollte,
zu befinden hatten, mit einer be-
waffneten Rotte sprengte (Drum. II.
p. 208; vgl. auch über ihn bei
einer Anklage Milos de vi gegen
ihn Drum. Bd. II. XI. 41. 815 à. E;
Halm ἘΠῚ]. zu p. Sest. 8 23); dar-
auf die durch Loos erwáhlten Rich-
ter, wie Cic. an vielen Stellen z. B.
Har. resp. 36 und 37 fin. ihm vor-
wirft, bestochen. Dass aber diese
Bemerkungen auch auf andere in
mehr oder weniger Stücken, z. B.
Catilina, Gabinius, Piso passen, ist
leicht ersichtlich.
8 44. insequar longius cf. Verr.
III. 51.
plus poenarum h. Genugthuung.
quod constat: denn sie besteht;
ausserhalb des Abhüngigkeitsver-
háltnisses.
et ea, man erwartet et ex ea (über
Unregelmássigkeiten der Art 8.
Nügelsb. Stil. $ 121); vielleicht ist
ex ausgefallen, doch, wie schon F.
bemerkt, ist der Anstoss wegen des
nur einmal gesetzten ex um so
eringer, weil, auch wenn die
iederaufnahme des ez im Ge-
danken unterbliebe, die Construction
nicht fehlerhaft sein würde, da con-
e auch mit bloss. Abl. verbunden
wird.
et ea f. m. der Ruhm war das-
jenige, womit sich die Alten über
die Vergünglichkeit des Lebens am
besten zu trósten wussten, daher
auch das Gegentheil davon als eine
der schwersten Strafen galt.
Cap. XVIIL 8 46, Platoni: de
Leg. XIL 7. eub fin. p. 955—850.
potuero st. Fut. L, s. F. Schultz
9 325. A. 3, ob. p. 106.
154
utitur.
deorum omnium est.
consecrato.
DE LEGIBUS
"Terra igitur, ut focus domiciliorum, sacra
Quocirca ne quis iterum idem
Aurum autem et argentum in urbibus et
privatim et in fanis invidiosa res est. Tum ebur ex
inani corpore extractum haud satis castum donum
deo.
fani.
Iam aes atque ferrum duelli instrumenta, non
Ligneum autem quodcumque voluerit, uno e
ligno dicato itemque lapideum in delubris commu-
nibus.
Textile ne operosius quam mulieris opus men-
struum. Color autem albus praecipue decorus deo est
cum in cetero tum maxime in textili.
absint nisi a bellicis insignibus.
Tineta vero
Divinissima autem
dona aves et formae ab uno pictore uno absolutae
ut sowie, rein vergleichend; nicht
mit begründendem Sinne, wie in der
Regel bei einer Apposition (Pl.
ἑστία τε).
sacer c. gen. regelm. bei Cic.,
ausser in der Bed. ,zur Strafe ver-
fallen", s. Haacke 8 32. 2.
et in famis invidiosa. Auch in
Tempeln erregt es Neid und Miss-
gunst und ist óOfter Ursache zu
Kriegen und Plünderungen von
Tempeln geworden: man denke an
den heiligen Krieg (355—346).
inani seelenlos, wie Ovid Heroid.
XV, 116, mehr bei F. — Alles Todte
galt als unrein; daher auch jeder,
der an einer Leichenfeier Theil ge-
nommen, Sich nachher reinigen
musste, Verg. Aen. VI. 229—230 u.
zu 8 19. — Mehr aber mochte noch
die Rücksicht auf Sparsamkeit vor-
liegen, wie das Flg. vermuthen lüsst.
non fani, wo man Frieden sucht.
lign. quodcumque Plat. ξύλου δὲ
povobviov O0 τι ἂν ἐϑέλῃ τις ἀνα-
τιϑέτω. Die Handschrr. quodque,
woraus andere quod qwi oder quis
gemacht haben. Aber dem ὅ τε ent-
spricht besser quodcumque. Zu vo-
luerit erg. nach 8 9 quis. quod-
cumque als Subst. hüufig Cluent. 159;
d. Inv. IL. 5 fin.; Leg. 3. 6; Fam.
10. 32. 5; Liv. 5. 42. 2; 6. 14. 8.
uno e ligno. Was versteht Cic.
darunter? aus einer Holzart? aus
einem Holzstamme? Gewiss hat er
Pl. missverstanden, der nicht w»o
exv sondern solo ex ligno confectum
meint d. h. ohne weiteren Schmuck
und Beisatz von Gold oder sonst.
communibus im Ggs. zu privatis.
albus, daher auch die Farbe der
Priestergewünder; s. Forb. H. u.
R. IL. p. 74; bei den Griechen mit
wenigen Ausnahmen, Schoem. II. 412.
in cetero z. B. bei Opferthieren,
zu $ 20. Das collective ceterum er-
scheint zu den Collectivbegriffen
textile, ligneum u. s. w. nicht un-
pens der Sing. auch sonst bei
ic., theils mit Substantiv: ceteri
sumptus 8 62; ceterum ornatum Inv.
L 51; ev cetera diligentia — cwm
cetera vita ib. II. 90; pro cetera eius
audacia Verr. Act, IL. 1. 6; ceterum
argentum ib. IV. 49; cetera series
Acad. IL. 91; cetera iurisdictio Att.
VI. 2. 5 (auch Q. Frat. d. pet. cons. 16
cetera vita, noch ófter Liv.: cetera
praeda 9. 37. 10; mehr Kl. Lex.),
theils ohne: de cetero Fin. I. 26.
nisi (über d. Gebr. Z. 8 735), nach
einem scheinbar positiven, in Wahr-
heit jedoch negativen S., denn ab-
Sint — ne adhibeantur. Cf. I. 50 u.
II. 40 stipem sustulimus nisi. Aber
Hosc. Am. 12 inter ommes constat
nisi; dazu F. Schultz 196. A. 2;
Acad. I. 25 Latine loquar misi in
huius modi verbis.
bell. ins. bes. Schilde und Fahnen
(φοινικές --- bei den Rómern vexillum
rubrum — Admiralsfahne und Kriegs-
kleid der Spartaner).
divinissima gottwürdigsten, ϑειό-
ταται.
aves. Zu den Weihgeschenken ge-
hórten auch die Thiere; oft wurden
ganze Heerden für Gotter gehegt,
80 zu Apollonia für Helios eine
LIB. II. CAP. 18. 8 45. 46.
die, itemque cetera huius exempli dona sunto.
Sed ego cetera non tam restricte praefinio vel
ili placent.
155
Haec
hominum vitis vel subsidiis temporum victus. "Terrae cultum
segniorem suspicor fore, si ad eam utendam ferroque subi-
gendam superstitionis aliquid accesserit.
ATT. Habeo ista. Nune de sacris perpetuis et de ma-
nium iure restat. M. O miram memoriam, Pomponi, tuam!
At mihi ista exciderant.
46. ATT. Ita credo, sed tamen hoc
magis eas res et memini et expecto, quod et ad pontificium ius
Heerde von Schafen. Seltener wur-
den Vógel dazu verwendet, wie
z. B. Hàhne und Hühner. Pfauen
wurden im Haine der Hera auf
Samos, im Heiligthum der Artemis
auf Leros Perlhühner unterhalten.
(S. Schoem. 11. p. 208—9.)) Der
Grund, warum Pl. ihnen den Vor-
zug gab, beruhte offenbar auf Spar-
samkeit. Stallb. zu Pl. versteht
unter Vógelnauch gemalte, wie es for-
mae (ἀγαλματαὶ sind, was doch sehr
sonderbar wáre; unter letzterem:
Arabeskenverzierungen! | Formae:
gemalte Gestalten, Gemálde von
Góttern und anderen Wesen; aber
(ab uno $q. ohne zu mühsame De-
tailausführung.
huius exempli (cf. erudelissimis
exemplis honestissimos homines in-
teremit Phil. 14. 8) 80. generis, nàm-
lich von einfacher und wohlfeiler.
celera nicht im Gegensatz zum
Folgenden, sondern zu: agri me
consecrentur, Plat. assent. Nur in
diesem ist er mit Pl. einverstanden ;
alles Uebrige mag er nicht so knapp
beschrünkt — resp., wie Gold, Sil-
ber, Elfenbein etc., ganz ausge-
schlossen — sehen.
subsidiis wegen der Hülfsquellen
unserer Zeit, insbesondere des ent-
wickelten Handels mit Indien, wo-
durch edle Metalle und Elfenbein
80 reichlich zuflossen, dass der Werth
derselben betrüáchtlich gesunken und
ihr Gebrauch zu Weihgeschenken
kein Zeichen von Verschwendung
war.
Terrae cultum, — Hiermit erklürt
sich C. n den von Pl. zur Stütze
&einos otes, Aecker zu weihen,
angeführten Grund: dass die Erde
allen Góttern angehóre. Denn die
Folge einer solchen Religionsansicht
(superstitio) würde sein, dass man
Bedenken tragen würde, überhaupt
die Erde zu bebauen; wenn anders
Territorien, die den Góttern ange-
hórten, entweder ganz unbearbeitet
blieben (wie die Krissáische Ebene),
oder nur zum Nutzen dieser d. h.
ihrer Heiligthümer bewirthschaftet
wurden. Vgl. Schoem. II. p. 187—89.
ferro subigere mit dem Pfluge be-
arbeiten, aber mit der Vorstellung,
dass die Erde damit gleichsam ver-
letzt und gemisshandelt werde.
habeo sc. als etwas, was er ge-
wünscht hatte zu — bekommen d.
h. hóren (,das hátten wir'*).
de sacris zu S 34.
8 46. et ad pont. — et ad civ.
nicht blos zum Priesterrechte, son-
dern auch zum Civilrechte gehóren,
worüber er grade Belehrung und
eine schriftliche Abhandlung von
Seiten Ciceros — s. I. 15. — ge-
wünscht hatte.
ius civile fasst Turneb. in dem
hier unmüglichen Sinne von Privat-
recht — den es bisweilen hat, s.
Reim p. 109. Denn wie kann Cic.
sagen — was nachher folgt —, dass
er von jeder Art Gesetzesbestimmung
die privatrechtliche Seite ins Auge
fassen wolle, da doch nicht jede
eine solche hat? Also steht us
civile in dem gewóhnl, Sinne des
dem róm. Volke eigenthümlichen
HKechts (nachher 4. c. mostrwm),
das auf legibus, plebiscitis, Scon-
sultis, auctoritate prudentiwm (Ju-
ristenerklárung) — Rein a. &. O. —
beruhte. Vgl. zu 1. 17. Zu diesem
aber kennen wir sonst nur als Ge-
gensatz ius gentium und ius naturae,
nieht iws pontificium, welches als
Theil des ws publicum dem ius
privatum, bald auch als drittes
156 DE LEGIBUS
et ad civile pertinent. M. Vero, et ἃ fperitissimis sunt
istis de rebus et responsa et scripta multa, et ego in hoc
omni sermone nostro, quod ad cumque legis genus me dis-
putatio nostra deduxerit, tractabo quoad potero eius ipsius
generis ius civile nostrum, sed ita, locus ut ipse notus sit,
ex quo ducatur quaeque pars iuris, ut non difficile sit, qui
modo ingenio possit moveri,
sultatiove acciderit,
capite repetendum.
quaecumque nova causa con-
eius tenere ius, quom scias a quo sit
XIX. 47. Sed iuris consulti, sive erroris obiciundi causa,
quo plura et diffieiliora scire videantur, sive, quod similius
jenen beiden gegenübergestellt wird.
Bedenkt man aber, dass in dem
Sacralrecht — was in dem Wesen
der Religion liegt — mehr die all-
gemeinen, vólker- oder naturrecht-
lichen Grundsütze zur Geltung kom-
men, dass die Priester gradezu die
Aufgabe hatten, das beschrünkte
Staaterecht im Sinne der Billigkeit
zu ergünzen — wie sie z. DB. die
ursprünglich rechtlosen Fremden
schützten und Vergehen gegen sie be-
etraften —, so wird man xm Gegen-
überstellung wohl begreifen. In
der That ist es auch nur ein all-
gemeiner, gleichsam naturrecht-
hncher Grundsatz, den das ius pon-
tificium in Betreff der sacra privata
aufstellt, nüàmlich dass sie — was
die Achtung gegen die Gótter ver-
langte — bestehen bleiben und der-
jenge, welcher das Gut ihres
Stifters erhült, auch sie zu be-
streiten habe.
Vero zu I. 63.
a peritissimis sc. iuris wie 47; 59.
a. p. — responsa — scripta. Als
solche, die sei es durch Bescheid,
sei es durch Schrift darüber ge-
handelt haben, werden unten, 8 52,
Ti. Coruncanius und P. Scaevola,
& 49 Q. Scaevola, der Sohn des
Publius, genannt. Von Corunc. steht
anderweitig fest, dass er nichts
Schriftliches hinterlassen, sondern
nur Rechtsbescheide ertheilt, die
sich aber — in welchem Umfange
ist ungewiss — durch Tradition er-
halten hatten. Rein p. 51.
quod — cunque. Ue er diese Ofter
bei Cic. — meist so, dass ein Pro-
nom., seltener ein andres Wort, da-
zwischentritt — vorkommende T me-
sis s. Holst. zu Fin. 4. 69 fin.
locus der allgemeine Rechtsgrund-
satz, welcher gleichsam der Ort ist,
unter den bestimmte Fülle unter-
gebracht werden kónnen. So loci
communes allgemeime Wahrheiten;
Topik die Auffindungslehre der Be-
weisgründe durch Zusammenstellung
allgemeiner Begriffe und Sütze, unter
welche die einzelnen Fülle zu sub-
sumiren und dadurch ins Licht zu
setzen sind. — Cic. verzichtet also
auf eine detaillirte Zusammen-
stellung der rümischen Rechtsgrupd-
sütze und begnügt sich mit der An-
gabe des leitenden Grundsatzes, ohne
zu bedenken, dass die Complicirt-
heit und Eigenartigkeit des Civil-
rechtes grade in dem Ineinander-
greifen und gegenseitigen Durch-
kreuzen verschiedener Rechtssütze
beruht, und dass der allgemeine
Rechtssatz oft als ein mehr natur-
rechtlicher die Eigenthümlichkeit
des róm. Wesens gar nicht zum
Ausdruck bringt.
pars iuris besondrer Rechtssatz.
ingenio p. moveri ,von beweg-
lichem Geiste ist".
causa Fall, cf. d. Or. 2, 110 causa
erioris generis.
capite Hauptsatze s. v. a. loco.
Cf. 8 51 und I. 21.
Cap. XIX. 8 47. difficiliora PE
Ebenso begründet findet sich der-
selbe Vorwurf d. Or. 2. 142 in quo
isti nos iuris consulti impediunt a
discendoque deterrent. Video. enim
in Catonis et in Bruti libris mno-
minatim fere referri, quid alicui de ͵
iure viro aut mulieri responderint ;
Lib. II. CAP. 18. 19. 8$ 46. 47.
151
veri est, ignoratione docendi — nam non solum scire aliquid
artis est, sed quaedam ars esí etiam docendi — saepe quod posi-
tum est in una cognitione, id in infinita dispertiuntur, velut
in hoc ipso genere, quam magnum illud Scaevolae faciunt,
pontifiees ambo et eidem iuris peritissimi!
"Saepe' inquit
Publi filius *ex patre audivi pontificem bonum neminem esse
nisi qui ius civile cognosset."
Totummne? quid ita? quid enim
ad pontificem de iure parietum aut aquarum aut ullo omnino
nisi eo, quod cum religione coniunctum est? [ἃ autem quan-
tulum est! De sacris, credo, de votis, de feriis, de sepulchris et si
credo ut putaremus in hominibus,
non in re consultatiomis aut dubi-
tationis causam aliquam fuisse, ut
quod homines Àmnwumerabiles essent de-
bilitati, voluntatem discendi simul cum
spe perdiscendi abiceremwus.
In den Hdschrr. fehlt nach ars
est. Die Erg. des Verb subst. aber
aus der Copula erscheint hart, wie
auch I. 23 eaque et in hom. e. 1. deo,
wo in d. Hdschrr. est fehlt. Ob
die Hárte von Cic. verschuldet, mag
zweifelhaft sein.
docendi; was nach seiner Ansicht
der Redner Crassus vermocht haben
würde: Haec Crassus aliquando no-
bis expediet et exponet dàscripta ge-
neratim. à. ἃ. O., nach seinem und
anderer Urtheil Servius Sulpicius
(cf. L 17) wirklich geleistet hat:
iwris civilis magnum usum apud
multos fuisse existimo, artem 4n hoc
(Servio) uno; quod munquam,. effe-
cissel ipsius iwris scientia, misi eam
praeterea, didicisset artem, quae do-
ceret rem | wniversam tribuere τη
partes, latentem explicare definiendo,
obscuram explanare interpretando :
ambigua primum videre, deinde dis-
tinguere; postremo habere regulam,
qua vera εἰ falsa Yudicarentur et
quae quibus propositis essent quae-
que mom essent consequentia. Hic
enim. attulit. artem omnium artium
maximam: dialecticam. Brut. 152.
Es galt dieser als der entschieden
grósste Jurist der republ Zeit
(nicer des Aquilius Gallus und
ucilius Balbus), dessen Ansichten
(in 180 Büchern niedergelegt) bis
in die spütesten Zeiten als mass-
gebend erwühnt werden.
in hoc ipso gemere sc. de sacris
perpetuis.
Scaevolae, pontifices ambo: Vater
und Sohn, der Vater Publius, der
Sohn Qwintwus, letzterer von seinem
Zeitgenossen, dem Augur (Cons. 117),
der ein Sohn des Q. (Cons. 174,
Kriegstribun gegen Perseus) war,
durch den Zusatz JP. fil. unter-
schieden. Alle Mucier waren grosse
Juristen. Der àltere der Pontifices,
Publius, 133 Cons., hinterliess 10
Bücher; der jüngere Q., der be-
rühmteste dieser Familie, Cons. 105,
82, zwei Jahre nach dem Todesjahr
des Augur, von der sullanischen
Partei ermordet, primus ius civile
constituit, generatim n libros XVIII
redigendo; hatte viele Schüler, wie
C. Aquilius G., Lucilius B., auch
Cicero, doch letzteren erst nach
dem Tode des Augur (s. Lael. 1).
Vgl. Rein p. 53 sq.
quid enim — sc. attinet.
de iure p. sq. zu 34; zur Sache
I. 14.
i. aq. Cf. Mur. 22 íw scis, ut
aquae plwveiae arceantur. | ,,Kein
Grundbesitzer darf Veranstaltungen
treffen, um den natürlichen Lauf
' des Regenwassers zum Schaden des
nachbarlichen Grundstücks zu hem-
men, sondern er muss dasselbe auf
natürliche Weise ablaufen lassen.
So darf der hóher gelegene Nach-
bar das Wasser dem tiefer gelegenen
weder entziehen, noch auf einmal
damit überschwemmen oder den
Lauf beschleunigen; der tiefer ge-
legene darf das Herabfliessen nicht
hindern, sodass eine Restagnation
entsteht. Dem Verletzten steht die
actio aquae plwviae arcendae zu."
Hein p. 218.
de sep., die Hdschrr. et de se-
pulchris. Dadurch würden zwei Paare
158
DE LEGIBUS
quid eius modi est. Cur igitur haec tanta facimus, cum cetera
perparva sint, de sacris autem, qui locus patet latius, haec sit
una sententia, ut conserventur semper et deinceps familiis
prodantur et, ut in lege posui, perpetua sint sacra.
Exposite
haec iura pontificum auctoritate consecuta sunt, ut, ne morte
patris familias sacrorum memoria occideret, iis essent ea ad-
iuncta, ad quos eiusdem morte pecunia venerit. 48.
von Begriffen entstehen, für die
kein Grund zu entdecken, da weder
feriae zu sepulchra, noch sacra zu
vota in einer gemeinsamen Beziehung
stehen, die nicht unter allen ob-
waltete.
cetera von dem eben genannten
— weist auf das folgende sacra als
Gegens. hin: alles mit Ausnahme
der sacra.
haec sit auch von cum abhángig;
sententia Grundsatz.
deinceps familiis in fortlaufender
Reihe den Familien: von Familie
zu Familie.
Exposite auf dem Wege der Aus-
legung, Erklürung: erklürungs-
weise.
pontif. auctor. durch Gutachten,
massgebliches Urtheil.
haec iura weist nur auf dis essent
ea adi. sq. hin, nicht, wie andere
interpungiren, auch auf ne morte p.
Denn letztrer Passus bedurfte nicht
erst der Erklürung zu seiner An-
erkennung, sondern war unmittel-
bar in dem Gesetze: perpetua sint
enthalten. Der Plur. iura von
einem einzelnen Hhechtsgrundsatze
erklürt sich aus der Beziehung auf
die einzelnen, concreten Fülle, in
denen er zur ÀAnwendung kam.
consecuta sunt: ergaben sich aus
dem vorigen Satze, sind dem-
gemüss aufgestellt worden.
ne morte sq. nimmt den vorigen
Satz zur deutlicheren Begründung
wieder auf,
venerit anstóssig. Man erwartet
venisset. Wir haben das Perf. wohl
nach Lieven, Cons. temp. des Cic.
p. 34 zu fassen, welcher constatirt,
dass das Perf. resp. Praes. bisweilen
vorkomme in Sützen, die ein Mittel-
ding zwischen directem Citat und
indirecter Vorstellung sind. Direct:
Wer in den Besitz des Geldes ge-
consecut. p. 45 flg.),
Hoc uno
kommen ist, auf den wollten die
Pontiff. die Verpflichtung der sacra
übertragen wissen. Mit dem Perf.
der dir. Rede wird der relative Be-
dingungssatz absolut hingestellt:
Wenn Jemand u. s. w., dann in
Beziehung auf den Inhalt desselben
angegeben, wie die Priester ver-
fahren wissen wollten. Dass damit
der Bedingungssatz eine selbstün-
digere Geltung und gróssere Kraft
erhàlt, ist offenbar. (Vgl. darüber
Lieven p. 11.) Mit Recht bemerkt
L.,dass wenn solche Nüancirungen
des Gedankens in der Abhüngigkeit
nicht ausgedrückt werden kónnten,
die modale Ausdrucksweise zu einer
Zwangsjacke für die freie Bewe-
gung om Gedankens geworden würe
(p. 10). Beispiele finden sich bei
L. p. 34 dafür, jedoch spürlich
(zahlreich nur beim qwi qualitat. ἃ.
angegeben.
Ich füge denselben hinzu: .Lege
cautum est, me quis sepulcrum fa-
ceret operosius, quam quod decem ho-
mines effecerint triduo 2. 64; quae
tanta in te fuerit audacia, w£ quod
novem tui conlegae sibi timendum
esse duxerint id wnus tw inriden-
dum pwtares Vat. 17; Phil. 5. 15;
(cum. decrevisset invito eo, qui cum
populo ageret, seditionem mon posse
fieri, quippe cui liceat — Leg. 3.
42). Aehnliche Inconsequenz, je-
doch nicht beim Relat., in flg.:
Qwid attinwit. postulare ut adderet
in 1udicium iniuria εἰ quia mon
impetrasses, tribunos pl. appellare,
ἊΣ de iniuria nom addiderit
ull. 38; ^onne haec fwit oratio,
quod vi familia fecisse videretur, id
tametsi iure wwllo fieri potuerit,
se nihil addituros ib. 39; quos fun-
dos continuavit, cum 60 wsque vi-
cinos proscriberel , | quoad
fundi formam perfecerit ...
LIB. II. CAP.
19. 8 47. 48. 159
posito, quod est ad cognitionem disciplinae satis, innumerabilia
nascuntur, quibus implentur iuris consultorum libri: quaeruntur
enim qui astringantur sacris.
Heredum eausa iustissima est.
Nulla est enim persona, quae ad vicem eius, qui e vita emigrarit,
propius accedat. Deinde, qui
Agr. 3. 14. Ohne Wechsel des
Temp. zwischen zwei Neben-
sátzen: ἐπ docebant iribus modis
sacris adstringi — si capiat S 49.
Hoc te ratio non docebat, wt immor-
talitate vincamwuwr ab ea maíwura,
sic animi praestantia vinci Nat. d.
I. 96; hoc diceret ea se quant« vo-
luerit vendidisse Verr. 4. 16; quae
fuerit Cn. Pompei hesterno die
gravitas , admiratione nostra decla-
rari videbatur Corn. B. 2; iia gu-
bernarem, ut somniav erim Div. II.
122; Fin. 1. 25; Tusc. 1. 60. In
Anbetracht solcher und noch vieler
andrer Beispiele eines freien Ge-
brauchs, an denen hier und da die
rohe Hand eines mit der Tempus-
folge zu wenig vertrauten Kritikers
getastet hat, würe es vermessen,
hier um des ungewóhnlichen Perf.
willen die Echtheit des Satzes an-
fechten zu wollen. Dem Gedanken
aber nach ist er geradezu unent-
behrlich. Denn ohne diesen wáre
die folgende auf den Besitz des
Familiengutes gegründete Unter-
scheidung von vier Fállen einer
Verpflichtung zur Unterhaltung der
sacra ganz unvermittelt. Auf ihn
ferner weist deutlich quod proposi-
tum est — weiter unten — hin:
denn die Uebereinstimmung jenes
Passus mit dem obersten Satze:
mo sint leuchtet nicht ohne
eiteres ein. Kónnte man doch
nach diesem (familiis prodantur)
— annehmen, dass Verwandt-
schaft für die Bewahrung des Fa-
miliengottesdienstes massgebend sei.
Endlich bemerkt auch V. mit
Recht, dass ἢ 50: Videtis igitur
omnia pendere ex wmno illo, quod
pontifices cwn pecunia sacra con-
iungi volunt so keine rechte Be-
zie haben würde.
$ 48. quaeruntur st. quaeritur
durch eine Art Attraction, wie Lael.
56 constituendi sunt qui sint. in
amicitia fines; p. leg. Man. 34 haec
morte testamentove eius tan-
qua celeritate gesta, sini. quamquam
videtis, tamen a me in dicendo prae-
tereunda on sunt; d. Or. 2. 132
illa quaerenda: quae argwmenta
ad. τὰ quod in iudacium venit spec-
tantia debeant adferri; 1b. 187 Quae
vero quaeruntur qualia sint; Leg.
I 4 mulia in Mario quaeruntur
fictane sint. Mehr G. T, A. Krüger
669. 2. Dass in manchen der Bei-
spiele auch die Auffassung einer
Epexegese Platz hat, üherh. die
Grenze zwischen dieser und einer
Aitraction schwer zu ziehen ist,
kann nicht bestritten werden, ist
aber auch wohl um so weniger von
Bedeutung, als schwerlich dem La-
leiner selbst dieser Unterschied zum
klaren Bewusstsein kam. [Die
Móglichkeit dieses Sprachgebrau-
ches — oder sagen wir Sprach-
licenz — háütte umsoweniger von
C. F. W. Müller, Adn. crit. zu
seiner Ausg. p. XLII. bestritten
werden sollen, als schwer zu er-
sehen, wie aus quaeritur quae-
runtur entstehen konnte.]
qui astr. 8. wer nach dem an-
geführten Grundsatz, dass der Be-
sitz des Familiengutes entscheidet,
nunmehr verpflichtet ist. In strenger
Conclusion müsste es allerdings nun
heissen: wer als Besitzer des Geldes
anzusehen sei. Doch Cic. mochte
fühlen, dass die Frage so gestellt
schon über das Gebiet der sacra
hinausgreift und ihren Platz in dem
Capitel vom Erbrechte hütte ein-
nehmen méíissen,
heredum 80wohl der natürlichen
(Intestat-) als testamentarischen
Erben.
emigrares Ofter migrare wie 8 55;
Somn. 8c. 1 (Rep. VI. 9); Fin. I. 62.
morte -» donatione mortis causa,
wie Gaj. instit. II. 225 (legatorum
omine mortisve causa); ib. 226;
vgl Bavigny Zeitschr. f. gesch.
HKechtewissensch. Il. p. 366, wo
dieser ganze Abschnitt einer aus-
160
tundem capiat quantum ommes heredes.
DE LEGIBUS
Id quoque ordine:
est enim ad id, quod propositum est, accommodatum. Tertio
loco, si nemo sit heres, is, qui de bonis, quae eius fuerint,
quom moritur, usu ceperit plurimum possidendo.
führlichen Untersuchung unterzogen
ist — (das Wichtigste davon bei
Mos. Creuz. angeführt): Schenkung
eines Ehegatten an den anderen
für den Fall des Todes: die einzig
mógliche Schenkungsart, da alle
anderen, als der innigen Gemein-
schaft der Ehe widersprechend,
durch Gesetz ausgeschlossen waren
(Rein p. 443).
testamento s. v. a. legato, denn
der Testamentserben "war schon
vorher gedacht. £antund. q. also
die Hàlfte des Ganzen. Seit der
lex Voconia (nach Liv. 173 v. Chr.)
konnte keiner als Legatar oder
mortis causa mehr als die Hülfte
erhalten, wührend nach den 12
Ταῦ die Freiheit des Erblassers
unbeschrünkt war. Vgl. Gaj. II.
226; Lange II. p. 261 flg.
ordine sc. fit.
id quod prop. 86. sc. dis essent e. a.
ad quos — pecunia venerit (s. oben).
Indes die Consequenz dieses Satzes
leuchtet erst unter Zuhülfenahme
eines anderen, dass ein Legatar
nicht mehr als der Erbe erhalten
darf, ein: denn im Fall, dass nur
ein Erbe würe, kónnte man ja
nicht sagen, dass der Legatar den
gróssten Theil des Geldes habe.
quom moritur gehórt zum vorher-
gehenden Gliede quae «eius fue-
rint, seltener Gebrauch des Praes.
histor. nach Analogie von dwnm. (Vgl.
F. Schultz 327. 2. A. 3.)
usu ceperit possidendo durch Ver-
Jáhrung des Besitzes das Meiste
erworben hat. possidendo erscheint
pleonastisch, steht aber ebenso Gaj.
II. 41 donec tw eam possi usu
capias. Man αν: sich das für den
Sprachge brauch überflüssige Hin-
zutreten von poss. etymologisch er-
klàren, da wsus eigentl. Benutzung
heisst, was weniger als possessio
ist und den Rechtsgrund der Ver.
jàhrung an sich noch nicht er-
kennen lüsst. Oder es kann auch
darum geschehen sein, um anzu-
Quarto qui,
deuten, dass Güter, die keinen heres
hatten, als bona vacantía auf rein
natürlichem Wege ohne anderen
Hechtstitel als den einer blossen
Besitzergreifung (selbst wenn
diese unredlich: wsucapio improba
oder lwucrativa Gaj. II. 52—55. Rein
p. 831) verjührungsweise in Eigen-
thum verwandelt werden konnten.
Verkehrt aber ist, was F. zur Er-
klürung dessen bemerkt, dass es
hinzugefügt sei, um den Schein zu
vermeiden, als ob die Verpflichtung
zu den sacra erst an den Eigen-
thumserwerb gebunden sei. Aber
— wenn das nicht der Fall — wozu
stánde dann wsuw ceperit? — Heisst
doch das weiter nichts als verjüh-
rungsweise zum Eigenthum er-
halten. War doch gerade um der
sacra willen bei Erbschaften die
Verjührungsfrist in allen Füllen auf
1 Jahr festgesetzt (Gaj. 11. 53),
wührend sie sonst bei Grundstücken
2 Jahre dauerte (zu I. 55 u. Gaj.
II. 42). .Bonorum possessio aber
iwre praetorio, welche er durch
jenen Zusatz bezeichnet wissen
will, entstand nie durch wsucapio,
wurde vielmehr durch diese stets
zum quiritarischen — Eigenthum
(Rein p. 201).
Quarto sq. Im Falle der Zah-
lungsunfühigkeit einer Person trat
Concurs ein. Das Vermógen wurde
im Wege der Versteigerung ver-
kauft. Der Küufer war verpflich-
tet, die beim Verkauf ausgemachten
Procentsütze an die Glüubiger zu
zahlen. (Vgl. Rein p. 943 flg.) Mit
Rücksicht dabei vermuthete Sav.,
dass de zu streichen und die Stelle
dann 80 zu übersetzen sei: Wer
den Creditoren am meisten von
ihren Forderungen rettet. Indessen
war er selbst über die Richtigkeit
dieser Vermuthung im Zweifel.
Und in der That kann man sich ja
denken, dass das Vermógen ver-
pfüándet war, die übertragenen
Pfandstücke keinen vóllig, sondern
LIB. II. CAP. 19. 20. $ 48. 49.
161
si nemo sit qui ullam rem ceperit, de creditoribus eius pluri-
mum servet. 49. Extrema illa persona est, ut si qui ei, qui
mortuus sit, pecuniam debuerit neminique eam solverit, proinde
habeatur quasi eam pecuniam ceperit.
XX. Haec nos a Seaevola didicimus, non ita descripta
ab antiquis.
Nam ili quidem his verbis docebant, tribus
modis sacris adstringi: hereditate, aut si maiorem partem
pecuniae capiat, aut si maior pars pecuniae legata est, si inde
den einen mehr, den anderen we-
niger befriedigten. In diesem Falle
rettete der eime mehr, der andere
weniger von seiner Forderung. (In
quantitativ., nicht relativem, Sinne
darf plurimum — auch abgesehen
von servare, was dazu nicht passen
würde — natürlich nicht genommen
werden. Denn einer, welcher im
Concurse darum das Meiste erhielt,
weil er das Meiste geborgt, verlor
auch das Meiste, so dass kein
Grund war, ihn besonders zu be-
lasten.)
8$ 49. Extr. sq. Wenn kein Erbe
da war und das Vermógen des
Verstorbenen herrenlos wurde, so
erloschen damit zugleich die For-
derungen und Schulden desselben
(Rein p. 819). Bestand dasselbe
nur in Geld, das er auszustehen
hatte und ihm geschuldet wurde,
80 war es nur natürlich, dass der
Schuldner als ein solcher angesehen
wurde, der das Geld von ihm er-
halten, und somit billig, dass er
die vermügensrechtlich mit dem-
selben verbundenen Pflichten und
Lasten, wie die der sacra, zu tragen
hatte.
proinde quasi in dem Verhült-
nisse stehend, als wenn (perinde q.
ganz $0 wie); Haacke $ 96.
$i qui nach Keieig $ 202 von
quis gar" nicht unterschieden, sodass
in der Wahl von beiden die Rück-
sicht auf Euphonie entecheidet;
nach F. Schultz & 88. Anm.; & 89.
2 frágt qui als Indefin. wie ale
Fragewort nach der Beschaffenheit,
qwi$ nach der Person. Wie hier
Ty, e m : Off. I. 52; Verr.
, ; Leg. Agr. 1. 27; Caec. 86; 87;
Vat. 12; Parad. 8; 12; Fam. 3.8. 3;
6; 9. 17. 1; 10, 17. 2; Att. 9. 14. 2;
quasi qui Top.32; ne — qui: Sull. 34;
Cicero de legibus.
43; Inv. 2. 53; 167; qu fragendes
Substant. Nat. d. 3 74; Div. I. 54;
II. 134; Acad. II. 9; Caec. 20.
Cap. XX. antiqui die àlteren
Juristen — nicht die pontifices ; denn
diese begnügten sich mit der Auf-
stellung des allgemeinen Prinzips;
zu $ 46; 47 extr. |
his verbis d. ihre Lehre hatte
folgenden Wortlaut.
asiringí: man kann man, al-
quem, erg. (s. F. Schultz 248. A.
3. 6); in Wahrheit ist ein persónl.
Subj. gar nicht gedacht — D. ,,trete
eine Verbindliehkeit ein* (8 58 se-
peliri lex vetat, $ 66 $ussit efferri);
die davon abhàng. Sàtze werden
dann so behandelt, als ob oliquem
stánde, indem das Subj. in der
3. Pers. Sing. steht (F. Schultz ebds.,
Drág. I. $ 50 b.); ebenso unten, 53,
quicquid, cepisset astringi; Fin. 4.
64 πε) adiuvat 4n virtute procedere,
quominus miserrimus sit.
sí maior. p. p. €. bezieht Turn.
auf die donatio mortis causa, was
die Stellung zu empfehlen scheint;
über die anderen selteneren Fülle
hátten die Alten dann noch keine
Entscheidung getroffen. Savigny da-
gegen erkennt darin den 3. der
oben bezeichneten Fülle: qui —
usuceperit. plurimum possidendo.
— si inde quippiam c. im we-
sentlichen Unterschiede von den
neueren, die, wie unten folgt, durch
Selbstabzug es dem Legatar müg-
lich machten, sich der Verpflich-
tung der sacra zu entziehen. —
Diese Bestimmungen zeigen zu-
gleich, dass damals die lex Voconia
(6, oben 8$ 48), so wie die lez
Furia (183 v. Chr. Lange Il. 223,
Hein 810), welche schon vorher die
Vermüchtnisse und Schenkungen,
und zwar noch mehr als die lex
162
quippiam ceperit.
50. Sed pontifieem sequamur.
DE LEGIBUS
Videtis
igitur omnia pendere ex uno illo, quod pontifices cum pecunia
sacra coniungi volunt isdemque ferias et caerimonias adscri-
bendas putant.
Atque etiam dant hoc Seaevolae, quom est
partitio, ut, si in testamento deducta scripta non sit ipsique
minus ceperint quam omnibus heredibus relinquatur, sacris
ne alligentur.
Voconia durch Beschrünkung der-
selben auf 1000 asses beschnitten
hatte, noch nicht bestanden, son-
dern den XII Tff. gemáss noch volle
Legirfreiheit war.
capiat zu 8 47.
& 50. pontificem dem Q. Scae-
vola.
Videtis igitur sq. dass alle die
Spezialbestimmungen desselben, wie
sje oben aufgestellt waren, auf den
einfachen Satz der pontifices zu-
rückgehen, dass der Besitz des Gel-
des über die Uebernahme der sacra
entscheidet.
sacra hier im engeren Sinne
Opfer', zu denen Feste u. ander-
weitige religióse Gebrüuche hinzu-
kommen.
isdem denselben, welche die sacra
übernehmen.
dant schwierig; nach Einigen —
edunt, praecipiunt, was nicht angeht;
nach Anderen in dem gebrüuchl.
Sinne ,zugeben", Aber wem? Den
Priestern nicht, denn diese wollten
von dem folg. Verfahren zur Be-
freiung von den sacra, 8. ὃ 52— 53,
nichts wissen. Man kónnte also
nur verstehen: demjenigen Legatar,
der sich so befreien wollte. Viel-
leicht ist dant hoc eine Corruptel
aus docent, von welchem durch
Versehen oc ausgefallen war. Das
übrig gebliebene dent konnte um
des Sinnes willen in dant geündert
und das nachtrüglich zur Verbesse-
rung übergeschriebene oc für hoc
genommen sein. doceo ut zu 1. 58.
5caevolae Subj.
partitio eine Testamentsart, in
welcher dem Legatar nicht be-
stimmte Sachen oder eine bestimmte
Summe Geld, sondern eine Quote
der ganzen Erbscbaft, ein Drittel,
Viertel oder welcher "Theil sonst
— hier ist die Hülfte angenommen
In donatione hoc idem secus interpretantur,
— verschrieben war (Rein p. $07.
A. 3), wodurch er factisch Miterbe
wurde. (Die Rómer legten be-
kanntlich bei der Quotenbestim-
mung eines Testaments die Einthei-
lung des as in 12 wnciae, 6 sex-
tantes, 4 quadrantes, 3 trientes u. 8. w.
zu Grunde.)
deducta — deductio nach Ana-
logie von remissa, offensa, repulsa,
collecta, s. V. Diese betrug nach
8 53 regelmüssig centum mummi.
Indem man sich diese also selber
von der Hiülfte, die einem vermacht
war, abzog, befreite man sich von
der unbequemen Pflicht der sacra,
insofern gegen den Willen des Erb-
.lassers, als, wenn dieser dies ge-
wollt hátte, er selbst das Legat um
soviel niedriger gestellt hütte.
In donatione &q. ,Wührend also
bei den Legaten ohne Wissen und
Willen des Erblassers ein Ver-
móügensvortheil erlangt ^ werden
konnte, war etwas Aehnliches bei
Schenkungen nicht müglich: jedes
Schenkungsversprechen des filius
familias, welches ohne Wissen und
Willen des pater f. geleistet wor-
den, blieb ungültig und ohne prak-
tischen Werth.^ Dies ist die ge-
wüóhnliche Auffassung des Sinnes.
Doch hat diese manche Bedenken.
Erstens ist Aoc nicht ganz klar.
Was deuten sie anders? Man muss
aus minus capere sacris ne all. her-
ausnehmen: ohne Wissen des pat.
f. einen Vermügensvortheil erlangen
wollen, was etwas herbeigezogen
ist. Zweitens ist der Grund des
Unterschiedes hier auch zu klar.
Wer beim Legat in gedachter Weise
einen Vortheil sucht, thut das zu
einer Zeit, wo der pat. f. nicht
mehr am Leben, also nicht in der
Lage ist, seine Einwilligung zu
geben; wer dagegen hinter dem
T
M
LIB. II. CAP. 90. 8 49— 51 163
et quod pater familias in eius donatione, qui in ipsius potestate
est, approbavit, ratum est: quod eo insciente factum est, si
id is non adprobat, ratum non est.
Rücken des p. f. vom f. f. sich
ein Geschenk versprechen lüsst,
thut das zu einer Zeit, wo der
Vater noch darüber zu disponiren
hat und in der Lage ist, seine Ein-
wiligung zu geben oder zu ver-
sagen. Endlich erscheint der Zu-
sammenhang überhaupt so etwas
zu locker. Sollte daher nicht viel-
leicht unter donatione d. mortis
causa zu verstehen und der Sinn
im Allgemeinen der sein: Bei Le-
gaten kann man sich ohne Wissen
und Willen des Erblassers von der
Last der sacra befreien; bei den
diesen nahestehenden — daher auch
oben mit diesen verbundenen —
Schenkungen von Todeswegen geht
dasselbe nicht an. Hatte nümlich
ein Hausherr seiner Ehefrau die
Hálfte des Vermógens mortis causa
geschenkt, so ist der Sohn nicht
im Stande, seiner Mutter durch
eine hinter dem Rücken des Va-
ters mit ihr eingegangene Stipula-
tion, 100 nummi von jener Schen-
kung sich übertragen zu lassen —
eine solche Stipulation aber würde
ihrem Wesen nach eine Schenkung
des Sohnes sein —, Erlass von der
religionsdienstlichen Verpflichtung
zu verschaffen. Nur im Falle, dass
der Vater um diese Stipulation
wüsste und sie anerkennte, würde
sie diesen Zweck erreichen. (Um
zu begreifen, wie die Mutter nur
im Wege der Schenkung gleichen
Antheil an der Erbschaft mit
einem Sohne erlangen kónnte,
muss man fich eine Ehe ohne
manus, zu Ciceros Zeit schon die
ewühnliche, 8, Lange Il. 97,
enken). Ohne Bedenken ist diese
Auffassung freilich nicht, schon
um der doppelten Beziehung von
donatio willen. Indessen würden
die oben erhobenen Ausstellungen
fortfallen (hoc sich genau an minus
cap. sacr. me all, anschliessen), der
Zusammenhang stringent sein, der
Grund des Unterschiedes ein zu
erwágender. Er lag übrigens dar-
51. His propositis quae-
in, dass, wenn die Frau die sacra
nicht tragen wollte, sie in der
Schenkungsstipulation mit dem
Manne die Hálfte der Erbschaft
nicht hátte annehmen sollen; wo-
gegen der Legatar, der von dem
ihm zugedachten Antheil nichts ge-
wusst zu haben braucht, nicht in
der Lage war, vorher sich jener
Verpflichtung zu widersetzen.
et quod explicativ , und zwar —
nàmlich*.
851. His prop. Beispp., wo ohne
Prápos. der Ablat. plur. des sub-
stantivirten Adj. oder Pron. steht,
zahlreich. 1. 17 RAés explicatis;
Phil. 9. 3 quibus dictis; Off. I. 99
his expositis, sehr hàufig; Invent.
2. 49 omnibus diclis; Fin. 4. 78
paucis additis; Brut. 131 doctus
Graecis; Fin. 3. 8 ommibus ezc-
cellens (woran Madv. merkwürdiger-
weise Anstoss nahm und den Aus-
fall von rebus od. virtutibus ver-
muthete); Off. 1. 2 nostris legendis
(aber nachdem »ostra — voran-
gegangen); Liv. I. 28. 2 paratis
omnibus, ebenso V. 19. 6; 1. 45. 1
formatis omnibus; Vl. 14. 13 ceteris
omissis; Vl. 18. 5 his inflatus; VI.
29. 4 depopulatis omnibus; VII. 93.
5 omnibus instructis comparatisque ;
VIII. 20. 10 Ais decretis; IX. 31. 14
lis accensus; IX. 838. 2 proximis
vastatis; X. 92. 8 his agendis; Sall.
Iug. 70. 2 maioribus astricto; ib.
104. 3 impetratis omnibus, | Sub-
stantivischer Genet. caelestium or-
dinem Nat. d. 9. 56; fortwitorum
concursio Top. 76; ignarus om-
nium Sall. Iug. 85. 10, Doch ist
hier die Frage, ob wir his als sub-
stantivirt ansehen, oder propositum
substantivisch (dann abhüngig von
nascuntur) in dem freilich seltenen,
mir nuf in zwei Beispielen bekann-
ien, Sinne 2 Obersatz: d. Or. II.
215; Brut. 152. nehmen wollen.
Indes scheint mir der Gedanke
s0 weniger correct. Vgl. auch
& 48 in.
11"
164
DE LEGIBUS
stiuneulae multae nascuntur, quas quis qui intellegat non, si
ad caput referat, per se ipse facile perspiciat? Veluti,
si
minus quis cepisset, ne sacris alligaretur, ac post de eius
quis vor qui was sich beim Lesen
der Stelle um der strengeren Satz-
und Frageform willen mir immer
von selbst aufdrüngte, hált, wie ich
nachtrüglich ersehen, auch V. für
nothwendig.
qui intellegat — intelle x (Brut.
200; d. opt. g. 1, Verr. IV. 4; ib.
94; 'Off. Ir 48). 'Also — quas quis
homo intellegens non facile per-
spiciat?
cepisset nicht zur Bezeichnung
einer irrealen Bedingung,' was un-
passend würe, sondern durch den
Einfluss der indir. Rede mit Bezug
auf das Perf. des im Sinne ge-
habten regierenden Verbs: voluerunt,
statuerunt. Denn dass dieses ge-
dacht, micht, was strenger dem
vorhergehenden Satze entsprüche:
quis non facile perspiciat, intellegat,
zeigt das Folgende: .qwin etiam ca-
vent.
Der Gedanke dieses Satzes ist
folgender: Wenn der Fall eintritt,
dass ein Legatar, dem mehr als
allen Erben vermacht, um sich der
Unterhaltungspflicht der sacra zu
entziehen, etwas weniger als die
Hülfte aus der Erbscbaft fordert
(exigere); einer von seinen Erben
aber wieder, nachdem er gestorben,
den auf ihn fallenden Theil der
Differenz zwischen dem, was sein
Erblasser angenommen 'und hatte
beanspruchen kónnen, nachfordert,
und durch den Zuwachs dieser Nach-
forderung die früher eingeforderte
Geldsumme (superior exactio) auf
mehr oder eben soviel als den Be-
trag dessen gebracht wird (mom
minor esset facta), was alle Erben
erster Reihe erhalten hatten, 80
80ll derjenige, welcher seinen Theil
nachgefordert hat, allein ohne Bei-
steuer seiner Miterben (zweiter
Reihe) zur Tragung der sacra ver-
flichtet sein. "Turn. erlàutert den
all $0: Ein pater fam. hinterlüsst
seinen Erben 5j, (qwincumz) seines
Vermógens, dem Legatar ἧς (sep-
tunz) Der Legatar, um die Last
der sacra nicht auf sich zu nehmen,
fordert nur */, von den Erben ein
und überlüsst ihnen die noch übrigen
*A3 seines Anspruches (praeter-
mittere). Er stirbt und hinterlüsst
zwei Erben. Der eine von diesen
fordert seinen Antheil von der von
seinem Erblasser ausgeschlagenen
Summe — den drei Zwólfteln der
ersten Erbschaft — τὸ ?/, nach.
Dadurch belüuft sich die ganze
Summe, die an den Legatar resp.
seine Erben gekommen, auf δ᾽,
Zwóolftel, also um '/, mehr als ur-
sprünglich den E rben ausgesetzt
war. Dann soll der, welcher die
*/,, nachgefordert, ohne seinen Mit-
erben zum Unterhalt der sacra ver-
pflichtet sein. Turn. brauchte den
Legatar, um ihn die Befreiung von
den sacra erreichen zu lassen, nicht
gleich auf */, hinuntersteigen zu
lassen, sondern nur bis zu 5/4, oder
noch weniger unter der Hülfte; und
einer von zwei Erben desselben
würde durch Nachforderung schon
die Hàlfte d. h. nicht weniger, als
dann den Erben erster Reihe noch
übrig bliebe, erreichen und somit
der Verpflichtung zu den sacra ver-
fallen. Aber allerdings der Aus-
druck esset relicta, sowie sine cohe-
redibus scheint darauf zu deuten,
dass Cic. meinte, der Legatar dürfe
nicht soviel, als allen Erben ver-
schrieben war, annehmen, wenn
er der Verpflichtung entgehen
wollte; denn bei mehr als zwei
Erben des Legatars würe es nicht
móüglich, dass einer durch Nach-
forderung die Hálfte erreichte, Be-
merkenswerth ist aber bei dem
ganzen Passus, dass Cic. offen-
bar davon ausgeht, dass dem Le-
gatar durch das Testament ein An-
spruch auf mehr als die Hiülfte
eingerüumt war; denn sonst kónnte
ja durch die Nachforderung eines
einzelnen von mehreren seimer Erben
niemals die Summe erreicht werden,
die allen Erben (1. Reihe) hinter-
lassen war oder noch übrig bliebe;
LIB. II. CAP. 20. 21. 8 61. 52.
165
heredibus aliquis exegisset pro sua parte id, quod ab eo, quoi
ipse heres esset, praetermissum fuisset, eaque pecunia non
minor esset facta cum superiore exactione, quam heredibus
omnibus esset relicta, qui eam pecuniam exegisset, solum sine
coheredibus sacris alligari.
Quin etiam cavent, ut, cui plus
legatum sit quam sine religione capere liceat, is per aes et
libram heredes testamenti solvat, propterea quod eo loco res
est ita soluta hereditate, quasi ea pecunia legata non esset,
XXI. 52. Hoc ego loco multisque aliis quaero a vobis,
nach dem Obigen dagegen es ge-
setzlich nicht gestattet war, mehr
als die Hálfte durch Legat zu ver-
machen. Da nun wohl kaum an-
zunehmen, dass die Entscheidung
der Scaevolae sich auf Verhàltnisse
bezog, die nicht mehr bestanden
(erst durch die lex F'alcidia a. 40,
Lange IIL 576, wieder eintraten),
850 bin ich geneigt zu glauben, dass
Cic. sich die Sache nicht recht klar
gemacht und eine Bedingung mit
aufgenommen hat, die ungehórig:
8ὲ ea pecunia mom minor esset facta,
— reélicia. Lassen wir diese nàm-
lich fort, so scheint die Folge um
nichts weniger begründet, und der
Widerspruch mit dem Früheren ist
gehoben. Die Bedingung dient nur
dazu, um die Sacra an das Plus
resp. Tantundem des Geldes zu
knüpfen. Für denjenigen Erben des
Legatars nun, welcher seinen Theil
des Selbstabzuges jenes nachforderte
und erhielt, bestand gewissermassen
das Vermüchtniss ungeschmálert;
er erkannte es damit seinerseits als
ganz ausgezahlt an. Somit war es
nur folgerichtig, ihn die sacra tragen
zu lassen.
quoi heres esset. der Dat. háüufiger
als der Genit. in Verbindung mit
esse. Haacke Gr. Stil. $ 32. 1 (so-
mit Sachsubstantiv: quem swis
is heredem esse cupiebat Caecin.
12). Z. Orth. vgl. $ 60.
sine religione ohne religióse Ver-
pflichtung sc. die Sacra zu besorgen.
per aes et libram sq. Cf. Kein
p. 666. Der Legatar lóst, entlastet
den Erben von der Auszahlung des
Legats, aber nur zum Schein, in-
dem er, was er als Theil der Erb-
schaft nicht jose sich als per-
sónliche Schuld des Erben zusichern
làsst. Dadurch ist sein Verháltniss
zum Erblasser ganz gelóst: das
Geld ausser Conex mit der Hinter-
lassenschaft, also auch ohne die an
ihr haftenden — Verbindlichkeiten.
Die Form per aes et libram ent-
spricht der privatrechtlichen Art,
ein Testament zu machen. Diese
bestand darin, dass das ganze Ver-
mógen (familia pecuniaque) in Ge-
genwart eines libripens und fünf
Zeugen an einen familiae emptor,
ursprünglich den Haupterben, spáter
nur einen Figuranten, verkauft wur-
de, wobei der Scheinkàáufer die Wage
berührte und das aes dem Testator
übergab (Lange I. 137—838: Rein
p. 789). Das Ganze war also eine
Nachahmung des Mancipationsver-
fahrens. Unter einem gleichen sym-
bolischen Acte also wurde das Legat
dem Erben zugewendet, aber nur
$ub fiducia. Dieser, nachdem er als
soleher entlastet, gelobt dafür, wie
53 extr. des Nüheren angegeben
ist, im Wege der Stipulation (da-
zu 8, Il. 8 14) die gleiche Summe
als sein persónliches Debitum zahlen
zu wollen.
Soluta hereditate: auf der Erb-
schaft ruht gleichsam das Legat als
eine Last; demgemiüss wird auch
die Erbschaft davon befreit,
quasi — «essel; quasi, meist der
Consec. tempor. folgend, wird doch
auch ófter nach Analogie der hy-
poth. Partikeln behandelt und mit
dem Conj. der Nebenzeiten bei
irrealem Sinne verbunden (Lieven p.
34). Ebenso $53 extr., auch ut $1: idem
faciunt, ut 8i laevam partem neglege-
rent Fin. 4. 36. Vgl. Fam. III. 5. 4;
XIII. 43. 2,
. Cap. XXI. $ δῶ, multisque aliis:
in vielen anderen Punkten; man
166
DE LEGIBUS
Seaevolae, pontifices maximi et homines meo quidem iudicio
acutissimi, quid sit quod ad ius pontifieium civile appetatis.
Civilis enim iuris scientia pontifidum quodam modo tollitis.
Nam sacra cum pecunia pontificum auctoritate, nulla lege
coniuncta sunt.
Itaque si vos tantum modo pontifices essetis,
pontificalis maneret auetoritas, sed quod idem iuris civilis
'stis peritissimi, hace scientia illa eluditis.
Placuit P. Scae-
70lae et Ti. Coruncanio, pontifieibus maximis, itemque ceteris,
^08, qui tantundem caperent quantum omnes heredes, sacris
alligari.
Habeo ius pontifieaum. 53. Quid hue accessit ex
iure civili? partitionis caput scriptum caute, ut centum nummi
deducerentur: inventa est ratio, eur pecunia sacrorum molestia
liberaretur. Quodsi hoe qui
kann dabei an den zu $ 22 ange-
gebenen Modus interimendorum sa-
crorum denken; doch mochten der-
artige Kniffeleien auch bei anderen
Religionsbestimmungen ^ vorkom-
men.
appetatis, wenn anders dasselbe
dazu dient, das Priesterrecht
nicht zu stützen, sondern zu unter-
graben.
nulla lege: wáre das der Fall, so
würde das Gesetz umgangen. Das
würe zwar kein gerngeres Ver-
gehen, aber berührte doch nicht
ihre Eigenschaft als Priester. So
aber liegt grade darin der eigen-
thümliche iderspruch und das
besonders Verwertliche ihres Ver-
fahrens, dass sie das Priesterrecht,
zu dessen Hütern sie bestellt sind,
durch ihre Kenntniss des Bürger-
rechts aufheben.
illa sc. das, was die Priester be-
stimmen. Zllam sc. auctoritatem ist
nicht nóthig. Vgl. zu $ 33.
Placuit sq. d. h. ihnen in ihrer
Eigenschaft als Priester; denn als
Juristen entkrüfteten sie den Satz.
Ti. Coruncanius | 288 — Cons,
kümpfte als solcher gegen die
Etrusker und den Pyrrhus; der
erste plebej. Pontif. Maxim. Aus-
ezeichnet durch Weisheit und
juristische Kenntniss wird er auch
als derjenige genannt, der zuerst
Rechtsbescheide ertheilt hat (zu
8 46).
Habeo ius pontif. Der vorher-
gehende Satz war oben $8 48 den
Juristen, nicht den Priestern bei-
testamentum faciebat cavere
gelegt; doch wurde er im Einklang
mit dem einzigen priesterlichen
Satze, dass die sacra mit dem Gelde
verbunden werden sollen, befunden.
Insofern kann er hier als ein Satz
des Priesterrechtes hingestellt wer-
den.
8 53. partitionis caput: der die
partitio betreffende Passus des Te-
staments (so c. legis: S 62; leg.
agr. I. 2; II. 15; 26; p. red. i. sen. 8;
Verr. Accus. I. 118. Cf. zu Leg. I.
21) also, wie Εἰ, richtig erklürt, s.
v. ἃ. die Theilungsbestimmung.
deducerentur, wie das vorher-
gehende scriptum zeigt, vom Te-.
stator; vom Selbstabzug des Le-
gatar ist erst nachher die Rede.
ratio cur nach Analogie von cawsa
cur, genauer würe qua.
Quodsi, falsch V. quasi, mag er -
cavere im Sinne von: verhüten oder
caute scribere nehmen. Wenn im
ersteren Sinne, so widerspricht die
der ironischen Satzfassung zu Grunde
liegende Annahme (,,als ob er nicht
hütte wollen** — ,,er hat doch w.'),
dass der Testator die Befreiung
von den sacra habe verhüten wollen,
dem vorhergehenden Satze; wenn
im letzteren Sinne, so ist der Ge-
danke überhaupt unklar. Und wie
kann das so allgemein hinge-
stellt werden, dass der Testator die
Befreiung von den sacra wolle?
cavere . .. es liegt der positive
Sinn zu Grunde, wie mit wt (oben
8 51; testamento cavere ut dies na-
talis ageretur Fin. 2. 103), und
nimmt offenbar das caute scribere
ns
LIB. I. CAP. 21. $ 52—54.
161
noluisset, admonet iuris consultus hie quidem ipse Mucius,
pontifex idem, ut minus capiat quam omnibus heredibus relin-
quatur. (Superiores dicebant quiequid cepisset adstringi) Rur-
sus sacris liberantur.
Hoe vero nihil ad pontificium ius et e
medio est iure civili, ut per aes et libram heredem testamenti
solvant et eodem loco res sit, quasi ea pecunia legata non
esset, si 1s, cul legatum est, stipulatus est id ipsum, quod
legatum est; ut ea pecunia ex stipulatione debeatur, sitque ea
non [sacris alligata.
54. Venio ad mamnium iura, quae maiores mostri ei sa-
wieder auf. In diesem Sinne, des
caute scribendi und caute contira-
hendi bildet es ja eben eine der
Hauptfunctionen des Juristen (zu
I. 14 und 17). Was aber den Conj.
Plusqpf. betrifft, wofür molwit er-
wartet werden kónnte, so erklárt
sich dieser aus der indirecten Haltung
der Rede und der Beziehung auf
das Subject des Hauptsatzes (Mu-
cius).
hoc si cavere moluisset (noluerit
nicht nóthig, weil das Praes. von
etwas Vergangenem steht, wie ge-
wühnlich bei Urtheilen àálterer
Schriftsteller und Gewührsmànner,
5. F. Schultz $ 329. A. 3), ?psi minus
capiendum Mucius censet.
Superiores nothwendige Emenda-
tion von Turn. in Hinblick auf
antiqui sacris astringi docebant, si
inde quippiam ceperit $ 49; wobei
jedoch der ganze Satz vielleicht als
Randbemerkung eines aufmerk-
samen Lesers anzusehen; denn er
unterbricht in unangenehmer Weise
den Fortgang der Hede. Denn
Kursus — liberantur schliesst sich
an den vorhergehenden Satz: ut
minus capiat admonet und steht
parallel dem obigen: Znventa e£. r.
cur pecunia sacr. mol. liberaretur.
Wenn er von Cic, ist, so ist er als
parenthetische Adversative zu neh-
men. (V., der den Satz in der
hdschr. Form beibehàlt, dürfte
schwerlich eine passende Erklürun
dafür haben. Denn wenn wir doch
die Verbindung von super mit ca-
pere: ,Was man darüber nimmt"
zulassen, so erscheint der Gedanke -
verkebrt. Denn erstens müsste in
Bezug auf Mucius dicebat stehen;
dann ist die Bemerkung unnütz:
soweit sie richtig, ist sie schon in
adm. ut min. cap. enthalten. Drittens
ist sie nicht richtig. Denn die Ver-
bindlichkeit tritt nicht erst mit der
Mehrnahme, sondern schon mit dem
gleichen Antheil mit dem Erben ein.)
per aes et libr. eine civilrecht-
liche Form, die sich bei der Man-
cipatio (Lange I. 114), Coemptio
(ib. 93), Adoptio (ib. 105), .Eman-
cipatio (1b. 107), Nexwum d. h. Ver-
tragseingehung (ib. 129— 30), Testa-
menten (ib. 137— 38) findet.
ut — solvant — res sit, dass man
nach der Bestimmung der Juristen
— lósen kann, und die Sache —
sein soll.
eodem. quasi wie Lael. 14, dazu
Seyff.
id ipsum Obj. ,sich grade das
hat versprechen lassen"; οὐ leitet
den Folgesatz ein: sodass.
81: die Bedingung kann nur zu
eodem loco res sit gehóren. Da aber
auch ohne diese das Verhültniss
grade so sein würde, als wenn
nichts yermacht würe, so streift si
an das concessive etiamsi. (Wenn
auch das Legat thatsüchlich zur
Auszahlung kommt, 80 soll die
Sache doch so aussehen, als ob die
Legatsverbindlichkeit gelóst würe.)
Vgl. I. 7.
