Skip to main content

Full text of "Tor, a street boy of Jerusalem"

See other formats


Google 


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world’s books discoverable online. 

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover. 


Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 


Usage guidelines 
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 


public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 





We also ask that you: 


+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual 
personal, non-commercial purposes. 





and we request that you use these files for 


+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 


+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 


+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 






About Google Book Search 


Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web 
ai[http: //books . google. com/| 














Google 


Uber dieses Buch 


Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Biicher dieser Welt online verfiigbar gemacht werden sollen, sorgfiltig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht iiberdauert und kann nun 6ffentlich zuginglich gemacht werden. Ein 6ffentlich zugingliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch 6ffentlich zugiinglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Offentlich zugiingliche Biicher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermégen dar, das hiufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — cine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 


Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit 6ffentlich zugingliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugiinglich zu machen. Offentlich zugiingliche Biicher geh6ren der Offentlichkeit, und wir sind nur ihre Hiiter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfiigung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschriinkungen fiir automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche fiir Endanwender konzipiert und méchten, dass Sie diese 
Dateien nur fiir persénliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 


+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
iiber maschinelle Ubersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchfihren, in denen der Zugang zu Text in groBen Mengen 
niitzlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fordern die Nutzung des 6ffentlich zuginglichen Materials fiir diese Zwecke und kénnen Ihnen 
unter Umstinden helfen. 





+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material iiber Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 


+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalitét Unabhingig von Ihrem Verwendungszweck miissen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass cin Buch, das nach unserem Dafiirhalten fiir Nutzer in den USA 
6ffentlich zuginglich ist, auch fiir Nutzer in anderen Landern 6ffentlich zuginglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir kénnen keine Beratung leisten, ob cine bestimmte Nutzung cines bestimmten Buches gesetzlich zulissig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und iiberall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 





Uber Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zuginglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Biicher dieser Welt zu entdecken, und unterstiitzt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext kénnen Sie im Internet unter|http: //books .google. com durchsuchen. 

















ob 














—— = — — — — 
Te — — —— — — 


Der BersiGten — 
Schweizeriſcher eingenoſſeuſchaft 


Zweyter Theil. 
Von dem Aufbluͤhen der ewigen Buͤnde. 


“ 


Dur 
Johann von Maller. 


fernt , vruder eure. Macht; fie if in unſeer Tren. 
O warde fie aud ſat te ae ‘ee, nit * 
23333333 Oaller. 


Neue verbefferte und vermehrte Auflage. 





Mit Kbnial Sachſ. allergndbdishen Bretvilegto. 
ae, 


$eipgig, 1806. 
in ber Weidmannifdhen Buchhandlung. 


e a 4 
hs * 
t 
a 
. 
. ‘ 
a 
‘ + 
. 
e@o 
e 





‘ 
ef » oe . ⸗ 
⸗ 
d 
3 
se ——R— 5 
e “ “ . ⸗ 
t as db 6 
o> *. . ry 
; 
, Y° » ° nd ~ 2 * ped 
Vase 3 v4 4 
Se ¢ a v 
* . “oy * 
* en @ e,e « o 8 
⸗ 2 Ue eer) -_ 3° . tect#eues 
on 
om 
‘ 
. * F ) . 
4 9 “lat 
‘ we ¢ ~ 2* 
se 
tad 
e 
. - 
e we . -. 
V 22 — ſ7⸗ 
2 oe wy MAY ye Yh ~~ wee of 
ww & we ae © - ad » ow @ 
w . » 
weweere wv wy ~- @aan 
e ° rs oy ‘ D 6” 
wee hm Ly am we. eo 8 OY 
oe ~~ ~~ - ") wo we. www — 
. . 
$0 ea é baad 73 — 
ee ° we? 
- es w@ es ze 
- =. = » 
. ~~» ww » 
~ ~e*™ wo PO & e 
we ew we e 
~~ “Co Youe e 
. wee ev® ee es 
' ~~ ee o % eese 
e * 
⸗ 
4 
⸗ ee t aq 
-— 
e v 
x 
. ' a) (, ‘ 
ce . € { . 
‘ 
- @¢ ae oe . ’ 
. 
t 
». 
7 

















Snhbaltsangeigs 


Cries Capitel: Von dem Anfang oes ewigen 
Bundes der vier Waldſtette; 1308 — 1334. 


G. 1. Vertrelbung der Viste; 4. wie Linig albredt umge⸗ 
fommens 13. die nachſten Folgen. 16. De Blutrache; at. 
Von der Sb in A Grits bet 27. Unruhen zwiſchen Conve. nn ins 

e 


2. der Jeſtreicher und — 
9 Fae rten); — des 3, S nage 
G. 52. Berpfdnd ng Roaufens. $8. Der erſte Zug nach Italien 


, Qivinen, Como). 70. Bon dem Obceland (Kiburg — 
der Srudermébrder — ; Grieg wider Kanderon; daß und was fue cin 
SGotem dic. Beeger ten; yon: Dberhasit>.. $6. Wie durh 
Pucern der vier Walhfiette Bund seworden. 93. Die Rbdtifche 
Fehde (Donat von Baws). 98. Zweyter Friede mit Oeffreicy, 100, 
adeemeine £age § bejonbees in te tland (Sharakter von cut 

Genf, 108. in der Wadt, wy im Wolliferfande. 113. 
them kandbau und 115. anbel. 117, Wenſchlichteit der Solo⸗ 
thurner. 213. KGeligiousſache 


Zveytes Eapitel: Rudely Bruni 1336. 


G. 122. Hon der atten Berfoffung und 128. Geſetzgebung der 
neue Detatons, tsa —— 
neue rfaßun rie t run’ 
kensregierung (360, Bon Sdafhaufen). , 

Drittes Eapicel: Rudolf son Erlachz 133m 


6. 164. Charatter ber Stadt Bern. 488. irate Gefahr. 171. We 
fic fidh Babey 6 fungen. 1976, Erlach. 
8 Die So moger tons, Srp iad bey Paupen. 


Sines “Gapitel: iit ‘pet * Bund der ‘age 
alten Deve — i130 — 1356 


east i Tdtwyt. 247. 3g wird Gdmeiperi(e. ae 
—— Chap 6, iat — ãæ eee — — 
wee TC ihe febe zweydeutig; fein ride). 
Sinfteds Capitelt Geſchichte ver Schweiz in 
ben Zeiten Hes Thorbergifdhen Friedens; 
1358 — 1385. 


©. 279. Natur hes Bunter ato, Ger(au wird eriſch 
Ddagis). 284. Cage. bee avaibete, a —E——— — 


iv Bnhalesangeigg 


sto it nba pbc, Cobta ter 
. . ef rds . wi Tr, 
iclertrien); 324, on dem bt ju. Gallen ; 338, von hapenhds 


fchatel ae wiſcho 
tbbeben. oe 

Tirol; 388, afbaufen); 395. von dem Haute Hettei⸗ ibe: 
im 
ucy \Entlibud; Seandrunnen); 49. 
0 dourner 

jorbnadt, 434. Bneuben su Bern). 
Sedhstes Capitel: Von vem Sempader ynd 

Naͤfelſer Krieg; 1385 — 1389. : 

GS, agy. Seine Urfacheri, 449. Berantaffungen entra yt 
Olagt: 


Siebentes Capitel: Das’ Emporbluͤhen ber 
Cidgenvffenfhafe swifthen oem ficbens und dem 
funfsigidorigen Grieden; 1389 — 1412. 


€ anen (Gempaderbrics 

Imansigidbrige Grtede. $30; 

ng ber Biciher (Grintnacn, 

‘ucerner (Entlibud); 543. 

Euanenthal, Thorbers, als 

Wet 5" $56. dee Bafeler 

ter ber Deftreichifchen Herc 

4 Lage bee Dinge in der 

fn, sfuben); $79. Berddits 
en). $8! 

¥5e-au 

. Ip 61x auf ben Does 

fern. 619. Bon den Benachbarten: Wie de Grafen sm Meufchar 

tel; 627. die Brevberven Branfon; 637, Montfaucon und 

640, Cofoinay erloichen. 64x. Bon dem Bisthum taufanne 5 642, 

Senf. 649. Bom Haule Gavoven. 653. Balliferland: 654. 

Greenery. 660. Herrichaft Oitigen. 663, Fivinen wicd Gdyweiser 

rif Erlege im Efhenthal’ Urſcren an wei. 673. Mee 

fprung det Biandnee (Razinferfehde. 1396. Slarneebund. 


tlisbergs an ber Wolfshalde, Steafe der Minde, 
SSrtceaung ber Seeundes Bug in bag awe — Grieder 
754. Mppenaell wird Sauociseriih. 759. Bajeier Seieg. 768. 
Bunfalaidpeiger Griede, * 


— 





| Der Geſchichten 
Schweizeriſcher Eidgenoſſenſchaft 


Zweytes Buch. 





Erfies Capitel. 


Der erſte Tag des dreyzehnhundert und achten Jahres; die 
Schlacht am Morgaeten; der vier Waldſtette ewige 
Eidgenoſſenſchaft. 


[1308 — 1334] 


a der erften Stunde des Sabres brengebubunbert und Verſagung 


act") wurde ein Juͤngling su Unterwalden, aus der der 
Bahl deren, welche die Befreyung der Waldftette ver. 
ſchworen, von ciner Magd auf der Burg Rosberg an ei⸗ 
nem Seil im ihre Kammer hinauf gezogen byꝛ fein ware 


1) Am Bethnadtefefe, nah Felir Semmerttn, Sclir 

Saber Hilt. fuev. L. I. und Petermann Etterlin. 

Rah Tſchudi: Als dee Nawlarstag der Beſchneidung Chri⸗ 
fi unſers Herrn vorhanden. 

1) Das iſt was von Joggell und Anneli das Unter wald⸗ 
nee Volkslied ſingt. Kilten oder Kilpen (Beſuche der 
Juͤnglinge in ber Nacht bey Landestoͤchtern, welche fle einiger⸗ 
maßen Gedanfen haben zu heirathen) iſt im Gedirg, urd 
wo in der Schweiz bie Nationalſitten uͤbrig find, ein uraiter, 
mit feiner erheblichen Unſittlichkeit verbundener Gebrauch. 

I. Zhtil. A 


Bhatt. 








3 II. Sud. Erſtes Capitel. 


teten im Graben der Burg zwanzig Freunde des Landed 
die er mit eben dieſem Seil die Mauer Hinauf zog. Di 


Juͤnglinge nahmen den BSurgamtmann, fein Sefinde un 


vier Knechte gefangen, bemeifferten ſich bes Thors un 
waren (till. 


Fruͤh am Tag, als zu Sarnen Voge Landenberg vo 
der Burg Herab in die Meffe gieng, begegneten ibn 
zwanzig Manner von Unterwalden mit Kaͤlbern, Ziegen 
Laͤmmern, Hunern und Hafen, gum Neujahrsgefchent 
nach uralter Gitte im Gebirg ) und in ber benachbar 
ten Laͤndern. Der Vogt, ihrer Gabe vergmigt , lie 
die Manner fie in die Surg bringen. Als die zwanzi— 


. in dem Thor waren, ſtieß einer derfelben in bas Horn * 


auf diefes Zeichen langte jeder aus dem Bufen ein Eiſer 
und ſteckte vd air feinen geſpitzten Stock; aus bem Erlen 
Hols raunten dreyßig ihrer Gefellen burd) das Waffer aul 
bie Surg, und nahmen mit ibnen die Einwohner gefan 
gen. Da gaber fie bas Wahrzeichen, worauf das gan 
Land Unteriwalden ob und unter dem Kernwald in allge 
meiner Bewegung file ie Erhaltung der Freyheit aut 
allen Dorfſchaften sufammenfam; von Alpe gu Alpe ce: 
giengen die verabredeten Zeichen. Da wurde von det 


2) Wie, 3. B., Sie Landleute von Sanen, aller herrſchaſt 


lichen Abgaben frey, am Neuenjahr, vormals dem Grafet 
von Greyerz, nachmals dem Landvogt von Bern gewohnt wai 
ren Kaſe au bringen. Wenn Etterlin dieſe Gaben von 
den Bigten dawals erſt aufgebracht glaubt, fo mag er in fe 
fern Recht haben, als gewoöhnlich feine Bagte dieſer Wet aut 
den Guegen der Waldftette gewohnt oder den Winter suse 
Bradt; und vieleicht forderten dieſe vom and, was vorhin 
der gute Wile aur der gu einem Gofe, wie Garnen, hoͤrigen 
Leute that. | 


ab) Etterlin: fie haben in der Kuͤche am Feuer gewartel bis 
fie tart genug waren, worauf einer in den Aerker getreten 
und daé Horn angeſtoßen. 


GSefhidhte der Schweiz. 3 


Kianern gu Uri ver Swinghof**) eingenommen; der 
Etauffacher jog mit allem Volk von Schwytz an den Los 
werzerſee; dafelb(t brachten fie die Burg Schwanau al⸗ 
fotald in ihre Gewalt*“);. auf bem Waldfettentee bes 
gegneten ſich die eilenden Boten mit froher Nachridt**). 


Mn diefem Lag, da in Melchthal der blinde Vater fich 
des Lebens wieder frente, und in Alzellen bas Weib deg 
bimfommenden Mannes froh ward, als Walther Fuͤrſt 
fanen Tochtermann oͤffentlich ehrte, und in Steinen 
Etanffachers Frau allen, welche mit ihm in dem Ratti — 
and bey Lowerz waren, gaftfrey das Haus dffnete*, 

1 A 3 


3°) Auf bem Buͤhel (Hagel) sa Solenturn; Etterlin. Wur⸗ 
de der Berg meben bem Orte am Stag fo genannt? Geiner 
foge nad, ats Etngang dee Gotthardſtraße, war cr wohl nie 

venachlaſiget. 

24) Schwanan war auf der arobern, Lowers auf ber kleinern 
Sule, Einmal jdpclich erſchuͤttere bey nachtlicher Stille cin 
Denace die Trimmer und ertine im Thurm Klagegeſchrey; 
tings um Ble Mauer werde der Bogt von dem weißgekleideten 
Midkhen verfoigt, bis er mit Geheule ſich in den See Mieze. 
Gana ober werden die dren Schweſtern wieder fommen, die 
ver ber Vogte Luk tu bes Rigi Kluͤfte floben? GS. Michels Cas 
whe bezeichnet den Ort. Die Schauer der Geifterwelt wil 
dic Gewalt ſchrecken, daß fle nicht raube wads ber Liebe ges 
bibet, (BGridel im neuen Schw. Muf.). Cin Rokenberg 
In dem Sande Schwytz wied unter den gebrohenen Burgen 
dicks Sages auch genannt (J. SG hoop Zufdge au Rhan). 

2") So war es nad Tſchudi und den melften. Felir Fas 
bet, dee Schwelzer Feind, erzdhlt, man habe ble Herven 
und Amtleute bey einer Kirchweihe, in ber Gaffe wo getanat 
werden, uͤberraſcht und erſchlagen, bie Burgen hierauf einges 
emmen. Aber Mord und unfug wuͤrde in fpdteen Verhand⸗ 

urgacn als Borwuef gue Sprache gefommen feon. 

2) Es baten aud nachmals die von Steinen und Buͤrglen sa 
ils und Gtauffachers Andenken jaͤhrlich einander Wallfahrts⸗ 
weike befucht. Bon Tell's Geſchlecht bemerften wie die 

| Dances ven Sieh wiſſen wle nights; daß von Erni an der 
Silden in unterwalden im J. 1784 noc) Abkoͤmmlinge 





4. II, Bud. Erftes Capitel. 


im erften Augenblick des Gefahls der wiedererlangter 
Frenheit, als die Durgen gebrochen tourden, tourde keir 
Sropfen Blut vergoffen und feinem Herrn ein Meche ge: 
nommen*®). Als Landenberg, da er aus ber Kirch 
durch die Wiefen von Sarnen gegen Alpnach floh, ereil 
wurde, mußte er, wie andere vom Den Burgen, Urfehde 7) 
ſchwoͤren, daß er nicht wieder in die een 
Waldftette fommen wolle. Er jog gu dem Koaig ; dis 
Schweizer an hem folgenden Conntag famen gufammer 
und ſchwuren den uralten ewigen Bund *): 








MiederKbe Ym Anfang des Fraihlings fam ber Kdnig Albrecht 


nia umge⸗ 


tommen. 


in die vordern Erblande, um wider das Koͤnigreich Bor 
Heim gu riften®). Kriegsvolk von ihm lag vor Farften> 
fein, dem Schloß Werners von Rothberg Dienſtmanns 
bes Hochſtifts Bafel; denn der Kdnig (zuwider der Par: 
tey, welche fein Vater gu Bafel beſchirmte, und ungnaͤ— 
dig der Kirche, weil ben Sifgau’), nach defen Rauf er 


waren, Begeuat Ebel; Stauffader haben gu Elm in dem 
Lande Glaris bie alte Schweiz uͤberlebt. 

2%) Bon einigen Dienern, die Widerſtand leiſteten, meldet 
Etterlin, daß fie erfochen worden; welches in Ermange 
Tung ndberer Spur dahin geſtellt bleibt, doch eher unwahr⸗ 
ſcheinlich iff. . | 

3) Ein ſolchen Eiden eigenes Wort. : 

4) Tfchudi; melden fein getcheter Fleiß in diplomatiſchre 
Geſchichtſchreibung und feine befondere Kenniniß der alteſten 
Schweiz, deren Archive feinem fo offen, aewefen, von allen 
Jahrbuchſchreibern, welche nicht three eigenen Beit Geſchichte 
aufgezeichnet, unendlich unterſcheidet. i 

5) Arma inltruit, civitates circuit, propoſitum aperit; der Chro⸗ 
nikſchreiber von Leo ben. 

6) urkundlich find bey Tſchudi dle Gedngen, ad 1303. 
Bon Ita von Honberg, der Gemahlin Graſen Friedrich zu 
Tokenburg; Erbin Graf Herrmann ihres Bruders, welcher 
1303 ſtarb (Urkunde Graf Wolmars ap. Brukner ©. 
1052), wurde dle Stadt Lieſtal, die Burg Neuhonbers, 
and im Elſaß der Gof Ellenwoler fir 2100 Mart dem Hoch⸗ 





‘ 


‘ 


Sefhidte ber Schweiz. 5 


WR verlangte , Bifchof Peter Aichfpalter, ein febr flu. 
ge Mann *>), gu dem Hochttife erwarb) weigerte dens 
diſchof Otto von Grauſon, feinem Nachfolger, die Er⸗ 
thilang der Leben vom Reidy; daher als der Koͤnig zu 
vaſel im Hof dex Herren Mdnch”) war, Hugs sur Gonne 
den Biſchof kaum mit Lift abbielt, Hand an ihn gu lee 
gn*). Das Hoflager war ju Rheinfelden; der Konig, 
begleitet von den geiſtlichen Kurfuͤrſten, Herzog Ludewig 


Bayern, den Biſchoͤfen von Straßburg undSpeier"”), 


darchzog Thurgau und Aargau. Won Wintertur fam er. 
neh Baden. | 


Johann war mit ibm, der cingige Sohn feines Brus 
ders Rudolf; unmuthooll, weil, da er dod) volljabrig 


tit aberlafien; Urkunde ihres Gemahls 1308, 
Brukner G. 970, und ihre eigene eod., ibidem, G. 


975. Im Absigen war Gifgau ſchon feit Kaiſer Heineids - 


Vurfunbe 1041 (Herrg-) biſchoͤfliches Lehen, und nod 
1275 (Brukner G. 1962) hatte Werner von Honbersg, 
zugleich mit Rudolf, Grafen von Habsburg (Lauffenburg) und 
Grafen Ludewig von Froburg daffelbe empfangcen. 

6) Der nicht thm, fondern dem Roͤmiſchen Hofe feine Erhoͤhung 
w danken hatte. Dds, Geſch. Wael, 1, 7. Ee war 
von gemeiner Serfunft aus Trier, cin Arzt. 


7) Dee Monch von Moͤnchsberg und (cin Better von Landétron, 


bate Gonrad, fommen in einer Urkunde des Kl. Lis 
nigsfelden 1316 vor. Der, vor Geſchlechtsnamen, iſt 
jek allgemcin im derſelben Beit, obwohl nan im Franzoͤſiſchen 
mehr aff noc bey uns. 


7. 


s) Burkifen, mit Alb. Argentin. und andern Alten ein⸗ 


ſtimmig. J— 
29 Ottokar und der von Leoben. Jener Peter Aich⸗ 


ſpelter, nun Erzbiſchof, Kurfuͤrſt gu Maing, war heimlich 
(cin bigterer Feind — der untreu Wolf, von Maing der Dis 
fdolf —; der Trieriſche war der Juͤngling Baldwin von Lis 
zeſburg, ſeines Nachfolgers Bruder; am ergebenſten Heinrich 
ven Virneburg der Colniſche; Ludewig von Bayern, ber, welder 


nad dieſem feinen Sohn Friedrich vom Reid verdrang, treu 


der Straßburgiſche Hanns von Diepheim, fein Canzler, und 
der gute Giboth von Speier aus dems Hauſe Lichtenders. 


6 1. Sud. Erſtes Capitel. 


toar™), Ulbreche verjog, ihm feined Vaters Theil an 
bem Habsburgiſchen Erbgut und an gemeinſchaftlichen 
Leche) gu geben; der Kdnig wollte gu feiner Befriedi⸗ 
gung eit fernes Sand in Sachſen erft erobern”). Zu 
Baden wurde ibm Abt Heinrich von S. Gallen durch den 
MNitter Ulrich von Klingenberg vorgeftellt, mit viel ver⸗ 
geblicher Bitte und Firfprache der Großen, weil, da er, 
nad) erlaubter Zerftdrung bon Schwarzenbach, Wyl ties 
ber gebauet und beodifert hatte, der Konig diefe Stade 
ihm vorenthielt. Hierauf befabl der Koͤnig, daß ben 
Waldſtetten frin Handel und Wandel erlaubt werde, 
und war entfchloffen gu derjenigen Gtrafe ibrer That, 


welche er an andern Voͤlkerſchaften geuͤbt hatte. 


Herzog Johann (gereizt vom Anblick Hetzogs Leos 
pold, Sobns des Koͤnigs, der von gleicher Jugend und 


9) Geboren 1289; Burlauben, tables. 

30) Sein Bates war wegen Oeſtreich und alles andern mitbes 
febnt; f. ben Brief 1282. Aber anch der vorige Kinig 
wollte demſelben ein befondered Fuͤrſtenthum erwerben, und 
Albrecht follte fir die Miteegicrung ihm cine Gumme Gelds 
bezahlen; K. Rubdolfs Ordbnung aw. ſ. Gihnen, 
Rbheinfelben, x Jun. 1283; ap. Lambec., Commentar. 

' Bibl. Vindob., App. I. Der Erzbiſchof au Mating und ans 
bere munterten Yobunn auf, feist Erbe au fordern; der Kbnig 
verſprach (gwendentig), ,,wenn er Muse befomme, gu thun, 
„was ce nad Entſcheidung der Firften au thun babe ““ Ote 
tofacé Reimchronik. Der Erzbiſchof, Peter Aichſpalter, 
eben der vorhin Baſel hatte, war ein alter Diener ſeines Va⸗ 
ters, Herzog Rudolfs (in deſſen Nomen oberſter Pfleger von 
S. Stephan ju Wien; Urkunde 1301 bey Pes); nach⸗ 
mals Boͤhmiſcher Cangler, hielt er fic auch au Johann, ba 
dieſer in garten Jahren bey feinem Oheim Kinig Wenceslas ers 
gosen wurde (Ottokar);3 cink war Peter Wenceſlafs Ges 
fandter nad Frankreich, „behend“ feufat Ottetae ,, behend 
o und ſlecht — gu allem was Unrecht und Untreu genannt 
{Kk —; Aberhaupt dem Wienerhofe allezelt verdaͤchtig (Trugner 
nennt ibn Ottofar). 

13) Meifen; chron. Nooburg. 


i 


Seſchichte hee Schwe. 7 


ia großen Ehren und Guͤtern war, und bewogen vor” 
nelen Aargauer Edlen, welche, ber traurigen Hab⸗ 
ſacht Albrechts uͤberdruͤßig, Johanns Herrſchaft mit 
Ungeduld erwarteten) bat um das Land, welches bey des 
alten Koͤnigs Leben ſein Vater beſonders zu verwalten 
pflegte), mehrmals vergeblich! Worauf er traurig, 
908 Furcht, voll Mißtrauen, oor ſeinem Oheim und 
vor deſſen Soͤhnen, ſeines Gluͤcks verzweifelte, und bits 
tere Klagen in den Buſen geliebter Freunde ergoß. Ob⸗ 
ſchon ſie ihre Huͤlfloſigkeit fuͤhlten, wurden ſie durch ſein 
Ungluͤck geruͤhrt, und entzuͤndet, Albrechten zu zeigen, 
baG wer nichts fuͤrchtet, wer er immer ſeyn mag, furcht⸗ 
Gar iff. Es dduchte fie, daf ein Oberberr, welcher dem 
Lehensſsmann fein Recht verfagt,; den Schirns des Neches, 
des er hoͤhne, ſelbſt - verliert, und Gewalt Nothwehr 
wird. 


Alfo beſchloß dieſer junge Fire mit Herren Walther . 
von Eſchenbach, Herrn Nudolfen von Balm, Herren 


1 
13) Beepfdndang der Ymmlau Zaurich, 12895 und 
viele andere Urfunden. Johannes (dieſe Nachricht ſcheint die 
genaute) Comitatum de Kyburga (und wohl das Aargau) ad 
fe pertinere praetendebat ; pro eo quad matri {uae datus erat 
in dotem ab avo [uo (hee Heirathsvertrag iſt nod nidt ge⸗ 
tradt); Regnum quoque Bohemiae fbi (nidt Rudolf dem 
Sohn Albrechts) deberi. Hafelback. Der vorleste Kinig, | 
Ottofae’s Sohn, Weneeſlaf, cin vortreflicher Fuͤrſt, hatte 
ifn geliebt; ungern Heb er ihn Albrechten (unfanfte dolt 
— ¢& war ihm ſchmerzlich — bag ee fon folt wefen an 
— ihn gu entbehren). War nicht Johann durch feine Muts 
ter Ottofars Entel? Cin ,,tugendlidder Juͤngling“ nah dens 
Ginne ber BiHmen? ( Hoſmanns Boͤhm. Cheonil, Pes 
fer. I.) Albrechts Kinder Hatten fein ſolches Recht. Das 
mals rourde Johann su Wien wohl empfangens die BWettern, 
es Koͤnigs Kinder, frenten fic fein; und wle be alte Muh⸗ 
me, Albrechts des Sachfiſchen Kurfuͤrſten Wittwe! ,, Hals, 
ang und Kirn — Mtund und Naf’ — von Sachſen dte 
Sar — ihm affefamt Cast. Aber nad dieſem uͤbervortheilte 
ibn Albrecht an feiner Mutter Recht auf Boͤhmen und vorents 
hielt feines Daters Erdſchaſt n in Schwaben. 





3 Ii, Sud. Erſtes Capitel. 


tefen im Graben der Burg zwanzig Freunde des Landes 
die er mit eben diefem Geil die Mauer Hinauf sog. Di 
Juͤnglinge nahmen den Burgamtmann, fein Gefinde un 
vier Knechte gefangen, Semeifterten ſich des Thors un 
waren (till. 





Fruͤh am Tag, als su Sarnen Vogt Landenberg voi 
der Burg herab in die Meffe gieng, begegneten ihn 
zwanzig Mdnner von Unterwalden mit KAlbern, Ziegen 
Laͤmmern, Huͤnern und Hafen, gum Neujahrsgeſchenk 
nad uralter Gitte im Gebirg” und in dew Senachbar. 
ten dndern. Der Vogt, ibrer Gabe vergmigt , lief 
. bie Manner fie in bie Burg bringen. Als die swangic 

_ in dem Thor waren, fief einer derfelbert in bas Hern *); 
auf dieſes Zeichen langte jeder aus dem Buſen ein Cifen 
und ftectte vs an feinen gefpigten Stock; aus dem Erlen: 
Hols rannten dreyßig ihrer Gefellen durd) das Wafer auf 
bie Surg, und nahmen mit ihnen die Einwohner gefan- 
gen. Da gaben fie bas Wahrzeichen, worauf das ganje 
Land Unterwalden ob und unter dem Kernwald in allge⸗ 
meiner Bewegung fir die Erhaltung der Freyheit aus 
allen Dorfſchaften zuſammenkam; oon Alpe gu Alpe ete 
giengen die verabredeten Seiden. Da wurde von den 








a) Wie, 3. B., bie Landfente von Ganen, aller herrſchaſt⸗ 

ichen Abgaben frey, am Neuenjahr, vormals dem Grafen 
von Greyerz, nachmals dem Landvogt von Bcen gewohrt was 
een Kdje au beingen. Wenn Etterlin diefe Gaben vow 
den Voͤgten damals er aufgebracht glaubt, fo mag er in fo: 
fern Recht paben, als gewoͤhnlich feine Bagte dieſer Wet auf 
den Burgen dee Waldfiette gewohnt ober den Winter zuge⸗ 
Bradt; und vielleicht forderten diefe vom Land, was vorhin 
dee gute Wike nur dev gu einem Hofe, wie Garnen, hoͤrigen 
Leute that. 

a>) Etterlin: fle haben tn der Liebe am Feuer gewartet bis 
fie Rart genug waren, worauf cince in den Aerker getreten 
und das Horn angeſtoßen. 


— 0 LR ge ns 


Gefhidte ber Schweiz. 3 


Rinnern zu Uri det Twinghof*’) eingenommen; der 
ktauffacher gog mit allem Volk von Schwytz an ben Lo⸗ 
neryrfte; daſelbſt brachten fie bie Burg Schwanau al. 
fetal in ifve Gewalt*“);. auf dem Waldſtettenſee bes 
gegrten fic die cilenden Boten mit froher Nachricht‘). 


An diefem Tag, da in Melchthal der blinde Vater ſich 
if febens wieder frente, und in Alzellen das Weib deg 
himfommenden Mannes froh ward, als Walther Fuͤrſt 
ſeinen Tochtermann oͤffentlich ebrte, und in Steiner 
Etauffachers Frau allen, welche mit ibm in dem Ruͤtli 
td bey Lowers waren, gaftfrey das Haus sffnete**), 

A 2 


2) Sof dem Buͤhel (Hugel) su Golenturn; Etterlin. Wur⸗ 
de der Berg neben dem Orte am Stag fo genannt? Seiner 
tage nach, am Eingang der Gotthardſtraße, war ce wohl nie 
vrnachlaſſiget. 

39) Schwanau mor anf ber groͤßern, Lowers auf der kleinern 
Jaſel. Einmal jdbrlich erſchuͤttere bey naͤchtlicher Stille cin 
Donner die Truͤmmer und ertoͤne im Thurm Klagegeſchrey; 
rings um die Mauer werde der Vogt von dem weißgekleideten 
Ridhen verfolgt, bis cx mit Geheule ſich in den See ſtaͤrzt. 
Benn aber werden die dren Schweſtern wieder fommen, die 
vet bre Vogte Luft in des Rigi Klifte flopen? S. Michels Cas 
rhe dezeichnet den Ort. Die Schauer dee Geiftermelt wil 
de Gewalt ſchrecken, daß fle nicht raube wads ber Liebe ges 
bit, (Bridel im neuen Sw. Muf.). Ein Rofenberg 
fn dem Sande Schwytz wird unter den gebrodenen Gurgen 
Licks Rages auch genaant (J. Sd oop Sufdge gu Mhan). 

1") Go mares nad Tſch ud und den melfen. Felts Fas 
bes, dee Schweizer Feind, erzahlt, man Habe bie Herren 
ind Amtlente bey einer Kirchweihe, tn der Gaffe wo getanst 
werden, Aberrafcht und erſchlagen, die Burgen hierauf einges 
tcrmen, Aber Mord und Unfug wirde in fpdtern Verhand⸗ 
{angen a8 Borwurf aur Sprache gefommen fepn. 

3") E baben auch nachmals die von Gteinen und Barglen sf 
Zeid und Stauffachers Andenken jahrlich einander Wauſahrts⸗ 
mike beſucht. Bon Tell's Geſchlecht bemerkten wie die 
Duvet; ven Fuͤrſt wiſſen wie nichts; dab von Ernt an der 
Silden in unterwalden im J. 1784 noch Abkoͤmmlinge 


4. Il, Buch. Erſtes Capitel. 


im erſten Augenblick des Gefuͤhls der wiedererlangten 
Srenheit, ald die Burgen gebrochen wurden, wurde kein 
Sropfen Blut vergoffen und feinem Heren cin Recht ge- 
nomment*®). Als Sandenberg, da er aud der Kirche 
durch die Wiefen von Sarnen gegen Alpnach floh, ereilt 
wurde, mußte er, wie andere von den Burgen, Urfehbe *) 
ſchwoͤren, daß er nicht wieder in die Schweizeriſchen 
Waldſtette fommen wolle. Er zog zu dem Konig; die 


- Schweiger an dem folgenden Conntag famen iufammen 


Wie ber Kb⸗ 
nig umge⸗ 
fommen. 


und ſchwuren den uralten eigen Bund *): 


Ym Anfang des Friblings fam der Kénig Albrecht 
in die vordern Erblande, um wider das Koͤnigreich Boͤ⸗ 


* Heim gu riiften®). Kriegsvolk von ihm lag vor Fuͤrſten⸗ 


ftein, dem Schloß Werners von Rothberg Dienſtmanns 
des Hochſtifts Bafel; denn der Kdnig (suwider der Pars 
ten, welche (ein Vater gu Bafel beſchirmte, und ungnaͤ⸗ 
big der Kirche, weil den Sifigau’), nach deffen Rauf. ev 


waren Begcuat Ebel; Stauffacher haben gu Elm in bem 
Lande Glaris die alte Schweiz uͤbetlebt. 

28) Bon efnigen Dienern, die Widerfand leiſteten, meldet 
Etterlin, dag fie erffocen worden; welded in Ermange⸗ 
Tung ndgerer Spue dabin geſtellt bleibt, dod cher unwaht⸗ 
ſcheinlich iſt. 

3) Ein ſolchen Eiden eigenes Wort. 

4). Tſchudi; welchen fein gelehrter Fleiß in diplomatiſcher 
Geſchichtſchreibung und ſeine beſondere Kenntniß der diteften 
Schweiz, deren Archive keinem fo offen, geweſen, von aller 
Jahrbuchſchreibern, weldhe nicht three eigenen Beit Geſchichte 
aufgezeichnet, unendlich unterſcheidet. 

5) Arma initruit, civitates ccuit, propoſitum aperit; ber Chro- 
niffehretber von Leo Sen. | 

6) Urfundlid find ben Tſchudi dle Graͤnzen, ad 1303. 
Bon Ita von Honberg, bee Gemahlin SGrafen Friedrich zu 
Tokenburg; Erbin Graf Herrmann ihres Genders, welcher 
3303 ſtarb (Urkunde Graf Wolmars ap. Brukner S. 
1052), wurde dle Stadt Meffal, die Bueg Neuhonberg, 
und im Elſaß der Hof Ellenwyler fir 2100 Mark dem Hoch⸗ 


‘ 


SGefhidte der Schweiz. 5 


HOR verlangte , Bifchof Peter Aichſpalter, ein febr klu⸗ 
qe Mann °°), gu vem Hochſtift erwarb) weigerte dem 


viſchof Otto von Granfon, feinem Nachfolger, die Ers 


thilung der Leben bom Reich; daher als der Koͤnig zu 
Datel im Hof der Herren Minch”) war, Hugs zur Gonne 

ha Biſchof kaum mit Lift abbielt, Hand an ihn ju le 
gn). Das Hoflager war ju Rheinfelden; der Koͤnig, 
begleitet von den geiftlidien Kurfuͤrſten, Herjog Ludewig 
in Bayern, den Difchsfen von Strasburg und Speier?), 
darchzog Thurgau und Aargau. Von Wintertur kam er 
neh Baden. 


Johann war mit ibm, der einzige Gon feines Bru⸗ 
ders Rudolf; unmuthooll, weil, da er doch volljabrig 


Rift Sberfaffen; Urfunde theres Gemahls 1308, 
Brulner S. 970, und ihre eigene eod., ibidem, G 


975. Im uͤbrigen mar Sikgau fdhon ſeit Kaiſer Heinerids - 


Vurkunde 1041 (Herrg.) biſchoͤfliches Lehen, und no 
i275 (Brukner G. 1962) hatte Werner von Honbersg, 
sugleih mit Rudolf, Grafen von Habsburg (Lauffenburg) und 
Grafen Ludewig von Sroburg baffelbe empfangen. 

6>) Der nicht thm, fondern dem Romifchen Hofe feine Erhoͤhung 
3 danten hatte. POs, Geld. Wael, 11, 7. Ge war 
von gemeiuer Herfunft aus Trice, cin Arzt. 

2) Dee Mind von Mindsberg und fein Better von Landsteon, 
hed Konrad, fommen in einer Urkunde bes Kl. Lis - 
nigsfelden 1316 vor. Der, vor Geſchlechtsnamen, tft 
fok algemein in: derfelben Zeit, obwohl nun im Franzofiſchen 
mehr als noch bey uns. 

8) Burkifen, mit 4b. Argentina. und andern Alten ein⸗ 
t . 


g. 

29 Ottotar und ber von feoben. Jener Peter aich⸗ 
ſpalter, nun Erzbiſchof, Kurfuͤrſt zu Mainz, war heimlich 
icin Gisteree Feind — der untreu Wolf, von Maing der Dis 
ſcholf —; ber Trieriſche war der Yingling Baldwin von LAs 
zelburg, feines Nachfolgers Bruder; am eegebenfien Heinrich 
ven Birneburg ber Coͤlniſche; Lubewig von Bayery, der, welcher 
had dieſem feinen Gohn Friebrich vom Reich verdrang; tres 
bee Straßburgiſche Hauns von Diepheim, fein Canzler, und 
ber gute Giboth von Speice aus dem Haufe Lictenderg. 


e 


6 I, Bud. Erſtes Capitel. 


tuar”), Albrecht verzog, ihm feined Baters Theil an 
dem Habsburgiſchen Erbgut und an gemeinſchaftlichen 
Leche”) gu geben; der Koͤnig wollte gu ſeiner Befriedi⸗ 
gung cin fernes Sand in Gachfen erft erobern™). Zu 
Baden wurde ihm Abt Heinrich) von S. Gallen durch der 
Ritter Ulrich von Klingenberg vorgeftelt, mit viel vere 
geblicher Bitte und Firfprache der Großen, weil, da er, 
nad) erlaubter Zerftdrung von Schwarzenbach, Wyl wie⸗ 
ber gebauet und beodifert hatte, der Konig diefe Stade 
ihm vorenthielt. Hierauf befahl der Rénig, daß den 
Waldftetten kein Handel und Wandel erlaubt werde, 
und war entſchloſſen gu derjenigen Strafe ihrer Bhat, 
welche er an andern Voͤlkerſchaften geuͤbt hatte. 


| Herzog Johann (gereizt vom Anblick Herzogs Leo 
pold, Sohns des Koͤnigs, der von gleicher Jugend und 


9) Geboren 1289; Zurlauben, tables. 
so) Sein Bates war wegen Oeſtreich und alles andern mites 
. Uebnt; f. den Getef 1282. Aber anc ber vorige Kinig 
wollte demfelben cin beſonderes Fuͤrſtenthum erwerben, und 
Aldrecht follte far die Mitregicrung ihm cine Gumme Gelds 
bezahlen; K. Rubdolfs Orbnung aw. ſ. Soͤhnen, 
Rhbeinfelden, xr dun. 1283; ap. Lambec., Commentar. 
' Bibl. Vindob., App. UI. Der Erzbiſchof su Maing und ans 
bere munterten Johann auf, fein Erbe gu fordeen; der Kbnig 
verſprach (swendeutig), ,,wenn ee Muße bekomme, au thun, 
„was cr nad Entideidbung der Firften gu thun babe “ Ots 
tofaré Reimchronik. Der Erzbiſchof, Peter Aichſpalter, 
eben der vorhin Baſel hatte, wae cin alter Diener feines Bas 
tees, Herzog Rudolfs (in deffen Nomen oberſter Pfleger von 
„S. Stephan ju Wien; Urkunde 1301 bey Pes); nach⸗ 
mals Boͤhmiſcher Canaler, hielt er id auch gu Johann, ba 
dieſer in zarten Yabren bey feinem Oheim Kinig Wenceſlaf ees 
gogen wurde (Ottofar)s cink war Peter Wenceſlafs Ges 
fandter nad Frankreich, „behend“ ſeufzt Ottofar ,, bebend 
ound ſlecht — gu allem wads Unrede und Untreu genanne 
iſt —; Aberhaupt dem Wienerhofe abescit verdaͤchtig (Trugner 
nennt ibn Ottofar). 
33) Meiffen; chron. Neoburg. 


! 


se 


Gefhidte der Sdrwei. ; 7 


ia grofen Ehren und Guͤtern war, und betvogen' vor 
tielen Margaucr Colen, welche, her traurigen Habs 
ſucht Wlbrechts uͤberdruͤßig, Johanns Herrſchaft mit 
Ungeduld erwarteten) bat um das Land, welches bey des 
alten Koͤnigs Leben ſein Vater beſonders zu verwalten 
pflegte?*), mehrmals vergeblich! Worauf er traurig, 
vol Furcht, voll Mißtrauen, oor ſeinem Oheim und 
vor deffen Soͤhnen, ſeines Gluͤcks verzweifelte, und bit⸗ 
tere Klagen in den Buſen geliebter Freunde ergoß. Ob⸗ 
ſchon fie ihre Huͤlfloſigkeit fuͤhlten, wurden fie burch ſein 
Ungluͤck geruͤhrt, und entzuͤndet, Albrechten zu zeigen, 
daß wer nichts fuͤrchtet, wer er immer ſeyn mag, furcht⸗ 
bar iſt. Es daͤuchte ſie, daß ein Oberherr, welcher dem 
Lehensmann fein Recht verſagt, ben Schirm des Rechts, 
das er hoͤhne, ſelbſt verliert, und Gewalt Nothwehr 

wird. 
Alſo beſchloß dieſer junge Fuͤrſt mit Herrn Walther 
von Eſchenbach, Herrn Rudolfen von Balm, Herru 
aes 4 


12) Berpfindung de Immizu Sadrid, 1289; und 
viele andere Urkunden. Iohannes (diefe Nachricht ſcheint bie 
genaufe) Comitaram de Kyburga (und wohl das Margau) ad 
fe pertinere practendebat ; pro eo quad matri {uae datus erat 
in glotem ab avo ſuo (bee Heirathsvertrag tt nod nidt ges 
druckt); Regnum quoque Bohemiae ſibi (nicht Rudolf deus 
Sehn Albrechts) deberi. Hafelbach. Der vorleste Koͤnig, 
Ottofae’s Sohn, Weneeflaf, ein vorteeflider Fark, hatte 
ihn geliebt; ungern ließ er thn Albrechten Cunfanfte Solt 
— es war thu ſchmerzlich — daß er fon folt mefen an 
— ihn gu entbehren). War nidt Johann durch feine Mute 
ter Ottofars Entel? Ein „tugendlicher Juͤngling“ nah dem 
Giane Der Bihmen? ( Hoſmanns Boͤhm. Cheonif, Pes 
fer. I.) Albrechts Kinder hatten fein ſolches Recht. Das 
mals wurde Johann au Wien wohl empfangens dle Vettern, 
des Koͤnigs Kinder, frenten fic fein; und wie bie alte Mub⸗ 
me, Albrehts des Sachfiſchen Kurfuͤrſten Wittwe! ,, Hals, 
Bang und Kinn — Mund and Naf — von Sachſen die 
Ba — ihm aflefamt Chét. Aber nach dieſem uͤbervortheilte 
ihn Albrecht an feiner Mutter Recht auf Boͤhmen und vorents 
bicit feines Baters Erbſchaft in Schwaben. 


811. Puch. Erſtes Capitel. | 


Rubolfen von Wart und Ronrad von Tegerfeld Ritter, den 
Koͤnig Albrecht umzubringen“). -Dee Herr von Eſchen⸗ 


bad), aus einem uralten Adel, deffen cin Zweig fang mit 
Ruhm und Glanz die Schuabelburg auf dem Albis be- 
fab”); ev ſelbſt Urenfel Walthers, weldher diefe Bnrg 
gu feinen uͤbrigen groficn Gatern ererbt, und auf anmu⸗ 


thigen. Hoͤhen bas Kiofter Cappel geftifeet’*), Enkel ei⸗ 


nes andertt Walther, welder das Erb dee madchtigers 
Herren von’ Uſpunnen, Frutigen und Oberhofen er- 


warh*™*>), Soha Berchtolds, ber in Koͤnig Rudolfs 


13) ES waren mit ihm auch viel andere ungetreue Herren und 


Mannen. Hagen. 


3 13°) Zurlauben. Die legten Srenherren waren bem Hoch⸗ 


bergiſchen Hauſe beſchwagert, in befter Freunbſchaft mit Habs⸗ 


burg (urkunde n299 wegen bes, aus Habsburgiſcher Freyge⸗ 
bigkeit an fie gefommencn Kirchenſatzes zu Bar). Im uͤbri⸗ 


gen War Hanns, dee letzte von Schnabelburg, Oheim Berch⸗ 
*"toids, von deſſen Sohn die Rede iſt. 

#4) Gtiftungsbetef 1185, 4 Kal. ful, . 

14>) Dicer Walther, welder fid aud von Wadiſchwol 
. fobreibt, mag Bater oder Geofvater jenes Rudolfs geweſen 


ſeyn, der beg Johannitern von Bubifon bas Haas Wadiſchwyl 


nebſt Richtiſchwol um 650 Maré und cin flartes Leitgeding 
veriguft bat. (Urkunde deffelben, Ulans von Palm und 
Ulrichs von Riek — yerwandter — Edlen. Anna fein 
Weib, und feine Tichtee Margaretha, Ritter Hartmanns von 


Hinenberg Wittwe, und Elifabeth, Ritter Walters von 
Buͤttekon — des liblofen! — Weib, willigen ein. Heres 


mann von Bunſtetten und jener Rußek, fratres nobiles, find 
unter den Buͤrgen. Jr Obſtgarten beym Schloß Wadiſchwyl 
- 17 Gal. 1287. Weber. die eigenen Leute der Stiſte Steins 
 fidlen (s’infidlen) unb S. Regelbun (Reguiae, des Mine 
fers gu Zuͤrich) zwiſchen den Bachen, lleß dee Orden die 
Bogtes (feinem Neffen) Gottfried von Huͤnenberg; elu ns 
he 1290. Ym J. 1300 waren Rudolf und fein Weib, wae 


aud der Liblole tod; und nahmen alle Erben um ihe Rede 
nod 270 Marks Koͤnigl. Geding uͤber ive Miß⸗ 
Hellk, gu Maing. Deffen warden fie cing vor Heren Hers . 
mannés vou Bunfetten bes ditern, Landrichters gu Wardou, | 


Gericht an der Landſtraße gu Cham; ba war Eberhard von 


Buͤrglen, Freyherr, dev Frauen Bogt. Wes dieſes zeigt die 


Zeiten und dezieht ſich auf ſpatere Vorkommenheiten.) 


7 ⸗ 


Geſchichte der Schweiz. 29 
dienſt umgekommen, und einer Tochter Herrn Luͤtolds 


von Regensberg “*), war von dem Fluſſe Reuß uͤber den 


Albis an dem Gee und bis unter Zuͤrich, im Oberlaͤn⸗ 
wr Eebirg als Kaſtvogt von Snterlacher '°), und groger 
Giner Exh, ein reicher Freyhere; gu Aargau, Thurgau 
und Rhaͤtien) des vornehmſten Adels Berwandter. 
Er batte cinen gebildeten Geift Greunde des Guten und 
Sqhͤnen mochten ihn lieben “ *). Diefer Freyherv hatte , 
yerfénlich gu Beflagen, daf ded Koͤnigs Gewalt Rechte 
fines Hauſes nicht erfenne und vergeffe, wie fein Vater 
fir Rénig Rudolf bas Leben hingab’’®). Der Freys 
herr von Wart war fein Vetter '*); mit Balm war er bes 


1s) Gefdledtregifter ben Bullingers Geſch. von 
Cappel, in Gimlers Gamml., Th. 115 es wird beftdtiget 
von Berg. Leopolos Belkdrigungsbrief der. Frev⸗ 
beiten von Snterladhen, 1320, S. aud Gerhard 
von Roo S. 75, Ausg. Mugsburg 1621. 

16) Uefunde 15063 es gegen Jacob und Rudolf, Sereen 
vou Wart, mit Heren Litold von Rehensberg (dem fangern), | 
def W. von E. durch des Capltell freye Wabi Kaſtvogt fee 
je Interlachen. 

37) N. 15 kommen aud bie Namen von Wart, Goͤſikon, 
Stauffen, Klingen, vor; er ſelbſt hatte (Tſchudi 1308 
nach einer Ur kunde Eſchenbaͤchs) die Schweſter bes 
groben Freyherrn von Vaz. Mangold, Graf su Nellenburg, 
den wir mit Albrecht in heftigem Krieg ſahen, hatte Agnes, 
Balthers von Eſchenbach Tochter Galthaſar Pfifter’s 
sufdge au Mager; Mic.). 

17°) Der genau forſchende Schinz (Schweij. Mufeum XII) 
Mit thn fir den unter Maneſſe's Minneſingern vortonmens 
ben Eſchenbach. Sollte er es nicht gewefen fenn, fremde war 
er der Geſellſchaſt nidt. Viele mochte ce darin finden, wels 
che Albrechts Handlungéweife befeufeten , over batten; ſiehe 
im 2 Cap. bie 137fe Rote. 

17°) Haſelbach. Darum fea Ee ,, Hauptucheber “” ber Bers 
idwirung geworten. Er war ein Mann von Jahren, den 
srurfundlid im J. 1281 ſchon finden (Urkunde Duet 
‘thee Muͤllers Gut su Adliſchwol; Surlauben bey Zapf). 

18) N. 15 und 16. Allen deco bee Sinig caltra quaedam ab- 
ftulit; Hafelback; Origo dacum 4. 


J 


‘ 


10 II. Bud. Erſtes ECapitel. 


nachbart, bie Surg Wart lag in ber Grafſchaft Riburg 
anf der Hdbe eines toeineeichen Berges; Balm unter 
ber Grafſchaft Lengburg™>); dem Herrn von Tegere 
feild”) aus. ber Herrſchaft Baden war bie Gorge der 
Erziehung Herzog Johanns aufgetragen. 


Der, Tag, den fie beftimmt, verging ; Anlaß oder 
Entſchloſſenheit fehlte. Da druͤckte einen der Verſchwor⸗ 
nen die Angſt der Schuld oder Folgen, er beichtete; 
ſeine Buße wurde, den Koͤnig zu warnen. Albrecht, ire 
der Meinung daß der Neffe ibn ſchrecken wolle, hoͤrte die 
Ausfage ungldubig und fale”). 


Morgens, an dem Tag wo fie den Kdnig toͤdeten, 
‘bat Johann nach der Meffe den Kurfirften von Maing 
und den Biſchof gu Coftang, mit ſehr nachdrucksvollen 
Worten, mit Albrecht um fein Erbtheil gu fprechen. 
Der Konig rief ibn, verfprad), auf unbeftimmete Beit. 
Zugleich fuchte er ihn durch ben Mainziſchen Kurfuͤr⸗ 
ſten zu bewegen, daß ee. ben vorhabenden Krieg mit Boͤh⸗ 
men auswarte'®S. Der Juͤngling ſchwieg, fein Herg 
wurde erblttert,, murmelnd gieng er fort. Albrecht, 
ihn durch Schein gu gewinnen, rief ihn zuruͤck, erbot 
ihm hundert Pferde nach eigener Wahl. Man gieng 
gue Tafel. Cin Junter brachte Kraͤnze. Albrecht ftand 


18>) Die Burg war bey Groddictyls bes Teutſchen Orbens 
Jahrzeitbuch au Altishofen ruͤhmt bie. Schenkungen. 
Curlauben bey Zapf), Gals und Pala if cinerley, 
dic Bedeutung ein gehoͤhlter Fels. 

39) Gurfard von Fdgerfeld, Ritter, it in einer Urkunde 
1265; Mubolf, auh Ritter, in einer. von 2305: Der 
Edelknecht Burfard von Togervele verfauft 21344 feinen Sof 
gu Supfen; Konigsfelder Betefe. 

19>) Ottolar’s Reimchtonik. Auf Often, 14 April. 

19°) Er gedachte, nad der Gun bes Gluͤcks, die er da finden 
wuͤrde, hier, oder (wahrſcheinlicher) dort fein Erbtheil reich⸗ 
licher oder ſpaͤrlicher zu beſtimmen. 


Gefhidte bee Schweiz. 1: 


enf, trat umber, gab vielen, dem Neffen den ſchoͤn⸗ 
few. Aber der Schmerz feiner Seele war jedem bemerfs 
. F&™5. Da tam Nachricht von’ Anndberung der Koͤ⸗ 
nigin, und tourde befchloffen, ihr entgegen gu reiten. 
Roch meinte ber Koͤnig den nughicliden Johann durch 
Ueberfendung der beſten Speiſen gu erheitern. Er, dure) 
die liſtigen Aufhetzer, die nicht gedacht, dak er es fo weit 
treisen wuͤrde ꝰ), auf ewig abgewandt von feinemObeiin 
und KSnig ‘°*), begnuͤgte fic) beym Aufſtehen den brey 
Verſchwornen ju fagen: Er will ceiten, mit wenigen *6) 


Mittewod Nadmittages, am erſten May, in bem 
zehnten Jahr (eit Koͤnig Adolf durdy oder bey ihm erſchla⸗ 
gen worden, ritt Koͤnig Albrecht von dem Stein gu Bas 
den, wo er mit feltener Frohheit cine Mayenfahrt hielt, 
herunter. Mit ibm waren, außer dem oon Landenberg 
und Eberhard von Waldfee, um welche er im Herzogthum 
gehaßt wurde, feine angeſehenſten Raͤthe vom Land Oeſt⸗ 
reich?“), fein Better Graf Burkard von Hobenberg, 
Hugo von Werdenberg, der bey Wintertur fiegte, der ed⸗ 
le Grießenberg und viele andere Diener und Herren. 
Scherjend?°°) itt der Rénig burch die Thalgruͤnde an 


194) unwahrſcheinlich if was Albrecht von Strasburg 

me SJobann habe den Kranz von fic geworfen und feo 
sit feinen Feeunden aufgehanden. Der Kinig maͤßkte tol ges 

wefen feon, im Augenblick darauf, eben diefen Mannern im 
Kahn ſein keben zu vertrauen. 

69°) Auf den Mord war niemand, am wenigſten cin Kurfuͤrſt 
( N. 10) bereit; dieſer hatte ben Koͤnig durch Auseinander⸗ 
fegung dieſer Sache gu beſchaͤfſtigen geſucht, bis Gdpmen ge⸗ 
ruftet feo. I . 

19) Nicht andechtig ſoner Gnaden (nicht ſich erinnernd, wie 
viele Jahre cx fein acpfleat); Hagen. 

an Mes nad Ottotar, bem von Leoben und Ha⸗ 


* Serge von Buchheim, Stephan bee Midfauce, vee [ans 
g¢ Kappeler. 
20°) Colloquiis ſolatioſu. 


a* 


a II. Bud. Erſtes Capicel. 


bie Ueberfabrt Sey Windiſch; hier wurde er unter dem 
Schein, daß der Kahn moglichſt wenig beſchwert werden 
duͤrfe?), durch die Verſchwornen von allen uͤbrigen ge⸗ 
trennt. Auf dem Stammgut in dem Eigen, durch das 
große Kornfeld unten an ben Huͤgeln, wo Nabsburg ift, 
in ber Ebene wo die alte Vindoniffa lag, rite Kdnig Al⸗ 
Srecht swifchen dem von Eſchenbach und Wart; Balm 
folgte; Johann faumte, dad Schiff aufsubalten, daß 
es nicht ſchnell mebrere Heriber Hole. Da er fam, 
raunte man ifm gu, bee Augenblick fey da“ b). Der 
Koͤnig ritt, und redete mit Walther von Caftelen, Rit⸗ 
ter; aud) ciner von Ginftingen war da. Man fam in 
Gebuͤſche“): Johann hervor: y €8 iſt genug 2%)! 44 


Der oon Eſchenbach fiel dem Kdnig in ben Baum; Al. 


brecht erftaunt, hielt es noch fir Scherz. Ploͤtzlich Here 
30g Johann laut: ,, Hier der Cohn des Unrechts!“ und 
rannte den Speer ifm in hie Gurgel™S. Da fpaltete 
Balm ihm den Kopf; da fchlug Eſchenbach ibn durch das 


Antlitzꝰ!). Betdube ſtand Wart. Rach einem lauten 
Schrey fant der Koͤnig ohnmaͤchtig in ſein Blut; ein ars 


2 1) Dee Koͤnig wolle Gemach (ſeine Bequemlichkeit) haben; O ts 


tofar. Onus navi regiae; Chron. Neob. Gin Geamter, 

dem dee Kinig, der dem Koͤnig befonders gut war, habe ficd niche 

wollen abpalten laffen, bis Johann ihn ſchlug und verwundete. 

Der Kintg Habe dieſes der aͤblen Laune bes Juͤnglings zugeſchrie⸗ 

bens. ber Mann die Gade bedenklich gefunden. Ottofar. 

Wenn dle Stunde ba iff, hilft weder Borfiche noc) Warnung. 
a1>) Safurro; der von Leoben. 


-an°) Gine welſche Melle weit vom Sdhiff (Ottotar), wo 


in der Kirche su Kaͤnigsfelden bee Hochaltar au feben if. 
a1 4) ,, Beitet-(wartet) nit mebe. 


212) Go fagen viele und es if wahrſcheinlich, daß dic erte 


Hand Er anlegte. Doch Ottokar: der Koͤnig in der Noth 
Habe geſchrien: Sale, Vetter! und dann erſt Johann: „das 
iſt die Huͤlfe,“ wobey er von hinten ihn durchrannt, und 
‘thas ben Nacken gebrochen. 

a1f) Dieſes meldet Ottokar von Wart, hat aber andere Be⸗ 
richte gegen ſich. 


Gefhidhee der Schweiz. 1g 


mes Weih fah die Chat, eilte ibn aufsunchmens ber. 
Loͤnig ſtarb in ihrem Schooßß. Sn diefem Augenblick 
cilte feiw-alter Canzler, der Straßburgiſche Bifthof, here 
bey, fand ihn ſprachlos, kuͤßte dic blutuͤberronnenen Wane 
gen, (ud ibe auf einen Wager. Ganz Brugk lief here 
aus; dad Sand bemegte fich, Caſtelen fprenate den Moͤr⸗ 
ken nad, und fam zuruͤck mit dren ihrer Knechte ie - 
aber in der Pein des Sehleifens und Raͤderns ſtandhaft 
ſchwiegen). Zweymal war ibm nad) dem Leben getradhe 
tet werden), ins dritten Mal nahm er diefen Tod; fole 
den odes ift vor ihm und nach ibm fein Kénig**) now 
Kaifer der Teutſchen geftorben2**), 


Der Herzog Johann fchwang fic) auf des Koͤnigs 
Pferd; er und feine Freunde, erſchrocken als wenn dice 
fen Rath nicht fie gefaßt, rannten (Caftelen verfolgte fey 
derſchiedene Wege, haben von dicfem Tag an fich nie wie⸗ 
ber gefehen***). Der Herzog nahm mit einem Yingling 
ined Alters die Flucht in bas Gebirg, lag menige Tage 
ju Ginfidlen, undirrte durch den Wald. Man weis 
nicht, wie bald, nod) wo, dem Herrn von Balin der 
Echmerz des Unmuthes das Leben verkuͤrzt ) Vor 


a2) Hagen, 1297; undN.8. 

13) Denn auc Philipps (1208) Tod geſchah dod nidt mit vers 
mint Recht. 

03>) Rudolf von Liebek, Dombere au Coftangy, au Beronmiins 
fer Chorherr, (derſelbe, welcher die Caſuiſtik in kurze Berſe 
jufammen 30g — paftoralc novellum — Den (4 catal, 
Vind, T. U, p. Un beſchrieb den Mord ungefdoe tm Ges 
ſchmack €toubian’ 6, in Lateiniſchen Beelen, dte vielleicht ta 
dem Stife oder font irgendwo nocd modern. 

83°) Johann ſchien ben Verſchwornen (dig; fener getraute 
fd, ihn gu rettep; fpe vacuum, falutis dubium, abegerunt 
(Leod.). Er fldh recht als er wild war; feiner ſeiner Gefel⸗ 
len blieb in feines Vaters Hans. Hagen. 

24) Ex foll ſehr bald gu Altbuͤren geſtorben ſeyn; Wurſtiſen; 
LN. 42. Wohl seine Aeltern waren Rudolf und Jubdenta, 
welder legtern, als confanguineae, Herrmann von Bonfetten, 
homo ingenuus, nad thres Gemahls Abherben; gam Bors 
Bund gegeben worden; Urlunde 1298, 


14 II. Buch. Erſtes Capitel. 


Tegerfeld hat niemand gehoͤrt. Eſchenbach mit Wart 
floh nach Salfenfiein, der Burg ſeines Oheims. In 
bem erſten Augenblick allgemeiner Furcht eines augeſpon⸗ 
nenen Aufruhrs wider das ganze Haus Albrechts, fuͤhrte 
Graf Burkard von Hohenberg in großer Trauer den Her⸗ 
zog Leopold auf den Stein gu Baden; die Koͤnigin Eliſa⸗ 
beth, anfangs halb entfeelt Calle ihre Kinder ſchrien gu 
Gott), bald von der Groͤße des Unfalls uͤber ſich ſelbſt 
erhaben, verfammelte die Getrenen und fegte Grafen Im⸗ 
mer von Strafiberg und Herren Heinrich oon Grießenberg, 
maͤnnliche, weife Manner, unverddchtig und beliebt, ga 
Pflegern des vordern Landes*). Jn der Nacht als Al- 
breeht ermordet worden, ritt cin Mann durch fein Lager 
an bie Burg Furftenftein, und rief, ,, Here von Rot⸗ 
» berg, bev Konig it erſtochen.“ Das Lager brad) am 
folgenderr Morgen anf, dem Biſchof gu Bafel wurde 
Friede und Geld gegeben; in die Schweizeriſchen Wald⸗ 
fiette um Hilfe gefandt: jede Burg, feder Bergpaß ges 
ſtaͤrkt und Sefeet; und geworben, daß Herzog Friedrich, 
des vorigen Koͤnigs Erſtgeborner, am Leutſchen Reich 
ihm folgen moͤge. 


Zuͤrich raͤumte den Schutt von den bis ind dreyfighte 

Sabe unverfehloffenen Thoren?®) , denn alle Staͤdte vers 
wabrten fis. Der Abt Ramffein von S. Gallen nahm 
in weniger als einem Jahr acht Steuern gu feiner Bes 
waffnung. Zu Bafel, nachdem der Hof der Herren Moͤnch 
. von dem DBifchof und Abel eingenommen und verwuͤſtet 

worden, mufiten fie aus der Stadt fohrodren2”). Die 
hon Schwytz verfchangten bie Eingaͤnge des Landes; die - 


85) Hagen, 1308 ; ber zwar Grießenberg in Trießenburg vers 

"felt. Noch 1322 fab gu Beug ,, bev edle Herr, Here Heins 
„rich von Ge., zu Gericht an der Herzogen Statt;“ Lis 
nigsfelder Brief. — 

26) Kriegs Chronit; Helv. Bis. St. IV, S. 859. 

27) Doh blieben fie nicht 14 Jahre abwefend ; ſ. die Beta ns 
be N. 7. 


“Befhigte ver Schwei as 


Unterwaldner verwahrten hurd) Pfahlwerk die Landung 
an Stanzſtad, und erboben einen feften Shurm, dem 
Saude zu Wehr und Warht*). Hicrauf betrachteter 
bie Walofiette ruhig die Bewegung der umliegenden Ses 


gend, und anttocrfeten folgendermafien aufbad Anbrine 


geu ber Oeſtreicher; „den Konig, welder uns nie Gu- 
„tes erwieſen, wollen wir nicht rdden an denen, die 
yy uns mie Seid gethan; wir wollen fein Theil nehmen ar 
„ihrer Shat; wir halten Friede mit allen, die uns rubig 
„laſſen.“ Solothurn, welche nach einem Bund mit Koͤ⸗ 
nig Albrecht ihre Mannſchaft feinen Soͤhnen zuſchickte, 
„ſo lange fie den Krieg dieſes Landes perſoͤnlich fuͤhren,“ 
und Bern, welde fid) Friedens mit ihnen beguigte, 
ernenerten anf ewig ifren Bund mit einander). Die 
Stddte von Aargau, eingedenf, wie viel mehr Gunſt vor 
den Koͤnigen Nudolf und Albrecht ihnen bewieſen wurde, 
alg Benen con Adel, fchwuren auf dem Stein gu Baden 
Behauptung der Herrſchaft. Bon des Reichs Kurfuͤr⸗ 


fen wurde auf Empfehlung jenes Peter Aichfpalter, Erz⸗ 


biſchofs gu Maing, und nicht ohne Zuthun Otto’ns vor 
Granfon, Biſchofs su Bafel2?”), Graf Heinrich von 
Lurenburg sum Koͤnig erwaͤhlt. 


28) Fagger. Der Thurm bey Stanakad Keht nod. 
29) Urkunde 1308, ap. Solodoro, wo Rod, und in Bern 
Manger, Schultheiß war; Erlduterung des Bundes, 


a 


eod. Wns cinem ted, 1415 gemadt (in Stettlers . 


Chronif ad 2. 1278; bey Gentenberg, Sel. Inris, t. 1V, 
in Der ſonſt unintereflanten Schriſt aber den Urfpeung dev 
Herzoge von Oeficereich) , ware au glauben, daß Herzog Jos 
hann in allgemeinem Suffand unit Macht bie vordern Lande 
beboupten fonnte; aber Aargau blieb tren, und er verließ ſich 
ſelbſt. Sie Fandelten wie Brutus, animo virili, conſilio 


puerili. 

29>) Er fimmte den Sof su Mvignon, den Ehrgelz bes Koͤnigs 
gon Sranfreich diefmal nist gu unterfigen (Johann von 
Eermenate hil. Mediolan.; Murat. 1X). Wud nad 
mals leiſtete ce dem Koͤnis au Avignon Dienfe; Mufface 


16 IL Bud. Erſtes Capiter. 


Die Bluts Herzog Leopold aber, verftdekt aus dem innern Erb⸗ 
tae. land, madhte fic) auf, fam it die Surg Wart, und — 
Sradh fie, nachbem er alle Diener Herrn Rudolfé umge- 

bracht. Obſchon Here Jacob von Wart unſchuldig war 

an ſeines Bruders Gedanken, zerſtoͤrte der - Herzog fein 

ganzes Olid, fo daß er bas Alter su Reftenbady, in ei⸗ 

nem Dorf feiner Vordltern, in einer ſchlechten Huͤtte zu⸗ 
Hringen mußte. Farwangen, des von Balm vornehmſte 
Burg, wurde auf Gnade gedffnet; worauf der Herzog 

und Agnes feine Schwefter, Wittwe Koͤnigs Andreas 

. bon Ungarn, drey und ſechszig edle und, andere Kriegs⸗ 
maͤnner, welche bis in ben Tod ihre Unſchuld behauptet, 

. oor ifren Augen in dem Wald enthaupten laffen. Dieſes 
wiederbolten fie bey Zerſtoͤrung Altbuͤrens, welche Surg 

ſechs und viersig Mann far den von Balm, ihren Herren, 
oerwahrten. Als am Tage der Cinnahbme oon Maſch⸗ 
wanden, ciner Surg des Haufes Eſchenbach, alle Diener 

Herru Walthers umgebracht wurden, fol in der Wiege 

, t+ Fela Rind gewinfele haber, undoon deu Kriegsmdnnern 
(bey wahrem Muth wohnt Menſchlichkeit) aus den 
Handen der Kdnigin Agnes, welche es erwuͤrgen wollte, 

faum gerettet worden ſeyn?). Es ift fein Zweifel, daG 

diefe acht und zwanzigjaͤhrige Furftin, der angebornen 


im aten Gud. Dieſer Geſchichtſchreiber, ein einſichtsvoller 
Mann, berichtet, Philipp der Schoͤne habe vornehmlich das 
Reich von Arles und das Rhonethal bis hinauf an die Graͤnze 
der Teutſchen gewuͤnſcht (Im 6ten Bud). ° 

29°) Zwiſchen Tetlifon und Hintfon , unfern der Thur; 
Tſchudi Gallia com. 

30) Ballingers Chronif. Yu eben angef. Schrift bey Sen⸗ 
kenberg wird erzaͤhlt, „wegen ſeiner Lieblichkeit haben die 
„Hauptleute des Kindes geſchont; Agnes habe ſelbſt es wie 
„adoptirt, ehe fie ſeinen Vater erfahren; da fie endlich fhm 
„das Leben gelaſſen, dabe fle ihm an die Stelle des Eſchen⸗ 
„bachiſchen den Geſchlechtsnamen von Sgwarnders ia tras 
„gen aufcrlegt,“ 


| 
! 


% 


Seſchichte ber Schweiz. 217 


Cerenge ihres Gennithes nach”), dieſe Blutrache uͤber 
ſeht viele unſchuldige mit grauſamer Luſt“) geuͤbt. 


MIs die beyden aͤlteſten Herzoge, Friedrich und Seo. 
pold, endlich auf ben Berg Albis und wider. bie Schna⸗ 
belburg gogen’*”), wurde ſowohl aus dex Waldftetten 
meen Andenkens alter Freundſchaft mit Eſchenbach, als 
ven ben Zuͤrichern, welchen die Surg nabe lag, ja von 
Rénig Heinrich, Aufnerkſamkeit beforgt?).. Allo wur⸗ 
de den Zuͤrichern, um Friede und Handel, von des Frey⸗ 
herrn Gut ein großes und fruchtbares Feld mit einem 
Wald an der Gil (ihrer Stadt erſtes Gebiet) uͤberlaſ. 
ſend), und Schicdrichter und Sirgen der Schaͤtzung 


33) Hagen 1308. ; 

32) ,, Mehe als anmenidlih und anders als einem Weibsbild 
wn gebbbrte,  Thpudt; Adeo crudeliter ut:Elifabesha puella 
regia fibi ĩpſa pati extrema videretur, Bucedin. Conſt, ad 1309 . 
nad S. Elifaberhen Legende; ,, Nun babe-ich in Manthau,” 
fel fic gefagt haben beym Blute der 63 Mdnnce von Farwan⸗ 
gen; Bullinger. And die Kdnigin Mutter, in dieſen Tas 
gen gang Weib, da ihe Sohn Friedrich an dem Blutvergie⸗ 
fen Abſcheu befam, jagte: „Ich merke wohl, bak bu ten 
„keichnam nicht fabeft. Wie entſtellt war er! Mit Spinnen 
stud Rdhen wollt’ ih mein Leben gubsingen, wuͤßte ih nur, 
„daß Albrecht lebt!“  (Ottotars . Meimdronif.) Die 
Menken dieſes Zettalters Hatten Kraft su Liche und Haß. 

32>) Die Schnabelburg und Albturn (irgend cine Warte auf 
dem Albis7) feo von beyden Fuͤrſten esobert worden, 
Ottotar. . 

33) Bertrag der ehrbaren Barger von Zärich mit 
Oefr., 1309, 1 Augh., bey Tſchudi. . 

33>) Theil on dem Wald Hatten fle fruͤher (Richsedriey, 
1304): Has fle befanien, fieng an bey bem Kranel (ten 
vor Schaͤzenplase her Stadt nur die Gil trennty, bey weldce 
Surth Rudolf Driller der jingere und die Frauen von Hetens 
bah von ber Buͤrger ARmende etwas cingufangen vermeint. 
Manudl dee Gemeinde BAcid an die Helvetiſche Res 
sierumg 1801, — 

Il, Theil. B 


18° IL Bud. Erſtes Capitel. 


nnd Erftattung alles zufaͤlligen Kriegsſchadens ernannt 24) 
In den Tagen als diefe Burg wif allen ihren Diener 
untergitng, fprad) su Speyer Kdhig Heinrich? by di 
Reichsacht, wodurch alle wider Albrecht Verſchworn 
fiir todeswuͤrdige Leute und ihre Weiber fie Wittwen er 
klaͤrt, ſie ihren Freunden verboten und ihren Feinden er 
laubt, ihr Gut (nicht ohne Vorbehalt ihrer Kinder An 
ſpruͤche) dem Reich verfallen, und alle, welche ſie aufse 
nommen, fic mitfhuldig erfannt wurden”). 


34) Grielenben, Hartmann von Baldegk (der juͤngere. Ur ba 
1309); von Bari, Rudolf Mader und Hanns Bilgerié 
Schiedrichter, Friedrich von Tefendurg Obmann. Buͤrgen 
Oeũr.; Truchſeſſe von Dieſſenhoſen, Egbrecht von Goldenberg 
Sauten u. a.; Zarich; Mailer, von Eſche, Ritter von Lunk 
hofen, Schultheiß Jacob Brun, Krieg, Schaͤfti, Bilgeri 
urkunde ber Schiedr., daß dle Herzoge den ZSuͤrichern 
a0o Mark gu geben haben. 
94°) Bon dieſem Tag meldet die Reimadeentt zwey merk 
wördige Uinſtande: Nad Speier fey ex auf Anſuchen bes Erg: 
biſchofs von Maing verlege worden; dieſer, ven den Verſchwor⸗ 
nen als Berfifrer Johanns genannt, abe fich dieſſeit Rocing 
nicht ſicher geglaubt. Die Hergoge ſeyn „in Mannheit unt 
in Geturſten (kuͤhn),“ welt praͤchtiger als der neue Kinig, 
init ,, wehrlicher Weygand großer Schaar“ (an Einer Tafel 
wurden 700 Ritter gezaͤhlt) fo erſchtenen, dab der iy 
nig Argwohn geſchoͤpft. Hierauf Habe Friedrich die maͤchtige 
Feinde vorgeſchuͤtzt, durch deren Antrieb dee Vater fiel, un 
web Kurmaing hiemit Kurfiek Rudolfen von der Pfals g 
meint, welder Koͤnig Adolfs Sdhwicgerfobn wae. Endli 
Dod habeer Friede geſichert; Adolf und Albrecht (ihre Wit 
wen, Jmagina und Elifabeth, waren gugegen) feon beng 
fest worden. Gleichwohl Habe die Belehnung Schwierigke 
ten gefunden, weil bas Erbtheil Johanns und viel von Ulbred 
Unredhtnidbig angemaétes an das Reich zuruͤckgefordert wurd 
Bs) urt unde, Speier, vor GS. Moris (Balm wird hier g 
nanut von der Balmen). Die verfakenen Giter findet ma 
nicht beym Rel, fondeen unter den Herzogen. Verſchie 
neé, was im Urbario vorfoinmt, mag (wie Oberhofen, w 
Ufpunnen) damals an bas Haus gefommen ſeyn. Schad 
daß nicht angegeben wird, um was fir Durgen Sere vo 
Eſchenbach dem Kinig Feind war, 












é . | 


Gefdhidhte ber Schwelz. 19 


Herzog Johann war in Moͤnchsgeſtalt nach. Stalien 
gcfommen ; er ift, nachdem Kaiſer Heinridh ihn gu Piſa 
zeſehen), in folche Duntelheit verſchwunden, daß man 
ton ſeinem Lebensziel nicht weis, wie hoch er es ge⸗ 
brache?7) , und ungewiß iſt, ob er bey den Auguſtinern 
ju Piſa, oder als cin unbekannter Bruder in hohem Ale 
ter im Cigen auf dem Stammgut geftorSen**), und ob 
der Blinde, welchen viele su Wien am neuen Markte bets 
teln geſehen, Cohn diefes ungluͤcklichen Fuͤrſten, wie 
tr fagte *7), und Urenfel Koͤni? Nudolfs gewefen. Wale 
ther von Efchenbad) fandte feiner Gemablin cine Urkunde 
ibres mitgebrachten Gutes; hierauf lebte er fuͤnf und 
dreyßig Jahre als cin Schifer im Lande Wirtemberg, 
bis ex fterbend fic) befannte, und begraben wurde nach 
der Warde des uralten Stamms, von dem nichts mehr 
abrig blieb“), als der Nachhall Teutfcher Lieder. Der 

Ba 


$6) 1323. Hagens man ſpricht, ev fey gu Bila verdorben. 
$1) Tidubl Hemmerlin de nobilit. (ft thn 1363 crs 
lcben. 


33) Hemmerlin und Felir Faber, H. Suer., in der Mitte 
des fanfsebnten Jahrhunderts. Mehr als ſechszig Fabre nad 
dieſem fep cin Ehrfurcht cinfldfender Geeis von edler Geflalt, 
Hanns genannt, an den Ort gefommen und Habe eine Hitte 
gesauct. Dieſer Habe ales wohl gewußt, und die Kloſter⸗ 
frauen haben thn fir der Herzog gepalten, welches ex Rers 
bend bekannt. ' 

39) Thomas Ebendorffer von Hafelbad. In fylva 
foeminam quandam fecum habuit, et ex ea filium Lathonium 
genuit, quem faepius Viennae vidi, etc. 

40) Herrmann von Eſchenbach, welder Biſchof zu Cur und 
Abt gu Pfdvers (Tidubi Gallia com.; Sprecher, Pall., 
L. 3) um 1326 Gach, (ol ber letzte Diefes Namens geweſen 
fen (Hottinger, RG. Th. II, GS. 152); in Urkunden 
fiatet man 1310 ben Edelfnedt Johann von Wabiſchwol 
(aleihen Geſchlechts) fein Reichslehen in Weiler am Brinig 
wetanfen; 1325 biefen Johann, als Ritter, mit Walther, fete 
hem Oheim, tm Verkauf anderer Lehen, welche Leopold Phe 
lippen von Sien gu feinen Handen gegeben; bepde 1320, mo 


— 


20 II. Buch. er fes Capitel. | 


Freyherr von Wart, welcher. die That nur geſehen 
wurde aus Hochburgund, als er zu Avignon von den 
Papſt Suͤndenlosſagung ſuchte, von Balms und von fei 
ner eigenen Gemahlin Vetter, Grafen Diebold von Bla 
mont, den Kindern Koͤnig Albrechts uͤberliefert * ~) 
und von den Blutrichtern gum Tode verurtheilt. Als e 
mit gebrochenen Gliedern auf dem Nad gefpannt fag **) 
fprach er nach feinem freyen Gemith: „Ich muß un 
„ſchuldig fterben; aber in Wahrheit haben auch die an 
„dern keinen Koͤnig erfchlagen, fondern den, welche 
pr toider Ehre und Eid cine blutige Hand an feinen Herren 
Konig Adolf, gelegt; wider Gott und Mecht feiner 
p Vetter, Herzog Hanns, das Land vorenthalten, un 
„wohl werth geweſen ware gu leiden, was nun ich 
a Mir vergebe Gott meine Suͤnden!“ Mit nicht gerin 
gerer Standhaftigkeit blieb feine Gemahlin vom Hau{ 
Balm *) (nachdem fie, bey Gottes Gnade am juͤng fte 
Jag, die Kdnigin Agnes vergeblich fniend um fein Lebe: 
., gebeten) drey Tage und Naͤchte bis er ſtarb, ohne Mah 











: Die Grafen von Riburg ben Kiechenſatz von Thun dem Kl. Ir 
teelachen beſtaͤtigen; 1323 ſchenkt Walther, der fid hier al 
Konrads Sohn unterſcheidet, feine Reichslehen dieſem Klofter 
eod. leiſtet ce Buͤrgſchaft (tenetur ratione obſtagii) fie be 
Grafen von Savohen. Wir Haben nod feine fodtere Spur 
wenn dee Unglicliche 1343 ſtarb, fo ift cr wohl dcr Letzte. 

ar Dee von Mla (Lisle) gab tha den Fuͤrſten gu taufe 

agen. 

4:1) Tſchudi: Zu Brugk and wo die That geſchah. Nach ar 

dern, gu Wintertur, wo, nach der Lage ſeiner Burg, War 
thochte gerichtet merden. Chron;.Gemnic. (Pez, (cripts. 11, 
geht wohl dod nur auf ben Herren von Wart: milites duc; 
‘ Johannis miferabilicer trucidavit (Leop.).ad rotas politos men 
- bris confractis. 

42) Durd dieſes Namens Sifverftand geſchab wohl, daß dafii 
gchalten wurde, es fey der Here von Balm 1310 tn. einer 

Frauenkloſter gu Baſel geftorben; es past auf fie gana gui 

_ &, dovigens aud) Hagen und Fugger. 


Sefch ich te ber Sdhweiy a 


ay Setend, unter dem Rad. Mach feinem Tobe gieng 
ſe ju Fuße nach Bafel und ftarb in untroͤſtbarem Gram. 


| Raffeling , fein Knecht, litt feines Herrn Tod “). 


Nachdem, befonders durch der Kdnigin Agnes- Bes . 
trich, mehr als taufend unſchuldige“) Manner, Weis 
ker nnd Kinder), durch bes Henfers Hand hingerichtet 
worden, ftiftete Agnes mif ihrer Mutter in dem Feld, 
wo ber Mord gefdjah, ein Kloſter dec mindern Bruͤder 
nad cin Elariffinnen Grauentlofter *), weldye bende Or⸗ 
ten mi¢ gleichen Freyheiten begabt find*’). Ueber den 
Srimmern eines Palaftes der alten Gtadt Bindoniffa 
legte Elifabeth ibre Mutter den erften Stein **) ; fie baute 
den FroHnaltar auf die Stelle, wo der Kdnig ftarh; an 
ſeiner Jahrszeit wurde im Umkreis einer Meile allen Duͤrf⸗ 
tigen Brot gegeben*”). Fn voller Freyheit von Steuern 
und Geridten*”), aud dreytauſend Marf Silbers, wurde 
bas Kloſter Kdnigsfelden gegruͤndet. Es wurde von 
ber Kdnigin Eliſabeth und vielen edlen und fuͤrſtlichen 
Frauen mit Gut”) an Zebuten, Kieinodien *) und 


43) Rae, Chron.; ev -fey bes Kbnigs Pferd tn ben Zaum 
ach 

44) Es i€ Har, daß bie That nidt Aberlegt, inde mit meheers 
als den Thaͤtern verabredet war. 

45) Bucelinus \. c.; und fo viele. . 

46) SGtiftungsbsicf der Koͤnigin Eiifabety, Wien, 
130%. 

47) urban IV regolam inflituerat; Betef Bontf. Vil, in 
{. vierten Jahr: bey den Schriften dieſes Klofters. 

48) Hagen, 1308; man fand in der Grundfeſte, „Zeichen, 
„daß vormals gar cin herrlicher Gdu ba gefanden.“ Cine . 
Wafferteitung von Brunegk herab, wird in bee Schrift bey 
Senkenbers (N. 29) erwdhnt. 

49) Rinigsf. Brief 1320. 

$0) Frenheithelef Hergogs Otto 1330. 

30%) Befonders dem reiden Kirchenfage von Stanfer und els 
nem Hofe au Rheinfelden, welchen Eliſabeth gcfauft. Stil⸗ 
tungsbrief, Bien, 29 Gept. 1311. 

51) Geidene ,, Tage und Golter, Decklachen, Tiſglachen u. a. 


22 IL Such. Erſtes Capitel. 


foftbarem Gewand, aug der umliegenden Gegend aber 
gon jedem, der Gott ober dem Hof zu gefallen ſuchte, fe 
reich verſehen, daß mehr als vierzig Gchweftern™), bie 
mit wenigen Bruͤdern wechſelweiſe Gottesdientt hielten ), 
ber Zeit nach, darin ſehr guten Unterhalt fanden“ ). 


„Gwatt;“ Brief her Agnes 1318; von ihrer Mutter 
(unverduſerlichen ibid.) Kleinodien, und von ben 3000 
Mart ik cine Anmerfung im TCinigsfelder Bud. 

$2) Biergig, nah ber Agnes Brief 13305 vier mehr cis 
eben folder 1335. (Man leent aus jener Urfunde 
bie porigen Gefiger ber von Agnes sufammengefauften Guͤter: 
Endfeldcn im Aargau wird von Difentis, in den unteren 
Freydmtern viel von Futerladhen, gu Hufen bad Gut Wers 

" nerd von Wolen Ritters, sa Hallwol von dem Zitididen 
Mailer u.f. f. gekauft. 235 Mart Silber gelten (vers 
intereffiren ſich mit) jahrlich 7 Mark.) 

33) Verordnung dariber 1332. Gebildet wurde bic Klo⸗ 
ſterzucht nad der Art, whe fie nad GS. Claren cigener Lebee 

- (neunmal patte ber Stifter au ibe gewallfahrtet) in dem Klos 
fcr Gewemengen (Gepligen) bey Ulm beobactet wurde. 

Chronik. Vieles iſt aus bes Rlofiers Handfefie gu 
lernen: bas Aeußere, Weltlide, verfahen die Bruͤder. Die Kies 
chengierden, des Kloſters Leinmand, Seide und Kleinodien, 
das Wachs,das Oel, bas Glas, beſorgten die Schweſtern. 
Was Kinigin Eliſabeth, ſterbend, von Kleinodien hinvergabet, 
verwahrten dieſe, und liehen es an hohen Zyten (Feſten) 
hervor. Der Ordensgeneral, Michel von Ceſena (der beruͤhm⸗ 

tey) bewilligte am Ende der Kirche aud den Frauen cin Chor, 


$4) Res, Mandeln, Feigen, Sucker, Weinbeeren und Hiner 
fae die, welche an Suchten, Ritlen (Fieber?) u.a, au Bette 
liegen; ben dbrigen, bed Mittags,' amen Gerichte von Muß 
(Brey) und cined von Eyern, des Nats, eines von Mus, 
eines von Eyern und cines von Milch oder Kaͤſe; babeo war 
aud Schweinfleiſch, Pfeffer (von Gewilde), Galen, O'R; 
und je fir fuͤrf Schweſtern zwey Mas Wein. Mn der Fabraeit 
Kinigs Andreas, deffen Wittwe Agnes war, wurden fle Arme 
fieben Muͤtte Korn gebacken; awes $fand befamen dic Fraucn 
au der Mahlzeit, hoppelt fo viel (até Taſchengeld) in die Sand, 
aud Cloufticrinnen und Hausarme cin Pfund, eben fo viel dic 
darfommenden Brieter ur f. ff. Berordnungen der 
Bones 1330. Ya drey Jahren zwey weiße Rake, alle finf 


Geſchichte der Schweiz. | 23 


Agnes, welche von Jugend auf kein Gefallen trug an Rit⸗ 
terſpiel und Hofpracht*>), und ungern ihre Jungfrau⸗ 
ſchaft verloren), wohnte bey dem Kloſter“). Wenn 


Jahre einen Mantel, ans Jahrzeiten und andern Guͤlten, Un⸗ 
terroͤcfe, Haupttuͤcher, Schaprun (chaperon), Kuͤrſenen 
(eorſeis7? eher Bettgewand!) bas Leinwand, Sommerſchuhe 
und Filzſchuhe; Ordnungen der Agnes 1335 und obi⸗ 
ge. Die Chronik ſagt, fo habe die Koͤnigin ef ſtiften wol⸗ 
fen, daß jede Fuͤrſtentochter mit Ehren darin ſeyn koͤnne. 

s4*) Sie mar von kleiner Statue und wan findet von ihrer 
Schoͤnheit nist vicl geruͤhmt. Sie fuchte anderes. Als Lind 
Giebte fie Einſamkeit, gu Hiren ,, was Gott au ihe fpreche. “ 
Oft verabeedete fie mit Rudolf, ihrem liebſten Bruder, 
necicher jung alé Kinig von Boͤhmen flarb, in Capellen gu bes 
ten ; thre Uebung fey vornehmlich geweſen,, durch Gotted Ges 
fee natirliden Hochmuth gu brechen.“ Alles nad der Klos 
Eceronit von Kinigésfelden, weldhe Fark Martin. 
Gerbert von S. Blafien tn der Crypta nova gelicfert Hat. 

$5) Da fie cinem Cofonna verlobt war, ,, unterfiand fie mit Ges 
„bet, ſeines Bettes Aberhoben gu feyn; Hagen. Das iff 
sober ebintid Serre von der Calupin” gegen beffen Ehe fie 
anfer Frauen 90,000 Ave verhieß; ,,benn fie vernam ctwag 
„in der Gad dap fi semal ungoͤtilich dunket.“ Ueberhaupt 
wollte fle ,,cin einiges ſuͤfzendes TAG ( Tatboen) fuͤrbaß 
„ſen, und trug nit me denn ein Rokli von roher Wull“ 
(der Wole ihrer eigenen Schafe). Da fie ſehr alt war, bes 
zeugte fie, in dieſen jungen Tagen Jeſu vermaͤhlt worden zu 
ſcoa; ibn nannte fie ,,mein Roͤschen, mein Koͤnig, mein: 
Kaiſer.“ Beſonders ergoͤtzte fie die Geſchichte ſeiner Kinds 
heit. In den armen Kindern ſah ſie ihn, und kleidete ſie. 
Chronif. Alles dieſes zenget von einem gluͤhenden Gefuͤhl 
fie cine hoͤhere Schoͤnheit als die Welt geben kann; dieſer 
frebte fie nach, unermuͤdet, achtzig Jahre; derſelben Bilb 
machte ihr alles leicht. Willſt die Welt bezwingen, ſchaffe dir 
etwas, bad fie nicht fat, weil es hoͤher itt. 

$6) Gie unteritheidet ihre Hofftatt bey dem Kloſter, in dem 
Brief 1388. Es woe cin „klein demuͤtig Has“ zwiſchen 
ben Wohnungen der Bruͤder und Schweſtern, gegen Auftang 
der Goune; niemand fam ba bin Ungerufen; fein Mann bes 
tam daſelbſt Nachtlager; brew Frauen, die fe mitgebracht, Mens 
ten the vierzig Jabre. Die Schweſtern dburften feine Gdke 
empfangen (Gtiftungsbrief). Bonen wae fn J. 1312 
burch den Provincial dle Claufur gegeben. 


24 Il, Bud. Erſtes Capitel. 


fie vor der Morgeumahlieit ) Meſſe gehoͤrt und Nach⸗ 
mittag mit’ ihren Dirnen Kirchengeraͤthe 8) gewirkt, 
pflegte ſie eine Teutſche Bibel und ein Bud) von den Hei⸗ 
ligen zu leſen. Sie faſtete fireng®®>) und bewies De⸗ 
, much im Fußwaſchen“*), Liebe in Almofen®**) und 
folche Andacht im Leben, daß die beruͤhmteſte Schweſter 
im Aargau, Hildegard von Wollhaufen, durch die Koͤ⸗ 
nigin Ubertroffen wurde). Doch wiinfchte fie vergeb⸗ 
Ulich, daß Bruder Berchtold Strobel von Offtringen, ein 
‘alter Kriegsmann weiland Koͤnig Nudolfs!?°), welcher 


„unter Brugk in der Felshoͤhle eines Berges mit Bruder 


Niclaus von Biſchofzell einſiedleriſch lebte, in bie Kirche 
ihres Rofters fame. Er fprach gu ibr: „Frau, es 
" ift cin ſchlechter Gottesdienſt, wer unfchuldiges Blut 


$7) Nog arl ber Fuͤnſte pllegte ſeine erſte Mahlzelt um neun 
Uhr sui halten; Geſch. deff. v. einem Augenzeuger, 
im D. Muſeum 1781. Daher nennen die Berner Mo r gen⸗ 
effen was wir Mittagemahl. 

$8) „In Gold unübertreflich;“ Chronik. Rokbare Ding 
gu Gottes Ehr;“ Hagen. 

S¥™) Wohl gad fie an Feften „ein ehrlich Mahl; fo aber daß 
an ihrer Tafel allezeit mehr Maͤßigkeit herrſchte, alé font im 
Kloſter. Wenn ſie, Geſundheit halber, die Faſten uͤbertreten 
mußte, fo aft fie tebend am Fenſter. 

$8°) Siechen, Ausfdsigen, entzog fie thren Beſuch nidt, gas 
—— on Hand in Hand, und fland {dwergcbdrenden Muͤt⸗ 
tern bey . 

$84) Dieſes ohne Heucheley: and fabeende Frauen wurs 
den gefpetfet; ein Gulden bee Dirne gegeden, weldhe auf dee 
Zurzacher Meffe ben Bortang that. Rhan, Mfc. Sle 
gab auc ,, elffion Buben“ (ruffians) and Spielleuten, wie 
ben fabrenden Frauen, damit fle weniger findigen fo lange 
fie bas haben. 

g9) Eben dDerf. 1308. „Kniet alle,“- fagte Schweſter 
Helg, da fle feebend Agnes Hereinfommen fap, „kniet; in 
dem Menfchen fo hereingehet, wohnet der Here mein Gott; - 
Koͤnigsf. Che. 

$9.>) Gor thm flegte er welland in Ritterſpiel an dem groben 
Tage au Laufanne 1275. 


SefHidte der Schweiz. 35 


nvergieGt, und aus dem Raub Kidter ſtiftet; Gott hat 
n Gefalien an Gitigfeit und on Erbarmuang ꝰ).“ Auch - 
andere glaubten, ,,die Kénigin fey cine tounderbare, 
wliftige und gefdwinde Frau, beherzt wie ein Mann, 
„auf deren Schein geiſtlichen Wandels nicht viel gu hal⸗ 
ten fey)» 4 und leiſteten faumfelig die verheißenen 
Woblehaten'**). 


Indeſſen wurdevon dem Konig Heinrich nicht allein bie Entiels 
Anmaßung der Stadt Wyl burch den vorigen Kdnig nach c. Saweis, 
bem Zeugniß der eigenen Diener und Raͤthe Albreches ) —* 
far unbillig erklaͤrt“); ſondern er gab den Schweizern, 
ſowohl fair die Reichſsunmittelbarkeit“), als fir ihre 
nnabhoaͤngigkeit von den auslaͤndiſchen Gerichten“), bey 


6o) Tſchubdi; und GHottinger l. c 147. Was den Gis, 

tern der Herren von Wart bereiderte fle. das Frauenkloſter 
gu Tos; aps Senkend. 1, e. N. 29 

6). Tſchudi. GS. die bittern Wien G. Eliſabethen Legende 
nider Agnes bey Bucelin. l.c. ſeit 1300. Wie glauben 
Karlin dem Vierten, der urtheilte, ſie habe an Weisheit und 
Sinn kaum ihres gleichen gehabt (Chronik Koͤnigsf.). 
Eine grofe Frau, wenn auch nue um ibe Feſthalten Aber Eine 
Pee, Einerley Ton des gangen Lebens. 

62) Papk Joh. KAI, Thefaarario yon Baſel 1329; eben 
decf. dew Kl. Wettingen 1334. - 

63) Werdenberg, Strasberg, und ftrenui viri Baldegk, Truch⸗ 
ſeſſe von Dieſſenhoſen u. a. werden genannt. 

64) Sbnigt. urkunde 1310, 1 May, ap. Turegam. | 
Dard cine andere, 1311, Laude (Lodi), 8 Kal. Maji, 
erncuert Scincih fie S. Gallen Adolf Anweifung von 
1300 Marl, At Wilhelmen gegeben, auf des Reiss Cine | 
femmen von G. Gallen, Appengell u. a. OO. 

65) Die Urkund en find bey T(Hubt, 1309, und, reegen ‘ 
GSteinen und Art, welche ausdruͤcklich in Reichs ſchirm aufge⸗ 
-Rommen werden, 1310. 

66) Urkunde rg0g: veltris inquierudinibus obviare cupientes; 
noſteae majeftatis confiftorio duntaxat excepto; coram adro- 

| cato nofiro provinciali ‘mer fines vallis parati fitis iuri ſtaro. 


‘ Es if fonderbar, daß dle Formel bis auf Wohlgefa | 


a 


206 IL Sud. -Erftes Capitel. 


welchen fie hm die Zerſtoͤrung ber Schloͤſſer angetlage 
wurden °’) , ſolche Beftatiguugsbriefe, daß ihre Feinde 


_ Sey einem unparteyiſchen Reidsvogt) fie niemals ane 


suflagen getoagt. Was ben Reichsvoͤgten geſchehen, 
ſchien dem neuen Konig nicht unbillig; den Grafen cow 
Habsburg batten die Waldftette weder einen Schilling 
Einkommens nod) einen eingigen Knecht abgenommen. 
Dreyhundert Cidgenoffen begleiteten Koͤnig Heinrich, da 


er aber Laufanne die Heerfabrt nach Sealien unter 


nahm >); die dbrigen zogen mit ihren Heerden in das 


Gebirg. 


Dieſen Ausgang nahm Koͤnig Albrechts von Oeſtreich 
unruhige Vergroͤßerungsbegierde, daß er ſeinem Hauſe, 
auf Unkoſten des Zutrauens und Wohlwollens der Fuͤr⸗ 
ſten und Voͤlker, einige wenige Herrſchaften erwarb, und 
nebſt ſeines Bruders einzigem Sohn die glaͤnzendeſte Die⸗ 
nerſchaft ſeiner Voraͤltern, und einen beruͤhmten Frey⸗ 
herrnſtamm, oor der Zeit mit fic) in traurigen Unters 


gang rif. Die Unternehmung der Schweiger, wodurch 
damals ihr Zuſtand nicht im geringſten veraͤndert wurde, 


gab Anlaß, einerſeits zu hundert und neunzigjaͤhrigen 
Fehden und Rriegen™), anderſeits gu dee Umfaſſung 
gang Helvetions und Hohenrhaͤtiens in eine ewige Eidge⸗ 
noſſenſchaft. Mach dem, fiir die Waldftette (don gluͤck⸗ 


fen tusque ad voluntatis noftrae beneplecitum) in ber les 
Eunde an Schwytz nidt 1k; aus Verſehen, oder well Sdrvg — 
tn — Zeiten wirklich unabhangiger Freyheit Heimath ge⸗ 
weſen? 

67) Man ſieht aus ben klaren Worten der Urk. N. 33, daß 
die Herzoge 1309 die Walbſtette gu uͤberziehen vorhatten, und 
es iff von keiner andern Veranlaſſung die geringſte Spur. 

68) Graf Rudolf su Habsburgs Lauffenburg heißt in Urk. M. 
64 und bis 1313 Advocatus provincislis, 

68>) Seine Rede gu Laufanne und mit wie wenigen ce Aber dic 
Wipen gieng, fiche bey Muſſoti im erſten Bug, 

69) Bon 1309 (ſ. N. 63) bib 1499. 


Seſchichte bee Sdweig a7 


iden, Sob Kénig Albrechts trug ſich diefes su; durch 
jene bewunderungswuͤrdige Zuſammenfuͤgung unvorher⸗ 
geſehener Umſtaͤnde, wodurch, nach dem Zeugniß der 
Univerfalhiftorie, cine unſichtbare Hand alle Nationen 
und ihre Gewalthaber gu Zwecken leitet, wovon file nichts 
wifes. | 


In einer Fehde des Kiofters gu S. Urban, Grachen Cinfidetas 
die Solothurner feinem Feind, Herrn Orchtulph zu pe ide Uneus 
Uzingen, kandmann von Uri, eine Burg, die im Sate "h 309 
gau fein war’); die Schweiger blieben in ihren Sands. 
mar fer. | 


In dem Unwillen mit Oeſtreich hatte fich auf der 
Seite Cinfidlens, welches Kiofter in ber Herzoge Rafts 
vogtey war, Zweyſpalt dber Giiter erneuert. Die meis 
ften Conventherren: achteten den Landmann geting, er 
aber furchtete ibre geiſtlichen Waffen nicht. Diefer Span 1311 
wurde bon dem Schultheiß, ben Raͤthen und Birgern 
Hon Zurich vertragen durd einen Vergleich Aber ordentli⸗ 
chen Rechtsgang ™). Denn es war den Buricern an 
dem Landfrieden gelegen, weil fie durch den Gotthard 
Handel nach Italien trieben?), und weil viele Schwei⸗ 
jet, naddem das Haus Habsburg ihren Handel mit Lu⸗ 
cern geffort, ifr Bieh und ihrer Weiden Ertrag, durch 
das Einſidelnſche, nach Zirich bringen wollten”). In 
der vierten Woche diefes Friedens thaten zwey Manner 
vor Schwytz mit ihrem Haufe die Wallfabrt nach der 
Cinfideln gu der Mutter Gottes: da fle nach vollende⸗ 


70) Guttenberg bey Langentpal. 

71) Urkunde, Sheth, beym Mecdiger Kl., 14 Mars. 
Tſchudi hat fie. Unter den Schicdeidtern if nod Jaws 
von Bart, alé deſſen Unfaͤlle eek um 1303 volfommen ges 
worden. 

72) Ging Handelsgeſchichte diefer Stadt. 

73) Serhber it ſchon dee Schnabelburger Berteng, 
N. 33, Urkunde. 


48 II. Buch. Erſtes Capitel. 


ter Andacht ſpazierten, fam der Pfarrer, ber Schule 
meifter und mit ihnen vier vornehme Conventherren an 
die Landleute, und redeten mit ihnen von dem Volf gu 
Schwytz, von feiner Grobheit und Ungerechtigkeit, ,, wore 
„in,“ fagten fie, „es ihm nicht mehr gelingen werde, 
pr feit Herren, welche fie fennen, Richter ihrer Sachen 
ep fenn. 4 Die Manner von Schwytz antworteten, ,, fie 
„begehren Feine ald rechtmaͤßige Gachen; im uͤbrigen fey 
yy cit Freyherr nicht beffer als ein freyer Mann.“ Defe 
ſen wurden die Conventherren zornig, langten Meffer 
hervor, und brachten ihnen Wunden bey; die Weiber 
ſchrieen laut, es erhob ſich ein Zulauf des Volks, wor⸗ 
in die Maͤnner ſich zu retten vermochten. Zu Schwytz 
verſammelte der Landammann Konrad ab Iberg die Ges 
. meine ded Volks. Diefe liek durch einen Ldufer in die | 
_ Ginfideln berichten, ,, die Gemeine von Schwytz halte 
pp dent Frieden fur ſchaͤndlich gebrochen.“ Dieles miß⸗ 
fiel dem Abt Johann von Srhwanden, aber obwohl ec 
bie Fehlbaren gu ftrafen verhieß, war er gu gitig und 
nicht Here genug; diefes gab die Widerpart ihm yu vere 
fichen. Da fchried der Abt an Zurich um die verglichene 
Redhtsform, nad) welcher vier Schiedrichter alles hoͤren, 
und mit Rudolf Miler, Ritter, des Rechtsganges Obs 
mann, daruber entſcheiden follten. Die Landleute in 
Erinnerung der Gunft, welcher fic) die Conventherren 
von Seite des Richters geruͤhmt, erklaͤrten, „da die 
Monde den Frieden gebrodjen, fo fey Schwytz niche 
„verbunden dem Rechtsgang gu folgen. 


é - 

Da fefigefest war, daß, wer den Rechtfprudh niche 
annehmen wurde, zweyhundert Mark Cilber bezahlen 
ſoll, tourde diefe Gumme von dem Ritter Mader den 
Schwytzern auferlege; fie Wiederholten, daß er niches 
mehr gu befeblen babe. Hierauf wurden von dem Kloſter 
dis Friedensburgen in die Stadt Zuͤrich gefandt, gu effer 
und gu trinken auf Koſten des Feindes; nach der Sitte 





Sefhichte dee Schweiz. 29 


ger Zeit, als auch in birgerlichen Sachen zu Befoͤrde⸗ 
rung des Sehorfams, Nidhter und Klaͤger bey bem Bere 
urthcilten zu Gaffe giengen, oder in Schenfen auf ihn 
zechten?*). Didfe lebten gu Zurich, bis die Zuͤricher 
ihnen Gefablen heimzugehen; bie Schwytzer beriefen fich 
auf den Kaiſer. Go lang der Kaiſer in Italien war, 
und Koͤnig Albrechts Haus die Blutrache ube, goger 
die Walbftette, obwohl bewaffnet, nad Zuͤrich an bert 
Mart. 


Als der’ Meyer von Buͤrglen ſtarb, erhob der evel 
knecht Hanns von Seedorf aus Uri, gegen Rudolf 


Tſchudi, welcher su Glaris vom Anhang der Herzoge war, 
cine lange Fehde uͤber fein Erb. Gefuͤhrt wurde fie int. 


Rintthale, im Schaͤchenthal, wo von der Wepcha bis 
an bie Gemsfeyer und bis an ber Clariden Alpe unver⸗ 
gingliche Gletſcher zwiſchen fetten Weiden und ewigem 
Cife, oft faum far Neifende der Pfad bequem ift. 
Eilfjaͤhrig wurde die Fehde der Edlen, die Herzen der 
Landleute trennten ſich nicht’). 


Indeß verlor Graf Rudolf, Habsburgiſchen Stans, 
Here gu Lauffenburg und Rapperſchwyl, die ihm vow 
bem Raifer anvertraute Reichsvogtey; durch) den erbs 
liden Haß oon Habsburg Heftreid) wider Habsburg 
Ranffrnburg 7”). Herzog Leopold wurde bey dem Kaifer 


74) G. aus dem Herfommen ber Stadt Wintertue 
cine Stelle hieruͤber, Fuͤßlins Erdbeſchr. Th. 11, S. aya. 

75) Gilg (der grofe) und Heinrich Thdubl, fener in ver 
Eidgenoͤſſiſchen, dieser in der Glarner Chronif. Dieſer Gees 
dorf war den Hirten unter dem Krieasnamen oes Teufelé vow 
Sdwos, fein Feind als ber lange Rkding bekannt. Heres 
Mang Herrmannt im Geſchlechtbuch der Tichudi meldet 
aus ber Gage, wie, ald einſt Rudolf icinem Geind alle feine 
Waffen zerorochen, dieſer cine Fichte ausgerifien, womit er 
teun {einer Gegner erſchlug. Das griecchiſche Heroenalter. 

76) ©. .wie ihm die Kdnigin Elifabeth die Schirnivoaren Aber 
©. Blafien addsingen wollte; Urkunde 13913, Herrg. 


2313 


go 1I. Bud. Erſtes Capitel. 


maͤchtig, ſowohl durch Verlobung ſeiner Nichte Catha⸗ 
rina von Gavoyen”’), als durch den Eifer ber Tapfer⸗ 
feit, womit er gu Mailand in ungewiffer Aufrubren *) 


fis ihn ſtritt)). Eberhard, Freyhere von Buͤrglen, 


Reichsvogt nad ifm in den obern Landen, als die — 
Schwytzer uss jene swenhundert Mark und um sie Zeh⸗ 
rung der Friedenshirgen auf feinen Spruch uͤberein⸗ 
famen, vermodte, daß, wegen alter Freundſchaft, der 
Ritter Muͤller feine Forderung fallen ließ, und Werner — 


. Stauffacher, gu felbiger Zeit Landamman, mit andern 


1314 


-Sandleuten aus den Waldftetten, ſich verbilegte, fiir die 
Zehrung neunbundert Pfund ausgubesablen *) 


Aber die Sucerner, Unterthanen der Herzoge, fuh⸗ 


eren bewaffnet mit einem großen Schiff, bie Gans ges 
nannt, an den Thurm gu Stanzſtad, um das and 


Unterwalden tu uͤberraſchen. Der Waͤchter, indeß ee 


“mit Fackeln dem Golf das Wahrzeichen ertheilte, walste 


einen Mublenficin auf das feindliche Schiff. Als vor 
ungefaͤhr ber Fuchs, das Marktſchiff der Urner, ſich 


nadberte, wurden die Lucerner durch mehr als Einen Tod 


bezwungen. 


Die Landleute von Schwytz hielten dafuͤr, daß Friede 


durch Schrecken erworben werden muͤſſe, weil, wer 
beſorgt, im Unterhandeln billig wird. Nachts am 


erften Marz umgaben fie das Kloſter in den Einſideln 
fo fchnell, daß niemand entweichen fonnte. Hierauf Ges 


77) urkunde, Shei, 1310, April; f. unten. 

978) Macchiavelli Storie, 1.1. Es war der von Matteo Bife 
conti feingeleitete Aufruhr, deffen Gehuld er auf feine Gegner 
von Torre gucidfallen machte. 

79) Ann. Leobienf. Die gue nicht bte Heirath aus dieſem 
Umſtand herleiten ſollten; fie war friber. 


| 80) urkunde des Meihsoogts, 1313, Ciolen bey Bug. 


Tſchudi bat fie. 


Sefhidte her Schweiz. 31 


ſchah, daß in allgemeiner Beſtuͤrzung derer, welchen 
bie Religion des Ortes cin unverletzbarer Schirm 
ſchien ), jene Conventherren, aud) Rudolf der Schul⸗ 
meiſter, der das Ungluͤck dieſer Nacht in Verſen bes 
ſungen*), und Johann der Pfarrer, den der wunder⸗ 
*** Schaner der heiligen Capelle™) nicht rettete, aus 

bem Heiligthum derfelben uber die Berge nach Schwytz 
gefabrt wurden. Als -¢2 Abt auf der Burg sw Pfeffi- 
fon, wo er war, diefe unerhdrte That vernahm, indeß 
die Gefangenen in aͤußerſter Furcht ihres Lebens oder ans 
derer Pein waren, ſchrieb der Abt, Herr Luͤtold von 
Regensberg, deſſen Sohn Johann aud) in ihrer Zable 
war, Graf Rudolf gu Rapperſchwyl“), Friedrich Graf 
zu Totenburg und andere Freunde der ungluͤcklichen Con- 
sentherren, ,, fie, ihnen gur Ehre, loszulaſſen; um 
„deſto Lieber werde jeder den Walhftetten Freundſchaft 
teweifen")./ Als der Gemeine die Briefe diefer Here 


81) Daher vicheiht Sep Hemmerl(in Bergedéerungen: non 
alter quam in expugnata urbe faevitum; der H. Schrein ber 
Sacramenté and Reliquien fey verſchuͤttet, Roͤdel, Sings 
bider verbrannt, Speiſekammer, Keller, geleert, Meßge⸗ 
wande, Zapeten und koſtbar gehundene Buͤcher weggefuhrt 
worbers 


$2) Hartmann Ann. Einfidl.: er nennt unter den Geſangenen 
Otto von Schwanden, Burkard von Wuͤlflingen, Ulrich von 


Seikorf, Thuͤring von Attinghauſen (welcher 1350 Shwe .. 


-~ 


mit Einfidlen gang verglih), Wield von Kramburg, Herve 


wann von Bonſtetten (au felbiger Seit noc jung; von 1334 
bis 1360 ga G. Gallen Wot) u. a. 
83) Des SGotteshaules beiligher, von den Engeln “ gemeipter 


Ort. 

84) Pfarrer and Schulmeiſter waren feine eigene Leute, 

85) Beef des alten Regensberg, und Rubolfss 
kee Tſhudi: Honorandis et prudentibus viris, W. Stauffa- 
cher; Ammanno Suitiae, et incolie omnibus ciue regionis. 
Regensberg veripcicht auc fie Graf Ulrich von Pfirt und ans 
dere feine Freunde. Ev feb hatte feinen (lateiniſchen) Brief 
ecigrieden ; Balbas, vig. S. Greg. Er ifs, den dee Qeift bes 


fachte. 


a. 


Zwey ſpalti⸗ 
or horlge— Kaiſer Heinrichs fruͤhem Tod, Ludwig Herzog zu Bayern 


32 II. Buch. Erſtes Capitel. 
ren geleſen wurden, befreyte fie fie bed Gefaͤngniſſes und der 





Angſt; die Zehrung der Friedenshurgen wurde hierauf dem. 
Scift angefchrieben. Wher die Verwirrang der Zahlun⸗ 
gen oder der Schauer fo fibner Ghat madte, daß die! 
Biricher, im Vertrag eines gwenjabrigen Gundes, dens! 
Herzog Huͤlfe verfprachen aud) wider die Waldſtette 86). | 


Es geſchahen biefe Gefchichten in der Zeit, als, nach 





und Sriedrich ber citefte Herzog gu Oeſtreich um die Rd» 
nigsfrone twarben. Als die Wahlfurften und gang 


Teutſchland ſich theilten, wurde von den Waldſtetten, 


in Erwaͤgung der Gefahr unter Albrecht, Koͤnig Ludwig 
angenommen; welches Herzog Leopold mit aͤußerſtem 
Verdruß hoͤrte. Es leuchtet in ſeinem ganzen Leben her⸗ 
vor, daß er in allen Dingen mit aͤußerſter Kraft fuͤhlte 
und handelte, von dem Nachdruck aufwallender Leiden⸗ 
ſchaft alles erwartete, und wenn er ſich betrog, durch 
Zorn und Gram ſich ſelbſt und andern ſchrecklich 
wurde. 


Lrieg wider Damals legte der Abt von Einſideln und Ger⸗ 
Ile Wald⸗ Harh**") von Benar, Biſchof zu Coſtanz, in deſſen Pro- 


vinz die Waldſtette liegen, den Bann auf ſie, und auf 
bie Klage des Pralaten®”) wurden fie bey dem kaiſerli⸗ 
chen Hofgerichte su Nothweil in die Acht erklaͤt. Von⸗ 
bem Bann befreyte fie Peter Aichſpalter Kurfirft von 
Mains, welcher uͤber Coſtanz Erzbiſchof it. Koͤnig 


Ludwig » mit groger Klage „des gewaltthaͤtigen Stol⸗ 


26) Dieſes (es war. nicht gewoͤhnlich in der Zuͤricher Buͤnden) 
zeigt aud, daß dle Waldſtette ſchon vor dee neuen Koͤnigs⸗ 
wahl bedrohet waren; ſ. oben N. 33. 

96>) Oder Eberhard; ee ſcheint Franzoͤſiſcher Herfunft geweſen 
au ſeyn. 


27) Dieſes erhellet aus KR. Lubwigs Losſprechung von 


- Pee Acht, ia die fie:,,durh einen gewiſſen Mbt, genannt 
von Einſidlen,“ gekommen fen. 


werfung tin Spiel SH it ſchien 


Sefch ichte der Saywtipit | vꝛe 


„zes deren' don Oeſtreich/ die alles zerſteten itdallen) 
rernichtete Bie. Acht. Leopold aber Beſchloß, wie Mahe 
in bie Thaͤler gu ziehen, weil fie nicht geſfarchertuhm iu 
miffallen , und weil wenn er ‘cee ng thre Unters 





ha i f ft t 
uͤberein, daß er „dleſe en mit ‘pein tht” a 
treten“ gebrohet, und bielé Stricke zu Me a 
Hiurichtung ber Borsteber, mitfibren id fan Ue 
Vundern ’ welcht cin beditngted Volt Wit 
die nftnigfttn Bileften; ‘find er vrrachteten eG ae dn 
ſchlechte Uebung in Kuͤnſten des’ Kriyge dai tans 
barteni, beſorgt fiir f id) (weil vad), uate dung ‘Ste 
Schweizer wider die furchtbare Gewale bon’ Deftreldy mh 
biefen Landen weder fiir die Freyheit cine’ Datfe, , noah Ate 
ben Adel Freyſtatt feyn wuͤrde) ſſichten bard) Hyiinter- 
lung die Waffen Leopolds absuivehben. Da ev aber’ bin 
hn Walbftetten * forderte, als mit. ihrer Frehheit 
beſehen konnte °°), antworteten fie Grafen Friedrich von 
Tokenburg, „Es tame wohl und zu, uͤber den Herzog 
nyu klagen: wir wollen ihn, wenn er ‘ung uͤberzieg 
„will, mit Gott erwarten, und ſeinet Macht uns ih. 
„ten.“ Billig zogen fie die Noth einem nachtheiligen 
Frieden bor: Wenn die’ Crfabrung lehrt; wie verderblich 
jedem Volk die Murhlofigttie iff, as muͤßten die ge⸗ 
8s) kubwiss Beief, 1315, 17 Mie, vp batnit bee 
” * boͤſer Mund geſchloſſen werde, fo wollen wir etic 
fere bisherigen Verhandlungen berichten.“ Manſter, 
Cole bat felg. Brief deſſelben: Viri confbentillimi, ad- 
verfariorum çomminationibus ne Ginatie. animos retires demul- 
cer; etc, 
88>) Des von feoken, Ut ad jenoninentes cefas vim an- 
gerer. Er fannte thee Mannidatt, thre fe’ Italien und 
HoheurHdtien wichtige Lage. 
89) Fitodar., bes Hergoes naterthan; Sigurt, der Eibs 


genoffe. 
90) Sie ſollten ſeinen Bruder (and oe a den baited welchen 
Oefſtreich wolle) ertennen. I 


I. Theil. 


BA Kuch. Erſtes ‘Capi wl. 


-worben.fenn /welche nar frig bleiken wollte wren, bi 
-Quosr fiche fle pcxlaſſen haͤtte, Dura: feſten Muh fror 
seg Be OPMUAME Gh ett ad, ok Tbe IF aes 


yj sit 


: : _, Wid Las Weptager dig Bt f pies mit. Sts abillew par 

ep. und. Herzo ae jwit Cagharina pens 

“dpyen zu Bal Baiel mi vin Ritter(pjelett in, grogey, Pra dh 

fepert washer”) » J is opold, porbep Seas iese 

Felche Stat, ch, weigerte ejnen "Sr uber, file SS nig 3 

“eetenuen, pen. Stein gu Bader, voſeloͤſt et. N88 
zee elf folgenden Blans uͤbereinkam⸗ mr fut & 


$e, 


. — —133 exraſchen an. io —* 


an. dem ‘Set authalten,, ymtingen em hud ud endl ich ausrot 
“gy ten..4 Hierauf wurde be immt,, @ 1 üs wel hen Gegen 
“Den, | burg | wen jeder Unger 7 linen werden fo lee 
und als die Geſſirne ber Gab fie hs guͤnſtig (chic 
nen, nd jeder fi fi ch mit glaß ie Leopold au} 
‘ Graf Otto Dee _jangern shy bon, Etrafberg, , 2 welche 
pfandweiſe — Sen Koͤnigen bie Reidhsvegteny in DOber 
hasli und von den Herzogen das Erbgut Walthers oo 
eſcheubeche) innehatte, war te Gah ber gFriiüdſchaft 
- 1} In: —8— tripadio —ãù —* aaa i. Fagger 
Quelauben, tables. ... - 0 


92) Glebe N. 122. 


93) Dem Sohn Gerdtclds, welcher -Lintg- Rubel Riche 
hatte; bem Neen des ater Dito, bem SHoregt Saupe 
u. a. Reichsorte gab. 

94) Aſchudi 1310,. 1326; Urtunde Seeog Hein 
ridhs von Oeſtreich 1315, wodurch er Leopolden sagieie 
Ott'en . voR Srdagherg dhe Stdbte wand Schloͤſſer Fnterlachen 
Ufpunnen, Oberhofen und Balm au verpfaͤnden. 





Seſch ich te der Schweißz. 35 


wmeiche zwiſchen Oeſtreich und Graf Peter von Greyerz 9°) 
wud vach dem Unwillen, der zwiſchen dem Adel und freyen 
feadlenten war) ein leichtes, mit viertauſend Rann aug 
bem Oberland av bie Landmarfen ber Unterwaldner Hine 
auf ju giehen. Unter ben Amtleuten zu Williſau, Wok, 
banfen, Rotenberg und Lucern ruͤſteten ſich mehr alg 
taufend Mau , das Land Unterwalden.von dem Gee ber 
anzufallen. .. Lo 


i 


Der Herjog ſelbſt (maj: Zaͤtiſch groß und ein ritters | 


lider Held***)) fam in zwey Haufen auf Zug; die 
ſchwere Neiterey, welche ohne genugfame Unterfheidang 
ber Gegenden und Waffen, Stolz und Kern der Heere 
ſchien, jog in grofer Anzahl voran; vor dem Anfang 
neuer Kriegstunft geſchah die Ordnung nach eins jeden 
Ruth. Es zog unter dem heldenmuͤthigen Herzog: von 
ben Ufern der Thur und von der Aare der ganze alte Adel 
von Habsburg, von Lensburg und von’ Kiburg; der 
Rarſchall von Hallwyl, den Herzogen gu allem getreu?®), 


traurig uber den ungluͤcklichen Stoß, welchen ex beyym 


Ritterfpiel einem, edlen Gegner gabꝰ); Landenberg rach⸗ 

burftig; wie auch die Geßler; mehrere von Bonſtet⸗ 

ten”), welchen aus langer Beherrfehusig bie Gegend um 
C2 Lo 


95) Setrathsvectrag mit Katharina von Sa⸗ 


voptn, 13103; Gaich. . ‘ | 
95°) Hafelbad. Hagen: gereht, und auch mild €!), 
SAG und anch woh, tug die Heimlichkeit zu erfabeen, und 
ber erwarb dit Gun alec Fit. Kinigsfelder Chr os 
nit: cin ſinnreich und gemeinlich ein gemeinter (popularer) 
Serre, der eins Loͤwen Muth fipet, in allen Gachen gross 
withig ( erhaben gefinnt) und faͤrſichtig. In der That lag 
viel zutes und edles in defen alten Habsburgern. : 
96) Ee ſcheint ben Herzogen im Krieg dee Blutrache beygeſtan⸗ 
ten zu haben; dod). waͤr Farwangen fein Gefen’, ſonbern 
it im J. 1338 erfanft worden: es 
97) Dem Grafen von Kagencinbogen; Fegger, - - 


97°) Dem Herrmann von Bonketten haben bie Menche zu | 





46° IL Bud. Erſtes Capitel. 


ben Megerifee Gefannt war"); Graf Heintitch von 
Montfort ju Tetinang, aus Adelſtolz ober aus Dienſt⸗ 
cifer ber Waldſterte bitterer Feind; zwey Grafen vod 
Thun und von Sauffenburg, weeteifernd unr den Reehris 
ihrer erften Waffen; fat ungern Tofenburg, aus Dank, 
weil ihm die Herzoge die Pflegerſchaft von Glaris und 
Gaftern™) gaben; ja auc) Werner von Honberg, ein 
tapferer Grafꝰ), weil Deftreid) die Schirmvogtey ber 
Einſideln hatte, von welchem Kloſter er Lehen trug ); 
oder hoffte er einſt Rapperſchwyl zu evevben™™)? Es 


Cappel, wegen einer Vergabung 1288, jaͤhrlich vierhuu⸗ 
bert pilces Rufos de Egre (Xbtelein; kleine zarte Forellen) 
liefern miffen. Bon Rudolf Geafen gu Lauffcnburg weiß ich, 
daß Herrg. tn den Urtunden thn vergeblich gefudt, aber 
dhierauf it mehr als.Cine Antwort, und verſchiedene Verhand⸗ 
fungen ded J. 1315, deren Urtunden, Pater Marqaard giebt, 
{einen durch das fruͤhe Schickſal des jungen Grafen (deffen 
Erbtheil au Lauffendurg , wie feines Bruders gu Rapperſchwyl 
war) einige Erlduterung gu erhalten. Den Grafen von Rio 
- Hurg wollte im nicht nennen; ſ. N. 177. 
97°) Dieſer See, als am Fuß ſehr hoher Gebirge, iſt ange: 
mein tief, zwiſchen hier finſtern, dort freundlichen Ufern. 
Viel befahren nad der erſten Einfalt in hohlen Baumſtaͤnmen. 
98) Welche in Cin Amt unter dem Namen Glaris vereiniget 
worden, 13025 Tſchudi. 
99) Welches ex als kaiſerlicher Statthalter in ber Lombardie Bes 
wieſen: Ee RM Wilhelms Benturca comes de Apſpurg 
- (CEheonit von Afi; Murat. XI), der Sembardey Pedſident 
CPtol. von Lucea, XXIV),. und Gis er, mit Matteo 
Viſconti verunwilliget , heimzog, Oberſeldherr der Sibclinen 
(Bonincontro Mortgia; Chron.von Mons; Murat, 
Xi) trtunde Katfer. Heinrichs VII, wo ce ibn alg 
mobiliorem vixtute et ftrenuitate armorum, qui Capitapeatus 
-officium:geflic, ym cine Belohnung auf des Reichs Einkom⸗ 
men von bem Sedan Flaclen anwelfet; tm Lager vor Floreng, 
ra Kal. Febr., 1913 (ben Brukner S. 515): eben 
derſ. Urkunde nobilitati ceive yon Kinig Friedrich eethellte GB es 
RKdtigung, vom J. 1315 (eben daſ.). 
99°) J. K. BARD im Schweiz. Beobachter. 
100) Eebrereinigung mit ſeinem Stiefbruder, 


⸗ 


-” 


Ocfhidte der Oh we ij. 37 


rat ihnen Sey, zu Bug, wer aus altem Haß der Buͤr⸗ 
zer“) der Freyheit gram, war, und ans billiger 
Schen die Waffen fuͤr ven Herzag ungern!“) ergriff; 
es famen bundgemaͤß funfzig Buͤrger von Zuͤrich, alle 
gleichfarbig betleidet 2); es fuͤhrte von Einſideln beg 
Lofkers Bolt von Wald und Gee), Here von Urikon 
water dens Danner des Sufts. 


Aber die kandlente bon Schwydt veraͤnderten keines⸗ Schladt 6 
weges ihre Gefinnung. Gon dem rothen Thuem anf Morgarten 
dem Weg’ in die Cinfidein, gieng bis an den Thurm 
Schoren die Berfchanguag der Eingdnge des andes *) ; : 
die Crdgenofen erwarteten die erfte Mahnung eilender 
Hilfe. Auf die Nachricht von dem Anzug der Feinde 
wachten. fie fic auf; bey aubrechender Nacht landeter 
se Brunnen im Lande. Schwytz vierhundert Mdaner von 
Uri; worauf nad wenigen Stunden dreyhundert™*) 
Untecmalbnce aed ohfamen 5 alsdann gogen fie di¢ 


dem Ge. Johann, | Aber Leben unt Eigenthum; Cofang; 
Jun., 63155; Beutner i. c.; Befdtiguag nach Werners 
Leb 1321, am 21 Febr.; eben daſ. 
101) Es mar 1275 cine MNordnadt in Sug entbedt worden ; ; 
bee benachbarte adel wurde auf dem Loͤwen von ben Birgern 
surddg 
cz) Wie Seine von Hanenberg, yon. welchem geglaubt 
seed, ce hade ble Schweizer burch folgenden Zeddel, den ce 
am euen -Pfell band; gewarnet: ,, Satet euch vor Morgars 
ata“ Tigubi. Man zeigt bey ©. Habcians Capesle wo 
des Meii fiel. 
103) Weißb und lau, ' 
104): Beam weit, dak Pfeffiton am Zirider Gee dem Mbt von 
E Aen gehoͤrte. 
105) Die Thuͤrme, der: rothe, der zu Schoren, dee gu Art, 
tehen Sia auf dieſen Tag, von.der im Jahr 2260 (fagt man) ’ 
ecsandditeten Schame find Spuren ; der Thuem gu Schoren 
war deriehen Hanptpunct. . 
106) - Riche mehrere, swell fie bie un tere Merk an srl 
wider bas Oberland verwaheen muften, . 


38 11. Buch. Erſtes Capitel. 


Wieſen hinauf iwn sia Flecken Schwyrx. Daſelbſt war: 
ein alter Mann, Rudolf Reding, von dem Weiler Bis 
beregk genannt, an Mibestrdften fo. ſchwach⸗ daß ihe 
bie Fuͤße nicht mehr trugen, aber ſo kriegserfahren und 
Aug;! daß das Volk ihn begierig anhoͤrte und ihm folgte. 
„VVor allen Dingen,“ ſagte er, „muͤſſen ſie ſuchen oes 
„Kriegs Meiſter gu werden, damit nicht auf sen: Feirch 
„ankomme, ſondern auf ſie, wenn, wo und wie der 
„Angriff geſchehen fol; dazu werden fie ‘fommen ver⸗ 
„nmittelſt einer guten Stellung. Sie, an Zabl viel die 
„Schwaͤchern, muͤſſen trachten, daß ‘dem Herhjog die 
„uͤberlegene Mache nichts helfe, und ibe kleiner Hanfer 
„nmuͤſſe int Feiner als der entſcheidenden Stunde und nicht 
„ohne Vortheil fein Leben wager. Der Hertzog ˖werde 
„von Zug nicht auf Art. kommen, denn Stunden wet 
infty dort cin Berg und Hier dee Gee"); ver Pa vow 
9, Bug durd den Wald und durch das ſtille Shal an sem 
py Megerifee °°) fey von faft gleicher Beſchaffenheit, aber 
„die Gefabe fey viel kuͤrzer; hier werde alles auf dex 
ry Gebrauch ber Augenblide anfommen. Sie wiſſen wohl, 
„daß die Anhdhe des Morgarten™”) eine natuͤrliche 
op Schange vorftelle, uber welder bie Alte⸗ Matte fic) in 


yf. 





106 b) Met, zwiſchen Rigt und Ruf ift arcta valli. te 

106 ©) Das Bergneldndc i€ fruchtbar und ſchoͤn. Dee Kaiſer⸗ 
fof faͤlt etl in ben See, vom Gattel ſchweift ll bas Land 

in ſanfter Pinte herab; bad Bergvelf in bodachet ‘ ibieber 
wad frob. 

1307) Bon dem Wald ſ. den Stiltkand 1388. Merears 
ten heißt fo, weil der Weg noch fumpfig war.: Der Sere 
yon Zurtauben, welcher dice Gegenden gugtetd mit ges 
lehrten und militariſchen Blicken beobachtet, Hemel, ehe 
oy Dee Fluß Lorez ben Wol⸗Acgeri ſein tieferes Bettbekommen, 
a babe ſich der See bis aang hinauf in dag, damais wtiderc 

- gy Moor an dem-Teunshache erfirectt; - aud fen die Strate oben 
0 an ben Hoͤhen ob ange gegangen; dee Bin. 
» tlt ‘feo fa: dem: Grand g en, we Morzarten⁊ vo 
Kaiſerſtok ſcheidet.“ oe " 


Seſchichte Ler Sateeiz. $9 

ano nuchte unbetrachetiche Ebene ansbteite; mit dieſer 
dangs der Berg Sattel zſammen; von dem Sattel 
nbevanter Séane weht als cine Sache mit gleichem Glad 

„veſchehen, don deme Berg Wer die Mite “Matte auf Sew 
„Morgarten Anlatif sa nehmen, um: det -Feind in deat 
nak zu erfebrecden; ihm in' die Seite 4a fallen, wad 
„ihn zu treunen, oder im Thal dem vorgeruͤckten Feind 
nite den KRaͤcken zu fallety jeder ihe ae allem zu verhin⸗ 
„dern uud ihn abpafiMeloen. Alles werde badurch leichtes 
vwerden, weil der⸗Frnncd Ke verachte, und weil Vere 
rtheidiguugstricy ant belted. oon denen gefuͤhrt wird, 
„welche bas Land. wohl feanen../ Als der alte Reding 
dem Vaterland ſeine Pflicht ſo bezahlt, wad ifm die 
fandlente gedantt, nachdem fie, nach alter Sitte der 
RatePette, kniend; Gort, ihren einzigen Herrn, um 
Haͤlfe gebeten, zogen fit aus, dreyzchnhundert Eidge⸗ 
mſſen, und legten ſich art den Geog Gattel.. Es gee 
ſchah, daß in dieſen Zeiten großer Parteyung, da bald 
hin ‘Gereit ohne Gewaltgeſchlichtet und keine Fehde ohne 
peblreiche Verbannung vermieden werden konnte, funf⸗ 
jg Mduner aus demande Schwytz oertrieben waren”). 
Diefe, als ihnen sie Gefahr der oͤffentaichen Frenheit ihres 
Baterlandes kund warde, samen an die Landmarfen, um 
ESelandtiß zu erhalten, durch ‘mannbafte Vertheidigung 
bed gemeinen Beſten mit jenen ‘auf dem Sattel ſich ihrer 
Abſtammung wuͤrbig zu beweiſen. Die Eidgenoſſen, 
welche fir ungesiemend hielten, um einer Gefahr willen 
tin Seſetz abzudnderu, wollten fie nicht inner dle Graͤu⸗ 
yen aufineGinen » die Rawhhtg legten fich außer bie Laud. 
narken: auf den Morserten und beſchloſſen file das Bas 
terland ibe eben zu wagen™*). 


107 6) Einiger s ‘waren, nf, Me vom ‘taude feyn musten, weil 
fic bie Einungsbuſen CGtrafe fhe gebrochenen Landfrieden) cts 
wa nicht sadfentonetmg Etterlin. 

108) Go wird es crap; wenn ich fe mit alien cinGliumig 





4p Ly Reh. Sree. Copiers. 


3; Dip Morgenroͤthe des. funfrehaten ——* 
in. dem dutypzehnhundert funſzehnten Jahr gieug auf, vad 
Bald warf die Sanne ihre erſten Stealen auf die Helme 
nud Kuͤraſſe der heranziehenden Ritter und edlen Herren; 
ſa weit. man ſah, glimmerte Speer und Longe und war 
Bat Heer; bas erſte Heer, ſo meit fic) bas Angedenkes der 
Geſchichten erſtreckt, welches in die Waldſtette gu ziehen 
untergahss.. - Dowden Schweizern wurde es mater. man 
dericy, Gennithahemegungen am Eingang der Landmar⸗ 
$en °°) erwuntet. Montfogt oon. Tettnang fuͤhrte die 
Reiterey in den Pas; bald wurde-jtyifehen Berg und 
Wafer die Straße mit Neiteray: augefuͤllt, und andere 
bie’ Reiben gedraͤngk. Su dieſem Augenblick wurden von 
den Funfsig unerHautem Geſchrey viele aufgehaͤufte große 
Steine den Morgarten herabgewoͤlzt, und andere mit gro⸗ 
ßer Leibeskraft in die Schaaren geſchleudert. Als die drey⸗ 
zehnhundert Mayan auf dem Berg Dattel die Schuͤchtern⸗ 
Heit und Verwirrung der Pferde wahrnahmen, ſtuͤrzten 
fie in guter Ordnung herab und fielen in vollem Lauf 
bem Feinde in die Seite, zerſchmetterten mit Keulen die 
Ruͤſtungen und brachten mit langen Hallbarden“) Stich⸗ 
wunden oder Hiebe, noch Gelegenheit bey. De frel 
Graf Rudolf Habsburgiſchen Stanms ju Lauffenburg, 
es ficlen dren Freyherren: von Bonſtetten, zwey von Hall⸗ 
wyl, drey von Urilon, und oon Tokenhurg vierz zwey 
Geßler wurden. Erfchlagen, . and: Landenberg nicht mehr 
verſchont; von Uri fied Walther Firhen Sohn oder Vege 
ter, her Edie con Seroldingen und Hefpitel, der ider 
bden Willen ſeines ägenen Sohns fie, die Lanbesfrey 
heit ſtritt. Es war in dieſem engen Paß bey / hall dees 
CHIANG Mg ge 


handeln febe, fo fommt mle vor, daß dle Hauptleute thnen, 
was geſchehen Ht , auſgegeben “habits.” 2 

109) Morgarten Hegt im Oebicte-vow Bag ;- Brey’ Stunden: ‘you | 
dieſer Stadt; Leopold ‘fame niGt pevein thls Sehoret.* &-~ 

310) Fitodur., eſqj aig gageyn 


( 


BUsidterder Shmeipss 4 


frocaey-itrofen die Meitesep su _alican snbeb leh; tas 
def des Fußpolks langer Aug dieſes kaum vernahm, and 
viele Phcabe. ge der: ungemohnten Schlacht etſchrocken 
mre Ger prungen; bis, als mehr und mehr bie Biche 
ded Adei⸗ fiel")s er gewaitig hinter ſich drang, ohne 
daG die Segenh exlanbte, daß das Fudooll ſich oͤffne 
Da wurdeg pice oon ihren Kriegsgefellen zertreten, viele 
von den Cymrigern-erfchlagen; bis da auch alle Zuͤricher 
unmgekommen an aem Ort, wo fie geſtanden, und kaum 
Lopold, vepncinem landtundig¢en Mann aus dem Schrel⸗ 
teu der Schlacht gerettet, vermittelſt abgelegener Pfade 
todblaß ndein · tiefer Traurigkeit ned) Wintertur floh, 
des genet. Heer von Oeſtreich die unordentlichſte Flucht 
nafs, yub igner anderthalb Stunden die Schweizer 
burch ae Muth und VerFand, omit, fie dia Ungeſchick⸗ 
Gdhbein-ihuce. Feinde nutzten, ohne Michtlaver Verluſt 
einen settonmrnes Sieg: ecbielten. et 


‘Cecabheree, von deſſen Unedaebennng die ais hunts Gtrapberas 

Ctdrlg-gu Uyperwalden kaum vermuthet wurde’), zog 54 - 
an-ehemdemp(elhen Tag ungerfebens Aber den Berg; Bris 
nig g n Wald wit oicccanſead femal in 


“9 seep ETS med 


on) Dh Sie grated bend fan ie mid nit enthalten bie gute 


oon feoben angufipren: Dev Heriog, 

Fae er; —— — dowmeni pellaui iugo, armis inexerci 
tam ,. Bid, paRoraRbus exerciiatremutriam, for! nobiliam ton 

; = —77 bee Eanes mez volentes, foedus 


at ee dee e concefleruns, . @ 

i_Hos militia — Bon Biri werden unteg 

te a henannt, ‘Wily, Mitter; nirich von’ Herts 
Gngen , Rittes's! ulrich am Wafen von- Users Johannes Gens 
@unt;. — 3 aus 
denderg .. Ritter (fé, bryehen. de ahracte 

buch! method. geet Pꝛ 428). 

112) Puodar., welcher ifn am Abend fab ; aud Leobten/. 

113) Gonk wuͤrden fie a Swe me Seine 309, Mons gee 
fauds haben. co Le 


Hwy: “~ wk od woke tee ve nee tm 


de | 1], Bib... Erſtes Cavite). 


xity Die -Mongeneiths doe: funftehuten Wi 

in, bes Deepschubundert funfzehnten Sabe gieng auf, ued. 
batt warf-di¢ Sanne ibre erſten Stealen auf die Helme 
nud Kuͤraſſe der henengichenben Mitter und edlen Herren; 
ſa weit man ſah, -alimmerte Spetr und Lange und war 
das Heer; bad erſte Heer, ſo weit ſich bas Angedenkes ber. 
Geſchichten erſtreckt, welches in die Waldſtette zu ziehen 
untervah.Von den Schweizern wurde es unter man⸗ 
duerley, Geundthahemeguigen am Eingang der Landmar- 
fen™°°) erwurtet. Montfort oon Tettnang fuͤhrte die 
Reiterey in den Paß; bald wurbe:,jtyifches Berg und 
Wafer die Stvafe mit Reiterey angefuͤllt, und ſtanden 
die Reihen geordngt... Iu dieſem Augenblick wurden vox 
den Funfzig unterautem Geſchrey viele aufgehaͤufte große 
Steine den Morgapten herabgewoͤlzt, nad andere: mit gro⸗ 


ber Leibeskraft in die Schaaren geſchleudert. Mis die drey⸗ 


zehnhundert Mapn auf dem Berg Sattel die Schuͤchtern⸗ 
Heit und Verwirevag der Pferde wahrnahmen, ſtuͤrzten 
fie in guter Ordnang herab und. fielen in vollem Lauf 
dem Feinde ia. die Seite, zerſchmetterten mit Keulen die 

Ruͤſtungen und brachten mit langen Hallbarden“) Stich⸗ 
wunden oder Hiebe, nach Getlegenheit bey. Da fref 
Graf Rudolf Habsburgiſchen Stamms zu Lauffenhurg, 
es fielen drey Freyhenren. von Bonſtetten, zwey von Hall⸗ 
wyl, drey von. Urikon, und von Tokenbutg viers. zwey 
Geßler wurden. kxxſchlagen, und: Landenberg nicht mehr 
verſchont; von ini fiel Walther Fuͤrſen Sohn oder Vege 
ter, her Edie von Veroldengen und: Hoſpital, der wider 
bden Willen ſeines igenen Sohns fir. die Lanbesfrey⸗ 
heit ſtritt. Es war in dieſem engen Paß bey: hall kber⸗ 


CHANG Hg th oti 


handeln febe, fo fommt mit vor, bag ble Hauptlcute ihuen, 
was geſchehen Ht , auufgegeberi“habetyts... 2: 
109) Morgarten Uegt im Seblere: vow Bes; grey’ Stunben von 
dieſer Stadt; Leopold'kam nicht harn tbis Schoreun. 
410) Vitodur., graeclm air va eS | bb ca 


( 


Belhidtersre Saweip ss 4 


| fraraen-Sitrahen die Reitesep gu alice smbelsl ties; tas 

| def des-GuGpells langer Rug dieſes fawn vernahm, and 
vicle Pheahe-gug_ dex ungemohnten Schlacht erſchrocken 
mden Gigs fpeungen ; bis, als: mehr und mehr die Bhithe 
bed Adils fel "Ds. er gewaltig Ginter fic) drang, ohne 
dag dic Eregrah wlanbte, daß das Fußvolk ſich oͤffne 
Da wurdeg pile bon. ihren Kriegsgeſellen zextreten, viele 
von den Kheboprigern erſchlagen; bis da auch alle Zuͤricher 
umgekommen qu ꝓᷣcn Ort, wo fie geſtanden, und faunt 
Ycopelt , nepctisem landhundigen Mann aus dem Schref⸗ 
fen: ‘der Schlacht. Berettet, vermittelſt abgelegenee Pfade 
todblaß und: in -tiefer Traurigkeit nech Wintertar floh ), 
tegn gene. Heer yon Oeſtreich die unordentlichſte Flucht 
natn, ued igner anderthalb Stunden die Schweizer 
bursh dey Muth und Verſtand, womit We dia Ungeſchiek⸗ 
lchſeiaihrer Feinde nutzten, ohne ain’ Verlut 
cnet -salifommencn Sies erbelten. 

Dat fe Mga, 

Strafßberg/ con defen unkerarbamns bie aeie und Steapberse 
Staͤrke / zu Uyserwalden toum vermuthet wards’), 30g Zus. _ 
au-chew / deruſ¶hen Lag unverfehens aber den Berg, Bruͤ⸗ 
wig and fick Parch⸗ den Wald mit viontasfew’ ries: ie 


os ey BENG: wid a; 


i ‘eae grat — fann i mich nicht enthalten bie gute 


ton feoben angufibeen: Dev Heriog. 

ater; ; —— dotmaii pellani ingo, arms inexercie 

exereisininutriam, fori nobiliam bon- 

5* —2 Qui, Sbexterem, meri volentos, foadng 

is habsatgae intrgitum concellerunz, . etc, 

— Dicdiar’ i_Hos “imilitiae corruille,.” Bon Zirid werden unter 

dben etter hdenannt, @WoiWv; Ritter; Alrich von Herts 

Ragen ; Ritts! ulrich om Wakes don Uſter; Johannes Gens 

dunt, Qucrich nas Ramlans, Midter's: Pantaleon. ven: fans 
beaters ister Sohn Rahplit, presen: deme Qapeicio 

bad & (Hocinger. method, Jegend ° P:. 498). 

| 312) Modur., welcher ibn am Abend fab ; aud ‘Leobteny: 
113) Gonk_wasden fie nach Shwe woht Seine 200 Rong gee 
| ſandt faben. «°""! 


7. oo 4a: 3 ae ae ee we a 


as IL... Bwd. - Cres lew va. | 


bad Labi; ‘Bon: Chageren fare ohne: vido Vibirſtaud 

nach Sueln, Sarnen, und bls an die Hiphddher Bache 
an Waldſtettenſer, zu oer Bee als! bie’ Manſchaft con 

Laiteret zie landen verſuchte buy Bir gikad.- MS BHMSere 
waldner wit ſchneller Botſchaft von Stanz Hulfe begehe⸗ 
tej, Begegnete ihr Eilbote dem, welcher ſeuach Scans: 
nin gleichen : Beyſtand wider bie Lucerner wuyaee.: VJede 
Haͤlfte oes. Bolke trachtete anf bad Ma Peahe mie aͤuſer⸗ 
fier Gefahr den Feind aufzuhalten, indeß ſlelribenids aus 
btm Sande. Schwytz die vreyhundert Unterwatones sardcl- 
Seviefen.. Der Ueberbringer diefer Boeſchafti als er Sey 

Bruͤnnen landete, vernahm, wie gluͤcklichu Moͤrgens 
fim neun Ube der Paß behauptet worden: VDenit als weit 
and breit fein Feind mehr erſchien, war sie groͤßere An⸗ 
ahl: her Ktiegsmaͤnner, von den Landleuten: bewirthet 
und beglritat, an den Maldſtettenſee hinab yetomintemn 

Alſobald Riegen die Unterwaldner in ihre Sthaͤſſe; ald 
aber die Urner und Schwytzer begehrten, mit ihnen den 
Feinde ans: Unterwalden ju ſchlagen, entſchattegten ſich 


vie drexhawdert (welche, wohl wervelferns! ‘Besierde — 


hattin dieſes allein ga chun) .buducdy, “Sapiele-andes- 
wir Refer nicht. geboten hatten, : die! Gidguitepear ka: mah. 
nen. Dod) war unmdglich hundert Mana von Schwytz 
absubalter. Alſo fubren vierhunders Bann bey gutens 
Whno tilt groͤßter —e ——— 
Buchs, und. ſchlugen bie Lucerner ina dbeneilee Flucht, 
alſo daß viele im Waſſer umkamen. Das: Volb, nach 
Befreyung ded Landes bey Stanz, elite mit Siegsge⸗ 
chrey nad) Oberwalden. Die Oberwalduer ſtanden bey 
derns, vernahmen ded Adels Verluſt und Flude, und 
eileen, F795 gegen Alpuoch; daſelbſt wer Straßberg. 
Was: viele gute Felbherven bemertt haben, warde it der⸗ 
ſelben Stunde bekraͤftliget thimlich daß dle Mugen: und 
Ohren am erſten Abersounden werden); Whe Ver Graf 

. er Me ple, cat get of "gn J AIG A * 
814) Primi in omnibas praeliis oculi vincuntur; Tæcit, Germ, 
c. 439 und von bea Obrenc. 3, Der Veoyſpiele wie manches! 


— SS —— — 


Seſchichto: des Schwein. 43 


Siegteciheey hoͤrte nndi Jahnen fah, vow welchen ‘ee 
tonite “fie Maren im Pante Schibyg gewefen, zweifelte 
er weber aw ber: Unfall Horgogs/ Leopold, exh daran, 
was gu thun fhm (OR abeig blieb. Er befahl den 
Añckzug, und raw ihn zu bedecken, fudhte er ſelbſt mie 
Weniget. dic: Unterwaldmeraufzuhalten, big, ba ee itt 
dic linke Hanbiverwmizhdctitourbe, alle uͤber die Renk nach 
Witktel anf der Seite wad Lucern flohen. ES war un 
diefen: verſchiebenra Drten, und in den meiften Kriegen 
der, Eidgenoſſen; ‘Sie Anzahl der Feinde die ungleich ‘grés 
fitres: aber ‘fle: wurde, wie! in den Krieger unferee Zeit, 
aus⸗Furcht oder Schmeicheley, aus Unwiſſenheit odee 
mit Vorſatz, auch entſchulbigungsweiſe; von verfchiedes 
nen gréGer. oder geringer angegeben?*). Billig hat ia 
alten Setter Salluſtins, eines Ser Großen untes. ten 
Beſchichtſchreibern, in der ausfuͤhrlichern Beſchreibung 
ber Geſchichte von Rom ſolche Bahlen auzugeben unter⸗ 
laſen *9); endlich kommt am wenigſten auf die Menge 
ber Erſchlagenen an, Sings wewen richtig wad Then 
Golgen geſchaͤtt. . dee 


Eben als, die Befcepuns viele — ben Eidse⸗ 
noſſen berichtet wurde, in demſelligen Augenblick lane 
deten dreyhundert Maͤuner von: Schwytz · und vierhun⸗ 
dert Urner; fie vernghnen hes. Sieg mit Freuden. Dig 
Funfzig, die vom Lande Schwytz vertrieben waren, 
wurden in das Vaterland hergeſtellt. Hierauf beſchloſ⸗ 


ſen die Schweizer, den Tag dieſer Schlacht ſjaͤhrlich. wir 


einen Apoſteltag gu feyern, soeil ,, an’ demfelben det 
n Here fein Volk heimgeſucht, gerettet von ſeinen Fein⸗ 
. J be! 1 f 
115) 3. B. ereuni vecner bey Morg. ber’ Oeftr. 9000; 
Fuodur. 20000; viele 15000. ueberhaupt pfegt meiſtens 
ber weife Tſwudi bie mindere Zahl anzunehmeü. . ! 
136) Bie wiffen es durch dle 4z/%. mifcella (Muras.'@cz. R.L, 
1), deren Besfafer: nech bes: iad paste, deſct Sag zu 
befigen. 


440 LL Buch. Ertes Capita. 


"pp den With ibe hen Sieg Aber fie gageben haben per Herr 


Bunbesers _ 
neuerony d 
Schweizer. 


py dix Allmaͤchtige7)!“Jaͤhrlich werden. file die Land⸗ 
manner, welche in den Schlachten dedi Rateniandes ihr 
Leben Singegeben , Meſſen gehalten, mad alle ihre Nae 
men, gu Erinucrung ihrer Tugend, wor dem Bolt gee 
fefen. In derſelben Geſſanung haben hie, Waldiette 
ſich uͤber gemeinſchaftliche Rathſchlaͤge ofeimdem Ruͤtli 
verfammedts auf. dem Huͤgel, wo ker Boge Landenberg 
wohnte, -halten die Unterwaldner ob dem Kernwald ih⸗ 
res, Landes: Gemeine. So loͤblich babe: vor weniger 
Jahren“*) die Juͤnglinge von gang Unterwalben, in 
dem Gefuͤhl der alteidgenoͤſſſchen Tugenden, in Tagen 
ba ſie ſich bad groͤßte Vergnuͤgen gu machen gebachten, 
die Geſchichte der behaupteten Freyheit att den Orten, 
wo ſich jedes zugetragen, und in den Sitten und Ge⸗ 
braͤuchen der alten Zeit, unter freubigem großen Zulauf 

iprer Viter und alles Vols  borgeftelt : | 


Indes Riinig eabavig teh Siege mit srogem Vers 
gmigen vernahim ”), ernenerten die drey Waldſtette su 
Brunnen??) den alten ewigen Bund ihrer Eidgenoſſen⸗ 
ſchaft, nach Wolchem ate Eidgenoſſen, obwohl durch 
Bergẽe nid Wafer getterrut, ‘eine einzige Nation, und 


wie das Lagerieines fuͤern die Freyheit ruͤſtigen Heeres 


werden. Ge wieder bottea bab, toee eines Seren | 
\ I ° € 

in) Tap pectibus, ot ataett, bey Eigure 

118) —— 4378, und vielleicht (either; dee eidsenodſſiſche Geiſt 
— bin’ pike mithee viel (hones bervor, was kaum der 


119) De mane - ben Tſchudt: Dilectis fidelibus : no- 
, Wis, — conſilio, civibus et univorſis hominibus de 


- Soy, . 


120) aAm 9 "Biscemmber, Entwedee kamen fie deſſen auf einer 


. Taga@ing uͤderein, und Geſandte nahmen den Eid von jedes 
:., Lanbes. Gemeine, oder die, Erneuerung wurde Burd: einen 


Ausſchuß des Volks vorgenommen. 





Seſchichte dee Schweiz⸗ Ops 


np, deinfelben bie ordencliche Pfucht : engeFgens und 
„ihm aur gu feiner Unbill wider die Wals ſiritor dienen 
„ſel; wer fein Sand bingdbe / deſſen Leib as Gut ſey 
nals eines metncibigen Verraͤthers Sew Eibtzenaͤſſen ‘ver. 
„fallen. Keine Waldſtatt foll duͤrfen ohne dee dbrige 
nNath-einen Heern annehmen; Aberhaupe fol iie ohite 
vden gemeinfchaftlichen Rath allel Eidgenoſſen mit Aus⸗ 
alaͤndern eine Verpflichtung, nud nur niche cite: Unter⸗ 
nbcadlang angefangen und getroffen werden; Einſtim⸗ 
nung ſey nothig, wenn auch nur vertriebenen Moͤr⸗ 
„dern“*) Gas Baterlond wieder geoͤffnet werden ſoll. 
„Im uͤbrigen halten fie und alle fhre Nachkommen den 
newigen Eid, ſtets, auf eigene Ustoften, in um außer 
„kandes, wider alle die an einem aus ihnen Gewalt 
„uͤbten oder uaͤben wollten, mit Sib und ‘Gut febens 
nw Rath und Huͤlfe zu leiſten ).“ cra 

ogee 

Dieſe Srandlage der’ Schweijeriſchen Eibgeneſſtn- 
ſchaft, befestiget auf Gerechtightit, bie grͤßte Ehre ei⸗ 
mt Nation, und Friede, das beſte Glick der Menſch⸗ 
hit, war von ben meiſten Staatsverfafſungen und 
Dundedvertrdgen durch duferfte Einfalt und hohe Une 
ſchald unterſchieden. Cine Vereinigung fo rein, heilig 
und ewig ald bie, deren die erſten Familienvaͤter in: dem 
goldenen Jugendalter der faum bewobhnten Erde uͤberein⸗ 
lamen, und welche, ben vieler Verſchiedenheit in -deht 
Sormen, die Grundfefe der Verfaſſung des ganzen 
wenſchlichen Geſchlechtes ift me Chen biefe Bund iſt 


121) ston weit, welche Febden aus Blutrache kamen. 

122) Einmal it anzumerken, dab ich bier melt nue anfuͤhre, 
wee ia Seth, Gunde 12918 Kit was. Zweytens, dab dad 
tefe Stiſchweigen aber bie Umſtaͤnde der Zeit vermuthen 
Udit, che vor als nach bem Uederfal bes Herzogs koͤnnte 
* ablung vorgegangen ſeyn. Es war dam fo ſpat: ius 


123) @e iſt cine kaßerung, ein Verbrechen der beleidioten 


6 Hi, Buch. Er ſtes Capitel. 


wan den freyen Waͤnnern zu SchwytzMri aad Unter⸗ 
walden in den achtzehnten Jahrhundert ig dem Ruͤtli 

eeneuert marden). In wie ˖ fern ſpaͤtere Eidgenoſſen 
Diefen · Geunduer rag: wit ihnen ober unter Gch nicht gang 
haben, in ſo fern iſt. ihre Eidgenoſſenſchaft nigt fo 
ſtark No Daher forme es, daß dis dreytahn wap zu⸗ 
gewandten Orte im der eintigen Sache der oͤffentlichen 
KFreyheit mis voller Rooks einer. Nation haudelten, weil 
dieſer EineGedanka⸗ in allen ihren Buͤndniſſen lebt. 
Ufo iſt cin Bund fiin Friede und Recht (weil Grepheit 
nicht beruhet auf dar Form einer Volksherrſchaft, noch 
auf: ciner--Qunftregitrung - noch auf˖ der Gerale einer 
‘Udelsregignyns ,: foudarn darauf/ daß Friede upd Reche 
herrſche,) aieſer Bund. iſt aller Heloctifchen und Rhati- 
ftw VPoͤllerſchaften cingiges Band, ibe Gefeg, und ifr 
Ksnig; nicht anders, als da.in den grofen Jahrhun⸗ 
derten ber Hebrdifchen Richter, gang Iſrael keinen ans 
bern Koͤnig hatte, als den Gost, welchet liber ber ade 
der Gefegtafeln thronte, 


Ausgang Damals wurden die wenis ſten Kriege mit auer 
des Kriegs. Mache eines; Fuͤrſten, ſondern faſt fehdenweiſe von be⸗ 
machbarten, Herrſchaften gefuͤhrt; und wie die Kriege 
unſerer Zeit auf des Vollks Unkoſten, zwiſchen Fuͤrſten, 
ſo wurden dieſe mehr zwiſchen Voͤlkern, oft auf Koſten 
des Fuͤrſten angefangen und vollendet. Es lebten die 
Gewalthaber der Nationen damals von ihren eigenen 
Guͤtern und von des Volks freyen Gaben; wie nun 
Kriegskunſt, fo war in ben Fehden muntere Leibeskraft 
das vornehmſte. In dem Amt Glaris, womit Koͤnig 


a PS ‘ 4 _ 
.Menſchheit, fokhe Buͤndniſſe auftuͤhriſch zu nennen. Welche 
_"Redhte wil man ber menſchlichen Geſellſchaft lafien, wenn fie 
ohne Aufruhr dieſe nicht haben tann? 
124) 17 13, der 190 Maͤnner. 
125) Den biefem allen Srlduterungen bey Anlaß eines jeden Buns 


des: 


% 


WGefelehte dep Schwtiz. * 


Aibrecht, Maſtern vereinigte;: Gar den Herran. aed) 
das antares. Bits, and ununterbrochenet Sanehsheig, 
me. claw willias ung weil, bie. Oqumbet ciated ihre 
Grephae owe Wire: Hee, far Hunds yerwanate etwor in 
Gafiers eingefallen, war ſolche Hhuciguagignifheen. Ge 
fern wad, Schwng ,. del weder Maern ton Sek ageatar 


bergen tonfite, noch die Juͤnglinge von Schangrhinwe — 
feb der Vorkteher: wider: ficcenmewettn hie Im Ge 


qentheil GHlarihy: ded. sbete: Dina, . mo- dle: Hrerge se 
der, Daſtvogety ihrer Vaͤter anh hner New: Rridtoes 
ten, dad ,alte. Tihubdlithe: Meytramt ven: fartmane 
hou Windegk gekaufe bartes:7’>, Je mehr fis. das aber 
ve mab nutere Amt, jene te anvartraute mit dieſtt æigeg⸗ 


thuͤmlichen Gewalt, vermengen wollten, -defid geneigter 


wurden die Herzen des Bergvolks den Waldſtetten. So 

war ‘oftia Kriegen Ftrundſchafe mit Glarig***),; und 
in in —z Heinvfeafe mie ‘Gaftern 7)... Diefees 
nuterſchled, nach welder das Bergland Glarié, ‘murah 
ten Zeiten durch den Reig ber Freyheit bevoͤllert, . frey iſt 
bid anf-diefen Tag, und Gaftern, alé eine Strafe bes 
Handels, von alten Grafen beherrſcht, Jahrhunderte 


lang noch geborchen mußte “°) fetot at, daß diesDew - - 


tunggart, von der dad Gluͤck der Freyheit fomme, ges 
wiſſen Laͤndern einheimiſch und andern frembde_ ift. 
t . ” re 


In dem Oberland jenſeit Unterwalden verfor ſich bie 
Gewalt Ottons von Strafberg fo, daß er und fein 


126) Stit{kand am Mactinstag 13916; Bihabl. 

127) Baden, an S. Beisstag, 1308; Tſchudi. 

128) Rihtung in der Usoer, Alp, 13455 f; Ne 1483 
Tſchudi. 

128>) Doch diesmal Felede deren von Shwys mit 
Gerteud, Wittwe. Sartmanns des Meyers von Windegt und 
mit ihrem Sohne Hartmann; Schwotz in des Lcutprichers 
Wohnung, 13175 bey Guler. 

129) Zulegt den Landern Glaris und Schwos. 





4 IL: Bag: Erſtes eai. 


Ebhhn, Geaf Immer, nicht allein —EE 

ben Nan Eſchenbachs und. feines Ungluͤcksgenoſſen, ſori⸗ 
Dern auch die Reichspfandſchaft bes Boge zu Oberhaed i 
und auf vern Burg pi Laupen; ja Seeaslerg seta 
burg; verkaufen nußte ). Hd nie Kenig kLabrsidgs 
Sill HA-Breyhere Deane oon Weißenburg zuderiFeſte 


Uſpunnen dir Reichsvodeeh Aber das Land Hastrierwarb, 


1izis. 


Bib die Buͤrgerſchafe vacr Dhun, ihrer ‘Step heie uns ib. 
vent Anſehen gemag , bw Ser:Sofammentufy dif! Schmu⸗ 
Senpfadiik dem Brinig ilo Wutérivaldeirspesends-cints 
ward"), vermochte Levpold vicht;, wider: die Waldfterte 
taitd) feine Bogtenfeute sh Interiachen“ cima yu thun. 
Sie ahd: yogew uͤber dea Beddlg ye Kauf and'Berfanf, 
an bor Thuner fee wand fa mechenad, Fiera Bey - 
I rod Use ob Ln ae 
Alle Hofe der Hertadem. ten-Fanbarten: bee Balb- 
fiette wurden vou Koͤnigtkuduhg fee unveraͤußerli ches 
Kigenshum bes. Reichs eelldet'??). Er beruhigte bas 
Rand Uri Wer das vermeinte Redt an bas Erb aller un- 
echtgeboruen Sandleute, ſoelches Geßler, als weun fol. 
che Geburt leibeigen machte, ſich als Reichsvogt hatte 
sehen wollen “oe * Ludwig beſtaͤtigte die ganze 


et Ce 7 33. 
1 30) Er ober fein Odeim nahm ‘auf Laupen 13038 von Geen 


" 500 Wark; Hasli und Ufpunnen. mußte er 1316. aufgeben; 


_ £328 verfautte Immer Straßberg und Balin. - 

231) Urkunde 16 Nov. 1317, bey Tſchudi und Rubin: 
Amtleute und fandleute gemeiniglih von Gdwys — gegen 
Schultheiß, Rath und Birger von Thun, die Meuseren 

und Inneren und auf theea Güͤtern. Wo Vic 
Thuner veriprechen MA gu figen; wenn die Sehwelser ,, jemand — 
ihrer Enden“ angreifen, tk hier Oeſtreich, gemeint. 

132) Er verſpricht in dem Stil lſtand 1318, daß bie’ Wald⸗ 
ſtette ſicher nad Interlachen fahren duͤrfen. 

133) urkunde tm Lager vor Mer riven,” a5 Marz 
13163 Tſchubi. 

134) Paternae lineae vicinioros haeredes erben; Ur kunde 
53185 Tſchudi. 


Sefhidgte der Schweiz. 49. 


rexheit ). Als Leopold fah, daß die Schweizer ſo 
wenig nach Eroberung trachteten, als dergleichen geſtat⸗ 
ten wuͤrden, machte er auf cin Jahr Friede, fo dag bie 
Anſpruͤche wegen Zerfisrung der Burgen und aus ven ere 
Ken Gebden ſtillgeſtellt wurden, und fie die Einkuͤnfte 
ſtiner Hdfe, wie in der Zeit: Raifer Heinrichs von Luxem⸗ 
burg, ihm abfolgen ließen“). Durch dieſen Stillſtand 
nad Graf Werners von Honberg Beytritt), wurden 
alle Straßen jum Handel offen. Der Schweizer krieg⸗ 
luſtige Jugend uͤbte ihren Muth in des Herzogs ries 

gen"™*). Dod) ungerbielten bie Vorkeher die Verſchau⸗ 
pages) , © war nicht alleseit ſicher uber die Wahl⸗ 
fiatt von Morgarten gu siehen '), und Cinfideln unter 
biele mit Bannbriefen den Gamen des Grollg. Der 
Hergog felbft verfprad), dag, was ben Usherbringern 
folder Griefe von dem Golf beoranen wuͤrde, nicht fie 
beictencbruch zu halten. 


155) Boe Meeriden (Merradi Meat im Apennin; Giro 
da Capponi tm tumulio de Ciompi) am 29 Marj 13163 
ver Como 327, alé Kaiſer 1323 au Pavia. 

136) Stil(fFand, 19 Brahm. 13:8, Tſchudi. Wenn 
er fprict von „Ochaden vor dem Krieg,“ fo kann er wohl 
keinen anbern alé den vom Neujahr 1308 meinen. _ Mas 
wef nit, wen, odcr ob Ludwig jemand mit jenen Sifen 
belchat hatte, oder ob er bic Nichtachtung der Urkunde N. 
133 erlaubte. 


uD Sud dle Urkunde dieſes Veraleichs iſt bey. 


san) oun Neoburg. 1320: keobolb hatte plurioam militiam 
écerrimorum peditum de Sweics. Das ditefte Beyſpiel uner⸗ 
lenbten Metfelaufens; dod kann die Chronik bas Work 
Sweics in Ser ſpaͤtern weitlduftigern Bedeutung verſtehen, 
und das Doll von Thurgau und Aargau meinen. 


139) Verkauf cines Allmendes um Geld hiezu, 1322, 
Zigudi | 


840) Daher Geleit nbthig war; Net 3%. 
U, Thpeil. D> 


‘| 


é g0 II. Suc. Ered: Capite!l. 7 


Dieshwel⸗ Die Verlaͤngerung bites Vertrags wurde von ber 


age | Schweiger angenommen und geftattet’*'), bis in den 
’ leg. 


fechsten Jahr“), als nad) ber Schlacht bey MAb dori 


1323. und Kinig Friedrichs Gefaͤngniß Leopold in ſchwarzem 


untroͤſtbarem Gram) wider Koͤnig Ludwig die Rache 
‘erhob, und Ludwig die Waldſtette in ſeinen Krieg auf: 
“mahnte. Bu derfelbigen Zeit verfuchte Leopold um ber 
Preis ber Krone, die fein Bruder ablegen follte, Karin 
den Bierten, Koͤnig von Zrankreich, su Geldunterſtuͤz⸗ 
zung oder einem Heersuge su bewegen. In dieſer grofen 
Unterhandlang vergaß er die Rache bow Morgarten fo 
wenig, daß Karl ihm nichts theureres urkunden konnte, 
»als die unterwerfung von Schwytz, Untertoalden™*?”) 
und ihren Zubehoͤrden, wie auch die Belehnung mit al⸗ 
fen Guͤtern Eberhards von Kiburg, ded Brndermdrders. 
Aber Schwytz Unterwalden und ihre Eidgenoſſen, dic 
Urner, ſchwuren zu Bekenried, nahe beym Ruͤtli, dem 
Reichsvogt, Grafen Johann von Aarberg, „dem Reich, 
_arfo fang fie picht von demſelben verlaffen werden, in al: 
lem wie ihre Voraͤltern zugethan zu ſeyn“); von 
dem Konig wurden die Hoͤfe und Gerichte, die die Her- 
zoge ben ihnen batter, gum andernmal an bas Reich 
raqogen. HP), Selbt Glarisland wagte, den Krieg wi⸗ 
J 
—*— Wie siiet ousne ctl be urtunde 1319 Tſchudi von 
ben „ehrbaren. Leuten“ in den QW. ſagt. | 
142) Su rechnen yor Brachm. 13tg guar Herbſtm. 1323, 
143) Alb. Argentin. Er wollte nad dem Ungluͤck beo Muͤhl⸗ 
r+ Gorf fic) ſelber umbringen, | 
43°) Saeparatarttiel dee Gerfommnts, Bae an der 
Auhbe, 17Fulyh 13243 in ber Urkundenſammlung bey dem 
erſten Theil von Saron Hormance’s Beytragen. Go wabr 


fagt der von Leoben, daß nach dex Morgarten Cease Fer 
. polo ſomper de morte nobilium, faevicbat. 


144) Urtunde 1323. . 
145) Urkunde 1324; communicato confilio principum ac Coſſ. 
et alior. fidelium; ‘omnes cartes, “idra: ac bona; ut nullas 


< 


Seſchichte der Sch waiz. 51 


kr bie Schweiz bem Herzog abzuſchlagen und mit Schwytz 
ca dreyjaͤhriges Buͤndniß gu machen '**), weil gu keinen 
Sriegen als fiir Kloſterguͤter von Sefingen die alte Pflicht 
ft verband, und weil fie jeder Neuerung ungencigt wae 
na. Der Herzog fandte an bie Stelle ibrer ſelbſige⸗ 
nigltes . Landammanne Auslaͤnder gu Pflegern in ihe 
tend. Von den benachbarien. Grafen von Werdenberge 
Cargaus brachte er einige auf feine Geite™*>). Zu bem 
Stitg der Waldſtette verpflicytete 7) ex den Graf Jos 
aan von Rapperſchwyl, Vormund Graf. Werner des 
jingery bon Honberg Herrn her Mark. Johann, weil 
bie Mache ihm fehlte, ober teil die. Mark bes Ktieges - 
mide war"), uͤbte wider bie Schweiz keine merkwuͤrdi 
ge Waffenthat; Leopold ſelbſt war nur in Ritterkriegen 
gücklich, wo einen kleinen Haufen (cin Feuer hinveifer 
wqhte “™). oo, S: oe 
Als diefelbe Heftigkeit, wodurch feines Vaters Blues 
rade zu fuͤrchterlich ward, bey abnebinendem: Gluͤck ſei⸗ 
2* D 2* J ir rr nr 


we o-e ° . 
ae . 1 Sy 


- €8 e fl. 


Rekbsvogten verwaltet worden, hatte Ludemig ohne Zweifel fie 
derſelben verluſtig ertldrt. ‘ wy ; 
146°) Rudoffen unb Hartmann mit zwanzig Helen und ihren 
Chien, um soo Mart, geinrich the Bruder (nie war 
or Seti Montfort Si Gitln): war mit. Konig Ludewig. 15240 
alee, a) ee a 4 er’ 
147) Deon ber Graf, Urkunde 1323 Tſchudl, fagt aude 
tridtid, ,, dDarum er uns fein Gut geben hat. 

48) Derpflidtung derfelben gu Sdhwyg, 13233 
Cidubt, . "EP os ‘bo : 
4)) Chron. Neoburg. ; in tapinis valde profpérabatur; in terra’ 
Hlacie, Sugcie et Suerie ptd maidri parte domintum exetcebat. 


” 


3336 


sad 


by IL Bud. Erſtes Capitel. 


nes Hauſes irr ſelbſt bas Leben abgekuͤt, erneu⸗ 
erte Herzog Albrecht, ſein Bruder, den Stillſtand 
buff ber Graͤnze der Schweiz. Hierauf thaten die Wald⸗ 
ſtette Raifer fudmigs Roͤmerzug *): enn,” mitten zwi⸗ 
ſchen dem Oeſtreichiſchen Erbland und Welſtſchen Thaͤlern 
gegen Italien, mar dieſe Volkerſchäft, nach dein uner⸗ 
ſchrockenen Muth, wodurch ſie frey blieb, dem Kaifer aurh 
wider den Papft ergeben. Als der Bann Wher ihn fart, 
fragten fie bie Priefter, ob fle fingen und leſen, ober aus 
den Waldſtetten vertrieben werden wollen? Papſt Iv⸗ 
harm ſelbſt, als ihm von dieſer Geiſtlichkeit berichtet 
fourde, fle babe erſteres gewaͤhlt, urtheilte, nite Bers 
balten fey unrecht, aber Flug. J 


Als in dom ftebenzehnten Jahr nach bathe Heimich 
Tod und nach der Trennung des Reichs der Span Kai⸗ 
ſer Ludwigs vom Hauſe Bayern mit Albrecht und Otto, 
Hergogen von Oeſtreich, durch Koͤnig Johann von Boͤ— 
Heim vertragen wurde, geſchah (wie in Friebenshanblun⸗ 
gen der grofen Maͤchte leicht gefhieht), daß Geringern 
bas Ende bes Krieges gefaͤhrlicher als der Krieg ward. 
Denn da die Herzoge des ungewoͤhnlich grofen Marfan. 
des ihter letzten Bewaffnung ſchadlvs ehaͤlten wid fuͤr 
den Kaiſer auf die Zukunft gewoͤnnen werden ſollten, ver. 
pfaͤndete er ihnen die reichsfreyen Staͤdte Rheinfelden, 
Schafhauſen, Zuͤrich und S. Gaden >), deſto lieber, 
weil die erſten drey Staͤdte, und Revolf von Montfort, 
Biſchof zu Coſtanz und Pfleger der Abtey S. Gallen, 
im vorigen Krieg Oeſtreichiſch gefthnct waren. Es war 
cine Reichsſtadt Fuͤrſten gleich, cine Faͤrſtenſtadt ihnen 
dienfibar; wie der lor ber lettern auf den Zufaͤuen, 


850) Dabee dfe Schiembeiefe N. 135. 


1 SOb) Civitates optimas ; Meuburcger Chronté, son 
keapold, als er fm J. 1324 jenen Bund mit Frankreich machte, 
pat fie’ dte Kriedskoſten Verpfandung dieſer Stadte Ges 

ugen. 





| 
, 


| 


SefHhidte ber Schweiz. $3 
Guhdten und Leidenſchaften eines Fuͤrſten, fo berubete 


Nab Bohl der extern quf dem Gluͤck ves ganzen Reichs 


um auf ibe ſelbſt. Die Zuͤricher, afd in duferfter Ges 
fae des Verluſtes per Freyheit, voll Gefuͤhls ibrer weit 
gifecn Wuͤrde ſeit mit Berchtold von Zaͤringen Fuͤrſten⸗ 
mat in ihrer Staht untergieng; voll bes Muthes, wit 
peldem thre Vaͤter gegen Schpaben, RNegensberg und 
Deſtreich Zurich frey Sebauptet; baten die Waldſtette, 
nit ihnen gu Mowendung folchen Ungluͤcks cine Geſandt⸗ 
idaft an ben Raifer gu.fenden. Die Buͤrgerſchaft war 
a mannbafter Bertheidiguug des Vaterlandes entſchloſ⸗ 
ſen: bey den Muͤnſtern wurde den ganjen Tag, und bey 
Nacht von armen Schweſtern, welche fie ernaͤhrten »), 
Gott fir Erhaltung ber Freyheit angecufen. Die Wald⸗ 
hette, niche weniger in Erinnerung viel guten Verſtaͤnd⸗ 
ufed, als in Betrachtung, daß, wenn Oeſtreich Lucern 
ſthloß, Zuͤrich ihr Markt war; und bey Verpfaͤndung 
dicfer unveraͤußerlich erklaͤrten“) Stade file die Sicher⸗ 
bit aller Freybeit beſorgt; ſandten mit den Arqern zu 
vim Hoflager in Regenshurg. 


Daſelbſt fanden fie die S. Galler Buͤrger in gleicher 
Grd and Bewegung des Herzens. Obwohl der Stade 
Rheirſelden unveraͤußerliche) Freyheit nicht bezweifelt 
werden konute, war fie mehr den Guͤtern des Hauſes 
Habsburg verflochten. Es war auch faſt wide moͤg⸗ 
li}, daß die Stadt Schafhauſen ihre Freyheit rette; 
nicht mr weil hier Graf Johann von Habsburg, Here 
ton daufftuburg und Rapperſchwyl, ols Landgraf pes 


13)) Vikoduranns. 
45e) Ge — age you Sydwig ben Schlembelef fich nigt tes 
peagey |e 


253; Gig ae I Ge ees, -boga ac proventus ad domjnium.Ris- 


raden. RETHBONNR urtande Sinis delaels⸗ —X 
cry gs ; 


4° «IL Bad. Eres Capitel. 


RKiefganed **), und auf der andern Seite Cherhatd Graf 
ju Nellenburg, der Hersoge Pfleger in einem Theil bes 
vordern Landes ©), faft bis an den Thalgrund herrſch⸗ 
ten, worin Bf Stade liegt >) ;- ſondern vornehmlich 
wegen der innern Spaltung des ˖ Convents Allerheiligen 
und ber Birger mit Abe Hannſen Im Thurn “y, und 
weil ſowohl das Kloſter als dev Adel Ht dem herzoglchen 


154) Urkunde 13253 ibid. auch ſeine Vettern von Habs⸗ 
burg + Lauffenburg⸗Kiburg Hatten aus dem erſten Erbgut noch 
gu Lohn auf bem Rehet, was zuletzt 1369 Hartmaun dem Klos 
fer Paradies gab. Urkunde. Woher (sufdlig-oper ans Za⸗ 
rinaiſchem Erb?) hatte Hersog Herrmann von Be uber bes 

Schulthelßen Gut au Beagingen au veefigen? 1361., | 

iss) Vertras oes $H. von Thurn au Gefeter mit 
Leopold 13183 Tſchudi. 

355.>) Bon ihm 1309 fle Allerheiligen Moker ti Sdiem 

‘Betef. Gr im Weer (wie im Dien’ fak jeder verarmte) vers 
Pfdndet um 1270 Maré feine Burg Langenficin dan, Kloſter 

. gu Reichenau und ber Commende auf Meingu. {irtunde 
1348. Gein Crfigeborner Eberhard, welcher Marinerhen 
von Thengen⸗Egliſau hatte, ſtarb 1380. 

¥56) Das Klofter ware ungemein reich; vierzig Bruͤder bewohn⸗ 

- fen daffelbe, viele (propter nimiam praebendarum mulũtudis 

. nem; Ur8unde 1310) waren auf Erpofituren. Schos 
unter dem Abt Konrad von Mandenburg erhoben (id) Convents 

bruͤder, vom Anhang in ber Stadt, wider die Willfde dee 
feine Stimmenmehedeit ehrenden Oligarchie in dem Seift und 
erwirkten Sawider eine Verordnung (1321). ' Unter 
Hannfen Im Thurn beach dte Parteyung sur Fehde aus, dte 
Kinig Friedrich au ſtillen fic) vergeblid beſtrebte (Urtunde 

_ dn feinem grodiften Jahre); vergeblich fprachen zwey benachbarte 
Ritter (Hanns Ceuchfefe von Dieffenhofen und Eabrecht von 
Goldenderg, Egbrechts des Gehulthciben Bruder; Urkunde 
3329). Auch bie Stadt wurde verwickelt und fam in ben 
Gann. Erk nad dem Verluſt dev Relhofrenheit, Sey Abt 

Imthurns fintendem Miter, murden ble Mechte ber Conventuas 

' {en in Vergebung der Aemter, in Wnterzelthnung ber Urfuns 

_ den und ihrem Theil an den Cintdaften erkannt nnd deſtimmt 
(Bertrag 1 93493 ba gad Jacob Hier von Geringen, der: fol⸗ 
gende Mbt;! ber Stadt go Gulden, womit fle a von ‘dens 
Gann hfe (urkunde 1334). 


~ 


Seſchjchte: der Sdhwei. 55 


ead viele Giiter befaßen. Als ber Kaiſer in Bewillfah ⸗ 


rung des Geſuchs der Waldftette fur Zurich ibre unwans 


delbare Tren, und an S. Gallen des Klofters Religion 


8 


1332 


md Auſehen ehrte, fam die Stadt Schafhaufen *”) mit — 


Aheinfelden, mit Breifach und mit Neuenburg “*) (bee, 


rm herzhafter Widerftand unglicllich war) unter die Oeſt⸗ 
richiſche Oberherrſchaft. 


Zu ſelbiger Zeit bewohnten zwar auch vornehme Buͤr⸗ 
gr bon Schafhauſen nod) hoͤlzerne Haͤuſer *): es ers 
ſtreckte ſich aber die Stadt gu Thal bY und Hoͤhe9) aber 
den erſten Umfang, und nahe Steinbriche beguͤnſtigten. 
fern Bau); fall wie jet war fie von Weinbergen ), 
Riefen ), Kornfeldeen *) umgeben; Garten gierten an 
den Haͤnſern tauglidyes") oder vor der Stade zu Anla⸗ 
gen brauchbares Land!). Nicht wurde verſaͤumt, die 
Biren zu waffern*); aud) Wildniß hatte Werth als 


157) Gle beſtand im J. 1299 aus 376. Hauſern; Rodel 
Deedhtolhs, Cdmmerers von AllensHetligen. . 

358) Sam Erfas fle Zirid und 6. Gallen, . 

*) Jonb Hin, deffen Sohn ſeiner Gemahlin 200 Mack fidert} 
1297. , ! 

) Sis in der Geube (urkunde 1360) wo fonk nod Bald 
and. mo 


c) hauſer auf ber Staig (vom Spital erworben 1522). 

4) Steinbruch im Muͤhlenthal (eben fo, 1319)3 zu Feuertha⸗ 
en (dem Schultheißen Eberhard Hin gehoͤrig 1277). 

) Eberhard Briimil's Weingarten im Muͤhlenthal 1260. 

1) Bertolt Bruͤmſi's Wieſen bey der Kirche auf der Stalg 


1422. 
3) Sormbiind vor Engelbrechts Thor an der hintern Stats 1337. 
4) Sonrad Sans Garten in Sem Untergries 2377. . 


') Ben bem Spitalhof eine Girtnerey 1315. Urkunde Oar 


cob Hin’s hber dic Gdstnerfielg 1335. - 


) eget von Fulach empfdngt vom Klofter cine Wa (fe eleite 


ans Ser Gundelen uͤber bes Kloſters Wieſen auf die feiniaes 
zu Derflingens 1349, 8 oo 


~- e ® ( 
' 4 
) 





x 


6 IL Buch. Erſtes Caditel. 


Ser Austodung faͤhlg!). Rody bluͤheten im Wohlſtanb 
biele Nachkommen der freyen Edelmannen, deten Vater 
mit ihren Leuten die Hdfe dieſer Gaue zu Doͤrfern und 
Staͤdtchen gemacht™), viele, bart deren Zathun die 





Stadt erwacdhfen"); anf Lehen ſaßen bie meiſten; wie 


um Habsburg, fo war im Klekgau cin (gedoppeltes) 
Landchen im Eigen °). Das gemeine Weſen weede vor 
einem Schultheißen (deſſen Amt, des Klofters Lehen, 


lang im Haufe Ranbenburg blieb °)) ; von beffelben Ute 


terrichter ), von Raͤthen und Buͤrgern und nicht ofne 


Jacob Hin, tn obiger Urkunde 1325, yetfauft Sem Klofter | 


das Gefteipptehen (naw einer andern Leſegert, das Eeftruͤbel⸗ 
~ geht) am Waibelrain W 
™) Wir aͤbergehen die von Randenburg (hen Goldenberg, den 
- Krenflugen verbrüdert“, im Chucn, von Fulad, die His 


he, 1281 vergabet Bolfmar von Hallau, reichlich 


Hanns von Neukirch 1342 u. f. w. 

*) Die Lin (Schoͤnldwen, SGrofliwen, Feitibwen, Itelldwen. 
Der Lbwen Stein ſteht noch; Egbert Low, Ritter, Schulte 
heis 1290.); dic reichen Eton, vor Thengen acfommen, 
(Heremann und fein Soͤhn Kohedd oft fie die Stadt Buͤrgen 
33635); dle reithen Friebbolbe (Bernhatd ſteuert ven 926 
Mart ttegenden, 235 fahrenden Gutes; Hanns, fein Gon, 
yon 1040); dle Ammann, vom uhwieſiſchen Moͤrlach, Mit⸗ 
herrn der Burg aber dem Rheinfal (kehenbrief Seren 
Rudolfs von Thengen fie fle, dle von Urzach, von 
Gorſperg, von Tiffen und am Grad, fie die Burg, den 
Kelngof und die Bogtey gu Lauffen, 1352.); ble Pener im 
Sof (Miclaus, Hanns wad Heinrich 1371, aud von Then⸗ 


gen). 
©) Des Kloſters Muͤhle zu Hallan im Eigen; Urkunde von Lu⸗ 
pfen 1312; Muͤhle zu Cheroifingen im untern Eigen 


333%. 
P) Berchtold von Vlllingen, Ritter, Schulthelß, 1245; Jacob des 
Schultheißen Gohn (beer vielleicht nicht, wie wir im erfien 
Cheil vermuther, von Randenburg gewefen), Aberglebt bem 
- Glofter bas Lang von ſeinem Geſchlecht befeffene 
Amt, 1258; Eberhard Hin, Schultheiß 12595 fo weiter auf 
Eadrechten, dem fein Vetter Ace Kanrad yon Randenburg 
+ pas- Amt erblebenswetfe gab (1308 fommt er vor). 
4) Miclaug von Bruͤmſi ſiegelt als. folder 1351. 





Sifhidte ver Schweiz. ST 


tic Ormeinbe vetwaltet ). GeldAhdnrightit,. bad groß⸗ 
xAleincd, Hatten die Gerichte Radotfen von Habsburg’) 
amb iret anermmiveten Wachfancteit) zu danten. Uebri⸗ 
gud tourben die Rechte Sard eine Offnung beurkundet ) 
asd mit Gemeinſinn gehaubhabet: fo daß Abrecht von 
Hingenberg, $a et einen Rnecht erfdying “), fo grof 
fin Haus wat, det gatjen Stadt cine wichtige Genug⸗ 
theung leiften mufite *). Sold) Unghid zu bindeen, 
fachte mak lis diefer alten Jeit fon durch Erziehung die 
Eitten zu bilden *), Menſchlichkeit, fir der Stilldarben⸗ 
den, der unheilbar Kranken, der Armen und Alten Verlaſ—⸗ 
ſenheit beforgt¥), war jenen Menſchen, welche dberhaupt — 
mit Krafe fuͤhlten, fo wertig frembde als der Wunſch, im 


) Eaheedit Schultheiß, dee Roth und bie Gemeinde der GBirs 
ace 1277. Eberhard Schultheiß, Rath und Buͤrger 12728. 

*) Linigliche Freyſprechung von fremden Gerichten 1277. . 

") Raler Ludewigs Beſtatigung als bie Gradt Oefterceihinh ward 
1330. Ramentlid vom Hofgerichte su Rothwyl 1932. Karl 
1V: daß aus ben ſcamntlichen Oeſterreichiſthen Stabten 
und Herrſchaften bee vorderen Lande niemand nad Rothwyl 
md an iegend eine kaiſerliche Dingftatt geladen werden mag; 
fies, Jul. 1348. Graf Eberhard von Nellenburg 
bof dem fandtag gu Migoltingen erfennt biefe ber Gtadt revs 
heit 13350. Der Katferl. Landvogt au Schwaben urs 
tuokt fie an den fanteidter gu Rothwyl; Sftingen, Laer. 
1361, Niclaus bee Lupfer, Barger von Schafhauſen, 
Mhauptet fle au Rothwyl gegen Genz von Hdwdorf, 1374. 

") 1550. Offmung iſt Erlduterung. Die Urkunde beſteht nod. 

*) Cheng, Knecht Hannſen vin Rekkingen, Birgers von Schaf⸗ 
hanſen; in dee Stadt erſchlug er ton, 1365. 

*) Hedentwiel und alle ſeine and Hannſen ſeines Venders Keen 
jolen 20 Sabre ber Stadt offene Hauſer ſern, und die Ritter 
mit 15 Helmen derſelben bienen. 

*) Nefier Heinrich, der Stadt Notar, Bug*imeiher Hanns 
fn von Sulach und Jacobs oon Hdfingen 1292. 

) Zehlreiche Bergabungen, zumal feit 128¢, dem Spital. 
De Gonderfiehen (Ausſatztgen) Haus wof ber Gtaig, 
ia einer abacfonderten gefunden Page, 1286.° Alen armen 
Cdeckern und fo ein ebrbar Leben füͤhren, cin S G0 eRers 
haus von K. Hegenzi dem Sohn 1358. 


58° IL Bud: Erſtes Capitel. 


Gedaͤchtniß der Nachkommen nicht unterzugehen ). Dieſe 
Stadt wurde um cine unbekannte Geldſumme von Kaiſer 
Sudewig dem Banern an bas Haus Oeſterreich pfand⸗ 
weiſe abgetreten “*); Heinrich pon-Randef, Ritter, von 
feinen Vaͤtern Birger zu Schafhauſen °>), der Herzoge 


Vogt; diefes Amt blieb feinem Gefchleche “). Verkehr 


mit gréfern Laͤndern sffnete fich “); in guten Zeiten 


genoß die Stade dex Grose des Heren ““) 5. aber gemeis 
uiglich giengen weit uͤber ihre Steuer §). feine Beduefs 


She eet 


er 
Zug nach 


Italien. 


niffer pu deren Erfuͤllung fie Gut und Blut aufopfer 
tes Ss : : 

Inbeß ber Kaifer, nach em Frieden mit Albrecht 
und Otto, Bund mit ihnen ſchloß, zog das Landbannec 
pon Uri mit flarter Mannſchaft von Unterwalden und 


¥) Wie viele Jahrzeiten! Sanns von rimpach und ſeine Liter 
vergaben S. Aanefen die Vogtey gu Buch, durch Gott, und. 
um fingen und lefen, etlich Jahrzyt und cin ewig Oel Licht, 


1354. ee . 
aa) Man, welß nicht, ob um 12 oder 20,000 Mark oder Cronen. 
Wohl meldet Haſelb ach uͤberhaupt von 20,000 Mark; bad 

aber nicht, ob dle Gtddte dafuͤr ſolidariſch, oder ob jede far cits 

Shell der Gumme verpfdndet worden > . | 
bb) Hanns und Hugo waren Barger und hatten dle Gegend im 

Urwerf 1287. ; 

Cc) Bis 1406, Ym Haule gum Ritter wohnten fies der Schult⸗ 
heiße Thurm, wo die Frohnwage, iſt in dee Mitte des acht⸗ 
zehnten Jahrhunderts eingeſtuͤrzt. 

dd) Hans ber Schnezer verſetzt fein Theil an Eſchheim um 216 
ungariſche oder boͤhmiſche Gulben, 1372. 

¢) Wie-als Karl 1V (oben N. t) bas Ershaus beguͤnſtigte. 

15 Der Landvogt, Biſchof Hanns yon Gurk, aus ben Schult⸗ 
heißen von Lenzburg, freyt Schafhauſen auf feds Jahre vor 
ben jdbelidhen 40 Mask Silber; Shafh., Gres: 
1362, ° 


68) Be angefdbrten Urkunden pat mit unermaͤdetem Zleit 


Balthaſar PilKer, Buͤrgermeiſter dieſer Stadt, verſchle⸗ 
dene mein Bruder Johann Georg MAlles, auſammen⸗ 


- 


acbrocht. 


Seſchichte dee Schweit. 99 


kchwyn, und zweyhundert wohlbewaffneten Lriegsmaͤn⸗ 
um ton Zurich, durch die hohen Wildniſſe des Gott⸗ 
herd, -Bber die Teufelsbruͤcke, durch das Thal en Ur⸗ 
fren, vorbey die Quellen ded Fluͤfſe Ticino und Reuß, 
| ther das Gebirg nai Italien, zuſtreiten in dent: Livi⸗ 
| we Thal wider das Landvolk, welcheni Azzo Viſtonit 





Urſeren⸗, jenſeit ber Teufelsbruͤckenny, (wo der (urſeten.) 
Echauer eines tiefen Abgrundes, ungeheurer:fablen Fels 
ſtawaͤnde und vieler Schlag auf Schlag hod) herabſtuͤrzen-· 
der Bafferfalle fid) vereiniget) , iſt ein Thal, worein cin. 
ſteiler Pfad Uber einen Felfen filorte, der nun. durchate _— 
fprengt ift, umd wo die ganze Natur gleichfam ladpele 
alles ift gruͤn; Burd) die ganze Gegend walle hohes Gras, 
belebt mit aller Art Blumen; alles. durchſchlaͤngelt die 
Reuß; ba ift Urferen ander Matte cin ſchoͤnes Dorf, 
an ben Huͤgeln weidet Bieh, aber dem Dorf fiebt cin 
walter-und unverlegbarer Hayn, ihm wider die Schuees 
leninen: sume ficberen Gchirm ”); bas gange Thal iff 
ben ſtarrer Wildniß umgeben. Die meifter Guͤtet dies 
fet Gegend waren von den Ralfern dem Abte von Difene  - 
tis in Rodtien vergabet worden; Aber die freyen Manner 
fa Urſeren wurde cine Reichsvogtey von dem Hauſe Rap⸗ 
berſchwyl verwaltet, nach deſſen Abgang von einem Une 
haͤnger Knig Albrechts, Heinrich Freyherrn von Hoſpi⸗ 
tal), dex auf einem Huͤgel im Thal uͤber Urſeren 
einen ſtarken Thurm hatte. Wider diefen ihre Feind 
batten die Urner, in Raifer Ludwigs Krieg, Konrad von 


~ 


*) Seographiich ; politiſch aber geht Urſeren fiber die Leu⸗ 
ſlztricke durch die Gchoͤlinen bis hina au dee Haderlisbruͤt⸗ 
tt, oleicwie Aber Sofpital hinatif an Livinens Landmark, dte 
Torts Mabank Ain U Beotra 2), J. oe P oon 

159) Vukuich iſt. beo Rebedeteafe: verboben doris sn PANE... 

| M6) Gob deffen, welcher bey Dporwdtbed umkamnborle.i 





(Ptytner - 
~ Zpal.) 


66 II. Ved. Erſtes Capitel. 


Moos wid® ohne, Widerhane und Verlug™™) im Namen 
Ludwigs ald Reichsvogt eingeſttzzt und behauptet **7). 
Dtt Sole von Mood, Landawgneu bey ihnen, gabete reich: 
lich (mit MWalther Fuͤrſt und andern ehrbaren Maͤnnern) zum 
Bau ihrer Kirche “). Es war des Thols Urſeren ur⸗ 
altes Recht, „in allen Keiegen frieblich gu leben und je⸗ 
dermann freyen Paß gu geſtatten;“ ſonſt wuͤrde dieſe 
kleine Voͤlkerſchaft aus Armuth niche hindern koͤnnen, 


daß Felſen und Sohnee den Sotthardpaß in lurten Jah⸗ 


ren zerſtoͤren 163m) 


Am hoͤchſten Ort in Livinen (wo man oon den Seen, 
die Sem Weltmeer die Reuß und in das Mittelmeer dee 
Ticino fenden, burch ſteile krumme Pfade in drey wher 
cinander gelegene ſchmale lange Thdlee herabfommt), 
bey Airolo, fangt Italien au. Alſogleich erquickt cin 
Duft fanftern Himmels: im ganzen Chalgrund und as 
beyden Bergen, welche der Fuß fuͤrchterlicher Gebirge 
find, Seerfcht lebhaftes Grady; in drey Reihen Aber ein⸗ 
ander ſtehen an dem dftlicher Derg viele kleine Doͤrfer; 
von Baum su Banm and dber die Straße find nach der 
alten Art Weinſtoͤcke geflodhten. Mitten in Livines 
fheint Platifers nackter Fels den Pak gu fperren; ber 
Zicino Fat ſchaͤumend mit einem dumpfichten Rauſchen 
in cimen finfters Grund; Mexrſchenfleiß hat cinen Pfap 


161) 1321. Dfe Umfktande weeden verſchleden erzaͤhlt, aber da 

dor Beer von Mons Reihévogt blieb, sud wenn Difentis nod 
' @agu (Bucelines, Rhact,) wider Oeſtreich ih mitt Uri verbun⸗ 
den, ſo mußte der Urner Glad wohl das grifere ſeyn. 

163) Urfunde &. Ludwigs 1321; Cunr. von Moos nobis, 
imperio, reiq. publicae Fructuofa impendit obfequia; ben 0 
ſpital nennt er irretitum crimini laefac majeltatis. £ fh udt- 


163) Stiftungsbdetef bee Sirge pu altorff, 13173 


Tidude. 

163*) Mus ber uralten Supe waurde urſeren eigentlih exit gu un⸗ 
ſerer Zeis, als alles ne Hertommen “pata Spats ward, 
fuͤrchterlich yt . 


SGefhidhee der SHhweiz: Gr 


gebrochen. Der Freundlichere Schauplatz erſcheimt bel 
wieder; verlaͤßt aber chen fo ſchnell. Unter ſolchen AG. 
nech¥iuayen leitet uber Wieſen, urd Wald. and weht 
gebaute Fledee, ber Ticino nach Poleggio, sas Enke 
Soinens. + 3 


Fu dem Land unter dem Sotehard und Ginter H⸗ 
dhenrd aeten berrſchee frit lamstr al8 grey hunvece Jahren 
pwifchen Como und Malland große Parteyung. In und 
nad den großen Kriegen Der Kaiſer waren ſie, wie nach 
dem Perſiſchen Krieg Athen uns Sparth, Huuptſchirm⸗ 
Riddte grofier Cidgenoffenfhaften, deren Slider, nad 
bem Ghd dee Purteyen, Siefer oder fener Stade beyfielen. 
SGiScHinen und Weifen, Senat and Bolf , alee und rele 
che Megentengefehlechter und große Geſellſchaften ſcharf⸗ 
farniger oder kuͤhner Parteyhdupter, erhielten in Staͤd⸗ 
ten und Laͤndern obne Unterlaß Bewegung durch ihre Be⸗ 
ciferung um hie hoͤchſte Gewalt. Ihre Geſchichten, mit 
elter Runft aufgescichuet ,. twoiirden heweiſen, daG unſern 
Vatern in Staat und Krieg weder der Geift und Nachdrud, 
noch bie blinde Leidenſchaftlichkeit der Griechen gefehlt. 


Mit, ruhmvoll, an Volk und Adel, durch ble Na⸗(Como.) 
tur und durch jeden Fleif in Landbau und Gewerben 
reich waren Mailand und Como. Groͤßer, ungemein 
unternehmend, eines großen Staͤbtebundes gefuͤrchtetes 
Haupt war Malland, Welfiſch geſinnt: die Nebenbuh⸗ 
lerin eben ſo bluͤhend und ſtreitbar, Haupt einer wenig⸗ 
fiend gleich großen und weit Rdrfern Landſchaft, hier 
Sber Mendriflo.wnd Lugano nach Bellinjona hin, ‘hart 
in bas Rhaͤtiſche Gebirg und am Adda bas fehsne, 
corterflid) gebaute Valtellin) hinauf uͤber Bormio ah 


3) Vallis — formofa [atis, ntmis apta colonis, 
Moiibus ormata, eft Pedils Todlina vocata, 
Atboris eft illic, vitinm generofa prapago, 
Fortilis ft frogum,, fetie-elk.ibi copia lactis, 


64 II. Buch. Erſtes Capitel. 


ſcher Run unwiderſlehbar gebauter Zeng an den Mauern 
erſchien) Wornuf,. nochdem die Comenſer ihre Koſt⸗ 
vBarkeiten und ale Weiber und. jaggen Leute. oor Muth⸗ 
willen 7) und Reub Sey Nacht ther pen- See gereceet, 
feindliche Uebermacht eingebrochen, abe. Thuͤrme und 
Mauern bow Grund ang zerſtoͤrt und alle große Haͤuſar 
den Flammen uͤbergeben⸗9). Aber das Vaterland iſt 
Richt. in. Seeinen oder Erde, ſondern in den Buͤrgern. 
Dieſe Soadt (oon ihrem Brugamouds in wehydchiger 
Riedern vor ber Welt’), auch in den Roxceliſchen Ge⸗ 
filden oor Raifer Friedrich dem Zerſtoͤrer Mailands be- 
flagt *), gieng in nicht febe vielen Jahren herrlich wie. 
ber hernor, und cin grofer Theil der Herrſchaft wyrde 
mit ghidlichhen Waffen behauptet ‘). Den RKaiferst 
Hflegte fie Italien “), gute und edlen Maͤnnern in 
den obern Thaͤlern Freyftdtte gu oͤfnen ). Im Nord⸗ 
weſt, wo in herrlicher Landſchaft Mendriffo ruhet, in 
hoͤheren Thaͤlern die Burgen der Luganefer alte Sreu hiel⸗ 


©) Der Seug von Pifa und Genua; Thaͤrme waren es, gatti 
(Ragen) dazwiſchen, und geſchickte Minirer (docti ad muros 
effodiendos). 

P) Nudant pueros, mulieres (bfe Feinbde). , 

9) Profternunt turres, altas atque ipfimul aedes; 

Moenia diripiune et fundamenta revelant, 
Tectaque dum flagrant, intus per culmina fumant. 
Ym J. 1127. 

1) Bon ihm Montanus, auf Montagna im Valtellin ‘gcfungene 
Elegien; Guler. Nicht unfer Anonymus. 

*) Otto von Freofingen, gelt. Frid.; L..2- 

t) Krieg im J. 1198 ff. in Bormio ; 1280 f. im Bergel und 
wider Graf Hartwigen aus dem Binitgaue. - Bormio wurde 
beswungen, und Bergell Gotlg (Goglio: verbrennt. Gule e. 

U) Heinrich und Jacob die Capitanei von Sondrio, Salles Grice 
brid Dem Erſten; Guler. 

) Bon Alters Her; Landulf der Aeltere biſt. Mediolan. 
Dem Dowdatc Paravicint, als er raso mit nur Einem Dies 
ner. und was bepde tragen fonnten von Secco gu den Hirten 
floh, bey welchen er Cafpano gu bauen anfieng; Gaice. 


— — — — — — - 


Gefhidte.der Sh weij. -. 6}: 


te; imb:in bem Bellenzer Pah wurde land ole (hrwete 
fend der Mailduder gefuͤhlt *). Wie war ed in-dend 
wey und swangigidbrigen Krieg, worin frib dec grote 
maildndifthe Feldherr Simon Murale von Locarno bey 
Horgonzola die Macht Raifer Friedrichs des zweyteue 
des Gduners der Comenſer, gebtochen 97 Georbnet 
nar Como, wie Mailand, wie Berny -fo', duß jede Ab⸗ 
theilung Der Landgerichte bem Venner eines. beſtanmten? 
Stadtviertels oder Thors zugeordnet war”), und 
Unterabtheilumgen die Verwaltung · und Bewaffnung der: 
bandſchaft erleichterten?). Dads Kaiſerlichgeſtnnte Ge⸗ 
ſchlecht Ruſca behauptete gegen die Welfiſchen? Vitani die: 
hergehrachte Denkungsart, bis, nad) dent Untergang des? 
ſchrecklichen Eccelino, Filippo della. Torre und bald 
Napolevn fein Neffe die entſchiedenere Obergewalt uͤber 
Railand -befamen and ihrer Parten auch in Come 


‘, ° Ad 


¥). Shean um 1160 “caebert im eugaonetiipen 20  Caketes ; 
(Galvagno Sta itm a) 5 zerſtoͤrt 1242 Mendtifio und eros. 
bert Gelleng Merfribe,” tind die ‘Maltdnder Chronte 
von 1400 ben Murat, Scr. XV. ° 

*) 12453 eben Dietelben 5: bet 2 juhrigen Metta rechnet Bale! 
vagno von 2244-514 auf. bie Obermacht degen yon Tors ; 5 
bie Gibellinen rechnen 221 Jahre. Unterdruͤckung ſeyt UM 1255 
bie Terre anſtengen groß gu werbden. 

Y) Von unfern Landen wurde Puſelaf, Teglio, Porlezze 
dem Kloͤſterthor, bem von Galo Balerna, Mendriflo und 
Aizo und: Bormio, vend Tharmihor {Weikuy' und Triſifio, 
G. Lotenzenthot Chiaveana, Sommolg CSommo Lago), 
Imelef ( Delebio?), Sondrid, Lugano u. ſ. f. zugetheilt 
(Gulee Ne1392),. 1s wurde nicht: aufe die Nachbarſchaft 
bee kander, ſondern duf narnche Difgung: ‘ber verſchiedenat⸗ 
tigen Rannſchaft geſehen 

*) Shon soar Valtellin tridie Terslere, wie etyinen fruͤher in 
fine acht Nachbarſchafteny getheilt. 

“) 1263. Martino, des erſten Bruder, pha bes zweyten, 
cin veiſer und guter Dann (magni -coniMit ‘et bonitatis ;' § is 
omma) ſtarb in dieſem Jahr (Filippo 1269. Napoleon 
urbe fin geinciarite Seber: Napo pemerint an bie feds 
Jahe flelen die Rifts -.. - ca 

Il, Theil, E 





64 TL Bud. Kekes Capiees 


ſcher Kunſt unwiderſtehbar gebauter Zeus an Hen Mauern 
erſchien) Worauf,. nachdem die. Comenſer ihre Koſt⸗ 
Harbeiten und ale Weiber, und jagger Leute opr Muth⸗ 
willen ) und Raub Sep Nacht uͤber pen- See gerectet, 
feindliche Uebermacht eingebrochen, ade. Thuͤrme und 
Mauern bow Grund aus gerfidet und elle große Haͤuſer 
dea’ Flammen Abergeben-*). Aber das Vaterland iſt 
Micht:.ia. Sacinen oder Erde, ſondern in den Buͤrgern. 
Dieſe Geahe (vow ihrem Brunamondo in wehmuͤthigen 
Liedern vor ber Beit’), auch in den Roxcaliſchen Ge⸗ 
filden oor Kaiſer Friedrich dem Zerſtoͤrer Mailands be- 
flagt), gieng in nicht febr vielen Sabren herrlich wie⸗ 
der hernor, und cin grofer Theil der Herrſchaft wurde 
mit ghidlichen Waffen behauptet *) Den Raiferst 
pflegte fie Sealien “), guten und edlen Maͤnnern in 
den obern Thaͤlern Freyſtaͤtte gu oͤffnen ). Im Nord⸗ 
weſt, wo in herrlicher Landſchaft Mendriffo ruhet, in 
hoͤheren Thalern die Vurgen der Luganeſer alte Treu hiel⸗ 


°) Dee Zeug von Piſa und Gene: Thheme waren es, “gant 
(Ragen) dazwiſchen, und geſchickte Minirer (docti ad muros 
effodiendos}. 

p) Nudant pueros , mulieres (dfe Feinde. ; 

Q) Profternunt turres, altas atque infimul aedes; 

Moenia diripiunt et fundamanta revelant, 
Tectaque dum flagrant, intus per culmina fumant. 
Im J. 1197. 

r) Bon ibm Montanus, auf Montagna im Valtellin geſungene 
Eleglen; Guler. Nicht unſer nonymus. 

®) Otto von Freyſingen, gelt. Frid.; L. 4. 

t) Krieg im J. 1198 ff. in Bormio ; 1200 f. im. Berge und 
wider Graf Hartwigen aus dem Vinſtgaue.“ Bermto wurde 
bezwungen, und Berge Gotlg (Soglio verbrannt, Guler. 

@) Heinrich und Jacob die Capitanei von Sondeio, Lalſer Frie⸗ 
drich dem Erſten; Guler. 

") Bon Alters Her; Landulf hee Aeltere bift. Mediolen, 
' Dem Dominle Paravicint, alg er 1250 mit nur Elnem Dies 
ner. und was bepde tragen konnten von Lecco gu den Hieten 
fob, bey welchen er Caſpano gu bauen anßeng; Gaiee. 


| 


Gefdhidte. der Sahwmeiz i. 6 


ter; wud in dem Bellenzer Paß wurde lang die ſchwern 

Hand der Mailaͤnder gefuͤhlt ). Wie ˖ wee es in dew 

zwey und zwanzigjaͤhrigen Krieg, worin fruͤh der große 

mailaͤndiſche Feldherr Simon Muralt von Locarno bey⸗ 

Gorgonzola die Macht Kaiſer Friedeichs tes sented? 

des Goͤnners der Comenfer, gebtochen PH? Georbnet 

war Como, wie Mailand, wie Berny-fo's -buG-jeoe Ab⸗⸗ 
theifung der Landgerichte bem Bennet eines. beftanarten- 

Stadtviertels oder Thors zugeordnet war”), und? 

Unterabtheilemgen die- Berwaltung-und Bewaffnung dev: 

Landfchaft erleichterten?). . Das Kaiſerlichgeſinnte Ge⸗ 

ſchlecht Nuſca behauptete gegen die Welfifthen’ Vitani vie: 

hergebrachte Denkungsart, bis, nach bem Unergang des? 
ſchrecklichen Eccelino, Filippo bella. Doree und bald- 

Napoleon fein Meffe die eutſchiedenere Obergewale ber 

Raiiaud betkumen und ieee Dartey ant) in Come 
ONES | 

*) Mailand um 1160 aeobert im suganefieen 20 Tabele; 
(Galvagno Stainma); zerſtoͤrt 1242 Mendriſio und eros, 
‘Bert Belleny (derfelbe, tind die Mallander Chronté 
‘yon ‘t40% bey Murat. Sct. XVb. : 

2) sa2qsigveben DicieMen 5: det jdhrigen ‘Keita rehnet GS als! 
HAGUD von 2244: Hi4, auf die Obermacht degen von Loree 5 
die, GibsMinen rechnen 221 Jahre Unterdruͤckuug (oft um 1255 
hie Lorre anftengtn groß gu werden. 

Y) Bon unfern Landen wurde Pulelaf, Teglio, Porlezze 
dem Kloſterthor, dem von Galo Balerna, Mendriffo und 
Pago undi Bormio, en Tharmifier “Wey und Triſifio,“ 
©... Setensentoot' Chiavenna, Sommolg ( Gomme Lago ), 
Yntelef ( Delebio?), Sondrio, Lugano u. f. f. zugetheilt 
(Gulee N-1392). 4Es wurde nihe-duf dle Nachbarſchaft 
ber Laͤnder, ſondern aufwaenhe Miſchung der verſchiedenar⸗ 
tigen Rannſchaft geſehend 

) Schon war Valtellin tribie Derglere,, wie etvinen fruͤher in 
ſeine acht Nachbarſchaftenygetheilt. 

a) 1263. Martino, des erſten Bender, beim des zweyten, 
ein weiſer und guter tenn (magni confifil et bonitatis ; § is 
amma) ſtarb in diefem' Jahr (Fillppo 1263. Napoleon 
Vurde fin geinciarik: deben: -Rapo genet ). an bic fed 
Jahr flefen die Rifeeir> --.- - oe 


? 
\ 


| n. Theu. E 


G. .- 11 Bnd Erſtes Capitel. 


zu geben wußten. Die Verdientts Simons bon kLocarn⸗ 
lohnten fie mit ſchwerem Gefaͤngniß >), vertrieben von 
Como die Ruſca, zogen an dem Adda hinauf, und. bras 
chen die Tellenburg, von der das Baltellin heißt “°). 
Mannigfaltiger Krieg, deffen wir im erſten Theil wegen 
ber Unruhen zu Uri und wegen Theilnahme ber Biſchoͤfe 
bon Cur Melbung chaten “4), verwickelte Stadt und Land, 
bis in Tag den Sachen ploͤtzlich eine gang andere Geo. 
fialt gab. Otto Rifconti, Erzbiſchof ju Mailand, Haupt 
ber Gibellinen, war-auf der Flucht aus einer Schlacht 
mit vielen Ruſca (die grdFten Hhielt Napoleon gefaugen) 
in die Stadt Como, von ba (wo er fich nicht ſtark genug - 
fuͤhlte) In des Gotthards Thdler, in Livinen, gekom⸗ 
men), und batte, obne Ruͤckſicht auf die ſchlechten 
Waffen, aus dem tapfern Hirtenvolfe Leute geworben M 
Bu ibm der treue Adel am Sauifer, am Langen Ger, - 
Ales vertrqute er demfelben alferfabrnen Locarnifchen 
Simon, welchen die Comenfer dem gefangen Haltenden 
Napoleon abgezwungen 88). Durd) deffen Sime und 
Arm erwarb er die Stadt Como, burch deren Beyſtand 
Gey Deſio entfcheidbend geſiegt worden iſt. Jn dieſen 
ſchauervollen Tagen, wo der Kopf des Edelſten von Torre 
durch bie Staͤdte getragen, und in dem finſtern Thurm 
Barabello Napoleon nad) feds langen Jahren von Un⸗ 


bb) In capia (im Kaſig) unter der Trepwe. des Gemeindepala⸗ 
(Oe Quellen nea N. w). Ben 1264 blieb er ſebes Jae 
re 10 J 
cc) Teglio. Eben dieß 1263. - $lilppo verdbte oe +} 
dd) Im erſten Theil Cap.XVII, beg N.30 und 271. 
ec) Semotas cellit in Alpes; Stephanardi de . Ficomercato 
poema de Ottone Vicecemite Archiepifcopo. Murat, Scripte. 
IX, $7. Zomigi caftrum, Jents ,-Giornico, war Maildndi⸗ 
hes irchengut. | 
ff) Vix puri pondere ferri quie tegitur, 
. Cordis tamen omnes roboro ſidi, ) 
Gf) 1273. Durch Sefangennebmung bt iin Bia 
in ihrer Stadt; Mail. Cheonit &4Q5y 





. t 
ara 


Geld idee Ser Schweiz. ar 


aejlefer zerfteſſen, feine Bruͤder vor Hunger verſchmach⸗ 
ten ſah, erhob fic) die Viſcontiſche Macht, auf hundert 
und fiebensig Jahre™). Rach vielfaͤhrigem ſchweren 
Kampf (eine freye Stade war ſchwerer gu erwerben als. 
jest cin miides Neigh) wurde Como, mit Wilen einer, 
und Unterdruͤckung der andern Partey gleichfalls Viſcon⸗ 
tify"). Welfiſch wurde cinmal Chiavenna, als unter 
der -Stadt Como Vorſteher, Tignaca Paravicini, Vita⸗ 
niſcher Partey, durd) Unterhandlung ‘die Uebergabe der 
Schloͤſſer erkauft wurde *). Sonſt war in Valeelin 
biefe Partey gebroden, feit Peter von Quadrio die 
Kraͤfte des Avsgadro da Mazzo, dee mit allem Feuer von 
Varteyfreundſchaft Welfiſch geweſen, uͤberwand *). 
Sie mochten den Ruſca eine Burg in Truͤmmer wer⸗ 
fen und durch Roth fie dahin bringen, die. Burg 
auf bem Tels bes Belienser Paſſes gu verfaufen’*”); es 
€ a 


BH} 1277. Gefſallen war in ber Schlacht Franecfeo della Lorre, 
Napolcons Grader, in potentatu fecundus ( Chronif des 
Geancefeo Pipino; Murat. 1K,), 

Clarusque cadit victoribus obftans 

Civio magnanidia dudum virtute rebellis (oben N. ee). 
Rapeteon, von deffen Schreckensrealerung zumal 1266 ble 
aheba der ſchreiben, corrofue per fcopides, wurde bey den 
Fuͤben ous dem Kerece geſchleppt und verſcharret; Hungerd 
fasten Carnevale und Sando (Fiamma und Plpino). 
Die Abrigen wurden 7 Jahre gefangen gehalten (Jene Chro⸗ 
nsf ven 1401; ad 1284), 

7) Man fann bicfe Kaͤmpfe von 1292, wo Matteo Kintg 
Abolphs Reichsvicar, auf finf Fabre Parmefance Cheos 
off; Murat. 1X) Dominus generalie ward, bis 1333 
rechnen. 

164) 1305; Um 16000 Pfunb. Guler; Soprecher Pallas’ 
Rhact. 1309. Dee hiebey vorkommende Romerio Lavizzeri 
wurde gud) der Comenſer Haupt. 

165) Gon 1292. Guler; Spreder. Doh bee Aves 
gadso erſcheint nod bey letzterer That 1305. | 

166) Cofie, 1305; di¢felbtgen. 

| 167) Evandino und Zanino Movicia Ruſea, Signe Peters, 
Cates des Lutesio, welcher in dex Schlacht be Defie gewefen, 


4 


i 


6g Il. Sud: . Erſtes Capitel. 


mochte im Bergland an ber Abdaquelle, Ginter der Serra, 
natuͤrlicher Wehre, Bormio verſuchen, an Cur uͤberzu⸗ 
gehen 87b)3 bald uͤberwog und befeſtigte fein Haus. 
burch Klugheit und Muth Matteo Bifconti "> ,. und. 
exwarb in Como die oberfte Macht Franchino Mufta 7 4) ;. 
gluͤcklich, bid er duͤrch den Unternehmungsgeiſt des großen 
Can della Scala ſich verfuͤhren ließ, den Untergang fei⸗ 
ner Nachbaren yu ſuchen. Es geſchah nach nicht vielen, - 
Jahren daß fur ibn, die Stadt und. alle Landſchaften vor: 
Como Friede und Gluͤck nur unter Azzo Visconti zu flr 
den war?? ey. Den Ruſca erdftete Atzo mit Vellingona- 
uͤber den srofien Verluſt 7!) ,-und zog mjt Made in: 


verkaufen bas Sqlet der Stadt um 4000 mfund im Jahre. 
1306, Guler. 

167%) 1360; Guler und Speeder. ~ 

167°) Moftha und Guido, Sbhne Napoleons, Hatten von ?- 
1302 bis 1311 die Herrſchaft Mailands wieder an fid gerifs 
fen; von dem an erwarb fie fefter Matteo. | 

162°) Goon 1323 ſchwur mit Como Frandhino dem. Sailee ; 
(Fiamma) und hielt (eine Creu als Koͤnig. Johann von 

Boͤhmen nach Italien fam (1329, Bonincontro). 

167%) Ploͤtzlich bedrohete Biſchof Benedicts Aſinago eewar⸗ 
tete Erſcheinung die Gibellinen mit dem Untergang; ba em⸗ 
ꝓfahl Franchino die Stadt, ſich und fein Haus Herrn Wago 
Viſconti (F i am m a). Ur kunde der Uebergabe (Magni- 
fcus et excelfug dominus Aze Vicecomes — perpetuo gene- 
salis dominus civitatis et epifcopatus Cemarum), Como, 4 
Sept. 1335. Aus Benedetto Giovio, Uloffes vou Salis, 
Staatsgeſch. Veltlins, 1V, 63. Gofort befeſtigte und 

, beſetzte Aigo die Gegend in dee Stadt, wo die Domkitche, der 
Platz, der Palak des Podeſta und zuch Caſtelle wareay an: 
terwarf die ſeit vierzig Jahren abgefullena Rife (riperiem), 
entriß das Camoniſche Thal deer Herrſchaft Maſtino's von . 
dee Geala (Guler), und fuͤhrte, nun ohne Suche, die 
Vertriebenen zuruͤck (Fiamma de. rehus- geltis. {ub Asona; 
Murat. Scr. XI, 991). 

167‘) Bonincontro Mori gta (dentwiedig!). Guler. - 
1335. Dice lange Ausfihrang bes Herkommens und Bus 
ſtandes ber Ennetbuͤrgiſchen “Lande gaben wir nice bloß wdegen 


der nun vortontmenben Begebanpcit, ſendern ats EiniEitung 


‘ 





Selhidhte ver Simei . 6 


Baltelfins den Fleden Sondrio , -nen **%) and man⸗ 
nigfaltig fet *°’"), glaͤnzend nod) oer kurzem durch Ot⸗ 
to’ns Snteriortuli Tugend 71), immer durdy den reise 
‘then Adel der Capitanei *’"), behauptete mit Uners 
ſchuͤtterlichkeit °°") und Wachfambeit’’™) die Welfiſche 
Partey. Azzo Viſtonti aber zerſtoͤrte die Mauern. 


Hoͤher am Gotthard war Livinen, von Alters ber, 
mailaͤndiſch, dem Domcapitel unterworfen; bier wurder 
aus Naubfucht oder im Grol einer Fehde die Waaren 
im Paß bes Gotthards geſchaͤdiget. Daher mahnte 


2678) Das alte Gondelo lag am Huͤgel; um deſſen Mitte wurden 
Rath und Gemeinde nit einem Horn sufammengeblafen x 
Teuiſche Gibellinen serkbeten den Ort, weicher bierauf. ture 
voe dieſen Geſchichten, im Thal neu erbauct ward. ; 

1675) Mis Frandhino Ruſca gu Trififle lag, ſchnizten ble von 
Sondrio (vertheilten die Schuldigkeit eines jeden), fo daß, 
wen cin Pfund Steuer traf, derfelbe cin Stuͤck Mauer, ade - 
Ellen lang, zwoͤlf Elen hoch, aufbauen follte (1325). ters 
anf, tad drey Jahren, au Beobadtung ber Feinde, feſtne⸗ 
ten fie auf Monte Cucco den Thurm. 

3671) Dieſer gebildcte, ehrwuͤrdige Mann, verlor mit Frau, Ene 
keln and einem Safford, fein Leben tn einem grofen Unwet⸗ 


tee, welthes in der Montagna cine Ruͤfene Celnen Erdfal) an 


nad ſich zos; 1328. + 

167*) Go alt und grog, daß man ſie von dem Sane ded großen 
Rolands herfuͤhrte; ein unehlich geborner Albrecht, ein tapfe⸗ 
ree Held, welcher Sem Saliſchen Kaiſer Konrad gefiel, fey 
von ifm in Baltellin begabt and fandeshauptmann geworden. 
uf Mafegra wor der Gig-des wohlthaͤtigen, beliebten Ges 
fdlehts.. Die Gemeinde uͤhernahm, in alien SHnigen 
(Steueranfagen) fie au vertecten, auf daß fie nur nidt pos 
the ziehen. 

167!) Gegen die Betagerung bes Franchino Ruſca (1328); ‘Says 
garino von fucino, von Koͤrper klein und sref an Muth, 
ſchlug die Stirme manngaft ab. 

367 ™) Als sur Seit Konigs Johann von Bbpwen Scanabeces bard 
Wetrng fie gu dberwinden vermeint., 1332. Alles dieſes 
nad dem treflichen Geſchichtbuch Fohaua Guler's vow 
Weinek. 


70 IL Buh Eres Capitel— 


ber Vogt von Mosos fiir Urſeren das Land wel, und 
Uri die Handelsſtadt Zuͤrich **). : I 


Als die Schweizer das Thal herabzogen, widerſtand 
weder bey Airolo und Quinto der alten Longobardiſchen 
Konige Thurm, nok wagte der Hauptflecken Faido dieſe 
Feinde gu beſtechen. Als nahe an Giornico die Banner 
an, die mailaͤndiſche Huͤlfe ſtießen, eilte vox Como 
GFranchino Ruſca, damals noc Herr, yu Vermite 
tclung des Unfalls. Denn in demſelbigen Jahr er⸗ 
ſchrack Italien abermals der Ankunft Konigs Johann 
bon Boheim, deſſen Abſicht unbekannt war. Darum 
wurden die Ruſca Gewaͤhrleiſter des Friedens der Paͤſſe; 

zu Como flog den Vertrag der Freyherr Johann vow 
Attinghauſen, Ritter, Landammann zu tei). ache 
mals erforſchte Azzo Viſconti die hohen Paͤſſe; und er⸗ 
hob bes Gotthards Capelle by 


gia fe § Bald nach dieſem unternahmen die Maͤnner von Un⸗ 
Obeabastt terwalden die Rettung der Freyheit von Oberhasli: gang 
Ob erland wor in folgender grogen Verwirrung feindfelis 

ger Parteyen. | 


Obetland · Bon Thun, einer ſehr ſchoͤnen Surg auf einem Fel⸗ 
1. Alburc. ſen, sop die Aar den Thuuerſee verlaͤßt, wurden viele 
Doͤrfer in den Bergen, am See und in der gruͤnen Ebene 

bis an den Eingang der oberlaͤndiſchen Thaͤler, Burg⸗ 

'dorf, Landshut yud andere eigene Burgen und Guͤter in 

bem obern Aargau, durch Graf Hartmann von Riburg 
beherrſcht, und als er fruͤhzeitig ſtarb, im Ramen Eber. 

‘Sard utd Hartmann, ſeiner unmuͤndigen Soͤhne, ver⸗ 
waltet. Weil Herzog Leopold wuͤnſchte, fle fich genauer 

zu verbinden, ertheilte er ibnen bas Lehen der Landgraf⸗ 


168) Schinz, Handelsgeth., S. 96. 

169) Urkunde 1331: Franchinus de Ruſconibus, cigtearis et 
diſtrictus Comenfis generalis vicarius ac defenfor. 

“$69°) SHing, Bentedge, im iften Theil. 











Geihihte vee Saharigs 7 


ſchaft Sargundien in Oberaargau, welches Graf Hein- 
tid von Buchegk an ihn aufgab “ ): Dafuͤr erfanaten 
fie die Oberherrſchaft ven Oeſtreich, zu Wangen und anf 
andern Guͤtern bret Gigenthums).. Thun und Barg⸗ 
dorf Waren unter bidigen. Zuſagen 2) hetraͤchtlich bevoͤl⸗ 
kert und auch ſowohl an Ausbuͤrgern??by als an Gebaͤuben 
exmeitert *”*) worden; Schultheißen des Grafen) und 
‘mie ihnen zwoͤlf Nathsberren richeeten and buͤß⸗ 

ten"), gemaͤß dan Stadtrechten, welche der Graf ſelbſt 
nicht uͤbertrat. eine Kriegsgeſellſchaft und Hofdie⸗ 
nerſchaft beſtaund aus einem wablreigen moh beaten 
ten alten - Adel y,. 


ia Deer Gelepnungsseier 1314. 

178) 3. B. in Herzogenbuchſee; die Briefe, wo die rds 
fea ſolches aufgebin, und wo die Landgrafſchaft ipnen verſpra⸗ 
then wird, find von 1315. 

172) Frepheitbrief ber Thunce 1356; Er neuerung 
bee Handfese von Burgdorf, cod., der legtern Bes 
Sdtigung von der Sedfin Anakasia, 1326, 

1725) Die udelbacher, Die TellSacer fenien gu Shun 
uaͤber Acbslg edle Geſchlechter, Wusbirger tm Oberlande, zu 
Rinfigen, unter den Beracen ſelbt. Rubin, Hanbdfelte 
von Thun. , 

173) ‘Jn ber Burgh. Handf. wird ausdruͤcklich die neue Stadt 
beym Holgbrunn von bee alten unterſchicden. 

174) €b. daf.; ee ſetze ihn de conſilio et voluntate eivium. 

375) Heſſo von Teitigen, Junker, Schulze pyar urk. 1349. 
Cenfales, iurati, feniores; in beyden Urk. N. 173;° Mad 
find Sehulthelé, Nath und Baeger und die Gemein⸗ 
de gemecinitd; Url. 1303, 2358. 

376) Emendabant; id.: daher, amendc. - 

177) Es unterſchreiben die Bekdtiguing der Thuner 
Greobeiten, und Sandf. Surgd. 1316; Berchtold voz 
‘Porta (d. i. Thorberg), Barmangen, Mormons, Hartiiann, 
Werner und gwen andere Senne, Gumiswald, Hanns von 
Hallwyl., Konrad und Heffo Teitigen. (odee Dietigen), Ker⸗ 
searich, Winterburg, _ Exlofiwetler und Mattftetten. Den 
Brief 1320 wegen dem Kirchenſqtz von Thun 
fie Jaterlachen; zwey Wadiſchwyl, Gignan, Philipp von 
Kien, dieſe als nobiles; als Ritter, SGtrdttiingen, zwer 


7o OT: Bathe Erftes Capital. 


it Sie: Bikfin': Clifebeth ABittwe Harrnmmis, - He 
wemn ˖ Senn von Muͤnſigen, veined benachbarten Ehlen, 

yw viele: WMacht. ui Sraf Hartmann ihr aͤlteſter Sosa, 
Weicher ſeinen Bruder abgeneigt'Wary veefdunetes uidhes 
slats ek Shun zum Freunde zu Saben....'Sen Mrabes, 
BrafeSberhard; Propit.in Muifowidger’*), Dombere 
gt Straßberg und Bele, sent: ju Bologna, in serve. 
maligen Golehrſamkelt fich zu unterrichten; ſechszig Drank 
Silber warew ote Summe ſeines faͤhrnichen Ne fwdhdess 
da fle ihm fades Derſchicke wurden, kam er uͤber bad 
BGebirge zuruͤck, ſeinErbtheil ga fordetn. Doſſen ſpot⸗ 
teten bie Seinigen; er wurde als ein ſchwacher Juͤngling 
angeſehen. Auf Landshut, einem Schloß, wenige 
Stunden oon Burgdorf in einer waſſerreichen gruͤnen 
Landſchaft angenehm gelegen, ſchlief er bey Hartmann : 
“in dDicfer Nacht wurde er von dieſem feinen Vruder; halb 


5. be ge, 22 Pet 


" Burgiftein and einige ver sbtgen Den Seies ber Anas 
ſpaſia N. 172, datiet von Buchegk Johann ger Sep’ ‘(wie 
1316), gwen Gignau, zwey Geinenberg, tein, . 

'378) Gtatutenbuud von Mmfoltingen. ee begege 
net fn dieſer Geſchichte, wad ſelten: daß naͤmlich ‘pie’ Geſchicht⸗ 

ſchreiber fin Ausgang Abereinfimmen, aber in der Erzaͤhlung 
alles uͤbrigen ſich ſo gang widerſprechen, daß Tſchudi die 

Gefangennehmung dem Eberhard, wie Matthias: von 

” Meyenburg dem Sartinann zuſchrelbt, und nach jenem jes 
_ Hee, nad dieſem dieſer cin unrnbiger Gere und Oeſtreichiſch⸗ 
geſinnt mar.  Hlecin find thir Matthias (deffen Erzaͤhlung 

" Ginner, catal. MSCtor. bibl. Bent. , suerft bekannt machte) 
Durum gefolgt, weil ſeine Erzahlung ſowohl den Urkunden 
cinfimmig alé bem Verlauf der Sachen am gemaßeſten ſcheint. 

Wir ſehen nicht klar in einigen umſtanden, deren Unterſu⸗ 

* hung zu weltlduftig feu wuͤrde; im Ganzen ſcheint Matthias 

wahrhaft. Mus bem Biurarecht brief mit Berui311 

itſt Beygufdgen, dab damäls keiner ber Gtaſen vierzehniahrig 

| war. Da ihe Vater tm Jahr rot geſtorben, fo morhte man 
Hartmanns Geburt wohl in 1297, Eberhards in 1298 ſetzen 
—18 ſieht aud aus demſ. Brief," daß beyde or 916Voll⸗ 
+ fdbeigtcit exreichen follten) ; hiemſt wauͤrde zuſammen ſimmen, 
"bab einer aus ifnen ben Morhaeten war. 





Brit eo Cheep ages 


nackenb Yebumhen ,; anf Rochefart geſandt.nRöchefort 
ift- cit Schloß im Welfhunmeklemgifhend’? hs Geef 
Hastmane war. Sdroiegafohd’ Graf: Rabelien: sos 
Welſchnerenburg. In dieser: Berlefewbeit emGte Shere 
bard geftndtedy: vaß Herzog Leopold oon-Hefiaeth dieſen 
Erbſtreit entſcheide.· Der Horſos urtheilteido ſichart⸗ 
mann des Landes: Hetr ‘Glaiben,, “ie: Eberhard souf, der 
Burg pu Thunẽ wohnen, | aber vin gwtyhuwhert Mark 
(bern Ertrag Piner PfAinde) >dvey Bieetheitr gn; Bezah⸗ 

Inng ‘ber Schulden des Hauſes, Gea, Hacshownes. oe 
“hen fol.  Diefes mußte oer Gefangerte ſich geßallxn lag 
few. Bar Fenet ihres Berfdbaungesrges s-towede die 
Menge des Moels ihrer Herrichakd-nadw Chee berufen. 
Als nach hee Mahlzeit Sey dem Feuerheerd ſowohl dex 
Eenn als Graf Hartmann aber das Gli ihrer Anſchlaͤ⸗ 
ge fic) viel gu gute thaten, fagte diefer, ,, billig follte 
„mein Bruder gu Sem Vertrag einer Vormudd habeas o 
es bduchte ifm auf feinen geiftlichen Stand,” feine News 
Heit und jungfrduliche Unſchuld eine geiftreiche. Zweydeu⸗ 
tigfeit. Diefe und anbere- Worte (ba aud. Graf Chers 
bard Feeund vicler Dienfimanne war“9)) ſchienen uner⸗ 
traͤglich, ſo daß endlich einige gu den Schwertern grif⸗ 
fen. Da erhob ſich ploͤtzlich ſchreckliches Getuͤmmel, in⸗ 
dem alle in heftigem Zorn uͤber einander herfielen; unver⸗ 
ſehens wurde in der finſtern Wendeltreppe des Thurms 
(es iſt ungewiß, ob durch Grafen Eberhard ober durch⸗ 
Johann von Kien Herrn zu Worb,) Graf Hartmann er⸗ 
ſchlagen. Seinen Leichnam warf einer von dem Schloß 
herab, in der Zeit als alle Thuner, durch das große 
Seſchrey verſammelt, im Auffauf bewaffnet nad dem 
Schloß eilten. Viele flohen, andere wurden verwah⸗ 
ret, Eberhard befahl die Thore zu ſperren, ſandee nach 


PRE 


178 >) Weiches zu Raub und andeen —* of mip 
braucht und 1412 delwegen fſtefdet worden. 


179) Er hatte aliquos dorinii Servitares an fi os - Mauthias. 


ay IL, Buch? Erſtes Xapitel. 


Mayn™™) und verſprach, devo Berner. ewiger Barger zu 
Pepe, cin Theil ſeines Sartesi) und uͤber Thun das 
Auhenhertenrecht. Alſo zogen die Berner: umverzuͤglich 
nach Thun, -und brachken ohne Muͤhe die Stadt unter 
feinen Behurfam. Jom wurde die Gewalt ſeiner Vor 
fabren beſtaͤtiget; indeſſen ſchwur dir Stadt, -Bern in 
Kriegen beyzuſtehen ).iDer Graf gab: ben Berneen 
jahrlich eine Mart :Cilbor™) ; daraus verfertigten fie 
ſum Undenfen diefer Dinge cine ſilberne Shale. Darin 
betrogen fie fich, wenn fie den Grafen fiir unfaͤhig hiel⸗ 
ten, fein Haus fortzupflanzen; ex hinterließ nad) mehr 
‘als -olersig Jahren mannbafter and kluger Herrſchaft, 
oiler Sbhme™*), welthe ihm Anaſtaſia ven Gignar ge- 
bar,. eine Erbin der Grafen von Buchegt, weldhe gu 


330) Musee hem 1war nee funfidhrigen Buͤrgerrecht 1312 welf man 
ſeine Gerbindung mit Johann von Gubenberg dem jangern ; 
Ub amorem I. de B., amici fui fpecializ, beſtdtiget er 1326 
einen Kauf des Kloſters Cappeten. 

1g) Den Seimbers, Sigriswol, Grieſſisberg. 

392) Urctunde bes Geafen: Schultheiß und Gemeinde 
von Bern haben Than, Burg und Gtadt, wie fe mit Maus 
crn and Graben im Coſtanzer und Lauſanner Gisthum és, 
in Gewalt und Gewdhr fie (he fren Eigen, alé lang fo des 
Landes Recht if, eigene Leute fie eigen, die Barger in tHe 

- ven Rechten; und Eberherd habe fie von Bern heimempfangen 

um jaͤhrlich ein Mark Silber Bins. Eb. deff. urtunde 
28 Gert. womls er Thun ſeiner Eide entlaͤßt und an Bern 
weiſet. Beſtatigung ber Frenhetten, Mittw. naw 

SG. Mich. 1323; burch Schultheiß, Nath, ble Zweyhundert 

und die Gemeinde ber Barger von Bern, Die Urtuaten bey 
dem genauen delbigen Rubin. 


183) Dieſe Steuer iſt wohl fein Udel (bee Ausbarger jahrliche 
Erxrkenntlichkelt). 

184) Ucherhaupt (ſchlleßt Matt h ta $), leo crevit ex agno. 
Er Garb um 1367, BL von Wattewyl feet {einen Too 
auf 371, aber, in bee Urku nbe bes von tem Freyherrn 
Hanns von Thengen im Gifgau gehaltenen randtages 
wird er im Jahr 1367 als verßorben genannt. 


Soeſchichte dee Schnein: Sf 


finer Zeit im hoͤchſten Glens geiſtlichte — 
vortreflicher Eigenſchaften) untergiengen). :..... 


Die Berner waren keines Landes Herren; obwohl 
fie Seld auf die Burg ju Laupen gaben, war die Stabe 
Laupen gang fey) fle waren aber durch Mannfchatt 
au vielen Ortes fo ftarf, daß chemalé auch der Sens 
nad) bitterer Fehde ihe Barger. wurde’), und vor 
ihren Waffen der Freyherr von Bremgarten im unterge⸗ 
henden Gluͤck ſeines alten Stamms Uechtland verließ 8). 
Nachdem die Verner mit Kiburg lange Bund ued Freund⸗ 
fchaft gehalten“), erhob fic) in Graf Eberhards Zeit 
Mistranen und Haß, weil fie zu ſehr fchienen feme Hers 
ren zu fepn. © Den Anlaß nahm Eberhard um die eit, 
alé er mit Been, bem Burgrecht nach, fir Serherd 


3 85) Matthias war Lurfirk ven Maing, ‘entisi feta Sens 

ber Biſchof zu Straßburg. 
186) Berchtolds Beredtſamkeit verhinderte, daß Karl iv vont 
—— an das Reich der Teutſchen berufen wurde; 
Semidt, ZH. Ill, G. 496; Hottinger, KG., &. 

» &. tas. 

7) Berchtold #. 1353; Buchegk wurde ben Erben (bem Graf 
Cerpord und Burkarden Genn veo Maunfigen) fruͤher Aberges 


188) Dn Bund mit Freyburg ſchloß Laupen 13:10 im 
gleichen J. whe mit Bern, and behalt nur vor, bas Reich 
" et quibus  protegendi coinmilli fuetimos ex parte S. I. Jn 
cinem Grief 1313 giebt Lovreng Munzer, zu Bern Schultheis, 
Viris prudentibus et difcretis, Sch. und Gemeine villae Lauper, 
cam obfequio et amore, Nachricht non dem Inhalt verſchic⸗ 
dener Artikel dee Berner Handfefte und confueiudo. 

389) 1301s Tſchudi. 

190) Loffen und Bremgarten verfaufte er 1309 dem FYohanniters 
hauſe Buchſce; Wolen vergabte ex demſelben, 33315 das 
ubrige erbtean die Serren von Egerten, PHalleville, Mic. 

192) Go, daß nach bem Baegereedit e311 Kiburg Kriege, ‘woes 
in er Hilfe beaucen mote, nie ohne Geen unternahm. 
Es if keine Spur, daG weder mit Eberhard 1, nod- mit Hart 
mann 1 oder bey Leben Sartmennt i, rider Bern jemals 
geindſchen geweſen. 


46 Ty: BUG Eres Capitel. 


eon MBippiigen Auſchof zu. Baſel, ihren BareBfreand, 
wider den Grafen von Welſchneuenburg ziehen mußte ). 


‘conBeit Merhard onw Mippingen wider. Hettmana oon 
Mibauy:: Welſchneuenburgiſchen Hauſes, vow dear Papſt 
Hey dam. Hochſtift bepauptet sourde.”*) war Feindſchaft 
gmiſchen ibm und dieſen Grafen. -Se wurde von dem 
Vifchog: mehr geſordert oder von. dea Grafen der Kirche 
weniger, als Recht War, geleifiet. Biſchof Gerhard 
lockte aus der Reuftadt.in Mudolfsthal’*), an die:das 
Hochſtift Anſpruͤche machte, Barger durch Freyheiten 
it bie Reuſtadt, welche ex ſelbſt an dem Bielerſee 


nunter Schloßberg ftifecte°). RNachmals, obwohl, 


nach einer unnuͤtzen Bewaffnung“?), Herzog Leopold 
dw guͤtlichem Rechtsgang uber die in Zweyſpalt liegen⸗ 
den Prte™) fir den Grafen urtheilte, nabm Gerhard, 


S92) gn bee Zältrechnuna bicker Geſchichte (wir ſeten fie 1 324) 
.und in bem, bab wir ſie unter B. Gerhard, nicht unter Joo 
. Pann, ſetzen, geben wir von Tſchudi ab: 1) Weil fe dem 
fonſt .feindfeligen G. beffer als dem Biſchof aus dem Saufe 
Chalons zukommt; Welſchneuenburg war 1325 im beſten Ver⸗ 
faͤndniſſe mig Chalons 2). Weil wir ungern glauben, daß in 
eben dem J. 1325 Kiburg zweymal wider Welſchneuenburg zu 
Felde gelegen, da ſeine eigene Schweſter einem Neuenburger 


- Grafenihe Erbgut verkaufte (N. 202); 3) Weil das 


Hochſtift Baſel weder 1325 noch 1326 bel. unternehmen 
konnte, da es in den groͤßten Unruhen war. Vermuthlich die 

WRuͤſtung wider Neufchatel noͤthigte Biſchof Gerharden, Lieſtal 
im Sißgau Herrn Ulrich von Ramſtein, Ritter, gu verpfaͤn⸗ 
dens Urkunde 1323, Brukner S. 9831. 

193) 13.5%5. wider. Hartmann, vom Nidauiſchen Zweige des 
Welſchneuenburgiſchen Hauſes. 

-#94) ln Neuve-ville qu va], de Ruz; nun abgegangen. Rubdolfée 


thal aͤberſetzen sole dee. Gewohnheit nad, um nidt derauéldns 


diſchen Woͤrter gu viele ahne Noth aufzunehmen. 

95) la Neuvo- villo; 1I35820, Vuattovidlo . de la confeder, Helv. 

196) Tidhaht 1328; ebmuß wohl 1515 Ran; ber Spruch 
N. 197 (8 von 1316. 2 

097) Es beteaf Lignickes Geiffee ta. OO 433 deſtdti⸗ 
get Rudolf dew Kloſter Trub, wad er au Lanbderon und 
Crillies hatte (vidimirt 1402, in vinoblis Criſſie). 


Sefhidte der Schweize 7 


alg Graf Rudolf je Nidau pie Stede’?*)-Bayen ere 
warh'™), AnleG wit Huͤlfe her Berner Landeron zu 
belagern. Zanderan'?””) liegt amg ders ſumpfigen Land⸗ 
enge zwiſchen dem: Bieler und Welfehneyenduraer See.: 
Ludwig, des Grafen von Welicimuyenburg Sohm uͤber⸗ 
raſchte den Biſchoẽ und ſchlug ibn nut Dinteslaffong der 
Waffen in gu uͤbereilte Flucht, gis daß Bern und Ris 
burg von ber andern Geite des Ortes ihm gu Hilfe 
fommen modjten. Die Rache bee unverſchuldeten Uns. 
ebre diefer vergeblichen Belagerung wollte Bern ins Wine 
ter nehmen, als das Erdreich um Landeron fefter war. 
Damals wuFten die Velagerten vermittelſt: langer Stan⸗ 
gen, verſehen mit eiſernen Haken, ſich der Katze der Ber⸗ 
ner ), worin ihr Venner war, gu bemaͤchtigen. In 
bem, Kriegsrecht, welches hieruͤber gu Bern oͤffentlich 
gehalten wurde, fand ſich Walther, vow Hauſo der 
Senne von Muͤnſigen, des Unfalls Urſaͤcher. Kaum 
daßt ber Senn enthauptet und ned) ber Wuͤrde fines 

Adels Gegraben worden,. ergieng.oou. Bera ein Aufges . 
bot vor Landeron, beydes der Menge der Ausbuͤrger 
und aller Sundesfreunde gu Oberhasli und in den Wald. 

fietten.. Es war zwiſchen den Bernern und. Schweizern 
ein alter BSund*). Vergeblich; durch die Schuld 


198) Stadteecht wie das kacrborviche, von Herrn vein⸗ 
sth von Straßberg 1288. 

199) Bekdtiguagsheic f Grof Rudolfs an' Gisen 
fie bie Freyheiten 13245 Strakhers hatte ee fon 1318, 
Balm tanfte er 13275 es iſt miglih, daG ihm die von Straß⸗⸗ 
Berg die Stadt Buͤren um 1324 uͤberlleben; ſur Gerhard war 
Bep fo verwickelten Grangen und Rechten der Seoend ‘an Dons « ¢ 
wand leicht. 

1995) Jn Teutſchen Cheonifen. ,,dle knderen; . Aber eri 
und Gee gewonnenes Land. 
200) Des Mittelalters Wort fir cin Ding, bee alten Gide 

frdte im Gebrauch aͤhnlich. Der Venner ies Regenhut. 

201) „Unſern lieben alten getreuen Freunden, den Aeuten 
„gemeinlich von U. S. und UW., entbieten wir dey Sau, 
yy MR. und Gemeime von Been” u. f. f. 13235. Tidubs-Oes 
a lleralteſten Dundes eit weiß bisher niemand. 


78 Il, Bud. Eres Capitel: - - 


Staf Kerhardss dicfer, ded Kriegs oder des Auf⸗ 

wandes mide, wandte vor, daf ihm feine Verbindung 
mit Deſtreich nicht geftatte, -neben den Waldſtetten int 

Felde zu ſtehen; das Banner deren von. Thun jog in den 
Krieg?) Wohl niche ohne feinen Willen wurde von 
ſeiner Schweſter Catharina, Wittwe Graf Albrechts 
gon Werdenberg, ihe Eigenthunr, der Iſelgau, dsiefes 
Kriegs Gegend, Graf Nudolfen su Nidan, vom feind⸗ 
lichen’ Hauſe, verfaufe*?"). Endlich; auf Gerhards 
Tov, fo'fehr bas Domcapitel den Erzpriefiee Hartung 
Mind wuͤnſchte, ernannte der Papſt an das Hocfeife - 
Baſel Johann von Chalons. Diefes in demſelben Jahr, 
alg Graf Rudolf su Welſchneuenburg an Frau Beatrix 
aus dent Haufe Vienne, Vormuͤnderin des jungen Firs - 
Gen von Chalons*°’), fuͤr Welſchnenenburg und andere 
benachbarte Schloͤſſer und alle feine Thaler in bem Jura **) 
die Huldigung wiederholee, welche er dem Bater und. 
Grofivater deffelben zu des Reichs Handen ) geleiſtet. 

; Bern enthielt ſich der Kriegsthat. 


262) Quittung bes Kloſters von Eclach 1328, dos 
‘Bie Thance allen ihm hiebey zugefuͤgten Schaden erſetzt. 


2026) Urkunde 1325. Gle verkauft von Bargen in dee 
Ebene dis an ben Ausfiuf der BU, auf an den Berg bis Neu⸗ 
ſtadt. Ihre Rechte gu Nidau waren bas Merkwärdigte. He 
die Inſel mitten im Gee hatte fie keine Anſpruͤhe; Ertl de 
sung three Mutter Elifabeth, 13134. 


803) Dame [uperiewre et juge de fief. 


ged) Halbdigung 1312 dem bauc Baron et pniffant Monfei. 
gnear Chalons; fie val de Nirvil, de Ruz de Vault, Schloß 


WRegendurg , Schloß bey ber Zilbrucke, Val-Travess, Bou- 
dry, Boudevilliers, Rochefort, Vaulmoreul (Vauk marcus), 


205) Ibid.: pour raifon de l'Empire et par le commandement 
du roi Raoul d’Allemagne. Gegen bas Reich (F Chalons thus 
garant. - Jin J. 1323 uͤbergab Rudolf su Welſchneuenburg, 
afd der in dad Witer zu treten anfieng, die Verwattung der 
Herrſchaften ſeinem Sohn Ludwig, 


Geſchichte der Ghweip'i 78 


atte burch Konig Fridecche Wefalle and Sdeby dab⸗ 


wigs Bannung sie sfenthide Devaung: nicht: sbhe Gee: 
fahr ju ſeyn (chien, etrichtoten dic Hochteutſchen Ain 
te), die Waldſtette und nebn Vern aud Chains: 


einen Landfriedensbund. Aber ohne daß zwiſchrit⸗ Wi: 


Burg und Bern vfſenbarer Kweyſpalt: vorfiel, entſeruttu 
ſich die Gemuͤther; weil der buͤrgerliche Sinn der Ver⸗ 
ſammlung derjenigen, welche dee Graf einzeln nicht Jel⸗ 
nes Gleichen glaubte, die ſonſt gewohnte Achtung ciwe 


nicht ungern aus den Augen fegte, oder weil der Graf. 


dieſes ſich vorſtellte. Nachdem Leopols geſtorben 7), 
trug Eberhard keine Scher ,..groifthen den Waldſtetten 
nnd Kiburg ſehr genaue Freundſchaft aufzurichten“9), 
ſo daß er ihnen nicht allein den Paß uͤber den Bruͤnig, 
wath fie ibm. die Sicherheitfeiner Herrſchaft gewdbrten, 
ſondern fie auch an ihren innern Geſchaͤften ihm whe. 
Antheil gaben, als fuͤr Frege Voͤlker ſicher ik, Biches. 
su erfauben *°*"). ways 


Ee ift cin ewiger 5 auf die Natur + searhubetee, Ab⸗ 


ſtand fuͤrſtlicher und republitaniſcher Denfaugeart ein 


SLE Ef 


206) Mayas, Bors, Speer, Strasburg, walet, Lred⸗ 
burg im Be., Zuͤtrich, Been, Solothurn, Cohen, 
Pindar, Ueberlingen; 1347. THhwdi. 


07) Mit tow, dem Hodwairhigen Herrn £, Herzes te, 
„ atte bas Sous Kiburg ben Bund wider hte = 
| a 


Wotegette, 1318; Tſchudi. 

208) Berbindung der Amtleunte und Lanol. you 
S., 8. and UB., mit dem Dohen Mann, Se. E. 
vou §. auf fecbssebn Sabre. Mit unfer Walsdtten Ins 
figel. 1327, am erſien Tag im Hesdf. 

tog >) Wenn in den drey Lindern Zweytracht entſtuͤnde, fo fol 
ex auf Begehren Mittelsboten fenden; wuͤrden zwey Linder 


aegen das. peiitte einer Gace eins, fo hilſt ihnen Eberhard, . 


das britte gum Gehorſam bringen, . ( Tſchu di melbes nichts 
von Neſem Vertrag, den wir aus her alleriſchen Gammlung 


10 wee 


fallen 


— er meqhte dem biebern ween. {chp raph aicht AN 


7 


t 


go. «AL, Gu Gees. Capit. 


Giek WAS. and Neehefchelfaeit oder Kiugheit ſolche 
Tholnehmung iim. Angatg nicht ˖ niß bnauchen; wer will 
einau Volt masa: dag Depfpiel: gegeben iſt, fdr die: 


Cafaho dunter: dem Vachfalgen: Waͤhrſchaft leiffen? Die. 
Maldſtrete hatten damals feinen Argunhn; zwiſchen ihrer | 


“nt ſeinen Macht roar! iene. ged fie. unglechheit. 


52 .. ite 


Wie biernef Bern; Bahl, Zãrich S. Gotten and— 


fechs: aubent: Gtddte,. dew. Saudfriedensbhunh erneuer⸗ 


ten”) geſchah burch: den dlnwillen der Berner, aber 


weil die Schweizer an weitlaͤuftigen Berbindungen fein 
Gefullen tegen, daß weder die Waldſtette noc der 
Graf ax dtefem Gund Antheil nahmen. Endlich wandte 
Eherhard ſich ganz von Bern, als die Berner vor Dies 
fenberg Jago, fit. Johnnnuden Senn, Frepherra, ihren 





Birgrechtverwandten, an welchen der Here diefer Burge — 


feines: Drubers ‘es Klechherrn oon. Dießbach) Blut 


ſuchte, weldjen der Senn ungluͤcklich erſchlug.Da fie, 


i Grafen von Kiburg night fo viel ehrten, ihm die 
nittlang zu goͤnnen, ritt er unmuthsvöll vdn ihrem 


* ‘ thd) Freyburg, am Burgrecht baſcloſt aͤnzu⸗ 


I nehmen *). 


2. Sytem 8 | var jeicht äinzuſthen, daß auch ‘obue Linlluß 
bee Sbernet ber Hersoge, bald weder Freyourg den Bad"), nod) 
anbere nit Bern gules Verſtaͤnbniß unterhalten wuͤrden. 

Fin’ der’ Zerruͤttung de Sachen Kaiſer Ludtoigs trachtete 

Beeps unter dem Sa cin ſiefer Erfurcht vor bei Bann⸗ 


4 i Sr 


209) Sirafsury, Srsburg im Br, Coftans, ‘Lindau, Ueber⸗ 


fingen, Ravenshurg. - Ole sheitlduhige urkunde AE ‘be 
210) 1351.7 8 bas 
aa one one fo moe und obiie ‘einen —— Am: 


eto tind vie Sredbett id= sa": aher 
—* 


Geſchichte her Schwein 81 


ſtralen, ſich uͤber die benachbarten Reichslaͤnder zur 
Fuͤrſtin zu machen. Obwohl die Berner bald nach Koͤnig 
Friedrichs Ungluͤck und kurz vor. Koͤnig Ludwigs Bann 
von dieſem letztern erhalten, die Vogtey zu Laupen aus 
der Hand Peters von Thurn, eines Oeſtreichiſchgeſinn⸗ 
ten Freyherrn, an ihre Stadt loͤſen gu duͤrfen?), uns 
ternabmen fie zweymal, den Freyherrn Johanna von 
BWeifenburg "*) gu vertreiben, weil er, ohne Furcht 
vor dem Bann, dem Kaifer Ludwig, welcher ihn zum 
Reichsvogt in Oberhasli gemacht, ſeine Treu Hielt. 


Jenſeit der ſchon hohen Berge dieſes Freyherrn im 
Niederſibenthal, am Fuße ſanfterer Vorberge der Alpen, 
lag, auf einem Felſen an der Senſe, Graßburg, ein 
Schloß des Reichs, deſſen gewaltige Mauern bis auf 
dieſen Tag von den Sitten der Bewohner dieſer Einſam⸗ 
keit einen finſtern Begriff erwecken; die freyen Maͤnner 
auf dem benachbarten Guggisberg waren an dieſe Reichs⸗ 
burg pflichtig. Als Kaiſer Heinrich oon Luremburg auf 
dem Rmerzug von Amadeus, Grafen gn Savoyen, 
viel mehr Dienſte genoß, als derſelbe ihm ſchuldig war, 
wies er ihm viertauſend Mark Silber an, auf Graß⸗ 
burg, Murten und einen Thurm an der Broye im Ro⸗ 
maniſchen Lande“). Jn Kaiſer Ludwigs Noth nah⸗ 


212) 1324. Freyherr Peter von Thurn hatte dieſes Reichs⸗ 
pfand von dem Freyherrn Otto von Granſon, der es 1310 
um «500 Mark erwarb. Es iſt von dem J. 1324 eine Ges 
Rdtigung ber Freyheit von Laupen durch dev 
Schultheiß, ben Rath, auch dic Zweyphundert und 
dic Gemeine von Vern, J 
213) Aus dem Kaufbrief N. 225: Johann von W. hatte 
von Peter ſeinem ſchon verſtorbenen Bruder zwey Neffen, die 
Junkern Rudolf und Johann, deren der letzte 1325 nod 
minderjdbrig war. 1331 Brief wegen Rothenfluh: 
thee Schweſter, feine Nite, Hatte ben Geafen von Thier⸗ 
Rein gebetrathet. 

214) Brief 1328 des Geafen Edward, welder um 
4900 Pfund, auf Wiedesldfung in zehn Jahren, Graßburg 


Hi, Theil. 


, ™s 


83 Il Bud. Erſtes Capitel. 
men die Berner (doc) daß ihrem BGundesfreund Graf 


Ahymo oon Savoyen ’) die Einkuͤnfte blieben) den Land- 


ammann von Guggisberg mit feinem BergvolE in ſolches 
Buͤndniß, daß Gu eiter Zeit, wo von ibnen fein Reichs⸗ 
haupt erfannt tourde) fle niemand als bas Reid) vorbe⸗ 


Hielten™). Keine Feindfchafe ließen fle ungerochen, 


feine Diirgertren und Bundverwandtſchaft ohne raftigen 
Schirm. Sie verwuͤſteten und brachen mit gedoppel: 


tem Vergnuͤgen die Surgen Illingen“7) und Ergentzach 
als Welſchneuenburgiſche Stammguͤter und weil ſie dem 
, Heren von Thurn anvertraut waren. Sie zogen aus 
„„unter der Hauptmannſchaft Ottons oon Giſenſtein, den 
Solothurnern in Zerftdrung der Burg Wildenftein; im 
Sißgau beyzuſtehen *8). Sie beleidigten unverholen 





bad Haus Greyerz, ba es durch Johann von Kramburg, 


Vanel mitten im Sanenlande angegriffen tourde ~”). 


Dem Ritter Wilhelm oon Duens, Barger su Frevburg ,. vers 


* ihren geweſe. n Schultheiß , im dem Beſitz der Feſte 


kauft. Urkunde Jacobs von Duens, der ſich nicht 


mehr de Grafebor ſchreibt; Graf Aymon hatte Kf. Heinrichs 


Brief gurddgenommen. 


215) Admons seOnidgriger Band mit Been 1330; | 


. bod) dab ce dem Grafen von Welſchneuenburg in deſſen Fehde 
wider Burkard von Bechburg helfen mage. 


216) Sund 2Ummanns und der Lleute von Gage 





gisberg aufer der obern Gewalt von unter 


Waffera.1330. uUlrich von Guggansberg, in der Urfuns 
de 1323, unten N. 221. 
217) Davon wird in den Jabrzeitbüchern von Eſ— 
euvillens dieſer Zug irruptio Hüngenſis genannt (Er if 


von 1324). Bor Peter von Thurn und um 1312 hatte 


Mielaus von Endlisherg He Burghut; Urfunde Graf Pe 
' tees von Gregers 1312, da er Bogt war fener Schwe⸗ 


fice Agnes, Niclauſen Witte. Dennoch blieb Bingen dem 


von Thurn; f. Cap. 7. 


918). Aud 1324. Siehe mas Gotſche von Wildenſtein fir 


Sitten hatte, unten N. 263), 
#19) Urtunde Graf Aymons von Savonen 1331, 
wegen der Fehde univerſitatis omnium nobilium et civium de 


4 


Gefhidte der Schweiz. $2 


Cie machten fic auf (der Schultheiß Werner Manger: 
auf einem grofen Gtreitroffe voran), ihren Barger Otto. 
Sombarden 7*9>) gu Muͤllinen im Oberland von Graf 
Hetern zu Greyerz, dem Herrn von Churn yu Geftelen 
and Herrn Johann von Weißenburg , die ibn belagerten, 
ju befreyen**?). 


Der Here von Weifenburg, im Niederfibenthal 3- aber⸗ 


Eigenthumsherr, Pfandherr zu Uſpunnen, Vogt in 
Oberhasli; der Here von Thurn, durch Eliſabeth von 
Eſchenbach Erbherr zu Frutigen )3. Graf Peter von 
Greyerz von bem obern Sibenthal“), durch weite Al⸗ 


F 2 


Berno; bie Gade wegen Ganel fam vor den Savdoſchen Le⸗ 
hendof, dieſer Spruch iſt beym Thurm gu Bevay im Vec. ge⸗ 
ſchehen, und von dem Leutprieſter Theobald 13 36 zu Bern 
vidimirt. 

219%) Er hatte cine Gemahlin aus dem Hauſe Endlisberg; 
Tſchachtlan. 

220) 1331. 

ss1) urkunde Johanns von Thurn zu Géfteten 
im Namen Elif., ſ. Gemahlin, fie Rud. von Sdarnadthal 
wegen eines Guts hinter Frutigen, durch Urn. von Wadiſch⸗ 
wel an Ynterlachen verfest; 1314. Wuch verbuͤrgte er 
fic tm J. 1323 fle Ganzfen von Wadlſchwyl, Ritter, unt 
20 Pfund, welche diever als Geifel fae Savohen dem Berner 
Birger Jacob von Grasburg noc gu bezahlen hatte. Sar fo 
wenig gab er vier Hintertdecen von grofem Namen. (Otten 
von Giſenſtein, Kirchherru gu Liffon (Lenz) in Wallis 
(Go Zurlauben; fokte es nicht eher Leiſſigen am Thuner 
Gee ſeyn), Riclauſſen von Blankenburg, Kirchherrn ju 
KCurnda (Thuchen unweit Bern), Berchtold'en von Krauch⸗ 
thal, und Hannfen, Jacobsb Ringolt'en (ſpaͤter, vow 
Ringoltingen?) Gohn). Zu chew derſelben ett wurde Hanns 
von Thurn von den Buͤrgern ber Stadt Matland, nachdem 
Galeazzo Viſconti vertrieben worden, berufen, auf ein Jahr 
ibe Here gu ſeyn (Johannes de Turre Valefii de Cafteliono. 
Die Maildader Chronik yon - 14013 3 Murat. Scr. 
XVI). 

222) Saufbetef.um Laubegk und. Mannenbeeg VOI 
Heinr. von Stedtlingen und Mermetta von Greyerz, 13335 
um 2300 Pfund Lauf. 


@ 


¢ 


‘ 


4 If, Bud. Eres Capitel. 


peuthdler hinaus bis an das Laufannifdye ***) und Gar 
voyſche Gebict cin reicher, ſtark befreundeter, feinem 
Golf nicht ungitiger Herr; ein Adel voll angeborner 
Kriegsluſt, welder in einer BVerbindung nur durch 
eigene Ungeſchicklichkeit uͤberwunden werden fonnte (wie 
auf dem Wallifersug ***), als in der Seufzer Wieſe av 

- Einem Tage die Blithe aus gang Oberland umringet 
fiel); alle diefe Herren der Berner Feinde, und Graf 
Eberhard nicht mehr ihr Freund; diefer Herren Golf in 
aufblibendem BWohlfand*%), und ſchon der Knechts 
fchaft mide **®). Auf der andern Seite ein großgeſinn⸗ 
ter Genat, und feine Hand wider jedermann, welder 
in Einem Burger das gemeine Welen der Berner antas 
fiete. Zwey Parteyen, weniger um Raifer oder Papft, 
alé um Freyheit und Herrſchaft. So war das Doers 
Hand, als die Unterwaldner famen, in der Sache der 
Manner von Hasli. , 


Johann von Weifenburg, wohl als er wegen des 
Raifers von den Bernern angegriffer wurde, noͤthigte 
das Land Oberhasli su Hshern Steuern im Ramen des 
Reichs; welder Menerung die Landlente ungeduldig, 
Sey den Unterivalonern Klage fubrten.  Diefe, nicht 
gewohnt Unrecht auszuſtehen, gaben ihnen Gehoͤr, und 


223) Friede mit Lauſanne von Gr. Peter, Perrod sr 
Panel und Yoh. von Montfalvans, Soͤhnen feines Bruderé, 
‘ unt Unfug, von Leuten au Treym an Peter de Rupe, dé 
Domeapitels Calan au Bulle begangen, und was daraus ents 
fanden; 1333. Zweyter Friede, 1338. 

224) Deſſen Urſache nice befanne if; BWddijedwol (wohl Jo⸗ 
ann), Rinkenberg, Thuen (vermuthlid) Johann), Weiben⸗ 
burg (Peter? ), Straßberg und Kiburg thaten ihn, 1548s 
die Wieſe iF am Moadan unter Leuk. | 

225) Die Wetffembucg veekaufen 1325 fm Weiler 
swifden Weifenburg und Prienbad an dreyzehn Maͤnner 

. von Erlenbach und Ringoltingen. 

226) Srenbett von Ganen, betechend beibeisenſchaſt und 
Mavldfe; 1312, , 





Geſchichte der Se weiy 85 


machten einen Anfchlag, ,,daf auf Cinen Tag die von 
„Oberhasli durch die weſtlichen Berge am Brienzer See 
n gegen Interlachen, fle durch Bergpfade von der Seite 
„des engen Thals Habcheren baber ziehen, und alle zu 
„beſtimmter Zeit bor Ufpunnen, des Freyherrn Burg, 
„erſcheinen ſollen.“ Die von Hasli, hoͤchſtbegierig 
fir ifr and cine ruͤhmliche That auszufuͤhren, brachen 
frendig auf, und fanren gu fruͤh, auch dict unverſehens, 
auf die Landenge der Burg... Der Freyherr machte ſich 


- auf, allein mit ihnen zu ſtreiten. Achtzehn Lanbmaͤn⸗ 


net wurden erſchlagen, funfzig der Vornehmſten auf Uſ⸗ 
punnen gefangen gelegt. Sie traurig zuruͤck in das 
Thal. Unmuthsvoll ſahen ihre Freunde dieſe uͤbereilte 
That, weil ſie wider des Kaiſers Vogt keinen offenbaren 
Krieg unternehmen wollten. Ein Jahr, ein zweytes 
Jahr des Gefaͤngniſſes der Funffig verfloß, bis endlich 
Werner, Landammann gu Oberhasli, von Sem ural⸗ 
ten?) ritterſchaftlichen) Geſchlechte Neti, ben Ents 
ſchluß nahm, an die Berner gu ſenden. Diefe bat er 
alé alte Sreunde, ,, fir die Landleute in dufer(ter Noth 
nibren tapfern Arm gu waffnen; wenn fie dieſes thun, 
nfo, verhieß er, fol ewig niemand als die Gtadt Bern 
„uͤber Hasli die Vogtey haben.” Zur felbigen Zeit 
ſchirmte ber Herr von Weifenburg, wohl lm Namen des 
Kaifers, in deſſen Schutz die Lombarden.der Staͤdte zu 
ſeyn pflegten?**) , einen flichenden Lombarden der Stadt 


227) Es witd oben an unter bie gezaͤhlt, welche aus dent nordis 
iden Urſtamm des Bolts waren. Bey Wyler, wo ber Bad 
von Gabmon bie Mar vergeifert, zwiſchen vie⸗ Bachen hatten 
die Reſti ihren uralten Thurm. 

228) 1296 entſagt Peter von Reſti, Mitter, dem Recht 
an bie Sirdhe in Hasle gu Menringen. Werner kommt 
aud 1320 vor, ba er von W. von Wadiſchwyl den Sens 
ten ga Eſchlon empfdngt. 

429) Graf Hugo von Budegt, als ee ſich verpflichtet, 
Sf, Heinrichen mit fanf dextrariis hominibus in Italien zu 





Der vier 


‘ ‘ 
® 


go 11. Bud. Erſtes Capitel. 


Bern, welchem “er ſelbſt Geld ſchuldig war. Deſts 
ſchneller beſchloſſen und vollendeten die Berner die Unters 
-nehmung anf Uſpunnen. Als der Freynherr, nachdem 
fic) dev. Lombarde gerettet, ſeine Burg oͤffnete, wurden 
die: Sefangenen befreyt, und er nahm fur die Reichsvog⸗ 


tey. ſo viel Geld als er dem Konig bezahlt hatte. Die 


Verfaſſung von Oberhasti, ,, dah der Slutbann im Na⸗ 
pr aed Hdes. Reichs geuͤbt, fuͤr den Schirm jaͤhrlich eine 
„„Steuer von funfzig Pfund genommen, und aus dens 
‘wy Golf civ: Landammann erwaͤhlt ward),“ iſt nur 
darin von andern Reichslaͤndern unterſchieden, daß die 
‘Manners dieſes Landes der Stadt Vern in ihren Kriegen 


Huͤlfe leiſten?). An der Hauptgaffe der Stadt wurs 


“ben die. Schliffel von Wimmis, dev feften Erbburg des 
Freyherrn, vor allem Volk ausgehangen; Johann von 
WeiFenburg wurde mit allen feinen Schloffern??’) der 
Stadt Vern Birger, und nahm Theil an Verwaltung 
eS. gemeinen Wefens. Der Gieg durch Wohlthun 
fchien der ficherfte. | 


MWaldeette In dem: zweyten Jahr nach dem Zug in Livinen, in 


Bund. 


eben dein Jahr als einige fir Hasli den mifflungenen 
Verſuch thaten, wurde von den Waldftetten, was von 
Undeginn ihrer Eidgenoſſenſchaft fein Gefehleche ihrer 


dienen, wird, um 120 Mark, auf des Kaiſers Einfommen 
vom Zol und von den Cawerfdhin gu Bern angewicjen, 
1333, 

230) trfunde von Schultheiß und Kath, von ben 
Zweyhundert und von der Gemeine, Montags vor 
G. Lorenz, 1334. Ge nennen die Mdnner yon Haslt ,, hye 
vr Eidgenoffen. | 

231) Mnbere Reichsleute gogen dem Reichsvogt nicht weiter, nod . 
au anbern Kricgen, als fae ihres eigenſten Landes Bertheidis 
gung. 

232) Wenn bie Berner Burgen brachen, fo nahmen fie dem 
Eigenthuͤmer die dazu gehoͤrige Herrſchaft nice; vollends uͤber⸗ 
achene, wurden blob offene Haͤuſer. 








Seſchichte der Schiveiz. . 87 


Voraͤltern je gethan, beſchloſſen, iv ihren ewigen Bund 
cin viertes Ort aufzunehmen. J 


Die Denkungsart Koͤnig Rudolfs hatte fein See 
fdhlecht fo gang verlaffen, daß von allem, wodurch cin 
Fuͤrſt feinem Volk beliebt wird, von den Herzogen bag 
Gegentheil geſchah. Die Lucerner und. Glarnec, da fig 
nad) derfelbigen Zeit faſt allgemeinen Gewobnbeit außer 
Stadtbahn und Landmark zu keinen Kriegen verbunden 
waren, zogen mit ſolchem Fleiß zu der Herzoge letzter 
Kriegsthat wider den Kaifer, daß Koͤnig Johann vor 
Boͤheim, der kriegsverſtaͤndigſten Fuͤrſten einer, beſon⸗ 
ders der Glarner Waffenruͤſtung ſehr bewunderte). 
Nach dem Friedensvertrag wurde der verſprochene Sold 
ihnen nicht gegeben. Die Kaufleute, die Handwerker 
und alles Volk zu Lucern hatte ſchon viel dabey verloren⸗ 
daß durch der Herzoge ihnen fremden Krieg das gar 
Hirtenland am Waldſtettenſee und in dem Gotthardpa 
feind(elig, die Verftdrfung und Erweiterung der Thirme 
und Ringmauer nothwendig **),. und vieler Juͤnglinge 
ſchmerzlicher Verluſt in ungluͤcklichen unternehmungen 
unvermeidlich war. Wenn die Dienſtmanne der Her⸗ 
zoge, die Edlen der Stadt und ihre Raͤthe, welche nach 
den ſechs Monaten ihre Nachfolger ohne Zuthun der 
Vuͤrgerſchaft ſelbſt waͤhlten?), um pee Lehen an den 


233) Fitoduranus, 1330. 

234) 1316; Hiftor. Erklaͤr. ber Gematde a. 9. Cas : 
pellbruͤcke. 