8 54. Die hier folgende Lücke
ist von Lambin nach den von Turn.
gegebenen Fingerzeigen ausgefüllt
worden, in einer an den Text leicht
sich anschliessenden und das Ver-
stándniss erleichternden Weise. Daas
diese Einschaltung aber den Ausfall
nicht vollkommen deckt, dariu muss
V. beigestimmt werden. Mit Recht
168 DE LEGIBUS
pientissime | instituerunt οἱ religiosissime coluerunt. — Februario
aulem mense, qui tum extremus anni mensis erat, mortuis paren-
tari voluerunt, quod tamen D. Brutus, ut scriptum a Sisenna
est, Decembri facere solebat. Cuius ego rei causam. cum mecum
quaererem, Brutum reperiebam idcirco a more maiorum discessisse
— qmam Sisennam video causam cur is vetus institutum | mon
serverit ignorare. Brutum. autem maiorum nostrorum institulum
lemere neglexisse, non fit mihi veri simile] doctum hominem
sane, cuius fuit Accius perfamiliaris —, sed mensem, credo,
extremum anni, ut veteres Februarium, sic hic Decembrem
sequebatur.
[adiunctum] putabat.
vermuthet dieser, dass Cic. der Dar-
legung der Rechte der Manen eine
Untersuchung über die Beschaffen-
heit der menschlichen Seele und
das künftige Dasein der Abge-
schiedenen vorausgeschickt habe
und dass demmach hierher das von
Lact. Inst. div. III. 19. 2 überlieferte
Fragment: gratulemurque nobis sq.
zu verweisen sei Darauf deutet
ferner ganz klar 8 68: Deinceps
dicit (Plato) eadem illa de immor-
talitate animorum et reliqua post
mortem tranquillitate bonorum, poe-
nis impiorum, was keinen Sinn
geben würde, wenn C. nicht vorher
davon gehandelt hátte.
Februar ursprünglich der letzte
Monat d. J.
Ovid. Fast. II. 49.
Qui sequitur. Tanum veteris. fuit
ultimus anni
Tw quoque sacrorum, Termine,
fimis eras.
Primus erat Iani mensis, quia
iamua prima est:
Qui sacer est imis Manibus,
imus erat.
Postmodo creduntur spatio distan-
tia longo
Tempora bis quini continuasse
viri.
Ueber die Todtenfeier im Februar
s. zu 8 22 extr. Als Sühn- und
Reinigungsmonat eignete er sich
vorzugsweise sowohl zur Todtenfeier
als zur Beschliessung des Jahres.
Die Bemerkung (über D. Brutus,
dessen Erwühnung durch Ciceros
folgende Worte: cuius fuit Accius
perfamiliaris (vgl. Arch. 27 Decimus
Hostia autem maxima parentare pietatis esse
quidem Brutus, summus vir et im-
perator, Attii, amicissimi sui, car-
minibus templorum ac monumento-
rum aditus exornavit suorum, und
Brut. 107) angedeutet wird, ist aus
Plut. Quaest. Rom. 34 ,, Διὰ τί, τῶν
ἄλλων Ῥωμαίων iv τῷ Φεβρουαρίῳ
μηνὶ ποιουμένων χοὰς καὶ ἐναγι-
σμοὺς τοῖς τεϑνηκόσι, “έκιμος Βροῦ-
τος, ὡς Κικέρων ἱστόρηκεν, ἐν
τῷ “εκεμβρίῳ τοῦτ᾽ ἔπραττεν 3." ent-
nommen.
1). Brutus, Cons. 138 mit P. Scipio
Nasica Serapio, wurde nach Hispania
ulterior gesandt und unterwarf bis
zum J. 134 ganz Lusitanien; von
seinem Sieg über die Gallaeker er-
hielt er den Beinamen Gallaecus,
triumphirte i. J. 132, erat cum litte-
ris Latinis tum etiam Graecis ut
temporibus illis eruditus (Brut. 107).
Cf. III. 20.
Sisenna zu I. 75. Die Bemerkung
über diesen ist aus der Luft ge-
griffen.
L. Accius oder Attius, geb. 170,
t 104, Sohn eines Freigelassenen,
bezeichnet den Gipfel der róm.
Tragódie; durch Erhabenheit der
Gesinnung und der Sprache dem
Aeschylus verwandt, dessen Tragó-
dien er sich auch besonders zum
Muster nahm.
sed zu 11. 2.
hostia maxima: den Manen wur-
den gewóhnlich Salz, Gerstenschrot,
Blumenkrünze (Ov. Fast. 2. 535 sq.),
ausserdem Spenden von Wasser,
Wein, Milch und Honig (Verg.
Aen. V. 77 sq.) geopfert; denn parva
petunt. Manes (Ov. a. a. O). Dem
LIB. II. CAP. 21. 22. 8$ 54. 55.
169
XXII. 55. Iam tanta religio est sepulchrorum, ut extra
sacra et gentem inferri fas negent esse, idque apud maiores
nostros À. Torquatus in gente Popillia iudicavit.
Nec vero
tam deniceales, quae a nece appellatae sunt, quia residentur
mortuis, quam ceterorum caelestium quieti dies feriae nomina-
rentur, nisi maiores eos, qui ex hac vita migrassent, in deorum
numero esse voluissent.
Brutus schienen sie aber damit nicht
genug geehrt. Unter ἢ. m. ist nach
Festus das Schaf zu verstehen;
warum so gen. nicht recht klar,
wenn anders hostiae auch Külber,
Ziegen und Schweine umfassen, s.
Forb. II. p. 56, (vielleicht das aus-
gewachsene im Ggs. zum Lamm?),
wührend victimae ^ hauptsáchlich
Rinder; mazima der Ster (Verg.
Georg. Il. 147). Vgl. F. Schultz
Synon.
adiunctum von Turn. und andren
als Substant. genommen nach Ana-
logie von attributum rei. Aber
dieser Gebrauch des leztr. W. ist
mittelalterlich. Die Hinweisung auf
cuius consequens id sit, Fin. 4. 68,
reicht nicht aus. Va Ἠράμ ).
Cap. XXII. 8 55. extra sacra et
gentem — qui e. 8. €. g. Sunt oder
of €. 8. €. g. ὄντες. Ueber diesen
kühnen Gebrauch eines Prüposi-
tionalausdrucks s. Náügelsb. St. 8 3.
1. a. 8 75. 3. 8 96. 2. sacra sc. gen-
tilicia. Bei den Rómern gab es
keine gemeinsamen Begrübniss-
stütten ausser für die Armen am
Esquilin; sonst hatten die gentes
ihre gemeinsamen sepulchra (meist
in der Náhe von Landstrassen); bis-
weilen auch einzelne Familien, ja
Personen solche für sich.
A. Torq. Der Fall nicht nüher
bekannt. Man denkt an A. Manlius
deos Cons. 244 und 241. Er müsste
in der Eigenschaft als Pontif. M.
entechieden haben.
nec tam — quam hier in unge-
wóbnlicher Bedeutung & nec aeque
— ac. Sonst wird in dieser Ver-
bindung das 1. Glied ausgeschlossen
- nicht sowohl als auch. Doch
gradezu für ebenso kann tam nicht
stehen, es bat stets steigernden
Sinn » so sehr. Der Gedanke ist:
Eas in eos dies conferre ius, ut nec
verdienen in demselben Grade feriae
genannt z. w. (würden nicht ebenso
entschieden, so gut, f. gen.).
denicales wird von Pr. 482 für
gleichbedeutend genommen mit dem
die Bestattungsfeier am 9. Tage vom
Tode (richtiger von der Bestattung)
beschlnessenden sacrificium novem-
diale. Dem widerspricht das folgende:
eas in eos d. conf. i. Denn die Be-
stimmung des Tages für dieses hatte
man nicht in seiner Hand. Ausser-
dem dauerte dieses nur einen Tag,
wahrend eos dies auf eine mehr-
tàgige Feier schliessen lásst. Es
war vielmehr offenbar ein jàhr-
liches Erinnerungs- oder Reinigungs-
fest, aber, wie das Folgende zeigt,
ausserhalb der Zeit der allgemeinen
parentalia im Februar (zu 8 22).
Vgl. unten.
residere ein in die Volkssprache
übergegangener ritueller Ausdruck
für feiern (eigtl. müssig zubringen).
Vgl. Plaut. Capt. IIl. 1. 8. Πα
venter gutiwrque resident eswriales
ferias. Auch possidere scheint in
diesem Sinne gebraucht w. zu sein:
Tuas possidebit mulier faxo ferias,
ib. Epid. III. 4. 37.
res. mortuis; mortui hier gleich
gesetzt mit neci dediti, woran
Lamb. nicht ohne Grund An-
stoss nahm und statt qwia quae-
que vermuthete. Doch hat sich Cic.
wohl diese Begriffsvertauschung er-
laubt.
ius e iure constitutum est; oportet
nicht — licet: ist Gebot des Rechtes.
uL nec... das Todtenfest soll
weder concurriren mit einem an-
deren Privat- wie z. B. Geburtetage-
feste der Familie, noch mit einem
óffentlichen. Man würe versucht,
es für identisch zu halten mit den
Privatparentalia (zu 8 22), wenn
diese nicht als gemeiniglich an den
110
ipsius neque publicae feriae sint.
DE LEGIBUS
Totaque huius iuris con-
positio pontificalis magnam religionem caerimoniamque decla-
rat.
Neque necesse est edisseri a nobis, quae finis funestae
familiae, quod genus sacrificii Lari vervecibus fiat, quem ad
modum 0s resectum terra optegatur, quaeque in porca con-
Sterbetag des Dahingeschiedenen
geknüpft eine freie Bestimmung
nicht zuliessen. Móglich auch, dass
es eine um die Zeit vor der Ernte
abgehaltene Heinigungsfeier war,
wo man um eines reichen Ertrages
willen sich mit der Ceres, welche
als Góttin des Ackers die Ver-
storbenen in ihren Schooss auf-
nimmt, wegen etwaiger Pflichtver-
süumnisse gegen die Todten aus-
sühnte und die porca praecidanea
schlachtete (Pr. p. 406). Es wurde
mit solcher Stile und Gewissen-
haftigkeit beobachtet, dass selbst
die Hausthiere für diese Zeit Ruhe
hatten und einberufene Soldaten
sich nicht zu stellen brauchten
(Pr. p. 482).
hwius iuris nicht blos der demi-
cales, sondern überhaupt eius, quod
ad mortuos pertinet; rel. caer. q.
Gewissenhaftigkeit, genaue Erwü-
ung aller zu berücksichtigenden
mstünde, und Feierlichkeit hin-
sichtlich der zu beobachtenden Ge-
brüuche.
finis fam., ebenso Fam. 10. 32. 4;
19. 1. 1; Att. 9. 10. 4; Liv. 4. 2. 4;
9. 26. 9; 22. 571. 5; 87. 26. 11.
funesta s. v. ἃ. funere polluta, Die
Trauer verunreinigte; daher wurde
ein in Trauer befindliches Haus zur
Warnung Vorübergehender durch
eine davor aufgepflanzte Cypresse
oder Kiefer gekennzeichnet; schon
im Angesichte des Todten mit einer
eigenen Art von Besen ausgekehrt,
die porca praesentanea, wersch. v.
praecidanea 8. oben, zur Reinigung
der Betheiligten geopfert; nach Be-
stattung der Leiche der ganze Con-
duct mit geweihtem Wasser be-
eprengt, 9 Tage darnach endlich
als letztes Sühnopfer das sacrif.
novemdiale dargebracht. Hiermit
hórte die Verunreinigung auf. (Pr.
.479 —82; ders. Pauly Reall. funus.
orb. L p. 117 fl) — Was die
Trauerzeit betrifft, um die es sich
hier nicht handelt, so belief sich
diese bei Weibern auf hóchstens
10 Monate, bei Münnern war sie
unbestimmt, denn viris mullum
legitimum tempus est, quod mullum
honestum. Sen. Ep. 63.
quod. g. sacr. v. Vervecibus ist den
meisten verdüchtig, weil es die
Antwort auf die Frage nach dem
enus zu enthalten scheint. Man
ann es jedoch ertragen, wenn
unter gen. der Zweck des Opfers
verstanden wird, nach welchem man
z. B. Bitt-, Dank-, Sühnopfer unter-
schied. Der Zweck des hier be-
zeichneten ist letzter Art. Gleich
nach der Bestattung wurde dem
Lar d. h. dem verklürten Geiste
des Todten ein Opfer von Widderr
dargebracht (Pr. a. a. O.). Widder
wie Schweine waren die bei Sühn-
opfern üblichen 'Thiere, doch so,
dass Schweine Reinigung, Widder
Sühnung bezweckten. Schóm. Gr.
A. IL p. 347—348. (Dass übrigens
auch die Opferverrichtung selbst
eine eigenthümliche sein konnte,
zeigt Cato d. r. rust. 134 in Betreff
der porca praecidamea. | Cf. Pr.
p. 407.)
quemadmodwm in dem abge-
schwüchten mit dass sich berühren-
den Sinne: wie — nicht auf welche
Art. Vgl. Brut. 307 εὖ possis videre
quemadmodum simus in spatio A.
Hortensium ipsius vestigiis persecuti ;
ein sehr seltener Gebrauch. Ge-
wóhnlich dafür wf.
os resectum. In Anlehnung an
die ursprüngliche Bestattungsweise
des Begrabens war es eine durch
Priestervorschrift geheiligte Sitte,
auch bei Verbrennung der Leiche
einen Finger abzuschneiden und zu
beerdigen.
in porca c. unklar. F. ,quae
fieri oporteat, si porca sit con-
LIB. If. "CAP. 22;
$ 55. 56. Tr
tracta iura 'sint, quo tempore incipiat sepulchrum esse et
religione teneatur.
56. At mihi quidem antiquissimum sepulturae genus illud
fuisse videtur, quo apud Xenophontem Cyrus utitur.
Redditur
enim terrae corpus et ita locatum ae situm quasi operimento
matris obducitur.
proeul a Fontis ara est,
Eodemque ritu in eo sepulchro, quod haud
regem nostrum Numam conditum
accepimus gentemque Corneliam usque ad memoriam nostram
hae sepultura scimus esse usam.
tracta. Aber was soll da weiter
geschehen, als dass sie geopfert
werde? Gesuchter ist Turn.s Er-
klárung: qwibus suscipienda porca
Sit, quibus non. Um diesen Sinn
herauszubringen, muss man sin
prágnant fassen — exsistant, valeant :
welche Rechte bei der Verwirkung
eines Schweinopfers zur Geltung
kommen 8. v. à., welcher Rechte
Verletzung dabei geahndet wird,
oder: durch welche Verletzungen
einer in die Verbindlichkeit dazu
verfallt, Die Nothwendigkeit der
Verbindung porca contracta, nicht
wie andere gewollt haben, Zwra
conir. wird aus $ 57 extr. ersicht-
lich. Uebrigens halte ich die Worte
für corrumpirt und vermuthe: q. :.
p. c. neglecta (wofür man, wenn
man die Kakophonie nicht 'scheut,
in noch nüherem Anschluss an den
Text fracta od. confr. verm. kónntoe) i.
sint, d. h. welche Rechte im Falle der
Verwirkung einer porca ausser Acht
gelassen sind, sc. die herkómmlichen
und durch die Priester sanctionnirten
— dem Todten gebührenden — Be-
stattungsgebráuche; nicht dass alle,
sondern irgend eins derselben. Zur
porca c. vgl. oben.
quo tempore cf. unten 57: prius-
quam in 08 iniecta gleba est —
nihil habet religionis. Dazu aber
kamen noch Spenden und Opfer
€u8 caesus) und andere von den
riestern — vorgeschriebene — Ge-
brüuche,. Pr. p. 481.
8 δῦ, At: im Vorhergehenden
vgl. os resectum — bezog sich Cic.
auf eine Leichenverbrennung; da-
her wird die Beerdigung im Gegens.
dazu mit at eingeführt.
Xenoph. Cyrop. VIII. 7. 25 τὸ δ᾽
C. Mari sitas reliquias apud
ἐμὸν σῶμα, ὦ παῖδες, ὅταν τελευ-
τήσω μήτ᾽ ἐν χρυσῷ ET: μήτε ἐν
ἀργύρῳ «μήτε ἐν ἄλλῳ μηδενὶ, ἀλλὰ
τῇ γῇ ὡς τάχιστα ἀπόδοτε᾽ τί γὰρ
τούτου μακαριώτερον τοῦ γῇ μιχϑῆ-
ναι, ἣ πάντα μὲν τὰ καλὰ φύει τε
καὶ τρέφει.
situm rituelles W. cf. unten sitas
rel. und 8 57.
Fontis ara. Das Grab des Numa
soll sich am Janiculus befunden
haben, und als 181 zwei Sárge da-
selbst aufgefunden wurden, das eine
leer, das andere mit Büchern, wurde
das leere für das des Numa er-
klárt; die in dem anderen enthalte-
nen Bücher, welche Pythagoràische
Lehren enthielten, für Urkunden
des Numa gehalten, die aber wegen
ihrer der Volksreligion feindlichen
Tendenz auf Befehl des Senates auf
dem Comitium verbrannt wurden.
(Liv. 40. 29; Plut. Num. 22.) Beim
Janiculus, dem Heiligthum des Janus,
der Vater des Lichts (Sonnengott)
und zugleich Ursprung aller Quellen
und Flüsse (Pr. 151) war, befand
sich ein Altar seines Sohnes J"ontus
oder Fons (a. a. O.), nicht zu ver-
wechseln mit anderen Verehrungs-
stütten desselben, wie an der Porta
Fontinalis dem Campus M. zu (Liv.
35. 10), und einem von Papirius
Maso, dem Besieger Corsicas 231,
an der P, Capena gestifteten (Nat.
d. 3. 52) Heiligthum. Cf. Pr. 500.
gent. Corn. — Dasselbe berichtet
Plin. H. N. VII. 54 (187). Ausser-
dem wurden auch kleine, noch zahn-
Ao:e Kinder und Fulguriti so be-
graben. Auch bei den Griechen
waren beide Bestattungsarten neben
einander in Gebrauch. Schóm, Il.
542,
112 DE LEGIBUS
Anienem dissipari iussit Sulla vietor, acerbiore odio incitatus,
quam s; íam sapiens fuisset quam fuit vehemens. 57. Quod
haud scio an timens ne suo corpori posset accidere primus?e
patriciis Corneliis igni voluit eremari. Declarat enim Ennius
de Africano:
Hic est ille situs.
Vere: nam siti dicuntur ii, qui conditi sunt. Nec tamen eorum
ante sepulehrum est, quam iusta facta et porcus caesus est.
Et quod nunc communiter in omnibus sepultis venit usu, ut
humati dicantur, id erat proprium tum in iis, quos humus
iniecta contexerat, eumque morem ius pontificale confirmat.
Nam prius quam in os iniecta gleba est, locus ille, ubi crema-
tum est corpus, nihil habet religionis: iniecta gleba tumulus
si tam sap. f. Der Gedanke miss-
fallt 1. wegen tam. Denn es ge-
hórte dazu kein besonderer Grad
von Weisheit, 2. weil entweder das
gleichzeitige Vorhandensein zweier
Eigenschaften (so weise als heftig)
angenommen wird, die einander
ausschliessen; oder wenn blos die
eine mit Ausschluss der anderen
der "Vergleichungssatz (das Ver-
glichene in sich aufnimmt: von
heftgerem Hasse erfüllt, als wenn
er nicht so heftig als er war, son-
dern in dem Masse weiser gewesen
würe. Dessenungeachtet bin ich
nicht sicher, dass der Text durch
δὲ tam nicht richtig ergünzt ist:
wenigstens sehe ich nicht, wie es
anders geschehen kónnte, um einer
Ungereimtheit zu entgehen.
8 57. patricii Corn. Es gab auch
plebejische, wie die Balbi, Galli
und die von Sulla mit dem Bürger.
recht beschenkten Sclaven.
JDeclarat abs. bezeugt dies (die
frühere Sitte der Beerdigung bei
den Corneliern). Vgl. Seyff. Schol.
lat. II. 8 51. B. b.
Ennius 239 zu Rudiae in Cala-
brien geb., t 169, verfasste ausser
seinem berühmten epischen Ge-
dichte, den Annales, Tragódien,
Satiren und Epigramme. Zu letzte-
ren — in eleg. Versmass gedichtet
— gehórt dies Frgm., welches Sen.
Ep. B. XVIII. 5. 33 vervollstündigt:
quoi nemo civi? neq
hostis
Quivit pro factis reddere oprae
pretium.
porcus: wem? schwerlich dem
Verstorbenen, dem ein Widder, s.
oben, geopfert. Eher dem Dis pater
oder Orcus oder schlechthin den
chthonischen Góttern, um sich von
etwaiger Unterlassungsschuld bei
der Bestattung zu reinigen (8 55
zu ut nec).
sepultis genereller Ausdruck, um-
fasst auch die Verbrannten; bei
hwmati dagegen ist derselbe Ge-
brauch eine Licenz der gewóhnl.
Sprache.
cumque morem nicht eos humatos
dicendi quos humus contexerat, son-
dern humum iniciendi. Die Sitte,
Erdeaufzuschütten, hàlt das Priester-
recht dadurch aufrecht, dass es
ohne dies keinen Bestattungsplatz
als geweiht anerkennt.
Das Folgende hat sachliche wie
Textesschwierigkeiten. Das Priester-
recht verlangte Deerdigung eines
abgeschnittenen und unverbrannten
Gliedes. Bei allen sepulcris? auch
bei Grabgewóülben, in denen die
mit den unverbrannten Gebeinen
der Verstorbenen gefüllten Urnen
beigesetzt waren? Warum denn?
Waren sie unterirdisch, wie meisten-
theils, so fanden sich ja hier noch
unversehrte Theile unter der Erde
— was das Priesterrecht forderte —,
wobei es gleichgültig sein muss, ob
eine Mauer oder Erddecke sie barg,
ebenso wie es im Flg. als be-
deutungslos gilt, ob Wasser oder
Erde die Leiche deckt. Waren sie
aber über der Erde, so ist die
Frage, wo die Erdscholle hinge-
LIB. IH CAP. 22. $ 56. 57.
113
[et humatus est, et gleba] vocatur, ac tum denique multa
religiosa iura conplectitur. ltaque in eo, qui in nave necatus,
deimde in mare proiectus esset, decrevit P. Mucius familiam
schüttet werden sollte. Pr. scheint
anzunehmen, dass in den einzelnen
Nischen solcher Grabgewólbe (Co-
lwunbaria genannt) neben der Urne
sich ein Erdaufwurf mit dem ab-
geschnittenen Finger darunter be-
fand. Dieses aber sich vorzustellen,
fàllt schwer. In der That jedoch
spricht C. gar nicht von solchen
Grabmáàlern, sondern von einem
locus, ubi crematwm est corpus, der
keineswegsidentisch mit dem eigent-
lichen. sepulchrum ist (wenigstens
nicht zu sein braucht, zu 8 60), sich in
der Regel vielmehr in einiger, wenn
auch meist geringer Entfernung von
demselben befand (Forb.l. 119— 20.
Pauly HI. p. 547). Wenn somit
an diesen Platz, die wstrina, ge-
dacht werden muss, so ist die Frage,
wie dieser schlechthin als Be-
stattungsplatz angesehen w. kann.
Ganz natürlich, weil hier die ver-
brannten und mit der Holzasche
gemischten Theile der Leiche ein-
gebettet wurden (wo nicht, wié in
álterer Zeit, 8. $ 60, zugleich auch
die unverbrannten Knochen) Auch
dieser bedurfte der Weihe — und
dazu eines noch nicht von der
Flamme verzehrten Theiles. Diesen
aber kann man sich hier leicht von
der Erde $0 zugedeckt denken, dass
darauf die im Flg. trotz der Un-
sicherheit des Textes ersichtlich ent-
haltene Bezeichnung eines tumulus
passt: wührend sie bei jenen Grab-
hallen schwer zu erklüren würe.
Dass aber diese busta — 80 hiessen
die seiesdurch Bergung der Leiehen-
asche, sei es auch der Gebeine,
zu Bestattungsplátzen gewordenen
Brandstütten, cf. Feldh. z. II. 61 —
neben den Bewahrungsrüumen der
Urnen als Grabstátten galten, wird
vielfach bestütigt. Soll. VII. 333—
340, 433 flg., wo wir ersehen, dass
trotzdem ein jeder die Gebeine «ciner
Angehórigen sammelte, um sie nach
Hause mitzunehmen, der gemein-
same Verbrennungsplatz mit einem
Grabhügel versehen und geweiht
wurde. Vgl.ferner die Bemerkungen
von Zoega de obeliscis IV. 13.
p. 272 sq., der, die hier vorge-
tragene Auffassung der Stelle thei-
lend, Folgendes sagt: Quapropter
etiam 4n bustis cippos erigere com-
sueverunt, im quibus motatum, quas
illic crematus esset: cuiusmodi tres
e Tiburtino lapide reperi prope
mausoleum Augusti atque spectantes
ad Germanici Caesaris fihos ezc-
stant in Museo Pio... Sic Augusti
ustrinam religiose clausam memorat
Strabo (V. cp. 8 extr. C 236 ἐν
μέσῳ δὲ τῷ πεδίῳ ὃ τῆς καύστρας
αὐτοῦ περίβολος καὶ οὗτος λέϑου
λευκοῦ, κύκλῳ μὲν περικείμενον ἔχων
σιδηροῦν περίφραγμα, ἐντὸς δ᾽ oi-
γείροις κατάφυτος).
Die Stelle ist schwer zu emen-
diren. V. Zniecta gleba twm et illic
hwmatus est et gleba twmulus vo-
catur, der von der Heinsianischen
Lesart: twm et illis ausgeht. Aber
erstens hat Awmatus keine Be-
ziehung, zweitens ist nicht die
Frage, wer beerdigt ist, sondern
dafür nach Priesterrecht gilt: eher
würe das handschriftliche 2s sc.
pontificibus beizubehalten; drittens
ist gleba tumulus voc. hart. Ohne
dass ich im Stande wáüre, eine wahr-
scheinliche — Emendation vorzu-
schlagen, würde ich für sinnent-
sprechend etwa Flg. halten: ?nzecta
gleba tum et ustus (8 58 urito) hu-
matus et ubi ustus tumulus ex gleba
vocatur.
Itaque P. Mucius: entschied ver-
schieden über einen, der im Schiffe
getódtet und dann ins Meer ge-
worfen und einen, der im Meere
ertrunken. In beiden Füllen seien
zwaür die Angehórigen rein, aber
im ersteren müsse der Erbe jühr-
lich ein Keinigungsopfer darbringen
und ein dreitügiges Fest (denicales?)
fern; im letzteren Falle nicht.
Man findet den Grund des Unter-
&chiedes darin, dass von Einem, der
im Schiffe getódtet, ein Glied zu
regelrechter Bestattung hütte ab-
114 DE LEGIBUS
puram, quod os supra terram non exstaret; porcam heredi
esse contractam et habendas triduum ferias [et porco femina
piaeulum pati]; si in mari mortuus esset, eadem praeter pia-
culum et ferias.
XXIII. 58. Arr. Video quae sint in pontificio iure. Sed
quaero ecquidnam sit in legibus. M. Pauca sane, Tite, et, uti
arbitror, non ignota vobis. Sed ea non tam ad religionem
spectant quam ad ius sepulchrorum. Hominem mortuum, in-
quit lex i duodecim, in urbe ne sepelito neve urito. Credo,
vel propter ignis periculum. Quod autem addit »eve writo,
indicat non qui uratur sepeliri; sed qui humetur. Arr. Quid?
qui post xir in urbe sepulti sunt clari viri? M. Credo, Tite,
fuisse aut eos, quibus hoc ante hane legem virtutis causa
genommen werden kónnen. Aber
wie traf dies den Erben, der doch
selten dabei und in der Lage
sein konnte, durch diese Unter-
lassung eine Schuld auf sich zu
laden? Es war eben presterlicher
Grundsatz, dass in alle Verpflich-
tungen gegen den Verstorbenen der
Erbe eintritt,
porco f. p. p. scheint Glosse für
porc. contrahere.
eadem, màn erwartet idem. Der
Plur. lásst sich vielleicht so er-
klüren, dass zugleich auf das Motiv
hingewiesen wird: dann sei kein
Gebein oberhalb der Erdflàche und
somit die Familie rein.
Cap. XXIIL 8 58. religionem
die religióse — Verehrung der
Todten.
ius sep. das die Anlage und den
Besitz (8 61 wsucapi vetat) von
Grabstütten betreffende Recht, das
nicht die Rücksicht auf die Todten,
sondern auf das Gemeinwohl zur
Grundlage hat.
ler nicht speziell: ein (gewisses)
oder das bezügliche Gesetz, sondern
zusammenfassend: das Gesetz, wie
es in den XII Tafeln vorliegt.
sepelito — writo, 3. Pers. man
zu 8 9.
vel schon: denn es gab auch noch
andere Gründe: Jul. Paul. lib. sent. I.
Corpus in civitatem inferri mon licet,
ne funestentur (verunreinigt w.) sacra
civitatis.
Quod aut. sq. Mit dieser Be-
merkung schlügt sich C. selbst,
denn oben hatte er sepelire für um-
fassend — bestatten genommen
und von /hwmare, als einer Species
desselben, unterschieden. lIndessen
missversteht er doch den Sinn der
Worte der XII Tafeln. Mit sepelire
wird nicht blos das Begraben be-
zeichnet, sondern das Beisetzen
überhaupt, auch von den Gebeinen
Verbrannter. Von diesem aber ist
noch das wrere, ein dem sepelire
vorangehender Act, verschieden.
Jedenfalls hütte C. besser gethan,
die Bemerkung (s0 auch unten
8 60 extr. wegzulassen; sie fórdert
sachlich nichts, sondern stórt.
Quid? qui — viri? Erg. etwa:
qui — valente illa lege — sepe-
liri potuerunt? oder legem nonne
nullam esse, nihil valere, declarant
— ad irritum redigunt?
Die innerhalb der Stadt nach den
XII Tafeln Begrabenen zerfallen in
zwei Klassen: 1. in die Nachkommen
derer, die vor den XII T. daselbst
begraben, die das bei den Vor-
fahren stattgefundene Verfahren
ohne Anspruch auf persónliche Aus-
zeichnung gewahrt haben; 2. die-
jenigen, denen es nachher um ihres
persónlichen Verdienstes willen ein-
gerüumt worden. Dass es aber auch
vor den XII T. Ausnahme war, zeigt
der Zusatz: quibus virtutis causa
tributum est. Also auch damals
verbot es im Allgemeinen die Sitte
und gestattete es nur denen, die
sich ausgezeichnet hatten. — Vgl.
übrigens Plut. Quaest. Hom. 79,
wo wir erfahren, dass bei den der
ersten Klasse Angehórigen dies Vor-
LIB. II. CAP. 292. 23. 8 57. 58.
175
iributum est, ut Poplieolae, ut Tuberto, quod eorum posteri
iure tenuerunt, aut eos, si qui hoe, ut C. Fabricius, virtutis
recht nur zum Schein gewahrt
worden ist, indem man sich be-
gnügte, die Leiche solcher auf das
Forum zu tragen, dort abzusetzen
und eine Fackel neben ihr anzu-
zünden, dann aber die Leiche wieder
aufzuheben und nach der ausser-
halb der Stadt hergerichteten Brand-
státte überzuführen.
tributum est: durch den Indicativ
wird der Inhalt des Nebensatzes
aus der Subjectivitàt der abhàng.
Hede herausgehoben und objectiv
hingestellt. Cf. Inv. 2. 58 qua affi-
ciuntur, was Bait. eingeklammert.
Warum? ib. 141 quibus de scriptum
est; Font. 18 qui probare possunt;
Prov. Cons. 12. minus quam erat;
d. Or. I. 229 quam ferebat; Inv. I.
11 alio nomine atque adversarii
dicunt; Rep.lll. 49. fin. ubi iustitia
non €st; ib. quod ei qui plus potest
utile est; Quinct. 77 (àhnlich) etiamsi
habere visi sunt (Bait. emend. essent);
Liv. VI. 5. 3 quoad habuerunt (mehr
dazu Weissb.); IX. 25. 5 simul au-
dierunt (m. d. Weissb.); VIII. 10. 12
8i 1$ homo, qui devotus est, moritur,
probe factwm videri (Weissb.). So
wird auch oft ein Relativsatz, der
causalen oder concessiven Sinn hat,
objectiv mit dem Indicat. hinge-
stellt. Darüber s. Lieven p. 9. Vgl.
(causal) Protagoras qui negat mihil
suspicari videtur Nat. d. I. 29; in
quibus obliviscuntur Mil. 63; qui
victis sua reddiderunt Leg. Agr.1.19 ;
qui vobis doceo Acad. I. 18; qui ne-
gabas Frg. in Ant. e. Cat. 6; qui
meque — ausus es Pis. 97; quem in
amplissimum | ordinem | cooptarunt
Cael 5; cuius mullae litterae per-
feruntur Prov. Cons. 14; cui praeter
honestum mihil est Acad. II. 135;
Concess. Caesar qui illis fuerat ira-
tissimus tamen remittebat Phil. 8. 19;
cuius quaestor fueras, appellatus es
de pecunia Phil. 2. 71; quod ob-
tentum est ib. 109; cui debebat mo-
lissimus esse Flacc. 46; quem stare
t Best. 7; qui ne sentit qui-
em 'Tusc. L 92; voluerunt in Ant.-
6, Cat. 14; zugleich qualitativ:
cuius prudentiam miramur, | eius
stultitiam tinemus? Phil. 5. 50; ix
eorum tabella spem sibé proponit,
quorum — voce damnatus est Verr.
5. 41; in me qui reus mon fui
Dom. 83; ón me qui profectus sum
ib. 87; qu dies totos — ubet, is
Caec. 36; íw mentionem facis qwi
— conatus es Rab. perd. 13; qu
ne in novissimis quidem erat histrio-
nibus Rosc. Com. 30; 2n ea civitate,
in qua nemini patromwm deesse vo-
luerunt Mur. 10; cwm reliquiis eo-
rum quos sine ferro viceram Planc.
86; cui dedit non postulanti, huius
de facto — Corn. B. 10; cuius mores
erant reprehensi, hunc moribus prae-
fwisse Cluent. 119; eine quem sibi
offensiorem sciebat ib. 172; 4s qui
tot cives trucidavit, 1n Ant. e. Cat. 2.
Auch findet sich der Ind., wo der
(ausschliesslich) qualit. Sinn sehr
nahe legt: iw es is qui me sae-
pissime ornasti Fam. 15. 4. 11; quid
quisquam meminit quod mon animo
comprehendit? Acad. 11. 22; ορέϊ-
mates quis ferat qui Swis comütüs
hoc nomen sibi adrogaverunt? (— si)
Rep. 1. 50; restat ut omnes unum
velint qui modo habent (— si) Marc.
32; mon potest wlla aestimatio re-
prehendi quae aratori incommoda
non est Verr. 3. 214; erat eo splen-
dore qui ex clarissimis gemmis esse
debebat Verr, 4. 65; temporibus dis
quae requirebant Planc. 13. Auch
wechselt Indic. und Conj. : qui religio-
nes retinere volt ei quifana spoliarit
inimicus mon esse qui polest? qui
iwre aequo omnis pulat csse opor-
lere, is tibi mon infestissimus sit?
qui sociorum iniuriis doleat, is in
Le non concitetur? Verr. 8. 6.
P. Valerius Popylicola an der V er-
treibung der Kónige betheiligt, vier-
mal Consul. Von diesem berichtet
dasselbe Plut. a. a. O., ebenso von
Fabricius.
P. Postumius T'wbertus Cons, 505
u. 503, wegen glücklicher Treffen
mit den Sabinern erlangte er einen
grüsseren und kleineren (ovatio)
Triumph. Dion. V. 39. u. 47.
C. Fabricius Luscinus Cons. 282,
278, 973.
176 DE LEGIBUS
causa soluti legibus consecuti sunt. Sed w£ in urbe sepeliri
lex vetat, sic decretum a pontifieum collegio non esse ius in
loco publieo fieri sepulchrum. Nostis extra portam Collinam
aedem Honoris. Aram in eo loco fuisse memoriae proditum
es. Ad eam cum lamina esset inventa et in ea scriptum
lamina: honoris, ea causa fuit, ut aedis haee dedicaretur. Sed
quom multa in eo loco sepulchra fuissent, exarata sunt. Statuit
enim collegium locum publicum non potuisse privata religione
obligari.
59. Iam cetera in ΧΙ minuendi sumptus sunt lamentatio-
nisque funebris, translata de Solonis fere legibus. Hoc plus,
inquit, ne facito. Iogwm ascea ne polito. Nosüs quae se-
cuntur. PDiscebamus enim pueri XH, ut carmen necessarium,
quas iam nemo discit. Extenuato igitur sumptu tribus riciniis
sepiliri zu 8 49.
decernere mit Acc. c. Inf. eine
gutachtliche Erklürung abgeben,
dass Drüg. II. p. 386. ?us est mit
Acc. c. Inf. regelmüssig (Drüg. II.
402), selten wt ib. 273.
Pt. Collina an der Nordspitze.
lam. Metallplatten dienten zur
Bezeichnung óffentlicher und ge-
weihter Orte. Somit galt die Auf-
findung dieser Platte als Beweis,
dass diejenigen privati, die ihre
Grabstütten dort angelegt hatten,
sich óffentliches resp. einer Gott-
heit gehóriges (Honoris gen. poss.,
oft so auf Inschriften, wie Veneris
Victricis Grut. p. 60 n. 4) Eigen-
thum widerrechtlich angeeignet
hatten.
Sed gehórt nur zum Nebensatz.
Das Vorhandensein von Grübern
hütte kónnen der Errichtung eines
Tempels entgegenzustehenscheinen.
fuissent das Plusqpf. mit Bezie-
hung auf den Zeitpunkt der dedi-
catio, um der Auffassung zu begeg-
nen, als ob sie nachher noch da-
gewesen und durch Umpflügen be-
seitigt worden; ex. — sunt dagegen
mit Bez, auf die Zeit des Schrift-
stellers.
priv. rel. o. für Privatverehrung
in Anspruch genommen -— ihr
eigens und ausschliesslich zugewie-
sen — werden.
8 59. Hoc weist auf eine vorher-
gehende Bestimmung über das
Mass dessen, was bei Beerdigung
oder Verbrennung einer Leiche an-
gewendet werden darf.
inquit sc. lev aus dem Zus. zu
erg., wie 8 60 zu excipit; 111. 41
u. 42 zu addit ἃ. iubet. Also liegt
weder hier noch 8 60 der bekannte
unpers. Gebrauch (,heisst es'5,
welchen zuerst Bentley zu Hor.
Serm. IL. 4. 79 erlüutert hat, vor.
Dagegen findet er sich p. Tull. 50;
Brut. 287; Verr. V. 148; Mur. 26;
Flacc. 55; Cluent, 92; Rab. perd.
29; Fin. 2. 78; 4. 76; 16; Acad.
IL 101 extr.; Parad. 20. Vgl. Drág.
I. 8 50; Holst. z. Fin. 2. 93.
facito — polito zu 8 58.
ascea (ascia) eine Zimmermanns-
axt weniger zum Spalten (dolabra),
als zum Behauen und Abglütten.
— Der Luxus ging noch weiter:
auch bemaltes Holz wurde an-
gewendet. Plin. H. N. 35. 49.
tribus riciniis sc. fimitis (als
Grenze gesetzt). Die Auslassung
lisst sich nur dadurch erklüren,
dass die Worte einem bekannten
Passus aus d. XII Tfges. angehó-
ren, sodass ein róm. Leser das
fehlende Prüdicat im Bewusstsein
hatte und sich von selbst ergánzte.
ricinium (Diminut. v. rica; nach
Anderen v. reicere) ein doppelt ge-
legter weiblicher Ueberwurf, der
von trauernden Weibern getragen,
um nachher in den brennenden
Holzstoss hineingeworfen zu wer-
den. Denn es war Sitte, den
Todten dadurch zu ehren, dass mit
LIB. II. CAP. 28. 24. 8 58—60. T4Y
et tunicula purpurea et decem tibicinibus tolht etiam lamen-
tationem: Mulieres genas ne radunto neve lessum funeris
ergo habento. Hoc veteres interpretes Sex. Aelius, L. Acilius
non satis se intellegere dixerunt, sed suspicari vestimenti ali-
quod genus funebris, L. Aelius lessum quasi lugubrem eiula-
tionem, ut vox ipsa significat: quod eo magis iudico verum
esse, quia lex Solonis id ipsum vetat. Haec laudabilia et locu-
pletibus fere cum plebe communia.
Quod quidem maxime e
natura est tolli fortunae discrimen in morte.
XXIV. 60. Oetera item funebria, quibus luctus augetur,
ΧΙ sustulerunt.
ihm theils Gegenstánde, die ihm
lieb gewesen waren, theils Ge-
schenke der Angehórigen, in Tep-
pichen, Kleidungsstücken, Schmuck-
sachen, Weihrauch, Spezereien und
Anderem bestehend, verbrannt wur-
den (Forb. 1. 120). Der darin über-
hand genommenen Verschwendung
steuerte auch Solon; s. Plut. Sol.
21 οὐδὲ συντιϑέναι πλέον ἱματίων
τριῶν εἴασεν.
tibicinibus. An der Spitze des
von den designatores geordneten
Leichenzuges ging die Trauermusik
aus libicines — bei besonders statt-
lichen Leichenbegángnissen auch
wohl aus £ubicines — und Klage-
weibern (praeficae) bestehend.
Mulieres g. 8q. ἀμυχὰς δὲ xo-
πτομένων καὶ TO ϑρηνεῖν πεποι-
ἡμένα καὶ τὸ κωκύειν ἄλλον iv τα-
φαῖς ἑτέρων ἀφεῖλε Σόλων (Plut.
&. a. O.).
lessus kennt noch Plaut. im Sinne
von Klagegeheul:
Thetis quoque etiam lamen-
tando lessum fecit filio (Truc.
IV. 2. 22).
Sex. Aelius Paetus Catus (Egregie
cordatus homo catus Aelius Sextus,
Enn. Ann. bei Cic. Tusc. L 18;
Rep. I. 30) 198 Cons. mit T. Quinctius
Flamininus, berühmter Rechte-
gelehrter und jurist. Schriftsteller,
welcher das gesammte Privatrecht
in drei Theilen aufstellte, von denen
der erste die ΧΙ Tff., der zweite
die in etatio derselben, der
dritte die legis actiones — Formen
der Prozesshandlungen — enthielt,
das Ganze ius Aeliamum genannt.
L. Acilius noch Lael. 6 als Jurist
und Zeitgenosse des Cato Cens.
Cicero de legibus,
Homini, inquit, moríwo me ossa legito,
erwühnt: Seimus L. Aciliwum apud
patres nostros appellatum esse sa-
pientem, quia prudens esse in iwre
civili putabatur. Da aber Pompon.
Dig. I. 2. 2. 38 einen P. Atilius
als berühmten Juristen neben S.
Aelius, gleichfalls mit dem Bei-
namen Sapiens, erwühnt, so liegt
der Versuch sehr nahe, beide zu
verschmelzen; was auch in man-
chen Ausgaben durch entsprechende
Formenánderungen geschehen ist.
L. Aelius Stilo Begründer der
philosophisch-grammatischen Stu-
dien, die nach ihm .Aeliana studia
genannt, insbesondere Ausieger der
axamenta Saliorum u. d. XII Tff,
Lehrer des Varro u. Cicero, tantus
optimatium fautor ut Q. Metellum
AINwmidicum in exilium (100) comi-
tatus sit. Vgl. Brut. 205—7; Suet.
d. ill. gramm. C. 8.
quasi móchte man gern entbehren;
es lásst 1. nicht als wahres Trauer-
geheul erscheinen — weil es wenig
geeignet war, wahre Trauer aus-
zudrücken? weil es mehr gemacht
und gesangartig war?
ut Vor 1. s. onomatopoietisch,
wahrscheinlich das Geplürr der
praeficae nachahmend.
lex Sol. 8. oben.
fere: was vom Gesetze zugestan-
den (tria ricinia cett.), kann s0 ziem-
lich. auch. dem Armen zu Theil
werden, (Nicht: diese Bestim-
mungen treffen im Ganzen ebenso
den Heichen, als wenn das Gesetz
für den Reichen weniger Gültigkeit
. hátte.)
Cap. XXIV. 860. inquit zu $ 59.
legito — faciat zu 8 9 ἃ, 8 D8.
Das XIItafelgesetz verlangte also,
12
118
quo pos funus faciat.
mortem.
dass die Knochen an demselben
Orte begraben würden, wo der
Leichnam verbrannt, und zwar ohne
Absonderung derselben von den
übrigen verbrannten Theilen. Das
ossilegium war aber spüter allge-
meiner Gebrauch, sowie die Bei-
setzung der gesammelten Gebeine
in besonderer Grabstütte. Wenn
somit diese Bestimmung der XII
Tafeln nicht in Kraft geblieben
ist, so setzt dies dessenungeachtet
noch keine Missachtung des Ge-
setzes voraus, da dessen Haupt-
zweck, die Verhinderung einer
zweiten Leichenfeier und der da-
mit verbundenen Kosten auch so
erfüllt werden konnte und erfüllt
wurde, indem die Beisetzung still
und ohne Feierlichkeit vor sich
ging. οι ἄγ |
bell. per. im. Krieg und in der
Fremde, vgl. Nàgelsb. 8 20. 3. b.
Im Fall, dass Jemand fern von der
Heimat umgekommen und bestattet
worden, konnte eine Ueberführung
der gesammelten Gebeine ins Vater-
land und feierliche Beisetzung der-
selben in dem Familienbegrübniss
nicht ohne Verletzung der Huma-
nitàt gewehrt werden.
de wnct. was die Salbung — be-
trifft; so unabhüngig von einem
Verb de nicht selten: Quare de con-
stituendis actionibus, de accipiendis
subeundisque iudiciis, de excipienda
iniquitate actionis, de comparanda
aequitate — paululum ea separo a
iudiciis Part. or. 100, De bona
autem fama Chrysippus quidem et
Diogenes detracta utilitate me digi-
tum quidem eius causa porrigendum
esse dicebant Fin. 3. δ. Mehr Madv.
z. d. St., Nügelsb. 8 100. 2. b. Dazu
Fam. I. 9.19; XI. 20. 2; XIV. 1. 8;
Q. Fr. 1. 2. 18; Div. 2. 65.
circumputatio nach F. Herum-
putzen (vgl Lex. zu puto), περι-
στέλλειν, was ausser durch Wa-
schung und Salbung — omnisque
und überhaupt ἃ. — noch durch
Bekrünzung und mancherlei Aus-
schmückung, z. B. mit Bündern,
DE LEGIBUS
Excipit bellieam — peregrinamque
Haec praeterea sunt in legibus:
servilis unectura tollitur omnisque cireumputatio.
de unctura . . que
Quae et
geschehen konnte und bei Freien
geschah. Vor que erg. etwa pol-
linctura, nach Anal. von wunctura,
iunctura , cinctura, tinctura vu. ἃ.
Pollinctura Thütigkeit des im
Dienste des Libitinarius (nebst den
vespillones u. praeficae) stehenden
pollinctor : Zubereitung der Leiche im
weitesten Sinne. Also auch hier que
verallgemeinernd. Der uns auffüllige
Widerspruch des Verbotes, die
Leiche der Sklaven zu salben und
zu schmücken mit der eben aus-
gesprochenen Billigung des Grund-
satzes, allen Unterschied beim Tode
fallen zu lassen, konnte dem Be-
wusstsein Ciceros und antiker Leser
sich entziehen, da die Freien sich
kaum noch durch eine Gemeinsam-
keit der Natur mit den Sklaven
verbunden glaubten, wenn anders
ein Geistesfürst bei dem weit hu-
maneren Ansichten, als die Rómer,
huldigenden griech. Volke, Aristo-
teles, den Sklaven eine wichtige
Geisteskraft, τὸ ουλευτικόν, ab-
sprechen konnte (Pol. I. 13 ὁ μὲν
γὰρ δοῦλος ὅλως οὐκ ἔχει τὸ βου-
λευτεκόν) und in dieser Beziehung
sie unter die Weiber und Kinder
stellte. [Man kónnte auch finden,
dass die Salbung eines Sklaven
mehr als Luxus anzusehen war,
als die eines Freien, da ein Sklave
bald I x οἷν die Leiche eines
Freien 7 Tage ausgestellt zu wer-
den pflegte, die Salbung dieser also
zu m Erhaltung nothwendig
ὯΝ Beibehaltung des hdschr.
circumpotatio und Beziehung dieser
und der wnctura auf das Leichen-
mahl (Griech. περίδειπνον) erhalten
wir einen weit weniger ansprechen-
den Sinn. Denn dass Sklaven sich
zu jenem Mahle gesalbt hátten und
zwar mit solcehem Aufwande, dass
das Gesetz dagegen einzuschreiten
Veranlassung hatte, ist schwer denk-
bar. Dazu kommt, dass eine Er-
ünzung der Lücke sich nicht leicht
arbieten würde. Denn da Alles
darauf führt, das Gesagte von den
MS ὦ
LIB. H. CAP. 24. 8 60.
recte tolluntur, neque tollerentur, nisi fuissent,
119
Ne sumptuosa
respersio, ne longae coronae, me acerrae praetereantur.
Illa iam signifieatio est laudis ornamenta ad mortuos perti-
nere, quod coronam virtute partam et ei,,qui peperisset,
et eius parenti sine fraude esse lex impositam iubet. Credoque,
quod erat factitatum, ut uni plura funera fierent lectique plures
Todten zu verstehen, so bedürfte
es zur Beziehung von wnctura auf
die Lebenden eines erklárenden
Zusatzes, wie convivali in epulo
funebri (sacrificio novendiali) und
eines Substantivs für qwe. Die
Erg. von V. aber: cenaque dürfte
ausser ihm selbst wohl Niemandem
genügen.
Ne sumpt. ,,Das Verbot eine kost-
spielige Besprengung, lange Kránze
und Rauchpfannen anzuwenden
(erg. als Prád. etwa adhibeantur)
wil ich übergehen.* Doch finde
ich die Form der praeteritio hier
recht unangemessen. Denn erstens
ist sie zu rhetorisch, zweitens lüsst
sie den angeführten Gedanken als
weniger wichtig (sei es um der
Sache willen, sei es weil er selbst-
verstándlich) erscheinen. Warum
diese Bestimmung aber (in einer
von beiden Beziehungen) weniger
wichtig sein soll, als die vorher-
gehenden, leuchtet mir nicht ein,
zumal sie für das Verstándniss der
folgenden, die sich darauf stützt:
cor. v. p., unentbehrlich ist. Also
vermuthe ich praehibeantur.
Zur Sache: Es war &Sitte, den
Scheiterhaufen mit Blumeng 6 win-
den und Cypressenzweigen zu um-
geben, wührend des Verbrennens
mit Áromen und Wein zu be-
sprengen, sowie auch die nachher
aufgesammelten Gebeine, ja das
Grab selber. Forb. I. 120; Pr. 481;
Aen. VI. 215—27. Krünze und
Laubwerk wurden übrigens auch
auf das Paradebett und das Grab
legt und jedenfalls dann, wenn
fonque mit von dem Verbote be-
troffen. Acerrae liessen, den lectus
funebris umgebend, Wohlgertüche
emporsteigen.
coron. virt. Es gab deren ver-
schiedene, den Lorbeerkranz dee
Triumpbator (e. triwwphalis), den
Myrthenkranz des mit der ovatio
geehrten Feldherrn (c. ovalis), den
aus Eichenlaub für Rettung eines
Bürgers aus den Hànden der Feinde
(c. civica), aus Gras für Entsetzung
einer belagerten Stadt (c. obsidio-
nalis, mehrere aus Gold (die aber
nach dem Folgd. neve awrwm sq.
hierin nicht eingeschlossen sein
dürften): einen in Gestalt von Zinnen
einer Stadtmauer für den, welcher
zuerst die Mauer einer belagerten
Stadt erstiegen (c. muwralis) die
c. vallaris und navalis für Erstei-
gung eines Lagerwalles und feind-
]ichen Schiffes. ^ Rückert Róm.
Kriegsw. p. 41. Zu der Sitte, Ge-
genstánde, die dem Todten lieb
gewesen, mit ihm zu verbrennen,
vgl. $ 59 ricin. ἃ. Aen. a. a. O.
eius parenti. Nach dem Grund-
satze, dass Alles, was der Sohn
erwirbt, dem Vater gehórt, konnten
auch die Ehrenzeichen des Sohnes,
wenn dieser vorher gestorben und
sie zurückgelassen hatte, als dem
Vater gehórig angesehen und mit
ihm verbrannt werden. Kinder
dagegen oder andere Verwandte
des Ruhmbekrünzten sind — wie
wir sehen — nicht in diese Be-
stimmung mit einbegriffen.
sine fraude wunbeschadet, ohne
Verletzung (eigtl. bóswillige Ueber-
tretung, Umgehung) d. G.
impositam als wenn dicit, nicht
iubet (das sich auf die Zukunft
richtet) folgte. Eine Erklürung des
Gesetzes ist aber wiederum ein
Befehl. So ergab sich diese inner-
lich. nicht ganz homogene Con-
struction. — Ein Analogon bietet
volo.
plura fierent. funera $q., nicht in
dem Sinne, wie oben, wo ein funus
der Leiche zum Scheiterhaufen und
ein andres der Gebeine zur Grab.
stütte unterschieden wurde, sondern
12"
180
DE LEGIBUS
sternerentur, id quoque ne fieret lege sanctum est. Qua in
lege quom esset, neve aurum addito, quam humane excipitur:
quoi awro dentes vincti escunt, ast im cwm illo sepelirei
ureive se fraude esto.
tum esse sepelire et urere.
sepulchris,
sepulcris cavet.
wie lecti plures zeigt, mehrere fu-
nera erster Art. Dies konnte na-
türlieh nur so geschehen, dass
neben dem wirklichen fw»wus noch
andere symbolische — veranstaltet
wurden. Davon finden sich aber
mehrere Beispiele. | So berichtet
Tacit., dass, wo die Leiche des
Germanicus hindurch passirte, alle
Ceremonien der Verbrennung durch-
gemacht wurden: wbi colonias
iransgrederentur , — atrata — plebis,
trabeati equites pro opibus loci ve-
stem odores aliaque funerum 80]-
lemnia cremabant, Ann. 3. 2. (vgl.
Lips. dazu); ferner Senec. ad Marc.
consol. 3, dass dem Drusus allent-
halben Scheiterhaufen errichtet und
angezündet wurden; Cicero Cluent.
27—928, dass Papia dem von ihrem
ehemaligen Gatten Oppianicus er-
mordeten Sohne, nachdem er schon
verbrannt u. bestattet, im Schmerze
von der Trauer ausgeschlossen wor-
den zu sein, ein zweites funus ver-
anstaltete: cwm audivisset sibi non
solum filium sed etiam exsequiarum
munus ereptum .Larinum confestim
exanimata venit et ibi de integro
funus iam sepulto filio fecit.
addito zu ὃ 58.
excipitur sq. Der verworrene
Text combinirt die Ueberlieferung
und Verbesserung: ezcipiat altera
lex praecipit altera lege. Der letz-
tere Theil mag der ültere sein,
aber schon corrumpirt. — Prae
war verschrieben, die Verbesse-
rung in er enthült der erste
Theil Ferner liess das Aussehen
der Stelle erkennen, dass cipit das
Wort nicht abschloss, Warum aber
der Corrector cipíat annahm, ist
mir nicht ersichtlich. Endlich al-
tera lege deutet entschieden auf das
ursprüngliche Passiv hin. Nachdem
aber das Act. gelesen, resp. in der
Et simul illud videtote, aliud habi-
61. Duae sunt praeterea leges de
quarum altera priatorum aedificiis,
altera ipsis
Nam quod rogum bustumve novum vetat
Verbesserung beibehalten, musste
daraus altera lex werden. Altera
lege selbst aber kann auch nicht
von Cie. herrühren, sondern er-
scheint als Glosse. Denn wenn in
dem Gesetz, welches die Abhaltung
mehrerer fwnera untersagte, auch
das damit gar nicht zusammen-
hàngende Verbot, Gold den Todten
beizulegen stand, so konnte unm-
móglich in einem anderen Gesetze
die Ausnahme davon stehen. Ausser-
dem deutet das gegensützliche ast
auf das viltiiite νοῦς Vorhergehen
des allgemeinen Verbotes hin. Das
hat schon Madv. erkannt.
2 -— — cui Schweiz.-Sidl. 8 117.
nid von dem Inchoat. esco aus
essco, nicht identisch mit erunt,
wohl aber im Sinne sich damit be-
rührend, eigtl: der Fall eintritt,
dass die Zühne —- befestigt sind.
Schweiz.Sidl. 8 161. A. 7.
im -— ewm; ib. 8 112. c. A. 6.
sepelire wurei. ei alte Schreib-
weise für ein langes ὁ, ib. $ 2, was
nicht befremdlich, wenn man er-
wügt, dass i im Lat. etwas breit
gesprochen wurde und ins e über-
ging. Ritsehl, Vorl. über Lat. Gr.
ahn zu Brut. 8& 259. Cf. zu
8 21. Cp. 8 extr. p. 114.
se ohne, aus einem alten Ablat.
séd für sich. Sehweiz.-Sidl. 8 177.
at leitet oft den Nachsatz (von
Bedingungs- und Concessiv-Sützen)
ein (Turs. I. 427 flg.; Seyff. Gr. 345.
4. A., F. Schultz $ 192); hier aber
steht es nicht ἴῃ Beziehung auf
den Vorder-, sondern einen vor-
hergehenden ' Satz.
8 61. bustum hier Grab einer
verbrannten Leiche übh., nicht blos
der Leichenasche (zu 8 57); denn
die XII Tafeln liessen ($ 60) kein
besonderes Grab für die Gebeine
LIB. II. CAP. 24. $ 60—62.
181
propius sezaginía pedes adici aedes aliemas invito do-
mino, incendium veretur acerbum. Quod autem forwm, id
est, vestibulum sepulchri bustumve wsucap? vetat, tuetur ius
sepulchrorum. Haec habemus in xij sane secundum naturam,
quae norma legis est.
Reliqua sunt in more, funus ut indi-
catur, si quid lndorum, dominusque funeris utatur accenso
atque lictoribus, 62. honoratorum virorum laudes in contione
zu. novum: Also ein àálteres sollte
in diesem Falle nicht gestórt wer-
den. propius ohne quam u. Casus-
veründerung, wie bei plus, minus,
amplius. Cf. Dumne propius urbem
CC milia admoveret Phil. VI. 5 u.
Drág.l. 8 246. 5. lex veretwr: zu
beachten die weitgehende Personi-
fication. (Noch kühner: accusatio
crimen desiderat, rem ut def iniat,
argumento probet, teste confir-
qm εἰ. Cael. 6.) acerbum nicht recht
verstüándlich; denn schmerzlich ist
auch die Verbrennung einer Leiche,
wenn auch in anderer Beziehung
als die eines Hauses. Der Gedanke
konnte nur sein: ein verlustbringen-
der. Das heisst aber acerb. nicht.
Nicht übel die Conj. von Manut.
aediwm. (Móglich, dass hier eine
'Texteslücke, zumal da die Hdschrr.
vetat nach acerbum haben: die
auch C. F. W. Müller andeutet.)
Auffallg ist, wie von dem bustum
eine Feuersbrunst besorgt w. kann,
und wozu dies dem rogus noch hin-
zugefügt, wenn anders bustwm einen
rogus am selbigen Orte zur Vor-
aussetzung hatte. Letzteres wohl
nur deshalb, um zu erkennen zu
geben, dass der Besitzer des be-
nachbarten Grundstückes das Recht
hatte, nicht blos den Scheiter-
haufen, sondern, wenn dieser ab-
gebrannt war, auch noch das bu-
siwm binnen einer gewissen Zeit
wegrüumen zu lassen. Auf den
Punkt weiss ich nicht zu
antworten; móchte glauben, dass
der Grund sich nicht darauf, son-
dern nur auf rogus bezieht. Wenn
aber die Gefahr einer Feuersbrunst
nicht bei einem bustwm bestand,
welchen Grund hatte sonst das
Gesetz, dieses unter besa
stinden zu verbieten? ielleicht
weil durch zu grosse Nàühe dae
Haus in gewissem Grade verunrei-
n Um-
nigt wurde, funestabatur (vgl.
Schóm. IL. p. 849): was bei alten
Grübern theils aus anderen Rück-
sichten unbeachtet blieb, theils
auch in Folge der schon vor-
geschritteneren Verwesung weniger
der Fall war.
forum bustumve wusuc. weder den
(begrenzten) Vorraum vor dem
Grabe, noch das Grab selber. b«-
siwm ex maiore parte gesagt, weil
die meisten Grüber (der Forderung
der XII Tafeln gemáss, 60 init.) der
Art waren.
si quid lud. Ueber die bei Be-
grübnissen üblichen Gladiatoren-
spiele s. Pr. p. 482 u. oben $ 22
zu ludi.
dominusque funeris der Erbe.
Vgl. 8 57.
accensus war auch bei Magi-
'straten kein von Staatswegen be-
stellter Amtsdiener, sondern von
ihnen selbst erwühlter, meist einer
ihrer Freigelassenen (ursprünglich
aus dem Heere entnommen: Or-
donnanz), doch vom Staate be-
soldet; zu beliebigen Diensten ver-
wendet, wie zur Berufung (eigtl.
Sache des praeco) Meldung τι. a.
Lange I. 664.
lictores, deren es für die hóheren
Magistrate 3 Decurien von je 24
und ausserdem noch einige andere
gab; stets — wie alle apparitores,
Amtsdiener — Freigeborne oder
Freigelassene, Hauptgeschüft der-
selben war twrbam swmmovere. Sie
schritten bei Leichenbegüngnissen
mit gesenkten fasces der Leiche
voran. Forb. 1. 119; Lange I. 661.
— per Satztheil dominwsque s8q.
is, nicht. der Bedingung: sí qwid
ludorum . untergeordnet, sondern
steht absolut,
& 62, Die laudationes pro ro-
stris auf dem Forum, über welches
der Zug stets sich bewegte, sind
182
DE LEGIBUS
memorentur easque etiam cantus ad tibieinem prosequatur, eui
nomen neniae, quo vocabulo etiam ap«d Graecos cantus lugu-
bres nominantur.
XXV. Q. Gaudeo nostra iura ad naturam accommodari
maiorumque sapientia admodum delector. M. Sed credo, Quinte,
ut ceteri sumptus, sic etiam sepulchrorum modum recte requiri.
Quos enim ad sumptus progressa iam ista res sit in C. Figuli
sepulchro vidisse te credo.