235) Verkommniß gu RH aw. den Herzogen nnb 
Lucern, 13305; auc) bab der Schultheiß bende, bie Rechte 
der Herrſchaft und Buͤrgerſchaft, beſchwoͤre; Gennthum und 
Histenthum (ienes betraf wohl die Beraweiden) mbgen fie ſelbſt 
befegen: den Wald migen fie nugen, mic, che Rueda Vogt 
war au Rotenburg. Johann von GVramberg war Schultheiß; 
Urfunde der Verbindung fowohl bed Rathes (worin 
gen fittau, Bater und Gohn; Wiffenwegen; Konrad vow 
Moos; Weence von Gundoldingen — ) ald See Buͤrger⸗ 





38 Il, Bud. Erſtes Capitel. 


Hof sogen, fo war die Gnade der Herrſchaft ihnen ange. 
fegener als bie Sache bes Volks. In diefer Bewegung 
toaren die Gemuͤther als die Nachricht fam, ,, die Hers 
7 zoge Haber mit Unwillen vernommen, daß die Lucerner 
ir fich unterſtanden, die Zofinger Muͤnze Herunter ju 
wuͤrdigen“ (fie Hatten diefes miffen thun, teil fie 
inlemand bewegen fonnten, fie gu mehmen); ,, nad) ihrer 
jE farftlichen Geivalt vernichten fie dieſe Gerorduung; 
pr fernerd, weil die Zeit Unfoften erfordere, fo erhoͤhen 
„die Hergoge das Umgeld 72°) nach ihrer fuͤrſtlichen 
nn Meade. 4 : 


Auf dice Befehle, welche die damaligen Voͤlker nod 
uicht geduldig Goren gelernt, verfammelte fid) das Bolf 
-In großer Beſtuͤrgung an vielen Orten der Stadt mit Be 
ummerung des Berderbens der alten Lucern. Endlich 
t die Gemeine den Entſchluß, an die Waldftette ju 
ſenden um einen swarnzigdbrigen Waffenſtillſtand. Sle 
hielten den Geyfall der Hergoge file niche nothwendig; 
mater: den Rechten, welche fie von Murbach gekauft, 
Und welche man ihnen faffe, fey nirgend, daß die Herts 
ſchaft mit verderblichen Kriegen und Harter Verwaltung 
Lucern um Geld und Gut bringen mdge. Fn diefer 
Meinung tourde von den Schweizern ihe Anerbieten an: 
" genonmren, Es war -derfelben Zeiten Gedanfe, daß 
Fein Fuͤrſt alles was kr will vermag, und daß von der 
menſchlichen Geſellſchaft nicht alle Rechte, die Gott ibe 


e 
. 


+ fat; in Seren von Balthafae Cungemetn leſenswür⸗ 


digen) kLucerniſchen Dentwardigteiten, St. 3. Man fiebt tar, 
1. daß die Raͤthe der Hereihaft geneigt maren; fie Hagen, 
„daß es im Land wunderlich geht, und die Herrſchaft, vor 
~ g bev mie Silfe und Rath follten haten, tet bey uns niche iſt“ 
(Verbindung 13283 2. daG die Widerpart bereits 1330 
gue Oberhand fams fie fommen dbercin, ,, au widerſtehen, bis 
„es den metften beſſer duͤnke, au wetchen. 
336) Mack acrade iſt Um geld in der Schwelz, was dle aides 
in Frankreich geweſen. 


‘ 4 


~ 





Seſchichte ver Schweig. 89 


gab, an einige Perfonen anfgegeben worden ſeyn. Dieſe 
Unternehmung der Birger brachte die Vornehmen auf 
ben Entſchluß, burch Mannfchaft aus dem Aargau, 
welche unter dem Vorwand herrſchaftlicher Dienſte nach 
Lucerne kommen ſoll, die Kuͤhnſten vom Volk gefangen 
zu nehmen. Dieſes auszufuͤhren, mahnte der Herr von 
Ramſchwag, Schloßvogt auf Rotenburg, dreyhundert 
Reiter; bey Nacht kamen dieſe an die Stadt. Aber 
die Buͤrger, wachſam wegen der deutlichen Gefahr ihrer 
That, oder gewarnet (weil auch in den großen Haͤuſern 
eine gute Sache nie ohne geheime Freunde iſt), bewahrten 
die Thore, geſtatteten den Eingang nur dem Schloß⸗ 
vogt mit einigen wenigen, und bald war jeder wach und 
genugſame Staͤrke vorhanden wider die Gewalt. Alſo 
blieben dem Ramſchwag nur Vorſtellungen uͤbrig, und 


et fand in der Gemeine des Volks eine große Mehrheit 


ſolcher Maͤnner, die feſt entſchloſſen waren den Wald⸗ 
ſtetten ihre Zuſage zu halten. Bey ſeiner Abreiſe wurde 
er begleitet von einigen, die ſich nicht getrauten bey den 
Buͤrgern zu bleiben, oder welche der Herrſchaft ihre Er⸗ 
gebenheit beweiſen wollten; die Widerpart faßte neuen 
Muth. Bald nach dieſem verſammelte ſich das Volk in 
voller Anzahl und großer Entſchloſſenheit uͤber das allge⸗ 
meine Wohl der Stadt, und aller Nachkommen, und 
beſchloß, zu trachten, auf ewig in den Schweizerbund 
aufgenommen zu werden. In dem fuͤnf und zwanzigſten 
Jahr der wohlbehaupteten Freyheit wurde dieſes Anſu⸗ 
chen der Lucerner in die Waldſtette berichtet; es war die 
gemeine Meinung, fie follen ſich nicht flirchten, die ver> - 
laffene Stadt Lucern in ihre Eidgenoſſenſchaft aufzuneh⸗ 
men ; alfo gaben fie dieſem BVolf ihren Bund, = 


Seinee dicfer herzhaften Maͤnner ſetzte die Gerechtig⸗ 
keit aus den Augen ſondern fie befrdftigten ,, die Rechte, 
„Dienſte und Gerichte der Hersoge; die Verwaltung 
„der Stadt, wie fle unter bem Hauſe Habsburg von dev 
„Raͤthen und Buͤrgern gefuͤhrt wurde; und alle Hers 


99 If, Bud. Erſtes Capitel. 


„tommen der Schweijeriſchen Thaler.” Sie erklaͤrten, 


daß vor Gerichten niemand des Bundes wegen par⸗ 
„teyiſch zu beguͤnſtigen ſey; daß jeder ſeinem Richtee 
„gehorche; daß, wenn an einem der vier Orte ein Ver⸗ 
„brecher zum Tod verurtheilt und es in die andern Orte 
„obrigkeitlich geſchrieben werde, er in allen vier Wald⸗ 
„ſtetten als ein ſolcher ausgeſchrien und von keinem Eid⸗ 
„genoſſen mit Nahrung oder Wohnung unterhalten 
„werden ſoll. Wenn, wie unter Menſchen geſchehen 
„mag, Mißhelligkeit unter den drey Thaͤlern entſtuͤnde, 
„ſo ſollen die Lucerner, wenn fie nicht cine andere Mei⸗ 
„nung beliebt gu machen wuͤßten, den einftimmigen 
„zwey Thaͤlern bas dritte Helfen weifen. Alle 
„Nachkommen follen wiffer, wenn ein auslaͤndiſcher 
poder innerlicher Seind wider ein Ort Gewalt dite; ſo 
„daß deffelben Ortes Richter bey ihrem Eid urtheilen, 
„die Gache verbdiene der Cidgenoffen Hilfe; daß als⸗ 
„dann die BVeleidigten von jedem der Orte Beyftand be 
„gehren, und Beyſtand ohne alle Gefaͤhrde in gang guter 
„Treu erhalten, mit Leib und Gut, auf jeden Ortes 
„eigene Koſten. Wenn diefer Bund in einem der vier 
„Orte je von jemand ubertreten tourde, fo, erklaͤrten fit 
z att dieſem Tag, follen alle Eidgenoſſen cinnnithig fold 
„ieinen Menfchen fie einen treulofen meineidigen Mann 
„halten).“ 


237) Wir pflegen aus jedem Bund auszuzeichnen, was demſelben 
eigen iſt. Im uͤbrigen verdient von dieſem bee Anfang aby 
gedruckt zu werden: „Zum cefien; fo haben wir von Lucern 
„vorgehebt und ausgelaſſen (vorbehalten) ‘den hochseboenen, 
„unſern Herrn, den Herzogen von Oeſtreich, die Rech⸗ 
„tung und ble Dienſt, die wir ihnen durch Recht thun ſollen, 
„und ihre Gerichte in unſerer Stadt.“ Go oft und viel dieſe 

Urkunde gedruckt worden, ſagt gleichwohl Schmidt tn ſeiner 
beruͤhmten Reichsgeſchichte ausdruͤcklich, ,,der Bund mit fur 
scorn fey geſchloſſen worden, ohne daß die Deftreidliden 
„Rechte daſelbſt vordehalten worden waͤren.“ Was Helles 
endlich die Urfunden! Gon iſt aud noc bey Felis Hem⸗ 


Sefdhidte ber Schweiz. gt 


was vordere Erbland fagte den Eidgenoſſen ab ; Krieg dar⸗ 
die Lucerner wurden durch die Streifparteyen genoͤthiget, 53 


inner der Mauer gu bleiben*™), jedermann verlor der 
Ertrag der ausldndifden Landguͤter; diefer Verluſt ent 
flammte Rachbegierde in ihren Herzen. Als alles um 
die Stadt verheeret und verbrannt worden, rifteten aud) 
die Lucerner wider Aargau. Diefes erfubr der Here 
von Ramſchwag, Schloßvogt auf Notenburg; buͤrger⸗ 
lide Kriege find an Verraͤthern fruchtbar. Da ev. fie 
unordentlidy von dem Gluffe Reus aber die Hoͤhe nach 
Buehenas ziehen fah, erfchlug ev die, welche ſich von 
dem Banner entfernten; aber als in demſelben Augen 
blick zweyhundert Manner vom Lande Schwytz auf diefe 
Streiferey den Zuger See herunter fuhren, geſchah, daß 
der durch ſolchen Beyſtand neue Muth von den Feinden 
dreyfaͤltige Rache nahm⸗). Weder der ungewiſſe Aus⸗ 


merlin und Baber: ber von Gruͤnenberg, pfandherr 
auf Rotenburg, habe durch ſeinen Knecht Fleiſch holen laſſen; 
der Fleiſcher Habe demſelben die Hand abgehauen, als er auf 
das beliebige Stuͤck zeigte; ber Vogt habe ſich rachen wollen, 
darücber Habe Lucern den Bund geſchloſſen und Rotenburg 
zerſtoͤrt. Lesteres iff erſt 1385 wiederfahren; aber aud font 
iſt dieſe Erzaͤhlung cin gar clendes Maͤhrchen, wenn man fie 
nach dem Geiſte des Bundbriefs, nach dem ganzen Zuſammen⸗ 
hange, beurtheilt. 

238) Fisodur.; welcher will, bie Waldſtette haben ble Feind⸗ 
ſeligkeit angefangen. Es iſt wider die Natur dieſes Kriegs, 
iadem ſie nicht erobern wollten, und wider die Natur ihres 
Landed, welches der Fremden bedarf; doc iſt es begreiflich, wie 
der von Wintertur es ſagen mochte. Wie viel gehoͤrt dazu 
fn Kriegen auc unſerer Zeiten, den eigentlich angreifenden 
Theil zu beſtimmen! 

239) Mie ſagen nur darum, daß Rhan (welcher gu allen 
Schriften der Eidgenoͤſſ. Canzley in Zuͤrich, und allem andern 
diplomatiſchen Reichthum dicfer Stadt freyen Zutritt hatte 
and cin fleißiger Mann war) in der Zahl dee hier auf beyben 
Geiten timgckommenen (wie fon in folden Gachen) vox 
Tſchudi abgeht, weil dieſes die Verſchiedenheit ſein er Ouels 
len genugſam beweiſet, um fuͤr wichtigere Dinge durch ſeine 

Genaulgkeit Zeuge fuͤr Tichudi’s Erzaͤhlung au ſeyn. 


929 11 Buch. Erſtes Capitel. 


gang dieſes vielleicht langen Kriegs wider die Macht 
von Oeſtreich, noch ein Wolkenbruch, den man fuͤr die. 
Ahndung eines gréfern ungluͤcks ausgab, vermochte 

bad Volk in ſeinem Entſchluſſe! zu erſchuͤttern. 
Euceencee Da famen die vornehmern Geſchlechter uͤberein, die 
oe Gsnner der Waldfiette bey Nacht umzubringen, und 
wenn alles mit Blut, Schrecken, Getuͤmmel und Weh⸗ 
klagen erfuͤllt ſey, Lucern dem Fuͤrſten zu uͤbergeben. 
Dieſe Verbindung erforderte, daß die Partey qu be⸗ 
ſtimmter Stunde in S. Peters und Pauls Nacht, welche 
vorletzten Brachmonats iſt, an einem einſamen Ort am 
See unter dem Schwibbogen der Trinkſtube der Schnei⸗ 
der ſich bewaffnet verſammle. Es geſchah, daß ein 
Knabe unter dem Schwibbogen Waffen klirren und mur⸗ 
meln hoͤrte. Ihn vertrieb Furcht als vor Geſpenſtern. 
Jene hielten ihn feſt; aber indeß ſie ſich den Tod einer 
großen Anzahl Buͤrger vorgenommen (ſo wenige Men⸗ 
ſchen find gang boͤſe als gang gut), entfchloffen fie ſich 
nicht, diefen Knaben gu tdden; fondecn fie nahmen einen 
Eid von ibm, daß er nicht mit ihren Feinden fprechen 
wolle. Der Knabe, welchen fie hierauf außer Acht lies 
. fien, entkam, ſchlich auf die Trinkſtube der Fleifcher, wo 
einige fpielten, und ergdbite bem Ofen, too und wozu 
viele Bewaffnete fic verfammeln und warum er Men. 
ſchen foldes nicht fagen duͤrfe. Die Sechgefellen weds 
ten. und berichteten die Obrigkeit und Birger; die Urhe⸗ 
ber ber Verſchwoͤrung, die fic gluͤcklich ſchaͤtzten Heim 
gu ſchleichen, wurden bewaffnet angetroffen, oder an 
dem eichen eines rothen Aermels erfannt und in Vers 
baft genommen. Jn der Macht fubren Voten in die 
Waldftette und brachten dreyhundert Mann Huͤlfsvolk: 
den Verfchwornen wurde das Anfehen genommen. Die 
Gewalt fam aus der Hand weniger Gefchlechter an eine 
grofe Rathsverſammlung dreyhundert achtbarer Buͤr⸗ 
ger?0); ‘bie hoͤchſte Macht uͤber Steuern, Landkauf 


240) Anfanas 300, hierauf 100: ſ. das N. 234 angef. Sad. 


Geſchichte der Schweiz— 93 
anh Landveraͤußerung, uͤber Bund, Krieg und Frieder, 
Sieh der Gemeine, bis auf diefen Tag. Durch der 
Waldſtette fluge Gite wurde weder jemand hingerich⸗ 
tet, nod) von der allgemeinen Freyheit oder von den 
Etadtmairden*") ausgeſchloſſen; um deſto eber follte 
Dank und Furdt ihren Gram Heilen und ihren Verdruß 
bezaͤhmen. Man fieht Ehrgeiz und Reichthum ster 
bepfammen , als Reichthum und Muth. 


Aber die Schweizer wurden ploͤtzlich durch eine Rxhancche 
große Anzahl neuer Feinde, zur Zeit als bad Erbland 5 poe, 
ihnen verfchloffen war, und faum nad) Zurich der Markt 
fider ſeyn mochte, bedrohet, alle Zufuhr aus Italien 
zu verlieren. Johann Donat Freyherr von Gag, glei⸗ (Vatz) 
chen Stammes wie die von Razuͤns b), war bei witen 
in gang Hohenrhaͤtien der gewaltigſte Herr; es iſt faatt 
keine Landesgegend, welche nicht entweder ſein Ei⸗ 
genthum oder ſeine Vogtey“) oder in Bund mit 


Die RatHswahl blieb nad) dee Form wie N. 235, natuͤrlich in 

cinem anderen Geifte. 

241) Nit die Verſchwornen find Vorfſteher geblicben ober ges 
worden , aber es iff feine Gpur von einer Ausſchliebung ihrer 
Nachkommen, dergleichen bey ahnlichem Anlaß gu Freodurg 
geſchah. Uebrigens baut Tſchudi auf dee Verſchwornen 
Bundbrief und Urſehden, und verſchweigt (nach der 
klugen Gite der Waldſtette dieſer Zeit) ihre Namen, Seine 
Erzaͤhlung ik nach den Chroniken Diebold Ochilling 
des Prieſters und Etterlins, zu deren Zeit (1470) noch 
AMes im Andenken war: „Man rept’ dic Luͤt mit den ros 
ten Ermeln, deß ih nod by minen Tagen wol gedenk, und 
achict han, daß man ſprach ,,Der if des Geſchlechts mit den 
roten Ermein ’ (Etterlin). 

241>) Tſchubi's Beobachtung, in der Gallia cometo. 

242) Wir wollen, der Lage nad, feine vornehmſten Hereſchaf⸗ 
ten anfuͤhren: Tavetſch oben am vordern Rhein, wo Stra⸗ 
bons Aetuatier waren; am hintern Rocin ber ganze Rhein⸗ 
wath; rechts leitet via-mala in Schams; am Rhein hin⸗ 
ad die Karte Barenburg, die alte Cufis fener erſten Vor⸗ 
Refer des Landes, Lugnez, cin Land wahrer alter. Rhaͤtier; 


1322 


94 If Bud. Eres Capitel. 


ihm “*) war; vin ftreitbarer Krieger, wie er bewies, da er 
mit Hilfe ber Waldſtette in der Sache Kaifer Ludwigs den 


. Stifespfleger oon Cur?“) und alle Macht von Montfort 


und fein Huͤlfsvolk von Thurgau folchermafen ſchlug, daß 
in ſchreckenvoller Flucht viele im Schnee unbefannter Serge 
umfamen. In den ſchauervolleſten Gebirgen und Kluͤf⸗ 
ten, uͤber den Scaletta, in den Zuͤgen der Lawinen ) 
ſchlug bald an den alten Landwehren Engadeins Hein⸗ 


rich von Razuͤns bey Scamfs, bald Lucas Guler auf 


der Kriegesmatte, mitten in Diſchma, den tapfern Feind; 
alsdann vollendete bey Filiſur der Freyherr den Sieg; 


weiter hinab, hier Schlowein, gegen dle Landmarken der 
Glarner, dem vordern Rheinſtrom naͤher die weite Gerichts⸗ 
barkeit von La ax (etwa von Kaiſer Ludwig7); zwiſchen des 
Rheins benden Armen dee Hein genberg, Tſchapina 
und Gaffien; im Domleſchg, die Burg Oetenkein, 
das alte und neue Gins; da if Bae die Stammburg nabe; 
nave Belfort, Alveneu bis in das Bargin; und nes 
ben, und jenfett dicfer geauen Berge die Landidaft auf Das 
vos (Diefe entdeckten einſt Ydgce Herren Walthers von Vas, 
der von ber Jagd in Alvenew fie gu Erforſchung des Landwals 
fers fandte. Tanner und Lerchenbdume umgaben den fiſchrei⸗ 
cen Gee. Da fegte Here Walther vier edle, acht gemeine 
Geſchlechter aus Wallis auf Davos, und ermunterte fie durch 
grobe Srenheiten) ; hingegen aufder andern Geite, wo Churs 
walden und Hohentedns gelegen find, nad den uns 
tern Gegenden an der Graͤnzmark aber drey Bande, das alte 
Strabberg, wovon Churmalden abhieng, Schanfik, 
endlid Hier nordoſtwaͤrts bas Rhdtigau (Prdtiaau’, wo 
Sewis, Golavers, und Cafels, dort Marid (igs 
und Mevenfeld; bis hieher die Herefihaft von Ras. - 
243) Razuns, Sprecher Pallas 1322, bie Engadtner, w. a. 
244) Biſchof Siegfeicd war alt und Kil; Graf Rudolf des Haus 
ſes Montfort war Stiftspheger. Auch nach thm blieb das Hos 
ſtift Welfiſch und ſtaͤrkte fic wider Vag (Guter). ; 
24 5) Cin Paß zwiſchen Davos und Engadein, zwiſchen fentreds 
ten Selfenmdnden, welchen herab die Schneelawinen rer 
—— Sug nehmen. Lehmann, Graubinden, Th. 
is Ebels Anleit. au ceifen, Art. Bala, MAlvench , Bar⸗ 
. , nu. a, 


Gefhidte der Schweiz. 95 


hier durch ber Fluͤela Felfengebirg, dort aus den Schluch⸗ 
ten der Mlbula den Barguͤner Stein hinauf drdngte er 
bie Ucbertwoundenen**°). Er, ein Mann gleich den ale 
ten Tyrannen, dem bas Leben der Menfchen ein Spiel 
war *7), ließ Gefangene in finftern Chairmen Hungers 
umfommen, und war fabig bas Heulcn und Geſchrey 
der Todesnoth und Verzweiflung mit Bogelgefang zu 
vergleichen); fonft gelehrt in geiftlichen und weltli« 
chen Rechte “*). Diefer Baron, als er, dev Beidhte 
fpottend, einen feiner Meinung nach wohloolbrachten 


Kebenslauf mit unerſchuͤttertem Gemuͤth beſchloſſen?), 


wurde, als von ſeinem Stamm der Letzte, mit Schild 


und Helm begraben. Friedrich Graf zu Tokenburg, der 


246) Vitodaranuz. Herr Heinrich von Saying fibrte einen 
Haufen der Baglichen Kriegsleute; den Feind (Gpredher’s 
Pallas l. c.) Heinrich vor. Montfort (welcher bey Morgarten 
war). Gufer, Rhactia, 6. 146, b. (Musg. 1616) dem 
wir vorzialid); gefolgt; Zeugen der That, Gtreitfoben, 
Sturmhauben, Morgenferne, Spieße, wurden gu feiner Zeit 
‘nod ausgegraben. 

247) Nachdem er brey feiner Leute fart zechen, und einen die 
Macht auf den Strafen umbesiaufen, den andern rubig im 
Bimmer auf und ab geben, den deitten ſchlafen laſſen, foll ce 
fie den folgenden Tag Haben laffen aufſchneiden, um au ſehen, 
weldes ber Dauung am vorthetlhafteften gcewefen; Campoll. 
Mic. Wollte nidt Peter dee Grofe den ihm vorgeſtellten 
Profeffor Gchak ju Sreifswalde aufichneiden laffen, zu wiffen, 
mie viel fein Bauch Fett enthalte? Aber ber Mann ſtarb vor 
Schrecken. (Z3oͤllner's Relfe durch Pommern.) Welche 
Ungeheuce lauern im Innerſten unferer Bruſt, um bervorgubres 
hen, fobald Seles und Gitte nicht bindet! 

248} Nah ienem Sieg ben Gilifue; Speeder, Pal- 
Jas. Man bemerfe, daß ex nicht vertrieben wurde, ober in 
Aufruhren lebte, fo daß Feinde ihm ſolches nachgeſagt Hatten. 
Iſt es bee Zeit nicht wurdig, da Ugolino im Thurm au Piſa 

verſchmachtete, ba Barnaba Viſconti große Hunde auf feine 
Mitbuͤrger Heste ? 
249) Vitoduranuæ. 


250) Eb. beef. Ce far’ 13303 „einen ploͤtzlichen, unver⸗ 
„nunftigen, ſchrecklichen Tod,” meint Guler. 


— 


96 Il, Bud. Erſies Capitel. 


Gemahl feiner Cochter Cunigonde, und Nudolf Graf gu 
Werdenberg, der Gemabhl feiner Cochter Urfula, theil⸗ 
ten feinen Reichthum *). 


Der zahlreiche Adel des Landes, wie wenn fein 
Zaum gebrochen ware, warf fic) nad) Abgang des gro- 
fier Barons?) auf die benachbarten Laͤnder, und (vers 
muthlid) bewogen von Albrecht und Rudolfen su Wer⸗ 
denberg)) twetteiferte Abt Martin von Say gu Diſen⸗ 
tig, ber Sreyherr von Selmonte, die von Montalto, von 
Flums, von Jlanj, in der Grub, von Langenberg, von 
Laar, und Maffei der Thalvogt von Palenza, wie fie 
aus den hohen Ulpen am Urfprung des RHeinftroms wis 
ber bie Schweizeriſchen Waldftette in Paͤſſen, Thalern 
und Gergweiden das Wohlgefallen des Haufes Heftreich 
veruͤben moͤchten. Als jeder nach feinem Vermsgen bies 
fes that, ergieng von dem Abt von Difentis Befebl an 

‘bas Thal Urferen, daß den Schweizern der Gotthard 
verſperrt werde. Die von Urſeren ftellten vor, daß nad 
alten Freyheiten fie ben allen Landfriegen in Friede (eben 
follen; aber der Abt waffnete feine Unterthanen. Da 
zog dad Landbanner von Uri in den Gotthard. Als die 
Voͤlker einander begegueten, wurden die Difentiner, voll- 

kommen gefdlagen, gendthiget ibren Hauptmann, den 

Landrichter ber benachbarten Gegend, in feindlichen Han: 


251) Tokenburg: Meyenfeld, Prdtigau mit Gewis und ‘Cas 
ſtels, Gchanfig, Davos, Belfort, Straßberg mit Churwal⸗ 
den’, Marſchlinz und Solavers; alfo meiſtens das untere Land. 
Weedenberg; Ortenfein, Ging, Sdhlewis, Laar, Hos 
hentruͤns, Tuſis, dee SHeingenberg, Gaffien, Tſchapina, 
Schambs, Bdrendurg, Rheinwald; nebſt Bag, der Stamm⸗ 
burg, dad obere Erbtheil. 

252) Der Diſentiner Krieg in tirferen if vow 13335 es ‘findet 
fid fein Friedensvertrag vor 1339. 

253) Berfommnté und Beepfligtuna Gugoug, Hein⸗ 
richs und Albrechts von W. mit Hefircih 1314; Dees 
pflichtung Kudolfs und Hastnanns, 1324, 


Sefhidte der Schweiz. 7] 


ben zu laffen®™*). Da. erfldrte Franchino Ruſca, mit 
Beyſtimmung ves Podefta Beccaria und des Rathes dex 
Stadt Como, aber welche er noch Gewaltherr war 75%), 
die von Urferen und alle vier Waldftette in feiner Stadt 
and in dem Paß gu Bellingona 2”) sollfrey, Als, nach 
bem Lode Abt Martins, Thuͤring von Uttinghaufen an 
die Abtey Difentis fam, und aus der Fehde in Hohen⸗ 
rhdtien dem gangen Land mehr Schaden alg den Freyherren 
Portheil?*”) erwuchs, wurde ber Adel nebſt Albrecht von 
Werdenberg durch das wohlthaͤtige Anſehen des Frey⸗ 
herrn Johann von Attinghauſen, Landammans zu Uri, 
eines Mannes, der Großen und Geringen lieb war, den 
Waldſtetten durch einen gleichguͤnſigen Frieden vers 
tragen? ). oe, a. ae 


454) Campells ber swae bie von Ueſeren Me! Angreifer auss 
giebt, aber felbe fagt,. et icy nisht genug von der Cage w antera 
richtet; beſſer Tſchudi. vis Ap 

55) urkunde 1335: Dominus et miles rnaguitcus et potens, 


Capitaneus generalis, Dominus communitatis et populi Cue 


menfis; Beccarius de Beccaria, imperatorius miles, legum 
doctor, et poteftas Cumenfium ; et Sepurat conliliis Come 
munitats. , , 

256) In burgo Breinsonae ff ein seer te cihudechen ab⸗ 
ſchrift. 

257) Das ber Vortheil um etwas mehr nt? tte Seite bee 
Walbsette war, fieht umn aus N. 258, 3 , 0, fie kriegluſti⸗ 
ger ſcheinen. 

258) urkünden: 1. Zriede pes MbETS 13393 2. griede 
Graf Ulbeedhes des Alten, von Werdgnberg, Heiligens 
berg und Hohentruͤns; 3. Gegenbricf der Walbs 
ſtette; worin Johann von Attinghauſen ‘béfonders gelobt, 
auf dieſe Bertedge ,, opne Gefdbede gu halten; wann (fins 
„temal) fie mit meinem Willen, Reth und Gung geſchehen 
ſind.“ Ge wae Thuͤrings Bruder. Uebrigens da Diſentis 
in dem Landfrieden 1333 war, und aus den folgenden 
Jahren feine erhebliche Waffenthat vorkomint, ſo ſcheinen die 
Feindſeligkeiten bald nach dem Urſeren Bug eingeſleſtt, obwohl 
erſt nach dem Ende des Landfriedens Ceſen letztes Jahr 1438 
war) verglichen zu ſeyn. Doe tee 


Il. Theil. 


s 
Ceuwes 





Lelede. 


98 “TL Bud. Erſtes Capitel. 


Es mochten bie Herzoge, Albrecht und Ötto, durch 
hen Boͤhmiſchen 222) und vorhergehende Kriege an Geld 
erſchoͤpft ſeyn, oder Albrecht ſelbſt) die beſcheidene 
Billigkeit ded Lucerner Bundes fuͤhlen. Sie thaten kei⸗ 
en Heerzug in das vordere Land, und begnitgten ſich 
der Veranſtaltung eines Landfriedens, waͤhrend welchem 
Aber den Bund guͤtlich gefprochen wuͤrde. Der Kreis 
des Landfriedens begriff das ganze Erbland in Elſaß und 
Schwaben und umfieng Rhdtien, fo weit ed dieſſeit ser 
Alpen lag, bas Gotthardgebirg*™), worin die Wald⸗ 
ftette find, Oberland, Uechtland, bis an den Fura, 
tiber Milmpelgard bis an Muhihaufen?*). Außer daß 
bey ſchnellem Urberfall jeder gu Fuß und Pferd Friedensis 
Grecher verfolgen und anbalten, außer daG buͤrgerliche 
LUnruben durch Mittelsboten oder mit Mache geftille were 
den follten, fonft fam dem Rath jeder Stadt und im 
Herrſchaftlichen den Laudvogten mit fieben edlen und buͤr⸗ 
gerlichen meats * zu, uͤber den Fall der Bundes⸗ 


259 1332. 


260) Wir a ibp 1. well bie Schweij. Geſchichtſchrelber 


beſonders uͤber Otto Fagen ; 2. weil er vivacitare fenfuum ſa- 
gacior alg Ofto wat: dan. Leabiegs. 1330, 

261) Hier nod in dee alten weiten Bedeutung, nad welder 
pee gange Stock van dem Rhein bis an bie Mar und Kpodan’s | 
Quellen barunter verifanden wurde. 

362) Thun trat bes!; Bast und Feutigen ſchelnen ausgeſchloſſen; 
hatte Been (die Stadt. war in diefem Fefeden) den Entſchluß for 
Hash, ben fie 1534 ausfihite, (Hod 13359 Dee Sreobhere 
bes Xomaniſchen Landes iſt auch nicht tn sem Frieden, ‘als der 
gon Bevan rats an ‘Octifee tage ben nit bein Hreretenee 
Und Bieler zuſummenhangenden Welſchneuenburger See?) gepe. 

Von Schutteren geht er aus, und bavin wieder zuruͤck. as 
eid, Bola, Bern, Solorhurn, ©. Gallen, Coſtanz, Beins 
rich von Fuͤrſtenberg, Rudolf gu Mibau and Eberhard von Ris 
burg haben ihn. 

263) Nur wenige! Egbrecht Schulthelß von Schafhauſen 
( Schafhauſen wae ſeit 1330 ſchon gang vertraut Oeſtreichiſch); 
Meiſter Berchtold von Brelfarh, Tuchſcheerer; Johann ber 
Muͤller zu Neuenburg. 





Ge(hidte der Schweiz. 99 


haͤlfe zu entſcheiden. Bor dem engſten umliegenden, 
und hierauf mehr und mehr ſich erweiternden, Kreiſe, 
geſchah dieſe Sillfe2””). 


Mrs den Lucerner Band (wegen welches bie Fehde 1335 
vor der Verbindung des Landfriedens ergangen tvar) 
wurde an den Raifer Riage gebracht: „Lucern fey ſechs⸗ 
„hundert Sabre in rubigem Gehorfam gewefen; warum 
„die Schweiger fic verineffen, verfuͤhrte Unterthanek 
„als Sundsgenoffen in Creulofigkeit wider ibre Herren zu 
„ſchirmen? warum auch gu Unterwalden and Schwytz 
nalte Rechte des Hauſes Habsburg gwar mit. vieler 
„Worten verfproden, aber nicht erftattet werden? 4 
Hicrauf antworteten die Eidgenoffen, „das Lewte fey 
„nur in Kriegen unterlafin worden; bie Herzoge haber 
nj Lucern und bey ihnen Rechte, Sie fle erfiimen, und 
„ein Gefes , welches fein Fuͤrſt ibertreten duͤrfe; naͤm⸗ 
lich zu Lucern die Freyheiten, durch. welche bewogen das 
Volk ſich dafelbft anfaͤnglich niedergelaffen; bey folchen 
nftp Menfchen erlaubt einander gu beſchirmen.“ 
Der Kaifer verordnete wean. Schiedtichter von Bafel, 
Zirih und Bern, Staͤdten sed Landfriedens. Won 
denſelben wurde ber ewige Bund als unſchuldig beſtaͤti⸗ 
get, und ein Stillſtand verordnet, waͤhrend welchem 
bie bucerner die Koſten ihrer letzten Bewaffnung fir die 
Herzoge nicht fordern und ihre Muͤnze ſtehmen; die 
Rechte aber, welche das Haus Heftreich in dew Wald⸗ 
Retten su haben glaube, von faiferlidjen und Deftreichis 

ſchen Gewalthabern*), -gemdG Seugnif und Kun 


263>) Seermann von Landenberg, Landvogt von Oeſt⸗ 
reid), und dle ficben Richter, vertinden Golothuen, Freyburg 
und Murten Feindſchaft mider Gotſche von Wildenſtein (grts 
ſchen Sictal und Wallenburg), als der auf bic Buͤrger vor 
Thun Raub getrieben; Urkunde 1333, ben Rubizn. 

264) Kaiferlishe: Geaf Berchtold von Greisdach, Eberpard Graf 


100 Il, Sud. Erſtes Capitel. 


ſchaft, unterſucht, Geftimme und von dem Raifer bef 
tiget werden follen. Dieſes geſchah?*). 


Durd) den Landfrieden war aud die Fehde geſtillet, 


;1. in welche endlich ber Unwille des Grafen von Kiburg wi⸗ 


der Bern ausgebrochen. Die Edlen von Wippingen, 
ſeine Dienſtmanne, Buͤrger von Freyburg, ſchaͤdigten 
aus Guͤmminen die Heerden der Buͤrger von Bern in dem 
Genachbarten Forſt ?6), De fie nicht nur oon ihrem 
Herren und von ihren Mitbuͤrgern, ſondern durd die 
Macht Ludwigs von Savoyen aus dem Welſchen Lande, 
Hefdhirmt wurden, waffnete der Senat alles Golf, und 
‘mabnte Soham den Gene bon Muͤnſigen, Biſchof su 
Baſel, die Stadt Balel?"), Grafen Peter von Aar⸗ 
berg Welſchneuenburgiſchen Hauſes, den Freyherrn Otto 
von Grenſon, “yuo Grafen su Savoperi, Cake, Gos 


zu Nellenburg; Deſtr.: Hanns der Truchſeſſe von Deſerhotm— 
Hanns von Marwangen, Ritter. 

265) Herzog Orto ſelbſt gab den Lucerne feine Gnade wies 
der, mit Racdhficht aller worgefallenen Kriege; Urkunde, 
Wintertue, im Herbſt (bey Herren von Balehafar i. c.). 
Der von Wintertur wil, die Waldſtette haben ben Gpruch 
nicht gehalten; sift aber gegen ifn,’ daß in fo vielen fols 
genden finterbafibtungen Herzog Albrecht ihnen diefes nie ſchuld 
gab. Nach dem zu uetheilen, mas (aut Ur bar 1309 Art und 

Steinen (wo Oeſtreich weft mehr hafte als au Schwys) der 

GHerrſchaft vor dem Auskauf gaben, waren dieſe Rechte in den 
Waldfetten unbetedchtlid. Im Frieden 1394 wurde die 
jaͤhrliche Abgabe von Schwytz auf dreyzehn Pfund geſchaͤtzt. 

266) Vermuthlich (denn wie ſehen, daß Ludwig vor Gavonen 
fir fie wae) hatte dieſer oder fein Bater, der erſte Ludwig, 
nachdem bie Herren von Wippingen dieſe Reichsburg in den ers 
fien Sciten bes Jahrhunderts an fid gebracht, mit oder ohne 

des Kaiſers Willen das Leben derfelben erworben. Won Wips 

pingiſchem Gut ben Gimminen if fon vom J. 1275 Urs 

„kunde Rudbolfs von Wippingen (ob decimam de Contamina 
do ‘Chefales). 

4665) Der Biſchof fandte ſechszig, und eben fo viele Hele die 

- Stadt, viersig gab Otto von Granſon; Tſchachtlan. 





' Seſchichte der Sdhweis 101 


lothurn, Thun?) und Biel, alle Mitbuͤrger und Bun⸗ 


desfreunde. In Zeug, wodurch ſtarke Mauern erſchuͤt⸗ 
tert und gebrochen wurden, uͤbertraf niemanden Meiſter 
Burkarden von Benntoyl“*), Werkmeiſter der Stade 


Hern. Die fete Surg in bem Pak gu Gamminen wurde 


gerftdrt*), “umd wider bie, welche fie rdchen wolls 
te #9), die That Gehauptet, freudig und ftols. 


* Sandshut brachen Vern und Solothurn dem Gras 
fen von Riburg, weil, als das Nofbanner bon Solo⸗ 
thurn bey den Bernern war, und ibe Fußvolk wider ihn 
30g, er durch Kriegslift fie ſehr ſchlug °°). Weniger 
Schloͤſſer Herren widerftanden fo tapfer, als der Kiburs 
gifhée Bauer gn Herzogenbuchſee auf einem hohen fe(ter 
Kirchhof; das Volk floh mit allem Gut auf die Kirch⸗ 
hoͤfe, und firitt dber den Srdbern der Vordltern, oder 
von bem Kirchthurme oft bis auf den letzten Mann®7%. 
Damalé wurde der Schultheiff Loreng Munger, der durd) 
bas Vertrauen der Birger (wie feiner vor ifm?”)) bis 


267) Die Stadt: es wied hiedurch berfelben Befondere Verbind⸗ 


lichkeit an Bern bewlefen. Ben hem Biſchof su Baſel aud — 


Graf Johann von Froburg, (cin Dienfimann mit Sißgau, und 
im Froburgiſchen Gefolge Here Ganther von Eptingen (ues 
funde 1334, Brukner S. 1442.). : 

262) Jn den Cheoniten. Gein gangce Name if in eine 
Urkunde von Alteneyf 1329, in Graf Ahymons Fries 
den wegen oes Banel 1331 u. a. OD. 

269) Man fieht nob die Truͤmmer; ben Edlen von Wippingers 
wurde bie Furchtharfeit genommen, bas Eigenthum behielten fie 
64 1501, 

269°) Den kandvogt bes dugern Grafen; Tſchachtlan. Se 
Hick der dieſſeit bes Hochgebirges regierende Savoyſche 
Graf. 

269°) Auf Anrathen des Billung, eines fhm vertrauten rels 


chen Buͤrgers von Solothurn, batte der Graf dieſe unweiſe 


That begangen. Tſchachtlan. 
270) Tfdubt, 1332. | 
275) A. & von Wattewol, Mi. =, 


103 IL Bud. Erfies Capitel. 


in das dritte Jahr an dem Schultheißenamt war,. ahge⸗ 
feat, weil, als die Freyburger auf Belp zogen, die 
Kriegsgier de8 Bolts von feiner heiedenslebe oder Slugs, 
Heit nicht unterftuge wurde. 


RVuͤſtig und ſtark ergieng der Krieg der Stadt Bern, 
fo bald cin Gilbote an den Senat gefommen , und bie 
Sturmglocke erflang. „Auf wen?’ riefen die Birger, 
ynd Sald ertrugen faum die Bruͤcken des Thors die Hers 
quédringende Sugend. Oder ,, ber Benner der Freyheit 
vy Grach auf mit (einem Harft 277) und von den Mauerz 
gon Aeſchi oder von. Halten oder von Cerdttlingen oder 
Sadsnberg?”’) fleheten mit Striden um den Hals?”%),, 
hie Soͤldner der Herren, daß ibnen dad Leben geſchenkt 
wuͤrde. Oder es geigte fid) hin und wieder ein Dienſt⸗ 
mann von Riburg; fo yog die Mannfchaft, wider Kriegs⸗ 
lift vorfidhtig, unter dem Banner; ihre Ordnung ſchreckte 
hen Grafen, da er bey Gerenftcin durch Hinterhalt ibe 
etwas anzuhaben vermeinte. So fiel bey Burg dorf jener 
Feind derer von Thun, Goͤtz von Wildenſtein, ſo der 
Oeſtreichiſche Vogt, Kriech von Aarburg 27), beyde nach 
Stuͤlingern von Regensberg, der mitten unter den Ber⸗ 
nern durchſtochen umkam, viel beweint von ſeinen Ge⸗ 
ſellen als muthvoll, milde, gaſtfrey und fromm”). 
Nicht namenloſer fielen die Ritter nach den damaligen 
Waffen, als vor Troja Tlepolemus, Euphorbus oder 


272) Jenes ben Tſchudi 332, dieſes 1332. „Frevheit⸗ 
hießen die Freywilligen. Es kommt von ſolchen Einrichtungen, 
daß obwohl die Buͤrgerſchaft in Vierrheile geordnet war, man 

1334 in einer Urkunde feds Benner antrift. 

273) Tſchudi 1332, wo er Schoͤnberg Sehonenfels nennt. 
Es war ben Graßburg; Tſchachtlan. 

274) Wie 1318 die Sbldner bes Kerro auf Serrenrked (dee Sers 
ren war aud Rothberg beo Sutwal). 

#75) ſchachtlan; Tſchudi 1333. Aarburg war feit 1299 
cine Oeſtreichiſche Burg, 

276) Fitoduranus, welder bie Zeit nit genugfam beſtimmt. 


Geſchichte der Shweit. 393 + 


Gacpedon der Helh.. Wes Aargau kamen dem Grafen 
ſechszig Helme, welche die Koͤnigin Agnes ihm fandte; 

fie ſelbſt gab ihnen Sold; nach ihrer Klugheit vermittelte 
fic den Frieden durch dieſe Crnencryng ger Gefahr des 
Rriegd. Als mands Burg im Schutt fag, und viele 
Risser ungetenumen, laͤſte Bern Rudolf dew Lindenach, 
Hannfen von Budfee und Konrad vom Geſchlechte dex 
Senn, welche in ciner Stunde uniiberlegter Lapferkeit 
eg den Greybusgery uͤbermannt werden warrnn. 


Yn dem Jahr, als der Sandfriede gemacht wurde, 2. in Senf. 
pertrug Philipp, unter den Koͤnigen von Frankreich feie 
nes Ramens der Sechste, von Bnlois der Erfte, _ die 
Grafen von Savoyen und Genf. Denn die Pertey- 
fucht in bem gemeinen Wefen der Genfer verſtattete weder 
bem oder dieſem Grafen oder Sem Difchof rubige Herre 
fhaft, noch den Birgern GenuG der Frepheit. Damalg 
Gatten aufer dem Biſchof und feines Gerichtshofes Am⸗ 
mann *’7), der Vizthum, vier von dem Bolf jaͤhrlich gee 
waͤhlte Syndife und ein Rath von ſechszehn ehrbaren 
Minnern, deren jeder Syndif aus den achtbarſten Buͤr⸗ 
gern?) ſich orer zuwaͤhlte, jeder (eine Gerichtsbarkeit. 

Sie war in Schranken abgetheilt, welche fir den Zweck 
der Ruhe und Ordnung gu verflodjten waren: aber feine 
Verordgung ergieng’”), und fein Barger verlor das 
Leben) ohne fie ake. Es vergaß aber weber her Bie 
ſchof feine vor dem Aufkommen Savoyifſcher Visthanz 
groͤßere Macht, nocd der Graf zu Genf die Vigehumey. 
Beyde Grofen Hatten Schloͤſſer in der Stadt Geuf; die 


277) Giicialig, | os 

#72) Des plus apperems de le ville; Refes, Mic, Wenn stop 
teay die vier Gonts des Legten Qobres vereiniget, fg ente⸗ 
ebt cin Rath von 24. 

279) Les crideg geſchahen tn aber Nomen: 4 . 

280) Die Gondits richteten, wen der Bisthum gefangen hielt, 
ynh pinsigten lieb, wenn ce nicht vom Wiſchof begnadiget 
wurde. 


104 IL Bud. Erſtes -Capieel. 


meiſten Birger weren Savoylſch/ von ihnen war Savoyen 
berufen worden"), durch fie war deſſen Anſehen -fett. 
Hingegen Biſchof Aymo du Quarre, Graf Amadeus 
von Genf?**) aks. Here Wilhelm von Joinville yu 
Ger?" ), welche wiht ungern ihre Leen von dev Kirche 
empfiengen-2*4) , ſtaͤrkten fic dh durch Freundſchaft, Bur 


gen 285) und Derbindutigen™ a J 


4 
oe 


Kam: daß Burd) “bert Breteay; werarch dem. Viz⸗ 
thum die niedern Geldbußen und von den hohen ein Drit⸗ 
theil zukam aay Graf Amadeus von Savoyen geſichert 
ſchien, ſo geſchah (noch ehe er in die Fehden Italiens 
zog) daß Amabeus von Genf, durch Ungeduld uͤberwun⸗ 
den, dem Grafen Entremont, ſeinem Dienſtmann, zu⸗ 
gab, ſich fuͤr den Dauphin Hugo zu erklaͤren. Der 
Dauphin war; in den Rechten weiland Graf Peters von 
Savoyen ↄcy, Here gu Faucigny, und (tie in madtiger 
Nachbarſchaft “as unbeſtimmten Brinzn leicht geſchieht) 


931) urtunde des. Vertrags 1285. 

282) Deſſelben Verbindung mit BiſchofAhmo fest Spon 1304. 
Nach Rofet huldigte cr fuͤr Baleyſon, was ce hatte hinter 

FThiez, Rumilly ex Albanois, les Echelles, Montfaucon, die 
Fiſchenzen der Arve, die Rhone von la Randa bis an die 
Clauſe, Ternier und was sur Surg Chatillon gehoͤrte. 

283) Gohn SGinions, Neffle Joinville des Geſchichtſchreibers. 

234) Hutdigung Ger 1305, um Avifon und le marchié de 


~ . Sais lyquel eft le di lons (di Lunae), la marchié de Divone 


laquelle eft le di Mars et marchié de S. Jean de Goveillies li- 
quel eftle di mefcre. Beym neuen Gpan. 
285) Amadeus von Genf baut Gaillard, 1304; Spon. 
S86) Selbſt mit Ludwig von Gavoyen in der Wadt, Bruder des 
Grafen tn Gav.; Rofec 1305; Urkunde aber das 
Muͤnzrecht, 1308. 
287) Vertrag den ts Heumond 1307; Rofee. 
283) Deffen Enfelin Anna Sumberten de la Tour a Auvergne 
+ gebeleather pattes Chorior. Goucigny war durch {fein Weib 
an Peter gekommen; Guichonon, 








Geſchichte der Sahweiz. - 108 


zuiſchen ibm und Savoyen unheilbarer Haf*”).. ls 
bee Herr vid Savoyen bis in sie fanfte Woche vor En⸗ 
tremont lag ,- tef{dien: Amadeus son Genf an dem Fluſſe 
Arve, und Segebvte ani die. Stadt Serif cine Unterredung! 
Indeß die große Saboyiſche Partey in die Waffen eilte 
und. auf Se, Peters Hof iba als Feind erwartete, wurde 
nicht ohne Willen’ Biſchofs Aymons ber Dauphin Hugo 
und Graf -Amadbens von Genf unten in die Stadt gee - 
laſſen. Gie sogen.die Vorburg *) hinauf; ‘beffer aber als 
vor vierzehn Jahren bediente fich bie Savoyſche Partey 
hes Vortheils ber Lage. Sie zog fich von der Inſel im 
Rhodan, “und ton den HAdHhen der: Stadt fo zuſammen, 
daß der Feind mit betvdchtlidom Verluſt, sum Verderben 
feiner Partey*™*), faum eittronnen.  Hitrauf ſtarb Graf 
Anadens von Genf. Zugleich werden von Wilhelm ſeinem 
Sohn die Anhaͤnger ibres Haufes unter den Buͤrgern gaͤnz⸗ 
lich verlaſſen *); und feine Gegher von dem Bifchofe und 
pon dem Erzbiſchofe su Vienne gebannt, weil fie den Biſchof 
unter dent Borwand mißbrauchter Gewalt 222) anus der 
Stadt vertricben Hatten. Bi‘ kurzer Beit geſchah, daß 
viele Savoyſch Gefinnte ans Furdht vor dem Volk wegen 
ded Banns vew der Stadt flohen.2*) ; Aymo du Ouarre 
in grofer Verfammlung der Gemeine*”), die ſich feiner 
Strafe unterwarf2"°), als Fuͤrſt von Genf, wider deſſen 


289) G. bey Guichenon thre nicht hieher gehoͤrenden, faſt unauf⸗ 
hoͤrlichen Fehden. 

290) Bourg-de-four weiß ih nicht beſſer zu ſagen als durch dies 
ſes aus Veldecks Eneidt erborgte Teutſche Wort. 

291) 132 wurden thm erſchlagen, gwen Boffelets gehangen 
Spon. 

292) Erlduterung bes Friedeus von 1297) im J. 
1308; ibid. ©. aud) Guichenon. 

293) De les avoir trop aflujettis ; Rofst. . 

294) Gpon. 1309, / 

295) Berfammlung in S. Gervais au [on do. la trompette et de 
la grofle cloche; Rofet 1309 

296) Bau der Fleiſchbaͤnke (dee halles du Molard); Gpon. 


100 IL Buh Erſtes Capitel, 


Unſehen fein Syndik etwas unternehmen dirfe, erkaunt; 
aber auch dem: Grefen vom Savayen dic Bizthumey fo 
befdtiget wurde), dak kein Difdyof Marke habe, wir 
dep ibe oder teider die Geinigen cine. Derbinkueg, tu ma⸗ 
eoen?°*). Dieſen frlimmen Ausgang nahm die Par⸗ 
teyuns der. Genfer, weil mebe Unruhe ale gerader Ginn 
in ihnen war; nicht lang sor der Unfunft Kaifer Heim 
richs pow Luxemburg, bey welchem durch Verwandtſchaft 
und vortrefliche Dienſte Graf Amadeus von Saveyen 
por audern grog warry. 


. In den folgenden Seiten Bißchofs denrt v bon Fancis 
gua?) (ned verwoͤſtender Fehde um cinen Mord, vere 
uͤbt vow Genfern an einen Unterthan Graf Wilbelmg 
yon Genf?°°)), famen die Pringen von Savoyen, Ed⸗ 
tyard und Aymo, (chine, kriegsfreudige und ſpuſt guͤ⸗ 
tige Fuͤrſten, su großem Schrecken Biſchof Peters, mit 
großem Beyfal her Buͤrgerſchaft, vermittelſt ded Biz⸗ 
thums Hugo von Feuillant, mit Macht iu die Stadt, 
eilten die Vorburg hinauf, udd brachen bie Burg ded 


Geafen von Gesf. Denn ev verſaͤumte, iv einem Krieg 


des Deuphins, ihrem: Vater hic LehenspMiche zu lei⸗ 


297) Rofet aus bem Vertrag bes Grafen von Genf. 


298) Man ficht es aus ber Sufage Biſchof Peters 18295 


die Urhunde if beam @ pon. 
298 b) Dev Biſchof Aymo folate dem Kaifer nad Itallen: ¢ Jom 
ergob fic), au des Reichs Sanden, Vicenza (15 Apr. 1311; 


Zuſatz ber Chronif des Notars Nic. Smerego, bee Mus | 


rat. Ser, VIII); ex erwarb bem Safer von den Padovanera 
Gelb : Nic. Botrontinenfis de itinere Italico Henr. VI; ibid.). 


Gein fanftes, offencé, frohes Weſen und ſein treues Wort ges 


wann jedermann, fo daß ex niche als irgend einer durchgeſest. 
Aber es uͤberfiel ihn eine Krankheit, und, indem er heimeilte 
ſtarb er zu Jvyrea (Albertino Muſſati bi. Auguſta de 
Henr. VII; SRurat. Ser. S). 

299) Bon 1311 HS 1342, 


300) Refats 4345, 


BSeſchichte her SGhwels 107 


gn). Mie ftarkew oder. offenen Gegenden, welche in 
ben unghbligen Unrnhen der Stadt Geuf ſo off vow he: 
weffucten Partenen hefege tnerten fad, kamen iv. Sa⸗ 
voyſche Gewalt. Wied Valk, els wenn cd entmeder 
die Farſten von Savoyen weniger fuͤrchtete ala den ſchwa ⸗ 
den Biſchof, over ob Nexeruig ihn nach lieber ald 
Freyheit redes felate: dene Vigthum Feuillant. Ca mar 
dergeblich, dali, Peter von Goudgny ermabate, Mahete, 
wit Bann dwhete; mic Flucht blieb ihm sheig ; und 
Graf Amadeys von Senf, Sohn Wilhelms (der: jene 
Surg dem Biſchof anvesteensd) , ſuchte an. ihm. die Schad⸗ 
loshaltung. Dieſes wurde durd) Schiedrichter fo vere 
tragen, daß Amadeus Gelb nahin, das. Byrglshen.des 
Hochſtifts, und rubigere Vizthumey dem Grafen vos Sa⸗ 
voyen Blieb*°*). Miche lange vor dem Fener, wodurch 
ber biſchoͤfliche Palak und viele große Haͤuſer der obern 
Stadtgegend untergiengen, verglich Koͤnig Philipp ber 
Sechste zwiſchen dem newen Dauphin Numbers, ſeinem 
Dienfimgun?*), Amadeus von Genf und Aymo dea Grae 
fer von Savoyen, den uͤbrigen Spon. 


Hiedurd rubete Genf; an beyden Ufern der duger 
fin Spige des Lemaniſchen Gerd lag fier vo4- febr 
weitliuftigen Vorſtaͤdten umgeben ”*), gang in Weins 
gérten™)- Der legte Joinville herrſchte in Cex"). 


301) Gatchenon im feben Amadeus und Erugsds, und G noe 
1320. Dee Vigthum, weldhen Roſet von Galing nenat, 
feist ben Gaichenon Seuilant, und bey Syon dilins. 

302) &. ben Vergleich bey Gpon 1328. . 

303) Homme lige; Gutchenon. 1330. Wilhelm von Genf 
mar scforien 33205 fein Sohn Amadeus der Dritte herrſchte 

1367 

304) Man weiß, dab bie Borfadt S. Victors bis nah 
Frontener fag. 

305) Deren um S. Victor if. beo Mofet in ben Fehden haͤufige 
Mehung ; deren um G. Gervais gedenft ec bed 1320, Man 
fiche aus ence Urtunds bes Abt Cuno van Bons 


108 II, Vuh. Seed Capi. 


tinder, Die Stadt Rion erfreaere ſich der ſelbſt gewaͤhlten 
abt. FSreyheit gor Moudon ). Auf dieſt Gegenden wor 
demſelben aizzo Viſconti, der in Livinen gegen die Waldſtette 
war, dad: Heirathgut ſeiner Gemahlin- Catharina: von 
Savoyen angewieſen? ). An ⸗den grofien- Baron’) 
Dito ‘von Granſon erbet Mabonne?*).: Nue daß die 
Graͤnze/ dieſer Herrſchaft nicht mehr immhohen Jara der 
oft ſtreitigen Bergmark von St. Oyan begegnete), 
noch der dom Vhak an dem Juraſee, wo Aymo von La⸗ 
farra’ nicht unterließ der einſamen Abtey, wo ſeines Va⸗ 
ters Grab far freygebig PH ſeyn ): ſonſt war Grane 


hoat, daß 1273, in le céte ſchon viel Wein war. Daſſel⸗ 
be eebellet von 1a vant Se Jacob's be fa Croufa u. a. Urs 
funbe 1314 Aber ben Bing der Weinberge Peters von Font, 

_ Clerici: -menefia, vineae verlus Cylia (Cully, wo der BWelnbau 

| althelvetiſch). Da tit einer von Gravaur, einer dou Cha- 
ftelar.' * * 

ybs)-Soddes, etn Sohn Wilhelms. 

gy) Delf. Sxrthellungsbeief durch Gr. Amadeus ik 
von Peter Paul 1293, zu Mion. 

308) 30,000 Goldgulben auf Rion und Monts, 15 33, ſ. 
Guichenon. im feben Ludwisg II. 

309) Monfeigneur in der Heirathsurkunde des ,, eblen Barons 
„Getafen Hanns von Burgund” 1275 CYobann, Hug’en 
. sén Chakons, zweyter Gohn von bee Meranifhen Adelheid, 
 yeemipite fi ſich Margaccthen von Montfaucon),  Princeps il- 
— urkunde wegen des Golds 1355 (G. das 


3 34 Durd die Heirath mit GSumberts yon Alaman Tochter. 
Alaman llegt am Gee’ (ad Lemanum), 

31 t) Berchtold von’ Zaringen hatte 1208 Gerif, Jacob und 
Peter Herren von Aubonne vom Berg de marchia fuper Mon- 
trichier bis gum Gerg de Salle belehnt; Bertrag Wm as 
deus von Villars Herrn gu Aub, 1301, Hierauf 
1279 und og ergiengen wegen S. Ciergue ble im erſten Bud 
C. XVII, N. 304 angef. Urkunden. Bon 1320 if um 
S. Ciergue cin Ruͤckgabebrief an bie Abtey. 

312) Vergabungsbrief Stephans von Viannaz Heren zu 
Bocelenges und Margarethen de Joriis, Brau de Serrara, 
ſeiner Gemablin, und Aymons de Serrata, der aus erfter 
Ehe the Sohn war; 1507. ° 


Sefhichte der Schweiz. 109 


for in dex Stammherrſchaft am elſchueuenburger See 
und in dew Ayre’), durch Guͤter, Mannfchaft?*) und 
Berbindyngen *) ftark. . Sechstauſend Gulden gab er 
von ſeinem Reichthum zum Bau einer Carthauſe auf feia 
ner Herrſchaftꝰe). Schwerlich uͤberwog fein Anſehen 
der benachbarte Freyherr von Montfaucon. Dieſer war 
nicht allein maͤchtig, als Erbgraf zu Muͤmpelgarde), 
des Hochburgundiſchen Hauſes Berwanbdter?™*), cin 
Schrecken der Landesunterdruͤcker daſelbſtꝰ8); ſondern 
loͤblich im Romaniſchen Lande, two er offne Flecken zu 
fichern und freyen Stddten erhobꝰ). 


313) Ste Croiz, welden Ort nod) 1301 (bie Urk., N. 311) 
Amadeus von Villars beſaß, Hatte 1319 Peter von Grans 
fon, Sere ju Gelmont; denn ba flagt ee, daß Hugo von 
Chalons Franc -chitel ſchließe, welches gu Ste Croix sebore. 

314) Proben im dritten: Cap. War es Otto dee Lrevherr (oder 
der Baſcler Biſchof dieſes Namens und Hauſes), der Heinrich 
dem Siebenten nach Italien gefolgt, und dem Arzt, welcher 
gu Aiguebelle ibn sebeitt, fete. ‘Seeundfehafe gab? Borwoni- 

_ menfis oben·2 

315) Beweiſe in — und. in Dunods GeRideen. 
Die Gemaplin. Ottons N. 316 wae vom Hauſe Savoyen. 

$16) Gtifsunasbetef ber Carthaufe in Sancto Loco 
(ta Lance)» 4320, durch Otto, Peters N. 313 Dheim. 
Er gab auch quoddam pratum ſuum, iure dominii imperialis 
clanfum ; Madrecht tn fingulis fariis et montibus {aia; uiehs 
vere terragia. Er entfagt auch.iuri ingratitudinis, 

317) Dieſe Grafſchaft tam vermittele Agnes, der DTochter Graf 
Reinolds, tn das Haus Montfaucon gur Zeit Heinriche ihres 
Gemahls; Dunod. 

$18) Heirathsvertrag der Tochter von ont fa 

con mit Graf Johann von Vurgund, 1275. : 

319) S. von Heinrich, Dunod, 1356. 

320) Orbe lief cr, vor 1275 (N. 318) mit Mauern umgeben; 
er pflegte auch ſeinen Dienſtmannen aufzulegen, daß ſie da⸗ 
ſelbk bauen Grief deſſen von Chavornay 1275). 
Gerhard von Montfaucon jn der Urkunde 1351 
ertheilt baſſiae {uae feu burgo gu Echallens (Peter von 
Cheſeaür, Ritter, und einer von Goumoens 
hatten 1273 und 79 ihre Rechte daſelbſt an Montfaucop, vers 


f 


110 ll, Bud. Erſtes Capitel. 


Moudon, ſtolz die Hauptſtadt Lubwigs von Sa⸗ 
voyen gu ſeyn), two das Land ſich verſammelte, ſchmei⸗ 
chelte Herrn Ludwig nie auf Unkoſten ihrer Freyheit), 
tim welche die andern Staͤdte wetteiferten ). Seit 
Gerhard von Wippingen? ”) das Hochſtift Lauſanme uni 
bag ju Baſel vertauſchte, war unter ben Bifehdfen Peter 
bon Oron und Johann von Noffillon daſelbſt viele Zwey⸗ 
tract, aud Fehden mit Ludwig oon Savoyen™), mit 


N 


Miorntenach 2°) und Greyers **), und, bey der Geiſtlich⸗ 
y Oo 


‘Hit, unertraglice Armuth, tveniger wegen Theurung, 
Feuer und Rechtshaͤndel, als weil, ba die vft geſche⸗ 
Henen Abgaben der Pfriinde von Papſt Johann dem Cin 
und Swangighen verdoppelt wurden, Biſchof Peter fie 


o” . 


fauft) bie Rechte von Moudon. Als Aber ben Ort Goumoens 
die Zeugen in ber Welſchen Sprache abgehiet wurden, ., pour 
» ce que nous Jean de Ghalons n‘entendons pas bien latin, “ 
fand fid, daß bafelbft ..a fait crier ville franche li comte Re- 

. »mdndos“'(Bertrag. 4305). . Mio gatte ber Graf zu 
Muͤmpelgard ſchon vor ber Heirath N. 317 Meee in dieſer 
Gegend. 

32+) Meil fle ia capite totius terras domini Ludoriei wer, vers 
fuchte Part Johann XXI vergeblid hee biſchoflichen Tafel von 
foufanne die Kirche daſelbſt einzuverleiben; acte de desunion 

. $390. 3 

322) Revers Heren Ludwigs 1328, als Mondon ihm 
6 gr. tournois par focage gas. Z 

923) Siehe N.307. Go gab Ludwig 1293 aud bem Orte 
Grand - court dieje Frepheiten; Ruohat Mic. 

3235) Welder um Roo Pfund den Thurm gu Glerolles and bie 
Meyerey gu S. Gaphorin erwarh; Urkunde 1308. , 

324) Bertrag swifhen Biſchof Peter und Seren 

2udwig, 1316; die Benoge wird gegen Morſee thre Gedns 
es font ſprach Ludwig wegen der Bogten S. Gulpy, dte ee 
von Blonay gefauft, und ſonſt, verfchtedenes an: 

325) Speud ber Commiffarien Eubwigs 13315 
Sabadi (Sonnabends) nad Affumtionis. ° 

$26) Srtede mit Graf Peter, Peerod vom Banel und 
Hannſen von Montſalvans, 1333. Bweyter Friede, 
1398. Bue Belt Biſchef Johanns von Roffillon. 











‘ Sefhidte ber Sdweiz. - far 


derbreyfachteꝰ). Kaum tourde Johann von Roffilon 
gerettet, daß er nicht einem oder zwey Edelknechten?) 
Senugthuung geben mußte, welche er in Montenachs 
Fehde ohne Krieg an Lent and Gut beſchaͤdiget Haber 
fol. Die bevollmaͤchtigten Ritter Herrn Ladwigs bon 
Savoyen; da fie Sierum yx Recht fagen, auf ihren Pfer⸗ 
ben, am offenen Markte su Morges, urtheilten, mit 
Rath verſtaͤndiger Maͤuner, daß Sie Edeln an dem Tagp 
ba jeder mit ſeiner Lanze in Ser Hand aus der Burg shee 
bie Zugbruͤcke vite, _ Uefade gaben fie fir deinde zu 
halten). ae : 


Dod) war in gang Belfehland Som Genfer big are 
den Velſchneuenburger und Muͤrtener See, bis an ie 
alte Landſchaftꝰ) von Freyburg, bis in Sanen and 
Wallis teine Gewalt allgemeiner ald des Grafen von Sue 
voyen Amadens und. feiner Sohne nnd ihrer Nachkom⸗ 


men. Zu Wallis forderte er, nad) dem Beyſpiele feiner 4.in Walis. 


Borfahren in den erften Zeiten ibrer glidlichen Waf⸗ 
fen*™), die Landeshoheit vom Lemaniſchen Gee bis an 
_ den Pennini (chen Paß, welthe oon Kaifer Karl dem Großen 
bem Hochſtift Sitten“) anfgetragen worden’), Dee 
Abt von St. Moriz, von wvelchem der Graf zu Hoch⸗ 
327) Appellation der gonyen Clértfey dieſer 
Hochſtifts oon ſhrem Biſchof an hen Papt, im J. 1522. 
$28) Jacob von Chantonay and Heintid von Villarzell. 
$29) Urfunde N. 325. te wollten es darch zwoͤlf Rete 
bemelfen und nach Landesrecht und Waſſenſeete getlaubt werdeũ 
auf das Wort. 
330) Les veilles terres, la vieille repabliqae 
331) Darauf berirf er fic; Biſchof Landerich ‘pee Grafen ihe 
bens, Peters Bruder, dte Rehalten verkauft; N. 333. 


332) Ded Hatten aud andere tn dieſem Lande folie Regallen; 


N. 333. 

333) urkunde wiſchen Amadeus uvd Boy Wve 
bifactus von Challant (wohl von 1301)3 th Aechkvt 
Wo Sitten. Es tk ein Compeomis ware. , Mmabeus 
aoa eft p ‘(comtraticioabin. 


i 


ssa 'i‘d‘SCS Buch. Erſtes Capite. 


burgund feine, Stadt Galing sn Lehen erfaunte??*), 
ftand vor dem Savoyſchen Richter), wenn es auf die 
Lehen*) und Gerighte 2’) guy Ollon enfamys.. der Graf 
zu Savoyen mar Landesherr und Bisehum ?*) daſelbſt; 
ihm diente die Mannſchaft von Dillon. unh Ber’). Durch 
feine Gunft, unter ſeinem Schutz, genoß das aufbluͤhen⸗ 
de Aelen in Frepheit feine anmuthigen/ fruchtbaren Huͤgel 
und Gruͤnde“0); er gab daſelbſt Maͤrkte““), Abgaben 
erließ oder ſetzte er Serab***), die Geldbußen wurden 
Beftimmt ***). -Hiedurch pevewwigte ec die Liebe ſeines 
Namens an diefem Ort. Gleichwie er ſelbſt Bauerufrey⸗ 
heiten als Schranken feiner Fuͤrſtenmacht ehrte?), fo 


334) Brief bee Pfalzgegfin Mabhault a religieux hom 
- ms et honnête Monfierr’}' par fa grace de Dieu, Abbé de S 

' Maurice, 1327. fetus . , . 

535) Die Uelunde 497 1wiſchen dem Abt snd Yoedana von 
Coffonay ficgelt Miguebelles Ridter in Chablais.ct Gebennelin, 

die 1312, Daf in Olfon Girod von Thurn alles 

_ (Von Dem Ubt babe, und im J. 1315 die Belehnung 

‘bee Ficedonifa Yiabella, verwittwcte dé Rape, ſiegelt 
Berlio. Delamare. Dole ae 

336) S. die Urkunden na93-4mb IZA ee one TE 

337) Jahrlich achtmal mochte au, Ollon der. Abt richten, war- 
ciare banna et clamas ibi emergentts ; fiek_r 315. 

338) Tauſch swifhen oth we and weal Aston, 
1332. Die Vizthumey hatte Gr. Edward erworben. 

$39) €b..daf.; fo. oft mandetac fuerine cavalcatae, waͤhlt in 

, Allio et Bacio der Vizthum Leute nach Angabl der Feuerſtellen. 

340) Urkunde, bab Aclen Freyheiten habe mie Villeneuve, 

. 2514, Qn der Urk. dee Markte heist fie. ville franche, 

$41) nbdbelich zwey, und am Gonnabend Wochenmarkt; Urk. 
1314. 

342) Den Sel, 108 fol. ¢ dens Mauriſienſes und les melneides 

Geiſengelder) ſchenkte ck ihnen ; er laßt ihnen bas Gut ver⸗ 
ſtorbener Fremden. Urk1314. 

343) Eb. daſ.: file Ehebruch, wie fle Verwundung, wie fuͤr 

falſche Maß und Wang, 60 fol; 24 den. hem Bisthum oder 

_ Peper (maura) file cing clama., =| 41 

na) Sieg teponbel 3 w. Helen und.fegfin 13273 bie 

. Daucen von Lenfin Behavpten, Amadeus habe ‘dic Gewalt 


"as oy 


nit gehabt etwas ihnen ſchadliches gu verorbncg. 


fe O49 


Geſchichte der Sch weig. | 113 | 


wurden feine woblthdtigen Unftalten dad Gees nachfol⸗ 
gender Herren *), Als er in der guͤnſtigen Zeit Raifer 
Heinrichs des Siebenten die Rechte bes Reichs su Mure ,; 
ten") und bald nach diefem die Schirmvogtey von Pee 
teelingen **”), wieder an fein Haus Gbrachte, wurden 

bie Barget von Marten fehr in Ehre gehalten®**) und am 

andern Ort alle Rechte su wohl beſtimmt“), als daß 

der Propſt von des Grafen feftem Haufe?*) oder der UGE 

ton Elugny , des Propften Here, vor deffen Verbindung . 
mit einem ſolchen Firften >") etwas Geforgen durfte. Pes 

terlingen soar ber beſte Marktplatz der umliegenden Ge: 

gend“) und ibren vornehmen Vrirgern pflegte von den 
Reihsodgten ald Freunden **) begegnet zu werden. 


Denn mehr und mehr genoß das Land Helvetien der 4. 1tbere 
Havdeléverbindung zwiſchen Italien, Teutfhland, 9° Sanipbau. 
Frankreich und Flandern, ftieg in den Birgerfchaften dee 
Fleiß dee Gerwerbe, und wurde durch Kidfter bis in die 
wildeſten Berge der Feldbau verbreitet. Hiezu ftiftete Gers . 


‘ 


345) Darnm Haben die Aelener fie drucken laſſen. 

346) 13 10. 

347) 1314, Vertrag aw. Graf Amabeus und 
Prope Nicolaus, bey Guichenon. 

348) Dominus Benedictus civis de Mureto, in einem Ka uf⸗ 
brief dee Prophen Minwenmeiler 13245 u. a. 

*49) Cingesogenes Kiechengut oder Lehen, dem Propſt; ande⸗ 

tes, beyden; die Welben, gemein; was in Millia et Villia 
albergatum fuerit nue bee Kirche; Graf Seters Water, ges 
mein; cridas in bender Namen; Urk. N. 347. 

350) Der Geaf'modte domum fortem bauen; £5- 

$51) Bielmebr follte dieſer ibm wider deu Prope helfen; 72. 

352) Darum {lefen ich bie Gorzani, cives et mercetores Afte- 
nenfes, dort nieder; Brief Ottons von Strakberg, - 
1303, 

333) DeefelBe Otto an Oltvter Chaelet und Hugo 
Mallet amicis ſuis chariflimis: gu three und anderer ſeiner 
kreunde Ehren Habe dee Konig ihm officium Balivae gegeben; 
3310; 


n. Thell. H 


| 524 | If, Sud. Erſtes Capitel. 


| Hard von Corbiere?®*) zu hoͤchſt in einem Thal feinee Heres 
ſchaft ein Hochgefrentes **) Riofter®*), von welchem die 


umliegenden Walbberge *°) urbar gemacht worden. Aud 


dazu wurde die Carthaufe im Goteeseheil?”), unten am — 


waldichten Moleyfon, die Stiftung feiner eigenen Mut 


ter ***) von Graf Peter ju Greyerz von allen Dienften 
und Reifer 2) der Herrſchaft freygeſprochen. Zwar ge⸗ 


ſchahen Stiftungen aud) aus bloß einfaͤltiger Ans 
dacht *0); und reiche Ritter wußten ju Erhaltung ihres 
Andenkens im Lande, keinen beſſern Weg, als daß an 


ihrem Tedestag jaͤhrlich cig Kloſter geſpeiſet und alle be⸗ 
nachbarten armen Leute erquickt wuͤrden); die aͤlteſten 


Geſchlechter ſind Vergabungen das Gedaͤchtniß vieler Vor⸗ 


Altern ſchuldig?2): doch die Ende b baueten, wot nod 


“ 953) Mit Alexia, Yolet’s Tochter von Pont, feiner Gemabiia. 


554) eine Waffen in feine Grdnge gu tragen; eine Sreg hatte 


fey es, qualecunque fit delictum; Stiftungsbrief 1295. 
355) Val-Sainte; im Gtiftungsbe.: Vallis omnium fan. | 


| cera in Ogo prope Charmey ; welder Ort auc Gerhards 


“3 $ 6 Er gab ihm totam ſurim et loca ſita inta iurim; es mechte 
iurim adigere ad culturam et facere terras arabiles (Iuris, la 
Jouz), 

357) La part- Dieu. Im Stiftungsbrief 1307, pars Dei. 

558) Willermette von Granſon, Wittwe des altern Borat peters; 3 


- 3599 Servitus und fervitium ; ib. 


360) «Die Filta Det bey Romont von den Tddtern de Villa et con· 


fodalibus; Erlaubniß bes Biſchofs von Laufana e, 
1268. 

361) Brief Humberts von Ferned, Ritters, 1256, 
aus Altenryff an ſeiner Jahrszeit alemal 366 Arme fn ſeinem 


Hauſe zu Romont mit Brot und Kaſe zu pittanciaro. S. wie 


ſorgfaͤltig Ulrich von Marburg verſah, dab bey ſeilner Jahrszeit 60 
fol. verwendet warden, in Prope Jacobs von Rheis 
nad Urfunde 1314, 

362) Genug Beofpiele fae den Adel deren von Affey (Avsie, de 
Aprilibus) und Pracoman in den Geriften von Altenrvff. 


. 





Gefdhidte ver Schweiz. 115 


mit cigener Hand ), uufruchtbare Felder’), oder fie 
hielten Sechulen®™), und, fo gedrdnge fie waren vom 
Seis der Obern“) und von der Gewalt ibrer Kefkodate, 
ibten fie gern Gaſtfreyheit °°’). . 

Die Hdute™), bie Wolke der Heerden wurde su Sanger. 
Bern und Frepburg, nach gewiſſen Gefegen, deren die: 
vornehmſten Birger eines wurden”), gu Tuch ver⸗ 
arbeitet; fo daf zur Zeit, alg Venedig und England: 
ihre Wolle ausfuͤhrten“), in diefen Staͤdten betraͤcht⸗ 
licher“) Tuchhandel war; die Tuchfdrbe?”*) war ih⸗ 

Qa 


363) Spor in bed Biſchofs von Lauſanne Vertrag 
jw. Altenroff und curacte ecclefiarum dictae domus, 
1268, | oa Jt 

364) Novalia eb. daſ.; Spruch zwiſchen Beronmins 
Ree und Malters, Krchherrn von Pfeffifon 1316. 

365) Qie grammaticalia u. a.; Gtatute von Amfoltins 
gen 1310. Herr Sug der Scherer, cin Pricer, tn Bes 
tonmünſters Bertrag mit Rheinach 1302; ble 

t waren Wundaͤrzte. : 

366) Befesusdéig muften fie geben cathedraticum et facrum, 
bannales feu leges, archiepi{copalia, epilcopslia, archidiaco- 
nalia; ibfd. . 

367) Einverlelbung bee Kirche su Oheim dew 
Stift Seronminker, 1294. 

368) Schafpelze gtebt Altenryff Wilhelmen von Cottens; urk. 
Bifh. Serdhtolds von Faufanne 1219. i. 

369) Berordnung der 200 von Been 1307; Fatte- 
ville, Mic. ‘ 

$70) Zolltafel Heeen Ludmigs von Gavovnen fie 
Cletas (les Clés), Woytebuz (Vittebeuf), Lignerolles, Coflo- 
Bay, Morges, Nion: ,,Balla lanae Venetorum, Angleterrae, 
Lombardiae. “ 

371) Eben daf. ein elgence Met. dardber: glallia quadrats 
quae continet octo pecias panni; glallia longa quae 6; culcitra | 
garoita ; glaſſia griforum. - 

372) Berordnung der Berner, wie man ,, Verben* 
machen foll, 1316, | 





116 1}. Bud. Erſtes Capitel. 


nen wie din Glamingen?™) Befannt. Galt aller fibre 


Handel dieſer weftlichen Gegend war mit Eiſen“), Pfer⸗ 
Sen, Bieh, Jagdvoͤgeln?), und aus Genf mit ſuͤd⸗ 
licen Fruͤchten und Spezereywaaren“?*). In dem 


Hochſtift Genf wurde neben der vormals allein gangba⸗ 


ren biſchoͤflichen Muͤnze der Muͤnze, welche Ludwig von 
Savoyen ju Nion“) ſchlug, der Curs gegeben. &8 
iar enttoeder die Muͤnzpolizey oder die Handelsbilan; 
bermafien wider den Biſchof, daß er, um (einen Muͤnz⸗ 


fuß ofne Schade gu erhalten, geiftliche Pfruͤnden cin: 


ziehen mußte??e). Im Hodhftifte’ Coſtanz wurde wider 
ſolche Zufaͤlle ſchon vormals fuͤr das beſte Mittel ange⸗ 
ſehen, daß der Geldhandel gaͤnzlich verboten ), det 
Silberhandel fo eingeſchraͤnkt wiirde 72°), daß aud) nie⸗ 
mand cine Silberwaage haben durfte?). Wenn mar 
bie Seidenfabriken der Zuͤricher, die Leinwand von ©. 


Gallen”), die Tuͤcher der Berner und Feeyourge 
und Gpeditionen einiger anders Staͤdte abrechnet, war 


813) Gefdebte Tichter aus Flandern find auf vee Zolltafel 


374) Eben daf., pro billiono chalybis. 
375) Eben daf., pro falcone, aufturco, gilfando (gesfaut?), 
. tercelieto. Pro dextrario, magna equa et bellia equins. 


$76) Seigen, Ronen, Mandeln, Zucker, Ingwer, Pfefier, 


Safran; sid. 


377) Apud Nyvidunum; die Urkunde 1308 iſt bee Spon. | 


Es war dle, gegen welche Konig Albrecht Lauſanne verwabrt 


978) Oren Jahre lang die Einfinfte bes erſten Gages jeder |e 
digen Dechaney, Barren ober Propfien; Urkunde Bid 


Martins 1300, kurz vor ber BerfommniG mis Dew 


jamin Thomas Lombard ven AK; Spon. 
379) Urtunde Biſchof Heinrichs Il, 1240. Dieies 


Verbot untertigte Bruder Berdtold (oben TH. J, CoP 


XVII, N. 79) burch den Eifer feiner Predigt. . 


B80) Wer Silber taufen wil, nehme es bey den Muͤnzmei⸗ 


ftern ; ibid. 


$81) Weder Jude nocd Chriſte habeat Materam in domo, fous 


deen allein dcr Muͤnzmeiſter; ibid. 
' 81>) Deren Gewerb vornebmltc in Betrieb geſest worden, 
alg 1314 Otadt und Stife abgebrannt waren; Stum“.. 








⸗ Seſchichte der Shweip. 117 


dieſes Land unreif gum Grokhandel, betriebfamer.ald viele 
andere in allerley Fleiß, doch der Freyheit und birgers 
lichen Ordnung am bedirftigften, wenn es je feyn follte, 
| wad gu werden unter grofern und Seffern Staaten ihm 
ſtine Lage erlaubt. 


‘Bow mehreren Buͤrgerſchaften weis man, fie haben Menſchuch ⸗ 
begierig nady der Freyheit getrachtet, oder tapfer ſie kelt. 
verfochten; cine feltenere Tugend uͤbten bie Golothurner, 
in einem Zeitalter, welches wider Feinde alles erlaubte. 
\ Benige Jahre nachdem Graf Hugo von Buchegk burd) 
| Saifer Heinrich die Schultheißenwuͤrde bey ibnen gum 
Erblehen empfieng 7°*), in der swen(paltigen Koͤnigswahl, 
dvar Solothurn wie die Waldſtette von der Bayriſchen 
Partey, und wurde von Herzog Leopold mit großem 
Volk belagert. In denſelben Tagen ergoſſen ſich große 
Schlagregen und ſchwoll der Strom der Aare ſo furcht⸗ 
bar an, daß nicht nur. aller Belagerungszeug verdarb, 
fondern die Briicke, durch die das Lager sufammendieng, 
in duferfte Gefabr fam. Jn diefer Noth, nachdem 
leotere mit Seeinen ſchwer belaftet worden, gebot Here — 
109 Leopold feinem Kriegsvolk darauf oder hinuͤber zu 
ziehen. Bald, da cin plépliches Waldwaſſer irgendwo 
hereingeſtuͤrzt, ſchlug mit ſchrecklichem Gebraufe ſolcher 
Schwall des Waſſers auf einmal an-die Bruͤcke, daß 
alles brach. In dieſem Augenblick vergaßen die Solo⸗ 
thurner alles fuͤr das Gefuͤhl angeborner Bruͤderſchaft 
aller Nationen, und eilten in eigener Gefahr mit ihren 
Schiffen zu Rettung der Feinde. Die allermeiſten er⸗ 
waͤrmten und ſpeiſeten ſie in ihrer Stadt; hierauf ſand⸗ 
ten ſie dieſelben in das Lager. Da machte der Herzog 
fid anf, nahm dreyßig vornehme Ritter gw fic), und 
begehrte in bie Stadt gelaffen gu. werden. Er gab den 


, © ae 


382) Um 100 Marks die urkunde it von 1313. SBiekeige 
um die Schuld N. 226, 


Religion. 


18 — IL Bud. Erſtes Capitel. 


Dirgern cin Banner, weil ihre edle Geſinnung feine 
Feindſchaft uͤberwand.  Beffer ſchloß ex ſelbſt keinen 
Krieg*?™). Dieſes geſchah in dem achten Jahr ehe das 
Lehen der Schultheißenwuͤrde dem Grafen von Duchegt 
von der Stadt abgekauft wurde 364) 


Ein großer Theil der Chriſtenheit vernahm ohne 
Mißbilligung, daß, als ein vornehmer Gewaltbote des 
Papſtes⸗ zu Baſel den Banmproceß wider den Kaiſer ans 


ſchlug, die Buͤrger ihm ihre Meinung dadurch zu er⸗ 


kennen gaben, daß er von ihnen auf ‘die Pfalz bey dem 
grofien Muͤnſter, ‘an den hoͤchſten Ort ihrer Stadt, gee 
fibre, in den Rhein herabgeſtuͤrzt und in dem Wafer 
erſchlagen wurde ). Gewaltfame Hand war Sitte 
der Zeit; alle Handfeſten der Staͤdte ſind weniger wider 
bie Fehler der Zaghaftigteit**), als wider ben Miß⸗ 
Brauch der Stdrfe ®”): Das Anfeben ber Clerifey harte 
Arnold von Brefcia vor sweyhundert Jahren im Thur⸗ 

Sane erſchuͤttert. Es wurde um nichts ehrwuͤrdiger bey 
erin Uechtlaͤndiſchen Bolt, weil fromme?**) Zweifler aus 
bem Dorfe Schwarzenburg von denen, welche keine 
beſſere Antwort wußten, lebendig verbrannt worden 


383) Tſchudi und Gafner, 131g. Wot Germann. pat 
unter dem Titel ,, a8 Sefeeyte Solothurn” dieſe Geſchichte 
dramatiſch bebandelt. 


380) 13285; um 200 Mark; Santaleon von Gebeſtraß wurde 


Schultheiß. 
335) 1330; Vltoduranus: er habe wollen procelfus eon 
frirolos ibi promulgare, 
386) Jn dcr Handfeſte von Biel r305 iſt auf ben, dee 
im Auszug dad Banner verlaßt, faum die Halſte der Gult 
deffen, welder bas Meſſer guckt wider einen Barger. 


. 387) Ich habe bie Bieler Hanbfeen von 1296, 139% 


1308, 1330, vor mir; fie find im gewoͤhnlichen Seis anderer. 

388) So nennen wie fie, well fle (obſchon vielleicht tn Jere 
thum) ben Cod nidt gefdehtet, um Gott mehr alé ben Mew 
fcben gu gehorchen. 





/ 
A.) 


Seſchichte ber Schweiz. 119 
ware *). Zu dieſer Zeit wurde in Baſel und andern 
Staͤdten bas Volk durch die Barfuͤßer kuͤhner“?), die 
unter gelehrten Anfuͤhrern ſich nicht ſcheuten, das An⸗ 
ſehen des Oberhauptes der Kirche anzutaſten 99"), Dies 
{es Ordens Gunft bey vornehmen Buͤrgern (ties fo, daß 
in Muͤhlhauſen (einer freyen ), den Bafelern verbin- 
beten *%) Stadt) die Freygebigkeit dn Moͤnche, welche 
eigenem Beſitz abfagten, andere Geiftlidhe neidiſch mach⸗ 
te), Das Anfehew der hoͤhern Clerifey nahm ab; 


U 


389) Bruder Humbrecht, cin Predigermind, that es. Tf ch tte 
D1, 1277. Siehe im vierten Theil das vierte Capitel. 

350) Es war vor dem Gewaltboten aud officiaks, vir valde. 
conditionatus (dod durch Aufruhr ciner Partey) gu Baſel ers 
folagen worden; Hitoduranas. Im innero Erxrbland griffen 
die Keser wider ihre Verfolger zu Waffen; Catal. abbat. 
Clunic. ap. Pez, ſcripit., T. IL, p. 330 N. 12. , . 

391) Man welk dle Streitfragen ihres dritten Orders, und. 
Ofemgs Berdiente um den Kaiſer. Hingegen glanzte zu 
Freyburg bee gelehrte Prediger Johann, deffen Leber 
bud fir Beichtvater Johann XXI, ein geleheter Papft, fir 
cines der nuͤtzüchſten Bacher Hielt (J. von Freyburg ff. 13143 
Denig¢ Catal. Vindobon. Vol. 1, p. HL): und loblich cifers 
te, wider die verdorbene Beit, der Provincial des Prediger⸗ 
obend inn Frankreich, Jacob von Saufanne (ft. 1321), 

in Moralifirnng bibliſcher Buͤcher des erſten Papſts Gregor 
Nacahmer (Eben dafelhf Vol: I, p. lL). - 

392) Der Biſchof su Strasburg hatte 1308 feine Rechte das 
(ce vollends verdufert; Fuͤßlins Erdbeſchr., Th. 111, 


G. 353. : 

393) Bundbrief 1323, as Goͤtmann dee Mind, Ritter, 
Birgermeifter su Baſel war. . . 

394) Bertrag ber Barfaäßer mit G Stephans 
Kirche daſelbſt, verméittelt vor Biſchof au Baſel, 13245 
TAGlin. ueberhaupt klagt aud Ludwig von Strage 
berg, Prope su Golothuen, Aber die Abnahme der milden 
Gaben, dle er freylich bem durch Kriege und Feuer hervorge⸗ 
brachten Unvermoͤnen zuſchreibt. Ge weit wor es mit S. 
urſen Manger, dag ohne cine außerordentliche Maßregel d ie 
herkoͤmmliche Gaſtfreundlichkeit nicht mehr unterhalten werden 
tonnte, Urkunde 30 Munner 1338. Ueber die Eiferſucht 
der Geiftlichkeit gegen die Bettelmonche lefern die Hottinger 


dl =, Pr) 
> 


@ 
. 





120 II. ‘Bud. Erſtes Capitel. 
es waren ju ©. Gallen lanter von Gegenwahlen beſtrit⸗ 


teneꝰ, verhaßte, druͤckende), oder gegen innern 


Trotz und fremden Feind ſchwache“) Regierungen, zu 

deren Einſchraͤnkung auc Dienſtmannen und Buͤrger **) 
ſich mehr Gewalt nahmen, als der Convent ihnen vor 
mals erlaubte. Den Anlaß ihrer Zweyſpalt nutzte der 
Papſt und ſetzte in der Fille ſeiner Mache Herrmann 
Freyherrn von Bonftetten gum We ?*). 


‘Die Gefinnung des Bolts bey der Partenung zwi⸗ 


ſchen Thron und Witar ift nicht Elarer aus Sem, was 
bie Dafeler dem Gewaltboten gethan, als aus dem, toad 
hon den Zuͤrichern geſchah. Diefe, durch Muth und 
Geiſt mdchtige Stadt (gern friedfam zwiſchen bundver⸗ 
wandten Seddtet*°°) und in der Oeſtreichiſchen Freund- 


in ihren Kirchengeſchichten viele Urkunden und find ia Hem⸗ 
merlin's Schriſten gange Tractate. 

$95) Tſchudi 1318, 1330. 

- 396) Wie Heinrichs von Ramftein, 1301 bis 1318. Dee 
und fiebengig Jahre alt war dee Harte, trosige Rann, ba er 
- gue Abtey gelangte, bie er Tebengzebn Jahre verwaltet, kaum 

eubiger in ber gang letzten Zeit. Aus ſeinem, Gregor's 1X, 
Pauls IV, und andern Beyſpielen iſt au erkennen, bab, 
fuͤhllos fir alles, dee Stols eines alten Moͤnchs, der auf eins 
mal Regent wird, unter allen Beewaltungen wohl dfe driils 
kendſte bervorgubsingen vermag. 

397) Wie Hildebolds von Werdſtein, 1318 bis 1330. 6. 
davon Tſchudl 1324: auch moͤchte ber Verpfaͤndungsbrief 
an Heinrich von Grießenberg (Urkunbde 1327) dahin ges 
hoͤren. Dieſer in ſeinem neun und ſechszigſten Jahre gewaͤhl⸗ 
te, und um fein achtzigſigs durch Gicht unbehuͤlflich gewordene 
Mbt, war von ben, auch ber Ehrſucht abgeſtorbenen Greiſen, 
deren Mullitdt Spiel der Umgebungen und Zufaͤlle wird. 

$98) Tſchudi 1327. Stumpf. Als Abt Hildebold gicht⸗ 
. Brdchig wurde, vertroute man bas Gigil nicht Blof cinem 
Conventualen, fondeen auc cinem adelichen Dienſtmann und 
einem Stadtharger gu gemeinfamen Gebrauch. 

399) Betef Papks Johann XXI an des: Slofters Dienks 
MANNE, 1324. 

qoo) Bund mit Bafel 1311, mit Sqafhaufen und 





Geſchichte der Schweiz. 391 


fhaft*"), in ihren Buͤndniſſen ool Sorgfalt um bili. 
ges Meche**), und ohne Nebenabſicht, aber uner⸗ 
fhroden gu Fehden file Barger“) ober fiir der Stade 
Ehre und Sicherheit “")) , nachbem Kaiſer Ludwig ibre 
Freyheit beftdtiget, war ihm tren. Als hierdber durch 
des Papſtes Bann aller Gottesdienſt gehorſamer Orden 
und geiſtlicher Herren untergieng, ruͤhrte dieſe Ungnade 
die Burger fo wenig, daß Zuͤrich bis in das acdhtyehnte 
Nabe ohne andern Gottesdienft blieh, als den die Bars 
fuͤßer bielter *). : 


Mer Hie Unternehmungen dee Waldſtette fiir bie Dte Wie 


Freyheit ihres Landes und benachbarter Völkerſchaften; derboluns. 


ben hohen Friegerifchen Ginn der Berner; den Flor und 
Muth in Zurich; wer dagegen hie ficrfen, durch Wis 
derſtand geuͤbten und fie ibre Ausbreitung thaͤtigen 
Herrſchaften von Oeſtreich und von Savoyen; wer das 
Aufbluͤhen des Fleißes; die unaufhoͤrliche Bewegung 
ber Fehden; die anfangende Gaͤhrung religisfer Vorſtel⸗ 
lungen; endlich bie Derfaffung des Neichs, in Betrach⸗ 
tung sicher: will, bem wird weber die Veraͤnderung der 
Verfaſſung der Zuͤricher, noch die entſcheidende Gefahr 
der Stadt Bern, oder die Theilnehmung der Waldſtette 
an dieſen Geſchichten unerwartet vorkommen. 


S. Gallen 1312, Baſel 1322, Coſtanz, Lindaw 


und neberlängen 1323, dem Grafen qu Rapperſch⸗ 
wol 1334. 
gor) Spadt 15319. . 


402) Man fleht es’aus bem Bunbbetef 1325 (N. 400). 


403) Sehde wider ben Freyherrn von Hewen um Hannſen Schaͤfli, 
13195 Tſchubi. . 
404) Die Fehden 1334, worin Schlatt im Elagau, Trevenſtein 

am Irchel, Hohentuͤffen am Noein, und Schoͤnenwerdt ob 
Dictifon unterglengen ; £6. 
405) Bullinger; Hosting. Spec. Tigur.3 Bucal. Conflant; 
alles-3331.- Dod werden wie fepen, bab dee Bropk vpa 
grofen Muͤnſter und von dem. andern wenigſtens dic Aebtiſſin 
in ber Stadt geblieben und mit ipe in gutem Verßanduiß acs 


e ‘ 


'yag 11. Bud. Zweytes Capitel. 


— — — 
:° . 
. 
0 é 


3vweytes Capitel 
Die Veraͤnderung ber innern Verfaſſung der Grade Zuͤrich). 
[1335 — 1337 4)] 


I, Alte Bers Hie meiften Stddte und Voͤlkerſchaften bed Miterthums 


faffung. 


« 


, 


tourden durch die Gefeggebung und Gittendilbung irgend 
eines weiſen Mannes geordnet und erhalten. Bey unfern 
Vaͤtern“ wurden ohne Plan und Ehrgeiz die Statute 
und Berfaffungen, wie die Zeit es mitbrachte, gemaͤß 


"Tren und Chre, nach weifer Leute Nath *), nach and 


nad) eingefuͤhrt. Bey gunehmenden Beduͤrfniſſen“) und 


Reichthuͤmern und grdferer Voͤlkermiſchung wurden in 


ben Gemuͤthern ungewohnte Leidenſchaften entzuͤndet, 
und behielt keine Sache die vorige Geſtalt. Nun iſt vie⸗ 
les vielmehr alt als gut; aber es iſt in republikaniſchen 
Staͤdten und Laͤndern bey ſolcher Gaͤhrung der Begier⸗ 
ben eine ſchnelle durchgaͤngige Veraͤnderung fo bedents 
Sich, daß die beſten und verſtaͤndigſten Buͤrger lieber dit 


1) HierAbee ſind ole ausfuͤhrlicher, auf daß dieſe Beſchreibung 

+ fie bie Schilderung ahnlicher Verfaſſungen gelte; keine iſt fo 
feibig noch fo authentiſch erldutert worden; auch tft nicht leicht 

. in ciner andern Stabt Bis auf dieſen Tag fo viel echt bare 
gerlicher Geiſt. 

2) Es verſteht ſich, daß mitgenommen wird, was gu ben gleiche 
Sachen aus nachſtfolgenden Jahren gehoͤrt. 


, 3) Bom zwoͤlften Jahrhundert an. : 


4) Der Schwabenfpiegel giebt von den Stadtrechten bie 
‘fen Wegriff. 
$) Ulerdings durch die neuen Handelswege und Entdedungen 
des funfachnttn Jehebunderts ; unfere ganze Staatswirthſchaſt 
Heruhet auf einer geringen Anzahl groͤftentheils bamals in Um⸗ 
lauf gebrachten oder neu gefundenen Pflanzen! 


@ 


Gefhidte ber Schweiz. gag 


angewohnten Formen durch beſſere ſrundſice nen bepe 
ſtern woben 9. 


Das gemeine Weſen der alten duͤricher murbe-s von x. ns. wae 
hem Neichsoogt, von dee Gemeine der Buͤrger und vor * 

ihrem. Nath, von dens Schultheiß und von den Pfaffen⸗ 

tidtern verwaltet”). Jener Sogt, weldhen der Kaiſer 

gab, fam nie ungebeten itt ihren Rath"); er hielt Blut-⸗· 
gericht, felten, weil die Gefege der Burger auGerordente 

fi) milde waren”), ſowohl nad dem Beyſpiel ibree 
Borditern™”) + als aus Eiſerſucht wider des Vogtes 

fremde Gewalt. 


In das Buͤrgerrecht wurde von bern Rath mit Wil. 2. Both, 4 
len der Bairger™) derjenige aufgenommen, roelcher der 
Stadt und allen. Buͤrgern wenightens zehn Fabre lang 
mit Rath, Steuer und Waffen beyzuſtehen fdsour™*), 
cin Haus zu kaufen oder aufzubauen durch einen Ucfag ) 


6) On font les abus anciens, on en voit la ‘correction; mais on 
voit encore, les abus de Ia correction mame. On laifle be mal 
G l'on eraint le pire, on lailfe le bien fi l'on eft en doute da 
mieux. Montefguter. 

1) Die hoͤchſte Gerwalt war Sey dem Kaiſer und Dork, dle vollzie⸗ 
bende im Criminalwefen beym Bogt, im Civilweſen um Erb 
nb Cigen bey dem Schultheiß, bey dem Math in allem ‘ans 

ern. 

3) Richtebrieve der burgere von Zurich G. 32, tn bem zwed⸗ 
ten Stuͤck bes erfien Theils ber von Wodmer und Beeitingce 
Perausaegebenen Helvet. Bibl. Miclaus Mangold, Stadte 
Rérelber, hat im J. 1304 thn in Titel absetheilt (SSchinz). 

9) tas die wichtigſten Gachen find nue Geldbußen. 

to) G.tm erſten Buch das neunte Cap., vow dem Alemanni⸗ 
ſchen Recht. 

81) Ricktebrieve, ©, 30, mit des Rates williade unte der 
burgere willen. 

12) Sefetz von 1304. 

19) Sinterlage einet sewifien Gumme; der Gebrauch if nod as 
vielen Orten. 





% 


en) Gee 


junt Beſten feiner Geſchaͤfte Botſchaften geſchickt); es. 


~ 


| 124 TL Bud... Zweytes Capixel. 


wder Boaͤrgfchaft e) verſichette, aud ver pe im ere. 
ſten halben Jahr Zurich keine Fehde gu fuͤhren haben 


wuͤrde*); von ſeiner Aufnahme an wurde er in der 


Stadtz ‘pon ellen gegen alle beſchirmt). es -mwarden 
wurde (ihm gu. Hilfe) alle Macht angewendet. Go 


fand tiner in dem andern, jeder in dem genieinen Wefer, 


Gicherbeit und Gluͤck; fo vieler beherzten Manner treus 


gefinnted Zufammenhalten gab ben Buͤrgerſchakten Wuͤrde. 
Die Gemeine wurde beym Klang der grofen Biode™) 


auf dem Lindenhof, am höchſten rt in der Stabe, anf 


bem Plas des alten Palaftes”™), unter freyem Himmel 
verfammelt, rathſchlagte, mebrte*®) und fam uͤberein, 


„was an det Raifee oder Konig gu der Stadt Ruger 


geworben werden foll*"); welcher Kénig bey ftreitiger 
„Wahl zu erkennen); ob ein Schirmherr angunehs 
„men?2) 3 cit Krieg gu fuͤhren); ob aber die Preiſe 


14) Spdter, als genug Hauſer waren, um feine mebe gu bauen, 

des Wages gu menig, um bauen gu koͤnnen. : 

15) Ju Gefeg r304. 

16) Ricktebr..G. 17; Swa dekein lantman ete. Niemand Half 
feinem Feind, ©. 23, niemand gab ibm Saul, S. 25. 

37) Amenmal unentgeldlich, mehrmals auf (eine Koken; Gage 
BUNG 1315. mo , 

18) UF don bof liten, Richt. 355 ber alten grofen Glocke ges 
denkt cine Gagung 1316, 

19) Damals noc mit einem Graben umgeben; Ricks. 45, 

20) Mehren helt in der Schweiz die meiten Stimmen fams 
mein; bas Mehr, bie meiſten Stimmen. . 
91) Ricks. 41: Swenne ein rém{cher chunig erkoren wirt, 

{was man an den dor ftadt dinges werben ful. 


22) Eb. baſ. 39: das man an enhein herren gevalien fol deg 


_ gewerb ald krieg um R. Riche habe etc. 


#3) Sagung 1291 fm Ricks. 44. Go wenlg frend war nod 

~ fpdter dicfe Gitte, da8 in bem Bund bricf 1325 (N. 400 
im vorigen Cap.) gefagt wit, in denſelben zwey Jabren ſol 

. teing Stabe fdr fid cinen Herrn annehmen. 

84) Urluge; Riche. a5. 








Seſchichte der. Schweize ro 


pe Ber Sebersnothdirfte2), uͤber Maß und Sewiche®, . 
op Oder cin buͤrgerliches Recht neve Ordnung dit ben Riche. 
ve tebrief?”) ju fchreiben, oder durdy Zuziehung Ser Pfaffl 
or Heit allgemeiner gu machin) fey.” Fe pa bite Row 
Raten wurden ale Birger, ‘die es Alters wegen vermoch⸗ 
ten?*), bey Berlu alles: Rechefiems *) sfaratnets | 
Serufen gue Wahl des Rathes ””). ‘ 
wep 
Aug. woif Rittern und vier und zwanzig — 3. Nath, 
germ?) beſtand er, welche in drey Rotten, jede vier 
Monate lang, die Geſetze der Gemeine vollſtreckten, und 
in allen Zufaͤllen auf ihren Eid nach ber“ Sart 
Ehre und Mugen”) ohne Furcht regierten.~ Mw 
Barger ſchwuren bem Rati fammt . ‘an mae 
* by 
"ol, Galle —* K 
as) Benlp, . “Miche $3 ».vom —E Die Bekins ae | 
Weintaxe if eines der diteften Rechte, welches aud zu Genf 
dtr confeil general uͤbt. 
a6) Daa nels mit dem umftriche; Ricke. $2, Das CUenmas | 
- or an eider Salute auf bem’ Rathhauſe. cen AS 
27) Er beſteht aus einem Gtidwert von Sahnngen mthr ai⸗ 
Einer Beit; andere Briefe gedenkt er ſelbſt, ahd erklaͤrt ſich 
ein den kaiſerlichen Satzungen (S. 43), anſchad ites Gt 
ag) Gonft gieng fle der Brief nig dm, S. sos ‘élgemeing 
Gayungen find wie S. 80: Wir: die pleff heit unde ‘der ate 
darau ritter and burgere von Zurich. 
29) Bom ſechszehnten Jahr siengen te Gefeee fie an; —* 


30) es. daſ. 69: das man dem nit richtod, der se — 2* nit 
komt, fo man ein niwen Rat nemen wil, 
31) Der mit der burgere’ willén gemeinli¢h igenomerr ‘with; 
Richs., Titel. Jit, 
33) GSilbercifen wricht tn fetner Chronik von ‘chem: Aten 
Math von zwoͤlf, halb Ritteen, hal Geiſtſichen. Es te nie 
gans unwaheſcheinlich, ded hci wie keinet wetonbligice 
Beweis. 


33) Richt, 275 fwas vnanch ald übel tee 1 
34) Eb. baf. 26; wer dem hilfer der wider den tat iſt; 8. 
39°, dex dem rate ‘mi gericine gehelfen wil. . 


(1G IL Bud. Zweptes Capitel. 


bers), beynuſtehen, Es war verboten, mit. mehr af6 deep 
Beyſtaͤnden vor den Richterſtuhl gu kommen?*); die Bee 
(chiger eines Verbrechers wurden wie er ſelbſt geſtraft“). 
Es war dem Rath Eintracht empfohlea, und wer fie brach, 
ber wurde alg cin Meineidiger oom Amt geftogen™). 
Berbannt wurde, wee durch Miethe und Gaben dew 
Nichterftuhl ſchaͤndete). Es war cin Geſetz, fein 
fremdes oder maͤchtiges Fuͤrwort fur fehlbare Birger 
aAuzunehmen“). Aufler daß in weniger und beſtimmten 
Fallen *") , alle drey Notten **) cine Geldbuße abmebhren 
mochten, font war, nicht erlaubt, ſolches gu, thun ohne 
bes Rath aller oder wenigitens hundert “) hiezu berus 
fener Birger. Sie wolkten, daf das Gefes unter kei⸗ 
sem fremden Cinflug, und ihre Obrigkeit nur unter der 
Sefegen fey: denn es it nuglich und ruͤhmlich, Geſetze 
nicht alleix gu machen, fondern auch gu balten; gleids 
wie cin Staat nicht frep iſt ohne eigene Waffen, ſo iſt 


_ .tuot, dabeinen des ratea funderlich aiehet. 
36) Nit wan ſelb vierde; ¢§. daf. 50, . 
a7) €b:. dat. 34; [wer um. geld, 
3$) G. 28; ift aber das die nine; G. jo; it aber} in “een rate. 
39). G- 335 fwer des rages. mit zwey geloubfamen mannen mit 
. (guicbvearmen eide iiberheic wird. fobn gu nehmen war and 
den Fuͤrſprechen bey dem Squliheißengerichte vesboten; Gay 
., 5BRNG, 1332.. Suge; Krieg, der dies gethan unp Leute mit 
Wiorten Abel gchalten, durfte gwen Jahre lang nicht mebe 
ſerechen; Barger bud-1336. Die Fuͤrſprechen maren tes 
ne Gachwalter, fondern gentle. Aifittenardthe. 
4Q). Ein allgemeines Geſetz, Riche. G. 80. 
41) Dur gerichtes uberhérige und umb gitellchals von goltee we- 
gen; chap haf. 79. | 
4%) Ze drin reten; eben baf. 4. 
aD: G, 375 diq burger alle. Gtumpfens ablceift fat bey: 
die man denne dazu befendet unis an hundert. Kan fiebt 
wöhl G. 357 daG oft gelament wurden die der rat denne wil; 
* kounte in vercdiederen Seiten und Fallen berdes geſchehen 
peyon. 


35) Eb. bof. 26; fwee wm folich ding im dere ginl 





Gefhidte her Schwei.. 327 


eine Megicrung niche gerecht, wo der Zorn oder Ehegeig 
eines Parteyhauptes dem Richter fein Anfehen sauber 


feng. ; 


So regierten bie drey Rotten ohne eine andere Seige 
als die allgemeine ſtandhafte Liebe ber Geſetze, Jahrhun⸗ 


derte lang ruhig, in groͤßtem Anſehen. Die Schaͤfli, 


bie Biber, Bilgeri, Haͤmmerli, Miler, Schwarz, 
WF, Beun**). Cine kleine Anzahl Gefchlecheer, 
beren die wenigſten aus altem Adel waren, die meifter 


aber ein ehrenhaftes Ausfommen dem angeftammten Fleiß 
ju danfen $atten, und wohlerfahrnen Bdtern die Kennt⸗ 
nif der Stadt ſchuldig waren, blieb bey diefer verftdne | 
digen unſchuldigen Buͤrgerſchaft ofme Neid in faft erblie ~ 


en Rathswiirden“). Auch waren fie weit entfesnt, 


ibe altvaͤteriſche Sitten ju dndern; ſie bebielten-igre 


beſcheidenen Geſchlechtsnamen, auch wenn fie Herrſchaf⸗ 
ten fauften; wenn fle Herren und Ritter wurhen, fdyr- 
ten fie ſich des Raufladens nicht; deſto mehr wurden fie 


geliebt; eine Stadtregierung beruhet auf buͤrgerlichen 


Sitten“ by. Landleute und Auslaͤnder kamen: vor dicſen 
Rath, und nahmen von ihm nddh ſeiner Einſicht und 
nach dem Gefeg ber Zuͤricher billige UetHeile™). © | 


Peay QED 

re | 
44) Henricos Tribuane, Rud. Monetarias (nachmals jogen Sfe 
Muͤnzer nach Bern), Purchardue Niger, Purch. Abus, 
Udalr. Chaftus (Diber) (ob Altbtenbach lag bie Viberlisbutg), 
brep Schiphilini (Schafli), find ſchon tn dee Urkunde Mark⸗ 
sref Werners von. Baden, 11535; Burlauben~ cables, 

- 49. . 


pike Ss ad 
45) Verze ich nts ihrer Folge in Silbereifens, Cheonit, 
und bey vielen. | A toy Ot 


+ 


as>) 1303 und 1313 iſt in ber zwedten Ratherotte auch: tem : 


Fee Walther der Arzt (Tſchudi Gallia com. .- . Oe, 


46) ©. im Ricks. 24, wie wenlg druͤckend, aac den Bciten, 


dieſe Regierung fie den Landmann was. Wek thy 


“ 


ae 
. ~° 
> 

e 


4. Schult⸗ 
heiß ꝛe. 


v⸗ 


Geſete file’ 


12§ 11. Bud. Zweytes Capitel. 


Yn hem Richthauſe an der Bruͤcke ), hielt auch 


der Vogt feine Tage, und ſaß der Schultheiß, welchen 
die Aebtiſſin waͤhlte, vom Morgen, wenn die Raths⸗ 


glocke ſchlug, bid gu Mittageffensgeit**), Aber fein 


Schuldengericht. Wher beyde fonnten ‘ohne Beyſtand 
von bem Nath ihre Spruͤche niche vollziehen. Ueber 
bie NecheshAnde: zwiſchen Bargern und Pfaffen, waren 
bon der Stadt und beyden Muͤnſtern drey Chorherren, 
ſolchen Geſchaͤfte alt genug und von genugſamen Aig “), 
zu Pfaffenrichtern verordnet 2 


Alle Staͤrte ſuchten bie. Sarger | in ihrem einſtimmi⸗ 


ae Beha gen Beſtreben auf einerley Zweck. Darum wollten ſie, 


gle: ihre VBoraͤltern, in Eine große Gemeine vereiniget 
bleiben. Obwohl ſie gewiſſen Gewerben“) Innungen 


fetzten (die auch nicht immer’ verwerflich ſind“)), ver⸗ 


ordneten ſie, „dem, der eine Zunft, Meiſterſchaft oder 
„Geſellſchaft ) auftichte, das Hans wieder gu reißen 


7) Satung 1332. 

48), Richt, 39, von gerichtes dherhéri; $4, Wer vor r dem fcbult- 
hessen, @ud ſaßen des Nachmittags drey Eingewinner (cid 
Ritter, zwey Buͤrger, welche dle Bußen zogen). 

49) » Die dem Ding alt genug und genug wigig find.” Weber 
zwanzig Jahre alt mußten fie feon, 

go).Gedtigung auf dren Jahre durd den Bb 
fhof su Coffang 1326. . Keine AppeHation von bea 
Pfaffenrichtern (dieſes cin Hauntpunct der Feeyheit!). Uebt 
, Gines derfelben ſelbſt Unzucht (fo hieß alles Ghfe), dann fest 
bas Capitel cinen andcen. Wenn Capitulacen gu einem ant 
awiſchen Baten und Geiſtlichen fommen und thn Killen wollen, 
fo muß man, geborden (wie gu Gparta dem Alter). 

gv) Riche: dg, wie ein huter (Hutmader) meifter werden ful; 
#5. ein kornmacher. So die Gefen (pfilter), die Gerwer. 

a9) Damaté wor ber. Morte weder ausgebreitet nod ſicher 8 
nug, als dat dex Vertrieb nicht durch Innungen faslich haͤtte 
geſichert werden moͤgen. 

Sx) Dieſe Ausdruͤcke werden oft verwechſelt; eigentlich i eine 
Zunft pellets, cine Meiſterſchaſt mercantiliſch/ eine Geſell⸗ 


Geſchichte der Schwei;. J 439 


„und eine Buße von zehn Mark Silber) abzufor⸗ 
oy bern. Denn fie beforgten, es wuͤrde bald jeder feine 
Drt von tik und fiftigen Maͤnnern zu allerley Neues 
rangen verleiten faffen. Man fiebt aus den Strafen 
derjenigen, welde mit Krieg sgerdthe*) die Munger, 
Thore, Thuͤrme und oͤffentlichen Plaͤtze“) angriffer, wie 
viele Kuͤhnheit bezaͤhmt werden mußte. Buͤrger, welche 
einander befehdeten, mußten beyde von der Stadt wei⸗ 
chen“). Die Birger verwachten ihre wohl unterhatte⸗ 
nen Mauern und wohl verſehenen Thuͤrme“); dem Grae. 
ben gaben fie Tiefe und Weite); fie litten keine neue 
Vorſtadt 9), noc) am Chor ein feftes Haus). - Die 
Stadt war feft; nicht nur weil die Belagerungskunſt 
nod nicht ausgebildet worden, fondern vornehmlich 
burd) der Einwohner Muth; weil ber Menſch durch 
Kunſt aller unbefeelten Dinge Meifter wird, niemand 
aber als der Tod herzhafte Maͤnner begwingt. Nach⸗ 
bem die ganze grdfere Stadt oftwirts dem Gee und. 


ſchaft parteyungsweiſe, 3a nebmen. Sich partenen heißt in. 
dieſen Urkunden ,,¢inen Theil machen,” tn der Bieler 
Hanbfeke 1305 ,, zuſammenſlchern. Das Geſetz iſt 
Riche. 43. _ 
$4) Behn Maré war in Kinig Rudotfs Zeit etwa dee en eines 
Hauſes; Waſer uͤber die Zuͤrich. Wohnhauſer, S UND, f. 
$§) Triboken ald blydan; Ricks. 36. 


$6) Gof und Rathhaus. Es ik eben Daf. aud, daß die 


Bruͤcke nicht abgeworfen werde. 

$7) Eben baf. 40. 

$8) Sechs Wachter kommen vor, che. 1340 run fe » vers 
mehete, ; 

$9) Richt. 67, wie man den ulſſirn graben furbas graben ful.’ 
Gagung 1326, daß nicmanb hers -pineinfabre coe ſchreiben 
Erde nod wie Tacitus). ‘ 

60) Richt. 67. 

61) Eben daf. 37. Erlaubnié dem feſten Mann 
Eberhard Maller (nachmals Ritter, SGchulthelf, vom 
Rath, und feiner Seit Geſchichtſchreiber) auf dem dubera 
Burggraben gu bauen, 1346. | 


II. Teil. | 3 | | , 


£30 IL ‘Sud. Zweytes Capitel. 


Fluß, durch die Unvorfichtigtit ) eines Baͤckers, wie 
in kurzen Jahren viele andere Staͤdte, verbrannt, wurde 


verboten, die Backoͤfen mit hoͤlzernen Thuͤren gu vers 


ſchließen), und jaͤhrlich unterſuchten die Vorſteher der 
-Feuerpolicey“), ob bie Haͤuſer mit Waſen oder Ziegel-⸗ 
daͤchern gue genug bedeckt ſeyn ). Viele fiengen an von 
Steinen gu Gauen°); es wurde nicht geboten, ſondern 

empfohlen. Doch ſteht wider allgemeine Gefahr die 

Sorgfalt billig den Obrigkeiten zu. Privatmaͤnner ver⸗ 
geſſen uͤber gegenwaͤrtigen gewiſſen Unkoſten die ungewiſſe 
ferne Gefahr. | 


(Sinens) " Deffenttie Gelder wurden ſchon damals in geringer 


Summe eingefordert, und mit aͤußerſter Sparſamkeit 
ausgegeben. Von den Gewerfen ) zu Steuern an das 
Reich waren bie Ritter uid ihre Sdhne%*) , die Diente 
manne und Amtleute der Gotteshaͤuſer, frey; die uͤbri⸗ 
git Barger gaben dazu, was von dem Rath nach 


Schaͤtzung bes Vermdgens jedem angeſchrieben wurde. | 


Bu der Stadt Bau und Nugen flenerten, wenn fie Buͤr⸗ 


ger waren, aud) die vornehmſten Prdlaten*). Bom 


62) Dab Tſchudi 1280 die Volksmaͤhre erzaͤhlt, flebt man 
baraus, weil, aufolge Riche. $9, wider den deer Waters 
- bold fein Urtheil ergangen if. Johann Wakerbold wurde 
Zunftmeifier; Urfunbde 1338. 

63) Blartan ald yfin venfter; eben daf. 33. 


64) Seucrigan it in den meiſten Gtddten. Eben bal. 





6 ) Mie siegeln odir mit tarraflen tekin; eben daf. ib. 

66) Eben. daf. 59, von tberlchiszen. Deey Schub dick te 
Mavern. 

67) Das alte Wort. Richt. 31, von gewerfe (ber Buͤrger) ond: 
von dienfte (der Edlen; doch wird hier und anderswo zuweilen 
dieſes von beyden geſagt). 

68) Die Ritterſoͤhne muften vor theem bee Bigften Jahr ben | 
vaterlichen Stand annehmen. 

69) Satzung 1316: S. Blaflen und Cinfidlen vom Barger? 
echt auszuſchließen, weil fie nicht ſteuern. 1358: Johns 

~ | 





Seſchichte ber Schweiz. 131 


Verbrauch in Weinſchenken 7), vom Getreidhandel“) 
und vom Salzꝰ“), aus den Muͤhlen?), vom Durdye 
gang, .von ber Cinfube und Ausfube des Giehs 7), 
vieler Lebensmittel *) und Fabrikwaaren?“), vom Dats 
wigen und Ausmingen des Geldes 7”) und oon dem 
Vermoͤgen abziehender Birger und Juden?*), wurden 
ordentlide Ubgaben genommen. Es fonnte aber vom 
Verbrauch nicht viel bezogen werden, weil wenig uͤber⸗ 
fliffig verbrandt wurde, und teil unertraͤglich und une 
verninftig todre, dad Unenthebrliche zu Hoch gu beſchwe⸗ 
ren”). Bey Bermdgenftenern °°), und. Veredmung 
ber BuGen™) (welches Zutrauen in freyen Stdoten gut 
and weife iff) wurde dem 5s und Cid geglaubt. ‘Aud 

2 


vou Gatis ordenuoge dit des Gotshus Ailerhetligen mm 
Schafhus S. Benedicten ordens im Colt. Byfiume gelegen, 
Feucrt von bes Klofters Hauſe gu Zuͤrich. 

40) Riche. 46 ff.; von dem ungelte, 38. 

9t) €6. deaf. $8, wie man das imj ſamnen faly Sagung 
1304, 

72) Dardber wurden fedes halbe Jahr zwey umoelder genom⸗ 
men. 

73) Waͤhlenumgeld. _ 

74) Bon folcen Zhen waren Urdorf, Dietifon, Schlieren und 
Gpreitendad (Urfunde 1341) ausgenommen. Wohl der 
Zoͤle wegen wurde (Riche. 41) mit ſolchem Eifer verboten, 
zwiſchen Zuͤrich und Baden eine Bruͤcke gu ſchlagen. 

75) Gutter (hice gu Lande Mullen), Ziger, Calg (hier, Uns 
fblitt), u. a. 

76) Darunter kommen vor frembe Tider von Mecheln, Liwen 
und Bruͤſſel. 

17) Stadtwaag; Gilberwaag 5 Schlaͤgſchatz. \ 
78) Gagung 1335 (wegen, der Juden). 

19) Beſchwert wurde uͤberall, von dieſem Jahrhundert an, ber 
Salzverbrauch. 

20) ausdruͤcklich, in eine Gteucrordhung nach 1370: 
mon ſoll ben Aittern auf ihr Wort glauben. | , 

$1) Riche. 34. Jede abgehende Rotte gab den ˖ Kloͤſtern und 
Armen 40 Pfund; 1320, . ; 


\ 


\ 


N 


~ 


133 ~ I. Bit. Zweytes Capita. 
hie ſchwaͤchſten Vorſteher find wohl redliche und verſtaͤn⸗ 


dige Hausvaͤter, und fuͤrchten das Volk: darum ſind 


in Republiken die Unvollkommenheiten des Finanzweſens 
wicht fo verderblich wie in Koͤnigreichen; das Verderben 
legterer faingt biemit an; wenn in Seddten die Tugend 
hierin verfaͤllt, fo find fie dem Untergang nabe. 


fle Gichers Die Mdrder wurden durch Einziehung des Vermoͤ— 


heit an Leib 


gens und Verbannung ans dem Vaterland um allen 
Flor und Schirm, den fie ihrem Buͤrgerſtande ſchuldig 
waren, gebuͤßt, ſelbſt wenn fie einen geaͤchteten Mann 


im Burgfrieden?) umgebracht Hatten. Fremde wurden 


bem Blutgericht uͤbergeben 3). Unvorſetzliche Todſchlaͤ— 
ger“) bezahlten zwanzig Mark, oder halb fo viel, went 
ber Todte niche nad) Birgerpflicht ein Haus hatte. Man 
gab dem Leben eines Buͤrgers doppelten Werth, weil er 
aud) fir andere [ebt. Aus den Wohnungen der Geiſt 
Tichfeit wurden Todſchlaͤger mit Gewalt abgeholt; in 
Buͤrgerhaͤuſer wagte ſelbſt fein Rathsherr gu gehen, bis 
Die Auslieferung vom Cigenthimer verfagt worden”); 


ihnen iar ein Birgerhaus Heiliger als bas Haus eines 


Geiſtlichen. Das Waffentragen war bisweilen verboten, 
verborgenes Bey gedoppelter Strafe®); denn haſtig ents 
Srannte in danialigen Menfchen Jaͤhzorn uber Beleidi⸗ 
Gungen oder die Rachfucht um Freunde. Wer einen 
Birger mit Worten ſchimpfte, wurde, um Selbftrade 


$2) An dien truwen; Richt. 15. 

83) Richt. 17 gang unten. Gasung 1335 über die „ſchad⸗ 
„lichen Leute, fo den Cod verſchuldet.“ 

84) Manflegge; eb. daf. 15. 


' $5) Gpdter als 2304. 


$6) Richtbr. 30; fwer mefler ald fwert treit [o ſũ verboten fint. 
Satzung 1314 wider alle gu ſpitzigen Scheidmeſſer und [pane 
(Wer cin Mefler am obern oder untern Guͤrtel verbirgt, if 
ſchuldig um zehn Pfund; wee es in die Hofen ſteckt, if ful 
dig 20 Pfund), und viele andere Ordnungen. 








Gefchihte der Schweiz. 133 


vorzukommen, ſogleich ehe er noch angeklagt wurde, 
gebuͤßt7). Wenn der Zorn bes Verurtheilten gegen 
Richter in Scheltworte ausbrad), fo ftanden fie auf, 

und fegten bis auf Genugthuung bas Ame nieder **). 
Durch Staͤrke des Gefuhls, durch den Eifer ſeiner 
Freunde,- und feiner Unhdnger Bahl, war jeder figs, 
bar als Freund, furchtbar als Feind, in allem kuͤhn, 

und frey durd) Muth. Wie jeder fiir fich, fo war im. 
Banzen das Bolf. | | 


Ueber Erh und Eigen beobachteten fie, daß feder und Gut, 
Mann und Vater bey Leibes Leben iv feinem Gute Here : 
fen; die Lehengiiter aber *% , wenn Soͤhne fehlen, aud) | 
Tochtern gegeben werden”). Zu Erhaltung des Nufs 
der Gite ibrer Fabrifen kam die Gemeine gewiffer Satzun⸗ 
gen uͤberein“); fir eine volfreiche Stadt ohne Gebiet 
find Fabriken das Brot. Zum Verkauf der Lebensmittel 
tonrdent in der Stadt gewiſſe Pldge °*) mit vieler Vor⸗ 
forge wider Vorfanfer 2?) verordnet. Sie machten ard). 
bas Ge(es wegen des Weinbaued, feinen Halber™®) gu 
vertreiben, fo lang er die Reben gut warte; ungefaͤlſch⸗ 
ten) Landweinꝰ) gu trinfen, und nie bis in die ſpaͤte 


87) Rickibr. 23; wirt es nit gechlagt. 

$8) Gagung 1304. 

39) Richthr. 49. | : ; 

gc) Wie gu Sparta der Landestheil auf Toͤchter erbte; Arlſtot., 
polit. 

91) Benipiele Richebr. 55 ff., 60, 73,777 82. 

92) Gagungen 1331, 1355 u. a. | 

92) Gagung 13325 und bin und wieder aud im Riche, 

94) Das alte Wort firey, welder um ben halben Ertrag 
den Weinberg eines andern baut, Aickibr. $0, f. €6 tf 
Gud cine (dem Klima und Erdreich etwa gemdge) Rath se 
erfenntnif, zwiſchen zwey Sticke Reben keine Badume 
zu pfanzen; 1324. 

95) Mit Maun oder Kalch wurde ex gefalſcht; Acht. 47. 

96) Eb. baf. 46. 


/ 





e 


134 Il, Buch. Zweytes Capitel. 


Nacht auf den Schenken su figen®’). Sie verfehloffenend- 

lid) bie Frauenhaͤuſerꝰ). Auch geringere Sachen“) 
wurden an den Richtebrief geſchrieben, weil der Buͤrger 
am liebſten hielt was er ſelber ſich verorduct. 


Sitten. Es war eine guthersige Vertraulichfeit in den birs 
gerlichen Gitten; der Umgang war hdufig, fie pflesten 
gern mit einander ju trinken und mit Warfeln oder im — 
Brete gu ſpielen *5). Denn die Freundfchaft hat fie 
unabhangige Geelen umiberwindlichen Reig, und fie wa⸗ 

‘bo. gen (wie es int jeder Gemeinheit ſeyn foll) in Sitter gleich: 
férmig und einfach. Daher durfte auch der Vornehm⸗ 
fte nicht uͤber zwanzig Hausfrauen™") gu feiner Hochzeit 
Faden '*) und nicht mebr als zwey Nautboiften*”%), zwey 
Geiger und fo viele Sanger dabey haben. 


Keligion, - Jaͤhrlich Mittwochs in den Pfingſtfronfeſten brady 
ten bie Herren und Frauen der Manfter , die Predigers 
BarfiGer und Anguftiner die Ueberbleibſel der Heiligen 

anf den Hof unter der Burger Gezelt, . und tourde ein 
hohes Amt gehaleen; Hieranf gab man jedem Orden viet — 
Brote und Fiſche und fpendete*) cin Almoſen. Bier 


97) Mur bis sur Nadiglode, eb. dal. 77. 

98) Die Srauen, ,, die in offenen Hdufern flgen, und die Wirs 
„thinnen, die fie beha!ten,“ muéten ſonſt cothe Kopfmuͤtzen tra⸗ 
gen. Das Frauenbaus auf dem Hof wurde 1323 verſchloſſen. 

99) Vor Nacht kein Waſſer auf die Straßen zu ſchuͤtten u. a. 

250) Recht Aber Spielſchulden Rickebr. 40; von velſchen wũr 
feln 73 (wer es ein buobe den fol man {wemmen, b. i. eine 
Stree weit, an ein Schiff gebunden, burd den Gee ziehen) 

Verboten gu dicen mit Warfeln Habhartz, wann (aus 
genommen) in dem Brete und mit den Frauen. 

101) Im Richtbr, 32 und bier, allezeit, wirtinne. 

102) Gb. daſ. 72, von bruiloiffen. 

3103) Toiber; eb. daf. ib. 

104) Das alte Wort fle Almoſengeben; saber zu Schafbar c 
und fon€ cin Svendamt (ff. Auch geiſtlich wird es 5 
in ,,den Leib Chritt ausfpenden.”” Ins aͤdrigen wurde die 





* 
\ 


Geſchichte ber Sh weit: ; 335 
Eiwer weißen Wein helam ber Leutpriefter, damit an deme 


Feſte Johann des Taͤufers (ber ie Wein trank) die An⸗ 
gehoͤrigen des Muͤnſters zu erfreuen zos ). Aus nett 


Preife oon drey Scheffel Weitzen wurde an dem Fronts 


leichnams feſte bey den Anguftinern der. Convent Gewirs 
thetc). Vier Knechte wurden! bereit gehalten, auf 
bie naͤchſte Heerfahrt in das heilige Sand’). Bom 
Nachmittag vor dem gruͤnen Donnerftage*™”) , bis man 


Saanebends die Oftern einlaͤutete, war glen Suden vere. --- -. 
boten, an Fenftern oder auf den Gaffes gu erſcheinen oder 


in ihren Hdufern Geraͤuſch) zu machen. Auch ſonſt 
wurden fie von der Gemeine’) und gow dew Rathsrot ⸗ 
tem) zwar befchizmt >, aber doc wurde Mofis 
Flach“) durch verachtungsvolle Daniederhaltung, und 
vont Volk durch mancherley Schalkheit!““) . gern wahr 
gemacht. Heimlich waren viele Begharden, Beghnen, 
Schuͤler und Laien dem (von uralter Zeit ber™), viel⸗ 


verordnet, auf daß bie Heiligen ben Slecien Siefer Stadt bee : 


aſchiemen.“ 

104°) urkunde 1346: Bier uroas; ad potandum communi- 
candos und an jenem Zag onanes {ubditos-eccleliae» bey H ots 
tinger tn Aotiqq.  . 

104°) Urkunde Prope Heinrichs 13073 ; eb. daſ. 

105) Dieſer Anthoiſs (Geluͤbde) iſt Rickibr. 66, f. 


106) Derſelbe Tag dieb die krumme Mittewoch. 


107) Gaſchelli. Die Satzung iſt von 1317. 

108) Dadurch, daß sum Verkauf bes Fleiſches von rem Vieh 

ein beſonderer gadeno Cleiſchbank) angewieſen wurde, Richzbr, 
65, 83. 

109) Ordnung 1323, daß ein Jude zehn Mark bezahlen 
fo, wenn er bey einem Chriſtenweibe gefunden worben; 1322, 
Dab zwey Mdbchen verwieſen ſeyn, weil fie ſich von Juden 
brauten laſſen. Doch geht auch hierauf N. 9; anbderswe 
wurden ſolche uͤber einander gelegt und verbrannt Schwabenfp. ). 

153) Ordnung 1324; auc 1345. 

135) 5 Mof. 2g, 37: Rum Gelpdtte der Nationen follen fe 
werden (bis dic verheifene Reit ihrer Herſtellung erſcheint). 

asy Ausdeud der Urkunde 1345. 

133) Die conftitute. apoftol. (im vierten Jahrhundert, one 
fangs) tegen unertraͤgliche Laſten auf. 


136 0 1II. BAH! Zweytes Cap icel. 


Richt dfters) zu hod} - gepriefenen, unb uͤbertrlebenen 
Außerlichen Kirchendienſt feind. Gie-(etber hatten von 
bent Unendlichen ſolche Begriffe 4), und ſie Hatten cine 
folchẽ Meinung on-iden hohen Rechten bes Wiederge⸗ 
bornen *), daft durch ihre Unvorfichtigkeit over ihre 
BGabſtuͤberhebung den Schwachen Anſtoß gegeben wurde. 
Dawider forget bie Dbrightit . 


Die Min⸗ Ale nit Geburten des Witzes, ‘ale fremden wee- 
geſinger. zungen wurden bey den Zuͤrichern zuerſt bekannt; wegen 
desZuſammenftuſſes andAnfenthalts vieler Auslaͤnbder7), 
wegen der MA"; die der Wohlſtand gab, und wegen der 
Gexwohnheit freundſchaftlichen Umganges. Der. Nowe 
Ruger uay Mameſfe/ Ritiers, vom Rath, des Freundes 
aller Geringen und Großen, welche das Gute und Sddne 
lebten ) » Hat mit billigem Ruhm die Menge des Adels 
und alle Rotten der gewoͤhnlichen Vorſteher uͤberlebt. 
Er war aus einem, vielleicht in Italien, durch Handel: 
ſchaft groß gewordenen Saupe’ - Wo er wohnte, 


£ 


‘1¥4) Dag er du aller Lreatur * daß aller wahee Gotten 
inneclid geſchehen muß; Hisoduran. 1339. 

11S) Von (einer Unſuͤndlichkeit; ein myſtiſcher Beariff. - 

116) Dicheicht wurde deswegen Bruder Berchtold von Freoburg 
verwiefen; Berordnung 1306. Zuverlaͤſſig stelen piers 

2 RUF dle anten angufdibecnden Urku nb CN, 1341,. 

237) Handelihaft, Freundſchaft, well Zuͤrich mitten unter zahl⸗ 
reichem Abdel die vornehmſte Stadt war, und aud Geddecten 

Burgfrieden gab; diefe Urſachen brachten vicle dabin. 

118) ‘Ribiger iſt Moger, Ruggiero, und wird oft abgekuͤrzt 
Riser. Dieſer edle Ritter lebte nok 1394, wo bas groge 
Miniter die Hinterlaſſenſchaft ſeines als Chorbere und Scqhola⸗ 
ſter verſtorbenen Sohns ihm abdiſputirt. 

119) Mur ben Biſchof Heinrich von Klingenberg und Albrecht 
ſeinen Bruder zu nennen; Proben der alten ſGnab. 
Poeſie, Zuͤrich 1748. 

1196) Herr Cotradiu Maneſſe, conful negotiatoram , gu Vero⸗ 
na, in cinem Vergleich Aber Garba (de comracta Gardae.) 
11933 in Graf Chriſtiani's Deduction vow Gardalce, 








Gefchichte der Sdiveiz. -, 137 


ju Zuͤrich, ‘oder auf Mantgk feiner Burg“), Gatter die 
Minnefinger. it Vartraullchteit manchen ſchoͤnen gluͤckſe⸗ 
ligen Sag unter: einander. Er hinterließ cine Samm⸗ 
fang ausgewaͤhlter Verſe von mehr als hundert wad 
vierzig Verfaffern ), deren Stang ſeit Heincich von 
Geldegt"*), und Walthern von der Vogelweide 433) mit 
hohen Ehren die Hsfe erfreut, oder die Burghalden im 
laͤndlichen Thurgau t und im Oberland hoͤhere Berge als 
ber alte Parnaſſus >) pu anmuthigen Sitzen der Mu⸗ 
fen umſchuf, ſtolze Baronen (wie die Lever bes Orpheus) 
zaͤhmte oder in Hadloubs™**) Munde jugleich Barger 
von Biri 4 und. Sroßen Pralaten und Jreyherren feb 
war os 


we 


1304. 


121) Dieſe Sammians (ane welcher bie Proben/ rig, 
auc find) bat Godmer, gu fo viele and großen, die er hatte, 
ſich das Verdienſt gemacht herauszugeben. 


122). Seine Encide hat Chriftoph Heinrich Muͤller yon Zarich 
1783 in Berlin drucken laſſen; ſ. in ben Goͤttingiſchen 
Anzeigen von dieſem Gud atisfabelicern Bericht. Veldek 
iſt vom Ende des zwoͤlſten Jahrhunderts. 


323) Wethele, kaum etwas jingecer, Zeitgenoſſe, ber 1231 n0och 
febte 5 Alrich Truchfeſſe zu S. Gallen wird aus: ſeinen Schoͤ⸗ 
fern aenannt. Er war aus dem obern Thurgaue. 


123 b) Hanns von Rinkenberg, Heinrich von Straͤtthin⸗ 
gen (12583), Bubenberge, Rot Kirchherr au Sarnen, 
Gelter ein Walliſer, in der Rareſſiſa en Samm⸗ 
lung. 


124) Birger ven Strid, ’ a Anſang des xw Jahrhun⸗ 
derts. 


324>) Nicht in die Stadt and auf Burger blieb bie Biſdung 
verſchloſſen. Werner von Tuͤffen, Mitter, iſt bekannt unter 
den Minneſingern: in OerHards von Tuͤffen Bers 
faufbricf der Maple su Hunwyl 1289 geugen mit andern 
„ehrbaren Luͤten au Rorboz“ der Spsce, bee Glitter, dev 
Winwann 


120) Er datte fi von Eſchenbach dat ſ. &igart, 


i 


138 Il Dud. Zweytes Capitol. 


In biefem Lande hatte Tonrad von Mure 9 die My⸗ 
rhologie und Boner“) Fabeln geſammelt; und lernte 
nachmals Ritolo ven Megensberg Sey naͤchtlicher Stille 

imeinſamen Burgthubmt geheimeé Welsheit von einem 
frrandſchaftüichen eee Gang: tind aud bier | 


25 « to 2 


435) Ronead yon murs}. Chorberr vnd ſeit aas9 Sanger ep 
» , hem. ggofen Minfter, deſſelben erſter Gebriftfeller:(anderthoh — 
Z hundert Jahre der cinaige, Senmerlin!}; Koͤnig NRudolfs 
. Gevatter, ftaeb 121 fehe alt, Außer bern faBuldrium de di- 
| Watfispootar. fabulis,,” diefem obangedcuteten myothologiſchen 
» Mppavat d und cinem Buch juplethem Zweck ber dle Ramen 
ber Verge und Fluͤſſe, fried er von dee Thiere Natur, bas 
Wapenbuüch (clypearins), Aber ble Griechiſche Philologie cin 
grofes Werk, dic Folge der Kaiſer und Pdpfte, dte Reimdronif 
. bes. groben Karls, das Lob (commendatitia) Rubolfs von 
-' “Sabsbarg, und wie te Ottokar ſchlug; das Lob ber Jungfrau 
Maria; das Buch der Gaceamente. Hemmerlin ſpricht 
aſt und verehrungtvoll don (bar; ſ. H. ©. HSotctnger, ſchob 
_ Tigurina;, J. J. Hottinger helv. Kirchengeſch. II, be 
#243, 1259, 128t und G. 809; die Helvet. Bibl 
(Zarich 1735) Th.13 Shing, tm Sehwels. Muſeum Lp. 
XII (aus urkunden). Der Fabularius ff in Baſel, die 
commendatitia Rudolfs durch ben Abt. vor Murt Dominic 
Tſchudi (Geneal. Habsb.), erfchienen. Aus dem Glypearios 
hat Hemmerlin Stellen. Dee aus 10560 Verſen beſtehende 
novus Graécifmus with; wie die dbrigen, nur angefuͤhtt. 
Verloren (KF, nebſt dem Geſang von den Zuͤrichſchen Stabdt⸗ 
beiligen (Haller, oat ur, 1631) bas Bled von Beutel 
griftem Sieg. 


126) GBonre’s Edelitein ie ven Oberlin 1780 betannt ge⸗ 
macht worden. Dieſe Fabeln (von reinem, richtigem Muse 


beud ) bat Boner dem Sregheren von Rintenberg anse(eie | 
en. | 


227) Im Schloß Balb war der Geiſt (die miede hat Puoder. 
3,328 ).. Im LiGnaches Tobel war Balb, unfeew von dem altre⸗ 
gensbergiſchen Wulp. Adelheid, aus bem Hauſe Pfirt, ſeine Due 
ter, kaufte die Burg im J.i 3 10 von Graf Rudolfen von Rapperſch⸗ 
wol, ihrem DObeimCavunculo) ; Mutter und Sohn ſchwuren einan⸗ 
der, ſie nie zu uerkaufen, auch nicht zu verpfanden. Er war 
ein Urenkel Ulrichs, mit deſſen Bruder Koͤn ig Rudolf Kriege ae 


* 
ie 





Gefchichte bee Schweiz. 139 


Rolfram von Efchenbach wundervolle Abenteuer Wile 
helms von Dranfe™®)? ; und Nudolf Dienftmann von - 
Montfort Wilhems Hon Oricans noch ſchoͤnere Mabe **”)?2 | 
Der Ribelungen Lied fdnnte die Teutſche Ilias wers 
* Da mochten ierſtenende Lieder den edlen 


führt. Heinrich FAlin in dee Cortundtigen) exit. die⸗ 
ſes Hauſes, im Schweizer. Muſeum. 

128) Gelebt hat Wolfram tn dem Anfang bes dreyzehnten Jahr⸗ 
hunderts als (1207) Landgraf Herrmann von Thaͤringen auf 
der Wartburg den beruͤhmten Wettkampf der Teatichen Dichter 
hielt; man ſindet thn arbeitend bis 1227. Wie die Roͤmi⸗ 
ſchen aus den Griechiſchen, ſo hat er aus Provenzallſchen Mei⸗ 
ſtern manches Gedicht fir ſich und andere Aberfegt. Er wurde 
aber lange als der Dichtung Muſter verehrt: 

„Was Wuͤrdigkeit (moraliſch gutes) von Helden ſprach, 

„Herr Wolframe von Eßſenbach,“ 

und „wie gar ber was an Dichten klug“ bewundert viel⸗ 
faltig dle Reimchronik Ottofar’s. Die Kreuzzuͤge wurden 
gon ihm gefungen (Kaiſerl. Bibliothek gn Wien MSC. Hiſt. 
ecel. N. 359; eben daſelbſt ein anderes Gedicht ven ibm, 
MSC. Philolog. N. 12. fambecius Ch. 11.) Die Aben⸗ 
tener Wilhelm's von Oranje unternahbm mit ruhmwuͤrdigem 
Sleify au Caffel (1782) Cafpatfon heraussugeden.  Pareis 
fal, Guyot’s des Provengaien Wert, halb (bas if Gamuret) 
durch Albrechten von Halberſtadt, halb (bas iſt der - Parcifal) 
von ihm verteutſcht (Adelung im Magazin Teutſcher Spras 
he) 1475 suerk gedruckt, it in dem erſten Theil ber Samm⸗ 
fang alter Teutſcher Dichter durch Heren Cheiftoph Heinrich 
Maller (Berlin 1733) erſchienen; wovon und von ves Dich⸗ 
ter$ Abkunft wir in den Goͤttingiſchen Angcigen des Jahrs 
1785 G. 1731 ausfuͤhrlicher geſprochen; von letzterer fiebe 
oben im erfien Theil Cap. XVI, N. 107 unfere ſpatere Gedanken. 


129) Wilhelmen von Brabant ſchaten wie aus vorzuͤglich thos 
nen Sthden, weldhe uns Cafparfon mitgetheilt hatte. 


330) S. was in den Goͤttringiſchen Anzeigen 1783. uͤber 
dieſes vortrefliche alte Stic (bey weitem nicht mit allem Ges 
fabl, womit es ber Derfaffer gelefen) kurz angemectt worden. 
Je mebe wir dieſes Lied feither betrachtet, um fo wahrſchein⸗ 
licher ſchien uns cine drevface Beardeitung: Einer erfen in 
cince Altgermaniſchen Mundart magen die Hauptſachen, die 
Rum 1 und vielleicht hie und da Worte zugehoͤren. Bon 


— 


i 


140 IZ Bud. gweytes Capitel. 


Schenk von Winterſtetten erquicken, als er von großem 
Reichthum in die aͤußerſte Duͤrftigkelt fiel“); den Fas 
cob von Wart, wenn er im unverſchuldeten Ungluͤck der 
Geſaͤnge feines Baters gedachte 7); auch den Hadloub, 
als die ftolge Frdulein feiner Kunft™?), ſeiner Liebe 
und edler Freunde Fuͤrwort allzu ungnddig tar’). 
Diefe, Hanns der Kanzlerd), Kraft und. Friedrich, 


Diefer erſten Anlage ſtammt, was von ben Nibelungen Muse 
{doder fingen. Ueberarbeitet wurde das Gedicht in Obders 
teutſchland in der legten Haͤlfte des achnten Jahrhundertes, als 
Ber Haß aenee Sunnen (der fchreclicen Ungarn ) Teutſche 
Nationalſache ward: Ungelehrter als bie, welhe Homers 
Lieder nad ihm behandelt, uͤbertrug der Dichter auf den altes 
Stoff aus Gunthahars -und Ezelé Beit Namen und Gitten 
der feinigen, Ridigern von Peclarn, ben Erzibiſchof Peles 
grin, in einem Coder aud Kinig Heinrih ben Erften. Dies 
fe Arbeit wurde im drerzehnten Jabehundert genau genug in 

. bad Teutih, worin wir feat fie leſen, Aberfegt, mit de 
-" Flage etwa damals vermehrt. 


gg) Tihudt 126g. Heineih von aBintecfetten dichtete 


auch; ſ. die Maneſſ. Samml. 

132) Dieſer iß in einer Urkunde 1245. 6. bie Proben 
119. 

133) Yo einen Pilgrim vermummt heftete Hadloub ihr in der 
Frahmette ſeine Erklarung auf bas Kleid; Proben, 119. 
334) Sie biß ibn. Herrmann von Landenberg und Luͤtold, bes 

ungluͤcklichen Neffe, von Regensberg, dee ,,fromme, edle, 
„hohe, thas werthe,“ baten ſehr fir ihn; Heinrich von 
Klingenberg, der Biſchof zu Coſtanz, Hie Aebte von Einfid⸗ 
(en und Petershauſen, die Aebtiſſin vom Frauenmiinfter, Mas 
neſſe und viele vornehme Dichter ocr Liebe waren ba (Habe | 
loub in ſ. Gedicht). Vielleicht war es nur Mißverſtand: 

AIupreſſit memorem dente labris notam. Gie ſollte ihm et 
was geben, ſie warf ihm das Nadelbein hin. So viel erhielt 
endlich Regensberg fle ‘den verzweifelnden Sreund, daß fic 
ſprach: ,,Gott ariée meinen Diener. “ 

1348) Genannt Hanns vom Waldek (J oh. S Hoop Basive 
au Rhans Chronik, Mſc.), wohl weil er gu Eßlingen tt 
ber Pfarre Egg unehelich geboren war (welches Shing aus | 
Bruſch erzaͤhlt). Ce ik 6, der als Biſchof gu nichſtett 
and Straßburg, nachmals ven Diephelm genans. wurde; — 








Geſchichte der Schweiz 141 


Grafen von Tofenburg, ber ritterliche Werner von Hon 
berg und Alt⸗Rapperſchwyl“), Hanns von Habs. 
burg Rapperfdhnyt *), von Welfehnenenburg Ulrich 
und Rudolf, Albrecht Marichal oon Rapperſchwyl, 
Etrdttlingen, Gingenderg, Landenberg, Tellifon, Kline 
gu, Troſtberg und viele andere Herren uud Birger, . 
fangen die Liebe, und in ſtrengern Liedern aud) den Sit⸗ 
tenverfall. 


Es iff viele Anmuth und Kuͤhnheit, oft Hoͤhe in ih⸗ 
rem gefuͤhlvollen Gefang; einfaltvoll, edel, oft wobhfs* 
lautender als unfere, ihre veralterte Sprache. Miche 
an Morten find fie arm, fondern an. befferer Kenntniß. 
In dem bluͤhenden Zeitalter des Hohenſtaufiſchen Gee 
ſchlechts feimten ſchoͤne Wiffenfchaften auf; fle ergoffer 
unendlichers Reis, die hoͤchſte Wolluſt, uber dak menfchliche 
Leben. Cine neue Achtung fiir Bildung des Geiftes*-°, 
Eifer, fie felbft in entfernten Laͤndern gu fuchen °°), 


fein Bater mote ba herſtammen. Jn bee Maneffifden 
Ceimiung erfdheint ee als cin Mann von Wiffenidaft und - 
Kenntniß der Welt. _e 

138) Der 1323 ſtarb, felt Kalſer Heinrich von Minelburg in 
den $talldnifden Handeln beruͤhmt. 

134) Bater Ocffen, von dem wie bey dem Jahr 1350 ſchreiben! 
Oder er ſelbſt! 

136>) Konrad von Schalken (Ur funde Beronminfiers 1223) 
if der erſte Sem fleisisforidenden Ging tn den Baterldns 
diſchen Acten vorgefomanene Magiſter; vier fand er in der 
Jahren 1243 ff. Wie modte auffalen, da Rudolf von 
Hadsburg feiner Gutte, nachmals Bihmifcher Kinigin, den 
Domſanger sum Pathen gad (Wurftifen)! 

136°) Der Geſchichtſchreiber der Univerfitdt Bologna, Fattos 
tint (auch diefes hat Schinz bemerft ), nennt meprere Doms 
berren von Dafel, den Herrmann von Landenbeeg, der Chors 
here gu Birih wurde, und ben Bfarrer Thomas von Kuͤß⸗ 
nah (1279), als die bort fudicten. Im J. 1304 farb 
einer von Eſchenbach gu Parts. Mitolb von Regensberg, Dos 
minfeaner, bringt 1276 bie febe guten Jahrbuͤcher Ott'ens 
von Frepfingen and des gleichnamigen von G. Blaſien, vou 


— 


148 Il, Buch. 3weytes Capitel. 


Entſchluͤſſe, das Nothwendige zu Hauſe zu veran⸗ 
laſſen“*4), drangen ſelbſt in Stifte, der Unwiſ⸗ 
ſenheit Wohnung“e), wo man ſonſt nur auf das Aeu⸗ 
fierlicye fab °') ; aber bie Verwirrung des Kaiſerthums 
und nener Ehrgeiz der Habsburgiſchen Fuͤrſten) ſowohl 
„als der Gewerbe, welche in den Staͤdten den Handel 


Viterbo had Zuͤrich; man hat fie noch, mit ſeinen Bemerkun⸗ 
gen, feinen Suidgen. . 
336%) Was feit beynahe Hundert Jahren fein pdphtiches Gebot 
> vermodt, geſchah 12737 burch ben Einfluß Helurichs von 
Klingenberg, damals Proph am grofen Muͤnſter: die Erride 
tung der Scholaſterey. Die Urtunden fue ben H. H. 
- Hottinger, beydes in Antiqg. und tr der Schola Tig. 
Swansig Scheffel Waizen wurden beſtimmt, und Konrad 
Wello, Ritter, uͤbergab bas zu 52 Mart (unſeres Geldes 
bey zwoͤlfthalbbhundert Gulden) geſchaͤzte Haus, das ce an ber 
Kirchgaſſe von den Sreoherren von Regensberg hatte Verch⸗ 
told, gu Coftang Domberr und Chorherr gu Zuͤrich, fener 
erfie Gcholafer, war er nicht Magifter Bertholdus phryficus, 
Beuge bes Kaufbriefs uns das Regensbergiſche Haus aw 
Ufer 1246! denn Arzney wurde von Juden und Geiſtlichen 
getrieben. Die Chorfdngerey, die cine muſicaliſche Lehrſtellt 
feon follte (Hotting., Helv. RG., ad 1259), ſaheh wir 
fde Konrad von Mure entſtehen. Auch wurde fie den Duͤcher⸗ 
ſchrank ein Aufſeher (Cuſtos armarii librorum ) gefegt (Hor- 
ting. Schola). Es iſt wahr, daß auch fpdter, außer Kon 
rads von Mure Reimhiſtorien (diefe weeden dic hiltoria mu- — 
fice feripta feyn!), meiſt dugertiche Zierde an Gold und Edel⸗ 
fteinen die Wider empfehlen mufte (Urk. 1333, eben dof). 
136°) Das Chorberrenkift an den Biſchof as Cw 
fang manu notarii, quia finguli de capitulo [cribere nela- 
mus; 1335. Schinz, tu Schw. Muſeum, XII. 
136% Gtatut 1346: feinen unter zwanzig Jahren zum 
Chorheren gu machen, aufer propter [peciale mentum et cor- 
_ pulentiam. 4 
137) Bodmee (Neues Sdywely Muſeum 11.) nennt die 
Habsburgiſche Zeit (von Albrecht an) unclaffiid, unpoetiſch 
und ſchreibt ihe den Verfall der Eprache gu. Es war cine 
Beit, gleich der unſrigen: bie Landergier, das ernſte, falle 
Weſen des uur fis Herrſchſucht fuͤhlenden Albrechto verßimm⸗ 
te, erdruͤfte. Was hatte ce davon, dex ungluͤckliche gic! 


Seſchichte deo Swely 2 143 


Rérte, vertrieb den Gefchmad des Schoͤnen; hierauf 
fam die Scholaſtif, alsdaun die theologiſche Polemik, 
bis endlich die Seuche der Nachahmung den Teutſchen 
Geiſt verfinſterte, und unter ſeinem natuͤrlichen Schwung 
jaruͤchhielt. So beharreten viele Gegenden der Schweit 
in ungelehrter Einfalt, oder die Gelehrten ſchrieben ohne 
Raͤcſicht auf das Land, nur fuͤr ihres Gleichen. 


Bis hieher die alte Zuͤrich. In einer der anmuthigs ueherheupt. 
ſten Gegenden, quf dem Play des Helvetiſchen T Turicum 
bey ihren zwey Muͤnſtern, war ſie aus dem Holze in dem 
Silwald'**) nach and nach erbauet worden, und lag 
wiſchen Weide und Allmend“), frey und fider, wie 
bes gangen Yandes Krone™”); an verftdndigem Fleiß, 
glidligem Handel, Ueberfluß, echtem Burgerfinn und 
in dem feltenern Ruhm der aufgeklaͤreeſten Stadt, weit 
iber gang Thurgau und Margau; dey Herjogen von Heft 
reid), dem vornehmſten Landadel, und vom. Gotthard 
bis an den Maynſtrom, allen Stddten und Laͤndern durch 
ruhmvolle Buͤndniſſe und Burgrechte verbunden; ein 
ſarles, exemplariſches, gluͤckliches, gemeines Weſen 


Unter bem Fuͤrſtenthum Eliſabeth von Mazingen, x7, gegi⸗ 
Aebtiſſin bey bem Frauenmuͤnſter, unter der Propftey — 
des Grafen Krafft von Tokenburg, Propſten bey dem 1335. 
großen Muknfter °°), in dem hundert und achtzehnten 
Jahr nak bem Tod Berdhtolds von Zdringen, des letzten 


Herrn diefer Stadt, und nad) bem Tod Kdnig Heinrich 


138) Dan fleht es aus bem Ricktor. und es iff natuͤrlich. 

+39) Bon der Mlmend .,uf en dorf uls hin in Burg und gegen 
Trachtenhuafen. + f, die Gagung 1317, andere z. B. 
1348 von ber Spannweide. . 

340) Nobile TFhuregum. 

v40>) Urkunde dee Erpectangs Konrads Srudier 
fen von Dieffenhofen zeigt, dab ee (hon 132% Prope 
war ( Gerbert erypia nova). - Aud Frichrich, Friedrichs von 
Tokenburg Sahn, war uoch unvecforgt in dems Stiſt. 


M44 II. Bug. -Qweytes Capicel. 


bes: cehien, Stifters der Baͤrgerſchaften, itt dems drey⸗ 
hundert neun und neunzigſten Jahr, trug ſich ju, dad 
Bie Vorſteher der Seadt Zuͤrich, gleich alé wenn ihre 
VGerfammlung vor Alter die Wachfambeit verloren hatte, 
ſich in Parteyen trennten. Da klagten viele der. Schwaͤ⸗ 
ern, „das Wohl ded gemeinen Wefens werde hintan- 
„geſetzt, um Cigennug.,. Liebe und Ha; die verburg⸗ 
„rechteten Freyherren haben Feine Sicherheit mehr fie 
ihre Edelfige, nod) die Buͤrgerſchaft fir Ehre, Leib 
z und Gut, mod) bie Stadt fiir die-gemeinen Gelder; 
pgewaltige Rathsherren geben der Armuth ſchnoͤdes, 
„oft gar fein Gerhdr; fie richten. hochmuͤthig, wenn 
pp und wie es ihnen gefalle; fie verſchmaͤhen, oon den 
» Stadtgeldern Nechnung gu geben, and fdjeuen ſich 
„nicht, Uber Leben des-Reichs sum Schaden edler und 
„ehrwuͤrdiger Herren willkuͤrliche Urtheile zu ſpre⸗ 
„chen“).“ Vornehmlich hielt Rudolf Brun, cin 
Mann oon ungefaͤhr funfzig Jahren““), wig, und 


‘ 


141) Ich koͤnnte nicht ſagen, daß in den Satzungen der fury 
vorhergehenden Jahre ein fo oligarcifcher Geiſt odce andere 


- + SRegentenverderbnté gufinden ware; auf der anderen Gelte if 


wabr, daß die Rdthe in dieſer Gache fich ſelbſt gdnalich vers 
faffen haben. Sie ſcheinen mehr unmeife als bape; Manieren 

- migeh fie verhbabter als Chaten gemacht haben, verſchiedene 
Vorwuͤrfe betreffen Mißbrduche, bie fle vorgefunden. Das 
Reichslehensgeſchafte beteaf Gottfried Maker; G. des Sal 
fers Brief 1332. | 

342) Geboren um 1285. 

143) Schoͤnenwerd war fein; ee Hatte den Kirchenſatz zu St. 
Meters man findet ſeine Soͤhne gu Tallwyl und Wyningen. 
Burkard Grun war Hes Raths von Buͤrgern tm J. 1187. 
Hugo Brun, Ritter, durch feine Frau, matronam de Nag- 
linchon, i{n betrdeptliche Guͤter etngefest, welche er vow 
Frauenmuͤnſter gu tragen habe; delfen Seuge Heinrich Beuny 

- Mitter; Urkunde 1231 (Guclaubenbey Zapf). Heinrid 
Grun, Ritter, der jdngere, in der Ratherotte, welche Rus 
bolfen von Habsburg die Sauptmenaipat auſtrus; Tſchudi 
Gallia comata. 





Geſchichte der Schweiz. 145 


welcher felbfE aud) vom Nath war, vielen Buͤrgern vors 
„Ihre frene Stadt fomme inter unertrdgliche Tyranney; 
net, welcher feine unterdruͤckten Mitbuͤrger uͤber alles lies 
n bt, fern deswegen der Rathsherren verhaßt; fleaber, die 


7 Sieger, véermdgen alles, durch Ihre Bahl, ibre Gee | | 
„werbe, ihren tapfern Muth ; fie, welche nichts gu firde 


„ten haben, allein fie koͤnnen Meche und Freyheit noch 
„retten; wenn fie sufammenbielten, wuͤrden fie beſſer 
nals die ſtolzen reidhen Getvalthaber Zuͤrich regieren; 
„wenn fie entſchloſſen ſeyn, das Vaterland frey gu erhal⸗ 
„ten, fo fey er bereit, Ehre, Gut und Leben mit Freus 


„den ju ihnen gu ſetzen.“ Viele, welchen eink ein. 


Nathsherr nicht freundlich Gegegnet; oder die, wie er 
ſelbſt, in cine Strafe verurtheilt worden Bby; viele, tele 
chen eine Steuer beſchwerlich geweſen und alſo unnoͤthig 
ſchien; viele, welche nicht nach ihrem Sinn, und alſo 
ungerecht, gerichtet worden; andere, die nichts von 
der alten Regierung, vieles von der neuen, hofften; 
kuͤhne Juͤnglinge, welchen jede Unternehmung des Un⸗ 
ternehmens wegen lieb war; andere, welche das nie ge⸗ 
ſehene Schauſpiel einer fallenden Obrigkeit erleben woll⸗ 
ten; und wer den Reiz geheimer Verbindungen fuͤhlte, 
alle dieſe traten zu Rudolf Brun. Hievon vernuhmen 


die Vorſteher nichts; die Verſchwiegenheit in ſolchen 


Faͤllen iſt ſelbſt ungemein ſuͤßer Genuß unſeres Be⸗ 
wußtſeyns. ⸗ a 


Die Rotte der erften vier Monate gieng ab. Als 


im Anfang des May die Gemeine in grofer Anzahl auf - 


dem Hof sufammen fam, erfchien hie zweyte Notte und 
erwartete Beftdtigung. Cin Mann aus demu Volk aber 
frat auf, und forderte, „daß von den Stadtgelbern (cit 
„einigen Jahren die Nechnung abgelegt wards.” De 


143") Rah einer Angabe im Helvetifdhen Almanach 
1780 wor er mit Rudelf Biber, Ritter, aus. ciner. unbe⸗ 
fannten Urſache um sso Pfand gebuͤßt worden. 

Il, Theil. 7 


844 II. Beg. -Qweyntes Capicel. 
fo. 
Ges Etſten, Stifters der Buͤrgerſchaften, itt dem drey- 


hundert neun und neunzigſten Jahr, trug fide gu, daß 


Sie Borfteher der Seadt Zuͤrich, gleid) alé wenn ihre 


VBerſammlung vor Alter die Wachſamkeit verloren hatte, 


fich in Partenen trennten. Da flagten viele der Schwaͤ⸗ 
ern, „das Wohl des gemeinen Wefens werde hintan⸗ 
„geſetzt, um Eigennug.,. Liebe und Hak; die verburg⸗ 
„rechteten Frenherven haben feine Sicherheit mehr fiir 


' ibre Edelfige, noch bie Buͤrgerſchaft far Ehre, Lib 


jpund Gut, noch die Stade fiir die-gemeinen Gelder; 
pgewaltige Nathsherren geben der Armuth ſchnoͤdes, 


oft gar fein Verhoͤr; fie richten hochmuͤthig, wenn 


„und wie ed ihnen gefalle; fie verſchmaͤhen, oon den 
pp Stadtgeldern Rechnung gu geben, and fdjeuen ſich 
„nicht, Aber Lehen Ses-Reichs sum Schaden edler und 
„ehrwuͤrdiger Herren willkuͤrliche Urtheile zu ſpre⸗ 
„chen“).“ Vornehmlich hielt Rudolf Brun, cin 


Mann von ungefaͤhr funfzig Jahren“), reich 2), und 


141) Ich koͤnnte nicht ſagen, daß tn ben Gagungen ber furs 
vorhergebenden Jahre etn fo oligarchiſcher Geif— odce andere 


- + SRegentenverderbnté zu finden ware; auf der andern Seite if 


mabr, bab die Rdthe in viefer Gache fic ſelbſt gdnalich ver⸗ 
- Jaffen haben. Sie fcheinen mehr unweiſe als boͤſe; Manieren 
- migeh fie verbabter als Chaten gemacht haben, verſchledene 
Vorwuͤrfe betreffen Mifbrduche, die fle vorgefunden. Das 
Reichslehensgeſchafte beteaf Gottfried Mader; SG. des Kab 
fees Brief 1332. : 
342) Geboren um 1285. 
143) Schoͤnenwerd war fein; ee Hatte den Kirchenſatz gu St. 
Meters man findet feine Soͤhne gu Tallwyl und Woningen. 
Burkard Brun war des Raths von Buͤrgern tm FJ. 1187: 
Hugo Brun, Ritter, durch feine Grau, matronam de Nag- 
linchon, in betrachtliche Guͤter eingeſetzt, mele er vom 
Grauenminfter gu tragen babe; deſſen Seuge Helnrich Brun/ 
~ Ritter; Urkunde 1231 (Surlaubenber Zapf). Heinrich 
Brun, Ritter, der jdngere, in der Rathsrotte, welche Rus 
dolfen von Habsburg bie Hauptmaunſchaſt auftrus; Sſchud 
Gallia comata. Les \ 


Geſchichte der Schweiz. 145 


welcher felbt aud) vom Nath war, vielen Buͤrgern vor: 
„Ihre freye Stadt fomme unter unertrdglice Tyranney; 
net, welcher feine unterdruͤckten Mitbuͤrger uͤber alles fies 
be, fer deswegen den Mathsherren verhaßt; fleaber, die 
„Buͤrger, vermdgen alles, durch ibre Zahl, ibre Ges 
„werbe, ihren tapfern Muth; fie, welche nichts gu fuͤrch⸗ 
„ten haben, allein fie koͤnnen Recht und Freyheit nod 
„retten; wenn fie sufammenbielten, wuͤrden fie Seffer 
„als die ftolgen reichen Setvalthaber Zuͤrich regieren; 
„wenn fie entſchloſſen feyn, das GVaterland frey gu erhal⸗ 
„ten, fo fen er bereit, Ehre, Gut und. Leben mit Freus 
den gu ihnen gu ſetzen.“ Giele, welchen einſt ein 
Rathsherr nicht freundlich begegnet; oder die, wie er 
ſelbſt, in eine Strafe verurtheilt worden ">; viele, wel⸗ 
den cine Steuer beſchwerlich gewefer und alſo unndthig 
fhien; viele, welche nicht nach ibrem Sinn, und alfo 
ungered)t, gerichtet worden; andere, die nichts von 
der alter Regierung, vieles oon der newen, hofften; 
fitne Sringlinge, welchen jede Unternehmung ded Un⸗ 
ternehmens wegen lieb war; andere, welche dad nie ges 
ſehene Schauſpiel einer fallenden Obrigfeit erleben woll⸗ 
ten; und wer den Reis gebeimer Verbindungen fuͤhlte, 
alle diefe traten gu Rudolf Brus. Hievon vernnhmen 
bie Borfteher nichts; die Verſchwiegenheit in ſolchen 
Faͤllen ik ſelbſt ungemein fifer Genus unferes Bes 
wußtſeyns. u | 


Die Rotte der erften vier Monate gieng ab. Als 
im Anfang des May die Gemeine in grofer Anzahl auf - 
bem Hof gufammen fam, erfchien bie zweyte Notte und 
erwartete Beftdtigung. Ein Mann aus dem Volt aber 
frat auf, und forderte, „daß oon den Stadtgeldern {eit 
utinigen Jahren die Rechnung abgelegt wuͤrde.“ Da 


143°) Mah einer Angabe fm Helvetifden Almanach 
1180 wer er mit Rudolf Biber, Ritter, aus ciner. unbes 
tannten lirfade uss 550 Pfand gebuͤßt worden. 
ML, Theil. K 


146 IL Buch. ° Zweytes Capitel. 


erhoben fic) zwey Ritter, Maneffe und von Glaris, Jo⸗ 
bann Stagel und Johann Schaͤfli, Herren diefer zwey⸗ 
ten Notte, Freunde Rudolf Bruns, und Gilligten das 
Begehren des Burgers. Die ubrigen, erKaunt, wus: 
ten ben diefer unvorgefehenen Berwirrung nichts ju 
fagen, alS, „man gebe mit Nenerungen um;“ fie ries 
fern die andern Notten gu Hilfe; einige fagten, „man 
„muͤſſe die Urheber folcher Sachen ſtrafen,“ andere tha: 
ten mancherley Zufagen. Zulege Grun fannte ihre 
Schwaͤche, und, wie bey Anfang einer Unruhe es dem 
Fibrer des Volts jufomme, er vermied allen Schein 
der Gewaltthaͤtigkeit) wurde ihnen erlaubt, heimzugehen, 
um uͤber das Geſuch der Gemeine zu rathſchlagen. We⸗ 
nige obrigkeitliche Perſonen, welche einen großen Theil 
des Lebens in den Rathſtuben zubringen, haben genug⸗ 
ſame Kenntniß der Gemuͤther des Volks; die Erfahrung, 
worauf fie ſich bruͤſten, betrift nur Formen. Zu Zuͤrich 
hielten die Rathsherren dieſen Zufall fir voruͤbergehen⸗ 
den Sturm; ſſe gedachten zu zoͤgern, bis der Eifer des 
Botte erfalte. Maͤnnlicher Maßregeln waren fie une | 
fabig. : | 


‘ Nore Eleinen Kuͤnſte betrachtete Beun ſechs Wochen 
lang. Enblich lieG er unter bem Volk ausbreiten, „die 
„Herren vom Rath fpotten der Gemeiner““ Da kam 
auf St. Johann Daptifien Sag aus allen Gegenden dic | 
"Menge der Birger mit grofem Laͤrm (fo wollte er es) 
auf die untere Bruͤcke gelauftn, Sry welcher auf dem 
Mathhaufe der ganze Nath verfammelt ſaß; zuſehends 
nahm der Auflauf ga, fo daG den meiften Rathsherren 
aͤußerſte Todesfurcht ankam. Heinrid) Biber und Yo: 
Hann Muller, zwey Ritter, nebſt Hanns Krieg, erfldr: 
ten ſich fir die Buͤrgerſchaft; acht Raͤthe von der 
giventen Motte, von der erften Burfard von Hottingen 
and Hanns Bilgeri, und fieben vow dee dritten Notte, 
mit ein und zwanzig ihrer Freunde, ſaßen auf und flo- 
hen cilends aus der Stadt, fo daß durch bloße Drohun: 





Gefdhidte der Schweiz. *147 
gn, zu rechter Zeit angebradt, die Obrigkeit vertries 


bn worden. Da ſchwur ˖ alles Volf, die Schuldigen 


ju befrafen; die Verwaltung aͤbergab es denen von der 
erſten Rotte. 


Nach weniger Sagen tourde bie Gemeine bey ben 
varfuͤfern auGerordentlich verfammelt, und jeder gu 
Endhlung aller feiner Klagen ermahnt. An diefem Tag 
marden alle Gebler, alle MiPbrduche der vorigen langes- 
Verwaltung mit vielen Worten oorgeftelle. Auf diefes 
Verhoͤr giengen die meiften Stimmen dabin,  ,,von allen 
„Rotten Rechnung gu fordern; alle nach. Verdienſt 
„ihrer Thaten, zum Erfag und Schrecken, an Ebre, 
„Lib und Gut abguftrafen; die bisherige Form ‘dee 

„Verwaltung zu veraͤndern; Rudolf Brun, dem Ritter, 
atid auf weitern Schluß, die Vollgewalt aller Sachen 
„aufzutragen, und Hierdber einen Eid an ifn gu ſchwoͤ⸗ 
nt.” Da gahm er feine Freunde, Ruͤger Maneffe “**), 
Heinrich Biber,, Johann von Hottingen und Jacob Brun, 
fih gu Raͤthen. Die vorigen Regenten ſuchten ihre 
Sicherheit und uͤberließen Zurich ihrem Feind. Hiedurch 
machten fie die ſelbſtſuͤchtige Gleichgiltigteit gegen das 
Vaterland, um welche er fie anflagte, glaubmirdig ; 
fic verloren ifre. Warde, weil fie feine hatten alg die, 
weiche das Amt gibt. be | 


Rady drey Wochen wurden and acht und b breyBig 
vertriebenen Rdthen und vornehmen Buͤrgern, burch die 


Beſorgniß um ihre Haͤuſer und Giter, vier und zwanzig 


bemogen, um ſicheres Geleit und um Verhoͤr gu bitten. 
Cie flanden vor dem Bolt bey den Barfisern am erſten 
Ra _ 


> 


144) Sohn Ulrichs, dee cin Sohn Magers wae, von welders 
dic Sammlung iſt. Clare ven HSartenberg war feine Gemah⸗ 
lin: Jahrzeitbuch von ker. Gein Goon hick Rages 
wic er; Stadtbhuch 1376 2 wr. vw ee N. 


— — 








7 


148 IL Bud. Zweytes Capitel. 


Sonntag des Auguſtmonats. Es wird nicht gelefen, da 

' von fo vielen langverehrten Vorfiehern einer gewußt Sabe, 
bie Ehrfurcht umd Liebe der althergebrachten Verfaffang 
gu erwecken, oder daf einer fich auf fein vorigeß Leben 
berufen; fie fprachen alg Manner, welche ihre Haufer und 
Garten ju verlieren firdten. Diefed wußte Rudolf 
Brun; fie behielten ihre Giter, dieſe ihre Feffeln, (0 
daß keiner etwas davon verdufiern dirfe. Sie wurden 
gebuͤßt; zerſtreuet; von der Grange Italiens bis in 
Elſaß an unterfdhiedene Orte verbannt 45), und nebſt 
ihren Kindern alles Antheils an der Berwaltung unfaͤ⸗ 
big erklaͤrt. Sie durften ohne Urlaub Nudolf Bruns 
fein fremdes Buͤrgerrecht annehmen; welcher aus ihnen 
in ben beſtimmten Jahren auch nur Einen Tag die Bers 
bannung brad, dem gieng von demfelben Tag die ganje 
Zeit aufé neue an“**). Die Ausgebliebenen wurden 
alles Vermoͤgens beraubt, auf ewig verbannt, bey Stras 
fe bes Todes"*”). Die alte Verfaffung der Stadtre⸗ 
gierung von Zuͤrich nahm diefen Ausgang. 


‘Rene Bees Da verfammelte Rudolf Brun, vollmaͤchtiger Ge⸗ 
ſaſſuns. walthaber des gemeinen Weſens von Zuͤrich, bit "gange 


145) R. Diber nach Npdtien, doh daß ce tn Italien dienen 

mag; Hans Schaͤfli jenfeit der Wutach in das Amt, fo dee 

; Hergoge Bost auf dem Wald pflegt; Hanns Futſchi tn die 
fandmart, fo Margau heißt, oder nad Burgund (aber daß 
er nicht nad Bern oder Solothurn gehe), Heinrich Stirt 
zwiſchen Rhein und Ber, Niclaus Bilger in die Waldfette 
oder nad Gitten, u. a, Urtheilbrief befiegelt und be 
fdworen, 1336, Donnerfiags nah St. Margar. 

246) Sie dirfen auch nice ohne Erlaubniß des BWargeemeiters 
heimkommen, nad Ablauf ihrer Jahee; fie thun ,, Bersidt 
„auf ales Recht, fo fie au Zuͤrich an der Gewalt der Rathe 

_ 5 a hergebracht haben, bas the feiner je darnach Rellen foll,” . 
fle erfennen, „daß die Gerichte, welche nun erboben find, 
aber Stadt beffer feon migen, alé die, welche fie fuͤhrten,“ 
und fie wollen der urderer Sreunde ſcon. Uslande deer 
Urfehde. 

147) Die vieriehi von den 38. 


. —_— 


| 


Seſchichte der Schwein 149 


Gemeine ber Buͤrger in dew letzten Tagen ded. dreyzehn⸗ 
bundert und fuͤnf und. dreyßigſten Jahres !") in dex 
GarfaGer Kloſter. Unter ibm fam alles Volk uͤberein 
der nachfolgenden. Gorm neuer Verwaltung™). ,, Rus 
„dolf Brun, Ritter, mit einem Nath aus Rittern 
„Buͤrgern und aud) von. den Handwerfen, fell alg 
„Buͤrgermeiſter auf fein Lebenlang diefer Stadt Ober⸗ 
„haupt ſeyn. Ale Birger oon zwanzig und mehrern 
„Jahren oder unter dieſem Alter, wenn ber Buͤrgermei⸗ 
fer es erfordert, folten ſchwoͤren, jaͤhrlich srweymal '), 
dem Buͤrgermeiſter und Nath, Beyftapd mit Leib und 
1 Gut; “in allem, was dem Reich und. wad sen Gottes⸗ 
„haͤuſern unſchaͤdlich iſt, vollfommenen Gehorfam; bes 
„ſonders dem DBargermeifter, fo lang derfelbe lebt. Go 
„ſchwoͤre auch der Birgermeifter gerechtes Gericht, und 
„nach beſtem Vermoͤgen feines Leibes und Gutes math- 
nfamen Schirm der Stade. Es werden alle Nitter 
rund alle ohne Handwert lebende Birger oereiniget in 
ntine Conſtabel) (ober Kriegsgeſelſchaft) und ſollen 
„tragen ber Stadt Banner von Rixich und. martes eg 
» Dirgermeifters und gemeinen Wekeas in aller Noth, 
„Es erneune der Buͤrgermeiſter jaͤhrlich zwey Ritter and 
n€delfnedte, und vier nad) Wohlgefallen, Ritter -dder 
nDirger, zu waͤhlen von ben Conſtablern dreyzeht 


348). Das ble Urkunde N. 149 cin halbes Yobe ſpater datirt if, 
bindert nicht; man pat N. 143, und noc andere Urtunden, 
worin vor dem Datum 1:49 Buͤrgermeiſter und Rath aus 
druͤcklich vorkommen; ble Geftdtigungen wurden wohl nicht 
cher erhalten; es muͤſſen in dieſem und in den beyden folgendes 
Jahren viele Unterhandlungen gepflogen worden feyn, Yor 
welchen wie nichts wiſſen.  - . 

149) Das folgende iſt (außer wenigem, das wir aus nachſtfol⸗ 
genden Berfigungen oder erlduterungsweiſe beyfuͤgen) de? 
erſt geſchworne Brief bee Stadt Sarid, Diens⸗“ 
tag vor Gt. Mar. Magd. 1336 datirt. | . 

150) Conneftablie, G@iche du Cange, comes Stabali, com 
Rabulasius. - 


~~ 
— 


1850 IL Buch. 3weytes Capitel. 


” Rathsherren; ſechs Ritter. und fieben Buͤrger. Es 
„werden alle Haudwerke eingetheilt in dreyzehn: Zuͤnfte 
punter drehzehn Banner: eine Zunft ſoll beſtehn aus 


„Meiſter und Geſellen, deren der erſte durch die meiſten 
„Stimmen der letzten beym Eid gewaͤhlet werden, und 
„ein Handwerksmann, ber Stadt alter Barger und ihr 
„Einwohner, ſeym ſoll, ein Maun von ehelicher freyer 
„Geburt *), vow. Ehre, Gut, Wig und Beſcheiden· 
„heit. - Rach. ſechs: Monnten ſeines Unites werde von 


„ſeinem, oder, tod auf einer Zunft niehrere Handwerke 
iefind, oon. einem andern Handwerk cin anderer Zuuft⸗ 
„genoſſe gu ſeinem Nachfolger gewaͤhlt. Aller Streit 
„um folche Wahlen““) werde von dem Buͤrgermeiſier je 
oy fle den Beſten) eutſchieden. Es leiſten alle Qunfte 
„nmieiſter an den Buͤrgermeiſter den id. Sie, die Rathse 
yp Herren bon der Conftabel, und er, der Buͤrgermeiſter, 
„halten ben Rath. Wenn Rudolf Brun ſtuͤrbe, und 
oy Heinsih Diver ,. und Niger Maneſſe, beyde Ritter, 
pr Oder Hanns ven Hottingen und: Jacob der Grun oder 
gy ner derfelben ſey noch am Leben, fo foll-ciner dieſet 
„zu feinem Nathfolger ˖ in dem Bargermeifterchum er⸗ 
„waͤhlt werden. Gon St: Johann Baptiſten bis zu 
„St. Fohann-des Cvangeliften Tag und oon diefem Fel 
sr bis auf jenes, dauere die Gewalt eines Rathes. Vor 
⸗jedem Ddiefer Fefte an dem viersehnten Tag werden bie 
gy Meifterbote*) von den Zuͤnften sur Wahl newer Zunft⸗ 


” meifter gehalten, und waͤhlt Rudolf Brun die ſechs | 


£51) Kathe anh Barger 1337, Nach Teutſchen Rechten 


durften Uneheliche und Herrenleute nicht richten. 


152) Der Stich (allt vor, wenn die Wahl inne ſteht (wey 


die Stimmen gleich find), | 


353) Der wdgeke (geididtette) and bee it nun der, [hor 


alte, Ausdruck ber ndthiaten Eigenſchaften. 


54) Dieſer Name i ſolchen Zunftverfammiungen eigen; B ote | 


Geifen fic ade, well ben Sunftgenofien dartin zu kommen 5° 
Joten wird, 





Sefchichte ber Gcwely x58 


„Wahlherren und mit ihnen die Ratheherren. Am St. 


„Johannſen Abend in der Mitternachtſtunde, wenn sur 
eo Mette geldutet wird, alsdann treten die alter Raͤthe 
» ven der Berwaltung, der meue Math faͤngt an gu res 
„gieren. Es richten die beyden Mache jeder uͤber die 
„Frevel ſeiner Zeit, uͤber Geld und Ungehorſam jeder 
„Zeit, ohne Nachlaſſung der Bußen, ohne Miethe noch 
„Gaben; bey Verſtoßung von dem Amt und ewiger 
„Verbannung. Es mag auch der Buͤrgermeiſter, wenn 
„es ihm nothwendig daͤucht, nad) feinem Wobhlgefallen 
„zwey ober drey witzige und beſcheidene Maͤnner des 
„nichtregierenden Rathes gum Rathſchlagen berufen. 
Anſchaͤdlich dem durchlauchtigſten gnaͤdigen Herrn, Kai⸗ 
" fer Lubewig oon Nos, und Roͤmiſchem Reich, wurde 
wbicfe Verfaſſung fuͤr ewige Zeiten angenommen.“ Sie 
wurde bekraͤftiget in dem folgenden Jahr, „Dienſtags 
„nach St. Maria Magdalena; mit Willen, Siegel 
tnd Unterſchrift EClifabeth, von Gottes Gnaden Aeb⸗ 
n tiffin des Gotteshauſes Zuͤrich, und mit weiſem Nath, 
nmit Unterfhrift und’ Siegel des ehrwuͤrdigen Herrn, 
wGrafen Kraft von Tofenburg, und aller Eborherren 
„des Capitels zum großen Muͤnſter. 


Die Zuͤnfte des Alterthums, bey den Athenienſern, 
Roͤmern und Franken“), waren militaͤriſche Abtheilun⸗ 
gen. Die Innungen wurden veranſtaltet, als bey der 
erſten Theilung der Gewerbe der Handelskreis zu eng war, 
als daß der Vertrieb nicht haͤtte geſichert werden muͤſſen. 
Zu Zuͤrich war jeder Handwerksmann als Birger in einer 
Zunft, alg Handwerfer (ba noch damals oft Ciner mebs 


rere Handwerke trieb) mochte er von mehrern Innungen 


155) Die Guace, die rribng; die nicht genug bekannte Abthei⸗ 
lang, wovon ben den Franken twibuni genannt wurden, wel⸗ 


1336 


der legtern, den Grafen untergeordnetes, Amt in vielen Wes - 


tunden vorfommt. Wir wollen git, daß iene erſtern gu nichts 
andcem dienten, aber militariſch war die erſte Deftimmung. 


f 


152 Il, Bud. Zweytes Capitel. 


ſeyn. Zuͤnftig war nur der Mann, in die. Sunungen 
kamen auc) Weiber“*). Die Zunftmeiſterwahl gieng 
ungefaͤhr fo gu’), „daß dec abgehende Zunftmeiſter 
„zwey Maͤnner gu fic) nahm; daß jeder Zunftgenoſſe, 
„einer nach Dem andern, unter verſchworner Verſchwie⸗ 
„genheit an einem abgeſonderten Orte dieſen drey einen 
„Zunftmeiſter vorſchlug, und wer die meiſten Stimmen 
„vereinigte, das Amt bekam.“ Dee Neugewaͤhlte nahm 
ſechs Zunftgenoſſen fic) gu Raͤthen; denn es war ein altes 
Herkommen im Rath, uͤber ſchwere Sachen etwa hun⸗ 
bert Buͤrger gu berufen, um ihren Rathſchlag gu ver⸗ 
nehmen“*). Es wurden aud) wohl ˖ von dem Zunft⸗ 
meiſter und von den Sechs andere ſechs Zunftgenoſſen, 
und von dieſen dreyzehn der neue Meiſter gewaͤhit“). 
Meiſt wurden innere Streitſachen der Handwerke von dem 
Zunftmeiſter und von den Sechs vertragen oder entſchie⸗ 


ben). Verſammelt wurde jede Zunft von dem Bore 


ſteher, oder ſie kam nach drey Monaten von ſelbſt zu⸗ 
ſammen. Die Mitglieder der Innungen, die Genoſſen 
ber Zuͤnfte, pflegten fuͤr ihr gemeines Wefen'), fir 
ihre Beduͤrftigen, fir Mahlzeiten, fuͤr Wein *), oder 
fuͤr die ewigen Lichter auf dem Altar, den die Zuuft ſtif⸗ 


156) Gey ben Kraͤmern wurde auch die Zunft Weibern gegeben; 
aber boc immer, fo fern fie Innung war. 

157) Go bey den SOmicden, Man hat faunas vier alte 
Zunftbriefe. 

258) Wohl beſonders wann “Diige ge(chahent von dem rate an 


die burger; Richtbr. 6:35. Aus den Sechſern tk der grove 


Rath entanden. 

“859) Go bey den Kramern. 

160) Yn ben ZBunftbriefen der Bd der unh Maller ik nidts 
von dein; fo wichtige Handwerfe mote ſich bie Obrigkcit vors 
behalten ſelbſt gu ſchlichten; ibre Gachen woren von allgeme’s 
ner Wichtigkeit. 

161) 3. B. Sronfaftengelder. 

. 162) Gagung der SHmiede: bie Bußen Galo fn bie 

Zunftbuͤchſe au legen, Halb au vertrinken. 


Gefhidte ber Sdwei-p = 158 


tete, gufarmmen gu ſteuern. Ihre Bewaffnung war un⸗ 
ter Aufſtchtibes Zunftmeigers™™). Bey eines Zunftge⸗ 
noſſen Trauung odes Begraͤbniß erſchienen fie felbſt oder 
ire Weiber““). Die ganze Buͤrgerſchaft ſtellte wie 
tine Eidgenoſſenſchaft vor, aus vierzehn Gemeinen, de⸗ 
ren jede eine eigenthuͤmliche Verfaſſung, ihre Gerichts⸗ 
barkeit, ihre gemeinen Gelder und Wafftu hatte. Im 
. Rath wurde jedes Handwerk you den Zunftmeiſtern vertre⸗ 
ten; Brun war ihnen guͤnſtig, yn uͤber dig, Conſiablen zu 
herrſchen; dieſe waren die Wohlhabendſten, jene die 
Gewaltigſten. re Pa 1 rT Pe . 


Gon dem an wurde durch den Einfluß ber hand⸗ Ihe Sat. 
werlsmaͤßigen Denfungsart alles Rohe, das der Land- 
mann verkaufte, wohlfeil, und;.alled, song die Haud⸗ 
inerfe verarbeiteten, theuer. Nicht immet hinterhieit ein 
Handwerk die Vertheuerung ovr. Arbeit eines andern, weil 
ber Verbrauch doch meiſt oon pen; Bemittelten geſchah. 
Die Ausfuhr aller Materialien, ‘bie Einfuhr alles Bers 
arbeiteten, und alles Mitwerben frembder Handwerks⸗ 
leute, wurde nad) und nad) verboten. Es geſchah in 
den erſten Tagen der neuen Verwaltung, daß einige 
gute oder ſonſt verftandige Mariner, aus: tebe. ded gee 
meinen Wohls, oder um die menett Regenten ya ptuͤfen, 
oder um HaG wider diefelben oder Zweyſpalt unter ihnen 
zu veranlaſſen, um Erlaubniß baten, Brot, Wein, 
Leder und andere Nothtwendigheiten in ber Stadt oder auf 
bem Land frey bon den beften und wohlfeilſten Verkaͤufern 
juerbandeIn. Dieſem Vorſchlag antwortete die Regis 
rung, „wer ihn wiederbole, der foll finf Sabre fang 
aus der Stadt verwiefen und um bebe Mark oder koͤr⸗ 


163) Seder Zunftm. hielt eine Sarniſchſchau und ſchrieb 
auf, wie viele von jeder Waffenruͤſtung er habe. 

164) Url. 160. Bey den Kedmern: Arme Zunftgenoſſen, 
welche Farben inner einer Melle, wurden bey einer Leutkirche 
nad bes Zunft Ehre begraben; file Abmefende Meſſen gehalten. 


354 IL Sud. 3weytes Cavite. 


„perlich geſtraft werben !). Durch ſolche Schran⸗ 
fer, durch den Verfall des Vermoͤgens und Anſehens der 
pornehmften Birger, wurde, obne daß bie Zuͤnfte es 
welten (Eigenniitz iſt kurzſichtig), der allgémeine Flor 
aufgehalten und hintertrieben. Deffen verdienen die 
guimeinenden Zunftfeeunde und fleifiges Hausvaͤter kei⸗ 
then Tadel, fondérn bie Conſtablen unb° Rudolf Brun; 
biefer Aberlleferte bie Gewalt ſolchen, die durch Stand 

unb Erziehung ‘su Privatforgen Seftimme twaren; jene 
waren burch die Tedgheit ihres Widerftandes im Anfang 
dicfer Unruben wuͤrdig, die auf fie fallende Uebervorthei- 
lung auszuſtehen. 


Ibre Bed⸗Als Kaifer Lubwig berichtet wurde, „Rathsherren 

tigung. „von Zuͤrich ſeyn wegen Verfetzung der kaiſerlichen Lehen⸗ 
F 8— wegen heimlicher Eide") wider ihre Mitbuͤr⸗ 
„ger und unertraͤglicher Ungerechtigkeiten vom Vater⸗ 
„land verbannt, und hierauf die Gerichte mit Vorbehalt 
„aller kaiſerlichen Macht eenenert”) worden,“ trug er 
bein Bedcuten, dieſe Verdnderung zu befedtigen * 


Fehde mit ¶ Graf Johann vom Hauſe Habsburg, Here zu Lauf⸗ 
i idl fenburg und Rapperſchtoyl, welcher pon Werner von 
Honberg, feinem Neffen, die Mark bey Schwytz ererbt, 

und auf langes Anliegen ber Herzoge pou Heftreich **?) 


165) Rdthe anh Baherger, 1336: 

166) Gewipalider Borwasd, und tn ben bey weiter mefften 
Fallen gang unbegruͤndete Anflage deren, welche cine Res 
aierung ſtuͤrzen wollen, 

167) „Neuerung“ nennen ſelbſt bie neuen Regenten dieſe Un⸗ 
ternehmung; dieſes Wort bedentete fo viel als Erneucrang. 
Rinfte, fagten fie, feon ſchon fon tn Zuͤrich geweſen; die 
Heit ik unbekannt, es if aber wahrſcheinlich, well im Richebr. 
nicht fo ſtreng wiirde verboten worben feon, was nie in eines 
Menſchen Herz gekomwen wire. 

168) Brief des Kaiſers, 1337. Er iſt wie N. 149 in 
der Helvet. Bibliothek. 

169) Sie ſollen ihn mit tardtaden und Lanbgerichten umge⸗ 








Seſchichte ber Schmelz, . 1885 


fie we6fE Wactenberg bey Baſel von ihnen zu Lehen geo 
normmen'"°), war in’ Zurich unter der odrigen Regie⸗ 
rang ‘’') verburgrechtet, und genoß derfelben freund. 
ſchaftlichſte Dore... Auf fie hatte er mehr gerechnet als 


auf den Willen: Rudolf Bruns, und als auf die Grunde⸗ 


fége, und Waffen: folher. Senatoren, con Senew er ſich 
wohl eher die Schubriemen aufid(en laſſen. Alſe nahm 
er die fliehende Obrigkeit auf; er glaubte, dieſe Verdun» 
berang ddofe ibar nicht gleichguͤltig ſeyn, da der Buͤrger⸗ 
meifice von ben Sunftmeiftern,. bard fie aber vow ders 
Rath , leicht fede Bewilligung zu Unternehmungen wider: 
* benachbarte Fuͤrſten erhalten wirde. Die Vertriebenen, 
fo viele fich nicht unterworfen, wohnten su Rapperſch⸗ 
wyl und auf den umliegenden Burgen beg Adels. Die, 
welchen ihre GSuͤter genommen worden, pfaͤndeten den 
Ertrag der Landguͤter ihrer Feinde; Freunde und Freun⸗ 
dinnen in der Stadt ſtaͤrkten ihren Anhang. Hierauf 
ergieng das. Geruͤcht“), man babe Zuͤrich in Brand 
ftecfen und hiedurch cinnehmen wollen: der Bargermeifter 
ließ einige Burger hinrichten, und nutzte diefen AniaG 
ju Vermehrung feiner Macht. Wer gu Zurich wohnen 
wollte, mufte ibm ſchwoͤren, bey Leib und Gut; wer 
obne feine Erlaubniß die Stadt verließ, wurde auf emig: . 
verbannt; Freunden, Berwandten, Soͤhnen, war vere 
Soten, in hoͤherer Zahl als finf, nachher alé drey“), 
beyſammen gu ſeyn; es tou®e gefangen, wer nach der 


trichen haben; vermuthlich wegen Anfpracen auf andere Gis 
ter, oder als Kaftvigte der Kloͤſter, von welden ev Leben hatte. 
370) Urkunde 1330. 


173) 3334, Tſchudi. 1328 war Zuͤrich um 8s Mark file. 
thn in Buͤrgſchaft geteeten; Shadlospaltungrevers, 

172) Pitoduranas. In wie feen es erwiefen worden, davon 
feblen Urfunden, : 


573) Jenes nad ber Verordnung 1337, dieſes nah der 
von 1339. a, | 


5337 


354. II. | Bnd. Bweptes Capitel. 


Stinbslode™*) fich ohne Licht auf den ‘Gaffer finder 
ließ, umd. gebuͤßt, wer nach der Machefode’”) einem 
andern fein Haus dffnete ; wer nicht ben Zag and Nacht 
auf ein gegebenes Zeichen mit Armbruft bewaffnet auf⸗ 
brach, an: Seib und Gut geftraft; es wutde dem Bare 
germeifter anf jeden Fall die: Made gegeben, fis Hee. 
Bferbe su. bedienen '7°).- 


Qu gleicher Zeit erhob ſich die tee ‘ptithee Sh. 
rid) und Geaf Johann, iw welder Brun verwundet 
wurde 77) ‚und eine andere Fehde um Grynau, cine 
Burg nicht weit von Sem Anfang des Zuͤricher Sees, 
zwiſchen Diethelm, Sohn Friedrichs, Grafen zu Token⸗ 


burg, deſſen Oheim Kraft Propſt am großen Manſter 


war, und demſelben Grafen vow Habsburg“). Die 


gon Schwytz waren durch einen Vertrag Graf Diethel- 


men Hilfe ſchuldig; mit vereinigter Macht befchloffer 
bie Zuͤricher, die Feſte Grynau sugleich von allen Seiten 
su beſtuͤrmen und eingunehmen. Bran fubr den See 
herauf, ſtieß su Diethelm und fie hielten Mahlzeit in 
ſolcher Zahl, daß der Feind wenig hoffte und fie nichts 
fuͤrchteten. Graf Johann (ein kriegluſtiger, beherzter, 
maͤnnlichſchoͤner Heerfuͤhrer) vermuthete ihre Sicherheit, 


174) Go genannt, weil fie gon den Gaſſen ſtdubt (Provin⸗ 
alalwort: jeden eilends entferut). S. ben Richedr, 

575) Go lange nad der Stdubglocte au (duten, daß man tne 
def cine halbe Melle geben kann; Richksdr. ib. Des Buͤrgerm. 
Verordnung if ven 1337. ; 

176) Eb. daf.; beo einer Maré Buse. 

177) Vitodur. Dod bin ich dbge den Scttpuntt aicht wltom⸗ 
wen gewiß. 

173) Rapperſchwol hatte 1187 den Ort als Seirathsgut an Cos 
fenturg uͤberlaſſen. Ich weif den Vorwand nidt, untee 
welchem Rubolf, Graf Johanns Bater, Gronau beſaß und 
auf fon bradte, nod warum feine fruͤhere Spur Totenburs 
glider Fehden if, als in dem Augenblick, ba fie dem Buͤrger⸗ 
meiſter fo crmanitht war. 


:. Ge iGee- bet gee: ‘159 


wae ermmnateste ; feittett.. kleinen Haufen. -,, Wenn ſte 
tapfert : Moaͤnuer ſeyn, fo koͤnne Gott, ſo wohl als oft 
„neriuges Jahl,: hante ihnen den Sieg ertheilen.“ Auf 
dieſes fiel er von bem Buchberg aus einem Wald herab 
und uͤberraſchte den Feind. Bey dieſem Zufall flohen 
bie Zuͤricher mit Verluſt unordentlich in die Schiffe, 
Diethelm tourde gefangen. 


- Der Bargermelfeer in Beſorgniß der Wirkung dieſes 
Unglucks auf bie Bemuͤther, bewog das Golf, Rache 
zu ſuchen. Die Zuͤricher wandten ſich und landeten, ob⸗ 
wohl von Wuth: begeiftert,. ix guter Ordnung; yu glei⸗ 
her Zeit alé cin Hark son. Schwyg dem Grafer von 
Tofenburg zuzog. Habsburg focht unerſchrocken an dee 
Spitze ſeines Volks; unterlag aber der Menge; iw großer 
Noch rief er Alinger, ſeinen Freund, einen allgemein 
beliebten jungen Ritter; der Graf wurde erſchlagen; bey 
thm, waddem ex ſeine Rache genommen, fiel fein Freund, 
vergeblich um dad Leben battend. . Bon ben Rapperſch⸗ 
wylern wurde, in heftigem Zorn uͤber den Tod ihres 
geliebten Herrn, Graf Diethelm.inSticten zerhauen“). 
Kaiſer Ludwig und Herzog Albrecht von Oeſtreich vers 
mittelten, daf mit Johann, Gottfried und Rudolf, 
den jungen Grafen von Rapperſchwyl, Friede gemache 
wurde “>. Den BVertrichenen warden um ibre Pfaͤn⸗ 
bungen fechshundert Marf Silber auferlegt; ihre Guͤter 
gab die Stadt ibnen zuruͤck. Diefer Vertrag wurde 
durch die Erbitterung diefer unglidlidjen Partey gebro- 


379) Vitodaranus; Tſchudi. Die That geſchah am 2: 
HeebFmonat. Viele wuͤrden lieber wollen, das Alinger nicht 
uum fein Leben gebeten bitte; aber ſelbſt Somer ſchildert feine 
Helden oft anders als Plato fie wuͤnſcht. 

180) Bor tursem war Albrecht, wie unbetannter Weile, in dieſe 
obern Yanbe gefommen, une hatte Aber adetlichen Geſordchen 
mit Manes bie Landesfachen au ordnen nicht verfdume (Dee 
von Beoben im 6 Gud). Erwahnter kriede wurde zu 

Aussburg⸗338 geſchloſſen. 


SeuniDerr 
waltung- 


158 II. Bug. Zweytes Capitel. 
chen; ba wurden ihre Saͤtet wieder eingtzegen; ihee 


Wohnungen ſollen den Zuͤnften geſchenkt worden feyte**). 
Ihre Sache wurde von vielen verlaſſen, ‘veg andern er ⸗ 
enfin; ; viele Saten um Grieden oder cr geben ſich 


Alle ihre Fehler bemerkte und untzte bee — 
meiſter, ſuchte nie ihre Ausſöhnung, und. handelte ix 
allem nie ohne Wuͤrde. Eine Chddigung “*) wurde 
endlich zu Konigsfelden durch Friedrich, Herzogen gu 
Oeſtreich, und viele benachbarte Staͤdte vermittelt. 
Nichts deſto weniger wurde zu Zuͤrich dad Rathhaus 
von ben Buͤrgern fteißig bewacht; vier Schaarwaͤchter 
zogen des Nachts durch die: Gaffer, andere drey laner⸗ 
ten in beſtimmten Gegenden, zwey wachten auf ©. Pee 
ters und auf bed großen Muͤnſters Thirmen'™); fle 
waren alle durch. Cid. verbunden, Verſaͤummiſſe anzuzei⸗ 
gen; der, welder um Geld cinen Barger der Wache enta 
lich, wurde mit Verluſt fener Anger™) bedrohet. 
Dem Buͤrgermeiſter wurde cine auserleſene Zahl cingig 
{Gm treuer Rechte“) sur Leibwache geſtattet, mit ſechs⸗ 
zig Mark Silber, alleia und nad Wiutuͤr ſie daraus 
gu Sefolden **). 


Den Pfaffer, welche oor Jahren wan. oe Banned 
won der Stadt widen, ald er fe vergeblich zuruͤckberu⸗ 


281) 1339. Gie follen die Zunſthaufer ſeyn. 

182) Thabigung, 1340, Montags nach St. Manes, Dte 
Stddte find Coſtanz, Lindau, St. Gallen, Ravensburg, 

ueberlingen, Lreyburg im Breisgau, Srhafpanfen, Rhein⸗ 
felden, Lucern, Zofingen, Bacau. 

183) Verordnung 1340. 

184) Hanns Kuͤſi wird hiemit bedrohet. 

185) Seine zwoͤlf Knechte forgter wehr fie hn au fas the cbs 
aencé Leben; Hitodesram 

886) Dem Werthe von 300 Mutt Kernen 5: Helv et, el mas 
nach 1780. Alles aus dee Stadt Gut ynd Zinſen. 12340. 


7 4 


t Sefhidte der SAHweiy. 159 


fem, ſchmeichelte er nicht. Recht fanden fle"). Auch 
befabl er ben Deginen und Schuͤlern, fen Weltgeiſtlichen 
und Moͤnchen mit geziemender Ehre gu Segegnen™®”); gus 

‘ gleich vertrieb er ohne Bedenfen die Pfaffen, welche dem 
Papſt mehr gehorchten als dem Willen der Srade'**), 
Pillig wollte ev auch nicht leiden, daß jemand heimlich 
pon dieſen des Herrn Fronleichnam empfange). Zu⸗ 
gleich, weil die andern um ihren Gehorſam nicht ver⸗ 
ſchmaͤhet werden ſollten, ließ ex bekannt machen, daß, 
wer die letzten Sacramente nicht empfange, deſſen Leich⸗ 
nam in dem Feld vergraben werden fol”). . ao 


Den Bundesfreunden fener Stade war er unvers Bandniſſe. 
bruͤchlich tren, und ruͤſtig auf alle, welche fie beleidigten. 
Er half den Amtleuten von Oeſtreich, da fie die hobe 
Landenberg brachen, und ex zerſtoͤrte mit ibrem Willen 
$ . 


¢ 


336°) Swen Cleriter vom großen, einer von ter Frauen Mins 
Ger, warden vom Rathe aud nun bengegogen, wenn er Aber 
Gaden der Pfaffen nach der Stadt Recht au urtheilen patte. 

- BekKdtigung Bifmofs Niclaufens Cakelew 1339, 
In HottingersAntiqg., wo sugleideine undatirte Vor (tc ls 
tung an den Papft beer Stadt (gang ausnehmendes) Reche 

ůber alle zeitlichen Guͤter und perfdatiche Derhdltniffe der Pfaffen 
Ca. B. wenn einer den Degen zieht, uͤber Vergehen ſelbſt auf 
{Heer Gemeinkube) und die Gebdude und Einkuͤnfte der Seifs 
te, ausfuͤhrlich darſtellt. 

137) Wier geiſtl und weltl. Pfaffhelt ſol jeder Zucht und Ehre 
bieten; Berordnung 1348. Durch thn wurde beym 
Frauenmuͤnſter zwiſchen Geatels von Wollhauſen und Fida 
von Slingen dee Streit um die Abtey vermittelt; vorerſt blieb 
fic lezterer. Urkunde 1342. 

183) Visoduran.; Tihubi, 1339. 

389) Berordnung, 1341. Gite bitten in ber Veichte gu 

_ viet erfahren and **8 bedungen. 

190) Eben daſ. Es mochte wider die ſeyn, welche nicht gern 

den Prieftern einer gewiſſen Partey alles beichteten, oder wis 
be folde, die ich aud Moſtik vom Gottesdienſt fonderten, 
wie das Weib, die deswegen fid im Garge nmactepet (Vito. 
dur. 1347). 


160 IL Buc. Bwentes Capitel. 
“bie flarfe Schauenburg 91) wo veine Feinde Rath Wider 


ifm bielten. Des Seddten am Bodenfee half er die 
Burg ber Meyer von Altſtetten ) Brecher, aus der if 
nen Schaden geſchab. Er hielt und erneuerte mit ©. 
Gallen, Coſtanz und Schafhauſen, mit Biſchof und 
Stadt Baſel, die vorigen Bundvertrage 2). Zu ele 
biger Zeit wurde auch zu S. Gallen wohl eher kein Rath 
gewaͤhlt ꝰ), und voti Coſtanz und Wintertur bie. uͤber⸗ 
maͤchtige * Obrigkeit vertrieben. 


pe 


ena⸗ Schafhauſen war durch Crbigung & ber Parteyen voll 


fs 


Aufruht u und Blut. Ihre Wuth iſt in Mord ausge⸗ 


brochen *), fo daß gute Burger den Skurm ergehen 


ließen; man hat einen reichen Mann von Schafhauſen, 


ſeinen Schwager aus Baſel, mitten in der hochzeitlichen 
Freude in den Armen der Braut ermorden geſehen, aus 
Reid u um Sas Deirathgut 3 cin anderer bat feinen Kuedt 
ort aor ‘ ’ 
191) Andere een diefes neun Jahr ſpater; T four, 1340. 
Die Shaucnburg war ben Elgg. 
192) Dienſtmanne Graf Albrechts von Werdenberg.  Pitedar. 


1937; Tidudt, 1338. : 
193) Dundbeief Zuͤrich, S. Gallen unh Cofans 


> 13403 Bund mit Schafhaufen (der erfte war’ 1312) 


13453 ceneuert tn den Jahren 1346, 1347, 1348 
350. Gand mit Bafel und mit Bifhof Jv 
hann, 1345. 

194) Benbeief S. Gallen 1347: daß, menn mapeend ber, 
Dauner dieſes Bundes gu SG: Gallen ein tein Rath waͤre, die 
atébatin gewahlten Birger im Bundesgeſchaft gleiche Gewalt 
haben 

195) TiGudt 1343; Pitoduran. eod. Prepoténza, upgis. 
war bie Rfage aller Zeiten. Eigentlicher Einſtuß : Rudolfs 
Bruns auf bas, was yu Wintertur gefthah, findet ſich nidt 
, urkundlich; wohl aber,’ bab er kurz vor Bertretbung bet 
Machtigen daſelbſt eine wider fi fie geubte Fehde ſchloß; uel. 
allen Rathen 1342. 


196) Vitodaran, 13393;' 135s, Gprud Rud. von Marburs 


um ben: Streit wegen ? smener Todſchlage zwiſchen Adel und 
Bauͤrgern; Waldkirchs Chronik dieſer Stadt. 


Gelhidte der Schweige, 6: 


nen Zixicher, aus Verdachteines Bebesoeriténdniffed mit 
feinem Weibe, meuchelmoͤrderiſch erflodyn; und hierauf 
in Stuͤcken zerhauen, um die blutenden Glieder nach und 
nach in den Rhein zu tragen; ſeine That blied ungeftrafe, 
bis Rudolf Brun, durch bie Kraft feines Anfehens , die 


Regierung oon Schafhatiſen bewog, ihm Sie Flacht ane .., ° 


zurathen“7). Die Herrſchaft von Oeſtreich, fo ſchmei⸗ 
chelnd ihr Anfang tar"), wurde oon der Slabt Schaf⸗ 
hauſen mit Mißtrauen °°) erduldets es war ein grofes 
hochgeſinnter Adel und eine leidenſchaftvolle iwnchmende 
Buͤrgerſchaft in biefer Stadt. 7 no, Pat! 

Sm Anbeginn bee neuen Repietunab forts bet Riis 
dee wurden mit Staͤdten diefe Buͤndniſſe geſchloſſene 
Burgrechte gaben fle det Johannitern vem. Hauſe Waͤ⸗ 
diſchwyl), und von Biberſtein?t), dems Abt vow 

. tae Fle Gh mee 


wos J a 
197) Puoduranne, 


198) Es if von Sreyheiten me ede, welche bie bech/n wr 
gegeben; Bundbestel.Z. unp. Ghafh, 1945. .... 
199) Ju. Bundbrief 1346, wird Vorſorge sethan wider 
hdohere Dienſte und Bteuer h. m ean dbrief 1347 wirh 
Oeſtreich von Sathanien wohl vorbeba Yet doch mird ges 
fast, ,,tenn wie nicht geen wollen (unfern Eidgenoffen gue 
niteben wider Oekreth). 7) Ss kliugt ſondrebar, Khorttes 
Bundbrief 1345, Hak ,, bie hochgeborden Fuͤrſten, unſere 
ngnddige Herren, die Herzoge von Oeſtceich“ nicht vorbehaly 
ten werden, obne daß aud anperer Herren gedacht wuͤrde, 
„die dann unſere rechte — nd;%° His wenn eine’ Bers 
anderung vorgefehben ober gerotinyicht wũrde. (Bisweiten 
doh ſcheinen rechte Herren ſolche, mit welchen cine 
Stadt Friede hat. Yn demſelben Bund nimmt aud 3: aus 
nbofern Herrn wer denn unfee rede Here iſt,“ nachdem 

bas Reich ſchon genannt war; undindem Bundbrief mis 
Baſel 1345 werden von den 3. die Grafen don Rapperſchwnl 
— bod das mag Foemular feyn — Unſere Herren. genannt.) 


200): Unter bem Comthur Heetdgen von Rechberg, 1343. 
201) Zur Seit Rudolfs von Butikon, Couthurs, 1 349. 


Il, Theil. g 








Anmerkun⸗ 


gen. 


162 «IK Bnd. Zweytes Capitel. 


Pfavers *) ‘einem Ritter von Thengen ?) und Herrn 
Luͤtold voit’ Krenkingen ). Von dieſem iſt merkwuͤr⸗ 
big, daß et den Eid an Rudolf Brun dem Sie ‘an Sie | 
Stadt borgufitheit verſprachꝰ). 


7 —14* 35 bar. 0 


Big: Hieber bie Geſchichte der Manier, wie ein 
cingiger -unbewafferter Mann durch Much und Kuni | 
faſt ohne Bing and ſchnell, cine jabrhundertalte Regis 
tung: als tyranniſch geſtuͤrzt, und auf einmal fie ſich 
felb(t: aneehdrte. Gewalt und bey dent Voll. den hoͤchſten 
Ruhm eines Befreyers der Stadt und Vaters der Armen 


erworben. Er feſſelte an feine Perſon die Conftabler, | 


durch die Wuͤrden oes Rathes; die Handwerke, durd 
wees Auſehen und.ibre Zuͤnfte; die Zunftmeiſter, durcd 


, feitien Anhang und fein Entſcheidungsrecht ſtreitiger 


Wablen; alle alten und jungen, reichen und armen, iM 
friedenen und mißvergnuͤgten, durch ben hoͤchſten Eid; 
verſchiedene, durch Bewunderung, viele durch Liebe, 
viele durch Dank, viele durch Hoffnung oder Furcht, 
fic fie, ibré Virwandte, Freunde oder Nachfommen, 
vor feiner fiberlegenen [bensthaglichen Macht, wor {tis 
tren Anfchldgen und yor ſeiner Kuͤhnheit. Er verſaͤumte 
nicht wie die meiſten, im Senuß Ber erzielten Wuͤnſche, 
feine Macht wiher aͤhirliche ünternehmungen gu befeſtigen. 
Die Buͤrgerſchaft (weil nichts besweglicher iſt als cine 
Mengs) vertheilie er in Zdnftes auf den Zinften war 
er ſtark. Dieſes aplirde ibm fo gut nicht geworden ſeyn, 


welt er die altett, wohſhabenden Geſchlechter der Con 
Kobler in ie Ziafte zerſtreut haͤtte; ſie wuͤrden durch 


* —* “es i dieſen Tag. 

203) 1338. 

204) 1344. Jn dem Sundbeter mit Sqafbaufen it 

er Obmann. 

305) Es war gut ausgeſonnen; der Stadt Nutzen fonnte aud 
cin Veertrauter der vorigen Rathe gu ſchaffen metnew ober vor⸗ 
geben; des Bargermelſters Eid band an die _ Gegenmdctige 
| Berfaffuna. 











SefHidte- her Schweiz. 163 


Hoflichkeit und Aufwand vieſe Hatdwerfer gewonnen 
haben, und furchtbare Zunftmeiſter geweſen ſeyn. Die 
erſten Zunftmeiſter von den Handwerken hatten die Staats⸗ 
kunſt, welche man in Schneidersbuden und auf Schu⸗ 

ſterwerkſtaͤtten lernt; naͤmlich, aus den moglichſt wohl. 
feilen Materialien ihre Waare zu verfertigen, und ſie ſo 
theuer als moͤglich zu verkaufen; in allem andern leiſte⸗ 


ten ſie ihrem Schoͤpfer, dem Buͤrgermeiſter, ſchuldigen 
Gehorſam. Die Regierungskunſt iſt keinesweges cine 


leichtere Wiſſenſchaft als das Handwerk der Schneider; 


gleichwohl glanbte tein Schneider cin guter Hufſchuüiß, 


wohl aber ein geſchickter Senator gu ſeyn, denn det Buͤr⸗ 
germeiſter machte ibm dieſes weis; deſto lieber folgte dee 
Mann allen Meiungen deſſelben; fie wurden alſo durch 
bas Mehr ber Stimmen immer die Vortreflichſten. S 


verfielen die altes Nitter und Edlen, “die · Handwerler 


lamen anf, und ihnen gefallen wurde der ſicherſte Weg 


zur Mache. ES iff nie unwahrſcheinlich, daf die 
Bewunderung des Pobels ber Buͤrgermeiſter wie andere 
Partenhdupter bezaubert, und. feine Geese ohne dieiedle — 
Hobeit war, mit welder Timoleon, Solon and Lykurg 
perſoͤnliche Macht unſterblichem Ruhm avfopfeetey. Ee — 
giebt aber fuͤr freye Stddte (deren Obrigkeit, bey unge⸗ 


ſtoͤrten Genuß hohen Anſehens, zu oft gleichſam ſchlum⸗ 
mernd ihrer Pflicht und Schranken vergihd) sowie heil⸗ 
ſame Thaten, welche niemand wage als ein großer Buͤr⸗ 

ger, oder ein großer Boͤſewicht. Bey ſolchen Erſchuͤt⸗ 
terungen eines gemeinen Weſens miſcht ſich Gutes und 


Boles. Der Schade wird, wie in Zuͤrich geſchah, von 


folgenden Gefchlechtaltern Hey neuen Zufaͤllen gemaͤßiget 
ober gehoben; dad Allerwidhtigite, das Leben des Geis 


ſtes der Buͤrgerſchaft, wird durch die Bewegung ernen⸗ 


ert und » unterdalten. 


\ 


16g JR Bute Drat bes: Gdptees, 


‘ 
7. 6F Peer 5 8* 7 ince — — ——— — — — 4a - hn 
e cP ean to e « od ° oe 
. * - » 
2 wat, eo ste : oe . . a 
eee “sq ft. 1, wo. s ⸗ 
a : . 
eeagrs ’ —B 7. z+ we ‘ . .. 
4 mo ame oe 4 4 . 
, e as . 
- + Meegp oe. 
Pt ¢ OS 


Y se ar ° e 
ST a OAR ae 


me: . ebsets wD vittes Capttel, as 

ee UE ee ee fo ot 

. .- Wefabe des gemeinen Weſens dee Berner. 
C 13381349.) . 


| peor! Bor. Der Zeit alé bie Berner aus. tien Haͤnden hee Frey: 
Sern. Herven Otto oon Grauſon und Johann: von Weißenburg 
ble Reichspfandſchaften der Sogtey su Laupen und Ober⸗ 

dasli) an dad gemeine With”) kauften, waren ſie ihrer 

eigenen Freyheit vergnuͤgt, und ſtaͤrkten durch Burg⸗ 

sechte ihr Anſehen in bem benachbarten Land: So hat⸗ 

ten fle wenig su vertheidigen and viele Vertheidiger, kein 
Gand einzubuͤßen und viel. se gewinnen. Es iſt beſſer, 
daß cine Stadt viele freye Angehsrige?) , als cine gre’ 

Menge erzwungener Unterthanen habe; diefes mash 
furchtſam, jenes beherzt. Fuͤr die Stadt, fiir die Ause 

Siegen, wurden aus Noth and Pflicht mit Freude, Wach⸗ 


: ag Hind a ! 


| or J 


2) Aeberhaupt hatten fie dred Reichspfandſchaften, Laumen, Ltt 
H und in der Stadt ſelbſt Zoll und Kawerſchenſteuer, welch· 
fle von Graf Sugo von Buchegk (ſ. im erften Cap, N. 229) 
geldfet, Karls Iv Befdtigungsbricf, Naͤrnberg, 
Samſt. nach Valentin 1348. Co 
. 2) G6 ft bereits angemerft, daß die Freyheiten von Hasli und 
Laupen vom Schultheißen, vom Rath, von den Zwerbundert 
‘und von der Gemeine geſichert wurden, S. im erſten Car 
N. 212, N. 230, 
3) Nonien Latinum mar wie die Landgerichte, Socii mie bie 
verburgeedteten Serren und Gtddte. mngebsriae tf ™ 
den ditern Seiten ein gewspnlides , der Verfaſſung frever NO” 
tionen wirdigeres Wort, ald Unterthane nz dieſes fuͤbtt 
Guf Gewalt, jenes auf Zuſammentritt, Sepfammenballety 
fae Cine gemeine Sache. 





Seſſch ichte dee. Shmeiz. tr 3165 


famfeit ,- Cifer.and.im aͤußerſten Ralf wit Se ane 
Gevagong nmaufhotliche Keiege vefuͤhrt. J 


& cheilten steer Sorgen bas Seber bed acid, Sane | 
hay amd Waffen... Bier Gewerbe beſchaͤftigten die Haͤnde 
des Volts, die Baͤckerey, die Fleifehbank, hie Gers. 
beep’ und Schmiede ). Einen Handel batten fey tug. 


Mn ber Obrigkeit verehrten die Birger nicht eur die 
een ‘Gerechtigteit, - ſondern aud) den unesfdrodenes: 
befehishaberifcher Geifts' von dem Schultheiß and Rath 
wurde nicht unterſucht, 06 fie, dem Geſetz nathy. die Gea 
meine der Birger verfammeln muͤſſen, fondern was 
fir dex. Stadt Ehre, Nutze und: Erhaltung in allen ibrew 
Felten und Noͤthen jedes mal das Beſte fey; dean fie fuͤrch⸗ 
teten von der Buͤrgerſchaft nichts, auf die auswaͤrtige 
Macht gieng ihr wachſames Aug, auf das Haus Oeſt⸗ 
reich, auf die großen Baronen. Wider die hielten ſie 
ihren Rath; begierig wartete die kriegefreudige Jugend, 
bis, auf den Schluß der Vorſteher des Volks, der 
Sturm ergieng und an der Kreuzgaſſe der Stadt Bannet 
fhien. Da geſchah unter dem Schultheiß oder. hex 
Semern in groGer Ordnung der Auspug; Hod) Kimmte 
dic Mannſchaft ihre Lieder der vorigen Siege“), und 
betrachtete freudig ihre gluͤcklichen Waffen; drohend 


4) Die Serberordnung {ft anter bern Schultheiß Johann 
von Bubenberg dem juͤngern, vor dein Rath und vor den 200 
imdas Baͤrg er buch geſchrieben worden; 1332. J 


5) Dieſe vier Gewerbe waren die alten vier Banfte, deren 
Code nicht betannt if. Die Gefell(haft beym Affen 
mag thaen beygefuͤgt werden; fie beffand aus ben Steinbre⸗ 
dern und Gteinmesen (Ue funde 1347), und fomme vee 
muthlich von bem Bau N. 12. 

6) Tidhudve 1338 (der auch Aber dieſe Geſchichte beſſer it als 
die cigene Berner Chronik Srettlers) giebt als cine Miturſache 
bes Kriegs any dab dic Licder den Adel gedrgert. 








we II.: Bad. Drittes Capitel. 


waukte “ber Hoge Federbuſch von dem Helm dee jungen 
Ritter. Alles, was furdhtlofe Freybeit, geteofter Muth, 
gutes Kriegsgluͤck, des Gaterlandes Wohl, und bluͤ⸗ 
GAidé walleabe Jugendkraft · an hohem und frohem Be⸗ 
wußtſeyn gewaͤhren, wurde in Munterkeit”) von ihnen 
genoſſen. . I 


So war die Stadt Bern; faſt fo groß als nun’), 


doch daß itt: ihrem Umfang viel Gartenland war?) und’ 


eine Gaffe von der Judenſchaft bewohnt wurde); nod 
hoͤlzern und ohne andere’) merkwuͤrdige Zierde ald des 


, Madnfterplages gewaltige Grundmauer!); bewohnt und 


x 


7) ‘©. upted bey dee Schlacht, und bey dens Laubefer Bus 
\. Doh Vemeife, bie ay Mrem Ort vorkommen, wil id de 
Karze wegen unteclaffen. 

8) Dig leote Eeweiterung (als die Spitalgaſſe einge(dloffen woes 

Sen) iff von 1347. Es iſt bew der chronica de Berno hinten 
‘ an bes Manſters Jahr⸗Zeitbuch, des Gebetes (Gebietes, 
+ 99 wohl) wan die Stadt: fey nountuſent fũnf bundert Vinftrinnes, 

» des Mes unt die Stadt 6006 Ellen, etc,“ Vintenum, aid 
, Vinterium wird (ſ. du Cange) in dieſen Zeiten oft fir Stadt⸗ 
mauer, und oft fir cine Geſellſchaft von zwanzig Fußknechten 
gebraucht. 

9) Jur Jade 1300 kommt vor, tn einer Urkunde, Gol ata Bir 
A ger gu Bern; die Golatten matte if noch befannt. Im J. 

1320, dle Garten an der Schinkengaſſe. 1344, beer 
zehn Gdeten an bee Neukadt. Im J. 1347 find Giese 

~ ten an Scowlanggaffe in dee außern Neuſtadt. 

10) Qubengafie. Urkunde von 1328. 

1) twa lnferes Herrn großes Bild in ver Leutkirche; Urkun⸗ 

dc von 1344. ' ‘. . 
12) Des Pfuͤmment; bey Tſchubl 13445 fundamentum“ean 
coemeterii; chron. de Berno, h. a. Qun, die platte- forme 
Den Grund des Werks legte Matthias, ein Goon, wile men 
glaubt, Erwein's von Steinbach, der den grofer Gedanken 
des Muͤnſterthurms gu Straßburg entwarf. In der That 
fennt Schilter (gu Koͤnigehoven) aus den Strabuergiſchen 

Denkmqal en bloß Meiſter Johann von Steinbach, der 

terlichen Kun Ceben; dieſer ftard 1339 C21 Jahre nad | 
nem Bater). Allein es ik mogtth, daß dieſer awe Tonlne 
men, ober cinen Bruder hatte, der fein Gide in den obern 


Geſchichte der Ghwels- x62 


dehereſcht vou einer Menge adelicher ), ober dem Adel: 
gleicher ), sum Theil bis anf dieſen Log fortgepflanz⸗ 
ter”) Geſchlechter; den Kaiſern werth, wenn fie fie nur 
exfounte™); dem Landvolle lieb; ſtandhaft in der Mitte 


Lenten geſacht. Der Dihaferpley pu Bern dk, wie bas (meiß 
nod vorpandenc) Wert, wodurch von Koͤnig Salomon dee 
Morijah sum Tempelberg bereitet wurde; fo wenig au Bern 
Als gu Jeruſalem if im Ynwendigen bes Werks alles Scwoͤlb; 
durch auf cinander gegruͤndete grofe Gewoͤlbe, be bts an dew 
be reichen, welchen gegen tte Ware und gegen Kibron 
‘Hbgel fonk batten, find fle su dem Gehequch alaatadd 
worben, woju die Erbauer fic beſtimmten. 
13) Außer den font genannten, ode weldé in pféfem Cap. vor⸗ 
kommen, nenne ich nur, die von Kien (Rien it im Oberland 
bp Frutigen Ni cinem von fetten Alpen ungebenen Tha, 
yon Scharnachthal (Sctce ven Scharnachthel⸗ Ebclinest, in 


Urt. ber Inſel mitten im Gee 1994); Belo; ame. 


figen; Stein; Schwanden; Mattſletten; die Edlen von 
Balm; alle in Urkunden aus deh Zeiten bes Laupenet 
Krieges. Dee Biderbe (VW. 1, Cap 17) von a 89 verbdient, 
daß ih nicht vorbeygehe Johannſen von Geeners dicsnm Wala, 
Paroce von B., der den: Lalvegehutes tanh cmemem fervitatem, 
dictam Ehhafte, quf dem Belper Bere hatte s Artunde 13440, 
CWala' it vaillant, gallant; biderb iſt neuer.) 

24) Berchtold vows grogen alten Adel Karon hekrathet ohns Bes 
benfen Verena Minger, Schultheiß Werners Tochter CUr⸗ 
kunde, 1347). 

1s) Bon Rudolfen pou: Dießbach Coeff, Raufbsicf 
um Ghter in dem Helmberg, 1257) Rammen dlefe 


edlen Barger und Vorfteher der Stadt (COetunde Peters 


von Bivees F752 Hugo Atſchultheln and Weenee,. Steyr 
de von Dießbach, Buͤrger gu Marbers ‘Buel. * Zapf.) Ni⸗ 
colaus von Graffenried war 1325 gu Oltigen Bogt; 
Chrifine Tormannim ,. vermaͤhlte von: Tadiugen, Urkunde 
33365 Zriſchins 3373. Ih fage nist, fle and andere 
Geſchlechter haben keine diteen Schriſten; dieſe find mir is 
den Seiten dieſes Kriegs voractommen. Donſt findet man 
Graffenrich ſchon sur Beit Rudolit von Habsburg; Thormana 
gu Albrechts Zeit. Karl Manuel kommt 1347 vor, 
26) Ebrenvoll empfiengen fie 1295 den Koͤnig Adolf, 1309 Heing 
rich Vil mit mefe als tauſend Pferden, 131 achn Tage fang 
eben denſ. gam andern Mal; Chroz. de Bera. 


e 


7 


169 sD Beh. Drittes Capitel. 


iGrer’ Feinde; an Tugend, an Seandfigen und im OWE 
ihrer Baer Shri bem etſten feryon thom * 


2338 In bent: es ats endwig. von Veyern, Rerſche 
Kaiſer, um die Sache ſeines Banns den großen Reichs⸗ 
tag” gu Frant fare wee ſameite und in Menfe ber Rurvers 
ein gemacht: wüurde; im dem Anbeginn der hundertjaͤhri⸗ 

_ gen Kriege dee Koͤnige von England wider das Haus von | 

Valois; in dem Hundert fieben.und viergigten Jahr der 

Erbauung von Vern: machten die. grofen Grafer und 

Freyherren von Uechtland, Aargau und vor fat ganz Klein⸗ 

burgund einen Anſchlag zu Zerſtoͤrung bes gemeinen We- 

fens ber Berner. |, Die Stade Bern, hatte feinen Schirm⸗ 

Seren; dev Raifer. ſelbſt war Urheber ihrer Noth, nichts 

geſchah one feinen vollmaͤchtigen Gewaltboten. Bor 

faft aller ihren Bundesfreunden wurde fie gaͤnzlich vers 

Jaffer. Wenn Bern damals untergegangen waͤre, ſo 

wuͤrbe. bas ganze Sand von Bern, oon Freyburg von 

Solothurn und andern Staͤdten, uͤber eine halbe Mile 

li Volk, in gang andern Zuſtand gekommen ſeyn; kaum 

war vine Bde größerer Gefahr oder von fo wichtigen Fol⸗ 

gem fir alle Stäͤdte und Laͤnder des gegenwaͤrtigen Suns 
dediber: Schweijeriſchen Eibgenoſſen. 


—* 


Des KrlegsEs begab fic, daß Leute Graf Rudolfs zu Nidau, 
fake ans — Welſchneuenburgiſchen Hauſe, nach damaliger 
Cite pba, aus. beſondern Grol), ſelchen keulci, die 


et. 
‘ 


£7) Bon Stomutas sls auf dfe Cinnahme yon Veſen waren in 
360 Jahren die Roͤmiſchen Eroberungen geringer als ia ben 
F erſten 360 Jahren die der Berner: aber die Stadt Rom 
wurde nicht von der neuen kraftvollen Gewalt großer Monar⸗ 
Hien eingeſchraͤnkt, und aberwand alternde Staaten ‘in. dee 
Bluͤthezeit theee cigenen Tagend. 
fg) Es tt wahrſcheinlich, daß dieſer Unfug drey Mdaner von 
Erlach angieng, welden ex Abel nahm Baͤrger zu Vern gewor⸗ 
den gu ſeyn; ſ. unten, 


— 





Gefdhidte ser Schweiz. 169 


Vere Befthiruste, ihre Getreibefubren. wegnaburn”). 
Graf Rudolf. war in.den Fehden der Großen und int dene 
Krieg der Cheiftenheit wider die Unglaͤubigen?) cin viel 
verfuchter Kriegsmann; die Staͤdtchen Erlach und Ni⸗ 
ban hatten von ibm Freynheiten®’) und Manern*). 
Seine Vetter, der alte Graf Rudolf) in: der - 
Stadt Neufchatel und Ludwig, deſſelben fircitbarer Sohn ; 
Graf Peter ein erprobter Turwierheld **) , Here zu Aare 
berg; Graf Gerhard, welder mit Valangin iat Sura 
Villiſau in dem Anegau vereinigte *); das gatye Haus 
Welſchnenenburg seat durd) Lehenfechaft, . Verwandt⸗ 
fhaft, Kriegsdienſt und andere Verbindungen angefehen 
bey Hochburgund, Savoyen™), Deftreid ") und Rais 
fer Ludwig von Bayern. 


oe 


Dem Keifer bradhte pu dieſer Zeit Graf «berhard Der uwehte. 
vor Kiburg, den Bernern unverſoͤhnlich, cine Klage, 
bag bie Stadt ſich weigere die Muͤnze anzunehmen, 
welche er durch des Kaiſers Verginkigung ſchlug. Lud⸗ 


\ 


19) Ann. Leobtenf., 1339. 

20) Gtwa in Gpanien. Viroduranus giebt ibm dieſen Ruhm. 

21) Freyhpeitsbrief ber Stadt Erlad 1339; Beds 
tigungsbrief ber Wittwe Berena, eod. Konrad 
yo Hauft Nidau war damals gu Erlach Bost. 

22) Bekenutniß um Nidau an den Biſchof gu Bas 
fel, 1338. Damals gab er the Maucen und Graben. 

23) Etwa tr unter den Minneſingern! Proben alter 
ſhwab. Poefte. 

24) Er fleate im Turnier au Chambery 1348 am zweyten Tags 
f. Guichenon Sav., h. a. 

25) Vergleich zwiſchen Apmo und Gerhard aber die Zuſammen⸗ 
herrſchun 1339. 

26) Heirath Allenors an Rubdolfen von Welſchneuenburg; B. J, 
Cap. 19, N. 155. 

27) Rudolf su Welfehneuenburg im Bund mit Bet 1336 
nimmt Feepburg aus. Nubolf gu Nidau wird von ben Ges 
Woidricrcitern dieſes Kricgs Oefr. Landvogt dieſer Gegend 
genann 


Wahre Ur⸗ 
ſache. 


\ 


178 Il. Bud Drittes Capitel 


wig, den die Derner, aus Vorwand paͤpftlichen Banas, 
SleNeicht aus. Ungeduld der Unterthdnigtcit , ich weiger⸗ 
ten fiir ihren Herren gu erfennen, hoͤrte ihn guaͤdig; ſo 
daß erhellete, Ludwig fey gencigt Bern zu ſtrafen. 


' Dea verfanmelten fich alle Herren vom Welſchnenen⸗ 
burgifhen Stamm, Graf Eberhard von Kiburg, Peter 
oon Greyerz der Graf ded obern Hirtenlandes *), and 
viele edle Herren ton. Uechtland, Aargau und Welſch⸗ 


land, auf der Burg ju Nidau; es famen dabin Gefandte 


dir Stadt Frenburg, ungeadtet ihrer Buͤnde mit Bern, 
mit gemeffenen ftrengen Befehlen; Freyburg war unter 
bem Einfluß der Großen. Dieſe alle wurden cinig, 
s die ungdbligen Beleidigungen, welche fie erlitten, haben 
„einen allgemeinen Urfprung; Bern wolle dem Adel dic 
„Oberhand entreifen und fle an das Volk bringer; 
„darum fey vergeblid), diefe Stadt von cingelen tater: 
„nehmungen absubalten; fie miffe mit ganzer Macht 
„von Grund and vertilget werden.“ Qu diefem An 
ſchlag, auf den fie alle ſchwuren, gaben fie die Vollmacht, 
alle Unftalten zu treffen, Graf Gerharden von Valangin, 
kaiſerlichem Gogt in diefem Burgundier*’). Zugleidy — 


indeſſen fie fic) ruͤſteten, fperrten fie gegen Bern Handel 
gud Wandel. Jedermann, der diefes vernahm, und 


ſah, daG cine eingige Stadt wider bas Anfehen des Roͤ⸗ 
miſchen RKaifers und toider alle Grofen der benachbarten 
Linder im Gefechte ſeyn wuͤrde, war ool der theilneh⸗ 
mendften Crwartung. 


- 


28) Obeim Peters von Bane! und Jobannfed von Montialvans; 


uUrkunde 1340, Ee ſtarb 1344, non. Apr. 


29) Reidsvogt wied er von Fuͤßlin (Erdbeſchr. TH.1, 6. 222) 
cinem nicht lelchtſinnigen Schriftſieller, aenannt; es wird 
wahrſcheinlich, ſowohl durch den Hergang der Sachen, als 
burh dle Zahl von 300 Helmen; die ee von ſeinen eigenen 
Herrſchaften kaum aufgebracht hatte. 


-Befhigte der Schweiz. az. 


Die SUE ſuchte keinen Sechirmberrn man fab hay im 
aber auch keine blinde Hitze in hem Volk; von dem Nath, * 
verſammelt unter dens Schultheißen Johann von Buben⸗ 
berg dene Aleve; wurde mit gewohnter Wiirde beſchloſſen, 
ogerechten Forberungen Genige zu leiſten, Gewalt mit 
Gewalt abzuorriben.“ Den Herren wurde cine Unters 
redung oorgefthlagen; gu Durgdorf tonrde: fie gebalten. 

Zaerſt gebot Graf Gerhard Gehorfam unter Kaifer Lub⸗ ond auf bes 
‘wig, und forderte zu Gchadloshaltung (fdr mancherley at. 
Koſten vergeblicher Mahnung) dreybundert Mark Sil⸗ 

ber. Graf Eberhard von Kiburg, der in ſeiner Noth 

be Oberherrſchaft von Thun den Bernern gewiſſer⸗ 
nmaßen uͤberlaſſen hatte*?”), begehrte, daß dieſes abge⸗ 

than wuͤrde, und brzeugte, daß er ben Seinigen nicht 

ferner erlauben werde, ſich su Bern gu verburgrechten. 

Es flagte Sraf Nudolf zu Nidan, die Buͤrgerrechte der 
Verner er fahren die Unterthanen gu Ungehorſam; fo has 

ben fie drey Maͤnner feiner Stadt Erlach gu Buͤrgern 
angthommen. . Peter, Graf ju Greyerz, Segebete, daß, 
nachdem Mudolf and Johann, Bruͤder, Herren ven 
Weißenburg, die fein Haus oft mit grofem Aufwand 
beſchirmt Habe, su Bern Birger geworden, fie angebale 

ten werden an das Haus Greyerz ihre Sehulden zu bes 
zahlen; er fchdgte die Hauptfumme und Galt auf acht⸗ 
tanfend Pfund Verner Mange. Hierin wurde der Grof 

als Burgrechtverwandter von den Freyburgern unter> 
ſtuͤzt. Gie ſelbſt findigten an, der Kaiſer geftatte ih⸗ . 
ben die Wiederloͤſung Ses Reichspfandes Laupen. Dies 


29>) Now der Beefommnth, melhe 1329, etwa neun 

Woden nad der oben Cap. I, N. 182 erzaͤhlten Sandlung, av 

einer Bett. geſchehen war, wo er alles gu fuͤrchten hatte (eb. daſ. 

N. 143°) patte Than fom, außer wider Bern, ,,alle {eine 

Reifen ga fahren,“ den Berneen ,.auser wider thn, ebenfalls, 

Goin allem. Go hatte ey Chun, das dugere ümt Seuͤſſis⸗ 

berg, den halben Heimberg, den Mothenbacher Wald und Fes , 

deefpicl von Been wlever empfangen. Go wurde je gu acha =~ 
Jahren (Wel, 1334) cb beſchworen. 








172.0 II. Buch. ⸗Drittes Capitel. 


les andere wurde angebracht. Hierauf ahbbete die Ge⸗ 
ſandtſchaft von Sern, „So ⸗ bald Ludwig von Bayern hem. 

„heiligen Stuhl verſoͤhnt (ey; werden fie thm:alé. Reichs -⸗ 
„hauptehren; die Urkunde wegen Thun wallen ſie zuruͤck 
„geben, wenn der Graf ſeine Schulden bezahle; ans diefem 


w Geld wollen fie die Anſprache des Grafen von Grayery tile 


gen, obſchon uͤber bie Wucherzinſe, welche man den Herren 
„von Weißenburg abfordere, viel su erinnern waͤre; da fie 


„Ludwig nicht fir ihren Herrn annehwen, halten fie 


„ſeinen Befehl der Ausloͤſung von Laupen fuͤr unguͤltig; 
yp fie verwundern ſich, daß ihnen vorgeworfen werde, 
„was von Erbauung ihrer Stadt Kaiſer and Koͤnige 
„ihnen oͤffentlich geſtattet, und was die Herren ſelbſt 
„uͤben, Manner, die nicht leibeigen ſeyn, gu Schirm, 
„und nie zu Aufruhr, in ihr Buͤrgerrecht aufzunehmen; 
„aber niemand werde Friede und Recht vergeblich begeh⸗ 
„ren; ſie werden alles, dem Frieden willig aufopfern, 
„ausgenommen bas Recht.“ Dieſes fruchtete nichts; 
der Feind nutzte die Zeit. Hierauf beriefen die Berner 
Freyburg anf eine/ Tagſatzung nach Blamatt. Sie hoff⸗ 
ten auf das Angedenken des gemeinſchaftlichen Stifters 
undunf die Freundſchaft, worin fie lange Jahre in Friede 
und Bund zuſammengelebt und in vielen Kriegen fir cine 
ander die Waffen gefuͤhrt. Bon diefer Zuſammenkunft 
brachten die Tagboter von Bern feine Hoffnung ju 
Freundſchaft nod) Frieds. Da ſahen fi ity daß die Stadt 
verlaſſen war. 7 


Die Nachricht von ber Unternehmung des Adels fam 
auf Lengburg an den Sungling Friedrid), Sohn Otto'ns 
Herzog von Oeſtreich, der noch in garten Jahren und im 
Unterricht Niclaufen von Egensburg, Pfarrers. gu Bae 
ben (eines wohlgeſitteten fcharffinnigen Manned *)) 


130) Er war Herzog Otto'ns Notartus, und auf dee Stevermort 
cin Leutprieſter geweſen; vir moralis et Perlpicax ; Ann. Leob. 
1337 ot 1339. 








. GwHhidte ‘ber Schweiz. 875 


curd) Floiß) Vorſicht und freundliche Gitten®> allem 
Volk die MePenng saes guren Fuͤrſten gab. Da wurde 
Graf Heinrich von Fuͤrſtenberg mit hundert Helmen zum 
Aufbruch Vefehligt, unb den Amtleuten von Aargau be⸗ 
fetes, da8 Volk unter die Waffen gu bringen. Gov 
fort Sielt- “Graf Rudolf zu Nidau gegen Handel und — 
Sorumarft' it Bern Raub file Kriegesrecht; zugleich 

ſandte er att alle feine Kriegsgeſellen im Elſaß und⸗ ins 
Sande Schwaben”"). Die Nachricht wurde in die: Alpen 
Savoyend. und Ser Ven. Jura in das Hochburgund ge⸗ 
bracht; die Republik su Bern, ihre muchigen Ritter, 
her haften Schlachten, dad Glict ihres Volls, und 
ihter Feinde' Adel, Muth. und Erfahrenheit waren in 
allen obern Landen beruͤhmt. Siebenhimdert Herren 
wit gekroͤnten Helmen, zwoͤlfhundert vollruͤſtige?) Rit⸗ 
ter, dey dreytauſend Mann su Pferd und uͤber funfzehn⸗ 
lauſendꝰ) Rann zu Fuß verſammelten ſich ia den Streit 
wiber Bern. Taͤglich brachte das Landvolk von ihrem 
Anzug, ihren Drohworten und ihrer Mache Bericht in 
die Stadt; ganz Burgundien war bewegt, in ſorgſamen 


a 4 


31) Gin ſinnrycher Yingling und dennocd by angende (nad und 
na) cenktheft; Könias f. Cheontf Indultrius, chron. 
Neoburg; gratus et Pieabi omnibus et provide [e arches 
Ana. Leob. 


f 

32) Uns einer, Seen Sinner gleichzeitig ſcheinenden Hands 

ſchefft auf dee Bibl. gu Berd; ſ. deffen Catal. MsStor., Ts 
Il, p. 96 bis 105, Giebe den von Leoben. oo 


33) Galeati; chron: de Bern. Der Muddend bee Hand⸗ 
ſchrift N. 39 iſt fie cine damalige Raſtuns recht gut, 
ferreis waris armati. 


34) 30000 nah Saodeler, welcher die grofen Zahlen thebt ; 
24000 nad ber chron. de B.- 16000 nad ver. Sands 
fHrift N. 32 (daber au Pferd "nod 19000); 15000 Fufe 
fn., 3000 Pferde, nah Shdhudi, welder von Sgodeler 
semcinightc) das Gesentheil thus. 


t 


13274 U. Buch. Drittes Capitel. 


SGedanfen”) wer ben Beruern zugethan war; alles Bok 


ber Großen voll Zuverſicht und Sitkem Spott 


Ruͤſtung der Aber der Senat, als Anton ven Blasfenhurg, Rite — 
ter, Vogt von Laupen, um unverpiglihe Verſtoͤrkunz 


Berner. 


anhielt, und Johann von Bubenberg dea Rath und alle 
vornehmen Buͤrger berief, bedachte, wie noͤtbis Mv, 


weder dem Feind nod) dem Volk Furcht merken gu laſſen. 


Daher. der Schultheiß von Bubenberg avfRavd, und as 


aufgehobener Hand bey Gott und bey den Heiligen ſchwut 
sft Behauptung der Stadt Laupen Gue und. Leben auſ⸗ 
„zuopfern.“ Shm macy ſchwuren pie Heeren vom Rath 
und alle achtbaren Birger. Alsdann fasten fie den 
Schluß, „Wo ein Vater zwey Sdhne Gabe, dere fol — 
pp tiner tach Lauper ziehen; fo foll auch. fe einer mit site 


„hen, wo der Bater geftorben, aber zwey Vedder ſeyn.“ 


Sechshundert Mann, bald riftig, zogen aus, :wnler 


bem oberſten Befehl des Altſchultheißen Johann von 
Bubenberg des juͤngern; das Banner in der Hand Rus 
dolfs von Mubleren, Venners; mit Peter von Kratigen 
und Johannes Neukom, Kriegsraͤthen, und mit Burtard 
pon Bennwyl, Kaſtvogt von Nigisberg 2%), Werkmeiſter 


. r 


35) Cives licet de montium claufuris confiderent , tamen oceilo- 


" gam amicos (nad der Schlacht) non modice metdebant; Ann 
Leob. Man fann aus dem Tag gu Burgdorf fernen, da 
auch vorher dieſes wahr ſeyn mohte. 
36) Dod erſt von 1340 iſt der Kaufbrief dieſer Saks 
vogtey, welche Micolaus von Elche ihm dbergiedt. uae 


deren Rechte find 1. Urkunde Kudolfs von Rauͤmli⸗ 


gens 1248; als Ber fie hatte daß er bie Vogtleute nicht 
mehe in Kriegsdienſte noͤthlgen wolle; 2. Speuch 9 it 
yon Kien Bert. von Ramligen und Ulr. vow, Giſenſtein⸗ 
(3330, wie viel Eſche daſelbſt fordern mige; 3- Sunds 
fq aft Aber dic Redhte 1943. Dle Rechte finds BUY 
Baha, Bußen, Wietheneecht, Fuhren, Hirtene, Banuwart⸗ 
' Mmmane und Webelſatzung, Relſen, Maulgut, Wildbahn⸗ 
Weidgang, Fall, Ehrſchat, Und. geelngere. Die Kalßwdote 
find 1. Ramligen; 2, von Ulm, aus Feepduts, 13963 


2 
4 





Geſchichte see SH weisz. 875 


der Stadt. Bern. Sie sogen in die Stade Lauper zu 
Anton von Blankenburg, entſchloſſen, wie ed ihre Pflicht 
war, an diefem Ort auszuhalten Gis auf den letzten 
Sropfen Blut. Es wat nicht aur ym Lanpen bethany 
foridern daß dens Bolt: dee Muth xicht falle.. 


Indefſen ergieng die Fehde, zuerſt Graf Gerhardz: 
bie Berner traten in Cine fernere Unterhandlung; fie 
madten fic auf, am Abende ded Pfingftfefts °°”), und 
fandten ihren ark vor Aarberg. Gey cinem Bolt (wie 
bey einem jeden Mann), wenn uͤber die dugerite Gefahr 
der Entſchluß einmal genommen iff, findet Furcht nicht ° 
mehr Plas; der Geift ift ooll herzhafter Ueberlegungen, 
und fieht nichts vor alé Sieg, oder einen ruhnwuͤrdi⸗ 
gen Tod”). Auf die Nachricht, daß die Feinde alle ~ 
Macht eiligſt fammeln und auf Laupen ziehen, verließ 
das Bolt Aarbkerg, um nag Bern hinauf ju eilen. 


Es rathſchlagten bis. Raͤthe und Barger uͤber den Des Fein⸗ 
Entſatz deren zu Lauper; die Feinde aug allen Gegenden bes werkdes 
flofen taͤglich vor daupen sufammen ; jede Schaat unter 
threm Graf oder hrem Baron, tourde mit Frendenge- 
ſchrey empfangen; fie uͤbten ritterliche Spiele. Als 
bereits die Grafen von Valangin, von Aarberg, vow 
Welfehnenenburg, Ribau und Greyerz, mit hundert 
Helmen Montenad), Fuͤrſtenberg mit augerlefenen von 
Aargau, Johann der Senn von Minfigen Biſchof ju 
Dafel“*), Johann Roſſillon Biſchof su Lauſanne, Phi⸗ 


3. Eſche 1330; 4. Bennwol 13403 5. Keaudthal, 13543 
6. Erlach, 1436. 

36>) Tſchachtlan. Es woe ber 16 Meg. 

37) Deliberara morte ferocior. _Horat. 

38) Mabere nennen den Blſchof Peter von Saucigny. zu Cerf 5 
ih folge, tn Betrachtung der Privatum@dnde Peters, lieber der 
chon. de Bern. Johann bee Senn, vormals der Berner 
Sandesfeeund, morte fic) in beh Unruhen, bie cr 1338 


176 Il, Bud. Drittes Capitel. 


Lipp von Gaſtons, Biſchof zu Sitten ,: und viele andere 
angefommen waren, citt in das Lager und von ba nad 
Bern, Johann von Savoyen, - cingiger Gopmeudwigs 
des zweyten, Freyheren der Wert, mit cinem Sefolge 
bon hundert Helmet, von. ſeirem Vater. geſandt unt den 
Krieg gu vermitteln. Dieſer freundfchaftlidhe Verſuch 
wat fruchtlos; ble Herren aber ſparten feine Runt, ibn 
gu bewegen, „mit welders Arm ex in geringerm Begleit 
„in Slandern fae den Konig von Franfreidh, mit wel⸗ 


poem Slice ex in den Lombardifehen Fehden geſtrit⸗ 
„ten?), mit eben demſelben die Waffen fiir (eine Freunde 


„zu fuͤhren.“ Sie fielen: feinem Pferd in den Zaum. 
In diefer unglidliden Stunde vergaß der Here oon 
Gavonen der Befehle ſeines alten Vaters und blieb in 
Hem Lager. Der Adel RHlug cme Wagenburg. 


Hauptmann Bu Vern, als auf den großen Zag, welchetr um die 


di 


der Verner. ganze Freyheit und alles Gluͤck der Nachkommen entſchei⸗ 
+ pert todede, alles in dite Hand eines Felbhauptmanns 


geftelit werden follte, war. Berlegenheit wher deſſelben 
Wahl. Biele wufiten den Krieg der Fehdben, großem 
Krieg fuͤhlte ſich keiner ſtarf· Ohne hie Uebung dee gto- 
Fen Grundſaͤtze beruhet alles auf Zufall oder. Zahl; in 
einem wohlgeordneten Heer ſind vierzigtauſende einem 
Einzigen gleich, deſſen Cine Seele fo viele Koͤrper begei⸗ 
ſtert. Un den Raͤthen und Buͤrgern von Bern iſt jene 
Verlegenheit ruͤhmlicher als cin Sieg. Bey des Kriegs 
nicht fundigen Volfern iſt bald jeder Officier hurch Fer- 


mit Biel atte, von ihrer Freundſchaft abgewandt haben. 
Dieſer Umſtand erklaͤrt auch, warum bes, noch 1336 auf 
zehn Jahre erneuerten Bieler Bundes ungeach— 
* keine Spur iſt einiger Huͤlfe, welche Biel nach Bern ge⸗ 

f udt. 

39) 13363; mit nue einem Ritter und zwoͤlf Reitern; Onichke- 
non, Sav., in ſ. Leben. Er wae ,,cin gas tuͤrſtiger“ (kuͤh⸗ 
ner).Mann; Etterlin. 





Sefhidte der. Schweiz: 177 | 


tigfeit in tglicjene Handgriff und gewoͤhnlichen Uebun⸗ 
gen, wo nicht vollends durch den Titel: oder Hurd die Zahl 
unnuͤtz im Rrieg verfloffener Jahre4?), in Anſehen, und 
entſcheidet in allem Abermichig ; weil ſolch ein Menſch 
nicht weiß, daß, gleichwie unter allen großen Maͤnnern 
kaum einer wichtiger, fo: nicht leicht elner fe ſelten iſt⸗ 
als cin guter Feldherr“). 


In der Stunde ; als ber Schullheiff von Bubenberg 
und ſein großer Senat ritterlicher Kriegshelden ander 
Spitze ihres in ſo vielen Fehden sum Sieg angefuͤhrten 
tapfern Volks uͤber die Wahl des Feldhauptmanns fuͤr 
den groͤßten Tag ihrer Stadt in ſolcher Ungewißheit 
waren, ritt in die Stadt Bern Rudolf Caſtlan von 
Erlach“ „Ritter, erfigebortier Sohn *) utrichs Caſt⸗ 
land von Erlach, unter deſſen Oberbefehl v viele ſich erin⸗ 
nerten, in ihrer Jugend, boriein und vierzig Jahren am 
Donnerbihel uͤber dic gerdundenen, Broken den Sieg ba. 
bon getragen zu haben. a BA 

J —*— 
40). Cn wulot qui aurvit fait dix campagne fous lo prince Tu- 
gene, n'en [eroit pas meilleur tacticien, et il faut ayouer que 
.fur Varticle de cette pareffeafe {tupidité beaucoup de vieux 


officiers ne valent pas mieux gue ce muler,, Sriedrich a 


General Fouquet, 23 Dec. 1758. 

41) In ben voctreflidien Kriegsverfaffungen unſerer d. i. 
wohl, aller) Zelten find in ſehr groben Heeren dren oder vice 
Generale durch bie groper Grundſatze beruͤhmt; dieſe Find fo 
einfach, daß die, welche fie am wenigſten fennen, ſich dardbee 
bie fharffidtighen duͤnken; am. weiteſten find die davon cats. 
ferent, welche das Volk mit koſtbaren und verdrichlichen leis 
higtciten plagen, die fie als Gebeimniffe der Sricgstunk ews 
pfehlen. 

42) aie beift‘er (de Erliaco) in bem Brief ber Anne vou / 
Kien um leben {copolas gu Worb, 1309. - 

43.) Man fiebt ans der Theilung 1316, haere awen ris 
ber Gurfhard und Cuno hatte (Cuno war Teutſcher Here: 
Uxrkunde derz Aufnahme vom Provinzialcomthur Berch⸗ 

told von Buchegk 1315 5- man verſprach, ihm Purch ihren 
M 


n. Theil. 


- 


178 ii, Buch. Deittes Capitel. 


Entſproſſen war der Here von Erlach aus dem Abel, 
welder zu der Stadt Deru den Grund gelegt und fe 
gon Anfang regiect Haste. Er war in dem Alter“), 
wo die Leibesfraft alle ihre Staͤrke Sat, wo der Grif 


ſeine vollfommene Reife befigt. Er liebte die Landwirth. 


(haft, und batts viele Guͤter an verſchiedenen Orten von 
feinem Bater geerbe%) und von dem Schulcheißen vin 
Bubhenberg**) und Graf Petern von Aarberg *”) erfauft. 
Er war zugleich Dienfimaun zu Midau, Pfleger dee 
jungen Grafen, und Birger zu Beru. Deswegen, um 
ſeiner Neigung su folgen ohne finn Lehuherrn. treules 


Better Sartmann, vom Hauſe Nidau, Prope zu Golothurn, 

cine Pfruͤnde au verſchaffen); Werner wae Kirchhetr gu: Grob⸗ 

deten, eiter ſchon damals alten Stiſtung der Herren von 
lach 


49 Zuverlaſſig moter ſchon volljdbrig, als 1 309 ber Ming, 
‘Feiner Schweſler, Gemahlin des nachmaligen Schultheißen 
Philipp von Kien, dee Brüef N. 42 ausgeſtellt wurde 
1326, Urkunde, da er ſeine Tochter Mechthilde 
in das Kloſter Fraubrunnen giebt. Er mochte 1339 im vet 

- oder vier und fanſtigſten Jahr ſeyn; Aitter war er fat 94 
Jahren. 

45) Seinem Gruber Burkhard werden N. 43 zu Jaglſtorf vnd 
Manchringen Guͤter gegeben; Cuno (Aufnahmebrief 7319) 
gab dem Teutſchen Orden Gut; ich weiß nicht, ob er der 
Cuno if, welcher 1354 fein Wellegneuensuraiiees fehen 
gustan baé RI. Gotthatt verkauft. Welder mußte 
nit, nach dem allen, der Theil bes Cefigebornen feyo! Herr 
von Richenbach war wohl ſchon fein Bater, In Lauterbrun⸗ 
hen, Wengs whd Unterfen behielt Rudolf. Lehen bis anf den 
Entfagungstrief su Sunken des Kl. Fntecla 
hen 1318; unter fluden wie nod andere Spuren ſeiner 
Giter im Gebirg. Vogt (Advocatus) gu Erlach Heift cr 
in eben anacf. Urk. 13198. 

46) Kaufbrief um bie Rieder swifthen Reichenbach und 
Niederlindenach, 1339., ungefdbe ix der vierten Woche nach 
dem. Gieg ben Laupen. 

47) Kaufbrief um bea Hof gu. Horden, mit cigencs 
keuten u. ao, 1336. 





Geſchichte der Schweiz. 179 


fa werbert , fielite er bem Grafen vor, daß der Krieg mit 
Sern ihm su einem Nachtheile gereiche, deſſen Erſatz er 
nicht leicht finden dirfte. Der Graf geſtattete ihm; un⸗ 
ter feinen Mitbuͤrgern gu ſtreiten; fuͤr gleichguͤltig hal⸗ 
tend, wie er ihm felbft ſagte,von zweyhunbert Hels 
„men und hundert biersig ibm ergebenen Rittern dieſen 
Einen Mann gu verlieren.“ Darum ald. er fic) oon bene 
Grafen beurlaubte, ſprach Erlach gu iat : „Ihr fast, 
„Herr Graf, id fey Ein Mann; als ein Dann will 
nih mid) zeigen. 


Sobald beym attend Erlache bie Eehinerting des 
Bluͤks am Donnerbuͤhel in allen Gemuͤthern aufgewallt, 
wurde ihm burch allgemeinten Zuruf die Felbhauptmaun - 
(daft aufgetragen, und uͤberreichte ihm der Schultheiß 
von Bubenberg der’ Stadt Barner. Er abet “fland auf’ 
und rebete zu ber Berfanimlung der Birger in folgendem 
Sinn: „Sechs Feldſchlachten habe ich mit gehalten/ 
„vo allemal' son der geringern Zahl bas groͤßere Heer 
geſchlühen worden iſt: gute Ordnung He cin ſicheres 
„Mittel in Schlachten ju ftegen. Gleichwie die 
„Nenge nicht Hilfe gegen geſchickte Mnordmieng ,- fo hilft 
„ohne Ordnung die Tapferkeit nichts. Ihr goit Hand⸗ 
„werken, die ibe oft nicht gern gehorcht Y, thr fend 
ufteye Manner, frey werdet ihr bleiben, aber ˖ wenn ibe’ 
nit gehorchen wißt, mann und wem ihr ſollt. Ich 
„fuͤrchte den Feind nicht; ‘mit Gott und euch will ich 
nden Streit Geftehen; wir wollen ihn’ ausfibren, wie 
njuc Zeit meines Gaters. Aber ich toil niche emer’ 
„deldhauptmann feyn ohne volle Gewalt.” Ald die 
Semtine der Barger von Vern diefes Hdrte, that fie en 
alten Rémern gleich; atfetats Gob jeder die Hand auf 


48) De’ gandwerker aud sa Bern Cwle gn Sirtd 13 6,1 50 | 
Muhlhauſen 1347 und in fo vielen andern Stddten) vermas 
fen fich felb alein, wo nicht thre Mitbuͤrger, m rihlen. 


ago. Il Bud, Orittes Capitet 
und ſchwur ben Gott, und bey den Heiligen, in allen Din. 


ilfe der 
Schweizer 


gen- dem Ritter vor Erlac ohne allen Widerſpruch zu 


gehorchen, ben: iG und Leben. “4 


CL En | an 
In Lauper. hielt Bupenberg nebſt Plantenburg, Hart 


. J 


genoͤthet, unerſchuͤtterlich; mauchen Sturm ſchlugen ſe 


ah; vergeblich wurden fie aufgefordert, vergeblich die 
Mauer erſchuͤttert mit Bocken und Buͤffeln ), unter⸗ 


graben durch Urbeiter unter den Katzen, und aus den 
Blyden) mit gewaltigen Steinen unaufhoͤrlich beſchoſ⸗ 
fen. Der Ort liegt an einem Huͤgel, an beſſen Fuß die 


Senſe in die Sone fließt; andere Hagel uͤberhoͤhen ihn; 


Hoͤhen and Ehenen waren voll Buſchwerk und Wald; | 
bis dabin lief· von Vern der. alte Forſt. Da die Stadt 
gang -umivgllet.toar, mocte-bey Vexrzug der Hiilfe iht 


Speiſeyorrath erſchoͤpft werden. Indeß Bern auf das 
fleißigſie waffnete, aus den Landgerichten die Ausbuͤrget 


fi fammelten, vom untern Sibenthal und aug allen 


Gegenden dex Mark Weißenau) das Volk unter Johann 
gan Weißenburg fic) gum Zuzug aufmadte, und aus 
ben oberften Thaͤlern fowohl der Vogt Cung.von Rin: 
Senberg als dic Mannſchaft von Hasli angog sum Streit, 
eilte der Freyherr Johann von Kramburg ay, Alt: 
fehultheiG'), aber den Brinig in die Sehweigeri{chen 


‘ 


Wald fetes... . 


Der Bund zwiſchen ben Waldfteeten und Bern war 


erloſchen. Als er nach Unterwalden fam und. von bey: 


ben Landammann das Bol fofort verfammelt wurde, 


49) Der Ulten Widder. 


50) Wurfmaidinen, catapultae. Dfe Gloſſaria find aber ſolche 


Artikel zu mangelhaft. 
51) Name ber vordern Gegend in der Landordnung 1347: 


52) Gein Beuder,. Heintich, kommt ia cincr Urk. bes Sb 


Frienibberg 1332 vor. 
$3) Er war Schultheißb 13285 Urkun de. 








BGefchichte' nek Schweiz. 181 


trug er oor, „die Freyheit ihrer vormaligen Eidgenoſ⸗ 
„ſen, bee Buͤrger von Bern, ihrer Freunde, beruhe 
„auf Einem Tag; an welchem alle Angehoͤrigen ihres 
ngemeinen Weſens wider die weit Aberfegene Mache 
„ihrer Feinde cine entſcheidende Schlacht liefern miffen.”. 
Ecinem Bortray antworteten fie,  ,/ Lieber Herr von 
„Kramburg, echte Freundſchaft beweifet fic) in der. 
„Noth; gehet nach Bern, ſaget euten Mitbuͤrgern, das 
„Volk im den Waldſtetten wolle ihnen zeigen wie es 
„denkt.“ Eilends fubren bie Boten uͤber Sen Waldſtet⸗ 

ten See; eilends berief Johann von Attinghauſen die 
Geneine von Uri, und Weybmann die Maͤnner vonn 
Schwytz; unter den Mannern von Uri ſtand nod) ber 
Se), in der Gemeine von Schwytz der Altlandam⸗ 
mann Berner Stanffacher in Hobe Meer). Sofort 
rafieter die Waloftette neunhunbdert muntere Krieger, zo⸗ 

gen ber ben Brinig, bie Théler hinab und erſchienen 

zu Muri nicht weit von Bern; zogen durch die Stave 

und lagerten vor dem obern Shor. 


Erlach aber verfammelte den Kriegsrath und berief Abend 
ifre Hauptleute. Als berathſchlaget wurde, wenn das ¥F Solace. 
Her ausziehen und auf welche Manier der Streit gelies © 
fert werden fol, fprachen die aus ben Waldftetten, 
nfdnel und bis anf ben legten Tropfen Blut.“ Unter 
allen Sundesfreunden der Stadt Bern bewies hiemand 
als die Solothurner alte Treue; obwohl bedrohet oon 
bem Deftreichifden Heer, fandten fie achtsig woh! be- 
waffnete Manner gu Pferd. Am zwanzigſten Tag des 
Brachmonats lagen die Waldaette vor Bern. Diebold 


54) Dag derſ. Landammann war, ſ. in dem Vertras zwi⸗ 
fden Inferlachen und unterwalden, 1340, 

$5) Er lebte bis auf die Waſſersnoth von 1354. 

$6) Tſhudi 1341. Da fein Rater vor g2 Jahren Landam⸗ 
mann war, fo iff es wohl feine gewagte Suthmagung ihm 
Hobes Alter zuzuſchreiben. 


8*? 


i 


132 1I. Bud. Drittes Capitel. 


Bafelwwind ”), Leutprleſter, ermahnte dad Volk, de 
ey Heind fey ſtolz auf feine Zahl; Gott ftrafe den Crog 
rind fegne den Muth. St. Vincenz umd St. Urs”) | 
„haben dex Himmel erworben““), weil fie ume eine gee 
„rechte Sache ibe Leben bingeworfen. In gerechtem 
„Streit, wie im Streit fuͤr ihr Land, ſey der Sieg 
‘pibe, der Buͤrger; der Tad fuͤrs Vaterland gewaͤhre 
„den Himmel °°), und wer nicht ſtirbt, fey von Gott 
sevhalten zur Frepheit und Nahe. Mie Geluͤbden, 
mit Almofen and feyerlichen Umgdngen wurde ven Maͤn⸗ 

* gern.und Weibern bey Tag und Racht groger Gottesdient 
. geleiftet. Kurz war die Rak; um die Mitternachtſtunde 
© gab ber Feldhauptmans das Zeichen bes Aufoeuds”"). 


Dee Zug. Bey Mondfdyein zogen fie, neunhundert aus des 
Waldſtetten?c), dreyhundert Mann von Hasli, drey⸗ 
hundert Many pon Sibenthal, viertaufend Birger und 
Aushirger oon Bern, unter dem Roßbanner adjtsis 


$7) Schultheiß und Rath von Sulz, Urkunde 131% 
Aepren fein Geſchlecht tennen: von Heinrich Baſelwind (wohl 
feincm Bater?) werden in derf. dren Soͤhne, Henni, Hells 
und Jabelunge genannt. Ee fol immer viel wider den vom 
Pops verbanuten Kaiſer geveediget haben; Etterlin. Im 
dbetgen findet men den Prieſter D. Baſeiwind nod 1359 im 
Vertrag des Teutſchen Herren und Herren von 
Grabburg; tod war ers364, Urk. des Lcutps. Guͤm 

ther von Straßburg. _ 

$8) Die Patronen von Bern und Solothurn. 

$9) Hac arte Pollux, hac vagus Hercules 

Enifas, arces actigit igneas. 
: J Boratiaus. 
6c) Jind wee fon Richt, bekommt gum Lohn 
Im Himmel hohen Sig, 

Gob) Montass vor dem hochzytlichen Tag (Feſt) dee 10,000 

Ritter; Etterlin. 


Go*) Darum it der Neuburger Chronik auch dieſc 
Glade praelium conira Sweincæenſos. 





. Seſqh ichte der Sqchweij. es 183 


_ Relae von Solothern™), voran ber’ Prieſter Bak 
wind, in feinen Sdaden des Herta Fronleichnam. Es 
folate jedem von der Mauer ber Glib ſeines Weibes awd 
Kine Kinder, bis bald cine waldidte unebene Gegend 
thes verbarg“"); dex Schultheif von Bubenberg mit 
rinigen dex Alten vom Genat, in wurnbiger Aufmmerk⸗ 
famteit anf jede Warnung dex Marhten™), jede Bors 
ſchaft bom Heer, waren beyſammen zu Math, uͤber jer 
den Zufall, ja Bewahrung der Srads. Alle Wrided 
ud Rindee lagen: in Crwartang des Abends den ganred 
eg ver ben Altaͤren ˖aller Kirchen and iv den Capellen 
der großen Geſchlechter. No 


Sn grofer Ordnung jog unter Crlath der Schlacht⸗ Die Stun⸗ 
haufe burch bad wohl ausgekunbſchäftete Land. Um —E 
bie Nittagszeit nahm er feine Stellung unweit Laupen 

(dod) daß ex von dieſer Stabt nicht gefehen wurde), auf 
her Hohe des Brombetyes, von der er ben Feind uͤber⸗ 
fab, und tne Racken von einem Wald bedectt wurde. 
Da diele Ritter’ inter mancherley Borwand aus det 
Schaaren ritten um den Feind anzuſprengen, erhob fic 
wie in den alten Kriegen der Griechiſchen Helden erbittern⸗ 
ber Wortwechſel mit Spott oder Crug: Johann vor 
Ratenderg, Schultheiß von Frenburg, wollte behaup⸗ 
ten, die Berner haben in ibrem Haufen verfleidete Wei- 
br; da rief Cuno von Rinkenberg, „Ihr werdet es 
ebeute erfahren.“ Mit lanter Stimme rief ein Mann 
von Schwytz, „Wir find Gereit; wer will, trete Hervog, 


61) Rah hee, eiwa fehlerhaſten, Handſchrift, welche th vow 

Sfdbadttan hatte, nue ss. Meberhaupt nad der chron. 

de Bern, viz Sooo, und gleichwohl zaͤhlt fle auf sie Wald. 

Sette, Gibenthal und Hasli nur 1200; ben Tſchudi wer⸗ 

ben auch ben 6000 augegeben. ~ 
61>) Be dem Fork regen ſo fo bean 

Gedtich by inen jedermann. (Rebmann, Stofhoen.) 

62) Man erwartete Aarsau hinauf den Anjug der Oeſtreicher. 


es. Bands = Drittes Capitel. 


Viugegen ſorach Graf Nudglf on. Midau zu dere anges 
Huldig harcenden-Grapherven-ved Grafeny. »diefer Fein 
Ge wird ſich immen fniden laſſen.Er baste bey dem Hers 
zog Ulbreche von Oefirsih cin Heer. Berver mit einen 
Wald oon Staceln verglichen; der Herzog ſprach, ade 
Midauer doch: gaget wor. feinem .Geinhs/’ -wonenf er 
ſchwur, „heut Nidau und nimmer; Leib und Gut ver⸗ 
mliere ich), ich will as. aber theuer verkaufen ).“ So 
warnte der Venner Fuͤliſtorff, aus. Feeyburg; als oe | 
Furcht vorgewosfers wurde, fagte ev yy, Reiner Stadt | 
w Danner wik-i& aufrecht Halten, Lis ich ſelbſt falle; 
„eures Truges werdet ibe uicht froh werden.“ 


Criads - Erlach, da -ex viele ungeuͤbte Mannſchaft, hatte, 
Geundjdge. wollte ber feindlichen Kriegsmanier keine ſchweren Wen. 
dungen entgegenſetzen (die Miliz verwirret ſich in ſolcher 
Kunſt); ev trachtete bad Volk moͤglichit anjufeuetn, um 
ſeine Staͤrke unendlich gu vermehren, und alle Kuͤnſte 
des Feindes durch herzhaften Anfall irre zu machen. In 
allen Kriegen., deren Fuͤhrer er war, pflegte ex dit 
Hrpnung auf bag Genauefte gu beobadhten , ſtraks auf⸗ 
zumarſchiren, und nie dem Feind den Ruͤcken zu zeigen. 
Dieſes war ſeine Manier, und geziemt der Schweijzeri⸗ 
ſchen Gemuͤthsart, unſeres handes Natur und unſenn 
Kriegen ). 


Es iſt ein groͤßer, allzu scrote shell ber 
Rriegétunt, ihre wenigen allgemeinen ewigen Grund⸗ 
{age nidjt nur (wie geſchieht) auf die verfthiedenen Waf⸗ 


63) Dicfe unterredung wurde wohl gebalten, als Albrecht, nicht 
lange vor dieſer Zeit, nad Koͤnigsfelden fam und mit Agnes 
negotia terrae difputabat, Ann. Leob. 1337. 

64) Dieſe und aͤhnliche Anmerkungen waren fae bie alte Shwe 
berechnet; doc iff von der Erfabrung bewieſen, daß aud in 
groͤßern Heercn und gelebrtern Kriegen fle etwa vergefien wow 
ben; der Krieg war feit cinem halben Sabapundert all uſchr in 
Maſchinerie ausgeartet. 





. Beghidte ber. SGGweis. - a85 


fin jedes Jahrhunderts einzurichten, ſondern (wie viel, 
leicht von den Roͤmern beſſer geſchah) fie. nach: ew: Um⸗ 
finden jedes Landes und Volks zu Nationalſyſtemen zu 
bilder ®*>. .-, Dedueth wuͤrden die Koͤnige und Vorſteher7 
derjenigen Voͤller, welche nicht Preuße, nicht Deftreichee 
nnd nicht Franzoſe ſind, bewogen werden, ihe Lriegs⸗ 
pol weder iu: die PreuGifehe, nod. in die Oeßreichiſche 
nod) -in die Frauzoͤſifche RKriegsform und Manier 4zu 
zwingen, ſondern zedem die ihm eigene gu — die 
metͤtlichſte, und alfa | die wages - ee 


€rladj; fobalo er att ben Geind sefonatmen, ; arbncte; Funordnuns. 
daß die aus den Waldſtetten, von Oberhasli, von Si⸗ 
benthal und: Solothurn, wie fie es begehrten, die 
Reiteren aufhielten, welche hervorzubrechen ober vor⸗ 
beyuſpreugen und alsdann den Bernern in die Seite 
oder ·von der: Hoͤhe in den Ruͤcken zu fallen gedachte, : | gee 
gen bad: Fußvolfk, welches in enger geſchlo ſſener Ordnung 
die Berner aufhalten follte, ſtand er ſelbſt. Er maͤhlte 
zu ſeiner beſondern Abſicht eine auserleſene Zahl der 
munterſten Juͤnglinge aus den Zuͤnften der Gerber und 
Fleiſcher “>. Dieſe entflammte er zur groͤßten Tapfer⸗ 
frit indem er. ihnen zurief: „Wo ſind die froͤhlichen 
„dJuͤnglinge, die taͤglich su Bern geſchmuͤckt mit Blumen 
„und Feberbuͤſchen pie erfien ‘find an jedem Zang °°") 2. 
u Heute ftehet bey euch die Ehre ber Stadt. Hier Ban- 
| “ee Erlach!“ Da riefen fe mit lauter Stimme— 





65) ‘Bie zum Beyſplet, obwohl tury, her Marſchall von Sachs 
fen that in den reflexions {ur la maniere de faire la guerre en 
Pologae. 