Minimam olim istius rei fuisse
cupiditatem, multa exstant exempla maiorum. Nostrae qui-
dem legis interpretes, quo capite iubentur sumptus et luctum
bekannt genug. Ihr Eindruck wurde
dadurch erhóht, dass wührend ihres
Vortrages die Reprüsentanten der
Ahnherrn sich auf sellae curules
niederliessen und ihnen zuhórten.
easque als wenn laudationes vor-
anginge.
cantus sc. der Klageweiber, prae-
ficae, ad tibicinem unter dem Vor-
&piel von Flóten, prosequatur ausser
beim Sehlusse, auch wohl in
Pausen.
nenia Loblied auf den Verstor-
benen, meist abgeschmackten In-
haltes, sodass ». den Sinn von
Dummheit erhielt. ^ Nach dieser
Stelle haben griech. Woürterbücher,
vnvíc aufgenommen, das sonst nicht
vorkommt; wührend νηνέατον (νη-
νίατος ὃ) aus griech. Quellen, aber
nicht den auf uns gekommenen
Schriftstellern angeführt wird. Be-
kannter dagegen 1st in diesem Sinne
ἰάλεμος (ϑρῆνος).
Cap. XXV. recterequirisq. Hieraus
ist zu schliessen, dass bis dahin noch
kein Gesetz die verschwenderische
Pracht der Grabmüler einschrünkte.
Dagegen in Briefen an Atticus aus
d. J. 45 (XIL 35. 2; 36. 1.) wird
eines solchen Erwühnung gethan,
das, wie man annimmt, von Caesar
herrührt.
C. Figulus wahrscheinlich der
Consul v. J. 64 (mit L. Julius Caesar),
welcher Ciceros Verfahren gegen
die Catilinarier billigte und unter-
atützte.
multa extant exempla nümlich
Grabmüler, die durch ihre Einfach-
heit beweisen, dass die Altvordern
den Prachtaufwand darin nicht
liebten. Zu der etwas harten Con-
struct. vgl. permultorum exemplorum
est. plena n. resp. e. a. p. multa vera
cecidisse 8 33; cum exemplis uterer
multis semper id valuisse plurimum,
quod habwisset aequitatis plurimum
Caec. 80; exposui exemplum multa
adiwngi 'lop. 50; completae sunt
aures vestrae me agrariae legi obsi-
stere Leg. Agr. 3. 3; obtuderunt eius
awres te sociwm praetoris fwisse
Verr. 3. 157; magnus est liber Di-
caearchi melius esse Div. 2. 105;
religionem iniecisset non posse iustum
iudicari Caec. 97; Cluent. 88; Font.
29 (19); Prov. Cons. 15; Flacc. 30;
Brut. 147. Doch zweifellos ist der
Text nicht: die Hdschrr. extarent
aápla mit Zeichen der Lücke vor
apla; oben blos vidisse credo;
schlechte Hdschrr. alioquin vor mul-
ta, wonach Kl. und Andre : sepulcro
vides. Sed credo .. . cupiditatem.
Alioquin multa exstarent exempla
mai. Abgesehen von alioquin
schiene mir dieser Text gefülliger;
und ich dachte daran, unter Aende-
dieses unklassischen Wortes
nnon, das Uebrige 80 zu lassen.
Der Sinn dann: Denn würde es
sonst nicht viele Beispiele der
Vorfahren dafür geben? Für die
Auslassung von sonst in solchen
Sützen vgl. Div. I. 83 frustra enim
(di) ps dente und den bekannten
griech. Sprachgebr. bei Sützen mit
γὰρ ἄν, worüber K. W. Krüger
8 δά. 12. A. 9.
Nostrae legis des von Cic. sumptum
in ollos luctumque minwwunto (8 22).
capite $ 583. iubentur — intelle-
gant dieselben, sc. interpretes. Madv.
» Etsi ad omnes lez pertinebat, tamen,
quia ceteri nominati non erant, ver-
bum retulit ad interpretes, qui ipsi
eadem lege tenebantur**,
LIB. II. CAP. 24. 25. 8 62—64.
183
removere a deorum manium iure, hoc intellegant in primis
sepulehrorum magnificentiam esse minuendam. 08. Nec haec
a sapientissimis legum scriptoribus neglecta sunt.
Nam et
Athenis iam ab illo primo rege Cecrope, ut aiunt, permansit
hoe ius terra humandi, quam quom proxumi iniecerant obduc-
taque terra erat, frugibus obserebatur, ut sinus et gremium
quasi matris mortuo tribueretur, solum autem frugibus expia-
tum ut vivis redderetur.
Sequebantur epulae, quas inibant
propinqui eoronati, apud quos de mortui laude quom quidquid
veri erat praedicatum — nam mentiri nefas habebatur —,
iusta confecta erant.
8 63. Nam et sq. Statt des er-
warteten Beweises folgen erst Vor-
bemerkungen. Auch in Athen, wie
in Rom, bestand und besteht die
Sitte einfacher Beerdigung. Aber
dabei ist man nicht stehen ge-
blieben. Es hat allmáhlich ein
grosser Luxus auf dem Gebiete der
Bestattung Platz gegriffen, indem
man die prachtvollsten Grabgewólbe
(zur Aufbewahrung der Urnen im
Anschluss an die noch verbreitetere
Sitte des Verbrennens) herrichten
liess. Da traten Gesetzgeber
auf (8 64 extr. sq.), um dieser
Verschwendung zu steuern,
theils andere (deren Namen nicht
genannt), theils vor allen De-
metrius Phal. und alsphiloso-
phischer Gesetzgeber Plato.
Cecrope von uralter Zeit her. Ce-
crops attischer Autochthon, Grün-
der von Athen und Erbauer der
Burg, nach ihm Cecropia gen.
hoc iws dieser Rechtsgebrauch
(Sitte und Verpflichtung F.) s. zu
8 55 p. 169 u. flg.
iniecerant -- obserebatur: die
Praeterita zeigen an, dass dieser
Gebrauch damals nicht mehr be-
stand. Er muss (überh. sehr früh
aufgehórt haben, da wir in histori-
scher Zeit Begrübnissplütze immer
als geweihte «und unverletzliche
Stütten kennen (Schóm. II. p. 549).
frugibus expiatum: der durch das
Todte verunreinigte Boden erschien
durch Hervorgehenlassen von Ge-
treide, dem Symbol alles Lebenden
und Lebenspendenden, gereinigt
und den Menschen zu beliebiger
Verwendung und Nutzung zurück-
gegeben.
64. Postea quam, ut scribit Phalereus,
Sequebantur ep. Hier folgt eine
die Einfachheit der alten Zeit in
der Todtenfeier überh. charakteri-
sirende Digression, welche fortge-
setzt wird (8 64 in) durch Er-
wühnung der schon oben, 59, an-
gegebenen solonischen Bestimmun-
gen gegen die frühesten Abwei-
chungen von jener Einfachheit und
Mássigung bei Leichenbegüngnissen,
bis Cp. 26 in. die Rede zu den se-
pulchris zurückkehrt.
epulae περέδειπνον (8 60).
coronati. Das Bekrünzen (und
Salben) war überhaupt Sitte bei
Gastmáühlern, doch geschah es bei
diesen freiwillig, wührend es bei
dem "Todtenmahl wohl als eine
heilige Pflicht der Verwandten gegen
den als Gastgeber angesehenen Ver-
storbenen galt, auch unterscheiden-
des Merkmal dieser von den fremden
Leidtragenden sein mochte.
quidquid veri; eine Grenze, die
bei den Rómern nicht eingehalten
zu werden brauchte. Schlecht aber
zu reden galt bei beiden für Im-
pietát, sogar für strafbar (ἐπαινεῖς
ται τοῦ Σόλωνος καὶ ὁ κωλύων
νόμος τὸν τεϑνηκότα κακῶς ἀγο-
ρεύειν Plut. Sol. 21). Erg. erat;
cf. Drág. I. $8 116. Jedenfalls ist
hier die relative Natur nicht er-
loschen, wie in einigen anderen
Beispielen: Tusc.5. 98; d. Or. I. 67 ;
Cluent. 52; Fin. 5. 24; dazu Madv.
iusta confecta die Pflichten erfüllt,
Alles abgemacht.
8 64. Demetrius aus Phaleron,
schlechthin ófter Phalereus ge-
nannt, wie Brut. 38; Or. 94, geb.
um 345 v. Chr., Zógling des Theo-
phrast, Staatemann, Kedner (Ver-
184
DE LEGIBUS
sumptuosa fieri funera οἱ lamentabilia eoepissent, Sólonis lege
sublata sunt: quam legem eisdem prope verbis nostri decem-
virl in decimam tabulam coniecerunt.
Nam de tribus riciniis
et pleraque illa Solonis sunt, de lamentis vero expressa verbis
sunt:
ergo habento.
Mulieres genas ne radwunto neve lessum funeris
XXVI De sepulchris autem nihil est apud Solonem am-
plius quam ne quis ea deleat neve alienum inferat poena-
que est, si quis bustum — nam id puto appellari τὔμβον —
ireter des genus medium, dessen
Zweck delectare, Brut. 37) und Phi-
losoph. Nachdem er unter Cassander
317—307 Athen mit so glücklichem
Erfolge verwaltet hatte, dass die
dankbaren Bürger ihm zahlreiche
Statuen errichteten, musste er nach
der Eroberung Athens durch De-
metrius Poliorcetes flüchten und
starb 283 als Verbannter in Ober-
Aegypten. Ciceros Bewunderung
für ihn (vgl. unten $ 66) findet den
feurigsten Ausdruck III. 14. Dass
sie übertrieben, lehrt Schóm. 1.
552—555.
posteaquam | — coepissent: der
Conj. mit subj. Beziehung auf den
vou diesem Beweggrund geleiteten
Solon — postea cum, was B. hier
und in den anderen Belegstellen
für den Conj. p. leg. Man. 9; Fam.
IL. 19. 1; Cluent. 181, wo überall
gleichfalls ein subject. Verhültniss
zu erkennen, trotzdem der Conj.
von alten Grammatikern Diomed,
p. 388; Charis. p. 203 bezeugt wird,
willkürlich dafür einsetzt. [Es liesse
sich hier auch unter dem Einfluss von
scribit. Phalereus eine Hinwendung
und theilweiser Uebergang zur or.
obl per Anakoluthie annehmen,
wie er im Griech. nach ὡς λέγεται,
οἶμαι oft vollstàndig, s. K. W. Krüg.
55. 4. 1, bisweilen auch im Latein.,
zu lI. 55, eintritt. Cf. Madv. zu
Fin. 3. 49.]
sublata sunt nicht funera, son-
dern quae in illis sumptwuosa et
lamentabilia erant, resp. sumptuosa
εἰ lamentabilia funera, mit einer
aus dem Streben nach Kürze hervor-
gegangenen Licenz des Ausdrucks.
de trib. ric. — de lamentis: ent-
weder illa als Subj. für alle drei
Glieder anzusehen, oder die Con-
struction nach dem zu 8 34 de iure
belli Ausgeführten zu fassen, mit
der Modification, dass hier τά, wo-
zu das vorausgehende i//a nóthigte,
nicht τό zu denken ist.
Cap. XXVI. alienum inf. einen
nicht zur Familie oder Genossen-
schaft gehórigen; was ebenso wie
bei den Griechen (vgl. Schóm. II.
549) auch bei den Rómern (8 55 in.)
als Entweihung der Grabstütte galt.
poenaque . . . Es steht Strafe
darauf. Im Gegensatz zu diesen
Worten Ciceros werden die folgen-
den als dem Wortlaut nach (in
lat. Uebertragung) dem $olon an-
gehórg durch inquit bezeichnet,
Zu der Stellung von inquit, die
durch die Parenthese bedingt, vgl.
Fin. 3. 20 progrediamur igitur, quo-
niam, inquit 8q.; 1b. 3. 10.
bustum, die Grabstütte einer ver-
brannten Leiche, die nach 57 stets
einen Erdaufwurf hatte, entspricht
dem τύμβος sowohl. etymologisch,
da letzteres (nach gewóhnl. Ableit.,
aber nicht nach Curtius Grundz. II.
8. 105) von τύφω herkommt, als
im Ganzen dem Sinne nach, wenn
anders z. zunüchst die Stelle, wo
eine Leiche verbrannt ist, dann
(was das gewóhnliche) den über
der Asche und den Gebeinen auf-
geschütteten Erdhügel bezeichnet
(Passow Lex.; nur dass die Be-
deutung eines Erdaufwurfs bei
bustwm secundür, bei τύμβος die
vorwiegende ist. Aber wo bleibt
nun das Grab im engeren Sinne
(über einem Unverbrannten), das
Sol unmóglich unerwühnt lassen
konnte? Nach Turn. soll das mit
monimentum bezeichnetsein, welches
von Fest. dahin bestimmt wird:
quod moriui causa aedificatum
LIB. Il. CAP. 25. 26. 8 64. 66.
185
aut monimentum inqui aut columnam violarit, deiece-
rit, fregerit.
Sed post aliquanto propter has amplitudines
sepulchrorum , quas in Ceramieo videmus, lege sanctum est,
nequis sepulchrum faceret operosius quam quod decem
homines effecerint triduo.
65. Neque id opere tectorio
exornari nec hermas hos, quos vocant, licebat inponi, nec de
mortui laude nisi in publicis sepulturis nec ab alio nisi qui
est et quicquid ob memoriam alicutus
factum est, ut fana, porticus, car-
mina. Nach dieser unstreitig richti-
gen Erklàrung ist dies schwer an-
nehmbar. Denn gemauerte (aedif.)
Grabstátten dienten vielmehr zur
Aufbewahrung der Urnen als zur
Bergung der unverbrannten Leiche,
die einfach (s. oben 63) in die Erde
gesenkt zu werden pflegte. Er-
wügt man nun, dass τύμβος aus
der oben angegebenen engeren
Sphüre des Begriffs sich ófter in
den griech. Schriften hinausgerückt
findet und Grab eines jeden, ob
verbrannt oder unverbrannt, Be-
erdigten bezeichnet, 80 dürfte für
Solon vo anzunehmen sein,
dass er jedes Grab mit Ausschluss
derjenigen Bestattungsráume, wel-
che die Urnen enthielten, ver-
standen wissen wollte, für Cic.
aber, dass, wo er nicht in dem-
selben Sinne übersetzt, er durch
Analogie die Ausdehnung dessen,
was hier von bustwm gesagt, auf
das Grab über einem einfach Be-
erdigten ebenso angezeigt fand, als
sie in Bezug auf den oben (8 61)
angeführten Passus der XII Tafeln
bustumve wusucapi nothwendig er-
schien, — Früágt man, warum nicht
lieber twinwlus gewühlt, so kann
der etymologische Grund mase-
gebend gewesen sein, vielleicht
auch, dass es bei Dichtern bisweilen
auf Grabgewólbe übertragen wurde.
monimentum Grabgebáude für die
Urnen, resp. in dem weiteren von
Fest. bezeichneten Sinne.
columna Süule, wie sie sich ge-
wühnlich auf den Grabhügeln be-
fanden (66 extr.)
amplitudines 5, Schóm. |l. 547.
freger. in Bezug auf columma;
viol. und deic. (ef. muros de-
icere) kann bei allen dreien vor-
kommen.
Ceramicus 'Tópferstadt, eine nord-
westlich gelegene, durch Schónheit
ausgezeichnete Vorstadt Athens,
deren ausserhalb der Stadtmauer
(jenseits des Dipylon) sich er-
streckender Theil als allgemeine
Begrábnissstátte diente.
operosiws von grüsserem Arbeits-
aufwand.
effecerint eigtl. Conj. des Fut.
exact, der aber, wie in der Form,
80 im Sinne dem des Perf. so
innig verwandt ist, dass es fraglich
ist, ob der Conj. des Fut. II. die
Funetionen des Conj. Perf. (Madv.
L. Gr. 8 379) oder der Conj. Perf.
diejenigen des Fut. II. (Lieven
p. 22) übernommen hat. Vgl. zu$47.
8 65. tectorium. Die Alten unter-
schieden eine dreifache Art der
Stukkatur (Bewurf, Ueberzug): opus
albarium (hauptsáchl aus Gyps),
arenatum (Kalksand), marmoratum
(marmorartig, aus sehr getrocknetem
und geháürtetem Gypsstuck).
hermae viereckige Pfeiler mit
dem Kopf (und dem φαζλός) des
Hermes, der (ψυχοπομπός) auch
ein chthonischer Gott war; wie sie
sich sonst bekanntlich in Athen
auf den Strassen und Offentlichen
Plützen, in den Gymnasien, δὴ den
Thoren óffentlicher und Privatge-
büude, Kreuzwegen und an vielen
anderen Orten befanden.
hos insofern sie vor Ciceros, sowie
des Quintus und Atticus, die sie 78
beide gut kennen, geistigem Auge
schweben (vgl. vorher has amphlit.).
de mortui laude. Dass damit die
oben (63) angegebenen Lobpreisun-
gen beim Le:chenmahl aufgehoben
worden sein sollten, ist nicht glaub-
lich; vielmehr wird sich nach dem
. Vorbild der óffentlichen, von einem
eigens vom Staate dazu bestellten
(Perikles, Demosthenes, wenn an-
ders dessen ἐπιτάφιος von ihm her-
186
publice ad eam rem constitutus esset dici licebat.
DE LEGIBUS
Sublata
etiam erat celebritas virorum ae mulierum, quo lamentatio
minueretur: auget enim luctum concursus hominum. 66. Quo-
circa Pittacus omnino accedere quemquam vetat in funus
aliorum.
funerum
Sed ait rursus idem Demetrius inerebruisse eam
sepulehrorumque magnificentiam, quae nune fere
Romae est. Quam consuetudinem lege minuit ipse. Fuit enim
hie vir, ut scitis, non solum eruditissimus, sed etiam civis e
re publica maxime tuendaeque civitatis peritissimus. Iste igi-
tur sumptum minuit non solum poena, sed etiam tempore;
rührt) Redner zu Ehren im Kriege
gefallener Bürger gehaltenen Reden,
die Gewohnheit Bahn gebrochen
haben, auch bei Privatbeerdigungen
óffentliche Lobreden auf dem Be-
grübnissplatze halten zu lassen.
sublata erat. Das Plusqpf. lüsst
schliessen, dass Cic. nicht sagen
will, dass diese Bestimmung gleich-
zeitig mit den vorhergehenden er-
lassen wurde, sondern schon vor-
her bestand. Und in der That
führt Dem. πρὸς Max«gr. 62 (p.
1071) eine wenigstens der Wirkung
nach gleichstehende Solonische Be-
stimmung an, dieselbe, die unten
66 dem Demetrius zugeschrieben
wird: ἐκφέρειν δὲ τὸν ἀποϑανόντα
τῇ ὑστεραίᾳ 7 ἂν προϑῶνται πρὶν
ἥλιον ἐξέχειν (die auch Plat. Leg.
ΧΙ. 960 A. aufgenommen) n
dieser Form mochte sie freilich
' dem Cic, unbekannt sein; darauf
lisst sowohl hier der Ausdruck:
celebritas virorum ac mulierum,
àls besonders unten sed etiam tem-
pore, als wüàre dies eine eigenthüm-
liche Erfindung des Demetrius,
schliessen. Was nun das Verhült-
niss jener Solonischen nnd Phalerei-
schen Bestimmung betrifft, so muss
man annehmen, dass jene mit der
Zeit ausser Kraft gekommen war
und von Demetrius erneuert wurde.
8 66. Pittakos aus Mytilene, Zeit-
genosse des Solon, nach der mit Hülfe
des Alküos ausgeführten Vertreibung
des Tyrannen Melanchros selbst
zum Alleinherrscher und Gesetz-
geber (αἰσυμνήτης) seiner Vaterstadt
von dem Volke erwühlt, einer der
sieben Weisen, dessen Lieblings-
spruch: Erkenne die rechte Zeit.
— omae est natürlich nicht von
Demetr. gesagt, sondern Urtheil
des Cic., das in auffülliger Weise
mit der Angabe des Demetr. ver-
schmolzen ist. [Angemessen würe:
magnam quandam f. 8. m. qualis
n. f. nicht eam, welches eine Er-
gànzung im Sinne des D. erfor-
derte. |
civis e r. p. im Interesse des
Staates wirkender, in welchem
Sinne sich e nicht nur bei Verben,
sondern auch bei Substantiven
findet: praeter C. Carbonem , quem
Damasippus occidit, civis e re pu-
blica Carbonum nemo fuit Fam. 1X.
21. 3; bonos et utilis et e re pu-
blica civis Phil. 8. 13. In Betreff
des prüpositionalen Attributes über-
haupt s. zu 1. 1. (Zur Stütze der
dort vorgetragenen Auffassung ver-
dient das erste der hier citirten
Beispiele noch besondere Beach-
tung.)
iste, als Pron. der II. Pers., steht
in Bezug auf die Angeredeten: wie
er euch eben charakterisirt worden,
von dem ihr eine entsprechende
Vorstellung haben werdet. Vgl.
Süpfle Prakt. Anl. Il. $ 165 und
Verr. ll. 175 istos ipsos principes;
IIl. 37 isti equites Homani; Acad
I. 2 nec tamen istum cessare existimo.
(Vgl. auch Parad. 23 istum doctum
fwisse memoriae traditum est. Doch
liegt hier, wie auch Hep. II. 32
istum non creditum 80. ANwmam,
vgl. ib. 28 regem istum und 33 iste
rex, die Beziehung auf die 2. Pers.
schon nàüher.)
poena uud zwar durch eine Geld-
strafe (multa); also der weitere
Ausdruck für den engeren.
d
LIB. II. CAP. 26. $ 65. 66.
ante lucem enim iussit efferri.
187
Sepulcehris autem novis finivit
modum; nam super terrae tumulum noluit quid statui nisi
columellam tribus cubitis ne altiorem aut mensam aut labellum.
Et huic procurationi certum magistratum praefecerat.
ante lucem: In dieser gegen den
concursus hominum gerichteten Be-
stimmung lag die Beschrànkung
des Aufwandes mittelbar, weil
dieser gesehen sein will und ohne
dies überflüssig erscheint.
efferri zu 8 49.
novis: die alten blieben unbe-
rührt.
finivit zu 8 20.
quid: Nach Madv. (Fin III. 70)
ist quid hier nicht zulássig, weil
die Negation auf das Ganze geht.
Allerdings besteht für aliqwis die
Regel, dass, wo dies in negativen
Sützen steht, nur ein gewisser, da-
mit gemeinter, Theil (sine aliqua
pecunia ohne eine erhebliche Geld-
summe, einen in gewissen Betracht
kommenden Theil von Geld) ge-
leugnet resp. ein zunáüchst als vor-
handen vorgestelltes — Verháültniss
(Drág. I. $ 46) aberkannt, durch
Urtheil beseitigt wird. Aber die
Uebertragung dieser für aliquis
geltenden Hegel auf das tonlose
quis (vgl. nisi, ne), um darauf hin
ohne Weiteres den überlieferten
Text zu ündern, scheint gewagt,
und ist, wie ich glaube, mit Hecht
von Drág. L 8 44. 4 vermieden
worden. Zu den bei diesem und
Madv. angeführten Beispielen von
in negativen Sátzen füge hinzu
fias. post. 36 idem de teste periurii
accusato dudices retineantur, qui
fuerint de reo, ut his mota sint
omnia neque quid fingi movi possit.
ne findet sich wie hier bei altior,
80 bei minus, plus in Infinitivsátzen,
die eine Willensrichtung ausdrücken,
wie Liv. 28. 39. 19 locus et lautia
praeberi iussa et muneris dari me
minus dena milia aeris; 30. 17. 4
Legatis praetor. iussus in. singulos
dona ne minus quinum milium (dare
aus miltere zu entn.); unten (68)
vetat excitari plus quam quod capiat
laudem | mortui
(wor versibus, Weniger auf-
ig findet sich dieselbe Negation,
zu den angegebenen (und ühnlichen:
incisam me plus ,
amplius, minor, maior) WOrtern
alleim und nicht zum ganzen Ge-
danken gehórig, in Imperativ- und
imperativischen — Conjunctivsátzen,
wie III. 9 oenus me amplius sex
menses idem wris quod duo con-
sules teneto; Liv. 30. 37. 5 obsides
centum arbitratu Scipionis darent,
ne minores XIII amnis; 32. 26. 18
a praetore litterae missae, wt et ob-
sides darentur et captivi ne minus
decem pondo compedibus vincti in
publica custodia essent; 38. 11. 6
obsides quadraginta arbitratu con-
Sulis danto me minores XII ammo-
rum new maiores XL; doch lassen
auch diese Beispiele erkennen, dass
der Gebrauch von «e eben nur an
bestimmte Wéórter geknüpft, mit
diesen aber zu einer stehenden Ver-
bindung geworden war. Vgl. Weissb.
zu Liv. 28. 39. 19; Hand Turs. IV.
p. 30; Drüg. I. 8 80.
mensa tatelfórmige Platte, hàufig
mit Seulpturen und Inschriften ver-
sehen (Schóm. Il. p. 547).
labellum: Wasserbecken. ,,Es
war Sitte, auf den Grübern Un-
verheiratheter das Bild eines wasser-
itragenden Knaben oder Müdchens,
oder auch blos ein Wassergefüss
aufzustellen, eine Anspielung auf
den oben (p. 531) erwáhnten hoch-
zeitlichen Gebrauch (dass früh am
Hochzeitstage sowohl die Braut als
der Brüutigam ein Bad, aus einer
für besonders heilig geltenden Quelle,
wie der Kallirrhoe oder Enneakrunos
in Athen, dem Ismenos in Theben,
geschópft, nahmen), der im Leben
bei ihnen nicht zur Anwendung ge-
kommen war.* Schóm. ebds.
procurationi: Zu den bestehenden
Klassen von Polizeibeamten, den
Astynomen und Agoranomen nebst
einigen weniger wichtigen (Schóm. I.
450 flg.), fügte Demetrius noch an-
dere hinzu, wie die Gynaikonomen
(ib. 553). Der Name der hier be-
zeichneten Behórde dürfte nicht
bekannt sein.
huic wird nicht blos auf die zu-
188
XXVII. 61.
DE LEGIBUS
Haee igitur Athenienses tui. Sed videamus
Platonem, qui iusta funerum reicit ad interpretes religionum:
quem nos morem tenemus.
De sepulehris autem dicit haec:
vetat ex agro culto eove, qui coli possit, ullam partem sumi
sepulchro, sed quae natura agri tantum modo efficere possit,
ut mortuorum corpora sine detrimento vivorum recipiat, ea
letzt bezeichneten Punkte gehen,
sondern auf die gesammte Aufsicht
über das Begrübnisswesen ; dà sonst
das Plusqpf. praefecerat keinen Sinn
gübe. Denn wie kónnte die Ueber-
wachung der Einhaltung einer Be-
stimmung angeordnet werden, ehe
sie selbst noch erlassen?
Cap. XXVII $857. videamus nicht
audiamus, wie verkehrter Weise
ewollt, denn wir lesen seine
chriften; abgesehen von dem be-
kannten freien Gebrauch des Wortes.
Vgl. vide quid loquatur Div. I. 60.
Platonem: d. Leg. XII. Cp. IX.
p. 958 D.— 959 D.
iusta ganz substantivisch (cf. 42
i. exsequiarum): Ehrenpflichten (ge-
gen den Todten), Rechtsgebrüuche,
hier insbesondere dem Platon. vo-
pipe entsprechend.
interpretes: ἐξηγηταί bei Plat.
nos — ten. in Bezug auf die pon-
tifices, deren Obhegenheit dies war.
dicit haec: Die Worte folgen
nicht, wie erwartet w. sollte, un-
mittelbar, sondern der leichteren
Construction wegen init Wieder-
aufnahme des Begriffes ,sagen",
der in vetat liegt (— dicit non —
negat — licere).
er agro culto: ϑήκας δ᾽ εἶναι
τῶν χωρέων (abh. von μηδαμοῦ),
ὁπόσα μὲν ἐργάσιμα, μηδαμοῦ, μήτε
τι μέγα μήτε τι σμικρόν μνῆμα
ἃ δὲ (in Bezu worauf, in welchen
Theilen) E χώρα πρὸς τοῦτ᾽ αὐτὸ
μόνον φύσιν ἔχει τὰ τῶν τετελευ-
τηκότων σώματα μάλιστα ἀλυπήτως
τοῖς ζῶσι δεχομένη χρύπτειν, ταῦτ᾽
ἐκπληροῦν" τοῖς δὲ ἀνϑρώποις ὅσα
τες xc ὅσα) “τροφὴν μήτηρ οὖσα
ἢ γῆ πρὸς ταῦτα (nach Stallb. zu
μήτηρ οὖσα gehür.: quae hoc mo-
nine parens est mostra; besser zu
πέφυκε zu ziehen, wie oben: πρὸς
τοῦτο φύσιν ἔχει: in welchen Theilen
die Erde als Mutter dazu geschaffen
ist, den Métischen Nahrung hervor-
bringen zu wollen) πέφυκε ,Bovás-
σϑαι φέρειν, μήτε ξῶν μήτε τις
ἀποϑανὼν στερείτω τὸν ξῶνϑ᾽ ἡ-
μῶν. χῶμα δὲ u? χοῦν ὑψηλότερον
πέντε ἀνδρῶν τᾶ. ἐν πένϑ᾽ ἡμέ-
ραις ἀποτελούμενον᾽ λίϑινα δὲ ἐπι-
στήματα μὴ μείξω ποιεῖν ἢ ὅσα δέ-
χεσϑαι τὰ τοῦ τετελευτηκότος ἐγ-
κώμια βίου, μὴ πλείω τεττάρων
ἡρωϊκῶν στίχων.
Verkehrt versteht F. unter dem
der Bebauung fühigen Acker die
Oberflüche der Erde übern., unter
dem dazu unfühigen das Innere
derselben, als wenn es erst eines
besonderen Verbotes dazu bedurft
hütte, um die Leichen nicht über
die Oberflüche der Erde zu breiten.
quae matura agri sq. Es bleibt
zweifelhaft, ob zu construiren: quae
sc. pars agri matwra (Abl.) agri sq.,
eine Construction, die wegen €
zweiten agri nicht | ganz me ag
aberden Worten Platosnüherzu kom-
men scheint u. sonst keine auffüllige
Spracherscheinung darbieten würde,
oder: quae natwra agri, welche Na-
tur des Ackers d. h. welcher Acker
seiner Natur nach; eine Freiheit
der Wendung, die sich hinreichend
belegen lásst. Unten: lll. 3 quod
(regiwm) genus imperii ad homines
sapientissimos deferebatur — cwius
generis (quo genere) imperium ; Nat.
d. II. 136 cum alvi natwra, subiecta
stomacho, cibi et potionis sit ve-
ceptaculum (dazu Schóm.); p. Mil.
86 Non fwisse credo fas ullo 4n loco
potius mortem eius lacerari, quam
im quo vita esset damnata; p. Sest.
83 Eius igitur vitam quisquam spo-
liandam ornamentis esse dicet, cuius
mortem ornandam monwmento sempi-
terno putaretis? | Doch ist ersicht-
lich, dass der Pathos der Hede
hierin mehr, als der ruhige Ton
der Abhandlung, vertrügt.
LIB. II. CAP. 27. $ 67. 68.
189
potissimum ut conpleatur, quae autem terra fruges ferre et
ut mater cibos suppeditare possit, eam ne quis nobis minuat
neve vivos neve mortuos.
68. Extrui autem vetat sepulchrum
altius quam quod quinque homines quinque diebus absolverimt
nec e lapide excitari plus nec inponi quam quod capiat laudem
mortui incisam ne plus quattuor herois versibus, quos longos
appellat Ennius.
Habemus igitur huius quoque auctoritatem
de sepulchris summi viri, a quo item funerum sumptus prae-
finitur ex censibus a minis quinque usque ad minam. Deinceps
dicit eadem illa de inmortalitate animorum et reliqua post
ut compleatur sc. iubet aus vetat;
zu S 15.
vivus z. B. durch Consecration
an einen Gott, was Pl. (8 45) nicht
zuliess. An die Art etwa, wie
Rómer in spáterer Zeit (Hor. Od.
IL. 15) dies zu Wege brachten,
kann Pl. natürlich nicht gedacht
haben.
8 68. exstrui — sepulchrum. Der
Ausdruck ist jedenfalls allgemeiner
als Platos γῶμα χοῦν, welches nur
einen Erdaufwurf bezeichnen kann,
wührend bei ezstr. s. zwar an das-
selbe (cf. aggerem exstruere), aber
auch an ein Grabgebáude gedacht
werden kann. Ob Cic. dies beab-
sichtigt, mag dahin gestellt bleiben.
[In letztrem Sinne offenbar steht
sep. facere in der áhnlichen Gesetzes -
bestimmung $ 64 extr.]
excitari plus; pl. Subj. allgemei-
nen Sinnes: ein Mehr an Nllüchen-
ausdehnung (Hóhe und Breite), um-
fasst μείξω ἐπέστημα (wührend
Herausgg. fülschlich in dem Com-
^ arativ blos μείζω gesucht und da-
er amplius u. andr. emendirt ha-
ben), wobei der griech. Begriffs-
überschuss des Ausdrucks durch
- nachgeholt wird. Ein blos
jectivisches Wort dafür mit Erg.
von sepuler. würe verkehrt, da, was
hier gemeint, nicht das sepulerum
selber, sondern ein Aufsatz auf
demselben (Leichenstein, cippus),
resp. Theil desselben ist.
excitari von etwas Aufsteigendem,
wie columella ; imponi von Platten.
quos longos 'νὰ. fügt C. hinzu, um .
hiermit ,eine Uebersetzung — des
griech. ἡρωικῶν zu geben, wofür
er herois nicht ansah, zugle ich aber
andeutend, dass dieser Ausdruck
nicht hinreichend eingebürgert war.
Derselbe bei Gell. xvur. 15.
a quo item sq. Das ist nur eine
Nebenbemerkung des C. (handelte
es sich. doch für ihn hier nur um
die sepulcra), die so wenig Ein-
fluss auf den Gedankenzusammen-
hang hat, dass sieh deinceps nicht
auf diese, sondern auf das Vorher-
gesagte bezieht. Die entsprechen-
den Worte Pl. übrigens lauten:
TO μὲν δὴ τοῦ μεγίστου τιμήματος
εἷς τὴν πᾶσαν ταφὴν ἀναλισκόμενα
μὴ πλέον πέντε μνῶν, τῷ δὲ τοῦ
δευτέρου τρεῖς uve καὶ δύο τῷ τοῦ
τρίτου, μνᾶ δὲ τῷ τοῦ τετάρτου
μέτρον ἂν ἔχοι τῶν ἀναλωμάτων,
die auch erklàren, warum (CO. den
Betrag in absteigender, nicht, wie
man erwartet, in aufsteigender
Linie angegeben hat.
ex censibus nach Massgabe der
Vermógenseinschützung, d. h. des
Vermógens.
eadem illa als was Cic. 8 54 (8.
das dort bemerkte) an der Stelle
der Lücke, wie angenommen wer-
den muss, entwickelt hat. Platos
bezügliche Worte sind: πεύϑεσθαι
δ᾽ ἐστὶ τῷ νομοϑέτῃ χρεὼν τά τε
ἄλλα καὶ λέγοντι ψυχὴν σώματος
εἶναι τὸ πᾶν διαφέρουσαν, ἐν αὐτῷ
τε τῷ βίῳ τὸ παρεχόμενον ἡμῶν
ἕκαστον (was eines jeden Wesen
ausmacht) εἶναι μηδὲν ἀλλ᾽ L τὴν
υχὴν, τὸ δὲ σώμα ἰνδαλλόμενον
ἡμῶν ἑκάστοις (als Abbild unseres
Wesens) ἕπεσθαι, καὶ τελευτησάν-
τῶν λέγεσθαι καλῶς εἴδωλα εἶναι
τὰ τῶν νεχρῶν σώματα, τὸν δὲ
ὄντα ἡμῶν ἕκαστον ὄντως
dÜcvarov, ψυχὴν ἐπονομα-
190 DE LEGIBUS
mortem tranquillitate bonorum, poenis impiorum. 69. Habetis
igitur explicatum omnem, ut arbitror, religionum locum. Q. Nos
vero, frater, et copiose quidem, sed perge cetera. M. Pergam
equidem et, quoniam libitum est vobis me ad haec inpellere,
hodierno sermone conficiam, spero, hoc praesertim die. Video
enim Platonem idem fecisse omnemque orationem eius de legi-
bus peroratam esse uno aestivo die.
Id enim est profecto, quod constituta
dicam de magistratibus.
religione rem publicam contineat maxime.
Sic. igitur faciam et
ATT. Tu vero dic
et istam rationem quam coepisti tene.
LIBER TERTIUS.
Il 1. MaRcvs.
Sequar igitur, ut institui, divinum illum
virum, quem quadam admiratione commotus saepius fortasse
ξόμενον, παρὰ ϑεοὺς ἄλλους
ἀπιέναι δωσοντα λόγον, τῷ
uiv ἀγαϑῷ ϑαῤῥαλέον, τῷ δὲ
κακῷ μάλα φοβερόν, βοήϑειάν
τε αὐτῶ μήτινα μεγάλην εἶναι τε-
τελευτηκότι (durch Opfer und Ge-
bete der Angehórigen)' ξῶντι γὰρ
ἔδει βοηϑεῖν πάντας τοὺς προρή-
κοντας, ὅπως ὅ τι δικαιότατος ὧν
καὶ ὃ ὁσιώτατος ἔξη τε ζῶν xal τελευ-
τήσας ἀτιμώρ τος κακῶν
ἁμαρτημάτων γίγνετο τὸν
μετὰ τὸν ἐνθάδε βίον.
8 69. p "" cetera, so mit Acc.
ausser von Pron. (cf. Att. IV. 11.
p. reliqua), von einigen Subst., iter
(eigtl. imneres Obj. — it. porro ire),
bellum (nach Anal). Cf. Haacke
Stil. $ 24. 2.
lib. vob. imp. 8. I. 16.
spero parenthetisch, wie opinor.
credo, oft bei Kom. "Ter. Ad. III.
3. 57; Andr. Il. 1. 14; Heaut. IIT.
2. 42; Plaut. Asin. IL. 5. 67; bei
Cic. gewühnl. wt spero.
hoc praes. d. zu 8 3.
orat. p.: denn die ganze Ent-
μέρας τα i daselbst ist wesentlich
ein Vortrag des ᾿ϑηναῖος oder
Plato; zu 1. 15.
Sic ig. fac. sc. pergam.
constituta rel. erst wenn das Re-
ligionswesen eingerichtet ist, ist
die Gliederung des Beamtenthums
das Wichtigste für den Zusammen-
halt des Staates, also s. v. a.
nüchst der Religionsordnung.
quam coepisti sc. sequi, eine sehr
leichte Ellipse, sowohl an sich, als
weil das flg. teme ein derartiges
Verb nahe legt. Andere Beisp. von
Auslassung naheliegender Verba
a, wie hier mit theilweiser Ergün-
zung: illic im superiore adiunctio
est haec *nisi si malunt fame perire,
hoc inferius mon item (sc. habet ad-
iunctionem). lnv. 2. 171. b, sonst:
desine communibus locis sc. uti
Acad. 11. 80; me tw verbis illustri-
bus sc. uteris Fin. 3. 40. Qwid enim
tibi navi sc. opus est? Verr. 5. 45;
quaere ecquid ipse movi (habeat?)
Acad. 1. 2. Ueber die Ell der
Verba des Sagens u. Thuns zu I.
35 u. 57, der Bewegung (cf. Acad.
II. 1; 13;) s. Drüg. 1. 8 116. p. 176,
andrer ebds.
Lib. III, Cap. I. 8 1. Sequar
sc. werde dem Gesetze wieder ein
Prooemium vorausschicken.
quadam admir. &us einer ganz
besonderen Bewunderung: insofern
aus dem Begriff der quantitativen
Unbestimmtheit, den q. hat, sowohl
der steigernde wie vermindernde
Sinn sich ergeben kann. Am hüu-
figsten findet sich ersterer in Ver-
bindung mit einem Adj., vgl. Seyff
zu Lael. p. 199 u. 322.
BEI CAP 27. 8 682005. LIB.|HI. CAP. 1. 8 1—8. 19f
laudo quam necesse est. Arr. Platonem videlicet dicis.
M. Istum ipsum, Attice. ATT. Tu vero eum nec nimis valde
umquam nec nimis saepe laudaveris. Nam hoe mihi etiam
nostri ili, qui neminem nisi suum laudari volunt, concedunt,
ut eum arbitratu meo dilgam. M. Bene hercle faciunt. Quid
enim est elegantia tua dignius? cuius et vita et oratio con-
secuta mihi videtur difficillimam illam societatem gravitatis cum
humanitate. ATT. Sane gaudeo, quod te interpellavi, quoniam
quidem tam praeclarum mihi dedisti iudicii tui testimonium.
Sed perge, ut coeperas. 2. M. Laudemus igitur prius legem
ipsam veris et propriis generis sui laudibus. ΑΤΥ. Sane qui-
dem, sicut de religionum lege fecisti.
M. Videtis igitur magistratus hane esse vim, ut praesit
praescribatque recta et utilia et coniuncta cum legibus. Ut
enim magistratibus leges, ita populo praesunt magistratus,
vereque dici potest magistratum legem esse loquentem, legem -
autem mutum magistratum. 3. Nihil porro tam aptum est ad
ius eondicionemque naturae — quod cum dico, legem a me
diei intellegi volo — quam imperium, sine quo nec domus
ulla nec civitas nec gens nec hominum universum genus stare
nec rerum natura omnis nec ipse mundus potest. Nam et
Zu Cic. Hochschátzung des Plato
vgl. II. 39.
nimis, wie die Stelle lehrt, eigtl.
allzu, nicht allzusehr, steht zwar
prágnant gewóhnlich allein in letz-
terem Sinne; hier aber machte die
Rücksicht auf die Concinnitát den
Zusatz von valde nothwendig. Eben-
80 statt des prágnanten mius
ófter mimis magnus: Mur. 59;
Planc. 71; Off. I. 19; Fam. III. 8.
2 extr. 10. 6.
nostri illi die Epikureer.
$uwm den Ihren, Ea τι
ihren Meister und Stifter der Lehre.
Ueber ihre masslose Verehrung des-
selben 8. zu L 21. |
elegantia Geschmack, Schónheite-
sinn. &S. darüber Corn. Att. 19,
über seine hwmamnitas ib. 4 u. 16,
gravitas 15. Grav, Würde, eine
ewisse Gehaltenheit u. Gemessen-
eit des Wesens steht in einer Art
von Ggs. zu der aus umfassender
Bildung entepringenden — Milde:
erstere ist abweisend, letztere
duldseam und rücksichtsvoll —Im-
plicite werden beide Eigenschaften
auch dem Pl. zugeschrieben, aus-
drücklich Or. 62.
quoniam qwidem -— quandoqui-
dem. Cf. Rosc. Am. 30; Verr. II.
1. 60; Font. 21; Flacc. 68; Pis. 63;
Brut. 42; Top. 95; Part. or. 89;
Rep. III. 45; Parad. 41; Att. II. 1.3;
Fam. I. 9. 19.
8 2. legem ipsam das gesammte
Gesetz in seiner allgemeinen Ten-
denz (cf. IL. 145), wohingegen die
einzelnen Bestimmungen desselben
(leges $ 5) erst nach ihrer Verkün-
digung erliutert und empfohlen
werden.
propriis angehórigen, d. h. ent-
gprechenden.
generis 8ui dem Gebiete, das es
betrifft, umfasst, seinem Inhalte.
vim Wesen, coniuncta cwm legibus
das — verbundene $. v. à. überein-
stimmende. Somit wird der Mag.
dem Gesetze unter-, dem Volke
übergeordnet. Cf. Cluent, 146.
8 3. condicionem m. Verhültniss,
Verfassung der N.
leg. d. nt. v. Cf. I. 18; 19; II.
10; 13.
rerum natura die im Bereich des
Menschen liegende — der Erde:
sje aber bildet wieder einen Theil
der allumfassenden Welt, Eben-
192
DE LEGIBUS
hic deo paret et huie oboediunt maria terraeque et hominum vita
iussis supremae legis obtemperat. Il. 4. Atque ut ad haec
eiteriora veniam et notiora nobis, ommes antiquae gentes regi-
bus quondam paruerunt.
Quod genus imperii primum ad
homines iustissimos et sapientissimos deferebatur, idque in
re publiea nostra maxime valuit, quoad ei regalis potestas
praefuit: deinde etiam deinceps posteris prodebatur, quod et
80 wie hier steht ?pse beim allge-
meinsten Begriffe: Nat. d. IL. 28
Cum omnes mundi partes susti-
neantur calore, mundum etiam ipsum
simili natura in tanta diuturnitate
servari. Umsomehr aber ist Zpse
hier gerechtfertigt, als man nach
der Lehre der Stoiker kaum er-
warten sollte, dass die Welt einem
Gebieter unterthan sei, da sie doch
selbst mit Gott identifizirt. wurde
(Zell. Ill. p. 77). Aber — darin
liegt die Erklàrung des Paradoxon
— gie gehorcht wieder dem hóchst-
stehenden Theile, dem ἡγεμονικόν,
von ihr, nüimlich der Weltseele, die
im engeren Sinne als Gott gefasst
wurde (ib. p. 78 flg), grade wie
der Mensch seiner hóchsten Kraft,
der Seele resp. der Vernunft, ge-
horcht.
hic deo sq. Dieser Satz hat die
umgekehrte Stufenfolge vom Um-
fassenderen zum Engeren: hic —
mundus; maria terraeque entspre-
chend der omnis rer. mat.; vita hom.
dem Aomin. wniv. gen. und seinen
ihm untergeordneten Theilen: gens,
civ., dom.
hwic sc. deo.
parere unterthánig sein — dau-
erndes Gehorchen. Ggs. imperare.
oboedire nach jedesmaligem Be-
fehl opp. iubere; obtemperare Folge
leisten mit Ueberlegung (wührend
oboed. *infache Wortbefolgung aus-
drückt) — strenger Ggs. praecipere
— hier passend auf hom. vit, be-
zogen, da bei diesen das Gehorchen
immer ein bewusstes.
Cap. ll. 8 4. citeriora die in
unserem Bereiche liegenden, d. h.
der Erde angehórigen Verhültnisse
opp. caelestia. 'T'usc. 5, 71 humana et
eiteriora considerat, Vgl. auch ci-
tima: Rep. I. 34 quare si placet de-
dwc orationem tuam de caelo ad
haec cituma; VI. 16 luna ultima a
caelo, citima terris.
quod g. imp. zu 11. 61.
hom. iust. Vgl. Off. II. 41.
idque in r. p. n. m. v. sc. ut iustis-
simi et sapientissimi imperarent.
regalis pot. ebenso Har. resp.
54; regale nomen ib. 29; Imp. Cn.
P. 24. res publica regalis Rep. 1II. 47;
enus civitatis regale Leg. 3. 15;
immer in Bezug auf wirkliche Kó-
nige, wührend die regía potestas
auch von Dictatoren, Consuln,
Pràtoren, Tyrannen u. s. w. àus-
geübt wird. Die Accommodation
an die gelüufige Defimition (F.
Schultz Syn. 425; Orell. Hor. Od.
Il. 15. 1): regalis was und wie es
ein Kónig haben soll, regüíus was
und wie es ein Kónig hat — ich
würde sagen regalis der Idee, dem
Wesen eines Kónigs, regius der
realen Erscheinung desselben ent-
sprechend, entstammend, zugehórig
— ist schwierig. Vielleicht lüsst
sich der Sache so nüher kommen.
Die Idee, das Wesen eines Kónigs
schliesst die Anerkennung als sol-
cher ein; daher von Gebietern, die
die Gewalt von Kónigen, nicht aber
auch die Anerkennung als solche
haben, regalis in dieser Verbindung
nicht gebraucht werden kann; wo-
hingegen es in Bezug auf wirkliche
Kónige, da ihnen jenes wesent-
lichste Merkmal zukommt, an sei-
ner Stelle ist.
deinde deinceps darauf der Reihe
nach, wie unten 43. Div. I. 64 (wo
B. mit Unrecht deinde einklam-
mert); Liv. ]I. 47. 11; deinceps inde
Brut. 312; Liv. 1. 44. 3; twm dein-
ceps ib. II. 39. 4.
et etiam. wird. ganz verkehrt durch
Beispiele zu stützen gesucht, wo
es entweder das correspondirende
et (et— et) entbült (Att. II. 1. 3;
LIB. III. CAP. 1. 2. 8 3—5.
in his etiam, qui nune regnant, manet.
193
Quibus autem regia
potestas non placuit, non ii nemini, sed non semper uni parere
voluerunt.
Nos autem, quoniam leges damus liberis populis
quaeque de optima re publiea sentiremus in sex libris ante
diximus, accommodabimus hoc tempore leges ad illum, quem
probamus, civitatis statum. 5. Magistratibus igitur opus est,
sine quorum prudentia ac diligentia esse civitas non potest,
quorumque descriptione omnis rei publicae moderatio continetur.
Neque solum his praescribendus est imperandi, sed etiam civi-
Brut. 284; vgl. Fam. XIII. 7. 3; XV.
4.13), oder und auch heisst (Fam.
IX. 25. 3, wozu ich noch füge Att.
XVI. 16. 9; Verr. 4. 104; Rab. post.
32; Acad. 1. 5; Brut. 98; ferner e£
Tusc. 3. 73). Passend sind
nur folgende Beispiele, in denen
εἰ — auch: Verr. Act. Il. lib. I.
11 erunt qui eb im eo quoque auda-
ciam eius reprehendant; lnv. II. 50
eiusdem esse qui in illa re peccarit
εἰ hoc quoque amisisse (bei Bait. et
beide Mal eingeklammert), wo man
einem unertráglichen Pleonasmus
nur durch die Uebersetzung: auch
noch allenfalls entgehen kónnte;
80 auch hier.
in his qui "unc regnant in Be-
zug auf die jetzigen Kónige be-
steht, nàmlich die Vererbung.
non nemini sed Βα. wie die Rómer
den Dictatoren, Consuln, Práütoren
cett. gehorchten, welche theils in
Allem, theils in gewissen Stücken
auf gewisse Zeit die Befugnisse des
Kónigs ausübten.
de opt. r. p. — diximus, dass die
aus den drei normalen Verfas-
sungen: der kóniglichen, aristokra-
tischen, demokratischen gemischte
die beste sei. Cf. zu I. 20 u. 11. 24.
in sex. l. sc. de re publica. ΟΥ̓.
ib. u. L 15; über i» zu I. 17.
accommodabimus in der Weise,
dass wir die kónigliche Gewalt auf
verschiedene Magistrate u. Kórper-
schaften vertheilen.
$ 5. descriptio organische Ver-
theilung (nach der Verschiedenheit
der politischen Aufgaben), Organi-
sation wie $ 12 u. 13. Cf. I. 23.
moderatio Ordnung und Lenkung.
unper. — obtemp. modus nicht
blos die rechte Weise des Gebie-
tens, sondern auch des Gehorchens,
Cicero de legibus.
᾿ἄρχειν ἐπιστήσῃ ib. 1.
die darin besteht, mit Mass zu ge-
bieten und willig zu gehorchen. Oder
man kónnte — da unleugbar ein
s0 prágnanter Gebrauch von modus
etwas Missfálliges hat — die Be-
deutung Mass, resp. Mássigung
(cf. Cluent. 191 mulieris modus;
Mare. 1 íantum rerum ommwm mo-
dwm; hep. L 51 comsilio et. vivendi
aique aliis imperandi modo) in der
Weise beibehalten, dass modus ob-
temperandi für Mássigung zum
Gehorchen genommen würde, wo-
bei die Hárte der Verbindung durch
den Zweck einer geistreichen Anti-
these ^ ausreichend — entschuldigt
würde. Denn der zunàchst lie-
gende Sinn: Mass des Gehorchens
$, v. ἃ. Enthaltung eines zuweit-
gehenden, sklavischen, Gehorsams
ist, trotzdem für ihn der bald nach-
her folgende Satz: oportet eum, qui
paret, sperare se aliquo tempore im-
peraturum zu Sprechen scheinen
kónnte, unannehmbar. Denn da-
zwischen steht qui modeste paret
videtur qui al. àmperet dignus esse,
wo modeste unzweifelhaft (cf. 8 6
modeste ac sine recusatiome) s. v. ἃ.
bescheiden, fügsam, willig ist. Vgl.
auch die entsprechende Stelle Pla-
tos d. Leg. VI. p. 762 δεῖ δὴ
πάντ᾽ ἄνδρα διανοεῖσϑαι περὶ
ἁπάντων ἀνθρώπων, ὡς ὁ μὴ δου-
λεύσας οὐδ᾽ ἂν δεσπότης γένοιτο
ἄξιος ἐπαίνον cett. (àhnlich Arist.
Pol. IV. vulgo VII. 14 p. 1332 extr.
1333 in., auch III. 4 med. u. Solon
nach Stob. Floril. II. M $ 22. p.
216. Mein. ἄρχε πρῶτον μαϑὼν
ἄρχεσθαι" ἄρχεσθαι γὰρ μαϑὼν
D. 19. f. p.
87. Mein.) Oportet ewm — spe-
rare 8q. aber steht damit auch nicht
in Widerspruch. Denn man ist um
13
194 DE LEGIBUS
bus obtemperandi modus. Nam et qui bene imperat paruerit
aliquando necesse est et qui modeste paret videtur qui ali-
quando imperet dignus esse. ltaque oportet et eum, qui paret,
sperare se aliquo tempore imperaturum et ilum, qui imperat,
cogitare brevi tempore sibi esse parendum. Nec vero solum
ut optemperent oboediantque magistratibus, sed etiam ut eos
colant diligantque praescribimus, ut Charondas in suis facit
legibus; noster vero Plato Titanum e genere statuit eos, qui
ut illi caelestibus, sie hi adversentur magistratibus.
ita sint, ad ipsas iam leges veniamus,
vero et istud et ordo iste rerum placet.
80 bereitwilliger zu gehorchen und
anderen sich unterzuordnen, wenn
man hoffen darf, dass an diese
ebenso die Reihe kommen werde,
sich ihnen unterzuordnen, somit
das aequum gewahrt werde.
Nam et qui b. ὁ. sq. Der all-
gemein gültige Grundsatz, dass für
einen guten Gebieter erforderlich,
gehorcht zu haben, zeigt, dass Mass
im Gebieten verlangt wird und zu
verlangen ist; anderseits dass der
fügsam Gehorchende für würdig,
einst zu herrschen gehalten wird:
dass bescheidenes Gehorchen eine
Tugend und vom Unterthanen zu
verlangen ist.
Itaque oportet sq. in etwas
lockerer Folgerung. Jeder Unter-
than muss willig gehorchen; denn
dadurch wird er einst zum Herr-
schen tüchtig erscheinen. Somit
ist die Vorschrift: jeder muss
wilig gehorchen, identisch mit
der: jeder muss hoffen, einst zur
Herrschaft zu gelangen (denn das
Resultat einer solchen Hoffnung
wird sein, sich willig unterzuord-
nen) — Der zweite Theil enthült
genau genommen überhaupt keine
Folgerung aus dem Vorhergehenden
mehr. Jeder zum Herrschen Ein-
gesetzte muss massvoll befehlen;
denn zu einem tüchtigen Herrscher
gehórt nach allgemeinem Grund-
satze, dass er gehorcht — und da-
durch das Unrecht unmüssigen Befeh-
lens erkannt habe. Hieraus ergibt
sich, dass die Forderung : massvoll zu
gebieten, identisch ist mit der: als
Unterthan vorher das Unrecbt despo-
tischen Befehlens begriffen zu haben.
Quae cum
si placet. Arr. Mihi
Statt dessen lautet die Folgerung
so, als wenn vorangegangen: denn
für einen tüchtigen Herrscher ist
Voraussetzung, dass er nicht im
bestündigen Besitze der Herr-
schaft sei — was sich ebenso auf
die nachfolgende, wie vorher-
gehende Zeit erstrecken würde.
Charondas 1.8 57. C£. Stob. Floril.
IL M 4. 40. p. 182. Mein. χρὴ δὲ
πρὸς τοὺς ἄρχοντας εὔνοιαν δια-
φυλάττειν καϑάπερ πατράσιν εὐπει-
ϑοῦντας καὶ σεβομένους" ἄρχοντες
γὰρ ἑστιουχοῦσι πόλεως καὶ πολι-
τῶν σωτηρίας.
Titanum e genere. Das wird von
Plato in der bezüglichen Stelle d.
Leg. 3. 16. p. 701 C so direct
nicht gesagt. Es heisst dort im
Verfolg der Uebel, die aus Zügel-
losigkeit der Musik hervorgehen
(vgl. zu IL 39) ἐφεξῆς δὴ ταύτῃ
τῇ ἐλευϑερίᾳ ἡ τοῦ μὴ ἐϑέλειν
τοῖς ἄρχουσι 'δουλεύειν γίγνοιτ᾽ ἄν,
καὶ ἑπομένη ταύτῃ φεύγειν πατρὸς
καὶ μητρὸς καὶ πρεσβυτέρων δου-
λείαν καὶ νουϑέτησιν καὶ ἐγγὺς τοῦ
τέλους οὖσι (nahe am Ende sc. ihrer
Entwicklung zur Schlechtigkeit)
νόμων ξητεῖν ὴ ὑπηκόοις εἶναι,
πρὸς αὐτῷ δὲ ἤδη τῷ τέλει ὅρκων
καὶ πίστεων καὶ τὸ παράπαν ϑεῶν
μὴ φροντίζειν, τὴν λεγομένην πα-
λαιὰν Τιτανικὴν ὕσιν πιδεικνῦσι
καὶ μιμουμένοις, ἐπὶ τὰ αὐτὰ πάλιν
ἐκεῖνα ἀφικομένους, wo, wie man
sieht, die titanische Natur den
dureh die Musik Verwilderten in
Rücksicht auf ihre Verachtung der
Gótter (oder auch der Eide und
Treuversicherungen) beigelegt wird.
hi. Zu dieser pleonastischen
LIB. III. CAP. 2. 3. $ 5. 6.
195
IL 6. M. Iusta imperia sunto, ?s5que civis modeste
ac sine recusatione parento: magistratus mec oboedien-
iem ei noxium civem multa, vinculis verberibusve coher-
Wiederaufnahme des Subj. in Ver-
gleichungssátzen, um dadurch den
Gegensatz ^ hervorzuheben, vgl.
Madv. Fin. V. 71. p. 731; Drág. I.
8 37 (der die Wiederholung durch
das Demonstrativ zu eng auf das
Pron. relat. beschrünkt) ^ Ueber
andere Fálle eines pleonast. Gebr.
des Demonstr. s. Drág. ebds. u.
Madv. Fin. V. 22. p. 641.
Cap. IIl. 8 6. iusta vmp. den
Gesetzen gemüss — comn?uncta cwm
legibus; also nicht unbeschrünkt
seien die Gebote der Magistrate.
— Die folgenden Gesetzesbestim-
mungen schliessen sich wieder im
Grossen und Ganzen der róm. Ver-
fassung an.
Magistratus sq. Alle drei hier
genannten Strafmittel: Vermógens-
busse, Verhaftung, Prügel standen
bei den Rómern nur dem magi-
stratus cum imperio zu, und zwar
letztere nur bis zur lex Porcia 198
(ergánzt durch zwei gleichnamige
Lange II.480— 81), wührend deren
Anwendung schon 509 die lex Va-
lería durch Gestattung der Provo-
cation (ne qwis magistratus civem
JHomanwm adversus provocationem
mecaret neve verberaret) einge-
schrünkt hatte; Verhaftung kraft
des Rechtes der prensio auch den
tribuni plebis (L. I. 598), multae dictio,
auch eigentlich ein Attribut des Im-
perium, seit der ler Atermía Tar-
peia 454 allen Magistraten inner-
halbihres Geschüftekreises (L. I. 500).
Auffallen muss daher, dass Cic. die
nach róm. Gesetz ganz unzulüssige
Prügelstrafe den Magistraten vin-
dicirt, und zwar dem Wortlaut
nach anscheinend allen. Doch ist
freilich die Móglichkeit nicht aus-
geschlossen, dass er nur die magi-
stratus sei es cum 1mperio (Consul,
Prütor, Dictator), sei es maiores
(dieselben einschhlesslich der Cen-
soren und des Interrex, L. I. 506 und
223— 24), als Erben der Gewalt des
Kónigs oder magister populi (L. I.
500) magistratus im engeren Sinne,
verstanden wissen will, indem mi-
nores magistratus des flg. Absatzes
die Deutung im Sinne eines Gegen-
satzes wenigstens zuláüsst. Eine
zweite Schwierigkeit liegt in et
noxium. Scheint doch damit eine
richterliche (criminelle) Strafgewalt
zu der disciplinarischen hinzugefügt
zu werden, die wenn sie auch den
Kónigen einst (L. I. 230), ideell
somit auch seinen Nachfolgern, zu-
stand, doch mit der Entwicklung
der Volksgerichte — der Cen-
turiatcomitien für Capital-
sachen, der Tributcomitien
in Multprozessen, bis an deren
Stelle grósstentheils die stándigen
Gerichtscommissionen, quaestiones
perpetuae, traten — faktisch ausser
Gebrauch gekommen war. Die Er-
klàrung dürfte darin liegen, dass
noxius auch Uebertretungen nicht
crimineller Art (Vergehungen resp.
Unterlassungen) wie der Wucher-
gesetze, der lex Licinia de modo
agrorum und andere geringere, deren
Verfolgung vor den Volksgerichten
meistentheils zu umstündlich er-
scheinen mochte, ferner nicht per-
fecte Verbrechen, wie Verschwó-
rungen, deren Ausführung im Inter-
esse des Staates durch Polizeistrafe
gehindert werden musste, ein-
schliesst; endlich dass auch Ver-
brechen leichterer Art oder die da-
für galten, wie stupratio (ein Fall
der Art im Multprozesse Liv. 8. 92;
cf. Το. 1L, 501), Unterschlagungen,
wenn kleinerer Summen, u. a. (L. I.
626) disciplinarisch verfolgt und
ausreichend gesühnt werden konn-
ten.
nec oboed. zu 1. 56.
multa. Das róm. Recht auf
Grund der lex Aternia Tarpeia
ráumte den Magistraten eine un-
provocable multa bis zur Hóhe von
90 Hindern und 2 Schafen (L. II.
495), wofür spüter 3020 As (ib. 498)
als Grenze festgesetzt, ein. Es ist
nicht anzunehmen, dass Cic. die
Magistrategewalt schmülern und
18"
196
DE LEGIBUS
ceto, ni par maiorve potestas populusve prohibessit, ad
quos provocatio esto.
Cum magistratus iudicassit inro-
gassitve, per populum multae poenae certatio esto. Mili-
jede multa der Provocation unter-
werfen wollte. | Uebrigens galt
gegen diese wie gegen die eben-
alls unprovocable Freiheitsstrafe
(I. 429 IL. 468.) der Schutz der par
maiorve potestas (L. 1. 501). In
genauer Sprache heisst den Schutz
eines Beamten (insbesondre Tribu-
nen) anrufen appellare, provocare
ad die Entscheidung des Volkes.
prohibessit, wie nachher udi-
cassit, irrogassit, imperassit zu 11.
21 iussit.
Cum mag. sq. enthàült die An-
gabe des nach erfolgter Provocatio
ad populum einzuhaltenden, im róm.
Staate üblichen, Verfahrens. Das-
selbe bestand immer darin, dass
der vom Magistrat belangte homo
noxius in 3 Terminen vor das Volk
beschieden wurde, um sich gegen
die Anschuldigung jenes zu ver-
theidigen und dem Volke die Ge-
legenheit zu geben, die Sache zu
untersuchen, anquirere. Die beiden
ersten Contionen hatten nur den
Zweck einer Voruntersuchung und
endeten wie auch die dritte mit
einer prodictio diei. Erst in der
dritten gab der Magistrat sein provo-
cables iudicium ab. Dann wurde
der summus tudicii dies (um 30 Tage
nachher, wührend zwischen den
früheren Terminen nur ein Zwischen-
raum von wenigen Tagen üblich)
anberaumt, an welchem nach noch-
maliger anquisitio das Volk in
Comitien abstimmte. Für diese
Schlussverhandlung galt der Name
multae resp. poenae certatio L. II.
p. 417; 470—71; 606 flg.
Inrogare entspricht offenbar dem
multae, in welcher Verbindung es
stehend, s. L. I, 599; II. 495 (nur
ausnahmsweisein diesem Sinne auch
iudicare ib. ἃ, 1. 599 extr), wie
iudicare, dessen Verbindung mit
capitis regelmüssig war, L. II. 496 in.,
dem poenae. — Was übrigens den
Inhalt von poena, also den Gegen-
stand von iudicare, betrifft, so muss
nàch dem Zusammenhang hier wohl
zunüchst an verbera gedacht wer-
den, obwohl es dem istrate in
einem Provocationsprozesse ebenso
freistand, auf capitis sei es des
physischen durch Tódtung oder des
bürgerlichen durch aquae et ignis
interdictio zu erkennen, da sein Er-
kenntniss ja nichts weiter als ein
Scheinurtheil, eine motivirte An-
klage, war (L. I. 429; II. 470—717;
495).
per populum. Ebenso auffüllig
wie hier steht per ὃ 11 de capite
civis nisi per maximum comitiatum
ollosque quos censores in partibus
populi locasint ne ferant. Am wahr-
scheinlichsten finde ich den Sinn
von vermittels d. h. unter Befragung,
Anrufung, von, oder — was sich
mit dieser Auffassung berührt —
auf dem Wege --- eines Volks-
Ace (uim — Volksgerichtsver-
ahren), des comitiatus maximus
d. h. des in Klassen gegliederten
Volkes — also halb eS (Tursell.
IV. 443 sq.). Móglich dass Cic.
ühnliche Verbindungen in alten Ge-
setzen vorgeschwebt haben.
Militiae sq. Dem Heere gegenüber
war das Imperium des Consuls oder
Prütors (denen in dieser Hinsicht
gleichstanden Proconsul und Pro-
praetor) der Provocation nicht unter-
worfen, sodass es das volle ius
vitae necisque umfasste (L. I. 525;
565) Dem entsprach àusserlich,
dass, wührend Consul und Praetor
(ersterer 12, letzterer 6 Lictoren)
seit der lex Valeria de provocatione
innerhalb der Bannmeile nur die
fasces, nicht die Beile führen durften,
sie ausserhalb derselben auch die
Beile führten, Die Gewalt des
optima lege bestellten Dictators d. h.
rei gerendae causa — nicht belli
gerendi, comitiorum habendorum,
clavi figendi, ludorum faciendorum,
cett., causa — war überhaupt eigent-
lich unprovocabel L. I. 547 sq.,
weswegen er auch in der Stadt die
Beile führte (wozu noch ein an-
deres Vorrecht vor den übrigen
LIB. HI. CAP. 3. 8 6.
191
liae ab eo qui ηρεγαδιὶέ provocatio nec esto, quodque is,
qui bellum geret, imperassit, ius ratuwumque esto.
Minoris magistratus partiti iuris, plures àm ploera,
istraten, ausser den Censoren
und í£ribuni plebis, das der Unan-
klagbarkeit nach Ablauf der Amts-
zeit, die die magistratus maiores nur
wáhrend der Amtszeit, die übrigen
gar nicht, besassen, kam, L. I. 501;
507; 548); doch gaben die paíres
der die allgemeine Gültigkeit der
ler Valeria prátendirenden plebs
dahin nach, dass sie für jeden ein-
zelnen Fall in der ler curiata de
imperio (denn die Uebertragung des
imperium an die Magistrate stand
durch alle Zeit den Curiatcomitien
zu) das ius mecis des Dictators
innerhalb der Bannmeile suspen-
dirten (L. IL. 474). Militiae ohne
Corresponsion mit domi, wie unten
8 8 u. belli Rep. 2. 56; s. Müller
zu Lael. 51 Seyff. 2. Bearb.
Minoris magistratus sq. alle die-
jenigen, welche ursprünglich von
Dienern und Stellvertretern des
Kónigs, die von ihm ernannt waren,
ausgeübte oder analoge Functionen
haben, sind im strengen Sinne keine
magistratus (L. 1. 506). Sie galten
erst als solche, seitdem die hóheren
Magistrate auf die eigenmüchtige
Ernennung derselben verzichteten
und ihre Wahl den Tributcomitien
— in denen sie einschliesslich der
aediles curules sàmmtlich gewáühlt;
die hóheren dagegen in den Cen-
turiateomitien — oder eigentlich
die Bezeichnung derer, die sie zu
ihren Unterbeamten ernennen soll-
ten, überliessen. Denn es bedurfte
die Wahl immer noch der Legiti-
mirung durch die vom Magistrat
cum imperio zu beantragende lex
curiata de imperio (ebds. ἃ. 1, 644).
Doch erhoben sich im Range über
die übrigen zu einer Art Mittel-
stellung die Aedilen und Quüstoren
(quorum certus est ordo), welche im
gewóhnlichen Sprachgebrauch 80-
gar den minores entgegengesetzt
wurden, L. L 507, (Zu keiner der
beiden Kategorien gehóren die tri-
buni plebis, ib). In der folgenden
Aufzühlung findet sich eine doppelte
Abweichung von der róm. Magi-
stratsordnung 1, dass die íribuni
militum hinzugefügt sind, die, da
sie nicht das allgemeine Magistrats-
recht multae dictionis, auspiciorum
(8 10), edécendi (der Erlassung von
Verordnungen in Bezug auf ihre
Amtsführung), contionis (vorm Volke
zu reden), L. I. 502, überhaupt keine
eigentliche potestas, vom Volke be-
stimmt abgegrenzte und diesem ver-
antwortlnche Gewalt, hatten, auch
nicht alle vom Volke gewühlt (tri-
buni ml. comitiati), sondern zum
Theil (8 von den auf 4 Legionen
kommenden 24 Liv. IX. 30. 3) vom
Feldherrn ernannt (Z'ufuli) wurden,
keine eigentlichen magistratus sind.
2. dass die quatiuorviri viis n wrbe
pwurgandis ἃ. dwuwmwviri vis extra
urbem pwurgandis, L. 1. 654, sowie
natürlich die quattworviri $wri di-
cundo od. in Campaniam, V erwalter
der Jurisdiction in den ihrer Selbst-
stándigkeit beraubten campanischen
Stádten an Stelle des praetor wr-
banus, L. L 649, welche in einer
auf allgemeine Bedingungen ge-
gründeten Verfassung keinen Platz
hatten, (auch schon in der Kaiser-
zeit mit sammt den dwwmviri aus
dem Kreis der niederen Magistra-
turen, welcher sich so von dem
republikanischen vigintisexviratus,
wobei die Quàástoren und íribwni
militum nicht mitgerechnet sind,
auf einen vigintiviratus reducirt,
Tac. Annal. II. 29 Nipperd., weg-
fallen) ausgelassen sind. A
partiti uris plures in ploera kann
nur im Gegensatz zu den magi-
stratus cum imperio stehen, deren
Competenz als Erben der Kónigs-
gewalt ideell unbeschránkt war und
auf alle Gebiete, sich erstreckte,
wenn &àuch bei den Consuln die
oberrichterliche Gewalt, bei den
Prütoren die militárische, finanzielle,
geseizgeberische — suspendirt war.
Doch konnten theils Umstünde
theils ein Senatsbeschluss den ruhen-
den Theil der Kónigsgewalt wieder
198
DE LEGIBUS
sunto: militiae, quibus iussi erunt, imperanto, eorumque
tribuni sunto; domi pecuniam publicam custodiunto;
aufleben lassen, ein Consul auch
als Oberrichter in Wirksamkeit
treten (z. B. auf Grund eines S. C.
videant coss. ne quid ...), L. I. 5217,
ein Práütor finanzielle, polizeiliche
und alle Functionen des Consuls ver-
richten (nüàmlich in Abwesenheit
beider Consuln, wo er mwnus com-
sulare sustinebat), L. I. 564, ja auch
die militàrische Seite des Imperium
ausüben, ib. 565, welche umfassende
Macht er stets als Provinzialstatt-
halter bethátigte. — Uebers.: ,,Die
geringeren Obrigkeiten sollen von
getheilter Gerechtsame, mehrere für
mehrere Theile (Rechtsgebiete, Wir-
kungskreise) sein*' nicht dass der Sinn
würe:jede Magistratursolle aus meh-
reren Gliedern entsprechend der
Mehrheit ihrer Geschüfte be-
stehen (wie F. anzunehmen scheint),
sondern: es sollen mehrere Magistra-
turen für eine Mehrheitvon Ge-
schüftskreisen, in welche das
ganze Machtgebiet der niederen Ma-
gistrate zerfüllt, sein. Construirt man
partiti in plura mit Beseitigung des
Kommas, 80 kommt folgender schiefe
Sinn heraus: es sollen mehrere Magi-
straturensein mitje einerin verschie-
deneTheilezerfallendenA mtsgewalt.
ploera für plura, wie oenus,$ 9, für
wnus, coerator, coerare, oesus, 8 10,
für cwrator, curare, usus, und sonst
0e für «w s. Schweiz.-Sidl. 8. 7.
militiae sq. Im Kriege sollen sie
(die für diesen verwendeten) den Be-
fehl über diejenigen führen, über die
es ihnen (vom Oberbefehlshaber) auf-
etragen ist — sodass welche Art von
'ruppen, ob Feld- oder Besatzungs-
truppen etc., und welche Anzahl,
ob eine Legion oder einen Theil
und welchen Theil derselben, sie
commandiren sollen, von der jedes-
maligen Bestimmung des Feldherrn
abhüngen, nicht ein für allemal
feststehen soll — und sollen deren
Tribunen sein. Die letztere Be-
merkung scheint nur zur Einführung
des Namens der betreffenden Mili-
tüárobrigkeit hinzugefügt zu sein,
was nothwendig erscheinen mochte,
weil die Angabe der Function es
nicht so deutlich wie in dem Fol-
genden erkennen lüsst, welche ge-
meint sei Liessen sich doch die
Worte: quibus — imperanto z. B.
auch auf Legaten beziehen. [Eine
andere Auffassung der Stelle, durch
die die nicht zu leugnende Leerheit
der letzten Worte vermieden würde,
würde diesein. Zu ihnen sollen die
Tribunen gehóren. Aber wer sind
dieanderen magg.minores? Bekannt
sind uns auf militürischem Gebiete
als solche die Quüstoren, die aller-
dings nicht blos die Verwaltung
der Kriegskasse, sondern evt. auch
ein Commando in der Schlacht
führten (Rückert Róm. Kriegsw.
Berl. 1850 p. 12; Lange I. p. 633).
Aber wührend auf letztere Thàütig-
keit quibus imperare iussi er. passen
würde, würde es nicht auf erstere.
Besser würden die legati passen,
die zwar im strengen Sinne ebenso
wenig Magistrate sind, wie die
Tribunen, Ja noch weniger, weil sie
stets vom Feldherrn im Auftrage
des Senats ernannt wurden (Rück.
ib.) Minores aber würden sie un-
bedingt sein, trotzdem sie oft Con-
sulare (wenigstens quaestorii) waren
und in der Regel (Cic. Fam. XII.
30. 7) in letzter Zeit 2 Lictoren
hatten, schon um ihrer Ernennung
willen, überhaupt aber wegen der
Aehnlichkeit ihres Verhültnisses mit
dem der magistri equitum. (Vgl.
unten 8 9 ἃ. L. I. 555—557. Dass
Consulare sogar ein Kriegstribunat
unter Umstünden wieder über-
nahmen, lehrt Plut. Cat. Maj. 12.
Cic. Cat. Maj.32.) Andre den Kriegs-
tribunen gleichstehende Befehls-
haber waren praefectus castrorum,
fabrum, equitum (sociorum), duoviri
navales, letztere auch, wie die Mili-
tártribunen in den Tributcomitien
gewáühlt, s. Mommsen-Marq. 11. 1,
p. 566. Trotzdem wird man um
der unten vorkommenden fast gleich-
lautenden Worte: plebes qwos pro
86 creassit, tribuni eius sunto
$3 9 der ersteren Auffassung den
Vorzug geben müssen.]
domi pec. sc. Quüstoren, ursprüng-
LIB. HL CAP. 3. $ 6. 7.
vincula sontium servanto,
199
capitalia vindicanto; aes
argentum aurwumve publice signanto; litis contractas
iudicanio; quodcumque senatus creverit agunto.
τ. Suntoque aediles curatores wrbis annonae ludo-
lieh zwei, seit 421 vier, seit 267
acht, von Sulla auf zwanzig, von
Caesar auf vierzig vermehrt, hatten
die Aufsicht über das aerarium: die
Rechnungsführung über die Ein-
nahmen und Ausgaben des Staates,
die Abführung der einkommenden
Gelder in den $Staatsschatz (im
Tempel des Saturn, wo zugleich
die Fahnen aufbewahrt und das
Staatsarchiv, 8 11, sich befand,
beides ebenfalls unter ihre Aufsicht
gestellt) und die Auszahlungen an
die verschiedenen Hessorts. Die
erhóhte Zahl war nothwendig ge-
worden durch die Ausdehnung des
Reiches, indem zwei in der Stadt
(urbani), drei in Italien (zu Ostia,
Ariminum, Cales) stationirt wa-
ren, ausserdem jede Provinz einen,
Sicdlien zwei (in Syrakus und
Lilybàum) hatte, und mehrere zur
Disposition der Heerführer bleiben
mussten. L. I. 8 87.
vincula — vindicanto: triumviri
capitales (früher nocturni) hatten die
Aufspürung der Verbrechen, Exe-
cution der Todesurtheile, im
Auftrage Verhaftung und Einkerke-
rung, Aufsicht überdie Gefáng-
nisse -— neben ihrer ursprüng-
lichen Sorge für die Sicherheit in
der Nacht, insbesondere der Lósch-
ung von Feuersbrünsten, L. I.$ 88. 3.
Capitalia Todeswürdiges vindicare
bestrafen sc. mit dem Tode.
ae8 — signanto: triumviri mone-
tales (aeri argento auro flando feri-
undo) hatten ihren Namen von der
Münzstátte im Tempel der luno
Moneta auf der Arx. L. 1. $ 88. 4.
litis — iudicanto: decemviri stliti-
bus iudicandis, die àltesten der magg.
minores, ursprünglich von den ftri-
buni plebis eingesetzte Richter in
Füllen, wo ihr auxilium angerufen;
diese richterliche "Thátigkeit be-
hielten sie in Freiheiteprozessen;
dann Gerichtsvorstand in Centum-
viralgerichten und nur in dieser
Beziehung Magistrate. (Centumviri
waren aus den Tribus gewáühlte
Richter für actiones in rem — deren
Gegenstand eine Sache, nicht eine
persónliche Verpflichtung, Obliga-
tion, ist — besonders für Erb-
schaftsprozesse. Hein p. 870 flg.).
Der wenig bestimmte Ausdruck
C.'s.: sie sollen entstandene Rechts-
streite aburtheilen geht auffálliger-
weise auf ihre richterliche, anstatt
auf ihre obrigkeitliche Wirksam-
keit. Vgl. L. I. 8 88. 1.
quodcumque sq. betrifft die vor-
hergenannten Magistrate allesammt.
$ 7. aediles, so benannt von
ihrer archivarischen Aufsicht über
die Plebiscite im Tempel der Ceres,
die sie anfangs als Diener der Tri-
bunen hatten, bis dieselbe mit der
gesammten Archivverwaltung an
die Quástoren überging, gab es zwei
plebeii und. zwei curules, von denen
letztere ^ A&usserlich ausser der
sella curulis den Vorzug der íoga
praetexta und des ius imaginum,
sachlich der Jurisdiction in Han-
delsprozessen hatten. Gemeinsam
hatten sie die cwra wrbis d. h.
die Aufsicht (über Strassen und
Plátze, über aedes sacrae u. pri-
vatae, kurz die Strassen- und Bau-
polizei (in letzterer Beziehung sich
mit den Censoren berührend, doch
mit dem Unterschiede, dass diese
für die Anlage der erforderlichen
Bauten, jene für den richtigen Ge-
brauch derselben sorgten), in ge-
wissem Sinne auch eine Gesund-
heits- und Sittenpolizei, zwar keines-
wegs exclusiv, sondern sie mit den
andren Magistraten theilend, prak-
tisch jedoch vorzugsweise bethàü-
tigend (L. I. 626, wie überhaupt
8 86); dann die eura annonae d, h.
für Zufluss und Billigkeit von
Lebensmitteln (in Verbindung mit
der Aufsicht (über den sonstigen
Marktverkehr, wie über Vieh- und
Sklavenhandel); endlich cura ludo-
rum $0ll., in welche die cwrules u.
plebeii sich so theilten, dass erstere
200
DE LEGIBUS
rumque sollemnium, ollisque ad honoris amplioris gra-
dum is primus ascensus esto.
Censoris populi aevitates, suboles, familias pecunias-
die iudi Romani und Megalenses,
letztere die Plebeii besorgten, wüh-
rend an den Cereales und Florales
beide betheiligt gewesen zu sein
scheinen. (Ueber andere dürfte
nichts feststehen, ausser dass die
ludi Apollinares vom Praetor ur-
banus gegeben wurden.) Dieser
Theil der Sorge verschaffte ihnen,
da die vom Staate dafür ausgewor-
fenen Summen sich bald als unzu-
reichend erwiesen, die günstigste
Gelegenheit, sich durch glünzende
Freigiebigkeit dem Volke für die
Bewerbung um die hóheren Aemter,
Prütur und Consulat, zu empfehlen.
In diesem letztren Sinne nun, dass
die Aedilitüt den Zugang zu hóheren
Magistraten eróffne, fasst L. l. 629
die Worte: ollisque ad ... Aber
imig. Es scheitert diese Auffassung
durchaus an primus. Denn würe
ascensus Vorstufe (Ausgangspunkt),
so müsste es eine zweite geben,
die nicht erfindlich. | Denn
solche kann auch das Volkstribunat
nicht angesehen werden, da man
sich sowohl vor als nach der Aedili-
tàt darum bewerben konnte, es
überhaupt der Bewerbung um einen
mag. maior nicht vorangegangen
zu sein brauchte (L. I. 513). Nimmt
man aber primus in dem Sinne von
erst, wie einige thun, s0 muss ausser
sprachlichen Gründen das dagegen
eingewendet werden, dass unmóg-
lich die gróssere Zahl der Prütoren-
stellen besetzt werden konnte, wenn
erst die Aedilitüt den Aedilen ein
Anrecht zur Bewerbung um die
Prütur gegeben, wenn ihnen dies
Recht nicht evt. auch ein niedrigeres
Amt oder das Tribunat, falls sie es
vorher bekleidet und damals schon
p hütten, gewührt hütte, Die
orte nun richtig gefasst kónnen
nichts anderes bedeuten als: jene
(die Aedilen) sollen in diesem Amte
den ersten Anstieg zu einer an-
&ebnlicheren Amtsstufe haben d. ἢ.
sie sollen mit der Aedilitit zum
erstenmal eine glünzendere Ehren-
stufe erklommen haben. Darnach
wird die aedilitas selbst für einen
amplior honoris gradus erklürt, und
nicht ihr praetura und consulatus
als solcher entgegengestellt. Das
Recht zu dieser Rangordnung kann
Cic. auch nicht abgesprochen wer-
den, da einerseits amplior noch
nicht geradezu identisch mit maior
ist, welches im officiellen Stil einen
beschrünkteren Sinn hat, anderseits
die Ehrenzeichen, die einem Theile
der Aedilen zustanden (sella curu-
lis ete.) dies Amt wirkhlnch als ein
glánzenderes und bedeutenderes er-
scheinen liessen (cf. Hor. Od. I. 1.8
tergeminis honoribus).
Censoris sq. Vgl. L. 1. 8 84.
Nach Aufstellung einer formula
censendi, den Verrechnungsmass-
stab enthaltend, nahmen diese auf
dem Campus Martius vor ihrem
Amtslocal, der von den zweiten
Censoren erbauten Villa publica,
den Census ab (c. agere), wobei die
einzelnen patres familias tributim
aufgerufen wurden und an Eides-
statt (ex cmimi sententia) die Fra-
gen nàch dem Namen, Vater und
Alter, Frau und Kinder», Wohn-
or& und Vermógen sowohl hin-
sichtlich des Sklavenbestandes (fa-
milia) als nach dem anderweitigen
-—— nicht in dem engeren Sinne
eld, der nicht einmal der ur-
sprüngliche, welcher Viehbestand,
sondern in dem weiteren für sümmt-
liche bewegliche wie unbewegliche
Habe, cf. Klotz Lex.) beantworteten
— desgleichen die tutores im Na-
men der orbi und viduae — theils
zur Feststellung des verhültniss-
máüssigen Antheils an der Krieg-
steuer, tributum (von Seiten des
Empfüngers stipendiwm), das aber
seit der Heimführung der unermess-
lichen macedonischen Beute durch
Aemilius Paullus 167 nicht mehr
erhoben wurde, resp. an dem aes
equestre — zur Equipirung der cen-
turiae equitum — der aerarii, dem
aes hordearium — zum Unterhalt
LIB. III. CAP. 3. $ 7.
201
que censento, urbis templa, vias, aquas, aerarium, vecti-
galia iwento, populique partis in tribus discribunto,
der Pferde — der orbi und viduae,
dem aes uxorium der caelibes (L. 1.
$ 65), theils des Masses der per-
sónlichen Dienstpflicht im Heere
und des Platzes in den Tribut- und
Centuriatcomifien (Tribus u. Klasse
des filius familias bestimmte sich
nach der des pat. f.).
Ferner beaufsichtigten sie die
wichtigsten Ausgabeposten, über-
wachten und leiteten die Instand-
haltung und den Neubau (sarta
tecta exigere, den baulichen Zustand
prüfen, von bestehenden Gebáuden,
oder neuen, ehe sie abgenommen,
der technische Ausdruck dafür) von
Tempeln, Basiliken, "lheatern,
Porticus, von Fora und sonstigen
óffentlichen Plàtzen, von Land- u.
Heeresstrassen (die Pflasterung
der stádtischen besorgten die Aedi-
len, von Wasserleitungen,
Kloaken, Mauern, Háfen und
Brücken. (Die Hdschrr. lassen vor
templa auf den Ausfall eines Wor-
tes schliessen. Das von Bake ver-
muthete, von V. aufgenommene,
tecta ist unpassend, da, wie schon
F. bemerkt, eine wenigstens directe
Aufsicht über Privatgebáude ihnen
nicht zustand, óffenthche aber mit
tecta schlechthin micht bezeichnet
sein kónnen. Mehr hat das von
F. vermuthete loca für sich, da
auch Liv. 42. 3. 7 das loca tueri
zu ihren Amtspflichten zàhlt. ΟΥ̓.
L. L 590). Ferner trafen sie vor-
bereitende Massregeln bei Aufstel-
lung des Einnahme- und Ausgabe-
budgets, indem sie die Erhebung
der Staatseinkünfte aus Z901-
len, vectigalia, den Hafen-
züllen, portoría, für Benutzung des
óffentlichen Weidelandes (pascua),
scriptura, denjenigen vom ager
publicus, Seen, Bergwerken, der
Salzsteuer, der vicesima mamnumis-
sionum, vor allem den decumae des
Provinzialbodens an einzelne Capi-
talisten oder Gesellschaften, publi-
cani, stets dem Hitterstande an-
gehórend, meistbietend; ebenso die
von Staatswegen zu bezahlenden,
Lieferungen — mit Ausnahme des
Soldes, aes equestre u. hordearium
— an die Mindestfordernden ver-
pachteten.
tuento cf. partiunto; 8 11 pa-
tiunto.
populique paries — discribunto
— (n tribus discribentes partiunto.
Tribus, locale Bezirke, ursprüng-
lieh vier, vom Servius Tullius zum
Zweck der Abschátzung (nicht zu
verwechseln mit den drei gentilen
der Ramnenses, Titienses, Luceres)
eingesetzt: Palatina, Subwurana,
Collina, Esquilina; 494 auf einund-
zwanzig, zuletzt auf fünfunddreissig
erhóht. Von ihnen waren die ru-
sticae weit angesehener als die vier
wrbanae, unter denen wieder am
niedrigsten die Esqwilina und Col-
lina standen. Libertini (deren Kin-
der aber als ?ngenui galten) wur-
den im Allgemeinen in die stádti-
schen eingeschrieben. Nur solche,
die Kinder und Grundeigenthum,
zumal den Census der 1. und 2.
Klasse, hatten, pflegten von den
Censoren, deren Praxis aber keine
gleichmáüssige war, in die íribus
rusticae aufgenommen zu werden
(L. 1. 381 flg.; 11. 258 flg. 445).
Als die Italer hinzukamen, wurden
sie anfangs nach der lev Iulia (L.
III. 109) auf acht dazu ausgelooste
alte Tribus vertheilt (manche Cen-
soren liessen sie aber in 10 oder
15 besonderen Stimmkórpern ab-
stimmen, ib. 111), spüter durch die
lez Sulpicia 88, die, bald darauf
aufgehoben, 84 restituirt wurde,
auf alle 35. Ganz ausgeschlossen
von den Tribus wie von den Cen-
turien waren die aerarii, theils aus
unterworfenen Vülkerschaften be-
stehend, zuerst den Caerites, theilg
aus Bürgern, die wegen schlechter
Aufführung von den Censoren des
Stimmrechtes und Heeresdienstes
für unwürdig gehalten wurden.
.Kine solche von den Censoren ver-
hüngte Degradation hiess aerarium
facere oder in Caeritum tabulas
referre, auch wohl tribu movere,
202
exin pecunias, aevitatis, ordinis partiunto,
obwohlletzteresim strengen Sprach-
gebrauch die Bezeichnung einer
gelinderen Rüge, der Versetzung in
eine í£ribus urbana, ist. L. 1. 371;
381; 582.
exin pec. In der Reihenfolge
dieser Bestimmung findet L. I. 369
die Andeutung, dass die Schatzung,
wie übrigens geschah, auf die
Tribuseintheillung basirt werden
solle. Diese Ansicht kónnte aber
nur unter der Voraussetzung rich-
tig sein, dass C. hier von der
Schatzung handelte, was unmóg-
lich, da von dieser schon die Rede
gewesen. Vielmehr beziehen sich
diese Worte nicht mehr auf die
Schatzung als solche, sondern (wie
auch partiunto deutlich zeigt) auf
die darauf gegründete Centuriat-
verfassung; das erin aber enthült
die Andeutung, dass dieser die
Tribuseintheilung — vorangegangen
sein müsse, was zum Beweise dient,
dass C. hier nicht mehr die Ser-
vianische Centurieneintheilung, son-
dern die reformirte und in Verbin-
dung mit den Tribus gebrachte, im
Sinne hat, über welche zu vgl. L.
II. 8 123, Die Servianische nüm-
lieh aus 80 Centurien der 1., 20
der 2., 20 der 3., 20 der 4., 30 der
5. Klasse, von denen je die Hülfte
seniores, die andere iuniores waren,
ferner aus 18 Reitercenturien, 2
Centurien von Handwerkern, fabri
tignarii und aerarii (die wie die
Reitercenturien mit der 1, Klasse
zugleich stimmten) 2 von Musi-
kanten, cornmicines und tubicines
(die mit der 5. zugleich stimmten),
zusammen aus 192 bestehend, zu
denen spüter noch die centuria ca-
pite. censorum hinzukam, war zur
Brechung des überwiegenden Ein-
flusses der 1. Klasse, also im demo-
kratischen Sinne, in der Mitte des
3. Jahrh. dahin abgeündert worden,
dass jede Klasse gleichmüssig in
jeder Tribus mit je einer centuria
seniorum und Zwniorum vertreten
war, somit jede Tribus 10 Centu-
rien aller 5 Klassen enthielt, alle
35 Tribus 350 Centurien umíassten,
sodass mit Einschliessung der Rei-
DE LEGIBUS
equitum
ter- und 5 Zusatzcenturien, deren
Zahl unveründert blieb, die Cen-
turiatcomitien in 373, also fast die
doppelte Zahl von Centurien, zer-
fielen. In pecuniae würde dem-
nach offenbar die Bezeichnung der
Klassen, in aevitates die der Ab-
theilungen der iuniores ἃ. seniores
enthalten sein. Grosse Schwierig-
keiten aber erheben sich bei dem
Folgenden. Was verstehen wir
unter ordines? Als ordines kennen
wir einen senatorius, equester, den
der übrigen cives ingenui, der liber-
tini, aerarii, ja seitdem die Ge-
richtsbarkeit mit den equites und
senatores — durch die lex Aurelia
iudiciaria i. J. 70, L. 1. 366 — die
tribuni aerarii (diese, auch curatores
tribuum genannt, ehemals dem Kó-
nige, spáter den Censoren bei der
Vorbereitung des Census behülf-
lich, besorgten die Eincassirung des
Tributum und ursprünglich, was
spüter die Quüstoren thaten , auch
die Vertheilung des Soldes an die
Soldaten; durften, da sie diesen für
den Sold durch pignoris capio haft-
bar waren, nicht unvermógend sein,
L. 1. 375; 398 flg) theilten, auch
dieser. An die Libertinen zu den-
ken verbietet, dass die Tribusein-
theilung schon vorausgesetzt ist,
diese aber eine vorhergehende Son-
derung der Libertini zur Bedingung
hat. Dasselbe spricht auch gegen
die Aerarier. Der Beziehung auf
den Senat scheint das enígegen-
zustehen, dass die mit dem regimen
morum verbundene negative Seite
der Bildung des Senates durch Aus-
stossung gleich darauf erwühnt,
die positive aber durch Aufnahme
in ihn den Censoren $ 10 ezque
iis senatus esto, cf. 8 27, entzogen
wird. Indes schliesst das freilich
den formellen Act der Registrirung
durch die Censoren nicht aus, der
hier gemeint sein mag, der ja auch
nach dem entsprechenden Sulla-
nischen Gesetze, welches allen
quaestorii den Eintritt in den Se-
nat eróffnete, so wie es sich nach
dessen Tode und nach Wiederher-
stellung der Censur in Kraft er-
LIB. III. CAP. 3. $ 7.
halten hatte, in dem Grade für be-
deutungsvoll galt, dass die wáhrend
eines Lustrums abgehenden qwae-
storii zunàchst nur das ?ws senten-
tiae dicendi erhielten, zu wirklichen
Senatoren erst durch die nàáchst-
folgende lectio senatus wurden, L.
IL. p. 320. Dann kàme der ordo
equester in Betracht. A beristdieser
nicht schon mit dem vorhergenann-
ten Prinzip: pecunia begriffen?
Wurde doch zum ordo equester
jeder gezáhlt, der das Zehnfache
des Minimalsatzes der 1. Klasse
von 100,000 Às, nümlich 1,000,000
As oder 400,000 Sest. hatte, sowie
zum ordo der Aerartribunen, denen
derselbe Grund entgegenzustehen
scheint, wer das Dreifache jenes
Satzes: 300,000 As (L. I. 366) hatte.
Indessen lehrt eine andere offenbar
correspondirende Stelle, p. Flac. 15,
iributum εἰ centuriatim | discriptis
ordinibus, classibus, aetatibus,
dass pecunia in beschránktem Sinne
enommen ist und nur das Prinzip
für die Festsetzung der Klassen
enthalten soll. Zwei Gründe aber
sind es, die dem ordo equester in
diesem Sinne entgegenstehen: 1,
dass er in keiner Beziehung zur
Centuriatverfassung, für die doch
offenbar in ordines eine Bestim-
mung hinzukommen soll (was, wenn
es irgend zweifelhaft sein konnte,
unten $ 44 durch die fast gleich-
lautende Stelle: descriptus populus
censu, ordinibus, aetatibus d. h.
centuriatim plus adhibet ad suffra-
gium consilii quam fuse in tribus
convocatus erhártet wird), steht —
und dasselbe gilt auch gegen den
ordo der Aerartribunen —, wenn
anders, wie alle tribuni aerarii, 80
ein grosser Theil des auf dem Census
beruhenden ordo equester sich in
der ersten Klasse der pedites be-
fanden, von den übrigen derselben
wohl in anderen Beziehungen, aber
nicht für die Gliederung der Cen-
turiatcomitien geschieden. ^ Denn
die 18 NHeitercenturien umfassten
durchaus nicht alle mit dem census
, $ondern nur diejenigen,
welche vom Censor in dieselben —
vorzugsweise nach Adel und Tüch-
tigkeit, nicht πλουτίνδην — auf-
203
genommen waren und den eqwwus
publicus erhalten hatten, sowie —
da sie spáter nicht mit dem Hee-
resdienst mehr zusammenhingen —
des besseren Stimmrechtes wegen
auch alle Senatoren, allerdings nur
bis zur Zeit der Gracchen, welche
jene in die erste Klasse der pedites
zurückversetzten. Der 2. Grund ist
der, dass dann die folgende Be-
stimmung: eqwitum — prolem de-
scribunto inhaltslos würde, weil ja
alle ?wn?ores dieses ordo eben die
proles equitum, die Heeresreiterei
s. unten, ausmachen und mit ihr
zusammenfallen. Wenn wir dem-
nach von dem gewóhnlich mit ordo
equester bezeichneten Ritterstand
(hervorgegangen aus den seit Ca-
millus equo privato zu dienen Ver-
pflichteten, daher im engsten Zu-
sammenhang mit der Heeresverfas-
sung stehend) absehen müssen, so
bleibt nichts übrig, als die equitum
centuriae, die von einer gewissen ἢ
Zeit an auch als ordo gefasst wur-
den — s. L. IL p. 21 — dann
den ordo senatorius, dem Cicero
gewiss die vorgracchische Ehren-
stellung eingeráàumt wissen wollte,
s. Rep. IV. 2. 2, sodass er schon
dadurch eine Beziehung zu der
Centuriatverfassung hatte, mehr
aber noch, wenn ihm Cic. etwa be-
sondere Centurien vorbehalten wis-
sen wollte, endlich die pedites, so-
mit drei ordines, zu verstehen.
Dieser Theil wird vernunftgemüss
hier ans Ende gestellt, weil die
equitum centwriae immer aus den
Bürgern der 1. Klasse entnommen
wurden und ausser den Senatoren
nur iwniores enthielten, somit die
Eintheilung nach Census und Alter
zur Voraussetzung hatten. Daran
schliesst sich equitum peditum-
que prolem describunto. Dies
geht nicht mehr auf die Gliederung
der Centuriatcomitien, sondern auf
die Heereseintheilung. Nach der
Feststellung der Abtheilungen der
Centuriatcomitien sollen die Cen-
soren aus der 1, Klasse alle die
zum Heiterdienste verpflichteten
iuniores (auf Grund des Census)
aussondern und somit die Liste
derer, welche in der Heiterei und
204
DE LEGIBUS
peditumque prolem describunto, caelibes esse prohibento,
mores populi regunto, probrum in senatu ne relinquonto:
bini sunto, magistratum quinquennium habento: reliqui
magistratus annui sunto: eaque potestas semper esto.
im Fussvolke zu dienen hatten, fest-
stellen.
proles hier für iuventus, ein Ha-
paxlegomenon. Das bei Klotz Lex.
dafür noch angeführte Beisp. Verg.
Aen. X. 429 sternitur .Árcadiae
proles passt nicht, da man hier mit
der gewóhnlichen Bedeutung —
progenies auskommt. ^ Dagegen
" scheint es angemessen, auf denin der
Terminologie der Servianischen Ver-
fassung üblichen Gebrauch von im-
proli oder improles für impuberes
(orbi, pupilli) hinzuweisen, das von
L. I. p. 344, cf. 350, freilich dahin
erklüàrt wird, dass es solche be-
zeichne, welche noch keine proles
haben kónnen. Warum aber nicht
solche, die noch keine proles sind,
wenn anders durch diese Stelle der
Sinn von Herangewachsenen,
puberes, erwiesen, und derselbe sich
etymologisch mit dem Worte eben-
sogut vertrügt, wie der von Her-
vorgewachsenen, d, h. Sprossen,
Nachkommen? Den spüteren Sinn
von proles mochte ursprünglich nur
suboles haben, proles ihn erst mit
der Zeit katachrestisch angenommen
haben.
caelibes erfuhren bei den Rómern
eine doppelte Strafe durch Aufer-
legung des aes uroriwm (s. oben,
L. 1. 407) und durch ποία (notio,
notatio, animadversio) censoria, in-
dem die Censoren davon ausgingen,
dass Ehelosigkeit den Nationalwohl-
stand schüdige, zu dessen Schützern
(aerarium tuento) sie berufen. L. I.
583. Aus gleichem Grunde bestraften
sie kraft ihres regimen morum Ver-
nachlüssigung der res familiaris,
insbesondere des Ackerbaus, Ehe-
scheidungen, Missbrauch der patria
und dominica (über Sklaven) po-
testas, Vernachlüssigung der Fa-
miliensacra, Luxus durch die ihnen
zustehenden bekannten Mittel des
aerarium faciendi, tribu movendi
(s. oben), equum adimendi (vende
equum — geht auf die Ausstossung
aus den Rittercenturien, nicht aus
der Heeresreiterei — opp. traduc e.),
senatu movendi resp. praetereundi
in Betreff solcher, die als Magi-
strate einen Anspruch auf Auf-
nahme in den Senat hatten (L. I.
586).
bini, wie stets, und zwar in so
innigem Verbande, dass wenn der
eine gestorben, keine suffectio ein-
trat, sondern der andere abdanken
musste.
mag. quinq. Sq. Wührend die
Censur eine ursprüngliche Census-
periode ἃ. Amtsdauer von 4 Jahren
(s. L. I. 485. flg., 572) hatte, wurde
die Amtsdauer 433 durch eine lex
centuriata des Dictators Mam. Aemi-
lius, gewesenen Censors, (den die
folgenden Censoren dafür unter die
aerarii versetzten, was ihm das ius
suffragii, aber nicht das passive
honorwm entzog, daher er noch
wührend der Dauer der ignominia
wieder zum Dictator erhoben wurde
Liv. IV. 31. cf. 24) auf 18 Monate
beschrünkt. Um die Zeit des zwei-
ten Punischen Krieges kam die
5jàhrige Censusperiode auf, die auch
verblieb, daher lwstrum, eigtl. der
Schlussact des Census, die allge-
meine Entsühnung des neu con-
stituirten populws, seitdem einen
Zeitraum von 5 Jahren bezeichnet.
Dass die fünfjührige Amtszeit, die
C. hier festsetzt, thatsüchlich schon
70 eingeführt war, entnimmt L. I.
485 einer Stelle bei Zonaras: 7. 19.
reliqui selbstverstàndlich mit Aus-
schluss der extraordinarit, wie der
Dictatur. —
Die Wahl der Censoren unter-
blieb wegen der Missgunst der Vor-
nehmen gegen diesihnen unbequeme
Amt háufig. Dass die Censur durch
ein Gesetz des Sulla, der sie nach
einer Seite hin durch seine lex de
senatu supplendo überflüssig ge-
macht hatte, aufgehoben worden
sei, findet L. III. 161 unbegründet.
Thatsüchlich sind jedoch bis z. 7. 70
|
|
LIB. III. CAP. 3. 8 7. 8.
205
8. Iuris disceptator, qu? privata iudicet 4udicarive
iubeat, praetor esto:
is àuris civilis custos esto:
hwic
potestate pari, quoicumque senatus creverit. populusve
iusserit, tol sunto.
keine Censoren gewühlt worden, wo
erst Pompejus in seinem ersten
Consulat, um sich beim Volke da-
durch beliebt zu machen, wieder
welche wáhlen liess. L. IIl. 189.
8 8. iuris disceptator — iubeat.
Das Privatrecht als der wichtigste
Theil der Jurisdiction des Prátors
ist vorangestellt oder eigentlich zu-
náchst allein ihm zugewiesen. Ge-
wiss darum, weil für den Fall des
Bestehens von Volksgerichten das
Anklagerecht auch der anderen
Magistrate genügte. Er war in
Privatprozessen ebenso berechtigt
das Urtheil selbst zu fállen als es sei
es stándigen, wie den decemviri, cen-
tumviri, seies in Uebereinkunft mit
den Parteien eingesetzten Richtern
(iudices, arbitri, recuperatores, diese
ursprünglich internationale Schieds-
richter, dann überhaupt bei Pro-
zessen zwischen peregrini od. cives
und peregrimi, endlich bei Besitz-
stórungs-, cf. p. Caec. u. p. Tull. —
und einigen anderen Prozessen auch
zwischen cives angewandt) zu über-
lassen. Letzteres war allerdings
durch thatsáchliche — Verháltnisse
das Regelmáüssige. Insofern konnte
man seine Thütigkeit in die Worte
do (iudices) dico (ius, nàmlich das
von den Richtern gefundene) addico
(litem, rem) fassen.
Praetor braucht nur einer zu sein,
« wie auch in Hom, seitdem die
elmássige Jurisdiction vom Con-
t abgezweigt war, lange, seit
866. 247, nur - δὰ gewesen. Ueber
die Zahl entechied und soll nach
C. entscheiden das praktische Be-
dürfniss.
iuris civ. custos Hüter des inner-
halb des Staates (cf, Il. 46) be-
stehenden Hechtes theils dadurch
dass er streitiges Recht entscheidet '
und verletztes wie 'derherstellt theils
durch seine in seinem Edicte (vgl.
zu L 17) zu gebenden Erklürungen
und Anweisungen zur Befolgung
des bestehenden Rechtes, die frei-
lich auch dazu dienen konnten und
dienten, das starre Recht zu modifi-
ziren. Dass letzteres C. dem Prae-
tor habe verbieten wollen, mit F.
darum anzunehmen, scheint jedoch
kein Grund.
quotcumque. Zuerst kam der
praetor peregrinus hinzu, dann, da
der Prütor kraft seines Imperiums
(s. $ 6) ideell eine umfassende —
auch auf Verwaltung und Militàr
sich erstreckende — Gewalt hatte,
mit der Einverleibung Sardiniens
und Siciliens zwei Práütoren für
diese Provinzen, darauf zwei für
die beiden Hispanien. Bei dieser
Zahl verblieb es lange. Doch sah
man sich seit der Vermehrung der
Provinzen und der Errichtung der
quaestiones perpetuae (von denen die
ersten "repetundarum, | maiestatis,
peculatus, ambitus) für die Verwal-
tung jener auf Proprátoren ange-
wiesen und behielt die Prütoren
zur Leitung dieser Criminalgerichte
zurück. Als deren Zahl sich auf
sechs erhóht hatte, fügte Sulla noch
zwei Prütoren hinzu, bei welcher
Achtzahl man auch stehen blieb,
als noch weitere zwei qwaestiones
hinzugekommen waren, also im
Ganzen acht (ausser den oben er-
wühnten: 4mnter sicarios, wveneficii,
de vi, falsi) bestanden, indem man
im Falle des Bedürfnisses ausser-
ordentliche qwaesitores vwudicii als
Gerichtsvorsteher einsetzte, — Wenn
auch an potestas alle Prütoren gleich
waren, 80 stand doch im Ansehen
jederzeit am hóchsten der pr. wr-
banus (dessen Jurisdiction die pri-
vatrechtliche nter cives).
Bemerkenswerth ist, dass ΟἿο,,
wenn anders nicht ve in qwe zu ün-
dern ist, dem Senate die Befugniss
einr&umt, selbststindig die Zahl
ordentlicher Magistrate zu bestim-
men.
206
. DE LEGIBUS
Regio imperio duo sunto, iique praeeundo, iudicando,
consulendo praetores, iudices, consules appellamino: mili-
tiae summum ius habento, nemini parento, ollis salus
populi suprema lex esto.
Hegio imperio. Οἵ. Rep. 2. ὅθ
consules potestatem haberent tempore
dumtaxat annuam, genere ipso ac
iwre regiam u. L. I. 4229. Als solche
erscheinen sie trotz vielfacher durch
die Zeit herbeigeführter Beschrün- ἡ
kungen bis zuletzt; denn abgesehen
von der ausserordentlichen Magi-
stratur des Dictators hatten sie die
grósste Amtsgewalt: ihnen mussten
alle Magistrate mit Ausnahme der
Volkstribunen gehorchen, 8 16 u.
L. I. 525. Blieben beide Consuln
in der Stadt, so theilten sie sich
zeitlich in die Oberleitung, indem
sie monatsweise abwechselten. Dann
bediente sich nur der gescháfts-
leitende Consul der Lictoren; in
der spüteren Zeit aber kam der
Unterschied auf, dass sie diesem
voranschritten, dem anderen nach-
folgten.
praeeundo der blosse Ablat. wohl
nach I. 31 (Theophrastus divinitate
loquendi nomen invenit Or. 62., sich
erworben, gewonnen durch, von F.
angeführt, bietet kein Analogon)
zu erklüren, aber etwas hart. Der ur-
sprüngliche Titel der Consuln war
praetores (Liv. 3. 55. 12; 7. 3) Vor-
angeher d. h. Vorsteher. Consules
heissen sie in Beziehung auf ihr
collegialisches Verhültniss (zusam-
mengehend, von der Wurzel sar
8. Vanicek dazu, nach Dóderl. Syn.
V. p. 344 zusammensitzend, der
σέλμα, solium, sella vergleicht; falsch
von C, aus dem auf gemeinsamer
Wurzel beruhenden consulere um
Rath fragen — nümlich den Senat
od. das Volk — erklürt. S. L. 1,
424), worin ihr wesentlicher Unter-
schied von Kónigen liegt: erst seit
der Decemviralgesetzgebung die
ewühnliche Bezeichnung. Mit
ücksicht auf ihre richterliche
Thütigkeit, die sie ursprünglich un-
beschrünkt, spüter mehr thatsüch-
lich als ideell beschrünkt (daher ein
Senatsbeschluss genügte sie wieder
aufleben zu lassen; 80 wie ihnen
das Recht des lege agere bei Acten
der freiwilligen Gerichtsbarkeit, z. B.
Adoptionen, Emancipationen, stets
verblieben ist, L. 1. 560) hatten,
iudices, cf. Liv. ἃ. ἃ. Ὁ. Doch kam
dieser Titel nie in gewóhnlichen
Gebrauch. Lange ebds.
appellamino schwerlich richtig.
Denn diese Imperativform (wofür
in ülteren Grammatiken, fülschlich
—Tqminor steht) wird (übereinstim-
mend als ursprüngliches Partic.:
mino — μένος gefasst mit Ergünz.
von esto (s. Corss. Krit. Beit. p
4929 flg.; ders. A. Vok. II. 95 flg.
Neue II. p.302 flg.; Bücheler Grundr.
d. lat. Decl. p. 10; Schweiz.-Sidl.
8 120. 2) und findet sich demgemüss
nur als 2. u. 3. Pers. Sing. (Beisp.
für die 3. P. bei Corss. a. a. 0...
Da nun hier eine Pluralendung er-
forderlich — denn zu einer etwaigen
Anna&hme einer Dualform sind wir
auch nach den ültesten Sprach-
resten nicht berechtigt —, so ver-
muthet Bergk nicht übel appella-
minoe. Ueber diese Pluralendung
d. 2. Decl. s. Neue I. 95 flg. Bü-
cheler 17; Corssen A. Vok. I. 629;
707; 711. Schweiz.-Sidl. 8 40. A. 6.
mil. summwm 1. — parento: sollen
auch vom Volke und Senate un-
abhüngig sein, wie in Rom der
Fall war, ausser beim Abschluss
des Friedens oder von Vertrügen.
Ursprünglich zwar auch dazu für
sich allein competent bedienten sie
sich dennoch im Bewusstsein ihrer
Verantwortlichkeit der Mitwirkung
des Senates. L. IL 816 flg. Seit
der schmachvollen Capitulation in
den Caudinischen Püssen bedurfte
es noch der Genehmigung des Vol-
kes in den Tributcomitien, L. 1].
541 (wogegen die Kriegserklàrung
stets Sache der Centuriatcomitien
war) — Im Jahrhundert des C.
war es Sitte den Consuln erst nach
Ablauf ihres Amtsjahres eine Pro-
vinz und somit die Kriegsführung
LIB. III. CAP. 3. $ 8. 9.
201
9. Eumdem magistratum, ni interfuerint decem anni,
ne quis capito: aevitatem amnali lege servanto.
Ast quando duellum gravius,
discordiae civium
escunt, oenus ne amplius sex menses, so senatus creverat,
zu übertragen. C. stellt die frühere
Sitte wieder her.
ollis salus... Will damit C. von
der oben (8 2. u. 6) aufgestellten
allgemeinen Norm, dass die Magi-
strate den Gesetzen gehorchen sollen,
für die Consuln eine Ausnahme
machen? Da dies auf alle Fàlle hin
nicht denkbar ist, bezieht Turn.,
dem F. darin folgt, die Bestim-
mung auf den Fall der Uebertragung
einer unbeschrünkten Gewalt mit
der Formel: videamt coss. cett. (cf.
L. L 526). Aber wie kónnte die
Bestimmung dann so allgemein
lauten? Das Richtige scheint mir
mit Aufhebung des Kolons, das die
anderen Ausgg. haben, dieselbe auf
den Fall des Krieges zu beziehen.
Dort, wo den Consul dem Heere
gegenüber kein Gesetz, noch we-
niger dem Feinde gegenüber, bindet,
soll das hóchste und einzige Gesetz
für ihn die Wohlfahrt des Volkes
sein. Findet man ollis bei dieser
engen Verbindung mit dem Vor-
hergehenden zu nachdrucksvoll, so
mag man in Anbetracht der Un-
sicherheit des Textes eine andere
Lesart wühlen, etwa sis.
8$ 9. Ewndem mag. sq. Dieser
ursprünglich keineswegs geltende
Grundsatz bildete sich zugleich mit
der Erstarkang der Nobilitát aus,
in deren Interesse es lag, dass móg-
lichst viele von ihr zu Aemtern ge-
lan , und wurde 342 durch ein
Plebiscit zum Gesetz erhoben; unter
Mitwirkung des Cato (aus dessen
darauf bezüglicher Rede Plut. Cat. 8
figd. Apophthegma anführt: obere
γὰρ μὴ πολλοῦ TO ἄρχειν ἄξιον ἢ
μὴ πολλοὺς τοῦ ἄρχειν ἀξίους
ἡγεῖσθαι) 151 sogar dahin ver-
schürft, dass das Consulat keiner
mehr als einmal bekleiden dtirfe
(wovon jedoch der Druck der Zei-
ten mehrfache Ausnahmen z, P. bei
Marius herbeiführte). L. L 515 flg.
IL 39 fig.
aevitatem sq. Die lex Villia
zu entscheiden,
Annalis 180 bestimmte als frühe-
sten Termin für die Bewerbung um
die Quaestur das 27. J. (nach 10
Dienstjahren im Heere für den Fall
des Eintritts mit dem 17. J., evt.
fünfjàhriger Wirksamkeit als íri-
bunus militum, für welche fünfjàh-
riger Reiterdienst vorausgesetzt
wurde, Rück. p. 7); für die Beklei-
dung der Aedilitàt das 37., der
Prátur das 40., des Consulats das
43. J. L. I. 514.
annali lege serv. Der Sinn dürfte
sein: Das beziehungsweise geeignete
Alter — ein niedrigeres für das
Kriegstribunat, ein aufsteigend hó-
heres für die aufsteigend schwere-
ren und verantwortlicheren Civil-
ámter — soll man durch Aufstel-
lung eines Jahresgesetzes wahren;
nicht: das Alter nach dem Jahres-
gesetze wahren, da weder ein sol-
ches schon vorausgesetzt, noch ex
ausgelassen werden kann.
Ast im Ggs. zu der vorhergehen-
den Mehrzahl der Magistrate, ins-
besondere der Zweizahl der Con-
suln. Die flg. Beschránkungen für
die Ernennung eines Dictators (von
dictare befehlen L. I. 547) entspre-
chen im Wesentlichen den zu Rom
geltenden Bedingungen. Zweck der
Dictatur war, den Staat aus einer
gefahrvollen Lage zu befreien, be-
&onders einen Aufstand zu dümpfen.
Daher für einen optima lege be-
stellten Dictator ausser dem Zusatz
rei gerendae causa (s. oben 8 6)
auch der seditionis sedandae causa
(L. p. 548—50) im Gebrauch war.
Anderen Dictatoren (vgl. oben ebds.)
rüáumt C, überhaupt keine Stelle ein.
escunt zu 1I. 60, ne amplius zu
IL. 66.
8ὲ senatus creverit, Auch diese,
wie die vorhergehende, Bedingung
bestand in Rom. Der Senat hatte
ob sich der Staat
in einer so gefahrvollen Lage be-
fand. Die Ernennung aber stand
jederzeit einem der Consuln zu
208
DE LEGIBUS
idem iuris quod duo consules teneto, isque ave sinistra
dictus populi magister esto: equitatumque qui regat habeto
pari iure cum eo, quicumque erit iuris disceptator.
Ast quando consulis magisterve populi nec erunt,
reliqui magistratus ne sunto, auspicia patrum swnto,
ollique ec se produnto, qui comitiatu creare consules rite
possit.
(dicere, nominare, doch auch legere,
creare), doch war sein Wahlrecht
beschrünkt auf Consulare (wiewohl
thatsüchlich — diese Beschrünkung
lüngere Zeit ausser Acht gelassen
wurde).
Idem iuris, quod duo consules:
ja es ging noch insofern darüber
hinaus, als die übrigen Magistrate
Diener von ihm wurden und nicht
mehr selbststindig pro magistratu
handeln konnten, als er sich nicht
in der Abhüngigkeit vom Senate
befand, in welche faktisch die Con-
suln gerathen waren, als er auch
nach Niederlegung seines Amtes
nicht die Gefahr einer Anklage
lief (L. 1. 548). Aeusserlich ent-
sprach der hier gegebenen Mass-
bestimmung seiner Gewalt die Zahl
seiner Lictoren: 24.
ave sinistra, also unter guünsti-
gem Vogelzeichen. Vgl. zu II. 21
u. Div. 2. 82 mobis sinistra viden-
tur, Graiis et barbaris dextra me-
liora.
populi magister. | Dieser alte
Titel des Kónigs (L. 1. 207; 500)
war insbesondere auf den Dictator
(ib. 432) übergegangen. Vgl. Rep.
l. 63 in nostris libris vides ewm,
Laeli, magistrum populi appellari.
Magister equitum war streng ge-
nommen nur ein mag. minor, da
er nur neben dem Dictator, von
dem er ernannt (dicere, auch co-
optare, nominare) u. zwar ursprüng-
lhch aus der Zahl der Consulare,
spüter auch freier, vorkommen
konnte, diesem gegenüber aber alle
Magistrate im Verhültniss von Die-
nern stehen, minores sind, Im
Uebrigen besass er die potestas con-
sSularis, d. h. das Recht, cwm pa-
tribus et populo agendi, und, wenn
der Dictator abwesend war und
es ihm nicht geradezu verbot,
selbsstündig im Kriege zu comman-
diren, wührend er in Anwesenheit
desselben den Befehl über die Rei-
terei und accensi führte, wie der
tribunus celerum im Heere des Kó-
nigs, dem er nachgebildet war.
Hierdurch als minor collega des
Dictators erscheinend, wurde er
dem Prütor gleichgestellt, mit dem
er dieselbe Zahl von Lictoren (6)
hatte.
auspicia patrum sq. nümlich der
Patricier — nicht der Senatoren —
welche vom Pontif. maxim. zu Cu-
riatcomitien berufen, einen Interrex
erloosten, der nach fünftügiger
Amtsführung seinen Nachfolger er-
nannte (prodere, auch mominare)
und so fort. L.I.$ 46. Einer der
Interreges (nie der erste) hatte dann
die zur Wahl der Consuln erfor-
derlichen Centuriatcomitien zu be-
rufen. — Dass mit dem Tode oder
Rücktritt (wenn «vitio creati) der
hóchsten Magistrate auch alle übri-
gen (ausgenominen die TTribunen
L. II. p. 337) ausser Geltung ka-
men, beruht darauf, dass dann ihre
Auspicien für befleckt galten. Es
bedurfte daher eines neuen seine
Auspicien aus der ursprünglichen
Quelle derselben, den Patres, her-
leitenden Magistrates, um sie zu
erneuern (renovare), was gewiss. 80-
fort, um die Staatsverwaltung nicht
zu hemmen, und vor der oft làngere
Zeit (bis zum 14. Interrex wissen
wir in einem Falle L. I. 224) hin-
gehaltenen Wahl neuer Consuln,
geschehen sein wird. Cf. L. I. 221.
Zu dem Abl. bei comitia od. comi-
liatus vgl. comitiis centuriatis Mu-
renam consulem renuntiavi Mur. 1;
legem comitiis centuriatis tulit. Pis.
35; lex quae centuriatis comitiis
prima lata est Rep. 2. 53; de capite
civis rogari nisi maximo comitiatu
LIB. HI. CAP. 3. $ 9.
209
Imperia, potestates, legationes, cum senatus creve-
rit populusve iusserit, ex wrbe exeunto, dwuella usta
vetat Leg. 3. 44; ferri — centuriatis
comitiis noluerunt ib.; legem comitiis
centuriatis esse perlatam Att. IV. 1.
4; comitiisque iwrare parato populus
restiterat Liv. 6. 22. 7; se suam ra-
tionem comitis non habitwrum ib.
10. 15. 11. Rein zeitlich (und mit
Atirib. quem íwis comitis prae-
rogativae primum custodem feceras
p. red. i. sen. 17; meis comitis ve-
strarum erga me voluntatwm vocem
indicem iwlistis Leg. Agr. 2. 4;
comitis centwriatis crucem defigi
iubes Rab. perd. 11; prensandà ini-
tiwm facere cogitaramus | comitüs
tribuniciüs Att. Il. 1. 1. In dem
zeitl. Sinne vgl. dazu Madv. Gr.
ξ 976. A. 2. Selten i» und nie
ohne zwingenden Grund, wie: «e-
gent potestatem liberam suffragii non
in comitis, non in legibus iubendis
se permissuros Liv. 6. 40. 7: haud-
quaquam tam oboedientem in delectu
quam in comis habuere Liv. 6.
36. 4.
creare vom — Vorsitzenden der
Wahl gesagt, wegen der Wichtig-
keit der RKenuntiation L. II. 426.
— Dass Cic. diese Umschreibung
geflissentlich gewühlt habe, um den
verhassten ἥκων rec auch in
interrez zu vermeiden, bemerkt L.
I. 226. Οὗ Cap. IV. 8 10 eique
quem patres sq.
Imperia, potestates zu 11. 31. Zu
den émperia gehóren hier ausser
den Consuln u. evt. den Prütoren
noch die Proconsuln und Propràá-
toren und zwar vorzugsweise, da
wenigstens in den letzten Zeiten
sie nur die Stadt zu verlassen
pfegten. Diese sind keine magi-
Stratus, da sie weder nothwendig
vom Volke gewühlt zu werden
brauchten, noch ihre Amtegewalt
sich über die Stadt und somit über
den ganzen Staat erstreckte, sondern
auf die ihnen zugewiesene Provinz
beschrünkt war. Vielmehr sind sie
streng genommen privati cum im-
perio (consulari od. praetorio); in-
nerhalb der Provinz aber den Con-
suln oder Prütoren vollkommen
Cicero de legibus,
gleich (wie sie auch die entspre-
chende Zahl von Lictoren, 12 resp.
6, hatten), ja den in der Stadt wei-
lenden factisch insofern überlegen,
als 516 die militàrische Gewalt mit
der Gerichtsbarkeit vereinigten.
Die Anordnung eines proconsula-
rischen oder proprátorischen Im-
periums war, da dadurch keine neue
Magistratur eingesetzt wurde, Ver-
waltungsmassregel und lag recht-
lich in der Competenz der Consuln
und des Senates. Regel war es
demgemáss auch, dass die pro-
rogatio $mperii (der gewóhnlichste
Weg zur Begründung einer solchen
Gewalt) lediglich durch ei $8. C.
erfolgte. Nur wenn Jemandem,
der nicht unmittelbar vorher Con-
sul oder Prátor gewesen war, ein
Imperium übertragen wurde, so
überliess die Ertheilung desselben
der Senat den Tributcomitien. Als
eine Wahl im strengen Sinne kann
dies aber schon darum nicht an-
gesehen werden, weil eine solche,
wenn mit der Ertheilung des Im-
perium verbunden, in den Cen-
turiatcomitien ^ hátte ^ geschehen
müssen. L. 1. 537 flg. 568. —
Potestates wesentlich — magistra-
tus civiles. Gemeint sind die Quae-
storen, welche die einzigen dieser
Kategorie waren, die die Stadt
verliessen.
legationes theils Gesandtschaften
in fremde Staaten oder in die Pro-
vinzen (z. B. zur Leitung von
Untersuchungen) theils Gehilfen
und Stellvertreter der Feldherrn
und Statthalter. Ueber diese letz-
teren vgl. zu 8 6.
duella i. — redeunto. Zu dieser
Vermischung von moralischen und
rechtlichen Vorschriften, wie sie
die griechischen Gesetzgeber, phi-
losophische (Plato) wie staatliche
(Charondas, Zaleucus) liebten, vgl.
IL 19 pietatem adh.; 111. ὁ, init;
10 is ordo; ib. modica sunto; ühn-
heh 11 cawsas p. t. und salut.
CiU. €.
iusta, Die Erklürung von iusta
14
210
DE LEGIBUS
iuste gerunto, sociis parcunto, se et. suos continento,
populi sui gloriam augento, domum cum laude redeunto.