66) Es i& wohl faum ndthig, ſelbſt Auslandern, ein fie alles 

. mal, zu fagen, daß auf Banften, die von cinem Gewerbe ges 
Nannt werden, nicht alle, meiſtens die wenigſten, Zunftge⸗ 
noſſen ſolch Gewerbe wirklich trethen; dee Verfaſſer bicice 
olsen iſt ſelbſt von ber Gerberzunft. 

66>) Nah Rebmann: We find oie Gaſſentreter, vor denen 
niemand ſchlaft zu Nocht? 


ass IL Bud. Drittes Capitel. 


p Set, wir wollen Sen euch ſtehen, twaten herder 
tad umpc des Seamer | 


Sdieat. Hierauf als bat Zachen heſchah, raunten erſtlich 
vie Schlenderer hinab anf den Feind; Me chaten jeder 
been Wuͤrfe, brachen bie Reihen, traten zuruͤckk. Rit 
Geraſſel fuhren ſchwere eiſerne Heerwagen““) hinab in 
bie gebrochene Otduung; wuͤtend ſtritten vou denfelben 
die Krieger, ihre Wagen konnten fie nicht werden. In⸗ 
def hielten die Hinterften™) als Unerfahrne die Wea 

dung der Schleuderer fiir den Anfang einer Flucht, und 
ſlohen in den Wald; ihre That warbe bemerkt, veran⸗ 
laßte Bewegung oer Gemuͤther und wurde dem Feld⸗ 
hauptmann geſagt: In dieſem Augenblick rief Erlach 
mit heiterem zuverſichtvollem Geſicht in bie Schaaren: 
Freunde wir ſiegen, die Furchtſamen ſind von uns; 
fofort, indem auch die Heerwagen wirkten, drang er, 
der Stadt Bern Banner ia ſeiner Hand, mit jenen Sung: 
lingen, dem Kern ſeines Heers, unwiderſtehlich maͤchtig 


~67) Es iſt in bee Kriegsgeſchichte dieſes Landes ſonſt keine Mel⸗ 
bdung von dergleichen Wagen; fie waren in den Kelegen Frits 
drichs des Erſten wiher Mailand (um 1158) erfunden mor⸗ 
den. Die Buͤrger zogen aus, kuͤhn (valde baldaciter) mit 
hundert von ihrem Werkmeiſter Quintellino verfertigten Wa⸗ 
gen Cplaultrellis), die quafi ad modum fecuris facta erant in 
: fronte; in gyro erant Groumdata praccidentibus ferris, facta 
de felcibus' predariis. In prima acie pofuerunt plauftrella. 
Sire Raul de goltis Friderici; ben Muratort Scr. VI, 1184 
Es if ein Beweis, wie wohl dee von Bennwyl feinen Ruby 
verbiente, daß er eine fo felten gebraudte Erfindung nidt ab 
lein gefannd, ſondern auf das beſte au benugen gewußt. 


63) 2060, alſo wenigſtens cin Deitthell, der gange Nachtrupp; 
aufotge der (mir in dieſer Zahl wegen vieler Unſtande un rich⸗ 
tig ſcheinenden) Handfdrit. Mud Frane Ludwig Hale 
fer, welcher dieſe in dem. Schweizeriſchen Mufeum nad 
Srundidgen der Ketegéfunk au eeldutern unternonmen, vers 
mushet, daß ihrer nue zweyhundett geweſen. 








Beſchichte der Schweiz. J 367 


unter das feindlide Fußvolk six?” Da Kel ser 
Schultheiß von Makenhergz da fank der Stadt Feaphung 
Banner aus Fuͤlißorffs flerbender Hand, <r Gard 
einen edlen Tod uuter vierzehn Verwandtens viele aw 


deve wurden erſchlagen, vornehmlich ſtritt Freyburg ©), 
Das Land erlaubte dem Feind keine volle Entwickelung 
der Sehaaven. Alles umſtaͤndlichere von der Srellang 
usd Leitung dieſer merlwuͤrdigen Waffenthut iſt unbe⸗ 
fount, wie non den meiſten Schlachten, welche nicht vos 
ben Feldherren ſelbſt beſchrieben, oder bem Geſchicht⸗ 
ſchreiber exzaͤhlt worden find”). Als endlich aller Wie 
derſtand vergeblich ſchien, warf fic) pldglich dad gaͤnte 
Sufself, voran die aus Welſchland, ob umd amter Sane 
pn auf zwey Straßen ia unordentliche Flucht“) wie 
Regwerfuag der Waffen: . Um Betperjeit *) ilten -die 
pou Bers den Schweizern upd Solothurnsen wider die 


68) Wee von Bern umkam, mag ben Tod Hier gefunden Saber. 
Bie Sennen Hanné Heter’n der feines Namens gu Bern dee 
Erſte (1331 fam er von Zurich) den Ruhm, wortn fein 
Schwelzeriſcher Name den feines Geſchlechts Abertrofen, bur — 
dieſe Mpfopferung au verdiencn Kegaun. §.f. Hafler, 

69) Sievog fagt ber von Wintertur, nad dew erſten Bis 
ſchein, Dab Gegenthell; nawlich dab goer fie gelohen. Dies 
fed geſchah, weil meit nur fie den Anfal aushielten. Man 
weiß nod) bie Ramen der erſchlagenen Freyburger; fle wider⸗ 
legen genugſam, mas ausdem Vicod. gcidlofien wesden moͤchte. 

70) G8 ift fir die Kriegshiſtorie der neuern Zeiten cin Ungläck, 
daß bie Kriegsmaͤnner fic trocken taktiſch, bie andern Geſchicht⸗ 
ſchreiber gemeiniglich ohne Kenntniß noch Liebe bes Ariegeweſens, 
und unverßandlich, beſchreiben; daher kommt unfere gedgere 
Theilnehmung an taktiſch und moraliſch beſchriebenen Kriegen 
der alten, als an Schlachten der neueſten Zeit, von welchen 
mander von ben GibrifticHern verachtete Anekdoten weiß, 
die Plutarch au ewigem Ruhm der Theilhaber auggemalt hatte. 

73) Solches if in dieſen Beiten bey den Heercn bed dels vor⸗ 


nehmlich geſchehen, weil dic Anfuͤhrer fuͤr nithige Gubordis 


nation einander au gleich waren. 
72) Hora veſperarum proſperati {unt Bernenles; chron. dq B. 
. Dod koͤnnte dicies auch bas Eride von allem anzeigen. 


188 iI, Bad Drittes Capitel. 


Reiterey zu Hilfe; ſie getieth eben damals bet Flucht; 
fie hatte die Schweizer umgeben wollen, dieſe neath ihrer 
Gewohnheit hatten in -grofler” Noth unzerkrennlich hee 
halten, Gis durch die Schlenderer die Pferde verwundet, 
betdubt, und hierdurch ber Feind verwirrt wurber Un⸗ 

ter den Vorderſten lag Graf Rudolf zu Nidau, nach (eis 

‘ gem Wort; urfern von ihm würde Graf Gerhard”) ge 

funden; - viele bedauerten Johann von Savoyen (vergeb- 

. Sich ertodrtete ſein alter Vater ™) den einzigen Gobn ald 

Friedensftifter glorwurdig wiederfommen su fehen; einen 
langen Wittwenfland”*) bereitete er feiner Gemablin, 

Margaretha von Chalows); drey Grafen vom Haul 
Greyerz lagen auf ter Wahlſtatt, andere etlf Grafer 

unter ben Godten. Die Miederlage der Gemeinen”) 

war, wie gewoͤhnlich, aif der Flucht am groͤßften. Ein 

Freyherr vow Blumenberg ,-ald er hdrte wer und welche 

Menge umgefommen, fagte yu feinem Knecht, 1, Gott 
„ſey vor, daß Blumenberg lebe nach bem Tod ſolchet 

1 Manner ,* fprengte mit verhaͤngtem Zuͤgel unter de 


AY . 
73) Er iff es, von defen Sohn Johann (urkunde 1373, 
ba derſ. Wihifau und Balangin beſaß), Claudius (odterlicher 
Seite) abſtammt, welcher 1523 gu Laſarra mit Valangin be 
lehnt wurde und Stammvater der Graſen von’ Aarberg tf, 
weklche in ben Niederlanden nod bluͤhen. 
74) Zwar bat Ludwig von Gavonen auch nach Johanns Tod 
noch die Waffen gefuͤhrt, aber er machte doch 1340 ſein der — 
ſtament (fAntg, im cod. ltal., t. II. Bon Johann vor 
Nidau, und von Faͤrſtenberg meldet ber von Leoben beſon⸗ 
ders, daß fie ihren Ruhm durchaus nicht Aberleben wollten. 
75) Gie war eine Tochter Graf Fohanns von Chalons su Auxer⸗ 
re, und flarb eber nidjt als 13783; Gulckenon, t. Il. 
16) Weil die Ritter aus Mangel an Reiterey ſchwer gu verfolgen 
waren. Die Bahl ber Todten rechnet Meodu- wohl gu gers, — 
auf 1000; 1500, ut communiter dicebatur, ‘pte Hands — 
ſchrift N. 325 bad (noch wahrſcheinlicher Zeitgenoſſe) cho" 
de B., fare 4000; 1500 Mann au Pferd (wohl nue dieſe 
meint jene Handſchr.) und 3100 Mann zu Zuß werden von 
Tſchudi angegeben. 


e 





Befhigte bee Schweiz. 189 


cus ben -Walbfietten, und fand feinen Zod. Eslag . .. 
die gange Feldmark von Oberwyl und. Wyden”’) mit. .. - - 
Wafer, Pferden und Leichnamen bedeckt, mit achtzig aan 
gefronten. Helmen, fieben und zwanzig Banners der. 

Staͤdte und .Grofen””). Peter ven Aarberg fioh, mit. 

allem Troß das Land hinab. Dig Amtleute von are 

gan) und Graf Eberhard, welche gu dem. feindliden.. 

Heer zogen, da fie defen Zufall vernahmen, eilten: ere ; 

(hroden theils in ibre Bindery theils zu Vertartuns der 

Stadt Freyburg. 


Als bas Bolt bom RNachiagen der Feiude ſich auf Der Abend. 
der Wahlſtatt geſammelt, fiel das ganze Heer der Stadt 
Seen auf die Knie, zum Dank an Gott, weiler Erlachs 
Einſicht, und ihren Muth geſegnet hatte, wie Er pflegt. 
Erlach lobte ihren Gehorfam ; -,, id) werde nie vergeſſen,“ 
ſagte er, „daß ich dieſen Sieg dem Vertrauen meiner 
„Mitbuͤrger ſchuldig bin, und eurem heldenmuͤthigen 
n Sign yn.. ſtrenge handfeſte geliebte Freunde und Noth⸗ 
„helfer aus den Waldfetten MND bon Solothurn; wenn 
nw Unfere, Nachkommen die Befchichte biefer Sehlacht hoͤ⸗ 
„ren, fo werden fie die gegenfeitige Freundſchaft uͤber 
alles achten, gleichwie an dieſem Tag; in ihren Gefah⸗ 
„ren und Kriegen werden ſie bedenken, welcher Voraͤl⸗ 
„tern Kinder ſie ſind.“ Indeß wurden von andern die 
Verwundeten beſorgt; es wurde Geleit ausgerufen fuͤr 
die, welche bie Leichname der Ihrigen in die Grauften ih⸗ 
rer Geſchlechter fuͤhren wollen; die uͤbrigen wurden an 
dem Ort, wo ſie gefallen, in große Gruben gehaͤuft. Als 
bie in Laupen die freundſchaftlichen Banner ſahen, wein⸗ 
ten viele, wie man teint beym Leſen oder Hoͤren großer 
Thaten, die man mit vollbracht haben moͤchte. 


77) In campo iuzta villas OW. ‘et W., chron. de Barmy. — 
78) Die Zahl der Helme iſt aus der Haudſchr. N. 32. 
79) Advocati ducum Auftriae cum hominibus quos babuerunt i im, 


Argoja; Haͤndſchrift N. 32. ... 








Dee Lag 
nad dem 


Sieg. 


‘ 


190 If, Bnd. Drittes Capitel. 


Dieſelbe Nacht, wie es Sitte war, blieb das Kress: 
volt auf dem fieghaft behaupteten Schlachtfeld. Fruͤh 
aw: folgenBen Tag war jeber auf. Voran jog Diebold 
Baſelwind; es folgten die erbeutetén Banner, vit Wass 
fer und: Ruͤſtungen der erſchlagenen Großen; auf aller 
Angefidhtern glaͤnzte Sieg, erworben durch Tagend, 


welche von unſerm Gemuͤth abhaͤngt, uͤber Macht, welche 


bad Gluͤck zuwirft. Unter diefen Gedanken zogen ſie in 
die Stadt Bern. Erlach, da er den vaͤterlichen Ruhm 
ber Befreyung des gemeinen Weſens erneuert,, legte die 
Vollgewalt nieder. Die von Bern und aus den Walbd⸗ 
ſtetten ſchwuren Eidgenoſſenſchaft ); jene gaben dieſen 
ſiebenhundert und funfzig Pfund Pfennig) und erſetzten 
ihnen ben Abgang und Schaden an Harniſch und Roſ⸗ 


ſen?); ‘fie waren, ihrer Heerben unbeforgt ; unb ohne 


Verkommmiß um ciniger Gold), Bert zum Beyftand 


aufgebrochen. Endlich wurde su Bern verortmet; jaͤhr⸗ 


lich diefen Tag mit Fahnen, Kreuz und Heiligthum 
gu begehen, den Armet aber cite Spende auszutheilen, 
um, nach der weifen Gitte ber Alten, durch dad aufge⸗ 
friſchte Andenfen an Erlach und an’ die Streiter’ diets 


80) Eidgenoffen werden fic in den Urkunden dee MN, 81 aud 


N. 82 betitelt. Bisher hat man den Bundbrief «nicht gefuns 
ben. Salk wabricheinlich if, daß von derſelben Beit alt bis 
auf diefen Tag zwiſchen den Waldſtetten und Been der Gund 
nie wieder unterbroden worden; dager moͤchte kommen, dab 
jene im 3.1476 fich gu niches -anderm als au Beetheidiguns 
der Gtddte Bern und Laupen verbunden geglaubt (Schil⸗ 
ting, hb. a): Wenn 1352 Bern wider Biri dtente, ge⸗ 
ſchah dtefes wohl aus Mangel eines befondern Berteags 5 and int 
. ¥ 1339 migen kanftige Etogenofen der Schweizer nist 
vorbepalten worden ſeyn. 
21) Empfangſchein der Landleute von Met, Mow 
tagé vor Weihnadt, im J. 1339. 
$2) Ledbtylaffung dee Berner Hterum durch dle kand⸗ 
leute von U., S. und uV.; Stang, den 3 Mughm. 1339: 
83) Mam fieht aus N. gs, daß dad Geld ihnen erſte,vor dau⸗ 
ec POD gelobt und geheißen wurde: | 





SGe(dhigte der Schweiz. 7m agi ) 


Lriegs die Liebe des Vaterlandes gw erneuern saad Bache 
ferung ihrer Dagend amuflanimen. 


Die erſte That nach. der Gchincgs bey eaipen e068 sector bes | 
wider Jordan oom Burgiſtein“) Geine Burg. lag: in: hen riegs. 
Uechtlaͤndiſchen Huͤgeln), weil er auf cin falſchas Ganidt 
uͤber bie Riederlage ber Berner gefeohlods;. fe ſchoſſea 
iba tod, Burgiſtein brachen fie®*’). Die Freunde der 
erſchlagenen Bavronen ſuchten Bein auspuhungern oder 
burch Streifereyen gu ermuͤden; die Berner fuͤhrten m 
geringen Schaaren zu Widerſtand und Rache: unermuͤbet 
kleinen Krieg Arbeit giebe Kraftgefuͤhl, in dieſem bev 
ſteht unfer hoͤchſtes Vergnagen. Daher liebten die Juͤng⸗ 1340 
linge von Bern hie Waſſenthat fo, daß ver: Friede ˖ index 
groſten Faſtenzeit ihnen unertedglich war; fe nantites 
ihn ify Wochenbette. Als der Schultheiß Johann: vow 
Bubenberg auszog zur Einnahme Hutwyts, eines Ln 
burgiſchen Ortes, brannten sie unter dem Roßlbannen 
von ſolchem Eifer, daß eld der Hurſt freyer Fußkucchte 
ankam, die kleine Stadt ſchon eingenommen warn. Hier⸗ 
anf zogen fie woͤchentlich nach Spieß, welche ſtarke Burg 
des Hauſes Straͤttlingen in der augenehmſten Gegend ane 
ben Thuner See, ber Schultheiß von: Bubenbeerg une 
Mngt gefauft *°) und vermittelft eines Vertrags pu deo 
Stade Dien witsnete°**). Ret: Spiess teil: rings⸗ 


84) Vein. Bruder Konrad und felne Schweſter Adelheid, vers 
mdglt Rudolfen- von Hallwol, find in doce Koͤnigsſel der 
Urfandbe um Rüterswol 1329. 

84 ) Moffli ven Geen erſchos Herrn Jordan; Rebmann. 

84°) 13333 Bon Hannſen von Sirdttlingen, der dieſe Burg 
ſeit zwey Jahren Werner Manzer'n, feinem Schwiegerſohne, 
foreny’en Manges deſſen VBruder und Burkarden von Benn⸗ 
tpl, ihrem Schmager, werpfindet. hatte ;, jegt: nachdem fein, 
Gobn geſtorben, verfaufte er fic, 

4!) Vertrag ded Raths und der. Bweopundens, 
und ber Barges. gemeinlich ber. Stadt Bern, . 
mit Herea Joann yon Buhenderg, Xitter, ove Schulte 





393 IL Bud. Drittes' Capitel. 


heruni feine Zufahr geffattet wurde, brachten ihnen die 
Sandleute von Oberhasli und dinterwalden Korn ven den 
Marften gu Lucern und jen(cit der Grimfel oder des 
Suter’), Damit es von ihnen ſicher geſchehe, wurde 
zwiſchen den Gotteshausituten von Interlachen und 
Landlenten von Unterwalden von den Schweijern ¢ eine 
ueberemtanft verniitteit) J R 
Auf dev andern Seite thaten oicegig-Baupenee einen 
Gireifqus, auf die Freyburger; es geſchah, daG der ere 
Kern sory und zwanzig erſchlagen wurden. Mis: Erlach 
dieſes Gdrte, beſchloß ce die Bluteache diefer tapfern 
Manner, auf daß dem Feind ser Muth nicht ſteige. Er 
hatte eine alles unterwerfende Geelenfraft: und underaͤn⸗ 
derliches Gluͤck, alle Buͤrger folgten ihm; das Herz des 
Volks iſt in der Hand großer Maͤnner. Freudig waff⸗ 
nete die Jugend; niemand wußte, wohin oder wozu Er⸗ 
lach ſie fuͤhren wolle; an dem Ruͤſtungstag ließ er die 
Thore ſchließen; bey Mache brach et auf undgienguͤber 
bie Senſe mit einem Roßbanner und mit zwey Fußban⸗ 
nern. In den Wald auf dem Schoͤnenberg unweit Frey⸗ 
burg ſteckte er einen Hinterhalt, welchem er verbot eher 
von ſeiner Stelle zu weichen, als wenn er ſein Schwert 
ſchwinge; hierauf zog er an die Stadt hinab. Vor dem 
Wald. auf dem Berg war cine Pferdeweide; dieſe lockte 


heißen; beſiegelt auc von bem ehrbaren geiſtlichen Mann Bru⸗ 

der Diebold dem Leutprieſter; Morndes nach S. Michaelis 
1339 (im Schweizer, Muſeum): daß er dieſen Krieg aus 
mit ſeiner Burg und Veſte Spicz, deren Leuten und Gut, 
ihnen wider thre Feinde beholfen ſee. Neun Buͤrgen des Scha⸗ 

dens: jener von Kramburg, Lorens Danser, Giſenſtein ber 
Stade Srhreiber, Bertſchi der WEG wl a. 

85) Man weiß es nidt dlgentitq: Tegteret hid if nad ur, 
jener nach Wallis. ⸗ 

s6) Thadiguug'13400Es ik vor: un. “hee Zhell ob dem 
Wald. Junker Johann von Attinghauſen, _Bregpert, Sans 
ammaͤnn von wel, erſter Benger < +” 


Gefdhidte der Shwe iz. 193 


acht Manner bed Hinterhalts, welche hierauf alfobald | 
bon mebrren Feinden umringet warden; dex Hinterbalt 
blieb RIN; Benn Erlach, da er die That vernahm, fagte, 
n€in paar Pferde waren ihnen lieber alg das Wohl 
„unſerer Schaar; deffen sable fie der Flind.“ Er ſelbſt, 
bon denen anus der Stadt angefallen, zog ſich zuruͤck; 
fie verfolgten ibn jenfeit des Walds; pidsglich ſchwung 
cr fein Schwert. Indeß der Hinterhalt in des Feindes 
Racfen fiel, waͤndte fic) Erlach, und ſchlug den Feind 
mit ſolchem Schrecken, daß nicht allein mehr alé vier 
bundert °7) Maun erſchlagen wurden, ſondern viele blind⸗ 
lings in Den Strom der Gane rannten. Wenige Tage 
nachdem er dieſe Rathe genommen, zog die Macht vor 
Bern Gis an bie Stadt Frenburg und verbrannte die 

Galtern, Borburg®*) bieffeit der Sane. Ale durch 
die breunende Bruͤcke die ganze nod) Hdlgerne Stadt in 
ſolche Gefabe fam, daß viele Vornehme aus den obern 
Thoren fliichteten, wurde durch den Eifer zwey guter 
Buͤrger, welche die ride abwarfen, Freyburg erhal- 
ten. Indeß Burfard oon Ellerbach, Deftreichifcher 
Bogt, ein guter RKriegsmann, diefe Stadt verftdrtte, 
fibite von ‘Marberg bis in bas Emmenthal®), von 
Straßberg bis an Graßburg, alles feindliche Landvolf die 
ſchwere untviberfteblidje Hand Berns. Da fprach das . 
Bolt ,, Gott iſt Birger worden gu Bern;“ die Berner 
fifteten eine Meffe ,, Gott, gu Urfund feiner Gnade. “4 


87) 500, chron. de B.; 700, Schodeler; 400, 
Lidadi. | | . 
88) Munitio Fribargi, dicta Galterra; chron. de B. 


89) €6.i8 tn einer Urkunde 1334 Otto de valle Mercurit, 
Ich wuͤrde mich nicht wundern, daß cin eruditer Notarius das 
Cumenthal fo genannt; babe th dod Hemmethal und 
Emmersberg bey Schafhauſen aud vom Hermes herlei⸗ 
ten gebirt! Ym uͤbrigen if cin Stuͤck aus den Geſchichten 
dieſer Zeit bey Tſchudi durch fein odce eines Abſchreibers Bers 
ſehen Ratt bep 1341 ben 1361 erzahlt. 

11, Theil. N 





é 


194 IL, Buch. Drittes Capitel. 


| In denfelbigen Tagen als bie Macht vor Than lag, 

tourden fie durch den Freyherrn von Kramburg eines 
Unternehmens der Freyburger gewarnt: Ellerbach, da 
er die Delagerung oon Thun vernahm, jog unerkundiget 
Gis an den Sulgenbach, welcher fat an der Stadtmauer 
von Bern flick. Jn diefer ploͤtzlichen Gefahr thaten 
die alten Manner, wad in dem Jahe nad dem Ungluͤck 
bey Leuftren bie Greife der Laceddmonier ; in Erinnerung 
ihrer, Jugend bewaffneten fie die gitternden Glieder, und 
ſchlugen den Feind von der Stade, noc ehe vou Thus 
die Mannfchafe wlederkam ꝰ). Bald nach dieſem fared: 
ten die frendigen Reden des Scharfrichters die Schaaren 
ber feindlichen Ritter oor dem Angrif des Gruͤnhages ju 
Allmaͤdingen, welcher vierzig Berner Sedeckte®?”’). Bey 
fo verſchiedenem Kriegsgluͤck der Partenen wurde das ge⸗ 
meine Wefen in feinent Aufwand von ſolchen unterſtuͤtzt, on 
welche niemand etwas fordern fonnte™) ; der Feind war 
in foldjen Geldnoͤthen, daß die Grafen vom Hanf: Grey⸗ 
erz den Zoll vom Vieh, die Wage fuͤr Butter und Kéfe”) 


90.) Sandideift, N. 32. 

90>) Dag dieſer Scharfrichter vlelleicht ein Fleiſcher, Bennet 

von Mesgern, war, iff ben einem andern Anlaſſe bemerst 

worden. War futcomus carnifex (Oberkuͤchenmeiſter, te grand 
‘Queux) nicht in Altern Setten. cime Hofwarde tn England 
(Hoveden, 1040)? Man fann geigen, daß dieſes Wort 
far Fleiſcher gewdpnlich war (dk Cange in voce; Hraas 
Senburgifhe Urkunden bey Pelloutier fur Bore, 
Jas X, in Mem. de l'Acad. de Berlin 1753). Dod entebrte 
ber Scharfrichter nist, da in Behmgecicheen jeder Frevſcheft 
ſich gefallen lich, Henker gu ſeyn (Mant ce Koſmogt. 
dritten Buch). 

91) Revers Hee Stadt gegen Rigisherg, wo 
Propſt the fae diefmal feine Leyte au telien (beſtenern) 
laubt, 13'38- 

92) Urfunde Peters (bes Benders Yohannfen von Mo 
falvané N. 28) denen von Giffenay (Ganen; anfen 
Gieſſinen; alted Wort fuͤr Wafferfdle) et inrer duos Fiend 
(Dace), 1341. Der Bol (vendae, les vendes) war v0 





Sefhigte ver Schweiz. 195 


andendere wichtige Herrſchaftrechte 9 an ibe Hirten⸗ 
doik verkaufen mußten. 


Bey fo ſtandhaftem Waffengluͤck, nach ber entſchei⸗ Friede mie 
denden Schlacht bey Laupen, gedachten dle Berner an Mea, 
bie Unterwerfung auch nicht cineg Dorfs; ihre Ubfiche 
gieng auf cine freye Gemeinbeit, im Lande ficher durch 
das Unfehen ihres Muthes. Laͤnderbefitz iſt den Zufaͤl⸗ 
len unterwworfen; Geift und Hers unfer eigen, folgt nicht 
veraͤnderlichem Gluͤckꝰ), und wer die Hat, ift frey, 
allezeit, allenthalben. Sobald Koͤnigin Agnes gu Ko⸗ 134s 
nigsfelden, und Freyburg ſelbſt, Friede ſuchte, gab die 
Stadt Bern in der Zuſammenkunft bey Ueberſtorf ) nicht 
nur Friede, ſondern es wurde zu Vorkommung alles 
kuͤnftigen Spans. Beranfialtung ordentlichen Rechtsgan⸗ 


ges getroffen ® °). Lo. ‘ 


Mlle ſolche Verordnungen, einfache oder kuͤnſtliche, 
find gut oder mangelbaft, fo wie die Parteyen Gerechtig⸗ 
fit und Eintracht ſcheinbar ober aufcichtig wollen. Es 
Ma 


Sthé Hornvieh cin Batzen; dow peys gab ee ihnen, 0. & 
Sreoheit jedem, ſelber gu wdgen. Um 300 Pfund Lauf. 

93) Es veerpfdndete Graf Peter ſelbſt ( N. 28) ben Greverzern, 
auger ben vendes, das Umgeld und Bannwartihaft mit Cine - - 
nabme der Holsfeevels 1349, auf zehn Jahre. 

94) Sperat infeltis , metuit fecundie. 

gs) Bundbrief su Forisdorf (fo wird es ba geſchrieben), als 
Jacob Ritſcho Schultheiß war su Freyburg und J. von 
Bubenberg Gd. gu Bern 1341. Quer hier iſt, wie der 
„gemeine Mann“ (Obmann, arbiter) gu waͤhlen, fe aus 
dem Rathe ber Stadt, wo dee Anſpraͤchige wohnt. 

95>) Die Stadt fol ber Herren eigene, Bogteys oder Lehenleute 
nicht au Buͤrgern auſnehmen, und wenn ein Here oder deſſen 
Amtmann ole Behoͤrigkeit eines ſolchen Mannes vor dem 
Schultheißen von Bern und vier Zeugen und einem Eide dar⸗ 

thut, fo fol man den ledig laſſen. Aus dems Swonbricf 1 3403 
bey Rubin, | 


x 


196 Il. Bud. Drittes Capitel. 


ift, nach ber algemeinen Erfahrung, nicht mdglid, 
Staaten, die nicht wollen, ohne Gewalt su Friede jn 
bringen 2); und je kuͤnſtlicher die Rechtsgaͤnge einge⸗ 
richtet find, um deſto mehr verrathen fie cine trante Eid⸗ 
genoſſenſchaft, welche von Arzneyen lebt. 


Rudolf und Jacob, Soͤhne Rubolfs Grafen yu Ri 
_ bat (vaͤterlicher Tapferkeit nachmals wuͤrdige Erben“)) 
waren unmuͤndig; ihre Anverwandten vom Hauſe Welſch⸗ 
neuenburg gu ſchwach ju Vertheidigung ihrer Herrſchaft, 
und fie trugen billig Scheu dieſelbe einem auslaͤnbiſchen 
Fuͤrſten anzuvertrauen. Da bewogen fie, durch Ver 
mittlung des Biſchofs von Baſel Johann Geans von 
Manſigen, Rudolfen von Erlach, den ſie einen ſo from⸗ 
men als tapfern Ritter wußten, uͤber Nidau und uͤber 
die verlaſſene Jugend ihrer Vettern bie Vormundfchaft 
wieder anzunehmenꝰ*). Dee Tag bey Laupen iſt glaͤn⸗ 
zend, dieſe Urkund ſeiner Tugend iſt großer; dean Kriegs⸗ 
gluͤck if meiſt bey dem Geſchickteſten, ſolches Vertrauea 


kommt keinem alg dem Beſten zu. Erlach hat mit vielen 


Tauſenden gemein, daß erin Schlachten gefiegt, aber 


ich weiß nicht, ob einem andern Kriegshelden freywillig, 


und wie ohne Mißtrauen fo ohne Rene, die Soͤhne und 
Herrſchaften des erſchlagenen feindlichen Feldherrn an⸗ 
vertrauet worden ſind. Auch bewieſen Peter von Aar⸗ 


95) Bott fey vor, daß fd) buͤrgerliche Krlege entſchuldige; c⸗ 
wird vom dritten Buch an geztigt werden, wie durch einface 
wirdige Gefege dieſe Graͤuel ber Eidgenoſſenſchaft vermicden 
werden fonuten. 


97) Rudolfs Geſchichte wird vorkommen; Yacob wurde 1356 


in ber Schacht bey Polticrs erſchlagen. 

98) Dleſes geſchah faum in der dritten Woche nah dem Sieg bo 
faupen, am vierten Heumonat 1339: G. den Lehenbrief 
an das Hochſtift Balel wegen fircitiger Wicſen und 


Garten gw, Biel und Nidau, 16 Marz, 134453 Erlach nennt 


ſich tutour du dit mon gentil-bomne de Nidau. Latcinich: 


tutor et guberaator nodilium puererum de N., Urt. 1343. 





Geſchichte der SHweis. 197 | 


berg und Lubwig pon Welſchneuenburg ) eine Hoheit — 
und ein Gluͤck, die wohl dem groͤßten Koͤnig fehlen, darin 
daß ſie an Tugend glaubten. Man kann zweifeln, ob 

es fuͤr Bern ein groͤßeres Lob war, daß man wußte, der 

Senat wuͤrde von dem Erlach nichts fordern wider ſeine 

Pflicht, oder fuͤr dieſen, daß man wußte, ſein treues Wort 

ſey ſein hoͤchſtes Geſetz. In der Pflegerſchaft Erlachs 

wurde der Krieg zwiſchen Bern und Nidau vertragen; 

6 blieben Rudolf und Jacob unbekuͤmmert in bem Erb 

ihres Vaters; gleichwie die Stadt Bern Hor dem Krieg 

ſich erbot, ihre Seibeigene nicht in Burgrecht aufzuneh⸗ 
wen), fo wurde es nach den Siegen im Frieden bes 
fréftiget™"). 


t 


Aller Leieg war geſille, nur daß dreymal wider ausgenom⸗ 
Greyerz die Fehde erneuert wurde. Nachdem Graf Pe⸗ men Gre vee? 
ter geſtorben, fam die Verwaltung der Herrſchaft auf" 
denjeniges Peter von Greyers 9"), mit welche der Here 
von Sramburg um den Thurm Vanel geftritten, wad er 
war durch mancherley Verbindungen?) fo gewaltig im 


fos 


99) Rudolf fein Vater ſtarb 1342 in dem 58 Gabe feiner Ver⸗ 
waltung. 

100) Das that fie feinem Herrn, welcher die Lelbeigenſchaft 
auf cinen erweiſen konnte; nur wurde dieſen Grafen, wie dem 
Habsburgiſchen Aargau, geltattet, mit vice Zeugniſſen ga ers, 
weiſen, wozu man gewoͤhnlich ſteben brauchte. 

101) Vertrag 1343; Erlach, mit Rath Peters von Aarberg, 
Jeh. von Froburg, Eherhards von Kiburg; jahrlich su ceneus 
tn. Beſtatigung dburdh Rudolf, als er voljdheig 
wurde; Moͤnchenbuchſee, morndes am 8 Tag nad Oftern 1345. 

102) Graf Peter, welder ain Ende des XIII Jahrh. lebte, hinters 
ließ denjenigen Peter, welder 1344 ſtatb, und Rudolfen, 
dem ee Montſalvans und Banel gab; dieſer war cin Bater Pes 
ters von Banel und Johannſen von Montfalvané: Peter, da 
ce itt J. 1344 ſtarb, hinterlleß Franz, Rudolf und Johann, 
uamindig; der Sere von Vanel wurde derfelben Dormund. 

103) Mermette feine Schweſter war bem von Steettlingen vers 
mahlt; er ſelbſt hatte Catharina von Thurn; feine Muhme 





398 IL Bud. Drittes Capicel. 


Gibenthal, daß er ohne Bedenken wider den Hiren vor 
Weißenburg, Burger su Bern, alten Grol uͤbte. Das 
Rand Gibenthal war meift im Schirm der Grafen vor 
Greyerz, aber die Hdfe und Schloͤſſer im Beſitz dee Her 
ren von Bubenberg, von Strettlingen, von Tadingen, 
von Weifenburg und anderer, von deren Vordltern fie 
erbauet und angelegt worden. 


1346 Graf Peter von Greyerz (mit (hm der Here von Ror 
yebetnat⸗ ron und Peter Herr von Thurn gu Geftelen™*) ) 40g auf 

; den von Weißenburg; deffelben Fehde foche im Ramen 
ber Stadt Bern Peter Wendſchaß, Vener. Wenn mat 

. Sibenthal herquffommt, ſchießt rechts hervor die Lau⸗ 
befftalde™’), und verurfachet einen ſteilen engen Paß. 
Die Mannfchafe hatte fich zerſtreuet um Vieh gu erbeu⸗ 
ten; hiefuͤr wurde fie burch bie Waffen bes Feindes bald 
gehoͤrig beftraft. Als Peter Wendſchaz umringt und 
ubermannt wurde, gedachte er nicht ſeiner eigenen Roth, 
ſondern ſorgte fuͤr der Stadt Banner, welches die Birget 
feiner Hand anvertraut Hatter. Als er mach verzwer⸗ 
feltem Widerftand fant, raffte er burch die letzte kebens⸗ 
fraft fic) auf, und fcleuderte dad Banner wher den 
Feind hinaus. Er ftarb getrdftet; von den Bernern 
wurde dag Banner traurig in die Stade gebracht. Im 
Sibenthal wurden durch Zufammenftimmung det ands 
leute, welche fiir ihre Rechte mit Weißenburg hielten” 


(Bitte 13.44) war Cath. von Weitenburg. Von ben fe 
benrechten ſ. andere Noten. 


104) Stettler, 1345. Da er unter den Feinden Gert! 


war, wurde damals mit ihm om Friede gepandelt. Bor ant 

Peter, welder rags bey Leuk die Schlacht verlor, iff ¢F of u 

Hii verſchieden. Maron trug von Greperd mannenters | 

Leben. 

40s) Stalden, Provinciatwort fle folde Anhoͤben (mi? 9— 

be u Daft bed Wohllautes wegen if Saudeth. fuͤr Sau 
ald:). 
- 106) Darum fleselt in ihrem Namen Welßenburs. ae 


Geſchichte ber Schwel;. 199 


Thalgeſetze gewmacht und ihre Schwaͤchung durch fremdes 
Recht ſtreng verboten7). Sie verordneten, wer den 
andern ſchlage; ſoll cin Pfund buͤßen, viermal fo viel, 
wer den andern ſchimpfe, und ſechs Pfund, wer den an⸗ 
dern vor Gericht Luͤgen ſtrafee). Jenes erſten wehrt 
ſich ein Mann, aber wo iſt cin Gebiß in den Mund des 
Thoren? Froͤlich bewirthete der Graf die Gefaͤhrten 
ſeiner gluͤcklichen Waffen, ſie uͤbten auf der gruͤnen Ebe⸗ 
bene vor dem Schloſſe Greyerz in Spielen ritterlichen 
Geiſt; nie belohnte er“) beſſer die freyen Einfaͤlle ded 
großen Chalamala, ſeines luſtigen Rathes). 


Hierauf ließen die Berner ſich von ihren Bundeſs⸗ Sothau. 
freunden gu Freyburg nicht ungern mahnen wider den 1348 
Edlen von Griningen™), Dienſtmann von. Greyerz, 
und brachen ſeine Surg, obwohl er um Friede bt. Es 
iſt ein Wald nicht weit von Greyerz, mit Namen die 
Sothau; in dem und in dem Buſchwerk um den Thurm 
Treym lag das Volk des Grafen zerſtreut, als mit uͤber⸗ 
legener Macht Bern und Freyburg auf der Eichenwieſe ™2) 
ben Grafen ſelbſt Uberrafehten. Da ftvite Peter mit ans 
geerbtem Heldenfinn, wiirdig eines uralten Stamms; 
bod) er wuͤrde uͤbermannt worden ſeyn. Da beſchloffet 


Zhalrecht (1347, Mary) Mt wohl der Vertrag dee nicht 
genug aufsctldrten Gtreitiadhe des vorigen Jahres. Thurn 
auf Laubek wird unter den Theilhabern nicht genannt; dod 
fein Lehensherr der Graf. 

107) Wee vor geiftliche Gerichte geht, buͤßet 6 Pfund. 

108) Wer dem andern Schelm fagt, oder vor dem Richter zu 
ihm ſagt, du luͤgſft.“ 

109) Daß er belohnt wurde, ſieht man daraus, daß er an den 
Pfarrer von Greyerz eine Vergabung machte. 

110) Grererzer Chronik. 

111) des Verdes, d'Esverdes. Das Geſchlecht ik unter ben 
fandfeuten von Ganen uͤbrig. . 

112) Beym Ort, Prez des chénes, 


x 


~ 


206 Il. Bud. Drittes Capitel. 


Clarimbold und Ulrich zugenamt Eiſenarm ™), wed 


Manner ſeines Volks, den Grafen ihren Ferien zu bee 


freyen; ſie bedeckten ihn; in einer engen Gegend ſtellten 
ſie ſich mit großen Schlachtſchwertern allein wider den 
Feind, bis dieſem der Graf mit geſammelter Mannſchaft 
in die Seite fiel und ihn durch Verluſt gum Ridsug 
noͤthigte. Da wuſchen Clarimbold und Eiſenarm vom 
Feindesblut ihre ſtreitbare Hand; Peter gab ihnen Frey⸗ 
heiten fur ihr ganzes Geſchlecht, ihr Andenken lebt nog | 
in ihrem Dorf Billars fous » Monts H· 


Jn den Beiter. des ugertten Schreckens ate Nationen 
in Europa und Aſien, als, nach fuͤrchterlichen Erſchuͤt⸗ 
terungen des Erdbodens*), durch die unerhoͤrte Peſt, 
welche Johann Boccacio vortreflichſt beſchrieben*), zu 
Baſel in kurzer Zeit uͤber zwoͤlftauſend Menſchen ſtarben, 
und in dem ganzen Lande, nach der allgemeinen Schaͤtzung, 
der dritte oder vierte Theil des menſchlichen Geſchlechtes 


113) Bras-de-ſer. Gein Geſchlecht fol von Bern genannt 
worden ſeyn. Ulrich Claremboz wird ſchon im J. 1200 ge⸗ 
nannt; Urkunde oben Th. 1, Cap. XIII, N. 1665). 

114) Protocol deff. Dorfs; angef. N. 210. twas im 
Protocol koͤnnte aus 1. Kin. 23, 10, wie fpricpwoetlid, 
nachgeahmt ſeyn. 


115) Des Erdbebens, wodurch cin Theil der Mauern vom 


Großenmuͤnſterplatz in Baſel fiel, gedenkt bey 1346 Tſchudi. 
Wie Villach in Karnthen, wie daſelbſt, in Krain und auf der 
Steyer vierzig ſtarke Burgen und Stadte verſielen, melden 
chron. Mellic. 1349; Zwotl. 1348; dag. Leob.1347. Fuͤrch⸗ 
terlich erbebte zu Denedig S. Marco Chella Pugliols, 
Bologn. Chronit.). 

316) Decamerone, giorn. 1, welder Beſchreibung nur Thu⸗ 
eydides vergiichen werden mag. Die Genueler wurden be⸗ 
ſchuldiget, in Galeren, deren meiſte Mannſchaft ftarb, dieſe 
Peſt aus dee Levante nach Itallen gebracht au Haben (Joh. 
Comagani, hiſt. Parm., beo Muratori Scr. XU); 


„in der Heidenidhaft war bus Unglad noch groͤßer“ (Koͤ⸗ 
niashoven). 








Seſchichte ber Schweiz. Or 


untergieng 7), im Jahr der Wanderung großer Bruͤder⸗ 
ſchaften deren, ite: fic ſelbſt geiffelten fir bie Sinden Ser 
Bele"), als durch die erhigte Schwaͤrmerey der’ 
Dirger in den melfter Stdoten und auf, den’ bee 
nachbarten Schloͤſſern“) ungdblige unfthuldige Jus 


ben den graufamften Tod fitten™°), in demſelben 


- 117) Bon Bafel Wuektfet 1349: daß vers Eſchheimer bis 
jum Rhein Thor eine drey Chen gang geblichen. Hottine 
geté SH. Th. 11, SG. 167. 

118) $lageHanten; chron. Mellic.; Etterlin (welcher die 
Zahl der. Jlegler auf 42000 fast); Hottinger, bc. 


Right die Kieche gebot ihre Andacht, fie war (wie dte Bevs, 


fricle damals nicht felten) Wirkung dee ploͤtzlichen Aufwallung 

religioͤſer Gefuͤhle, welche Unzaͤhlige mit fort riß. Jn dee 

Innigkeit ihrer Warme verſchmaͤhten fie die Formen. Etters 

fin meldet, fie haben cinanber ſelbſt abſolvirt. Im Abrigen 

. eA Kintashoven, wie fie unter Vortragung cines rei⸗ 
en prdchtiaen Baldachins, mit Lichtern, unter dem Geldute 
alee Glocken (Etterlin: jede Schaar unter einem Bater) 
gezegen, wie fie mitten in Gtddten auf die Knie, alsdann 
kreuzweiſe fic) niedergeworfen, und einander gegeiſſelt bis 
Blut fob. Man beſchuldiget fle vieler Dinge mider ,, die 
chriſtlich Ordnung,“ ohne daß leicht zu ſagen mdre, ob der 
Verſtoß gegen die gemeine Sittlichkeit oder nur gegen die Kirchena 
formen war. In der That hatten ſie einen, heimlichen Rath;“ 
fic laſen einen vom Himmel gekommenen, bußverkuͤndigenden 
Brief. Gefraat von den Pfaffen, wee den geſiegelt, frraher 
fie, „der, welder dad Evangelium ſiegelte.“ Papk, Kailfer 
und Pfaffheit wurden auffidhtig. Gewiß verwarf fie Papſt Cle⸗ 
mens VI; aber dab man bes Schauſpiels made geworden, 
wirtte mehr wider fic. 

119) Wie Hergog Albrecht wider fetnen Wiken mehr als drey⸗ 
Sundert Juden aus Kiburg in die Flammen Hefern mußte; 
Faber, H. Suev. . 

120) S. wie vernuͤnſtig aud Sierdbes Tſchudi (1349) ur⸗ 
theilte. Gie wurden ,,verlambdets Konſpshoven. 
Man welß, daß zu Baſel durch tumultnariſche Vollebewe⸗ 
sung, die ganze Judenſchaft in einem hoͤlzernen Hauſe leben⸗ 
dig verbrannt worden (Alb. Argent.); dab auch gu Zoſingen 
tnd Bern das grauſame Schichſal verfdiedene traf (Kia t 6s 


7 


boven); den Lag, ba dic Zuͤricher fis vecbeaanten ( T ſchu⸗ 








a 
@ 


202 Il, Bud. Deittes Capitel. 


* Jabr™) geſchah gu Bern unter alle Baͤrger und Ausbuͤrger 
das Aufgebot eines abermaligen Ausſchuſſes der munter⸗ 


ſten Jugend. Naͤmlich, als in dem dreyzehnhundert neun 


und vierzigſten Jahr der Tod mehr und mehr um ſich sri 


fo daß nach und nach ganze Staͤdte eroͤdet wourden™”), — 


viele Erbſchaften ohne Anfprud Sliehen ***), and weder die 
Prieſter su Herumtragung der Heiligen Gacramente, nod 
bie Todtengrdber sum legten Dienſt und faum die getvele 
Hete Erde der Gortesdcfer sureicte™**"), ergriffen dle 
Menſchen ver(dhiedene Wege. Viele fudhten durch An⸗ 


bacht und Kaſteyungen Gottes Zorn gu mildern und ihr 


ELeben gu erretten; andere lebten als wenn fie in der Uns 
gewißheit ihrer Stunde den Bedher der Lebenswolluſt vore 


Ger noc) gang ausleeren wollten’”*) ; andere, ftandhaft 


Sf; wie aa Cofang cin erzwungener Profelyte fich mit feines 

ganzen Haufe, und wie alle Jubden au Eslingen in der Gonos 
- goge ſolchen Tod, mie Rhazi, 2 Maccab. 14, 41, ſich felbe 
gegeben. S. aud dan. Leod., und. wo find fle unbeſchrle⸗ 
ben, diefe Graͤuelhiſtorien! 

sas) Nicht iw J. 13505 ſ. chariular. eccl. S. Theodsuli de 
Graueria. 

sar>) Otto von Arezzo, fonte memorabiliem univers; 

*angefuͤhrt bey der Gtelle des Agnolo N. 123). Barto⸗ 
fomeco della Pug klola nennt Crapani in Gicilien, auf 
welcher Inſel dieſe Pee 530,000 Menſchen den Tod gebradt 
Habe. Man fand tn ber Gee beladene Schiffe mit sans aus⸗ 
geſtorbener Bemannung; Konigshoven. 


Baa) Jeder ſprach, ,, Wie haben genug; ſollten wie nur leben!” 
Leobienf. Wud Gedlente und Notarien verlieben die Err 


franften; Comagani. 

sa2>) Yeder begrub feine Todten ſelbſt und bedeckte fie nur mit 
etwas Erde. Agnolo di Tura ber Dide, von Git 
na, wo in fuͤnf Dtonaten in Stadt und Borkddten 80,000 





Menſchen flarben; auch er verſcharrte fiaf Gdpne. Seine 


Chronit hat Murat. fer. XV. 

383) Affermavano, il bere allai, ed il ‘godere, ed andar can- 
tando attorno e follaszando, ed il {oddisfare d'ogni cola all’ 
appetito: che fi potefle, o di cid che avyeniva riderfi e beftar 
i, offere medicina certillima a tanto male, Baccacio. Det 


Geſchichte ber Schweiz. - $03. 


und fic felber gleich, uͤbten, ohne betdubendes Ueber. J 
maß weder von Kummer noch von Genuß, die Geſchaͤfte 

des Lebens munter und ſorgenlos. Zu Bern wurde fuͤr 

weiſe gehalten, die Gemuͤther gu erheitern und fie gu be⸗ 
ſchaͤfftigen. In ſolchen Faͤllen wurden bey den Roͤmern 

Spiele gehalten; die Berner zogen das Land hinaufi in 
Cibenthal gesen Laubek. 


Es bewunderten die Toͤchter des Landes ihre ſchoͤne —5 
Heldengeſtalt; “und dem Venner daͤuchte gut, ihren Sinn ker 
durch die ſtaͤrkſten Gefuͤhle zu ermuntern. Alſo kamen, 
mit Erlaubniß, die Toͤchter von Sibenthal, hierauf 
tanzte das Kriegsvolk; es tanzten tauſend Mann, ein 
ſtreitbarer Harſt, und ſpotteten in lautem Geſang der 
buͤßenden Bruͤder“?); fie ſchwuren in Umarmungen, 
den Feind nun zu ſchlagen. Da erſchallten die Zeichen, 
das Volk lief zum Sturm, und brach die feſte Laubek; 
der Venner Wendſchaz wurde gerochen. In vollem Lauf 
und Feuer des Gluͤcks eilten fie has Thal hinauf: bald 
waren fie vor Mannenberg, zerſtoͤrten die Burg. Da 

ſie ankamen bey den Hoͤhen hinter Zweyſimmen, ſandten 

die Landleute von Sanen eilfertige Boten, um alle Ge⸗ 


Pat (Clemens VI) verſchlos ſich und hatte allezeit cin gros 
hes Seuer vor fid breanen (Kinigshoven). Otto vor 
Arezzo: endlich habe ale Furcht ſich verloren (mentes Kus 
pore induruerumt); man date nue an Genuß; niemand aes 
beitete, man af, mon ſpielte; es mar wie cine allgemeine 
Gleichheit. Otto war Augenzeuge, und blleb von ſeinem 
zanzen Hauſe alcin Abrig; alles fey wie erddet gewefen. Go 
mebet Selir Faber, daG die reichen und nicht chen heiligen 
Monche von Reichenau, unter dem Vorwand, aͤrztlicher Huͤlfe 
ndher gu ſeyn, ſich nach Ulm begaben und allda prachtig gee 
lebt. ueberhaupt fey alle Kloßerzucht vielfdltig aufgeldſet 
worden. . 
124) ,, Wer unfere Buß wil phlegen, Sou Ros “and. Odfen 
„nehmen, Ganſe and fette Sdwein, Domit gelten mie 
ben Wein;“ Sey Schodeler. Gelten Helft bezahlen. 





& 


“04 HL. Bud Drittes ECapitel. 


nugthuung Friede zu faufen***). - Durch diefen Zug, | 
auf twelchem fie durch die Kenntniß des menſchlichen Her. 
gens fiegten, gelangten die Berner sur Oberhand im Si⸗ 
‘ fenthal. Um diefelbe Zeit erwarb Graf Peter Friede 
eimr anbdern Fehde), dadurch daß er den gewaltigen — 
Thurm Vanel in dem Ganenland brach. Seine felfen- 
Hart gefittteten Mauern ftehen bis auf dieſen Tag; es 
wachſen Tannen auf ihrer ſchwer zugaͤnglichen Hoͤheꝰ). 


Ausgang Die große Gefahr des gemeinen Weſens der Berner, 
des Kriegs. zerſtreut bey Laupen durch Erlach, endigte im dieſem herr⸗ 
lichen Lauf gluͤcklicher Thaten wider alle ihre Feinde. 

Laupen und andere Reichspfandſchaften wurden durch 

Kaiſer Karl den Vierten beſtaͤtiget?7). Freyburg, Sos 

(othurn ’®), Biel“), Wivlisburg und Peterlingen“) 


' 329%) Sie mußten nach Bern ſenden, und Erſatz leiſten us 
deſn Schaden, welchen fie den Leuten einiger Berniſchen Hoͤſe 
~ in den Alpen gugefigt. Tſchachtlan. 

125) Mit cinem Seren von Corbeyroz (Gregerger Chron); 
ob berfelbe fein Mithere (fon 1323 war er ſelbſt condomi- 
nus, Urkunde) ga Cocbiere war, ,und ire Fehde an bee 
Jaun gefuͤhrt wurde, und wesmegen, weiß ich nice, 

126) Wes dicies in Zeiten, wo die Oberlebensherren Aymo und. 
fein Sohn Amadeus, der grine Graf, zu Savoyen, theils 
franf, theils unmuͤndig und in ben letzten Keiegen und Hants 
fungen gegen bie Dauphing beſchaftiget maren, oder Ole Ftas 
lianiſchen Fehden mit Anſchein gréfern Fortgangs fuͤhrten. 

127) urkunde, Nuͤrnberg, 1348; bis cin Koͤnig, over 
Buchegk, Weißenburg und Granfon diefe Pfandgater eins 

_ When. Bon demſelben Datum: der Kd gig wolle ohne 

“Math-unid Witten der Berner und Golothur ner thee 
Ming fitawand hingeben. Ferner: feinem Beemer ohne 
fener’ Schutd Bewets die fin. Huld verſagen. We drt 
guirg ber Tregpeiten you Geen, Mavns, 17 
Kal. Fébr. 

128)'Banbesernenerang, Mont. vor G. Georg, 1345. 

329) Bundeserneuerungen 1336, 1344. 

130) ¥. v on Bubenbreg Scultetus, Confates et Commu- 

. nites; bon Peterlingen Advocarus, Confules‘et Communitas.. 

Borbehalten weeden von Gert Scalt., Conſules et Communi- 





Befhidhte ver Shweiz- 205 , 


fachten und erwarben Bund oder Burgrecht bey ifnen ; 
fie vermitteften die Fehden der Widlishurger wider dew 
Graf Ludwig von Welfchneuenburg °"), und wider die 
Pieler) ; fie verglichen den Span der Peterlinger mit 
Greyburg, nad) der Wuͤrde legterer Stadt’), obwohl 
fie von der andere: weniger beforgen durften. Oem Gras 
fen von Savoyen fandten fie wider abfaflende Herren . 
unter dem Benner Nicolaus vow Dießbach dreyhundert 
ſtreitbare Maͤnner), als gu Erfenntnif der Freund- 
ſchaft, welcher fie bey geringerm Glick vow feinen Vordls 
tern genoffen. In ben eilf Jahren von dem Anſchlag der 
Grofen gum Untergang ihrer Stade, bis auf der Aus⸗ 
gang der Fehden wider Greyerz, erweiterte ſich dad Sex 
biet vou Dern allein dadurd), daf um zweytauſend acht> 
bundert zwey und drenfig Pfand von dem Freyherrn zu 
Thorberg das Dorf Habftetten gefaufe wurde’). 


Nachdem ber Schultheiß Johann von Bubenberg Sclckſal 
dieſes Amt in dew ſchwerſten Zeiten des gemeinen Weſens — 


mit großem Anſehen und unerſchuͤterter Geiſtesgegenwart 


A 


taade Frib. Dic Urkunde diefer Bundeserneucrung ik 
Febr. 1343. Anmerkungswuͤrdig ſcheint nod ber Ausdruck: 
non obftantibus ftatatis quaramcunque villarum feu, etiam 
eivitatum ; omnes qui contenti voluerint elle turibus villa. 
rum et obedire civitatibus. Gisweilen heißt villa bie Stadt, 
ober civitas das gange gemeine Wefen beer Buͤrger uid use 
barger. 

131) Urfunbe bee Beemittlung 13445 Secours ae 
aud Chef. 

132) Diefe urfande if von 13515 wie N. 191, . 

133) Spruchbrief 1349, 12 Mao. Die Freyburger wol⸗ 
ten ſich nicht ſchriftlich verpflichten ihre Burger gegen Peters 
lingen sum Recht anzuhalten; Sbruch, 1. fie ſollen es muͤndlich 
thun, 2. ob ein Freyb. einem Peterl. bas Recht verſagt, Aer 
bas urtheile Freyburg. Sigillo minori comaruntratis nofizee 
de Berno. : 

134) TfHudt 1343. | 

135) Rauforief um Twing, Bahn ant B vase y, 
von Berchtolden von Ehorvers, 1345. tie 


3 


2066 II. Bud. Drittes Capitel. 


mehrmals verwaltet, und wie weder fith noch die Seinigen 
oder feine BSurgen den dffentlicben Gefahren entsogen, 
brachten femme Feinde ſeinen Mitbirgern bey, „der 
„Schultheiß con Bubenberg regiere mit angeſtammtem 
„Stolz; er empfange fie wie cin Fuͤrſt und nehme ſich 
„keiner Sache an one Geſchenk.“ Es war und blich 
in feinem Haufe die alte Sitte, obue Parteyfuntt nod 
Volksſchmeicheley die mit Halfe der Varfabren gegriin: 
dete Stadt nach dem großen Ginn der Vordltern ju ees 
gieren 8). Defto leichter geſchah, daß Johann von 
Bubenberg, nad dem Schickſal der vornehmſten Vorſte⸗ 
her in den alten Republiken, mit ſeinen beſten Freunden 
auf hundert Jahr und einen Tag aus der Stadt vertrie⸗ 
ben wurde. Von dem an lebte der Altſchultheiß auf 
Bubenberg, ſeinem Stammhauſe; ſein aͤlteſter Sohn 
Johann, auf dem Schloß dee neuerworbenen großen 
Freyherrſchaft Spiez; Heinrich von Bubenberg empfieng 
gon Franz, Grafen gu Greyerz, das Burglehen von 
Mannenberg“). 


Nach vierzehn Jahren, als der Neid, weniger wach⸗ 
fam, dic Buͤrger ihrem Gefuͤhl uͤberließ, wurden fit 
burd) die Vergleichung feiner und folgender Verwaltun⸗ 
gen billiget. Es iſt an ber Stadtdyronif'**), „der 


£36) Mnéhelm bemerkt es. 

137) 1354. . 

258). Es if non Ton, bie im Jahr 1421 auf bes Mathes Se 
fehl von dem Stadtſchreiber Jutinger ,,aus den alten Biers — 
pe UND Chronifen und Unterwmoljung alter Leute’ zuſammenge⸗ 
tragene Chronik auf das qußerſte gu verachten. . Gie braucht 
is ben alten Geſchichten, wo fie durch des Verfaſſers geringt 
Kenntniß dee Urfunden meiſt unguverldifig iſt und nur di 
ueberlieferungen erzahlt, Berichtigung. Aber nod kann ich 
mir nicht vorſtellen, wie dieſer Stadtſchreiber unter den Mo 
gen des Rathes, wo die Entel Johanns von Bubenberg und | 
Radolfs von Erlach und ihrer Freunde und Gegner laser, 
Hdtte duͤrſen, koͤnnen, und wollen, aber ſo neue, Radttuny 
dige Begebenheiten, welde dte alerberdpmteficn Didance und 





Geſchichte der Schweiz. 207 


„damalige Schultheiß und Nath habe dee Zuruͤckberu 
„fung Johanns von Bubenberg unter dem Vorwand 


„widerſtauden, als duͤrften ermehrte Schluͤſſe der Buͤr⸗ 
„ger nicht veraͤndert werden; als die Volksanfuͤhrer 
„alles zu der Stadt Nutzen dienende nach der Handfeſte 
„Kaiſer Friedrichs fuͤr geſetzmaͤßig erklaͤrt, habe der 
„Stadtſchreiber ſich geſtellt, als ob er dieſen Artikel 
n nicht finden koͤnne; einer vom Volk babe durch cine 
„Handvoll ſchwarzer Kirſchen, die er dem Stadtſchreiber 
„dloͤtzlich in das Geficht warf, denſelben aͤußerſt ers 


„ſchreckt, fo daß ihm die Handfeſte entfiel und von einem 


„Buͤrger vorgeleſen wurde; die Menge des Volts, wel⸗ 
„chem der altverehrte Name von Bubenberg, oder der 
nvertriebene Schultheif, ober der Aufwand ſolch eines 
„großen Hauſes lieb oder widhtig war, Habe den Schult 
„heiß Konrad von Schwarzenburg gu ebrenvoller Cine 
„holung um ber Stadt Banner angefordert; dieſer, 


„nachdem er daffelbe von dem Kenfter unter dad Volt - 


n Herab gereicht, habe an demfelben Tag die Flucht gee 


„nommen "*°). = Johann von Bubenberg, Ritter, 
Altſchultheiß, and Johann, Ulrich und Otto feine Soͤhne, 
warden unter der Stadt Banner von einem Ausſchuſſe 
der Buͤrger unter dem Freudenzuruf des Volks in die 
Stadt gebracht, und weil der Vater nun ſehr alt war, 


erſten Geſchlechter betrafen, Sachen etzaͤhlen, deren Gegen⸗ 
theil noch lebende Augenzeugen und gang Bern aud ber Vatce 
Mund hatte widerlegen koͤnnen. Es iſt eine Zeit, wo dieſe 
Cheonit morallidguverldifig gu werden anfdngt. “Herr Mets 
needs (Gr. aber die Schweiz, Th. 1. S. 171) iff hieruͤber 
in gang ridtigen Gebanten. Es gehirt unter die Gebrechen 
ber fegten Hdlfte bed achtachnten Jahrhundertes, daß wir fae 
bie Kenngelchen dee Wahrſcheinlichkeit feinen Sinn mehr bas 
bens cin Gebrechen von unendlich maunigfattigen, ſchaͤdlichen 
Solgen. 

138°) Hanns: von Sqhwarzenburg mar um dieſe Zeit in Thun 
Zunſtmeiſter und empſieng um jdbriich cin ‘Tiab Wein dortige 
duiſchbant 361} bop Rubin. 22 


~ 


74 


28 «AI, Buch. Drittes Capitel. 
Johann fein Sohn in die Schultheißenwuͤrde einge⸗ 
ſetzt). 


Rubolf Caſtlan von Erlach, Ritter, Befreyer des 
gemeinen Wefens, lebte bis in ein fehr hohes Aleer fil 


in ber unfchulbigen Landluſt auf Richenbach in einer ein: 


famen lieblich Heimifthen Gegend univeit Dern an der 


Hare, wo aud fein Vater gewohnt hatte. Die Schult- 


heißenwuͤrde hat er nie verwaltet, in den letzten Krieger 
entweder nicht, oder in ber Zabl der andern Ritter *) 
geftritten; weil er ſowohl der Großen Eiferſucht, als 
bes. Volfs Wankelmuth fannte’"). Bon Clifabeth 
Rych, feiner Gemabhlin, hatte ex zwey Soͤhne und cine 
Tochter. Gein altefer Sohn Nudolf Heirathete nad: 
mals Lucia, Tochter Peters von Krauchthal“), Herm . 
gu Jaͤgiſtorf““); fein anderer Sohn, Ulrich, heirathete 
Anna bon CStrettlingen, und wurde durch Walehern 
von Rien gum Erber eingeſetzt“““), Margaretha mit 
einer Chefteuce oon achthundess Pfund Heirathete den 


139) Vertrieben wurde er 13948, 1362 wieder cingefest; Mrs 
funde 1369: Ori von Gubenberg, Edelknecht, Schult⸗ 
heiß: — hicbeo waren myn Bater Johann von Pubenbers, 

. Ritter; Konrad von Holz, Hanns von Dichbad.: 

140) 3. B. von Zuͤrich 135235 Tſchudi. 

141) Man weiß nicht, mit welchen Augen er ben Gal Buben⸗ 
bergs geſehen. | 

142) Rudolfs von Erlad fester Wille 1404, | 

143) Bekenntniß, daß die Erlach um das Mannlehen 
zu Jqgiſtorf dem Krauchthat pflichtig ſind, 1383. Dieſer Pe⸗ 
ter von Kr. war Sohn Peters und Enkel Gerhards. 1310 

hatte au. Jagiſtorf Junker Vrieſo, bes langen Vrieſo Sohn, 
an Krauchthal ein Gut verkauft; im J. 1329 hatte Peter, 

Sohn Gerbards, von ben Seeppceren gu Thorberg daſſclbe su 
Leben empfangen. 


144) Urkunde vee dem Grotmebet, 1373. Ulrich und eine 


beppe-.Rinbee ſtarben ohne Erben; f. feines Bruders 
Verkommniß mit ſeiner Wittwe, 13344. 








GSeſchichte dee Schweiz. 209 


Chelfnceht Jobſt von Nudens aus Unterwatden ™). Die 
Knechte und Maͤgde bes alten Nitters bauten Garter 
umd Feld; faum daß eine Magd eine maͤßige Tafel ruͤ⸗ 
ſtete; fonft war er oft einfam in feiner Surg, und nur 
ton ſeinen Hunden bewacht; fein Schwert, welded er . 
in den Siegen far dad Baterland fabrte, bieng auf 
binem Zimmer an der Wand. 


So war eran dem Fag, alé er befucht wurde von 
bm Edlen von Rudenz. Da erhob fid) Wortwed (el 
zwiſchen ihnen dber die Ebefteuer, denn ber Edelknecht 
mahte Schulden, Erlach aber war ein fo forgfaltiger 
Hausvater “°) als cin redlicher Mann und ein guter 
Feldherr. Damals war ee ein grauer, zitternder, 
hilflofer Greig. Da er den Sehwiegerfohn mit altem 
duͤrrem Ernft ermabhnte, fah diefer um ſich, fab daffelbe 
Schwert, entbrannte, ergriff es und gab dem alten. Hele 
ben den Tod. Mit Gehenl verfolgten ibn die Hunde 
in ben benachbarten Wald. Als das Geruͤcht nach Vern 


14s) Auittanz der Margaretha, „ehlichen Wirtin 
„Joft feligen von Rudenz, Edelknechts,“ Heingmann, Mar⸗ 
garethen und Cdeilien ihrer Kinder, an Eliſabeth ihre Mutter 
(aleih nach des Vaters Tod), Rubolf und Ulrich, ihre Bruͤ⸗ 
der, Gamftag vor Martin’ 1360. Es fiegeln aud Ganthee 
von Straßburg der Leutpricfier von Bern und Gerhard von 
Uslgen, Frenhere. und Ritter. Der Edelknecht war ein Ans 
vermandter des Freyherrn von Attinghauſen; Tſchudti, 
1377. 

146) Wohl Audenz hatte bie Schuld von sso Florentiner Guls 
den, um die bad Manniehen Woler am Branig vor f. Hauſe 
wrfauft werden mufte; Kaufbrief 1361. Man weiß 
nidt, ob die Alpe ,,tu ber Gurpjen, an ber Stadt genanne 
„in Open, Lauf. Sifted,“ von ihm oder nad ſ. Tod vere 
pidndet worden if; Ausfage des Prichers von Sples 
4. a., daß Margaretha ſterbend gewolt, tan moͤchte dieſe 
Ape Walthern von Erlach abtreten, 1386. Wie haushdltes 
tiſch dee alte Erlad war, fiebt man aud ans dem Spruch 
bender Joh. von Bubenberg und B. von Rims — 
igen zwiſchen ifm und feinem ou Burkarbd, von 1327. 


NH. Theil, 





210II. Buch. Drittes Capitel. 


fam, daß Erlach meuchelmoͤrderiſch umgebracht worden, 
war niemand von dem Abel und fein guter Buͤtger, der 
nicht eilte feinen Moͤrder gu fuchen; et ift Gald nad die⸗ 
fen eines unbefannten Todes geftorbeis “*”) Erlach hat 
tin unvergaͤngliches Denfmal in den Gemuͤthern beren, 
die den Edelmuth haben, wie er, einem gemeinen Weſen 
su leben; in allen grofen Gefahren der Schweizeriſchen 
Cidgenoffenfhhafe werden bie Hauptleute des Volts an’ 
Erlach erinnert. werden; und wenn in fernen Jahrhun⸗ 
derten gang andere Nationen aufkommen, wird ec neber 
den grofien Griedhen unb Roͤmern glaͤnzen, cin Held 
ohne Zabel ™)- 


\ 


347) Yn ber Quittanz N. 14s nennt (hn Margaretha ihren 
verftorbenen Drann; Hanns von Rudenz war theee Kinder 
und Jacob von Graßburg ihr eigener Bost. 

248) Er wurde ermordet tm FJ. 1360; damals war Konrad von 
Hols der Gtadt Bern Schultheiß. Giehe bey Tſchudi dieie 

Jahrzahl; wie hat man denn dieſen Tod begweifetn koͤnnen, 
‘well nad) der Urfunde N. 145 Rudeng vor ihm geſtorben (en? 
Man fellte fid ohne allen Geund vor, daf die Chronié Er⸗ 
lachs Tod auf 1363 fege. (Und hdtte fiees gethan, fo wor 
fie eber aud der Urkunde gu berichtigen, als gu glauben, daf 
man 1421 gu Bern nicht mehe gewußt Habe, wie vor Go Jabs 
ren cin folder Mann umgekommen.) Selbſt G. E. von Hal 
Ser, dieſer fleibige Forſcher, der nur dießmal nicht nachſchlug, 

‘Hat ſich von dem grundfofen Einwurf noch tdufthen laſſen. 
Jaͤhrlich wurde bes Ritters und allce ſ. Vater gedache bey der 
Jabracit im großen Muͤnſter, um welche feine Soͤhne von ibs 
ree 70 Pfund werthen Gebleiffe im Gulgen je zwey Pfund 
Geelgecette fie ibn gaben; Urtunde bes Leutprick. | 
‘Binther von Straßburg, 1364. Vermuthlich licat 
ex unter dem grofen Muͤnſter; das Angedenfen feiner Thaten 
tf fein einziges Maufoleum. Geine Gibne liegen in einer 
demuͤthigen Dorfkirche neben cinander ohne andere Grabſchriſt 
als thre Namen. 








Geſchichte der Schweiz. 211 


— F— 
e Oe, * 


| Bierees Capitet 
Sou dem Usfpewng bes ewigen ‘Dundes bee acht alten 
Orte Schweireriſcher Eidoeneſenthaſt. 


{i 1350 — 1358] 


Rurete Brun, Ritter, Bargermeifter oor Bric in Verſchwd 
bem vierzehnten Jahr ſeiner Verwaltung, ſtand im grog. 3 andes 


ten Unfehen, durch den Flor, twelchen die neve Regite © 
rung ſeiner Fuͤhrung ſchuldig war. Chen derfelbe wurde 
ven vielen duferft gehaft, alg cin Mann, burch defer 
Unternehmungen Kinder aus dem Haufe:ibrer Yeltern, 


Sater von ihren Soͤhnen verbannt, Brader und bruͤ 
derlichliebende Freunde bon cinanbder entfernt, viele reiche, 


tapfere Manner, Mitbirger, Nachfommen alter Vors 
ficher ber Stadt, vom Baterland vertrieben worden. 
Sie verabſcheuten ihn, als cinen Mann, ber die Wiirden 
bem Poͤbel gegeben, ſich ſelbſt aber tyrannifche Macht; 
gegruͤndet auf Niedertrdchtigfeit gegen Handwerke und 
auf ftarre Strenge wider alle andere, die er hoch bifte, 
verbannte oder hinrichten ließ). Wor der Zeit (welche 
“alles heilt, gleichwie fie auch alles verfchlimmert) erwar⸗ 
teten fie, fo lang Nudolf Brun lebe, niches gutes; Ty⸗ 
7 D2 | 


1) Semmeeltn (de furto reliquiar.) mefdet, Rudolf Brun, 
beleidiget von den Pfaffen und Waldleuten fn ben Cinfidein, 
Key 1348 hinauf gezogen und habe alle ihre Reliquien mit den 
fofSaren Kapſeln nad Biri entfiprt, dod nachmals die 
Rictgabe erbeten laſſen. We finden hievon fonk teine Mel⸗ 
dung. Wenigſtens die Jahrzahl it wohl nicht die wabre (fies 
he unten N. 2°), Gollte die Sache richtig feyn, fo mote 
die Pfaffheit auch wohl su ber Erbittcrung Septragen. 


- 1 


) Wie wiſſen ang Richibr. S. 43 ‘whe ſchwer verboten wat, — 
, Binfte gu errichten. Ueberhaupt erlaubt jede Verfaſſung alles, | 


912 Il, Bud. Viertes Capicel. 


ranney erhaͤlt ſich nicht ohne Ppratiney. Diefer Gachen 


wurde von den Verſtaͤndigſten die Uncinigfeit, Unſchluͤſ⸗ 
figfeit und Schlaͤfrigkeit ihrer Partey viel mehr als der 
Buͤrgermeiſter angeflagt. Endlich machter fre einen An: 
ſchlag, denſelbin zu toͤdken, und Vaterland, Gut und 
Eire durch den Untergang ibres Feindes wieder zu erwer⸗ 


Ven, um dhe dorige Verßaſſung, worunter Zarich auf⸗ 
gebluͤhet und; undenkliche Sele Beftanves - Herfuftellen, 


und nad) dem Beyſpiel ihrer Vaͤter gu verwalten. Dieſe 
That (chien ben alten Geſetzen demaͤß“), loblich und 


groß; fle freuten ſich durch jeden. Ausgang dem fengen 


üngluͤck i in Einer Rage fein Biel su ſetzen. 


Dieſen Eutſchluß der ganzen Widerpart Rudolf 
Bruns brachten bie Bertriebenen*) vor Grafen Johann 
on Habsburg su Rapperſchwyl, und verfpradjen, wens 
er ihnen Beyſtand leiſte zu Wiederaufrichtung der Geſetze 


ihrer Stadt, ſo ſolien die Schulden getilget feyn, mit 
welchen der Graf dem gemeinen Weſen verhaftet war. 
Der Graf, ein Mann von Kuͤhnheit (die er ſelbſt gegen 


die verehrteſten Gotteshaͤuſer bewieſen), nicht reich, aber 
thitig mochte glauben daß ex feinem Bater, vow 


*wider den, welcher fie umſtuͤrzt. 
2) Jn ben Chroniten beifen fie Cohne Schimpf) B Banditen. 


2") Bor zwedy Jahren ; entſchled GSeermarin- vor Landendecs der 


Aeltere, gu Thurgau, Aargau und Blaris Oeſtrelchiſcher 


Landvogt, nebſt Johann von Frauenfeld, Ritter, und dem 


Buͤrgermeiſter, ſeine Fehde mit Einſidlen. Dee Graf hatte 
Abt Chuont (Konrad von Gosgen) auf Pfaffiton gefangen se 





nommen, undmit allen Pferden, und geraubtem Gilber, Wein 
und Koen nad Rapperihwol gefihet, und war hierum in den 
. Bann gefommen. Bey den Schiedrichtern fand Johann feine 


_ Gun; er mubte, fo viel moͤglich (und fir jeden Eimer Wein — 


einen Gulden) gurddgeben. Die Richtung, Zuͤrich auf Do. 


" nad G. Johann gu Sungichten — Ende Junn — 1548 — 


iſt im dritten Jahrs. bes neuen Schweiz. Muſcums, we ater 


J Saſchichte ber Schweiz. 313. 


hin Zuͤrichern bey Grynan erſchlagen, Blutrache ſchuldig 
fe Nachdem ſie ſich fine Huͤlfe verſichert, berichteten 
fic. Des. Anſchlags Beringer von bee Hohenlandenberg, 
deſſen Feinden hie neue Regierung y, ohne Urfade von 
ibm, feine Burg zerſtoͤen geholfen. Hierauf erwarben 
fit ben Beytritt des. Freyherrn Ulrichs von Bonſtetten?), 
* Wiſſen oder wider den Willen ſeines Vetters Herr⸗ 

magn you Bonſtetten, Abts ju GS. Gallen, eines buͤr⸗ 
gerliebenden Mannes, und ſeiner eigenen Mutter ), 
welche in fehr hohem Miter auf der Burg gu Ufter”) mit 
fines. Beuͤdern cin ftilles Leben fuͤhrte; Verwandtſchaft 
gab. den. vertriebenen Geſchlechtern bey ibm) Zugang; 
die ſchmeichelnde Freundſchaft ſeines Betters”) des Gras, 
fen von Rappetſchwol verleitete das Heit des Juͤnglings. 


2313 *33 —— 


sary tieine xpuiden an. Seemann von Hinwyl nicht auf ſeine, 
. fon . bie Rechaung (eines Baters fommen. —— 
if fin Zweifel , daß, wie Guillimann (Aſc.) bezeugt, et 
atid) ſeloſt ſehr vehſchabset geweſen. 

3) Johann habe, nod andetn, ſonſt aud th thn genannt; 
aber Tſchudi, welcher ihn Uirich nennt, iſt in dieſem Um⸗ 

hand richtiger als dad eigene Stammbuch der Herren von Bon⸗ 
ſtetten. Dieſes wirh-umvidee(precdlich bewieſen bash die tes 
funde des Verglaichs, ben dlefee Ulrich, und ſeine 
Bruͤder Herrniann, ‘Yohann und Rudolf um G. Urbanstag 
1353 mit Sarid ‘gefthloffen haben. Ulrich war ein Urenkel 
Herrmanns, ber im J. 1277 gu Zuͤrich Reichsvogt war, cin 
Entel Serrmanns, dex vor dem Vater geftorben, und Sopa 
Ulrichs, welcher im Jahr 133 7' Rarb, 

4) Anna von Seon. Sie Karh 1353, welches anf bas eter, 
wovon Tſchudi 1352 reder, ſehr ſchicklich paßt. 

5) Derfſelben Burg Lehen maste Herrmann son Bonftetten, ihe 
weyter Sohn, eben oͤleſes Ungluͤcks megen von Zuͤrich em⸗ 
pfangen; doch, deim Vergaleich nad, durfte Ufter, font 
Albrechts von Oeſtreich kehen, Legterem noch gedffnet werden. 

6) Rudolf fein enbee batts cine Gchaͤfli (es Ginden fig keine 
Radlommen), Wel. 1348. 

7) Rabtolf, Srined Grofvatees Enfel, hatte ta erſter Ehe Fur 
liana von Habsburg Aapperſchwyl gehetrathet, und mit the 
deh Abt Herrmann von G. Gallen gezeuget. Wohl daxum 


— 





Die Morbs 
nad 


I 


914 U. Bug - Viertes Eapitel. 


‘Bor oder nad ibm wurde fein Vetter") Ulridy don Ma⸗ 


ziigen gewonnen. Hierauf zolu fie die ‘Menge berjeni⸗ 
gen herein, welchen die alte Verfaſſung, oder der Unter⸗ 
gang des Buͤrgermeiſters, oder ates Kuͤhne mid Nene 
lieb war. Es fand fi kaum Ein Verrather in der Zahl 


—* ſeltener der Gemeine einer rleiten Republif, ‘als 
einer großen Republif ober einem Far(ten derrathen! City 
Buͤrgermeiſter und Rath wird nicht auf gleiche Weiſe gee 
liebe, wie cin Fuͤrſt; es lockt feine fb grofe Belbhnung; 
und eingepflanste Ehrfurcht angeſtammter Rajerit 
ſchreckt mehrere von Verlehung d der geheiligten Perſon 
eines Fuͤrſten. 
4 “f , 4224 J... 

Als die Verſchwornen ihr Seginnen ausjuführen ge⸗ 
dachten, ritt in die Stadt Zuͤrich mit großem Sefolge 
ber Freyherr Ulrich von Bonſtetten, als um bey ‘dem 
Frauenmuͤnſter die Stiftsfraͤulein Anna von Bonſtetten 
zu beſuchen, in Wahrheit um die Weber und Hufſchmiede 


‘pou den Senatorſtuͤhlen in die Werkſtaͤtte zuruͤckzufuͤhren. 


Gey Mitternacht fam als in ſchnellen Gefchdften Graf 
Johann von Habsburg. Der Here von Hobhenfanven. 
Berg wurde uͤber die Mauer gesogen®”). Gewonnen 


war ber Wachter des Shors, ait bey ber Wohnung 


gab dieſer dem Grafen Rubolf ro RapseriGwel fm J. 5943 
die Dogtey feines Kloſters CS fdudt). 

8) Gutta, Schweſter leines Geofvaters, tn erſter Ehe ‘vecmndlt 
an Mazingen, war dieſes Freyherrn Mutter; and Fash 353 
in gleichem Jahr mit Bonſtettens Mutter. 

9) goo nad Bullinger, soo (wohl eln Schreibelehler) 
bey Schodeler. Ein Beredther Cawar vlelleicht nicht dee 
Mordnacht ſelbſt, aber doch der Anſtalten dazu) war Heinrich 
Grave, des Buͤrgermeiſters Kundſchafter bey ihnen; man hat 
ſeine Ausfage, als er von Rapperſchwol wieder fam. Eine 
“Bohne tn die Hand war das Zeichen der Deritdtonis. - 


9°) Weil ce, ald offenbar beleidlgter, amverdachtigſten fon 


mußte. 


Sefhidte ber Shweij. - -2t5 


ded Buͤrgermeiſters; er gedachte die Rapperſchwyler eins 
sulafes. Die Partey fam zuſammen, als pu Chren dem - 


angefonumenen. Graf, in bem Haufe eines mitverſchwor⸗ 
‘nee Wiethes. Sie wollten den Bargermeifter, und nach 
ibm zumal Jorann Muͤller, Heinrich Biber und Jacob 
Bran; Hievanf. die Mitſchulbdigen auf dem Nathhaufe 
enthaupter ; dom Schrecken der Nacht, von ibrer Staͤrke 
und von den. Rapperſchwylern founten fie alles offen, 
wenn fie nicht Sergeffen Hatten, daß in grofen Unterneh- 
mungess fein Uneftand fein iff. Ein Bdclersjunge, 


Ekenwieſer, ſchlammernd am Ofen des Zimmers, hoͤrte 


ibren Anſchlag; von keinem wurde er beobachtet, Feiner 
zweifelte, daß ex nicht ciner ihrer Diener fey; der Junge 


gieng heimlich hinweg und warnte feinen Meiſter; der 


Baͤcker eilte zu Rudolf Brun; ſchnell der Buͤrgermeiſter 
in den Panzer, der Baͤcker an die Sturmglocke; der 
Buͤrgermeiſter barfuß und barſchenkel dem Rathhauſe 
pry Min Weib, ſeine Kinder, fein Geſinde, weckten mit 
großem Seſchrey die benachbarte Gegend. Als die Ver⸗ 
ſchwornen diefes alles hoͤrten, eilten fie auf den Tod 
Bruns, begegneten. biefem und erſchlugen feinen Knecht, 
weik-ee vorausgieng. Srun rief Petermann, ihre 
Yoofung, war bald am Rathhaufe, warf ſich hincin, 
ſtieß deve großen Riegel, und ricf mit gewaltigen Ge⸗ 


(rey und durd) die Sturmglode die Burgerfdaft aus . . 


dem Schlaf. Indeß Hatte cin Mitverſchworner aus 
dem Hauſe Tofenburg » ba ercin Bikfer Nacht Aber 


die Limmat fubr, fich nicht enthalten , mit feinent Gee | 


faͤhrten aber dic Unternehmung Teife gu. ſprechen; dieſes 


hoͤrte der Schiffer ) Bachs, fubr ian die Ecke des 


Detenbacher Gartens, fitandete, und als der Frembe 


10) Stumpf mefdet es; cine jum Sndentes, geftiftete Capelle 


(Hosting. helv. KH., Th. II, S. 171) beſtaͤtiget es; diplos — 


~ matith if dieſer Graf mir nod nicht. befannt, . 


19°}. Er foll des Geſchlechts Wafer sewelom feo, 3 0 1s Shoop 


aus einem Zuͤr. Viſclechtcrbuch . 








Is 


1 


a216 II. Gud. Viertes Capitel. 


ertrunken, weckte er die kleine Stadt, in dan Angenblick 
da der Sturm erklang, and aus der großen Stadt Ru⸗ 


dolf Brun uͤberlaut rief, „die Stade foy verrathen, fe 
„ſollen fic) nicht fuͤrchten, ſie ſollen die obere Brie 


„abwerfen, alſofort eilen zu dem. Rathhauſe.“ In 
wenigen Minuten war alles Volk in Harniſch und Pars 
zer, unter allen Zunftmeiſtern cilten die Handwerke mk 
manderley Waffen ihm gu. Die Nachricht erſchallte im 
grofen Muͤnſter, als. unter Nudolfen oan Wartenfee, 
ibrem Propft, die verſammelten Chorherren ben Gottes⸗ 
dienft ihrer Fruͤhmette Hielten; fie verlieGen den Altar, 
und cilten bewaffuet an den Streit; unterwegens fel 
Reiger Maneffe ber Scholaſter??*). Aus den Fenſtern 
warfen die Weiber Racheln, Toͤpfe, Steine. Es er⸗ 
Hob fic aus allen Gaſſen bas vermiſchte Geſchrey der 
wehklagenden, ermunternden, verzweifelnden. Die 
Verſchwornen bemaͤchtigten ſich ded Marktes; Rudolf 
BSrun fuͤhrte an, die Buͤrgerſchaft folate einer Stimme; 
hod die Gegnee biclten fet, Habsburg hoffte auf (ein 
Golf. Da fiel Here Beringer von der Hohenlandenbers, 
es fielen drey Herren von Bonftetten*) und mit fuͤuf 
geweſenen Rathsherren“) Here Ulrich von Mazingen. 


10°) Docter parrorum ber Urkunde, 13467 
104) Joh. Shoop Zuſatze gu Rhan. “ib 


33) Mudolf Biber, Wiſſo Wye Ritter, Ulrich Schafli, Hanns 


und Heinrich Sthet, Johann von Glaris, Rudolf Bilgeri, 
Heinrich Schupfer und fein Knecht, fommen bey Krieng aus 
ben alten Geſchlechtern tm Verzeichniß der Todten vor; ked⸗ 
pold Grof, Chorhere gu Embradh, mag beygezaͤhlt werden. 


Des Feanjen Sohn ab dem Chor darfte ein Edee — 


{cr geweſen ſeyn, deren es gang unvermoͤgende, und nad den 
Kraften damaliger Jugend fie jede Unternehmung brauchbare 


gab. (Acht derfelben bekamen fae Befuchung der Geddes und — 


andere Dienfie von jedem Chorheren-tdglich zwey gute Biſſen 


— 





Brot und Gonntags vier Pfennige; nah Berorhbnuns | 
1324. Das Stiftsbuch bemertt, aus-digfen buccellariis— ſo 
yon ben Gti Grot genannt— feyn grove Manner entſproſ⸗ 


fen.) Dev erſchlagene Scholaſter atte den Thurm und bs 


BGefchichte ber Sdmeip:: ger 


€in Mann, der von dtr Stadt gegen Zollikon firb,: be 
richtete vorgihig. Sem anziehenden Voll den Verluſt aver 
Hoffnung; die Ropperſchwyler wandten fide, die Sew 
ſchwernen urden verlaſſen.JZuletzt zach laugen 
Kampf, als bey zunehmender Noth mancher heimlich 

von ihnen wich, oder wider fie. ſtritt um ſich (ASE zu 
retten, ergriffen fie zerſtreut jeder ſeine Flucht; viele 
Verwundete wurden zertreten, Schiffe ſanken unter der 
eindringenden Menge, andere fozengen vow den Mauern, 

viele wurden in ben engen vnbekannten Saffen erſchlagen, 
Johann von Habsburg und Ulrich von Bonſtetten wur⸗ 

ben in dem Stadtgraben gefangen, . Diefen. Ausgang 
nabm die Mordnacht, wegen der Unachtſamkeit iheee =: 
Anfuͤhrer, und weil im pldglichen Schrecken jeder vers 
weiflungsvoll wider fie ſtritt. 


Hierauf nachdem fowohl per Graf als der Freyherr Wie Gea | 
in dem Thurm Wellenberg, welcher im Adnichice nabe ſie geſtraft. 
an der Stadt anf einem Felſen liegt, jeder in einem be⸗ 
foudern Simmer, vVerwahret worden, lagen alle Godter 
bon des Buͤrgermeiſters Wiherpart auf ben dritten Zag 
unbegraben in den Gaffer, bis die Leichname von Pfer⸗ 
ben und Wagen gang verunſtaltet waren), Alsdann 
wurden ſieben und dreyßig Birger oder Angehoͤrlge 
ber Verſchwornen, unter ihnen verfchiedene aus den Ges 
ſchlechten der alten Vorfteher ber Stadt Zurich, entweder 


Hons ,,auf Dorf; Kaufbrief 1346 (an Rati); Hugo, 
fin Bruder, mae fon tod; Urkunde 1347. Beeringer 
von Landenberg wor ein Entel des Marſchals (B. 1, €. 18, 
N, ¥89)s. fein Vater Heermann lebte nod, tn hohem Alter. 
Bweo andere Herrmann, der cine Ritter, der andere Kirch⸗ 
bers gu Uſter, waren Beringers Grider. Elifabeth von Schel⸗ 
lenberg, ihre Mutter, wor 1340 geficrben. - Veringers Jahr⸗ 
seit id mit Herrn Ulrichs v. Mazingen im Bud ber Joh rs 
sciten gu Uſter, wo. ſein Vater fect malta os magna ope 
va in calicibua, librie, ete 
12) Bullinges. 


é 
‘ 


2128) 11. Bad. Viertes Capisel. 


. enthaupter™), ober auf bad Mab geflochtew“by, jeder 
‘wor feinem Hans, auf daß ducch den Anblick three ‘lang: 
Wwierigen Pein in der Todesangſt jedermath ven andern 
Anſchkaͤgen wider den Buͤrgermeiſter abgefehredt werde. 
Socher Haͤrte ſcheute er fic) nicht, weil et unter dem 
Boll: hat was er wollte, und das Urtheil ber Machwelt 
ihm gleichguͤltig war’).’ Hierauf am fiebenten Lag zog 
er mit aller’ Mannſchaft von Zuͤrich dad Land hinauf, 
und ‘Gelagerte Rapperſchwyl. Die von~ Schafhanien 
ſandten bundgemaͤßen: Zuzug. Am dritten Tag, nade 
bee er: die Ekhaltung' dee Freyheiten dieſer Stade und 
ihter Einwohner Gusiund shes eidlich verſichert, wurde 

| fe Wbergeben und befept.” i. 


Anlaß des Hierin fand er feine Himerviß 0 Hon 1 Gottfried und Rus 
Debris dolf, Bruͤdern des. gefangenen Grafen; fie begebreen (eine 
itis: Eclebiguny’ inicht; "ibe Stitiſchweigen Sefeembete den 
+s" “Balegermeifter , er hatte fic) vorgeſtellt, man werde ihn 
um Friede bitten. Endlich drobhete ers die Verheerung 
Hes Landes. Die Koͤnigin Agnes yu Koͤnigsfelden, um 


das Landvolt vor dieſem Mngt fu bewahren, veruit 


5 Des Ritters Ebcehaed Mallee Chronik “(die and 
7 nad: ihren Fortſetzern Albrecht Muͤtler und Ulridc 
-- Keteg genannt wird) bezeichnet neun, eater welchen Andreas 
Galler Woßo's Knecht, Heinrich ‘hes vow. Landenbers Kucdt 
(contumax {ervorum fides, wie ben Tacitus). 
33>) Dee Juͤngling Heinrich Gechupfer, Ritter, hee Juͤngling 
Ulrich Schaͤfli, Werner und Mielaus Bilgeri, Heinz Krieg, 
Konrad von Mazingen, Heinrich Wyßo von Vuhnans. Sric 
> pee Gobtrvon Ottikon und aabdere fanf. . 
14) Man Chante fold ein Schauſpiel als tine potittiche Bart: 
herzigkeit (indem es andere abhalt) entſchuldigen, wenn aldt 
der Untergang von. Rapperſchwol zeigte, daß bee Buͤrgermel⸗ 
Ger ans Furchtſamkeit and Unbehaͤlflichkeit grauſam geweſen. 
Auch ·ſonſt wird unter ihm nicht nue vom Blenden einc 
Wauhters (CE. II, N. 184), ſondern ſogar vom Handabhaucn 
fuͤr Kornabſtreifen oder Traudenabſchneiden geredet. Co bari 
waren bie Geſetze guvor felten oder nie. 


veſqhit⸗ ‘ber eav⸗ir HS 


sce 


—* keine Meldung. 3 bleſen Tagen fam’ die Rit, 
alg nach den Bunbbriefen der Zuͤricher und Deſtreicher 
die Pfleger des vordern Erblandes ben ſechs jaͤhrigen Bund 
erneuern ſollten; dieſes thaten fie. Nachbem dee letzte 
Stillſtand ohne emigen Zufall verfloſſen, zogen die Zuͤ⸗ 
richer, Eoſtanſer und St: Galler in bie Mark: breyßig 
Mame -Wethigten die Beſatzung auf Altrapperſchwyl 
sur Uebergaͤbe, untergruben biéfe Burg, verwuͤſteten die 
Mark und Waͤgi, and nahmen bie Leute in Eid an Zuͤrich. 
Da trug fich zu, OGG; andetrieben von den Habsburgi⸗ 
(den Bruͤdern“), ‘die Edlen Waldner, angefeſſen zu 
Sulz in ˖ dem Elſaß, Dienſtntanne des gefangenen Gra⸗ 
fen”), foͤnf und zwanzig ‘Hanvelsteuten aus Ilrich far 
brentawferid, drey hundert, “adyé! und funfjig Ducdth™) 
Waaren wegnahmen; Brirger von Strafburg und Dafel 
fauften biefe Waaren. Da wurden von den Zuͤrichern 
hundert Perſonen von Bafel und ſſebenzig vor Straß⸗ 
burg, welche nach Unſer Lieben Frauen Stift in den Cine 
ſidlen auf bie Engelweihe wallfahrteten, bey ihrer Stave 
gefangen genommen. Dieſes fam vor bie Biſchofe vow 
Baſel und Straßburg, vor die Raͤthe dieſer Staͤdte und 
bon Colmar, Schlettſtadt, Breiſach und Freyburg in 
dem Breisgau," Staͤdte des Elſaſteſchen Landfriebens *”). 
Der Buͤrgermeiſter, fo lange et nichts fuͤrchtete, war 
unbiegfam doch did Zurcht gaͤnzlicher Jerſtoörung des 
Dandels auf di¢ drautſurrt Meſſe, ida gu Seep tel 
14%) Suittimann, Mic. oe J 
15) Gulg, mie dle ganze Mundat, wae von der urſpruͤnglichen 
Habsburgiſchen Sewalt fren; aber bie Waldner Hatten gu Bus 
bendorf ruk ner, S. 1726) und wohl an andern Orten 
Sehen, zum Theil von dieſen Grafen. 
16) Shing Cin ſ. vortreflichen Handelsgeſchichte von Barth) 
ſchaͤtzt fo. 
17) Gltberetfer, ty: #6. 975" Ee fide deledrich von 
acters bee tN, sb Phamte “hitraus: Vehaitzung tthal⸗ 


Rapperſch⸗ 


/ 


ame II. Wath 5 Biertes Capisel. 


kung digker Pilgrine7 H. Von dem anfuchtenhan Ber 


germeiſter Frigde; hierum ſandte er noch hanffenburg 
Heres. Hanns am Stad, einen vornthnun Suͤrgtr von 
Schafhauſen; Aber die Grafen Gottfried und Medel 
gaben guy Antwort, be Vater habe dad, dehen ſeines 
a Landes -den · Herzogen von Qeſtreich cufgetregen, von 
ender Hauſe Oeſtreich haben fis es empfaugenz fy koͤnnen 
nichts verfuͤgen ohne ben Herpes. Dee Buͤrgeeneiſiet, 
in Stadtſachen geſchickter als in. großen Geſchaͤften, hatter 
ſeit er hie, Rathsrotten verſcheucht, fic nicht einfallen 
laſſen, daG-jemand.um entfernten Beyſtand nahe Gefaht 
verachte; Nun pie große Fehee ber Herren des Landes 
zu OeGreich durch die Gefaͤngniß des Barons won Revs 
haus geendiget) ,, und Herzog Albrecht fuͤr jnufrn Fe 
ben unheſorgt war, drohete den Zuͤrichexn die Hekreichi- 
ſche Mahe. nc 17 


ye a res ; : 1 fetePte Ue 
Yhre, Staht wan noch damaligen Masfen felts fi 


molactBitt: die Verthejdigung aon Rapperſchwyl wagten fie, nicht 


& 


37°) Go 


was vor srodlf Jahren, den Bernern mit Laupen- gelune 
gen; die Geele des Ritters von Erlach war nicht in den 
Vaͤrgermeiſter. Da er auch die Meinung deten enwelche 
dieſe Stadt aufgehen wollten, als unvorſichtig verwarſ⸗ 
zog ex hinauf, bemaͤchtigte ſich ſechszig der vornehm ſten 
Birger und ſchickte fie nach Zoͤrich; diefed, ectruges Mt 
gedstldig / in der Hoffnung, durch dieſe Geiſelſchaft wer⸗ 
dé ihre Stade ver Kriegsnoth bewahret werden... 21 
auf jeritdrte Rudolf Brun die ſiarke Burg, auf der 
die alten Grafen von Rapperſchwyl gewohnt batten: alge 
.» Spee ee 122 area 

. yp et gtthe 

„unbeſcheihentliche grofe Ding (/. wollte dep Diss 

meiſter, bag man. bie Migrime um diefen Meld nicht onc 
men mollte; endlich ſchreckte bie Rafung 3. ian aab fie oft 


Entgcld frey; Kinigshoven 325. ee” gypetle 
4%) Magunm. diflurbinm bes ganggn funded. OV? i 
urrumque (pepde bep 3 das cine Bis 1349 dos am a 


1386). 








Seſchichte der Shae. am 


bone inuchte er die igange Stabramnuer beny' Crodoben 
gleich sz: die: Vuͤrger evoeugevy 6 'geduldhy; in Der Hop 
nung eS -efferdr Ort imumefwahrende Ruhe zu goͤnteſet. 
Da fie ibte: Mandesherrens. ote: Quftiahe- aufobie-Dhavg, 
alle Senmswehr und ihre angefeheuftio · Murbuarger verlo⸗ 
ren, vntde, in der: Ralte'oes Chriſtmonatsauf Be⸗ 
fehl ded Wuͤrgermeiſtees:, das Dieſet Stadt, welche anf 
Wort ‘nw Go ſich ihm AbevgSen, die gauge Bhegere. 
ſchaft, ait. Weribern, Kindern, kranken und atech Senter 
verjagty’ gang’ Rapperfchwyl bis auf. die begte Harte 
ron Grund aus: verbrannt.Als diefe Nachricht in die 
Stadt Biri) fam, war —*& unter den: ſechszig Maps 
perſchwylern ſein Leben fo theuer, daß er nicht gewagt 
hatte, auf alle Weiſe gu entfliehen; fle fanden ihre Mele 
tern und Kinder halb erfroren. bey den Viehhuͤrden auf 
dem Feld. Cine fo meineidige und graufame Ghat. vere 
iste der Buͤrgermeiſter, weil ihm ſowohl der Muth fehl⸗ 
tt, Rapperſchwyl zu behaupter, als der Verſtand fie 
unfalthar ju madjen. Go lang die Zerfideung con 
Magdeburg das Andenfen des Villy, fo lang bie Bere 
wuͤſtung der Pfalg den Ruhm Ludwig des Vierzehnten 
{hindet, fo lang wird attd bes Brirgermeifters Chat 
verwuͤnſcht werden oon allen ben Menſchen, welche dad 
Flend unſerer Grider durch unndthige Kriegégrdud | 
nicht gern vermehrt fehen. 


—_ 


Jn dem fiinften Monat nach der Zerſtorung der rpg in 
Stade Rapperſchwyl, in dem fuͤnf und vierzigſten Sabe ie en nels 
nad) der Verſchwoͤrung der drey Manner gu Befeeyung ast 
ber Waldſtette, in dem Jahr dreytehnhundert ein und 
funfzig, wurde durch dieſen Rudolf Brun eine That un⸗ 
ternommen, durch welche viele Staͤdte und Landſchaf⸗ 
ten "®) beynahe fuͤnftehalbhundert Sabre bey der Freyheit 


19) Sfirth, Glaris, Bug, die neuen Ortes wer weiß, ob ber 
— ſonſt je aus den Thaͤlern bes Gebirges hervorgebrochen 
) 








‘ 


200 II. Vad. Viertes Capivel. 


achert warden, wed oDie⸗ ppelche dic. Ehoveij eriſche 
ESidgenoſſeuſchaft Lio groß wep: heilig ſie.durchi gd ſelbſt, 
fo. Rent ſie wae durch dan Wuth ihrer Verrheltiger) im 
dauf dey Zeiten durch Lif oder Gewaltchaͤtta muͤffen unterge⸗ 
Ganiic).- Bp herannebender Gefabe ded Rriegs wider 
bie: Macht von Heſtreich fanble. dee Buͤrgermeiſter am 
Fralfe-ank Bund an die Wold itetse Hee. MSchweiger. . Dic 
Voraͤltern dexrſelben batten: vor hundert; Jahren?) einge⸗ 
ſehen, daß ihre Thaler dieſer. Stadt ald einer Vormaret 
und eines Marktes beduͤrfen. Sie, ohne Furcht bevor ⸗ 
ſtehender Noth, heſchloſſen, in Erwaͤgung der Gatunft: 
gleichwie fie nor cin und zuautig Jahren die Beſſaͤtigung 
ber Freyheit von Zuͤrich asm kaiſerlichen Hof erbeten; 
gleichergeſtalt fuͤr das gemeinſchaftliche Wohl ewig mit 
iby zuſammenzuhalten. Jn dieſen Gedanken kamen em 
Eunde des Aprilmonats die Gewaltboten der freyen Land⸗ 
leute von Schwytz, Uri und Unterwalden und ihrer ewi⸗ 
gen Eidgenoſſen von Lucern in die Stadt Zuͤrich; daſelbſt 
fiegelten. und ſchwuren ſie atſangs Mayen a am Walpurgis⸗ 
“s folgenden Bund. 


| 
| 
| 


7 Wir die Staͤdte ind Linder, Zuͤrich *), Lucern, 


„Uri, Schwyg und Unterwalden, find auf ewig cine 


90) angel an Zufuhr; feine Vormauern; fein Gewidt unter 


den Staaten; keine Maßigung dcr Wuth innerer Fehden, der 
unverſchaͤmtheit auswartiger Forderungen, ber Verraͤtherey fei 
lee Partehen — durch wie viel anderes mußte, im kauf der 
Zeit, wenn die Eidgenoſſenſchaft nicht erweitert wurde, dieſcs 

Gebug wie Tirol und Savoyen unter Herren kommen, od<t 
verwildern wie die Montenegriniſchen und Morlakiſchen Bergt. 
Es iſt tine große unvergeßliche Wabrheit: in unſerer Eidges 

naoſſenſchaft fann fein Canton den andern ermangete. 

$1) Bud 1, €. XV, Nz 30. . 

a2) Dee Warde wegen (Zuͤrich war fo viet groͤßer, neha 


ber, gelebeter), ofne irgend cin Geſetz, burch der Waldfette | 


eigenthuͤmliche Beſcheidenheit wurde diefem neuen Orte der 
Dorfig gelaffen;s fo der Stadt Luccen, weil fie eine GStadt 


Gerchiſcchtd doe’ Schweiz.) ang 


„getrenen Seſellſchaft uGereingefonnitin , und, fintental - 
„der Welt Lanf: zergehet and ale vergdngliche: Dinge. 
„dvergeſſen werden, (> grbkn: wie deſſen einander dieſes 
„ſchriftliche Zeugniß:  Wisalle Cidgenoffen wolken cine, 
pander beSfea mit Leib unvGut gegen alle und duf alle,, 
» tocldye uns mit Gewalt an .hre, Gut und: Freyheit. 
„Schaden ihun, ‘bow dem Urfprung dec Aare. hid au 
„den Ausfluß dec Aare, don demfelben ‘His. an.bie Muͤn⸗ 
„dung doc Thus, die Chur Hinauf bis an ihre Cowelle,. 
„von ba dard) Curwalder bas Land binauf bis Rinse. 
„kenberg, bis jenfeit bes Gotthards an ben Berg Plas 

ntifer und an den Grimfel, die Nnellen ber Aare. . Es 
„erkeuntein Nath ober cine Gemeime bey ifren Eiden, 
708 Der Kall der Bundeshalfe vorhanden Ht. Alsdann 
„mahnen file mit Boten oder Briefen uns die Staͤdte 
„bey Nath und Gemeine, und uns die Linder bey Ame. 
„mann und Gemeine oder etwa in unfern Rirchen*4;. 
„ohne allen Verzug leiftet jedes Ore Hilfe auf eigene. 
„Koſten mit ganzem Ernſt; niemand ſoll das ablehnen 
„wollen. Sollte ein Ort ploͤtzlich uͤberfallen werden, 
nfo machen wir uns alle anf, ohne Mahnung, ohne 
„Verzug, zur Mestung und: Made. Bey fehr großen 
„Sachen, 4 da ſind Feldzus und langer Aufenthalt), 
„verſammeln wir eilends in den Einſidlen eine Tagſaz⸗ 
ping wie das am ſchleunigſten und am nuͤtzlichſten gee 


$ 


mar; fo bem Ort tei (vor Schwotz), weil de großen Attins⸗ 
baufen daſelbſt Laudammanne gu feon pflegten. Was bad Al⸗ 
terthum in authersiger Cinfalt geſchehen ließ, wuͤrde nie obs. 
ne Stolz oder Berdacht Neffelben haben verdndert werden, 
koͤnnen. Es mufte cin Oet der Archive feyn; es mufite leis’ 
tender Borfig von der Stadt gedbt werden, wo eine gewiſſe 
Bildung far GefHdfte am haͤufigſten mar, Zulegt wurde das 
Herfommen durch feine Dauer heilig. 

23) Dabin pflegt im Sommer von den feenfen Alpen ‘bas Volt: 
sofammenguficfen, : 

24) sy Gefdg, ‘ 


Be ID, Buch. Viortesr Caopitel. 


RaAſchehen Ete. Mer gis einer · Velagerung auahnet, be⸗ 
„Aehe bie. Koſten des Zeugs. Dieſen Beyſtand geben 


ppUnd: empfangen; wir in vorbeſchriebenem Kreis; wits 


„de unſer Cihgmoffen tiner anGer dieſem Kreiſe on 


nfimand beſchaͤdiget, welcher alsdann ia anſer kand 


„kaͤme, fo wollen mir. ten gefaͤnglich varhaften $16 auf 
#Erfak.:. Bir hehatten sor, alle Rechte ded: Renigs. 


„und heiligen Roͤmiſchen Reichs und alle unfere alten 


„Buͤnde“*b); neue Buͤnde moͤgen wir ſchließen, wie es 


„uns gefaͤllt, aber dieſe Eidgenoſſenſchaft werde vorbe⸗ 
„halten. Den Buͤrgermeiſter und Nath von Zuͤrich, die 
5 Zzuͤnfte und Buͤrger dieſer Stade, wollen wir bey ihrer 


„Verfaſſung ſchirmen. Sollten wir, bie von Zuͤrich, 
_ op (Guytt wende es) mit unſern Eidgenoſſen (amt odet 
„ſonders in Zweyſpalt fallen, fo wollen wis zwey ehr⸗ 


„bare Manner gu den Einſideln fenden, fie ſchicken aud 
„zwey ehrbare Manner; die vier follen bey den Heiligen 
„ſchwoͤren, und alsdann durch die meifterr Stimmen in 


ipy Minne **) oder nad). Neche unfern Streit entſcheiden; 


-prftofien. fie ſich, fo daf die Stimmen gleich ausfallen, 
ſo erwaͤhlen fie cinen Cidgenoffer sum Obmann; dent 
gp ſoll feine Obrigkeit befehlen, daß er Sen Spruch thar. 
„Auf daß diefer Bund Alten und Jungen deffo wiffent: 
slider fey, ift beſchloſſen, daß er alle zehn Sabre in 


sy dieferr Tagen tes Maymonats, oder fonft, wenn es 
„begehrt wird, vor und von allen, die aber ſechszehn 


„Jahre alt find, mit Wort und Schrift und Eid ers 
„neuert und bekraͤftiget werde. Ihn gu mindern oder 
„zu mebren, iſt uns erlaubt; . aber aller Verdnderung 





ungeachtet, und went er nicht erneuert wuͤrde, halten 


„wir und fegen wir, daß dieſer unfer gegenwaͤrtige 
„Bund Sleibe, ewig, feet und fet ).“ 


24>) Midst ewig, mie diefer, fondern auf eine Jahrzahl ses 
fdloffen. 

25) Durch gitlide Uebereinkunft. 

46) Dee Bundbrief iſ bey Tſchudi. Wes thus eigene if 

in dieſem Auszug. 


Geſchichte ber Schweiß.. 228 


So treu, bieder, kurz, bruͤderlich, anus der Fuͤlle 
tapferer freyer Gemuͤther haben dieſe Maͤnner ihren 
Bundſchwur geleiſtet, und nicht ſich ſelbſt unter einan⸗ 
dee, ſondern ihren Muth wider die Macht von H eftrei 
gemeffen. Die Schweizer waren cin gudes redliches Volk; 
am groͤßten in grofen Gefabren; mancher uͤbertraf fie 
an Worten und Lift, am Lag der Schlacht kam feiner 


ihnen guvor. Rudolf Srun, der Buͤrgermeiſter, war’ 


in allen Sehlichen der Parteyhdupter gelehrt; verwegen, 
wo ¢8 auf Worte ankam; bisweilen herzhaft aus Todes⸗ 
furegt’’); Aberbaupt aus Furchtſamkeit wachſam)., 
Hart bis gur Unmenfehlichtcit, und niedertraͤchtig bis 
sur Trenlofigfeit*®) ; ein furchtbarer Mann, weil jeder 
gefaͤhrlich ift, welder fic) alles erlaubt; font fe vor: 


treflid zu Seitung eines Bolts, daß su einem guten Vor⸗⸗ 


ſteher ihm nur der Muth fehlte cin rechtſchaffeuer Mant 


su ſeyn. In ſeinen Schwachbeiten?“) wie in feinen gue 
ten Cigenfchaften, in einigen feiner Schickſale, befor 
ders in feinem Verhaͤltniß su der Schweizeriſchen Eidge⸗ 
noſſenſchaft, mar er dem Aratus von Sicyon aͤhnlich. 
In der Zeit als Yratus bie unfchuldige Rilke Eidgenoſſen⸗ 
fhaft von Achaja durch den Beytritt groͤßerer Staͤdte er⸗ 
hob, und in auswaͤrcige Verbindungen brachte, war fit 
ungefaͤhr fo alt als bie Schweizeriſche?“), wenn man die 
Jabre festerer oon dec erſten Probe rechnet, welche ſte 

bey Morgarten von ihrer Starke gegeben. Die Udder 


| 27) 6. unten die Schlacht beg Tattwol. 

28) Wie Oftavius Auguſtus. 

29) G. oben bep N. 14, im Test Rapperſchwol und unten 
bey N. 140. 

30) Denn durch die Furcht (welche doch aus Mangel guten 
GSelbſtbewußtſenns Hedfommen mochte), durch fie wurde & 
bife und ſchlecht; wie die meiften mehr dard Schwache als 
aus innerer Kraft gs ſind odce boͤſe. 


31) Sicvon brachtericatu in ben Bund, als von deſſelben tire | 


ſeruiig bas 29. Jahr verflos, Corinthus im 3 7ſten. 
MH. Theil. P 


2:6 KE Bud. Biertes Capitel. 


Hatter einen volfommenern Bund als die Schweizer“); 
weil aber der Zeitpunfe feines Urſprungs derfelbe war, 
ba die Stadt Nom ganz Italien unterwarf, und Gries 
chiſche Kriegskunſt lernte, reichte der’ Achdifdye Wand 
bis auf die Beit feines Untergangs, den letzten grofen 
Tag bder alten Griechen, an mehr nicht als hunbdert 
fanf und dreyßig Jahres ber Schweizeriſche Much mod 
te Der Gewalt benachbarter Fuͤrſten lang dad Gleichge⸗ 
wicht halten; und bis auf diefen Tag Hat weder Teutſch⸗ 
land fo wie dad alte Stalien. dienen gelernt, noch find 
gewiſſe Hoͤfe in Vernachlaffigung der Sache allgemeiner 
Sicherheit Carthago.und Maccdonien aͤhnlich“ ). 


Rachbem die Waldſtette ihre Weiden gegen den Abt 


Sehweid PO gon Cinfidein, ihre Frenheit gegen Koͤnig Albrechts 
Voͤgte, ihre Paͤfſe wider den Herzog Leopold, und ihre 


Freunde zu Lucern und Bern wider ungerechte Gewalt 
ruͤhmlich behauptet, (ebten fie wie cin Volk, dag keinen 
Feind verdient und‘ teinen Feind fuͤrchtet. Aden half 
dos Anfeher ihres gerechten Bundes gn billigen Vertraͤ⸗ 

gen mit Frembden, und um unter ſich und ihren groper 
Geſchlechtern alle Fehden gu vermitteln. Ueber unvors 
ſetzlichen Kriegsſchaden?) und um ruͤckſtaͤndige Zinſe det 
Oeſtreichiſchen Hoͤfe?) machten fie Verkommniſſe. Als 
Konrad von Gdsgen, Abe in den Einſideln, fortfuhr 


92) Sie batten alles gemein außer den Mauern; fie Hatten 
einen Bundespauptmann, einen Gundfectelmeifter, einen 
Bundesſchreiber, ihren Schatz, gleiche Mangen, Gewidte 
und Maße; Polybius, L. Il. | 

32>) Wie ſchrieben fo vor den Erfahrungen dee nenen Heit; ch 
mag ſtehen bleiben; vlelleicht, dag Europa, daß Teutſchlanb 
vod wieder zum Gefuͤhl ſeiner Ehre ſich ermannt. 

$3) Bertrag mit dem Spital au Rappeeſchwol 
13363 Tſchudi. . 

$4) Bertrag eines Hofs gu Gavnen, anter Johar 
von Hallwol, Pfeger, durch dea Comthue von aaa 
83380 5 








Geſchichte der Schwelz. 227 


fit zu baunen, fiengen die Schwytzer Marquarden von 
Bechburg, des Kloſters Kaͤmmerer, und nach ihm Ru⸗ 
dolfen von Zimbern, Conventherrn, und ließen ſie nicht 
eher los, bis fie ſchwuren das Land von dem Baun zu 
befreyen; doch hielten fie es nicht *).. Aber Thuͤring, 
Abt von Difentis, vom edlen Stamm ber Attinghauſen, 
vermochte, dak unter Heinrich) von Brandis, dem fol⸗ 
genden Abt in den Cinfidlen, und unter dem Landam⸗ 
mann Konrad von Pberg alles guͤtlich entſchieden wurde. 

Jn dent zweyhundert und viersigften Jahr, feit unter ~— 
dem Mbt Gerhard oon Froburg der Same der Zwey . .- 
tract ausgeſtreuet worden, wurde in citer anfebnlichen 
Cerfammlung von Prdlaten, Teutſchen Ordens Com- 
tharen, Herren und Gefandten. der Staͤdte, Kloͤſter und 
Waldſtette, nach den alten Schriften und nad) der Kund⸗ 
ſchaft alter Manner, dieſe Feindſchaft beygelegt. Hier⸗ 
auf wurde Todten und Lebendigen der Bann geoͤffnet, ſo 
daß jenen geweihete Erde und glaͤubiges Gebet und an⸗ 
dere Huͤlfe geſtattet wurde*). Die Mißhelligkeit, welche. 
ſich zwiſchen Schwytz und Uri um ihre Graͤnzen erhob, 
wurbe von ben angeſehenſten Mdnnern?”) ans Unterwal⸗ 
den und Lucern auf der Tagſatzung in Belenried alſobald 
verglichen. 


Als zu Schwytz Kybi Raget nach bitterm Worts Sgwys. 
wechſel Walthern im Lene todſchlug, und vor Gericht 
viele kandleute und Eidgenoſſen ſehr fuͤr ihn baten, vermit⸗ 

telten Uri, Unterwalden und Lucern durch cine Geſandt⸗ 
* 2 


33) ricedt 1341, 1344. 
36) S. den ganzen Attinghauſfiſchen Restssang “nd 
Speuch, 1350, bey Tſchudi und in dem Buch Libertas 
Einfidl., p. 129 der Urkunden. 
37) Peter von Wifenwdgen, Oeſtreich. Ammann— guéucen, = = = - 
der Schultheiß Perce von Hochdorf, Wii von Wolfen⸗ ~ 
ſch ie ß Landammann gu UV. u.a.; Tſchudi, 1348. 





* es 


rf 


ben," 


228 II. Bue. Viertes Capitel. — 


ſchaft ihrer Vorfieher™), daß dem Kydi dad Leben gee 
ſchenkt wurde, und fein Bater die befte Wiefe sum Pfand 
gab, ibn fo cingumauern, daß nad) dem Urtheil-drey 


unparteyiſcher Manner Kydi niemand ſchaͤdlich ſeyn fall 


unterwal⸗ Es trugen zu Unterwalden die Edlen von Hunwyl 


und von Waltersberg noch unblutigen Groll wider den 
Vogt von Rinkenberg, Buͤrger von Bern. Die Luſſi 


vergaßen, daß ibre Vaͤter gu Lucern Feinde Hatten”). 


eucern. Lucern, von grauſer Feuersbrunſt faumerftehend””), 


é 


wurde gerruttet, wenn die Partey der Hergoge einmal 
beripog *°), fonft regierten in wohlgeordnetem Rath ””) 
vaterlandslicbende Mdnner “), deren edlen Stamm dit 
Buͤrgerſchaft, muthvoll gegen Auslinder 4°), ohne Gi: 

ſerſucht ſah. | 


Ari. Das Land Uri genoß ruhig der Vortheile des Paſſes 


uͤber den Gotthard, weil der Herr ven Moog, Landmann 
gu Uri, nicht mur gu Urferen Vogt blieh *?), fenders 
von Kaiſer Rarl dem Bierten die Pfandſchaft eines Erb: 


lehns aber die Meaareaniederlage, den Zoll und dit Reichs⸗ | 


98) Swep Hunwyl, swey Waltersberg, hee Meyer von Steni, 
Gottfried von Moos u. a.; eben derſ. 1335, wo des 
Baters Brief (aus Mangel eigenen Slegels erborgt er 
ſeiner Freunde, unſer von Schwytz,“ Infiegel). | 

39) Zf dy u- Bi meldct bievon im Anfang des! Sabeundert; 
‘nad dem Bund tf feine Spar. . | 

39”) 1340. Zum MAndenfen wurde’ cin feyerlicher Umgang 
verordnet, und den Landleuten Wein vertheilt. 

40) Wie 13435; da fieben verwiefen murven. | Pisodarann:. 


'go>) Einfegung des kleinen Maths 1346, 
41) Wie Gundolbingen. - . 


42) G. was bie Gidler bem Elſer, themeon yon 1 Sta, thaten, 
unten bey N. 67, 

43) S. die. Abetunde a ber Sage wes Gens, Tye 
Tſchudi.. os 


. 
. 





Geſchichte ver Sa weis. 229 
bienfte*) int Thal zu Livinen erwarb. Daze fanz, bak 
ju Bellingona Franchine Ruſtoni fuͤrchten mußte, fee 
manden zu beleidigen; die Gewaltherrfchaft dber Como . 
batten die Vifconti ihm entriffen, und faum nod) wenige -° 
Jahre behielt er su Bellenz und Aber Locarno wankendes - 


Anſehen“*). In dieſen gerechten und gluͤcklichen Sitter . 
bhibetess die Walbftette. 


Zwoͤlftauſend vier hundert und ſiebenzig meiſt Zuͤrich. 
freye**), Einwohner,““ lebten gu Zuͤrich in drey und 
zwanzig hundert und ſiebenzig Haushaltungen, und in 
hundert vier und zwanzig Haushaltungen der Ausbuͤrger 
am Gee*’); eine durch Muth und mancherley Geſchick 
wichtige Menge. Ss war ein allgemeines Wohlſeyn 
(der wuͤnſchbarſte Zuſtand einer Buͤrgerſchaft), ſie hatten 
wenige reiche Maͤnner. Die Hauptſumme alles Gutes 
ber buͤrgerlichen Geſchlechter in Zuͤrich war unter einer 
halben Million Pfund**); hiervon ſteuerten fie uͤber 
achtzehuhundert Pfund an das gemeine Weſen““). Jy 


44) Suſt iſt Nlederlage; Teilballen, balie (Verwaltung) 
der raglia; des Thals Amba cht iſt cine Vogted (f. du Cange), . 
Urtuade fae Johann von Mons 1353; Tſchudi. 

4s) Siehe Cap. V, N. 264 b) und °); dbee Locarno erwarben 
1355 © Jan. dle Viſconti durch dew Saijee bic Biarpameys - 

ſ. T ſchudi i, . ae 

46) Yn ber Stadt 11,K50, deren 263 ‘mrdate, 84 Suede; 3 
620 auger der Stadt. , 

47) Serechnet nach den Tafeln des außerord entlichen 
Gewerftes 1357 von einem durch Gelehrſamkeit, Weis⸗ 
heit, Geiſt und wahren Buͤrger⸗ und Eidgenoſſenſinn sors 
treflichen Mann, welchen ich ſeitenlang loben moͤchte. Aber 
bisweilen iſt beſſer, undankbar ſcheinen, als “fie mitgetheilte 
Urkunden oͤffentlich danken. 

48) 439,505 Bund; Jos Weli war der bemitteltſte unter den — 
Bargern (aus N, 47). Das moͤchten wie wiſſen, ob nod, , 
wie tn den Zeiten des Richeedr. (6. 30), die xinte vom Ge⸗ 
werfte frey geweſen. I 

49) 38315 N. 47. 


$30 11. Bug. Viertes Capitel. 


bem Jabr als bie Iudenſchaft auf ibre eigene Sofen: ver⸗ 
brannt wurde, geſchah Tilgung aller ihrer Schuldfor⸗ 
derungen an die Birger ™). Jedoch, obſchon Brandan 
Pelleta, der Aftenfer, sum Kawer(ey™) angensmmen, und 
obſchon von Buͤrgern auf die oͤffentlichen Einkuͤnfte) Geld 
geliehen wurde, mußten fie, gedrungen durch pie Beduͤrf⸗ 
niſſt der Stadt und ihres Handels, nach wenigen Jahren 
ber Judenſchaft neue Schirmbriefe geben *). Der Handel 
gieng bis nad) Polen, Flandegy,.. Italien). Unter 
ihrem Gebiet hatten die Zuͤricher erſt noch den Wald an 


der Sil'*>). Die Barger waren wohl geharniſcht; caf 
ben Thuͤrmen Kand alle Ure Kriegsgerdthe mit Arm 


braften in grofer Zabl und vielen ſchoͤnen Ruͤſtungen“). 
Ulric) von Bonfietten ung Johann von Habsburg lagen 
in dem Wellenberg ; der Graf dichtete cin Lied auf.feinen 
Mnfal™). Die alte Mutter von Bonſtetten war in 
Weaͤngſtigung und groper Furcht“) ; . Gottfried und 


_ 


$0) Sersletch des Relchsmarſchalls yon Erbah 


mit Zuͤrich Aber das Judengut, 1349. 
$1) fombarden, 1349. 


$2) Buf bas umgeld u. a.; Verordnuns der beyden 


Rathe 1357, 


33) Ratye und Barger 1354. Der Wochenzins war 


2 Procente. 
* Verördnungen 1342 bewelſen es: 
— §4°) Bor kurzem, 1351, 4 Jan., batten fle durch Cink 
ſung das Pfandrecht Ulrichs von Beggenhofen auf die Getrel⸗ 


deabgabe (Ymmi) au Rapperſchwol erworben. Memorial 


der Gemeindeveswaltung von Zuürich 1801. 

55) Muf dem neuen Thuem waren 162 Armbeite, 27 Slave 
pen und Killer, 26 Parhent, 47 Cark, ungesdblte Zetten⸗ 
ptnte (comes de maille?), Banner u. a. 

(56) „Ich weiß cin ſcoͤnes Blaͤmelein.“ Ein weißes Bluͤm⸗ 
chen im ſchwarzen Ste war feign Wapen. (Godmer?) 
Geld. von Zuͤrich, 

$7) Zwiſchen dem Cee” ind Albis, auch. auf bem anderen. fet, 
wurden alle Gater von Bonketten, und ihe Erbtheil yon cin’ 

gen Zuͤricher Geſchlechten cingenommen, gum Theil vertoult 

(Bergletdh 1355); dte Stammburg Bonſtetten felbs ma 


Geſchichte der Schweiz. 233° 


| “Rudolf ’ Srider des Grafen, thaten deine Saja 
und begebrten feinen Frieden. 


In den erſten Tagen des Anguſtnonais fom Herjog Anfang des 
Albrecht von Oeſtreich, Sohn Kénig Albrechts, Entel Krlegs. 
Koͤnig Rudolfs, mit großer Dienerſchaft vom innern 
Land, in die Stadt Brugk auf der Herrſchaft im Eigen. 
Die Zauͤricher ſchickten cine Geſandtſchaft, ifn, su bewill⸗ 
kommen, und Geſchenke, ihn au ehren; | der Herzog danf? 
te. Hierauf nach wenigen Tagen verfammelte er alle 
feize Dienſtmanne, Vdgte und Amtleute von Thurgau, 
Aargau, Sundgau, Elſaß, Breisgau, vom Schwarz⸗ 
wald und von Schwahen, in die Stadt Srugk. Das 
ſelbſt erzaͤhlte ev vor ibnen, wie treulog, wie unmenſch⸗ 
lich die Zuͤricher an ſeinem Land und an feiner Stadt Rape - 

perſchwyl gethan; viel wurde von dem Trog ber Schwei⸗ 
_ gee geſprochen; hoch und ſchmerzlich flagten die Abge⸗ 
ordneten des Rapperſchwyllſchen Volks. Daher dee 
ganze Landtag, bewegt, verſprach, die Zuͤricher gu ſtra⸗ 
fen. Da berief deer Herzog Boten vow Zuͤrich, redete 
ſehr zornig mit ihnen und forderte die Wiederaufbauung 
son Alt⸗ und Neurapperſchwyl, Zuruaͤgabe der Mark, 
Genugthuung, und Schadloshaltung , fuͤr ibn und fir 
bas Volk. Die Zuͤricher gaben zur Anwort, „Alle 
„Feindſeligkeiten Habe ber Graf angefangen; darum fey 
„er Nachts in ibre Stadt gefommen; fie haber alles um 
rr ibees Sicherheit willen thun mi ffen ; die Forderungen des 
„Hetzoges koͤnnen fie nicht erfuͤllen.“ Bon dem an rie 
ftete er dad Heer; Zurich ſchickte Gefandte.an Kaifer Kart 
den Bierten, Mahnungen an die Waldftette. Der Kaifer 
verſprach, fid) um ben Frieden su bemuͤhen; bie Schwei⸗ 
jet jogen fruͤh Morgens am dreyzehnten Herbſtmonat 


damals untergegangen ſeyn. Sermon, ‘yon ‘fandenbera, 
Geringers ater, hatte geeilt, wit Zaͤrich cine befoniere 

' Ridtadg as ſchlichen; urt. Zuͤrich, Dennett vor S. Nic. 
1350. J 


a . =. 
221 
t 


* 


232 «IL Buch. Viertes Capitel. 


frit offenen Bannern in bie Stadt. Rach wenigen 
Stunden ſetzte der Herzog mit ſechszehntauſend“) 
Marin uber die Glatt; ſeine Wohnung nahm er in der 


Herzogenmuͤhle); die Mache lag um Oerlikon, Schwa⸗ 


medingen und Affholtern, fie breitete fid) aus bis an den 
Vorgraben dee Zauͤricher. 


Herzog Albrecht von Oeſtreich auͤberlebte ſeit mehreren 
Jahren alle feine viel raſchern, leidenſchaftlichern Bruͤ⸗ 
‘ber. Bon Statue war er groß uid ein Mann vor hers 
rifher Schoͤnheit °°); feine Einſicht war hell durch tas 
tuͤrliche Weisheit und litterarifdye Uebung ſeines Geis 
ftes°"). Er brachte an bas Haus Hefirsich die Graf’ 
ſchaft Pfirt im Sundgau, deren Erbtodhter (eine Gemah⸗ 
fin war™), und Kaͤrnthen, anf Abgang der vorigen 


8) €. Mallee ober Krieg: 510003 aber wir haben ict 


_ hue Steneree’é Abſchrift Cvica Alberti 1, S. 162) vor 


uns; dieſer feffige Mann wae ſehr oft nicht genau. Sis 

" nigsboven wie Gtumpf, gu Fuß 20,000, 2000 Olt 
fen (Reiter). -. : 

$9) Bon ihm hee fo genannt; Bluntſchli Merkw. der Et. 

- und f Barly. * .. So 

60) Fitodur. nennt ign fin; Fit. Arenpeck. „er hatte cio 
herrliches Antliz.“ J 





51) Vitodur. gelehtt; Arenpeck. ,, crleuchtet in Weisheit und 


„Schriſt.“ 

G2) 1324. Die Herzogin tle6 Johanna. Ulrich wor ihe Des 
ter, Gohn Diebolds von Pfiet, von dem wie tm erſten Bud 
(Cap. XVII, nad N. 169) cemdhnten. Ihre Mutter Jo 
panna war‘ des chen daſelbſt genannten Hochburgundiſchen 


Neinolds, Graſen von Muͤmpelgard, Tochter; diefer, als ce 


1322 ſtarb, binterlieé einen Sohn Ottelin, und, nebft jenet, 
tod cine Tochter, Agnes, Gemahlin Heineichs yon Moats 
faucon. Es hatte abir Ulrich von Pfirt auch nue Titer, 
Herzog Albrechts Gemahlin, und Urſula. Die Heirath Al⸗ 
brechts geſchah Ciz24) drey Tage nach Begraͤbniß des Schwie⸗ 
gervaters; Urſula entſagte und wurde 1333 Hußg'en Grafen 


woh ° 


von Hohenberg verheirathet; Alorecht uͤbernahm alle E chulden. 


Im J. 4331 flash Ottelin; ba folate tn Mampelgard Monts 








Geſchichte der Schweiz. 233" 


herren ©? by ; er fuchte, Ohne allen Zwang, biefeni ‘Hers 
pgthum gleiche Ordnungen ju geben, welche die Steyer⸗ 
macf hielt7). In Unterhandlurigen thar er behende, 


im Ausdruck ftarf, im Ton der Berwaltung maͤßig, auf 


dem Richterſtuhl durch Gerechtigteit ehrwuͤrdig““), Bae 


ter ber Armuth, Here feiner ſelbſt *b). Im -Umgang: 


Febte er glimpflichen Scherz, ex war gern froͤhlich *) 

dieſer Aufheitering bedurfte er. Denn von dem beſten 
Khensalter att, fchon ſeit cin utd zwanzig Jahren, wur⸗ 
wer bon, oft fehr heftigen, Gichtſchmerzen geplagt™ ; 


é e 


faucon, welded megen fpdtcrer Gelchidten ju. merfen iß. 


Johanna hatte Franzoͤſiſche Feinheit und eine durch Einſicht 


geleltete Thatigkeit, dinen hohen kuͤhnen Geiſt; Alhrechten 
wußte fie durch ihre Manieren zu feſſtin; durch ibe - Geſchaft⸗e⸗ 
ſchick erwarb fie fo fein Zutrauen, daß er ihr die Fuͤhrung der 
groͤßten Dinge vertraute. Dieſe Feau fol Kaiſer Ludwig'en 
vergiftet haben und man hat ihre ſonderbare Todeskrantheit 
fuͤr die Nemeſis anſehen wollen. 

625) Siehe bey Steperer ein langes Verzeichntt ber Kleines 
ren Er werbungen. 

63) Anon. Leobienf. 13383 Fugger. 

64) Unterbandlungen werden wir ſehen, vom ‘Wusbeud. Arex 
peck (breviloquentia ; dnon. Legh. ad 1335); eben berf. 
von ben Armen; communem inftitiam et moderationem ems 
pheblt er Ann. Leob. |. c. 

64>) Er verwandelte weder Farbe nod) Geberde, ba the’ einſt 
zu Wien einer umbringen wollte, ſagte auch nichts davon; ble 
That was durch Zufall verbindert worden; erſt nach vielen Jabe 
cen erzaͤhlte er davon der Koͤnigin Agnes und ipren Jungs 
frauen; Konigs felder Ehronit. 

65) Arenpeck, ~ . 

66) Lahm an allen vieren; man faͤhrte fon; und nie entfia 
ihm ein angedwidiges Wort; KRinigsfeloce Choeontse 
Dev Dufak wurde einer Bergiftung zugeſchrieben; dan. Leod. 
1330. Debilis bajolabatur, aber die benachbarten Fuͤrſten 
famen beo ihm gufammen, und fucten (einen Rath, Chron. 


Neoburg: 3334. In ben Aun. Leod. if bey. 1342 feine . 
gebeime Unterredung mit Koͤnig Johann von Boͤheim; diefee, | 
ſchon fag Sind, fonnte beom Weggehen dic Thuͤre foun fide 


ten, und Albrecht ſaß ohne ibn leiten gu koͤnnen. 


234 II. Bud. Wiertes Capitel. 


hierdurch wurde ſein froher Sinn getruͤbt, ſo bag bey 
mißlungenen Anfchldgen Verdruß und koͤrperlicher 
Schmerz einander wechſelweiſe reizten. Er war dar 
mals drey und ſechszig Sabre alt. 


Bald nach ſeiner Ankunft wurde durch Friedrich 


J Grafen von Tokenburg, durch den Comthur Heerdegen 


bon Rechberg zu Waͤdiſchwyl und Konrad von Derenfels, 
Geſandten von Baſel, mit leichter Muͤhe (zu langem 
Krieg war der Herzog noch nicht geruͤſtet) vermittelt, 
allen Streit guͤtlich zu entſcheiden. Zu Schiedrichtern 
waͤhlte der Herzog den Graf Immer von Straßberg und 
Herrn Peter von Stoffeln, des Teutſchen Ordens Com⸗ 
thur zu Tannenfels; von den Zuͤrichern wurde Peter 
von Balm, Schultheiß der Stadt Bern, und Philipp 
von Kien, Ritter, erkohren. Sie bewilligten, daß das 
Endurtheil Ber Koͤnigin Agnes uͤberlaſſen werde. Die 
Koͤnigin gab vor, fic) dankbar ju erinnern, daß dit Zuͤ⸗ 
rider in den Zeiten der Blutrache ihres Vaters dle Bers 
fidrung der benachbarten Burg des Herren von Eſchenbach 
nicht nur nicht verbindert, fondern den Herzogen Markt 
gtgeben. Die Waldftette hielten wenig auf diefe Worte 


‘ ber Rénigin. Sie hielten auch fie ſchaͤndlich, Dem Here 


zoge Geifel ber Haltung des Urtheils gu geben, und 
mißbilligten, daß die duͤricher ſechszehn ange(ehene Burs 
ger ohne andere Sicherheit als des Feindes Wort in 
ſolche Geiſelſchaft ſanbten; es war ihnen verdaͤchtig, 
daß der Herzog ſich weigerte den Vorbehalt ihrer Buͤnde 
und Freyheiten zu unterſchreiben. Bon Fuͤrſten, die 
groͤßer ſind an Macht als erhaben an Seele, darf ein 
kleines Volk nicht eher gleiches Recht erwarten, als 
nachdem es durch vortrefliche Feigechaten ihre Achtung 
erworben. 


Mittwochs vor Galll wurde gu onlgofelden das 
Urtheil der Deſtreichiſchen Schiedrichter durch Agnes be⸗ 


kraͤftiget. Ju acht und zwanzig langen Artikeln wurden 


Geſchichte der Schwei. I 235 


verſchiedene Schranken der Mache in Lucern und anf den 
Schweizeriſchen Hoͤfen vernichtet ), und alle Thaten 
der Zuͤricher wider bie Theilhaber ber Mordunacht und alle 
befondere Fehden oder oͤffentliche Keindfelightiten fie 
Frevel erfldrt®°). Nachdem bie Wiederaufbauung her 
benders Rapperſchwyl, die Ruͤckgabe der Mark und aller 
Biter deg Hanes von Bonſtetten, und mancherley Gee 
nugthuung und Erſatz befoblen:worden, wurde die Loge 
laffung des Grafen von Habsburg mit.andern nfprae 
den in ſo zweyhentige und verwickelte Nedensarten vere 
flochten, daß der Game der Zweytracht niche leicht in 
einem anderen Bertreg fo reiehlidy ausgeftrent worden ift. 
Es vermochten die Angehdrigen der ſechszehn Geifelu, 
daß die Eidgenoſſen dieſes Urtheil gu beſchwoͤren verſpra⸗ 
chen; amt tiefſten ſchmerzte fie der Artikel, daß. dieſer 
Eid jaͤhrlich wiederhoſt werden ſolle; eine Befleckung ded 
Ruhms der Treue ihres Wortes. Ein ſolches Volk 
ſollte nie tractiren als an dem Tag nach einem Sieg. 
Als die Zuͤricher geſchworen und mit Anſuchen um yore Teles 
bie Loslaffung der Seifel dem Herzog eine Urfunde ihres ’ 
Eides uͤberſandt, Hdrte Albrecht ihre Geſandtſchaft nicht, 
fondern iets fie febr ungnddig, weil Johann bon Habs 


67) In eucern werden in bem Mrtifel, wo ber Gerson fid alle _ 
Gerichte vorbehalt, die nicht qusgenommen, welcho -ven-- Al⸗ a 
ters her bie Stadt ſelbſt Harte, und fcinen Rechten als, Nach ⸗ 
folger Der Aebte von Murbach dic beygefdat, worauf et von 
wegen der Grafihaft Rotenburg Anſpruͤche habe. In den 
Waldfietten wollte ex die Hoͤfe kanſtig nicht mehr ausſchlie 
ſᷣungsweiſe mit Landleuten, fondern mit wem er wollte, be⸗ 
ſetzen. Die Urkunde iſt gang bey Tſchudi, 1331 Moan 


68) Dasa tommt fim 3 Met. hoͤhniſch vows ,, folten die von 
.Zuͤrich befandere Srenheiten haben, in unfers Hered; Grais 
„ſchaften fa frevelbafte Streifereyen gu thun, ded follen fie 
genießen.“ - Jes Absigen. wird namentlich eines Einjalls zu 
Ruͤmlang, beunsubigendsr Drohungen wider Seven von 
Landenberg und einen von Shona crudbat. 


4 


‘336 IL Such. Viertes Capitel 


Surg noch nicht losgelaſſen fey. Dieſen Vorwurf hoe. 

ten die Boten mit Verwunderung; in dem Spruch ſind 
Urcitel Aber ven Elfer von Bag, Uber Her Edelknecht von 
Ruͤmlang und andere Privatindnner, des Grafer geſchah 
feihe Srwdhuurge - Déri Buͤrgermeiſter Hatte diefea 


Punkt in den Unterhaublangen unberuͤhrt gelaſſen; von 
dieſem Anſchein ſelner Furchtfamkeit verfuchte der Feind 
mit Liſt und Rachdruck Gebrauch su machen. Die Hers 
goglichen Raͤthe gabe vor, vie Gache dieſes Grafen vor 
Habsburg, Vetters und LeKenmanns ihres Herrn, {ty 
ſchon Sengelegt durch ‘den Inbegriff. ,,aller Diener und 
„Angehorigen von Oeſtreich.“ In der That gedachten 
fie nie den Feindfelightiten vorzubeugen; fle wollten durch 
Unterhandlungen (worin bie Schweizer vou den meiſten 
uͤbertroffen werden) moͤglichſt viel gewinnen, und, wenn 


bes Herzogs und ſeiner Freunde Macht ruͤſtig fey, Krieg 


fuͤhren. Sie legten die Geiſel in Vande; der Abel ſtreifte 
auf die Guͤter und Freunde der Zuͤricher. Die Schwei⸗ 
ger, in Unwillen Aber ſolche Lift, im Zorn aber die 
Aebung der Gewalt, glaubten fic) verfpotter, und er 
griffen die Waffen. Von Tractatenkunſt serfanden fic 
wenig, die Waffen waren ihre Kunſt. : 


Unter den Mahnungen, die der Herzog ergehen lich 


achotens war ein Aufgebot, welches er in Glarisland -fandte. 
Glaris wurde feit undentlichen Qeiten unter dem Ober⸗ 


ſchirm des Reichs verwaltet von der gefuͤrſteten Aebtiſſin 
+ gu Sefingen Meyer, cinem Landammann erwaͤhlt von 
ber Gemeine, und einem Rath angefehener Manner ”)- 


Die Martinifeuer gu des Reichs Handen””), Zinfe vomn 


69) Tſchudi, ſelbſt ein Glarner, entwirft bey 1329 dicks 
Gemdlde bee Verfaſſung; bie urkundlichen Beweiſe, fo wee 
fie ſich fahren laſſen (1265 und 1337 iſt vilted verbrannt) 


hatten wir oben. 

70) Dab (wile wie unten urkundlich ſehen) ber Series 
di¢fe einnahm, iſt cin Beweis des Erblehend ber Bogtey vom 
Reich ,. die fein Bates dem Haufe gab: § - 





Sefhidte ber Schweiz. 237 


Gebranch der Weiden, Felder und Heerden™), die Leo 
henserkenntlichkeiten, die Gerichtsbußen, die Abgaben 
und Galle der eigenen Leute, wurden in den Kelnhof“) 
der Fuͤrſtin gelicfert oder von den Amtleuten as fie bee 
rechnet. einer andern Kriege war das Golf pflichtig, 
alé um Behauptung feines cigenen Landes gu Handeg 
der Girftin. Seit Habsbarg die Kaſtvogtey ˖des Klo⸗ 
ſters, unter Konig Albrecht erbliche Reichsvogtey, bald 
wad) dieſem dad Lehen der Meyerey, erwarb, entſtand 
unter des Glarners mancherley Mißvergnuͤgen. Erſt⸗ 
lich weil die Herzoge bey Verbindung des Amtes Glaris 
mit ihrer Herrſchaft Gaſtern offenbar ſuchten, die Vor⸗ 
rechte bur Landlente gu tilgen (die meiſten Fuͤrſten haſſen 
Vorrechte a feine Regierung ſcheint leichter und ordent⸗ 
lider, als wo alle dienen?); in ber That iſt nirgend 
grdfere Stille als Gey den Lebloſen). Bweytens, weil” 
die Hevpoge die Landammannſchaft qufhoben, und tate 
cines Mannes vom Volk, der in einem hoͤlzernen Haufe 
in ihrem Thal bey ihnen wohnte, ausldndifche Herren 
ju Landodgten *) aber fie fegtens die Landvdgte faßen 
auf der Burg zu Naͤfels, umgeben von Keiegstnechtert. 
Drittens, . weil die Herzoge fich weigerten, die durch 
einen Qufall verdrannten Urkunden ihrer Freyheiten zu 
erneuern, und am kaiſerlichen Hof und im Kloſter ſolche 
Erneuerung zu befoͤrbdern. Viertens, weil fir den frey⸗ 
willigen Zug nach Colmar, den ſie zugleich wie die 
kucerner gethan”), der verſprochene Gold ausblieb 


71) Mayenſtener und Herbſtſteuer; Schafguͤlt, Rinderguͤlten, 
Butter, Ziger, Kdfe, Zehnten von Korn, Haber, Schmal⸗ 
ſaat und Gerſte. Herr Truͤm pi in bee Glarner Chronit leet 
fie gut aué cinander. 

272) Wordbher der Keller geſetzt mar dieſe Einrichtung blleb un⸗ 
ter und nach Oeſtreich. 

73) Wie Ludwig dem Biernchetes die Perſiſche. 

74) Heermann von Landenberg war der erite, | 1939. 6 das 

qescicpnig ben Truͤmpi. ae a 

75) 1330. G. im erſten Cap, dieſes Bush, rn 


v 


238 II. Buch. Viertes Capitel. 


(was einem Fuͤrſten geſchieht, wirb oft vont Nachfolger 
vergeſſen, das Andenfen der Begegnung eines Volts 
pflanzt fich fort mit bem VolH. Die Maͤnner von Gla⸗ 
rid waren wohigeſtalte abgehdctete Kriegsmaͤnner mit 
ſchoͤnen Hallbarden™); waren fie mit willluͤrlicher 
Macht beherrſcht worden, fo wuͤrde ihe Shal urd) Feh⸗ 
den und Kriege bald erſchoͤpft worden feyn, ihre Heerden 
wuͤrden wild gelaufen und ihr Pflug verlaffen geftanden 
haben: daher fo ungnaͤdig der Herzog ſchien, fle, vom 
Beyſpiel der Schweizer ermuntert, surch eigenen Muth 
oder fremden Beyſtand einft erleichtert und in ibrer Bers 


faſſung erbalten su werden hofften. Alfo ohne ibre 


Freyheiten der Furcht noch der Hoffnung auf zuopfern, | 
lieben fie frengefinnt , getroft, und nahmen gu”). 
Here Walther, ein Ritter aus dem alten Rhaͤtiſcher 
Adel der Stadion’ ”), wae damals, wie sor ihm Lud⸗ 
wig ſein Bater ™e ju Glarié Landvogt, und herrſchte 


ſtreng. 


Die Landleute, ihres Entſchiuſſes bey ſich gewiß, 
antworteten auf Herzog Albrechts Gebat. „FSie fuͤh⸗ 
„ren die Kriege der Fuͤrſtin von Sekingen, des Landes 
„Fraͤu, unter ihm, des Kloſters Vogt; an andern 
„Deſtreichiſchen Kriegen fey nicht ihre Schuldigkeit An⸗ 
„theil gu nehmen.“ Aus dieſer Antwort ſah der Here 
zog die Abneigung der meiſten Glarner: damit er im 
Krieg der Ziicicher niches von dieſem Unwillen ga fuͤrch⸗ 
ten Habe, beſchloß er, Kriegsvolk nach Glaris gu ſen⸗ 


76) Vitoduranns. 
71) Neue Kirche au Schwanden, wo gauoe feline war, 13495 
Tidube. 

77>) Man fieht auf dem ſchoͤnen Berge Luzein ob Kablis in bem 
Prdtigau wo die Surg Stadion mor. Lehmann's Grove 
buͤndten TH. 2. | 

78) urkunde 1344, einen Span deren von moi tts on 
Bergweiden betreſſend. 





@ 


Sefchichte der Schweiz 39 


pen. Zugleich gedachte er die von Uri und Schwytz, 
deren Thaͤler mit Glarisland sufammenhdngen, aus dew 
letztern zu beunrubigen, um fie badurd von ber Huͤlfe⸗ 
leiſtung nach Zuͤrich abzuhalten. Als dieſes fund wurde, 
unternahmen end vollbrachten bie Banner vow Uri, 
Schwytz, Unterwalden und Zirich mit ihrer gewoͤhnli⸗ 
chen Geſchwindigkeit, mitten im Wintermonate, die 
Einnahme des Glarislandes. Dieſelbe geſchah mit 
emer ſolchen Bereitwilligkeit von Seite dex Glarner, 
daf dem Landvogt nichts brig blieb, als die Flucht 
nad) Wefen tm Gafter; er hatte webder gutes Kriegsvolk 
in genugfamer Menge noc) betraͤchtlichen Anhang bey 
bem Bolt”). Da ſchwuren die Glarner den Schwei⸗ 
gern Friede; dieſe jenen, „dafuͤr gu ſorgen, daß ihnen 
„deswegen vor Herzog Albrecht fein Schaden erwachſe.“ 
Zweyhnndert Maͤnner dieſes Thals, um burch Verthei⸗ 
digung des gemeinen Weſens ber Schweizer Antheil zu 
derdienen an dem ewigen Bund fiir die alten Freyheiten/ 
zogen mit ihnen zu Beſatzung der Stadt Zuͤrich. Der 
Feind verwahrte ſeine Graͤnzen, das Kriegsvoll ſchien 
aus einander zu gehen. 


Aber mitten im Winter verſuchte Walther ven Sta—-⸗ und vers 
dion bas Land Glarié burch Ucherrafehung zu bezwingen. dien 
Die Alpen waren hoch mit Schnee bedeckt, ihre Firnen 
glaͤnzten von mannigfarbigem Eiſe; das Volk wohnte 
im Thal, jeglicher in ſeiner Huͤtte bey ſeinem Weib, ſei⸗ 
nen Kindern und bey der Heerde. Stadion zog mit vie⸗ 
lem Volk von Rapperſchwyl, aus der Mark und, von 
after, welches ciferfuchtool und nach Deute begicrig 
war, die grofe Straße, wo nordwaͤrts nach dem Gafter 
Glaris offen ift. Gegen ihm flanden alle Manner von 
Slaris auf dem Ruͤtifeld, welches zwiſchen Oberurans 


78>) Zu Schwotz und Uri waren Ausgewanderte von ber Landes 
portey (Etterlin); feet fohen ihre veener anf Ween zuu 
dem Bogt (Gusitimans Misi), ; 


ajo... IL: Bud. Biertes Capitet. 


nen und Rdfels liegt. Here Walther ſtritt wach sem 
Ruhm feines Adels, die, Glarner ſtritten far alles was 
den Menſchen lied iff. Nachdem Sfadion mit vielen 
Edlen umgefommen, floh feig Voll; zwey und zwanzig 
aus dem Staͤdtchen Weſen wurden vow den Glaraern ec: 


 fdlagen”®). Die Sieger brachen die Burg zu Naͤfels, 


zogen beim, als die ohne ale Hulfe the Gaterland be⸗ 
bauptet hatten, und baten die Schweizer um Aufnahme 
in beat ewigen Bund. 


Alle Orte der Eidgenoſſen waren eine Geſellſchaft 
entſchloſſener Verfechter der uͤlteſten Rechte der Menſch⸗ 
heit, welche nichts als ihre Freyheit hatten, und nichts 
als die Waffen uͤbten. Alles wurde in dieſem Geiſt be⸗ 
artheilt, regiert und erhalten. Dadurch behauptettn 
die Eidgenoſſen bey, fremden Maͤchten den bisweilen 


furchtbaren und allezeit großen Ruhm eines kriegserfahr⸗ 


ver wohlpoſtirten Heers, deſſen jedes Ore wie ein car 


toaonnirendes Glied war. Da dieſe tapfern Maͤnner nicht 


at 


bad 


Glaris wollten, fondgry die Glarner, und feiner dara 
bachte, Glarisland als Groberung gu beherrſchen, gaben 
fie ibnen gern den eigen Gund. „Es bebalte, 


"*. fchwuren ſie, „der Herzog ſowohl, als die gefuͤrſtete 
0 Aebtiffin alle rechtmaͤßige Herrſchaft und ihre Einkuͤnfte, 


das Land ſeine Freyheiten. Wir von Zuͤrich, Uri, 
„Schwytz und Unterwalden ‘wollen bie von Glaris da 
„bey behaupten; wir die Sandleute von Glarié wollen 
„ſtets, ohne Widerrede, ohne Gefaͤhrde, zu unſern Eid⸗ 
genoſſen halten; wenn ſie es begehren, ſo wollen wir 
rr ated in bie Baͤnde treten, die fle mit andern haben und 


gp tadhett. Damit keine Ungerechtigteit noch um Klei⸗ 


„uigkeiten Kriegsgefahr aus dieſem Bund entſtehe, ſo 
„ ſind wir, die Glarner, uͤberoeingekonimen, und ver— 


29). Usberbant 159 puter setae, fue (sinh ein 
Glarner); §o bey & ai arn 





‘ 


“ BefGidte- der Schweiz. 24t 
' nfbeedeny datß toon cine unferer Magen ben Eidge- 


anoſſen? WUBI fiend, wir fie fallen laſſen und von tht 
nabſte hen wollen. Wein einer von uns, Landleuten zu 
1 Slates, Wwidet unſtre Eidgenoſſen oder eines ihrer Oree 


wůrbe oder: Gandelte, fo ſollen die gewoͤhnlichen Richtee 


nin auſetun Land richten zu ſeinem Leib; fein Gut ig 
pr alles Eidgenoffen verfallen. Sollte Glaris mit Eid⸗ 
ꝓgenoſſen· ſamt oder ſonders, in Unwille gerathen, ſo 
„ſoller an beſtimmten Dingſtetten“) von Schiedrich⸗ 
tech in Minne der nach den Rechten verglichen werden: 
Wir alle halter dalſo: ewig treu zuſammen. Darum 
woolen die Glatner keine Herrſchaft und fein Volt, 
river den Willen ihrer Eidgenoſſen, in Band aufnehe 
atin: Cho wenig. bie Schweizer von den Glarnern 


mehr als getteue Ftouab ſchaft · fordetten, fo wenig Scheu 


trugen dieſe, in dem Bund gewiſſt Rechte aufſugeben, 
mide dne'mdchtige Partey mißbrauchen konnte. 


Vs iſt inj den Baͤnden der alten Schweizer, wie in 


hem Thaten uͤberhaupt, merkwuͤrdig; baß unweſent⸗ 


lide linſtaͤnde ihr Auge nie oon dem Gedanken der Frey⸗ 


§elt verruͤckten; dem opferten fie alled auf. . Naturwitz 


lehrte fite, wad tm aufgeklaͤrteſten Jahrhundert viele 
dergeſſen, daß in Fuͤhrung aller Geſchaͤfte keine Sache 


bon fo. unendlicher Wichtigkeit iſt als Einheit im Plan. 


babes die Unterthanen und Freunde des Herjogs Sdlade 


ihte Mache ſammelten, wurden die Zuͤricher beunruhiget bebZatwol. 


von Kriegsknechten aus Baſel, Straßburg und vom 
vreisgauiſchen Freyburg, welche Sey ben kleinern Baͤdern 
vor der Stadt Baden [agen *°. . Rudolf Brun, Mite 


ter, Bargermeifter, mit ungefaͤhr anderthalbtauſend 


8) Einſidlen, wenn es ae betrift; Nidfffton , wenn Sieid 5 / 
Bergen, Merchen und Brunnen, wenn ber Streit S., thy 


ober UMB. angeht. 
80>) Rue 200 Stefen, nah Konissbeven.- 
Il, Theil. 2D 


J 





Tt ee 2 On Subs Viertes Capitel. 


Mann ) unternahm, dieſe Solbaten vor ihrer Verſtͤr⸗ 
Jung zu zuͤchtigen. Ge fand fie von alien feinen Bowe 
gungen wohl unterrichtet, und geruͤſtet ihn zu eipfan⸗ 
got. Indeß der Bargeemeifier dic Linmet hinab, und 
madden ex unweit von Ser Geille’) dle Burg Frew 
denau gebrochen, am dep Reus wieder hinauf is Bir, 
menftorf™’) 40g, und fic). anf Taͤrwyt wandee, bereite 
ten ihm ſeine Feinde: bey anbrechender Macht einen unpor 
hergeſehenen Zufall. Die Herrſchaft Baden beſteht and 
pielen kleinen Thaͤlern; fie ſind anmuthig oon Haͤgeln 
umkraͤnzt, von den Fluͤfſen Limtzat, Reuß awd, Kare 
nnd von vielen Vaͤcher durchſcheuitten; Waͤlder beſchat⸗ 
ten die Ufer. Gin wachſamer, des Landed: kundi⸗ 
ger Befehlshaber, von allem fruͤh genug unterrichtet, 
kann (bey fo vieler Gelegenheit) loicht vine gute Steltuun 
waͤhlen. Aber her. Buͤrgermeiſter arfuhr richts vn 
Burkard vow Ellerbach, dems angeſehenſten Feldherrn 
des feindlichen Heers, welcher mit ſtarker Mannſchaft 
Hon Fußknechten uh vielem reifigen Jeng unansgtkund⸗ 
fhaftee vow den Queilen der, Etſch bis iv dieſe Eegend 
gekommen. Die Beſatzung von. Badan wurde hiedurch 
an einem Son qudaufen von Wtf “sawn *") 


~f . ° | 


31) pan Tisuds, 1300; Rhan rechnete ieleicht jene 

errſt unten vorkommenben 1s0-gu der Babl:. sooo Mann wv 
Fuß und 200 ,,gerittens Volks,“ bey Koͤnigshoven, 
+ Gud uͤbertreben. Ne Schlacht by -Sativel sepiee.tn de 

_, gang legten Tage 3.515. dad. wird fie won. vielen bey 1353 

.. Sradbit, weil fle bes Jahres Mofang vou 25 Chriſtm. wad 
“ten 5. fle geſchah den 26. 

$2) Ucberfahet unweit Brugk. greudencu war Sekiniſc 
Bet. wie ble Aebtiſſin Santa bf batt belehat 

© 1355, TiGuby. | - 

. 23) Das Habsburgiſche Lehen der Sirhvogter daſelbtt, re 
ches Regensberg.an das Geihlecht Miller in Zuͤrich zum Aſter⸗ 
lehen auftrug, hatten dieſe an S. Blaf tén überlaſſen; 
Urkuünde 1347. 


33>) 200 Mann.» gerittens Bolts (eneine Aeitecr) und 


Ce Leys cht Der Schweiz. 233 
Dieſes gernabmen, die. Zuͤricher bey Taͤtwyl unweit Ba⸗ 


bden, cine Stunde zuhor che fie zwiſchen den. Hugeln um⸗ 
geben BEd niedergemacht werden ſellten. ets 


Der Baͤrgermeiſter wurde in dieſen Umſtaͤnden tod⸗ Brun ſret 
blaß, im Angeſicht, in Geberden, am allermeiſten in 
ſeinem Gemuͤth, gerwirrt; er ſprach zu ſeinem Diener: 
Unſer Zuſtqnd, -gutes Freunb, gefaͤllt mit gang und , 
usar nicht; — ich darf.es dir faum fagen — allen Um⸗ 

w Ruben aemd6 — es tommi wobl nicht | Einer lebendig 
——* — Am Lehen liegt mir wenig, ich wuͤrde von 
Herjen gery mit allen unſern lieben Mitbuͤrgern um⸗ 
ntammen, aber — algbann — du weißt es — iſt es 
num. die ganze Stadt Zuͤrich gethan —~ phne alle Ret⸗ 
tung. Wer wird Muth. einſprechen? Wer wird An⸗ 
nordunungen marhen? .... ... Was mich betrift, — ich 
ntathe dir — wenn bu denfit wie. ich — mit Bottes 
wQUlf-— Jaf dichs ja, nicht merken — wir wollen mit 
wcinandes. wad) Zuůrich. Hierauf far der. Burgers 
meiſter unverſehrt auf fein Landgut Schoͤnenwerd in der 
- Ebene bey Schliexen. Der Bannerherr Stuki und Ruͤ⸗ 
gee Maneſſe ſuchten ibn, doch nicht lang; Maneſſe 
ſpreugte an die Spitze des erſchrockenen Volks, und re⸗ 
dete in foigendem Sinn. ,, Liebe Mitbuͤrger, der Feind 
wift bier, dreymal fo ſtark alg wir find. Unfer Vater⸗ 

". land it Heute in cure Hand geſiellt; alles berubet auf 
nearer Unerſchrockenheit und Geſchicklichteit. Wir find 
aber nicht verlaſſen. Gans Zurich iſt in Bewegung, 
nunfere Mitbuͤrger eilen yu Hilfe, die Schweizer ziehen 
„heran. Ihrentwegen; fie gu leiten; haben die Kriegs⸗ 
„raͤthe den Herrn Buͤrgermeiſter, wegen ſeiner großen 
„Kenntniß der Gegend, ihnen entgegen geſendet, und 
nindef mir ben. Obtrbeſrhl pertraut. a ; ber Seind 


~ 


od a 
890 ann von — taba, bie aug behest, 


finde ber Zahl. ere Bg . —W 





- \ 


‘343 IL Sad. Biertes Eupitel. 


" ift nabes ſtreitet als Manners’ Kriegegefelter;. tafe 
„uns Zuͤrich retten, ibe und ich.““ So ſprach' wit 
entſchloffenem Angeſicht Ruͤger Maneſſe, gabe Loſaig 
so Hie Ganct Felix!“)“ und erwartete ben Feind. 


— 


4 ⸗ 


Raneſe Von Athen Seiten erſchlen Ehlerbaͤch, ‘oon ühlen Sr 


ſiegt. ten fand er wohlzeſchkoſſene Nether’ brherzter Manner. 


“Man fagt, Maneffe habe an der Orr’, wo feindd hilin— 
rey anfiel, viele erbentete Stutengeſtellt, welches dm 
Pferden die Schlachtwuth und ihren’ Reicern ote Glwalt 
ber fie ‘genommen. Er behauptere mit Wenger abs 
funfzehnhundert Mann, wider mehrals viertduſend bie 
in. die Nacht ein dreyſtuͤndiges Treffen: da feritt em 
Holzhalb und Rduft, fo daß Bitich ihnen bad Barger: 
recht ſchenkte, und viele Nachfolger des Burgermeifiré 
von biefen beyden Gefchlechtern-enefpro ffen firs) Me | 
Zeit und Arbeit endlich alle’ Kraͤfte bes kleinen Hunfens 
ecfddpften, erſchallte äuf ben’ Hohen hantes Gelehey 
Hie Zuͤrich,, hie Sanct Felix: Den Ruf erwiedene 
Maneſſe und ermunterte bas Bott; da floh bec Feist. 
Hundett und funftig verbuͤrgerrechtete Landleute von den 
Doͤrfern Wolrau, Richtiſchwyl, Waͤdiſchwyl und Pal: 
fifon, welche nichts oon der Schlacht wußten, fame 
uͤber die Hoͤhen, das Heer zu verſtaͤrken; ſie vernahmen 
und verſtanden das Feldgeſchrey, und fielen, gemaͤß ih⸗ 
ver Tapferkeit, anf ben Feind herunter, zut Zeit als 
“nad Untergang der Sonne jeder fah und hoͤrte, toad er 
fuͤrchtete und Hoffte. Meaneffe; durch Seiſtesgegen⸗ 
wart, erbielt uͤber vier Fuͤnftheile) feines Volks; det 


284) G. Bets mit S. Regula und S. Eriperentiad wae: Vatroa 

Wvon tu. se +, 

85) Jacob und Heermann Ron, welche hier ſtritten, waren 
von Brunnen im Lande Schwotz; das Buͤrgerrecht wurde iy 
nen tm 3. 1365 gegeben, Hocting. Meth. legendi, p. 612 

36), Wenn ih (che, dak..Fader. 300: 0ngkbt, fo Came mir 
vor, die gu geringe Zahl 40 bey Tſchudi darſte etn Zehler 


| 


| 
| 
| 


, Gefhidhte her Sa weiy ae 245 


Geind ſchlug er Gis on die Mauer bon Baden; lagerte 
auf der Wahlſtatt. Morgens um acht Uhr brach er 
auf, nach Zuͤrich gu ziehen; vor der kleinern Stadt be⸗ 
grub er die Todten; alsdaun ſteckte er vgn bem Rath⸗ 
bane ſechs erfiegte Banner aus °°), | : 


Der. Suͤrgermeiſter , uͤber dieſen Sieg be eeſchret⸗ 
ken, wurde von dem Bolf,. welches der Stade Danner, 
mt Gewalt nahm, von feinem Landgut mit grofem See. 
peinge nach Zauͤrich gefibrt,.und in dem Buͤrgermeiſter⸗ 
thum auf Sebenslang beſtaͤtiget. Er butte andgeftreuts ; 
„tinige von der Großen Haben wiher die Dainfte ver⸗ 
„ſchworen; fietvollen theliche Handwerleroimter die alte 
„graͤuliche Tyranney wb in de. kiefr Baradeuns.. se 
aruͤckſtuͤrzen; darum haben: ſte ihm den Tod gaſthworen⸗ 
niund haben die Frechheit, vorzugeben, se: (ay geſiohen. 
Vehl grifexe Moaͤnner haben nicht in; jehem Augenblich 
einer Schlacht Verachtung des Todes gezeigt, (ehe fis; 
Reh ſelbſt geſägt, Heldenmiuth ſep nothwendig); wenn, 
man aber diefen Mave, wie er ſich in ſeinem Buͤrger⸗ 
meiferthain ‘von. Jahr pu Jahr mebe zu erkennen aby: 
aufmerffam betrachtet, fo verſchwindet faſt alle Nei⸗ 
gung, leine wedrige Seite durch Menſchlichkeiten beſſe⸗ 
te Manner fu beſchöuen. Der Pobel⸗ deſſen Stimme 
bie Stuume Grottes geuannt wird,. nahm (eine Vorſpie⸗ 
gelung am; feine Macht wurde erbalten.·  Riiger:Me- 
neffe aber genoß des Bewaßtfeyns. welches fein Volt 
geben bel nehmen fatiit. Hunbert ein und ſtebendig 
Jahre Mufahrtete jaͤhrlich ott jeder Feuerſtaͤtte ‘tin 
Nanw (es zogen aberhauyt bem anderthalbteufend Men⸗ 
ſchen) von Zuͤrich i in die ie Ein ſtdeln, wegen! des Selutdes 


ne 


da natſchitten Cherfard chillers * ſeyn; toca er wie 


Fo ekethoven von. r Plogens eh, 
ante $803 Bhoae —* Ae oi 4 
 Gterbntgs ; veh Baden, ‘at —* 


— *8* Brußt. oe aad 





Ei 
ben an 
nacht. 


246 II. Buch. Viertes Capitel. 


welches die Zuͤricher bey der Nachticht von befe Sefahe 


ihres Bolts. ethan *”). 


Im Fruͤhling ehe der Herjog raais war, gogen bie 
Schweizer in den Aargaw ant verbrannten auf Cinen 
Tag Beronmuͤnſter und fieben Doͤrfer. Meher als tau⸗ 
fend Oeſtreicher zogen auf die Landenge zwiſchen dem Zu⸗ 
ger und Waldſtetten Gee, beraubten und verbrannten 
Kuͤßnacht). Als ibe Haufe mit Raub Gelaftet heim 


zog, verfischten Wey und vierjig Schweizer durch ploͤz⸗ 


lichen Anfall die Beute gu retten; ‘fiebengeha wurden er⸗ 
ſchlagen⸗ faͤnf und wangig vorfochten bie Leichname und 
Wa ffir; «fio blckten fo ſtolz auf taufend Feinde, daß 
diefer Uedernrath fle: rettetes Bie Deftreicher, denen er 
ungbauvbolich ſchien, iden ihn für Keiegsliſt; ſie eilten 
abzuzlehen, “ehe'einwerborgerter Haufe in den gefaͤhrli⸗ 
chen Gegenden zwiſchen Lorer und MeuG mit Vortheil 
hervbrbreche and Volf an’ Raub in Gefahr bringe. 
Es wat Sitte) in den Walbſtetten, daß wer vor dem 
Feind floh, oom Sen zum Tod gebracht wurde und (cine 


Brachfomaci ‘618 Mi bas oeitte eſqicho eheloe maths 


s oe 
e “| 1 


81) bottinacis 88. ‘adh. a. Mager Marehemag den | 


Birgermiclfter ſchon font nicht gue geweſen feyn. In bee Aue⸗ 


fage N.qꝙ wiid auch Heinrich Maneffe im Hard Manche gerſer⸗ 


miaßen alt verdachtig anacachen. Eben Dales hit edge Mw 
neffe nicht watce denen, auf welche die Dertricbengn, beſonders 
erbittert ſcheinen. Als Geun gcorben, weigerte c¢ fd | 
fang, eine feingtivegen gemachte Stadtfchuld abzuzahlen, daß 
die Rathe und 200 thn’ drohungswelſe (fle wollen an i ll 
mehr mit Chey gt wvenu hanna) dazu abthigen marin 
Stadthuch asza. 
38) Es iſt ſchwer au fagen, ‘wie fe base gefommen, we nidt 
ein alteres als bas bisher betannte andregt (1424), bieien 
Ort mit Schwytz verbunden. 


bo) Yo dem Alemanniſchen Gefey mar; mm ber, art 
oo), ben aßbern im teehee vertied’, “Biefem’ Ble | ph 


di 
"Poe Siete von volt ‘anbet fechastg’ Solids ‘she. fe om 


SHI dite dex Saweip 247 


a”), Wo rein Faͤrſt MR, mb vad Geng ariegezuche 
unterhalten; in allen Kriegen I Flucht ſchaͤndlich, aber 
ſelbſtherrſchende Bslfer verlieren durch Muthloſigkeit 
alles; vielleicht haben dieſe Alten Blut verſchwendet, 
aber iht Schlacht haufe ſtritt ſo, daß durch den Trotz 
ihrer Todesverachtuͤng Unuͤberwindlichkeit, oͤffentliche 
Freyheit, gluͤckliches Leben und vuhnwoller ‘Name er⸗ 
faupft werden find: Der Seria bey Kifinacht wurde 
bard Zerſtoͤrung von Habsburg auf dem Felſen Rothen⸗ 
flue an dem Wald tettin(e ẽe gerade | 


Ms die Waldeette. im Zirich laste, waren die Land⸗ Zug 


leute von Schwytz Burd) eine Landung Ger Zuger bey Art 
gewarnet worden, wie viele Gefahr aus dieſer Stadt 
(cinem feſten und befegten Waffenplatz am Cingang ibs 
rer. Paͤſſe) ihrem Land in Abeefeuseit (einer Mann (daft 
entſtehen Fdunte: Zug war in ſeht alten Zeiten ‘unter 


den Grafen vor kenburs ober unter den Voraͤltern bets . 


felben in cinem fruchebgren Lande angelegt worden 


fie ift auf diefer Seite des Gebirges einer dev — * 


mit Mauern, Thuͤrmen und Graben befeſtigter Orte; 
die Gegend an vielen Orten offen; die Huͤgel wurden dor 


Fteyherren beherrſcht; viele Hoͤfe waren dem Einſideln⸗ 


ſchen, andere dem Lucerner Stift, oder Beronmuͤnſter, 
oder dem Zuͤrichſchen Frauenmuͤnſter, oder den Kloͤſtern 


Cappel, Muri/ Ftauenthal vergabet. Verwallet 


wurde das Herrſchaſtüiche bon elndrte agama) 1. bie 


90) Alb. de Bonfteten’ ¢ chron., 1481; ; "Mic. 

go 5) Obne Zweifel wae die Burg Aber ber Stadt ber Anfans 
der. Urbarmaduns nob Vevdikerung bee Hofmark Bug, welther 
als der griften bic nahen Hoͤfe ſich anſchloſſen. 


go°) Das Deepattnis’ dew Rechte, die Eeſtalt. der Hie. bes Sans 
des, verdient nad dem Hofredhee ven Aegeri bargeficlt 
zu werden (es if in dem Schweiz. Muſcum gedruckt). Hier 
patte Oeſtreich Vogtrecht; ahrlich dren Gerichte hielt ber Mente 
mann in dem Thal, mit allen Mannern Me ſieben Gcuh 


6 


. 
eel —— — — — 


4 


2408 11 Bud. Biertes Capitel. 


Stadt von cinem Schultheißen. Durch Lamban fay 
bie Stadt und umliegende Landſchaft in, Aufaabmes da 


Roe, 


. ; ‘ "4. 0. ae 
_ lang und brett Eigenthum batten; in befimmten Kreiſen (von 

Genippen Aber den Rosberg ta den Sa erhot §u dem Saulingcia, 
dic hohen Eten ger, wo der Schnee herunter Temitye) hatte bie 
Herrſchaft heen Twingund Bann (Hlevon Baber, ‘Fifche,. Meany 
ac und Steuer, nebſt dens Hochoalte — ber Gpecberiagd): Mocs 
Bie Leute batten vbllige Frevheit, ihre Gater gu verdubern: es 
war genug dber geringe, es an offence Stage zu evfideen 
érbfere muften den Geteilen — Theilhubern des Hofes — alte 
dann ben Genoffen — den keuten der Gofe Bug, Met, Cham 
und Cinfidlen, als dierr ech 5.0 gt g en + guices anbeboten, 
und burften alsdann ccf in die Wyteciti — Seemden.—— 0 
kauft werden, Im uͤbrigen hatten fie ibe Pannegt (has. ge⸗ 
mein Holy, ba fond — ſollen — wit hawen wo wir toend— 
wollen), ga Wol thre Ehmuͤlle (die ‘gefeblice Mahl⸗ und 
Stampfmuͤhle); thre Wege Ceinen vierzehn Schuh breiten vo 
dieſer Mahle bis an Hauptſee — ben. Anfang oder bad Ende 
des Sees —, cinen um den Gee mit gefangenen. Guͤtern — 
burd die Einſchlage7 — cinen dle Gruber (Riederungen) 
auf, Aber ble Schneyett auf, (weit genug fie: zwey acladene 
' Rolfe); ihre’ Gemeinwelde (die ber Sager und Woler gegen 
einanber offen, dat He Bie, wenn Fe wollen, sufamhmengy 
pen kann). Den Kirdhenfag. au Acgeri hatte Einſtbeln, vor 
einigen Leuten auch. Chrichas und Fall. Eigen maren fie des 
Bicther Feaucrimanfter fo, daß ber Aebtiſſin fapelich 30 Rots 
ten (Ritelein, eine den Geen dieſes Landes eigene Forellenart) 
Stheben wurden; hlefdr waren die Hofleute in Zarich um oles 
Bolfeen, Die Gemeinde am Bera (um Mangigen) woe, 
_ ault Finfterſee, an den Einſidelnſchen Gof Mapein gebseis, 
able nad Bar pfarrgenos; Bar, meit herrſchaftlich, doch die 
Kirche, die Behnten, Gefdlle und die Gerichte von Biifens 
Korf des Kloſters Cappel. Chen deffelben Gerichte gu Dein 
. fon waren mit den Huͤnenbergiſchen, wie gu Nahein jene Eins 
fdelnſchen mit Sancthblafiſchen vermiſcht. Frau au Cham war 
dite Aebtiſſin des Zuricher Manfers. Go wenig landeshopelts 
lid, fo gang. landmiethitch wurde alles genommen, bab be 
Eid ber Einfideinſchen Leute an-dey Amtmann des Klokers 
dem an den Ammann von Bug vorgieng (Giche die N. 94 
angefuͤhtte Abhandlucy,. vermashlich eine Arbelt bes waͤrdi⸗ 
Gen und gelehrten Bmmanns Kolin), Das, dad i dle 
gule-alte Beit, wo nic Einer alleé, wo jeder Sere und. Lands 





Gefdhidte der Schweiz. 249. 


verbuͤrgerrechtete ſich vornehmer Adel su Sug"); um den 
Kreis der Mauern und vor der Stadt'am Seegeſtade 
wurden Hdufer.gebanet™). Die Landleute und Birger - 
weren in Gitten und Rechten anfangs einander gleich, 
and unter dem Vorfig der Grafen und Herren in ein 
gemeines Wefen verbunden. Als die Eiferfucht, welche 
wiſchen dex Freyherren und Birger war, nach und. 
nach ſich legte, entfiand ſie zwiſchen dem Landmann und 
Birger; bie Waldſtette wurden von den Landleuten als | 
ihres gleichen mehr als von den Dirgern geliebs. Als 
die Schweizer die Einnahme diefer Gegend befehloffen, 
gehorchte dem Herzog alled umliegende Land, fo daß 
wahrſcheinlich war, er wuͤrde Zug leicht behaupten, oder 
ohne Muͤhe wieder erobern. Darum war auch feine Be⸗ 
ſatung auslaͤndiſcher, vornehmlich Straßburgiſcher, 
Schuͤzen fo gering an Zahl, daß man wohl ſah, er 
fuͤrchte keinen Angriff; zu Vennrabisuns der Remade 
ten war fie ſtark genug. he 


Bey dem Angug des Volls der Waldfrette fielen bie wird 
Landleute am Zug demſelben bey; ſechshundert Mann gzreue⸗ 
bon Zurich, zweytauſend von den vier Waldftetter zo⸗ 

Stn bor bie Stadt. Sie beseugtery. „ſie gedenlen weder 


man fel Reht und feine Pflicht hatte, und verde, 


91) Die von Hunenberg, deren Schloß an ber Reuß in Zeijrig 
mern liegt, batten Hauſer in der Gtadt. Sie, bey weltem . 
die Bornehméten des Landes, mit Lucern, Ween, duͤrich ans 
Schafhauſen tn Buͤrgerrechten, Hatten auf tbrem Gtammfig 
aud die hohen Gerichte, und die widtigten Burgen waren 
ihrer Angehdrigen und Freunde! Sw Buenas war: ter Giee 
Mdef von Hertenkein, Herren von Stans zu Walhwel. Auf 
einem hohen Thurm in ber Meakade ‘wopnten © die Irtyherren 
von BWildendarg und ihre Eeden die von Salyt, Dev Tharw 


Echt noch. 

92) Dre Saupteaten, einige fleinere, "gen Martie, bie Ges 
gend im Dorf, dle Gorfads am Stad, foramen, im 
JVJabrzeitbuch vor hye . 


256 IL Sud. Viertes Capitel. 


- py den Herzog feiner Herrſchaft, noch bie Suger ber bis⸗ 


„herigen Verfaffung gu berauben; fte woolen Frlede dieſet 


„EGraͤnze; die Eroͤffnung ber Stadt werde ihr fo wighiy — 


„ſeyn ald ihren ſelbſt; wenn fie fid) nicht ergeben wolle, 
yr fo fol fie alled fuͤrchten von der Gewalt ihrer Wafer." 
Die Stadt, ohne genugfamen Mundvorrath, ohne 3wei⸗ 
fel burch) Parteyen in fic) felbft getrenntꝰ), begehrte 
und erwarb kurzen Stillſtand. Hierauf fandte fie Herre 
mann, cinen der vornehmften Birger, fo eilfertis — 
an den Herzog, daft er in ſehr kurzer Dele in Koͤnigsfel⸗ 
ben bey ihm anfam; ,, bie Bieger von Zug, ihm getrew, 
atiun in großer Gefabr, bitten, er wolle fie nicht ver 


„laſſen, ſondern ihnen ſchleunige Hilfe thun; ſiutemal 


7 Die Waldſtette Hare und unaufhoͤrlich auf fie dringen.“ 
Herrmann brachte die grofe Sache ſeines Vaterlandes 
mit groͤßter Gemdthsbewegung vor; der Herzog ſah ihn 
thit hoͤhniſcher Verachtung, hoͤrte ihn faum, fprac mit 
einem Falfenier ; biefe Gleichguͤltigkeit erregte die ſchmerj⸗ 
lichſte Betruͤbniß in der Geele Herrmanns, er verſchwieg 
fie nicht. Endlich fagte der Herzog, „Er foll nur ges 
$en; man werde alles Bald wieder erobern.“ Als die 
Zuger biefes hoͤrten, wurden die Banner dee Eidgenoſ⸗ 
fert in bie Stadt gelaffen: Bow diefen wurden dem 
Nath aus dreyzehn Biegern neun Mann aus jeder 


Außern Gemeine sugeordnet und ein Ammann vorgeſetzt. 


Dieſe, und die Cidgenoffen, mit beftdtigendem Vorbe⸗ 
Gale aller Herrſchaft und Einkuͤnfte bes Herzogs, ſchwu⸗ 
ren ben m etvigen Sund fiir Brepbeitw und » Recht * 


9s) Sonk wuͤrden (le ucht hendthiget heweſen ſeyn, fid Au er⸗ 

i- geben, bie Schweizer ueafanden bie Belageyungstunk nidt, 
and hatten teinen Sea: 6: ig auch deutlicy. aus abet, was 

7s Big’ an · das Eate- 44, Seapitels, folast.- aa ere 

ie Den 28 Brachmond. Siehe im Schweiz. Muſeum, Jahr. 
3, 10 Heſt, urkundeicho Bemntdtuagert: Abrr den damall 
gen Juſtand von Sug: + Sai Czatblum 1309 ſleht aman, wel⸗ 
che Rechte Oeßreich hatte: Twing, Bann,gZehnten, ge⸗ 








Geſchicht bee Sched; ° 41 


giibrecht, anſtatt um Glarisland ober Zug me ſchwe⸗Oefreich 

ren Unkoſten zweifelhaften Rete ges fahren, Hater’ deri waffaet, 
grßern Gedanken, vermiftelft einer anGererdentlich ſtar⸗ 
fen Heerfahrt after Macht-femmer Bundesfreunde und ge⸗ 
ſammten Erblande, durch Unterwerfung der Zuͤricher bie 
ganze Schweizeriſche Edgetisſſenſchaft ihrer Kraft utd 
ihres Nuhms zu berauben.“ Ju dem Ende legte er auf 
den Ertrag der Guͤter und Heerden aller Orden ber Geiſt⸗ 
lichkeit, aller Pfarrec und in Deftreich angefeffenee Muss 
linber außerordentliche und hohe Gteuer*). Denn da 
burt bie verhaßten Thaten ſeines Vaters, Kinig Al- 
brechts, ber Adel und alle Landſtaͤnde gedemuͤthiget wor⸗ 
den, hediente ſich der Herzog ihrer Geduld, um bald 
allgemeine Vermoͤgenſteuern),bald unerhoͤrte Kopf⸗ 
gelderꝰ) auszuſchreiben. “Gor derſelben Zeit an wur⸗ 
den bie Abgaben haͤufiger. Die alten Fuͤrſten lebten ver 
ihren GAterte und oon den Gaben der Volker; int UeGrie 
get war jeder ſicher bey Leib ind Gut. Jeinehr dad 
Anſehen des Adels fiel, defto dfter tourden die Nationen 
um Bezahlung der Soldaten ihrer Beherrſcher gu fiir 
fie gleichgaͤleigen Unternehmungen gendthiget, unge⸗ 
wohnte Auflagen zu bezahlen: mehr und mehr wurde 
der Fuͤrſt ſo unumſchraͤnkt uͤber alles Eigenthum, als 
mit cchelcuis des Glos mienſchucher Geſelſchaft kaum 


th. 


wiffe dite leuren Dee gins’ b ber gcheiuen ſcheint faſt un⸗ 
glaublich, etwa verſchrieben: 1600 Balchen; 6000 Kdothel. 
Wenn bie Stener 190 font war, fo gab der Buses Deeg $4, 
der Barer Boden 44, 

95) De Janeo usum aureim, de area dimidiam, ‘floras 
chras. Zwetl. prins. 

96) De omnibus fabMantliss ene Sicaniec. vem Stand 5 bhron. 
. Neahaieg. 1343. A, aa aD 

97) De qiralibér: ‘perfor pie Te denetiam ; exectlo inhbiitte 

er idauditd} chron. MelAé.. 13764 votr atten Bauern Baue⸗ 
rinnen und ſelbſt geugebornen Kindern auf dee Vatert der 
Seialichkeit; chron. Zevetl. pritia. 13333. °° * , 


a é 


252 «IL, Bud, Bigrees: Capitel. 


sve, baehen Sane se endlich wurde jeder Geant wie tin Pact, 
sand kam gnfer Jahrhundert, ijnrwelchem die Wete: aud 
Mitte: Geld, ia bas Land und sons Land iw djo fuͤrſt⸗ 


like Gaffe su, bringen, das Meiſler tůck der Staatskunſt 
ſcheinen. In den Zeiten der erſten Herzoge von Defireich, 
von, welchen diefe Kriege wider bie . Schweiger gefuͤhrt 
worden find, maren folche Unternehmungen darin wohl⸗ 
feil, daß⸗keine Feldartillerie, und wenig und nicht ſehr 
koſtbarer Belagerungszeug mitgefuͤhrt wurde; der Sold 


War vars und beſonders nach der großen Peſt in dem drey⸗ 


zehnhundert neun und vierzigſten Jahrꝰ), viel hoͤher als 
nuun?ꝰ). Die wachſende Volksmenge in den meiſten Euros 
paͤiſchen Laͤndern macht nun die Werbung leichter, beſon⸗ 
ders weil der geringſte Landmann zu unſerer Zeit Beduͤrf⸗ 
niſſe keunt, welche der Hof Herzog Albrechts nicht 
ahndete ).. Wenn man auf der einen Seite den hohen 


Solhdepente,. welcher aber die faſt cingige Yusgabe der 


bdamalthen Asieagcaten s wars auf der anders Seite den 
20. “lS. . *: aera 


Lond a, . ° .” .* age ” cae * . 
’ o 6 a os te 


98) ange —*8* 1348; wit hart eniag ‘Srore tans Dies 
rund Magde zu ˖ bekommen waren. 
myst Peters. von, ‘Soumocns 1347, 
af ‘er mt vler Waffengefahrten file 212 Tape’ (sou 7 Horn. 
Bis 2: Herbſtm.), welde-er su Vefoul in Gaeniſon gelegen, 
fie alle finf 390 Pfund Gold bekomme, und ihm Hieran 280 
bezahlt worden. faut einer andern Urkunde, 1354, bes 
. sedyct ainer meiner Freunde (ſ. oben ben N. 47), daf in 
» ben Teutihen Kriegen ſechs Mann mit Helmen und vicrss 
pu Buf in einem halben Jahr taufend und ade Gulden bes 
kamen.“ Jenem Goumoens bezahlen die (Leute Herzogs Eudo 
von Burgund fie ein Pferd morey baucein, welches er im 
Dientt verlor 350 kleine Gulden, und fiebengig fir zwed 
roncins (Urkunden Herrn Otto von Geanfon 
» Bhd  Seskog: Cwrdon4 527947). Suüntheen von <ptins 
gen mußte Graf Johann von Froburg fir den Verluſt eini⸗ 


cs gen Mferde wats, Dork. Suber auf. dem Wallenburger Jol 


. verſi ane H puénes, Oo tase: Gehe ok st nicht fast, 
«cf mit sides 
‘t09) Tatat, Caee, Bude, . 


«4 





Otfhihte der Schweit. "4253 


fate glanblichen Aufwand · unſter nuumehrigen Ruͤſtun - 
gen, woduech mehr als durch ‘alle Eroberungen und 
GriecdenBerattdten bas geweine Weſen ber Europaer eine 
veraͤnderte Geſtalt bekommen; fo muß nicht vergeffer 
werden, daß die Hauptſumme bes umlaufenden Seldes 
in den ten Staaten aufs wenigſte zehnfach geſtie 
gen i"): BEE hicbeh Ge nicht lebhafren Arbentfleiß 
ben itr viectehneen Jahrhundert in dieſen Segenden Wee 
niger wachfenden als abnehmenden Handel, ünd wie 
ſchen - Sie unbefeſtigte Fuͤrſtenmacht mit ihrer Unters 
thanen Selb noch fey’ muͤßte, wer dieſes erivaͤgt/ wird 
finden, daß bie Heerfahrten bey fo haͤufigen Fehden dar⸗ 
um ſo kurz und viel ſeltner waren, weil der Kriegsauf⸗ 
wand Herzog Albrechten ſo beſchwerlich und ſeinem Volk 
noch verderblicher tar, als unſeren Zeiten die Kriege 
ber Maͤchte. “Chen auch dabée wurden Croberungere 
ſchon damals ſchwerer. Wenn das allgemeine Staaten⸗ 
ſyſtem gu unſerer Zeit etwas mehr Feſtigkeit hat, “fo 
kommt ‘fle weniger. von dem Verhaͤltniſſe der Staatsein⸗ 
nahme zum Kriegsaufwand, als von dem, doch nicht 
bloß darauf berubenden, gegenfeitigen Verhuͤltniß eini⸗ 
ger vornehmen Maͤchte, welche fo wenig alles Boſe thun, 
das in ihrer Bewalt ſteht, als alles Gute“™*"). 


Der Herzog erhielt Veyſtand von dem Aurfuͤrſten und feat 
zu Brandenburg, Ludwig , Sohn Kaiſer Ludwigs son Oh * 
Bayern, (mit welchem er wegen des Streits uͤber das 
Herzogthum Kaͤrnthen ſich auf zehn Jahre vertrug, 
nd fic ihre Kinder einen Heitathevertrag machte!“) 
don dem ganzen Hauſe Welſchneuenburg, vom Hauſe 
Montfort, von den Grafen von Wirtemberg, Oettin⸗ 
gen, Fuͤrſtenberg, Thierſtein und Nellenburg, Eber⸗ 


101) Namlich fete Entdeckuns vet neuen Belt. 
ros Ds Diefes tf gefrichen als das Sleichsewicht Europens nog 


101). Meirade, Baden, 10 Mug. 1339, bp Steveres. 


Ase II. Bud. “Dieses Capitel. 


“bard von Kiburg, Burghorf, Baden, Hoch berg⸗ ben 
Herzogen von Urslingen?“) und van, Teby. ven. fuͤnf Bi⸗ 
ſchoͤſen, von ſechs und zwanzig vornehmen-Grafens der 
Burggraf ju - Nuͤrnberg, des Kaiſers und ſein Freund, 

war gn Macht damals in der Zahl anderer z.. mit beyden 
Freyburg, mit Baſel, Straſburg und geſhanen ins 

ihm bundogemaͤß zu die Mannſchaft von vern /vby, Ere 
Sad)... Bubenberg, Weißenburg and ihe. Bolt you kau 
genberg, von Srutigen'’*D., Lauper. ap Hasli mit 
ihren Bundgenoſſen oon Peterlingen, von:· Murten und 
won Colothurn ic); dreyßigtauſend Mans zz. Fuß, vier: 
tauſind Eyumeitu — Bep ial mares Rodolf und 


4202) Die Surg testingen, 2 rogs. f erclts vertauft abse. her. ledte 
Herzog fiarb in der zweyten difte bes vicrsepnten Jahrhun⸗ 
derts; Sic Erbtochter beira rte Herzoz FZerdinand von Sef. 

1025) Chasing von Biaudis, Hanns oon tigen, Zanns and 
Philipp von Kien, Harrmann und Gilg von Wels Ronrad 
pon Burgiftein , Kramburg, Blankenburg, (Tish Asian). 
Ja. bi Zeiten wurde de bas: *. cin bngtantier Mann 

8ezahlt 

402 ) Diele Gtddte mochten wegen der Verdindons mit Bern 
wohl zuziehen; ber Herzog ſchlob aber dieß in denfelben Tagen - 
(6 Jund) mit Amadeus: VE; Grafen zu Savonen, einen 
gebnidbrigen Bund, von bem Steyerer die Urkunde lies 
feet. Jahrlich vier. Mongte lang: (oll ber Graf dem Hetzog um 
den in Gdwaben uͤblichen Gold zweyhundert Cavalleriftcn ſtel⸗ 
Ken; im Nothfall helfen, “mit aller Reitcrey ducatus Chablay- 
fii et etiam monarchiaruin Sabaudiae , Waudi , Vulefii, Gem 
bennelii-et intra mourium' -(Cnttrmontés? ). Vorbehalt Gas 
vodens: Ralice und Reſch; bee Erzbiſchef und Heer , Johann 

. Vifenti; Burgund, Montftrrat, Bern, Feeyburg ,. Solo» 

tyhurn und Biel (fo lange pas mit dieſen beſtehende Bundnlf 

dauett). Ap. S. Martinum’c:ftrum. Eberhard Mats 
* Lex. nennt alfo big ben dieſer Belagerung Zuͤrichs „des 
„Grafen Gefind von Saphoy. “ 

_ 303) Krieg, lc...G. 161. Die Heeren find meiſt eben die, 

~ — Tſchudi bey 1354 pat, bie Srddte finp nicht eben dics 
elben 

104). Nicht punderttgnrend wis im chrop, Zug. poftertas 


—_ 





* 


Geſchichte der Schweiz. a55 


Friedrich, ſeige Soͤhne, in zarten Jahren fic) Kriegs zu 
gewsguen™*>). Der Herzog vertraute den oberſten 


Vefehl dem Grafen Eberhard von Wirtemberg'). Se 


dep dritten Woche nach dem Zuger Bund legte er.fid vor 
Zuͤrich; fein Lager verſetzte er von der Glatt anf die Hoͤ⸗ 
fen bey Hoͤngg; die Zuͤricher bewachten Zuͤrich, die Eid⸗ 
genoſſen lagen. an der Schanze an dem Zuͤrichbergby. 


Die Defteeicher fhlugen ia einem Wald cine Buide 


aber die Limmat, aber die Belagerten brachen diefe Nachts 
vermittelſt tings. Gloges, welchen fie den Strom herad - 


tinnen ließen. Dod) der Feind fand cine Furth, und 
fandte auf die Fuͤtterung in die Gegend um Frieſenberg 
ppiſchen Limmat und Gil; ein Ausfall der Lucerner. brachte 


dieſe Partey in Gefahr: als das Lager ob Hoͤngg dieſes 


bemerkte, eilten dreytauſend Pferde durch die Furth; von 


dieſen wurden die Lucerner abgeſchnitten und flohen mit 


Verluſt nach der Sil. Das Kriegsvolk litt Mangel an. .. 


Proviant, weil, obſchon viel gutes Land offen fag, av 
trockener Fuͤtterung Mangel war, die griine (chleche un⸗ 
terſtuͤtzt wurde. Die dberlegene Volfsmenge hatte gerin⸗ 
gen Erfolg; folche’ Heere waren vielldpfige Ungeheuer 
im Kampf mit Helden; keiner Sache famen fie uͤberein 


Die Bahl ber 30,000 i aus Ri bret Matlers, her gu 

Zuͤrich Reichtvogt war (von Roo gebrauchter) Chronit; daß 
bep Gtumpf nur 10,000 find, iſt nah Kinigéshoven 
und Albrechten von Strasburg, die uo 2000 Reis 
tee benfiigen. Gpraden diele von der wirkliden, jene v 
des angekuͤndigten Macht? J 

1040) Guillimanna. Rudolf war dreygehn, Friedrich of 
im fedsten Jahr. z 


105) Egheedt nennt ihn Tſchudi nad eles; Eoerhard, Sipe 


beretfen Th. J, G. 188. , 
1205*) Eberhard Maller: by dem Wratten ( Kratens 
thurme? Steyerer fehlt in Namen oft) an dem uffern Erz⸗ 
graben (mish Helen ſollen Eharaben — Verſchanzung, welche 
au behaupten Si) und Gefeg gebot —). es 


i 


/ 


256 «IL Bud. Viertes Capitel. 


als der Verſchleuderung der Lebensmittel. Jeder ven 
ihnen wuͤrde mit gleichen Waffen faſt jeden heutigen Seb 
‘hat in Todesnoth gebracht haben; ihe Heer warden | 
unſere Heere aus Barmherzigkeit vielleicht berſchonen. 
Der Kurfuͤrſt von Brandenburg ſah cin, daß dieſe un⸗ 
behuͤlftiche Haufen wider die Schweizeriſche Eintracht 
‘und Bebharrlichicit nichts vermochten. Er bot ſeine 
Vermittlung an, dem Herjog alé Freund, bey den 
Schweizern durch zwey vertrante Raͤthe als Sohn 
Koͤnig Ludwigs, welchem fie getren geweſen und der ihr 
Vreund war. Die Schweizer Sey Anbruch des folgen⸗ 
‘Hen Tages nachdem ſie ihre Vorſchlaͤge ihm uͤbergeben, 
Fanden die Gegend leer; nur ſtand noc) bad Sager der 
“Werner, welche folch einen Abzug far ungezlemend hiel⸗ 
‘ten; fie brachen auf bey Tage, ibnen kag weni a au ben 
Sieg des Herzogs uͤber Zzuͤrich. 


Zelebe Im Anfang des Herbſimonats berſammelten fic ju 
ELucern bey, -dem Kurfuͤrſt von Brandenburg Gefand- 
fe.bender Partenen. Der Feiede wurde folgendermaßen 
geſchloſſen: „Losgelaſſen werden alle Gefangene, zu⸗ 
-e ruͤckgegeben alle eroberte oder in Pfand genonment 
-or Guͤter oon beyden Seiten’). Lucern, Schwytz 
tind Unterwalden leiſten, was der Herzog an Rechten 
sound Gilten bey ihnen beſitzt und bezieht; Zug und 
-p Slaris leiften ibm rechtmaͤßigen Gehorſam, und er ift 
-pribt guter Freund. Fuͤrbaßhin machen die Eidge⸗ 
„noſſen Feine Buͤnde mit Oeſtreichiſchen Stddten und kin: 

p bern, Zuͤrich und Lucern geben keinen Oeſtreichiſchen 
„Landleuten Sirgerrecht. Graf Johann wird.in Feey- 
„heit gefest; er und Mudolf und Gottfried ſchwoͤrn 
arden Zuͤrichern Freundſchaft und Amneftie; dazu wollen 
„ſie auch die Maré und Rapperſchwyl anweifen; Bost, — 

, wath und Buͤrger von Lauffenburg ſchwoͤren, dem 


~- 
~ 


105 ) Aud was Shoe im Zuger Gebiet ober bey Negeri, Uns 
terwalden im Entlibuch aw ich gegogen hatte. 





Geſchate dee Sdpely ⸗n 


n Graf nie su helfen wider diefen Tid; wenn er den uͤber 
„tritt, fo leiſtet Herzog Albrecht den Zuͤrichern wider 
„ihn Beyftand. Es werden alle Sundvertrdge, Frey⸗ 
nbeiten,. Herkommen -und Roechte vgrbehalten.“ Gos 
wohl die Schiveizer als Herzog Albrecht urkundeten dem 
Kurfuͤrſt von Brandenburg die Anuahme dieſes Friedens. 
Nachdem dieſe Berfiderungen ausgeſtellt worden, wurde 
ber Graf aus mehr als dritthalbjaͤhrigem Gefaͤngniß bee 
freyt; hierauf die ſechszehn Geiſel zuruͤckgeſandt. Von 
bem, Graf nahmen die Zuͤricher feinen Erſatz des Auf⸗ 
wandes, von ‘soem Geiſel nahm der Herjog neun Gul⸗ 
ben file ben, Mongt*), “Here Ulrich von Bonftetten 
war vor einem - ome te. Beype gefeGe worden, . aus 
Achtung fuͤr dic Bitte ſeiner achesigidbrigen Mutter Fra 
Anna oon Segn.und auf das Fuͤrwort Herrmanné von 
Vonſtetten, Ybts von Sty. Gallen, Anna yon Douftets 
ten bey dem Frauenmuͤnſter, und feiner Bruͤder. So 
grof war ber Flor feines Hauſes, daß, obſchon er alle 
Unfoften. absrug, der Herjog.in eben diefem Jahr von 
ben DBonftetten auf die Stade Winterthur Geld nahm. 
Bon diefem Ulric) und von Adelheid Maneſſe, Tochter 
bed Ritters, welcher bey Taͤtwyl den Sieg erhalten, ſtam⸗ 
men die Bonftetten bis auf diefen Lag. . Diefes Ende 
nahm der Krieg, welcher aus Seranlaffung der Mord⸗ 
nacht entftanden, welchen Rudolf Brun zuerſt grauſam, 
nachmals feigherzig, fuͤhrte, worin der Herzog bey den 
unterhandlungen ſchlechte Wuͤrde bewies und mit grager 
Anſtalt eine unnuͤtze Heerfahrt vollbrachte, die Schweizer 
aber durch ihr Betragen auf bem Ruͤtifeld, bey Taͤtwyl 
und Kuͤßnacht, durch ibre Gerechtighcit in den Buͤndniſ⸗ 


306) ueberhaunt 1700 Gulden. Beſondere Richtung and 
Vereinigung der Grafen von Rapperſchwyl 

mit Zarich; vor Marth. 1352. Eben derſelben Gets 
ſelfchaftsbrief, darin fie verſichern, ihre daſelbaͤ genann⸗ 
ten Freunde der Stadt zu verſohnen; vor Zachaci 1352. 
Sore Ledigſagung durch Zürich, 13 Vrachm. 1356. 
IL, Theil, R 


"258 II. Di hh.’ Biérees” Vip itel. 


ſen und ihre Maͤßigung int Frieden, untadelhaftes Ange⸗ 
denten auf die Nachwelt gebracht haben. 


Sern tn Ed war in bem Winter dices vuifmvotted Suet 
F —X die Geſandten ber’ Mariner von Uti, Schivytz und 
3353 Unterwatden, welche gu Laupen bei’ Bernern Beyftand 
geleiftet in Netting ihres gettieitien Weſens von den 

grofen Baronen, und ifre Emdgenoſſen bie dZuͤricher und 
WLucerner, mit Gefahdten ber Grade Been, zu Lucern cine 
Tagſatzung hielten, und (um! Som set finder; daß Bern fer: 
ner, toie im vorigen Gonmier, géringeren Bundniſſer wegen, 

- foider fie, vb wohl ungern, zu Feld: liegen muͤſſe) den 
Vernern ihren ewigen Bund gaben* 2 yy ES werden 

pr die drey Waldftette, Uri, Schw vg und Unterwalden 

„wo, wann und tie fle es begehren moͤgen , und bebuͤr⸗— 

„fen, durch die Berner verfvchten; gleichet Weiſe von 
S, „den Waldſtetten Bern, pie Buͤtger bleſer Staͤdt, und 

— alles was an Lehen, Pfand und Eigenthum Berniſch 

iſt. Es ziehen die aus den Walðſtetten uͤber den Berg 

i Driinig und in bas Thal nach ünterſeen ohne Entgeld 
rift es nicht genug, daß ihre Mannſchaft ſich zeige, (0 
„ruͤcken fie vor, und wird jedemn durch biz Betier ein 
„Groſchen Tournois besahle:” Au gemeine Kriege thet: 

nden auf gemeine Roften gefuͤhrt; im Aargau wird 
„nichts beable, es mag dabin gemabnt haben wer 
pr till '*); nichts wird bezahlt, wenn ein Theil den, 
„Kieg im Oberland fibre, und es zieht der andere Theil 

oy unten im Zand auf deſſen deind 9), Bir von Vern 


107) Dieſe Veranlaſſung ſcheint der Natur ber Sache und der 
Zeitrechnung am gemaßeſten: der Grol einiger Unterwaldner 
gegen Hen Vogt von Rinkenberg, welchen Stettler angi, 

—ilſt erſt ſpaͤter zu großer offenbarer Feindſchaft gediehen. Wenn 

der Bundbrief bey dieſem Anlaß gegeben waͤre, es wuͤrde ſich 

wohl mehr Spur davon finden. | 
108) Habsbueg fieng an als Erbfeind betrachtet gu werden. 


109) In dem Fal warde jeder auf des Feindes Sofa leben. 


Geſchichte der Saweins. 259 


„verſprechen, den Zuͤrichern mod Suctrnertt, auf die Mab⸗ 

„nung unſerer gemeinſchaftlichen Eidgenoſſen, Huͤlfe 

„zu leiſten. Wir von Zurich und von Lucern verſchrei⸗ 

„ben und geloben mit guter Treu und geleheten: Eiden, 

„ſollte Bern angegriffen werden, und Mahnung an die 
„Waldſtette exgchen laſſen, fo wollen wir, wenn uns 

 diefe mahner, denen von Bern, als unſern beſondern 

„guten alten Freunden, ju Troſt und Hulfe, uwerzuͤglich 

it eigenen Koſten susiehen; gleicher Geſtalt werden die 
„Berner uns auch thun. JR ein Spas gwifcyen den 

» WalbRetten und Bern, fo taget™’) man im Kien⸗ 
„hoizte:).2 Wenn der Klaͤger von Bern iſt, fo wable ec 

nin ded Beklagten Waldſtatt einen Obmann von ſechs⸗ 
„iehn; dieſe werden ihm ernannt von dem Landammann; 

„wenn kein Landammann iſt, ſo werden die ſechszehn 

„ihm von der Gemeine vorgeſchlagen. So ſetzt hierauf 
„jede Partey zwey Schiedrichter: dieſe fuͤnf ˖ richten aaff 
„gelehrten Eid nach Minne und Recht. Iſt der Klaͤ⸗ 

„ger aus den Waldſtetten, fo erwaͤhlt er einen Maths. - 
berm Ber Stade Vern gum Obmann. Dieſer Bund 
nift, mit Borbebalt aͤlterer Buͤnde, beſchloſſen , fir 
nae unfere Nachkommen, auf ewig. 


. Der Herzog, nachdem er Johanna von Pfiet fin Streit Aber 
Gemahlin, Seftattet, und um fie getrauert ), begebite be ts 


~ 

~v 
ast 

. 
ry 


xX a | 


! F er re oo 2 


Der Groſchen Tournois war nicht —* Sob ‘al Scgeptennig 
in bem dberall mit Ausbuͤrgern bevditerten Oberland und Uecht⸗ 
land fonnten die Waldſtette nicht aus der Beute leben. - 

110) Gin Schweizerwort fhe: Tagfagung alten. 

111) Oben an dem Brienzer Gee; Waldſtroͤme haben Dorf 
und Burg fortgeriffen. 

112) C. Zwenslenfe prius berichtet ihre Beſtattuns als Urſache 
des eilfertigen Vertrages. Wenn fle den 14 Wintermonat 
1351 ſtarb, ſo verwechſelt hier die Chronik den erſten und 
swigten Zug. Aber da Herzog Leopold im Jahr 1351 zur Well 
fam (ibid. p. 110), und Johanna bod im Wochenbette ſtarb 
(Zwetl. : parcam abortivit et cum maxima phrepel extincta 





260 II, Bud. Viertes Capitel. 


san bie Barges von Sug und an die Sandleute von Glaris, 

“ben ber sieuen Huldigaug den Schweizerbund abzuſchwoͤ⸗ 

- xen; hiedurch wuͤrden die alten Freyheiten, welche er 
deſto mehr hafite, ohne Hilfe ſeiner Willkuͤr unterwor⸗ 
fen worden ſeyn. Die Voͤllerſchaften derſelben Zeit, al 
ihre Erhaltung nod) von eigenen Waffen abhieng, mach⸗ 

. ten unter ſich Buͤndniſſe, wenn fie von dem Landesherm 
ſchlecht beſchiemt oder unterbruͤckt wurden: dieſe Gitte 
hatte das Gotteshaus zu Sekingen den Maͤnnern, welche 

fich in Glarisland angebaut, nie verboten; .Zug hatte 

der Herzog verlaſſen. Denn obwohl reich an Lehen und 

Erblanden,war er nicht fo ſtark als der Here eines un⸗ 

getreunten: Otaakes; die Lage ſeiner Herrſchaften brachte 

08 nicht mit, es fehlte cin ſehendes Heer. Die Eidge⸗ 
noſſen ließen den Zugern und Glarnern ſagen, „der ewige 
Bund ſty in dem Friedensvertrag nicht angetaſtet 
„worden,“ Alſo antworteten fie dem Herzog, pi fie 

„wollen ihm, nach den Rechten wie es der Friede (ast, 
‘yp, Gehorſam ſchwoͤren.“ Der Herzog verwarf dieſen 

1353 CEib. Uni Pfingſten zog ce mit ſiebenhuudert Pferder zu 
dem Kaiſer nach Weitra; bey dieſer Unterredung’”) und 
am Reichstage zu Worms klagte ex Sey dem Fuͤrſten uͤbt 

Zuͤrich und alle Eidgenoſſen, durch welche fein Bolt er⸗ 
pees +, muntert werde, ſeine Regierung zu verwirren. Die 
a Teutſchen, elne Nation, welche nie als durch ſich ſelbſt 
bezwungen worden“ by, und welche in Spanien, Franl⸗ 
reich, England und Italien, den Laͤndern, die fie erobert, 
bang: Frey gelebt, hatte im Vaterlande das Joch des 


eft), fo fonnte Aber bas Jahr thees Todes gezweifelt werden. 
its Im übrigen iſt wunderbar, fie tm funfſigſten Jahr ihres Alters 
gluͤcklich niederkommen und ſpaͤter in Ktadesndthen ſterben zu 
ſehen: doch ſcheint es auger Zweifel; Steyerce ©. 196 
113) Zwetlenfe, prius und poftertus; Albrecht AMbernadtete 
zu Zwetl and der Minch meldct, confilia et auxilia conta 
Zurecenfes feyn der Gegenftand der Unterredung geweſen. 


113>) Durch Mangel an Zuſammenhalten; wie wie ſahen. 


\ 


Geſchichte: der. Schweiz.ĩ abr⸗ 


Fraͤnkiſchen Stamms ereragen; unter und neben sen Ko⸗ 
nigen verwalteten einige Große die Made: welche ans 
derwaͤrts die Gemeine aller freyen Maͤnner mehr theilte; 
aus dieſer Niedrigkeit erhoben einige Kaiſer aus Furcht 
vor ben Großen die Burger; fie wurben aber des Kai⸗ 
ſerthums beraubt von den geiſtlichen und weltlichen Fuͤr⸗ 
ſten; damals tar um Vorzug und Gleichheit ein ins 
nerer Kampf zwiſchen Staͤbten und Herren, durch wei⸗ 
den ben Auslaͤndern das Anſehen bes Reichs verdunkelt 
wurde. Der Herzog fand Gehoͤr, Theilnehrning und 
Veyſtandszuſagen; die Schweizer, Zuger usd Glarner 
hatten ibe Rechte nur voit der Mature"). " eS 
ye f 

Als der Raifer-in hen obern vanden —* aby, 
fandten Thm die Schweizer näch Zuͤrich ihreBotſchaft 
mit allen Urkunden des ewigen Bundes Aus der Uns 
terſuchung derſelben erhellete, wie nothwendig· und une. 
ſchuldig dieſe Eidgenoſſenſchaft war; des Herogs recht⸗ 
maͤßige Gewalt wurde durch dĩeſelbe nicht verſehrt: hie⸗ 
bon, rieth ihnen der Raifer, “nad: Oeſtreich wiederholte 
ſchriftliche Verſicherung zu ſenden us), Dieſes thaten 
die Schweizer, der Herzog auͤtwortete nicht. ja ber 


That fonnte, ihe: Streit nicht mit Worten gehoben wer ⸗ 


Len; es tar nicht ſowohl um geringe Hofrecherizu eur, 
alg um die Schranken der fuͤrſtlichen Macht; workber: 
aud) ein mete duͤrſt und cin gutes Bolt a Etyehuns 


» eo ‘ id . ‘ oe 
corr! ' ae tat Hae 2 rien 


114) Weniloftens it nie eine uelinte von. einler Ertheilteutz der⸗ 
ſeiben bekannt gemacht worden; man fiudet ſit ‘deo Unterfus 
chung der Teutſchen Gitten und Rechte id aise. ober abies 
Gen Staͤmmen ueſpruͤnglich 

114°) Ge verband 24 Schwablſche Stubte in cinén ‘shunt: 
Suillimenn. 

115) Ben dieſer Anwefenheit Refldtigte er ben 3 ae bebes n bas 
nonevocando. Wrienbex: 

116) Ab beta ig ge der Galler bie Briefe ber Srevgciten 

1231, 1274, 2975 13093 Tisuot ee ot 


Oeltrelch 
waffnet. 


Anfang bes 
Reichs 


362 IT. Bud. Viertes Capitel. 


Rang and Lebensart verſchieden denften; es: wird ents 
ſchieden, gemaͤß dem Gebrauch, den der Kluͤgſte und Herz⸗ 


hafteſte vor den Umſtaͤnden macht. Albrecht wollte den 


Schweizerbund enthrdften » um dieſe ft Segend macy nd 
nad) gu unterwerfer. 


Zuerſt legte er auf ſein sort eine noch haͤrtere Steuer 
als wohl je zuvor, und nahm zehn Procente von dem 
Ertrag aller Weinberge™”); deſto hoͤher waren damalé 
einzele Auflagen, weil fie nach derſelben Zeit Einfalt in 
allerley Betrieh, nicht mannigfaltig ſeyn konnten. Hier⸗ 
auf mahnte er alle reichen und vortreflichen Ritter und 
Herren der innern Erolande™), und lies ein Geboe 


ausgehen, daß alle Mannſchaft in den. vordern · Landen 


auf das orypzehnhundert vier und funfigſie Jobe kriegs⸗ 

ruͤſtig fey..: Er mahnte and toarb fo dringend: und maͤch⸗ 

tig im .gapnien, Reidy. der Teutſchen/ dag daſuͤr Sthalten 

tourbe, fring Abſicht fey weniger. die Cinnghme der 

Seywcizerifehen Thaͤler, als dic Darſtellung ded vollen 

—— der Deſtzeichiſchen Tac vor den Augen bes 
ie"). 


His ber Reifee um bad Diteckeet zum weyten Mal nach 
Zuͤrich kam, bot ex , einer Wuͤrbe gemaͤß, beyden Pare 


teyen ſeinen Richterfprud an. Bon dem Herzog, wel⸗ 


cher nichts veclieren fonnte (ba. ihm niemand etwas zu 
nehmen ſuchte) wurde derſelbe ohne Vorbehalt auge⸗ 
nommen; von den Eidgenoſſen wurden ihre ewigen und 
heiligen Buͤnde ausbedungen. Je mehr dieſer Vorbe- 
halt gemißbilliget wurde, deſto aufmerkſamer hielten ſie 
daroB:' Hieruͤber wurde der Kaiſer durch Ungeduld hin⸗ 
geriſſen uu erllaͤren 1 sribe Bund fey unguͤltig; Reichs⸗ 


217) Zeetlenfe pofter. tame 
118) Quali mille galeatos; Zwetd. priug.. 


¥19)- Achtzigtauſend getetnte Hele, ſen sien —* das 
aroͤßte Heer; Hagen.“ 


Seſchichte der Shmeis 263 


asliedee doͤrfen ſich ohne bas Reichshanpt nicht mit eine, 
1g AUB verbinden; fie ſollen fic) inner zwey Tagen ents 
„ſchließen, ob ſie in allem dem angebotenen Spruch ge⸗ 
nbarchen wollen.” Da gicugen hie Gewaltboten dee 
ESchweizer gy, Rath, welches Uebel das groͤßere ſey: det 
Zorn deg Ka (ard-ober die Aufloͤſung bes Bundes. Naghe 

bem fie mit Ernft alles erwogen; bd ber kgiſerliche Hof, - 
alle Diener und Rathe ‘des Herjogs von Oeſtreich und 


alle Barger. and Landleute, weldeaus den Thalern und 


Orten ber Sehtoeis aniwefend,maren, mit aͤußerſter Aufen 
merkſamkeit ihren Entſchluß abmactetens ſchickten fir 
ben Byirgermeifer. ur heſtimmten Zeit ims Namen ihrer 
ganjen Eidscuoſtinſchaft von Staͤdten wnh Ldndern ian 
des Kaiſert Majſtaͤt, mit folgenden, Warten s. » He (eps 
„einfaͤltige Leute und. verſtehen ſich nicht auf die Rechte § 
mtogs..aber heſchwopen ſey, dad wollen, fiz halten). 
Sofort ergienges Mahnungsboten in alle. Girftenchimes 
bee Bundesfrennbde von Oeſtpeich, in die Erblande Kar ld 
des Vierten, die, Pfalz am Rhein, die Mark Srahbens 
burg umb,anialle Derren und Stade gu Frankenland agp 
Saber. SHERMAN Qe Fi) na wad hay 


Indeß thaten die Schweiger dem Herjog den Antrag 
eines Ansfaufs-dep Hofrechte und Gewalt, weldye ex, in 
ihrem Land hatte; fie wollten-dem Raifer die Schdgung 
derfelben anvertrauen. Der Kaifer’ felSft wollte’ fiz4an 
bas Reidy kaufen, um, ohne Sweifet {pole er peste) > 
fie ia kurzem vortheilhaft an die Eidgenoffen zu veraͤu⸗ 
fern. Der Herzog, in der Hoffnung, dieſe tapferen 
Manner, ‘bert Gotthardpaß und dieſe ganze twichtige 
Graͤnze *) gu unterwerfen, wollte die Vorſchlaͤge niche 

oo ns ere 4 hap a 

120). Konigshoven; Gle werend einveltia Lit und perſtundent 
ſich nut um foliche Sachen; was fo geſworen hettind, das 
wolltend fy balten ouch. Der Keyſer mocht nuͤt anders an jn 
haben. (vesmodte nidt, fie gu etwas anderm ju bringen). 
121) Albrecht parte Tirol noc nicht, er hatte gerinden Einſluß 


* 6 


' 964 II, Buh. Rierted Capita 


hoͤren. Ausgehenden Brachmonais bekamen die Schwei⸗ 
ger ‘aus der Stade Regensburg eine Kriegsankuͤndi⸗ 
gung“) des Kaifers,‘ um ,,daG.das Recht, weldyes er’ 
oy ihnen ſprechen wolfe und welches der Herzog angenom⸗ 
men, von ihnen’Ber(chindher worden ſey.“ Nach 
wenigen Tagen gieng die Macht ‘obn Oſtreſch uͤber den 
Fluß Glatt, Graͤuze der Grafſchaft Kiourg, 


Nayderſch· Graf Johann von Habsburg su Rapperſtchwyl, wohl 
ph Och Gegitert, aber immer gelbbedirftig'™) ,” herrſchte une 
| anſehnlich bey ben traurigen Huͤtten Aber den Schutte 
haufen dee Staͤdte und Schloͤſſer, welche ber Buͤrger⸗ 
meiſter ifm gebrochen; er erklaͤrte, daß er Sey dieſem 
Krieg ſtillſttzen wolle. Dieſes that er nicht ohne Wiſſen 
id Willen bes Herzogs von Oeſtreich, welcher heimlich 
ſo viel mit ihm handelte, daß der Graf chuͤlflos ‘int Dem 
fruͤhen Nuin fines Gis) ihm die Herrſchaft Rap⸗ 
perſchwyl vertaufte, und mit feinen Brüdern, Gott⸗ 
tied und Rudolf, das vaͤterliche Erb theilte). Bey 
te’ Daͤmmerung, Abends am zweyten Auguſtmonat, 
brachen aus dem Lager an der Glatt Oeſtreichiſche Schaa⸗ 

1 . re oe ee en ° 

V. GUY Curwalchen, Itallen wae ber Schauplatz vieler Unternehs 

1. Mungen, der Gotthard aber file bas Mrdere Fand- auc wegen 

+ “bes Handels wichtig. oop ee 

222) Dieſe Ur kunde, wie die Abriaen Sprache, Vertra⸗ 

ge und Verſichekrungen, deren in’ dieſem Cap. gedacht 
—wiird, findet nian bey Aſchudi, der nicht ‘init gavdpalldhen 
$. Chronikſchreibenn. verwechſelt werden tuçhß. 
za7) Darum bee Perfaul ſeines Theils on bem Boll gu 
Slucten, R. feinem Bruder, 1365 (defer Untheil fiel aus 

Werners von Honberg Erbſchaſt ant ſeinen Vater); die Bers 
pfaͤndung eines Einkommens von z00 u Iden um ein Dar⸗ 
lehn von 350 Gulben, 130. 

324) Die tefunden hat Heer gott. ° Ueberhaupt war Foo 
hanns vornehmſte GBefigung Lauffenburg, Rudolfs, ‘der Klek⸗ 
gau, und Gotifrieds, bie Mart unr Altrapperſchwyl. Roten⸗ 

_ Bure im Cundgau wurde Johanns Nnterpfand; Guilli⸗ 
man nh, se 





Sefchichte ver Schineciy °° iy 


ren auf; fie zogen Zuͤrich vorbey dad Land -binaufei¢ 
ganze Nacht; fruͤh Morgens geſchah durch den: Grafen 
die Uebergabe von Rapperſchwyl. Da ſchwur alles 

Volt an Oeſtkelch. Eilends uw mit baarem Aufwande 
wurden die Mauern, die Burg, dle Stadt (wie fie von 
der Burg in breiten Gaffer ſich nach dem Gee erſtreckt) 
ſchon und felt hergeſtellt. Hiedurch wurde die Wall⸗ 
fahrt in die Einſidlen, der Weg des Handels und alle 
Verbindung der Glarner, Zuͤricher und Schwytzer dem 
Willen des Herzogs unterworfen; als Graf im Kibuts 
und Rapperſchwyl umgab er Barth. ai 


Aſo inde} Albrecht die Stavg gon ber Blatt her 
bedrohete, zogen ſechstauſend Mann aus Rapperſchwyl 
Wider die Verſchanzung bey Obermeila, ſchlugen die. Be⸗ 
fagung fo, daß von dreyhundert faum der ſechste Moun 
brig blieb, und brachten die Schanze in ihre Gewalt. 
Sie verwuͤſteten vpn Grand aug, dig: Obſtgaͤrten und 
vortreflichen Weinberge!), und sprbceten mit Geuer 
und Schwert alle-benacbarten Ufer. no 


In der dritten Woche nach dieſen Seſlclchen ers Reichtkties. 
ſchien der Kaiſer mit großem Volk von Boͤheim, Rudolf 
Kurfuͤrſt von der Pfalz, faſt ungern Kurfuͤrſt Ludwig 
von Brandendurg, Johann der Senn von Muͤnſigen 
Biſchof zu Baſel, Johann von Windegt*) Difchof zu 
Goftang, Ulrich von Metſch Bifchof su Cur, die Biſchoͤfe 
von Bamberg, von Wuͤrzburg und von Freyſingen, der 
Oeſtreichiſche Feldherr Graf Eberhard von Wirtemberg, 

der gefangen deweſene Johann und fen Bruͤder Hor 


xs) Der von Zwetl. Dab ber en: en recht gut: war, 
Vitodur. ad 1335. aa i Bi ; 


ra6) Oder Widlach; aus dem ‘bet pee: Grube Edelhaiſan 
Nak Guillimarn, bellaroregregius: · Er iſt nachmals duf 
feinee Pfalz Cin Bichorshote) su Tonaitz / Aber dee RNachtruhl⸗ 
, delt meuchelmdrderiſch umgekommen; 1355, Guless? 4 








MG II. Buds. -Biertes. Capital 


Gab Shura, -visle Grafen! y ugh: Hechen die Aude 
(hAGerep und. sweugig benachbarter Gedoee”).. Dieſe 
abigyogen aber .die Glatt, ſtießen gu dem Herjog, und 
lonrien. vor Zuͤrich in der Gegend Hirslanden, an dom 


 BAferherg and: auf dex Spannweide*”>),--mit großem 
Geruͤmwel, deg Lauded Verheerung und. gdnglicher Ber: 


/ 


, bluͤhende Stads ney Bien a unterwegfen, ſondern ie 


‘ ¥39)- Br wiſſen nicht, ob ˖ Been vor Abltiuf · des Bundes, den 


Zenberg, Tettnaug, Sargans), Imer v 


achtang des Feindes: deun viertauſend Sdgenoſſen wur⸗ 
den. von eben fo vieln berittenen Helmen und von mehr 
alg vierzigtauſend andern Reitern und Fußkuechten?) 
helagert. Aug den EStadt geſchahen viele Ausfaͤlle, weil 
fle nichts mehr fuͤrchteten als Erſchlaffung eigenet 
Wachſamkeit, und weil viele die Gelegenheit ſuchten, 
Betanntſchaften Sth dem Feind vol: ves Kriegs Ure 
ring zu untertichten. Durch dieſe Unterredungen 
wurden die Gemuͤther der Teutſchen mit is nachbentliser 
Betrachtnugen expat. 
uSie waren als fn'einem: Seichayensaree wider unge⸗ 
—— zu FAS Semahne worden: aber eine lang⸗ 
wierige und koſtbare: Belagerung follte ‘nice nar dieſe 


ae oe a ff! 


136°) Friedtich yon va Eeattiais, , bas ~ pte (Bees 


abberg, Eber⸗ 
dard von Kiburg ⸗Bursborf, Peter von. Aarberg u. a. 


Johanna 13.47, smbiheh dieſer Stadt und Oeſtreich vermittelt, 


. pow dieſem Krieg. uͤherroſcht wurde, oder, da bas Reih in 


dem ewiger Bunk yorhchalten war, die Reicspflicht gu ces 
filles ſchien. In der Shat mochte der Bug niche ungern ge 
ſchehen; er gab Anlaß sen Keleg gu vermittein. 
127>) Mn dic Klauſe legten fie fid, mifteten, gogen oben burd 
: ‘Hottingen und Ftontea’ Rn, und nahmen Lager an die Spann⸗ 
cide und am Lezigraben; E. Mallen... 
¥e38)- Go wie die. begniteg die. Heqee Abeeboupt. gern gu buns 


, derttaufend zaͤhlen hat wd, bier Gehobeler 100,000, © 


geund (wenn ¢4 , —— g0, qoo find ta $a 
8 . De Poet hk LMI. tf. — —RBRB 4 








Geſchichte der Schweiz. | 267 


ſchen, daft die Sedude bed Reichs bad 5 daben 
ſich zu verbuͤnden. Die Staͤdte Hatten. kein andered 
Mittel wider die Uebermacht benachbarter Grofett, 
Teutſchland behauptet feine Verfaſſung nur⸗durch Binds 
niffe*"). Bornehme: Bigger von Zuͤrich zerſtrenten 
fid) unter manderley Vorwand in das Lager, wnd ers 
sdblten, „von wie geringem Anfang, durch wie ſchnel⸗ 
niles Fortgang, die Grafen von Habshurg mit furcht⸗ 
wbarer Kuͤhnheit in unaufhoͤrlichen Unternehmungen zu 
nfo großer Macht gekommen, fey nixgend und niemand 
ibeſſer bekannt, als in dieſem Land, ihnen; dieſe Gras 
nfen haben in mehr nicht als neunzig Jahren (vor nicht 
„laͤngerer, Zeit Habe des Herzogs Großvater von Zurich 
wn Sold genommen) Kibarg, Baden, Lenzburg, dig 
nLandgrafſchaft Burgund, Lucern, Freyburg, Marburg, 
„Pfirt und Rapperſchwyl, Beronmuͤnſter, Einſidlen⸗ 
„Sekingen mit Glaris, viel im Elſaß, vieles in Schwa⸗ 
nben, Burgau, Oeſtreich, die Steyer und Windifche 
„Mark, Keain und Kaͤrnthen und allenthalben weit 
„groͤßere Gewalt als ihre Vorweſer erworben und bes 


„hauptet; wie viele bedrobet, tie viele angegriffen! foo 5°” 


ngar die Alpenhirten! Warum -die Fuͤrſten fie dem Here 
„zog, ber unerſaͤttlichen Heerſchgier von Habsburg, 
raufopfern wollen, warum die Seddte?/ Und auf 
cinem hohen Shurm erfehien des Heiligen Roͤmiſchen 
Reichs ſchwarzer Adler in golbnem Felde, das Reichs⸗ 
banner, welches Zuͤrich zum Zeichen oon Treu und Reichs⸗ 
freyheit an dieſem Ort fliegen ließ. In demſelben Au⸗ 
genblick erſchienen die Geſandten der Eidgenoſſen, viele 
Herren und Vorſteher der Staͤdte, mit großer Bewe⸗ 
gung an dem Gezelt Kaiſer Karls, und begehrten Friede 
fir die Schweiz. Auf der andern Seite widerſtand aus 
allen Kraͤften der alte derꝛos von iis Der Kar— 


128 unter ben Zarttes ole 1785, mit auslandifgen Machten 
Wie 1552, 164 te et lleey ge a 


' 468 Il. Bud. Viertes Capitel. 


fer that enblich dieſe Erfldrung ; „Er halte ede unſchic. 
„lich, Saf ein Kaiſer wider den Willen der meiſten 
J Staͤnde bes Reichs Voͤller bes Reichs mit Krieg uͤber⸗ 
jr fiche; ba die Teutfchen den Schweizeriſchen Vorbehalt 
” ewiger Buͤnde gu billigen (cheinen, fo fey ihm nichts 
F„uͤbrig als das Urtheil zu ſprechen.“ Den folgenden 
Zag brach ‘bas ganze Reichsheer gu dem Abmarſch 
att?) >for eilfertig und unvedentlid), daß niemand 
weiß, wee die erſten, wer ˖die betzten geweſen. Die ge: 
woͤhnliche Undehuͤlflichkeit und Unordnung wurde durch 


Rangſtreit vermehrt; niemand waste, ob dem Herzog, 


bed Kriegs Urſaͤcher, oder ber Boͤhmen, dem eigenen 
Volk des Kaiſers, oder nach der alten Gitte Se. Geor⸗ 
genfdild > Banner in den Hdnden des Biſchofs von Co- 
ſtanz, der Vorſtrelt gebuͤhre. Dicer Keleg (es ft nue 
faft ungereimt, eine folche Meffe') Krieg gu nennen) 
wurde wie bie meiften aͤhnlichen Unternehmungen des 
geſammten Reichs mit exſtaunlichem Glanz und Geprdnge 


unternommen, kraftlos gefuͤhrt und hoͤrte von ſelbſt auf. 


In dem folgenden Jahr ſtreiften die Oeſtreicher und 
Schweizer mit wechſelweiſem Glid, mit beyderſeitiger 
Abmattung und Erſchoͤpfung, nach der Art ſolcher 
Kriegsmanier. Graf Eberhard von Kiburg oͤffnete den 
Eidgenoſſen vie Maͤrkte ſeiner Herrſchaftꝰ)y. Als 
Albrecht ſah, daß das Land muthlos wurde, warb er 


funßzehnhundert leichte ‘Reiter bey Ludwig dem Großen, 


Koͤnig von Ungaru’™>). Dieſe Miliz, welche im hoͤch⸗ 


129) Den 20 oder 21 Augſtmonds aleng der Kalſer uͤber die 
Glatt, am 14 Herbſtm. geſchah dieſer Abmarſch. Vgl. hice 
Bullinger. Hierauf that Karl 1V nach- Italien einen 
nicht viel ruͤhmlichern Zug. 

130) Wie, zwar dem Gebrauch nach, richtig, aber auch im 
neuern Ginn, Koͤniashoven dieſe Heerfahrt nennt. 

131) Vertrag zu Burgdorf, 1355; Tſchudi. 

331°) Inter Paul, dem Sohn eadto!, famen fie. Das be⸗ 
richtet Johann der Erahelfee von Kikullew, beym 


Geſchichte der Schweiz. 269 


fen Alterhaim in den aſtatiſchen Gefilden exsforenges ">, 
iſt ir Eutapa auf beyden Seiten des Berges Krapak vor⸗ 
treflichꝰ),als die. unverſeheus zugleich aller: Ortes 
fircitet:, in bie Flucht liegt, und im Fliehen fiege, une 
aufhalther-hurd) Stroͤme, anbestyingbar burd Mangel, 
unuͤberwindlich wo ſte nicht Stand halten mag. . Der 
Landwagt Albrecht vow Bichheim verthrilte fie um Zaͤrich 
im Kreiſe, auf Rappetſchwyl, Bremgarten, Bader, 
Regensberg. und Wintertur. Sie nach ihrer Art wollte 
pluͤndern;. aber Zuͤrich hatte ſtarke Mauern, die Schwei⸗ 
zer wohnten im Gebirg.“ Alſo wurden vow ben Ungarn 
etwa ſelbſt Neſtreichiſche Doͤrfer gepluͤndert zfie ſchlugen 
die Beueren, brandſchatzten die Herren, ernteten, herbſte⸗ 
ten, raubten BVieh-von.den Weiben, nnd Mehl von der 
Muͤthle, und vollendeten des Landes Etend??%>)! Gang 
Thurgan und Aargau, hie Unedlen und Edlen, die Rei- 
‘hen und Armen, : mit vereinigtem Gemuͤth, eilten, mit 
oder ohne den Herzog ihren Herrn, Friede gu machen, 
ehe fie allt vertilget wuͤrden. Deswegen mußite der Her⸗ 
zog ſich entſchließen, gu: Regensburg vor dem Kaiſer zu 
genehmigan, daß die ewigen Bande ins Nichterſpruch 
vorbehalten wuͤrden. 


Hietauf fandte Res. het Bierte eine Verſhritt tt Bernd, die 
die Schweizer, tie fie ſich su exklaͤren haben, um den Here pi feta 
zog zu berrhigen. Cie wurde von Raͤthen avd Oefte 
reich nicht auf eine Tagſatzung der Cidgenoffen, fendern 


mh, 


Schwandtnerlſchen Thwroſch; tet aber, wenn er ment, fle 
haben Bari erobert. . . 

132) Bon ben grofen Sldchen Seythlens brachten die Parthet 
fie nach Perfien; wo, wie ta Sarmatien und Tamers 
Gefilde waren, lehrte bie Natur dieſe Manier. 

133) Polen und Ungarn. 

133>) Die von duͤrich batteltend (batailloient; bas Wort in fe: 
altem Teutſch!) etwa dike (oft) mit des Serapgen Boll s 
Sinigshoven, 


- 870 II. Bud. Viertes Capitel. 


in jedes dee Orte gebracht. Madolf Brun berief einige 
Rathsherren und unterſchrieb im Namen felner Stade. 


Won ihm sogen die Gefandten., vergnigt, nad) Zug und 


Lucern. “Die Zuger Seobachteten thre Geberden und 
Norte, welche vor Schweizern ſehr zu verſtellen, die 
Deſtreichiſchen Raͤthe fuͤr dunnuͤtze Anſtrengung ihrer 
Staatsklugheit hielten. Daruͤber kamen die Zuger auf 
ſtarke Vermuthung, ein hinterliſtiges Wort in dem:kaiſer⸗ 
lichen Spruch moͤchte den ewigen Bund in Gefahr ge: 
bracht haben. Deſſen ſandten ſie Warnung aw den 
Landammann von Schwytz.“ Alſobald ſchrieben die oon 


Schwytz nach Lucern, Uri und Unterwalden, auf daß 


9 


p der Sprach nirgendwo unterſchrieben und eilends an 
„allen Orten Geſandte erhannt. werden ,. auf eine Tage 
„ſatzung der gangen Eidgenvſſenſchaft in den Seade 
„Zuͤrich.“ Nachdem Sie Boten fich daſelbſt verſammelt, 
begehrten die von Schwytz, daß geleſen wuͤrde, was 
Zuͤrich unterſchrieben hatte. „Land, Lente, Staͤdte, 
Schloͤffer und Gerichte, unſere oder der unſrigen“ (Here 
zog Albrecht vedet in dieſem Brief)), „deven Re oder 
py ihre Cidgenoffen. ſich dieſes Krieges wegen unterzogen 
„haben, die laſſen fie ledig und los“ (oie: Herzoglichen 
deuteten dieſe Worte auf die Vernichtung des Bundes 


der Zuger und Glarner); wenn Eidgenoſſen fd deſſen 


„weigern, gegen ſolche Eidgenoſſen verbinden fich die 


z„x Zuͤricher uns gum Beyſtand. Allee. Steele am die 


sp Rechte des Hauſes Oeſtreich in ſeinen Staͤdten und ix 
„ſeinen Waldſtetten wird entſchieden su Uznach 


„oder Unterſeen bon einem Verhoͤrer, welcher fein Cids 


genoſſe ſey: der Verhoͤrer wird gewaͤhlt von drey Heft. 
„reichern und von eben fo vielen Zuͤrichern ober durch 

das Loos von dicen oder jenen. Wir, Herzog Al⸗ 
” Brecht, verheißen bey unſerer Ehre, den Zuͤrichern 


134) Der Soruch bes Kaifers, ble Verſchreibung, 
deren unterſchrift Albrecht ſeederte der Gegenbstes der 
Baei@ery find bey Tigude 


- 





Sefchichte der Schweit. az 


beyuſtehen, wenn fie jemand nit diefe Sachen betnm⸗ 
meth wollte. Die Bande, die Freyheiten und Rechte 
„iſtud vorbehalten ; Bod) fell fein Bind’ mit ihren Gid⸗ 
„genoffen die Zuͤricher an Erfuͤllung dieſer Artikel vere 
hindern. ike Bigehorfamnen fatfen in der kaiſerlichen 
rr Maje at Ungnade.“ Da ſtanden alle Gib grtisffen 
auf, itt’ atdfter Umgebuls und Beſtuͤrzung, ernſtuichſe bee 
theutrnd.n Wenn der Kaiſer it jeter bunkeln Word 
auf ihre Buͤnde gu Zug und Slaͤris deute, ſo⸗hache we 
in fe betrogen. Sie wollen 'daé durchaus nicht. anime 

jiuen. Was bas heife, ‘in fel wet: Walorereewe 
106 je cin Raifee fie erobert? bb We Kredyte few?) wb 
„nicht ihre Borditern in voller Fréyheit als freye Mans 
„ner aus freyem Willen’ Set Schirm Ses Reichs ange⸗ 
„nsmmen? Sith wir bes Herzogs Waldſtekte 2) Cy hat 
„Suͤter Sey unis, die wir ihm kaſſen; aber oF ſinb 
fey, tole erfennen fein Beles als unfer eigenes, ‘bad - 
1 fie jedermann, ‘far Knechte und Freye, gleich ifti Wit 
„trauen freundlich unſern Eddgenoſſen, denen Lon 
„Zuͤrich:? aber weswegen werben wir Eidgenoſſen einaͤn⸗ 


ribet - nicht gleich geſchaͤtzt?: Warun fol uͤber ane 


„Eigenthum: in: unſern Thaͤlern cin Richtee’ urtheilem 
" den die. Zuͤricher ohne und Mit Oeſtreich uͤber unſert 
„Sachen verordnen wollen? Bt ‘niche unſere Eidgenoß⸗ 
„ſenſchaft, unſer aller Wohl und Ehre, vor nicht mebe 
„als vier Jahren in dem eigen Bund allen kuͤnftigen 
rund aus laͤndiſchen Verpflichtungen vorgezogen worden? 
„Wie koͤnnte der Bund ſonſt ewig ſeyn!“ Sie ſprachen 
fo voll Zorn, voll Wehmuth. Hierauf gab der. Burgers 
meifter gur Antwort: ,, Un diefem Verſehen fen er gang 
wunfhuldig; wie die Oeſtreichiſchen Geſandten gekom⸗ 
„men, Haber fle ſehr geeilt, weil fie in vielen. andern 
„großen und wichtigen Geſchaͤften begriffen. gewefens 
„da Babe er diefe Herren nicht wollen aufhalten; darum 
re Gabe ex ohne allen Argwohn, wie er pflege, fo treu⸗ 
„lich unterſchrieben; man muͤſſe das Beſte hoffen; mar 
fod fuchen um des lieben Friedens willen etwa einen 


356 


aya «IL, Bud. Viertes Capitel. 


5 GbtKidhen Weg ausfindig gu machens mar-téantece 


„den Raifer ſchicken und ihm freundlich vorfragen aud 
act ldutern, wag fir cine Bewandtniß die Sachen babe; 


ndie Stadt koͤnne freylich nicht wohl das geſchriebene 


u anngeſchtieben maden, dad foll aber ber Freundſchaft 
n nicht ſchaden, man wolle freundeidgenoͤſſiſch zuſam⸗ 
ꝓmenhalten,“ Endlich kamen die Eidgenoſſen uͤberein 


ſogleich einen Ldufer.qn den Kaiſer gu ſchicken, und ein⸗ 


Erlduterung von ihm gu begehren. Der Kaiſer war im 
Lande Maͤhren; er verfprach die Briefe gu ſuchen. Die 


Gidgenoffen warteten ungeduldig auf feine Antwort bls 


al bag foldende Jabe ie be. Heumonat 39. 
uauthevol wwardesen. fies fee entſchloſſen ain— 


—* in Guͤte oder burch Waffen; und indeß machten 


die von Zuͤrich mit Albrechten von Buchheim einen neuen 
Oeſterreichiſchen Bush "7, far wechſelweiſen Beyſtand 
in weit groͤßerm Kreis als der im.ewigen Bund be⸗ 
ſtimmt⸗n naͤmlich bis an die Noone, dad Gebirg Jura, 
hie Graffchaft Hochhurgund, bis in den Wasgau md 
iw bas Ringinger Thal, nach Rothwyl, an dex Arlene 
berg und.an den Septmar in Curwalchen. Dew Landvost 
gon Oeſtreich uͤberließen fie.gu entſcheiden, wenn der 
Gall ſchuldiger Hilfe worfomme. . Zwar machten fic 
einen Vorbehalt ihrer Eirgenoſſen; aber · nachdem fie or 
kuͤnf Jahren den ewigen Bund allen kuͤnftigen Verpflich⸗ 
tungen vorzuziehen iii batten fee vor. einem deht 


woh, 


13) ‘Man fieht, whe bie ade tn Oeßrelch beurtheilt wurde, 

Laus· bem, daß Zwott. poster: meldet, wie die Zuͤricher dard 

den Kalſer Alberto coneiliantar ita, ut ſubdantur ed quali pro 
_ prii (und fo tam es den Eldgenofien aud wor). 


336) Oder erneuerten den von 1350; dfe Belten waren aber 
nicht chen dieſelben. Oeſtreichs Dorbdehale: Kaiſer und Reid, 

Lothringen, Biſchof Bajel, Gavoyen, Wirtemberg. Berw 
Gnd Solothurn; bee Zaurlchſche: Kaiſer und Reid, die Tidges 
noſſen, Scafhaufen, . 


Seſchichte ‘ber Schweiz. 273 


unterſchrieben, daß dieſtlbe Verpluchcung an den on Series 
dem tigen Bund. vorgehe· a 


v 


Vo in ‘einer, Eidgenoſſenſchaft vieler Staͤdte und 
Binder die Gedanken der einen auf die Waffen, anderer 
auf den Landbau und anderer auf Kaufmann(dhafe herich⸗ 
tet find- » folgt bey widerſtreitenden Privatvortheilen ge⸗ 
meiniglich jeder feinem Nutzen, wie damals die Zuͤri⸗ 
cher beſonders wegen des Handels Biindniffe geſchloſſen 
haben moͤgen, wie dieſes. Billig haͤtte in der Schwei⸗ 
zeriſchen Eidgenoſſenſchaft kein Ort ohne die meiſten Stim⸗ 
men der Tagſatzung einen Bund machen duͤrfen. Han⸗ 
delsgewinn iſt weit unter dem Nutzen allgemeiner Vor⸗ 
forge fuͤr die Auftechthaltung des Buudes: die Koͤnige 


beduͤrfen Geld um ihre Soldaten zu bezahlen; die 


Schweizer ſtreiten fuͤr ihr Vaterland, und beduͤrfen 
allein die Nahrung. Die Abſchaffung oder die Gemein⸗ 


machung aller Privatbuͤndniſſe wuͤrde vielen ſchwer fallen; 
wenn aber die Eidgenoſſenſchaft in auslaͤndiſchen Ge⸗ 


ſchaͤften mit Warde und Nachdruck handeln will ,. fo iſt 
nod viel wichtiger nun, als in Zeiten Rudolf Bruns, 
daß ale Orte ſich vereinigen, in allen Gachen. cine 


einige Nation zu feyn* ). in Staat wie ein Pri- 


vatmann., wenn er unabhangig feyn will, mug dieſem 
edlen Gedanken manches beſchwerliche Opfer geliebter 


Neigungen und Privatvortheile bringen; wer dieſes nicht 
will oder nicht kann, kommt um die Frepheit,en weil er 


ſie nicht verdient, oder zu ſchwach dazu iſt 


9 Selbſt fle die Voetheit des Handels; eben well dieſes 


nicht iſt, ſo gehen die Handelsfreyheiten oder derſelben altes 


Herkommen mehr und mehr verloren. 


1375) Geſchrieben, als zwiſchen den benachbarten Machten ‘bas 
Gleichgewicht nod beſtand, welches der Schweiz feenen Wil 
fern erlaubte; brauchbar, menn es hergeſtellt werden follte, 
oder fuͤr Eidgenoſſenſchaften in beſſeren Lagen, die kuͤnftig da 
oder dort aufkommen werden. 


1. Theil. 


ta 


‘ 


' 


durch 


Schw tz 
vereitelt. 


Felede. 
LK etwas fruchtete, nod Gewalt etwas erzwang, wat 


‘ 


a74 II. Buch. Viertes Capitel. 


Endlich that Kaiſer Karl ber Vierte folgende Er⸗ 
klaͤrung: „Die Schweizer ſollen Zug und Glaris nie als 
„bundverwandte Orte betrachten, oder ſeine Ungnade 
„und ſeinen Krieg gu erwarten haben. Da hielten 
die Eidgenoſſen eine Tagſatzung in ber Stadt Lucern. 
In diefer grofen und allgemeinen Angelegenheit. blieb 
Zuͤrich neutral. Schwytz aber ſprach, „man foll den 
„Spruch verwerfen; die Folgen uͤberlaſſen fie Gott 
„und ihrem rechten Arm.“ Lucern, Uri und Unters 
walden milderten Schwytz. Deſſen kamen fie uͤberein, 
„daß ber Spruch nicht moͤge angenommen werden, bis 
„nach Wegiaffung des Ausdrucks in feinen Wald 
„ſt etten und Bekraͤftigung des Bundes deren von Gla: 
7 tid und von Bug. Als Albrecht oon Buchheim, det 
benachbarten Gegend Heftreichifher Vogt, von den 
Zugern und Glarnern ben Huldigungseid forderfe, gaben 
fie gur Untworts „Wenn der Herzog dew Bund beftd: 
aitige oder bie Cidgenoffen denfelben aufgeben, fo wer: 
„den fie wiſſen, wie fle ſchwoͤren muͤſſen.“ Da bedro⸗ 
hete fie ber Heer von Buchheim, und fie faßten Furcht 
Als diefes zu Schwytz fund wurde, machte die Gemeint 
folgenden Schluß; ,,niemand wiffe was der Serjos 
„thun werd, wohl aber wiffen fie, daß den Zugern utd 
„Glarnern ewiger Bund geſchworen ſey; den wollen fic 
„behaupten, mit aller Eidgenoffen, oder allein.“ Hier⸗ 
auf fanbdten fie nach Lucern, Uri und Unterwalden, und 
mahnten fie; diefe Orte fhienen langfamer. Vorſicht 


‘vor und Geſchwindigkeit nach dent Entſchluß ift wabre 


Klugheit. Alfo eilten die von Schwytz, madhten fid 
auf unter dem Landbanner ihrer Vaͤter, zogen in Glaris 
und nad) 3ug, nahmen diefe Orée zu ihren und aller, 
Cidgenoffen Handen ein, empfiengen ben Eid, leifteter 
einen. Gegeneid, verftdrften fie, und nad) diefer That | 
begaben fie fich in ifr Land, ohne Furcht, wohlgemuth, 
nad) der Art guter Kriegsmaͤnner. 

Der Herr von Buchheim, als er fah, daG weder die 














Beſchichte der Schweiz. * 


Rif. i:- De wurde durch viele Staͤdte und Derren, yore 
nehmlich durch ‘Peter Freyherrn von Thorberg, einen 
der vornehmſten Pfleger des vordern Erblandes, Waffen⸗ 
ſtillſtand vermittelt. Herzog Albrecht unterlag mehr 
und’ mehr finer Gicht. Als Geſandte von Zuͤrich mit 
Herru Albrecht von Buchheim nad Wien zogen™”), 
verbot Rudolf, oes Herzogs aͤlteſter Sohn, daß vor 
ſeinem Vater des Zuſtandes der Schweizeriſchen Ge⸗ 
ſchaͤfte gedacht wuͤrde; Unmuth, Schmerz und Ungeduld 
machten ſein Leben mehr und mehr, andern und ihm, 
zur aft. Gon des Kaiſers Geſandten an dem Deftreis. 
chiſchen Hof bdrten fie, „der Kaifer habe dem Herzog 
„nicht abſchlagen wollen, jenen einen ernften Brief 
„zu ſchreiben.“ 3n dent fiebensigften Jahr feines 1358 
Alters, nach Ermordung feines Vaters in-dem funfzige 
fen Jahr, ftard Herzog Albrecht; fofort wurden ſeine 
Rathe gon der Berwaltung entfernt ). 


Rudolf Brun mochte bedanernewuͤrdig ſchemen, Die leater 
daß, nachdem er ftiner, um die Zerftdrung von Raps ee 
perſchwyl verhaften, verlaffenen und bedroheten Stadt 
von ven Schweizeriſchen Cidgenoffen einen Bund ewiger 
Vertheidigung erwerben, er fene Abelaufgemommene . 
Unterſchrift und. fenen unzeitigen Bund mit Oeſtreich noch 
erlebt. Aber er ſelbſt hat heimlich den Herzogen ge⸗ 
ſchworen, „ihnen und ihren Amtleuten lebenslaͤnglich 
ft dienen; mit Worten und Werken ihren Schaden yu 
„wenden und ihren Vortheil zu befoͤrdern; ihnen wider 
„maͤnniglich Wahrheit und gute Creu gar leiſten; zwar 
„nicht wider den Kaiſer oder wider Zuͤrich noch wider 
„die Eibgenoſſen, doch mit Vorbehalt ſich nicht ab⸗ 

Ga 


138) Entweder wegen bes Bundes N. 136, oder um nad dem 

Abſchied ihrer Eidgenoffen ſolche Berdnderung in ber Ur⸗ 
- funde N. 134 zu bewirken, daß alle unterſchreiben moͤgen. 
139) Zovetl. poflerdus; 1959. 





276 1I..Duch. Viertes. Capicel. 


& 


„halten gu laſſen, durch die Gidgenoffaritheft , “hon Bee 
on forderung jenes kaiſerlichen Spruchs; dem Danie 
„Oeſtreich ‘vach ſeinem beſten Verßande pl nathesy wd 
pales zu verſchweigen.“ Dicles verſprach der Buͤrger⸗ 
meiſter um cin Reibgeding vdn hundert Gaiden und um 
tauſend Gulden, die ihm inner zehm Jahren won de 
Adartiniſtener des Landes: Glaris berahlt werden follen, 
um einen Plag: ha-gebeomen: Rath vow. Oeſtreich und um 
dev Herzoge -Sehirgs *°). Ungefaͤhr sia Jahr nachtden 
ec von. feiner Denkungsart auch dieſe: Urkunde aufgerich⸗ 
tet, ſtarb en"); ein Mann, denr-die Nachwelt wegen 
picker Geſchicklichleit und gluͤcklichen Fuͤhrung ber Ge 
ſchaͤfte (einer. Stade bey. wuͤrdigern Maͤnnern cine. Sal 
cingerdumt haben wuͤrde, wenn ef nicht aus niedertraͤch ⸗ 
Sut Chrſucht Stadtcredit wabrenr uaa v orga 
dtte*** hoytas nr ri 


ose aed 


Man weiß; wohin er ‘bie verige Regiernngyy bie 


- Befehfecheer: der alten Vorſteher, an Welchen Tod et 


* 


viele ſeiner Mitbuͤrger gebrachtywie frech ‘er sam Rap⸗ 


perſchwyl twas, wie feige bey Taͤtwyl, und wie⸗et de 
Schweizer, nachdem ev fie in gefaͤhrliche Kriege verwickelt, 
um Geld verrathen; und man weiß nicht, ob er durch 


dieſe ſeine Thaten etwas mehr ceweeen als derſelben 


40) Dieſe nod nicht gebructe Usgande fft, von "Mich. 


13593; die Gulden find in Fiorenzgewicht; bey dem Leiba 
ding tit geſagt, es geſcyehe wegen ber Dienfie, | melche Gran 
dem Herzoge gelei fret. 


J 141) J. J. 1360 den 18 Weinm. Er liegt bey S. Peter. 
J 142) Credit heibt-im dieſem Sins bey ben Schweizern daeje⸗ 


nige Anſehen, woduͤrch cine obrigleitliche Perſon die Ih⸗ 
rigen oder ſhren Anhang oielvermigend ff. Bon Brun 
ſcheint, ce fey von dem Zag an, als er bey Taͤtwol geflohen, 
zu Zuͤrich mebe und meht gefunten; bie Gache Oce Umterſchtiſt 
am gud unpopulde; ce mochte ſich fremde Stuͤtzen ſuchen. 

Das hat Aratus aͤber Srun: ihn haben bie Feinde der Fred⸗ 
heit vergiften muͤſſen. 


Gefchichte der Sehiveiy : “877. 


inneth Vorwurf und Nachruf. So unbedentend wurde ec 
int feined letzaen Jahren) daß vile ſein Todesjahr niche 
finben koͤnnen, and 46 um funfzehn Jahre weiter hinaus⸗ 
geſetzt · haben *?):' fw: demſelben Fall wuͤrde der Buͤrger⸗ 
meiſter noch erlebt haben, wie Séhne und naͤchſte Anges 
hörige wegen’ abſchrulicher Verbrechen ven Zuͤrich und 
aus. der ganzen Eidgenoſſenſchaft vertrieben wurden “**): 


Meding in den. Zeiten der Schlacht bey Morgartert, 
und Erlach Sey Laupen, cetteten in entfeheidenden Stuns 
ben jeder’ fein Volk.Daß die allgemteine Freyheit fichetn 
feften Fuß hekam zdaß dec Schweizeriſche Heldenmuth 
allen Staͤnden des Reichs dargeſtellt wurde, beſonders 
daß auf der vier Waldſtette Bund eine Eidgenoſſenſchaft 
von acht Orten und auf dieſe in ſpaͤtern Zeiten die gegen⸗ 
waͤrtige Verfaſſung der Schweiz gegruͤndet worden, das 
geſchah durch die Unternehmungen Rudolf Bruns. Man 
findet fo felten bey dem Ruhm des wichtigſten Mannes 
in der Hiftorie den Nuhm des beften Mannes, und fo 
oft entftehen die grofiten Dinge aus unvorhergeſehnen 
Urfachen, auf baB die Rationen gewahr werden, die 


143) J. C. Fuͤßlin, ein in urkunden belefence Mann, folgte 
noch diefer Meinung; die Stelle iff EBeſchreibung, Th. I, 
Vorr. G. 36. Len, Are. Brun, giebt als gewis den 1 Oct. 
1375 fie feinen Todestag ar, und fiat bey, er habe 1361 
fein Amt nicdergeieat. Doch es wied widerlegt von ber Ur⸗ 
kunde 1301 ben Hee in der Geſch. der Peterskirche von 
Riri S. 442 Prop! Bruno Brun und fein Bruder Herdes | 
gin, Soͤhne ped Buͤrgermeiſters, Albrecht, Sohn Ulrichs, 
ihres Bruders und ihr Vogt und Vetter, Eberhard Brun, 
Ritter, verkaufen um 3500 Gulden dem Sdital die Wieſen 
der Aebtiſſin, gu welchen der Kirchenſatz von G. Peter gehoͤrt. 

Dieſes entſcheidet; macht aber auch vermuthen, daß der Buͤr⸗ 
germeiſter fein Hausweſen, von bem cin ſolches Kleinod vers 
dufert werden mufte, in keinem bluͤhenden Gtande hinter⸗ 
ließ. 


144) Diefe Geſchichte iſt tm folg. Cap. 


~ 


278 1I. Buch. Biertes Capita. 


Wage ihres Glids were nicht gchalten vow ſuerb⸗ 
liches Hand. Diefer Gedanke brings froͤmmeinde Traͤg⸗ 
Geit um Freyheit und Sieg *’), verblendet barbariſche 
Voͤlker Aber die Urfachen ibres. Berfalls™*°), and: bes 
geiftert große Mduner und wverftandige RNationen'*’), 
mit alles erhellender Geiſtesgegenwart in ibren Rathſchlaͤ⸗ 
gen und mit alles uͤberwindender Suverficht in Ausfuͤh⸗ 
rung derſelben. : 


145) Die Beotefanten im ſechtzehnten Jahrhundert haben cf 
mehrmals erfadren; fo verlor Coftang bie Keichsfreyheit. 
146) Wie die Tuͤrken. 
147) We ben Koͤnig David, whe Rom, wie ven altern iad 
conus, ja ben Gulla, ſelbſt Caſar. 


\ 


Gefhidte ber Ghweis 279 





Faänfee⸗— Capitel. 


Beſchreibung der Gefchichten und Sitten der Schweize⸗ 
riſchen Eidgenoſſenſchaft und der umliegenden Herr⸗ 
ſchaften und Staͤdte in ben Seiten bes Thorbergi⸗ 
ſchen Friedens. 

(1358 ~1385.} 


Die drey Waldftette, Schwytz, Uri und Untertwalben, 1. Cage des 
deren Bund aus den diteften Zeiten des gemeinfchaft- Dundes. 
lichen Urfprungs abſtammt, oder aufgericdtet tourde, 
che fie ihre Gedanten ſchriftlich verzeichnen und ihre Ur⸗ 
fund bewahren lernten; fie, die wahre alte Schweiz, 
we das Ruͤtli it, welche den Streit bey Morgarten 
that, und ihren ewigen Bund allen andern Orten gab, 
fle nur find Eldgenoffen mit allen; mit Lucern, welche 
Stadt fie von Unterdruͤckung retteten; mit Bern, der fie 

in dufferfter Gefahr freywillige Hilfe gethan; Zuͤrich, 
der fie in Verlaffenheit fic) angenommen; Zug und Gla- 
rig, welche fie.crobert, auf daß ihre Einwohner ewig 
freye Manner und ihre Freunde feyn moͤchten. Es war 
feine Serbindung der Glarner mit Lucern; fein unmit- 
telbarer Bundvertrag zwiſchen Bern, Surich und Lucern, 
feine Serpflidjtung Ser Berner mit Glaris nod Bug; 
die drey Waldftette tvaren (und blieben) der alles zu⸗ 
ſammenhaltende Efftcin. Der allgemeine Geift war die 
Freyheit; uur fuͤr deren Behauptung war die Schwei⸗ 
zeriſche Eidgenoffenfchaft bis auf unfere Tage wie Cine 
Macht; in jedem Ort vermodhte die hoͤchſte Gewalt was 
ihr nach der Verfaſſung zukam, jeder Birger und Land- 
mann fo viel er durfte nach dem Herfommen der Vater 
und nach den Geſetzen der Natur. 


( 


/ 


⸗ 


280 IL Buch. Fuͤuftes Capitel. 


Gerfan, Die Manner von Uri, Schwytz und Unterwalden 


“und ibre Cidgenoffen die Lucerner gaben eigen Bund 
einer Hirtengemeine') am ihrem gemeinſchaftlichen See, 
genannt Gerfau. Jn febr alten Zeiten weideten bie Gere 
faucr das Bich anf des Kloſters Muri Weiden®) am 
Rigi, einem hohen, bod) zahmen Berg. Wenn er vom 
Schnee bedeckt wurde, zogen die meiſten an den Wald⸗ 

ſtettenſee herab in hoͤlzerne Huͤtten, welche ſie bey S. 
Marcellus Kirche anf dem vom Berg herabgeſpuͤlten 
wenigen Erdreich aufgebaut batten... Sie famen vom 
Hauſe Habsburg *) pfandweiſe an die Freyherren von 
Ramſtein, von dieſen unter dit Edlen von Moos, Land- 
manner gu Uri. Sie warteten ihres Biehs und famen 
endlich gu vergnuͤglichem Auskom men; da machten ſie die⸗ 
ſen Bund ) um deſſelben ſicher ut ſeyn. 


Waͤggis, ein Ort an gleichem ufer des Walbftetten 
fees, nur in einer mildern Gegend,. war wie Gerfau, 
wor Alters einem Kloſter, dem Stift Pfaͤvers, zuge⸗ 
than, aber, nicht aba Gefahr, bou Rinig Albrecht) at 


, 


3) Kirchgenoſſen werden fe in dein Bundbrief (1359) ae 

Y nannt, well, da file am Berg, nod zerſtreuter ald jett, 

wohnten, dle Kirche der Dereinigungsort wer. - 
2) Acta Murenfia bey Herra. 
3) Welhes gu Muri dle Schirmvogtey bela, und in Gerſau 
ceinen eigenen Sof hatte: von dieſem belief (ich die Sieder auf 
dreyzehn Pfund, und ſonſt nod giengen Zinſe von Ziger, von 
Ldmmern, Zliegenfellen, grauem ud und Fiſchen an bie 
Herrſchaft; Uréarium. 

4) „Die ehrbaren Leute unfere gute Nachbaren, die Kirchst⸗ 
„noſſen gemeinlich au Geefome und Wagals. Die befdel 
y, denen und weiſen Leute, dle Kdthe und die Birger gemein⸗ 
nlih der Stadt Lucern“ drüuckten ihe Siegel darauf, denn 

die G. hatten damals fein Siegel. 

$) Guler, ein ſleißig forſchender Gelhichtichectber , fuͤhrt on, 
daß Konrad von. Rauchenberg, Abt gu Pfdvers (1282 bis 
1319), die Gater und Rechte bes Kloſters gu Waggs 
(papſtl. Beſtaͤtigungsbrief 1115) dem Konig Albrecht 








’ Gefhidte Hee Schweiz 281 


die Freyherren von Ramſtein, von dieſen aber den Here 
ren bon Hertenſtein gu Bsoern verpfaͤndet worden; der 
Waldſtete Bund mit Gerfaw bautete nicht weniger auf die 
bon Waggis.. Alleines trug ſich gu, daß diefer Ort oon 
den Eigenthuͤmern ber Grade Lucern verkauft warde’). 
Jn dieſen Seiten mochten freyheitliebende Maͤmer ſich 
deicht von der Hand eines Herru, aber ad ane dev Ges 
walt einer Stat. loskaufen .. u 37 


Die Gerſauer, durch Waheis gewarnt, als bie ie nicht 
gttn den Benachbarten diknen wollte; ſparten mit 
aͤußerſtem Fleiß den Ertrag der Heerden”), lauerten auf 
Gelegenheit, und nach zehn Jahren; da ſie mehe er⸗ 
worben als ‘ihr eingezogenes einfoͤrmiges Leben forderte, 
nahm jeder von dem Geld, welches die fleißigen Vaͤter 
langſam erſpart, und ſie kauften Gon Peter und Johann, 
Edlen von Moos, und yen Agnes, ihrer: Schweſtet, 
(deren Vater Schultheiß zu. Lucern und nachmabs bey 
Sempach erſchlagen ‘warb} bie hohen und niedern Ge⸗ 


1 — 
ry ven 7 


Gat abteeten mater. Audi Sy Seu wird —* ele ber 
Konig d.cfes mit offenbacer Gewald ergwungen. Im UNbariam 
if cine Luͤcke. Mir fommt vor, daß Here von Balthaſar, 
bicier vortrefliche Forſcher unſerer Geſchichten, tn ſeinen (echt 
vaterlandiſch geſchriehenen) Aeinlwadrdigt von Lucern 
St. 7, S. 240, dek Habsharhifthen Beherrſchung dillig wife 
gedenkt; vermuthlich hatte fice nach bes Koͤnigs Tod keinen 
Beſtand; ales anderte ſich in dieſen Landen. Man ſieht bey 
ihm, bab, gleichwie bie Herren von. Ramſtein dieſes Manns, 
lehens Serefhaft von dem Grift beſaßen, fo im J. 1337, Abe 
Serrmann ,, den frommen Mann Claus von Hartiſtein“ mit 
einem Antheil (wohl mit ſeiner Nugniefung) belehnte. 


6) Kaufbrief Immers von Ramſtein, Domheren zu 
Baſel, an &., 13805 ce bekam ſiebenzig ſchwere Gulden. 
Zaufbrief Junker (das ik, Edeltnedts) Ulridhs von 
Hertenſtein an &, eod.; vierhundert Sorrqaiben Haler 
fin’ aber auch Vignau, Wol und Huſen). 


1) S. im ſiebenten Cap. das Beyſpiel von Grutiges. oy 


$83 IX, Buch, Fuͤnftes. Capitel. 


richte, Twlug aud Bahn; Srunbjinfe und: Zehnten z3. 
Da der ewige Bund fo getren an Gerfan als an Dera 
gehalten worden, fo geniefen fle nun feit vierhundert 
Jahren wmimfthedntte Freyheit und unverduderte De 
mofratic®). Die Gemeine, welche ans kaum pwanig 
Haͤuſern, endlich zu fat fuͤnfthalbhundert Rann ge: 
diehen, waͤhlt eines Landammann und neun Richter, 
deren jeder um große Sachen einen andern ober zwey pu 
fich nimmt. Ohne Erinnerung eines ehemaligen, ohne 
Argwohn eines tinftigen Jochs, hirten ) fie ihr Vieh, 
bauen das Land und haben Arbeitfleiß aufkommen laſſen; 
ſo leben die Gerſauer mit natuͤrlichem Vergnuͤgen vor 
ihrer maͤßigen Arbeit, frey ficher, unbeneidet, fuͤr viele 
beneidenswuͤtdis. 


HOergiswol. An dem entgegenliegenden Ufer des Waldſtettenſers 
flegt unten an bem Berg. Fracmont Hergiswyl, altes 
Eigenthum der Herren von Littau, eines Aargauiſchen 
Adels. Nachdem bie Einwohner nach und vach Cut 
gtfpart, faufter fie alle Maché und Rechte der Herren 
ibres Ortes, und begaben fich gu Unterwalden in unaufs 
laͤsliche Geſellſchaft als. cine Uertene ") ber Gegend 
unter dem Kernwald. 


alpnach. hm Winkel einer fleinen Bucht lag ber Freyherren 
gon Wollhauſen eigenes Gut Alpwad. Die Alpnader — 


8) 1390. Ale trfunden ihrer Freyheit Haber fie mir wohl 
aufbebalten gezeigt. 

9) Das Beyſpiel her Walbfette zeigt Belfer als viele, wie wenis 
die allgemeinen Urthetle uͤber gewiffe Regterungéformen opne 
RAcfidt auf Localumſtande anwendhar find. | 

10) Gin dem Schweizeriſchen Hirtenland eigenes Wort. . 

11) In Ucetenen ik Unterwalden Nid⸗dem⸗Wald getheilt. 
Im F. 1378 ereignete fidh defer Auskauf; ſ. J. C. Fassia 
Erdbeſchr., Th. l. S. 370. Es kommt aud im Oeftreichi⸗ 
ſchen Vrbarlum cin „Sluhater au Hergeswol“ vor. 








Gefdhidte ber Sd weip. $83. 


tauften vor Gericht an der Straße vor dem Schloß 
Wollhauſen von Margaretha von Straßberg, ihrer 
Erbfrau, um dreyhundert Pfund alle Herrenrechte an 
ihr Dorf), und find bis auf dieſen Tag cin großer 
Rirdgang™) freyer Laudlente ju Unterwalden ob dem 
Kernwald. So traten viele fleine Cidgenoffenfchafter 
sufammen, um in ibrer Eintracht Staͤrke gu finden, 
wider bie Ungerechtighit gewaltuͤbender Menfchen. 


Die vornehmſten Landleute in Uri waren die Lehen⸗ De Walt, 
traͤger der Leute und Guͤter, welche von den Stiftern ** Rete, 
dem Kloſter Wettingen vergabet worden: im Fruͤhling 
und Herbt™) Hielten des Kloſters Voͤgte ihre Gerichte. . 
Als der Werth vormals dhereingefommener Summen 
durch verduderten Muͤnzfuß vermindert wurde’), der 
Preis der gewoͤhnlichen Mahlzeiten ftieg™), und bey dew 
Amtleuten wegen vervielfailtigter Landesgeſchaͤfte viel 
mehr Zufammentinfte *”) gehalten werden mußten; ge⸗ 
ſchah unter dem Abt Albreche von Mengen, daß die 
Landleute um cine grofe Geldfumme™) fid) von dieſen 


12) Mrfunde, 1368; Tſchudi. 

13) Qn Kirchoanse iſt Oberwalden abgetheilt. 

14) Placita, Herbſt⸗ und Magentheldigang; Urkunde bes 
Kloſters 1362; Tſchudi. 

15) Das Kloſter forberte Staͤbley, cine im Coßanziſchen Syren⸗ 
acl in dieſem Jahrhundert aufgekommene und vom Biſchofftab 
genannte Mange; die Urner gaben Colmarrappen, 
antiquam monetam, quorum duo tantum valebant unum den, 
ulualis monetae Staebler; ibid. 

36) Propinae, quarum expenfee fe extenderunt ad 30 for, annua~ 
tm, fecaridam Ratum temporis ; s ibid. Die Srundsinsmapes 
seiten find landhblicd. | 

27) Minifter provincialis (¢andbammann) feepe. facit convocatie- 
nena ad hebiretiones corum (ber Amtleute des Kloſters; wenn 
mit fenten deſſelben wegen Steuer odes anderes Dienttes ueber⸗ 
eintunft aetroffen werden mußte); sbid. 

53) 3448 Gulden; welches, wie Tſchudi wohl erinnert, Be⸗ 
weis genug if, Abt Albrecht habe mit bisher angef. Hela n⸗ ! 





284 II, Bud. Fuͤuftes Capitel. 


Dienſtbarkeiten und Pftichten losbauften. Vor dem ar 
fieben fie mit gang Uri in. ungetrenntem Gemeinweſen. 
Bom Lande. Glaris. zog die Aebeiſſin oon Sekingen alles 
Einfommen fo richtig, daß die Bivgen, welche fie nach 
Schließung des Sundes verlangt, bald losgefprochen wur⸗ 

vers ’*); alles wurde injedem Tagwan) durch guteDrd- 
unngerleichtert.*"). Uherdas mußte die Aebtiffin verſpre⸗ 
chen, je im-vierten Jahr perſoͤnlich, oder in wahrem™) 
Nothfall durch Sewaltboten, in Glaris zwoͤlf ebrbare 


angeſeſſene Landmaͤnner gu fegen, welche nach ded Lane 


bes. Herfommen und nad) den Ueberlieferungen dee Vaͤter 
Berichte halten follen; fonft gaben ibr die Glarner die 


Ginfinfte nicht?"). Gottfried Madern, einem Ritter 


. aus Ziric) 2“), vertrauten die Herzoge?) die Bogten 


dieſes Landes **). Egloff, einen Ritter vom Hauſe 


be, wo er ben reinen Ertrag auf nicht mehr als so Pfund 
rechnet, nur wollen ſeine Verdußerung bem Wifftator und aus 

dern Obern bes Klofters odce dee Nachwelt entſchuldigen. 

uri muhie wiſſen, wie viel mehr dieſe Rechte werth waren, 
19) urkunde bee Aebtiſſin Margaretha von Gebs 

nenberg 1371; Tſchudi. Dev Buͤrgen woren 42, 
20) Uralte Eintheilung des Landes Glaris, - 


ary Vrrkommniß dcr Mebtiffia und: Landleute, 


1372, Met. 8. Die wel. tft bey Tſchudi. 

a3) Dab es cine redliche Gache, deſſen mußte die®. fid 
„bey ihren Treven nd Ehren“ verſchreiben; ibid. Art. 3. 

23) Sie flelen fo lange an das Land; ibid. Bet. 5. 

24) Gein Haus wor wo nun das Wiethshaus -guin Schwert; 
f. bey Tſchudi r343. Die Yabrsetten; -weldhe auf ber 

*Maneffen Thurm geſtanden, waren auf saffetbe ibertragen. 

v Seine Bruͤder waren’ Kacob und Heinrich, ihe Bater, Gott⸗ 
fried. Urkunde 1346, Als jahrliche Beſoldung hatte er 
140 Gulden; Helvet. Almanach 1740, 

2¢) Ex gab dem Dirgermeifier feine Ponfion; Urkunde N. 

; 3 im vor. Cap. Ge hatte dic ‘SSurghut von Aapperſchwol, 
Urk. 1359. 

26) Ue, whe die Barghut ‘pu semeprt wir, 
3 360, 


— 


Befshidta: der Schweiz. 285 


Ens, nach ihm ˖ Vogt zu Glaris?”), erwarben die Cide 
genoffen durch Gerechtightit: ſich gum Fteund.: Wis ce 
gu Schwyt wegoen einer Echuldforberung: des Landam⸗ 
manag Staͤlzing angehalten, und nicht ohne Hinterlage 
von tauſend Gulden losgelaſſen wurde, gaben die Land⸗ 
lente dieſes Geld ihm ſogleich zuruͤck, als gezeigt wurde, 
daß der Landammann wider dieſen Anslaͤnder ungtrecht 
geweſen?*). Nur daß zu Uri der letzte Attinghauſen) 
mit: Schild und Helm begraben wurde; ſonſt waren die 
Waldſtette zunehmenden Wohlſtandes freh. - Privatyes 
walt litten fie nicht; und wollten fie auch nicht uͤben; 

dieſe Sefianung bewieſen fie in ey Gefchaften. 


@ 


Bruno Brun, Propet ben bent großen Manſter von Der Stars 
Zuͤrich, und fein Bruder Herdegen Brun, Soͤhne, das feudetel. 
Buͤrgermeiſters, trugen Haß wider den Schuleheis: ae 
Gundoldingen gu Lucern. Wis diefer, ein Mant won 
Muth, mit einem ſeiner Freunde Johann ia det Mee, 
auf das uralte Freudenfeſt einer Kirchweihe? nad Zuͤ⸗ 
rich ritt, wurde er nicht weit von der Stadt von des 
Propfis Freunden, an Zahl sehn™), angeſprengt, nies 
dergeworfen · und gefangen genommen 22). Hietm tha⸗ 


*28 ‘ef. Boe Aebtiffin Agnes von Willenbers zu 
Schennis 1367 (Gie verſpricht jeder Fraͤulein, bee. shan 
Wein geden fol, zwey Eimer). 4 

28) Tſchudt 1367. — a 

29) Margaretha von ered, vermaͤhlte Rudens, vers 
fauft the Theil bes Flüelenzolls aus dem Attinghauf⸗⸗ 
ſchen Erb, 13773 Tſchudi. 

30) Zugleich war Markt. 

31) Eber der vornehmſtenGehuͤlfen bes —* mar yn allem 
Werner dee Giel von Liebenberg; Buͤrgerm., R.und 
Barger, 1370. Mus den übrigen nennen wie ‘nur: Herde⸗ 
gen Brun ſeinen Bruder, und Albrecht, „der Propſtey 
„Knecht; “ Ausſage des Schultheißen. 

32) Den 14 Herbſtm. 1370. Tſchudi und Hottinver 
(Helv. KGeſch.) ſind hier ganz unrichtig, aus der Urſache, 
urs die ich es wohl an vielen Orten aud bin, weil die eeldu⸗ 


86 II. Bud. Fuͤnftes Capitel. 


ten fie nach Gitte ber Zeit“ b)y. Auf dieſe Nachricht 
brachen alle. Birger von Zuͤrich ju Fuß und Pferd aug 
~ ber Stadt und ſuchten vergeblid), den Schultheiß gu be⸗ 
freyen. Die Negierung, ‘der Geſchaͤfte uͤberdruͤßig, 
bem Anhang Gruns ergeben oder vor demſelben furcht⸗ 
faw, ergriff feine Maßregeln. Da verfaritinelte id 
Sey Hens großen Minter wer zu Zuͤrich Uber ſechszehn 
Sabrecale war. Diefe Gemeiné drohete fo ſchwer, daß 
der Schultheiß losgelaffen wurdes in allen wichtigen 
Sachen, worin der Buͤrgermeiſter und Rath Verzoͤge⸗ 
rung ſuchen, gab fie den Zunftmeiſtern ſichere Proviſio⸗ 
nalmacht; und fie kam uͤberein, daß die Befehle des 
großen Rathes nur von der Gemeine beym großen Muͤn⸗ 
ſter, nicht von dem taͤglichen Rath, veraͤndert werden 
durfen. Als nad) Erſchuͤtterung der altgewohnten 
RKecgierung und bey Veraͤnderung der Srundſaͤtze die 
Rathsherren aus Furcht oder “aus Unwiſſenheit nicht 
oder ſchlecht regierten, erhob fit das Anſehen des gro⸗ 
tem Bathe der Zweyhundbert **), 


. Ss 


-.. ternden Urkunden erſt nach ihrer Seit gefunben, worden find. 
' Srano Brun hatte gu Zuͤrich cine Vertraute, die Epplin, 
welche, ber Berbote ungeadtet, nach feince Vertreibung zu 
- thm fam; fie wurde dDasum von Zuͤrich verbannt; Stadt⸗ 
duch 13715 und. 1373, Go aud bie Radochſin, weil fe 
„des von Sehetten Heimlichtels gar su wodt wußte (G. N. 
37); Stadtbuch 1372. 
32>) Als vor zwey Jahren 16 vornehme Barger von Cohßan⸗ 
nad Zuͤrich auf die Fabnacht ritten, ſetzte Abt Eberhard you 
Brandis aus ber Relchenau wit feinen Bruͤdern, jenem 
Propt Mangold, welder cin fanf Coſtanzer Fiſchern eigen⸗ 
handig die Mugen ausgedruͤckt, und Woͤlfli (dem jungen Wolf 
hard) Grevherrn von Brandis, und mit 26 Reitern ihnen 
nach, begegnete ibnen in bem Felde ben Bafferftorf und gach fiaf 
yon ben Pferden; da fiel (ein Beudcr, der Wolfli. Job. 
Shoop Sufdse gu Roan. . Fence Mangold iſt nachmal⸗ 
zu Coſtanz Biſchof geworden. | 
$3) Schluß ber Gemeine amis Scrbam. 1370. Nady | 
mals wollte der Zunſtmeiſter Helnrid Siobot, qué Privat⸗ 





Geſchichte dee S hh th ¢ iz. 289 


Allein dee Propft Bruno Brak, ſtolz auf Mache 
und Garde, verſchmaͤhete die Gerichte der Barger von 
Zuͤrich. Da veerfammelten fid) zu denen von Zuͤrich die 
Cidgeneffen von den Waldſtetten, Zug und Lucern, und 
gaben den Pfaffenbrief *). : Sie kamen dberein, ,, wider 
wale fremde geiffliche und weltliche Gewalt und wider 
yale Privatniacht, ihre Sefege zu behaupten. Alle 
olen und Unedlen, Pfaffen und Laien, Angehoͤrige 
der Oeſtreichiſchen Herefcpaft™);, wurden, fo lang fie 
„in der Schweiz wohnen, ‘dwedy einen Eid, Beck uͤber 
„alle Gide, verbunden, der Cidfenoffen Ehre und Nuz⸗ 
wen gu befoͤrdern. Alle Eigengewalt, alle Mache aus. 
„laͤndiſcher Gerichte und alle hinterliftige Uebertragung 
eines Rechtshandels (etwa an einen maͤchtigern Mann) 
wverboten fie. Zumal wurde aller canoni(che Proceß 
num weltliche Sachen und alle Anklage eidgenoͤſſtſcher 
„NMaͤnner vor andern als vor ihren eigenen Richtern der 
„Cleriſey hoch unterſagt. Sie derordneten, wenn ein 
„Pfaff dieſes Geſetz breche, demſelben Pfaff allen Se⸗ 
„nuß dec mienſchlichen Geſellſchaft, Nabrung, Beklei⸗ 
„dung, Wohnung, Herberge, Handel, Wandel und 
„Schirm der Geſetze zu verſagen. Sie gewaͤhreten, 
„daß von der ſtaͤubenden Bruͤcke 20 bis nad) Zuͤrich alle 
Straßen gegen alle Ceiten ibres Landes jedem offen 


aͤrger, dieſen Belef ,, nicderbriteten ,” darum wurde cr vom 
Math gefogen, fol auc nile wieder an den 200 ,, rathdweife 
“‘genommen werden,“ oder on Geridten mit Mund oder 
Hand jemand ſchaden oder gut ſeyn finnen; Gtadtbu c, 
1377. 

34) Montaa nad Leodegar, Anfangs Weinm., 1370. Der 
Pfaffenbrief zielt offenbar auf dic Gace Brund Bruns; 
bas iſt wahrſcheinlich, dab mehrere Klagen durd dieſen Unlaß 
rege wurden, auf ſolche moͤgen dic uͤbrigen Artikel ſehen. 

35) Es iſt als wuͤrde auf die Verbindungen ber Brune mit Oegs 
reich gezielt. 

36) Die Teufelsbruͤcke; von der ſchaumend fallenden Reuß, me⸗ 
tril gcnug, die Rdubende Veade genannt. 


« 


288. IT. Bu ch. Fuͤaftes Capitel. 


ry UND: fichex ſeyn ſollen, und niemand ohne Urlaub feinet 
w Dbeigheit. anf einen laufen duͤrfe, um denſtlben zu 
abepfaͤnden.“ Dieſer Pfaffenbrief, vie Proteſtation der 


Schweizeriſchen Freyheit wider den Mißbrauch des Ane 


(Nemeſis 


im im oon.) 


runs 


137° 


- 


ſehens der, Cleriſey. (weſcher ihre Gemuͤthex verunwilligte 


und ibr.gemeines Weſen verwirrte), enthaͤlt in feiner Ein⸗ 
falt und Kuͤrze die Hauptſumme ſowoͤhl ihrer Freyheit 
als ihrer Staatswirthſchaft⸗ erſtere; daß allen gleiches 
ordentliches Recht spiedetfabre,, fo. daß bee Barger und 
Sandmann. fich vor nichts haͤten muͤſſe, als oor Ueber⸗ 
tretung des Geſetzes, die Richter nur vor. Verfaͤlſchung 
deſſelbenz letztere; daß jeder ſi ſicher fein Gut baue, und 
aus treuem Schutz ber Paͤſſe einiger Handelsgewinn gezo⸗ 
gen werde. Denn uͤberhqupt waten ſie, nach der alten 


Verfaſſung ber ganzen menſchlichen Geſellſchaft und 


nad dem Geiſt dex. ewigen Buͤnde, vergnuͤgt mic freyem 
Genuß des Wenigen, das die Natur braucht und allent⸗ 
halben..gieht, -und mit BWoffenhilfe wider ihre Feinde. 
Standhafte Seharrung in- alter Mapigfeit, und Ver⸗ 
volllommnung der Waffen; iſt in verfténdigen Republi- 

“fen die. ‘Same der Regierungstunft. 


Von ‘ben Zaͤrichern wurde der Prope Bruno Brun 
mit allen Helfern ſeines Frevels von der Stadt verbannt, 
—* beſchloſſen, wenn er wieder komme, uͤber ihn als 
einen verſchuldeten Mann zu richten. 


Im naͤchſten Jahr nach dieſer That geſchah, daß 
durch Eberhard Brow, “Ritter und Rathsherrn der 
Stadt Zuͤrich, der Edelknecht Johann am Staͤg aus dem 
Land Uri, feiner Mutter Brudersfohn, ein Juͤngling, 
wegen eines Erbſtreits, mit Nath und im Beyſeyn feiner 
Mubhme, durd) derſelben zwey Knechte und Jungfrauen, 
meuchelmoͤrderiſch in dem Zuͤrichſee ertraͤnkt wurde. 
Die Regierung der Stadt ſchwieg, aus Parteylichkeit, 
oder Furcht, oder weil das Uebermaß des Uebels bis⸗ 
weilen Quelle des Guten wird. Nicht aber ſchwiegen 





Gefhidte der Schweiz. 289 


bie Manner von Uri; fe hielten einen Landtag uͤber 

Bint und Leben, mit altgetoohnter Feyer unter freyem 
Himmel; da denn bey grofem Zulauf ses Volks nah 
abgehoͤrter Kundſchaft und ciagenommenem Nath, Chere 

Sard Brun, deffelben Mutter ,.-und alle Gehuͤlfen feinee 

Shat vom Land Uri, und ang aller Staͤdten und Laͤndern 

der Schweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft als Moͤrder bey 
Lebensſtrafe ewiglich verſtoßen wurden. Nachdem Gott. 
fried Muͤller, Vogt vom Reich, die Obrigkeit oon dZuͤ⸗ 
rich mehrmals gemahnt, unterſuchte ſie die That im 

dritten Monat; es fand ſich, daß bie Theilhaber mit 

allem Vermoͤgen und ihrem Leben dem Roͤmiſchen Reid 

derfallen feyn*”). Diefen Fall nahm das Ghict der. Hine 
gehoͤrigen Rudolf Bruns. 


In allen Oberlanden, vom Gotthard bis Breyery Das Mins 
lebte bie groͤßte Freyheitsliebe, um fo mehr da viele da⸗ Pay a : 
fit halten?), fie fenn vom Stamm der alten Schweizer beiand⸗ 
und frey von Mitternacht her in dieſes Land gezogen, 
wo ſie bey Ueberfluß geſunder Nahrung unter gelinder 
Herrſchaft ) faſt unzugaͤnglich wohnten. Deſto begie⸗ 
riger bedienten ſich die Maͤnner von Sanen des Aplaſſes 
der Noth ihrer Herren, der Grafen zu Greyerz, und 


37) Tſchudi, 1371. MAllers Brief, daß bie Stade 
nichts gethan, als was auf die Mahnung nach den Rechten 
geſchehen mußte. So furchtbar konnten die Brune (bey dem 
aué N. 33 hervorblickenden Hab dee Gemeine) sue durch 
frembde Gaigen feon. Heing:von Heidel au Wagenberg.,, und 
„ſein Knecht,“ Heing von Troſtberg, Hanns von Eppengein, 
Herrmann von Hoͤwenſtein, drey wegen deffen von Jeſtetten, 
und nod vier andere fasten Biri iprentmegen ab. Auch 
bie Blamenberg und Reiſchach waren fde den Propſt; Ur⸗ 
tkunden. 

38) In Oberhasli wird am ollgemeintten davon geſprochen, bog 
if aud anderswo ber Gage Spur. 

39) Urfpringlid) waren dieſe obern Thaler melf Melepstand. 

II. Theil. % 


- 


290 II. Bag. Fuͤnftes Capitel. 


kauften faſt volle Freyheit ). Unwillig leiſtete den 
Herrn von Tuͤdingen die Gemeine von Se. Stiphan den 
gezwungenen Dienſt“). Eben fo wenig herrſchte doer 
Frutigen Anton von Thurn mit freyer Gewatt*’). Grin⸗ 
delwald, Lauterbrunnen, alles Land hinter dem Kiofie 
Interlachen, geborchte zwangsweiſe dem: Propt”’). 
Aber die ven Brieng und ihre BenachBarten oor Hbere 
hasli und bid an Unterwalden waren dem Boge anf in 
fenberg am ſtandhafteſten widerſpeaſis. 


Das Land daßte ſeine Mache von bet Feit an, alé 
Sobann von Rinkenberg, unter Kaifer Ludewigs Ver 
guͤnſtigung, Reidsatiter, welche zu Eigenthum verfanft 
waren, feiner Vogtey unterwarf™). Die Edlen ves 
Hunwyl und von Waltersburg, mit erblichen Burgen 


nm Unterwalden angeſeſſen, trugen Gro wider Philipp, 


Sohn Ishanns vow Rinkenberg, und ermahreen ſein 
Bolt zu Erlangung der Freyheit, mit Verſprechen ij 


go), Die Gage yon 1259: dle sbetere 1312 end von 134! ~ 


ben wie zeſehen; atebrere werden vorkommen. 

4%), Jm obern Gitentgel. Spruch bes Rathes, bee 
Heimlidee und Benner von Bern in Gaden Je 
cobs von Tadingen gu der Gemeine von S. Stephan im Schle⸗ 
gelholz, 1375, Mart. 


- 4%) 6. tansebenten: Cap. und (Hon unten. 


' 43) Beeterag her Leute mit FaterlLaden 1350. 

aq) Dice Belehnung See Seeven vow MR, Waters and 
Gowns, mit fir cinch verkauften Keichegütern m Burgund, 
Yon 1335, modhte, vlelleicht ale der Gopn fie geltender mad: 
te, vielteicht nad des Kaiſers Sod, Anlaß geben gu mand | 
Xen Span. Es mus ben dieſer Geſchichte nicht vergeffen wer⸗ 
den, dab wenn den Beriengerm das Unternehmen gelungen 
wire, wir fie nicht ald Nufrdpece getadcit, ſondern ais edle 
Sreunde der Srenheit gepriefen finden wuͤrden. Dew Sak das 


Meche niche fier fae fle war, oder die legte Gewaltthatigkeit 


es ihnen verdard, datf in ſolchen Seiten. aus dem Enhurthell 
* Eideeneſen file bebe wahr ſcheinlich ansenonmen wer⸗ 
Ven, 


Geſchichte Ser Swweip:. 29% 


aud Unterwalden beyſuſtehen. Da ſandten die ton 
Brieng ihre Borfieher an die Landsgemeine yu Unters _ 
walden: durch Vorſchub ihrer Patronen and alé Nace oO 
baren bekamen fie Zutritt, und redeter m tem Vol€s ' 
wifnen, cinem gerechten tapfern Volk, welches den 

n Bogt von Landenberg nicht erduldet Habe ,. Hager fies 
nbdriugte gute Nachbaren, dic Hochmiithige Ungerech⸗ 

„tigkeit ihres Vogtes auf Ninkenberg; ſie bitten dig 

„freyen Maͤnner von Unterwalden, ihnen gu Helfer, 

„wie ihre eigenen Vaͤter fich wider fretaden Trotz gehol⸗ 

„fen, fo wollen auch fic: Bie Brienzer denen von Untere 

„walben allezeit helfen, und mit ihnen bieſſtit tole jem 

nftit ded Bergs Brinig leben wie nuc Ein Vell; fle . 

nv bitten, ihnen das Landrecht angedeihen zu laſſen.“ De _ 
ſtanden die alten und augefebenften Maͤnuer ov fetes 
Unterwalden vor bem Golf, ad ſptachen ,,.die Sruct® 
adeſſen fon Rinkenberg, welcher Birger ge Dern fey’ 
vw follen ihn bey ſeinen Obern ju Bran anflages; fe wtdy: 
gm keine Unterthanen ihrem Herrn abtraͤnig machen, 
nam wemighen einem Buͤrger von Bera. Doch dit jane. 
gin und gemeinen Landlente wares .-teircd mancheriey 
Vorſpiegelungen gewonnen; fe ergieng, war mit toes 
nigen Stimen, bad Mehr, Boten ther. den ‘reg 
qu fenden, auf daG die Brienger in dad Landreche 
ſchwoͤren ). 


Bon den Bernern wurden wechſelweiſe die Rechte dee [em und 
Herrſchaft, wo der Baron ihr Mitbuͤrger war”), and 
in Thaͤlern, deren Hervew Me Hafiten ,- die: Freyheiten dev 
Landleute) behauptet. Wo man nichts vow ihwm 

Bau | 


f, ef hy ee 


45) 5954 Bah TiGeve, defen Zeiteednang in den Uetapden, 
37* man fic bat, oni bea aadetten ſcheint; andere, 1353, 
Qt3gt. . . 

46) Wie hier und in ben séhen bey N. 41 und bey N. 43. . 

47) Wie in Oderhasli 1334, vermuthlich gu, Frutigen, ayd 


) 
8 


292 11. Buch. Fuͤnftes Capitel. 
hoffte, von ben Waldſtetten entlegen war, ober gegin 


nebermacht ein · Gleichgewicht ſachte, fand man bey den 


Thunern Buͤrgerrecht?) und Gunſt. Wenn Than vor 


großen Buͤrgern Hug: und mit feftem Sinn regiert wor 
ben wire, wber die Großen dem brohenden Fortgang der 
Mahe von. Bett durch Staatdfank haͤtten Segegnen 


wollen, Thaw founte cine Hauptſtadt aller oberw Thaͤ 


Ger werben, 


Die Stade Bien ſchrieb an das Land-tnteewalden; 


denn bie Brienzer verfagten dem Vogt von Rinkenberg 


Dienfie und Pfliehten; vielleicht ans fal(chem. Wahu, 
Feder. Here ſey ein Tyran, ‘und keine Verfaffung frey, 
als herrenloſes Leben; cin unfchuldiges Volk wird vex 
Liftigen Aufuͤhrern mit redlichſcheinenden Worten leicht 
verfuͤhrt. In Unterwalden fragten die Feinde des Dog 
GS von Rinkenberg, ,,06 die Landsgemeine nicht vox 
Alters her ble Freyheit babe, Landleute aufgunehmen, 


‘ pp und Ob in: dem emigen Burd alle. alten Nechte nicht 


pedorbebalten worden.’ Dadurch erhielten fie, doch 
mit nur ſuͤnf Scimmen, daß Sen: Bernern gu Behaup⸗ 
tung der Verbindung mit Brienz cin Rechtsgang vorge⸗ 


Fchtagen wurde ) Hunwyl und Waltersberg betre: 
> or ' oo ‘ . , 


ee 


~4 ae * 


gemté (nachmals) in Sanen. Es ik moͤglich, daß ble Stadt 
Bern allezelt fuͤr bie gerechte Sache war; aber es iſt ein wur⸗ 
- Herbar ſeltenes Gide, daß die wnpartentiche Gerechtigkeit ond 


. (he Vortheil iaumer ſo zuſammentrafen. 


a8) 1549 Dee Gotteshausleute von Jnterlachen 
Bargerrecht mit Thun, um 40 Pfund Pfenn. Udel 
(Musbargerieucr) und s Pfand Tel (Buͤrgerſteuer); aud 
Dab fe in Ketegen die Stadt mit 30 Knechten Haten, auber 
gegen Bern, 2367: Thaeing von Brandis, Ritters, 
Bes jangern, und Junker Wolfhacden von Brandis, be 
Freyherren, Bärgerrecht mit Than; die Grade ſchirmt fie; 
jeder giebt bey Go Bfund Udel, Unten ans Tſchudi bey 
3381. : 
49) 1356. 


. Gefhidte deer Schweiz. £93 


gin die Landsgemeine; eine ſolche Verpflichtuug mit ele 
nem auslaͤndiſchen Volk jf ein Bund, und allen kuͤnfti⸗ 
gin Buͤnden geht derjenige ewige Bush soc, nach wels 
dem fein Cidgenoffe den andern antaſtet an Rechten oder - 
Macht. Aber oft werden Vslfer, indent ſie glauben, fi 
ſelbſt gu regicren, von Parteyhauptern beherrſcht, die 
fic) von Seidenfchaften gu allem bemeiftern laffen: wenn 
Widerftand fie erbittert oder Nachgeben fie ermuntert, 
fo kommen die beffen, Cidgenoffenfchafter hiedurch an den 
Rand ibres iUntergangd. Dieſes verhinderten bie Bera 
ner mit grofier Weisheit. Bon dem: Rechtsgang made 
ten fie -teinen Gebrauch’s wach dem ewigen Bund fellte 
ber Vogt von Rinfenberg den Obmann unter fecheghe . 
Unterwaldnern waͤhlen; dieſe ſechszehn wuͤrden dure die 
Gewalt ſeiner Feinde ans dee, Zahl ihres Anhangs vere 
geſchlagen worden ſeyn. Doch ˖ enthielten ſich bie Bers 
ner der Waffen; Eidgenoſſen muͤſſen einander vieles ver⸗ 
geben, Dem Staͤrkſten if Nachgeben am ſicherſten. Sic 
baten Uri und, Schwytz um Vermuttlung und warteten 
bis in bas funfzehnte Jahr, auf daß durch die Zeit 
Waltersberg und dunwyl ‘tee “oe ober ihre Made 
verlieren. 


Auf fo lange Mégiaung bewieſen fle Eutſchloſen. 
heit ). Sie ſandten folgende Botſchaft in die Orte 
Schwytz und Uri, „die Stadt Bern wolle, de aufruͤh⸗ 
„riſchen Unterthanen Herrn Peters von Rinkenberg, 
nibtes Bargers, wie fle ſalches dieſem ſchuldig fey, 
1 Ohne fernern Aufſchub durch die Waffen sum Gehorſam 
„bringen; fie bitte ihre Eidgenoſſen gu Usi- und Schwytz, 
whie Unterwaldner absubalten, damit fie nicht Aufruͤh⸗ 
„rern Helfen wider ewige Eidgenoſſen; dieſes wuͤrde 
„ihnen leid ſeyn die Zuͤchtigung dex Brienzer fey bes 
wfhlofen. Da mahnten die. Schwytzer und Urner 


$0) 1 371. J 











204 II. Bed. Banfees Capitel. 


ohne allen Verzug Zuͤrich tab Lucern auf eine Lasfagungs 
Don diefer wurden Geſaudte geſchickt, weldhe die Lanvée 


gemeine gu -Unterwalben mit aller Kraft ewiger Buͤnde 
auf das allerdringendſte mahnten, bem Vogt von Rin⸗ 


tenberg dad Vollk feiner Herrſchaft nicht vorzuenthalten, 


ſendern gu thun, was bie Berner, Cidgenoffen ibe aller, 
fo bereitwillig ſchon fo fang erwarten. Dieſen Gortrag 


hoͤrte das Volk mit großer Aufmerkſamkeit. Jehann 


bon Waltersberg war zur ſelbigen Zeit Landammann, 
und Heinrich von Hunwyl, aod) voll bes ebebſccher 
Grolls, Anfuͤhrer eines großen Anbangs. Die mes 
reren Stimmen entfchieden auf "den folgenden Schluß 
rr die Landlente Gon Unterwalden wollen alé gute Cid 
„genoſſen den Bund. mit Vern halter, und geben ded 
„Landrecht gegen Briews auf; dad 6 Gitten Aer, bie Brien 
bee um daſſelbe nicht zu ſttaſen. . 


Bon dent av sours jebe Sehrafuns tines 18 Wiener 
Gon den Aufuͤhrern dev. Masten ald cine Rache wegen des 
kandrechts verleuundet⸗ Malther von. Hunivyl, Johann 
pon Waltersberg der jaagere und Walter von Cettifon, 
Epeltnecht, hielten den Unterwaldnera vor, ,, blefes uv 
rr glickfelige Boll fey von ihnen, von feinen Freunden, 
„welchen es am beſten vertranete, in die Haͤnde ſeines 


„Tyrannen uͤderlirfert worden; dheſer ſpotte nun deren 


von Unctrwalden.“ Hierdurch, durch dle Klagen 


der Brienſtr, durch derſelben Bezeugung von dew Chur 


nern, wurden die Bemuͤther mit Reue, Zorn und Mit⸗ 
leiden erfuͤft: in dieſtn Tagen wurde die GSrneuerung 





bes Landrechts vorgekragen, und angenommen ). Pe⸗ 


ter von Rinkenberg, ein Mane von ghtigem Herjen und 
voll Zuverſicht auf ven Sindruk der Bidigheit bey allen 
Menſchen, hielt fae bad Beſte, alfe Gachen gu Unters 


walden ſelbſt zu erklaͤren, gieng fiber den Baihly und 


ae | 
51) 1381. EEN 
” | 


Beſchichte der Schweiz. 293 


wollte on a bie Lauddgenreine (cine Rede anfangen} be ces 
Hoben feine Feinde ploͤtzliches Getuͤmmel, wie gefthiche 
wens in ber Gerfammlung cines Volks alle auf cinmal 
mit lauter Stimme reden, und mit grofem Geſchrey 
und mancherley Geberden drohen; da ſchaͤtzte der Frege 
heer ſich gluͤcklich, auf Ninfenberg zuruͤck gu fommen, - 
ba ce ſelbſt das Lanbrecht befchworen; vow dem an ele 
fete im niemand weder Dienft nocd Zing. Da wurdes 
die Brienzer von Hen Bernern mit Feuer und Schwert 
gcgmoungen, ben ibrem Unsehorſam und von dem Lange . 
recht abjulaffen. 


Bald nach diefem ait eines Morgens der Freyherr 
aug dem Schloß fam, um in einem benachbarten ſchoͤnen 
Geer") gu fiſchen, wurde er uͤberfallen, gefangen in 
pas Land Unterwalden gefuͤhrt, Johann fein Sohn ver⸗ 
trieben, die Burg eingenommen, geplindert, ausge⸗ 
— und Briens beſetzt. Alles dieſes thaten Hun⸗ 

und Waltersberg ohne den Befehl ihres Volks. 
Dy famen die von Dern ju Waffer und gu Land mit alter 
ibrer Macht; nachdem fie mit Sewalt an bas Land gee 
ftiegen, und ohne Muͤhe die Bauerfame™) gefdhlagen, 
fuͤhrten fie die Kuͤhnſten fort, verjagten die uͤbrigen und 
nahmen alles cin; da flohen verwundet aud) Unterwald: 
ner. Golde Unternehmungen geziemen den Bors 
ſtehern eines großen Landes, weil, wenn fie furchtfam 
ſcheiuen, die Begierdex der Unruhigen fofort verwegen 
werden. Hunwyl und Waltersberg bewogen die Unters 
waldner, alle Eidgenoſſen zu mahnen; die Eidogenoffen 
verſammelten ſich gu ciner Tagſatzung. 


32) Dee Gavientee Robt auf her GObe nicht melt ven der Burg, 
auferordentiteh tief, ſehr ſiſchreich 


94) Mig wor wiht langer Belt veralterter Ausdruck, welcher gers 
fircutlicgends Dorfocmeinen am eigentlichſten angeigt. 


\ 


~ 


296: IL Bud. Fuͤnftes Capitel. 


Zwiſchen Vollerſchaften, welche ſich oon Parteyhaͤnd⸗ 
tern hinreißen laſſen, kommt cine Eidgenoſſenſchaft leicht 


in die aͤußerſte Gefahr. Dieſe zu vermeiden (well der 
Einfluß der Parteyhaͤupter allgemein und unausweichlich 


iſt) ſollten alle Orte der Schweiz ein Geſetz machen 
daß derjenige, wer er ſey, welcher bey der hoͤchſten 
Gewalt jeden Ortes eines Kriegs wider die Eidgenoſſen 
rathend erwaͤhnen wuͤrde, ehe dieſe traurige Nothwen⸗ 
digkeit von vier Fuͤnftheilen ſowohl des engern als des 
groͤßern Rathes an demſelben Ore erkannt worden, ohue 
Unterſuchung alfobald hingerichtet werden fol). 


An dem Tag der Eidgenoſſen erſchien oon Bern der 
Schultheiß Ulrich von Subenberg, fie gu Richtern ans 
rufend, „ob nicht Birger der Stadt Bern an Leib und 
» Gut angegriffer und gefdadiget worden?’ Als Berd 
told son Zuben und Johann Spielmann, Landammannt 
und Gewalboten deren von Unterwalden, den eidgenoͤſſi⸗ 
ſchen Ausſpruch zu ehren verſprochen, geſchah er ſo⸗ 
„daß Peter von Rinkenberg alſobald in Freyheit geſetzt 
„werde, und alles, was er eingebuͤßt babe, zuruͤckbe⸗ 
„komme; daß die von Unterwalden unverzuͤglich auf 
„ewig dieſem Landrecht entſagen, und niemals Land⸗ 
„rechte mit ſolchen ſchließen, welche ald Pfand, Lehen 


pr oder Eigen der Stadt oder den Buͤrgern oon Bern ge⸗ 


ꝓ„hoͤren; daß die von BVrieng ihrem Heren gehorchen und 
ohne einigen Abbruch alle Zinfe, nicht nur der finftis 
agen fondern auc der vorigen Sabre, abliefern ſollen.“ 
Die Menge gu Unterwalden erwartete mit einer jw 
trauensvollen Begierde das Urtheil der Eidgenoffen: 
als fund wurde, daß die drey Edlen fie gu ciner unge 
rechten Ghat verfiibrt, erwachte ihr Born. Da fam 
bas ganze Volk von ob und unter dem Kernwald haus 
fenweife aud allen Wertenen und Rirdgdngen zuſammen 


$4) Daf damals Kerieg vermieden wurde, eeſchab, welt Oe 
ten folcher Gefege noc nicht bedurſten. 


_ 





SGefhidte der. Sch tei. 297 


mitten in dem Gand auf ben Plats der allgemeinen Ver⸗ 
ſammlungen gu Wieferlen: da machten die Manner von 
Unterwalden folgendes Geſetz: ,, Johann vor Waterss 
rn berg, Walther von Hunwyl und Walther von Tetti⸗ 
fon haben das Land in Schande und Schaden gebracht; 
nfo follen fie dann, fie felbf— und alle ihre Rachkom⸗ 
nwmen™) emiglich, aller Aemter, Gerichte und Raͤthe 
nenttest und unfabig ſeyn. Ob jemand ibre Strafe 
„abzuthun oder gu mildern verſuchte, der verliere ſelbſt 
wall feln BVermdgen, werde ebrlos und rechtlos, und 
„ſoll fir keinen Landmann zu Unterivalden gebalter 
„werden.“ Ängerecht ſeyn, {chien cin Schimpf; die 
Waldfictte uͤbten keine Privatgewalt und wollten fie auch 
nicht leiden. 


Bey den Zuͤrichern lebte, nach den ſchweren Kriegen Zaͤrich. 
und gefaͤhrlichern Friedens handlungen unter dem Buͤr⸗ 
germeiſter Brun, zur Zeit ſeines Nachfolgers Ruͤger 
Maneſſe der Geiſt, welchen freye Staͤdte immer haben 
ſollten. Von den beſondern Abſichten und Neigungen Ipbei⸗ 
Kaiſer Karls des Vierten machten fie fo guten Gebrauch, ' 
daß er die (aus alten Zeiten hergebrachte) Oberherrſchaft 
iber den See bis an die Harden, gegen Rapperſchwyl 
uͤber, durch eine Urfunde befeftigte™). - Auch Geftdtigte 
er das Meche mit benachbarten Herren Burgrechte gu 
ſchließen“). Er geftattete den Zuͤrichern, im Kreis von 
drey Meilen Reichslehen gu leiber™), und nicht nur 
gab er dem Propſt auf feinen Doͤrfern Blutbann, . fone 
bern verordnete cin Landgericht oder Hofgericht in dicfe 


1 
Qe 


33) Dee Sat erbte fort. . 

$6) 13625 Ustumde: bes heil. vder, Reichs Zarichſee; fe 
migen ibn Sannen, entfegen, beſegen — — wie ifec Ver⸗ 
dern gethan haben. 

57) 13623; Urtande gu Lauffen im Salzburgiſchen. 

58) 1365 au Been. Musgcnomuacn fad barſen⸗ relen⸗ 
dreyherren kqen. 





298 11. Bud. Fänftes Capitel. 


Stade), wie die voriges Kaiſer ber ſehr weite Kreife 
wenigen Gtddten gu berfelben gtofem Vortheil gegeben 
batten 


Rudolf Here von Aarburg, und wer die Sailer na 
ihm zum Hofrichter gaben, ſchlug das Gericht auf, is 
dim Ring fowohl der Herren vom Ritterſtande, alé 


zwoͤlf ibm von der Stade (je fie (eds Monate) pugee 
gebenen Birger’). Gie erflérten durch die meiſten 


. Stimmen Rauber, Moroder, Mordbrenner und Ungt⸗ 
Horfame indie Acht und Aberacht; hieruͤber hielten swey 
MNichter dad Achtbuch; eben dieſes Gericht mochte be 
Her ihm geborchte, wieder aus der Acht fehreiben”). 


Bon eben demſelben wurde Aber Blut gerichtet ™) ; fonk 
pflegte hierum der Burgermeifter im Namen des geweis 


men Wefens ben Reichevogt gu mahnen “). Zuͤrich 
ſchien ſowohl den Roͤmern als den Teutſchen Koͤnigen, 
welche bad Reich Italien eingenommen, far die Abgaben 
und Gerichte der natirliche Mittelpunct Genachbarter 
ander “*): doc gu feſter Grindung und Ausbreitung 
fines Anfehens fam dieſes Hofgericht zu ſpaͤte auf; die 


53635 des Proves Fesoheit in Sfantgon, Rieder 
Xuͤſchlikon und Rivers, vermehrt (Hottinger, Kbhik., 
h. a.) mit Meila von K. Wenceſ laf, mit Schwamedingen von 
K. Auprecht. Boys Landgericht, Urkunde au dauffep 
1362, Zigubt 

> Bon tielen Gormen Kk cine irfuabe. 1383 ip dee Stay 

, Die Bieger bekamen fie jeden Gerichtstat 

—* ber Stade ein Mas des beften Weins. 

61) Dafde gab ein Herr zehn Maré, cin Edelmann finf, der 
Buͤrger drep, der Bauer eine; eb. daſ. 

62) Urfunde Wenceflafs, Heidelferg, fac., 08845 Tid. 

63) Urkunade 1374, Ms vor bem RetG@suntesvost 
Seans Octane der Schikij sur Cnihanptang verurtheilt 
wurde 

64) Man wwelh hes coffaracoftotegion, weiches Hapentud om 
eine Aufigert entelfert; and vou Octo Frifiag., dap i 
Kaifee die Mailander nach 3. au vertages Acaten. 


Geſchichte der Schweiz. 299 


Schweizeriſchen und andere Obrigkelten der umliegenben 
Stddte waren durch die Freybelten der vorigen Raifer 
ſchon zu unabhangis **). 


Racheehen kauften die Bridger | in ber benachbarten (Erne 
SGegend son dem Mitter Gottfried Muͤller ™ aus gemei⸗ bungen) 
nem Stadtgut und aus den Gereitwilligen Steuern aller 
Birger”), und Re erwarben Pfandfchaften, anf welche 
bas Haws Deftreid) Geld nabm*). Auf eine fo une 
tadelbafte Art legten fie den Grund ihrer Herrfchaft in 


Sie fubren fort in der Gitte ihrer Vaͤter und ſtaͤrk, (Buͤrger⸗ 
ten fic) durch Mitbuͤrger. Diethelm Blaarer, Bost ™ 
auf Iberg, machete darian Buͤrgerrecht ) mit ibnen, 
weil, obſchon er ihre Stadt beleidiget, fie ihm wis 
ber Buͤrger aus alten Geſchlechtern Gerechtigkeit wiebder⸗ 
fabren liefen™). Sie mahuten ihre Eidgenoſſen die 


65) Dad Jahe, wo dieſes Hoſgericht wieder unterblieb, iſt nicht 
bekannt; es iſt aber. wohl nicht bis 1400 ſortgeſetzt worden: 
bad Blutzericht wurde damals dee Stadteegicrung uͤbergeben. 

66). Trichtenhauſen, Stadelhofen und Zokifon, 1358 um 400 
Mark — 16,500 Ffund unſeres Geles—5; Memorial 
Dex Sisther GSemeindsBermaltung 1803. 1383" 
Ne Bogtes su RKRasnadst und Gelbbach; Tſchudi. Berdes 
beſtaͤtigten die Kaiſer. 

67) uekunde 1384 bey Salat ‘leptacdadten Lous. ‘alle, 
niet audgenemmen Oe Francn fm Octendad und tn der 
Gammnang, Keuerten. Landleute, erworbene Leute, has 
Fen au folden Sanfen nie gefcwert. 

68) Die Deore sa Hbugl, wie fle Johonn son Geen 
on dad Moker Weitingen gebracht; 1984, Ticdudis die 
— Boater su Tallwyl vom Ritter Nic. von Bibenheim, 

bem DeRerih fie verpfandete, 15855 ib. . 

8* 1363; er gab jaͤhelich zehn vollwichtize Florene. 

10) Kraft Biber wnd. Jacob Wengi hleſten tom ſ. fahrende Ha⸗ 
fe inne; er nahm ben Stadtſchreiber von Zuͤrich scfangen; bee 
Errbiſchof Iu. Vastauro vermitteiti (der. Exeit Vlaarers war 








goo II. Bad. Fuͤnftes Capitel. 


Lucerner auf einen Rechtstag sum Schutz des Ritters 
Gottfried von Hainenberg ”), durch deſſen Buͤrgerrecht 
Gt. Andreas bey Cham, cine Oeſtreichiſche Surg, dem — 
Sand unfdddlich war. Es ift merkwuͤrdig, daß Huͤnen - 
berg den Zuͤrichern verſchrieb, „wenn er gemahnt werde 
„von den Oeſtreichiſchen Pflegern, ſo wolle er das Buͤr⸗ 
„gerrecht aufgeben, aber in vierzehn Tagen wolle er daſ⸗ 
„ſelbe erneuern“?).“ Tauſend Gulden gaben zwey 
Bruͤder del Monte, Lombarden, um dieſes Buͤrgerrecht; 
ſo viele Foͤrderung der Geſchaͤfte und ſo gewiſſe Sicher⸗ 
Heit hofften fie dieſſeit und jenſeit“) der Alpen von 
ben Boten und Briefen und von dem Anfehen bes Bans 
ners von Zuͤrich““). Der Junker von Schoͤnenwerd 
blieb ibe Burger, weil ihm die Burg feiner Bdter pus 
ruͤckgegeben worden”).. Als Nicolaus. von Richens 
burg.) in ben erften Jahren der grofien Crennung des 
paͤpſtlichen Stuhls an dem Hochftift Coſtanz wider Mane 
gold von Brandis faum fid) gx behaupten waite, teat 
er, nebſt Coſtanz und Klingenau’’) gu Zuͤrich in fold 


ber ein Gut feiner Gemahlin Eltfabeth, . -weldhe ſeinen 
Hauſe Wartenfee gugebradt, ); Urtunde 1362, 
41) Die Lucerner nabmen feine Leute su Buͤrgern an. In die 
fem Brief wird auc Arnold von Stauffach genannt. 
72) Funfzehniahriges Burgredt, 1363. 
13) Dab Zaͤrich nicht, wider Willen, ihnen in dee Lombardey 
noc gu Tofeana helfen wih, ascigt an, Saf es, mit gutem 
Wiken, wohl ſeyn tonnte; ja es iſt von 1375 eine Rids 
tung der Gt. 8. mit Kaufleuten ga Maitland 
und.Como um bas, was thren Buͤrgern {a ber Pombaches 

geſchehen mar. Zuͤrich verſpricht, fir die Gachen letzterer bed 
ne Thatlicteiten ohne Warnung sa geftatten. 

74) Sehnidgriges Burgrecht Fricdr. und Jacohs von Bers 
” Rota 1360, . Sie waren aud Barger gu Lucern. 

75) 1331. 

16) Wenn ee ſich fo ſchrieb Chenn Bucelin. Gonftant. ad ¢. 
1383: ſchreibt Rifenbung), ſo mochte er van bem Adel ſcon, 
7* 1362 die Richenbkurg an ben AGE . von - “Cinfidels ver⸗ 


~ aufte. 
* Boats Aathe und. Bleger ab Kiingsnan. 19850 





Geſchichte: der Schweiz. got 


tin lebensldnglidyes Buͤrgerrecht, ‘aus welchem fein Sus 
tranen zu diefer Stadt Hervwrleucheete™®). Dieſe Ach⸗ 
tung fie Zuͤrich beruhete auf: der Gewohnbheit und Reis 
gung ber tapfern Maͤnner, welche unter den ſieben Haupt. 
lenten ded gemeinen Weſens?) den Bannern jeder 
Stave”) folgten, bem Bacertow Leib und Sut x auf- 
mopfern. 


Die Verfaſſung erhielt mehr Zreyhelt und Nach ⸗ polit. Ge⸗ 
druck; jene durch die Einſchraͤnkung der buͤrgermeiſter⸗ ſebe 
lichen Gewalt, letztere durch die Vergroͤßerung der Zunft⸗ 
meiſter. Es wurde nicht mehr an den Buͤrgermeiſter 
ein vorzuͤglicher Eid geleiſtet; bey der Wahl der 
dreyzehn Rathsherren von den Conſtabeln verlorr 
von ſeiner Macht in ſo fern, daß dieſe Wahl bon Zunft⸗ 
meiffern und Mathsherren ohne ihn gefcheben moch⸗ 
te. Ueber zweyſpaͤltige Sunftmeifterwahlen, welche Ru⸗ 
dolf Brun entfchieden, wurde das Urtheil bem Rath 
aufgetragen. Den Zunfemeiftern wurde um alle wids 
tigen Sachen mit vielen oder wenigen Ratbeherren 
Schluͤſſe gu faſſen geſtattet ?i). 


Von dem Einfluß der neuen Regierung zeugte die 
Schaͤrfung ‘ber Aufwandsgeſetze. Nicht nur teil’ der 
gemeine Rann zu haſſen pflegt, was er nicht im ‘Stand 


78) Die Urbunde pet fGen Lanig. Ramentiid verineiét ee 
fe fein faad im horeas und Siefgau. Wenn 3B. pelfen 
fol, Rede Bey bee Erkenntnisß des Bargermeiſters und Mathes. 
 Penwegt und Saiferfubl erfannten dieſen Biſchof hod niche. 
1385 am 26 Tag des andern Herdfim, (Oct.). 

19) Deep tn der grofen, vice in der HMeinern Stadt ; 1371, 

0) Die grole and fieine Geadt hatte jede hren Gannertedgers 
abt 

81) Sweytes geſchworner Brief 1373, Sank. nad 
Andr. Er mil aud, daß Kinder dev Verwieſenen Mitglicdes 
des oben | Rashes. werden duͤrfen. Man fieht aus dem Ton, 
bab. min Grun’s fate bekommen unb feine Peepoteng nicht vers 
ewiaen madte, ; 


CSittens 
geſetze) 


302 Il. Sud. LB aufted Sapitel.- 
if nachznahmen: dieſe Gefetze ſand in freyen Staͤten fat 


uͤberall ſtreng, fo wohl wo. Sty einem armen Voll die 


Freyheit ˖ beginnt, als wo reiche Maͤnner die Klugheit 


haben, die Begierden ihrer. Mitbuͤrger durch beleidigende 
Darſtellung von Slang niche rege zu machen. Wen 
in Laͤndern, wo buͤrgerliche Gleitchheit eingefuͤhrt iſt, 
auch große Einſichten und hohe Tugenden populaͤr ſeyn 
muͤſſen, ſo kann nur ein ſchlechter Menſch fuͤr ein Opfer 
halten, daß ex in der Kleidung bargertid) ſeyn mu ; 
Auguſtus Caͤſar und Coſimo be Medici haber ihre Mite 
Birger bierin geehrt. 


X 


Bey den Zurichern zeigte fich in ben seten Beiter bed 
ewigen Bundes ber acht Orte (ohne Zweifer aus Mnlas 


ber fuͤrſtlichen Hoflager und Heerfahrten) die felt Koͤnig 
Albrecht veraͤnderte Kleidungsart. Aufangs treigen die 
meiſten Menſchen““) dad Haupt gegen die Witterung un⸗ 
bedeckt; nur bezeichneten Staatsmuͤtzen obrigkeitliche 
Majeſtaͤt. Lange Haare, welche nur die Weiber in’ Locken 


frdufelten, hiengen wild und fren von den Schultern; 


bie Weiber durdflodten fle mit Blumenfrdngen and 
Bandern™). Ein Wambs mit Aermeln bedectte deu 


Kboͤrper; cin Rod ohne Aernel reichte, zumal den Wei⸗ 


bern, weit herab, und war pon letztern mit einem Guͤr⸗ 
tel gebunden. Beyden Geſchlechtern hieng ein Mautel 
von dem Ruͤcken. Viele oder die meiſten Maͤnner trugen 
Hoſen, wenigſtens im Winter“9); andern reichte bas 
Tuch ser’ Stiefel) fo weit unter den Nok hinauf. 
Schuhe trug jeder obnt Runt nach ſeinem —* Aber 


$2) gn Oeltrelch nicht; witras ~anterfdbieben —R und 
Coriften; dan. Leobienf. 1336. 
83) Dte Deſtreicherinnen trugen Hate; Madfoad.' 
$4) Gin ſehr alter Mann verfichert, nod im Whfarig dtefes 
Jahr hunderts haben viele Dinner von Oberhasli nur tn Wins 
ter Hoſen getragen. 
$5) Pannus caligarum; Hu/fs de abomiaationib. 45* 


Seſchichte ser? Shwets: 303 


damals waurden die Haare zumr erſten gekaͤmmt“by; am 
Wambs machten fie den linken Ermel oon anderm Tuch, 
deſſen Farbe wud ein Parteyzrichtu urde): - eben dens 
ſelben zierten fie mit Gilber und Seide oder mit herun⸗ 
terhaͤngenden Granfen*’): fix ſtitkten anf cin Bruſtlaͤpp⸗ 
den (fat wie nun Orden getragen werden) von Seide 
oder Silberfaden gewiſſe Zeichen der Parttyer. oder gea 
liebte Ramen oder Gefondere Dienfigeldboe, oder hien⸗ 
gin Dilber vor die Bruſt, ober umwunden dieſelbe mit 
feidenen Banden"). Die. Meigen der Weiber glaͤnzten 
von Seide, Silber, Gold und Kieinodien; die naͤchſte 
Pracht war die des Suͤrtels, der ihe vielfarbiges Kleid 
umwund; unten endigte ed im matitherley koſtbare Fran⸗ 
fn). Schuhe mit aufwaͤrts gekrůmmten Schnaͤbeln 
und mit einem Ring an einem Fußzehen ), waren 
Muthwille det Citelteit. Inter dreyßig Jahren kamen 
mannigfarbige ſeibene Zierden von bert edlen Herren unter 
bie Schaat ihrer Bedienten") ; has oben weite Wambs 
mit einer Kapuze“) wurde von Birgern, bom Lande 


mann und oom Hirten, itm Gebirg angenommen. Bore 


nehmlich zwey Dinge aͤrgerten ſtreuge Freunde alter 


g5%) Comas ut Iudaci vel Hungati dividobant; Der von Peow 


ben. 

86) Mie bey dee Verſchwoͤrung ver Oeftreichiſchen Pastey fr ku⸗ 
cern 133 3. | 7 : ; 
¢7) Cannae argenteae in fericis dependtentes; Leoblenfis, 1. c. 

38) Circulis fericis; idem W 

19) Whe alte Narrenkleider; idem. Das üubrige {ft r. dus der 
Rerosdhung Sex Stoot B 370; 2. aus Bode 
mers Grundy. der Geſchichte von Bark. Parcitval beſtati- 


act einiges. 

go) Dieſes if ev im XV sin): Har darzuthun; doch die 
Derorbaung verbietet Schuhe ohne Spitzen, ba man ete 
was hineinſchieben kann, undgebricfene Supe. - 

91) Famuli et clientes ; Leobienf. I 

92) Capicia if, cigentiich: ble obere Jeffnung, too ber Kopf hers, 
vorfteigt; Rapuzen waren das uͤberſchladende Sud bes Wamss. 


— 


— 








304 11I.. Sue. Fuͤrnftes. Capitel. 


Sitten: erſtlich, dag bee: Wambs, welcher beyden Alten 
ſehr weit geweſen, unten fo eng und ˖anliegend wurde, | 
daß man ohne Hale ibn niche anziehen founte, oben | 
mit einer uberfchlagender: Kapuze weit genug, daß auch 
ein Theil der Bruſt. entbloͤßt geſehen werden mode’); 
zweytens wurde ber Mannsrock fo tury, daß et foun 
den Hintern deckte™*), am vielfarbige Hofen deſto mehr 
in die Augen fallen zu machen). Wider dieſe Neue: 
rungen gaben die von Zuͤrich ſolche Geſetze, wodurc fe 

nicht unterdruͤdt, aber verſpaͤtet wurden. 





oo Gie machten aud) Verordnungen Uber hie gu vers 
ſchwenderiſchen Gaftmale bey Eheverloͤbniſſen ꝰ) uͤbet 
die Morgengabe, welche der junge Gatte Morgens nad 
der Brautnacht verſicherte; uͤber den Mißbrquch des 
Tanzens (fle wollten Saf. uur bey der geiſtlichen Verlo— 
bung einer Nonne, oder bey Verheirathungen getanzt 
werde7) ): wider den unnoͤthigen Aufwand bey Geſandt⸗ 
ſchaften“*), und wider bie Begaugenſchaft folder 
Frauen, welche ſich gern ben großen Opfern einfanden, 
win voruͤbergehende Juͤnglinge lieblich zu gruͤßenꝰ) 


9 3) Ut humeri, fcapulae, pectora maximam partem appare- 
. rent, Leobienfis, und: Bodmer. 

94) Leobienfis : Pallia quibuadam vix polteriora tegebant. Die 
: Berorhnung wif ,,ieglich minolich hele (Rock) fell an di 

_ kKnũ abfchlachen (6{6 an die Knie reichen).“ Dieſe Modebau: 

erte menighens von 1308 (Leed.) hundert Jahre; denn aud 
Johann Sus prediset yon anu quali totaliter veltibus de- 
nudato, 

9s) Berordnungs fle waren aus mancherley Strelfen wets 
fiedencn Tus, 

96) Berordnung 13703 elgentlih: eeneuert, was wie 
ſchon im Richtebr. ſahea. 

97) Berordnung 13713 bey geifl cder welt Brant⸗ 
laͤufen. 

98) Verordnung, dab kein Geſandter einen ” feztfram “ 
(Abſchiedsmahlzeit7) gebe. 

99) Berordnung 13743 wo tine Grau zum Opfer Rat, den 
liiten se danken. 


Sefchichte der Shwe fy. 305 


Diefe Zeiten find niche genug mit aller Umſtaͤnden in une 
form Andenken, daß wir ſagen koͤnnten, 06 ber (gegen 
ſich ſelbſt ſonſt nicht ſtrenge) Held Maneſſe und ſein 
Rath, wens fie uͤber dus Tanzen und ſolche Dinge rath⸗ 

ſchlagten, dem Colt nicht zu viel verboten, und itt ih⸗ 

rer Sorgfalt fir Sittſamkeit und Ernſt pergufier; daß 
cin froͤhliches Bolt leichter zu regleren und' behender in 

allem iſt, als cine finſtere Burgerſthaft. Geſetzgeber ſoll⸗ 
ten vergnuͤgte Augenblicke des Lebens one Noth nicht: 

vermindern. Die Kuͤnſte der gruͤßenden Frauen ſinde 
von den Punkten, welche, obſchon ſie wig verhindert 
werden koͤnnen, verboten werden muͤſſen Ys was ‘in’ 
Geheim gefcheben mui, geſchieht ſeltener, bleibe man⸗ 
den unbekannt, und iſt vlelen unzugaͤuglich. 8 


Die Bahl der Buͤrger fiel um ben achten abet) 5, wo 


vielleicht wurde durch das Anſehen der Zuͤnfte fremdem 
Fleiß der JZugang (Awee">), und nicht jedem Einhei⸗ 
miſchen das Aufkommen leicht. Von dierhundert neun 
und dreyßig ſtieg in ſiebenzehn Jahren ber Privat⸗ 
ridthum bid fuͤnfhundert acht und fiebengigtaufend’ | 

Pfund°°*), Aber es ift ſchwer, ſolche Summen zu 
ſchaͤtzen; ihr Werth Serubet auf. den Marktpreiſen unr , 
auf dem Taglohn, welche nirgend vollſtaͤndig, aunftdnd=. 
lid und ficher genug aufgezeichnet und. verglichen wor- 
bn find. Die Negierung (urd) den ſchweren — 


800) Plato, Legum L. VEIT; wo er in der Bidurs ine afents : 
tiden Meinung das kraftigſte Mitre! gegen effenbare Ausbeuche 
von ſchadlichen Leidenſchaften zeigt. 

lor) Vergleichung der Tafeln der @s werfe $57 und 13743 ; 
ſ. im vorigen Cap. N. 47. 


01>) Ginen von Aſpermont finden wie, Hee 1363 mg Zuͤrich 
fam, und auf dey benachbarten, noc Oeſtreichiſchen Rerripate : 
Sriningen cin neues Aſpermont erbautt, vu $i 
02) Eben diatel SA: So * yo 
n. Theil. R : 


306 II. Buch. Ginftes Capitel. 


fold genoͤthiget ) ) nahm ferner von Baͤrgern ꝛo) auf 

die Einkuͤnfte der Stadt, oder auch bey den Juden Dar⸗ 
lehne. Dieſe Guͤltbriefe ber Barger wurden Grund⸗ 
ſtuͤcken gleich gerechnet; welches uͤberhaupt nicht unbillig 
ſcheint: auf dieſen pflegen jene gu ſtehen, oft haben 
reiche Wanner Seine liegenden Guͤter. Dem Privatwohl⸗ 
ſtand, in fo fern der Speditionshandel nebſt einigen Fer 
briken dazu beytrug, war nicht leicht eine Freyheit wich⸗ 
tiger, als da Koͤnig Wences laf die Zuͤricher der meht 
und mehr ſteigenden Geleite und Rheinzoͤlle enthob ™). 
So pliipete Zuͤrich, in Sitten und Glad, in den vier 
und zwanzig meiſt friedſamen Jahren, da Ruͤger Mes 
neſſe, der Held von Taͤtwyl, bis in ein ſehr hohes Alter 
bie borgermeiſterliche Waͤrde verwaltete. 


Bern. Die unmittelbare Reichsſtadt 105) Bern genoß tit 
ge dle Zuͤricher der Denkungsart Kaiſer Karls, welchet 
allezeit bereit war, zu ſeinem eigenen Genuß und ſeines 
Hauſes Bortheil, die Rechte bes Reichs gu veraͤußern, 
beſonders wenn es mit einigem Anſtand geſchehen tonnte. 

/ US er mit vornehmen Gefolge?7) gu und oon dem, ir 


8 


103) Der Soldat bekam taglich 3 Schill. 6 Pfenn. (nad un⸗ 
ſerm Geld einen Gulden 30 Schill.); cin Harniſch wurde wis 
a0 Tannen aus bem Silwalde bezahlt; 1360. Helvet Al⸗ 
Monad 1730. neh Borger pflegten von denen, die nicht 
Rritten, wenigtens unterbalten au werden; ſ. Stettler, 
3346. 

104) Rdthe und Birger 13573 ſechs Rathsherren leiften 
Gelfelidaft.- Gonk war die Stadt aud. den Gnaviin and dew 

| Ritter Dietrich ven Zalfengcin, alé Erben Hanns Malterert, 
400 Mart Silber (huldig , welche Rubolf Geun gu fuͤnftehalb 
Procenten aufgenommen hatte; Rathserfenntnif 6357. 
Noch 1374 wae dieſe Schuid unbezahlt; f. Cap. 1V, N. 873 
es # eine Berordnung dardber nod von 1376. 

105) 13793 Tſchudi; Swing Handelsgeſch. 

106) ,, Wenn diefe uns und das Meth ohne Mittel angehbret “ 

Urkunde Karts 1V wegen dee Mbt, 1964. - - | 

107) Difchofe von Augsburg und Speier; der jdngeré wia⸗ 








Geſchichte wee Schweiz. 307 


Hoignon’ befindlichen, paͤpſtlichen Hof zog und nach 
Bern fam, in vem- Schultheifenamt Herrn Johann 
ton Bubenberg des juͤngern ), wurde ſowohl auf 
ſeinen wuͤrbigen Empfang w) als auf ſeine Bewirthung 
die damals große Summe von dreytauſend Pfund ver⸗ 
wendet. Bern war ſchon aus dem ſeiner Gefinnungen 
ficher, well er die Stadt in einer Streitſache wider 
Matthias von Signau gegen eine unbefugte!) Achter 
klaͤrung ded” Rothwyliſchen Hofgerichtes ſchiemte *). 
Sir ſolche Aufnahme geſtattete er**) den Bernern, im 
Kreiſe von ſechs Meilen die verpfaͤndeten Einkuͤnfte und 
Gite? bes Reichs einzuloͤſen, es muͤßten Sen? Burgen 
oder Herrſchaften feyn'). Groͤßere Rechte gab ex ih. 
nen yu Strafburg. auf feiner Heimreiſe; ndnvidy die 
Freyheit, twider alle ihre Feinde und. wider dies, welche 
. 0 u-2 . rer 
We eta y 

graf Rupeecht; Sot von ‘Speen 5 Seinetch von ete Rus 

precht vow Signigs Burtzgraf Gurfard von Maatisurg und’ 

viele andere werden genannt im Dekdtigqungsbrich der: 

Handfeke von Been 1365, Lauſanne, non-: Maji. > 

108) urkunde Ottons von Bubenberg, 4 er Statts 
halter war feines Gr. Johann, h. a. 

109) Betef des Kaifers wegen Zurechtmachung der 
Bruͤcke gu Laupen. GS. bey Sſchudi, däß dieſelbe 
geſchah. 

110) Daé non erocando ‘wae ſchon felt e. Adolph. 19935 . dazu 
mar nicht einmal cine Labung an die Stadt geſchehen. i bee 
Saifer N. 106, . 

11) N. 2964: Subiſſin, Mont. nat Wengeitigen; zu Gens 
fen Schulthelé, Buͤrger meiſters, Raͤthe und Buͤrger 
von Been. Die Gemeinde; hatte zwey nur. wit ihrem Oeko⸗ 
nowieweſen beſchaftigte a in: "Graatspandiungen nic Eſchel⸗ 
nende Buͤrgermeiſter.. “| 

112) Mud erneucete e¢das non n evocando, Samah. wa Wale 
purgis, 1365. 

113) Urkunde an Krengerfindung ss; fe tie es als⸗ 
denn berichten, auf das die Konice wiſecz, um wie viel fle 
fie Sater wieber einloͤſen finnen, ~~ 


380 I1 Bud. Joͤnftes Eapitel. 


ſolche beſchuͤtzen, die Waffes gu gebrauchen? Y, und in 
einem Kreiſe oon brey Meilen den, Bluchaun™’) zu uͤben. 


Daher gehdren des Reichs Leute um Graßburg mit Blut- 


gericht und Appellationen gu der Stadt Bern bis auf die⸗ 


fen Tag™). Unverfallene 7) Reichslehen ertheiltt 


Johann von Bubenberg, des Reichs freyer Mann"), 
und ter nad ihm Schultheiß war"). Dau, daß 
auch er -diefe Freyheiten beftdtigte™), that Kdnig Wen⸗ 
ceslaf, „daß keines Herrn eigener Mann ein Erbtheil 
haben mndge in bet Stadt Bern’); um die Iurer⸗ 


114) Uetaobe, Straßburg nad Peter Haut, 565% Wider 
bie, welche ihnen widerrechtiſch Leute und Gat angreifen, und 
wibder die Ent halter derſelben (welche ihnen Schirm geben). 

as) vfunde, ib., cod.: uber ſchadliche keute ‘nag dee 
: Stabe Nreht ‘nnd Hrer Miffethat richten gu mdgen, . 

116) Grafburg Heist nun Schwarzenburg. Daher kommt aud, 
daß dieſe Leute von ber Appellationskammer um Sachen hoͤher 
alg tauſend Pfund bis vor den hoͤchſten Bath gehen, welder 

edit Gewene dex Otadt vorſtel. 

137) Golde, die as bas Reich zuruͤckſielen, warden feng an 
den Raifer ſelbſt aufgegeben. Urkunde 1350 , bdem allers 
„hoͤchſten und gewaltigſten Fuͤrgen and Heera, vou Gottes 
„Gnaden Koͤnig Parl des H. R. Reichs, entbiete ih Johann 
Senno Edelknecht, meinen ‘Geboefam und cin Kuͤſſen feince 

nw Kale.” Ce giebt einen Zehnten auf. 

118) Chen derf. Genn glebt Leben anf an Buben⸗ 
beeg 1870; dieſer gtebt felbige dem Gerhard vor 
Bern 1372 (dle Urkunden find bey den Schriften von Cape 
fee, an welches Klofter 13 80 rele Giter abetlaſſen wore 

en) 

119) &. Weneeslats Seepdeit, Beontfutt ‘nad Ratth. 

(1379, Mus N. 118 flop nan, das es mut: Emeneruns 

und Behatiguna war, 2* 

120) Urtunde tm Heer sor tim, Mish. 136 § Url. 
fetnued: Baters, daß W. das grabe Siegel nicht ‘sey 16 
gebabt, ib. den folg. Tag; eben deff. andere Uetande, 
pat Borzermeiſter und. Birger non Bers wool 
moͤgen Gedebtete aufnebmen; ib. . 

ta W. ben Bargern und dees Gemeinidort yon 

ws DOG fein Lctbeigerice aus bre Stadt crben mag j Bud⸗ 
‘ai, lavoc., i3¥s. oN 


Ge(hidte ble Sdweis | -gog 
ſteuer vettprath er den Morten bes Rathes zu glau⸗ 


ben ™*) ; die Juden ginfeten fabelidy an Chriſti Geburts⸗ 
| feſt jeber einen Sulden fit Bie koͤnigliche Rammer mh) 


Raum daß, bute ben. Sieg Sey faupen und. Raifer (Gebletsgus 
Larls Weſtaͤtigungsbrief, die Verner in’ den Reichs⸗ nadme me) 
pfandſchaften Oberhasli smb Laupen befeſtiget waren, 

ſo verpfaͤndete ihnen Graf Peter, aus dem Hauſe Welſch⸗ 
nenenburg, fein Recht und Autheil an der Burg und 
Herrſchaft Aarberg. Sie loͤßfen gang Aarberg vow dev 
uͤbrigen Genoffen, von Rudolf zu Nidan und von def- 
{el6en Gebweftern Verena zu Chierftein und Anna su Rie 

burg ***%); Graf Peter, der Stadt Bere ale Freund 

swt: Qeind woh! bekannt, ein tapferer Mann, fol die 
legtet Jahre traurig und einſam vor der Stadt, worin 

ec geherrſiht, in einem abgeſonderten auf verlebt 
Saber, ſiech an der Plage. ded: Ans fages™™*). wo 


. Ueber ſolche Herrſchaften pflegten. dig Conner ſolche 
Raths herrenꝰ) oder Bitar — welds 


122) Se Bairgermetier, Rath wud wrese ven 
Bern; Prag, Phil. lac., 139%. 

123) 36 finde, daß 1373 der Kalſer ber Stadt ,, Cawerſchen· 
gab; Sa ich die urkunde nicht geſehen, fo weiß ich nicht, 6 
fie verſchieben if von ber ded J. 1348, als er beſtatigte, Sab 
Duchess ihnen die Methsteuce dee Cawerſchen vcepidadee: - 

224) Dic cee Pfandichaft Peters if 13351,. 4000 Gulbens 
bic amente, Rudolf, 1367, 7758 G5 anf Wirderths 
fung; die Deitte, der Verena, 1377, . 4000 G.; de 
eterte, ber Anna, 1379. eben ſo viel. Kaiſerl. Be⸗ 
ſttatigung, im Feld vor Um, 1376. 

125) Hievon rebe ih darum zweifelhaft, well nicht self, 
ob Bees von Markers, welcher 1392 vor. Zuͤrich laz, und 
welder 1355 des Kaiſers Bicarius und Sauptmana in dem 

Sitten war (et. bes Copitets, um. die Nota⸗ 
sien), diefee Graf oder fein Sohn geweſen. 

126) Es ift eine Gage, daß, wer ein Jahr gy Gern Schultheif 
war, es im fols. Jahr gu Aarberg feon mugte. 4375 if 
Johann pPfiſter, Edelknecht, Vogt auf Aarbers; Urk. 





gre. IL. Bud. Fin ftes Capitel 


\ genug Muße,Muth und. Gialichs hatten, yas derfelben 
Burgvdgte und Chultheiber, yy ſeyyn. Aus dieſem Ur⸗ 
fprung ext(tanden. bie Laubrogteyen, welche von den 
Buͤrgern su Bern, aus deren Vaͤter Steuer die Herr⸗ 

ſchaften gefauft worden’ find} gemaͤß der Verfaſſung 

+ einer feden Gegend verwattet werden. Das Land ift um 
nichts weniger. fren; deun, da. nue mag willluͤrliche 
Gewalt :geube werden, wo ber. Fuͤrſt durch eigene Waf⸗ 
fen behauptet wird; hingegen iſt Freyheit, wo der Fark 
nar feines Volks Rafer. bats jener that tues er wl 
dieſer ſo viel er barf. 

_ Meaning Souk esis taufte Sen | bon dem Greyheren Shi 
ritg von. Srandis™’) ‘und son. dem RKlofter zu Fries 
berg) ungefdbr: zwoͤlf Dorfer; und ſtaͤrkte fich burd 
Burgrechte mit Wolfhard Freyhertn ju Brandis’) 

t  . wad Marquard von Bubenberg,. —— — Come 

thur in dey Haufe Sumiswald*”). reyburg 
wurde durch Eslduterungen bas —— ie ¢™), 

win Solothurn und Biel ewige 2), mit Goloehien fo 

1. -  enge Binde geſchloſſen, daß dad Reich) nur sum Schein 

vorbehalten worden 7). ‘Aber als Johann der Cea 


efits 


337) Maͤllinen, mbit, wcnae; ju else ben Shem 

, 8352, Stettler. 

338) Acht Herken oder Dieter, 43806. 

429) 1355, mit Schloß umd Hertſchaft; ern be 

130) - 1377. ‘mit Haus und Herrſchaft; isid. Das Haus 

) phegte mit Biden des Groscomthurs von Elfab und VBurgund 

” gu bandefns urkunde Comthurs Hugo vow fom 
genficin 1287; Zur lauben bey Zapf. .- -- 

131) Erncuerung, i360; shea.” Ertdaterung, Kw 
pen, 1 3 (wie a ahrlich geleſen Bnd beſcworen werden 
ſoll; Urk. 

132) Cwiger Bund mit’ Gol, 19st! mit Biel 1352. 

133) Der Vorbehalt Hirt auf, wenn bas Reich andern sider 

eine dtefee Stabte hilft, oder dieſelbe gu unrechtmußigen Sas 
"gen zu ndthigen ſucht. 





Geſchichte der Shwripn 374 


don Maͤnſigen Biſchsf zu Bale, der Stadt Been greund, 
nad) fangem verdienſtvollen Bisthum ſtarb, ‘migfiel fete 
nem Nachfolger, Johann von Bienne dard einen’ ſeht 


alten Hochburgundiſchen Stans, baß ver fonſt jehin 


ſaͤbrige Bund ſeiner Stadt Biel mit Bern etolg fſeyn ſolltel 


Handert Jahre mochten verfloſa tye cit Biel, (ide : 
n 


der Deffenderg und andere benachbarte den pure FH 
geiſtliche Herren aus dem Hauſe Welfchneuͤenburg att 
das Hochſtift Baſel kamen. © Die malitatiſche Sewalt 
wurde ihren Bettern;” den Geafen zu Nibau, gelaſſen) 
ober den Bannern wey aufbluhender Staͤdte zuretheilt: 
mit Biel jog Pieterien, Meinisberg und gas Arguel), 


ber Leffenberg mit Seuftatt™*). Gonft war bie Ge⸗ 


walt auf'dem Berg dem Ribauiſchen Boge und bifdsfe — 


lichen Meyer gemein; doch fo, daß die Steuern 3, 


bie Bußen ja die elegten beeen”) umd wilden 


. $ 
* ae * @ 
‘ 


‘ 
‘ ⸗ . - . ‘ 
~ , t 
‘ @ . -~ 1 2 ⸗ ‘ 


134) Su ſchileßen aus bee tek N. 137 gornaigabe fie die 
Wachter gu Nidan; cinen tag tnd cine mae belfen: die von 


2 — 


beg —ãð ſeines — 


135) Bundbrief © saf Rudolfs von Welf haeuen⸗ 


burg mit Biel, 1336; bis ad foramen Hyrpertos (pierre 
pertufe); und wiederum a foramine usque ad yivum de Thyle 
‘iuxta §. Mauritium (fen kanderen). Dieſer Bund war wider 
tage) (Eftavajé) und Cudreſin Geel in fence ur an⸗ 
lage 

136) Vauevilie, H. de la eonfoder. Helv; , feat ob 1365, 41 


137) Wiles dieſes cas ,, Johann Magern, des Freghecen Johann 


» von SJifingen, des Nib. Vogtes Burkard von Moͤhringen 
7, und Peter Gerpant, Bhrgers.ven Biel, in Sachen Bi⸗ 
ſchof Baſel aegen Graf Nibau, genemmener Sandia, 


4353," 
(338) Doc Diebsgut war des Biſchofs; ibid. 
139) Die verdern Gage dem biſch. Meyer, der Lops deus Vogt; 
Eſſen, Trinken und cin Spieß dem Knecht; sbd. 


. 


-~ 


oa 


peo TT. , | Bagh Sia fees Capitel. 
Echweine ) gethrilt wurden, dee Graf zu Nidau aber 


‘hen Derg, njcht ohne ben Biſchof“) beſteuern mode; 


HaG das Landgericht aud) ohne den Grafen beſetzt werden 
Fonnte.*");def-ju Nidau das Bergvolk die Bruͤcke oll. 
fry; hrauchte, aher jeder, welcher ein Rindvieh oder 
ein Dferd hielt, alle fieben Fabre gu Unterhaltung der 


- Bracke ein Pret liefern mute. . Drey Mawner anf dem 
Berg warey Erbſchoͤffen!“7: fie. gaben dew, Bage wd 


Meyer cine Mahlzeit, font woren fie frey, mye zu 
PHurghut -pflichtig,. wenn die Banner auszogen'“); in 
iheem. Haufe war ein Unslaͤclicher vier und zwamig 
Stunden lang sor. Biutrache ſo ſicher als gu Biel ovf 
der Burg In der ganzen Renwaltung wurde die 
cing Herrſchaft von der andern gemiloert™**). Einen 
Dieh (wie. es billig. if... mochte (cin Gut fein Leben 
Vs fen*”). Gof 6 waren die. Rechte bes Hofes gu BU 
fingen."**).. . . . . 33 dene yg Mom 


In Biel, *aieg die buͤrgerliche Regierung, durch 


ihnheit und Sti, —J daß der vorige Viſchoſ 


234 * 


wtf —X ra _ , , wel a ; 


448). Diet —— in ber: Santi iiegen reine nicht 

" yor, aber bey SMfingen ; ibid. 

B41) Go fonnte ber Graf den Ciigof aud nidt bindern, bas 
Volk in fetne KrRge'su fuͤhren; did. 


a 42) Cingetadeit wurde der Boat 5 5 eb urbe im Doef Dieſſe se 


© halten; ‘ibid. |: 
143) De ieranbé nennt fic eigen bas Amt erkt aud 
*.: auf Bruͤder ind Neffen; ibid. -- °° 
%44) Dafie befamen fie fo lange Kaſe und Best ; ‘bid 
345). Dee Ausdruck der tetunde. (Dieſe vielen, wohl klein 
ideinenden Bage. bezeichnen dic: Cipfalt. derſelben alten Zeit 
Hund ihrer Gittey); : 
146) Nimmt ein Boat Bucen au best’, fo mag: ber Meyer ihn 
einſchraͤnken; id, 
147) Sat einer Leib und wut, fo fol bas Gut dem Leib belfen; 
ibi 
148) Der Hofmeiher hielt foe bas Desf einen Plus, ciaen gar 
cen und Eber; ibid. 





Seſchicht e Ser: Schweiz. 313 


Sald nachgeben mußte ), balb als gegen ſeines Blei- 
den mit ibe vor Schiebrichtern ſtand. Es war. ein ſo 
unbdudiger Ginn in den damaligen Sirgerfchaften; daß 
mehr als Cin firenges Seſetz dafuͤr ſorgte, auf daß doch 
Rathsherren und Stadtſchreiber nicht ſogar in der Gee 
richtſtube Gigtn géftraft: und :Gefchimpft wuͤrden; daß 
feiner dem andern in dad Haus gebe um ihn su fchelten; 
daß keiner an der Thuͤrſchwelle feines Feiudes uͤbernachte, 
feiner bie Glocken Mute mu Anflauf su erregen, und 
fein Buͤrger die Gey for geſtalten Sachen wdenig anges 
nehme) Maths tele ausſchlage. Sie hatten einen Nath, 
welcher nach bet Monaten Mines Amtes einen andern 
Rath waͤhlte; dieſer ſchwur dem biſchoͤflichen Meher; 
fo ſchronr auch der Meyer ſowohl hem Rath als der Ge⸗ 
meine): Dieſe Stadt Haran ewigen Banden mit 
Bern, Freyburg“) und Mueten'*), -wad in ſolchen 
Burgrechten mit Graf Ruwolft zu -Midats™) und mit 
Herrn-Wilhela von Granfou**) ,. baF ihre Oberhand 
ſichtbar war. Dem: Grafen loftete has Burgecdyt San. 
dert Pfund Vfennige 55): pent Herrn von Gtanſon half 
dic Stadt nar in ſolchen Kriegen, welche er nicht ohne 
ihren Auth unternahin 56) and auf feine Tower **). 


149). Def. Ur tape westh hee ‘acbeogence Bride 
ber Burg zu Diels 1338. 

150) Deff: Colsprowis anf Graf <ubwig ua Beiteye 
neaentarg;, Miner it GraaWen, 13 46. . 

15st) Urfmpde 1943, den 17M. 

352) Urtunde 1354, ben 7 Lag bes Monats Hbweb. 

153) Burgrechtbreief 1350. 

154) W. von ©, Ritter, Herr von S. Croir, 
Bund mit Diet snd Reu kart, 1356 (Ex hatte 
Cudreſin. 

155) Er hinterlegte fo viel, ahh foentt ce bas Dargredt-autecs, 
fo war die Bumme verioren, .° - 

156) Man fage nicht, weit er oft iw Sogbargund Krieg fahete; 
der Huͤlfskreis war von Olten bis nad 6. Croir behimmt⸗ 
welches ob Granſon liegt. 

157) Er zog bis Vel ohne ial bent ber Stadt obes er 
SGeld um ſeine Huͤlſe. 


314 11. Bud. Fuͤnftes Capitel 


ys chen diefer Verbindung Withelars war-bie Neu⸗ 


fate am Schloßberg, fonk-in ewigem Burgrecht“) 
mit GSriach, einer Welſchnenenburgiſchen kleinen Stadt 
J au dem andern Secufer; in alem wie Biel, une ſchwaͤcher. 


Go war · das Rugerol™ sue Ret, até: Johann von 


Vienne, Biſchof gu Baſel, nach Biel fam, wad. fore 
derte, die. Birger follen dem ewigen Band mit: Bere 


entſagen. Hiexwider heriefen fie Ach mit großer Ents 


‘ 


ſchloſſenheit auf ihre Rechte und auf das funfzohnjaͤhrige 


Stillſchweigen des vorigen Biſchoff. - Fahaun ver 


Vienne, unkundig ſawohl dieſer verwworrenen Verfaſ⸗ 


ſung als der Gewalt Berns, befremdet und erpicnt 


beym Widerſtand ſeines Bokks., legte die nosneheniten 


Buoͤrger geſangen auf die Burg. Ev IK aber in der 
Handfette, He niemaud in das Has ‘cides: Buͤrgers 
von Diel mit Gewalt bereingeben Sarf'°") ; willkuͤrliches 


Gefaͤngniß war in allen Stadtrechten verboten. Als 


dieſe Masregeln belannt wurben, mahnte Wiel die 


Stadt Bern; ſogleich fanhte Bern au bit: Eidgenoſſen; 
fie wachten ſich auf, hne Verzug, vennhundert aus 
ben Waldſtetten und die Macht von Bern: Als das 
Geruͤcht lhres Aufbruchs vor den Biſchof kam, ſandte 
er, hingeriſſen von Wuth, alle ſeine Manifhaft auf 


“bie Plinderung der Stadt Biel. Sie geſchah, durch 


Ueberraſchung, nicht ohne Blut. Alsdaun befahl er, 
Biel zu verbrennen?); der Jammer des untergehenden 


a i. 0 


158) Ungefuͤhrt tm Ccaincrungesete] 43785 idoute 
war es, 3348. 


-159) De Gegend ‘alter. Agemeiner Name. 


160) Handfeſte der St. Biel 1385823 verſchieben ven be, 
‘welche jahrlich geleſen wind. Aus ebew derſeiben ‘find obige 
Zage des Geiſtes der Baͤrgerſchaft. 

1601) Da Sihadhtlan dieſes dee Hilfe bes Geafen zu idea 
beymißt, hingegen Wur ſtiſen von dem Grafen hier nidts 
weiß, deucht und aus dex einen Seite ſchwer, bak dee Bi⸗ 


. Beldicee der Gdhmeiz- 315 
Vaterlendes erſchallte in die. Gewaͤlbe der Gefengenen 
auf der Burg. Der Biſchof mit allen ſeinen Dienern 
machte ſich auf, eiite und fem, apf Schloßberg ob Reus 
ſtatt. Als die Berner anfamen, ſaben fie von Biel. den 
rauchenden Schutt und alles Rolf ber der Aſche⸗ in ſehr 
großer Kaͤlte*) und aller nothmendigen Dinge Mangel. 
Nachdem fe hie anziehenden Cipgenoffen zuruͤckgemahnt, 
unterne hinge und vollbrachten ſie die Eroberung und 
Schleifung der biſchoflichen Burg mit Befreyung vee 
gefangenen Buͤrger. Aber wider Neuſtatt vtrwochten 
die Bauner, fa. bereitwillig fie Jehn Sage der. Kaͤlte trotz⸗ 
ten, wegen: ibrer feſten Lage ohne Zeug nichts, auszurich⸗ 
ten. Dofejbſt verloren fie Heiurich Zigerli, einen anges 
fehenew Baͤrger pon Beru, woſelbſt er in einem großen!), 
und, wad) der Alten. Art, mit vielem m anspeeitts heb - 
ber derſehenen Hauſe wopute . 


Sobalb der Winter ſich milderre * 5! bes Gig. 
walthaufe von Bern auf die Mache der Bieler in S. 


Smersehal-gu Arguel. Unweit vom Urſprung der Bird 
iſt ein Felſenthor, von der Natur geoͤffnet, eriweitert 
von den Sre tiem me Beit als Mateus ſtand, zu Gee 


ſchof fo ei Thet ohne ate. audgefipet haben ‘slsbe, nd. 
auf det andern Geite nicht. begreiflich, warum Bern .von dem 
Grafen lene Rage genommen es mangelt pice tegen eine 
uetunde⸗ Ded ſiche N. 167, 


162) $m Wintermonat 1367. Wenn man bedentt, in weldher 
Jahrs eit Brun auc Rapperſchwyl zerſtoͤrte, fo beſtaͤtigen viels 
leidt ſalche Beoſpiele die poof. wohl begreifliche Bewertung, 
daß sepille Menſchen hep dev. Kdlte. grauſamer find. (a ‘Met 
trie; homme machine). 

163). Die Gerwer Hteltert- ire: Zunſtverſammlungen in feinem 
Howte, Biterlis Tekament, 1367. 

164) Ee verordnet feinen beyden Sohnen gum wea vere Haus⸗ 

rathe zwedtauſend Pfund; eb cn daſ. 

165)° Ih den erſten Donates 1368, 





316 WL ‘Bug. ta hifees Capitel. . 


meinſchaft mit eaurachenlanb sah Mnf ber Weſtſeite 
des Felſen wurde bon den Bernern Arguel verbrannt; 
auf dem Felſen hatte ber Viſchof ein Bollwerk; jenfeits 
im Thal Granfelden sogen die Solothuẽrner j& Verftir- : 
fung der Berner Mer den Berg bey Mattel; don be 
fabre eit enger Weg zwiſchen hohen Felfen auf sRinters 
daſelbſt lag ded Biſchofs Macht. Als Johann vow 
Vienne zu der Landesrettung auszog, und bey Malrein 
yon den Hoͤhen die Verſtaͤrkung oes Feindes erſchien, 
waren die Berner noch aufgehalten durch den Unerwartet 
feurigen Widerſtand aus dent Bollwerk Wer dem Felſen⸗ 
thor. -Die Solothurner fritter in großer Noth: Allein 
die Mannſchaft von Bern Benner Riedburg ") voran) 
erſtieg und oͤffnete dad Bollioerk. “Als die’ Flichenden 
den Biſchof der Annaͤherung toarnten ; ‘fioh JoGinn ; a 
wurde von ben Solothurnern verfolgt; untrr ih aen und 
Bern buͤßte das Land um den Jaborn a Geer 
wider Biel. 


Lage: ot tek ast 


| Dirk Griese wurden ohne gelehtte ——— noch 
militaͤriſche Plane mit allem Feuer enéftaiinmltée Holts. 
Seidenfchaften su beyderſeltigem Verderben gefuͤhrt. Als 
der Biſchof mit aller Macht (ſo zuverſichtvoll, daß er 
hoͤhniſch drohete den Wald Bremgarten bey Bern umju⸗ 
hauen) an die Ufer der Aare zog, wurde er aufgehalten 
bey Olten, durch anſchwellende Waſſer, und von ſeinen 
Dienſtmann Graf Sadelf i gut Ridan, der von dieſem 


—* bie eſgenn (im erſten Ces, €. Vi, w 49) (pride 
nur vpn via facta; bas Werk, fo weit fein voriger Zuftand 
fennbar iff, ſcheint cher Helvetiſch als Abmiſch. 

367) Wenn ihn TiHubil einen Wider neant, fo aus we 

landen werden, dad cr Benner der Backerzunft war; ale 
Venner vor 1420 waren von adellchen Geſchlechtern (Pett 
Kikttee tm Grithacds Twingherrenſtreit). Won Medburs 
pat Stammhauſe cined Adel, fahen wie Trammer uawit 





Sefchichte. der Sahweip. 317 | 


anverfidnbigen Krieg Verheerung ſeines Landes be⸗ 

forgte’®”>), Mud eben · dieſar Abſicht vermittelten alle 
benachbarten Staͤdt⸗ und Herren, daß es ben dem ſchon 
geſchehenen Uebel blieb; die Stadt Dern, weil fie, wider 
bie Stieg¢eechtey Rieches.oesmiftet’"), verurtheilten 
fie zu einem Erfag von drepGigtaufend Gulden. Das 
ganje Einkommen diefer Stadt, aus dem Weinumgeld, 
aus den Zoͤllen, ber Rugung der Aare und aller andere . 
Gingny war damalé um cin geringes hoͤher als. zwey⸗ 
taufend Pfund*): and dieſe Summe fiir den gewoͤhn⸗ 
lichen Aufwand (ohne den vielen Wein, der den haͤufig 
cnfoumeohen. Herrfchaften geſchenkt wurbe)) faum 
zureichend ="). Alſo warden die-Schiedrichter auf dens 
Tag zu Dalftal biliger gefordert, ober bie Vorſteher der 
Stadt ihren Spruch verworfen haben, wenn jene nicht 
haͤtten wollen Bern denuthion, dieſe vichelcht ihre 
Richinge 178), | 


- 167°) Ee wag ihm gegen, wit nur die atditee Golge. mit Migs ; 
biliaang der tollen Sarte gcleittet haben. 

168) Gold einen Borwand, wie aud Tidudf barauf weiſet, 
muften fie haben, und wenn man dle Klage erwagt, welche 
1378 (Url, N, 189) der Propſt von Muͤnſter wider fle 
fabrte, fo ift wahrſcheinlich, baß fein Ort vornehmlich ges 
itten. 


169) Sekelmeiſtereyt echnung Petermanns von 
Wabern und ulrichs von Mrzenden 1378. Das 
große Weinumgeld (704 Pfund) macht mehr als cin Drit⸗ 
theil, Die ganze Summe iſt 1548 Pfund und 596 Gulden; 
cin Gulden mar cin Pfund und cin Schilling. 

$70) Eb. daf, ein flanges Verzeichniß: nur cin paar Beolpiele t 
Dee alten Grdfin vpn. Klbburg cine Kanne, bem Geaf ( iprens 


Sohn) zwey, dem Caſtlan von Erlach eine, eine dem Halle - 


yl, Montenad eine, eine hem Pfaffen Hemman, 21 den 
Waldfietten , Zuͤrich und Lucern bey der Bundeserneuerung. 
171) Eb. bal: Es fanb ſich, daß die Einnahme groͤßer wae 
alg big Ausgabe um zwey Pfund und ſechs Schilling. (242 
Pfund und 37 Gulden, file Zehrung ser Gefandten dee Grads ; 
73 PF Pferdmlethe, 30 Pf. 9 Sah. Ldufer.) - 
t72) Ohne ſo etwas (wee ſogar unſer s Jahrhunderts Gee 


318 . IL Bud. Fuͤnftes Capicel. 


(Bele dee Denn bie alte Ger farang gon Bern (als vem Schult. 
 Megieruns) heiß und- Rath jaͤhrlich an Oſtern zweyhundert angefe- 
hene Buͤrger zugegeben warben™”) und meiftens die 
Sachen, wodurch die Stadt und alle Nachkommen vers 
‘ pflichtee werden follten, vor det gangen Gemeine gefcha- 
ben *”*)) dieſe Gerfaffing wantte; urd) den Ehrgeiz 
beſonderer Geſellſchaften“ ), Ueberſpannung ves obrig- 
keitlichen Anſebens ind Parteyung der eblen and acht⸗ 
~, Baren Sefehlechter** >). Denn in den Jabren als 
ſchichten aftes Schweizeriſchen Stabte welß, wird ef. nicht 
unmdalich fisben) if unbegreiflich, wie fold eine Kegieruns 
ſolch einen Spruch ertrug. et 
173) „An Oſtern wenn man bie 200 ſeqt;“ Wel. N. 177. 
174) Kath, 200 und Gemeinge von Bern;“ Urk. 1359 
(ſ. No 381). „Schultheiß, - Kary ; 200 und Gemeine 
»von Sern’ urtunden, bag dle Derfer ober and nieder 
Sulgen in der Stadt Schirm und Meche ſeyn, 1364, Aug. ’ 
175) Banfte. oe eapt mp 
175>) Diele Gennage ſeit einem: paiben Jahrhundert beſtehende 
Partepung nahm ihren Urſprung von dem, oc6 im J. 1319 
Johan von’ Gubenberg dee Alte, Ultichs Sohn (der aud 
Schultheiß geweſen und im J. 1292 geftorben wae), ben 
” Schultheiß Lorenz Muͤnzer von bem Amt verdrdugt Hatte. Legs 
terer war ein angefebenes Saupt achtbarer bargerliden Ges 
fdlechter, wie die von Krauchthal, Golenein, Balm, Sees 
Horf, Hols; iener, des Abels und Gee. Mitterfhaft glorreicher 
ihrer. Als, wie whe oben (Cap. 3, bey N. 136) erzaͤhlt, 
er (1350, nicht 48) vertrieben wurde, blieb die Gcwalt in 
der Hand jener, fo fang zumal Peter pon Balm lebte (eer 
hatte bey Laupen bas Banner gettageh). Nach deffelben Tod, 
unter Konrads von Ho} genannt Schwarzenburg unanſchn⸗ 
"Kicherer Herrſchaft, als ber Gres Bubenberg von Spies, wo 
er feithee geledt, mit ſeinen feds Sdhnen nach dem unweit 
‘Geen liegenden Orte ſeines Namens zog, wurde ce, wit wir 
gemeldet, vornehnilich durch die Stimme bes Volks juruͤckbe⸗ 
rufen (1364), und ſein Sohn Johann, ber weiland tn Lau⸗ 
‘pen dommandirte, (und, wie uns ſelbk etwa begeznet, mit 
einem andern dieſes Namens, auch ber juͤngere genannt, ver⸗ 
wechſelt wird) zu der hoͤchſten Warde erhoben. Das alles pat 
im neuen Schweizerlifchen Muſeum Herr Friedraͤh von 


a 





Geſchichte dee Sahweis. 319 


Sohanz von Bubenberg vertrieben war, als bie Regie 
rung die: flandbafte Begierde der Zuͤnfte nach einer 
Veraͤnderung Ser Verfaſſung*) fah, verordnete fie 
einen Oſtraciſmus, darin haͤrter alg der Attiſche, daß 
anf bem Argwohn von wenigen fuͤnfjaͤhrige Verbannung 
ſtandꝰ). Die Regierung nahm von ihren eigenen Mit⸗ 
gliedern den Eid) alle ſchaͤdlichſcheinenden Sachen den 
Heimlichern?e), vem Schultheiß oder den Raͤthen gu 
binterbeingen. Denn fo j‘br Geforgte fie Gefahr oon 
beimli chen Auſchlaͤgen?) und Berſammlungen *°), daß, 
wer ſich nad) der zweyten Feuerglocke ohne Licht in der: 
SGaffen finden lief, auf Monatsfrie verwiefen wutde?=), 
und wiemand. ohne Erlaubniß geharniſcht in dee Stade 


Miatlinen, ſeither ſelbf Schultheiß zu Geen, vortteſoch 
auseinander geſetzt. (Die Erzahlung Cap. 3 € bieraus ‘me 
erganzen.) 
176) Von ihrem Plan iß nichts befannt; er ndherte ſich wohl 
dem Beuniſchen; vermuthlich wollten dle Zunfte wahhlen. 
177) Schultheiß, Rath, 200 und Barger, 1353, 
Ditiw. vor Hix. Es modten Rath ober 200 nad den” 
meificn Gtimmen ym 10 Pfund Safer und finf Jahre tang 
verweiſen, denienigen, von weldem argwihnig ‘war, 
Daf durch feinctmillen Mibbelligtete entſtehen moͤchte. 
Dieſe Urkunde ſollte ewiglich alle Jabre an Oftern be⸗ 
ſchworen werden. 
178) Deren Warde darum eingefhrt ſcheint, weil wegen Macht 
und Sige dee Parteyungen mancher fein Snbringen ungerr 


ſelbſt thet. 

379) Dee erſte Art. der Urk. 177 iſt: „keiner fod mit dem ans 
, deen eunen, wovon tn unfer Stadt oder Gemeine, oder 
„unſerm Gd. oder Rithen oder 200 Schaden entſtehen 

yw mite.” Runen heißt, Ah Heimlich unterreden.“ 

130) Bon 1353 ein Verbot, rigenmddtig ie Gloden 
gu lauten; 1356 wider beſondere Beſellſchaften; 
1373, der Brief, Zuͤnfte zu wehren. 

e31) „Wen man crgmdhatg und unzuͤchtlich gehen Endet; “ 
urkunde 1359, um ©. Georg. Es iß anzumerken (wie 
aud N. 177), daß fo wenig als bey Kaiſer Tiberius ‘in einl⸗ 
gen Ariſtokratien der Magwoh a ſchaer in -ceregen war. 


330 II. Sud. Fuͤnftes Capital. 


| feyn purfte™=*). In Fallen ploͤlichen Aufruhrs bate. 
her Schultheiß dictatorifdye Gewalt '), - ad Sie | 
toaren bic von Bubenberg hergeſtellt worden. | 


Aber nach dem. Spruch der Schiedvichter auf dem 
Tag zu Balſtal fiel mit dem Ghid in Geſchaͤften die Ehr⸗ 
furcht der Obrigkeit, ſo daß: Geſellſchaften auflaufsweiſe 
zuſammenkamen. Der Nath, und wer unter den Zwey⸗ 
Hundecten feine Verwaltung vornehmlich billigte, ver: 
fommelte ſich Sey:-den Predigermoͤnchen *), und hielt 
mit hundert Geharniſchten den beuachbarten Spitel be 
fest. Ehe die Anyufeiedenheit in Gewalt québradh, 
wurde fiir gut gehalten die Murrenden zu ſchrecken. 
Alſo auf die Spur einer angeſponnenen Verſchwoͤrung, 
zu deren Ausfuͤhrung der Thurmwaͤchter beh S. Vin⸗ 
cenzen Muͤnſter auf den Ruf des verabredeten Loofung: 
wortes?e) den Sturm ſchlagen ſollte, wurde dieſer ge⸗ 
foltert und bekannte. Indeß viele, weil ſie ſchuldig 
waren, ober weil fie die Dberband ihrer Feinde merkten, 
von der Stadt widjen, andere aus Ucherzeugung oder 
Vorſorge ihrer Freyheit beraubt wurden,: gieng bee 
Thurmwaͤchter sum, Tod. Ehe er hingerichtet wurde, 


182) Wee gu Bern ohne Sd. und R. heimlich oder sffentlid 
Harniſch trdet, mus ein Jaber von der Stadt weicen und 
- baGt 10 Pfand; Urkunde N. 177. 

383) Was der. Gcultheié ‘des nddfen Jahrs (gefcheicben um 
S. Geo.; Oſtern wae am 2: Aprill; es if alſo Peter von 
Krquchthal bee juͤngere gu verſtehen, welcher 1359 regierte), 

als unſer Sch. und ble Cunbeftimmt), die ihm dagu rathes 
‘ und belfen, in Stoͤßen, Kriegen und Aufidufen bey Tag oder 

| Macht ante ober Fabnen thun, darum find fie ur fehd (keine 

Bevantwortung ſchuldig); und man glaubt ihrem 

Eide, daß es. ohne geindſchaft geſchehen; Ur⸗ 

kunde N. 181. 

134) Wo die Gemeine, aud dee große Bath, gewoͤhnlich gus 
femmen kamen; ſonſt war ein kleines Rathhaue an der 

gtte, 

185) 1 @slt-den Salat’: Abas sehen ber). 





. Sefhichte. der Schweizu 320 


erhob er ſeine Simme: vnd ſchwur bey Gott wor den 
treten ſoll, und bey dem letzten Gericht aller menſchlichen 
Dinge, daß er aus 6. der Folter die Unwahrheit 
bekannt habe und anf lbig, feye- Rachdem dieſer 
hingerichtet worden,: betam einer von Dießbach iss) nf 
andern angeſehenen Buͤrgern von gevingerm Namen * 
Befebl, die Stadt Bern. gu verlaffen. Die. —* 
und die achtbaren Barge bereinisten ſich 73”). 


Daß die Zůnfte diefer Stadt night, wie zu a Bhi, 
bie hoͤchſte Gewalt in ire Hand brachten,.. fam nicht 
bon fo getvaltfamen Anftalten, wodurch eine herzhafte 


Baͤrgerſchaft rher gu aller Kuͤhnheit angeflammt wird⸗ 


ſondern am allermeiſten von dem großen Rath, ohne 
welchen bie Vorſteher nichts wichtiges thaten. Der 
große Rath iſt eine Mittelmacht wider unmafige Gewalt, 
wodurch der Vuͤrger gegen die Dligatchie bes Rathes, 


° . eo obese 
$ gobi... ⸗ a. 8, 


136) Ohne ae Butte Kudotf, Sinner ‘Kes’ Sdhultheiten 
Konrad von Holy, der 1364" Dem ‘vor Batehberg weichen 
mugte,, Die dteigen feined Puuſes mochten fein Theil haben. 
Jopann von Dichhad. (1369 ia der Urkunde fae 
Srau Meffa Ni ffing) if 1378 Seckelmelſter; rf. 
N. 169, €8 warn atti” er Gitte beret von Bubenterg, 
Rade gu Aden. Ym Hbeisen hat Stettler (wenigſtens 
fn fo welt fein’ Wert gebruckt if, Aberbaupt febr tues 
Aber Punete, welde big Verfaſſung detreſſen) aud ice Diegs 
bad nicht genannt, wohl, well fetn Geſchlecht in vielen vor⸗ 
treflichen Mannern zu Bern und Freyburg bis auf dleſen Tag 
dluͤhet: Unfere Schiveizerhiſtorlen (Ind vod folder Behutſam⸗ 
keit, non confiderando (Ofe Beefaffer), come si azioni che 
hanno ia fe grandezza , cotne hanno quelle de i governi e 
de gli ftati, comunque ‘elle ſi tratuno, qualuacqus fine abbina, 
pare portind fempre a gli uomini pid laucke che biafimo (Mac- 
chiev., iftorie, proem.). ; 

987) Stel, fof, Bhiner; tei Adel. 

437°) Sere von Maliſnen, oben N. 175 5). Sonbert 

dadre rechnet er, habe 8 fo vellanden: Bee unfern vlerten 

. Zell, Cap. IV. . als . * 

Il. Thel. se 


/ gaa Il; Buch. Fuͤnftes Eapitel. 


Der: Emat gegen bie e Oqloleatie ™) des Dolls beta 
. tet worden. «= 


' Dem Bifhof wurde an ben beeyBigtanfend Gahen 
— ber zehnte Theil bezahlt, weil bie Regierung (da 
“fie billig nicht mehr geben wollte) nicht ungern ſagte, fie 
duͤrfe nicht, aus Furcht vor vem Bolf™). So ſchloß 
Johann von Vienne den’ unbedachtfamen Krieg, worin et 
anfangs dad Andenken (eines Namens geſchaͤndet, ‘hier: 
auf die Verwuͤſtung feines Landes nicht hinders koͤnnen, 
und endlid genoͤthiget worden, faft alle Stiftsguͤter zu 
verpfaͤnden). 


ceitte). “So febr. zu Bern dee Adel im Stechen und Renn 
und uͤberhaupt mehr als in. vielen andern Staͤdten an 
feinen Sitten hervorleuchtete i), fo ſtreug wurden fet 
alle Spieltiſche verboten 94); gleich vaͤterlich und mitt 
wenn die Regiernng den Gamilienmohlftand erwog, wo⸗ 
durch von dem Staat manche Gefahr abgewendet wird, 
oder wenn ihre Abſicht war, die Geſchaͤfte mit ſolchen 
Spielen zu wechſeln, wodurch die Griechen und Xi 
mer ſtark wurden zu aller Arbeit, allen Freuden des 
Lebens. Vielleicht aus Mißtoauen gegen zahlreiche Zu⸗ 
ſammenkuͤnfte) verboten fie, zu Troſtmaͤlern bey De 
Brdbniffen mehr als zehn itty i bieten. 


3288) Salluftes (ae dijs e mundo) bedient fig) dieſcs, 32 Be 
zeichnung einer Verfaſſung, wo die Menge, ober der poͤbel, 

die Oberhand Hat, ſchicklichen Ausdrucks. 

ang) Es mug (zumal umi Entſcheidung dee Hauptſache, bes cml 
gen Bundes mit Biel) cine ans nod nicht bekannte mig 
tung mit Bilhof Johann gemacht worden feyns weil, da 
Johann ven Cand, Prope in Minker, Been vor dem tow 
ſerlichen Hofgericht antlagte, fle ſich getroſt auf des Bildel? 

_ Richtung berufen,.und K. Wenceſlaf dtefelbe Sef dtis 
get; Urkunde, Pras. lob. Bapr., 1378. 

190) Um 20,600 Gulden; pave 1369, 

191) Eb. deef,, 3353. 

192) Dernrdnung 1367, widei Kartenſpiel; Bretſpiel 

Triktrak iF erlaubt. 

193) Man vermothet es darum, weil, da in einem Sink 





: Gefhidte: ber, Shmely © 32g 


Mfler, einen Mann von Bremgarten, welcher cin 
Freygeiſt war), ließen ſie nach dem geiſtlichen Recht, 
welches Sexe Unglaͤubigen einen Vorſchmack des hoͤlliſchen 
Feuers geben wollte, auf die Mahnung des biſchoͤflich 
Lauſamiſchen Officials verbrennen. Ald er mit großer 
deyer auf den Richtplatz gefdbrt wurde, fagte Loͤfler 
ju dem Scharfrichter, „guter Freund, es iſt nidt Hols 
„genug dac“ fo gelaffen ſtarb er 8); er war nicht it 
bem Unglauben, welcher die Seele abſpannt und entnervt, 
ſondern in einem (wenn ja unrichtigen) Glauben, welcher 
ſehr uͤber die, Sinnlichteit tthob. 


Vern, gegen Zuͤrich genoumen, war durch die Sage 
in einem offnen Laud unter vielen Herren, gewaltiger an —** 
Herrſchaft, wud kriegriſcher durch dew Geiſt ſeiner Stif⸗ 
ter ); bid Verfaſſung von Zuͤrich Beguͤnſtigte mehe die 
Eatwicklung des Geiſtes aller Klaſſen des Volls in 
Kuͤnſten und Sitten des Friedens; dieſe Buͤrgerſchaft 
mochte ſich ſittſamer ) bilden, gu Bern waren dit Bee 

& a 


wba, in - einem selvatgent nur s Gdte erlaubt waren 5 
Berordnung 2370... 
194) Weicher den Sladen Hatte, ‘nfo mas nennt bes ſreyen 
—— Tidudi. , Wie ſehen anton bea N. sat {99-5 
worin derfelbe beſtand. 

195) 1375. 

196) Deren Elnfut durch die gzortzlanung und Wufnabme 
edler Geſchlechter ynterhalten wurde; gu Basle find vom als 
ten Adel und aus der Nachfowmmentcare altee Vorſteher bes 
gemeinen Wefens mehe nicht als fuͤnf ober ſechs Geſchlechter 
Abrig, de nar mebe yon bem Geiſt ihrer Verfaſſung ans 
genommen, als dieſelbe nad Gefinnungen bes alten Abels gee 
bildet haben. In den Seiten, woven wir handeln, wurden 
(1384 f.) Hanns and Heinrich die Eſcher, aus einem al⸗ 
ten Geſchlecht edler Dienſtmanne (clientelarium, feodatrio- 
rum) von Habsburg, Vogte zu Kaiſerſtuhl und Rumikon, 
Birger von Zurich; J. 3. Rofff, bey Haller, Wil. 1,593. 

197) Es if nicht von Manteren, ſondern vom baͤrgerlichen 
der Gitten, und noch weniger von 0 iebem, fondeen vo 
SGangen dic Rede. 


‘ 


ge Oo, Buch.Fuͤuftes Capiter 


gtuten groͤßer; fo wurde jene cine vielleicht / voſlllommuert 
Stadt, Bera eilte empor in den Nang einer Parkin voll: | 
fommenen-Republit. Luceen.war unter: beter, ohne 
cigene Schuld; aber der edlen Gefinnung ; sowie igre 
Birger wilig Lib und Gus'*).. die Dav. Votecland 
gaben, lief die: Habsburgiſche Macht” wedse eine ganj 
freye Gerfaffung noch viele Ausbreitang. sw." Quy. and 
Glaris ertrugen ohne. Wawille ble Herrſchaft, feit fie 
dieſelbe niche. gu. febr. fuͤrchten mußten. In dete Wald 
ſtetten war cin ſtilles unveraͤnderliches Hirtenleben, fir 
Freyheit und Freunde 2°). allezeit ruͤſtigo | Die acht 
Orte der Schwei eriſchen Eidgenoſſen waren fo in ben 
dJahren des Shor berdifien Friedens. 


Ven hbar⸗ Dey gefuͤrket⸗ Abt von S. Gallen Bere fe: n cima 
—2* weitliuſtigen tanh welches dem Roster ala cine Bute 
Galen: 
98) Der Seibenmwsh. wifd im feta: Can, heſcheſehen kucern 
laufte hicht nuf, von Ramſtein (oben N. 6) ſein Manniehen 
der Bogtey vahic, bes von Hertenſtein Rechte und um 1050 
Gulden von Heinrich von Moos einen großen Theil deren bs 
Kloſters Pfdvers daſelbſt (Coſat, Hallers Bibl. lV, 
$65) 5 man?(libee’ (Hertn vor Baltoafar Belae, bee 
Capellbrucke), daß an Thame whd Mauern um dieſe Zeit 
nach Damaligem Geſdvermoͤgen ungemeiner Aufwanb heſcheh. 
998 >): Vievon kAmnen. wh nie unterlaffen⸗ aus „Melcher 
MAGN, Ritters, Geſchichtſchreibers von Lucern“ Cheoall 
cin Beyſpiel nachzuholen. Bur Zeit jener, oben (Cap. 1V, 
N. 39°)" ton Ame eefodpnten Feuersbrunſt in ber Stadt tw 
eden waltete ein Streit init: Unterwalden nid- dem ‘Make is 
2 —— der Holzung auf dem Burgiberg; welcher ein ſehr Me 
“ies und fruchtdares, in den Waldftettenfee hinauslaufendes 
Vorgebirge -i@:"- Gobalh die Flamme dee Stade ſichtbar works, 
ruderten die Unterwaldner aus allen Rrdften dahin. Man cc 
ſchrack, rebete mit ihnen von ber Mairer. „Do lauffend inca 
“aw, Die Magen Ader.’ Hebe: tifte vitherbe MPgnoiten “ prachen 
ſſe), „uewer Leld it unfer’ Leid; “wie find: hier, dre fob, 
Gut, ‘and: Kinder au entſchuͤtben (retten), alb fem 
“+ F206 tind Lebeh: getaugen nag, nd Geter fdſchen ald beens 
nend unſerẽ Aherten Huſet.“ ‘Da ‘Hef wan fle mit Freuden 
ht bie Stade und war mit änander beaberuit. Der Berg if 


nachmals getheilt worden. 
3 


~ 








BGrſchichten dee Schweüz. 335 


vergabet · worden, und ‘unter dear geiſtlichen Stab zu 
ſolchem Flor aufgewachſen war, daß es entiveder uͤber⸗ 
mithig ober fuͤr alke und natuͤrliche Rechte fbn zu wer: 
ben anfteng.: Weder die bey dem Stift entſtandene Srads, 
noch bie rine Appenzell· augebauten Laͤndchen wollten 
foviel Gehor fais leiften, als er willkuͤrlich fordern mochte. 
Die Stadt, reich genug, um dem Abt in Gelbnoth bey- 
zuſtehen RB)y, Sure) verburgtedtete Semperleute “') 
ind andere freye Maͤnner fark, war, mit Ausnahme 
gewoͤhnicher ‘Dickie und Steuern an ifn **), in ihren 
bite Kreuhen bent Reid) verbuitden . Sleichergeſtalt. 
in fſofſern daß Bergland nicht wegen eigener Guͤter und 
Site deri; Abt -pflichtig war, diente es su Handen des 
Neidhs dem Freyheren Ulrich vow Pinigdel*°*) und Graf 
Albrechten bon Werdenberg ~), weldjen die Vogtey 
und Steuer #6) durch Ralfee RubWwig aug Bayern vers 


199) BARD Helken Sppenzell, Hundwol, agen and Hendih 
in Seis Bundbelef der Stadte, Ulm, trbant,. 1.379. 

sco} Urkunde, bafte thm 630 Mark gab auf bie 
Burg gu Appenzell, 1345. 

201) ,,Die ſemper find (Speed der Stadte am Gee 
138195 eigentlich, fendbar d. i. ſolche mapensgenoffe freye 
feute’, welche ble Gende (Provinzlalzuſammentunfte) beſochen 
moͤgen. 

202) Beetrag mit Abt GSeorg, 1373. 

203) Ruger Maneſſe von Zuͤrich war von 1365 bis 1367 per 
Leste Reichsvogt. Nachmals wurde S. Gallen von ihm md 
Riger ſeinem Sohn um daher ruͤhrende Anſpruͤche vor das fais 


ſerliche Hofgericht geladen; Stadtbuch Barth 1376: = . | 


204) Derpfdnbung bee Bogtey zu Appenzell, Sunds 
mol, Trogen, Tiffen, Herifau, Wottendbah und Goffaw 
1331-3’ Berpfandung der Bogtes bes Hots gu 
Stoges 1332. . 

cos) Berpfdndung derſelben, 1344, ‘om 300. Mart 
batte Werdenberg fie von Koͤnigsſek gelafet, .200 wae. der Fal: 
fer ihm ſchuldig fhe Hulfe in Bayern: Bef itioung Karls 
IV, Wel. deſſelben; der Abt mige diefe-Bogeeyen idſen. 

206 Werd¢edwdang ver Nutzung und Steucen von 
Upp. u. ſ. f. um goo Pfund an Konigsck, 1543.5 Weed, 
ladita zium nod 200 fund, . wofhe Kbnigect cin Pferd 
lanſen folly Weribors, — ney: 


326 «IL. Sed. ; Saͤuftes Capirel.: 


pfaͤndet worden. Die Marke Bergfeſte Clanx Sey Appen⸗ 


—* 
hem 


gell wurde von dem Abt, nicht ohne Buͤrgſchaft, einem 
fichertt Dann gue Wartung yertraut*’).. Roſenburg 
war der Sreyherren von Nofthady*™); dieſen wurde fie 
vor den Gielen gu Glattburg, drey Bribern, pm An⸗ 
ſpruch einer Geldfehuld, uͤberraſchungsweiſe abgenom- 
men. Uber diefer Zufall verdroß dep Burgvogt, - einen 
Landmann von alter Treu, dec des unrechten Gutes 
wider feinen Willen wartete, und als er die Gielen allein 
ſah, ſchlug ev fie tod; er ſelbſt unterlag der. großen Lei⸗ 
besſtaͤrke ihres Knechts, wenn ihm nicht ſeine Tochter 
cin Meſſer gereicht haͤtte. Hierauf warf er futudig die 
Feinde ſeines Herrn von der Mauer, . und wartete der 
Burg bis auf ſeine Aualuuft 209), 


Aber die Stade S. Gallen. ‘bad Volt von ‘hopenget 
und-alle Gotteshausleute, welche in den ungluͤcklichen 
Seiten Ube Wilhe[ms von Montfort, unter der Harter 


Herrſchaft Heinrichs oon Namffein und unter der ſchwa⸗ 


f 


den Berwaltung Wht Hildebolds von Werdfisin:; Ehr⸗ 
furcht und Liebe (die wahren Stuͤtzen aller, vornehmlich 
der geiftlidyen Herrſchaft) faft vergaßen, gehorchten wil- 
lig und obne alle erwirfuif dem Abt Herrmann oon 
Bonſtetten*0) wegen feiner Milde. So tapfer und 
kriegsverſtaͤndig Herrmann fich zeigte, alg er in Fehden 
bie Gnade Raifer Ludwigs verdient?"), fo klug als er 


207) Gefenntnig Hanns Meldeggers ay den We 
und on den Propk Plcger, Ulrich von Enbe, 13347. 

#08) Miaffen Edle von Vieglen verfanden werden? Karl iV 
verpfdndet Jenni, Feevheren von Buͤrglen, das Reichslehen 
dee Dogten Roſchach, Muͤhlen und Tubad; Joh. Gawooyp 
Zuſaͤtze zu Rahn, laut Urkande, Prag, Laectare, 1351, 
Im Abeigen wird von cinigen bas Rheinthaler, von anders 
bas bey Heriſau aetegene Refenbürs verſtanden. 

2009) Vitoduranus, 134 

210) Ernannt far. J. 334 (Urtunden Heh Teear 
XX); er farb 1360... 

211) Belef des Kaiſers, ba. er {hin Sberkist, was die 
Grafen von Hohenberg und von Gradſpach anuden Kaiſer 





SefHigte See SaHhwel. | 7 327 


burch fruͤhreitige Dienſte Ralfer Karl den Vierten, im 
Anfang des noch unbefeſtigten Throns, fid) gum Freunde 
erwarbꝰ), fo billig war ¢t aud; fo ohne Mifs 
trauen*"*); fobereitwiltig yu allem, was gemeiner Rugen 
fron fonnte™™*), wnd nur fir feine cigene Bereicherung 
unbeforgt?"*). Nachdem er fich die Stadt S. Galles 
durch eine Freyheit far ihren Spital*", und Appenzell 
durch die Erlaubniß eines Landrechts mit Schwytz unl 
Glatis7), noc verbunden, ard We Herrmann vᷣon 
Bonftetten. Bey feinem Begraͤbniß erbielt er die bereb⸗ 
tefte Lobrede eines Fuͤrſten, unverſtellte Thraͤnen ſeines 
Roles"); ex blieb in ſolchem Gedaͤchtuß, daß in dew 
Streitigkeiten mit ſeinem Nachfolger die Stadt immer 
nur ſeyn wollte wie unter Bonſtetten 2). 2 


fouls waren; 1334; Brief eden deff., wo er fon da 
- Geabde wegen Blatten erlaßt, well ex bem Kaiſer dle Feſte 


Ems gewounen. . 

ais) Diefer Diente geſchleht Melbung in ber sweoten bey N. 
aos angef. Hel. Won 1353, Hens, Mich., if eine aus- 
fahrliche Beſtatikangaller ſeiner Herefhaft vow 
eben dieſem Bo Meee © — 

213) Ex p» Qutheh ldrwatt dee Stadt .-( lebte mit ibe in gutem 
Verſtaͤndniß) Stumpf. Es begnuget ihm to ber Url. N. 
aco. von ber Stadt SG. Gallen die Bufage au paten, ihr, 
wenn auch Zerwuͤrfniſſe zwiſchen Stadt und Klofier feon, bie - 

- Bueg auf Wlederibfung abjutecten, Wenn er dle Mugung 
ciner aufer den vies Kreuzen licgendest Wieiche anſprach, wenn 
er bee bens Bank es elnleitete, S. Lorengen Pfarre zu feiner 
Tafel ziehen aa moͤgen, fo wurde {catere unpopulaͤre Mab⸗ 
regel der Noth beygemeſſen (St um p f} und in erſterm hatte 
ce wohl nicht Unrecht. ; 

214) Don ihm hat G. Saken bas Umgeld; 1344. Er ſelbſt 
entzog ſich dee nothwendigen Abgabe athe; Stumpf. 

215) Ex dinterlles viele Sduides ; Hottingee, helv. KHiſt., 
1360. Gr wor ſehr gaſtfeer. Stumof. | 

216) Spitallehen 1360. De Einrichtuns wied:dued N. 203 
ertdutert. nan nae a ee 

217) Mud 1360; Fuͤblin Erdbeſcht. TH. 1, SG. 221. 

21g). Ootheagere WG 2 os . 

919) tictunde N. 2095 Mert. tHe: 


~ 





‘ 


338 11. Bade Hinefees Capitel. 


Georg von: Als Abt Georg -von WHdewRein vielmehr Fuͤrſten 

tan Grete, als Buͤrgern und Landleuten geneigt war; als 

; der Herzog oon Sef; -cintr Bev vornehmiſten Oeſtreichi⸗ 
ſchen Landpfleger, in feinen Sachen das meifte vers 

modyte**); erhob fidh im Kloſter und im gangen Sande 
bdald mandherley Span. Zwar verbot Karl dee Vierte, 

daß die Stadt Moͤnche wider deh Ofbt27') ſchitme, und 
Appenzell mute allen fremben Lanbrechten und Buͤnd⸗ 
niſſen, fo lang Abt Georg lebe, eidlich entſagen?). 

Es iſt aber das Verhaͤltniß pee. Stadt und des Stifts S. 

. Salen in Vergleichung jener Verhaͤltniſſe des Biſchofs 

MR: Bafel su -feiner Stadt Biel, moc) um fo viel ſchwerer 

nad) unveraͤnderlichen Gefegen zu beſtimmen, um fo vicl 

die Ciferfucht und Unvertrdglichfeit gedfier ſtud, wenn 

“Swen gang verfchiedene Regierungen, und Menſchen von 

ganz verſchiedenen Sitter, im - Warfang- dee gleichen 

Mauern?) beyſammen leben muͤſſen ; ein herriſchden⸗ 

kender Praͤlat, voll Erinnerung, wie gewaltig ſeine 

Vorfahren in der Wuͤſte geherrſcht, and dine auf 3 

freyheit und erworbene Rechtedege madfamere Buͤrger⸗ 

ſchaft, voll Gefuͤhl ihrer ſelbſt. Dec machten damals 

die Buͤrgermeiſter, Ammann, * Sashrand Dirger der 


. ar . ry - oe 
oe ° polos 


+ o0e De Bad Gag 

220) Urkunde Rarls.1Vy 1365 „6daß Tek fuͤr den Mbt, 
wie (Heinrich von’ VBrauhis) hes Biſchof gu Coſtanz fuͤr die 
Stadt Schiederichter ſeyn ſollen. Damals uͤbergab der Kaiſer 
dee Stadt die Reichsvogten. Sie.ſchloß ſich nun immer mehr 

den Eidgeneſſen an; Stumpf. VPartrag der Stadt 
mit Hanns von Sehen (Geon?t, -Bandvogt su Frauen⸗ 
feld: Um Uchelthdter, die Fe enter ihren Kreutzen einzieht, 
wird von ibm. geridtet ;.{& ber: Mane: ſchuldig, ſo zahlt die 
ea coves an ve Soften 5; wo nicht sa Gaiden Strafe 5 
137 

221) Chen. bn. . Gis. neben bie, in Garsereesst. 

322) Uctunde 1367. Sie ſolen auch keinen Anſoruch 

„machen.“ , ae 

023) Der at bat einen einaioen —* hah —* von. . bee 

Stadt cingef@loffeas 22 +: 





Oefhidhte Dez; Schweiz. 929 


Stadkt GS. Gullen mif Georg vow Wildenfteie Hen. Ver⸗ 
trag: „wie er ferners den @pabtéath.treenememd cine 
„ihm beliebigen ehrbaren Mann gum Ammann ſetzen 
„moͤge; wie uͤber Erb und Eigen vor den Gerichten 
pdicfesidegtece?” 4): wud .any ſohenſachen· auf deci Klo⸗ 
„ſters Pfalz nach altem Herleend das Ret walten 
fell, arid ung Mienſte and Menervrdem Aiberimdi ihnen 
„Bonſtettens Verwaltungẽ Reged: fey 774).dh : hdem 
bie Herren hes Lauded geleent, vobingtd5y and Meſturich ) 
Gehorſam . sui leiſten, vegierte Mrorg had) deu Schrunkcn 
ſeiner Gewait,micht: ohne Auten f dic Abtex at 
Die Laͤndchen Appenzell, Semon AMiffen:uwy Urguůͤſh 
traten durch Vorſchub der, Ecabt Gi Galery iti dẽe Ben 
bindung wider nile unrechsſſig ſchainende Gemalt, 
welche Don zweh undiddeyßig Nethaſtaͤdten aairvan ore 
Fuͤrſten gh. Dayetn;; Philp edt: Baber aufgoricht 
tourde. Diche. vier Laͤndchen waͤhlten jahtlidperepjehu 
Pfleger Whcedes :Vandes Rokhoulft, Keferibecs mie Oe⸗ 
fhafte ded Rundese cher Mefelbehuhetmsic Ginthes 
lung ‘der. Land ever: ned) dda. Rdpfin.s. Dal dto:Wabt 
bes Ammanus: sad Gelichegh sa: oa: Erſtattzag, ſelbſt 
ridftdudiger Ubgaben (in fo weit fie rechtmaͤßig waren) 
dem Abt vorbehalten wurde (Cher Bund gewaͤhrete nur 
die Bex faffuns), ®: sored}: Son Seors.| in, (einem 


} ’ t . at ty 


224). Go, wie in. Bagi ber cichtiſin aut, le Sige 
hielt. 

225) ue funde yon. 21 Art. g sti ti 6. Galley, 
—— a itt wt —8 Ge bitte be 

226 erteg am 315. t ba 8 
Abts Detter gefdngth ‘gepatten rig 8 € 

227) andvogt Bifdof von Gust jefyndet ‘den 
SGafhauiten 362, dag ba fe bens ethos wiher GSriimenfetn 
sugesogell ; die Burg urbe en; Ba ——2 ſich 
der von Ende: Bereh dan eT ei Sen ‘att Gettmmens 
ſtein, Saree (RH: dem Hérssge (dtd “rs 6g.) Ws 

223) Kaufbeief am dte — ey eſges, “nce ‘Shs 
nigsek font pate; b3%36° wets 





a 
a 


g30«sAT, Bud. Fuͤnftes Capitel. 


Tegtin Yebr. dieses’ pugelafſen ** x: um kleine Gachen 
‘mpalite andy das Dans Drftreich den: Sand wich bel 
big) ee 


° oI e La] 9 e 
e - 6 13°8 es . ‘ 4 


Cuno von . ::-Mht? Enno Son: Seabgen, deſſen hohe Seſtelt wah 
Stauſfen. Garter Bau den. Herreaverthadigte; welcher gitige Git} 


ten fuͤr nicdtig hielt, wollte erſt dann auf: die. Freyhriten 
tec Stadt ſchwoͤren, wens Ke ihm gehnildiget Habe; dic 
Heirntheinet My penseberia: mit cinem Birger von 6. 
Gatien’ Gerbot er ber: Braut, bey Berkut ihres Vers 
arigend’M)..- Rechte: hele ein Faͤrſt vor der Huldi- 
Gig At ſchwoͤrt; find Grundgeſetze; sie, welche ex nad 
mals Beſtaͤtiget/ ftheinen ſeiner Guabde unterworfen. Es 
aiſtieint Unvvllkommenheit geiſtlicher Firftenthamer, daß 
ore Nachſoiger oft inter Verfafſung bes andes fremde 
{PibiGhine verbufgraberte! Ah pu Andau, .damit aud 
wifey dee Gtaͤbten etias aermige; fonk hielt er ſich 
goths an Orftreich. Indeſß er ſich von allen kaiſerlichen 
Hofgerichtar:locfaechen lief”), gab er zu, daß Her⸗ 
weg Leopold oder fein⸗ Math, wie der Kaiſer ſelbſt, in 
feingn Sachen richten méige???).. QUE ce, Gey Erthei⸗ 
229) Bunbdbetef, Ulm, Urbapt, 1378. Cea Waller, 
dhinten an fether Appen,eller Chronif. Gelb Wol wor in 


dem Band, and die Geddte trugen den Stddten ©. Gallen 
und Coſtanz den Shug davon auf; 1377. 


230) ueberhaubt vermicd and nachnials Leopold, id merken 


_, 4 laffen, dab er dafuͤr halte, dieſer Bund feo wider ihn. 
B51) ‘Well ce de Mette ‘der Eigenſchaſt in dlefens and ohne 
Aüuckſicht auf ſeine Locotherfommen beurtheilte, Stum⸗f 


conteſtiren wollen. 


' tek 


. 


242) Dig tbniglidie Melande te von s379, und lautet 


Le a 


“mete, te babe (clog deh Vargern bee Stadt Feeppigigeit | 





Gr(@igtr, Are Gahweis.:t sae 


lang bed Rechees wecpfdndete Reichovogtegen sy Lifer ?*), 
verſprach, da et nie zum Nachtheil des Herrogs geuͤbt 
werden ſoll, fo war deutlich, daß er damit mer anf 
Koͤrigsek) mas Werdenberg ) ziele Diels Geſin⸗ 
nungen waren von ihm behannt, als er durch Vorſchub 
ber Stadt Lindau bey der Vereinigung der, Staͤdte em, 
See imd vachreals ouf · den Duvbestag zu Ulm G, Gol⸗ 
len und Appenzjell verklagte. Ueber das Vermoͤgen der 
Braut aus Appenzell verordnete der Bund nach Bimigkeit 
td nach ded Landes Rechtꝰ), und befahl der Stadt 
S. Gallen, ſie fol, nach Beſtaͤtigung ver Ber falas, 
ihm ſchwoͤren, wie cin Mann feinem Hern, Treue und 
Sdirm***),, Aber Cuno mußte dafuͤr dem hinterliſtigen 
Buͤrgerrecht mit Lindau und namentlich dem Schiri der 
Hertſchaft Oeſtreichs entſagen 229). Den. Herrn von 


Ramſchwag (der ſowohl um bie Feſte Blatten iju Rbeine 


thal ſeis Dienfimann alé auf gewiſſe eit ein Diener 
Grafen Nudolfs gu Feldkirch von Montfort tear) wurde 
befohlen, daß, wenn Rudolf ibn wider den Grafen von 


234) Wo ndmlih das Kiofter ,, Eigenſchaſt an ſich habe,“ und, 
auf Wiederldfung gum Reich; Konig Wenceſtaf 1379. 


235) Wie er denn 8 beſſelben Pfandſchaften gu Appenea 


eingeloͤt; ſ. Tſchudi 


236) S. zum Beweis der Bogten deſſelben bey Laͤnig, Spich. 


t. 1, den',,Sprud zwiſchen Montfort⸗Bregenz und Wer⸗ 
„denberg⸗ Heiligenberg wegen der Vogtey S. Gallen’ and 
„Kelnhoͤfen au Woler und Scheittet, durch Gaudenz von 
fiebenberg, 1379.“ 

237) Das namlich, wenn Geſchwiſterte ungetheilt beyſammen 
leben, oder eines an Dienfien, oder „Lernungen nachgefab⸗ 
„ren CWanderfHaften gethan)“ odce fonk auser Landes iit, 
ihm, dem bt, kein Erb zufalle; Sopruch der Stadte 

am See 1379, Die Anwendung anf det Brauthandel iſt 
aus Mangel amſandlicher Kenatnié nicht klar. 

238) Sornch der @tdbte am. See * Rey ee 
G. wider den Mbt, 1388; bey Tidud , 


239) Bee LiGube, 0.78. evita. . ar ee oa sy 
A 


emer 2 


wy 


334 Il Buch. Fines. Aphtel. 


Werdenberg, Vogt von S.. Gallon, miahne, er nichts 
than ſoll ohne ben zroßen Nash vow Coftiny >), Es 
war eine gerechte Denkungsart iw den verbundimen 
Staͤdten; fie verurtheilten eben ſowohl die S. Galler, 
wenn fle ſchuldige ehenderfennetichfelt verfagten *), 
als den Abe, wenn ex gu viel forderce?**); iw dunkeln 
Sachen folgten fic em Herformnrin dee nigRin E rant”). 


Es giebt wohl feine.-watarlichern ***),, . feine. gum 
Boͤſen unbehuͤlflichern *), feing bey zweckmaͤßnaen Gee 
ſetzen fo ſtarlen ) Verfaſſungen als Eidgeno henfchaf· 
ten, uͤberhaupt. — 


2. Rpdtien, tien blieb des Volks Frepheit in den 
ue, n™”): Mit großtt i he bthaup⸗ 
Sur durdy’ die gebeiligte seve und 
t einige Uchung derfenigen Hbwal- 
n Kaiſer feinen Vorfahren Wer bas 
nev big an die kanquart **) vertraut 


240) oe werde ihn aud nights heiten wider feine Ehre; wes 
-tundt 1381. . : : 

241). 3. B. cin Dieetel des beſten Landweins, menn fie Lehen 

wyiqngen; die Binfen dee Mable im Stadtgraben u. a. 
Bmeyter SGprud der Stddte am Gee 13815 id. 

242).3. B. a hohen Ehtſchatz, gu vicle Erbfallc, u. a.; ibid. 

243) Jini, Artitel, wie S. Gallen dic Fremden beſteuern moͤge, 

wird ſie an Coftang gewieſen; ibid. . 

244) Qn Diele (fen fid alle Berfafungen auf. . 

245) Auber gue Derthetdigung, font find fle ſchwer in Bes 
weguns zu bringen. an . 

246) Jopien und Aeollen, Loelen, ‘Hetrucien, die Schwehn, 
Teutſchland ſelber und Holland ‘in afién grofen Gefabren, fo ~ 
Lang als von Sem Verein mehr aid’ der Naime, fo tang ſein 
Geik,noh tage eee 

247) Bon Becgel und von dent Frebheſten der Cotonien auf 

_~Dquns und fin Rheinwalde haben rte dben wedadt; tm Jahe 

* “1 y8t würden die Statute’ von’ Pufetav veordaet; Haller 
Bibl. VI, 456, - FT a beet BHD Y . 

248) Ustunde Racks 1V, Decdden,:s7 CyAsm,.1349: 

‘ ot 











Ohi Gee ub Sipweip’. 333 


Hatter. >-2 BEd Fo hen Teer ein whb.: poarzlefie.i gab 
dem Bisthun sihen’ Votſteher von erprobter /Entſchloß⸗ 
ſenheit, Alrich vom Haufe Ste Schultheiße von Lenzburg/ 
her ſich micht geſchrut, in Malnz als Leetor der Auguſti⸗ 
fer auf der Rael wider Ludjoig von Bayernaben Dara 
ausmſprechen a _ Rad (oleget Probe ——— oe 


Blutgericht ‘ayiaaen —&ã wele, ‘Bole ti iu 
Eakelmut,” ah der in” die Maĩre fallenden Luwer), a3 
faitt — Gelelt “Cau Befprany, Wilbbann auf oe h bre 
des Reins Maw Sretahin LBeptines)-an Vie Banguost ,! deyeq 
Lacke, - die Eibelan (Alula), Hs ypleder an den Getinan 

. alle Erze, Eiſen, Bky,. Kupfer, Silber und Gold; . alle 

_— geftenen fcute, wie —98 wir fie von koͤniglicher Gewalt ges 
ben migen. 7: Hie Elbefe finden wir in der von hem ebr⸗ 

waͤrbdigen · Forſcher, Nihſſes von Gans, -und mitgetheilten be 
ſchrift; Gulee las die Aquella und verfteht den zu oberſt 
in Engadelu ſich dew Jan vereinigenden Schelkel⸗ oder Scher⸗ 
genbach. Lehmann liek Ucquellen und verſteht eben jenen 
und den Dinfermangerbad. Jn einer andern Urkunde bes 
fidtiget ber Kaiſer ble Deepfdndung dee Reichſchirmvogtey⸗ 
welche Bißboß Slegfried 1299. um $00 Mark von Donat pnd 
Johann Bruͤdern von Gay gclojet und auf die Kinig Albrecht 
1302 noch hundert, ieee eg. picder. 300 Mart empfieng. 

- Dicien- Fee, und Begdnfigungen gu, Herſtellung ſeiner Drache 

«ber bic, Vinſtgauiſchen Stijtegites., - erwarb per Difchof um 
das N. 249 file Karl und den Papſt -erlittene Ungluͤck. 

249) In anibbse;. Ben. Lébdtinf. ad‘ 330. Natchwals wanb⸗ 
te ce Kh zu Labſos Partey, auch darum, weil Ryatlen, wo 
ſie fink ‘rode! in: die ußerſten Unrnhen perfallen ſeyn wurde. 
Wenn man ‘an: fine’ Berdtudeing- mit Oeftreich denkt, wird 
aller GScin bes Wiberſpruchs aufgeheltert. . Sper. devfelbe, 

2+ als Kath ddr henge aufkum', wafirete fanfhundert Marts wis 
Der’ Kathe Ludwigs Erſtgebornen, Kurfurſten sort Blanden⸗ 
Buty und Gemuhldee Tlroliſchen Farſtin Margareth Mauitaſch. 
Aber dieſe Schaar, mit tauſend Tridentinern vereinſget, bars 
de von Dent Read, indem fie ſchlief, (in Trameno, im Etſch⸗ 
lande) ——— (Chronik von Eſte 1337; Meas 

= poet Sepa? AV); es tadf Difdjof Wek} th Bandi (raant- 
cas ferreas) and matt aekeridysy abtreten: (isl ev) , ‘dad 
—*— Pubtold xe nach tHE Fahren uM 8105 Bart Gilber 
Biſchof Peter'n wieder gobs einen Bund ſchloß Cudwig mit 


34 IL) Qe? Gaafees Capitel 


ſuchte Siſchef Alrich den Payſt: demn Kaiſte n verſchnen; 

und nicht /ſo: abgoneigt fand er den Sof gu: Mviguon, als 

unterjocht:· von dem Koͤrugthanſe, bad uͤber Frankreid 
ui: xapolis herrſchte ꝰ ⁊., Bhar uͤbergab irzog 

Albrecht; von Heſtreich die Fuͤhrung her: Geſchaͤfte in dem 

vnedern Erbland bey Lehen ſeines Neffen Tergngs Fried: 

tig’). Bon ihm wurde Rietburg ” 8) und Hoben- 
jugalta, von Biſchof Peter, einem Boͤhmiſchen Herren, 
is bes Vierten Canzler, die Burg Hobenteims *”), 
viele andere Schloſſer wurden von Biſchof Johann, be! 
gogs Albrechts Cansler, ans: demfelbigen Hauſe dtr 
Schultheiße von Lenzburg ‘ous. achttauſend Ducaten 
dem Hochſtift Fkauft ae)... Sone reichsneten) mit 
freyer Macht’ #4) Grafen vou Werdenberg, der Freyhert 
wont Raping der Boge oR isla! “eo bee Herr von 
3 tt * — X an ae 
- meter, bot der Ort nse Ardez it offehed Bae ste 
(Burglledhwer). - 

249>) Guilve. te : 

250) Deſſen Canglar tnd Sotmetter ee war, 1343. Er bes 
lehnte Albrecht und Htt’en’ vor Deſreic mit der Fehte 
Marſchlins; Urtunve, RXbnigkfelden -F 79; bey Baler. 

250) tim 2500 Gilden, vom Saufe danbau. ‘ 

251) Don dem Grafen von Werdenbera; Thudl 1360. 
Geevtong und Reams’ mubte Viſchof ‘Petes verpfaaben; 

ulee 

aga) Dieſer Biſchof, cin. tant vor Klugheit and oetnnny 

. Half. Dem zerruͤtteten Hochfifhe ect wieder auf: Galer. Je 

. Bbvigen.. verwaltete Ulrich:: bes Bisthum von +393 Ss 1355, 

‘, Peter bis er 1368 nach. Leitmeriz verſezt wurde, Fricbrid 

von Nensingen bis or 1.9446. Brixen erhielt, Johann bis 

1383. So lebten zusleich deep Biſchoͤfe won: Cues Petce 

« asb1987, Johann 1388-, Friedrich 1996; peadominirend 


. ‘mar der Cinflué Oefivebhes ‘perce gab dieſcn Soule bie. Erb⸗ 
- febenteawirds (1 366). 


sa) Wiis -Zeatipes sect, fe folie unadptnsioe orveet 


Pe Bie end fn - her —* v. aas die Gottespanstente olf 

.  feener ven ihrem Boll. unagsigicoen ſijiad. 

034°) Dee nun Leap ave Chel zu bebes hi u3st, 
2 —— pony fey 


woo. 





BSeſciqhe bee, Shwe... 335 


Selmsute, Swanziger vom und andere Bee 
weicherren ded Landes nad Bass. rey Dae 


Rudolf Beef qu sBechentergs Spec ‘oom: Caspues; eben 
Erbe hes großen Barons Hebaaw Donat oor Bas, tary bers. 
ia Zercarfniß wit feinent: Metter... Heinrich Freyherrn 
pon Razuͤns, aͤber bem. Erb der Eoien von Freyberg⸗ 
yu: dieſer Fehde ſtand ihm vach, .ftin Bruder Graf Harte 
monn, eben tote AF um Warkbenſtein den Brits wider 
Hfdvers mit verSandenen Maffen gefuͤhrt ); andy: balf 
ihm der Ebellknecht vow Ehrenfels. Dem Fed fiend 
Sey ſein vertrauter Grennd: Freyheer bes pewaltiges 
Thurms gu Mietbucg. Sie Riefen mafammen ia Tomi⸗ 
liaſca, tem Zhai ded hintern Mhsidd;, in der Rigehermep 
des Herre von. Planta’), Det Streit wurke wegen 
ber Nacht nicht ansgefechters bee} fchien , helt. vickeus 
Verluſt, Rudolf yu. gewinnen, Mapknd. und Ricthurg 
fielen in feine Hand, als des Feindes Diener, des 
Landes kundig, den Grafen Hartmann, ſeinen Bruder, 
welcher ihm gu Hilfe zog, berfielen und ſich ſeiner be⸗ 
maͤchtigten, Ehrenfels aber von allen ſeinen Guͤtern 
vertrieben. Da geſchah durch Vermittlugg Abt Here 
manns on Pfaͤvers und Hartmann Meyers oon Windegk, 
daß der Herr von Razuͤns Freyberg behauptete. Der 
Krieg war in ſeinem eigenen kand gefuͤbrt wordin, ‘wef 
ct kundig tar. . : 


of 


255) Cin Torann; er. matte Stared tem Dot vor: —9* ab⸗ 
treten; Urkunde 1369 in Remus; fiche Guler GS. iss, 
a. (Mankefen von Remus, sur Zeit Graf Meinsards zu Totol, 
fagen wie in erſten Bud, als Erbauer bee Burg and unter 
—R welche dee Graf Rudelfen von Habsburg Kel; 

efunde 

256) Tſchudi 1343. Sle gaben Wartenkein dem Ft. savict. 

257) 1987 vesfaufte Jarob Planta bre Bigthumey an Avid 
von Razuͤns. Sie war bes Bisthums Lehen. Daher gab 
fle dee Bifchef Hannfen Than von Neuburg, und entftand- 
cine Fehde, von der mis im ficbenten Capitel erzaͤhlen werden. 


336 1II. wah") Gabwites. Gupiert. 


) BodacinvecagderarGehbery. worin eben diekee Graf 
Mudolf feinen Muth wibeP weirs Walther, -Gresherre 
von Belmont verfchwendet, blieb lang im Gebirg die 


dbdarch tier) Zeloets Ranh erwuntrick Sage ss ake ge: white Reuec 


und Gdpoert-vow: Montaun ⸗ her ringedrungen, ‘an ber 
Landeechre Gry bee Haapeteche won Lugntz tapfern Wis 


derſtand pon MBeibers feb 25, eran? Beimput, im 


Luynds; bey des alten Rhaͤtierm einenn Volks. Abe: en 
fichern Feind den: laͤngſtgeſuchten Mortbeibierfehen*”), 
. Medic, welche’ zu Carrier Mirek sqang: bet Prediiger liegen, 
ANd. viele andere edle Herenguſchiagen, che Graf Ra 
dolfen mit bed Uebragenꝰ dy gefangen genemmen. Si 
denſeldigen · Juhren miter oiccdem: langen· Ken 5 - einem 
Votuehmen: wed Herel Minscon; geſchrieben gy adic er mit 
gewaltinen, KoiegspefAO ans ven: Nochgeb irge · verhees 
- Pend dati Rhaͤtieni oefedimems?. obed :baf ‘von Vetanlaſ⸗ 
fins, Thaten und gelgen andere Cipur fey ats & keg Tavis 
hafea: crite ean! 


.f 4 ou Aa {3 wy . 7 nee 





J —8* I fete, x . J *f 


458) Dofum deen in n “hae (zu Plcif bey Beka, dem 
59 sel ree io ith ‘Sen Mannern rechts, auf 

daß ME Ermerung diese; ‘mie mamdek am: Muͤtter it 
das fondigefxition pakke, <= . 

esocQusges 2355 am 52. ne . 

260) 38 nad Tſchudi; 36 nad Sem fonft gans 6 vſtimmer⸗ 
den Arduͤſer. Unter ben Todten if, außer einem Herr⸗ 
mann von Landenberg, ein Graf Heinrich von Hurmingen, 
au · Wenbobenberg ander. Dong, pls cin Held ‘anh cin Here 
. Yon grobem —8 augassepnct. 

261) Sehmann meldet (Graubindes, TH i) nag Doster 
MNavtin Cappol, man,.pabe.a Nalendas in ter Grud im J. 

_. 1450 sen. Sleftern lange Bebeine ausgegraben, die man fie 
des [angen Kun'en (Kueng, Konrad) feine hielt; lange habe 

man 8, Difartts feine grdſen rothen Hoſen veewahrt. Eine 

. alte Handſchrift auf Pergement, welche zu Diſentis lest, 
meldet von dieſer Geſchichte zu dem. J. 1350; einer Waſfen⸗ 
that an dem Orte Mondona — apne tienda yea Sus 

«leg :gebacht., mos 





e . 


Seſchichte ber Schweit. gaz 


Ge. ſthr Graf Rudolf, wle ale Moneert - vom 
GU verfolgt tourde oder in Verblendung der Leiden ⸗ 
ſchaften auf fein Verderben losarbeitete, swurde er doch 
ald Erbe von: Vay und ritterlidve: Add ie Rodi 
gefuͤrchtet und von den Vifconti geehrt. Als er von Gas 
leatze Viſconti, Herrn der Stade Mailante mit ſehr gee 
ringem Gefolge zuruͤckkam, und bey Campodolcino unter 
Raͤnher fiel, die anf ibn. ſchoſſen, flog ſein hartgefporns 
ted Pferd fo ſchnell wit ibm davon, dafi er im Zuruͤckſe⸗ 
fen durch einen Stoß un einem Baum tod Slieb*). 
Galeazzo nahm feine Nache; zwoͤlf Manner von Plurs, 
bem beſten Flecken der benachbarten Gegend, hieit er fo 
lang in Gefduguif.und Marter, bis die Raͤuber gefan⸗ 
gen wurden; dieſe opferte er der Blutrache, fiir ſich 
nahm ér von den Plucfern Geld: 


Valtellin, jetzt georbnet e by gan Chiabenna, bon Ftaltints 
welder Herefchaft Plurs die ſchoͤnſte Zierde war 2%?) ; ſcheSachen. 
Pofdiavo, ein fo angenehmes ale wegen: ded Paffes 
von Mailand nach Tyrol widhtiges Land ; DHiefe Gegena 
den, Bormio, gefund und fruchtbar, “and. Bellinzona 
ber grofie Paß, waren unter den Viſconti, welche jene 
Aber bas Hochſtift Car eroberten, in dem Krieg, den 
Graf Ulrich von Metſch, derfelben Vogt, wider oes 
Viſchofs Willen gefuͤhrt *); Bellenz wurde bem Hause 


262) Ebronié ven Slurs, 1362, ers war ater Rubolfs 
und Ulrichs. 

262>) Geit Wo Vifeontt, deſſen Wapen,“ die ungeheure, 
pia die sermalmende Schlange, nod. an Hdufern gu feber 

ff. Acht tanfend Pfund gab jahrllch das. Land. Dev Gibels 
liniſche Sauptort Ponte fuͤhrte gu Beſtreitung ſeiner hundert 
Pfund cinen Catafter (Eftimo) eit, Ber Norm und Muſter 
fle Japrhunderte ward. 1366, ehmann’s Beltiin, 

263) Die Wertemann blaheten bereits. . : 

264) Gpreder, Pallas, L. UI. Vergeblich mabnte Saitee 
kudwig (1339,- zu Speier) Chiavenna unter das Hochſtift 
suede (Gules). Mad cince Urkunde Kar Iv, beo 

by 


II, Theil. 





338 II. «Bud. Fuͤnftes Capitel. 


Matera entriſſen, ba: es nad Asso Viſconties Ted Ge⸗ 
danken der Selbſtſtaͤndigkeit wagte**"). Dee lange 
See, durch die Locarnefer oft unfidher, war hurd ihre 
LUnterverfung beruhiget ), Endlich wurde auch das 
anmuthige Shal Bleguo der Herrſchaft jugewande***), 
Hierauf als die Partey Pap Gregors des Eilften und 


Guler, tedve gu glauben, bab fm J. 1345 der Difee/ 
Cdhlavenna beſaß; weldhes, wenn etwas daran iſt, vou bea 
Genuß nuͤtzlicher und nicht von Uebung fuͤrſtlicher Redite is 
nehmen ſeyn wird. Es iF auch daraus gu ſehen, wet? nod 
dem Meuchelmord an Graf Rudolfen von Werdenberg⸗Sar⸗ 
gans, durch zwey Manner dieſes Landes (dle ihn vermuthlich 

ausrauben wollten), dee Galeazzo ohne weiters zwoͤlf ver 
dachtige Plueſer tn achtmonatliches Gefangniß zog, aud bit 
nachmals entdectten Verhtecher ans eigener Macht peat 
lich; 1362, Guler. 

264°) Sic wollten mit Belleng reichsummittelbare Fuͤrſten werden. 

Da umringten den Ort Joham und Lucchind Viſconti mit vier 

_ Truppenadthetiungen und festen thin gu mit grofem Geſchud: 
ue) 3: bis nad mehreen Monaten und ausbleibender 
. , Halfe ven Teutidland die Ungluͤcklichen fic cegeben muhten. 
Traurig mote ihe Schickſal ſeyn: facii Lunt aliis in exemplum, 
" fast Galbagnv Fiamma, Bey 1340. 

264°) Es wor (felt Simon Muralt's Zeit!) hier ein machtiger 
Adel, wider ben das Haus Vifconti die Schiffe alee Sefreuw 
Seten und ergebenen Stuͤdte mit moͤglichſt vielee Mannſcheſt 
wafnete. Nachdem die Uebermacht gefiegt, murden die Ser 
em nach Maitland gefuͤhrt, in Locarno eine Burg befertig«t, 

dieſe mit einer fremden Befagung verfeben, 1342. lud 

bey Glamma, und von bee Maildndee Chronit 
1401 befedftiget.) Dieſer Dank wurde den Rufea and Me 

' galt, dab. fle in Partegverblendung ble Bifcontt ber bie 
Mate grok gemarht. 

264%) Die Avogadet waren Herren bes anmuthigen fruchtbaren 
- G@eldnded (Belegoum): der Erzbiſchof und Here, Johann 
Viſconti, gab es einem gu guten Dienfen und boͤſen Dingen 
gleich aufgelegten Mann, Johann von Oleggio, welder, at 
Galeazzo Viſeonti ber Zweyte die Herrſchaft Aber Como er⸗ 
warb, 1354 daſſelbe nachmals verlor. Peter Azari, 
Notarius von Novara, in der Viſcontiſchen Cheoait; Mw 
sat. Jor. XVI. 


. a 


Geſchichte ber Scheels. 339° 


$efonders Markgraf Nicolaus von Eſte su Ferrara, un⸗ 

ter dem Vorgeben Tofcana ju bewahren und in der Lom: 
bardey ‘die Freyheit herguftellen, den Untergang dee 
Macht Galeazzo Vifconti und Barnaba ſeines Bruders 
beſchloſſen, wollte Friedrich Biſchof gu Cur dieſen Au⸗ 
laf nugen2®); aber gu eignem Verderben **). 


Die Bifconti erhielten vorbin von den. ache Orter 
ber Zchweizeriſchen Cidacnoffen und oon der Stadt Go: 
lothurn, daß der friegSluftigen Sugend erlaubt wurde 
ber bad Gebirg su ziehen, den Staat von Mailand 


behaupten zu Helfer. Diefe dreytaufend Mann haber 


vielleicht guerft in den Stalidnifehen Kriegen den Ruhm 

ber Schweizeriſchen Waffen Sefannt gemacht’). Jn 

tem ſpaͤtern Krieg bemuͤhete fic) Gregorius, dem Viſ⸗ 
92 : 


26s) 13743 SaGlin, tc. Th. 11, G. 204. 

266) Er mubte Schulden wegen von dem Bisthum teeten, 
1376, | 

267) Jn den Kriegen der Kaifer verlor ſich ihe Contingent ute 
ter bie Menge; wider Azzo Difeonti, tm Livinee Bug Coben 
Cap. 1, N. 169) wurde nicht gefritten (Eine Schlacht beg 
Porablago, wo am 21 Febr. 1339 der H. Ambrofius, pers 
ſonlich wit ber Streitart in ber font fegnenden Hand, ſeinen 
Malldndern Aber die Eidgenoſſen einen Gieg gegeben, if medce 
unfern noch ihren Geſchichten befannt, ſondern ſcheint eine 
fpdte Legende, confiruirt aus den Begebenheiten des 1 42aften 
Jahrs); Johann von Montferrat bewog in dem J. 1362 zehn⸗ 
taufend Ulteamontanos in die Lombardeo gu fallen, und 
es ſcheint, daß fle nach gutem Gortgang um Vereclle fid gu 
Caftetnovo im Tortoneſiſchen fefigefest und as erſt im J. 1368 


@ 


zurückgegeben haben. (Fortfegung des GSalvagno | 


de la Fiamma). Dieſe ultramontant palten wir aber fae 
tine der grofen Rotten, welche damals Avignon, Dauphine 
tmd Provence peinigten und mit melden wir beo Matteo 
Willant (im sepnten Buch) den von Monferrat in vielfalti⸗ 


gm Verhaltniſſen finden. Vermuthlich waren es te, welche 


S. Tiprit cingenommen Hatten. Gade die Viſconti geſchah ber 
Bug, Nah Tihudt 1373. | | | 


340 Il. Bud. Fuͤnftes Capitel. 


conti dieſe Kraft gu nehmen e). Italien konnte ihr 
Vaterland naͤhren; der Feldbau hat enge Graͤnzen in der 
Schweiz, und Volk iſt genug, weil das Hirtenleben 
wenige Haͤnde erfordert. Als zur ſelbigen Zeit noch vie⸗ 
les brad) ober verwuͤſtet fag, oder unter fremder Herr⸗ 
fhaft war, fibrte fie die Gemithsneigung darauf, 
burd) die Waffen ihre Nahrung gu fuchen. So bluͤhete 
im Alterthum fat nur diefe Kunft, weil geglaubt wur⸗ 
be, dad Gemuͤth werde durch Gewinnbetrieb erniedrigtt. 


Es iſt wahr: Neben dem Landhau Fennt cin freyes 
Volk nichts aͤlteres, natuͤrlicheres, beſſeres, als die 
Fuͤhrung der Waffen. Der Freyheit Muth und frolzer 
Genus; das Geheinmif ihrer Serbindung mit genauem 
Sehorfam; ein, zu des gangen Lebens Glick. anendlid 
widhtiger, gefabroerachtender Ginn; eine getviffe, Maͤn⸗ 
nern geziemende, Cittencinfalt; aller Mugen, welcher 
Hem Staat, alle Glickfeligttit, welche fie jeden aus 
ber Gewohnheit vertrauten Beyfammenlebens mit bri- 
Serlichgefinnten Madnnern entſteht; Heldengeduld unter 
Her Arbeit; nach ber Urbeit forglofe Rube; was Ht edles 
im Leben, was ift grofes in der Hiftorie, das ein freyes 


263) Brief bes Papſtes 1373, bey Tſchudi. Bur ſel⸗ 
Bigen Seit mapnte der Papſt von dem erffen Zuge ab. Man 
miffe der Rirche mandetis et fententiis, quae femper iuftitiam 
continent, obedire; die Bifcontt feon Soͤhne der Verdamm⸗ 
nif, Feinde Gottes, deer Kirche und bes Reichs, verdaͤchtig 
wegen des Glaubens ; ber Pant habe fle mit aller Infamie bes 
tegt, und bitte, nibilominus per apoftolica {cripra mandande, 
ihren Geinden beyzuſtehen. Glebe Daniels da Chinesso 
da Trevifo cronaca dalla guerra di Chiosa; im XV Sankt 
von Muratori ſeriptt.; da zeigt ich wie Gregorius 1578 

die Eldgenofien erregte. Richt ohne Erfolg; wie haben ke 
Andrea Gattaro (Ital. Padovaner Cheonié; Murat. 
XVII) and noch einem Itallaniſchen Geſchichtſchreiber, - deh 
fen Stele wie feat nicht auffinden Cer tk in dee Marateris 
igen Gammiung), dic Nachricht gefunden, daß in dieſem 
Srieg cin febe geilebter, uneblicher Sohn Barnaba's Viſcoatt 
von den Eidgenoſſen erſchlagen worden, 








Gefhidte bee Schweiz. — 34t 


militdcifches Volk nicht Gabe? Es wird vost feiner Obrig⸗ 
fcit in Ehren gehalten: es befteht in eigner Kraft; und 
es trennt mit Schwertes Gewalt Gewebe der auswartia 
gin Staatsliſt und der inlaͤndiſchen Thranney. Gern 
giebt ihm das Handelsvolk Gold um ſein Eiſen; kein 
Koͤnigreich beſteht ohne Waffen; ſolch eine Nation iſt am 
laͤngſten Herr ihrer ſelbſt und uͤber ihre Herren; ſie if 
frey von (ded Lebens Marter) her Furcht. 


Mo Wallis nicht vermittelft Urferen in einigem Zu⸗4. Wallis. 
fammenbang mit Mhdtien war, lag es zwiſchen zwey 
ſehr oft wider cinander friegfubrenden Gtaaten; Mai⸗ 
land und Savoyen. Jn der Serfaffung war das Land 
Hberwallis dem alten Bdotien gleich); fo wie die eilf 
Bootarchen feine erhebliche Sache unternehmen durften, 
Ohne den Willen bes Nathes jeder Stadt, fo iſt aus uns 
bekanntem Weerthum in Oberwallis. ein Landrath *), 
ber nichts Großes thut ohne die fieben Zehnten), wore. 
tin das Zand getheilt iff. Sitten, die einzige Stadt, war 
Theben gleich), wie ef war ehe Philolaus die rohen Ges 
muther durch milbe Gefege beſaͤnftigte. Einen Vorzug 
hatte das gemeine Wefen ber Wallifer; ded Biſchofs von 
Sitten Heilfame Macht 70d), welche ihm vow den alten 
Raifeen, mie dem Biſchof zu Cur, anvertrant worden 
war: dadurch geſchah, daß nie cin Zandeshauptmann 7”) : 


269) Generale confilium patria; Frey heltbeief der Stade 
Gtttew, 1339, Mart. 

270) Diefes Wort habe ih mehr nad dem Gebrauch geſchrieben, 
als nach ſeinem Urſprung. Die Abthelluns {ft jene alte tn 
centenas, Cente. 

270>) Gefonders wenn derſelbe wie Mymo von Thurn in omni-, 
bus ordinate, rite et mature procedebat; Urkunde bee 
Gonbile in des Hochſtifts weltlichen Sachen, 16 Mai 1333 
(nad feinem Tod). 

271) Aymo de Roybone, fandeshauptmann in tem Berteag 
beren vou Savieſy mit Graf Rudolf von Grev⸗ 
erg, in den Urkundbuͤchern zu Ganen, 1359; es iff aber 
wehl ein X ausgelafien, fintemal Biſchof Edwarde gebacht 
wird, welcher an vor 5375 anfangt. 








- 


342 II. Buch. Fuͤnftes Capitel. 


zur Tyranney gelangte, noch zwiſchen Sitten und Viſp 
(einem bald gleich wichtigen und alten Ort?) ) verderb⸗ 
fiche Feindſchaft, wie zwiſchen Theben und Platden, 
ausbrad). | 

Die Stadt Sitter tourde vor ihren Buͤrgermeiſtern 
und Raͤthen gemaͤß den Gefegen regiert, welche die Gee 
meine der Birger mit voller Gewalt fic ſelbſt gab ). 
Miemand mochte um Erb und Cigen von des Biſchofs 


- Bericht?" ohne ebrbare birgerliche Nichter*”), nies 


mand ohne Beyftand°>”) auf Gerdcht und Argwohn ) 
ober vermittelft willkuͤrlichen Mißbrauchs der Folter *7*) 
gerichtet nod) verurtheilt werden. Syndike) wachten 


978) Nobiles, egregii ac cireum{pecti quondam burgenles anti- 

buins burgi Velpiae; Buͤrgerrechtorbdnung vou 
tf p. | 

973) Statute facete circa rem civitatis et revocare, auctorirate 

' feperioris minime requifita; rf. N, 269. Habere commune, 

. gniniftratotes et Coll. communis, communitatem et univer{i- 

tatem facere; ibid. 

274) Giche oben bey N. 224. 

27 9) Probos homines ; ibid. 

276) Go verſtehe ih, dab cin um Diebſtahl oder Verrdtherey 

beklagter, welder Buͤrgſchaft leiften fann, ein confiliam von 


bem Biſchof bekommt, im Fall fone es niemand fton wid; 
 jbid. 


977) Deer Biſchof darf feinen auf bas Geruͤcht hin als Wuches 


eee oder Chebrecher buͤßen; ibid. 

278) Es maffen einige Barger dabey ſeyn che fie erfannt wird; 

d. 

e759) Procuratores vel Syndicos conftituere; ibid. Dergleichen 
faben wit N. 2705, Ebald'en von Gregiys (Gréfy?) Sacrifta, 
Rudolf’en de Verecio (Berey auf dem Nenda tn Untermallts 2 ) 
und Anshelm'en von Caftellione (Geſtelen?); in Gachen 
Perrod's von Nor, Klerikers, Buͤrgers su Sitten, Theilha⸗ 
bers an Ermordung Golj’s von Muͤlignon, feines Mitbuͤrgers. 
Her Official, Dombere Wilhelm vou Clarons (Clarens?) 
inquirirte. Der Todesfirafe wurde Nar entlediget, fein Gut 
failicam (eingezogen); blerfiber fand ev fid mit 86 Goldsuͤl⸗ 
ben ab. Urkunde im dem s2ften Bande ber Hohendorfi⸗ 
ſchen Handidrifcen in der Bibliothek su Wien. 


Sefchichte vee Gewmeig 349 


Uüber bie Erhaltung der Ordnung uxd Stabe, und nad. . 

bem Geſetz durfte unrechtmdfiger Gewalt*™) jebermann 
widerſtehen. Zwey Syndike, jeder mit einem Einkom⸗ 
men von vier Pfund, verwalteten die Sache ber großen 
Gemeine zu Bifp**"); doch war daſelbſt weniger Gleich⸗ 
heit, wegen des Adels hochmuͤthiger Macht, und weil 
auf der Huͤpſchburg die Grafen Blandra nod) herrſch⸗ 
cen™*), Man ſetzte ordentliche Schreiber gu Urfande 
buͤrgerlicher Handlungen b). Kriege 2°") wurden von 
dem Landrath nach dem Willen der Zehnte beſchloſſen. 
Die Verſammlungen des Landrathes waren auf Majoria 
(der Meyerburg) des Biſchofs Wohnung 264) Wifchard 
ton Tavelli su Grades, Biſchof gu Sitten, faufte das 
Erblehen der Meyerey aus der Hand Berdtolds vou 
Grevfp?™). 


280) Benn cin Diener des Biſchofſs dergleichen brauchte wider 
einen Garger oder cinen Frembden tm Stadtbahn; sid. 

281) Sie gleng von Raron bis ad almeniam (Almend) illorum 
de Terminga, bis an den Ceahing und tis an die Straße 
Haldenfaig; N. 272. 

2432) Was Tſchudi 136s “von bem Tod Graf Antond meldet, 
kommt in der von Stumpf gebrauchten Lateinifden Chro nif 
von Beieg wahrſcheinlicher unter 1265 vor. 

2925) Graf Peter von Aarberg, kaiſerlicher Rethaviene 

und fandcéshauptmann gu Wallis, autorifirt Cancellarios der 
Stddte und Kirchfpicle, vereidet bey des Domcapitels Cangley 
gu Gitten; apud Granges 6 Jul. 1355; Karls 1V Bes 
Edtigung, Laufanne 25 Jun. 1365. 

383) Cavalcatae; N. 269. 

284) Gonk wohnte derſelbe auf dee Burg Valeria oder auf 

- Laebelen, beyde au Gitten. 

285) Urkunde apud Setam (Gitten) 1373. Dee Mever hied 
Bertholet be Geeflaco, Mitherr au Ber Gacy); deffelben 
war bie Meyerburg, das Ame, dle Ochſenzungen und Schweins⸗ 
keulen; a ponte Riddae fuperins (von Unterwalls ber) auf 
bepden Seiten der Rhone au Berg und Thal, hatte cr Odus 
fee, Scheunen, Wieſen, Obſt⸗ und Weingdeten, Zehnten 
und Herrſchaftsrechte bis an die Bruͤcke Sirroz (zu Siders), 
dle Meyerey war des Biſchofs feudum homagii ligii; uit 500 
Goldgulden trug er es. Diefe wurden thm erſtattet, und er 


¢ 
/ 


344 1IIL. Bae” Fdufees Capitel. 


‘ 


Mnton von: Meter alien Großen bluͤhete Freyherr Auton von 


Thugn. 


Shurw yu Geftelenburg, durch Model, Anhang und Mens 
ge dev Guͤter. Diefee warf Sey Raifer Karis Bufents 
Sait in Bern den Haundſchuh vor den Kaiſer, anzuzeigen 
daß et’ in gerechtem Swenfampf behaupten wolle, Bern 
Abervortheile thn im Lande gu Feutigen**); den Hands 
ſchuh nahm Cuno von Rinfenberg auf; der Kaiſer ver⸗ 
Hinderte den Sweyfampf. Wiſchard von Tavelli ftand 
ſowohl dem Bisthum als.bem gemeinen Wefen gu Wale 


. Jid ia ſehr ſchweren Zeiten *"),. bis in bas brey und 


dreyßigſte Jahr oor; mit vieler Liebe des Volks und mit 
ſolchem Zutrauen der Nachbarn, daß er Uber Unterwallis 
bes Grafen.von Savoyen Statthalter,?) war. Als ¢ 


ta grauem Ulster auf Seyon, einer Burg hinter Sitten 


auf einem ſehr hohen Felfen, mit feinem Caplan Gottes⸗ 
dienſt pflegte, famen Leute von dem Sohn feiner Schwe⸗ 





fier, Herren Anton von Thurn, mit welchem er um Reds 


te oder Guͤter der Meyerey in Zweyſpalt war, Als der 
Biſchof fidy weigerte, diefe Anfpriiche gu ehren, erbits 
terten fich di¢ Gemuͤther; endlich fielen fie ibn an, riffen 


thn, Gore und Menſchen vergeblich flebend, fort, und 


ſtuͤrzten ihn von der Burg dle Felfen Herunter in bie 


iefe too***"), Als die Nachricht von dieſer That in 


wurbe der 100 Gil. (Solid.) and anderer Ausgaben frey, die 
er jdhrlich an das Capitel und Sem Meyer Haymo von Mons 
theol (feinem Vorſahren 7) au geben hatte. Peter von Laon 
war fein Codtermann. Unter den Zeugen iſt nebſt Meiſter 
Midel von GAmminen (Contamina), dem Meat, und Jun⸗ 
er Nolet von Ber, J. Salenus von Ber. Llegt tn dieſem 
Namen Spur aud damals befannter Galzwerke? 
986) Tſchudi 136s, Auch klagte ev, bab ihm bie Verkomm⸗ 
niſſe megen Laupen nicht gebalten werden; vielleicht wollte ce 
‘fie loͤſen, und Bern hatte viel aufgewandt. 


237) Schirmbrief Karls IV 1365, ba dele Steche von 


Benachbarten gcplagt wurde, 


"'388) Liewtenant-general; Gisichenon, Sav., Amé VI, 1352 


933°) Auch den Caplan; beydes nad gemeiner Gage ex fclbe. 


Gefchichte - der. Shwe 848 


bie Stadt Sitten tami; - und held: Mn-gany Mellts !ane 
Gemither bewegte, trennten fid) won der Meinung ded 
Sandes- Peter Freyherr von Raron, Heinrich fein Bru⸗ 


ber, der Geaf: Blandra. wad verfhiedene der Grofiers 


als wenn Parteyung feyn duͤrfte, wo Natur und Vater⸗ 
land redet. Gombs, Grieg, Leuk, Siders und Sitten, 
fuͤnf Zehnte von ſieben, machten fid) auf, ſchwuren die 
Mache dee Shaty fiengen an und brachen die Burg zu 
Grades. An der Briicke bey St. Leonhard, alg das 
Bolt hinaufzog wider die Burg qu Ayent, und der Adel 
ihm begegnete, erhiele ed einen vollen Sieg. Indeß uns 
terfitigte Amadeus zu Gavoyen, welcher als der grine 
Graf SerShmt.ie?*) y mit Wewaffnung der vornehmſten 
Dienſtmanne feined. benachbarten Landed?), daß 
Edward von Gavoyen, Pring von Udjaja*”), au bas 
Hochſtift. Sitten erwaͤhlt wurde. Die Banner der Blut⸗ 
rache, obſchon der Freyherr von Thurn Geſtelenburg 
Savoyen verkaufte, belagerten dieſe Feſte fang, und 
brachen fe ohn Schen. Da © fit bag Loͤtſcherthal zwi⸗ 


Der ainciipale uaßt ſich nad der + upate oben Buch 1, Cap, . 


XVI, N. 76 begreifen. Dab Herr Anton eigene Hand an - 


ben alten Oheim und Biſchof geleat, ſcheint nicht erwieſen; 
wir finden ‘ihn nicht einmal im Baan; eber⸗ daß er doch 
Freunde behielt. 

289) Grau wer fein Wapen, gran ‘etc und kiverer, 
im Turnier 1348; eben derſ. 

290) So lege ich die Bewaffnung aus, beren. Guichenon 1376 
cemdpat; fie mus 1375 vorgegangsn :fcyn, fon war. dee 
Graf gu Ridau, den ex nenat, miche mehr daben; eq wurde 
1375 tobaeldoffen. Von Kriegsumſtaͤnden fommet nichts 
vor. Alſo wurde wohl nur bie Bifchofswahl unterſtuͤtzt. 

291) Gein. Vater Philipp (ſt. #334) war cin Sohn Thomas 
HI, dey 12832 ſtarb, und welcher Graf Peters Nefe geweſen; 
von deffen Bater Thomas 11 war der gruͤne Graf cin Urenkel. 
Dee Titel von Achaia kommt you Edwards Mutter, Erbin 
Bilehardouin’s, Fuͤrſten von Achaia and Peloponneſus; dte 
Centurionen ded Landes, bie Benes und felaolonen herrſc⸗ 
ten in Achaja. 


— — — — — — — — 


3460 11. Buch. Fuͤuftes Eapitel. 


ſchen Seſtelen und Frutigen oon ibm ab; die Bande hee 
Leibeigenſchaft, unter welchen die Loͤtſcher ſeiner Will⸗ 
far bienſtbar waren 22), wurden in ertraͤgliche Steuern 
verwandelt, und Raflanen mie Gerichten und © oticey am⸗ 


"  georduets”’), 


anit fo vielem Sin ber Getechtigfi fie alles bite 
ſes gethan, eben fo tapfer behaupteten die Walliſer ih⸗ 


- ten Krieg wider Thuͤring von Brandis. Dieſer Frey⸗ 


herr, ſtark im Sibenthab burch ſeine Mutter von Weis 
ßenburg , fuͤhrte feine Mannſchaft file den Freyherru 
von Thurn wider die Laudleute von Wallis; vielleicht 
weil fein Herz Entſchuldigungen fir feinen Freund fand, 


oder weil ihm Sart ſchien, im d::3erfter Ungluͤck, wegen 


eines Gerbrechehs ſeiner Leute, ihn gu verlaſſen. Here 
Thuͤring fand geſchickten Widerſtand, und wurde je 


“Malis erfhlagen®); die Sibenthaler bedienten ſich 


zu Sicherung des Ruͤckzuges des Vortheils der Hoͤhen. 


Jn den Tagen dieſes, Unfalls mag eine. feindliche Partey, 
welche bie grofie Dorfſchaft??) an der Lenk gu hinterſt 
in Oberſibenthal gu pluͤndern unterftand, bey den Beis 


292) Petes von Thurn atte edtſcher, ble in Ghkeig verplanit 


worden, dem Kloſter Ynterlachen verfaufts Urkunde 1346, 
S. vow Sent Lehen ter Gekelenburg B. 1, €. XIV, N. 74. 

393) Servitia 2) ad fimplicem redirum et fervitiam. b) pones 
do; et de caltéllanis, iudicibus, iuftitiae officiariis exinde 
ais providerunt; in einer Schrift auf Dateria, datirt 
15338, am 16 WBintees, Servitium Bedeatet cinen eigenen 

- Mann, wd aug oie PMide tn Keicgen fade den Herrn ants 
zuzieben. 

294) Belehnungsbrief mit Gimmenegl bard &. 
Kael iV, als Weißenburg dieſes Reichslehen au bem Ea 
.aufgad, 1354. 


295) 1377, von welder Jahrzahl aber der diplomatifde Be⸗ 


wets mir nod feble. 


996). Whe nennen fie wiht cin Dorf, well bie Haufer wenigs 
feng cine Stunde weit  aeeivent liegen. 





Sefchichte dee Shuey. | aa? 


ten fae Gat-und Rinder die Herihaftigken gefunden 
habenꝰ), welche noch in Landſagen beruͤhmt if. An⸗ 
ton von Thurn zog aus dem Land und lebte als einer 
der vornehmſten Raͤthe an dem ‘of bes Srafen 318 
Savoyen ). 


Diefee, ber grime Graf, einer der groͤßten Fuͤrſten 
feines Hauſes, vermittelte durch feine Klugheit fowohl 
ben grofen Krieg der Genueſer und GVenetianer als viele 
andere Fehden 9%), und wußte zu vermeidben, daß, da 
er bie Savoyſche Mache glidlicher als viele ſeiner Vor⸗ 
fahren vergrdferte und befeſtigte, feine gefdbrliche Ei⸗ 
ferfucht wider ibn entftand. Jn Wallis behauptete er 
den Biſchof Edward, Pringen von Achaja, deffen Bers 
waltung dem Sand miffiel °°), durch fein Anfehen ohne 
Raffen. Der Krieg in diefem Thal war koſtbar und 
mibfam, der Sieg nicht gewif und nad) ber Lage der 
Stalidnifchen Gefchdfte vielleicht fir Savoyen damals 
nicht fo nuͤtzlich als gefaͤhrlich, weil die Eroberung fe 
wichtiger Paͤſſe den Johann Galeazzo Vifconti, Herrn 
pon Mailand?°°>), nothwendig beunrubigen mußte. Der 
Gedante fich der Ciferfuche Seyder Mdchte sum Beſten 


297) Eine Gage an ber Lent, die wie nicht untergehen laſſen 
wollten, damit auch die Weiber in dem Lande ſich erlanern, 
welcher Matier Toͤchter ſie ſind. 

298) Galokenon, Amé VI, 1379. Eben derſelbe, fa 
ber Geihichte von Breſſe; Balbonnais, Biſt. du Dau. 
phiné; aber vor allen ber letzte von dem alten Stamm tee 
Frerherren von Thurn gu Geftelenburg, Generalicutenant 
von Zurlauben, in Gaia Chri, r. XI,. find abe 
die Geſchichten Herrn Anton's von Tourn, feiner Bdter und 
Bettern, vortecflid und fider. Siehe unten Cap. VII, N. 118. 

299) S. von dieſen Geſchaften Guidenon, Sav., auf dab 
dle Anfuͤhrung bes Beweiſes aller Worte nicht in das Writs 
ladußge faile, 

300) Propter plurima delicta ; Hoͤttinger belv. sedis. h.a. 
Ob fee politiſche oder moralifde waren, iſt nicht beſtimmt. 

3005) Gohn Galeagso bes Zweyten, Barnaba's Neffe, web 
den er 158s um Hereſchaft und Freyhcit bracte. 


~ 











348: IL Such. Faͤnftes Capitel. 
bes Landes gu bedienen, entgieng den Hauptern bes 


, Bolts von Wallis nicht; nur waren fie von der taͤglich 


fic) dnbernden Lage der audmdrtigen Geſchaͤfte nicht un- 
terrichtet genug, um die zuͤnſtigſten Magentis zn 
waͤhlenꝰ. 


ug Ama⸗ Gobald Amadeus, der gruͤne Graf, an der Peſt ge⸗ 


cus V 


ſtorben, ergriff Oberwallis die Waffen, vertrieb den Bi⸗ 


ſchof Edward, ließ von der Majoria, von Tuͤrbelen und 


| Valeria die Mailaͤndiſche Fahne wehen??), bemaͤchtigte 


ſich der Savoyſchen Herrſchaft in Unterwallis, und fiel 
in Chablais ein. Dem Fortgang dieſer Waffen wider⸗ 
ſetzte ſich du Vernay, Marſchall von Savoyen, Pont⸗ 
verra mit Fußvolk, am freudigßen der Freyherr von 
Thurn mit ſo viel ſchwerer Kavallerie, als ihm zuſammen 


gzu bringen moͤglich war, Die Walliſer zogen ſich ju 


ruͤck; Ardon wurde eingenommen, Chamoſſon ergab 
ſich. Amadeus der Siebente, in Waffen erzogen, 
auf den Turnieren unter dem Namen des rothen 
Grafen beruͤhmt, (hon ein ſtreitbarer Held, und bee 
gierig den Ruhm feiner angehenden Herrſchaft auf 
ginal feft gu fegen, -fandte cilends Aufgebote an dite 
jenigen Herren von Hochburgund, von ber Wadt, vor 


Dauphine' ynd Piemont, welche ev als die Tapferften 


und Kluͤgſten oder als die Cifcigtten in Sewerbung um 
feine Gunft fannte. Zugleich erwarb er durd Herrn 
Humbert von Colombier zu Vuillerens, Landvogt in 

ber Wadt, auf einer Zuſammenkunft in Murten™), 
daß der. ewige Bund, welchen Bern mit feinem Bater 
geſchloſſen?”), von den Raͤthen und der Gemeis 


301) Nichts verleltet Republiken in verderblichere Staatsfepler, 
als bey Ueberzeugung von allgemein wahren Gdgen bie geriuge 
Kenntniß der Umſtaͤnde und wechſelnden Zeiten. 

go2) Guichenan, Amé VII, 1384. Dee erie Graf fard 
1383. 

303) Den 4 Apell 1984. 

304) Bund 1364, Erneueruns beffelben, 1373. 





— 


Geſchichte der Schweißz 840 


ne) unter dem Schultheißen Otto von Bubenberg nicht 
allein ernenett, ſondern in den Hochſtiften Lauſanne, 
Sitten und Genf ibm noch laͤngererꝰ*) Beyſtand verſpro⸗ 
chen wurvde 7). Hierauf zogen tauſend Mann von Bern 
in das Oberlaͤuder Gebirg an die Landmarken von Wallis. 
Es eitten Sher den Bernhardsberg mit vielem Volf von 
Piemont Amadens und. Ludwig von Savoyen, Prinzen 
von Morea, ded Biſchofs Weffen °°); dex tapfere Cos 
ligny de Andelot zeg an mit Mannſchaft von Burgund; 
Heinrich von Montfaucon, Graf zu Muͤmpelgard, mit 
allen ſtreitbaren Maͤnnern on Echallens und Orbe; Graf 
Rudolf zu Greyerz, dem Haale Savoyen mit Lehen und 
von wegen feiner Gemahlin?) verwandt; Wilhelm von 


SJene erfie Urkunde unterſchrieb bee gruͤne Geaf, ,, nacddes 
„fſie ihm in Die Mutterſprache dberfegt worden. “. 

305) Ausdruck ber Urkunde dieſes Bundes 

306) 1373 auf nur 14 Tage, bier auf ſechs Wochen. 

-307) Diefe ligam perpetuam ſchließen von Seite Bern Konrad 
ton Gurgifcin, Lubwig von Gefiiaen, Peter von Wabera, 
Rud. Wiprecht und Rudolf (von Erlach zu) Richenbach. 


308) Edwards Geſchlecht nah Guidenon: 
ſo Awadiue 1V, fT 1253 — Bouiſacius 
1263 
| Lhomas I, f 1233 J Peter der Eroberer, f 1268 
Philipp, T1285 
a Thomas. f 1259 | 
A. > 
Thomas II, + 1382 — Philipp ft 1334— 
Mmadens V, tf 1324-< Edward, $ 1329 — 
Ludwig Here der sat] Apo, F 1343 — 
$1302 — fudmigli,§ Wmadeus der gris 7¢ 
- £ 1350. ' ste Graf | 
ilipp t 1369 
dJaeobef 7 Amadeus t 1408 
[ Bitehoe Coward [Ludwig t 1418 
$09) Morgaretha, Tochter Sumberts pot Alaman Heern gu 
Aubonne, Entelin Joanna von Saveyen (chee Techtce 










- oe 


gs 11. Bud. Fanfees Capitet 


Granfon und Aubouwe, des Vertrauens eingedenl, 
welches der grine Graf ihm Sid in dic. letzten Stunden 
bewies *“°); Nicod vom. alten Stamm Blonay’"'), La⸗ 
farra, des Monts, Eftavanyel, der Landoogt Colombier, 
alle gogen in das Sand Wallis. Der Baron voy Gran⸗ 
‘fon ertheilte bem Grafen von Savoyen die Ritterwaͤrde 
ber Graf gab fie feinem juͤngern Detter von Morea und 
Heinrich vow Rontfaucon. 


Sie fomen unanfgebalten, verbey den Ort wo Ei: 
ſars Feldherr Galba den Beragern kaum widerſtand; 
weil bie beſte Mannſchaft aus den obern Zehnten, auf 
Warnung aus dem Oberland, hie Grange auf Gandet 
wider das Volk der Berner mit großer Mahe kaum bee 
Hauptete. ene legten die untern Gegenden wuͤſte, ſie 
-eroberten Gitten; ihrem Feuer, durch das Gluͤck ent 
flamme, war webder Majoria gu feft noch Tarbelen hod 
gentig. Dieſes grofe Ungluͤck (die Feinde fuchten cinet 
vor dem anbdern gu glangen) bewog die Wallifer gum Frit 


den; und nicht allein bewilligten fie Wiedereinfeguyg des 
Biſchofs, fondern entfagtert auch, zu Schadloshaltungfir 


die Geftelenburg, aller Herrſchaft in dem Land unter Gor- 
dis 9; da fie gum Erfag der ſehr Hoch **) angefenten 
Kriegsfoften su arm waren; verfpradjen fle, Seyon, 
Gerftenbderg, Majoria and Geftelén dem Grafer gu vers 
pfanden. Ein folhes Volf, wenn feine unuͤberlegte 


kudwigs J.) und Wilhelms von Joinville Cheer Johauns 
Tefament 1360). 

310) Einer dee Vollzieher feines legten Willens; Gaichenon, 

351) Die Blonay taffen fid von alten OberGerren des Brabant 
Hetleiten (C. A. von Gales, .vita Amatas de Blonay, ord. 
vilit.); ſolche Mnipriche beweiſen das duntele Miter. 

312) Cine auf Baleeta verwahete Schrift: mandamer- 
tam a Morgia Contegii inferius. 

$13) Guichenon: 100,000 Soldoulden. Die, Sorte N. 
$123 45900 Teutſche Gulden. 


¢ 


1: Befhidhte beep SAwmeigs 354 

Slee, turd. dad erſte QUE geihmcigell :nadenly 
Sbermichtiget wird, kennt im Schrecken, Hee :28 rts 
wirft, weber Unftand nod: Make. Es veryaky, mic fay 
snmdglidy tent. Grafen. cin langer Krieg und: befanders 
die Behauptung dieſes Landes wari Dis Milede, woran 
einem freyen Bolt fo ſehr viel gelegen if, redrbe-eebal 
ten worden ſeyn, wenn fic alle Gachen im Dhol vestaies 
und ſich anf. die Berge begeben Hdtten. Die untern 
Zehnten ſchloſſen dieſen Frieden wider bes Willen. des 
obern Zehnten, und verfpreden fuicend oor dem Gta⸗ 
fen zu Gaveyen, ihm wider letztere beysuftehen ™*). Die 
Bewegungen in Montferrat, im Anfang der Berwals 
tung Theodor Palaͤologus des Zweyten, machten, daß 
Graf Amadeus die Fortfepung diefes Kriegs Grafen 
‘Rudolf yu Greyerz auftrug. 


Diefer, welcher mit Sefonderm Gluͤck bie Herrſchaf⸗ 
ten Dron, Montfaloang und nachmals Aubonne gu feinen 
Erbguͤtern vereinigte, zog durch die weitlduftigen Thaͤ⸗ 
ler feines Bolts, den grofen Wafferfall der Sane vor- 
ben, durch die beſchneyten hohen Bergpfade Aber den 
Sanetſch, nad) Wallis, nahm yu fich die von Amadeus 
hinterlaffenen Goldaten, riff die von Siders, Leuk und 
andere mit fort, und lagerte ben Viſp, in bie obern Thaͤ⸗ 
fer gu sieben?*>). Jn der Radht gieng durch Veran⸗ 
faltung des Landvolks Feuer anf in den Scheunen, wo 
die Savoyer ſchliefen; in demſelben Augenblick wurden 


310) Mote der Schrift, N. 312: gegen rebelles {uperiorés 
Alemennos. Yn campo Sarqueni (in den Gefildben von Gals 
ges in dem Leuter Zehnten) haben fie dieſes verſprochen (Dicle 
N. 312 und jene N. 293 angeff. Geriften (einen von das 
folgenden Bifcifen sum Andenten bee Geſchichte aus Urkun⸗ 
den und Weberlicferungen verfertigte Ecsdhlungen). 

314°) Es muß feyn, dab nad verſchwundenem Schrecken vor 
Gaveven in allen ober einem Thell bee Oberwalliſer Selbfiges 
fabl wieder aufgewacht wat, oo 


tf 


35a II. Buch. Ganfees: Capitel. 


Be veir vem Landeshauxamaan Peler bon aren mit aler 
Mahe aus den obern Zehnten mit gewoͤhnlichem and 


großem Erfalg Aberrafeht “S*),. Muss pieſer ploͤtzlichen 


Gefahe wurde Rudolfidarch vierhundert Munn van Sa 
nen, welche die Rhodandruͤcke entſchloſſen. und geſchickt 
behaupteten, kaum gerettet).In ˖vollem Lauf rann⸗ 
ten Die Sieger dem Grafen von Blundra in die Huͤpſch⸗ 


Burg; fie ſiel ">. Indeß die Stadt Sitten wieder 
aufgebaut wurde, blieb in den Alpen Krieg: zwiſchen den 


‘Hirten™ ; Rache nahm der Feind an den unſchulbigen 


Rindern des Landeshauptmanns >)... Dee Biſchof, 
dem Land unertraͤglich, wurde, als. der Biſchof su Bellay 


—* Erbiſchof iv Tarentaife ſtarb, oan dem ſchifmati⸗ 


X ce) Das if bie arose Waffenthat bey Sip, am sofen ove 

- sggften December bes 1388ſten Jahrs, wo nicht eben Graf 
Amadeuns, aber feine aus der Wadt und Nachbarſchaft £18 auf 
adttaufend Mann zuſammengebrachte MieHt von den Walls 

*  feen fo geſchlagen wurde, daß anderthalbtauſend tm. Rhodan⸗ 

ftrom, Aberhaupt ben viertauſend Mann pas leben eingebuͤßt. 
Siehe den, einem gleichzeitigen Aronymus im neuen Schwell. 
Muſeum, 1, 634, beygefuͤgten alten Zuſatz, aud ber 
yon Stumpf (Reifebeſchr. 1544 Mic.) gebrauchten Chronik 
von Beieg, Möoͤſchig's Geſchichte von Ganen, und 

/ Champtes’s Chronié von Gavoyen (Pacis 1516) bekdtige. 
Die Bahl ber 4000 if auch in dems MeFbudhe gu Viſp, wo 
fie viri electi, mteinder Brie ger Chront! Hos proterum, 
heißen. Tſchudi saple doch aud 3040. 

315) Landſchreiber Mofdhig-in dee angef. Ceatt Fleiß zuſam⸗ 
anengetragenen) Chronté ſ. Landes. 

gis >) Die That fheint nad den Umſtaͤnden paffends faben wit 
nicht oben einen ſolchen Geafen nod 1375 wider bad Bolt? 
Doc ſetzen es einige tn die Zeit Peters von Savoden (Rew) 5 
endlich mochte dte Burg ſeitdem hergeſtellt ſeyn. 

316) Auf Oberwiſpelen und an a. O.; eb. daſ. 

p16) Mah Champler wurden ſeine zwey Soͤhne auf Miners 


von den Savoyern enthauptet. Es ſetzt beſondern Zorn vor⸗ 


aus; vermuthlich war Heer Peter, 1375 der Bolkspactey she 
~ golber, nach dens Ungluͤck des 1 38aften Jabrs dem Vaterlande 
beygetreten. 


Sefhidte ber Shwety. | ps3. 


ſchen Pope Clemens vou Seuf in diefe Wieden verſetzt; 
das Hochſtift Wallis gab er Humberten son Billens, eis 
nem Reffen ded Srofen ton Breyer; 8). 


In bem gangen Sande Wadt 2"), in den Romani feo 5 Dian 
redenden Staͤdten umd Herrfchaften Helvetiens **), 
wurde die Savoyſche Macht (oor hundert Jahren durch 
bie Waffen Graf Peters gegruͤndet, nachmals dnech Koͤ⸗ 
nig Rudolf und beſonders hie Theilungen ser Prinzen 
in ihrem Gortgang aufgehalten) vereiniget und aber - 
alle andere Herrſchaft erhoben, durch) die Riugheit, woe 
mit Amadens der griine Graf fic Meymal guͤnſtiger Zei⸗ 
ten bediente. 


Sobald Ludwig von Savoyen, Freyherr ber Wadt, sore Bers 
in der Schlacht bey Laupen (einen eingigen Sohn verlo⸗ oumee 
ten, ordnete er teftamentivei(e an bie Menge der Gotteds 
haͤuſer in einem Land Bergabungen an Gelb ol und 


316°) gn eines Zedbul auf Baleria bem bin Gallia chrée 
ſtiana folgt, erſcheint nad Edward'en im J. 1387 Biſchof 
Wilhelm de la Baume, und nach Humberten ein Gerharb und 
ein Heinrich von Blanges (oder Blanches) von Vellate, den 
Wallis nicht habe erkennen wellen. Dicke Unoebnungen find 
foweh! aus der Bermircung tin Lande, als durch. dad große 
Shisma leicht erfldrlid. Wir halter Wilheim'en (aus Roo 
maniſchem Adel) fir einen Verweſer, nach deffen und Edward's 
Mbgang bic Savoyſche Partey Gerhard'en eingedraͤngs, wels 
gen Pant Urban, bed Clemens Gegner, ouch pin Anſehen 
vertrieben; morauf das Domeapitel Rokerten Casrerarily. 
Dombercen gu Genf und Sitten, gemdhlt., melcher seh dem 
Sricden 1392 Humberten wih; Nachfolger bes legtern wee J 
ber Greis des Blanches, des bie Verwaltung ce] & N40 nieg , 
dergelegt Hat. 

417) Nun das Sand vereiniget mie. kangen ale —2 allgee . 
meinen Ramen. 

318) Musgenommen Welſchneuenburg und was tte Such War 
fel Romaniſch ecdet. 

319) An zwey Kloͤſter in Geuf, awmep zn Lauſenut an. die. Stife 
ter Monteron, Sautcreh Hqute⸗ rive, de holla valig, Roe 

"HL, Theil. 3 





. 


354 IL: Bud. FAnfees Capitel. 


ernannte feina Tochter Catharina als Erbin ſeiner Herr⸗ 
ſchaft, ſowohl in-der Wadt, als in Bugey und Bal Ro⸗ 
mey 7°). Nach dieſem verlebte ex. fein Alter in den 
Kriegen, und ſtritt als dem nichts mehr im Leben lieb 
iſt; fo. far Philipp ben Geehseen--gu dftern Malen *”), 

 Befonders. in der ungluͤcklichen Schlacht bey Crecy, von 
der aud den Kinig Johann von Boheim weder Blind: 
Heit woh Alter:abhielt. Ee Aberlebte Azzo Viſconti (eis 
nen Gihwitgerfobu, und ſtarb tury oor dem Tod *) 
Nudolfs:Grafen-oon Ei, zweyten Gemahls der Cathe 


rina,' zur Zeit als aud) der gruͤne Graf nod) in garter 


Fugen’ war”); Da erhob fid, wie unter ſchwacher 
Verwaltung leicht, mancherley Ungehorfam °**) und 
Miftrauen 32 in dem gangen Land. Alſo eilten Sie: 
bella bon Chalons (eine Wittwe und ihre Tochter Ca— 
tharina, ber Stadt Moudon ihre Freyheiten gu bef 
tigen"). Einmuͤthig mit Frang von Montfaucon, 
Biſchof su Laufantie, und nicht ohne Amadeus, machten 
‘fie, befonders gegen widerfpenftige Unterthanen, mit 
Bern und Freyburg zehnjaͤhrigen Bund 2). Wilhelm 
‘be Ia Baume gu Ubergement y cit reicher Herr in det 


tuent ; Sune, Freyburg, Charms, kaner Part⸗ dieu, Lacs 
de⸗VJourx, Marſens, Fontaine» Andee’; Teſtament Lar 

J las ont auf dem Schloß au Jverdun, 1340; bey Luͤnig, Cod 
tal. t. 

320) Er fubateuiet ‘Momo (Barer bes grinen Grafen); eb. dal. 

384): ‘Gulckenon, Sav., vie'dé Louts: 

322) 1349 (ſ. N. 327), Berfidherung ber Wittme an 
‘Mondon,. am 29 Janner auch fite Grafen Rudolf. 

$03) Beboreni13'34. 

$24) Urluwde N. 3272 ber Leufel habe das unkraut der 
o Bioeptracht unter bem Bolt ausgeſtreut.“ 

X ) Gutohshon, Ams WI,” 1450. Befonders gegen ben 
Srafen von Genf. 

— 88 Pag tere 

327) Bundbetef, su etectingen im Senke herrer Malet, 
+ loci’ Hofpitalis’'; “os Janner,/von Chiifti Geburt 1550, 
+. gy VOR felner Mrenichrwerdurg' os a9". 





‘ 
. U 


Gefhidte der Schweiz. 855 


Wade **), war durch ſeine Weisheit fo angeſehen, daß 
bie Stdnde Savoyens (hn dem gruͤnen Grafen jum Vor⸗ 
munde gaben. Catharina wurde dem Grafen Wilhelm 
von Namur geheirathet °°): aber in -den damaligen 
unaufhorlichen Sehden war faf— unmoͤglich, zugleich pie 
Wadt und Namur gu regieren. Alſo nach fieben Jah⸗ 
ren erwarb der griine Graf durch Herrn Wilhelm de la 
Baume, daß die Wadt, Bugey und Val Nomen an Sa⸗ 
voyen verfauft wurden "|. Der Pak les Clés, wel. 
chem vor Seiter die Welfehnenenburgifchen StraGen vores 
gtsogen worden, tar oon Herren Ludwig und chon von 
ſeinem Bater *"), fo ficher gehalten, und fo billig vere 
twaltet wo rden, daf der gemeinfte Handelsweg zwiſchen 
Stalien und Frankreich durch diefe Herrſchaft gieng **2). 


Die dbrigen von Graf Peter dngenommenen Herr⸗ 
ſchaften, welche durch Beatriz, deſſelben Tochtet, dv 
das Haus der Dauphins erbten, hatte Het gruͤne Graff 

3a 


318) Tauſch ber Guͤter gu Begnin, Dullller und Corcelles av 
ben Grafen gu Namur, gegen Giter gu Mdrchifie’, Gimel, 
Burdigny, Longirod, 1358; Gautchenon, Louie II. Aber⸗ 
gement i in Deeffe. . coy 

329) Suldiaungsurkunden 139525 Mevers gegen 
Moudon, lun.; Bekdtigung der Feenheit Nion 
eod. Er war: vom Hauſe Dampierre, das in Flandern herrſchte. 

330) Urkunde, Gobelines, 1359, ihren Getreuen, . den 
Dirgern end Gemeinen Vuandi. _ 

331) Diefer Paß war cin Hochburgundiſches Lehen, welches aber 


nit eber wieder empfangen werden durfte, als nad Erldſchung 


des mdunlichen Stamms von Gavogen; vie Grafen gu HB. bate 
ten fic vorbebalten aus dem Ort Krieg fdbren aw ddefen 
à grandes gene et petites, à armes et [ans armes. Soruch 


Herzogs FJohank von Berry, Obmanns, 1380. 


332) Karls 1v. urkunde an WNerenburs wegen 
Zoll an’ Münze, Rärnb., pr. Ral. Jul., 13583: “dis 
Kaufleute ziehen per bellam aquam (Balaigue). 


— 


356 sd. Bud. Fuͤnftes Capitel. 


hep folgendem Anlaß vereiniget: : Hugo von Anthon, 
Dbheim des analigen Grafen von Genf ”), dem Hauſe 
Savoyen von Jugend auf unverfshnlicher Feind b), 

ar in denfelben Herrſchaften *) Statthalter des Den 
phin Humbert. Einſt als cine Schaar Savoyiſcher Krie⸗ 
ger aus Genf zog, befahl Hugo ſeinem Neffen Peter *”), 
fie zu ſchlagen. Jene, welche ſich keiner Feindſeligkeit 
verſahen, wurden leiqht uͤberraſcht; nachdem Chateau⸗ 
Renaud, ihr Hauptmann, umgekommen, fioh vie Mann⸗ 
ſchaft in die Stadt Nion. Um dieſen Frevel wurde 
Hugo durch den gruͤnen Grafen von Gex (wo er wohnte) 
vertrieben. Hierauf gewann eben dieſer Graf einen ſol⸗ 
chen Sieg, daß von den Edlen der feindlichen Partey 
keiner war, der nicht erſchlagen oder gefangen wurde. 
In dem Kriege, welchen der Dauphin (ein ſehr leiden⸗ 
Hicher Mann) mehr mit Erbitterung als wahrem 
druck unternahm, Galf aud) bie Stade Freyburg 

end Graf Rudolf ju Nidau yu Zerſtoͤrung feiner Stamm 
Surg fa Tour bu Pin, So febr des Dauphins Semith 
aufbrannte, fo bald fant fein Feuer in unthdtige Schwer⸗ 

muth nieders fein vornehmſtes Land hatte er bereits den 
Koͤnigen von Frankreich kbergeben. Endlich vermittelte 
$as Parlament oon Paris, daß er ſowohl die von Graf 

Peter augeerbten Herrſchaften, ‘als die Sebensberdr 


833) Graf Amodens II, von Genf, + 1308 
| madeus 1, — 1367 


Wilhelm 111, Ftz2004 Peter, gu Galaifon, Lernicr, 
Hugo gu Bathon, Mor⸗ Alby ze. 
| Nay 2c. - Mpmo ff. 1369 ohne Nachkommen. | 


943 2 Schon 1525 war ex mit Graf Edward en im Krieg; ba 
Half ihm ſieghaft fein Herr, Dauphin Wigo VIII. 


r * Zumal Zaucigny und Ger; das Uebrige beſtand in zerſtreu⸗ 
ten Lehen. 


349) N. 333. Won ibm ſtammen die Marfgrafen von Lullins; 
Gujekenen. . : 


Geſchichte der Schweiz. 57 


frit fiber die Grafen von Genf ™*), an Sadoyen uͤber 
gab #?7), In dieſen Geſchaͤften wurde der Sraf zu Sas 
Donen von den Kduigen von Frankreich beguͤnſtiget, twee 

gen des Beyſtands, welchen er mit Ridau, Blonay, Gone, 
moens **) und andern kriegserfahrnen tapfern Madris 
nern ifnen wider bie Englander that ™)- 


Bey RKaifer Karl dem Vierten half ihm die wichtige Darttel⸗⸗ 
Lage ſeiner Herrſchaft auf der Straße Italiens, und Karls ™ vica 
Freygebigkeit mit Reichsrechten, die ihm gleichguͤttig was 
rn, gu Erwerbung ober Erneuerung des Reichsvicaria⸗ 
tes, wodurch (eine Macht Aber alle andere Herrſchaft ere 
hoben wurde. Zuerſt erbielt er, daß alle Stddte und 
Herren ſeines Landes in AppeLationen oor ihm (wie fork 
ton dem Kaifer) bas Endurtheil enrpfangen folter **°). 
Swentens; als der Raifer von dem papfilichen Hof ja 
Uoignon nach Chambery, der Hauptſtadt Savonens, fam, 
befahl derfelbe allen Prdlaten, Edlen und Seddten bes 
zwoͤlf Erzſtifte ind Bisthuͤmer dieſes und benachbarter 

nder ), inner zwey Monaten dem Grafen js See - 
voyen bie Reichſshuldigung gu leiften und alle kaiſerliche 
Gewalt ***>) mit Regalien und hohen Gerichten in deme 


$35) Erworben in den Kriegen, welche von dem damals leben⸗ 
ben Grafen von Genf und ſeinem Vater wider bes gruͤnen 
* Vater und Großvater gefuͤhrt worden waren. 

337) 1355. — 

338) Peter von Goumoens if “4 in ben Kriegen Herzogs 
Endo von Burgund beruͤhmt; S. im vor. Cap. N. 99. 

$39) Giebe Froiffare, Vol. I, chap. 160. Guichenon, 1355. 

$40) Urkunde des Kaifers, Prag 21 Ful. 1356. Dieſe 
SGewalt wibre fo lang ber Kaiſer wil (ad voluntatis duntaxeg 
noftrae beneplacitum) and if in den Grdngen der Grafſchaft 
Savoren. 

$41) Sitten, Lauſanne, Genf, Sofa, Morea, . Tarvin, 
Maurienne, Tarantatle, Webley, Lion, Macon, Grenoble. 

341>) Eandem jurisdictionem, Gignoriam, fuperioritatem-et re- 
gelia. Berordnungen mag er fegen, prout lecundam conf: 
fia videbitur expedire, | 








$58 IL Bud. Zanktes Capitel. 


felben gu erfennen °*7). Auch Seftdtigne ev ihm nicht nur 
alle feine Herrſchaften, fondern die Geltendmachung auch 
berjenigen Rechte, von tweldyen fogar der Name veral- 
tert fen °°). Miche unredhe begleitete ihn dee gruͤne 
Grof.in das Klofter S. Morigen su Wallis und ſchenkte 


ihm bas gebeiligte Haupt Kénig Gigmunds von Burs 


Graf, - 


gund, welder durch feine Unbefonnenbeit vor mehr alg 


achthundert Jahren fein Reich verdarb und ſein Leben 


einbuͤßte 29. 


Wilhelm von Marcoſſay, Biſchof zu Genf, tweldges 


' ple Stadtmauer herſtellte und mit vielen Thurmen °>**) 


ſtark befeftigte, war entſchloſſen, diejenige Reichsunmit⸗ 
telbarfeit feines Furftenthums in Genf, welche Ardutius 
gegen Berchtold von Zaringen sur Zeit Kaifer Friedrichs 
Garbaroffa behauptete, unbefchddiget auf feine Nach- 


folger gu bringen, Obfchon Ulamand, fein Vorwefer, 


weder zu Genf noch beym Thurm gu Bevay von dem Rais 


fee mehr als muͤndlichen Vorbehalt feiner alten Rechte 


erworben 4°); fo wiederholt and grof war dod die 


$42) urkunde, Chambery, 12 May, 1365; aud fir ble 
Nachfolger bes Grafen, bekdtiget vom Raifer Mar iar is 
tian, Ymbſt (in Torol), 15 Oct. 1503 5 Augsburg s Aug’ 
3518. Hierbey wird beFlagt, daß gewiffe Leute (wie das nas 
thelid gu ermarten war) ſich nicht figen wollen, als gehe fo 
ein Dicariat ihnen gar nidté an. 

343) Quibuscunque, etiam deltsuctis vocabulis, valeant appel- 
lari; tterfunie ibid. eod.. 

344) Gaichenon, Amé VI, 1365. 

$45) Die tour maitrefle und andere Denfmale der Bauart find 
nod vorhanden; es waren (Gpon, 1366) 22 Thademe. 

$46) Urkunde bes Katfers, Hertingfeld, Jaͤnner 1367. 
Es if nicht anders moͤglich, das verbo tenus muß auf minds | 
liche Erlduterungen und nicht auf das Vicariat (elk geben ; 
fon& wirde, wenn N. 342 echt iff, Sarl 1V. bier offens 


bare und Savodſcher Geits leicht widerlegtiche Unwahebeitea - | 


fagen, oder, wenn 342 unecht, fo mifte Wenceslaf, wags 


| 


Sefhidhte ber Schweiz. 359 


Glage der vornehmſten -Prdlaten oes Arelatenſiſchen 
Reichs **"), daß dee Keifer nicht anders founte, als die 
Uebung hed Vicariates endlich) widerrufen **) , und bee 
founders dem DBifchof Wilhelm die althergebtachte Gewalt 
beſtaͤtigen °4%). Uber der gruͤne Graf wußte fepr ‘wohl, 
baf- dem Kaifer su Behauptung diefes Urtheils Neigung 
nud Macht feblte, fo daß er nicht unterließ, an Orten, 
wo cr ber fldrkfte war, bas -Bicariat, als unividerrufe 
lich, zu uͤben. Hiezu Bediente ex fich in’ Genf mit um 
fo viel beſſerm Glick der -feinem Haufe ergebenen Pars 
ten, weil dex Biſchof, als in offenbarem Bruch, ‘alle 
bom Haufe Savoyen erworbenen Rechte ihm abnebmen 
wollte. Endlich wurden die Sachen dider Stadt mit 
Hintanfegung der Giearlatébulle auf den Fuß Serge: 
fiellt, wie fie unter des Grafen Srofivater und durdy den 
Vertrag Biſchofs Aymo gewefen °°). Diefes geſchah 
burch Vermittlung Papftes Gregorius des Cilften **), 
alg ser Graf denjenigen Bund wider die Vifconti: mit 
ihm und andern WMaͤchten ſchloßß, gu welchem wir gefehert 
boben, daß auch die Cidgenoffer. cingelabers worden. : 


Alſo entfagte Amadeus einer feinen Vorfahren unbe⸗ 
kannten Gewaltuͤbung uͤber Genf, welche er ohne Beleis 
digung der ganzen Kirche nicht behaupten fonute, um 
grofere Dinge auf der Seite Staliens. Hingegen it 


ten bie folgenden Rater’ cine nie zeweſene Urkunde beſtatiget 
baben. 

347) Wie man ſchließen fann aus bem 1366 an Arles, Gees 
nobleund Balence gefandten fatferl. Brief. 

348) Nrfunde, Srantfurt, Idib. Sept. 1366; diefe drey 
Ustunden und N. 3.49 find bent neuen pon.. fot 

349) Uefunbde Karls IV, Prag 1367. 7 

350) S. tm erſten Cap. bey N. 298. .. J 

331) Papſtliche Bulle Aviguoa 33 Man,. 1372. pes 
funde des Grafen, 25 Iun., éod. Chrotiqu s de Rofet, 
LLich. 29. Wizichum blieb errund Bey’ bet —* auf der 
Inſel oder tn felhcus-KeHe-auf diesels. * 


360 Il Bad, Fauͤnftes Capitel. 


kein Zweifel, daß nach Ermordung Biſchofs Wifdard 
von Tavelli in den Sachen des Hochſtifts zu Sitten das 
Reichsbicariat ihm und ſeinem Nachfolger Vorwand 
war. Aymo von Coſſonay, von Gottes und von des 
apoſtolifchen Stuhls Guaden *”) Difchof ju Lauſame, 
in bev Gefinnung feiner Borfabren, welche den Savoy: 
ſchen Schirm fir: nothwendig hielten 2), geſtattete 
gern, und mit Willen ſowohl der Barger als des Capi-· 
tels, daß die legten Appelationen von dem Grafen ent⸗ 
ſchieden wardens ber Graf beſtaͤtigte die Freyheiten der 
Einwohner der Burg und Staht und aller ehrbaren 
Manner zu Laufanne und in bem Chal su Sutri ***), die 
. Gerichte der Meyer und Caſtlane, des Oberrichters *”) 
und Biſchofs, und verfprach, fie ohne cinigen Vorbehalt 
gu ſchirmen *%), Als Reichsvicarius 7) entſchied fein 
Sohn Amadeus der Gicbente, im bem Streit zwiſchen 
Sen Domberren und Buͤrgern not bie Stewer gu den Stadt 
mauern, alé die Sarger bas Capitel an ſeinen Viehheer⸗ 
ben pfaͤndeten *), in ſolcher Erbisterung, daß faum — 
bie Haufer der Domberren som Savoyſchen Wapen ver 


332) Ge mannte fid unter ben Lauſanniſchen Bikhbfen guerk 
Johann Bertrand tm J. 1341. 

$53) Dee von Guichonon, vie de Lonis II, 1343 angef. Pers 
tsag wer die Ereeucrung defen, welder feit Johann vou 
Coffonay fat immer beſtand. 

3$4) Burgenfium, civiam et proboram hominum; Conceffie 
pro opife. Lauf., Evian, 2 Sept., 1356, 

355) Hier genannt Landvogt; wie her, welcher nan juge heißt, 
bis um 3546 meiſtens genannt wurde; Racket ad plac. 

" gener, 

356) Weder des Pape nod des galſers; N. ssa. 

957) Dab Lavfanne von Meichs wegen unter thw fev, wieber⸗ 
polt ce oft, tn bem Grief sa Gunken des Domes 

pitels, Rigaite, Yun. 1384. 
$52) Brief des Landvogts dee Waht aa Alamean, 

Procuratoe dce Maht, Meuben, lon. 1384 











~ 


Grefhidte ber Schw et}. - 361 


Gewalt befthipt wurden ). Denn bie Barger athe 
teten die geiſtlichen Strafen fo wenig, daß, als das In⸗ 
terdict ob Saufanste fag, Laien in weißen Roͤcken Proceſ- 
ſionen bielter mit kleinen Ruͤben, welche von ihnen fir 

bad hochwuͤrdige Gacrament ausgegeben warden »0). 
Uber ber Graf befahl bem Landvoge Humbert von Co⸗ 
lombier in ber Wadt und feinem Statthalter su — 

die Ungehorſamen an Leib und Gut anzugreifen —** 


Die oͤffentliche Verfaſſung, ſowohl der Stadt Lau⸗ Verfaſſung 
ſanne ***) alg der biſchoͤflichen Hofe Wivlisburg, Bulle Lauſanne. 
und Gourtifie **), war feftgefegt worden auf dem Land. 
tag **), welchen die Geiſtlichen, Edlen und Birger 
nach der alten Manier von Burgund jaͤhrlich vier Tage 
lang ***) gu Salter pflegten. Der Biſchof wurde vow | 


359) Brief N. 357. Die Domberren heißen fromme Fuͤr⸗ 
‘ Miter (orazores) des Grafen. 

360) Rotulas few petias raparum albarum ; Brief bes Gras 
fen an den Landvogt, Ripatie, Jul. cod. 

561) Ibid. Vorher geht Cum drep Tage) fein vorldufiges 
Gprud. Weber bie Entideidung’ ber eigentlichen Frage 
pabe ih nad keine Urkunde; aber ble Gace muß beygelegt 
worden ſeyn; es if von 1385, May, von Mipaille, an die 
Gyndits, procuratores und Biheger der Stadt 
cine Derficherung bes Geafen, daß er fle fo wie fein Bates 
halten wolle. 7 

362) N. 557 werden Prioren und Mectoren ber Stadt ges 
nannt, von welden (in Italien gewoͤhnlichen) Obrlateitmdes 
den und dbeiger inn ern Stadtregicrung die foleende Urkun⸗ 
be niehts erldutert. 

363) Dieſer letztere i unweilt Moudon. Ya habe in ber Ur⸗ 
tunden bee Wivilishargee geſchen, bat bte Recher 
ASerall dieſelben waren and blieben. 

354) placitum generale, plaid general. So with, mit Ber⸗ 
figung des Ramens Uomo von Coffonayg; bieſe 1368 
verfagte Urtunds gewbpnlich angefaprt. 

365) Am vierten Tag mar nur von Weiden und Kaceentrates : 
(casteria) ‘bie Rede. Des Biſchofs Bogt (advocamsy sxorcee 
bas offticium plagiti genesalis (pvéfibictes wad velieg); pices 


360 «IL Buch. Zuͤnftes Eapitel. 


dem Domcapitel gewaͤhlt °°); -ansgenemen wenn ber 
Papſt hierin ungeſetzmaͤßige Bewalt aͤbte), welche 
(wenn fie ohne Mißbrauch den Zeiten: gerade derwaltet 


worben twdre) bem Borfteber der ganzen Hierurchie nicht 


hatte verfagt werden follen. Der Kaifex gab dau Bis 


ſchof die Regalien, das it, Gewalt uͤber die großen 


Straßen, womit alle Zoͤlle verbunden find, Marte 
und hiebey Muͤnzrecht, Maß und Gewicht, alle Hod» 


waͤlder ©) und hoben Bußen“ ). Dafuͤr war Unter — 


Lieben Frauen Sift pflichtig far bert Raifer zu beten“), 
und ihn su bewirthen, wenn er in beffelben Sachen, 


auf fein Begehren, in diefe Stadt fam?’*). Conk — 


gehorchten die Barger dem Biſchof in aller koͤniglichen 
Geidalt?”), wie fie vor Alters wars deswegen thaten 
fie -feinen Krieg ohne Willen ber Gemeine®™*) auf eigene 


auf ſchwur ex, menn ex, ber Truchſeß, Meyer, Webel und 
Kellner (hier miftralis), ja bie Gerichtsdiener Cli Meynens iur- 
mae fecularis), gufammen die Meſſe hirten, aufeS. Peters 
Reliquien; Plaid general. 


. $66) Lbidem.. Go cntfagte hice die, Gemeine ihrem urfpring 


iden Ree. 

967) Wie 1466 und 1472; darum find ſolche Biſchdfe nicht 
im chron. _epifcopp. 

968) Sien oper gum folgenden gepiren dle vendae, dit Bal 
_ fee, die Bußen von Straßenraub. Bow den vendis fomen 
die bid. angegebenen kleinen Abgaben ter Schmiede, Schu⸗ 
fice, Bottcher, die Hebiensyngen und Schweinsktulen (len- 

. gues et lilomblog; oben bey N. 285). 


249), Nigra juriae; ibid, si, 


370°) Banni, veteres vel de communi confilio conitituti ; 3 ibid. 


, Bile find hier beſtimmt. 
071.) Debent regi (fur faufanne war der Kaiſer nur Kbuls 
Der Burgunden) procelljongs et orationes; ibid. 
372) An lero et-ia:mane.debeter. ci procuratio, Nihil amplius 
- jugs yebexeetionis rex haber in villa Lauf.; ibid. © 
373) Debent epilcopo [ervise ficut regi. Tam civitas quem 
burgum eft dos rt allodiune.B. Mariae. 


37.¢).De communi coniilio; -i2.~ tind fo ben ben alten Bolten. 








) Aic Lauſanner olgten bein fourterus maioꝶ MOberſtquamier⸗ 


Geſchichte der. Sh weis. 363 


Sefahr?”*) und Koſten laͤnger nicht alg Einen Tag?); 
ſie bezahlten den Aufwand ſeines Gefolges’”), nur 
wenn er auf Mahuung’”®) oder auf Rathſchluß der vor⸗ 
nehmſten Birger *7°) an den koͤniglichen Hof jog. Sie 
batten fein Gefeg als den abereingefommenen befannte 
gemachten Landtagsſchluß?“), fein Stadtrecht ohne 
ihren Wilken ?®"). Die vollziehende Gewalt war auger 
der Stadt Laufanne dew Meyern, in der Stade cinem 
Truchſeß?*?), in Bluthannsfdllen dem Webel *') vers 
traut. Aber folche grofie Gachen famen vor ded Bis 
ſchofs grofien. Saienbof?**) aus allen drey Staͤnden; fo 
wenig jemand ohne, Gericht gefangen gelegt fourde*™)r 
meiſter), fenelcalcus (Teuchfeß) und pfalrerius Gautier, 
Webel). 
375) Wenn cin Barger gefangen wurde, fo ldéte ibn der Bis. 
(dof; roncinum (ein Rob), den er verlor, bezahlte er ibm 5 
ibid. 


376) Dee Biſchof gab jeden cavelciam; von gezwungenen Dare 
lehn (préts forcés) und Perproviantirung (purveyauce), €rs 


findungen der Gewaltthaͤtigkeit, wußten fie fo wenig, dag das | 


Geſetz verordnet, fie maffen dem Biſchof in victualibus und 
Ferratura nicht ber qo, einem Ritter nit uͤber 14 Tage 
ereditiren: 

377) Namlich zwey oder brey Burver. 

379 Si rex ad curias denuncistas vocarerit. 

379) Si pro negotio ecclefiae et de confilio melioram villae ad 
regem pérrexerit. 

380) Ganorici, familia et fervientes canonicorum, epiſcoi 
familia, clesici, milites, nobiles, et fervientes eorum in do- 
mo propria a cdmmuni lege funt exemti. Das Geſetz am 
fandtag miftralis in ipfo palatio (placito?) debet bandizare. 

381) Daher feine crides, ohne ihren Wihen. Gon Connten 
Statute, durd curiae fecularis Laul. publicationem, Gees 
werdcn. 

382) Senefcalcus ducit executioni caulas in civitate. 

38 3) Plateerius habet exocut. omaium caufar. criminaliam quae 
veniqat ad punitionem corporis aut membrorum. 

384) Curia Secularis. 

395) Man fonnte aud feinen um Appellation gefangen legen, 
wenn er fae 60 Schillinge Baeg:chafe gchen mochte. 


~ 


364 Il. Bud. Fuͤnftes Capitel, 


fo war aud) verboten, ohne diefen Hof einen Zwey⸗ 
fampf°*°) ober Criminalproce# anjguorbnen®*’), oder 
gemand auf die Folter gu bringen™). Zu ſolchen Din- 
gen waren die Einwohner der Burg ™) bes Biſchofs be 
fonderften Raͤthe, weldhe nichts abhalten mochte auf 
feine Mahnung gu ibm gu gehen). Hiefuͤr waren 
ibre Wohnungen loͤberfrey*) 3 die Maͤrkte, die oͤffent⸗ 
lichen Suden°9*), die Wirthshdufer waren ber ihnen. 


—5 der Die uͤbrigen Staͤdte der Wade bluͤheten in den Frey⸗ 
Wedt. heiten, welche der gruͤne Graf mit weifer Freggedigttl 
ihnen ertheilte, und, wo fie nicht aufgeſchrieben wor⸗ 
den 39°), oder wo fie verbrannten®™*), obne Widerfprud 
ernenerte. Sie wußten von feiner willkuͤrlichen Steuer⸗ 
forderung °°"), von Feiner Erhoͤhung des Zinſes der heres 


386) Dod wurde Feiner gu dieſer Probe gendepiget, er habe 
fie ben angeboten pro dominio curiem tenente (vor ber tay 
Haltenden hohen Behoͤrde). 

387) laquisere ſupra aut.contra corpus hominis. 

$88) Alsdann geſchah es bffentlid. 

389) Cives de burgo (rus da bourg). 

390) Es iff im Gefes, ‘wenn die Mapnung ergehe zur Belt, 
wenn einer Tuch ausmißt, oder tenn einer ſchon die Hande 
gewaſchen, um au Tiſche aa ſitzen, fo miffe er erſcheinen; 

er habe denn einen Fremben ju Gaff. 

391) Liber heifen in der Schweiz die laudemia, lode. 

| $92) Menfae plantatae vor den Haͤuſern (wie in ben untern 
J Gaſſen gu Genf). Andere Hanſer batten ſolche d'un pans cor- 
nus ultra murum. Die auf der Burg bezahlten feneliraco⸗ 
(die Abgabe von hem offnen Laden). Loyes und avane (Erker 

und Lauben) woven gu Saufanne nicht geRattet. 

393) Wie denen von dem Thurm ben Bevay has Erbrecht an 
bie Gatee talliabiium odey cenfitorum; Urkunde, Ville 
neuve, 7 Oct. 1378. 

394) Ble su Mion. Urkunde, Chambery, rs lan., 1564, 
den Edlen, Bargern, ineolis et habitatorib. ac Lngularibus 
perfonis loci noſtri Niyiduni. © 

995) SE noteclih. Daher aud die Siinatia (ate 2.) 
beſtimmt murder. 





Geſchichte der Schweiz. 365 


ſchaftlichen Ofen, Muͤhlen ) und Sleiſchbaͤnke ). 
Sir den Tell, welchem die eigenen Leute unterworfen 
waren, wurde jaͤhrlich vow der Gemeine eine beſtimmte 
Summe begahle’??. Jedem war fein Gut fo gang 
tigen, daß cin Vater feinem Sohn mehr nicht geben 
mußteꝰꝰ), alg cin Brot und cinen weißen Stab”). 
Es war beſtimmt, wie viele Tage die Hallbardiere *°"). 
und Schuͤtzen den Krieg ihres Herry thun mußten, und 
er machte von den Blyden *°*) der Staͤdte nicht ohne ihren 
Willen Gebrauch. Die Stdhte wurden unter feinens 
Doerbeamten *°?) von ihren Nechen verwaltet. Keiner, 


396) teerheltbrie der Stadt Murten; Morges, Iun., 1377. 
397) Daher beſtimmt “coutumier de Moudon 1359, wie viet . 
bie Backer und Maller gewinnen disfen; und if vom Lands 
vest von Blonay in Gaden deren. von Aelen wits 
Der die Steigerung bes ‘Stelig preties eine Ur⸗ 

kunde 1367. 

398) Caron annuus (Gurtunde N. 393), auf tomer. bes 
fimmt, und von den Bargern aufgenommen. ~ 

399) Cossumier de Moudon , 1359. 

400) Daher ber Ausdruck il eft venu avec le baton blanc ges 
whbnlich iſt fir cinen, dee von Hanfe nichts bat. . - 

401) Infarmes, in dem Burgredtbhstef gw. Peterlingen und Gr. 
fubmig von Welſchneuenburg, 1353; Juffarmaz (wenn es 
nicht Schreibefehler) tm plaid general 1368. Mehr nad 
Waheſcheinlichkeit als uebergeugung nenne ich fle Hallbardiere. 
Gic teugen wohl die gacla der alten Gallier, die geren der 
Teutſchen. Aber dad ganze Militdewefen dee mittlern Seiten 
bedacf ndberce Beleuchtung. 

402) Balifflee; Revecs Hes Grafen an Peterlingen 
1354 (Mud fouchereri kommen ta vor, mele ich nicht tens 
ne). Weil bas s vor dem c Hdufig ausgelaſſen wurde, fo vers: 
wandelten ſich baliſtaq burd balitas in Blyden. 

403) Schultheiß, advocaius; wie Url, N. 396. Als unter 
Graf Romo den Peterlingern thee Verfaſſung beftritten wurde, - 
gabe? dic Caſtlane und Gemeinen oon Cudrefin and 
Grandcourt urin nbe fe femper vidiffe, habere eos con- 
fales ot commynitatem et ligillum, iploegue, in emaibhus tui. 
hegotiio fue usi ecalilio et Ligils, 


\ 


‘ 


366 II. Bud. Fuͤnftes Capitel. 
ber nicht Berbrecher war, mochte ohne Willen dee Buͤr⸗ 


ger gefangen werden “"*); Feiner verlor bas Leben als in 


gerichtlichem 3weykampf ober mach sffentlichem Urs 
theil“ ). „Moͤrder und Verraͤther wurden gehangen, 


Rauber enthauptet“*); jedem Schimpfwort (auf daß 


bie Veranlaſſungen ber Selbſtrache ſeltener wuͤrden) war 


feine Buße beſtimmt 7). Ehebruch koſtete ſechszig 


Schilling **); Gartendiebe, wenn fie nicht bezahlen 


fonnten, mußten fich entſchließen mit nacfendem Geib von 


einem Ende ber Stadt an bas andere gu faufen* ). 


Der grine Graf hinderte Peterlingen und Murten, feine 
Staͤdte, nicht, unter fich*®) und mit andern*') Binds 


niffe gu ſchließen, worin fie ihn vorbebielten. Das 
ganse Volk der Wade war in cin gemeines Wefen vers 
Sbunden““*): obfchon feit Abgang der uralten Verfaſ⸗ 


404) Contumier de Moudon, 135% 


40s) Urt. N. 396: Wee cinen Birger eines Wesberdvens one 


flagt, muß dafuͤr ſieben Zeugen eben ; mit cinem derſelben 
mag der Beklagte ſich ſchiages. 

406) Eb. dal 

407) Urk. fade Nion, N. $93: Wenn einer dent anders 
.fagt avultros Give punais Vel leprofas. Mud) coatam de Mos- 
don, (359. - Wenn einer dem andern ſagt Rauber oder Pere 
raͤther uͤber hau pt, fo darf dee Mann ſich nicht vertheidis 
gen; abce er iff dazu verbuaden, weon jener ihm ſagt von 
welber Sache; sbid... 

408) Wenn ‘cin Verheiratheter Ber) einem Writ: geiunden wird 
à brayes avalides; Coutum. de Moudon, 13599. Wer einen 


Weib fagt Hure, Huss 10. Schilling; wens fie uͤnverheirathet 


~ if, finf; Urk. der Zetoöhéit von. G. Gicrgue £357, 

409) Coutum. de Mouden. soe 

410) Bundeserneucruny Beterlingen wud R., 1364 
Gdv., Coff et Comménitates). 

“4t1) Nous Louis Comreet.Sire de Neufcbarid faifons favoir & 
tous que nous lammes baurgevis de Payerne; WEFAN de 1355, 
Nur. wollen die Peterlér ger nicht paſſer lo Jomx (den Jura. 

412) Colligati; Daud bevel Savoyen wwd Geen 138s 
und fonf. ewe ek dd 9D de: wis Bg 





BSeſchichte der Schweiz. 367: 


fung und: im Gerfal der Raifeemache eine große Menge 
Herren entfiand, gleichwohl blieb (in Gegenden, wo 
gleichſam die Natur durch die Lage des Landes verſchie⸗ 
dene Unterthanen berief ein einziges Volk zu ſeyn) eine 
Art von ſtandhafter Eidgenoffenſchaft ). Amabens, im 
Anfang der Behauptuñng des Vicariates, verſicherte, vag 
der neue OberappeVationsrath.itt der Hauptſtadt Cham⸗ 
bery niemals in ſeinen Urtheilen die althergcbrachten Gee 
wohnheiten der Wadt übertreten ſoll“). Dieſe Ver⸗ 
waltung verbreitete ihren Einfluß in Staͤdte und Gegen⸗ 
ben, welche nicht unmittelbar unter ihm waren; fein Bey⸗ 
ſpiel bewog andere Herren, fie durch) Freyheiten empor 
zu bringen“), und, wie er *0), fiir Gewinn zu halten, 
ihren Unterthanen gewiſſe Deduͤrfniſſe auf eigene Koſten 
zu erlichtern ), 

Aus Wwey urſachen bluͤhete in dieſimn band unter Des Landes 
riche Oberherrſchaft in den unrubigen Zeiten ded Bufand. 


413) wie Slbenthot gue alt als bas 2 halrecht gemacht 
wurde (1347). Ganz Emunenthat bat bid auf dieſen Tag 
ſeine Landesgemeine, J 

414) UrlGnde 1373. 

A415) Go gab Me Wilhelm von S. Oyan dem Orte GS. Ciergue 
bie N. 408 angef. Urkunde. Solche Frenheiten find Ad: 
meift aͤhnlich wie die Beduͤrfniſſe der Menſchheit; wir fuͤhren 
das Auszeichnende an. 

416) So gab Amadeus der Stadt Nion zu ihrer Wiederaufbau⸗ 
ung (wie auch Moudon und Romont) das Umgeld vom Wein 
und geſtattete ibe cin Abgabe von jeder brotata (brouétre) Holz 
auf zehn Jahres Urkunde, Chambery, lul., 1364, Lefs 
cles, fa dle gange Bogtey Vaud, fprach ce zollfrey, laut Urs 
tunde 1 371. . 

417) Jobhann von Blonay, Ritter, Aberlaͤßt dene n 
von Bevan in ihrem Geldmangel das Umgeld; nur pie 
Grice and oͤffentlichen Gebdude ſollen hiefuͤr kuͤnftig fie unter⸗ 
halten, und fein Eigenthum sollfrcy fafien, 1386. C€Coffos 
nag fanft for ſeine Leute von Granſon, ſeinem Oheim, 
zu Aubonne Zollfreyheit, 1369. Eben dieſelbe 
erhalt von Grauſon die Stadt und Sins fadfaine, 1382. 








368 1I. Bud. Fdeftes Capirel. 


Mittelalters eine ſehr grofie Menge, swar aberhanpyt 
weniger als jetzt bevoͤlkerter, Staͤdte und Hauptflecen. 


Erſtlich, weil die Verfaſſung dem Fuͤrſten willkaͤrlicht 


Unternehmungen und viele landſchaͤdliche Verordnun⸗ 


gen in der That kaum zulieft; zweytens, weil aud 
bey Hofe der Adel des Landes in Anſehen ſtand. Meiſt 
aus demfelben*") waͤhlte ber gruͤre Graf ben Sandvogt 
her Wadt*). Gonk auch war der verdienfooke Wil. 
Helm de fa Baume groß in dem fuͤrſtlichen Nath 4”); 
Wilhelm von Granfon, des Halsbandes Mitter, in 
allen Kriegen vom Rhodan bis an die fer dev Griedis 
ſchen Meere“) von dem Grafen unzertrennlich, ruhm⸗ 
voll in Waffen, geſchickt in Thaͤdigungen“, in der 
Wadt ein ſorgfaͤltiger“), billiger Verwalter ſeines 

Erbgutes, anſehnlich bey Kdnigen***), und ein beſon⸗ 
ders geliebter Mitbuͤrger des gemeinen Weſens der Ber⸗ 


418) Franz und Apmo von Laſarra, Johann von Monts, meh 
alé einer von Montenad, Montmapor, Molierts, Effavaiel, 
Johann von Blonay, Humbert von’ Colombice, kudwig von 
Coffonayn, 2. 2. 

419) Bisweilen war einer vor hem Gavoofchen Adel. Wenn 
‘Die Heeven ber Wadt, im XVI Yahehandect, in groͤßerer Babl 
das Buͤrgerrecht in Bern angenommen Hdtten, fo waede die 

; Bahl inlandiſcher Landviste auch groͤßer geworden ſeyn. 
420) Im Rath ſaßen acht Geiſtliche, ſo viele edle Herren und 

ſieben Rechtsgelehrte; nach der von Galckenon genusten 
Verordnung des J. 1355. 

421) Ritter ber Annonciade, 13625 eb. derſ. Am ſchwar⸗ 
zen Meer erſtieg er Meſembria zur Zeit, als der gruͤne Graf 
ben wankenden Thron Kaiſer Jopann des Sechsten befeſtigte; 
ibid. 1366, 

422) Widtige Vermittinng der Fehde des Markgrafen von Ges 
luzzo, 1363 5 ibid. 

423) Dau der Bruͤcke gu Aubonne, als mancher daſelbſt im 
Gach verdarbs; Karls IV Zollredt 136s. 

1924). Go daß, obwohl burch Gavonen und ſonſt mit Frankreich 
verbunden, Thomas von Granfon und ſeine Nachkommen⸗ 

ſgqaft ta Caglond hoch geehret wurde. i 


- 





Geſchichte dee Schweiz. 369. 


nee*™*); dren Bettern, Johann von Granfon ju Pegs 
mes, Hugo von Granfon und Ludwig von Coffonay gu 
Derchier **°), drey von Montfaucon*2) und viele andere 
Baronen, Ritter und Edle, gldngend in Waffenthaten, 
oder groß durch ded Fuͤrſten Bertrauen. So rar die 
Wadt unter dem gruͤnen Grafen. In Sitten, in Gee 
ſetzen athmete noch der Geiſt, welchen die Burgundionen 
und Franken in das Land brachten, und in welchem, 
in Paris unter dem Urenkel Chlodwigs verfammelt*2*), 
fie die Berfaffung feſtſetzten; bey fo haͤufigem Wechſel 
ber obwaltenden Landesherrſchaft 42%), wurden die Vers 
biltniffe bes Volts, weniger als man glaubt, verdns 
bert. Gans Europa war frey, fo lang die Fuͤrſten it 
Crmangelung eigenthimlicher Kriegsmacht niches thun 
burften, ohne ben Willen oder die Zulaſſung ihrer geist. 
fiden und weltlichen Herren und Birger, verfammede 
auf den Landtagen jedes Volts. 


425) Haulfelelſtung fie Geanfon unter Konrad von Bubenberg, 
1371 Tſchudi. 


426) Johann fiche 1370, Hugo 1382, bey Cuick., Cofforrag 
if cntes Den Vollziehern ded Teſtaments des gruͤnen Grafen, 
1383, cb. ‘Daf. oy 


427) Johann blieb 1370, tid. Hetneih faben wir in Wallis, 
Huldbigung Johann Philipps (bce ein Gohn Stes 
Phang war) mit Orbe, Echallens und -Momtagni-le-Corbe, 

13834. 

428) Chlotar II, 615. 


429) 1. Koͤnige ber Franken, bi 979 oder 217. 2. Dad zwedte 
Burgundiſche Reid, bis 1032. 3. De Saliſchen Kaiſer, 
die Herzoge zu Schwaben, wie Grafen sn Hochburgund, bis. 
1127. 4. Zaringen, bis 1218. 5. Voͤgte Kaiſer Friedtichs 
H. 6. Die Savoyſche Macht. Die hier gemachten Anmer⸗ 
tungen fol niemand voreilig fir Tadel dex nachmals verdnderten 
Regiceungsform  Halten: lestere wird an ihrem, Ort. in dem 
richte betracheet werden, welches diefelbige Belt quf ihre An⸗ 
ordnung und unſtre Zeit auf ihre Wirkung wirſt. 


Il, Theil. . We 


. 


— 


370 It Suc. Fuͤnftes Capitel. 


Jn dem Sebirg Jura flof die Savoyſche und Hoch⸗ 
burgundifche Oberherrfchaft. in oft ungewiffen **) 
Grangmarfen gufammen. Auch dienten dieſelben Hers 
ren von Montfaucon und von Granfon den Fuͤrſten vor 
Savoyen und mit andern Herefchaften su Hodburgund; ! 
fo daß Gerhard von Montfaucon, Stifter von Echallens 
in der Wadt, mit finf und zwanzig, und Wilhelm von 
Graufon mit faſt eben fo vielen volraftigen Kriegsmaͤn⸗ 

| nern*") in den Krieg des Koͤnigs von Frankreich “) 
gemahnt wurde. 


6.Neufhas Das Hans Neuchatel regierte von den Graͤnzen 
tel. der Freyherrſchaft Granſon den Gee herab, an dem 
Bieler See, bis weit in Aargau, und bis in die Wald⸗ 

fiette ber Schweiger. Die Burgen su Meufchatel und 

an der Bil mit verfchiedenen Thaͤlern und Gegenden des 
Jura), Reidsmannlehen, wurden burch die Bers 
ginftigung des Herren, des Farften von Chalons, in 

- Weiberlehen verwandelt**).  Gorgier, eine an dem 
See ſchoͤn gelegene Burg, Hatten fie von dem Herrn det 
Wadt 4) ; Salangin nod) von ben Grafen ju Mim 


> 


439) Der Berg Sen Mubonne trenne bie Wadt und Burgund, 
-fagt Rarl IV 1365 im Bolleedt far Mubonne. 6. 
Claude war aber die Ausdehnung der Savoyſchen Landcshobcit 
lang aud .mit Sern im Streit. Bon les Cles ſ. den Gprud 
bes Herzoss von Berey 1386. 
431) Hommes d’armes. Untee fold cinem wird ſeine Beglei 
_ tung Bon zwey Reitern und ciner Anzahl Schuͤtzen mitverfian: 
‘ben (Dunod, Trt, ris ae Pulippe le Rouvre). 
432) 1352. Dunod, 
433) Val de Rus, Val: ‘Travers; Boudry, Bondevillers; Hul⸗ 
digung des Ge. Rudolf 1311. 
434) Eb. daſ. auf daß es am Eines Hulbigungsbe icf 
1337, daß es an alle Toͤchter du cheſeau fallen moͤge. 
434>) Ludwig von Welſchneuendurg empfangt dieſes Leben 1340 
von fubwig Freyherrn der Wadt aus dem Hauſe Savoden, 
ſeinem Oheim; im Weflg derſelben mar der Herr von Eſßa⸗ 





; Gethigse ver Gohweiy. ” 878 


pelgard o, Nidau, fonft mit Backers ton Gavvgen 
angeſprochen), war nebft andern Giitern unt den 
Bieler See gewiſſermaßen Lehen der Bifthdfe zu Bagel *?”); 
Sehuten Hatten fie vom dem Hochſtift Yanfanur *) ;‘ von 
andern geiſtlichen Herren geringere Giter*”). - - Sig 
erhtem burch cine Tochter von Froburg die Feſte Vipp 1*”), 
dew VBachegau **") und vermittel® eines: Lehenbriefs vow 
bem HochRift Bafel die Heine Stadt Often. Johany, 
deffin Vater GerSard bey Laupen erſchlagen wurde, hf 
herrſchte von der Hafenburg bie Herrſchaft Williſau 
Sie hatten von Oeſtreich die große Pfandſchaft Wollhau⸗ 
feu; Alpnach in Unterwalden hat von ihnen“?) dle 
Greyheit erkauft. Cie ſchenkten dem Lande Schwytz 
achtzehn Erbfaͤue ihrer eigenen Leute daſelbſt, als cine 
he aa ° 


vaje’, nun hiefuͤr Dienſtmann gu Meutchatel ; Neufdatels 
Tee Chronit - 

435) Huldigung des Ge. Lubmwig an ben von Chalons 
1357. 

436) Deswegen begehrte 1355 der gruͤne Graf, daß der Dau⸗ 
phin Urkunden hieruͤber, die von Graf Peter von Savoyen 
auf ihn gekommen ſeyn mochten, fhm herausgebe; Ouick. 

437) Bekenntniß Rudolfs gu Nidau es ditern 1338, 
dak eigene Leute des Biſchofs auch in der Stadt Nidau demſel⸗ 
ben eigen bleiben. Brief des juͤngern Ge. Rudolfs 
1344, daß er fuͤr gewiſſe Gaͤrten und Wieſen gegen Biel hin 
dem Biſchof fo pfichtig iſt, wie bercits mit Schlob und Grade. 

438) Obige Huldigung 1311. 

439) Landeron von ber Abten tn bee Inſel, Creſſier vom Bs 
ſchof zu Baſel, andere @ater von Gricnisberg; Hulbigung 
1357, 

440) Caltrum fuum Bipp nennt Graf Nudbolf 1338. 

441) Bon dieſer Landacafichaft ſchreibt fid der leste Rudolf 
in irfunden; von Sroburg namentlid N. 452 und 471. 
Do blieb nod von Froburg cin (ob echter? ob giterlojer ? ) 
Abkoͤmmling Hanns , der 1428 ben-Gtamm beſchloßs; Joß. 
Rudolf Suter, Haller’s Bibl. 1V, 348. 

442) Nargaretha yon Strasberg, Frau von Bolipaw 
fn; urkunde 1368; Tſchudi. 


\ 


— 


70 TL BURP Fuünftes: Tapitel. 


Tochter dieſes Hanes), Wieewe: eines Markgraten 


yu Bader, Durch das Anfeher der Maͤnner von Schwyt 


wiber die Erben Gees Gemahls befchlennt wurde. Mer 


der Glan} des Welſchneuenburgiſchen Haufes wurde ver⸗ 
bunfelt, weil alle dieſe Suͤter unter BurgundiſchemM, 
nicht unter. Saliſchem **) Erbrechtwaren. Dedurch 
geſchah (wir ſelbſt Im Hauſe der Hochburgundiſchen GBra⸗ 
fen*)), DUG twink ein Zweig Hts auf Toͤchter ausſtarb, 
in Theit ans bem Stamm fam, und endlich nur Cin 
Rweig mit fat keiner Herrſchafe uͤbtig blieb ).“ Doch 
in dieſer Zert, als Imer, der letzte Graf zu Straßberg, 
ſtarb, erbte, was sori ſeinen meiſt veraͤußerten Guͤtern 
uͤbrig war, durch feine Schweſter an feinen Vetter Graf 
Rudolfen su Nidau“e). Bald nach Imern ſtarb Lud⸗ 


wig, der letzte Graf su Welſchneuenburg, deſſen einziger 


Sohn im ag umgelommen *™). a fein unechter 


443) Maria, Werchtolde Tochter, Muhme Imers von traf 
berg, vermdhlt mit Rudolf Heſſo, Markgraf zu Niederbabden. 
Markgraf Rudolf der Weker, ihr Schwager, wollte ſie von 


. * threm Witthume verdraͤngen; die von Schwytz unter dem kand⸗ 


ammann- Konrad von Fberg ffanden ihr beep. Urkunde, 
9 Marz 1350; ben Tſchudi. _ 

444) G. im erffen Buch bas g Cap. 

445) Nach welche das Gut bey dem Stamm blieb. 

446) Obne diefes Geſetz mairden im J. 1156 dee eefter Linke dee 

> Grafen von Hochburgund die Herren bon Chalons nachacfolst 
baben, bis 1529 dieſe erloſchen; aber fo fam das Land an 
Hobenkauffen, an Meran, an einen Zweig von Chalons, an 
Koͤnige von Geanfreih, an Hergoge vor Burgund. 

447) Die Nachkommen Grafen Gerhards von Valangin, wider 
deren Erbfolge bis 1523 nach dem Salifchen Geſetz nithes haͤtte 

geſagt werden koͤnnen. | 

448) Imer flard 1366. Geine Cochter, Gemahlin Markgraf 
Otten von Hochberg , war 1352 geftorben. 

449) Der Sohn, Iohann, ſtarb im Elias, als Gefangence 
* (fein Bater Eonnte dfe Ldfung nicht aufbringen) 2368; der 
Bater 1373. Bor feinem Tode errichtete Ludwig in bea 
Chor der Hauptkirche ſeinen Bdtern, dem abfterdenden Geſchlecht, 
cin noch befichendes Denkmal; da fieht man, funfſehn Fuß 








Geſchichte der, S hiv 653. 57 $72 


Culel Gerhard‘). fo wenig, als Walther fin eigenet 
unechter Sohn “i), Jehensfaͤhig war, fam dle Herrſthaft 
Welſchneuenburg auf Iſabella, feine: aͤlteſte Sochter) 
Gemabhlin deſſelben Grafen Rudolf zu Nidau,. Erben 
pen Froburg und Straßberg. Neben ihm beruhete nb 
MensSftamm von Welſchneuenburg auf Johann son Vea 
Jongin***°)- and auf Peter, Sohn veffen, welder Mara 
berg verfanfte. Er ſelbſt, Rudolf, leuchtete unter’ 
Kriegshelden hervor, wuͤrdig des bey Laupen erſchlage⸗ 
nen Vaters und Rudolfs von Erlach, welcher ihn aies: 
dem Golf gnaͤdig “2). 


In den benachbarten Laͤndern des Hochſtifts Baſel wars. ant 
nichts merkwuͤrdiger ald die Betrachtung der Verſchie⸗ Sar 
denheit einer guten Republik und eines wohlregierten 
Fuͤrſtenthums. Das Bisthum war anders unter Jo⸗ 
banndem Senn von Muͤnſigen, anders unter Johann 
pon Bienne und Jmer von Ramftein*”); hie Buͤrger⸗ 


über ber Erde, ſteinerne Dilber, in Lebensgroͤße und alter 
Bier, von neun Welſchneuenburger Grafen,. pice Grdfinnen. 
Sie find im Reufdatettes Almanad 1805 wohl bes . 
ſchrieben. 

aso) Gr war Soha Johanne; Iſabella gab thu: Travers un 
Baurmarcus (weldhe Herrſchaſften mit Anna, der letzten Erbin, 
ims ſechszehnten Yabehundert auf Ulrich von Bonſtetten ge⸗ 
fommnren find): Joana, ſein Goon, faufte us 1100 Woldguls / 
ben Gorgier; Neufd. Chronif. _. 

432) Yfabela gab ihm Rochefort und die Verrieres. Er trieb 
Naud von fence Burg. : 

4515) 2384 wae er geforben. Urfunde Leopolds vou 
OHekreids Zurl. bey Zapf. 

452) Zollfrenbeit foe die von Ba ren, welchen er aud 
idhelich 12 Pfund auf den Bok gu Geenden aſſignirt, 1366.. 
Verkauf des Boks. su Biren ag Math und Warger 
daſelbſt, 1369. Berteutfhung three Freyheiten 
coe fe oft ‘Webreden haben an Bfoffen und Sipesibeen), 


ase?) “Der crite fart 1365, bee socote 1382, der letzte 
88956 roa 


3% II. Buch.* Fanfees Tapitel. 


ſchaft von Baſel war vor und nach dem außerorbentlich⸗ 
ſten Unfall ſich ſelbſt gleich. Fuͤrſtliche Macht hat oft 
ſchutilwirkende erboergte voruͤbergehende Kraft; eine 
Gemeine Hat ihre Kraft in ſich ſelbſt, viel ſtandhafter in 
Guten, unheilbarer im Boͤſen. Es iſt wahr, daß aud 
ein Volk ſeine Kindheit, ſein Jugendfeuer, ſeine Manns⸗ 
kraft und fein abnehmendes Alter hat; aber die Folge 
der Zeiten einer Nation iſt um ſo langſamer, um ſo viel 

eine ganze Stadt in den vielfaͤltigen NocHeilungen dee 
obrigttitlichen Gewalt ſchwerer gu verderben iſt, als tin 
Menſch ). 


Tauſend Jahre Angefihe, nachdem die alte Raura ⸗ 
chiſche Auguſta untergegangen“); ‘ald der Senn von 
Muͤnſigen in dem ſechs und zwanzigſten Jahr Biſchof zu 
Baſel war; bald nach den Zeiten des großen Todes, von 
dem wir geſehen, daß er nach fuͤrchterlichen Erdbeben 
ſich in einem großen Theil der damals bekannten Welt 
geoffenbaret ); in dem dreyzehnhundert ſechs und funf⸗ 


. > gloften Jahr, an dew achtzehnten Weinmonat, um jehn 


Uhr in der Nacht * >), verfiel in wenigen Minuten durch 
zehn ſchnell folgende Erdſtoͤße gang Baſel“9), die groͤßte 


Stabe im Umfang delxetens, bemmahe — alle Wuͤnſur 


453) Go daß cine gute Republik Aberhaupt (Umſtaͤnde beſtim⸗ 
men alles) einem guten Fuͤrſtenthum vorzuziehen feon moͤchte; 
hingegen iſt von der ſchlechteſten Fuͤrſtenregkerung mebr au hofe 
fen, als von einer verdorbenen Stadt. ene erncuert ſich. 

454) Nah wahrſcheinlicher Muthmaßung, durch cin Erdbeben; 
wenigſtens fließt der Strom durch einen Theil der alten Stadt. 

455) Oben Cap. III, N. 115. 

ass>) Seit Defveesett waren Bewegungen merkbar; „um bic 
„dritte Wachtglocke, bo fam er ein gar ungefuger Erbbidem, 
„und derſelben Nacht komend wohl zehen“ — 

boven 

* Rathsbuch 1357 bey Ochs: Es blieb fein: Kilche, 
Turne nod Keinin Hus weder in ber Stadt noc inden Bors 
ſtadten gangs ouch fiel dee Guragrabe (ber gemauerte Stadt⸗ 





Gefhidte der Schwei. 375 


und Kirchen °°"), hie Hofe der Großen, die oft bee 
baupteten feften Ringmanern; dreyhundert Menfchen*™) 
verdarben in den Truͤmmern des einſtuͤrzenden Vaterlan- 
ded; Feuer erhob ſich bey S. Albans Schutt, fraß ache 
Lage lang unloͤſchbar, bis, da es hinausfuhr gu S. 
Johannsthor, die Materie fehlte*™). Schwefelwaſ⸗ 
fer quoll aus der Erde“). Felſen bes Blawens, 
Grundvefte der Sehldffer, zerſprangen; in dlefer Nacht 
brachen vier und achtzig Surgen**) der Grafen uyd 
Heeren in Heyden Hochfiftern Coſtanz und Bafel*); | 


grate) an vil Orten jn. Aeneas Golvius meldet, buns 
dert Hdafer feon aufrecht geblieben. 

4565) Belir Saber meldet, cin Theil des Muͤnſters fey Aber 
die (gum Gluͤck leere!) Schule, feinee Thieme cince in den - 
Rhein geftuͤrzt. 

457) Hierin folget man billig eb. dDemf., dem eigenen Ges 
ſchichtſchreiber von Baſel. Tſchudi und Schodeler, jeder 
fich felb@ tinmer gleich, zaͤhlen, jener 100, letzterer (dod 
oud Tſchachtlan) sooo. 

458) Ein Jahr lang bebte die Erde; bis nad Straßburg hina’ 
oft pligliche Schreckniß; Gtumpf. weberhaupt ſchlen die 
Rinde des Erdballé fang unficher. Bald nach diefem fielen 
wahrend auficrordentliden Sturmwetters Gallipoli und ale 
Stddte der Thracifchen Kifte, fo dak bas Land rettungslos 


bem Sohn Hsman’s und Guleiman offen ward. Kaifer. 
Kantakazenus berichtet cs tm aten Bud. | 
458°) BPotlippus de Lignamine; Murator 


Seripte. IX. 

459) 46 tm HSt. Bafel,, die Abrigen tm HSt. Coſtanz. (Das 
alte Nobur) die drey Wartenberg, Fuͤrſtenſtein, Reichenſtein, 
Pfeffingen (die SGedfin fiel in das Thal; ihe Kind wurde in 
der Wiege zwiſchen gwen grofen Gtcinen erhalten; Grok, | 
Chronik Baſel) Berenfels, Froburg, Bechburg, Fallenfein 
in ber Claus, Landestron, Landenberg, die Schduenburg, 
Ramſtein, Farnsburg, u. a, Bon dem an heißt Liekal nice 
mehr cine Stadt (Brukner G. 985). Won dem an urs - 
fundete auc der Biſchof, fir Gewerf und Steuer fic mit 6o 
Pfund Stabler gu begnuͤgen; es blieb fo (Ba feler Alma⸗ 


nad 1798). 
460) Dob ia Bern S. Bincengen Miners Chor und Wen⸗ 





316 II. Bud. Zuͤnftes Capitel. 


weit und breit erzitterte bag SuraBebieg melo find 
in die Liefe verfunten “© >), 


Da erinnerte einer in dem Nath von Heftreid, 
Herzog Albrecht!’ (welcher cine Sache wider Bafel hat: 
#¢4°°*), „koͤnne, da die Ratur ibm die Stadt dffne, nun 
„ohne Widerſtand fie einnehmen : ber Herzog (prac, 
pda fey Gott vor, daß Albrecht von Deſtreich die toͤde, 
„welche dee goͤttliche Arm verwundet* ay⸗, und befahl 
vierhundert Maͤnnern vom Schwarzwald, eilends hin 
zuziehen, um auf ſeine Koſten den Buͤrgern ben Ort reini⸗ 
gen gu helfen, wo ihr Vaterland geſtanden ). Ob⸗ 
ſchon einige an einem andern Platz bauen wollten“), 
beſchloß mit Rath deren von Straßburg und anderer 
freundſchaftlichen Staͤdte das Mehr der Buͤrgerſchaft, ge⸗ 
troſt an den Orten ferners zu wohnen, wo bis auf dieſen 
Zufall die langen Geſchlechtfolgen ihrer Vaͤter. Nach 
wenigen Jahren (fo fleißig bauten und befeſtigten fie**)) 


beltreppe eingeſtuͤrzt, hievon zeuget eine Urkunde, wodurch 
die Regierung den teutſchen Herren zu Herſtellung 
Gteuce geſtattet. Auch Schafhauſen erbebte; Joh. Schodp, 
zu Rhan. 

460°) Ködnigsfelder Chronik. Noh ardbt man dle 
Braunkohlen der in Brevine verfuntenen Welder (EC heh 
Ani; 3. Schweizerreiſen) Aud Ginner (voy, t. 1.) berich⸗ 
tet, wic, ſpaͤter nod, der weſtwaͤrts bem benachbarten Gee 
der Etalieres blihende Wald ſich verſenkt). 

460°) Wegen Buͤrgerrechte, fagt Faber, und well die Stadt 
anfieng, ſich an die Eidgenoffen gu halten, Mit dem Blſchof 
hatte Johanna von Pfirt, Albrechts Gemabhlin,- 1347 cinen 
finfidbrigen, cr nach deffen Ablauf cinen finf and zwonzig⸗ 
jdbrigen Gund gemadt (Guilltmann, Mic.). 

4604) Si Deus pugoavit eum Balilienfibus, abfit a nobis, ut 
dejectos occidamus; Faber, 

461) Die Eiſcngaſſe, von der Rheinbruͤcke nach dem Kornmarkt, 
reinigten ſie; Fader, 

462) Bey S. Margaretha; Tſchudi. 

462") Ciebelfer von Strasburg, Saiettatt Colmar, Muͤhl⸗ 





Gefhigte. dep Schwein, 377 


war bit Stadt, gegen ihre Feinde fo ſtark mig gor. AL . 
ters 4°) und. nuerſchrocken jum Angriff *%*) ; fie konnte 
Selagerungsjeug felt dem + aries von fii Ici 
ben *”). 


Denn der Nachdrud der damaligen baͤrgerlichen 
Sitten iſt aus vielen Beyſpielen bekannt. In dem acht⸗ 
zehnten Jahr nachdem die Bafeler den paͤpſtlichen Legat 
in den Rhein geſtuͤrzt und umgebracht, kam Karl der 
Vierte, im Anfang ſeiner Verwaltung, nach Baſel, 


welche Stadt um die Treu Kaiſer Ludwigs oon Bayerg 


unter bem Dann lag. Sie ließen ihm fagen, „alsdanu 
„wollen fie ihn aufnehmen, wenn die Stadt pon dem 
„Bannpn ledig fey. Karl fandte Marquard von Rau⸗ 
degt, Pompropt von Bamberg, ihnen gu erklaͤren, ndi¢ 
„Abſolution fey offen far die, welche ihm gehorchen, 
„und welche ſchwoͤren, ſo wenig den fir. Retfer zu hal⸗ 
„ten, welchen der Papſt nicht beſtaͤtige, als fuͤr Papſt 
„einen ſolchen, welcher von dem Kaiſer ied rechtmaͤßi⸗ 
„gen Papſt entgegengefege.wiirde./ Da ſandten die 
Baſeler den Buͤrgermeiſter Konrad von Berenfels, Rit⸗ 
ter, nebſt Konrad Minch (einem nahen Verwandten 
desjenigen Ritters, welcher an ber Seite Koͤnigs Johann, 
Vaters des Kaiſers, ‘im-vorigen Jahr bey Crecy, umge⸗ 
fommen“**) ), folgenden Auftrag an den Biſchof m am 


é 


hauſen, Rheinfelden, NReuenbueg, Dew renal Greys 
 buca; Tidad tian. 

463) 1365 wiber die Gaͤgler. 

464) 1371 wider Falkenſtein; 1366 fie Freyburg im Brrie⸗ 
gau. Alles unten. 

465) Urkbunde Hers. Leopolds, daß er deswegen dem 
Schultheiß gu Seckingen 140 Gulden ſchuldig ifs 1371, 
Tſchodi. 

466) Yn ihn und 8. von Klingenberg lich der blinde Koͤnig ſich 

bvinden; Alb. Argent, Tſchudii1546, aug welehen genden 
aud das folgende if. . 


oe hey og 


378 IE, Bud. Finftes Capitel. 


Berg in des Raifers Segenwart auszurichten, „Wiſſet, 
„Herr von Damberg, von wegen der Barger zu Baſel: 
„daß wir den feligen Kaifer nicht fir einen Keger Salter, 
und ohne Ridficdht auf den Papft fir Kaifer annehmen, 
„wen die meiften Kurfirften uns geben. Den Redhten | 
„des Reichs wollen wir feinen Abbruch chun. Im uͤbri⸗ 
gen wenn ihr uns abfolviret, fo werden die Thore auf: 
ngethan werden.” Da Begefrte der Biſchof mit Rath | 
und Willen des pdpftlichen Gewaltboten, „ſie follen um 
die Ubfolution dod bitten.“ Da wanbdte fich der Bur: 
germeifter gu dem begleitenden Ausſchuß der Burgers 
ſchaft, mit folgenden Worten, „Bevollmaͤchtiget ihe 
und, um bie Abfolution zu bitten?’ Auf derſelben Bee 
willigung nahm er die Abfolution, und Kaifer Karl J 
in die Stadt. 


Funfzehn Jahre nad) dew Erdbeben wurde der Paß 
Aber den Hauenſtein, welcher ein Arm odes Jura if, 
bey der Clauſe gu Gal€enftein unficher; hiezu verftand | 
fid) gums Rachtheil ber Raufleute Hemmann von Bed 
burg ) mit Johann Graf ju Thierftein und mit Sur 
fard Senn von Minfigen, Erben der Grafen gu Bucy 
cof. Die Ritter waren, wie in Gaſtfreyheit und ho: 
bem Ginn, fo darin den Emirs der siehenden Araber 
gleid), daß Strafienraud edel fchien*®*). (Auch Graf 
Gottfried von Habsburg warf den Bridern Scheitler 
vom Land Uri zu Lauffenburg ihr Raufmannsgut nieder. 
Die Scheitler mit einem Harft von Schwytz und Uri nah: 
men den Grafen bes Nachts im Klofter Einſidlen gefan- 
gen, und ndthigten ibn sur Geredjtighit*)). Als bey 


467) Erbe der alten Geafen dicfer Burg; Tſchudi 1313. 

468) Vielleicht wor aud beyden der Borwand gemein: dab 
namlich mehr Sol und Geleit gefordert wurde, als dle Reiſen⸗ 
ben ſich verpflichtet glauben su geben. 

469) Tſchüdi 1370, in welchem Jahr auch die Unternehmun⸗ 
wider Falkenſtein geſchah. 








Gefchächte der J) weiz. 379 


dem Roden”): se Falfenfein Kanfleute an ache Teutnet 
Sofran- gepluͤndert wurden, machte Baſel einen Bund 
wit Rudwif, Grafen zu Ridau, welchem wegen dev 
Landgrafſchaft im Buchsgau dle Geleite sufamen*”. 
Die Burg wurde'dingenommen; der Bechburg, Buchegt, 
Thierſtein und Konrad von Eptingen gaben ‘fle in die 
Verwahrung de. Grafen; die Sdloner hielten fie fie 
mitzlich zu enthaupten, um yu warnen, daß, wer. fid 
gu ſolchem Dienft brauchen taf ed thue auf kebensge ⸗ 
fahr. 


Der ganze oͤffentliche und privat Wohlſtand in Ba⸗ 
ſel beruhete vornehmlich auf dem Handel; die Haupt⸗ 
quellen des, zu großen Ausgaben wohlangewendeten, 
Einkommens waren in dem Reichthum ber Buͤrger, aus 
welchem fie dem Baterland aͤußerſt freygebig waren *””), 
unb in bem Zoll, welchen fie son. dem Biſchof an die 
Stadt loͤſten. So bluͤhend Johann dec Senn durch 
weiſe Verwaltung das Hochſtift auf ſeine Nachfolger 
brachte, fo ſehr verdarb ſeine Sachen Johann von Vien- 
ne durch unklugen Stolz. Jener, als der letzte Graf 
zu Froburg ſtarb, nutzte die Lehnrechte des Hochſtifts 
uͤber den Sißgau; eine Landgrafſchaft, in fruchtbaren 
und anmuthigen Huͤgeln von dem Jura bis an den 
RHeinftrom*”*), wichtig wegen des Paſſes im untern 


470) Name vleſer Burg bey bem Volk; ſichtbar bas Italidniſche 

. Focca, 

471) urkunde bes Bundes 1374; Tſchudi. Aud 
namentlid fie Gigmund, von Thierſtein und Hartmann von 
Kiburg. Den Bafeleen wurde Geleitsrecht bey eben dtefem 
Anlaß gegeben; meant Karls IV, 1372, bey Grate 
ner, Merfwirdiel. S. 734. 

472) Sum großen mgeid gab, wer 2000 Mart beat, wis 
chentlich⸗ Sdifling; 3, wer spo hatte; 6 Pfennig, wee 
nur 26, In Kauf und Berfauf, fe. von 12 Basen, o Raps 
pen: 3 Gd. vor Gaum Wein, 4 vom Biestel ‘forn. Iſe⸗ 
lin bey Tſchudi 1376. 

473) Detshuung soricf 15655 bey Shunt. ‘ga den 


‘380 II. Buch. Fuͤnftes Copitel. 


Hauenſteinꝰ ).Der Biſchof erthellte · ſie Jhunn, eben 
dem Grafen von Habsburg, welcher in Zuͤrich gefangen 
geweſen, zu lebenslaͤnglichen Gen) und Simos 
Grafen zu Thierſtein zu erblichem ⸗Weiberlehn“): dem 
Hochſtift behielt er var, in und um Piséalsagd.on on 
bern Orten bis an das Blutgerichte gn Gefegens Olten 
vergab er nicht. Jebann oon Vienne, (deat: widhe: ge⸗ 
nigte, daß er wegen des Kriegs, hen ex durch Zerſtoͤrung 
Feiner Stadt Biel veranlaßt und worin ihm Beguel und 
WMuͤnſterthal verwuͤſtet wurden, die Stadt Olten, ol 
And Muͤnze zu Baſel“) und viel anderes verpfaͤnden 
mußte)⸗ erhob wibdet die Grade Baſel eine Fehde, worin 
er wider fie Huͤlfe nahm von Leopold Herzog gu Oeſtreich. 
Nachdem die Basler Bruntrut ihm verbtannt, mußte et 


Rhein gieng fle, fo wait ein werd herein relten , ‘fo weit eo 
Baſeler Speer hinein reichen mag. 

474) Mit welchem bee Zoll gu Lieſtal (der Mind und Schab 
{ern Lehen von Froburg) verbunben war; e b. daſ. Gpruc⸗ 
brief uͤber die hohen Gerichte zu Watoenburg and Aper den 
Bol zu Onetzwoler fir den Biſchof gegen rudolf vor 
Habsburg und Gigmand von Thierſtein, 1366; Brulner, 
G. 1451. (Johann von Hadsburg hatte bas kehen au Gun 
ſeines Gruders aufgegeben; tafd- G. 2697.) 

47 5) Wenn pie Toͤchter fid nicht ,, verungenoficn. Der tn 
terſchied war billig; Simon von Thierſtein war Gemahl der 
Verena, des Grafen zu Nidau Tochter, von der Gemahlin, 
burch die das Froburgiſche Erb auf Nidau gekommen; Hate 
burg hatte nur fo viel Recht, als ihm. durch bic zwente Heirath 
eben dieſer Froburgiſchen Erbin, Mutter der Verena, kam. 

Bon bee Landgrafſchaft muͤſſen bie Hondergiſchen Erblehen 
unterſchiehen werden; fie ‘waren bem Hauſe Habsburg. G. 
ben Brukner des fola. Biſchoſs Lehenbrief gu. Gunk 
Graf Gimons, ©. 1136. Bon Verena, feiner Gemah⸗ 
lin, meldet cine im J. 1418 uͤber die hohen Gericte zu Wale 
lenburg aufgcnommene Kundſchaft (ssid. G. 1473), fie 
babe cin mit einer re cinem daſelbſt gefanacnon ſchoͤnen 
Knecht ſelbſt den Stok auſgemacht und davon. gebalfen.. 

475) Darum wich in der Urkunde Karls iV, bac 
Habsburg ¢ Lauffenbucg Muͤnzrecht ertheilt, bereits 1373 deb 

Koerns bee Muͤnze Qce Stadt Bafek compat. 








Geſſchichte ver SaGweigs: — see 


Ennbaſel, nür ˖ durch den Rheñnſtrom ‘oon der groͤßern 
Sade geirennt, trl “die Moker ber Huͤlfe Kent Herzog 
Abergebee TH. Dieſes wichrigen Erwerbes hielt Leo⸗ 
polb ſich wRGE verfichert; BIS Be edhere Stadt, welcher 
er oſungorecht· verſchrieb ™) r hui rabigen Befig be | 
willigte. wo ... 

Bald re pit Sespotb $u Kleinbafel eine 
Gafinachlue.; ‘wie vor hundert und néun Jahren ſein 
Urditervater Koͤnig Rudolf, mit faft gleichem Ausgang. 
Die, inv Suten-und Bdfen, unmaͤßigen Ritter ließen 
in der Ausgelaſſenheit ihrer Luſt beleidigendem Adelſtolz 
zu freye Gewait. Ploͤtzlich ſprengten vom Wein erhitzte 
Herren ohne alle Vorſicht uͤber die Bruͤcken durch die gro⸗ 
fe Stadt auf den Muͤnſterplatz, und rannten iby Cours 
nier, fo daß Buͤrger von Pferden, und von Splittern 
der brechenden Lanzen verletzt wurden, andere Anlaß be⸗ 
kamen, an ihren Weibern und an ihren Toͤchtern ehie 
pfindlichere Beleidigungen zu beforgen. Ploͤtzlich ent⸗ 
brannte der Zorn bes Volls. Kaum daß der Herdog 
entronnen*7%), und Egen von Firftenberg, den fie bes 
fonders haften**°), in gleiche Flucht fortgeriffen; drey 
wurden in dem Hofe der Herren von Eptingen erſtochen; 
bitte nicht Peter von Lauffen, Oberftzunfemelfter , ge⸗ 
eilt, von einem hohen Ort mit lauter Stimme zu ware 
nen, daf bey Leib und Gut niemand umgebracht werde, 
die Volkswuth wiirde weder Montfaucon gu Muͤmpel⸗ 


472) 2375. Gud Waldenburg, Bruckner GS. 1448. Dow 
die von Ramſtein moͤgen vor 1381 dieſe gebolfin haben loͤſen; 
Urctunde, dag W. und Honbderg des Herzogs offne Hdufee 
fepn follen, eben daſ. S. 1459. 

478) Um 22o0ooGulbens bie Urfunde hat Spreng in der 
Geſch. des mindern Baſels, G. 49. 

419) Bugger, Geld. von Oeftr., 1376. 

“) Werf er Sreyburg im Breisgau zu anteroshe geſucht 

tte. 


383, Bad IFuͤnftes Capitel. 


gord aoch Rudolfen zu Habsburg Lauffenburg, | ned 
Warkgraf Rudolfen zy Baden Hochberg, nach dig beyden 
yon Zollern geſchont haben. Als der Auflauf Gis ward 
wud ſogleich die Gefangenen logaglaffen worden, beſchloß 
die Obrigkeit mit uchertintimmimng aller. verſtaͤndigen 
Birger, durch einiges Geld“) und ſtrenges Recht av 
denen, durch deren That oder Schuld jemand umgekom⸗ 
men, die Rache abzuwenden, welche der Herzog und alle 
henachbarte Großen ber Stadt und ihrem Handel drohe⸗ 
ten. Einige wurden hingerichtet; an anderen Baſel ſo 
gerochen, -baf, auf altroͤmiſch, die Feinde Brirger 
wurden *""°). Uber das gemeine Wefen gewann, bag 
je fur fechs Monate sehu edle Herren und fo viele Burger, 
unter bem wechſelweiſen Vorfig ded Buͤrgermeiſters und 
Oberſtzunftmeiſters **"), zu Richtern aller Zweytracht 
unter Edlen und Buͤrgern angeorduet wurden. Weis: 
lich nannten ſie dieſes Gericht Freyheitskammer; die 
wahre Freyheit iff wo Friede umd Neché**?). Bald 
nach diefem famen auch Zunftmeifter in den Rath, und 
von den Zuͤuften feds und dreyßig gu den Rathmannen 
der edlen Stuben *?°). 


Jahann von Bienne ſcheute ſich niche, Graf Gigs 
munden oon Thierſtein auf offner Straße feindlich an⸗ 
uufallen. Da vereinigte ſich wider ihn die Stadt Baſel 


481) Hutttangen Hat Iſelin Le, 1316. 

481°) Marſch nach Wildenftein, cine damals Eptingiſche Bare, 
wo von Walenburg bas Zyfnerthal cin Berg ſcheidet. Da 
faimen bey Mutteng ben Bafelern die Galtner, die Huber, 
Brunner, Keller, Hug und andere fieben Geſchlechter, und 
fhrouren Baſeler gu ſeyn; fle find ss. Baſeler Wilma 
nad 1798. oF 

‘ 482) Jener war wie bes Abels Bormann; diefer, bee buͤrgerli⸗ 
chen Geſchlechter. 

483) Die Frenheitstammer iſt von 1377. 

483>) 1385. Seht wohl erldutert von Os. 








HGeſchichte der Schweiz 383 


mit Herzo⸗ Leopold. Er war in dieſer Fehde ſo un⸗ 
gluͤcklich, daß er auch Bruntrut Heinrich von Mont⸗ 
faucon, Grafen zu Muͤmpelgard, verpfaͤnden mußte; 
Baſel und Herzog Leopold eroberten Lieſtal uͤber ihn ). 
Yn ſolchen Unruhen entkraͤftete ſich das Hochſtift, bis 
in dem Schiſma des paͤpſtlichen Stuhls nad) der kurzen 
Verwaltung Johanns von Buchegk die biſchoͤfliche 
Wuͤrde nicht ohne Spaltung **) auf Imern von Name 
fein fam, dew, durch deffen Genehmigung oder Geld⸗ 
noth Gerfau zur Unabbdngigteit und Weggis an Lucern 
gefonrmen. Er Seftdtigte ohne Widerſpruch die Vers 
faffung der Stadt Biel“). Er vertheilte das hohe 
Sand Freyberg, einen damals namenlofen finfern Wald, 
vielen Teutſchen und Burgundifden Lenten, weldhe er 
durdy den Reiz eigenthdmlicher Geridjte und grofer 
Freyheit in dicfe Wuͤſte des Hochſtifts lockte***). Wenn 
bie Erde den Menſchen gu Beodlferung ‘und Nutzung 
ibergeben iff, fo verdient um die Veranftaltung diefer. 
Voͤlkerſchaft Biſchof Imer groͤßeres Lob als mancher 
Praͤlat, welcher in bluͤhendern Zeiten als gewaltigerer 
Biſchof geherrſcht. 


Von Elſaß bis an die Graͤnze von Ungarn war fein ro. orbets 
Zand, worin die Sdhne Herzog Ulbrechts niche entweder Hire 
in voller Gewalt oder in grofem Anfehen waren. Gleich⸗ 
wie fie gu Erwerbung der Pfandſchaft Kleinbaſel fich der 
Verwirrung Biſchofs Johann von Vienne bedienten, mit 
gleicher Aufmerkſamkeit fauften fie von ihren allezeit geld- 
nothigen ) Gettern, den. Grafen gu Kiburg (ihren 


483°) Es wurde feinem Nachfolger zuruͤck aegeben. 

484) Sintemal von einigen Werner Schaller gewahlt worden; 
dafuͤr wurden ihm bie Feſten au Iſtein. 

485) und ihrer Doͤrfer. Urkunde, Biel, Peter Paul 1383. 

486) S. bey Faſi und Fuͤßlin Auszuüge guter Befdreioune. 
gen dieſer Gegend. 

487) Dawals waren fie ben Kawerſchen iu kucern bey 6020 


384 11. Bud. Fuͤnftes Eapicel. 


Dienftmannen um bie Landgrafſchaft Burgund assy), 
Lehnsherrlichkeit uͤber Burgdorf, Thun und Oltigen“): 
fie wollten hierin den beitachbarten Staͤdten vorkommen. 
Go wie Herzog Albrecht bon ſeinem Rath, Bifchof 
Ulrich von Lenzburg, die Fefte Marſchlins und das Erb⸗ 
ſchenkenamt bey dem Hochſtift Cur erhielt, fo nutzte Sec» 
pold ſein Sohn (in Zeiten da er ſelbſt in Geldnoth 
ſchien) die Unordnungen im Hauſe Montfort, und er⸗ 
warb die Grafſchaft Feldktirch und Herrſchaft Plu⸗ 
denz): um dads Pfand einer Burg wurde Johann von 
Werdenberg mit all feinen- Landen gu Curwalchen und 
in bent Thurgaue (ein Diener"). Als bie Brirger von 
Freyburg im Breisgau mit ihren Freunden von Breifach, 
Reuenburg und Bafel, im dem gerechten Krieg wider 
die Anmaßungen ihres Vogtes Graf Egen von Firften- 
Berg, durch eine Folge three Unvorfichtigfeit. und Er⸗ 
ſchrockenheit bey Endingen gaͤnzlich geſchlagen wor⸗ 
den 4"), bekam Oeſtreich vermittelſt eines Darlehns, 


Gulden ſchuldig; Urkunde wegen der Busgabea 
Biſchofs Johann von Brixen, 1374. 