Hei suae ergo ne quis legatus esto.
Plebes quos pro se contra vim auzilii ergo decem
creassit, ei tribuni eius sunto, quodque di prohibessint
findet sich Off. I. 36 nullum bellum
est. iustum nisi quod aut rebus
repetitis geritur aut. denuntiatum
ante est εὐ indictum, — Nur für
die Erfüllung dieser formalen Ge-
rechtigkeit konnten die Consuln
etc. verantwortlich gemacht wer-
den (vgl. L. I. p. 248), da die sach-
liche das in den Centuriatcomitien
den Krieg beschliessende Volk zu
vertreten hatte, ausser wenn Be-
fehlshaber, was auch vorgekommen,
L. II. p. 514, iniussu populi einen
Krieg unternahmen, in welchem
Falle dieser eo ipso ungerecht
war.
sociis parcunto: Bedrückung der
Bundesgenossen und Provinzialen
war einer der verbreitetsten und
unheilvollsten Fehler der damaligen
Aristokratie. Zur Vermeidung des-
selben enthált das Folgende: se et
suos continento die Bedingung. Das
handschr. servos ist zu eng; deren
Zügelung würde nicht ausgereicht
haben, es M bedurfte vor Allem
auch einer strengen Ueberwachung
der cohors praetoria: seiner (des
Pr. Legaten, Quaestoren, Freunde
und Unterbeamten. Zur Erlàuterung
der Stelle enthàlt Einiges Plut. Cat.
Maj. 6 ἐπαρχίαν δὲ λαβὼν Σαρδόνα
τῶν πρὸ αὐτοῦ στρατηγῶν εἰωϑό-
τῶν χρῆσϑαι καὶ σκηνώμασι δη-
μοσίοις καὶ κλίναις καὶ ἱματίοις,
πολλῇ δὲ ϑεραπείᾳ καὶ φίλων
πλήϑει καὶ περὶ δεῖπνα δαπάναις
καὶ παρασκευαῖς βαρυνόντων ἐκεῖ-
νος ἄπιστον ἐποίησε τὴν διαφορὰν
τῆς εὐτελείας, und mehr Cic. Verr.
Il. 2. 27—28 si enim innocentes
existimari volumus , non solum nos
sed etiam comites nostros praestare
debemus, worher erklàrt durch:
praefecti, scribae, accensi, medici,
haruspices, praecones, ut quisque te
maxime cognatione, adfimitaie, ne-
cessitudine aliqua attingebat, ita
marime manus tua putabatur: co-
hors illa tua plus mali dedit Si-
ciliae &q.
populi — augento. Eine etwas
wunderliche Vorschrift, da deren
Erfülung auch Fübigkeit vor-
aussetzt. Doch móglich, dass C.
sie nur auf Gerechtigkeit der Ver-
waltung, Enthaltsanikeit und son-
stige sittliche Eigenschaften be-
zogen hat.
Ebenso verwunderlich klingt das
folgende Gebot; doch mildert sich
dieser Eindruck durch Ciceros Er-
làuterung — die erste, welche nach
einer grossen Lücke der Text dar-
bietet — welche andeutet, dass da-
mit dem Jagen nach Geld und an-
deren Schützen gesteuert werden
soll.
í lei suae ergo sq. S. 8 18 und
d
Tribuni eius sunto. Vgl. zu 8 6.
Doch ganz so bedeutungslos wie
dort steht es hier nicht. Denn da
tribunus den Sinn Vorsteher an-
genommen hat (L. I. 438), wird
hier dadurch zu dem Gedanken
etwas hinzugefügt, was dort nach
dem vorangegangenen mperanto
nicht der Fall war. — "Tribunen
nàch ihrer Einsetzung durch die
erste Secessio plebis 494 anfangs
zwei, bald darauf fünf, seit 457
zehn hatten a, das ius auxilii, wel-
ches sich positiv in der prensio,
Verhaftung, ausser ihnen nur den
magistratus cum imperio (8. 6) und
me thatsüchlich als rechtlich
auch den Aedilen (L. I. 620) zu-
stehend, (zu der sie sich der ein-
zigen ihnen zugehórigen Amte-
diener, der viatores, wie gleichfalls
die andren Magistrate, bedienten
L. 1. 598; 662) negativ in der
Intercession sowohl zum Schutz
Einzelner als des gauzen Staates
egenüber allen Magistraten mit
usnahme des Dictators und der
Censoren innerhalb ihrer spezifi-
LIB. III. CAP. 8. 8 9.
211
quodque plebem rogassint, ratum esto, sanctique sunto,
neve plebem orbam tribunis relinquunto.
schen potestas (L. l. 602), gegen
Beschlüsse des Senates wie des
Volkes áusserte, b, das ws cum
plebe agendi, factisch, seitdem die
concilia plebis sich zu den das ganze
Volk umfassenden Tributcomitien
erweitert hatten, ein ws cum po-
pulo agendi in diesen theils zur
Wahl ihrer Nachfolger, theils zur
Gesetzgebung, die in Folge der
leges Valeria, Publilia, Hortensia:
ut quod tributim plebs qussisset po-
pulum teneret allmáhlich sich so
umfassend entwickelte, dass den
Centuriatcomitien zuletzt nur die
lex de bello indicendo und de po-
testate censoria übrig blieb (L. II.
524), theils zu Anklagen, deren An-
trag auf Vermógensbusse ging. —
Ueber das ius cwm patribus agendi
unten 8 10.
ereassit, prohibessint, rogassint s.
IL. 21 iussit.
quod — prohibessint — rogassint.
Die Form leidet an einer bemer-
kenswerthen Ungenauigkeit. Denn
nicht was sie verbieten, soll gültig
sein (vielmehr ungültig), sondern
dessen Nicht-geschehen-dürfen; was
sie beantragen, soll gültig sein,
aber natürlich erst, wenn es an-
genommen (si plebs iussit), und
diese Bedingung, wie schon W ytten-
bach bemerkt, fehlt. Diesen for-
malen Anstóssen liesse sich aber
durch eine etwas gezwungene Con-
struction entgehen, wenn quod nicht
ale Beziehungsobject, sondern als
inneres Object (das den Inhalt der
im Verb legenden Thátigkeit be-
zeichnende) angesehen würde, so-
dass quod prohibessint soviel würe
als quod intercesserint — qua inter-
cessione usi erunt ; quodque rogassint
8 V. ἃ, quam rogationem rogaverint.
Dann würde ihre ZJIntercessio und
FHogatio als rechtegültig hingestellt.
Für den zweiten Theil ergábe sich
dadurch eine Aenderung des Ge-
dankens. Es würde dann nicht be-
stimmt, dass, was die Tributcomi-
tien beschliessen, für alle rechte-
verbindlich sein, Gesetzeskraft ha-
ben solle, was eigentlich hier nicht
' Àmtes und die
hergehórt, wo es sich um die Com-
petenz der Tribunen, nicht der Co-
mitien handelt (auch Wyttenb. fand
diesen Sinn der Worte zweifelhaft),
sondern dass die Tribunen berech-
tigt würen, Antráge zu stellen, cwm
plebe agere. Dies hatte ihnen Sulla
beschránkt, indem er das Recht
zu Gesetzesantrágen und Anklagen
an die senatus auctoritas band, frei
ihnen nur die Vornahme der Tri-
bunenwahlen- gestattete (L. I. 610),
wie er gleichzeitig die Intercession
aufgehoben und die awxilü latio
auf das ursprüngliche Mass des
Schutzes für Einzelne (ib. 611) zu-
rückgeführt hatte (unten 8 22).
Einen Einwand gegen diese Auf-
fassung kónnte man daraus ent-
nehmen, dass unten 8 10 g. E. das
Recht zu jeder Art von Antrágen den
Tribunen zugetheilt wird, somit
zweimal dasselbe gesagt würe. —
Anlangend die erste Auffassung, so
bestimmt L. (1. 599; II. 527; 537;
548) das Verháltniss der drei oben
angeführten leges: wt quod tributim
plebs iussisset pop. teneret dahin,
dass die lez Valeria Horatia die
Gesetzeskraft der Tributbeschlüsse
für Sachen, die nicht in die Com-
petenz der Centuriatcomitien ein-
griffen, namentlich für das Standes-
recht und Privatrecht anerkennt,
die lex» .Publilia in Sachen der
Staatsverwaltung gegenüber der
Competenz des Senates (z. B. be-
treffend den Antheil des Volkes an
den Kriegstribunenwahlen, an dem
Abschluss von Vertrügen etc.), die
lex Hortensia in Hinsicht der das
Imperium betreffenden V erfassungs-
verüánderungen gegenüber der frü-
heren Alleinberechtigung der Cen-
turiatcomitien dazu.
sanctique sunto unverletzlich, ge-
wóhnlich sacrosancti — durch die
leges sacratae der ersten Secession
verbürgt. Hieraus folgt zugleich
die Unanklagbarkeit wührend des
Unverantwort-
lichkeit nach demselben. L.
l. 593 und unten 8 11.
neve plebem orb. &q.
14*
Liv. 9. δῦ,
212
DE LEGIBUS
10. Omnes magistratus auspicium iudiciumque ha-
bento, exque is senatus esto.
14 erwühnt eine ler Dwilia v. J.
449: qui plebem sine tribunis reli-
quisset, tergo ac capite pwniretur.
Lange dagegen I. 474 findet es wahr-
scheinlich, dass diese Bestimmung
in dem Plebiscit des Tribunen L.
Trebonius v. J. 448, welcher die
Cooptation der Tribunen aufhob
(Liv. 3. 65. 3), mit enthalten ge-
wesen sel.
8 10. Omnes magg. ausp. Vgl.
zu $ 6. Man unterschied auspicia
maiora und minora; die ersteren
hatten die Magg. maiores, die letz-
teren die Magg. minores. Ueber
den wesentlichen Unterschied der-
selben ist es schwer, sich einen Be-
griff zu machen. Es heisst: die
auspicia maiora waren in Bezug
auf dasselbe Vorhaben magis rata,
hoben somit die minora auf (L. I.
502; Gell. 13. 15 extr.) , aber auch
die der Prütoren, obwohl maiora,
waren graduell geringer als die der
Consuln oder Dictatoren (L. I. 506).
Dann heisst es die auspicia mazima
— 1naiora) galten für den ganzen
taat (L. I. 597), aber auch dieser
Unterschied ist zweifelhaft, wenn
anders alle Magistrate innerhalb
ihres Geschüftskreises theoretisch
für den ganzen Staat ermüchtigt
erscheinen (s. 8 9 imperia) im Ggs.
zu den Promagistraten (Proconsuln
cett), die daher rüumlich be-
schrünkte auspicia, nümlich die
bellica, nicht aber die wrbana hat-
ten (L.I. 537). Ferner kónnte man
glauben, dass die a. minora nur
auf einen bestimmten Gescháfts-
kreis beschrünkt seien (L. 1. 644),
die a. maiora als aus der Kónigs-
gewalthervorgegangen (Pauly Reall.
a. 1842, II. p. 1176) auf das Ge-
sammtgebiet aller Staatsangelegen-
heiten sich erstreckten. Aber wir
erfahren, dass die censorischen
auspicia, obwohl maiora, sich mit
denen der Consuln (L. 1. 506 nennt
sie spezifisch verschieden) nicht be-
rührten (Gell. a. à. Ὁ. »eque con-
sules aut. praetores censoribus meque
censores consulibus aut praetoribus
Eius decreta rata sunto:
turbant aut retinent auspicia). Da-
gegen heisst es auch, dass ein for-
meller Unterschied Statt gefunden
habe, insofern die minora mit ge-
ringerer Feierlichkeit und weniger
kunstgerechter Behandlung vor-
genommen seien (Pauly 11. p. 1177)
oder in den weniger feierlichen
Beobachtungsarten, wie dem tripu-
dium, bestanden haben (ib. 1176,
dagegen Mommsen R. A. I. p. 90).
In einer Beziehung übrigens waren
auf diesem Gebiete alle Magistrate
gleichgestellt, insofern sie alle das
hecht de caelo servandi — nach
einem Blitze zu forschen — hatten
und durch Ankündigung schon die-
ses Vorhabens dem Abhalten einer
Volksversammlung, von welchem
Magistrat sie auch berufen sein
mochte, ein absolutes Hinderniss
in den Weg zu legen vermochten
(L. 1. 413; 502—3), weswegen in
dem Berufungsedicte der Comitien
die Formel stehend wurde: ne quis
ten durch ihre multae dictio, wenn
innerhalb einer bestimmten Grenze
bleibend, eine unprovocabele, wenn
darüber hinausgehend, provocabele
Gerichtsbarkeit (zu 8 6 und L. I.
502).
exque dis senatus esto. Die lex
Ovinia (L. II. 313) gewührte allen
curulischen Beamten, das Plebi-
scitum Atinium — a. 214 — auch
den gewesenen Tribunen und ple-
bejischen Aedilen (ib. 316) einen
Anspruch auf Aufnahme in den
Senat, Sulla bestimmte unter Auf-
hebung der Censur, dass alle quae-
storii in den Senat eintreten soll-
ten (Il. 319). Bei diesem Grund-
satze verblieb es auch nach Wieder-
herstellung der Censur, und es ist
nicht anzunehmen, dass C. habe
weitergreifen und auch die niedri-
geren Magistrate aufgenommen wis-
sen wollen. Also ist eine Un-
genauigkeit des Ausdrucks zu con-
statiren (vgl. 8 6). Ein Novum kann
Lib. III. CAP. 3. 8 10.
213
ast potestas par maiorve prohibessit, perscripta servanto.
Is ordo vitio vacato, ceteris specimen esto.
nach Obigem (cf. 8. 7 u. L. II. 320)
in dieser Bestimmung Ciceros nicht
gefunden werden, wenn anders an-
zunehmen (s. $ 7), dass er die den
Act der Erhebung formell ab-
schliessende lectio senatus durch
die Censoren vermittels Eintragung
der Berechtigten in das Album sena-
torum nicht aufgehoben wissen
wollte. Wenn er sich daher 8 27
(sublata cooptatione censoria) den
Anschein gibt, etwas Neues be-
stimmt zu haben, so mag dies dar-
auf beruhen, dass es theoretisch
zweifelhaft sein mochte, ob nach
dem Sturz der Sullanischen Ver-
fassung (L. a. a. O.) das betreffende
Gesetz desselben noch in Kraft be-
stehe und von den Censoren an-
erkannt zu werden brauche. —
Eius decreta rata . .. sc. inner-
halb seiner Competenz, die am be-
deutendsten auf dem Verwal-
tungsgebiete war, wo sie die
Oberaufsicht über die Religion,
über die auswürtigen Angele-
genheiten — insbesondere durch
die Mitwirkung beim Beschluss
eines Krieges, beim Abschluss von
Friedens- und sonstigen Vertrügen,
durch Bezeichnung der Kriegsschau-
plátze, die Eintheilung in consula-
rische und prütorische Provinzen,
die Leitung der diplomatischen Ver-
handlungen, die Verfügung (über
das Schicksal der Unterworfenen
— über das Finanzwesen durch
Bestimmung der Einnahmen und
Ausgaben, von Polybius mit Recht
als Kern der gesammten Senate-
competenz angesehen, sowie das
entsprechende, wenngleich wegen
Theilung mit der Staatesregierung
beschrünktere, Recht der heutigen
parlamentarischen Kórperschaften
bei Weitem als das wichtigste der-
selben gilt, umfasste, sich auf die
Gesetzgebung erstreckte, da
jedem Gesetzesvorschlag in den
Centuriat- wie 'Tributcomitien die
Genehmigung durch ein Senatus- -
consultum — die patrum auctoritas
— vorangehen musste, welche auch
durch die lez Publilia: wt legum,
quae comitWs centuriatis ferrentwr,
ante initum suffragium patres aucto-
res fierent, wo unter patres die Pa-
tricier der Centuriatcomitien zu
verstehen sind, nicht aufgehoben,
noch durch die lex Valeria- Horatia:
ut quod iribwtim plebs $ussisset po-
pulum teneret ausgeschlossen wurde
(L. IL. p. 517 flg.; p. 528 flg),
mittelbar auch in das Gerichts-
wesen eingriff, insofern bis auf
C. Gracchus aus ihm allein, dann
aus ihm und den Rittern, spá-
ter auch den tribuni aerarii das
Album der Criminalrichter — auch
die Privatrichter mit Ausnahme der
aus den Tribus gewáühlten Centum-
viri (s. Rein p. 871; oben zu Prae-
tor) waren durchgehends Senatoren
— gebildet wurde, ferner durch
Uebertragung von quaestiones ez-
traordinariae an Consuln oder an-
dere Magistrate cum imperio. L.
IL. 8 116—118. Cf. unten 8 28.
ast potestas .. . hypothet. Vor-
dersatz ohne s? (logisch auf einen
Fragesatz zurückzuführen; vgl. den
analogen griech. Gebr. K. W. Krüger
S 54. 1. A. 2), wie unten noch:
ast quid, erit ἃ. $ 11 ast quid tur-
bassitur: eine Satzform, über die
bekanntlich schon Bentley Hor.
Sat. II. 6. 48 gehandelt, und deren
nicht seltenen Gebrauch auch in
der Prosa zumal bei Cic. Haacke
Gr. St. Lehrb. $ 93. 2 u. Süpfle
Pr. A. II. 8 69 lehren und mit Bei-
spielen belegen. Anders urtheilt
Schüll, 5. zu II. 19 ast olla.
perscripta . .. Beschlüsse, gegen
die intercedirt worden, hiessen se-
natus auctoritates; ein gültiger se-
natus consultum oder s. decretum,
ers&eres als Urkunde, letzteres in
Hinsicht des Inhaltes (L. II. 362).
Is ordo... Wenn dies nicht das-
selbe besagen soll, wie oben 8 7
probrum (n sen. ne r., muss darin
eine an die Senatoren selbst ge-
richtete Moralvorsehrift enthalten
sein, wie sie es in dem Folgenden
specimen esto offenbar ist. Vgl. II.
9 duella iust,
214
DE LEGIBUS
Creatio magistratuum,iudicia populi, iussa vetita cum
suffragiocosciscentur,optumatibusnota, plebi libera sunto.
Ast quid erit, quod extra magistratus coerari
oesus sit, qui coeret, populus creato eique ius coerandi dato.
Cum populo patribusque agendi ius esto consuli, prae-
tori, magistro populi equitumque eique, quem patres pro-
dunt consulum rogandorwm
Creatio mag. sq. Wahl, Gerichts-
urtheile, Gesetze (iwssa — vetita)
gibt die drei Richtungen der Ge-
sammttháütigkeit des Volkes in den
Comitien an.
conscisco gemeinsam beschliessen.
Z. Orth. s. 8 11 cesoris.
optwmat. ^ot. sq. enthált eine
Zusicherung der Stimmfreiheit un-
ter Wahrung des Einflusses der Vor-
nehmen. Das Náühere zu $ 33 flg.
Cap.IV. Ast quid ... Ueber quid
zu l. 41 und unten 8 11 ast quid
turbassitur.
extra magistratus verb. mit cu-
rari: was ausserhalb des Gescháfts-
kreises der Magistrate zu behandeln
nóthig ist.
coerare — oesus zu ploera 8 6.
usus est in Bedeut, u. Constr. —
opus est: mit Acc. c. Inf., mit Sub-
jectsnominativ — unten quod usus
erit —, mit Abl.: navis, quibus usus
non est Att. IX. 6. 3, bei Liv. (X.
8. 12, XXVI. 9. 9) auch mit Genit.,
und bei áülteren: Plaut. (Trin. II.
4. 102) Terent, (Hec. III. 1. 47)
mit Abl. part.; sonst noch verein-
zelt bei Cic., wie Tusc. 4. 5; Off
1. 92.
qwi c. pop. cr. und zwar wie die
magg. minores in den Tributcomi-
tien. Wir finden als solche ausser-
ordentliche Magistrate zu vorüber-
gehenden Zwecken gewühlt triwm-
viri coloniae deducendae, triumviri,
quinqueviri, septemviri, decemviri
agro metiendo dividendo, duumviri
aedi dedicamdae und aedificandae,
triumviri und. quinqueviri mensartii
(zum Behuf der Schuldentilgung),
triumviri sacris conquirendis donis-
que persignandis, aedibus reficiendis,
quinqueviri muris turribusque refi-
ciendis. Nur bei der ebenfalls in
dies Gebiet fallenden cura annonae
ist von dem Prinzip der Collegia-
litàt abgesehen und sie zweimal
ergo; tribunisque, quos sibi
einem einzelnen praefectus annonae,
dem Minucius 440 ἃ. Pompeius 57,
übertragen worden. L. I. 8 89.
Cum pop. d. h. in den Comitien,
insbes, den Centuriatcomitien,
wie der Gegens. ad plebem unten
lehrt, agendi Antráge zu stellen ein-
schliesslich des Hechts der Be-
rufung. Die Berufung der Centc.
stand allen magg. maiores zu, je-
doch den Práütoren, dem Interrex
(quem patr. pr.) und den Censoren
nur für gewisse Zwecke, den maio-
res cum imperio mit Ausnahme
der Práütoren unbeschrünkt (L. I.
480 u. 506), wührend die Tribunen
u. magg. minores sie nur im Auf-
trage oder mit Erlaubniss eines
maior für den Zweck eines Volks-
gerichts berufen konnten. Ausge-
schlossen hat Cic. die Censoren,
weil diese nicht auch das Recht,
den Senat oder die Curiat- u. Tri-
butcomitien zu berufen hatten (L. I.
513), dagegen eingeschlossen den
mag. eqwit., hinsichtlich dessen ein
eschichtlicher Beleg sich nicht
det, und dem als mag. minor die
Befugniss zur Berufung der Cen-
turiateomitien von mehreren be-
stritten wird (L. I. 557), wührend
Mommsen (R. Staats. I. 188. A. 5)
mit Recht die Angabe Ciceros für
beweiskrüftig und die Analogie des
Prütor, dem er im ?us gleichgestellt,
für entscheidend hàlt. Alle diese
Beamten (mit Ausnahme der Cen-
soren) hatten auch das Recht die
Tributcomitien zu berufen, wenig-
stens für Wahlen --- für Gesetz-
gebung nachweislich die Consuln
und Prátoren, wohingegen die Lei-
tung richterlicher Comitien mit den
Tribunen nur die plebejischen und
curulischen Aedilen noch theilten
(L. 1I. : 120) — sowie den Senat
(L. II. $8 113). Das Recht letzteren
zu berufen erhielten ba!d nach den
LIB. III. CAP. 3. 4. $ 10. 11.
215
plebes creassit, ius esto cum patribus agendi, idem ad
plebem, quod oesus erit, ferunto.
Quae cum populo quaeque àn patribus agentur, mo-
dica sunto.
11.
Senatori, qui nec aderit, aut causa aut culpa
esto: loco senator et modo orato: causas populi teneto.
leges Liciniae auch die Tribunen,
denen ausserdem natürlich auch
das ius cum plebe agendi d. h. im
spüteren Sinne cwm populo in den
Tributcomitien zustand.
produnt, wofür einige prodent
verlangt haben. Das Praes. ent-
hàlt die allgemeine Bestimmung
der Eigenschaft ohne Bezieh. auf
den einzelnen Fall. (Cf. 2. 35.)
rogare consules zur Wahl vor-
schlagen eigtl | wegen der Wahl
befragen. Cf. Div. I. 33; Att. IX.
9. 3; Liv. III. 65 4; L. II. 416.
creassit nach Bakes Emendation
statt des unsinnigen rogassit. Denn
populus rogatur nicht rogat, welches
letztere Sache der Magistrate.
— qmodica sunto. Cf. 8 40 id
est modesta atque sedata. | Actor
enim moderatur εἰ fingit. non modo
mentem ac voluntates sed paene vul-
tus eorum apud quos agit. Der
Antragsteller soll das Volk nicht
aufzuregen, z. B. durch Uebertrei-
bungen, Verdüchtigungen, und zu
übereilten Beschlüssen hinzureissen
suchen. Man denke etwa an den
durch Kleon 427 herbeigeführten
Beschluss, alle herangewachsenen
mánnlichen Mytilenàer zu tódten
und dieStadt zu vernichten, welchen
das Volk bald bereute. Verschieden
unten vis — abesto 80. &ussere Gewalt.
— Auch diese Vorschrift ist mehr
moralischer Art. |
$ 11. Senatori, qui nec (zu I. 56)
aderit aut causa aut culpa... Vgl.
Lange IL p. 338. ,Die Senatoren
waren verpflichtet in der Sitzung
zu erscheinen oder ihr Ausbleiben
zu entschuldigen. Sie konnten für
unentechuldigtes Ausbleiben durch
pignoris capio oder multae dictio
bestraft werden." HRichtiger: durch
p. c. zum Erscheinen gezwungen .
werden (cf. Phil. L 12), denn das
erhobene Pfand wurde durch das
Erscheinen eben ausgelóst; dagegen
als Strafmittel steht die Pfándung
(von den Magistraten vollzogen u. im
Imperium beruhend) in Verbindung
mit der multae dictio, indem sie die
auferlegte Geldstrafe sicherte. Vgl.
Pauly Reall. zu p. c. u. Rein p. 351.
Loco senator orato, i. e. (8 40)
rogatus. Die Reihenfolge, in wel-
cher die Senatoren stimmten (bei
der Abstimmung per singulorum
sententias exquisitas; denn es gab
ausser dieser auch ein summarisches
Verfahren per discessionem, welches
theils allein angewendet wurde
theils nach vollendeter Umfrage)
und ihr Votum mündlich — sei es
in kürzerer sei es in lángerer Rede
— begründeten oder auch bloss mit
dem Worte: Cm. Pompeio (verbi
causa) assentior (verbo assentiri) ab-
gaben, war seit der lex Ovinia be-
stimmt, indem zuerst der princeps
senatus, gew. der ülteste censorius
(L. II. p. 331), gefragt wurde, dann
die übrigen Consulare, dann die Prá-
torier, die aedilició curules, dann,
was selten geschah, daher für die
folgenden Kategorien der Ausdruck
pedarii — von pedibus in senten-
tiamire — üblich wurde (L.II. p. 327),
die aedilicii plebeii, die tribunicii,
die quaestorit, die adlecti (die noch
kein Amt bekleidet hatten, ebds.),
eine Reihenfolge, die am Ende der
HKepublik in der Weise modifizirt
wurde, dass in der letzten Zeit des
Jahres nach erfolgter Consulwahl
die consules designati vor dem
princeps senatus gefragt wurden.
L. II. p. 353 flg. Bestand nun eine
derartige Ieihenfolge, 80 war natur-
gemüss die Móglichkeit eines nicht
loco Stimmens und RHedens aus-
geschlossen. Die vorliegende Be-
stimmung hat somit offenbar den
Zweck, eben eine solche Reihenfolge
auch für Ciceros Staat festzusetzen.
modo: ne sit infinitus, 8 40,
causas p. teneto ,,80ll die poli-
216
DE LEGIBUS
Vis in populo abesto. Par maiorve potestas plus va-
leto. Ast quid turbassitur in agendo, fraus actoris esto.
Intercessor rei malae salutaris civis esto.
Qui agent, auspicia servanto, auguri publico parento,
promulgata proposita in aerario cognita agunto, nec
tischen Verhültnisse wohl kennen.*
Vgl 8 41 und über diese Bedeut.
von causa zu I. 48.
vis in p. a. üussere Gewalt z. B.
durch Aufgebot von Sklaven- und
Gladiatorenschaaren, wie sie Clo-
dius oft zur Einschüchterung von
Gerichten und Volksversammlungen
anweudete, oder von militürischen
Streitkrüften etc., überhaupt aber
auch verfassungswidriges Vorgehen,
wie durch Missachtung des fol-
genden in der róm. Verfass. (oben
zu $ 6 u. L. I. 501) gültigen Grund-
satzes (vgl. Caesar zu Bibulus).
turbassitur archaist. Fut. II. Pass.
— (wrbatwm erit, nur in dieser
Person vereinzelt vorkommend, Neue
II. $8 69 extr; Corssen A. d. L. Spr.
IL. (2. A.) p. 565. Sinn: bei jedem
gesetzwidrigen Vorgehen soll der
Nachtheil den Antragsteller und
Leiter der Versammlung treffen.
Zu dieser Bedeutung von fraus vgl.
II. 60 se fraude; 111, 42; Corn. B.
63; Rab. post 19; p. Cluent. 91;
d. Dom. 123; p. S. Rosc. 49; Phil.
5.34; 8. 335 Att. δ. 21. 129; 7. 26. 2;
Fam. 1. 59. 4. (Móglich würe hier
und 42 auch: ,die Schuld". Den
Grund enthült 8 42.
Interc. r. m. sq. Eine etwas vage
Gesetzesbestimmung. Was ist res
mala? lm Sinne Ciceros: eine dem
Interesse der Nobilitüt widerstrei-
tende. salutaris civis esto: Liegt
darin mehr als eine blosse Ehren-
erklàrung, etwa eine Sicherung
gegen spátere gerichtliche Verant-
wortung, die sonst zu gewürtigen
(8 11 extr)? Schwerlich. Denn
8 43: Quis non studiose rei publicae
subvenerit hac tam praeclara legis
voce laudatus?
Qui ag. ausp. s. Das ebenso
schmáhliche wie làcherliche Gaukel-
spiel mit den Auspicien, haupteüch-
hneh von der Aristokratie zur Hin-
tertreibung unbequemer Beschlüsse
angewendet und mit Recht von C.
als eine der wirksamsten Stützen
ihrer Macht angesehen, war schon
so in Misscredit gekommen, dass
Caes. sich an dies von Bibulus
gegen ihn angewendete Verfahren
nicht mehr kehrte und 58 die lex
Clodia de auspiciis et. obnuntatione
durchging, welche die Anstellung
von Auspicien für Comitien unter-
sagte — freilich nicht mit nach-
haltiger Geltung (L. I. 256; II. 415;
Halm p. Sest. 129) Wozu aber
noch einmal diese Bestimmung, die
doch schon früher in dem Religions-
verfassungsgesetz: qui agent rem
duelli quique popularem auspicium
praemonento ollique | obtemperanto
(II. 21) gegeben worden war? Hóch-
stens dass man sagen kann: dort
war den Augurn befohlen, die
Auspieien im Auftrage der Magi-
strate zu beobachten, hier den
Magistraten sie auch beobachten
zu lassen. Aber der zweite Theil
bringt sicherlich nichts Neues.
promulgata 8q. ,, Antragsteller, die
ein Gesetz geben wollten, theilten
den Entwurf dem Senate mit und
stellten ihn auf Tafeln (per trinun-
dinum) óffentlich in der Stadt auf,
verbreiteten ihn auch wohl auf dem
Lande.^ L. IL p. 553. Diese Art
der Veróffentlichung hiess promul-
gare. Für die folgenden Ausdrücke
ist bisher weder 'eine Erklürung
noch eine annehmbare Emendation
gefunden worden. Was das aera-
rium betrifft, so war dies als sicherster
Aufbewahrungsort (daher auch die
Fahnen dort aufgestellt wurden) in
der letzten Zeit der Republik das
Centralarchiv, wührend als Spezial-
archive noch bekannt sind der Tem-
pel der Ceres fiir die aediles plebeii,
das Capitol für die aediles curules
(L. IL. 556), das atriwm Libertatis
und spüter aedes Nympharum für
die Censoren (L. 1. 581) Diese
LIB. III. CAP. 4. 8 11.
legten dort ihre Censustafeln nieder,
die sie aber reinschriftlnich ans
Aerarium ablieferten, die aediles
curules hatten die Handelsvertràáge
aufzubewahren (L. I. 622), wáhrend
die aediles plebeii ursprünglich die
Plebiscite, dann auch die Senatus-
consulte (L. I. 615) in ihr Archiv
aufnahmen. Zuletzt aber war es
das Aerarium im Tempel des Sa-
turn, wo Leges, Plebiscita, Scon-
sulta und andere wichtige Urkun-
den deponirt wurden (L. I. 637).
Nun hat man sich aber füglich zu
wundern, was die noch nicht be-
rathenen und genehmigten Gesetzes-
vorschlàge im Aerarium sollen.
Denn náhme man auch an, dass ihr
historischer Werth ihnen einen Platz
daselbst verschaffen konnte, so hátte
— abgesehen davon dass dann de-
posita stehen müsste — dieser doch
keine Beziehung zu der folgenden
Verhandlung (proposita — agunto).
Oder verlangte Cic. eine vorher-
gehende Prüfung der Entwürfe durch
die Aufsichtsbeamten des Aerars,
vielleicht die Censoren, die als
stándig angenommen und zu Ge-
setzeswáchtern erhoben werden
sollen? Oder hat es die von Turn.
angenommene Bewandtniss: potestas
ut esset populo cognoscendi otiose?
Oder was sonst ist dabei zu denken ?
Vielleicht, dass eine genauere Kennt-
niss der róm. Verfassungsverhült.
niese, als wir sie haben, dazu ge-
hórt, um das Dunkel zu lichten?
Bait. interpung. proposita, in aera-
rio cognita. Proposita liesse sich
auf den Senat beziehen, aber in
aerario cogn. gibt keinen klareren
Sinn als prop. in aer. Auch condita
ist für cognita conjicirt. Aber dem
ἐγ wieder der zuerst erhobene
Einwand entgegen. Andere Emen-
dationen sind i» aere (Gór., als
ob auch Gesetzesvorschlàáge ver-
ewigt werden müssten, und als
ob selbst in diesem Falle nicht
auch Stein oder ein anderes festes
Material dazu hátte dienen kónnen),
in foro (Manut), im albo (Orel.),
ow, n (Bake). (V. citirt scholium
in Sestianam c. 64, 135 Licinia et
Iunia cavebat me clam aerario
legem. ferri liceret, quoniam leges
A os II. p.
211
in aerario condebantur. Wenn V.,
wie es scheint, daraus entnimmt,
dass schon der Gesetzesvorschlag
den Beamten des Aerars habe
übergeben werden müssen, wie passt
dazu der vom Scholiasten angeführte
Grund? In Pauly Reall zu lex
lwnia Lc. ist der Sinn des Ge-
setzes dahin gedeutet: Es verbot
neue Gesetze ohne Zeugen (da-
mit keine Verfálschung der Tafeln
vorgenommen werden kónne) in
das Aerar zu bringen, wo die Ge-
setzestafeln aufbewahrt werden;
mit dem Zusatze: Dieser Sinn tritt
noch schárfer hervor, wenn man
inferri liest, wie Halm conjicirt.
Ebenso L.ILp. 556.) Eine fast nicht
geringere Schwierigkeit liegt in
cognita. Man móchte zunüchst im
Unterschied von prom. prop. an
mündliche Belehrung in Contionen
denken. Aber von der Nothwen-
digkeit dieser unmittelbar vor der
Abstimmung, ehe das Volk noch
zu Comitien constituirt ist, ist nach-
her die Rede, auch kann sie als Theil
der Verhandlung selbst nicht ge-
meintsein. Dass aber ausser dieser
Contio noch andre belehrende Ver-
sammlungen —- obgleich sie ge-
wóhnlich statt fanden (L. II. 8 134.)
— vorher háütten Statt finden
müssen, ist weder nachweisbar
noch denkbar. Einige sehen in
cognita eine publicistische Hàufung
des Ausdrucks. Dann muss in aerario
fortfallen, was auch Wagn. u. Feldh.
streichen. Vielleicht dass cognita
im zusammenfassenden Sinne zu
nehmen im Hinblick auf die ver-
schiedenen móglichen Arten der
Verüffentlichung.
"£C. pl. οἵ, unten nec eo magis,
zu II. 21.
nec pl. — semul — consulunto.
Aeltere Form semol, dann semul,
simul nach dem bekannten Laut-
schwüchungsgesetz von ἃ zu o zu
ἃ zu e zu i, nie in umgekehrter
Stufenfolge; Corssen A. τι. Vokalism.
II. p. 362 und an ἃ, St., Schweiz.-
Sidl. $ 6 u. 8 11, Zur Sache vgl.
554, Bei der Abstim-
mung wurden niemals die einzelnen
Paragraphen der Gesetze einzeln
zur Abstimmung gebracht, sondern
218
DE LEGIBUS
plus quam de singulis rebus semul consulunto, rem popu-
lum docento, doceri a magistratibus privatisque patiunto.
Privilegia ne inroganto: de capile civis nisi per
es wurde, nachdem nochmals in
der unmittelbar der Abstimmung
vorhergehenden Contio über den
Inhalt berathen war, das ganze
Gesetz em bloc entweder angenom-
men oder abgelehnt. Jedoch wurde
es durch die lex Caecilia Didia, die-
selbe, welche die Beobachtung des
Trinundinums der Promulgations-
frist gesetzlich vorschrieb, ver-
boten, Bestimmungen ganz ver-
schiedener Art in ein und dasselbe
Gesetz aufzunehmen, wie es früher
2. B. bei der lex Licinia Sextia ge-
schehen war, oder über mehrere
verschiedene Gesetze in Einer Ab-
stimmung ( per saturam) entscheiden
zu lassen.* Die Hdschr. haben
semel. Da nun nicht zweifelhaft
sein kann, dass C. den eben ange-
gebenen Sachverhalt im Auge hatte,
80 kann V., der semel beibehült, es
schwerlich in anderem Sinne ge-
fasst haben, als in dem von: auf
einmal, den es bisweilen hat. Vgl,
Forcell. semel à, E., wo unt. and.
Sen. Q. N. 4. 2 med.; ib. 2. 8 extr.;
ep. 71 med.; Ulp. Dig. 37. 14. 106 f.
angeführt werden, Hierzu bemerkt
aber der neueste Herausg. des Lex.:
simul spectat plura varia quae uno
tempore fiunt; semel designat eam
agendi rationem, quae opus aliquod
peragendum non dirimit sed. uno
quasi laboris ictu perficit, mit a. W.
semel ist Ggs. von gradatim, griech.
ἀϑρόον, berührt sich mit subito.
Ist, wie ich meine, dies richtig,
so würde semel nicht zuzulassen
sein.
rem. pop. doc. sq. sc. in der
Schlusscontio. ^ Der prüsidirende
Mag. hatte Magistraten, wie Pri-
vàten das Wort ad suadendum oder
dissuadendum zu ertheilen (con-
tionem dare), wobei die Reihenfolge
beobachtet wurde, dass man erst
privati, dann magistratus sprechen
liess, L. II. p. 417.
patiunto cf. 7, tuento.
Privilegia ne inr. war schon eine
Bestimmung der leges sacratae (zu
II. 18) u. XII. Tafeln: p. Sest. 65
cum sacratis legibus οὐ duodecim
tabulis sanctum esset, ut me cui
privilegium inrogari liceret; d. Dom.
43 vetant leges sacratae, vetant XII
tabulae leges privatis hominibus in-
rogari. Privilegium hiess jedes zu
Gunsten oder zum Nachtheil einer
einzelnen Person (oder auch wohl
mehrerer einzelnen) erlassene Ge-
setz. "Vgl. Lange Il. 574. Der-
artiger privilegia finden sich unter
dem Capitel der (iussa specialia
L. IL $ 133 eine grosse Anzahl
angeführt, wie Bewilligungen von
Triumphen, lez Herennia de P. Clodio
ad plebem traducendo, l. de Q. F'abio
Apolloniatis tradendo wegen Ver-
letzung des Gesandtenrechts, Ma-
nilia, de imperio Cn. Pompei ἃ. a.,
die offenbar nicht alle im Wider-
spruch mit dem Xlltafelgesetz
erlassen sein kónnen. Gemeint sind
in diesem nur Einzelgesetze zum
Nachtheil einer Person und zwar
solche, welche an Stelle einer recht-
lichen. Entscheidung sei es durch
ordentliches, sei es durch ausser-
ordentliches Gerichtsverfahren (die
Einsetzung eines solchen lag jeder-
zeit in der Hand des Volkes) tra-
ten und gewissermassen die Volks-
gerichtsbarkeit selber beseitigten.
Vgl Lange IL p. 591. Pauly
Reall. zu pricil. bie Auslieferung
von Bürgern an fremde Staaten
steht damit nicht im Widerspruch,
da Frevel gegen diese civilrechtlich
nicht entschieden werden konnten,
wohl aber finden sich andere Fülle,
in denen das Volk kaum noch jenes
Gesetz respectirt zu haben scheint
(ib. 590), und dem Clodius beinahe
ein Prücedenz gegeben wurde, für
die gegen Cic. gerichtete lex: wf
qui civem Homanum indemnatum
interemisset, ei aqua et igni inter-
diceretur, deren Brandmarkung hier
C. mit im Auge hat, sowie auch
das Folgende Beziehung auf selbst
erlittenes Unrecht hat.
de cap. civ, Eine ebenfalls schon
in den leges sacratae ἃ. XII Τα, :
enthaltene Bestimmung verbot: de
LIB. HI. CAP. 3. 8ὶ 11.
219
macimum comitiatum ollosque, quos censores in partibus
populi locasint, ne ferunto.
Donum ne capiunto neve danío neve petenda neve
gerenda neve gesta potestate.
capite civis nisi. comitiis centuriatis
rogari ne liceat, p. Sest. 65, Lange
IL p. 473, die gleichfalls Clodius
verletzt hatte, als er nach Ciceros
Flucht aus Rom durch die Tribut-
comitien beschliessen liess: οὐ M.
Tullio aqua et igni interdictum sit
(d. Dom. 47; 82). Ueber per zu
86. Mazimus comitiatus nennt C.
die Centuriatcomitien, weil sie im
Unterschied von den Curiatcomitien,
welche die Patricier, u. den Tribut-
comitien, welche ursprünglich nur
die Plebs enthielten, von Hause aus
das ganze Volk umfassten. — Die
Capitalgerichtsbarkeit der Centu-
riatcomitien (zu $ 6) bezeichnet ihr
Recht auf Tod oder aquae et ignis
interdictio d. h. Verlust der Civitát
und des ganzen Vermógens zu er-
kennen, dem gegenüber die Tribut-
comitien nur eine Geldstrafe ver-
bángen konnten. Je nach dem
Strafantrage des anklagenden Ma-
gistrats nicht nach der Qualitát des
Verbrechens entschied sich das
Forum (L. II. p. 497. 8 127). ollos-
que: que explicativ. Vgl. Nügelsb.
Stil. $ 195. I. b. — qwos cens. sq.
Der Ausdruck leidet an einer be-
merkenswerthen Ungenauigkeit. Es
liessen sich die Worte auch auf die
Tributcomitien beziehen. ^ Denn
($ 1) censores populi partes in tri-
bus describunto. Hier aber kónnen
mit partes, wie schon Turn. ge-
sehen, nur classes et centuriae ge-
meint sein. Vielleicht liesse sich
dem Mangel einigermaesen abhelfen
durch Einschiebung von censu: auf
Grund der Vermógensschützung vor
censores oder Aenderung von cen-
sores in censu mit Erg. von cen-
sores, Auch in ollos qui bietet der
Ausdruck Anstoss: die, welche die
Censoren (nach Massgabe des Ver-
mógens) den Volksabtheilungen zu-
getheilt — in Klassen und Cen-
turien getheilt haben; als ob dies
andere würen als die, welche tri-
butim getheilt sind. Freilich nach
einigen Forschern hatten bis zu den
letzten Zeiten die Libertinen noch
kein Recht, in die Klassen auf-
genommen zu werden (L. 11. p. 446;
ib. 25), wührend sie wenigstens in
die íribus wrbanae aufgenommen
werden mussten (L. I. 372 extr.;
380—83); aber da sie einmal we-
nigstens der centwria capite censo-
rum zugewiesen werden mussten
(L. I. 380 in), sodann auch die
Móglichkeit von dem Censusprinzip
zum Nachtheil gewisser Bürger ab-
zugehen von anderen PForschern
(Momms. R. St. 11. 1. p. 401 Ηρ.)
bestritten wird, so wird es schwer-
lich gelingen, auf diesem Wege
einen anderen Bestandtheil für die
Centuriat- als für die Tribu£-Comi-
tien zu gewinnen. Es kann also
nur eine falsche und ungeschickte
Fassung darin gefunden werden,
welche das Eigenthümliche und
Unterscheidende, was nur im Verbal-
begriff liegen konnte (classibus et
centuriis discriptos), auch auf den
Personalbegriff (sollte c?ves statt
ollos qui sein) übertrágt.
locasint alte Schreibart für 1ο-
cassint, die C. in Nachahmung alter
Gesetzestafeln angewendet haben
mag. Die Doppelschreibung der
geminirten Laute ist erst seit Ennius
aufgekommen (Schweiz.-Sidl. $ 14).
Donwm ne — neve petenda neve
gerenda sq. Dass das Part, Fut. Pass.
in d. Cas. obl. auch Prüsensbedeutung
haben kann, s. F. Schultz 8 413.
Ueber den seltenen Abl. abs., hier
in Verbindung mit dem des Perf.
erleichtert, ebda. 8 415. A. 4. Be-
stechung bei Bewerbung um ein
Amt fiel unter das crimen ambitus
und war durch verschiedene Gesetze
(le; Cornelia Baebia 188, 1. Cor-
nelia Fulvia 166, l. María, l. Fabia,
l. Acilia Calpurnia 61, l. Tullia des
Cicero 63, 1. Aufidia, l. Pompeia 52)
verpónt, Vgl. zu ὃ 89 u. 46. Im
Uebrigen war das Schenken selbst
Privater rechtlich (durch lex Cíncta
220
DE LEGIBUS
Quod quis earum rerum migrassit, moxiae poena
pav esto.
Cesoris fidem legum custodiunto: privati ad eos acta
referunto nec eo magis lege liberi sunto.
Lex recitata est.
de domis et muneribus 204, s. Rein
p. 733 flg.) beschrünkt, umsomehr
also seitens Beamter ausgeschlossen.
Die passive Beschenkung resp. Be-
stechung fiel unter das crimen
captae pecuniae (cf. 8. 46), evt. repe-
tundarum. — Bei damto ist als
Subj. auch privati zu denken, de-
nen verboten wird, Beamten zu
schenken.
Quod q. earum rerum. Earum r.
nicht blos in Bezug auf's Letzte,
sondern auf alles Vorhergehende,
soweit es Grundsütze des indivi-
duellen Handelns enthült. Zur Ver-
bindung von quod earüm rerum
(st. eorum) vgl. nihil earum rerum
d. Fin. 1. 50; Div. II. 122; Verr.
II. 88; summa (als Neutr. rerwm
Liv. 1. 36. 6, dazu Weissb.; rerum
hwmanarum pleraque Sall Jug.
102. 9; nihil qua re Caec. 70. Um-
gekehrt eorum aliqua de rej Codd.,
Bait.earum, Top. 80. Vgl. Feldh.,
Haacke Stil. 8 61. 1. A. 2. extr.
migrare übertreten cf. Off. I. 31;
Fin. 3. 67; Div. I. 8.
Zum Folg. erg. in eo. Ueber den
Sinn s. 8 46.
Das Folgende ist ein Novum, etw.
nicht in der rüm. Verfassung Ent-
haltenes, s. 8 46.
Cesoris. S. Corssen A. u. V. I.
p. 251 flg. ,,Ueberaus verbreitet ist
(in der álteren Sprachperiode) der
Ausfall des » vor folgendem s, wie
c080l (consul), cosensu, istituerunt,
Hortesius, cesor u. s. w.^ Dahin
gehórt auch der herrschend ge-
bliebene Ausfall des ἢ in den Én-
dungen quoties, toties cett,
fidem πίστιν Glaubwürdigkeit, Zu-
verlüssigkeit: sollen die Gesetze
vor Fülschungen behüten. — Das
rüm. Archiv für Gesetze war das
Aerarium (s. oben) und stand unter
Aufsicht der Quaestoren (zu 8 6 u.
L. IL 637), die aber nicht aus-
reichte (zu 8 46).
privati sq. die Magistrate nach
Discedere et tabellam iubebo dari.
ihrer — Amtsniederlegung. Eine
Rechenschaftspflicht derselben be-
stand bei den Rómern nur insoweit,
als sie nach vollendeter Amtsfüh-
rung gerichtlich wegen derselben
belangt werden konnten — mit
Ausnahme der Dictatoren, Censo-
ren, tribuni plebis, s. oben 8 6 zu
militiae — die magg. minores sogar
wahrend derselben (ib.) wovon je-
doch thatsüchlich freiblieben die
Aedilen (L. I. p. 620). Zu der vor-
liegenden Bestimmung entnahm,
wie 8 47 lehrt, C. das Vorbild aus
den Verhültnissen Griechenlands
spez. Athens (s. das.), wo Beamte,
welche Gelder verwaltet hatten, den
Logisten Hechenschaft zu geben
hatten und von diesen, wenn dieihnen
beigeordneten Euthynen keinen
Fehler entdeckt hatten, die Decharge
erhielten, andere Beamte aber vor
ihnen die Erklüárung abgaben, nichts
eingenommen oder verausgabt zu
haben. Schóm. Gr. A. L p. 422.
Eine über die Geldverwaltung hin-
ausgehende Amtsprüfung aber, wie
C. sie hier festsetzt (acta Amtsfüh-
rung) — gewiss auch unter An-
nahme der censorischen Befugniss,
die ihnen eigenthümlichen Straf-
mittel anzuwenden — kennen wir
selbst dort nicht, Dass übrigens
die gesetzliche Strafbarkeit C. nicht
genügte, ist wohl begreiflich, da
die Verfolgung naeh róm. Staats-
recht nicht ex officio eintrat, son-
dern durch den Umstand bedingt
war, dass ein Klüger sich vorfand,
was müchtigen Münnern gegenüber
oft nicht der Fall war. UÜmgekehrt
konnte es auch wieder bei den cen-
sorischen Rügen nicht sein Bewen-
den haben, weil diese die Schuld
(man denke u. à. an Repetunden)
vielfach nicht zu sühnen ver-
mochten.
Lex rec. sq. Witzige Anspielung
auf das in Rom geláufige Verfahren.
Der Gesetzesantrag wurde vom Ma-
LIB. HL- CAP. 4. 5 8$ 11. 12.
221
V. 12. Q. Quam brevi, frater, in conspectu posita est
a te omnium magistratuum descriptio, sed ea paene nostrae
eivitatis, etsi a te paulum adlatum est novi.
gistrat, oder vom Praeco unter Vor-
sagen des Scriba, bei Eróffnung der
den Comitien unmittelbar vorher-
gehenden Contio vorgelesen resp.
vorgetragen. Die darauf folgende
Belehrung des Magistr. evt. De-
batte (zu der auch 11. 24 demnáchst
aufgefordert wird) überspringt C.
in seimem Ausdruck und kündigt
sofort die Eróffnung der Comitien
und der Abstimmung an. Εἰ. irri,
wenn er die recitatio als Theil der ἢ
Comitien selbst ansieht. Denn dis-
cedite (Quirites, si vobis videtur)
kündigte stets den Beginn der Co-
mitien an, und eine Vorlesung, die
vorher statt gefunden hatte, konnte
füglich nur der Contio zugehóren,
wiewohl an sich nicht geleugnet
werden kann, dass auch noch in
den Comitien, wenigstens den Cen-
turiatcomitien vor ihrer Reform,
der Antrag vom Vorsitzenden noch-
mals bekannt gemacht wurde (L.
1l. 417). Der weitere Gang war
nun der, dass wenn das Volk sich
in Centurien als classis procincta
geordnet, resp. tributim in fünf-
unddreissig ehemals durch Geile,
gewóhnlich auf dem Forum, gebil-
dete Abtheilungen, die spüter durch
feste Umfriedungen (saepta) auf
dem Campus Martius ersetzt wur-
den — eigentlich für die reformir-
ten Centuriatcomitien, wo immer
70 Centurien auf einmal in 35, Zw-
*»dYores und seniores umfassenden,
Hüumen abstimmten, eingerichtet
8. L. IL p. 452 — vertheilt hatte,
in den ehemaligen Centuriatcomi-
tien zuerst die 18 Heitercenturien
als praerogativae — zugleich ihre
Stimme abgaben, spüter durch
Loos die centuria praerogativa unter
den Centurien der 1. Klasse —
ebenso für die Tributcomitien die
zuerststimmende Tribus, principium
genannt, — ermittelt wurde, wobei
man sich eines Wassergefüsses wrna
(ὑδρία), sitella bediente, welches
beim Ausschütten des Wassers die
hineingeworfenen Loose nach ein-
ander herausgleiten liess. —Dem-
M. Rectissime,
gemáss sitellam deferre s. v. a. die
Abstimmung beginnen lassen be-
deutet. Nach der Abstimmung der
centuria praerogativa resp. des prin-
cipiwm stimmten successive die
übrigen Centurien der 1. Klasse mit-
sammt den Reitercenturien, dann
die der 2. Klasse und so fort; die
Tribus dagegen alle auf einmal μιᾷ
κλήσει, und zwar ursprünglich münd-
lich, spáter mit Tàfelchen (fa-
bellae. Vgl. unten 8 33 flg). Das
Einsammeln der Stimmen geschah
durch rogatores centuriarum (früher
die Centurionen) und íribwwm, zu
unterscheiden von dem rogaíor co-
mitiorum, dem prásidirenden Be-
amten (vgl. Schóm. zu Nat. d. II.
10), und zwar so, dass die einzel-
nen Stimmen durch Punkte auf
Tafeln notirt wurden, deren bei
Wahlcomitien soviel sein mussten
als Candidaten (pwncta ferre daher
Stimmen bekommen), bei richten-
den und gesetzgebenden zwei, um
dort die verurtheilenden (condemno,
C) und freisprechenden (absolvo,
A), hier die bejahenden (wtí rogas,
VE cf. Il. 24) und verneinenden
(antiquo, A) zu verzeichnen. Ueber
das Náhere des Vorganges zu $ 38.
Zuletzt erfolgte die remwntiatio und
zwar der Stimmen der einzelnen
Tribus (bei den Tributcomitien erst
nach Erloosung der Reihenfolge
der Tribus, bei den Centuriat-
comitien nàch einem certus ordo)
und Klassen durch den Mund
des Praeco, des Gesammtresultats
durch den Vorsitzenden evt. auch
den Praeco. S. Τῷ, IL αὶ 1229 und
& 194.
Cap. V. ὃ 12. In Gedanken
und Ausdruck ühnlich 11, 8 23.
brevi adverbiell: sane quam brevi
conclusa oratio 11, 23; reddam brevi
ib. 34; brevi attingere Part. or. 60;
d. Or. 1, 190; Cat. M. 57; p. Sest.
97; Caec. 94; Att. 8. 3. 1; Fam,
3, 8. 1; ib. (Sulpic.) 4. 5. 1.
paulum affirmat. einiges Wenige.
Cf. Acad, Il. 128 paulum ante di-
cendum und $0 regelmüssig. Daher
2929 DE LEGIBUS
Quinte, animadvertis. Haec est enim, quam Scipio laudat in
illis libris οὐ quam maxime probat temperationem rei publicae,
quae effici non potuisset nisi tali descriptione magistratuum.
Nam sie habetote, magistratibus iisque, qui praesint, contineri
rem publicam et ex eorum conpositione quod cuiusque rei
publicae genus sit intellegi. Quae res cum sapientissime
moderatissimeque constituta esset a maioribus nostris, nihil
habui sane, non modo multum, quod putarem novandum in
legibus. 13. ATT. HReddes igitur nobis, ut in religionis lege
fecisti admonitu et rogatu meo, sic de magistratibus, ut dis-
putes quibus de causis maxime placeat ista descriptio. M. Faciam,
Attice, ut vis, et locum istum totum, ut a doctissimis Graeciae
quaesitum et disputatum est, explicabo et, ut institui, nostra
iura attingam. ΑΤΎ. Istud maxime expecto disserendi genus.
M. Atqui pleraque sunt dicta in illis libris, quod faciendum
fuit, eum de optuma re publica quaereretur. 14. Sed huius loci
de magistratibus sunt propria quaedam, a "Theophrasto pri-
mum, deinde a Diogene Stoico quaesita subtilius.
auch wohl so paulum hwic Cottae
tribuit partium (d. Or. 1. 229):
rüumte einiges Mass der Verthei-
digung ein, nicht, wie R. Kühner
übersetzt, nur wenig. Dies «on
multum. Das Wenige hier betraf
die Censoren: ihre archivarische
Aufsicht über die Gesetze und die-
ciplinarische über sümmtliche Be-
amte, die Bestündigkeit dieser Ma-
gistratur, und die aufgenommenen
lediglich. moralischen Bestimmun-
gen, wie dwella 4. — redewnto; ce-
teris specimen esto (cf. 8 29); quae
cum populo — modica sunto; caus.
pop. teneto; interc. salut. civis esto
(cf. 8 43).
haec est, quam temperationem,
Attraction — haec est temperatio,
quam s. zu I. 47. haec t. sc. magistra-
tuum descriptio.
Scipio in illis libris, s. I. 15; 20;
II. 938.
iisque, qui praesint hinzugefügt,
weil manche Behórden micht im
strengen Sinne magg. genannt w.
konnten, weil nicht vom Volke er-
wühlt, wie mag. equitum, proconsul
ete. (vgl. L. I. 500; 537; 556), auch
wohl Senat und Comitien mit ein-
begriffen werden. Praesum absol.
wie 8 2 ut praesit. Die Verbindung
iisque — praesint (Seeger Uebers.),
wie honori Liv. 4, 8. 5; doctrinae
d. Or. I. 186; £uris civilis cognitioni
ib. 198; ei studio 235; auspiciis
Nat. d. I. 14; d. Or. I. 39; pote-
stati Nep. Cat. 2; muneri Leg. I.
14 unmóglicb, weil in den Aemtern
und politischen Gewalten selbst,
nicht in den sie vertretenden Per-
sonen das Wesen des Staates —
die Art der Verfassung liegt.
Quae res sc. comp. mag.
moder. am besonnensten, eigent-
lich in genauster Berücksichtigung
des richtigen Verhültnisses, der in-
neren Harmonie.
non modo geschweige; so nur
nach negativem Satz, wie Div. 2.
113; Fam. I. 9. 21, mehr bei Gór.
und Feldh. Vgl. Haacke St. L.
8 92.
8 13, AHeddes — de magistratibus
— wt disputes. ,,Debebat: reddes
nobis causas, quibus macime
placeat ista descriptio; at
interiectis illis ut in religionis
lege fecisti continuavit orationem,
quasi ante mon reddes mobis sed
facies | posuisset, quemadmodwm
etiam Marcus mon reddam sed
faciam respondet. | Vahl. Zu
reddo cf. II. 34.
descriptio Organisation, Verfas-
sung cf. 5.
quaesitum sc. de eo.
im illis libris 8c. de re publica,
LIB. III. CAP. 5. 6. 8 12—14.
228
VI. Arr. Ain tandem? etiam a Stoicis ista tractata sunt?
M. Non sane nisi ab eo, quem modo nominavi, et postea a
magno homine et in primis erudito, Panaetio.
verbo tenus acute ilh quidem,
Nam veteres
sed non ad hune usum popu-
larem atque civilem de re publica disserebant. Ab hac familia
magis ista manarunt Platone principe.
insbesondere im 2. Buche bei der
Entwicklung der róm. Verfassung.
$ 14. Theophr. wahrscheinlich
in seiner Schrift περὶ νόμων. An-
dere politische Werke desselben
sind περὶ βασιλείας, περὶ τῆς ἀρέ-
στης πολιτείας, πολιτικὰ πρὸς τοὺς
χαιροῦς. S. Madv. Fin. 5. 11.
JDiogen. Babylonius genannt, aus
Seleucia in Syrien gebürtig, Schüler
des Chrysippus u. Lehrer des Anti-
pater aus Tarsus, also vierter in
der Reihe der Háàupter der Stoa
(Zeno, Cleanthes, Chrysippus, Dio-
genes, Antipater, Panaetius, Posi-
donius cf Div. I. 6), berühmt auch
als Mitglied der Phiülosophen-
gesandtschaft (nebst Carneades u.
Critolaus nach Hom 155 zur Ab-
wehr der für die Zerstórung von
Oropus den Athenern auferlegten
Busse von 500 Talenten. Politi-
schen Inhalts kennen wir ein Buch
νόμοι von ihm, Athen. XII. p. 526 D.
Cap. VL Panmaetius aus Rhodus
geb. um 180 v. Chr., Schüler des
Diog. und Antipater, welcher, zu
der Umgebung des jüngeren Scipio
gehórig, dadurch dass er die Strenge
der stoischen Lehre milderte, am
meisten zu ihrer Verbreitung bei
den Hómern beitrug. Aus ihm
schópfte bekanntlich Cic. den Haupt-
inhalt seines Werkes de Officiis.
Starb um 112.
veteres 8c. Stoici, 8. zu Diog.
verbo tenus den Worten nach, in
formal dialektischer Weise, scharf-
sinnig — aber ohne Eingehen in
die thateáchlichen Verháltni«se, da-
her inbaltsleer und unpraktisch,
ohne Verwendbarkeit und Nutzen
für das politische und bürgerliche
Leben. hune wie bei den Vorher-
gehenden, oder wie ibn Cic. be-
absichtigt. (Ueber verbo tenus, das
z. Ggs. der Wirklichkeit nach hat,
Post Aristoteles inlu-
nie s. v. à. wórtlich — ad verbum,
s. Krebs Antib.)
Ab hac in sehr harter Beziehung
auf Theophr., der vor den zuletzt
genannten Stoikern noch durch
nichts hervorgetreten war. Nur
dadurch erscheint dieselbe móg-
lich, dass Cic. den Unterschied
zwischen Peripatetikern und Aka-
demie, àlterer und neuerer, ganz
verschwinden ]lásst, sie alle als
náher mit Socr. verwandt in Eins
zusammenfasst& und sich, den
Neu-Akademiker, mit zu die-
ser Schule rechnet. Die Ver-
mischung des peripatetischen und
akademischen Systems von Seiten
Ciceros wird ausser durch diese
noch durch viele andere Stellen
erwiesen, so Acad. I. 17 Platonis
auctoritate wna et consentiens duo-
bus vocabulis philosophiae forma
instituta est, Academicorum et Peri-
pateticorum, qui rebus congruentes
nominibus differebant cett.; ib. 22
illud impudenter si alios esse Aca-
demicos, alios JPeripateticos arbi-
brantur; ib. 11. 15; Fin. IV. 5; ib.
49 (Aristoteles, Xenocrates, tota illa
familia); V. *; Leg. l. 55; Off. 3.