, 488) Schon 1346 gab Cherhaeh fie auf und gab Herzos Ms 
brecht fie defen Sohn Hartmann; nah dem Tod Eber⸗ 
hards erfolgte 1363 cine Belronung ber fehs Bris 
der don Kiburg um bie ,,Landgeafichaft über das Lend 
sy Burgunden.“ 

489) Grief, durch den fie dieſe Orte verfaufen und 
wieder gu fchen empfangen; Grief, wodurd fie fim 
verbinden; mit aller Mannſchaft Oeſtr. zu dienen; 
Begenbriefe der Herzoge; Beredung Erzherzog Rudolfs 
mit ſ. Canzlar Biſchof Johann, daß er den Grafen 
12000 Gulden ſchuldis iſt; Aſſignation dee erſten 
Zadlung. Bent, 1363. 

490) Feldkirch 1375, um 36,000 Gulden, von Graf Rudolf; 
die andere Herrſchaft um 1379 von Albrecht Grafen gu Wer⸗ 
denderg; Tſchudi und Fugger. 

491) Um die Feſte Nidberg im Garganfeelante, 1379; 
Tſchudi. 


49t>) Kbutgshoven S. 317 f. 


Sefchich te der SGweiy. 586 


wodurch Bie Gkade ſich loskaufte, eine noch viel unuͤber 

windlichere Bewalt aͤber dieſelbe ) | ° 
t a ; ne oot ty 

Voch if keine Allsbreitung der Hereſchaft fo merk⸗ Tirol. 

wuͤrdig ),-al® wie Rudolf, Albrechts Erſtgebornet, 

auf einmal, faſt ohne Krieg, das Land Tirol (neun 

und zwanzig wohlbewohnte Thaͤler, eben fd viele Staͤdte 

und Marktflecken, uͤber vierthalbbundert Burgen und 

faſt neunhundert Flecken ober Doͤrfer) an bas Haus 

Oeſtreich gebracdye*):- Margaretha Mauültaſch, des 

kandes Tirol Erbgrafin, ſeht haͤßlich von Geſtalt and 

an Gerle, als ble Settwilbeften Leidenſchaften vine An⸗ 

ſtand noch Maͤßigutg' blente, gebachte nach dem Tod 

ihres einzigen Sohns vleſes Land ihrem Sdjwhger, Her⸗ 

jog Stephan oon Bayktn, si uͤbergeben. Aber es bes 

gab ſich, daß in den Tagen, als die Sraͤfin dieſes thun 

wollte, Herzog Stephan vielen edlen Frauen auf einem 

froͤhlichen Hoflaget in Heidelberg gu ſeyn verſprochen: 

Darum Gat ex die Graͤfin, dieſes Geſchaͤft auf ſehne 

Ruͤcktunft gu verſchieben 2). Ald Herzog Rudolf dies 

ſes hoͤrte; ſogleich, obſchon er oft krank, und obwohl 

die Straßen dutch‘ die Jahrszeit ſehr verdorben waren, 

eilte er, mit wenigem anserlefenen Gefotge*™*) durch 


492) 1367. Tſchudi 1366, f. Ego war der ſechste von 
bem, welder von ben Srifterh, den Herzogen su Zaringen, 
ber dieſe Stadt bas Bogtenrecht ererbt; Muͤnſter, Cofm. 
Il, ©. 666, edic. 1558. Jn diefen Gachen handelte ee 
nad dem Rath Anna von Gignaa ſeiner Mutter. Es woe 
cin ſchwerer Krieg, „ſo dab in 7 Jabren um dieſe Stave 
tein Pflug in hie Erde fam: ssid. Er Patte eine Tochter 
des fegten Grafen von Welſchneuenburg, und fen Sohn erbte 
bas Land. . 

493) 3° B. daß ber Herzog von Markgraf Otto zu Hochberg 
1384 ben Ort Galad ectauft, bergehen wir. 

454) Die Zahlen find aus Fugger. 

495) Fis. Arenpeck. 1362, : —_ | 

496) Cheiften der Bingendorfer, Hofrichter; Peter see Tacs 

ll, Sheil, Bb 





1 


396s, Buc. Fuͤnftes .Capitel. 


bert Schnee ber Gebiege ohne Verug nach Tirol, -.. Ry: 
dolf war in dem fuͤnf und zwatzigſten Jabe, ſeines UU, 
ters “*’), vor allen andern Fuͤrſten derfelben Zeit geiſt⸗ 
reid), woblredend⸗ einſchmeichelnd. Alſo erwarb er, 
ſowohl von der erzuͤrnten Graͤfin als van der Verſaum⸗ 
lung der Landſtaͤnde, auf dem Tag zu Dower, daß das 
erbliche Eigenthum des Landes Tirol ihm und ſeinen 
Erbfolgern vom Hauſe Oeſtreich uͤbergeben und ſogleich 
die Regierung ihm aufgetragen wurde. Hierauf wußte 
er der Margaretha Maultaſch (deren Unbeſtand ihm be- 
fannt war) vom feiner Begierde fie ſtets gu (eben, von 
ber Warme feiner Danfbarkeit, von der Anbetung, ic 
ber er (cin Leben mit ibr zubringen mdchte, von hen futt- 
Garfeiten der Stadt Wien, feiner Hofhaltung welcht 
beſonders groß und praͤchtig war, und gon der lin: 
geduld, womit alle feine Diener -und gang Oeſtreich dit 
grofie Frau gu fehen verlangen, fo viel gu fagen”), 
baf die Grafin mit ihm nach Wien jog, woßlbt fie 
nachmals geftorben ift. 


OK fonds ¶ In Bertwaltung ihrer Staͤdte Hatten die Seryooe. 


bie Grundſaͤte des grinen Grafen: Bevdiferung und 
Flor; wie auch die republifanifchen Regierungen thun 
muͤſſen, wenn fle dem Vorwurf ausweichen wollen, fit 
forgen weniger fir bad Land als fir fic. Der freye 
Ort ) Surfee, dem das Markrecht in (einem Fried 


berger; Johann von Lasberg der Kammermeifier, werd 
genannt N. 507, 

497) Er phlegt N. sc7 und ſonſt nad den Jahren feines Alters | 
gu datiren. 

498) Sollicitando fortillimis atque dulcillimis fupplicationibes 
. Warlisque blanditiis; Vit. Arenpeck. Qergleide Fuggee. 
499) Graf Hartmann dee fdngere von Kiburs 
nimmt fon 1256 den Abt von G. Uedaa gum Barger von 
Gurfee auf confenfu civiam eius munitionis, Munitio if meiſ 

cin freyer Oot. 





| Befhigte der Schweiß 387 


fait ſchon von Kanig Albrecht vernefundee twar*°°), 


genc; nad dem grofen Brand, wovon Surſee verdarb, 
von den Herzogen Rudolf") und Leopoldꝰo2) Jahre 
langꝰ) altgewohnte Freygebigkeit ). Als Zofingen, 
tine vom Hauſe Froburg/ erworbene Seadt**), in Zei⸗ 
ten, da ein Landkrieg beſorgt wurdch mit Verwahrung 
und Ri fiung*°°) beſondern Eifer fir das Haus Defte 


reich stigte , verbricfte: ihr der Herjog Rudolf, als des 


Landes Herr i’), viele Freybeiten und alte Gewohnhei⸗ 
ten; „daß dad Leben ded. Lodfehldgers don den Freunden 
„des Ermordeten abbangen fol *) , und elder, welcher 


~ 


„den andern auf laſterhafte Mrt bey ſtinem Weib finde, . 


„ihm thun midge was er will“ ).“ So- gab Leopold, 
alg ex nad) dem ewigen Bunde der Slarner die Stade 
ct! _ Bba oO U 


-” 


500) Urkunde 1299, 

$01). &r gab ibe Fleiſchbank, VBrotlaube und aram; Brin abe 
1363, 

502) Gr geftattet von jedem Stuͤcke grofen Viehs zwey Angſter 
Hien. Voll sum Bau der Stadt; Urkunde Baden, Mttw, 
v. S. Thomas, 1369. 

303) Noch 1374 geſtattet Leopold eine Auflage auf jeden 
durchpaſſirenden Wagen; Urkunde. 

304) Auch Herzog Albrecht gab einen Bins auf bie Fleiſch⸗ 
bdnte gu Beſſerung der Stadt; Urkunde 1351. 

sos) Schon 1299 if ven Seinitich, der edlen Sereen ber Here 
goge Vogt, cine Muͤhlenordnung. 

$06) Unter andern an „Engenen,“ welches has alte Wort 
engine iſt, wovon genie entſtanden. 

307) Freyhettbrief, Halle tn Innthal, 1363; da BeRdtigte 
cr aud bie Freyheit von fremben Gerichten. Da gu gleicher 
Belt Ackerleute, Saufleute, Feller und Sehadgen fid in 
Banfte fammelten (J. R. Suter 1363 auf Nic.), fo .mag 
ber Erzherzog den Bofingern dices wenigtens muͤndlich suges 
fanden haben. 

$08) Der Leib ben Freunde, bas Gut wafer (der Herrſchaft). 

$09) Wer den andern an feincm Lager finbet Sey ſeinem Weib, 


' thbet er ihn, oder was ce ihm that, darum fol er Frlede 


t 


.388 IL Bud. Faͤnftes: Eapitel. 


Mefen im niedern Amt Glaris emporbringet woke, 
dieſem Ort einen jaͤhrlichen Math"), ein Erbrecht =") 
und andere bey Leib and Grit ſicherubde Vorrechte⸗2). 


In der Zeit als Koͤnig Weneeslaf. that, wad Leopold 


wollte, erbiett er fir. biefe Srhvee die Unabhaͤngigkeit 
ihrer Gerichte) M 


tl, Siar: Dod war hoͤherer Muth in den Edeln und Vuͤrgern 


baufen. 


dev Stadt Schafhaufen, det Herzoge Pfandfdaft von 


Reich. Die Maͤnner om Hegau und Refgan™"*), wel- 


‘che: unter Graf Rudolfer von Hadsoarg, Laudgraf zu 


‘ Slefgqu, anv urtee bem Hegauiſchen Landrichtee Wolf. 


row gu Rellenburg*™) auf. den Tagen in Madach“) 
over zu Roferlohe'%) oder su Rheinau an der Halden, 


gemaͤß alter Teutſchen Freyheit ihre Landgeridte beſetz⸗ 


ten, und ſich zu Schafhauſen, in des Landes Mittel⸗ 
punct, verbargrechteten, brachten in dieſe Stade eine 
andere Denkungbart als Fuͤrſtenſtaͤdte haben duͤrfen. 
Dazu kam, daß indeß die großen Geſchlechter durch die 


Buͤterthellungen genoͤthiget wurden, buͤrgerlicher kebens⸗ 


310) Mit Wiſſen bes Bogtess nak her Gitte andre unfer Scat; 
ti ws auf Widerruf. urkunde keopoldse, Aheinfelden 


8 net. eb. bef. fir Boot, Barger and deute daſelba. 
Ung an Widerruf. Weſen, 13x5. 


317) G4 plett wad Peopold, fein Oheim, Baden r32, ihr 


verbeicft aber die Sicherheit ſolcher, die bes Heren Hw® wers 
loren. Auch Berbrecher daͤrfe nlemand aus dem Hauſe eines 
Girgers nehmen, ber Gendhe fie fic leiſtet. 

$13) Oren Urkunden 1379. 

$14) Diefe Gaue ſtoßen bes Schaſhauſen zuſammen. 


515) Graf Rudolf wird tn der urt. N. 517, Graf Welſtam 


in der Urt. N. 232 genannt. 


$16) Name der Gegend bey Modakirch. 
$17) urkunde Johanns im Heimgarten, Boats and 


Landrichters au. Kletgay, 1376 (Meſtatigung der N. $00 


ansef.). 


Gefchlchte der Saweiz..': 289 


att adder su fvmmen, tem Bolt, ſowohl der Stadt als 
der benachbarten Gegenden ™”), unter dem fanften Stab 
feiedfamer Praͤlaten, Freyheit gleichſam Gitte ward: . 
Muth war nicht einem ecingelnen Grand ‘cigenthimllch, 
ſondern allgemeine Tugend cimer Beit, wo bey geringen — 
Beduͤrfniſſen jeder in fic) Kraft fuͤhlte zu allem: groͤßer 
war ber Muth. Sey den Schafhaufeen, bie nut Waffen 
und Landbau uͤbten, als in Geddten, wo figender Fleiß 
dem Volk ſtillere Lebensart gab b)y. Dadurch bekamen 
fie fruͤher als die von S. Gallen und volliger“) die 
Oberhaud aber den Abt ihres Kloſters. Durch die 
Naͤherung der Geſchlechter entſtand (wie zu Rom durch 
die Heirathmiſchung der Patricier und Plebejer), daß 
bie Verwaltung des gemeinen Weſens aus der Hand 
weniger hemilien) anfangs einer groͤßern ngabe 


sts) Go fintet ‘mdn 1 : ts Weerd unten am Wafſerfall ein eehen 
der Aedtiffin su Lindau, 1320 dle Zehnten zu Moͤrishauſen 
und Bargen im Befig des Mokers zu SG. Gallen, u. a. 
Waldkirchs Geſch. von Schafhaufen, ZH. 1. 

g1 9 >) Daver finden wir nicht wenige innere, ohne fremde Bers 
mittlung ſchwer deyzulegende Fehden. Siehe oben Cap. 2, 
N. 190. Acht Schledrichter (jener Marburg, ber au Kibura 
BWogt, und Hanns von Hallwyl, der zu SThurgau Pfleger 
war, Johann Aer Maker, Ritter, ber Schultheiß von Baden 
Hanns Weggler u. f. f.; vermutblich hte fleben Landfriedens⸗ 

richter, und: Marbutg von bes Hergogé wegen) waren noͤthig 
um Abel ben ait Eberhard Schwager und feinem Bruder Wil⸗ 
hetm von Tiffen, von Sanns von Tiffer und Hannfen dem 
Han verdbten Todſchlag Friede gu machen; auf Schultheißen 
sind Raths Bitte ‘thaten fie bad vor verfammetter Gemeinde: 
Die Parteyen hitken ,, dee ober und nieder Theil.“ Es war 
wohl anfangé Jamilienttreit (don Tuͤffen waren aud die Schwa⸗ 
ger), aber die: dfentliche Ordnung der Regierung wae unters 
Brogden, die Gewalt enttrdftet, durch Verſchwoͤrungen bic 
Gemeinde verwirrt worden. Die Urkun de ift in der obern 
(adelichen) Geſellſchaſt Lad (Srdir). 

519) Es wurde dem Abt Berchtold Wiechſer 1360 nicht acta 
tet, fein Klofter verſchloſſen au balten; eb. ders. 
20) Im ‘Jahr 1373 waren im Rath (welcher and Zwoͤlfen bes 


390 Il. Sud. Tinftes Capitel. | 


uͤbergeben wurde, und mehr und mehr an die Barger 
fam. Jenes exfte trug ſich gu, Sald nachden die 
tapferften Edlen und Birger ’*') die Gefahr der Unter⸗ 
nehmung wider die Raͤuberburg Ewatingen mit cinauder 
getheilt, in Zeiten grofer Roth, alg von dem Brand im 
Gpital?*) die gage Stadt in Aſche fan"), und. nicht 
ohne allgemeine Dereitwilligfeit **) feſter“) und ſchoͤ⸗ 
ner hergeftellt werden fonnte: (obwohl durch bas Wachs⸗ 
thum der benachbarten Sandftdote °°) pie Rugung ſo⸗ 
wohl des Durchgangs der Waaren ale der nothwendi- 
gen Landung ob den Waſſerfaͤllen zunahm, war dieſes 
we Privatiehur Ds leine Huͤlfe des gemeinen We⸗ 


ſtand) zwey Herren von Randenburg, beep Brumſi im Thurn 
und eben fo victe Brim am Gtad. 

g21) Aus dem Rodel 1373: es zog hin bee Truͤllerey mit vier. 
Garten Pferden, Rager im Tourn mit einem geſchirrten Henaſt, 

Herrmann von Thengen genannt Sron, der junge Hallauer, 
ber Vaſenſtaub, Ruͤger dee Arzt, ꝛc. Unter denen ju Fuß, 
Hallauer der Geeber, Cuni der Goldichmied, der Neunticder, 

. Baldinge, Fingerli, Nageli, Cuno Paternoſter. Ueberhaupt 
34 Eble, 70 Barer. 

g22) Er war in ber legten SAtfte bes XI Jahrhunderts durch 
vielen Ablaß (Waldkirch ad 1287) und die Meverin von 
Jeſtetten vornehbmlid aus milden Gaben der Herren von Rans 
denburg veranfaltet worden, 

$23) 1372. Siebenzig Menſchen (einen Hin, Vinen Fb) 
frag dieſes Feuer und verzehrte grofen Reichthum. Wohl 
dacum nadmals verboten, in ber Stadt oder ihrem Secben 
Kohlen gu brennen. 

$24) Seinrich pon Mandach, Ritter, Herr gu Wezens 
bofen, und neun andere vornehme Gdrger wurden 1373 
Bargen ber Stadt geaen Freyburg. im Breisgau. 

$25) Dende ese Stockwerke mußten ſteinern ſeyn; Wal bs 
tied 1372. Mon findce nun Mtelbung von dem Steins 
bruche im Urwerff binter den Muͤhlen (el. 1379). 

326) Stekborn erhielt von dem. Mbt auf Reichenau einen Markt, 
im J. 313; Tſchudi. Anderer haben wie ſonſt gedacht. 
327) Dev Edlen Bruͤmſi am Stad, welche das Lehen, laut 
Urkunde 1257 und koͤniglicher Bekatigung 1285, von dem 











GSefchichte der Sdweip- 391 


fens 29)). Damals enter bem Atiſchen Ledpolds, ‘Hers 
goes. ju Oeſtreich, wurden bem Nath von Zwoͤlf, welcher 
bey dem Schultheiß uͤber alle Sachen urtheilte, woruͤber 
fein oͤffentliches Gericht verfammelt wurde), zwey 
audere Raͤthe vou Edlen und Buͤrgern beygeordnet *). 


Aloſter trugen, bis (nachdem es durch Heirathen vom Stamm 
- getommen) ulrich und Hanns von Winkelsheim und Eberhard 
. far Thuen es 1380 um ssoo Gubler and den an das Llofter 
-. jAbelid gu leiftenden Ziné dem Herzog verkauften; Walds 
" Sted, 1270, 1380. Leopolds Geleit file dic Schaf⸗ 
hauſer Kaufleute im Krieg der Stadte und Herren 1384; 
Deffelben Verordnung fie den Handel (Hanns 
MWiedier fein Aufſeher; Eremtion dee reute von Stenern, 
Warten, Reifen); Rheinfelden 1385. Die oͤffentliche 
Waase (Frohnwaage) blieb als des Kloſters Ichen dem Hauſe 
Randenburg; Spruch Wailthers von Altenklingen, 13815 
vom Centner cin Pfennig. 

528)’ Gerade wie gu Birih dad Immi “(Sogobe>isore Rorn im 
SKoufhaule) tang nad Erwerbung der vdlitgen -Freyhcit.gow 
ber Grafen gu Kiburg war; urtunde Konrads von, 
Zilendorf 1289. 

S29) In ſtrata plates ante domam domini, Monetars, Urk. 
5300; Eabrecht, Sdultheié aa Sch., da ich oͤffentlich zu 
Sch. zu Gericht ſaßk, Urk. 1365 ben Heres. 

$9) : Dieſe Verhandlung wirft abf die Becfaffung. Das deutlichſte 
. Set. Urkunde Go. nah 6. Ulrich, 13752 bber groge 

, LUG hel zwiſchen den ,,.edlen Liten upd bee Gemeinde,“ wor⸗ 

— Aber fic uns (den Herzog) anruften, mie mie fold Krieg ges 
tichcn suterfian (vcemittein micten). Davon find wie ges 
feffen mit unfern Rathen und Getrenen, der dee Zot vil by 

- né maren, und haben der Stadt fold Ordnung gemadt: 

- 3) Sw avaben Nath, idbelib, 18 von Edien, eben fo . 
vicle von ber Gemeinde. Unfer Bogt, gwen unſerer Radthe, 
zwey von Model, zwey von ber Gemeinde und dee Schultheiß 

_ fegen den grofen Math. 2) Im Eleinen Mathe fedss 
zehn, in demſelben Verhaltniß. 3) 22 aus dem groger 
Math, eben fo, Helegen bas Seridt unter ber Lauben 
(dffentlich, nach alters Art in porticu) bid auf 1s Mack; 
was mehr it, fommet vor den grofen Rath. 4) Sechs Ader 

. Steuerfachen odes pemeinch Gelb; es it beſtimmt, wie der 
ſeuert, der Aber 40 Mart hats file demere bedimmen fie’ es. 
(Erneucrung des verbrannten Briefs, daß gar Fein Einweh⸗ 


393 11. Such, Zuͤnftec Gapitel. 


Schafhaufen ſtieg durch den Sabdonken wnabolisiger 
Freyheit uͤber die eigenen Staͤdte der Oeſtreichiſchen Garr. 
ſien empor'?”), Die Luͤhnhait grofter Fehaen zu Aus⸗ 
breitung der Herrſchaft hatte fle aight; vielleicht weil vie 
Gtifter aus Gewohnheit mitteſmaͤßigen Gluͤckß - niet. 
nach großen Dingen trachteten; oder weil uͤber dem 
llangſamen Emporſtreben zur Freyheit andere Gedanlen 
hintaungeſetzt wurden; auch teil die Oeſtreichiſche Mache 
- und ihr Unhang die Stadt umgad; und vornebalid 
weil in ihrem alten Senat feine Maͤnner waren, welche 
ben thaͤtigen Geiff ihrer Burgerfthafe von innerlichen 
Unruben auf die Vergroͤßerung des Gaterlandes gu riche 
ten wußten. Durch die Freyheitsliede zeigte fie fic 
wiirbig dec alten Binde mit benachbarten Ctddten, wel- 
den fie aber durch den Cinflug der Herzoge fremd ward. 


2. Die Seb Die Stdote Schafhanfen, Bafel, Solothurn 29, 
ten tea ib begs auganue Sicten und ©. Gallen wuchſen alſo auf alle 


ner ſteuerfrey ſeyn ſol, 1385) Bol, Gale und Eiſenhandel 
behalt fic der Herzog vor (gab auch zu Junsbruck 1376 der 
die Niederlage dieſer Waaren eine Verordnungh, und Mée 
- bee Stadt ben Vortheil vom Wechfelhandel (Kawerſchin und 
fombaseen). 5) Freyer Kornhandel. 6) Auflauf ſoll Jeder⸗ 
mann wenden (unterdriden) bev cid und Gut. Mes bis 
die Stadt an bad Ret geldfet wird. (Fhe Oeftecih fol fie 
nie Sfand ſeyn; Urfunbde 1373.) Bekdttact und, wie wie 
hoͤren weeden, verbeflert von Albrecht 11}, 1387, a nah 
dex Sempacher Schlacht ,,bic Landewledee gufammengelégt wars 
„den und Albrecht gewaltiges bart, Sere und Susridter 
ward. 
5 4305) Es if an bem Stadtbuch 1385, bab fein Gefeg gemacht 
werde ohne den Willen von wenigitens 20 bee Rdthes dntern, 
abthun, laͤßt {id feines ohne wenigſtens 27. 
$31) Gig erwarb das dem Seren Peter von Thorberg verpfaͤndete 
Mänzrecht (urkunde 1382), als bie ,, bes Reichs vers 
wo fegte Gites wohl ledigen mochte.“ Es war fein Pfand vons 
Reich nach den Ceben ulrichs von. Aarburg, durch Raris 
7 IV Hetef 4363. 


. y* 





Seſch ichte der Schwenz. 333 


alle Weiſt zur Freyheit auf; das Land Appenzell gehorch⸗ 
te kaum noch. Des Abts oon S. Gallen, der Biſchoͤſe 
iu Gur, Hiften, kauſaune, Genf und Bafel geheiligte 
Macht, in weltlicher Herrſchaft, nach der Gemuͤthsart 
jedes Praͤlaten, mehr oder weniger gluͤcklich, wurde in, 
ihrer Grundfeſte erſchuͤttert, weniger durch die An⸗ 
maßungen alg. durch die Spaltung des paͤpſtlichen 
StuGls. Milde Stiftungen fuͤr Meme *) und Kran⸗ 
fe 2) wurden gemacht; gegen Kloͤſter bie Großen aug — 
Geldnoth immer kuͤhner·) 3. dia Bauern aber weigerten 
ſich der ungerechten Pflichten, wozu die Dienſtbarkeit 
Vorwand war 2). Ueberhaupt hatte die Kirche wider 
ſich, ſowohl den Unglauben, welcher in Italien ihr ſchon 
trogte®, ald’ pie, myſtiſche Andacht, welche, da fie it 
Kloͤſtern ſich nie tang”) ober hur bin und wieder bey 


532) Sgwellernhaus in sind 13663 Hottingers Helv, 
Se 


pha 

_ $33) Sonderfieden. (der tus fdelgen) Haus zu Schafhauſen von 
ciner Grau v. Goldbad, teren Gohn ausidgig mar, und wn 
den Edlen Frichbol, 13363. Waldkirch. Bow dem . 
Siechen haufe zu S. Jacob -an der Birs bey Baſel fiche tes 
kunden von 1319, 1320, .befonders die von 1350 bey 
Brukner GS. 419, f. und 428. 

534) Slagen Beronmuͤnſters Aber DHefeurungen, exactiones. ad 
aduflionem (Brandidagungen); Bulle Papk Clemens 
Vi. 1347. Qo den Biden von Amfoltingen it 
wicle Klage, daß die Herren dic Allmende einſchlagen, und 
ſhren Leuten verbieten, von Abeen Geridten an geiflide gu 
geben. 

535) Go dic unter dee Propſtey Mitenbac ; der Bropt wollte, 
„ſo viel cin Bater fener Tochter Heirathaut giebt, fo viel folk 
o ce bem Propk aud geben. Wenn einer vow Gute zieht, fo 
glaife ce unfer lieben Frau zwey Drittheile ſeines Vermoͤgens. 
oe Denn einer gu mehr Wohlſtand koammt, fo zinſe er auch 
mehr.” Urkunde 1357, worin Schicdrichter dieſe Ges 
wohnhekten dex Propſtey beßaͤtigen. 

536) Nicht nur ber Prieſter fpottet Zockacio Bitter und hoͤh⸗ 
nif: er, ſchont ded Heilighed.chen ſo wenigs. 

537) Ga getete das Kloter, welches bee froma Suber Me 


Pas tes 





39¢ IL Bus.” Fanfees Ewitel. 


Nonnenꝰ erhielt, “Sen frommen Sien gehen wur⸗ 
be). Der Kirche Macht war ‘am groͤßten, wo die 
reuigſten Gander; alfo entgieng ihr nicht weniger der, 
Welcher mit Kaſteyungen den Himmel ohne fie verdienen 
wollte, ald der, welcher aus Serachtutig diefes vergaͤng⸗ 
lichen Koͤrpers weder bas Gute nod) bas Boͤſe, wozu ev 
gebraucht wird, fuͤr betrachtungswuͤrdig hielt. Es 
wankte die alternde Macht von Montfort, von Welſch⸗ 
neuenburg und andern großen Baronen zwiſchen der auf⸗ 
bluͤhenden Schwelgeriſchen Freyheit und wachſenden Herr⸗ 

ſchaft Deſtrelchs und Saboyens. Die Fuͤrſten von Sa⸗ 


ei von fing auf dem Beerenberg unter Walflingen geſtiſtet 
hatte! bald ſehr aus; Hottinger, 1364, Silberei⸗ 

vfen, TB I. WG! 

$38) Elifabeth von Baldef und Ita von Wesiton im Slofer 
Toͤs, die nad ber cifeigen kehzre Heinrichs Gaus ibe Seben mit 

Kaſteyungen abmergelten; Füßlin, Erdbeſchr. Th. 1, S. 
102, 136. So mie im S. Catharinenthal Helena Vroimé 
von Serblingen, von Schaſbauſen, libi ipfa perpetuo cati- 
fex fuir; Bicelinut Conftagt:, ad a. 1362. - 

$99) Bruder Heinrich von Berg, aus einem anſehnlichen Ges 

ſchlechte gu Coſtanz, von feiner’ Mutter, bte Sauſerin Gick, 

Gadus, lateinif Suſo, genannt (g. 1300 + 1365) war bes 
fonders cifrig in ber, ctmas “mantdcifirenden Lehre vals 
liger Entwerdung, “and Selbſtvernichtung aller etgeness 
Wirkſamkeit; ans Gott ales, ‘alles in ihn; ewiges Nichts, 
Cin trding Mes, Den Leib achtete ex fo wenig, dak veffen 
Auferſtehung ihm der Ehee gu viel ſchien, und er nur fudte, 
Die in Gott zuruͤckgehdͤrige Seele von ihren ſchmdhlichen Bane 
ben gu befreyen. Cr wor bes Peedigerordens; au Tos, im 
S. Latharinenthal, im Oetenbach, fand ve am beffen gleichge⸗ 
Kimmte Gemadther. Seine Gefprddhe wurden fon 1389 
von cinem felnce Ordensbchber , aus Lothringen, Aberiese. 
Gein Leben hat cine Nonne von Tis, Eltfabeth Stas 
gel, feine geiſtliche Tochter, beſchrieben; gebdructt ff es durch 
Selle Schmid, Ausgsburg 1512, Aberfest von Surius, Hees 
ausgeber feiner Werfe, Chin 1555, und in Accis SS. dee 

* Boklandiften, fan. T. I, 653, 689. (Bucelin, Con- 
ftem.; Fagin Kirchengeſch. 11, Shing im Schweiz. 
Muſ. XU; Paller, Bibl. Wk, 572 fs Dents Cara. 
Vindobon. vol. U, p. 11.) | 


1 BeKhidte vee Shweiz: 995 


voyen unt Deftreieh regierten meltlanftige Laͤnder mie 
mehr oder weniger Nachdruck, je nachdem einer das 
Bolf mit gefchidterer Miſchung von Srandhaftigttis 
nnd Milde, bie Großen mit Fuͤrſtenwuͤrde wed Miccers 
ruhm, amdeſich ſelbſt, bey fo ſchwerer Verwultemg > 
mit ungeſtoͤrterer Geiſtesruhe Leherrfehte. In dieſen 
Zuſtand waren die Sachen der benachbarten Staͤbte uns 
Herrſchaften, in den Jahren als die acht Orte der 
Schwei; den Thordergifcjen. Grivden hielten. 


Als Herzog Albrecht von Beſtreich — —* F 
Albrechts y Eufel Rudolfs von Habsburg, mit gleichem ber * 
Recht von einigen der Lahme, von audern der: Weife ge⸗ rater 
naunt, feines Alters in dem -ficbenzighen Jahr, ſtarb, 3318 
wae von ſeinen vier Soͤhnen Rudolf, der AMelteſte, 
allein volljaͤhrig“). Erzogen war derſelbe auter Auf⸗ 
ſicht Graf Virichs von Schaumberg, eines Mannes, 
weit erhaben uͤber die Religion ſeiner Zeiten. Er hielt 
„unſern Geiſt fuͤr einen Funken der Allesbelebenden Gott⸗ 
„heit, welcher frey, groß, hoch, wie cin Gott, ſich 
„dieſes Punkts von Materie, hen ex mun beſeelt, bedie⸗ 
„nen mag, bis der Koͤrper, fein ungleicher Gefaͤhrte, 
„unwuͤrdig laͤnger ſeine Hille gu ſeyn, unfaͤhig, ihn gu 
feſſeln, ſchwindet, verfaͤllt, ſich aufloͤſt; worauf der 
„Geiſt, wie in ſeinem Weſen unzerſtoͤrbar, fq nicht tues 
„niger unerreichbar von vergdnglichen Folgen feines be⸗ 
„bens in der irdiſchen Welt"), ſich zuruͤckſenkt in die 
„unendliche Gottheit, von deren Einem Beoanha dieſe 

. "gi gy * 


‘ % 1 é 2 


$40) Gin nt gemelner Falk bey dem Lod eines alten ‘Sirken, 
welcher ſeine cingige Ehe vor 34 Jahren. getrofien hatte. 


543) Dos Erdeleben wurde .als Periode des. menſchlichen Das 
ſeyns beteaditet, ohne allen Zuſammenhang mit anderwelter 
Beſtimmung; cin unphilofophticher Gedanke, als wenn die 
Beſtimmung ciner cinmal tm goͤttlichen Verſtand ausgebor⸗ 
Hen Unitat fragmentweiſe entmasfen ſeyn koͤnnute. 7 





906 «dL: Bad.” Ghaftes Cepivel. 


Aanje Darfellang fidtherer Formen2) ene cingige 
aBiulguration s) ·iſt.“ fiber in fofern man: ben Zeit⸗ 
genoſſen eines anferortentlahen Manned. von demſelben 
glenben barf, muß Graf Ubsid vergeffed Sabena, daß 
beſonders in dieſem Syſtem : (nach welchem die in Grades. 
ihrer Hoͤhe unendlich von cinander abſtehenden Seelen 
unſerer: Drader doch eben fo. viele Aeußerungen ser uns 
cablichen Wirsfamicit Eines. gdttlichen Gedanfens blei⸗ 
ben) dem erbabenften. Geiſt aud) ber beſte Menſch zu 
ſeyn geziemt; fondern er braudhte feine Getwalt, Benach⸗ 

bharten wleles abzudraͤngen, und um zu dem Bau der 


| + Sedoee CHerding und. Pewebad. den Leuten feiner Herre 


(daft harte Frohndieufte aufſubuͤrben “2). Aber wie 
viſſen dieſes Nur durch bie Geiſtlichkeit, welche ſaͤmtlich 
yom: Pops His zam Leutprieſter Graf Ulrich nicht nur 
mit ſeinam Spatt bef), fondern, wo er fornte, 
zu Stegern zwang“*) und um viele milde Gaben der 
bafifertigen Sterbenden brachte6). Vielleicht hielt ex 


4° 


$4 2) Dieſer Aeon, in der Gprage der Gnoftifer. 

$43) Retbriigéns Wort; weil das chron. Salishurg. bie Ges 
banken des Grofen in einer ſeinem vermuthlichen Syflem nod 
wick fremdern Eprache vortragt, fo dab einige aeuert Worte 

hahen entlehnt Rerden muͤſſen, um es einigermaßen ohne zu 
vielen Hevea gu chacactesificen. Obwohl es, nah ber 
Chréwrit de nova baratria gewefen ſeyn fol, fo hangt es 
boch intt “ueaften Vorſtelungen aufammen; ihre Geſchichte 
Gance’ vor vielem unterricht feon. Dee Graf far, obne 

. — (urStrofe ſeines Unslaubens, nach bem cheon.), tas 
Yahe 137 

543°) Er babe ben einer Bferdefeude ausgerufen: „Nun, Les 
„ber Gott, auf deiner Eſelein wil ih doch nicht reiten, aliens 
> ,, falls eber auf meinen Bauern.“ 

544) Die Mince phlegte er ,, geweihte Bauern“ gu nennen; 

ben geitiſchen Bater gu Rens ,,den geifiencn Beaters” fein 

zie gewinnt wohl nicht in bens Dortrag bes chron. Salis- 
burg. 

$45) ‘Shells zehn Scheffel Weigen ober Hafer; ibid 

$ 46) Remedia CGeelgeretts) Gbi ulutpavit; iid. 


1) Befhidte:.bee Shweigll zor. 


fir guturfdne in Anbetung ſchlummeruden Beitgenoffen 
bard) ad und uth ein wenig gu ſchuttern. ry 
Sn dieſen Geſmnungen erzog tr den: ** a 
belf, der Kaiſerlichen Pfah- Ersherzog, . ed. Heiligen 
Réialiehen Reichs Crpjdgeemsifter**”), See gabe Dee 
reichiſchen Herrſchaft mit kaiſetlicher Gerute . oberfter 
RandeShere (fo nannte ex fich**”)), Ber Gifier welcher 
auf dem alben Habsbürgiſchen Sut in Nargau dew Slaig 
fiirftlicher’ Majeſtaͤt gezeigt“), und wether vad Tirol 
erwarb; verdiente, daß er in ben Chronifers forwehl der 
Geiſtreiche alg ver Stifter’). genannt wird; cin Fark, 
welcher alles neu machert wollte, Er erfand arte Buch⸗ 
Rabenftiguecn, Seren er ſich sum Aufſthrriben gehtimer 
Geſchaͤfte -bediente*’'). VDiele milbde Sriftungen, die 
fein Bater shee int hohem Alter, bey zunehmenden Gicht⸗ 
ſchmerten pnd herannehrudem Sob} J eraiziten "ers 


% 


$47) Palainus Archidux Aultriae S. R. I, fupremygs Mapifier 
Venatorurh ; Urkunde, Wien, 1360; f. bes Zürlauben 
tables geneal. p. ts: ib auch anbere find. Ma dee tte firms 
de om den Tiechenſügz z0 Dwerten 1359 CoMartal. ‘Raria.) 
ff, auger eben dieſen Sitely, -princeps Sooviap, e-:Atetiae, 
Idem {fe feriplit Archidueem in Auflzia; Chrog. Gal 
ad 1364. Wenn' biefe Chronik beofigt, er habe ſich i den 
Wtimmling der erſten Cdfarn achalten (dicens fe efle de ftirpe 
Neronis), uah wenn in den Freyheitbullen des Erzhauſes (dee 
ten Spode vielleicht in bie Jahre dirſes Fuͤrſten - gehoat) 
Felvilegien gefprochen wird, weiche dieſe Céfarn deur Exaheule 
gegeben, fo iſt Gendes zu crfldeen aus dem Urſprung, —* 
ven bem Habsburgiſchen Geſchlecht ſchon damals untes dem 
Romiſchen Ahel geſucht worden. ſeyn mag. 

$48) Zofinger Frepheitbelef 1363. 

$49) Zu Zofingen in Gegenwart dics „Herren, Mennen und 
„edlen Leute” feiner Herrſchaft; <ppendix Hagen. 

$50) Ingeniofus; Fuodator; auc ber kuͤhne; Fugger ddd Roo. 
Ee hielt Ach fie fo weife als Kſ. Friedrich 11. „welcher vas ; 
Vater Unſer veebeffern wollen; chron. Galisburg. 


351) pp. Hagen.; Fugger. . 7 
: e 


398 IL: Buh Fanftes Capitel 


miele Relituien, zur Verehrung bed Volke ausgeſtellt, 
nahm er hinweg. Des geoßen: Bau. Stepoan Muͤn⸗ 
ſters zu Wien vollendete er in der Pracht, welche, nach 
damaliger: Manier, der Hauptkirche einer großen Refi⸗ 
eng, und worin bie erzherzogliche Gruft ſeyn ſollte, 
wuͤrdig fchien). Bornehwlich begabte und beguͤn⸗ 
ſtigte ecibie Univerfede’”).: Er wollte das Hochſtift 
Paffan vach-Wien verleger™*) 5. ſowohl am der Haupt⸗ 
Radi god. groͤßern Slang gu geben, als um Gber den 
Biſchof gu gebieten. . Dec Erzherzog fagte: „Ich will in 
„meinem and felber Papk ſeyn,“ und bedawerte nichts 
guebr ald die. Blindheit anderer Fuͤrſten, „ſonſt follte 
die Prieſtermacht bald vin Ende nehmen.“ Schon 
wurde von den Bayriſchen Hoͤfen ſeine Denfungéart an⸗ 
genommen y. Wenn hiefer Fuͤrſt, welcher nur ſechs 
and zwantig Jahre gelebt, Unger fortgewirkt haͤtte, 
and in die. bald folgenden Zeiten des großen Schisma ge⸗ 
fommen todre, fo fonnte fid) sutragen, daß eine viel 
fribere, nicht fo theologiſche, und mehr politiſche Kir⸗ 
‘Henreformation geſchah; "welche der allgemeinen Frey⸗ 
heit nicht zutraͤglich geweſen ſeyn duͤrfte. Die Laien 
mochten esſs nicht froh werden, daß der Erzherzog in dem 
Krieg wider Bayern sur Behauptung Tirols von der 
Geiſtlichkeit febengigtaufend Wiener Pfund nahm *) : 


$2) Er vollendete feines Vaters hohe Gewoͤlbe; bie Hdlfte bee 

Cdhbortherren follte von ber Mniverfitdt genommen werden; 

- Eben Ofef. Die Univerfitde ſtiftete er. Bon ihm der 

Grundſtein des hohen Thurms su SG. Stephan 5. ce {lest untee 
Dicfer Kirche; Geufau Geſch. von When TH. 1. Fragm. 
de IP Albertis (ap. Pet, Seriptt. 11): Sepultaram per miri- 

- ° ficant valde decoravit {culpturam. 

553) Fugger., Vit. Arenpeck. 

$94) Chron. Salisburg. 

$ $5). Imbuti eius malivolentia; fo baß bit SGeikiden auch vee 

ihnen depecuniati {um; £ bids 

$56) ibid, ad 1363, ; 


Sefchichte ber Schueijz. a9 


Ex vervielfaͤltigte die Auflagen auch des Baͤrgerſtan⸗ | 


ded ©). . ES if nicht gewiß, dab er uͤber die verderb⸗ 
lichen Seidenfchaften anderer Fuͤrſten fo erhaben war als 
iver die damalige Undachieforms aͤußerſt wenige Fartten 
geben die Gefege fich ſelbſt, welcht die meiſten von der 
Gottesfurcht anunehmen beduͤrfen. 


Auf ſeiner erſten Reiſe in die bordern Erblande, mit 
Katharina Karls des Vierten Tochter, ſeiner Gemahiit 
bediente ſich Rudolf des unaufhoͤrlichen Gelomangels 
der Grafen von Habsburg Sauffenburg , und faufte vit 
Graf Gottfried Altrapperſchwyl, die Mark und Waͤgl, 
zwiſchen dem Zuͤrichſee und Schwyj 5°), Damals 
fdlug ex durch die Hand vieler gefchidtten Meiſter dit 
mehr alé achtzehnhundert Schuh lange Brice bey Rape 
perſchwyl ber den See), als wollte er den Pilgris 
men bie Wallfabre nad) Cinfidlen erleichtern; in der 
That brachte er diefe Waffer in (eine Gewalt, welche 
zwiſchen Teutſchland und Italien ein Handelsweg waren. 
Cine Zeitlang blieb der⸗Erzherzog zu Dieſſenhofen ⸗ * 


557). Chron. Zweil. poftertus. 1359. Dod unterdruckte et 


auf Witte der Burgermeiſter, des innern und dubctn Mathes, 
wie auch ber Vargergemeine, su Wien, dite Zuͤnfte ber Hand⸗ 


werter (Urfunde ap. Seakenborg. ſoleet. iuris,-2-1¥), ‘ag . 


handelte aud in dieſem nad den Wrundidgen unſerẽr Belt, 
Oft leuchtet in einem finffern Jahrhundert cin Fuͤrſt tn Go 
finnungen bervor, die ſeiner Zeit fo fremde (cheinen, dat man 
alauben ſolte, er babe ich ons einem gang anders Sabepune 
ert verirrt. 

558) Nebſt Pfdffiton, Wolrau und Bagi; urkunde 1358, 
‘ap. Herrg. 

559) Tſchudi 1358. Sein Vater lebte nok; darum ſchrei⸗ 
ben einige ibm dieſes Week au. Anfanglich fol der See in 


Sandle gethetlt und mice als Cine Bruͤcke gemofen ſeynz 


Scheuch zer icin. Alp, 1 

- 359>) Zwey Toͤchter des —8 nahm er in der Herzogin 

Dienſt und verſorgte dic fuͤnf dbvigen. Seine Gemahlin ges 

Aad bep den von Sdus acbiideten Nonnen. Felis 
aber os 


8363 


goo II. Gah: Banfees apices 


Be Hoftugen Hilt er jenen grofen Hof. Aber ans det 
Berbindung wit Luͤdwig von Anjou ,' —* bon Hun⸗ 
garn, wider Kaiſer Karl den Vierten, wurde cin Land⸗ 
krieg beſorgt, in welchen der Kaiſer gegen fetter Sehwie 
gerſohn auch die Schweier mahnen molest. 
Schon ſchloß Sart einen und mit atid, worin 
er nicht nur die Waldftette und Bern, fondern auch. Zug 
and Glaris deren ewigen Bund er ſonſt verworfen) 
vorzubehalten geſtattete0): ee verſprach, wenn Rap⸗ 
perſchwyl erobert werde, niemand als den Zuͤrichern dieſe 
Stadt vom Reich zu Lehn zu geben ). Dit geſchwaͤch⸗ 
fe Partey des Birgermeifters Rudolf Brun war durch 
feinen Tod gefallen, und es wurde dafuͤr gehalten, daß 
die Bruͤcke zu Rapperſchwyl nicht angelegt werden koͤnne, 
ohne Nachtheil ber althergebradhten™) Beherrſchuns 
dieſer Waſſer durch Biri. Wenige Sage vor dieſem 
Bunb ſtiftete der Kaiſer eine Verbindung der umliegens 
ben Reichsſtaͤdte): Zuͤrich, durch die Eide gͤezwungen, 
mußte Deſtreich vorbehalten; dod) kamen ſie uͤberein, 
„wenn cine Unternehmung der Herzoge bem Ammann und 
„Rath von Pfullendorf. (einer anpartepifaen *) 
Reichsſtadt) file Zuͤrich Seleidigend ſcheine, ſo feller 
pie Skaͤdte wider Oeſtreich fiir die Zuͤricher ausziehen, 
qtind ‘fein Vorbehalt mehr gelten. 


360) Sus und Olaris werden verttanden unter -,,benea, dle zu 
„ihnen (den uͤbrigen ſechs Orten) gehoͤren.“ 

961) urtande, Lauffen, 1962, nach Matthias. 

. $62) Weil der Stadtrath ueſprunglich mit und ben bes Reichs 
Graf oder Boat gerichtet haben mag; darum if keine gang 
genau deftiinmte Urkunde; dad Rect verliert fi im Alters 

thum dee Fraͤntiſchen Königsmacht. 

$63) Coſtanz, Zuͤrich, S. Gallen, Lindau, Ravensbutg, Ueber⸗ 
fingen, Wangen und Buchhorn; auf des Kaifees Leben und 
auf zuey Jahre nad ſeinen Tod; Bunbdoetef 1362. 

264) Sie ˖ und Schafhauſen wurde yon allen Studten vorbehal⸗ 

ten; im Gund waren fie nicht; i⸗bid. 





Seſchichte der Shmeis 401 


Da feote der Erzherzog aber alle obern Lande Jo⸗ 
Hann vom Haufe der Schultheife von Lensburg °), Bie 
ſchof gu Gurf, feinen Canglar, cinen Mann von erprose 
tem Dienfteifer und mannigfalti ipet Geſchicklichteit in 
großen Geſchaͤften, gum vollmaͤchtigen Ldandvogt 6). 
Cinen-beffern Miniſter konnte er nicht waͤblen, als einen 
Mann ohne angeerbte Macht, nur burch Sugend und 
Einſicht grof. Diefer erneuerte mit Schwytz den Thor⸗ 
bergiſchen Frieden. Er ſchloß mit allen benachbarten 
Großen, mit Baſel und mit eilf Reichsſiahten von El⸗ 
ſaß 7), einen Bund wider die großen Rotten’ *), wel⸗ 
che nach dem letzten Engliſchen Krieg die Franzoͤſiſchen 
Provinzen durchſtreiften, und alle henachbarte Laͤnder 
bedroheten. Dieſer Bund verpflichtete nicht nur zu ge⸗ 
meiner Vertheidigung, ſondern aud daß dieſe gethan 


365) Konrad Schultheiß von kenzbueg war ſein Rater ; 3; Bere 
fommnié der Hergoge mit Biſchof Johann 1374, 
Bom Schultheißenamtlehen Hick bas Geſchlecht; ſ. Mans 
fiers Cosmographie, G. 633, N. 59 Cimmer nad der Teuts 
ſchen Rusgabe, Baſel, 1558, fol.) 

$66) Die Urtunde if bey Tſchudi 1362, er iſt im J. 
1329 ald Biſchof su Cur geſtorben. 

567) Beredang dee Biſchöfe zu Strasburg, Baſel und 
Gurl, des Hts von Murbah, Grafen Hanns (bes ges 
fangen gemefenes) von Habsburg, (gener Grafen von Fars 
fienberg, chen fo vielee Freyherren von Lichtenberg, der 
Herren von Odienfein, Geroldse® (gu Tawingen, Lare und 
am Waſichen — Vadges), Rappolthein u.a., der frenen 
Srddte Bafel, Stragburg und Freyburg, des Untervogts 
yom Elſaſſe, Scultheife, Meiſter, Rathe ynd Birger deer 
eilf Elſaſſer SGtddte, der Wirtembergiſchen Stadt Reichenwy⸗ 
fer; wider die Huffnunge und Sammenunge der unvertis 
gen Leute, die in gemeiner Rede Heiben bie Engelfden. 
Colmar, 1362. Schilter's Zuſdtze su Sdnigshoven , ‘887. 

68) Les.grandes compagnies (Sociales, im aiten Peben Cles 

mené VL Murat, Scr, T. UL p. II. p. $50) ténnen durch 

dieſes wirklich alte. Wort uns fo cher bezeichnet werden, ba fie 


\ 


auerſt als Repiae, Roxtes; im Wnfang des Xil. Japepune 


derts vorfommen. 
LI. Theil. Cc 





1364 


1365, 


403 Il Bud: Fuͤnftes Capitel. 


werde ohne bie damals gewoͤhnliche Unordnung der fries 
genden Schaaren.'  Diefer Landvogt erfaufte von det 
Grafen zu Kidurg jene Lehnsherrſchaft aber Thun, 
Burgdorf unt ‘Ditingen™). 


Aber die brey groͤßten deſonen im Ettdauſe ſtar⸗ 
Gen; zuerſt, auf tiner Jagdluſt/ Herzog Friedrich, be 
naͤchſte nach Sem Erzherzos, ein ſechszehnjaͤhriger Sing: 
ling, von Verſtand eit Mann’). Hierauf gu Koͤnigs⸗ 
felden in dem vier und achtzigſten Jahr ihres Alters, 
bie Konigin Agnes von Ungatn; weiland unmenſchlich 
in der Blutrache um ihren Vater; ſonſt in Fuͤrſtenklug⸗ 
heit und innerer Kraft grof. + Von jener Weifſagung 
des Bruders vow Offtringen wider ibe Sift), ſah 
fie den Anfang der ErfAlung im den letzten Kriegen, alb 
die Schweiger diefe Segenden des Aargaues verwuͤſte 


ten“). Da fie die legte Oelung empfanger , ſagte fit 


gu den Jungfranens „Jetzt ift alle Unlauterfeit abge 
prvafden bon bem Spiegel meiner Seele,“ und ſtarb, 
ſtark im Glauben wie in dem ganzen Ton ihres Ke 
bens !”*). Dev Erzherzog arb gu Mailand ploͤtzlich 
an m dieber, oder Gift"). | 


569) Siehe beo N. 480. 

$70) ,, Cin - wohlgeſchickter Juͤngling, alt an Sinn;“ App 
Hagen.; armis ulus; chron. Mellic. 

$70) Oben Cap. J, bey N. 60. 

$72) Thuricenfes, Suitenfes et complices in guerris quas novill- 
me geflimus contra ipfos; Urkunde 1360, N. 547, und 
How 1347; oben N. $34. 

573) Hagen. Sie ſtarb 1364. Kein klagender Laut wurde 
von ihr gehoͤrt. Ruhig verforgte fle alles Hofgefind und ihre 
edlen Jungfrauen, und verordnete die festen Almoſen. Ske 

innerer Menſch, fagt ble KRinigsfetdber Chronit, fa 
* fark gebtieben bis in ben Zod; und bas Land habe an ihr 
fetne Putter verloren. 

$74) Fugger. Hammerlin meldet, ein Edelmann, ben er 
unſchuldig hineichten ließ, babe ifn vor bas Gericht Gottes 





\ 


Geſfſchichte der Shwe: r aca 


1 Blbredhe und Leopold feine Bruͤder waren, dieſer in Albregt v. 
bees viergehnten’”), jenge in dem ſechslehnten Jahr Pol. — 
feines Alters; ber ditere, von ſtillem Gemuͤth, vergniigs 

te fid), ju Wien Vorlefungen beruͤhmter Profefforen zu 
hoͤren, und beluftigte ſich in den Garten zu Laxemburg 
Pflanzungen anzulegen und fremde Thiere zu fame 
mein’). Leopold war in allen feuriger; als Ritter 
ohne Tadel“), in Staatsgeſchaͤften oft vorſichtiger, 
als von feiner leidenſchaftlichen Geele zu erwarten war, 
Gref Rudolf yu Nidau wer zu Schwaben und Elſaß 
der Hertege Vogt ’”?”). Uneinigkeiten ded Hofgefinded 
Gewogen bie Bruͤder von einander gu ziehen ). Deg - - 
innere Land serwaltete Herzog Albrecht; Margan, Lie 
burg, Elſaß und alle Herrſchaften zu Schwaben blieben 
ſeinem Bruber; Tirol hatten fie gemein. 


So lang dergleichen Theilungen das gemeine Recht 
waren, entſtand fein anderer Nachtheil fir einen Sirs 
ſten, als daß ihm nicht ſo leicht war, ſeine Nachbaren 
gu unterdruͤden; das Erſtgeburtrecht (wenn bas Reich 

ca. : ay 


geladen; an bemſelben Tag fey ce im folgenden Jaber geſtor 
bens Roo G. 110 (Muse, 1621.); der es aber nicht glaus 
ben will, , . 

$75) Urkunde 1365, angef. in den tables gencal. bes Herrn 
von Zurlauben. . oo, | 

$76) Oft bat er ben Heineih von Heffen und bey dem von Oota 
goͤttliche Lehre felbR aufgenommen; „er hatte 

beſonders viel Klugheit in Sternſeherey;“ App. Hagen. 
1384. Ju der Gartnerey folgte ce dem Palladius; Fragm. 
do IV Albortis. 

577) Darum heißt ce bee Ritterſchaft Ehre, le preux. 

571°) Urkunde fuͤr Johann Steinkeller gu Wintertur 1369. 

578) Erſte Theilung; Fugger. Der Unfang der Urkunde iſt ⸗ 
ts chastular., Senkenberg. |. c.; 06 it unbegreiflich, warum 
dieſer gelebrte Mann’ feiner Sammlung durch einen einzigen 
Mangel fo viel you theem Werth nahm; feine Urkunden find 
ohne Datum. 


⸗ 


404 II. Buch. Fuͤnftes Capitel. 


je nach einem feſten Syſtem reglert worden waͤre) burfte 
keinem, oder mußte auf ein allen ali gegeben 
werden. 
In dem Jahr als der Eaherzen ear , verweigenten 
Hie Riricher Herrn Peter von Thorberg die vob gehn Jah⸗ 
cen verheißene Erneuerung jener den Eidgenoſſen miß⸗ 
faͤlligen Oeſtreichiſchen Richtung ). Denn fie foradjent 
„die Herzoge kraͤnken durch bie Bruͤcke gu Rapperſchwyl 
„ihre altgewohnte Herrſchaft uͤber dieſe Waſſer; fle ſchaͤdi⸗ 
„gen ihren Muͤnzkreis durch die Herunterſetzung ihres 
„Geldes und Errichtung newer Dedusftdtte ™~); Me legen 
„auf ihre Ausbuͤrger ungewoͤhnliche Steuern; fie ver 
hindern zu Rapperſchwyl den Vertrieb ihrer Koenhaͤnd⸗ 
„ler, Schuſter und Gerber; ‘fle unterdruͤcken die Appel⸗ 
„lationen der niedern Gerichte an den Rath;“ nod viel 
anderes?"") wandten fie vor, um die Ernenerung dieſes 
Bertrags nicht absufdhlagen, fondern ihr auszuweichen. 
Jn der That war deſſelben einſeitige Annahme das Wert 
dir untrenen Liſt Rudolf Bruns, und wie ein Ferthum 
oder cin Fehler der Stadt zuͤrich. 


Geireden Indeß ſtieg in allen oberteutſchen Landen mehr and 
d. Cerpola. mehr die Furcht oor dem Cervslae), einem Haupt 
mann fibner Jugend aus vielen Voͤlkern, welche unter 

ben ſiegreichen Dannern des Prinjen, Edwards von Wales 


579) urkunde der Weigerung dieſer Stadt, 1368 
Sie if in den Beytragen au Lauffer. 

580) Welcher gteng durch gang Aargau an die w agen bes 
Stauden, den Zuͤricher See hinauf, Walenfadt vorber, as 
ben Groinen Haag (undeutlich gewordene Marken der 

alten Zeit). | 

$81) Dte Ausburger im Amt Eſchenbach, tn Mbarg und a.a.O. 
mußten Raubſteuer geben, 2c. 

$82) », Springhieg tn unſern Chroniken; mibecters ss 
cis Spottname (von, Albernheit). | 





, Geſch icht e ber Sahm eis. | 405 


die Schlacht bey Poitiers gewonnen, und einzig dex 
Krieg liebte. RKarl-ver Fanfte, Koͤnig von Franfreich, 
hoͤrte auf zu ſchlagen, und fiegte ohne Gefahr durch die 
Zeit; kein Fuͤrſt war ſo reich noch ſo kuͤhn, die Schaa⸗ 
ren, als Grundfeſten der Macht, auf einen beſtaͤndigen 
Fuß zu beſolden. Sie irrten in großen Rotten unter 
ben Veltern umber; wie im Alterthum nach dem Pelo⸗ 
ponnefifchen Krieg ſolche Geſellſchaften“?), welche nur 
den Waffen lebten, ihre Nun und ihren Muth Koͤni⸗ 
gen, Tyrannen und Staͤdten gu jedem Gebrauch darbo> 
ten, bis Rénig Philipp zu Unterdruͤckung der gtiechiſchen 
Freyheit einen fleten Kriegsfuß aufbrachte. Arnold 
von Cervola, oom Adel des Perigord, Ritter, Kammer⸗ 
here von Frankreich, Statthalter in Berry und Nivers 
nois, Philipps (von Burgund) Nath und Gevatter, 
nachdem er Sey Poitiers tapfer geſtritten, - und nicht Hats 
te hindern koͤnnen, daß der Koͤnig und Pring Philipp ge- 
fangen worden, folate, wie man, ſprach, dem Ratha 
ſchlag des Kardinals Lon Perigord und erſchien, ber Erge 
priefier von Berny genannt’®°), an der Gpige oon oft 
sranigtaufend Mann, welche Menge auch. ju gedogpel 
ter Zahl ftieg. Die Lanbleute in Provence retteten ſich 
burd Abſchneidung der Sebenémitany mw). Es bewir- 


$83)-Zevoss Yocrates, Mon findet ihren Aofang mitten in 
der Geſchichte des Thuerdides. 

523 ) Uomo bellicofo e. di mala fama;. Mwretio bef Balzo; 
(Baus?) and Johann Robuſtello von Nizza waren feine Ges 
faheten. Surlasden Bibl. mili. I nennt iba Grapricfer 

' yon Vezzains. BWillant Hat einen pitetto mafchino di Vor- 
naseo, von gemeiner Abkunft, groß durch Keiegétunk und 
Tapferteit (prodezsa), welcher doch wohl deg Cervola gidt 
it, ba er ben fon Erapricher von Pelagorge (Pesigord) nennt. 

583°) 1356. Vua Clem. VI bey Baluze und oben. N. 
583. he Borwand wider Provence war Fciadipalt- wider 
fudewig., von. Anion, aadmaligen Situlartinig gu Napoll; 
Clemens bes Scchsten Nipoti vercinigten fid aks ihnen. 
Matteo Pillant tw ⁊ten Dud. 


495°) IL Bug. Zauͤnftes Capirel. 


thete und beſchenkte fbr ehrerbietig (Gang vor feinck 


Thaten) Pap Innocentins der Sechste $834) welcher 
hierauf cine Kreuzfahrt prediget UF, um den ngeftim 
- Her wandernden Notten auf die Osmaniſchen Tuͤrken s 


wenden ™*). Vergeblich. Endlich fuͤhrte Cervola in 


Hochburgund eine Fehde des Grafen von Blamont; 
kaum wurde durch den Sieg Johanns von Vieme, 
Hauptmanns der Stadt Beſançon, dieſe große Stadt vor 
ſeinem gewaltthaͤtigen Arm gerettet“, als viersigtanfend 
ſolche Kreuzfahrer, welchen die Reichsfuͤrſten die Paͤſſe 
nicht oͤffneten, ohne andern Grundſatz noch Plan, olf 


vermittelſt ihrer Waffen su leben, und in ben Baffen jo 


fierben ™), aus der Gegend pon Trier in die obern Lande 
zogen. 


Aus den Wasgauiſchen Vergen uͤberfielen ſte eis 
raubend alg in aller Dinge Mangel°"). Ihrer Ane 
naͤherung erſchrak die nach dem Erdbeben faum wieder 
anfgebaute Stadt Bafel, von deren gebrochenen Ring: 


583 d), Cononict Bunnenfis vita Innoc. VI: 1357. Im fob 

‘  genden Jahr fam Cervola wiedee und legate fic vor Mir. 1361 
‘gabe er 6. Elprit und Montbragon etn: fie ſchlugen 1368 
bonos hominas Franciae (einen Landſturm), begaben fic aber 
tun in Aragoniſche Dienfe; eben wie 1363 eine andere 
Sdhacy -untér Grafen Cando fm Pifanifcen wider Floren 
(Additamentum hiftorise Cortufioram). Jn diefer ſtritt aud 
der grine @ref ven Goarbrict (Serrabrus); Friedeidh vor 
. Steinberg; wer wef, wie viel fabrende Teutſche Miter! 
Dee Lomberdifihe Band ward aud cin Theil, und andere 
trate in Dienſte ber Italianiſchen Herren wider die furchtba⸗ 
een Commanen (Matteo Billant im achten Bad). 

$84) Froiffard, 1357. 

$85) Danod, Hift. des Sequan. ; 1362 ff. 

$26) Gens {ans foy, qai ne prifoyenc leur vie une _angevios; 
Chron. de Met:. 
9365) Kinigshoven nennt fiebte erſten Engtdnder, 
tm -Gegeniag dee Coucnidhen Schaaren 1375. Nach 6. ub 
Figs Las C4 Sule) fomen fle, + | cs 


\ 


Gefdhidte ber Shively. | 497 


mauern der große Schutt nocd an vielen Orten ble Sre- 
ben fuͤllte; fie bat bey deni Schweizern um Hilfe ”°S 
Rech wenigen Tagen jog aber den Hauenftern der Rriegia 


baufe **") ven Golothurn und Bern, funfgebahundert - 


Mann; da fie in der Vorſtadt empfangen tourden, ſprach 
dee Hauptmann ver Berner: „Sintemal wir gefanbe 


ptoorben, alles file euch gu wagen, biderbe gute Freun⸗ 


„de und Eidgenoſſen“?*), fo ſtellet uns an den Ort, we 
„die groͤßte Gefahr ſeyn wird.“ Giele weinten den fol- 
genden Tag beym Anzug der Schaar ˖ von den Waldſtet⸗ 


ten, von Zuͤrich, Zug und Glaris, dreytauſend auser⸗ 


ieſener Krieger, ohne Bund mit Baſel, ruͤſtig in der 
Noth fuͤr ſie zu ſtreiten. Cervola, welcher zu den Rotten 
gekommen, da er dieſes hoͤrte *2), nicht unkundig wie 


ſtark und arm dieſes Volk und Land, wandte den 308 


und iberfkel Meg ). 


~ 


Nach Herftellung des guten Verſtaͤndniſſes Kaiſer 
Karls des Vierten mit Oeſtreich; neun Jahre nachdem 
er die Verbindung der Zuger und Glarner zu den Schwei⸗ 
zern genehmiget; ließ er, mit Hintanſetzung alles An⸗ 
ſtands, doch noch eine Mahnung wider dieſen Bund er⸗ 


5365) Mahnung- Ottemann Sgalers, Barger⸗ 
meiſters, und des Maths von Baſel an Straßburg (ohne 
Bucifel in her Hauptſache gleichlautend), auf ©, Maria 

Masd. (22 Jul) 13553 bee Schilter gor. 

$87) Ju meiben Roͤcken mit einem ſchwarzen Bde. Die Kets 
derfarbe war die ere Uniform anc bey ben Gpartencen; 
im SG H/oite.unceeihieden bic Romer das Kriegslleib. 

588) Baſel war mit Bern und Solothurn ia cinem Bund. 

$89) Yn bee Belt als dee Kaifer vow Papft zuruͤck nad Sely ges. 
tommen. Das Geruͤcht als wenn Karliv gu Privatabſichten 
(wohl wider Oeſtreich) die Rotten. beguͤnſtige, verbreitete ſich 
damals (Biſchof von Speier an die Straßbur⸗ 
Ser, SHilter 893, wie beſchwert ſich der Kaiſer dadurch 
halts), und if auch auf die Nachwelt gekommen. 

$90) Er waushe in Srovence 1366 von feinen ‘utes vmethracht. 


Visa Innes, Vi 
| \ 


1371 


‘4080 11. Buch. Faͤnftes Capitel. 


gehen ). Dee Thorbergiſche Friede wurde ſonſt meiſ 


alle drey Jahre erneuertꝰ). Schade aus Peivatfeind⸗ 
ſchaft wurde aus des Urhebers Vermoͤgen gutgethan; 
ber ganz arme mußte ihn am Leib abderdienen. Friedens⸗ 
tage wurden mitten in Lande yu Lucern geleiſtet, mit 
ficherm Geleit fie jeden, der nicht wider einen Lucerner 


eandedthel⸗ in Todfeindſchaft ffand°”). Indeß machte Viridis Vis: 


ung. 
1375 


Krien des 
Couch. 


conti Herzog Leopold ihren Gemahl zum Vater von 
drey ) Sdhnen. und von ſo vitlen Toͤchtern, da kanm 


Beatrix Burggrdfin gu Nuͤrnberg) “dem Herjog Ab 


brecht cinen eingigen Sohn gebar. Sener, durch Ritter 
tugend bluͤhend, war begierig nad) der gangen Oeſtreichi⸗ 


ſchen Macht; Ulbredye von ungetreuen Raͤthen umge⸗ 
ben’), In diefen Umſtaͤnden geſchah die Landesthei⸗ 
Nlung, wodurch der aͤlteſte Bruder, Herzog Albrecht, 


nur Wien mit dem Lande Oeſtreich behielt ). 


Eben damals erhob Ingelram, dieſes Namens der 
Siebente, Herr von Eonch und Graf zu Soiſſons ꝰ), 


$91) Briefe von 137%. 


$92) 3368 auf gwen Yabre; 1370 auf ren $ “een fo 1373; 


1376 auf cif Jabre; die Urkunden find ben Tſchudi. 

$93) Gtibfandébricf 1268. 

594) Herzog Ernſt war nod) nit geboren. 

595) Bon bed Kaifers Tochter hatte er keine Sinder. 

596) G. im Zevetl. recent. (unterſchieden ‘von bee Chronik, 
bie ich pofterins nenne; dleſe tft ben Pes die dritte) und bey 
NHoagen, in append., Ragen wider Oede nteich wn’ ‘ Meiffaa, 
Hanné von kichtenſtein u. = = - 

$97) €6 war bes Sandes Herkommen, — der dites 
Re herrſche; Hagen. ib. 33655" Pa. Arenpeck. 1366. Je 
mer mefdet, Albrecht habe (wohl file Hefgerathe und Sedat) 
nod 106,000 Gulben bezohken maffen. 


$98) Coucy liegt in dee Picardte; dee alte Stewn, welcher 


auf den Kreuzzugen hervorgeleuchtet, war mn Koͤnig kudwig 
des neunten heiligem Keieg erloſchen; Ingelram, aus einen 
Geſchlecht Noemanniſcher Selden, Grafen von Guines, wer 
Sere zu Couch durch feine Abſtammung von ver- Erbotecdtcr; 

in gor machtiger gewaltiger Herr“ (Geneal. Habshur- 
qlcor. » bey Beg Scr. R. A. I, 680). 


— — — 





Beſchichte der Sh weisz. 7 40g 


wider Albrecht und Leopold  Herjoge von Oeſtreich, eine 
große Fehbe um die Heirathſteuer Frau Katharina feiner 
Mutter, Altefter Tochter fenes erften eopol weldher - 
bey Morgueten wider die Schweizer trite?) Sie 
sourde feinem Bater gu einer Beit gegeben, als Oeſtreich 
und Frankreich in enge Serbindung trate”); Marga 
und CRB waren ibe verſchrieben. Dee Here von Coucy 
war pon cinem alten und beruͤhmten Adel, an Herrſchaf⸗ 
ten reich; fein Haus Half mehrmals den alten Herjogen 
der’ Normandie, ans billiger Beſorgniß, nach ibrem 
Yak moͤchten dir Koͤnige von Franfreid mit unaufhalts 
Sater Macht unumſchraͤnkt herrſchen; itt eben dicfer Seo 
finnung freute er fic des Fortgangs ber Waffen Kdnig 
Edward des Dritten von England; er hatte Iſabella 
eine Tochter deffelben geheirathet. Um ſo leichter ers 
warb Coury ben Beyſtand vieler Engliſchen Kriegshelden, 
welche in bes Koͤnigs abgelebtem Alter, da auch der 
Prinz von Wales koͤrperlicher Erſchoͤpfung unterlag, un⸗ 
willig ruheten. Sie kannten ihn aus den Italiaͤniſchen 
Fehden ). Zu dieſen vortreflichen Rittern, von 
welchen die Menge ſeiner Schaaren Englaͤnder genannt 
worden) ’ warb der Ser von Coucy in den Provins 


398°) Er sehadete ſich auf den Setrathsevertrag ſeiner 
Großmutter Katharina von Gaveytn, dew fie 1310 sit Leos 
po (blot, and auf Kaifer Helur ichs Vit au ihren @ans 

Een geſchehene & F-ftg na tinw von:gooo Mart Gilber auf Grabs 
Sarg und Marten; Zurlauben bey Haller, Bibl. V, 85. 
$99) Die Hetrath ik von 1336 (von 1337 Bund. Als 
‘Beets und Ottons von.Oekeeld mts KLinte 
Bilipp Ve) ap. Zard., rabl. geneal. Satharive flack in 
' Seemt soften Jahr 13.49 und. wurde gu Koͤnigsfelden begraben, 
wo ben Beriegung der Oeſtreichiſchen Leichen 1772, bie ihrige 
wnd thre Sichaap aim beften erhalten: war. Gerbert, 


599°) 137 3373 5 peat ‘ce mit Sopanu Yout gu Bologna; Jos. de 
Ma fiz chron. Placemt. Murat XVI, 

Goo) Comitiva Britonum; Urk. des El. Wettingen we⸗ 

gen des Kirchenſatzes in Kanak, 13763 ẽiqudi „de 


410 I. Buch., Finfres. Ca pitgl. 


gen Lubwigs oon Mechtln, Geafen zu FJlandern und. 
Hochburgund°") und. Herzoge Johann von Lothrin⸗ 
gen?) (des Koͤnigs und ſeiner Freunde) viele. ſtarke 
Kriegérotten, varein gte Fh mit dem Reſt von GCervole’s 
Geſellſchaft *ꝰ by und machte cin Seer vom mehr als 
piecsigtayfend Many, ., .Sie yogen durch Muͤmpelgard 
auf Sendgay, auf Elſaß aber die Zabern + GSeeig ©? 5. 


"bbe Gefellchaſt der Bentain; ” Albrecht and Qcopost 

> Qu Kontgsfelden,' 1377, | 

%o1') Gentmns fei Malets, weil ce gu Mecheln eetoren. Bud 

er manEnglifh gefinns, als der feine — — ven 
Pork, hem Sohn Konig Edwards, geben 5 Dened. 

602) Diefen hatte See Sere von Couco in lant getannf, 

" “wo Johann gefangen, er aber Geifel Be den Konig von Franfs 

reich gewefen. “ Nad bein. Fob Iſabelen ser Rdnigéstochter 
wurde Ingelram Schwit zerſohn deſes — VHere von 
Zurlauben Le. 

602 v) Dab dieſe das aute vordere Land nie i mlede verlaſſen, 
zelgt ſich aus den Maßregeln, wozu die Ehſaſſer jtadte auch 
nach Cervola’s Riacimarih gendehiget waren. Urkunde 

Sitemuad von Lichtenberg vow .Tag ber Stddte 
2366; Schreiben der Grade Worms 31 Dec. 1367, 
bab Frankreich ſich von dieſen Leuten losgefauft und fle nun 
wiedet “brohen; Schreiben Strabourg: fle liegen 
'* gang nabe hinterder Sdbernftatg; Mahnung Strathargs 
an Bern; Schreiben Hartmann Rot, Barger: 

s-mecfters, und der Gtaedbt-Galfel: deey Serren von 

‘. Bteane weeben und treiben die Gamenung dee Weldhen (Wel⸗ 

<0 Ichen. . Waren dieſe Wienne, Bettera bes Biihes von 

we. Galet, von defen Familie mean ſo wenig ald ven ihm fid . gus 

? ter Dinge gewdetig war?); gwen Lage vor Weibnadt 1374 

2. (alfo da eben Coucy die Gace neubewegte). Die Urkunden 

> Find bey Schilter Aber Ainigéhoven. Matteo Bil: 

'. Fant Sefdtiget es wo ce im oten Buch von der weißen Ge; 

ſelſchaſt unter Beltram di-Crechi und dems Erapeiefter ſpricht: 
bad fette and tm Teutſchen Reich habe ihnen gefelen. 

602°). Gtadt BSafel an Straßburg, Fora V nah GS. Gal 
(21 Oct.) erſteres, Abniashoven letzteres. Ihm heiben 
> fle 5, dfe anderen Engelender;“ doch erinnert er, fie ſeyn 

vielmehr Brituner geweſen, and meint damit vermuthlich Gres 
“tdhad, Cones mag wohl aud Abenteurer dortiger Fehden mits 

‘-~gefdbet haber, allein dieſe brannten noch gu lichterloh, um der 
groͤßern Anzahl nicht Beſchaͤftigung au Haufe au geben. 


.Geſchichte der Schweiz. | 411 


Die erſten Aufuͤhrer, von den Oeſtreichiſchen Land⸗ 
pflegern um den Zweck ihrer Anfunft befragt, ſollen ge⸗ 
antwortet hahen ): Wir fordern ſechszigtauſend Sule 
aden, ſeSeue Hengſte jum Streit und fo viel goldene 
Aleider.“ Ihnen folgte der junge Coucy ſelbſt mit 
fanfiebabunbect Helmen, vor vielen andern (wie in dem 
ganzen Lauf ſeines Lebens) durch eigenen Rittermuth 

glaͤnzend. Jevan ap Eynion ap Griffith war bey 
ihm °°*) ‘ein hochgeſtunter trotziger Held, Enkel der. 

Heerfuͤhrer, unter welchen vor neunhundert Jahren die 

alten Brisaunier Aber Craygian eryri**) vor den Ane 

gelſachſen in die Thaler von Wales entflohen. Jevan 
batte Koͤnig Edwarden nie gefuͤrchtet; mider den ſchwar⸗ 
zen Pringen hatte er Heinrich) von Tranftamara bet dem 

Chron Caftiliens behauptet; gu Land und See ein furcht⸗ 

Barer Name. Reber ihm glangte der groGe Hauptmann . 

bon Kraus; ein anbderer Sevan oon Velcaib; Saluer ein 

Sraf aus Gretagne; hundert Glene, Nitter vom Trut⸗ 

ſchen Reich; Hundert vornehme, muthvolle Anfuͤhrer, 

bon beren edlen Gtamm aud) der Name ihren Feinden 
unbekannt war. Das Heer jog in finf und swanzig 

Hanfen®?>>), vor andern that fic) die Schaar ſechstau⸗ 

fend wohlgeruͤſteter Euglaͤnder hervor, ſchimmernd von 

vergolbeten Helmen und hohen eiſernen Gugelhuͤten °° 

603) Fugger, 1375. 

604) Wynne’e hiltory of the Gwedyr. Bon biefern evan 
fammt Oven Gwonedd, ein Fact von Wales und cin Bas 
ter von vice Geſchlechtern, Colwyn mit finf Gipnen, Haͤup⸗ 
teen ihrer Familien, und Wilhelm, genannt Pennaeded. Er 
i Ofer von Galcié im Schreiben der Baſeler Go. u. 
S. Gall, bey Silt te, 

bos) Dee Brittiſche Name des Berges, welden dle Engldnder 
Snowdon zu nennen phegen; Th. Gray, poems; the Bard, 
P-'5@; edit. London 1769. 

Gos *) Die 25 Hauptleute hielten Kriegsrath; einer wurde von 
alien als dee vornehmſte geehrt (Couch? Jevon?); Kb», 
nigshavren. 

$06) ,, Stidlin Huben“ find im Siegeslied. Bon dieſer 


/ 


41a II. Gud. Fuͤuftes Capitel. 


mit Harniſch und Beingewand wohl verwahet; wohl bee 
ritten 7), geziert mit langen ſchoͤnen Kleidern und fil: 
bernem Gefehirr®") in koſtbaren Zeiten. Es tar 
ihre Art, nichts zu verwuͤſten; dem Bauer nahmen fie 
nichts alg Brot und Wein’ *); wer fie ehrte, fo daß 
er ben ihnen um Geleit anfuchte, dem gaben fie es gern, 


und bielten es treu“s ©; der Muthwike ihrer jungen 
| Krieger an Weibern und an den Toͤchtern wurde be 


Hlagt®**); aber des Gefindels Sewalt , Mord und 


rt Helme wurden fle die GAgler genannt; welches ven 
den Jtalidnern Inghilegi gefagt worden. Matteo Bitlany 
ber fic fo nennt, erzaͤhlt im neunten Bue ven cinem muthis 
gen (prode uomo) Engltiden Schneider, Gianni (Hanns) 
Della Guglta, dak auc der fo cine Notte von Laccardi (Rds 


Bern) gufammengebradt und bamit pliudernd bis Pay (al Puc) 


gezogen, both guest bewogen worden, feine Sauptmannide? 
Qufiugeben. Kdnigshoven: die Gugelbuͤte Gatten faws 
pfe Bipfel und warcn wohl eine Gpanne fang .,, Heegos Yio 
o vow Callig mit fim guldinen Hut” if auc jm Sicgslicd. 
Calis iſt Galles, der Frangdfifhe Name des Landes Wales. 


(667) Guten Harnifh nad neuce Art ehpmet an ihnen REnigh 


Hoven. Die Reiterey wird von Tſchudi gu 1 g,d00 Pferden 


- gefcdet, welche Babl die auserleſene Rotte der 6,000 fn fid 


begrif. Bon dieſer ſpricht auch Kinigshoven, bas 
Bhrige habſche Boll, das nach lief und ritt, feo unadhlis 


geweſen; man babe fle Aber 60,000 Pferde gefchdet. 


608) Gie hatten viele filberne Waffen und Auſtungen, aber 
. aud anderers Geedthe von Silber. 

Gog) Was fle nicht brauchten, ließen fle unverderbt Megen; 
eben Ocrfelbe. Hingegen mefdet ce, um Gulden und 
Sranfen, Henghe, goldene und: feldene Tider (wo fo etwas 
nidt war, aud wohl um Schuhe, Hufetien und Rdgel) pe 
en fle reiche und arme Leute gepeiniget; gebunden haben fic 
fie, dab dfe Stride fn das Fletich fraßen. Gefindel that * 

608) Wen fie troſtend (wem fie Sicherheit verſprachen), den 


-+ , Hteltend fie es oud. 
608¢) Konigshoven: Frowen und Toehtere die ſ begrif⸗ 


fent, fo merend alt oder jung, mit ben begingeht fe allſo 
ungewohnliche Uuntifcheleit, daß ed ſchaͤmellche were 4 


ſchriben. Junge Taaben n bepiciten fie iu Dinera und Bens, | 


nern. 


_Sefhidte Ser Shweiz. 7 413. - 


Raub, hielten ſie jedem nad ſtrengem Kriegsrecht Gea 
richt; Von, Manngzucht und Ordnung erwarteten fie Sis 
cherhſit auf ihren Zuͤgen und Gluͤck in fom Sef 
toider die feindtiche Macht. ; 


vider dieſen Feind warb der Herzog wopold at die: 
Cidgenoffen urs Beyftand. Er ſtaͤrkte die Feſten ſeines 
Landes; indeß hielten die Schweizer einen Tag. Da 
prachen die Boten der Maͤnner von Schwytz: Soret 
aduͤnke nicht gut, iby Bolf aufjuopfern, um bem Here 
„jog, von dem fie nie Gutes genoffer, das Sand Aargau 
„uu bewahren wider den Coucy, von welchem ſie niemals 
„beleidiget worden. Sie wollen dem Krieg zuſchauen; 
„des Urberwinders , wenn er zu weit gehe, getrauen fie 
„ſich gu erwehren. Sie’ wollen, nd mahnen, in der 
„Kraft ihrer ttroigen Buͤnde, die von Uri, die oon Une 
ptermalden rind von Lucern, ait diefen Sachen fein Theil. 
nyu nehnaen.” "Da erfldcten die Boten dee Zuͤricher 
und Berner, „der Krieg im Aargau bedrobe ihr offences 
rtand; im Gebirg moge man den Feind erwarten; fle 
„muͤſſen ibm begegnen; Aargau, ihre Vormauer, woller 
„ſie dem Herzog bewahren helfen.“ Da verlaͤngert⸗ der 
Herzog auf eilf Jahre den Thorbergiſchen Frieden“ ). 
Deſto eher ließen die von Schwytz die Staͤdte Zuͤrich und 
Sera“) bey ihrem Vorſatz, von der Aare Gis an die 
lifer ded Rheins Landwehr zu chun") ; ununterſtuͤtzt, 
aber ungehindert, waffnete beſonders Bern. Kluͤger 
wuͤrden die Eidgenoſſen die Vormauer eines jeden Ortes 
als gemeinſchaftlich betrachtet, und mit einander be⸗ 
hanptet haben, die Grundfeſte bes Anſehens ihrer Waf⸗ 
fen war eintraͤchtiger Entſchluß zu Friede und Krieg. 


Von dem ganzen Land Elſaß allgemeine Flucht in 
Staͤdte und Schloͤſſer. In Breiſach lag der Herzog mit. 


609) Die Urkunde it bey Tſchudi. 
610) Welche heimlich auch fuͤr Lucern verſprachen. 
6: i) Alter Ausdruck fig einen Verteldigungatrien. 


44 ID. Bud. Fuͤnftes Capikel. 


ſeinem Schwager hem jungen Seafen Eberhard son Wir⸗ 
temberg; verfcdhloffen, aus Furcht vor ver oͤberlegenen 
Baht; den fremben ‘und ruhmvollen Waffen bes frind- 
lichen Heers°*"). Als er (ah, daß ev-nicht widerſtehen 
mochte, legte er bag Land wuͤſte, um die Feinde auszu⸗ 
- Gungern *™°). Da jog ber Coucy um S. Katharines 
Tag bag Land hinauf gegen Bafel. Drey Tage lang 
fab man von ben Manern den Zug ſeiner Macht. Ju 
hiefer Beit ergieng des Herjogs Aufgebot an alle Manne 
ſchaft ſeines Landes zu Thurgau und Aargau, und ſeine 
Pahnung an bie Zuͤricher und an Bern. Zu dem Bans 
* ner der Stadt Zuͤrich tics, unverwwehrt oon Sdtoys, 
ein Ausſchuß der Lucermer. je giengen Uber die Waſ⸗ 
fer, und famen bis nad Sur, fr dem Aargauer Gefilde. 
Bern zog. zu Herrn Peter bon Thorberg, der vordern 
Erblande Pfleger, und fom nad Hergogenbuchfee. Hig 
aber die Nachricht gebracht wurde, ‘wie der Anſchlag 
ger Behauptung des Paffes im obern Hauenſtein von des 
Sandes Herren, von pew Grafeu zu Riburg und Nidan, 
burd ſchnelle Flucht aufgegeben worden), und Hert 
Ingelram von Coucy Cifigau hinauf ‘und nach Zerſtoͤ⸗ 
rung der Oeſtreichiſchen Pfandſchaft Wallenburg ohne 


611 ¥) Dabin gehoͤren feine Gateiben an Steafbure 
> bea SHilter’s Kodnigshoven SG. sos f. Die fark 
che Regiernng Hatte bie elende Geftalt foldes, bie ben Feind 
nicht wagen Beind gu nennen and feindlid zu behandein; 
man flebt es aus Landvogt Ulrich's von Finſtingen Schreiben, 

worin er die Straßburger um Loslaſſung von Gefangenen die⸗ 

fer Rotten dringend angeht. Man fuͤrchtete, fie zu erbittern! 

611°) Hiedurch, behauptete man, habe er ſeinem Lande weit 
mehr Uebel gethan als Couch: Kinigshoven. 

612) Des Anſchlags erwaͤhnt Maänſter CCosuege., B. 3). 

MDie Cibgenoſſen ſchrieben pice Fladt einer Untren au; dieſes 
mag nicht begruͤndeter ſeyn, als wenn ſie den Herzog ſelber 
beſchuldigen, er habe den Feind in dieſe Gegend gelockt; 
Oeſtreich und Nihan haben ihre Rechtfertigung in bem unfell, 
welcher fe traf. . 





Belwidte’ vee Schweize | 415 


allen Wlderſtaud und mite Berea fang r dyN Aber die 
Héhen dureh die Clanfen unter Falkenſtein und bey Bale 
Ral bervor bis an die Mare getdinitien, da HR Aatyat 
in unechdrter Beſtuͤrzung die Waffen fallen; qus allen 
Dérfern war cilende Flucht; ‘petgeblidy mahnte der Her · 

zog dringendſt in die afer Go verbrannté er bann 
alle Korufelder, alle Wieſen ‘ind’ “frudjtbaren” Bdume, 
ond, nachdem der Herr von Thorberg die Duͤlfsvölker 
beurlanbet , floh der Fuͤrſt verzweiflungsvoll. Indes 
sogen die Feinde Solothurn vorbey, und nahmen ihr 
erſtes Lager in allen Doͤrfern, welche zwifchen Buͤren 
und Olten auf beyden Seiten der Aare in großer Anzahl 
zerſtreut liegen. Qu Buͤren ſah fle Rudolf; Sraf itt 
Nidau, deffen Rindheit, als ex int dee Schlacht bey Sane 
pen ſtinen Bater verlor, durch den Ritter von Erlach 
gepfleget worden, Erbherr beynahe alles Reichthums 
pon Welſchneuenburg *), Laͤnbgraf in dem Buchsgau, 
und ein bewaͤhrter Held in den Kriegen ſowohl der Koni⸗ 
gt vom Stamm Valois als der Grafen von Savoyen. 
Als dieſer bie Feinde gu ſchauen, ſeinen Helm aufhob, 
wurde er todgeſchoſſen, der letzte regierende Herr don 
feinem alten Geſchlecht. Coucy ſelbſt legte ſich in bas 
Rofter zu S. Urban. Das Kriegsvolk, durch Pro⸗ 
viantmangel gebrungen, brady die Burger), durch⸗ 
jog, plinbderte und brandſchatzte das ganzt Land oom 
Neufchateller Jura“ by bis an die Seyweigerifchen Berge 
und bis an die Graͤnzmarken von Biri): Dieſt 


619>) Durh soo Spicke unter — von Bienne; Baſel 

"an Stecafbucg Smt. v. ©. ou 

613) Peter von Aarberg hatte Metheny verfoufts nur Johann 
beſaß Galengin nod. Nidau, GBaren, Erlach und Neufcha⸗ 
tel hatte Rudolf geerbt ober burch feine Heirath erworben. 

614) Altreu, Aarwangen, Fridau. 

614) Ste kamen bis in Val be Rug und haben Fontaine Andre 
verbrannt; Ginner voyage T. J. 

615) Nekunde des KL Wettingen wegen des Rirchenis 


(Battie | 
p 


46 1II.. Buch. Fuͤnftes Capitel. 


Linder: vaͤhren kaum ihre Einwohner. Hamals entſtand 
eine Hungersnoth und ſolch⸗ Eroͤdung, daß klaine Etaͤd⸗ 
te kaum vor den Wolfen fisher, waren mide 


Ganz. oben iim Aargau; in den Bergen, nie fis vom | 
Gebirg der Walbfette wiedriger “und niebriger in bit 
Gefilde. berunterlaffgn ,. liegen zwey Gegenden, bor Als 
ters att bie Surg Wollbaufen pflichtig, Rußwyi, dad 
dufere Amt, und Entlibud, dag innere Amt, an dew 
Landinarfen der Unterwaldner, dag Land eines befonders 


groß und ſchoͤn gewachſenen, muntern und herzhaften 


Hirtenvolls, welches viele alte Freyheiten hat. . Wolk 
hauſen Jag wild und ſtark infern ven Vereiniguns der 
Sigger und Emme. Bon dieſen Freyherren fam das Land 
an bas Haus Oeſtreich; von dem txug Peter von Thor⸗ 
berg das Entlibuch ju Pfaud 7), Unter aller. Unter⸗ 


thanen der Herzoge waren die Entlibucher| das cinjige 


Molt, welded die Berheerung feiner Guͤter durch den 

Muth verhinderte, mit welchem es bem Feind entgegen 
gieng. Diefe Entſchloſſenheit entflammte die Lucernet 
und Unterwaldner; bas hocygemfBthete Boll dieſer ins 
der ertrug {chon font unwillig den feinblichen Trotz, 
aber die Obrigkeit ſuchte es zu ſtillen. Die Stadt Lu⸗ 
cern war verſchloſſen; viele Juͤnglinge ſprungen von der 
Mauer, und ſammelten ſich bey den Entlibuchern; taͤg⸗ 
lich fam aus Unterwalden eine Anzahl kriegluſtiger 


‘Hinglinge™). Eine feindlide Partey von dreytau: 


fanes zu Hoͤngk, 1376; Urkunde bes RL Kinase. 
wegen des Kirchenſatzes in. Waldshut, 1377. Fence bey 
Tidhudt, diefe bey Senkenberg, Le. 

616) Tſchudi 1377, 

617) Siehe im folgenden Capitel N. 305, und Seren Pfarrer 
Snyders Geſchichte. Dieſes Bolk in ſeiner Geftalt, fee 
. nen Gefinnungen, feince Lage, if von den merkwuͤrdigſten im 
Schweizerland. 

618) Doch iſt wohl zu viel, daß Builinser von 3000 





Gefchidte ber Schweiz. 417 


fend Mann ſtreifte von Williſau her ſicher in dag aͤußere 
Amt: ſechſshundert Maͤnner, denen das Land bekannt 
war, uͤberraſchten fie im Buͤttisholz; wo dee Englaͤnder⸗ 
hubel“) ift, und ſchlugen fle nicht ohne tapfern Wi⸗ 
derſtand und eigenen Verluſt aus dem Land. Mit ſol⸗ 
chem Gluͤck wurde den Entlibuchern ihr Muth belohnt. 
Cie ſprengten mit Engliſchen Pferden, ſiegprangend ix 
erbeuteten Waffen, nach ihrem Land hinauf. Einer der 
Herren, welche indeß auf den Schloͤſſern von Furcht und 
Neid gepeiniget tourden°*°), feufste ben diefem Anblick: 
„o edler Herr von edfern Blut, wie daß cia Sauer’ deine 
„Auͤſtung traͤgt!“ Shin antwortete einer von Entlibuch, 
„Junker, bas ift fo gefommen; wir haben edles Blut 
„imnd Pferdblut heute unter einander gegoſſen.“ 5, 


Bu. Sern wollten viele ath sheers wie der Herzog, Ins und 
die uniegende Gegend verwuͤſten. Dieſes verhinderte Yen)” 
Hanus Rieder, cin Birger, durch maͤnnliches Zureden, 
als der auch ein Gut hatte, und mit einen Zaun tapfe⸗ 
rer Kriegsgeſellen die Feinde davon abhalten wollte. 

Bauern und Birger traten uberall nach Muth und Vere 
fiand in Berathfdlagung ; in Zeiten ber Noth faͤllt alles 
andere Unfehen. Gie ſahen, dof Hers Feind bey zuneh⸗ 
mendem Proviantmangel gensthiget ſeyn wirde auf ihre 


ſchreibt; es muͤbte benn beg der Gade gu Bittishols nue die 
Areitende Zahl genannt worden ſeyn; vielleicht wurde dem 
Feind von hen uͤbrigen die, Kuͤckſtraße verſperrt. 

619) Hubel, Schweizeriſchet Ausdruck, tumulus, Dieſer Hu⸗ 
bel fo dic Erſchlagenen bedecken. Daß im außern Amt bes 
reits gebrandſchatzt worden, und in.der Schlacht mehrere ume 
aefommen, wurde nachmals cine Klage Ser Entlibudes 
mider ihren Bfandheren, der fie nidt. unterſtuͤtzt; nicht einmal 
betamen fie wieder, was zu rpofingen und Guriee hinterlegt 
worden war; Urfunde 1385; Schnoder l. c.. Th. 1. 

620) Peter, Herr von Dorrenberg, nicht mit Petcrn von Thor⸗ 
berg gu verwechſeln. Man ficht, obwobl. nidt gang. ridtig,’ 
auf bee SHheudaevifden Karte die face fcinee Burg. 

11, Theil. Dd 


418 Il Bad. Fuͤnftes Capiteli. 


Koſten zu Jeben; alſo hielten fe fils gue thn su eutſeraen, 
oder ifn Ehrfurcht gegen das gemeine Wefen gu lehren. 
Bon Dorf ju Dorf unterrichteten fie einander oon allen 


Bewegungen, machten Auſchlaͤge, und vollfuͤhrten die 
ſelben mit vereinigter Kraft. Hiezu bedienten fle ſich 
finſterer Naͤchte, wenn viele vor wenigen erſchrecken, des 
Vortheils der Wafer, der Moraͤſte, Huͤgel und Walder, 
* fa der Jahrszeit, weil die Winterkaͤlte am Fuß dec Alen 
ihnen gewohnt, und Fremden fanm ertraglich war. 


Abends am Chriſttag wurde cine Notte ded Herma 


von Grant, weldhec zu Gottftatt lag“), vom Hart 
vou Bern und vou bem Landoolf ans Laupen, Aarbers 
und Nidau, bey Ins") mit großem Gefehrey uͤber⸗ 
fallen, und geſchlagen ). An S. Johann oes Evans 
geliften Get **”), als die Barger oon Vern Sey Nacht 
in ftrenger Kaͤlte aufgebrochen —*), und Here: Jevan 


ap Ennion ap Geiffith in der Ebene zwiſchen Bere und — 


Solothurn im Klofter zu Fraubrunnen drentaufend Pfer- 
de Hatte, weckten fle ihn zwey Stunden vor Tag mit pldg- 


621) Vergabungsbrief des Hers. keopold an bat 
Kl. Gottſtatt: Midau, -s Febe. 1385: Es feq von hea 
Engetichen verwuͤſtet worden. 

622) Franzoͤſiſch Anet; Lerbers mahleriſche Poeſie (la rae 
d’Anet) macht feine Sage befannt. 

623) Rhan gedentt eines Verluſtes von 200 Mann, welder 
die Beener uͤber unvorfichtigen Nachſetzen von einer andern 
Motte bey Herzogenbuchſee erhalten haben follen. Dieſes trug 


fit nad) ber That bey Fraubrunnen au. Als die ndchRliegers — 


den Quartiere am Himmel dte Rothe bes Grandes erblickten, 


Braden 1700 Gpiefe auf, und erſchlugen ben Heegogenbudice — 
zwanzig, bie fid vom Banner entfernt; Eeteelia. Dis — 
fleinen Verluſtes, ben fich die Beute ſelbſt zuzuſchreiben hatten, 


tt tm Siegeslied keine Erwaͤhnung. 











6236) Hemmerlin de nobiliate: in ©, Niclauſen Nacht 


(6 Dee.). 
623°) Meter vor Thorberg Gegegnete fhnen; bas Wageftuck ſchien 
ihin groß; ex warnte vor der Uebermacht. E ttee fin. 


Geſchichte der Shively. 419 


lichem uͤberlautem Geſchrey. Der Streit war beſonders 
hart im Kreuzgang; Herr Jevan funkelte von wilder 
Kriegswuth; ihm zur Seite ſtritt Velcaib: es fielen 
viele. Ritter; auch Hanns Rieder mit mehrern Bernern. 


Aber das Kloſter gerieth in Flammen; als Rauch den 


ſchlagen worden ), begab ſich (nicht ungerochen) 
Herr Jevan in die Flucht. Hierauf zogen die Berner, 


ſchwer von Beute, worunter drey Banner, zuruͤck in 


ihre Stadt, und ſangen den ſtolzen GSefang ihrer 
That . 


Herr Ingelram, von Kaͤlte und Hunger gedruͤckt, 
als dieſe furchtbaren Feinde ſich wider ihn mehrten, zog 
fiber den Hauenſtein ia das mildere Elſaß zuruͤck. Ob⸗ 
ſchon die großen Rotten durch einen Sriegérath °**) 


ordentlich befelchnet wurden, doch beruhete, aus Man⸗ 


gel gehoͤriger Mannszucht und eines wohlbedachten 

Plans, Unterhalt und Gluͤck taͤglich und ſtuͤndlich auf 

Zufaͤllen. Der Here von Coucy war cin tapferer Mann, 

in ben grdften Staatsgeſchaͤften vog beruͤhmter Klug⸗ 

heit, und edelmuͤthig, faſt mehr als man von menſch⸗ 
Dd 2 


623 4) Wol tuſend; Kbdnigshoven. 

624) Aufſchriften dee Denkſdule in Wagnert 
Mercur. Helv., Art. Zraubr. Sie fiel 1797, ein Jahr vge 
der alten Schweiz. 


1376 


625) Bern ift der Burgunden Haupt, fryer fteuen krone — Bern 


ift der Helden .pin [aol Cin bee alten Bedeytuag der Sele, 
Wohaung) und ‘ein {piegel iberall; Ailes Tintfchland foll & 
prylen, di iungen und di gryfen. Hierauf die Beſchreibung des 
Eriegs mit Cinfalt and Wuͤrde; bis auf die Stelle Herr Motsli 
Coder Bde von Bern) ou webs dich, dena es wot not; Der 
gryle wile Bar gieng su Rat — nun Erinuerung der vormalis 
gen Giege — endlich bie Waffenthat gegen die Gagler — 
oͤfters herrſcht im Lied hoͤhnender Treg. Tſchudi pat es. 
626) Tſchudi, und oben N. 605°). 


, 


no Il Buch. Fuͤnftes Capitel. 


licher Schwachheit fordern gn duͤrfen glaubt). Aber 
ju einem Feldherrn, welcher den damaligen Fehlern des 
Rriegswefens abbelfen follte, wurde nebſt einer aufer- 
ordentlichen Gemuͤthsbeſchaffenheit. ein Reichthum felte- 
ner Kenntniffe erforbert. Mit groͤßerm Kriegsvelf alé 


Alexander nach Aſien gefuͤhrt, erwarb Coucy Buͤren und 


Nidau; nach zwölf Jahren ert, als dieſes Leopolds 
gleichnamiger Sohn mit einer andern Katharina, Toch⸗ 
ter von’ Burgund, in Dijon das praͤchtige Beylager 


hielt 7b). Als ex den Beſitz faum angetreten, gourden 


Der fisure Nachdem Rudolf su Buͤren eſchoffen worden, fiel 
tage bee 


Grafen) 


fie ihm, wie wir ſehen werden, entriſſen. Er (lof, 
Held nod) bey Nifopolis, fiel in die Gefangenſchaft Bee 
jeſſids und ftarb itt Aſten“ 9. 


an Ffabella, ſeine Wittwe, Erbtochter der Grafſchaft 
Neufchatel, die Herrſchaft Erlach als ihre Moryengabe. 
Nidau, Straßberg oder Buͤren, von Aarberg das uͤbr'⸗ 
ge***),, fam durch Anna ſeine Schweſter an Hartmann 
den Dritten, Grafen von Kiburg, ihren Gemahl, wel⸗ 


chem fie fuͤnf Soͤhne und zwey Toͤchter geboren; Dipp 


und Froburg an Graf Simon von Thierſtein, Semahl 
Verena der andern Schweſter; Honberg an Joham 
Grafen von Habsburg Herrn gu Lauffenburg, Halbbru 


627) Ge nahm Ne hohe Wuͤrde des Conntrable yon Frankreich 
nidt an, weil er Olivier Chiffon derſelben fuͤr wuͤrdiger hiell. 
Man ſchlage Froiſſard nah. Herr von Zurlanbed, 


Bidlioth. milit. T. IV, Gat uͤber dieſen Krieg tine Mbpand{nae, — 


fie deren Vortreflichkeit ihres Derfaffers Name buͤrgt, un? 
es tft unter ben Bufdllen, die ih beklage, dab th fie nicht noi 
gen konnte. 
627>) 1387. Anonymus im neuen Schweiz. Muſeum, Cp. IL 


_ 627°) Bu Burfa, 18 Feber. 1397. 


628) Anna von Kiburg veefaufte Bargen, Bubwol, Cops 
pel und Loß nebſt ihrem Anthell an Aarberg feldft eher nist 
als im J. 1379; laut Kaufbriefs der Berner. 





Geſchichte over Sch wei. Qe 


der Hes letzten Grafen gu Nidau *ns by, Denn seine 
Mutter, nachdem feis Vater, ihr erſter Gemabl, bey 
Leupen umgefommen, hatte fid) bent Grafen von Habs 
burg vermaͤhlt, von welchem wie wiſſen, daß er bey dew 
Zoͤrichern gefaugen gelegen, dem Vater viefes Johann 


“* Da fandte Johann von Vienne, Biſchof gu Bale , 
ben Grafen von Thierſtein und Kiburg Fehde, weil fie 
Sad Lehn der Herrſchaft Nidau nicht von dem Hochſtift 
empfiengen. Sie verglichen endlich, daß von jeder Sei⸗ 
te eirie gleiche Zahl in offenem redlichen Kampf die Sache 
entſcheiden moͤge. Jn der Ebene bey bem Nidauiſchen 
Dorſe Schwadernau“) ſtießen fie zuſammen, fuͤr die 
Sraͤfen ſechs und funfzig Teutſche, eben fo viele Welſche 
fie Biſchof Johann von Vienne; fle ſtiegen von den 

Pyferden; swey Stunden firite jede Partey erbitterungs: 
poll; als des Bifchofs Neffe gefangen toorden, btied 
den Teutſchen die Oberhand, Nidau dem Grafen iv 


° . 


vollen Cigenthuin.-' Gr tilgte auch dle Savoyſchen hin 
ſpruͤche, wohl dadurch daß Erlach den Fur(ten von Gar 
voyen ubergeben tourde), a 


+ Bald nad) defer Begebenheiten ftacb: .Graf Hart: 1377 
mann ber Dritte von Kiburg Ssoby, Das Haus Kiburg 


623>) Vertrag über Horberg. zwiſchen Habsburg,Ki⸗ 
burg, Thierſtein, 1377. Bey Brukner ©. i1447. 
629) Um Schwadernau zelgte der Biſchpf einen eigenen B stef, 
wodurch ein Graf au Neuſchatel an J. r2g¢ Halb Sd was 
Dernau der Kicche uͤbergab.  Geine Ectheit -wird aber 
mit Recht beſtritten. Datirt (ft er von Balel, 23 Maes. 
630) Graf Rudolf der Aeltere hatte 1335. dem Hauſe Gavohen 
fuͤr Erlach gehulbigets fo that Yfabela nad. beim iEob Dre 
Gemahle 13765 tm folgenden Jahr vertautte fie ben Ort an 
Savohyen; ein Paar Dirfer (Vingelz, wenn iH nicht irre, und 
Tſchugg) nebſt dee Schirmvogtey su G, Yohdnn behielt fic 
ſich afleinvor, Ginhes, voyago T. .. 
630 b) Ee mar von denen,’ welche die ſturmiſche Republit Flo⸗ 
renz mit Mannſchaſt unterſuͤtzten; gimal wit 2005 
ravitzzi, Filippo Bitlani. cS oy 


~ 


4s “HL Bud. Zuͤnftes Capitel 
wuerde ſeit mehr ald hundert Juhren dard. ſehr große 


Geloſchulden immer ſchwerer gedruͤckt“); beſonders 
well die großen Baronen, deren Altvordern das Land 


mit Arbeit und Cinfalt angebaut mid lang verwaltet, 


leben wollten wie Herzoge von Oeſtreich ober Farften der 


Lombardey. Durch den Verfall ihrer alten Sitten und 
ihres Reidjthums fam die Oberhand an die Burger, bis 
Gud) biefe durch folche Fehler gu ihrem Untergang reifen. 


Wegen diefer Noth hatte Hartriann die vornehmſte 


Machtibung eines Landesherrn, den Blutbann, in dec 
Stadt und inden Zielern ) von Thun an die Biire 
gtr" *) verdufert, Chun felbft, in dem Jahr als der 


Here von Concy auch in feinem Land Krieg fuͤhrte, ah 


: bie Berner verpFnbet 8* Der Senat entlehnte hiezn 


630°) Bleich nad bem Tod (Gres Gemahls lieh anne mit ihrem 
Sohne Rudolf durch Spiegler, Kirchherrn vor Muͤnſigen, von 
den Freyburgern 3000 Gulden; Urtunde 12 Aug. 1377. 
Zurlauben bey Zapf. 

63 ¥) Stadtbahn, ban -lieue.- 

632) Hiefuͤr paben die Thuner Urkunden ber Grafen 
von 1316 und von 1366 (bee Schultheiß richte nach bee 


* Barger Erkeuntniß), ber Gtade Bern von 147i und 


_ 1484, Benfpicle von 1573 und 15838. (Urfunde 1708 
hieruͤber.) Die urtheile duͤrfen aber, fo wenig als dle der 
Landvoͤgte oder Tmingherren, obne Wiffen und Willen bed 
‘Maths von Bern vollzogen werden. “Bon dieſen Srephciten, 
welche Hartmann gab (er empfiertg das Leben der Landgraf⸗ 
ſchaft berets im 3. 1346), darf auch bemertt werden, „dah, 
a ter mit bewaffneter Hand inner ber Stadt Graben Blut 


ts 





‘g vergok, mit zehn Pfund feine Hand (fen mochte, doch ake — 


ac hitht nad Than kommen burfte, ehe er ben Berlesten gus 
», Sreund und. Graf Hartmanns Huld gewonnen“ (uUrkunde 
1358); Ghd ,, wenn cin Geemdce, welchem dle Birger die 


aw Stadt verboten, tn die Stadt kommt und erſchlagen wird, 


nfo verllert fein Moͤrder weder des Graſen Huld nod die 
pp Stade; item, wenn einer beweiſen kann, cr ſey von dem, 


o melden ce erſchlug, in ſeiner Ehre angegriffen sorden ” 
(urtunde 1374). 


633) 13755 dM 20,000. Mfunt, nach Eigagtians ‘on 





Gefhidte der Schweil. 423 


yon den Buͤrgern. ‘Bern erwarb die Ucherbleibfel der. 
herrſchaftlichen Guͤter und Rechte; den Thunern, mit 
welchen die Berner font ſchon in Verbindung waren ), 

Slieben ihre Frenheiten, der Eewerb ihrer toachfamen 
Gorftehers*). Graf Rudolf, Hartmanus erſtgebor⸗ 
ner Cohn, geſchickter gu kuͤhnen Thaten, als zu Here - 
ſtelung feined Giids durch cinen Plan, verfanfte Ru⸗ 

dolfen Siegfried; einem Erlacher, Birger gu Solos 
thurn, Aleren, Gelfach und Bettlad°”), und nahm 
bom Herzog Leopold acht.und vierzig tauſend Gulden um 
Nidau und Biren). Dieße Leurſchaften, deren 


57,707 bed Suitlimann; Stettler nennt keine 
Gomme. Besder Stadte Urkunde an Lichtmeſſe 
Abend 1375: von dickéhin ſamem (beiſamen) zu leben als 
wir von Recht und Billigkeit thun ſolen; wenn jede Stade 
an die andere Klage hat, fo ſoll es erlediget werden gu Tageh 
mit Minne und Recht. Urkunde 1363 Ciegt bettdtiget): 
Gonntags nad Pinger, ake zehn Yabre, wenn sa Bern 
(der guten alten. Gitte gemdg) mit andern Eidgenoſſen dte 
Buͤnde erneuert werden, follen auch die Thuner Sefandte dort 
haben und von Geen die Eide nebmen; damit fie merblid © 
prfifen, daß wie (Berner) fie in gang guten Treven meinen. 
634) Es if eine Urkunder, fle wollen cinanber su Gunſt ihre 
„Boten ſeuden, und wenn cine die andere Stadt ſchadigen 
cata fo fol fic es derſelben ankuͤndigen, lange genug vorher, 
006 ihre Ebre bemabret bleibe.“ 
634°) Mac allem wad Hartmann verdubert, ſchwuren die von 
Thun Rudolfen und gab er cine Frepheitsbeſtaͤtigung. Yu der 
Hrbunde (1377) nennt er ſich Grafen von Kiburg, Lands 
grafen zu Burgund, Herrn gu Nidau und Grafen von Thun, 
In chen dieſem Jobe veepfdndete ber Graf um soo Gulden 
th. dem Schultheiß von Than Petern von Gowenſtein dle 50 
Bf. jdhrliche Steuct, die Beheten, die Fifcherey; urtunde 
bey Ra hin. 
535) 13775; Giegfeted verkaufte dieſe Oerter ben Soloner⸗ 
Hern 1383. 
436) 1379; Heer von Wattemeal MSC, Es tf: eine Sts 
' fanbe der Mutter (Anna) von 1381. mie ce Nidau, 
Bien, Altreu (etwa Me hohen Gerichte 7) and Valm dem 
Henzoge verkauſt. Bon bem an die Verhaeniſſe  Lcopnlds 


Mordnacht 


424 - - Ward. Fuͤnftes Capitel. 


Kaufſchilling 5 ib von. den Freyburgern aetichen. wurde, 
uͤbergab Oeſtreich nach dieſem Pfandweiſe Herrn Ingel⸗ 
ram fuͤr die „Eheſteuer Katharina feiner Mutter; dieſer 
uͤbernahm, dure Bafager der Burgen zu paten.""). 


von Golo zogs und aus dieſem Geld, von dem Grafen zu Thiers 


churn. 


3382 


{tein die Pfandſchaft. Dippy 3"), cin ſtarkes Bergſchloß 
am Sura unweit Solothurn, unb von feiner Sandgraf: 


ſchaft nur dare den Strom. der Aare getrennt. + Cin 


glaͤnzenderes Glaͤch fuchte er in hen Rriegen der Lombar⸗ 
dey, und ftritt, nad) feinem eigenthumlichen Ritterſinn, 
wuͤrdig des hohen Stamms; aher er fam wieder in das 


Vaterland ohne Geld. Bey fo widerwdrtigem Giid — 


entwarf Graf Rudolf den Gedanken, in Einer Nacht 
ſich der freyen Reichsſtadt Solothurn su bemadhtigen, 
den Bernern Aarberg abzunehmen und mit Veryichtung 
der Pfandbriefe. Thun, die Stade feiner Vaͤter, wieder 
it feine Gewalt zu bringen: eine in dem Land, wo et 


geweſen war, oft mit Erfolg verſuchte Unternehmung, 


von welcher Graf Rudolf hoffen mochte, ihre Ungerech⸗ 
tigkeit werde uͤber dem Glanz bes Ausgangs vergeſſen 
werden. Man glaubt, er habe nicht ohne Vorxwiſſen 


Herʒog Leopolds dieſen Entſchluß gefaßt **). An das 


mit dem. Stef Gottſtatt, welchemn tr den Vogt Jacob 
Ritih.von Nidau gum Beſchuͤtzer gieht,. und mit dem GSchult⸗ 
beibes gu Biren Hannicn von Altwies, dem ce Pfandidaften 
in Surſce beſtaͤtiget; Urkunden 1384 f.; Zurlauben 
. be Bape. 


. 637) Zuſatzeer, alt; nun, Garniſon; die Buͤrger balfen bar 


mals mit vcethcidigen. 

638) Nebſt Wietlisbach, in der Chene unter Bipp, und Erlis⸗ 
burg tiefer im Berg. 

6349) Man beef ven eidgenoͤſſiſchen Geſchichtſchreibern. ſolche 
Vermuthungen ohne Peweis nicht glauben; dee Haß oar bs 
te ; dod ſcheint in dieſem Fall eben fo natuͤrlich, dab Rudeli 
fib des Verfalls dieſed Fuͤrſten (ohige den er wußte, dak er 


Graf Rudolf erwarb, dutch Vermittlung bes Hers 





\ 


Pref ich te vdee Schwett. gas 


vemeine · Waben der Solqthurner batt: er Salaries. mee 
gen ciniger Doͤrfer. ra TAN 


Alſo tcat- ex in Verſtaͤndni —— ean, Htein, 
Ehorberen bey. S. Urſus Munters *”) , durch deſſen 
Hang / welches an der, ai "a 1. it bia Stadt gelal, 
fen. gu tyerdey., Hiera Hy et, tit Serra Diebold, 
pow dem. Haufe Neufcha shes adburoul “aM, einen 
Bartrag 4): itt. der Roche - auf S Martingtag. ſoll 
„jeder mit huudert Lanzen vpr Solothurn f Ba. um bie 
„Stadt cingunebmen ; dip Dejtybs if giles | ‘Gut wel⸗ 
ches man in der Stadt, iiben werde, und ein Driteheil 
pder Gefangenen (ey der, Kuecht ,, gis v8 Oh Gold; has 
„uͤbrige wollen fie theilen; hicraut fol fot Dep. Graf ‘Deven 
„Diebold. fiinftaufenp Pa neh ih, dafie fell: Ru⸗ 
„dolf Hee. vou Eolo khbutn fen und von ſeinem 
„Bundsgenoſſen sweats * 3 ‘pale, fo lang er, jhe 
bedaͤrfe, zu Huͤlfe und, DSedacting, Pas erfichere 
„er dieſen Lon ber Beute g, spelihy, f ss im Sas alg, des 
„Kriegs mit.einander mache sperden, Wea Inheſſen wur⸗ 
de bey. dem Chorherrn ein oon Seilen bereitet; 
ſie gebachten d bie Vorſtehher -her Etant apogemerte gefan⸗ 
get zu nehmen 5: Darin warden, um den Kloͤnkel der 
Sturm glocke Tider gtmphen.,.. ' Die Racht.. welche 
ber Stadt Solothurn die won der, Klugheie vigler, ‘Pore 
Altern, gegraͤrdete uubd,,tyoblichaupeste. Srepheit., Foften 


a Fee 


. follte » fom Sean, unvexrathen; i, Don den, Burgen ber 


betes ab ue ate oe} 


Ach wei seis foiiniey Pliob ocengert “dint sha edéyst I 
fein, Antheil nahm, da der Anſchlag mißlungen. 

640). Deiter: Mboſt. vanes vonn Kiburg des ‘Grafen Oxin 
war. var ae .. * A. ae oh. 

644} Zu naterfdcibte yor. hein uGanle Neufchatel Mefeit, ‘hes 
ergs... Ya Hobargund waren ,; cdel bie Vienne, reich die 
+ Chatend bidetb We Baron, und Aart an ben die: Neuſ⸗ 

„chatei. 4 nor ; 
642) 2 Diefer Pertrag tf mir nicht ithadysieadomme + 


426 IIT Bud. Fuaftes Capitel. 


umliogenden Segend. ſammelte ſich die be tionsate Anlahl 
der Krieger. 


3 1382 Aine Be Mitternachtsſtunde wurde die Wacht an ders 

. Rov. Eichthor von ‘einer unbefannten Geimme mit Heftigkeit 
aufgecufen ™% : Satins Rott, cit Bauer von Rumis-⸗ 
berg, unterrichtet vom Anſchlag der Großen, hatte 
durch Reberipfade gerilt, ihe der Stade anpufagen. 
Seine Worte durden veſtaͤtiget als der Stadt Knrchte 
auf Befehl Herrn Matthias von Altren, Schultheißen, die 
Stursngloife ziehen iste. ‘Indes dieſe von den Tuͤchern 
losgebunden tourde, “tnd von ‘allen Thuͤrmen bie Roth 
zeichen evglense t. ‘fourde ber Chorberr Hanns am Seis 
 gefangelr Fenbmmen, und mit großem Geſchrey durch 
dle Gaffert jedermunn vom Schlaf geweckt. In welcher 
Veſtürzung/ Weiter ‘gon undorhergefeherter Erſchei⸗ 
nung phy -g roͤßten Gefahr, ‘Die’ ganze Buͤrgerſchaft voll 
Zorn ‘nth Muth auf’ tle Ringmauern kannte. Graf 
Nirddtf,’ wuthvoll/ vil: & (ah, daß er nichts ald die 
Sefahe ‘tnd. Schmach ves geſedbruchs erwarb, verheer⸗ 
te ‘and verdraunte alle benachbarten Garten und Heft, 
und ließ alle Leute, ot et ‘attraf, an bie Sdume henten. 
Auf diefes hoͤrte et,’ ‘ wiber Shan und Aarberg fey utc) 
die achſamen Vorſteher und bird) die Treu bes Volls 
unmöglich, ſeinen Anſchlag auszufuͤhren ).Der 
Chotherr Hanns am Sein’, von dem Biſchof gu Laue 
fannt, Dido von’ Pranging , geiftliher Wuͤrde entſetzt, 
wurde gu Solothurn gevierttheilt. Das Capitel tour: 
be wegen geheimen Verſtaͤndniſſes oder ſtrafbaren Ver⸗ 


643) Diced berichtet Hafner i Soloih. Sahauslag. 

644) Es if cin Brief Gerhards von Krauchthal, w 
Marberh. Boge, um dir Treu und Freundſchaſt, welche er ges 
noficn von Geren Ulrich von. Erlach (Gopi bes Helden ber 
Laupener Schlacht), uon deſſen beyden Signen, von Peter 
ſeinem eigenen Bruder, von etermann Rieder: und Cuno 


yon Schwarzenberg . 





Geſchichte ver, Shwei-z 4427 


fchweigens um den grofien Zehenten zu Selfach gebuͤßt; 
und mehr als hundert and achtzig Jahre empfiengen alle 
Baͤrger von dem Rathhauſe eine Spend ahs demſel⸗ 
Sen“). ES wurde verorduet, ſaͤhrlich ſoll dem aͤlte⸗ 
, fier der RNaditommen Hannſen Rott von Rumisberg cit 
Nok von der Stavefarse )  gegeben werden. Zum 
SedddhewiF Biefer Dinge wurde vie Hiftorie oer vorge⸗ 
dabten Mordnadht aber S. Urſen Minfters Worrat fi itt 
tine Aufſchrift gegoffen **"). 


Den folgenden Sag, § amlliften⸗ ‘pes. 4 Wintermovats, 
wurden von ben Solothurnern die Berner, ihre Mite 
buͤrger, denen ‘He in ber Noth am Laupen Huͤlfe gethan, 
gemahnt um ibre Rade. Die Berner machten fic auf 
und bemaͤchtigten fic) ber voͤlligen Herrſchaft uͤber 
Thums” 6).gierauf well “Graf Rudolf um all felts 
Sand") gin Dienſtmann son Heftreich war, hielten fe 
ju Lucern einen Tag, weicher won bee ganzen Schweizeri⸗ 
ſchen Eidgenoffenuſchaft an Herzog Leopold Gefarid.: 
ſchickte, um zu wiſſen „welchen Antheil er nehme an der 
„Unternehmung ‘und an deni Schickſal des Grafen.“ 
Dev: Herzog antrzprtete, was Graf Rudolf ohne ibe 


nangefangen, dafuͤr moͤge derſelbe leiden; er woue bon 


Krieg ber Career nicht Sateen." ot 

645) — ‘pest —*— dDiefe wurde 1569: aus 
gehoben , dis dieſer Zehnte dem SpRal-sugelegt wurde. 

646) Roth und weiß. 

647) Ste wurde nachmals mit einem kupfernen Viech bebeckt; 
nun ſteht auch daſſelbe Muͤnſter nicht mehr. Die Aufſchrift 
f. dey Franz Hefner SGoloth. Ochaupl., Th. 11, S. u39. 
Doet it auch Hauptmann Anton Hafnees —————— 

647->) Sogkeih Génntags darauf urkunde, dab Schulcheis, 
KRatß AMD Bheger von Thon, Birger von Bern, von hun 
" an, vdiefer Stadt aks {Sree Herrſchaft .altelw gu 

‘ —* ** —* Beſtatigung der Freyhekten. & 
48) Um dee fett fon 1513, wm , tgs 
ee vnd it jenem Sduf 363. * 


(tage bes: Vielleicht Hoffte der Herzog auß. we Srugswigen 


Herzogs) 


438 II. Sudh Fanfees Capi«éel. 


ſchaft Rudolfs, und auft hie Grbittarusg aller Dienß⸗ 
manne von Kiburg wider Wuͤrger, melcherihnen gleich 
ſeyn wollten: ober Sonkelte-er darum mits plaumaͤßig 
nach den vorigen Abſichtaguſtines Dauiady.. pool. ſim 
Staatskunſt in auswaͤrtigen Geſchaͤften uͤberhaupt auf 
einen su weitlaͤuftigen und, wpsufananenbaggeeden Plas 
angritgt war? Dagu oP Leopald an seiner Gefandheit 
geſchwaͤcht, verliebt”*”) und ohue Geld. ont 
war Herzog Leopold in Thaten kuͤhn, und an Ehren und 
Macht: gruß. Vori: etzten snes. Zweigeg dew Dpontfort, 
Pott jenem Rudolf,welcher pea Feldfirchern⸗Freyheiten 


gab und manche oͤffentliche ˖ Freude geſtütet“n), erwarb 


ae | 
£49) 1 Wenn thn su Schwaben ein Frau sefangen in ben Strits 
. fen ber Minne; ” Anhang gu Hagen - 
650) Verkommniß mit BS: 'Hohatini vd Griren, 
%.3574.. Hannſen von Bonſtetten tar. te: sg n7? eng: Khor 
490d Gulden fhulbig;: Fomisiesfdaeiftes,,. Beignders 
Anhang su, Hagen, 34.98 - Rewers. meacn einer vor 
, Gwafhaufen erhaltenen Erteakerse (gu ‘dem Kauſe ven 
Sohenbery) 1332. J 227 > Pee ge 
B15 Dieſer Mudoif (eer Bauder Ulrich i! Bas Baud der Be 
ti Domanlfthen Carrard gedtitathet) wer au Cur. Dowpeonk tis 
ber Geinigen Tod ihn zu Srexchaft und Heirath Jud. Jn uo 
fruchtbarer Ehe, aber im GehuG der Liche feines Volks, lebte 
er auf der Gchattenburg zu Scldfird. Wie freute er fid, 
. wenn ˖ je /zu awen, drey Jahren alle jungen Knaben seiner 
Herrſchaft mit hoͤlzernen Waffen unter gzietzlichen ZFaͤhnlein in 
die Stadt zogen; ba cr dann auf den Gaffen so Candlen 
>. Oirsbrev in Milch logfonrdich. und: fein Bole. wt Brot und 
Wein erquickte; eder wenn: ce jaͤhrlich bic Armbsuftiusen 
. dure dad Geſchenk eines ſchoͤnen Odfen anfeuccte! Math und 
Barger Fickten es Yabrhunderte fo, zu Rudolfs Andenken. 
welcher, fie der Leibeigenſchaft -entlicf unb ihnen freye Wahl 
eines Ammanns gob.· Dieſer Graf, um wedep kaͤrglich oder 


habſchtis au leben noch verſchuldet gu ſterbtn⸗ werkaufte fcor 


pold'en um 36000 Gulden - ſeine Heevidvafts- Berwaltuns, 
> Wie ex gerbe, hehielt cx ſich vor. Man foat,-unter Leopold? 
Soͤhnen habe man wsachcn -, wag, Mudolien fdr, Dest aod 


¢ 


Gefchichte ser Schwelz. 429 


er bie Herrſchaft Feldlirch; Graf Albrecht von Werden⸗ 
berg, ſchwach und der Fehden muͤde 7) , verkaufte ihm 
Pludenz, den Heiligenberg, die Oberherrſchaft vor 
Sargans; ˖der Koͤnig Wenceslaf ſetzte ihn uber gang 
Hber = und Niederſchwaben, uͤber Augsburg und Gien⸗ 
gen, gum Landvogt bon dem-Reich *); ihm ergab ſich 
Sriefte; Benedig war froh wider Francefco Carrara dew 
ditern um dit Abtretung der Mark oon Trevigi feine 
Freundſchaft zu fanfen°“); Koͤnig Ludwig der Große 
von Ungarn und Polen, war geneigt Hedwig ſeine Toch⸗ 
ter und Polen Wilhelm'en, ſeinem Sohn, zu hinterlaſſen. 
Als Ludwig ſtarb, war das Koͤnigreich Ungarn in inner⸗ 
lichen Unruhen und voll Furcht vor den Osmaniſchen Tuͤr⸗ 
ken; Polen erhob ſich kaum und mußte noch die Teut⸗ 
ſchen Ritter fuͤrchten; die Boͤheimiſche Macht vernach⸗ 
laͤßigte der Koͤnig Wenceslaf; Herzog Philipp der Erſte 
ju Burgund war den Reichsgeſchaͤften fremd und in gro⸗ 
fen Schulden ohne grofen Geiſt. Dem Hauſe Oeſtreich 
feblte, auBer dem durch Theilung ſchwachen Bayern, 
wenig gu ununterbrodjener Herrſchaft von der Ungaris 
ſchen Mark bis -an die Landfchaften de3 Hauſes Bure 
gund; two Fleine Fuͤrſten die Reihe feiner Staaten treun⸗ 


Ehrfurcht gebuͤhrte; fo bak der populiee Greis die Stege nicht 
ungern geſehen, wodurch die aufbluͤhende Volksfreyheit Sars 

ftenſtolz demuͤthigte. (Achilles Gaffer bey Muaͤnſter, 
Koſmogt., B. III, Cap. 227; Guler — der ihn aber fie 
jenen bdlt, von dem mir oben Sey ber 259 Rote ersdhlt; ; in 
welchem Fal ber dort befchricbene Ausgang cinem anbdern bes 
gegnet mire; obwohl nichts weniger als ſchwer fff, in dem 
zahlreichen Haute diefer Grafen ſich zu verirren, glanben wie 
bis dahin gleſchwohl dieſe Rudolfe fo unterſcheiden und dieſen 
allenfalls eher fae den Sohn von jenem halten au ſollen —; 
Wegelin su Lirer.) 

652) Gerhard von Koo B. UI, S. 115. 

653) Fugger, 1379. Um 40,000 Gulden. 

654) Um beſten in der Chronik des Galeazzo und Andrea 
Gattaro; Murat. XVI. Anhang ju Haßgen. 








é 


430 II. Buch. Fuͤnftes Capitel. 
ten, wurde von ben Geiſtlichen der alte Reichthum un⸗ 


ſchaͤdlich verzehrt, Weltliche verdarben, durch uͤble 


Verwaltung, durch unaufhoͤrliche Fehben ererbte und 


gehaͤufte Schulden; der Tugendhafteſte ſtritt ritterlich 


fuͤr andere, nicht fuͤrſtlich fuͤr ſich ſelber; die beſten 
Staͤdte begnuͤgten fics. der Selbſtvertheidigung. Se 
war der Staat Leopolds. 


Die Dienſtmannen Graf Rudolfs huͤteten jeder ſei⸗ 


ner Burg. Er ſelbſt war in ſolchem Seldmangel, daß 


, 
4383 


er nebſt Berchtold, feinem Bruder, dem Judea Mofed 
von Rleinbafel um ein Darlehn von hundert Guldes 


Buͤrgſchaft anweifen, und verfprechen mute, fic) ibm 
perſoͤnlich gu ſtellen ). Da ex von dex Solochurnera 


und voit allen ECidgenoffen bedrohet und oan dem Herjog 
verlaffen war, wurde Rudolf franf und ſtarb. 


. Der verglidhene Stilftand nahm cin Ende; Solo. 
Churn und Bern griffer gu den Waffen; der Ausſchuß 
ber Cidgenoffen ruͤſtete fid); oon den Grafen felbft gee 
ſchah die erfte Kriegsthat. Hemmarn von Bechburg, 
cin wohlverſuchter Krieger”), Erbe der Senne vor 


Muͤnſigen durch Eliſabeth feine Gemabhlin, fehdete Ki⸗ 


burg um die Feſte Buchek, die fie ibm vorenthielten “). 
His Berchtold und Hartmann, des Teutſchen Ordens 
Ritter, Graf Rubolfs Bruͤder, dieſes hoͤrten, ver: 
Srannten fie die Burg und nahmen die Fluche. Auf 
dieſes ©*) machten die Verner Hinterhalt auf den Schna⸗ 


655) Betunde bey Tſchudi und Seergott. 

656) Wie ce denn 1379 bes Biſchofs von Baſel Polk wider bit 
Stadt angefuͤhrt; und ſ. bie N. a7: angef. Urkunde. 

657) Burkard Genn von Minfigen war 1347 vom Kaiſer da⸗ 
mit belehnt; aber die Grafen von Kiburg batten Jec ihrer 
Großn:utter den Mitbeſiz. Oben B. uy, C.1, N. 16). 

658) Dieſe Unternehmungen werden von Tfdudi u.von Stett⸗ 
lee ia gang verſchiedener Ordnung erzahlt, und es wirh 


Seſfchichte der Schweiz. J 431 


bel ven SrinenSerg, aud als die Knechte um Hols von 
dex Burg Herabgiengen,. drang der Vortrab in bas Thor, 
ver Hart ifm nad, und brad) den Schnabel. 

Dane fiel Schwanden; bald Schweiusherg 7). Bo 
aus altbewehntem Sand°") Frieſenberg Herrn. Peters 
von Mattſtetten emporftieg, half nichts, daß Peters 
mane. ber Thorberger ~") dem Kraft von Burgiſtein 
(welcher ſich ergeben wollte) heftig widerredte; der Feind 
brach die Burg, nachdem er dieſe zwey Ritter von den 
Mauern geworfen. Da machte ſich auf Graf Berch⸗ 
told von Kiburg, Rubdolfs Oheim, mit ihm fein Volk 
die Burgborfer, die er zollfrey und in ibrer Stade und 
Uber deren Almend °°") freyer gemacht ; er nahm gu ſich 
Cimon und Hanns Grafen von Thierftein°™). Wo 
Roͤtenbach auf der Hoͤhe eines engen Thals ‘vorn an eis 


™= 


nem Hayn dee alten Helvetier liegt, gedachte er -cingus 


fallen; aa zog das olf herab an den Zaun, der des 


gn peitlduftig ſeyn, au eroͤrtern, worln jeder wahr oder uns 
richtig iff: bier find fle nad einander erzaͤhlt, oh 50 ſchwer 
| 92 beftimnren mace, ob nicht einige wdbrend der Delagerung 
- por Burgdorf geſchehen fegn. 
659) Name ber Burg, vou igeer Lage; doch fommet fie auch 
vor unter bem Namen bes Berges, von welchem oder Freyherr 
Grdinenberg hieß. 


660) Stumpf, Cheont, S. 499, bg ber uss. Zurich 


1586. Da find aud die Wapen. 

661) Woven um bie Heidenſtatt (nun ¢in Gof) und bey 
dem ausgegangencn Ort Buͤrglen viele merkwuͤrdige Spu⸗ 
ten pnd. 

662) Go nenne ih ihn, damit er nicht verwechſelt werde mit 
Petce von Thorberg, ber vordern Erblande Boat. 

663) Urkunde 1883: er Abesldbt ipnen die Buben wegen 
Gewicht, Make und Ellen; dic Allmend migen fie wers 
dufcen, 0. a. 

664) Man findet fie aud ſonſt mit Kiburg: jenen, thren Oheim, 
im Theilungsvertrag mit Johann von Habsburg 1377 (Herr g.), 
dieſen in Berteag 1874 QCſchudi) megen ded Falkenſt. 
Weate. 


Belacerung’ Endlich ergieng vert Sern att die Walofdette Mahe 
Burgdorf. 


— 


432 UL Buch. Fuuftes Capitel. 


Thals Eingang verſchanzte / bräch Hérbor who PHMY bie 


Feinde). Burkard von Shmiswald ,- al W’dieies 
Harte’, verzweifelte an Behauptung der Betie: “adi °°) 
su Trachfelwald, und verburgrechtete ſich mit ibe zu ben 
Berner. “Da sog bas Kriegsvolk Heras! pant Sturm 
pon Olten, einer uralten®°7) Seadé an der “Mire, von 
dem Hochſtift Bafel cin’ Lehen des Hanes Froburg, 
hierauf Rudolfs zu Nidau, endlich deren'von Kiburg. 


Bon dieſer Belagerung wurben fie durch fo cßerdrdent · | 


liche Regenguͤſſe abgehalten:;! daß man ſprach, Graf 


„Berchtold habe durch Spkuͤche? einer Unholdin tle Waſ⸗ 
„ſerkammern des Himmels eröffnet.“  BiévadF mußte 


Peter oon Rormoos den Bernern ſchwaͤren, daß Grim: 
menſtein ſeine Burg ihnen offen ſeyn ſon. 


nung auf Burgdorf, des Hauſes Kiburg' vornehmſit 


Stadt. Sie zogen aus, die drey Orte mit all ihrer 


Bache » und von. ihnen gemahne, alle Maunfdhaft von — 


Lucern, von Zurich vierhundert ẽe zweyhundert Mann 
von Zug und gleich viele Glarner; ſie, und gang Bern, 
der Zuzug von Welſchneuenburg, die Huͤlfe Amadeus 
bes Grafen von Savoyen®™) ; mehr als funfzehntau⸗ 


565) Rotendath- in Eumenthal, einer dee aͤlteſten Orte; der 
Wald heist Wurzbrunn. Die Propften hieng von Ruͤgisberz 

abs baber wurde Ritenbac ats Berneriſch behandelt. 

666) Der ditere Name der Burg Trachſelwald. Schon 1313 
hatte Konrad von Gumiswald Dietrich'en von Rats die Mil: 
herefchaft abgefanft; urkunde. 

667) Es haben ſchon Tib. Claudio Ner., quod viam per lurafli 
valles duxit , vicani Ultimarenfes ein Dentmal geſtiftet; Hert 
von Zuriauben. 

668) Rhan, 600; und in ber Gumme rechnet er 20,000 

- Manns Zſchudi i maͤbiger. 

669) Warum Biel nicht genannt wied? Gatten bod) Golo 
thurn und Biel (von Bern niche au gedenten) ihren 
Bund von 1334 und 03554 nue ert im J. 1382 eracwert! 


Gefhidte der | Shwe ij. 433 


fend Mann, mit Blyden, Armbenfien und Buchſen *), 
um ©. Marcus Tag im April. Sechs Wochen lang 
wurde bie Stadt BSurgdorf unaufhdrlich gendthet, bis - 
Berchtold (in Erwartung der Hilfe fo vieler, Kriegsge⸗ 
fellen, mit welchen er und Graf Redolf gelebt und gee. 
ftritten) durch ben Schultheifien, die Rache und Birger 
ber Belagerten Stadt einen dreywoͤchigen Stillſtand 
ſchioß ), waͤhrend welchem die Befagung nicht ver, 
ſtaͤrkt werde, und nach defen Verfluß Burgdorf gedffnet 
werden, fol; es fomme denn Hilfe fiir fie sum Streit. 
In biefen Tagen. warf, dem Bertrag guider °*), Graf 
Heinrich yu Tettnaug von Montfort by, ungefaͤhr 
zweyhundert Reiter in die Stadt, und (welches der Zu⸗ 
fage des Herzogs zuwider fchien®”)) es gogen drey⸗ 
zehnhundert Mann durch den Deſtreichiſchen Aargau, 


670) wos welchem Wert ih das Feuergewehr nicht beweiſen 
mochte. Doch verdient nach Rennward Coefat cine eiſerne 
Bauͤchſe vow gar alter Manler bemerkt gu werden, welche im 
J. 1560 in ben Truͤmmern der in ber Blatrade um Konig 
Albrecht gebrochenen Barg uf Hugen gefunden worden if. 
Gie darfte wohl erſt lang nach 1309 (man weiß nit warum) 
babin vesborgen oder vergraben worden ſeyn; dcr Form wegar 
iff fle immer cin Bewels des Miterthums diciee Waffe ben ung. - 

671) Uetunde. Dee Graf mug abweſend gewefen feyn, denn 
bie Stadt bebdle ſich vor, an fhn-fenden su duͤrfen. Buch ce 
ficgelt und ſchwoͤrt. Won den Belagerern Heift 6, ,, Gwerk, 
wpeng, Haten (gardes) pnd Zelte“ ſollen fie weber weiter 
nod ndber gu ruͤcken Mat haben. 

672) Es mus erwogen werben, bab der Graf fic nicht anders 

~ getten » und fein Freand eben fo wenig dard fold‘ cin großes 
Heer ſich anders als hereinſtehlen fonnte. 

672>) Graf Heinrich hatte in ben Florentinifden Fehden, wo 
auc) die Kiburger dienten, gweydeutigen Ruf erworben; ſehr 
eltel oder Roly (Moggiato di grandezza) fen ee gemcien, aber 
der Graf Menno (Caftrat), ih weiß nicht warum, genannt 
worden. Filippo Villani. 

673) So muß auch bedacht werden, daß im Stil ande⸗ 
vertrag Huͤlfe als moͤnlich vorausgeſetzt wird und fie konnte 
nur durch des Herzogs Cand kommen. 


II. Theil. Ee 


unruhe au 
Bern. 


434 IL Bud. Fuͤnftes Capitel. 


und dagerten drey Armbruͤſtſchuͤſſe oon dem Heere der 


Eidgenoſſen. Dieſe Mannſchaft, von deren Zug Her: 
40g kLropold richts wiſſen wollte, erbot feine Entſchei⸗ 
dung burch Offenen Etreit; aber Graf Berchtold wandte 
bor, die Gewatt Heinrichs vor Montfort bindere in, 
. vertragsgemaͤß Burgdorf zu voffnen; bie Eidgenoſſen, 
zornig der Liſt, wurden durth’ det Rangel vieler noth 
wendigen Sachen zum Azug biwogen. *8 


Deſſen ungeachtet war, bey ſo vielem Waffenglͤc 
aind wegen der Armuth, von dee die Grafen an Unter: 
haltung, des Huͤlfsdolks verhindert wurden, die Ober⸗ 
Hand fiir Bern entſchieden; ‘dis Golf von Bern zog hod: 
gemuth wivder in feime Stadt. In denfelbigen Jahren 
war durd die freyheitfchmaͤlernden Geſetze der naͤchſtver⸗ 
gangenen Zeit “) eine Partey weniger Familien in dem 
‘Math emporgekommen, welche im Vertrauen auf dee 
Bahl ihrer Stieder und auf die lange Geduld ber Mits 
buͤrger verſaͤumte dicfe gu ebren, fidy in. allen Aemtern 
eine felb(tbeftebende Obermacht glaubte, und ocralterte 
Gefege als Formen verachtete. Darlehne gu Ermer: 
Hung Ver Herrſchaft Aber Thun, als einige arme Barger 


' fie zuruͤckbegehrten, wurden ftols innebebalten; ſo daß 


:in andern Faͤllen die Birger nichts mehr gaben, und 
grofe Summen bey Audlindern auf zehn Procente Zins 
genommen werden mußten““*). Auch wurde von vielen 
(wohl ohne Beweis, doch nicht ohne Schein) dafuͤr ge: 
balten, der Kiburgiſche Krieg wuͤrde mit Eroberung der 
Stadt Burgdorf gefdlofen worden ſeyn, wenn Fee 
Dienſtmannen des Grafen Rathsherren su Bern wares. 
Diefe Heeren, wenn die Meinung der Buͤrgerſchaft in 


674) Giehe oben den Bey N. 173 anfangenden Paragraph. 

675) 60,000 Guiden vor bem Enbe dieſes Kriegs; ungerech⸗ 
net ridftdndige Zinſe. Allein es it nicht angeseigt, wie vicl 
nod fand am Darlehn von 1575, and whe vieles new war. 


SOefhidte Ber Sahmweiz. | 435 


ihren Augen gehdrigen Werth gehabt haͤtte, woͤrden von 
dieſen Geſchaͤften (bey welchen keine weiſe Republik vere 
daͤchtige Vaſallen leidet ſich ſelbſt entfernt haben. 


So wenig dieſe anvorſchtigen Vorſteher des gemeis 
net Weſens von Gere ‘die Liebe der Buͤrgerichaft atten, 
fo Gefcheiben zeigte fic) diefe in Mebung ihrer Made, 
Mile Buͤrger, vom Gefellfehaften und Handwerfen, vere 
fammedtew fic) um Faſtnacht an dem gewdhnlichen Org 


Sey den Predigern; gleichwie nach der Handfefte weiland . 


Kaifer Friedrichs die Vorſteher diefer Stade jdbrlich mit 
gemeinem Nath gefest und alfo abgedudert werden nide 
gen, ſo entfegten die Barger alle unbeliebten Raths⸗ 


herren; bid Herr Otto von Bubenberg, Edelknecht, | 


Schaltheißß, mit vier andern allein uͤbrig blieb %* >), 

Niemand wurde an Leib nod) Gut geſchmaͤhet ?7); viere 

jehn Tage nach diefer ungewoͤhnlichen Begebenheit kamen 

Schultheiß, Rath und Gemeine°®) nadfolgender Bers 
€e-2 


676) Mit ihrer Aueſchließung flengen vor Ser Mitte bes breyachns 
ten Jahrhunderts dicienigen Operationen an, wodurch Benes 
big endlich feine letzte Berfaffung befam. 

676>) Jenes alten Srhultheifen Johannes Gohn, Bruder der 
Schultheißen Johann (ſt. 1368) und Ulrich (ñ. 1381). Ee 
ſelbſt kam in bem 138 3ſten Jahr in die obese Warde; der 


alte Cuno von Seedorf hatte wie aur Zeit der Bertreitung . 
felines Boaters fo nach feines Gruders Tod, und nah ibm . 


Sunter Jacob von Geftigen, Loreng Muͤnzers Tochterſohn, 
fie verwaltet. Oben N. 1755. Otto blieb am Amt bts 
1393% 

677) aAusdruck der in folaender Note angef. Urfunde. Daß es 
affo burch feinen Mufrube geſchehen! Zugleich da gemeldet wird, 
„etwas Aenderung und Ordnung fey gethan worden 
„durch Nug und Nothdurft willen der Stadt,“ wird Gottes 
Gnade gepriefen, „daß dabey niemand geicmadpet worden. 
Die Umſtaͤnde find (wie Me Urfunde) lang verhehlt worden, 
ſo daß nun ſchwer ſeyn warde, den Hergans von jenen genau 
zu keſchreiben. 

678) Sgritdeis, Rath, Gemeinde und die Baͤr⸗ 


13%4 


436 II. Bud. Biyftes. Capitel. 


ordnung uͤberein: „Sie alle, Obrigkeit und Buͤrger⸗ 
„ſchaft, wollen zuſgmmenleben alg Bruͤdet wie ihre Alt⸗ 
„vordern von je ber. Das Geſchehene ſoll niemand 
„raͤchen; wer dad thaͤte, und es wuͤrde ihm durch zwey 
„„Zeugen erwieſen, cin ſolcher, vom dem Rath und and 

ident Zweyhundert gefchieden, falle in die Hdnde der Ge- 
nmeine, con ifm gu richten unt Sib and Gut nach dir 
„Gemeine Mehr. Man fol keinem fein Gut nehmen 
„ohne Sdhuld°%). Jaͤhrlich ſoll man die guten Aem⸗ 
peter gemaͤß der Handfeſte aͤndern, es wollten denn Rath 
„und Gemeine einen Amts mann beſtaͤtigen ©”). Jaͤhrlich 
pfol man den halben Rath, oder des Rathes mehrern 
„Theil dudern®™). Jaͤhrlich follen die Benner nnd 
„welche ben ihnen figen®*) von den Handwerfen ber 
Stadt zweyhundert ehrbare Manner gu einem gemeinen 
„großen Nath ohne Gefaͤhrde nod) Widerrede erwaͤh⸗ 
ꝓ„len *82); wenn man die Raͤthe fo erkoſen, fo ſoll man 


+ gee gemeinlich au Bern; an S. Matthias 1384. 
Da dieſer Tag auf vie junge Faſtnacht flel, fo tann id. nicht 
recht eigentlich fagen, ob dle, welche den Mnfang dieſer Ge 
wegungen auf die Faſtnacht befinimt, nice ctwa gwen Beiten 
vermengt haben. 

679) Mus dem N. 677 angef. Grund if nicht far, ob die Bors 
Feber gerichtsfoͤrmiger Gewaltthdtigtciten beſchulbiget wurden, 
oder ob dieſes auf erprebte Darlchne, oder ob es auf wiktir: 
lide Auflagen geht. 

680) Die Form hievon blieb; dic Landvogtenen wahreten diefem 
Gefeg nach nit tanger alé cin Jahr; bie Beſtatigung wurde 
in verſchiedenen Zeiten den Beduͤrfniſſen oes Landed and an: 
dern UmRdnden gemdé, mehr odce weniger alé fechs Sobre, 

lang ertheilt. 

681) Dog defes hier Gelegy werden folte , bas eigentlich if 
cine der vornchmiten Berdnderungen ; N. 688. | 

682) Die Sechtzehner; den Nathsherren wuͤrde ihe Name gege⸗ 
ben werden; oder geſchieht legteres nicht, weil ,, dic beo ihnen 

- pfigen” collective bende meint? Wenigſtens 1458 wdbiten 

die Rathsherren ſchon mit. 

683) Hiedurch machen fie cin Herkommen gum Gels. ‘Se 
bem Wort, von ben Handwerken dee St, i uas 





Sefch ichte ves Swetz. J 437 


„dieſelben am folgenben Zag vor bie Gemeine feelers ob 
„fie der gefallen oder nicht, und fie ſollen ſchwoͤren vor 
„der Gemeine, alles zu thun wie bisher, und ‘wie auf 
„dem Rodel ſtehen? wird *), Fir feinem Jahr ſollen 
„wey Bruͤder zugleich an dem Rath ſitzen ). Kein 
„Dienſtmann des Grafen von Kiburg oder eines andern 
„ftemden Herrn fol an den Rath gewaͤhlt werden moe 
gen). Je zu Hftern wean man den Schultheiß und: 
„großen Rath *7) erwaͤhlt, folk dieſer Brief gelefen und 
„beſchworen werden ™*). Mehren und mindeen moͤge 
„man veiſelben. Gie ſchwoͤren darauf su Gott mit gee 
„lehrten leiblichen Eiden; dadurd). binder fie 64 ſelbſt 
nto pe Nachtommenſchaft ie “ 


* 


denilich, ob etwa je von einer Zunfi ein⸗ deilinmete Zahl patte 
ſollen gewahlt werden, ‘oder ob nicht Auslaͤnder (die ech. 1461 
a A auseclslofien worder) hiedurch fie uawablidbis erklaͤrt 


634) ‘Dk M Hde|l enthielten alle der Handi Mt Kengefiigten Debs 
ungen; die sothen, Ba her (auch ¢ afte, ong. aes 
Hanns Xuͤti) find neur. 

685) Dieſes i noch. Daß von cinerlep ‘Ramen. beige’ zwey 
im Sath-feon, if cin anny Srundfag angenammenes Heefoms : 
men, woruͤber fein ſchriftliches Geſez befannt ig. 

686) Dieſes i noch. Mus einem, im Tert Abergangenen Wee 
teh, ſie moͤgen hafft fenn fir. Srddte, ; far ibre Eidge⸗ 
„noſſen und fir ihrer Stadt Angehoͤrige,“ laͤßt ſich vermu⸗ 
then, die fremden Dienfmannen haben die Spade vecleitet 
file Schulden der Gro Fes Birge au werden. 

687) Shertriebis daß der Bayt des engern Rathes vi ee 


dacht wir 

688) Das Naentliche neue, N. 681, 48 wegen chen der 
lnthunlichkeit, wegen bee es weder in der Handfeſte, noch in 
ben ſpatern 166 Jahren verordnet wae, aud nie gehalten 
worden; vermuthlich fiel has Anſehen dieſes Briefs darum, 
weil er fo etwas gum Geico machte. Er muß abgethan (aati- 
‘quate lex) .morben fen, obnohl bie Zeit and wight mehe bes 
taunt ft. €¢ if gewif , daß, wo im Gefeg PON. 1404. And 
im alten rothen Buch hice verordnete Sachen migber hot 
Werden, dieſes Gefcg yon 1394 dabey nldht angef 
9) Ren diefer gangen Begedenbelt Rept fein Wort in S te ‘tte 





438. Il, Buh Fuͤnftes Capitel. 


MNichts deſtoweniger fiel bag Beteg- aber. jaͤhr lichen 
Aenderung einer Haͤlfte des Rathes; wie, aud) dad Ge: 
fe@ der Anwahlfaͤhigkeit “aller deren, welche nicht verges 
ſruͤſchaftete Buͤrger waren, in den großen Nath. Der 


Zufalc, den die Vorſteher (eit mehr als oͤreyßig Jahren 


burch unbuͤrgerliche Mafregen ũ fich ſelbſt zubereitet ©**°), 
warnte fic, fo, daß die Dagger (zufrieden fi fid) von ben 
Beſten birgerlich regieren zu laſſen) an die jabrliche 


Aenderung nicht mebr dachten, und nicht um die Namen 


der Zweyhunderte bekuͤmmert waren, ſondern daß die 
Gewalt in den Sanden der beſchictuegen Fy. Die uͤbri⸗ 


j 5 


lers Cheerit ber Stedt ‘Bien. setonnt wer fle bow, und 
ſo lang die dltern Urfunden es nidr aud waren, trdumte 
man: bier bie Epode des grofen Mathes der 200 angutreffen, 
und es wurbe dafuͤr gebatten , derſelbe babe ‘pas vorigt Anſehen 
der Gemeine vernichtet. Auf dieſer, ganz undiplomatiſchen, 
Vorſtellung beruhen die tm Jahr e718, 1744 und 1749 zu 
Verwirrung der damaligen Verfaſſung ausgeſtreuten Begriffe: 

“Benn fie aud wahr geweſen waren, wie fonnte 

baraus berdieten werden, ,, 809 die veratterte Regierungeſoru 
„des erſt ſich Bildenden Gemeinweſens, deffen Umfdng Beonas 
we he derfelbe whe'bée Kreis der Stdstmauern war, die Form 
“1, Dee Destaditung ber gang anderh Republif unferer Bett fegn 
ſolte?“ Schickt ſich far die Hauptſtadt, welche Aber —* 

‘ie vermaſhunderttauſend Menſchen gebietet, eben bas, was 

“fhe eine Gtnbt + welche, außer Aber hoͤchſtens sehnthufend 

Penſchen (beeen ber Sern inner ihren Mauern wer), keine 
Macht hatte? Warde es vernuͤnftig, whede es thunlich ges 
weſen ſeyn, aber dle 400,000 MHt timin Ausſchuß ber vor⸗ 

S nebiniten arger, fondern einer Geefammlung alee guten 
und bifem, aller weiſen und unverfidndigen, tugendhaſten, 

“fodhthabenben; und tiderlichen, bic oberſte Gewalt aufzutrogen? 
Cine gute Regierung follte dle Hiſtorie mice ſcheuen; e¢ ik 
" nits gu’ Rechtfertigung einer verninftisen Staatsverande⸗ 
‘guna fo feaftig; als bie Darfeaing des underſchieds der Zei⸗ 
ten. 

639%) In ben beyden poser, to bie von Bubenberg ven ibs 
ter weiſen, wohlthatigen etitung entfernt ˖ worden (1350 — 
1364. 1392 f.), waren dfe anpopulaͤren Gefege gemacht und 
——— eben ſolche Manleren eingeflihrt worden: 








Geſchichte der SAHweiz. 439 


gen ·Auſtalten dieſer Berordnung wurden beobachtet, 
ſelbſt als die Urkunde in Bergeffenheit fam. Gute Ge⸗ 
fege. find natirliche Folgen bes Zuſtands her Geſchaͤfte, 
und werden von verninftigen Obrigfeiten alg Grundfage | 
: goed eber gehalten als befohlen. Wie denn viele Staͤdte 
vollſtaͤndigere und fcarffinnigere Geſesbuͤcher haben, als 
die. Stadt Bern; keine hatte cin gluͤcklicheres Volk: 
durch die Staatsgrundſaͤtze, welche ſie ſich ſelbſt vorge⸗ 
ſchrieben, war dieſe Regierung viel beſſer, als man nach 
bloßer Keuntniß des Geſetzbuchs deufen mochte™). Dar⸗ 
um, wenn gut ſeyn mehr iſt, als gut ſcheinen, verdient 
ihr großer Charakter ber politiſchen Metaphyſil anderer 
vorceiccen zu werden. os 


Berchtold aber, ein Sohn des alten Grafen Eber⸗ Des Ketegs 
bard, und Ego, Hartmann und Beedtold eine Nef Ausgans. 
fen"), da fie bey dem Herzog ihrem. Lehnsherrn ver⸗ 
geblich pm Beyſtand gebeten, warben auf das allerernſt⸗ 
lichſtg an die Eidgeuoſſen, auf daß die Waffen ber Bers 
ner ynd Solothurner von ihnen abgemendet wuͤrden. 

Go warb aud) eifrigſt Here Otto von Bubenberg, daß 
das Haus Sours, b bie Stadt. Vurgdorf an die Bernet 


690) Conliderations fur le gouvern. de Berne in unſern zu Ber⸗ 
lin 172% herausgekommepen Effais hiltoriques, 

693) Dad Geſchlechtregiſter dieſes Hanfes tft folgendes: 1. Vor 
Anna, Erbtochter bes alten: Haufes Kiburg, scugte Graf 
Eberhard von Habsburg Lauffenburg, welder 1284 ſtarb, 
2. Hartmann ben erſten, welder, tu ce 1300 geſt., vor 

' Elifabeth Gedfin von Freyburg 3. Hartmann Il, welder 
1322 ermordet worden, tmd Eberhard. hinterticé, von wels 
chem durch Anaſtaſic von Stgnau 4. Hartmann I, Ges 
mahl der Nidauikhen Anna, Graf Berchtold, Cherhard, 
Prop in Solothurn, und Prop Johann ju Strasburg . ers 
zeugt orden waren.” 5. Die Signe Hartmanns 111, welder 
2377 ſtarb, waren Rudolf, der im 1383 Jahr geſt., und, 
nachſt Hartmann und Berchtold, Mittern ves Teutſchen Ors 
dens, Graf Ego, ver im J. 1415 den Gtamm beſchleffen. 





—~ 


440 IL Bud. Fuͤnftes Capitel. 


ꝓerlaufe ſo wollen fie bie Kriegskoſten tragen und feine 
uͤbrigen Schulden bezahlen. Dieſe Unterhandlung (aͤu⸗ 
ßerſt ſchwer; fo ſehr gieng ven Grafen der Verluſt ihrer 

Hauptſtadt und fuͤrſtlichen Wohnung an das Herz) wur⸗ 
de durch Vermittlung der Eidgenoſſen gemaͤß dem Willen 
ber Berner entſchieden. Alſo an dem ſiebenten April in 
dem dreyzehnhundert vier und achtsigiten Jahr eroͤffneten 
Schultheiß, Nathe und Birger oon Burgdorf dem 
Schultheiß, den Raͤthen und Buͤrgern vow Bern die 
vor bem gemeinfchaftliden Stifter, Herzog Berchtold 
pon Zdringen, gegriindeten Thore. Da verliefen die 
Grafen ihre Burg, weiland aufgebauet bon uralten are 
vesherren in den Jahrhunderten ritterlicher AGenten: 
er °), Dazu eee fie Thun und ihr freyes Amt 
am Srießenberg °?”) -eigenthimlidy an Bern. Das 
untocit entlegene * Landshut und die Uebung des 
landgraͤflichen Amtes blieb ihnett damals ꝰ). Den 
Schaden am Lehen verguͤteten fie dem Herzeg durch Ab⸗ 
tretung der Herrſchaft Bipp. Die Berner uͤbernahmen 
den Sold ihrer Cidgenoffen, bie Sdhatenvergiituny an 
bie Stadt Golothurn, in allem ſi ében and dreyßigtau⸗ 
ſend und adithunbert Gulben“)zu bezahlen. Die 
Eidgenoſſen leiſteten Fricdens· Senge 59°), Hierauf 


. 69 9 Die Grafen Suvtramn und Waltram, “ele ben grofen 
findwurm in finer —R getoͤdet, haben fie in des Merowias 
gen Zeit aufge 

652>) Ketteriirs. ‘aint ſchon 1323 genannt. 

693) Mit Feperſpiel, "Cobwdihern ». Dinaſtetten, ‘Prine, 
Twing, Bann, Manpſchaften und. Lehen; faut Friebens⸗ 
tractat 1384. Landshut hagen fie theils 1398, , theilé 
1407 Petern you Gewenſtein und Heincih’en vor Ringoltine 
gen verkauft. , 

690) Stettler. Ti[Hubi, 40,8005 Bullinger, 
490,000, 

695) Dictirtunde fet Heregott. Vornebmlich gendh 
ren die been. Waldſtette, nab dieſen Zurich und Lucern; die 

andern Gepden Orte (welche nur auf jener erſten Radouno 





Seſchichte der Shweig. 441 


beftdtigten bid Berner den VButgern von Thun und Burg⸗ 
dorf alle erworbenen Freyheiten °°, mit Ermunterung, 
„fich des neuen Herrn gu freuen, der unmittelbar dew 
reid und fonft nientand verbunden fy). “a 


Die Sachen der Briber albreghe und Sopot , Herve 
gouge zu Oeſtreich, waren tin tiner folchen Verwirrung, 
daß Leopold ſowohl Trebvigi als die umliegende Mark 
bem Grancefco Carrara verlaufte, und ſelbſt Kiburg an 
Donat, Srafen gu Tokenburg, verpfaͤndete. Albrecht 
aber, da er kaum die Buͤrger von Wien gu meiſtern vere 
aochte, nüachte durch neue Aliflagen das Land von fe 
abwendig ©"). Dieſen unſchaͤtzbaren Augenblick, 
das Haus Oeſtreich ihren Fortgang zulaſſen mußte, * 
ten die Berner. Die Kaufſumme fir Burgdorf und alle 
andern dffentliden Schulden ™*”) bezahlten inner zehn 
Jahren die Raͤthe und Buͤrger $99), in edler Begeiſte⸗ 


ohne Verbindung mit Been su Verftaͤrkung bes Geers dee 
Waldſtette auszogen), find nicht genannt. Wenn vorbehal⸗ 
ten wird, hiedurch fol ,,dem grofchen turnoy“ nits abges 
hen, fo haben dieſe Worte den Ginn, „daß die Berner, 
„wenn bie Eidgenofien dieſe Gewaͤhrleiſtung mit Heeresmacht 
ve behaupten, den im cwigen Wand verabredeten Groſchen 
,rtournois Gold um nidts deffo weniger bezahlen, als wens 
pp die Waldfette keine befondere Deephichtung gu diefem Haͤlfs⸗ 
9 848 hatten.“ 

696) Noch haben fie ihren großen and kleinen Rath, Gericht 
und Blutbann; Burgdorf herrſcht Aber einige Doͤrfer. 

697) Urtunde ber beſatigten Freyh. vow Burgs 
dorf, 1384. 

698) Unhang su Hagen, 1384, f. 

698°) Wofuͤr dee Gldubiger gemeiniglich auf einen befimmten 
Margen greifen mote: Wie Hanns von Muͤllinen von Bern 
Leonbarden Billung von Baſel in Wirthehauſern leiken mute, 
bis Bern 6o Gulden verfalene Zinfe und drey Pfund Koften 
begable; Urkunde bep Rabin. 

699) Wohl nur die vornehmſten Barger, well fie bee 
Menage uncetedglich gewefen waͤre, und lestere fonk fo ungern 
Feucric, dal Hee Boͤpfennig Hatte abgethan werden miffen. 


443 II. Buch, Suͤgttes Eapitel. 


tung fide. die. Ausbre yng yber Herrſchaft, vermittelſt 
einer außerordentlich ob¢ ch Bermggentteyer ,. die fie fh 
felbft auflegten, fo daß jeder zehn Jahre lang den vier⸗ 
üigſten ſeines Vermoͤgenß om Die Grafen von pn Riburg 
wurden Buͤrger von Sern 


De. Sibursifee Krieg ni durch ben Anſchlag wider 
Solothurn veranlaſſet, nahm dieſes Ende. Der Thee 
bersiſche Briebe a big wie gebrochen worden. 


Diefes mag nicht ne ergetragen hahen, Ben linwüen 
" wider die Vorſteher sa Be idnitigen , und fie in ben Wuͤrden 
gu befeftigen. 


yooy Tſchubdi, 138s. 2 eT 
, 7 Lok ew 24 Te ; a. ' 
’ me tee 
. ‘ . nr 
. . ° ef > e 
— — 
....— 
144. 
rs 
e 4 
4 
* 
* 
a) 4 4 . 
, iv be, , 
) oH. 
.. ' 
( % 6 





Seſchichte dee Sdhmoig . 443 


— — 





rf 8 
. ... Se 
ns | ranean 


oul ew ge S e ch 8te s Ca pi t ¢ ine 
Naͤfels geſtritten. me, 


“£4385 — 1389] 


id 


. .. Beas .6t. - ; 
Zu pertelbignn Zeit war Herr Peter von Thorberg, cin Des Criegs 
freyer Mana des Reichs, von ciner Felfenburg ob dens ürſachen. 
Krauchthal/ unweit vow Bern, der Herzoge Landvogt und 
Hauptmann dber ihre Herrſchaften zu Schwaben, zu 
Margau , Shurgau, Glaris und auf dem Wald’). 
Er follfe des Volks pflegen mit Gerichten, Fuͤrſprache 
und aller Gertheidigung; file diefen Dienk waren ibm 
auf das jaͤhrliche Cinfommen dreytanfend Gulden anges 
wieſen). Die damaligen- Omelente und Pfandherren 
waren fireng aiif den Untershat und ſtolz geger die 
Schweizesiſchen · Eidgenoſſen, voll anmdGiger’ Geldgier 
und muthwifiger Veradhtung. des gemeinen Manns, 


o@euos He 


1) Go wig 1381 Molther von Allenklingeß; in peffen Titel 
ſtatt Glarig Elſaß ſteht; ſeine Rathe waren: der Truchſeß 
Hanns von Dieſſenhofen, Mitter ‘(her Brak), und die Voͤgte 

' gon Riburg, Schafhauſen, Dieffenhofen; Urkünde ober 
Gap. 5 N. 527. Urkunde ap. Senkenderg.', Sel. iuria, 
1. IV, Chartular. Auſtr. 

a) Sie ale Burghut, Rok und Zehrung. Wenn das Einkom⸗ - 
men unter diefer Gumme fen, fo iſt er an, Eberhard von 
Waldjee, Hauptmann ob dce Ens, angewiefen, ihm dtefelbe 
gu vervofitdndigen aus der Mtauthe gu Bing. bid. 

sb) Haſelbach ſelbſt: filias humiliabant, uxores ctiam propriis 
in domibus polluebant, utrasque indignis copulabant, et co- 
ram Ducibus cosiventi fe iuflificabant. oo 





44q II. Bud. Sechstes Capitel - 


foll oft ſeufzend gewarnet Babe, ,, fie werden Verder⸗ 
* gpben und Untergang uͤber die Herrſchaft bringen *) :* 
aber fie verſperrten dem Unterdruͤckten den Zugang des 
Throng?” ). . Daj tam der Haß der Birger und Land- 
Leute wider bie Freyherren und Ritter, dieſer gegen die 
erfiern und.an vielen Orten auch ber Stddte und Lend- 


ſchaften gegen einander. Die Baronen trauten auf ihre 


Vereinigung unter dem Fuͤrſt, und hielten ihr mithiges, 
wohlhabendes Volk niedriger als die alten Teutſchen 
ihre Knechte. Jn vielen Staͤdten wurden Handwerker 
und Kraͤmer in Worten und Manieren trogiger und 
hoffaͤrtiger als auf den Alpen der freyſte Hirt pon ural⸗ 
tem Stamm. Die Buͤrger lernten jeden Anterſchied in 
ben Gitten verfchiedener Staͤnde des Volks bemerten, 
liefien oie engebliden Vorzuͤge des mehrern Umgangs 
fablen, und hielten oft aud) fir edle Sitte was gegen den 
groͤßern Theil der Menſchen Grobheit if.. Wer auf des 
Hirten: einſame Alp fan, wurde mit freudiger Cinfale 
empfangen.*); derfelbe Hirt lebte im Dorf tren$erzig 


- mit feinen Kriegsgeſellen, befanuten Gefaͤhrten oͤffent⸗ 


licher Arbeit und Noth, unter x, Bachchan: bie ex ehrte 
als Hirten der Gemeine *): a os 


Chen demfelben senigte die ewige Schutzwehre des 
Sebirges , und went ber Herjog die nddften Maͤrkte 
nicht mit nenen Zoͤllen beſchwerte. Die Stddte traten 
in ſtarke Cidgenoffen(chaften, um in bem offenern Land 
Gey grdferm Handel freye Regierung und ſichere Stra⸗ 
fen zu behaupten®). Da ſchloſſen auch die Ritter den 


3) Pu. Arenpeck. ap. Pes, feriptt. rer. Aut. t. 1 

3>) Dee Cacthdufer von Geinnich (Pes Scr. R.A.c. I) 
geſteht cin, boͤſe Rathe haben Leopolden verborben. 

4) Je wilder die Alpgegenden, deſto gutherziger die Aufnabme. 
5) TMomeves Aowy warch. auch im Hirkenalter der Griecen 
entſtanden. 

6) Bevnders nad Ertheilung bee kalſerlichen Bogtey. an ben 
Herzog Leopold. 


( ~ 


Seſchichte der Sdhweiz. . | 445 


Verein. der Geſellſchaft vom Loͤwen, die unter allen uͤbri⸗ 
gen befoninrs groß war’)... Koͤnig Wenceslaf, durch 
die, Zeiten mmthios”), lie geſchehen, daß die Kaiſer⸗ 
madht-yolends relag; dic qroßen Hautes Wittelsbach 
und Luxcaburg waren, das erſte wie in ſich ſelbſt einig, 
dad andto⸗· kraftlos durch verunachlaͤßigte Verwaltung: 
dadurch heruhete der allgemeine Friede oder die furcht⸗ 
barſte Zerxuͤttung cingig, anf dem gutee oder boͤſen Ver⸗ 
ſtaͤndniß zwiſchen dem Verein deren vom Loͤwen, dey 
Buͤnduiſſen der Staͤdte und Herzog Leopold ven —* 
reich. Vielen andern Staͤdten gaben die Baſeler ein 
Beyfpiel des Beytrictes su dem Loͤwenbund; fie verban⸗ 
den fic, emſelhen mit fuͤnf Glefen“), jeder zu fuͤuf 
„Pferden, und bey dem groͤßern Aufgebote) mit vier⸗ 
„mal fo vieleny.in dam Hochſtift Baſel, in dein vow 
„Straßburg und in Wirtemberg beyzuſtehen; und je 
nfunfyehra Gulden, gu den bepden jaͤhrlichen Capiteln zu 
afenden; dic Hauptleute“), bie Ritter und Knechte vow 
„Lowen, tooliten ber Stabs Baſel in Schwaben, Frans 
fen, €lfaG und. Lothriages, fo. writ ihr Bundverein 
nging, ohne alle Gefaͤhrde Halfe thun™)./ 


Bald” nach dicfem verhanden fich sie. Loͤwen vor 
Schwaben“), die Geſellſchaft S. Wilhelms, die Ge. 


7) Sie gieng bis in ble Riederfande. 

8) Denn tm Anfang wollte er doch heerichen. 

9) Quiris, lancea; Gdflter, gloflar. Hommes d'armes. 

10) Gume wird Hee noc. gebrauds, weldes Wort in 

. Sommation dbrig ft. 

11) Graf Heinrich von Montfort au Tettnang, Ulrich Graf gu - 
Wirtemberg, Formund gu Ettindorf, Here von Hohenfels, 
und Martin Walter (Malterer!), ein Rieter. 

12) urkunde der Lbmengefell([maft, Rihenwile 19803 
ben Brukner, Merkw. Baſel, G. 787; Urtunde Las 
tolds won Berenfels, Mitters, Bargermeifiers, eben 
baf. 788 ff. 

13)-MS neben Montfort und Mleid Friedrich von Sopengolicen 
derfelben Hauptmann war. 





446 11. Bud. Sechſstes Caprect. 


ſellſchaft von &: Georg 4S ant Graf Ederharb von 
Wirtembers zu den Schwaͤbiſchen and Feantiſchen Set. 
ten") und Leopolb Hetzos Obi Oeſtreich 97 Wim tne 
pberpighiché Hake; i? Fafnetter M5 ,? “GOA urdßetm 
„Krieg mit funfzig Spießen -thiner- vierzehuDage; Bnd 
„wenn' bie ‘niche hinreichen / mit fo viel Macht“uts der 
rise Kir chheim figend: Bundksrath "TY beſtimmen ·werde 
„den Reiſenden und Kaufleuten, Witteden wid Waifen, 
hund geſammten Bundsgenoſſen, unter ſich Bnd’ gegert 
srandere ™*)') zum Schirm in billigen Rechten; boch nue 
auf Ein Jahr ).“n “Und- wie’ bey: ungleicher Den⸗ 
kangsart Freundfchaft- uͤbethaupt nie feſt veſteht, fo 
blieb dem Herzog das Mery Ser Herten ten Mite , iw 
deren Gitten ev lebte; den Staͤdten war er datd wech ⸗ 
| ſelweiſe hurcht ohne Zunelming verbunden. 


seqee 6 6f 


gens,’ dem Gebirg nach big Manchen, durh Bayern, bis Sea 

-, snd Cobsra, und tier Schweinfurt, Miltendreg. (am Fluſſe 
Mann) und Heidelberg mieder nad Epeice.- G. Gallen und 
Wol find mit unter den Stdoten. 

36) Die Herrſchaft Hohenberg (die er in hemſelhen Jape erwor⸗ 
ben) iſt inbegriffen. 

17). Bon den Rittern ſaßen faͤnf: der Tracſehe von Heſingen 
fir Wirtemberg, Rechbers von ben Loͤwen, Hohenrechberg 
von den Wilhelmiern, der Schenk von Gyren fuͤr die Geor⸗ 
gengeſellſchaft, und aber fie der Graf gu Sulz; 4 von den 
Stadten, aus Ulm, Augsbutg, Ravensburg und Reutlingen; 

fuͤr den Herzog der Vogt von Altenklingen, von Bodman der 
alte, zwey von Hornſtein, und Heinrich von Randeat, Boge 
ju Gchafbaufen, 4 aus dieſen s. 

18) Borbebalten burch die Lien thre Gelelihaft an dent Rhein 

im Niederland, in Elſaß und Breisgau; von den Georgiern, 
Wuͤrzburg, Bamberg und Burggraf au Nuͤrnberg; von Wir⸗ 
temberg, Maing; von allen, dic Herren von Bayvern, das 
Reid, der King. 


99) Urfunde 13825 beſchwoten in Otaddten ‘aad » anf Burs 
_ gen, in Disfern und Weilern. 


; Gefhidte der Sdhweig: ! 447 


Bey ben Sthweigerifchkar Aog indie; welche ber 
Mel beéte, “ioarben ein ulüb funfig·freyt ünd unmt 
telbare Reichtaͤdte, vom Rhein, woh Schwabrn Ww 
don Franfen *°) , um cinen Bund. . rem Sefud wi⸗ 
derſtanden im Ramen bet “glee Wald ete bie. Drdnner 

von Schwytz; Senn fie hatte gohe Sruridfas , til ben 
Rriegen ihrer Selbſtbewahring, welche fit. fi ¢ Freie 
teu, Hilfe.'gon Gott permittelft ihres recht, Hens, 
ihrer ſtarken Daye und ewigen Eibgenoſſen fu priBarten, 
in frembe Sachen aber ſich nie gu mifchen.. | Zhrid, 
Berd, SHlorhur und Stadt und Ame oir Jig tratert 
zu Coftang in eine folche Verbindung vermittelſt wel⸗ 
cher die Schweizeriſchen Staͤbte und Reichsſtaͤdte ngun 
Jahre lang cinander helfen ſollten, ihre Kriege gusfuͤh⸗ 
ren, fe mie zweyhundert Spießen, jene dieſen inner dem 
Kreis des ewigen Bundes, die Teutſchen Stdote ben 
Schweizern Liberal"). Die Stadt Lucern, von dent’ 
Beytritt abgehalten durch ‘ber’ vier Walbſtette Bund, 
gab Urkunde, in dergleichen Kriegen der Mahnung von 
Zuͤrich zu folgén**). Denn als durch die Verſchiedendeit 
in der phyſiſchen Lage und in den Sitten die Parteyung 
ber Stddte gegen die finger witer den Schweijeriſchen · 


oe 1 on F 

20) Bom ® he te: Maing, 1, Gtratsurs, Worrtis und Speier 
Frankfurt, Hagenau, Weißenburg, Wetzlar, Sohlettſtadt, 
Achenheim, Freyburg, Vadersheim, Selz; von Schwa⸗— 
ben und Sranten: Regensburg und Bafel; Nienberg, 
Augsburg, Ulm, Cofans, -Eblingen, Reutlingen; Rot weil, 
Weil, Ucherlingen, Memmingen, Biberach, Ravensburg, 
findan. 6. Gallen, Kempten, Kauffbiren, Leutkirch, ini, 
Wangen, BWudhorn, Gmiind, Hal, Heilbronn, Wimpfen, 
Noͤrdlingen, Duͤnkelsbuͤhel, SMotenburg an der Tauber, Winds 
beim, Woffendurg, Weinsbera, Aalen, Bopfingen, Giengen, 

| Wol tm Thurgau, Pfullendorf und Buchau. (Im 

Tſchudi ſind einige Fehler.) 





21) Die peituauſtise urkunde, S. Marth. 1385, f. bee = 


Tſchudi 
22). urtunde, 5. Gertrad., eds ; ibid. 





48 II. Buch. Sechs tes Capicel. 


Eidgenoſſen eucſtand / mpprpn-bie Sicerner Kadtiſch ge 
flant,. abet fie durften Abver Gefinnung nicht offenter 
folgep »:snegen der Uctifel ibred emigen Sunbes ). 


| alt “nad bet Berbindung der Sepore, ehe fie ue | 
n°, “fam bee Herios nach Zuͤrich; wm 
die Hefrſchaft rLauffeuburg erkaufte, vow 
ig des Habsburgiſchen Sta ins, wel⸗ 
Burgdorf den, Beenera,.. 
8 Hergogs Bruder und 
Da famein zu ihnl Botts “vom Lande 
Seyi wegen bes neuen Zolls, den er zu Rappetſch⸗ 
wyl auftichtete, Boten von Lucern wegen bed neuen 
Bolls | zu Rotenburg: jenen, auf dem Handeſswes der 
durch die Waldſtette uͤber den Gotthard! nach Italien 
fuͤbtt ſtellte ey a6**), den letztern behieit er bep. Et 
wollte die Eidgenoffen trenuen, oder den Lucernern ſeinen 
Unwwillen wegen der Verbindung gu den Reichsſtaͤdten 
merfen laffen. Das Bolf bon Lucern tourde hisdurd 
widet den Herzog erbittert, ohne daG es den Waldfiet- 
ten abgeneigt geworden waͤre. Der Herzog, als er 
Schwytz in feiner Geſinnung befeſtiget, und von dea 
Zuͤrichern ſo empfangen worden, dag er leicht ſchließen 
mochte, fie tragen wider feine Perfon feinen Haß, er · 
Hob einen Span gegen die Reichsſtaͤdte. Diese eilten, 
ihre neuen Eidgenoffen aufumahnen. Der horbergie 
ſche Friede war noch nicht verfloſſen. Die Schweijer 
baten die Teutſchen, ihrer bis nach der Ernte gu ſcho⸗ 












23) Vermos deffen mochten die abtigen Waldſtette in allen tor 

terhandlungen mit Fremden fle Sinden. 

24) Dieſes geſchah den 11 Brachmonat; Leopold war um den 
Palmionntag gu Zurich· 

25) Um 12000 Gulden taufte der Herzos das Lauffenbursiide 
kehen; bee Rauf wurde 1386 wollendet. G6. bep Heregott 
Leopolds Revers] an bie Barger. 

26) Ustunde, Rapperſchwol, nach Palmar., bea Tſchadi. 


Gefhicdee der Schweiz. 449 


nen, weil fie fo ſchneller Mahnung ſich niche verſahen, 
oder weil bed Herzogs Reife ihre Geſinnungen verdndert 
hatte. Gewiß erwarteten die Schweizeriſchen Regice 
rungen febr. viel oon der Zeit und oon Unterbandflungen, 
und waren fo febr fiir die Erhaltung des Friedens , daG 
bey fteigender Zerwuͤrfniß audy auf dem Bundestag im 
Spaͤtjahr den Reichsſtaͤdten die Hilfe abgeſchlagen wors 
den. 


Bey fo gintiger Stimmung der Gemuͤther fandte 
ber Herzog Herrn Gottfried Miler, Barger von Zurich, 
mit Heren Ludwig von Hornftein-und Uhlmann von 
Pfirt, um zwiſchen den Cidgenoffen und feinem Haute 
cinen ewigen Frieden aufguridjten*’?). Indeß die 
Cchweiger die Abſtellung aller neuen lle des benach⸗ 
barten Erblandes ju einer ſolchen Bedingung machter 
ohne deren vorldufige Crfullung fie fich gu feiner Zuſage 
verftehen wollten, gluͤckte bem Herzog die Trennung des 
Bundes deer Teutſchen Seddte**®). Diefer Vortheil 
machte ion guricfhaltender. Sobald feine Amtlente 
diefes merften, bewieſen fie gegen das eidgenoͤſſiſche 
Bolt ven altgewohnten Stolz. Als die Schweizer 
ſahen, wie ganz das neue Gluͤck den Ginn bes Herzogs 
aͤnderte, faßten fie Miftrauen und Unwillen; dic Bore 
ficher wurden wachſamer; das Volk hoffte alles von 
Schwert. : 


Jn diefen Tagen des Mißdergnuͤgens begab ſich, aes eriegs 
daß gu Rapperſchwyl an S. Thomas Jahrmarkt (un⸗ Anlaf. 
gewiß durch wen) ein Geruͤcht unter das Volk ergieng, sy * ppetſch⸗ 
„die Zuͤricher wollen ſich der Stadt und Burg Rap⸗ 


27) Die Vollmacht iſt bey Senkenberg tn bem: N. 1 
angef. Chartulario. 

28) Dadurch, daß ce bie Schwabiſchen and Frankiſchen Grate 
von den Sbsigen abthdtigte.  Origo dacum duftr., 
ibid. | 

IL Theil. Sf 


a. Noten: 
hurg. 


450 II. Bud. Sechstes Canpitel. 


„perfſchwyl bemaͤchtigen; der Handel fey ihnen Vor⸗ 
„wand, in ſtarker Menge hinauf zu ziehen; ſie haben 
„den Geſchlechtern ihrer alten Vorſteher (die ſeit Ru⸗ 
„dolf Brun zu Rapperſchwyl wohnhaft waren) unter 
„dem Beding ihres Beyſtandes die Wiederaufnahme 
„verſprochen; ſie werden dieſen Anſchlag ſofort voll⸗ 
„ſtrecken, wenn die Glarner ankommen; dieſe liegen mit 
„vielen wohlbemannten Schiffen su Hurden und Pfaͤffi⸗ 


—„kon.“ Die Furcht ſolcher Dinge, verſtellt oder be: 


gruͤndet, bewog den Vogt von Rapperſchwyl (bee fie 
ſelbſt ausgebreitet oder von andern empſangen) eilends 
den Ritter Heinrich Geßler, Vogt von Gruͤningen, 
welche Landſchaft hinter dem Ore Rapperſchwyl gelegen 
iſt, um Verſtaͤrkung zu mahnen. Geßler ſtieß des 
Abends zu ihm; alle Zuͤricher, beleidiget von der Er: 
dichtung, oder abgeſchreckt von ihrem Anſchlag, ſaßen 


‘in die Schiffe und eilten zuruͤck; die Maͤnner von Gla⸗ 


ris, dieſer Dinge gewarnt, begaben ſich ohne Markt in 
ihre Heimath. In bittern Worten beklagten ſich die 


Schweizer der Verleumdung ihrer Treu; die Oeſtreicher 


fuhren fort ſie eines meineidigen Friedbruchs zu beſchul⸗ 
digen. Wenn Rapperſchwyl wider ſie iſt, fo konnen 
die Zuͤricher und Glarner ſchwerlich einander im Krieg 
Beyſtand leiſten, noch im Frieden mit einander Bat 
dein *®. 


Sieben Tage nach dieſer Begebenbeit, als Herre 
mann Grimm von Grinenberg, Ritter, im Kiburgifden 
Krieg der Eidgenoffen Feind, Pfandhere gu Notenburs, 


100 der neue Zoll war, mit faft allem Volk an der Kirde 


29) Diefe Begebenheit ſetzen wie in das J. 1385, zufolge dem 
guten Geſchichtſchreiber Albrecht Maller (bey Roo 6. 
323), Tichudi, und aller Wahrſcheinlichkeit. Ob bas Ge 
ruͤcht wahr geweſen, welches Tſchudi (dugnet, une neben 


Schodeler auch beſſere (wie Rhan) geſtehen, dieſes zu 


entſcheiden finden wir nicht genugſame Grinds. · 


\ 
t 


Gefchidte: der Schwelz. | 451 


weihe Feſt vor ben Stddtchen Gottesdienſt hielt, er⸗ 
griff cin Harſt Juͤnglinge von Lucern, fo febr Schult⸗ 
heiß und Rath ihren Zorn maͤßigten, ploͤtzlich die Was. 
fen, fiel aus der Stadt, erſchien zu Rotenburg in dem. 
Shor, bemaͤchtigte fic der neubefeſtigten“) Burg, fille 
te mit ihren Mauern den Graben, vertried ben Pfand-e | 
berrn, und begab fie ohne Planderung and ohne Blut. 
vergießen zuruͤck nach Lucern; der Zoll war den Bertrd- ° 
gen zuwider, ihre Ghat Hatten fie guvor gebdrobet. 
Hiecauf fandte Herrmann von Gruͤnenberg Boten und 
Briefe an den Herzog von Deftreich, eilends auch Lucern 
in alle Staͤdte und Linder der Schweizeriſchen Eidge⸗ 


noffen. ‘ | 


Yu eben denfelbigen Lagen gab Lucern dem Sand 3. Catt 


Entlibuch das Buͤrgerrecht. Herr Peter von Ghorberg, uch. 
welchem das Entlibuch von dem Herzog verpfaͤndet 
war * ) (nad) der Gewohnheit unordentlicher Verwal⸗ 

Sf 2 


30) Urkunde, bab cr so Pfund hiezu verwenden mag: 
Senkenberg in chartul. | . 

305) Es rubete auf bem Gramm ber Herren von Wolhaufen 
die Blutſchuld eines Batermordes (Hemm celin de nobilit.). 
Ihre Berlegenheit mag nicht wenig bevgetragen haben, daß fle 
fic dem Schirm von Oeſtreich ergaben, wile der Brudermoͤr⸗ 
der von Kiburg durch Been fid rettete. Bath nach dieſem 
erloſch the Geſchlecht. Nachdem bie Gemohlin Graf Imers 
vor Straßberg Margaretha, Erbfrau gu Wollhauſen, unbeerbt 
geftorben, bemuͤheten fidh die Erben, jeder moͤglichſt viel an 
fich au reißen. Vorerſt verpfdnoete einem derſelben, Petern 
von Thorberg, Erzherzog Rudolf um 3000 Goldgulden bas 
Pfanblepen Wollhauſen (das dufere und innere Amt, nebſt 
ber Tfhangnaw und Trub); dlefes that ee zu Rheinfelden 
1363, wenige Monate nachdem bereits die Entlibucer einem 
anbdern Erben vom Haufe Gruͤnenberg au Brugk ihre Aner⸗ 
fennung zugeſichert. Um fo mebe wurde ihnen vom Erzherzog 
Rudolf. verurfundet, dab allcs ohne Nachtheil ihrer Rechte, 
ohne Exhipung ihrer Steuce geſchehen fol. Dee von Thor⸗ 


, 


452° ll, Bach ” Sehstes Capitel. 


tungen, welche ben Umtlenten ihren Gold auf Landſten⸗ 
ern anzuweiſen pflegten“)), fteigerte feine. Abgahen (0, 
daß er in wenigen Jahren cine ungeheure Summe un: 
rechtmaͤßig ethob); die, welche ſich gegen ibn be 


Berg behielt Sen bey weitem groͤßten Theil feines Pfandlehen: 
al 1370 die uͤbrlgen Erben, Petermann von Gruͤnenberg mi 
Rotenburg, iener dew Lucernern beſchwerlichen Fee, Walther 
von Grinenberg mit ben Guͤtern der zerſtoͤrten Gutencusg, 
und Graf Johann von MarbergsBalangin mi¢ bem Hore und 
Kirhenfas Rußwyl abgefunden wurde. God ward Entlitud 
Thorbergiſch, wie diefes vom Heren Pfacter Gtaldee in ſer 
nem erſten Buch dber dlefes Laud urfundlich gegeigt wird. 

$1) Man finnte nah N. 2 leicht glauben, dab dicier Fal pice 
eingetreten ; blieb doch bee Herzog, ſelbſt in ruhigern Jabecn, 
deus vormaligen Landpfleger, Graf Rudolf au Midau, 1160 
Gulden fhuldig (Urfunde 1370, ibid.) 

32) Ee verſchloß dte Entlibucher in Hie Kirche, fie ga groingen, 
ihm die Landfeuce um idhrlich Hundert Pfund gu echihes, 
1300 thin ſogleich au bezahlen. Als er Wollhauſen hurd cio 
neues Bollwerk verftdefen gu wollen ſchlen, erdrang er 600 


Pfund vom Land, und bezahlte teine Frohnen. In einen 


Streit mit Unterwalden wegen Alpen lieG ce fic 2600 Pfund 
geben ; doch that ce nichts fie da8 Land. Die Uaterwaltne 
ob dem Wald Hatten im Entlibud einen Wald und Weider, 
die fie nad) dem Spruch bee Kinigin Agnes (oben Cap. IV 
bey der 67ſten N.) Hdtten zuruͤckgeben follen. Die Entllbu⸗ 
cher belauerten den Augenblick, ba bie Hirten unachtſam In 


Dee Huͤtte fpiclten, loͤſeten den Unterwaldner Kuͤhen bie Gdeb — 


len los, trieben fie fort, und hinterließen bey ben Schelen 


einen der ibrigen, um biswellen Gellingel gu machen. Da fic 
weit genug waren, warf diefer bie Schellen von ſich, lachte 


faut und floh. Du fielen die tintermaldner in das Land und 


wurden durd cinen Hinterbalt von ben Entlibuchern geſchla⸗ 
gen. Thorberg veewles bie Urhebers er wollte weder Kits 


nod Vertrag. Aber Walther von Mitentlingen, damals nod — 
ber Herjoge Hauptmann und Bost, verglich den Span durch 


achtzehn vermittelnde Schiedrichter, welche beſchloſſen, bet 
bende Theile su Lucern den rechtlichen Entſcheid ſuchen ſollen. 
Eben dieſer Bogt von Thorberg hatte bas Land wider Coucy’s 
Schaaren nicht untertigt, und ibm hiedurch einen Schaden 
yon 4000 Gulben gugegogen. Die Klage ber Entlibus 
Heo an ben Herzog von 1380 if, aus Coſats Haar 





Geſchichte deer Schweiz. 453 


flagten, ließ er als Rebellen oder Feinde der Obrigkeit 
in Gefaͤngniſſen peinigen und bisweilen hinrichtenH. 

Die Entlibucher, welche niemals geizige Liſt und unge⸗ 
rechte Gewalt an der Obrigkeit geduldig ertragen, vere 
einigten ſich mit Maͤnnern von Oberwalden. Aber zu 
derſelbigen Zeit, nach kaum begonnener Rache, ſchreckte 
dieſe der ſchlechte Ausgang des Beyſtandes, den ſie den 
Brienzern gethan >). Hieranf- ließen die Entlibucher 
den Lucernern ſagen: „Ihre Pflichten wollen fie bem 

„Herzog nicht verweigern, aber ſie bitten um Schirm 
„bey ihren Rechten, und auf daß Lucern mit Entlibuch 

„hierin buͤrgerlich zuſammenhalte.“ Dee Pfandhert 
ließ die Urheber des Buͤrgerrechts auf eine ſchmaͤhliche 
Art hinrichten, und ſprengte feindlich bis an die Thore 

der Stadt Lucern. 


ſcheiften, bey Stalder und Schnoder (fiche ſowohl bef: 

fen Geſchichte als die Beſchreibung einiger Berge). Tſchudi 

hatte die Urkunde der Klage nicht, ſah aber das Wahre durch 
ſeinen Ginn dafuͤr und ſtimmt ein. Das uͤber Oberwalden 
erbeutete Faͤhnlein kam noah Schuͤpfen in der Entlibuchee 

Heimlichkeit (Archiv in dem atten thurm) und ift nic 

aufgeſteckt worden. 

33) Origo ducum, \. c.; beftdtiget aud von ber angefuͤhrten 
Ustunbe Arc. 2, 7. Ee wollte fle nod awingen, ifm au 
unterfdrciben, ,, wie. fie treulos und meineidig an ihm gewe⸗ 
„ſen ſeyn.“ 

33>) Als die Sersoge shy tle Klage feine Rauͤckſicht nahmen, 
erſchlugen die Entlibucher mit Huͤlfe einiger Oberwalbner veers 
ſchiedene Vollzieher. der Thorbergiſchen Gewaltthatigkeiten. 
Hiefuͤr nahm dee Vogt eine Buse von 1600 Pfund und 3s 
Geißel. Johann aber, Graf au Aarberg⸗Valqngin, Pfand⸗ 
dere gu Williſau, berief nah Gaeden dad Landagericht, wo 
ben Entlibuchern aber Widerſtand gegen ihren Pfandherrn 
ernitlich verboten wurde. Dieſes geſchah 1382 (Gtaloer), 
cin Jobe nachdem die Unterwaldner Coben. Cap. V, bey N. 
i 4.f.) um den Geofiand, welden cine Vartey denen: vow 

_ Beieng wider den Vest von Rintenders wien, von den Eid⸗ 
genoſſen verurtheilt wurden. 


Des Kriegs 
Anfang, 
1386 


1) 8 atorede matter ben guaier. 


454 II. Bud. Sed sees Gapitel. 


Bon dens an erbob ſich ber Krieg. des Adels unter 


Schweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft, vornehmlich durch 
den Stolz und Geiz der Oeſtreichiſchen Amtleute, und 


aus dem Kiburgiſchen Krieg; denn ſo ſehr in demſelben 


bie Eidgenoſſen wider die Herren aufgebracht wurden, 


pon welchen fie glaubten, fie haben fie aberliften wollen, 
fo ſehr wurben diefe erbistert wider bie Eidgenoffen burd 
ben Fall der Herrſchaft RKiburg**), Am Himmel er⸗ 


Blickten bewegte Gemuͤther die Zeichen des Rampfs, um 
Rinnen der Burgen wallende Flammen, uͤberall Raub 
und Mord, Gefdbrten des Sri, in ſchauerlicher Ah⸗ 
nung 34 BY, 


Die Obrigkeit von Lucern hielt far klug und billig, 
an Peter von Thorberg Mache gu nehmen; fo febr fie 
ben Krieg gu vermeiden gefucht, glaubte fie nad) det 
That gegen Notenburg, es gesieme bey fo geftalten Cas 


chen einer weifen Negierung nicht fo woh! die Unterſu⸗ 


Gung des Geſchehenen, als durch Zerſtoͤrung benachbar⸗ 
ter Burgen ihrer Feinde den Unterthan gu bewahren: die 
Eidgenoffen, Zurich, Zug, Schwytz, Uri und Unter 
walden, da fie diefes hoͤrten, machten ſich auf, den Lu—⸗ 
cernern gum Beyſtand, ohne Beurtheilung der That ibs 
res Volks, mit Hintanfegung ihter eigenen Gedanfen 
Liber den Krieg. Alfo unter Peter bon Gundoldingen, 


| Ritter, SchuleheiG gu Lucern, in bem dreyzehnhundert 


ſechs und achtzigſten Jahr, deſſelben Jahrs an dem ans 
dern Tag, zogen die Banner der vier Waldſtette mit 


34 b) Gin Minodite lah am Himmel cinen geedfteten Mann vou 
einem nadten befiegt (Semmerlin de nobilic.); es Hf in 
einem Gempacdherited von bem fremden Stoßvogel, den 
ein Here von Williſan fn die Linde fahren fah, und von dew 
Feuerſcheine um bie eben genannte Burg; dergleldhen Ahnung 
aud Faber erwahnt. Dee Menſch fieht was ex ſich dent. 


Herzog Leopold wider die Burger und Landleute in dee 





Gefch ichte der Schweiz. - 455 


‘grofen Buͤchſen wider die Burger zu Wollhaufen und 
anf Rapfenberg, brachen und verbrannten ‘fie dem Thor⸗ 
berg ihrem Feind. Bon dannen sogen die Harte wider 
des Nitters Rudolf von Hinenberg Feſte Baloegf, 
auf die alte Lielen und anf Rheinach. Rachdem fie dies 
fe Burger zerſtoͤrt, ale bie Mannſchaft gegen Sdhayt- 
fangen citte, ba amen die von Gempad, Birger eines 
Oeſtreichiſchen Staͤdtchens in bem Aargau; mit ihnen 
aus dem Wagenthal die von Mayenberg und Reichenſee; 
theils lag der Schrecken der Schweizeriſchen Waffen ob 
ihnen, den Sempachern war die Eidgenoſſenſchaft lieb; 
dieſe alle ſchwuren zu den Lucernern. 


int diefe Zeit kam Leopold nach bem Sieg, wels Diesehben. 
chen ee uͤber die Elfaffifchen Reichsſtaͤdte erhielt*) , ix 
feine Herrſchaften zu Aargau, mit hoher Betheurung, 
‘pp die Schweiger, Urheber ungerecdhter Waffen, und ihe 
poten tropigen Bund, in gottgefdligem Krieg fie fein 
„Volk, far fein Land und fdr feine Rechte, um diefe 
p Gerbrecher gu ſtrafen.“ Der Haß der Herren gegen 
die frenen Landleute und Birger brad) an fo viel Orten 
mit vollem Feuer aus, daß inner wenig Wochen ben 
Eidgenoſſen drey und funfzis Fehden angefagt wurden. 
In einem kurzen Stillſtand ruͤſtete der’ Herzog alle ſeine 
Macht, und inner zwoͤlf Tage wurden die Schweizer 
von hundert ſieben und ſechszig ſowohl geiſtlichen als 
weltlichen Herren Sefebbet™) Eberhard und Ulrich, 


35) Fagger fagt, fie haben den Eldgenoffen Zuzug than wols 
fens weldes ich weder waheſcheinlich genug, noch zuverlaßig 
falſch finden fan. 

36) Tſchudi und Bullinger liefern das Verzeichniß. 
Bie wollen, außer denen, welche hier oder unten ben: der 
Schlacht -genannt werden, dod folgende nennen: Graf 
Wolfgang von Beringen;s Sanfolf von Lupfen, 
Freyherr; der. Lange Konrad Hufer; Ronrad Mind 
von Roſenberg; Konrad von Geroldsegk, Here au 


456 II. Bud. Sehstes Capitel. 


Vater und Sohn, von Wirtemberg, erfahrne fieghafte 
Helden in den Kriegen ber Schwaͤbiſchen Staͤdte; vos 
Habsburg Lauffenburg Johann der Alte und Juͤngere; 
dren Markgrafen von Baden; wem, wie den Herren 
von Landenberg, die Made des Tags bey Morgarten 
odvr des Unfalls su Laupen oder der Schlacht bey Taͤt⸗ 
wyl oder mifflungener Fehden gebuhrte; wer die Macht 
oder den biederen Nittermuth Herzog Leopolds aué 
Klugheit oder Tugend verehrte, oder wem deffen hohes 


7 


Sulz; Bens ber Yubes Eberhard von Gar; Wolfgang 
von Gdhwanbdegt;: Bernhard von YJeketten; Werner 
von Rofenfeld, Vogt su Herrenberg; der Haul vor 
Hacthaufen; dee Ral von Hacthaufens Johann ber 
Schultheiß von Roſenfeld; Peter von Nidest; 
Soh. Bernh. Gead von Guly, Ritter; zwey von Blas 
menberg (f. oben von ber Schlacht bey Laupen), deren cis 
ner unter den Schafhauſern: GSmbe Bruͤmſi von Shel 
paufen) und Sagmann von Kuͤſſenberg; Berktſchi ven 
Henlart; Werner von Flachslanden; Petes von And⸗ 
lau, Ritter; Werner von Altencakeh; Peter Baſel⸗ 
wind; Herrmann Waldner, Ritter; Johann von Kaw 
fein; dren von Stauffen; Nicol. von Baͤbenheim, 
M., von Colmar. (welther 1385 Tallwol an Sarid verfoutt); 
Rus Zaringer; ber Chorherr Hanns von Randesk 
gu Coſtanz, Bogt van Schafhauſen; von Ertzingen wee: 


J. von Eller bach, des Herz. Cammermeiſter; Parr 


cifal von Weinegt; Cheifoffel Narburger von Sta— 
remberg; itr. von Ems, Pfleger gu Halls Matth. 
von Retffenketn; Nic. ber Gio vow Bozen, Mitter; 


Wiaffan, Hofmeiftce des jungen Herz. Leopold; viele . 


HAG; dere Shellenberg von Lirſtein; gwen von Tras 
minen, gwen Schlandersberg; Heing yon Lang: 
cal der Schneeberger; bie Freyherren von Krenkin⸗ 
gen; Hanns dee Truchſeſſe, genannt Brak vos 
Dicffenhofen; Biſchoͤ (Gerhard) von Wuͤrzburs, 
Scr Stadte Feind; Donat von Tolenburg; Hanns vos 
Werdenberg gu Gargans. Viele Geafen, Feepherren, 
Ritter and Knechte find ungenannt. Es wdee gu wuͤnſchen, 
z bab bad Verzeichniß tm gedruckten Tſchudi kritiſch richtiger ge⸗ 
kruckt waͤre. 


X 





Geſchichte ver S A wel. 49? 


gefuͤhlvelles Herz (wie ex gern that) freyudfſchaftliche 
Liebe geſchenkt hatte; graue Kriegshelden, begierig une 
adelichen Waffen die Oderhand gu entreißen; Juͤnglin⸗ 
ae, begierig am Lag elner grofen Schlacht ihrer Voraͤl⸗ 
tern Nitterehre auf einmal gu erwerben und gu verdie⸗ 
wen; viele verſchmaͤheten in ibrem Sinn den ihr m 
Ruhm zu leichten Sieg uͤber Buͤrger und Bauern). 
Die Briefe der Fehden wurden der Verſammlung der 
Eidgenoſſen in zwanzig Botſchaften uͤberbracht, auf daß 
das Ensfegen jedesmal grog, und oft ernenert werde. 
An S. Johann Baptiſten Abend fam ein Bote dev Wire 
tembergifchen Dienerfchaft mit funfzehn Febhden; ſie 
batten bie Briefe nod) nicht gang gelefen, ſo fam ber 
Bote ber Feindſchaft Johann Ulrichs don Pfirt und ache 
anderer Herren; er hatte faum ausgeredet, fo famen 
bie Briefe Muegers und Wilhelms Im Churn ™) und 
aller Edlen von Schafhauſen; acht Boter brachten qm 
folgenden Dag drey und vierzig Fehden. j J 


Die Eidgenoſſen hatten teinen andern —*8* als Bern. 
ihren Bund und ihren Muth. Uri, Schwytz und Un⸗ 
terwalden, welche vormals, ehe mit Bern ewiger Bund 
war, dieſer Stadt in der Roth um Laupen: edel gehole 
fen, und mit Lucert sor Burgdorf in bem Krieg beyge- 
ſtanden Hatten, aus welchem diefer Unwille vornehmlich 
erwachſen, mahnten die Stadt Sern. Da antiwortéten 
die Verner, „Es fehlen einige Monate, daG der eilf⸗ 
nfabrige Stillſtand mit Herjog Leopold noc nidht vers 
nfloffen fey; die henachbarten Staͤdte und Lander deg 
„Hauſes Oeſtreich ſeyn Mil; der oorige Krieg habe fie 


37) Vit. drenpeck ; und andere; f. unten. 

38) Urfunbe ders. 1386, da fle Barger werden fie die 
Sdhintdwen; Wilhelms Gemahlin war EUs. vow. Orie gs 
helm Qerf. wet. aber Giter au Offingen 1988); 1389 
wird er Dirge flr bie Stadt Gchafhaufen gegen Bexrchtold. 
Keller von Stalingen (Wel). ot. Metts 








458 IL Buch. Sechstes Capitel. 


„, aw Gelb erſchoͤpft; fie bitter, dieſer Mahnung entlaſ⸗ 
„ſen zu werden.“ WES die Cidgenoffen dieſes hoͤrten, 
ſchwiegen ſie. Der Senat von Bern mochte mißbilli⸗ 
gen, was wider den ungerechten Zoll zu Rotenburg von 
bem aufgebrachten Volk unbedachtſam geſchah; aber 
{cine Zögerung Sey ſolcher Noth aller Eidgenoſſen iſt 
nichts deſto weniger zu kadeln; wer beurtheilt, was in 
dieſer großen Zeit vor und nach der Kriegserklaͤrung der 
Berner geſchehen iff, mag ruͤhmen, mit welcher Klug⸗ 
heit ſie damals Herrſchaften eingenommen, aber die 
Schlacht bey Sempach wird ihrem Ruhm alezeit feh⸗ 
len 29). 

Die uͤbrigen Eidgenoſſen erwarteten mit Ungeduld 
den Anfang ded Kriegs. Nachdem fic. die freywilligen 
Knechte mit Muͤhe ſo lang zuruͤckhalten laſſen, vier Ta⸗ 
ge vor dem Ende ihres kurzen Stillſtands, war alle 
Mannſchaft unter den Waffen. Der Stillſtand gieng 
aus; da brach der Krieg los, der Krieg der freyen 
Maͤnner wider die Freyherren; da ſank in wenig Woden 

manche feſte Burg °°). Alles verwickelte vielfaͤltige Un⸗ 
treu; beyden Parteyen offenbarte der Ausgang unver⸗ 
muthete Geſi inaungen an Unterthanen und Nachbaren. 


i») dauffer mbéte diefen Sateen gern verhehlen, dabdurd, 
daß er sefiiffentlid die Zeiten nicht genau unterfcpeidet (Zp. 
1V, G. 219); ben andern, welchen es unbegreiflidy ſchien, 
iſt chen dieſe Verwirrung; aus Unachtſamkeit, oder weil-mon 

’ Hberbaubt gu gern in der Hiftorie finden mag, ras barin feon 
fore, Jn der Chat bafte bie init 60,000° Gulben vee 
ſchuldete Stadt, in der Nothwendigtett gegen Freoburg, Mars 

, sau und Nidau bereit gu feon, ihre Entſchuldigung. 

40) Rimlang an der Glatt; Moͤrsburg; Schenken 

, beo Gurfee am Berg (Etterlin); cin Schloß tm Gee bey | 
“ofefem Stadtchen (wegen dleſer Kriegszetruͤttungen iſt Ur und 
Herzoßg Albrechts im J. 1387, da die von Surſee 
ohne Ueberſteuer now Dienſt außer den Waſſern ſeyn, und 
ihren Gee, whe vormals die Voͤgte von Rotenburg haben); 
Tannenfels; Windege im Land Baſterin. 





Gefhidgte dee Schweiz. 459 


Die Buͤrger von Mayenbers verriethen die Schwei⸗ 
zeriſche Befagung, fo daß swenhundert Mann von Lu⸗ 
cern tnd von Bug, herausgetotkt, von dreyzehnhundert 
Feinden, welche meift in einem Hinterhalt lagen, zum 
Theil erſchlagen wurden; die abrigen, voll Mache ,. lege 
ten Feuer in Mayenberg und verließen den Ort ausge⸗ 
Srannt*'). Meichenfee, ben Eidgenoſſen getreu, wurde 
von cinem uͤberlegenen Haufen dee Feinde cingenogimen ; 
da denn, was der Flamme entronn, er mochte cin ftreits 
Barer Mann, oder Weib oder Kind feyn, umgebracht | 
worden**). Sowohl die. untere. Mark als die benach⸗ 
Barte Waldftette Cinftdleas.fdhwur dem Wolf vor 
Schwytz. Da eilte Here Peter von Wollhaufen, des 
Sotteshanfes Abt, und ſchloß zu Zuͤrich ein Burgreche. 
fir feine Hdfe am See*’). Bom Land Gaftern wurde 
Vilensbach auf Kirenzen durch ungeswungenen Vertrag 
funfzehnter Tagwan zu Glaris **) ; doch daff dem Frdua 
leinftife Schennis, deffen Vogt Herzog Leopold war, 
die hergebrachten Rechte blieben. J 


Zwiſchen Glaris und Gaſtern“) waren mit Geueh⸗ Glaris. 
migung ber Cidgenoffen, auf jeden Fall Schweizeriſcher 
Kriege, Friedensvertraͤge ſowohl von dem Herzog“) 
als von der Selingiſchen Aebtiſſin“) errichtet; dieſe 


41) Tſchudi kann aus origo ducum, welcher den Verluſt be⸗ 
ſtimmt auf 87 angiebt, ergdngt werden, Dieſes und folgendes 

geſchah noc vor dem Stillftand. 

42) Go dah dag Boll den Ausgang des Ariegs dem goͤttlichen 
Gericht uͤber ſo unmenſchliche Thaten zuſchtleb; Origo 
ducum. 

43) Urkunde 13863 namentlich faͤr Pfeffikon cme von 
“yt bald vorfommenden unterſchieden iff). 

Vilten gebdet auch dazu; Tſchud'i. 
Mud Werdenberg und Sargans, beren Graf und Sse 
* Dientvann bes Hergogs war. 

46) Zuͤrich, 1360. 

41) 1372. Dieſe Bertedge moipten einen Monat vor den 
Thatlichkeiten abectndiget werden. 


\ 


460 II. Bud. Sechstes Capitel. 


Gegenden liegen gegen einarber offen, und es iſt nicht 
allezeit leicht, Glaris im Winter aus den Waldſtetten 
gehoͤrig su unterſtuͤtzen; ben Waldſtetten iſt immer vor⸗ 
theilhaft, oon derſelben Seite nichts fuͤrchten zu muͤſſen. 
Aber als die Schweiz oon fo vielen befehdet wurde; 
ſchien den Maͤnnern von Glaris weder edel noch weiſe, 
der Noth ihrer Freunde zuzuſehen; daher, nach genom⸗ 
menem Rath und einmuͤthigem Willen der uͤbrigen Orte, 

ließen fie bem Herzog verkuͤndigen, „die Sache der Eid: 
„genoſſen fey ihre eigene.“ Sie, die dren Waldftette, 
die Zuger und Lucerner, unter ihren Landbannecn ſechs⸗ 
gehnbundert Dans ,- Mester ich in bie Stadt Zuͤrich. 


Zarich. Diefe erwartete, wie ‘unter bes Herzogs Vater, ben 
vornehmſten Stoß der feindlichen Macht. Peter. Dare 
war um vierthalbbundert Gulden und um eine Woh⸗ 
nung) vornehmſter Hauptmann ihrer Mannfchaft; 
gute Rriegémanner wurden von der Stadt AberSaupt 
reichlich beſoldet““), und im Gebraud bes neu erfunde- 
nen Gewehrs jedermann loͤblich gerbe’). Ihren Fleiß 
gum Schirm verburgrechteter Edlen ¢ “ube Ulrich von 
Landenberg, Herr der alten Regensberg; nachdem er 
‘pie Feſte den Zuͤrichern gu ihrem offenen Hauſe verſpro⸗ 
chen, fabrer fie bald von ihnen wohlverſehen und beſſer 
befeſtiget; hierauf fandte er einen Fehdebrief nach Zurich. 
Edler hefeftigte Ulbrecht von Landenberg gum Fluchtort 


48) More er mit nod einem Reiter und mit gwen Schuͤtzen 
diente; Urkunde 13,86. 

49) Friedrich von kaͤgern, mit nod einem, su Pferd, monats 
{ih um zehn Guldens Url. 1387. Deen Edellente, cin 
Schuͤtze und 7 Knechte, gu Pfero, jidhrli um 6oo Gulden 
vnd Wobnung; Url. 1386. Den Peels ber Wohnungen ſ. 
bey Waſer. 

50) Man weiß es vom Landvolf. urkunde 1393: dem 
Schneider Gruͤninger 6 Schilling, daß er dle von Sinst 
das Buͤchſenſchießen gelehrt. 





Geſchichte ver Schweißz. 461 


einer großen Gegend ſeine Burg zu Pfeffikon; die Eid⸗ 
genoſſen ſahen fie und ließen fie als andbeewinolic ;sx 
bis, ba fie abjogen, ‘die Soldner Albrechts ihnen als 
groben Viehhirten“) Hohn suriefen; um dices unters 
lag dle Stdrfe dee Mauern dem hochentflammeen Krie⸗ 
gesgorn; wer Rod) um Stabe rief/ dem ſchenkten fie 
das Leben. 


Den Zugern half Schwyt wider des reichen“) Nite Zus. 
ters Gottfried Miler wohlverſorgte) Feſte S. Ans 
dreas bey Cham an dem See, weil er den Eidgenoſſen 
daraus abſagte“). Weit herab im Ruͤßthal uͤber die: 
Guͤter des Kelnhofs Lunkhofen herrſchte Herr Gottfried, 
gluͤcklich und groß, wenn die Zeit ſeinem Fuͤrſten guͤn⸗ 
ſtiger geweſen waͤre. Indeß ſchwuren Hochdorf und 
Roth) und Rußwyl in den Gehorſam der Stadt Lu⸗ 
cern. Alles dieſes unter ben Augen des Herzogs?); 
er bewegte ſeine Macht. 


Sie zog ſich bey Baden’) , im Aargau gufammen, Blan feos 
an gleidem Ore, wo vor ein und fiebenzig Jahren das bolds 


st) Kuͤhghyer, der beruͤhmte Schimpfname (urſprunlich 
wohl nur Vichwarter, nachmals meiſt cin Menſch von viehi⸗ 
ſchen Sitten) kommt hier zum erſten Mal vor. 

$2) Man ſieht bey Tſchudi 1376 berechnet, whe be’ Herzoge 
fie Darlehne, Burghut und Feſtnung ihm 1200 Gulden, 
wie vicl, mciland Margaretha von Wirtemberg, ihre Muhme, 
ibm ſchuldig war, und wie er im nichern Ame Glaris von 
Muddlfen von Habsburg, im niedern Amt Kibueg von Konrad 
von Ried Gut und Galt loͤste. 

$3) Abid.; man fiebt nod die gewaltigen Mauern. ' 

54) Ste follte bem Hergog offen ſeyn, doch nicht wider bie Eids 
genoffen, ohne ausdruͤckliche Befehdung an dieſe; Vertras 
ibid. 

$3) Wohl nicht dad in der Urkunde Pfalzgrafs uso von Hoch⸗ 
-burgund 1253 angefuͤhrte Roca; diefes iff Ruod im Lengburs 
giſchen, Roth in bee Hervichaft Habsburg hatte wohl keinen 
Rufammenhang mit Hugo. 

$6) Urkunden feines Aufenthaltes hat Herrgott. 

$7) Kit. Arenp. Tafel cin Fehler des Copiften oder des 
Druders. 





‘ 


€ 


46a II. Buc. Sedhstes Capitel. 


Heer, welches dem Streit bey Morgarten that.. Als 
der Herzog: Hdrte, wie ſtark der Kern der Eidgenoſſen 
mit allen Buͤrgern Zuͤrich verwahrte, beſchloß ex in dem 
Kriegsrath folgenden Plan, „der Gewalthaufe des 


„Heers von Oeſtreich fol unter dem oberſten Befebl 


„des Freyherrn Johann oon Bonfeetten um Brugk im 
„Aargau Lagec nehmen, gu nahe bey Zuͤrich ald daß 
„die Stadt ohne Furcht ſeyn durfte, und vor Ueber⸗ 
fallen ficher burch die Aare und Ruͤß; er, der Fick 
,p oon Deftreid), die Herren, die Ritter und ihre Lnech⸗ 
pte, wollen dad Land hinaufziehen, wo Aargau (zwar 
fat unmerklich und in mdGigen Higeln) fic) erhebt; 
„es gezieme, daß des Landes Here die Rebelien gu Sem⸗ 
p pad firafe, und bierauf aus bem Notenburger Amt, 
„welches durch ungerechte Gewalt ihm entriffen wor⸗ 
pp den, die Stadt Lucern, die Vormauer der Waldſtette, 
„durch Ueberraſchung einnehme, ehe die Mannſchaft 
„ſich getraue, Zuͤrich wider Bonſtetten unverwahrt zu 
„verlaſſen.“ Die Eidgenoſſen, ſobald ſie den Auf⸗ 
bruch des Fuͤrſten vernommen, waren durch die Kennt⸗ 
nif, welche fie von ſeiner Gemuͤthsart batten, gewiß, 
daß das Kuͤhnſte und Groͤßte an dem Ort, wo er ſelbſt 
hinziehe, und nicht ohne ihn geſchehen werde; und daß 
keine vortheilhafte Waffenthat, ſo lang nicht Leopold 
ſelbſt geſchlagen werde, das Gluͤck dieſes Kriegs ent⸗ 
ſcheiden koͤnne. Darum faßten ſie folgenden Schluß: 
„die Zuͤricher, zu deren Belagerung dem Herrn von Bon⸗ 
„ſtetten der noͤthige Zeug fehle, ſollen auf jede ſchnelle 
„Liſt von ſeiner Seite wachſam und geruͤſtet ſeyn. Die 


. peibgendffifde Beſatzung ſoll alſobald uͤber die Ruͤß, 


„durch das Rotenburger Amt, in Oberaargau, nach 
„Sempach ziehen. Die Zuger und Glarner ſollen ihrer 
„Landmarken warten; dieſe wegen des Hauſes Mon—⸗ 
prfort, wegen Gaſtern, Rapperſchwyl und Geßler; die 
„Zuger, auf daß nicht Bonſtetten, ſchnell das Ruͤß⸗ 


_nthal herauf, gu allgemeiner Verwirrung Stadt und 


x 


Geſchichte der Schweiz. 463. 


„Amt ploͤtzlich uͤberwaͤltige. Die Abvigen ſollen wider 
„den Herzog ſtehen, wenige wider die mehrern, mit 
„Gott fuͤr das Land.“ J 
Alſofort brachen dieſe aise; zu zuͤrich wurden die Deemeſ. 

Thuͤrme und Mauern von den Buͤrgern bewacht. Die 
Eidgenoſſen thaten ihren Zug mit ununterbrochener Eil⸗ 
fertigfeit; viele von Zug und Garis, viele vom Entli⸗ 
buch und ans ben Doͤrfern wo fie durchzogen, Sa fie 
die Schweiger wider den Herjog an cine Schlacht eilen 
ſahen, gefeliten fic) ihnen bey. An demfelben Tag, als 
die Cidgenoffen in Aargau amen „erſchien das Kriegs⸗ 
volk der Stadt Bern wenige Stunden von Sempach 
vor der Haſenburg bey Williſau“?); zwar durch Aulaß 
einer Streitſache wider Graͤfm Maria, Wittwe Jo⸗ 
hanns von Aarberg⸗ Valangin™); doch iſt wabhefcheine 
lid), daß, twenn der Herzog ohne Shlachs oder had: 
einem Sieg auf Lucern gezogen waͤre, Bern ihn befth⸗ 
det, und vielleicht mittelſt eines Ueberfalls im Ruͤcken 
oder einer Trennung von Zufuhr und Huͤlfe den Eibge⸗ 
noffen Gelegenheit gegeben haͤtte, den Schaden der- Vers 
ſaͤumniß oder der mißlungenen Schlacht wieder gut zu 
machen“). Born dem Stein su Baden zog der Herzog 
Aber bie RAF, dure) die freyen Aemter, Aargau hinauf, 
tiber Surſee nad) Sempach. Diefe fleine Stabe liegt: 
bern drey Stunden von Lucern, oben an einem zwey 
Stunden fangen Hellgriinen Gee; die Ufer, fruchtbar 
und angenehm, erheben fic) aus Wieſen in. Kornfelder, 


¢ « 


58) Man wef, dag diefelbe der Grafen vom Hauſe Beli 
neuenburg war. 

$9) Sle hatte ihr Burgrecht aufyegeden ohne Erſtattung dex 
auf diefen Fal Aberetngefommenen Gumme. 

60) Der Hark von Been war durch linen anderen Grund gends 
thiget die ſen Tag gu waͤhlen; diefer Aufſchluß ihrer Abſicht 
iſt allen Umftdnden fepe gemaß. 


⸗ 


Anftunft bey 
Sempad. 


464 U. Buch. Sechstes Capitel. 


und uͤber dieſen ſtand ein Wald, das Sand erhebt fid 
betraͤchtlich. Ju den Wald famen die Cidgenoffen. 


Gie fahen den Feind Montags ar dem neunten des 
Heumondes., cine zahlreiche ), wohlberittene, ſchoͤn 
geriiftete Neiterey; jede Dienerſchaft unter ihren Baron, 
bie Maunfchaft jeder. Landftadt unter ihren Schultheiß, 
uud jedes Landes Herren gu deffelben Landes Banner 
geordnet; ihre Knechte, eigenen Leute und Soͤldner in 
Form .cines Fußvolks; feine: Feldſtuͤcke; nur waren ju 
her DBelagerung von Sempadh große Buͤchſen in ſchwe⸗ 
rem fangfamen Anzug. Sie fahen die Margauer Here 
ren, die Amtleute von Oeſtreich Urbheber des Kriegs, 


, Herrmann Grimm von Griinenberg, weldyem fie Ro⸗ 


tenburg brachen, Thiring und Hanns von Hallwyl 
Hor andern fir das fuͤrſtliche Haus im Frieden und 
Krieg eifrig, die Geßler, welche gu der Schweiz ange: 
Gornen Haß trugen, Egloff und Ulrich von Ems, jenen 
bey theuerſten Ritter in den Kriegen feiner Zeit), 
Kraft von Lichtenftein mit vielen Grofen vom innern 
Erbland. unter des Erzherzogthums Banner, das Heius 
rid) von Eſcheloh trang”), Rudolf Graf gu Sulz, 
Graf Johann von Fuͤrſtenberg zu Haslach, Monts 
faucon von Miumpelgard und viele Herren von Hods 
burgund. Dor allem Volk gldngte aller Orten Herzog 
Leopold von Oeſtreich ſelbſt, feines Ulters in dem fieben 
und dreyßigſten Jahr, maͤnnlich ſchoͤn, hochgemuth 
und voll Gefuͤhl, voll Heldenfeuer, fiegprangend aug 
manchem wohlvollbrachten Krieg, rachbegierig, durftig 
zur Schlacht. 


61) Kintgshoven: 2000 gewafnet gut geritten’s olf. 


“Tidhudbi gooos Ran 8000; vielleicht rechnet dtefer zu ˖ 
ſammen, wer beg dem Herzog war, und mee unter Bonſßet⸗ 


ten blieb. 
62} Dogt- des niedern Amtes Glaris. 
63) Fugger, 





Geſchichte der Shei. 455 
Es war det Eente Zeit; fein Bolt maͤhete Korn >) ny, 


4 


die Elen fprengten an die Mauern, um den Buͤrgern Clady 
Hobe su ſprechen ꝰ), felt in dem Entſchluß, die Schwei⸗ é 


ger Bauern perſoͤnlich und. ohne das Fußvolk allein ju 
ſchlagen). Ws der Herzog ben Feind in der obern 


Gegend ſah, vergaß er (wenn er ſonſt es wußte), daß 


eine Reiterey vortheilhafter den Anfall thut Berg an als 


von oben herab; er hielt fuͤr nothwendig, die Pferde zu 


entfernen, obſchon die ſchwere Waffenruͤſtung den Adel 


zu den Bewegungen eines Fußvolks unbehuͤlflich machte. 


Oft hat. cine wohlgeuͤbte Reiterey durch Stoß und 


Schnelligkeit ein Fußvolk gebrochen oder uͤberfluͤgelt und 


geſchlagen, aber niemals eine unbeugſame Jufanterie 
einem beſſern Fußvolk widerſtanden. Der Herzog bes 
fahl hierauf, daß der Adel eng zuſammentrete; dieſem 
ſtarken Kriegshaufen gab er durch die Spieße, welche 
bis vom vierten Glied hervorragen modten™), cine 
undurchdringliche moͤrderiſche Fronte: faft wie Kdnig 
Albrecht fein Großvater in der Schlacht am Hafenbihel 


gegen die Bayriſche Reiterey mit Erfols verſuchte ). 


63>) Er hatte 40 dieſem Zweck Aber 200 ‘Segnitie bey ſich; 
Koͤnigsboven. 

64) Go hob einer von Rheidach ‘einen - Stri auf, bieſer iſt 
„fuͤr ben Schultheiß.“ Aud rief er: „Man ſoll ten Schnit⸗ 
„tern has Morgenbrot perausicbicten. “ Da antwortete der 


Schultheiß von Gempad: ” Die Etdgenioffen bringen ¢ 08.48 


Tihudt u. a. v. 

65) Dieſer Eifer, dew man am beſten in origo Ducum flept, 
beftimmte die Schlachtordnung bes Tages. 

66) Man findet feine Spur, dab dleſelben Aber achtzehn Schuß 
fang waren; die Sariſſen, welde 24 Schuh Hatten, raster 
vom fedaten Gliede drey Schuh weit hervor. 

67) Chron. Salisburg. ad 1298 nennt es norum bellandi genus. 
Die newe Musgabe Hes vortrefllchen Werks Aber das Gees 
fHleht von Sdhlteffen Hat cine Stelle ans den Ges 


fchidtibeeibern bee Kreuzz ͤge, wo bas Abſitzen su dergleichen 


Schlachten als eine bep den Teutſchen im Jahr 1147 herge⸗ 
brats. Uebung angegeben wird, Aber man: weiß genug, wie 
Li. Theil. Sg 


» 


\ 


466 IL Buch. Sechstes Capitel. 


Ueber diefen Gewalthaufen Gatte unter im Here Jor. 


Hann von Odfenftein, Dompropft zu Strafburg, fein 
- Sandvogt yu Elſaß und Sundgaus’), den Oberbe⸗ 
Fehl™); Reinhard von Wehingen, in Kriegs- und ir 


Friedens⸗ Gefchdften geſchickt, und groß in der Here 


zoge Gnade”), war aber die Schuͤtzen“); die Bors 
" Hue) von vierzehnhundert Mann, welche Friedrich 
von Zoltern, der ſchwarze Graf”), mit Johann von 
Oberkirch, Nitter, anfuͤhrte, ftellte der Herzog hinter 
bas Heer); er wollte, daß dem entflammten Adel, 
bey welchem er felbft war, das Feld frey ware. Wenn 
er fic darauf einrichtete, den feindlichen Anfall zu ems 
pfangen, fo that er mit Aberlegener Menge, was beffet 
der geringern Zahl gufam ; aber wahrſcheinlicher beſtimm⸗ 
te ibn gum Fußgefecht eine Meinung ber damaligen Rit: 
ter und Edlen, daf, wer in einem Kampf durch unglei⸗ 
de Waffen oder fchnelle Lit Uberwinde, den Preis der 
hochſten Tapferkeit unentſchieden laffe; fie hielten diced 


vieles aus dem Zeitraum der Areuzfahrten tn folgender Zeit aus | 


der Acht gelaffen worden. 

67>) Bernhard. Noricus vou Cremémadnier, bey Hei 
S. R, Aufir. T. 1. 

_ 68) Capitaneus; Bernk. Norici, Chron. Aultr. 


69) Gelandter an K. Ludwig von Ungarn, Marquard, Patriar⸗ 
den von Aquileja und Francefeo Carrara; Urkunde in 
chartul. ap. Senkenb., [elect.t.IV. 

70) Aud Albrecht empfiehlt Hugo deffen Bruder gue Fohannittrs 
comimende Marperg; Urfunde, - ibid, 

71) Origo Ducum, Unridtig nennt tha Noo Mubdoef. 

72) Avant-garde; aud Vorzus. 

73) Friedrich von Zollern ware durch Verena von Kiburg, eine 
Gemahlin, Here au Unterſeen; zum Unterſchied you hur pic 
die ſer bee ſchwarze Graf. 

74) Er machte fie gue Hinterhut; welches von einem Hluter⸗ 

halt unrichtig verſtanden worden; es if keine Spur vou tr 
gend einer Bewegung deſſelben; hingegen erhellet Mar aus 
orig. Duc., daf dieſes Corps das Zußvolk war, welchem dic 
Ritter die Shee des Tags nicht welten theilen laffen. 


‘s 


Geſchichte ber Schweiz. 467 


fir uttehslich; Leopold ſelbſt war. burch ſeine Sugenden 
vielmebr der hohen Ritterſchaft Zier als ein geſchickter 
Feldherr durch Einſicht in das Große eines Kriegs. _ 


Pt} Johann Ulrich bon Haſenburg, Freyherr, ein 
grauer Kriegsmann, welcher die Stellung und Ordnung 


ber Feinde gefehen, den trogigen Adel warntes „Hof⸗ 


pfare’’) fey gu nichts gut, und es todre wohl gethan, 


„Herrn Hanns von Bonftetten fagen gu laffen, daß er 


„eilends hinaufziehe,“ hielten fie ſeine alte Klugheit fuͤr 


unedel”®). Go, als einige dem Herzog ſeloͤſt Bore | 


fiellungen machten, „wie Schladtfelder das Baterland 
n„unvorgeſehener Zufaͤlle feyns wie dem Fuͤrſten zukomme, 
„fuͤr alle gu wachen, und ihnen, fir die gemeine Sache 
gu ſtreiten, und wie viel verderblicher dem Heer der 


„Verluſt ſeines Hauptes,. als einiger Glieder ſeyn wuͤr 
be,“ ſprach er’), anfangs laͤchelnd, aber endlich un⸗ 


geduldig, „ſoll denn Kogon von weitem uſchauen, 
g 2 


75) Cin trefliches altes Wort,welches den der etetgtteettas 
Feit entgegengefesten Gemuͤthsfehler angeigt; -iene hat, wee 
ſich vergift, letzteren, mer gu viel auf ſich ſelbſt halt. Etys 
mologiſch iſt Hodmuth fein Fehler, Gtols nun von zwey⸗ 


deutigem Gebraud. Im uͤbrigen war bie Sprache hiefer Hers 


gen: „laßt uns die Duben erſtechen (Königshoven); 
„den Schwotzern wend (wollen) wir ein Herrn geben’ (Ge ms 


padertied). 
16) Hafenburg habe ein Hafenbers. Dergleichen Antitheſenwis 


iſt auch ben den Alten ſehr gemein. Man meldet aud, es 


habe Heini von Uri, Narr oder luſtiger Rath bey Leopold, als 
er beym Herumſchweifen (ſolchen Leuten thut niemand etwas) 
zufallig den Eid dee Schweizer angehoͤrt, mit Wehklagen dem 
Herzog denſelben erzaͤhlt; Leopold habe ſich entſezt, der Ader 
ſich nichts daraus gemacht und ihn hinter ſich nach Surſee 
geſchickt. Alte Handſchrift bev Ssingmann, tieing 
Schweiz. Chr. I. $24. 

71) it. Arenpeck. metbet Ausdruͤcke ſolcher Entigioapt 
aud nad gehaltenem geice⸗eraih von ihm. 


⸗ 


468 IL. Bud. | Sedstes Capitel. 


wie ſeine Ritter fuͤr ihn ſterben? Hier in me'nem Send, 
„fuͤr mein Bolf, mit euch will ich fiegen odet umkom⸗ 
„men?).“ 


"Die Eidgenoſſen ſtanden an der Hoͤhe vom Wald bes 
det: fo fang die Ritter ſaßen, dduchte ihnen ſchwer, 
in der Ebene den Stoß ihrer Menge zu Gefteben, und 
ficherer, in dem anfcheinenden Dortheil ihrer Steliusg 
den Anfall ausyuharren. Vom Sieg Hofften fie, ec 

werde durch dic Ermunterung bes Volks fir den Krieg 
entfdeidend werden; ihren Tod betrachteten fie als den | 
Weg zu -ewigen Nahm und als ¢inen Sporn fiir die 
JGrigen , vom Feind ifre Meche gu fuchen: Mis dee 
Adel abftleg, zogen die Cidgenoffer aus dem Weld in 
das Feld Hinad; fie Geforgten auch vielleicht eine Hin: 
teclift ober eine ſchnelle Bewegung der Abermddhtigen 
Zahl in der bedeckten Gegend. Sie ftanden, in ſchma⸗ 
Ter Orbaungꝰ) mit kurzen Waffen, vierhundert fue 


, 78) Suter, Sanger dieſer Schlacht, welche er mitgehalten, 
glanbte nicht ohne Grund, beopoſds ( aleichwohl fo oft wieder 
holte) Rede widerlegen su mauͤſſen: 
In und un uad bi den ſin, 
Sy der Herr erſchlagen, 
Das tuo fi mit unbrichtem finn, . 
Von Eidgnoffen fagen — - — 
War der Firft daheime blieben, 
ihm hett nieme ait getan; 
Hetr er kein unfog trieben, 
Wad nit folch ein vebermuct, 
Und warn die edlen blieben, 
leglicher bi finem guot!- 
Si triebens aber vil zu vil, 
Bis in darus erwachfen iff, : - 
Solch ein blutiges Spiel. 
79) Origo Pucum. Sbnigshoven: Die Shwoser mac: 
tend ihren Spiz (Cuneus) und ordnetend ſich wol jum Strot. 
Sie gedachten durchzubrechen, und gegen ſolche Saulen wa: | 


een dazumal cinige Einwendungen weniger, =. © 


é 


 Cefhidte ves Shipsin - 469 


sernee!™y neunhundert Rann aus ben drey Waldftets 

ten und ungefaͤhr hugdert Glarner, Zuger, Gerſauer ), 

Entlibucher und Rotenburger, unter ihren Bannern, 

unter hem Schultheiß der Stadt. Lucern und unter bent. 

— ann eines jeden Thals 8°) ; einige trugen die 
alden, womit im Paß bey Morgarten ihre Ahnen. 

geſtritten, einige hatten ſtatt Schilde cin kleines Gree. 

um den linken Arm gebunden ). Erfahrne Krieger ſa⸗ 

hen ihren Muth. Sie fielen auf die Knie, und beteten 

ju Gott, nach ihrem alten Gebrauch?). Die Herren 

bunden die Helme auf; der Herzog ſchlug Ritter. Die 

Sonne Rand hoch, dex Tag war ſehr Fegan, 


Die Echweizer nach dem Sclachegebet romaten mits D 
tem burd) das Feld an. den Feind in vollem Lauf mit ost act. 
Kriegsgeſchrey??); welches alles anfeuert, unb weil ſie 
hofften durdyubreden, und alsdaun rechts und links 


79%) Die Seeveii von kucern, 
. Ma Mannhelt-gar din Kerns it 
Kejner ſah je inter. (ish (Gempader ied). ; 
go) “atbee wle fann Fuͤßlin (Erdbeſchr. TH. 1, GS. 386) fagen, 
Gerfau Habe hundert Mann gefandt,. und man weiß aus 
Tſchudi, Mic. ad 1507, dab nod im: reofen Zahr nach 
diefen Gaden Gerſau nicht uͤber zwamig Pdafer Satte. 
go>) Kbnigshoven ſpricht von 2000 wahl nicht genau. 
Dab dee Biograph Port Clemens VU (Baluse hat ihn 
herausgegeben) ſie numero plures et armie. ‘fortiores nennt, 
widerfpricht allen Umftdnden!’ - 
81) Origo Ducum, ,,bas bab ich etwa von - atten acor. “ 
$2) Ach richer Chrift vom himmel, 
Durch dinen harten tod! 
Hilf uns armen Sindern, 
Us difer {chmach, angft und not; 
Hilf uns, thu uns bifton, 
Hilf uns land und lũt 
In ichirm und | fchitsung, erhalten. 
- Gater tm —2 
328) Streitiauft, fag Wipe Stumpf. 7 


419°: AL Bud Sechstes Capitel.“ 


nad) ihrem Wohlgefallen zu verfabren. Da wurden fle 
empfangen von Schilden als von einer Mauer und von 
den hervorragenden Spießen wie von einem Wald eiſer⸗ 
ner Stacdheln®**), De ſtritt mit ungeduldigem Zorn 
die Hauptmannſchaft von Lucern und ſuchte zwiſchen den 
ESpießen einen Weg an die, welche dieſelben trugen. Hin⸗ 
wiederum bewegte der Feind mit fuͤrchterlichem Gepraſſel 
Keine in die Breite ausgedehnte Ordnung, als gu einem 
halben Mond, womit er die Feinde gu. umgeben gedach- 
re); « Bu derfelbigen Stunde fchien der Stadt Banner 
von Lucern tang unterdruͤckt, weil Petermann bon Guns 
doldingen, Ritter ,. Schultheiß von Lucern, bart vers 
wundet gefimfen”*), der Altſchultheiß Heinrich vor 


_ Moos ;-urid’ Stephan vow Sidinen, Here gu Silinen 


Rnd Kuͤßnacht, fein Schwager, mit vielen andern tae 
pfern Maͤnnern umgeformmen waren.‘ Da rief laut An⸗ 
font zu Port, din geborner Mailaͤnder, yu Fluͤelen im 
Zand Uri ſeßhaft, „Schlaget auf die Glene, fie find 
‘whobl. Dieſes thaten die Vorderſten mit ftarfer aud 
angeftrengter großer Rraft; fie zerſchmetterten etliche 
- Glene;, welche von hen intern fofort erfege wurden: ba 
fiel der gu Port, Nur war die feindlice Ordnung 
durch die Natur ibrer Waffen und aus Mangel der Ue⸗ 
bung **) -unbebilflich gu der Bildung eines halben Mons 
des; im uͤbrigen beftand fie angebrochen, feft. Sechs⸗ 
be Schweizer waren erſchlagen worden. Mar befuͤrch⸗ 
te bie pichtiche Vittung einer unbemertten Bewegung 


a ‘, 


23 . Des Abels Heer war’ fete 
She Ordnung did und brelt. 

83) Origo Ducum, 

$4) Das dieſes gleich änfangs geſchah, ſ. . ibid. ‘and eS liegt 
in ben Umftdnden, Lucern patte als in ihrer eigenſten Gas 
che, ben Vorftrete, ; 

85) Sonk weld man, oad, der Satlſſen ungeachtet, aud die 
Phalanrx, obwohl ſchwerer als die Legion, vermittelſt ihrer Ab⸗ 
theilungen alle nothige Bewegungen machen konnte. 











+ . Gefhidte der Schweiz. : 4qt 


ber Hinterhut, oder uebertaſchung von dem Gewalthau⸗ 
fen Bonſtettens. 


Dieſen Augenblick banger unſchluͤſſi gkeit ntſchieb 
ein Maun vom Lande Unterwalden, Arnold Strutt⸗ 
han?“) von Winkelried Ritter, ec ſprach gu feinen 
Kriegsgefellen, „ich will euch eine Gaffe machen,“ 
fprang ploplich aus den Reihen, rief mit lauter Stim⸗ 
we, forget fir mein Weib und fae meine Kinder 
„treu⸗s liebe Cidgenoffen, gedenfet meines Geſchlechts,“ 
far an dem Feind, umſchlug mit feinen Armen einige 
Spieße, Segrub diefelben in feine Bruſt, und wie er 
denn cin febr grofer und flarfer Maun war, druͤckte ec 
im Fallen fie mit fic) auf den Boden. Ploͤtzlich feine 
Kriegsgefellen uber feinem Leichnam bin; ba drangen alle 
Harfte der Cidgenoffen Mannſchaft mit duferfter Gewalt 
feftge(d)loffen Hintereinander an®*>). Hinwiederum die 
MNeihen hes erftaunten Feindes preßten ſich, fie aufzu⸗ 
nehmen; wodurch, durch Schrecken, Eile, Noth und 
Hive, viele Herren in ihren Harnifechen unverwundet ers 
ſtickten; indeffen aus dem Wald Herab sulaufendes 
Bolt") die Schweiger eiligſt verſtaͤrkte. 


Zuerſt fiel Friedrich der Baſtard von Brandis") ; 
ein Hanbdfefter hochtrotziger *) Mann, ſonſt er allein fo 


26) Familienname. Go iſt er in Schriften au G. Blaſlen, fo in 
ben Urkunden des Kloſters Engelberg, 

g6>) Sie nahmen jn’ ble Spieffe 

find griffen’s fritid an 
Mit cen Hallbarden. 
.Hortibili impetu pognantes; §. Saber. 

87) Mit Golothurner, wofuͤr Hafner (fo gern ce es michte ; 
Soloth. Schaupl. p. 140) der Beweis nicht leicht waͤre. Ver⸗ 
muthlich das umliegende Land, oder Freywillige aus den 
Waldſtetten, die dem Zug nachgeeilt. 

88) Sohn Bt Heinrichs van Reidenau. . 

89) Wunderfeevel nah bem Ausdruck in one: duc; ein 





472 IL’ Such. Sechstes Capitel. 
gefuͤrchtet als zwanzig; bey ihm fiel der lange Frieſhard, 


welder ſich vermeſſen, die Cidgenoffen. allein zu better 


Hen?) ; bad Glick des Tages wandte ſich. Die Dies 
ner der Herren von Adel, unfern-bey dem Troß, da fie 
dieſes bemerkten, -faGen auf dle Pferde, ‘durch ſchnelle 


. Fluche ihr Leben gu retten. Indeſſen ſank in der Hand 


Herrn Heinrichs von Efcheloh vas Hauptbanner vor 


DHeftreich, und fiel Here Ulric) von Ortenburg auf dv 


Fahne von-Tirol™). Fenes rettete eilig Ulrichꝰ) vort 
Aarburg, Ritter, ſchwung bas Banner Hody empor, 
widerftand bart, und vergeblich, bis er vertoundet fiel, 
und mit Iebter Lebenskraft faut ſchrie, „retta Deftreid, 
vettaꝰ by. « Da drag ber Herzog Leopold herbey, 
und empfieng das Banner von ſeiner fterbenden Hand; 
abermals erfchien daffelbe uͤber den Schaaren, bod, 
Hlutroth, in des Herr Hand. Aber viele umringten 
den Fuͤrſten und lagen ihm fuͤr ſein Leben an. Und ſchon 


war in der Hand Herrn Davids von Junkerburg das 


Banner der Grafen von Habsburg untergegangin; es 
fag Thuͤring von Hallwyl, ſein. Baſtard, und ſein 


Dheim Jobann, dort felen die: von Lichtenſtein, von 


fuͤr Catilina ſchickliches Wort, welches einen Mann bezeichnct, 
velchem ſeine Luft. fein einziges Geſetz if. Wie ſahen Cap. V, 
N. 325, dag der Ausdruck dem Baſtarden von Brandis cede 
angemeffen war. 

89 >): Und auch der lange Frießhard 

Mit ſynem langen Wart. 

90) Oder Heinrich Kel vom Etſchlande; ich habe dem dugger 
gefolgt. 

91) Zwetl. recentiue nennt Petern von Barbers eeniliforum, 
aber man ſieht aus dex Gortiehung Hagens, dag bad Dans 

.” Ner,: worunter derſelbe ,,fo ritterlich fuhr,“ ein ihm emnpfohle 

nes war; dad widerſpricht dem nicht, was ich nach Fugse: 


.und aud Tidhuns won. ber. Nothrettung des Oeſtreichiſchen 


durch einen andern Ritter ſchrelbe. 
91>) Dieſes Seſchteo w wird aud in: Dent Mopeng zu + Saute 
erwaͤhnt. 1 








„Geſchichte der Schweiz. 473 


Moͤrsburg vice Bruͤderꝰ), Hermann von Eſchenz zwi⸗ 
{chen ſeinen zwey Soͤhnen 33) y Markgraf Otto von. Hod)s 
berg”), Here Otto der Pariſer des Herzogs Rach, 
Graf Walleram oon Thierſtein?), Graf Peter von Aar⸗ 
berg **);,. und. mit finf feines Namens dex edie Ritter 
Albrecht voy. Mipiaen, wel chen der Herjos liebte .) . 


ga) Bio. Origo- D. nent ee von T, ben alten and rien 

n 

93) Heinzmann und Heinimaun; - . ote 

93°) Deſſen Gemaplin cine von Strabberg war. 

94) “ Baleof bey Bernh. Noric. Gud Berena, Simons Ges 
mablin, ward um diefe Zeit Wittwe; Brukner, urkund⸗ 
lich wie fat immer, G. 2270. Koͤnigs hoven ſpricht von 
zweſyv bier erſchlagenen Grafen von Thierſtein. 

95) Wenn Peter genannt Orberger, bey Bernk. Noricus, eben 
cr iff, und bezeichnet wird als ,,von dee Etſch,“ fo mag Pes 
ter fic) an dieſem Fluſſe angefauft haben, -oder von ciner Bes 
dienſtung fo beifen.. Origo D.; Zwetl.; Roo. - - 

96) Cdcilia von. Rheinach. war feine Gemaptin; Urtunbe 
Graf Ottons von Thier Ketn, Landridters gu Mars 
gau, der gu Aarau auf dem Landtag unter den Rakbdumen 
zu Gericte ſab, 14013 da famen vor ibn Hemmann, Eglt 
und Barzſchmonn von Muͤllinen, Bruͤder, in Streit wegen 
ber Eheſteuer“ Cdcilien von Rheinach, Albrechts Wittwe. 

ibrigen wird fein Haus von einem jingern Gon Graf 
udolfs von Rapperfhwol und fener aus ungleicher Ehe ges 
bornen Welfin (Th. 1, G. 269, N. 2055) hergeleitet; 
Yon Muͤllinen bey Wefen feon fle in ben Margau gezogen 
(leicht mochte aus jenem Rhaͤtien mit Lenzburg Freundſchaft 
ober Berwandtidhaft feyn; oben Th. ¥, SG. 209)5 Hier, eine 
Stunde von Habsburg, das swepte Mifinen (man fagt sort 
Adelgod, Bater bes Johanniter Großmeiſters Noger des Mous . 
Uns) aber durch cine nur rittermaͤßige Heirath fant bie Wuͤrde; 
in bee Blutrache wurde auch Muͤllinen verbrannt und gieng 
Wildentkein verforen; doch der jingere Zweig, VBerchtold an 
der Spitze, blieb den Herzogen ergeben; fie pflegten ga Brugk 
in ſeinem Haufe gu wohnen; aud gu Wien bluͤheten Muͤllb⸗ 

nen (Junker Bertie — Berchtold — von Muͤllinen u. a. 

33293; Necrolog. Minor, bey Hea Lh. 11) Egbrechten , fets 

nem Gobo, wurde bas Leben der hintern Burg zu Caftelen 

(1345), wurden (1365) die behen zu Oberlach (das Ges 


7 


⁊ 


474s, Bud. Sechstes Capitel. 


Da ſprach Leopold, „es iſt ſo mancher Graf und Herr 

„mit mic in den Tod gegangen; ich will mit ihnen ehrlich 
ſterben,“ verbarg fic feinen Freunden, von Wehmuth 
und Bersweiflung bingeriffen, vermiſchte fich in bie 
feindlichen Haufen, fuchte feinen Tod. Von allen Hr. 
ten war der Feind eingebrochen; mit grofer Noth hiel⸗ 
ten faum die Schultheißen ber Aargauer Staͤdte ibre 
Banner aufrecht. Im Gedrdnge der Sehaaren fiel ter 
Herzog gur Erde; voll Schlachtwuth rang er in dtr 
fdweren Ruͤſtung (weil er nicht ungerochen umkommen 
wollte), ſich empor gu helfen. Ein unanſehnlicher 
Marin aus bem Lande Schwytz “) fand ihn uͤber dieſer 
Bemuͤhung; da rief Leopold huͤlflos, „ich Gin der Firk 
„von Oeſtreich.“ Dieſes hoͤrte jener nicht, oder er 
glaubte es nicht, oder es daͤuchte ihm, die Schlacht 
hebe alles auf. Als der Herzog durch die Natur der 
Wunde den Geiſt alſobald aufgegeben™) , erblickte iba 
von ungefaͤhr Martin Malterer®), der das Banner 


ſchlecht brachte fie bi auf unfere Beit) von ben Hersogen 
ertheilt; er iſt Albrechts Bater, fab in abgelebtem Miter dea 
prdchtigen Becher von Vermeil, mit Wapen von Oefrreich 
und Muͤllinen, ben Leopold feinem Gohn sur Hochzeitgabe 

gereicht (er iſt nod im Hauſe) und bald die Freunde aul seo 
en Tag in demfelben Code vereinigt. 

97) Felix Faber: Cin ganz gemeiner fropfigee Keel habe 
mehrmals vergeblich ihn gu erſtechen geſucht, bis, da er ver 
nahm wer er fey, er in der Wuth einige Minge ſeines Pans 
zerhembdes (ober eine Fuge des Helms) durchbrochen. Rad 
ber Schlacht ſey jedermann dußerſt uͤber ſeine wilde That ents 
ruͤſtet geweſen; ja man habe ihn in Bern mit Pein zum Lode 

gebracht (welches nicht wahrſcheinlich iſt). Das meldet wohl 
oe oon » DAB dic Schwelzer des Fuͤrſten Tod nicht see 
wollt. 

98) Das Merkmal derſelben fol nicht ſichtbar geweſen ſeyn, aff, 
380 Jahre nach dieſer Schlacht, auch ſeine Gebeine aus der 
Gruft in Koͤnigtfelden wohl erhalten tn ble cryptam novam 
" gu G. Glafien gebracht makden; Gerbert. in bello iulto 
nobiliter occubuit; .Fragm. de quetnor Albertis, ap. Pett 


99) Origo D.; Walther von Freyberg. Aber dieſer Maltese 


| 


Sefchichte der Schwelz. 475 


der: Stabe Freyburg im Breisgau trug; verſteinert Rand 
tr, dad Banner fiel ibm and der Hand; pldplid warf 
et ſich aber Leopolds Leichnam bin, damit er nicht von 
Keinden und Freunden befleckt und gequetſcht werde; ev 
erivartete und fand bier feinen eigenen Tod, An eber 
dieſem Ore firitt bis in den Tod Rudolf ser Harraß, 
Here vow Schoͤnau, Harniſchmeiſter des Herzoge *). 


Die Huger ber Scharen fiuchter den zurſten; vergeb⸗ 
lich; da wandte ſich auf einmal die Macht von Oeſtreich 
grauensvoll auf die Flucht; alſo ſchrien alle Edlen 
y die Hengſte daher, die Hengſte daher;“ ba zeigte ihnen 
kaum der ferne Staub den Weg der Flucht, auf den ein 
ungetreuer Graf und vielleicht Hanns von Oberkirch fie 
Fingft mit fortgeriffen'™"). Ihnen, in druͤckenden Nike 


tf in’ obigen und anders urkunden bekannt genug, ja ſelbſt 
in dieſer Verſtellung kenntlich. 

300) 4pp. Hageni. Vit. drenp.; Tarrawe. Es iff cine Ur⸗ 
kunde Dicthelms von Blumenberg, Oetſtreichiſchen 
Laudvogts in Schwaben 1364, beſtatiget von Herzog 
Mubolf 1365; aber ble Rechte der Seckingiſchen Meyerey, 
welche Rudolf ber Hiraus von Schoͤnau (fein Geſchlecht 
bluͤhet ned) und Hartmann von Wieladingen (welder als 
Stammvater oder naber Anverwandter der Berneriſchen Heeren 
yon Wielading genannt with) mit cinander gemein 
batten, 

101) Man flept aus Hagen, bab ,,ble gu Mob huben,“ 

- fem Streit nue eine Welle gufaben; aus Hie. Arenpeck., 
daß cin Graf, den er nicht nennt, mit fenen Dieneen des 
Adels geflohen; und wiederum aus Hagens App., . daf 
gwen ;,der groͤßten Hauptleute,“ beren edlen Namens er 
ſchont, ſich dieſer Feigheit ſchuldig machten. Der ſchwar⸗ 
ze Geaf kann derſelben nicht beſchuldiget werden, ba er ben 
Orig. D., bey Tſchudi und eben dieſem Arenpeck unter 

den Erſchlagenen iſt. Wollte etwa nun ein Herzog von Cle 
ſich mit. ſeinem Knecht Aber den Gee retten 7? Eines der Ge ms 
pacher Lieder meldet, bey Mottwol Habe ber Schiffer 
Hanné Rott, in dey Meinung, daß der Heer thn erſtechen 
wolle, bas Schiff umgetreten; zwey ſilberne Schalen babe 


awe IL. Bud. . Sechstes Capitel. 


ſtungen, in unertraͤglicher Hitze, erſchoͤpft von Durk 
und. Arbeit, dlieb brig ibren Seren gu raͤchen, und, 
jeder wie ec Eonnte, fein Leben, wo nicht gu vetten, doch 
theuer zu vecfaufen. - Hier traf den edten Ritter oon 
Ems. bas wuͤrdige Ziel ſeines Laufs heldenmashiger Shas 
ten7%”). Hier fand Otto Kruchſeß von Waldburg den 
růhmiichen Sod, und Hfni fam in vollfommene Frey⸗ 
heit; von Dini, feiner Stadt, im ANgau, tar er hie⸗ 
ber gefommen, und verfchrieh ie um adhstaufend Pfund 
Pfennige (en Cold fir feine Reifigen) auf feinen Tod 
chin alle Macht, welche ibm dafelbft uͤbrig war). — 
Bey den Cidgenoffen fiel Konrad, Landammana von uri, 
Der Frauen von Zuͤrich Meyer, Kaſtvogt von Attinghau⸗ 
fen, Ritter; Sigriſt von Tieffelbach. Landammann deren 
Lon Unterwelpen ob. dem Kernwald: oon Glaris Konrad 
Grininger, ein tapferer Mann (dafiir gaben die Maas 
ner. pon Schwytz deffelben Sohn dad Landrecht). In⸗ 
‘bef verblutete an vielen Wunden der Schuleheif Peters 
‘mann don Gundoldingen;. cin Luceener eilte an den Det, 
wo er lag, um feinen letzten Willen’ su vernehmen; der 
Schultheiß, fern von Gedanken eines Privatmanns, 
gab ihm zur Antwort: „Sage unſern Mitbuͤrgern, fie 
„ſollen teinen Schultheiß laͤnger als ein Jahr an dem 
„Amt laſſen; das rathe ihnen Gundoldingen, und wuͤn⸗ 
„ſche ihnen gluctliche Regierung und Sieg 544 unter wel⸗ 
J er in bern Welchoer (Comniter) gefunden und nach kucern 
gebracht; ihm fey dle Ruͤſtung gue Haͤlfte gelaſſen worden. 


Uns iſt nicht bekannt, was foe ein Edler unter dieſem Namen 
verborgen iſt 

102) Chron. Awoetlonſe rec., welches in ſeiner kurzen Erith 
lung dieſen ‘tod namentlich anfuͤhrt, nennt Herrmann vor 
Schaim (Eſchheim, Eſchenz?) deſſen Brader (vielleict 
Waffenbruder). Margaretha, Gemahlin Hanns Werners 
yon Witenheim, war dle Erbin dee Herren von Efcens, 
Brukner S. 2270. 

103) Fugger. Muͤnſters Cofmoge. » G. 679, 683. . E8 

. wae fon 1365 cin Auskauf geſchehen. 











Geſchichte der Schwelz. th 477 


den Morten das Leben ihn verließ 4). Aber ine bem 
feindlicher: Heer Half bem von Hafenburg nicht, fein Une 
gluͤck vorgefehen su haben; fiel mit ifm Johann von 
Hehferftein, der feiner Klugheit fpottete; Siegfried vom - 
Haufe Erlad), dem nicht gegeben wider die Freyheit 
gluͤcklich gu ftreiten; drey Heudorf und Albrecht von der 
Hobhenrehberg, deren Haß wiber die Sieger auf ibre 
Urentel erbte; Hecr Gottfried Miller, Here’ Burtard 
Seßner von Breiſach, Hatſtatt, Rathfambaufen, drey 
Berenfels, Flachsland, auch welſchen Adels Monſterol, 
neben bem Herzog Franz von Kaſtelnauby, fuͤnf und 
dreyßig vom Binfigaue**), Hanns von Vauxmar⸗ 


4 


cud), Richard von Mimpelgard. Ein Mann von 

Gerfau ſah bas Banner von Hohenzollern ſchweben, eilte 
und bradhte diefe glorwuͤrbdige Ausbeute davon *). Alle 
Herren vom HaufeRheinad 7) fanden beyſammen ihren 


104) Erklarung der Gemalde auf der Lucerner 
Capellbr. Seine Abſficht, Cwenn fie dic nicht war, daß 
jeder, whe die Roͤmiſchen Confuln, fein Jahr auszuzeichnen 
Becifert feon wirde) erfordert, um verfanden gu werden, gee 
naue Kenntniß bes damatigen Zuſtandes der eucerniſchen Re⸗ 

gierung. 7.. 

104 6) Caftelouf. ; Haſelbach 

104°) Guler: eslef und Ulrich von Hohenems, eichtenlein, 
Schlandersberg u. ſ. f. 

105) Faemersky, in Orig. Duc. Die Namen der Auslander 
find von ben Siegern ſo verdorben, dab Tſchudi fie lieder 
wegldft. Ridard von M. hinterließ eine Tochter, Johanna, 
Gemahlin Wilhelms yon Vienne Heern gu G. Croix. Dunod, 
Hult. du C. de Bourg., t. UlI. 

306) Es fam au Gerfau in die Kirche. ) 

307) Vielleicht nur von einem Ak. Fusger bat finf, Iſe⸗ 
lin bey Tſchudi vier. Wenn dle Schafhauſer Chronik 
Waldkirchs von dreyßlg frit, fo werden ihre Reifigen 
vermuthlich mitgerechnet. Bullinger und. Stettler 
melden es vom Hauſe Eptingen; unrichtig; man ſieht aug 
Bruktkners Urkunden, daß fury an visit Schlacht meps 
rerewon Eptingen leben, a ra 


v 
\ 


478 II. Bud. Sechstes Capitel. 


Tob, nur Hemmann der Juͤngling erhielt (gleich den 
Fabiern) ihr altes Geſchlecht; Hemmann, als die Rit⸗ 
ter von ben Pferden ſtiegen und ihre langen Schuhſchnaͤ⸗ 
bel abſchnitten, hatte aus Lebhaftigkeit ſich ſelbſt ver⸗ 
wundet, und war voll Unmuth aus dem Treffen gebracht 
worden. Da gieng der Stadt Banner von Schafhau⸗ 
ſen verloren, von Herrn Diethelm, Ritter, der Stadt 
Schultheiß, Hanns von Randegk ber Herzoge Vogt"), 
won dem edlen Sm Thurn, zwey von Stofar, Hanns 
von Fulach (feiner zehn Kinder fonft gluͤcklichem Bas 
ter™°®)) und andern acht und zwanzig Edlen und Buͤr⸗ 
gern bid in ibrer aller Tod vergeblid) behauptet. . Unter 
vierzehn Mithirgern fiel ber Schultheiß der Stadt Xa 
rau, unter fieber Here Werner vou Lo), Banners 
meifter von Lengburg; freywillig and redlich erftateete dic 
Wannſchaft von Mellingen““) dem ungluͤcklichen Fuͤrſt 
ihren Dank um die Freyheiten, wodurch er nach einem 
großen Brand ihnen aufzuhelfen geſucht“); die Barger 
von Bremgarten glaͤnzten ſchrecklich von Feindesblut, ſo 
daß das Haus Oeſtreich den Ruhm folder Creu durch 
die Veraͤnderung ihrer Stadtſarbe verewiget); md 


108) Yn dieſer Warde rapete ee Aber ben Ausſchuß von Schaf⸗ 
hauſen den Oberbefehl; Bernk. Noric. 

109) Wie er denn vor Ewatingen gluͤcklich ſtritt, und ſeinen 
Kindern große Guͤter hinterlleß; Geſchlechtreg. deren 
v. Fulach. 

110) Bon Schodeler genannt. 

111) Unter Hanns von Burkheim. 

112) Sie ſollten zehn Jahre ſtillſitzen aller’ Heerfahrten, Dien⸗ 
Ge und Steuern, außer was von ihrer Steuer nach Baſel 
und Straßburg verpfindet worden; fle ſollen auch an keinem 
andern Ort jur Landwehre Regen; wenn die Gtddte des Lans 
des Hen Fuͤrſten eine Schenkung thun, fo folen fie dieſer 
Stadt nits auflegen, fle thue es denn gern. Urkunde 
feop. und Alber. ap. Senkend. in chartul. Auftr. L. c. 

813) Oeſtreich gab ihnen einen weißen Mod mit rothen Aer⸗ 
mein, und Hofen innerwdrts weit, auswaͤrts roth; Orige 
Ducam, Git fanden antes Werner dem Schenk. 


Geſchichte der Schweiz. 479 


zwoͤlf Zoſingern fiel ihr Schultheiß Niclaus Thut™*), 
unbekuͤmmert ſeines Todes, aber des Banners, das die 
Buͤrger von Zofingen ſeiner Hand anvertrauten; damit 
ſich teine feindliche Gemeine deſſen gu ruͤhmen habe, riff 
er es in Stuͤcken, und wurde unter den Todten gefunden, 
den Stock des Banners swifchen feinen Zaͤhnen feſthal⸗ 
tend; von bem an ließen feine Mitbuͤrger die Schulthei— 
Gen ſchwoͤren ,,der Stadt Banner von Zofingen fo zu 
bitten wie ber Schultheif Niclaus Thut.“ Sechs⸗ 
hundert ſechs und funfzig tar die Anzahl der erſchlage⸗ 
nen Grafen, Herren und Ritter), fo daß der Glang 
ber fuͤrſtlichen Hoflager fir viele Jahre untergieng *”) 
und im Lande gefprochen wurde, „Gott fer su Gericht gee 
„ſeſſen ber den mythwiligen Trotz der Herren von 
Adel '*").4 Nachdem auf -beyden Seiten fat alle Bes 
fehlshaber fo oder anders geblicben, unterlag-der Zorn 
ber Gieger der Arbeit und Hike des Tages; ruhig folg- 
ten die Deftreicher ber Begierde ded Lebens; die Schwei⸗ 
ser, ba fie gu dem Troß gefommen, “der DBegierde der 
Beute **). 


114) So ſchrelbt Johann Rudolf Suter, welder aud 
Schultheiß au Zofingen war. Mutſch, Orig. D.; Gis, 
Bernh. Nor.; Goets, Arenpeck; meine Erzaͤhlung if nad 
Stumpf und’ Roan. Die Stifter, te Geafen von Spts 
zenberg, haben den Zofingern gwen welbe, zwey rothe Striche 
gue Zarbe bes Banners gegeben. 

115) Abnigas boven: goo Mann bas vak große Sandsherren 
und ehrbar fat worend. Anonymus im neuen Schw. Muf.: 
200 fanjen. Chron. Mellic.: 124 Freyherren, ungdblige 
Mitter und Knechte; Chron. Salish.: 180 Grafen, Herren 
und Ritter von Schwaben und vom Etſchlande; Hagen, 
App., mit Leopold ſeyn gefallen 120 gute Ritter und Knech⸗ 
te; Arenpeck, 400; Tſchudi, 600 Herren, 4000 Knech⸗ 
te; Crufins, 656 Sdelleute, ssoBornehmere; Religuiae 
ben Haller Bibl. V, 37: act Grafene 120 Herren, 400 
Ritter, ohne das Fubvoll. 

116) Fit. Arenpeck, 

117) Origo Ducum. 

338) Bu fruͤh, wie fid aud bem Sempadher Brief (f. sas - 
folg. Cap.) ſchlieſßen laßt. 


480 II. Buch. Sechstes Capitel. 


Dieſes Ende nahm der große Tag der Sempacher 
Schlacht“8), in welcher Arnold Strutthan von Win- 
kelried mit Aufopferung ſeines Lebens die Blithe dee 
Schweizeriſchen Mannſchaft von ihrem Untergang, das 
Vaterland von aͤußerſter Gefahr, gerettet. Es if 
wahr, daß die Feinde die Unbehuͤlflichkeit ihrer Schlacht⸗ 
ordnung, ihre Ungeſchicklichkeit im Fußgefecht, ihre un 
wiſſende Feindesverachtung und ihre ſtuͤrmiſchen Ritter⸗ 
tugenden ſelbſt wider ſich hatten. Unſere Vaͤter kannten 
bie Gegenden des Landes, und bedienten ſich dee Bor 
theile, welche dieſelben bis auf dieſen Tag tauſendfaͤltig 
darbieten. An Fertigkeit ix Handgriffen: und manda | 
Jey Uebungen wurden fie auch damals uͤbertroffen. She 
Krieg war (wie ihre Seeleh) fimpel, grog. und ſtark. 
Wurden fie durch fremde Kunſt in ihrem Gang aufgebal- 
ten, fo half, wie bey Sempach, cine außerordentliche 
That, wogu ihe Heldenfiun ihnen den Gedanfen und ihre 
gefunden Koͤrper die Mittel darboten. Mit Winkelriedé 
- Gemdth und mit ſolchem Fußvolk wurden Wunder dec 
Standhaftigfcit bewieſen worden ſeyn, auch wenn es 
darauf angekommen waͤre, eine wohlbediente Artillerie 
wegzunehmen oder ihr Feuer zu unterlaufen. Denn alle 
Waffen, welcher Form fle ſeyn, moͤgen uͤbermeiſtert wer⸗ 
den durch hellen Verſtand und unbezwingbare Seelen. 
Darum, nach dem Urtheil der vortreflichſten Kriegsmaͤn⸗ 
ner unſerer Zeit, wuͤrde in Behauptung unſerer Freyhei 
und Eidgenoſſenſchaft, wenn die Gemuͤther noch dieſel⸗ 
ben find, auch ber Ausgang nicht verſchieden feyn™*”). 


119 Hagen if in Beſchr. derſelben unrichtta ; bie Oeſtreichet 
ſeyn shne Ordnung in die Feinde gefallen; und in mehrerem. 
Arenpeck macht gleichen Fehler, und ſchreibt, fo gang ohne 
~ Bekkdtigung befferer Zeugen, die Entſcheiduns des Tags den 
Schleuderern gn? daß man glanben mag, er Habe Gempay | 
mit Morgarten vermeddfelt. | 
119°) Wer dle legte Zeif einwirft, bedenke, of gehalten wurde | 
wad ben Unlaß diefer Sqhlacht cin unbekannter Eidgenoſſe alter 
© Bele empfopten: hat: 





Seſqichte der Shweiy or |.) a 


Denſelbigen Lag ergieng an Zuͤrich, Bern, Bug und 
Glaris die Botſchaft von der Landesrettung.- Wm Tag 
nad) der Schlacht, als cine fliehende Partep in Surſet 
nod ereilt und erſchlagen worden war0), gaben die 
Schweizer einen Waffenſtillſtand, um die Todten gu ber 
graben ‘**). Der Fuͤrſt von Deſtreich wurde mit feds 
3ig"**) erſchlagenen Herrin und Rittern in das Kloſter 
Koͤnigsfelden gefuͤhrt; er wurde beſtattet in der marmor⸗ 
nen Gruft, wo die Koͤnigin Agnes mit andern ihres 
Hauſes ruhete!); zwanzig Herren von Aargau wurden 
in die Grdber ihrer Voraͤltern gelegt, alle uͤbrigen auf 


Damit nih werd gestrennt dle Macht, 
Haltet fek ewer Eidesband, 
Go dleibt (he Herren in dem Land. 
" Keim fremden Herren, bev da ik 
Landgierig und voll MArgelift, 
Teauct bey Lethe nigt. — . 
Fond (fab't) kteine fremden Gd in’s Sand, 
Chat tonen alien Widerſtand. — 
Komt feemdes Bolt einmal ins Land, 
Dann geht es Abel enerm Gtand! 
(Hallers Biel. Vv, 38 f.) 


120) Hier ficl mit nod zwey Antoni Spitmatter von Oberbwal⸗ 
den; Orig. D. 

Yar) Hie. ‘Arenp.; fle gaben pacem; man Hatte Mile den 
Herzog au finden. Kinigshoven: am dritten Tags ins 

deb haben fie ihre Todten herausgeſucht, ben feindlidhen die. 
koſtbaren Sarnifhe, Kletnodien und Kleider (exvaa) abges 
nommen. Des Herzogs Pangerhembd .welches” Cubwig'en 
Seer, einem an dicfem Tag durch Tapferfeit beionders hervors 
leuchtenden Rathsherrn von Lucern, geſchenkt worden war), 
und Gundoldingen’s blutiges Banner find tod au Lu⸗ 
cern. 

122) Fugger: 27 ſeyn mit ihm begraben worden; man habe 
bie blutige Baar aufeehalten; in zwey Aſchenkruͤgen ſeyn die 

ueberbleidſel anderer. 

123) Mitten in der Kirche erhob ſich bas firftlihe Grab; bas 

Geſimfe war von welßem, die Filung vap ſchwarzem Stein 5 

eben derf. 


LH. Theil. £6: 


v 





482 II. Bud. Sechstes Capitel 


der Wahlſtatt in große Gruber ; swenhundert erſchlagene 
Gidgenoffen ***) gu Lucern Segraben.. Fuͤr die Nabe der 
Seelen, ohue Unterfchied ob fie Freunde oder Feinde gewe⸗ 
fen, wurde cine ewige Jahrszeit verordnet’**"). Bins 
felried ift billig bis auf. diefen Tag in hohem Ruhm beo 
ſeinem Bolt '>**); es liegt allen Voͤlkern und ihren Ge⸗ 
ſchichtſchreibern ob, zu zeigen, daß ein ſolcher Held in 
einem Nun unſterblich wird, alle gute Buͤrger Vaͤter 
und Bruͤder ſeiner Enkel, und alle rechtſchaffene Geſchicht⸗ 
ſchreiber die Verkuͤndiger ſeiner Tugend werden. Rad 
Dem die Sieger, ihrer Sitte gemaͤß, dren Tage lang. auf 
der Wahl tate verharret, machten fie fic) auf, mit funf- 
zehn eroberten Bannern™’**): fie gogen in ihre Srddte 
und Sander, fingend ihre Shat™*). 


124) Go Kintgshoven. Chron. Salishurg.; ſfcehlerhaſt 
700. Nach dem im neuen Schweizermuſeum Fp. 1 abe 
druckten gleichscttigen Anonymus nur 122, 

24?) Go fauten die Worte: ,, Laffet uns um Gottes willen 
eingedent ſeyn aller deren, bie auf dieſer Wahlſtatt ſowohl auf 
unſerer als der Oeſtreicher Geite geblieben find, deren Sabres 
tag und Gebddcdenié heute gehalten wird.“ Alsdann wurde 
geopfert, cine Rede gepalten; bas Sand weit umber und Ver⸗ 
ordnete Der Stadt, Priefer in grofer Anzahl waren verfam 
melt (Stalder fragm. Aber Eutlibuch Cp. 11). Dieles 
blieb fo tang als diefelbe alte Schweiz, der erfdmpften See 
belt froh. | 

124*) Gein Panzerhembd fam tn tas Beughaus von Gani. 
fang ftand der Winkelriede Capelle auf dems Wege nad Enoe 
moos,.cinfad, felt, einfam, verebrt, bis der Franzoͤſiſche Ge⸗ 
neral Schauenburg, Verwuͤſter vonUnterwalden nid dem Ball, 
bie Rubhekdtte der Helden entweiht. Giche die auégebranate 
Mauern in J. H. Meyers Ruinen von Unterwalden, Si 
tid 1851. Die Stimme aller Edlen hat es gerichtet; it 

Sabrhunderte werden es richten. 
324°) Mit 13 nach einem Gempader Pied in Werne: 
Gteineer’s Gammlung. 

125) Luh Brainy (Emblem des Baterlands) fprad zun 

, Buren: 

> Gin Bere wok mid han gmolchen; 
Id han (had) ihm den- Kabel umgeſchlagen (tole do⸗ 





Geſchichte der Sameis. 483 


Hierauf dm ſechſsten Tag wurden fle gefehdet von Stidizand. 
funfzig vornehmen Herren '*°) und von bem jungen Leo 
pold, Herzog gu Oeſtreich, welcher der. Stolze?) 
heißt, Sohn des erſchlagenen Fuͤrſten, Bruder Milfs 
helms, Friedrichs und Ernſts. Mad) dem kurzen Still⸗ 
ſtand, waͤhrend welchem Herzog Albrecht, ihr Oheim, zu 
Baden die Verwaltung der angeerbten Lande geordnet, 
wurde der Krieg bis in den dritten Monat in verſchiede⸗ 
nen Gegenden parteyentocife gefuͤhrt. oa 


Hafenburg und Williſau, Pfand der Herzoge ait eres bee 
das Haus von Aarberg-V rilangin, Hatten die Berner in Berar. 
der Fehde der Grafin verbrannt. Nachdem die Surdhe. | 
ihrer Waffen den Freyburgiſchen Model ohne Krieg verhin— 
bert hatte, dem Herjog von Deftreid) mit feiner Erfabe 
rung der Kriege dieſes Landed gu dienen , fagten fte ant 
Ausgange des Shorbergifchen Friedens den Herzogen 
ab ). Hierauf wurden viele Freyburgiſche Schloͤſ⸗ 
fer "*®), und auf beyden Seiten der Gane bid hinauf 
nad) Corbitre alle Hoffnung dee Ernteé und ſechs and 
dren fig Peetsariey verwuͤſtet. Um diefen Brio. u 

hha , 


Bieh tn Abler Laune - incbt that). Guter’s fied: Pa im 
Orig. Duc. und ben Tſchudi einigermaten verſchieden. 

~ Wir haben andere verglidhen, die in Werner Steiner's | 
handſchriftlicher Gammlung fieben. RKonead von Sf.etn, 
der die Schlacht unter den Cidgenoffen mit gemacht⸗ mahite 
fie; Haller Bibl. V, 37> — 

226) Unter melden Friedrich Burggraf su Mirnberg. Sage 
ger bat nur 46, 

327) Superbis. Damals is Fabre alt. Wilhelm ber erfiger 
borne ſuchte am cben dicfe Belt vergeblid) mit Hedwig bas 
Koͤnigreich Polen. 

1275) 12 Augſim. 1384; Anonymus im Schweizer Mu⸗ 
ſeum, der ohne Beyſpiel nod Beweis angiebt, fie haben die 
Verwuͤſtungen vor der Fehde angefangen. 

128) Die Schloͤſſer Caſtels, Maggenberg, Tachsburg und 
Schoͤnenfels werden bey Tſchudi, von bem Anonymus 
fpdter auch Agiez genannt, und 36 Kirchen betlagt, 


a” 


t 


484 II. Sud. Sehstes Capitel. 


.ſtchließen, verſuchten sie Verner ſchnellfolgende Unter⸗ 
nehmungen'?b) and an den Thoren der feindlichen 
Stadt den Schrecken der Buͤchſen, dee Flammen'?). 
BGergeblich lof das Blut ihrer Edlen“*89). Die Stade, 

in erweiterter Vefeſtigung ‘a5*), gewaͤrtigte Verſtaͤrkung. 


Die Berner aber brachen die Macht Peters vox 
Thorberg dur Verwuͤſtung zwey ſtarker Burgen, aus 
denen er dad Land ſchreckte8). Da ergab ſich das 

— Land Oberſibenthale, welches dem Herrn von Tuͤdin⸗ 
y" gen, Birger son Freyburg, diente, in den Schut der 
Stadt Sern, und ſchwur ,,derfelben mit Mannſchaft im 
Krieg und mit allen hergebrachten Zinfen und Rechten 
„gewaͤrtig gu ſeyn.“ Diefe Geluͤbde ſchwuren und fies 
gelten gegen einander Caſtlan und Gemeinden diefes gro- 
fen Thalg, Sdhultheif, Nath, Birger und Gemeine oon 
Gere '™). HObecfibenthal atte reches gu Frutigen av 
hem Herrn von Thurn gu Geffelenburg, links ims Lande 
Sanen an dem Haufe Greyerz furchtbare und eiferſuͤchtige 
Nachbarn; ſchwere Paffe trennter dag Land von der Hilfe 
der Berner: aber dicfe wohlbedachte und kůuhne Ghat gab 
der Stadt im Oberland feften Fuß. Das marhte bie 
Berner oor ander maͤchtig, weil fie verſtanden in guͤnſti⸗ 

gen Zeiten fuͤhn zu ſeynr). 


128°) 12 Aug., 8 Sept. 

1280) Pifides, nennt der Anonymus; fle ſchoſſen Steine. Ge⸗ 
. beannt wurde am Schoͤnberg, bey dem Gpitalſcheunen, vor 
bem Staldenthurm. 

3284) Es fielen Otto von Bubenberg und Cuno von Burgi⸗ 
ficin, bende Ritter; Anonymus. 

128 ¢) Plateae palliciatae; im Gpltalquartice veepfdblte Plage. 

338 Thorberg ſelbſt und Koppingen. 

130) Von der Mark, wo Laubek und Simmenegk ſich ſcheiden, 
das Land hinauf. 

131) Urkunde, um Bartholom. 1386. 

942) Es war cin Sprichwort in dem Land: „Willſt was, fo 
„darſt was and Gluͤck if fhe den daͤrſtigen (engl. daring). 





Sefhidse der Shively. 485 


: Bal nad) dieſem sogen oe Freyburger auf ihre Na 
he, burch Burgundiſche Satpner zablreich unter⸗ 
ſtuͤtze >). Mit vierzehnhundert Fußbnechten and mic 
vitrbanbert Pferden (fiir jewe Zeit cin. Deer?) sogen 
fit Nachts plindeend Hid ver den Wald Bremgarten ge 
gen Bern, foworfichtig, baß ihre That nicht eher bekannt 
warde, Kis man fie von dem Rathhauſe fab... Tn dieſem 
gufan geigte die Buͤrgerſchaft don Berr ſech ihrer felbg 
\ whedig, jog gn Pferd und Juß auf das Gampliger Gelb, 
wind ſchlug ben Find? **), weldher ſich fuͤr Sieger hielt, 
bis an den Graͤnzfluß, bie Senſe, iin uͤbereilte Flucht. 
Hierauf nachdem die Herren aus Surgund ibren Sold ge- 
ferdert, verlleßen fie Brepburg, und Bert flel.tn da¢ Land 
Plafeyun*) zu Verwuͤſtung der feindlichen Buͤter; 
Schrecken des Kriegs it Ber Weg gu gutem Frieden; die 
B⸗irger von Freyburg fledyten die adelichen Vorſteher se 
demſe lben su noͤthigen b 


Es zogen bon zuͤrich und von cera eegtaufent Geieg dee 
ſtreitbare Miinner, jene uber bie Hoͤhen des Albis, diefe Friese ae 
am Fluß Reuß herab, ſtießen zuſammen im Wagenthal, 
kamen in die Burg Ariſtau Herrn Walthers von Heidegk, 
und legen fie wuͤſte, nachdem fir zwanzig Solduner von 


130 X Dif Anonyme nennt Herren von Nan, Berge, Blas 
mont, Burgundiſch Neufhatel, init 24 Sanaen; Stumpf 
gedentt gud eines vow Bille (int Doubs) und Heintichs yon 
Moͤrſperg, von dear wir glauben, daß er fae bie Sesgoge Stadt⸗ 
hauptmann war. 

132°) Anonymus (ein Freoburger); Nur 300 yu G6, . iene 
2G gnd-ado Sreeburpiicfe Lanzen. 

2324) Dak die Berace 10,000 fart gemefen ſeyn follea, mire 
eine ſolche Vergroͤßerung des Momas, bag mic chee einen 
Zehler bee Abſcheift vermuthen. Den reyburgiſchen Veruſt 
rechnet er anf 80 Mann gu Fuß. 

133) Welded mit Attalens nad Mingen dew Freaheren Anto⸗ 
nius von Thuen eigen zugehoͤrte; Here von Zurlauben. 

533°) 22 Gch. 1387.5 .nanyamas, | | 


496 IL Buch: GSechstes Capitel. 


ihren Zinnen geſtaͤrzt. Rach diefer That lag die Straße 
auf BSremgarten und Mellingen ihrer Mannſchaft offen, 
und. fiel auf das Habsburgiſche Stift Muri billige 
Furchtc), enn’. (welches ehrbaren Manners {eid 
‘tar ) der Grimm und Geig der. Krieger (conte dic 
Gotteshdufer fo wenig, als waͤre die Fehde auch zwiſchen 
den Heiligen feder Partey "*). Eben war bie Kirche urs 
gewiß wiſchen Papſt Urbanus oon Nom und Pape Cle⸗ 
mens gu Avignon, und Abſolution ſchwerer Verbrechen 
wurde leicht erhalten durch Erklaͤrung fuͤr einen guͤtigern 
Beichtvater, Anhaͤnger eines andern Papſts). 


Cine merkwuͤrdige Waffenthat geſchah in den Gefil- 
den unweit Krdbenttein zwiſchen dreyhundert Spießen 
und fo pielen. Fußknechten Hannfen Truchſeß von Wald. 
burg, der Herzoge Diener und. Bost 27), und cinem 


4 


133°) Altenryff war von ben Gernern as geplindert worden. 
/ ddnonymuay, 
334) Wie denn im Sempader Brief 1393 Borforge bw 
"9. wider geſchehen. 
i35) PAFR Clemens (VIN) Einverlelbungsbrief bee Kirchen 
Hechigen tind Neudoef su dem Ste Beronmanker 
1 238g, melt ed pepmifitt morden, als die Schadelzer, aeme- 
li Leopoldi ducis, nach deffen Tod infurrexerunt, aud) wiht 
die Stifte tn feinem Lande. 

196) Pavk Urban Vi Mbfotu:tton, fie Zirid, Bow | 
Bar, Megert, Cham und ihre Eidgenoſſen, um Kirchenraud | 
und Brand, Verſtuͤmmlung und Ermordung ſelbſt vou. Gifs 
"Agen, des Unbangs -Paph Clemené (VII), Genua rs Rov. 
1386. Genugthuung follen fe leiten ſo bald mati. Burs 

fauben' ben 30 pf. | 

137) Rechnung Hannfen Schmid von Baden: den 
Truchſeß soo Gulden file Kriegskoſten, und um 100 Gufda 
Darlehn Anweiſungen auf Lehen der Burg (auch den Pfeffer, 

den die Backer, und Salz, welches die Herren von Windiſch 
dienten); Brugk, vor Laur., 1386, erſt nach eilf Jahren 

wurde ee bezahlt; Urk., Donnerſt. vor Matth. 1397, Roe 
tenburg am —R Tſchudi. Die pice erzaͤhlte Wah 
fenthat ſchreibt Etter lin dem von Wehingen zu. 


J Geſchichte der Schweiz. 487 
HavR ven Zaͤrich unter bem Ritter Peter Duͤrr. Ob 
ſchon die Zuͤricher ſchwer von dem Nauk. des Wenthals 
ware, und ohne cinigen Bortheil der-Gegend geſtritten 
wurde, bat fie der Truchſeß fuͤnfmal mit eigenen Ver⸗ 
{uft'**) angeraunt, fo daß Sey den Zuͤrichern viele ait 
diefem Tag Ritterwrirde verdienten™*") ,- und das ers 
heutete Vieh den Zuͤnften und Sdlonern. vertheilt werden 
mogen; hiedurch wurde im Lande die Oberhand far Zuͤ⸗ 
rich entfchieden'*').. Defto tadelhafter if— ah den Gee 
ſchichtſchreibern, die That oder Kunſt, wodurd dad 
Glid errungen warden , unangeseigt gelaffen:su Saber: 
ber entſcheidende Umſtand einer Waffenthat follte nie 
Abergangen werden; oft crinnert fich ſeiner cin Felde 
bauptmann oder Kriegsrath in der Stunde, too durch 
deffelben. Anwendung das Baterland gerettet werden 
fann; die. Sefchichte if cine. Shale der Kriegsmaͤnner 
und Obrigfeiten: Aus Urkunden weiß man, daß Peter 
Duͤrr und andere dawalige :-Hauptlente 3 bie: beſten 
Krieger von Zuͤrich in die. Gaſellſchaft oom Fuchſe und 


andere enge Verbinduages vereinigten, deren Mitgliedes 


ſowohl in den Zufaͤllen ted Kriegs als in allen Angele⸗ 
genbyten bed buͤrgerlichen Lebens jeder. des andern, als 
eines Bruders, Ehre, Lib ued Gat beſchirmten, und 
keine Zerwuͤrfniß unter ſich aufkommen ließen, die nicht 
von Hauptmann und Geſellen ibeygeloegt werben koͤn⸗ 
ne'). Dieſes enge Zuſammenhalten der tapferſten 
Rane » vit Schild gegen des Lebens wannigfeiusca 
iy fend 
138) Er verlor 50, fle 10, ‘and. nie 3 Gewaffnete ; 3 “Shh ud si! 
138°) Dee Stordy von KHinenberg, Hanns von Troſtbe 
Hanns von Seon, Rudolf Sdhwend; Tidadtlan, 
138°) Tſchachtlan ergzdhlt, wie Buͤlach, Moosburg und 
Rarslang von der Stadt eingenommen worden. 1 
339) Hanns von Crofberg, Ritter: Heinrich der. Soacnauer. 
“oO Dee Gefellen vom Fuchs Gelabde; Denk. nah 
S. Gal, 23865. in der Helv, Bik Th. W. ‘Wio. (oe 
fis) etwas ater 0 als die erzahite Spat... 2 3. 


as II. Buch. Sehs tes: Enpitel. 


Ungluͤck, cine Schule maͤnnlicher Tugenden, gab ihnen 
‘wor dem Feind (wie der Schaar der Liebenden im Heer 
Ser TShebaner) cine einsige Geele; hieburch wurde dee 
Mangel einer gelehrtern Kriegsjucht grofentheils. erfept. 
In Her Stadt wurden diefe Verbindungen aus nicht une 

billiger Betrathtung verbaten'*'), weil fie, nach der 
Hauptleute Gefinnung, die buͤrgerliche Nuhe'und Gleich⸗ 
beit erhalten, aber auch ſtoͤren konnten. 


Reade . Wefen im Gafter, cine Oeſtreichiſche Landſtadt, war 
Gia ner. den Glanern aus alter Eiferſucht feind; man befuͤrchte⸗ 
$e, bad Thal moͤchte einſt im Winter, wenn es vow den 
Talo ftetten: ſchwerlich ſchnell verſtaͤrkt werden mochte, 
voder wean im Sommer bad Volt auf den Bergen mar, 
burd dex Beyſtand ſo naher und wohl unterſtuͤtzter Feine 
be von aen Oeſtveichern ploͤtziich erobert, und vermittelſt 
eben derſelhen Wachfambent behauptet werden. Schon 
orden Stillſtand Kolugen die Glaruer die Mannſchaft 
Sew Wefen,' ben Borg Ammongç sew. Walenftadter See, 
Flams. usd Sargaus, grew Sciym des Dorfs Bilens- 
bud, welches von Gader gu den Glarnern gefdhworen 
hatte. Nachmals mahnten⸗ſie die dren Waldſtette nebſt 
Zuͤrich“*), die Stadt Weſen einzunehmen. Die Maͤn⸗ 
ner von Gaſter und con Sargans erwarteten ihrer kaum; 
der Graben, an welchem hoͤlzerne Haͤuſer ſtanden, wurde 
mit. brennenden Reiſern augefuͤllt; ſtark beſetzte Floͤße 
ronnen den See herab. Als die Stadt von beyden Sei⸗ 
ten mit Feuer und Waffen angegriffen wurde, ergab ſie 
fid), und erhielt Sicherheit fiir der Buͤrger Leib und 
Gut, fie it Brepfelten a und Rechte des gemcinen 2 Wee 


a ; 

141) uUrthei der marge: Cote idee abzulegen, ber Ges 
ſellſchaft einander au ‘entlafien), Sub bapriftalibus 13875 

‘ sbid, tga te 

¥42) Buieer, chedodl. Helvet., ſchreibt sd ben ſieben Orten 
gu; wider alle Umſtͤnde. 








é 


Gefhidte der Schweiz. 489 J 


ſens; nur wurde anſtatt Oeſtreichiſcher Voͤgke je alle vier 
Monate. wedhfelweife von Zuͤrich, den Waldſtetten unb 

Gluris ein Stabtvogt nach Weſen verordnet. Hierauf 

gabew ble Schweizer den freinden Soldaken wit Bebing 

der Hinterlaſſung ihrer Waffen freyen Abzug, bemaͤch⸗ 

tigten ſich der. Burg Nuͤlli auf der benachbarten Inſel, 

and nahmen einen Cid ven Egloff, belted dow Enz, , 
Defireichitthem. Pfandherrn daſelbſt . 


weil alle diefe Unternehmungen auf ei cinen + berndnftt Stingand. 
ger Plan geſchehen, fand fich nad) zwey Monaten, daß | 
Freyburg im Uechtland, Bremgarten und Mellingen, 
Gafter und Sargans mehr ats vorher die Schweizer, 
diefe aber don jenen viel -weniger fuͤrchten mußten. Deſto 
leichter -sermittelten vie Reichsſtaͤdte einen anderthalbjaͤh⸗ 
tigen Geilftand™*y, 


Er wurde von ben Sinsenogen t der bite. riche Gee 1387 | 
taunt, wegen mancherley Untren, welche fie darin er⸗ | 
fitten. . Bon derfelbigen Zeit an wurgelte immer tiefer 
tin bitterer HaG des Oeſtreichiſchen Volls und Adels, 
den fie niche gebulsig nur rennin hoͤren fonnten. eis 
nem fonuten fie vergeben, von Defircich in der Schweig 
Gutes gu forechen; wer feinen Helm ober Hut. (wie die 
Hergoge ju thun pflegten) mit Pfaufedern hdtte ſchmuͤk⸗ 
fen svoflgn, wuͤrde von dem Boll umgebradt worden 
ſeyn. Es if auſse zeichnet worden⸗ daß in der ganzen 


— 


143) Ge hatte das Band um fepatoutond Gulden ; ettngens 
berg. Malt wird, von Suicer und andern, mit MMinen 
in der Mort verwechſelt, und man weiß nicht, ob diefes oder 
jenes das N. 96 angegebene Stammhaus war. 

544) Den 8 Oct. 1386 bis Lichtmeſſe 1387, alsdann is eict⸗ 
meſſe 4388, endlich bis den 16 Horm. Eine Urkunde 
deff. f. bey Tſchudi. — Die Graͤfin sun Valengin und die 
Seadt · Feeydurg werden eingeſchloſſen. — Hie Dinchatt iff 
Gabe, außer fhe Sern und Solothurn. 


qo - IL Buh. Sechstes Capitel. 
Shas. fein Pfau Habe ſeyn duͤrfen; als einem Eidge⸗ 


noͤſſiſchen Maun, der in einer oͤffentlichen Schene fof, 


cin. Spiel der Gonnenfirablen die Farben ded Pfanen⸗ 
ſchweifs in fein Glas vol Wein gebildet, habe ex ſein 
Schwert ausgezogen und mit hundert Fluͤchen das Glad 


_ in Stuͤchen geſchlagen?“). Ein fo lebhaftes Gefuͤhl ents 


(fanbess 
ordnungen 
BGlaris) 


flammt ſich in den Gemuͤthern des gemeinen Mannes 


durch nichts mehr, als wenn die Widerpart feln Weſen 


und feine Sitten hoͤhnt, oder ihn zu uberliſten trachtet. 


Die Zeiten dieſes Friedens verfloſſen in Verſorgung 
der Plaͤtze und Anſchlaͤgen des Kriegs. Die Maͤnner 
von Glaris ordneten die Verfeſſſung der buͤrgerlichen 
Ordnung, weil fie fuͤhlten, wie viel fie gu der Stdrte 
bes Landes thut. Sie liefen S. Fridolins Gotteshaus 
gu GSefingen bey feinen Rechten, aber fie geboten bey der 
hohen Buße von funfsig Mark Silber, daß fein Lands 
mann ded Kloſters Kellner oder Cinnehmer werde; ft 
wouter; daſt er dem Herzog, . des. Klofters Kaſtvogt, 
wuͤrde gefallen muͤſſen, und wie. viel die Liebe des Ge 
winns vermag. „Jaͤbrlich,“ ſetzten fie, „ſollen, anf 


„S. Johann Baptiſten Tag, funfzehn Landmaͤnner nad 


bee Zahl der Tagwane des Thals zu Appellatiorsrich⸗ 
lern ermal werden 3. dieſe ſollen ohne Furcht, 


145) Felix Faber bey Hotttn gee Meth. legendi hilt. Helv. 

- p. ats; obne mic auf dle genaueſte Zeitbeſtimmung dicite 
Mnefdoten eingulaffen, ersdble ih fie darum Hier, weil nod 
Diefem Krieg der Haß um fo viel ftiea, dab Arenpeck de 
Entfrembung der Schweiz von Deſreich hier datirt; auch au⸗ 
dere gedenken deſſen. 

146) Dee Landrechtsbrief iſt bey Tſchudi. Sie mode 
ten fdr unziemlich und gefährlich halten, Appellationen oͤber 
Streithaͤndel in bas Land ihrer Feinde nachzuziehen, ſowehl 
weil Seckingen dee Kaktvogtey wegen parteyiſch und ſeinck 
ſelbſt nicht allezeit maͤchtig war, als weil geminnfddtige Ber 
raͤther durch liſtige AppeBationcn die beſten Landicutt in die 
Pande dee Seinde lieſern konnten. 





Geſchichte der Schweiz. gga 


„Feindſchaft noch Freundſchaft, ohne Mieth und Gabe, 
„nach Ehre und Eid, Armen und Reichen gleiches und 
„endliches Recht halten. Wer nicht vor dem Richter ers 
„ſcheine, Gabe ſeine Sache verloren““); dieſes Appella⸗ 
tionsgericht und alle Gerichte ſeyn dem Fremden, wel⸗ 
„chet Hagen wolle, taͤglich offen; wer nad dieſem einen 
„kandmann vor auslaͤndiſchen Gerichten bekuͤmmere, 
„buͤße zehn Pfund an das Land and muͤſſe dem Beklagten 
„ſeinen Schaden erſetzen; fey er zu arm um ſeine Strafe 
„zu geben, ſo muͤſſe er dad Land meiden; wer ihn her⸗ 
„berge und ſpeiſe, der babe fuͤr ihn gu buͤßen; fie wollen 
pdie Geſetze halten, deren alle oder die meiſten Landleute 
„Eins geworden, und fie ſoſlen ohne einhellige Ueberein⸗ 
„kunft nicht vraͤndert werden.“ Folgende Geſetze wur⸗ 
den damals ermehret“*), „in Erbſchaften habe der, Var 
„terſtamm dew Vorzug“*)“ (vweil alles des Mannes 
Kraft hervorbringt, erwirbt und behauptet, und weil 
die Geſſchlechter durch dieſes Geſetz beſſer in Guͤtern und 
Wuͤrden bleiben). „Der Baſtarde Vermoͤgen erbt auf 
„deren Kinder“ (an andern Orten fiel es dem Landes⸗ 
fuͤrſten zu)). „Der, der Kinde eae einer Heirath 
„beredet, ohne Wiſſen und Willen eter Aeltern oder 
„Voͤgte, wie auch der Vormund, welcher ſeinen Muͤnd⸗ 
„ling ohne Wiſſen der Verwandtſchaft verheirathen wuͤr⸗ 
„de, bezahlt funfzig Mark an das Land; Go viel auch, 
„wer bey Ftemden einem Landmann -fein Lehen ab⸗ 
nbdingt ). Fuͤnf Pfunde buͤßt, wee den andern (hilt 


147) Es ſchuͤtze ihn denn ber Spruch der XV wegen ehhaſter (ge⸗ 
ſetzmaßiger) Roth und redlicher Urſachen. 


148) Ein Wort, welches in der Schweiz die Wirkung der mei⸗ 
ſten Stimmen anzeigt. 


149) Wit Solon wollte, xgaresy aggsvas 3 ; Lfaeus. 

150) 2. B. in Zuͤrich der Aebtiſſin; Spruch des Maths 
um.das Gut Hannfen Radentne dt 1421, 

153) Durch Ueberbieten odce andere liſtige Zuſagen. 


492 1II. Bud. Sechstes Capitel. 


Morder, Reger), Dieb oder Bſewicht*). Ras 


cfen. 
I 


„mag wohl Pfand nehmen um Schulden, -aber fie dire 
„fen die Summe des Hauptguts nur um ein Drittheil 
„uͤberſte igen. Sieht einer Zerwuͤrfniß eutſtehen, ba 
„ſoll jeder zulaufen, Friede zu machen; ob das einer 
micht geſchehen ließe, ber iſt bußfaͤllig um zehn Pfund; 
„Wer den Frieden wieber bricht, oon dem fol man rich⸗ 
vtett als wegen Mord.“ 


! 


getruast. Vbeß machten Kafe ae Weſenet Fo ſehr ſich Glarie 


ote, burch Milde in dem Gluͤck den altgewohnter 
HaF zu tilgen) cinen Anſchlag, in der Nacht vor 6, 
Maltthias) bed, Haas Hefireid an den Schweierr 
zu vaͤchen, und re Heine Stadt wieder unter hie ange 
vocnen Herren zu Sringen. Set der That fiehe niemand 
gern feined Gleihen Aber ſich; Birger and Landleut, 


wenn Ne aber Frembe tegleren, ſend am eiferfuͤchtigſten, 


hee Macht fuͤhlen zu machen; beſonders wenn fic da⸗ 
durch reid werden. Die meiſten Weſener, ber vorigen 
Herrſchaft geneigt, errichteten Verſtaͤndniß mit Arnold 
Bruch, BWogt (Windogk, und mit Graf Hanns vor 
Werdenberg su Crargans, welcher ſeit mehreren Jahren 
mit geringem Vortheil ben Herzogen dieute). Viele 
Tage lang wurden Oeſtreichiſche SolSaten mannigfal⸗ 
tig vermummt und in Faͤſſern in. bie Stadt gebracht, 
und in Haͤuſer und Keller verborgen. Verſthiedene 
Bewegungen erweckten Argwohn; die Buͤrger bemerkten 


“252). Renee betGt tn dieſen alter Gelkgen, ſowohl wer im Ge 


⸗ 


nuß der Wolluſt vow ordentlichen Wege abweicht, als wer wi⸗ 


der bie Religion glaubt und lehrt. 


153) Nichtswuͤrbiger, loſer Menſch; wie Matth. 5, 22 rake 
(jfch rekam), ben Hebrdern Ben Belijahhal. 

154) Vergl. im vorigen Cap. N. 162, Die Mordnacht 

‘+ yon Weſen 1338 war dieſelbe Mat, welche 1350 zu Bald 
mißlung. 

155) Tſchabdt 1376. 





. Befhidee der Shwels.. . 493 


ihn, und beſorgten Wachfabelt. . Mo fandten fie vice 
von ihren Math an dic Landincte con Glaris, eruſtlich 
bittend, ,,ibre Stadt, welds ven den benachbarten 
asDeſtreichern alles zu fuͤrchten habe, nachdruͤcklich und 
dgeiren gu ſchirmen.“ Denn spam Schein wurden ſie 
ven dem Boge: Acnalh Bruchmehrmals angegriffen. 
Die Glarnee fandten funfzig Maun, Weſen zu verſtaͤr⸗ 
fen. Dieſes erfreute die Weſener, weil fie die Beſaz⸗ 
jung, wie ſtark oder ſchwach fie waͤre, einzuſchlaͤfern 
hofften. Fuͤnf Lage nach tem Ausgang des Friedens 
verſammelte Konrad von YW, ein ener, Vogt und 
Hauptinann der Stadt Wefew, die Gemeine der Buͤr-· 
gtr, anzuzeigen, daß ex Watwung Habe, wie bie Oeſt⸗ 
reicher ſich zuſammenziehen, . wad um fle su vertroͤſten, 
theilé auf bie Huͤlfe ber Glarner, welche den Berg Am⸗ 
mon am folgenden Lag wnterwerfen, ald auf die Cite 
genoſſen, dic den Boge oon Windegk bald mit Macht 
vertreiben werden. Dod) ermahnte ev fie sur Wachſam⸗ 
feit und beſetzte fedes Shor mit acht Sstontrn und mit 
ticles Buͤrgern. Das Golf hdrte ibn an, alé mis 
Reugier und als mit Beſtuͤrzung. In der Nache ger 
lung den Wefencen, wie meiſt jedem, was nitmand von 
ibm erwartet. Es jogen den See Herad die Werder. 
Serger, Garganfer und Curwalchen, Unterthanm des 
Grafen Johann; fie lendeten bey Utie"’>); das Yond 
hinauf zog die auserleſene Mannfthaft oon Rapperſch⸗ 
wyl, von Kiburg, aus dem Amt Gruͤningen, von To⸗ 
kenburg, Uznach und. Gaſter; fle ſammelten ſich vor 
Weſen, fechstaufend Mann. Won den Buͤrgern und 
von den verborgenen Coldaten wurden fie im Finftern 
in den Hdnfern unter den Waffen ertoartet, bid auf ge⸗ 
gebenes Zeichen pldglich die Lichter angezuͤndet, beyde 
Bruͤcken abgeworfen, die hore eroͤffnet, RKontad vor 
Au, Heinrich Tſchudi der Dannermeifter und uber dren Gig 


355>) Name ber Gegend bey des Mherstinde gleich vor Wei... 


Glaris 
wider 


Oefreich. 


494 II. Buch. Sechsſstes Capitel. 


Soͤldner **) ermorbet, Weſen aber ODeſtreichiſch beſetzt 
wurde. Zwey und zwanzig Mann ſprungen doy der 
Mauer und-retteten ſich durch den See. Dieſe begegne⸗ 
ten Gey anbrechendem Tag ten Maͤnnern von Glaris, 
bie im Anzug waren auf Sie umliegenden Doͤrfer. Sit 
wandten fic) und: hielten an den Landmarken jenſeit ihrer 


Schanzen, beſtuͤrzt uͤber das Ereign ihrer Sicherheit 


ungewiß. 


Eilfhundert Renn fager zu Weſtn; “in Sager on 


anbderthalbtaufend ftand bey bem Fraͤuleinſtift Schennis. 
Die Eidgenoffen, jum Streit ruͤſtig, wurden durd 
Mangel an Speifevorrath-.gendehiget, aus dem Feld 
zu ziehen. Alſo mußten die Glarner in Behauptung 


ber Landmarfen die Beforgung der Heerden verfdumen, 


oder um Nabrung ihre Freyheit hingehen, unter da 
Geborfam eines Fuͤrſten, welchen fle verlaſſen, wide 
welden fie geftritten batten; unter Vaͤgte, die, weil 
fie von ihnen beftegt worden, gleich dem Golf voll Haß 
und Rache wider fie waren. . Tauferd frepe Mdaner iz 
einem .offhen Thal ftanden fur althergebrachte Freyhei⸗ 
ten im Gefecht wider die Oeſtreichiſche Macht. Cie 
lieben gleich fern ven Tallkuͤhnheit und Niedertraͤchtig⸗ 
keit, und erwarteten ſtandhaft gluͤckliche Zeiten. Drey 
Wochen ſtanden ſie unter den Waffen am Eingang ihres 
Thals; manchen Angriff hielten ſie aus, vernahmen 
taͤglich die Verſtaͤrkung des Feindes, und hatten keine 
frembe Hilfe als zwey Maͤnner von Uri, Knechte Koa 
rads von Au. 


Durch lange’ Noth gebeugt, baten fie um billigen 


Frieden. Unter allen Deftreihifchen Raͤthen redete zu⸗ 
mal Thorberg mit ihren Boten ſchimpflich. Zuletzt 


356) 37 nad ef ubt; in Ted mpl s Glarner Chronit G. 
goo gable ic nur 31 Namen. 





Sefhidte der Schweißz. -. 405 


fourbde bem Landammann eine Friedensvorſchrift uͤber⸗ 
ſaudt, in folgendem Ginn’): „Ihr alle, die ibe 
„Burglehen, Schildlehen -pder Hoflehen habe, oder 

re Semperfeute '**). oder wer ihr auch feyd, ſollt eurem 
„natuͤrlichen Herrn dem Herzog von Oeſtreich erblich 
„dienen, gleichwie cin leibeigener Mann ſeinem Herrn 3 
„und ifr ſollt ihm Beyſtand Leiſten wider alle und jede, 
„voraus die Schweizer; den Brief des ewigen Bundes 
„ihm uͤberautworten, und mit niemand Buͤnbniß ma⸗ 
„chen ohne ſeinen Willen. Ihr ſollt alle verfallene 
„Steuern abtragen; die ſteuerfreyen Geſchlechter ſollen 


„fekners aud ſteuern; allen ſind Frohnen, Tobfaͤlle 


„und alle andere Pflichten der Dienſtbarkeit uͤberhaupt 
„auch auferlegt. Ihr ſollt keine Geſetze haben, als 
‘die der Herzog euer Here euch giebt. Ihr ſollt ihm 
„alle cure Urkunden ausliefern. Der Stadt Weſen 
„ſollt ihr fir allen Schaben Erſatz leiſten; dee Herzog 
„ener Herr wird beſtimmen, wie hoch. Ihr ſollt euren 
„alten Ungehorfam abbuͤßen, bis die Gnade des Hers 
„zogs der Buße Ziel und Maße ſetzt. Schwoͤret hier⸗ 
„auf und‘liefere Geiſel.“ Die Landesgemeine ſandte 
folgende Antwort nad Weſen: „Sie erkennen, daß 
„eine gefuͤrſtete Aebtiſſin des Gotteshanfes zu Sekin⸗ 
„gen ihres Landes Frau ſey, und eine Herrſchaft von 
„Oeſtreich die Kaſtvogtey habe; die verfallenen Steuern 
„wollen fie bezahlen, und erſtatten, was Graf Hanne 
„von Werdenberg finden werde, daß die Weſener durch 
„ſie, die Glarner, eingebuͤßt; endlich wollen fie den 
„Landrechtsbrief (defen fie um Appellationen und ans 
pp dere nothwendige Gachen aus guter Abſicht eins ge⸗ 
„worden) abthun, wenn es gefordert merde und ſeyn 
„muͤſſe; ſie bitten aber, bey dem unſchuldigen gerech⸗ 


157) S. bie Urkunde bey Tſchudl. 
138) Leute, die von Geburts wegen auf die jahelichen Senden 
(yoede⸗) tommen mochten. 


6 II. Buh. Sechstes Capitel. 


ten Bund, welchen fie su den Schweizeru geſchworen 
pound ihren alten Freyheiten se bleiben.“ Hiernm 
börten fie viele harte Worte der Oeſtreichiſchen Raͤthe, 
viele Spottreden ber Weſener. Solch ein Verfahren, 
wenn es cin Fuͤrſt an dex Spitzt eines beſtaͤnbigen wohl⸗ 
geuͤbten Kriegsheers treibt, fann ein Volk, bad oes 
Gehorſams gewohnt iſt, muthies machen. Die GSlar⸗ 
wer betrachteten diefen Zufall als eine der ſeltenen Gele⸗ 
genheiten, wo cin Golf zu beweiſen pat, was ¢8 if 
und oermaag. 


Bewaff⸗ Roch the bie Berge. offen, waren, Her fammelte fid 
ot gu Wefen eine große augerlefene Mannſchaft aud ven 
vordern Erblandens Den oherſten Befehl fibete Graf 
Johann vor Werdenberg zu Sargans: neben ihm Graf 
Donatus wit allem Voll oon Tokenburg*); Peter 
von Thorberg und Johann oon Berniterten °°), beyde 
Freyberren, uͤber die Aufgebote von Thurgau und Aare 
gau; Hanms von Klingenberg » Ritter, mit dem an 


£59) GSeit vier Jehren w war thin Liburg verpfaͤndet; es iſt nicht 
geſagt, ob er ſelbſt eden vin anderer Die Mannſchaft avs der 
~ Graficheft befelchnete, 
260) Welchem im J. 1377 auf ble Grafſchaft Kiburg 4900 
Gulden angewieſen waren (Stammbuch der Bonkets 
teny); welcher auch 1381 derſelben Vogt geweſen (Kathe 
buͤcher Zuͤrich 1381 in GSachen zweyer Zoliker wider 
ihn); eben derſelbe, welcher 1386 den: Gewalthaufen Loe 
vpolds fuͤhrte. Mit ihm if fein Neffe (Uurkunden von 1367 
und 1376) Johann von kangenhart, weiland Vogt gu Rap⸗ 
perſchwyl, umgekommen. Ulrich, der in Ber Mordnacht 
wider Beun gefangen wurde, war dieſes Bonſtertens Sew 
ber, und ſtarb 13945 fein Gender Herrmann war ſchon 
- 1360 tod (Bergabung ah pas Kl. Bae h. a), ond 
Rudolf (nah bem Gtammbud) flack 1399. Es lebte 
ju derfelben Beit nod cin anderer Johann von Bonſtetten, 
cognatus von Ddiefen (urtuade wegen Wermbrechtſch⸗ 
-fo00 1392); fela Vater iſt mir noch nicht befannt. ulrid 
aber zeugte Hannſen, welcher das Geſchlecht fortachegt Hat. 





Gefhidte ber Sehweig. 497 


men, der Gite, der ſeines Großvaters Jabebuch forte * 
geſchrieben °°") umgeden von dem Adel der Stade 
Schafhauſen, von dem Hegau and vom Sdwarjwald; 
Ulich Freyherr von Gaz trug bas Banner von Oeſtreich; 
die Bahl des Bolts war nugefaͤhr fechstaufend®™). 
Abends den achten April fam bem Hauptmann Matthias 
am Buel, welcher mit zweyhundert Mann den Paß bep 
Naͤfels bewahrte, Warnung eines Angriffs.  Diefe 
Nachricht fandte er ohne Verzug in den Hauptflecken; in 
diefer Macht flohen die Weiber und Kinder mit Geraͤthe 
und Bieh die Thaler hinanf nach dem Sebirg. Eilends 
giengen ſchnelle Juͤnglinge burch das Kidnthal und 
Muottathal nach Schwytz, zu mahnen an die Schlacht 
far die Freyheit von Glaris ; andere fagten die Noth an 
im Sande Uri, gu Unterwalden und Lucern; die Macht 
bon Deftreich lag swifcher Zuͤrich und Slaris. Zur 
Stund (als die nicht warten wollte bis das Volk beye 
fammen war) fandten die von Schwytz dreyßig Tings 
linge, an Rriegsgier und Geſchwindigkeit von allen die 
erften, und wiederum zwanzig, bie Nacht hindurch uͤber 
die Berge in Richenſau. 


Donnerſtags am neunten April um vier Uhr des Sqladt b. 
Morgens brach der Feind auf, und erſchienen Graf Don Naſels. 
natus Klingenberg, Thorberg, Bonſtetten und Sax an 
der Schanze, die von Berg zu Berg bey Naͤfels die Land⸗ 
mart {&log'™>), oben aber auf dem Kirenzen Graf 


‘ 


160%) Saller's Bibl. IV, 155. 

161) Go viele rechnen Tſchachtlan und Stteeltn. webee 
sooo, fagt Schodeler, haben die Schlacht begonnen. 
Ruager, 6000, opne die, welche Graf Johann hattes 
Königshoven: Aber 3000. Im Rafelfee Brief 
und Lied werden, wopl durch alte Copiſtenfehler, 1 5000 


gezahlt. 
161 >) ueberbleibſel oberhalb Beglingen, auf der andern Seite 
am Maibach, . - . ~ oe aos 
11. Chef. : Fi 








498 II. Sud. Sechstes ‘apitel. 


* 


Hanns von Werdenberg, welther mit anderthalbtauſend 
Mann die Landwehr hintersog, um denen, die fie behaupte⸗ 
ten, von Beglingen ber in den Ruͤcken gu fallen“). 


Da ließ Matthias am Buel den Landſturm ergeber. 


— 


Zuerſt zogen die Manner von Mollis zu ihm; alsdann 
der Hauptflecken Glaris, unter dem Landammann Al⸗ 
brecht Vogel’), welcher ſich an dieſem Tag als einen ta⸗ 
pfern Mann bewies. Nach gutem Widerſtand und nicht 
geringem Verluſt wich der von Buel der Oberhand, als 
ce bem Volk Zeit verſchafft, ſich zu ſammeln. De 
die Schanze gebrochen worden, zog ˖ bad Oeſtreichiſche 
Heer mit unaufhaltbarer Gewalt in dad Land, indeß 
der Sturm erflang, bad Golf aus allen Doͤrfern zuſam⸗ 
menzog, die Ihrigen aber in den Alpen mit grofer Bask 
und Unrube diefes alles hoͤrten. Geinen tleinen Haufes, 
damalé von finfoundert Dann, ftellte der. von Buel (o, 
daß er im Raiden von dem Verge Ruͤti bedeckt ware 
de"), An diefen Ort brachte Heinrich von Buel det 
Landbanner mit grofer Gefabr; aus allen Gegenden jo 
gen die Landleute, dreyßig aus diefer, ſechszig aus jes 
ner, in zerſtreuten Haufen, mitten. burch die Feinde 
demLandbanner gu. Denn der Oeſtreichiſche Soldat vers 
achtete die geringe Zahl, und befchdftigte ſich, Heerden 
wegzutreiben, Dorrathsfammern gu leeren, und Naͤfels 


162) Man kann ſich nicht enthalten, anzumerken, daß, da er 
ben Feind beſſer fannte als die andern, an dieſer Kricaslit 
aud die Sorgfalt fir ihn ſelbſt Antheil hatte; ee kam ſo nicht 
ie ind Gefecht, bis deutlih war, was gehofft werden 
d . a - 

163) Ein Rudolf jeines Gefhlechtes, im Lintthal ſeßhaſt, patte 
fi 1376 von Seckingen lodgefauft; Urk. Tſchudi. 

163 >) Gp wochend an ein Gandt*), 

| Do behetend fo ſich umb 
find thatend ein Widerſchall 
. Dev in-dem Berg erhall. 


*) Cine Felſenwand. 





Geſchichte ber Schweiz. 499 | 


su serGremmen "°?°); bid Recftall fam der Feind. Indeß 
wurden die Glarner von ben Reitern angerannt, in einem 
ſteinigen Boden der den Pferden unkommlich war; ſie hin⸗ 
wiederum ſchleuderten Steine wider die Pferde, wodurch 
viele verwundet, gelaͤhmt, erſchlagen und alle beſtuͤrzt wur⸗ 
den. Aus allen Gegenden, aus unbekannten Thaͤlern, 
wurden die Landleute verſtaͤrkt; hierauf nach kurzem Ge⸗ 
bet'e29) thaten fie den Angriff; die Glarner ſind vor 
andern behend und geſchickt, ſo daß der Reinde viele une 
verfebens mannigfaltig verwundet und von den Pferden. 
geworfentourden. Ploͤtzlich verbindigte gewaltiges Feld. 
geſchrey ben Zuzug aus einem hintern Thal, bey welche 
dreyßig Juͤnglinge von Schwytz waren; die Gebirge wie⸗ 
derhallten von dem Geſchrey, es wurde wieberholt von dem 
Haufen der Streitenden. Die Verwirrung der Pferde, Ser 
beherzte Widerſtand, viele ungewoͤhnliche Toͤne, der Anblick 
der nahen Alpen, erregten in dem Feind ſchauderhafte Vor⸗ 
ſtellung verborgener wunderbarer Gefahren ). 


Um neun Uhr Morgens, wie geſchreckt von dem 
Geiſt Herrn Walthers von Stadion, welcher in eben 
dieſem Paß durch eben dieſen Feind vor ſieben und drey⸗ 
Big Jahren (cin Verderben gefunden, flohen fie auf cine 
mal init paniſcher Furcht. Sie famen haͤufig um, urd 
alle Abenteuer, ‘deren diefer Zufall cin frudtbarer Bas 
ter ift; viele’ ſtuͤrzten mit ihren Pferdene. ober wurden 
von Sluffe Lint fortgeriffen ; andere rannten ben Glare 

i 32 


163°) Sie lieffend in die Hifere, fafmen gu madden; Koͤ⸗ 
nigsboven. 
1635) D betliger Herr Ganct Feidlj, o bu truͤwer randsmamn, 
Sidt *) bas Land don Aigen, ‘ 
So Hilf's uns hat beſtan**). Nafed ſer fied 
*) fintemat, **) Heute dehaupren. 


163 ©) Die Herren morend alt by ainander, den fi 108 in 
ben Haters uff Roube ſtektend; Ronigshoven, -:  -* 


500 II. Buc. Sechstes Capitel. 


nern in bie Hinde. Albrecht, Rudolf and Beringer 
vow Sandenberg *) blieben beyſammen und fanden in tis 
nem Garten den Tob; dreyßig Birger von Rapperſch⸗ 
wy") wurden mit Spifer ihrem Boge in sinem 
Baumgarten erſchlagen; am Ufer des Fluſſes fochten 
bie Thurgauer vow Frauenfeldee), vierzig fielen unweit 
von einander, und achtzig Winterturer, vierhundert 
Mann vom Tokenburg, zwey und vierzig Weſener; 
Herr Johann von Klingenberg Ritter mit ſeinen drey 
Dienern; Sey ihm Ulrich von Waldkirch, der edle Schoͤn⸗ 
loͤwe und andere zwey und funfzig, die uͤbrige Bluͤthe 
tes Adels der Stadt Schafhauſen?); da beſchloß Hert 
Hanns von Bonſtetten den Lauf feines kriegeriſchen & 
bend; 8; fiel ber Freyherr von Sar in Vertheidigung 
pes Deftreichifihen Banners; ba floh der Thorberg ohne 
Banner; Thierſtein, der den Graf Walleram zu raͤchen 
gedacht, folgte dem Schatten deſſelben; Tokenburg und 
Montfort wandten ſich und flohen mit Verluſt ihret 
Banner. Das ganze Land Glaris aber (nun auch die 
aus dem Lintthal und vom Sernftthal fern ab der Graͤu⸗ 
mark gegen Curwalchen) verfolgte den Feind mit hochwie⸗ 
derhallendem Siegsgeſchrey die ganze Niet hinunter bis 
an die Bruͤcke von Weſen. Sie drangen heran, dit 
Herren von Oeſtreich, eilend und ſtark; da brach die 
Bruͤcke; da verſanken die Ritter, ſchwer bewaffnet, in 
dem Walenſtadter See, andere ihnen blindlings nach; eine 
unbekannte Zahl iſt im Waſſer vergangen; viele fielen 
huͤlflos unter den Hallbarden von Glaris. Hundert 
drey und achtzig Ritter und Edle, mehr als dritthalb⸗ 


164) Schobeler; diefe fommen auh in den Urkunden 

deeſ. Beit vores Tſchubdi ſagt von ſieben dieſes Sefhlegtes, 
dag fle in den Garten umgefommen, 

365) tnd noc font 45; Schobeler, Tſchudi. 

366) Mus dem Amt, welches bisweilen unter dens Namen de 
Gerafſch af t Frauenfeld vorfomme. | 

167) Wald kirch, Sqchafh. Hiforie, 





Oefhi dec dee Schwein . = §or 


muſend Maan wurden erichlagen’™), eilf Banner und 
achtzehnhundert Harniſche erbeutet. Graf Johann von 
Werdenberg, von ſeiner Klugheit gewarnet oder binges 
riſſen vom Schrecken, floh durch den Kirenzen hinaus. 
Das ganze Heer floh in der Macht. Wile Weſener fuch⸗ 
ten ihr Heil in der Flucht, mit Weibern, Rindern und 
von Getithe wag jeder fortbringen fonnte, anf den Berg 
Ammon und jenfeit des Sees wo jemand Mitleiden hoff⸗ 
te. Die von Glarig, nachbem jeder Gott, unſer lieben 
Grats, S. Fridolin des Sandes Herre und S. Hilarius, 
gon welchem Glaris genannt with, gedantt, und auf 
ber Wahlſtatt uͤbernachtet, famen fruͤh hed folgender 
Tags vor Weſen, plinderten dad kGrige und uͤberließen 
bie Hdufer dew Flammen”). Diefe Rache nahm ihr 
Muth. von dem Betrug jener Nacht. ‘ 


Zwanzig Monate lagen die Leichuame der Erſchlage⸗ 
nen in großen Grdbern auf den Weiden vor der Schanje, 
bid anf Bitte ibrer Verwandten mit perſoͤnlicher Hand- 
anlegung und unter Auffiche Bilgerind con Wagenberg, 
Abts oon Rati, deſſen Bruder ciner der Todten war, 
fuͤnfhundert neun und fiebengig derſelben ausgegraben 
und Bey dem Gotteshauſe Raͤti in geweihete Erde beſtat⸗ 
tet worden’). Indeß verordneten die Manner von 


Glaris, „daß je am erſten Donnerstag im April der vere 


163) 2530. Der Ndfelfea Betef, 23003 Kintashee 
ven: uff 1200 (Waffenruͤſftungen tooo, Banner 12). 

169) Die Herren ſtießend die Stade ſelber mit Firan, bo fas 
mend die Switzer hinzu; Rinigéshoven. Man ſah nod 
vor nidt langem unten an ber Sees die Spuren bes Bran⸗ 
des. 

170) Daher aud 1390 Hanns von Alingenbers, Gere. 
gu Tiel, Ritter, ,,um Hanns (eines Vaters willen, dee 
p leider au Glaris verlor mit andern Serren, Rittern und - 
„Knechten;“ Here Peter Lowe von Schafhauſen, fir (eines 

Vater Herren Ital (Beſtatigungsbr. 1399) u. a., gu Raͤti 
Sapraciten gefiftes, (Chartular. Rutin.) 


502 II. Bud. Sechstes Capitel. 


„nehmiſte geſunde Mann aus jedem Hauſe in bent ganzen 

„Land nach Naͤfels gehe, bie Pfade und Staige, auf 
„welchen an dieſem Tag ihre Voraͤltern große Noth und 
„Arbeit erlitten, zu Troſt und Heil den Seelen der Er⸗ 
„ſchlagenen, Gott zu Lob.“ Das verſammelte Volk 
gieht alsdann auf die Stellen der eilf Angriffe; bey der 
fechsten, da wo alles Bolf unter das Landbanner zuſam⸗ 
men trat, lieſt man: vor den Landleuten dic Hiftorie von der 
Schlacht bey Sempach, deffen. was im Gafter begege 
wee’), und endlich ibres grofen Giegs, ein und funfs 
zig Namen der erſchlagenen Glarner““), die Namen der 
Knechte Konrads von Wu, wey erſchlagener Maͤnner 
von Schwytz7), -endlid) Matthiſen am Buel und aller 
welche unter ihri ſich fiir bas Land gewagt. Nach der 
> Meffe far ihre Bdter und nach Erinnerung der mannhaft 
behaupteten Freyheit, pflegt ſich das Volk billig der 
Freude zu uͤberlaſſen. Dieſe Fahrt nach Naͤfels“) 
veranſtalteten die Glarner um nur Ein Jahr ſpaͤter als 
bie Gemeine: deren von Uri die Capelle auf Tellens Blat⸗ 
ten 79 aufzurichten uͤbereinkam ). 


In offen bieſen Kriegen Sbertwand ein vereinigtes 
Bolt wate fe Ritter umd ihre ſchlechtgeordutten 


170°) Etrvad part war, det bie Weſener eine Geſandtſchaft bes 
ben haben muften. 

171) Giche diff. in Heine. Tſchudi Glaener Che. G. 138 
und bea TeAmpilc. (Weltt Gallatin; Rudi antes 
dem Dirnbaum; Cani von Been; Hanns SeAniw 
ant Hering Cramps; Kithmateer; Rud. am Brel 
2¢ 
272) Mud fandte Shwe nebft Mappers & wot und ben 
Mbt von S. Galen Boten an dieſes Set; Stalder, Ew 
tlibuch, Zh. 11. 

173) Nafelſerfahrt heist es im Lande. 

174) Wo Tel aus dem Schiff gefprungen. 

175) Ustunden von ici, angefuüͤhrt in Herrn von ‘Salle 
ſars Dertheidigung W. Tells, 1760, 8, 





Geſchichte der Schweiz.303 


Schaaren durch natuͤrliche Kriegsordnung, ‘maple: die 
Paffe und blieb außer benfelben feines Ruhms wuͤrdig; 
cin Rriegsvolf, wenn es auf den Streit fir die Frepheit 
enfam ; je gehorfamer und anerfchrocener im Feld, unt: 
fo viel freper im Land; cin Volt, deffen vaterlaͤndiſcher, 
Ginn alle andere Maͤngel erfegte; ohne ſolchen Geift. 
bedeutet die Staatstunſ eines ſreyen Bolte nichts. q 
“Den zweyten Tig nach vieſet Schlecht. und lathe Meteo 
zogen von Zurich fiebenhundert Mame das Land hinauf, re — 
tind wollten den Glarnern Beyſtand leiſten. Da’ fie in: 
ihrem Machtlager Nachricht erhielten, wie die Glarner 
fich ſelbſt geholfen und gerochen, (chrieben fie nad) Zuͤ⸗ 
rich um Jeng und Verſtaͤrfung zu Belagerung der Stadt 
Rapperſchwyl. Sie war von dem Erzherzog Rudolf 
nach damaliger Art befeſtiget; Leopold, welder bey’ 
Sempach geblieben, hatte fie burch Gunſt weiland Bar- 
naba Viſconti, des Herrn von Maitland, feiner Gemah⸗ 
tin Vaters, mit Lombardifden Soldaten und Genueſi⸗ 
then Schuͤtzen wohl befest; auch die Waldshuter lagen das 
felbſt, welche gu der Schlacht bey Naͤfels niche fruͤh ge⸗ 
nug angeruͤckt; Freyherr Peter von Thorberg war dar⸗ 
in Hauptmann uͤber ſiebenhundert. Die Zuͤricher liefen 
Abends den zwoͤlften April ihren erſten Sturm, worin 
einer der ihrigen mit bleyernen Kugeln tobgeworfen wor⸗ 
den. Von Zuͤrich kam eilfertig aller Zeug zu Waſſer und 
Land. Vor andern waren die von Glaris ruͤſtig und, 
beym Heer; den folgenden Tag die von Schwytz; hier⸗ 
auf die Zuger; ‘algdann die von Lucern, Unterwalden 
und dri; endlich bie von Bern; gulege am dreyßigſten 
April ſechszig Spieße der Solothurner, den Eidgenoſſen 
durch Bern. berbunden™). Als die Schweizer mit: 


176) Daher fie aud im Stillſtand geweſen und fremde Schtei⸗ 
ben gemeiniglich auch an ſie giengen. 


— 





_ . 
go4 IL Bud. Sechstes Capitel. 


Buͤchſen ) wider dle Beſatzung, mit mancherley Mut. 
werd”) wider die Mauern und mit Brandfchiffen tie 
ber die aim Wafer liegenden Hdufer bis in die dritte 
Woche mancherley vergeblidy verſucht (weil ſowohl die 
Goldaten mit edler Tren als die Barger ohne Unters 
fthied Alters und Geſchlechts voll Haß und Furcht 
wachſam und unerfdroden widerfanden), beſchloſſen 
fie, ſechsſtauſend Mann ſtark, einen allgemeinen Sturm, 
“hon dem See aud. bedectten Schiffen, von der Landfeite 
uncer einem Schirm. Als Thorberg diefes Hdrte, und 
nicht wußte, wad cin begeiſtertes Dolf fabig iſt auszu⸗ 
richten, rieth ex den Rapperſchwylern Uebergabe; ſie 
aber wollten ſich hiezu durchaus nicht bereden laſſen. 
Alſo wurde die Stadt neun Stunden lang, von allen 
Seiten, durch die Schweijer mit Wuth beſtuͤrmt. 
Sechszig Pann brachen in einen Keller™”>; da fie aber 
ihren: Freunden Wein hervorbradhten, wurden fie be⸗ 
merkt, und indeß von der Mauer große Steine auf da 
Schirm heruntergewdlse wurden, die Leitern aber bras 
cen, tourden diefe durch Weiber mit Fener, Steines 
und Heifer Wafer geswungen, den Keller gu verlaſſen 
Um Veſper zogen die Eidgenoſſen in dad Lager zuruͤck; 
den folgenden Tag verbrannten fie daffelbe mit vielem 
Zeng; Hierauf sogen fie ab, Wit Hinterlaffung vieler 
Mauerbrecher und Reiter Bt) Indeß ſchlugen drey⸗ 


177) Dev Alten rormenta, deren Wirtung von ber heutigen in 
ſolchen Fallen fo ſehr nicht unterſchieden war, als man ſich 

| oft vorſtellt (Algarotti, LL. ſopra la ſcienza milit.), Golder 
Bidien, dle Marmorkugeln (hleuderten, liebte Hafan, der 
beruͤhmte Kapudan Paſcha unter Abdulhamid, ſich gu bedies 
nen (Dallawag). 

378) Belagcrungswestgenge. | 

379) Wegen defen, was Brun gethan, 1350. 

180) Per feneltram quandam; Arenpeck. 

8 Den Abzug nennt Koniashoven, nicht ohne Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit, unordentlich: den Verluſt dee Schweizer (Gace 
ce auf 200; in der Stade ſeyn 300 Meuſchen verlett wor 





Seſchichte der Shwety — gag 
Sundert Glarker bas einfallende Landvolk von Gaffer; 


mit Erbeutung des Banners und hetraͤchtlichem BerluR . 


an Rannſchaft und Gut * 


AUeberhaupt haben die Schweiſer, wie bie meiſten 
freyen Voͤlker, beſſer ſich behauptet als andere angegrif⸗ 
fn; und gluͤcklicher wider den Feind im Feld, wo Vere 


ſtand und Muth mehr vermag, ald wider Mauern geo - 


firitten. Doch, nachdem fie von ber Schlacht bey Mora 


garten uͤber fiebenzig Jahre in den Kriegen far ihre Freys 


Heit and Bundsgenoſſen aheseit gluͤcklich geweſen, untere 


nahmen endlich su diefer Zeit mebrere Orta, durch beſon⸗ 


bere Berbindungen; und Eroberungen ibre Gewalt aus⸗ 
zubreiten. Hiezu mochte file bas Gluͤck ber Stadt Bera 


befvegen, welche, da fie fang durch die Zabl und Dore 


treflichfeit ihrer Birger gebluͤßet, Gey Abnahme oes 
faiferlichen Anfehens gleichfam ein Reichsvicariat uͤber 
Laupen, Oberhasti und andere Gegenden, und im Vere 
_ fall der großen Hanfer die Hercfthaften Marberg, Thun, 
Burgdorf und andere ureter ibre Gewalt gebracdht. Chen 


dieſe Begierde ber Vergroͤßerung war in den Sernern das © 


malé am ſtaͤrkſten, durch den Muth, welcher fo viel Gli 


ibnen gab. Zu biefem half nicht wenig, daß, neben der 


KriegSmanier, welche die Lage des Landes ihnen darbot, | 


und welche. die beſte iff in Vertheidigungskriegen, die 
altgewohnten Rinfte des Adels im Angriff flarker Burger 
und Gefeftigter Plage ihnen Befannter waren. Hiezu 
fam, daß die Berner durch feine gu nahe Cidgenoffen- 
fhaft in ibrem Fortgang aufgehalten wurden: bie Solo⸗ 
thurner, ihre Mithirger, fuchten ſolche Dinge fpdter, 
und alsdann mit geringerer Macht, nicht eben vem 
Scift. 


den. Dah ber Anonymas von Freyburg ben Dees 
neen bier einen Berluk von 600 Mann zuſchreibt, if aus 
ben Uchertreibungen des parteyiſchen Geruͤchts. 

182) Jn ber Gegend Schwanden, des Landes Gaſter. 





— — — 





406 II. Bud. SehStes Capitel. 


‘Finnahbme Drey⸗Tage nach der Schlacht bey Nuͤfels zogen die 
‘aren, Setnee und Golothurner vor Buͤren, welche Stadt, 
gleich wie Nidau, von Deftreidhifehen..Gdloneen beſetzt 
war, Db fdhon Here von Coucy um die Morgengabe feinee 
Mutter auf die Cintinfte diefer Burger angewieſen wore ⸗ 
den 2). Die Herzoge verſaͤnmten um fo viel eher die 
Beſatzungen zu beſolden. Sie, durch Noth gedrungen, 
ſtreiften auf die Doͤrfer, und ſprengten Kaufleute and 
Pilgrime an, raͤuberiſch zur Waſſer und Land. Sonn⸗ 
tag Morgens, als der Kriegsrath uͤber die Manier der 
Belagerung (af, ritten einige. Schuͤtzen an die Stadt, 
amd brachten fie vermittelt brennender Pfeile und Kugel 
ton Schwefel und Pech bey fiarfem Wind in Brand; 
welcher. Zufall durch bie Erinnerung des Feuers, worin 
Buͤren oor zwey ˖ Jahren wntergieng *) ,- wm fo mehr 
ſchreckte. In dieſem Augenblick geſchah der Sturn. 
Obwohl bas Banner von der’ Mauer geboten wurde, 
wurde Biren durch ben erbitterten Feind mit Gewalt er⸗ 
obert; wer nicht unter Sem Schwert fiel, gefangen'™?). | 
Diefes begegnete Hanns Urichen von Tattenried, Edel 
fnecht, Barger von Freyburg; um der wurde Iffo von 
Bolliger, ein reicher Maun, Benner gu. Vern, einer 
anderthalbjahrigen Kriegsgefangenſchaft los. 


983) Es iſt im vorigen Cap. erzaͤhlt, wie im J. 1375 der 
Zweig bes Hauſes Neufchatel, der gu Buͤren und Midas 
herrſchte, erftorben, Anna, vermaͤhlte Graͤſin von Kiburz, 
fhren Bruder daſelbſt geerbt, Herzog Leopold im J. 1379 

behyhhbe Herrſchaften von the gekauft, und fein Sohn 1387 
fie dein Coucy uͤberlicß. 


184) Durch den Mordbrand Nimmerſeligs( der wohl feine 
That wegen unter dieſem Namen vorfommt). In dieſer Er⸗ 
zaͤhlung babe ih Tſchudi und Gdhodelern vor mir. 


384°) Der Freyburger Anonymus meldet, nur dem 

CTattenried fey das Leben gefchentt worden. Daß er die Eres 
berung Buͤren's einer Veredtherep zuſchreibt, if nach den Um⸗ 
ſtaͤnden unwahrſcheinlich. 





Seſchichee der” Schweiz. gor. 


Me dem fuͤnf und zwantzigſten Tag nah der · Einnah ⸗ und Nibau, 
we von. Buͤren zogen die Berner wit allen: Hren Wurf⸗ 
machines?!) i Buͤchſen und Mauerbrechern; und mit 
ibren Mitbuͤrgern gon Solothurn, wider Johann dit 
Rofay, Ritter, einen guten Kriegsmann -aus der Picar⸗ 
die ,, welder fuͤr Deftreich und fuͤr Cougy die Stadt und 
Feſie Nidau verwaltete und-pexfoche >); . Os die Bee 

ſatzung die Gefinnungen dey Ripauer zweydeutig“9), 
die Stadt unbaltbay faub ,. wurde fe den Flaummen bers 
laſſen, indeB Herr du Nofay fich in die Bung zuruͤckzog, 
welche durch Wafer und. Moraſt ovr dem Zeng ſicher 
(chien. . Die Feinde verfolgces ihn mit foldhem Feuer, 
daß cin Rahn yon dreogi as Maun, unvorſichtig uͤberla⸗ 
den, mit ihnen verfant***). Da gaben die Berner dev 
Burg sinew ſechswoͤchigen —— waͤhrend welchem 
je gu vierzehn Tagen die Haͤlfte der Belagerer zuruͤck in 
die Staͤdte zog. Auf dieſes, da die Hoffnung des Ente. 
fages arfchwunden, wurde oan du Roſay, mit Borbe- 
Galt, feiner Waffen und Pferde, deren abet ſchon deep 
verzehrt waren, die Surg abergcbew 8°)... Der Biſchof 


1895) Bollern, Cumlern. Am Mal leaten fie fidy vor Nidau. 
185°) Beg siniwaren aus ſeinem ‘Lande Maul bon: Pequlany 
und Bivian von Merlo, von Romaniſchem und benachbartem 
Mdel Ulrich von Avendhe, gwen von Iverdun, Allumpnas (Al⸗ 
leaume) von :Bigny, einer an Breffe von S. ‘Manrtert. 
Anongmus. . 
185°) Ginige wurden enthauptet ; Anon. 
1854) Nach dem Freyburgiſchen Anouymue uit 36 oot (a = 
de ad eeput) gerifetcn und anderen 114 Bernesn; aud 
meldet er, daß 5 in den Flammen bee Stadt umgekommen. 
185°) Der Anonymus berichtet nod allerhand, uͤber damali⸗ 
ges Kriegsweſen belehrendes: Die Beſatzung wubte ben Bers 
nern chordas ingeniorum (das Seilwerk der Maſchinen) zu 
zerſchneiden; einen Angriff auf die Bruͤcke und lu chaffa 
( Geruͤſte nach bem Waſſer hinaus) mit brennendem Pew, Fett 
und Seiſe au vereiteln, und. gewann hitbey die große Tartide, 
auf welcher das Stadtwapen von Berns hiefuͤr hatte fie durch 
dereingewerfent Faͤſſer voll Menſchenkoth au leiden, Eñ ces 


a 


~ 


und Unter⸗ 


“$08 Il Sud. Sechsſtes Capitel, 


gu Lisboa und cin Prior vou Mleadova,, welche die Ri» 
dauiſchen Soͤldner swifchen Viel und Solothurn ange: 
raunt, beraubt und gefangen, wurden in eluem Thurm 
unter Salbverfaulten Reideru gefunden, ſie fanden jv 
Bern Bewirthung, PBferde, Risider und Reiſegeld. Un 
dieſe That uͤberſandten fic, bey Erſtattung des Auf⸗ 
wands, der Stadt Been taufend Ducaten Steuer js 
dieſem Krieg ’®). Alle Rete, wodurch vie alten Gros 
fen now Strafberg und Nidau legtere Stadt und Bares 
in Aufnahme gebracht, wurden ihnen Seftdtiget, und 
Voͤgte verordnet™*’), um fie im Namen deren von Sera 
und non Solothurn gu perwalten. Da ſchwuren Rath, 


Buͤrger and Gemeine der Neuenſtadt unten am Schloß⸗ 


berg, am andern Ufer des Bieler Sees, mit Wiſſen und 
Wilken des biſchoͤflichen Meyers, als recht feeye Leute, 
gu Beon ein Burgreche, ohne Schaden des Biſchofs vox 
Gafel, ihres Heern, ewig gu halten, bey Strafe furl 
3ig Mark Silber; hierum verpfaͤndeten die oon der New 

enſtadt alle thre Guͤter * Der Reffinbers zieht unter 


ihrem Banner. 


Dagpogen die von Bers Uechtland hinauf, vorbey 
hun, nun gan} ihe eigen “®?>), vorbey die oft gebto⸗ 


heben bie Berner fanf Worſmaſchmen (ingenia); 200, guiif 


once ſchwere Steine haben fe wider dic Burg geſchoffen; 
ie brach. 
186)° Etterlin, Saobeler, Tidhubs 


587) Peter Balmer, (cin gar frommer — bicderer — Buͤrger; 


Siem pf) aus dem Rath von Geen, weed gu Midas fe 


188) Wefunde, 12 Geese, 198s. Die Neuenſtadt befom 


ihr Udel an dem Kaufhauſe gu Been; defen Zins war cine 
Maré Silber. Gie ,, achen die Reiſen“ deren von ern. 
3885) Die Thuner muͤſſen jedoch in dem Gempacher Kelege ge⸗ 
wankt daben. Die Unterwaldner ſagen ihnen, von wegen 
- Bern, den Frichen auf (3 Jun.); die Urkunde iß be 


Rubin, Peter von Gowenfiein, cin rricher angeſehener 





 Oefghigee ber Schweiz. gogo tiC«s 


dene Sanbspforte vow Sibenthal ; vorbey ben goldenee 
Hof ga Spiey ), Eigenthum von Bubenberg, in das 
Thal swifcher den Seen von Shun und Briens. Unter⸗ 
fren, dec Herren von Eſchenbach Stiftung, eine: kleine 
hoͤlzerne Stadt, liegt in einem ſanften hochgruͤnen Thal 
an bem ungemein fiarfen Strom, den die Mare an dieſem 
Ort von See su See wallet. Auf einem grofen Huͤgel 
war die ftarfe Ufpunnen; Hinter derfelberiund Unſer 
Sieben. Frauen Srift Interlaken ſtehen die Alpen, wie 
aufgethucmt, meift in dunfelgtanem Schatten. Dieſes 
Unterfeen, weldhes die Herjoge im Untergang des Haw 
fee Eſchenbach an fich geriffer, war damals als Leben’ - 
int ber Hand Frau Margarethen von Kiburg*), dev 
Semahlin Thuͤrings von Brandis; die Berner machten 
fic daruͤber gu Oberhedren fate Oeſtreichs. 


Ueber die fremden Fuͤrſten eroberten fie Land, gegen fige der 
Freyburg erbielten fie den Ruhm der Waffen’). Verner, 
Nach fruchtlofer Friedenshandlung nahmen fie den Frey⸗ 
burgern die Ente, als mit zweyhundert und ſechszig 
Lanzen und anderthalbtaufend Pferden Surgundifche Hero 
renin Goucy’s Dienften der. Stadt Freyburg zu Hilfe 
kamen *). Dieſes bradhte neues Ungluͤck aber die 


Mann, welder ber Stadt Geld vorgeſchoſſen, modte yon bee 
Oeftreichiſch acfinnten Parten ſeyn. Da jedoch keine weitere 
Melbung vorfommt, fo mag Leopolds ſchlechter Anfang die 
Thuner sur GBefonnenheit gebracht haben. 

189) Der alte Name dieſes Ortes, unter bem er fn urtun 

-den, und in ber Chronik von Strettlingen vors 
sufommen pflear. . 

190) Rudolfs, dee ‘Golothurn einzunehmen gebachte, nb 
Egons, des legten Grafen von Kiburg, Schweſter. 

190 b) Er war in ben Offerfaften ( feit Dominica bordarum, 
dem erſten Fafenfonntag) durch Einfalle der Lreyburger, ans 
Oftermontag dued einen mifglidten Angriff, defen Babecs® 
-(dax Car. ?) gefangen wurde, gefaͤhrdet. Anonymus. 

190°) De Anouymus meldet, 6 haben dis von Feeghucg © 


5100 11. Buch. Sechstes Capitel. 


Feldmarken von Laupen und Aarberg'ꝰ ). Ba mad: 
ten die Berner ſich auf; da zog ihr Gewalthaufe uͤber 
den Schoͤnenberg den Stalden herab an die Thore der 
Freyburger °°). Der Sturm erklang; da zogen fic ſich 
zuruück, bis, ald bie ganze Buͤrgerſchaft und ihre Selb 
ner von Hochburgund aufgebrochen, dem Roßbanner 
von Been. ſchmaͤhlich. fehien, den Kampf unbeftanden js 
laſſen.: Alſo ſchlugen fle den Feind’™, vom Fufoolt 
unterftigt, bis der auferordentliche Staub ˖ fang duͤrrer 
Straßen die Schlacht fo verwickelte, daG niemand Freund 
unb Feind unterfdied. Hierquf often bie Reiſigen dea 
Feind auf den Schoͤnenberg, aber ihr farfer Hinterhalt 

wurde v von den Vurgandiſchen Sateen emi gefeben; 


Nachts am 7 Funy file dew spit von/ 500 Galben Kuͤhe und 
Schweine der Aarberger erbeutet und den herauseilenden 
Buauͤrgermeiſter gefangen, die Werner hierauf, ſtatt unges 
warnter Vergeltung „der Stadt am 2 July angetragen, daß 
fie um eine Gumme die Ernte ihrer Angehoͤrigen loͤſe, bod 
eigentlicher nod, dab fic bed Herzogs Partey abſchwoͤre und 
fae die often sooo Gulden bezahle, weldyes Hie Gemeinde 
cinmithig abgeſchlagen; worauf nad) zehn Tagen (12 Sulo) 

_ $00 Sehnitter unter Bedeckung eines Heers won 10000 

. Mann. (die Zahl if gu groß) bey Murten das Koen gemdhet, 
andere bem von Dtontenad das Bich weggetrleben. Die 
von Romont (Savohſch) Haben den Beenern den Anzug dee 
- Berfidetung gemeldet. Tora flos domici de Cufliaco fey ge⸗ 
kommen; aus Picardie die Kangen; funfgiq Ritter, 160 Bee 
gene und Maſchinenſchuͤtzen (tractus tam baliftarum quam er- 
cuum) werden ausgezeichnet; als Hauptleute ber Coucyide 
Connetale. Johann von Royes Ceben dee wie tm vorigen 
Jahre? N. 1325)), Gerhard von Cujance, Wilhelm Allean⸗ 
me von fangres, eince de Fontibus, 

190.1) Am 21 Gept.. Da habe.cin Berniccher Hinterbalt is 
den Waldern dieſſeit der Senſe und havarses nidt genase 
ſich zu acigen. Anon. 

199°) Um 7 Auguſt. 

1909) Der Anonyme wirſt bie. hun auf bie Fremben und 
geſſeht, man fey bis an den a8, am —— (alee 
frase) suriictgedrdnat worden. pote pean J 





Geſchichte der Schweiz. $13 


be fish bie Macht von Freyburg, ‘als auch ibe Haupt⸗ 


mann Heinrich von Moͤrsberg mit unehrlid) weggeworfe⸗ 
nem Schild'ꝰ) hinab nad Givers faum ma ſich zu 
retten hoffte. 


- 


Die Leute ded Goucy jo sogen aug dem gaudy" ). Die 


Oberhand war an allen Orten™™) fie die Stade Bern, 


bureh den frepen hohen Muth, mit welchem alle ihre Buͤr⸗ 
ger und Augehdrigen™™> mit Einer Geele fuͤr das gee 
meine Ween wie fie Ihre Sache firitten. Dadurch ges 
ſchah, daf, nachdem ber Vogt von Aargau an Entlis 
buch ‘und Sempach cine erbitternde Rache geuͤbt'*), 
ibre Mannfchaft, bis drey Tagereifen von der Stadt, 


Margau hinah, Habsburg vorbey, verwiftend bis nach 


Brugk, und linfs, die Straße welche die alten Helve⸗ 
tier vor Cdcing flohen, Aber ben Boͤtzberg in das Frick⸗ 


191) Abiecte, non bene, parmula, Man flebt aus der Ere | 


zaͤhlung der Chronif, daß die Vesriffe des Mittelalters eben 
die des Alterthums waren. 

191 >) Zwey Tage nach dem ttnfall. 

192) Aud wider Zofingen, Aarau. 

193) Auch die Burgdorfer, melche felt fuͤnf Jahren unter Bert 
waren, und bey Bikingen bas Oeſtreichiſche Margau ſchlugen. 

193>) Der Anonyme ersdhit mit Freude, wie der Landvost 
am 13 Juny mit fdnfhundert Langen die Landſchanze (den 


. Haag, agiaw) dep Entlibucher zerriſſen, das Land verbrannt 
und ſelbſt Gefangene nicht geſchont, ,, well aud) Leopolds nies - 


mand gefdont habe.” Daf er dle Bahl der Gewordeten auf 
taufend fet, if gu vicl, Mach dieſem am fiebenten Tag 
Habe ber Bogt den Grafen von Thierſtein mit sco Mann ges 
gen das gottiofe Mamlutennes (villam impiam et abnegatam) 
Sempach geſchickt, daffelbe verbrannt und alles niedergemacht. 
Einerſeits redet ein aleichzeitiger Schriftſteller mit genauer 
Angabe der Zeiten, es iſt aber doch ſonderbar, daß von die⸗ 
ſen Begebenheiten die Schweizer Chroniken und Urkunden 
keine Spur haben. Sollte ienee falſche oder vergroͤberte 
Geruͤchte, deren im Krieg cB viele giebt, aufgefabt haben? 


4 


512 II. Bud. Sechstes. Capicel. 


thal gesogen'®*). Noch Einmal wurde Hemmam von 
Rheinach gerettet Ro), Sie aber, die Berner, erober: 
ten den ſtarken Kirchhof zu Frick, wohin das Volf allen 


Reichthum des Thals gefluͤchtet. Won Frick zogen ſie 


wieder in ihr Land hinauf, freudig und oly *°). 


her Biel In dem Sritg ber Zuͤricher, war gleicher Sor tes 


— er. 


Volks, eben fo viele Behendigkeit in pldslicber Gefahr, 
biefelbe Unerſchrockenheit; es mochte ſeyn, daß Sey dem 
Gfenn'’) geraubte Heerden wider alle Mannſchaft von 
Kiburg und Griningen behauptet wurden, oder daß dex 
feſten Kirchhof des Stifts Embrach weder Bollwert nod 
Waſſergraben vor dem Harſt von Zuͤeich ſchirmte'), 
oder wenn Baden gebrannt und geſchaͤdiget wurde %”), 
oder daß di¢ Siticher aus dem Wald bey Lunkhofen den 
Zugern ihren Raub wider die Bremgarter fchigen™), 
ober baf ihr Blutharſt um die Unternehmung wider den 


Zuͤrichberg Wintertur hing"). Durch diese Thaten 


1194) um Weihnacht, toil Stettlees andere. tn den erfen 
Tagen des Jahrs 1389, welches von dem nicht allenthalbes 
gleichen Anfang der Jahre herkommt. ’ 


~ 194°) Ee fol bey der Einnahme von Auengein oder Gowen 


fein von feiner Gemablin, ba fie the theuerftes mitnehmen 
burfte, fortgetragen worden und mit fhe und ſeinem Sind 
nad Bernau gefommen feon; Faſi, Erdbeſchr. 7, 622. 
Die Burg wurde gebrochen, die Sefagung niebdergemacht. 


~ 394°) Sechszig Gefangene legten fle in den Keller bes Kaul 


hauſes; Stettler. Yn dem Baumgarten der Dominicaner 
wurde die Heerde ber Bofinger geſchlachtet; Stumpf. 
195)' Cinem kleinen Kioker S. Lazarus Ordens im nunmefeigen 
Amt Greiffenfee. 
196) Beyde Hottiager, dee Vater HE. N. T., #. VO; 
bee Sohn in der Helvet. Kircheng. Th. 11, GS. 196. 
197) Jenes im Heumonat, letzteres gegen Ende Septembers. 
298) Die Zuger lagen im Jonenthal. 
199) Jm December. Bluthark i ein Kriegsname, gleich 
—— ober bie ſchwarzen Rotten tm XVI ope 
ve] tt. , . nO 





Seſchichte der Schweit. 643 


murbe fis hie Ernaͤhrung der Biegeefhafe und ihrer 
Schweizeriſchen Huͤlfevoͤller geforge; ſonſt geſchahen fie 
mehr gum Schaden des Feindes als gu dauerhaftem Vor- 
theil des gemeinen Weſens, ohne Eroberuugsplay,. 
volksmaͤßig und leidenſchaftlich. Deſto leichter geſchah, 
daß auch bem Feind Aulaß gegeben wurde, ſie zu vergel⸗ 
ten, oder daß eine Schaar zur Unzeit von dem Banner 
wich und in verborgene Liſt fielꝰ). Aber auch die Re⸗ 
— wer zu zuͤrich demokratiſcher als der — von 


Abends vor Weihnachten fiel mit mwey und wvierzig —X an bee 
Birgern von Zug Johann von Hofpital, Ritter, Am⸗ £0 °. 7 
mann vex Zug, an ber Hoͤhe unter dem Schloß Sinens” 
berg , weil ex die Manner ven Bug und von G. Andreas, 

Abe fe ſtark genug waren, - wider eine Heſtreichiſche 
Streifpartey fuͤbrte, welche aus bem Wald Farwe nach 
dem Fluſſe Reuß au eilen (chien; daruͤber brachen zwey 
Hinterhalte bervor, Von bieſem aufal bleibt ieſer 
Hoͤbe der Name Sodtenbalde ⸗chh 


wis: Albrecht, Wilhelm, hrichrich, Leopolb sinh Dee? Idbels 
Ernſt, Herzoge su Oeſtreich, ein Bruder und vier Soͤh⸗ 6¢ —* 
ue Leopolds, welcher bey Sempach erſchlagen worden, 
den Streit bey Naͤfels, die Staͤdte Weſen, Buͤren und 
Nidau und verſchiedene Lehen verloren, Thurgau ver⸗ 


wirrt, Margen in Gefahr, die Sqhablanmer ganz ex⸗ 


200) Der santvest von Margau hatte ſechs zehn Metter an hte 
Staht ſprengen lafien, und im Wald bey Altregensberg eines 
Hinterpalt von Badenern ond Rapperſchwylern auf den Feind 
aefeat; 116 follen gefalen, und Einer nav geſchont worden 
fean, zum Seugen ber That; Freoburs. Anonomu«s, 
19 Mat 1388. 

201) Die, welche den: — auf nur 24 angeben, haben ad 

verſchrieben; Schodeler ſpricht gar von 70, 
IL, Theil. Kf 


~ 


514 IL Bow -GSechstes Caditel. 


ſchoͤpft,ihr Heer zerſtreut, geſchwaͤcht und erfchrocen 
ſahen, und uber dieſes alles bie Erblande vom Wel’ ser 
rittet, in Feindfchafe mit Polen, und gegen Balers in 
Miftrauen waren, ſchloſſen fie mit allen Orden. dee 
Schweijeriſchen Eidgenoſſenſchaft und mit, Soldthurn 
vinen ſiebenjaͤhrigen Frieden, welcher dem Bolle den 
Muth nahn"). Dieſes geſchah in der Stadt Zuͤrich 
Hurd) die Unterhandlung Ludwigs Grafen von Thierſtein, 
ber Praͤlat war zu Einſideln, und Herrn Burkard Wes, 
Praͤlaten gu Wettingen, unter Vermittlung der freyen 
Reichsſtaͤdte Coſtanz, Rothwyl, Ravensburs, Ueber: 
linger, Lindau and Baſel. 


— Mitte bie Landſchaften, Burgen and Gelvee, welcht 
veju den Staͤdten und Laͤndern der Schweizer in Buͤrger⸗ 
„rechte ober Landrechte geſchworen haben, oder von den 
„Schweizern ˖ in dieſen Kriegen unter ihre Gewalt ge⸗ 
ybradt worden find2°*), ſollen denſelben bleiben ſo 
‘ylang dieſer Friede waͤhret. Aber vie Schweizer geber 
„die Stadt Weſen zuruͤck, “unter dem Beding, daß 
„waͤhrend dem Frieden keiner der alten Bewohner, ſo vitl 
pibrer den Eidgenoffen falſch geſchworen, gut Weſen wohn 
yoder baue. Die Lucerner ſetzen einen Vogt aber va 
„„Sempacher Ge. Es iſt freyer Handel und Wandel 
‘wobne alle Zollnenerungen,“ r and freyer Bug der Lente, 


‘aorb) Dee Freyburgiſche Fai onpure: ‘Ihdacise tarpiter 
factae;” fine confilio noftro; ad voluntatem rafticorum ; bulla 
emenda ge morte Fratris. (Daf dabey ffeht, Mediolanum 

, Vindictém fecit, mag unriditige tefeart file m iferabilem ote 
fo etwas feon.) Dee Mant war in finer Stadt vornta 
und crbittert, fuͤhlte nidt fo tlef das Unglück, and urtheite | 

| F ble afigemeine Ueber fi it, welche der Herzog haben 
mußte. 

ar Dberfitenthal; Batcefeen | Sitren’ nnd Nidau; die Wars 

leute gu Ginfideln, viele in der untern Mark; Vilensrad | 

und Urannen; S. Andreas bey Chaim; Motendurg, Sempeq, 

Entlibuch, Wolhaufen, Hochdorf, Kubwrl und Ret. 











GeiHisse. dex Sdyweiy :: 502 


uit Vorbehalt gewohntet Bodenzinfr und Abpugsrech⸗ 
pte. Fuͤrbashin ſollen die Schweizer keinem herzoglichen 


„unterthan Buͤrgerrecht noch Landrecht geben, wenn er 
nfich nicht haushaͤblich niederlaͤßt in ihren Staͤdten und 
„Waldſtitteni Kein Weil erlaubti Puſndch Kauf oder 
ngiebt einigen Schirm den Widerſachern des andern 
Theiis. Mie ficeitigey Sachen werden is den Kloſtern 
pitt Gabe oder zu S. Urban, als aͤn Mallſthten, dort 


„gegen Zuͤrich, Lucern, Uri, Schmygoand: Unterwal⸗ 


den, hier gegen Bern und Solothurn, in Minne oder 
ngleichens Recht gefuͤhrt and entſchieden. Entſchieden 


werden fie, wenn die Herrſchaft oon Heſtreich Hagh .. 
„von einem Obmann, den fie waͤhlt ang pen Raͤthen es :: 


nangeflagten Ortes o und wenn der bre 
poon cigem Obmann aus den Deffceichif 


„CThurgau oder Aqrgauꝰ ).“ 


Dergeſtalt ſchloſſen die Schweizer den großen Krieg, 
in welchem bey Sempach und Naͤfels geſtritten worden 
warp die Regierungen wider ihren Willen das 
Voll mit, Freuden angefangen, Deen, mit Vortheil fig 
ben Staat, alle mit unfterblidjem Helbencuhin gefibrt 
haben. Sieben Drte traten, geri in dep Frieden, dew 
Bernern (chien er faſt unzeitig. 


cines. klagt, 
en Raͤthen gu, 


Pie Ey 
ae 


sos) Sriedensingsument, Wien, aa yi, 13393 
Eidapt . ; at : ‘ 4 XFJ 


ators d 


RED 


‘* 


sO, Buh! Siebentes Capitel. 


a . 
— — 





6 (ebentes: Covicet 


"Bie bie “Seosigesifve Brent a. Cidgensffentafe in 
dem ganzen Land Setvesien and is dens amb he: 
(then die Oberfand bekam. 


* o (@ 


re 


(gts —8 


wee vein bem viciten Sate) nachdem der fiebenjebrige Frie 
chweiß zu Se gemacht worden, kam Leopolb, Herzog gu Oeſtreich, 
fem dieſes Namens her Bierte, deſſen Vater in ver Schlacht 
hey Sempad unigekommen, in Jeine Herrſchaften der 
vordern Erblande, nach Baden; ba ſuchte er “die Wies 

. bereroberung deffen, was er verloren, durch cine Tren 
hung der Schweiz. Darum handelte et mit Rudolf 
Schoͤn, Buͤrgermeiſter zu Zuͤrich, und mit einigen 

| Rathsherren. Er mag fie gewonnen Haber wie fein 
BGroßvater den erſten Baͤrgermeiſter; ober fie wollten 
oligarchiſch regieten, und glaubten, daß bieſes nicht 
geſchehen koͤnne nach den Schweizeriſchen Grundfatzen 

ber Gleichheit *); ober andere Mittel mochten ihren Ei⸗ 
gennutz und ihre Citelfeit blenden. Sie beſchloſſen, 

mit Herzog keopold einen Bund zu machen; den Zwey⸗ 
hunderten, ihrem großen Nath"), ſagten fie nichts da⸗ 

von. Unehrliche Unternehmungen pflegen in das Dun⸗ 


1) Die Ariſtokratien duͤrfen von den andern Cantons keine Bers 

dnderung firdten, aber wenn ber Freyheitsgeiſt nicht ertrag, 

dab die Berfaffung tn. Zirih unpopuldeee wurde, fo waren 

_ die Schweizer nach den Buͤnden dom berechtiget, fie in dem 
- SuRand, worin fie gefegmdbig feon folte, erhalten gu bets 


fen. ~ 
2) unrecht meint Leu, ev fey damals cingefibet worden; ex ts 
fon in bem geſchwornen Brief 1371. 








SGeſchichta der Shweig.:: 527 


fel bed Staatsgeheimniſſes verhoͤllet ux weedcey;- Aler hie 
Schweizer, ju Verwaltung der althergehrachten Gefege 
und Erbaltung ibcer ſtillen gerechten Freybeit, brauchten 
wenig Geheimniß, die Sunmme ihrer Politik wit Ehren 
or frey zu leben und zu ſterben“ konnte garg Europa wiſ⸗ 
fen. Der Buͤrgermeiſter Schoͤn unternahm dieſe Vere 
raͤtherey) gu fruͤh nach dem gefebreoten Krieg, wel- 
. en alle Eidgenoffen mit bruͤderlichen Herzen fiir die 
Freyheit gefuͤhrt; hey vielen mochte nody-aus ber. Era 
zaͤhlung des Birgermeifters Ruͤger ManeFe und auderet 
Alten, die vor wenigen Jahren geſtorben, in lebhaftem 
Sindenfen ſeyn, wie treu die Schweizer in dem Zorn 
Kaiſer Ludwigs, und nach der Mordnacht in der Ges 
fabe des Oeſtreichiſchen Kriegs, dex, Stadt: Zarich mit 
Morten und mit Waffen gebolfen. Daher, obſchon 
vie Wohlgeſinnten im Genat*), Seforst um ihr eigen 
Sib und Gut’), fich. nicht wagten, dem Buͤrgermeiſter 
gu widerſtehen, Slieh den Schweizern dieſer Unfchlag . 
uneerborgern, Da kamen unvergiglich von Lucern, 
Uri, Schwytz, Unterwalden, Bug uad Glaris Geſanb⸗ 
fe.an den Birgermeifter und Nath, mit nedhdridlida 
Warnung, daß dieſe Gache-das Wohl der ganzen 
Schmeiz betreffe; fie begehrten, daß der grofie Math 
verſammelt wuͤrde. Rudolf Schoͤn betheuerte, ex 
handle nicht wider dew eigen Bund*), und ex verhalte 
ſich gemdG dem Recht ſeines Buͤrgermeiſterthums und 
baths. Den folgenden Lag uͤberſandee tz. an Deftreih 


3) Dat bie That cine ole Pruatification verdlent, wird unten 


4) nennt man gern den kleinen Rath, welder meif ands 
ben altern beſteht, und an den meiſten Orten cigentlid bie 
Obrigkeit, der grobe Kath abcr dad Dot narfeat. 

s) S. den gefdhmornen Brief, 1393. 

6) Glaubte ce, oder wollte cr ſich damit entihuldigen, daß nur 
fide fo viel ben Eidgenoſſen Hitfe wwacaat wire, als dieſelben 
int J. 1351 ‘batten’? * “ J . 


\ 
gS WL Bud.2 SieSeates Capitel. 


dit Arkunde ‘des -folgenven greanzigidGrigen Bundes: 
Die Stadt Zuͤrich fol die Schweizer gegen den Herzog 
„nicht sersheldigen wollen, in den Eroberungen, wele — 
igp he die: Schweizer auf den ˖ letzten Feldzuͤgen gemacht 
J„und im Stillſtand behauptet haben. Den zuͤrichern 
yy foll der Herzog Beyftand leiſten, wenn ſich Fehde et⸗ 
huͤbe zwiſchen den Schweizern und ihnen. Alsdann 
P/ ſoll Zuͤrich nicht ohne den Heryos , toch der Herzog 
„rohne Zuͤrich Friede machen. Dieſes Buͤndniß Halter 
„dbeyde Theile zwanzig Jahre, und verſprechen, einan⸗ 
y der gu heffen mit ihrer Macht in Treue, von den Quel⸗ 
py len dex: Bare bis nach Freyburg im Uechtland, bis 
Nidau“), “an die Sil, die Mare, den Rhein, Boben⸗ 
“pfee und Walenſtadterſer, bis zuruͤck an den Urſprung 
„ der Aare und Rhone. Borbehalten werden Wencess 
laf Koͤnig der Teutſchen, Sigmund Koͤnig in Ungars 
pr fein Bruder --der Erzbiſchof su Salzburg, dee Garg: 
agraf zu Nuͤrnberg, und alle Cidgenosfen’) ver Zi⸗ 
„richer ).“ Durch dieſen Vertrag verricth Rudolf 
Schoͤn, ſo viel an ihm war, die Landleute von Bilas 
bach, Bilten und Urannen, welche zu dem Land Glaris, 
bie auf dem Wald in den Einſidlen und anf der benach⸗ 
barten Marf;-die sam Land Schwytz geſchworen hatte; 
Hie den Bugern ſchaͤbliche Burg yu GS. Andreas Wey 
Cham; Nocenburg, woruͤber der Keleg entſtanden; Sea 
pad, deffer Felb Arnold Winkeleied und vlele . andere 
tapfere. Manger mit ihrem Blut -besahle Hatten; das 
‘dufere Amt Wollhaufen, die Maͤnner von Entlibud; 
deren von Bern Lehen uͤber Unterſeen, ihre Geliibde mi 
Oberſibenthalz Riba Daren, bie ganje erobertt 


v 


Dee greis wird wegen des geldeue ben Frerburg anfpeed 
und Oeſtreith tm Krieg verlor, fo’ welt ausgedehnt. 
3 So lang fle diefes Boebehates night beburfren, | 
gy Urtunde, an S. ile, 1393; Tſchudi. Das if oho, 
Uch das Wiener Datum: gu Aisi war bie urtanbe fede : 
verabredet und audgefertioct. co | 








Befchichte ber Shwely — 519 


riage, bed gemeine Weſen ver Schweigeriſchen Eidge⸗ 
noſſen, die Warde der Stade Zuͤrich, welche im fieben⸗ 
jaͤhrigen Frieden zur Mittlerin iwiſchen ihnen und Pele . 
reich etforen mar. : 


His die Schweizer bieſes horten (die gange Ration, Er wird 
awd Bern und Solothurn, waren vel unruhiger Er. vereitelt. 
wartung) beſchloſſen die. fieben Orte nebſt Golothurn; 
dieſes leineswegs gu leiden. Wo, den achten Brach⸗ 
monat in dem dreyzehnhundert drey und. neunzigſten 
Jahr, erfchienen von allen Stddten und Laͤndern die 
weiſeſten, Sersbaftefter und angefeben(ten Vorſteher als 
Sefandte vor dem Dargermeifter und Nath ibrer Clvges 
noſſen oon Zuͤrich, mit ernfiem Begehren, daf der gros 
Ge Rath. verſammelt werde. Indeß viele Birger, aud 
Neugier wegen der Bewegung, die in den Geberden und 
Worten dicfer außerordentlichen Geſandtſchaft gu erken⸗ 
nen war, auf dem Platz vor dem Rathhauſe und auf 
der Grid zuſammentraten, dee Buͤrgermeiſter aber, 
nad) abgebortem Dortrag der Gefandten, aber Mittel 
rathſchlagte, wie er auszuweichen fey, zerſtreuten fich 
die Gefandten auf den Wag, und erzaͤhlten unter dem 
Wolf bie Gefahr und Furcht ſtiner Cidgenoffen, deren 
Treu und Liebe es in Krieg und Frieden oftmals erfah⸗ 
ren. Da ift unſchwer gu erimeffen, wie die Gemuͤther 
entbrannt; jeder Angenblice vermehrte den Zulauf, die 
Aufrallung, dad Getuͤmmel, deren, die den meineidigen 
Gervdehern, welche Zuͤrich ſchaͤnden, droheten und 
fluchten; deren, die den Schweizern eidgenoͤſſiſche Tres 
zuſchwuren; anbderer, welche die anfommenden mit laus - | 
ter Stimme unterrichteten; die Renge, wie gewoͤhnlich, 
vermehrte das Feuer. Deffen wurde der Sargermeifter, 
welder eS Horte, febr beſtuͤrzt. In diefer Gefahr vers 
fammelte er den grofen Nath von swenhundert Buͤrgern. 
Der große Rath faGte folgenden Schluß, ,, die Urkunde 
„des Bundes, die der Herzog unterſchrieben zuruͤckſen⸗ 


bw ee FL 





520 II. Buch. Siebentes Capit el. 


„den werde, fol man erwarten; alsdann bie Gemeine 
„der Buͤrger zuſammen berufen, und indeß ben Buͤrger⸗ 
„nmeiſter, bie Zunftmeiſter und Rathsherren ihrer Ge⸗ 
„walt ſtill ſtellen.“ Hierauf giengen die Zweyhundert 
aus einander. | 


Sempacher⸗ Jn henfelbigen Tagen, alé viel von den Abſichten 
Oriel, pee Herzoge, viel von den vorigen Schlachten, von 
hinftiger Gefabr, von. der Stdrte und oon den Mans 
geln ber Cidgenoffenfchaft gefprocen wurde, machten 
die vvllmaͤchtigen Soten von den’ ache Orten and oor 
Solothurn eine Kriegsordnung, welche alle Seddte und 
Sander gleich den ewigen Banden beſchworen; der 
Sempacherbrief genannt; weil der Krieg, welcher 
bey Sempach gefihrt worden, dazu Ankaf gab. „Die 
„Buͤrgermeiſter, Schuleheifen, Landammãnn, Raͤthe, 
„Buͤrger und Landleute der freyen Staͤdte and Laͤnder, 
Zuͤrich, Lucern, Bern, Solothurn, Zug, uri, 
„Schwytz, Unterwalden und Glaris *°) wollen ferners 
nfriedfam beyſammenwohnen, fo daß jedermann ſicher 
„ſey in ſeinem Hauſe und auf ſeinem Gut, und feiner 
„gepfaͤndet werde fuͤr eines andern Schuld. Wer Rauf 
rin bas Land bringt, iſt ſicher an Leib und Gut in allen 
„unſern Gerichten. Keiner ſoll muthwillens Krieg 
„oder Fehde erheben. Wenn wir mit offenen Bannern 
, unſerer Staͤdte und Linder wider unſere Feinde zu⸗ 
„ſammen aufbrechen und ausziehen, dane ſollen tit 
„alle, als biderbe Maͤnner, wie unſere Altvordern in 
„allen ihren Gefahren, mannhaft and redlich beyſam⸗ 
„men bleiben und halten. Wer aus der Ordnung 
„laͤuft, oder dieſe Geſetze ſonſt uͤbertritt, und von 
„zwey Zeugen dieſes Frevels uͤberzeugt worden, der fol 


10) Dieſe Rangordnung if in der Urkunde; fle iſt in dem Stil 
ſtandsbrief 1387 eben dieſelbe; nue ſtehen Lucern und Zus 
in letzterm vor allen andern Orten. 





Seſchichte der Schwein.521 


„von der Obrigkeit, unter die er pflichtig iſt, nach dex. 
yp iden derſelben Stadt oder des Landes, anbdern zur 
re Warnuny eingezogen, and gefiraft werden an Leib und 
yp Gut”). Ware, daß einer in Gefechten oder Angrifs 
rp fen dergeftalt geworfer, geftodjen oder fouft verwun⸗ 
rr dtt wuͤrde, daß er weder fic nod dem Heer ferners 
p, Oelfen kann, deſſen ungeadhtet foll ber nicht flieben, 
rp fandern bern den andern, .feinen Kriegsgeſellen, vere 
„harren bis nach ber Noth"). Man fall bas Feld 
se Sehaupten, den Feind aber ſchaͤbigen, bis alle Noth 
retin Ende genommen; und (da der Feind wohl eer un⸗ 
go ter dem Pluͤndern ſich abermals gufammengesogen bat, 
„und aud} bey Sempach mehr gelitten haben wuͤrde, 
„wenn wir ſpaͤter gepluͤndert haͤtten) ſo ſoll niemand 
„auf Beute fallen, bis die Hauptleute Pluͤnderung ery 
„lauben. Jeder ſoll alles, was er findet, an den 
Hauptmann liefern. Die Hauptleute ſollen alles nach 
„Marchzahl vertheilen, allen, welche ble Noth gee 
theilt. intemal der Allmaͤchtige Gort Kirchen fie 
„ſeine Gotteshaufer erklaͤrt, und ſintemal Er das Heil 
„aller Menſchen durch ein Weibsbild') ernenert und 
„vermehrt hat, iſt unſer Wille, daß keiner der Unſern 
„ein Kloſter, eine Kirche oder Capelle erbrechen, oder 
„berauben, oder verwuͤſten, oder verbrennen“), keiner 
„ein Welb oder eine Tochter mit bewaffneter Hand an⸗ 


at) Siedurd wurde abgethan, daß (noch dem ewigen Bund 


Glaris 1352): beegletchen Hochverrath von den Eidgenoſſen 
ins gemeine gefraft werden follen. 

22) Well dle Entfernung au tal eines Anfaͤhrers odee einer Men⸗ 
ge leicht and Mißverſtand Anlaß su Schrecken oder Flucht des 
ben mochte, oder ſelbſtzemachte Wunden Untveu and Feigheit 
bdtten entſchuldigen koͤnnen. 

13) Je wie mehrere ober cine geringere Bap a aus ieden Ort im 
Treffen war. 

14) „Durch Feowlichs Bild.“ 

55) Es verdient angemerkt su werden, daß Statice Mon im 
neunten Jahrhundert fie dergleichen Kriegszucht aclorst hatte: 


522 1II. Buch. Siebentes Capitel. 


„fallen, ſtechen oder fchlagen fol noch moͤge. Feinde | 


„und ihr Gut mag man aud) in den Kirchen ſuchen, 
„und ausſsgenommen werden aud) Weiber, die uns anfal⸗ 
\ gp ben oder die fo ſchreyen“9), daß unſern Waffen daraus 
„ein Echaden erwachſen moͤchte. Dieſes haben wit 
„alſo geſetzt, angenommen und beſchworen anf unſerer 
„Tagſatzung in der Stadt Zuͤrich an dem zehnten Brach⸗ 
„monat in dem dreyzchunhundert und neunzigſten, dar⸗ 
py tach in dem dritten Jdhr.“ 


Der Sempacherbrief, dieſes erſte Kriegsgeſetz der 
Schweizer, iſt alſo keine Verordnung uͤber gewiſſe Re⸗ 
geln. der Waffenuͤbung, deren alle Orte eins geworden 
waͤren, ſondern eine derſelben Zeit angemeſſene Bor 
ſchrift gewiſſer, die Kriegszucht betreffenden Artikel. 
Die Treffen der Eidgenoſſen waren cantonsweiſe, alſo 
oft in ungleiche Schaaren geordnet: mauerfeſt halten, 
war die Regel ihrer Vertheidigung; im Angriff waren 
fie gewohnt unwiderſtehlich einzufallen, durchzubrechen 
and umzuſtuͤrzen; gleich einem Fels, der von dem 
Gotthard rollt. Alſo war ihre Kriegsmanier die, wel 
che vor Troja geuͤbt worden); die Unterabtheilungen, 


Quicumque ecclefiam fregerit, adulteria et incandia fecerit; 
vitae periculum. Quicumque cabailum, bovem, frifcinga, 
veltes, artha, tulerit wor Der Bett gepldudert), triplici lege 


componat, et armifcara (daß er einen Gattel auf dem Rider | 


tragen ſollte) ente nos a fuis femotus bis dirigatur; ſerri fr 
gellentur et tundanwr; feniores (Seigneurs) compolitionem 
faciant et armilcara[ufhcient. Conflit. promotionis axercitas 
obfervationis partib. Benevents, 866; Marateri, Script. R 
L,T.L-P. . 

36) Ber einem Durchzus, Hinterhalt oder geheimen Einfal. 

17) „Schelde die Krieger nach Staͤmmen, o Agamemnen, upd 
nach den Geſchlechtern; bat Geſchlechter Geſchlechter us 
,, Stdmme ble Stamme unterſtuͤzen. Du wirſt erkennen alt 

. dann, welder der Haufen, welcher ber Hauptieate taric, 
,p oder welder unredlich kriegt; estennen, ob du Troja obi 
ſtarzett, aus einer Schickung bes Giteer, oder durh der 


Seſthichte vee Sahweip. 513 


burch bid ein Heer zu allen Bewegungen geſchmedig wird, 
fie, welche die Phalaix organifirten, und —— 
in den Ufricanifetyen Geff lden fo tm Sordyiorgebleg , die r 
Legion aflemal einen: Standort: und einen guͤnſtigen * 
genblick fand'e), waren in: Vergeſſenheit gerathen. 
wahre große Taktik war unter den Heeren ded — 
Moms (duvch eine große Anzahl Spielwerke, deren Dare 
ſtellung im Fao Martis oder auf’ dem Hippodromus 
bad ungelehtte Aug bes Kalſers ergoͤtzte) ſolchermaßen 
verwirrt und verdorben worden, daß ihre Erlernung 
den Ueberwindern ſchwer und von zweydeutigem Nutzen 
ſchien. Hiedurch war die ganze Kriegsmanier der Al⸗ 
terifo wit ales andere Große und. Gc ine, wofuͤr die 
Welt finen Sinn mehr hatte, durchav2 untergegangen. 
Durch nicht mehr tourden die Schweizer, Senen die - 
alten: Behſpialeunbekannt waren, Wiederherſteller der 
beſſern Writgéntinier, als weit die Lage ihres Landed 
and ibe Akmuth fie ndehigte, su Fuß, und ohne andes 
te Vertheibizungswaffen als Heldenfinn, den Krieg zu 
fibren’”), und weil die Waldftette in gluͤcklicher Unwiſ⸗ 
ſenheit vieler verkehrten Gewohnheiten anderer Colfer 
durch ihren geſunden Verſtand beſſer unterrichtet wur⸗ 
den. | * 


117 . v 

— enſchen Gdalh und Unkunde der Waffen;“ MaAd. A, 
762. „SGedrangt bewegten ſich die Ordnungen ber Danger, 
„unaufhaltbar, an die Schlacht; es beſelchneten jedt ˖Schaar 

ihre FZubrer ihnen folate Ril ble Menge dee Krieger, ib. g, 
427. Ulfo gop Bfracl ,,jedee unter fetncm Banner (der 

. op Stdmme), jeder unter der Babne feihes -Dareds Hauſes : 
pp CORE" Geshiterbees) 7 4. of. 4, 25 nur Wovtel: orbeuttt 
„qcern Boterabtpetlungen , -s Moh 1, 15.4 - 

38) Daher des Palladto befannte Anmerkung {dle bi niche 
gana genau), „die Bhalane bat Eine Zeit und. Sinen Ort; 
„aber Die Legion Hat Zeit und Ort dbgrall immer.“ 

19) Dieſes bamertt irgendwe. Maehiavell,. unt svlcies if 

+ 6h vensite, davaligen Suinod der Gpanics wahe, ...; 


524 II. Sud. Siebentes €apitel. 


Sing Tage nach. dieſer Bererdanng wurde die Ge. 
meine ber Buͤrger van Zuͤrich bey den Barfuͤßern ver⸗ 
fammelt. Nachdemn fie-in großer Anjahl, zornig und 
wungeftiatt, (das Wolk war allegeit redlich wud eidgendt 
Eich) erfchienen, traten der Buoͤrgermeiſter und Rath mit 
nicht unbegriindeter Furcht vor die Gemeine, und cute 
fchuldigten fic) durch bic Gite ibrer Abſcht in alles 
Sachen. Ihre Gegenwart und Rede war ven Buͤrgern 
verhaßt; gleichwohl (da ifr gerechter Zorn ohne blinde 
Wauth war) uͤbergaben fle die Vollmacht, ibe Verbrechen 
gu richten, dem großen Math. Hierauf ſaß der große 
Rath von Zweyhunderten zu Gericht uͤber den Buͤrger⸗ 
meiſter, die Zunftmeiſter und Rathsherren; and nach⸗ 
dens fie dieſer Sachen Zeugniſſe und: Kundſchaft nad 
Ehre und Eid genommen und erwogen, urtheilten ſie 
aut ſechſsten ZDage, daß der zwanzigjaͤhrige Bund mit 
op bert Baͤrgermeiſter ), Gottfried Schan, Johan 
Erith”) aed andere Fanfiede vorwotone 2 Maͤnnet 


rr’ 


19) devr S4sn mag aus dieſem oder jenem Grunde Besse 
‘bung erhalten haben. War Erishaupt, mehr als er, der Ger 
che Urheber? Oder wollten ſelbſt die Schweizer, Amt be 
Alter ehrend, daß der crfannte Irrthum dem Haupt der Grad 
nacdecfeben werde? ‘Erhard Darelee hatte cin altes 

. Megkwentsoud (Haller; Bibl 1V, 298), wosin Shin bi⸗ 

2400 bs ben Buͤrgermeiſterthum abwechſelnd fortgefhihet wird. 

Hanns Maneffe, welcher, wie Leu ſchreibt, im J. 1392 und 

in bem folgenden dem Amte vorfand, war vor dieſer unruhe 
ordentlich mit Rudolf Soin abwechſelnder Buͤrgenn⸗ifer; 
dieſer Garb damals. 

@0). Bau, vtrwechſelt bier bes aitern und jangern. Man wel 

>» pon dieſem, ,,dab er der Stadt nachmals viel Widerdries go 
o than,“ auch nach Rom gelaufen, um fie mit Romiſchen Se 
ichten umzutreiben; daß der Genat von den Zweyhunderten 
Vollmacht erhalten, mit Gelb, Botſchaſt und fontt alles nbs 
thige dowiter gu thun (Stadtbuch, 1399); vab —— 

endlich Bee Stadt veefSpne wurde, und Celaubnib bekam, dé 
an die Kreuze bevfciben qu wandeln (Sta ptFud,, va). 





Geſch ichte der Caney, — $43 


jy Son alien Machen verſtoßen, und ave ber Gtade Bie 
„rich theils auf ewig thenls auf yewifſe Fabre itt Gea 
po ftiminte Stdote und Lander. verbaunt werden foelen. 4 
Da wurde: Heinrich Meyß, deſſen Voraͤltern in alten 
Zeiten, lang-vor Sek Renerung Rudelf Brung, Risten 
nnd Rathehirren von daͤrich geweſen an. bag | Bim 
Servuriferthieth gerd hit. 


Enblich wurde nachfolgende Anordnung der Bera * Gef | 
Fung zu tinftiger Sicherheit von den Buͤrgern bekraͤfti nee nea ic 
Sits Wir der Birgermeifter, die Rathsherren, rpie a 
„Zunftmeiſter, der grofe Rath und alle Birger. gemeine 
pp lic) ber Stade Sirid). intemal, von den. Zeiten 
rr Heern Rudolf Sruas, Buͤrgermeiſter und Nath igre 
pp Macht. geftdrft, und einen Bund aufgebracht haben, 

a der gemeinen: Cidgenoffen in vielen Sachen ſchaͤdli 

sound wiber den ewigen Bund ift; 3 als haben wir ſolchen 
Bund far ungultig erklaͤrt, and ift von dem. großen 
pw Rath aber den DBirgermeifier, die Rathsherren und 
pr Bunfemeifter. gerichtet, und haben wir, mit wohlbe⸗ 
„dachtem Gemuͤth, einhelligem Willen und guter Treu, 
„in dem großen Muͤnſter gu den Heiligen geſchworen, 
208 Regiment hiebey gu ſchirmen. Wer felbiged, 
odie Zeugen oder dic Buͤrger, Sfentlich ober Seiralich, 
in Gerichten oder ohne Gericht hierum ſchaͤdigte, von 
„dem foll man richten, als von cinem ehrenloſen meine 
„eidigen Mann, der mit Lib und Gut unferer Stabe 
„verfallen if. Weffen der Baegermeifter durch alle 
prover durch die meifien Stimmen cing worden, dabey 
ss foll es bleiben. Wer dagegen thut oder ſich partenet, 


Go erbittert war, dieſer Neucrung wegen, aud Andreas Sefs 
ler, und log fo grob wider Buͤrgermeiſter und Mache, daß ex 
endlid au einer ewigen Gefangenſchaft verurtheilt wurde 
(Stadtbuch, 1399). 
1) Rudolf, fein Oven, war bey Tatwyl erſchlaten worden; 
Seu, Arc. Reiß. | 


.. 


UA 





— 


45 11 Bet. Bishentes Eapipel. 
„Dmunt Gn Gut aad Gore 7: pon · dem wird atrichtet 


pw Chdtes. :.. Kein: Biiegermesfier, kein Rathshext nod 


: nGunfemeiier penGacnes.in foiens Amt heyde Haͤlften 


wees Jahrs. It, an S. Johann ded Taͤuferß; und 


pate, Se Jahann ded Fenngtliten Abend mribien, beyde 


„Raͤthe einen anderen Buͤrgermeiſter ) z. der-alte weirs 
ap germeifter Hilfe ihnen die dreyzehn Rathsherren vor 


gp Ritterdd,” Edlen und BACH, von Conafee, Zuͤnf⸗ 


prtest unb Handwerker waͤhlen?). Jede Quafe waͤhlt 


Ilheen Meiſter. Ware, daß eine Zuaft ihter Wahl 


nicht eins wuͤrde, fo entſcheiden diefelbe ber Buͤrgermei⸗ 
ſter und beyde Raͤthe; eben denſelben ſchwoͤren dit 


3 Zunftmeiſter. Wenn der Buͤrgermeiſter zu der Wahl 


py nicht helfen will oder nichk fant, fo ſoll ſie ohne (tin 
„Zuthun Fortgang haben. Alle Sachen,welche vor 
„ihn und vor den Rath kommen, ſollen entſchieden wer⸗ 


den ohne Verſaͤumnmiß, vhne Zogerung, dergleichen 


ber Buͤrgermeiſter wohl ehet veranſtaltet. Sind fe 


y ber Zunftmeiſter und Rathsherr bringe an den großen 
J Rath ohne Hinderniß alles, was ihm noͤthig ſcheint, 
Jausgenommen, wenn Urthelle von: den Gerichten an 


„den Rath gezogen worden ſum Endurcheit. Alſo gee 


a feb; nach ber Gebürt Chriſti in dem dreyzehnhundert 
„neunjigſten, darnach in dem dritten Jahr, mit Rath 
„und Willen Frau Beatrie Gdn Wollhauſen) der Feit 
pe gefuͤrſteter Aebtiſſin des Gotteshauſes Zuͤrich ).“ 


22) Diele, Verdnderung in ber buͤrgermeiſterllchen Amtswoͤrde 
. fol nad dem Tod Ruͤgers Maneffe 1384 verordnet worden 
. feons Leu, v. Zuͤrich. Hler wird fle feyerlich beurkundet. 


23) Die Rathsherren waren anfangs nur von Conaffeln. 
| 34) Geſchworner Brief, Gams. nah OS. Jacob, 13935 


in der Rime, Bibliothek. 


Hebald Re hier gegticten wird, als van einem Uethel. 


„hierin faͤumig, dann mégen wenige ede viele Zunft⸗ 
meiſter mit ober one fie nach ihrer Pflicht und ihren 
„Eid unter unferm Schutz guͤltig entſcheiden. Ein jes 





2æ 
— — — — 


a 
a — | 


\ 


Geſchichte ote. Schweiz. $27 


Durch diefen geſchwoenen Brief haben die Zuͤricher, 
gerecht und fing, die DBeforgung des aligencinen Wohls 
ber Uebermacht weniger Vopſteher entriſſen, und aicdt 
allen, ſondern den beſten aufgetragen. Der Buͤrger⸗ 
meiſter und Rath wurden dard) cas Exempel Mudelf 
Bruns und einwr velnde Mißbraͤuche verblendet; in-dem 
großen Rath mochten wohl alle diejenigen ſitzen, deren 
Math und Huͤlfe nothwendig war; die Zweyhundert ha⸗ 
ben oft in vielen Staͤdten die Buͤrger gegen die Oligarchie 
und althergebrachte Verfaſſungen gegen Parteyhaͤupter 
unter dem Volk gerettet; weil fuͤr ungerechte Verſtaͤnd⸗ 
niſſe dieſe Verſammlung zu zahlreich, eben dieſelbe zu 
woͤthiger Stille und Ordnung nicht allzugroß iſt. Tes 
berhaupt ſcheint in den meiſten Republiken der Senat 
am geſchickteſten zum Vortrag wichtiger Dinge; der 
große Rath zu Entſchluͤſſen; der Buͤrgermeiſter zur 
Bollſtreckung; das Volk zur Wahl in Ehrenaͤmter; ons 
Zoos unter ciner auserleſenen zebl zu Seeding der 
eintraͤglichen Aemter. 


Durch dieſe unternehmungen wurde flac, daß bev zwamilab⸗ 
Oeſtreichiſche Hof im Frieden durch Lie furchtbarer fey, race rite. 
als in offenen Fehden dure) Gewalt; um fo viel fefter 
wurde der Schweizeriſche Bund. Alſo wurde auf Begeh⸗ 
ren der Herzoge der fiebenjabrige Stillſtand 1 che er ers 
floß, anf nok zwanzig Fabre mit allen ‘GStddten und 
Laͤndern durch folgende Artikel beſtaͤtiget. „Es mdgen 
„die von Glaris in ihrem Thal von ſelbſtgewaͤhlten 
„Richtern dads Recht ſprechen laſſen, ohne allen Wiber 
„ſpruch, wie ed ihnen ziemlich daͤucht?); fie geben dem 
„Herzog jaͤhrlich zweyhundert Pfund Pfennig Martinis 
softener mela Urannen zwey und zwanzig, Vilensbach drey 


as) Man: erimert fi, daß bic Herzote den —2RR 
von 1987 nicht leiden 

26). Diclelbe wurde ihm entweder als mcigom —* ther 
als Kafvost von Seckingen. 


g28 11. Bud. Siebentes Capisct. 


„Pfund. Weſta, ſeint Stade, will der Herzes niche. 
"teieber Sefednen; auf den Gdeern mag: nian, Sodwfer 


bauer. Sintemal die Leute auf der Mark und Usfer Lie⸗ 


ben Ftauen Land hey den Einſidlen jn denen von Schwytz 
pit kandrecht geſchworen, fe moͤgen diefe jenen Richter 
„ſenden, wand Gericht und Vogtey aber fie dben; .die 
„Vogtey des Gotteshauſes bleibt bey Oeſtrtich. Die 
„Steuer von denen, welche ju Schwytz an die Herr⸗ 
pichaft pflichtig find, und weldje nod) dreyzehn Pfund 
pbetrdgt*”), mag das Sand von foldjen Seuten ſelbſt 
„heben und genießen in dew Jahren diefes Friedens. 
pp die Steuer oon Zug und vow dem Bort if swanzig 
„Mark Silber. S. Audrefen Schloß bey Cham follen 
„die von Bug dem Eigenthuͤmer unbeforge uͤbergeben; 


nbricht Krieg ans, alsdann wird es ihnen zuruͤckgeſtel⸗ 


phet; fo wird es wegen ©. Andreas gebalten mit Nath 
„und tad) dem Spruch deren von Zurid), von Golo. 
5, thuet- unt von Sera™). Die Landleute in Entlibuch, 
„das Amt Rußwyl, die Biirger von Sempach, Hod. 
„dorf und Notenburg (wie Hemmann von Grinenberg 


I Rotenburg pfandweiſe beſaß) moͤgen in den Eiden an 
„bLucern verharren; allein, daß die erſten beyden dem 


Herzog jaͤhrlich dreyhundert Pfund Staͤblerpfennig ) 
bezahlen, und Hochdorf das gewohnte Recht; ſo wie 
„Senpach die den Straßburgern auf bafige Steuer ans 


. 
ade 


#7) Die meiften Satter, a loagetauft; auch im nfans waren 


dieſe Einkuͤnfte wohl nie betraͤchtlich. 


22) Welche entſcheiden ſollten, ob. Zug uͤber bie Erfiuns dicics 


t 


Artikels genug Sicherheit habe. 


29) Meiſt machten deren 60 cinen Goldgulden Rheiniſch. Bow 
Biſchofſtab wurden fie genannt. Gdnoder, Seſch. Entl., 

Th.i,. ſahet einen Bertedg at, tweeducth bas auſere Mut 163, 
tnd daé innere 160 Pfund Pranig ‘an ber Steace sa bezahlen 
Abconemmen Habe; 1396. - 39 wes nidt, mop" die aber⸗ 
fhicbenden 23 Pfund. 





| 








⁊. Befhimw dee Saweins gag 


Agetoieſene Sudins’*).” Dem Beronmanfter werden alle 
pee, Se Pichals Amt wm dase Muͤnſter wire 
ꝓferners ber Herrſchaft Oeſtreich, vorbehalten. Whe 
Rernwas die: Solothurner, unter Gre Made. geo 


Abracht haben, fol ihr Eigenthum ſeyn; ber den Bete | 


prema’): fol gerichtet werden zwiſchen Freyburg und 
„Bern. Die Schweizeriſchen Eidgenoſſen ſollen keint 
„Deſtreichiſchen Buͤrger und Landleute in ihre Eide neh⸗ 


t ae 


„men. Der Krieg iſt geſchloſſen).“ 
1 — 


Die erwaͤhlten Schiedrichter kaͤmen uͤberein, den 
Sfelgan ber Stadt Bern zuzuſprechen *). Als bie exe. 
obertén Sehen, fo viele, nicht im Frieden genannt waren ,, 
zuruͤckgegeben wurden, traten die Herren von Hallwyl 
auf, und.begebrten die Bogtey gu Horgen,. einem guter 
Ort an dem Zuͤrichſee, welchen die Herzoge in den Beiter 
der Blutrache Konig Albrechts dew Haufe Eſchenbach 
entriffen und ihnen, ihren Getreuen, gu Leben. gegeben.’ 
Daruͤber famen die Zuͤricher, welche Horgen in Beis gee 
nouiniin, wider die von Hallwyl auf Ludwig von Sefti⸗ 
gen, Schultheiß zu Bern, als Obmann. Da geſchah, 
duG: vor ‘kent Urtheil einigen weiſen und guten Buͤrgern 


von Zuͤrich daͤuchte, ſie haben kein genugſames Recht an 


die Vogtey zu Horgen; dieſes unterſuchten der Buͤrger⸗ 


30) Yn ben Abſchriften habe ich wohl aud Straßberg angetrofs 
fen,welches nicht unmoͤglich, aber nicht waheſcheinlich tf. 

31) Beſonders zu Hochdorf. 

32) Die Gegend von Aarberg bis an-bie SH und gegen Erlach. 
Da ik infula comitum, Aarbeeg iſt Inſel, Yns woe cine, bald 
jedeé Ort in denr alten Sumpf. . ' 

33) Uelunbe,-16 Fun. 1394;-Tfhudt Ee it in ben 
Afcheiften verſchiedenes, Mamen und Summen betreffende, 
verdorben; fle muͤſſen, in Ermangelung des Oviginals, durch⸗ 
Gegeneinanderhaltung eine aus der andern verbeſſert werden. 

34) urküunde i396. Unng von Kiburg hatte 1382 ihre 
Maforache an-Srepbueg vertauſt; der. Iſelgau war felt 1395 
bey Nidau. re 

Il. Theil. gf 


g30 11. Bud. Sichenees Caputel. 


meiſter und beyde Roͤthe, und kamen Aberin, „es ge⸗ 

xdieme der Stadt Zuͤrich, ſintemal He: nicht genug Bede 

hade an dic Vogtey Horgen, dieſelbe den Herren ven 

Hallwyl eigenes Willens) zuruͤck gu. geber Hy.“ 

- Dutch dieſe Sitten bewieſen fie ſich wuͤrdig viel grͤßern 

Giids. Sorgen wurde nach tnenigen dahren der Crease 
werpfindet {° . SO 


oie a Ein Jahr nach dem Friedensſchluß vetlor das innere 
3 Kebrel® Srgtand Herzog Albrechten, ſeines Namens den Drit⸗ 
_waagen. ten, Bruder Leopolds, welder bey Sempach blieb. Er 
1395. baͤndigte den raͤuberiſchen Adel, und nahm baju. dor 
Praͤlaten, Leutprieſtern, Buͤrgern und Juden hundert⸗ 
taufend Pfund Pfennig”). Man lobte, daß er taͤglich 
vor der Sonne Aufgang eine Meſſe hoͤrte; er ließ auf der 
Steyermark hundert Waldenſer verbrennen; ſouſt war 
cr friedliebend, milde™) und cin Freund guter Gelehr⸗ 

famfeit nach damaliger Einficht”). 


Wider ſeinen unmuͤndigen Sohn Albrecht, ſeines 
Namens dew Vierten, erheb ſich maͤchtig die Vartey 


35) „Mithwillielich“ Etkannatniß vas beadcn Rebs 
the, Sim. ludas, 1397. 
36) Fore Boͤrger daſelbt nahmen fie aus; pie ſollten bep Sem 
WBouͤrgerrechte bleiben; Stadthud 1399. 
36>) Alles mas die Hallwyl aus der Eſchenbachiſchen Erbſchaft 
faufés oder pfands (wo nicht erbſchafts⸗) metfe haben mods 
. ten, die Aemter und Bogtepen Horgen, rKuͤſchlikon und Maſch⸗ 
oo manden, und twas in die Herefhaft Eſchenbach gebdet, vers 
4 pfdnden Rudolf (mitfeinen Vettern Thuͤring und Walther) von 
| Haliwol und Hanns der Grimm von Gruͤnenderg, bende Mister, 
am 24 Janner 1490 um zwey tauſend alte Rhetnifehe * | 
Den (12,390 Hf.) der Stads Zuͤrich. Edlibacd, umd 
Memorial N. $3. 
, 9) Hagen, 13995 vergl. Mollic. seas and andere Geoipicic. 
38) Hagen, 1398. 
$9) Er ftiftete einen Sebritapl ber Mathematit s ce iebte die 
— YMehanit; Fugger. Cigentinh dieſer Gere ovbacte die Mats 
wcrfitds Wier, 








+ Belhidee dee Ga@weis., - sae 


Withelens , des diteRtw-noe Oefreidh, Cekeeboriye. fein 
mes Benders). Wed: Mbreke endlide gue: -Gewals 
fant, 109 ar evider den Widen ſeiner Digiteia das hrilign 
dand,. Bon da fom eriqurhd,; Rednreteer. we Seeefatem 
unter Pofaunenfhall cin grofes Banner vow Oeckereich 
aufgeworfen “) and froh vieler _fonderbaren morgens 
kaͤnb iſchen Minike"2)s-aber bas ‘Hers ogthuns wurde durch 
Heinrichy Duͤrnteufel vdir Geyſpiez/ —— Ritter, 
Knechte und Knaben vive Jahre lang ungefiraft Seranbe} - 
bis der‘ Marfchali Ulrich · von Dadhsberg , Friedrid) von 
Waldſer, Dito von Mviffar, die Pfaffen, Buͤrger und 
Suben gemeinſchaftlich zweyhundert Spieße, zweyhun⸗ 
bert. Schuͤtzen und funfzig Wager bol Antwerch; 
Kegen**) ‘und Bidhfen gu unterhalten eins wurden; 
diefe brachen bie Raubfaldffer; genreine Diese wurben 
gehaugen; die, welche man ehren wollte, ’ Bey Racht 

die Donau geworfen“). 


> - 


Da der einzige Sohn, welchen ———— 
exzog Albrechten gebar, auch Albrecht, ſeines Namens 


r hunfte, im zehnten Iuhe ſeines Alters nachfolgte ),. 


—* die Mache Herzog Wilheim, ſeines Waters 

Oheim⸗ Wilhelm war jedermann lieb, cin Fuͤrſt bee. 

gierig nad) Macht und Ruhm, deſſen Liebe Fie’ Being effi 

Hedwig von Polen bem Nugen ihres Reichs ungern auf⸗ 

epferte *); er ſtarb ohne Erben, und pinterlieG t die vor⸗ 
‘Bla . 


40) Ture confaerudinis et tops mned bajo ollet ; “Chron. 
Salishurg. ad 1395. 

41) Hagen, 1398. * 

42) Wegen deren ex Weltwunder Rjugenamt worden; 
Fagger. 1404. 

43) Jene, Belagernügszeus; dieſe, reltudines, vinese. 

44) Hagen, append., ad 1402. 

45) Fogger, Aronpeck, ac, Er ihe, welcher Konig Albeecht 1] ward. 

46) Man weis, Hedwis mußte Jaseln erlſueſen don tite 
thaucn helethen. 


992 IL? Wu@l Siebentes. Capteet. 


sitenbfAyafitiche Bertouttang Seapets: finda Bender, den 
ging Oeſtreich Haller, writ Ledie beſchwornen Freyheiten 
Piols-nicdertvae*?y Auf der Steyer in Krain und Rirns 
Shei: war Herzog Tentt; ‘ane hereſchee zu Sirol ™ | 
in dem Vuraan. tien TOY | 


hotel Sad be} “Gc: “ 


Auter Leypolds Verwaltung ber Joordern Erblandt 
S ‘isos. sind. Schwogben, ſank die Herrſchaft mehr ua 
wehr. Donat,. Graf gu, Potenburg, war um fast neuntau⸗ 
fend Gulden Pfpndinnbaber der Grafſchaft Kiburg vad 
WVaogtey zu Billa). Die Herrſchaft Gruͤningen, melche 
RKRoͤnig Rudolf mit fo grofer Sorgfalt und Kunſt an das 
Haus Qabsburg brachte, war. dem Ritter Heinrich Geß⸗ 
ler pérpfdndet Eben berfelbs,| bewahrete dem Serie 
die Stadt und Selte Kappesiivol. His ex fuͤr diefen und 
anbere Dienſte ben Sold nie bekam, beſchloß er, ſich in 
Zauͤrich zu verbuͤrgerrechten 0); Rapperſchwyl, welds 
Stadt in Geßlers Macht war, mußte der Herios durch 
drobt Zſagen tdbiten. Lote 


2. anid Die Sede. bedienten iy ‘bed Malages. ber ‘Bae 
emiebt · armung Oeſtreichiſcher Herren um ihre Macht ausjubrti⸗ 
fen. Froh ſteuerten geiſtliche und. weltliche Buͤrger nud 
Hata: der ‘Geant + Bini ae Sant der ostey und 


at 


47) Paltramt S. Paizonti, .chyen. ‘Autir. 9 “ad 1406. Ap. Pes. 
in feripte. 
48) 7550 waren. im J. 1384 darauf genommen, und nod 
1200 im J. 1386; Urkunde. 
49) Gein Streit gegen Rati wegen bes Srte Sees 
-grdben, Baden, ver Mich. 1398 entſchieden; Chartal. 
Rutin.; Man fieht aus einem ſoichen Brief Aber den 
Hof Tegernau 1360, ibid,, daß Griningen bamals bea 
Ereoheren Rud. von Warburg veevhindet geweien. Bon 1316 
glaube fh mic beſtimmt au erinnern, dergleichen Pfard⸗ 
Briefe fie den Grafen Cherpard yon Mirtemders geſehen 
zu haben. 
50) Tſchudi, 1406. 





Beſchichte ber Schweißz. seg 


Sarichse Gottfried Muͤbers su Kuͤßnach und Goldbach 
der Bogtey Fran: Annen oon Usigen zu Meila, einen 
gragen; Drt au bem Bdvichfee™)3 dichen: Aufwaud ae 
leichterte dem gemeinùn BWefen der Verkauf bafiger Lan 
Reugen!*); fie wartn toeniger auf dic Kermehrung dee 
Cinkammens. bedacht, als durch Zuwachs an Mannſchaft 
ihre, Freybeit; und, vermüöttelſt ſolcher Andhrrismng 
ihres Gerichtskreiſes, die Kraft ihrer Geſetze su ſtaͤrken. 
Sie erkauften die Vogtey uͤber Hoͤngk, einen Flecken am 
Ghilfe immatꝰ), welcher aus ber Hand eines Frey⸗ 
herr von Geon an “die Ciftercienfer gu Wettingen und 
Hebhe Habsburgiſche Sihirmbogtey getommen*”). © Sie 
erwarben die Bogtey zu Tallwyl am See, welche -bet 
Herzog verpfaͤndet hatte’): dem Vaterland uͤberließen 
vie Rane het ier Mike dieſe Orte find ungee 


$1) urkunde 1384; wm goo Mark (jegt 13,133 Pf. 6S. 


3 ° . 
iets me 


8 Se. * Biche N. 236) verkaufte Maller; die Brau TDda⸗ 


ws in zweyter Che Peters von Eberſperg Gemohita) um 
$00 Gulden (3223 vunſerer Pf. 6. Gd. ‘8 ' Hlr.). Weris⸗ 
MEO)oo Guiden gabdie Beiftlichkeit. 
Sa) urkunde 1385, datum die Vogtſteuer an Pfeffer 126 
> anh Pfennige, ae. die av Fdfen, Saber und Gyeen 167 A. 
5 Sahilinge begogen wee. 
83): Die Vogtſtener wurde Senet, meide fe sober, wm: ase 
Silden und 0:4 ME Fenniwerkanft.: St adisbu h 2948. 
's3?) -Weartingen aahm dfie: ropa Galbeh: ( Mmſeres Seldes 
6566 Df. 19 Schill. 4 Heller. req 7 Memo¥tai dee 


Siriher Gemeindenermaltangoan he Helvct. Ree 


“PitaeNG 1-808 (Hlles aufubas genaueſte aus dra Urtudden)- 


54) Biel snd flebenpig Mart hatte euf dieler Doef und · deſfen 


Pagten Niclas ven Balmheim, Ritter >: treechaafer fie Ynbreas 
Seilern von Zarich (pden N. 203 dieſes 1385 um hundert 
v@ulhen der Stadt; Golibach, Die. Gamme macht jetzt 
‘(nad Niis3 >) 656. Of. 13 Sch. 4Hle. Gechsthalb Mitt 
Seenen gad von feinen Erbsinfen dad Stift Muri; an dean Tag, 
wenn ber Amtumann fam, gab frbe Oausraduche cin Huhn; 
um Frevei und von der hohen Buße betam ‘See Bost brenfach 
mas Der Fidgee.⸗ Wefunde 1389005 0° 
HR: ee yard. fine: Noffen. Raises a Ciec eettentea be 


334 IL. Bod. Siebentes Capltel. 


mei verſchoͤnert worben durch friebſamen FRE thangs: 
Kivten Genuß aller Gnaden und Nechte“), umdedeten 
Beding bie Anbauer ſich daſelbſt niedergelaſſen and ford 
SHpflangt Hatten). Det Herzog verkaufte den Zuͤrichern 
Bie Burg Mbeinsfeloen, wo die Glatt im den Rhein 
Nießt;z aber fle wurde ihnen verbrannt, aud Eftequcht, 
und auf Anſtiften Albrecht Vlaarers Biſchofs jn Co⸗ 
fan ). 


Srinitgn: Von ben Rittern Herrmann und Wilhelm Seiler 


deren erſter ihnen auch fein eigenes Gus Liebenberg oer: 
, faufte), thaten fie mit achttauſend Gulden dig wid 
_. tige Loͤſung der Herrſchaft Griningen mit Iubegriff de 
Berichte gu Staͤfa“*). Bow dem an wartese per Burg 
gu .Griningen. ciner aus dem Rash mit. brey Kyechten; 
bem lieG bie Stadt den Ertrag der —— und 


.,, Stade nm sas: Marl C388 Bh, ue Gd.) wat fle in be 
zunachſt liegenden Gegend ga Mellihofen, Leimbach. und is 
der Enge batten 5.1392. Memestak N. 3. 
55) Die Rechte wurden jahrlich zwermal — 88 cax 


* ‘Sen te —* zwdlf beſonders ..gefoenter Site; bali 
ein Rind, ſelbſt cin frembes ,.awk derr Ferae, gebbren werk, 
bekam die Mutter fhe dieſelbe Wadht Holy yenug.:. Wer ch 
. Hans baucte ;. tem murden viesnoBitet tum Ring ad cb 
RS zum Fir Koa win gegeben (fo bab die Altgalliſche Sere 
. bee Hatten fegn mochte); u. ſ. ſi sid,. ; 
397) Tſchudi, rag: and-wyro.. 
$8) Eb. Beet; a408. Der Rauf. wae: r4008 um? patie 
. @m See. unk Neberibers tm Gruͤningiſchen⸗ (welthes ev son der 
Gielen Haberismochte)-, . bi€ies ang: Gdo ,:jenes um 400 Gelber 


Rheiniſch (Gers: BL 15 Och.). SHibad Memorial | 


Auch wollte Arich dierum dem Hatife Oeftreich Ecinee Ellun⸗ 


Statt thun; Grief an den Landvogt au- BGraͤuin | 


gen, 1414. 


59) 1408, .1 3 as en ecttamtend @uten. (94,940 # 


.  ¥3 Shia 
60) Giner —* hinter der Sarg , ‘eines Bounjertens vor den 


Stadtchen, Deo Mieſe tar Rict, .ctaks: Ades; Mabigatient, 





„Befchihte Ker Schweiß. 535 


gab {Sidr jabelich nowy: hunbert und OMEGA Pfund Pfen⸗ 
nig; denn die Bußen und Galles) wollte man ihm nicht 
lafſin⸗ bamit nicht Gerechtigkeit und Gate dem Lanb⸗ 
vbgt ‘fetid, unb Hirte ihm niglith fey. Die Haupt⸗ 
ab freht· bth ſp vieler Ausbreitung bewiefen die Jitidjer} 
als den Johannitern auf große Bitte vee Unterthanen“) 
He Voͤgtey und Gerichte zu Waͤbiſchwylo) an ihr Got⸗ 
kedhnis daſelbſt verlauft wurden; eB wurde bedungen; 
baß Ble" gange Main (daft iu iGren Kriegen der Stadt 
gewaͤrtig bliebꝰ). 


Echultheiß, Rath und. Birger zu Meuregensbetgkiebereben 
—* ald die Unterthanen Coon Oeſtreich verfiumt) 
ſich felb@ zu helfen anftengey, machten mit einander 
einen Vertheidigungsbund). Eben dieſe, als Regens⸗ 
berg in dem Appemelier Krieg, welchen wir bald erib · 
len werden, von den Zuͤrichern eingenommen wurde, 
verbursticheeten ſich in  biefe € Stadt a Endlich wurden 


einer “ganic, hot, re Betaliung bes 2%, - 
Seine Hagnaucr be 8 "Idageen, am 3 Muagém. . 
141 
61) Sie hullen es gähan eat eB angel SS cite tung; fo 
das Erfahrung fic des beſſern belehrt haben mag. 
62) Eb mochte dicen unbequem feon, bad Recht tn Zuͤrich ae 
ſuchen. Su Tallwol durft ay ber: Vogt, ohne beyder 
- Chelle Wilken, keto ,, —3 en,“ ‘aube der Bogted; 

’ Tallwoler Offnung. 

63) Git waren Leben von Einſibeln ans yout ‘Grouenmainfer, 
und nad den Herren von Hanentere durch Kauf an Zuͤrich ge⸗ 
kommen. 

64) G. bey Tſqudt 1408 Sorbaannt von Merdenberg, ‘Oty 
fooft zu Cur, Comthurs zu Wadiſchorl Vertras hier⸗ 

ber. 

65) Bund R. ant'@W:,°1393, auf fo fang iffe unter bet⸗ 
reich bleiben. 

66) Bursrecht 8. ‘mite N., auf Nicoi., 1407; Sulfe we 
der jedermann ohne Susnabure. 


a 


$36 IL Bug. Sichentes Eepjtet 


fie von den Herzogen“) um firbentaufend Gules (id 
piel waren die Hergoge au die Lombarden ™) bee Stars 
Zuͤrich ſchuldig) mit Blutbann““), Gerichten und allen 


Schuldigkeiten > auf Wiederloͤſung den Zuͤrichern oͤber 
laſſen; das cacpfeblen fie, die Herrſchaftsleute nicht 


uͤber die herkoͤmmlichen Pflichten gu beſchweren ). 


Die Zuͤricher traten dieſe Pfandſchaft an, als durch Ver· 


nachlaͤßigung der Herrſchaft alle Bande des Gehorſam⸗ 


ceufgeloͤſt ſchienen, ſo daß die, Regensberger, wenn dee 


Vogt ihnen mißfiel, in ihrer eigenen Sachq Richter ſeyn 
wollten. Dazu kam, daß ein alter Widerwille zwiſchen 
ben Herrſchaͤfts keuten in deb Ebene und auf. sey Berg 
vieler Zweytracht Anlaß wae-*)2--die neue Megierung bee 
ſtaͤtigte die Freyheiten“), der Geborfam. Melee fle her™). 
Das Léfungsrecht blieb den Herzogen: bis: abf bie Ver⸗ 
trdge, welche in fpdtern eten ‘alle ihre a recheꝛ 
zaͤnzlich getilgt. 


Burgrechte. Bey fo entſchiedenem elie wandten ſich viel Heeren 


und Staͤdte von dem fallenden Haufe Habsburg an zuͤ⸗ 
rid. Es nahm Graf Lubrdi von Thierſtein, Abt in 
ben Einſidlen, far ſeine Burg’ sh Pfaͤffikon, file fid 


ſelbſt und fur en sedi Heſnde daſelbſt ein zehn⸗ 


2.7 695 


arnt . 


67) driedrid tte feine rlber nb tin. Demals war Servs 
Leopold Regent im innern Erbhind, a 

68) Gawerſchen. dhe, 

65) Den verkch er ran. Boge: 77 

v0} Dienften , Zimſen, Gkiten. , 
33 Pfandbrief, Innsbrugk, Lecture 1409, 

q2 Daher ſich Pasig vorbchaid “unter ihnen zu eichten; 
Stadtbuch raz, © 4 

7) Erſtlich ſchon 1407, and. befonibers denen auf bem Bers 

1. F4pd als durch ben groben, Lodwide Hanſer gang erddet 

» gg orden, 

14) GStadtbuch Lc. Teledentpertsag ait einigen 
aud dem Amt, 1409 hahud. 





, Keſchichte Rev Shweip ., . $37 


jsbriaes Burgrecdt”’). .. Sein. heſſerer Rahfolger. Coens 
bt Subtvig, ſAwacht⸗ das Goticshaus durch pile Vere 
ſchwendung roe welche feiue Ejtelkeit und ſein Ehigeiz ” 
ibm einged), .. Abt Hugo vpn Roſenegk und Martens 
els") ernenerte diefen Werteag”*), . Deſem Be * 
folgten Heinrich Pfau, Abt von Sappel® Ye wid “Gotte 
fried, Ubt gu Malti”); ihre poblbegabten Kiser vers 
armten™?) durch bie bey Moͤnchen fo gemeine Unordnung 
ber Wirthſchaft, Es ift merkwuͤrdig, daß dem Whe oy 
Riti vorbehalten wurde, - andere. Birger um weĩtlich⸗ 
Sachen mit geittüchen Gericheen mahnen gts dürfen. 


Da trat Herr ‘Hanne vor Bonſtetten Ritter, mig Gonhetteh. 


Ufter, Sar und Wilberg, feinen Surgen, und mit ſeinenj 


Thurm Gundiſau, in ¢in Burge zu Zuͤrich * den 


or 


75) VBoͤrgtechtbtiefe 1 —9— —— ‘Be —* fot ‘thus 
einige Barger nach Pfeffifon ſchicken "e math und an, * 


376) &. bey Sottinges, Kir he ye: 


Harem. Aan. Einfidl., ‘weet —28 et 
herrſcht. 
47) Er wollte Viſchof au Strabduts werden. 4 
78) Dieſer piateckicé Hew. Gottesbauſe 3 2000 —* ‘$9 
ner Soloth. Ghaurl., Th. 1, S. 379 
79 ‘14033 feu, Are. Ginfidetn. 
Hottinger 1. c. avs Stumopf. . orb? 
Burgrechtbrief r4oo; Dſchadi.“ 7 - 
3 3 Acta viſtationis Abbatis Altaripenſu in monafterté ſ- 
diac noftrae de Capella, · 1531. Geom Grostelice Aberfties 
die Musghbe’ Die Einnabine om 451 Band, ſchuldig wer ce 
fiber 170 Pfund; beym P. Prior war die Ausgabe 181 Pf. 
groͤßer até die Einnahme. Penfiones: 640 modii in tritico 
(wenlger zwed Biertel) ; 3 r6o0¥'urhae vini; 172 flor. Ba: Ris 
tt waren 19 Canonick und batten faum 130 Mark; Brief 
Herrmanns von Landenberg, font von Wer⸗ 
degk, Rittees, wegen Kircheuſatz Goſſau, 1415. 
33) Burgrechtbrieſ 14075 vergl. ben Burge, Cats 
' pars von BonRetten 149% Dieler Johann iſt es, 
me 143 iu zario fein Theil am foningcrrbace ver⸗ 
QUT °° tdi 4's 


~~ 
ty 








3338 A. Gud. SieGeutes Capitel. 
Herzog, fetiiert dehnsherrni, (welcher ihrauich viel Geld 
ſchuldig war) behielt ex oor's Ueber ſeine eigenen Leute 
wurbe ſeine Derrſchaft ihm auch alsdann gewaͤhtet, wenn 
iG einer in ben Gerichten ver Stadt nivbéttiege und 
Birger wuͤrde. Er (elt verſprach, wie edlen Herren 
ziemt, Huͤlfe mit Waffen, ſonſt keine Sener. Sein 
Dheim Rudolf und fein Better Johann; warkn in dem 
Deutſchen Ritterbund von S:-Georgen Schlid?), einer 

/ der Berbindungen, wodurch die Reidheritterfdhaft bis 
auf'dieſen Tag in ihrer Warde and'ber ihren Red 
_ ten geblieben. Qu Zuͤrich ſchloß Herrmann vow der Ho: 
Genlandenberg, Bonſtettens Vetter 55), ein Burgrecht 
fie feine Feſte und Guͤter im’ Turbenthat *y, in bens 
unten beſchriebenen ungluͤcklichen Krieg des Abels wider 
dle Appenzeller. Und Utvidy von Landenberg ga Greifen⸗ 

ſee ſchwur, der Stadt mit ſeiner eſte Altregensberg jo 

, warten bag Burgrecht nahm bleſee nicht). 


Wiatere. Hannt Beg, Edeltnecht ), Schhultheitz sa inter 
fur, als in ———— Krieg die Feinde dee Here: 
ſchaft Deſtreich ungehindert bis an die Shore ſeinee 
Seade CaweR , bebiente ſich dieſes Vorwaude ober Ans | 


84) Hanns and Rudolf; Gund was S. Georgen Gans 

| pees Zkbrung 1392. Rudolf fommt in Der Urkunde 
5392 (Yin Bogteyerdte zu Beembeedhs(hwol) als 

Ulrichs Geuber vor, und war 4393, laut efnée anbern, 

. ber Herpoge ‘coniiliarius. - Siehe von Hanns im vorigen Cap. 
N. 160. | 

85). Ge bette Anna. von kandenberg pu Werdegk( Sap ractt 
bud ber Kirche zu User). Era vp Sonburg wat 
Herrmannd vou £. su Werdegk Gemahlin (woe Seine. vos 
6G. Gallen, Wol, 1414). | 

$6) 1408; Urkunden tommen im fol. " Cap. vor. 

87): —RW 842 ay dob, dO er darum nicht meiat, 
7 unfor Brass zu Fem & ſchwoͤrt auch ‘Maria; ibid. 


| $3) blitnecht bid Tfchadi, Suale in Stedtsud Bie 
rid dieſer Zeiten. 


. Gefhiwmee: See SGweis i By 


laſts eheoBedete: Rivka: und Winetr tur Syne 
zu graceiecſcheeftlichem · Schirm · po wee bitesen y;.: Dirks 
mipfiel den. Haffrn vir: Stade Arich:, whe Afckſchen 
tharen auf Gen Fortgang verſelben, und andefert) tele 
Aecber ancer geringern Deldreichtſchen Lanbſtaͤbten sree 
als bey Zuͤrbeh aur ſicher Wo mocheen; Feinde ves Edel⸗ 
Titec es fauden dieſen Anfaß Juͤnſtigſzu ſeinem Untergang. 
Nachbem vafe Partey Ad geſtaͤrkt, berlchtete fle Hert⸗ 
mann Grafen von Sitls, der Herzoge Statehaltet. Dee 
Graf erſthien underſrheus mit vieler Mannſchaft an dev 
Stadt. Als die Thore⸗ See ffitee tourden, redete cf itt 
wee Berfarmlting des Volts, hoch tlagend. wiber sad 
Burgrecht, weldhes j,asif! Gintiriiftiges Anſtiften einiger 
Tp Maͤchtigen, dhe Wiſſen Ud Willen feiner angeboruen 
Herreu, beren Bater die Stade vor vielen andetn durch 
H ſchue Freyhriten in Aufnahme gebracht, mit ſolch einer 
„Gtabt geinacht worden ſey/ die durch alte Rriegd erbit⸗ 
Atert, sat hnen and mit Deſtteich in sweydenti ght Feie- 
PRR Da wurde voir der Gemeine dad Bubdgrecht 
aufgexeden; den Schnitheiß Gog fahrte ber’ Graf wer - 
Meera, wo et ihn' in'Sem Fuffe Thar: spell 
ertraͤnken ließ ). Es ift wahr, die dbrigen Burgrechte 
wurben · Gemaß den Attiketn Res Ftiebens): wit Vorbe⸗ 
‘ale *)·ind Betwilllgung ‘der Her oge geſchloſſtu⸗ ). 


Die Stabe’ Lucern vollendete die ESfung ber Sette. 8 Sucern 
ſchafe Rotenburg von der Haud Henmanns von Gruͤnen⸗ rwirbt. 
berg i ſchon vor dew Sempacher Krieg datien * 





39) Sdben vnfent des Bialevegeseters to J. c. ait. 
lin, Erdv&fde., 2§. 11 ; ©, 296 f. 

90), Achudi rqog. 

gt} fon “piaen tbe tes a bainit wie deſto beffer Sey ‘et Herr⸗ 
tebe mbgen 

1972 he igen réden * ont hie ndit’ wriddbdngtgeh Getter ; oe 

93) 1395 “ s ytoe drhenſehatt. bade el ee eS 4 








$s" IY. Buch. Siebertes Capitel. 


Raadlengediefer Gegendꝰ) unter: ihren’ Schten oder in 
Shy: Surgrecht gefchmorey...,. We Bogtey au. Ghiten (cin 
fanine fruchtbares Bhal. nee weit von der Stadt, in 
tlqhem.die niedern Gerichye: des eblen Gundoldingen 
Sa Yr ber bey: Sempad umgekommen) ermarb Sa 
CFD HON: einem Frephergny, wou Huͤnenberg. © Ms cin 
Zuye ig dieſes earnebmen. Stemms, der rack des alten 
Adels Art zu feinem-ewigns Ruhm viek and mit Sry 
shgiten. gesierte Unterthanen hinterließerſtarb, traten 


die von · Meriſchwanden unter Suceen”®>; bid anf dicta 


Zag woaͤhlt ihre Amtsgenreine ben Vogt ans den Rath 
Ax ven diefer, Stadt. i Walthes von Lettifien, Ritter, 
shou bem wir wiſſen, haß xr in dem Rinkemhergifdhen Gp 
: ſchaͤft mit Hunwyl ung Walteraberg die Ehre des Landes 
Anterwalden verrieth 7 bs Ainterlies den Burgſtall Habs⸗ 
bung. quf Ramfiub am. Walbſtettenſee, fein fend. von 
den Nnerzegenꝰ), Johanna von Hunwyl ſeiner Nichte; 
-Harthet Lucera die, Loͤſung dieſer Burg... hednMeggen: 
. Parng. sand aller. babes Gevichte und Gefdlle- iwi dew be- 
sodsparten, Désfern?”).. Dn daͤuchte dem Geafen Bil 
Seles Barbers. ‘8 Valengin) gut, a. mitiſan 
—. 5S 

553 — — Hen Sv pom ‘nt —* —* von 
. we Batipatare Met npigeiateiten bes Cantons 


) Und Werners, feines Sobns fae 3292, 


, 38). J. C.FAGIN bec. TH TES ee ex ober nist 


ſtagen ſolte, daé Sous Euvcn bers ſei beeen (1394) nb 
lie eAoeba, 
7) id dem urthell bee ‘Sanbedgemetne,, oben in fanftes 


—8* 709 Mart Silbber; ugh der Urkunde1370, welche 

r Sefer von Balthafacl. ¢- G. 193 gebraudt. 
99) 1406, fie 225 Gulben; eb. af. 194. (Much Ublis 
_ —A Rechte zu MNederscebpet⸗ Buchenas und Gech⸗ 


hon. wor fein Bat Ber erſchlagen be 
2}, fet Großvater; Maria a ie Gees dit 
Haſenburg ob Williſau gebrodepe ones a; 


—W 


! 


2. Gefe ihre: dee? Sowa Uo igge 
and Bacen, ‘entlegene Braubheve bata isk Rin: Hane - 


ook Oeſtreich bitter ‘bem sSaceente vig BARigS pt ge⸗ 
fatten)»: aon. . pr émpe tiie °F ebay ad 0s:6%7} 
aes > 


Shen denfeiben ——868 AS eens Alpe) carta. 


denen bephe bara Mollbauferye: hare caiere, aa jawert. Wate, 


Rufyoph, und Catliouch. mit, gflemMBerisheemannd Reha 


ten, wie fie in der Hand, agers Srafen bon -Gtraihers, 
und Heren Peters von Thorheeg, twacen”” de Pp bas, 
bie Landlente von Entlibuch, gy Bucern — SOR 
“ » mace bie. Stadt ial wis ee —* 


rs — * nꝛꝛt 7: 
101) 1 reb2:: Be Biren liegen ble Stifter, die Sereenwon Ses 
burg. Es ik mit dem Berniſchen nicht zu verwme@iefa. : ; 
toe) 1396, ‘wurde dis Anſichloſung bes Entlibuchs bout 
bewilliget Spnyher’s, Geld, des Entl, T "dei 
1465 zeſchad fle, aus der Hand Hetzog zelebrigh f tn, 
ſeine Bettert, Bruͤder und Nadfommen. - 


103) Srfunbe, Schafhauſen, tin Pfingſten, 1408: ves * 


cin. Auszug ·bey Snyder.) .. Hie sooo Golbgaiden, Check 
raat —— etait ‘aot — ae ae on Beit 
suan ,- the. war barbariſch, ro nſter nicht ds 
— Recht in einem ‘hevoiutiandeurae 
antergesangen. Wir ſehen' ‘bad oft eroberte, in man⸗ 
chem Verhaltniß wirklich angehoͤrende, inſofern es das Eigen⸗ 
thum betraf, um baares Gelb gekauft. Wud blleb Withefwen 
yon Aarberg was er ay. Roswpl. hatte; derſelbe Kirchenſat 
Chee reichſte, fagt man, in ber Schweiz), der Hof yad. andere 
feine Rechte kamen durch ihn ſelbſt um baare-r200 Gulden 
an den Lucerner Spitai (Haller, Bibl. 1,- 46, and 
Sealber, Zp. i). soa kate oy 


203 >} Bargervecht fucern and Enritbud, auf —* chen 
Jahrs. Die Urkunde iß in der Helbig lete bu Giphpe 
fen; Stalder Th. . 


104). Saf Begehren der vLandleute, ber Stadt ” fu site und 
„Gemach.“ (C6 laßt, fle pditen wobl Mitbuͤrger, nfhe 
aber Unterthanen ſeyn wollen: man ficht aud in Shnoe 
Bess Gel. , daß bereits 1408 Sigillem vallis thnen genem⸗ 
men worden, und tare Entlibuch mißvergnuet was. } 


=~ 


‘ 


$42 IL Bnd Giedeutes Capitel. 


:~ Dinka Mend bedabhianasutheuen femithavte The⸗ 
berg und, Ship von dee wbtahen Gndfie, umd.it: (o> 
fonders ba and) Doppelſchwand fic) damals zu dew: Ent. 
Ubuchern oerbunden) voll grofer Dorfſchaften eints 
Voiks, woel chem alles WIG Kbew fo Ailerer agch iſt, 
als ven denachbarten Gupodi sein ;- ein don Statur gto. 

fies unt: ſchones Volt von Semuͤthsart freubig; Roly; 
roijbar; entfchloffen itd von dee Het Mariner, mit mele 
Aen Gute Fildherren Helbenthaten thun. Dir Herre 
ſchaft warin bie Balder Had Waſſer, Twing ‘unl Bar, 
Diente; Getichte nnd Steuer; der Hering ecnanite 
einen Bogt; mit feinem Nath wahlte das Volk vierjig 
Borfteher**); aus diefen verordneten fie vierzehn, um 
in Streit uͤber Eigenthum nd andere Gathew, bey ibm 
zu Agen’ und mit ihm zu richten; um groͤßere Dinge 
mochte der Vogt Bedenkeie nehmen, and wenn dit 
Stimmen ſich theilten, Nath fuchen, wo er ihn gu fice 
Set wußte. Diefe Vierzehn mußte der Vogt auf vee 
- Parteyen. Begehren und anf Koften der Schulbigen jus 
fammenberufen; alle Bußen Slieben dem. Voge und fi: 
nem Herrn. Dieſe Srefaffung wurde den Maͤnnern vor 
Entlibuch dard) die von Hicern erhalten and geordnet™™). 
Sen ber Steuer, vom Ginter aber und von Hinera™”), 





Fis), te vie ratq wenden: fa sen Veeros as betannte Bors 
feher obne watere Keep woriu ihe et Befland, aue 
genannt. 

106) Beteas, um acest, 1405. Es if nicht leicht ands 
zuſcheiden, was new verordnet, oder was verbeffert , oder wad 
Sefidtiget wurde. 

207)" Boſtnathuͤner und fostespaher finp Dentwale dee Beriois 

. fang, in, pecler. ben, Seibeigenen Srumenti modam dominus 

aut aut veltis, ut colono, injuogebat; Tacu. Gera. 

Geo Schnoder, Th. 1, i efn Verzeichniß der 

. Gereicafttcjen Rechte bes Gaufes Oeſtreich, fowohl tar dagers 

" als im innern Amt, Seine Geſchichte if, wie Stalder, 

Aberhaupt flelßig, mitt vicler Ueberlegung und tn ben Grants 
ſatzen ines # Eestigatienen, fhe bas Gute ne eae Manncs 
geſchrie 








BSaſchichte dee Lowey. ..; 43 


Merbuglen alter Dienſtbarkeit, befreyten Ge-die Entli- 
bucher xmaritthalbtauſend Gulhen; doch foltten.. fie 
ſteuern, wenn und sie. quare Quͤrger. Datewnr dad 
Bost sere Show. vierzehn Saber alt wary, an pig Spare 
Lucern; Ree AGOLE ſchwour der Vogt von Lucern gevech⸗ 
tes Gericht aah Gute, Verwaltung nach ded Laudes Nuz⸗ 
pen. zund Racht. | ES yerſprachen die Entlihucher in dea 
Kriegen der Stadt Lucern auf eigene Koſten unter der 
Stadt Banner gu reiſen; geſchaͤbe aber Aufhruch in. groe 
ßer Roth. mit aller Macht, fo sicher fle aus unter dem 
. oferen and banner von cubich/ oe —————— 
veboeſon· 


Sean die Schweheriſchen Regierungen wie chief ioe 
Vaͤter vichts oon ihrem Volß fordern, als Onbuuns ing 
Frieden und Blut in Kriegen, Steuern aber ſo aft uvd 
viel fie ſelhſt ſteuern, vad wenn fie nie bergeſſen, daß 
die Landvegte des Lands wegen fiad, ſo Wee ws - 
wahrlich bes Her; hres Botte 


In dew obern Thaͤlern, jenfeit Entlibuch nnd inter 4. Bern ces 
Thun bis an das ewige Eis verforen die Herpoge sugleidy' Shea mn 
die Lehen, deren fich Koͤnig Albacete and in deſſen Sint 
rache ibce Biter angemafict, und fick die Gewalt aller 
ihrer Freunde, welche denr Haus Oeſtreich wider-bad gee - 
meine Weſen der Berner nuͤtzlich ſeyn konnten. Die Gee 
" meinen von Oberſibenthal waren unter Bern getres 
ten"). Rudolf Herr von Aarburg, fonft dem herpoge 
lichen Henke zugethan, verkaufte ben Bernern, Sey wel⸗ 
chen er Buͤrgerrecht erreminen 9), die Feſte Sime⸗ 


107°) Ss if ihnen auch zu unſeter Zeit nicht gekohlen worden . 
aber ‘ett haben fie fic) felbR verlaſfen, thelis wurde alee 
att. | 
108). G Siephan wer die verncharke. 
oan 13853 Gtettler. Rubolf hatte Gtumene! von deince 
Snes Henge Thirins von ncatis, deſen shlgugryigns 


eat. 


/ 
344 II. But: Siebentes Ea pttel, 


net in Sem’ daß ‘tad Dak dbern Sibenthal wie dante 
Ganek BY. Das Len; welches dle Graͤfen zu Sreyers 
fr Mannenbeeg hatte Bae beh Fteyherrn don Buben. 
Sty Aaufhetragen i einem Der’ votnehniſten? Worſteher 


der Stabo Weert: Mit Niederſibenthal warn Herr hie 


cits vdn Brandis Detſelden ſorpflichtig, GIS Bre aude 


flotbitie Gratin Sou’ Wyſſeiburg, von .webdem dict. 


Hekrrſchaft wi ihn geerbtun ‘Seine Gemahlin: Marga: 
rethat DeWeer oer danrallgen Grafen von Ribucg, 
beſaͤß wit Bveeta, Graͤfen Feledrichs bon Zollern Ge 
Miabtin; «ite, Schweſter). ote Herrſchaften Wipunam 
und Oberbofen, die kleine Stadt Unterfeen und. in. Ober⸗ 
Hasli den Ort Salm, Pfandſchaften, die Oeſtreich ihrem 
Water berſchrieben *).°- Margaretha Abeclieg ihr Theil 
Ser Sraͤfin von Zollern; fie,~ wit Willen ihrer Brie 
Ker Yp oertaufte diefe Herrſchaften der Stade Bern"); 
disiFbent Hemeinen Weſen ethlelten Ludwig von Seftigen, 


Sqhoͤlthaͤtz und Nicothns vvn Scharnachthal, Ritter, 


kaufsweiſe die Nutznießnng derſelben“?); die Mann⸗ 


ſchaft blieb ber fe Stadt porbehalten, wie billig if. | 


~3% a. sae 223. ‘ . 


Shot 6 * Sires von eter, Braten zu Grévers ; “att Brus 


5 Der fetnte’ Mutter, erworben hatte; Seu. Rudelf fad 


4494..,Andolf, fein Sohn, ſchlos ein anderes Vurgrecht 
" ago6 wesen Gutenburg (unweit Langenthal) BHO jenem Bie 
een, Von jyclbem bey N. 151; Tſqudi. Et Kad 1470, 
110), 1391 un 2006) Gutden Ks. ; Stumpf. 
Shon 1354. Es if etn Fehler, wie Streetler, von 
————— kehens Sey 1392 au erzaͤhlen, wad nad “ 
—— des Hauſes Beevers fig nicht vor vgs be 
geben. 


112), Orqfen Hextmann, fra J. 1370. Er arb 1377, 


119 Dep, erllgrten fie tty, By 1400 und nabmen. bafile 4000 | 


Gulden. 

u14) Urtunbe, 33975, un im Namen es Tochter von 
Zoleyn. 

EPs) Sem Be £400! um achebainien <Buthea j ; —XRXR 


+ Gefhidte ber Schweiz. 545 


Autonius oon Churn zu Geſtelenburg, Freyherr m6) Frutigen. 

Oesjenigen Enkel, welcher zwey Jahre nach ber Schlacht 

bey Morgarten jenem Leopold wider die Schweizer und 
Berner dreytauſend Mann Hilfe sugefage”’); Sohn 
Peters, welcher vor und nach dem Krieg bey Laupen ein 
bitterer Feind von Bern geweſen“8)), derſelbe, durctch 
deſſen Arm ober Veranlaſſung der Biſchof zu Wallis von 
den Fenſtern todt geſtuͤrzt worden, wild, friegerifth , 
fonft groß im Nath von Savoye °) ,. verfehmenderifeh 

aus Unternehmungsbdegierde, und wohl um deſto barter, 
wurde / durch die Abnahme feines Neichthums zum Bera 
kauf ſriner Guͤter genoͤthiget. Im Anfang ſtraͤubte ſich 
ſein Vemiith , feindſelig auf Berno), gegen den Ge⸗ 
danken, durch feine Leute und Herrſchaften die Republik 

zu ſtaͤrken. Er verfaufte an bas Stift Interlachen, 
wad et in Grindelwald, in dem Lauterbrunnegthat und - 
auf Ammerten Harte), welder legtere Ort, efe die 
Sletſcher fic ausgebreitet, groß und’ Paß oe Wallis 


116) Berteas Jobanns von thurs wit - $. ts, 
13183 Sid udi. 

117) Welger einſt Laupen inne hatte welchem die Berner 
Bingen verbrannt, und Haupturſacher war dee von 1346 
ts Sibenthal gefibeten Fehden. 

118) Seine erſte Gemahlin war von bem alten und maqtigen 
Hauſe Choire» Villars die andere von Baume Monteevel, 
Die dritte, Billette von Chuen gu Binay (im Dauphine’). 
Nachdem ee alles hice angezeigte verfauft, blieb ihm nod Ars 
conciel, Illens, Mttalens und Plafepun; er brachte dieſe 
Herrſchaſten anf ſeine einzige Tochter, Johanna, Gemahlin 
Herrn Johann's von Baume Montrevel, Marſchalls von 
Frankreich. Der Herr von Zurlauben, vom Thurn zu Geſte⸗ 
lenburg der letzte, hat uns dieſe Nachrichten aus dem reichen 
Vorrath ſeiner Urkunden mitgetheilt. 

119) Nod im Jahr 13985 ſ. Guichenon, fn Leben Amadeus 
VIN. 

120) Iſchudi 136s, 

121) Urkunde 1395. Auch den gicchenſad su: Frutſden 
uͤbergab er dieſem Stift. 

II. Theil. Mm 





- 546 II. Sud. Siebentes Capicel. 
geweſen. Endlich mufte er das grofe Thal Fratiges, 
welches er vom Tellen-herab*) unter .unfanftem Joch 
hieit, an die Berner verkaufen??). Ais. dhe Unterhand⸗ 
dung diefér Gachen in dem Thal fund wurde, traten alk 
Maͤnner von Feutigen, aus den Thalgruͤnden und We 
pen, too fie bis an das ewige Cis Ihre Heerden weiden, 
zuſammen, entflammt von Segierde der Freyheit: Was 
jeder von feinem Bater geerbt oder ſelbſt erſpart, brachte 
er willig dar; und es tft in alten Liedern, die Gemeine 
Gabe gefchworen, fieben Fabre hindurch fein Rindfleiſch 
gu eſſen, um fic) und ihre Nachkommen bon der Steuer 
frey gu kaufen ). Diefed wurde ibnen vow den Fer: 
nern geftattet , fo daß Frutigen wegen diefer edlen Hirten 
feit faft vierhundert Jahren von ber Steuer frep ift. 


Emmen⸗ In denſelben Jahren wurde das ganze Zand Emmen⸗ 
shal, thal, welches in vielen ungemein ſchoͤnen Huͤgeln und 
Gruͤnden bis an die Williſauer und Entlibucher Gednjn 
laͤuft, auf mehr alg eine Manier der Stade Berm zuge⸗ 
than. Der Freyherr von Brandis mit ſeiner flartea 
PFefte und mit feiner Mannfchafe war dem gemeinen Wee 
fern durch Burgrecht verbunden '2°). Heinrich von 
Schletti, Comthur ded Teutſchen Hauſes zu Sumiswald, 
ebenfalls Buͤrger“*), verkaufte der Stadt Been die Burs 
Trachſelwald, an deren Bau gang Emmenthal frohert 


122) Die Burg ob Frutigen. 

223) $m J. 1400 am 6200 Guldear Wenige Japee nad 
dieſem ſtarb dee Freyhter in ſehr pope Siter auf ber Bars 
Ubergement ben fetner Tochter. 

124) Clewj Stollers tied, 1583. Deraleidyen Goss 
{eben unter Hirten lang. 

225) Burgrechtbrief bes SKeegheren Wolfhard 
von Beandis 1493; mit feinen Leuten, Hier eden w 
and, Geen, auf Mabnung, ju verhuͤten; die Stadt 
nimmt feinen fetner Leute gum Barger an wider den Wilco 
bes Srevheren. Dee ditere Burgrechtdrief ik vow 3354. 

126) Bon 1370 an. 


~ 





Gefhidee. vee Shwe, 547 


mit allen umliegenden Hoͤfen, Gerichten and Sergen™”), 
wie fie Herr Burford, oon Cumiswald (einem Hauſe vere 
kauft *8). Here Burkard ſelbſt (weiland ihr Feind, 
nun der Stadt Buͤrger“) und ihren Großen mit Freund⸗ 
ſchaft verdunden0)) trat um: Geld ſeine Rechte uͤber 
bie kleine Stadt Hutwyl ab’), und es waͤhrte nicht 
lang, daß Tſchangnau, eine große Gemeine auf zarſtreu⸗ 
ten Hoͤfen ganz hinten im Thal , melche er bem Herren 
yon Wald verfauft hatte, an das gemeine Weſen erwor⸗ 
ben wurde”). Die Burg gu Signau, hoch und. ftarf, 
bon Anaftafia der Erbtochter Cigenthum ihrer Enel dev 
Grafen von Kiburg, Hatten diefe an Bern verkauft“), 
, Berns mit VSorbehalt. von Oberherrſchaft usd Rannſchaſt, 
Heren Johanu von Biren, Buͤrger von Deen ™).. . 
Mm a 


_ —* 

127) Duſer Rauf geſchah taot. | 

128) 1398. Diels Haus hatte Eeagietnen sen dem alten 
Adel dieſes Namens, jenſeit welchem nichts in deſſen Smoen 
if, 1313 erkauft. 

129) 13843 f. ten Frieden 1389. 

130) Brief Burtards von Gumiswald; Cubivla ton - 
Seftigen, Schultheiß, Peter Buͤwli und Peter von Krauch⸗ 
thal, {cine guten Sreunde, paben, von ſonderlicher Tugend 
tind Freundſchaft wegen, ald freye Birger ded H. R. Meichs 
und einer Stabt Bern, ihm auf offener Straße des Reichs 
vier Widemguͤter verliehen, tn welche die Beuttivge, ju Easting 
gen zewidemt fey, 1404. 

131) Die bohen Gerichte famen 1384 mit Bursdoef an Geren 
bie nicdern verpfindete Graf Rudolf au Kiburg 1378 theils 
bem Hugo von Geeberd (deſſen Theil hatte Sere Burkarb 
1404 erworben; das uͤhergab er), theils Hemmann, dem 
Grimm von Grinenterg (dee es Geen 1410 verkauſte). 

132) 1389 hatte fie Heer Burkard verfauft; 1420 wurde fie 
an Seen ceworben, 

133) Anna ndmlid, df von Nidau genannt wird, und ‘Graf 
Ego, um 560 Gulden, tm Jaber 1399; Tidadttan. 
154) Chen bem, welcher von bem Heern von Ligery 1406 ben 
halben Twing gu Ligerz erkaufte. Urkunde, Gregor.s 
1409, da er denſelben um 160 ſchwere Gulden Blorensge 


548 II.Buch. Giebented- Capitel. 


Da erwatb der alte Oſtreichiſche Feldhanptmann 
und Rath, Herr Peter von Thorberg, den Schweizern 
in Krieg utd Frieden durch viel Gutes und Boͤſes be 
fannt, endlich der Welt mide, und ſeiner Srinden reuig, 
daß die Herzoge ihn ber Lehenſchaft losfagten, womit (cin 

Schloß Thorberg den Grafen von Kiburg, ihren Dienſt⸗ 
mannen, gebunden wae”). Hierauf trat et vor den 
Schultheiß und Nath: von Sern, gu erfldren, daß et 
Thorbeeg, vas Krauchthal und Koppigen su einer Cor 
thaufe ftifte, und chneu zu Burgrecht und in Raftvogtey 
auferoge”” 9.* 


Am allernterkwuͤtdigften war ‘bet dinfliche Fall der 
Grafen von Kiburg, welche (entſproſſen von dem Stamu 
Habsburg, Allodialerben det Herzoge von Zaͤringen) ix 

der Bluͤthe ihres Glucdés von dem Haufe Oeſtreich ver⸗ 
folgt, nachmals oben an in der Zahl ſeiner vornehmen 
Dienſtmanne, Bad von dem an der freyen Buͤrgerſchaften 
Feindes nachdem fie burch Kriegsunghi und Geldnoth 
ihre Stddte Thun und Burgdorf eingebuge; endlich uod 
Landgrafen su Burgundien waren, von ihren Bates 
Sandshut, vow Heicaths wegen Buchegk wend Neubed- 
burg, und von den Herzogen bie Feſte Bipp inne hatter. 


Hiro. Letztere, auf den Graͤnzen des Buchsgaus und Salé: 
gaus und wo die Hochſtifte Bafel, Coſtanz und Lau: 
fanne sufammenftofen; in den alten Seiten des Reichs 
ber Franken Sig grofer Grafens diefe Fefte, das benach⸗ 
barte Staͤdechen Wietlisbach, die Erlisburg, und Ge— 
leitsrecht in dem Kreiſe swifchen dem Bad) Sigger, der 





mites an Buͤrgermeiſter, Raͤthe and Gemeine Biel verfautt 
Giegelt mit ihm der Schultheié gu Solothurn Seremans yet 
Durrad. 
135) urkunde 1397, 
136) Urkunde 1398, 


\ 


Geſchichte ber Schweiz. 549 


Elanfe bey Bolfiel unb-cinem Landzaun bey Olten), 
batten die Grafen von Thierſtein und Riburg ang bem 
Midauifdhen Erbe mit cinander gemein, bis von erftera 


alles den letztera PY), von bieſen aber: ben Hause Heft. - 
reidy verpfaͤndet wurde’). Da wartete Milhelm von 


Tuͤdingen, Ritter, Schultheiß Hee Studt Freyburg 
{dem Oberſibenthal abgenommen worden): im Namen 
der Herzoge der Feſte Bish”). Die Herzoge i der 
Serwirrung aller ihrer Geichafte, wurden endlich ae 


noͤthiget, Bipp sem Srafen Ego von Kiburg zuruͤck zu 


pfanden 4"), Hierauf uͤbergab dieſer fie sen Staͤdten 
Bers, und Soldthurn™**), als er in ibe Burgrecht 
ſchwur“2); da wurde dag Oeſtreichifche Wieder loͤſungs⸗ 
rece won ber Herrfdaft Landvogt an doe: Berver Uber 
faffest “*), und:.verimwilligten ſich lebtere gegen Solo⸗ 
thurn, als dieſe Stavé vow: Orto, Grafen: zu Thierſtein, 
am Gerichte su Rheinſelden fein Recht aw die Bung oes 
Thierſteiniſchen Antheils *). und aod) daruͤber das, 
auch ibm uͤberlaſſene, Oeſtreichiſche Meche, erkaufte), 
Dieſer Span wurde durch die ſieben Orte und Biel ent⸗ 


337) Dem Haag au Gagiers ben olten. . 

333) Urlunde Verenen, geb. Nidau, Gimons. von 
Thierſtein, ihres Gewahls, und Simons des juͤngern, 
.Grafen zu Froburg und tn Buchégau, Sohns dee beoden. 
Zeugen Joh. von Eptingen, Ritter, und Junker Soh yon 
Aarberg, Luͤbetſt genannt. 1379. - : 

939) Urfunde Mnnawen RKiburg 2. 1385. 

140) Urkunde 2396, wie er fre abernahm. coe 

141) Achundbe 1405. 

142) Wefunde hee Grafen Verchteld (Obenns) und Es⸗ (bes 
Neffen) an Berena,.1406. . 

143) Hafner, Soloth. Schaupl., Zh. 17, G. 142. 

144) Uctunde Gr. Herrmanns von Sul, Baden, 
um Galli; 1407, ' 

145) Urkunde Ge. Otto von Thiertetn, denfetben 
ver Stans S., fonk niemanden,. su verfaufen, 1409. 
146) Wefuade v412, Er ,-dberbindet ihr, 2000 Guls 

den dem Geafen Gee au besabien. 


, 


g30 II. Bad. Siebentes Capitel. 


ſchieden; ſte verordneten cine gemmſchacuich⸗ Regierum 
durch beyde Sede’). moo 

fondgrafs - ft demfelbigen Sos: * E90 and Berchtold, Sra: 

Dues fen von Liburg, bes Bargerredht ſchwuren, uͤbergaben 

fte. bem Schultheiß Ludwig von⸗Seftigen, gu Handen 

, der Stadt Bern, ibre Landgraffchaft in Burgundien, 

tole fie diefelbe von Thun’ Sls auf die Bruͤcke su Aare 

goangen an gefesten Dingſtaͤtten““) zu verwalten pficge 

 ten™), Gie traten diefelbe ab Cum geleiftete Diente 

in der Noch ihres Hauſes) mit Manuſchaft, Leben und 

Hfanden. Des erworbenen Rechts bedienten fich die 

Berner, von Hemmann und Wilhelm ven Gruͤnenberg, 

Rittern, welchen Kiburg und Defireich die Grafſchaft 

Wangen verpfaͤndet, Wangen wiki hohen und niedern 

Gerichten an pas. geweine Weſen zu lé(en™). 

Graf Herrmann pon Sutz, zu Aargau und in 

Schwaben der Herzoge Vogt, beſtaͤtigte ihnen, zu⸗ 

gleich mit Dippsfowehl bie Sanvarofiet "#*) und Ban 


347) Rihtungsbetef 1413. Berg beelef leh auf N. 1443 
Golothurn, ,, diefe Verkommniß haben fre nicht gewatt; fic 
oe baben vetlich gekauft.“ Unter ben Vermittlungsboten fiat, 

von Zitih deo Burgermeiſter Meyß, von Luceen der Sdults 
dels Peter von Mods —, von Schwos der Landammann 
Htal Reding , — von Glarié der Landammann Bogel. Im 
Jahr 1414 thaten fle mit cinander am scoo Gulden die 

- Lbfung dex Thierſteiniſchen Rechte; Eſchachtlan, LTſchudi 
348) Dergleichen waren Bollifefen (Urkunde des daſ. ae 
Haltenen Landgerichts, 1407), Leuringen, Schutwel, 
Jagiſtorf und Altenfiuh-tn obern Thetl, im untern Konolfics 
gcn, Murgarten (Urfunde des. daſelbt gehaltenes 
Landgerichts, 5. Jah. Bapt., 1425), Melchnau, Gas 
diſchwol, Thoͤringen, Großwol und Junkwol. 

149) urkunde bender Grafen, Verena, 1406, Dea 
Hal zu Buchſee nennen fie ausdruͤcktich mit. 

150). um 2000 Gulden, : Urfunde, am S. Martia, 1407. 

¥54)} Man ceinnert fd. dab dle Oberlehnaherrlidkeit 
von Zaripgen durch die erßen Kibara auf Koniz Rabdelf, die 


— Gefchichte der Shwely. $51 | 


gen ™), als bad dandgericht, welches an ber Dingftatt 
Nanfinh dhe die an Trachfelwald’*) pflichtigen Em⸗ 
menthaler gehalten wurde). Hierauf wurde das 

Boll zu Burgundien an den altgewohnten Gerichtsſtaͤtten 
yon der. Stadt Bern in Cid und Pflicht genommen“). 


Landshut, welche dem Hauſe Kiburg nad) allen Heer 
ſchaften, die ſie von ihren Vaͤtern ererbt, zuletzt uͤbrig blieb, 
wurde verſchiedentlich verpfaͤndet 56) und verfauft '*”)s 
Gis bie Herren von Ningoltingen, Barger zu Bern ™), 
alle Rechte oereinigten *). 


@chensntesung von den Grafen von Buchegk durch den 
Pertrag dieſer andern Kiturg mit Oeſtreich (1313) an fle ges 
kommen. 

152) angen kauften bie Berner zuruͤck an bas Reich; Be ft ds 
tigungsbricf Kinig Gigmunhs, Bern, am ule, 
1414, woftr fie ihm aud 2000 Gulden bezahlt. 

153) Wohl ein Grund, wodurc die Teutiden Herren bewogen 
wurden, im folgenden Jahr Trachfelwald ſelbſt an Geren zu 
iaufen. Dufes vandgericht wurde and ber Hand Herrn 
Burfards yon Gumiswald geldst; ihm war es 1394, von Heſt⸗ 
reich verpfandet worden. 

154) Dieſe urkande if N. 146 angefibet, | 

555) 6. die N. rag angef. Uetundem 

156) Mn Johann und. Benedict von Srofigens Spruch gt. 
senfelben ugd Margaretha ven Gowen feta 
(Bittme Peters), 2403. Ho 

157) Un Heren Peter von Gowenfiem 1398 (deſſen Tochter den 
Geafen Bocca heirathete, Sohn ober Enkel desjenigen, wel⸗ 
cher Margarethen, verwittibte Graͤſin vou Kiburg, Schweſter 
xudwigs von Welſchneuenbutg, zur Gemahlin genommen; 
‘auch wurde dem Grafen Bocca 1378 vor Kiburg Dieſenberg 
verfauft), und Seren Heinrich von Ringoltingen, 1407. 
Matthias der Bogkeß fommt in ben Thuner Urkunden 
ben Rua hin: oft als cin reicher Maun vor, welther Geld vors 


ſchoß. 

158) Heinzmann (6. i. Heinrich) von Ringoltingen war Sohn 
jenes Heinrich Zigerli, welcher iin J. 1367 vor Neuſtatt ge⸗ 
blieben; Teſtament H. Ziserli. 

159) Durch den Kauf, welchen · Rudolf im J. 1418 von Berch⸗ 
told von Ergſigen thats es vercinigte dieſer die Gowenſtei⸗ 


552 I. Buh. Siebentes Capitel. 


Schon hatte Frau Eliſabeth Seun, Erbtochter si 
Buchegl, Hemmanns pon Bechburg Witte, : de: im 
Giburger Krieg ausgebcannte Fefte Buchegk, dea Burg: 


fall ber Leufelsburg, und Belmegke), chemals Vur- - 


gen deren von Balm, der Stadt Solothurn verfanft™). 
Endlich, alg. Konrad von Lauffer, der Stadt Bafel 
Oberſtzunftmeiſter, Grafen Ego vou Kiburg um Beld⸗ 


ſchuld ernftlid) mahnte, trat ibm diefer fein Recht auf 


MNeuhedhburg ab; diefes wurde von den Solothutnern 
und von den Bernern erkauft). 


| Hierauf begab ſich Graf Ego hinweg aus dieſen 
Landen, wo ſeine Voraͤltern lang durch ritterlide Thar 


ten und in grofen Gatern geglaͤnzt, ‘in die Gegend vox 


viſchen Anſpruche mit felnem Recht, vermbge der Hetvade 
_N. 396. 


560) Den " Steheniag gu Balres verkauſte ſie 1395 an Mats 





thias von Altreu, Buͤrger zu Solothurn; Pafncr ho 


6. 326. 

161) urkunde 13945 vidimirt von S. urfen Capitei 1451. 
lim soo ſchwere Gulden geſchah ber Kauf; einen Garten, ge⸗ 
wife Guͤter, Zinſe und Muͤhlen bepiclt fie ſich vor. Siegelt 
Ane Graf Ego) Graf Walraf (ober Wallram) gon Thier⸗ 
tein ibe Vormund. 

162) Mit Harniſch, Buͤchſen und Geſchug ins J. 124143 vm 
3000 Walden; Tſchacht lag. Hafner J. c. S. 367 f. 

meldet bey 1414, dieſer Kauf ſey aus der Hand, Ottons ven 
Thierſtein geſchehen; ſicherer gedenkt er ben 1416 eines Bass 
kaufs dergleichen Rechte, an offenem kandgerichte bey Wiggs 
Hofkatt im Buchsgau burch bie Gtadt Golothuen aus der 

Hand Frauen Margaretha, Heremanns von Landenberg Witts 

. we, einer gebornen von Dffenthal, Er fagt nidt, wie die 
Frau von Landenbera gu, dieſen Rechten gekommen. Das 
Bechburgiſche Geſchlecht iff nod gu wenig aus cinanbder geicét; 
man wei6 nit genau, -burdh welchen Lertrag Rudolf Graf 
au Nidau im J. 1374 bie Rebbe, wider Hemmang von Bed: 
burg ſchloß; allenfallé finnten-die damals erſtrittenen Rechte 
vou den Erben ſeiner Schweſtern, von Thlerſtein und Sibare, 
im J. 1416 den Goldtourncey uerfquft: worden ſeyn. 


31 GBeſch ichte ber Schwetz. 553 


S. Digice in Champagne, ..wwe sr vow (einee-Ormahlin 
Johanna von. Rappoltſtein, Frauvon Mignieres, Mite 
erbin von G. Dizier, verſchiedene Guͤter -Gatien:< En 
ſtarb · daſelaſt*ꝰ), ungefaͤhr in dem hundert imdachtsigtat 
Jabr ſeit Graf: Rudolf zu Lauffenburg, fein Stammvaice/ 
mit Albrecht, Koͤnig Rudolfs Vater, dem Stammherrn vow 
Deſtreich, uͤber alles damaAlige Gut von Habsbang -cinee 
gleichen Theilung eins geworden war. Wenige Zahre zu⸗ 
ber Kerb Joham, der letzte Geaf zu Lauffeübue ohne 
Soͤhne; auch dieſer beſaß Lauffenburg nicht mehr fuͤr cis 
gen"), doch erbte die Landgrafſchaft implekgau 
durch ſeine Tochter“*) auf Rudolf, Sohn Graß Herre 
manns von Sulz, und anf alle ihre Nachlpmiene). 


163) Hift. de la matfon de Vergy, par dndré du oe 
| Pasis 1625 Gurlauben bat mir dieſes gezeigt)?. SG. stig : 
Urkunde, wie Ego und ſeine Gemahlin init $900 
livres towrnois has Eigenthum des Dritthcils von. 6. Dhice 
und bald Vignory Karl bem Gedhsten, Koͤnig von Franteeich, 
verfoufen; Paris, 27 Brachm. 1410. - Diese Pohanna hatte. 

_ in eee She Folmarn- von Gesoldsel geheirathet: Aabelle, 
thee Schweſter, war Seren Wilhelms von Vergy SGemaglin. 
Siehe 06 —— ALC illultr. T. O, im Reppotihels 

niſchen Geſchlechtregiſt 

164) Er hatte fie, nese Mettau und Seiften, im J. 1336 
um 12000 Gulden hem Hergog :Leopold. aufgetragen: und vor 
. ipm. au Lchen empfangen; Herrgoit, Genoal. gentis (Atabs6., 
t. J, im Cap. Joh. 1V von Lauffenburg. 

165) Gr arb rqog. Agnes von Laadenverg, feine Ganapiie 
(fie ſt. um 438), hatte thm Agnes (welche nicht melter vors 
fomtst, Herrgotti.c. 930) und Urſula gedoren. Dieſe 
brachte nebſt Klekgau Rotenberg und Krenfingen an ihren Ges 
mabl, end wurde voy ibm cine Mutter Johanns, Rudolfé 
und Allwigs, der Grafen.von Gulg, and (urkunde 1456, 
Herrg.) Agnes, dee Mebtiffin von Getingen. Hievon wat P. 
Hevegott Urkunden her Babee 1408, #409, 25, 28, 
30, 48 und 49. 

1646) Denn ols der Stamm von Guly tn J. 1697 erloſch, er⸗ 
klaͤrte Kaiſer Leopold Maria Anna, Johann kudwigs bes legs. 
ten Grafen alteſte Tochter, Gemaßlin bed Zurſten Ferdinand 
Wilhelm Euſebius von Schwarzenberg, erbſahig in allen Lehen 


| 55q 1II. Bnd. Siebentes Capitel. 


Faſt su. gleicher Zeit verloren die Herzoge vow Deft: 
reich im Oberland jene Erbguͤter der Eſchenbache durch 
die Stadt Bern, und kauften die Solothurner die Here: 
fhaft Baim’), wo ned) bie Trimmer ciner Burg 
lagen, welche, nach einiges Dafirbalten, des Frepherra 
war, durdy deſſen Zuthun Koͤnig Albrecht gefallen. 
Balm warden Grafen zu Midau dberlaffen worden, 
weldye off jugleid) Gldubiger der Herzoge um ihren 
Dienftfald***) und Schuldner fleifiger Barger waren. 
Solchen. serfauften fie ſowohl diefe Herrfchafe’), als 
die fruchtharen Gegenden, welche von S. Urfon Knee 
ben“ ).am Sebern ***): gebauet wurden“ ) 5 von Bite 

gern faufte fig bie Stade’). 


ber Grafen von. Gully; behe iſt nun ber Fuͤrſt von Schwar⸗ 

jenberg Landgraf zu Klekgau. Herrn C. R. Buſchiußs 

Crbocispectouns , a Vill, G 1358 der Schaſdarſer Muy 
be, .. 


‘ga 

167.) Stun stumenthat genannt. 

268) Urfunde 1370,' wie die Herzoge bem Geafen Mubolf, 
ihrem Geben Oheim, fae Pheg and Hauptmannſchaft, Dez 
der Feſten, Antwerk, Ragen and Pfeile 1160 Gulden ſchul⸗ 
Pig puteben; 3 ap. Senkonberg, fel. iuris, t. IV, in charul, 


169) Meter Schreibern, cinem GSolothurner, 1374. 

170) Go hicten fie des Zehntens u. a. Verbindungen wegen, wels 
che dieſe fandleute zu S. Urfen Stift Satten. 

171) Dieſer Name, welder sfters dem gangen Yura gegeben 
wurde, war diefer Gegend aumal cigen. Leber hieß arof; 


'~ Leberberg, der Berg, welder von ben Alpen binter Genf 


in fat ununterbrodencr Sette bis an den MushuG dee More 

und melt hinab burd Teutſchland Hundert kleiner Voͤlkerſchaf⸗ 
ttn Berg war par excellence; Lebermeer, der Oceanus. Ge 
iſt es in den alten Teutſchen Gedichten. 

372) Selzach, mit Betlach and Altreu dems Burgftall, fm J. 
1377 Rudolfen Gefried, genannt Uebelhart (Ley Uebelhart, 
Rathsherr dieſer Stadt, 1400; Safnee J. c. S. 141). 

173) Flumenthal von Arnold Buwmann, Schreibers Erben, 


Hafuer lc. SG. 102. 





24113 die Bogten am Lebern 1383 ober 1389 vom Seſred 


+, Befchigee der Shively. . $53 


: , Wie HAtte bieſe auf cinmal fieigends Republik, fuͤr 
deren Fortgang Herrmann von Durrad, Schultheiß, 
und alle vornehme Nathsherren ihren eigenen Reichthum 
gern verbuͤrgten ), die Gelegenheit verfdumen koͤnnen, 
als in der Geldnoth Junker Hanufen bon Blauen⸗ 
ſtein ) um fuͤnfhundert Gulden die ſtarken Clauſen des 
Gebirges Fura (wo hinter Balſtal beyde Burgen Fale 
kenſtein“*), wie des Ländes Pforten, den Weg dew 


~~ 


feindlichen Heere und aller Handelfthafe madhtig..beo — 


herrſchten) au das gemeine Weſen erfauft tourden '7’)?2 
Dadurch fam der Schluͤſſel Helvetiens und Raurachen⸗ 
lands aus der Hand oft rduberifcher, oft feiler and une 
getreuer Herven in die Gewalt einer Stadf, welche, 
bier mit allen Staͤdten der Schweiger’, dort mit Sas 
fel 7%), Friede und Bund hielt; einer Stadt, .in dev 
eine weiſe Negierung die buͤrgerliche Ordnung durch die 


Veraͤnderung mangelbafter Herlommen fdrfte™), - 


. 


174) Wie gegen Baſel 14005 Satnes La. 14h ‘Raton 
aus der Urtunde. 


175) Hemmann von Wechburs hatte Falkenſtein 1330 “bean 


Ratfdmann von Blauenſtein uͤbergeben; Leu. 


176) Die alte, bie Rocca, auch Blauenſtein genannt; ae 


Neufalkenſtein. 
177) In J. 1402. Hafner Lc. S. 102, 359. 


170) Bund mit Siri, Bern / Lucern, Bua und Glaris,1393 
eb. daſ. 141. Sind {gon 1387 war fie im Stiliſand 
begriffen. 


179) Bundbelef mit Bern unh Baſel, oi 
75 ſchudi. 


130) Die eeifungen t um Squlden wurden absethan, 1406; 
Hafner lh. c. SG 142. In aleichem Syſtem ißf cin Brief 
der Stade GQesic, ,,bab.fcinersden. andern um Geiſel⸗ 
„ſchaft aufordrre, noch dergleichen gelobe, ausgenommen um 
„vertaoftes⸗ Erb. and Bigen Giadtruq aby an bet 
Amt Regensberg), 


fet ; be ining 


bere S 


s36 II. Buch. Siebentes Gapitel. 


maͤchtig in dtm Schirm ihrer aeseharigen ) bard bee 
Schteden ihrer Fehden ). 


Die Baſeler ſahen den Seldmangel, fowshl ber Bis 
ſchoͤſe ſeit Johanns vow Vienne unkluger Verwal⸗ 
dt. ung 77), als ber Herrſchaft Oeſtreich in ‘dem Krieg 
wider bie Schweiz; da erhoben ſte Baſel sum Rang der 
groͤßten Stadt aller obern Lande, durch die Beremiguag 
bes minders Bafels, welches am andern Ufer des Rhein 
ſtroms aus zwey tveitiduftigen Doͤrfern *, deren Ein» 
wohner: ſeit Erbauung der Bride’) ſich naw und nach 
zuſammenzogen“?), von den Biſchoͤfen gu einer Stadt 
erhoben?) und mit koͤniglichen Freyheiten begabt wor⸗ 
ben war 8"). Der Biſchof gab der mindern Stadt aus 
ibren Sirgera den Schultheißt), aus den guten Ge 


191) S. teban Stift erfuhr tore Freunbſchaſt, als Rudolf und 
Betce von Luternau mider dicies Gotteshaus oie oft geuͤbten 
Sepbden erneuerten ; fie wurden bende erfgplagen 5 > Hafner 
© Bo vet s' Seu; Ard’ Luternau. 

182) Sriedeld von Satthat erfuhr fe 1398; Hafnee, 6 


i Baf..: 

183) Gr ſtarb 1342. 

484) Ober und nicer Vaſel; maſainnen das ennere (jens 
“fetthie). Swinger inmeth. apodem., bey Spreng, vos 
bee mindern St. ©. Urfprung und alterthum (Baſel 1756, 

4) S.-8. 

985) 11225. urtunde bes. Stipes. 6. Blaſien, ba 
Goreng 6.9 

186) Dicies erbellet aus dem Brief Dompropek Hetns 

richs 12505 ibid. 40. 

187) Daher fie hea Baſel heißt in der Urkunde fratram 
ide poenttentia Iefe Chrifa, uber die Stiftung bes Klinger 
thalé , 1273 ; ibid. 43. 

ast) Frepheitbrief König Rudelfs, Lucern, 1285; 

ibid. 46.. Er gad ihr das Recht von Cobkae. 

389) Handfeke Siſchof Heinids von Welſchnenenburs 


FKreyheitbrief⸗Bifchof⸗- dezaun von Vienne; 


ibid. qt, vergl. 12. 


- Gefdhi see ber SHH eis: ! 537 


ſchlechkern behder Stdpee??} waniis Rathshetren, 
ato ‘cin Bericht. Aber Johann von Vienie Pep flo 
ete vierzig Pfunde ber Steer’) mit allel Muguny 
ver GekfGee den Herren von Berenfels >*F;* bie Stabt 
ſelbſt ‘beg ab: -er tad) feinem Krieg wiber Basel. dem 


Herzog Leopold ‘fir den Aufwandſeiner Huͤlfe und fur 


{cine Thaͤbigang). Wenige Moniite nach ber Sem⸗ 


pacer Schlacht gefchah: die Loͤſung von der großern | 


Stadt unr kaum ein Oritther der Summe; far welche 
der erſchlagene Herzog ſich verBrieft Katte 194) » ibe der 
Wang flatt je thin’); det Biſchof gab das uͤbri⸗ 
ge??). Wie zu geſchehen pflegt, ſowohl einem Stact 
nals dem Privatnrann, aber ben die Schuldenlaſt ſich 
einmal gehduft; nach Johann von Bienne war ‘die 
Nachlaͤßigkeit und Eitelkeit Jmers von Raniftein bins 
reidhend , um das Hochſtift in dufferfte Gefahr zu brin⸗ 
gen"). Er nahm vow der Stadt Baſel ben’ Pfand⸗ 


190) Dieſes echellet aus dem Verzeichniß dee Nainen iid. 13, 
ja fclbR aus dem, daß in ben Freyheitbriefen megen ber Schult⸗ 
peifenwirde ausbridlid cine Ausnahme if. 

191) Welche durdh die Urfunden bey N, 189 file immer ſeſtge⸗ 
ſetzt war. 

192) Um 1500 Gulden; V erpfandungsbrief der min⸗ 
bern Stadt an Oeſtreich, 1375; ibid. 49. 

193) Die Gumme wurde auf 30,000 Gulden geſchaͤtt; eb. 
angef. Urkunde, ibid. 

194) Urkunde, Rheinſelden, 1375, ibid. 54, daß er fle 
der mehrern Stadt um 22000 Gulden zu loͤſen geben 


wolle. 
195) Urkunde Leopolds 1V, Baden, um Galli, 1586 
ibid. 555 um 7000 Gulden. 


196) 15000 Gulden; Verkaufbrief bes Pflegers: Sries 


brid voh Blankenheim, Baſel 1392, ibid. 63. 

196>) 1383. Leopold hatte Werner Schaler'n befdedert und 
Werner von Berenfels wirklich dicien auf sem Frohnaltare auf 
Burg inftallirt; die Stadt gab ohne Partegung den Ehren⸗ 


wein bepden; aber bas Domeapitel bchauptete dmer'n von⸗ 


Ramſtein; Tſchudi. 


sss 1II. Bud. Siebentes Rapitel. 


fchitiings wm welchen er die mindere Stadt (de, und 
ſechet auſend Gulden, wofdr er Delfperg wieder grroqes, 
Ex vegpfAndete aber das Squltheigenamt "97), und die 
mindereder. mehrern Stadt?e). Nachdem pug Dom⸗ 
capitel (bewogen durch die Hoffnung, den. Geſchaͤften 
git, helfen vermittelſt Einſchraͤnkung dee biſchoͤflichen 
Hofhaltung) face Imers, welcher Dompropft wurde, 
Friedrich von Blankenheim, den Biſchof su Straßburg, 
zum Pfleger berufen, wurde den Baſelern die mindere 

Stadt um nod) ſiebentaufend und dreyhundert Gulden“) 
gu ewigem Rauf uͤbergeben; dafdr wurden Wallenburg, 
Hiten, Honberg und Ringoltswyler an die Kirche zuruͤck⸗ 
geldft?°°). Mur daß jeder Stadt ihr Geeicht blieb, 
fonft war von dem an gu der mehrern und-mindern Stadt 
Baſel cine gleiche Buͤrgerſchaft und ungetheilte Verwal⸗ 
tung durch Buͤrgermeiſter, kleinen und großen Nath 2%"). 
Konrad Moͤnch von Landskron, der folgende Biſchof, 
beſtaͤtigte dieſe Dinge *°). 


Wallenburt, Vergeblich ſchwur Biſchof Humbert (Sohn jes 
Honbers ec. nes Diebold von Hochburgundiſch Neufchatel, Herrn 


197) 1385; Bfdhudt Gallia e. 

198) urkunde Biſchofs Imers, Baſel, 1391; ibid, 
57. Delſperg ſcheint an Baſel verpfaͤndet geweſen zu 
ſeyn. 

199) Jene 15000 N. 1965 bie 6d00 file Delſperg; 1500, 

wofuͤr bie Pfande der Berenfels geloͤt waren; und nod 7 300; 
in allem (nad ber Urkunde N. 196) toftete Kleindaſel 29,800 
Gulden. 

goo) Eb. dieſ. urk. - 

201) Es war in dee ttefunde, fie (di¢ Rdufer) fellen ,, bt 
keute daſelbſt halten mie fic ſelber.“ Go wueden bean 
Gud dle drey Meiſter und neun Mitmeifter feder von den deey 
Geſellſchaften ded mindern Baſels th den groken Math genem⸗ 

. men; ibid. at, 

$02) Urtunde, 1393, ibid. 715 und Bulle Bontfas 
clus des neunten, G70. Er bat aud den Zoe and 
Bannwein piper verpfdudets 1394 Tſchudi. 


Sefcdhidte ber Shweis. 559 


zu Blamont, welder einſt mit Nubelfen von Riburg 
die Verſchwoͤrung wider Solothurn that), Herjog Leas 
polden bon Oeſtreich mit allen Seddten and Schloſera 
bed Hochſtifts gehorſam und gewdrtig zu ſtyneN). 
Defto enger ſchloß die Stadt ihren Bund mit Seen und 
Sofothurn *) ;- ber Herzog / vermochte niche ſie zanzu⸗ 
greifen ohne Gefahr eines Kriegs der. Cidgenoffen 2°’). 
wider die vordern Erblande. Da bequemte ſich der Bi⸗ 
ſchof, den ſtarken wohlgeſchloſſenen Paß Wallenburg, 
wo man durch bodenlofe Straßen aber die nod ſchlecht 
ausgehauenen Felſen des obern Hauenſteins in jene 
Clauſen der Solothurner fam; Honberg, den Paß des 
niedern Hanenſteins 1 Und Lieſtall, das Haupt von Sige 
gau~°°), ja die Vizthumey gu Basel ſelbſt?), einer 
Reſt feiner. Gewalt, kaufsweiſe den Buͤrgern gu uͤber⸗ 
geben. Er ſcheute ſich nicht, auch andern viel zu ver⸗ 

pfaͤnden, vergnuͤgt, wenn er nur Anlaß fand, «wit den 
vierzig Pferden ,- der Sierde feines Marfialls zu prane 
gen 2"). 


Das Hans Oeſtreich hatte in anderthalbhundert 
Jahren durd die Flugen und glidlicden Thaten Koͤnig 


4“ 


2603) ttefunde, Enfishelm, nah Aherfelligen, 13993 
Tſchudi. 

204) Bundbricf, um Paull Bek., 1400; cb. daſ.: Sollte 
Oeſtreich cinen der Theile an Rechten oder Frepheiten bededne 
gen, fo reden die Bundsgenoffen gum Frieden; if ihr Stille 
ſtand mit Defireich su Ende, fo ergecifen fle die Waffert. 

205) Durd umdande welche in Krlegszufallen leicht hervorge⸗ 
bracht werd 

206) Wes biched im J. 1400; fiebe ben Kaufbrief an dte 
BM. , Rathe, Gaeger und Gemeinde der Stadt; und cine 
andere Urfunde wegen der Ldfungen, Ben Brukner G. 
993, tnd 6. 997 bie Huittand, 1403+ aud den erſten 
Landtag dber Mord SG. 1453. 

207) Im J. 1404. Sie hatte wenig mebe auf fid. 

208) HSottingers Helvtt. Kirchens. ad 1395, 





. 


- 


§6S I1II. Buch. Siebentẽs Capitel. 
RKubolfs, die kuͤhnern Unikenchniungen Koͤnig! Albrechts, 


die Landergier ſelbſt in Ser Biutrache, die behende Ge 


Herzog Albrechts, den Glanz bes Erzherjogs, endlich 


bard) bie Thaͤtigkeit LespHs , Hoelcher Gey Gempad he⸗ 
blieben, die frehen Munner bieſer dbern Saade- bird ab⸗ 
wechſelnde Furcht und Noth bald. Helbenmuth und 


Kriegskunſt, balb Staatsgrundſaͤtze und unaufhörliche 
Wachſamkeit gelehrt. Als Sie Alten vom Adel in den 


eaten’ Schlachten zahlreich gefallen, und junge, wo 
Hicht minderjaͤhrige Fuͤrſten, an welchen die großen Gi 
genſchaften ihrer Vaͤter nicht hervorleuchteten, kaum die 
Verwirrung dee innern Erblande zu Millen vermochten, 
waren die Buͤrgermeiſter und Naͤthe aller Staͤbte unge⸗ 
mein aufmerkfam, die oft augefochtene Freyheit vermit⸗ 
telſt Eriverbung fefſter ober ftuchtharer. Gegenden und 
Verſtaͤrkung ihrer Mannſchaft auf einen ſicherern Fuß 
zu grinden. Daher fam es, da fie die Gefahr neuer 
Buͤrgerrechte nicht fuͤrchteten, und wenn eg umeinen 


Kauf zu thun war, das Vermögen des gemeinen We⸗ 


fens und eines jeden Buͤrgers fuͤr einerlen hielten, dab 


(oie wir gefehen haben) in wenigen Jahren, obne Krieg, 


mehr alé viersig Herrſchaften der Herzoͤge von Oeſtreich 


ihrer Dienerſchaft und Partey theils burgrechtsweiſt, 
theilg durch Rauf Schweizeriſch wurden. Hiebey if 
noch nicht erwaͤhnt, was in Rhaͤtien, in Italien, und 
in dem Welſchredenden Helvetien gu eben der Zeit mit 
nicht getingerm Gluͤck unternommen worden. Die alte 
Gitte, da Bern und andere Staͤdte ohne Land ihre ganse 
Macht auf die Birger und Ausbuͤrger gegruͤndet, wur⸗ 
de in fo fern verlaſſen, daß uͤbet die Mannſchaft nod 
Landeshoheit und Gerichte erworben wurden. . Eebr 
weislich. Denn grofe Fuͤrſten, durch eit und Gluͤck 


geſtaͤrkt, mehr und mehr willkuͤrlich in dem Gebraud 


ihrer Gewalt, und alleseit herriſcher, fo wie der Adel 
fiel und fic) der Soldat vermebrte, wuͤrden die Verbin⸗ 
dungen der Unterthanen mit Staͤdten bald getilgt babe; 


Geſchichte der Sh weis. 56s 


bie Staͤdte, eingeſchraͤnkt in dem Umfang ibrer Mauern, 
wuͤrde ein wachſamer Miniſter bey Anlaß innerer Unru⸗ 
hen (welche hervorzubringen oft leicht iſt) ohne Muͤhe 
unterworfen baben. ‘DaG bie Schweig die Rheiniſchen, 
bie Schwaͤbiſchen, den Glanz der Hanſeatiſchen und ane 
dere Eidgenoſſenſchaften uͤberlebt Hat und noch heſteht, 
hievon ift (neben andern) cine große Urfache eben diefe, 
daß durch das’ ganze funfsehnte Jahrhundert hinaus 
alle Regierungen mit loͤblicher Thaͤtigkeit einen Kreis 
angehdriger Sauder um fic) bee audgebreitet haben, woe 
durch bie Schweiz erfilich dem Haufe Habsburg (wie ed 
damals war) die Wage Hielt, und nachmals den gro. 
fien Kdnigen cin in oreler Abſicht allzu wichtiges Lan 
{chien, als daf es die Freyheit verlieren koͤnnte ohne 
Gefahe fir das Gleichgewicht unter den kurepaiſchen 


Maͤchten. 


Zu derſelblgen Zeit war der Cénie fat, bie. 
Herrſchaft von Oeſtreich ſchwach; und, wie vor Alters 
Athen durch Muth und Fleiß dem großen Rdnig, fo 
fieng jener an, dec legtern furchtbar gu werden. 


Als Leopold willkuͤrliche Auflagen bob und Rechen⸗ TT. 
ſchaft feiner vormundſchaftlichen Verwaltung gu geben Bertafang 
verſchmaͤhete), wurde von vielen Herzog Ernſt fein reich. 
Bruder an bie Regentſchaft berufen. Da wurde das ins 
nere Erbland im Namen Leopolds von Sem Grafen gu 
Maidburg2™), im Namen Ernſts von Rambrecht and 
Sricdrid) Freyherrn von Waldfee mit Parteyung und Feh⸗ 
den erfuͤllt). Wien war in volem Aufruhr durch die 
Spaltung swifchen den Raͤthen und Birgern*”); als - 


209) Fagger ad 1407. 

210) Chron. Mellic. ad 1408': Magna dillenfio, 

ait) Palonie f. Valtrami chron, Auftr, 29 «44075 ap. Pes 
Feripte. t. I. 

212) Imd. communitas contra ives. 


U. Theil. | Re 


562 LI. Buch. Siebentes Eapitel. 


ber Biegermeifter Worlauff mit ‘andern großen Rathse 
herren fuͤr die Erhaltung der Freyheiten wider Leopold 
ſtand, nahm dad Golf, (aus Neid gegen die, welche 
zunaͤchſt aber ihm waren)) des Fuͤrſten Partey. 
Then diefe Menge ftand verwunderungsvoll, als, nach 
dem ber Herjog mit Gewalt in die Stadt gekommen, det 
Birgermeifter und feine Freunde gum Tod gefuͤhrt tour: 
bens aud der Scharfrichter, wie betroffen beym Anblid 
der Wuͤrde ihrer Tugend, ſtand erſtaunt, bis Here Wer: 
lauff ſelbſt, unwillig ſeinen Senat und ſeiner Stadt 
Freyheit zu uͤberleben, ihn ermahnte, das Gebot ſeines 
Herrn zu vollziehen?). Der Handel war geſtuͤrſt; in 
allen Buͤſchen lauerten Raͤuber?). Whe Graͤnzen we 
ren ſchwach?); und wie geſchieht, wenn die Gelest 
nicht mehr herrſchen), der große Hauptmann von Eel: 
tarn, Herr Heinrid) von Ratenberg, im Lande pu de 
rol?E), Here von vier und zwanzig Burgen, die iba 
jaͤhrlich zwanzigtauſend Ducaten erteugen?”™) , erres 
te bey dem Herzog Friedrich fo viel Eiferſucht und 
Haß), daß er nicht glaubte, feine Sicherheit anderé | 


\ 283) Dabuedh Hat fih dee Attiſche Poͤbel verunchret wad ov 
gluͤcklich gemacht; hiedurch find in Nom ole Schmeichler bi 
Polls Tyrannen der Welt gemorden ; fo hat KH bas Fores: 
tiniſche Bolt bethbren laffen; Aberall war der Untérgang de 
Srepheit am naͤchſten, wo der Unverfdadigen , welche ſich der 
Erniedrigung der Edlen und Pateiclee freuen, die mehtcica 
gewefen find. 

214) Fugger, 1408. 

ars) Eb. derſ. 1407. ¢ 

216) G. ben Krieg Gotols; Chron. Mellic. 1407, Polem 
ébid., und Arenpeck 1410 ber den Baterſchen Rriea. 

217) Die Geſchichte des alten Kaiſerthums lehrt, wie wenig 6* 
cherbeit endlich bey ben Legionen iſt. 

218) Er war aud Landeshofmeiſter. 

219) Adrenpeck, 1410. 

220) Bon ber Zeit an, als dee Herzog Ther clk mit viel geri 
germ Gefolg, alé der Hauptmann hatte, begegnet, und aud 
_ fih au deffen Gefoige geſellt; ce fagte ga dem jungen Siren 





Geſchichte dex: S fred. a $63 


finden gu koͤnnen, als wenn er auf Tirol did alteh-Mechte 
der Herjoge von Baier wieder gelseatimadhe, Als dee 
von Ratenberg endlich vergiftet: worden (denn im Zweh⸗ 
fampf, wozu er alle feine Feinde ausboty vermochte feince 
etwas gegen (eine auferordentlidje Srdete**) und-fein Ge⸗ 
ſchick in Fuͤhrung der Waffen), folder Herzog ſeibſt, wel⸗ 
chem die buͤrgerliche Ordnung zu⸗halten oblag, er⸗ 
laubt haben, daß den Reichsſtaͤdten bie Kaufmanns⸗ 
waaren in ſeinem Land niedergelegt iollrden). 


So in den vordern Landen. Die Herzoge vermochten 
denen, welche durch ihre Kriege ungluͤcklich waren, keine 
Huͤlfe zu geben. Weſen lag im’ Schutte’) Beronmuͤn⸗ 
ſter war fo gefallen, daß fuͤr den Prop Und cin und zwan⸗ 
sig Herren alle Tafelguͤter nicht uͤber Rweyhlindert Mark 
" ertrugen***), und alle Wahlfreyheit, forwohl sur Prope 
ſtey 2), ald gu allen Pfruͤnden *), mußte an die Here 

” Nnae 


„Triedel, wenn wile bu wpigig werden?“ Da fprac bee 
Herjog: ,, Wenn dis wick su einem Narren.“ oid. 
221) Denn’ dee Hatiptifetin’ von Caltarn tat Fortis athleras 
dee Prandeffer erfuht: es Ebſchon valde robuftus, magnus no-, 
biligque vir bid Sta HI 

922) Fugger, 1411. 

223 Erlaubnié Hannfen von Lupfen, des Oeſtreich. 
Landvogts, fhe die Weſener; ihre Marktfreyhtiken andersmopin 
gu verlegen, ober Die Murkte vor dee verheerten Stadt aw 
Hatters: vor Mitf. 1999.) SHPusk 

2274) Batle Bontfevtews. 1X, 1400, * 

225) Nah der Abdantung Rubolfs von Hewen conferirt fie 
Oeftreich Thuͤringen von Marburg; Urkunde wais. J 

226) Urkunde Leopolds: ga Gunſten Hemmanns von 
Liebegk, feines Maths; der Propft fol ihn beftdtigens ,,bas 
pr tht gadnzlich unſete Meinung. Enfisheim 1400. 6. aud 
Herzog Friedrichs Cinseeletbungcbeief der Kies 
me we Sur, 1408 (heviduig; er beklagt Beronmintter, 
propter Suitenfium rulticorum et aliorum adverfariorum noftro. 
xam effrenatam proterviam plum [altinuille ihoontmoda). 





564 1II. Bug. Giebentes Eapisel. 


goge aufgegehen werden. Hingegen ertvarb bie Stadt 
Rofingen im Aargau, daß die Hexgoge das Umgeld ihrem — 
gemeinen Weſen uͤbergaben?) and fie in der innern — 
; ss Berwaltang fat gaͤnzlich ich felber dberlaffen wourde**”). 
po Mit gecinger Gefahr, weil Zofingen eine fleine Stadt — 
it; font; hatte aie Abnahme des Adels und ſchlechte 
Verwaltung dee Lagdeshoheit hey groͤßern Buͤrgerſchaf⸗ 
ten auch die Folge, fie fo empor gu bringen, daß die 
Regierung nicht mehr ungeſtraft fonnte ungerecht wer- 
den; das Gluͤck erhob den Muth und brachte eine Schwei⸗ 
zeriſch gefiunte Partey empor. 


Zecdburz in Daher geſchah, daß dit Stadt Freyburg in Uecht- 
ũechtiand gand wider die vom Bern dic oft ungluͤcklich erneuerte 
Feindſchaft aufgah. Die groͤßten Rathsherren der beyden 
Hauptſtaͤdte Uechtlands 228 by verſammelten fid) index Kir⸗ 

che zu Laupen, apd ſchwuren ewiges Burgrecht *). „Alle 
„Fehden, zwiſchen Bern und Freyburg,“ ſchwuren fie, 

y follen ruben, auf ewig; um alle Anſprachen wollen fie 

gegen einander freundliche Tage leiſten an dem Orte 
Wunnenwyl; um Sachen, beren fle nicht eins werden, 

yrfollen zwey pou hen Raͤthen fedex Stadt unter einem 

‘ „Obmann, von den Obera des angeflagten Burgers, 
yurtheilen; wenn Stade gegen Stadt fey, fo bitten fre 


ace) Urkunde Leopolds, 1400. Banged „von ihrem 

nm Sener’, EGs wird gegeben bis auf Widerruf. 
arg) Urkunde Friedrichs, Schafhauſen, vor Paull Bek. 

1407% yt Beſtatigung ihres Herkommens den Schultheiß and 
- Rath feleer zu ſetzen. . | 
323) Shulthels, Roth, Sechszig, Bweyhundert und bie Ge: 
: meiude waren die Obrigkeit von Freyburg; Urfunde 1374 
a (EA's Bibl. Lh. 11, sas), Fleifmeroedaung (pour 
‘les maffaliers} 1400 ¢6. Daf. Hingegen daf am adten De 
cembðer die Pfander gu verfaufer feyn, wird ohne Melbung der 
- Gemeinde gefagt, weil es nue die Remembrance cines Wnords — 
" pung it. (1qoRr 5 eb. daf,) > 
229) Bureredebeicf, 3409... 








Seſchichte der Sdiwely, 1 $65 | 


prtingr vom Sande, Leiner Stave Baͤryer; ed Rechte 
pehandelé Obmann fenn zu wollkeng -div von: Frfyburg 
„halten ſich gegen die Schveiter' wie die Verner ſelbſt 

„das Reich fey vorbehalten; ſollten unter deſſen Vor⸗ 
„wand Welſche Herren oder Seddte' Feeyburg oder diz 
„Herrſchaft Oeſtreich ia ihren Rechten allda ſchaͤdigen, 
grfo fol Deen dem. Freyburgern Beyfiend leiften; keine 
„Stadt ſoll Buͤrgſchaft fiir die anvere verfprechen, fie 
sethuc es denn gern’). Keine Stadt ſoll der anders 
„eigene Leute hinterhalten ). Jede folk in Auflagen 
„die Angehoͤrigen der andern Stadt nicht weiter beſthwe⸗ 
„ren als ihre eigenen Burger. Die Freyburger ſollen 
zu Bern, hie Berner gu Freyburg, zollftey ſehn *. 
„Ueber Erb und Eigen bleibt jede Stadt ‘be: Teens, Ge⸗ 
„ſetz. Wer um redlichen Todſchlag ) flicks, mage 
„wohl in der andern Stadt wohnen; keine foll Moͤrdern, 
„Mordbremern, Raͤubern, cine Freyſtaͤtre geden2*).¢ 
Bald nach diefem ſchloß Frerburs mit Biet einen ewigen 
Bund so 


Eben dieſt Denkungsart bereitete fich in einer andern Schaſhau⸗ 
Oeſtreichiſchen Stadt, zu Scheſhauſen,/ durch den Gort: ſen. 


230) Auf daß bes’ Buenrechte wegen keine flr bie anbere bes 
pfandet merde, fie habe denn ihre Trew gegen dle Glaubiger 
derſelben Stadt ausdruͤcklich verpfidtet. 

231) €twa unter Vorwand urfpringlider Srenbeiten, welche 
Sabin ausgelegt werden fonnten, jede Stadt (wie bes Land 
Iſraels; 5. Mol. 23; 15 f.) gedeuͤckten Lelbcigenen der bes 
nacbarten Gegend gu einer Freyftaͤtte aufurichten. 

232) »,Go fang bie Zolle in uafern Handen ungeidſt find.” 

233) Sufdligen oder in offenem Zweykampf. Gah mag aufte⸗ 
nowmen werden wer ,,um Cinung ficht. “ 

234) Es iſt Har, dab die Welſche Herrſchaft, welche bes Aeichs 
Porwand nehmen koͤnnte, Gavoven i: es wird auf dad Reiss 
vicariat gedeutet, Artlkel, melee in ſolchen Burgrechtoriefen 
alleseit vorfommen, werden in dieſem Auszug uͤbergangen. 

235) Bundbrtef, lscabi, 1407, Halfe Aberal, wo Vers 
einer dieſer Staͤdte Hilfe; Kerzers dic DineGatt. 


566 IL Bucht Siebenter Capitel. 


gang. Dee Buͤrgerſchaft und Verfall bed Abels. Dieſer 
Haste in den Schlachten bey Sempach und Naͤfels unge⸗ 
mein gelitten die Zahl die Walede der Buͤrger 
ſtiegꝰ*). Die: reichen Ritter und Edelknechte verbuͤtg⸗ 
gen ſich um die Brlo(cstben: des gemeinen Wefens*”); 
aus. dieſen · Geldern wurden. Gerichtsherrlichkeiten tts 
fauft meer welche det onl inm in den Riitefpe 


eo 7 8 MF OSL. 
4585 Die Stare klagte bem Herzoß ‘toe Schaden bard mn 
MMBPoten: "AUB Hes Antwort; Wien; um Himmel'. 
oe -.4 588: She Gaiahe fey ihm mnenlich leibd; Krieg Gringe bos 
FO anit <P elle ſich -barauf, fm. znd ‘yn nad) Ere sub 
emt (Ragen) zu ſchafen oo 
hie wird in den tirtunbden ſchon der Borfiadt ses 
dulce wurden im J. 1392 auf ded Klofes 
— * zebaurt; Raͤgers Chronik dieſer Stadt 
——* wabe).: | teber Dad kandvolk behaupteten fic ſolche 
Oberhathjd, deftiee, Lankmann,: dee an xinem Bieger, frevel, 
doppelt bifen pubte, und. ¢in Barger. in bee Grabt cin 
Lanbmann ungeſtraft umbringen fonnte, wenn er mit ana 
Zeugen erwles, daß dieſer Urpeber ded Zanks geweſen. Alte 
F  Stadtordag jing en,.von meinem Bruder mitgetheilt. 
237) Cberbard und Wilhelm im Churn, Buͤrgen fir de 
" Gtadt gegth Hegenau gu Freyburg, 1365: Heineid ron 
Mandach, Ritter, Buͤrg 1373 (wie fein Vater oftmald); 
Eberhard im Churn, Buͤrg der Stadt gegen Moͤſer zu 
Freyburg, eod, ; Wilhelm im Thurn gegen ben Hartzer zu 
Coftans, 13803 eb. derſ. gegen Junter Hauns vou Saif 
hauſen, Barger gu Coſtanz, 13825; eb. derſ. geacn den 
SGchultheibß von Brugk 1387; eh. derſ. gegen Bexchtold Fb 
{er von Stuͤlingen, 1389, weicher endlich dee Stadt caf 
ein Leibgeding yon 1355 Gulden 1426 vorſchob. 
238) Zu Wildingen die niedern Gerichte aus der Hard 
, Heern Diethelms von Krentingen 13735 der Hof aa Ober? 
bargen von den Im Bhuen, 19755 Unterbacges 
von Egbredit ‘Kot, Mitter, 1378; die niedern Seridit it 
Trafadingen aus der Hand Anna von Randel, eod. 0.4 | 
| Bes an den Spital. Jur J. 1404 veepfandet Marquee? 
von Randel, Biſchof su Coftang, dee Stadt Schafhauſen am 
4562 Golbgdlden beyde Flecken Halau, feine Geſale iv Revs 
tire und Laiferſtuhl, fein Quart an koͤhningen, Sqloß ur? 





e . e 
\ 


Gefchichte ber Schweigz. 567 


len?) und in den Kriegen der Herzoge gir glaͤnzen, veraͤu⸗ 
ßern mußte0). Dieſe Edlen, wuͤrdig ihrer Altvordern, 
welche dadurch adelich waren, weil ſie fiir die wehrloſe 
Menge lebten und ihr Slut hingaben, und ihren Glang 
nicht in Aemtern, fondern im Heldenmuth ſuchten, be⸗ 


dDienten fic) vie dee Gunſt, welche fie. bey dem Herzog hate - 


ten, um gu, verbindern daß die Regierung Hicgerlicher 
werde: ja den, welder den. Gefegen der Stadt nicht fol 
gen wollte, ſchloſſen fie vou jhrer Geſellſchaft aug **'). 

Herzog Albrecht in dem Jahre nad der Sempacher 
Schlacht verauderte die Verfaſſung nach dem Willen der 
Stadt. Es wurden yu dem tdglichen Nath, anftatt 
ſechszehn, swangig verordnet; er ſetzte den grofen Nath 
auf ſechszig, und verordnete, daß jaͤhrlich cin Drittheil 
erneuert werde“). -Diefe Verfaſſung beſtand vier und 


Stadtchen Kuͤſſenberg, und ſollen Kalſerſtuhl und Neulirch, 
auch nach Wiederldſung, zehn Jahre der Stadt offene Hau⸗ 
ſer ſeyn. (ES brauchten dle Kaiſerſtuhler auch ſonſt Schafhau⸗ 
fiiches Mak und Gewicht; 1410.). Kauf der Rhein⸗ 


Adiffabré von Burkard Wiechfer 1494. Im J. 1406 | 


verkaufen Ulrich und ſeine Soͤhne Beringer, ulrich und Wal⸗ 
ther von Landenberg (im großen Hauſe) um 800 Gulden bee 

w ‘Stadt iby Theil am Salzhofe. Urkunden ia den Schriſten 
Biargermeiſter Balthaſar Pfiſters. 

a39) Im J. 1392 wunde auf dee Herren Acker, einem Platz 
in den obern Gegenden dee Stadt Schafhauſen, den cine 
erofe: finde sieete, cin Durnicr. gepalten. Es war ohne 
rela sole 1383 dad Zoſingiſche, von dcr Herrſchaft anges 

ct 

240) Go mard bey. Edlen ·Friedbolde Thurm .bey dem obern 
Thor tm J. 1392 der Stadt erworben; Rig cr, Der Thurm 
gu Beringen wurde 1394, van den Edlen Ldwea einem. Baer, 
verliehen; Waldkirch. Dod tamen durch Heleathen andere 
empor, wie bie Oening, deren einer 1404 nur 30. Schlling 
ſteuerte; bald, nach. cresbtem Reichthum der Juͤnteller, Hatten 
fie 2384 Mark, ein anderer 12,800 au arias 

241) Gefellimafebeicf, den 10 Marz13 

242) Jm J. 1387. Der Vogt (von oda) mit’ zwey fei⸗ 


— — — 


— « 
— - — _ sa ——— — a 


¢ 


668 11. Buh. Sliebentes Capitel. 


zwanzig Sabre fang durch det Hersoge Bogt, einen 
Schultheißen, welcher bas Lehen ſeines Amtes von dem 
Mbt hey Allenheiligen empfierig, die beyden Nathe, cin 
Schuldengericht vow zwanzig aus dem großen Nath und cin 
Gericht von fechs uͤber Friedbrud) und andere Frevel. 
Die Neichsunmittelbarteit war den Herzogen verpfaͤndet 


worden; die Reichsfrenheit wurde von allen Raifern™) 


‘ 


Beſtaͤtiget, und mit einem hohen Gerichtszwang ouͤber alle 
Berbrecher, die fic inner zwey Meilen um die Stadt 
finden ließen, merkwuͤrdig vermehrt “). Erhob fid 


Span zwiſchen Kloſter und Stadt, fo wurde er vow 


zwey gefegten Nichtern jeder Partey unter des Vogts 
Homarnfehafe***") verglichen oder entfchieden **). 


Es geſchah hierauf, daß der Wht Berchtold von 
Siſſach, ein Freund der Stadt, von einem ſehr beguͤter⸗ 
ten Hauſe, das Lehen der Schultheißenwuͤrde an bie Stadt 


ner Rdthe, ber Schultheiß oder wee Statthalter ded Hergoss 
fen, und vier vom grofen Rath erncuern die 20. Whe Ses 
site, bende Stadtrechner, dle fehs Steuerherren und ak 
Memtcr werden aus dem grofen Rathe befest. Dic Urkunde 
#% von Wien 1387. 


343) Sudwtg dem Water 1330; Karl iV, 1349, 13723 


Wenecslaf 1379, 1400 ; Ruprecht, 1403. Hanns Haff, Graf 
Johannſen von Habsburg (Lauffenburg) da jungern Lanbride 
ter zu Kielgau, im Landgericht unter ber Linde Cauf dems Hers 
renacker 7) zu Schafhauſen, ſpricht bie Gradt frey von der 
ae, in welche das Hofgericht von Rothwol fic verfdkts 1390, 
Urfunde. 


244) Wenceslaf 1400, Kapeedht-1403 3 ben offence oder vers 


ſchloſſener Thiv aber fle au richten. 

244°) Digte won Oeſtreich waren MS 1406 -dle von Ranbe!. 
In dieſem Yabe genehmigten ole Mdthe und Barger, and 
1407 bewilligte Herzog Friedrich, daß EF von Keiſchach die 
Vogtey, Judenſteuer und (bit auf 100 Gulben laufende) 
Bußen an ſich kaufte; worauf der Herzoz ihm hen Blatbann 
‘gab (ur kunden, 1407, Mont. u. Dienſtag nad Oculi. 

gas) Gels 2377. | 


| 


' Mefhigte. dee Schweiß 569 


verfanfie™”); Die Sahl des Moels wor ſeit Albrechts 
Meuernng abermals**’) durch feindliche Waffen gefale 
fen™*"); fo daf ‘die Stadt Schafhaufen mehr und mehr 

auf der Buͤrgerſchaft und auf den Handwerten berubete, 
und flug war , butch die Anordnuug never Gefege und 
Vermehrung der Ehre des Burgers zu hindern, daff 
nicht, wie an andern Drten**”), bie Abnahme ber ades 
lichen Geſchlechter der Untergang edler Geſinnungen fey.’ 
Die Betdnderung der Berfaffung fchien den Zeiten ‘6 an⸗ 


2946) $m J. 1407; tm J. 1411 erkaufte dle Stadt aus ber 
Hand EFS von Relſchach bas kehen der Oellreichiſchen Bogtes, 
‘Der Judenſteuer, der Basen, dee zweyten Halfte bes Galy 
' gohs (oben N. 238). GenehHmigung Herzog Fetes. 
-beigs, Baden, Mittw. vor S. Uli, 1411. 

247) Bey Réfels and am Stob. 

248) Sn der Abſchrift, welde ich von ber N. 241 ange. Nes 
Gunde babe, find 29 edle Ramen genanat ; unlesbar waren 
dreyzehn; diefe alfo die Babl der Abrigen Geidledtce; 7 
Seiak, 3 Jor Thuen, 2 Um God, Rendenburg und 
Schultheißen von Randenburg, Reliſchach, 2 Fulad, 3. Hin 
vou Beringen (deren dex letzte 1405 geſtorben), 2 Truchſeſſe 

. yon Herblingen, Manded, 2 Hinenbesg,  Ranbdef, 
Schnetger von Krentingen, Ammann von Moͤrlach, Bettma⸗ 
bingen, Roßberg, Art, Strehler, Fuͤſſach. (Nur die swe 
acbéce gedeuctten find su Schafhauſen nod) frig.) Mus 
einer vicleicht ditern Abſchrift nennen die Chroniken iene jetzt 
verblichene, Truͤllerey, Schoͤnlbwen, Korafein, Wiedfer, 
Winkelsheim, Irmenſee und Siſſach, Famillen, deren die 
allermeifen untergegangen, und nus gwen nod. Birger von 
Schafhauſen find. Nur 42 Namen find angeseigt, well 
Dicke Berbiodeng nur von amilicnvdteen geſchloſſen wurde. 

249) MacchiaveHi, iftorie, L. ll, gang am Ende. Dak die 
Cinfdhsungs der Zuͤnfte gu Schafhauſen in einem andern Licht 
erſcheint, als eben dieſelbe in den Geſchichten Rudolf Beuns, 
iſt natarlich: dieſe Verfaſſung war in, Schafbauſen bas Werk 
der Zeiten; anderswo hat ſie Verbannungen und viele Ges 
waltthdeieteites getoſtet; auf den Erfolg wird bier nod 
Seine Auͤckncht gepommen 5 bie folgenden Ser werden ifn 


. sige os ; 


5% 11. Bodh.” Srebenses.- Capitel. 


gemeſſen7 bak bie te Heriſcheſt ihren iuen zu derſelben 
ae - feeb! 


"Die. ‘gtithloffenen ‘Sanbwwertee**) fraten atfi zunft⸗ 
magig. aufammen; adiejenigen Buͤrger, welche von aus 
derm Gewerb ara). ober yon bem Ertrag dee Biter leb⸗ 
ten, . Geſellten ſich zu ben: frepen Handwerlen 2 ober 
auf die untere Stube des Adels; --denn als die Geſchlech⸗ 
ter. bed Adels vermindert worden, waren die zwey Stu⸗ 
ben ober Geſellſchaften, in die er fic) vor Alters cheilte, 
gufammengesogen *). Hierauf wurde befehloffen, daß, 
an der Schultheißen Statt, cin Birgermeifter wie zu 
Zuͤrich gewaͤhlt werde. In demi Jahr vier sehnbunbert 
und cilf, auf S. Ulrichs Tag im Heumonat, verſam⸗ 
melten Gch alle Birger, edle und unedle, vow Zuͤnften 
und Gefellfchaften, “in det Kirche Fey den Barfuͤßern, 
und wurde fi —— Jahr ”) Herr Gottfried von 


450) urkunde Sersog Sriepetes, (Wefetbe ™. 246): 
„Wegen Gebreſten und Schulden, der Stadt aufyubelfer. | 
Alle Aemter, die Wogtey ausgenommett, werden Minftig ver 
‘ber Stadt beſetzr.“(Damals geſchah bie Acgimentsverande⸗ 
rung auf Johann Baptiſten, ſpater anf ben Pfingkmontes). . 

251) Backer, Gutter, Fleiſcher u. a. 

$52) Zuchleute; wefcher Name in dieſen urkunden die racifte 
- Saufmatintdatt bezeichnet. 

253) Wie auch nachmais ‘Sreinbe gethan, wenn fle bas Dery 

retht erwarben. - 

254) Urkunde N. 2413 Wit ble Geſellen au der ober 
„und untern Trinkſtube“ (deren Spur wie 1535 ſahen: 
der ober tend der nieder Eheif) ,,veridgen, daß wir durch Chr, 
„Nutz, Fründſchaſt and Kriedens wegen wns sufammengae 
„gen haben auf"dte obere Trinkſtube, daß vole emnfer Gadi 
„Allda haben ſollen.“ Es-fann feyn ‘und ie wahetdeloiit, 
dof Die untere nthe von allen verlafſen vwurde vod Anlaß tc 
nod beſtehendenuntern Geſellſchaft warb. 

ass) Im folgenden Jahr ic iſt Helivih kLingki, welchtt 
rare contr den Zunftmeiſtern· vortoim’e: - Wenn man bir 
Guf das Verzeichniß der Buͤrgermeiſter betrachtet, ſchelnt balt, 





4. 
GSefchichtender: Shinete n723 


Haͤnenberg, Ritter, der Stabt Schafhanſen er tiv: Baler 
germeiſter, ein Heer vow altem großen Namen?NWen 
vornehmſten Geſchlechtern befreundet?7) ritterlich pwnd 
ter den Waffen erzogen?*), ſelbſt ein tapferet ein rei⸗ 
cher *), in Ber Geſchaͤften der Stadt wohlerſahrner?) 
und forteobh. dein Herzog 2"), als ber Buͤrgerſchaft anges 
nehmer Mans... Am achten Lage nach diefer Wahl kamen 
alle Bdeges: zuſammen, jeder ben feiner Zunft, und, 
gleichwie die: Edlen einen Obmann * ihrer Gofal caf J 


ae of, ‘ *“< "2 ete 


als wave cine gettans, vielleicht ohne Verkommniß, acbtabch⸗⸗ 

. socife, einer von Adel neben oinem buͤrgerlichen Mann in dieſe 
‘Warde gewaͤhlt worden. 

2 56) Sintemal das Sans Sinenserg bem Hauſe Habsburg wers 
ſchwagert gewelen fcon fol, und unftecitig in der Zahl dee 
Srepherren bes Mittclalters blibete. 

257) Egbert Liwe hatte ich weif nicht ob ſeinem Bater ober 

. thm felbtt feine Sochter gegeben; Buͤraſchaftbeief 1394. 
Er ſelbſt hatte in erſter oder zweyter Ehe cine Gemahlin vom 
Hauſe Im Thurn; und (itefunde-1409) Agnes von Sis 
nenberg Hatte Eberhard Im Thurn geheirathet. 

258) Sanns von Hinenberg war cin Ritter von GS. Georgen 

Schild, Urkunde 1392. Sein Vater Gottfrigd wohl auch. 
Eben derſelbe uͤbte nod 1599 Fehde wider Coſtanz und wider | 
die von Schellenberg (Stadtbuch Zürich, h. a3 daß 
ihre Gefandte in feinen Dienſte ‘wolf Gulden vert ban ; hay bie 
ro fol er uns wieder geben”), 

259) Mus der Stadt Rechnungen: 14.19 verſteuert er 336 
Mark liegenden, 245 fahrenden Gutes; 1430 (da eg etwa ge⸗ 
erbt) 1008 Mark. Er wohnte ben dem obern Thor. Er 
ſtarb 1437. Gein Haus erbte nachmals an die Landenberg. 
‘Mager und Waldkirch; ce habe Buͤrgſchaften fae bie 
Stadt geleiftet. 


260) MIS ber 1404 Stadtrechner (Gedefmeiter) und 1406 
Stadtridter geweſen. 


261) Gr war damals Stadthatter des Oeſtreichiſchen Vogots; 
Waldkirch, ha 
262) Vielleicht auc darum fo genannt, weil er (urtunde 


N. 241) die unter ihnen extfehendes Streitigkeiten ver⸗ 
oe 





s572 II. Bud. Siebentes Capitel. 
dhatten, bat fede Zunft einen ihrer vornehmſten, fic 


baſſelhe Sabre das Zunftmeiſteramt uͤbernehmen zu wol⸗ 
fex*?*), um in alien Geſchaͤften ſomohl der Zuuft ais 


" gemeiner Stadt Nugess und Ehre gu foͤrdern, beſonders 


dafuͤr zu forgen, daG auf ben Zunftboten) alles mit 
Beſcheidenheit verhandelt werde *°°), die: Handnierfer 
aud) ni¢mand uͤbervortheilen) . und nichts gefchebe, 
tondurd) allgemeiner Rachtheil erwachſen méchte ***). 
Die Qunflmeifier mocten auch den Handwerkern erlaue 
ben, am Gonntag und an Seyertagen gu ‘arbeiten **). 
Gie, mit vier Herren die der Adel noch gab, Hielter 
ben tdglichen Math. Jedem Bunftmeifter ordneten feine 
Zunftfreunde ſechs Manner bey *’°): der grofie Rath be. 
ftand in den ſechs Rathsverwandten jeder Zunft, fo vice 
fen vom Adel>*> und allen Gliedern des taͤglichen 


463) Schon 13943 1. e. 

264) Wal die Warde cine Lak war, iſt in ben Zunftbrie⸗ 
fen, dab, wenn einer ein Yabe lang fie verwaltet, er im 
folgenden Jahr nicht wieder dazu genoͤthig et werden fdnne. 
Mud dieſe Senatoren waren alſo (dee Etomotogte Bad) 
Pregadi. 


265) Verſammlungen der Zunſt. 


266) Es if tn ben Zunftbriefen, fle moͤgen Bis auf 10 Schil⸗ 
{ing Heller ſtrafen; um vier, wenn einer von bem Bunftmeis 
Ger oder den Sechſen unbeſcheidenlich rede, „wenn es nicht 
„gar zu arg’ (Padiere ber Deputation gu den Zunft⸗ 
betefen unter Junker Seckelmeiſter J. C. Per, 2710). 

60) Keinen Uebergriff thun; Zunftbriefe. 


.268) Wegen dev anſteckenden Krankheiten war niemand erlaubt, 


mit alten Kleidern gu handeln, er habe denn den Stadtrech⸗ 
nern gefdworen. Es war (ber Geſundheit wegen) verboten, 
daß bie Schuſter Unſchlitt oder Schmeer bep dem Henker 
kaufen. 

269) Um zehn Schilling; Zunftbriefe. 

270) Zunftbriefe. Gon werden fuͤnf gezaͤhlt, aber dee 
abgehende Bunftmeifice war einer ber Sechſe, und fam nach 
biefem in die Aggiunta, wodurch der taͤgliche Rath in der 
Anzahl dee Zunftmeiſter verdoppelt worden if. 

271) Gonk wird nur von drey geſchrieben, welche bes Adel in 





Gefhidte der Shwely 573 


Mathd. Daß die ganze Buͤrgerſchaft von Schafhauſen 
damals ju Aeußerung ihres Willens beydes in Ernen⸗ 
nung der beyden Raͤthe und uͤber andere politiſche Sa⸗ 
chen, wie auch zu beſſerer Anordnung der Vertheidigung 
des Vaterlands2"*) , in zwolf Zuͤnfte und Geſellſchaften 
abgetheilt worden, beharret bis auf dieſen Tag. Mit 
Handwerksinnungen (durch deren Gebrauch die Zuͤnfte 
wohl mdgen veranlaſſet worden ſeyn) muß dieſe politi⸗ 


{che Anſtait nicht vermengt werden; der Buͤrgermeiſter 
und Nath abten uͤber Handwertsfachen freye Macht *”’) ; . 


Kher grdfiere Dinge, wenn es um die: Erhaitung des 
BVaterlands oder der FrepHheit. gu thun war, wurden 
wohl cher die Zinfte sufammenberufen?”%). 


Diefen Urfprung nahm die Verfaſſung der Stadt 


Schafhauſen, durch deren Form ſowohl das Tumultua⸗ 
riſche anderer Democratien“), als die gefaͤhrliche Gee 


in den grohen Rath geſandt haben folt ; weil aber dieſes uns 
wahrſcheinlich it, fo mite id) glauben, die obere und untere 


Stube fey gewiſſermaßen damals noc als Cine eigene Claſſe 


in dee Buͤrgerſchaft betradtet worden ; fo hdtten fie gufammen 
au bem großen Rathe fo viele gefandt als cine Sunft. Aber der 
Grief der unten Geſellſchaft tk mie nie gu Geficht gefommen, 
und Aberbaupt nod viele Duntelheit tn bee Geſchichte dieſer 

* Stadt, befonders Aber dieſen Zeitpunct, welcher aber wohl 
nicht ſchwer abzuhelfen ware. 

272) Daher die adeliche Geſellſchaft mit Gezelten und Reiſege⸗ 
ſchirr (N. 241) und jede Zunft (Briefe deep.) mit hlehet 
gehoͤrigen Ordnungen und Geldern verſehen war. 


273) Wohl eher haben fle gewiſſe Gewerbe gu treiben aud ſol⸗ 


chen erlaubt, welde nicht von der dazu beſtimmten Sunft was 
gen (die N. 266 angef. Schriften). 
274) Go 1454 und one Bwelfel 1415, 1501. 
275) And tf nicht leicht cin Aufruhr entſtanden ſeit 1525 als 
der Enthufiaſmus der neuen Glaubensfrom jedermann hinriß; 
ausgenommen die am Ende des flebensebnten und zu Anfang des 
achtzehnten Jahrhunderts ohne ake Anarchit entſtandenen Be 
wegungen wides einige Mibbeducde, 


- 


574 IL. Dace Siebentes. Capitet 


walt allguweniger Familien moͤglichſt vermiebden worden; 
durch deren: Grundgeſetz dem. gemeinen Sarger. dak Recht 
bleibt, welches ex meift anv beſten uͤbt), naͤmlich bad 
Wahlrecht; und vermoͤge deren cin jeder, ohne Furcht 
vor gewaltigen Geſchlechtern, ohne Furcht sor Volks⸗ 
tumult?7), gerecht im Gericht, frey im. Rath und 
ſtandhaft fuͤr alles Gute ſeyn darf, und keiner laͤnger 
als ein Jahr von dieſem allem offenbar das Gegentheil 
ungeſtraft ſeyn kann; er waͤre denn von einer Zunft, wel⸗ 
che fidy ſeinetwegen entehren upd ſchaden wollte. Hitzu 
gehoͤren ſolche Sitten, ‘dusch welche ban Vorgeſetzten 
jeder Zunft fein Amt; als cine, loͤbliche Arbeit far das 
* gemeine Beſte lieb ſey, ohne daß er deſſelben beduͤrfe zu 
ſeiner Ehre oder um zu leben; durch welche die Faͤhigſten 
von Jugend auf zu derjenigen Weisheit gebildet werden, 
welche einſt in klein und groß Raͤthen das Licht anderer 
Zunftmeiſter und’ Rathsherren ſeyn moͤge; durey welche 
auch der gemeine Buͤrger ſeine Pflicht und ſeine Wuͤrde 
als Zunftgenoſſe kennen lerne und beobachte. Denn die 
Formen republikaniſcher Verfaſſungen ſind weniger gut 
oder ſchlecht in ſich ſelbſt, als vielmehr durch die Sitten 
jeder Stadt. 


a.inder Ausgenommen dieſe Stadt, (welche bas Haus Oeſt 
SHweth: peich im vierten Jahr der neuen Verfaſſung, wie wir un⸗ 


276) Efprie de loiz, L. Ul. Keane Merfeſſungen koͤnnen nicht 
widerlegungsweiſe angefuͤhrt werden; auch Zuͤnfte, die in lan 
gem Feieden ſich veenadhliffigen, beweiſen nicht wider das, 
“was Monteſquieun vom Volk bey wichtigen Wahlen in ernien 
Belten mit Wahrheit ruͤhmt. Ich wuͤßte, befonders vou 
Schafhauſen, nicht leicht einen, gewiß wenige, verdiente | 
Manner angufibren, die, wenn fie Nelgung zeigten, der 
Gtadt in Rathswuͤrden gu denen, von ihren Zunftgenoſſen 
zuruͤckgeſetzt geblleben waͤren. 

277) Einer der vortreflichſten Vorſteher dieſer Stadt, der 

Baͤrgermeiſter Toblas Hollander, iſt geituͤrzt worden, aber 

auf eine Manier, die in arideeratichen Verſaſſangen eben ſe 
gut angeht. ~ 





·Gefchichse -ber-Sdhweis. 5 $75 


ten ſehen wetden, derſdr) waren bie Deftreidifchen von 
den Sihwelzeriſchen Laͤndern in ihrem innern Zuftand : (0 
danter(ehieder |: DAG die Uefache bes Slide ber legtern 
far hervorleuchtet. 


Mehr und mehr wurde die Schwein pon den Kaiſern 2. Kafer: 
unabhdngig. “Der Kdifig Weneeslaf gab den Zuͤrichern, ee 
Sneernern*”* und Urnern °°) und dem grofien Muͤnſter 
gu Zuͤrich?*8) das Lehen ‘bes Blutbanns. Srey Mos 

nate ebe er des Reichs entſetzt wurde, uͤbergab er der Stadt 

Zuͤrich die Reichsvogtey -), deren Unfehen und Cine 

fommen durch viele dltere Freyheiten fo ſehr gefallen, daß 

Fremde fle niet mehr verwolten wollten??). Als Koͤ⸗ 

nig Sigmund in die Schweiz fam, gab er dem Schultheiß 

der Stadt Solothurn*™) , und Landammann von Glas =~ 
ris") den Blutbann’im Kreis ihrer Geridhte*™). - 


£78) J. C. Fablins Erdbeſch, THI, ©. 277. . 

279) Tſchudi, 1389; Leu, ‘Art, tt, S. 713. 

279°) Buf deſſen Doͤrfern, 1384; Koͤnig Ruprecht gab dem 
Propſft Konrad Helye dieſe Macht 1404; H. H. Hottinger 
Antiqgq. eccl. Tigur. 

280) Urtunde Wenceslafs, Prag, Ioh. Bapt., 1400 
Sie ſollen ſelbſt einen Bost ftefen, der bep ihnen ſitze, wens 
Aber Blut gerichtet wird. ' 

agi) Heineid Goͤldli von Tieffenau pflegt fir ben erſten Reichs⸗ 
yogt angegeben gu werden (Füßlin, Le, S. 147)3 
feu (Are. Goͤldli) findet ihn erſt 1408. Gein Sohn iſts, 
um defien Auſpruͤche der Markgraf su Baden von .den Birt — 
chern befehdet worden; Tſchudi 1414. Jo weiß nicht, of 

vom Vater oder vom Sohn der Buͤrgermeiſter Meyß geſagt, 
„er fen cin verhiter zers Boͤswicht; bas woll er thm erweiſen 
mit ſinem Hals;“ uͤber welche Rede dev Senat ny vor de⸗ 
halten gu richten (Stadtbuch, 1413). , 

ag2) 14145 Hafner Lh. It, S. 88, diplomatiſch.  - 

283) Urfunde 1415. J 

284) Jenem, in dem Kreiſe von Grenchen bis an die Gigger; 
dieſem, wo Glaris die hohen Gerichte hat. be eee 


« 





576 IL Bud. Siebentes Capitel. 


"Bon feines Gleichen gerichtet werden, iſt gut, wens 
bie Richter beforgen muͤſſen, durch Serenge und Unrecht 
- gin Veyfpiel gu geben, vor deſſen Auwendung fie ſelbſt 
nichts beſchirmt: font ift ifr Schwert ſchrecklicher, als 
in ber Hand eines Koͤnigs; diefer font, weil er feines 
Privatmann firchtet; jene wuͤrgen, wean fie gittern. 
Dod, zur felbigen Zeit, und fang hernach“*) geſchah 
Rlage, Antwort und Sprud) unter freyem Himmel vor 
dem gangen Golf, fo daß der Veflagte um Ehre, Gut 
und Blut von der Privatfeindfchaft eines Richters 2°*) 
und von det Vorurtheilen bes ganzen Gerichts eben fo 
wenig als vor dieſem gu befuͤrchten hatte: Die Menfchen 
thun gwar felten fo viel Boͤſes als in ihrer Mahe ſteht; 
aber bisweilen *). 


Das kaiſerliche Landgericht, welches zu Zuͤrich auf⸗ 
geſchlagen worden, hatte keinen Beſtand. Solche 
Reichsgerichte ſind ſehr gute Anſtalten wider die großen 
Tyranneyen der kleinen Herren; gegen Maͤchtige gilt Gee 
genmacht; in den Staͤdten verwirrte ihr Mißbrauch alle 
buͤrgerliche Ordnung. Es wollte bald fein Auslaͤnder 
das Recht ſuchen bey dem Gericht, in welchem der Be⸗ 
klagte angeſeſſen war; hierin wurde jeder von den kai⸗ 
ſerlichen Landgerichten und Hofgerichten beguͤnſtiget, 
bald aus Unwiffenheit***), bald weil jedes Gericht gern 


28s) kandtag au Geen, als Beat Jaco won Bonketten 
cinen erſtochen, 1629. 

286) Es findet tn gemifien Republifen keine Recufation Statt. 

887) Ich fage nicht, dab dieſes mehrmals geſchehen, aber 
ben der fichtbaren Berdnderung dee Gitten und ipeem Einfluß 
auf die Berfaffungen follten die Vorſteher der legtern durch 
Verordnungen hieruͤber fir die Nachkommen forgen. 

288) urkunde Zaoſolfs von Lupfen, freyen Ricdters 
auf bes Koͤnigs Hof Rotwol, bak das Landgericht von Stuͤ⸗ 
lingen bie Stadt Baſel geachtet, weil ex thre Rechte nips 
wubte 1386 (bey Tſchudi). 





| 








Sefdhidte der Schweiz. 577 


feinen Kreis ausbreitet**”), Alfo wurden leicht Achts⸗ 
erfldcungen erfchlichen*°°) und. nach den damaligen Gigs 
ten gu Stoͤrung her dffenthichen Sicherheit mifbraudt, 
Um _ destvillen wurden die Schweizer durch die Koͤnige 
pon fremden Gerichten auf fo fang befreyt, qlé in ibrem 
Land Gerechtighit feyn wuͤrdeꝰ). Die Reichsſteuer 
pon Zuͤrich, damals bundert Gulden, warde von Koͤ⸗ 
rig Wenceslaf), die Solothucnifise o don Koͤnig Ru⸗ 
precht 2) an-die Staͤdte verkauft. 


Eben dieſe Koͤnige loͤſten, zu Gunſten ber Dbrighit Quoenksart. 
yon Zuͤrich) und von Golothurn*”), die Bande, 
woburd bie Judenſchaft mehe an die Reichſskammer alg 
an fie verbunden fchien. Die Obrigkeit hielt ihnen glei⸗ 
ches Reet ſowohl unser cinandes *°* , ald gegen anfehae 


‘ 2 


289) Bencestet, Nienbers, Marger., 133995 sider bte 
Acht, welche bas Hofgeriht gegen Bern ergehen laſſen, wo 
man doch Recht halten wollte. 

290) ‘Wile gegen Zuͤrſch durch Eberhard Brun C(Urkunde 

Benceslafs dawider, Prag, 1390), ba doch alle fle’ den 
Beun vem⸗Hofgericht geſaͤlten Urtheile laͤngſt unguͤltig evtidet 
waren (Urbunde Rael IV, 1376). 

291) Weneeslaf befreyt Lucern von fremben Geritpten 
Urtunde 1379. Rudolf, Graf gu Gala, Hofs 
sidter, ectennt, Geen. mige Aechter aufnehmen; Rots 
mo 1337. Obfge irl, N. 289; Ruprecht fie Sos 
lothurn, 1409; bey Hafner ia Gigmund fae 
Glaris, 1415. 

292) urkunde, Prag, lob. Bapt. *y 14003 °UM 100 Gul⸗ 
den Rh. 

293) 1409, um 600 Gulden Xh.; vafner'l. Ce 

294).Urfunde Wenc. 1392: Sechs Jahre Aeuern fle - 
nichts; hierauf will der Kdnig dem Reth glauben um ihre 
Steuer an die Kammer. 

29s.) 1409, Hafner, l. c. 

296) Geligmann Jud fol nicht wieder nad ‘auctg tommen ohne 
Willen bes Buͤrgerm., des Raths, und Rahel, er Wittwe 
Iſraels; Stadt buch von Zuͤrich, 1418, u. a. Beyſp. 

II. Theis. Ds 


578 1II. Bud. Siebentes ECapitel. 


fiche Buͤrger), das Vol€ aber fe— an dent Wahu, 
pak die Yuden bisweilen Chriftenfinder freugigen. Es 
mag ciner atch aus diefer Ration einſt Kinderblut ge⸗ 
braucht haben um Geifter su beſchwoͤren; oft mag der 
Poͤbel durch liflige Schulbner aufgebracht worden ſeyn. 
Im Anfang des funfzehnten Jahrhunderts) that tin 
Reitknecht, welcher zu Dieſſenhofen, einer Oeſtreichiſchen 
Landſtadt am Rhein, wegen eines Kindermordes gefan⸗ 
gen fag, vielleicht um ſich fu-vetten, auf den Jaden 
Michel die Ausfage, er Habe ihm drey Gulden geboten 
auf das Blut eines Kindes. Bede wurden, ser Jude 
verbrannt, und fein Angeber gerddert. Als biefes Ge: 
ruͤcht nach Schafhauſen ‘und Wintertur fam, ‘werden 
acht und dreyſſig Juden in dieſen beyden Staͤdten lebendig 
verbrannt, und die uͤbrigen gezwungen, den Glauben ihrer 
Voraͤltern yu verldugnen?®*”). Bu Zurich forderten 
bie Zuͤnfte ihr Blut; fie wurden wiber Willen der Obrig: 
keit gefangen gelegt. Ueber diefe Verletzung der Schirm⸗ 
briefe kamen von der fremden Jubenſchaft gerechte Kla— 
gen. Das Volk, voll Wuth, Fane wie bie Vaͤter der 
Juden oor Ponting Pilatus. Der Buͤrgermeiſter und 
beyde Raͤthe *2) waren ftandhafter, fo dof die. Juden 
zuletzt nur vertrieben wurden uud funfzehnhundert Gul⸗ 
den ). bezahltenꝰ H. 
297) Gprud ser Itel Maneſſe und ſeiner Reffen Sut fae ben 


Juden BH wider Hanns Pfung (Stadthud, 1593), 
ve hierum did Stadt vor fremden Gerichten ſucht Ceb. daſ., 


26). 
S98) ero wb, 1400. ° 
298°) Hergog Friedrich vegies ben Sshafhauteen ben - Iden⸗ 
brand;, Baten rare.. 
299)" Dah aud die ‘Bioenbuindert von ber Wuth free waren. 
macht -offenbec, ong ‘Biefe garise Gewaleepariatele einzis bs 
Bobels Wert geweſen. 
300) Vielleicht megen der Soften chris Gefangniſſes und wegen 
bet Zehrung. 
301) Ueber alle Sachen bee Yuden in ter SGehmelg mug J. 
3. Wleigds fleißige Veſwichie derfelben geleſen werden. 











Seſchichte Ser. Sowell. ' 5 


Die Manner vow Schwytz nahmen keine Freyheiten 
Hon den Koͤnigen; fie ſprachen, „unſere Vaͤter haben 
„den Schirm bes Reichs angenommen??). das Reich 
„hat uns nie befchirmts wir wollen bent Reichs haapt 
„nicht mehr ſchweren *"). Me 


Eben diefe, wenn, bit Kloſterfrauen in der Au bey b. erbatt 
Steinen ſich weigerten, den Landesordnungen zu gehor⸗ niffe aug 
chen"), madhtey ſich feig Bedenken fie dazu gu ndtbir 

gen??*)... Die von Unterwalden 06. dent Weld als das 
Stift S. Blaſi ten gewiſſe Anſpruͤche an fie that, dor bes, 
nen fie nichts wiffen wollten, droheten mit ihrem rech⸗ 
ten Arm darauf zu autworten * *). . Die Manner pon, 
Bar bey Bug brandon Gewalt wider Anmaßungen des 
Stifts Cappel, die ihnen unbillig daͤuchten °°”). 


Die Staͤdte hielten genauer uͤber das ordentliche 
Recht eels wenn fi € Gefebe machten, wilcht die Hal 
Do 


€ 


¢ 


302) Dicles beſtatiget, was ich im XVI Cap. bes erſten Buchs 
bey Ankas der Urkunde 1240 und ſchon fon gemeldet. Koͤnn⸗ 
ten die Gorski und andere Voͤlkerſchaften dee Cabarda im Lauf 
der Jahrhunderte niche eben fo ‘mit Kufſiſchen Befehlshabern 
reden? Sie ſind nicht verborgener im Gebirg, und viel zahl⸗ 
relcher als bie Waldſtette, welchen die alten Koͤnige oder Rate 
ſer der Franken leicht einen aͤhnlichen Vertrag baben seffatten 
tinnen. 

303) TiGube 1401 ,-als die andern Cibgenofen "bent ‘Sing 
Ruprecht huldlgten. 

304) Vermuthlich befonbers um ‘Pandieenern ; 3 “fhe poetthe (wenn 
Die Nonnen Immunitat vorſchuͤtzten) das rand gewohnt (eat, 
ſie an ihren Sehnten gu pfdnden. 

305) Oieſes und voriges Aaßt fich (chlteéen ant ihrer Supple 
an Bonifgetus IX,1N4g01, beo Tſchudi. 

306) Hottingers Helwet. KGeſch., ad 3384. 

307) Greben denf., ‘ad 1402. Seine. Rachrichten heben 
meiſt fidem Archiri. 

308)Auch baten G. Bahn und Cappel duͤrich an Permit 
‘Jung ; 38%d. | 


\ 


$80 L Bad: Siebentes Capitel. 


heit angiengen, fo batten fie die geiftlichen greydeiten 
gor Augen’), oder fie gaben der Prieſterſchaft uͤber 
ihre Herkommen Verhoͤr?). . Mater dem Schirm des 
Buͤrgermeiſters unb Raths ™*') blieb das Frauenmuͤnſter 
in Zuͤrich bey der alten Freyheit, feine Perfonen von 
geringem Adel ig das Stift aufjunehmen, und wenn 


pe Chorſtunden gemaͤß der Venedictinifchen Regel gehal⸗ 


ten worden, im uͤbrigen ohne Nonnenkleider zwanglos 

und ſtill bey ſammen zu leben, bis auf der Stiftsfraͤu⸗ 
fein Heirath oder ihe Mſterben“ ). Die Herren vow 
grofien Minfter waren mit ibren Caplanen, auf denen daé 
Schwere ter Pflicheen rubete, ‘auf billigem Gufe™?”) 
und fidher, ‘daG ‘bie Kinder, twelche fle vor ihren Fung: 
‘frauen zeugten, des teſtirten Gutes im Schutz der 
Obrigleit genoſſen ™)- Ungeſtoͤrt lebten bey Bern die 


409). Die Beevgetten bes grofen Manſers wurden in bes Bud 
der Frevheiten der Stadt Zuͤrich geſchrieben, gu dem ins Lert 
gefagten Swed; Stadtbuch 1418. 

310) Hottinger l. c. Lh. 11, S. 201 gang unten. 

313) Durch welche Ste Frau von: Wollhauien, die des Gifts 
~ Rube fldrte, daraus vertricben worden; aus Urfanden 
8397, Hottingesr ha .. . 

332) Gus Janos Vi. Greve 1406, Hottinece bh. a. 
, KSicque ab gntiquo extitit oblervatum). 

3125) Reeglei dh 1380, unter Prove Werner’ vow Rheined 
{linter den Caplonen iſt Henbrich Vilinger, genannt. Mahs 
fer; Mager von Mandach — alfo aud guter Adel — ). 
. Gta gehen -Akerakl. nat ; und befvmmen durch Pedfems von ols 

len Jahrzeiten ble Halfte. 

313) Uetuad, wie Jo hawn Stali, Priefer, fine ledi⸗ 
gen Tochter 120 Gulden hinterlaͤßt; Stadtbud 1388. 


Vermachtniß Jacob Stäpplti ves Caplané an fea | 


. Kind und an feine Jungſer; Ot dt buch 1429, va Es 
tft ſehr ſonderbar, dab im Jahrzeitbuch von uſter 

a dee Pfaff Heremann-von Landenberg yu Geeifentee, “ dehck⸗ 
ben ,,ehlih Wob“ Margaretha von Blumenck,und ibec 
Kinder Stal Herrmann und Ulrich mehrmals urkund laͤch 
vorkommen; der Vater mied aewmcinighh .,, dec Junter Sfaff “” 
genannt. Jahrzeitſtiftung 13825 sem feines Geo 





7 


SefhiGterwer Seyioely. Ve §Be 


Schweſtern zu Marienthab in der ſtreugen Claufar ™y 

und Reform, die fie sow Elaranna von Hohenberg, ets 
nee in myſtiſchen Sachen hocherfahrnen Schweſter“, 
hatten, unter Beichtvaͤtern, welche file das geiftlide 
Seben waren "*) und fie niemals unverſchleyert faben””). 

Die Obrigheiten, vol des Geiftes guter Ordnung und 
SGottesfurcht, ohne welche die alte Sittenwildheit nie 
gezaͤhmt worden ware "7 ), hielten in ihren eigenen Une 


mahlin 1413. 1397 i ee an Tann geftorben. Vielelcht 
als Herrmann, fein diterere Bruder (Cap. IV, N. rr), | 
3380 geftorben, bat er, damals Kirchherr gu Uſter, nue as 
men und Einfommen vom geiſtlichen Gtand Sebalten: im J. 
1383 fommt Serr Hanns Burggraf als „rechter Kirchherr 
„zu Uſter“ vor. Aber Chorherren au werden, war Baſtar⸗ 
den unterſagt, weil nath dem Coſtanziſchen Dom das Zuͤricher 
Manker die erſte Kirche ber Dibecie war; Urkunde Pape 
Johanns XXII, 1410; Hottinger Antiqa. 

314) Dab niemand in thre Veſchluͤſſete gieng, viſſtirens ober 
Capitels wegen, und niemand ibe Fenſter oͤfnete; Brief 
Thomas a Sermo, Predigerorbens Meiſters, 
fir Schoͤnenſteinbach (defen Reform fie hielten), 1403. 

315) Wle fle denn die Bicher des Diongfius Areopagita geleſen, 
und verſtanden haben fol; Hottinges ed 1397 aus Faber 
Hilt. Suev. 

316) Sie durften dieſelben fonft vem ante thon : Getes resn⸗ 
hards von Florenz, ürt ſupra, 1415. 

327) Im Prieſterornat bringe ce kranken Schweſtern das 9m. 
Gacrament; alle Schweſtern folaen mit bebecktem Antlitz, 
„damit teine unbehutſamlich gefeben werde. “ Wenn fle Werks 
leute hatten, fo waren fie verſchloſſen, um fie nie ga ſehen 
und nie von ihnen geſehen zu werden (ibld.). Wohl um zu 
vermeiden, was bey Beccacio dems ſtummen Gaͤrtner ges 
ſchieht). | 

3175) Es if in allen Chroniten, wte am 7 Jund 1392 deep 
Spieler su Williſau Gore geldfert und einer ‘den Dolch gen 
Himmel geworfen. Da fen Blut gefallens seen boͤſe Damo⸗ 
nen haben (ich Ulrich Schroͤter's bemdchtiget, einer ber Geſel⸗ 
fen ben andern int Streit hieruͤber erſtochen, und ſelbſt an els 
ner faulenden Krankheit elenden Tod genommen. Das alles 

iſt poctifirt worden , und follte die Wildhett ſchrecken. Mu rer 
Helvetia S. 


Mopiter. 


382 II. Bnd: Siebentes Capitel. 


ſtalten far Irme und Kranke eiſrig auf Zucht?!) wad auf 
Gilles Leben); die Religion der Orden ehrten fie; ed 
hat cin Obertgunfemeifter.’**) bie Lerthauſe zur mindern 
Stadt Bafel. geſtiftet. J 


Damals erhob ſich aufs neue ꝰ) (vielleicht bewogen 


durch das Aergerniß der großen Spaltung bes paͤpſtli⸗ 
chen Stuhls) der Glaube einer Partey, welche die mei⸗ 
ſten Gebraͤuche des katholiſchen Gottesdienſts fuͤr nichts 
achtete, weil ſie nicht auf Worten der heiligen Schrift 
beruhen; letztere nahmen ſie nicht ſowohl buchſtaͤblich 
als nach myſtiſchen Deutungen. Daher hielten ſie allen 
unfruchtbaren Eheſtand fuͤr unrechtinaßig, weil dieſe 


318) Orduung des niedern Spitals zu Bern, 


1413: Bes ſich in unkeuſchheit vergeht, verllert (eine Pfruͤn⸗ 
de fuͤr immer. 


$19) Eb. daſ.: Wee ſchwoͤrt bey Chriſti Gliebern, fol deeg 


Taye fee Brot maugein; wer gar how ſchwoͤrt, 7 Tage; 
wer ganz ungewoͤhnlich bod, auf immer. Wer cinen icpldgt, 
mangelt ed cin Jahr lang; iſt jener blutringig, acd einen 


. Monat inehe; wae dee Thdter gewaffnet, fir immer; u. ſ. f. 
. So hatten- ja Zuͤrich Buͤrgermeiſter, Rdthe und Barger, felt 


1348, dic Einung: von fedem flucdbenden 46 Pfn. su nehmen, 
und wee bey cinem Gliede Chriſti mit vem Beyfag bitterlich 
oder Angk ſchwoͤre, fol 5 Schill. geben. Was alles mag 
Mubdolf Kildimattce gefagt Haben, welder 1361 dem Aath 
gm cinen Schwur so Pfund ſchuldig wurde, und bie Stade 
dacum verſchwur? Urkunden im aten Jahrgang des neuen 
Schweizer. Muſeum. 


320) Jacob Zobold; auf dem ehemaligen Biſchofshof; Ur⸗ 
_tunde 1406. Wurſtiſen bey Hottinger, 1401. 


Vergabungen Vurarde Zybol und Sophia von Rotberg; 
Hafner, Th. 1, S. goa, ad 1401 (welche Jahrjahl nad 
Wureikifen gu berichtigen iſt) 39bolds Lehenbr. um 
feine Guͤter su Muttenz 1395 iſt dey Brukner S. 144. 


321) Wir ſahen Arnold von Breſcia, der in dieſen Geaenden 
ſchon Schuͤler von Hanrich fand; im J. 1277 murden ſolche 


Leute im Schwarzenburgiſchen verfolgt; wir haben dieſe Dinge 
im aten Cap, bes 4ten Buchs zuſammenhangend vorgetra⸗ 
gen. . 


é 


~ F Geſchichte der Schwetz. 383 


PRerbindung nur zu Fortpflanzung des. Geſchlechtes ben 
gefallenen Menſchen erlaubt worden, und ſonſt ſuͤndlich 
ſey); fie waren der Meinung, die Prieſterweihe duͤr⸗ 
fe Micht genommen -teerden vor bem vier und drey⸗ 
ßigſten abr, in welchem der HErr feine Laufbahn auf 
Erden vollendet).“ . Ais dieſe and andere Neuerungen 
in gars Uechtland, beſenders unter Weibern, ausge⸗ 
breitet und angenommen wurden, verſicherten ſich die 
vor Bern des Meiſters der Partey und ſeiner waͤrmſten 
Anhaͤuger; vielleicht fuͤrchteten fie die Folgen der Er⸗ 
ſchuͤtterung des herrſchenden Glaubens; vielleicht be⸗ 

dachten ſie, daß in dem Gottesdienſt manches, obwohl 
nicht bibliſch, doch von den Alten loͤblich und nad) Bes 
dirfuiffen der Menſchheit verordnet war, das in feiner 
fymbstifehen Geftale eher durch gehoͤrige Eclduterung . 
wie Febendig dargeſtellt, als abgeſchafft werden follte. 

Nicolaus von Landau, Predigermdnd), war su felbiger 
Beit bey weitem der gelehrteſte Mann in der Stadt 
Tera **6)., belefer in den großen Buͤchern, welche auf 
der. Bibliothek des Peedigerflofters an. Ketten geſchloſſen 
aufsewabret wurden’). Diefer teat auf, ‘mit gewal⸗ 
tiger. Predigt nach dem Wort Gottes und nad her 


322) Es He alt (was Beverland ernewest hat), dic Allegorie oder 
poetiſche Erzaͤhlung des Falls dev erſten Menſchen auf den Ges 
Braud derjenigen finnlichen Luſt auszudeute, wodurch die’ 
Unſchuld verloren wird, und unendlich viele Erfahrung vow 
Gutem und Boͤſem in das Leben kommt. | 

323) Bekenntniſſe dee Kreyburger, ads Langs Kirchenh., 
bep Hottinger ad 1399. Sie fcheinen wabe, fle ſtimmen 
gu den font befannten Vorſtellungen dieſer Partey. 

324) Nur fommt, aber ohne hiſtoriſche Umſtaͤnde, Johann ‘von 
Muͤnzigen, der Schulmelſter (in Gumiswalbs Brief; ſ. N. 
130), auch als Meiſter in den ſieben freyen Kuͤnſten vor. 

325) Urkunde 1390; Werner Stettler, Priefer und Juriſft, 
hinterlaßt vierzig Buͤcher den Dominicanern; fie ſchließen ſie 

an Ketten in ihre Lihraͤrie, dazubleiben, bey des Pin wie ans 
dere ihre Bacher. 