20. Eigenthümliche Lehrsütze der
Peripatetiker finden sich sogar der
Akademie zugeschrieben; Brut. 149
cum omnis virtus sit, wt vestra,
Brute, vetus Academia dixit, medio-
critas. Dass Cic. in seinem Ver-
schmelzungssystem oft noch weiter
geht und auch die Stoiker mit jenen
in eine Familie einschliesst: sed
Lamen mostra legens mon multum a
Peripateticis dissidentia, quoniam
utrique Socratici εἰ Platonici volu-
mus esse Off. 1. 9; d. Or. 3. 69;
vgl. oben 1, δῦ s&q., anderseits nach
Bedürfniss die Neu-Akademiker den
ülteren einschliessliéh der Peripate-
tiker scharf entgegenstellt, Fin. V.
7, dürfte nicht widersprechen.
familia zu 1. 55
224
DE LEGIBUS
stravit omnem hunc civilem in disputando locum Heraclides-
que Ponticus profectus ab eodem Platone. "Theophrastus vero
institutus ab Aristotele habitavit, ut scitis, in eo genere rerum
ab eodemque Aristotele doctus Dicaearchus huie rationi studio-
que non defuit. Post a Theophrasto Phalereus ille Demetrius,
de quo feci supra mentionem, mirabiliter doctrinam ex umbra-
culis eruditorum otioque non modo in solem atque in pulverem,
hunc civ. in disp. locum den auf
die Politik bezüglichen Theil auf
dem Gebiete der Dialektik, d. h.
Philosophie. Cf. 1. 16 s? wllo in
genere disputandi; Nat. d. 1. 10
non tam auctores in disputando
quaerendi. Mehr bei Feldh.
Heraclides Pont. aus Heraclea
am Pontos war Zuhórer des Plato
und Speusippus und blühte 340 v.
Chr., betheiligte sich an dem Sturze
des Tyrannen Klearchos in seiner
Vaterstadt. Von seinen zahlreichen
Schriften (50 wurden ihm zu-
geschrieben) ethischen, physischen,
grammatischen, historischen In-
haltes haben wir noch Bruchstücke
ἐκ τῶν Ἡρακλείδου περὶ πολιτειῶν,
wahrscheinlich eine Fragmenten-
sammlung des Mittelalters aus ver-
schiedenen Schriften desselben.
Theophr. s. oben I. 38.
JDicaearchus aus Messana einer
der berühmtesten Schüler des
Aristot. (neben Aristoxenus und
Theophr.),lebte meist im Peloponnes
und schrieb ausser anderen von
Cic. sehr geschützten philosophi-
schen Schriften Béíog ᾿Ελλάδος in
3 Büchern, eine historisch-geogra-
phische — Beschreibung — Griechen-
lands nach seinen natürlichen, po-
litischen und sittlichen Verhült-
nissen.
Post a Theophrasto Ph. Wahr-
scheinlich schwebt dem Cic. noch
doctus vor, das in mehreren Syno-
nymen, :nstitutus, profectus, dem
Sinne nach schon vorangegangen
war und somit tiefer haftete, auch
nicht gut wiederholt werden konnte
(&áhnlich ZAeophrasti Strato u. huius
Lyco in freier Anknüpfung an Ao-
rum posteri Fin. V. 13. s, Holsc.);
wührend Madv. den prügnanten
Gebrauch von a (entsprechend dem
griech. ἀπό, s. darüber Turs. L. p.
36), der sich bei esse bekanntlich
findet (Fin. IV. 7 Zeno et qui ab
60 Sunt), auch verkürzt ohne esse
(Mur. 63 illi a Platone et Aristotele),
darin erkennt, der hier, wo es an
einer Stütze für das prüpositionale
Attribut gebrieht, hart erscheint.
(Vgl. aber ab Aristippo Cyrenaici
atque Annicerii Off. III. 116 u. zu
Leg. I. 1.) ,
de quo supra Il. 66, s. über ihn
zu 11. 64.
er wmbraculis . .. er führte die
politische Wissenschaft aus den
Hallen und Sehattensitzen (wir:
Studierstuben) der Philosophen auf
den freien, der Sonne ausgesetzten,
mit Staub erfüllten Platz gymna-
stischer Wettkümpfe, ja in den
wirklichen Entscheidungskampf der
Schlachten: erprobte ihre praktische
Verwendbarkeit nicht blos in ora-
torischen Wettkümpfen auf dem
Forum, in welchen der Beifall der
Zuhórer den Sieg verleiht, sondern
in entscheidungsvollen politischen
Thaten, bei welchen die Folgen den
Werth erkennen lassen. Denkt man
bei sol und pulvis an die Hitze und
den Staub auf den Mürschen, &0
ergübe sich folgender Ggs., erprobte
ihre Verwendbarkeit nicht blos in
gesicherten, ruhigen Zeiten, sondern
in Zeiten stürmischen, gefahrvollen
Kampfes (letzteres in Bezug auf
die schwere Zeit der maced. Ober-
gewalt und des Herrschaftskampfes
zwischen Cassander und dem Hause
des Antigonus) Zu der Metaphora
vgl. Brut. 37 processerat im solem
et pulverem non wt e militari taber-
naculo sed. ut e Theophrasti wnbra-
culis und d. Or. I. 157 educenda
dictio ex hac domestica exercitatione
et wnbratilài medium 4n agmen, in
pulverem, in clamorem, in castra
atque in aciem forensem.
LIB. III. CAP. 6. 7. $ 14—16. 225
sed in ipsum discrimen aciemque produxit. Nam et mediocriter
doctos magnos in re publica viros et doctissimos homines non
nimis in re publica versatos multos commemorare possumus:
qui vero utraque re excelleret, ut et doctrinae studiis et re-
genda civitate princeps esset, quis facile praeter hunc inveniri
potest?
VIL 15. Arr. Puto posse et quidem aliquem de tribus
nobis. Sed perge, ut coeperas.
M. Quaesitum igitur ab illis est placeretne unum in civi-
tate esse magistratum cui reliqui parerent, quod exactis regi-
bus intellego placuisse nostris maioribus. Sed quoniam regale
eivitatis genus, probatum quondam, postea non tam regni quam
regis vitiis repudiatum est, nomen tantum videbitur regis
repudiatum, res manebit, si unus omnibus reliquis magistrati-
bus imperabit. 16. Qua re nec ephori Lacedaemone sine causa
a Theopompo oppositi regibus nec apud nos consulibus tribuni.
Nam geht auf mirabiliter.
et mediocr. d. cett. sowohl grosse
Staatsmünner mit màssiger Gelehr-
samkeit als auch grosse Gelehrte
mit mássiger Erfahrung im Staats-
wesen. í
non "nimis synonym mit non ad-
modum, non sane , nicht sonderlich*.
C£ Brut. 179; 246; Rep. 1. 15; p.
Planc. 12; Corn. B. 54; Fam. VI. 6.
12; IX. 22. 4; — Acad. II. 146; Nat.
d. 1. 70, dazu Schóm.; ebenso son
minium Fin. 2. 27; Verr. 4. 56.
excelleret, Cf. I. 58. .
Cap. VII. 8 15. aliquem de...
Beweise ühnlicher Bescheidenheit
háufig bei Cic. wie Rep. 1. 13;
Off. 1. 3 (wo er sich noch über den
Dem. Ph. stellt); hinsichtlich seiner
oratorischen Begabung Brut. 322,
seiner politischen Verdienste 10.330;
Off. L 77—78 etc.
exactis regibus. Natürlich auch
vorher. Aber das verstand sich
einerseits von selbst, anderseits ge-
hórt es nicht hierher, da Cic. nur
von der Magistratur in freien Staa-
ten reden will Cf. $ 4 quoniam
leges damus liberis populis — accom-
modabismus leges ad slwm, quem
probamus, civitatis statum.
Sed quoniam ... Der Gegensatz
ist nicht klar. Denn hassten die
alten Rómer das Kónigthum nur
um der Personen der Kónige, nicht
um des Kónigthums selbst willen,
Cicero de legíbus.
so war es ja folgerichtig, nur den
Namen der Konigsherrschaft auf-
zuheben, diese aber der Sache nach
bestehen zu lassen. Daher stellt
V. die Glieder um und schreibt non
tam regis quam regni vitis. Aber
das geht nicht an. Denn vorher
hiess es: wnwm in citate esse ma-
gistratwm cwi reliqui parerent in-
tellego placwisse nostris masoribus.
Die Sache ist die: Sed bezeichnet
nicht den Gegensatz zu dem, dass
den Rómern früher eine einheitliche
oberste. Gewalt gefallen, sondern
den zu exactés regibus, dass sie die
Kónige vertrieben; quoniam den
Grund, warum blos omen "regis
repudiatum est: ,lch sehe, dass
noch nach Vertreibung der Kónige
unseren Vorfahren eine unum-
schránkte alleingebietende Magi-
stratur gefallen habe. Aber dann
ist die Kónigsherrschaft nur dem
Namen, nicht der Sache nach auf-
gehoben — was auch im Sinne
unserer Vorfahren lag, weil ihnen
die Kónigsherrschaft nur durch die
Fehler des Kónigs, nicht der kó-
niglichen Gewalt verhasst geworden
war.*'
816. Theopomp, Kónig von Sparta
um die Zeit des ersten messeni-
schen Krieges, soll nach der ge-
wühnlichen ^ Ueberlieferung die
Ephoren — eine aus 5 Mitgliedern
bestehende, durch ihre εὐϑύνη und
15
226 DE LEGIBUS
Nam illud quidem ipsum, quod in iure positum est, habet
consul, ut ei reliqui magistratus omnes pareant excepto tribuno,
qui post exstitit, ne 14, quod fuerat, esset. Hoc enim primum
minuit eonsulare ius, quod exstitit, ipse qui eo non teneretur,
deinde quod attulit auxilium reliquis non modo magistratibus,
sed etiam privatis consuli non parentibus. 17. Q. Magnum
dicis malum: nam ista potestate nata gravitas optimatium
cecidit convaluitque vis multitudinis. M. Non est Quinte, ita.
Non ius enim illud solum superbius populo et violentius videri
necesse erat, quo postea quam modica et sapiens temperatio
accessit, T convertem lex in omnis est
VHI. 18. Domum cum laude redewnto. Nihil enim
praeter laudem bonis atque innocentibus neque ex hostibus ne-
que ἃ sociis reportandum.
Iam illud apertum est profecto, nihil esse turpius quam
quemquam legari nisi rei publicae causa.
das Recht das Volk zu berufen und
Gesetze vorzuschlagen, Kriegsheere
abzuschicken, die Feldherren zu er-
nennen und abzurufen das Kónig-
ihum theils controllirende, theils
beschrünkende Behórde — ein-
gesetzt und auf den Vorwurf seiner
Gattin, dass er seinen Kindern die
kónigliche Gewalt vermindert hin-
. terliesse, geantwortet haben: aber
sicherer und dauernder.
in iure : ideell blieb ihr imperium
allen Magistraten gegenüber, ausser
den Tribunen, unbeschrünkt, factisch
war es auch jenen gegenüber, eben
durch das tribunicische Recht auwzi-
lii ferendi, beschrünkt. Vgl. $ 8.
8 17. Q. Magnum dicis m. Hier-
nach würde 4Q. noch strengeren
optimatischen Grundsützen gehul-
digt haben als .M. Cf. unten 8$
19 flg.; 8 33 flg. S. übrigens Drum.
VI. p. 751.
gravitas opp. vis Gewicht, An-
sehen. Cf. 19.
Non ius enim... lm Folgenden
bietet der Text eine Corruptel und
eine grosse Lücke dar. Denn dass
vor domum c. l. r. die ganze
Empfehlung des Gesetzes bis zu
diesem Passus ausgefallen ist (die
Reifferecheidsche Ansicht, dass sie
überh. von Cic. nicht ausgearbeitet
worden, widerlegt V. z. St.), ist er-
Omitto quem ad
eichtlich. Scehliesst man sich der
Interpunction von V. an (— necesse
erat? — accessit), so erhült man
bis zu accessit einen abgeschlossenen
Satz: Denn musste nicht jenes —
das consularische — us, so lange
es allein im Staate bestand, dem
Volke zu stolz und gewaltthütig
erscheinen? Spüter aber trat zu
diesem eine wie massvolle und weise
Einschránkung (Dümpfung, Milde-
rung) hinzu! Weiter streicht V.
von convertem das m, setzt darnach
ein Komma und zieht diese Worte
zu dem auf die Lücke folgenden
Theile, indem er hoc (mit Beziehung
auf imperia, potestates — se εἰ suos
continento, popwli swi gloriam
augento) ad ceteros (alle Bürger?)
unmittelbar vor converte ergünzt.
In die Lücke zieht V. gewiss mit
Recht die von Macrobius e tertio
de legibus citirten Worte: qwi po-
terit socios tueri, si. dilectum rerum
utilium. et. inutilium non habebit?,
welche sich leicht auf socis par-
cunto (8 9) beziehen lassen.
Cap. VII $8 18. quemquam,
wofür einige quempiam, mchtig,
denn in turpe liegt non decet, mon
honestum est. Cf. Acad. IL. 68 vi-
tiosum est assentiri quicquam fal-
sum; Cluent. 129 tw es praefectus
moribus (iron. 2 nom es), si retines
LIB. III. CAP. 7. 8. $ 16—18.
22.
modum isti se gerant atque gesserint, qui legatione heredi-
tatis aut syngraphas suas persecuntur. In hominibus est hoc
fortasse vitium, sed quaero quid reapse sit turpius quam sine
procuratione senator legatus, sine mandatis, sine ullo rei publicae
munere? Quod quidem genus legationis ego consul, quamquam ad
eommodum senatus pertinere videbatur, tamen adprobante se-
natu frequentissimo, nisi mihi levis tribunus plebis tum interces-
sisset, sustnlissem. Minui tamen tempus et, quod erat infinitum,
annuum feci. lta turpitudo manet diuturnitate sublata.
m sciens in senatu tanto
scelere contaminatum! Mur. 16 cur
quemquam ^t te adiwves rogas? (du
würdest es nicht thun). Liv. I. 35.
8 quod quisquam mirari posset (jetzt
istes nicht mehr móglich, s. Weissb.).
So ridiculum est quemquam Fat. 95;
arrogantiae esí quemquam Nat. d.
3. 26; miror quemquam 1b. Il. 93;
angor quicquam Fam. VII 15. 1; desc-
eramus quicquam sperare ib. VIIT. 4.4
(Cael.). nihil est. exitiosius nihil tam
contrariwm *wri et legibus quam
quemquam |Leg. 3. 42. Mehr bei
Stürenb. zu Offic. p. 219. Gegen
Madv.s (Fin. III. 70) und Seyff.'s
(Lael. 9) Auffassung, dass quis-
quam überh. einen Gegenstand be-
zeichne, dessen Vorhandensein nur
als móglich gedacht werde und
nicht vielmehr einen solchen, dessen
Existenz in Frage gestellt werde,
kümpft Müll. in der neuen Ausg.
v. Seyff. Lael. z. a. St. mit guten
Gründen an.
Zur legatio libera vgl. I. 10.
heriditates pers. Erbschaften nach-
gehen: ihre Einsetzung zu Erben
bewirken resp. die Erbschaften
heben; syngrapha Schuldverschrei-
bung, eine Art von Literalcontract,
die die Rómer ursprünglich nicht
kannten (sie hatten als solchen nur
die Eintragung in das Hausbuch),
bei den Peregrinen aber vorfanden
und seitdem im Verkehr mit diesen,
spüter als falsche Eintragungen in
ie Bücher vorzukommen anfingen,
der grósseren Sicherheit wegen
auch unter einander anwandten.
Vgl. Rein p. 649. (Synonym chi-
rographuwm von Salmas. dahin
unterschieden, dass es nur vom
Schuldner unterschrieben und nur
dem Gláubiger eingehündigt wurde,
auch keine Angabe der nàáheren
Bedingungen der Schuld enthielt,
wáührend syng. von beiden unuter-
schrieben, in zwei Exemplaren aus-
gefertigt wurde mit Angabe der
náheren Bedingungen). pers. nach-
gehen, in dem Sinn: die Schuld
einzutreiben suchen. Man denke
an Wucherdarlehen.
levis tr. Wer? nicht zu ermit-
teln. Cf. Drum. V. 560. Turn.
nennt vermuthungsweise die dem
C. besonders feindlich gewesenen
Metellus Nepos und Calpurnius
Bestia, deren Tribunat nur auf kurze
Zeit mit seinem Consulate zusam-
menfiel, da sie erst am 10. Dec. 63
ihr Amt antraten (Drum. 11. 97. V.
561). Aus der vorhergehenden Con-
sulatszeit kennen wir Servilius
Rullus (Drum. III. 147 flg.,, gegen
den die Reden de leg. agr.) und
Labienus (Dr. III. 160, dessen Na-
men Mos. in dem Adj. levis ver-
steckt sehen will) als Gegner von
ihm. Doch beweist dies in dem vor-
liegenden Falle natürlich nichts für
einen von diesen.
annwwunm feci. Bemerkenswerth ist,
dass in einem Briefe aus dem Juni
44 (Attic. XV. 11. 4.) Cic. die Be-
schránkung der legationes liberae
einer ler lIwlia zuschreibt. Also
müsste entweder inzwischen die lex
Tullia wieder ausser Geltung ge-
kommen oder von der l. Julia ein
anderes Maass der Beschrünkung
aufgestellt worden sein. Drumann
(Ll. 155) und andere (Turn. z. St.)
entnehmen aus der angeführten
Briefstelle (Dolabella me sibi lega-
vit Votiva — sc. legatio, zur Erfül-
lung eines Gelübdes, —ne tibi quidem
placebat; | etenim | erat absurdum
quae si stetisset res publica vovissem,
15*
228
DE LEGIBUS
Sed iam, si placet, de provinciis decedatur in urbemque
redeatur.
sunt, minime placet.
ATT. Nobis vero placet, sed iis, qui in provinciis
19. M. At vero, Tite, si parebunt his
legibus, nihil erit iis urbe, nihil domo sua duleius nec laborio-
sius molestiusque provincia.
Sed sequitur lex, quae sancit eam tribunorum plebis pote-
statem, quae esí in re publica nostra, de qua disseri nihil
necesse est. Q. At mehercule ego, frater, quaero de ista pote-
state quid sentias. Nam mihi quidem pestifera videtur, quippe
quae in seditione et ad seditionem nata sit: cuius primum
ortum si recordari volumus, inter arma civium et occupatis et
ea me eversa illa vota dis solvere, et
habent, opinor, liberae legationes
definitum tempus lege Iulia, mec
facile addi potest: aveo genus lega-
tionis, ut cum velis, introire exire
liceat; quod mwunc mihi additum est.
Bella est autem huius iuris quin-
quennii licentia), dass von Caesar
eine fünfjàáhrige Maximaldauer fest-
gesetzt sei. Das aber kann ich
aus derselben nicht entnehmen, viel-
mehr gerade das Gegentheil Cic.
will keine Votivgesandtschaft, die
zu den liberae legationes gehórt,
übernehmen, weil ihm die Dauer
dieser zu sehr beschrünkt ist. Er
begehrt eine dauerndere legatio, die
ihm zugleich gestattet, nach Be-
lieben in Rom aus- und einzugehen.
Eine solche ist die ihm von Dola-
bella angetragene amtliche legatio,
die ihm die Freiheit einer fünf-
jàáhrigen Abwesenheit gewührt. Also
die ordentlichen legationes hatten
eine Maximaldauer von 5 Jahren
(durch dieselbe 7. Zulia?). Vgl. auch
Metzgers Bemerkungen zu seiner
Uebersetzung des Briefes, — Dass
übrigens Cic. seinen Grundsützen
in Betreff der legationes liberae
nicht treu geblieben, zeigt ausser
dieser Stelle: dass er als Statt-
halter von Cilicien als legati rei-
senden Senatoren sogar Lictoren
gab. Drum. VI. 142.
de prov. dec. mit scherzhafter An-
wendung d. technischen Ausdruckes.
iis qui — minime pl. Feldh. be-
zieht diese Bemerkung lücherlicher
Weise auf Caesar, der dem Gebote
des Senats, Gallien aufzugeben nicht
Folge leisten wollte, Dass auf die
Habsucht der Nobiles, die eine Pro-
vinz sowohl zu ihrer Bereicherung
erstrebten als auch ungern des-
wegen wieder aufgaben, im All-
gemeinen gezielt werde, liegt auf
der Hand und hat Turn. schon
richtig bemerkt. Bedürfte es eines
Beweises, so brüchte ihn das Fol-
gende: si parebunt his legibus, nàm-
lich: sociis parcunto, se δὲ suos con-
tinento, 8q., nihil erit . . ., insofern
diese Gesetze der Habsucht einen
Riegel vorschoben.
8 19. Sed sq. Bake und Bait.
streichen. sed, ohne Grund. Sed
steht, wie gewóhnlich, abbrechend,
somit das Neue vermittelnd. ,,Doch
davon genug. Es folgt..."
quae est. e. fehlt in den Hand-
schriften. Dass esse auch in Neben-
sitzen δέου. bei C. ausgelassen wird,
haben wir zu 11. 19 gesehen. Aber
es scheint das nur vorzukommen,
wenn Affect oder Kürze der Ge-
setzessprache oder scharfer Dialektik
die Auslassung rechtfertigen. Vgl.
Madv. Fin. I. 43. Dazu kommt, dass
hier 68ὲ nicht als Copula, sondern
als selbststünd. Verb steht — con-
stat, exstat. Vgl. zu II. 47.
in sedit. et ad sed. Wir: in und
für den Aufruhr. Ueber die Noth-
wendigkeit der Wiederholung des
Nomens (oder des Ersatzes durch
das Pr. demonstr. an 2. St.) ausser
bei adverbiell gebrauchten Prüpo-
sitionen — wo die Ergünzung des
Nomens meist nur an 2. Stelle,
selten an 1. geschieht — vgl. Haacke
Gr. St. ἢ, $ 51. 2.
inter arma civium. Im J. 494
empürten sich die Plebejer wegen
LIB. Ill. CAP. 8. 9. $ 18— 20.
obsessis urbis locis procreatum videmus.
229
Deinde cum esset
eito necatus tamquam ex XII tabulis insignis ad deformitatem
puer, brevi tempore nescio quo pacto recreatus multoque
taetrior et foedior renatus est.
IX. Quae enim ille non edi-
dit? qui primum, ut impio dignum fuit, patribus omnem honorem
eripuit, omnia infima summis paria fecit, turbavit, miscuit, cum
adflixisset principum gravitatem, numquam tamen conquievit.
20. Namque ut C. Flaminium atque ea, quae iam prisca videntur
propter vetustatem, relinquam, quid iuris bonis viris Tiberi
des Druckes der Schuldhaft und
des Wuchers gegen die Patricier
und verweigerten den Consuln A.
Verginius u. T. Veturius zu einem
Feldzuge gegen die Aequer die
Folge (Liv. IL 32), besetzten unter
eigenen Führern in Heeresordnung
erst oder mit einem Theile den
Mons sacer, dann oder mit dem
anderen den Aventinus, rückten
auch auf das Capitol (Cic. Rep. II.
58; Frg. Or. I. p. C. Corn. 24— 25)
und erreichten die Einsetzung zu-
náchst von 2 tribuni pl. Cf. Dietsch
IL. p. 61 fig.; Lange I. 435 flg.
procreatum, als wenn tribunatum,
nicht potestatem tribunorum voran-
ginge. Man rechnet diesen ófters
vorkommenden Fall zur Synesis,
richtiger zur Nachlüssigkeit. 8.
Madv. Fin. II. 35.
insign. ad deform. von ausser-
ordentlicher Missgestalt, Missgeburt
oder Krüppel. Lex qua Romani
monstrosos partus occidere iubeban-
tur, a Romulo primum lata, post
in tabulas decemvirales est adscita.
Seneca de Ira: | Portentosos fetus
exstinguimus, liberos quoque si de-
biles monstrosique sunt. mergimus**
Davis. Getódtet durch das Decem-
virat lebte das Volkstribunat mit
dem Sturze desselben wieder auf.
Denn Herstellung dieses und des
Consulate waren die beiden gleich-
zeitigen Forderungen, welche die in
Folge des Verbrechens des Appius
und der That des Verginius wieder
auf den Mons sacer ausgezogene
Plebs für die Rückkehr in den
Staateverband stellte und erlangte.
Liv. 8. 53. flg.
taetrior et
weitere Verlauf der
foedior, ^ wie der
Geschichte, .
insbesondere seit den Gracchen,
zeigte.
Cap. IX. primum wird nicht
aufgenommen; dem Sinne nach
aber dureh »wnquam tamen con-
quievit sq.
impius — patribus eine Fort-
setzung des Bildes von einem miss-
gebornen Kinde: impius undank-
bar, patres zugleich Váter und Pa-
iricier.
omnia als Obj. von twrbav. misc.
kann nicht zugleich Attribut zu
infima sein; man fasse infima swm-
mis p. f. als einen Begriff — ezae-
quavit, wobei infima summis als
appositionelle Epexegese zu omnia
zu denken ist. Genauer würe es,
wenn noch swmma infimis hinzu-
gefügt worden würe, was vielleicht
vor oder nach jenen Worten aus-
gefallen.
8 20. C. Flaminius tribunus pl.
(228) legem de agro Gallico et Piceno
viritim dividendo twlit; idem con-
Sul iterum apud. Trasimenwum inter-
fectus est. Brut. 57. Im ersten
Consulat 223 besiegte er die insu-
brischen Gallier, als Censor 220
legte er die via Flaminia (durch
Umbrien) und den circus F'la-
minius (zwischen Capitol und Cam-
pus Martius) an.
vetustas zu 1], 33.
bonis viris ungewühnlich für das
blosse bonis. Vgl. jedoch p. Sest.
105. Off. II. 58.
Ti. Gracchus 'Tribun 133 setzte
eine lez agrar. über Vertheilung des
gesammten Staatsackers an das
Armere Volk gegen geringen Zins,
freilich unter Widerspruch des Tri-
bunen Octavius und nach ungesetz-
licher Absetzung desselben, durch;
230
Gracchi tribunatus reliquit?
DE LEGIBUS
etsi quinquennio ante Deci-
mum Brutum et P. Scipionem consules — quos et quantos
viros! — homo omnium infimus et sordidissimus, tribunus pl.
C. Curiatius, in vincula coniecit, quod ante factum non
erat. C. vero Gracchus ruinis et iis sicis, quas ipse se proie-
ebenso die Vertheilung der vom
Attalus ererbten Schátze; wurde,
als er sich im flg. Jahre wieder um
das Tribunat bewarb, von den unter
Anführung des gleich hernach er-
waühnten Scipio Nasica mit Knütteln
andringenden Senatoren auf dem
- Capitol mit seinem Anhang er-
schlagen, und seine Leiche in den
Tiber geworfen.
etsi wie zu verstehen? Zu der fol-
genden Bemerkung, dass Curiatius
dem Consulat schon die àusserste
Sehmach angethan — wenig Recht
gelassen, bildet die gánzliche Berau-
bung alles Rechtes keinen Gegensatz.
Der Gegensatz liegt darin, dass der
Angriff des Ti. Gr. auf dasbestehende
Verfassungsrecht erwühnt wird, ein
anderer auch schon der neueren Zeit
angehóriger, der erst hátte erwühnt
werden müssen, zunüchst über-
sprungen wird. Zumpts Uebersetzung
von e. mit ,freilich* dürfte nicht
glücklich sein, da sie den Ggs. zu
wenig hervortreten lüsst.
D. Brut. s. 11. 54.
P. Scipio Nasica Serapio (80 "-
der Aehnlichkeit mit einem be-
kannten Opferthierhündler vom fol-
£enden genannt), Cons. 138. Nach
Erschlagung des Ti. Gr. vom Senat,
damit er dem Hass des Volkes ent-
zogen würde, mit einer Sendung
nach Asien betraut, starb er da-
selbst bald darauf. Háüsslich klingt
uns Ciceros bestündiges Lobpreisen
dieses banditenhaften Anführers der
Senatspartei, sowie umgekehrt das
ewige Keifen gegen die Gracchen,
die Cic. nichts destoweniger vor
dem Volke (l agr. II. 10; ib. 81;
p. Rab. perd. 148q.) anstandlos lobte.
C. Curiatius und seine Amts-
genossen hatten nach Liv. Epit. 55
von den Consuln Befreiungen bei
der Aufhebung verlangt, die ihnen
nicht gewührt worden. Mehr ist
über ihn nicht bekannt.
ante factum non e. Ein Irrthum.
Denn Liv. Ep. 48 med.: L. Licinius
Lucullus .A. Postumius Albinus con-
sules cum delectum severe agerent
nec quemquam dimitterent, ab tri.
bunis pl., qui pro amicis suis vaca-
tonem impetrare mon poterant, in
carcerem comniecti sunt, — Dasselbe
schon früher fter versucht oder
gedroht. 5. Liv. IL 56. 13; IV.
26. 9. Cf. Lange I. 598.
C. Gracchus 9 Jahre jünger, der
gróssere Bruder und nach Cic. das
grósste oratorische Genie, das Rom
hervorgebracht (Brut. 126. Rab.
perd. 14), entzogi als Volkstribun
123 durch seine lex iudiciaria dem
Senate die ausschliessliche Gerichts-
barkeit, machte sich aber in seinem
zweiten Tribunat durch seinen Vor-
schlag allen Latinern das rómische
Bürgerrecht, den übrigen Italiern
das latinische, zu geben bei der
engherzigen Plebs Romana 80 miss-
liebig, dass seine dritte Bewerbun
um das Tribunat missglückte, un
er, 80 des Schutzes gegen den Con-
sul Opimius, welcher Senat und
RHitterschaft gegen ihn bewaffnet
und das Capitol besetzt hatte, ent-
behrend durch Selbstmord endete.
Ausser den oben genannten leges
kennen wir von ihm noch eine lex
agraria, welche ausser Andrem An-
legung von Colonien verordnete, 1.
frumentaria, die den Bürgern eine
bestimmte Quantitüt Getreide zu
biligem Preise zuwies, /. de mili-
tum commodis, welche die Dienstzeit
verkürzte, 1. de comitiis, welche die
Reihenfolge der Stimmen nach den
Klassen aufhob und diese nach dem
Loos festsetzte, 4|. de provinciis,
welche den Senat anwies, schon
vor den Wahlcomitien die Provin-
zen für die künftigen Consuln zu be-
stimmen u. a. S. Dietsch II. p. 244 flg.
C. vero Gracchi die Hdschr., wel-
ches V. beibehált. Cf. Diodorus
Timarchidi Verr. IV. 188; im Sinne
von Frau: hanc Scipionis Brut. 211
LIB. III. CAP. 9. $ 20. 21.
231
eisse in forum dixit, quibus digladiarentur inter se cives, nonne
omnem rei publicae statum permutavit? Quid iam de Satur-
nino, Sulpicio, reliquis dicam? quos ne depellere quidem a se
sine ferro potuit res publica.
21. Cur autem aut vetera aut
aliena proferam potius quam et nostra et recentia? Quis um-
quam tam audax, tam nobis inimicus fuisset, ut cogitaret um-
quam de statu nostro labefactando, nisi mucronem aliquem
Süpfle Pr. Anl. 1. $ 118 Zus. 2.
Aber sollte dies wohl bei einem
Beinamen passen, der der ganzen
Familie angehórt, hier zumal, wo
der Name des Bruders, Ti. Gracchus,
vorangegangen ?
ruinis scheint wenig passend,
denn durch Vernichtung ündert man
einen Síiaat nicht. Man müsste
denn ruinis et sicis zusammenfassen,
sodass durch Aufhebung der alten
Einrichtungen und Einführung von
neuen, wenn ran solche unter sicae
verstehen will, die permutatio ge-
schieht. Aber ist nicht ruinae über-
haupt zu stark im Verháltniss zu
dem nachfolgenden permutare? Er-
scheint nicht die Verbindung von
80 verschiedenen Bildern ungehórig ὃ
Auch ist es mir wahrscheinlich,
dass dem folgenden bildlchen Aus-
drucke ein einfacher und gewóhn-
licher vorangegangen, der durch
den folgenden theils nüher prácisirt
theils behufs grósserer Eleganz er-
setzt wurde. Dies würde man er-
reichen, wenn man statt ruinis etwa
actis suis (cf. acta Caesaris Dom.
39; 40; Phil. I. 16; acta tribunatus
Dom. 81 etc., wovon actis nach
Gr—acchus wohl ausgefallen sein
kónnte, schriebe.
sicae werden die obigen Antrüge
genannt, weil sie nicht sowohl das
Heil der Gesammtheit begründeten,
als nur Waffen waren, um einander
ferner zu bekámpfen und endlich
zu vernichten.
Saturnino zu II. 14.
P. Sulpicius Hufus (ebenso nach
jenenerwühnt Dom. 41 ; Har. resp. 43;
in Vat. 23), berühmter Volkstribun
i J. 88, anfangs auf Seiten der
Aristokratie, seit dem Tribunat An-
hüánger des Marius und der Volks-
partei, stellte den Antrag, dass die .
nach dem Bundesgenossenkrieg mit
dem Bürgerrecht beschenkten Italici
in alle Tribus gleichmássig ver-
theilt, dass dem Sulla der Ober-
befehl gegen Mithridates entzogen
und dem Marius übertragen würde.
Nach dem siegreichen Einzug Sullae
in Rom geüchtet, wurde er bei
Laurentum getódtet. Unter den drei
Gruppen grosser Redner, die Cic.
hervorhebt (erste: Crassus — An-
tonius, dritte Hortensius — Cicero)
bildet er mit Cotta, mit dem er
auch als lernbegieriger Zuhórer an
dem hauptsáchlich von Crassus und
Anton. geführten Gesprüch de Ora-
tore Theil nimmt, die zweite Gruppe
derselben (cu quidem ad summam
gloriam eloquentiae efflorescenti ferro
vita erepta est mon sine magno rei
p. malo d. Or. III. 11) und galt,
durch Sehwung und Pathos aus-
gezeichnet, als ein Vertreter des
genus Asiaticum (— grande) gegen-
über dem Cotta, der das genws
Atticum (— tenue) vertrat.
8 21. nos(ra: unser eigenes Leben
betreffend.
cogitaret wnquam; w. steht hier,
nachdem es schon im Haupt«atze
vorangegangen, fpleonastisch (des
grósseren Affects wegen) wie p. Sest.
20. Zu de in der Bedeut, ,jauf*
nicht bloss ,,an'' etw. denken, sinnen,
vgl. de pernicie Flac. 2; Cluent.
190.
isi — ecacuisset, Das exacuere
muss das cogitare schon zur Voraus-
setzung haben. (Wer würe in der
Bitterkeit seines Hasses soweit ge-
gangen, unsere Existenz untergraben
zu wollen, wenn er nicht einen
tribunicischen Dolch g e w etzthütte!
nein: gehabt hátte). Der Gedanke
is. somit uncorrect.
Der muero ti /b, ist natürl. Clodius.
232
DE LEGIBUS
tribunicium exacuisset in nos? quem cum homines scelerati ac
perditi non modo ulla in domo, sed nulla in gente reperirent,
gentes sibi in tenebris rei publicae perturbandas putaverunt.
Quod nobis quidem egregium et ad inmortalitatem memoriae
gloriosum, neminem in nos mercede ulla tribunum potuisse
homines scelerati ac perditi. Wer
als solche und als Anstifter zu
denken, nicht ganz klar. In Wirk-
lichkeit waren es die Triumvirn,
insbesondere Caesar, s. oben II. 42.
Dass er aber Pompej. nicht meint
— vom Ausdrucke ganz abgesehen
— zeigt das Folgende. Auch in
Hinsicht Caesars kann man Be-
denken tragen, wenn anders Quin-
tus kurz vor der Abfassung und
auch wohl der Annahme des Ge-
sprüches Caesars Legat gewesen.
Móglich, dass die Consuln Piso und
Gabinius als Urheber gedacht, ob-
wohl sie es in Wirklichkeit nicht
waren. Wahrscheinlich aber diese
nicht im Besonderen, sondern im
Allgemeinen eine Partei unter den
Vornehmen, die Cic. sich als heim-
liche Anhünger und Rücher des
Catilina (unter denen allerdings
auch jene, s. p. red. i. sen. 10;
Dom. 62; Planc. 87; Pis. 16 sq.)
dachte und ófter hinstellte.
Das Folgende zeugt im Ausdrucke
wieder von Gedankenlosigkeit. Denn
fand sich das tribunicische Werk-
zeug in keiner Familie, so fand es
sich auch in keiner Stammesgemein-
schaft (gens), welche aus Familien
besteht. Feldh.s Auskunft, domus
auf Plebejer, gens auf Patricier zu
beziehen, weil in gewissem Sinne
den Plebejern gentes abgesprochen
wurden (L. I. 169; Liv. 10. 8. 9),
ist nicht blos insofern sie auf Cic.'s
Zeit nicht mehr passt, wo ebenso-
gut von plebejischen gentes ge-
sprochen wurde, sondern darum
vor Allem zu verwerfen, weil man
nicht daran denken konnte, einen
'Tribunen unter den Patriciern auf-
zusuchen, wenn man nicht zugleich
auf Standeswechsel rechnete, ein
solcher aber thatsüchlich gefunden
wurde. Solche Scheinantithesen
finden sich übrigens bei Cic. ófter.
Vgl. Mur. 55 qui primum, dum ex
honoribus continuts familiae wnwum
gradum ascendere conatus est, venit
in periculum me et ea quae ei re-
licia et haec quae ab ipso parta
sunt amittat, deinde propter stu-
dium novae laudis etiam 1n veteris
fortunae discrimen adducitur, wo
zweimal dasselbe gesagt ist, s. Halm
dazu. Fontej. 45 Hispania quae non
modo religione sua resistere Gallo-
rum cupiditati potest, sed etiam sce-
leratorum hominum periuria testi-
moniis ac laudationibus suis refu-
tare. Denn worin zeigt sich die
Gewissenhaftigkeit, religio, anders
als in letzterem? — Etwas anders,
aber der Sache nach ebenso leer
ist flg. Ggs. δὲ hoc iudicasti tanta
in tempestate gubernare te non posse,
de virtute tua. dubitavi: si nolle,
de voluntate. Als ob letzteres
sich nicht von selbst verstünde!
non modo ulla (— non nulla) sed
nulla. Ueber die Auslassung des
ersten ^on s. Zumpt 8 724 b., nur
ist hinzuzufügen, dass im 2. Gliede
nicht immer »e — quidem steht,
sondern dafür auch nullus, mihil,
omnino non etc. Dico nom modo
istas duas quinquagesimas sed om-
nino nullum nuwmmwum cuiquam esse
deductum Ver. 3. 182. non modo
imperator sed liber ommino mon
habendus erit Parad. 33. non modo
viro bono, verum ommino homini
libero videtur non fwisse toleranda
Inv. 2. 84. In einigen Stellen bei
Liv. sogar bei folgendem sed etiam :
ui non modo praedandà causa quis-
quam ex agro Romano exiret, sed
ultro Fidenates in agrum 4. de-
scenderent IV. 21. 6; s. Weissb. tan-
tus terror omnis occupavit, ut non
modo alius quisquam arma caperet
— etiam ipse rex perfugerit XXIV.
20.12; wogegen aber Madv. zu Fin.
L 10 Widerspruch erhebt.
in tenebris in der finsteren Lage
des Staates : wegen der bürgerlichen
Zwietracht.
LIB. III. CAP. 9. 10. 8 21— 233
. reperiri, nisi cui ne esse quidem licuisset tribuno. 22. Sed ille
quas strages edidit! eas videlicet, quas sine ratione ac sine
ulla spe bona furor edere potuit inpurae beluae multorum
inflammatus furoribus. Quam ob rem in ista quidem re vehe-
menter Sullam probo, qui tribunis plebis sua lege iniuriae
faciendae potestatem ademerit, auxilii ferendi reliquerit, Pompe-
iumque nostrum ceteris rebus ommibus semper amplissimis
summisque ecfero laudibus, de tribunicia potestate taceo: nec
enim reprehendere libet nec laudare possum. X. 23. M. Vitia
quidem tribunatus praeclare, Quinte, perspicis. Sed est iniqua
in omni re accusanda praetermissis bonis malorum enumeratio
vitiorumque selectio.
— me esse quidem lic. Dass die
Arrogation (— Adoption von Per-
sonen Sui iuris, das Náàhere bei
L. I. 103 flg) ungültig, ist des
Breiten Dom. 8 34—42 auseinander-
gesetzt. Vgl. Drum. II. 223. ,Die
Pontifen sollten untersuchen, was
den Arrogirenden zu diesem Schritte
bewege, ob er das Alter erreicht
habe, in welchem er leibliche Erben
nicht mehr hoffen dürfe, ob er nicht
auf eine arglistige Weise das Ver-
mógen eines anderen sich zueignen
wolle, und dieser erwachsen sei etc.
Nun war Fontejus, der ihn adop-
tirte, kaum 20 Jahr alt, viel jünger
als Clodius, war verheirathet, man
hatte keinen Grund zu glauben,
dass seine Ehe kinderlos bleiben
würde, wie die Folge lehrte. Ferner
wurde die Rogation nicht drei Nun-
dinen vor deu Comitien bekannt
emacht, und die Abstimmung er-
fo olgte, obgleich der Consul Bibulus
erklárte, dass er den Himmel be-
obachte.*
β 29. multorum sc. der oben-
enannten und seiner Catilinarischen
ohorte (gregales Catilinae Dom. 15.
totus ille grex Catilinae Att. I. 14. 5).
Sulla machte durch seine 1. Cor-
nelia de tribunicia potestate 1. J.
81 das Tribunat zu einem Schatten-
bilde. ,,Das $us contionis verküm-
merte er ihnen, indem er die An-
wendung desselben von der Ge-
nehmigung des Senates abhüngig
machte; ebenso stellte er ihr spe-
zifisches Hecht cwm plebe agendi
(d. h. sie zu berufen und Antrüge
Nam isto quidem modo vel consulatus
zu stellen, s. 8 10 Cp. 4) unter die
auctoritas senatus. Das Interces-
sionsrecht beschrànkte er wahr-
scheinliceh durch. Androhung von
Strafe gegen Missbrauch auf das
ursprüngliche Mass der auxilii latio
adversus imperium für Emzelne'*
L. I. 610 flg.
Pompeius stellte als Consul i. J.
70, nachdem schon Aurelius Cotta
im J. 75 durch seine 1. Awrelia die
ihnen ebenfalls von Sulla geraubte
Wiühlbarkeitzu curulischen Aemtern
zurückgegeben hatte, ^ die pot.
iribun. im. vollen Umfange wieder
her. L. I. 611 extr.
ceteris rebus omnibus. Den bloss.
Abl. fasst F. causal — wegen (vgl.
zu I. 31); einfacher nimmt man ibn
local in erweitertem Sinne nach
Analogie von ommbus partibus,
Drág. I. $ 222 B. c. Andre Beisp.
eines freieren Gebrauches: omnibus
oppidis Ver. 2. 136; omnibus hono-
ribus Phil. 6. 17; domiciliüs bonis
Nat. d. 2. 95; sede sua haerere S.
Scip. 18 (locativ: orbi terrarum
Leg. Agr. 2. 76); rebus urbanis Or.
141; eorum coniunctione Ver. 4. 117.
Mehr noch bei Liv.: carpento se-
dere |. 34. 8; 8, Weissb. Tarquinii
domo I. 89. b; duabus wrbibus 8.
22. 5; sede honoris 9. 46. 9 (Weissb.);
quae "via (an) Latina est 10. 36. 16;
cuius imaginis titulo legetur. X. 1.
11; (des Umstandes τς bei) tribu-
matuque plebis absens praefertur
8. 22. 4; mehr Kühnast Synt. Liv.
| p. 183 flg.
234 DE LEGIBUS
vituperari potest, si consulum, quos enumerare nolo, peccata
collegeris. Ego enim fateor in ista ipsa potestate inesse quid-
dam mali. Sed bonum, quod est quaesitum in ea, sine isto
malo non haberemus. — Nimia potestas est tribunorum plebis.
— Quis negat? Sed vis populi multo saevior multoque vehe-
mentior, quae ducem quod habet, interdum lenior est quam
sj nullum haberet. Dux enim suo periculo progredi cogitat,
populi impetus periculi rationem sui non habet. 24. At ali-
quando incenditur. Et quidem saepe sedatur. Quod enim est
tam desperatum collegium, in quo nemo e decem sana mente
sit? Quin ipsum Ti. Graechum non solum neglectus, sed etiam
sublatusintercessorevertit. Quid enimillum aliud perculit nisi quod
potestatem intercedendi collegae abrogavit? Sed tu sapientiam
maiorum in illo vide. Concessa plebei ista a patribus pote-
state arma ceciderunt, restincta seditio est, inventum est tempera-
mentum, quo tenuiores cum principibus aequari se putarent:
in quo uno fuit civitatis salus.
praeter eos quamvis enumeres
Cap. X. $ 23. consulum wie des
Cinna, Caesar, Gabin., Piso u. a.
enim mit Bezug auf praeclare
perspicis.
in ea — in hüufig sich berührend
mit dem bloss. Abl, aber in der
Auffassung verschieden, insofern es
nur die Beziehung auf, die Verbin-
dung mit — ausdrückt, cf. Seyff.
zu Lael. 26 in dandis — meritis, Heine
zu Off. IL. 63; ferner: in exscin-
denda Carthagine profuit Off. I. 76;
id te adiuvare putas, in quo oppri-
mitur tua defensio p. Tull. 31 ἃ.
oben zu I. 14.
vehementior sc. est, zu I. 63.
progredi cogitat. Ueber die Aus-
lassung von se, dessen Ausfall nach
suo allerdings nahe liegt, und wel-
ches schlechtere Codd. in der That
an dieser Stelle haben, &. zu I. 53.
8 24. Et quidem führt witzig
einen Gegensatz als erklürenden
u. modifizirenden Zusatz ein — ganz
recht, aber auch (aber), also Formel
der elevatio. S. darüber Madv.
Fin. I. 35; Seyff. Schol. lat. I. 8 66;
Drüg. IL. 8 311. 13; cf. Nat. d. 1.
100 Et barbati quidem Iovis.
Phil, 11. 9; Acad. II. 53; Parad. 32;
Fin. II. 9; ib. 81.; Or. 168; p. Planc.
31. In ühnlichem Sinne auch blos
quidem. Cf. Bake ἃ. Feldh. z. St.
At duo Gracchi fuerunt. Et
multos licet: cum deni crean-
Zu den bei diesen angeführten
Beisp. füge hinzu Planc. 87 qwem
quidem — terrebat; cui quidem —
metus inferebatur. Seyffert leugnet
den iron. Sinn des blossen quidem.
Aber liegt nicht im Gebrauche der
schwücheren, blos restringirenden,
anstatt der stürkeren, adversativen,
Partikel Ironie? — Zu et s. unten.
intercedendi, Madv. intercedenti.
Aber nicht nóthig; denn wenn er
ihm auch die pot. tribun. überhaupt
entzog, so doch insbesondere die
des Intercedirens, die ihm allein im
Wege stand.
abrogavit durch ein Plebiscit.
temperamentum ein Mittel, das
richtige Verhültniss herzustellen,
die Gegersütze zu neutralisiren und
auszugleichen — Auskunftamittel.
Et praeter eos. Das et, welches
Bake dem et quid. gleichbedeutend
nimmt, ist doch verschieden und
ohne Ironie, C. eignet sich den Ein-
wand des Gegners an und fügt das
Folgende nicht als Gegensatz, son-
dern als ergünzenden Zusatz hinzu;
was man leicht fühlt, wenn man
versuchte ab er einzusetzen. Ebenso
p. Scaur. 13 At creditum est ali-
quando Sardis. ΕἾ fortasse credetur
aliquando, si integri venerint, si in-
corrupt; wo nicht in dem et, das
LIB. IH. CAP. 10. 11. 8 23—965.
235
tur, non nullos in omni memoria reperies perniciosos tribunos:
leves etiam, non bonos, fortasse plures. Invidia quidem summus
ordo caret, plebes de suo iure periculosas contentiones nullas
facit.
25. Quam ob rem aut exigendi reges non fuerunt aut
plebi re, non verbo danda libertas: quae tamen sic data est,
ut multis ?nsíztuí?s praeclarissimis adduceretur, ut auctori-
iati principum cederet. ΧΙ. Nostra autem causa, quae, optume
et duleissime frater, incidit in tribuniciam potestatem, nihil
habuit contentionis cum tribunatu.
Non enim plebes incitata
nostris rebus invidit, sed vincula soluta sunt et servitia con-
citata adiuncto terrore etiam militari.
stehen muss, die lronie liegt, son-
dern in dem Gedanken selbst, wel-
cher scheinbar den Einwand zu-
gebend in Wirklichkeit den Gegen-
satz davon enthàlt. Passend u. be-
weisend unter den von Drág. und
Seyff. a. a. O. angeführten Bei-
spielen für den ironisch gleich-
setzenden (κατ΄ ἰσότητα) Gebrauch
von éí finde ich nur d. sen. 25
Jiu vivendo multa senectus quae non
volt videt. .Et (aber auch) mulia
fortasse quae vult.
quamvis m. noch so viele. Cf. Ver.
3. 41 quamvis ingeniosum (noch
80..) te dicito; ib. 132 quamvis
nocens; lb. 162 qu. bonum; Fin. 2.
102 qu. belli et humani; Off. I. 86
(cf. Zumpt.) qu. graviter.
cum creantur: wann, wo, gewahlt
werden sc. zu Tribunen; nicht ,,da*
ereentur, denn damit würde nur auf
die Vergangenheit des róm. Volkes
Bezug genommen werden, auch auf
die nicht einmal schlechthin, da
Zeiten waren, wo weniger gewühlt
wurden. Cic. nimmt auch auf die
Zukunft Rücksicht, für die er seine
Verfassung aufstellt: auch dann
werde man immer einige schlechte
Tribunen fnden. Das Fut. aber
konnte nicht stehen, weil die Zu-
kunft nicht allein gemeint ist.
in ὁ. memor, - aetate. Zu 1. 8;
ebds. über im.
leves etiam sq. Die Interpunction
im Wesentlichen nach V, (welcher
sich für die Stellung von etiam auf
Mil, 92 :iamsatis multa de causa, extra
causam etiam nimis fortasse multa be-
zieht)esleichtesinnige, nieht gute(stei-
gernd), vielleicht sogar noch meh-
rere (als verderbliche). Doch nicht
Neque nobis cum illa
ohne Bedenken, denn dass mehr
leves oder «on bomi als perniciosi
sein werden, lásst sich mit Be-
stimmtheit annehmen. Daher ver-
dient die Conj. von Halm: leves
etiam quam bonos f. pl. ,Jleicht-
sinnige vielleicht sogar mehr noch
als gute* noch immer Beach-
tung.
825. Quamobrem weilals Zwischen-
gedanke vorschwebt: F'aceret autem
sonst (contentiones), was nicht zu-
gelassen werden darf. (Daher war
entweder wahre Freiheit zu ge-
wühren oder auch nicht das Ver-
langen nach Freiheit — reges mom
exigendi — einzuflóssen).
adduceretur sc. plebs.
Cap. XI. incidit im in die Zeit
des Bestehens der tribunicischen
Gewalt im Ggs. zu der 8 22 ange-
gebenen Zeit der àussersten Ab-
schwáchung derselben, welche einer
Auflósung ders. nahe kam.
Dass Clod. seine Rogationen nicht
durch das Volk, sondern durch
Sclaven und Verbrecher durch-
gesetzt habe, bemerkt C. oft, so
unten $ 45; Pis. 23 cwm servorum
dilectus in foro haberetur; ib. 30
lex inusta per servos, imposita per
latrocinium; Sest. 34 flg.; 38; 53;
p. red. i. sen. 33; Dom. 53 sq.
adi. t. mil., indem Caesar in den
ersten Monaten d. J. 58 als Pro-
consul von Gallien mit seinem Heere
vor Hom blieb (Sest. 40—41; ib.
52; p. red. i. sen. 32; har. resp. 47),
theils um seine Gesetze gegen die
Bedrohung der damaligen Prütoren
und des Senates zu vertheidigen
(prov. cons. 43. Sest. 40), theilsum den
Angriff des Clodius auf Cic. zu unter-
226
DE LEGIBUS
tum peste certamen fuit, sed cum gravissimo rei publicae
tempore, cui »? cessissem, non diuturnum beneficii mei patria
fructum tulisset.
Atque haec rerum exitus indicavit.
Quis
enim non modo liber, sed etiam servus libertate dignus fuit,
cui nostra salus cara non esset? 26. Quod si is casus fuisset
rerum, quas pro salute rei publicae gessimus, ut non omni-
bus gratus esset, et, si nos multitudinis furentis inflammata
invidia pepulisset tribuniciaque vis in me populum, sicut
Gracchus in Laenatem, Saturninus in Metellum, incitasset,
stützen (Drum. V. 636), obwohl
letzteres zu bezweifeln Cic. ófter
sich den Anschein giebt (Har. resp.
47; prov. cons, 43; p. red. i. s. 32;
Sest. 42).
peste: Clodius.
gravis. rei p. t., insofern sein
Kampf gegen Clodius, dadurch dass
die Consuln d. J. diesen unter-
stützten und die zu Boden ge-
drüMkten Catilinarier sich wieder-
erhoben haben würden, für das
Bestehen des Staates hátte ver-
hüngnissvoll werden kónnen, jeden-
falls aber viel Blut vergossen wor-
den würe. Dass nur diese Rück-
sicht, nicht wie ihm oft vorgeworfen,
Feigheit (p. Planc. 86 flg.; Pis. 31)
ihn von thatkrüftiger Vertheidigung
zurückgehalten habe, findet er sich
oft bemüssigt zu erklüren (Planc.
87 flg.; Sest. 43 flg.; p. red. i. sen.
4 u. 33 flg.; Vat. 6; Pis. 19. flg.).
8. aber dagegen Drum. V. 8 53—54.
Quis emim .. . geht auf seine
ehrenvolle Zurückberufung u. Rück-
kehr. S. bes. p. Sest. 129 ἔργ.
non modo — non dico d. Or. 2. 98;
Ver. Act. I. 9; p. Font. 27 ; Sest. 45; ib.
108 ; Fam. V. 16. 4; VIL. 1. 4. und F.
Schultz $202, .2; auchblosnon: d.
Fin. I. 14; Vat. 19. (Letzteres auch
in dem gewóhnl. Sinne für non modo
Vat. 23; aber von Bait. corr.)
8 26. — is casus fuisset — wt
gratus. Unbegreiflich, wie Feldh.
u. V. die Logik dieses Ausdruckes
verfechten kónnen. Wenn der Aus-
gang, Ausfall (casus) seiner Thaten
nicht allen angenehm war, so lie
auf der Hand, dass der Ausfall in
etwas Andrem bestehen musste als
darin, ob die Thaten Beifall fanden
oder nicht. Worin er aber sonst
bestehen sollte, vermag niemand
anzugeben. Somit gerüth man in
eine Tautologie. V. aber glaubt
dieser damit zu entgehen, dass er
mit Beziehung auf Mil. 81 si res
non 0. gratae cecidissent dafür ein-
setzt. Welche Analogie bietet aber
diese Wendung? erden darin
nicht die res (proleptisch: als an-
genehme — sodass sie angenehm
waren, ausgefallen würen) gratae
und nicht der casus gratus genannt?
Unterstützt das nicht vielmehr die
Ansicht, dass gratae essent ge-
schrieben werden musste? Wir
werden somit — die Richtigkeit
der Lesart, für die eine Verbesse-
rung schwer erfindlich, voraus-
gesetzt — entweder ein Beispiel
einer kühnen Enallage nach Ana-
logie von Horat. Od. IIL 1. 42
dsi — mec purpurarum sidere
clarior delenit «sus st. clariorum
(cf. Berg. Stil. 8 111 zu Hypallage)
NNND——INN n css CEUOEÉE£gàEE|E)EeBEE&BBOEEELL
oder, was mir wahrscheinlicher, -
von Nachlüssigkeit des Denkens
darin zu sehen haben.
P. Popilius Laenas Cons. mit
P. Rupilius 132 hatte mit seinem
Amtsgenossen die Untersuchung
gegen die Mitschuldigen des Ti.
racchus zu führen und zog sich
durch seine Hürte die Rache des
C. Gracchus zu, der als Volkstribun
123 durch die lez me qwis iudicio
cicumveniretur seine Verbannung
durchsetzte. Zwei Jahre spüter
jedoch führte eine Hogation des
Volkstrib. L.Calpurnius Bestia seine
Rückberufung herbei. Cf. Lael. 37;
Cluent. 95; Dom. 82; 87; d. rep.
I 6; p. red. i. sen. 38; ἃ. Quir.
9 sq.
Q. Caecilius Metellus Numidicus,
als Cons. 109 Sieger über Jugurtha,
Censor 102, weigerte sich i. J. 100
o IP € P M Á— M —
COS P
T ;
LIB. III. CAP. 11. 12. 8 25—27. 231
ferremus, o Quinte frater, consolarenturque nos non tam philo-
sophi, qui Athenis fuerunt, qui hoe facere debent, quam claris-
simi viri, qui illa urbe pulsi carere ingrata civitate quam
manere in inproba maluerunt. Pompeium vero quod una ista
in re non ita valde probas, vix satis mihi illud videris atten-
dere, non solum ei quid esset optimum videndum fuisse, sed
eliam quid necessarium. Sensit enim deberi non posse huic
civitati illam potestatem; quippe quam tanto opere populus
noster ignotam expetisset, qui posset carere cognita? Sapientis
autem civis fuit causam nec perniciosam et ita popularem, ut
non posset obsisti, perniciose populari civi non relinquere.
Scis solere, frater, in huius modi sermone, ut transiri alio
possit, diei 'Admodum'" aut 'Prorsus ita est. Ὁ. Haud equi-
dem adsentior, tu tamen ad reliqua pergas velim. M. Perse-
veras tu quidem et in tua vetere sententia permanes.
Nec mehercule ego sane a Quinto nostro dissentio.
quae restant audiamus.
ATT.
Sed ea
XII. 21. M. Deinceps igitur omnibus magistratibus auspi-
cia et iudicia dantur: iudicia, ut esset populi potestas ad quam
das ohne auctoritas senaius von
Saturninus eingebrachte ^ Acker-
gesetz, welches das von den Cim-
bern besetzt gewesene Land im
jenseitigen Gallien dem Volke zu-
wies und die Vertheilung dem Ma-
rius übertrug, von allen Senatoren
allein nachtráglich zu beschwóren
und ging, als Saturninus seine Ver-
bannung beantragte, freiwillg ins
Exil Des Falles thut C. oft in
Verbindung mit dem vorhergenann-
ten Erwühnung. ὃ. d. oben ange-
führten Stellen.
debent thun müssen, wenn anders
sie ihre Schuldigkeit als Philo-
sophen thun, welche die αὐτάρκεια,
Selbstgenügsamkeit , lehren sollen.
illa wrbe: Athen. Gemeint sind
Staatemáünner wie Aristides, Themi-
stokles, Cimon.
deberi vorenthalten (eigtl. schul-
dig bleiben) werden.
qui posset im Sinne des Cic,
nicht des Pompej., in welchem
letzteren der Infin. hàtte stehen
müssen.
Admodwm findet sich so in der
Antwort meines Wissens nur noch
an einer Stelle bei Cic.: Part. or.
Cp. 20 $ 69 Cognita igitur omni
distributione propositorum, causa-
rum mobis genera restant. | C. P.
Admodwm; sonst einige mal, aber,
wie es scheint, auch nicht oft bei
den Komikern: Terent. Hec. III.
5. 8; Phorm. II. 2. 1; Plaut. Bacch.
V. 1. 24; Rud. IV. 4. 36.
Prorsus in d. Antw. ófter. So
oben II. 18 prorsus assentior; dsgl.
ib. 17; Brut. 161 ZJta prorsus. Cf.
unten $ 49.
Cap. XII. 8 27. wt esset p. pot.
Unklar, wenn wir nicht οὐ für so-
dass, in der Weise, mit der Be-
schránkung dass (— (a wt) wie
Gór., nehmen. Aber dann miss-
fálli die verschiedene Bedeutung
der beiden parallel gesetzten wt.
Richtig würe der Gedanke auch,
wenn, wie die meisten annehmen,
ut esset pop. p. cett. den Sinn hàátte,
damit das Volk die Provocations-
gerichtsbarkeit hátte, die Provoca-
tionsinstanz bildete. ^ Denn das
konnte es nur, wenn die erste Ge-
richtsbarkeit in anderen Hünden,
nümlich bei den Magistraten, lag.
Aber dann ist der Ausdruck nicht
genau, Denn es durfte dann nicht
heissen: damit das Volk eine po-
testas (8c, vudicandi) hütte, an die
appellirt werden kónnte (die pot.
. iudicandi konnte es jà auch ohne
238 DE LEGIBUS
provocaretur, auspicia, ut multos inutiles comitiatus proba-
biles inpedirent morae: saepe enim populi impetum iniustum
auspiciis di immortales represserunt.
Ex iis autem, qui magistratum ceperunt, quod senatus
effieitur, populare sane neminem in summum locum nisi per
populum venire sublata cooptatione censoria. Sed praesto est
huius viti temperatio, quod senatus lege nostra confirmatur
auctoritas. 28. Sequitur enim: Eius decreta rata sunto.
Nam ita se res habet, ut, si senatus dominus sit publici con-
silii quodque is creverit defendant omnes, et si ordines reliqui
principis ordinis consilio rem publicam gubernari velint, possit
ex temperatione iuris, cum potestas in populo, auctoritas in
senatu sit, teneri ille moderatus et concors civitatis status,
praesertim si proximae legi parebitur. Nam proximum est:
Is ordo vitio careto, ceteris specimen esto. Q. Praeclara
vero, frater, ista lex est, et late patet, ut vitio careat ordo,
Υ
Magistratsgerichtsbarkeit haben),
sondern damit seine potestas von
der Art würe, dass sie erst auf
Appellation eintrüte dass an sie
appellirt werden musste. Vielleicht
liesse sich dieser Sinn schon durch
eine kleine Aenderung erreichen,
wenn man ea vor esset einschóbe,
sodass potestas Subject, ea — ad
quam Prüdicat würe.
esset zu 1. 58.
inutilis schüdlich, cf. Off. III. 82;
ib. 84; Inv. II. 134; 135; 141 etc.;
Liv. V. 5. 11 (dazu Weissb.).
ut multos — imp. mor.
richtig.
di immort. Heuchelei.
popwlare zu l. 63.
cooptatio st. lectio in freier An-
wendung des eigtl die Selbst-
ergünzung eines Collegiums be-
zeichnenden Wortes. Ebenso Div.
I[. 23. (Ungenau auch Liv. 23. 3.
b, s. Weissb.; dagegen regelmüssig
Ver. 11. 122; cf. 120.)
vitii. Wie konnte sich Cic. selbst
einer fehlerhaften Bestimmung be-
schuldigen? Also entw. Corruptel
(uris?) oder sonderbarer Fehl-
griff im Ausdrucke, der erst im
Gedanken einer Ergünzung, wie
quod videri possit oder dgl., be-
dürfte.