84 II. Bude . Siebenres. Eapitet 


Schriften der Vaͤter. Die Wiberpart, uͤberzengt oder 
geſchreckt, ſchwur die neuen Meinungen ab. Da bat 
Nicolaus von Landau -und erwarb von Raͤthen aud 
Birgern, daß feiner um dieſe Sachen am ib geftraft 
_tourdes, um die Soften und gur Steafe der Unenhe 


nahm die Obrigkeit Geld von ihnen*). Da gab Bern 


den Freyburgern Warnung, -den Samen dieſes Unglau⸗ 
bens. in ihrer Stadt nicht aufkommen gu laſſen. Hier⸗ 
auf ſandte Wilhelm von Menthonay, Biſchof ju Lau⸗ 
ſanne, einen Official des Hochſtifts nach Freyburg; 
nachdem die Neuernden am Rathhanſe gehoͤrt, wider⸗ 
legt und hart bedrohet worden, ſchwuren fie gu dent fas 
tholiſchen Giauben a7), 


Beginen, - Da trug fi dh. git, daß die ,, Bruͤder und Schweſtern 
_ sg On der evangeliſchen Armuth und Vollkommenheit,“ 
toclche die. Begharden und Beginen genaunt werden, 

eine Bewegung verurfacpten, die ſchwerer gu ſtillen war, 

weil fie in der Kirche ſelbſt entftand. Obwohl diefe 
Geſellſchaft von Laien ſich einen dritten Orden der mindern 
Bruͤder Barfuͤßer nannte, war doch ihre Armuth und 
Keuſchheit ohne Geluͤbde. Sie wurden durch ihre Klei⸗ 
dung, und ihre Haͤuſer, wo ſie beyſammen lebten, 
durch Kreuze unterſchieden; den Lebensunterhalt bettel⸗ 

ten fie; dafuͤr warteten fie ihrer Goͤnner in Krankheiten 

und mit andern Werken chriſtlicher Liebe. Aber als 


326) 3000 Pfund; Tſchudi 1399.. Was mochte es ſeyn, 
daß der Poͤbel ſich weiß machen ließ, fie beten cine Rage an, 
ber fie dex Hinkern kuͤſen (Hailer’s Bibl. 1V, 180)7 
Spur fortgeſetzter Gebcimniffe yon her Art wie deren ble Tem⸗ 
pelherren befchuldbiaet morhen? Die Katze modte cin uns 
foͤrmliches Bild feyn, der KuG eigentlich dienen, um durch Gee 
meinidare einer ſchandlich ſchelnenden Uebung ſich enger au vers 
einigen / 

327) Hotttinger, Le J. C. Faßlins Kiechenhißor ie 
der mittlern Zeiten. 








GrfhHidte der Sahweis. ' s85 


durch einige Gunft Papſt Sregoriud des Cilfeen, und 
wohl durch Biche bes Muͤßiggangs, diefe Verdindung 
in weniger. Sabren fo zahlreich wurde, daß su Dafel in 
zwanzig Hdufern fanfhundert Begharden und Beginen 
wohnten; vicle Weiber hierum ihre Maͤnner verließen, 
und bald jede Heirath?**) und andere Sachen der vor - 
nehmen Hduftr. durch Beginen getrieben wurden, da 
geſchah durch die Eiferſucht uber das Glick ihres Bets 
telS oder and loͤblicherm Unwillen, daf gu Bafel Jos 
hann Muͤhlberg, cin Predigermoͤnch, geringer Hers 
tunft, grof durch Wobhlredenheit und MNeligion >), 
maͤchtig wider fie gu predigen anfieng. Hierin wurde 
er von dem Leutpricher Johannes Paftoris unterſtuͤtzt, 
fo daß sugleich ihre Obſervanz einer felbfigemachten Nee 
gel und ibe Muͤßiggang als untatholifd und unziem⸗ 
lid) verworfen wurde. Da behauptete Rudolf Buchs⸗ 
mann, Profeffor bey den Barfafern, thee freywwillige 
Armuth als eine Tugend, und ihre Arbeit an-den Sees 
fer alg einen unendlichen Erſatz des unterlaffinen Weit⸗ 
fleifes. Als die Bruͤderſchaft fab, daß weber Biſchof 
nod) Obrigkeit fae fie war, begaben fich vicle in bie 
Hdufer, welche fie su Bern Hatten; fie hoften dard 
bie BVerminderung ihrer dbertriebenen Zahl den Cifer 
ihrer Feinde gu befdnftigen. Zu Bern fanden fie bey 
den Reicher große Almofen. Als aber die Negierung 
vernahm, daß zwiſchen Predigern und Barfuͤßern um 
die Beginen Spaltung war, bat ſie den Biſchof zu Lau⸗ 
ſanne um unparteyiſche Unterſuchung durch einen Offi⸗ 
cial. Nach Verhoͤr der Barfuͤßer Bullen, ſprachen die 
berufenen Pfaffen bey ihrem Amt und ihrer Wuͤrde, 
aber Begharden und Beginen Almoſen und Art moͤge 


928) um deswillen wurden fle ta vielen Stddten ,, Zuſammen⸗ 
a figcrinnen genanat; Koͤnig Sigmund im Ausſchreiben 
bes Coft. Cone, 

329) Ein feliger gelebeter Mann; Tihdudi, 1404, 





586 11. Bud. Siebentes Capitel. 


„nicht mit ihrem Orden beſtehen;“ pa beſchloß dic 
Obrigkeit, fie in Bern nicht gu leiden. Es vermochte 
aber wider die Bruͤderſchaft weder dieſes Urtheil nod 
ber Dann des Biſchofs von Baſel, noch dee zweydeutige 
Wille des Rémifchen Hofs. War der Payee ihnen ents 


gegen, fo fcrirmten fie ihren Ungehorfam nad den 


Grundſaͤtzen der Briider des freyen Geiftes °) ; war er 
ihnen guͤnſtig, fo bedienten fie fic) wider bie Regierun⸗ 
gen der. Furcht feines Namens. Rach langem ") fie⸗ 
Len fie gu Baſel, bey Anlaß der Liebesverſtaͤndniß cines 
Barfuͤßers mit ciner Birgersfrau; es ift niches, wo⸗ 
burch die Warde angenommener Heiligkeit fo ſehr faͤllt, 
wie durch Entdeckung des Gebeimnited » daß .der hoch⸗ 


verehrte Mann, der unſere ganze Seele fordert, ſeiner 


ſelbſt nicht Meiſter iſt. Ihre Feinde bedienten ſich dies 
ſer Gelegenheit, wahrſcheinlich zu machen, daß unter 
ber Larve jenee Vollkommenheit, wodurch der Geiſt ſo 
ganz in Gott ſey, daß er nichts mehr von dem weiß was 
der Leib thut?’), ſowohl von den Barfuͤßermoͤnchen 
alg von ihrem dritten Orden viele mannigfaltige Unjucht 
getrieben worden. Zugleich fchien gefaͤhrlich, da cin 
Krieg wider den Herzog war, die Barfuͤßer, die dem 


Rath fein waren, gu Salt ju dulden. Dew oͤffent⸗ 


330) Ueberhaupt waren gemiffe Franciſcaner fo viel ungelehrkter 

als andere inde, baf Johannes XXI fle in Avignon fird 
ten mußte. 

331) tm «400 fleng Maͤhlberg an wider ſie zu predigen; 1403 
geſchah dad Urtheil su Berns 1405 wurde ihre Sache vo 

den paͤpſtlichen Stuhl gezogen; 1410 trug ſich gu Baſel tas 
gu, was hier erzaͤhlt wird; 1411 wurden fle verteichen; 

Wurſtiſen, Baf. Che., LIV, Hottinger Helvet. Kir⸗ 
chengeſch., in dtefen Jahren; bey 1404 Tſchudi, nad 
Tſchachtlans Chronik der St. Bern. Dieſen, befonders 

> ‘dem erften und (eaten, bake ich gefolgt. 

332) ine fo unrichtige myſtiſche Deutung .der Werte 1. Job. 
3, 9 tt nicht nur alt bey chriſtlichen Parteyen; ded 
gleichen Vorwands bedicnen ſich mohammtdaniſche Heillge. 


| 


BGSeßchichte dex Schweiy 87 


lichen Unwillen (oer fo groß wer, daß Poͤbel und Kin⸗ 
der in den Gaffen- den Beginen ihre Schleper vom Repf 
riſſen und -fie aushoͤhnten) entzuͤndete der Leutprieſter 


uN 


Paſtoris durch cine Predigt uber das Unfraut im Acker 


bes Herrn, fo, daß die Begharden und Beginen, gleich⸗ 
wie die Barfuͤßer, aus per Stadt weichen mußten, und 
auf Defehl des Biſchofs die BeginenHhdufer. verfanfe 
wurden. Dod beharrete and mehrte fich unter ihrem 
Namen in allen Gegenden Hochteutſchlands eine Abere 
aus grofie Anzahl Rarfer Vettler 2); denn feine obrige 
feitliche Macht vermag das vollfommen ju tilgen, wozu 
ben Menſchen bey religioͤſem Schein ſinnliche Neiguag 
hinreißt. Sn dem alfen handelten die Stadtobrigkeiten 
mit bewundernéwirdiger Maͤßigung und Klugheit. 


Eben dieſelben fo bereitwillig ſie dig Ordnungen der 


Kirche beſchirmten, fo wenig ſchwiegen fie, wenn durch oi 


tines Stifts muthwilige Gewalt ihren Leuten Uebers 
brang wiederfuhr?*), oder uber innern Streitigkeiten 
ber Clerifey der Gottesdienft verwiret wurde. Als das 


Batelee 


Capitel des hohen Stifts Bafel wegen Oswald Pfirter + 


(welchem das vom Papft gegebene Canonicat verfagt 
wurde) in den Bann fiel, fo, daß in den meiften irs 
chen Snterdict gehalten und alle Todte in ungeweihter 
Erde begraben.wurden, lich der grofe Nath ausrufen,. 
alle Domberren follen inyer vier und zwanzig Stunden 
die Stadt rdumen; fie waren vergeblich gebeten 
worden, fid) mit Nom gu verſöhnen. Als der Papft 


333) Wider fle ſchrieb Hemmerlin contra validos mendi- 
cantes. Bon thnen fagt cr in der glofla buller., daß vagan- 
tium in faperiori Alemanniainfinitus oft numerus. 

334) Die Mebtiffin beym Fraucnmanfer wollte den Kauf cines 
Haujes niche fertigen. Schluß des Maths: „es duͤnke den 
po Rath, fie treibe Muthwillen mit den beyden Knechten (Kaus 
afte und Beetdufer); alfo foll gs bem Kaufer teinen Schaden 
„bringen, dah es nicht gefeetigct if,“ u. a. dal. Beoyſp. 


ð 


> 


588 II. Bud. Siebentes' Eapitel. 


anc bie Caplane bes Stifts fir irregulaͤr erfldete, und 
alle Priefter und Orden oor gefefferem Nath bejaheten, 
„man ſey gendthiget fie su meiden,“ tourden die a 
plane oon der Obrigheit ftreng bedrohet, fo daß acht und 
dreyßig derfelben vom Domcapitel abtraten. Vor den 
uͤbrigen geſchah der Buͤrgerſchaft oͤffentliche Warnung; 
_ th den Gaffen kreuzte man ſich vor ihnen, und juletzt 
wurde ibnen bie Stadt verdoten. Hiedurch noͤthigte 
dic Negierung dag Domcapitel, Nom zu gehorden™), 
and ſtellte die Ordnung des Gottesdienes in der Stadt 
Bafel, die geziemende Ordnung in der Hicrardic, 
ber 336), 


Dergeſtalt geſchah in den Staͤrten mit Warde, was 
in den Waldftetten oft mit Gewalt. Gleichwie diefe in 
den grofen Prepcten der Stiftung und Behauptung bs 
ewigen Bundes, gleich) fo Haben jene in guter Anord- 
nung der innern Berfaffung eigenthuͤmliches Berdient. 
neberhaupt ift fein Ore in Ser ECidgenoffenfchaft, wel⸗ 


chem nicht irgend cine Anſtalt oder That oder ein grofer | 


| Mann su Befonderer Zierde biente. Ye mehr ich dice 
alten Zeiten betrachte, da unfere Vorditern mit einfalt: 
voller Weisheit in ganz vaterlandifdem Sinn, faft un 
bezahlt um ihren Fleif in obrigheitlichen Aemtern, and 
wenig beruͤhmt an frembden Hdfen, alle unfere Staͤdte 


335) Ih zweifle nicht, es werden viele den Rath Hleria tadeln; 
.  diefe Sedenfen wedce den wahren Bortheil ber Clecifeg, de 
im Sufammenbalter aller Glleder mit ihrem Haupte beftept, 
nod bie damaligen Seiten der Kirche und oͤffentlichen Dew 
‘fungéart. Golde, die den großen Prdlaten vole Unabhas 
gigkeit predigen, find gleich denen, welche im Heer dem Gel’ 
bat ‘von der Wuͤrde ber Menſchheit, von ver urſpruͤnglichen 
Gleichheit und von ben Bortheilen uneingeſchraͤnkten Thunt 
und Laffens Grundidge beybringen wuͤrden, durch deren Prarié 
. der Beind gewiß wird Aber ifn gu fiegcn. 


$36) Hottinger 1396 f., nob Wurſtiſen. 


1 = 


Gefdhidte oer Schweiz. -: 589 


und Waldſtette heldenmuͤthig verfochten, durch Gefege 
gebildet und glorwarbdig ausgebreifet haben, defto uͤber⸗ 
seugter werde id), daß zu guter Fuͤhrung der-Gefchafte 
nichts zutraͤglicher iſt, als die Gemuͤthsart eines um 
ſich ſelbſt unbekuͤmmerten Manned: er ſieht jedesmal, 
wad zu thun iff; alles gelingt ihm, weil ec einzig dad 
Gluͤck der Sache und nie ſeinen eigenen Vortheil ſucht. 


In bes drey Waldftetten: blieb (weil auf die Sitter c; tnnere 
gegruͤndet) unverdnderte Democratic. Das gemeine Derfafuns 


Weſen vow Bug Seftedet in der Stadt und in dem Ant 
oder den drey Gemeinen, Menzigen, Bar und Aegeri: 
dex cinmithigen Stimme des Amtes muff. die Stadt 
folgen; wenn legterer nur Cine der drey Gemeinen bey⸗ 


fille, fo muffen die beyden andern geborden. Im Une _ 


fang bes funfzehnten Jahrhunderts beſchloſſen alle drey 
Gemeinen (aus der Eiferſucht, welche zwiſchen Buͤrgern 
‘und Landleuten gern entſteht), Banner und Landſiegel 
nicht ferner in ausſchließender Verwahrung der Buͤrger 


gu laſſen. Dieſe Verordnung wollte Zug nicht, anneh⸗ Sus. 


men, ſondern bot Recht auf dic Eidgenoſſen, weil-alle 
Seddte und Laͤnder durch den. ewigen Bund bey ihren 
Eiurichtungen gewaͤhret worker ſeyu7). » Diefes 
Rechtbotes weigerte fic) das Landvolk, weil das Gefes,. 
nach welchem die Buͤrger bens einmuͤthigen Schluß der 
Gemeinen gehorchen muͤſſen, aͤlter und wichtiger, und 


337) » Dabco foR man ſonderlich miffen, bab wie elgentilch bes 


pr Ctdt UND verdingt Haber, Dab eine jede Stade, jeglich Land; 
heath Dorf, jeglicher Hof; fo jenra.d sugebdrt, der tn dieſem 
jp Ddnduié i€, bey ihren Gerichten, bey ihren Frepheiter, bey 
„ihren Handfeftenen, ben ihren Rechten und ben ibs 
ten anten Gewohnheiten, gdnalid Sletten, als fie 
06 WON (usgoe huc) hergebradt und gefiibet haben 5 fo bab 
„nlemand den andern daran frdnfen nod fdumen foll mee 
alle Gefdhede.(. Zuger Bundbeief, Lucern, Mit 

nah S. Joh. Gapt., 1352. | ee 


w. 


$ 


é 


590 Il. Buch. Giebentes Capitel. 


alſo durch den Bund noch viel mehr gewaͤhret wor⸗ 
den*). Da baten die Buͤrger die Eidgenoſſen, fie zu 
beſchirmen bey dem Recht. In dem Land Schwytz wa⸗ 
ren die meiſten Landraͤthe der Meinung: „man koͤnne 
„den Buͤrgern ben Rechtsgang nicht abſchlagen, denn 
„es wuͤrde von boͤſen Folgen ſeyn, wenn das eidgend(- 
„ſiſche Recht von jemand vergeblich angerufen wuͤrde; 
„und wer dem andern das Recht biete, ſcheine niche unge⸗ 
„recht in ſeiner Sache.“ Andere, mit vielen vom 
Volk, behaupteten mit Hitze, „die drey Gemeinen ha⸗ 
„ben zu ihrem Geſetz angeerbte Gewalt; ſie ſeyn, ſo 
„gut als bie Stadt, ihre Eidgenoſſen, und in jedem 


_ Fall muͤſſe man bey innern Unruhen den meiſten Stim⸗ 


„men, Bier den drey wider die cine, beyfallen; man 
r fol ihnen die Banner geben, - fie wollen die Barger 
„zum “Gehorfam' zwingen.“ Alſo wurde die Frage 
erhoben, ‘wie wenig oder viel Macht alle Eidgenoffen 
uͤber die innere Verfaffung eines Ores beſitzen? cine aud 
fpdteren Seiten merkwuͤrdige Frage, als die -allgemeine 
Bewegung des menſchlichen Geiftes Aber elle alten Be: 
griffe fich int bie Schweiz fortpflanste, und unter vielen 
Boͤlkerſchaften gefdhrlidhe Anſchlaͤge wirkte. Zuͤrich, 
Lucern, Unterwalden Anh Trl, ‘da fle dieſes hoͤrten, ers 


mahnten ie drey Gemeinen, ihren Streit gears dew 


Bund von ben Eidgenoſſen ciditen su laſſen. Dieſes 
trugen zu Schwytz die Fahret des Volks demſelben vor, 
als einen Verſuch, ſeine Freunde, die freyen Landleute 
um Zug, ihrer Freyheiten zu berauben; woruͤber das 
Volk, entbrannt, aus den, Dgrfern auf dem großen 
Play im Hauptfleden Schwytz mit lauten Drohungen 
auſammengelaufen, ſo daß die Raͤthe verſprechen muß⸗ 
338) Zumal ba der Bund nicht alein mite, Rath und-Birgern 
„gemeinlich der Stade Sug," ſondern aud mit ,, allen, fo 
„zu Ddemfelbigen Amte Bug sehbren, geſchloſſen mac; 
Bundbrief. _ 








⸗ 
§ 


Gefhidhte der: Schweiz. . 59x 


ten, ‘eine Landdgemeine gu Galten. Aber zwey Tage 
vor berfelben brachten einige Maͤnner aus den drey 
Gemeinen folgende Nachricht: ,,Gefandte aus den 
„Staͤdten und Landern ſeyn mit grofer Bitte um gute 
„lichen Mechtsgang in ihre Flecken geritten;. fie: Haber 
ihnen geantwortet, fie die freyen Sandlente von Bar, 
„von Menzigen und von Hegeri ſeyn Herren it ihrem 
„Land, und verwundern ſich, warum die Stadt klage; 
jy un bitten fie die freyen Landleute von Schwytz, als 
„getreue liebe Crdgenofen, um Schirm wider den 
„Stolz der Stade.” Auf diefes erhob ber gemeine 
Mann cin firdterlides Geſchrey um das Landhanuer 3 
da denn viele Zandrathe, alte redliche Manner, aufge⸗ 
treten und ‘nicht angehoͤrt worden, als in dberaus gro⸗ 
fer Auflauf mit Getuͤmmel und Wuth. Go brachte 
dens bas Golf das Landbanner in ſeine Gewalt, machte. 
ſich auf, zornig und cilends, ohne Schluß bes Raths, 
ohne Ordnung, zog herabruͤberraſchte Bug und nahm 
ſie ein. Die Buͤrger mußten verſprechen, denen von 
Schwytz in ihrem· Ausſpruch zu gehorchen. 


Da beſchioſſen die Gewaltboten aller Eidgenoſſen, 
verſammelt auf einem Tag zu Lucern: „Sofort ſollen. 
adie Lucerner als die naͤchſten und nach ihnen wollen fie 
ate arch aufbrechen.“ Donnerftags nad S. Lucien 
in der Nacht erſchienen die Lucerner, an Zahl drey⸗ 
tanfent Mann; am Thor oda Zug, und wurden alſo⸗ 
bald in die Stadt gelaſſen. Es waffnete der ganze Bund 
im Schirm wider Gewaltthaͤtigkeiten, mit welchen keine 
Eidgenoſſenſchaft beſtehen kann. Alſo ſtanden am drit⸗ 
ten Lag zehutauſend Monn’ bey Steinhauſen im. Zuger⸗ 
gebiet **?)..° Sun diefee Gefahr ſandten die von Bern bey⸗ 
339) Damats teugen dle Segeſſer, Guͤrger von Mellingen, 

ee vom dauenmanſter Zuͤrich und von Oeſtreich zu 


592 II. Bud. Siebentes Capitel. 


gabe den halben Nath; und es famen ſechs Sefaudte 
yon Glaris, nebft vier von Solothurn ‘gu Stillung dite 
ſes grofien Borns. Die Semeinen verſprachen gu Bar, 
bem Spruch ber Cibgenoffer gu folgen. Diefe hielten 
einen Tag zu Beggenried unweit von jener Wieſe in dem 
Ruͤtli, wo vor bundert Jabren die Verſchwoͤrung wider 
frembde Gewalt geſchah. Hier Sefchlogen fier „der drey 
„Gemeinen Verordnung wegen Siegel und Banner foll 


abgethan feyn; alle Birger, alle Landlente, follea 


ppden Ammann und Nath Gehorſam leiften, wie die Gee 
rrfege.ed wollen; feiner. foll zu Schwytz Landrecht ſuchen 
ober finder; das Land Schwytz babe ſechſshundert Gul⸗ 
aden an die Zuger fie den erlittesen Schaden und vier⸗ 
„hundert att die Eidgenoſſen gu bezahlen. Ob daſelbſt 
„jemand ware, welcher dieſem Spruch nicht folgen woll⸗ 
„te, ber. ſoll su Schwytz als ein friedbruͤchiger Mans 
„geſtraft werden, oder in bie Haͤnde aller Cidgenofer 
„fallen, als cin ehrloſer meineidiger Boͤſewicht mit Lib 
„und Gut. Als die Landleute von Schwytz das Ur⸗ 
theil der Eidgenoſſen hoͤrten, faßten ſie großen Unwillen 
wider ihre Anfuͤhrer: fie ſelbſt waren eifrig im Guten; 
dieſe ſuchten durch Parteyung unerlaubte Macht. Alſo 
wurden fie, acht att Zahl, aus dem Landrath verſtoßen, 
und mußten zweyhundert Gulden bezahlen; der Land⸗ 
ſetel trug das uͤbrige). 


Dieſer Ausgang bewies, daß, wenn den Gewalt⸗ 

habern eines Orts oder deren einem Theil von ihres Glei⸗ 
chen in geziemender Anzuhl oder Wuͤrde das eidgenoͤſſiſche 
Recht angeboten worden, ſie dem Spruch folgen muͤſſen. 
Eine neue Verfaſſung darf jeder Ort anwehmen; dieſe 
Freyheit iſt uralt und alſo vorbehalten; aber es darf 
hiebey keine Gewalt gebraucht werden, Gewalt roar nie⸗ 
mals Recht. Ob, wenn eine Regieruns uUnterthaun 


340) Diele Geſchichte trug ſich au tn J. 14043 TIGust 


~ 


SGefchichte der Shwetp 93 


Hat, welche die Cidgenofitn ihr gegen Auslaͤnder behaup⸗ | 
ten helfen, der eidgenoͤſſiſche Rechtsgang auch dicfen Une 
terthanen offen fey, dad blieb unent{djicden. 


Bald nach dieſem traten die Genoffen ber Freyheit 
bon Hinenberg, die uns ebrlichen Pfennig ſich frey gee 
fauft, den Zugern bey; wodurch fie vierhundert Fabre 
bes Erworbenen ſicher gebliebenꝰby. 


Die Manuer von Glaris, ein Jahr aac dem Gey Glaris. 
Naͤfels erfochtenen Sieg, ließen alle Zehnten und Rechte 
des Stifts Sefingen in ihrem Thal unveraͤnderlich ſchaͤ⸗ 
zen; dieſes geſchah durch Rudolf Schwend, Buͤrgermei⸗ 
ſter, und ſechs Rathsherren von Zuͤrich“), mit Willen 
der Aebtiſſin und ihrer Vdgte, ber Herzoge. Sie ſchaͤtz⸗ 
ter cine Rub auf cin Pfund Pfennig, ein Schaaf ‘auf 
neun Schillinge, cinen grofen Rafe auf ſechs Pfennige, 
und einen fleinen auf deitthalb, den ganzen Ertrag auf 
swentaufend zwey und zwanzig Gulden Hauptgut 7). 


34c >) im 120 Gulden fauften fle Rechte heer vorigen Serre 
Shaft, 1414. Reun Geſchlechter, iegt bey 200 Mann, in 
aerftrenten Hifen und Hauſern slddlid. Unter der Linde auf A 
dee Werte beo SG. Wolfgang halten fie thre Gemeinde. Cie 
tegten 1416 ben Bugcen bey, aus denen fie ſich cinen Lands 
vogt wdblen und von denen fle appellationsweiſe in bauͤrgerli⸗ 
en Dingen Ausſoruch nehmen. Helvet. Wlmanad, 
sary 2 5798. 

at) Drey derſelben, Rudolf Kilchmatter, Heinrich bandolt 
Pe ab Rudolf Safi (Water bes nachmaligen Buͤrgermeiſters) 
waren felfer von Glaris nad Siri gejogen. 

342) 331 Schaſe madten an Bins 99 Ff. 9 Sch., an Haupt⸗ 
gut 1290 Gulden 27 Ged. Heller (bergleichen Pfunde zwey 
madten cin Hfund Pfennig); 30 Haupt Rindvieh, fo viele Pf, 
an Sins, an Sayptgut ater 390 Gulden ( deren zwey cin 
PfaubPfennig); 359 groke Kaſe, Zins 22 Pf. 9 Sd. Sele 
Lex , HSut 1y3 Gulden 9 Sch. Hir.; 1075 Meine Kaſe, Zine 

- 244 HF., HGut 147 Gulden 6 Sd. He. 5. Trampi lary 
set Ehr., ad 1390, 


Bl, Tye, ee 42 


| 340) Here Tedmpt, defen Kiftorie 1774 herausgetomme | 


5904 T Bud. Siebentes Capitel 


Se fir einen Tagwan**) warde die Besahhing durch 
zwey Manner verbuͤrget). Hierauf, da fie, ſicher 
por neuen Auflagen, den Landbau, als fuͤr ſich ond fir 
ihre Kinder, emſig betrieben, wurde nach dem Fleiß und 
Verſtand, welcher in den Glarnern iſt, alles bald ver⸗ 
vollkommnet. Seder kaufte ſich sinsfrey 45) ; 3 ben Zehn⸗ 
ten bom Korn und von Fleiner Gaat ‘und alle Tovfite 
verlieh Claranna von der Hohentlingen, gefiirftete Aeb⸗ 
tiffin, um ein Geringes dem Sand***); hievon bat S. 
Fridolins Gorteshaus. zu Sefinger, von den Glarnem 
bis auf dieſen Tag jdbrlich noc fechsschn Gulden”). 
Denn inner zwanzig Jahre’**) wurde bey zunehmenden 
Geldmangel und abuehmender Macht das Pfund Ver 
nig von dem Kloſter erfilid) um swangig’*?), dann us 


- fechsyehn*°), und endlid) um drenjebn Gulden’) ser: 


fanft®*). Dereitwillig fteuecte jedes Dorf, daß das 
Land fid) frenfaufen midge”); eifrig folgten die Maͤnur 


$43) Yn 14 foldhe Kretfe war bas Land aetheilt. 
844) — von „Angaiten⸗ und Geiſeln; ur kunde 1590 
ud 

sas). um unaciabe 1100 Goldguiden wurden - fo verieten; 
Trümpi, tic. 

346) Urkunde 1396, Tſchudt. Dabey waren “Fohanad 
i yon Knonau und Heinrich Meyß, Buͤrgermeiſer a 

t 





348) Bon 1376 Bis 1395 zu rechnen. 


- 949) Um das fauften Ost and Boge! (bende bes Mawmens Rw 


dolf) aug bem Lintthal ihre Guͤlten ab; Wefunde 1374 
Tid udt. Vogel blieb in der Weſener Mordnacht. 

$50) Verteag 1390; Tſchudi. 

351) Beeteag 13953 ibid. 

332) Der Kirchenſaz tn Glaris wurde dem Stift vorbehal⸗ 
ten, ibid.; und man weiß nicht, whe daſſelbe tha verle⸗ 
‘een; Tedmpl. 

$53) Als die Bepnten and Falle ‘getauft warden , fetete jeded 


eo 


Geſchichte dec Sdweiz 595 


von Diften dieſem Beyfpiel, ale. Frau Adelheid von 
Schwandegk, Aebtifſin gn Cans nen ihren Aus⸗ 
kauf geſtattete). 


Der Landanmann “fal 1m. Grid, , dielt Landrath 
und verſammelte hie Bameine. Wer in oder außer dens, 
Thal etwas gelobte wider. ded Landes Nutzen und Ehre, 
war ju einer Strafe eon. zehn Pfund Pfennig verure 
theile’*): nicht hoͤber wurden Worte beſtraft, in. Zei⸗ 
ten als man Thaten ausfuͤhrte. Durch loͤbliche Gefege 
and Heldenthaten exwarb Glaris die Freyheit und andes 
ree Eidgenoſſen Achtung: die von Zuͤrich und von 
Schwytz, ihre Nachbarn, waren⸗(welches nicht aller 
Orten) ihre beſten Freunde”) s, dieſe eilten ihnen gum 
Beyſtand an dem graßen Tag bey. Naͤfels; die Zuͤrichen, 
vor allen andern Orten*), gaben den Glarnern gleichen 
ewigen Bund **), als die Umſtaͤnde, derentwegen fie un⸗ 
ter gewiffen Bedingungen aufgenommen worden, durch 
die Zeit gehoben ſchienren. 


Die Zuͤricher verbeſſerten ihre eigene Vafiſins ſo Zaeich 
wie ſich angel offenbarten. Wenige Tage nachdem die 
P p.2 ' J 8 


Dorf 10 Sd. Pfn. Daan ; Bete des Ammann Abe. Bosel 
wegen Gtuli’s Bepnten, 1414, Tſchudi. 

354) Urkunde, ,,am nadfen guten Tog vor GS. Matthias, ae 
3412; je ein Gtdd Zins um 19 Pf. Pfu. Bieler Mange. 

355) Brief unter Dem 2M, FacohbHupphan, 1398-5 
Tſchudi. 

356) Auf thre Fuͤrbitte ſchenkt Glaris dem Ulr. Widoboͤſch 
yon Kuͤßnacht fein Leben, welches er Diebſtahls wegen. verlle⸗ 
ren ſollte Deſſen urfehde, 13945 ibid. 

357) Go dab auch bedungen worden, bag, wenn de abeigen 
re dieſen Bund abthun, es niemand an der Ehre (hades 


358) Bundbrief, 1 Jul. 14083 Tſchudi. 


bad 


- 


596 «dL. Buch. Siebentes Capitel. 


uͤnfte fe zu Gefangennehmung der Juden genoͤthiget, 
chwuren beyde Raͤthe mit aufgehabner Hand zu den 
Heiligen das Grundgeſetz: „in allen Sachen den meiſten 


„Stimmen zu folgen, und nichts mehr vor das Volt 


ju Seingen?™), ausgenemmin Reichsgeſchaͤfte“), 
„Kriege und Bdubsiffe™*).” Sie fuͤhlten in demfelben 
Augenblick, welche Macht ein Vorurtheil AGer die Menge 
tben mag. Uebrigens wollten ſie, daß in dem Gena: 
Wuͤede der Tugend**), und in dew Zinften diejenige 
Ordnung herrſche, welche der politiſche?“) and milité: 
rifehe?**) Zweck ihrer Veranflaltung iff. Nichts gieng 
ihnen aber die Ehre: darum wolltin fle nicht nachgeben, 
até Johann von Seon fie febdete, um Geld von ihnen 
zu Gaben ***>;- darum ebrten bie Gerichte in Begnadi⸗ 
ging eines Gerurtheilten die Yarbitte nur folder Firs 


$39) Vermuthlich hatter -cinige unweiſe Mitglieder des grota 
der 


Maths dle alte Gewohnheit gemißbraucht, um dle Sarde 
Juden vos die Binfte gu ziehen. 


30) Die dex Stadt Freyheiten betreffen mochten. 


361) Urkunde, vom 9 Auguſtm. 1401. Gie te, mo id 
nicht irre, in dew Laufferiſchen Geotrdgen abgedeuctt. 

$62) Als Rudolf Steiner Stoße hatte mit Johann Mnghire 
und der Rath nach ihm fandte, redet er oͤffentlich, ,, fe ach 
yp men von dem Unghire Micth und Gaben. Die Rebe 

ſoll ee biGen mit 1 Mar! Silber an die Stadt, und chen je 
viel jeden Heron deffelben Maths. Stadtbuch 1384. 

363) Daher verordnet wurde ,- daß daé Sunftgut ungetheilt, ae: 

meiner Stade und Sunft ewig Heilig ſeyn folks’? weéunde 
14132. 

364) Daher fegen fie, „daß, wer mehr als Eine Sunt hate, 
„ſchwoͤren fol, der niglibfen gu dienen mit Warten os 
mit Reiſen; Berordnung 1413. 

$45) Um daß Serr J. v. Seon, Ritter, und feinetwegen tli 
Kneshte, uns haben abgefagt; da wollen wie ihm fein Gxt 
geben, es werde ibm denn zugeſprochen burd Rede; Stadt— 
bud 1410. Yoh. v. Seon wer 1384 su Zuͤrich Schol 


heiß, und beſtatigte, daß Anna von Utzingen, ſeine Mutter, 


die Vogted Meila der Stade verkaufte; Urkunde h. a 





Gefchichte ber Schweiz. < 597 
Gen, welche im gleichen Fak auch fie ebrten?®); fie be⸗ 


ſchirmten fo angelegentlich die Ehre eines gemeinen Buͤr⸗ 


gers**), als die Schloͤſſer ber derburgrechteten Her⸗ 
ven). In buͤrgerlichen Gachen‘faben fie darauf, daß 
jedem des: Rechts von ihren Gerichten begnuͤge 9: 
Selbſtrache entſchuldigten fle hoͤchſtens im Augenblick der 
Leidenſchaft eines Mannes, welcher die Untreu ſeines 
Weibs entdeckt ).. Ihre Bewohnheit war, Verbre⸗ 
cher, die der Beſſerung faͤhig waren, lieber zu entfernen, 
als zu teoeen 5 ; im Srigen waren fe vomehmen Ver⸗ 


366) anna von Braunſchweig, Herzog Friedrichs von Oeſtreich 
gioepte Gemahlin, bittet fuͤr die Buͤrgen bes Cunj Riſen von 
Adlikon: Man ſoll antworten: „Als die Herzogin zu Zuͤrich 
„war, haben wir fie ſehr gebeten, au ſchaffen, dab dem 
„Burkard Schlatter fein Gut an ber Etſch wieder werde; 
„wenn wir derfelben Bitte geehet werben, fo wollen wir fie 
„der thrigen auch ehren;“ Gtabthud res. 

367) Daß Dietrich Engelhard, Mind au Cappel, den Ull Ces 
fam von Woningen verieumdet, fol man thm zu argem nicht 
vergefien, und fann man im etwas gt [cfd than an ſ. Leib 
und Gut, das fol man nicht ſparen; Stadtsad 1409. 

368) Die 200 geben hem Rath SGewalt wider die von Horns 
berg u. a., die Heern Berchtold Keller von StAlingen, uns 
ferm Barger, feine Seite Krentingen, Rute und Gut, einges 
nommen; Stadtbuch 1403. 


369) Cung ber uͤppig Scharer fol (Hwbren, bab ee unfere Bars 
ger nicht vor fremde Gerichte iaden wil; Stadtbud, - 


1384. (Bon ieher @rt, fo vicie three find, geben wie, der 
Kaͤrze halber, cin cingiges Beyſpiel.) 

370) Wer feine Frau an feiner Unehre flndet, und ce tobtet fie 
oder ben ,, Hitidhmann, oder bende, fol 18 Heller auf den 
xreichnam legen und damit unſchuldig eon; Gefeg 1398. 

371) Den Saf vow Bern, der die Urfehde gebrochen, ſchlag 


bee Henfer mit einer Ruthe gum Thor hinaus; bricht er das 


wieder, fo fol man thn ertraͤnken. Als Hanns, der etwas 
Seit su 8. Nachrichter? gewefen, mit ehrbaren Frauen: und 
Mann ern gar unbeſcheibenlich geredt, und ohne Urlaub davon 
gefahren, fol er 2 Mellen von den Gerichten ber Stadt; 
kommt er wieder, fo foll man {hn blenden. Die Diebin 
Schach von S. Gallen muß aber den Rosin ſchworen; ; denn 





g98 11. Bud: Siebentes Copitel 


btechern faß umerbictlidjer, als anbern); billi 
ein großer Herr, der ſtiehlt“), muß in dee Riedertraͤch⸗ 
tigkeit viel weiter als andere Diebe ſeyn, und alle Edin 
ſollen gu ſeiner Degradation ſtimmen, damit ſie nicht 


ſcheinen detgleichen Schande fi verteihlich zu halten. 


Mit Willen Koͤnig Wenceslafs wurde su Zuͤrich cin 


Pſtugſtmeſſe aufgerichtetꝰ), als in einer Stade, welche 


- far einen Mittelpunkt alles Handels dieſer Gegenden ver: 
treflich liegt, auf deren Markt in den benachbarten 
Hirtenlaͤndern den Winter Uber viel verarbeitet werden 
oͤnnte, welche ficheres Geleit mit allem Nachdeue cine 
bluͤhenden Republik behauptete “*), und befondere Bore 
1 ſorge trug far ben Ruhm guter Muͤnze“e). Möglicht 


Nie tft ſchwanger. Hanns Miltenberg dee Schneider, weil c 

cin achtjahriges Kind nothzuͤchtigen wollen, wird geſchwennt 

awifhen beyden Bruͤcken und ſchwoͤrt 2 Meilen uͤber den Xhen 
ewiglich. Stabtbuch 1412, 1413. 

372) Graf Hanns von Lowenftejn dee minder (deſſen Haus bos 
nach idtefem ausgeftorben) hat Hanns Grunner. zwey Linleda 
GBetttuͤcher) geſtohlen: bes fol ihm hee Nachrichter ein Ok 

_ .abfehneiden und er foll 2 Meilen von. unfer Stadt ſchwbren; 

Stadtbuch 1414, am 19 Brachm. 

373) Im Ernſte. Gonft iſt bekannt, daß bem erſten Koͤnig " 
Gardinien fiehlen cine unwiderilehlide Leidenſchaft war, & 
daß er feinen Miniftern und Feldherren, die ex gu hefude 
. pflegte, oft. einige Koſtbarkeiten wegnahm, die ex nach cinigcs 
Tagen surddgad. 

179) wo Tihudts Schinz Gels. ber Handelſch. ver 


3735) Dee Canslor von Elagau fam tn unferer Setyung an oe 


fern Mart; dieffeit ber Glatt tk ex gefangen worden, vary 
. then aus ber Gtadt: Alſo fol der Ruffer oben am Markt w 
fen, daß er ledig werde; font fol der Thaͤter keiner in unfr 


“Stadt wicder tommen, oder man fol yon ihm richten; 


Stadtbuch 1409. 

376) Das Lehen ber Muͤnze empfieng die Stadt yor bem grow 
enmuͤnſter. 6. die Reverfean Beatrir son Wolls 
hauſen 1376,.1388, ao Benedista voa Bed 








⁊ 


Gefch chter her Sch weiz. $99 


verhinderern ie Mipierwdgen, daßz fein Silber esiter. 


Landes gefibst. wurde 7); und mit wenigem geſchah da⸗ 
mais viel: der Stadt Zuͤrich Sekelmeiſter beſorgte die 
Einkuͤnfte nud. Ausgaben um eine jaͤhrlicht Beſoldung 


gon soaryig-Pfand?”?) salle Jeng, weicher in dew gau⸗ 


gen -Riburgifchen: und Oeſtreichiſchen Krieg 7) gu Ber 


goabrang..unb. Angriff auf Keften dee Zuͤricher perfertiv 


get worden, foftete nicht viel Eber vierthalbhundert 
Pfund™’). Nachmals wurde das Rathhans, groß 
stad. (het, atifgebauet**'), umd ganz Zuͤrich mit Kieſel⸗ 
ſteinen gepflaſtert ***)s aber gu jenem hielten, viele gute 


Hurg, t40585. Manzverkommniß am. Hergea feos 
polb (fle Srepdurg Dr., Schafhauſen, Sofingen, Werks 
. beim und Brelſach), Rud. Grafen vow Habsburg (Lau ff.) 
_. Sud, Ge. von Kiburg (fle Bur gdorf), Eliſ. Gedfin zu 


 BelfHaeuendurs, GHemmann von Krenkingen (iar 


Tingen), und Bafel, Zarich, Bers vad Solos 
thurn; Schafhauſen, v. Lact., 1377: Rinden die Prover, 


Bas DI Manze au heſchriſch leche, fo fod moo zu bem Meiker _ 


richten; wee fie beſchrotet, dem fell man pic Singer abhauen 
nd ihn benfen, uf. f.. .- | 
377) Wer Gelb avs dem Lande fipet, deſſen Gut it verfallen 
und mon ſchlagt ifm bie Hand ab; eben dafelbe, Bers 
srag-bee Sercen und. Stadte, dic Manzen hav 
hem, Rheinfelden, 1293: dab-niemand weadle mit einem, 
der Silber. aus dem fand fuͤhrt, und jeder ſolches riige Cans 
gebe); darum fol aud der Herzog mit f. Herren, Kittern 
- grid Lnechten reden und mit!ſ. Stadten ſchaffen. 
378) Rechnungen 1396 (eigentlich, alle -6 Monate to 
Pfund); 32 Pf. jdprlid) an den S abticbreiber ; ‘bem BM. 
Med fae zehntagige Befandtidaft n Berni nit gweo Knech⸗ 
‘teh, 6 HE 12 GGI6 PM. ~ os | 
379): Jn welchem DBurgdoef und Rapperſchwyl belagert and einl⸗ 
ge Burgen gebrochen / worden. 


380) Abrechnung mis Me Mee Walther dem Snes 


Ber, 13985 beingt feit.rses bls jegt 360 Hf. 16 Sd. 3 


Hin. *. ; — — ot 
381) Tſchudi 13985 welcher dieſen Aufwand zu 7000 Gul⸗ 


den ansiebt. Se 
382) Eb. derſ., 14035 fir 3200 Pf. nach ſ. Angabe. 


600 II- Sud. Sieventes Capitel 


Buͤrger ſich gu Chee, freywillige Fuhren und Frohuen 
gu: thun; und fo wenig zuruͤckhaltend man im Aufwand 
older Analten war, fo viele Gorgfalt wurde gebraucht 
c. zu unterhalten?™). Uebrigens bekam Bebe ber Wafe 
fen die Oberhand aber ben Arbeitfleiß; und es war ta | 
mals gut, fintemal bie Rriegé derſelben eit fuͤr dic 
Befeſtigung oder den Umſturz der Verfaſſungen entſchei⸗ | 
dend geweſen. 


Die Unterthanen der Ziricher genofier ihrer alten 
Rechte: Zwoͤlf Gruͤninger halten bis auf dieſen Tag das 
Gericht mit einem Landvogt oon Zuͤrich, wie zuvor mit 


einem Oeſtreichiſchen Vogt; alle Familienvaͤter in det 


Herrſchaft beruft er, wie in alten Zeiten, an das Land⸗ 
gericht uͤber Berbrecyen 2). Alsdann fireitet in Repu⸗ 
bliken feber wie er ſoll, wenn er Angehindert lebt wie er 
wit 285), 


In ganz n aleindewind, ſo weit es von Teutſchen 
bewohnt wird, waren die von Bern bey weitem die Ge⸗ 


waltigſten. Der Adel wurde durch ihre Freundſchaft 


groß, ihre Feindſchaft ſtuͤrzte ihn: die Augen des 


Wolfs waren auf ſie gerichtet, fiir fie war deſſen Her: 
feine Buͤrgerſchaft war ftreitharer, fein Genat kluͤger; 
ben Staat, mit Geld und Waffen sur beften Zeit geſtif⸗ 


tet, grundere der Senat auf t die. Biche eines glitlidja 


235) Ein ope duefte fein Sdwein ‘Die neugephaterten Gafer 


achen; eb. derf. ibid.; Schluß, de von Taffen grote 
Haus vor dem Rathhaufe ‘qbgubreden , bee Feucesgefabe we 
gen; Stadtbuch 1435. Die. nene Glode im Wendel 
fein fof man ein Jahr lang probes, ob fie nidt orice oder 
ſchwaͤcher wird; eb. daf.isgt. 

$84) 3. €. Fuͤßlins Erdbeſchr. Fh.1, S. 139. a 

385) Rad Sciegen und einer Berfaffung, ble er ſelbſt gewolt 
und auf dfe bin er ober feine Vater dieſes Pand — haben, 
darin zu wohnen. 


- 


v 





: haben. 


Geſchichte der Schweiß. Gor 


Volts, und nicht auf die Zurcht vor geheimen Gerich⸗ 
ten; daburch blieb er (ob er ſtand ober fiel) ficher, den 
Segen der unterthanen und Sty ber Rechwelt Ruhmẽ gee 


uUngeſtoͤrt beſtand ihre Verfafſung durch den Schult⸗ 
beig und bende Raͤthe: alle Handwerfer Hatten geſchwo⸗ 
‘set, dem Anffommes der: Qunfte yu wehren?®). Die 


:Glieber des grofen Ratha. bekamen einen Mlappart?*’) 


. fae vie Sigung*™).. Es glaͤnzten in den Warden die 


Enfel der alten Vorfieher 2), Helden”) und Rathe’™). 
Petron | von Kranchthal, Schultheiß, der ju Soe 


316) Brief, intten a0 wedten, 1392. 


$87)‘20 waren cin Gulden. 

-$88)°%. 8. von Wattewol MSC.: aujonrdhei ise ont. é quae 
tre face d'epore. Go hatten dic Rathe des Parifer Parlas 
thentes 240 Hf., innbegriffen v2 Pf. fae deri Mantel. Go 
bezogen die Benetianifden Genatoren ihre trottiera (fir ben 
Mauleſel, auf dem fie vor Uters ‘in ben Genat Atten). 


> $89) ..Otte von Bubenberg, Mitte, Schaltheis, nod 


139923 Urk. bee Zuͤnfte wegen. Nah tom Junker - 
Ludwig, Jacob's Gopn, von Seftisen, Schultheiß von 1394° 
bis an seinen Lob. . 


- 390) Wala von Greyerz, geter Rieder, urkunde ta 


s&s — — 


Sachen Hana von Strettlingen wider ihren Schwa⸗ 
ger von Erlach, 1387. Ludwig Bruͤggler, des Raths 
14113 Peter Wendſchaz, des Maths,” iI413. 


391) Peter von Graffenried, eb. dah Cuno Seis 


Se teary, 


fding, 1412 (Peter, im Capitel von Lunpach; ee. dab 
der Abt ven Gels de Capehe zu Kerrenried bebachen miffe,. 
1390);, Eager gum Stein, (el. Peters you Roemoos um 
den Widembof gu Oberwyl, 1391); Joh. Matter (eb. 
daf,)s' Rud. and Semmang von. BaAttiten, Ritter (irk, 
daß dieſer ſeinem Weib bes Morgens, nachdem ce bas erſte⸗ 
mal ber ihr geſchlafen, so Mart Silbers gglobt, 1403). 
Die Gifenkein, die Hegel von. tthdenad, Jacob 
son Wattemyl, Manicacn, Daraifein, Seter Bis 
Adee, a. v. & J a 


60 IL Sud. Siebentes Capitel. 


nolfingen und Buͤmpliz, Kaſtvogt auf Thoͤrberg, und 
Ivo von Bolligen, Venner, ſeiner Schweſter Sohn, 
wurden fic die reichſten Berner gehalten. Auf der Surg 
gu Rikenbach lebte bis in fehr hohes Alter des großen 
Fuͤhrers der Schlacht bey Laupen gleichnamiger Sohn. 
Er enterbté fir ſich und ſeine Nachkommen einen ſeiner 
Vettern und alle Nachkommen deſſelben, weil ex nicht 
nach den Tugenden feiner Voraͤltern lebte*). In 
letztrn⸗Willen bewies er. ſeiner Wittwe?**) und andern 
Perſonen Gunſt und Liebe; den Mannsſtamm von Er 
‘Lach, auf welchem ber Name rubet, bedachte er billig de— 
fondees °*). Ein anderer ſeines Namens, Domherr ju 
Solothurn, uͤbergab all fein Gut feinem Hauſe, und 
nicht bem Stife3>. Ueberhanpt forgten gute Hansod 
ter, daß der Ebeil ihres Vermoͤgens, welcher auf lic 

enden Guͤtern beruhete, beym Geſchlecht blieb™). 

Dee uͤbrige Reichthum war mittelmaͤßig?): der Mittel⸗ 
‘and ftiftet snd erhaͤlt Republifen; die meiſten großen 
Maͤnner fied aus ibm entſtanden. Ihren Ueherflug, 
ben Preis der Schlachten » verſchwendeten die Borne}: 
men an viel ſones Hausserath⸗ deſſen bette cin Bir: 





o 


oo 392) abet, ben Sohn spuctars;, , welder fegtere bes Helden 
MNeffe geweſen; Urfunde Nd. v. E., 1400, Dieter th, 
weldem Ego von Kiburg verllehen, mas Fo Roch, Ritter, 
yon thin an ber Feſte Wyl gehabt; Ueto nde 1401. Er 
ſtarb ohne Soͤhne. 

393) fucta, Petermanns von Krauchthal Tochter, welche cc 
1338 heirathete, und welche nach ibm den Hemmann ves 

Mattutetten tgenommen; Berl. Vertrag met’ fs. Erber 

394 Ruadolfs von Erlag leéter Wille, 1404. 

395) Urkunde 1401. 

396) Dee Seckelmeiſter veter Btuwli ordnet in ſeidem ley 
ten Willen 1407, bad bev ‘rote Zehnten i Word in 
Geſchlecht bleibe. 

357), Urtunde Fohanns vor’ Eertad, ber tin Vierideil 

"ded Erbes Ulriche vow Erlach (der ein Sohn bes etben was) 
oun 1500 Gulden Rh. verfauft; 1409. -. 


\ 


— SePdhidte der Schweiz. 603 


ger wohl fo viel aAls bad jaͤhrliche Cinfommen ber Stade 
faum bdste bezahlen finnen *"); fiefaben gert ben den 
Mahlseiter große Schalen von Silber oder Gold mit 
ibren adelichen Wapenſchilden glaͤnzen2); doch wenn 
ein Senator das Teament madhte , war ju merfen, daß 


‘ibm Pferde und Waffen das liebſte gewefen*™). Die 


‘Stadt, nod) nicht in ihrem ganjen Umkreis bewohnt*), 


war, tach den Zeiten, ſchoͤn“), und (wenige Sabre 


fruͤher als Zuͤrich) gepflaſtert worden 2). Der Senat 


ſchien bisweilen faſt gu ftreng**), wie als er die Pfaf⸗ 
fen um ihre Koͤchinnen ſtrafte, dieſe aus der Stade ver⸗ 


‘trieb*°*) ‘und fie thuͤrmte); da fie wieder kamen; wi 


‘ba er die Frau von Schuͤpfen teegen einiger untergeſchla⸗ 


398) Vergl. ‘Bigert?s legten Wilen 1367 wnd Sedetiged . 
fierey Kednung 1378. J 


399) Badwt, in der angef. Urk., verinacht ſeinen Zrinkze⸗ 


~ 


ſellen guts Diſtelzwang cine neue: SHale mit ſeinem Schilb 
an derſelben. 

400) Eben derſelbe vermecht feinen Cunechten) Sohn 
Oſwald fein graues Feldpferd; ſeiner Wittwe die andern Beys 
den Pferde; Petermannen von Krauchthal, ſeinen liebſten 
ee den cr aus Preußen mitgebracht, wie aud die Haus 

ve me Vehaͤng, bas Bruftblech, did Aruleder und Soeitens 
den uͤbrigen Harniſch hinterlaßt er ſeinem Weib. | 

401) Eben derfelbe hatte nod einen Baumgarten’ on Gos 
fatten s Matt - Gaffe. 

402) Cine ungedruckte Nachricht vey 6. E. von ‘ate 

fee, im Berſuch ater bie Schriftſt. zur Geſch. der Seibel, 
Th. IV. | ) . : 

403) Tfchüdi, 1399. 

404) Wenn er nicht ouch —8 zu heralelchen Bußen 
verleitet wurde. 


405) Die Pfaffen wollten, der Ammugitaten wegen, ihm niot 


gehorchen. 

406) „In die Keſe, wo nun der Zeitglockenthurm fests” 
RNachricht N. 402, Mt Gilbercifens Chronif,.h.a.; 
Stettler wa oe ct et. 





60a JI. Sud. Siesentes Canitel 


nolfingen und Buͤmpliz, Kaſtvogt auf Thorberg, und 
Soo von BVokigen, Benner, feiner Schwefter Cohn, 
wurden fie die reichſten Berner gehalten. Auf ver Burg 
gu Rikenbach lebte bis in fehr hohes Alter des großen 
Fuͤhrers der Sehlacht bey Laupen gleidnamiger Sohn. 
Er enterbte fir fid und fine Nachkommen einen ſeiner 
Vettern und alle Nachkommen deſſelben, weil ex nicht 
tad) den Tugenden feiner Voraͤltern febce*™). Se 
feptee-Willen bewies er ſeiner Wittwe °°?) und andern 
Perſonen Gunſt und Liebe; den Mannsamm von Ets 
‘Lach, auf welchem der Name ruhet, bedachte er billig be⸗ 
ſondersꝰ). Ein anderer ſeines Namens, Domberr ju 
Solothurn, uͤbergab all ſein Gut ſeinem Hauſe, und 
nicht dem Stift⸗). Ueberhanpt ſorgten gute Hanged 
ter, daG der Theil. hres Vermaͤgens, weldher auf lie 

enden Guͤtern berubete, beym Geſchlecht blieb™. 
Dir uͤdrige Reichthum war mittelmaͤßig): der Mittel 
“fland ſtiftet und erhaͤlt Republifen; die meiſten großen 
Maͤnner find aus thm entſtanden. Ihren Ueberfius, 
ben Preis dee Schlachteny verſchwendeten di¢ Vorueh 
men a viel fajones {ausgersths 5 defen, bates ein Bir: 


492) Stubott, ben Soon spurtarts; , welder feptere bes Helden 
Neffe geweſen; Urfunde Rd.: v. E., 1400, Dieter iti, 
wveichem Ego von Kidurg verliehen, was Yok Roch, Ritter, 
yon ihm an ber Feſte Wol. gehabt; Ueto nde 1401, Er 
ſtarb ohne Sodhne. 
$9 3) kucia, Petermanns von Krauchthal Tochter, welche er 
1338 heirathete, und welche nach ihm den Hemnann ves 
hattterten genommen; “Beef. Vertrag met f. Erber. 
394) Rerdolfs von Erlag legtee Witte, 1404, 
395) Urfunde 1401. 
396) Dee Seckelmeiſter verer Bhwlt ordnet in feldem (ey 
ten Wikten 1407, bat de rote Zehuten je Worb ia 
Geſchlecht bleibe. 
397) urkunde Fobanns⸗ von’ Ertad, der cin Vierthel 
des Erbes Ulrichs von Erlach (der ein Gohn des Seen war) 
um 1500 Gulden Rh. verkauft; 1409. - -- 





\ 


Grepechrchteder Schweiz. 603 


ger wohl fo viel. als bad jaͤhrliche Enkommen be Stade 
kaum baste bezahlen koͤnnen“); fe“fahen gern bey den 
Mahlzeiten große Schalen von Silber oder Gold mi¢ 
ihren adelichen Wapenſchilden glaͤnzen22); doch wenn 
ein Senator das Teſtament machte, war zu merken, daß 
ibm ‘Pferde und Waffen das lieBfte gewefen*™). Die 
Stadt, noch nicht in ihrem ganzen Umkreis bewohnt ꝰ), 
war, nach den Zeiten, ſchoͤn“), und (wenige Sabre 
fruͤher als Zuͤrich) gepflaſtert worden “). Der Senat 
ſchien bisweilen faſt gu ftreng*), wie als er die Pfaf⸗ 
fen um ihre Koͤchinnen ſtrafte, dieſe aus der Stade vere 
“trie *°”) und fie thirmte**), ba fie wieder famen; wie 
ba ex bic Frau von Schuͤpfen tegen einiger unter et 


398) Vergl. ‘Bigert?s legten Widen 1367 und Sed eiqer . 
Kerey Kednung 1378.°> —— | 

399) -Biwit, in der angef. Urk. vermacht feinen Beiritges 
ſellen puts Diſtelzwang cine: nent Shale mit fine Schilb 
an derſelben. 

4co) Eben Derfetbe vermacht feinem ‘Cunedpten 5 Soba 
Oſwald fein graues Feldpferd; ſeiner Wittwe die andern Beys 
den Pferde; Petermannen von Krauchthal, ſeinen liebſten 
be nes den er ans Preußen mitgebract, wie auch bie Haus 

be mt Behing,. bas Bruftblech, di¢ Armleber und Sepetbens 

den dbrigen Harniſch hinterlaͤßt er ſeinem Weib. 7 

401) Eben derfelde patte noch einen Baumgarten’ an Ses 
latten s Matt - Gaffe, 

402) Eine ungedruckte Nachricht bey 6. E. von ‘Bate 
fer, im Berſuch aber bie Schriftſt. aur Geſch. der Cate 
- Zh. IV. ' 

403) Tidust, 1399.. 

404) Menn er nicht durch octets zu weuleiden Bußen 
verleitet wurde. 

405) Dic Pfaffen wollten, der Seaymupiedten wegen, - ipm nigt. | 

- gehorden. 

406) „In die Kefe, wo nun oe Zeithloctenthurm ‘west 3 
Nachricht N. 402. Mbt Gilbercifens Cheonil, -h.a; 
Stettler wa. ow cea et, 











‘ 


604 IL Gud. Siebentes Capitel. 


genen Briefe um ihr Haus vagte“). Der gemeine 
Ton des Lebens war Uebermuth wegen der Siege und 


Race). 


4 


Aber in dem Schultheißenamt kudwigs von Sefti⸗ 
gen, Mitherrn zu Oberhofen, in dem zweyhundert and 
vierzehnten Jahr nachdem Cuno von Bubenberg unter 
dem Herzog von Zdringen, diefe Stadt gegruͤndet, an dem 
vierzehnten May, abends ungefdbe um fuͤnf Ube, 
gieng aus unbefaninter Veranlaſſung <9) in der Brunn⸗ 
gaffe ein Feuer auf „durch welded in. wenigen Stunden 


fuͤnfhundert und funfzig Haͤuſer), fatt alle Wohnun⸗ 


Gen der Erbauer und altey Helden,. mit allem, twas vor 
fo vielen Frenherren, Nittern usd Buͤrgern in ſchweren 
Kriegen oder burch langen Fleiß foftbares oder merkwuͤr⸗ 
diges fir ihre Enfel erworben und gefpart worden, cis 


— Raub der Flammen ward“). Es verbrannten die Spi: 
taͤler, das Kloſter der Frauen zu S. Michaels Inſal, 


undbd oben an der Herren von Egerton Gaffe.bas Kloſter 


des Barfiferordens. Hundert Menſchen fraß dad 
Feuer; hie, weldje den Untergang ber Stabe und ihres 


407) Eine andere gefchriebene Nachricht 1407; ſie le⸗ 


ſtaͤtiget, wad Tſchudi 1406 meldet. 

408): Heern von Halices Nachricht, N. 402, 

409) Cine Mutter, die Furterin, vow. Belpberg, gab ihe 
Sohn des MordSeands an, und, obſchon fie nicht bekannte, 
wurde fie werbragnt. Andere belduldigten die Dienen be 
Pfaffer, one Erweis, ba fie bod gefoltert wurden. Die 
Beginen meinten, Gott Krafe Gern, weil fie thre Sdhlever 

hipwegthun muften, „das duͤnkt fie alfo ein große Gad fon, 
„daß darum Land und Lat untergahn follten 5 “ Tighage 
fan. 

420) 14 Edge zuvor waren hued ein Feuer, welches um bea 
Mittag in einem Stal ausgebrochen, in welchem fein Feuer 
genefen, ss Hauſer an der Kirchgaſſe verbranat; Tſchacht 


ny Eben derf.; Tiguots Stettler. 








Geſchichte ver Shweis - Gog} 


Reichthums Abertebten, ohne Grot, ohne Dah, in 
halbverbtannten Kleidern, von der Arbett erſchoͤpft, vere’ 
mengten laute Klagen in das Gepraſſel der fallenden 
Thuͤrme und einfarsenden Mauern und in das Brouſin 
der fodjenden Slut. 


‘Mom, ba ſie nach dem Caniſche Brand wiederherge⸗ 
ſtellt wurde, hatte ihre Angehoͤrigen zu Feinden. Die 
Schweizeriſchen Eidgenoſſen, auch Solothurn, beſonders 
Freyburg im Uechtland, alle Staͤdte und Laͤnder, die des 
Heldenmuths and weiſen Raths dev Berner genoſſen, 
alle Unterthanen und Mitbuͤrger im Oberland, an der 
Aare und von Laupen, ſandten als ig allgemeiner Teaver 
eine Geſandtſchaft nad Bern, mit vielem Troſt, Gels,’ 
Wein und Korn. Unter der Hauptmannſchaft Ishaunes 
bon Gamba), eines Rathsherrn ihrer Stadt, unters 
hielten die Freyburger Cuneingedent der Ciferfacht und 
aller Kriege) Hundert Mann und zwoͤlf Wager einen 
Monat fang auf eigene Koſten, um den Echutt von 
Hern su rdamen; ihnen halfen dic Solothurner und Ble⸗ 
ler und viele bereitwillige Maͤnner von Laupen, Burg⸗ 
dorf, Thun, Aarberg, Nidan und Biren; alles gefun⸗ 
dene bekamen die Eigenthuͤmer. 


Der Schultheiß und Nath, wie in allen andern gro 
fen Gefahren des Vaterlands, hlieben ſich ſelbſt gleich 
der Schultheiß verfammelte die Rathe und Barger, in 
der allgemeinen Nahrung uͤber die Verbeſſerung ser Ver⸗ 
waltung gu rathſchlagen“). Alle durd den Lauf ber 


413) Tidadtian, Schodeler and Gilberetfen mets 
- den von dieſer Berfamminng , da fle ſchwuren, iedem glochs 

„und billichs zu geſtatten; iß das beſchehen, dad wird ſich 
„befinden an dem Tag ba nit me verborgen i.“ Denn frey⸗ 
lich meldet Die Chronif, „ich hort hernach, es wird nit gut 
gehaifen. (Wenn fle gleich Menſchen blieben, fic waren 
Staatsmanner und Helden.) 


a 


KO IL Buch -CSithentes. Eqypitel. 


Beit elugefchlichene. Mißbraͤuche wurden eruſtlich erwo⸗ 
gens und fie verorbneten; „der Schultheiß and Rath, 
mit ihnen die Sechsgiger *) und die Zweyhundert ſollen 
raferners alle: Sachen gerecht richten, und wenigſtens in 
„drey Monaten entſcheiden: Wenn den großen Rath 


„zleiche Stimmen trennen, ſoll der Großwebel“9) und 


„Schreiber, wenn dieſe nicht einig ſeyn, fo ſoll der 
„Schultheiß entſcheihen; die Wuͤrden und Aemter follea — 
„durch die meiſten Stimmen wohl beſtellt werden, aus 
pLeutes hie keiner fremden Herrſchaft pflichtig oder ver⸗ 
„buͤrget · ſeyn, und aus nur zwey Mitmerbern fuͤr jedes 
mut). ' Wigemeine Roth verſoͤhnt; es geſchah 
feine Erwaͤhnung dae Unruhen und Anſtalten, welche 


por zwanzig Jahren durch Neid und Unvorſichtigkeit ver⸗ 


anlaſſet worden. Hierauf erhob fic) nach und nad die 
nene Stadt in regelmaͤßigen breiten Gaſſen, mit beque 
men ˖ Arcaden, vielen ſtarken Thuͤrmen, und ſchoͤnen 


Wohnungen der Herren und Ritter. Dem gemeinen 


Mann wurde Geld gegeben um feuerfeſter gu-bauen*’. 
Damals wurde dag Rathhaus aufgefuͤhrt, an dm 
Ort, top vorher Konrad von Burgiſtein, Ritter, ge 
wobnt*'”); um diefelbe Zeit wurde die gewaltige Manee 


413) A. & von Wattewyl hiclt fie fie eine Appellations 
kammer zwiſchen beyden ahdern Raͤthen, und bemertte, fic 

kommen in Geethtsactes 1403, 5, 8, UL, 22, 25 und 

- B16 75 Unter dent Namen Rath und Baegee vor; fir 

haben um 1656 aufgebict, als die Teutſche Appellationskau⸗ 
: Mex eingefibet worden. 

414) Grand - Sautier; er iſt zugleich Statthalter vom Soult: 
heiß bey dem Gtadtgericht. 

41s) Berordnung 1404; im alten rothen Bud. 


416) Su giebeln und in Leim ga bauen; Widpfen niger: 


Betef, 1408. 

417) Ge wae ded Kathe 13913; Buͤrge fhe $. von Krauchthel 
gegen Peter de Bulliaco, Brive gu Montridier, fae 60 Golbd⸗ 
 gulben ; Urtunde,. 1 Mpril, 1392. Rudolf von Edis 
picn, fein Schwager und Erbe, war 1402 des Raths. Dab 








\ : — 


Geſchichte der Saweij. .. 607 


det großen Platzes hinter S. Vintenzen Muͤuſter gefeſt, 
net“); es lieferten die Herren und Barger vom großen 
Nath eine Anzahl Waffen, das Zeughaus ju ftiften*?) , 
und nad) wingen Jahren wurde “ans Nuͤenberg die. 
„Metze von Bern mit zwey anders ſchweren Didier 
gefauft**). ~ re ———— 


Es war weislid) verboter, den Umfang vow Bern 
zu erivcitern ™"); die Negierung wird ordentlidier-anter 
weniger gefibrt. Als dle Athenienfer su Bemannung — 
ber / Schiffe ihren Poͤbel vermehrt, fiel durch dieſen die 
buͤrgerliche Ordnung, hierauf die Macht, endlich die 
Freyheit. Auch die Romiſche Volksmenge erfuͤllte die 
Stadt im guten Gluͤck mit Aufruhr, in der Noth mit 
Schrecken; und andere Republiken haben muͤſſen dawiber 
gewaltſame Mittel nehmen. Die Regierung***), und 
weſſen dieſe bedarf, gehoͤrt nach Bern; det Somat it 
auf dem Land; er wuͤrde in der Stadt weich werden. 

Der Bau der Stadt nahm langſam yu, wie Einkom⸗ 
men und Vermoͤgen es zuließ; aber die Republi erwarb 


inner dritthalb Sabre big Landgrafſchaft Burgundien, 


bie Herrſchaften Bipp, Trachſelwald und Wangen, bea 
ſchirmte dic Landleute von Sanen, und behauptete zu 


+, 08 


Haus, um welches 1407 deſſen Brau gebußt ward, war vers 
mutHlicd dieſes. ; ny 

418) Bawli vergabet an ben Bau ber Mauer des Kirchhofs 
der Leutkirche und an den duéern Graben, 1407.. Da thas 
ten auch die Barfuͤßer, (heen großen ſcheinbaren Bau;“ Cra 
lads Teſtament. 

419) 1406; 8.2 von Wattewot, MSC, 

4 Abt Silbereiſen, ad 1412. 

421) 13983. A. 2 von Wattewol, MSC, 

422) Gle und fo viele regierungsfahige Manner, als zu Gre 
haltung dex Mrifotsatic gegen Democratic und Oligarpic nba 
thia find. J Ls 


G08. 1 dug. Sitbentes Capitel. 


Weltchneüenburg ‘Dig Rechte der Badger ,. neben ber Ae , 
Seit ihres Grafen. 


Zu derſelbigen Zeit brachen Eislaſten vom Gebirg, 
bie Stroͤme Aare und Senſe traten aug, und fuͤhrten die 
Bruͤcken hinweg ); zugleich verfielen Schloͤſer ). 
Da legten unter dem Schultheiß Petermann von Krauch⸗ 
thal bis Mache, Buͤrger und. Gemeine, damit ſie nicht 
um ſchwere Zinfen Geld entlehnen miffen, auf alle geift 
Lichen und weltlichen, reicgen und armen Birger von 
Bern, zuerſt fir nye drey Jahre, die Steuer eines 

Pfennigs von jedem Maß Weiw*-"}, Diese Abgabe wird 
noc Besahie***), und heißt wegen derſelben Seiten. der 
boͤſe Pfennig. Jn dem fiebenten Sabre nach diefem ware · 
be, wie im folgenden Capitel gegeigt wird, Unteraargan 
erobert; hiedurch vereinigte ſich heynahe das ganze gegen: 
waͤrtige Teutſche Zand von Bern; darum weil jeder wen 
ger an da8 Hans und Vermdgen, welches ihm ver⸗ 
brannt war, als an den ewigen Ruhm einer vortreflicher 
Republif dachte. 


duceen, Durch ſolche Geſinnungen geſchah, daß vas Ghid 
der Schweizeriſchen Eidgenoſſen in dem Glanz der Anſtal⸗ 
ten aller Staͤdte ſichtbar wurde. Damals erwarb Hanns 
Kupferſchmid von Lucern oͤffentlichen Dank, daß er das 
erſte ſteinerne Haus daſelbſt aufgebauct**”); von dem 


- 423) Bu kaupen, Biren und Aarberg; Gispfenn. Geter. 
; Wegen foley Sufdie Avergiedt Marberg die. Bruͤcken 
an Gera, die Thore vorbehalten; Urkunde sare. 
424) Sit Nidan, Thun, Marberg , und-Sekungéwerte (Gebdus 

be). au Laupen. 
425) Bispfenniger Beief, nad Iec., 1408, - 
426) Es war in dem Grief, ,,wenn die. Stadt nach den hrev 
a Jahren in meeklichem Schaden ware, fo finnten Sch., Ry 
as und G. der Fortiegung uͤbereinkommen.“ ; 
437) 1398; Seren Geefeimeifer von Balthafae Exklur. 
_ bee Dilber anf der Capellbruͤcke; Zuͤrich 1772. 





Seſchichte der Schweiz. Gog. 


an-(chenfte die Stabe jedem, der fo baute, Srundmauer— 
und. Giebel. Da vollbrachten die Berger von Lucern 

den großen Dau auf der Muͤsegk, die duGere. Ringmauen 

mit neun flarten Thuͤrmen, die Gpreuerbride, .und aͤu⸗ 

Gere Mauer ber mindern Stadt"). Weit uͤber ſechs⸗ 
tauſend Gulden ſtiegen die Koſten dieſer Werke), sun 

Zeit als man um weniger als einen Kreujer * den gan⸗ 

zen Lag zechen mochte. 


Sn zehn Jahren zogen die von Soft i um die nehrere Baſel. 
Stadt cine Ringmauer, die vom Rhein gum Rein alle 
Vorfiddte umgab **'). . Das Rathbaus: der Stadt 
Schafhaufen it denen von arid) und Bern gleichzei⸗ 
tig***), fo alt als die Sorm her Verfaſſung durch Buͤr⸗ 
germeifter und Nath. In allen Srddeen fam freyere 
oder Seffere Verwaltung empor. Als die Basler Guͤn⸗ 
ther Marſchall, Ritter, Bairgermeifier, und Ulrich von 
Itingen, Oberftgunftmeifter, die ihnen durch des Bie 
ſchofs Einfluß gegeben waren, in diefer hohen Wuͤrden 
ungern ſahen“), und nicht vermochten, gu erhalten, 
daß die Oberſtzunftmeiſterwahl der Buͤrgerſchaft uͤber⸗ 
laſſen wurde, waͤhlten fie Hanns von Wyler, als Ams 
meifter, nach bem Beyſpiet der Stadt Straßbuts, neben 


ihnen zu regieren *0). 
2 


428). ‘Seater 5409, bas veetge 1408, iid. 

429) 6960; Tſchudi rqos.. Hierin ik dfe Mouee ber. min⸗ 
dern Stadt nicht begriffen. 

430) Drey Angſter (vier find ein Sreusee) ; Sage, Sen Geren 
‘yon Baitbhafar, l. c. ; 

431) Zwiſchen 1388 und 98; feu, Art. Baſel. 

432) Zum erſtenmal ben 1 Marz 1412 wurde auf dem neuen 
Rathhauſe zu Schafhauſen der zroße Rath verſammelt; Kas 
ger und Waldkirch 

433) Vielleicht wegen des damaligen Kriegs wider ben Oeſtreichl⸗ 
iden ‘Adel. 

434) MWurſtiſen im IV Gud, ad 1410; aus ihm tft 
Tihudt au verbeffern. Das aber Woler aanz der erſte 

Hi. Thell. Q4q 


—_ 


; 610 II. Bae Stebentes Capitet 
Biel. Selbſt Biel, welche Stadt nad ver Zerſtoͤrung durch 
Bifhof Johann von Vienne die Buͤrgerſchaft verzweif⸗ 
lungsvoll pooerlafin dachte, erſtand feftet und ſchoͤner; 
hiezu dienten die Teuͤmmer der Burg, auf welcher da⸗ 
mals ihre Rathsherren lagen“). Alle Vorrechte, wel⸗ 
he detſelbe Biſchof, zuwider ben Geſetzen des Sane 
des 25 ihnen eutriß und andern gab, diefe Rechte und 
“alle Freyheiten dee Stade Bafel*””) wurden durch Bie 
ſchof Imer von Ramſtein den Bielern beſtaͤtiget ™). 


Anmeiſter tar, kann nicht fees, weil Johaun Caghert fies 
_ 2388 Unter -diefem Tec yenannt- wird; Ur kunde +4 
Brukner, SG. 607. Jarsos.ifv ueben Konrad yon Beatea, 
Hem Shaler, Ritter, Burger meiſter, Konead zur Gon 
\Magifter artificum et magiſter artium civnatis Befil., Yt! 
Pande ibid. 979. . Ca J 
435) Erlaubu iß Biſchof Hamberts, Valentie, 140s: 
«Doh ſollten ſie den Thurm, welder von der Burg nocd Paws, 
in Dach und Zimmerwerk unterhalten. Man ſicht aut do 
Urfunde um ben Boll, bac. 1401, dab Fop. von BW 
enne ſelbſt gu Wiederaufbauung dee Stadt ihe den Bow ie 
laſſen; hierauf nahm Imer von Rumſtein von Biel 100 Gab 
- Den, die er den ‘Gerricen geben mußte (War ce tra Genpede 
Fries OefeeihiNh 2), pod coq Biſchof Hurasbert; dak 
Summen wurden aufden ol geſchlagen. . 
436) Eid lächer Kundſchaftbrief des Meyers, Rath! 
and Bärger au Delſpers, um Fronleichn. 1391; 
das fein Biſchof no Capitel einer Stadt fo thum mige. 
437) Biſchof Imers Verwahrungébeief, 12 Mit 
2988: Biel habe alle Freyheiten, welche Baſel ſowohl vec 
Kaiſern und Koͤnigen als von den Biſchöſen Gabe, yu dence, 
welche Biel felb# von Kaifern, Koͤnigen, Hergogun uad Ge 
ſchoͤſen erhalten. Bon: keinen als den Deſtrelchiſche n Herzogen 
etwa win 1375, als Biſchof Johann ihr Freand wor un 
Wiel hergefteüt werden follte,. wate ich gu vermutgen, Wl 
dieſe Stadt begingiaet worden. Mus dee Zaringiſchen Beit if 
mie eine Gour. befanat. aa 
438) Er widerrufe alle dieſem Privilegium fdadtigen uekun⸗ 
be Johann tinigen Srddtert und Leuten exithells he 








Geſchichte oer: S hweij. .. Ge 


Srey von Leibeigenſchaft; vow Telt avd Schahung ty 
frey von Landtagen und Landgerichten 20), aller. Vdeber 
lehen fabig ,: ſtanden die son. Biel unter ihrem Nath wedy 
Meygeen, deren der Biſchof je. cinem aus des Hochſtiſts. 
Mannen wuͤhlte). Es wurde here) tineiticherbolte: 
Germittlung der Berner **°) entfchiedeny daß alle Magn, 
ſchaft vom Lande Arguel “*'), daß qlleg Volt am See | 
Dieffeits Ligerz ) dem Banner ver Sead! Biel folge*42) 3 coves a 
Aud) da yu Ligers Freyhelt auftam “H, ſuchten oiafg™ 
ber beſten Cinwobrer durch Buͤrgetrecht mit Biel fre pr’ 
ſchirmen ™). Es wurden BVertrdge gemache, wo die 
® 9 J 7 ee ar 24 3 6 fe ee an 


* * 2. ° 
, et 4 “6 » . 


° PE a ee aly 
43.8) Er mbdt fie francos, quittos, et exéandy ab oral rade 
lia et omni iugo fervitutie. . ae 
4 38°) Privilegiamus cos, ne poflint conventri’coram iio qui 
villico noftro de Biellon | * 
439). Wiles, wie man leicht fieht, aud dem Freybeitbrlef. 
449) Der Speug, welchen dee Biſchof und’ Berd wiſhen 
Biel und Neuftatt gethan Hatten, wurde getilgt; pingegers 
ficgelt Been ihren gütlichen Vertrag. 7 
441) Alle des Biſchofs dandſchaft auf dieſer Sette des geſchrö⸗ 
„tenen Felſen“ (pieto pertuis) ſollte in ihrer und in des 
Stiſts Kriegen den Vielen zuziehen; Freyrheitbrief 
13883 alle Manner yo Amte Teß, von den Dorfern uv 
Aemtern Soncelbo (Soncévaux), Corgemoent und Cot 
ſchwuren, die au der Dteuenftatt, vom Teſſenberg und in G. 
. Pmersthal von Alters Her unter dem Bieler Banner, slepens 
.Kundſchaft Bruder Peter Ciheffans, Ktege: 
Geren gu Melt, Gonnt. nach dem sa. ag des Xo 
- 3391.. 3* “ee Me, 
44e) Bon da herauf steht, nad dieſem Vertrag, de Danae” 
ſchaft mit Rengnfiete.. rears 7 
443) Bund und Burgrecht shifhee Meyeen, 
Rathen und Bargeén su der Reuenſtatt agp 
Giel, Mich., 5395. ‘ , ; de Lo bhp eee 
444). Bernbard von Ligers hefeene (eine Seute tem 
Leibeigenſchaft, Steuer, Tellen (cailles) v, a, um 1100 Gut⸗ 
den; Zeugen, Gorrafin Kirchherr zu Lethe, Rudolf Hofiielfter 
Meyer au Biel; 1406. Leese pn 
445) Ewiges Burgtedhe mit Kath and Bemeige 











az If. Bud. Eiebentes Eapitel. 


Mechte vermiftht “**)y dder viele Herefthafter ware”); 
wit dber die Bifcherey in dem See, damit niemand ther 
geseheiit*") und auf daß Wißbraͤuchen, bie die Waſſer 
entedifern, vorgebeugt werde**"). Dergeſtalt tea 


Freyheit und. Eidgenoſſenſchaft im bande bee Helvetier 
abeemals a Dbechand. 


oſfrechte. Es waren doch nicht (owes Zeiten der Stiftung 
mwener Freyheiten als Zeiten der Ernenerungs dean wie 
“A Natur und Vernunft ohue alle Gemaltioung pon 


gn Biel, seflegett ouf ber ‘fleenet Bitte burd ble Neuen⸗ 
Ratt, 1406. Die Steuer, von welcher fle ich damals iv 
aetauft, war durch die Herren des Ortes, da fie dem Schilin 
“pnd “Sdhliengen gu Bafel 64 Gulden ſchuldig weren, 1396 
, AUF zehn Aye den Bielern verpfiindet worden ; laut Ur lun⸗ 
“He Nachmals faufte Bick Me halben boben und nits 
bern Gerichte, Twins, Bann und Hance dafeiok, asi 
‘Bee Gand Fohanns von Biren, Gregor. 1409; 
rteverſtrend, ihm diedurch an dasan und andern Rechten fey 
“hen Gepaden gu thun; uUrk. cod 
446) 3. B. ans bee N. 443 angef. urk.: Dem Mepertdea 
bes Teffenberges , Appellattonen von ba, entfagt Biel; bias 
gen behalt der Meher von Biel auf dem Teſſenberg feine thet 
‘gen Rechte; zweyt ſich ein Urtheil, fo kommt ef vor den Rec 
"and Rath von ver Neuenſtatt; in dem rothen Felde ves Bow 
nert i dad Bieler Wapen, rechts ber Biſchofſtab, ints be 
Nenenkatt Schlauͤſſel. 
443) Vertkom mniG det Boten deb Bringer von Chatons, be 
_ * Heerlhaft Neufchatel, per Staͤdte Bern, Ciel und Revers 
“Watt wegen des Gees, 1410. 
“4 Mus jedem Hanfe Habe keiner mehr als ein Vierthei cc 
tiem wilden Garn, und fiſche feldt, er fen tenn fied; de 
ilſche false er nicht cin, ſondern verkaufe fie ben Fiſchdandin 
die ſchwoͤren, fle nie weiter als Freyburtz, Barghecf od 
* Solothurn au fahren keiner fife, ber nigt ein Jahe onde 
gen Zag am Gee gewohnt. | 
445) Verboten gu iden’ Ho. eichtmeſe ahd ‘Often, es fie 
“Henn eine dee Sereihaften , welche am den Gee herrſchen, ote 
‘thee grofe Botſchuft in eine ber Stddte; fo-inag man ſichen, 
aber nur gum effen, und mit Garnen, wo dic Brut und juss 
"gta Bile burdschen tdanen. | 








Gefchichte ser ‘SGehweiy, 6t 


Alters Ger daflr gethau, fie man aus den Dorfrech⸗ 
ten, wie fie an den Gevidhten ins: Fribling*°) umnd 
Herbſt) nach dew Kundſchaften ater Naͤnner **): ge 
Sffnet *"*) wurden. Da ift nod viel oon der Einrich⸗ 
tang alter Germaniſcher Hdfe*), darch die. Religion 
und Oefonomie ſpuͤrerer Zeiten von dem gereihiget , wo⸗ 
BAH gewaltthaͤtige Saronen ſie etwa verdorben. ‘Der 
Meiſter des Hofs hat fuͤr alle den Stier, ben Widder, 
Wen Eder; bey ihm iſt Pflug und Wager fie ale 
Manzgel ver armen Huber 8).Ihre Sachen ·richten fe 
unter ſich, des Landesherrn Meyer kommt auf den Hof; 
bene es senhget ihe. der adizei fine Bauers; nichts 


; ye) 

ase) Creventyarigane.. ! Gevtindionns eines foleben auf 

oem Kelahdfzu Hege- durqh den Pronk Hanns Chinges 
von ˖Embrach, 1396. 

433). Meiſt wurde nur eines achatten 5: dog aud woh! seen, 
mic anfitem Reinhof gu Wigoltingen. ( S pruch Bildo(s 
Hetrmann. vew Coſtanz,“ zu. Konrad von Rechberg 

voan der Hohentechder, _Doupespt ,: sand Mided von Sane 
~ beaks . ten Vobangern rand Cispafien Sefagten RKetnpofs, 


03). 
432) Go'tn Sex nee, Ni: 436 bend Sie fo ob viertig Sohn 
. Foeker geweſen. 


453) Erklart, seofentareh, 7 . 

4542 Veber derfelben · Grſtulz und’ Rechte ſlehe Mfers Sek. 
‘yon Venabrutk, Anes eblen Manges unter wenigen, die dad 
. Baterland kannten, und in ungepeudeltem vatriottismu⸗ fae 
deſſelben Sache ſchrieben. 

—* Wie wie von YAFngen tm s Cap. fapen. Der Stier ge⸗ 

hieher, welchen ble Grenchener dems Biſchof saben, 

wenn, auf dems Hofe Bogigen das Landgericht war; wer den 
in ſeiner Goat findet, mag ihn vertreiben mit ſeinem Geren 

" (Stange); wer ihn wirſet (be(hadiget ; es ik nod bas Engl. 

. worfe), der fol ben Schaden Seffern (Robes des Twinge 
hofs Bieigen, unter Biſchof Humbert). 

9K) -Sb4 0, 040 feI56:- Benn cin Huber deet (nod bab la⸗ 
. thie, rat), .UNd-¢6 bright then fcin Bhug , ſo if since bey dem 
HofmeiGer Sercit, aff. | : 


64 11. Boh RSiebentes: a pite). 


Aals Methlichiele begahrt er*”) ; den Lanteshere RIG ver · 
Ichmaͤhet feines Habers Dette niche’ ),- Wo mehr als 
Einer Heer, Aſt jeder wider den andern im Gert”) — 
wid Krieg“)der Schutz des. armen Manned. Sede 
uber iſt aug feinem Cigenthum Geen?) vend Lee 
deſſelben ***); auch weis der leihtigene · Mann, wad ded 
Hiren. und. wad der natuͤrlichen Erben iſt )., Keine 
barf gefaugen werden, -fo lang ar Pfand bot fim 
‘Fren**), Wenn fic. ausziehen, dig. Landwehr Athan, 
Hebe WER ther: Eaen Horner anemn —— 


ree 7 ghey _ +). nyt » laa" a lee rt he of 
8 idem: Weiße Tiſchlachen, weiße Seder, neue Schiſ⸗ 
ſeln, Pfulwen und Kiffen. Ofnung Wigoltiages 
"- Ny 4512 Wenn Sey Wedct-gus bem Helge tomes, «nde c 
> in cinem Korb Kdfe unb Brot. QHnyng Hege Ny 450: 
ber Bauer foll den Propf mit vier Pferden unterhalten. 
1938) Rodel Bisigen: Wem ber: Biſchof in bas fevd 
kommt, fo batten ihm and felnem eßnde die Mebhuber (Sew 
: en, die Weinberge von ihm haber Betten bexeit 
(459) Wigoltingen:. - WE Cin Baber) her Bogs aidt 
'. gadbdig eon, fo ſey es der Peopft,:>,;um: dah ter a: tans 
„uß ſinem Gwerb nit entſetzt werd. 
1440} Wenn der Vogt (abedam)Kribs Hat; abemien et fea 
Recht bis gum Frieden an ben Propk, und vizsy ;, om. dF 
o bie armen Lit in alweg unbeſchadigt Sfyben. “« 3 
a) ReHte hes Seeobofs. ou. Reiben, ols a bere 
2a Wiliſtein war; Biel 29 Inn.,,14035 Model Gils 
., afgen, ua. 
462) Wigoltingen. Jeder thag Bea, ſnem ‘Leben pele fae 
rende Haab geben. wem er will, oder fle einem wildeü Neb 
J anbdngen und es damit laufen ‘Tafa nach ſeiner nite 
atur 
463) Toiderm und in vielen andern Offnungen. D4 Serra 
“Recht iſt an dos Leth, worin der Mann ga Merde “und 
Hangarten’( Befuden fener Betanneen ,° oder wo fie aate 
ber Linde oder auf den Bante ‘ath Sonntag anjauncnfofen) 
gens, und am gefdliffene Waffen. 
G64) Richt Koken und blocken (6 Tanger vertroffen wags te. 
Den Hoſmelſter dacf- der Blſchef wter i beep fowl {cb 
ner ſich verfidern; Bogigen.- - 


‘ y's 8 








Sefchichte ber>Sdemety 77 Grs 


bn weiflery Wands, wit einem Hutoak Pennige den der 
Landesherr ibm gab, auf daß er bos Huhern Geld bebe 
nen ténne*”), Oft lebten einige: Hofe wig in gemeinem 
Wefen safammens entppeder; weil fic su-nanbervan. dag 
Landgericht giengen “**), oder tweil cinew dos Urtheil (ekg 
nes: Gerichts vor die andern ziehen hurftes’”)s oder. wiil 
verſthiedene Herrſchaften Eins guworden Auf cizapdes 
„au rauben*®*) ;/ fo unguten. fle es, wens, ainem. Derry 
gluͤckte, hurd). das Geſchick oder die. Schoͤnheit ſeinen 
eigeren Maͤnner Weiber vow: den andern Haͤfen anf deg 
feissiges, gu bringen*®”>. Bas anderes fehlte fo, einem 
Freyhof ole der Deftand fined. Gluͤcks? denn, da die Sig 
hasfhaften der GreGgn ihren Ginn wider, frembed, Cigens 
sheam taͤglich ſchaͤrften, blieb dere ynfchuldigen Hubez 
foie Mittel, als daß er ſich hefeftigte mit. Graben wud. 
Mauern, oder durch Bundgenoſſen ſich ſtaͤrkte. - Dig 
Staͤdte waren hiedurch entſtanden, und fo der Schwei⸗ 
zerbund, cine Verbindurg fir die heiligſten Rechts des 
Meunſchheit.. oF bor 


2 “pe 
a Me . 


“4 F +f ° 4 


Aes 4) ? 


46s) Bhetgen. Dee Schoͤſſe Helft Ctidver. Go sogen fe. 
gum Banner Bicl. _ . 

466) So nah Boͤtzigen, Dießbach und Grenden. Alsdann 
brachten dic. Dießbacher eine weiße Gang ugh ein. Fubgr Seu; 
bem folgter’ alle Twinghofleute, melche über 7 Jahre ; vo 
bem. Seu fraß denielben Tag des Biſchofs Berd; wom, Adeigen 
— jeder Huber ſich cine Buͤrde nehmen, dad. brige mar des 
os yy u 


467) Wigaltingen, Bfon, Wtnau und Reithasloch in 
Schwaben urtheiten und erben tn elnander; dle mthdere 
Hand mag ein Urthell an die 3 Hoͤſt bringen, von denſelben 
an den Probſt. ; 

468) So Coftany, die Dompropſtey, G. Stephan daſelbſt, 
Kreaslingen , Peters aufen, Reichenau, S. Gallen, Oenin⸗ 
gen, Fiſchingen, S. Polen su Biſchofzell, Fttingen, Muͤn⸗ 
Gerlingen und halb Wagenhaulen; ibid. 

469) Dean des Raubs Recht if, es gehoͤrt bas Weib bert 
Mann nad; ibid. . 





oG IL Bud. Siesenses Eapitel 


Gittenslge. = ' Sie biefen Zeiten begab (ih , daß Sitgen Spitwenn, 


7 


OS Maths von Vern, auf feiner Heimreiſe von einer 


Kagſatzung aus Lucern, zu Williſau von deme Wirth 


Hirid Waguer bey Macht fein Siegel ans dee Taſche ze⸗ 
nommen wurde”): beſſen bediente ſich dieſer Mans, 
um drey Schuldbriefe gu ſiebenhundert Gulden, gu athte — 
zehn Mark Silber und zwey tnd zwanzig Pfund auf 
Gilg Spilmanns Namen zu flegeln. Im ſiebenten Jaht 
begehrte er bie Bezahlung dieſer Summen and. irtte 
ſeinen Beweis wre zwey Zeugen, welchen ee durch einen 


britten Mann ‘Geld geben ließ, damit fie ſchwoͤren, vor 


iit nichts empfangen gu haber??? >). Die. Greunde 
des Nathshervi's): (er ſelbſt, voll Gefuͤhl des Un 
rechts, wollite nicht) verſprachen bie Zahlung. Ded 
bas Seſchrey des Bolts tat “dee Zeugen ſo zuwider, 
daß beyde ang bem Land wichen; der Wirth, ſich ruͤſtend 
ihnen zu folgen, wurde ju Lutern gefangen, als er dex 


Stadrſchreiber veſtehlen wollte. Er bekannte das Uw 


recht, fo er Herrn Spilmann gethan und wurde gerd 
bert; nach dieſem tourden die Zeugen gu Been gefangen 
und in einem m Reffet sefoeten. 


. 
- 


Gum . ‘"% nin "se - ’ — 
—* 


| 20) $385. Rad Shodetee ‘trot Sp. ben Vuth ou 


, Steabe gn: und bat thn, ihm ſeine Taſche auf den Wagen zu 
nehmen; der Wirth fuhr ſchnell voraus, und ſo that er ba 
Betrug. Es iF nicht in den damaligen Sitten, daß der Ge 
fondte zu Fuße gewefen; dog) founte ein Bufal es made. 
Uebrigens wae der Wirth von Burgdorf gebuͤrtlg. 


470 b) Dlefes in demſelben Jahr, wo eben aud) gu Wilifer ie 
nes mit den Gpieleen geſchehen ſeyn fol (N. 3175). Darite 
nicht cin Volksdichter die wabre That entellt paden? Oder 
war der Wieth mit ſeinen Beugen und jene zuſammen cite 
freche Geſellſchaft? 


471) Er kommt im J. 1387 als Ratheéherr vers wet. ber 
Anna von Strettlingen; und nad feu ſchon 1377: 
Schodeler, Tſchudi, Stettler: : 











~~ 
~ 


Se(Hidte bes Shei! 617 


Hlerauf nach wenigen Fabrew* >) SeranSieh Bee 
wer anf. bem Weg nad Senf bic Baarenwasen Berne 
Schillings, cined ceiden Kaufmanns aus cinem-geuten 
Seſchlecht von Lucern. Weil er FrangdfHh revere, 
Hielten fie iu fair einen Savoyarden, wider welche fle 
damals Krieg fabrten*™”). Die Obrigkelt vermochte 
nicht, ibm Ruͤckgabe gu verſchaffen, weil fle die Thaͤter 
nicht fannte. Deffen erklagte ſich Schilling als einer 
tiſtigen Ausflucht, und begehrte von der Stade Lucern, 
ihm das eidgenoͤſſiſche Recht witer Bern gu geſtatten. 
Die Berner auf dem Tag gu Eſcholzmatt im Land Entli⸗ 
buch welgerten fid) bes Rechtgangs, weil ihre Freyheit 
fey, alle. Rlagen wider ihre Buͤrger oon ihrem eigenen 
Gericht enticheiden ju laſſen “). Als Werner SHiding 
ſah, daß er nichts von den Cidgenoffer Hoffer durfte, 
flagte er an dent kaiſerlichen Hofgerichte ju Notwyl und 
an dem Reichsſkammergericht; ibre trtheife waren ibm 
vuͤnſtig, aber die von Deen ecbaunten die Reichsgerichte 


a7u>) 1398, 

472) Diefe Fohde in welter nicht Selanne. | 

473) unbillig warde das elbgendſſiſche Recht verweigert. „Es 
ik beeedt th bev (ewigen) Bandnis; waͤre, daß jemand, die 
„in dieſer Bandniß find, Forderung an bea andern pHatte 
— 00 follen wie um gu Tagen kommen. Ware bie Sordes 
„rung und Adirah deren von Dern oder Feiner dee 
ihren 3c.° Ware, dab wie-die Waldſtette ober jemand | 
„unter 0476. Forberunz Hate gu ben voracnonaten U. ©. 
von Bern oder gu icemands ber Joren x. Was 
o OUD jemand Geldſchuld oder rechtliche Anſprach Hat, dev 
gr fol Recht fuden und nehmen in den Geridten, ba er ans 
po fordchig geſeſſen i, und foll ihm ber Richter tenn Mrderlip 
„richten. Wärde ce aber Oa rechtlos getaffen, 

+ and das kandlich wurde, fo mag ce fein Rede wohl 
„fürbas fuden als ihm denn nvthdarftis &@. 
Bundsheicf Veen, War-nige kaändlich genug, vel 
dem Sch. nicht recht gerichtet wurden Gut; ader wee follte 
bes bic Kuͤndlichkeit utheilen7 . J 


618 II. Bu, Sie bentes Capitel 


wide tt)... Scifling,-in-dtefon Haͤndeln revert; feb. 
dete alle Beanery fiengund brandſchatzte den Shelknecht Es. 
gen gon Gein, unh nahm ˖von ihm vierhundert Gulden. 

ex: wurde Baſel, wo er Ech niederließ, von den 
Meenerm: angegriffen“) 3. auf. Shilings. Berhaftung 
ein Meis geſetzt. Hierauf begab er ſich nach Acten, fo 
aru und haͤlflos, daß er zu dem Baw der Mauern us 
Taglehn Gand fuͤhrte. Ueber dieſer Arbeit wurde er 


‘endlich erſtochen, und fein Gewand und Guͤrtel den 


Berney gebracht, ale on ben Feind ihrer Grade. 
ro 
Se Seohadeung ee obrigteitlichen Formen und 
meiſt in der Einrichtung des: Sirgertichen Lebens gebért 
uns wohl Vorzug or unſern Vatern; . in den grofer 
Staatsgeſchaͤften vergafien diele ſich fir dad Baterlard, 
waren wadhfamer und. ernfter und gefchickter ; bended 
fommet von dem, def, che bie Verfaſſung feſtgeſetzt 
worden, die groͤßten Angelegenheiten in unqufhoͤrlichet 
Bewegung waren, feither Sefhdftigen uns meiſt our 
innere burgerliche Sorgen; jeder treibt aufs Befte, wat 
er vorzuͤglich uͤbt. Nur das werden wir im Nothfall dic 
Welt lehren muͤſſen, ob die Eigenſchaften, wodurch dic 
Alten unfern Staat geftiftet und vortreflich behauptet, 
nur ſchlummern, oder 06 bie enue Form der Gitten fie 


nach und nad) getoͤdet 474, - Sore Erhaltung haͤugt 


vornehmlich davon ab, daß wir ‘von’ Jugend auf ge 
woͤhnt werden, ſowohl die Lage ven Europa und ihre 
drohenden Gefahren, als bes Gaterland, fein Slid 


474) Unbillig, wenn Schilling bemies, ex fen rechtlos gelatin, 
dieſer Sal if vorbehalten CUrfunbde K. Weneeslefs, 

« ‘Dilenberg, Margar., #398); aber fie boten ‘bm den Rechte 
, gang yor ihren Geeidten allezeit ean. 

47s) Wetunde, 7 Mugtm. 1399, be XRX Gdn 

~ Zod wird bey tao7 erzahit; eben daf. 

475>) Die Probe if uͤbel ansgefalien. Let 





| 





- Gefhihte der Schweiz. Hig 


we unger Plicht ,. vor aller andern Dingen —* 
lich und auf das ernſtlichſte zu betrachten. 


Wie Oeſtreich fant, und wie der Schwelzerbund ftleg, IV, 
beyber Maͤchte Verfaffungen „die Quelle dieſes verſchie⸗ Zenaghar⸗ 
denen Gluͤcks, haben wir geſehen. Es folgt, wie das 
PHelvetiſche Weiſchland, wie die Graͤnze Italiens und wig 
Hohenrhaͤtien war, ‘vor ‘Dem großen Krieg der Apperts 
zeller, von den Fehden der Basler, weil an allen dieſen 
Orten vor Erneuerung des zwanzigjaͤhrigen Stillſtandsz 
zwiſchen den Herzogen und Eibgenoſſen ſolche Dinge be⸗ 
gegnet find, woburd) dag Barige m und hotzende erlutert 
und beſtaͤtiget wird. " 


Iſabella, -dttefie Tochtẽr iseltan’ Sraf Sbreige 4 it a. Neuſcha⸗ 
Neufchatel, Rudolfs zu Nidau Wittwe, regierende Frau kel. 
“gu Welſchneuenburg, lath; und hinterließ feine. Rid 
ber’). Da bemdchtigte fid) ihrer Herrſchaft Graf 
Konrad, welchen dem Grafen Ego yon Freyhurg in 
Breisgau Verena thre Schweſter gebar. Die Ober⸗ 
lehensherrlichkeit war damals in der Hand Johann's von 
Chalons, dieſes Namens des! Dritten “), Freyherrn 

zu Arlay/ welcher in den Rechten ſeiner Gemahlin Ma⸗ 

ria. oon, Baur Pring von Hranien ward“). Dieſer 
witerſehte a me ater des Srafen™), bis 


A6) om 9%. * 105 

427) Seivemn Moßhvater Jebonn ‘bem TI hatte im J. ast 
@raf Ludmig, Iſabellens Vater; dem Großvater deſſelben, 
Peing: Johann bem erſten, 1288 und 1311 Rudolf, Lud⸗ 
wigs Vater, gebuldiget. W 

478) GeltrBergvand von Baur, Schwiegerſohn bes leptets 
Grafenivon Oranien im awbfften Jahrhundert, bis auf Kaye 
mund von Gaur, Bater der Maria, regterte gu Orauien dtes 
fer alte Adelſtonm; Danods, H. du Camté de Bourg., T. 
Il, p. 310, 

479) Obſchon in der Sehendernencrang. 1311 Einer, und in 
der von 1957 allen Biptey. du chelau de Neulchaltel 


i 








; 
® ~~ 


630 IL ‘Bud. Siebentes Capiteb 


‘Rorrat'Pine Unterwerfung verſprach. De geſtatten 
er ibm das Lehen “). Aber der Graf, begieriger die 
neue Herrſchaft auszubreiten, als dieſelbe zu ſtaͤrken, 
verfaͤumte neun Jahre, die Lehen gu laͤutern und gebirig 
zu empfangen **) ; zugleich erfuͤllte ex alle geiſtlichen“) 
und weltlichen Herren, wie auch die Barger, don 
Welſchneuenburg, mit Haß und Sorgen. Er wollte 
eine Reduction der veraͤußerten Domanialguͤter unterneh⸗ 
men; hiezu ermunterte ibn mit ſcheinbaren Gruͤnden (cis 
Secretaͤr. Uber ſolche gewaltthaͤtige Verletzungen lang 
hergebrachten Beſitzes, dle den Adel ſtuͤrzen, das dand 
verwirren, praͤgen auf cine Regierung die Brandmart 
ber Willkuͤrlichkeit *®’), und koſten ihe die Herjen des 
Bolts. Damals sefehloffen die Neufchateller, dea 
Beyſpiel Graf Wilhelns von Yarherg, Herrn ju Ve 
Sengin***), gu folgen; dieſer hatte vermittelſt ewige 


die Erbſolge geſtattet wurde, war es nicht auf derſelben Nah 
fommen ausgedehnt, and Verena lebte nicht mehr. 

430) urtunde von haut, ‘noble et puiffant: Seignesr, Meflire 

. 4,Jean de Chalons, Prince d’Orange, “. 4397. 

-48'):,,Par défauce de desowbremec er. pe declaration” $i 
(hab, was bald felgt,. =. -- .7.4 

.492) Man weiß, es war ein Stift in dee Stade Neuſchatel 

483) Micht als whrdé fein Srhetn geſetziicher Form gebelter; 

aber ſobald feine Prdfcription und tein Rechtstitel geaca ein 
(wenn Ja urfpringlic gegrindetes) Recht von den Ge⸗ 
walthabern angenommen wird, fo hort: alle Slicherdelt eal 

Wenn dieſer Grundiag- and auf die grohen Seſchaſte ante 

wendet wird, fo ih ce eine Aufldſung aller Fricdensvertraß⸗ 

welche bas gemeine Weſen der Curopdee Aifammcen halt 
Melcher Befig war in feiner Gerechtigkeit allegeit iber aft 
Einwendung? Jas nicht far Farſten ſelbtt von vdedentliga 
Folgen, bie Sachen auf bie erke Geſtalt, vor ellen uſen⸗ 
tionen, surddoringen au wollen? Wenn He das nicht fird 
ten an ter Gpike ber Legtonen ; “wie wenn die Legionen, cist 

ungeduldig, fold cin Ius publicum aud lernen! 

484) Gobn des Grafen Johanu, defen “Water Gerhard ba 
faupen erichlagen ‘woedehs defelben Srobrater Alcich &* 








SGefhidhte ber Sdhweiy Gar 


Burgrechte mit Seen ***) and Biel 6) ſich geſtaͤrkt 
Alis Graf. Konrad vernahm, die Berner ſeyn geneigt, 
Neufchatel in ein ſolches Burgrecht aufzunehmen, er⸗ 
ſchrak ec ſehr, eilte, fam nach Bern, bittend um daſſel⸗ 
Ge Burgrecht 7). Alfo an gleichem Tag, unter dew 
Schuitheiß Ludwig von Seftigen, femur yu Bern eiuer⸗ 
ftits Konrad von Freyburg als. Sraf und Here gu Neuf⸗ 
chatel, anderfeite die Botſchaft der Gemeine daſelbſt als 
freye Mdnnec*®") in ewiges Burgrecht um gegenfeitiger: 
Schirm wider alle Ungerechtigkeit. Beyde, der Graf 
und Neuſchatel, kamen uͤberein, um innern Zweyſpalt 
pore dem Schultheiß and Nath Urtheil su nehmen, und 
geftatteten, dali die Mache von Bern den Gehorſamen 
gegen defen Wiberpart ſchirinmne. Die Stadt Wellies . 
neuenburg verbirgte, an Bern taufend Maré Silber ya: 
bezahlen, wenh fie ihres Eides und ihres Wohls fo vere. 
gaͤße, daß fie dieſes Burgrecht qufgebe**). Durch 


ber. Sohn bes Grafen Ulrſch, welcher dee gemeinſchaftliche 
Stammvater beyder Linien, Welſchneuenburg und, Valengin, 
iſt; Denod, Hilt. de la GC. de Bourg., t. IL; * &, ven 
Wartewol. 

485) Eſchudi, 14005 er fol 200 Gulden bejahlen, wena 
ex es aufgebe. 

436) Burgredtbelef, um Pfingſten, 1403 5 wit M., X. 
Barger and Gemeine. Er giebt 50. Gulden, wenn ee tara, 
aud tecten will. 

487) Yn dee Deforgnif, wenn ihm bie Buͤrger suvorfommen, 
fo waͤrde bad ihrige ſeinem vorsehen und alſo deficiben Bors 
theil verminadern. 

488) Burganſos tam extransi ral in oppido selidentes et: ad 

ipſos [pectantes, - 

499) Uctunden, Bern, great. vee Otors 1406: Seultets 
Confules et rota communites villse Bornenſis; in dem Tehty 
fen Brief? ,, Wie der Schuleheig, die Math und Didvgece | 
und dle Gemeinde gemeinlich der Grade Vern. Die Dides 
Ratt iſt Walprechtſchwyl: Richter in AMeutlichem Goan zwi⸗ 
fen den Srdoten werden von Freyburs, Solothurn und 
Dici erbeten (aud menn hes Gtaf und Geen in GStreit liegen). 


622 II. ‘Bud. Siebentes Capitel. 


dieſe Verfaſſung richteten die son Bern, vor Serfelben eit 
an’ fo larig Bern beſtand, gu Welſchneuenburg allen 
Span des Herren und Volks; alle Gewaltthaͤtigkeit wur: 
be unterdriidt; jener, nad) dem Untergarig faft aller 
üůbrigen alten Fuͤrſten bes Helvetiſchen Landes, blieb be 
ber Hereſchaft, fein Volk in bem ſeltenen Gluͤck des Ge⸗ 
nuſſes der Freyheit ohne allen Mißbrauch und ohne Ge⸗ 
fabr, der ganze Staat ohne die Uebel der Monarchie und 
— in beneidenswuͤrdigem Gleichgewicht. 


Machdem Graf Konrad genoͤthiget worden, die Rech⸗ 
te. feined: Landes zu eheen*””), fubr. ec fort, fico dem. 
Lehenrecht entziehen zu wollen, und wallfabrtete an dic 
heiligen Oerter. Da jog der Prinz von Oranien uͤber 
ben Berg Jura. Unweit oon der Stade Neufehatel ka⸗ 
men zu ihm die Rathe und Gefchwornen 4"), und, nad: 
geſchehener. Beſtaͤtigung aller Frepheites 4°") , huldigten 


Des Grafen Burgrecht gilt bis an ben Wald ob VBaurmarcat, 
bis an die Kitche gu Beerteres. Die alten Bile bleiben. 6. 
die beyden Urkunden bey feu. Das Original dee Neufchatelliſchen 
: Min der Ueberſchwemmung am g Ort. 1579 verloren, von Bern 

aber am 20 Yan. 1582 vidimirt worden. Halle e Bibl. V, 564, 

490) Bon 1406 if aah Walthees von: Colombice 
Brurgrecht mit Bern, worin ie Grafen von OR. und Batens 

ginv orbebalten find. : 

49%) Im Inventaire des titres de la maifon de Chetone ee 
Sutffe wird ,, ville de Danfer ob Neufchatel als bee Ort ge 
nannt, wo dtefes geſchah; ein mir unbekannter, vieleicht wm 
ſchriebener Name. 

492) Heinrich, Berchtold, Kudolf, Ludwig, gſobella and 
» Konrad werden derſelben Urheber genannt. In den bisherigen 
Verzeichniſſen der Grafen find letztere vier ohne Muͤhe kenn⸗ 

.bar; Berchtolde find vices nach 1132 Berchteld Stammherr 

der erſten Herren gu. Valengin, die mit ſeinem Urenkel 1136 

erloſchen; Berchtold, welcher 1225 ſtarb, aber gu Neufſcha⸗ 
tel herrſchte Ulrich ſein Bruder; dee dritte ſtarb 1240, bet 
wierte 1260, deren einer tung Freyheiten ertheilt haben. Bec 

. Srafen Heinrich, Hereen yon Thiele, fonaten die Stadt tn 
. Belen degunſtigen, abse es macht iere, 006 Heinrich sor 





\ 
— 


GBefchichte der Schwein. 643 


Re ihm ais dem DbericheisGerin ™): pu Handen ded Roͤ⸗ 
miſchen Reichs » Serfprachén gu verhindern daß er hietan 
leide, und gelobten, auf Abſterben des reghrendel Hau⸗ 
fed ibm sn gehorchen *™).. Hierauf nahm der Pring die 
Herefehafl se ſeinen Handen “F);.:... Diefes bewog den 
Grafen ·ſofort nach feiner Wieberkunft ſich nach Noceroy 
zu begeben, um bid Lehen gehdeig/ zu laͤutern.Der Pring 
don Dkamen, umgeben von deri groͤßten Baronen ga 
Hochbutgund e8), geſtattete endlich, daß der Graf. iui 
ber Stab Abergas, und wirder empfieng My, sna Zei⸗ 
chen der Unterwerfung und Belehnung. 


Sobald Graf Konrad nah ben Gefetzen regierte, bee 
{ung ihm alles. Das Lehenrecht wurde auch ibm gehal⸗ 
ten: Graf Wilhelm that ibm") die Huldiguag fir 
Valasein⸗) Bal be. Rng, Locle und Sasne, bers 


Berhted genoant wird rund ſener. erſe von Thiele war bod 

- Gon hes legten BerchtoldsAlſo iſt wohl. dev., welcher; bie 
Freoheiten gob, er nod tn, Urkunden aufzuſparenz oper, tf 
fn ben Abſchriſten Heinrich {he Ulrich? Es iſt ſonderhar, daß 
Ulrich, welder Welſchneuenburg Stadteeht sab. hae oe 
nagntsorehen: ſallte. 

49 3) Sourerain Seigneur du fie, :. 

494) Sterum unterwerfen ſie: fich à la cour duditeurs de ao- 

- gre trés-faint Pere le Pape, à l'Empereur, A la cour du petit 

_ ‘Seel.de Montpellier, cour da comad de Bolurgogne,. .et. anx 
officiaux des cours de Lorraine, de Belangan, ee. . ites 
funde, 83 Augſtm. 1406. 

495) Main mile à la Comes at Baronnie pat distance de — 

. brement, etc. 

496) Dela Roche » Vergy, ‘de Ruppes (Rupt?), Charest Coh⸗ 
ne Zweifel Vaucher de Chauuird), Jean de. Longevilte Cia 
nicht Longuev.), Villafans. 

497) Par le bail d'un baſton que nots avohd de notre main 
baillé à la main dudit Mosfieat de Chalone, tequel baitoa 
enfin regen, ett. Urlunde, Mopervp, 2407, ° 


493) Wie Johann, deff. Barer, dems Grafen kudwig vert 


Welſchneuenburg. 
499) Schloß Valangin wat.an Vercelz gebunden; dicled eve 











/ 


aq IL, Rudy Wighences. Cavitel 
Markt Valangin, die Pod feepheit fir dew Haukebtauch 


feiner Leute?°), dew Bluthaun gu Gal de Rug’) und 


fuͤr bie Meyenthaͤdigung ber die reichsfreyen Min: 
wer °°?) im dieſem Suga. Die Berver halfen ibm wider 
bie Neufchateller feine . rechtmaͤßige Gemals. behaupten 
Wali her, Here su Rochefort, Baſtard Graf Rudwigs™), 
Graf Lonrads Mutter Beyders - war Caſtlan ge Erlach 
au bem Jolimont; dieſe Hersfchaft, Witthumder Grd 


fin Iſabella, wer durch einen Kauf und - ihegm legten 
Willen des braſen vou Cavepen 6 aber deg Prin ven 


* 
pnt, 


. toufdhte Graf fabwig um bad Lehen zu Bede vet (Seine, | 


Grafen gu Mampelgard, ela Schwager; fo Cam er zu be 
Lepensherelichtett awer die Burg Balangin, von ver wie see 

" Gem Haber, 246 dieſelbe fon von Mampelgard gedtt: morta 

wr Gdn. Spruch ta. Sachen Gr. Wisgcias 
gegen ben Ge. Johana, Sohn Koneadés, 1434 
Die Rayes du Joux waren ſchon vorher gue Grafſchaft rfid: 
tig; and ven Welſchneuenburg ber Aarbergifchen Slate anne 
trauts Deſenntniß Geaf Job., 1303. Daraw wit 

_ won det, wad ertauſcht warde, in diefee Ueta nde 4409 
als einer aceroiſſanco dudit hes (Ref) geredet. 

$00)- Der Bok der Ausfupe wurbe ga Locies fhe Beef gout 
Sepogen 5 Uretunde beffetbea, 1409; ap. Sckoepf., 
Hifi, Zaring. Bad.,¢. VI, 

$01) 'Lev fourches de Val de Ral ; ‘Wilpelms Hulotguas 
14x15 Obid, . 

50 2) Les. reyes. -des Joux; We f, 1409, Les rayes de Val deRal; 
hast. Die Mayenthddiguag plaid general. 

503} €é wor ein anderer Bakar vow Welſchneuenbarg, Sar 
Ser$ared, Sohn bed Peinzen Johann, . welder ver Geof 
Ludwig, ſeinem Dater, geforben. Defer Gerhard, Here ven 
Travers, tah. burch die Gedfin. Iſabella zu der Herrſcheſt 
Mausmassus.. Dieſe Biter vermehrte 1433 Johann kris 
Gon mit Gorgter, welche Herrſchaſt Jacob von Ekaveicl he 
verleufts. .. Bon dieſem Haufe erſtarb dic ditere kinie durch tk 

. Qedulein Ange im Hauſe der Gerven von Bonſtetten, die itv 
gere gdnalich-in Sacob Franz 1678, BRD 1748 in ſeiner RiP 
te Charlotta, deren Tidter feline Kinder binterliefen. 

$04) Dee Kauf geſchah 1376; 48 von Wattewal, 
MSC; Wou-dem Teſtament, ven dee vergeblichen Enipreh 








\ 


Sefhidee ber Sdweis, | 625 


Pranien wurde durch cine Bertrag daſelbſt Herr *), 
Walther und Jacob Lechet, Chorherr et ane Bait 
chatel, beyde Ronrads Raͤthe, bemogen durch cin Migs 
vergnuͤgen, durch Ehrgeiz oder die Hoffnung einer gras 
Fen Belohoung, nahmen einen Seiler gu ſich dieſen lie 
fien fie einen Grief feheeiben, durch den weiland Graf Suds 
mig die Stadt Reufehatel gduslich befreyt, und, im Fal 
einer (einer Rachfolger mehe als den freywilligen Gehor⸗ 
fan ferbers, den Ruͤckfall an, den Oberlehnsherrn erkannt 
haben failee”®). Bald wach dicfem, in Zeiten eines 
Headers zwiſchen dem Herrn und Volk, traten- fie bende 


vor den buͤrgerlichen Nath, „ſie halten fid) yerbunden, 


„fuͤr die unterdruͤckte Frepheit cin Zeugniß su thun; die 
rQdtiliche Vorſehung Habe cinen Brief in ihre Haͤnde gee 
„bracht, welcher die ungerechte Gewalt abſtellen werde; 


„der Stadt Reufchatel uͤbergeben fie dieſe Urkunde , dag 


„Ende aller Anſprachen, den Brief der Freygheit, ibe 
„Klelnod.“ Uebergroßer Triumph erfuͤllte die Stade 
Welſchneuenburg; des Tages freute ſich alles. Volt, 
bes letzten Tags ber Herrſchaftspftichten. Der Graf, 
als wetdher ſich keineswegs gu rathen wußte, bat eilends 
die von Vern, ihm gum Beyſtand. Es fam eine groge 


Geſandtſchaft von der Stadt Bern, von Freyourg, von 


der Grafen von Chferfein und Kiburg, und von dem gu Ponte 
d'Aiſne, fae Gavoven yanfigen, Vertrag, ſ. Guichenon, 
Sav.; vie d’Amé VIIJ,; ad a. 1405. 

$05) Javentaire des titres etc. nennt den erften Einnehmer 
bes Peingen von Chalons gu Eelad 1401, b. i. um eden die 
Beit, alé swifchen Chalons und Gavogen Aber ble Grafſchaft 


Genf die unten erzaͤhlte Uneinigheit fic erhob. Der Datum ; 


des Vertrags iſt mir noc nicht befannt; überhaupt haben fie 
fic 1424 verglichen. ; 
506) Es % merkwuͤrdig, dab Graf Ludwig ber Stadt Neufcha⸗ 
tel im J. 13.45 wirklich Lettres defranchiles gab; Inventatre 
des titres de Chalons. Dieſe Acte wurde verfdl (dt, 
nit erdichtet; aud wae jenes lelchter, wenn das Andens 
ten fold cines Briefs vorhauden mar. Viellelcht bekamen 


ll, Theil. Re 


‘ 


626 IL Buch. Siebentes Capitel. 


Solothurn und von Biel. Die Neufchatcher be 
gnuͤgten fid), den Brief der Freyheit ihnen zu geigen. 
Aber einer ber Gefandten, der diefe merkwuͤrdige Urkunde 
mit Befonderer Aufmerkſamkeit betrachtete, und gewahr 
wurde, daß das grafliche Siegel niche feine gewoͤhnliche 
Groͤße und Vollfommenbeit hatte), ſchoͤpfte Urs: 
wohn; aud) bemerfte er, daß ber Brief ibm die Finger 


befleckte. Nachdem er die Nacht Wher diefe und nich 


rere Umſtaͤnde Sey fich felbft-verglichen, begehrte er ded 
folgenden Zags, daß ihm erlaubt wuͤrde, einen Schnitt 
in den Brief gu thun. Hierauf ſah jedermann, def 
bag Pergament, auswendig im Naud oder durch ander 
Kunſt geſchwaͤrzt, inwendig neu und ganz weif war. 
Da wurden jene zwey Manner, berauſcht won ben eb: 
ſpruͤchen des Bolfs, und auf die Belohnung traͤumend, 
gegriffen: erfchroden befannten fie; der Caſtlan turk 


enthauptet*°"), und nachdem der Chorhere feiner git: 


die Betruͤger Gelegenheit, eines der beyden Eremplere zu au 
gen und bicrauf gu vernichten; bas andere, grdflide, mode 


dee Fuͤrſt im J. 1406 meggenommen haben. Der Gang tis 


fee Unteenchmung iff nidt genug aufgeheitert; 8 wire 1 
wuͤnſchen, bas die no® vorhandene Aete von 1345, wie K 
iff, betannt gemacht, und im Archiv gu Neuchatel nachgciehes 
wuͤrde, oballenfalls das duplum mangelt. Jene Chalonsidcs 
Urfunden waren in den Archiver des Parlaments v7 
Dole. 

507) Siehe N..489. Es verdient angemertt gu merben, tt 

der Graf mit Solothuen, wie mit Murten, Burgredte 

. atte, welche in bem Berniſchen 1406 vorbeHalten morta; 
fie waren abce nicht auf ewig; man febe ben Burgredt⸗ 
brief am. Graf Rudolf und Golothurn 1453. 

508) Weil cs der zuſammengeſchrumpfte Abdruck eines vos co 
nem anbern Brief genommenen | Giegels geweſen feen fel: 
es iff aber fonderbar, daß, da nach der Anm. $06 ein folde 
Brief wirklich geweſen, fein Gicgel abgedradt, uab ald, 
wie es war, gebraucht wurde, Gollten fie einen pmecstrt, 

um cinige Sabre ipdtern Brief gcdichtet haben ? 

669) Seine Gachen waren. in ſolcher Unordnung, daß wor fid 


| 
| 











BGeeſſchithred ote Schwen. 6x 
lichen Waͤrde degrabirt worden, tontbe er -HODe Gee ge⸗ 
worfen 1). Rudhig herefchte Wray KO ath” ben’ 
Rechten, bas Belt leikete gefebientsign Pfliche; fever 
handelten Bie fem, Mufleute das ERG bee 
war feſtgeſct ) . 5 : one 

* ar} $97 SEG 36° INN 

Benige Jahre, nachden inchee ——— Sra, 
aͤlteſte Zweig des großen Stamms wor Weiſchneueichurg/ 
erſtorben, geſchah durch ein ſonderbares Unyluͤck, dag: 
bie Freyherren von Granſon ben Gig ihrer Altvordern, 
von welchem fie genanut ſind, und alle ihre Herrſchaften 
dieſſeit des Bergs Jura in Cine Stunde: verloren. An 
Welſchneuenburger Gee. liegen, hier am weſttlichen Afer 
Granfon, : dort ant 'dRliden Eſtavaſel oder Staͤffis, 
Stammbucgen febr alter, großer usd raicher Freyherren. 
Es begab. ſich, daß Herr Otto von Grauſon; Ritter, 
ein tapferer Mann: und waohlverſucht in vielen groper: 
Waffenthaten der. Koͤnige von Frankreich, der Koͤnige 
vor England, Herzoge von: Burgund und Grafen oon, 
Savoyen, gro ß. zugleich durch feiner Lieder. wohllautende 
Erhabenheit a ve in cime unfelige Liebe fist scgen Grou, 


~ 


iReplay. : 1" 


. e 


q- : . 42 24 
6 * Soa Ph SiO 7. 
durch Strabenraub zu helfen ſuchte.⸗ —— puten Sor 
chefort, Rouſſillon und Chatellard. zerſtoͤet., aa: dig Gdone. 
erwachſen waren, geigte die Matter denſe bch fein” blutiges 
Hemd. Sie legten Stier an bie Stadt Réotthatcl and ent⸗ 
floben. in Waienne; wo fie ſich fortgenfianst’ Subee itn. 
Reuhat. Cprnatl; Sinner vayege Tid . ; 
510) Tſchudi 1412, fab 1406, 
sit) Bolttarif aw. Murten wnd Neufch., Fen dee 
Bride aber ole Spiele; Neufch, 4 Mle, 4399, bey Tfchu⸗ 
Di, aber oft unverſtandlichꝰ weil bas alte Beans d iii nod) bas 
zu von Den Mſchreibern ſehr verſtellt iſt “Die Waaren fas 
meiſt inldndtd.: Eskommen Federbetten vor (faſt 300 Jah⸗ 
re fruher als Rußland fie kannte). Im altern Bolltarif 
azolt Gh Jude + was cin Eſelz Hato fo vkel als ein Mauleſel. 
g21>) Dev cefe Marques de Santillang  (tyss) in 


nn 


. 


Es fand fic, dak Herr Otto von Granfon dea Grafen 


 62G, «IL Bach Sietzentes Eapitel. 


Cathariua ven Belp, Semahlin · Herra Gerhards ven 
Eſtavajel, und ſeiner Begierde wis oben ohne ihren Willen 
Genuͤge that. Cs blieb dieſes Herrn Gerhard underbot 
gen. Ex aher mochte uugern die Schande feines Harfed 


_sffendaren oder (eine Gemahlin, Erbtochter don Velp, 


nicht gerd verſtoßen; ex ſchwieg und naͤhrte in ſeinen 
Herzen den Sroll. Bold nach daefem Fach Amadeus ver 
Siebent⸗, Graf zu Saveyen, in deem, ein und dreyßig⸗ 
fan Jahr ſeines Alters anf dec Jagd plottzlichen und ver⸗ 
daͤchtigen Todes. Alſobald ergieng (wie beg usver 
mutheters. Loh fdidhes Fuͤrſtea allrzeit geſchieht) cin Se 
raͤcht, ſowohl Sep Hof alg unter.dem Balk, „er (9 
A„vergiftet worden.“ Und, wie ſolch cine That gemeini— 
glich denen beygemeffen wird, welchen wegen beſorgier 
oder erlittener Ungnade ober auderer großen Vortheile be 
Veraͤnderung ses Regenten erwuͤnſcht ſcheint, fanden 
bie ſcharfſtumnigen Auffpaͤrer folder Geheimmiſſe oe 
außerordentliche Auſtrengung, „der innere Graf, Am 
„dens, Fuͤrſt vou Piemont, cin unternehmender Herr”), 
„muͤffe die Verwirrung ved Landes’ und die Bertilguns 
„der Linie dee. dufiern Grafen wuͤnſchen, alfo Habe er 
pdem verftorbenen Fuͤrſte Gift beybringen laffen™)." 
Dod) fintemal der Here von Piemont hochgeboren us 
ein fieghafter Kriegsmaun war, bedurfte die Verleun⸗ 
bung eines Manns, der ihr sum Opfer fallen koͤnntt. 


oder feinen Nath hatte haſſen koͤnnen; von dew an zwei 
felten an feiner Schuld weder die, welche glaubten, bit 
Entdeckung ehre ihren Scharffiun,' woe die, walche iba 


feinem Schreiben an den Connetable vom Vertogal afer e 
lteſte Spaniſche Poeſſe (Schubertꝰ sé Biblietkeca-T. tj 
giz) Dee legte, welcher die Gavoaide Macht in Merea 18 we 
haupten geſucht; cg hat aud mit Meptiersct und Soll 
Kriege gefuͤhrt. wo ; 
513) Amadeus dey Vil Hinterlics nye einen achtidbeigen Gos; 
Guichenon, .. |: 2 





.' 


Sefhidte der Sh weiz. des 
‘gten vom Hof entfernten, ant wenigites wer Rorthell 


boffte aus Vertheilung bés altgehduften Reichthums der 


Barone ſeiner Biter. Er, welcher tublte, wie! fey 
unaufgehaltenes: Heruͤcht waͤchſt und fich ſtarkt, freube 
fic), daß der Koͤnig von Fraukreich, Philipp Hersos te 
Burgund, Ludwig von Orleans, die 
end Bonrbon, bed veiſtorbenen 
nahe Berwandte, ‘feinin Lod untei 
an ihm nichts erfunben; das witer fine Treu twp Ehre 
ſeyn konnte. Darkeiſtete er Sabre Wag ſeinen Dienſt 
mit ftofser Berachtuug der Fabeln ſeiner Widerfacher ⁊ 
der Herzog von Bhiguid hatte vor Rbnih Richard von 
England erflart; et fey femer Unſchuld vollkommen uͤber⸗ 
zeugt. Richt aber ftillten fich Neid und Rachſucht, 





\ 


_ fondern arbeiteten im Dunfeln, bis, als die Gemuͤther 


Seveitet fchienen, Herr Berhard von Eftavajel einsmals 


aufttat, Herrn Otto mit grofem Beyfall der Wadt vor 
tem Landvogt kudwig von Joinville Herrn yu Divonrte 
ved Hochverraths anzublagen®'*), and, weil ihm beffere 
Proden fehiten; gu erbieten, daß er dieſes wider ibn bes 
Haupten wolle in anbeftholtenem Rampf in der Bahn zu 
Mondor). Da fepee der junge Amadeus ihnen einen 


Zag ndh Bourg im Lande Breſſe. es efregte dag lime | 


gewoͤhnliche ber * ſowohl als der grote Rane der 


5160Quil —— ‘at munvaifement a été vonfemtant ‘de be 

geet she moon redodtable Seigneur, Monfsigneur.:de. Savage, 

dernictement mort, et (woven die Umſtande mic aide befannt 
geworden) de Mellire Hugues de Granfon, fom Seigneus 
(Ordonnance de Gage de MeffireG. dE. ot de Mre.O. deG., 

Chovaliare, a”. (Gie th Sey Gatcheron; whe batten fic hanbe 
Sin Hugo war fein, vermuthlich dtteree , Seudee ; 


ſchriſtuch). 
nretunbe wnten bey N. 533 angefahrt. Geo Guichenon, 


Sav,, vie d’'Amd VI, atl a. 1382, kommt Huge vor. - 

§ 1.5) Er j6 maintiondrei mon corps envera te fien & Medon ot 
raifom fe doit faire de toutés lee cauies touchane les banne- 
rete tc.’ 


\ 








Soe I1. i RAD Sie beusas Capitel. 


ln Grauſon und Oert Otto. GIA» poalcher. vom.hof 
nd Krieg vjelen wohlbekannt war, hey dem, ganzen Adel 
ppGerosdentl he Aulmertiamtpis ; es erſchiene n su Bourg 
nog, ollen Sas ryſchen Herren usp Rittern die erdftenanp 
Defer... MO Tala Saag —— 
meee FO a a Danes get 0 oie. 
_ ann eer Beherhalte Weshard oom, CRasajel biedtata 
— —— fam 
) Oh Dies ot, Bf». fou ae (aay Sen SHER, SIERO 
Faced Bogle Pop — in Laude. bafelbft gebalten 
ended. Hieranf gedete Here. Hety non Granfon, Hit. 
“ge, ich wait Rem... Creu; beeichnead, falgendeemasicn: 
wep, dem hreyfaltigen Gott, bey S. Anna und ihrer 
beilveichen, Lochter ™) 5 , den hier -augegen ſtehenden 
wan, Gerhard von Eflavajel, nenne ich Signer. 
#rSdle Herten, 6 iſt mit nisht-ynbefgnat, unter 
Gruͤnden id des Kampfs worig ich diefes gegen; ihn 
ꝓbeſtehen will, Auffchud wort egebrea-Edunse’’) sda 
amit wir: vor Gott unfere Seelen reinigen, damit pir 
„uuſere Glieder prifens 9b fie geſund, und auf hag rois 
die Roffe jum Kampf und allem Harniſch wohl ruͤſten. 
Dergleichen Bersug. begobre. wer entweder niche weiß, 
„veh —— —— folghe Handel entſteb 
poder dem gleighguͤltig it, unferes jungen Fuͤrtzen Sand 
„und Golf ss sa tten. Ich fuche, daf ané unferer 
„Feindſchaft moͤglichſt wenig Ungluͤck folge, fircdte nie 
nimand,..und Bin bereit, auf. Morgen. ober in -diefem | 
„Augenblick, vor cud) nur, eble Mister, nicht in-ber 


4.. 4 


536) Benoite ignde. SO . 

517) Dieſe Frage wurde damals unterſucht, weil gefagt worden, 
que les faite de MafGeurs les Princes a‘admettent pes delai, « 
pour ce, ne tient pas on lonpellant de prendre nullo diletion, 
mais tient au Juge,,et pour oa j'ai dit (ber Granfen). que |i 
ott le Jugé et be defendant feroit d’accord, ete. Whee die Nits 
ter forachen, qua le defendants par netelling requiert qo jours 


de dilazion. 


Scfhidte ocr Schweize: 633 


„Vadt, too fic mid) nuſchuldig, haſſen.Alſo wieder⸗ 
„hole id) ohne. Scheu, daß jener vor mirluͤgt. Iſt 
„nicht von dem groͤßten und edelſten Koͤnig in der Chri 
„ſtenheit, von dem Koͤnig zu Frankreich, oon pom Her⸗ 
9399 zu Burgund und son allen Pringen bea koͤniglichen 
⸗Hauſes, nach ernſthafter Unter ſuchung meine Unſchuld 
rerprobt und erklaͤrt? Ich lebe heut in dem ſechszigſten 
„Jahr meines Alters; ibe die Freunde meiner Jugend, 
sift die Gefaͤhrten meiner Waffen, die ibe mich bey 
„Hof, die ihr mich auf dem Land, und.nod)in dieſen less 
ester Jahren zu Dijon, ju Lion, gu Chambery gefehen, die 
onthe mit mir gelebt, gu euch rede ich; geuget: was habs 
wibt-an Otto yon Sranfon je erfunden, unwuͤrdig ſeines 
ew Dtamens und woraus man dergleichen Dinge auf ihn 
aStauben mdchte? Euch rede ich an, ihr Colen von Sa⸗ 
„voyen, Dlutdvevwandte- des graͤflichen Naufes*"*),,obeo 
cDisnfimanne, von den, alten Grafen durd) : Geſchenke 
„und Memser getiert und erhoͤhet, wie fomme es, wen 
„dergleichen Unthat geſchehen, daß ihr dieſem Eſtavaje 
die Sorge laffet, euern Grafen zu rdchen? Allein id 
„weiß, ich kenne die, welche ihn angeſpornt haben, die⸗ 
„ſe Untlage aufzubringen: feige Memmen find fie; wenn, 
adie Gace gereché iff, warum fechten fie fie. nicht ſelbſt 3 
„Sie wußten, daß Siefer arm ift, und geldgierig und 
noon getingem Bérfland™) ; fo haben fie ihm ee Sum⸗ 
„me verſprochen, und er thue ihren Willen Slindlings ; 
udefio ſchlimmer fiir ibn, defto beffer fix mid. Dea 
nahn Graf Amadeus um die Rechte bes Zweykampfs dew 
Math weiſer und erfahrner Herren. vom Adel, ber 
Staatsraͤthe und Vechtogelehrten M0). Zuletzt Kand er 


$39) Appertenans de lignage. 

$19). Necelliteux et plein de convoitile et fojblemant avde. 
Was oben vom Reichthum feines Hauſes geſagt worden, iff 

von feinen Ddtern und vow der Hauptlinie wahr, bie Guͤter 
waren oft vertheilt worden. 

$20} Mad bem N. 517 angef. Sprud murde, fo wenig es 


"A 








632 «IL Bad Siebentes Capirel 


anf, theigée ſich ot Gote, kremte ſich, und ſprach, ,,in 
„dem Ramet HE Balers, bes Sohns und des heiligen 
„BGeiſtes, Amen. Wie wollen und uctheilen urd diefen 
„unſern Spruch (Gott anrufend, Er wolle ben Rechten 
wbelfen), daß bad Gefetz ded Zweykampfs ergehe und 
„walte“) fivifdven Ridger und Verthddiger ; jeder. thue 
„ſeine Pfücht, Gott mache bie lautere Wahebeit Flar ! “ 
| Her Tag des Sattgerihts wurde (rach ausgeſtelltem 
Revers an bie Wadt) ju Bourg in Bree angeſetzt, anf 
den fiebenter Auguſt vor Amabeus in feinem Hof in den 
Schranken 34 erſcheinen, beybe mit geruͤſteten Roſſen und 
init gerechten Waffen *), dee Lanse, zwey Schwer⸗ 
tern undeinem Dolch”). Auf diefes geſchah Ser Cid 
. Red bende verbuͤrgten ibe Erſcheinen durch zwey and 
zwanzig vornehme Hetren⸗), jeden auf taufend 
Mart **). Burgund, Savsyen, am allermeiſten ves 
ganze Welfehland in Helvetion, in allgemneiner Geftiger 
Partenung 2°), erwartete ungedaldig den großen Teg. 


Htto begehrte, ber "Muffins hod verordnet; indeß geſchah 
Mefe exrjuéce, aud) ben Edlen und Selebeten ſtemder Lande. 

$21) Que gage de bataille foit ot fe faite. 

$23) Armes plaises Dine avoir aucuhes pobstas offendatdes. 

* gay) Dague,’ 

$24) unter deuſelben ven Safacra Sees gu Monts, 
Heinrich von Colombler, Gere au Wuifflens, Andreas von 
Darbonnay Serr gu Coſſonex. Diefe, tad Sans Pienne, fo 
wie Rye, be Rupt, Moncontins, Morrtegit «. a. waren fie 
Granfen. Gegensdetig waren dud Antonius von Thuen ye 
Geftelenburg jener Mite, Graf Maral gu Geenerz, Yohena 
—— der Marſchal von Gavopen, ber Landvogt Join⸗ 


$25) SHleben entfagen fie au droit qui dit que le principal do- 
voit étre convenu premierement que ja fiance, 4 l'epiftvle de 
Dive Adrian, et au droit qui dit, la generale reuenciation nea 
valoir 4 la {péciale ne précéde. 

$26) Gle unterfehleden fic dard Bande oder Schnure -(éguillec- 
tes), welche Granfons Partey auf ben Schuhen, and cincs 
ratsau, welchen tle Sartep. feines Geguerd auf den Airis 








Seſchichte der Schwell. 6z 


Er fam; die ‘Herren fazen zu Bericht; es waͤre Otto 
leicht geweſen ſich gu entſchteidigen, er war an Leibes⸗ 
kraͤften geſchwaͤcht, faſt krank“ ); fein adelicher Sinn 
erlaubte es ihm nicht. Sie traten in die Schranken; 
bas Zeichen wurde gegeben; ſte hoben bie kanren, ſſe 
rannten einander, Herr Otto von Srinfon {fo wollte 

es Gott) nahm ber Zon"). 


So war ju Paris vor stodtf Jahren din bes Shee 
Sruchs beklagtet Mann in vergleidjen Steenfampf umger 
fommen durch ben, welchen er Seleidiget haben: ſollte; 
and alg das Weib, welches auf ibn ausgeſagt, in die 
Todesſtunde fam, offenbarte daffelSe, daß er unfihuldig 
war’), Kultur ded Geiftes, Berbefferung der Gee 
fese, Unrengung des richterliden Sinnes, dad will 
Gott; alle Kraͤfte der Menſchheit follen sur Volllommen⸗ 
heit ſteigen; eS iff wider. diefe Ordnung and: wider die 
Religion, daf Gott uns helfe, wenn wir ſelbſt uns ver⸗ 
ſaͤumen. 


Sofort nachdem Otto von Granſon geſtorben, wur⸗ 
de die Burg, Stadt ) und Herrſchaft Sranfon™), 


trug: ſ. Gaichenon, Savoye; Vie d'Amé VIII, ad 1397. ° 
Die Blonay waren fae Eſtavajel; ber von Thurn zu Geſtelen⸗ 
bute war cs wohl aud (Yodann und Amadens van Irlens, 
welches gewoͤhnlich far hinges Rebt, erſcheinen als ded Eſta⸗ 
vajel Birgen). 

$27) Tidudt, 1399. 

528) Olivier de la Marche entſchuldiget thn ſehe. 

$29) Hénandt, Abr. de lhiſt. de France, ad 1386. 

530) @te mus um. dieſe Bett. gang verprannt worden’ fegn; 
man feht es aus ber GBekdtiaung dee Feenheiten, 
welche bie nebles, bourgeois et habitans von Graf Amadeus 
erpalten. Er and fein Doi (hwuren einander auf diefelben. 

$33) Ezténte ondomints,, rediruum, feadorum, retrofeudorum, 
homagiorum francorum, ligiorum, taillabilinm, Cafiri, Ca- 


634 II. , Dud : Siebentes - Capitel. 


nebſt Mentogny-le-Gorbe, Nelmont und S. Sree in 
Sura ohne einige Ruͤckſicht auf Wilhelm voy Granſor, 
Ritter, Ottons BVryder™™), durch Amadens von Ce 
open cingenommen””). . Jordan von Montenach wor 
gu Granfort Caſtlan gemefen ™*). Der Graf gab dice 
Hexrſchaften ſeinem Schwager Ludwig, dee Linie zu Pic: 
mont), Rudolf Graf gu Greyerz, dieſes Nameng 
ber Ginfte, in ben Mechten Margaretha von Granfor 
ſeiner Mutter (wie denn Geegerg dem Hauſe Granfor 
vielfaͤltig vertwandt, war 35) ), ſchlug die Hand auf Ms 
bonne, welche Freyherrſchaft Johanna oon Alaman, 
ihre Mutter, an. Granſpn gebracht ). Go giengen is 

Helvetien dieſe Freyherren unter; fie verdienen, daß aud 


ſlellanias et ‘donsinii et totius Mandamenti de Grandifone, 
mie bamels vexfabt wurde, halt in dee Abſchriſt, welche 
reucht babs, 182, Folipſtiten. 

9* erbe Sohne des ditern ‘Otto; Jobanna von Allaman ge 
bar ſie ihm. Urkunde Wilhebms und Otten, 
burd welche diefer jenem, auf den Fall feines und feince in 
ber Todes ,, el fein Gat uͤbergiebt; im J. 1997. 

$33} Mon ihm begehren bie Frauciſaner gu,Oranfoo % 
20 Pfund Einfommen, welche Otto an eine Bteffe far de 
Ruhe feiner Geele geffiftet; Urkunde 1399. 

$34) Margaretha, Ottons unechte Tochter, kommt, in eben 
angefl Urkunde, alé Wittwe bes Caſtlans au Grantee, 
FJordans ven Montenach, vor. 

- ¢95) Gatchonon, Savoye; t. I. vie de Louis, de la branche do 

Pidmont.:. Ee war des obgedachten Amadeus ven Piemont 

Bruder, und in J. 1402 Nachfolger. Er ſchloß dele Linie 

im J. 1418. 

$36) Rudolf 11%, 1227, hatte eine Gemablin von bem Genk 
Delmont 5 Peter 1V, 1283, Willermetta von Geanfon ; di 

ſelben Enkel Rudolf .1V Margaretha von Granfon, indd 
Wilhelm. von Gr. Johanna von Grenerz geheirathet; Ge! 
ſchlechtregiſter bes Haufes Severs dard @ & 
von Wattewol beſonders wohl aus enandergefest. 

$37) & J. Cakellag Hilt, de Grasere. Die Ustunden vox 

deus an beweiſen es. ; 








rbd bh 16 dere Shaw elp IT 35 


der Ansſgang,welchen Ge he ester area 
Bice Bare unr oh Ome | tty 5 ere PU yg tb be : 


, Sobann on, ‘Seanfon by, fhiegery ‘Sere-0n Heb 
mic, einer ber, groͤßten Herrſchaften deſſelben fondeds 
Voerwand eg, bes-Pringen bon Oranien, der gepgtn Haye 
Sr van von Hochhurgunhiſch Neufchatel · und 
don Rerap 4; —** einer per heldenmuͤthigſten Bitter: 
wie xr ſoohl in den Sriggen”®),,.al¢ im Turrier bey 
dem Porduenbrunncy'*),, gortreflich gezeigte lehte suns 
er Philipy dem Zweyten, Herzog gu Burgund, elder 
ber Gute genannt wird.. Hoilipp war in ker Chat ove 
allen qnbern friner Zeit cin, tager Fuͤrſt, groß und. gut, 
Ainge non Lemey, durch dexen große Eigenſchaften bewo⸗ 
gen; jedarmanndie: Monarchie andern Verfafſungen ·uͤher⸗ 
haupt vorrniahen wuͤrde, seme fir, nicht ſterblich waͤren. 
Herr Johann son Granſon molite: nicht leiden, daß dem 
Adei dig, brrogbrachten Freyheiten geſchmaͤlert · waͤrden ; 
der Herzog mosite Frenherreu melde ſonſt nur sor ihres 
Sleidhesflanhenr dem gemalnan Rechtsgang unterwerfen. 
Cine. ys Vereinfachung per, Landesverwaltung bequeme, 
aber gu; buͤrgerlicher Ordnung: nnoͤthige Veraͤnderung; 
es iſt genugn daß man woeiß, wer eines jeden Richter 
iſt, und nach den alten Formen fallen gern auch bie vo⸗ 
rigen Rechte Ehrt ein Fuuſt. nicht mehr Privilegien dee 
geiſtlichen und. weltlichen Herren, fo ſpottet ſein Sohn 
der Freyheiten des Volks.,; feinem Enkel iſt bon ben, Rech⸗ 
ten der Menſchheit heilig ſo viel er will. Dee Here von 


F s 





of, . .. .. 
$38) Sohn Jacobs, ber ein Sohn Wilhelms geweſen. 
$39) Olivier dela Marcher Vaillant chevalier ,eltoit ot bien 


renommé, et ‘aynid entre les gens -d'armes de Bourgogne, we. 


fit en fon temps de grands lervices au duc et a {es pais. 


540) pu. Chalons in S. Lorengen Vorſtadt 1449; nad bee Ben 
Dun od ansef. adits deſſelben durch Herrn Jacob 
von? ajo 


fF os 








CH 11. "Bad Sirbentes Capitel. 


ODeeenſua dediente Kai ver ageineinen Bebe, Bieber Abel 
gu ifm trug, um durch cine Verbindung bie Sache der 
Herten wider den — ſtaͤrken; in der nicht ungerechter 
Abſicht geſchahen uinerſaußre Dinge.Ede dieſe 


Bewegungen sum Ausbeuch reif waren, wurbẽ er gefan⸗ 


yen.’ “Der Herpog hatte eirien Steatéeatstler ,- Ramens 
Nieolaus Raulin, ber wegen -feiner beſdüdern Geſthich 
(Iditelt und langen Erfahtung dee Gefchefte Te grosem, 
Anſehen bey ihm Rand. “Defer Mank, weither ſeiner 
Gebirt nichts, welcher Rie ganzes GM bem Fuͤrſten 
ſchuldig war, hatte Gun grdfiten Eifer faͤr deſſelben 
Nacht als auf der Kike eigene beruhte; ‘ben Sobhen Adel 


_ halite ev. Er bradhte dim Herzog Sey, th Slefem Fall 


fer Sttenge bas Geheimniß der oberitet Savatt, und, 
toabre: Site, weil fie anbere bon dergleichtn Dingen ab- 


‘fthredt.- :-Davum wurde Sohann von Seanfen, Ritter, 


Herr Fu Peſine, ohne alle Achtung auf digetemmen 


und erborbenen Stang, i. dar Geade Poliguy, des 


Canard Weacer@adt; mm Sefangniß eeltst. Nicos 


- fous Naufin, wennder fae Herrn mehr als einmal 


dergleichen Rath gegeben haͤtte, wuͤrde Philippum den 


| Beynamen des Gute‘ gebeadt Haden. - Dee Marfehall 


von Burgend, fe Rat ‘dee, Erbprinz, wurden von dem 

att: ftine Bande.” Dor Hobe Moel, erfchrocken, zuͤrnte; 
viele: Siena hinge unterließen ye heirakhen; fle betrachte⸗ 
ten” dieſtn Zufall aks Sooche ber untergeheuden Adels⸗ 
rechte und verſchmaͤheten, betitelte Seluden zu zeu⸗ 


get"), - Das Haus Sranfen, von den Mten Herren 


% 


su Hochburgund und font von Philipp ſelbſt wie ihres 
Gleichen geebrt***), endigte, fo traurig **). 


341) Dunod, Hiſt. du Comté de Bourg., T. 11, p. 409, TF. 
UI, p. 44, 265. 
542 Wie faben fle im eefen Cap. dicks Buds in fuͤrftlichen 
Ehren. Mud dieſer war de ces Mjete du due à qui i! efcrivos 
confin; Oliv. dela Marohe L. 1, ch. 5, p. 104 


$43) Philipp wen Bitnne heirathete Heurietta, vinglgc Tochter 


_4 











7 GepHiare ber —** 1 G2 


Bwepy Sabre ner bem Gucplemps, worin Hei⸗ HOR c. Monts 
Sraufon uufam, wurde der WangsRannn von. Mang, laucon. 
faucen, durch melden in Helvetien Qube und. Chelleng 
in Nufnahae gebracht worden, und welcher ap: damfel⸗ 
ben Cingang des Landes den Schtyeizeriſchen Sadocen 
bie Sicherheit ihres Handefs gemAgrete **), - en dene 
Schwert eines, Janitſcharen getilgt.. Heinrich, Sohn 
Stephans yon Woutfaucon, Erafun Moaͤnpelgard, anu 
welchen aud) Orbe und Echallens geerbt harten '*),; ing: 
mit Johann, Erbpringen von Vurgund, genannt ein 
Fick ohne Garhe, in dew Krieg ter Ehritenheit fiir 
Kéuig Siguusd von Ungarn wider Bajeſſid, Sultau 
der OS maniſthen Tuͤrken. An dem erfien Zag bes Herbſi⸗ 
monats ik dem. arenjehubundert: ſechs und acannon 
Sabe wurde. bey Micopolisrengiictlid) geſtritten, weit . 
bie Taͤrlen ——————— Rriegetich 


ave _ vest 


Rees ungAdRcdhen: Stern; iid. 44. 9 weid, Sot te. 
wad England verpflanzte Linie ‘bce Herren von Srankp ty hee 

Kirche und. unter. dem Abel geblaper; aber, we ih bin, if 

weder Dugdale's Baronage, we vermuthlich, nod les rolles, 

dee Gafcons ,- 0 gewif beutlicherẽ Nachticht vot ‘nen ‘i 

Gnden waͤre. 


344) Stephan und Heinrich geben denen von Bere 
Zuͤrich, Solothurn, Biel und ipren Cidgenoffen ſicheres Des . 
feit, 3389. : 1 3e 


345) Gerhard vox montfarcen, . welder tem Ort 
Echallens feine Frepheiten gab, hatte einen Sohn Gobuhsa 
(Cckament, Sy Dunod, T. i, p. 264). Er mus ane 
3381 tod geweſen fan; Spruch Amadens KV pris 

- fGen Fohann Philtpp, dem Son. Stephens, 
und Herrn Wilhelm von Geanfon, welher ween 
Saquetta. you Graufon, Yee Gemahlin Gerhards, Mſpruͤthe 
machen fonntes 1381. Orbe, Echallens, Montaguy und 
Bectain warden Muͤmpelgarb zugeſprochen. Er ſchwur Gar “ 
poven; Gnickenps, b. 2. Dicer, vermuthlich  ditere, 
Bruder Heinrichs muh bas Gabe 189 nist heiatdh bia 
Er ténnte br Sempach gcdlicden .feyn?. a2 


— 


639 II. IBS: Srebentes Vayeret, 


Aberlegen waren, nit Fohatin von Belly rath ‘mit andern 
Frangoſen durch unuͤberlegtẽ Hitze Bier Bebunng brach. 


Da wurde jener Couch’; wiber beffer ‘ote Waffen⸗ 
thaten zu Rilttishols: und” Fraubrun weſchehen, gte 
fangen and ſtarb in ‘Mfer™*); da fll nee ketzte von 
Montfaucon 47) Nh Lebte-in grauem Alter (ein Ba- 
ter -Graf Stephan s-‘viefer:, ‘nachbent et file feine Enfee 
Haneh dad —— ‘fears i inf bem félges 
der sabe mye 
MS 


dierauf erbte —— aw Graf. —* vet 
SBintembera, ben Gemahl: Henrletta, aͤlteſter Tochter; 
eon der haben die: vow Wittenberg! die Grafſchaft Mim: 
pelgard bis auf dieftniDag.... Ludwig eon Ehatons Here. 
gu Urguel-*’), Cobpring sonDranien, bemoaͤcheigte id, — 
in ben: Nechten feinee 'Genmidin Iohanna, der ganjtn 
Herrſchaft Orbe und Echallens *'), die wohl nicht ibm 
aflein gufam. Der letzte Graf hatte Margaretha frine 
anente’*)- -Enfelin,. vermablee Gedfie-von Node ©. 
Dippolpte und. Frau· von Villerſexel/ im letzten Bike 


48). S, bed Sugger> wie Sigmund von, Virtes ga 
berausgad, bie Belchecibung dieſer Schlacht. 
$47) Dunod, T. II, p; 267; T. IU, p. 57. 


$48) Oeffen wird in ber N 553 vorkommenden urtunde gts 
dacht. 


549) 1397; Vignter, ttn. 'de Bourg.; ein in ſeiner Kuͤrze 
nn gennucn nwinanteriroumngen der Vargundiſchen Geſchich⸗ 
te reſches Werk. 
330) Go nannte er ſi i &. beom keben Liae⸗ Raters, -. Argues it 
- eine von ber Freyherrſchaft Arlay abhangende (Livro des fie/s. 
be Danod, T. Il, p;: 607), und alfo in dem Saufe Cha 
fond ſehr alte, Beſitgung, welche durd den: Ted Scinrids 
in: demſelbes Ungariſchen Atles ( Dawod 1. cp. 309) an 
Leudwios Vater fiel.. J et gto ged 
$31) Bon Orben bat tan eine Redaunpagor, pon 
‘Edatlens urlunde des Ca kiaas. bees 7 im Lavantaire 
des. titees q. L Ma. de Chalone.: °° tah 
$3) Johanna war dierent, eS ee 








\ 


Seſchichte der Schweil. 639 


damit beguͤnſtiget; fie binterlie§ feine Kinder, und fo ers - 
ſtarben ihre Rechte; dents Daf Graf Humbert von Noche 
ihre Anſpruͤche dem Herrn Franz de la Palu Varembon 
uͤbergeben2), darauf wurde, vielleicht wit Meche), 

wenige. Ruͤckſicht genommen. Hingegen ſchien Sillie 
ger”), daß Here Diebold von Hochburgundiſch⸗Neuf⸗ 
chatel, Gemahl Agnes, der juͤngſten Tochter Heinrichs, 
Mitherr zu Orbe und Echallens ſeyn wollte“); dafuͤr 
frat Ludwig ihm cine andere Herrſchaft ab“). Alle 
dieſe Sachen geſchahen unker den Herzogen von Bur⸗ 
gund, Herren des Lehens wa 


$53). eto nbe der von Barembon wider eudwig vor ‘tem Bands 
vogt zu Aval, Siege de Pontarlier, erlangten Rec te; 
1440, Barembon hatte di Tochter bes Grafen von Petite⸗ 
pierre, welche Gillette, der Grafen ‘Humbert von. Noche 
Schweſter, demfelben gebar; man fieht es aud bey Dunod 
fm Nobiliaire, I. c. T. I, 673 ce ift aber darin mangels 
Haft, Margarethen yon Muͤmpelgard (ſchon bey Hignier crs 
waͤhnte) Helrath im Geſchlechtregiſter der de ia Roche- Viller- 
. fexel hbergangen au haben. 

ssa) Das Eigenthumsrecht war erftoréen ; an dle vor⸗ 
enthaltene Nu znießuna modten Anſprachen feyn. 

$55) Es gehoͤrt genaue Kenntniß ver eigenthuͤmlichen Rechte 
eines jeden Lehens dazn, wenn beſtimmt werden fol, od in 
deroleichen Fallen die jangten Schweſfteen insgefammet, oder 
nur die ditcfte erbt. Gleichwobl find allgemeine Geandfdge 
und Hecfommen, auf welche dieſe Rechte zuruͤckgebtacht, aus 
denen fie entſchieden werden koͤnnen. 

$36) Huldigung'Diebolds Herrn gu Menggatet 
und Chatean'- Sur - Mofeile an Herzog Poilipp, 1422. 
Mod beſaß eubmig deſſen Antheil ihm zum GHabden. 

557) Tanfdbetef derſelben Anſprachen gegen dies 
Hereſchaft Vers, Dide. Befancon, 1428. 

ss) Befehl Margarethen von Bargund (in xte 
weſenheit ihees Gemahls Johann fans peur) an Philipp da: 
Champ d’Asbois, Commis à fa gardé: du Chateau d'Orbe, 
dem Pringen von Chalons daffelbe su dbergeden, 1413. . Fa 
demfefdben Jahr Urfunde, dai Wiecemberg, Chan 
{fons uud Neufchatel um die Thelfang von Orbe vor 
Hergog Johann famen. Wirtcmberg, um zu begeus 
gen, dag er nichts Ouran babe; Danad,T; ll, p..26g . 2 


640 Al. Bud. Siebentes Capitel 


a. Coffoucr. Um diefelbe Zeit erlofeh der Stamm der Herren von 
.  Goffonez, und verbranute der damals bluͤhende“ Dri, 
won dem fie genannt find; Johanna, ihre Erbin™), 
fuchte durch Freyheiten*) und Policey ) die Edlen, 
Buͤrger und Bauern gu Wiederaufbauung der Hauler zu 
enauntern. Graf Amadeus von Gavogen, Oberherr, 
bewilligte, daß er nad. cinem Auszug in feinen Feh⸗ 
den *2) vierzig Tage lang fie nicht wieder mahnen, def 

er auch nie wider ihren Willen in ihre Haͤuſer kommen 
mige**). Dod if Coſſoner bis auf dieſen Tag unter 
dem alten Ruhm feines Namens”**). Das uͤbrige Erb. 
theil, Berchier, fam an ben Pringen von Oranien™), 
und er machte zur Behauptung dieſer Herrſchaft wider 
Amadeus von Lafarra Herrn ju Monts Uebensldnglider 
Bund mit Wilhelm vou Challant, Biſchof zu Laufer 


559) — urkunde N. 5601. Dee ſchoͤne Thurm ite 
es noch. 

360) Tochter Ludewigs, Enkelin Johanns von Coſſonex, Witt: 
we Johanns von Rougemont (de Rubromonto), Sitters, 
Herrn au Coffonee; ibid. 

961) Bekdtigung bes Frephettbeiefs ber Gohan 
na, durch Gavonen, 1398. Davey waren Ahmo Beserd 
von Coffoner, dle Genarclens, Molens, Carrere (Cerreriv) 
and Pictet, Sdelfnedte. (Pietet, genannt Pitet, de Se 
weignie, jadis chevalier, if aud in ber Urkunde Graf Sov 
ads ven Welſchneuenburg, 1407.) Girard Wigorour us 
Mermery Patriaut waren bes Orted Gondic und Rector. 
Coffoner bekam die Frepheiten von Laufanne Moudon. 

562) Dab fein Zleiſcher carne muttonis pro carne caftrons 
verkaufe; aud daef er nicht gonflare animalia val fondere {x 

- yom: (fail) ine villam; u. a. 

$63) Gavalcatjs. ; | 

564) Much nicht beym Nachiegen bee Verbrecher; Be kati: 
‘gungsdricf bes Ge: Umadens, 1474, 

$45) Welches.dbera vielen Stddten begegnet, wo bie eefidis 
ben Herrſchaſten abſterben. Man aisd es einſt ta Europa be 
dauern. 

$66) Wetugde 2409, de Tnventaice dys titres. 





Geſchichte der Schweiz. 6q4/n 
ne). Dieſer war Biſchofs Withetmr von Menthonag’ 
Nacfolger, welchen fein vertrauter Zamderdiener, ven 
er ſich erzogen hatte, meuchelmoͤrberiſch mit einem Waib ⸗ 
meſſer todſtach; Merlet (ſo hieß ber Morber) wurde 
mit gluͤhenden Zangen geriſſen und gevitresent®™), +. -! 


Lanſanne, Stadt und Hochſtift⸗ wurden in ven Ge⸗e. danſaane 
fegen bes Landtags regiert, welcher unter Aymo don 
Coſſoner gehalten worden war’). Daß yon dem Geo 
ridjt in Wiolisburg die Appellationen an des Biſchofs 
Hof ohne allen Enegeld geſchahen, dieſes Herfommen 
alltin wurde akgefielt”°), weil man auch die ſchlimmfien 
Sachen appellirte; der Vertheidiger wollte dem Gegner 
doch dieſen Aufwand machen, daß er nach Lauſanne gehen 
mulſſe. Domeapitel’ und Stadt hielten mißtrauiſchen 
Frieden, ſeit fener Jeindſchaft, welche durch Einforderung 
der Steuer entſtauden. Die Domherren gedachten cing, 
vermittelſt unmittelbarer Unterwerfung an den heiligen 
Stuhl ſich gang unabhaͤngig zu machen). aber ſte fau- 
den ſich beſſer beſchirmt, als Amadeus ihnen erlaubte, 


367) ueberhaupt einander zu helfen, ſowohl tn dieſer Sade, 
alé font, im gangen Erzſtift Belancon, Hochſtift Genf und 
fand Savoyen: zumal wird Odd von Pillars (unten bey No 
631) alcht ausgenommen: hingegen werden beoden Thellen 
thee Rechte gu Berchier vorbehalten. Urlunde 1407, _. 

$68) Ym J.1406. Nah Cihadtlan, Tſchudi, Sree ts 
fer und Hottinger, kK. a, 

569) Hievon iF im finften Capitel Nachricht gegeden. ome 
Rach 1375; zwiſchen ihm und. Wilhelm von Menthonay iF 
Wido von Pranging, 1375 bis 1392, der 1388 wit Anime 
de Prez, feinem Landvogt, und Peter von Murs ( militibus 
armoruar et in legibusy nach Ber 30g, und (vergeblich) 
ſuchte, den Sempacher Krieg beyzulegen 3 Anon. Friburg. 

$70) Conceſſio Bifh. Wilhelms von M., 1404; auf efe 
genesBegeheen der Birger, Chien und Gemeine su Avencice, 

371) Papk Clemens (dee ſchismatiſche) eximirte fie von Ble 
ſchof und Erzdiſchof; widersuft aber dieſe Erllarung sa “Avis 
gion, 1388. .. °° pees 


Il, Cheil. 68 





‘ 


G42 «IL Bud. Sichentes Kapitel. 


ten Savoyfchen Wanenfchild anfswpflangen ™). Haw 

iſchaft wurde getrichen; ber Difchof hatte durch (cia 
—— Einfiuf auf dieſelbe“). Es it fonbderbar, 
bag in, denfelhen-Bejgen-cin Geiſtlicher (Wwenigftens cin Ger | 


a 


lebrter) auch Faufmann ſeyn mochte’). : 


LGat. “Die Stade Genf hatte ungefaht zweyhundert Hiv 
-. feo mefe ald nant’), snd wohl ſchon viele fteineene™); 
Serohhuͤtten wurden wegen Feuersgefahe nicht gedul⸗ 
derey, es war auch fuͤr die oͤffentliche Reinlichkeit oe 
forgt, fo daß nichts in den Gaſſen weder den Bernd 
god. die GefundHete: beleidigen buvfte?™"). Von ba 


+i. Tet on at 
$72) SGiembsief Amadeus VIN, Chambert, 24 Ne, 
_ 53993 in Kirchen, anf Mastspldgen und an allen oͤffentliche 
” Srten ausgerufens fie ihre ſeſten Burgen, villas, Leute om 
~ Gut, auch alle Clericos chori. - Pennonot uͤberſetze ih Be 
penſchilde. · U 
575) Bertras Wilh. von Menthonad, tm Rath wt 
, Capitel und Buͤrgerſchaft, als er einen Mangmelftes ous Sib 
“ {and dunimmt, 3396. Der Thaler (Scurum aureum) v0 
20 Gdillingen, halte 23§ quaratum in lege auri fini; 61 pre 
marca de Troys; 3 quarati pro yemedio in lege; 12 grass a 
xemedio in! pondere; 18 folidi (yon ber Maré Golh) epilcop⸗ 
pro dominio. Gon nod ſchlagt er Groflos de 10 den. legs 
argenti regis in lege etc., medios groflos , denarios et obslos. 
113 Schillinge bekommen die Kaufleute fir bie Mart Gilt. 
$74) Iohannes Ranery, clericus et mercator- § aufbricf 
"Bef, um einen Weinberg su Montagny tas Thale Lutri ven Bi 
fof W. von M. 1402. 
575) 1298 nad der Zahlung vom J. 1404: Chron. de Midd 
Rofet. 1100 nad einer Zahlung yon 1782, 
$76) Wn dee Merve Cin riparia Araris) wurden die Steine ache, 
nicht obne des Bifhofs und dee Guͤrger Wilken; Franck 
Gebenn. fub ddemaro 1337, Art. 32. 
677) Keiner foll banen birfen, de paleis, nec foliig, nee & 
fepe, nifi de darbeto; rt. $0. 
$78). ME fol Gommers nic Aber 3, Winters nicht aber g Zest, 
an poben Seen und an dee $, Gende (Synodo) gar sik 
in via vel carretia publica liegen; Art. 445 aud babe daicint 


~*~ 





? - 


~ Gefhidte. ber SAmeis. |. S43 


SRingmauern erboben fich zwey und zwanzig ſtarke Thuͤr⸗ 
me“9; doch die allgemeine. Liebe ber Greyheie war bie 
befte, Feſtung. Zu den Verſanimilungen ‘Ber. Gemeine 
wurheg bald alle*°), bald viele), fowoht alte und 
neue Marger 9) als bie Einwohner 783) berufen, welche 
ſie auf ihr eebenlang ober auf cine gewiſſe Zeit anzuneh⸗ 
men pflegten * 3 das gemeine’ Wefer gieng ‘alle an, 
welche mit Lib und Gut es ju erhalten ’ ‘dafgeforbert 
wurden. Dee Verftdndighe war der Maͤchtigſte; mat 
bat Aymo von Salenche, dex, ail tie oe 
acfehen we er Burgeꝛ ward ae ity ist | 
ce Qo tne on J 
nlemand habitationem —— coria, ob¢e afum fleboro- 
mise ‘nec eliud vile ofictunt axerceat, 69; Und fein. polkifariup 
wel affertator coriorum -excorigs.vel affaitat aut Janam lavet, 
nee fallerius (ein Sattler) ibi charpinet ; 3 76. 
679) Spon, Hilt. de Gen, 1» ad, 1366. 
$80) Cives, burgenfes et habitatores Aberhaurt 5 * Confeil gene 
rab “141 3. 


0 . 


§ 8 1) Pracfentes multi cives et t habit. civitatis; Mr Fan be rats. 


Praef. plures cives et incolae civit., Uebuih ce i429. Non 
vauiii cives ot burgenles, Urfunde 1410. 
$83) Man wetf, dag cives jene, burgenſes dieſe warcn, bis tn 


dic leste Zeit. 
$83.) Mit Recht fo genannt. Urkunde 1404 ‘ven. 7 Sprit: 


Requirentibus Syndicis, praeco in omnibrs centonis (Gegeny 


Den) civiratis proclamet, ex parte epifcopi, vicedemini et pro-. . 


borum civitatis (prud- hommes ter Gtadt': :7 Qued creatus 
burgenfis, in civitate continuo non commorans, uti non prac 
fumat burgelia et franchefiis. tind fo vou den Cinwehnern, 
Welunde 414: at N. pollit gaudere de libertatibus et bonis 
moribus civitatis ad eius vitcam duntaxat, et moram fartas 
in civitate et non alias. 


$84) Die fo eben angef. Urfunde. Go 1409; receptus ad’ 


foffertam (die gewoͤhnliche Formul) N. de Crans hahitator 
Geaebaenn. 
335) 1412-anno ineunte; Birger wird er den 31 Banner. 
Er wor in einem Hroceh Gdeipresh dee Barger geweſen. 


Fd x 
Oo 
. oe 


FR 
N 


Cag 11LSũch. Siebentes Capitet 


""' Die neuern Republika” haben’ genaner ‘beitumee 
Verfaſſuigen; in jenen war aud) desſwegen mehr Kraft 
pnd FeenheitgefaGl, | weil vad Gefeg noch nice alles 
thats fo, war jm, Weerthum bey den Athenienſernmeht 
Kener unb jm Roͤmiſchen Charakter mehr Nachdrug, in 
Aegypten gieng alles (wie in Shina) nach den genan⸗ 
fer Sechin wiafGinenmafiig ünd ohne Leben {cine 
Gang. 


Su Genf berufete alle Gewalt auf bem Biſchof und 
Capitel, dem Vizthum, welder der Graf zw Savoye 
war, und vier Syndiks, Jaͤhrlich gewaͤhlt oon den Dir 
gern und allen, welche gu der Stadt geſchworen pat: 
ten ™%).... Dee Blutbann wurde, wie damals nod it 
den meiften Stddten und Laͤndern, oͤffentlich, mit Nath 
uid Witten ser Buͤrgerſchaft geuͤbt“7); hiezu vier ehr⸗ 
bare Birger den Syndiks durch Wahl der Barger™) 
beygeordnet; aber doc fonnte ber Biſchof eime Gad 
gor fid) sicher ®"), und hatte bad Gnadenrecht) 
Bey naͤchtlicher Weile war alle Macht in den Hand 
der Birger; fie warteten der Stade). Ueber mand 


_ $86) Cives, burgentes et iurati wablten, unb gaben deaGeadit 


, omnimodam [uam poteltatem; Franchefiae Art. 33. 
937) Thid. Am, 14. Sententia delinquentium ad ipfos cives re- 
' mime nofiro (Epilcopi) pertineat; rt. 11. Item bie dolter, 
wrt, 1}. . 


_ §88) Lnquilitie laicorum non polit fieri, nili vocatis Syudics 


et 4 civibus ad hoc eligendis per alios ‘cives; Art. 12. 
$89) Man foll in Ceiminalfdllen bem Rath und Willen der Bir: 
ger gemdg.ganbetn, wenn sir (der Biſchof) nicht caulam al 

nes advocaverimus; rt. 14. Da verftept ſich denn, da da 
uetheil nicht blutig ausfallen fonnte, 


59 0) Vel forefacta (forfaits) remilerimus ; Art. 4. 


$91) Cultodia villae et civitatis — ad ipfos cives de nocte pet- 
tineat; rt. 22, War ¢f,. weil militdeifde Gewalt wide | 
nddtliden Ueberfall nithig fen mochte? oder weil Gefangar 
nehmungen Blut foften fonnten? oder gab eine Geidid: 





a1, Seſchichte bee CHireinr, 64g 


genuine. Heſchaͤfte ſaßen unter hem. Biſchof ghee defſeiber 
Official zwey Domberrengn den vier Syndiks ⸗ *). Es 
war unverboten®?) , Privatftreithdnoel,, burch (eidgers 
waͤhlte Schiedrichter zu vertrageri’™*), . Bey. pidglicjers 
Aufruhr die Thore gu verſchließen unb Ketten gu ſponnen/ 
war einen jeden erlaubt"). An jebem muphe die Wilrpe 
—— Mannes geehrt, und nigmanhs ie Affentliche 
Ank Hogg )» nmiemand, fo lang er Buͤrgfchaͤft ſtellen 
konnte >, gefangen gelegt; nur durch Etabenraub. 
Mor, Hochverrath mochie einer biel: —— vag 
lieren ys: Es ift ſchon fouft. gefagt worden X 
vor bed Vuthum⸗ Gericht (welches die- Poarger mit i 
bielten™”)) die Sachen, welche ber, Piſchef —F bers 


te Antes, da die Stadt, unter einem feiablichoefivaten Bis 
ſchot, hatte aͤbergebenwerbe follen?- --: scree: / 
592). Arter? 3 Denn sine den unisigen: axdrodets —*R 
men worden, procodatus de ceniilio nefize vel geatium po- 
Strarmm (de nos gehawiz: dem Derkogd wie.gasa.dw Ral 
2 canonicorym et 4'proborym- homirinen civitatig +475 Venda 
, Renfogets). hladorum et vini werden vod. dein Wiſchof five vie 
earig,, Fel pficigli do vanſilio 2 canon, et .¢-civium - tarist, 

593) Es giebt Linder, ma dtefes: wiht gelitten worden; unten 
manderley Vormand, aber doc eet von. ter Belt an, da Mus 

aii enagclher,, Siggelder und, Gteafen wiptiaes..acmorden. - = 

594): ‘Habere pacem da qiejels fua. coram probis .vizie a parti- 
. pus damumanizer cligeddie, vel coram eusite civitetis Gebenn. 5 
Aart, 4. we, oottees ba ee! * 

599) dre. C.. oe 

$96) Nemo fine scealationé iogitima capi. —* ‘nec ve pollie 
procedi fine acculatons cpui'fidepabeat vel ‘oapiatars An. 113 
vergl. |) x ee ys 

597) Mud wenn fe singe. nicht alfabald findet ,. now ducatut ad , 
carcerem , fed cuftodiatur curialiter bis er in aefcater Sett Buͤr⸗ 
gen findet; fre. g. 

59%) Inhis non eft perfona cautionibus ‘yemittenda ; ; ibidem. 
Well, wenn es um das Leben geht, cin Menſch alles waats 
Htob2,-4 | 

$99) 3m XVII Capitel bes erſten Buds. 


at Or & 





é 


y ; OS 


646 I Bad: GSiiscdeee Capitel. 


ließ a y gang tars aiid eingattig’ nicht näch bem ſtren⸗ 
gen Recht noth formenmaͤßig oder gelehrt verhandelt und 
entſchieden ‘Weber 8"). eber Steuern ud Bußen 
wurden Einnehmer, die dem n Viſchoſ angenehm waren, 
bon ben Buͤrgern etwaͤhlt > “Ueber die Allmendi 


Cwelche noch groß waren ·y⸗ “ber dle Waſdungen 


und alle gemeine Guͤterbeſor rat 'butch die SyHslts Hi- 
tér und Mufleber serordnetP%y 2" “CS war and a3 
bee E Bergin tiguing des ie anbelß gewiſſer Geter⸗ 

4) su ſchlieken, wie ONE du Abfaſſung der Geſthe bic 
2 des gemeinen Mannes galt ). Ale Aderha-us 
Fabri“); Biſchof zu Senfy hit feinerh’ Domearitel 
awiſchen beyden hohen trite der Fothedraltirche vere 


242 * 
⸗⸗ — J W “ 
oo 


) 601) Nos omnes caufas, tam civites.quam ctiminales, Ine mo 


‘ta vel son mota, pollumus ante Gemtentiani, ad nes advocen 

’ et dufinire per noe vol alium; hide: - 

62) Sumiiivie et dé plano; non —— rigorem tub; fine 
ſtrepitu ‘ot figuet tudieli: ' “Clértei’ * nde “debent: Paceecinare {er 
°* Jatinalicéy: wllegites - Inu arduis-caufis'ad: confilium ¢ vel 4 ce 
vium:, 3 cirroni¢or. et's wobtlium lromifum ‘recurtatur: ibid. 

603) Naat communnes pre levis . (levdes), collectis, * bansis 

~. at eobue'aliis, ad doercendios dcbitores; Art. 67. 


~$°4) Es iſt dud verboten/ in pafculs (phyuters), bouptrie 


' (bOugerics, -dinn: bende Namen ſind nod tas. Gebead) ac 
¢  opme Facere, . zheasraque ct lace publics eccupare ; art. zi. 
605) Cuſtodes et milliliarii; Are. 68. 
60 6) Art. 29 wider frembde drapellerios, und rt.. 30: —8* 
:. rios. Ausſchleender Weinhandel eahonicis, curatis, civibes 
; : buratte vel huxgenſibue: weit ſolchet Wein ſonſt operibus fabr- 
cae ecclefiee et baftimentorum civitatis verfale; fre. 16. 
B07) Seacore -civiratis ° ordiltitiones. ét: -impofitiones werden ge⸗ 
nannt; 4re. 28. ber man flee feicht aus der Urkunde 
1404 N. 583, daß die Bauͤrgerſchaft nicht ausſchließend Ge 
- feegebungsmadt beſaß; dieſelben ſtatuta find alſo nicht von, 
' foadern fae dic Grade. gemacht, 


6oR) Aus einem, wabhrſcheinlich damals und and Faacigno, ned 
Genf geformmenen Geſchlecht, welches aod daſelbſt blaͤhet; 
SGeſchlechtrez. vee Fabri; 


o 
' 








é 


Citdided vie’ Schwen. ! bay 
fameieit=?y;, ait wtele und Anderẽ Kechte feyerlichſt Bee 
ngaͤtigte), ahd [elope wider die Gefaͤhr der Verjaͤhrunt 
ausdrücktich Pehintmte’*), wurhen fle zwar angenbrite 
ten"), dod dauchten fd dic Geufer and bamaf 


ew 


hicht frey gentig®). — 
Die Difdhdfe wurden von dein Domeapitel erwaͤhie 
ihre Beſtaͤtigung erhielten fie von Sem Papit°'*)> He 
wurden angenommen, fobald fie am Feonaltar zu St 


| 


Peter die Erhaltung der Freyheiten befhmoren*).. MS -— 


Amadeus ber Achte, Sraf zu Savoyen, gleichwie dee 
gridi Graf fein Grofoater, ſich dem Reidhtoicariatt 
unterjog™°), find: er die auf einander folgenden’ Bie | 
ſchoͤfe Wilhelm - bon Bornay 7) -und- Johann 1Beee 
eo! . —52. 22 ‘OT AL She 

Boy) Ad capitulatidum more folite congregatt: cnc 

OF0)'Mitdleafe toh¥en(nque Capituli, pro nobis et fuccélferi- 

» Sites 0 lupeda, sam Qericis quam laicis. Epr Iequemetest:de 
Hofpitali de Clufis, Notar. publ. et iuratum noftrum. Den 
23 Mat 3387. Dieſe franchefiae find 1507 und 1767 gedructt 
worben. ; 

Gah 7. oo eer eres yg 

611) Vuh oe HAN Fet Fon Pave Betty:-v, geweſenen 
Herzog au Gavogen, auf Begehren civium‘iddolarum,, habbita- 

. ‘gémam, Suratonim ac hoihinum ‘comnidnitatie, tem scchhit 

ſticorum quart laicotuln; Pe ufannt;'re Rad, lum W4qy, 

6%'3): Pluſieurs articles nuifoyent gtandémiéns’dux ciroyens et ha- 
bitan 9; ‘Chron: de Rofet. ay ie; 

Grd) "Ck ſchrieb 1409 mle 879 (dem die alten Herkommen 
‘find von der allerditeftes gemalthaberibers Macht in Catops 
gumal wobl erpalten). clero populoque Gebeunesſi. « '” 

61s) Retwnde Slfhofs Fohann Bertrand ad oprs 

° div atten unt neuen Bluͤrtßer, dee Sinwohner and gangen Gee 

_ meine yon Genf; 10 Janner 1409, bep Spon, edit. 

- 1731, pieces jultificat, Eee ‘9 

616) Urtande Kenta Wencesth fs, ‘auctoritate tegia 

-*" Romanorum; Inodii, im furembiegtien, 1998." 1 

617) Urtunde Kinig Weneeslafs, Prag, 22 lun, 

14062 Much dab dic Abtretung ded Melcpebteaciates an Sas 


~ 


” 


*® 


648 IL Sud. Siebentes Capitel. 


trand ꝰr) ſo· ſtandhaft und fo gluͤcuch, als vor deitthalb⸗ 
hundert Jahren wider den Herlog von Zaͤringen ihr Vor⸗ 
fahr Biſchef Ardutius war, (gu verhindern daß der Biſchof 
qu Genf aus einem ujmittelbaren Reichsfuͤrſt cin Savoye 
(cher Sandftand werde. Alſo (uchte er durch fein Auſchen 
bey dem ſchismatiſchen Papſt Benedict dem Dreyjehnten, 
welcher auch geringern Fuͤrſten wenig abfchlagen durfte, 
die weltliche Gerichtsbarkeit in Genk zu erwerben™); 
unter dem Vorwand vieler, graͤulichen Sinden, welche 
dafelbſt walten, weil der Biſchof dje Gewalt niche Gade, 
denſelben gu ſteuern“)er vergaß, daß er ſelbſt eben 
daju Vigthum war, um der Kirche die noͤthige Halfe jn 
thon, Dod) die Herren oon deat Hochſtift wußten wohl, 
daft die Obermadht. folder Fuͤrſten fuͤr freye Staaten bad 
Unheilbarſte unter allen Uebeln zu ſeyn pflest ): und 
aud) Benedict war ein gu vorſichtiger Greig °™), alé 
daß er fein Papſtthum haͤtte durch RerduGerung cincé 
Rechts ſchaͤnden wollen, welches fuͤr cine alte und be 
wuͤhmte Kirche fo wefenslich war’), ... Dureh Wachſen⸗ 


v4 a. _- 


d ‘ . « e - ° ba re 4 . 


vouen, felb€ alsdann, unguͤltig fey, wenn ein Biſchof feins 
tr Willen darein edhe. (aruounges oder vexrdtheriſch). . Diet . 
-«.@-beoom Gpon. - 
-648) Urtunde Sdnig Gigmunbs,. aus dem Lager. vet 
bes. Burg Sevorqniani..im Friul; am 20 Chriſtm. 1412: Er 
-,.'wolle den Titel .,, allactt Mehrer de⸗ Reicht“ verdienen; vos 
ihm ſollen die Biſchoͤfe ihre Lehen empfangen. Ibid. 
G19) Briet beg. Cardinals Antonius voo- Chale 
lan t an ben Biſchof su Grenoble; Posto di Benere, 17 Hort. 
31408. 
620), Mord, Raub, Gewalt, mutilationes. ‘ec. alia enormis, 
621) Diefe Getvachtungen find bey bee N. 619 angef, Urkunde 
geſchrieben. 
622) Er befabl bie unterſuchung ber Cache “bard Sen Cardinel 
-: yon Challant dem Biſchof zu Grenoble. Der Ausgangit 
mie nicht bekannt, wohl aber, daß nichts geandert worden. 
GA 3) Dos eccleſiaq Genevenſis pro maiori parte habetur et [ult- 
+ _metar fab pinbye, jurisdiqtiona romparalic wie N. 631. 








v 


Geſchichte der Samet , J 649 


feit und Muth behauptete der Bifchor eine unabhaͤngig⸗ 
keit, welche ſelbſt Savoyen ehren mußte $04), 


Ger daß der ſchisſmatiſche Papſt Clemens der Sie⸗. Savoden. 
bente, ſonſt Graf Robert von Genf genannt, (wider 


deſſen Voraͤltern die Stadt Genf Savoyen ju Huͤtfe ges 
rufen) ſeinen alten Stamm beſchloß , dieſes machte 
bas Fuͤrſtenhaus immer: gewaltiger. Zwar “anfaiigs 
erbte die Grafſchaft an Humbert von Villars Herrn gu 
NRoffillon und Annonay, ben Sohn Maria, Nichte des 
{egten Grafen. Aber als. Graf. Humbert, wider den 
der DBifchof fic) nicht ſcheute jebes Recht gewaltig zu 
behaupten ?), jung und kinderlos geſtorben, warf ſich 
Odo von Villars, fein Oheim, sum Nachfolger auf; da 
ed beſſer der Prinzeſſin von Oraiich gebuͤhrte, der Toth⸗ 


ter Johanna, welche der Marla Schweſter aren, a). J 


624). trtanden: 1391 aiid 98", ‘wobued: Gavoven seroainiat, 
feines Rathé und Statthatters Aufenthalt in Gens (oll fevn o§ne 
Schaden der bifhiflihen Geeichtésarkeit und Freyheiten der 
Stadt; and beym neven Gpon- werden: aus den Jahren zwie 
ſchen 1390: Gnd 1563 wohl cin Dugend ſolcher Savoye 
Meversdetofe: angtfihrt: - 

625) Amadeus, welder 1367 gars, bintertied : beep Sdgne 
(Momo war.1366 vor ihm hergegangen): Amadens lebte nur 
nod ein .Fahes Peter farb-1393.5 (Ee mus dee Graf de Zi- 
soo gewefen fon, welder 1982 bea Titularkoͤnig Ludwig 
von. Anjou sah Italien begleitere; Gazata, chron. Regi- 
enfe, Musat. XVI. Dee Pak fies die Grafſchaft in ſei⸗ 

- Rem Namen verwelten und beſchloß den Manneſtamm 3394. 
— VBaluzeꝰs Pdpften von Mvignon; Gaichenon, Gane- 

al. des comptes,de Gen., in der Hift. de la maifon de Say, ; 

626) Wifhef Wilhelm von Lornay. erklaͤrte Ternier fie -cin vere 
—— kehen, weil Sumbert e⸗ pider ſeinen wea verau⸗ 
fert; Spon. 

627) Amadeus, welder 1368 arb, Ginterties Starla und. Jos 
panne, deren jene Humbert von Villars geboren, welder ohne 
Erben ſtarb; diele, Gemahlin Seren Raymund. von Baur 
Seingen von Ovanten, gebar Maria, durch welche natuͤrlicher⸗ 


of 3 


656 1. Buc. Siebentes Capitel. 


Da ear’ Dem Grafen oon Savoyen, alg derrn des 
Lehens ©"), nicht ſchwer, Ode ju bewegen, daß er die 
ganze Grafſchaft Genf mit ihren Anſprachenꝰ) um 
fuͤnſ sind vierzigtauſend _ Granten und einige Pehengls 
ter® * an ihn verkaufte *), Dod weigerte Amadeus 
64 n icht von dem zu Genf Ternier und alt 


 &A eo + @ 


rs alae 


“pel die matterlichen i wi ¢ fowobl alg HOeanien auf Jobann 
vdn Evalons⸗ Arlad/ tren Gemahl, kamen; “Dunod, Hilt de 
WF. C., T. 1, p. 200. In einem Bertrag mit Guvordd 
Aber qnbece. Dinge 1406 behielt Chalons.. dic Rarprade ccf 


dlieſe. Bea Haft ſeinem Haufe vor. fabren dic Ronit 


ven Seen en, Erber von Chalons, aud dic arg Genii Ly 
pen ‘Serrn Arnoldi Gelch. dee Raſſauctauiſchen edure, 
Zh. il, 237. 

628) Namlich dee Grafſchaft; mit folder belehnte er Oho (te 
Hurcberts legten Willen -verwandte) {ub certs, cpaventionibys; 
eb. N. 631, andere Zerritorlalrechte waren behen td 
Hodkifts Geni; wel. -N, 632. 


639) Osmuja ot fingula, tan caftra quam aia; exeuntia de ier, 


domanio ef propsietate. comitatus G.; .omnem actionem 
seelem et perfonalem, mixtam,. utilam ex direcsam, reiqat 
-’porfecussriam ; tet, Nes 6g1: - 


640) Odo behult vor ,. die Rechte der Geaffchat Sens im Grew 


-- fvaudan, Viennenſio und im Dhuphine’; bee: Graf zu Go 
‘woutn belebnt ihn mit Stadt; Schloß, Gertdestrets (mance- 
mont) uth Gebiet Caltri Novi in Verremoffo ¢Chateon-net/ 
oti Rabi Reitey) Cath tiéko et mixto ishperios heminibos, 
vallallis, hommogiis ,: —XE Er ziebt ihm endiich ‘ovshem aciic 

* mein rencapit? ·¶ Wiederldſun) uber Lonne: "ite ¢t, N. 631. 


632) Taͤufbrief um die Graffchaft Bent, Paris is 


domo nuncupsta de Noolla, in magna galdiia-bafle ae 
dium domus, #¢105)'Pefebrderen auf dud * Seen; 
bielt Johann, Pring von Sranteetd, 


632) Wiſchof Wilhelm von Lornad atebe fenes, ob 


ſtchon echeurum commmilftial et apertum, Herrn ‘Gerhard v0 
Bernier sur; dieſer giebt ef auf an den Grafen, welqher 
> ther, « vermittels ‘cines Meſſers (cuitelli), dbamnit belefat 


ll Sefch ichte ber Schwetz. Sse 


Hierin Veobachtete er, was von jeder: arose oh 
feinen Verhaͤltniſſen gegen Schwchere felide Mia bie 
Dillightit, ja gefunbe politit win. Cee ae 


— rd oe. Ide § 


Die Caftlaneyen aid: Wisse zu iow, wemen⸗ ⸗ 
Beoay™™) und Aigle ra Romont, Rue™), Mors 
‘oon, Orbe “?y, Lefelees™*) und Iberdun, in mn alten 
Gervoblibeiéen bes Landis ase ™™* ) —— rihig 
dem Grafen von Savoyett i it Kriegen leifteten fie thm 
auf ihre eigenen often vlel mehr Beyſtand als ihre 
Pflicht mit ſich brachte“). Dieſes thaten fie freywillis, 
weil Graͤf Amadeus der Achte, gerecht und mmilve, nie 
mehr forderte als ihm nee " Die Relea wurden von 


21417 ne ‘ 


“: oid de . —X 
ee 


Stereut of Seen eBen fo —— den wrote “$utviguer, 
kehen, dominium directtith ‘altetitngue: quodhbet ‘fl vorbes 
daitend; er Aberglebt an Gévopey omsetn” commillionem et 
| ecbeutem ac omnem jus-actionem ot rationem 5 yetu abe 
2 Cet.” £405, ‘ap. Spon. ° i 

$33) efunde Mmadeus VI, ceibus babitatotibins ine i 
‘colis ac. totae communitati — et —R vVvieiaci: 
* Saufanne, “23 Sepr. 1391. 

634) Bona von — wet gu Swwohen, Regen⸗ 
tin und Vormünderin Amad. VI, beſtatiget Aigle ble 
Lrerheiten; Chamber, 28 lul. 1$92. 

635) Roce; Urkünde Umabews Vil fir alle dieſe Seadee 
und Catlaneyen (außer daß er Aelen und Orde ‘Higt ‘athat) 
Laaf. ,; 23 Sept. 1391. 

636) Wegen Johenn Philipps oun nung: f N. 345. ve 

637) Cleitfum; Urfunde N: ! ° 

6 38) Patrise ‘noftras Vaudi confoeceticbts obfervaties bid. 
dab dlefe Formed in allen Mandaten frepen fol. 

639) Urtbhaven N. 633, 635, der cavalcara wider Polls, 

(640) Urk. 633: ſechs provi homines waͤhlen mit Johann vor 
Blonas, Landvogt in dee Wadt und im Chablals, ole zum 
Treffen tuͤchtigen. Hieher arhdrt auch, das, nach Urk. 
634, Wible nicht chee als “nach der ganicn Saboyſchen Rel⸗ 


e 


632 TL Bud. Sichenses -Capjter 


thuͤmlichen Seſegen gerichtet 5 on ben Obeigleiten, 
bie fic feb mApleen, wurden die Steuern cingenommen; 
igre Summe war beftimme's?). Gleichwie er das uv 
ſchaͤdlicht Lehenrecht bed Biſchofs von Saufanue willig 
ehrte?ad D9, und nur, achts, haß dieſen Seahl immer 
ein ihm nidht unfreundlicher Praͤlat befige **°), ſo ware 
de auch feine Dheclehengherclihtyie uͤberall $474) und frie 
Gigenthum in den. died Sranfon’ s Fall uͤnd beym Aus⸗ 
ſterben pon Welſchueuenburg angeftorbenen Guͤtern wohl 
gethrt “ * Mit Lechtutgam waren alte Pundit 
1: wre . 
eee: oo: ofanteren — — (well fle aut den Bier idee 
das benachbarte Wallis von dem Lricgevolk oft an Gites 
— worden). 
Sax Sesdbetthelef dee “Stadt and Cagtane 
* - Misken £ Mute, anPlegten Tag ded J. 1399, die v⸗ 
pellationésridter in Moudon felen die Sachen dee Marta 
nach ben bey ihnen herrſchenden Reichsrechten entideiden. 
642) Go gu Aigles Urtuave 634. Die Gondits, Rath 
mannen, Diener ‘Cfamiliazes) and Einnehmer at mop 
bet in Devienn des Caflank von Bilencuve de Chiles zo 


642 b) Witheta’ en von ‘Menthonay bulbiget dmadens Vill 
1398 perſonlich durch Handgeldbde und Kuß. Urkunde; 
-Buslauben ben Zapf. 

642°) Nachdem Wiihelm, wie wie faben, ven fetinem am⸗ 
merdiener ermordet worden, geſchah nad Savoyens-Wunld, 
daß der ſchismatiſche Paps Benedict bey ſeinem Mufenthalt in 
Monaco Wilhelm'en von Challant, Abt S. Michels in te 
Clauje, deffen Bruder Cardinal und Canalo von Savevea 

war, gum Biſchof cenannte (25 Bug. 140653 Gafa Bexe- 

diicti dum peragraret littora, Murat. T. Ul, p, I, p. 771 

“a Siehe N. 645. . 

642°) Die Herrſchaft Copet aus dem Granſonſchen Erb ver 

'  -faufte Amadeus um 14000 kleine Goldgulden Graf Rubdohfer 


von Greyerz, den wie (N. $37) bas benachbarte Saboax — 


erben gefeben, und dem Ritter Johann de la Bayme. De 

Recht aa Erlach wurde durch ben Vertrag bepm Pont de 

. CMne gegen dle Widerſpruche von Chieckeln und Srevbury 
. Meufchatel behauptet (Mes 1405; Giunee voyage); 

- pierouf 1496 Chalons von Gavoyen damit belchat (de 


Seſchichta: Ver Schwelj. ‘J 653, 


tigteiten busty chien Vertrag detglichen “Si: oiter bie 
trotzig! Freyhelt vor Walids--wibtr bie feeigetioé Macht? 
pon Dein urbe’ Kriege % fart. : 

OM Rr. ody Gap nit Ge, tin tal, 

Nuch den Daf bey Bip)" worin das Heer sor, Walks, 
Savoyen bey viertaufend auserleſene Krieget petlorew 
hatee“**), wurde die Fehde wider bas Land Wallis mehr 
als efinmnat geist, ohn⸗ eñtſcheidendes Git). “Ende oe 
lich vermittelte den Ftieden unten im Land Biſthof Hum⸗ 
bert, aus dem Hauſe Ds liters oy oben im Band geſchah - . 
durch die Maͤnner von fbechibtithal , daft au einem wil⸗ 
ben Ort iin? Gebirg *des Grafen bon Greyerz Land⸗ 
ſchaft Sanen mit Leuk, Siders und aubern Zehnten dee’ 
Waliliſer einen ſolchen Frieben machte, welcher Kbareen 
fol, eibt wenn unten: int’ Land’ ſich wiederum Kries eve? 
Hebe). . Nachmals/ ba- Wilhelm j Son Freyherren⸗ 
flamme iron (nach dein Ruin der Heẽtren bon Thurn 
zu Geſtelenburg bey weitem das gewaltigſte Haus ti Ber 
kande Walis) zum Biſchof erwaͤhlt worden, ſchloß er er 


‘ 


Kafivogten des benachbarten Kloßers au GS. Johann war mig 
Nidau Berniſch geworden). 

643) Im J. 13913 Guichenon, Sav., vie d'amé VII, h. a. 
Daher erkennt auch der Pride von MNomatnmokier, defer 
@iter ‘auf ben Landmarfen liegen und mannigfaltig vermiſcht 
find, daß er achtzehn Diefer von Gavoyen trages Urkunde 
340$. Meufchatel hielt fic mebe au Hochburgund: Marla 
yon Dergy war Graf Konrads erie, Helfide von Baur ſeine 
zweyte Gemahlin. 

644) Oben Cap. V, bey N. 314 ff. 

645) urkunden 633 und 635. 

646) eu, Are. Gitten, ad 1392. 

647) „Zum dderen Gee. 

648) Friedensvertrag zwiſchen Sanen ond "Wa ls 
Cis, 1393. Unter den Vevolmdchtigten von Wallis toms 
men Rudolf und Antonf von Raton, Edelknechte, vor. Fir 
Sanen fiegelt ,, Peter von Greyerz, der weiſe und beſcheidene 
oo Monn, Caflan (im Namen dev Berner) au Blankenburg.“ 


8 


J - 


654, IL Bud. Sishentes Capitel. 


mit Amadeus von Gopagen einen engen Fund“). Et 
war ix dieſem· Thal (cis. Auſiu⸗ RAGES. Zeit cin freyge⸗ 
ſinntes kuͤhnes Golf, in finer. KFeindſchaft -gefdgetic, 
unbeugſam yum Dien und nicht reich genug unt cinem 


. re , Grabapen: big, Kaſten aie: Hrtfrertne ud Ste 


bauptues un erſcoen. +. 


1. @eever Zwilchen Bern und. Savppen entftand wehen des 


Laudes Sauen dee erſte Unwillee Der Graf gu Greyeth 
war Here dafelbſt, uyd im andern faum pugdnglidier *) 
THhdlern,, deren Daſeyn ein Fremder an ihrem Cingarg 
beynahe nicht vermuthet, und-welche, als ein dard) dic 
Matar angelegter Sergacten , - mit hundert vexborgenn 
Pfaden ſich eines in das andere. und an weltalte Eiggruͤnde 
werliggen, bewohnt von einem Hirtenvolk, welches ix 


ſeiner Unſchuld ben Jahrsieiten uunuͤberwindlich, ſeinemn 
Heren getreu und feinen Feinden fuͤrchtbar war. Gtaſ 


Kuboif (Sebn Johann's, eines beruͤhmten Kriegshel⸗ 
gen"), welcher auch ſeiner Voraͤltern aus dem heilige 
Sand mitgebrachtes wahres Kreuz in die Capelle zu Srey: 
a srl) Rudolf und fein Sohn gleiches Namens), 


$49) Guchkenon, Sav,, vie d’Amé VII, ad 1416 


650) Mn vielen Orten haͤngen aus Abereinandergelegten Leanne | 


Beftebende Straßen aber Abgruͤnde hin, and fénnten wit so 

nigem Pulver gefprengt meeden, Zwiſchen Straten, bers 

(ch cin Heer und feine Artillerie bedienen Cann, und Pfaben 

fis die nothwendighten Lebensmittel (die fic ohnehin melt is 

Lande finden), it cin großer Unterſchied. Legterce find m8 

mebreren Seiten viele. 
6$1) 1372 wuede er von den Zrangofen gefangen in dericnigt 

Seeſchlacht, welche Graf Johann von Pembroke beg Roqhek 

verlor; er loͤſte ſich 1374: Froiffard, chapp. 304 uä 
309. Das Abelge tft aus der Chron. de Groyere. 

652) Rudolf der juͤngere, von feinee Gemahlin Crk # 
Baugrenant (Margaretha daſelbſt Erbtochter brachte dick 
Herrſchaft im J. 1351 in das Haus Montferrand; mit Jv 
dhannag ipees Tochter aberkam dieſelbe Snsheion von Gelizs; 








@ 7 


~ 


Sefchichte der Schweiz. O55 


kamen durch die Rriege und Hoſdienßze 39) sy Sa⸗ 
voyen in Geldbedirfuig**). Da vgrtauften fie dew 
Mannern von Sanen die Frepheit oon dem Todfall, das 
ift, von der Sechuldigkeit, eines Perftorbeacn. beſte⸗ 
Kleid und beſtes Vieh bem Landesherrxn zu uͤberantwor⸗ 
ten). “Qualeich ertheilten fie. ihnen die Deshi ; 
rung **)> ibe Vermoͤgen ſoll unangefproden auif-Sande 
oder Verwandte eben, und gaben ihnen die Krenheit 
ohne Ruͤckſicht auf Blut und Gebuct cin Drittheil ibreg 
Gules getreuen Freunden teſtamentlich ju verorduen. 


— 2 s 
2 e 
aoa ‘ 


po Fy a 
Dunod. Hilt. de F. C., T. DI, p. a9, 122 (wo er diejentge 
ZJohanna nennt, welche S. 296 —* hleß), 123 uin 
156. Stun findet ſich, daß Mhtometta, Anshelms Ported, 
pnd nad Dunod: Gemahlin: Johanns von Beran, in erſtey 
Ehe dieſen Grafen von Greyer; geheirathet hatte; ——— 
grenant blieb dem zweyten Gemahl); von ſeiner Mutter i * 
Rudolf Erbe zu Aubonnie (N.'536), und von Johann ſetne 
Dheim Erbe a Montſalvans und Broce.” RCSL 
653) Dee jdngere Graf war unter Bona von Bourbon in gros 
fen Anfeben am Hofe Gavoyen; Gaishkenon, Sav., vie 
dAmé VUL int, gg te 
654) In wachſenden Schaden, dee verderblich auf ane 
ytommt; urt. 6s7 3 Oo 
655) Eine unausſprechli boͤſe und ſchandliche —— 
- wenn ein Hausvater ſtirbt, der eine arme Wittwne ‘und 
WWoiſen und etwa ein paar Stic Vieh yerldée, ‘def alse 
, dann die Grau nidt allein den Mann, die Kinder den ‘Bus 
, tee, ſondern zugleich ihe beſtes Strid Vieh verlieren milfs 
pin; Lohmann, „Der Mann, fo es erwerben muſſen, 
wit ins dad bee Bferd, die gute Kuh .... nimmet die 
„Obrigkeit hinwes; und ſieht gemeiniglich der Beamte ‘nue 
„auf die Rubrit ſeines Sterbehaupts, es wag ſuͤß oder ſaued, 
moslich oder unmoͤglich ſeyn;“ Stchottel. Bedde find 
angef. in Behandlung der Oberenſeriſchen Un⸗ 
terth., 1783; es iſt nicht moͤglich, an au vielen Orten zu 
wiederholen, mas Elenden Thraͤnen koſtet. 


656) Jenes vorige um 5200 Gulden, ber Gulden zu 14 6. 
Das folaende, will die Gage, habe des Graf ihnen ihrer 
Dienſte wegen freywillig verbrieft. 





~ 


656 11. Bud. Giebentes Cap itel. 


Auch erklaͤrten fle, daß niemals eit Berbrecher willluͤt. 
lich, daß ex nie ohne Vorbehalt ſeines Weibes und ſei⸗ 
ner Glaͤubiger, um ſein Gut gebuͤßt werden fol”). 
Der Todfall wurde auch' den Maͤnnern von Deſch abge— 
noramen™*), Die Leute Gey der Burg yu Greyerz bli 
Heten®) in den Freyheiten der vornehmen Stabt Mow 
bon), ES giebt Geſchlechter in dieſem Hirtenland, 


welche bie Briefe haben, wodurch fie in dieſen Zeiten von 


den letzten Spuren der alten Knechtſchaft losgeſprochen 
woͤrden *). Wenige Menſchen haben wie dieſe Hirten 
fo gluͤckliche Rechte durch den unſchuldigſten Fleiß auf 
ihre Enkel gebracht. So. war die Landfchaft Sane: 
bem Graf Rudolf getreit ; “fie bie wohlerworbenen Freyhei⸗ 
heiten mit Bern verburgrechtet *); fromm, fo daß 
Kirchen gektiftet wurden’); ſtandhaft wenn die Geifli⸗ 
‘chen ihre Guͤter der Steuer su allgemeinen Ausgaben entjie⸗ 
hen wolten®). Graf Rudolf der juͤngere ſtarb, gu ftuͤh 


nach ſeinem Vater. Da ex Dienſtmann gu Savoyen g. 


657) Mostonfbetet t deren von Ganen, 10 Man. 
1398; mit Genehmigung auc) der Antoinette von Wester 
mund (Vaugrenant), pes jdngern Grafen Weib. Chriſten 
Stephen von Ganen, bes Grafen and bes Hofs von Laviaw 
ne geſchworner Schreiber. Bidimirt, 1570, 8 Febe. 

6$8) Chron. de Gruyere, 1388. | 

459) Nod im J. 1600 war die Mannfchaft von Greyers 1800, 

nun faum 1100. 

660) Urfunde Rudolfs des jüngern, vom go Mail 

+. 19973 die Greyerzer daben-gu erhalten. 

ar Urfunde Geaf Rubolfs, dak Rol, Richard nob 

Cuen, dicti Coctier (fo heifen thre Nachkommen), Alũ quos. 
. dam Uldriodi Pitet du, Creft, parochiae Rubeimontis (Rov 

1 gemont) avenariae, caponariae (der Hance) et geyetarum is 
der That fren feyn, 13875 auc 1395. 

6,3 Welches Burgrechts in dem von 1403 erwhnt wird. 
663) 1402 wird am Gftad eine Capelle geftiftet; Landſchreiber 
Möſchigs Chron. vom Lande Ganen, 1662; MSC. fol. 

664) fandesverordaung 14663 ibid. 





\ 1 


Geſchichte ber Sdmeiz.. - 657 


wefert, wurde Ludwig von Joinville Here pu Divonne, 
Landvogt in ber Wadt, fir ſeinen unmuͤndigen Sohn 
Antonius Gubernator auf Greperyz. - - -- - : 


Zur felbigen Zeit erneuerte Sauen das Burgrecht mit 
Bern). „Sie, vie Landleute von Sanen, und. auc 
„von Oefh, thun einen Cid, auf fo lang die Stade 
„Bern und Landfchaft Sanen fiehen werden, dem Schulte 
„heiß, Nath und Birgera-von Bern, gu. Handen des 
„Röomiſchen Reichs und in eigenen Gachen der Stadt, 
„Huͤlfe zu thun, und eben derfelben gu genießen; beydes 
„um Schirm bey Recht. Jedem Theil werden (eine eigens 
„thuͤmlichen Gefege, dem Grafen gu Greyery alle ſeine 
„Gehuͤhren vorbehalten. Beyde Theile ſenden aber 
„ſtreitige Ragen vier Manner nad) Eclendach im niedern 
„Sibenuthal; der Obmann if aus ded Beklagten Vater⸗ 
„laud. Jdbrlich fenden die von Sanen zwey Mark Sil, 
„ber Buͤrgerſteuer nad Bern.’ Durch diefes Burge 
recht ſorgten fie fir die mit Geld und Blut erworbenen 
Rechte; dieſes mißfiel dem Gubernator, fo daß er act 
mit ihnen umgieng. Es murde zwiſchen Ganen und 
Oeſch wegen Cintheilung der Buͤrgerſteuer eine Zwey⸗ 
tracht geſtiftet; aber die Berner vermittelten dieſelbe ohne 
Verzug“*). Da machte der Gubernator einen Anſchlag 
bie Angeſehenſten von Ganenland gefangen gu neh⸗ 


men 7), . | 


665) Burgrechtbrief, 26 Jun. 1403; mix Sauen vow 
Bokten (ia Tine) herauf. Wegen dieſes Burgrechts fey 
Ganen in Been zollfrey; Mbfdig Jl. e. 

666) Spruch zwiſchen Sanen und Oeſch, r4os. 
Mn allen Unfoften um. dad BR. besahlt Orſch 60 Pfuhd; av 
der Bargerſteuer traͤgt es ble Halfte. 

667) Das Folgende iſt nach Moͤſchig. Man kann aus dew 
Frieden ſchließen, dab der Gubernator Unrecht hatte. Bon 
ſeiner Abſicht an dem Jahemarkt geſteht er fo viel, er habr 
hemines de Oyes (Def) proptor iplorum. excellus gu beſtra⸗ 
fen vorgebabt; urkunde 676, 


II. Theil. Tt 


~ 


658 IL Buch. Siebentes. Capitel 


- ” Syepu waͤhlte ex den großen Jabrmarkt in Defd; ben 
Gaftlan daſelbſt und andere reiche Manner atte er ge: 
wonnen; vornehmlich rechnete er auf die Greperjer; us 
ter folchen, welche dem gleichen Landesherrn mehr und 
weniger Pflicht leifter, if gewoͤhnlich große Eiferſucht. 
Aber Wilhelm Moͤſchig, des Landammanns von Sanam 
Bruder, wohnhaft in einem der hoͤchſten, rauheſten und 
rinſamſten Thaͤler ves Kirchgangs Oeſch °°), erfulk 
Den Plan des Gubernators und verrieth ihn ſeinem Br 
oer. Der Landammann, ein wroerjagter fateblatige 
Mann, vertrante die Gefahr bem Landsvennet Cappl: 


- Fer). Gemeiniglich sicher die Cinwohuee-von jam 


Ort in einer vereinigten Schaar. zu Marfte: alfe gata 
fie bundert und funfſig Maͤnnern heimlich Befehl, at 
einander., nicht ohne Seitengewehr, nad Oeſch ju pe 
Hen. Auruhe, Mißtrauen oder Zorn mochte-sieme 


Wwahrnehmen; fie zogen rubig bas Thal Herab; fie wel: 


fen, wie viel darauf ankam, die, welche gedadte ſe 
qu uͤberraſchen, ſelbſt su erſchrecken. Da fie in Drid 
angekommen, zog mit finfhunder¢ Mann dee Bene 
von Greyerz Heran. Da gieng der Capptefer mit gett: 
ſtem Sebritt ohne Worte auf ihn zu, faßte ihn, und rs 
ihn von feinem Berd. Auf dieſes Zeichen warden di 
Anfuͤhrer der Verſchwoͤrung fofort gegriffen“), ™ 
anbern durch Schrecken vertrieben; fene auf den Chum 
Blankenburg in Oberfibenthal gelegt, und Bern u 
Hilfe angerufen. Alfobald erfchienen die von Thur, 
Hie Sibenthaler und Frutiger”)., Angehoͤrige der Ctar 
Sern, auf derfelben Mahnung ait offenen Bannern in 


668) Etivaz, Leff. . 

669) Gein Geſchlecht tt ansgeRorben. 

670) Der Callan von Oeſch und ſechs Geeperserz nah Tide 

di 14075 uͤberall gebn, meet Moͤſchig. 

674) Das Banner von Feutigen jog: wieder Heim, weil dee 
aus der Schaar mit cinan Gener im blutigen Zweydſpalt 1 
fallen, und ifn erſchlagen hatte, Moͤſch ig. 








GeGigec ber Sdmeipn 650 


Thal jn Sanen, Semyigheigten fidh der Thüeme ) und 
Sefegten die Paͤſſe. Hex Gubernator fandte Klage wider 
Bern, alé hes Aufruhrs Freundin, an den Herkn dicfer . 
Lehen, Grafen ju Savopen, fiel cing, und ndthigte 
Deſch, vollkommenen Gehorſam zu. ſchryoren 7). Die 
Bernet mahnten ihre Mitbuͤrger und alſe Cidgenoffen. 
Da zogen bit Thuner und ihre KriegRgefellen die, Siben⸗ 
thaler durch das wilde Gebirg hinter der Felſenburg Gar 

nel, an dem Waldftrom Jaun, durch Afflentſchen, vor 
die Hobe, ſtarke ugd wohlbeſetzte Burg Bellegarde”’*)y 
nahmen fie cin und. beſetzten fie. Uber Wilhelm von 
Challant, Biſchof ju Laufanne, und Sacob.ooy Mone 
mayor Propſt gu Peterlingen””’) » mit Huͤlfe der Basler, 
Solothurner, Bieler pnd Freyburger, . bewogen die 
kriegfuͤbrenden Partepen, auf ciner Lagfobung zu Mure 
ten das Burgrecht zu bekraͤftigen, alles vorgegangene aber 
in Vexgeſſenheit zu ſtellen9); ber. Graf sy Saypyen 
gab hieju feinen Biden”). So bliehenhiawon Senge _ 
dem. gemeinen Weſen der Derner verdunhen,, iden Stadt 
Bern Oberhand im Sxbies wurde befeſtigceee. 

t 2 


hot den 2 5 


672) Banel und Hef, welche ats caltra Live fortalttte X. oye 
genannt werden. Das alſo der Bunel nah 1349 nod halts 
bar gewefen. co re 

673) Ob aber dee, N. 676 angef., Beetrag, nach metthent 
Oeſch 1100 Gulden bezahlen mußte, auf dieſt Begebenheiter 
und nicht vielmehr auf den Austauf'N, 698 feine Beziehung 
habe, if nicht klar. a 

674) Pete und Rudolf und Anton von Corbleres (deren zwey 
acfangen wurden; Tſchud i) und Ahmon von Peep waren 
Herren der Burg; Urtande ; F 

675) Defen Pater oder Bruder Caſpar ver bem Heer 
Foinville Savoyſcher Landvogt in ber Wadt gewefen. 

676) Friede swifhen Greberz (mit Willen und Aniehes 
des Joinville) und Bern, Murten, 3 Marz, 1407, 

677) Ratifisasjon Amadeus VA, Weurgct, 7 Marz, 
14093. . 4g 


~ 


658 «IL Bud. Siebentes. Capitel 


- ” Shep waͤhlte ev ben großen Jahrmarkt in Deh; da 
Keftian daſelbſt und andere reiche Manner hatte er ge⸗ 
wonnen; vornehmlich rechnete er auf die Greperzer; us: 
ter folchen, welche dem gleichen Landesheren mehr um 
weniger Pflicht leiften, iff gewoͤhnlich große Eiferfudt. 
Aber Wilhelm Mdfchig, ses Landammanns von Cann 
Bruder, wohnhaft in einem der hoͤchſten, rauheſten und 
rinſamſten Thaͤler bes Kirchgangs Oeſch 8), erful 
den Plan des Gubernators und verrieth ihn ſeinem Bre 
ter. Der Landammann, elt waverjagter faledlatigc 
Mann, vertrante die Gefabr dem Landsveunce Capp: 


. fer®™). -Gemeinighich ziehen die Cinwohnee-ven jam 


Ort in einer vereinigten Schaar gu Markte: alſo gaa 
fie hundert und fenfsig Maͤnnetn heimlich Bofehl, a 
einanbder , niche ohne Geitengemebr, nad Oeſch jo pe 
Hen. Unrnhe, Mißtrauen oder Zorn mochte nicnan 


Wahrnehmen; fie zogen ruhig bas Thal Herab; fie wv: 


fen, wie viel darauf ankam, die, welche gedachten k 
qu uͤberraſchen, ſelbſt gu erſchrecken. Da fie in Ded 
angefominen, 405 mit finfhundert Mana dee Bene 
von Greyerz eran. Da gteng der Capptefer mit gers 
Fem Sehritt ohne Worte auf ihn zu, faßte ihn, und ti 
ihn von feinem Pferd. Auf dieſes Zeichen wurden du 
Anfuͤhrer oer Verſchwoͤrung ſofort gegriffen“5), be 
andern durch Schrecken vertrieben; jene auf den hur 
Blankenburg in Oberſibenthal gelegt, und Bern w 
Hilfe angerufen. Alfobald erfdhienen die von Thur, 
Hie Sibenthaler und Frutiger ).; Angebsrige der Star 
Sern, auf derfelben Mahnung mit offenen Bannern iz 


668) Etivaz, Leſſif. 

669) Gein Geſchlecht if ausgeſtorben. 

670) Der Caftien von Oeſch und ſechs Geryerzer⸗ nad Tide 

| §4 14075 Abecad zehn, meet Moͤſchig. ! 

672) Das Banner von Frutigen gog- wieder Heim, weil ae: 
aus der Schaar mit einem Ganer im blutigen Zwedſpalt « 
fallen, und ihn erſchlagen hatte; Moͤſch ia. 








Geſchichte der Schweij. 659 


Thal zu Sanen, Seandshtigten fich der Thrͤrme ) und: 
beſetzten die Paͤſſe. Dex Gubernator ſandte Klage wider 
Bern, als des Aufruhrs Freundin, an den Herren diefer 
Lehen, Grafen zu Savopen, fiel cing, und noͤthigte 
Deſch, volllommenen Gehorſam gu. ſchnyoͤren 7). Die 
Bernet mahnten ihre Mitbuͤrger und alle Eidgenoſſen. 
Da zogen die Thuner und ihre Kriegsgeſelſen die Siben⸗ 
thaler durch das wilde Gebirg hinter der Felſenburg Gas 
nel, an dem Waldſirom Jaun, durch Lifflentſchen, vor 
die Hobe, ſtarke und wohlbeſetzte Burg Bellegarde )y 
nahmen fie cin und. befegten fie. Aber Wilhelm von 
Challant, Biſchof ju Laufanne, und Jacob. yoy Non 
Mayor Propft gu Peterlingen””*) » mit Huͤlfe der Basler, 
Solothurner, Bieler pnd Frepburgery bewogen die 
kriegfuͤbrenden Partepen, auf ciner Tagfabung zu Muse 
ten dag Burgrecht zu befrdftigen, alles onrgegangenc aber 
in Vergeſſenheit jwofellgr’”) 5 der, Graf sy Saroper 
gab hiezu feinen Wider * >. So blichenhicvon Gane 
bem. gemeinen Weſen der. Berner verbunden, ber Sends 
Bern Oberhand im Cebirs wurde sefeige ne 
t 2 


4 tee | > 


672) Banel and Oeſch, welche até caltea Live fortatitia NW. 6 
genannt werden. ‘Dag alfd dee Vanel nah 1349 mod Halts 
bar gewefen. — et 

673) Ob aber ber, N. 676 angef., Vertrag, nad wetthem 
DHefeh 1100 Gulden bezahlen mußtte, adf-Siele Degebendheites 
und nidt vielmepe auf den Sustauf‘N, 698 feine Beziehung 
habe, if nicht klar. co mi 

674) Peter und Rudolf und Anton von Corbleres (heren sweg 
acfangen wurden; Tſchud i) und Romon aon Prey waren 
Herren dee Burg; Urfande ; y 

675) Peffen Barer der Bruder Caſpar vor bem Herrn vow 
Joinville Gavovicher Landvogt in der Wadt gewefen. 

676) Friede swifhen Greebderz (mit Willen und Rniehes 
des Joinville) und Been, Murten, 3 Marz, 1407; 

672) Ratification Amadeus Vil, Wourast, 7 Marz, 
14093, . bk , 


660 ‘Ih Bith? Citbentes Capitel. 


z.Gerrigatt: Mach bieſem trig fid) 3M; bi Hugo Burford ven 
‘Oltigen. Muͤmpelgarb ) “Herr gu Dig nt, vwelcher gugleich 


= 


Dien ſtinann von · Savoyen wend Burger zu Bern wer, 
von den leibeigenen Benten feinet Herrſchaft Hltigen in 
feiner Surg Shffitine, und, obſchon ex ihnen Red ar: 


Hot, erſchoſſen wurde. Er war, wo ticht cin tyrant 


Icher, ‘body 'ein undorfichtiger Mann”) , bee mit einem 
Bl th biiteter toeytradyt ftand, bad Haͤrteſte an 
WehmikhFich te Bro tte, and gewiſſermaßen bie Leute auf: 
Hot, , fie folen'fd mur feime Reinde fen, er wolle fie n 
zwingen -doiffen.” Darum torte die Chat fem 
Bolts burch be Berner nicht gerochen. Eben dbieſelben 
WIS ber Braf zu Savoyen unter bem Vorwand frie 
Blutrache sie Herrſchaft Oltigen einnehmen wollte, 
mahnten re Angehoͤrigen; ſchon waren die Banner ver 


| | Thun nidBurgdorf in die Stade gekommen. Dave 
Hatetette deFehde Konrad Graf su'Welfeyneuenburg at 


¢ det Budler*) and anderer Cidgenofferr, taut 
tiger’ um fiebentanfend goldne Thaler *") und ther 


antwortete es dn Bern. 


@ a 


678) Es if mir bis dabin unmoͤglich, auszumachen, of fe 

g- aus einem , Sweig..von-Montfaucon.(degen Dunod, T. Ill, » 

11, 57-69 Wohl nicht alle pat), oder ob er nur aus cinem a 
lichen Geſchlecht au ber Stadt and Herrichaſt Muͤmpelzud 
war. 

629) Die Suntigor. weiche zu Vern enjpenemmen wert 
» (Stettler, ad a 1410), it nicht entſcheidend; erilid 
fie einſeitig, ameptens nicht umſtandlich nod beſtimmt gress. 

G80) Er ſcheint Hugo's Oberherr, viellcicht aber midst fic tik 

«. Herrſchaft, geweſen yu feon. Alles diches iſt duntel, het 
aber durch das Archiv von Veen keicht aufgeheitert werden 

1681) Weichen wegen des Handelsivess an dem Frieden bicie 
Gegend Tag. 


682) Bon Agnellina von ‘Sevan, Ones Wittwe, and wt 


ihrer Tochter, 1410; A. -2 von Batrewyl MS. 
Stettler w. a. ſchreiben ihren Geſchlechtsnamen Been, 
welches nicht gang gu verwerfen; ven ihr konnte res & 








Gefhidte der Schwcig. Os 


~, Diecausf zog Peteymann van Frauchthal, Bealy 
heiß 33), an vi Shige ciner- graß em Gefanhtichaft aw, 
Bery™*) und von Freahurg*™) naw Savoyen, bem 
Srafer zu bezeugtn⸗ daß bie That an, Here, Quas 
nights. wie Berleymbes wobl ſagen, - mit, Willen: day 
nStape Derg geſchehen; fie Hosen, diche.Sufal merhq 
„die Eraenerung des Bundeg zwiſchen deur fuͤrſtlichen 
Nanas and (einen alten Freunden hen Bernern feingsy 
weges hindern “"*) 1’ Peter Felga, Schultheiß sy Srevg 
nburg, (ey mit ihm gefommen, weil des gaming Wer 
fen diefer vornehmen Stadt in benfelben Bunbdvsertrag, 
rau teeten wuͤnſche.“ Denn Amadens dex Achte behaup⸗ 
Site. und. vermehrte mit ausnehmendem GONE den Glang 
der’ Savoyfſchen Macht: Granſon, die: Drafſchaft Senf, 
in: Bergey und in Breſſendie Herrſchaften DAI alten TGoide 
Pillars, den Schirm der gewaltigen Movydyotl ju Vere 
cei, Domo Y Offola and ganz Prams crwars evs 
und uͤherwand Calygo, Moutferrat und. andere. feine 
Seinde; bie Herzoge von Burgund “sa! von Mailand 


chrten (ein Buͤndniß; es wuͤrde ihm Jächt ‘geve(en Tenis” a 


wider die Stadt Deer waͤhrend BEERS Kriege 


madin (ben —7 dtr4r0 rwhntt) Dahernihenean 
Raron herkommen. 

⸗8 3) Indeß war Ifo von Bolligen fein Statthalter ; webu nb 
- Vara, MWevermanns Haus -detaciend..7 

684) Memo Dives (Morh),.. . —— dein aut, 
- Anton Gugia ,. Petes. —** 

685) Der Cchulahels. Fuga, Jacob Lombard ,. Job. Belge, 

- Yoh. Ronpbicenfis dieles Gekhlecht. kann ich nod nidt entes 

@) Veexillifer,, und Petce von Cudeefin. 

636) Nicht eben der Warde der Stadt gemaß, Heist es in ee 
unkunde N. 697: , Humiliter fupplicabent,. pt eisdem, nog 
obftante, malivolenti praedicta, attenta eorum pracfacta ex- 
cufatione, conidedergtionis iterum ,.validese dignaremur. 
Es war vielleicht leiner der Geſandten der Lateiniſchen Spra⸗ 

i ik fundies dic Urtunde murde am Sauvonſchen Hof 
vibe 


¢ ?, 
ase 6 





rd 


663 II. Bad. Siebentes Capitet. 


fHadliche Febben yu doen. Dak ed alfe eine wicht gue 
ringe Belohnung ihres Waffenruhms und ihres Cifers 
ke guten Anſtalten war, als Amadeuns, ohne Erinne⸗ 
“eating deffen was im Ganenlahde und wegen Oltigen ge — 
ſchaͤh, fie wichtig hielt feinen Bund mit Been zu befe⸗ 
igen ®*), eben denfelben Ser Stade: Freyburg miu. 
theilen e) und ſich su erklaͤren, gewiſſe Lehenrechte, die 
er auf Aarberg, Belp und, Frutigen gu haben glaubte ) 
aie fo gu ſuchen, daß ber Bund und Friede dadürch ger 


J koͤrt werden koͤnne oe) 


Da Lertauft⸗ bie Stadt Bert ben Herrſchaftslenter 
i Hieigen alle Anſpruͤche der Dienftbarteit™). Ben 
den Maͤnnem weldje hen Cwingheren umgebracht, heb 
Ric Alten eufacseichuet, fie ſeyn fak alle gewaltſamen 
Loves. gefiquhgn’s’); vielleicht wollte man andert ah 
Chretien : guy Nangeit ihrem Beyſpiel gu folgen. 


Diewan⸗ Einige dierzig Herrſchaften wurden durch die Geidte 


gette erwer⸗ 
ka 


Sviven. 


der Schweizeriſchen Eidgenoſſen erworben; es war frit 
geringeres Verdienſt um den gangen Bund als dic Mins 
ter oon Uri mit Hilfe deren von Unterwalden of dm 
Kernwald im Unfang des funfzehnten Jahrhunderts dea 
geoßen Paß voͤllig in ihre Gewalt beechten, welcher 


‘ 


67) Gundbeter, Rollillon, 1419 3 ‘gu Erneuerung bf 
“BOR 139R4. Der Graf bedenkt qued ſtatui et honor nolire 
eongrait ut finceritae dilectiohis noftras: ulterias confolidaw. 

688) Volestes- [5 alid gratia’ noftraw ‘confarmnare, 

629) Das erſte you ben aften Grafen, bas swente von Mev 
nae bas leete von dem krerberen vou Thurn ya Gey 

nou 


G50) Subatts ‘ber Whnde, anders nicht, woe ex bed Het 


“Dee Bund tft altrictione lrrevocabili, pacto valido perpetue 

duratoro, bekraftiget. Frevburg bebdit yor Dominos feu 
~ getueadifimos, Auſtriao Duees. | 
Hgs) Um 3603 Gulden; Mf vod Wattewel, My 
699) Cig*ubt, 1440. 





- “ Seſchichte der Sdhweis. 663 


dard) das Gotthardgebirg nath Italien filhet. Alle 
Eroberungen im Gebirg ſtaͤrken die Vormauern und 
Schutzwehren; wenn sie Schweizer alle unhaltbaren Ge⸗ 
genden aufgegeben >”), die When cingenommen, und 
unter einem eingigen Genat in Laconifthen Gefegen und - 
engem Bund aller Staͤmme hitten zuſammenleben wollen, 
fic wuͤrden, wie in einem flarfen Lager auf den Gipfeln 
der alten Welt, allen benadbarten Provingen durch Fries. 
bensliebe verehrungswuͤrdig, durch Natur und Sitten 
ſicher, um bie Freyheit nur ſelten, und freudig ‘wnb, 
gluͤcklich ibe Blut veegeffen baben *). 


Das ‘Thal Urſeren ‘it dem Gotthard, einen Mittel⸗ 
punct verfechiedener Straßen an die Quellen bed Rhein- 
ſtroms in Rhaͤtien, an die NQuellen des Rhodans in 
Wallis und auf dic oberſten Hoͤhen ded Paſſes wo dee 
Tieino entfpringt; and Balle Seventina, das erfte $talkd- 
niſche Sand auf ber. Suͤbfeite bes Gotthardfiods; dieſe 
Gegenden Haber wir beſchrieben . Man tomme aus 
dem Livinerthal °°) in bie Riviera; Bier fcheiné alles 
duͤrre und arm; der: Ticino wiithet obne Schranfen; 
doch fragen die Verge viele Gpuren, mit weldhem Fleiß 
ber alfe Adel in der fogenannten Barbarey der mittlern 
Zeiten dad Land bauen lief, und auf hohen Felfer feinens 
Volk gegen bic Waſſer und. Rauber Wohnungen ſicherte. 
Bey Bellingona bilden einige Huͤgel an dem Ticino einer 
engen Paß, dec durch cine uralte gewaltige Burg ſtark 


? 


693) Wie die Athenienfee water Themiſtekles bie Gtadt, unter 
Peviftes dic Landſchaft. 

694) Yu dieſem Geik rieth Archldamus nach dee Schlacht $e 
Leuktren, dab die Spartaner thun ſollten, was nachmals die 
Mainotten. 

695) Im erſten Cap. dieſes Buchs bey N. 159. 

696) Es bedarf kaum noch Erinnerung, daß Leventina Teutſch 
Livinen if, und bier beyde Ramen, dem Wohltlaus zuſoige⸗ 
wechſelweiſe gebraucht ſind. 





‘ 


8 


664 IL Dud. Giehented Capitel. 


befeftiget war”); ‘nun erſtrecken fic) Weiugdeten 
auf alle Hoͤhen, den Paß FAIt eine anmuthige Stadt. 
Alsdann liegen fruchtoare Ebenen bis an-den langen ™) 
und jenſeits Donte Cenere bis. au den Luganeſer See; 


die Ufer prangen oon Staͤdten und Flecken, wwiſchen 


Weingdeten, Wiefen und Wald Hdufig und lieblich wie 
Stflangt; beyder Seen Helle Waſſer fuͤhren in die Gefilde 
ber Lombardey. 


1 Diefe Straffe sogen, im Jahr tauſend vierhundert und 
zwey, Manner von Uri und. von Oberwalden™*) mit 
ihrem Gieh auf den Jahrmarkt, welder in der Mailan 
diſchenStadt Barefe gebaltes an werden pflegt. Die 
Amtleute Herjogs. Giovanni Maria Anglo Viſconti nah⸗ 
‘men ihnen ibrel Ochfew und Pferde, aus Anlaß eine 
Streitigkeit wegen des Zolls. Tene giengen unwillig in 
ihre Waldſtette zuruͤck; ſechs Monate lang wurden viele 
vergebliche Boten und Briefe an den Viſconti geſandt. 
Der Mailaͤndiſche Staat war nicht mehr unter Giovanni 
Galeazzo's kraftvoller Fuͤhrung; fein Goby war nod 
Kind. Alfo griffen die Urner und Oberwaldner gu dea 
Landbannern und famen Aber den Gotthard.  Gofort 
ergab fid) Valle Leventina. Das Domeapitel ju Mais 
land hatte gewiffe Nechte daſelbſt; Gerichte und Land 
ſteuer waren ded Viſconti; die Parteyen der Gibellinen 


697) Richt als ware fle Cdfard Werks aber man bidtet nidt 

cicht cin fpdtes Gebdube fo Hoch in dad Alterthum; felbe is 
Genf mag der Thurm, welcher Caſars genannt wird, wohl de⸗ 
ters von Seſſons ſeyn, aber Truͤmmer bewelfer, daß cr oof 
bem Plag eines nicht geringen Roͤmiſchen Werks iſt. 

698) Lago Maggiore, in welchem die been Inſeln liegen, beret 
fhdne Nature das Haus Borromel mit fo großem Mufmand 
hoeegiert. 


699) Zr, Siri wegen, fats unterwalden ob dem Sera 
„wald 





Beſchichte per Shwei, . Os 


und Guelfen, Schweizeriſchen Stddten unSelannt”””, 
verwirrten die Burgen wnd Flecken: diefer Thaͤlerz denn 
jeder trachtete nad) der Oberherrſchaft in diefem artes: 
Paf{, welcher die Lepontimiſche Unabhaͤngigkeit weiland 
‘gegen Nom bis auf Auguſtus troglg bewahrt, yng mela 
den die Lombarden anf ihre Manier mit Caſtellen hefeſti⸗ 
get. Wes Volk der Lenentina Cfo viele aber viergehy 
Sabre alt waren) ſchwur??) unter die Beale und ig 
den Schirm der Manner von Urj und Oberwalden „ih⸗ 
„ren Veropdnungen zu gehorchen; don ihnen Richter ku 
„nehmen, und diefe zu befotgen; die Steuer, wie vor⸗ 
nmals bem Herzog, an fie gu bezahlen; ihnen den Pos 
„ollftey7) und offen zu halten; von ibnen Huͤlfsvoͤl⸗ 
ter zu nebmen auf Roften deg Thals, wens fie auch uns 
„gemahnt kommen?), und diefen Vertrag teen gu bale 
nten, fo lang derſelbe henen- yon Uri und Oberwalden 
„gefalle, bey beib und Gut,“ 


Nachdem dieſe tapfern dirten die hoͤhniſch verſagte Landrecht 
Schadloshaltung des Verluſtes ihrer Heerden ſolcher⸗ 78 Velin⸗ 
maßen ſelbſt genommen, ruheten fie, bid im vierten 
Jahr ihnen geſagt wurde, Me neuen Sehiemanaebérige 


700) Sie wurden au Bera. zum erſten Male 516 ( wohl in ei⸗ 
nem Faßnachtſpiel) genannt; dd ſagte Valerius Anshelm av 
dem Schultheiß von Wattewyl: „Huͤtet, Herr, das find die 
„Namen, die gang Yealten: verderben; zur Stunde murder 
fie ausgeſtricen; Anshelms CHeontl ad 1077. 

701) Mit GVewilligung des Domcapituls, Tſchudi 1410f 
aber derfelben geſchieht in ber Urkunde feine Meldung. 

qoey Die Linder geben daſelbſt nicht mehe gu ,, Theil,“ und 
folen mit ihrem Gut ungepmungen fen; Urkunde N. 


703) De Leventiner Hdtten sndgen, heimlich in bad Land gelock⸗ 
ten, Mailandern ſich unterwerfen,, als ob fle uͤberraſcht wor⸗ 
den waren; dieſes wollten bie Orte ben der geringtcn Spur 
(dee Gachen hindern. Urkunde des Verteags swle 
den rt, OW. und Livinen, Ge Wughw, 1404. 


656. IL Bud. Siebentes Capitel. 


Auch erklaͤrten fie, daß niemals ein Verbrecher willluͤt⸗ 
lid), daß er nle ohne Vorbehalt feines Weibes und fi 
ner Gldubiger, um fein Gut gebuͤßt werden fol). 
Der Todfall wurde auch' den Maͤnnern von Deſch abge— 
nommen ). Die Leute bey der Burg yu Sreyery biaͤ— 
heten ) in den Freyheiten ber vornehmen Stadt Nou 
bon). | Es giebt Gefdhlechter in diefem Hirtenland, 
welche bie Briefe Haber, wodurch fie in dieſen Zeiten von 
den letzten Spuren der alter Knechtſchaft losgeſprochen 
woͤrden *. Wenlge Menſchen haben wie: diefe Hirten 
fo gluͤckliche Nechte durch den unſchuldigſten Fleiß auf 
ihre Entel gebracht. Go. war die Landſchaft Gane: 
deim Graf Rudolf getrent; fuͤr die wohlerworbenen Freyhei⸗ 

Heiten mit Bern verburgrechtet*); fromm, fo dag 
Rirchen geftiftet wurden’); ſtandhaft wenn die Geiglic 
chen ihre Guͤter der Steuer zu allgemeinen Ausgaben entjzie⸗ 
hen wollten “*). Graf Rudolf der juͤngere ſtarb, gu frig 
nad ſeinem Vater. Da er Dienſtmann zu Savoyen gee 


657) Auskaufbrief Seren “von Sanen, 10 Mar. 
1398; mit Genehmigung auch der Antoinette von Wegers 
_ Mund (Vaugrenanty, pes jdngern Grafen Weib. Chriter 
, Stephen von Ganen, des Grafen und des Hofs von Paufans 
he geſchworner Schreiber. Didimist, 1570, & Febe. 
658) Chron. de Gruyere, 1388, 
459) Nod im J. 1600 war die Mannſchaft vor Greyerz 1800, 
nun faum 1100. 
660) urkunde Rudolfs bes jüngern, vow 9 April 
+. 199.73 die Greyerzer dabey.gu erhalten. 
661) Ustunde Geaf Rudolfs, daß Rol, Richard und 
Cuenz dicti Cossier (fo heiben thre Nachkommen), Gli quon. 
, dam Uldriodi Pitet du. Creft, parochiae Rubeimontis (Rou- 
1 gemont) avenariae, caponariae (der Haner) ct gayetarum ip 
ber That frey ſeyn, 13875 aud 1395. . 

66) Welhes Burgrechts in bem von 1403 erwdhnt wird. 
663) 1402 wird am Gftad cine Capelle geſtiſtet; Landſchreiber 
Moͤſchigs Chron. vom Lande Ganen, 166235 MSC, fol. 

664) Landesverordaung 14063 ibids 





N , ‘ 


Gefhidhte ber Schweißz. 657 


weferr, wurde Ludwig von Joinville Herr m--Divonne, 
Zandvogt in ber Wade, fir ſeinen mnmalinbégen ‘Sohn 
Antonis SGubernator auf Greyerz. 


Bur felbigen Zeit erneuecte Sanen das Siarocecht mit 
Bern“). „Sie, die andlente von Sanen; und auch 
„von Oeſch, thun cinen Eid, auf fo lang die Stade 
nBern und Landſchaft Sanen fiehen werden, dem Schulte 
„heiß, Rath und Buͤrgern von Bern, gu. Handen es 
„Roͤmtſchen Reichs und in eigenen Sachen der Stadt 
„Huͤlfe zu thun, und chen derfelben zu geniefen; beydes 
„um Schirm bey Recht, Jebem Theil werden ſeine eigen⸗ 
„thuͤmlichen Geſetze, bem Grafen gu Greyery alle {cine 
„Gehuͤhren vorbehalten, Beyde Theile fenden aber 
„ſtreitige Ragen vier Manner nad) Eclendach im niedern 

Gibeathal; der Obmann iff qué ded Beflagten Vater⸗ 
„land. Juaͤhrlich fenden die von Sanen zwey Mark Sil⸗ 
„ber Buͤrgerſteuer nach Bern.” Durch dieſes Burg, 
recht ſorgten ſie fuͤr die mit Geld und Blut exworbenen 
Rechte; dieſes mißfiel dem Gubernator, fo daß er Sart 
mit ihnen umgieng. Es wurde zwiſchen Sanen und 
Oeſch wegen Eintheilung der Buͤrgerſteuer cine Zwey⸗ 
tracht geſtiftet aber die Berner vermittelten dieſelbe ohne 
Verzug “*). Da machte der Gubernator einen Unfchlag 
die oefe henſten. von Sanenland gefangen gu nehe 
men °°7), oy 


665) BSurgrestbrter, 26 Jun. 14035; mit Goachk vow 
Bokten (la Tine) herauf. Wegen dieſes Burgrechts fey 
Ganen in Bern zollfrey; Moͤſchig J. c. 

666) Spruch zwiſchen Sanen und Oeſch, 1405. 
An allen Unkoſten um das BK. bezaͤhlt Oeſch 60 Pfund; an 
Der Buͤrgerſteuer traͤgt 6 ble Halfte. 

667) Das Folgende iſt nah Moͤſchig. Man kann aus Dew 
Srieden ſchließen, dad ber Gubernator Unrecht Hatte. Bon 
feiner Abſicht an dem Jahrmarkt geſteht er fo viel, er habe 
Homines de Oyes (Hef) praprer iplorum. exceſſus gu Seftras 
fen vorgepabt; Urtunde 676, 


Bl, Theil. . — St 





~ 


658 IL Bud. Siebentes Capitel. 


- ” Syiegu waͤhlte er den großen Jahrmarkt in Deſch; be 
Kalan daſelbſt und andere reiche Maͤnner hatte er a: 
wonnen; vornehmlich rechnete er auf die Greperzer; ue 
ter folchen, welche dem gleichen Landesherrn mehr uv 
weniger Pflicht leiften, iſt gewoͤhnlich grofe Ciferfuctt. 
Aber Wilhelm Moͤſchig, des Laudammanns von Gann 
Bruder, wohnhaft in einem der hoͤchſten, ranhefter un 
rinſamſten Thaͤler des Rirehgaugs Oeſch °°*), -erfuk 
den Plan des Gubernators und verrieth ibn ſeinem Bri: 
der. Der Landammann, ele wnvoersagter kaltblaͤtigu 
Mann, vertrante die Gefahr dem Landsvennee Capo: 


. fer®). Gemeiniglich sicher die Cinwohnee- von jeden 


Ore in einer vereinigten Schaar. su Marte: alfe gaba 
fie hundert und funftig Maͤnnern heimlich BeHl, mit 
vinander,, nicht ohne Geitengemebr, nad Oeſch zu piv 
fen. Unenhe, Miftrauen oder Zorn morhte-xiemam 
wahrnehmen; -fie zogen ruhig bad Thal Herab; fie wut: 
fen, wie viel darauf anfam, die, welche gedadhten fi 
qu uͤberraſchen, ſelbſt su erſchrecken. Da fie im: Held 
angeformmen, zog mit fanfhunderte Rane der Venntt 
von Greyerz Heran. Da gieng der Cappiefer mit getro: 
fem Schritt ohne Worte auf ihn zu, faßte iba, und rig 
ihn von feinem Pferd. Auf dieſes Feichen wueden dic 
Anfibrer der Verſchwoͤrung fofort gegriffen“ ), die 
anbern durch Schrecken vertrieben; jene auf den Thurm 
Blankenburg in Oberſibenthal gelegt, und Bern am 
Hilfe angerufen. WAlfobald erſchienen die von Than, 
Hie VSibenthaler und Frutiger “)., Angebsrige der Stadt 
Sern, auf derfelben Mahnung mit offenen Bannern in 


668) Etivaz, Leſſif. 

669) Gein Geſchlecht tf ansgcRorben, 

670) Der Caflan von Ocih und ſechs Geryerzer⸗ nad Fide: 
- bf 14075 uͤberall zehn, meet Moͤſchig. 

674) Das VGanner von Frutiqen gog: wieder heim, weil einer 


aus der Schaar mit einem Gener im blutigen Bwepipalt go 


fallen, und ibn erſchlagen hatte; Moͤſchig. 


Gefhigee der Sdhmeipn 650 


Bern Oberhaud im Gebirg tourde befeftiget. deg 
: Gta 


oe r Pe °*F e, me 
? tao ref! . » 


672) Vanel und Oeſch, welche als caltra live fortahtia X. tye 
genannt werden. Das alſo der Banel nad 1349 nod Halts 
bar gewefen. mS rs 

673) Ob aber ber, N. 676 angef,, Vertrag, nach metthem 
‘Hef 1100 Gulden bezahlen mußte, adf- Selo BDegebenheiter 
und nicht vlelmehr auf den Auskauf ˖ N. 698 ſelne Geslepung 
habe, iſt nicht klar. a 1 

674) Peter und Rudolf und Anton von Corbieres (deren zwey 
acfangen wurden; Dſich ud i) und Aomon von Prez waren 
Herren der Burg; Uelande. ; ; 

673) Defen Pater odee Bruder Cafpar ver dem Herrn vos 
Joinville Gavowlcher Landvogt in ber Wadt gewefen. 

676) Friede swifhen Geevers (mit Willen und Aniehes 
des Joinville) und Dern, Murten, 3 Marz, 1407, 

672) Ratification Amadeus Vil, Dourgct, 7 Mara, 

8408. — 


660 ‘IK Bild? Sirbentes Capitel. 


x. Herrſchaſt Nach vdieſem trug ids zu, BaP Hugi Burfard von 
Oitiaes. Mauͤmpelgarbay) “Herr su Oktigen, welder zugleich 
Wienffinann Vor Savoyen unb ieger zu Bern tar, 
von den leibeigenen Benten felnet Herrſchaft Oltigen in 
‘Feiner Burg beſturmt und, obſchon er ihnen Recht an⸗ 
Sot, erſchoſſen wurde. Er war, ‘wo ticht cin tyranni⸗ 
Ther, ‘body eit twourfichtiges Mannen), bee mit ſeinem 
Boil tir Sitterer Zibeytracht ſtand, bas Haͤrteſte and 
BSchnichlichſte drohete / and gewiſſermaßen die Leute auf⸗ 
bot, „fie Wn ja war ſeine Felude fei n, er wolle ſie zu 
7 zwingen wiſſen.“ Darum wurde die' Bhat ſeines 
Boils burch bie Berner nicht gerdchen. Eben bieſelben, 

WIS ber Wraf sa Savoyen unter bem Vorwand fein 
Blutrache vie Herrſchaft Oltigen einnehmen wollte ), 
maͤhnten Bre’ Angehoͤrigen; ſchon waren die Banner von 
Thun utd Burgdorf in die Stade gẽekommen. Da ver: 
wiſctelte oN 'Gehbe Konrad Graf zulWelſchneuenburg mit 

¢ bet Basler) and anderer Eidgenoſſen, faufte 
VDVitigen um fiebentauſend golone Thaler) und ber: 

antwortete es dn Bern. 


. a 
¢ - 


678) Es tf mtr bis dabin unmoͤglich, auszumachen, 08 Huse 
y- aug cinem Zweig von-Montfaucon.(d¢en Maod, T. Hl, p. 
1, 57-69 wvᷣedi nicht alle hat), oder * er nur aus einem ade⸗ 
lichen Geſchlecht aus ber Stadt und Herrichaft Muͤmpelgard 
MOOR. 
629) Die, gandigort, welche zu “Bern oujaenommmen wordena 
EGEGtettler, ad a. 1410), iſt nicht entſcheidendz erklich ik 
fle einſeitig, zweytens nicht umſtandlich nod beſtimmt genag. 
680) Er ſcheint Hugo's Oberherr, vielleicht aber nicht fuͤr dice 
+, Herrfſchaft, geweſen gu feon. Alles dicks if dumkel, tana 
aber durch bas Archiv von Veen teicht aufgeheitert werden 
1681) Weichen wegen des Handelsinegs an dem Feleden dieſer 
Gegend ag. 
632) Bon ‘Agnellina von Bevans, Onig0% Withve, und ven 
' three Vocheer, #410; A. 8. von Wottewdi MSC. 
Stettler wu. a. ſchreiben ihren Geſchlechtsnamen Beenes; 
weldes nicht gang gu verwerfens ven ibe fonnte Gre Ge 


Gefhidte,ber Shhwaiz. hs 


r, Hiecauf zog Petermann ven Kraugthal, Schulta 
grip.) ), an der Spige ciner: graßen Gelandtſchaft 908, 
Bery*) und von Freyburs een) yaw Saboyen, hey 
Gefen, zu Segeugerty,, bas vie That an, Herre, Quas 
anicht, wie Berleuaber wobhl fagen, sit, Willen: den 
Stadt Derm gefchehens fie helen, dieſer Iu fall merhq 
„die Erneuerung des Bundes zwiſchen dem fuͤrſtlichen 


Hauſe und ſeinen alten Freuuden hen Vernern keincß 


wegẽs hindern °°): Peter Felga, Schultheiß su Sregs 
„burg, fey mit ibm gefommen » teil dad gauging Wey 
„ſen diefer vornehmen Stadt in benfelben Bundvertrag, 
prgurtveten wuͤnſche.“ Dena Amadend der Achte bhehaup⸗ 
Ste. und. vermebrte mit ausnehmendem GONE den Glauz 
der Saveyſchen Macht: Granſon, iv Srafſchaft Senf, 
ier: Beagty und in Breffe hie. Herrſchaftem Hal alten Thoire 
Vitlars, den Schirm der gewaleigen Mvgdvotl-ju Vere 
cei, Domo & Offola and ganz PremVwerwars evs 
und oͤberwand Salutzd, Moutferrat und. andere feine 
Feinde; die Herzoge von Burgund sft von Mailand 
chrten fein Buͤndniß; es wuͤrde ihm Jächt ‘gewefen feytin” 
wider bie Stadt Dern waͤhrend diurechiſcher Kriege 


madis (ben Tſchudt1410 sutynssesnatemnsdn mie! 
Raron herfommen. 

683) Indeß war Ifo von Bolligen fein Gtatthalter; urku n b e 

- Baia, Weaermanns Haus betneffend. 

«o4) Memo Dives. (Noch),... Singoltiagee, ‘ei rts, 

Antes Gugla, Petes hae . 

685) Der Schultheis Taga, Jacob Semberb , Job. Belge, 

Jab. Borpbicentin (diel Geithledt, toun id nod nigt ent⸗ 

sere) Vexillifer, und Peter vow Cubdgefin, 

636) Nicht eben der Warde der Stadt gemaß, Heist es in der 
watugde N. 687: Humiliter Cupplicabent,. nt cisdem, nog 
obRante, malivolenti prardicta, aitenta eorum pracfacta ex- 
culgtione, confcederatianis .iterum ..validese dignaremur. 
Es war vielleicht feince dee Geſandten der Lateiniſchen Spras 
ei ae tundies die Uctupde murbe am Sererlhen fot 
geſchriebe 


vie | 


ra 


663 «Il. Bad. Sichentes Capitet.: 


ſchaͤrliche Fehben yu dhen. Daß ed alfe eine nicht ge⸗ 
vinge Belohnung ihres Waffenruhbms und ifres Eifers 
in guten Anſtalten war, als Amadens, ohne Erinnme⸗ 
tung deſſen was im Sanenlande und wegen Oltigen ge⸗ 
ſthaͤh, fuͤr wichtig hielt ſeinen Bund mit Bern ga befe⸗ 
Rigen"), eben denſelben ber Stade Freyburg mitzu⸗ 
cheilen e) und ſich zu erklaͤren, gewiſſe Lehenrechte, die 
er auf Aarberg, Belp und, Frutigen su haben glaubte™), 
aie fo gu ſuchen, daß der Bund und Friede dadürch ge⸗ 


koͤrt werden loͤnne es 


Da ertauftc bie Stadt Bern ben Hetrſchaftslenten 
* Sitigen alle Anſpruͤche der -Dienbarfeit®"). Von 
den Maͤnnem welche den Twingherrn umgebracht, haben 
die Alten aufgererchnet, fie ſeyn faſt alle gewaltſamen 
Tobes geſtaer); vielleicht wollte man andere abs 
ſchreden⸗ guy Nowett ihrem Beyſpiel gu folgen. 


LOWwatbe “Ginige dierzig Herrſchaften wurden. burch ble Staͤdte 
837 der Schweijzeriſchẽ tg Cidgenofferr , erivorben ; es mar fein 


vinen 


geringeres Verdienſt um hen gangen Bund als die Mans 
ner bon Uri mit Ou deren von Unterwalden o6 dem 
Kernwald im Anfang des funfzehnten Jahrhundertes den 
arn Bea Paß a u ihre Getwals beecheen. welcher 


* Sundbetel, Rollillon, rate} ‘gu Erneuernus beſſen 
"BOR 1384. Der Graf bedenkt qued Matui ot honori noſtro 
congrait ut finceritas dilecti¢his noſtras ulgerias confolidesur, 

628) Volestes- (05 alld gratia’ noftras ‘confaimare. — 

689) Das erſte you ben alten Grafen, das zwerte ven Mons 
hil bag leote von dem deeyberon von Thurn zu Gete⸗ 


— Jnhatts be Bande, anders nicht, woke ee dad then. 


Der Gund iſt altrictione trrevocabili, patto valido perpetue 
duratoro, betedfttset.' Frevburg bebdit yor Dominag [nce 
> gretueadifiimas, Auffriao Duees. | 
2 Um 3605 Gulden; Wf. 008 Battew os, MT, 
G93) SiGudl, wqio, 











Seſchichte ber Sdweis. 663 


bard das Gotthardgebirg nath Stalien fuͤhrt. le 
Eroberungen im Gebirg ſtaͤrken die Vormauern und 
Schutzwehren; wenn die Schweizer alle unhaltbaren Ge⸗ 
genden aufgegeben s2), die Alpen eingenommen, und 
uniter. einem einzigen Senat in Laconiſchen Geſetzen -und 
engem Bund aller Staͤmme haͤtten zuſammenleben wollen 
ſie wuͤrden, wie in einem ſtarken Lager. auf den Gipfeln 
der alten Welt, allen benachbarten Provinzen durch Frie⸗ 
densliebe verehrungswuͤrdig, durch Natur und Sitten 
ficher, um die Freyheit nur ſelten, und freudig unk 
gluͤcklich ihr Blut ‘veegeffen haben es 


Das ‘Thal Ueſeren it den Gotthard, einen Mittel⸗ 
punct verfchiedener Strafen an die Quellen des Rhein⸗ 
ſtroms in Rhaͤtien, an die Quellen des Rhodans in 
Ballis und auf die oberſten Hoͤhen des Paſſes wo der 
Tieino entſpringt; und Valle Seventina, das erſte Itallaͤ⸗ 
niſche Land anf der Suͤdfeite des Gotthardſtocks; dieſe 
Gegenden haben wir beſchrieben ). Man kommt aus 
dem Livinerthal“ꝰe) in die Riviera; Bier ſcheint alles 
duͤrre und arm; der Ticino wuͤthet ohne Schranken; 
doch tragen die Berge viele Spuren, mit welchem Fleiß 
bee alte Adel in der ſogenannten Barbarey der mittlern 
Zeiten das Land bauen ließ, und auf hohen Felſen ſeinem 
Bolf- gegen bie Waſſer und. Rauber Wohnungen ſicherte. 
Bey Bellinzona bilden einige Huͤgel an dem Ticino einen 
engen Paß, der durch eine uralte gewaltige Burg ſtark 


693) Wie die Athenienſer unter Themiſtekles die Stadt, unter 
Perittes die Landſchaft. 
694) Jn dieſem Geiſt rieth Archldamus nad her Schlacht ben 
Leuktren, daß dic Spartaner thun ſollten, was nachmals die 
Mainotten. 
695) Ym erſten Cap. dieſes Buchs bey N. 159. 
696) Es bedarf taum nod Crinnceung, daß Leventina Teutſch 
Livinen if, und hier beyde Ramen, dem Wohltlans zuſoige, 
wechſelweiſe gebraucht find. 


664. II. Sud. Siebentes Capitel. 


befeftiget war”); ‘ nun erſtrecken ſich Weingdcten 
auf alle Hoben, den PaG FAUt cine anmuthige Stadt. 
Alsdann liegen fruchtbare Ebenen Sis an den langen ™) 
und jenſeits Monte Cevere bis. au den Luganeſer See; 
bie Ufer prangen don Geddten und Flecken, wwiſchen 
Weingaͤrten, Wiefen und Wald Hdufig und lieblich wie 
Stflangt; heyder Seen belle Wafer fuͤhren in die Gefilde 
der Lombardep. 


Dieſe Strafe sogen, im Jahr tauferd vierhundert und 
gwen, Manner von Uri und oon Oberwalden ©) mit 
ihrem Vieh auf den Jahrmarkt, weldher in der Mailans 
diſchen Stadt Barefe gebaltes gu werden pflegt. Die 
Amtleute Herzogs Giovanni Maria Anglo Viſconti nah⸗ 
men ihnen ihre] Ochſen und Pferde, aus Anlaß einer 
Streitigkeit wegen des Zolls. Jene giengen unwillig in 
ihre Waldſtette zuruͤck; ſechs Monate lang warden viele 
vergebliche Boten und Briefe an den Viſconti geſandt. 
Deer Mailaͤndiſche Staat war nicht mehr unter Giovanni 
Galeazzo's kraftvoller Fuͤhrung; fein Goby war noch 
Kind. Alſo griffen die Urner und Oberwaldner gu dea 
Landbannern und famen aber den Gotthard. Sofort 
exgab fid) Babe Leventina. Das Domcapitel ju Mai 
land hatte gewiffe Rechte daſelbſt; Gerichte und Land- 
ſteuer waren des Viſconti; die Parteyen der Gibellinen 


657) Niche alg wdee fle Caſars Werk; aber man bichtet nicht 

icht cin ſpates Gebdude fo Hoc in das Alterthum; ſelbſt is 
Genf mag der Thurm, welder Caſars genannt wir, wohl Her 
teré von Geffons feon, aber Truͤmmer beweifen, dab er ov 
bem Platz cines nidt geringen Roͤmiſchen Werks if. 

698) Lago Maggiore, in welchem die bree Inſeln liegen, deren 
ſchoͤne Natur das Haus Borromei mit fo grobem Auſwand 
uͤberziert. 


699) Oe Kisge wegen, flats ,,Untermalden’ of dea Kern⸗ 
pp WALD, “ 





Sefhidgte der SAHweip, .. Obs 


und Guclfen, Schweizeriſchen Stédten unbetanne”””), 

nerwirrten die Burgen und Flecken diefer Thaͤlerz dean 
jeder trachtete nad) dec Oberherrſchaft in diefem Sarfen 
Yok], welcher die Lepoutinifehe. Unabhdugightit weiland 
gegen Nom bis auf Augufins trogig bewabrt, une mela 
- Hen die Lombarden auf ihre Manier mit Caſtellen hefeſti⸗ 
get. Alles Bolf der Leventina Cfo viele uͤber viertehn 
Sabre alt waren) ſchwur?“) unter die Sewalt und in 
ben Schirm ver Manner von Uri und Oberwalden, „h⸗ 
ven Berordaungen gu gehorchen; don ihnen Richter yu 
„nehmen, und diese gu beſolhen; die Steuer, mie vor⸗ 


niuals dem Herjog, an fie gu bezahlen; ihnen den Pos - 
„dollfrey?) und offen su halten; von ihnen Huͤlfsvoͤl⸗ 


„ker gu nebmen auf Koften deg Thals, wens fic auch uns 
„gemahnt fommen ”°*), sud diefen Vertrag teen gu hale 
„ten, fo lang derſelbe denen- gon Uri und Oberwalden 
„gefalle, bey Sib und Gut." 


Nachdem diefe tapfern Hirten die hoͤhniſch verſagte — 


Schadloshaltung des Verluſtes ihrer Heerden folcyer> met 


maßen ſelbſt genommen, ruheten ſie, bis im vierten 
Jahr ihnen geſagt wurde, die neuen Schirmangehoͤrigen 


zoo) Sie wurden gu Bern sum erſten Male r316 (wohl in ets 
nem Faßnachtſpiel) genannt; od fagte Baleeius Anshelm zu 
dem Schultheiß von Wattewol: ,, Hitet, Here, das find die 
„Namen, dic gang Sealten verderben; sue Stunde murder 
fie ausgefriden; Anshelms Chrontl ad 1077. . 
701) Mit Bewilligung des Domeapituls, Thhubt 14103 
aber derfelben geſchieht in der Urfunde keine Melbung. 
gor) Die Linder geben daſelbſt nicht mehr au ,, Theil,“ und 
— mit ihrem Gut unsewungen fen; Urkunde N. 


703) “Dt feventiner haͤtten andgen, heimlich in bas Land gelock⸗ 
ten, Mailandern fic unterwerfen,, als ob fle aͤberraſcht wor⸗ 
den waren; dieſes wollten bie Orte ben der geringten Gpur 
idee Gachen hindern. Urkunde des Bertrags gwle 
Hen ist, OW. und Livinen, wwe Mugsw. 40a. 


t Bellin⸗ 


666 II. Bud. Siebentes Capitel.- 


Werden vor ber Hereen zu Belkinzona bedrohet. . Here a. 
Brecht: von Sar, aus dem uralten Rhaͤtiſchen Abel, Frey⸗ 
Here zu '‘Mifor -(weldhes bebe Shak unten degen Bellin⸗ 
sona offen, oben an dad Gebirg Adule geſchloſſen iſt), 
Erb: Ulrich BWalthers, Herrn oon Belmont in dem 
Lugnetz, welches langen wad wilden Thals altrhaͤtiſches 
Boll allezeit ungern gehörchte, in der Grub wo Fang 
Hiegt und in Flims; Olefer Here hatte, um Rriegesfold, 
mit Gewale oder durch Heirath, von dem Hause Ruſca 
Sie fo eben whdereroberte’*") Stadt Bellinzona erhalten, 
tind’ wider dew Willen ber Biftontl, bes Lehens Herren, 
behanptets Heinrich, fein Sohn, bewogen durch viele 
Rufagett Ses erſten Herzogs vow’ Mailand, uͤbergab ihm 
den Ores was ihm verſprochen worden, geſchah nicdt; 
fo ſchien Caſpar, ſeinem Sohn, und ſeinen Graders 
Donat und Johann gut und gerecht, Belllnzona wieder 
einzunehmen, und nach der alten Verfaſſung das Lehen 
dieſer Grafſchaft von dem Roͤmiſchen Reich zu empfangen. 
Dieſe Herren??) mochten’ die Abſicht haben, durch Uns 
terwerfung ber obern Thaͤler an dem Gotthard ihre 
Macht feſter su griinden, oder sine den Ort Abiafeg ju 
firafen, daG er im legten Krieg von dem Lande Riviera 
~ mit Sivinen unter die Schweizer gefehworen. Sofort 
als bie Schwelzer dieſes vernahmen, machten fie ſich auf; 
am vier und zwanzigſten des Chriſtmonats jogen die 
Schaaren ber Urner und Oberwaldner Aber den tiefbe⸗ 
ſchneyten Gotthard; und erſchienen mit offenen Bannern 


7038) Grofe Febbe tn burgis (Caftellen? ber Landſchaſt?) vor 
‘Como zwiſchen den Vitani und Rufca, uralten Feinden, wer 
in Daldaffare Ruſca den ſehr blutigen Gicg mit feinems Leben 
besabite,’ Belinsona dem Haufe Rufca wieder sugecignet 

wurde5? 1405, Caftelto Caſtelli, libro mirabiliom ; 
- Murat; XIV. 

704) Deven Gelhlechtregifiee und Cheonotoste in diefen Jahren 
ſeht verworren if, 


Seſchichte dev Sadweig -: 66 


voll Ruth bey Gaide, dem vornehmſten Ort in dem Mole: 
nerthal. Das Ennetbuͤrgiſche Land: erfchrack; ‘wile 
Herrn ritten dazwiſchen; dieſe Fehde wurde wach ihrem 
Willen vertragen?). Bald nach dieſem ſtarb einer von 
‘Gar, mit großem Argwohn ver Seinigen, daß dieſes 
auf Befeht Herzogs Giovanni ‘Maria geſchehen: alfa 
warben Johann, Donat und Eafpar, in großer Furcht 
fiir 2eib- und Gut, bey Uri und Oberwalden um Land⸗ 
recht! Gon der Zeit an, als die Vifconti liftiges Weile 
bie Oberherrſchaft in Mailand erlangt, bedienten fie ſich 
giinftiger Zeiten unter Raifetn, die Italien vernachlaͤßig⸗ 
ten, den Adel mit offenbaren Waffen, und mit Gift, 
Meuchelmord und. manderley Betrug zu bezwingen; fo 
wurde das edle Stalien immer mehe mit geheimen ſchwar⸗ 
gin Unfchldgen auf Mord und BVerrath angefuͤlt. Url 
und Oberwalden gaben deft Herren von Gay gu Mifor 
und Bellinzona Landrecht?c), mit folgenden Bedingungen, 
„daß Bellingona ihre offene Burg fey und bleibe ; fle moͤge 
„nicht obne ihr Wiffen andern uͤbergeben werden; Koſten 
„der Geſandtſchaften und Kriege su Erhaltung Ser Heres 
„ſchaft ſollen die Herren tragen; jaͤhrlich bezahlen fie zwey⸗ 
„huudert Gulden an die Orte; ihre Leute unterhatter den: 
„Paß; die Orte und ihre Schirmverwandten gu Urferen, 
„kivinen und Abiafco geben weder Zo noch Mauch und 
„Geleit von ibrem Gut.“ 


Die Schweijer in dere einſamen Flecken auf den Alpen 
waren aufrichtige Krieger, welchen auch ein kleiner Ge⸗ 
winn koͤſtlich ſchien, weil wenig in ihrem Lande viel wars. 
die Italiaͤner kannten beſſer jede Tuͤcke des Herzens, wo⸗ 
durch die Macht erworben und moͤglichſt lang behauptet 


705) TiHubl 1406, 1407, 

706) Landrecht sbrief, 14073 eb. bal. Er if auch file’ ths 
re Erben; wenn fic ihn in Jahreefriſt nicht erneuern, fo fay 
Bellinzong ben randern belt, 


X 


668, IL Bud Siebentes Capitel. 


wird: alſo wurben von. ben Schweizern dieſer und andere 
Vertrdge- gibt phye, langes Nachſinnen und vielerley 
Verwahrung wider dig Welſche Spitzfindigkeit geſchloſ⸗ 
fern"). dach wurden fig gemeiniglich uͤberliſtet. Als⸗ 
dann waren die Hallbarden ihr Weg zum Recht, weil die 
Itqliaͤner als in eine ofſenen und guten Laud, bald 
Friede erfquften, und mit weuccfonnener Kunſt cine 
Wertrag, machten. Die Schweizer haben uͤberhaupt nicht 
viel Guys von, den Fremden gelernt, und haͤtten mehr 
— und Ruhm, mewn ſie nie aus den Paͤſſen gejogen 
ren. oe, 


Die Herren von Sar mit Hilfe des Belmontiſchen 
Volks, der Palenger und Crefciawer °°), uͤbten Fehden 
wider Facino Cay, dieſer Lande Gubernator fir Gio⸗ 
vanni Maria und fir Filippo Vifconti. Graf Luther 
von bem Hauſe Ruſca eroherte die Caſtelle Locarno und, 
Como, feiner Votaͤltern Erb, welche an den Ennetbuͤr⸗ 
giſchen Seen lang hic groͤßten Herren geweſen; per Her⸗ 
zog Gilipps ehrte ibn durd das Geſchenk des aquifer 
Thals 7"). Jn diefer grofen Verwirrung hes Landes 
wurde en Hirten yon Faldo, dem Levgntiner Hauptflel⸗ 


707) ێ ff in dem Landrechtbrief N. vos, ,, mene Gel 
„lenz ben Herren von Gar mit Gewalt abgenommen wer⸗ 
nde, fo hoͤren: fle gui, die 200 Gulben zu begablen 5 mean fie 
makes ben Ort hurd Lift oder Betrug verlicren, fo gablen fie 
a doc.” Dergleichen Lift beforgte man auch von ihnen felbe; 
fie konnten fic) beimlich bent Herzog verſihnen, und ihn eins 

laſſen, um durch diced Mittel, ohne offenbaccn Bruch, ver 

. Ridaconficn las zu werden, 

yo8) Chriftiana ben Tſchudi. Ich weiß nicht, ob dieſer Ort 
in Riviera damals dee erie war, oder warum font feince ge⸗ 
dacht wird; aleichwohl gedachte ih ben Mdnnern, you Ceciciano 
ben ub nit zu rauben, in dee Hiftorie genannt worden 
gu ſeyn. . oo 

708°) Petrus Candidus Decombrins, vita Philippi. 





Geſchichte der Schwelz.. 669 


fen, da fle auf einer abgelegenen tp ihre Heerden wei⸗ 
deten, Raub xuͤbt aus dem Eſchenthal — 


Oſfᷣlã gtd oder Eſchenthal war unter Mailand; (1) Sriege im 
liegt hinter den Locarnefiſchen Thaͤlern meiſt in jahmen Eſchenthal. 
ffuchtbaren Huͤgeln, Gis at die Graͤnzen der Walliſer 
in dem hohen nnd wilden Cimplongebirg!). Als den 
Eſchenthaler Herten geſagt wurde, „das Teutſche Dolfin 
prBotihare brgehre die Ruͤckgabe des geſchehenen Ranbs,(! 
tachten Re deſſen), wuͤrdigten es kaum einer ernſthaf⸗ 
ten Antwort, und lebten getroſt. Alſo da im Herbſt⸗ 
monat cin Bote aus Oem oberſten Eſchenthaler Dorf su 
Down vOffola Gericheete, daß die Urner und Unterwalds 
ner eingefallen; als, ebe fle: fith hieruͤber bedacht, an⸗ 
Gere Boren anſagten, die Laudſchanze fey in ded Feindes 
Gewalt; und ald, indeß fle waffneten, die Fiucht aller 
vbern Dover verficherte,. daß des Feindes Eidgenoſſen 
mit großer Mache aufgebrochen, am das Eſchenthal gu 
frafen”™) ließen fie um fo viel erſchrockener die Wafer 
‘ fallen. Da that Franceſco Brogmno 24), bes Yauded 


fo. 

409) on der Alp Sauentein geſchah dieſes. Die Verma⸗ 
den von Leventina, Lavizzara, Formazzo, eigenthamliche 
und gewiethebe, faufen mannigfaftig durch einander. 

a Q) Buͤſch ins ſchreibt Ofcela, welches dem alten Ocelus ads 
ber kommt; wir baben unter verſchiedenen Rechtſchreilbungen 
dte gewaͤſit, welche dee Ausſpeache im Land am ahnlichften 
iſt 


711) HOt Stimcien; BATHing ſchreibt aad ber altrhau⸗ 
> {hen Etoendlogie (Cim) vidtig Cimpion 5 bie letzte Chev 
ſtehen mie nidt. 7. 
712) ,, Die vow Uri follen ja fommen ; fie wollen ihnen die. r 
oben Sedpfe aufſchneiden“ uff: Es iſt tegtere Beem 
tung fede gemtin in den Thatien., welche, segen tape: tobe 
derſchloſten, im Sewmer fag brennen. 317 
713) 3330 Mann; ua den h. Kreuztag im Serva 1410. 
Tih ud i. 
714) Bey unfeen Geſchichtſchreibern Brinn 3“ man. picat in - 
Creacht Itallens die Endiplbe au verſclucken; ʒBtrorai 
— um dieſe Zeit auch font vor. 


670 i. Bud. Siebentes Capitel | 


Richter, das Einzige was sur Rettung deffelben geſchehen 
fonnte: fofort alg die erſten Banner augeformmen, cr 
Sffnete er Domo. Wegen dieſes Entſchluſſes blieb das 
Land unverdorben. 


Die Haͤnpter der Schaaren traten sfammen; da 
ſprach Zuͤrich, „euch zum Beyſtand, liebe Eidgenoſſen, 
pfind wir uͤber den Gotthard gezogen; treulich und germ 
„und bereitwillig noch mehr fuͤr euch zu thun. Ueber 
„ein Land aber, welches fern if von uns, fremder Jue 
„gen, und two andere Rechte find, uber fo cin Lard 
„hereſchen su wollen, ſcheint was nicht gegiemend. Rebs 
met ie td Hin; ibe wohnet ndber, feyd Regenten da 
ſelbſt.“ Bern hatte fein. Sheil an dieſer Waffenthat; 
whe groͤßere Urfache hielten die Verner far unbedacht⸗ 
‘fam, durdy die hohen Alpert gu giehen 7%). Die vier 
;Walokette, Zug und Slaris ,. rathſchlagten, und sere 
ordneten, »,Francefco Brogno, in ded Lauded Geſetz er⸗ 
‘gfabren, foll wie zuvor Landrichter feyn;. fie wollen 
„Soͤldner bey ihm laffen, Offola su ſchirmen; dafuͤr 
„ſoll dads Cinfommen ibe, der ſechs Orte, ſeyn. De 
‘Banner sogen heim. : 


Die Schwelzeriſchen Sitten gefielen bem Bolt; der 
‘MAdel ertrug ungeduldig, daß Hirten Aber ihn herrſchen 
wollten. Weil aber. Brogno, cin Mann oon unbefleck⸗ 
ter Ehre, ſeinen Eid ohne Ausflucht halten wollte, ver⸗ 
ſtanden ſich die Herren amit ihren Freunden im untern 
Eſchenthal, und mit Facins Can, Mailaͤndiſchem Guber⸗ 
nator, daß jene erklaͤrten, fie wollen gu den Schweizern 
ſchwoͤren. Raum war. der vandrichter Aber den Sint 
Sofa, fo wurden die Sdloner bey ihm umgebracht, ct 
ſelbſt gefangen, Domo ergab fic dem Gubernator. 


| ars) Siri mae megen bed Sanbetaweges meve daran gelegen; 
+ Bodmers Geſch. der St. 3. 