8 28. Eius decreta rata. Àn
sich hatten die Senatsconsulte keine
Auf-
Gesetzeskraft; sie banden nur die
Magistrate des Jahres, die ihnen
nicht intercedirt hatten. Sie konn-
ten daher von den Magistraten des
folgenden Jahres, auch wenn sie
allgemeine ^ Normen aufstellten,
wieder ausser Acht gelassen, um-
somehr aber durch ihnen entgegen-
gesetzte Plebiscite beseitigt werden.
Plebiscite sind auch sonst oft, be-
sonders in der spüteren Zeit der
gesteigerten Machtentwicklung der
Tributcomitien, an Stelle von Senats-
consultea getreten, d. ἢ. über
Gegenstünde, die nach Herkommen
in der Competenz des Senates lagen
(zu 8 10), gefasst worden. Vgl. L.
IL. 8 118, u, 8 130.
p. cons. des staatlichen Ent-
schlusses, allgemeinen Willens.
creverit zu II. 21.
ordines reliqui zu 8 7.
ex temp. i. auf Grund der gleich-
müssigen Vertheilung, Ausglei-
chung, des Rechtes.
potest. —Befugniss, auctor. das
massgebliche Urtheil, der entschei-
dende Rath. Damit wird die recht-
liche Oberhoheit dem Volke in
allen. Dingen gewahrt, und mehr
die thatsüchliche Entscheidung des
Senates gefordert: was mit dem
Vorhergehenden in nicht ganz ge-
nauer Üebercltstipdiudd zu stehen
scheint. |
LIB.IIL CAP. 12.13. $ 27—30. 239
et censorem quaerit interpretem. 29. Arr. 1116 vero etsi tuus
est totus ordo gratissimamque memoriam retinet consulatus
ἐπὶ, pace tua dixerim, non modo censores, sed etiam iudices
omnes potest defatigare.
XHI. M. Omitte ista, Attice. Non enim de hoc senatu
nec his de hominibus, qui nune sunt, sed de futuris, si qui
forte his legibus parere voluerint, haec habetur oratio. Nam
eum omni vitio carere lex iubeat, ne veniet quidem in eum
ordinem quisquam vitii particeps. Id autem difficile factu est
nisi educatione quadam et disciplima: de qua dicemus aliquid
fortasse, si quid fuerit loci aut temporis. 30. Arr. Locus
certe non deerit, quoniam tenes ordinem legum, tempus vero
largitur longitudo diei. Ego autem, etiam si praeterieris,
repetam a te istum de educatione et de disciplina locum.
cens. q. int. es bedarf deiner wenn meinen Gesetzen gehorcht
Auslegung nicht, da der Sinn des
Gesetzes im Allgemeinen klar ist.
Es kommt nur auf die concrete
Bestimmung dessen, was vitium
ist, an; diese aber fállt dem Cen-
sor zu.
& 99. llle vero sq. Die Ver-
dorbenheit des Senates stand in
gleichem Verhàltnisse zu der Ver-
dorbenheit der Aristokratie (Drum.
II. 242) und wird auch von Cic.
ófter gebrandmarkt (vgl. Att. I. 16.
3). Ale nach Aufhebung der lex
Clodia, welche die »otio censoria
beseitigt hatte (Sest. 55; L. II. 221;
Drum. a. ἃ. O. u. Il. 45), zuerst
wieder von den Censoren Ap. Clau-
dius Pulcher u. L. Calpurnius Piso
i J. 50 die cengorische Rüge an-
gewendet wurde, fanden diese, selbst
keineswegs besser, in der weit-
verbreiteten Unsittlichkeit den be-
quemen Vorwand zur Ausstossung
vieler, die dem pompejanischen
Parteiinteresse entgegenstanden
(wie des Geschichtsschreibers Sal-
lustius) Drum. Il. 195.
Cap. XIII. Non enim sq. Nicht
in Betreff des jetzigen Senates, noch
überhaupt der jetzigen Menschen
it dieser Vortrag, sondern in
treff der zukünftigen, die etwa
diesen Gesetzen gehorchen wollen.
Bei diesen aber ist die Forderung
eines tadellosen und musterhaften
Verhaltens für die Mitglieder des
Senates nicht unerfüllbar. Denn
wird, so werden nur Tadellose in
den Senat gelangen. Bei solchen
aber wird die Móglichkeit auch
eines ferneren fleckenlosens Wan-
dels bestehen.
8 30. — ienes ordinem. Die
Reihenfolge der Gesetze war bis-
her gewahrt, insofern nach dem
Wichtigsten, der Einrichtung des
Cultus, die Festsetzung des Ma-
gistratsorganismus folgte. Bei
gleichem regelmàssigen Fortschritt
zu dem, was zunáchst für das
Entstehen und Bestehen eines
Staates erforderlich, muss C. auch
an den Ort geführt werden, wo
die Erziehung zu regeln ist. —
Auf den Vorgang Platos kann tenes
ordimem sich nicht beziehen, da
bei Pl. die Reihenfolge eine andere
ist: z. B. im 6. Buche über die
Magistrate "—— wird, Bestim-
mungen für den Cultus der Gótter
theils im 8. Buche (über Feste und
Spiele), theils im 10. (über Bedeu-
tung von Opfergaben τι. Gelübden,
Unzulüssigkeit des Privateultus)
sich finden, anderes wieder (Be-
stimmung der Arten der Gótter) in
die allgemeine Gesetzeseinleitung
im 4. Buche Cap. 8 aufgenommen
ist. Dazwischen füllt in das 7. Buch
die Ordnung der Erziehung. — Be-
achtenswerth ist die Stelle übrigens
zur Erkenntniss dessen, was zum
Inhalte der fehlenden Bücher ge-
:hórt haben muss.
240 DE LEGIBUS
M. Tu vero et istum, Attice, et si quem alium praeteriero.
Ceteris specimen esto. Quod si tenemus, tenemus omnia.-
Ut enim eupiditatibus principum et vitiis infiel solet tota civi-
tas, sic emendari et corrigi continentia. Vir magnus et nobis
omnibus amicus, L. Lucullus, ferebatur quasi commodissime
respondisset, cum esset obiecta magnificentia villae Tusculanae,
duo se habere vicinos, superiorem equitem hHomanum, inferio-
rem libertinum: quorum cum essent magnificae villae, con-
cedi sibi oportere, quod iis, qui inferioris ordinis essent, liceret.
Non vides, Luculle, a te id ipsum natum ut illi cuperent?
quibus id, si tu non faceres, non liceret. 31. Quis enim ferret
istos, cum videret eorum villas signis et tabulis refertas, partim
publicis, partim etiam sacris et religiosis? Quis non frangeret
eorum libidines, nisi illi ipsi, qui eas frangere deberent, cupi-
ditatiS eiusdem tenerentur?
L. Licimius Lucullus Ponticus,
dessen Prachtliebe sprichwórtlich
geworden, war zur Zeit des Ge-
spráches schon todt, da er 56 ge-
storben. Unter seinen Villen wa-
ren die berühmtesten die v. Neapo-
litana, in die er der Fischzucht
wegen einen Arm des Meeres hin-
eingeleitet hatte (xciso monte ma-
iore impendio quam villam exaedi-
ficaverat ewripum et maria admisit,
qua de causa Magnus Pompeius
Xerxen togatum ewm appellabat.
Quadragiens HS. piscinae a de-
functo illo veniere pisces Plin. IX.
54 (80) Cf. Vell. Pat. 1I. 33;
Plut. Luc. 39), und die hiergenannte
v. Tusculana (cf. Plut. ebendas.),
zum Sommeraufenthalt aufs kunst-
und prachtvollste hergerichtet mit
luftigen, kühlen Sülen und Hallen,
reizenden Spaziergüngen und herr-
lichen Aussichtspunkten, zu denen
die gebirgige Lage günstige Ge-
legenheit bot, welche Gabinius, um
den Lucullus, als er ihn des Ober-
befehls gegen Mithridates entsetzen
wollte, beim "Volke verhasst zu
machen, hatte abmalen lassen
und óffentlich in den Versamm-
lungen sehen liess (Sest. 93).
ferebatur quasi in dieser Con-
struction ein ἅπαξ εἰρημένον, aber
aus der Grundbedeutung von ferre,
herumtragen, so im Munde — ser-
mone celebrare, leicht sich er-
gebend.
superiorem — inferiorem von der
órtlichen Lage: hóher u. niedriger
wohnend.
Non vides, Lwuculle in lebhafter
Apostrophe, als wenn der Mann
noch lebte.
cuperent wozu id aus dem vor-
hergegangenen id ipsum zu ergànz.,
welches zu wiederholen sich aus
formalen Rücksichten nicht empfoh-
len haben würde (falls nicht etwa
ipsum allein als Subj. zu natum zu
nehmen ist). !
non faceres sc. cuperes. €Cf. 33.
Non facies sc. dissenties.
8 31. publicis — sacris et rel.
Publica welche an óffentlichen Or-
ten und zu óffentlichen Zwecken,
sacr. e, rel., welche an religiósen
Orten und zu religiósen Zwecken
aufgestellt waren. Dass unter letz-
teren vorzugsweise Gótterbilder zu
verstehen, liegt auf der Hand, eben-
s0, dass bei ersteren besonders an
Statuen berühmter, um den Staat
verdienter Münner gedacht worden
ist. Aber einen scharfen Gegensatz
bilden sie dennoch nicht, wie bei
uns profane und religióse Werke.
Denn es konnten auch Gótterbilder
an óffentlichen Orten zu óOffent-
lichen Zwecken aufgestellt sein,
wie die Hermessüulen, ohne dass
doch Cic. diese unter publica be-
griffen haben wird.
teneri. cupiditatis schuldig sein
(nicht überführt werden, wofür i»
steht, s. Ver. II. I. 29. II. 29; 144;
118), sonst in dies. Bedeut. nur bei
LIB. HI. CAP. 13. 14. $ 30— 32. 241
XIV. Nee enim tantum mali est peccare principes, quam-
quam est magnum hoc per se ipsum malum, quantum illud,
quod permulti imitatores principum existunt. Nam licet videre,
si velis replicare memoriam temporum, qualescumque summi
civitatis viri fuerint, talem civitatem fuisse: quaecumque mu-
tatio morum in principibus extiterit, eandem in populo secu-
tam. 32. Idque haud paulo est verius quam quod Platoni
nostro placet, qui musicorum cantibus ait mutatis mutari civi-
tatum status. | Ego autem nobilium vita viectuque mutato
mores mutari civitatum puto. Quo pernieiosius de re publica
merentur vitiosi principes, quod non solum vitia concipiunt
ipsi 564 ea infundunt in civitatem, neque solum obsunt, quod
ipsi corrumpuntur, sed etiam quod corrumpunt, plusque exemplo
quam peccato nocent. Atque haec lex, dilatata in ordinem
cunctum, coangustari etiam potest: pauci enim atque ad-
modum pauci honore et gloria amplificati vel corrumpere mores
civitatis vel corrigere possunt. Sed haec et nune satis et in
illis libris tractata sunt diligentius. Qua re ad reliqua veniamus.
eigtl juristischen Begriffen, wie
fwrti (Ofter Dig. s. Lex.), repetun-
darum 'Tac. Ann. XI. 7 extr.; caedis
Quint. Inst. V. 14. 11. Also wieder
gewissermassen ein ἅπαξ λεγόμενον.
Cap. XIV. qualescumque summi
€. sq. Ein Gedanke des Plato nach
Fam. 1. 9. 1 , Eramt praeterea
haec animadvertenda | in civitate,
quae sunt apud Platonem, quales
in re publica principes essent, talis
reliquos solere esse civis. Cf. Plat.
Leg. IV. 711. Ὁ Μηδεὶς ἡμᾶς πει-
ϑέτω, ὦ φίλοι, ἄλλῃ ὅϑᾶττον καὶ
ῥᾷον ᾿μεταβάλλειν ἄν ποτὲ πόλιν
τοὺς νόμους ἢ τῇ τῶν δυναστευόν-
τῶν ἡγεμονέᾳ, sowie auch das Vor-
hergehende.
$ 32. quod Plat. n. p. Cf. 1I. 39.
vita victusque háufige, schon durch
die Allitteration empfohlene (Sest.
59 vivus — et videns cum victu ac
vestitu $uo; ib. 67 virtute victoria-
que domwuisset; Div. 2. 1297 idque
visum vigilanti potius quam dor-
mienti daret; 199 quod vigilans
viderit dormiens videre videatur ;
139 wt vigeant vigilantes; ib. cer-
tiora cernunt, cogitant; 143 amicae
esse amictus amiculos Fin. V. 15 íin-
venta vitae vía cett), Zusammen-
stellung: vita das Leben im hóheren
Sinne, wie es sich im "Thun und
Treiben, im s$ocialen und óOffent-
Cicero de legibus,
*
lichen Auftreten zeigt, eictus im
niederen Sinne, das physische, wie
es sich in Kleidung, Wohnung
und Tisch darstellt. Cf. Brut. 95
T'uditamus ommi ita aique victu
excultus; Off. I. 58 vita autem
victusque communis; Fam. VII. 23. 4
consuetudinem vitaevictusque ; ib. 111.
10. 9; IX, 24. 3; Nep. Alec. I. 3;
splendidus mon minus in vita quam
victu. Vielleicht auch im flg. mut.
mor. mut. die Alhtteration nicht
unabsichtlich.
perniciosvus mer. wie oft male s.
Ver. 3. 59. Fin. V. 29. Cf. quoquo
modo urbs de me merita erit, Mil. 93.
lex die Nothwendigkeit der Ein-
wirkung der Vornehmen auf das
ganze Volk, welche als ein Natur-
gesetz erscheint,
in illis libris: de Re publ. Die
Stelle is£ nicht mehr genau zu er-
sehen. Móüglich, dass bei der Erzie-
hung, die im IV. B. abgehandelt,
darauf hingewiesen. Indessen móg-
lich. und fast noch wahrschein-
licher, dass es im V. oder VI. B
wo das Ideal eines Herrschers auf-
gestellt, und die erforderlichen sitt-
lichen — Eigenschaften ^ desselben
durehgegangen werden, geschehen
ist. Enthált doch das V. B. in
seinem jetzigen Umfange eine
Stelle, I. 1, von welcher der An-
16
2429 DE LEGIBUS
XV. 33. Proximum autem est de suffragiis: quae iubeo
nota esse optimatibus, populo libera. Arr. lta mehercule
attendi nec satis intellexi quid sibi lex aut quid verba ista
vellent. M. Dicam, Tite, et versabor in re difficili ac multum
et saepe quaesita, suffragia in magistratu mandando ac de reo
iudieando seiscendaque in lege aut rogatione clam an palam
ferri melius esset. Q. An etiam id dubium est? Vereor ne a
te rursus dissentiam. M. Non facies, Quinte. Nam ego in
ista sum sententia, qua te fuisse semper scio, nihil ut fuerit
in suffragiis voce melius, sed optineri an possit videndum est.
94. Q. Atqui, frater, bona tua venia dixerim, ista sententia
maygime et falht imperitos et obest saepissime rei publicae,
cum aliquid verum et rectum esse dicitur, sed optineri, id est
obsisti posse populo negatur. Primum enim obsistitur, cum
agitur severe, deinde vi opprimi in bona causa est melius quam
malae cedere. Quis autem mon sentit omnem auctoritatem
optimatium tabellariam legem abstulisse? quam populus liber num-
quam desideravit, idem oppressus dominatu ac potentia prin-
cipum flagitavit. — Itaque graviora iudicia de potentissimis
hominibus extant vocis quam tabellae. Quam ob rem suffra-
gandi nimia libido in non bonis causis eripienda fuit potenti-
schluss an den genannten Stoff nicht
allzuschwierig erscheinen dürfte.
Cap. XV. 8 33. de suffragiis
zu II. 34.
nota — libera d. h. frei, aber
nicht geheim.
attendi in modificirter Bedeu-
tung: gemerkt, sonst aufmerken.
in mag. mand. sq. die drei Kate-
gorien: Wahl — richterliche —
gesetzgebende Comitien.
lege — rogatione. Der Begriff
von lex ist flessend. lm engeren
Sinne versteht man darunter iussa
generalia im Ggs. zu privilegia oder
rogationes (Fest. 266) — i. specialia.
Vgl. Gell. N. A. V. 18. 9 quae lex
rogatiove lata sit ἃ. L. 11. p. 512.
Beachte a» - etwa; freier als
es Seyff. 8 308. 1 und Madv. $ 453
bestimmen. Οἵ, Brut, 184 Audies
er me fortasse quod non omnes pro-
bant. Am tu, inquit, id laboras?
wozu s. Pid. u. Jahn. Man kann
hier ergünzen Nom recte difficilem
eam dixisti oder Nom recte de ea
quaesitum est. (Qui quaeri de ea
potuit?)
qua — fuisse st. im qua nach
beliebtem Sprachgebrauch, wenn
dasselbe Verb zu erg. Haacke Stil.
L. 8 68. 8. A. 2; Madv. 8$ 323. A. 1.
nihil wt οἵ, Il. 11.
voce. Zu 11 extr.
Dass Cic. an, wie Spütere, ganz
indifferent, ohne Hinneigung zur
Bejahung gebraucht habe, wird
meistens bestritten, "Vgl. Drüg. II.
8 467. 2. d. B. (p. 460). Man hai
die dafür gefundenen Stellen (s.
das.) zum Theil durch Emendation
zu beseitigen gesucht. Mir sind
noch aufgestossen Har. resp. 22
haud scio am vivere mobis liceat u.
Or. Frg. Bait. vol. XI. p. 29 (in
Clod. et Cur. IL. 1) Vide an facile
fieri tu potueris. | Handschriftlich
steht das am hier fest.
8 34, obsistitur làsst sich wider-
stehen.
Itaque mit Bez. auf pop. lib. un-
quam desideravit,
Quamobrem mit Bez. auf oppres-
sus dom. — flag. Die Darstellung
ist etwas nachlüssig.
potentibus ist nicht, wie man
denken kónnte, von suffragand:
abhüngig, sondern von eripienda.
Die zu grosse Geneigtheit (libido)
des Volkes, sich den Vornehmen
LIB. IIL CAP. 15. 16. $ 88-- 86. 243
- bus, non latebra danda populo, in qua bonis ignorantibus quid
quisque sentiret tabella vitiosum occultaret suffragium. ltaque
isti rationi neque lator quisquam est inventus nee auctor um-
quam bonus. XVI. 35. Sunt enim quattuor leges tabellariae,
quarum prima de magistratibus mandandis. Ea est Gabinia,
lata ab homine ignoto et sordido. Secuta biennio post Cassia
est de populi iudiciis, a nobili homine lata, L. Cassio, sed,
pace familiae dixerim, dissidente a bonis atque omnis rumu-
sculos populari ratione aucupante. Carbonis est tertia de
iubendis legibus ae vetandis, seditiosi atque improbi civis, cui
ne reditus quidem ad bonos salutem a bonis potuit adferre.
96. Uno in genere relinqui videbatur vocis suffragium, quod
ipse Cassius exceperat, perduellionis. Dedit huie quoque
iudieio C. Coelius tabellam, doluitque, quoad vixit, se, ut oppri-
durch ihre Stimme gefüllig zu zci-
gen, wird als ein Besitz der Vor-
nehmen angesehen, der ihnen zu
entreissen ist.
Das Verháltniss von /ator und
auctor wird unten 37 an dem Bei-
spiel des Cassius, als lator einer
lez tabellaria, und des Scipio, als
auctor derselben, erlàutert. οἷ
werden sie gleichbedeutend ge-
braucht, s. L. II. p. 554.
— bonus. Ein sehr unüberlegtes
Urtheil, dem Q. selbst nachher
durch Nennung des Cassius und
Scipio widerspricht. Denn der Ta-
del, der über Cassius ausgesprochen
wird, kann nicht in Betracht kom-
men, da er nichts weiter sagt, als
was die Thatsache seiner lex ía-
bellaria selbst enthált.
Cap. XVI. 8$ 35. Α. Gabinius
Volkstrib. 138. Drum. IL. 39 δ]
ihn für einen Sohn des A. Gabin.,
den der Proprütor Anicius in
Scodra, der Hauptstadt des besiegten
Kónigs Gentius, 167 mit einer Be-
satzung zurückliess, somit nicht
von ganz 80 dunkler und niedriger
Herkunft, wie Cic, annimmt.
L. Cassius Longinus HRavilla von
vornehmer, ursprünglich patrici-
echer, Abkunft,V olkstribun 137, Con-
$u1 127, Censor 125 ; wurde113 wegen
seiner strengen Gerechtigkeit vom
Senate nach vorgüngigem Volke-
beschlusse zum ausserordentlichen
Richter in einem Incestprocesse
über Vestalinnen ernannt, die er
süámmtlich verurtheilte.
populari ratione in demokra-
tischer Tendenz.
C. Papirius Carbo stand An-
fangs, besonders in seinem Tribunat
131, als Anhánger des Ti. Gracchus
auf Seiten der Demokraten. Als
Consul 120 trat er auf Seiten der
Optimaten und ànderte seine poli-
tische Richtung dergestalt, dass er
den L. Opimius, auf dessen An-
stiften C. Gracchus getódtet war,
vertheidigte. Im folgenden Jahre
119 klagte ihn der Redner L. Cras-
sus mit solchem Erfolge an, dass
er politisch vernichtet sich das
Leben nahm (cantharidas sumpsisse
dicitur Fam. IX. 21.3). Als Redner
war er nicht unbedeutend. Brut.
103 flg.; 296; 333.
velandis st. des gewóhnlicheren
antiquare ebenso d. Or. I. 60.
perduellio | Hochverrath, wozu
ausser Vaterlandsverrath, Deser-
tion u. 8. w. auch gerechnet wurden
Anmassung von obrigkeitlicher Ge-
walt oder Missbrauch derselben,
Verletzung der Volkstribunen (In-
halt der Perduellionsklago gegen
C. Rabirius), Wahl eines unprovo-
kabelen Magistrates,
C. Coelius Caldus verdarb 68
durch diese Anklage gegen den
Popilius mit den Optimaten so sehr,
dass er durch ihren, Einfluss nicht
zum Aedilen gewühlt wurde; wurde
aber dennoch zum Prütor und 94
als der erste seines Geschlechtes
— zum Consul gewühlt, verwaltete
darauf Hispanien und trat im Bürger-
16*
244
meret C. Popilium, nocuisse rei publicae.
DE LEGIBUS
Et avus quidem
noster singulari virtute in hoc municipio, quoad vixit, restitit
M. Gratidio, cuius in matrimonio sororem, aviam nostram,
habebat, ferenti legem tabellariam: excitabat enim fluctus in
simpulo, ut dieitur, Gratidius, quos post filius eius Marius in
Aegaeo excitavit mari.
Ac nostro quidem, cum res esset ad
senatum delata, M. Scaurus consul: Utinam, inquit, M. Cicero,
kriege zwischen Sulla und Marius
auf Seite des letzteren. Die Ver-
einigung des Sulla nach dessen
Rückkehr aus Asien mit Pompeius
i. J. 83 konnte er nicht verhindern
und verlor vielleicht in dem darum
entsponnenen Gefechte das Leben.
Drum. II. p. 409 flg.
C. Popilius wurde nach der
Niederlage des Consuls L. Cassius
Longinus, dessen Legat er war,
durch die Tigoriner, ein helveti-
sches Volk am Murtener See,
welche sich fruchtbarere Wohnsitze
im Gebiete der Allobroger auf-
suchten (8, Mommsen R. G. II. p.
178), eingeschlossen (i.J. 107) und
capitulirte auf Abzug unter dem
Joch gegen Auslieferung der Hülfte
der Habe, die die Truppen mit
sich führten, und Stellung von
Geiseln, zog sich deshalb eine Ma-
jestütsklage von dem genannten
Volkstribunen zu und ging frei-
willig in die Verbannung.
avus n. zu Il. 3.
M. Gratidius verfeindete sich
theils durch den angegebenen That-
umstand, theils durch seine grie-
chische Bildung mit seinem alt-
rümisch gesinnten Schwager, dem
Grossvater Ciceros. Er wurde als
Prüfect seines Gónners, des Red-
ners M. Antonius, 103 im Kriege
mit den Seerüubern in Cilicien er-
schlagen.
exc. fluct. im simpulo (Schópf-
loffel, nüàmlich in der Municipal-
stadt Arpinum, die er durch sei-
nen Antrag mit dem gleichen
Stimmrecht, wie es neuerdings in
Rom eingeführt war, beglücken
wollte.
Marius Gratidianus von einem
Marius, wahrscheinlich dem Bruder
des berühmten, adoptirt. Als Prütor
i. J. 86 machte er sich durch eine
Verfügung über das Münzwesen
beim Volke beliebt, indem er eine
gemeinsam von den Volkstribunen
und dem Collegium der Prütoren
beschlossene ^ Feststellung — des
schwankenden . Geldcurses — auf
eigene Hand verkündete (Off. III.
80) Man nimmt gemeiniglich an,
dass die dadurch in Rom (.Aegaeum
mare) hervorgerufene Aufregung
des Volkes, an der neben der aus-
gelassensten Begeisterung für Ma-
rius auch Misstrauen gegen die
übrigen Behórden, speziell wohl
seine Collegen, Theil haben mochte,
hier gemeint sei, Als Anhünger-
des grossen Marius liess ihn Sulla,
ehe er das gehoffte Consulat er-
langte, auf grausame Weise (Voll-
zieher war Catilina) umbringen.
Cf. Drum. V. p. 211 flg.
nostro quidem sc. avo.
ad senatwm. Der Senat regelte
als Aufsichtsbehóürde in allen aus-
würtigen Angelegenheiten nicht
blos die Verhültnisse der Unter-
thanen, sondern griff auch in die
der Municipien und Colonien ein.
L. IL. p. 576. (senatum aus se Emen-
dation von Madv. — V. behült se,
natürlich in Bezug auf Scaurus,
bei und lásst damit einen grammati-
schen Fehler zu.)
M. Aemilius Scaurus Cons. i. J.
115 u. 108, Cens. 109, lange Zeit
rinceps senatus, von Cic. als Vor-
kim fer der aristokratischen Partei
verehrt und als Muster eines treff-
lichen Republikaners u. untadeligen
Menschen gepriesen, wührend ihn
Sallust (Jug. 15) als homo mobilis,
impiger, factiosus, avidus poten-
tiae, honorum, divitiarum, cete-
rum vitia sua callide occul-
tans schildert. Vgl. Momms. Il.
p. 134 flg. Trotzdem übertrug sich
die Bewunderung seiner Zeit noch
᾿
,
7)
LIB. III. CAP. 16. 17. 8 386---88. 245
isto animo atque virtute in summa re publica nobiscum ver-
sari quam in municipali maluisses! 37. Quam ob rem, quoniam
non recognoscimus nunc leges populi Romani, sed aut repe-
timus ereptas aut novas scribimus, non quid hoe populo opti-
neri possit, sed quid optQ:imum sit tibi dicendum puto. Nam
Cassiae legis culpam Scipio tuus sustinet, quo auctore lata
esse dieitur. Τὰ si tabellariam tuleris, ipse praestabis: nec
enim mihi placet nec Attico nostro, quantum e vultu eius
intellego. XVII. ATT. Mihi vero nihil umquam populare placuit
eamque optimam rem publicam esse dico, quam hie consul
constituerat, quae sit in potestate optimorum. 38. M. Vos
quidem, ut video, legem antiquastis sine tabella. Sed ego,
etsi satis dixit pro se in illis libris Scipio, tamen ita liberta-
tem istam largior populo, ut auctoritate et valeant et utantur
boni. Sic enim a me recitata lex est de suffragus: Opti-
matibus nota, pleb? libera sunto. Quae lex hane senten-
tiam continet, ut omnes leges tollat, quae postea latae sunt,
quae tegunt omni ratione suffragium, ne quis inspiciat tabellam,
ne roget, ne appellet. Pontes etiam lex Maria fecit angustos.
auf spátere Generationen, wie Hor.
Od. I. 12. 37 bezeugt.
in summa re publ. in dem Ge-
sammtstaat.
8 37. recognoscere: von Neuem
prüfen, einer Musterung unter-
ziehen. Cf. Ver. Il. 190 haec omnia
recognita et collata.
hoc populo. S. Madv. Gr. 8 217.
À. 2. Vgl. Leg. Agr. 1. 24 hoc
metu atque hac perturbatione ani-
morwm; Dom. 13 his atque eius-
modi ducibus cum tw dmpetus com-
parares, ein Beispiel, welches übri-
gens zeigt, dass die Gewóhnung an
diese Construction eine solche war,
dass dem Gedanken eine Zergliede-
rung in Subj. u. Prádic. fremd war.
Denn weder als das eine, noch das
andere liesse e/wsmodi sich recht
nehmen. Vgl. noch Feldh.
Nam bezieht sich mehr auf den
folgenden Satz: tw sí — tuleris,
ipse praestabis, wáhrend das Vor-
hergehende in concessivem Ver-
bháltniss dazu steht: denn, wührend
des Cassius Schuld Scipio vertritt
(cf. meum momen sustinuit Sest. 14),
musst du dein Gesetz selbst ver-
antworten (praest. für etwas ein-
stehen).
quo auctore auf dessen Anrathen, .
Antrieb. Zur Sache vgl. Brut. 97.
Scipio natürlich Aemilianus; tuus,
weil Cic. ihn hochscháützte, wie dem
Quintus theils sonst, theils aus den
Büchern de rep. bekannt sein
musste.
Cap. XVII.
parenthetisch.
8 38. sine tabella witzig: durch
ihre vorhergehenden Aeusserungen,
also mündlich.
in illis 1. de Kep. Die Stelle findet
sich nicht mehr vor.
Sed geht natürlich nichi auf die
Einsechrünkung 4ía — wt, sondern
auf den Haupttheil des Gedankens:
libertatem — largior; etsi dagegen
auf die Einschrünkung. Der Satz
ist eigentlich so aufzulósen: Sed
ego libertatem largior, eam tamen,
eis? satis dixit pro se — Scipio, ita
largior, ut auctor. 586.
val. et ut, besitzen u. benutzen.
roget — appellet: frage — zur
Hede stelle (gewiss unrichtig Turneb.
rog. bitte, wo es einer Ergünzung
bedurft hátte). Zu app. cf. Ver.
Il. 168 quis appellare te. auderet ;
ΠῚ, 134 £u Aproniwum me verbo qui-
dem appellasses. GewOhnlicher com-
pellare.
Pontes — Die Abstimmung ge-
quam — constituerat
246
DE LEGIBUS
39. Quae si opposita sunt ambitiosis, ut sunt fere, non repre-
hendo: sin non valuerint tantum leges, ut ne sint ambitus, habeat
sane populus tabellam quasi vindicem libertatis, dum modo
haec optimo cuique et gravissimo civi ostendatur ultroque
offeratur, ut in eo sit ipso libertas, in quo populo potestas
honeste bonis gratifieandi datur. Eoque nunc fit illud, quod
ἃ te modo, Quinte, dictum est, ut minus multos tabella con-
schah in den Tribut- und wenig-
stens auch in den reformirten Cen-
turiatcomitien (zu ὃ 7 pop. partes
— describ.) in der Weise, dass jeder
der Stimmenden aus den saepta
(zu $8 11 extr. über einen Steg
(pons) in einen grossen, eingehegten,
aber nicht in Abtheilungen geschie-
denen Raum, ovile genannt, trat
und beim Ueberschreiten des pons
früher mündlich dem darauf be-
findlüichen Rogator seine Stimme
abgab, spüter seine tessera oder
tabella in einen daselbst erhóht
stehenden geflochtenen Korb (cista)
legte (ferre). Auf den pontes pfleg-
ten sich ausser den rogatores an-
gesehene Münner als custodes zur
Controlle aufzustellen, was C. Ma-
rius, der berühmte, als Volkstribun
119 durch die angegebene lex zu
verhindern suchte. Darauf folgte
endlich die Sonderung der in den
cistae befindlichen Stimmen (diri-
bitio, diribere), wobei die Notirung
der Stimmen (s. $ 11 extr. durch
Punkte geschah. L. II. p. 422—206.
8 39. ambitiosis denen, welche
auf dem Wege der Bestechung zu
einem Amte zu gelangen suchten.
Denn an Bestechung ist bei dem
Worte ambitus zumeist zu denken.
Vgl. 8 46; dafür 8 11 donwm dare.
Der Bestechung wurde ein Riegel
vorgeschoben, wenn die Stimme
nicht controllirt werden konnte.
ut fere sunt wie so ziemlich, im
Ganzen, der Fall ist.
sin non (nach Wiyttenbach):
wenn die bezeichneten Gesetze, sc.
quae postea latae sunt, wie die
Maria, die Bestechung dessenunge-
achtet nicht zu hindern vermoch-
ten, 80 müge man sie abschaffen,
resp. nicht einführen, da sie blos
dazu dienen, den wohlthütigen Ein-
fluss der Optimaten auf die Ab-
stimmung zu beschrünken, wórt-
lich: so móge das Volk immerhin
sein Tüfelchen behalten, aber unter
der Voraussetzung, dass es den
Optimaten vorgezeigt werde. sin,
welches die Hdschrr. haben, ist
nicht haltbar; denn bezieht man
leges auf die rümischen Gesetze, so
ist die Behauptung falsch, und es
wird ihr auch durch das Folgende:
ut omitt. largit. c. s. — si quando
ambitus sileat —widersprochen,
bezieht man es aber auf Ciceros
Gesetze, so ist (abgesehen von dem
unpassenden Fut. exact.) es nicht
blos schwer einzusehen, wie seine
Gesetze dies besser vermógen soll-
ten, als die vielen in Rom dagegen
erlassenen, darunter eine Tullia von
ihm selber (cf zu 8 11 donum
ne...), sondern es reichte leges
ohne einen náüher bestimmenden
Zusatz auch nicht aus.
ut sit in eo ipso lib. in quo —
datur, wieder eine Probe der ge-
wühnlichen politischen Heuchelei
Ciceros. Das Volk soll die libertas
bonis gratificandi haben. Denn
das ist der Sinn der geschraubten
Worte: damit grade darin — in
dem Stimmen für das im Interesse
der Optimaten Liegende, von ihnen
Aufgestellte und Befürwortete —
die Freiheit liege, worin dem Volke
die Gelegenheit geboten ist, sich
den Optimaten in ehrenhafter Weise
gefalüg zu erweisen.
KEoque nunc fit. Und durch diese
Freiheit eben geschieht es, dass
das Volk massvoller verfáhrt: durch
das Bewusstsein der Freiheit zu-
friedengestellt.
minus mult. untersch. von pauci-
ores. Vgl. Ver. III. 120 minus mwul-
tis iugis; Off. I. 18 minus multa
patent — minus multis rebus egent ;
Fam. IX. 15. 4.
A3
(4
αν
Swnto, id est, modesta atque sedata.
LIB. III. CAP. 17. 18. $ 39. 40. 241
. demnet quam solebat vox, quia populo licere satis est. Hoc
retento reliqua voluntas auctoritati aut gratiae traditur. Ita-
que, ut omittam largitione corrupta suffragia, non vides, si
quando ambitus sileat, quaeri in suffragiis quid optimi viri
sentiant? Quam ob rem lege nostra libertatis species datur,
auctoritas bonorum retinetur, contentionis causa tollitur.
XVIII. 40. Deinde sequitur, quibus ius sit cum populo
agendi aut cum senatu. Gravis et, ut arbitror, praeclara lex:
Quae cum populo quaeque àn patribus agentur, modica
Actor enim moderatur
et fingit non modo mentem ae voluntates, sed paene vultus
eorum, apud quos agit. Quod nisi in senatu non difficile: est
Hoc sc. das cere. Indem (da-
durch dass) ich dies — das licere,
die Móglichkeit freier Abstimmung
— beibehalten, dem Volke gelassen
habe, wird im Uebrigen der Wille
dem Ansehen und Einfluss der Vor-
nehmen überliefert, wenn anders
der Reiz des Widerstrebens, den
der Zwang mündlicher Abstimmung
mit sich führt, entfernt ist. Daher
— weil das licere die angegebene
Wirkung hat und dem Volke ge-
geben ist — sehen wir auch, dass,
wenn einmal Bestechung fern bleibt,
das Volk nach der Ansicht der Gut-
gesinnten frage.
reliquus im Uebrigen: eine neue
Spezies (Wollen) einführend , nicht
die vorhergenannte (Kónnen) absol-
virend, analog alius — ausserdem.
Vgl. plaustra iumentaque alia Liv.
IV. 41. 8, s. Weissenb. dazu.
libertatis species bemerkenswerth
avufrichtig.
.Cap. XVIII. 8 40. Gravis...
Manche vermissen, weil eine neue
lex eingeführt wird, eine Copula und
wollen twm eingeschoben wissen.
Wáre es nóthig, 80 liesse sich deinde
versetzen, welches bei sequitur nicht
eben gewühnlich ist, cf. 42; 46. (Da-
gegen scheint es 8 48 deinde de
promulgatione ergánzt werden zu
müssen.)
modica 8unto zu & 10 extr.
Actor enim in Bezug auf gravis
€st lex. Denn der Umstand, dass
der Einfluss des actor s0 gewaltig,
lásst das Gebot als bedeutungsvoll
und nothwendig erscheinen.
nisi eine nur als Nothbehelf an-
genommene Conjectur von Feldh.
Quod würde sich auf das Letzte be-
ziehen. Nur im Senate kann der
actor den angegebenen Einfluss
schwer ausüben, weil der Senator
selbstándig ist und vielmehr ver-
langt, dass man seinen Sinn er-
forsche und berücksichtige. Doch
schief ist das difficile sicherlich.
Denn es würde sich daraus ergeben,
dass dieser Einfluss vor dem Volke
weniger schwer sei. Dem wider-
spricht das Vorige, welches den-
selben als schlechthin vorhanden
und nothwendig hinstellt. Andere
haben s; ausgelassen und beziehen
quod auf den entfernteren Satz:
quae — agentur, sunto — modesta
atque sedata; wodurch der da-
zwischen liegende parenthetisch
wird. Aber darin liegt einerseits
eine Háürte, anderseits ergibt sich
kein klarer und richtiger Gedanken-
zusammenhang. Weil der Senator
schwer aufzuregen, darum ist es
leicht seitens des HRedners und
Antragstellers einen ruhigen Ton
anzuschlagen, sich aller aufregenden
Mittel zu enthalten? Unsinn. Die
Schwierigkeit der ^Masshaltung
bleibt darum vorm Volke und dem
Senate dieselbe, nur der Erfolg des
Versuchs, die Versammlung auf-
zuregen ist ein verschiedener. Dar-
um nützt es nichts dem Senate
gegenüber leidenschaftlich zu ver-
fahren. (Dem Sinne gemiüss mtsste
es etwa so heissen: Quod — sc. wt
modice agatwr — si in senatw mon
Leneatur, minus periculum — non
mimis sit. grave.)
248 DE LEGIBUS
enim senator is, cuius non ad auctorem referatur animus, sed
qui per se ipse spectari velit. Huie iussa tria sunt, ut adsit:
nam gravitatem res habet, cum frequens ordo est: ut loco
dicat, id est, rogatus: ut modo, ne sit infinitus: nam brevitas
non modo senatoris, sed etiam oratoris magna laus est in sen-
tentia. Nec est umquam longa oratione utendum nisi aut
peecante senatu, quod fit ambitione saepissime, nullo magi-
stratu adiuvante tolli diem utile est, aut cum tanta causa est,
ut opus sit oratoris copia vel ad hortandum vel ad docendum.
Quorum generum in utroque magnus noster Cato est. 41. Quod-
que addit, cawsas populi temeto, est senatori necessarium
nosse rem publicam (idque late patet: quid habeat militum,
quid valeat aerario, quos socios res publica habeat, quos ami-
ut adsit u. flg. zu 8$ 11 init.
non modo senatoris sed etiam
oratoris nicht blos eines Senators,
der nichts weiter als Senator ist,
sondern auch eines Redners, der
im Senate sein Votum abgibt und
begründet. Letzterer, für den nicht
blos seine Aufgabe als Senator,
sondern auch die Regeln der Kunst
massgebend sind, wird durch eben
diese auch zur Kürze hingewiesen;
nicht dass die Rhetorik überall Kürze
empfiehlt; wohl aber für gewisse
Theile (narratio) und Gattungen, wie
diese.
Nec est unquam: Nie darf man
sich eines langen Vortrags bedienen,
ausser wenn (falls nicht) es nütz-
lich ist, im Falle der Senat auf
Irrwege gerüth (im Begriffe steht,
einen fehlerhaften Beschluss zu
fassen), und kein Magistrat inter-
cediren will, die Zeit hinzuziehen —
was hingegen gewóhnlich aus Gunst-
buhlerei sei es beim Volke, sei es
bei einem Machthaber (wie etwa
dem Caesar zu Liebe von Clodius,
Curio, Vatinius u. a.) geschieht —
oder wann eine so wichtige Sache
vorliegt, dass es der Fülle eines
Redners bedarf, zur Ermahnung
oder zur Belehrung. Also ag.
adiuvante subordinirt dem peccante
senatu; quod. fit amb. saep., sc. diem
tolli, parenthetisch. Vielleicht nisi
δὲ entsprechend dem flg. (nis?) cum
zu lesen? Cf. d. Inv. 2. 171 nisi si
malunt fame perire; Rep. 3. 49. 5
nisi si quis Athonem; Fam. VIII.
15.1; XIV. 2. 1; Caes. B. G. I. 31. 14.
tollere diem gewóhnlicher eximere
oder conswmere, s. L. IL. p. 357.
Cato Minor. Ein Beispiel davon
in ersterer Hinsicht Plut. Caes. 13,
sowie von dem gleichen Verfahren
in den Tributcomitien Cat. Min. 43.
8 41. Quod — addit sc. lex, so
unten (42) parere iubet.
causas Verhültnisse zu 11 u. I. 48.
late patet mit indir. Fragesatze
durch Prügnanz des Sinnes, indem es
— multiplicem habet cognitionem sc.
hanc. Vgl. sequitur quibus ius sit
agendi 40 ; illud nonmutandum quibus
h. immolandum sit ll. 29. in alio poni-
tur aliudque totum est utrum — an
— Or. 13. So noch plena sunt monu-
menta Fam, IX. 6. 6; in commen-
tario esi Fam. VIII. 11. 4; a volun-
tate nostra proficiscitur Off. I. 115;
altius repetere ib. 50; omitto Leg. 3.
18; Brut. 297; Corn. B. 43 cett.
S0CciOS — amicos — stipendiarios,
worauf in umgekehrter Reihenfolge,
wie F. richtig gesehen, lege, con-
dicione , foedere zu beziehen, indem
lege (Gesetz) zu stipendiarios, con-
dicione (Bedingung) zu amicos, foe-
dere (Vertrag) zu socios gehürt.
Aber den Unterschied von socios,
amicos, (der von stipendiarios liegt
auf der Hand) bestimmt er nicht
scharf. Μοολὶ τ aequo foedere;
amici — mom aequo foedere (auch
socii et amici genannt). Das foedus:
aequum setzt auf beiden Seiten voll-
kommene Unabhüngigkeit voraus;
das foedus non aequum eine Ueber-
legenheit des einen Theils, welche
den anderen bestimmt, ein foedus
.
,
.*
J
-— ———- un.
LIB. III. CAP. 18. 19. 8 40—42. 249
€os, quos stipendiarios, qua quisque sit lege, condicione, foe-
dere) tenere consuetudinem decernendi, nosse exempla maio-
rum. Videtis iam genus hoc omne scientiae, diligentiae, me-
moriae esse, sine quo paratus esse senator nullo pacto potest.
42. Deinceps sunt cum populo actiones, in quibus primum et
maximum: Vis abesto. Nihil est enim exitiosius civitatibus,
nihil tam contrarium iuri et legibus, nihil minus et civile et
humanum quam composita et constituta re publica quicquam
agi per vim. Parere iubet intercessori: quo nihil praestantius:
inpediri enim bonam rem melius quam concedi malae.
XIX. Quod vero actoris iubeo esse fraudem,
sapientissimi hominis,
cum decrevisset C. Claudio consule de Cm.
dixi ex Crassi,
senatus secutus,
id totum
sententia: quem est
Carbonis seditione referente invito eo, qui cum populo ageret,
zwarfreiwillig, aber doch aus Furcht
einzugehen. | Der letzteren Art
waren fast alle foedera aus der
spáüteren Zeit der rümischen Ge-
schichte, wie insbesondere die mit
den auswürtigen Kónigen. Ein foe-
dus der ersteren Art bestand zwi-
schen Rom und den Latinern von
der Zeit des ersten Latinerkrieges
bald nach Porsenna bis zum zweiten
Latinerkrieg 340—338; ferner mit
einer Reihe von ausseritalischen
Stádten (wie Massilia, Athen u. a.,
s. Marqu. III. 1. p. 248), welche
dies foedus meist in früherer Zeit
eingegangen waren und dann auch
spüter behielten. Nach dem Ein-
triti in den róm. Heichsverband
hiessen die socii aequo f. civitates
liberae et foederatae, die non aequo f.
blos eivitates liberae, worunter viele
Stádte waren, denen diese günstige
Stellung wegen irgend welcher Ver-
dienste nachtrüglich — eingeráumt
worden war, Gemeinsam ist beiden
Kategorien: Autonomie d. h. freie
Gerichtsbarkeit und Verwaltung,
Freiheit von Grundsteuer, von róm.
Besatzung, die Pflicht zur Truppen-
stellung und bestimmten militüri-
schen nva ben, Dagegen waren
die liberae civitates nicht frei vom
tributum (8. zu $ 7) und indirecten
Abgaben (fall ihnen nicht auch
diese Befreiung ausdrücklich ge-
wührt, in welchem Falle sie liberae
et immunes hiessen). Wührend aber
die socii zweiten Ranges nur Pflichten
hatten, hatten die ersteren auch ἡ
Rechte, wie conubium, commercium,
sel es beides oder eins von beiden,
Wechsel im Oberbefehl, gemein-
samen AÀntheil an Beute u. a. Welche
oder welches im Besonderen, ergab
der Vertrag. 5S. Becker Marq. III.
1. p. 247 flg. und p. 25 flg.; Pauly
Reall. zu soci u. foedus. — Stipen-
diarii: die unterworfenen Provin-
zialen, welche ein jáhrlich zu zah-
lendes stipendium sei es als Kriegs-
entschádigung sei es als Nutzungs-
zins für den dem róm. Volke
gehórenden Grund und Boden
— die Theorie war darin unent-
schieden — zu zahlen hatten und
unter róm. Gerichtsbarkeit
und Verwaltung standen. Cf. Marq.
ΠῚ. 2. p. 145 flg.
tenere cons. decern. Das her-
kómmliche Verfahren, die Form der
Abstimmung ; zu $ 11. u. L. II. 8 114.
nosse ex mai. die vaterlündische
Geschichte.
genus Gebiet — quo sc. genere.
8 42. sunt prügn. ,kommen*
eigtl. in der lex:
vis abesto zu 8 11.
Cap. XIX. fraudem zu $ 11.
decrev. sich für etwas erklüren,
für etwas stimmen, von Senatoren;
B. L. ΤΠ. p. 356.
Cn. Carbonis, Viele Herausgeber
schreiben statt des durch die besten
Hdschr. überlieferten Cn.: C., um
die Beziehung auf den 8 35 erwühn-
ten bekannten Vorkümpfer der
Demokratie zu erhalten. — In der
That bekleidete ein C. Claudius
250
DE LEGIBUS
seditionem non posse fieri, quippe cul liceat concilium, simul
atque intercessum turbarique coeptum sit, dimittere. Quod qui
peragit, cum agi nihil potest, vim quaerit, cuius inpunitatem
amittit hac lege.
(Pulcher) ein Jahr nach dessen
Tribunate (131), in welchem er die
oben erwühnte lex tabellaria und
mehrere andere demokratische Ge-
setzesantrüge einbrachte, wie die
lex de tribunis pl. reficiendis, das
Consulat (Drum. II. p. 184). Dann
aber würe bei Crassus nicht an
den berühmten Redner L. Crassus
zu denken, sondern an den ülteren,
auch nicht unbedeutenden P. Cras-
sus Dives Mucianus, Sohn des P.
Mucius Seaevola (Cons. 175), wel-
cher Consul, 131 (1 Jahr vor C.
Claudius), und Pontif. Maxim. war,
130 im Kriege gegen Aristonicus
bei Smyrna fiel und mit der Rechts-
kunde der Mucii auch einige Be-
redsamkeit verband(Brut.98). Aber
wie einerseits die seditio Carbonis
sich so leichter erklüren liesse, so
füllt anderseits das Fehlen des
Praenomen bei diesem weniger be-
rühmten Crassus auf. Daher sind
andere der Ansicht, dass an dem
überlieferten Cn. nichts zu ündern
sei, wenn anders auch ein Cn. Carbo
ein hervorragendes Haupt der Po-
pularpartei war. Dieser, Volkstri-
bun 96, Aedil 93, Prütor 90, war
ein eifriger Marianer und Genosse
des Cinna, der ihn eigenmüchtig
zweimal zu seinem Collegen im Con-
sulat, 85 u. 84, ernannte, welches
er noch einmal 82 mit dem jüngeren
Marius bekleidete. In diesem zog
er in Kampf gegen den aus Asien
zurückgekehrten Sulla, wurde aber
geschlagen und musste fliehen. Auf
der Insel Cosyra (zwischen Africa
und $Sicilien) fiel er den Leuten
des Pompejus in die Hünde, der
ihn zu Lilybaeum hinrichten liess.
Ein C. Claudius (Pulcher) nun lüsst
sich wührend seiner politischen
Laufbahn auch als Consul nach-
weisen, nümlich im J. 92 mit M.
Perperna, 1 Jahr nach seiner Aedili-
tit. Dass von revolutionürem Ver-
halten seinerseits aus früherer Zeit
nichts bekannt, würde nicht da-
gegen sprechen. Auffüllig aber
Sequitur ilud: Z»ntercessor rei malae
würe es freilich, dass der Bericht
des Consuls auf sein Tribunat zurück-
greifen sollte. Bezog er sich aber
auf seine Aedilitit, so kann man
sich wieder schwer vorstellen, wie
er in dieser cum populo agere und
als actor verantwortlich sein konnte.
Einen Fall jedoch gab es, wo ein
Aedil dies konnte, nàmlich in einem
Multprozess bei den Tributcomitien,
5. L. IL. p. 400. Und móglich würe
es ja immerhin, dass Carbo einen
angesehenen Optimaten vor das
Gericht der Tributcomitien gezogen
und ungeachtet der Intercession eines
hóheren Magistrats das Verfahren
nicht eingestellt ^ hütte. ^ Man
dürfte ^ hierbei sich daran er-
innern, dass gerade um diese Zeit
Prozesse gegen hervorragende Opti-
maten, wenn auch vor anderen Ge-
richten, wie gegen den P. Rutilius
Rufus und M. Scaurus (s. Momms.
IL. p. 914) sich abspielten. Dann
aber stünde nichts im Wege, unter
Crassus den grossen Redner (geb.
140, Trib. 107, Cons. 105, Cens. 92,
T 91) zu verstehen.
Eine Schwierigkeit liegt noch in
concilium, welches (z. Il. 31) eine
von keinem Magistratus geleitete
Volksversammlung bezeichnet. Wie
aber konnte in einer solchen inter-
cedirt, und der Leiter als verant-
wortlicher actor zur Rechenschaft
gezogen werden? Die Schwierigkeit
dürfte sich so lósen, dass concilium
auch von den durch plebejischeMagi-
strate, die ursprünglich keine Magi-
stratus waren, geleiteten Volksver-
sammlungen gebraucht wurde (L.
IL. 399), oder dureh Annahme, dass
concilium proleptisch gebraucht sei,
insofern eine vom Magistrat berufene,
aber trotz der Intercession eines
hóheren Mag. nicht aufgehobene,
Versammlung verfassungsmüssig
kein contio mehr war.
liceat zu 11. 47. Als Grund kommt
hinzu, dass Cic. sich selbst die An- -
sicht des Crassus aneignet,
Quod qui peragit... Die Hdschr.
LIB. HL CAP. 19. 8 42—44. 251
salutaris civis esío. 43. Quis non studiose rei publicae
subvenerit hac tam praeclara legis voce laudatus? Sunt deinde
posita deinceps, quae habemus etiam in publicis institutis at-
que legibus: Awusp?cia servanto, auguri parento. Est autem
boni auguris meminisse maximis rel publicae temporibus praesto
esse debere lovique optimo maximo se consiliarium atque ad-
ministrum datum, ut sibi eos, quos in auspicio esse iusserit,
caelique partes sibi definitas esse traditas, e quibus saepe
opem rei publicae ferre possit. Deinde de promulgatione, de
singulis rebus agendis, de privatis magistratibusve audiendis.
44. Tumleges praeclarissimae de x11 tabulis tralatae duae:
quarum altera privilegia tollit, altera de capite civis rogari
nisi maximo comitiatu vetat.
iribunis plebis, ne cogitatis
permovet, welches sinnlos. Denn
nimmt man es in dem gewóhn-
lichen Sinn: aufregt, so ist es fast
identisch mit vim quaerit, jeden-
falls das verfassungswidrige Ver-
halten selbstverstándlich. Ich habe
dafür einfach das gesetzt, was der
Sinn verlangt, ohne Rücksicht auf
die diplomatische Glaubwürdigkeit.
Vgl conventum, senatum agere s.
Lex., concilium peragere Caes. B.
G. VI extr., comitia peragere
Nat. d. IL. 10. In dem Gebrauch
des Wortes agere erst in einfacher
Bedeutung: (zu Ende) führen, nach-
her in technischem Sinne — ver-
fassungsmássig verhandeln, dürfte
eine geistreiche Wortspielereiliegen.
(Statt peragit dachte ich erst an
perrogat, nicht — durchíragen, als
ob mitten im Fragen intercedirt
worden würe, was nicht móglich,
da die Intercession spütestens vor
der Abstimmung des principium
angebracht werden musste, L. IIl.
p. 420, sondern — dabei beharrt zu
fragen. Doch làásst sich diese Be-
deutung des W. nicht belegen.)
8 43. deinde — deinceps, zu 8 4.
meminisse — esse debere zu 1, 53.
temporibus Dat. - kritischen
Lagen, Gefahren, abh. von praesto
€.; frei: dass er dem Staate in be-
sonders kritischen Lagen zu Hülfe
kommen misse.
consiliarius Beirath und Vertrau-
ter. Als solcher soll er den Jupit.
von einer gewissen Lage des Staates
instruiren (wie etwes, Minister den
Et nondum inventis seditiosis
quidem, admirandum tantum
Konig) und dadurch zu bestimmten
Zeichen veranlassen; eine für unser
Gefühlfrivole Auffassung und Bemer-
kung. Consiliarius hier Theilnehmer,
Mitglied des consilium, engeren
Rathes; nicht speziell: Rathgeber.
in auspicio esse ungewóhnlich hier
von den Bediensteten des Augur ge-
sagt: des Auspiciums warten, sonst
vom Augur selbst, als dem Gehülfen
und Diener des Magistrats; zu II. 21.
partes — definitas nicht die mit
dem Jituus jedesmal bezeichneten
templa; diese waren keine bestimm-
ten; sondern die íempla liberata
et ecfata, in welchen der Augur
ordnungsmáüssig seine —DBeobach-
tungen anzustelen hatte (templa
maiora im Gegens. zu jenen, welche
minora); zu Il. 21.
de prom. sq. zu 11. 34. Zur Sache
αι TIL 24.
8 44. privilegia zu $11. de capite
civis 86. 1b.
Et knüpft hier ein Urtheil an
eine angegebene Thatsache; auch
im D. 80: Und man muss sich
wundern. Hiermit hüngt der be-
kannte affirmative Gebrauch von et:
und wirklich, das man hier auch
einsetzen kann, zusammen. Vgl.
Hand Turs, II. p. 487 —89; Nügelsb.
Stil. 8 192. 2. a.
ne cogitatis q. Spitzfindig be-
merkt Feldh., dass, wenn man sich
solehe Tribunen nicht einmal den-
ken konnte, man auch nicht in
Voraussicht habe ein solches Ge-
:setz geben kónnen; als ob nicht in
202
maiores in posterum providisse.
DE LEGIBUS
In privatos homines leges
ferri noluerunt: id est enim privilegium: quo quid est iniu-
stius? cum legis haec vis sit, ut sit scitum et iussum in om-
nis? Ferri de singulis nisi centuriatis comitiis noluerunt. De-
scriptus enim populus censu, ordinibus, aetatibus plus adhibet
ad suffragium consilii quam fuse in tribus convocatus. 45. Quo
verius in causa nostra vir magni ingenii summaque prudentia,
L. Cotta, dicebat nihil omnino actum esse de nobis: praeter
enim quam quod ommia illa essent armis gesta servilibus,
praeterea neque tributa capitis comitia rata esse posse neque
ulla privilegii. Quocirca nihil nobis opus esse lege, de quibus
der allgemeinen Voraussicht spüte-
rer hRechts- und Begriffsverwirrung
dies habe geschehen kónnen.
cogitare c. Accus. der Pers. oder
Sache: sich vorstellen, zu 11. 2.
privatos hier und Dom. 43 in der
Bedeutung ,,einzeln", vgl. Forcel.
Lex., wofür man an beiden Stellen
privos hat emendiren wollen, was
V. missbilügt, denn: alibi etiam
privati dicuntur pro singulis, làsst
es aber ohne Beweis. Vielleicht
dient ihm: w£ omnium populorum
privatorumque litteras cognoscerem
Ver. Act. 1. 6.
id. est enim, so die gewóhnl. Stell.,
wenn dem est ein Pron. oder eine
Negation vorangeht; s. Berg. Stil.
8 153 A. 3 b. Vgl. unten 8 47,
ferner I. 19 ea est enim; I. 22 so-
lum est enim; ebds. quid est autem ;
29 nihil est enim, desgl. III. 42;
Il. 16. quid est enim; 11. 48 nulla
est enim. Aber auch anders: I. 14
quid enim est ; desgl. 34 ; desgl. III. 1;
1. 09 id enim est; 111, 24 quod
enim est.
Jescr. pop. censu sq. Vgl. $8 7.
plus adhibet | consilii: — Nach
L. II. p. 444 passt das auch noch
auf die reformirten Centuriatcomi-
tien, welche noch immer einen
aristokratisch | conservativen Cha-
rakter trugen. ,,Denn erstens war
die Prürogative nicht in die Hünde
der zugleich radical gesinnten und
persónlich abhüngigen, ürmeren
Bürger, sondern in die des conser-
vativen und unabhüngigen Mittel-
standes gelegt; zweitens war das
bessere Stimmrecht der ersten Classe
durch Fortdauer des abgesonderten
Stimmrechts der 18 Reitercenturien
erhalten; drittens hatten wenigstens
innerhalb jeder Tribus die Classen-
unterschiede nach den Censussützen
insofern noch volle Bedeutung, als
eine geringere Zahl von Bürgern
erster Classe ebensoviel Einfluss
besass als eine gróssere Zahl von
Bürgern zweiter Klasse u. s. w.;
viertens endlich war auch die Be-
günstigung des reiferen Alters vor
der Jugend rücksichtlich des Stimm-
rechts gewahrt.*'
$ 45. magni ingenii summaque
prudentia. Zu dem Casuswechsel
s. Feldh.
L. Aurelius Cotta gab 70 als
Prütor ein Gesetz über die Gerichte,
wonach alle drei Stünde Senatoren,
Ritter und Plebejer (die íribunt
aerarii) an dem Richteramte Theil
nehmen sollten (cf. zu $ 7 pop. part.
— describunto), wurde Consul 65
mit L.* Manlius Torquatus (in
welchem J. Horatius geboren wurde),
im flg. J. Censor. Dem Cicero be-
freundet trug ernach Unterdrückung
der Catilinarischen Verschwórung
auf eine Supplieatio für ihn anm.
Dasselbe Urtheil über Ciceros Ver-
bannung wird noch oft erwühnt,
wie Sest. 73. Dom. 68. Spüter trat
er auf die Seite Caesars, dessen
Verwandter er war.
praeter enim quam. Zu der Tren-
nung vgl. Wich. Stil. 8 271. Zu
der Aufnahme mit praeterea Fin.
V. 61; Att. IX. 15. 6; XV. 15. 2.
armis servilibus zu 8 95.
ulla privilegi 8c. wlla comitia,
quibus privilegium irrogaretur.
vobis: Quintus und Atticus.
|
|
nihil omnino actum esset legibus.
de quo servi et latrones scivisse ali-
clarissimis viris melius,
LIB. III. CAP. 19. 20. 8 44-- 46.
209
Sed visum est et vobis et
quid dicerent, de hoc eodem cunctam ltaliam quid sentiret
ostendere.
XX. 46. Sequitur de captis pecuniis et de ambitu. Leges-
que cum magis iudiciis quam verbis sanciendae sint, adiungi-
tur: Noziae poena par esto, ut in suo vitio quisque plectatur,
vis capite, avaritia multa, honoris cupiditas ignominia sancia-
tur.
necessariae.
clarissimis viris, wie Pompejus;
Sest. 74.
scivisse dicerenf? zu 1. 53.
c. Italiam ostendere quid — sen-
tiret, Anticipation, hàufig im Griech.
s. K. W. Krüger 8 61. 6. 2. Cf.
Nosti Marcellum quam tardus sit,
Fam. VIII. 10. 3. Mehr bei G. F.
A. Krüger 8 669. 1.
Cap. XX. 8 46. de capt. pec. et
«mb. über passive und active Be-
stechung, cf. 8 11. Das Verbot des
donum capere gerenda, potestate auch
bei Plat. Leg. XII. p. 955 C. Zu
de 11. 34.
sanciendae bekrüftigen, befestigen,
cf. II. 10 u. 11.
noxia (erg. nach Forc. condicio)
Schuld; alterth. wie das gieich-
bedeutende noza.
par qualitativ gleich, entsprechend.
im Suo vilio ,dass jeder inner-
halb seiner Schuld seine Strafe be-
komme* Seyff. Lael 8 $85. Die
Strafe soll gleichsam (die rück-
lüufige Bewegung der verbreche-
rischen Handlung sein, indem sie
innerhalb desselben Gebietes des
Handelns liegend das Ziel umkehrt
und aus dem früheren Subjecte das
22g macht, z. B. den Gewalt-
re aus dem Subj. der Ge-
t zum Objecte derselben
terry oder beim ambitus den, der
einen andern Bewerber zu seinen
Gunsten der gehoflten re be-
rauben will, selbst der Ehre be-
raubt.
quisque ungewühnl. vom Reflexiv
getrennt. eber die bei Livius
und $Spáüteren beobachteten Ab-
weichungen von der gewóhnlichen
Stellung 5. Krebs. Antib.
hafter
Extremae leges sunt nobis non usitatae, rei publicae
Legum custodiam nullam habemus.