Geſchichte dts Schweiz. 671 
Die Eidgenoffen hoͤrten dieſes zuͤenten, zogen aber die 


Alpen. und kamen ohne Widerſtand bis uber den Flak, . 


ber. beyde Thaͤler Offola ſchied“ *). Ber allen leuchte⸗ 


ten vierhundert Mann hervor, von den Zuͤrichern (die 


nichts am Eſchenthal hatten) ihren Eidgenoſſen zu Huͤlfe 
geſchickt, an Muth mit allen wetteifernd, an militaͤri⸗ 
ſcher Subordination aller uͤbrigen Muſter?) . ſonſt 


fehlte ihnen dieſe wohl eher, aber dem Schweiger iſt 


„ keine Kriegskunſt ſchwer, ſobald er einen guten Haupt⸗ 
mann bat, Nachdem fie uͤber die: Toſa gekommen, zog 
bier cine Schaar, dort eine Schaar, an dic. feſten 
Thirme, quf deren Schirm ſtolz die untréve. Liſt gu boͤ⸗ 
fen Thaten tretzig ward. Oben zu Bommat 9b) un⸗ 


tergruben dic Lucerner einen Thurm des Can, ſtießen 


Feuer daran, und zugleich ſpielten die Buͤchſen“H i, bis 
ploͤtzlich der Thurm krachte, brach und feine aus. fupfgis 
Mann beſtehende Beſatzung begrub. So geſchah dem 
weißen Thurm, fo der hohen Truntana, Als. Mai-⸗ 
laͤndiſche Soldaten diefen Krieg ſahen, wandeen ſie 
ſich ohne Schlacht. Alſo wurde Stadt und Burg do⸗ 

mo erobert, letztere herabgeworfen. Als die Schwetzer 
Die Rache vallendet und alles hergeſtellt, fehlten aus 
allem Volk zwanzig Mann, vom zoͤricher ee ark ita gia 
‘mer; dev Hwdnung zu fob. Jott 


tube: 


‘ ” 


416) Dieſen zwedten Zus in erent thaten bie ese 
1411, in Sribling ; Tidudt W 


717) Dleſes ruͤhmt Etterlin, J 


7176) Ober Formazzo, weiches der Ftalidniſche Rone Slepes von 
iauter Welſchen Nachbaren umgebenen Teutſchen Dorfes ies 


*» \ id ‘ 


es liegt an des Straße von Exriels (Ajrolo) in Livinen Mash Dew oo 


mo >’ Offola. 


gts) Suit erften Male tn Schweizeriſchen Krieger wird iter: te 
poecifie nod, ob es fein detham der Abſchrelher) B a9 fens 
pulvers eiwahnt. 


7 


— 


— 


672 1II. “Bud. ‘Giebewtes Capicel. 


Der Herzog Filippo Wifconti, Nachfolger ſeines 
Bruders, Giovanni Maria Anglo, ba ex dem Facino 
Durdy feine Kuͤhnheit Maifand entriffen, ein Mann. von 
Beit; genoß die Wolluͤſte annmfdrdntter Herrſchaft in 

einem reidhen und ſchoͤnen Stadt, und üuͤberließ erſt in 

ſpaͤteren: Jahren andern die Sorge und Ehre ibn zu be— 
haupten · Man fuͤrchtete, wenn dem Teutſchen Volt 
in den Alpen Domo d' Oſſola ungeſtoͤrt bliebe, fo wuͤrde 
es ben der mannigfaltigen Verwicklung der Italiaͤniſchen 
Haͤndel ohne Muͤhe und gern ſich in der Lombarvey aus⸗ 
breiten. Dieſem Uebel, dem die Mailaͤnder ſich ju 
ſchwach glaubten, befſchloſſen fle durch den. Verkauf des 
Eſchenthals an Grafen Amadeas von Savboyen vorjy 
fommen”). Der Graf Ub, daß dieſes Sand ihn ju 
gleich ‘in Sem Walliſer Pas gewaltig und bey nesen Jus 
faffen dem Staat von Mailand furchtbarer machte. Er 
hatte einen Bund mit Wilhelm von Raron DBifchof ju 
Gitten; der Freyherr Wiſchard von Raron, ju Wali’ 
Landeshauptmann, trag aus angebornem Stolz wider 
alle Volksmacht bittern Haß. Defto leichter nahm de 

Herr von Ehivron, Hauptmann aber die Macht von 
Savoyen, durch das Wallifer Thal ungehinderten 
Durchzug; ‘ber Here vow Raron, ein der Paͤſſe kundi⸗ 
ger, wohlerfahrner Kriegsmann, zog mit ihm uͤber den 
Cimplon. Chivron ſtieß gu dem Carmignuola, dem 
beften Feldherrn bes damaligen Ftaliens, Anfuͤhrer der 
Mailaͤndiſchen Macht; fie vertrieben die wenigen in 
Dffola liegeriden Schweijer. Es geſchah burch Konig 
Sigmund, welcher um die Kirchenverſammlung gu Gos 
ſtanz betuͤmmert war, daß der Aufbruch der Schweizer 
verſchoben wurde ). 


ieferen an ¶ Dad” Reichsland urſtem ber nothivendige Paf 
Ur nach Italien, war in Zeiten dieſer Kriege ſchon dem 


~~ 


719) Guichenon, Sav., Amé VIIT, ad a. 14kr. 
- 920) Dieſes begab ſich 14:45 Tſchudi. 





Gefdhigte der Schweiz . 673 


Sand Uri oerbunden. Mis die Rafer, nach_Erbdlanden 
Begierig, die Kaiſermacht als zufaͤllig vernachlaͤßigten, 
belehnten fie keinen Vogt dher Urſeren; keiner wurde be⸗ 

gehrt. Nach langem trug ſi ſich zu, daß eine Uebelthat 

geſchah, und Urſeren eines Blutgerichtes bedurfte; da 

nun fie deſſen keine Gewalt hatten, und der Abt von 

Diſentis ihrem Ammann die hohen Serichte niche geben - 

konnte by, giengen fic. nad) Uri, dena der Koͤnig ' 

hatte dem Landammann von Uri det Blutbann verlies J 

hen?); fie die gerechten Landleute gu Urſeren wollten 

ſich nichts anmaßen. Die Urner ſandten zwey Richter, 

bor dem Volk su richten. Bon dem an traten fie mit 

Urferen in ewige Gemeinfhaft.”**). Urferen ſteht nach 

alten koͤniglichen Freyheiten unter einem ſelbſterwaͤhlten 

Thalammann?) und Rath;. ſie werden von Uri beſtaͤ⸗ 

tiget; Uri ſendet ihnen zwey Maͤnner, uͤber Berbrechen 

gu urtheilen. Durch dieſes Landrecht mit Urferen und 

jenen Gertrag mit Balle Leventina wurde dag Gebiet 

oon Uri jn fieben Jahren ohne Falſch gdh Rages vers 

doppelt. 


. —* die Schweizeriſche Etgenoſſenſchaft in allen m. Xhatlen. 

Graͤnzen des alten Helvetiens zur Oberhand gelangte, 
erhob fid) cin zweyter Bund in Hohenrhaͤtien und ſuch⸗ 
te ihre Sreandfehaft. 


Eigentlich liegt Hobenehacien in dem Gebirg Adula, bꝛſorei⸗ 
deſſen der Criſpalt, Lukmainer, Vogelberg und Spluͤ⸗ bung. 
ger die vornehnſten Berge. find. Zwiſchen ſeinen five 


= 


zeao0>) So blieb es und der Ammann pflegte dem ria s1ey 
weiße Handſchuhe gu geben, bis 1649 ein Auskauf geſchah. 
721) 1389. Das vorige it Landſage, dic mit urkundlichen Um⸗ 
fidnden dbereinfommt. 
722) Ewiges Landrecht, 25 Brachm t4to, 
72 3) Hiezu it Ueferen durch Koͤnigs Weneeslafs Grief 1399 
(teu, Art, Urſeren, Ss. 11°) berechtiget. 


II. Theil. Mu 


674 II. Buch. Siebentes Capitel. 


lichen Aeſten liegt Miſox nebſt Calanca, zwey Tange 
Thaler swifhen Polenza und. Chiavenna, offer gegen 
Bellingona, dod) grange Miſor in Bergen an das Co: 
meſiſche. Nordwaͤrts bildet erſtlich der Criſpalt und 
enkmainer dasjenige Thal gegen Motgen von Uri; durch 
welded der vordere Rhein feßt; S. Siegberts Kloster 
su Difentis liegt an dem Eingang bes Thats, Zwi⸗ 
{chen dem Lukmainer und einigen Aeſten des Vogelbergs 
liegt ein anderes Thal, von Medels genannit, ans wl 
chem der mittlere Rhein, ducch Fer vordern Gey Diſen 

tig verſtaͤrit, nad) bem vornehmen Ort Slang éeeunter 
firdmt. Aubere Aeſte des Bogelbergs Gilden das tug: 
nes, deffer Strom) ber Glenner, Bern Ylang in: den 
Rhein tritt; und Giffien, bas Sahd ſchoͤner Werden, 
beffen grofier Bach dard). bis Verſamtobel der Rhein 
unter. Slang nicht unbetraͤchtlich mehrt. Lagnez ‘und 
Saffien und’ ifre Nebenthaͤler trennen ben mictlért oon 
dem hintetn Rhein, der hoch dom Eis des Vogelbeigs, 
den’ Rheimvuld herab, durch dle fruchtbaren woͤhlvir⸗ 
ſchloſſenen Gefilde von Schams, vorbey die alte Tuſis, 
das Fraͤuleinſtift Eazis, den ſchoͤnen Heinzenberg, xechts 
Hrtenftein'und beyde Juvalta, links die maͤchtige Ne» 
jing verlaffend:,. geſtaͤrkt von pes mittlern Rbeing albe⸗ | 
reit großen Fiuihen, Toniiliafca herabſiroͤmt. Hig wo 
nicht weit ob Cur dag wahre dofenrbatien endiget 


Es int eit Sand, walche don ben aniber gaͤrglichen 
Gletſchern Hee hohen Alpert bis su den lieblichſtea Thal⸗ 
gelaͤnden alle Mannigfaltigkeiten und Miſchungen der 
Natur darſtellt, in ſeiner ſtarken Sage die natuͤrlide 
Graͤnzmark Teutſcher und Italianiſcher ‘Boe, bit 


924) Dis hieher der obere graue Band, tn been, mit 
in: der Hbetacn Beſchreibung, pick Nebeathaler, viele Bere 
joche yon felbſt großem Namen.,. wenn fle nie ganzen Steels 
Fen ihre Bencunung mitgetheilt, ier dbergangen perden. 








~~ 


Gefchichte der Schweiz. 675: 


ſchwer su ſtoͤrende Brey Bette der usalten Xbatiſchen Cite 
ter und Spracht.. 


Das an bas Hochſtift Cur gehoͤrige Sand?) reicht 
mit iment Arm aber Hohenrhdcien hinaus an. die 
Schweiz, mit einem andern hinein iz Tyrol’): oa 
fteigt neben mindern Bergen unter mancherley Namen 
dad Juliſche Gebirg empor, die Quelle ded Innſtroms, 
welchem die Donan ihren Rang unter den großen Eu⸗ 
ropaͤiſchen Fluͤſſen ſthuldig iſt. Suͤdwaͤrts beugen fid- 
given Thaͤler, das wilde Bregell, alter Freyheit Weh⸗ 
nung, und viel zahmer Poſchiavo in das Rhaͤtiſche Ita⸗ 
lien) herein; gegen Tyrol hin liegt, auch abgeſon⸗ 
bert, in bald rauhern bald mildern Bergen das von 
einem uralten Muͤnſter genannte Thal. Sonſt beſteht 
alles Gotteshausland ‘in: drey Theilen. Die Thaler 
Engadein, ſchoͤn ind groß; daſelbſt behalten aus Jahr⸗ 
hunderten der Volterwanderung die Enkel maͤchtiger Na⸗ 
tionen den Gebrtauch dee Sprache, in ber bie Welt von 
Nom Sefege empfleng; verdorben iſt diefes Latein?e), 
aber ſucht man doch die Roͤmek felbf— yun Nom! unr 
an dern, das Gebirgland im Sutier, im Septmer, im 
Albula, im Sealetta; weit aug einander wohnende Gee 
meinden in gerftecut liegenden Dorfſchaften; Hier warde 
von dem Hercy von Marmels an den Reifenderr Nan 
geuͤbt, bier von dem grofen Baron von Vag der Menſch⸗ 
beit getrotzt; mand) ſtarkes Twingſchloß ausgearteter 
Enkel des erſten vaͤterlichen Adels liegt in wohlverdien⸗ 
tem Ruin. Zum dritten, ‘Dad. Rheinland; anfangs 
oben cinfame wilde Gegenden, alsdann die oͤſtliche To⸗ 

Mua, 


72 s) Gottespausbe 1d,. ligue Cadée (calae Dei). 

426) Gchon im Tyrol if Fuͤrſtendurg, bem Hochttiſt Cur neq 
gugcbéirig, 

727) So nennen wie Sormio, Baten und epiavcans. 

73%) Ladinum. won oe le, 7 


/ 


676 IT. Bud. Siebentes Capitel. 


miliafca, endlich die untern Gefilde zwiſchen ber Pleſſur 
und Lanquart; auf einer Hobe ſteht hier des Biſchofs 
Hof uͤber der Hauptſtadt Cur. 


Dem Rhein folgt man auf Mayenfeld; Hingegen 
die Pleffur leitee in Schanfik; Hangende Felfen ſcheinen 
bem Dorf bas Grab aber feinem Haupte gu zeigen; 
Ginter dicfer Gegend liegt auf Oavos eine nicht allezeit 
jedem gugdngliche Bergebene; die Lanquart fuhrt in dee 
Praͤtigau; lieblich fleigen grane Berge aus Kornfeldern 
und Wiefen empor“). . So weit RHdtien bis auf dies 
fen Dag. 


Im Silden if Valtelin, an Fruchtbarkeit, an 
Waͤrme, in allem, gang wie in Italien; rechts demſel⸗ 
Gen Bormio, hod. und rauh, Hirtenland; links Chics 
genna, nicht ohne Gebirg, (Hon aber, und nad dem 
Comer See offen.  Gegen Morgen Tyrol, wweiland cia 
‘Theil Rhdtiens. Gegen Abend, oben Bellingona und 
Palenza, Hierauf die Schmeig; unten Gargans, cit 
Bergland, gaͤnzlich wig Nhdtien; gegen Mitternadt 
bon Huͤgeln durchſchnitiene Gefilde von dem Bodeniet 
bis an den Arlenberg; da find Vaduz, Feldfird, Plus 
deng und Sonnenders, Herrſchaften des alten Hauke 
Montfort. 


> "Neberhaupt ift Rhatien ein Theil des hohen Alpen⸗ 
ſtocks, von welchem viele Berge ausgehen, welche durch 
die unbekannten Zufaͤlle des vorigen Zuſtandes der Erde 
hier zahmer, dort rauher find, viele lange und meiſt enge 
Thaͤler, wenige und unbetraͤchtliche Ebenen haben. 
Daraus folgt natuͤrlich, daß der hohe Geiſt unabhaͤn⸗ 

giger Freyheit und alle Tugenden und Fehler einer ein⸗ 
ſamen, abgeſonderten Lebensart in dieſem Lande herr⸗ 
ſchen. Daher geſchah, daß die alten Freyherren den 


729) Der zehn Gerichte Bund. 


Sefdidte ber Shively: | Gry 


Raker wenig oder nicht geboreht, und als vow ihnen 
‘bas Land an Fremde geerbe, bald fede Gemeine nicht 
nur fren, fondern in der ganzen Gegend, worein die Nas 
tur fie gleichfam vermauert, vollgewaltig wurde. 


Der Freyherr von Gar, dee Freyherr von Nazing, Sethe Rao 
der Graf gu Werdenberg, der Graf gu Tofenburg, der ! 
Biſchof zu Cur und Aht von Diſentis waren, zu der 
Zeit, welche wir beſchreiben, die groͤßten Herren des 
Landes Rhaͤtien. Von den Herren von Sar zu Mifog 
haben wir gefehen, daß nicht nur Bellingona von dew 
Ruſca, fondern auc) in ihrem Baterland Hohenrhaͤtien 
die Belmontiſchen Suter an fie geerbt. Ulrich Brun, , 
Baron gu Razuͤns, war bey tocitem der angeſehenſte 
Herr in den obern Landen, Schwager ded Grafen Dos 
nat von Lofenburg; er Eaufte von dem Grafen gu Wer⸗ 
denberg das Thal Gaffien”), und von Jacob Plane 
ta") bie Vizthumey in bem Domleſchg7), defen Lehen 
yon dem Hochſtift Cur. Dadurch erhob fich eine bittere 
Fehde wider Hanns Thumb von Neuburg, Herren von 
Tomils), weldyem Hartmann von Werdenberg, Biſchof 
gu Cur, diefe Vizthumey auftrug““), auch wegen der 
Wildbahn auf dem Emſer Berg und tegen ber Vagtey 

K& 

730) Gb erhellet aus N. 737. 

731) Eben demſelben, welder 1390 yom Biſchof bas Lehen bes 
runden Thums gu Veſpran (Vico-Soprano) in Gregell bes 
fam; feu, Arc. Planta. Diciee Gelehnung wird das. ers 
fte MisverAdndnts deren von Galis gu SGoglio mit den Plage 
ta von Zug, genannt Wildenberg, vicles bifen Dinge Anlag, 
zugeſchrieben. 

732) gfeulaſce im Sand. Ouler, 1387 Caus den Ur⸗ 

unde 

| 733) urkunde 737; fer Schloß fol ob Roͤtels geſtanden ha⸗ 
ben; Neuburg war nicht welt von Untervaz ants Rhein. 

734) Urkunde zwiſchen bem Bifhof und Feegs 
herent 1392 (unter Obmannſchaft Graf Johanne von were 
denberg): dab Domicishs dem Biſchof if. 


aN 
’ | 


Ne 


6780 M. Buch. CSiebentes Eapitel. 


ted Seduldingifes Cazis, welches vor ſiebenthalchun⸗ 
pert Jahren bie Lanbspraͤfidenten geſtiftet hatten. Jo⸗ 
Hannes Zann, Abt von Diſentis, das Oberland und 
viele Glarner 7**) thaten bem Baron Huͤtfe; der Biſchof 
hatte Graf Heinrich feinen Bruder. Der Freybere jog 
wit offenem Baimer verheerend herab vor Cur; ihm ver⸗ 


vrannte der Tomils Keldfperg, ah bem Fuß eines hohen 


o r] 


rauhen Bergs7*) zu vörderſt im Razuͤnſer Boden. 
Dieſe Fehde, welche fie vielmehr bitter als mit großer 
Wirkung fuͤhrten, weil jeder, bis auf des Freyherrn 
Mohrenknecht, ſich alles erlaubte, wurde endlich ſo 
entſchieden?), daß die Vizthumey ju Tomiliaſca, bie 
Vogtey und hohen Gerichte zu Cazis, and Lehensherr⸗ 
Tichfeit uͤber Saffien dem Biſthof blieb, und wm die ei⸗ 
genen Leute *) , bie Zehnten“?*) und andere Leben) 
‘und Rechte may nad) dent Erweis gerichtet wurde, wel⸗ 


735) Ride ofne: ‘Berwittigun three Obrigkeit; N . 797 wn 
‘943 ucrrathen es gemugiam.  . Glarié: hangt oben im ‘Lane 
mit Hobenthdtiesy sufammen, 

236) Daſelbſt waren aud) Weinberse ; :U tf gnhe 737. 

237) Spruch des Ammann sder HSubmeisers Sanas 
SBELE von Feldkirch, Obmanns fae den BifHof, und ans 
- berer gen, des Bürgermeiſters Meoe von Zirid, Ot 

manns fie den Feeoheren, des Landammanns Hupphan ver 
Glaris und Altvogts zu Ylang, 3 lan. 8396.5 ap. Tſchudi 


438) Die, fo ſeder anſprach, magte er beſetzen,“ (Cd. i. ce 


a weiſen) mit zwey Magen (Beewandten), welche einanderſo 


“gabe feon, bab es cine Che ſcheiben mag. 
739) Gein Cigenthom an den groken Zehnten zu Cagis ynd cn 
den gu Garn am Hetngcnberg erwelfe der Dither durch dey 
\ , tpapengenoffe Biedermaͤnner. 
140) Xazuͤns fol Gaffien von demi todliſt 40 Lehen empfan⸗ 
gen; auch bas Federſpiel in bee Graſſchaft, welche bey des 
Bochſtiſt iſt, ausgenominen es fande A, daß er letzteres vom 
Reich hat. 
741) 3. B. Wildbann und Sorke, wen · der fren ve 
vom Rei au befigen; ua: 


, Seſchichte bes Schweiz. 679 - 


chen sbee fuͤr fich fuͤhren mochte?). Wir haben gro⸗ 
fe Monarchen ihre Kriege mit nicht groͤßerm Vortheil 
ſchließen, und mit eben derſelben Begierde erneuern ge⸗ 
ſehen; die Erſchuͤtterung iſt aan ber Grundjag nicht 
edler. 


Im fuͤnften Jahr nach plete Beboe™?y' ſchwuren Sond mit 

mit Johann Abt von Diſentis die Gemeinden des Stifts, Oar 
mit Urid) von Razuͤns und mit feinén Braverh die Leute - 
in ihren Gerichten, und mit Albrecht oon ‘Sar deffen 7 
Gettern su Mifor und ihre Leute am Rhein?“), imenge =’ 
nez / gu Stang und in der Grub) gu pen freyen and. . 
leuten von Glaris eintn Bund, „welcher (> Yang daure? 
Hals Berg und Thal 74°), Sand und Leute, fo weit und 
„breit ihre Landmarfen gehen, wollen fie cinander ſchir⸗ 
atten helfen ald Siderben Maͤnnern ziemt. In allgemei« 
„ner Noth brechen fie auf, einander sum Deyftand, mit 
pater Macht, ohne Sold: font uͤberlaͤßt cin Theil dem 
„andern fo vicle Krieger als ibm niche felbft nothwendig - 
„ſind, um taͤglichen Sold zwey guter Plappart 7’). 

„Glaris behdlt vor, feine Eide gu her Schweizeriſchen 
„Eidgenoſſenſchaft, Say behaͤlt Mailand-vor;, es mifite 
ardent ver Herzos billigem Recht widerſtreben.“ 


742) Hlerum ſollen Tage sebatten werden in Domleſchg Aber. Me 
Ynfpeachen dafel6s und ims Land Oberhalb-Stein, su Oberemp⸗ 
ten, wegen Razuͤns Aber Anſprachen außer Domlefhge .und 
oberhalb Flumswald. 

743) Bundbrief, 24 May 1400; STſchudi. 

744) Welche ſchon ihr eigenes Inſiegel hatten. 

745) Dieſe Landſchaft liegt um Ilanz, ein ſich vertiefender Bo⸗ 
den, in welchen ſich viele Thaler offnen, und welder in gral⸗ 
ten Zeiten mit Gce bedeckt gewefen feos mag; hem Land ifier 1 
wegen bes Bebrauchs wichtig, welchen feindfelige Beſitzer au 
Beunrubigung mehrerer ober Gegenden von daher machen 
koͤnnten. 

746) „So fang Grund und Grat ſteht.“ 

747) Bon weldhen 20 Cund nad 1425 vite mehr) einen Gul 
den RH. macdten. . 


\ 


° 
ö— — — — — 


680 II. Sug. Sieben tes Capitel. 


Glaris ws pig Bereinigung ber Hohenrhaͤtier und Glarner 
ber Cur. wurde zu Cur alé cin Bund wider hen Biſchof betrach⸗ 
_ tet, rind fein Anhang faßte ſolchen Unwillen, daß als 
“eine Viehheerde ber Glarner durch das Land fuhr, fie 
ihnen weggenommen wurde. Da beſchloß dieſes Hirten⸗ 
ty. vollk einen, Zug, um ſich den Schaden zu verguͤten; wo 
2 ¢inee im. -Bebirg einen tapfern Mann wußte, der die 
Waffen iiehte und welchem die Krieger folgten, dem that 

, et es fund. Ym Brachmonat zogen ſie aus uͤber den 
Kirenzen, Glaris unter dem Landbanner, ein Harſt Ent⸗ 
libucher unter Jenni, ein Harſt von Zug unter Ulrich 

. Hafner, cin, Horſt von Schwytz unter Hanns Ebnetter, 
ein Harſt unter Thomas Winfer. Durch das Land Sar⸗ 
gans zogen fie. Da ſtieß die Notte von Appenjell zu 
ihnen, angefibrt bon zwey Rriegern. Sie zogen uͤber 

+ en Rhein, raubten gu Zitzers und Igis, fuͤrchteten ſich 
nicht hinauf zu ziehen bey Rauh⸗Aſpermont 7), pluͤnder⸗ 

ten Trims nebſt Malans, und als ihnen Schaden und Auf: 
wand erſetzt ſchien, wandten fie ſich heimzuziehen. Wile 
Helm von. End, file Oeſtreich Landvogt auf Sargans, 
vermittelte daß Sriede ward’). Nur cin Mann vom 
Gafter, Claus Wurzer, auch Biirger gu Cur, ¢rieh nod 
wier Jahre bitterlidh feine Fehde; denn bie Appenseller 
-nabmen ihm feinen Neichthum auf dem Berg Ammon, 
ſchoͤnes Bieh und grofes Gerdthe; endlich mußte et 
Friebe ſchwoͤren, als er von den Glarnern gefangen wur⸗ 
de. Mit fo viel Muth behaupteten die Glarner dieſelbe 
Vereinigung, den erſten ewigen Bund Rhaͤtiſcher Voͤlker⸗ 
ſchaften mit einem Schweiserifehen Ore. Wie heilſam 

er war, zeigten die ndchften Sabre; diefe Sache fann aber 
nicht mit Klarheit vorgeftellt werden, ohne genauere See 


749) Beads. mar bem Hochſtiſt ſchon felt 1255. Mad i 


750) ‘Uctundtid bey Tſchudi; Walenfade, 5. Ul, 
1402. 





a GSeſchichte der Sehiweiſe 68% 


“fais ber Mache von Tokenburg und. Werdenserg, 
foelche Hebert Raging and Sar ued Cac tu Rhaͤtien die 
grfite war. J— thas woe | 

BUEN gee et eo TS | 

.. Pee Kamm von Montfort oder dad Haus Werden ⸗ Bom Hauſe 
feng beftand, in drey Stogigen s bochabelich und reich an EBerdem 
Herrſchaften, verfolgt-von maucherley Ungluͤcf. Die 
Grafen von Werdenberg rother Fahne, welche den 

, Hergogen gu Oeſtreich Feldlirch und Bregenz verkauft bas 

ben, und vor wenigen Jahren auf Tettnang ausgeftorber 
find, batten fein Theil mehr in den Laͤndern, von wel⸗ 
chen dieſes Geſchichtbuch geſchrieben with 7°)... Aer 
bie Grafen von Werdenberg ſchwarzer Fahne, it 
Schwaben wegen Heiligenberg, Pludeng und Sonnen⸗ 
berg anſehnlich, beſaßen Werdenberg und Starkenſtein 
ihre Stammbdufer; von Rheinegk herrſchten fie dber bas 
Rheinthal, altes Erb ibrer Vaͤter; ibe war Freudens 
berg, wovon die Truͤmmer auf einem Hugel bey. Ragas 
ber Zeit nod) trogen; um die Feſte Wartau fritten fie 
wider ihre Vettern“); hiezu famen gewiffe angeſtamm⸗ 
te Guͤter im Land Rhaͤtien“?). Zwey Bruͤder Albrecht 
und Heinrich, und jenes erſten gleichnamiger Sohn“), 


750) Die glauben, uns in der 651 Note bes fuͤnften Capitels 
geirrt au haben, da wir ben letzten Geafen von Feldkirch fae 
einen Gohn desienigen Rudolfs hielten, deſſen Geſchichten in 

demſelben Capitel bey N. #56 bis 262 beſchrieben worden. 
Er gieng ibn’ nar weitiduftig an, und war von einer anz 
dern Fahne. ' 3 Z 

251} Fehde, als Geaf Johann (weißer Gahne) ben Grafen Rus 
Dolf und Hugo (ſchwarzer F.) die Feſte Wartau abgenommen, 
1393. Spruch des Grafen Heinrich von Montfort 
gu Tettnang, als Obmanns, fade die Grafen R. ynd H.; 
Cur, Mittw. uach Peter Paul, 1399, Tſchudi. 

752) Mechte gu Mapenfelb; auc au Taming und Hobentrins 5 
Tihudt 1412. Sle moͤgen altmontfortiſch gewefen odee 
eingetauſcht worden ſeyn. 

753) Daß bee altere Albrecht Heinrichs Bruder, ber juͤngere des 
aitern Sohn ſey, iſt nach Wahrſcheinlichkeit, ohne diplomati⸗ 
(he Suvertdffigheit geſast. —— 


ee 0 % 


($32 My Bath: Sigbenpes Copitel. 


anit Despolf Hugo und Eberhard, Soͤhnen bed lesterp, 
haͤhrten die ſgchwarze Fahne; dieſe verleren das Rhein. 
thal an die Herzoge von Oeſtreich?*); ihre maunigfal. 
tigen Unfaͤlle bewogen fie, dem Grafen gu Totenburg die 


n 


Belle Wartau“ zu “vetgpinden’) as ihn teat ihre 
Staminburgeh und auf die Rete Freudenberg Recuré an- 
“gerrocifen 7); fie wurben géadthiget, was hi MNoyenfeld 
ift war, bem Haufe Deſtreich zu aAberlapen?). Die 
weeiße Fahne ting der Zwelg bon Sargans: Kudolf, 
derſelbe Edam des Freyherrn von Baz (den ex erbte in 
der Kaſtvogtey yu Diſentis, auf dem Rheinwald, in 
Schams, auf Ortenſtein und Berenburg, zu Tomild 
nand im Juliſchen Gebirg) dieſer und fei: Brudet Graf 
"Hartmann fuͤhrten lang die weiße Fahne“8); die 


J ESdohne ves letztern waren Hartmann Biſchof zu Cue”), 


‘deh wir im Krieg mit Razuͤns geſehen, und Geaf Heinrich 
ga Badug™) ; der Sohn Rudolfs war Johann, jener 
Felbhauptmann ser Mannſchaft von Oeſtreich in ver 
Schlacht bey Naͤfels. Gern wuͤrde er nach' dieſem bit 


754) Graf Hugo (HAglein) Herzog Albrechtz Jeldherr, muſtt 

eEs 1396 verkaufen; Guler. 

755) Im J. 1414, am 12 Apr., um 2300 Ff, Sellers dikes 
that Rudolf mit Beatrix von Foͤrſtenberg ſeiner Gemahlin; 

ibid. 

756) Eod., 2 Mal; ibid. Es iſt eine Urfugde Herzot 
feopolds, Enfisheim, um Galli, 1399, alé Rafuosts 40 | 

. &, Johann im Thuethal von wegen der Feſte Starkenſtein; 
welchen ‘Titel (ob Gewalt? ob Ghiemvertedge?) der Hersos 

an Starkenſtein bamals Hatte, it nice flar. | 

737) Den Kirchenſatz; auch Freudenberg; um 5600, Pf. Heller; 
1403, Tſchudi. | 

7572). Diciee ifs, ber Ne Cap. V, Geo N. 256 ff. exsdpiten 

Kriege ˖gefuͤhrt und im Jahr 1363. den unguten Tob genom 
men (eb. daſ. N. 262), | 

75 9) hen dexfelie, welchen wir als Comthur au Wadidwol 
geſehen. | | 

759) Belebnungsbrief Wenceslafs, 1396; Tſchubdl. 








~ \ 


Gefdhidte ber Sh weis. : OQ 


Verbindung ˖ der Schweizer dems Heſtrrichiſchen Dienſt vor⸗ 
gezogen haben; die Freundſchaft von Glaris wuͤrde ihm 
lieber gemefen ſeyn, als gu ſeinem Verderben an Hofla⸗ 
gern glaͤnzen?“); dent er fab, daß bey aller Verwix⸗ 
‘rung der angeerbten Zander die Herzoge noch eiferfuͤchtj⸗ 
Her waren auf derſelben Aushreigang’™),, als auf den 
Ruhm der Dankbarkeit far treue Dienſte: vergeblich. 
Die Eidgenoffen vernahmen fein Anſuchen gu bald nach 
“der in Wefen gekbten Untrew. - Se folgte er dewn feinem 
Schickſal, verfshute fic) den Herjogen’”*) und wurde 
genoͤthiget, erſtlich Sargans an Oeſtreich zu verpfaͤn⸗ 
“pen™), hierauf dem Abt Burkard oon Wolfurt in Pfaͤ⸗ 
vers, welcher fic) an die Hergoge Gielt?™*), die ange: 
erbte Kaſtvogtey ſeines Kloſters gu verkaufen“); der 
Biſchof, fein Vetter, war eher ſelbſt huͤlfbebuͤrftig abs 
daß ex bie Stammguͤter haͤtte retten kͤunen ). Zwolf 


160) Den Antrag that von ſeiner Seite Schellenberg ; 1392, 
Tſchudi. 


761) Es verdrot ihn, dat ble Sergege in felnen boben Gerich⸗ 


ten vom Geſchlecht Kildmatter und einem Edelknecht von 
Montfort cinen Thurm vor Walenftadt und am See dic Doͤr⸗ 

fer Terzen und Mols erfanft; f. Tſchubdi 1390. 

‘ 762) Er und feine Bettern ſchwarzer Fabne, 1.3935; sbéd. 

763) Um 17060 Pfund Heller; . mehE Bergrechten, . Cifenmersf, 
dem Bauhof gu Garganés, bem Weingarten gu Malans; 
Urkunde 1396, by Tſchudi. 

764) Schenkungsbrief ved Kirchenſatzes zu VGambs durch 
keopold an Pfdvers, Innsbruk, Marid Geburt, 1401. 

765) 1399, feu Act. Pidvees. .Finia Ruprecht nimmt 
fie gu Handen bes Reichs ; Brent. ath Ulr., 1408. Sicrauf 
murden Me Gchmeiger-Causgenommen Bern) Schirmherren 
des. Stilts ; eod., Tſchudi. 

766) Grafen FJopann Bauͤrgſchaftsbrief um 24 
Mart Silber jabulichen Zinſes an die Herren von Brandis, 
des Biſchoſs Halbbraͤder; Dienſt. v. G. Gen. 1399; ibid. 
keidet ex Schaben, fo mag ce ſich denſelben verghten. mit oder 
ohne Bericht an bes Hochſtifts Gitern. Dee Blſchof patte 

. bes, Herren von Brandis deo. Bothell verpfdadet, welchen er 


-~ 


684 TI. Bud. Siebentes Capitel. 


Jahre nach der Schlacht bey Naͤfels, in dem neun und 


dreyßigſten ſeiner Verwaltung der vaͤterlichen Lande, 
ſtarb Johann von Werdenberg auf der Burg Orten⸗ 
fein’. Da ertheilte der Biſchof feinen vier Soͤh⸗ 
nen”°) die Rhdtifehen Leben; die Kaſtvogtey und all 
Werdenbergifdhe Rechte zu Diſentis wurden dem Whe Peter 


‘oon Pontaningen verfaufe 79). 


Das Haus Habsburg, von welchem Europa drey 


mal fie die allgemeine Freyheit gefuͤrchtet, war Jahr⸗ 


hunderte fang faum fo ſtark und fo begitert, als das 
Haus diefer Grafen; und es hat wabrlich den Montfort 
nie an Tapferfeit gefehle,  Woher anders fam der Un⸗ 
terſchied ig ibrem Gluͤck, als daß von Habsburg cinmal 
ein Mann oon außerordentlicher Weis heit entſproſſen! 


allen hohen Geſchlechtern zu ewiger Empfehlung der Cul⸗ 


Gottes⸗ 
hausbund. 


tur des Geiſtes, die man & y Adel und Mache fo gern fir 
uͤberfluͤſſig bale. | 


Es geſchah durch die Verwandtſchaft und Freund: 
fhaft Johanns von Werbenberg und Biſchof Hartmanns 
bon Werdenberg gu Cur, daß der Gotteshausbund cate 
ſtand. Ihr bender Unterthanen, alle Thaler Oberhalb⸗ 


Stein auf heyden Seiten des Waldes’™”), die Thaͤler 


Scams, Tomiliafca und: Vaz, .alle Manner, deren Hite 
ten an den fablen Felfen Ses Sebirges um Avers kaum 
haften“ ), die vom wilden Vergin mit, andern Anges 


Gn Vaduz hatte, Site ſelbſt waren ble 24 Mark Riclavies 
von Bingen ſchuldig. 

767) Im J. 1400, Tf Hub. 

768) Johann, Heinrich, Hugo und Rudolf, welder sa Cor 
Dompropf wurde. . 

369) 1404; feu, A. Oifentis. Kdnig Ruprechts Gv 
Rdtigung, Heidelberg 1408. 


_ 770) Damals allgemeiner Name bee gebirgichten Gegend saat 


‘ble Yullfhen Alpen. 


221) Sie haben aud Obbache, auf bas die Gchneelauen uͤber 





. Geſchichte bee Schweiz. 685 


hoͤrigen zu Greiffenſtein, wer von S. Peters Capelle auf 
dem Septmer, vow den Marmorn auf dem Julier ) 
und vom Kreuz auf Albula7”) gegen Cur wohnet, alle 
die ſchwuren, ,,in ihrer Herren und ihren cigenen Bee. 
„duͤrfniſſen einander mit aller Macht Rath und Hilfe ju. 
„leiſten ewiglich. Sie ernenern ihre Geldbde dem Dis 
„ſchof und Graf, als denen fie mit allen Nechten und | 
„Herkommen, wie fie unter Herren und Cdelleaten ſittlich 
„ſind, gemdrtig bleiben; und es geht ibren Gund nicht 
yan, wie ein Herr. die Seinigen ſtraft“). Was dee’ 
„Biſchof mit Oeſtreich fdr einen Bund geſchloſſen, den 
„halten fie. Die Schamfer bebalten den dltern Bund 
„mit Saffien und Rheinwald vor’). Dieſe Verbiue 
„dung foll jeder neue Biſchof beſchwoͤren“ ).“ Dard: 
das Beyſpiel des Gluͤcks der Schweizeriſchen Cidgenoffer. 
erhob fic) der Nationalgeiſt auch der benachbarten Voͤl⸗ 


V 


fle Ginfabren ; die Kirche hat feinen Thuem, die Glocken find 
an cin Holzgeruͤſte befeſtiget; Ben, ua. 

172) Beviaufig von den Saulen bes Yulters au ſprechen, deren 
Aufidrift von Cdfar wohl nlemand glaube: fie waren Mitdre 
Jul's, der Gonne, oder des Gottes diefer Hoͤhen; aus einem 
ſehr natuͤrlichen Gefuͤhl, wie auf dem Penniniſchen, and auf 
dem Gotthard Berg, fo hier aufgerichtet, in uralter oder 
font barbariſcher Einfalt, ohne Sterde, 

773) Adula, in einigen Abſchriften; aber dieſe Leſeart ſcheint 
dem uͤbrigen beſſer zuzuſſimmen. 

774) Sonſt wuͤrde das Land mit Untuben eefaut worden ſeyn; 
bald jeder duͤnkt fic gu hart oder aurecht geſtraft. 

775) „Mit den Rhinern.“ 

776) Bundbrief, an dee s1000 Janafr. Tag, 1396; bey 

Tſchudi. Whe Gorteshausleute, Edie, Unedle, Frege, 
Cigene, Semperleute und Hofleute ſchwoͤren; der Graf 
ſchwoͤrt aud. Avers hat ſchon cin Giegel; die Freyheit Hat 
wie ibren-erfen, fo ihren dauerhaſteſten Gig, wo nichts ans 
beres ecigt. Dicier ik der ſchwarze Bund; der grave 
if der, welchen die Gegner des Biſchofs im Oberlande ſchloſ⸗ 
fen. Lehmann. Die Namen ſcheinen von der geiſtlichen 
wad der landuͤblichen Kleiderfarbe herzukommen. 


686° Ik Buch. Siebentes Capitel. 


kerſchaften, fo, daß verminftigen Herren ihre Klugheit 
eingab, fich gu einer gewiffen Gemeinfchafe mit ihren 
Leuten herabzulaſſen), und an Berbindungen, welche 
fie nicht hindern konnten, ſelbſt Antheil zu neh⸗ 


mien 77 


Tofenburs. 


ee. sich und mehr als atte Fahnen von Werdenberg 


beſuß in und außer dem Land Rhaͤtien Friedrich Graf ju 
Tokenburg. Erſtlich vow dem Reichthum vow Bay das 
halbe Sheil; Flaͤſch doce alten Ort in den Weingarten an 
dem Paß Luclenſtaig; die eingeſchloſſene fruchtbare Ebe⸗ 


ue, wo Burg und Stabe Meyenfeld liegen?); Wy⸗ 


negt, nun beruͤhmter durch Johann Guler, Herm da⸗ 


ſelbſt welcher im ſiebenzehnten Jahrhundert mit gleichen 


Flem utd Muth und gleich treulich die Geſchaͤfte feines 
Landes gefuͤhrt und beſchrieben); die Burg Fragftein 


J auf dem Fels in dem Praͤtigauer Paß, deren letzter Hert 


nicht erſchoſſen worden wdre, wenn fie ihm nicht unzu⸗ 


{ . 


777) Wie wit sehen , dal auch am Hohenthatiſchen Bund 
-mit Glaris bas Landvolk mit ſchwur; fo iſt tn dex Urkunde 
776, daß ded Biſchofs Bund mit Ochrei ead ven bea 
fandleuten geſchloſſen worden. 

177°) Man fprihe von einer Verein, welchen Biſchof Sart: 
mann 1462 Mit Glurls, Schwytz, Aegeri und Entlibud gv 
ſchloſſen haben fol; Het LtH mann hat mit Recdt bemertt, 
dag die Echtheit begwelfelt wird; in der That phét fie nid. 


778) Gie Yatten auch deti Zon daſelbit. Wir folgen dem The. 


Aungsbrief zwiſchen Donatus and griedrich 
bichtenſtaig, 2 lan. 1998s Tſchudi. 

779) Ge ſtarb 1637 tn dem 75 Jahr ſeines Altees. 

280) Ein Jager kletterte den Fels hinauf, zielde und ſchoß ibn 
tod, als ce nad) Mittas ſchllef; Leu, Art. Fragftein (Eo 
fff fracta petra). 

781) Nah dieſer wird tn dev: Urkunde Sovfenttia genannt 
‘welche Burg · ich nicht geuabta. 


gaͤnglich gedaͤucht Gitte"); die ſtarke Solavers, me - 
dieſer Telendutgiſche Graf geboren worden i die 











as 


Geſchichte ser Sagweig “! 687, 
| Burg “ber großen Herrſchaft Giraßberg; jet 8 Yan! 


Schaufik; Lens am Eingang einer wilden Haibe™); 
Belfort, und Hinten um den ſchwarzen See’ bie Hoͤhen 


a t 


* 


auf Davos; auch Tſchierſch und Schiers ; vorn in den 
Gefilden Malans, die Pfandſchaften Zitzers und jenſeit 
Rheins Nagas an der Pforke des Pfaͤverſer Chats: Fum 
andern thar ef vor den Kaiſern als Graf zu Tokenburg 
belehnt 7) ; Ushadh tear felt, und Orynan, wofuͤt ſein 
Grofoheim Graf Diethelm umkam“), Titert, einiges 
auf det Mart beym Lande Schwytz, Loͤſungsrecht auf 


Greiffenfee 7). Zum dritten vetpfaͤndeten [Gut die Here 
zoge gu Deſtreich, da fe wider: die Appenzeller um feine 
Hilfe warben, fowohl Sargans, nebſt Freudenberg, 
ihre Pfandſchaft, als ihr Ccbland Gaftern, two Walenſtadt 
und Wefen liegen™™. Als Donatus Graf su Tofen⸗ 


burg, welcher die Schlacht fey Ndfels mitgehalten, zu 
kuͤtisburg ohne Soͤhne Agrh, erbten alle Stammguͤter 
auf dieſen Friedrich, Sohn feines Sruders7’)s von 


⁊ 


732) Darum wor daſelbſt atich ein Zoll; u. 77185. . 
783) Lehenbetef Känig Sigmunds ber Sruſſchaft ju 
T. und anberer Grafſchaften und Herrſchaften, velche ſeine 
Vordern und er hergebracht haben; unſchadlich uns, dem 
Reich, umd jedermann ant feineri Rechten; CurSa Aegid. 
1413. fag 
484) 1337 mole tole im 2. Cap. diced Buds geſehen haben. 
755) Erianft int J. 1370 and dtr Hand Uleichs von ber Hoe 
henlandenberg, ims Jahr 1402 an Zuͤrich verpfaͤndet; Sew 
786) Yn J. 1408; Tſchudi. DS 3 
787) Graf Kraft, von bent wir B. 1, C. XVM gehen, bak 
ee 1259 erichlagen morden, war Vater Feiecdrichs;  dtefes 
Graͤfen glethtiatityee Sohn, beffen bey We Stadt vin 
Morgatten erwahnt worden, Hatte zum Brudee. Prost: Kraͤft 
beym großen Muͤnſter Zuͤrich, welcher 1335 det gefchwoͤrnen 


Brief geſiegelt. Jener im Grynauer Kriez umzßebrachte: 


Diethelm und Friedrich, Schivlegerſohn dee Fredheren ver 
Bij, ſollen Bruder, Sdhne Fetedridhs, semen ſeyn, der 
' Hes" Ptopſtes Beuder war (hod findet man, daß auch der 
Prop einen Bruder, Namens Diethelm, hatter Arkunde 


a 


‘gee 


e wt * 
—— a e 
e 





688 II. Bud. Siebentes Capitel. 


ihm wurden dieſelben gewaltig behauptet wider Kunigon⸗ 
da, Tochter des Donat, und wider ihren Gemahl, Graf 
Wilhelmen von Montfort, rot her Fahne, ju Bree 
genz, welche auf mancherley Weife und mit Billen des 
Bolts) dieſe Mannlehen gu erobern ſuchten. Mar— 
quard on. Randegt, Biſchof ju Coftang, und Graf Jo⸗ 
Hann von Luvfen, Oeſtreichiſcher Vogt, verglichen dick 
Fehde, fo, daß der Kunigonda (billig) das Pfandrecht 
auf Riburg und andere ſolche Girer“®?) blieben, auf 
welche ihr Bater durch feine Sparſamkeit Pfandherrſchaft 
oder Eigenthum erworben hatte 7), 


Burgrecht Der neue Graf war ſtolz wiid fireng und Fegte den To⸗ 
mit Zastd fenburgern ungewohnte Schatzungen auf: da er ihre 
Ungeduld ſah, fam ihm die Furcht an, fie moͤchten ju 
den Schweizern fallen: dieſtm vorzukommen ſchloß er 
ſelbſt auf fein Lebenlang und fuͤnf Jahre ‘nach ſeinem 
Lod) ein Burgrecht gu der Stadt Zuͤrich ĩ Zuͤrich hilft 


wegen Eſchibach 1324, chartal. Rutin.). Die Erb⸗ 

tochter au Bas gebar zwey Soͤhne Diethelm, welcher 1385 
arb, und Grafen Donatus, welder 1400 Garb. Fricdrich 
war dee Gohu Diethelms. 

788) urkunde derfelben, Lichtenſtaig, 1s. Dec. !1399, 
dab, wenn Tofenburg nach Donatus Tod erbsweiſe oder fonk 
an fie falle, fle die Mechte des Bolts nie verlegen wollen. 
Gicgelt, nebſt Heinrich und Sugo Montfort su Tetsnang, i 

Schwager Hanns ber Truchſeß von Waldburg. 

789) 3. G. de Vogtey su Gifhingen, die Burg Tanncgl 
(Hand von. dem Hochſtift Coſtanz); die (1376 einem Eble 
von Straß abgefaufte) Feſte Spiegelberg; Rechte in bem (nid 
weit von da liegenden) Dorf Lommis; Richtungsbrie 
awifhen Tokenburg und Montfort, Cokany, os 
Gonnad. vor Oculi 1402, 

790) Dow hatte er aud Sdulden; Friedrich bezahlte fie und 
gab fon nod 4100 Gulden; sid. 

791) Geines erften Burgrechts wird bey Tidudk 1400 beym 
20 Gept. gedacht. Bon dem andern habe id dle urkun⸗ 
de, 2 Brachm. 1405: es iſt auf 18 Jahre, unbeſqadet 


Seſchichte vere Sepmeiz. -, 8g 


„ihm auf eigene often, und nanientlid) wiber den Auf⸗ 
„ruhr ſeines Bolts: ibn will die Stadt nicht bindern, 
„Schatzungen auf letteres zu legen, und in allem zu ree 
„gieren tie er will; feine Lente mill fie hindern/ mit ire 
„gend. einem Ort Landrgchte oder Burgrechte ju. machen, 
„Der Graf foll. der. Stadt auf eine. Roften und feinen’ 
„Schaden Zuzug leiſten, und in ihren Berhdleniffen mit 
Deſtreich der Mahnung derfelben gehorfam feyn ?), 
„Er ſteht niemanden vor ihren Serichten, zu Recht; Gee 
„gehet er aber Todſchlag oder andere Frevel tin det. 
„Stadt, fo ift er unter gleidher Buße wie jeder Birger. 
„Kaiſer und Reid), hes Grafen Bund mit Biſchof Harts - 
„mann gu Cur”), der Stadt Zuͤrich ewiger Bund mit - 
„ihren Eidgenoſſen, geben diefein Burgrecht vor ms a4 


Bon den Graͤnzmarken der Zuͤricher bis att bie Thaͤ⸗ 
Ler des Innſtromes war Friedrich uͤber ein großes Sand - 
gewaltiger Herr; viele Kdnige der Griechen, unſterblich 
burd Homers Gefang, viele Republiken, beren Kennte 
niß cin Theil der guten Lebengart iff, waren. geringer — 
an Macht; billig fuchten die Zuͤricher bag gemeine We⸗ 
fen durd einen ſolchen Birger su ſtaͤrken. Wenn die 
Tofenburger fo behende gewefen waren als die Neufcha⸗ 
teller, die Zuͤricher wuͤrden ihre Freyheiten gewaͤhrleiſtet 
Baten und man wurde an dem Vurgrechtsbrief die ver⸗ 


wenn er 1 fhtete und es nidt erneuert warhe und lebt er, fo 
beſteht es aud nach ben 18 Jahren, bis es wiſſentlich aufge⸗ 
geben wird. Endlich bekam es 1415 am 28 Marz die tus 
Tert angezeigte Ausdehnung. Ueberhaupt betrift es vornehm⸗ 
fic das Load ,, nidwendig dem Wala⸗ſee,“ die Witdenburg, 
Starkenſtein, Churthal, Tokendurs, Bagenheld (etn Schloß 
daſelbſt) ꝛc. 
79) 3 Wie fie wollen, * Belede mit Oeftreich 2 balten odee 


aon). Welcher Bund nor ‘aul eine gewiſſe Zeit war. 
794) Das Burgrecht iſt nod font in vielen Mreitetn , die es 
aber mit andern gemein pat 


; i. theil. 27 ar ns rr 


69> Il. Sud.  Viebentes Capitel 


haßte Seſtalt eines Privilegiums der Tyranney eilehe fine 
den: wenn dem Graf derſelbe Attikel nicht verſpro⸗ 
chen worden waͤre, ſo wuͤrde er zu großer Beſchwerlich⸗ 
keit fuͤr die Stadt und far ihren Handel gang Oeſtreichiſch 
geworden fen; aber, da Zuͤrich die damaligen Deſtreicher 
fonft nicht zu fuͤrchten pflegte, ſo koͤnnte man ſagen, es 
waͤte dent Anſtand ihrer freyen Stadt gemaͤß geweſen, die 
Sachẽ bes Grafen wider fein Volk, voch nicht ohne Unter⸗ 
ſuchung gu behaupten: fie zaͤhlten vermuthlich auf die 
Amſtaͤnde, deren fie ſich gu guͤtlicher Vermittlung bedie⸗ 
nen wollten; und die hergebrachte Gewalt jedes Herre 
wird ja aud fouft in den Buͤnden vorbehalten. 


In uͤbrigen hatten die nrſpruͤuglichen Tokenburgn 
gewiſſe freye Gewohnheiten, auf welche fie eiferſuͤchtig 
waren?)? der Ore Lichtenſtaig, mitten im Land auf 
eines Selfenhdhe unten am Berg der Burg der alten ra 
fen, ließ iw ben letzten Tagen Donat's 7%”) und im Ha: 
fang Friedrichse) hie Markrechte verbriefen”™) am 
beſtaͤtigen: durch dieſelben wurde jeder bey Gut “°) and 
Leben * bee dardel bey gerechten Gewichten und Ne⸗ 


79) Yom wider ‘keine unterthanen vberzuſtehen, daß er 

Schatungen und fon nah Gefallen mit ibnes handela 
nne. 

796) urkunde 797 zeigt genugſam, daß Unruhen entſtanden 
waren. 

797) Urtunde, Latisburg Seent. vor X 1400; Wenn 

es ein Graf uͤbertreten, fo mogen bie Barger hinziehen mo fi 

, wollen. Tſchudi. 

789) urtunde, Donnerſt. nad Nicol. ., 14003 ibid. 

7199) Urfunde Rudolfea. Magelsbers, Squlthei⸗ 
ben, Montag vor Sim, lud., 14003 ibid. 

, $00) Url. 7995 Was fie Sater Eheleute einander zubein⸗ 
gen, blelben dem uͤberlebenden Theil, und wenn dee ſtirbt, (eh 
Ken fic an die naͤchten Erben, Urk. 2903: Der Graf tane 

keinem ohne Rehe fein Gut nehmen, via, 

801) Welcher Birger cinen toͤdtet, Aft, ſechs Wochen beey Taye 
in jedem Saufe ficher; dann wied te aus den Manern gzefͤhrt, 


Geſchichte oer SAHrwciz... Gye 


fien °°*) befchiemt ; manches milberte die Haͤrte der Leibets 
genſchaft *02); auch waren die Birger durch siele Vorzuͤge 
bor den Fremden befchirme*°*), welche bes Hofs wegen 
ba ſeyn mochten, und ſich vielleicht viel vornehmer dauch 
ten. 


Der Graf zu + Tokenburg fiel in n Meifoerttdnbni mitterate in 
Biſchef Hartmann von Cur, aus zwey Gruͤnden; tien. 
hatte cinen Bund mit Heftreid), und war ſelbſt und oor 
feiner Gemahlin °°’) dem Freyheren von Razuͤns nahe 
werwandt. Der DBifchof, welcher mit Oeſtreich aus dene 
engften Bund °° >) in die bitterfte deindſchaft verfaten 

ÆxX.2 vee NS 


und fo weit Beglettet, -als er mit ſelaer uUnken Hand einen 
Hammer weefen mag; 799. 

802) Fleiſchgewicht von S Galen; BWeifo dm (ks, 8eine 
maß im grofen?) von Coftang, Kornmaß von Winterthur, 
Weinmaf Cen detail?) von Rapperſchwyl, Salzmaß vor 
Biſchofzelle, wollene Elle von Zuͤrich, reinwandele von Chla⸗ 
venna; 799. 

903) Wil des Herren amtemann dad Rindvieh ober Pferd, wels 
des ben Todfal thm ald Has beſte angeboten wird, nicht neh⸗ 
men, fo bindet es der Birger an ben Brunnen, und laͤßt es 
ben einem Korb vol Waller und cinem Zuber vol Steine; 
LdGt-cé der Amtsmann da fterben, fo fahet es fence aud bei 
Stadt und hat hiefuͤr die Haut; alsdann Hat.er den Todfas 
bezahlt; 799. 

804) Des Sremben Buße if gcdoppelt ; er bat kein treyſtattrecht; 
me Barger mag ihm Leib und Gut vceheften Cofariben) g 


go 5 uſabeth von Metſch, deren Bruder Margaretha bee 
Grenherrn Tocpter Hatte; der Frephese ſelbſt Hatte des Grafen 
Muhme. 

gos?) Band Biſchofs, Domcapitels, Ammanns, der Stadt 
und aller Dienſtleute vvn Cur mit Hergog Albrecht 
Ill, ſeiner Neffen Vormund, 1392: auf Mahnung des Haupt⸗ 
manns an ber Etch, Landvogts au Schwaben, oder des Pfle⸗ 
gers au Seldtirdh dem Hauſe Oeftreich in und auger der Didcefe 
Cur mit alles Dat bepgutehen, und keinen Biſchof mehr zu 


¢ 


» | 


693 II. Buch. Giebentes Tapitel. 


war®*°), Gatte an Fuͤrſtenburg, auf feinem eigenen 
Schloß, die Kuͤhnheit Herzog Friedsichs exfahren. Kaum 
vermochte Jacob Planta durch dew Engadeiner Lagi: 
ſturm ihn gu befteyen?4): daher mit Hefireich der 
Bund, aber ohne guten Wilken und Vertrauen, erneu⸗ 
ert worden **%. Gegen Razuͤns uͤbte der Biſchof den 
alten Haß, nachdruͤcklicher durch ſeine Vereinigung mit 
Abt Peter von Diſentis, den Grafen von Werdenberg 
beyder Gabnen**), Donat *) und Cafpar c), 
Herren von Sax. Der Graf su Tokenburg weigerte fic, 
ſowohl dem Herjog den} Dienſt aufzuſagen, anf den ce 
ihm Gargans und Gafter verpfindet, ald den Baron ju 
werlaffen, dex aud auf ihn 7) Recht angeboten. 32 


, MAblen, dee diefen Vand nicht unteridreite. Engadein, Gees 
gti, Domleſche, urfunden gleiches. Die Urkunden pa 
Buergtlechner. 

Bos) Theils bey Anlaß deſſen, was im Rheinthal ſeinem Gaul 

wiederfuhr (Speeder), theils aud wohl wegen des Lauf⸗ 
der Herridaften Greifenfein und Remus. Auf die Feſte der 
letztern modte Tirol Anſpruͤche haben (TH. 1, G. 581); 
Ztwanziger von Arnuß hatte fie 1363 dem Bogt wWiric vos 
Metich verfauft; nun (dhe alles der Biſchof als Lehenferr 
(um dritthalbtauſend Veroneſer Mart wie fic galten gu Meran), 
1994 (Tſchubi, Hau⸗ſchluͤſſel)· 

$057) Dieſes geſchab 1405; und mus mit ſeiner zweyten Lire 
liſchen Gefangenſchaft nicht verwechſelt werden. 

805°) Bekdtigung bes Bundes, ben des Bisthams 

Zugewandte auc ohne den Difchof bepbaceen; 1405. Nes 
here Erlldrung, Cur, Mov., 1406: der Herefhaft ond 
gemeinem Lande Tirol in aller Nothburft beholfen gu fean; 
: Geeifenfein, Remu§ und Aedez denfelben offen gu halten; 
wad ſchwoͤrt ſolches jeder neue Guragraf zu Fuͤrſtenburg. lr 
kunden ben Burgklechner. 
ow und weit; namentlich mit Huge zu Hofer: 
8 . 
K06 b) Ee mar mit Ragins Aber Waltenſpurg gerfallen. 
go6°) Dieſen belepnte dex Biſchof mit CAftels. 
807) Unb auf Heetyr Reding, Landamman an Schobe, actf 
Haans Egqel von Goris; Dſchudi t419, 





ond 


Gefhidte. dee Shweig. . 693 


dleſer Unruhe seigte ſich der Nachdruck des cwigen Bun⸗ 
des der Hohenrhaͤtier und Glarner: zuerſt verhinderten 
fie den Biſchof, ſich ben Schweizern gu verbinden“); 
in bas Oberland ließen fie eine ſehr eruſthafte Friedenä⸗ 
ermabnong ergehen, worauf fie vieles guͤtlich entſchis⸗ 
der 8). Der Friede (Hien fot hergeſtellt, fo ergiens 
wider ‘Gofenbure Fehde des Biſchofs; bas Oberland | 
mahnte er gum Beyſtand: und viele trugen daſelbſt ſelue 
Lehen; dem Grafen oon Tokenburg waren fie auch fort. 
ungencigt ™°). Nichts defto weniger wußte Glaris den 
Krieg zu fiillen: auf Ditte von Vofenburg erhielten fies 
‘haf Oberland Rill. ſttze: dafuͤr durfte aud Nazing die 
Fehde ſeines Vetiers niche fibren; endlich geſtattete ber 
Biſchof die Vermittlung des Friedens a). 


Es ift ſchwer zu ſagen, ob eine Eidgenoſſenſchaft alge 
Dann grdfern Ruhm verdient, wenn ihre vereinigten 
Waffen die Macht der Ungerechtigkeit brechen, oder ments 
> die Furcht oor denſelben das unfduldige. Golf vor dew 


“Hebel bes Kriegs bewahret: wie dergleidjenehrindedige 


Verfaſſungen auf das allerfeſteſte zu gruͤnden, und wie 
fie zu erhalten, dieſe menſchenfreundliche Politik ſollte 
das ernſtlichſte Studium derjenigen ſeyn, welchen die 
Sorge der oͤffentlichen Geſchaͤfte obliegt. 


Im Anbeginn ſeiner ewigen Bande toar das Sand — 
Rhaͤtien in dem bisher beſchriebenen Quftawd. Ueber die 


- gos) Hlerum Kk an fic der Brief des Razuͤns, Invocevit, 

| 14135 TiHudi... 

309) Durd Ammann abe. ‘Bogel, Seine. Eſqudi, Sanns 
--Eggel und Rud. GSpeich. : 

. 380) Den Edelknechten gon, Simmering im eugnes waren zwi⸗ 
(hen Lindau und Feldkirch Waaren genommen worden, - weil 
fie megen Graf Huge von Werdenberg- Feinde Oeßreichs w wa⸗ 
gen. Hiernum beſchuldigten fie Tolenburg. 

311) Briefe hieruͤber bey Tſchudi 1413. 


694 Il, Buch. Siebentes Capitel. 


MReihslehen®**) im Rhaͤtiſchen Gtalien, die Gemeinheiten 
zu Pofdhiavo und Bormio, das Valtellin, Burg, Stadt 
und Landfdaft Chiavenna, und Plurs herrſchte dee erite 
Herzog von Mailand=”); Maſtins Vifconti, fein Bet 
ter, alg er vor feinen Soͤhnen floh, und lang ju Cur 
gaftfreandlic) erhalten wurde, uͤbergab alle diefe Hert 
ſchaften, weldhe einſt fein Vater Barnaba ihne gutheilte, 
dem Biſchof yu Cur™): Hundert Jahre lang war dice 
Urkunde cin unndiger Titel, Gis der Herzog die Rhaͤtier 
Fuͤrchten mufte* ”). 


m. Hrpengle | Fu ben Seiten ‘bed Kortgangs der Sehweijer, 


‘Der Bildung des Gotteshausbundes, und allgemei 
ner DBeweguag ber Gemither fuͤr die natuͤrlichen 
Mechte des Menfchen, thaten ſich etiva feds Dore 
‘fer, welche nie zuvor unter gleichem Namen vor 
‘gefommen, aus Ungeduld gegen Harte Amtleute is 
“eine Republi€ zuſammen, die Sald fieghaft aus dem Ge⸗ 
dirg hervortrat, in fuͤnf Jahren viele groſſe Banner, 


- 412) lure invictiſſimi Imperatoris werden Urk. 8313 deoreies 
allcin vorbehalten. 

Qri>) und (este 1394 ben Marcheſe Johann Jacob Malafrins 
jum erfien Landeshauptmann, Peter Pufterla zum Gencroie 
cae Valtellins; bas Thal mufte cincn Palak und cine Gars 


.” fbe fle Games, - Qt dem Landbanner und den Fahnen ciltes 


die Valteliner gu des Herzogs Leihenbegdognif; 1409, Orde 
funeris lo. Galeatii, Murat. XVI, 1021. 
913) urkunde bes Makino, Sohns Barnabas Car, 
_ 29 lun., 14904; ap. Porta, Hilt. reform. Rheet., p. 176, feq. 
Solenni manuum traditione; titulo proprietatis perpetuo, nal 
Jo iure penitus refervato. Chiavenna wurde von dem tapfere 
“+ Dletegeh aus Cur 1408 fiir ſich mit nue fieben Monn oͤber⸗ 
raſcht und ohne Swelfel that er hierin des Biſchofs Dicat: 
aber gegen Franchins Auſca, welder fie dle Difconti frit 
Hat er fic nicht behauptet, fondern aus Drange! an Provicat 
und Ruͤſtung Chiavenna abergcben maffen; Guler. 
313 >) Dic tapfern Poſchiaver dbergaben den Biſchof ihe ſchones 
fand 1408; Lehmann Graubinden Zp. 1. 


Geſchichte der Sahycts it Gos. 


faint Stddte: und giey aah: fahssig Burgen erobert, vor 
Kiburg bid in die Thaͤler der Adjge dey Schrecken ibreg 
Waffen gebracht, faſt ohne Beyſtand -fich kehauptet bate 
und beſtehet Sis auf diefen, Sag bad fond: Anpenzell. 

Wenn nan von — Gallen iim Thurgan bey * Picci 
fingegt den Bergpfad hinauf ſteigt, erblickt man bald Sep acne 
cine groffe Menge burch tiefe Thaler abgefonderte, ſchoͤn 
gruͤne Berge voll feteer Welden; ite denſelben liegen zu 
unferer Zeit unzaͤhlige HAtten und Haufer an einige 
ODrten beyſammen, meiſtens th die Wiefen hin wie gefdet, 
Hinter dieſen Gegenden ſtehen Felſenwaͤnde und Alpen⸗ 
firſte, veren Maß nur von den hoͤchſten Gebirgen der 
alten Mele uͤbertroffen with. hier von den’ Felſen Ga⸗ 
mor) dort von der SilbetBlatten ſteigen fie empor, noch 
Abed bes Alten⸗Mannes nie entbloͤßtes Haupt, hinauf zu 
Ded Hohen⸗Sentis unter mancher Klafter Schnee bee 
grabenem Horn. Alle Berge und Gefiide, in bie der 
Alpenſtock ſich nordwaͤrts herablaͤßt, ‘ales Lard vor dens 
Tirol, Schwaben hinunter in Wirtemberg, und binauf 
nad ben Herrſchaften der Berner, liegt vor ihm ausge⸗ 
breitet: ſuͤdwaͤrts blickt man zu wenigen einſamen Spiz⸗ 
gen empor. Das Gebirg der Appenzellet ſteht allein; 
viele niedrigere Berge, wo. bie Quellen ber Thur liegen, 
wo Sargans iff und Montfort in mebreren Heres 
ſchaften war, trennen es von beim Adula und von Ho⸗ 
henrhaͤtiens Thaͤlern. 


Dieſes Gebirg haben in ſehr alten Zeiten freye Maͤn⸗ 
ner und ihre eigenen Leute, fo fern der Fleiß des 
Menſchen uͤber die Natur vermag, angebauet; ſie 
haben die Suͤmpfe getrocknet, und Waͤlder ausge⸗ 
rodet. Ihr Herr war der Koͤnig der Franken, von 
welchem der Zins ihrer Guͤter und andere Nutzung an 
das Stift S. Gallen vergabet worden“); die Reichs⸗ 


214) Die Epoche iſt nicht bekannt; weil aber von Anfang Her, 





6S I. Bad. Giebeawes: Capreel. 


bienfte™) und Stachann blieben dee Krone ; es blieben and) 
in ihren Rechten die Herren, Seren Knechte cine Gegend in 
‘piefer Walle urbar gemacht batten. Go war die Gewalt nad 


“Der Mantes alter Zeiten vertheilt, Leiner hatte fie unum 


chraͤnkt. Appenzell und Urnaͤſch, ju oberſt in den Thaͤ⸗ 
lern am Sue des Alpfteing , unten in mildern Bergen 


* Tuͤffen und Hundwyl dieſe vier Laͤndchen *9) ſtenerten 


an das Reich, und haben in allgemeinen Sachen etwa 
zuſammengehalten. Die Gegend von der Gaif ™) jum: 
Speicher, dle Hoͤhen ob dem Rheinthal und auch ob der 
Landſchaft G. Gallen, wurden Gonderamt} genannt; 
Gerichte ſetzte allda Abt Herrmann von Vonftetten™); — 
bon frembden Richtern wurden ſie durch Koͤnig Wenceslaf 

befreytꝰ ), Endlich in den weſtlichen Bergen gegen 
Tokenburg, wo der Flecken Heriſau anmuthig liegt, ob 
der Stadt S. Gallen ſelbſt, war, bas Lehen der Vogtey 
gu Schwanberg und Meperey. zu Hevifau 2°) in der. 


Hand Rudolfe yon Roſchach, Dienſtmanns zu ©.: 
Gallen. ; jue 


ba wan urtunden ‘et, SG. Gakernfich an Bells defer Gegenten 
findet, fomué das Stift fie allerdings empfangen, oder fid ih⸗ 

_ Fee angenommen haben, da fle herrenlos und vielleicht Wife 
waren, 


Bis) Mannidhaft und Steuern; fo dad um jene bee Abt ge 
mahnt wurde, 

$16) „Lendli and Taler“ heißen fle in dem Gan bbricf 
Ulm, 1378; der Waller s Appeng. Chron. (S. Gallen 1740) 
beygedruckt iff. 

B17) Bom Rhatiſchen caf, Gitte; auch bes Mittelalters cals- 
le, das heutige chalais, fommt von dew Stammwort, wb. 
ches der Latelniſchen und Rhaͤtiſchen Gprace (wie fo vice) 
gemein tft. Gath wird fm Sande Gaͤß anssclpeode. 

BIS) Im J. 1345; Sdſi's Geoge. TH. 1, 6. 125. 

$19) Jm J. 1381; Walſer, ha. . 

820) Es if nicht erldutert, ob die Rofenburg oder bas nahelie⸗ 
gende Kofenberg, bende um Herifau, die Burg war, an wel 
che die Vogtieute von Schwanberg pflichtig geweſen, and wels 

. He von beyden, odce ob ehemals ſonſt cine mit legterm Ne⸗ 

. Men genannt worden ff. 


~ 





Befdhidee — E B97 


Es ghtdte bem Abt Cune von Stauffen, daß ee ſo⸗ tefache bee 
wohl dieſe Roſchachiſchen Guͤter ald jene Reichsdienſte an unruben. 
bas Stift loͤſte): ale Herefchaft uber das Bergland 
fam unter: feine Gewalt; um die Grandfefte derſelben, 
die Siebe der Unterthanen, um die gab er fich keine Muͤhe. 
Mbt Cuno lebte in Zeiten, welde ber Freyhelt guͤnſtig 
waren; er aber wolite bag Bolt in teiner Sache ehren; 
er war-rin ſtrenger Mann, auf diefen Ton herrſchten 
feine Umeleute. Der Obervogt auf der Burg in Schwen⸗ 
di in dem Innern des Landes legte auf Mile, Butter 
umd Rafe einen ungewohnken Zell, und er Gatte sep 
grofe Hunde, auf jebermann gu rennen, ber fid) ded 
Zolls weigere***) (dergleichen Hunde Barnaba Viſcon- 
ti mit fich fabrte, wenn er durch die Gaſſen von Mais 
land gieng). Dee Vogt su Appengell war ein fo un⸗ 
barmherziger Eintreiber, daß er bey einem Todfall, 
nicht sufrieden des beſten Rieides in dens Erb“), dad 
Grab oͤffnen ließ, den Ro gu nehmen, mit welchem 
die armen Kinder ihren todten Vater bekleidet. Die 
pon dem Abt an bas Stift geloͤſten Reichsſteuern erhoͤ⸗ 
hete derfelbe um viel; die Abgaber von ben Guͤtern wur⸗ 
den unertraͤglich). 


Der Landmann von Appenzell, in reiner Verglufe Landrerein. 
auferzogen geſund, meiſt groß allezeit fart durch 


221) Jene 1390; Walſer ha, Die Burgen kamen heirath⸗ 
weiſe an das ritterſchaftliche Haus Hagenwyls f. Leu, Arr, 

Roſenberg. Die Reichsſteuern, Hes Grafen von Koͤnigsegk 
Pfand, tofie der Abt im J. 13815 Walſer. Hben ſahen 
nie Karl ben IV dieſe Ldfung erlauben. 

$22) Walfer, ada, 1400; welder beyfuͤgt, ein Bauee fen 
hod gebdgt worden, weil ee die Kage unter fle laufen ließ, 
und ſo vorbeygegangen. 

823) Nad einigen hatte bee Todte nur bas Eine Kleld im Ves 


fia, 
$24) Diefes erhellet aus den Artiteln bes Sanded an bie 
Srddte; ap. Waller. 





tinterbanbds 


lungen. 


A 


698 IL, Buh. Giebentes Capitel. 


mandherley Ramp fiprlegon Jugend auf gehbe, genießt 
einer freyen Geele : -das zeigt er-in allem. Denn er if 

redlich in ſeinem Thun, leitſam durch Liebe » unbengfan 
aller Furcht entfernt; weswegen er auch deſto leichter 
einſieht was zu thun iſt, und uͤberhaupt bald jede Sache 
in ihrer natuͤrlichen Geſtalt erblickt und beurtheilet. 
Als durch die obgedachten Begebenheiten Sandtundig 
wurde, welch cit Here dee Abt Cuno war, ſchoͤpfte je⸗ 
ber Hausuater in ſeiner · Huͤtte Unmuth und ſorgſame 
Gedanken, und nach und nach traten biderbe Landlente 
gufammen; mands frene Wort ließen fie fallen, um 
Hie Gemuͤther der Menge gu erforfden. Bald wurden 
bie Gemeinden Serufen; da redete, wer die oͤffentlichen 
Nebel. am tiefſten empfand, und ſtellte das Exempel der 
Waldftette vor; da famen fie Uberein, daß der Appen⸗ 
gcller an Muth fir fein Land keinem Volk nachgiebt. 
Am lauteſten erhob ſich die Sprache der FrepHeii in des 
Hier Laͤndchen des Reichs; Trogen, ber Hauptflecken is 


Sonderamt, und Heriſau trat ibnen bey; dad ganj | 


Land von Appenzell, wo fonk fede Gemeine file fic gte 
lebt, ſchloß, Heimlich, auf daß die Voͤgte nichts gee 
wahr wuͤrden, einen Gund fuͤr die Erhaltung der Lan⸗ 


desherkommen;, und wider den Mißbrauch der hoͤchſten 


Gewalt. Nachdem fie hiedurch einer des andern ſicher 
geworden, zweifelten fie nicht mehr, ſetzten einen Lag, 
machten ſich auf und bemdchtigten fic) der Burgen; pie 
Voͤgte eilten: in Sluche. 


S. Gatien Sift war durch Spaltungert, unglid- 
lihe Kriege, Unordnung und Nachlaͤßigkeit ſchon ſeit 
mehr als hundert und zwanzig Jahren in ſo große Schul⸗ 
den gefallen, daß der unweiſe Abt, welcher ſich dieſes 
Ungluͤck zuzog, nicht faͤhig war einigen militaͤriſchen Vi⸗ 
derſtand gu thun. Zehn Reichsſtaͤdte um den Bodenſer 


rd 


Gefhidte dev Shwsip. 69 


und in dem Senachbarten Gchmaben®””) , mit welder er: 
in einem Bund war, fandten auf feine Mahnung Boter 
gu den Appenzellern. Das Land gab ihnen trewen Be⸗ 
richt feiner Vereitwiligkit, rechtmaͤßige Pflichten zu lei⸗ 
often, und ſeines Eutſchluſſes, Trotz und Unrecht nicht 
gu bulges. Das begehrten die Appenzeller, „der Mbt 
Amoͤchte ſeine Amtmaͤnner aus Landleuten waͤhlen, | die 
„fie ihm vorſchlagen wollen?).“ Einen fuͤr dad all⸗ 
gemeine Wohl nuͤtzlichern Artikel konnten ſie nicht begeh⸗ 
ren; ware er genehmiget worden, der Abe koͤnnte bis auf 
diefen Vag dieſes Landes Fark geblieben ſeyn: die, wel⸗ 
che durch Neichthum, Verſtand und Muth bey dem 
Golf groß waren, wuͤrden haber wollen dem Abt nicht 
unangenehm ſeyn, damit er fie an die vornehmſten Aem⸗ 
ter ſetze; und alle Tyranney ware unterblicben, das 
Volk wiirde nihe leicht einen vorgefhlagen haben, faͤhig 
derfelben Werkzeug gu ſeyn. Diefer Vorſchlag wurde durch 
den Richterſpruch der Seddteauf dem Cag ju Ravensburg 
verworfen; der Landleute Bund. leften fie aif: uͤbrigens 
verſprachen fle mit vielen Worten, daß der Abt nichts uns 
billiges begehren foll®*”). . Die Stadtobrightiten wurden 
Lberhaupt gu vornehm, zu herriſch, um febr fir bas 
Landvolf gu feyn; und ifté nicht Schickung, in der Sa⸗ 
. He der Appengeler thie in fo vielen ungleid) groͤßern Krie⸗ 
gen, daß, wenn die Vorfehung Sefchloffen cine Nation 
frey oder einen Tyrannen grof su machen, die Re⸗ 
_ gierungen, tie Noboam "**), allegeit die unweiſeſten Rath⸗ 
ſchlaͤge vorziehen! 


$25) Lindau, Baoghorn, Lenttirch, Sing, Kempten, 
Memmingen, Ueberlingen, Wangen, Mavensburg und 
Coſtanz. 


326) Die Artikel fat Walſer ad 1400, _ 
27) Den Spruch (awar im Masyug) pat eben derf. 
ibid. ' 


$28) 1. Kbn. XH. 


S. Galler 


Bund, 


~ 


700 II. Bud. Sichentes Capitel 
Alſo zogen des Abes Beamte ool Uebermuth und 


Groll ix cin Land, wo fe aͤußerſt verhaßt waren, druͤck⸗ 


tin das Boll (ober von ihnen war alles unertréglid), 


und legten die gefangen, welche fie fuͤr die Anſtifter der 


letzten Unternehmung Gielten. Su berfelbigen Zeit faͤhr⸗ 


* te die Stadt S. Gallen, von. ber bas Stift umgeben 


ift, grofe Klage der Michthaltung eines Vertrags, wel⸗ 
chen ibe der Abt in feiner Bedraͤnguiß geftattet. 


Konrad von Watt war jx 6. Gallen deſſelben 
Jahrs VBiegermeifier, und regierte mit einem Rath 
frener Birger”) nak Geſetzen, die auch ein Barger: 
meifter nicht ungeſtraft verlegte®’”). Im Bolt war 
Vargerfinn: einer ducfte dem gemeiven Weſen in Vem 


tern feinen Dienſt oerfagen”*), feimer in allgemeinen 
Sachen ſich Privatnutzens wegen trennen * keinet 


ein Banner aufwerfen, uns ſeine Fehde eigenmaͤchtig js 
fuͤhren“?). Die Stadt wear in zwey Sdtften und ix 
Giertheile getheilt; war ein Feldzug obhanden, fo sts 


{hah die Reife nad dem groͤßern oder miadern Bedi! 


vif vor einem Viertheil oder von einer Saif, welche 


$29) Sein Diener clues Siegen duefte baretin gerrdhit werben; 
Verordnung umm79, in Haltine der s Chronit yea, 
Gallen S. 72. 

$30) Wegen Mieth und Gaben und anderer u duqhen Gachen 
mar der Buͤrgermeiſter Bilgeri Spyſer auf hundert und cia 
Jahr von Stadt und Gerichten verwieſen worden; et. bat. 


0 73 

83 1) Hatte er ſich verſchmoren, fle nicht anjgunebmen, fo mufte 
cr, auf fo lang ‘er geſchworen hatte, bie Stabe meiden; 
Verordnung ‘ib. 71. 

332) Wer mit fremder Herrſchaft unreblich zuhlelte, foll als ea 
untreuer bes Vaterlauds von der Stadt weichen; Verord⸗ 
nung ib. 72. 

833) Bey finfidbriger Serbanoung, ober nach befindenden Ge 
chen, bep Strafe an Ehre, Sut und Bebe 5 Berordnuas 


ibid, 


Gefchichte' der Sehweiz | Jor 


Haͤtfte, welches Viertheil die Wuͤrfel trafen™™). awd 
hatten ſie nicht, aber die Burgen des benachbarten 
Adels pflegten ihre offene Haͤuſer zu ſeyn: denn die 
Freyherren von Sar zu Friſchenberg 9, die altadelichen 
Blaarer mit ihrer Surg Wartenſee“), die Roſenberg, 
beren Thurm fich aus den weinreichen Huͤgeln zu Bernek 
mitten im Rheinthal erhob, Konrad von Annwyl””) 
aus dem Gebhit jenes Helden und vornehmen Raths 
Raifer Heinridy des Sechsten *), diefe und viele von 
minderberuͤhmtem oder untergegangenem Ramen 539) hiel⸗ 
ten fich fuͤr geehrt und gefichert im Buͤrgerrecht mit ibs 
nes. Dem grofen Stddtebund von Schwaben war ©. 
Gallen durch cine befondere Verbindung mit fechs [bes 
nachbarten Stddten®°) verwandt; als cin Handels⸗ 
plag hatte fie mit Nurnberg einen Pertrag wechfelweis 
fer Zollfreyheit“). Mallem; angutenOrdnungen ***) 


$34) ‘Reiegsordnung 1379, ibid. 78 ff. 

$35) Den Hohenfar. Ihre Verwandtſchaft mit Gar fn Hohens 
chdtien if wahrſcheinllch genug. Das Verzeichniß dieſer 
Burgrechte if ibid. S. 74-78. 
$36) Bernhard, und, mit Wilhelm, Erhard. 

337) Bon deffen Chuem nod auf einem Berg zwiſchen Goſſau 
und Biſchofzelle die dreyzehn Schuh viden Mauern fieben; 
Leu, Andweil. 

838) Siehe im Buhl, C. XVI; wo aud des Abts von 

Urſperg Hiſtorie bedzufuͤgen, daß, da ce des Kaiſers Dienſt⸗ 
mann war (wegen Guter is Echraten? ), Heinrich ibn 
libertate donavie (jum Greyen erfeb) und ihm das Herzog⸗ 
thum Ravenna, die Anconitaniſche Mert and Romesna gab. 

B39) Dietrich aif, Rudolf von Suisberg, Konrad von Gitcts 
nad, Rudolf von Gruͤnenſtein w. a. 

940) Coſtanz, Mederlingen, Buchhorn, Findan, Raveusbarg 
und Wangen; Tſchudi 1401. 

241) 13873 Haltieyer h. a, ous dee Befonde. J 

842) Das Geſetz des Taglohns (als ded untruͤcchken Mert 
mals ber Sunabme oder Sutedditretuag bes oͤffentlichen Wohl⸗ 
ſtandes; A. Smith, weelth of nations) verdient beſtimmtere 
Anfuͤhruns: fant Pfennige and Cypciic, oder new, wenn deg 
Tagldpuce fich felber ndfet. GBerorda. am 3320 1.c. 


702 II. Bud. Siebentes Capitel. 


and Anſtalten“), an Wohlſtand und an Freyheits— 
Hebe nahm fie gu; und es feblte wenig, fo erbiclt 
fie in ben letzten Tagen der Herrfchaft Koͤnig Wences: 
lafs eine Sosfagung aller Pflichterr, die fie dem Stift 
nod fchuldig war⸗“). Immer that hieruͤber ber Abt 
eine feiner damaligen Gefabe gemaͤße Erklaͤrung; dict 
iſts, die er nicht hielt, oder welche die Barger allzu⸗ 
guͤnſtig file fic) deuteten ®). 


Dieſe Mißhelligkeit und jene Umvorſichtigkeiten bee 
Amtlente bewogen S. Gallen und Appengell gu einem 
Bund"**). Es trug fid) gu, daß in denfelben Ta 
gen gu Wyl, welche Stade dem Sift in mancherley 
Zelten font fo treu anbieng, tegen Erhdhung der Steu⸗ 
ern und BVerlegung der Stadtrechte ein Auflauf ents 
ftand: es dufferten aud) die Gotteshausleute von Bern: 
‘Hardszelle™*”), von Whttenbach**) und Waldfird 


- 943) Im J. 1384 wurde zwiſchen Buch und Barnek gu dem ber 
Stadt nbehigen Waſſer ein Kanal durch die Nagelfſuh gehauen; 

SBaltmeyer hia. 

844) Die Urkunde vollkommener Freyheit hatten fie ſchon, als der 
Mbt ſeinen Rath Lactus von Landau, den ce in ſolchen Sachen 
gewoͤhnlich brauchte, an den koͤniglichen Hof fandte, und cine 
Ertldrung erhielt, Wenceslaf fen unrecht berichtet worden; 
Tſchudi 1400, Haltmener fagt nits htevon. 

$45) Gewiß gu urtheilen if unmoͤglich, well die Urkunde weds — 
gebeudt, nod font in unfere Hande gefommen; Tidubi 

meldet, Ech, Ehrſchatz und Lehen feon ibe Gegenſtand gees 
fen, ad 1400. Das uns dieſe Seit S. Gallen fae tamer bie 
Reidhsvogtey befommen; meldet Stumpf tm finfter Gad. 

846) Jm J. 1401, den 17 Janner; Tſchudi, Walfer. 

847) Den Kirchenfag daſelbſt Hatte der Kirchherr von S. Mans 
gen in der Stadt. Es if cine Verkommniß Hef. mit: 
Bernhardszelle 1393:,. wordus bie Rechte des Ortes | 
geſehen werden: Mle Biter follte er leihen um cin Guba; Sv 
geſtolze, die Fein Haus Hatten, erbte ces bee Gaber, ‘dex 

man iit gab, fol fo Sercitet ſeyn, daf, wenn man fa avi 
einen Mantel ſchuͤttet, kein Salts haͤngen bleibe, u. ſ. f. | 

$48) Buc daſelbſt hatte Cuno dic Reichottutt a an ſich geloͤt; 
Walſet 1381 


Geſchichte der Schweiz.i 743. 


unzufriedene · Gefinnungen uͤber bie Berivaltung des 
Abts. Wie Herrſchaft ohne ſtehendes Heer beruhet auf 
dem Riser des Volts; Abt Cuno bedachte dieſes, eilte, 
berief einen großen Nath, und (gleichſam wie erbeten) 
geſtattete er den S. Gallern und Appenzellern einiges, 
das: en ihnen von Rechts wegen nicht abſchlagen moch⸗ 
te*?).. Er gab wohl audh'gu erfennen, daß man raube 
Morte nicht in ihrer vollen Bedeutung aufzunehmen 
haͤtte, und ließ geſchehen,“ Saf der Convent’) und. 
feine Dienſtmanne ©”) allen Span mit Wyl guͤtlich und 
nach Recht entſchieden. Gobald er fic) erleichtert (ab, 
ſchlug ex durchaus ab, aber die vornehmſten Klagen 
ber Appenzeller einige Erklaͤrung von ſich yu geben. 
Wenn fle bedachten, daß er nithe (chien Friede su wollen, 
und and, daG cr. fic doch nicht gu einem Krieg ſtaͤrkte, 
fafiten fie nicht unbegriindete Gorge, der Abt ſey ent⸗ 
weder von Rittern und Seddten oder vom Haufe Deft. 
reid einer maͤchtigen Hilfe jewaͤrtig. Dem vorzulom⸗ 
met, und um ihn gu ſchleuniger Erfldrung feiner Gee 
finnung ju ndthigen, griff das Bergvolf gu den Waffen, 
mahnte bie Stadt, und fie ſchrieb an den Abt in folgens 
den Wortenn „Wiſſet, Herr Abt von S. Soten Clas 


a. ? a. $ € - 


$49) Rectmahigen Kauf ohne Widerſpruch au beſtaͤtigen; ben 
(auc fon geuͤbten) freyen Sug ferners zu geſtatten, u. a.z 
Halgmeoer 1402; Walſer 1401, welches tichtiger 
ſcheint. Stumpf im V Bud. 


$50) Vergleich mit Wyl,.14013 bie aithergebeodte 
nicht die anf roo Pfund erhoͤdete, Steuer ſoll ber Abt einzie⸗ 


hen; in eiaed Buͤrgers Haus niemand faugen; keinen, hie - 


nicht aus der Otadt ſed, in ihren Sachen an die Gerichte rufen; 
ihnen Apts den Stadteraben die zewoͤhnliche Macht laſſen a. a. 


351) Spruch Jtal HSerrmanns von Landenberg su 

Greifenfee, Mitters, Rüdolſs von Roſenderg zu Bus. 

~ fenried, Rudolls yon ber Breitenlandenberg und; Rudolfs von 

Griditigen, unter Obmannſchaſt Biſchof aibricht Blaarerd 
von Coffanj. 


704 II. Bud. Siebentes Capitel. 


- pptemal Ihr nicht wollet Recht geben und Recht nehmen, 
„und Euch weigert unſere Eidgenoſſen ſicher zu ſa⸗ 
gen?), fo wollen wir, ber Buͤrgermeiſter, die Raͤthe 
„und gemeine Stadt in unſerer Eidgenoſſen Fried und 
„Unfried ſeyn.“ Des Abt wußte, daß wegen ded Zu⸗ 
ſtands ihrer eigenen Sachen ſeine Freunde ihm nocd niche 
helfen konnten; er hatte Urſache gu glauben, die Wider 
part wuͤrde dieſe Geſchaͤfte durch einen ſchuellen Streich 
unwiederbringlich entſcheiden wollen; ex hielt fuͤr beffer, 
nicht allzunahe bey ifr zu wohnen. Alſo machte ex ſich 
auf; Cuno von Stauffen, Hirt Abt von S. Galen, 
ber ganze Convent und-alle Bruͤder, zogen von dem 
Kloſter Hinweg und liefen ſich nieder iv dem Hof wm 
Wyl; einem einzigen Moͤnch befahl er bey dens Stifte 
ju Sleiben; dee Chor wurde verſchloſſen, der Gottes⸗ 
dienft nabm cin Eude*”). | | 


\. 


Berneretins Dieſe Begebenheit wurde in Seddten und Laͤndern, 
hendiun⸗ wie er gehofft, nicht ohne Bewegung der Gemuͤther ver⸗ 
nommen. Beſonders jene zehn Staͤdte, Bundverwand⸗ 
te des Stifts, verſammelten ſich vielfaͤltig zu Tagen, 
ſandten Boten und ſtellten vorlaͤufige Artikel eines Ver⸗ 
trags**): „Die Aemter ſoll der Abt mit Laudleuten, 


$52) Man ſieht, es betraf Maßregeln, welche Ble Aumlentt, 
der Amneſtie ungeachtet, wegen der legten Unruhe nahmen. 
853) Tſchudi erzahlt es bey 1404, ſagt aber mit andern, 
ſieben Jahre lang fey ber Gottesdienſt unterblieben: man weif, 
and er ſelbſt erzaͤhlt, dab der Abt im J. 1407 vieder tn das 
- Rioftes fam; ich wage nicht, auszumachen, of die fleben Joh 
ee bier, oder von bee zweyten Entferttung, anfangen. Daf — 
im Abeigen Hier ergdhit werden milk, Cano habe funfzehn Mp: 
penzelliſch denkenden Buͤrgern ihre neuen Sdufer einreißen taf 
ſen, iſt aus Berchtolds von Zalkenſtein viel Alterer Bett, mo - 
wie es auch erwdbnt haben. . 
854) Waller, 1402, im Fruͤhling. Wir haben cine Ab⸗ 
ſchriſt von dieſer Urkunde vor uns. Lo 





Gefhidte der Schwetkz. 705 


1 Her nach feinem Wohlgefallen (ohne Vorſchlag), be⸗ 
„ſetzen. Den Streit uber die Summe der Steuer ar 
„das Reich *) möge dad Reichshaupt entſcheiden. 
„Andere Diewe und, Abgaben ſollen vor den Boten der 
„Staͤdte nach cidlicher Kundfchafe ausgemacht werden. 
„Schuldner foll der Abt beverhtigen we fie wohnhaft; 
„es were dem, daß er alla fein Recht finden koͤnn⸗ 
te.“ Hinterliftige Avtifel:, die fir cine augenblick⸗ 
liche. Mube dem: Lande Appenjell den Verluſt ſeiner alten 
Rechte ~ oder unendliche Unrnhe verurſachen founten ! 
Sobald der Abt feine Amtleute nak Wohlgefallen waͤhl⸗ 
te, waren Fremde noch beſſyy; denn Landleute, welche 
“ben Hof. dergleichen Bedienungen erworben, wuͤrden 

eben fo abhaͤngig von der Herrſchaft und nec) dazu von 
einer Parten im Lande unterſtuͤtzt worden feyn. Die 
Srage iſt wicht, „ob cin Fuͤrſt niche fell duͤrfen feine 
„Amtleute nad) Velieben wahlen? Es Ge fich in 
politiſchen Gachen wenig afigemeines behaupten; gewiß 
Hedurfte damals disfes Sand folche Voͤgte, die ibre 
Wuͤrde ſewohl dem Abt als dem Golf. gu danken 
Hatten. .: 


855) Sie betrug im Anfang so Mark, zu zwer Pfund finf 
Schillingen; als im vierzehnten Jahrhundert GS. Galen Sift 
in grofer Geldnoth war, muften dem Herrn vor Buͤrglen 
und einem Ritter von Ems 25 Marl auf diefle Steuer alfigs 
mire werden, und fie wurde, wohl mit Wilken hes Landes, 
auf 125 Mark geſteigert; nun forderte Cuno, das. Land follte. 
deffen unacachtet nod dle 25 Mark an Ems und Buͤrglen auss 
zahlen; die Landleute wollten weder dices, noth waren fie ged 
neigt, fernce (wie unter Serrmann von Bonfetten, welcden 
fie liebten) die 125 Mart gu geben. Dieſe Vorkellung (et⸗ 
gous anders als ben Dem Wal ſer ad 1335 und 44) it meitt 

- guf -die vor mie liegende Urkunde gegrdnder, jedoch nod 

. nicht klar genug. . . 

$56) Jn alleh dicen Soruͤchen iF and von dee Wahl des 
Kikers die Redes ſolche Kieinigheiten muͤſſen wie vorheys 

laſſen. 


v 


7060 II. Bud, Sitbentes Capitel. 


Aber endlich vermochten die vermittelnden Staͤdte 
Ker den wichtigſten Punkt, uͤber den Bund zwiſchen den 
S. Gaͤllern und Appenzellern, ſchlechterdings keinen 
Vergleich zu treffen. Dem Abt war (nicht unweislich) 
weniger an eiftigen Rechten als an der Mache gelegen; 
meiſt werden jene burch diefe beſtimmt, aber nichts vere 
hindert: mehr als Buͤndniſſe den freyen Gebtauch dec 
Macht. Die Stadt S. Gallen. berief ſich, als auf ein 
Recht, auf ole alte Gewohnbeit, wie fie denn (Hon oft 
Buͤndniſſe ſchloß. Die Appenzeller Hielten dafuͤr, diefe 
Gewohnheit beruhe auf dem Recht aller Menſchen, fir 
gerechte Sachen zuſammenzutreten, und ſagten, das 
Beyſpiel der S. Galler fey vin Beweis, daß die herge⸗ 
brachte Uebung der Gotteshauslande dieſem nicht wider: 
ſpreche ). Die Staͤdte, deren gemeines Weſen (eldz 
fein anderes Band hatte, ſcheuten fi, daſſelbe an an⸗ 
bern gu verdammen; hinwiederum wollten fie den Whe 
. nicht geen Beleldigen und ndthigen, fic an die Oeſftrei⸗ 
Ger zu wenden. Zuletzt billigten bende Parteyen, daß 
bieſes an ein Meche geſetzt wuͤrde; deſſen Obmann war 
Johann Stroͤhlin, der freyen Reichsſtadt Ulm Altbuͤr⸗ 
germeiſter. 


Nicht ſowohl durch glag und Antwort, als durch 
Unterhandlungen (wie meiſt bep Rechtsgaͤngen, und 
kluͤglich geſchieht) wurde das Urtheil zubereitet. Es 
wurde zu Ravensburg in folgenden Artikeln von dem 
Obmann ausgeſprochen: „alle Feindſchaft, aller Wider⸗ 
„wille, welche obgewaltet haben zwiſchen dem Fuͤrſten des 
„Stifts S. Gallen, und ſeiner Stadt zu S. Gallen, 
„und feinem Lande gu Appenzell, die ſollen abgethan 
„ſeyn. Es unterſtehe niemand, wer der ſey, die von S. 
„Gallen und Appenzell zu kraͤnken, an Rechten und Sit⸗ 
„ten, wie die von ihren Altvordern auf ſie gekommen 


357) Die S. Galler hatten keinen beſondern Grief dafauͤr. 





- 


” 


. Gefhidgte: ber Schweig 3 707 


ꝓſind; fie leiſten bem gefuͤrſteten Mbt. geboͤrliche Pflicht 
pgemag den Vertraͤgen. Auch fall der Stadt S. Gailey 
„Bund mit ſechs benachbarten Staͤbten bebarren in vole 
„ler. Kraft, wie der Firft von S. Gallemdeſſen ſich gude, 
bight erfldet hat. Uber der Bund, welchen die vow, 
nUippengell zu der Stadt S. Gallen geſchwoxen, Ser ih’ 
mungeredit, null und nichtig, tod, and. ab, auf -emige 
prdtiten , als der nie mag erneuert werden obne des Fuͤr⸗ 
jften ausdridliches Wilken’). Diefer Spruch gab, 
dem Abt, mas er wollte, ndmlidh bie Mada, gu verhin- 
bern, daß Gotteshausleute mit irgend jemand oder unter, 
fich einen gultigen Gund fie ihre Frepheiten ſchwoͤren 
mochten, der ihm nicht: gefiel. Der Stadt gab der 
Sporuch, ſo viel “fie bedurfte, mimlid einen: Bund mit, 
ſolchen Seddten, ohne deren Jwifchentunfe niche (chien, 
daß der Abt in ſeinem Land Here geblieben mice. . Ofne 
allen Verzug that fe dem Urtheil Rate’, 


at, , 


Nicht fo das Bergvolk, mit weldhem wlemand vor⸗ 
Her geredet hatte, entweder weil es unbeugfam ſchien, 
oder wohl aus Geringſchaͤtzung; denn es war nod) nicht 
offinbar, was in den Appengellern¥ag. Im Sommer 
hatter di¢ Juͤniglinge ben Jug auf Cae gethan, als Gla⸗ 
tis Rache holte um den Maub des Viehs, freudig waren 
fie Heimgefommen, und tobten viel die Berfaffung der 
Schweizer. In den erften Tagen der kalten Jahrszeit 
" 2 4 a ~' 4 Dyas bef 
asa) S. ble Artikel ben Waller, 1402, 2 Rov. _ 
359) Haltmeyer if kurz hicrdber und meldet vom widhtigten 
nichts; die gembbnliche Politik unſerer Stadtdronifen; fe 
. meinen, wenn fie uͤber unbeltebige Sachen ble Mugen ſchlie⸗ 
_ fen, fo febe fie niemand; fie haben fein Gefuͤhl ber Groͤße, 
welche ta aufrichtigem Bekenntnjß begangener Fehler beſteht, 
te Stihicmeigen zeigt bloß an, daß nichts gue Entſchul⸗ 
digung vorgebracht werden mochte; menigttns nicht von {he 
ACH. W 


408° If. Suh. Siebentes Capitel. 


hrachten Boten vow S. Gallen ben Sprud in dad Sand. 
Stin und aufmerffam Hdeten die Gemeinden feine erfter 
Artikel; als geleſen wurde: „der ©. Galler. Buͤndniß zu 
„dben Reichsſtaͤdten fey beſtaͤtiget,“ und hierauf, „der 
Appenzeller Bund mit S. Galen fey abgethau,“ da 
Srien fie alle uͤberlaut: ,,Beredtherey!’ Ciner aber, 
Gin herzhafter Mann von geradem Verſtand, redete zu 
den Boten und (prade: Saget euren Herren, wir. Appen⸗ 
„eller wollen diefem Spruch nicht gehorchen: wir und 
pdle S. Gabler haben dem Obmann geſchworen auf gle is 
he Recht, usd es wlederfahren uns ungleide Recht. 
„Ihr midget aud) dem Wot wohl fagen, die Appenzeller 
merken ſeine Meinung; ex toill uns unterdruͤcken; wed 
pbatte es ihm font gefoftet, aud) unfern Bund ga Ser 
pWilligen?““ Alles Bolt, ool grofen gerns, glaubte 
ſich von den hochmuͤthigen Rathsherrea der Schwaͤbiſchen 
Staͤdte gehoͤhnt und uͤberliſtet, und. fuͤhlte, daß es ders 
gleichen Behandlung nicht wuͤrdig war; von dem an ent⸗ 
fremdeten did Appenzeller ihr Herz von den Reichs⸗ 
ſtaͤdten. 


Wenn cin Manu,..der nach großen Dingen zielt, alle 
Haffnung, quf die ec zaͤhlte, verliert, fo verzagt ex dod 
nicht, fo lang ex ſich ſelbſt bleibt, gehet ſeinen Weg fort, 
wud findet Greande, fobald feine Tugend hervorleuchtet. 
Als man im Gebicg uͤberzeugt wurde, daß auc) vom dez 
Stadt S. Gallen, welche fic) dem Abt verband, nichts 
zu hoffen war, ſchwuren alle Rotten unter ihren Rotten⸗ 
meiftern °°°) , alle Gemeinden, und ihnen zugeſellte Ges 
$60) Jn Roden (oft Rhoden geſchrieben) it Mapengell jews nod 
eingetheilt; aber. bie Verwechſelung des. cin d iſt gemein, 
und man weiß, da6 eine zuſammen aafdredhende Mannideft 
Rott, route, ‘rupta, genannt wird. ‘Ble wollen bod Maden 
ſchreiben, wit and fie Abbencell Appenzel. Ja dieſen 
» Dingen-haben wir dte Richtigkeit aledaun beobachtet, wenn 

von dens Sebrauch nicht gu ſehr abgieug. ~ 4 


— og 
- 








A 


— Se”ſchichte dee Sadmety.:  — gog 


genden®*™), nuter dem Landammann in bem Dork ge 
Appenzell verſammelt, „Lieb und Seid in der Sache der 
„Freybeit mit einander gu theilen, und Sib und Sut us 
werfebroden fiir einander barjubieten.4 | F 


vierauf ſandten fie an ſteben Orte ) der Schwei⸗ bandrecht 
zer, und baten umm derfelben Bund; wohl zu voreilig;it . 
der nachmals ermorpene Ruhm empfahl fie nod nicht. 
Es. begegnete, was das vortheilbaftefte war; naͤmlich, 
geung gu erhalten, auf daf ber Muth nicht fallen duͤrfe, 
and nidht alles, damit fie nicht, auf andere getroſt, Ab 
felbſt verſaͤnmen: finf Orte, die Ke noc) nicht fanneen, 
ober die su abgelegen wohnten, oder hen Briefen des 
Mots mehr glaubten, ſchlugen ab. Schwytz⸗ welches gang 
Europa dad Shidk- dee Freyheit haͤtte mittheilen maͤgen, 
unterſuchte nicht fang, nahm fie in Lanbrecht, und ſand⸗ 
‘te Werner Amſel nebſt Peter Wri, dieſen, daß er 
Hauptmann, jenen, daß er Sanbammenn uͤber fle 
fey"); denn bie Verwaltung der ſtiftiſchen Voͤgte wur⸗ 


⁊ e 


863) Sonderamt did Bogtey Schwanberg. Der Anfang tee 
fer Urfunde, vom 8 Winterm. 1400, iff ben Wailer, 

__ . bee Ge hatte gang cinricten follen; bey Underſuchung wish ſich 
bie Urfache ihrer Wentiffung wohl.aud in einer Chronttenpos — 
lisif finden. co o 

$62) Wenn dic Vn Oete ohne bad adie genannt werden, ſo 
wil das fagen, daß Been fein. Theil an der, Gade hats 

Bern hatte dee Entlegenhelt wegen oft kein Juͤtereſſe bey Ges 
ſchaften der fieben Orte. . 

863) Waller nenat Peter Lbet den bed Lopacher, ſcheint ihn 
aber init Konrad Lopadher su verwechſeln, welder in der 
Schlacht ben Speicher die Hilfe von Schwing angeflhet. Im 
Abrigen dirftc ih dem, was wir Tihudl und Walſern hier 
nacherzablen, cin Mikverſtand feon. Jn dem. Jahr 1902 wae. 
font Hanns in der Schwendi kandammann, und follte dieſer 
Ben der Veranderung der Verfaſſung ſich hinwegbegeben haben, 
wie kommt es, das ben der naͤchſten Schlacht Peter LSet nicht 
genannt wird, und Jacob Hartſch das Boll fuͤhrt? Sr koͤnn⸗ 
te geſt orben ſeyn! Das Umſtandliche dieſer Geſchichten if mans 


qe II. Bad. Siebentes Capiteil. 


Oe derivorfer’, ‘und es mag ſeyn, daß bie Vornehmſten 
tn Land nicht wollten ihrer Freyheitsliebe bas Ausfehen 
Bes Ehrgeizes geben, oder man befilrehtete Missergni- 
gen und Parteyung vow der Wahl zweyer und Hintaw 
ſetzung der andern. Glaris lief ausrufen: „welcher 
ntapfere und freyheitsliebende Mann den Appenzellern 
wbelfen wotle, bem ſoll 06 erlaubt ſeyn); zweyhun⸗ 
dert griffen nach den Waffen und zogen hinuͤber. 


Hierauf ergieng von dem Abt an die Reichs Rddte 

_ eine Mahnung wider das aufruͤhriſche Volk in dem Ge 

Biteg. . Die Staͤdte fandten Georg: sow Ems, Ritter, 
mit gitlichen Vorſchlaͤgen ay die Appenzellir. Die Ap⸗ 
pengeller fprachen: ,,toiederbolte Unterdeuͤckung nnd ence 
wr Partenlidyfeit Hat und bewogen, cin Landrecht aufjse 
„nehmen nit Schwys; dad wollen wit Salten, und bie⸗ 
„ten Recht anf die Cidgenoffen.4 Ma. redete Georg von 
Ems. „Man wird wiſſen, each sum Gehorfam gu brin- 
“ager, und naͤchſtens.“ ene gaben zur Antwort: 
„Unſere Sache iſt gut; Gort iſt mit braven Leuten.“ 
Der Herr von Ems wandte /ſich und, vite ft hinwes. ott 

neue ergicugen Mahnungen. - 


fteheg es. Alſo in bem acht und achtzigſten Sjabe, nachden die 
Schweizer an Morgarten ihren erſten Streit fdr die Frey⸗ 

‘Heit gethan, in dem vierzehnhundert und dritten der 
chriftlidjen Beitrednung, im Anfang des May, beſchloſ⸗ 











gelhaft, well, was nicht in Urkunden {&, fang durch Ueber⸗ 

lleferung aufbehalten, und anfangs von Mannern, dle den 
wahren hiſtoriſchen Geſchmack nit fatten, allzu kurz aufge⸗ 
zeichnet worden iſt. Albrecht Maller, Ritter, Schult⸗ 
heiß gu Zuͤrich, Fortſetzer der Famillenchronik, die Eberhard ans 
fieng, bat wohl am erſten dieſe Geſchichten beſchrieben; and 
gut; er iſt von Tſchudi gebraucht worden. 

264) Glaris konnte, nach ſeinem damaligen Bund, ohne Wile 


len des Mehrs der abrigen Orte in keine ſemuch Verbinduns 
teeten. 


Seſchichte ber Schweiß. 211 


ſen die vou Coſtanz, die Ueberlinger und Ravensburger, 


die Wangener, die Buchhorner und Lindauer, dem Abt 
Cuno dieſe Bauerſame unter den vorigen Gehorſam zu 
bringen, brachen auf mit ihrer auserleſenen Mannſchaft, 
und kamen in die Stadt S. Gallen. In dem Buͤrger⸗ 
meiſterthum Konrads von Watt und Walther Schuͤrpfe 
wurde aud) biefer Stadt Vanner wider Appenzell aufge⸗ 
worfen; alle Stiftslande fandten ibr Volf. Die Wach⸗ 
ten auf den Hoͤhen ber Appenzeller ſahen die heranziehen⸗ 
den Banner, die Reifigen, die Menge su Fushi, gaben 
bie Zeichen. So ergieng der Gturm, zum erſten Mak 
fete Appenzell Gewohnt war, gu der Landwebr fir die 
Erhaltung der Freyheit. Nachdem die Greift, fix die 
Waffen ju ſchwach, ihre Sohne gefegnet, und jeder, - 
feined Lebens unbeforgt, ſich nur gu maͤnnlichem Abſchieb 
por Weib und Kinderm geſtaͤrkt, ſchaareten fic aus allen 
Dorffdhaften ungefaͤhr zweytauſend Mann, enter den 
Hauptmann Jacob Hartſch, und eilten auf die Hoͤhe Voͤge⸗ 
linsegk bey dent Dorf Speicher. Bow derſelben Lands 
mart geht man bina’ mad) ©. Gallen; bie Strafe, ob⸗ 
wohl fleinig, iſt nicht allzuabſchuͤſſig; ſie Hat an einem 
Ore cine Sertiefung ; damalé war nod) auf beyden Sei⸗ 
ten viel Wald; endlich find. fanfte Huͤgel; die Stade 
fel6R liegt an dem Fluͤßchen Steinad) zwiſchen den Hue 
gtin, in. der Ebene, welche hier von der Sitter; dors 
pon ber Goldach durchfivdmt iff. An dem viersehuter 
May wurde die Nacht vow bem Heer des Abts in guter 
Bewirthung ins Kloſter und in den Buͤrgerhaͤuſern zuge⸗ 
bracht; aber die Appenseller, die Stunde betrachtend, 
auf die bas Vateriand gekommen tar, und Aber wie cin | 
verſchiedenes Glick fix ir ganges Leben und ihre Nach⸗ 
fommentt fie ſich an dem folgenden Abend erfreuen oder 
betruͤben wuͤrden, erneuerten ihre Krafte durch die mite 
gebrachte Zehrung, ſchliefen wenig und beſetzten die vor⸗ 
theilhafteften Orte. Diefer Kunſt war bee Feind ſich 
nicht vermuthen. 


= 


} ; - 


m3 II. Bud. Siebented Capitel 


Schlacht Die Morgenroͤthe gieng auf; die Reiſigen zogen aus 


am 
Wer, 


Pele der Stadt, ihe FuGvoll nach, finftaufend Rann, is 


Tanger Orbdnung, der Gegend gemdG; aber den Line 
ſenbuͤhel famen fie die Hoblgaffe hinauf nach Voͤgelins⸗ 
eg. Der Wald war von swephundert Glarnera ond 


“bon dreyhundert Ménuern von Schwytz befese; fie aber 


ahndeten feine Lift. Sie kamen obne Widerftand bis av 
den obern Eingaug der boblen Gaffe. Dod) ließ cis 


Maufe oon achtzig Appenzellern, die fie fur cine Berge 


wacht hielten (Sie uͤbrigen, von ben Hoͤhen bedeckt, 
Jauerten ded Augenblicks), diefe achtzig lichen fe nicht 


ebenen Pabe hinauf gelangen, ſchleuderten ſchnell, und 


fielen zu behend in die Reihen, als daß die Neifigen fie 


baͤtten umringes und nieberſchießen koͤnnen. In demfel- 


Sen Augenblick geſchah das Gleiche den hintern Reihen 
nud: einigem Fußvolt) durch die von Schwytz und 
Glaris, welche dieſes mit Vortheil von beyden Seiten 
der Hohlgaſſt thaten. Jene, welchen bie Gegend fchad- 
licher als der Feind furchtbar ſchien, ſtrebten mit groͤß⸗ 
ter. Anſtrengung ans dee Gaffe empor. Da trat ploͤtz⸗ 
lich ganz Appenzell hinter den oberften Hdben hervor, 
ein ſehr ſchoͤner Schlachthaufe (die Gegend verhinderte 
feine ganze Zahl gu meffen), freudiger Troe in allen Geo 
fichtern, ftarfbeleiSte oder Hochgemachfene Hirten, in bee 
hendem Schleubern und in frdftigem Daniederfchlagen 


eon Jugend auf durch Spicle und gegen wilde Thiere all⸗ 


taͤglich geuͤbt. Als die Neifigen auf einmal wider ibe 
Vermuthen die Appenzeller vollzaͤhlig im Befig der Hoͤ⸗ 
ben und viel gu muthvoll erblidten, als daß möglich 
ſchien, fie berab gu werfen, zumal ber Ort fie ganz vers 
binderte, ihre Macht, ſelbſt in cin ungleiches Gefechte 


- gu bringen; erfannten fie die Schwelzeriſchen Kuͤnſte *°%), 


+ 865) Es iſt aus der Bahl ber Todten und aus der Natur per 


Gegenden vermuthlich, dab dee grigere Theil gar nice ins Ges 
fechte fam. 
866) Womit wie den Ruhm dieſes Tages nicht wollen von des 








/ 


Geſch ich te der Squweij. 913 


ane: tieften: fid) bie Grindedeedaditug zu (odd gerriren. 
Doch beſchloſſen fie, den Krieg ia das Fels: herah gu zie⸗ 
Gen vor dem Eingang dee Hohlgaſſe; dewn-fie hofften gee 
wif, wenn die Appenseller mit Aufloͤſung ihrer * 
Ordnung ihnen durch die enge Gegend nachjagen, fo 
werden fle die Waffenthat, ehe dieſe ungeuͤbten Krieger 
fich gehoͤrig ſtellen, vortheilhaft entſcheiden an ‘einem 
Ort, too bie Menge ſtreiten koͤnnet daruniriefen fie 
unter die Ihrigen mit lauter Stimme: „zuruͤck, zuruͤck!“ 
Als die nidhften wichen, die' Reifigen von oben Gerad 
gewaltig nachdrangen, zugleich bie Mannſchaft von Ap⸗ 
penjell nebſt Glaris und Schwytz mit großem Feldge⸗ 
ſchrey von den Hoͤhen und von beyden Seiten fuͤrchterlich 
einbrach, geſchah, daf Ber Befehl unrecht verflanden 
wurde. Die Augen wourden Sey den hinterften Schaaren 
bie Ausleger des Setdubten Gehsrs; da fle weichen faben, 
Hiclten fle dafuͤr, der ganze Kopf der Sdule fen gefallen, 
durch ben Tod der Bornehmften fey der Streit verloren, 
und verffanden anftate „zuruͤck,“ eine Warnung it 
Gluche*’’), -wandten fidy, und frirsten ohne Orbs 
nung, ohne Aufenthalt, fchreckenvoll Herab nach der 
Stadt S. Gallen. Schwytz und Glaris eilten, den 
Ort, wo dieſer Zufall die Saͤule brach, ohne allen Ver⸗ 
zug einzunehmen: die obere Haͤlfte wuͤrde von ihnen und 
yon ben Appenzellern gaͤnzlich niedergemacht worden ſeyn, 
wenn ihre weit geringere Zahl ihnen den Gebrauch vere 
ſtattet haͤtte, welchen fie dor der Gegend machen wollten, 
unm den Feind einzuſchließen. Me bie Reifigen has ‘uns 
sen geſchehene Ungluͤck ſaben, oaben ſie den Sere Cot 


J 


Appenzellern auf ihre Schwelʒerlſche Huͤlfe éringen ; “bee Ging 
ff, fle haben ihre Gegend fo, wie dieſe in andern Salachten 
dic ihrige, genust. 

$67) Welder Mißverſtand um fo chee moͤglich war, be bas Be⸗ 
feblsrort ausgeſprochen murde ,, Seat,” wtlches mit, ,, Sad “ 
vermedielt merden fonnte. =; 


q14 IL Buds Siebentes Capicet. 


nicht unblitig) auf, beforat um eigene Rettung, damit 
Fich der Verluſt nicht vergroͤßere. In diefer Bemuͤhung 
wurden beyde Buͤrgermeiſter von S. Gallen, Konrad 
von Watt. und Walther Schuͤrpf, da fie die Ehre des 
Tags allbereit verloren ſahen, durch diejenigen erſchla⸗ 
‘gen, mig welchen fie geſiegt haben wuͤrden, weun fie den 
Bund gehalten haͤtten. Da Half weder dem vow Blan⸗ 
kenheim die lange Reihe wohladelicher Vaͤter, noch bem 
ftarten***) Blaarer, daß er einen dreyfachen Panzer 
trug. Die ganze Gegend herab, auf den Hoͤhen und in 
Bruͤnden, bis auf Notkersegk, ja wohl bis an Jauch⸗ 

Falden herunter, floh mit Wegwerfung der Waffen in 
ſchreckenvoller Zerſtreuung, und fel in großer Unjahl °°) 
das feindliche Heer. Bey dicfem Anblick, (denn er mochte 
ber Unfall-feben) erſchrack der Abt Cuno; es bewegte 
fic) die gange Gtadt, reuig des Kriegs. Bier Ban- 
ner®7°) giengen unter, und es wurden bey fechshandert 
‘eiferne Panzer erbeutet.’ 


868) Dee „große“ in den Chronifen; ſeines Kdepers 
wegen. 

869) Sle wird verſchiedentlich angegeben; Tſchudl, 300 aus ben 
Stadten, 6o aus den Stiftslanden; in dem nadgefegten Bers 
zeichniß werden aber aus ben erſtern bod nur 240 hergezdhlt, fo 
bat bie 60 tn der Zahl der 300 waren. Bulltnger if ven 
Zſchudi nve um 7 unterſchieden. Haltmeyer zahlt aus 
ben Gddten 196 oder e103 die iftifchen hat er nidt. Wale 
fee meldet, es rechnen ejnige ben Berlu auf 376, andere 
zahlen 400, eine —532 — 2000. Wenn 600 Panzer 
erbeutet worden, ſo muͤſſen die geringern Zahlen unrichtig 
ſeyn; waͤre auch ein Lager vor der Stadt geweſen und einge⸗ 
nomen worden, die Panzer wuͤrde man bod nicht im Leger 
haben licaen laffen. Vermuthlich zaͤhlten bie Stadte nue ihe 
sen Derluk an Buͤrgern, die Soͤldner nidt; vielleicht find 
Aberhaupt alle, deren keichname hidt abgefordert, fondern auf 
bee Wapifiatt begraben worden, ungezaͤhlt. 


$7) Coſtanz, Ueberlingen, Lindau und Buchhorn; Halt⸗ 
meyer if fo hoͤflich, nichts hlevon au melden. 


Sephigte Fee Schweit. 715 


Als bie geſchlagene Maunſchaft in die Thore brang, 
und aus allen Haufern Weiber und Kinder mit unruhi⸗ 
gem Blick die Ihrigen fuchten, dantte mehr als cin 
Buͤrger, daß die Erinnerung der vorigen Freundſchaft 
bey den Appenzellern ihm das Leben gerettet. Einer 
zweytaͤgigen Woͤchnerin aber kam folgende Botſchaͤft: 
‘p Hartmann Ringgli, ihr Mann, fey an der Hohlgaſſe, 
„toͤdtlich verwundet, von dem Feind angetroffen wor⸗ 

„den; den Appengeller, der ihn umbringen wollte, 
so babe er mit Sittern Thraͤnen um die kurze Friſt gebe⸗ 
„ten, ihn feine Frau sum lesten Male ſehen zu laſſen; 
r dem Appenzeller fey eine Thraͤne entfallen, ex Habe - 
„ſeine Kriegsgefelten gerufen, fie haben ihren Mant 
„bis nabe an die Stadt getragen, er warte ſehnlichſt fie 
„noch gu ſehen.“ Slie eilte, gieng heraus, and 
kuͤßte das Blut von den Wunden, er druͤckte ihre Hand 
auf die ſterbende Bruſt; am folgenden Tag ſtarb er; ſie 
pflegte von dem an, ſo oft jene Appenzeller in die Stabs 
famen, fie au Sewirthen. . , . 


WVron der Hohe Notkersegk lief der Hauptmann die 
Beichen ergehen, daß der Menſchenſchlacht gewehrt were 
de; da ließ das Volk von dem Grind ab. . Biele, bine 
geriffen vom. Kriegsfeuer, Hatten im Getimmel und 
Entfegen ber Flucht nach dem Tod zwey oornehmer Biirs 
germeifter die Stadt S. Gallen einzunehmen gedacht; 
aber die mebréren, ‘unverblendet ber die Schwierigkei⸗ 
ten der Unternehinung , blieben Meifter ihrer ſelbſt, und 
maͤßigten die Jugend. Sie zogen hinauf in ihr geret⸗ 
tetes Land; auf der Wahlſtatt fielen fie nieder, ,, weil 
a fie von Gott gewuͤrdiget worden, die allererfte 
„Schlacht fir ihr Baterland fak ohne Verluſt“) glors 
„reich zu vollbringen.“ - Der fonfiehnte Ray der 


871) Nur; cher 8; fene Zahl bey Tſchudi ober dieſe bey 
Walfer iß ein Schreibfehler. 


al 


716 II. Bud. Siebentes Capitel. 


Tag. als’ beym Speicher??) geſtritten wurde, nahm 


dieſes ‘Ende. 


Voruehmlich aud burch dag it in den alten Zeiten 
Oft gefieget worden, weil ber Feind nicht viel Kunſt vor 
den DVergleuten erwartete. Es ift, bey den Vortheilen 
ber Gegend, und fo ftarfen Beweggrinden (in Kriegen 
wider viel willfdrlichere Gerwalt, als damals irgendmo 
geubt wurde) die Erneueryng fo loͤblicher Thaten wohl 
moͤglich; befonders wenn wir, eingedenf, wie damalé 
bie Uppengeller fat unberwoffuet ‘der die Neifigen ſtan⸗ 
den, uns ben Muth nicht nehmen laffen, obgleich der 
Giang, welder einen Paradeplag ziert, unferm ands 
mann feblt. Jene duGerlichen Dinge find adehig und 
widhtig in Heeren der Fuͤrſten“?); Hingegen ift unig 
und hoͤchſt unverninftig, unfere Landleate damit zu 
plagen; zur DBegeifterung in dem Krieg far Freyheit und 


Vaterland bedarf mar biefes Drunks nicht. 


S. Gallen, eben fo ungewif der Sto penpellifchen 


Denkungsart nad) dem Sieg als vorher der Geiftesges 


genivart, mit welcher fie geſtritten, beſorgte Hinterliſt 
auf bie abziehenden Schaaren oder auf die Buͤrger ſelbſt. 


Alſo eilte man, auf: Baͤrnek den Wald umzuhauen, 


worein ſie ſich verbergen konnten. Als vow den Hoͤhen 


174) eo heißt bie Schlacht. In Weldhecibung dergleichen 


Schlachten haben wie die Berichte der Chroniken verglichen, 
und eine durch bic andere gemaͤß der Page der Gegenden ceidus 
tert. Es wuͤrde Aberaus weitiduftig werden, feten Seettt 


7 unfeter Behandlung befonders su ecchtfertigen. Das mifien 


wie serfichern, daß nicht Ein (aud aoc fo getinger) Narfiead 
angefuͤhrt worden, dee nicht auf Chronifen “oder ble Loge 
(aud ctwa, dod felten, auf Ueberlleferungen) acorundet 


itt. 
873) Ohne Achſelband und Uniform wuͤrden viele nicht dienen, 


ober: fo foldatiſch nicht ſeyn, wenn bad Aeuberliche fic nicht uns 
terſchiede und erinnerte. 


Sefchichte ber. Sdhieisy. 717 


geſehen wurde, daß die feindlichen Sanner vom Land 
fubren, dankten bie Appenseller. denen bon Schwytz und 
Slarié um thre Hilfe, und.gaben ihnbw iby Cheil dee 
Beute. Froͤhlich verkuͤndigten diefe in den Laͤndern ih⸗ 
ren Ruhm; wun freute ſich ſehr das Land Scans, 
dieſe muthvollen Freybritslichenben Manner su Sanbitue 
fen gu Saber. 


Die Mppengelter trugen keinen Zweifel „ daft Cuno Rriebe der 
nicht baldmoͤglichſt mit eben derſelhen oder anderer Huͤlfe 
den Krieg erneuern werde. Darum nutzten ſie den Au⸗ 
genblick, zu Clanx, in ber Schwendi und bey Heriſau 
bie Burgen gu brechen, auf daß niemand in ihrem Lande 
ſich befeſtigen koͤnne zu Uebung tyranniſchen Willens. 
Die Manner in der Scjwendi haben bid auf dieſen Lag 
an Sanbdggemeinden die erfte Gtimme®”*), weil ibre 
Voraͤltern im Anfang diefer Dinge zu Bertreibang ihres 
Vogtes die erſten; geweſen. Die Landleute thaten auf 
das ganze Stiftsland Streifereyen, deren Gluͤck dem 
Golf den Muth erhob, und in den Feind Furcht warf, 
das untruͤdlichue Mittel su billigem Frieden; fie wol⸗ 
ten, daß man Appenzell ehren muͤſſe. Durch dieſe Ver⸗⸗ 
wirrung, verderblich dec Handelſchaft, wurden din 
Staͤdte bemogen, dem Woe feb enzuliegen, path er tis 
nen Vertrag mace. Er, in den vier und zwanzig Jah⸗ 
ron, die er fchon att der Abtey war, pflegte nie fo viel 
auf Regentenflugheit nod) auf die. Verbindung wit, 
Staͤdten zu rechnen, als quf die Oeſtreichiſche Macht; 
in dieſer Gefinmung wurde er durch den Thurgauiſchen 
Adel geſtaͤrkt; endlich fam ihm fichere Nachricht, Graf 
Hanns von Lupfer und Graf Herrmann von Sulz, die 
Voͤgte im benachbarten Erbland, vielvermoͤgend bey 


874) Yn ben. inneen Roden; weil “das gemeine Wefen fee 
ie debehanderten in dic innern and dufern. Roden gesheilt . 


é 





- mp IL. Bud. Giebentes Capitel 
| Herjog Friedrich, laffert ſich nicht mehr ſo ungeneigt 


finden, fein Geſuch an dem Hof ju Innsbruk gu unter⸗ 
figen. Bon bent an verftoctte fic) Cuno gegen alle 
Vermittlungsvorſchlaͤge redete ſchimpflich ven Appen⸗ 
zel und mit geringer Achtung von den Staͤdten. Deſto 
ieichter dermochten die Schweizeriſchen Srdote®”’), daß 
letztere den Abt verließen, Appenzell aber ſich ihnen ver⸗ 
ſoͤhnte. Der Friede wurde durch die Herſtellung odes 
ordentlichen Laufs der Dinge ohne Kunſt geſchloſſen *9); 


die ſtiftiſche Stadt Wyl erwarb, daß auch ſie in dem⸗ 


DOekftreich 
wider Ap⸗ 
penzell. 


ſelben feyn mochte; zukuͤnftige Streitigkeiten ſollten vier 
Schiedrichter entſcheiden, und Schwytz gewaͤhrete, daß 
Appenzell billigen Spruͤchen gehorſam ſeyn ſoll ). 

Der Abt voll bittern Unwillens hob zum andern Mal den 
Gottesdient auf, um nad Wyl zu ziehen o78) 


Die Appenzeller hielten fuͤr das Bette, durch eben 
bie unermuͤdete Fehde, wodurch fie ihm die Staͤdte ente 
gogen,, ifn. des Adels zu berauben. Lesterm die Forts 
febang des Rriegs unmoͤglich su machen, dazu bediens 
ten fie ſich cines Mittels, welches ihrer Denkungsart 
wilrdig war. Dicfelbe FreyHeit, welche fie uͤber alles 


AUebten, fchentten fle ben Seuten der benachbarten Here 


ten, Hiedurch ſtaͤrkten fie ihren Bund, . um fo mehe, 


$75) Geen fandte Sanns von Muhleren and Petermann Mies 

© ber, Solothurn dacob Obd, Lucern R. von Rots von Zuͤrich 
fiebe 826. 

816) Friede der St adte, S. Georg., 1404 (Zfdabdt), 
burch den Buͤrgermeiſter Stedplin von Ulm, Walther Paulus, 
Bargermeiſter von Biberach, Heinrich Meyß und Jacob Glent⸗ 
‘ther, jener BM. von Zuͤrich, dieſer daſelbſt Rathsherr. 

277) Lbetzteres hat Walſer in ſeinem Auszug der Urkunde nicht; 
Chronlkenpolitik! 

$78) Die fieben Jahre, ba ten Gottesdienft war, ehBgen unters 
brochen worden ſeyn durch bad kurzdauernde gute Vernehmen 
mit ©, Gallen. 








Beſchichte der Shwelp 719 


ba fle keinesweges die herrſchafeliche Nechte ſich zueig⸗ 
neten, ſondern dieſelbe vollkommene Gleichheit, in der. 
fie ſelbſt lebten, ihre Freunde genießen ließen. Die, 
ganze Dienſtmannſchaft von S. Gallen Stift, sum, 
Theil auch den Herzogen pflichtig, der Adel von Thurs, 
gau und Mbt Cuno watben um fo viel heftiger bey Fries, 
drich; „Appenzell werde die stoente Schweiz, und nod), 
py diel frecher, aus Begierde die erfte zu uͤbertreffen; 
„dem noch ſchwachen Aufang fer nicht ſchwer zu ſteuern; 
„der Fortgang, wenn fie endlich in den Schweizerbund 
„fommen, werde der URtergang des Adels in. allen, 
ry SberwmRanden feyn; der Herzog, der edlen Ritterſchaft 
yy Haupt, fol nicht zugeben, daß burch bad Verderben 
sderfelben der Umſturz der Herrſchaft vorbeceitet: ters, 
„bde.“ Da erfldrte der Herzog Friedrich, naͤchſtens 
eine Heerfahrt armſagen, um den ãtob der Appenjeler 
zu drechen. 


Indeß der Abt Cuno, aldngend ton » Gegaquvers ent Rus 
fidht, und alle Thurgauer Edlen, der gewuͤnſcheen Rache dolſ. 
froh, dieſe Nachricht vergroͤßernd ausbreiteten, kam 
Rubdolf, Graf gu Werdenberg, ſchwarzer Fahne, in 
bas Land Appenzell. Nachdem die Landsgemeine auf 
fein Begehren sufammengefonmmen, redete ev gu berfele - 
ben in folgendem Ginn: „Es ift euch wohl befennt, 
p biderbe Manner, wee ich Sin, der hier zu euch rebdet; 
geboren von Montfort ,. welder Stamnes an Abel uad 
„Alter feinem nachgiebt. Aber was iff adelich, alsin 
„der Freyheit (eben und fie gu Hehaupten wiffen! Das 
„Ungluͤck ovriger Zeiten Sat cinen Unterſchied unter ders 
„Menſchen aufgebradt; eure fircitbare Hand verbeſ⸗ 
„ſert, was der Weltlauf boͤſe gemacht; fo treten die 
„Menſchen in die naticlichen Rechte zuruͤck, and brave 
„Maͤnner find Bruͤder wie lhe und ih. Dort ennert 
„jener Selfen ift Werdenberg, das Erb meiner Vater ; 
„„dort im Thal unter jenen Hoͤhen, im Mbeinthal, ihr 


720 II. Buch. Siebentes Capitel. 


„wißt es, haben meine Altvordern geherrſcht; now 
„mein Vater, und ich ſelbſt. Alles iſt mir und meinem 
„Bruder, noch ihrer unerſaͤttlichen Laͤndergier, von 
„den Oeſtreichiſchen Herzogen entriffen; sam Lohn ber 
„allzu viele Jahre geleiſteten Dienſte; wer ſucht Dont. 
„barkeit Sey den Fuͤrſten, usd Recht, wo Sewalt alles 
„„thut! Ich kenne die Hergege, die Beſchuͤtzer des 
„Abels. Dem, der blindlings ihren Krieg thut, und 
„auf Landtagen ſchweigt, und nichts hoͤheres feunt als 
„ihren Dienſt, goͤnnen fie die Ehre ihe Diener gn ſeyn; 
„den echtes.witen Adel, dene die —— lieh iſt wie 
„ihnen die Dade, den baffen fie; ¢ Burges muͤſ⸗ 
nfen Raubſchloͤſſer ſeyn, und aug Liebe gur Dedanag 
o, Mehmen. fic fie ein und behalben fe fir firth. So darf 
yr bald wiemahd reden gu der Gewalt, wider welche mies 
py tand ertinag; feaget eure Nachbaren unter Oeſtreich, 
„haben fie es defto beffer? find fie zufriedend Es ig 
zp mir gu Ohren gefommen, daß der Herzog int Tirol 
+ 9, fic aufmacht wider cud) gu firciten. Biderbe Maͤn⸗ 
„ner, meine Bruͤder, Bedrdngte follen bepfammenhale 
„ten; dad ift recht vor Gott und Menſchen. Tranet 
— gotuirs Montfort Hat wie die Creu gebrodjen.. Sapte 
„mich ſeyn wie ciner aus cad), cin freyer Landmann zu 
„Appenzell. Einige Kenntniß oon des Feindes Mas 
yw hier, meiner Bordltern- Muth, mein Schwert nad 
ꝓ„mein Blut (mehr nicht hat mic bie ungerechte Gewale 
„gelaſſen), das ift euer, eure Gache fey mein; laßt 
n Mich leben und ftreicen tole einer aus eu!“ guͤr 
einen unerſchrockenen und Hugen Ritter fannten iby die 
Appenzeller; das fonnten fie kaum glauben, dag ihre 
einfalsige Landesart ihm gefallen wuͤrde; hievon redeten 
fie mit ibm, fren und freundlich. Da fie ſahen, wie 
feft fein Sinn darauf fiand, gaben fie ibm die Hand, 
‘Bud ſie ſchwuren cinander®”).. Bow dem an legte der 


879) Den 28 Weinm, 2404; Waller, urkunbliq. 


Geſchichte ber 2 ch eis. ; 721 


Graf ſeine Ruͤſtung und ſeine Herrnkleider von ſich, und 
gieng vor ihnen aus und ein in einem, Kittel von Lands 
tuch wie einer der Hirten. Da fie ſahen, wie ee ihre 
Gitten ebrte, faßten fie eine hersliche Liebe zu that; fo 
viele der Manner lebten in dem Gebirg, fb viele Feeune 
de hatte er. Je vertrauter fie ibn kannten, deſto mete 
ehrten fie ihn; Sugend verliert nie durch ittheilung; 
daher machten fie ihn gu dem oberſten Hauptmann ihres 
Kriegs. In den Paͤſſen bauten fle Schaͤnzen; mit S. 
Gallen wurde Freundſchaft erneuert. Hierauf warteten 
fie dex Heerden, bee Herzog Friedrich rites Riley. J 


Er zog im Brachmonat®™™) Aber den Melenberg, Die 
vorbey bie vor kurzem aufgerichtete Haͤtte, ble Kettung 6. 
des Wanderers in dem hohen Gebiete des Schneis tid 
des Sturms™°*), Arbor war: der Ghiunmelpias ; 
Graf Johann von Lupfer der Voge, Graf Wilhelm von 
Nontfort Here zu Vregens und Pfandherr zu Kiburg, 
Hartmann Graf gu Chierfein, det Markzraf se Bader 
Hochberg, Biſchof Marquard von Coſtanz, AGE Curio 
von ©. Gallen, die Dienſtmannſchaft, alle Ritter, die 
Schultheifen der Staͤdte mit auserleſener Mannſchaft, 
zogen an dicen Ort. Frith an dem Frohnkelchnamstag 
beſchloß Friedrich in bas Land gegen S. SGauen fit zie⸗ 


— = fet! a . . 

880) Den 7 Beachm. r4as geſchab, wos ia belie Joſchoitt 
eridhlt wird. er nae 

‘ggcb) Wie ote entſtellten Leichname verirrter unb eiſtvrner 
Menſchen, Aber welche die Voͤgel hergefallen, beh autem Heiu⸗ 

rich, then Bndelfnaben Sup: Rempten, welcher Vieh Hitets,” 

bdemogen,/ feinen sufammengeiadcten Lohn ,funſzehn Gulden, « 
zu Anlage defer Hatte zu verwenden; wie er von bem Leh⸗ 
pold, melcher Sep Sempag fiel, 4 Anordnung ether Bradei⸗ 
ſchaft ermundert ward, in die ſohteich Leopold felbſt title ‘antes 
gen Furſten von Oeſtreich trat, alles dieſes, mie 13. 
begann, 1386 gu Conſiſtenz fam, hat des Herrn Archivar's 
Grang Gaffler unermudeter Fleiß ur kun dilich MTage ge 
bracht; Schilderungen aud Urſcheiften, Jünsbrut⸗ 198. 

11, Theil. 31 hed 


® 
722 Il. Bud. Siebentes Capitel. t 


‘ben, “bie mebrere Macht ſandte er am See und Rhein⸗ 
thal hinauf; fle gedachten, Stadt und Land eingunehe 
mien che fie einander Helfen, oder die gu ſchlagen, weld: 
gis Hilfe der andern fic) geſchwaͤcht, oder wenn die Ape, 
penzeller die Hdhen am Speicher verwahren, Hinten bey 
Gaiß cingufallen, um jene im Ruͤcken anzugreifen, oder 
fic) des Hauptfleckens zu bemaͤchtigen. Das erfuhren 
die Appenzeller; die Herzen des Landvolks waren fie fie 


Der Morgen des Frohnleichnamẽfeſtes hob ant, von 
Wolfen trib, und bald fiel Regen Aberall. Die Oeſt- 
~ teicher gogen von Altſtetten herauf. Da fie ate die Land⸗ 
“ " marfen.gelangten, fanden fie feinen Widerſtand, fand- 
ten gwenhandert Bogenſchuͤtzen voran, zerriſſen die 
Schanze, mit Mahe, nur sum Hindurchziehen; fo zo 
“gen fie hinauf an den Stoß °"") mit groper Beſchwerlich⸗ 
feit, fintemal. der kurze glatte Wafen, vom Regen 
fhlapfrig, nicht erlaubte fete Schritte gu thun; gleid 
als tire bas Erdreidy im Bund mit feinen Bewohners. 
Da fie Fehon gu weit waren um ungeftraft arnputebreny | 
erſchienen oben vierhundert Maͤnner von Appenzell, 
einigen gon Glaris und Schwystz, welche alle eine eee 
grofe Angabl Steine und runde Hdljer auf fie herabroll⸗ 
ten. Doch ftieg, wer nicht gelaͤhmt worden, wie jeder — 
mochte, obwohl in gebrochenen Reihen, den Stoß hin⸗ 
an; bald ſahen fie die uͤbrigen Schaaren; die Schuͤtzen 
ſpannten die Armbruͤſte vergeblich, ſie waten gang nof. 
Da ftritt uly Rotach aus bem Dorf Appenjell mit einer 
Halibarde, im Ricken an eine Viehhuͤrde geftites, . atime 
wider’ seodlf Mann; deren erſchlug er fuͤnf; | 
_branget, in die Hittte und ‘fiedten fie’ in Brand; oie | 
Flammen hilft fein Muth, und er ſtarb ſo, damit ſich 
niemand. ruͤhmen mosge, et. babe fid ibm Abertounben 


(g81). tos, de Name Goumat einer fo sifattetea ) fans 
® mart, 


8 














— 


Gefch ich te Ser. Schweliz..: 725 


rergeben. Da Pie an Die Mitte der oberſten Hoͤhe gekom⸗ 
‘men, igh Graf Nadolf das Zeichen; et felbft barfuß 
‘wie ale MppengeBer, um fefter anf den Balen gu treten, 
fieles alle lautfchrenend herab, mit: Schwert und Spies 
Jn demftiben Augenblick wurde anf einer benachbartes 
Anhoͤhe cine Schaar, deren Abſicht ſchien dem -Feind 
in bie Seite zu fallen, dard ihre weißen Ruͤſtungen be 
merkt; Weiber deren; welche fiir das Vaterland ſtrit⸗ 
ten, wuͤrdig ihrer Muͤtter im: alten Teutſchland*), 
lagen an demſelben Dre; weiße Hemde uͤber ihren Klei⸗ 
dern betrogen den Feind Wo Graf Rudolf tear, tues 
de mit ſehr ungleichem Gortheil geftritten, weil die 
Gegner durd) die Natur des Bodens vielfditig aber cine . 
ander fielen, und Bogen unnig waren, vie aber, wele - 
che auf fle herabſtuͤrzten, dee Wege gewohnt und Sore 
fuß, ohne Mabe die gauge Leibesfraft wider: fie brauch⸗ 
ten.:. Da fiel der Schalebeif Lorenz ves -Eal, mit fuͤnf 
und neungig: Buͤrgern feiner Stadt Winterters da wury 
de Heern Gigmund son Schlanbersberg een. von dee 
Lifern ber Adige fam er) fein Sanner**’) mit ſeinem Le⸗ 
ben entriffen; achtzig Birger ‘von Felbkirch ſtelen in vets 
geblichem Kampf um Rettung des Banners. Denn als 
die Geinde ſich zuruͤkzogen, wurden fie due die aicht 
weit genug aufgeriffere Schanze wie gefangen. Alſo 
fiel ber Landammann Hartmann von dem Reichsflecken 
Rankwyl in Mifinen, auch der edle Herr Walther von 
Gachnang, auch Johann von Seeheim, Ritter, Boge 
gu Frauenfeld; Hier. bezahlte Georg von Ems, Ritter, 
baf ex vor zwey Jahren diefem Volle Troh geſpro⸗ 
gs) Yackius, Gir. 93 ts proximo —* Die Weber 
im Gebleg find manspuft ecans , bap man der Cheonit dieſes 
weht glanben mag, 2 
1 gas) Matice... Cewwes: Sradtvogt u sseinad Sdode⸗ 
r1eez Guler. 


994 «1 (Bah. Siebent e Capitel. 


een, Ber wochte fiz Bible, Als dic Schnaren 
gedrdngt: ſtanden wiſchen den Appenzellern tend .ifren 
Landwehren, und bluregefaͤrbees · Boller vie Botſchaft 


. Son der Schlacht in das Thal herunter brachte. Nach⸗ 


dem die Sdange: mit Verzweiflung eublich nlebergewor⸗ 
¢en worden, geſchah nad) fechSftiimbigets Streit ***) in 
vollem Lauf die Slade, herab in Das MGeinthal.. Rad. 
Sem die Appenzeller; den Feind vertrieben, ſammelten fie 
Ach auf dem: Stog; de. ſprach jeder: „Gott ſtritt fuͤr 
yy UNS mit ſeinem Regen, fiel Wetter and beachte ibm 


am Saupt? Dee Het zog Ferrrich wer: mit srofiem Bian; bot 


ligbery. 


Ritter(chafe , aber ohne Seng;y sine Muandvorrath, ver⸗ 
wuͤſtend an Sie Mauern der Stadt S. Gallen gefommen, 
welche er zu feſt, und von wachſamen tapfern Maͤnnern 
‘ye wohl beſetzt faud, um etwas gt hoffen. DA er ſei⸗ 
nen Zug auf Arbon zuruͤck wandte, eilten vierhundert 
S. Galles durch bie Pfade in den Huͤgeln hinter dea 
Stadt, ungeſehen aud unwermuthet, ihm nach, und 
famen auf iden Hnuptlisberg / zu glächer Beit: als die 
Deſtreichiſchen Schaaren, ..fichere? wis man in: Feindes⸗ 
tam je ſeyn “Dart ;:. unordentlich «unten ‘ourbey zogen. 
Eee, abgetheilt in Heine Mtotten, fielen bald vou bic, 
ald bon ral ‘tedinjenigen Haufeny.-die fic) von dar an- 
BEES eRe gies 


28 bed ou ‘he Seton * Sint, felore ibe ; 


a, 9 


‘tion ‘Ba Ziche m *Sherinals weber bie abl ber Geleger nog 


dic der Ledten gewiß iſt. Biy⸗Tſchudiſireiten 1200 gegen 
400 App.; 450° ber erſtern, 20 dex legtern bleiben: Guler 
zahlt bey 410 Erichlagine; Walfer kennt outer ben 420 
2.» gebb@re untrenedsere Hiutions, den Peiad nomat- we i cviers 


4. "yy thal ſitter; 450 fen put de Madigate, aod, 426 auf 


bee Blucht (alfo doc) nidt 1500 wie andere moFem), wmmgefoms 
-- Men, gad 150 Pongee. exbepteh nmorten, Dieces⸗ “beret 
aud Etterlin. i37 





SGefd byte ber Schwetz. 728 
dern entferut; “fle eſchlugen Grafen Herenmun. von 
Thierſteinz groß in hes Herzogs Math, unb Herrn Jo⸗ 
Hann. von Klingenberg., Ritter, Gobm deſſen, welcher 
Bey Naͤfels umkam; in einer Hohlgaffe / uͤherwaͤltigten 
fie Det Stadt Banner: von Schafhaufſen, umnd/ erſchluger 
*. Jar Thurn; ben wes Retest und beae apfers 

rger. tL. . 


Sobald Friedtich ein, aingigee ‘Befilde auserſah⸗ 
mahnte er in Schlachtordnung, ſchlug Ritter, und bot 
Streit an. Lang, und vergeblich harreten fie, ob der, 
Heine. Haufe fo tollkuͤhn ſeyn werde, feinen Bortheil zu 
verlaſſen. Unwillig warfen die neuen Ritter ihre Zei⸗ 
chen. von ſich; der Tag aber neigte ſich, der Zug wurde 
fortgeſetzt. Und, fintemal Herzog Friedrich fie nicht zu 
vertreiben wußte, fo felgten die vierhundert auf den 
Hdhen, und erhafehten ſo viel Vortheil als. oie Gegend. 
und ſchlechte Ordnung ihnen zuließ. In diefem un⸗ 
ruͤhmlichen Streit fieb Herr Johann von. Hallwyl/ fiel 
in grauem Alter Herrmaͤign von Landenberg, Tſchudi 
genaunt, und ſonſt mehr ald. Ein Ritter. Bon ber 
Ciche bey dem Siechenhauſe zu Arbon gogen bie S. Gale- 
ler enblich zuruͤck mar das Banner der Stadt Schaf· 
haufen in ihrer Sand °°... Friedrich. fam nach Arbon, 
und bald nach ‘bmn b die. tase zeiguna. dec Zegedenheit 
am Stop. ae \ 


J * . 
{ 


s35) Tidudt, Gallinger, “galtmener. 

836) Haltmeyer if fo aut, es nicht fagen at ‘olen 5 a 
menn Schafhauſen fid gegen das Kriegsgluͤck privilegirt glaubte. 
Wir, wenn auch died Banner wie zuruͤckgegeben worden wire, 

wuͤrden hem: Junker von Mancow doch sit nachahmen (209, 
Johre nah vem Teeffewam dem kynziaiſchen Seesprengte ce pldge 
lich in die Mauern vow —8* entfuͤhrte das dainals den Col⸗ 
bergern genommene Baͤnner, ei ite, es zu derſelben Fuͤben zu 

legen, und wurde ‘init Srolt belohnn. Na Helge v. F 

Sgli effen SiaByy-Edie, -vesqhe- sd. 2. 


7 


7206 I. Sud. Siebentes Capitel. 


Dieſe Kriege find der neuern Manier wiche zu vers 
gleichen. Aber gleichwie der große Conde’ vow Caͤſar 
Coeffen MWiſſenſchaft einige gering ſchaͤtzten, weil ex nie 
Mit Pulver und Artillerie gu thun gehabt) (einem ſeltenen 
Verſtand gemaͤß geurtheilt, „Wenn Coaͤſar wieder kaͤme, 
pret’ wuͤrde alle Feldherren Ludwigs des Vierzehnten 
„ſchlagen;“ ſo iſt zu glauben, daß, wenn jene unſere 
Altvordern die neuern Kriege zu fuͤhren haͤtten, ſie be⸗ 
weiſen wuͤrben, daß, wie immer die Bewaffnung ſich 
veraͤndern mag, Heldenmuth und Kriegsverſtand ewig 
uniberwindlidy iſt. Gie warden mit aller Anftrengung 
Hen gelehrten Krieg fabren lernen; fie wuͤrden (wie alle 
Voölker hun muͤſſen, welche nicht mit ihrem alten Ruhm 
bie Freyheit ſchaͤndlich verlieren wollen) keine andere po⸗ 
Frtifche Kunſt noch Wiſſenſchaft eiftiger ausſtudiren, als 
bie Martier ein fo vortheilhaft gelegenes camp wider die 
neuern Waſſen zu werthelbigen. . an 


Den Herzog Friedrich verdroß dieſes Kriegs, bods 

X * er fid) wider den Gedaufen, ohne den Auſchein 
J Frgend ‘eines · Vortheils wieber nach Innsbruk zu zie⸗ 
«Bet. Daher ließ er ſich eine Liſt gefallen: „daß naͤm⸗ 

„lich der Entſchluß des Ruͤckzuges nach Tirol in der 

op Stadt Arbor und uͤberall geſagt und vermittelſt aller 

„dazu noͤthigen Auſtalten verfichert werde; hierauf fol 

„das Heer dem See nach hinauf gegen das Rheinthal 
sgleben; daſelbſt follen zur Ueberfahrt Schiffe verord⸗ 

„net ſeyn; ſobald man in das Dorf Thal zu oberſt im 
Rhejnthal an den Fuß der Hohen des Landes Appenzell 
ngttommen, fol die Macht: ſtracks den Berg hinauf⸗ 
„diehen, dad Land uͤberfallen, unterwerfen, oder dod 
„verwuͤſten.“ Er wußte, daf der kleinſte Schade, 

welchen man den Appenzellern thun koͤnnte, ſeinem Hof 

genug ſeyn wuͤrde, nicht nur ibm zu troͤſten, ſondern uns 

den fieghaften Krieg gu prejſen. Dieſes Geheimnlß vere 

traute einer, welder davon. untersichtet war, einer 


Se(hidte der SAhweij. 797 


Dirne, vermuthlich weil er von ibe den Bes | zu wiffen | . 


bedurfte . burch fie vernahmen es die Appengeller. Dee 
- Heftimmte Lag erfchien; bag Heer, von S. Gallifchen 
Stifts leuten verſtaͤrkt, zog hinauf als gegen den Rhein; 
das Hoflager fand Urſache zu zaudern. 


J + OMS die Krieger in bas Dorf Thal gefommen, fties 
gen fie cilends die Wolfshalde hinauf; Ordnung gu bale 
fen, fchien langſam und dberflaffig. Ploͤtzlich trafen 
” fie an vierhundert Appenzeller und S. Galler™”), und 


tourden mit [autem Geſchrey angefallen. Gie, obwohl 


" bey unvorgefehener Moth und faft offenbar ſchon miß⸗ 
dungenem Anſchlag, waren eingedenf, daß am Stoß 
wie gemeiniglich, die meiſten auf der Flucht umgekom⸗ 
men, ſchaareten ſi ſich, und faßten bey der Kirche eine 
woglichſt vortheilhafte Stellung. Nicht eher, als nach⸗ 
dem fie ſelbſt vier und vierzig Mann verloren, gelung 
Sen Appengelfern, den Feind, welder von der uͤberlege⸗ 
nett Bahl muthigen Gebrauch madte, nach bem Verluſt 
vieler Edlen gum Weidhen gu bringen. Da wurde jeder 
erfhlagene Appengeller durch den Tod wenigſtens zehn 
flichender Feinde gerochen®*"), Als der Herzog die 
Schaaren, aufgelst, gum Theil ohne Banner, die 
Woifshalde Hherunterfliehen fah, verwuͤnſchte er diefen 
Krieg, ordnete Grafen Friedricd) von Tofenburg jum gee 
walthabenden Hauptmann ber Thurgauiſchen Dienera 

ſchaft, gieng uͤber den Rhein und fube nad) Innsbruk. 


Da ſchwuren die S. Galler und Appenzeller auf news 
Jahre einen Bund gegenfeitiger Vertheidigung wider alfe 
ihre Feinde;. nur das Reich wurde vorbehalten, und vox 
S. Gallen der Staͤdtebund anf ein Jahre), vow Appene 


887) Der S. Galler gedentt Saltmener; Waller nicht. 
898) Uckerhaupt verloren die Ocbreiier bey soo; aber deren 
migen doc 60 umgefommen ſeyn ebe fle floben. 
889) Deon auf S. Georg 1406 gleng ex zu Ende, 


\ 


7298 «IL Bud. Siebentes Capitel, 


fell das Landrecht mit Schwytz ꝰ). Da wecteiferten 


die benachbarten Stddte und Lander um ihre Verbindung, 
fie fuͤrchteten die Verwuͤſtung der Guͤter: Feldkirch ers 


warb einen zehnjaͤhrigen Bund") ; Obers **) und Rieders 


Zofenburg °>*), wo von des Grafen Hauptmannfdeft 
vornehmlich Schaden beſorgt wurde, Gafter, Wefer 
und Windegt**) exhielten Friede und einen Bund, wo⸗ 


‘Qurd fie anfrecht blieben, Appeniell aber nichts von da 


ber fuͤrchten mußte. 


Hierauf zogen ſechshundert Rann oom Lande Appen⸗ 


fae 
—* sell unteridem Grafen von Werdenberg auf die Rache von 


i 


- ben Herzogen gu Oeſtreich. Cie famen vor die ftarfe 
Burg Wartenſee, auf einen Berg, vor welchem bee ganze 


Gee bis nad) Coftang in feinen wohlbevoͤlkerten Ufern 
herrlich ausgebreitet liegt; Bernhard Blaarer oͤffnete 
ihnen bie Burg). Rudolf, Here ju Gruͤnenſtein, 


J aud font in ©. Gallen hee 89°); folgte dem Beye 


890) Haltm. und Waller, bende aus ber tefunde, S. Ur. “9 
1405, Dah Walfer fdhon vor der Schlacht aw Stoß ciner 
Beſatzung von 400 Uppengellern gedentt, welche fic in die 
Stadt gelegt haben ſollen, ſcheint nicht uͤbereinſtimmendb mit 
dewiſſern Umſtanden; H. weis vichts davon; ſelbſt BW. sennt 
Ne bey der That am Hauptlisberg nicht. 


891) Mit S. Gallen; Haltm. aus dem Bundbrietz and 


mit Appenzell, WW. Mdom. 

892) Shon fruͤher mit SG. Gallen, wenn H. nicht zwey Grajen 
Feiedrich verwechſelt; 1405 mit Appenzel; Walſer. 

293) Das letztere nur mit S. Galen; Haltineer, mut 


— Bundbrief, Donner. nah Mart. 1405. 


894) Urtunde, Donnerft. nad Allenh. 1405, ben Tſchudi: 
Wer dard ihre Gegend wider G. G. oder A. ziehen wolle, 
dem ſollen fie es als the eigenes Uebel treu und ehrlich mit Leib 
and Gut wehren. Der Bogt auf Windegt, aber mit our 
ylee Knechten, mag im Land feyn, dod denen von G. G. 
und U. unſchaͤdlich, ober Gaſter mud erſetzen. 

295) Wartenſece war Stiftslehen. 

796) Uber dieſe Buͤrgerrechte waren auf beſtimmte Jahre. 


i" Bepdhigee ber Schweit. 729 


ſpiel. Here Wilhelm von End auf Grimmenſtem ‘biele 
Oeſtreich feine Pflicht, fie Srachen und verbrannten die 
Burg"), Von da sogen-fe hinauf, wo ath Fuß 
weinreicher Huͤgel, die fid) da “bas Appenzeller Sebirg 
verlieren, der Strom des Rheins nun in beſtimmterm 
Bett) nach dem Bodenſee herabeilt; viele Hoͤfe bauten, 
unter dem Cinflug milder Luft, ihr fruchtbares Erdreich; 
Helvetiens duGerfte Graͤnze. Ganz Rheinthal ſchwur 
von Oeſtreich zu Appenzell. Von da hinter Gamor her⸗ 
um ˖kamen ſie in den Ruͤcken ihres Gebirgſtocks, wo er in 

fchroffen Felſenwaͤnden herunterbricht, in die Freyherr⸗ 
ſchaft Sax; doch wehet von Morgen ſanfte Luft, und 
am Fuß -fetter Dergweiden reife. Wein und Obſt. Forſt⸗ 
ef, auf ihrem geraden Fels faum durch cine Treppe gue 
gaͤnglich; Hohenſarx/ die Stammburg; und. Gambs, 
Herren Hanns. gon Bonſtetten, Ritters, Herrn von 
fers wurden durch ihren begeiſterten Muth erſtiegen 
und zerſtoͤrt; Gambs, weil ‘ber Bonſtetten damit aw 
Deſtreich diente.. Alsdann cilten fie freudig, bem Gras 
fe, ihrem Hauptmann, gu zeigen, daß er fic) nicht gee 
iret auf die Herzen dee Appenzeller gu zaͤhlen, vertrieben 
die Oeſtreicher von ſeinem Etb Werdenderg und Abergae 
ben es ibm ***). 


Nachdem fie die Landmarf verforgé und Rudolfs Widee der 
Freundſchaft belohnt, vereinigten fie ſich zu den Buͤrgern Thuraauer, 
von S. Gallen auf einen' Zug wider die Dimftmanas 


896) ned hielem verkaufte fudmia von End mit dienes vor 
Busnang finer Gemahlin Grimmenſtein den G, Gallern; 
1408. Stumpf V.. 

897) Strabo weldet, er fey Hier Durch Dtordite acfloffen 5 fics 
be im erſten Suh, ims Cap, 

'g98) Gargans wurde —— x Deſtreich hatte ed von Stef 
Rudelfs Metterti, and verpfandete die Gegend hunt my Holen⸗ 
burg. 


730 IL Bud. Siefentes Capitel. 


theft im Thirgan"). Bey S. Afra Capelle zu Zil⸗ 


ſchlacht begegnete ihnen Thurgau mit Coſtanz usd Biſchof⸗ 
gels der Feind unterſtand vergeblich, und mit ſeinem 
Schaden, ihren Fortgang aufzuhalten. Hierauf wurde 
Buͤrglen erobert, fein alter Glanz gieng im Feuer unter 
auf immer”). 


Sum Dank Nachdem S. Gallen von biefer Seite ‘gefichert tor. 


Sen, ließ Appenzell ſich durch den Winter nicht abbalten, 
bem Bolt von Schwytz um die fruͤh bewiefene Freund⸗ 
ſchaft fic dankbar ju beweifen. Um Weihnacht zogen 
vierhundert Appenzeller mit ihren Bundsgenoſſen von S. 
Gallen friedſam durch Tokenburg und Gaſter, giengen 
gu Grynau uͤber bie Lint und bemachtigten ſich ſowohl 
des Thals Waͤgi als der untern Mark; ſie liegt in gro⸗ 


‘fen Doͤrfern oben am Zuͤticher See, ein fruchtbares Ge⸗ 


laͤnd, von vielfaͤltigem Vortheil in Kriegen wider Glaris 
oder Schwytz. Ohne Widerſtand ſchwur die Mark vor 
ben Herzogen an fie, und fle gaben dieſelbe Sem Volk 
Hon Schwytz zum Geſchenk, weil es gut von ihnen ge⸗ 


urtheilt. Dieſes geſchah wider den Willen anderer Eid⸗ 


genoſſen, welche aus dem kandrecht zwiſchen Schwytz 
und Appenzell einen Oeſtreichiſchen Krieg beſorgen moch⸗ 
tenꝰ); der Herzog ſchien als Bundsgenoſſe des Abts 


839) BiG. Catharinen Lag; Walfer. Lew, Arc. Gary 


(en, Set gewiß Unrecht, vom April gu ſprechen. 

goo) Es ift nun offen; damals war Baeglen eine Stade, auf 
der Gurg waren Freyherren, wohl eher Grafen genannt, 
und wir faben Eberhard als Reichsvogt im erſten Cap. dieſts 


° Dads. rn . : . 

gor) Bihegeemeificr, Rdthe, Zunftm. und 200 
pon Zürich 1403: Schwytz habe dic. App. gu Cidgenofien 

aufgenommen ahne der andcen Wilken, wovon Kummer cuts 

danden und viel Arbeit (id erbeben mag; daher dic Cidacnofs 

> feu einhellig au Rath worden, Schwotz hierin weder gu rathen 
Mod au helfen, uber was dle Bande weiſen: Dab das jeder 

dalte, bey Selb und Gut! pe 








: Gefdhides. Per Gahwmely.-: 738. 


. gon S. Galen wider die Novengelier. nicht jn anbiſigem 
Krieg. Sowohl uͤber das Landrecht als uͤber bie Befitz⸗ 
nehmung der Mark wollten ſie den Deſtreichern, gemag. 
hem zwanzigjaͤhrigen Srieden, Redhtdgang angedsiben laſ⸗ 
ſen). Aber deffen weigerte fich Schwys: was der 
„Herzog und Abt mit einander ver einen Bund. haben, 
„ob dee etwa cine Verſchwoͤrung zweyer Herren wider 
„die Unterthaven fey, auf daß der Mbt fle defto beſſer 
atyrannifiren koͤnne, das kann ber Schweizeriſchen Eid⸗ 

„genoffenſchaft gleichguͤltig ſeyn; von dieſem Bund ſteht 
„nichts in dem Frieden. Das Landrecht haben wir 
„ſchließen moͤgen, ſintemal die Appenzeller nie zu Oeſt⸗ 

„reich gehoͤrt. Um die Mark haben wir niches gu recs 
„ten; die Appenzeller haber. fle cingenommen, fie werden 
„dem Herzog. um. die Sache gu antworten wiſſen.“ 
Von dem an herrſchte Schwytz Aber die Mark beynahe 
Hierhundert Jahre. Die Appengeller zogen Heim. Cinmal 
fuchte Friedrich von Tofenburg mit wenigen Soͤldnern 
vergeblich cinen Cinfall; ſonſt war feine Hauptmannſchaft 
ganz unthaͤtig, es fehlte ihm ſowohl an Geld als an. 
bem Willen ſeines Volks. Die aber, welchen kurz vor⸗ 
her jeder Obervogt hehnifch begegnete, Sieger beym 
Speicher, Sieger am Stoß und an der Wolfshalde 
ſtanden durch gang Thurgau in großem Namen, als ein 
hochgeſinntes Volk, trogig und bart, wenn man ihm 
widerſtand, bruͤderlich, ſobald man mit ihm in die natuͤr⸗ 
liche Gleichheit eintrat. 


In dem tauſend vierhundert und kechöcen Jahr, als Dee Kries 
die Zeit erſchienen, da man in den Krieg auszieht, gee 
horchten die Appenzeller und S. Galler der Bitte ihres 
Freundes des Grafen von Werdenberg, und giengen mit 


—* Eben dieſelben 1403: Der Siejerwetter Heinrich 
Meas habe als Obmann beyden Thelen Tag gu geben, tang 
Guicdorics. aa 1405 ſ. Zi@udt. .. 





fe 1 HAP Sra enrie KCapitel 


Win Ger den Khein; ai Graf Wiel yu Bregenz, 
Montfortiſchen Hautes; Mache zu nehmen; ‘ball ex rider 
feinen’ Vetter dem Herzoge beyſtand. Sofort ſchwur 
ihnen der Bregengerwatd, efit Volk von alten Sitten, 

in wekchem Liebe der GieyHeit lebt. Wilhelm gedachte 
belt Sturm vorddergeberr zu laffen; aber ſobald er nad 
ihrem Abzug ſeine Hertſchaft wither einrahm, eilten die 
Appenzeller und S. Galler zum andern Mal uͤber den 
Rhein und begnuͤgten ſich nicht mit Wiederherſtellung 
ber Sachen. Sie zogen an bem Strom herauf, bras 
chen die Hee zu Fuffach an dem Eingang ber Torenbuͤrer 
Ane ; fielen in der Herzoge von Oeſtreich Herrſchaft Feld⸗ 
kirch, verbrannten Montfort, zerſtoͤrren die Burg Tos 

fiers, und bruchten ſowohl Sen Eſthnerberg als faſt gang 

Wallgad unter ihren Gi. Sie folgteti-tet amnachiger 

fftuchtbaren Ufern der Ill, welche fie In die Deftreichis 
ſche Graffchaft Pludenz und in Dad hoͤhers Hirtenland 
Montafun, im Norben bed Praͤtigaues, leitete. Die 
Burgen brannten fie aus? Blut wurde nicht viel vergoſ⸗ 
ſen; dle natuͤrliche Begierde nach Freyheit, welche in 
allen Menſchen iſt, noch nicht unterdruͤckt war, und) wie 
gang ausfierben wird, empfabl dem Volk ihre Waf⸗ 
fen. | Durch den bloßen Aufruf in bie angebornen Rechte, 
„die Menſchen ſeyn zur Ordnung, nicht sur Dienſtbar⸗ 
„keit gemacht; Richter muͤſſen ſte ſich waͤhlen, und nicht 
„Herrenknechte ſeyn,“ hiedurch wurden große Landſchaf⸗ 
ten gewonnen. Es wurde genugſam bewieſen, daß die 

SGchweizer bey mehr Unternehmungsgeiſt ohne gu große 
Muͤhe die Freyheit im ganzen Gebirg Hatten pflauzen 
koͤnnen. 


Tirol. Als die Appenzeller und S. Galler zu Pludenz lagen, 
erfubren fie, Tirol ertrage ungeduldig die Ueberpracht 
nieler gewaltigen Herren. Da ſandten fie eilends zuruͤck 

in. ihr Vaterland einen Voten mit folgendem Auftrag: 
„wir liegen gu Pludenz; Gott iff. mit nes. Wer unser 


: , Gefdhidte Dee, Schweit. 739 


nench ein kriegẽfrendiger Joͤnaling iſt, und wiht tythwon⸗ 
ndig bey Pater und Mutter, her ziehe gu ung; wir ſind 
areniefctoffest. bie Grenbeit-j in Sisal zu bringen. | “. Cical 
If nugemein ſtark zur Vertheldigung ſowohl bard, bie 
Natur dey; Gebivgs als ducal ben Dench. ieee. Bemoby 
mer;fruchtbar und ergiebig of und. unter bes Erde 


fruchtbat du .cinge Segend an allum, pag age Needen 


kraͤgt / inn einez andern Begend an fat allem, was Itg⸗ 


lien edles ats itt keinem Haſtetichiſchen and find. Ratige | 
nalrechte an-beat fandflduber., (Alb am, Bauec,; ſo ſehr 


und laͤnger geebet worden ꝰ⸗b)y; villig; deng Firoler, 
wenn er frey hehandelt wird. iſt au hohem Sina, Wig 


und Geſchick nicht leicht ein anderer uͤberlegen. In den 


ager: elesie Moaͤnner vow Mppenell und apssSCGale 
len uͤber ben Arleuberg zogen, and bey ſo urgewohnten 
Begebenheiten tas ganze Land inaußerordantlicher Bes 
wegung wary. ſprach ‘ber Bauer un dem Inn wad awher 
Etfd): „was kuͤmmerts ned; haft uns Appenzaller ſeyn. 
Da Ke herabſogẽen, wurden ſierals vow Freruden em⸗ 


pfangen.“ Bey Sandel fanden; ſie: ted. Herroge ur Lambe — 


doche auffeinchute Soldner. . Gie ſtritten an derſelheon 
Bruͤcke, wo im Aufang ves Dachtzehuten Jabrhunseres 
eon: det Schaar. einfallender Fraugefen und Baiern fkein 


Manngavon ham; fie Ariften, die Soͤldner alsider Waf⸗ 


fen oon Ingende dn gewoͤhnt, und von der Gegend bee 
guͤnſtigt; aber ode. Appenzeller als. cin’ unuͤberrgundenys 
Boll, dem dee Krieg in Paͤſſen auch nicht neu war, bee 
bielten die Oberhand. or! erbeuteten fie, ein — 
27 


‘908 by Cs batten: aber toh Pa ube Zerren, Ditto ‘gnb Ancht, 
„Gtadt, Warkt, Gericht snd: Shaler dee Geafſchaſt 29 Firol, 
: en bes EAMndſchaft an der GEtich und in. dew Innzhal zund 
=, pp 0b deey·Biachum zu Teiens, Chae und Brixen!ſchon felt 
dem July cats zu Erhaltung shear Faeyheiten sud. Rechte cle 
x BAH MOO, welder Hs 1511 Landesgeſttz war. Deer Fraps 


a Sere vow’ Sararanes hat iba in dem Ustundenbush. frinte | 


z Reotehen.B..408 aus tom fanbotord et Rervorgehsaeit, g 


⸗⸗ 





134 «WT. Buch. Siecbentes Capitel. 


ſchoͤn unb groff, ihnen unbekannt. Bis: herab nach 
Uembſt fob der Feind cor Brien her's daſelbſt gefellte ex 
fich gu ftérfern Schaaren; cin wilbes Volk; von beffen 
‘Heimat niemalé der Name zu ihren Ohren fam, fel am 
‘allertrogigiten auf fre bar; ‘fie aber baͤndigten den unfinui- 
gen Sto”). Hier kamen gu ihnen alle umliegenden 
Tirsler von den Ufern ded obern Ayhsy aug dem Bink: 
gau and von ben Quellen See Adige, und: ſchwuren mit 
GFrevden, ‘fté wollen Appenzeller ſeyn. Wenn bie Schwei⸗ 
‘ger fre uniterfhdyt haͤtten und wenn die Gefetze ser Bune 
Heshalfe beſſet und feſter geordnet worden waren, Fras 
| lien waͤre den Zeutſchen verſchloſſen werden. ‘ 


ur ‘ohefen Gegenden tetamen bie S. — und Ap⸗ 
penzellet gewiſſe Zeitung,Das ganze vordere Erbland 
„werde wider Fe bewigt; (how ſtehe cine. zahlreiche 
Mannſchaft oben an dem Bodenſee, und bedrohe ibe 
„Baterland; Cuno trachte das Teutſche Reich gu erregen; 
„es gelinge ifm Sey den Rittern.“ Dieſes adthigte fie, 
Deu Ihrigen zu Huͤlfe zu ziehen; fie mochten keinen frem⸗ 
den Beyftand erwarten; des ganzen Rriegd Nuh und 
Otquck war ihr eigen. Sobald fie uͤber den Arlenberg 
zuruͤckzogen; zerſtreuten ſich die, von welchen . fie bebro⸗ 
Het ſchienen; vielleicht hatte ſie der Hergog nur gu Heme 
mung ihres Fortgangs in dem Tirol pafammengezogen. 
Veran wurde die Bergſca⸗ Hobenene — entweder 


iC ate, 
903) »» Sunderttontend —8 ſcien unſer inarten, “wenn ie 
„die Bauerkerls nicht ſchlagen,“ war die Umſchrift eines Gans 
 meess Bullinger, Sulth., Walfer. Vermuthlich eine 
in Ger Stl zuſammengebrachte ‘Motte Slawtiher. Ubtunft: Bos 
Y+> dieſen Seiten ver Upperigdlee bitte, was Watcle ett ¢. meet: 
‘ " Reégieabantque i in magna luperble, practenidantes: ‘omsniuin fup- 
' plencard dominia. Placvit hoc. vicinis mficinn 
904) Yeh weiß wohl, daß Tſchudi ad'r4qo7 (dee auch meldet, 
- Schtors und Glaris haben dabet eevee Waller 1402 
beyde VBurgen gu: wyenenn · aa éthomanen - wifen. soles § 





Geſchichte ore Sdhweiz 735 


berraſchungsweiſe, oder in dem unaufhaltbaren Stung, 

der ſiegsgewohnten Mannſchaft, eingenommen? hun⸗ 

dert Faſſe voll Pfeffer fuͤhrten die Appenzeller hinweg; 

die filbernen Gefaͤße uͤberließen fie willig einem jeben andern, 

“weil Speiſe, Mild) und Wein auch aus dew holzernen - 
wohlſchmeckt. Bon ba zogen fie, reich ˖ an erſtegten 
Bannern, tn Sie Stadt S. Gallen und in die Hatten auf 

dem Berg, ef Hdrten die grauen Vater mit Freuben wub 
Gotteslob die Erzaͤhlung ihres auss. wen 


Rock vor dem Winter faßten die S. Galler und ap⸗ Wet Cuno 
penjelier ben Eneſchluß, nun den Abt Cuno gu noͤthigen, bebolt 
daß ex wieder ju den Reliquien ſeiner Heiligen kehre und 
gehoͤrigen Gottesdienſt halte. Da mahnten die Appen⸗ 
zellet die Landleute von Schwytz um · eine Anzahl ſtreitba⸗ 
ver Maͤnner, und baten Glaris mit ihnen zu zichen; Sey 
Buͤren fanden fie die Fahne von Schwytz mit. freywilli⸗ 
gen Kriegern von Glaris, nahmen fie ju fic) und lagerten 
vor Wyl.: Die Birger, durch die Einnahme fo viele 
ftarfen Schloͤſſer gewarnt, gedachten die Gefahr, wee 
burch die: Stadt Brirglen untergieng, niche zu beſtehen. 
Dieſes wußte der Abt; niemand war wikig ihm gu heb 
fen; ev war in ber aͤußerſten Berlegenbeit; er wußte, 
baf alle! feine Werbung Vey Koͤnig Ruprecht: und bey 
bem Adel nicht verborgen geblieben war. An Gem fuͤnf⸗ 
feu Tag tourde ihm fund gethan, ,,bie Barger(haft bale 
„te dafuͤr, ein Bertrag fey das befte fowohl fir fie als 
pfar ihn ſelbſt; und nachdem die Wyler dex S. Gal⸗ 
lern und Appenzellern wider alle iGre Feinde, nur der 
Abt ausgenommen, Beyſtand verſprochen, dieſe aber 
ohne · ihren Schaden in Sie Stade zu fommen ith ver⸗ 


dog ſytechen wir xvetfelhaf borhen Guͤter (Rhaceia p. 223, b. > 
welcher tie bbere fle urteidgenominen dait “bende Derkhre’ lal 
fen fich vercinigen, wenn ſie durch Thddigung dbersi¢ns, - 


936 II. Buch. Siebentes Capitel 


pflichtetꝰ), wurden bie. Thore aufgethan; dad Heer 
zog herein. Als die Oberſten der Schaaren auf den Hof 
gekommen, erklaͤrten fie bem Abt, per werde dem Willen 
Ipdes Bolts Genuͤge thun, wenn er ungesiemt mit ibnen 
stommgs’/ alle Mannſchaft von. Uppenzell und S. Gal. 
dew. wit hren Eidgenoſſen vor Schwytz und pielen Glare 
nern fiand por dem Hof. Alſo, nachdem er Gott und 
den Heiligen (eine Obhut empfohlen, gieng ber Mbt Cus 
no herunter. Als er zu den Schaaren kam, in dem 
acht und zwanzigſten Jahr ſeines Fuͤrſtenthums, laͤngſt 
‘por Wier wid Leid grau, todblaß, ausgenergelt, mit 
niebdergeſchlagenem Blick und Verwirrung im allen Ge⸗ 
berden; gedachten viele, daß ex vielleicht mehr yran⸗ 
niſche Dinge zugelaſſen alg befohlen hahen möge, daß 
er wohl von denen verfuͤhrt worden, die nun ihn ver⸗ 
LieGens ſuchten ihn zu Kasten, halfen ibm anf ſein Pferd 
‘and unzgaben ihn. Se geſchah der Bug von Wol; 
hoch nicht ohne mancerien, Spoͤttereyen deren, welche 
vDem Mbt. Cuno den Kelch, welchen er ſich eingeſchenkt, 
ganz waollten austrinken modes. Dieſer Muthwille 
wurde von den Weiſen und Guten hinter halten und ihm 
derborgen. Solchergeſtalt fam er wieder in fein Got: 


Lechaus, und genoß der; Ehren, . welche. erniedrigter 


Wuͤrde niemals fehlen, von denen, welſche bas man: 
nigfaltige Magli. der Menſchhoeit mitleidig fables, und 
Sederfen) wie oft aud). is unſern Fehlern weniger 
Schuld als Ungluͤck iſt. Als Cuno diege Gefinugngen 
fab, . tehien ihm dag Bebe » dit Sieger durch Zuttauen 
qu feſſeln, ee bat und erhielt von dem Buͤrgermeiſter, 
dem Mosh und vow per Gemeine dev. Stadt, von dem 
Sandqntinens den Seadiguies nud: Gameday. des Rew 


os) Artitelameiſe f. bee ,.! iter 1497. bf 
$% ane a er + behdrt nos ai 1406; Sidhu i, 


6D She... 57 @ °° , ae . Lqsteteee ‘ } 





Gefhidte der Schweißz. 737 
bed! Appenzell, baf et und fein Crip: he ihren Schin 
genommen wurden *. 


In dem abt tauſend oiler: handert en und aeben, (ue Krieg 
then ber Zeit als Bipp und Wangen, die Landgrafſchaft 4°7- 
Burgundien, die Landfchaft Ganen und‘ mit Bellinzona 
ble Grenherren oon Sar auf dieſe oder jene Art Schwei⸗ 
zeriſch wurden, war bad ganje Land von dem Fun be 
an die Thur den Appenjellern verbunden,“ ober ibre 
Furcht lag ob demſelben. Da räuͤſteten ſich zwoͤlfhun⸗ 
dert Mann oon Appenzell und oferhundert von der Stave 
S. -Gaten™’y, alle rafd utd hochgemuth, nicht ge 
_ wohut, dine That vergeblich gu wagen, zu der Unters 
nehmung, die ganze Oeſtreichiſche Dienſtmannſchaft iv 
dem Thurgau yu einem feſten Frieden gu noͤthigen, oder 
fle zu verderben. Es iſt erſtaunenswuͤrbdig, daß der 
sor ihnen herziehende Schricken and ihre inwohnende 
Kraft ihnen fuͤnf Jahre fang zu ſolchem Gluck beyge⸗ 
ſtanden, daß weder die Staͤrke der Mauern, welche 
noch in Truͤnmern dier Jahrhunderten troge,. noch die 
meiſtens hohe Lage vier und ſechszig Burgen, die fie 
auf biefem und auf det vorigen Zuͤgen eingenommen, 
und wovon fie mehr als die Haͤlfte ausgebrannt und ges 
brochen ), vor ihrem Arm rettenfonnte. Daf der 
Herzog Friedrich den Untergang der edlen Dienerſchaft 
fener | Sorditern mit auſcheinender Gleichgzuͤltigkert fab, 


906) urtunde, Sonnabends vor —R 1407; Bats 
fer. 

907) So, noch TiHHadst; nemabrfaetotiger meint Wal⸗ 
ſer, alle 1600 ſeyn Appenzeler, und nod dardber die 400 
S. 6. gewefen. 

908) Bon 60 liefert Water en Vetheichniß; Schwendi, 
Forſtek, Gambs und Werdenberg ſehlen; daher zaͤhlt billig 
Tſchudi 64, und fle ſtimmen aͤberein, baf Aber 30 * 
beſtimmt 34) zerſtoͤrt wurden. 

n. Theil. Aaa 


738 II. Buds Siebentes Capitel. 


dieſes (wenn keine Staatsliſt dahinter iſt und ihr Un⸗ 
gluͤck ſeiner Gewalt vortheilhaft ſchien,) fann allein 
daaraus erklaͤrt werden, weil er fein eigenes, von Frey⸗ 
heitbegierde begeiſtertes, Volk nicht bewaffnet verſam⸗ 
mieln durfte. Die Appenzeller und S. Galler zogen in 
Gandbhaftem Gluͤck Thurgau herab vor die Stadt Coe 
ſtanz, und lagerten vor derfelben (welche befegt war) 
dry Tage lang, den, Streit anbietend, . ohne Erfolg. 
Da jogen ſie an der Thur herab bis an den ſchon gro- 
Gen °°*) Oeſtreichiſchen Ort Andelfingen; des Burglehen 
trug Here Beringer von der Hohenlandenberg; den Sirs 
chenfag hatte des Klofters Allerheiligen Abt von dem 
Herzog ertaufdhe™ ). Sie zogen den Flecken Hinanf, 
Landenberg war gewichen » die Burg wurde eingenom⸗ 
men. Gon ba jogen fie dber das Geld bey <Denfert, 
famen durd) den Wald, und hoben ay, von Hettliu 
gen her), die Sauͤter ihrer beſondern Feinde ), der 
Wintertyrer, gu verwuͤſten, als gewiſſe Nachricht fam, 
die Reiſigen von Hegau und andern vordern Landen ſeyn 
i Saat bauten uͤ iber den Rhein wlenmer. 


909) Schon wee. Zeit als das vebebargiſce Hausnuebar 
(1309) aufgenommen wurde, ſieuerte Andelſingen bis 50 
Pfund; es waren zwey Kelnhoͤfe daſelbſt. 


910) Dee Herzog lieh die Kirche, 1309 1. c.g 1404 ertauſchte | 


EAbt Berchtold von Soffa ben Kirchenſatz gegen Griefingen, 
Waldkirchs Reformat. Hiff. der Stadt Schafoaufen. 


9 1) Welder Ort ,, vor langee Zeit mit aller Herrlichkeit (aus 
‘pWee dle hohen Gerichte) an Wintertue ergebders war; “ 
Verfommnts Abeer Steafen des Reifetantens 
zw. B.und Wint. 14933 in einem andeen Rath ser feants 

niß 1485 wied gefagt, Wintertue Habe um Hettlingen th 
nigliche Freyheiten. Kurz vor diefer Beit fommt Johann ves 
Hettlingen, Ritter, mit zwey Soͤhnen, vor; Ur kunde aw 
bas Turnergut gu HSumifon, 1377. 


912) Wegen Burgrecht, weldhes der Abt ia Wintertur Hote; 
Waller 1404, 


a 





Sefhigte bee Shweiz 2739 


Dieke-Geinde in einem, der geringern Zahl ju Sub, 


nicht fo vortheilhaften Sand mit gleichem Ruhm wie im 
Gebirg gu beftehen, mahnten die Appenzeller Schwytz. 
Alſofort mahnte Schwytz die Eidgenoſſenſchaft, em⸗ 
pfieng den Beyſtand von Uri, zog das Land herab und 
legte ſich vor Kiburg. Die Graͤfin Cunigonda von To⸗ 
kenburg, vermaͤhlte Montfort⸗Bregenz, Erbin dieſer 
Oeſtreichiſchen Pfandherrſchaft, gieng eilends zu ihnen 
heraus, aus Furcht fuͤr ſich ſelbſt, und auch daß die 
Feſte, wenn man fie erobern muͤſſe, geſchleift wuͤrde. 
Nach Zuͤrich begaben ſich Boten von Wintertur ꝰ?), 


von Buͤlach, von Regensberg, der Herr von Bonſtet⸗ 


ten zu Uſter, die Herren von dem Hauſe Landenberg, 
und andere Ritter, und Edelknechte, eilends als in 
großem Schrecken, ſich ſelbſt und ihre Guͤter durch Buͤr⸗ 
gerrechte zu ſichern. Die Schweizeriſchen Eidgenoſſen 
drangen eruſtlichſt in Hector Reding den Landammann 
und in das Volk von Schwytz, durch keine voreilige Una 
ternehmung die Schande eines Friedbruchs uͤber ihre 
Waffen zu bringen. Da das Landrecht nur gegenſeitige 
Landesvertheidigung will, fuͤhlte Schwytz, daß die 
Theilnehmung an der ſonſt vielleicht nuͤtzlichen That ſich 
nicht ſo klar aus dem Landrecht entſchuldigen ließ, daß 
ihre Ehre gehoͤrig verwahret bliebe. Da erachteten ſie 
dienlich, das Geſchehene fuͤr eine Bedeckung der Graͤnzen 
oder fiir die beſondere That einer kriegsbegierigen Schaar 
aussugeben, welche, wie in der Schwelz gern gefchieht, 
nm Sold Appenzell beyſtehen wollen). Um aber gus 
Aaa2a ~ 


913) Bon allen dieſen Buͤrgerrechten iſt oben gefheteben. Wena 
man dieſe Geſchichten bedentt, fo tt unbegreiflich, wie dce 
Schultheiß von Wintertur Hierum ſtrafbar gefunden werden 
fonnte; es miffen unbefannte Umſtaͤnde oder Leidenſchaften 
ſeine Sache verſchlimmert haben. 

914) Wie denn, wohl chen deswegen, Sold aud beaebet sors 


\ 


740 II. Bue. Siebentes Capitel. 


Aleich die Appenzeller vor Schaden und ſich gegen Vor⸗ 
wuͤrfe ſicher gu ſtellen, ſaudten fie von Kiburg den Land⸗ 
ammann von Uri Hanns Rot, um durch Vorſtellung 


dieſer Sachen fie abgubalten bon bem Sug: nad Frauen⸗ 


felb, einem SHauptlager ber Oeſtreichiſchen NReifigen. 
Auf Kiburg, damit fie gelduguetes Unrecht nicht zu ge⸗ 
ſtehen ſcheinen, ließen fie, wie sur Verwahrung, ane 
zwoͤlf Knechte, und nur bis der naͤchſte Vorwaud ihnen 
erlaubte, Ddiefe wie Soͤldner gu ben AppenseMern zu ſen⸗ 
ben. Dieſe Cinricdhtung der Dinge beguͤnſtigte das 
Gluͤck. Die Reifigen von Oeſtreich, nicht genug waters 
richtet, wie viel fie i in diefem Lande wagen durften, fuh⸗ 
gen in den Marga); die Appengeller tourden darch 
vielfdltige Mahnung deren auf dem Wald bey VBeegen; 
Semogen, jenfeit ded Bodenfees die Stadt Bregenz anzu⸗ 
greifen; Graf Wilhelm von Montfort lag daſelbſt, ‘und 
Sefrepete hiedurch die vertheidigungs loſe Gegend feiner 


Herrſchaft Kiburg; den Appenjellern folgten die zwoͤlf 


Krieger von Schwytz. 


Elggan, weiland großer Freyherren Sig"); nach⸗ 
mals geehrt, ſowohl wegen bewieſener Tapferkeit in den 
Kriegen Abts Konrad von VuFnang™”’), als von den 
Herzogen, die dieſem Ort alle Freyheiten der Stadt 


. bens Walfer, 1408. Dasiks, was Nauelerus vil, 
wenn ce von den Cidgenofien fagt, fie haben Appenzel gehel⸗ 
fen, gloflames quod Gngulares aliqui ad iftos declinarent, non 
iuſſu ant permiffu ligae, 

915) Urbariumvon Ellgau; MSC. 

916) Denn daß dieſelhen durch kuͤhne Schmelcheley von den Kar⸗ 

lowingen und Ottonen bergefeitet wurden (Leu, Art.), fe 
we die die Sffentlihe Meinung von ihren Giang end 

Ser 

917) Welder thnen drey Barenkoͤpfe zum Wapen gad, acil 
ſie tees su dem S. Galliſchen Baren geſtanden; Arbar 

- YOR r 





Befhithte ver Schweiz. ; ; 741 


Wintertar™*) und Jahrmaͤrkte ꝰ) gaben;- ja von bent 
Konig der Teutſchen, der die Unabhaͤngigkeit feiner Ges 
richte verordneteꝰ ); Elggau wat damals eine febr 
bluͤhende fleine Stadt. Herrmann vow Hinwyl?™"), 

Here bes benachbarten Kreifes der im den ſtaͤhlernen 
Hund vereinigten Hsfe*), wohnté auf der Burg; 
fein Vater war bey Naͤfels wider die Glarner umgefoms 
men ®*"), Als die S. Galler und Appenzeller in ders 
Fruͤhling auszogen, brachen ſie die Feſte; die Stadt 
ſchonten fie; fie pflegten dem Volk nicht gern Leid anzu⸗ 
thun. Weil aber Elggau ſeither unvorſichtigſt wider 
die, ſo ihrer geſchont, fuͤr Nachbaren, die ſich ſelbſt nicht 


918) Urkunde Albr. und Leop., Innsbruk nad Oculi, 
1371. 

919) urkunde derſelben; S. Beit in Kdenthen, Martini, 

1370. Sie moͤgen allerdings bad Aſterlehensſsrecht, welches 
bereits vor 1336 bem Grafen Johann von Rapperſchwol uͤber⸗ 
laſſen wae (deff. Pfandbeiefan Hinwyl, h. 2.), das 
mals wicder an ſich gesogen haben. 6G. Gallen Hatte fein 
Oberlehenrecht um 1300 an fle verfauft: man ſieht es gam 

- Shell aus dem Frenheithetef des Markreses. 

920) Weneeslaf, Prag,,um Galli, 1379. Das Geſet⸗ 
buch war cin langer pergamentener Models Urdar. 

921) Hanns im J 33835 Spruch wegen Bievenkat 
Es werden im Urdar. bey 1407 pie von 2andwol genannt, 

von welchem (mir ſonſt nidt vorgefommencn) Geſchlecht id 

nicht weiß, ob es ble Schipfung eines Mofcheeibers it, ober 

ob es etwa dle Burghut hielt. 

322) Ma Zahl zehn. Dergleichen Bercinigungen find viele ges 

weſen; wir faben aud oben Beyſpiele. Hier dal Ser figielis 
che Ausdruck die Sehlgtelt andenten. Dieſe aye baben cigens 
thuͤmliche Srenheite 

923) feu, Arc.; dee aber bier ſehr nachlaͤſſig Nach ihm 
ware Keledrich , welcher 13.596 in Oeſtreichifchen ‘Dienten’ war, 
desjenigen Vater, welder 1438 Buͤrger in Zuͤrich wurde; 
eben der Herrmann, welchem 1336 Clagau-veepfdndct wurde, - 

“4 fey 1388 umgetomimen und fein Gobn bere 1443 -bem ais 
fer gedient!. 


ft 


742 II. Bud. Siebentes SCapitel. 


helfen fonnter®**):, die Wafer ergriff, darum wurde 
bie Stadt bey bem Ruͤckzug von Grund aus umgefehrt. 
Sangfam und.wiele Jahre unanfebnlid)?”), erhob id 
gus ihrem Schutt endlich der nun große Flecken. 


Biſchofzelle, auf einem Huͤgel , unter welchem die 
Gitter in hie Thur flieGt, in der Nachbarſchaft vieler 
neulich umgekehrten Burgſtalle, war unter Deftreichie 
ſcher Landeshoheit mit hoben Geridjten dem Hochſtift 
Coſtanz zugethan. Als das Heer vernahm, daß dee 
alte Biſchof Marquard von Coſtanz den Baunfluch wi⸗ 
der Appenzell ausgeſprochen, wurde beſchloſſen, daß 
es ihn reuen ſoll. Sie nahmen Wyl und viele benach⸗ 
barte Doͤrfer gu ſich, und legten fic) oor Biſchofzelle; 
dieſe kleine Stadt oͤfflete gern und ohne Widerſtand 
ihre Thore. 


Die Jahrszeit wurde rauh, und bald ſehr kalt. 

Sie aber hielten kleine Raſt, nahmen den Zeug der 
Stadt S. Gallen zu ſich, giengen uͤber das Waſſer, 
und legten ſich vor Bregenz. Dieſe Stadt, ganz oben 
am Bodenſee, am Fuße eines wohlbefeſtigten ſchroffen 
Felſen, lag bequem genug, ſowohl zur Verprovianti⸗ 
rung als yu langer Vertheidigung, bis der erwartete 
Entſatz komme. Die Waldleute wohnen in dem Berg 
pinter ber Stadt. Suͤdwaͤrts ift cine Claufe nach dee 

orenbuͤrner Mue bin, Der Clause bemdehtigten fie ſich; 
bie reichsfreyen Leute in der Aue waren gut Appenzel⸗ 
liſch. Dev achte bes Chriftmonats war der erie Tag 
alé nian Bregens Gelagerte; .am eilften wurde ber Wins 
ter fo firetg; daß der dZuͤrichſee jufror; bald und pidg- 
' Vid) fiel die Kaͤlte, in ein fo laues regnerifches Wetter, 

daß alle Fluͤſſe der obern Lande in voilen Ufern, und bes 


924) Ettendauſen und Anhauſen, welchen da⸗ Bieh wegactrics 
ben wurde; UVebar. 


925) Erk 1535 wurde der Markt erneuert; Md. 








Gefhidte. ber Schweiz. 743 


founders ‘ber Rheinſtrom, durd) dew Zuwachs des Boe: 
denſees verſtaͤrkt, mit vielen fortgefuͤhrten Baͤumen ge⸗ 

waltig das Land herunterrauſchte und faſt alle Bruͤcken 

mit fortriß. Die Belagerer ließen ſich durch die Jahrs⸗ 

zeit nicht abhalten· Hinwiederum erwartete Graf Wil⸗ 

helm dic Wirkung bed Vereins der Schwaͤbiſchen 

Herren. 6 


. I.. 

Sechs Seſellfchaften der groͤßten und edelſten Fuͤr⸗Ende beg 
ſten, Freyherren und Ritter waren unter fo viele Haupt⸗ criesb. 
leute zuſammengetretenꝰ), aus gerechter Sorge, wenn 
bie Appenzeller beym Stillſchweigen der großen Reichs⸗ 
fuͤrſten, zweydeutiger Geſinnung der Staͤdte, und ihren 
unaufhaltbaren Fortgang ſich uͤber Schwabenland ergie | 
Fen, es moͤchte mit ſehr ungewiſſem Erfolg ein allgemei⸗ 
ner Abfall des Landes geſchehen. Deswegen ſchloſſen 
Die, welchen eine Blutrache oblag 7), oder welche ſonſt 
{chon gelitten? ), die, welche tegen ber. Machbarſchaft 
vornehmlich beſorgt warenꝰ?*), undaydere, deren Rit⸗ 
terfinn*°) und geſunder Verſtand in. bee beſondern Ge⸗ 


926) urkunde Ber Verelntgung eintzer Fuͤrſten, Graſen. 
gerren, Ritter und Edelknechte wider die Oebuͤwren von 
Abppenzel, ipre Helfer, oder dic es werden moͤchten; Mone 
‘tags nad 8. Cathar. 1407. , ‘ _ 
937) Wie dem Klingenders, dem Randet, und ohne Zweifel 

- apdern. .' hoy _— 


928) Wie der Biſchof zu Coſtanz, Graf Albrecht von Werden⸗ 
berg Heiligenberg zu Pludenz, ber Schellenbers, Stoffelts 
Metter des Abts. 
929). Graf ‘Hanns von Habsburg (wegen Klekaau), Eberhard 
Graf su Relenburg, Hanns von Lupfen (Stuͤlingen iſt nabe) 
ber Graf au Fuͤrſtenberg, der Truchſeß von Waldburg, der 
yon Brandis (Badua), der Truchſebß von Dieffenhofen, des 
von Hohenklingen, Sriedingen, Heutorf, Bodman, Rei⸗ 


ſchach. 
930) Keinen andern Grund mochte Kiburg haben, dem fab 
. nichts zu verlicren uͤbrig war. 


J 4 


144 lL Buch. Siebentes Capitel. 


fafr bie allgemeine und cigene fab?) , einen Huͤlfebund, 
nm des Adels Krieg wider die ganze Appenzelliſche Par- 
tey nicht nur mit vereinigten Rrdaften?*”), founders iz 
derjenigen Sehorfamibung*”) auszufuͤhren, durch wel⸗ 
dye bie Landleute fo oft gefiegt. Ihre Verbindung un⸗ 
terfttigte ber Koͤnig ber Teutſchen fo, daß keine gu dem 
Adel gehsrige Perfon unb Gemeinheit ihren Beyſtaud 
gverfagen dirfe*). Nichts ik an ihrer Verbindung 
tadelhaft, als daß der Untergang fo vieler Burges und 
Cedoee fie erſt erwecken wußte. "a: 


Dieſer Verein, auf Mabuung Stubotfe won Mout: 
fort. Scheer, beſchloß auf einent Tag an der Donan”) 
ben Entſatz dee Stadt Bregenz. Alſo fogen fie achttaue 
fend Reifige und Fußknechte zuſammen, und cilten, che 
ihre Bewegungen erfundiget werden fdnnten, die Appen⸗ 
zeller zu uͤberraſchen. Fruͤh am dreyzehnten Jaͤnner des 
tauſend viethundert und achten Jahres, bedeckte ein ſo 
dicker Rebel den Bodenſee und ſeine fer, daß dieſes ihre 
Unternehmung erleichterte. Den S. Gallern und Ape 
penzellern blieb der Zug unverborgen, ſobald er in Ge⸗ 
genden gekommen, deren Einwohner fie kannten; ſogleich 
begehrten fie Verſtaͤrkung. Die Stunde des Angtiffs 
wußten fie nicht; ihre Lagerung, vom Nebeltunſicht⸗ 
Bat, derrieth ein Weib 2 rye Sobal fi ie bon ben feind- 


931) Biſchof su Augeburg, Herzog at Set, Grafen go Zins 
bern, Gundelfingen, Herren vou Rehberg, Elerbach, Sta⸗ 

* Dion, Koͤnigsek, Roſenek, Iſenburg u. a. 

932) Die Hauptleute vertheilten dle Koſten auf die ganze Gefel⸗ 
ſchaft; fein Friede wird ohne bas Meher siti daraus ernany 
" ter Buldge gemacht. 

933) Diele iſt tm Gelk dee Urkunde. 

G34) „Kloͤßer oder ander Leut, dic gum Abel gebdeen. 

935) Sie phlegten diefelben gu Riedlingen oder Mengen zu hal⸗ 


ten 
935 by Das M dic Hergothe, deren Bild oben in der alten 





2 Befhidte ee Schwety 745 


lichen Schaaren angeſtoßſen, genrbens faßten fie an bem 
Riet eine fo gute Stelungy: als der Augenblick zuließ. 
Mit fuͤrchterlichem StoGF--penlten die Geſchwadrr mit 
ſchweren Streitroſſen an ihre engen Reihen; two die Ge. 
gend ihnen verbot fich anzuſtuͤtzen, uͤberſchwemmte alles 
die ungemeine Uebermacht; was begegnen wuͤrde, wenn 
fic einzufallen wagten, lehrte der Zufall, ba Konrad 
Kupferſchmieb Son Schwytz, der Belagerung Haupt⸗ 
mann , umgefommen; denn als viele hervorbrachen 
feine Nache gu nehmen, und am die Landfahne gu retter, 
wurden acht feiner Landsleute gefangen“7), und uͤber 
haupt achtzig S. Galler und Appenzeller erſchlagen. Da 
ber Krieg offenbar wider fle war, zogen fie ſich in feſter 
Ordnung als entſchloſſene Marner noch fo furchtbat zu⸗ 
ruͤck, daß Herrn Beringer von ser Hohenlandenberg ***) 
niemand helfen wollte ſie zu verfolgen. Dad Wurfſtuͤck, 

. 2 fe | ; 


oe... . mo ne ; 
Stadt Bregeny noh geehrt with. Sie fol iu ser Zechſtube 
zu Rantwyl gehoͤrt haben, wo und mie dic Appensellee Gres 
geng vor. Erſcheinung des Entſatzet au erſtuͤrmen gebenken, 
worauf ſie, es zu melden, in Schnee und Regen heimgeeilt 
hierauf ſeyn die Heranziehenden von der Bargerſchaft und Be⸗ 
fagung aus einem doppelten Hinterhalte auf berden Seiten 
Yes Hohlweges, wo cine Capelle sum Denkmal iſt, felbit. dbers 
raſcht und Gregens gerettet worden. Hieruͤber if tn bem Tis . 
folee Almanach 1803 cine fhine Ballade. Nur 
ſcheint uns, daß derglciden Gagen zwar poetiſch ausges 
malt, in weſentlichen umſtladen. aher nicht ver randert wer⸗ 
den ſollten. ee 
236) Es wird niegends geſagt, warum Gear Rudolf nah dem 
Sug in LTirol aicht mehr an dar Spike der Schoecen erſcheint; 
auch ber ippenzeller Theilnchmung an feinen Gaden if aug 
gleich unbekannten Gruͤnden nicht mehe fo groß. 
937) Tſchudi, deſſen Darſtellung dee Zeitfolge hieſer letzien 
Hegebenbeiten der Walſeriſchen eit vorzuziehen iſt. Nau⸗ 
elerus iſt vollends unrichtig. 
ae MWelchen (aut rief, „Eliet nach, in ihe Lands laßt uns 
Web und Kind vertligen, auf. vag fein Game entkehe zu 
"des dels Verderben.“ Hom meriin. de mobjlitate, 


Richtung 
mit den 


Rittern. 


746 IL Bude -ShePentes Capiter 


bie Appenzellerin, wWelaHOheGn Center ſchleuberte, und 
allen Zeng vor der Sead retteten fie nicht. Sie ertras 
gen, unwillig, dod) iſtandhaft, einen Unfall, welchem 
auszuweichen die groͤßten und gelehrteſten Feldherren oft 
nicht gluͤcklich genug ſind. 


Vor ben Tagen, dq die Mannſchaft austntichen pflegt, 
fam Ruprecht, Koͤnig der Teutſchen, ia die Stadt Co⸗ 
ſtanz; da verſammelten ſich zu ihm die Herren und Rit⸗ 


ter von dem Schwaͤbiſchen Verein; und er berief die vol: 
maͤchtigen Boten von dem Lande Appenzell und von der 
Stadt S. Gallen; ſie erſchienen, als Haͤupter eines 
großen Bundes, in Geſellſchaft vieler Boten ihrer Eid⸗ 


genoſſen von dem Bregenzerwald; von der Torenbuͤrener 


Aue, von dem Reichsflecken Rankwyl, vom Rheinthal, 


Hoe Feldlirch, aug dem Wallgau, von dem Etſchner⸗ 


Berg, von Pludenz, aus Montafun, aus dem Piges · 


nauer, dem Stanger, dem Sech- Thal, und and¥n Ge: 


genden ded kLandes Tirol. #9).- -Ruprecht, “geborner 


Pfalzgraf bey Rhein von dem Hauſe Wittelsbach, war 

ein Konig, an weldhent hoͤchſtens bie Art, wie er auf 
ben Thron gelangt, getadelt werden mag; feine Abriger 
Unternehmungen verbienten mehr Biligung als die Aus. 
fuͤhrung derſelben Lob; die Zeiten waren gu ſchwer fir 
ihn. —. 

Anfangs ture vornehmlich den Appenzellern die 
Stiftung ihres Bundes, die Zerſtoͤrung fo vieler Bure 
gen und Abſtellung der gewoͤhnlichen Zinſe und Steuern mit 
ernſten Wortenvorgehalte: : graufamen Mißhrauchs 
ihrer Siege fonttte man fie nicht beſchuldigen. Da rede 
ten die Appenzeller, „Des Ungluͤcks Atlas fomme vor 
ode: Kaiſern, bie Schulb ſey ipeer Aullloer; fi fie, Ove 


936) Vermige bee unkerſchriften ‘and Siegel ber koniglichen 
Richtung, Mittw, voe Paltnar., 1408. Balſer hat fe 
in einem nicht gang cichtigen Auczus. 





Gefchichte ber Schweiz i 147 


nije ber freye Maͤnner des Relchs, habe man bene Abt 
„von S. Gallen verpfindet; Cuno habe ibre Steuern 
„geſteigert; von der ftiftifhen Dienſtmannſchaft Saber 
„ſie, in Aemtern und fonft, vielen muthwilligin Uedere 
„drang erlitten; endlich, da fie einen Austrag der Staͤd⸗ 
„te, welchen ſie fuͤr unbillig hielten, verworfen, haͤtten 


„ſie vor bem Reichshaupt geſucht werden ſollen; hinge⸗ 


jNgen ſeyn ſie mit Krieg uͤberzjogen worden; das Folgende 
„ſey hieraus entſtanden; fie haben fic) durch den Beyfall 
„derjenigen geſtaͤrkt, an welchen alte Freyheiten uͤber⸗ 


„treten worden wie bey ihnen, in dieſen ihren Sachen 


orfty lauter Klarheit; nichts haben fie sur Beherrſchung 
„eingenommen; fle haben alles gethan um das, was 
„billig von dem Koͤnig zu erwarten ftebe, Schim bey 
„billigem Recht.“ 


In dreywoͤchiger Unterſuchung durch vier koͤnigliche 
Verordneteꝰ), fand fic) die Sache der Appenzeller niche 
ſowohl ungerecht alg von gefaͤhrlichem Beyfpiels denn 
ſchon war durch Vereinigungen der Farften und bisweis 
len ber Staͤdte die koͤnigliche Mache geſunken; und offens 
Har wanfte alle Herrſchaft, wean dergleichen Buͤndniſſe 
zwiſchen mehr oder weniger abhdngigen Landleuten geſtat⸗ 
tet wurden; alle Gewalt fam wie vorhin vom Koͤnig at 
die Grogen, bald an das Golf. Zwar das Koͤnigliche 
Anſehen wuͤrde ohne Zweifel groͤßer geworden ſeyn, wenn 
eit Koͤnig das Beyſpiel Rudolfs von Werdenberg nach⸗ 


zuahmen gewußt haͤtte; fo daß bie Folgen dieſer Appen- 


zelliſchen Thaten dem ganzen Reich eine andere Geſtalt, 
und ſo in den Europaͤiſchen Angelegenheiten entſchei⸗ 
denderes Anſehen geben konnten. Aber der Koͤnig ſah 
es nicht ein, oder durfte ſichs niche merken laffen, => 


940) J. Khmer von Falbure, Sheehar von Hirfdhorn, Ritter, 


Bernhard von Remhingen, und Johann von umineen; 


Haltmever. 


148 IL Buch, Siebentes Capitel. 


Das iſt alſo die Koͤnigliche Richtung zwiſchen den 
Rittern von S. Georgen Schildꝰ“) und Appenyell: 
„Sintemal ber Bund, welchen die Appenzeller, die S. 
„Galler und andere ihre Eidgenoſſen zuſammen aufge⸗ 
„richtet haben, ber Verfaffung des Reichs und geiſtlicher 
pind weltlicher Herren Nechten zuwider iff erfunden wor⸗ 
bet fo. (oll dicfelbe ihre Eidgenoſſenſchaft biemit von 
„unſerer Macht aufgeloͤſt, abgethan und getilgt feyn, 
„und nie ohne unfere befondere Erlaubniß wiederum her⸗ 

„geſtellt werden moͤgen und find hiemit alle ihre zuſam⸗ 
„mengeſchwornen Eide gaͤnzlich eutkraͤftet, vernichtet und 
„widerrufen; jedem Herrn ſollen ſeine gebuͤhrlichen Ein⸗ 
rtanfte folgen. Das if aber aud) von uns verordnet 
„und ſoll geſchehen, daß feine der im Krieg zerſtoͤrten 
„Burgen ohne unſere Erlaubniß wieder mag hergeſtellt 
„werden; daß der Herzog von Oeſtreich, unſer liebe 
nSopn’”), und Fark, alten. Staͤdten, Marken und 
„Landen, die nun wieder unter ifn treten, die von feinen 
BASE orfiagreten Beepbeiten verbriefen ſol ) daß 


941) So' wurden dieſe Ritter genannt wegen ihrer Vereinigung, 
wiber dic BSHmen zuſammen zu halten um S. Georgen Bane 
, nerd Fuͤhrung, „dab dieſclbe ig Reiſen gegen Me Heiden ei⸗ 
vem Teutſchen gebuͤhre.“ Die Urkunde i® von 1392. 
Aus unſerm Adel waren Ritter, von S. Georgen Schild ale 
Gtafen vom Hauſe Werdenderg, Yohann von Sabéburg, dree 
“yon Thierſtein, dle Herren von Hogenklingen, End, Grans 
edit, Busnang, Razuͤns, Thorberg, Buͤrglen, Geßͤler, 
Klingenberg, Randenburg, Bonſtetten, Stein, 
Kamlang , Liebek, Hertenſtein, Marſchalk, Falkenſtein 
~ ‘Yor der Claus, kandenberg, Heidek, Luternan, se 
‘Moone, Gar, Mandel, Planta, Ramfdhwag, Rofdhad, 
: Barhnang, Truchſeß von Diefenhefen, GBeim#, Rynach, 
Mipringen, Woler, Maͤllinen, Wiechſer, Immadingen, 
Waͤlflingen, Huͤnenberg. 
942) Ge hatte im Jahr 1406 Kinig Ruprechts Tochter Eliſa⸗ 
Beth geheirathet, welche in bem Jahr 1409 unbeerbt dard; 
Herr von Zurlauben, cables genealog. 
1943) Groͤblich iret Waller, wo ex dicies auf. die BMppengchee 





- + Befchidte ber Schweiz. 749. 


nfcin Here die Seimigen unt diefe Sache fuche oder ihnen 
„feind fey, So ift alfo der Krieg mit allen feinen fernern 
„Folgenꝰ) vertragen, und namentlich der Mond von 
„Gachnang und Beringer von Landenberg eingeſchloſ⸗ 
„ſenꝰ): aufgehoben, tod und ab ſey alle Acht und 
„Aberacht bun unſern Hofgerichten und dandaeriqhten, 
„gleichwie auch alle Bannbriefe der Biſchoͤfe von. Augs- 

pburg?**) und von Coftans*”); aber wenn unſer heilige 
Baur der Papſt zu Rom einen in den Bann gethan 
„hat, ſo ſuche der ſich davon zu befreyen, denn deſſen 
„haben wir keine Gewalt. Ueber die Sache des. Stifts 
„S. Gallen an das Land Appenzell wollsa wir hernach⸗ 
„mals einen Spruch thun; fo werden auc) unſerm Sohn 
„von Deffreich feine Forderungen an Schwytz wegen dev 
pp Mark vorbehalten; gleichfalls wird hintangeſetzt, wad 
2 Sraf Rudolf gu Werdenberg. an bas Haus. Deftreid) 
„fuͤr Anſprache gu haben meint. Solche unfere Rich⸗ 
„tung ſoll oon jedermunnlich gehalten werden; ob jes 
„mand ſie uͤbertraͤte, wer der ſey, wider einen ſolchen 
„„ſoll der Fuͤrſt von Oeſtreich, ſolſen die Biſchoͤfe von 
ꝓAugsburg und von Coſtanz, unſer Obelm von Wirtem. 


zieht; niemals haben dieſe Oeſtreich gedient, nech jemals von 
Oeſtreich Srenhciten zu empfangen gehabt. 

944) Mud die acht von Schwytz und ale andere Sefengenen 
werden ohne Lbfegeld in Freyheit acfeat. Was in cin Ort ges 
Pichtet worden, fol zuruͤckgegeben werden; iſt es nicht mehr 
vorhanden, fo bleibt es dabey. So awh in Anſehung wegge⸗ 

nommener Glocken. Kauf, Pfandſchaft, letzter Wille, waͤh⸗ 
rend bes Kriegs geſchehen, ſoken bleiben. Erledigte Leben fof 
man empfangen. Keine alten Zinſe oder Zehnten, aber vor 
Heute an die gewoͤhnlichen, au geben. 

945) Jener wird, wie dieſer, (es wird nod im fols, Buch, im 
1 Cap., vorfommen) als ein beſonderer Feind, ſowohl dev 
App. ald der Schwytzer, genannt. 

946) Welcher die im Tirol bannen mochte. 

947) Den Prieſtern, welche es mit appenjel pietien loiges 
nicht entgelten yu laſſen. 


~ 








750 II. Buch. Siebentes Capitel. 


„berg, die Ritter, Coſtan und Appenjell ſelbſt uns 
Hilfe thunꝰ).“ 


Die Aufloͤſung ihrer Eidgenoſſenſchaft hoͤrten die Ap⸗ 
penzeller mit Unwillen; vor vier und funfzig Jahren war 
Kaiſer Karl der vierte durch die Uebereinſtimmung der 
Staͤnde des Reichs") im Lager vor Zuͤrich bewogen 


— Worden, an ben Schweiger die Bande, welche fie unter 


einandet und aud) mit Lucernꝰ) batter, gu genebmi- 
gen; von twas file Folgen dergleichen Bundsgeſellſchaften 


immer feyn modjten, fo war nod unverboten, jum 


Schirm gewiſſer Freyheiten fie einzugehen. Da alfo 
Ruprecht nicht Blof ben Herren ihr voriges Cinfommen 
guerfarmte (welches billig), fondern daß et die Lands 
Leute eines Hergebrachten oder natirlichen °*) Neches bee 
raubte, bielten die Appengeller fiir parteyifd. Auf dee 
andirn Seite getrauten fie fid) bad Gebirg gu behaupten; 
Virol bingegen wat gu entfernt, und Wallgan zu offen, 


548) Mus der Zabl ber 3.4 Unterſchriften flbeen wie folgenbe an, 
weil fie die Fermen der Berfafung gu erfennen geben: Am⸗ 
mann und Bärger gu Feldtich, Ammann aod 
Landleute im Wallgau, Ammann und gemeinigs 
Cid bie Stadt Pludenz, MW. und Landl gu Monta⸗ 
fun, A. Barger und Hofleute im Rhpeinthal. Dabs 

7p Me Wallifer zu Montafun” und in einigen andern 
Gegenden genannt find, zeigt an, dab dieſer Name noc ges 
mein war, Im Abrigen if. unfere Abſchrift aad der, wel⸗ 
oe der Stadtammann Chinger von Coſtanz tm 3. 1420 vidis 
mirt Sat. 


’ 949) Denn es lagen Churfistes , Fuͤrſten, Grafen und Siddte 


- gor arid. 
950) Bug und Glaris nennen wie nit, swell am file Streit 
- ¢entffander. 


951) Goreden tle, weil unter Serrmann von Gonfetten Ab⸗ 
penzell diefes Recht nicht Abte ohne Bewilligung bes Mes 5 
aber dieſe Pflicht mußte wegfalen, da Unterdruͤckung fie noͤ⸗ 
thigte, wider ihn felbſt Huͤlfe gu ſuchen. 





: Gefhidhte oer, Schweit. hs 


als daß Appevertl,.. odm alle Unterguͤtzungꝰ) tder 
bie Macht von Oeſtreich, wider S. Georgen Schild und 
wider des Koͤnigs Anſehen fie gu behaupten hoffen durf⸗ 
te. Bey fo geſtalten Sachen wurde die Richtung anges 
nommenz wit Herzog Friedrich machten fie einen zwey⸗ 
jaͤhrigen Waffeuſtillſtand, in denſelben Jabren. behielten 
fie bas Rheinthul; hierauf gaben fie dem Koͤnig ihre Ges 
ſinnung dadurch zu erkennen, daß niemand erſchien anf 
den drey Reichsſstagen, welche er in ihrer Gaches wider 
den Abt wad Heidelberg angefagt hatte. Indeſſen tra⸗ 
fen fie zuſammen, alle. Maͤnner. von Appengzell,kein 
Fremder; and ſchwuren, ia Wertheidigung der herge⸗ 
brachten Landsfreyheiten ewig. treu zuſammen zu halten, 
nnd zum Zeichen dieſes Bundes, anſtatt Jedes Dorfs 
Fahnen, worunter fie bisher. safiritten y eit kandbanner 
auftutichten ). Jamies Cn 
nee wet 
Dee Kénig chat einer Spruch for „ba bie Wagtey Ridtung 
der vier Laͤndchen Uppensell, Tiffen, Hundwyl und Ure mie dens 
„naͤſch und anderer Gegenden?*) von den vorigen Rai- 
„ſern dem. Stift S. Galler verpfandet worden, fo. foll 
„der UKE. ben dSerfelben Hleiben :bis anf Wiederloͤſung. 
„Er foll fie vertvalten, und ihm werde darin gehorfamets 
„nach bem Beyfpiel der Zeiten, Ubt Hermanns von 
„Bonſtetten. Die verfallenen Steuern foll man er⸗ 
„ſtatten; toad dem Abt an ſeinem Land abgenommen 
„worden, fol demſelben wieder werden). Wenn 
„die Appenzeller dieſem Spruch nicht folgen wollten, ſa 


6 
1 


952) Sintemal aud) Schwotz an demſelben auslandiſchen Sunt? 
fein Theil nahm. 

953) Einen ſchwarzen Baren, aufrecht, in weißem Felde ; Bats 
fer 1409. 

954) Wttendad, Notmunt und Nenkerſchwol; Spruch sa 
Heidelberg, 25 Heum. 1409, . 

953) Um Goſſau und Seria foll man rechten. 


192 IL Bud. Sitsentes Capttel. 


„moͤgen fie ferners vor dem Rénig tee: biefe Garhe 
„rechten.“ 


Durch dieſen. Sprudy wurde den Rigseducses, durch 
welch der Krieg entſtanden war, nicht vorgebengt; er 
wurde alfo: nicht angenommen, und Koͤnig Ruprecht 
Rarb *M") one daß er tem Abe helfen konnte; fo daß 
Cano einen von Schwytz vermittelten Vertrag axnabhm, 
Burd) bet ev gwar bie herrſchaftlichen Gefaͤlle wiederbe⸗ 
fam, aber tion der politi(chen Gewalt weniger ald die 
Appenzeller ſelbſt vor acht Jahren ihm anboten7) ; daju 
war S. Gallen Stift um hundertauſend Gulden verſchul⸗ 
Det. So (ganz tiber.bie Erwartungen, welche die be⸗ 
reitwilligen Dienſtmanne, tm Sotteshauſe wohl bewir⸗ 
thet, ifm vorzuhalten pflegten, und ganz wider den Wns 
fein, ald erfilich fieben Reichsſtaͤdte, und nachmals 
Oeſtreich wider die Appengeller feine Fehde fubrte) ſchloß 
Cate: einin Reies ,. weichen ex: oermieden Haben wuͤrde, 
wenn er ſein Bolt beffer gefanut bdtte. Die «Haupt. 

leute bee ſechs Rittergeſellſchaftenꝰ) erneuerten mit 
Coſtanz einen Huͤlfsbund auf den Fall, da die Appen⸗ 
zeller einen abermaligen Augtiff thaͤten2); die Mache 
bes vorigen Kriegs wurde letztern gern erlaſſen. 


356) Wm 1p Mal 1410. 

957) Dieſer Vertrag, den sigudt n nue  atiaetst, wirh bep SBal- 
fer gang verſchwiegen, und wie baben die Urfunde nicht; 
alſo ſchließen wir ben angeseigten Inhalt aus den, weil 

‘tn folgenden Seiten bas Land fic von den Gefslen oss 
fauft, von ſtiftiſchen Amtleuten aber nit wieder Meldens 
vorkommt. 

958) Gundolfingen, Schellenberg, Stein gu Stingengein, Then⸗ 
-gen, Klingenberg und Stoffeln; erneuerter Gefelle 
ſchhaftbrief mit Coſtanz, um Reminiſc. 1409. 

959) Die Tage ſollen su Radolfszelle, Salmanswyl oder Mens 

. gen ſeyn. Die erie Salle von den NKittern, mit 100 Pfers 
fen und fo vielen au Sub, mit Spicßen und mit Aembriffen. 
Coſtanz behdit vor, dic Bercinigung mit Oeſtreich und die 
MeichsAddte, im Fall bab dicle dic Hitter nicht angreifen. 


-” 


Geſchichte der Schweiz. 753 


. Mer Herzog Friedrich, welchem die Wiedererobe⸗ Oelrelch 

rung des Rheinthals oblag, mahnte nach verfloſſenem Rcintbal 
Waffen ſtillſtand auf einen Zug, worin Herrmann Graf 3 zu wieder ein. 
Guly ungefaͤhr ſtebentauſend Mann anfuͤhrte. Die 
Staͤdtchen Rheinek und Altſtetten an den ſchonen Hohen 
des Rheinthals, waren das eine ꝰ) mit vierhundert 
Appenjellernꝰ), das andere mit nur halb fo vielen bea 
febt. Als die Uebermacht jenen erſten, keineswegs fe⸗ 
ſten Ort, ihres Gluͤcks gewiß, von der Gleichheit, in 
ber das Land mit Appenzell damals war, unter die Herre 
ſchaft Oeſtreich zuruͤckerobern wollte, faßten die Rheine⸗ 
ker den aͤußerſten Entſchluß. Die Beſatzung machte ſol⸗ 
che Bewegungen, als wollten die vierhundert Mann 
ohne vielen Vortheil der Gegend wider die ſiebentauſend 
ein Gefecht wagen; hiedurch bekamen die Buͤrger Muße 
zu Rettung ihrer beſten Sachen; endlich legte jeder 
Feuer an ſein Haus, und als die Beſatzung ſich unver⸗ 
ſehens dem Gebirg zuwandte, und mit allem Volk Hine 
auf in daͤs Land Appengell eilte, giengen Rheinek, ‘Burg 
und Stadt, hinter ibnen im Rauch auf. 


Graf Herrmann lag hierauf drey Wochen vor + tee . 
ſtetten, wohl nicht aufgehalten von dem Ort, welcher 
faft feine Schwierigheiten hat, utd nur vo hoͤchſtens 
vierhundert Appenzellern auf einem dabintergelegenert 
Huͤgel vertheldiget wurde”); fondern weil Herzog Rries 
drich Don dem Appenzeller Krieg ſelbſt einigen Ruhm zu 


960) qdudi fagt Altftetten, Walfer bas andere. 

5815 Nah Haltmeyer waren aud S. Galler da; auf daß 
er dieſes wahrſcheinlicher ſage, verſetzt ce (ohne ben geritigiten 
Erweiß) alles folgende aus bem J. 1410 vor Me 1408 vom 
a's M. geſchehene Richtungz. 

Malfer meint cs zwar; aber then ‘anid in den Chronl⸗ 
rea fich gluͤcklich fhdgen dte Thatfachen wahr gu firiden, die 
- Maslegung mus man anpartediſch und vernuͤuftig ia den Line 
ſtaͤnden ſuchen. 

U. Thel. S 565 


~ 


154 II. Buch. Sichentes Capitel. 
ernten beſchloſſen, und fir gut fand,- mit HeereSmacht 


bor Altſtetten gu ziehen. Aus den Erblanden jenſeit 
Rheins und vom Tirol bewegte er zwoͤlftauſend Mew ; 

e kamen in bas Nocinthal unter des Herzogs Oberbe⸗ 
a mit grofem. Geprdnge, hundert und zwanzig Spiel: 
{euten und ciner grofen Anjahl Dirnen. Ju der Rad, 


als der Herzog an dem folgenden Morgen cinen Haupt: 


fturm aufuͤhren ſollte, wurden dic Hauptleute der verei- 
nigten Sdhaaren auf bas Befte bewiethet. Bey .anbre 
chendem Tag. wurhen die Schaaren geordnet; Herjes 
Friedrich, von Geſtalt fon und groß, vortreflich ge⸗ 
ruͤſtet, hielt an die Krieger eine Ermahnung, tapfere 
Manner gu feyn, 30g hinauf, und weil dee Huͤgel vers 
laffen war, beſchloß er den Sturm. Ohne allen Wider- 
ftand, wie er von den vereinigten Haufen dex, Barger 
und Appengeller vermuthet hatte, fam er in bie Stabt, 
und es fand fic), daß die Burger von der Befagung be⸗ 


het, bey Nacht mit Weibera und Kindern, hinauf nach 


Appengell gezogen waren). Der Herzog, Hingeril: 
fen von Unmuth, brad) die Mayers, feiner eigenen wie⸗ 
dereroberten Stadt und verbrannte alle Hdufer; weil er 
aber hoͤrte, daß die Strafe von Altſtetren in das Land Ap: 


. penjgell an den Stoß, den ungluͤcklichen Ort, Sinaufleiset, 


Appen: 


30g er in fein Sand zuruͤck. 


sell soled Die AUppengeller, welchen die allgemeine Sleichheit 
Schwei⸗ fo lieb war, hielten von bem an uber dems Srunbfeg, 
AHH. ihre vortreflich Seroiefene Kraft auf die Landwehr cingas 
{chrdnten : gieichwie Volksherrſchaft von sngemeinem 
Nachdruck iſt in ber Vertheidigung ihrer ſelbſt, fo ages 
ſchickt ift fre gu Herwaltung eines grofen andes. De 
fie den Ruhm ber Selbſtbehauptung durch den Ruhm der 
Maͤßigung .geemebrten, trat ſowohl der Graf zu To» 
fenburg als Eberhard Here von Saz auf gewiffe Sabre 


oe Naq @Guler wae dieſes ſchon vor beep Tagen geſche⸗ 
en. 


Geſchichte der Schweit. aes 


mit ſhneu in Bund )/ fa, (welches dee Verfaſſung Feo 
ſtigkeit gab) ‘die ſteben Orte der Schweizeriſchen Eidgenoſ. 
ſen trugen fen Bedenken, die Appenzeller auf ewig file’ 
ihre Buͤrger ud: Landleute w ‘erfldven®*). 


Das aber eeforberti bas allgemeine Bete, daß bie: 
Appenjeller nicht im Feuer der neuen UnaShiindigteit | 
und nach threr beſonders retzbaren Gemlith dart ſich ſelbſt 
und alle Eidgenoſſen durch ſchnelle Kriege wider das“ 
Haus Deftreich und andere benachbarte Herren in weit⸗ 
aus ſchende Gefahren verwickeln; darum verſprachen ſie, 
nie ohne Willen der Schweizer bie Waffen su ergreifen 8). 
Ja fie giengen ein, ihre Hulfe in Kriegen ber Sehrweig : 
det Eidgenoſſen mit aller Mache und auf eigene Koſten 
zu than, in ihren eigenen Kriegen jeder Huͤlfe ſich zu be⸗ 
guuͤgen, und fie auf det Fuß von ‘vier Plapparten *) 
zu befolben. Die Schweizer behielten fich einfeitig’ vor, 
daß thre Cidgenoffenfdhaft, ſammt ‘oder founders **), 
die Artikel des Bundes vermehren oder vermindern 


mégt. 
BO 3 


963) gener fit rs; biter vie $$ Wafer 1410. 
964) Bundoetef, an &.Cather., 14015 ibid. anter den 
Beylagen. 


965) Go nenne 1g bie Verfaſſung, felt fie nidt mehr ſtiſtiſche 
Amtleute annahmen. 

966) Auch ohne eben denſ. ſich keines Kriegs aufer bee Eidae⸗ 
—— fb angunepmen. Dieses gieng auf Wallan , Mone 
tafun, T 

967) De ean ‘Theil eines rheiniſchen Gulden. Sober Gok « 
nach damaligem Geld; aber die Schwetj. Lanbdlente, damals 
mei asm, warden fon nicht cingemifliget haben, gum Theil 
weit genug durch Freundes Land (wo ihr Schwert ſie nicht 
nahren mochte) bis nah Appenzell gu reiſen. 

265) Atte mochten den Gund andern, and einzele Ore 
thn-gang oder gum Theil auffagen, 


759- IT, Bud Siebentes Capitel 


Sleichwie in emer Hauswirthſchaft Meltern und Kins 


der mit ungleichem Anſehen fid auf einerley Zweck beftrebden, 
fo war cine Ungleichheit in den Berbdleniffen, worin die 
alten Orte unter einander, und worin fle gegen Appen⸗ 
zell und andere neue Orte zu Vertheidigung der allgemei⸗ 
nen Freyheit verbunden wurden ꝰ). Rone Gemeinwe⸗ 
ſen wollten ſie durch die Erfahrung, ſowohl im Krieg 
als in allen andern oͤffentlichen Geſchaͤften, kennen ler⸗ 
nen, ehe fie in der Dundesgefellfchaft ibuen gleiche Rechte 
gaben; der Schweizerbund war bereits gu einem cigenen 
Ton der Verhandlungen geſtimmt. Kluͤglich gaben fie 
ben innern Streitigfeiten, we gegen ein bem eidgenoͤſſi⸗ 
fchen MNechtsgang ungeborfames Ore ebenfalls gewalts 
fame Mittel erlaubt find°’”), neuern Orten blof vere 
mittelnden Untheil; hiedurch vervielfaltigten fie die Mit⸗ 
tel, ecbitterte Gemither ohne Gewaltibung einander ju 
naͤhern. Wenn in folgenden Zeiten aud hiefes den ge: 
wuͤnſchten Zweck verfeblte, fo geſchah es, weil bie mei 
ften Borfteher, hingeriffen von Leidenfehaft, weniger auf 
die Sache fahen, als auf die Perfonen, ob es eine Stadt 
und ihren Genat, oder cin Saud und eine Semeine, 06 
es cin fatholifches oder reformirted Ort betreffe. Dies 
fein Uchel, wodurch die ganze Eidgenoffenfchaft mehrmals 
an den Nand ihres Untergangs fam, und wodurch die 
fuͤnfhundertjaͤhrige Srenheit mit allem Ruhm und Slid 
einft unverfebens fallen fonnte, ift nur durch die Wieder 
belebung ded allererſten Grundfages unferer ewigen Bin: 
de su helfen. Sie iſt moͤglich; unfer Volf bat nocd Tu⸗ 
gend und Berftand, Sie ift ndehig, meny in der allge⸗ 


969) Man mird tw folg. Buch fehen, wie bie einzelen Mrtifet 
verdndert worden; cin Unterſchied blieb fo lang als bic 
Schweiz 

970) Nach der dren Waldſtette Bund unter ih 12913, 
und mit Lucern 13323 wis faben oben in bem Zuger Ses 
ſcheſte alle Orte außer Bern cingimmig fhe gewaltjame Zurcqt⸗ 
"waeifung. / 





Sefhidee ber. © sei: 757 


meinen Erſchuͤtterung aller mindern Staͤaten, die wir ſe⸗ 
hen, und welche zunimmt, unſere Verfaſſung nicht als 
ein veraltertes Gebaͤude ploͤtzlich brechen fol. Die Mas’ 
nier haben unſere Voraͤltern vor anderthaͤlbhundert Jah⸗ 
rent ſtchon gekannt; und nun haben wir ſo viele Vor⸗ 
theile mehr, fo viele Hinderniſſe weniger, daß yor Cus, 
ropa and bor der Nachwelt unverantwortlich iſt, wenn 
wir nicht endlich thun, was jene gewollt. Aber hievon 
miehreres in den folgenden Buͤchern; dieſe Betrachtun⸗ 
gen moͤgen den Regeln ber Geſchichtſchreibung zuwider 
ſeyn oder gemaͤß. Denn diefe eure Hiſtorie, o Eidge⸗ 
noſſen! iſt nicht geſchrieben, um euch muͤßige Stunden J 
zu fuͤllen, ſondern damit ihr aufwachet, und ſehet, wer 
ihr geweſen, wer thr ſeyd, wer ihr ſeyn ſollt in beſſeren Zei⸗ 
ten, wenn ihr es wurdig ſeyd, auch wohl wieder werden 
boͤnnet. 
Einen Monat che wiſchen ben ppengetiern und.Sufand 
Sehweisern bas Obige vertragen worden, ſtarb der AGE. ae wm 
Cuna’™), ſehr alt, ſehr ungluͤcklich, und eben fo twee 
nig oon. denen bedauert, welche ihn fuͤr einen boͤſen, ald. 
pon denen, bie ibn fiir einen ſchwachen Mann hielten. 
An cinem Fuͤrſten iſt letzterer der verderblichſte Feblers. 
der Tyrann uͤbt feine Bosheit, er allein; unter einem 
ſchwachen Fuͤrſten erfcheint fte hundertfdltig nach aller 
Leidenfchaften ſeiner Amtleute. Da uͤbernahm die ſchwere 
Abtey des aͤußerſt verfallenen Gotteshauſes nach langem 
Heinrich von Gundolfingen by. Dieſer verſoͤhnte fidp 
die S. Galler, dadurch, daß er erklaͤrte, ſein Pfalzge⸗ 
richt nie anderswo zu halten, als in i bee Stadt unb 


e 


971) Am 19 Wein, rose, feiner Verwaltung im $3 
sabe. 


924 * Gin gelehrter Mann, bod », nicht gar weltweiſe,“ ſagt 
Stumpf, und meint, ce wuͤrde vor vielen hundert Jah⸗ 
ren cin befferer Mbt yon S. Gallen geweſen ſeyn; au rays 
ben Handlungen patte ce tein Gemaͤth, aber Mitleiden ge⸗ 
gen jedermann. 


| Auforderungen an Birger nie anderswo zu thun als sor 


& 


U8 ‘I, Bud. Giebentes Capitel. 


bem Ctab bd ber Stadt “); ex dbergab ibnen S. Loren: 
gen Riche? ),. deren Propiteicinfinfte der vorige Abt 
an bag Stift gezogen“*). Go ſuchte Abt Heinrich 
auch big. Herjen der Wyler wieder zu feſſeln; er that al⸗ 
les, um zu zeigen, daß er ihre Stadt moͤglichſt frey und 
flart wiſſen moͤchteꝰ). Die Appenzeller wollten ihm 
nicht ſchwoͤren ohne Gorbehalt ſowohl ibres Landesver- 
eins ald ibies Dundes gu den Schweizern; da erneuerte 
er ſowohl bes Papftes Bann als die Reichsacht wider fie; 
aber bie Appengeller glaubten, unperdienter Bann trefit 
nicht, und wer ein gutes Gewiſſen babe, fey von Got: 
tes Gemeinfchaft nicht ausgefdhloffen; der Wohlſtaud 
ihrer Heerden wurde durch die Reichsacht nicht. gebin- 
Hert; Handelſchaft uͤbten fie nicht, und wider Angriffe 
Hielten fie fic) ficher fowohl durch ihren Muth9 alg 
hurd) die Schweizer ). 


972) Namlich vor Sargermeiſter und sath, welche ben Befehl⸗ 
‘ab fahren, Dieſer Vertrag ik im Auszugs bey Haltmeocs, 
1413. 

973) Beeteag, S Toh. Bept., 14033 Haltmener ik im Base 
‘gug nicht vollſtandig Zu einer ber Pfruͤnde follte bie Obriskeit 
einen dem Mot vorſtellen, dieſer ihn dem Biſchof; die audere 
Pſruͤnde ziebt Rows. Die Kirche wurde nun erweitert, und 
Bekam einen hoͤhern Thurm; Gtuw pf. 

974) Seu, Art. abt S. Gallen, Cuno. 

g75, Urkunde 1413, daß Wol Buͤßen und *2 
gum Nutzen dev Stadt verwenden mag; die Bue fea der 
Stadt, ua - 

976) Wie fle dent dle Burginedte von Felhfied , . da fie. ihnen 


Haͤuſer verbrannet und Bich wegtrieben, bis Aber Altſtetten 


verfolgt und the 12 gefangen, welche bie Eldgenoffen endlic losers 
Chadigets Hlecdber it bey Tſchudi und Guler 141* defies 
re Nachridt als ben Walſer. 

977) Durch fle geſchah, daß, als Srimmenkein hergeſtelt wurs 
be, der Here von End gegen Mppengell Unſchaͤdlichkeit derſelben 
Burg verfidern mußte; Tidube lc. 


GSeſchichte der Schwein.  * 259 


, Sn dem Sabre ald Herzog Ftiedrich zum letzten Mal ebbeder 
verſuchte wider die Appengeller gu ſtreiten, ſchloß Oeſtreich 
cinen andern Krieg, welchen mehr als anderthalbhun⸗ 
dert Herren und Staͤdte Oeſtreichiſcher Partey, mit mehr 
Beſchwerlichkeit als Gefahr des Feindes, wider die Stadt 
Baſel fuͤhrten. Alles, was im Elſaß des Hauſes Oeſt⸗ 
reid) war, hatte Leopold, Friedrichs Bruder, ſeiner 
Semablin Catharina von Burgund, Herzog Pbilipp des 
erften Lochter, sur Morgengabe aufgetragen: fir fie. 
rourde bas Land von Johann Grafen yu Lupfen, gleich⸗ 
nie das angrdngende Erbland. Friedrichs von Herrmann 
Grafen zu Sulz, verwaltet”’’”). Sonſt war der Bie. 
ſchof ju Strafburg an der Spitze andecer Prdlaten, der 
Graf zu Wirtemberg als Here gu Horburg und Reichens- 
topler, und jenfeit Rheins Rudolf, Markgraf zu Baden 
Hochberg, Herr gu Roͤteln, am gewaltigften. Die 
zehn Elſaſſiſchen Staͤdte waren unter dem Reich; der Kai⸗ 
ſer pflegte einen Bost in Eiſaß zu fenden®”®). 


Zu Baſel waren wenige Spuren der vor drey und Starke dor 
funflig Jahren durch bas Erdbeben erlittenen Zerſtoörung Oe 
nod gu ſehen9). Der Stadt Banner pflegte mit wee 
nighens. fanftanfend ſtreitbaren Maͤnnern auszuziehen. 

Denn, ſo lang die Gewerbe, bey zwar ſteigendem Anſe⸗ 


971"). Namentlich felt 1407; Schoͤpflin Alfatia wl. I 


978) “Diet Perfafung erhellet aud aus bem Bundbrief wi⸗ 
der, die boͤſe Geſellſchaft, genannt Roth und Schwarz, von 
derfelben gu tichten; Mont. nod Mar. Himmelf. 13915 
Brukner G. 849. Damals war Abt Rudolf au Murbad 
Reichslandvogt; Claugvon Hufe, Mittes, der Oeſtreichiſche; 
ber, welchen bie Herzoge Aber den Breisgau Hatten, Propet 
Muͤlichen von Rhcinau, war aud av Reichenwoler Vogt von 
Wirtemberg. 

979) Th. Ebendorfer ab Hafilback, Chron. Aalir., ad 135 565 


t ne habe noc au des Conciliums Seit felche Merkmale ges 
n. 


960 IL Suh. Siebentes Capitel. 


Gen, die atten Geſchlechter nicht: ganz uͤberwogen; ‘war 
die Obrigkeit mit allgemeiner Einſtimmung nicht ſpar⸗ 
ſam in Ertheilung der buͤrgerlichen Rechte. Sum Theil 
ſtaͤrkten die Handwerker durch die Menge ihre politiſche 
Macht; auf der andern Seite wurde die Wirkung des 
Alleinhandels der Innungen durch die Vermehrung ihrer 
Mitglieder vermindert; endlich muß auch geſagt werden, 
daß man sur ſelbigen Zeit um den kleinen Gewinn, und 
felbft um den Vorzug bey Aemtern weniger als darum be⸗ 
fAmmert war, durdy die Menge der Gertheidiger die 
Blithe und Stirke der freyen Semeinbeit vor den Augen 
ber Fremben fefter zu grinden. Allo tourde bey Anlaß 
emiger Feldzuͤge 28°) unter bem Bargermeifterthum Has 
nemanns von Ramſtein, Ottomann Sdhalers und Jo: 
hanns ven Eptingen Puliant, inner dreyßig Jahren tau: 
ſend einhundert und ſi ebenzehn Buͤrger aufgenommen om); ; 
und auc nachmals war genug, bepanzert, mit einer 
Bekelhaube und Blechhandſchuhen in ber Barger Fehden 
su reifen, um als Birger in dem Stadthuch eingeſchrie⸗ 


Fen gu werden °°), 


980) Nach Heeltshetm 1363; fle Freyburg im Breisgau ned 
Breiſach 1366 und nah Endingen 1367; vor Wildenſtein 
1378, und nad Muttens 1393. Riche alle dieſe Fehden 
find umſtandlich befannt, nicht alle dentwirdig. 

981) Im J. 1363 ndmlih 375 fF. Brukner S. 1836. 
im 3. 1366 aber 108, eb. daſ. S. 653, wo er bas Bees 
zeich niß Hefert; tm folgenden J., 85, cb. dal. S. 657, 
we fie aud verzeich net ftehen; 300 fm J 1378 ‘(unter 
denfelben Hanns Faltner, deſſen Stamm nod hluͤhet) eb. daf. 
G6. 1770, wo aud thre Namen find ; endlid 1393 in die 
grofe Stadt 491, in die Eleine 96; eb. bal, S. 43, we 
gwar dad Verzeichniß felt, aber Brukner hat fidem ar- 
chivi. 

982) Rathe und Meiſtet 1415; eb. daſ. S. 1064 
ie ble Bekelhaube war ein Leſſelhut aud gut. Jnner 
vierzehn Tage nach dem Zug mute Mon ſich laffen einſchrei⸗ 
ben. 





‘ 


- Gefdi d te ate Shwelp. - 9x 


Gleichwie ia ben erften brey Viertheiten unferes Jahre 
Gunderts cine nicht: voͤllig fo flarfe Buͤrgeraufnahme zu 
Senf die dort uͤbliche Negierungsart verdndert, eben fa: 
wirkte damals gu Bafel gleiche Urſache; Manier und Er. 
folg waren wie die Zeiten und Sitten verſchieden. So 
sick ftarfes und ſcharfſinniges zu Genuf gefchrichen wore: 


ben, fo. viele Waffenthaten fuͤr die Unabhaͤngigkeit, fuͤr 7 


den Landfrieden und fir ibre Freunde wurden von des 
Baſelern ausgefuͤhrt. An beyden Orten fam vie Gewalt 
gon ben vornehmſten auf die meiften; aber gu Baſel wuß⸗ 
ten letztere fie gu behaupten, and von den Grofen wurde 
bie Deftreichifche Partey ju ihrem eigenen Schaden ers. 
griffen. Daß die aus hundert Stddten und Laͤnbern °° 
gsfammelten Barger. cine verhaͤltnißmaͤßige Ungleichheit 
in dee Denkungsart mitgebracht Gattem, fand ſich we⸗ 
nigſtens gu Dafel niche wahr; wo fie bald alle eins was. 
ren gu Erhaltung der Frenheit und Stiftung emer demo« 
kratiſchen Form: das iff wahr, es gebdet cine ſeltene 
Miſchung von vaͤterlichem Ernſt und buͤrgerlicher Freund⸗ 
lichkeit dazu, bag uͤber ein zahlreiches Volk cin Seuat it 
unangetaßeter Gewaltuͤbung bleibe™*? ), 


. Wider dieſe Stadt erhoben die Veeger des Deſtrei⸗ 


chiſchen Elſaſſes mit Huͤlfe vieler edlen Herren Fehde; 
anfaͤnglich ons Veranlaffung einer Privatftindſchaft wi⸗ 


993) Rug die Aufnahme 1378 diene sum Beoſpiel; es waren 


Manner von Olten, Pfirt, Graͤnzach, Aarau, Biren, Ales 
fir, Otmarsheim, G. Urfig, Deliperg, Lieſtal, Golothuen, 


“ 


Heidelberg, Arlesheim, Helfrathsticch, Strabturg, Wims . . 


pfen, Ravensburg, Nurnberg, Freyburg Gr. , Colmar, Brun⸗ 
trut, Rheinfelden, Coſtanz, Bern, Frankfurt, Zuͤrich, Ue⸗ 
berlingen, Memmingen, Urach, G. Blafien, Oppenheun, 
Wintertuc , Schafhauſen und nod aus andern Orten. 

983°) Darum wird ewig bentwardig feon, durch welche Mittel 
der Genat von Venedig fo viele hundert Jahre uͤbet eine fo 
grofe Boltsmenge ohue tegend cine bargerlide Unruhe cing 
verehrte und beliedte Regierung zu behaupten gemußt. 


762, IL. Bud, Siebentes Eapitel. 


her Herre Luͤtold Moͤnch von Moͤnchenſtein ), mit wel⸗ 
chem die Stadt Bafa einen Schirmbund gehalten haben 
swag: Am eifrigſten ꝰe) fehdeten fle unter Auswaͤrtigen 
Graf: Serrinaan von Cals; es mißfiet ihm, daß die 
Stadt Oleen an der-Aare ans der Hand’ Oeſtreichs oon 
ben Dafelern cingtldfet, ja von Graf Otto gu Thiers 
ftein™*) und von dent Rdnig®*’) der Blutbann daſelbſt 
' am bas gemeineWefen gebracht worden war. Die Stadt 
Rheinfelden, deren angehoͤrige Herrſchaft fith Fis nabe 
an Baſel, in ben Umfang der alten Auguſta, erſtreck⸗ 
te?**), und welche wegen dem Stein daſelbſt (einer 
im Mbeinftroin gelegenen: Burg) beſonders widtig war, 
extfirte fich in bes Grafen vow Sulz Griede und Unfriede 
gu ſeyn ꝰ). Hundert and fieber, und nachmals hundert 
ſieben und zwanzig Herren und Staͤdte kuͤndigten ihren 
Krieg an *). Es offenbarte ſich bey Péter von Eptin⸗ 


gen, Huſer genannt, und bey andern verbuͤrgerrechtrten 


Edlen, die Vorliebe zu den Herren durch die Befehdung 


984) Brukner, G 148. 

985) Und nah Waeſtiſen fagte ce, nebſt Joh. von Lupfen, 
zuerſt ab. . 

996) Landrichter su Thurgau, Herrn yu Farnsburg, Landzraf 

au Sibgau und Buchsgau; Urkunde 1392, idid. S. 
21193 von dem Biſchof zu Baſel mic letzteru beyden Gauen, 
den Burgen alt und neu Falkenſtein und Altbechburg belehnt, 
urkunde 1405, ibid, S. 1446. Die Ldfung von Olten 
that Buſel, nachbem Me: von dem Lehensberrn. Biſchof Hame 
brecht (hier iſt bey Brukner Fehler in der Jahrzahl) des 
Recht hiezu erkauft; im J. 1407; tid. be. 

987.) Der Graf uͤbergab ben Blutbann 1408; Kdnig Kuprecht 
verordnete, daß cin Ritter oder Ebelmann demſelben vorgehen 
mbge, 1410; ibld. |. c. 

988) Salferaugs ich noch Kheinfeldiſch. 

989) Brief Schultheißben und Raths von Rhbeiaf., 
wodurch fie gegen Baſel ihre Shere beſorgen; am Tag nad 

‘ Galli, 14093 ibid. 2120, 

990). Jene am Sonntag vor Matthias, dieſe am 5 Weinw. 
1409; Wurkifen h. a, und Brukner GS. 148. 





Seſchichte ber Schweij. 763 


. bed SErgerlichen Gemcinwefens. Auch con Burgand 
Herzog Johann ‘bewies durch Hilfe anter dem Herre 
gon Bergy. geziemende Theilnehmung an der Sache ſeiner 
Shwe fier? ). Dieſer Krieg wurde. wath des Adels Mae 
nier verheerungẽweiſe und aufSurgen gefuͤhrt ). Erſt⸗ 


lich verbranuten die Oeſtreicher drey feinbliche Schlo⸗ 


ſerꝰ) und legtanfich vor die Staͤdt. Wis die Schwei⸗ 


zeriſchen Staͤdte nad SeraGbarg ihre Huͤlfemannſchaft 


ſandten, zogen ſie ab. Nachdem die Bafeler wd VBer⸗ 
ner ihren bis por die Stadt Rheinfelden getratzt, legten 
Die Bafelet ihre Mache vor die obere und untere Kefte 
Iſtein, wenige Stunden unter Baſel auf einem Felfen 
an bent Rhein gelegen. Gleidhwie dem Adel vor den 
Schlachten Ritterſchaft ertheilt wurde, fo gaben ſie drey⸗ 
hundert drey und achtzig Maͤnnernꝰ) unten am Fels: gs 
Iſtein ihrer Stadt Buͤrgerrecht. Werner Schaler hatte’ 
diefe Burgen von dem Hochſtift, von ihm das Haus Oeſt⸗ 


reid); und Here Burkard Moͤnch von Landstron verthei⸗ 


digte fie als cin Pfandlehen. Indeß zog Nheinfelden 
rauhend anf Lieftal und Honberg; bis von Wallenburg 
herab trichen fie Bente, aber dec Stadt Banner ſchlug fie 
bey Magden, einem Dorf gang nahe ob RGeinfelden?””). 
Als Sftein gewounen und in den frachtbaren Gefilden um 


oot) Tſchudi 1409. 
39° Das itaudh Fugger’s Urtheil. 
993) Bielbenten, Pottmingen und Binningen; ond and fie 
Gundoldingen. 


994) Berzeichniß bey Brukner SG. 661: Nicol. LTrub 


WNotarius; Yok von Waldkirch; Ruͤtſchmann von Guͤtti⸗ 
fon ber Lehrmeiſter, Hanns Varnower bcs St adits 
ſchreibers Sohn von Sreyburg, Elewi Fuderbarm bee 
Pfeifer, Hanns Blaarer von Coſtanz, Peter Sturm 
yon Strabburg, Wernli Vollrab von Baſel, Lauf⸗ 
fer, ber Vogler, von Straßb., Heine. und Burkard 


Baſch, Nicol. Frevel procurator curiae Conftant.; u. f.-f. . 


995) Grutner S.-999 und voss (die legte Dabrzahl bef 
iſt richtiger). 


464 IL. Sud. Giebentes Capirel. 


Badenwyler betradtlide Verwuͤſtung ausgefuͤhrt worden, 
vermittelte Herzog Ludwig von Bayern, Oberlandvogt 
in bens Elſaß, nebſt Markgraf Rudolf zu Roͤteln, daß 
auf einer Zuſammenkunft in der Gtadt Kaiſersberg uͤber 
bie zweymonatliche Fehde ein Waffenſtillſtand fir cin Jahr 
geſchloſſen wurde) ⁊ Mit leichter Muͤhe erwarb er ihn 
von der Stadt, wie fie denn ſelbſt an die Fuͤrſtin ver 
gebliche Botſchaft ſandte zu Unterdriiddung dieſer be⸗ 
ſchwerlichen Unruhe. 


Der Friede wurde dierauf mit unſaͤglicher Muͤhe 
durch den Markgrafen ſo geſchloſſen, daß nebſt Iſtein 
die Burg bey Rheinfelden der Stadt Baſel uͤbergeben 
wuͤrde °°”). Aber weil dieſes ohne Willen Friedrichs 
nicht geſchehen mochte, widerſtand Graf Herrmann ꝰ) 
bis die Schweizeriſchen Städte und Markgraf Rudolf 
in der Stadt Baden zwiſchen dem Herzog und Baſel vers 
mittelten, „daß Iſtein gebrochen wurde; um den Stein 


$95) um Nicol. 1409, 613 auf Martini i410; Beakvee 
urkundlich G. 1485 Tſchudi. Der ſchnelle Abſchluß wurde 
dadurch befordert, daß die Baſeler nue Friebe gu Kaifersberg 
hielten, anderswo kraftvoll den Krieg fortſetzten. 

997) Auch der Fels, worauf und moran Iſtein gebauet if, mit 
Staig und Weg; Ridtung, Mont. nad Whenh. 1410;3 
Wrutner, S. 677. Tſchudi meldet aud ven Weens 
fein und Steinek. Die legtere Gurg wae Otte'ns ven 
Ebierſtein; er verpfdndete fie an Privatindanee gu Baſel. 
Hafnee Goloth. Schaupl. Th. 1, G. 402, ada. 1411. 

997°) Weberhaupt wollten die Rdthe ber Hergogin kelnen Fries 
den; es if tein Zweifel, dak die ganze Fehde nicht Oeſtreichs, 

ſondern Gache dee Herren gewefen. Gie Hatten bie Baſeler 
gu Wien nidt hoͤren wollen; hierauf wurden die Unterbands 
lungen zu Enfisheim bis in dle viergehnte Woche gezogen, 

. wdbrend welder Zeit ſechsmal bie Baſeler Tagboten heimgerits 
ten, und nur erneuerter Krieg, und Rudolfs Zureden ben deg 
Herzogin, da fle nach Enfisheim fam, und vey Herzog Friedrich, 
da er " gu aden mie, eudlich Friede herbtooebracht. 
Eiteri Ne 








” 


Geſchichte ber Sh wei... 766 - 


nie RGeinfetben Baſel von dem Herzog Loͤſung annahm 3 
py nd Bund ſeyn ſollte zwiſchen dec Herzogin Catharina, 
„dem Herzos Friedrich und Baſel 998), _: 


Als Rudolf » Here von Neuenſtein und Sere Hein⸗ 
tidy ge Rhyne bein Altbuͤrgermeiſter Johann Ludmang 
bon Rothberg”) die Fefte Fuͤrſtenſtein abgtnrommen, 
und ihre Befabung enthauptet batten, balf Heftreih mit 
DBafel, daß der Herr ze Rhyne und alle Soͤldner, die ek 
aus Blauenftein an ſich gezogen, vor der wiedereingenome. 
menen Burg um den Friedbruchsfrevel enchauptet wur⸗ " 
den), Daß Herr Ghiring von. Ramftein ju Swine. 
gen und Bilgenberg'’), Mitheren zu Blauenfteiny 
hiebey Schaden wiederfuhr, umm das that ibm Bafel die 
Eutſchaͤdigung, welche der gegenfeitigen Freandfchaft ***) 
und feines Bertrauens auf bie Stadt ‘°°?) —* 
was), Um Herrn Peter bon Eptingen 5) und ana 


998) rentane vor marat. 14113 Brukner GS. 148. Mud 
den Steinen der gebrochenen Burgen wurde zu Flelodeſel das 
‘Thor gegen Riche gbaurt; S. 661. 

999) S. bey Leu den Arc. Rothberg, = 

1000) Tſh udi rian fis Hafnee L. e., Sad aud Blauen⸗ 
Gein und G. 429 ad a. 2412 Neuenkein, fenes dem ze 
Rhone, dieles Rudolfen, gebrochen ward. . 

toot) Deffen Eelaubnls den LieRalern, ads Wale 
Duhgen Kornacker ju machen, 1407; Beulner G. 998. 
Sine Gemablin Adelheit war von vem gedflichen Hauſe Neuf⸗ 
chatel zu Hodburaund; fein Gdwager wae bee Biſchof. 

1002) Deffen urkunde, s Jabey fang die Feinde bee 
Stadt nicht gu herbergen, 14053 eb: Daf. 1836, Ramßein 
felbR{, mit Herenburg und Heidel, wae Bern, Golothurn 
und Gaiel offen; uct. Erhards und Estoffs von-K. 
1404; Hanns und Peter von dieſem Hauſe waren der Stadt 
' Hauptleute 5 1407, eb. daf. , 

1003) Thiring hinterlegte bey Wafel bes Yohanniterconthard 
in Lotheingen Silbergeſchirre, 14055 eb. daf. 

1004) Berordnang 2412; eb.daſ. . 

3009) Welchem doh auf Htte’ns von Thierſtein garsnte t bee 
Zoll unter Neuhonberg am niebern Hauenſtein wishes acgeben . 
wurde; 14103 ob, baf. G. 2075, 

- IL Theil. Cee 


7166 11. Bud. Siebentes Capitel. 


dere edle Baͤrger, welche den Bafelern Fehde angefagt, 
beſchloß dee große Rath, ‘nie mehr ihnen bas Burgers 
recht angedeiben gu laſſen °° Die Gewalt ee Buͤr⸗ 
er nahm dermaßen gu, daß der Difchof feinen alten 
nflug dey Wahlen kaum einigermaßen zu behaupten 
verm 9 chte nee) ) - 


In chen demfelben Far, als Bafel die Fehde vee 
Pfleger you Elſaß und faſt aller benachbarten Edlen mit 
Thirde ſchloß, that Herzog Leopold einen tddlichen Fal, 
Und zog bie Herzogin Wittwe auf bas Witthum yu Cb 
ſaß *0 ). Daſelbſt fafite fie gu dem Freyherrn Smas⸗ 
mann von Rappoltſtein, in ſeiner Jugend anſehnlich am 
Hofe ihres Vaters, nachmals ihr und ihres Matines 
WBogt in Oberelfaß, einem der reichſten und vornehm⸗ 
ſten Edlen, eine weder ihrem Alter noch ihrer gar nicht 
ſchoͤnen Geftale?") geziemende Liebe, der fie fo wenig 
gu widerſtehen wate, daß gulegt, uneingedenk dee Res 


1006) Berorbnung 1411; eb. daſ. S. 2245. 
1006 b) Ganther’n Marſchall, Ritter, dev nicht wie die vorigen 
Buaͤrgermeifter von der hohen Stube, fondern von dee Teint 
_ Fuse Jum Brunnen wor, eenannte er an dte hoͤchſte Wuaͤrde 
auf Bitte ber Stadt; aber gum Obeiftgunfturcifter, weichen 
» fle dießmal ſelbſt wahlen wollte, fegte ce Uirichen von Uertins 
gen, der nicht, role es oerfaffungsgemd§ war, von den Acht⸗ 
buͤrgern geweſen; er wide verworfen, und cin anderes Haupt, 
ogyne ihn, als Ammeiſter, nad Straßburgiſcher Weiſe, dem 
Boll vorgefest; 1410 Etterlin, Wurkifen. 
$006°) Mud zuvor war fie bisweilen daſelbſt. Sie ordnete 
+ « 8997 in bem Walde ben Enfisheim das ftrenge Nonnenkloſter 
*. gu Schoͤnenſteinbach, nad) dem Rath Meter Konrads von 
Preuſſen, der die Dominicanee eeformicte, und unter dew 
Vorſtande Clarannen von Honburg, weldhe des H. Dionyfins 
‘ MoPRerldfe Bader gu verkehen glaubte; Felir Faber. 
2007) Sie mar multa craffitudinedilatata; Ebendorffer ab Ha- 
filbach. Diefes Liebesabenteuer mie Smafmann ( verdorden 
aué Maximin) fallt in bas Jahe 1419, wo feine Frau fard, 
aAnd Johann von Gargand noc lebte. 








Geßchichte der Shweig: 267 


men Burgund und Oeftreich, und unhekuͤnmert um die 
bittern Vorwuͤrfe ihres Bruders, Gatharine beſchloñ, 
den Swasmonn au beirathen°*®). 


Wie Neufchatel, Granſon, Montfaucon und Coffer ABleberhos 
ner,zugleich mit Kiburg, ausgeſtorben; wie su Wel fey As 
neyenburg, auf Oltigen und gegen Greyerz die Ma chy 
gon Deru, jenfeit des Gotshard dad Anfehen der Walh- 
ſtette emporgeſtiegen; wie Rhaͤtien anbob unter ſich und 
wit Glaris Buͤnde gu errichten; wie ploͤtzlich die Appens : 
geHer purd) dle Waffen der Frenheit. ale, Herrſchaft ge 
ſchreckt, und erftlich Schweijerifchea Ruhm erlangt, hier⸗ 
auf in der Eidgenoſſen Berbindung qufgenemmen wore 
den, und wie die Aufnahme vieler fireisbaren Maͤnner 
bed gemeine Weſen ber Bafeler gu allen Febden geſtaͤrkgz 
das Gemaͤlde aller dieſer Geſchichten, zuſammengehalten 
‘mit jener Schilderung einerſeits des Fortgangs und der 
Berfaffung der. acht Orte der Schweig s. anderſeits der. 
nerwirrten Regierung der Deftreichifcher Erblande, gieht 
geanugſam zu erkennen, wie nach dem Stinpacher Srieg, 
in dem zwanzigjaͤhrigen Frieden bie Ueberiegenheit in. den 
ahern Londen gaͤnzlich an das Golf gefommen. Die vor⸗ 
nebmften Fuͤrſten, welche neben Deftreich here(ehten, twas 
‘ren’ Söhne Kaifer Racks Hes vierten, Wencislaf Koͤig 
son Boͤheim,  Sigmand id Ungara: Sie: waren. git 
einander meiſtens zerfallen; Wenceeslaf verachtet, ſein 
Bruder von vielen gehaßt; beyde hatten die Großen wi⸗ 
der ſich, beyde wurden gefangen gelegt; jenem die Krone 
des Teutſchen Reichs abgenommen, dieſem endlich mit 
ſeinem Willen aufgetragen; aber keiner war maͤchtig, ſie 
hatten mehr Laͤnder als Geld, in ihrem Dienſt waren 
bane Helden; dilefe wollten ſelbſt herrſchen an ihrer Statt. 
Gea. 


1008) Eb. bert. Die Epe: wurde dennoch hinterttieben, and 
1470 -mit Gmafmann cine abſtoduns getroſen; 1 hépfs 
lin A. I., I, $07. 


768 II. Bud. Siebentes Capitel. 


Su der Kirche, in Teütſchlaud, im Nerden, in Frank⸗ 
ecich, Spanien und Italien herrſchte die groͤßte Zerruͤt⸗ 
tung. Die Kriege wurden meiſt oon einer unverwundba⸗ 

_ Fr, unbebuͤlflichſchweren Reiterey, und von ſchlechtbe⸗ 
Waffneter, ſchlechter geordneten Fußknechten gefuͤhrt: 
Mur bey den Tuͤrken and Schweizern war die Kriegsart 
Heffer, Der erſte Sultan Morad hatte burch die Bers 
anftaltung ber Janitſcharen ein gutes Mufter Keter 
Kriegsheere dargeftellt. Wir haben gefehen, daG sie La: 

Ge bes Landes und ihre Armuth unfere Vater usthigte 
als Sufoolt yu fechten, und weil die Feinde mehr Volk 
* Hatten, firitten die Schweiger mit fo viel mehr Aufmerte 
| “fambeit auf alle Bortheile, Entſchloſſenheit im Angrif 
und mit unerfchittertichee Beharrlichkelt. Uri war im 

. Botthard gewaltig; Schwytz durch Kuͤhnheit furchtbar; 
Zug, beruhiget; Glaris, eben fo gerecht alg unerſchrofk⸗ 
Een; Unterwalden in gleichen Sitten wie als Otte vor 
GStraßberg von ihnen geſchlagen wurde; Lucern, Zuͤrich 
und Sern, an Thuͤrmen, Mauern, Land, Buͤrgern, 
Ausbuͤrgern und Unterthanen durch Wachſamkeit nad 
‘Muth, im Frieden und Krieg, bluͤhend, ſtark und 
furchtbar, Der zwanzigjaͤhrige Frieden lief zum Ende, 


— Herjog Friedridh wuͤnſchte die Verlaͤngerung deſſel⸗ 
HE GR. bor Die Seddte und Herren gu Ghurgau, Aasrgay, 
Hegau, an dem: Rhein und auf dem Walh%), ges - 
ſchreckt oom Krieg der Appenzeller, worin fie von ihrem 
Derrn Halfles geblieben, unterwieſen durch kasd Bey⸗ 


1009) Schafhaufen (ble ardkte; fle allcin Hatte auf ben Tagen 
seo Gtinmen); im Thurgau, - Pivtertur, Mapperidwyl, 
Dieſſenhofen, Frauenfeld; am Rhein, die Waldkddte 5 im 
Margau, Zofineen, Gurfce, Aarau, Lenzburg, Bremgarten, 
Mehingen, Baden, Beugly dle Etnungémelfer auf des 
Boh. Bom Ades 2bierſtein; Rhonach, Hallwol, 
Mallinen, Battikon, Hanenberg, Liedet, Valdek, der 
eres Suteyn am Bundbrief, Janner, 14105 dee 
udi. 





4 


Gefhidte der. Sahwehy, ‘360 


foie den Schwaͤhiſchen Mitter « hatter ohne fin Vorwif⸗ 
fen'°'°) eine zweyjaͤhrige Greundfchafe unter einander 
aufaecichtet, ,,wider allen Angriff, wo er inmer Hers 
o foiumen moͤchte, fid-contradenwelfe’’™) beyzuſtehen.“ 
. Henn fie hielten fle unmoͤglich, ohne neue Maßregeln ſich 
bey der alten Verfaſſung zu erhalten. Die Groͤßten vom 
Adel wurden darch die Schweizer genoͤthiget in dem ge⸗ 
ringften Kaufmann die Nation zu ehren. Als die Zuͤricher 
hoͤrten, „der Hew. von Kreukingen Gabe bey Maleshut 
gr Uf ihre Rauflente geraube, und Hercmann von Hine 
er yl fey aus Grell, weiler gu Ihnen ſchwur, im Rie 
"pr butgifchen gefangen worden,“ Iauerten fie mit achtzig 
Pferden bes Anlaſſes, da Graf Wilhelm von ‘Montfort 
Bregenz, Pandherr jn Kiburg, su einer. Schweinshatze 
‘pon det Burg Herabfam, fprengten ihn an und fandeen 
ihn auf Zuͤrich. Als hierauf federmann erſchrocken floh, 
wurden einige: Winterturer und Cole von Sechafhanfer 
Hart an den Thoren ihrer Sedote aufgehoben”'*). ‘Site 
ben und zwanzig Donate lagen fie auf. eigeud Ros — 
ſten) ohne HAW: ihres Herrn theils auf dem Rathe - 
hauſe gu Zuͤrich, theils in dem Thurm Wellenberg), 


» * re 
» & # wy 


2080) Es erhellet aud dem Bund tre Ungewitheit, oF er thn 
billigen werde. Der Swed (chien (hig, ,, damit. fie defo 
yy Cher Gey ber Herrſchaft Oefireich bleiben;“ aber fle mochten 
zweifeln, ob dersleichen Verbindungen, dle auc zu gens aps 
bern Abſichten dienen fonnten, aberhaupt ihnen zugelaſſen were 

den wuͤrden. 

1011) Die Lage ber Thurgauer Conteade ſollen zu Schaflauſen 

ſern; der am Rhein, ay Woldsput j endlich, zu Daten, der 
Contrade Aargau. 

sorz) Tſchudi 14113 Mal bsirdrs Chronit vn Shab 
hauſen,. beſſer, 1410. 

1013) 2% B. Hanns Schack vag Wintertur werhleß fir bis ; 
Meung ( Speiſuns) 7 WE 1 Sep; © barsbud BAUD, 
12 Marz 1412, 

5016) Ja (egeerm, Shah wv. 6.3: Mothocrtenntnis 
Rheih 14123 Graf Wilhelm wieder aus dem Shura. zu 


1% 1 Buch. Siebentes Eapitel. 
Bey fo sehatien Caden sete bie Grickensnertings. 


sung. 


on neve Jabr sayefend blerhauderi und soci ate dem 
acht and sroanjighem: May wurde den acht Orten ber 
Schweigeriſchen Eidginedentthafe und ipren Buadesfreun, 
ben: zu Solothurn und im Sande Appenjell das abed, 
wovon fit jm Beſitz waren, euch die Mark den Mannera 
von Schwytz auf die naͤchaen funfjig Jahre beſtaͤtiget. 
Lehenrecht, Manuſchaft und Pfandldfang, we fie der 
Herrſchaft Heftreich anc gufamen, wurden ihr vorbehal⸗ 
ten. tim allen 'Gpan wurden Diggſtette'?) gefetzt, 
und jedem Rechtsgang ward frine Zeit Gefermrme *°**). 
Sechszehn Staͤdte dee benachSquten Erblande!“7), ge- 
mahnt biesu bey ihrer Pfihe"”), urkundeten, SaG dics 
fer Griede mit ihrem Wohlgefallen gemacht worden, und 
pon ihnen gebalten werden fof, Herr Burfard ven 
Mannsberg, bes Herzogs Landoogt und Nath, ſchwur 


sim Namen fines Herren’), Hierquf, an dem achten 


bes Henmenecs. wurde in offen Verder aſtxeichiſche und 


ne and auf ds Ratbpans gu legen, bis Hinmol cricti. 


act 
: as) “Baten, Gurfee ; Zefngen, wenn die Anſprache an die 


Eidgenofien ik; wean an die Herrſchaft; Bern, Sucemp, Zr 


rich. Friedenobrief, 28 Mat, ——— 
1016) Welche Anſpruͤche aicht vor Ablauf des sojdbeigen Fries 
dens pa’ Tagen geſetzt werden, die bleiben ſil in den so Jah⸗ 
gen. Um jeden Uebergriff ſol man inner zweder Monate mah 
“gen, ſonſt iſt ales verloren. 
10427) Schaſhauſen, dle vier Walbſtaͤdte, Dieſſenhofen, Ba: 
den, Rapperſchwol, Grugt, Bremgarten, Zofingen, Ger 
- fee, Lenzburg, Melliagen, Matau , Fraucnfeld, 
1018) Denn Rapperfhwol wollte, dab, su Laden ip dee Mart, 
Schwyos den Wochenmarkt wieder abſtelle, und Schefhesien 
und Wintertur Hatten alelleicht moͤgen die Mae jentr Ge 
ſangniſſo gehmen. 
1019) Welcher aud fuͤr die Hetzoge bial aad MibeeGt, ast 
fie die Nachtommen.idlob, . . 








Gefhidte der Schweiz. 97% 


in allen Schweizeriſchen Staͤdten uhd Landern dev funfs 
zigjaͤhrige Griede allem Volk befannt gemacht. Ungefaͤhr 
hundert Jahte nachdem die Herzoge um die Sachen Unſer 
Lieben Frauen Stift in den Einſideln, deren angehoͤriges 
Volk nun in twigem Landrecht mit Schwytz war**°), - 
Hen Schweizeriſchen Eidgenoſſen die erſte Fehde anges 
fagt"°*), war die Oberhand fiir letztere fo. entſchieben, 
Daf dir Herzog von Oeſtreich des funfſigjaͤhrigen Gries 
Deng frob war; denn es chat cin jeder, was er dear erwin 
gen Bund gemag thun follte, 


260) Dee Landrechtbrief, Martini, 1414, bey Tſchodi, 
{f nur cine Erneuerung and Palit die Verbindung 
if (chon ans bem Sempacher Krie 

2021) Ruch dev Herzog in dem Sricbensheie? erianert an 
die vormals oigewauteten „langen Kriege.“ 








X 


aoe asſoas GHC 





Deuefeblere und Rerbefferungen: 


S. 17, Qwente Zeile von unten: ſtatt Manual Memorial 
keen Oeũreich 


S. 48, Note 3 lette Zeilet fein Comma gwi 
und gemeint. 


| 154, sei 14. Pty, iit 
1h, mote agb) Beile 4: — ” tun: und fhm: vers 


pro 
88, Rote 7t, wif ann und von, cin Comma, 
& 208, Note 139: "at ee tees 1350 , 1364. 

& — 140: flatt von Yor. 

6. a6, Mote 67: das smepte Maneffe auf ber dritten eile 


sufi 
é Meet a a ne Zahl rozc) yon der Sten in bie 1ote Linie Hinter 
Murten ii verſetzen. 
— Jn dle Note rorc) ſelbſt (wir vermruthen dag bey Steg: 
— monarchiarum ſteht wo marckiarum ſeyn ſollte). 
259, Note 112: Petlenmſe. 
277, Zeile 5: vor Soͤhne jet 
ago, letzte peile im Tert: Die woete nicht obue — Xl: 
beet find einguflammern. 
, 296, Zeile 17: Gewalthoten 
. 314, lebte Belle: auf, Ratt aus. 
. 334, Beile 12: u m 8e00 
. 337, vorletzte Zeile im fet: Hettelben 
—** vorlehte Zeile bee Note a91: Ded fanbes iſt audio? 


45, geile 10: Hafenbueg. 
"ies ‘ 457:. eben bem iſt huégufteiden. 
set Tote 481 b) eile 3. nach Mutreng 
96, Mote 5 te sre perin von Feet én ausjus 
— ſie seh: it an das Ende bes erfien cile, Note $23. 
. 406, Rote $83 ” Belle 6: fn Pifanifde. 
By setle 4: 
ith Bite 17: mnad Drdten! vin Kiburg. 
. $457 Mote 118, nah Seine (ndmlig AWntons). 
G. 566, Note 235, ile nad vor Ehre ausg 
o- — Mote 237, elle ros anflatt 1426: 14,426, 
S. 622, Mote 494, Seile 5: flatt 1136; 1236, 
GS. 633, Reile 6: Nozeroy. 
3— 6a5, Rote sos, Zeile4: Das Datum. 
645, Mote 631, Zeile 3: flatt 1410: «got, 
S. 740, anftatt der gréten Notes Sie ſcheinen veg Welfis 
{hem Stamm gewefen au feyn. 
S. 745, Betlez: Geſchwader. 


— 


HAGA 


a 














THE NEW YORK PUBLIC LIBRARY 
REFERENCE DEPARTMENT 


@ 
This book is under no oircumstances to be 
taken from the Building . 


— — — — —— — — — — — — — — — — — — — 
— — — — — — — — — 
— — — —— — — —— 


— — — — — — — — — —— — — — — 
— —— — — 0 — — — a — — — — — — — — 


— - — — — - — —— —— — — 


form ate 


tol. 
LENOX LIBRARY 





7 ~ 
°