Itaque eae
Legwm cust. n. ,,Die archivarische .
Aufsicht über die Gesetze im Aera-
rium (zu $ 11) ist so schlecht, dass
sie vielfach abhanden kommen oder
gefálscht werden; was um so leich-
ter ist, als keine urkundliche Auf-
zeichnung, mit amtlicher Unter-
schrift und Siegel, statt findet. Wir
ziehen es daher vor, die in den
Büreaus der Magistratsschreiber
befindlichen, von diesen angefertig-
ten Abschriften zu benutzen und
hángen somit ganz von deren Ge-
wissenhaftigkeit und Sachkunde ab.
Die Griechen verfahren darin sorg-
faltiger: wir finden dort eine eigene
Behórde, νομοφύλακες, welche nicht
blos über die Richtigkeit des Wort-
lautes — denn das war auch bei
unseren Vorfahren der Fall — son-
dern auch über ein gesetzmüssiges
Verhalten wachten.* ^ Beachtens-
werth ist, dass den Vorfahren eine
regp. grüssere Sorgfalt beigelegt
wird. Obdiesein strenger controllir-
ter Aufzeichnung oder in strengerer
Bewachung, die Fülschung unmüg-
lich machte — was dann auf einen
Vorzug der Aedilen in dieser Hin-
sicht vor den Quaestoren, die aller-
dings ihre Archivaufsicht nur als
Nebensache (L. I. p. 637), nicht
als eigentliche Aufgabe wie die
Aedilen (L. I. p. 614; 615), behan-
delten, auch wegen ihrer grósseren
Jugend eher zur Fahrlüssigkeit ge-
neigt sein mochten, hinauslüuft —
bestanden habe, is, aus der Stelle
nicht zu ersehen.
Die Ausdrucksweise leidet über-
haupt an einer gewissen Unklar-
heit, insofern erst von mangel-
Bewachung, nachher von
254
DE LEGIBUS
leges sunt, quas apparitores nostri volunt: a librariis petimus,
publicis litteris
habemus.
consignatam memoriam publicam nullam
Graeci hoc diligentius, apud quos νομοφύλακες
creantur, nec ei solum litteras — nam id quidem etiam apud
maiores nostros erat —, sed etiam facta hominum observabant
mangelnder urkundlicher Aufzeich-
nung die Rede ist und zwar so,
als ob beides dasselbe würe. Die
Sache dürfte sich so erklüren, dass
legum custodiam im weiteren Sinne
zu nehmen und nicht blos die Be-
wachung der angefertigten Urkun-
den, sondern auch die bei der An-
fertigung, welche die Richtigkeit
der Aufzeichnung controllhrt und
durch amtliche Schrift und Unter-
schrift sicherstellt, verstanden, oder,
wie es oben versucht worden, letz-
tere als ein Unterstützungsmittel
ersterer angesehen wird, insofern
sie die Gefahr, welche fahrlüssige
Aufsicht mit sich führt, verringert.
F. und andere bringen noch da-
durch Unklarkeit hinein, dass sie
unter apparitores nur die scribae
quaestorii verstehen, welche die im
Aerar befindhehen Gesetzesexem-
plare leichtsinnig herausgaben.
apparitores Amtsdiener vgl. II. 61.
scribae oder librarii die angese-
henste Klasse der Amtsdiener, wie
alle natürlich aus Freien und zwar
aus wohlhabenderen bestehend, weil
sie Caution stellen mussten; ein
ordo honestus. "Vgl. über ihn Verr.
IIl. 182 flg. Sie waren nothwendig
den Consuln, Prütoren, Censoren,
Aedilen, Tribunen, vor allen aber
den Qmaestoren, welche auf ihre
Kenntniss im Finanz- und Rech-
nungswesen durchaus angewiesen
waren. Es werden von der letzten
Kategorie, den scribae quaestorii,
drei starke Decurien angenommen.
S. L. I. p. 663.
memoriam | publicam — offizielle
Mittheilung, Ueberlieferung, publ.
litt. consignatam in amtlicher Schrift
aufgezeichnet. (Verschieden memo-
ria publica Cael. 78 — Archiv.
Vgl. Nügelsb. Stil 8 35. 1. p.
105 flg.)
diligentius 80. instituerunt zu
II. 26.
νομοφύλακες eine Behórde, die
nàch Arist. Pol. Bekk. VII. C. 8
extr. E 1323 in. vgl. auch VI. 14
geg. E. p. 1298, einen aristokrati-
schen Charakter hat und den πρό-
Bovio der oligarchischen, der βουλή
der demokratischen Staaten ent-
spricht; sie hatte die Gesetzes-
entwürfe vor ihrer Einbringung an
den Demos hinsichtlich ihrer Ver-
fassungsmüssigkeft zu prüfen, über-
haupt das verfassungsmüssige Ver-
halten in den Volksversammlungen.
Dass ihre Controlle sich auch auf
die Amtsführung der Magistrate
erstreckt habe, nimmt Schóm. Gr.
A. L p. 553 an. Ja nach Xen.
Oecon. IX, 14 stand ihnen über-
haupt eine Aufsicht über das gesetz-
müssige Verhalten der Bürger (facta
ad leges revocare) zu. Dass sie aber
auch über den Text der Gesetze
zu wachen hatten, lüsst sich sonst
nur aus einer Stelle von Plato de
Leg. 764 C, wo ihnen die φυλακή
der νόμοι und der Vermógensein-
schützungslisten zugetheilt wird,
schliessen. Uebrigens nóthigt nichts
anzunehmen, dass sie in allen Staa-
ten, wo sie vorkommen, alle diese
Befugnisse vollstindig umfasst ha-
ben. In Athen kennen wir sie,
ausser auf kurze Zeit nach der
Sechwüchupg des Areopags durch
Ephialtes 1m Perikleischen Zeit-
alter, erst seit Demetr. Phal. (zu
IL. 64), in dessen aristokratische
Verfassungseinrichtung sie sich
wohl einfügten. S. Schóm. a. a. O.
creantur, wofür Bake der Ueber-
einstimmung mit dem folgenden ob-
servabant — — revocabant | wegen
creabantur emendirt, was V. an-
nimmt, wührend F. fgeneigt ist,
nachher Prüsens zu setzen. Mir
scheint es nicht unmóglich, dass
C. erst das Praes. setzt, weil seines
Wissens diese Behórde noch zu
seiner Zeit in Griechenland viel-
fach vorkam, das Imperf. aber
nachher, weil ihm die angegebenen
LIB. III. CAP. 20. $ 46. 47.
255
ad legesque revocabant. 47. Haec detur cura censoribus, quando
quidem eos in re publica semper volumus esse. Apud eosdem,
qui magistratu abierint, edant et exponant quid in magistratu
gesserint, deque iis censores praeiudicent.
Hoe in Graecia fit
publice constitutis accusatoribus. Qui quidem graves esse non
possunt, nisi sunt voluntarii Quocirea melius rationes referri
causamque exponi censoribus, integram tamen legi, accusatori
iudicioque servari.
Befugnisse sicher nur aus der Ge-
schichte der Vergangenheit bekannt
waren.
8 41. cura cens. Den Censoren
wird somit sowohl die Sorge für
authentische Ausfertigung, Beglau-
bigung resp. Besiegelung, als für
die Aufbewahrung der Gesetze über-
tragen, wozu sie sich besser eig-
,.neten als die Quástoren, die ihre
Archivaufsicht stets nur als Neben-
geschàft (s. oben) angesehen haben.
Apud. eosdem ... zu 8 11.
praeiudicent. Ein praeiudicium
fand auch seitens der athenischen
Logisten (zu $ 11) insofern statt,
als sie bei vorgefundener Unregel-
mássigkeit keine Decharge ertheil-
ten. Damit aber war die Sache
nicht zu Ende. Sie hatten nüm-
lich dann die Sache an einen helia-
stischen (Volks-) Gerichtshof zu
bringen, in dem sie selbst den Vor-
sitz führten. Zur Anklage waren
ihnen zehn durch's Loos erwühlte
συνήγοροι oder Staatsanwülte zu-
geordnet, welche auf Grund des
von den Eythynen (ebds.) zusammen-
gestellten Materials die Anklage
erhoben. Die Sache hatte dann in
regelmássiger Prozessform ihren
weiteren Verlauf. Uebrigens auch
wenn die Logisten keine Unregel-
mássigkeit constatirt hatten, konn-
ten die Beamten noch 30 Tage
nach Ablauf ihrer Amtezeit einer
Anklage gewürtig sein, aber nur
seitens eines Privatanklügers, wàh-
rend im Uebrigen der Prozess in
derselben Form, wie im obigen
Falle, vor sich ging. S8. Schóm. I.
422 flg.
melius zu 11, 41.
integram lamen 84. sie sollen
nichts destoweniger dem Gesetze,
welches der Anklüger (zu denken:
"Teuff.
ein freier) und das Gericht ver-
irit, unterworfen werden. Das
Gesetz gibt feste Bestimmungen
über das, was recht und unrecht
ist und setzt gewisse Strafen fest.
Der Censor hatte in beiden Be-
ziehungen ein arbitráres Ermessen.
Sein Befinden aber soll die gesetz-
lichen Folgen nicht abschneiden.
— Entsprechend übrigens ist die
Bestimmung Platos Leg. XII. p.947 E,
der zugleich festsetzt, dass der Ge-
richtshof für solche, die den Eythy-
nen entronnen, aus den νομοφύλακες
gebildet werde.
de iudiciis: id. est enim 4. Hier-
aus ersehen wir, dass C. diesen
Stoff im nüchsten Buche behandelt
habe. In der That hàngt dieser
mit der Magistratsverfassung inner-
lich am meisten zusammen und
ist auch bei Plato daran angeschlos-
sen, B. VI. p. 766 D flg., obgleich
ein Theil desselben nach der etwas
zerrissenen und nicht streng syste-
matischen Behandlung dieser Schrift
freilich in das XII. B. 956 B flg. (cf.
ib. 945 flg.; 948 B flg.; 953 B)
verlegt ist. Wahrscheinlich wird
C. nicht analog seinem Verfahren
bei der Gesetzgebung über die
Magistraturen sich auf die Angabe
der Gerichtshófe und ihrer Com-
petenzen, die zum "Theil sogar von
der Magistrateverfassung sich nicht
trennen lüsst, noch getrennt worden
ist (vgl. $ 6 in. und extr., 8 in., 10in.
und à. med. — iud. pop. —; 11
med. de cap. civ.), beschrünkt ha-
ben, sondern auch die Prozess-
formen bestimmt haben, worin er
ebenfalls schon ein Vorbild an
Plato hatte. Ganz irrig aber ist
die Annahme derer, welche, wie
Liter..Gesch. p. 342 (der
auch in Betreff des lnhaltes der
256 DE LEGIBUS
Sed satis iam disputatum est de magistratibus, nisi forte
quid desideratis. Arr. Quid? si nos tacemus, locus ipse te
non admonet quid tibi sit deinde dicendum? M. Mihine? de
iudiciis arbitror, Pomponi: id est enim iunctum magistratibus.
48. ATT. Quid? de iure populi Romani, quem ad modum in-
stituisti, dicendum nihil putas? M. Quid tandem hoc loco est
quod requiras? ATT. Egone? quod ignorari ab iis, qui in re
publiea versantur, turpissimum puto. Nam, ut modo a te
dictum est leges a librariis peti, sic animadverto plerosque in
magistratibus ignoratione iuris sui tantum sapere, quantum
apparitores velint.
folgenden Bücher sicherlich irrt,
s. IIT. 30 u. Einl.), in dem zun&chst
angeführten Stoff de potestatum iure
den Inhalt des 4. Buches finden.
Zeigt doch das Vorbild der Rechts-
auseinandersetzung über die Sacra,
dass diese Erórterung noch zum
3. Buche gehórt hat; wenn anders
die Bestimmungen des Civilrechtes
über den Familiengottesdienst und
die Todtenfeier in demselben Buche
mit Ciceros eigenen Bestimmungen
behandelt worden sind. Schwierig-
keit macht den Auslegern die Frage,
was die verheissene Auseinander-
setzung gebracht haben mag, nach-
dem Ciceros Gesetzgebung selbst
sich im engsten Anschluss an die
Verfassung des róm. Volkes ge-
halten hat. Darüber aber dürfte
die Behandlung der Sacra auch
einen Fingerzeig geben. Auch dort
stimmte der Satz in Ciceros Gesetz
im Allgemeinen mit dem im posi-
tiven hechte geltenden überein.
In der Darlegung des letzteren aber
wurde derselbe im Verhültniss zu
besonderen Füllen nüher bestimmt
und beleuchtet. So werden auch
die Magistratsrechte, die nur in wei-
ten Umrissen skizzirt worden, etwas
nüher bestimmt worden sein, wenn
auch, wie er selbst ankündigt, mit
einer gewissen Beschrünkung. Es
werden positive Rechte, die Cic.
ganz ausgelassen, hinzugefügt wor-
den sein, Umnur beispielsweise eine
Magistratur anzuführen, die Prü-
toren, so hatte Cic. se nur als
iuris disceptatores definirt. 16
róm. Verfassung rüumt ihnen viel
mehr Rechte ein, so in Abwesen-
Quam ob rem, si de sacrorum alienatione
heit der Consuln finanzielle, poli-
zeiiche und sonstige die Verwal-
tung betreffende Befugmnisse (L. I.
564), wie sie auch in mancher Be-
ziehung δὴ Stelle der Censoren
einzutreten hatten (L. I. 589). An-
derseits gewührt Ciceros Gesetz
ihnen das Recht cum populo agendi,
d. h. die Centuriatcomitien zu be-
rufen schlechthin, sie hatten dies
aber nicht für Gesetzgebung und
Wahl, sondern von Ausnahmsfüllen
abgesehen nur in gerichtlicher DBe-
ziehung (L. I. 561); sie konnten
keinen Dictator ernennen etc. Den
Volkstribunen wird nur das Recht
cum plebe agendi eingerüumt, sie
- hatten aber auch ein beschrünktes,
die Centuriatcomitien zu berufen
(L. 1. 600 und oben zu Cap. 4 8
10 cum pop.) Wührend ferner Ci-
ceros Gesetz mehrfach die Zustünde
früherer Zeit wiederherstellt (s. z.
B.zu 8 6 in., 7 cens), konnte er
sich in der folgenden Ne up
nur àn den bestehenden Zustan
halten.
quem ad m. instit. sc. II. 8
46 flg.
in magistrat. bei Bekleidung von
Magistratsümtern.
apparitores, die, weil sie stündig
waren, zwar nicht ?wre, aber facto,
da sie von den Magistraten des
folgenden Jahres immer wieder
bestütigt wurden, L. I. 660, eine
viel gróssere Geschüftskenntniss be-
sassen.
alienatione ist sehr auffallend,
da die Tendenz des positiven
Rechtes doch nicht in der Ent-
üusserung der Sacra, sondern in
LIB. III. CAP. 20. 8 47—49.
201
dicendum putasti, quom de religione leges proposueras, facien-
dum tibi est, ut magistratibus lege constitutis de potestatum
jure disputes.
49. M. Faciam breviter, si consequi potuero:
nam pluribus verbis scripsit ad patrem tuum M. Iunius sodalis
perite meo quidem iudicio et diligenter.
Nos autem de iure
naturae cogitare per nos atque dicere debemus, de iure populi
Romani, quae relicta sunt et tradita.
ATT. Sie prorsum cen-
seo et id ipsum, quod dicis, expecto.
der Bewahrung bestand. Wenn
anders nicht durch Emendation ein
dem entsprechendes Wort einzu-
setzen ist (íranslatione, continua-
tione?), so müsste man den Grund
in derselben boshaften Unterschei-
dung des Priesterrechtes u. Civil-
rechtes suchen, wie sie II. 46 flg.,
bes. 52—53, gegeben worden ist,
auf Grund deren dann behauptet
wurde, dass das Eigenthümliche
des Civilrechtes nur in der Dar-
reichung von Mitteln bestehe, die
Sacra untergehen zu lassen (8 53).
cum proposueras nach der be-
endigten Vorlegung deines eige-
nen Gesetzes (C. F. W. Müller
behált das handschriftliche quon-
iam bei, erklárt aber nicht, wie
er Sich die Vorlegung des Religions-
gesetzes als Grund für die Bemer-
kungen über die alienatio sacrorum
denkt. Hinsichtlich der Latinitát
von cwm proposueras 8. zu 1]. 14).
8 49. si — potuero. Ueber den
Gebr. des Fut. IL. st. 1. bei posse
und velle s. Ferd. Schultz 8 325.
3 A. 3.
patrem. Der Vater des Atticus
T. Pomp. starb früh (Nep. Att. 2),
nach Drum. vor 88, 4180 ehe noch
Atticus (109 geb.) das 20. Jahr
überschritten hatte. Er war schon
reich, ein Freund der Wissen-
Cicero de legibus.
schaften und als solcher bestrebt,
durch sorgfáltige Erziehung den
Sinn dafür auch in dem Sohne zu
erwecken. Sonst wissen wir über
ihn nichts. Selisamerweise ver-
wechselt ihn Bake, Feldh., auch
Onomast. zu Cic. mit M. Pomponius
(Nr. 14 bei Drum. V. p. 4, dem
Freunde des C. Gracchus (ein Brief
von letztrem an jenen Div. II. 62
erwühnt), welcher in der Verthei-
digung des C. Gracchus das Leben
verlor (121, also um mehr als 30
Jahre früher).
M. Iunius, als Freund des C.
Graechus Gracchanus genannt, um
154 geb., überlebte diesen. Um
welche Zeit das erwühnte, von Ulp.
Dig. I. 13 citirte, Werk verfasst
worden, steht nicht fest.
sodalis Freund und Genosse im
táglichen Verkehr und Umgang (s.
Ferd. Schultz Syn). Weniger
empfiehlt es sich, sodalis auf eine
Priestergenossenschaft, wie Luperci,
Sali, Titii, Arvales, von denen
dies Wort auch gebraucht wurde
(Prell. R. M. p. 111), zu beziehen.
iwre naturae, das Cic. in den von
ihm aufgestellten ^ Gesetzestafeln
vertreten hat.
quae relicta ... daher im An-
schluss an den oben bezeichneten.
prorsum zu 8$ 26.
FRAGMENTA
LIBRORUM DE LEGIBUS.
1. Magnum audaxque consilium Graecia suscepit, quod Cupi-
dinum et Amorum simulacra in Gymnasiis consecravit. [Lac-
tantius lib. 1. cap. 20.] Cf. II. 28.
2. Gratulemurque nobis, quoniam mors aut meliorem quam
qui est in vita aut certe non deteriorem adlatura est statum:
nam sine corpore animo vigente divina vita est, sensu carente
nihil profecto est mali. [Lactantius lib. II. cap. 19.] Cf. IT. 54.
9. Sicut una eademque natura mundus ommibus partibus
inter se congruentibus cohaeret ac nititur, sic. omnes homi-
nes inter se natura confusi pravitate dissentiunt nec se intelle-
gunt esse consanguineos et subiectos omnes sub unam ean-
demque tutelam: quod si teneretur, deorum profecto vitam
homines viverent. [Lactantius lib. V. cap. 8.]
4. Qui poterit socios tueri, si dilectum rerum utilium et
inutiium non habebit? (Macrobius de diff. et soc. Graec. Lat.
verbi 17. 61] Cf. III. 17.
5. Visne igitur, quoniam sol paululum a meridie iam de-
vexus videtur nequedum satis ab his novellis arboribus omnis
hic locus opacatur, descendamus ad Lirim eaque quae restant
in illis alnorum umbraculis persequamur? [Macrobius Saturnal.
lib. VI. cap. 4.]
EMENDATIONEN DES HERAUSGEBERS.
I. 8 26 «expressas. 27 mire. (39 beatos) 33 Zeichen der Inter-
polation. 45 haec. 46 autem, nachher laudandi. 50 continentes. (52 quo
ista oratione tendis.) ὅθ quod item hoc valet.
Il. 85 e qua... citati. 9 atque alias e. l. n. 11 lex idem.
13 A» ea. 31 indutiarum iniuriarum or. (29 quod ut tempus et sacri-
ficiorum.) 38 curriculique — fiant; das andere nach Górenz, Klotz oder V.
41 s. das. 45 quodcumque. 50 8, das. 54 5, das. ὅδ s. das. 57
s. das. 60 s, das. 62 s. das.
III. 8 11. 8 19. 8 20. 897. 8 40. 8 43.
m...
ANHANG.
IL 5 et sui sq. E. Hoffmann, Jahrbb. d. Philol. v. Fleckeis. 1878,
p. 709 flg. emendirt die corrupte Stelle: et astici simul erant idem et
Attici, setzt vorher statt priusquam: postquam. Er findet keine Analogie
darin, dass die Bewohner der einzelnen Ortschaften auch zu Áttica gehórt
haben, sondern darin, dass die Bewohner derselben auch zu Athen gehórt
haben. Dass nur letzteres Verhàltniss genau entspricht, ist zuzugeben.
Aber als Bewohner der einzelnen Ortschaften würe Attici, welches zu-
sammenfasst, nicht der richtige Ausdruck. Es hátte vielmehr der Name
einer bestimmten Ortschaft gesetzt werden müssen, wie Eleusimii. End-
lich widerspricht dieser Emendation — abgesehen von der Gewagtheit
der mehrfachen Aenderung — entschieden astící — erant, wofür sunt
stehen müsste.
Nachher wird et illam qua excepti aus unzureichenden Gründen ein-
geklammert und vor εὐ eam: et Romam eingeschoben.
IL 11. An Stelle von veri wil E. Hoffmann aus der verderbten
handschriftlichen Lesart contrarii entnehmen, mit Bezug auf 8 13 iustorum
iniustorumque distinctio. Richtig aber wird der lex eine distinctio iniusti,
nicht eine lectio iniusti zugeschrieben.
IL 13. St. euicuimodài fuerit illa, was vor etiam si perniciosum ali-
quid stórt, will E. Hoffmann fuerint schreiben und dies vor si latrones
aliquas — gerückt wissen. Dort ist es aber erst recht überflüssig. Denn
bei Gesetzen, die latrones angenommen, denkt jeder von selbst nur an
echlechte.
8 20. St. divisque aliis alii, wovon alii auf Conjectur beruht, schlágt
E. Hoffm. divis quisque, aber ohne diplomatische Glaubwürdigkeit , vor.
(Lange: patriis.)
$ 21. urbemque «t agros hált E. Hoffm. a. d. St. (wie schon vor
ihm L. Alterth. I* p. 336) für ungehóürig und will es vor vineta gesetzt
wissen. Der Vorschlag empfiehlt sich. Aber dass wrbem agrosque selbst
für templa zu erklüren, eine Ungeheuerlichkeit sei, leuchtet doch nicht
ein. S. z. St.
Ebds. Statt des handschriftlichen defixerit Lange τ. Hoffm, refizerit.
Aber das würe zu eng. Denn das kónnte nur auf óffentlich aufgestellte
Gesetze gehen: als ob nur solche zu cassiren dem Augurn das Hecht
eingeráumt würde.
IL. 25. E. Hoffm. schreibt mit Umstellung coli et ignotas caeri-
monias novis sacerdotibus confusionem h. &q. ohne diplomatische Wahr-
echeinlichkeit.
& 28, St. des handschr. manw conjicirt E. Hoffm. verkehrt wna,
als ob die Consecration von Heroen und rühmlichen Eigenschaften eine
innere Verbindung hütte und gleichzeitig geschehen müsste.
Ebds. E. Hoffm. schiebt wt vor Vicae ein. Dann. aber ist die Er-
günzung des Nachsatzes zu hart, wührend in den Genitiven Vicae etc.
ohne ut die Ergünzung eine Stütze erhült. Der Satz enthült übrigens
eine nachtrágliche Sanctionirung von etwas Bestehendem. Die Anfechtung
des überlieferten Textes von H. is spitzfindig.
& 29. E. Hoffm. conjicirt: eorumque ad tempus &c. operum rusticorum:
damit nach Masesgabe der Zeit oder des Standes der Feldarbeiten die
11"
260 ANHANG.
vorgeschriebenen Opfer an Erstlingen der Früchte und des jungen Viehs
eingehalten werden; was verzwickt und schwerlich οὐδε νεῶν ἃ De enn das
Vorhandensein und Bewahrtwerdenkónnen von libamenta u. fetus kann
doch nicht wohl von anderen Umstünden als von dem für sie einmal
geltenden Naturgesetz abhüngig gemacht werden. Ausserdem liesse sich
derselbe Sinn schon mit der Klotz'schen Conject.: quod ad tempus
erreichen, die doch nüher liegt.
8 32. si modo wird von E. Hoffm. diplomatisch für wahrschein-
licher als si enim gehalten. Aber sprachlich ist es schlechter, weil in
dem Fehlen einer Copula eine Hürte liegt.
8 34. E. H. liest: satis esse illud ante in ipsa lege.
$ 38. Statt des schlechten von V. geschriebenen videat liest E. Hoffm.
vigeat, kaum besser, wenn anders eine derartige Verbindung (móge leb-
haft erklingen) nur einem Dichter allenfalls móglich würe. Ausserdem
trágt vigeo (lebhaft sein) etwas hinein, was über das Mass einer ein-
fachen Bestimmung hinausgeht.
8.39 wird illud quidem gestrichen und quae solebant compleri
ut — exsultent von contemnendum abhüngig gemacht. Aber wer fühlt
nicht das Unpassende, contemnendum anstatt auf das vorhergehende All-
gemeine auf das folgende Besondere zu beriehen?
8 41. E. Hoffm. erscheint es hart, Quod auf sacro commendari zu
beziehen, und er schiebt ein quo — weswegen vor quod ein, als ob die
Strafbarkeit des Tempelraubes den Alex. und andere zur Aufbewahrung
im Tempel bewogen hàütte, und nicht der Glaube an die Sicherheit!
Sachlich-grammatischer Index.
A.
ab bei Thieren u. à. 19, bei and.
Sachbegriffen 63; — Schüler von
224; st. Dat. 43.
a principio, à primo 102.
abesse 19.
abiectus 68.
Ablat. temp. 23; zwei Abl. verbund.
37; für propter u. ex 42; cf. 206;
intervall 72; bei Ortsbegriffen
wie Esquiliae 128; des Erkennt-
nissgrundes 143; instrum. frei
176; vgl. comitia; local frei 233.
Ablat. abs. 245.
Abstimmung in den Comitien 221;
245 flg.
Abstractum st. Concr.38. cf. Nomen.
ac im 3. Gliede 103; cf. et.
ac non 71.
ac potius 30.
Academia im weiteren Sinn 71; 223.
— neuere 50.
accensus 181.
Accius 168.
accurate 21.
Accusativ adverbiell 18; 23; des
inneren Obj.? 211.
Accus. c. Infin. 132; abhüngig von
verbaler Phrase 182.
acerbus 181.
acerra 179.
Acilius, L. 177.
acta 220. ,
actio in rem 199.
actor 247.
ad 138.
adducor constr. 90.
adeo 123.
adlecti 2165.
admodum 33; 237.
adhibere 107.
Adiectiva substantivirt 21; 92; 163;
st. prápositionalen Ausdrucks 178.
adiunctum 169,
Aedilen Rangstellung 197; über-
haupt 199 flg., sonst 210; 216 flg.
220; 250; 253.
L. Aelius Catus 177.
L. AehDus Stilo 177.
Aemilius Scaurus 244.
aequalis c. gen. 23; cum 124.
aequare cum 124.
Aerarii 200; 201; 202; 204.
aerarium facere 201.
aerarium 199. 216. 220.
per aes et libram 165; 167.
aes equestre 200; 201.
aes hordearium 200; 201.
aes uxorium 200.
aestus 93.
age 134.
agere 25; 92; 214; 233.
agnatio 35.
agri sacri 153; 159.
Akademiker Theorie 61; 73.
albus Farbe, die den Góttern ge-
falig 154.
Alexander Magn. 147.
alio die 133.
alioquin 182.
aliquis 36; zu erg. 161.
alius 247.
Alliteration 241.
alter 57.
Amaltheum 91.
ambitus 219; 246.
amici 248.
Amphiaraus 136.
Amphilochus 136.
Ampius Balbus 90.
amplior honoris gradus 200,
an 68; 97; 242 Spalte 1 u. 2.
Anakolathie 50; 72; 184.
Anastrophe 28,
anfractus 109,
animi 24.
animus ac mens 80,
annalis lex 207.
anquirere 196.
262
Anticipation 253.
Antiochus 71; 72.
antiqui A6.
ἀποκατάστασις 81.
Apostrophe 240.
apparitores 181; 254; 256.
appellare 36; 54; 196; 246.
Appos. beim Nom. propr. 28; 147.
aptus ex 69; mit bloss Abl. 75.
Apuleius Saturninus 98.
aquae pluviae 157.
Aratus 91.
arbitri 73.
Arcesilas 51 (50).
Archiv 199; 216 flg.
Archivverwaltung 253.
argumentari 41.
argutus 22; 38.
Aristaeus 108.
Aristo 49.
Aristophanes 142.
Aristoteles 49,
Aristoteles Lehrsütze 30; 31; 37;
601; 74; 144; 178; οἵ, Plato.
Arrogation 233.
ars, artes 88.
ascensus 200.
ascia 176.
asciscere 42,
Asellio 21.
asperitas 41.
aspereio 124.
assentiri mit Acc. des Pron. 139.
assolet 117.
assumere 42,
ast 108; 213; vgl. at.
at 180.
Atilius 177.
atqui 58,
attendo 242.
Attica Stüdte 89.
nihil attinet constr. 149; a. zu erg.
151.
Attius Navius 138; Att. s. Accius.
Attraction 63; 65; 74; 2929.
— des Modus 40; 79.
— des Num. bei Verben 159.
— vgl. Anakoluth u. Anticipation.
auctor legis 243.
auctorem esse 70.
auctoritas 238.
audire 147.
Augurallehre 134.
augurales libri 112.
augures 111; 112;
132; 251.
auguria 113.
Aurelius Cotta 252.
113—14; 122;
Sachlich -grammatischer Index.
auspicia 112; 208; bes. 212; 216; 251,
aut potius 54.
aves 154.
B
bacae 37.
Bacchanalia 142.
Bacchus — Sabazius 107.
Begrübnissstütten 169; 172 flg.
belli 197.
benignitas 42 flg.; 64.
BE WEE e n 170 flg.; 177
g.
bidental 116.
Bona dea 117.
boni viri 229,
Brachylogie s.
145— 46.
brevi 221.
Brutus Dec. 168.
bustum 173; 180 flg.; 184
C
cadere mit Prüdicatsadjectiv 135.
Caecilius Metellus 236.
caelibes 201; 204,
Caelius Antipater 21.
de caelo servare 212.
caerimonia 57; 170.
Caerites, in Caeritum tab. ref. 201.
Calatinus, Atilius 129.
Calchas 137.
Calipho 48 extr.
canescere 17.
capital 114.
captae pecuniae 220; 253.
caput 34; 156; 166.
Cardinalzahl st. Distributivzahl 116.
Carneades 51 (50).
Caristia 122.
L. Cassius Longinus 243.
castitas 106; 122; 194; 131; 154;
170.
Casuswechsel 252.
Cato Major 20; 88— 89.
— Minor 248.
catus 59.
causa 30; 64; 156.
cavere 25; 29; 166.
Cecrops 183.
Censoren 199; besonders 200 flg.;
214; 216 fg. ; 220 flg.; 255.
Centumviri 199; 213.
censeo mit Acc. c. L 125; mit Inf. ?
216.
Centuriatcomitien richterl. Befugm.
Prügnanz; ferner
«-.
Sachlich -grammatischer Index.
195; 219. andere 206; 210; 211;
Wahlberechtigung 196. Verfas-
sung 202 flg. berufen von 214.
Abstimmung 221. Charakter 252.
Ceramicus 185.
cerno — decerno 116.
certamina 144.
certatio multae u. poenae 196.
certum scire 69.
ceterus 154.
Charondas 76; 194.
Chiasmus 63; 192; 248.
chirographum 227.
Chrysippus 108.
Cicero Vater u. Grossvater des Red-
ners 87. (Grossv. 244.
Cicero Marcus philos. Richt. 48;
51; 72; 1835. Augur 133. Flüch-
ügkeit der Darstellung 88. (cf.
87.) 242; Eitelkeit 225, Partei-
sucht 230. Heuchelei 238; 246.
Cicero Quintus 16; 45; 220.
Cincia lex 220.
circumputatio (circeumpotatio) 178.
citeriora 192.
civitates liberae 249.
clarigare 114.
classis procincta 221.
Claudius Marcellus 134.
A. Claud. Pulcher 134.
C. Claudius P. 249 flg.
Cleanthes 104.
Clientel von Stádten 102.
Clinias 28.
Clisthenes 147.
Clitomachus 51 (50).
Clodius Geschichtsschr. 20.
P. Clodius Pulcher 141; 151 flg.;
233; 235 flg.
S. Clodius 151.
Coelius Caldus 243.
cogere 41.
cogitare 85; 231.
cognosco 217.
ors praetoria 210.
Collina porta 176.
columbaria 173.
columna 185.
comitia, — atus 133; 221. comitiis
208.
comitiales dies 114.
comitiatus maximus 196,
committo, commissum 118.
comoedia vetus 142.
compitalia 126.
complecti 39. 131.
compleri mit Abl. 145.
compono 134.
. debere 53;
263
concilium 133; 250.
concludere 41.
condemno 95— 96.
condicio 191.
confectus 31.
conficere 41.
Congruenz des Pronom. 34; 96.
Conjunctiv Gebr. 55; 106.
Conjunctiv Perfecti potential 26.
Conj. in der Assimilation 40. im
iterativen Sinne ebds. u. 100. in
Relativsátzen 96; 104; 108.
coniunctus c. Abl.21. coni.cum 191.
conscisco 214.
consecrare 90; 121; 127. 2
Consecutio temporum: Unregelmás-
sigkeiten 78; 158; 167.
consequens 59.
consequor 106; 158.
consiharius 251.
Constructio x. σύνεσιν 182. Háürte
der C. 182; 242,
Consuln 197; bes. 206 flg.; 226.
contexo 24.
continentia 66.
contio 133; 217; 218; 221; ius con-
tionis 197.
contionem dare 218.
contrahere 144; 171.
Contumelia Dea 127.
cooptare 238.
Cornelia gens 171; 172.
coronae Arten, coronae longae 179.
Corresponsion ungenau 99.
Coruncanius, Ti. 156; 160.
Crassus, L. u. P. 250.
creare 209. cf. 95.
credo 141.
cum Práp. 64.
cum Conjunct. Modus 99 flg.; 257.
mit Prás. hist. 160.
cur abh. von ratio 166.
Curiana villa 87.
curiata lex 197.
Curiatcomitien, Berechtigung 197;
208. sonst 219,
Curiatias 230.
Cybele 5, Idaea mater.
Cylon 127.
Cyrenaiker 50.
Cyrus 171.
D
dare 162,
de 16; 178.
91; 237.
Decemviri litibus indicandis 199.
264
Decemviri sacr. fac. 111; 112; 193.
decernere constr. 176. Gebrauch
249.
declarat 172.
decumae 201.
decus 72.
dedicare 127.
deducta 162.
Dei majores 108.
dei peregrini 143.
deinde deinceps 192.
delectare 86.
Demetrius Phaler. 183. 224.
.denicales 169; (173).
depasci 18.
describo 30; 98.
descriptio 35; 193; 222.
deus u. dei der Stoiker 33.
Diagondas 142.
Dicaearchus 224.
Dictator 196; 207 flg.
diem tollere 248.
dies festi 130.
dies nefasti etc. 114.
differre 44.
Digression 183.
Diodorus 49.
Diogenes Babylonius 223.
dira 114.
diribere 246.
dirimere 133.
discessio 215.
discessus 149.
disputare 29; 36; 224.
disserere 41.
Divinatio 134 flg.
do — dico — addico 205.
dolabra 176.
domus 232.
donatio 160; 162 flg.; 219 flg.
Duilia lex 212.
duoviri navales 198,
duumviri viis purgandis 197.
E
edicendi ius 197.
edictum praetorium 29; 205.
effatum templum 114.
egredi 91.
ei u. 1 114; 180.
elegantia 191.
Ellüpse 8. quippe, facere, est ἃ.
sum; des Reflexivpr. 70. 76; von
quis 93, (176), vgl. aliquis; eines
Nachsatzes 93; 174; von Verben
45; 69; 1295; 127; 160; 190. vgl.
Ergànz.
Sachlich-grammatischer Index.
emi 159.
Exinage eigenthümliche Art die-
ser s. Nom, abstr.; anderer Art
236 (Ὁ).
Ennius 172.
Ephoren 225 flg.
Epieur Lehrsütze: 18; 33; 51 flg.
(bes. 62); 104 flg.; 134.
Epicureer 33; 50; 191.
Epimenides 127.
equum adimere 204.
Ergünzung 21; 27; τὸ; 102; 125;
128; 157; zu est; sum.
Erillus 48.
— esco 180.
esse prügnant 249.
esset infinitum 106.
est (sunt) zu erg. 84; 108; 148; 157;
183; 228.
et u, somit 36. auch 41; 44; u.
zwar 163; u. wirklich 251; in
der Assumpt. 44; gegensützlich
234; im 3. Gliede, zu ac; fern.
157.
et etiam 192 flg.
et quidem 234.
et scilicet 48.
etiam Stellung 235.
Eumolpidae 140.
Euthynen 220; 255.
e re publica 186.
ex 69; 89.
excipere mit Abl. 89.
excitare 189.
exemplum — genus 155.
expetere 42.
expiatio 189; 143.
exposite 158.
expressus 38,
exstruere 189.
F
Fabius Pictor 20.
C. Fabricius 175.
facere ausgel. 26; 125; für einen
anderen Begriff 190; 240.
facile 22.
Falcidia lex 165.
familia 71; 200.
Fannius 20.
fasti 109; 114.
Febris dea 128.
Februar 168.
feralia 122.
fere 87; 2406.
feriae 109; 130; 169.
ferri quasi 240.
Sachlich -grammatischer Index.
fetiales 114; 122.
Fides 108 flg.
' fides 220.
Figulus C. 182.
filius familias politische Stellung 201.
fines regere 73.
finis Fem. 170.
finire 110.
flamines 110; 122.
Flaminius 229.
Flavianum ius 28.
florentius 77.
foedera Abschluss 206; cf, fetiales.
foedus 248.
Fons, Fontus 171.
formae 155.
formulae iudiciorum 28.
Fortuna Mala 128. Hujusce Diei,
Primegenia etc. 129.
fratres Arvales 111; 122; Martii
112.
sine fraude 179.
fraus 216.
fulgur 116; 139; fulguriti 171.
funera 179 flg. u. s. Leichenbegáng-
niss.
funestare 181.
funestus 170.
Furia lex 161.
fuse 47.
Futur Gebrauch 54— 55; ὅθ: 123;
Fut. II 106. 257.
G
Gabinius, A. 151.
Galli 119.
Gedankenlosigkeit 125—126; (165.)
174; 232; 243.
Gedankensprung 58; 77; 126.
Cn. Gellius 21. L. Gellius 69.
Genitiv bei esse 127; sonst der An-
ehór. 176; 230.
2 Genitive in Abhüngigk. der eine
vom andern 150.
ens 72. 232.
enus des Adject. oder Pron. auf
das entferntere Subst, bezogen
(Sylepsis) 16.
"Genus verbi gewechselt? 1926.
genus 36. genera dicendi (sachlich)
83. (formal) 184; 231.
Gerundium in passiver Bedeutung
129 — 30.
Gesetzgebung, Form ders. 210 flg.
Gesetzesabstimmung 221; 2465 flg.
Gracchus, Ti. 229 fig. C. 230.
Graii 125.
ein ülterer 243.
Gratidius 244.
gratuitus 64.
gravitas 191. 226.
Griechische Spr. entbehrt gewisser
' Würter 38.
H
habere 36; 124; 1565.
Hapax legomenon 240, Spalte 1 u. 2.
Hàürte des Ausdrucks 75; 119; 126
flg.; 128; 223; vgl. Construction.
haruspices 115 flg.
Heeresdienstzeit 207.
Helenus 137.
Hendiadyoin 27; 88; 116; 135; 141;
144.
Heraclides Ponticus 224.
heredem esse m. Dat. 165.
hermae 188.
hic 185; 228: pleonastisch in der
Wiederaufnahme 194 flg.
Hieronymus 50.
honestum 61.
Honos 108; 128.
Hortensia lex 211.
hortuli 50.
hostia 168.
humanitas 191.
humare 172.
Hyperbaton 26; 105.
Hyperbel cf. Uebertreibung.
Hypothet. Satz ohne Partikel 212.
x
iacere 150.
Iakchos 140.
iam 69; 102.
Ianus 171.
id mit ut corresp. 99.
Idaea mater 119.
idcirco 42.
illabi in 146.
— imino Imperativendung 206.
immanis 68.
imminuere de 25.
Imperativ einráumend 142,
Imperfect. didactic. 94.
— QConj. im hypoth. S. 152.
imperium Begriff 133; cf. 209.
impietas 53.
improles 204.
impudentia 22. Imp. Dea 127.
in mit Abl. tempor. 23.
— berührt sich mit Abl. lim. 27.
— mit Abl, instr. 29; 234; 253.
266
— - in Betreff 69.
— bei Verben des Affects 55; 105;
(119).
— mit Acc. 68.
inanis 154.
incestum 120.
incidit in 235.
Incorrectheit im Ausdr. 37 — 38;
18 flg.; 133—34; (172 ;) 186; 211;
219; 238; οἵ, Licenz.
— des Gedank. 37; 40; 78 flg.; 137;
231.
Indicativ 153; 1765.
Indicat. Imperf. im hypoth. Satz 69.
indigitamenta 122.
Indir. Rede nicht durch ein Verb.
eingeführt 164.
— Frage nach gewissen Ausdrücken
248.
infamis 120.
ingenium 60.
inquit 176; Stell. 184.
inrogare s. irrog.
insequi longius 153.
intellegere absol. 164.
inter eos 35. i. ipsos 45.
— omnes 43.
intercessio 210 flg.
interrex 208; 209.
inutilis 238.
ipse 70; 106; 192,
irrogare 196.
iste 186,
ita 89.
iubere mit Inf. Perf. Pass. 179.
iudex Bein. des Consul 206.
iudicare 196,
iudices 213.
iudicium 212.
M. Iunius 257.
Iuno Samia Tempel 147.
Iupiter 112.
I. Stator 128.
iurà 158.
iurgia 109.
iuris consulti 25.
ius civile, strictum, praetorium 29;
ius. C€,, 1. pontificium ete. 1565.
ius 183, ius est 169; 176.
iusta 183; 188; iustum bellum 209 fl,
K
Kalendereinrichtung 109; 110.
L
labellum 187.
laetitia — voluptas 80.
Sachlich - grammatischer Index.
lamina 176. |
lares 107; 126; 149; 170.
late longeque 44.
lator 243.
laudationes 181 flg.; 185 flg.
laus 99; 108.
lautius 87.
legati 198; 209.
legatio s. libera.
lege agere 206.
legere 42.
leges sacratae 106; 218.
legis actio 98.
Leichenspiele 181.
Leichenzug 177.
lessus 177.
levitas 41.
lex Definition 80. Etymologie 31.
Gebrauch des Singul. u. Plur. 99.
sonst 174; 191; 242; der XII Tff.
93; 105; 218; 229.
libamenta 131.
libare 109.
libera legatio 24; 227.
liberatum templ. 114.
Libertas Tempel 149.
libertini polit. Stell. 201; 219.
liberum tempus 24.
libitinarius 178.
librarii 254. -
Licenz des Ausdr.48; 64; 124; 143;
164; 169; 184; 188; 222; 224;
229. cf. Nomen, Incorrectheit,
Bra-chylogie.
Licentia s. Libertas.
Licinius Macer 21.
liebores 181. Zahl 196; 198; 208;
209; sonst 206.
Livius Andronicus 145.
Livius Drusus 98.
Lockere Darstellung 183; 189.
locus 156.
Logisten 220; 255.
Lucretius Tricipitinus 94.
Lucullus 240.
lucus, luci 107.
ludi 119; 143; 200; die veranstal-
tenden Magistrate 200.
ludi Apollinares 86.
ludi Romani 86; 123.
Luperci 111; 122.
lustrum 204.
M
magister equitum 208; 214.
magister populi 195; 208.
Sachlich-grammatischer Index.
Magistrate 207; 208; 209; 212; 220;
222. Magistratsgewalt 195; 197.
magistratus cum imperio 195.
— exiraordinari 214
— majores 195; 197.
— minores 197; 198.
Magnus 90.
malignitas 43.
malitia 65.
Mamilia lex 73.
man 93; 161; (176).
Manes 122; 168.
manu 127.
Marcius Philippus 133.
Maria lex 245 flg.
Marius Gedicht 16. Held 18; 90.
Marius Gratidianus 244.
meditatus 26.
Megillos 28.
Melampus 136.
memoria 23; 235; 254.
Mens 108.
mens 80; 93.
mensa 187.
mereri: vox media 241.
meus, suus 105.
migrare 159; 220.
militiae 197.
Minerva, Statue 150.
minus multi 246.
moderate 222.
modestia 66.
modi s. Musik; ferner 145.
modo — vicissim 152.
modus Bedeut. 193.
Moduswechsel 104.
Moneta, Iuno M., Tempel 199.
monumentum 184 flg.
monumentis prodere 84.
Mopeus 136.
mors- mortis causa donatio 159.
Mucii 8. Scaevola.
multa 195.
ius multae dictionis 197.
Munatius Plancus Bursa 151.
municipium 90.
Musik, Tonweisen derselben 144.
Mysterien 117; 139 flg.
N
n vor 8 ausgelass. 220.
Naevius 145.
nam elliptisch 19; 124 flg.
rerum natura 191.
natura 60.
né statt non 187.
né Stellung 97.
261
ne —quidem 30.
Nebenbegriff zum Hauptbegriff ge-
macht 188.
nec 62; 64; 76; cf. neque.
nec vero 34.
necesse est 123; 133.
necto ex 69.
nefasti dies 109; 114.
nenia 182.
neque-— que 56.
neque beim Imper. 117.
neque— neque auffálig gebraucht
132.
Neutrum des Pronom. für ein be-
stimmtes Nomen 137; im Plural
142; 166; 1. Plur. m. eigenthüml.
Anwendg. 145; sonst frei 54; bei
intransit. Verben als Obj. s. as-
sentior.
nimis 191. non nimis 225.
nisi 67; 154; 248,
Nomen abstr, im Gedanken mit
dem entsprechenden Concretum
vertauscht, hat ein zum Concre-
tum passendes Práüdicat 64; 66.
Andere Vertauschung d. Nom.
194. cf. Abstr. u. Nebenbegriff.
nomen invenire 77.
nominari ex 89.
Nomin. c. Inf. 35.
νομοφύλακες 254.
non dico 34.
non ita 86.
non modo 222; 236. für non modo
non 232.
non tam— quam 169.
nosco 25.
nota censoria 204.
nova Acad. 47.
novendiale sacrif. 122; 169; 170.
novendiales ludi s. ludi.
noxia 253.
noxius 195.
nullus 53.
Numa 122; 131; 171.
numquid —an 88.
nunc, nunc autem, n. vero 72.
nundinae 114.
nuntio 112,
O
obligari religione 176.
obnuntiare 112.
oboedire 192,
obstitum 116.
obtemperare 192,
obtinere 80,
268
odissem 152.
oe für u 198.
offensio 152.
officinae 47.
omnino 38.
Opferarten 170.
Opfergaben 109; 110; 168; 170; 172.
Ops 128.
optime 92,
oratio 64; 190.
orator 248.
orbi 200; 201.
ordines 202.
ordo equester 203.
Orithyia 18.
ortus 87.
os resectum 160.
ossilegium 178.
P
palaestra 21; 91.
Panaetius 223.
C. Papirius Carbo 243.
Cn. Papirius Carbo 249.
par 253.
Parallelismus üusserlich 72.
parens 63.
parentalia 122; 169.
parere 192.
parietes 27 flg.
pariter cum 144.
Paronomasie vgl. Traductio; ferner
153 oben.
Part. Praes. als Prüdicatsadj. bei
sum 41.
— Futur. Bedeut. 56.
— Fut. Pass. Bed. u. Gebr. 219.
partim ex 150.
partire 201 u. 202.
artitio 162.
assiv unpersónl. gebr. 161.
patio s. partire.
patres 208.
paulum 221.
toto pectore 66.
pecunia 200.
pedarii 215.
Penates 149.
pendere 24.
per st. bloss Abl. 40; eigenthüm-
lich 196.
peragere 250.
perduellio 243.
Perf. Conjunctiv 186.
Perfect. C'onj. auf — sim (habessit)
107. Gebr, ebds.
— Infin. unregelmüssig s. iubere.
Sachlich - grammatischer Index.
pergere constr. 190.
περίδειπνον 178; 183.
Peripatetiker s. Aristoteles; Sütze
73; zur Akademie gerechnet 71;
293.
periphrastische Conjug. bei si 75.
periurium 120.
perpetua lex 142.
perscriptus 213.
persequi 297.
Perser Religionsansichten 125.
Person: 3 Sing. — man 93.
Personification 181.
Phaedrus 70. Dialog des Plato 91.
Philo 71.
Philosophie, Dreitheilung 78; 80.
piacula 1929.
eme commissum 118.
ietas 108.
pietas 57.
pignoris capio 202; 215.
Piso Frugi Hist. 20.
Pittacus 180.
lacare 120.
lato Schriften 28.
— Lehrsütze 37; 61; 74; 80; 144;
145; 147; 153.
— sonst 99.
— Verhültn. zu Aristoteles 49.
— von Cicero verehrt 145.
Pleonasmus 31; 160; 231.
Plural des Pronomens frei gebr.
54; des Abstr. 104; 124.
— des Concr. im Sinne einer ab-
stract. Thütigkeit 144; cf. lex
u. iura.
plus 44.
poena 186.
poenam habere 153.
Polemo 49. Lehren 74.
pollinctor 178,
Polyidos 135.
Pompejus 233.
Pomponius, Vater des Atticus 257.
ponere 90.
pontes 245.
ontifices 110; (107;) 111; 122.
. Popilius 244.
P. Popilius Laenas 236.
porca praecidanea 170; ib..praesen-
tanea; porcus 172.
portenta 115.
portorium 201.
possessio 160.
posteaquam mit Conj. Plsqpf. 184.
Postumius Tubertus 175.
potestas 133; cf. 209; 288.
potius 8. ac, aut.
Sachlich -grammatischer Inder.
praeco 220.
praeeo 206.
praefectus castrorum, fabrum, equi-
tum 198.
praeficae 177 u. 178; 182.
Prágnanz 92. im Gebrauch des Mo-
dus 182. des Verbs 96 flg.; 248.
praemonere 112.
prápositionaler Ausdruck nominal
gebraucht (für τό cett.) 138; 169;
184.
pràpositionale Verbind, mit Subst.
16 flg.; 186; 224.
Prápos. gesetzt od. ausgel. in cor-
resp. Fragen 97; in anderer Cor-
responsion 153; 242.
Práposition nicht ohne Nomen 228.
praerogativa 221.
Praesens st. Fut. 57; cf 140—141;
215; in der Frage st. Fut. od.
Conj. dub. 73.
Pr. histor. bei cum 160.
praestare 27.
praesto esse 251.
praesum 222.
praeterire 204.
Praeteritio 179.
praeterquam getrennt u. mit prae-
terea aufgenommen 2652.
Praetor 197 flg.; besonders 205; vgl.
auch 256.
— als Name des Cons. 206.
praetorium ius 29.
prensio 195; 210.
princeps senatus 2165.
principium 39; 221.
privatus 252.
privilegium 218.
probe 71.
| eti nr imperium 70.
roconsuln 209.
procreatus 87.
procuratio 139.
prodigia 115.
προηγμένα 49; cf, 42.
proinde quasi 161.
roles 204.
romagistrate 212.
promittere donum 148.
promulgare 216.
Pron. demonst. 8, hic,
Pronom. substantivirt, &. Adjectiv.
vii ie 163.
roprátoren 205; 209.
proprius 191.
prorsus 237.
ce non 990,
rotagoras $6.
269
providere 113.
provocare 196.
Provocation 195; 196 flg.
prudentia 35.
publiea signa opp. sacra 240.
publieani 201.
Publiha lex 211; 213.
pudicitia 66; 67.
pudor 66.
puncta ferre 221.
puteal 116.
Pyrrho 48.
Pythagoras 43.
Q
81 quaeris 86 — 87.
quaesitores iudicii 205.
quaestiones perpetuae 205.
Quàstoren Rangstellung 197; Ge-
rechtssame 98; sonst 199; 202;
209; 220; 9253.
quam 82; 122; fehlt bei propius 180.
quamvis 2365.
quasi constr. 165. m. proinde 161;
st. ac sl 167.
quattuorvir 197.
que und überhaupt 178.
219.
quemadmodum 170.
qui Adv. 46. qui — quis 161.
quia st. quod 57.
quid? 133.
quid enim? 67; cf. 124.
quid ergo? 68.
quid? quod 97.
quidam 190.
quidem 234.
quidquid 183.
quin igitur 26.
Quindecimviri sacr. fac. s. Decemv.
quippe 19.
quis Indefin. 54. in negat. Sützen 187.
quispiam 71.
quisquam 226.
quisque Stellung 253.
quod mit Conj. τα quantum 119.
quodcumque substant. 154. in der
Tmesis 156.
quoi 180,
quomodo — sic 43.
quoniam quidem 191,
kR
ralio 31; 93; 104; 130; 243.
ratiocinatio 41.
Rechtsquellen 57 — 58.
recitare 220 flg.
explicat.
210
recognoscere 245.
recuperatores 205.
reddere 138; 222.
refellere 41.
Reflexivpron. ausgel. 10.'
regalis 192.
regium imperium 206.
Relativpron. bezog. 34. vom Nom.
etrennt 90.
Relativsütze subordinirt 71.
— im Conjunctiv 96.
— in Beziehung auf einen flg.
Begr. 119.
relaxare ἃ 25.
religio 126; 165; 170; 174.
religiones conficere 131.
reliquus 247.
remittere a 25;
144.
de Remo et Romulo 23.
renuntiatio 221.
repente 146.
reprehendere 41; 139.
de Republica libri 28; 32; 39; 123;
223; 241; 246.
respublica die beste 123.
summa r. 245.
remittere Bedeut.
res in der Aufnahme eines Pron.
neutr. (nihil earum rerum) 220.
rescindere 99,
residere 169.
respondere ius 25.
rex sacrificulus 111.
ricinium 176.
rogare, uti rogas 123; 215; 245.
rogatio 242.
rogator 221.
Romulus 138.
Roscius 25.
s für ss 219.
Sabazius 143.
sacer 118; 154.
sacerdotes 110 flg.; 132
sacra gentilicia 87.
— privata 121 flg.
sacrilegium 120.
sacrum commissum 118.
saepta 221.
Sahi 111; 122.
Salus dea 128.
salutem augurare 112.
sanare 48,
sancire 94; 95; 120; 253.
sanctus 211.
sane 33. haud. s. 103; 147.
Sachlich- grammatischer Index.
sane quam 122.
sapientia 34. im Sinne der Stoiker
78—'9.
sarta tecta exigere 9201.
per saturam 218.
Saturn, Tempel 199.
scabies 63.
Scaevola 16; 26; 156; 157; 178.
Scenische Bémer| "95.
Schauspiel & Scenisch.
Scheinantithesen 232.
scilicet 45.
Scipio Nasica 230.
— Aemilianus 245.
scita 58.
scriba 221; 254.
scribere 25.
scriptura 201.
se ohne 180.
sed 86; 176.
seligere 42; 81.
semul, semel 217 flg.
Senat 202 flg.; 205; 206; 207; 208;
209; 211; bes. 919 flg.; 214; 215;
938 flg.; 944.
senator 247 flg.
senatu movere 204.
senatus auctoritas 142; 218.
senatus consultum, decretum 213.
Geltung 238.
sensus 62; 63.
sententia 58; 158.
s. dicere, ferre 73.
sepelire 172; 174.
Septem 7 Weisen 125,
sepulcra 172 flg.
sequitur mit sed 228; mit deinde 247.
serere 32.
series 69.
Βὶ — etiamsi 22; ob: 70. mit d. pe-
riphr. Conj. 75.
Sibylla 112.
sic 41.
signa 112,
— sim Flexionsend. des Conj. Perf.
115; 196.
simul zu semul.
simulacrum 79.
simpulum 244.
sinistra ave 208.
sis — iis 113.
Sisenna 22.
sitellam deferre 221.
— gitur Verbalendung 216.
Skeptiker 48.
Sklaven, Ansichten über sie 178.
socii 248,
Socrates 44; 91. Lehren: 74; 82,
Xt Jh
bI.
ur
DHL "
P»
. Sachlich-grammatischer Index.
sodales Titii 122; sodalis 257.
solet 117.
Soli in Ciliecien 147.
solium 34.
solum bei Zahlwórtern 71.
solvere hereditatem 165.
sonst 182.
Sophisten 36.
spatia 26.
spero parenthet. 190.
Spes 129.
Speusippus 49.
sponte 59. sua sp. 64.
Staatsarchiv 199; 216 flg.
Staatsverfassung, beste 32.
Stata Mater 128. Stator 128.
status familiae 35.
Stellung v. vero 77. von postposi-
tiven Partikeln bei est 252.
stillicidium 27 flg.
stipendiarii 248 flg.
stipendium 200.
stipulatio 28.
Stoiker Lehre 30; 32; 33; 36; 37;
38 (Erkenntnisslehre); 39 (dsgl.);
41 (dsgl. sowie ihre ,Affectl.); 42;
45 flg.; 48; 49; 51 flg.; 61; 73;
78 flg.; 80; 81; 82; 96; 103;
135; 192; 223.
suadere 123; 218.
Subject das engere st. des weiteren
182.
subigere 155.
subornatus 80.
subsicivus 24 u. 26.
Substant, st. Adj. 41.
Sustantiva verbalia constr. 55.
Substant. abstr. im persónlichen
Sinne gebr. 143.
:-Substantivirung 8. Adject.
sui 89; 210.
Sulla 55. 233.
P. Sulpicius Rufus 231.
Servius Sulpicius 29; 157.
sum im Part. Prás. zu erg. 21;
beim Perf. 108.
sumere 42,
summum bonum Definition 59; 74.
(super adv.? 167).
suus 105; 191.
Syllepsis s. Genus.
Synesis 229.
eyngrapha 227.
d
talis 95.
tam—quam 169.
211
tandem Stell. 24.
tantum bei Zahlwórtern 71.
Tautologie, nichtanstóssige 41. an-
stóssige 236. cf. Gedankenlosig-
keit.
tectorium 185.
temperamentum 234.
temperantia 66.
temperatio iuris 238.
templum 113; 251.
tempora 251.
Tempus frei gebr. 176. incongruent
254.
teneri constr. 240.
terminos pangere 73.
terra sacra 158.
testamentum für legatum 160.
testam. p. aes et libram 168.
Thales 125.
Theophrastus 49; 102; 223.
Theopompus, Geschichtsschreiber
19
Theopompus Kón. v. Sparta 225.
Thyamis 81.
Timaeus 102.
Timotheus 146.
Titanum genus 194.
titillatio 63.
Titius, Sext. 98.
Tmesis 156; 252.
Todtenfest 169.
tollere 98.
Torquatus, ἃ. 169.
Traductio 105.
Trauergebráuche 170.
Trebonia lex 212.
tribu movere 201 flg.
tribuni aerarii 202; 203.
tribuni militum 197; 198; 207.
tribuni plebis Rangstell. 197; 200;
sonst 199; bes. 210 flg.; 226; 233.
iribuni Celerum 122; 208.
tribus 201.
Tributcomitien richterl. Befugniss
195; 219; administrative 2006;
238; Wahlberechtigung 111; 196;
209; gesetzgebende 211; berufen
von 214; sonst 219; 221.
tributum 200; 202,
trinundinum 216; 218,
triumviri capitales od. nocturni 199.
— monetales 199.
Tubertus s. Postumius.
tuere 201.
tum im Nachsatze 145.
τύμβος 184.
tumulus 173; 185.
212
v
valere 765.
Valeria lex 195; 196; 211; 213.
Valerius Flaccus 55; Poplicola 175.
Uebertreibung 150.
vectigalia 201.
Vennonius 20.
verbera 195.
Verbindung lockere 112; vgl. 108.
verbo tenus 223.
Verbum zugleich in doppelt. Be-
deut. 124.
verecundia 66.
vero 71. — ja 84.
versari in 39.
versus heroi, longi 189.
vervex 170.
81 verum dicimus 86.
Vesta 131; ihr Tempel ebda.
vetare 243.
veteres 46.
vetustas 138,
viatores 210.
Vica Pota 128,
vicesima manumissionum 201.
victima 169.
Victoria 128.
videre Gebr. 188.
videri 45.
videro 72.
viduae 200; 201.
viginti — u. vigintisex- viratus 197.
Villa des Cicero 27.
lex Villia annmalis 207.
virgeta, virgulta 112.
Virgines Vestales 111.
Virtus 108.
virtus Definition 59, Spalte 1 u. 2.
vis 93; 191; 216.
Sachlich -grammatischer Index.
bs 4 C»
-
; "Cw Y
LP
LJ
vita victusque 241.
vitium in der Auguraldisciplin 114.
Vitia consecrirt 197 flg. -
vitia Bed. 146.
vitio creatus 208.
ullus 58.
umbracula 224.
Unklarheit 225; 237; 253 flg.
unus bei Superlativen 20; — idem 63.
unus verb. mit solum, tantum 71.
Voconia lex 160.
Volksgericht 196.
voluptas 80.
vota reddere 120 flg.
— nuncupare 121.
vox 106.
— ura Substantivendung 178.
ustrina 173.
usucapio 73; 160; 174.
usus versch. v. fructus 38.
usus est 214.
ut st. Acc. c. 1. 18; bei docere ἃ.
and. Verben ungewóhnl. 77; bra-
chylogisch 90; 94 flg.; sonst 167.
ut wie Gebr. 154.
W
Widersprüche, s. Gedankenlosigkeit
u. 178.
X
Xenocrates 49.
Xenophon 171.
Z
Zaleucus 76.
Zeno, Stoiker 49; 104; Epicureer 70.
Zeugma 16; 152.
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